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Full text of "Zeitschrift für Bücherfreunde"

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ZEITSCHRIFT  FÜR  BÜCHERFREUNDE 


Digitized  by  the  Internet  Archive 
in  2018  with  funding  from 
Getty  Research  Institute 


https://archive.org/details/zeitschriftfurb1905gese_0 


ZEITSCHRIFT 

FÜR 

BÜCHERFREUNDE 

Monatshefte  für  Bibliophilie  und  verwandte  Interessen 


Herausgegeben 

von 

FEDOR  VON  ZOBELTITZ 


Neunter  Jahrgang  —  1905/1906 

Zweiter  Band 


Bielefeld  und  Leipzig 

Verlag  von  Velhagen  &  Klasing 


Inhaltsverzeichnis. 

IX.  Jahrgang  1905/1906.  —  Zweiter  Band. 


Größere  Aufsätze. 

Seite 

Ebstein,  Erich:  Gedichte  Bürgers  in  ältester  Fassung.  Mit  einem  Einschaltblatt  ....  284 

—  —  Ein  Beitrag  zu  Chr.  D.  Grabbes  Krankengeschichte.  Mit  einer  Beilage  in 

Faksimile . 486 

Fischer  von  Roeslerstamm,  E.:  Die  Autographensammlung  Alexander  Meyer  Cohn  .  .  414 

Fred,  W.:  Die  Buchausstellung  im  Salon  d’Automne  zu  Paris . 385 

Geiger,  Ludwig:  Schauspielerbriefe  aus  dem  Ifflandkreise.  I.  Mit  2  Porträts . 320 

—  —  Schauspielerbriefe  aus  dem  Ifflandkreise.  II.  und  III . 366 

Haebler,  Konrad:  Michel  Greyff  als  Kalenderdrucker.  Mit  1  Textabbildung  und  6  Ein¬ 
schaltblättern  . 351 

Hagelstange,  Alfred:  Erhard  Schöns  Titelholzschnitt  zum  Nativität-Kalender  des  Leonhard 

Reymann.  Mit  einem  Einschaltbild . 403 

Hirschberg,  Leopold:  Franz  Graf  Pocci.  I.  Mit  42  Abbildungen . 431 

—  —  Franz  Graf  Pocci.  II.  Mit  14  Abbildungen . 471 

Hoffmann,  Paul:  Vergessene  Verse . 3 76 

Jordan,  Leo:  Das  Verleihen  der  Bücher  im  Mittelalter . 455 

Leiningen- Westerburg,  K.  E.  Graf  zu:  Neuere  Exlibris-Literatur . 463 

—  —  Exlibris  von  Bühnenangehörigen.  Mit  12  Abbildungen . 497 

Löffler,  Klemens:  Sweinheim  und  Pannartz . 31 1 

Mitzschke,  Paul:  Das  Eisenbartlied  in  Frankreich . 424 

Nowak,  Karl  Fr.:  Eine  Lavater-Mappe.  Mit  einer  Textabbildung  und  zwei  Einschalt¬ 
blättern  . 318 

Oswald,  Hugo:  Die  Künste  bei  Schillers  hundertstem  Todestage.  Eine  Bibliographie  .  409 

Perzynski,  Friedrich:  Fälschungen  und  Neudrucke  alter  japanischer  Holzschnitte.  Mit 

6  Abbildungen . 359 


VI 


Inhaltsverzeichnis. 


Seite 

Romdahl,  Axel  L.:  Die  Illustrationen  in  Stephan  Arndes  Bibel  1494  und  andere  Lübecker 


Holzschnitte.  Mit  9  Abbildungen . 391 

Schapire,  R.:  Das  Horarium  von  Chantilly . 398 

Schlossar,  Anton:  Steiermärkische  Exlibris.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Bucher¬ 
zeichen  und  des  Bibliothekswesens.  Mit  36  Abbildungen  und  Faksimiles  ....  261 

Schmidkunz,  Hans:  Bibliothek  und  Öffentlichkeit . 420 

Schüddekopf,  Carl:  Ein  Fragment  des  Ardinghello . 307 

Trommsdorff,  Paul:  Das  Auskunftsbureau  der  deutschen  Bibliotheken . 501 

von  Zobeltitz,  Fedor:  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins  nebst  einigen  Brieffragmenten  an  ihn.  I  296 

—  —  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins  nebst  einigen  Brieffragmenten  an  ihn.  II. 

Mit  einem  Porträt  und  zwei  Faksimiles . 330 

—  —  Zwei  alte  Stammbücher.  Mit  4  Faksimiles . 458 

A.  K-i:  Die  Weigelsche  Manuskript-  und  Miniaturen-Sammlung.  Mit  4  Einschaltblattern  343 

V* 


Chronik. 


Seite 


Alrtianacb  du  Bibliophile  für  1903  (P.  Ettinger)  .  51 1 

Altfränkische  Bilder.  Jahrgang  1906.  Verlag  von 

H.  Stürtz  in  Würzburg.  ( — bl — ) .  430 

Berliner  Kalender  auf  1906,  herausgegeben  vom 

Verein  für  die  Geschichte  Berlins.  ( — bl — )  .  430 

Berliner  Kuriosa:  Heft  I:  „Nachricht  von  einer 
schönen  That“  von  Aug.  Friedr.  Cranz.  —  Heft  2  : 

Silvius  Landsbergers  parodistische  Puppen¬ 
komödie  „Don  Carlos,  der  Infantrist  von  Spa¬ 
nien“.  (— m. — ) .  390 

The  Burlington  Magazine  for  Conoisseurs  ....  514 

Devrient,  Eduard  :  Geschichte  der  deutschen  Schau¬ 
spielkunst.  Neuausgabe  von  Hans  Devrient 

(-bl~) .  390 

—  —  Therese:  Jugenderinnerungen.  Heraus¬ 
gegeben  von  Hans  Devrient  ( — bl — )  ....  390 

Bühren,  Eugen:  Retif  de  la  Bretonne.  ( — bl — )  .  .  512 

Franziskus,  Vom  heiligen:  Blütenkranz  des  heiligen 
Franziskus  von  Assisi.  Fioretti  di  San  Fran¬ 
cesco.  Aus  dem  Italienischen  übersetzt  von 
Otto  Freiherr  von  Taube.  (Paul  Seliger)  .  .  467 


„Die  Fruchtschale“:  Platens  Tagebücher  von  Erich 
Petzet;  Friedrich  Schlegels  Fragmente  und 
Ideen,  eingeleitet  von  Franz  Deibel;  die  Tage¬ 
bücher  Henri  Frederic  Amiels,  deutsch  von 


Dr.  Rosa  Schapire.  ( — bl  —  ) .  468 

Geschichtswerk,  Ein  neues  illustriertes.  Mit  2  Ein¬ 
schaltblättern.  ( — bl — ) .  388 

Goethe-Briefe.  Herausgegeben  von  Philipp  Stein. 

Band  VII.  VIII.  (—bl—) .  469 

Goethe-Kalender.  Herausgegeben  von  Otto  Julius 

Bierbaum.  ( — bl — ) .  430 

Grimmelshausen,  Simplizissimus.  Neudruck.  Insel- 

Verlag,  Leipzig.  ( — bl — ) .  429 

Henning,  Hans:  Ed.  Grisebach  in  seinem  Leben  und 

Schaffen.  (Ludwig  Frankel) .  389 

Hohenzollern-Jabrbuch  1904.  (A) .  310 

Insel-Almanach  für  das  Jahr  1906.  ( — bl — )  .  .  .  430 

Kllmschscbes  Jahrbuch.  Fünfter  Jahrgang.  (A)  .  389 


Seite 

Köster,  Albert:  Probefahrten.  Sammlung  von  Arbeiten 
aus  dem  deutschen  Seminar  in  Leipzig.  I.  Conrad 
Höfer,  Die  Rudolstadter  Festspiele  aus  den 
Jahren  1665 — 67  und  ihr  Dichter.  —  II.  Friedrich 
Schulze,  Die  Gräfin  Dolores.  —  III.  Ernst  Reclam, 
Johann  Benjamin  Michaelis.  —  IV.  Gottfried 
Niemann,  Die  Dialogliteratur  der  Reformations¬ 
zeit.  ( — bl — ) .  350 

Krüger,  Herrn.  Anders:  Pseudoromantik.  Friedrich 

Kind  und  der  Dresdner  Liederkreis.  ( — bl—)  310 
Künstler-Monographien  :  Band  LXXVI :  Dante  Gabriel 


Rossetti  von  Jarno  Jessen.  —  Band  LXXVII: 
Anselm  Feuerbach  von  Ed.  Heyck.  ( — m)  .  .  349 

Leipziger  Kalender.  Dritter  Jahrgang.  Herausgegeben 

von  Georg  Merseburger.  ( — bl — ) .  430 

Lichtenberg,  G.  C. ,  bei  seinem  Verleger  J.  Chr. 

Dieterich  zu  Gaste.  (E.  Ebstein) .  466 

Luthers  Kleiner  Katechismus,  1536.  Faksimile- 
Neudruck  herausgegeben  von  Pastor  Lic.  O. 

Albrecht.  (E.  Thiele) .  346 

Meyers  Großes  Konversations-Lexikon.  Band  X.  (A)  389 

Mörike,  Eduard:  Gesammelte  Schriften.  Volks¬ 
ausgabe.  G.  J.  Göschensche  Verlagshandlung 

in  Leipzig.  ( — m) .  390 

Pica,  Vitlorio,  Attraverso  gli  albi  e  le  cartelle.  (K.  E. 

Graf  zu  Leiningen-Westerburg) .  349 

Pissin,  Raimund:  Gedichte  von  Otto  Heinrich  Graf 

von  Loeben.  Auswahl,  (  —  bl — ) .  429 

—  —  Otto  Heinrich  Graf  von  Loeben.  Sein 

Leben  und  seine  Werke.  ( — bl — ) .  429 

Rebm,  Herrn.  Siegfr. :  Das  Buch  der  Marionetten. 

(-bl-) .  470 

Retzsch-Bibliographie,  Zur.  (Leop.  Hirschberg)  .  .  387 

Stassow,  Wladimir:  Über  Shakespeares  Kaufmann 
von  Venedig  und  das  Shylock- Problem.  (M. 

Landau) .  425 

Waldschmidt,  Wolfram:  Dante  Gabriel  Rossetti,  der 

Maler  und  der  Dichter.  (A) .  47° 

Wintersonnenwende.  Sonderheft  der  Monatshefte 

für  Graphisches  Kunstgewerbe.  (—  m)  .  .  .  .  513 


Inhaltsverzeichnis. 


VII 


Seite 

Aus  der  Gießerei  der  Gebrüder  Klingspor  in  Offen¬ 


bach.  (— m) .  469 

Ausstellung  alter  naturwissenschaftlicher  Werke  im 

South  Kensington  Museum  zu  London.  (Fl.)  350 

Ausstellung  graphisch  -  typographischer  Arbeiten. 

(Ernst  Schur) .  347 

Die  englischen  Bücherversteigerungen  1904/05.  (M.)  426 

Eine  Spur  der  verschollenen  alten  Bibliothek  der 

Stadt  Braunschweig.  (Fr.  Wichmann)  ....  348 


Seite 

Exlibris.  Mit  4  Abbildungen .  430 

Katalog  der  Grillparzer  -  Sammlung  von  Adolf 


Weilheim.  ( — bl  —  ) .  469 

Katalog  der  Heine-Sammlung  von  Fr.  Meyer  in 

Leipzig,  (—bl—) .  469 

Neue  Bestrebungen  in  Buchkunst  und  Bibliophilie 

in  Schweden.  (B.) .  428 


Beilagen. 


Aderlasskalender  auf  das  Jahr  1478.  (Universitätsbibliothek  zu  Tübingen) . (S.  352—353) 

Aderlasskalender  auf  das  Jahr  1485.  (Nationalbibliothek  zu  Paris) . (S.  354 — 355) 

Aderlasskalender  auf  das  Jahr  1495.  (Hof-  und  Staatsbibliothek  zu  München) . (S.  358 — 359) 

Almanach  auf  das  Jahr  1483.  (Stadtbibliothek  zu  Braunschweig) . (S.  352 — 353) 

Aus  Franz  Poccls  „Viola  tricolor“:  „Die  Facultäten“ . .  (S.  484 — 485) 

Aus  der  Welgelschen  Miniaturensammlung:  I.  Cantionale.  Seite  6  mit  Initial . . . (S.  344 — 345) 

—  —  II.  Cantionale.  Untere  Hälfte  der  S.  20  mit  Initial . (S.  344 — 345) 

—  —  III.  Psalterium.  Seite  4,  Miniatur  Nr.  2:  Kreuztragung . (S.  344 — 345) 

—  —  IV.  Cantionale.  Seite  6,  Initial  H:  Geburt  Christi . (S.  344 — 345) 

—  —  V.  Livre  d’Heures.  Seite  21,  Miniatur  Nr.  4:  Markus . (S.  344 — 345) 

Autograph  von  Franz  Graf  Pocci:  Brief  an  König  Ludwig  1.  von  Bayern . (S.  434— 435) 

Doppelseitiger  Almanach  auf  die  Jahre  1491/92.  (Hof-  und  Staatsbibliothek  zu  München.)  Vorder-  und 

Rückseite . (S.  356 — 357) 

Ein  Blatt  der  Weltchronik  des  Abtes  Ekkehard  von  Aura.  (Aus  Ed.  Heycks  Deutscher  Geschichte, 

erster  Band) . (S.  388—389) 

Faksimile:  Gedichte  Bürgers.  Nach  dem  Original  im  Besitze  des  Dr.  Erich  Ebstein  in  Göttingen  .  .  (S.  292 — 293) 

Faksimile  eines  Blattes  aus  der  Handschrift  von  Grabbes  „Hermannsschlacht“ . (S.  494—495) 

Neujahrswunsch  der  Zeitschrift  für  Bücherfreunde.  Entworfen  von  Th.  Crampe . (S.  390—391) 

Physiognomische  Zeichnungen  Lavaters . (S.  318 — 319) 

Pocci,  Franz  Graf:  Probeblätter  aus  „Blumenlieder  für  Knaben  und  Mädchen“  und  „Bildertöne  für  Klavier“  (S.  436—437) 

—  —  Zwei  Probeseiten  aus  dem  Festkalender . (S.  438—439) 

—  —  Der  Tod  mit  einem  Ritter  Karten  spielend . (S.  446 — 447) 

—  —  Weihnachtsblatt  für  1842  . (S.  454—455) 

—  —  Aus  „Minnelieder,  ein  Pfingstgruss“  von  R.  B.  und  F.  P . (S.  476 — 477)  — 

Titelholzschnitt  von  Eduard  Schön  zu  Leonhard  Reymanns  Nativltät-Kalender . (S.  406—407) 

Urkunde  Konrads  IV.  vom  25.  Juni  1240  für  Kaufbeuren.  (Aus  Ed.  Heycks  Deutscher  Geschichte,  erster 

Band.)  Nebst  Erklärungsblatt . (S.  388 — 389) 


Beiblatt. 


Mitteilungen  der  Gesellschaft  der  Bibliophilen  VII,  i;  X,  i; 
XII,  I. 

Rundfragen  VIII,  1;  X,  2. 

Rundschau  der  Presse  VII,  2 ;  VIII,  2 ;  IX,  I  ;  X,  3 ; 
XI,  1  ;  XII,  2. 


Von  den  Auktionen  VII,  10 ;  VIII,  9;  IX,  5;  XI,  6;  XII,  6. 
Kleine  Mitteilungen  VII,  12;  VIII,  7;  X,  8;  XI,  7;  XII,  8. 
Kataloge  VII,  13;  VIII,  10;  IX,  10;  X,  9;  XI,  9;  XII,  9. 
Anzeigen  VI,  II;  VIII,  10;  IX,  8;  X,  9;  XI,  8;  XII,  9. 

An  unsere  Leser  XII,  I. 


A. 

Ablassbriefe  351, 
Aderlasskalender  352/35  3,  353, 
354.  354/355.  358/359- 
v.  Admont,  A.  263,  270. 

Admont,  Abtei  271. 
v.  Ahlefeld,  Charlotte  340. 
von  Ahlefeld,  Gräfin  488,  492. 
Ahn,  Friedr.  279. 

Albrecht,  O.  346. 

Alexander,  Kaiser  332,  333. 
Almanach  352/353.  356/357- 
Almanach  du  Bibliophile  51 1. 
Althof,  L.  Chr.  285. 

Altmann,  G.  498,  500. 

Amiel,  H.  F.  469. 

Andersen  438. 
v.  Angelis,  Propst  269. 

Anselm,  Abt  271. 

Antonius,  Kaiser  311. 

Apel  310,  495. 

Appiani,  A.  460. 

Aquilin  Julius  Caesar  274. 
de  Araujo,  J.  465. 

Ardinghello  307  ff. 

Arndes,  Stephan  391  ff. 
von  Arnim,  Achim  350. 
di  Assisi  345. 

Astrologie  403  ff. 

Auffschläger,  Dora  321. 

Augsburg  352,  355. 

Augustinus  457. 

Auktionen  426 ;  VIII,  9. 
von  Aura,  Ekkehard  388/389. 
Aurbacher,  Ludwig  439. 
Auskunftsbureau  501  ff. 
Ausstellungen  347,  350,  385  ff, 
428;  X,  8;  XI,  7;  XII,  9. 
Autographen  414  ff. ;  VII,  12 
VIII,  9;  XII,  6. 
v.  Avelanz,  Graf  272. 

Azzolini,  G.  426. 


Schlagwort-Register 

zur 

Zeitschrift  für  Bücherfreunde 


IX.  Jahrgang  1905/1906 

Band  II. 

¥~ 


Die  kursiv  gedruckten  Zahlen  verweisen  auf  das  Beiblatt. 


B. 

Babo  371. 

Bach,  J.  B.  450. 

Bahrdt,  K.  F.  X,  2. 
Ballenberger,  Karl  436. 

Bämler,  Johann  352,  355,  358. 
Bancroft,  B.  500. 

Bancroft,  F.  W.  501. 

Baer  &  Co.,  J.  X,  9. 
Bärengenossenschaft  433. 
Barlösius,  Georg  430,  499,  205. 
Barol,  Marquise  415. 
di  Bartolo,  Taddeo  401. 
Bartsch,  Zacherias  262. 
Basedow,  Jean  Bernard  460. 
Basel  356. 

Bathseba  394. 

Bauchant,  Jacques  456. 
Baudissin,  Gräfin  Thekla  450. 
Bauer,  Friedrich  389. 

Baumann,  Katharina  329. 
Bause,  Johann  Friedrich  459, 
Beauneveu,  Andre  398. 

Becher  XII,  9. 

Bechstein,  L.  439,  442,  446/447. 
Beck,  Friedrich  433  ff,  483. 
Beck,  Heinrich  321,  366  ff. 
Beck,  Madame  323,  324. 
Beck-Widmanstetter  279. 
Becker,  Sophie  293. 

Bede  XI,  8. 

Beer-Walbrunn,  A.  499. 

Beil,  H.  324,  369. 

Berger,  A.  E.  284. 

Bergström,  L.  500. 

Berlan,  Francesco  311,  3x7. 
Berlin  420fr,  XII,  8. 

Berliner  Kgl.  Bibliothek  420  ff. 
Berliner  Kuriosa  390. 
Bemadotte  334. 

Bernard,  A.  317. 

Berneis,  Br.  500. 


Bernström,  C.  F.  428. 
von  Berry,  Herzog  Jean  398. 
Bertarelli  463. 

Berzelius,  J.  486. 

Bessarion,  Kardinal  312. 
v.  Beulwitz,  Caroline  299. 
v.  Beulwitz,  Ulrike  297. 

Bibel  391  ff. 

von  Biberegg,  Reding  451. 
Bibliographische  Sammlung,  Kgl. 
Sächs.  XII,  9. 

Bibliothek  deutscher  Privat-  und 
Manuscriptdrucke  423. 
Bibliothekswesen  261  ff,  420  ff, 
501  ff 

Bie,  Oskar  X,  8. 
v,  Biedermann,  Freiherr  G.  W. 

VII,  10;  IX,  8. 

Bierbaum,  O.  J.  430. 

Bilderbibel  343. 

Bilderbogen,  Münchner  447. 
Birgitta  394,  395. 

Birlinger  478,  483. 

Biscop  XI,  8. 
da  Bisticci,  Vesp.  312. 

Blaubirer.  Johann  355. 

Bloch,  Iwin  512. 

Blum,  J.  C.  289. 

Boie  284,  285,  288,  289. 

Bohtz,  A.  W.  293. 

Boek,  Schauspieler  327,  328,  369. 
v.  Bökh,  Gottfried  279. 
Boktryckareföreningens  Medde- 
landen,  allemanna  svenska  397. 
Bölling,  Joh.  Kasp.  417. 

Bolt,  F.  323. 

Bonaventura  468. 

Boner,  Charles  438. 

Bonesano,  C.  B.  461. 

Bormann,  Walter  486. 
von  Bottlick,  T.  499. 

Bouffler  295. 

Bovet  414. 

Brak  459. 


Brandes  370. 

Brandis,  Lukas  348,  396. 
Brandstetter,  Hans  272,  283. 
Brandweiner,  A.  389. 

Braun,  I.  E.  269,  270. 

Braun,  Isabella  472,  483. 

Braune,  Hugo  L.  430. 
Braunschweig  348. 
Braunschweiger  Bibliothek  348. 
Breitkopf,  J.  G.  J.  469. 

Brentano,  Clemens  439,  443,  450, 
475- 

Breslauer,  Martin  VIII,  8. 
Bretschneider,  H.  G.  X,  2. 
Briefe  320  ff,  330  ff,  366  ff. 
Brodmann,  Nelly  497. 

Bruce,  Robert  425. 

Bruno,  Th.  496. 

Buchausstellung  385  ff. 
Bucheinbände  XII,  9. 

Buchholtz,  Arend  420. 
Buchgewerbemuseum,  Deutsches 
XII,  9. 

Buchillustration  391  ff. 

Buchkunst  428. 

Büchner  371. 

Buchzeichen  482,  483,  484. 
Bücking,  Arnold  3x7. 

Budan,  Conte  E.  464. 
Bühnenangehörige  497  ff. 
Bullmann,  Josef  269,  282. 

Bürger,  G.  A.  284  ff. 

Burgkmair,  Hans  345. 
„Burlington  Magazine  for  Conois- 
seurs“  514. 
de  Bury,  R.  XI,  8. 
de  Bussi,  I.  A.  315. 

Buttler,  Gräfin  275,  276,  277. 


c. 

Calderini,  D.  3x7. 
Campe  383. 


II 


Schlagwort-Register.  IX.  Jahrg.  Bd.  II. 


Cantionale  3*4,  344/345. 

Carl  Alexander,  Erbgrossherzog 
461. 

Carlander,  C.  M.  429,  464. 
Carriere  386,  480. 

Casanova,  Johann  460. 

Chahine,  Edgar  386. 

Chantilly  398  ff. 

Chicago  A7,  8. 

Chilovi,  D.  502. 

Cholera  491. 

Christi  Geburt  344/345. 

Christus  am  Kreuz  345. 

Cicero  313,  457. 

Cilher  Chronik  264. 

Claretie,  J.  500. 

Clostermeier,  LuiseChristiane  488. 
Cohn,  Albert  VII,  12. 
Conoisseur,  The  426. 
de  Constances,  Jean  398. 
Cornelius,  Peter  436. 

Cosie,  Bischof  XI,  8. 

Cotta  334. 

Coudenhoven  301. 

Craig,  Gordon  500. 

Crampe,  Th.  425. 

Cranz,  Äug.  Friedr.  390. 
Creussner,  Fr.  VII,  ix. 
von  Cues,  Nikolaus  313. 


D. 

von  Dalberg  368,  370. 

Dauer  325. 

David  394,  395,  402,  461. 
Deetjen,  W.  496. 

Degen,  I.  F.  292. 

Degeneration  486. 

Deibel,  Franz  469. 

Delisle  399. 
de  Demay,  Jean  398. 

Denis  289. 

Desfontaines,  Bellery  387. 
„Deutsche  Schaubühne“  483. 
Devrient,  Ed.  390. 

Devrient,  Hans  390. 

Devrient,  Otto  390. 

Devrient,  Therese  390. 
Dialogliteratur  350. 

Dieterich,  J.  Chr.  466. 

Distichen  376  fr. 

Dietell,  C.  274. 

Dietz,  Feodor  436. 

Dingelstedt,  F.  492,  494. 
Diogenes  493. 

Dixson,  Z.  A.  465. 

Doby,  F.  500. 

Dodgson  408. 

Donat  313. 
von  Donop  419. 

Doepler  d.  J.,  Emil  310,  498. 
Döring,  H.  486. 

Dorny,  Melanie  497. 

Drachsel,  B.  265. 

Dreher,  K.  498,  499. 
Druckfehlerverbesserung  XII,  8. 
von  Duhn,  F.  400. 

Dühren,  Eugen  512. 

Duller  486,  490. 

Dunki,  L.,  512. 

Düntzer  296. 

Dürre  348. 


E. 

v.  Ebart,  Paul  499,  505. 

Ebstein,  Erich  284 ff.,  467,  486  ff. 
Ebstein,  W.  486. 

Egenolff,  Chr.  404. 

Eggenberg  264. 

Eggloffstein,  Hauptmann  301. 
Ehmke,  F.  H.  467. 

Eichstätt  357,  358. 

Eisenbartlied  424. 

Eisendecher,  Luise  321,  323,  366, 
„  367»  373- 
Eisleben  380. 

Eitner,  Karl  X,  2. 

Ekhof  321,  390. 

Eimenreich,  Alb.  496. 
von  Emich  XII,  8. 

Engel  320. 

England  426. 

Erler,  Fritz  497. 

Erman,  Jean  Pierre  459. 

Ernst  der  Eiserne,  Herzog  273. 


von  Esch  456. 

Esslair,  H.  498. 

Essmarch,  Chr.  H.  467. 

Esterle,  M.  500. 

Ettinger,  P.  5x2. 

Eusebius  X,  8. 

Ewers,  H.  H.  499. 

Exlibris  261  ff.,  425  fr.,  430,  456 
463  fr  ,  497  fr. 

Exlibris  -  Bytesförening ,  Svensk 
464. 

Exlibris-Zeitschrift  463. 

Exlibris  -  Zeitschrift ,  Italienische 
463. 

Exlibris-Zeitschrift, Schweizer  463. 
Exlibris-Zeitschrift, Spanische  463. 
van  Eyck  399,  402. 

Eylenstein  299. 


F. 

Faber,  K.  XI,  8. 
da  Fabriano,  G.  400. 
Falckenberg,  O.  498. 

Falk,  Johannes  382. 

Falmhaupt,  H.  J.  265. 
Fälschungen  359  fr. 

Faust  473,  475. 

Federigo,  Herzog  3x2. 

Felsburg,  F.  389. 
da  Feltre,  Vittorino  315. 
Fergusson,  G.  498. 

Fernau,  Karl  439. 

Ferri,  N  P.  VII,  12. 

Ferrond,  Ed.  386. 

Fest-Kalender  in  Bildern  und 
Liedern  436. 

Feuerbach,  Anselm  349. 
Feyerabend,  Sigmund  404. 
v.  Fichard  301. 

Fichte  383. 

Fick.  R.  501. 

Ficker,  Joh.  343. 

Fiedler,  Heinrich  IX,  8. 

Fillion,  Johann  429. 

Fillon  414. 

Fiorelli,  G.  460. 

Fischer,  Carl  497,  502. 

Fischer,  S.  X,  8. 
von  Flaroß  424. 

Flemalle  402. 

„Fliegende  Blätter"  452. 

Forain  386. 

Franciscus  457,  467. 

Fränkel,  Ludwig  389;  VIII,  8; 
XI,  7. 

Franklin,  B.  295,  296. 

Franks  465. 

Fred,  W.  385  fF. 

Frensdorff,  Ernst  390. 

Fresenius,  August  VIII,  8. 
Friedländer,  George  420. 
Froissart  398. 

Frommann,  Friedr.  Joh.  462. 
Fruchtbringende  Gesellschaft  350. 
Füller,  Loi'e  386. 

Fumagalli,  Carlo  313,  315. 
Funck,  H.  319. 

Fyner,  Konrad  357. 


G. 

Gaddi,  Taddeo  400. 

Gambier  Howe,  E.  R.  J.  465. 
Garrick,  D.  500. 

Gatterer,  Ph.  285,  458. 

Geburt  Christi  344/345. 

Geiger,  Ludwig  320  ff.,  366 ff. 
Geiger,  Willi  463. 

Geisselbrecht  474. 

Gelli,  J.  464. 

Genf  511  ff. 

Gensollen,  L.  G.  424. 

Gerardus  394. 

Gerhäuser,  Emil  497. 

Gerle,  Hans  X,  9. 
von  Gerning  305. 

Gesellschaft  für  deutsche  Alter¬ 
tumskunde  435. 

Gesellschaft  der  Bibliophilen  VII. 

1;  X,  1,  XII,  1. 

Ghotan  348. 

Ginepros  468. 

Giotto  401,  468. 

Girtanner,  Chr.  295. 

Gleim  285,  288,  350. 


Glaser,  Lulu  500. 
v.  Göchhausen,  Louise  297,  300. 
Goeckingk  288,  291 
Goldschmidt,  Adolph  394,  396 
Goldschmidt,  Ludwig  VH,  13. 
v.  Gomperz-Bettelheim,  Caroline 
499. 

Göritz-Lübeck-Bibliothek  420,4  21. 
Görres,  A.  X,  2. 

Görres,  Guido  436,  442,  443.  450. 
Gothan,  B.  391. 

von  Goethe.  Christiane  335,  336. 
Goethe,  Elisabeth  297,  300. 
Goethe,  J.  W.  285,  289,  296,  207, 
298,  318.  327,  330  fr..  350,  38t. 
385,  416,  4x7,  430,  439.  460. 
469,  4861  498,  VII,  10. 

Götter,  F.  W.  320,  321  ff.,  374. 
Gottfried,  Abt  264. 

Gottlieb,  Th.  456. 

Goetz,  Ferd.  498,  503. 

Grabbe,  Chr.  D.  486  fr. 

Graeber,  K.  499. 

Graff,  Anton  460,  462. 

Graphische  Gesellschaft,  Berlin 
XII,  8. 

Grätz  425. 

Graz  261  ff.  j  XI,  7. 

Gregori,  Ferd.  499. 

Greyff,  Michel  35xff. 

Gries,  J.  A.  P.  292. 

Grillparzer  469. 

Grimani-Brevier  400. 

Grimm,  Alb.  Ludw.  438,  442. 
Grimm,  Wilhelm  350. 
Grimmelshausen  429. 

Grisebach,  Ed.  284,  290,  296, 
3°7»  389.  466.  486,  (87.  (94, 
495- 

Grolier-Club  XI,  8. 

Grolig,  Moriz  502. 
von  Gross,  Ad.  499. 

Grube,  Max  498. 

Gruber,  Patriz  273. 

Gubitz,  F.  W.  487,  494. 
Guggenberger,  Th.  436. 

Güll,  Friedr.  44T. 

Gutenberg  311,  313,  351.  514 ;  X,  8. 
Guthrie,  J.  465. 

Gutzkow  489. 


H. 

Haebler,  Konrad  351  ff. 
Hagelstange,  Alfred  403  ff. 

Hahn,  Ulrich  317. 

Hajdn,  J.  499. 

Halbreiter,  U.  436. 

Haies,  John  W.  425. 
v.  Halm,  Karl  VIII,  7. 
von  Hameln,  Gerwin  348. 
Hamerling,  R.  283. 

Hamle,  Christian  435. 
Handschriften  343  ff. 

Hardenberg,  Graf  300. 

Harrwitz,  M.  XI,  8. 

Harunobu  361. 
von  Hase,  K.  A.  461. 

Hasegawa,  T.  361. 

Hasselquist,  A.  428. 

Hayashi,  Y.  361,  364. 

Haydt,  J.  F.  280. 

Hebbel  494. 

Hebel,  Peter  481. 

Heermann,  Johann  506. 
Heimann,  Hugo  421. 

Heine,  E.  389. 

Heine,  H.  469,  491,  493,  494. 
Heinrichs  Litanei  264. 

Heinse  309. 

Heitz  &  Mündel  351. 

Heller,  L.  498,  503. 

Hemma,  Gräfin  271. 

Henckel,  Wilhelm  425. 

Hennig,  P.  389. 

Henning,  Hans  389. 

Hensel,  Friderike  328,  374. 
Herbart  384. 
v.  Herbersdorf,  U.  265. 
v.  Herberstein,  Frhr.  264,  265,  280. 
v.  Herberstein,  Graf  278. 
Herder,  Johann  Gottfried  299,  460. 
Heroux,  Br.  498,  499. 

Herrmann,  Max  423. 

Herterich,  Frz.  498,  500. 

Hertz,  Wilhelm  VIII,  8. 
de  Hesdin,  J.  398. 

Hettner,  285. 

Hey,  Anna  290. 


Heyck,  Eduard  349,  388. 
von  Heydeck  474. 

Heyne,  Chr.  Gottl.  458. 
Hildebrandt,  Ad.  M.  498. 

Hilden,  P.  498. 

Hildesheim  344. 
liiroshige  361,  363. 

Hirschberg,  Leopold  387,  43«  ff, 
471  ff 

Hirzel  VII,  10. 

Hirzel,  Herrn.  497. 

Hofer,  Conrad  450. 

Hoffmann,  C.  Th.  A.  431. 
Hoffmaun,  Paul  376. 

Hoffstadt,  Friedrich  436. 
Hofmann,  Alois  408,  502. 
Hofmann,  Rud.  498,  502. 
Hofstetter,  Heinrich  435. 

Hokkei  361. 

Hokusai  360  ff,  XII,  8. 
von  Hohenburg.  Markgraf  436. 
Hohenzollern  463. 
Hohenzollem-Jahrbuch  310. 
Holland,  H.  431,  440.  451,  474, 
484. 

v.  Holleben,  Friederike  297. 
Holt*,  W.  498. 

Holzschnitte  391  ff. 

Holzschnitte,  japanische  359  fr. 
Hoeuig,  Berth.  284  ff. 

Horarium  308  ff. 

Hoesch,  Leopold  X,  8. 
Hosemann,  '1  heodor  438. 
Houben,  H.  H.  496. 

Hübener,  M.  499. 

Huber,  Ludwig  Ferd.  460. 
Hübner,  M.  506. 

Hufeland  383. 

Hugo,  Victor  386. 

Humpenau  433. 

Humpenburg,  Die  434. 
Huenerwolf,  Abt  271. 

Hupp,  Otto  460.  .198. 
von  Hutten,  Ulricn  350. 


I. 

Iffland  320  ff,  366  fr. 

Ihering  426. 

Illustrationen  391  ff. 

Imhoff,  Amalie  301. 

Immermann  487,  488,  492,  493, 
494,  496. 

Ingeman  394. 

Inkunabeln  428. 

Insel-Almanach  430. 

Irdning  272. 

Irimbert,  Abt  264. 

Irving,  Henry  XI,  6;  498,  500. 
Issako,  U.  J.  465. 


J- 

Jacobi,  E.  H.  416,  417. 
Jacobsen,  Emil  VII,  12. 
Jagemann  336,  337. 

Jamnitzer,  W.  283. 

Japan  359  fr. 

Jefferson,  J.  500. 

Jellinek,  A.  L.  VII,  2;  VIII,  2 
XI,  1 ;  X,  2,  3 ;  XI,  1,  XII,  2 
Jenson,  Nikolaus  317. 

Jessen,  Jarno  349. 

Joanneum  263. 

Johann,  Erzherzog  263. 

Johann  Andreas,  Bischof  514. 
Johann  Anton,  Propst  264,  265, 
268. 

Johann  Emst,  Propst  267,  269,  270. 
Johannsen,  Th.  499. 

Jongebloed,  N.  G.  XII,  8 
Jordan,  Mag.  348. 

Jordan,  Leo  455  ff 
Joubert,  Joseph  455. 

Juden  425. 

Julius  II.,  Papst  345. 

Jung-Stilling  373. 

Jürgens,  A.  444. 


K. 

Kaiserchronik  263. 

Kainz,  Jos.  499,  506. 
v.  Kalb,  Frau  372. 
Kalender  351fr.;  403,  430. 
Kalender-Inkunabeln  351. 


Schlagwort-Register.  IX.  Jahrg.  Bd.  II. 


III 


v.  Kaltenhausen,  Franz  272. 

Kant  383;  VII,  13. 

Karl  V.  398. 

Karl  Günther,  Prinz  300. 
Kasperletheater  474. 

Kästner,  Abraham  Gotthelf  459. 
Kästner,  Joh.  Fr.  298. 

Kataloge  469;  VIII,  8;  X,  8.  9. 
Katechismus  346. 

Kaufbeuren  388/89. 

Kaulbach,  Wilh.  436;  VIII,  8. 
Kautzsch,  R.  392. 

Keilhack  389. 

Kellner,  L.  446. 

Keim,  Joseph  424. 

Kemp  in,  Kurt  497. 

Kepler  404. 

Kerner,  Justinus  439. 

Kester,  F.  498. 

Kettler,  Gregor  268. 

Keysser,  Adolf  422. 

Kind,  Friedr.  310. 

Kinderspiele  471. 

Kirchenvveihe  344/343. 

Kissel,  C.  498. 

Kiyonaga  363. 

Kleinhempel,  E.  350. 
von  Kleist,  Heinrich  384,  416, 
417,  486. 

Kleiter,  M.  498. 

Klemm,  Heinrich  313. 

Klemming  394. 

Klimsch  389. 

Klingspor  469. 

Klopstein  418. 

Klopstock  285,  289. 

Knab,  A.  347. 

v.  Knebel,  K.  L.,  288,  297. 

Knispel,  H.  497. 

Knoke  346. 

Kobayashi  361. 
von  Kobbe,  Th.  487  ff. 
von  Kobell,  Franz  440,  442,  444, 
449,  472- 

Koburger,  A.  270. 

Koch,  J.  L.  A.  486. 

Köchy,  Karl  494. 

Kögel  429. 

Kolb,  Alois  499. 

Köln  392. 

Kölner  Stadtbibliothek  422. 
Koenig,  G.  O.  498. 

Königliche  Bibliothek  Berlin  501. 
Konrad  IV.  388/389. 

Konstantin  Prinz  297. 

Koser,  Reinh.  310. 

Köster,  Albert  350. 

Kotzebue  382,  383. 

Kraus,  G.  M.  460. 

Kraut,  A.  J.  273,  274. 
Kreuztragung  344/345- 
Kreuzzüge  388/389. 

Krieger,  Bogdan  463. 
Krippenspiel  479. 

Krug  377  ff. 

Krüger,  H.  A.  310. 

Kugler,  Franz  431,  432.  , 

Kühn,  Henriette  X,  2. 

Kuniyoshi  363. 

Kürschner,  Josef  321. 

.Kursky,  J.  B.  274,  275. 

Küster  324. 


L. 

Lacher,  Carl  261,  283. 

Lakatos,  A.  500. 

Laktanz  313,  314. 

Landau,  M.  426. 

LandgrafF  302. 

Landsberg,  Martin  358. 
Landsberger,  Silvius  390. 

Lange,  Hedwig  497. 

Langguth,  A.  467. 

Laskaris,  Konstantin  312. 
von  Laßberg,  Frl.  302. 

Laszowski,  E.  464. 

Latini,  Brunetto  437. 

von  Laudenbach,  Johannes  3x4. 

Lauer,  Georg  317. 

Lauff,  J.  499. 

Laurence,  M.  499. 

Lavater,  J.  C.  298,  299,  318  ff. 
Lavater-Mappe  319. 

Lectionarium  343. 

Lefebre,  W.  498. 

Legenda  aurea  334. 
zu  Leiningen -Westerburg,  Graf 
349,  357,  463  ff,  497  ff 


Leipzig  430. 

Leisewitz,  J.  A.  288,  329. 

Le  Monnier  461. 
v.  Lengefeld,  Charlotte  297. 
v.  Lengefeld,  Frau  339. 

Leon,  Nie.  465. 

Leopold,  Fürst  zu  Lippe  489. 
Leopold,  Markgraf  273. 
de  Lesdain,  L.  B.  464. 

Lessing,  G.  E.  285. 

Leutold  269. 

Levi,  Herrn.  499. 

Lewald,  August  449. 

Lewinsky,  G.  499. 

Liber  responsalis  344. 
Lichtenberg,  G.  C.  459,  466. 
Liebisch,  Bernhard  XI,  7. 
Liechtenstein  264. 

Lieder  424. 

Liepmannssohn,  Leo  X,  9. 
Lilien,  E.  M.  463. 
von  Limbnrg,  Hermand  399. 
von  Limburg,  Jehannequin  399. 
von  Limburg,  Paul  399. 

Lindau,  Paul  498. 

Linden,  Lise  497. 

Lintrensen,  B.  P.  269. 

Lippi,  Fra  Filippo  402. 

Livre  d’Heures  344/345. 
von  Loeben,  Graf  429. 

Löffler,  Kl.,  311fr. 

London  XI,  8. 

Löschke,  Traugott  441. 
Löschnigg,  H.  2C8,  282. 

Losert,  J.  262. 

Löwen,  J.  F.  390. 

Lübeck  356,  391  ff. 

Ludwig  I.,  König  434/435,  437- 
Ludwig  II.,  König  483. 

Ludwig  Friedrich,  Prinz  300. 
Lunois  386. 

Luerzer,  A.,  271. 

Luther  346,  380,  381. 
Lützenkirchen,  M.  497. 


M. 

Macket,  J.  499. 

Magalona  345. 
Magistratsbibliothek  420. 

Maheda  363. 

Mahner  449. 

Maier,  Heinrich  318. 
v.  Maltzahn,  W.  285. 

Malz,  F.  498. 

Manasser  282. 

Manet  387. 

Märchen  437. 

Margraff,  H.  494. 

Maria  Paulowna,  Grossfürstin  305. 
Marian,  Prälat  273. 

Mariazell  272. 

,, Marienleben“  264. 

Marionetten  470. 
Marionetten-Theater  474. 

Markus  344/345. 

Marquard,  Herzog  272. 

Marschall,  Reichsgräfin  Albertine 
437. 

Martens,  Georg  Friedr.  459. 

Marx,  Roger  386. 
de'Massimi  314. 

Maßmann  435,  440. 

Mathilde,  Königin  328. 

Matsui  363,  364,  363. 

Mattei,  Karl  319. 

Matthisson  285. 

Maximilian,  König  433. 

Mayer,  Johann  Tobias  466. 
Medizinisches  486. 
von  Meckenem,  Israel  394. 
Mendel,  E.  495. 

Mendelssohn,  Moses  460,  461. 
Mente,  O.  389. 

Menzel,  W.  488. 

Mercier,  Seb.  372. 

Merkel  382. 

Merrett  350. 

Merseburger,  Georg  430. 

Meyer,  Friedrich  469. 

Meyer,  Henriette  488. 

Meyer,  R.  M.  489. 

Meyer,  Wilhelm  351. 
Meyer-Cohn,  A.  414fr;  VII,  12; 

VIII,  9;  XI,  7  ,  XII,  6  . 
MeyersKonversations-Lexikon  389. 
Michaelis-  J.  B.  350. 

Michel  Angelo  VII,  12. 


von  Mildert,  Bischof  XI,  8. 
Millet,  Jean  Francis  403. 
Miniaturen  343  ff ;  VII,  10. 
Mitzschke,  P.  424. 

Miyako  Shimbun  361. 

Möbius,  P.  J.  486. 

Moeder,  M.  464. 

Mohnköpfen,  Drucker  mit  den  drei 
395.  396. 

Mölkh  273. 

Moeller  van  den  Bruck,  Arthur 
496. 

Mommsen  502. 

Monatshefte  für  graphisches  Kunst¬ 
gewerbe  347,  5x3. 
de  Mongolfier,  461. 
von  Monte  Giorgio,  Hugolino  468. 
Moosbrunn,  Schloß  279,  282. 
Mörike,  Eduard  390. 

Morris,  Max  486. 

Morrison  414. 

Moser,  Emil  261,  262,  283. 
Muievre,  Jean  398. 

Müller,  Adam  Heinrich  384. 
Müller,  Kanzler  342. 

Müller,  Wilhelm  498,  500. 
Mullius,  J.  L.  466. 

Müllner  384. 

München  XI,  7. 

Münchener  Bibliothek  VIII,  7. 
Münchener  Hof-  und  Staatsbiblio¬ 
thek  351. 

Musikbibliotheken  421. 

Muther,  Richard  391. 


N. 

Namenbilder  480,  481,  484. 
Napoleon  332,  378,  379,  417. 
Nathan  395. 

Nativität-Kalender  403  ff. 
Naval,  Franz  498. 

Nelson,  Harold  465. 
von  Nemethy,  L.  464. 
Neuberg,  Stift  263,  270. 
Neuer,  W.  437. 
Neujahrswunsch  354. 
v.  Neyperg,  Hans  269. 
Nicolai,  Friedrich  381,  383. 
Nieritz,  Gustav  442. 
Niemann,  Gottfried  350. 
Nietzsche  467,  469,  486. 
Nishikiye  359. 
le  Noir,  Jehan  398. 

Notke,  Bernt  396. 

Nowack,  K.  F.  318  fr. 
Nürnberg  354. 

Nycander,  F.  300. 


o. 

Obtrpollinger  XI,  7. 

Ochs,  Frau  K.  499. 

Ochs,  S.  499. 

Oesterhaus,  Wilh.  495,  496. 
v.  Oettingen,  W.  310. 
Offner,  Abt  271. 

Orlik,  Emil  497,  499. 
Ortenhofen  270. 

Ortwein,  A.  269,  282. 

Örtel,  Willy  498. 

Osaka  363. 

Oswald,  Hugo  409  fr. 

Otto,  Georg  498. 

Ottokar  VII. ,  Markgraf  274. 


P. 


Palm  377,  378. 

Palmerius,  Matth.  X,  8. 

Pannartz  311fr. 

Paris  385  ff. 

Passionale  394,  395,  396. 

Paul  II.,  Papst  315. 

Pauluzzi,  D.  268,  282. 

Pelletan,  Ed.  386. 

Pellico,  Silvio  415. 

Perei  483. 

Perrichon  312. 

Personne,  N.  500. 

Perzynski,  Friedrich  359  ff;  XII,  8. 
Petrarca  457. 


Petters,  Otto  319. 

Petzet,  E.  468. 

Peypus,  Friedrich  403,  406/407. 
Pezzl,  Joh.  X,  2. 

Philipp,  Bruder  264. 

Philipp  der  Kühne  399. 
Physiognomische  Zeichnungen 
.3**13  !?• 

Pica,  Vittorio  349. 

Piderit  486. 

Pilo,  Karl  Gustav  459. 
Pinturicchio  402. 

Piper,  C.  A.  486,  487. 

Pissin,  R.  429. 

Pittreich,  M.  273. 

Plakate  350. 

Plakatkunst  349. 
y  Planas,  R.  M.  463. 

Platen  468. 

Plato  493. 

Plinius  350. 

Ploch,  Arthur  489,  496. 

Pocci,  Franz  Graf  431fr,  471  ff 
Pocci,  Gräfin  Maria  446,  483. 
Pollard,  A.  W.  XI,  8. 

Pöllau,  Stift  263,  267,  268,  269. 
Pool,  F.  J.  501. 

Proctor,  Robert  355,  357. 
von  Profentz,  Petter  345. 
Psalterium  343,  344,  344/345. 
Puppenspiele  390,  471,  477.  479. 
Pütter,  Johann  Stefan  459. 


Q. 

Quehl,  Rosa  296. 
Quincke,  W.  497,  504. 
Quixote,  Don  499. 


R. 


Raabe,  S.  498. 

Raabe,  W.  293. 

Rachel,  Elisa  300. 

Raczynski,  Graf  437. 

Radowitz  4x5. 

Ramler  288,  293. 
v.  Rappard,  Frau  296. 

Raschi  425. 

Rauch,  Herrn.  498. 
von  Raumer,  K.  445. 

Reclam,  Ernst  350. 

Rehm,  H.  S.  470. 

von  Reichenau,  Wilhelm  357. 

Reimers,  Gg.  499. 

Rein,  Stift  263,  273. 

Reinhard,  K.  285. 

von  Reitzenstein,  Tinette  303. 

Rennschüb  369. 

Retif  de  la  Bretonne  312. 
Retzsch  3S7. 

Reun,  Stift  263. 

Reutlingen  353. 

Reymann,  Leonhard  403  ff. 

,, Rheinisches  Odeon“  494. 
Richter,  Jean  Paul  Friedrich  382. 
Richter,  Ludwig  437,  438,  441,  444. 
de  Riquer,  A.  465. 

Ritter,  Otto  292, 

Robinson,  Rachel  501. 

Roche,  Pierre  386. 

Rode,  Hermen  396. 

Rodin  386,  387. 

Röhr  342. 

Romdahl,  Axel  L.  391  ff. 

Rörer  346. 

Rosegger,  P.  281,  283. 

Rosenthal,  Jacques  343,  458. 
Rosenthal,  Ludwig  461. 
von  Roeslerstamm,  Fischer  414  ff. 
Rossetti  348,  349,  470. 

Rößler,  Arthur  463. 

Roethe  487. 

Rousseau  486. 

della  Rovere,  Kardinal  345. 

Roycroft,  Thom.  268. 

.Royer,  A.  500. 

Rübencamp,  R.  389. 

Rückert,  Fr.  485. 

Ruen,  Georg  264. 

Rundfragen  VIII,  1 ;  X,  2. 
Rundschau  der  Presse  VII,  2; 
VIII,  2 ;  IX,  i;  X,  3 ;  XI,  I ; 
XII,  2. 

Runkel,  Martin  491,  492. 
Rysselberghe  386. 


IV 


Schlagwort-Register.  IX.  Jahrg.  Bd.  I. 


s. 


Sachs,  Hans  473. 

Saiz,  Karthause  264. 

Salon  d’Automne  385  ff. 

St.  Lambrecht  263,  272. 
de  St.  Victor,  P.  B.  500. 

Sattler,  J.  498. 

Sauer,  Aug.  284,  288. 

Schad,  Chr.  K.  VIII,  8. 
Schapire,  Rosa  398  ff,  469. 
von  Schardt,  Sophie  302,  332. 
Schattenspiele  474. 
Schauspielerbriefe  320  ff,  366  ff. 
Schauspieler-Exlibris  497  ff. 
Schedel,  Hartmann  316. 

Scherer,  Georg  446,  453. 

Scherer,  W.  487. 

Scherman,  L.  508. 

Scheuermann,  W.  464. 

Schiller  329,  366,  381,  409 ff. 
Schirlentz,  Nickel  346. 

Schlegel,  A.  W.  285,  293,  382,  383. 
Schlegel,  Fr.  469. 

Schlegel,  Gebr.  381. 

Schlesinger,  M.  499. 

Schlik  325. 

Schlönbach  475,  483. 

Schlossar,  A.  261  ff. 

Schlosser,  F.  Chr.  466. 

Schlösser  321. 

Schlösserbuch  266. 

Schlotthauer  432. 

Schlözer,  Aug.  Ludw.  459. 
Schmid,  Chr.  H.  390. 

Schmid,  Joseph  474. 

Schmidkunz,  Hans  420  ff. 

Schmidt,  Erich  284,  414;  VII,  12. 
Schöffer,  Peter  314. 

Schöller,  Frau  Guido  X,  8. 
Schön,  Erhard  403  ff. 
Schönsperger,  Johann  355. 
Schoenwiese,  A.  und  H.  283. 
Schopenhauer  468,  486;  X,  9. 
Schopenhauer,  Adele  462. 
Schopenhauer,  Johanna  462. 
Schreiber,  Rudolf  38. 

Schreiber,  W.  L.  394. 

Schreiner,  J.  H.  C.  492. 

Schrey,  Adolf  463. 

Schröder,  Wilh.  487. 

Schroeter,  Adalbert  292. 
v.  Schrott,  S.  267. 

Schubert,  A.  R.  280,  281. 
Schüddekopf  288,  293,  307  ff ;  VII, 
1;  AT,  2  XII,  2. 

Schulte  vom  Brühl,  W.  497,  498, 


499. 

Schulze,  Friedrich  350. 
Schulze,  Horst  499. 
Schumann,  Robert  431. 
Schur,  Ernst  348. 

Schuster,  Georg  310. 
Schütze,  Ilse  426,  427,  428 
Schütze,  Käthe  426. 
Schwab,  Gustav  439. 
Schwanheim  3x3. 
Schwanthaler,  L.  432,  43; 
436. 

Schwarz,  Sophie  293. 
Schweden  428. 

Seckau,  Stift  262,  263,  267 
Segantini  403. 

Seidel,  Paul  310. 

Seidel,  Ph.  Fr.  299. 
Seliger,  Paul  468. 
Sembrich,  M.  498. 
Senckenbergische  Biblioth« 
Seyler,  Abel  324,  374,  375, 
Seyler,  G.  A.  357. 
Shakespeare  425,  493,  49, 
500 ;  VII,  12. 


Shylok  425. 

Sienesische  Schule  345. 

Franz  Sigismund,  Propst  267. 
Silhouetten  387. 

Simon,  Propst  269. 

Simrock,  Karl  473. 

Simson  392. 

Sjögren,  Arthur  428,  500 ;  VII,  13. 
Sixtus  IV.,  Papst  316. 

Skokloster  395. 

Smith,  Sidney  L.  500. 

Sorg,  Anton  355,  356. 

Sorimono  361. 

Speckmann,  Ambr.  X,  2. 

Speidel  366. 

Sperelli,  A.  274. 

Sprickmann  293,  371. 

Stael,  Madame  304. 

Stahr,  Ad.  487. 
v.  Stainach,  J.  J.  280. 

Stainz,  Stift  263,  264,  265,  266,  268 
Stammbücher  296,  330  ff,  458  ff; 
XII,  7. 

Stargardt,  J.  A.  414. 

Stassen,  Franz  498. 

Stassow,  Wladimir  425. 

Statuta  synodalia  Eystettcnsia  357. 
Stehle,  Rudi  497. 

Steiermark  261  ff. 
v.  Stein,  Charlotte  296,  298,  3C0, 
301,  330  ff 
v.  Stein,  Emst  298. 
v.  Stein,  Fritz  296  ff,  330  ff. 
v.  Stein,  Karl  301,  330. 
von  Stein,  Luise  342. 
v.  Stein,  Maria  Freiin  296. 

Stein,  Philipp  469. 
von  Steinach  280. 

Steinle,  Ed.  436. 

Stern,  Adolf  310. 

Stern-Paris  500 
Stichling,  Karl  334. 

Stickelberger,  E.  464. 

Stieglitz,  Heinrich  X,  2. 
von  Stieler,  Caspar  350. 

Stiglmayr  432. 

zu  Stolberg -Wernigerode,  Gräfin 
3X9- 

von  Stosch,  Freiherr  303. 
von  Stosch,  Helene  304. 

Stradner,  Joseph  262,  283. 
Strähuber,  A.  436. 
von  Strantz  419. 

Straßburg  354. 

Strindberg,  A.  VII,  13. 

Strobel,  Fr.  X,  8. 

Strodtmann,  Adolf  294. 
Stubenberg,  Schloß  264,  277. 
v.  Stubenberg,  Graf  275. 

Stümcke,  Heinrich  390. 

Stumm,  L.  498. 

Subiaco  312. 
v.  Suchodolski,  S.  497. 

Sueur,  J.  Ph.  460. 

Sulzer  324. 

Super-Exlibris  263. 

Svanberg,  J.  500. 

Sweinheim  3iiff. 

Syhnn,  C.  270. 


T. 

Tabes  dorsalis  495,  496. 
Talma  333. 

von  Taube,  O.  Frhr.  467. 
Taubert,  Emil  441. 

Terry,  Ellen  500. 

Testament,  Neues  343. 
Teuffenbach  264. 
Theatergeschichte  366  ff,  470. 


Theaterwesen  390. 

Thibaudeau  414. 

Thiele,  E.  346. 

Thimig,  H.  499.  501. 

Thode,  Henry  467. 

Thoma,  Hans  499. 

Thomaz,  A.  F.  465. 

Thom  346. 

Tieck,  L.  310,  480,  489. 

Tiemann,  Walter  430. 

Tierce,  J.  B.  460. 

Titelholzschnitt  403  ff. 

Tokaido  361. 

von  Torquemada,  Joh.  312. 
Totentänze  450,  451.  454. 
Toulouse-Lautrec  386 
Trau,  Franz  VII,  10;  IX,  5. 
Trautmann,  Franz  432,  433,  48t. 
v.  Trautmannsdorff,  Anclr.  20  j, 
270,  271. 

von  Treitschke,  H.  506. 
v.  Trebra,  J.  W.  H.  298. 
Tresham,  Henry  460. 

Tridentone,  A.  313. 

Trithemius,  Abt  312. 
Trommsdorff.  Paul  501  ff 
Tronnier,  Adolph  397,  398. 
Tryon,  Th.  501. 

Tübingen  343. 

Tullberg,  H.  W.  465. 
Turrecremata  312. 


u. 

Unger,  W.  499,  501. 
Universitätsbibliothek,  Graz  263. 
Universitätsbibliothek  Greifswald 
503. 

Urkunde  388/389. 

Utamaro  363. 


von  Wangenheim,  Fanny  461. 
Wastler,  J,  274,  282. 
von  Weber,  Karl  Maria  432. 
Weber,  Ludw.  499. 

Weilheim,  A.  469. 

Weigel,  Oswald  341. 

Weigel,  T.  O.  34J. 

Weigelsche  Sammlung,  L»ie  34  ,  ff 
Weinhold.  Karl  284. 

Weiß,  Anton  273. 

Weiß,  E.  R.  430;  X,  8. 
Weisstein,  Gotthilf  390,  414;  VII, 


v.  Weittenhiller.  M.  498. 
Weltchronik  388/389. 
„Weltspicgel”  499. 

Wenig.  B.  407,  504. 

Werner.  Zacharias  331,  375. 
Westenrieder,  I>oreiu  444. 
van  der  Weyden,  R.  401. 
Wichner,  R.  J.  272. 

Wickram,  Görg  451. 

Wieland,  C.  M.  284,  312,  382,  460. 
v.  Wildenstein,  Frau  M.  2O5. 
v.  Witdon,  L.  268. 

Wilson.  Francis  $00. 
Winckelmann,  Georg  49S. 
..Wintersonnenwende"  313. 
Wittenberg  346,  380,  381. 
Wittmann  366. 

Wittyg,  VI.  465. 

Witz,  Conrad  402. 

Wolf,  Adain  205. 

Wolf,  Suise  43 6. 

Wolf.  L.  F.  A.  383. 

Wolff.  O.  L.  B.  462. 

Wolter.  J.  496. 

v.  Wolzogen,  Karoline  .99,  461. 
Wood,  I.  500. 

Woworslcy,  A.  498. 

Wränget,  Baronin  497. 

Wurmberg,  Schloß  278. 
v.  Wurmbrand -Stuppach ,  Graf 
277.  278.  279. 
v.  Wurzbach,  C.  276. 
v.  Wurzbach,  Fr.  R.  262,  282. 


V. 

Vadstenadiarium  394. 

Valla,  Laurentius  312. 

Vary,  Madame  338. 
Vaudoyer,  A.  L.  T.  460. 
Veesenmeyer  346. 

Verleihen  von  Büchern  455  ff 
da  Verona,  Pietro  401. 
Virchow,  Rudolf  318. 

Vischer,  G.  M.  266. 

Vischer,  Fr.  Th.  454,  489. 
Vogeler  469. 

Volkner,  Rob.  498. 
Volksbibliotheken  420  ff. 
Vollmer.  A.  498. 

Vorau,  Stift  263,  273,  274. 
Voß,  Buchhändler  295. 
v.  Voß,  Frau  297. 

Voß,  Georg  430. 

Vrieslander,  J.  J.  499. 


w. 

Wackernagel  347. 
Wagner,  Richard  446. 
Wahle  342. 
v.  Waldeck,  A.  267. 
Waldschmidt,  W.  470. 
Walker,  C.  A.  500. 
Walser,  Karl  X,  8. 


X. 

Xenien  378. 


Y. 

Yedo  361. 

Yeishi  363. 

Ysenhut,  Lienhard  356. 


z. 

v.  Zahn,  J.  264. 

Zainer,  Günter  352,  353,  356. 
Zainer,  Hans  357,  358. 

Zanolio,  N.  463. 

Zeichnungen ,  Physiognomische 

318/319- 

von  Zenge,  Wilhelmine  384. 
Ziegler,  Karoline  329. 

Ziegler,  Th.  486. 

Zimmer,  Johann  Georg  467. 
Zimmermann,  Emst  498,  499. 
v.  Zobeltitz,  Fedor  296 ff,  330 ff, 
458  ff. 

von  Zobeltitz,  Hauptmann  339. 
v.  Zobeltitz,  K.  Th.  296. 
Zollikofer,  G.  J.  460. 


ZEITSCHRIFT 

FÜR 

BÜCHERFREUNDE. 

Monatshefte  für  Bibliophilie  und  verwandte  Interessen. 

Herausgegeben  von  Fedor  von  Zobeltitz. 

9.  Jahrgang  1905/1906.  -  Heft  7:  Oktober  1905. 


Steiermärkische  Exlibris. 

Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Bücherzeichen  und  des  Bibliothekswesens. 

Von 

Dr.  Anton  Schlossar  in  Graz. 


as  Gebiet,  das  heute  als  Herzog¬ 
tum  Steiermark  zu  den  Ländern 
der  österreichischen  Krone  ge¬ 
hört,  war  unter  Leopold  dem 
Starken  und  seinem  Sohne  Otto¬ 
kar  V.  als  Regenten  eine  Mark¬ 
grafschaft.  Der  junge  Markgraf  Ottokar  VI. 
(1165 — 1192)  wurde  von  Friedrich  Barbarossa 
zum  Herzog  erhoben,  aber,  unheilbar  krank  und 
ohne  Nachkommen,  übertrug  er  sein  Herzogtum 
an  den  Babenberger  Leopold  VI.  von  Österreich, 
und  nach  Ottokars  Tode  1192  belehnte  Kaiser 
Heinrich  VI.  feierlich  den  Babenberger  mit 
Steiermark,  die  von  da  ab  mit  Österreich  ver¬ 
bunden  erscheint.  Mannigfaltige  Kämpfe  fanden 
auf  steiermärkischem  Boden  statt,  bis  1260 
der  Böhmerkönig  Ottokar  daselbst 
festen  Fuß  gefaßt,  durch  seine 
Bedrückungen  aber  sich  überaus 
mißliebig  gemacht  hatte.  Der  große 
König  Rudolf  von  Habsburg,  der 
in  der  Schlacht  auf  dem  March¬ 
felde  1278  über  Ottokar  siegte, 
brachte  das  Herzogtum  wieder  zum 
Reiche,  bestätigte  die  alten  Rechte 
und  Freiheiten  der  Bewohner  und 
schuf  geordnete  Verhältnisse.  Rudolf 
belehnte  seinen  Sohn  Albrecht  mit 
Z.  f.  B.  1905/1906. 


verschiedenen  Ländern,  unter  denen  sich  auch 
Steiermark  befand,  und  seit  1283  befindet  sich 
das  Herzogtum  unter  der  Regentschaft  des 
Hauses  Habsburg.  Unter  einem  eigenen,  in 
Graz  residierenden  Regenten  stand  das  Land, 
als  Ferdinands  I.  Sohn  Karl  (1564),  vom  Vater 
testamentarisch  mit  der  Regierung  der  Gebiete 
Steiermark,  Kärnten,  Krain,  Istrien,  Görz  und 
Triest  betraut,  diese  Herrschaft  antrat.  Die 
erwähnten  Gebiete  trugen  in  ihrer  Vereinigung 
die  Bezeichnung:  Innerösterreich.  Unter  Karls 
Sohn  Ferdinand  wurde  nach  des  Kaisers  Ma¬ 
thias  Tode  Österreich  und  Steiermark,  da  Ma¬ 
thias  den  Erzherzog  Ferdinand  an  Sohnes  Statt 
angenommen  und  dieser  zum  Kaiser  gekrönt 
wurde,  bleibend  und  für  immer  vereinigt.  Der 
Kaiser  nahm  seine  Residenz  in 
Wien  und  die  Stadt  Graz  hörte 
auf,  der  Sitz  eines  regierenden 
Herrschers  zu  sein.  Seitdem  ge¬ 
hört  Steiermark  zum  Reiche,  zu 
den  österreichischen  Erblanden. 

Obgleich  auf  dem  Boden  dieses 
Landes  zwar  viele  Fehden  und 
Kämpfe  vor  sich  gingen  und  manche 
Ereignisse  stattfanden,  die  für  die 
Geschichte  und  Entwicklung  des¬ 
selben  von  Bedeutung  geworden 

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Abb.  1.  Exlibris  Carl  Lacher, 
gez.  von  Emil  Moser. 


2  62 


Schlossar,  Steiermärkische  Exlibris. 


Abb.  2.  Das  Domstift  Seckau  um  1660. 


sind,  so  hat  doch  Steiermark  nur  sehr  selten 
im  Laufe  der  Jahrhunderte  eine  so  hervor¬ 
ragende  Rolle  gespielt,  daß  es  die  Augen 
Europas  auf  sich  gezogen  hätte.  Der  Bauern¬ 
krieg  1521,  die  Einfälle  der  Türken  aus  dem 
angrenzenden  Ungarn  1529  und  öfter,  zuletzt 
1683,  gehören  zu  den  außerordentlichsten 
kriegerischen  Ereignissen,  die  mit  den  be¬ 
kannten  allgemeinen  Türkenkämpfen  in  den 
östlichen  Ländern  Österreichs  Zusammenhängen. 
Besonders  bemerkenswert  erscheint  der  Eingang 
des  Protestantismus  im  Lande,  der  schon  vor 
Erzherzog  Karls  Regierung  ungemein  viele 
Anhänger  fand;  Karls  Nachfolger  Ferdinand 
beendete  die  religiösen  Streitigkeiten  durch  die 
sogenannte  Gegenreformation  in  kräftiger,  gegen 
die  evangelische  Lehre  energisch  gerichteter 
Weise.1  Der  Franzosenkrieg  zu  Ende  des 
XVIII.  und  zu  Anfang  des  XIX.  Jahrhunderts 


1  Über  diese  religiöse  Bewegung  im  Lande  vgl.  meine 
Darstellung  in  der  Einleitung 
zu  dem  Aufsatze  über  den 
„Buchdrucker  und  Form¬ 
schneider  Zacherias  Bartsch 
zu  Graz“,  Zeitschrift  für 
Bücherfreunde,  VI.  Jahrgang, 
Januarheft  von  1903,  S.  393 
und  394.  —  Besonders  treff¬ 
liche  Auskunft  bietet  das 
Werk  „Die  Reformation  und 
Gegenreformation  in  den 
innerösterreichischen  Län¬ 
dern  im  XVI.  Jahrhundert“ 
von  Dr.  jfohann  Losert. 
(Stuttgart,  Cotta,  1898). 


Abb.  3.' 

Exlibris  Jos.  Stradner, 
gez.  von  Emil  Moser. 


lenkte  allgemeinere  Aufmerksamkeit  auch  wieder 
auf  das  Herzogtum,  das  von  einer  viermaligen 
Invasion  französischer  Truppen  im  Jahre  1797, 
1800,  1805  und  1809  viel  zu  leiden  hatte.  In 
Steiermark  wurde  1797  zu  Leoben  jener  Prä¬ 
liminarfriede  geschlossen,  welchem  der  Friede 
zu  Campo  Formio  folgte.  Napoleon  selbst 
war  in  dem  genannten  Jahre  in  die  Landes¬ 
hauptstadt  Graz  eingezogen.  Im  Jahre  1809 
fand  die  Belagerung  des  Grazer  Schloßberges 
durch  die  Franzosen  statt;  die  Stadt  wurde  aber 
nicht  eingenommen,  sondern  auf  ausdrücklichen 
Befehl  aus  Wien  von  den  heldenmütigen  Ver¬ 
teidigern  den  Belagerern  übergeben.  Eine  Zeit 
des  Friedens  folgte  nach  der  Besiegung  des 
Franzosenkaisers  durch  die  Verbündeten,  und 
auch  das  schwer  geschädigte  Land  begann 
sich  wieder  zu  erholen.  Auf  seine  kulturelle 
Entwicklung  hat  in  der  Folge  namentlich  ein 


Abb.  4.  Exlibris  Friedrich  Ritter  von  Wurzbach, 
gez.  von  Emil  Moser. 


Schlossar,  Steiermärkische  Exlibris. 


263 


Fürst  aus  dem  Hause  Habs¬ 
burg  segensreichen  Einfluß 
ausgeübt:  es  war  dies  Erz¬ 
herzog  Johann,  der  Bruder  des 
Kaisers  Franz.  Seine  beson¬ 
dere  Vorliebe  für  die  öster¬ 
reichischen  Alpenländer  und 
namentlich  für  Steiermark,  in 
dessen  Hauptstadt  der  Erz¬ 
herzog  in  der  Folge  seinen 
bleibenden  Wohnsitz  aufge¬ 
schlagen  hatte,  erwies  der 
Fürst  durch  die  Förderung 
aller  kulturellen  Bestrebungen 
auf  wirtschaftlichem  und 
wissenschaftlichem  Gebiete. 1 
An  dieser  Stelle  ist  besonders 
die  Gründung  des  Museums 
„Joanneum“  im  Jahre  1811  zu 
Graz  hervorzuheben,  welche 
zugleich  die  Errichtung  einer 
Bibliothek  in  sich  schloß,  die 
heute  die  zweitgrößte  des 
Landes  ist  und  reiche  Bücher¬ 
schätze  enthält.  Die  größere 
Bibliothek  ist  jene  der  1586 
gegründeten  Grazer  Jesuiten¬ 
universität:  die  heutige  Uni¬ 
versitätsbibliothek  zu  Graz. 

Die  trotz  der  vorüber¬ 
gehenden  reformatorischen 
Bewegung  in  Steiermark  stets 
herrschend  gebliebene  katho¬ 
lische  Religion,  der  auch  sämt¬ 
liche  Landesfürsten  angehör¬ 
ten  —  aus  der  ältesten  Zeit  ist  dies  ja  selbst¬ 
verständlich  — ,  war  die  Veranlassung,  daß  eine 
ganze  Reihe  von  Klöstern  und  Stiftern  schon  früh¬ 
zeitig  im  Lande  begründet  wurden,  die  natürlich 
bedeutende  Büchereien  besaßen  und  von  denen 
vier  berühmte  bis  auf  den  heutigen  Tag  bestehen; 
es  sind  dies  die  1074  gegründete  Benedik¬ 
tinerabtei  zu  Admont,  die  Benediktinerabtei 
St.  Lambrecht  (gegründet  1096),  das  Zister¬ 
zienserstift  Rein  (Reun,  gegründet  1 1 29)  und 
das  Augustiner  Chorherrnstift  Vorau  (gegründet 
1163).  Aber  auch  viele  der  übrigen  Stifter, 
die  reichliche  Bücherschätze  aufwiesen,  Stifter, 
die  bei  der  Klosteraufhebung  durch  Kaiser 


Joseph  II.  aufgehoben  worden  sind,  verdienen 
hohe  Beachtung,  so  das  reg.  Chorherrnstift 
Seckau  (gegr.  1143),  das  Chorherrnstift  Stainz 
(gegr.  1229),  das  Zisterzienserstift  Neuberg 
(gegr.  1327),  das  Chorherrnstift  Pöllau  (gegr. 
1497)  und  andere  ähnliche  geistliche  Anstalten 
mehr.  Es  wird  von  ihnen  weiter  unten  noch 
öfter  die  Rede  sein.  Welche  hervorragenden 
literarischen  Schätze  sich  in  diesen  Klöstern 
fanden  und  noch  befinden,  haben  die  For¬ 
schungen  in  neuerer  Zeit  erwiesen ,  denen 
wir  z.  B.  die  Auffindung  der  Kaiserchronik 
in  Vorau  und  anderer  Denkmäler  deutscher 
Poesie  in  jenem  Stifte  verdanken,  ferner  jene  in 


1  Vgl.  Erzherzog  Johann  von  Österreich  und  sein  Einfluß  auf  das  Kulturleben  der  Steiermark.  Originalbriefe  des 
Erzherzogs  aus  den  Jahre  1810 — 1825  .  .  .  von  Dr.  Anton  Schlossar.  (Wien,  1878.) 


64 


Schlossar,  Steiermärkische  Exlibris. 


St.  Lambrecht  entdeckte  Handschrift,  die  als 
„Heinrichs  Litanei“  herausgegeben  wurde,  die 
Psalmenübersetzungen  und  andere  poetischen 
Stücke  aus  dem  Stift  Rein,  und  die  sogenannte 
„Cillier  Chronik“  aus  der  Karthause  Saiz,  in 
der  Bruder  Philipp  sein  „Marienleben“  verfaßte. 
Auch  das  Kloster  Seiz,  die  älteste  deutsche 
Karthause,  wurde  1782  aufgehoben.  Auf  den 
verschiedensten  wissenschaftlichen  Gebieten 
wirkten  in  diesen  Stiftern  und  Klöstern  gelehrte 
Männer  seit  den  ältesten  Zeiten.  Man  denke 
nur  an  die  Abte  Gott¬ 
fried  (f  1165)  und 
Irimbert  (f  1 1 77)  von 
Admont,  die  zu  den 
Gelehrtesten  ihrer  Zeit 
gezählt  wurden.  Zahl¬ 
reiche  ausgezeichnete 
Handschriften  liegen 
auch  aus  der  Periode 
vor  Erfindung  der 
Buchdruckerkunst 
noch  heute  teils  in  den 
Büchereien  dieser 
Klöster,  teils  in  den 
Bibliotheken  vor,  in 
welche  die  Stücke  nach 
der  Klosteraufhebung 
auf  Anordnung  der 
staatlichen  Behörden 
gebracht  wurden. 

Aber  nicht  nur  in 
den  geistlichen  An¬ 
stalten,  sondern  auch 
in  den  Schlössern  der 
adeligen  Herren,  beson¬ 
ders  im  XVI.  Jahr¬ 
hundert  und  später, 
wurden  die  Dichtkunst  und  Wissenschaft 
gepflegt.  Man  braucht  nur  die  Namen  der 
mächtigen  Adelsgeschlechter  zu  nennen,  von 
denen  so  viele  Glieder  auch  auf  gelehrtem 
Gebiete  geglänzt,  um  zu  begreifen,  daß  manche 
reiche  Büchersammlung  den  Räumen  der 
Schlösser  einverleibt  war.  Man  denke  an  die 
uralten  Geschlechter  der  Stubenberg,  Liechten¬ 
stein,  Herberstein,  Teuffenbach,  Trautmanns¬ 
dorff,  Eggenberg  und  andere,  von  denen  manche 
allerdings  schon  ausgestorben  sind,  aber  nicht 


ohne  in  vorliegenden  Bänden  ihrer  Büchereien, 
somit  sie  sich  erhalten  haben,  Spuren  des 
einstigen  geistigen  Strebens  ihrer  Angehörigen 
hinterlassen  zu  haben. 

Diese  Spuren  aber  sowohl  von  der  wissen¬ 
schaftlichen  Tätigkeit  und  dem  Sammeleifer 
noch  bestehender  und  aufgehobener  Klöster 
als  auch  von  jenen  der  adeligen  Herren  und 
selbst  einzelner  Privatpersonen,  diese  Spuren 
von  der  Freude  an  Büchern  und  am  Besitze 
einer  Bibliothek  liegen  vor  allem  in  den  Exlibris , 

in  den  Bücherzeichen, 
sowie  in  den  Super- 
Exlibris  vor,  deren  in 
der  nachfolgenden  Dar¬ 
stellung  zu  gedenken 
sein  wird.  Sind  der  aus 
Steiermark  stammen¬ 
den  Exlibris  auch  nicht 
allzu  viele  bisher  (zu¬ 
meist,  wie  ich  bei  aller 
Bescheidenheit  sagen 
kann ,  durch  meine 
eigenen  jahrelangen 
Bemühungen)  aufge¬ 
funden  worden,  so  er¬ 
scheinen  doch  die 
meisten  bedeutenderen 
einstigen  und  heutigen 
Stifts- und  Klostcrbiblio- 
theken  und  manche 
hervorragende  Adels¬ 
geschlechter  und  Ge¬ 
lehrte  des  Landes 
durch  solche  vertreten. 
Was  die  Verzeichnisse 
von  Bibliotheken  aus 
früheren  Jahrhunderten 
betrifft,  so  sind  in  der  letzten  Zeit  einige 
derselben  veröffentlicht  worden,  die  sehr  inter¬ 
essante  Streiflichter  auf  das  Bibliothekswesen 
jener  Tage  werfen. 1  So  erweist  den  Bücher¬ 
bestand  der  protestantischen  Schule  in  Graz 
1570  das  von  dem  Prediger  daselbst,  Georg 
Ruen,  verfaßte  „Verzaichnus  der  Buecher“, 
welche  der  Genannte  in  Verwahrung  hatte  und 
die  „khunftig  zu  der  Liberey  gebraucht  werden 
sollen“;  von  1589,  1596,  1601  und  1615  liegen 
kürzere  Verzeichnisse  aus  Privatbibliotheken 


Namentlich  in  J.  v.  Zahns  „Steirischen  Miszellen“  (Graz,  Moser,  1899),  denen  obige  Beispiele  entnommen  sind. 


Schlossar,  Steiermärkische  Exlibris, 


265 


von  Ulrich  von  Herbersdorf  in  Graz,  von  Hans 
Jakob  Falmhaupt  auf  dem  Gute  Mülhausen, 
von  Bernhard  Drachsel  auf  Neuhaus,  von  Frau 
Margareth  von  Wildenstein  auf  Schloß  Wild¬ 
bach  vor.  Ein  vortrefflich  übersichtliches  Bild 
der  Sammlung  eines  vornehmen  Adligen  gibt 
das  Verzeichnis  des  Büchernachlasses  von  Frei¬ 
herrn  H.  Kaspar  von  Herberstein  aus  dem 
Jahre  1617,  das  ganz  besonders  die  Vorliebe 
des  Freiherrn  für  die  Reitkunst  und  das  Pferde¬ 
wesen  durch  französische,  italienische,  deutsche 
und  andere  Werke  auf 
diesem  Gebiete  darlegt, 
aber  auch  geschicht¬ 
liche,  naturwissen¬ 
schaftliche,  medizini¬ 
sche  und  schönwissen¬ 
schaftliche  Bücher  ent¬ 
hält,  als  Zeichen  der 
religiösen  Gesinnung 
des  Dahingeschiede¬ 
nen,  z.  B.  die  „Biblia 
D.  Martini  Lutheri, 
teutsch“  Leider  ist  es 
unergründlich,  ob  die 
Bücher  der  erwähnten 
Verzeichnisse  auch 
durch  ein  Exlibris  oder 
sonstiges  Eigentums¬ 
vermerk  kenntlich  ge¬ 
macht  worden  sind. 

Welchen  wertvollen 
Anhaltspunkt  hätte 
man  dadurch  über  die 
Herkunft  des  einen  oder 
des  anderen  Stückes 
erhalten  können!  — 

In  der  Darstellung,  der  die  aufgefundenen 
und  hier  abgebildeten  Exlibris  aus  der  Steier¬ 
mark,  höchst  seltene,  zumeist  wohl  bisher 
ganz  unbekannte  Stücke,  zugrunde  gelegt  wer¬ 
den,  sollen  in  erster  Linie  die  aus  den  geist¬ 
lichen  Stiftsbibliotheken  stammenden  Bibliotheks¬ 
zeichen  ins  Auge  gefaßt  sein.  Da  unter  den 
vorgelegenen  Büchern,  die  durch  ihre  Exlibris 
als  einst  solchen  Bibliotheken  zugehörig  ge¬ 
kennzeichnet  erscheinen,  sich  viele  aus  den  auf¬ 
gehobenen  Klöstern  befinden,  so  dürfte  eine 


kurze  Darlegung  über  die  Aufhebung  der  steier¬ 
märkischen  Klöster  im  XVIII.  Jahrhundert  und 
über  die  Behandlung  der  darin  Vorgefundenen 
Werke  umso  mehr  am  Platze  sein,  als  diese 
Darstellung  erklärt,  wie  die  Bücher  an  ihren 
jetzigen  Aufbewahrungsort  gekommen  sind.1 

Kaiser  Joseph  II.  hatte  schon  1781  den  Ent¬ 
schluß  gefaßt,  die  überflüssigen  Klöster  seines 
Reiches,  zu  denen  er  zunächst  jene  der  be¬ 
schaulichen  Orden  zählte,  der  Aufhebung  zu 
unterziehen ;  es  erfolgte  bald  darauf  das  kaiser¬ 
liche  Reskript  vom 
12.  Januar  1782,  das  in 
dieser  Beziehung  ge¬ 
naue  Direktiven  vor¬ 
schrieb.  Weiter  noch 
gingen  die  Gesetze  vom 
18.  Juni  1785  und  vom 
4.  Januar  1786,  welche 
die  Aufhebung  aller  für 
die  Seelsorge  entbehr¬ 
lichen  Klöster  (und 
geistlichen  Stifter)  ver¬ 
fügten,  doch  sollte  da¬ 
mit  „nicht  auf  einmal, 
sondern  nach  und  nach 
vorgegangen  werden“; 
die  eigentliche  Auf¬ 
hebung  währte  daher 
bis  1 790.  Es  wurde 
dabei  in  der  größten 
Ordnung  und  nach 
weiter  ausgegebenen 
Erlässen  vorgegangen. 
Eine  Zentralkommis¬ 
sion  für  den  amtlichen 
Vorgang  befand  sich 
ständig  in  Wien,  andere 
sogenannte  geistliche  Filialkommissionen  wurden 
in  den  Provinzen  ernannt;  sie  befanden  sich  am 
Sitze  der  obersten  Verwaltungsbehörde  der  Pro¬ 
vinz,  des  „Guberniums“,  und  waren  aus  den 
Räten  der  genannten  Zentralbehörde  des  Landes 
gebildet,  in  Steiermark  also  aus  jenen  des  Gu¬ 
berniums  zu  Graz.  Es  wurden  überall  genaue 
Vermögensin  ventare  aufgenommen  und  den 
Konventualen  bestimmte  Pensionen  bis  zu  ihrem 
Lebensende  ausgesetzt.  Das  Vermögen  selbst 
fiel  an  den  Staat  und  daraus  wurde  der 


Abb.  7.  Super-Exlibris  eines  Lederbandes  des  einstigen  Chor¬ 
herrenstiftes  Stainz  unter  Propst  Johann  Anton  (nach  1748.) 
(Rückseite.) 


1  Vgl.  Adam  Wolf,  Die  Aufhebung  der  Klöster  in  Innerösterreich  1782 — 1790.  Wien,  1871. 


266 


Schlossar,  Steiermärkische  Exlibris. 


Abb.  8  Das  Chorherrenstift  Stainz  im  XVII.  Jahrhundert  nach  G.  M.  Vischers  Topographia  Duc.  Styriae,  dem  sogen.  ,, Schlösserbuch. •  • 

(Graetz  1681.) 


sogenannte  Religionsfond  zusammengesetzt.  Da 
hier  nur  die  Bücher-  und  Handschriftenschätze 
ins  Auge  zu  fassen  sind  und  das  Schicksal 
derselben  nach  der  Aufhebung  der  betreffen¬ 
den  geistlichen  Anstalt,  so  muß  betont  werden, 
„daß  die  Regierung  ehrlich  bemüht  war,  die 
wissenschaftlichen  Schätze  der  Klöster  zu  er¬ 
halten“.  Der  Kommissär  hatte  die  alten  Codices 
und  Manuskripte  in  Verwahrung  zu  nehmen 
und  falls  sich  keine  Kataloge  vorfanden,  zu 
verzeichnen.  Zur  Untersuchung  der  Kloster¬ 
archive  war  ein  „dem  Werk  gewachsener  Mann“ 
zu  verwenden.  Es  wurde  das  Bücher-  und 
Handschriftenverzeichnis  hierauf  an  die  Hof¬ 
bibliothek  in  Wien  eingesendet,  die  berech¬ 
tigt  war,  einzelnes  auszuwählen.  Die  übrigen 
Stücke  wurden  den  Lyceal-  und  Universitäts¬ 
bibliotheken  der  betreffenden  Provinz  überlassen, 
kamen  in  Steiermark  also  in  die  frühere  Lyceal-, 
die  heutige  Universitätsbibliothek.  Man  ersieht 
aus  diesem  ganz  geregelten  Vorgang,  daß  die 
meisten  Bücher  und  Handschriften  der  aufge¬ 
hobenen  steiermärkischen  Klöster,  mit  Ausnahme 
der  von  der  Wiener  Hofbibliothek  ausgewählten, 
der  Grazer  Universitätsbibliothek  ein  verleibt 
wurden,  wie  die  daselbst  ersichtlichen  Exlibris 


und  Super-Exlibris  sowohl  als  auch  die  in  man¬ 
chen  Klöstern  üblichen  schriftlichen  Eintrag¬ 
ungen  in  die  Bücher  selbst  am  besten  erweisen. 

Von  den  1782  aufgehobenen  steiermärkischen 
geistlichen  Anstalten  sind  hier  zu  nennen:  die 
Frauenklöster  der  Karmeliterinnen  und  des  Or¬ 
dens  der  Heil.  Clara  zu  Graz,  die  Clarissinnen 
in  Judenburg,  das  Benediktiner-Frauenstift  zu 
Göß,  die  Dominikanerinnen  in  Studenitz  bei 
Cilli  und  in  Mahrenberg,  die  Cölestinerinnen 
in  Marburg,  das  Paulinerkloster  zu  Ulimin  in 
Untersteiermark,  und  an  dieser  Stelle  erscheinen 
ganz  besonders  wichtig:  die  Karthause  zu  Seiz 
in  Untersteiermark  und  das  Augustiner-Chor¬ 
herrenstift  zu  Seckau,  das  1883  wieder  auf¬ 
lebte,  da  es  den  Beuraner  Benediktinern  ein¬ 
geräumt  wurde,  die  freilich  ihre  Bibliothek  ganz 
neu  begründen  mußten,  denn  der  alte  Bestand 
war  längst  verteilt. 

Noch  wichtiger  erscheinen  die  von  1783  bis 
1790  zur  Aufhebung  gelangten  Klöster  und 
Stifter.  Es  befanden  sich  unter  den  18  An¬ 
stalten,  die  damals  eingingen  und  deren  Bücher¬ 
sammlungen  somit  aufgelöst  und  den  genannten 
Bibliotheken  einverleibt  wurden,  als  hervor¬ 
ragende  :  das  Augustiner-Chorherrenstift  in  Stainz, 


Schlossar,  Steiermärkische  Exlibris. 


2  67 


das  Chorherrenstift  Rottenmann,  das  Stift  Pöllau, 
das  Zisterzienserstift  Neuberg  und  das  Benedik¬ 
tinerstift  St.  Lambrecht.  Bezüglich  des  letzteren 
sei  bemerkt,  daß  Kaiser  Franz  I.  im  Jahre  1802 
die  Restitution  des  Stiftes  wieder  durchführte, 
das  es  also  heutzutage  wieder  eine  Bibliothek 
besitzt,  freilich  ebenfalls  ohne  die  alten,  nicht 
mehr  zurückgelangten  Bestände.  Die  übrigen 
aufgehobenen  kleineren  Klöster  in  Graz,  Mar¬ 
burg,  Pettau  usw.  sind  hier  umso  weniger 
namentlich  anzuführen,  als  die  Büchersamm¬ 
lungen  derselben  weder  an  Zahl  noch  an  Wert 
des  literarischen  Materials  bedeutend  waren. 

Es  ist  aus  dem  Vorstehenden  erklärlich, 
daß  die  hier  im  Bilde  vorgeführten  Exlibris  und 
Super-Exlibris,  soweit  sie  sich  auf  die  aufge¬ 
hobenen  steirischen  Stifter  beziehen,  zumeist 
dem  Bestände  der  Grazer  Universitätsbibliothek 
entnommen  sind,  und  nach  dem  Alter  der  be¬ 
züglichen  Stifter  sollen  die  von  mir  bisher  auf¬ 
gefundenen  Stücke  ihre  möglichste 
Erläuterung  erfahren. 


wappen,  den  geteilten  Schild  mit  Hermelinpelz¬ 
werk  im  oberen  Teile,  ein  Wappen,  das  nach¬ 
weisbar  der  Gründer  Adelram  als  Heerbanns¬ 
zeichen  geführt  hat.  Das  Wappen  links  ist 
das  des  Probstes  Franz  Sigismund,  dessen 
Name  und  Titel  die  Umschrift  des  Super-Ex¬ 
libris  bildet  mit  der  Jahreszahl  1701.  Sigismund 
von  Schrott  wurde  am  24.  Mai  1700  zum  Prä¬ 
laten  erwählt;  er  hat  den  beinahe  200  Jahre 
dauernden  Streit  betreffs  der  Befreiung  der  Dom- 
pröbste  aus  der  geistlichen  Gerichtsbarkeit  durch 
ehrenvollen  Vergleich  beendet.  Dem  wirtschaft¬ 
lichen  Aufschwung  des  Stiftes  wendete  er  seine 
volle  Aufmerksamkeit  zu,  war  aber  auch  ein 
gelehrter  Mann,  Doktor  der  Theologie  und  ein 
großer  Bücherfreund.  Lange  vor  seinem  Tode 
(8.  Juli  1703)  besaß  er  schon  eine  reiche  Privat¬ 
bibliothek,  zumeist  in  schönen  gepreßten  Per¬ 
gamentbänden,  wie  deren  eine  ziemliche  Zahl  in 
der  Grazer  Universitätsbibliothek  noch  vorhanden 


Das  erste  dieser  Stifter  ist  das 
Chorherrnstift  Seckan  in  Obersteier¬ 
mark  (Abb.  2).  Es  wurde  von  Adel¬ 
ram  von  Waldeck  unter  Bewilligung 
des  Erzbischofs  Konrad  von  Salz¬ 
burg  1140  in  St.  Maria  bei  Knittel¬ 
feld  durch  Berufung  von  Augustinern 
gegründet;  da  jener  Ort  sich  zu 
unruhig  erwies,  verlegte  Adelram 
den  Sitz  seiner  geistlichen  Stiftung 
in  ein  nahes  Waldgebiet,  in  dem 
ihm  der  Sage  nach  auf  der  Jagd 
die  Gottesmutter  erschienen  war, 
wobei  eine  Stimme  ertönte:  „Hic 
secca!“  Die  Axt  wurde  an  die 
Waldbäume  gelegt  und  das  Stift 
erbaut,  in  dem  schon  1142  die 
Chorherrn  ihren  Einzug  hielten  und 
das  in  der  Folge  seines  'mehr  als 
600jährigen  Bestandes  reich  und  an¬ 
sehnlich  geworden  war.  Hervor¬ 
ragende  Persönlichkeiten,  zum  Teile 
dem  hohen  Adel  angehörig,  standen 
dem  Stifte  vor.  Die  vorliegende 
Abbildung  eines  Super- Exlibris  der 
Seckauschen  Bücherei  (Abb.  5) 
zeigt  (heraldisch)  rechts  das  Stifts¬ 


Abb.  9.  Exlibris  des  Propstes  Johann  Ernst  des  Stiftes  Pöllau  (gegen  1700.) 


268 


Schlossar,  Steiermärkische  Exlibris. 


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Abb.  io  Chorherrenstift  Pol  lau  im  XVII.  Jahrhundert  Nach  Vischers  „Schloss  erblich“  von  s6Sl» 


sind  und  wie  auch  die  Wiedergabe  des  Super- 
Exlibris  nebst  dem  Einbande  hier  nach  weist. 
Das  Super-Exlibris  ist  auf  allen  Bänden  in  Gold 
aufgeprägt,  während  die  übrigen  Pressungen 
des  mit  Schließen  versehenen  Einbandes  in 
Blinddruck  aufgeprägt  sind.  Diese  seine  schöne 
Bibliothek  wurde  nach  des  Prälaten  Tode  mit 
jener  des  Stiftes  vereinigt. 1  Unter  den  Büchern, 
die  mit  des  Prälaten  Sigismund  Super-Exlibris 
bezeichnet  sind,  befindet  sich  auch  die  prächtige 
sechsbändige  Biblia  sacra  polyglotta,  Londini, 
Thom.  Roycroft,  in  Großfolio. 

Das  Super-Exlibris  Propst  Johann  Antons 
des  Augustiner  Chorherrnstiftes  Stainz,  das  in 
den  Abbildungen  6  und  7  wiedergegeben  ist, 
findet  sich  auf  dem  Vorder-  und  Rückendeckel 
der  Acta  Sanctorum  Venetiis,  1734  ff.,  deren 
sämtliche  Bände  bis  zum  Septemberbande  mit 
diesem  Eigentumszeichen  versehen  sind.  Die 
ganz  in  braunes  Leder  gebundenen  Folianten, 
auf  denen  die  beiden  Pressungen  in  Gold  sich 
wirkungsvoll  und  deutlich  abheben,  machen  einen 
stattlichen  Eindruck.  Das  Stift  Stainz  (Abb.  8) 
wurde  1228  durch  Leutold  von  Wildon,  der 
hierfür  reiche  Schenkungen  machte,  begründet. 
Das  mächtige  Haus  der  Herren  von  Wildon, 

1  Vgl.  Gregor  Kettler,  Abtei  Seckau  in  Obersteiermark. 
Graz,  Styria,  1902. 


welche  die  Erbmarschallwürde  in  Steiermark 
bekleideten,  erlosch  1314.  Aber  mächtig  blühte 


LC. _ _  — - 

Abb.  11.  Exlibris  Hanns  Löschnigg,  gez.  von  D.  Pauluzzi. 


Schlossar,  Steiermärkische  Exlibris. 


269 


das  Stift  auf,  dessen  35  Pröbste  vielfach  edlen 
Familien  angehörten,  zur  Vergrößerung  und  Ver¬ 
schönerung  des  stattlichen  Stiftsgebäudes  nebst 
Kirche  beitrugen.  Die  Aufhebung  des  Stiftes 
erfolgte  1785  unter  dem  Probst  Johann  Anton 
von  Angelis,  der  seit  1748  dem  Stifte  Vorstand 
und  auch  für  die  Bibliothek  eifrig  und  sorgsam 
tätig  war.  Dieser  Probst  ist  es,  dessen  Super- 
Exlibris  uns  hier  vorliegt.  Es  zeigt  auf  der 
einen  Seite  das  Stiftswappen:  ein  gestürztes  See¬ 
blatt  (seit  Leutold  auch  das  Wappen  der  Wil- 
doner,  also  des  Gründers),  auf  der  Rückseite 
jedes  Bandes  des  Probstes  Johann  Anton  eigenes 
Wappen. 

Noch  liegt  ein  Super-Exlibris  aus  Stainz  auf 
einem  gepreßten  Pergamentbande  der  „Actus 
Apostolorum  a  S.  Luca  conscripti  ....  per 
Barth.  Petr.  Lintrensen“,  Duaci,  1722,  40  vor, 
das  aber  nicht  deutlich  wiedergegeben  werden 
kann.  Die  Goldpressung  zeigt  auf  der  Vorder¬ 
seite  das  Doppelwappen  von  Stainz  und  des 
Probstes  Simon:  Simon  Praepositus  Stainziensis 
lautet  die  Umschrift.  Auf  der  Rückseite  ist 
das  Bild  der  Heil.  Katharina,  der'Kirchenpatronin 


Abb.  13.  Exlibris  Jos.  Bullmann,  gez.  von  A.  Ortwein. 

Z.  f.  B.  1905/1906. 


Abb.  12.  Exlibris  des  Pöllauer  Domdechanten 
Johann  Ernst  Braun  von  ca.  1716. 


mit  dem  Rade  in  ganzer  Figur  eingeprägt. 
Außerdem  findet  sich  die  geschriebene  Inschrift 
auf  dem  Titelblatte:  „Ecclesiae  S.  Catherinae  in 
Stainz  Can.  K.  K.  Ord.  S.  Augustini  emptus  a 
D.  Simone  praeposito“.  Es  war  nur  ein  Simon 
(Eberhard)  Probst  von  Stainz,  der  1650  starb. 
Ich  kann  aber  dieses  Super-Exlibris  mit  dem 
späteren  Druckzeichen  des  Buches  nicht  recht 
vereinbaren;  sollte  auch  der  alte  Stempel  noch 
später  verwendet  worden  sein,  so  besagt  doch 
jene  Inschrift  den  Kauf  durch  den  Prälaten 
Simon. 

Das  schöne  Exlibris  des  Probstes  Johann 
Ernst  des  Augustiner  Chorherrnstiftes  Pollau 
(Abb.  9)  ist  in  einer  Zahl  von  gepreßten  Pergament¬ 
bänden  wertvoller  theologischer  Werke  enthalten, 
darunter  namentlich  einiger  seltenen  Inkunabeln. 
Das  Stift  Pöllau  (Abb.  10)  wurde  durch  Hans  von 
Neyperg,  der  ohne  Erben  als  der  Letzte  seines 
Stammes  1483  starb,  testamentarisch  gegründet. 
Infolge  von  Erbstreitigkeiten  zog  sich  die  Grün¬ 
dung  hinaus,  bis  sie  1505  durch  Papst  Julius  be¬ 
stätigt  wurde.  Einer  Reihe  von  Pröbsten  ist  die 
Erweiterung  und  Verschönerung  des  Stiftes  zu 
verdanken  sowie  die  Vermehrung  seiner  Ein¬ 
künfte.  1701  — 1725  wurde  der  prächtige,  noch 
bestehende  Kuppelbau  der  Stiftskirche  nach  dem 
Plane  des  Domes  in  Salzburg  hergestellt;  er 
bildet  eine  der  schönsten  neueren  Kirchenbauten 


35 


2  yo 


Schlossar,  Steiermärkische  Exlibris. 


Abb.  14.  Handschriftliche  Widmung  des  Andreas  von  Trautmannsdorffan  den  Prälaten  Amandus  von  Admont 

im  Innendeckel  eines  Sammelbandes. 


in  Steiermark.  Im  Jahre  1785  wurde  das  Stift 
aufgelöst.  Der  Probst  Johann  Ernst  von  Orten- 
hofen,  dessen  Exlibris  hier  vorliegt,  gelangte 
1697  zur  Oberleitung  dieses  schönen  und  be¬ 
deutenden  Instituts.  Nicht  nur  der  prächtige 
Neubau  der  Kirche  wurde  unter  ihm  begonnen 
und  vollendet,  er  war  während  seines  46jährigen 
Waltens  auch  in  ökonomischer  Beziehung  ein 
Förderer  der  Anstalt  und  ein  ganz  besonderer 
Freund  und  Kenner  der  Wissenschaften.  Johann 
Ernst  starb  1743  als  vorletzter  Stiftsprobst.  Sein 
Exlibris  zeigt  rechts  das  Wappen  des  Stiftes: 
oben  den  Heil.  Veit  (den  Kirchenpatron),  da¬ 
neben  den  nach  links  blickenden  Adler  und  die 
Gottesmutter  mit  dem  Kinde.  Im  untern  Felde 
sieht  man  einen  nach  links  springenden  Wolf.  Das 
zweite  Wappen  ist  jenes  von  Ortenhofen.  Die 
Unterschrift  des  Exlibris  enthält  im  Namen  und 
Titel  des  Probstes  nach  der  damals  gern  aus¬ 
geführten  Weise  das  Chronogramm  1700.  Dieses 
Exlibris  findet  sich  in  einer  Reihe  schön  in 
gepreßtes  Pergament  gebundener  Bände,  von 
denen  die  lateinische  Bibel  mit  den  Glossen  des 


Lyra,  Nürnberg,  A.  Koburger,  1487,  40,  und 
Lyras  „Glossa  in  universa  biblia“,  Norimbergae, 
1481,  40  hier  besonders  genannt  seien. 

Ein  Zufall  fügt  es,  daß  ich  in  der  Lage  bin, 
noch  ein  zweites  geistliches  Wappen-Exlibris 
aus  Pöllau  hier  vorzuführen.  Es  ist  jenes  des 
Pöllauer  Dcchants  Johann  Ernst  Braun  (Abb.  1 2) 
dessen  Bücher  später  ebenfalls  der  Stiftsbibliothek 
einverleibt  wurden,  aus  der  sie  in  die  Grazer 
Universitätsbibliothek  gekommen  sind.  Die  An¬ 
fangsbuchstaben,  die  das  Wappen  umgeben, 
erklärt  des  Besitzers  eigenhändige  Eintragung 
in  den  bezüglichen,  schön  in  gepreßtes  Perga¬ 
ment  gebundenen  Stücken  (P.  Fr.  Modestus  a 
S.  Joannae  Evang:  Elucidatio  literalis  ....  in 
Threnos  Jeremiae.  V eterae  Pragae.  1715  — 1719. 
3  Vol.  Fo.).  Diese  Eintragung  lautet:  „Exlibris 
Joannis  Ernesti  Braun  Can.  Reg.  et  Decani 
Pöllensis.  1716  und  1719.“  Der  Bucheigen¬ 
tümer  ist  wohl  später  im  Stifte  aufgenommen 
worden. 

Schließlich  sei  erwähnt,  daß  ein  Exlibris  mit 
Wappen  und  dem  Namen  P.  Carol.  Syhnn  1688, 


Schlossar,  Steiermärkische  Exlibris. 


27I 


Abb.  15.  Exlibris  des  Abtes  Anselm  Luerzer  von  Admont  (nach  1707). 
(V3  der  Originalgröße.) 


wahrscheinlich  eines  Konventualen 
des  Zisterzienserstiftes  Neuberg,  sich 
in  einem  Buche  befand,  das  leider 
nicht  aufzufinden  ist.  Das  Stift  in 
Neuberg  wurde  durch  Herzog  Otto 
den  Fröhlichen  im  Jahre  1327  ge¬ 
gründet,  (der  auch  in  der  noch  be¬ 
stehenden  Stiftskirche  begraben  ist), 
durch  Kaiser  Friedrich  III.  umge¬ 
baut  und  in  der  späteren  Zeit  noch 
erweitert.  Der  Besitz  dieses  Zister¬ 
zienserstiftes  vermehrte  sich  im 
Laufe  der  Jahrhunderte  bedeutend. 

39  Äbte  hatten  ihm  vorgestanden, 
als  es  im  Jahre  1786  aufgehoben 
wurde. 

Diesen  aus  den  aufgehobenen 
Anstalten  mitgeteilten,  erhaltenen 
Exlibris  und  Super -Exlibris  mögen 
sich  nun  die  erhaltenen  Bibliotheks¬ 
zeichen  aus  den  noch  blühenden 
geistlichen  Stiftern  der  Steiermark, 
und  zwar  nach  dem  Alter  der  be¬ 
treffenden  Stifte  anschließen.1  Zu¬ 
nächst  kommt  hier  die  Benediktiner¬ 
abtei  Admont  in  Betracht.  Sie  wurde 
infolge  eines  Verlöbnisses  der  from¬ 
men,  vom  Unglück  heimgesuchten 
Gräfin  Hemma,  der  Gemahlin  Wil¬ 
helms,  Grafen  von  Friesach  und  Zeltschach,  im 
Jahre  1074  gegründet.  Admont,  eines  der  be¬ 
rühmtesten  Benediktinerstifte,  hat  eine  reiche 
historische  Vergangenheit  aufzuweisen.  Es  be¬ 
saß  schon  frühzeitig  eine  prächtige  Bibliothek, 
die  sich  außerordentlich  mehrte  und  in  dem 
von  dem  Abte  Matthäus  Offner  (1751  —  U79) 
ausgebauten,  prächtig  geschmücktenBibliotheks- 
saale  ihre  Aufstellung  fand.  Dieser  Saal  ist 
einer  der  wundervollsten  Räume,  die  Bücher 
beherbergen,  und  zählt  zu  den  größten  Sehens¬ 
würdigkeiten,  die  Bibliothek  selbst  zu  einer  der 
reichsten  Sammlungen  in  Österreich.  Als  Prä¬ 
laten  in  Admont  waren  Männer  aus  den  edelsten 
Geschlechtern  tätig.  Die  Beziehungen  des  ur¬ 
alten  Adelsgeschlechtes  der  Trautmannsdorff 
reichen  bis  in  die  ältesten  Zeiten  des  Stiftes; 
1466  finden  wir  einen  Trautmannsdorffer  als 
Abt  Johann,  der  1483  starb.  Aus  der  Zeit  des 
Abtes  Amond  Huenerwolf  (1536 — 1545)  hat  sich 


in  der  Admonter  Bibliothek  ein  interessanter 
Dedikations-  und  damit  Eigentumsvermerk  des 
Stiftes  in  der  geschriebenen  Widmung  des  An¬ 
dreas  von  Tvautmannsdorjf  an  den  Abt  Amand 
erhalten  (Abb.  1 4).  Obgleich  dieselbe  kein  eigent¬ 
liches  Exlibris  im  gewöhnlichen  Sinne  genannt 
werden  kann,  möge  die  merkwürdige  Einschrei¬ 
bung  vom  Jahre  1541  doch  hier  ihre  Wieder¬ 
gabe  finden.  Der  Sammelband,  den  Traut¬ 
mannsdorff  mit  dieser  Widmung  den  Prälaten 
schenkte,  enthält  „Des  heyligen  Römischen 
Reichs  Ordnungen.  Sampt  der  Gülden  Bull  .  .  . 
Wormbs  1536“  mit  den  Adligaten  von  Karls  V. 
„Peinlicher  Gerichtsordnung“,  Mainz  1533,  und 
der„Bambergischen  Halsgerichtsordnung“,  Mainz 
1531.  —  Ein  schönes  Exlibris-Blatt  liegt  in  dem 
des  Admonter  Abtes  Anselm  vor  (Abb.  15).  Anselm 
Luerzer  von  Zechenthal  wurde  1707  zum  Stifts¬ 
prälaten  erwählt  und  starb  1718.  Er  war  für  die 
ökonomischen  Angelegenheiten  des  Stiftes  über- 


1  Für  die  Mitteilung  derselben  bin  ich  den  Herren  Stiftsbibliothekaren  von  Admont,  Rein  und  Vorau  zu  großem 
Danke  verpflichtet. 


272 


Schlossar,  Steiermärkische  Exlibris. 


aus  vorsorglich,  ebenso  für  Vervollkommnung 
der  schon  lange  bestehenden  trefflichen  Lehr¬ 
anstalten  des  Klosters.  Das  Wappen  des  von 
ihm  geführten  Exlibris  zeigt  im  oberen  Teil  die 
zwei  Rauten,  das  Wappen  des  Stiftes  Admont, 
in  den  vier  unteren  Feldern  das  Wappen  Luerzers 
von  Zechenthal  selbst.  Da  er  ein  grober  Ver¬ 
ehrer  von  Büchern  auf  verschiedenen  wissen¬ 
schaftlichen  Gebieten  war,  bereicherte  er  die 
Stiftsbibliothek  mit  zahlreichen  kostbaren  Werken. 
Seine  Freude  am  Bücherwesen  erweist  auch 
der  Umstand,  daß  er  dem  Kapuzinerkloster  zu 
Irdning  unfern  Admont  eine  reichhaltige  Biblio¬ 
thek  verehrte.1 

Des  Benediktinerstiftes  St.  Lambrecht  ist 
schon  früher  gedacht.  Dieses  Stift  wurde  vom 
Herzog  Marquard,  dem  Sohne  des  Grafen  Adal¬ 
bert  von  Avelanz,  Mürzthal  und  Eppenstcin, 
begründet;  Marquards  Sohn  Heinrich  erwirkte 
1096  die  vom  Kaiser  Heinrich  IV.  zu  Verona 


1  Über  die  Geschichte  Admonts  und  seiner  Abte  vgl. 
die  ausgezeichnete  „Geschichte  des  Benediktiner  Stiftes 
Admont“  von  R.  Jakob  Wichner,  dem  7  gelehrten  früheren 
Bibliothekar  des  Stiftes.  Sie  erschien  in  4  Bänden  zu  Graz 
1874 — 1880,  ein  Werk  ungemeiner  Gelehrsamkeit  dieses 
bedeutenden  Historikers. 


Abb.  16.  Super-Exlibris  des  Prälaten  Franz  von  Kaltenhausen 
des  Benediktinerstiftes  St.  Lambrecht  (1663). 


gefertigte  Bestätigung  der  Stiftung.  Nicht  lange 
nach  der  Gründung  dieses  Stiftes  erstand  — 
worüber  verschiedene  Legenden  erzählen  —  der 
Wallfahrtsort  Mariazell,  woselbst  ebenfalls  St. 
Lambrechter  Benediktiner  die  Seelsorge  über¬ 
nahmen  und  sie  bis  auf  den  heutigen  Tag 
führen.  Das  Stift  St.  Lambrecht  gelangte  im 
Laufe  der  Jahrhunderte  zu  großem  Aufschwung; 
seine  Abte  hatten  später  den  Rang  eines  Fürsten. 
Es  besaß  sehr  großen  Grundbesitz  und  eine  mit 
wertvollen  Büchern  und  Handschriften  prächtig 
ausgestattete  Bibliothek.  Es  ist  schon  bemerkt 
worden,  daß  St.  Lambrecht  1786  aufgehoben,  aber 
im  Jahre  1802  wieder  restituiert  wurde.  Die  in 
die  Grazer  Universitätsbibliothek  nach  der  Auf¬ 
hebung  einverleibten  Bücher  und  Manuskripte 
wurden  freilich  nicht  wieder  zurückgestellt.  Man 
berichtet,  daß  die  Bibliothek  vor  der  Aufhebung 
des  Stiftes  in  Unordnung  gebracht  worden  sei, 
da  verschiedene  Gelehrte  und  Pfarrer  Bücher 
ohne  Vermerkung  entlehnten  und  die  Rück¬ 
stellung  vergaßen,  was  zu  Verlusten  führte. 
Obgleich  mir  kein  Exlibris  aus  St.  Lambrecht 
vorliegt,  bin  ich  doch  in  der  Lage,  ein  Super- 
Exlibris  des  Prälaten  Frans  von  Kaltenhausen 


Schlossar,  Steiermärkische  Exlibris. 


Abb.  18.  Exlibris  des  Chorherrn  Albert  Joseph  Kraut 
aus  dem  Augustinerstifte  Vorau  (vor  1715). 


vom  Jahre  1663  vorzulegen  (Abb.  16).  Es  befindet 
sich  auf  allen  fünf  Bänden  eines  in  Pergament 
gebundenen  Exemplares  von  Siebmachers 
Wappenbuch  („Das  Erneute  und  vermehrte 
Teutsche  Wappenbuch.“  Nürnberg.  1657 — 72. 
Quer  40.  5  Thle.).  Auf  der  Vorderseite  zeigt 

jeder  der  Bände  das  St.  Lambrechter  Stifts¬ 
wappen1  in  Gold  gepreßt,  auf  der  Rückseite 
das  hier  wiedergegebene  Wappen  des  Prälaten 
Franz  mit  der  Umschrift  seines  Namens  und 
der  Jahreszahl  1663.  Dieser  Abt  war  während 
seiner  45  jährigen  Regierung  außerordentlich 
tätig  und  rührig.  Er  sorgte  für  den  äußeren 
Glanz  des  Stiftes  und  war  für  die  Lehranstalt 
an  demselben  eifrig  tätig.  Auch  die  Bibliothek 
aufs  beste  auszugestalten  war  er  bestrebt.  Bei 
der  Vermählung  des  Kaisers  Leopold  zu  Graz 
1673  erschien  er  mit  unter  den  hohen  Herren 
der  Empfangsdeputation  vor  dem  Schlosse 
St.  Gotthard,  in  dem  er  den  Kaiser  bewirtete. 
Er  starb  hochbetagt  1708. 

Das  weiterhin  vorgelegte  Exlibris- Wappen 
(Abb.  19)  ist  jenes  des  Prälaten  Marian  aus  dem 
Zisterzienserstifte  Rein  (nahe  bei  Graz).  Dieses 
Stift  wurde  im  Jahre  1129  von  Ottokar  des 

1  Die  Abbildung  des  Wappens  findet  sich  in  meinem 
früher  zitiertem  Aufsatze  über  Zacharias  Bartsch  im  Januar¬ 
heft  1903  der  Zeitschrift  für  Bücherfreunde,  S.  397. 


VI.  Sohne,  dem  Markgrafen  Leopold  dem  Starken, 
gegründet  und  hat  eine  große  Reihe  hervor¬ 
ragender  Persönlichkeiten  aufzuweisen,  die  ihm 
als  Prälaten  vorstanden,  viele  aus  den  edelsten 
Familien  stammend.  In  der  Gruft  der  Stifts¬ 
kirche  ist  der  Stifter  Markgraf  Leopold  be¬ 
graben.  In  einer  Kapelle  findet  sich  auch  das 
Grabdenkmal  des  Herzogs  Ernst  des  Eisernen 
von  Steiermark  (7  1424).  Der  Abt  Marian 
Pittreich,  der  das  abgebildete,  zierlich  ge¬ 
stochene  Exlibris  anfertigen  ließ,  waltete  in  den 
Jahren  1745  bis  zu  seinem  Tode  1771  des 
führenden  Amtes.  Die  neue  Stiftskirche  wurde 
von  ihm  1747  eingeweiht  und  unter  ihm  mit 
schönen  Fresken  von  Mölkh  geschmückt.  Der 
musterhaft  gehaltenen  Bibliothek  wandte  er 
hohe  Aufmerksamkeit  zu;  er  vermehrte  sie  mit 
dem  Büchernachlasse  des  Erzherzogs  Ferdinand. 
Unter  ihm  wurde  auch  die  vortreffliche  Urkunden¬ 
sammlung  der  Reiner  Chronik  zusammengestellt. 
Das  Doppelwappen  des  Exlibris  zeigt  (heral¬ 
disch)  rechts  das  alte  Wappen  des  Stiftes 
(Namen  Mariae),  links  des  Prälaten  eigenes 
Wappen  mit  dem  Monogramm  M.  A. 1 

Ein  größeres  gestochenes  Exlibris  aus  dem 
Augustiner  Chorherrnstifte  Vorau,  das  mir 

1  Ich  verdanke  dasselbe  der  Liebenswürdigkeit  der 
Herren  Bibliothekare  P.  Anton  Weiß  in  Rein  und  P.  Patriz 
Gruber  in  Vorau,  die  mich  auch  durch  höchst  dankens¬ 
werte  Mitteilungen  unterstützt  haben. 


Abb.  19.  Exlibris  des  Prälaten  Marian  Pittreich  des 
Zisterzienserstiftes  Rein  (nach  1745). 


274 


Schlossar,  Steiermärkische  Exlibris. 


Abb.  20.  Das  Augustiner  Chorherrenstift  Vor  au  im  XVII.  Jahrhundert. 
Nach  Vischers  ,, Schlösserbuch“  (1681). 


freundlich  zur  Verfügung  gestellt  wurde,  ist  das 
des  Chorherrn  Albert  Joseph  Kraut  (Abb.  18). 
Seine  Gründung  verdankt  das  Stift  Voran  (Abb.20) 
dem  Markgrafen  Ottokar  VII.  von  Steiern. 
Welche  Schätze  an  Handschriften  in  Vorau 
erliegen,  wurde  schon  eingangs  angedeutet;  die 
Bibliothek  weist  hervorragende  Werke  aus  allen 
Wissenschaften  auf  und  erfreute  sich  sorgsamer 
Aufmerksamkeit.  Auch  die  Prälaten  Voraus 
entstammten  häufig  hochangesehenen  Adels¬ 
geschlechtern;  Wissenschaft  und  Gelehrsamkeit 
wurden  stets  im  Stifte  gepflegt.  Ein  Vorauer 
Chorherr  war  der  ausgezeichnete  Historiker 
Aquilin  Julius  Cäsar  (geb.  1720,  7  1792),  der 
Herausgeber  des  Quellenwerkes  „Annales  Du- 
catus  Styriae“  (Graecii  1768 — 77),  3  Bd.  Fo., 
das  ihm  den  Namen  „Vater  der  steiermär¬ 
kischen  Geschichte“  eintrug.  Der  Chorherr 
Kraut,  von  dem  auf  dem  Exlibris-Blatte  nur  die 
Anfangsbuchstaben  des  Namens  gegeben  sind, 
war  als  Vorauer  Stiftsangehöriger  Pfarrvikar  in 
der  dem  Stifte  inkorporierten  Pfarre  Dechants¬ 
kirchen1  und  hat  selbst  ein  „Eruditorium  catho- 
licum“  abgefaßt,  dessen  Plandschrift  im  Stifte 
liegt;  er  starb  1715  und  wird  im  Catalogus 
Collegii  Voraviensis  ein  nobilis  Graecensis  und 

1  Nach  Mitteilung  des  Herrn  Bibliothekars  Gruber  in 

staben  bot.  —  2  Vgl.  J.  Wastler,  Steirisches  Künstlerlexikon. 


ein  vir  hilarius  attamen  pius  genannt  Sein 
Exlibris  findet  sich  nicht  nur  in  theologischen 
Werken,  sondern  auch  z.  B.  in  des  Valerius 
Maximus  „Neun  Bücher  von  namhafften  wunder¬ 
baren  Geschichten“,  Frankfurt  1565,  fo.,  in 
Casalicchios  „Utile  cum  dulci  d.  i.  Anmuthige 
100  Historien“,  Augspurg  1702,  40,  in  Lans- 
pergius  „Opera  omnia“,  Coloniae,  1693,  40  usw.; 
jedenfalls  scheint  er  ein  großer  Bücherfreund 
gewesen  zu  sein.  Das  zweite  hier  wiedergegebene 
Vorauer  Exlibris  mit  dem  vollen  Namen  Joh.Bapt. 
Kursky  (Abb.  21)  findet  sich  öfter  in  Büchern 
der  Grazer  Universitätsbibliothek;  es  gehörte 
dem  also  genannten  Weltpriester  und  Archi- 
diakon  des  Archidiakonats  Vorau  an,  der 
übrigens  mit  dem  Stifte  in  keiner  näheren  Ver¬ 
bindung  stand.  Da  der  darauf  genannte  Stecher 
C.  Dietell  zwischen  1735  und  1756  in  Graz 
tätig  war, 2  so  hat  der  Besitzer  der  mit  diesem 
Exlibris  gekennzeichneten  Bücher  also  um  jene 
Zeit  gelebt.  Von  den  Büchern,  in  denen  Kurskys 
Bucheignerzeichen  angebracht  ist,  nenne  ich  u.  a. 
A.  Sperellis  „Ragionamenti  pastorali“,  Venetia, 
1675,  in  4° 

»x* 

Vorau,  der  mir  auch  die  Enträtselung  der  Anfangsbuch- 
Graz  1883,  S.  14. 


Schlossar,  Steiermärkische  Exlibris. 


275 


Abb.  2i.  Exlibris  des  Vorauer  Archidiakons  Job.  Bapt.  Kursky  (ca.  1730). 


Haben  sich,  wie  die  bisher  vor¬ 
geführten  Exlibris,  aber  auch  die 
zahlreichen,  aus  den  steirischen 
Klöstern  und  Stiftern  hervorge¬ 
gangenen  gelehrten  Männer  er¬ 
wiesen,  vorzüglich  Angehörige  der¬ 
selben  mit  wissenschaftlichen  Ar¬ 
beiten,  und  zwar  nicht  nur  auf 
theologischem  Gebiete  beschäftigt 
und  dem  Bücherwesen  und  Bücher¬ 
sammlungen  ihre  besondere  Auf¬ 
merksamkeit  zugewendet,  so  waren 
doch  auch  in  den  Kreisen  anderer 
Berufsstände  des  Landes  Bücher¬ 
sammler  und  -Liebhaber  zu  finden, 
die  Gelehrsamkeit  oder  Freude  am 
Besitze  einer  wertvollen  Bibliothek 
zeigten,  wie  zahlreiche  Bücher  mit 
den  Bucheignerzeichen  der  Be¬ 
treffenden  nachweisen.  Zumal  er¬ 
scheinen  in  dieser  Beziehung  einige 
Angehörige  des  Hochadels,  von 
denen  solche  Stücke  von  mir  auf¬ 
gefunden  wurden. 

Obgleich  es  bisher  noch  nicht 
gelungen  ist,  ältere  Bibliotheks¬ 
zeichen  der  gräflichen  Familie 
Stubenberg  zu  erlangen,  so  be¬ 
stätigen  mir  die  lebenden  Ange¬ 
hörigen  dieses  berühmten  Adels¬ 
hauses  doch,  daß  solche  bestehen. 

Übrigens  bin  ich  in  der  Lage, 
das  neue,  bisher  auch  unbekannt 
gebliebene  Exlibris  einer  Dame  aus  diesem 
angesehenen  Geschlechte  hier  zuerst  zu  ver¬ 
öffentlichen,  das  nicht  nur  als  Stubenbergisches 
Bibliothekszeichen  überhaupt,  sondern  auch 
wegen  der  Eignerin  hohes  Interesse  besitzt. 
Denn  Frau  Gräfin  Anna  Stubenberg  verehe¬ 
lichte  Gräfi7i  Buttler  (Abb.  22)  ist  eine  Persön¬ 
lichkeit,  die  durch  ihr  bedeutendes  musika¬ 
lisches  Kompositionstalent  und  ihre  meisterhafte 
musikalische  Begabung  ebenso  wie  durch  ihren 
in  jeder  Richtung  bewährten  außerordentlichen 
Wohltätigkeitssinn  sich  das  höchste  Ansehen 
und  die  allgemeine  Dankbarkeit  erworben  hat. 
Zunächst  sei  mit  einigen  Worten  des  Ge¬ 
schlechtes  der  Grafen  von  Stubenberg  selbst 
gedacht.  Die  Stubenberg  sind  zweifellos  die  älteste 
Adelsfamilie  der  Steiermark  und  eines  der  ältesten 
edlen  deutschen  Geschlechter  überhaupt.  In  das 


Jahr  1042  dürfte  der  Ahnherr  Stubenberg  zu 
verlegen  sein;  ein  Wülfing  von  Stubenberg  ist 
1128  historisch  nachgewiesen,  nach  ihm  finden 
wir  zahlreiche  Stubenberger,  die  den  Namen 
Wülfing  (Wolf)  geführt  habe.  Mit  diesem  Namen 
hängt  auch  der  Wolf  im  ältesten  Wappen  des 
Geschlechtes  zusammen,  ein  Wappen,  das  später 
abgeändert  erscheint.  Die  Geschlechtsange¬ 
hörigen  der  Stubenberge,  die  sich  „Herren 
und  Grafen  von  Stubenberg“  nennen,  treten  mit 
den  edelsten  Familien  schon  frühzeitig  in  ver¬ 
wandtschaftliche  Beziehungen,  so  mit  den  Ge¬ 
schlechtern  von  Ortenburg,  Wildon,  Pettau, 
Pfannberg,  Stadeck.  Zur  Zeit  der  Adels¬ 
erhebung  in  Steiermark  für  Rudolf  von  Habs¬ 
burg  gegen  den  Böhmenkönig  Ottokar  waren 
die  Stubenberge  und  ihre  Sippen  Angehörige 
des  Bundes  und  erwarben  sich  dadurch 


2/6 


Schlossar,  Steiermärkische  Exlibris. 


besondere  Gunst  und  Gnade  der  Habsburger. 
Das  Geschlecht  teilte  sich  im  XII.  Jahrhundert 
in  drei  Aste,  und  viele  Angehörige  dieser  Äste 
bis  in  die  neueste  Zeit  bekleideten  hohe  An¬ 
stellungen  und  waren  namentlich  als  ritterliche 
Kriegsleute  ausgezeichnet.  Es  ist  hier  weder 
nötig  noch  möglich,  einzelne  hervorragende 
Persönlichkeiten  dieses  Adelsgeschlechtes  zu 
nennen;  nahezu  jedes  Platt  der 
Geschichte  Steiermarks  und 
auch  Österreichs  weist  Ver¬ 
treter  desselben  auf,  die 
in  die  Politik,  in  die 
Kämpfe  und  in  das 
öffentliche  Leben  ein- 
griffen  und  die  wich¬ 
tigsten  Rollen  dabei 
spielten.  Was  die 
Besitzungen  und 
das  Eigentum  der 
Stubenberge  in  der 
späteren  Zeit  be¬ 
trifft,  so  besaßen 
sie  reiche  Güter  in 
Ober-  und  Unter¬ 
steiermark,  eine 
Menge  von  Schlös¬ 
sern  und  Burgen  in 
allen  Gebieten  des 
Landes,  aber  auch 
in  Österreich,  Böhmen, 

Kärnten,  Friaul  usw. 

Als  Stammburg  gilt 
Stubenberg  an  der  Feist rit. 

(Abb.  23),  das  freilich  längst 
zerfallen  ist,  aber  der  noch 
bestehende  Bau  des  neuen 
Schlosses  in  der  Nähe  des  alten 
kann  gewissermaßen  als  das 
auf  jene  Stammburg  folgende  Schloßgebäude, 
in  dem  viele  der  ältesten  Stubenberger  hausten, 
als  Stammhaus  der  späteren  Glieder  des 
Geschlechtes  betrachtet  werden  und  führt 
ebenfalls  den  Namen  Schloß  Stubenberg. 
Ulrich  von  Stubenberg  hat  im  Jahre  1218 
den  Kreuzzug  mitgemacht  und  starb  dabei 
in  Damiette.  Seitdem  ist  das  Stubenbergsche 
Wappen  einer  Änderung  unterzogen  worden. 


Abb.  22.  Gräfin  Anna 
Herrin  und  Gräfin 


Es  zeigt  einen  Anker  mit  dem  Zopfe  darunter, 
worüber  die  Sage  mannigfach  berichtet.  Tat¬ 
sächlich  bestand  das  Wappen,  nachdem  die 
steirische  Linie  den  Wolf  nicht  mehr  führte,  in 
einer  Wolfsangel,  einer  Art  Wurfgeschoß,  das 
einem  umgekehrten  Anker  nicht  unähnlich  ist; 
durch  den  unteren  Ring  der  Angel  ist  der 
starke  gewundene  dazugehörige  Strick  gezogen. 

Diese  Ähnlichkeiten  mit  Anker  und 
Zopf  mögen  die  Bildung  des 
späteren  und  heutigen  Wap¬ 
pens  beeinflußt  haben.  Es 
finden  sich  über  das  Ge¬ 
schlecht  der  Stuben¬ 
berge,  seine  Besitz¬ 
ungen,  Schlosser  und 
Burgen  überhaupt 
zahlreiche  in  die 
graue  Vorzeit  zu¬ 
rückreichende 
Mären ,  die  sich 
vielfach  als  Volks- 
sagcn  eingebürgert 
haben  und  die 
allein  schon  von 
dem  außerordent¬ 
lichen  Alter  des 
Geschlechtes  Zeug¬ 
nis  ablegen.1  Gräfin 
Anna  Stubenberg, 
derzeit  vermählte  Grä¬ 
fin  zu  Buttler,  ist 
schon  seit  den  fünfziger 
Jahren  des  vorigen  Jahr¬ 
hunderts  als  Komponistin  von 
Liedern  und  Tänzen  hervor- 
„  ,  ,  getreten;  sie  lebt  mit  ihrem 

zu  Buttler,  geborene 

zu  Stubenberg.  Gemahl  in  Graz,  für  die  ruhm¬ 
vollen  Traditionen  ihres  alten 
Geschlechtes  nicht  minder  begeistert  als  für 
Kunst  und  Wissen,  und  hat,  „eine  unermüdliche 
Wohltäterin  und  Förderin  humanitärer  Zwecke, 
viele  Herzen  aufgerichtet,  manche  Not  gelindert 
und  viele  Tränen  der  Armut  getrocknet“.  Diese 
Worte  schrieb  Wurzbach  im  Jahre  18/9  über 
die  Gräfin.  Seitdem  ist  bis  auf  den  heutigen 
Tag  ihr  edles  Wirken  ununterbrochen  dasselbe 
geblieben,  ja  es  hat  sich  noch  womöglich 


1  Vgl.  in  C.  v.  Wurzbachs  Biogr.- Lexikon  des  Kaisertums  Österreich,  39  Thl.,  Wien  1879:  die  Stammtafeln  der 
Familie  und  die  vielen  Artikel  über  Angehörige  der  Familie  Stubenberg,  namentlich  auch  S.  1 1 5  ff .  daselbst  die  Biographie 
der  hier  als  Exlibris-Besitzerin  angeführte  Gräfin  Anna  Stubenberg,  vermählte  Gräfin  Buttler. 


Schlossar,  Steiermärkische  Exlibris. 


277 


Abb.  23.  Schloß  Stubenberg.  Nach  Vischers  „Schlösserbuch“  (1681). 


gesteigert,  wie  sie  auch  bis  heute  die  ihr  verliehene 
schöne  Gabe  auf  dem  Gebiete  der  Tonkunst 
pflegt.  Das  hier  wiedergegebene  Porträt  der 
Gräfin  Anna  ist  vor  einigen  Jahren  gemalt 
und  nach  einer  Photographie  des  Gemäldes 
reproduziert  worden.  Ihr  Exlibris  (Abb.  24)  zeigt 
das  Doppelwappen  der  Grafen  von  Stubenberg 
und  der  Grafen  ßuttler  (eine  Tragbutte). 

Auf  den  berühmten  Sprößling  eines  der 
Steiermark  entstammenden  hohen  Adelsge¬ 
schlechtes,  dessen  steirische  Linie  heute  noch 
blüht,  weist  das  Exlibris  des  Johann  Wilhelm 
Grafen  von  Wurmbrand-  Stuppach  hin,  dessen 
Person  allerdings  der  österreichischen  Linie  des 
Geschlechtes  angehört.  Ein  Ottomar  von  Wurm¬ 
berg  erscheint  im  XII.  Jahrhundert  als  Ahnherr 
der  Wurmbrand1,  welchen  Namen  dessen  Enkel 
angenommen  haben  sollen.  Schloß  Wurmberg  im 
steirischen  Unterlande  (Abb.  25)  dürfte  also  der 
erste  Stammsitz  gewesen  sein.  Die  Wappensage 
erzählt,  daß  in  uralter  Zeit  ein  Lindwurm  von 
dem  ritterlichen  Wurmberg  mit  brennender  Keule 
erschlagen  worden  sei.  Das  Exlibris  des  Grafen 
Johann  Wilhelm  von  Wurmbad  (Abb.  26)  findet 
sich  —  vermutlich  rühren  die  Bücher  von  einer 
Schenkung  her  —  in  verschiedenen  Werken 
der  Grazer  Universitätsbibliothek,  von  denen  ich 
namentlich  das  große  Quellenwerk  anführe 
„Veterum  aliquot  scriptorum  qui  in  Galliae 

1  Über  die  Grafen  von  Wurmbrand  vgl.  in  Wurzbachs 
Lexikon  58  Thl.  (1889),  S.  290  ff.,  über  den  Grafen  Johann 
Wilhelm  daselbst  S.  306  ff. 

Z.  f.  B.  1905/1906. 


bibliothecis  maxime  Benedictinorum  latuerunt, 
Spicilegium  . . .  opera  et  Studio  Lucae  Dacherii 
[d’Acheri] “,  Parisiis,  1655  — 1677.  40.  Es  ist  in 


k  ....  FREMIN  AUF 'BRANDENFELS, 

Z)  .  GEB,  HERRIN  UND  GRÄFIN'  2U  STUBEN  BERG 


RTüTeJW  F0RTiT(iI),N« 


mawtinwiTO 


Abb.  24.  Exlibris  der  Gräfin  Anna  zu  Butt ler, 
geb.  Herrin  und  Gräfin  zu  Stubenberg. 


36 


278 


Schlossar,  Steiermärkische  Exlibris. 


I  lerberstein. 1  E 
berühmtesten  d 


1 3  schönen  braunen  F ranzbänden  gebunden.  Auch 
einige  deutsche  staatsrechtliche  Schriften  über 
Böhmen  weisen  das  erwähnte  Bibliothekszeichen 
Wurmbands  auf.  Der  Eigner  (Abb.  27)  war  ge¬ 
boren  1670  und  starb  1750.  Er  gehört  zu  den  her¬ 
vorragendsten  österreichischen  Staatsmännern 
seiner  Zeit,  wurde  1728  Präsident  des  Reichs¬ 
hofsrates  und  war  Ritter  des  goldenen  Vließes. 
Mit  Leibniz  hatte  Graf  Wurmbrand  auch  den 
Plan  der  Gründung  einer  Akademie  der  Wissen¬ 
schaften  in  Wien  besprochen,  zu  der  es  aller¬ 
dings  nicht  gekommen  ist.  Wurzbach  erwähnt, 
daß  dem  hochverdienten  Grafen  die  Fürsten¬ 
würde  angeboten  worden  sei,  die  er  bescheiden 
dankend  abgelehnt  habe.  Auch  auf  genealogisch¬ 
wissenschaftlichem  Gebiete  erscheint  dieser  ge¬ 
lehrte  Mann  tätig;  von  seinen  Veröffentlichungen 
sind  namentlich  die  anonym  herausgegebenen 
„Collectanea  genealogica-historica“  (Wien  1705) 
fo.  hervorzuheben.  Über  den  Verbleib  der 
jedenfalls  bedeutenden  Bibliothek  dieses  Staats¬ 
mannes  und  Gelehrten  ist  leider  nichts  bekannt 
geworden.  Nur  die  in  der  Universitätsbibliothek 
zu  Graz  durch  das  vorgeführte  Exlibris  als  Be¬ 
standteile  derselben  gekennzeichneten  Bücher 
geben  einen  beiläufigen  Begriff  von  dem  Charakter 
dieser  Sammlung. 

Ein  Exlibris  und  ein  Super-Exlibris  von 
Angehörigen  der  rühmlichst  bekannten  Familie 


1  Zeitschrift  für  Bücherfreunde  VIII.  Jahrgang,  April¬ 
heft  1904,  am  Schlüsse  meines  Aufsatzes  über:  Sigmund  von 
Herberstein  und  seine  „Moscovia“,  woselbst  ich  kein  Ex¬ 
libris  des  Sigmund  von  Herberstein  beibringen  konnte.  Das 
nunmehr  hier  abgedruckte  verdanke  ich  der  Freundlichkeit 
des  Herrn  Stiftsbibliothekars  in  Admont,  der  mir  das  Blatt 
zur  Reproduktion  überließ. 


der  Freiherrn  und  späteren 
Grafen  von  1  lerberstein,  die 
ich  hier  vorfuhren  kann, 
bieten  gewissermaßen  eine 
Ergänzung  der  von  mir  an 
dieser  Stelle  schon  veröffent¬ 
lichten  Bucheignerzeichen  der 
ist  von  den 
Geschlech¬ 
tes,  dem  Frcihcrm  Sigmund 
zu  Herberstein,  bisher  kein  Ex¬ 
libris  aufzufinden  gelungen. 
I  lier  erscheint  nun  ein  solches 
in  vortrefflichem,  kräftigen, 
sorgfältigen  Kupferstiche  aus¬ 
geführt  (Abb.  29).  In  bezug  auf  das  Wappen 
und  die  Helmkrönungen  kann  auf  das  in 
meinem  unten  in  der  Fußnote  zitierten  Aufsatze 
über  den  Freiherrn  Sigmund  und  die  Familie 
Herberstein  Gesagte  verwiesen  werden.  Zu  be¬ 
merken  wäre  noch,  daß  auf  dem  mehr  als 
doppelt  so  großen  Originalblatte  das  Wort: 
„Sigmund“  über  dem  Wappen  offenbar  vom 
Freiherrn  selbst  mit  Tinte  geschrieben  hinzu¬ 
gefügt  erscheint.  —  Von  Interesse  ist  auch  das 


Abb.  26.  Exlibris  des  Joh.  Wilh.  Grafen  von 
Wurmbrand-Stuppach  (ca.  1720). 


Schlossar,  Steiermärkische  Exlibris. 


279 


aus  späterer  Zeit  herrührende  Super-Exlibris 
des  Grafen  Johann  Anton  Seifried  von  Herber¬ 
stein  (Abb.  28).  Er  findet  sich  auf  einem  schönen 
braunen  Franzbande  der  Grazer  Universitäts¬ 
bibliothek,  enthaltend  „Dictionnaire  oeconomique 
. . .  par  Noel  Chomel.  III  edit.  rev.  par  J.  Marcet“, 
Amsterdam,  1732.  Fo.,  2  Teile  in  einem  Band 
gebunden.  Graf  Johann  Anton  Seyfried,  geboren 
1706,  bekleidete  1762 — 1765  die  hohe  Stellung 
eines  Hofkammerpräsidenten  in  Wien.  Früher 
schon  hat  er  sich  um  die  Hebung  des  Seehafens 
von  Triest  verdient  gemacht.  Daß  er  wirt¬ 
schaftlichen  und  Handelsgegenständen  Aufmerk¬ 
samkeit  zugewendet,  erweist  das  genannte,  früher 
ihm  gehörige  Werk.  Dieser  Staatsmann  starb 
1771  in  Graz. 

An  die  alte  steiermärkische  Buchdrucker¬ 
familie  der  Beck-Widmanstetter  erinnert  das 
weitere  Exlibris  mit  Wappen  des  landschaft¬ 
lichen  Sekretarius  Gottfried  von  Bokh  {Beck), 
Herrn  zu  Moosbrunn  (Abb.  32).  Das  Schloß 
Moosbrunn  (Abb.  33)  liegt  östlich  von  Graz  in 
der  Nähe  der  Stadt;  die  Herrschaft  wurde  1538 
von  König  Ferdinand  zu  einem  Freigute  erhoben 


Abb.  28  Super-Exlibris  des  Joh.  Anton  Seifried  Grafen 
von  Herber  tein  (ca.  1750). 


Abb.  27.  Johann  Wilhelm  Graf  von  Wurmbrand- 
Stuppach  (1670—1750). 


und  war  in  den  Händen  verschiedener  Besitzer. 
Später  besaß  es  die  erwähnte  Buchdruckerfamilie, 
deren  Angehörige  schon  von  1585  an  in  Graz  die 
schwarze  Kunst  ausübten.  Etwa  um  1690  kam 
der  Buchdruckereibesitzer,  Advokat  und  Land¬ 
schaftssekretär  Dr.  Gottfried  von  Beck,  ein  den 
Wissenschaften  und  Künsten  überaus  ergebener 
Mann,  in  den  Besitz  des  Gutes  und  nahm  einen 
Umbau  vor,  wie  ihn  die  hier  beigefügte  Ab¬ 
bildung  33  darstellt.  Dr.  Beck  starb  1706.  Heute 
noch  heißt  der  längst  in  anderen  Händen  be¬ 
findliche  Hof  das  Buchdruckerschlößchen.  Das 
Exlibris  findet  sich  in  einem  Oktavpergament¬ 
bande  der  Grazer  Universitätsbibliothek,  der 
von  dem  historischen  Sinne  des  Besitzers  Zeug¬ 
nis  ablegt.  Er  enthält  „Angerii  Gislenii  Busbe- 
quii  D.  legationis  Turcicae  Epistolae  quatuor . 
Hanoviae  Typ.  Wechelianis  1605.  Wer  denkt 
dabei  nicht  an  die  bei  Lebzeiten  Dr.  Becks 
neuerlich  in  Steiermark  drohende  Türkengefahr, 
gegen  die  1683  die  umfassendsten  Verteidigungs¬ 
maßregeln  getroffen  wurden!1 

1  Über  die  Familie  Beck-Widmenstetter  vgl.  den  in¬ 
struktiven  Aufsatz  von  Dr.  Friedrich  Ahn  „Die  Druckerpresse 
Widmenstetters  zu  Graz“  in  den  „Mitteilungen  des  öster¬ 
reichischen  Vereins  für  Bibliothekswesen.  VIII.  Jahrg.,  Wien 
1904,  S.  144  ff.,  worin  Dr.  Gottfried  Beck  als  Leiter  der 
Buchdruckerei  von  1705 — 1706  angeführt  erscheint.  Daselbst 
finden  sich  auch  reichliche  weitere  Literaturangaben. 


28o 


Schlossar,  Steiermärkische  Exlibris. 


Der  Vollständigkeit  wegen  sei,  wennselbst 
hier  keine  neuerliche  Wiedergabe  erfolgt,  an¬ 
geführt,  daß  auch  ein  Exlibris  eines  Mitgliedes 
der  alten  steirischen  Adelsfamilie  von  Steinach 
aufgefunden  wurde.  Es  gehörte  nach  der  In¬ 
schrift  dem  Johann  Jakob  von  Stainach  (Steinach) 
und  rührt  aus  dem  XVI.  Jahrhundert  her.  Es 
findet  sich  abgebildet  in  der  Exlibris-Zeitschrift, 
Jahrgang  XIV  (1904),  Seite  169.  Die  Familie 
der  Steinach  stammt  aus  dem  Oberlande  der 
Steiermark,  wo  noch  der  Ort  Steinach  mit  dem 
einfachen  Schloßgebäude  an  sie  erinnert.  Übrigens 
liegen  die  alten  Gebäude  der  Ritter  von  Steinach 
längst  in  Trümmern.  Heutzutage  finden  wir  in 
den  noch  blühenden  Grafen  von  Steinach  die 
Abkömmlinge  der  alten  Familie. 

Wenn  auch  wohl  außer  in  den  geistlichen 


und  adeligen  Bibliotheken  zu  jener  Zeit  in 
der  Steiermark  eigentliche  Exlibris  sehr  selten 
üblich  waren,  die  ja  auch  anderwärts  nur  noch 
einzelne  Gelehrte  und  etwa  reiche  Bücherlieb- 
haber  führten,  so  pflegte  doch  mancher  sein 
Buch  durch  eine  Eintragung  auf  der  Innenseite 
des  Deckels  zu  bezeichnen,  auch  wohl  dessen 
I  Ierkunft  anzuführen.  Eine  solche  Einzeichnung, 
die  zugleich  als  Eigentumsvermerk  gilt,  liegt 
in  der  hier  wiedergegebenen  des  Andr.  Reinh. 
Schubert  (Abb.  30),  Schulmeisters  in  Leoben 
(Loiben,  wie  die  Stadt  heute  noch  im  Volks¬ 
munde  genannt  wird)  vor,  die  sich  in  dem  Werke 
Leonhard  Rudolfs:  „Beischreibung  der  Raiß  .  . 
gegen  Auffgang  in  die  Morgenländer  . . .“  Augs¬ 
burg,  G.  Willers,  1583,  40  befindet.  Sic  er¬ 
weist  uns  zugleich  das  Interesse  des  damaligen 
Lcobener  Schulmeisters  für  die 
Kenntnis  der  fernen  Länder  und 
zeigt  seine  klare,  deutliche  Schrift. 

Dagegen  kann  hier  ein  wirkliches 
Exlibris-Blatt  eines  Beamten  derselben 
alten  Bergstadt  Leoben  in  Obersteier¬ 
mark  wiedergegeben  werden,  das  von 
Interesse  sein  dürfte.  Es  ist  jenes 
des  Doktors  beider  Rechten,  Johann 
Franz  Haydt  (Abb.  34),  der  die 
Stellung  eines  Syndikus,  also  eines 
magistratlichen  Rechtsvertreters  der 
Stadt,  bekleidete.  Er  scheint  ein 
frommer  Herr  gewesen  zu  sein,  wie 
der  bekannte  Spruch  des  Psalmisten 
über  dem  Wappen  „Timor  domini 
initium  sapientiae“  nachweist,  sowie 
auch  die  Krönung  des  W appens 
mit  dem  heiligen  Antonius,  der  das 
Jesuskind  auf  dem  Arme  hat.  Dr. 
Haydt  dürfte  adeliger  Abstammung 
gewesen  sein;  daß  er  aus  Ansbach 
in  Baiern  gekommen,  erweist  der 
seinem  Namen  und  Titel  beigefügte 
Zusatz.  Das  Exlibris  ist  mit  der 
Jahreszahl  1676  bezeichnet;  der  Be¬ 
sitzer  hat  nach  1680  außerdem 
selbst  seinen  Namen  in  die  Bücher 
eingetragen,  in  denen  dieses  Biblio¬ 
thekszeichen  sich  befindet  und  die  auf 
irgend  eine  Weise  (Veileicht  durch 
Aufhebung  des  Stiftes  Göß  bei 
Leoben)  in  die  Grazer  Universitäts¬ 
bibliothek  gelangt  sind.  Näheres  über 


S/OiA<vn£> 

Fkeyher^  ZV  Hemjeulstatn  . 
Neiperg.  vn>  GVetemhag  * 


Abb.  29.  Exlibris  des  Sigismund  Freiherrn  zu  Herberstein  (ca.  1560'. 
(V-i  der  Originalgröße.) 


Schlossar,  Steiermärkische  Exlibris. 


28l 


Abb.  30.  Eintragung  des  Loebener  Schulmeisters  Andr.  Reinh.  Schubert  in  Rudolfs  Reisebeschreibung  von  1583. 


^lirtjrrrri  lioii  Bolnjflcr 


Abb.  31.  Exlibris  Peter  Rosegger. 


Abb.  32.  Exlibris  des  Gottfried  von  Bökh  (Beck) 
zu  Moosbrunn  (ca.  1695). 


282 


Schlossar,  Steiermärkische  Exlibris. 


worauf  der  Auerhahn 
und  die  Gemse,  sowie 
unten  Eispickel, Schnee¬ 
schuhe  etc.  Hinweisen. 
Baumeister  Bullmann, 
ein  froher  Bücherlieb¬ 
haber,  besitzt  auch  eine 
erlesene  Sammlung  von 
Werken  über  Steier¬ 
mark. 

2.  Exlibris  des  Med. 
Dok  tors  II.  Lösch  nigg 
in  Graz  (gezeichnet  von 
D.  Pauluzzi),  der  alte 
Werke  und  Antiqui¬ 
täten  sammelt(Abb.  1 1 ). 

Abb.  33.  Schloß  Moosbrunn.  Nach  Vischers  ,, Schlösserbuch“  (1081).  J  Unter  der  Weiblichen 

Figur  zeigt  sich  im 

ihn  ist  mir  nicht  bekannt  geworden.  Daß  er  Umriß  das  Wappentier  des  steirischen  Panthers, 
ein  feiner  Bücherkenner  gewesen  und  ein  sehr  ( )ben  hinter  den  Insignien  der  I  leilkunst  sehen 
gebildeter,  ja  gelehrter  Mann,  zeigt  das  Vor-  wir  ebenfalls  im  Umrisse  den  Uhrturm  des 
handensein  des  Exlibris  in  einer  schönen  Oktav-  Grazer  Schloßberges,  das  Wahrzeichen  der 
ausgabe  von  Homers  Ilias,  Venetiis,  Aldus  et  Stadt. 

Andr.  Asulamus  Socer,  1524.  Es  findet  sich  3.  Exlibris  des  Rechtsanwaltes  Dr.  Friedrich 
auch  in  einer  Folioausgabe  „Angeli  Politiani  Ritter  von  Wurzbach,  von  Professor  Emil  Moser 
Opera“,  Basileae,  1 553.  — Beachtenswert  erscheint  ausgeführt  (Abb.  4).  Dr.  von  Wurzbach  ist  der 
der  auf  dem  Blatte  genannte  Stecher  Manasser.  Sohn  des  Verfassers  des  großen  vielbändigen 
Es  ist  dies  derselbe  tüchtige  Kupferstecher 
Johann  Kasper  Manasser  (geb.  1640  in  Graz, 
gest.  1684  daselbst),  den  Wastler 1  aus  der  Künst¬ 
lerfamilie  der  Manasser  besonders  hervorhebt 
und  dessen  bekannt  gewordenen  Stiche  auch 
daselbst  einzeln  angeführt  werden.  Dieses  Ex¬ 
libris-Blatt  kommt  aber  nicht  darunter  vor,  er¬ 
gänzt  somit  das  Verzeichnis. 

Leider  ist  es  mir  nicht  gelungen,  Exlibris- 
Blätter  steiermärkischer  Provenienz  aus  den 
letzten  Jahrzehnten  des  XVIII.  Jahrhunderts 
und  solche  aus  dem  XIX.  Jahrhundert  bis  in 
die  achtziger  Jahre  zu  erlangen.  Eine  Auswahl 
neuester,  sei  es  in  Hinsicht  der  Ausführung,  sei 
es  mit  Rücksicht  auf  die  Persönlichkeit  be¬ 
merkenswerter  Stücke  möge  die  Darstellung 
abschließen.  Es  sind  dies  die  folgenden: 

1.  Exlibris  des  Baumeisters  Josef  Bullmann 
in  Graz  (Abb.  13),  gezeichnet  von  dem  f  Pro¬ 
fessor  A.  Ortwein.  Es  stellt  zwischen  dem 
Zirkel  die  Villa  Bullmanns  dar;  der  Eigner 
huldigt  auch  dem  Touristen-  und  Jägersport, 


1  Wastler,  Steirisches  Künstlerlexikon.  S.  97. 


Abb.  34. 


Exlibris  des  Dr.  Jos.  Franz  Haydt,  Syndikus 
der  Stadt  Leoben  (1676). 


Schlossar,  Steiermärkische  Exlibris. 


283 


„Lexikons  des  Kaisertums 
Österreich“  Konstantin  Rit¬ 
ters  von  Wurzbach. 1 

4.  Exlibris  des  Journa¬ 
listen  und  Redakteurs  der 
Grazer  T  agespost  Joseph 
Stradner  von  Emil  Moser 
(Abb.  3).  Stradner  ist  durch 
seine  Publikationen  „Rund 
um  die  Adria“  als  vortreff¬ 
licher  Kenner  des  adriati¬ 
schen  Ufergebietes  bestens 
bekannt.  Aus  diesem  Grunde 
hat  er  den  Markuslöwen  mit 
dem  Buche  zum  Vorwurfe 

seines  Bibliothekszeichens 
gewählt. 

5.  Doppel -Exlibris  der 

Doktoren  der  Rechte:  Adolph  und  Heinrich  Traunsee  mit  dem  Schlosse  Orth  bei  Gmunden 
Schoenwiese  (Abb.  35).  Dieses  schön  gestochene  und  die  Felsmauer  des  Traunsteins. 

Blatt  eines  jungen  vielversprechenden  Künstlers  6.  Das  schöne  Kupferdruckexlibris  des  be¬ 
zeigt  die  Gestalten  der  Justitia  und  der  Forestia.  rühmten  Dichters  Peter  Rosegger  (Abb.  31),  das 
Dr.  Adolph,  mein  alter,  leider  1904  plötzlich  vom  ihm  anläßlich  seines  60.  Geburtsfestes  1903  von 
Tode  ereilter  Freund  war  Sekretär  der  steier-  dem  Zeichner  gewidmet  wurde, 
märkischen  Sparkasse  zu  Graz,  sein  Sohn  7.  Das  Exlibris  des  Museal-Direktors  Carl 
Heinrich  ist  wissenschaftlicher  Forstbeamter  in  Lacher  in  Graz  von  Emil  Moser  (Abb.  1).  Es 
Gmunden.  Man  sieht  im  Hintergründe  den  zeigt  in  der  Mitte  den  Schild  mit  dem  steirischen 

Panther,  darüber  den  „Landschadenbund“  ge¬ 
nannten  Pokal,  das  Prachtstück  des  Museums  in 
getriebener  Silberarbeit,  angeblich  ein  Werk 
Wenzel  Jamnitzers. 

8.  Exlibris  des  akademischen  Bildhauers 
Professor  Hans  Brandstetter  von  ihm  selbst 
entworfen  (Abb.  17).  Brandstetter,  seinerzeit  mit 
Robert  Hamerling  befreundet,  hat  mehrere 
Büsten  des  berühmten  Dichters  gefertigt;  auch 
eine  Reihe  schöner  Grabdenkmäler,  namentlich 
das  Grabdenkmal  Plamerlings  selbst,  rühren  von 
ihm  her,  ebenso  verschiedene  Reliefs,  Heiligen¬ 
statuen,  Plaketten  (zum  Beispiel  die  Roseggers) 
und  andere  plastische  Kunstwerke. 

9.  Exlibris  des  Verfassers  dieser  Zeilen  von 
Emil  Moser  (Abb.  36),  auf  des  Eigners  biblio¬ 
thekarische  Tätigkeit  deutend  und  ebenfalls  den 
steirischen  Panther  aufweisend.  Der  über  dem 
Schlosse  schwebende  Aar  bezieht  sich  rebus¬ 
artig  auf  den  Namen  des  Eigners. 

Damit  sei  die  Aufzählung  und  dieser  Ver¬ 
such,  alle  bemerkenswerten  Exlibris  eines  kleinen 


1  Das  Lexikon  ist  auch  in  diesem  Aufsatze  öfter  zitiert. 


Abb.  36.  Exlibris  Anton  Schlossar, 
gez.  von  Emil  Moser. 


Ebstein,  Gedichte  Bürgers  in  ältester  Fassung. 


284 


tibgegrenzten  Ländergebietes  in  historischer 
Folge  darzustellen,  geschlossen.  Sollten  sich 
weitere  wertvollere  alte  und  neuere  Blätter  in  der 
Folge  aus  dem  behandelten  Gebiet  vorfinden, 


so  durfte  Gelegenheit  geboten  sein,  noch  einmal 
zur  Ergänzung  des  Vorliegenden  darauf  zuruck- 
zukommen.  Mitteilungen  zur  Sache  werden 
mir  stets  willkommen  sein. 


Gedichte  Bürgers  in  ältester  Fassung. 

o  o 


Von 

Dr.  Erich  Ebstein  in  Göttingen. 


Eduard  Grisebach  zum  60.  Geburtstage 
(9.  Oktober  1905)  gewidmet. 


er  erste,  der  bereits  1872  auf  den  Text 
der  Biirgerschen  Gedichtausgabe  von 
1789  zurückging,  war  Eduard  Grise¬ 
bach ;  ihm  folgte  August  Sauer  1884  mit  seiner 

Da- 

Arnold  E.  Berger  (1891)  seiner 


kritischen  Ausgabe  von  Bürgers  Gedichten 


gegen 


legte 


Ausgabe,  in  der  er  die  Gedichte  nach  der  Zeit¬ 
folge  der  Entstehung  ordnete,  überall  die  ältesten 


vollständigen 


Fassungen 


zu  gründe  und 


fügte 


den  vollständigen  kritischen  Apparat  bei,  sodaß 
hier,  wie  Berger  sich  selbst  ausdrückt,  „die  Ent- 
wickelung  des  Textes  wie  des  Dichters  selbst 
zum  ersten  Male  bequem  überblickt  werden 
kann.“ 

Da  ich  im  folgenden  bisher  größtenteils  un¬ 
bekannte  Bürgersche  Lieder  in  ältester  voll¬ 
ständiger  Fassung  mitteilen  werde,  so  beziehe 
ich  mich  am  bequemsten  auf  den  in  der  Berger- 
schen  Ausgabe  sehr  sorgfältig  behandelten,  aber 
leider  Bürgers  Orthographie  nicht  wiedergeben- 
denText.  Falls  nichts  anderes  bemerkt  ist,  werde 
ich  des  öftern  verweisen  auf  Bertliold  Hoenigs 
vortreffliche  Arbeit  „Nachträge  und  Zusätze  zu 
den  bisherigen  Erklärungen  Bürgerscher  Ge¬ 
dichte“  (Zeitschrift  für  deutsche  Philologie,  Bd.  26. 
1894,  S.  493 — 540),  welche  ich  in  manchen 
Punkten  ergänzen  kann.  Die  unbekannten 
Stücke,  jetzt  im  Besitze  der  Literatur- Archiv- 
Gesellschaft  zu  Berlin1  (aus  dem  Nachlasse  Karl 
Weinholds)  kann  ich  dank  der  zuvorkommenden 
Liebenswürdigkeit  des  Vorsitzenden  dieser  Ge¬ 
sellschaft,  des  Herrn  Professors  Dr.  Erich 
Schmidt,  veröffentlichen,  wofür  ich  ihm  auch 


an  dieser  Stelle  meinen  verbindlichsten  Dank 
ausspreche. 

Bürger  hat  bekanntlich  in  seiner  ersten  Ge¬ 
dichtausgabe  von  1 778  einen  großen  Teil  der 
Stücke  mit  einer  Jahreszahl  versehen.  Daß  er 
die  chronologische  Ordnung  indes  nicht  streng 
eingehalten  hat,  gesteht  er  uns  selbst  in  seinem 
an  Boie  gerichteten  Briefe  vom  6.  April  1778, 
wo  es  heißt  (Strodtmann  2,  268):  „Du  wirst 
manchmal  über  das  Datum  lächeln,  das  über 
jedem  Stücke  steht  Ich  konnte  mir  nicht 
helfen;  ich  mußte  bisweilen  lügen,  oder  nach 
bloßem  Ongefähr  dasselbe  bestimmen,  weil  ich 
die  Stücke,  wovor  Kupfer  zu  stehen  kommen, 
verhältnismäßig  durch  das  ganze  Werk  ver¬ 
theilen  mußte.  Indessen  wird  sie  doch  ongefähr 
größtentheils  in  der  Ordnung  verfertigt,  wie  sie 
da  stehen.  Wer  kan  mich,  außer  dir,  gros 
Lügen  strafen:  Wir  wollen  uns  nun  an  den 
aesthetischen  Narren  belustigen,  die  aus  dieser 
Chronologie  den  Fortschritt  meines  Geistes  dar- 
zuthun  sich  bemühen  werden.“ 

Indes  können  wir  Bürger  heute  ganz  gut  in 
seine  Karten,  d.  h.  in  seine  literarische  Werk¬ 
statt  gucken,  und  wir  werden  dabei  sehen,  daß 
er  uns  nicht  so  sehr  irre  geführt  hat  mit  seiner 
Chronologie,  wie  wir  bisher  glaubten.  Ein  ganz 
reines  Bild  des  Fortschritts  seines  Geistes  konnten 
wir  bisher  nur  darum  nicht  bekommen,  weil 
uns  zu  den  von  Bürger  gegebenen  Entstehungs¬ 
zeiten,  die  übrigens  zumeist  die  erste  Konzep¬ 
tion  bezeichnen,  die  entsprechenden  ersten 
Fassungen  fehlten.  Und  darin  sind  wir  jetzt 


Die  betreffenden  Stücke  sind  hier  mit  einem  *  gekennzeichnet. 


Ebstein,  Gedichte  Bürgers  in  ältester  Fassung. 


285 


—  denke  ich  —  ein  gut  Stück  weiter  gekom¬ 
men!  Was  die  „aesthetischen  Narren“  anlangt, 
zu  denen  man  sich  nach  Bürgers  Ausdrucks¬ 
weise  erniedrigt,  so  möchte  ich  hier  nur  an  die 
Worte  Lessings  im  19.  Literaturbrief  erinnern: 
„Verbesserungen,  die  ein  Dichter  wie  Klopstock 
in  seinen  Werken  macht,  verdienen  nicht  allein 
angemerkt,  sondern  mit  Fleiß  studiert  zu  werden“, 
und  an  die  von  Goethe  in  bezug  auf  Wieland: 
„Es  ist  .  .  .  nicht  zuviel  gesagt,  wenn  wir  be¬ 
haupten,  daß  ein  verständiger  fleißiger  Literator 
durch  Vergleichung  der  sämtlichen  Ausgaben 
unseres  Wielands  .  .  .  allein  aus  den  stufenweisen 
Korrekturen  dieses  unermüdet  zum  Bessern  ar¬ 
beitenden  Schriftstellers  die  ganze  Lehre  des 
Geschmacks  würde  entwickeln  können.  Jeder 
aufmerksame  Bibliothekar  sorge,  daß  eine  solche 
Sammlung  aufgestellt  werde  .  .  .“  Sollte  das 
nicht  auch  für  Bürger  gelten,  zu  dessen  letzter 
Lebensaufgabe1  es  gehörte,  eine  ausführliche 
„Rechenschaft  über  die  Veränderungen  in  der 
Nachtfeier  der  Venus“  zu  geben?  (Vgl.  Grise- 
bach  1 894,  S.  443  ff.)  Erinnern  wir  uns  noch 
der  Zeilen  Bürgers  aus  dem  Briefe  an  Philip¬ 
pine  Gatterer  (vom  5.  Febr.  1781):  „Ich  habe 
es  gar  keinen  Hehl,  daß  ich  die  meisten  meiner 
Gedichte  wohl  10  und  zwanzigmal  abgeschrieben 
habe.  Was  sie  an  Präcision  des  Ausdrucks, 
Leichtigkeit,  Wolklang  kurz  an  jeder  Art  poeti¬ 
scher  Volkommenheit,  es  sey  nun  viel  oder 
wenig,  an  sich  haben,  das  rührt  lediglich  von 
diesem  öftern  Schreiben  und  abschreiben  her. 
Den  Laien  läßt  sichs  allenfals  wohl  weiß  machen, 
daß  man  in  poetischer  Begeisterung  ein  schönes 
Gedicht,  so  wie  es  dasteht,  ohne  ein  Wort 
nachher  zu  ändern,  auf  das  erste  Blättchen 
Papier  hingeworfen  habe.  Allein  die  Geweihten 
wissen,  was  sie  davon  halten  sollen.“ 

„Oft,  wenn  es  erst  durch  Jahre  durchgedrungen, 

Erscheint  es  in  vollendeter  Gestalt  — “ 

und  weiter  in  demselben  Briefe  schreibt  Bürger: 
„Ich  habe  noch  ein  andres  Buch  zur  Kladde. 
Hierin  steht  alles,  was  ich  von  Jugend  auf  ge-^ 
verselt  habe.  Dieses  Buch  ist  mir  theurer  und 
werther  als  irgend  ein  andres.  Denn  ich  kann 
daraus  ersehen  wie  die  anfangs  rohen  Bären 


nach  und  nach  geleckt  und  endlich  das,  was 
sie  nun  sind  geworden.  Und  das  sind  mir  bis¬ 
weilen  sehr  interessante  Rück -Erinnerungen.“ 

Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  mögen,  da 
uns  diese  Gedichtkladde  verloren  ist, 2  die  folgen¬ 
den  Mitteilungen  betrachtet  werden. 

Minnelied  (Lust  am  Liebchen). 

Mit  Hoenig  nehme  ich  Bürgers  Datierung 
vom  Juni  176g  an;  zwar  erst  am  20.  Sept.  1771 
sendet  er  die  früheste  Fassung,  die  wir  aus 
W.  v.  Maltzahns  Nachlaß  kennen,  an  Gleim 
(Gegenwart  1899,  S.  70).  Hier  nur  die  erste 
Strophe  zur  Orientierung: 

Minnelied. 

Wie  seelig,  wer  sein  Mädchen  hat 

Wie  seelig  lebt  der  Mann  ! 

Auf  jedem  Dorf  in  jeder  Stadt 

Gefällt  es  ihm  alsdann 

usw. 

„Übrigens“,  bemerkt  hierzu  mit  Recht  der 
Herausgeber  (1.  c.  S.  71)  „läßt  ein  Vergleich  des 
frischen  ersten  Wurfes  erkennen,  wie  sehr  A. 
W.  Schlegel  und  Hettner  recht  hatten,  sich  in 
Bürgers  Gedichten  stets  für  die  älteren  Lesarten 
zu  entscheiden.“ 

Stutzerballade. 

Das  erste  Gedicht  Bürgers,  das  Boie  kennen 
lernt,  ist  die  „Stutzerballade“3,  die  er  im  De¬ 
zember  1769  Gleim  vorliest  und  von  der  er, 
als  es  sich  um  die  chronologische  Ordnung  der 
Gedichte  in  der  ersten  Sammlung  von  1778 
handelt,  bemerkt,  daß  sie  sehr  verändert  werden 
müßte,  wenn  sie  an  der  Spitze  stehen  solle 
(Strodtmann  II,  250). 

Gedruckt  wurde  das  Gedicht  bekanntlich 
zuerst  in  den  bei  M.  Ch.  Bock  erschienenen 
Unterhaltungen,  IX.  Band,  S.  231  f.,  anonym. 
Als  Zeit  der  Konzeption  gibt  Bürger  den 
August  176g  an,  und  wir  brauchen  nicht  daran 
zu  zweifeln.  Die  Fassung,  die  ich  folgen  lasse, 
scheint  mir  jünger  zu  sein  als  die  in  den  Ham¬ 
burger  Unterhaltungen  gedruckte,  welch  letztere 


1  Vgl.  das  Gespräch  Bürgers  mit  Matthisson  am  26.  Februar  1794  (E.  Ebstein,  F.  v.  Matthissons  Aufenthalt  in 
Göttingen,  Hannoversche  Geschichtsblätter  1903,  S.  358.) 

2  Vgl.  den  Brief  L.  Chr.  Althofs  an  Boie  vom  23.  Okt.  1797:  „Das  große  Buch  hat  sich  unter  seinem  Nachlasse 
nicht  gefunden“  (Mitteilungen  aus  dem  Literatur-Archiv  1904.  S.  237  ff.) 

3  Hieß  zuerst  nur:  ,,Ballad“(!);  „Stutzer“  ist  erst,  wie  aus  der  mir  vorliegenden  Handschrift  ersichtlich,  hinzugefügt. 

Z.  f.  B.  1905/1906.  37 


286 


Ebstein,  Gedichte  Bürgers  in  ältester  Fassung. 


übrigens  in  allen  Gedichtausgaben  Bürgers,  selbst 
in  der  von  A.  E.  Berger,  textlich  nicht  berück¬ 
sichtigt  worden  ist;  ich  habe  die  Varianten  nicht 
besonders  notiert;  hier  nur  einige:  Zeile  24: 
„Beiindens“,  Zeile  37:  „Kleiner“,  Zeile  48: 
„vollen“,  Zeile  54:  „Ihr,  neidenswerthe“.  Die 
Numerierung  der  einzelnen  Strophen  —  mit 
Überspringen  von  8  —  rührt  von  Bürger  her. 

Stutzcrballad.  * 

Freund  Amor,  kannst  du  machen; 

Für  einen  hübschen  Kuß 
Daß  mir  Agneschen  lachen 
Aus  frommen  1  Augen  muß  ? 

2. 

O  allerliebste 2  Sachen, 

Die  ich  kaum  nennen  kann, 

Schenkt’  ich  für  dieses  Lachen 
Dir,  lieber  kleiner  Mann. 

3- 

In  manchen  Spiel  um  Pfänder 
Hab’  ich  erobert  mir 
Viel  schöne  bunte  Bänder, 

Die  alle  gäb’  ich  dir. 

4- 

Ja  dies  geraubte  Müschgen 
Empfiengest  du  so  gar; 

Und  dieses  Federbüschgen, 

Aus  Minnens  blondem  Haar. 

5- 

Und  deinen  Köcher  schmückte 
Aus  gold  durchwirktem  Band 
Ein  Röschen,  welches  stickte 
Amönens  kleine  Hand. 

6. 

Weckst  du  ihr  süßes  Lachen; 

Sieh!  so  verdienst  du  dir, 

Die  Nymphen  naß  zu  machen, 

Die  kleine  Sprütze  hier. 

7- 

Auch  sollen  dich  belohnen, 

Das  sag’  ich  ohne  Spott 
Vortreffliche  Makronen 
Und  süßes  Zuckerbrodt. 

9- 

Und  siehst  du  dieses  Gläschen 
Voll  Syrakuserwein  ? 

Erdenke  nur  ein  Späschen  ! 

Du  bist  ja  sonst  so  fein. 


10. 

Ha!  Knabe  ich  erfinde 
Viel  eher  einen  Plan. 

Den  höre  mir  geschwinde 
Mit  beyden  Ohren  an! 

1 1. 

In  eine  kleine  Fliege, 

Dies  ists,  was  ich  erfand, 

Verwandle  dich  und  (liege 
Auf  ihrer  Schnür  Brust  Rand. 

12. 

Und  gleite  durch  die  Falte  3 
Im  wallenden  Mußlin, 

Bis  zu  dem  tiefen  Spalte 
Des  warmen  Busens  hin. 

13- 

Und  wage  du  hernieder, 

Geschickt  nach  Bergmanns  Art, 
Geschlossen  dein  Gefieder, 

Die  Wollust  volle  Fahrt. 

M- 

Da  muß  es  dir  gelingen, 

Beneidenswerthe  Müh! 

Ein  Lächeln  abzuzwingen. 

Da  kitzle,  kitzle  sie! 

Das  stolze  Mädchen. 

Diesem  Lied,  das  Bürger  in  den  April  i~jo 
setzt,  meint  B.  Hoenig,  könne  man  zusammen 
mit  den  Gedichten:  Adeline,  Huldigungslied, 
An  den  Traumgott  und  An  die  Hoffnung  den 
Titel  „Verschmähte  Liebe“  geben.  Nach  der 
Fassung,  die  ich  hier  mitteilen  kann  und  die 
ich  übrigens  für  die  früheste  halte,  die  wir 
kennen,  mühte  das  Lied  vielleicht  die  Über¬ 
schrift  tragen: 

[Das  stolze  Mädchen.]* 

Ich  sah  so  frey  und  wonnereich 
Einst  meine  Tag’  entschlüpfen, 

Wie  Vögelchen  von  Zweig  auf  Zweig 
Beym  Morgenliede  hüpfen. 

Fragt  jeden  Sommerwind  der  hier 
Gras  Blum’  und  Saat  erfrischet: 

Ob  je  ein  Seüfzer  sich  von  mir 
In  seinen  Hauch  gemischet. 

Fragt  nur  den  stülen  Bach  im  Klee: 

Ob  er  mich  klagen  hörte?  — 

Ob  ich  mit  einem  Thränchen  je 
Die  kleinen  Wellen  mehrte? 


1  Zuerst  stand:  „düstern“,  das  Bürger  aber  durchgestrichen.  —  2  Zuerst:  „was  für  schöne“. 
3  Zuerst  „Faltung“  und  „Spaltung“. 


Ebstein,  Gedichte  Bürgers  in  ältester  Fassung. 


287 


Mein  Auge  schaute  falkenhell 
Durch  meilenlange  Räume; 

Und  wie  das  Eichhorn  sprang  ich  schnell 
Auf  Felsen  und  auf  Bäume. 

Sobald  ich  auf  mein  Lager  sank 
Entschlief  ich  ungestöhret. 

Des  Wächters  Horn  und  Nachtgesang 
Hat  nie  mein  Ohr  gehöret. 

Nun  aber  ist  mein  Muth  gefällt; 

Denn  lechzendes  Verlangen 
Nach  einem  stolzen  Mädchen  hält 
Mein  armes  Herz  gefangen. 

Nun  hauch’  ich  meine  Seele  schier 
Erseüfzend  in  die  Winde; 

Und  girre  kläglich  hin  nach  ihr 
Gleich  einem  kranken  Kinde. 

Nun  müssen  Bach  und  Klee  genung 
Verliebte  Zaren  saugen; 

Und  graue  Nebeldämmerung 
Umzieht  die  matten  Augen. 

Nun  härm’  ich  ganze  Nächte  lang 
Auf  schlummerlosem  Lager 
Die  welkenden  Gebeine  krank 
Und  meine  Wangen  hager. 

An  meinem  Leben  nagt  die  Wuth 
Grausamer  Seelen  Geyer; 

Nagt  Eyfersucht  die  nimmer  ruht 
Und  mein  verschmähtes  Feuer. 

O  weckte  meine  letzte  Noth, 

Ihr1  zärtliches  Erbarmen!  — 

Ihr  Götter  welchen  süßen  Tod 
Stürb’  ich  [in]  ihren  Armen. 

Diese  Fassung  zählt  also  nur  1 1  Strophen, 
während  bei  den  späteren  mit  13  Strophen  die 
Strophen  11 — 13  hinzugefügt  wurden.  Strophe 
1 1  unsere  Fassung  ist  von  Bürger  mit  anderer 
Tinte  und  veränderten  Schriftzügen  offenbar 
etwas  später  nachgetragen  worden. 

Trinklied.* 

Die  Konzeption  des  Trinkliedes  fällt  nach 
Bürgers  Datierung  in  den  Oktober  1770.  Die 
hier  mitzuteilende  Fassung  ist  die  früheste”;  sie 
enthält  noch  nicht  die  späteren  Strophen  13 — 14, 
dafür  aber  zwei  andere  Strophen,  die  als  Nr.  4 
und  9  zählen.  (Vgl.  auch  die  Varianten  bei  K. 
Reinhard,  Bürgers  sämtliche  Schriften.  IV,  631. 
Göttingen  1802.) 

1  Zuerst  „Mein“,  dann  durchgestrichen.  —  2  Darübe 

„Zwar  drängt  Don  Phöbus  sich  voran“.  —  4  Darüber  steht 


Herr  Bachus  ist  ein  braver  Mann, 

Das  kann  ich  euch  versichern. 

Mehr  als  Apoll  der  Leyermann, 

Mit  seinen  Notenbüchern. 

Apollens  ganzer  Reichthum  ist 
Die  Goldbemahlte  Leyer, 

Von  der  er  prahlet,  wie  ihr  wißt, 

Sie  sey  entsetzlich  theuer. 

Doch  borgt  ihm  auf  sein  Instrument 
Kein  Kluger  einen  Heller, 

Denn  schönere  Musik  ertönt 
In  Vater  Evans  Keller. 

Scharf  schießt  Apollo,  das  ist  wahr, 

Wie  Nimrods  beste  Söhne 

Doch  Bachus  wirft  auch  auf  ein  Haar, 

Die  Flaschen 2  in  die  Zähne. 

Drängt  sich  dem  Phobus  gleich  voran,  3 
Wenn  ihn  die  Dichtkunst  blähet, 

So  ist  doch  Bachus  auch  ein  Mann, 

Der  seinen  Vers  verstehet. 

Wie  mag  am  waldigten  Parnaß 
Wohl  sein  Diskant  gefallen? 

Da  müste  Libers  Kantor  Baß 
Gewiß  viel  besser  schallen! 

Ihn  sollte  man  für  den  Apoll 
Zum  Dichter  Gott  erbitten 
Denn  er  ist  gar  vortrefflich  wohl 
Bey  großen  Herrn  gelitten. 

Apollo  muß  gebückt  und  stumm 
In  Fürsten-Saale  schleichen, 

Allein  mit  Bachus  gehn  sie  um, 

Als  wie  mit  ihres  gleichen. 

Auf  ihr  Poeten,4  setzt  ihn  ab! 

Heiß  ihn  den  Pindus  meiden! 

Was  wird  Lyäens  Rebenstab 
An  süßern  Quellen  weiden. 

Dann  wollen  wir  auf  den  Parnaß, 

Vor  allen  andern  Dingen 
Das  große  Heidelberger  Faß 
Voll  Nierensteiner  bringen. 

Statt  Lorbeer  Haynen  wollen  wir 
Dort  Rebenberge  pflanzen, 

Und  um  gefüllte  Tonnen,  schier, 

Wie  die  Bachanten  tanzen. 

Man  lebte  so  nach  schlechtem  Brauch 
Bisher  dort  alzu  nüchtern, 

Drum  blieben  die  neun  Jungfern  auch 
Von  je  und  je  so  schüchtern. 

r  steht  undurchgestrichen  „Gläser“.  —  3  Durchgestrichen 
undurchgestrichen  „Auf,  liebe  Brüder“. 


288 


Ebstein,  Gedichte  Bürgers  in  ältester  Fassung. 


ao>  (Mein  Amor). 

Dieses  Gedicht  wird  ebenfalls  am  29.  Sep¬ 
tember  1771  an  Gleim  gesandt  (vgl.  Gegenwart 
1898,  S.  70);  daß  die  Fassung  die  ältere  ist,  gegen¬ 
über  der  offenbar  von  Reinhard  überarbeiteten 
(Göttinger  Musenalmanach  1800,  153),  ist  leicht 
ersichtlich.  Die  Zeit  der  Konzeption  ist  nicht 
genauer  anzugeben,  ebensowenig  die  der  sechs 
Bürgerschen  Verse,  ohne  Titel,  die  beginnen: 

An  Chloens  Busen  .... 

(vgl.  Gegenwart  1.  c.  S.  71.) 

Nach  dem  Horatz  (An  Themiren). 

Das  Lied  setzt  Bürger  in  das  Frühjahr  1773 
(Ausgabe  von  1778,  S.  109),  Sauer  dagegen  in 
seiner  Ausgabe  in  das  Jahr  i~~i,  und  wohl  mit 
Recht  (Strodtmann  I,  34).  Nach  einer  Ab¬ 
schrift  des  Herrn  Professors  Dr.  A.  Sauer,  die 
dem  Biirger-Goeckingkschen  Briefwechsel  (vgl. 
Vierteljahrschrift  für  Litteraturgeschichte  Bd.  3. 
1890)  entstammt,  kann  ich  hier  einige  Varianten 
mitteilen.  Nach  Papier  und  Schrift  gehört  diese 
Handschrift  Bürgers  in  die  früheste  Zeit  des 
Briefwechsels.  Zeile  5  :  „Wenn  noch“,  Zeile  1 1 : 
„lose“,  Zeile  41 :  „Dich  fürchten  alle“,  Zeile  42: 
Heerd  (Wehrt),  Zeile  43 :  „Tröpfgen“,  Zeile  44: 
„angehört“. 

Das  glückliche  Leben  (Das  vergnügte  Leben). 

Im  Jahr  1778  setzt  Bürger  dieses  Lied  ins 
Jahr  1773;  wie  ich  aber  (in  der  Zeitschrift  für 
deutsche  Philologie  XXXV,  S.  540  f.)  gezeigt 
habe,  ist  das  Lied  bereits  im  März  iyji  kon¬ 
zipiert  worden.  (Vgl.  das  Stammbuchblatt  an 
Leisewitz.) 

Die  erste  vollständige  Fassung  steht  in  der 
„Gegenwart“  (1.  c.  S.  70);  die  späteren  Ände¬ 
rungen  Bürgers  sind  wieder  meist  unglücklich 
geraten. 

Die  erste  Strophe  der  frühesten  vollständigen 
Fassung  heißt: 

Der  Mensch  muß  denken;  ohne  Denken  gleicht 
Der  Mensch  dem  Oechs-  und  Eselein  im  Stalle. 

Das  Herz  muß  lieben;  ohne  Liebe  deücht 
Er  sich  ein  traurig  Ding  nach  seinem  Falle. 

Ein  Geschichtchen  (Ein  Romanzchen). 

Das  Gedicht  wurde  bekanntlich  zuerst  im 
Göttinger  Musenalmanach  1799  unter  dem  Titel 
„Der  Sprung,  eine  Romanze“  abgedruckt,  dann 


später  gleichlautend  im  Heidelberger  Taschen¬ 
buch  Cornelia  (1812,  S.  6),  diesmal  aber  unter 
dem  früheren  Titel.  Die  letzte  Strophe  lautet 
hier: 

Wer  immer  so  befiedert  war, 

Der  könnte  manches  wagen 
Und  über  Land  und  über  Meer 
Die  schönen  Mädchen  tragen. 

In  der  Gegenwart  (1.  c.  S.  70),  die  die  früheste 
P'assung  bringt,  die  ebenfalls  dem  Briefe  Bürgers 
an  Gleim  vom  29.  Sept.  1771  beilag,  heißt  die 
letzte  Strophe: 

Wer  immer  so  befiedert  war, 

Dem  müßt’  es  leicht  gelingen 
Sich  tausend  Meilen  übers  Meer 
Nach  Mexiko  zu  schwingen. 

Die  Nachtfeier  der  Venus. 

Der  Anfang  der  „Nachtfeier  der  Venus“ 
(45  Verse)  in  erster  Fassung  findet  sich  in 
Bürgers  Brief  vom  20.  Oktober  1771  an  Gleim 
(herausgegeben  von  C.  Sclniddekopf  im  3.  Er¬ 
gänzungsheft  des  Ivuphorion),  in  dem  er  sich 
bereits  vornahm,  „in  diesem  Stück  den  Wohl¬ 
klang  und  die  Korrektheit  so  weit  zu  treiben, 
als  in  meinen  Kräften  stehet“. 

Daß  die  Nachtfeier  (Leipzig  1774)  mit  Ram- 
lerschen  Veränderungen  in  dessen  „Lyrische 
Blumenlese“  aufgenommen  wurde,  ist  bekannt. 
Ramler  schrieb  im  Juli  1772  (Mitteilungen  aus 
dem  Literatur- Archive,  1904,  S.  296)  an  Boie 
in  dieser  Angelegenheit: 

„Ihre  3  Musenalmanache  haben  noch  eine 
Menge  trefflicher  Gedichtchen,  die  ich  liebe, 
ob  ich  sie  gleich  in  meine  schon  mehr  als  voll¬ 
ständige  Sammlung  nicht  einrücken  kann.  Die 
Nachtfeyer  der  Venus,  die  mir  der  Herr  v. 
Kn(ebel)  von  Ihrer  Hand  zugeschickt  hat,  und 
die  vermuthlich  der  U.  Ihres  Musenalmanachs 
gemacht  hat  (den  ich  für  den  Herrn  Bürger 
halte),  ist  ein  ganz  unvergleichliches  Stück.  Aus 
dem  lateinischen  Chaos  schöner  Bluhmen  hat 
er  einen  herrlichen  Garten  geschaffen.  Ich 
habe  mir  so  viel  Mühe  mit  diesem  Stückchen 
gegeben,  als  wenn  es  mein  eigenes  wäre.  Zu¬ 
erst  schrieb  ich  es  meinem  Anonymus  zu,  und 
wenn  Sie  mir  nicht  den  Namen  des  Verfassers 
nennen,  so  soll  ers  durchaus  gemacht  haben. 
Haben  einige  andere  Kritiker  etwan  schon  vor¬ 
her  Hand  an  dieses  Gedichtchen  gelegt?  Ich 
mochte  gern  alle  Lesarten  wissen,  die  ein  so 


Ebstein,  Gedichte  Bürgers  in  ältester  Fassung. 


289 


trefflicher  Verfasser  gehabt  hat.  Wenn  Sie  ihm 
die  meinigen  schicken,  so  ersuchen  Sie  ihn,  in 
meinem  Namen,  mir  alles  sobald  als  möglich 
zukommen  zu  lassen,  was  er  etwan  noch  zu 
ändern  Lust  haben  könnte.  Und  nun  will  ich 
das  Handwerk  eines  Pflegevaters  auf  immer 
aufgeben.  Ich  könnte  mit  keinem  schönem 
Liede,  als  mit  diesem,  den  Beschluß  machen. 
Ob  es  für  unsre  Schönen  gleich  nicht  mehr 
singbar  ist,  so  will  ich  es  doch,  seiner  starken 
poetischen  Schönheit  wegen,  als  eine  Kantate 
in  meine  Sammlung  setzen.  Vielleicht  findet 
sich  ein  Musiker,  der  es  mit  einer  würdigen 
Musik  beschenkt.“ 

„Indessen  bleibt  doch  der  Abdruck  im  Mus.- 
Alm.  immer  der  echtere“,  schreibt  Bürger  am 
14.  August  1773  an  Boie. 

Minnelied. 

Das  Entstehen  dieses  Minnelieds,  das  als 
„Winterlied“  in  die  späteren  Ausgaben  überging, 
setze  ich  mit  Hoenig  in  den  Anfang  des  Jahres 
1772-,  es  ist  also  noch  in  Göttingen  entstanden. 

Minnelied.  * 

Der  Winter  hat  mit  kalter  Hand 
Die  Pappel  abgelaubt; 

Und  hat  das  gruene  Maygewand 
Der  armen  Flur  geraubt; 

Hat  Bluemchen,  blau  und  roth  und  weiß, 
Begraben  unter  Schnee  und  Eis. 

Doch,  liebe  Bluemchen,  hoffet  nicht 
Von  mir  ein  Sterbelied! 

Ich  kenn’  ein  minniglich  Gesicht, 

Worauf  ihr  alle  blueht. 

Blau  ist  des  Augensternes  Rund  ; 

Die  rothen  bluehen  um  den  Mund. 

Auch  Rosenknöspchen  weiß  ich  stehn, 

Und  Lilien  herum 
Gern  gäb’  ein  Ritter,  Sie  zu  sehn, 

Sein  Rittergut  darum. 

Sie  stehn  —  ihr  lächelt  schon?  Ho!  Ho! 

Ihr  guten  Leute,  rathet!  Wo? 

Was  kümmert  mich  die  Nachtigall 
Im  aufgebluehten  Hain? 

Ach !  Lilla  trillert  hundertmal 
So  sueß  und  silberrein. 

Ihr  Athem  ist  wie  Mayenluft, 

Erfüllt  mit  Hyazinthenduft. 

1  Alle  anderen  Schriftstücke  von  Bürgers  Hand, 
Lettern  geschrieben. 


Wie  wenn  des  Morgenwindes  Hauch 
Durch  junge  Meyen  weht, 

So  säuseln  ihre  Bänder  auch, 

Wenn  sie  vorüber  geht. 

O  May,  was  frag’  ich  viel  nach  dir? 

Der  Frühling  lebt  und  webt  in  ihr! 

Die  mit  lateinischen  Lettern  geschriebene 
Handschrift1,  die  ich  hier  mitgeteilt  habe,  scheint 
nicht  von  Bürgers,  sondern  von  Boies  Hand 
herzurühren.  Vielleicht  ist  es  die  Abschrift,  die 
Boie  am  29.  März  1772  an  Knebel  (Band  2, 
S.  124  und  126)  sandte  mit  den  Worten:  „Ich 
schreibe  Ihnen  ein  Lied  ab,  das  Ihnen  gefallen 
muß.“  Daß  dieses  Minnelied  gemeint  ist,  geht 
aus  dem  weiteren  Briefe  vom  1.  Mai  hervor, 
in  dem  das  alte  „lebt  und  webt“  gelobt  wird. 
Boie  selbst  hat,  wie  Ramler  am  14.  November 
(ebenda  S.  40)  an  Knebel  schreibt,  an  der 
letzten  Strophe  dieses  Liedes  gekünstelt  und 
statt  der  unwesentlichen  „Bänder“  die  „Locken“ 
hingesetzt.  (Vgl.  Lloenig  1.  c.  S.  504.) 

Am  9.  März  1773  schrieb  Joh.  Chrn.  Blum 
an  Boie  —  die  Biirgerschen  Lieder  in  dem 
Göttinger  Musenalmanach  betreffend  —  (Mit¬ 
teilungen  aus  dem  Literatur- Archiv,  1904,  S.241): 
„Bürger  ist  mein  Mann.  Er  hat  alle  Vorteile 
des  Genies  und  der  Kunst.  Seine  neue  Manier 
konnte  nicht  besser  als  durch  solche  Meister¬ 
stücke  empfohlen  werden.  Ich  möchte  in  allem 
Ernst  seine  Minnelieder  lieber  gemacht,  als 
alles,  was  Klopstock,  Denis  und  ihr  ganzes  Heer 
von  Nachahmern,  im  Bardentone  gesungen 
haben.  Das  nenne  ich  Natur  und  Wahrheit! 
Das  nenne  ich  einen  wohlklingenden  Vers!  Das 
nenne  ich  deutsche  Sprache !“ 

Bekanntlich  schrieb  Goethe  in  den  „Frank¬ 
furter  Gelehrten  Anzeigen“  vom  12.  November 
1772:  „Das  Minnelied  von  Herrn  Bürger  ist 
besserer  Zeiten  werth,  und  wenn  er  mehr  solche 
glückliche  Stunden  hat,  sich  dahin  zurückzu¬ 
zaubern,  so  sehen  wir  diese  Bemühungen  als 
eins  der  kräftigsten  Fermente  an,  unsre  empfind¬ 
samen  Dichterlinge  mit  ihren  goldpapierenen 
Amors  und  Grazien  vergessen  zu  machen.“ 

Minnelied  (Ich  will  das  Herz  mein  lebenlang). 

Dieses  Minnelied,  später  der  „Minnesänger“, 
wird  von  Bürger  in  das  Frühjahr  1772  gesetzt 
(vgl.  Hoenig,  S.  504),  obwohl  die  Schlußstrophen 

die  ich  aus  dem  Literatur- Archiv  erhielt,  sind  mit  deutschen 


Ebstein,  Gedichte  Bürgers  in  ältester  Fassung. 


29O 


erst  im  Juli  dazu  kamen.  In  diesem  Monat 
sandte  es  Bürger  an  Gleim  in  Halberstadt,  wo 
es  heute  noch  im  Archive  liegt.  Die  folgende 
Abschrift  verdanke  ich  der  Freundlichkeit  von 
Anna  Hey  in  Halberstadt,  Städtisches  Museum 
(Gleimhaus).  Es  ist  die  früheste  Fassung,  die 
wir  kennen;  sie  ist  leider  noch  nicht  von 
Berger,  aber  bereits  von  Hoenig  herangezogen, 
doch  nicht  genauer  benutzt  worden. 

Minnelied. 

Ich  will  das  Herz  mein  lebenlang 
Der  trauten  Minne  weyhen; 

Und  den  gefälligen  Gesang 
Verliebten  Schmeicheleyen. 

Denn,  wahrlich!  Keines  Lobes  Ton, 

Auf  keiner  Flur,  gewähret 
Dem  Sänger  einen  beßern  Lohn, 

Als  wenn  er  Schönheit  ehret. 

Wohlan,  o  Laute,  werde  dann 

Der  Schöne,  die  gesellig 

Und  freiindlich  ist  und  minnen  kann, 

Durch  süßes  Lob  gefällig! 

Dein  Schmeicheln  mildert  die  Natur; 

Schon  laßen  Schäferinnen 

Sich  hie  und  da  auf  deutscher  Flur 

Durch  Liederchen  gewinnen. 

Du  sollst  noch  manche  Sommernacht, 

LTm  stille  Schäferhütten, 

Das  Mädchen,  das  im  Bette  wacht, 

Von  mir  zu  träumen  bitten. 

Mir  danket  dann  ihr  holder  Gruß, 

Ihr  liebevolles  Nicken; 

Oft  auch  ein  wonniglicher  Kuß 
Und  sanftes  Händedrücken. 

Erwerben  werd’  ich  reiches  Gut, 

An  schönen  Minnepfändern; 

Und  prangen  wird  mein  Stab  und  Huth 
Mit  Rosen  und  mit  Bändern. 

Dann  soll  am  Feste  sich  kein  Hirt 
Im  Lande  besser  zieren. 

Im  bunten  Schellenbande  wird 
Mein  lieber  Hund  stolzieren. 

Das  Mädchen  wird  den  Blumenkranz 
Von  mir  am  liebsten  tragen; 

Und  einen  kleinen  Ehrentanz 
Wird  keines  mir  versagen. 

Zu  ihren  Spielen  werden  mich 
Die  Schönsten  immer  winken. 

Die  ich  dann  küsse,  werden  sich 
Viel  mehr,  als  andre,  dünken.  — 


Auch  wenn  ich  längst  gestorben  bin 
Und  unter  Ulmen  schlafe; 

So  weidet  gern  die  Schaferinn 
Noch  um  mein  Grab  die  Schaafe; 

Bricht  junge  Mayenglöckchen  ab, 

An  der  gewcyhten  Stelle. 

Und  flattert  zephyrlich  hinab 
Zur  nachbarlichen  Quelle; 

Kömmt  schön,  wie  eine  Braut,  zurück, 

Von  ihrem  Wasserspiegel; 

Und  senket  den  betrübten  Blick, 

Und  klagt  an  meinem  Hügel: 

,,Du,  der  so  süße  Lieder  schuf, 

So  minnigliche  Lieder! 

O  weckte  dich  mein  lauter  Ruf 
Aus  deiner  Asche  wieder! 

Du  wurdest  mich  nach  deinem  Brauch, 

Gewiß  ein  wenig  preisen. 

Dann  hätt'  ich  doch  bey  Schwestern  auch 
Ein  Liedchen  auf  zuweisen. 

Dein  Minneliedchen  säng'  ich  dann; 

Sollt’  auch  die  Mutter  schelten. 

O  lieber,  lieber  Leyermann  ! 

Ich  wollt’  es  dir  vergelten!  — " 

Dann  will  ich,  mit  der  Sommerluft, 

Aus  meiner  Ulme  Zweigen, 

Herab  zum  Mädchen  auf  die  Gruft, 

Sie  anzmvehen,  steigen; 

Will  durch  des  Baches  grünes  Rohr 
Und  Blätter,  die  sich  kraüseln, 

Ein  Liedchen  in  ihr  lauschend  Ohr, 

Zu  ihrem  Lobe,  saüseln. 

Minnelied  (Hört  von  meiner  Minniglichen). 
Diese  einzelne  Minnestrophe,  in  der  Grise- 
bach  mit  Recht  den  Keim  des  Hohen  Liedes 
sieht,  war  zuerst  an  Dorette  gerichtet.  Ihr  Ent¬ 
stehen  setze  ich  mit  Grisebach  und  Hoenig  in 
das  Frühjahr  i~~4- 

Lied  (Trautei). 

Bürgers  Datierung  von  „Trautei“  fällt  in 
den  April  7775.  Hoenig,  und  ich  mit  ihm, 
hält  an  der  Datierung  fest.  Grisebach  glaubt 
(1894,  XXXII),  Bürger  habe  falsch,  d.  h.  zu  früh 
datiert,  „um  die  Beziehungen  der  Gedichte  auf 
Molly  zu  verschleiern“.  Der  Varianten  sind 
wenige,  die  sich  aus  der  mitgeteilten  Fassung 
ergeben. 

Lied.* 

Mein  Trautei  hält  mich  für  und  für 
In  festen  Liebesbanden  ; 

Bin  immer  um  und  neben  ihr; 

Sie  läßt  mich  nicht  abhanden. 


Ebstein,  Gedichte  Bürgers  in  ältester  Fassung. 


291 


Ich  darf  nicht  weiter,  als  das  Band, 

Woran  sie  mich  gebunden. 

Sie  gängelt  mich  an  ihrer  Hand 
Wohl  Tag  für  Tag  zwölf  Stunden. 

Mein  Trautei  hält  mich  für  und  für 
In  ihrer  stiilen  Klause. 

Darf  nie  zum  Tanz,  als  nur  mit  ihr, 

Nie  ohne  sie  zum  Schmause. 

Und  ich  bin  gar  ein  guter  Mann, 

Der  sie  nur  sieht  und  höret 
Und  aus  den  Augen  lesen  kann, 

Was  sie  befiehlt  und  wehret. 

Ich,  Trautei,  bin  wohl  recht  für  dich, 

Und  du  für  mich  gebohren. 

O  Trautei,  ohne  dich  und  mich, 

Sind  ich  und  du  verloren.  — 

Wenn  einst  des  Todes  Sense  klirrt 
Und  mähet  mich  von  hinnen, 

Ach !  lieber  lieber  Gott !  was  wird 
Mein  Trautei  doch  beginnen?  — 

Bürger. 

Ballade  (Ständchen). 

Hoenig  setzt  nach  Bürgers  Datierung  das 
Ständchen  in  den  Juli  1775;  damit  ist  aber 
schon  die  „Trallyrum  larum“-Fassung  gemeint, 
deren  Abschrift  Boie  am  2.  Juli  1775  (Strodt- 
mann  I,  232)  erbittet  und  die  er  am  29.  Juni 
für  Goeckingk  an  den  Musenalmanach  sendet. 

Die  so  interessante  Fassung,  die  ich  hier 
mitteile,  halte  ich  aus  verschiedenen  Gründen 
für  die  früheste,  die  wir  kennen.  Die  „Ballade“ 
hat  noch  acht,  das  spätere  „Ständchen“  nur 
sechs  Strophen.  Die  Strophen  3  und  6 — 8 
machen  das  Balladenmäßige  des  Stückes  aus; 
recht  interessant  ist  das  Anklingen  an  das 
Lenorenmotiv. 

Ballade.* 

O  süßes  Mädchen,  höre  mich 
Und  meine  sanfte  Leyer! 

Mit  diesem  Ständchen  grüßet  dich 
Dein  zärtlicher  Getreüer. 

Thu  auf  die  lieben  Aügelchen, 

Und  lausche  meinen  Liederchen! 

Durch  schweigend  Dunkel  kam  ich  her, 

Zur  Stunde  der  Gespenster. 

Kein  Lämpchen  schien  im  Dorfe  mehr 
Durch  stiller  Hütten  Fenster. 

Mich  wehte  kaltes  Grauen  an ; 

Und  ängstlich  rief  der  Wetterhahn. 

Die  Füße  wurden  bleyschwehr;  mir 
Stieg  jedes  Haar  zu  Berge. 

Doch  führte  gleich  der  Weg  zu  dir 


Durch  leichenvolle  Särge; 

Ich  wagte,  so  verzagt  ich  bin, 

Mich  doch  zu  meinem  Mädchen  hin, 

Beym  Weibchen  ruht  itzt  jeder  Mann, 

Und  streichelt  ihre  Wange; 

Mit  seiner  Henne  sitzt  der  Hahn 
Vergnügt  auf  einer  Stange; 

Der  Sperling  unterm  Dache  sitzt 
Bey  der  geliebten  Sie  anitzt. 

Wann,  Himmel!  ist  auch  mir  erlaubt 
Daß  ich  an  Sie  mich  schmiege? 

Daß  ich  mein  Liebetaumelnd  Haupt 
Auf  Ihrem  Busen  wiege? 

O  Priesterhand,  wann  führest  du 
Mich  meinem  süßen  Mädchen  zu? 

Horch  auf,  o  Mädchen!  Singet  noch 
Mein  Liedchen  dich  nicht  munter? 

O  Engel,  lispele  mir  doch 
Ein  süßes  Wort  herunter! 

O  Weh!  daß  ich  nicht  fliegen  kann; 

So  schwüng’  ich  mich  zu  dir  hinan. 

Ach!  aber  Ach!  Umarmt’  ich  dich; 

Käm’  ich  auch  angeflogen? 

Verdacht  hat  zwischen  dich  und  mich 
Ein  eisern  Netz  gezogen. 

Warum  erstarrte  nicht  die  Hand, 

Die  Gitter,  Schloß  und  Kett’  erfand? 

Ihr  nur  könnt  in  ihr  Kämmerchen, 

Durchs  Gitter  hingelangen, 

Umwallet  dort,  ihr  Seüfzerchen 
Die  vollen  runden  Wangen 
Befeuert  dort  in  ihrer  Brust 
Die  Triebe  jeder  süßen  Lust, 

X 

Die  Elemente. 

Dieses  Gedicht,  von  dem  ich  hier  aus  Bürgers 
Handschrift  nur  die  Strophen  1 — 4  und  13 
geben  kann  (der  Bogen  mit  den  Strophen  5 — 12 
ist  offenbar  herausgefallen  und  verloren  ge¬ 
gangen),  setzt  Bürger  in  den  Dezember  1776; 
unsere  Fassung  bietet  kaum  bemerkenswerte 
Varianten;  der  Vollständigkeit  halber  mögen 
die  fünf  Strophen  hier  ihren  Platz  finden. 

Die  Elemente.* 

Horch!  Hohe  Dinge  lehr  ich  dich. 

Vier  Elemente  gatten  sich; 

Sie  gatten  sich,  wie  Mann  und  Weib, 

Voll  Liebesgluth,  in  einen  Leib. 

Der  Gott  der  Liebe  rief:  Es  werde! 

Da  ward  Luft,  Feuer,  Wasser,  Erde. 


292 


Ebstein,  Gedichte  Bürgers  in  ältester  Fassung. 


Des  Feuers  Quell,  die  Sonne,  brennt 
Am  blauen  Himmelsfirmament 
Sie  stralet  Wärme,  Tagesschein; 

Sie  reifet  Korn  und  Obst  und  Wein; 

Macht  alles  Lebens  Säfifte  kochen 
Und  seine  Pulse  rascher  pochen. 

Sie  hält  den  Mond  in  stillen  Glanz 
Und  flicht  ihm  einen  Sternenkranz. 

Was  leuchtet  vor  dem  Wandrer  her? 

Wer  führt  den  Schiffer  durch  das  Meer 
Viel  tausend  Meilen  in  die  Ferne? 

Ihm  leuchten  Sonne,  Mond  und  Sterne, 

Die  Luft  umfängt  den  Erdenball, 

Weht  hie  und  dort,  weht  überall ; 

Ist  Lebenshauch  aus  Gottes  Mund, 
Durchwandelt  gar  das  Erdenrund, 

Wo  sie  durch  alle  H Ölung  webet 

Und  selbst  des  Würmchens  Lunge  hebet. 

Das  .  .  . 

(Strophe  5 — 12  fehlen) 

Du  Bastard,  der  nicht  lieben  kann, 

Was  bist  du  ohne  Liebe  dann? 

Ein  todter  Klumpen  ist  dein  Herz; 

Du  bist  ein  eiteltönend  Erz 
Bist  leerer  Klinklang  einer  Schelle 
Und  Tosen  einer  Wasserwelle. 

Die  folgenden  zwölf  Epigramme  Bürgers , 
von  denen  acht  bislang  ganz  unbekannt  ge¬ 
blieben  sind,  lasse  ich  in  der  Anordnung  folgen, 
wie  sie  von  Bürgers  Hand  auf  ein  gefaltetes 
Oktavblatt  geschrieben  wurden. 

Amors  Pfeil.* 

Amors  Pfeil  hat  Widerspitzen, 

Wen  er  traf,  der  laß’  ihn  sitzen; 

Und  erduld’  ein  wenig  Schmerz. 

Welcher  meinen  Rath  verachtet, 

Und  ihn  auszureißen  trachtet, 

Der  zerfleischet  ganz  sein  Herz. 

Zuerst  gedruckt  Göttinger  Musenalmanach 
1 773?  S-  213,  wo  folgende  Varianten:  Zeile  2: 
„trifft“,  Zeile  6:  „verwundet  sich  das“. 

Bachus.* 

Man  rühmt,  daß  Bacchus  Muth  erschafft, 

Und  daß  er  jeder  Nerve  Kraft 
Zu  jeglichem  Geschäfte  mehre  — 

Zu  jeglichem?  fragt  spöttisch  mich  Glycere. 

Bisher  ungedrucktes  Epigramm. 

Penelope.* 

Die  List  Penelopens,  des  frommen  Weibchens,  lebe! 
Um  ihre  Tugend  her  zog  sie  ein  Schutz  gewebe;1 


Doch  das*  was  sie  bei  Tage  gut  gemacht 
Verdarb  sie  wieder  in  der  Nacht. 

Zuerst  gedruckt  im  Göttinger  Musenalmanach 
1/73»  20 1.  Die  Quelle  zu  diesen  Versen  ist, 
wie  Otto  Ritter  (Herrigs  Archiv,  1 1 1 .  Band) 
mitteilt,  De  Saint  -  Lamberts  Epigramm  „La 
nouvelle  Penelope“,  das  nach  der  Choix  d’Anec- 
dotes,  de  Contes  etc.,  Paris  1827,  Tome  II, 
S.  157  zitiert  wird.  Ich  zitiere  hier  nach  den 
„Oeuvres  melees  de  Saint-Lambert“,  Paris  1795, 
Bd.  II,  S.  14: 

Epigramme. 

La  jeune  Egld,  quoique  trü:s  peu  cruelle, 

D’une  Honesta  vent  avoir  le  renom; 

Prüdes,  pedants,  vont  travailler  chez  eile 
A  reparer  sa  rüputation. 

Lä  tout  le  jour  un  cercle,  misanthrope 
Avec  Egle,  mddit,  fronde  l’Amour. 

Helas!  Eglö,  semblable  ä  Pdndlope 
Defait  la  nuit  tout  l'ouvrage  du  jour. 

Auf  d[en]  König  v.  Preußen. 

Mein  Friedrich  braucht  zu  seinem  ganzen 
Regierungswesen  lauter  Franzen. 

Nur  ein  Geschäft  ist  noch,  das  er  durch  Deutsche  thut, 
Zum  Überwinden  braucht  er  deutschen  Heldenmuth. 

Zuerst  gedruckt  in:  Cornelia,  herausgegeben 
von  Aloys  Schreiber  II  (1817),  S.  54,  wo  folgende 
Varianten:  Zeile  i:  „bei“;  Zeile  4:  „Im  Siegen“. 

Auf  die  altonaische  Übersezzung  der  Iliade.* 

Gries,  deine  Ilias  ist  fließendes  Gewäsche, 

Nicht  bitter  und  nicht  süß,  matt,  wie  der  Trank  d[er] 

Frösche. 

Bislang  unbekanntes  Epigramm  Bürgers. 
Gemeint  ist  Homers  Ilias,  in  deutsche  Verse 
übersetzt  und  mit  Anmerkungen  begleitet  von 
Johann  Adolph  Peter  Gries,  königlich  dänischen 
wirklichen  Kanzeley-Rath  und  Syndico  der  Stadt 
Altona.  Erstes  und zweytes  Buch,  Altona  1752. 
8°.  Johann  Friedrich  Degen  (Litteratur  der 
deutschen  Übersetzungen  der  Griechen  I.  Alten¬ 
burg  1797,  S.  371)  gibt  an,  daß  die  Übersetzung 
in  gereimten  Versen  gemacht  sei,  Gries  bilde 
nach  Original  etwas  frei  nach,  suche  aber  doch 
die  Hauptzüge  nicht  ganz  zu  verlieren.  Die 
Sprache  sei  überhaupt  genommen  edel  und 
würdig.  Außer  diesen  beiden  Rhapsodien  ist 
sonst  nichts  erschienen.  ^ 


1  „Kunst“  ist  durchgestrichen.  —  2  Vorher:  „Allein.  Jedoch“;  beides  durchgestrichen. 

3  Vgl.  auch  Adalbert  Schroeter,  Geschichte  der  deutschen  Homer-Übersetzung.  Jena  1882. 


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Ebstein,  Gedichte  Bürgers  in  ältester  Fassung. 


293 


Parabel.* 

Der  Pindus  und  das  Himmelreich 
Sind  sich  in  manchen  Stücken  gleich; 

Das  was  für  dies  der  Satan  ist, 

Ist  dort  ein  schlechter  Journalist. 

Dies  Epigramm  Bürgers  ist  bisher  noch 
nicht  gedruckt  worden. 

Auf  einen  dürren  Flucher.* 

Der  dürre  Thrax  ruft  oft;  der  Teufel  soll  ihn  hohlen 
Wie  kömts,  daß  er  ihn  nicht  erhört? 

Das  Beingeripp’  ist  nicht  der  Kohlen 
Und  nicht  der  Müh  des  Bratens  wehrt. 

Bislang  unbekanntes  Stück  Bürgers. 

Ludwig  der  Vielgeliebte.* 

Wer  sich  nicht  gern  für  ihn  aus  Liebe  schinden  läßt 
Den  setzt  der  Vielgeliebt’  in  der  Bastille  fest. 

Ebenfalls  bisher  unbekanntes  Epigramm 
Bürgers. 

Amor  und  Hymen.* 

Oft  sind  sie  übern  Fuß  gespannt. 

Der  lenkt  das  Herz  und  der  die  Hand 
Sehr  rar  erstreckt  des  einen  Reich 
Sich  über  Hand  und  Herz  zugleich. 

Zuerst  gedruckt:  Cornelia  II  (1817),  S.  12, 
wo  es  Zeile  3  abweichend  heißt:  „Nicht  oft“. 

Über  den  Gebrauch 
der  heydnischen  Mythologie.* 

An  Ramler. 

Du  hast,  o  Ramler,  zur  Maschine  manches  Wesen, 
Was  dir  so  wenig  hilft  als  schadet,  auserlesen. 

Ist  wohl  der  Held,  der  oft  von  dir  besungen  ward, 
Ein  Wesen  von  derselben  Art? 

[Ohne  Überschrift.]1 

Leicht  kann  man  zween  Herren  frohnen 
Und  Ganymed  giebt  den  Beweiß  hiervon. 

Er  diente  Zevsen  und  Junonen 
Und  niemahls  gabs  Collision. 

Auf  Götzen.* 

Um  Satans  Existenz  mit  dem  Collegen  zanken 
Hört,  rasender  Zelot,  hört  die  Gemeine  dich. 

Um  ihn  zu  steinigen  empört  der  Pöbel  sich. 

Dies,  existirt  er  ja,  dies  muß  dir  Satan  danken. 
Bisher  unbekanntes  Epigramm  Bürgers. 


Prolog 

gehalten 

bei  einer  Privatvorstellung  der  Eulalia  zu 
Göttingen. 

Dieser  Prolog  Bürgers,  der  Sprickmanns 
fünfaktiges  Trauerspiel  „Eulalia“  einleitete,  ist 
zuerst  gedruckt  geworden  - —  d.  h.  in  seiner 
ältesten  vollständigen  Fassung  —  in  der  Berliner 
Literatur-  und  Theaterzeitung  aus  dem  Jahre 
1781  vom  24.  Februar  (Nr.  VIII,  S.  113  —  1 1 5) 
[Vgl.  E.  Ebstein,  Gegenwart  vom  19.  Oktober 
1901,  Nr.  42.  S.  246 f.].  Die  Abfassung  des 
Prologs  dürfte  nach  Bürgers  Brief  vom  27.  Jan. 
1780  gegen  Ende  17 7g  zu  setzen  sein.2 

Des  Pfarrers  Tochter  von  Taubenhain. 

1897  hat  Carl  Schüddekopf  im  dritten  Er¬ 
gänzungsheft  des  Euphorion  (S.  103)  die  sieben 
ersten  Strophen  dieser  Ballade  in  frühester 
Fassung  bekannt  gegeben,  die  dadurch  wichtig 
ist,  daß  —  außer  sonstigen  Varianten  —  hier 
auf  die  zweite  Strophe  die  beiden  letzten  der 
endgültigen  Gestalt  (Vers  181 — 190)  folgen. 

Aufgegebene  Liebeserklärung  an  Sophien. 

Diese  am  21.  November  1784  von  Bürger  an 
Sophie  Schwarz  geb.  Becker  „nach  vor¬ 
geschriebenen  Endreimen  gegebene  Liebes¬ 
erklärung“  erschien  zuerst  gedruckt,  d.  h.  in 
ältester  Fassung,  in  dem  „Briefe  einer  Kur- 
länderin.  Auf  einer  Reise  durch  Deutschland.“ 
Berlin  1791.  Zwei  Teile,  wie  ich  (Beilage  der 
Allg.  Zeitung  vom  6.  Sept.  1902,  S.  462)  ge¬ 
zeigt  habe.3 

Das  hohe  Lied 
von  der 
Einzigen, 

in  Geist  und  Herzen  empfangen 
am 

Altäre  der  Vermählung. 

Erschien  zuerst  in  Bürgers  Gedichtausgabe 
von  1789.  Grisebach  und  Hoenig  haben,  wie 
bereits  erwähnt,  gezeigt,  daß  die  im  Frühjahr 
1774  entstandene  Minnestrophe  auf  Dorette  der 
Keim  des  Hohenliedes  ist;  die  Hauptarbeit  fällt 
indes  in  den  Winter  1788 — 89,  in  welchem 
Bürger  mit  A.  W.  Schlegel  sehr  vertraut  war. 


1  Beide  Epigramme  Bürgers  sind  bisher  ungedruckt. 

2  Beiläufig  sei  bemerkt,  daß  W.  Raabe  das  Motto  auf  dem  Titelblatt  zu  seinem  „Schüdderump“  2.  Aufl.  (Berlin, 
Otto  Janke  1894)  diesem  Prolog  entnommen  hat.  (Ergötzet  Ihr — Vielleicht  und  S.  97  an  dem  heitern  Stück — belohnt.) 

3  A.  W.  Bohtz,  Göttingen  1835,  S.  64,  druckt  in  Zeile  3:  „Bekannt  mit  meinem  Muth“,  statt  „Wert“. 

Z.  f.  B.  1905/1906.  38 


2  94 


Ebstein,  Gedichte  Bürgers  in  ältester  Fassung. 


Daß  viel,  besonders  an  dem  Eingänge  des  Ge¬ 
dichtes,  gefeilt  wurde,  hat  uns  Strodtmann 
zuerst  bekannt  gemacht. 

Ich  bin  nun  in  der  Lage,  von  dem  Hohen 
Liede,  das  zwar  nicht  das  Feurigste,  auch  nicht 
das  Mächtigste,  was  Bürger  geschaffen,  aber 
doch  sein  erhabenstes  Lied  ist,  die  ersten  vier 
Strophen  in  einer  offenbar  jungem  Fassung 
mitzuteilen,  nach  einem  Blatt  von  Bürgers  Hand, 
das  sich  in  meinem  Besitze  befindet  und  wo¬ 
nach  auch  das  Faksimile  hergestellt  ist. 

Hört  von  meiner  Ausenvählten, 

Hört  mein  höchstes,  schönstes  Lied! 

Ha!  ein  Lied  des  Neubeseelten 
Von  der  süßen  Unverwählten, 

Die  ihm  endlich  Gott  beschied. 

Wie  aus  tiefer  Ohnmacht  Banden 
Wie  aus  Graus  und  Moderduft 
In  verschloßner  Todtengruft 
Fühlt  er  froh  sich  auferstanden 
Zu  des  Frühlings  Licht  und  Luft. 

Zepter,  Diademe  Trohnen 
Gold  und  Silber  hab’  ich  nicht, 

Hätten  gleich,  ihr  voll  zu  lohnen, 

Silber,  Gold  und  Perlencronen 
Ein  genügendes  Gewicht. 

Was  ich  habe,  will  ich  geben  — 

Ihrem  Nahmen,  den  mein  Lied 
Schüchtern  sonst  zu  nennen  mied 
Will  ich  schaffen  Ruhm  und  Leben 
Durch  mein  höchstes  Feyerlied. 

Schweig,  o  Chor  der  Nachtigallen! 

Mir  nur  lausche  jedes  Ohr! 

Murmelbach  hör  auf  zu  wallen! 

Winde  laßt  die  Flügel  fallen, 

Halt  in  jedem  Elemente, 

Rasselt  nicht  durch  Laub  und  Rohr! 

Halt  im  Hain  und  auf  der  Flur 
Jeden  Laut  der  irgend  nur 
Meine  Feyer  stören  könnte, 

Halt  den  Odem  an,  Natur! 

Herrlich  wie  der  Regenbogen, 
Weichgefiedert  wie  der  Schwan, 

Auf  des  Wohllauts  Silberwogen 
Leicht  und  schwebend  fortgezogen 
Wall’  o  Lied  des  Ruhmes  Bahn! 

Denn  bis  zu  den  lezten  Tagen, 

Die  der  kleinste  Laut  erlebt, 

Der  von  deutscher  Lippe  schwebt, 

Sollst  du  deren  Nahmen  tragen 
Welche  mich  zum  Gott  erhebt! 

[Hört,  Enkel,  hört  unglaubliches  Bemühen!] 

wurde  von  Adolf  Strodtmann  zuerst  in  der 
Deutschen  Revue,  herausgegeben  von  R.Fleischer, 


IILJahrgang,  Heft  i.  Oktober  1878.  Berlin, Verlag 
von  Otto  Janke,  S.  1 59 f.  veröffentlicht  Strodt¬ 
mann  fand  das  Gedicht  als  „loses  Blatt“  zwischen 
Bürgers  Nachlaßpapieren.  Auf  demselben  Blatte 
(vergl.  das  Faksimile),  von  dem  ich  eben  den 
Eingang  des  Hohen-Liedes  mitteilte,  steht  auch 
das  satirische  Gedicht  Burgers,  das  recht  viel 
Varianten  orthographischer  Art,  aber  sonst  keine 
wesentlichen  andern  zeigt.  Zeile  5  steht  „Genien“ 
statt  „Grazien“. 

Gebet  der  Weihe. 

Das  „Gebet  der  Weihe“  findet  sich  in  dem 
Briefe  Bürgers  vom  18.  Mai  1790  (Strodtmann 
IV,  58);  allerdings  sind  bei  Strodtmann  nur  die 
beiden  ersten  Zeilen  abgedruckt.  Der  Brief  mit 
dem  vollständigen  Gedicht  liegt  seit  kurzem 
in  der  Städtischen  Altertums  -  Sammlung  in 
Göttingen,  wonach  ich  die  Varianten,  die  sich 
nach  dem  Abdruck  in  der  „Akademie  der 
schönen  Redekünste“  I,  1,  3  ergeben,  mitteile: 

Z.  3:  „Britten“;  Z.  4:  „durchstralend“; 

„  5:  „Wenigen  baun“;  Z.  8:  „Beydes“; 

„  9:  „Göttin  wir  baun  dir  ein  Haus“; 

„  io:  „Dennoch,  du  Hehre,  nur  dir“; 

„II:  „Krämer“; 

„13:  „zu  karren“;  „Noth  thut“; 

„  14:  „Engt  ein  unzähliger  Neugier“ 

„  20:  „Den“ 

„25:  „würze  düftendem“ 

„  27:  „drauf  ein“; 

„  28:  „Kindes  des  ewigen  Ruhms  voll  Leben 
und  Odem  gebierst“; 

„  29:  „Endlich  voll“;  „Stral“; 

„  30:  „erwärmest“; 

„  31 :  „Herrliche“;  „Bessere“; 

„  32:  „Sey  uns  Wenigen“. 

Freiheit. 

Die  Originalniederschrift  dieser  zuerst  im  Göt¬ 
tinger  Musenalmanach  1794,  S.  1 1 3  abgedruckten 
Bürgerschen  Verse  konnte  ich,  dank  der  Liebens¬ 
würdigkeit  des  Ludwig  Rosenthalschen  Anti¬ 
quariates  in  München,  einsehen;  sie  steht  auf 
einem  kleinen  Zettelchen,  mit  „G.  A.  Bürger“ 
gezeichnet,  darunter  steht:  „Die  Tode“,  das  ist 
die  Überschrift  zu  dem  im  Musen- Almanach 
1 793,  S.  71  abgedruckten  Gedicht.  Somit  dürfte 
„Freiheit“  sicherlich  ins  Jahr  1792,  wie  auch 
Sauer  und  Berger  annehmen,  fallen.  Der 


Ebstein,  Gedichte  Bürgers  in  ältester  Fassung. 


295 


Varianten  sind  außer  einer  Menge  ortho¬ 
graphischer  wenige.  Zeile  5 :  „nun“  statt  „noch“. 

Das  Herz. 

Ich  kann  zwar  keine  neue  Fassung  dieses 
Bürgerschen  Gedichtes  geben;  ich  will  aber  her¬ 
vorheben,  daß  Grisebach  als  Quelle  Boufflers 
Gedicht  „Le  Coeur“  aufgefunden  (Oeuvres 
du  Chevalier  des  Boufflers.  A  Geneve.  1782), 
von  dem  Bürger  das  erste  Drittel  übertragen 
hat.  (Vgl.  E.  Grisebach,  Welt-Literatur-Katalog. 
2.  Aufl.  Berlin  1905,  S.  235.)  Ich  zitiere  nach 
der  in  Paris  1827  erschienenen  Ausgabe.  Bd.  I. 
S.  43  £: 

Le  coeur  est  tout,  disent  les  femmes. 

Sans  le  coeur  point  d’amour,  sans  lui  point  de  bonheur: 
Le  coeur  seul  est  vaincu,  le  coeur  seul  est  vainqueur. 
Mais  qu’est-ce  qu’  entendent  ces  dames; 

En  nous  parlent  toujours  du  coeur? 

En  y  pensant  beaucoup,  je  me  suis  mis  en  tete 
Que  du  sens  litteral  elles  font  peu  de  cas, 

Et  qu’on  est  convenu  de  prendre  un  mot  honnete 
Au  lieu  d’un  mot  qui  ne  Test  pas. 

Sur  le  lieu  des  coeurs  en  vain  Platon  raisonne, 

Platon  se  perd  tout  seul  et  n’egare  personne; 
Raisonner  sur  l’amour,  c’est  perdre  la  raison; 

C'est  la  nature  qui  la  donne. 

Nach  Mitteilung  der  Bürgerschen  Verse  noch 
ein  unbekannt  gebliebenes  Stück  Bürgerscher 
Prosa . 

In  den  von  Christoph  Girtanner  heraus¬ 
gegebenen  Politischen  Annalen  (Dritter  Band. 
July.  August.  September.  Berlin  1793)  findet 
sich  auf  S.  463  folgende  Notiz,  auf  die  ich  hier 
hinweisen  möchte: 

„Im  Monate  Oktober,  oder  November  dieses 
Jahres,  wird  zu  London  Franklin ,  von  ihm  selbst 
geschriebenes,  Leben  durch  seinen  Sohn  heraus¬ 
gegeben  werden.  Der  Herausgeber  dieser 
Annalen  [Girtanner],  welcher  einst  die  Absicht 
hatte,  dieses  höchst  interessante  Werk  in  die 
deutsche  Sprache  zu  übertragen,  hat  nunmehr 
aus  Mangel  an  Zeit,  diesen  Vorsatz  aufgegeben; 
und  wird  die  Bogen  des  Originals,  so  wie  er 
dieselben  posttäglich  von  London  erhält,  dem 
Herrn  Prof.  Bürger  zu  Göttingen  übergeben, 
welcher  die  Übersetzung  übernommen  hat.  Was 


sich  von  diesem  vortrefflichen  Schriftsteller  für 
eine  getreue,  fließende  und  korrekte,  Ver¬ 
deutschung  jenes  Meisterwerk[s]  erwarten  lasse; 
davon  zeugt  der  Anfang  der  Franklinschen 
Lebensbeschreibung,  welcher,  mit  dem  Titel: 
Franklins  Jugendjahre,  schon  seit  einiger  Zeit 
gedruckt  erschienen  ist.“ 

Ferner  möchte  ich  hier  aufmerksam  machen 
auf  die  sich  an  die  eben  mitgeteilte  Notiz  an¬ 
schließende  Bemerkung  Bürgers,  die  bisher  im¬ 
bekannt  geblieben  ist,  und  die  von  nun  an  auch 
unter  die  Prosa -Stücke  aufgenommen  werden 
müßte.  Sie  befindet  sich  gedruckt  im  Intelligenz¬ 
blatt  der  Allgemeine  Literatur-Zeitung  (Nr.  20. 
Mittwoch  den  26.  Februar  1794)  und  ist  über¬ 
schrieben: 

Erinnerung  gegen  eine  Ankündigung  des 

F.  S.  Industrie  Comtoirs  in  Weimar. 

Es  scheinet  neuerlich  Maxime,  und  zwar  eine  recht 
gute  Maxime,  des  literarischen  Völkerrechts  geworden 
zu  seyn,  daß,  wenn  Jemand,  und  vollends  ein  namhafter 
Schriftsteller,  die  Übersetzung  eines  ausländischen 
Werkes  occupirt  und  zuerst  angekündigt  hat,  sodann 
jeder  andere  Gelehrte  und  Buchhändler  von  einigem 
Zartgefühl  den  ersten  im  ungestörten  Besitze  lasse. 
Auch  das  F.  S.  Industrie  Comtoir  in  W.  scheinet  diese 
Maxime  anzunehmen ,  weil  es  Ankündigungen  macht, 
um  unangenehme  Collisionen  zu  vermeiden.  Die  von 
Franklins  Leben  und  Schriften  hätte  es  daher  ver¬ 
mutlich  nicht  gemacht,  wenn  es  ihm  nicht  entgangen 
wäre,  daß  bereits  in  Hn.  G.  H.  Hofr.  Girtanners  Polit. 
Annalen  Sept.  N.  1.  1793.  S.  463  gemeldet  worden,  wie 
ich  mich  mit  eben  dieser  Arbeit  beschäftigen  würde 
und  nun  wirklich  beschäftige. 

Göttingen  den  14.  Febr.  1794. 

Gottfried  August  Bürger. 

Aus  diesen  beiden  Bemerkungen  geht  her¬ 
vor,  daß  Bürger  seit  Herbst  1793  mit  der  Fort¬ 
setzung  der  Übertragung  von  Benjamin  Franklins 
Selbstbiographie  (The  life  of  Benjamin  Franklin, 
written  by  himself)  beschäftigt  war.  Aus  einem 
Brief  „an  Herrn  Voß,  berühmten  Buchhändler 
in  Berlin“,  datiert  vom  17.  November  1793,  —  aus 
R.  Bertlings  Katalog  No.  44  im  August  1903  ver¬ 
kauft;  der  Verbleib  des  ungedruckten  Originals 
ist  mir  leider  nicht  bekannt  geworden 1  —  geht 
hervor,  daß  er  ihm  Franklins  Leben  in  Verlag 
geben  wollte.  „Benjamin  Franklins  Jugendjahre, 
von  ihm  selbst  für  seinen  Sohn  beschrieben  und 


1  Da  ich  eine  Sammlung  von  Briefen  Bürgers  (vergl.  u.  a.  den  Aufruf  in  der  National- Zeitung  vom  23.  Sept.  1904) 
vorbereite,  so  darf  ich  auch  an  dieser  Stelle  die  Herren  Autographensammler  wohl  freundlichst  bitten,  mir  Mitteilung 
von  etwa  in  ihrem  Besitz  befindlichen  Bürger- Autographen  zu  machen. 


296 


von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins. 


übersetzt  von  Gottfried  August  Bürger.  Berlin, 
Rottmann  1792“  stellt,  wie  nie  besonders  her¬ 
vorgehoben  worden  ist,  nur  den  ersten  Teil  der 
bekannten  Franklinschen  Selbstbiographie  dar. 
Nach  welcher  Ausgabe  Bürger  übersetzt  hat,  läßt 
sich  nicht  wohl  sagen;  den  zweiten  Teil  der  Selbst¬ 
biographie  schuf  Bürger  offenbar  nach  der  zu 
London  [1793J  in  zwei  Bänden  erschienenen 
Ausgabe  „Works  of  the  late  Doctor  Benjamin 
Franklin:  consisting  of  bis  life,  written  by  him- 
self,  together  with  Essays,  Humorous,  Moral 
and  Literary,  chiefly  in  the  manner  of  the  Spec- 
tator.  In  two  volumes.  Vol.  II.  London.  Prin- 
ted  for  G.  G.  J.  and  J.  Robinson,  Tater  -  noster 
Row  (Der  zweite  Teil  der  Biographie  beginnt 
auf  S.  191 .).  Merkwürdig  ist  es,  daß  die  Bürger- 


sche  Übertragung  des  ersten  Teils,  der  Jugend¬ 
jahre,  buchstäblich  totgeschwiegen  worden  ist 
in  der  Geschichte  der  Übersetzung  der  Franklin¬ 
schen  Werke.  In  Burgers  Werke  wurde  die 
Übertragung  nur  in  den  Ausgaben  von  1812 
und  1813  abgedruckt;  dann  erst  wieder  in  W. 
v.  Wurzbachs  Ausgabe  (Max  Hesses  Verlag) 
Bd.  IV,  186 — 247,  im  Jahre  1902. 

Zum  Schlüsse  sei  hier  beiläufig  erwähnt,  daß 
Franklin  der  erste  Amerikaner  war,  der  bereits 
anno  1766  eine  Entdeckungsreise  nach  deut¬ 
schen  I  lochschulen  —  und  zwar  nach  Gottingen 
—  unternahm.  Durch  Franklin  wurden  also 
die  ersten  Beziehungen  zwischen  amerikanischen 
und  deutschen  Denkern  und  Gelehrten  an- 
geknüpft. 


D  as  Stammbuch  Fritz  von  Steins 

nebst  einigen  Brieffragmenten  an  ihn. 

o  o 

Von 

Fedor  von  Zobeltitz  in  Berlin. 


||  in  Großonkel  von  mir,  der  Major  a.  D. 

i  ISoEs  -^arl  Theodor  von  Zobeltitz  auf  Gleinig 
IfJlylll  und  Gustau  (1792  — 1878),  hatte  sich 
am  20.  Oktober  1823  mit  Maria  Freiin  von 
Stein  aus  dem  Hause  Kochberg  (1805 — 1876) 
vermählt,  der  einzigen  Tochter  von  Fritz  von 
Stein  und  Enkelin  Charlottes,  der  Freundin 
Goethes.  Der  Nachlaß  meiner  Tante  Marie  ist 
leider  seiner  Zeit  in  alle  Winde  zerstreut  worden. 
Ich  weiß,  daß  Düntzer  ihn  durchgesehen  und 
vielfach  benützt  hat;  verschiedenes  soll  nach 
Weimar  gekommen,  manches  wird  auch  ver¬ 
kauft  worden  sein.  Ein  paar  Konvolute  Stein¬ 
scher  Briefschaften  gingen  an  die  Königliche 
Bibliothek  nach  Berlin,  andere  Briefe  Charlottes 
an  Fritz  befinden  sich  heute  im  Besitze  der  Ber¬ 
liner  Literatur  -  Archivgesellschaft,  eine  dritte 


S.  1.  Eduard  Grisebach  zum  9.  10.  1905. 

^unterlassene  Briefsammlung,  die  einer  Tochter 
meines  Onkels  Karl,  der  Frau  von  Rappard,  zu¬ 
fiel,  bin  ich  im  Begriffe  zu  sichten  (auch  aus  ihr 
hat  Düntzer  für  seine  Biographie  Charlottes  be¬ 
reits  geschöpft).  Eine  zweite  Tochter  Karls  von 
Zobeltitz  starb  unverheiratet.  Im  Besitze  ihrer 
Adoptivtochter,  der  Frau  Rosa  Quehl,  gebore¬ 
nen  Howard  von  Zobeltitz,  befindet  sich  das 
Stammbuch1  Fritz  von  Steins,  von  dem  ich  hier 
erzählen  will;  die  Liebenswürdigkeit  der  Be¬ 
sitzerin  hat  es  mir  für  kurze  Zeit  zur  Durch¬ 
sicht  überlassen.  Die  Eintragungen  bieten 
freilich  nicht  allzuviel  neues.  Es  sind  oft  nur 
Abschriften  einzelner  Bemerkungen  aus  früheren 
Briefen,  Sentenzen  und  Bekenntnisse,  die  Fritz 
oder  seine  Mutter  des  Aufhebens  für  wert 
erachteten;  wo  ich  einen  Quellennachweis  führen 


1  Düntzer  (Charlotte  von  Stein,  Stuttgart  1874)  vermutet,  Goethe  habe  Fritz  das  Stammbuch  von  seinem  Ausflug 
nachjena  in  der  ersten  Hälfte  März  1785  mitgebracht,  weil  vom  i7.Märzjenes  Jahres  sein  bekannter  Eintrag  an  den  „glücklichen 
Knaben“  datiert.  Da  aber  die  Eintragungen  schon  im  Januar  1785  beginnen,  so  ist  diese  Vermutung  hinfällig.  Goethe 
dürfte  das  Stammbuch  (wenn  es  überhaupt,  was  immerhin  wahrscheinlich,  ein  Geschenk  von  seiner  Hand  ist)  viel  eher 
am  Sylvesterabend  1784  oder  am  Neujahrstage  1785  Fritz  verehrt  haben;  man  braucht  sich  darüber  freilich  nicht  den 
Kopf  zu  zerbrechen. 


von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins, 


297 


konnte,  ist  es  geschehen.  Das  Ganze  dünkt  mich 
immerhin  der  Mitteilung  wert. 

Das  Stammbuch  besteht  aus  einem  braun¬ 
ledernen  Karton  in  Oktavformat;  eine  einfache 
Ornamentenpunzung  bildet  den  äußeren  Schmuck; 
inwendig  ist  das  Etui  mit  barock  gemustertem 
Papier  beklebt,  wie  es  derzeitig  auch  häufig  als 
Vorsatz  zu  Bucheinbänden  benützt  wurde.  Das 
Etui  enthält  ein  paar  Dutzend  lockere  Papier¬ 
blätter;  einige  sind  unbeschrieben  geblieben, 
die  übrigen  enthalten  Eintragungen,  von  denen 
die  interessantesten  hier  in  chronologischer  Folge 
wiedergegeben  werden  sollen.  Außerdem  finden 
sich  auf  verschiedenen  Blättern  Zeichnungen  in 
Bleistift,  Tinte,  Sepia  und  Aquarellfarben.  So 
hat  Ulrike  von  Beulwitz  eine  Beistiftzeichnung 
beigesteuert:  Einsiedelei  unweit  Solothurn 
—  „zum  Andenken  gezeichnet  von  Ulrike 
von  Beulwitz,  den  2.  November  1786“;  Char¬ 
lotte  von  Lengefeld,  Schillers  spätere  Gattin, 
gleichfalls  eine  Bleistiftskizze:  Kapelle  auf  dem 
Schlachtfeld  bei  Sempach  (das  sie  auf  ihrer 
Schweizer  Reise  im  Frühjahr  1783  kennen  ge¬ 
lernt  hatte),  unterzeichnet  „Rudolstadt  den 
31.  August  1785“1;  Friederike  von  Holleben, 
„das  Kleine“,  eine  Skizze  „Im  Hasle  Thal,  den 
7.  Dezember  86“;  ein  Aquarell  von  Frau  von 
Voß  1785,  eine  Zeichnung  „Weimar  den 
10  Märtz  1785  v.  Donop  fecit“. 

Die  handschriftlichen  Eintragungen2  beginnen 
im  Januar  1785  und  zwar  mit  einer  Inschrift 
der  Mutter  Goethes.  Fritz  von  Stein  war  (ge¬ 
boren  am  26.  Oktober  1772) 3  damals  drei¬ 
zehn  Jahre  alt  und  wurde  seit  Mai  1783  in 
Goethes  Hause  erzogen.  Etwas  später  hatte 
die  Korrespondenz  der  Frau  Rath  mit  Fritz  als 
ihrem  „lieben  Sohn“  begonnen.  Am  Tage  der 
Stammbucheintragung  hatte  sie  auch  einen  Brief 
an  Fritz  gerichtet,  in  dem  die  Inschrift  indessen 
nicht  erwähnt  wird.  Sie  lautet: 


Dein  Leben  Bester,  das  bißher  so  heiter  dir  verfloß, 
War  wie  ein  reiner  Quell,  der  sich  im  Blumenfeld  ergoß. 
Die  Zukunft  trüb  es  nie  mit  bangen  schweren  Leiden; 
Nichts  Wiedriges  halte  dir  dein  edles  Leben  auf. 
Villmehr  sei  künftighin  dein  gantzer  Lebenslauf 
Ein  Paradies  voll  engelsüßer  reiner  Freuden. 

Frankfurth  den  24.  Jenner  1785. 

Elisabethe  Goethe. 

Man  weiß,  daß  die  Frau  Rat  die  Reimereien 
von  Louise  von  Göchhausen  in  Knittelversen 
zu  beantworten  pflegte;  die  obigen  Verse  an 
ihren  lieben  Fritz  bilden  dazu  ein  hübsches 
Seitenstück. 

Es  folgt  der  Zeit  nach  in  Fritzens  Stamm¬ 
buch  Karl  Ludwig  von  Knebel.  Sein  Verhält¬ 
nis  als  Erzieher  des  ewig  kränklichen,  launischen 
Prinzen  Konstantin  war  damals  bereits  gelöst, 
aber  es  war  Goethe  gelungen,  den  Freund  we¬ 
nigstens  von  seinem  Entschlüsse,  Weimar  zu 
verlassen,  abzubringen.  Ein  Vierteljahr  nach 
der  Eintragung  begleitete  Knebel  Goethe  nach 
Karlsbad. 

An  Fritz  von  Stein. 

D.  15.  Mertz  1785. 

Merk’  auf  die  führende  Hand  des  Freundes,  und  laß 

Du  von  ihr 

Blumen  Dir  pflücken  die  blüh’n  wann  auch  der  Frühling 

entweicht. 

Karl  v.  Knebel. 

Zwei  Tage  später  folgt  Goethe  selbst  im 
Stammbuch.  Das  Gedicht  ist  in  die  Werke  auf¬ 
genommen  worden.  Erster  Druck:  I.  I.  H.  Ebers 
und  A.  Kahlert,  Briefe  von  Goethe  und  dessen 
Mutter  an  Friedrich  Freiherrn  von  Stein  (Leipzig 
1846),  S.  28.  Im  Stammbuch  heißt  es  in  der 
letzten  Verszeile  „Und  nur  die  Fröhlichkeit .  .  .“, 
während  im  Abdruck  das  „die“  fehlt  und  die 
Interpunktion  ergänzt  ist. 


1  Von  Kochberg  aus,  wo  Lotte  am  29.  September  desselben  Jahres  auf  einige  Tage  zu  Besuch  eintraf,  schickte  sie 
mit  Brief  vom  3.  Oktober  eine  weitere  Zeichnung  für  Fritzens  Stammbuch  ein. 

2  Sie  sind  hier  in  ihrer  ursprünglichen  Schreibart,  nicht  nach  moderner  Normal-Orthographie  und  Interpunktion 
wiedergegeben,  wie  Düntzer  es  liebte.  Gerade  bei  den  von  Düntzer  in  seiner  Biographie  Charlotte  von  Steins  zitierten 
Briefstellen  habe  ich  mich  vielfach  durch  Vergleich  mit  den  Originalen  überzeugen  können,  wie  ganz  anders  die  ursprüng¬ 
liche  Schreibart  wirkt  und  wie  sie  in  der  Tat  im  Lesen  suggestiv  „gewisse  Stimmungsnüancen“  auszulösen  vermag.  Auch 
Köster  hat  in  seiner  prächtigen  Ausgabe  der  Briefe  der  Frau  Rat  nichts  geändert  und  beklagt  sich  mit  Recht  darüber,  daß  er 
die  Briefe  an  Fritz  nach  den  Abschleifungen  von  Ebers  und  Kahlert  drucken  lassen  mußte. 

3  Nicht  am  27.  Oktober  1773,  wie  Ebers  und  Kahlert  nach  schriftlichen  Aufzeichnungen  von  Fritz  mitteilen. 
Übrigens  hielt  sich  Fritz  tatsächlich  für  ein  Jahr  jünger,  als  er  es  wirklich  war;  auch  seine  Mutter  gratuliert  ihm  an 
seinem  siebenunddreißigsten  Geburtstage  zum  „sechsunddreißigsten“.  Sein  Bruder  Karl  schrieb  einmal  an  ihn:  „Ich 
weiß  nicht,  wirst  du  heute  31,  32  oder  33  Jahre  .  .  .“ 


298 


von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins. 


Unglück  bildet  den  Menschen  und  zwingt  ihn  sich  selber 

zu  kennen, 

Leiden  giebt  dem  Gemüth  doppeltes  Streben  u.  Kraft. 
Uns  lehrt  eigener  Schmerz  der  andern  Schmerzen  zu 

theilen 

Eigener  Fehler  erhält  Demuth  und  billigen  Sinn, 
Mögest  Du  glücklicher  Knabe  nicht  dieser  Schule 

bedürfen 

Und  nur  die  Fröhlichkeit  Dich  führen  die  Weege  des 

Rechts. 

Weimar  d.  17.  März  1785.  Goethe. 

Im  Herbst  1783  hatte  Goethe  mit  Fritz  von 
Stein  einen  Ausflug  nach  dem  Harz  gemacht.  Am 
18.  September  trafen  beide  in  Clausthal  ein,  am 
21.  ritten  sie  in  Begleitung  des  Berghauptmanns 
von  Trebra  auf  den  Brocken.  Darauf  bezieht 
sich  die  folgende  Eintragung: 

Erinnern  Sie  sich  zuweilen  Ihres  ersten  Ritts  nach 
dem  Brocken ,  des  niedlichen  Grauchens,  dessen  Sie 
sich  auf  dieser  Reise  bedienten,  und  der  sonderbaren 
Nachricht  des  Försters  Degen  außm  Commermion 
Dorfhause;  daß  ein  Mann  auf  dem  Brocken  an  die,  über 
diesen  Berggiganten  wegziehenden  Wolken  angeklopft, 
ein  anderer  die,  vor  seinem  Stubenfenster  vorüber¬ 
ziehenden  Wolken,  zum  Zeitvertreibe  mit  der  Hand 
festgegriffen,  und  in  ihrem  Zuge  aufgehalten  habe: 
So  werden  Sie  nahe  dran  seyn,  sich  neben  bey  auch 
zu  erinnern, 

Ihres  ganz  ergebenen  Freundes 

J.  W.  H.  v.  Trebra. 

Halberstadt  am  Hartz  1785. 

Auch  Frau  von  Trebra  hat  sich  einge¬ 
schrieben  : 

Nicht  der  Welt  Glück,  nicht  Eigenliebe, 

Nein,  vom  Himmel  eingepflanzte  Triebe 
Lehren  Tugend,  und  daß  ihre  Krone 
Selbst  sie  belohne. 

erinnern  Sie  sich  hierbey 
Ihrer  Freundin 

Augusta  Sophia  von  Trebra 
geb.  v.  Hartitzsch. 


1786  beginnt  mit  folgendem  Blatte  Johann 
Friedrich  Kästners  (1747 — 1812),  des  ersten  Er¬ 
ziehers  der  Söhne  des  Oberstallmeisters  von  Stein 
und  späteren  Weimarischen  Professors: 1 

Die  Tugend  lohnt  sich  selbst,  das  Laster  straft  sich 

nimmer; 

Dieß  ist  das  ewige,  nie  fehlende  Gesetz 
Worauf  das  Wohl  und  Weh  der  sterblichen  sich  gründet. 
Nie  blende,  Lieber!  Dich  der  falsche  flücht’ge  Schimmer 
Der  böse  That  oft  schmückt,  entfliehe  dem  Geschwäz, 
Das  die  Natur  verkehrt,  der  Leidenschaft  hoffirt, 2 3  — 
Sophistisch  Dich  in  Labirinthe  führt; 

Aus  denen  späte  Reu  den  Ausgang  selten  findet. 

Dieß  sey  ein  Andenken 

Weimar  den  7.  April  Deines  Freundes 

1786.  J.  F.  Kästner. 

Ein  paar  Tage  später  in  diesem  selben  Jahr, 
das  die  Trennung  Goethes  von  Charlotte  bringen 
sollte,  schrieb  sich  die  Mutter  in  Fritzens  Stamm¬ 
buch  ein: 

Freude  thront  Dir  liberal 
Auf  der  Wiesen  unter  Bäumen 
In  den  jugendlichen  Träumen 
An  den  silber’n  Waßerfall. 

Möge  sie  bey  Dir  verweilen 
Mit  dem  Lenz  nicht  von  Dir  eilen 
Feßle  sie  am  Blumenband 
Zwischen  Tugend  und  Verstand. 

Deine  ertzgute  Freundin 

Den  ii1,  April  Charlotte  v.  Stein 

1786.  geb.  v.  Schardt. 

Selbstverständlich  darf  Lavater,  der  im  Juli 
1786  bei  Goethe  in  Weimar  wohnte,  wenn 
auch  keineswegs  zu  dessen  Freude,  nicht  fehlend 

Such  niemals  außer  Dir,  was  in  Dir  ist  zu  finden ! 

Sich  selbst  mißhandeln,  ist  —  die  schrecklichste  der 

Sünden. 

Such  nie  den  Schein  vom  Seyji  /  Seyn  heißt  sich  selbst 

empfinden, 

Sich  trennen,  wo  man  will,  sich,  wo  man  will  verbinden; 


1  Ebers  und  Kahlert  schreiben  fälschlich  Küstner.  Als  Emst  von  Stein,  der  Zweitälteste  Bruder  Fritzens,  Page  beim 
Herzog  wurde,  erhielt  Kästner  die  Stellung  eines  Pagenhofmeisters.  Als  Professor  am  Gymnasium  in  Weimar  blieb  er 
der  gelegentliche  Vorleser  Charlottes  und  ein  ihr  treu  ergebener  Freund. 

2  Wahrscheinlich  soll  es  „hoffirt“  heißen;  das  Wort  ist  unleserlich  geschrieben. 

3  Bei  Ebers  und  Kahlert,  Briefe,  S.  177,  mit  Abweichungen  abgedruckt.  Es  heißt  dort: 

Such’  niemals  außer  dir,  ivas  nur  in  dir  zu  finden, 

Sich  selbst  mißhandeln  ist  die  schrecklichste  der  Sünden. 

Such’  nie  den  Schein  vom  Seyn.  Seyn!  Seyn  heißt:  sich  empfinden, 

Sich  trennen,  wo  man  will,  sich,  wo  man  will,  verbinden; 

Klar  wissen,  was  man  thut?  wozu ?  aus  welchen  Gründen? 

Die  Lust  nach  dem,  was  quält,  mit  Frohmuth  überwinden  — 

So,  edler  Jüngling,  sey,  umhaucht  vom  Duft  der  Linden  — 

Umbraust  von  Wog’  und  Sturm.  Dein  Seyn  wird  nie  verschwinden. 


Lavater. 


von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins. 


299 


Klar  wissen,  was  man  thut?  wozu?  aus  welchen  Gründen? 
Die  Lust  nach  dem,  was  quält,  mit  Frohmuth  über¬ 
winden  — 

So,  edler  Jüngling!  Sey f  umhaucht  vom  Duft  der 

Linden  — 

Umhaucht  von  Wog'  und  Sturm!  —  Dein  Seyn  wird 

nie  verschwinden. 

Weymar,  Donnerstagsmorgen 
20.  Jul.  1786. 

Johann  Caspar  Lavater  v.  Zürich. 

Auf  dem  folgenden  Blatte  läßt  sich  Fritzens 
Vater  vernehmen: 

Fahre  fort,  lieber  Sohn,  Dich  zu  einem  und  recht¬ 
schaffenen  Menschen  zu  bilden,  so  wirst  Du  dadurch 
der  süßen  Hoffnung,  in  Dir  eine  Stütze  meines  Alters 
zu  finden,  entsprechen,  und  die  Glückseligkeit  ver¬ 
mehren 

Deines  Dich  zärtl.  liebenden  Vaters 
Weimar  27  Juli  86.  Frhr.  v.  Stein. 

Diese  Zeilen  wurden  geschrieben,  als  Char¬ 
lotte  leidend  in  Karlsbad  weilte  und  Ernst  von 
Stein  schwer  krank  darniederlag.  Um  diese 
Zeit  hatte  auch  Karl,  der  älteste  Sohn  des 
Oberstallmeisters,  als  Göttinger  Student  den 
Eltern  durch  seine  Schulden  viel  Kummer  be¬ 
reitet.  Wie  Fritz  der  Liebling  Charlottes  war 
(„Du  einzige  Poesie  meines  Lebens“  schreibt 
sie  ihm  einmal),  so  war  er  auch  der  Verzug 
des  Vaters. 

Herder  fällt  nichts  anderes  ein  als  ein  Zitat 
von  Klopstock  (aus  den  Oden  1750,  erste  Strophe 
von  „Der  Zürchersee“). 

Schön  ist,  Mutter  Natur,  Deiner  Erfindung  Pracht 
Auf  die  Fluren  verstreut,  schöner  ein  froh  Gesicht, 
Das  den  großen  Gedanken 
Deiner  Schöpfung  noch  einmal  denkt. 

Zum  Andenken  an 

^  2  ^AU^USt  Gottfried  Herder. 

1786. 

Der  Herr  Hofmusikus  Eylenstein  malt  ein  paar 
zierliche  Notenköpfe  auf  sein  Eintragungsblatt: 


#  *  1 
> — . — 1 — 5 


l  v  i*  1  I  m  | 

T - “ - 

1  — 

Lauter  Consonanzen  von  keiner  Dissonanz  unter¬ 
brochen  —  So  sey  Dein  Leben 


Johann  Friedrich  Adam 
Eylenstein 

Weimar  den  Fürstl.  Hof-Musicus  und 

I7ten  Aug:  1786.  Subst:  Stadt-Organist. 

Der  treue  Seidel  schreibt: 

Ein  iunger  Abentheurer,  eilst  Du  ietzt 

Voll  Muth  zu  Schiff.  Ein  heitrer  Himmel  lacht 

Und  Deine  Segel  schwellt  ein  günstger  Wind. 

Kaum  kannst  Du  es  erwarten,  biß  man  ab 

Vom  Lande  stöst.  —  O  sag  mir  doch  mein  Freund 

Wohin  geht  denn  —  wenn  Du  es  weißt  —  die  Fahrt?  — 

Nach  Otaheiti?  nach  der  Felsenburg? - 

Wohin’s  auch  sey,  so  steure  frisch  drauf  zu! 

Vergiß  es  iezt,  daß  des  Geschickes  Strafen 
Daß  Wind  und  Wellen  unsrer  Leidenschaft 
Uns  oft  an  Küsten  treiben,  wo  wir  dann  —  — 

Doch  davon  iezo  nichts!  Fahr  wohl  mein  Freund! 

Zur  Erinnerung  an 

Ph.  Fr.  Seidel. 

Weimar  den  24.  Aug.  1786. 

Karoline  von  Wolzogen,  damals  noch  Frau 
von  Beulwitz,  dichtet: 

An  Friedrich  von  Stein. 

Deine  Seel’  ist  bespannt  mit  gefühligen  Saiten.  Der 

Schönheit 

Harmonie,  die  das  All  der  Natur  entgegen  ihr  tönet, 
Bebt  sie  zurück.  Wer  die  Stimme  der  liebenden  Mutter 

vernimmt,  der 

Fühlt  selbst  in  Stürmen  des  Lebens  sich  blind  im  Hauße 

des  Vaters.  — 

Rudolstadt  den  Caroline  von  Beulwitz  geb. 

2  ten  Novbr.  1786.  von  Lengefeld. 

Gegen  Ende  des  Jahres  kehrt  noch  einmal 
die  Stimme  der  Frau  Aja  wieder,  wenn  auch 
nur  in  der  Abschrift  einiger  Zeilen  aus 
einem  ihrer  Briefe  an  Fritz1,  der  während  der 


1  Der  Brief  (Köster  Nr.  125)  ist  datiert  „Fr.  den  17.  Dezember  1786“.  Ist  das  Tagesdatum  richtig  gelesen?  — - 
Köster  gibt  in  seiner  ausgezeichneten  Sammlung  die  Briefe  der  Frau  Rat  an  Fritz  von  Stein  und  seine  Mutter  nach  Ebers 
und  Kahlerts  Ausgabe  von  1846  wieder,  die  nicht  einwandsfrei  und  orthographisch  „modernisiert“  ist.  Auf  dem  Stamm¬ 
buchblatt  heißt  es  „vorüber  geht“,  im  Briefe  „vorübergeht“,  auf  dem  Blatt  „Ey  O  Popey“,  im  Briefe  „Eia  Poppei“.  Der 
Brief  beginnt:  „Lieber  Sohn!  Hier  schicke  ich  Ihnen  ein  Christgeschenk,  um  sich  meiner  beständig  zu  erinnern,  ja, 
lieber  Sohn,  thun  Sie  das,  gedenken  Sie  an  eine  Frau,  die  sich  immer  noch  mit  Vergnügen  die  Zeit  zurückruft,  wo  wir 

so  manchen  frohen  Tag  zusammen  lebten  —  nur,  schade,  daß  .  .  .“ 


300 


von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins. 


italienischen  Reise  Goethes  in  das  Haus  seiner 
Mutter  zurückgekehrt  ist: 

Nur  schade  daß  Alles  so  schnell  vorüber  geht, 
und  daß  die  Freuden  des  Lebens  immer  auf 
der  Flucht  sind  —  darum  soll  man  sie  ja  durch 
Grillen  nicht  verscheuchen,  sondern  sie  geschwind 
haschen,  sonst  sind  sie  vorbei,  und  eilen 
und  schlüpfen  ins  Ey  O  Popey. 

Franckfurt  d.  I4ten  Decbr.  1786. 

Elisabethe  Goethe. 

Das  folgende  Jahr  wird  im  Stammbuch  durch 
Fräulein  von  Goechhausen  eingeleitet,  das  liebens¬ 
würdige  und  lebenssprühende  „Thusneldchen“ 
des  Kreises  um  Anna  Amalia.  Sie  schreibt: 


Auf  einem  weiteren  Blatt  findet  sich  in 
wenig  veränderter  Form  ebenfalls  ein  Passus  aus 
einem  Briefe  der  Frau  Rat  abgeschrieben,  und 
zwar  aus  dem,  den  sie  am  10.  Dezember  1785 
an  Fritz  gerichtet  hatte1: 

Übrigens  bin  ich  immer  noch  guten  Humors  — 
bin  mit  mir  gar  wohl  zufrieden  und  das 
ist  doch  die  Hauptsache  —  und  so  mar- 
schirt  man  eben  durch  die  Welt,  und  ge¬ 
nießt  die  kleinen  Freuden  und  preten- 
dirt  keine  große. 

Elisabeth  Goethe. 

Frankfurt  d.  4l*n  Dezbr.  1788. 


Ein  größer  Wohl,  als  Rang  und  Gold  gewähren, 

Hat  Dir  die  Vorsicht  zugedacht: 

Ein  fröhlich  Herz,  genügsam  im  Begehren, 

Für  dessen  Glück,  Verstand  und  Tugend  wacht. 
Zum  Andenken,  von 

Louise  Goechhausen. 

Weimar  d.  23ten  Merz  1787. 

Im  September  zeichnen  sich  die  Rudol- 
städter  Prinzen  ein;  zunächst  Ludwig  Friedrich, 
der  spätere  Fürst: 

Wie  schön  ist  es,  der  Menscheit  Pflichten  üben 
Dem  Nächsten  willig  beizustehn 
Aufrichtig  alle  Menschen  lieben 
Und  andre  durch  sich  glücklich  sehn! 

Ein  gutes  Werk  schafft  allezeit 
Die  süßeste  Zufriedenheit.  — 

Ludwig  Friedrich  Pz  Schwarzburg  R. 
Rudolstadt  den  8.  September  1787. 

Vom  selben  Tage  datiert  die  Eintragung 
des  Prinzen  Karl  Günther: 

So  bild  o!  Jüngling  Dein  Herz  schon  in  der  Jugend, 
Lieb  nur  die  Gottesfurcht,  die  Freundschaft  und  die 

Tugend, 

Denk  daß  nichts  glücklich  macht  als  die  Gewißensruh, 
Und  daß  zu  Deinem  Glück,  Dir  Niemand  fehlt  als  Du. 

Karl  Günther  Pz  Sch.  Rudolstadt. 
Den  8.  September  1787. 


Hübsch  ist  das  I  Iardenbergsche  Blatt: 

F. 

L’esperance  me  soutient. 

Holde  Vergessenheit,  und  du,  des  Guten  Erinnerung, 
Liebliche  Schwestern,  o!  macht  beyde  das  Leben  ihm 

süß. 

Du  verdunkle  das  Böse  mit  deinem  umhüllenden 

Schleier 

Du  emeue  das  Glück  Ihm  mit  doppelter  Lust. 

Zum  Andenken  Deines  Dich 

nie  vergessenden  Freundes 
F.  A.  C.  Graf  Hardenberg. 
Hannover  d.  2o‘en  April  1790. 


Nochmals  folgt  die  Mutter  mit  einigen  Ein¬ 
tragungen;  1792  mit  einem  schönen  Bekenntnis 
aus  einem  Briefe  von  ihr  an  Fritz  nach  Jena, 
der  der  leidenden  Mutter  Blumen  geschickt  hatte: 


Es  ist  immer  ein  Zeichen  freundlichen  Gemüths  wenn 
man  gern  Blumen  oder  dem  ähnliches  geben  mag  u. 
die  Sprache  einer  fröhlichen  Stimmung.  Wenn  man 
kein  liebendes  Herz  hat  verdient  man  mehr  Mit¬ 
leiden  als  Vorwurf,  denn  es  ist  die  schönste  aller 
Empfindungen  lieben  zu  können,  die  dem  Unglücklichen 
der  sich  in  sich  zurück  zieht  nicht  mehr  zu  Theil  wird. 


Weimar  d.  27ten  Juni  92. 


Ch.  v.  Stein 
geb.  v.  Schardt. 


1  Köster  Nr.  117.  Ebers  und  Kahlert  S.  93.  In  dem  Briefe  heißt  es:  „  .  .  .  Übrigens  bin  ich  noch  immer  (oben  „immer 
noch“)  guten  Humors,  und  das  ist  die  Hauptsache.  In  meiner  kleinen  Wirtschaft  gehts  noch  immer  so,  wie  Sie  es  gesehen  haben, 
nur  weils  der  Sonne  beliebt,  länger  im  Bette  zu  bleiben,  so  beliebt  es  mir  auch,  vor  1/2 9  Uhr  komme  ich  nicht  aus  den  Federn 
—  könnte  auch  gar  nicht  einsehen,  warum  ich  mich  strapatzen  sollte,  —  die  Ruhe,  die  Ruhe  ist  meine  Seligkeit,  und  da 
sie  mir  Gott  schenkt,  so  genieße  ich  sie  mit  Danksagung.  Alle  Sonntage  esse  ich  bei  Frau  Reck,  Abends  kommen  Frau 
Hollweg  Bethmann,  ihre  Mutter,  Demoiselle  Moritz,  Herr  Thurneisen,  Herr  Graf,  da  spielen  wir  Quadrille,  L’hombre  u.  s.  w. 
und  da  jubeln  wir  was  rechts.  Die  andern  Tage  bescheert  der  liebe  Gott  auch  etwas,  und  so  marschiert  man  eben 
durch  die  Welt,  genießt  die  kleinen  Freuden  und  prätendirt  keine  großen  (oben  „pretendirt  keine  große“).  Leben  Sie 
wohl,  lieber  Sohn  .  .  .“ 


von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins. 


301 


Und  weiter: 


Eigentlich  sind  nur  sanguinische  Gemüther 
fähig  das  angenehme  Talent  von  Welt  sich 
eigen  zu  machen,  die  ernsthaftere  Gemüths- 
art  kann  es  nur  so  weit  bringen  nicht  dagegen 
zu  fehlen;  ich  rede  vom  erworbenen  Talent 
von  Welt,  ein  natürlich  Welt-Talent  liegt 
in  einem  richtigen  moralischen  Gefühl. 


Weimar  d.  2Öten  Jan.  93. 


Ch.  v.  Stein 
geb.  v.  Schardt. 


^4» 


Ich  habe  wieder  gesehen  daß  man  bei  dem  Gang 
seines  Lebens,  nur  seinem  eignen  Bewußtsein  von 
innerm  Beifall,  oder  Tadel,  nachleben  soll,  indem  oft 
unsre  Richter  nicht  den  Verstand  der  Uebersicht  haben; 
und  dann  auch  noch  die  Bemerkung  gemacht,  wenn 
etwa  eine  dauerhafte  Freundschaft  sich  einmal  aus¬ 
zeichnet,  sie  mehr  auf  Nachsicht  gegeneinander  als 
beiderseitige  Vollkommenheit  sich  gründet;  ich  habe 
lang  in  der  Welt  die  letztere  gesucht,  endige  aber  mit 
der  erstem.  Ch.  v.  Stein1 

Weimar  d.  I5ten  Decbr.  1793.  geb.  v.  Schardt. 


Die  Stimmung,  aus  der  heraus  die  oben 
wiedergegebenen  Worte  geschrieben  wurden, 
läßt  sich  unschwer  erkennen.  Die  Zeit  war 
noch  nicht  da,  da  Charlotte  dem  älter  gewor¬ 
denen  Freunde  die  Hand  der  Versöhnung  reichen 
konnte;  die  Worte  spiegeln  noch  etwas  von 
dem  Groll  wieder,  der  in  Charlotte  lebte  —  sie 
klingen  wie  eine  Antwort  auf  die  nie  beant¬ 
worteten  Briefe,  die  Goethe  im  Juni  89  an  Frau 
von  Stein  schrieb. 

Endlich  als  letztes  Stammbuchblatt  von 
Fritzens  Mutter  ohne  Datum  und  Unterschrift: 

Willst  Du  acht  u.  wahrhaft  lieben, 

Mußt  Du  Selbstverleugnung  üben. 
Freundliches  Wohlwollen  spende, 

Dazu  Wort  u.  Ausdruck  wende; 

Daß  man  Würde  nicht  vermisse, 

Dich  zurück  zu  halten  wisse; 

Anspruch  nie  an  Andre  mache, 

Daß  kein  Zwangsgefühl  erwache  — 

Sei  zufrieden  mit  der  Weise 
Deiner  Lieben,  laut  und  leise.  — 


Herr  von  Fichard,  der  Freund  aus  Jena, 
kommt  im  selben  Jahre  mit  einem  lateinischen 
Zitat: 

Interdum  lacrymae  pondera  vocis  habent. 

Carl  Fichard. 

Jena 

am  3osten  Jan.  1793. 

Und  der  junge  Coudenhoven,  dem.  Fritz 
näher  steht  als  Frau  von  Coudenhoven  der 
Mutter2,  schreibt  die  umfassende  Weisheit  ein: 

Handle  recht,  und  scheu  niemand. 

Jena  5.  May  Dein  Freund  Carl 

1793  Coudenhoven. 

Die  Zeit  geht  dahin.  Fritz  tritt  gegen  den 
Willen  seiner  Mutter  und  des  herzoglichen  Paars 
in  preußischen  Staatsdienst,  wird  Ende  1798 
als  Kriegs-  und  Domänenrat  in  Breslau  ange¬ 
stellt  und  kauft  sich  das  bei  Breslau  gelegene 
Gut  Strachwitz,  wo  Charlotte  ihn  im  Frühjahr 
1803  besucht.  Aus  jener  Zeit  seien  noch 
einige  Fragmente  aus  mir  vorliegenden  Briefen 
Karl  von  Steins  an  Fritz  mitgeteilt,  die  für  das 
Weimarer  Leben  jener  Tage  von  Interesse  sind. 
Karl  hat  Kochberg  übernommen  und  lebt  in 
glücklichster  Ehe  mit  seiner  Frau  Amalie, 
geborenen  von  Seebach.  Im  Januar  1802  ist 
er  mit  den  Seinen  in  Weimar  und  schreibt  am 
IO.  an  Fritz: 

Heute  habe  ich  mich  erst  an  Hof  melden  lassen, 
wo  ich  eingeladen  bin.  Es  ist  Trauer  für  den  Erbprinz 
von  Baden.  Der  Hof  giebt  jetzt  wieder  alle  Mittag  zu 
essen  wie  sonst,  da  die  große  Menge  Fremde  abge¬ 
nommen  hat,  die  das  sonst  beschwerlich  machte  wie 
ich  glaube.  Amalie  Imhoff  ihr  adorateur  ist  jetzt  der 
Hauptmann  Eggloffstein,  vor  dem  sie  vor  einiger  Zeit, 
als  er  hinter  ihr  gieng,  ein  Bouquet  verlohr,  sagt  man,  be¬ 
stehend  aus  einer  Passionsblume,  Vergißmeinnicht  und 
Pensees,  wie  ich  dir  glaube,  schon  geschrieben  zu  haben 
und  womit  sie  viel  geplagt  worden  ist.  Sie  ist  artig, 
aber  noch  hübscher  das  kleine  Kätchen. 

Den  11.  Die  Cour  war  gestern  nicht  sehr  zahlreich, 
ich  habe  mit  der  Herzogin  Mutter  gespielt,  Helldorf 
und  Zobel  und  viel  Geld  gewonnen.  Frau  v.  Kotzebue 
ist  gestern  zum  ersten  Mal  bey  Hof  erschienen,  auch  er 


1  Wenig  verändert  aus  einem  Briefe  vom  gleichen  Datum  an  Karl,  den  auch  Düntzer  (I,  385)  wiedergibt.  Einige 
Tage  nach  dieser  Niederschrift  starb  der  Gatte  Charlottes. 

2  Am  16.  November  1795  schrieb  Charlotte  an  Fritz:  „Vorgestern  kam  Frau  von  Feret,  um  Frau  von  Coudenhoven 
hier  abzuholen.  Sie  ist  mir  tausendmal  lieber  als  die  letztere.  Die  Coudenhoven  ist  mir  unangenehm;  es  tut  mir  leid, 
daß  sie  Deines  so  guten  Freundes  Mutter  ist.  Die  zwei  Damen  haben  so  närrisch  Zeug  gemacht,  solche  Zweideutigkeiten 
gesprochen,  daß  Herzogin  Louise  ganz  erstaunt  war.  In  der  Oper  haben  sie  so  den  Takt  geschlagen,  daß  die  übrigen 
alle  auf  ihren  Stühlen  davon  gewackelt  haben.  .  .  .“ 

Z.  f.  B.  1905/1906. 


39 


302 


von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins. 


war  wieder  da  und  mir  um  so  interessanter,  weil  ich 
eben  seine  Reise  nach  Sibirien  gelesen  hatte,  von 
welcher  übrigens  Göthe  behauptet,  es  sey  das  schlech¬ 
teste,  was  er  noch  geschrieben  habe.  Amüsant  bleibt 
sie  indeß  immer,  wenn  man  gleich  findet,  daß  er  seine 
Gesellschaft  in  Sibirien  mit  mehr  Schonung  hätte  be¬ 
nennen  sollen,  da  er  doch  bemerkt,  daß  sie  sich  für 
ihn  interessirte. 

Den  12.  Gestern  früh  habe  ich  dem  Erbprinz  meine 
visite  gemacht,  der  sich  jetzt  immer  mehr  zu  seinem 
Vorteil  bildet  und  höflich  und  artig  ist  ohne  praeten- 
tion.  Auch  war  ich  bey  der  Wolzogen,  die  ich  an  fange 
immer  lieber  zu  haben ,  ich  glaube  die  Rede  ihres 
Mario  in  ihren  Zigeunern1  ist  dran  schuld.  Sie  hat  meine 
Gedanken  gesprochen  .  .  . 

Den  13.  Gestern  Mittag  zu  Hof  eingeladen  war  ich 
der  einzige  Fremde  exclusive  die  Fr.  v.  Staff,  Carlsruher 
Hofdame,  die  auf  dem  Schloß  hier  wohnt.  Die  Her¬ 
zogin  und  ihre  Kinder  waren  wie  gewöhnlich  sehr  artig, 
ich  saß  zwischen  ihr  und  der  Prinzeß.  Des  Herzogs 
Ausdruck  von  ennui  und  Verachtung  der  Menschheit 
trug  ihn  ins  Zimmer  ohne  mich  anzusehen,  und  nach 
einer  Art  Bewegung  seines  Körpers  als  wenn  er  ein 
tiefes  Kompliment  eingesogen,  stellte  er  sich  vor  die 
Herzogin  (die  mit  dem  Erprinz  und  mir  sprach)  wie 
eine  Spanische  Wand  und  drehte  uns  den  Rücken  zu. 
Den  Mittag  nahm  ich  mir  als  der  einzige  eingeladene 
männliche  Gast  einige  Mal  die  Freyheit  über  die  Tafel 
hinüber  meinen  Wohlthäter  für  seine  Speisen  etwas  zu 
erzählen  oder  zu  sagen.  Ein  paar  fatale  Blicke  ver¬ 
setzten  meine  Beredsamkeit  außer  Cours,  als  wären  es 
übergebliebene  Speisen.  Ich  kam  nach  Tafel  mit  ihm, 
der  Herzogin,  dem  Prinzen  und  Frl.  Staff  allein  am 
Camin  stehend  bey  einem  allgemeinen  Stillschweigen 
in  den  Fall,  wieder  aufs  neue  den  discours  von  den 
Todten  erwecken  zu  müssen,  bedauerte  daß  Serenissimus 
jetzt  keinen  Spaß  am  Schlittenfahren  2 3  fänden,  glaubte 
sie  nach  Belvedere  zum  dejeuner  haben  reiten  gesehen, 
mit  einer  polnischen  Pelzmütze  auf  dem  Haupt.  Res- 
ponsum:  „ich  habe  keine  polnische  Mütze,  die  Nation 
will  ich  Ihnen  übrigens  überlassen!“  Ich  bemerkte,  daß 
ich  einmal  eine  polnische  Mütze  auf  seinem  Zimmer 
gesehen,  bestehend  aus  einem  Stück  Schwamm,  womit 
man  die  Pfeifen  ansteckt,  die  sehr  schön  ist.  Unter 
seltenen  Anzügen  aus  dem  Pflanzenreich  erwähnte  ich 
auch,  daß  man  bey  Schwarzburg  ein  so  den  weißen 
Haaren  ähnliches  langes  Moos  fand,  daß  man  zum  Spas 
Perruquen  daraus  machte.  Responsum:  „in  den  Fuchs¬ 
röhren  kann  man  das  auch  aus  den  Fuchsbälgen“.  Die 
Miene,  womit  er,  die  Stirn  voll  Runzeln  und  die  Unter¬ 
lippe  der  Nase  nährend,  mich  abfertigte,  und  die 
Stellung,  vermöge  welcher  er  beide  Rockschöße  hoch 
aufgehoben  seinem  Caminfeuer  eine  Ehre  erwieß,  die 
ich  befürchtete  mir  auch  wiederfahren  zu  können, 
machten,  daß  ich  aus  Bescheidenheit  ihn  weder  Worte 


noch  Blicke  addressirte  ....  Die  Herzogin  sprach 
noch  allerhand,  machte  ihr  Compliment  und  gieng.  Er 
blieb,  und  nachdem  er  mit  Wollzogen  auf  und  abge¬ 
gangen,  ging  er  fort,  ohne  eine  Seele  zu  grüßen,  und 
ließ  mir  nicht  einmal  die  Ehre,  durch  eine  Verbeugung 
ihm  meinen  stummen  Dank  für  seine  ungastfreundliche 
Mahlzeit  abzustatten.  Er  soll  es  sehr  übel  nehmen, 
wenn  man  absagen  läßt,  und  doch  ist  es  eine  wahre  De- 
bauche  für  mich,  mit  übel  gelaunten  Gemiithcrn  vis  h 
vis  mich  zu  geniren,  denn  man  consumirt  seine  Lebens¬ 
kräfte  und  Geisteskräfte  bei  ihnen,  einen  Genuß  zu 
finden,  den  sie  nicht  gewähren  können. 

Den  14.  Gestern  Mittag  bey  der  Herzogin  Mutter 
eingeladen ,  haben  wir  erstlich  uns  alle  wohl  amüsirt. 
Der  Herzog  war  nicht  da,  und  die  Gesellschaft  bestand 
aus  verschiedenen  Einheimischen  und  Fremden,  unter 
ersteren  die  Mutter  (Charlotte',  unter  letzteren  Hell¬ 
dorffs,  Kotzebues,  Schwarzenfelsens,  meine  Frau  und 
ich.  Zweitens  haben  wir  sehr  gut  gegessen  und  ge¬ 
trunken  .  .  . 

Fritz  ist  an  den  Masern  erkrankt  und  macht 
der  Mutter,  die  noch  unter  dem  Verlust 
ihres  Sohnes  Ernst  leidet,  große  Sorgen.  Am 
30.  Januar  1 802  schreibt  Karl  von  Weimar  aus 
u.  a.  an  Fritz: 

Es  haben  mich  gestern  und  vorgestern  verschiedene 
Leute  gefragt,  wie  du  dich  befindest  und  ob  deine 
Krankheit  in  der  Besserung  sei.  Das  Gerücht  von  deiner 
Maladie  hat  seinen  Ursprung  von  meiner  Mutter,  der 
ich  deinen  Brief  mit  der  Nachricht  von  deinem  Schnupfen¬ 
fieber  vorlaß,  worin  du  zugleich  schreibst,  wieder  besser 
zu  seyn.  Nun  hat  dich  die  Fama  immer  kränker  ge¬ 
macht,  welches  dir  als  ein  Zeichen  der  Theilnahme 
deiner  Landsleute  angenehm  seyn  wird,  da  dein  An¬ 
denken  sie  auf  der  Art  doppelt  beschäftigt,  erstlich, 
dich  beynahe  umzubringen,  und  zweitens  dich  nach  den 
von  mir  eingezogenen  Nachrichten  wieder  zu  erwecken. 
Die  gestrigeMasqueradeWerbarg  in  ihren  Staubwolken 
und  emphitischen  Dünsten  zu  Ehren  der  Herzogin  Ge- 
burthstag  brillante  Aufzüge  und  zu  Versen  gebrachte 
Gedanken.  Unter  andern  auch  ein  paar  für  dieses  mal 
sichtbar  abgeschiedene  Seelen,  wie  ich  vermuthe  von 
armen  Sündern  oder  Deliquenten  in  weißen  Westen. 
Göthens  Produkte  seiner  Muse  fehlten  auch  nicht  und 
erschienen  theils  gedruckt  theils  in  der  Person  seines 
Söhnleins  geflügelt,  welches  letztere  als  Cupido  von  den 
verschiedenen  especen  der  Dichtkunst  umgeben  .  .  . 

Inzwischen  gibt  Charlotte  sich  vergebliche 
Mühe,  ihren  Fritz  unter  die  Haube  zu  bringen; 
ihre  Schwägerin  Sophie  Schardt  empfiehlt  ihm 
brieflich  (am  31.  August  02)  das  Fräulein  von 
Lassberg  (sie  habe  zwar  nicht  viel  Geist,  aber 


1  Karoline  von  Wolzogens  „Die  Zigeuner“  im  Taschenkalender  für  Damen,  Tübingen  1800  — 1802. 

2  Am  9.  hatte  der  gern  mokante  Karl  über  eine  Schlittenfahrt  des  „dicken  Geheimrath  Goethe“  mit  seiner 
„Füchsin“  Christiane  an  Fritz  berichtet.  Diesen  lustigen  Briefpassus  druckt  Diintzer  ab  (II,  145). 

3  Geburtstagsredoute  bei  Hofe,  zu  der  Goethe  wieder  einen  Aufzug  gedichtet  hatte;  der  kleine  August  Goethe 
figurierte  dabei  als  Amor,  worüber  Charlotte  sich  sehr  entrüstet  aussprach. 


von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins. 


303 


natürlichen  Verstand,  Herz  und  Gemüth  und 
„im  Vertrauen  gesagt“  60000  Thaler  Mitgift). 
Im  Herbst  kommt  Fritz  selbst  nach  Weimar 
und  hält  um  Fräulein  Tinette  von  Reitzenstein 
an.  Karl  scheint  nicht  recht  damit  einver¬ 
standen  gewesen  zu  sein,  denn  er  schreibt  Fritz 
am  13.  Oktober: 

Was  deine  Vorwürfe  betrifft,  daß  du  mir  einiges 
Lob  für  deine  Braut  nur  nothdürftig  hättest  abdrücken 
müssen,  so  halte  ich  sie  nur  für  eine  ingenieuse  Art 
deiner  Junggesellen  Schamhaftigkeit,  mir  zu  notificiren, 
daß  du  einige  dreiste  Schritte  gethan  hast,  dir  eine 
Braut  anzuschaffen,  wozu  ich  meine  Gratulation  abstatte, 
einstweilen  vorläufig.  Die  losen  Vögel  hatten  mir  ge¬ 
sagt,  Du  wolltest  bis  den  16.  in  Weimar  bleiben,  um 
Dich  den  15.  erst  noch  in  die  Löwenstern  zu  verlieben. 
Du  selbst  hattest  mir  geschrieben,  daß  Dir  einstweilen 
die  [Marquise]  Fumel  und  die  [Gräfin]  Reuß  Fesseln 
angelegt.  Die  arme  Tinette,  die  hier  wie  im  Triumpfe 
hergeschleppt  wurde,  hat  mich  also  gedauert,  und  wenn 
ich  sie  nicht  in  eins  weg  gelobt  habe,  so  habe  ichs  doch 
aus  Herzensgründe  und  ohne  alle  Rücksicht  gethan, 
ob  du  Don  Juan  der  Zweite  sie  abschlachten  würdest 
oder  nicht. 

Aus  der  Heirat  wird  nichts,  worüber  sich 
auch  Goethe  freut.  Tinette  wird  auf  Zureden 
ihres  Vaters  und  seiner  Freunde  die  Braut  eines 
reicheren  Verehrers,  des  Herrn  von  Schilden. 
Karl  schreibt  an  Fritz  am  10.  November  in 
seiner  drastischen  Ehrlichkeit: 

Der  Himmel  konnte  auch  wohl  kein  possierlicheres 
Paar  zusammen  vereinigen,  die  Verheirathung  eines 
jungen  Mädgen  zu  beschwatzen  und  sich  darein  zu 
mischen,  als  einen  von  seiner  Frau  verjagten  Marquis 
[du  Fumel]  und  eine  von  ihrem  Manne  verjagte  Närrin 
wie  die  alte  R.  [Reitzenstein]  ist,  die  ihre  Tochter  unter¬ 
richtet,  sie  müßte  blos  auf  die  Waden  sehen  (die  Schilden 
nicht  hat).  Fumel  und  Schilden  sind  jetzt  zärtliche 
Freunde,  aber  Schilden  hängt  den  Kopf  mehr  als  ge¬ 
wöhnlich.  Du  bist  der  halb  begünstigte,  bist  es  aber 
ganz  von  Seiten  der  Leute,  die  Parthie  in  der  Sache 
nehmen.  Es  ist  das  arme  Mädchen  [Tinette]  zu  be¬ 
dauern,  das  nicht  von  sich  abhängt.  Aber  gut,  daß  du 
dem  Alten  aufgesagt  hast,  und  ein  Glück  für  dich. 

Auch  Sophie  Schardt  schreibt  am  12.  De¬ 
zember  einen  Trostbrief,  in  dem  es  u.  a.  heißt: 

Daß  es  Ihnen  im  alten  Vaterlande  immer  noch 
wohl  war,  freut  mich.  Ihre  gute  Mutter  verdient  Ihre 
ganze  Liebe,  von  ihr  hörte  ich  schon,  daß  Sie  die 
heitersten  Tage  in  Kochberg  zusammen  zugebracht, 
und  wie  konnten  Sie  auch  anders,  Carl  und  Amalie  sind 
die  anmutigsten  aller  Wirthe;  Göthe  kommt  leider 
immer  mehr  von  sich  selbst  ab,  wie  könnte  er  seinen 
Freunden  bleiben?  .  . 


1  Ein  Vetter  am  Hofe,  der  Baron  Stein-Nordheim. 


Anfang  1803  dringt  nach  Weimar  das  Ge¬ 
rücht,  Fritz  sei  in  einem  Duell  schwer  verwundet 
worden.  Karl  schreibt  ihm  deshalb  am  24. 
Februar: 

Mutter  ist  sehr  besorgt  über  eine,  wie  Du  ihr  hast 
schreiben  lassen,  unbedeutende  Verletzung  am  Arm, 
und  zwar  glaubt  sie,  daß  die  Schillern  darum  weiß,  weil 
sie  den  Tag  vorher,  ehe  die  Mutter  den  Brief  erhielt, 
heimlich  geweint  hat.  Sie  will  aber  nichts  eingestehen  . . . 
Gott  gebe  nur,  daß  der  Schillern  ihre  Thränen  und  gar 
keine  Thränen  dazu  gehören  .  .  . 

Und  am  14.  März: 

Die  gangbarste  Geschichte  deines  Duells  in  Weimar 
ist  die,  daß  Du  auf  einem  Ball  beym  Minister  [Grafen 
Maltzahn]  die  Honeurs  gemacht  und  genöthigt  gewesen 
wärst,  einen  betrunkenen  unartigen  Offizier,  einen  Hrn. 
v.  Breitenbach,  einige  Zurechtweisungen  zu  geben. 
Dieser  hätte  dich  am  andern  Tage  zur  Rede  gestellt 
und  du  hättest  geantwortet:  „Gestern  waren  Sie  be¬ 
trunken  und  heute  glaube  ich  sind  Sie  ein  Narr“  .  .  . 
Willst  du  etwas  interessantes  über  das  Weimarsche 
Wappen  lesen,  so  wirst  du  es  in  der  Zeitung  für  die 
elegante  Welt  finden,  in  dem  Artikel  über  die  Weimar¬ 
sche  Kunstausstellung,  die  Göthen  sehr  geärgert  und 
den  Herzog  nicht  minder.  Ich  kenne  den  Verfasser 
vom  Ansehn,  doch  nicht  persönlich.  Ich  bin  diesen 
Winter  nicht  viel  in  Weimar  gewesen  .  .  .  aber  es  hat 
mir  diesen  Winter  wohl  da  gefallen,  und  ist  die  Gesell¬ 
schaft  weder  zänkisch  noch  weise  (das  haß  ich  am 
meisten)  noch  pretentieus,  sondern  lustig,  gesellig  und 
unterhaltend.  Reußens  haben  einen  guten  Ton  einge¬ 
führt.  Göthen  sieht  man  selten.  Stein1  geht  wunderbar 
mit  ihm  um.  Auf  einer  redoute  sagt  er  zu  ihm:  „schick 
dein  Mensch  nach  Hause,  ich  hab  sie  besoffen  ge¬ 
macht.“  Also  Göthe  geht  hin  und  deutet  der  armen 
Vulpius  an,  nach  haus  zu  gehen,  die  ganz  nüchtern  ge¬ 
wesen  ist.  Eben  kommt  der  Weimarsche  Bothe  .  .  . 

Fritz  ist  inzwischen  genesen,  und  seine  Mutter 
besucht  ihn  in  Strachwitz,  wo  sie  sich  für  die 
Neigungen  ihres  geliebten  Jungen  für  zwei  Kom¬ 
tessen  Haugwitz  und  Burghaus  interessiert,  um 
erst  Johanni  wieder  heimzukehren.  Am  15. 
Juli  schreibt  Karl: 

Mutter,  der  ich  gestern  in  Weimar  die  Ankunfts 
oder  Wiederkunftsvisite  machte,  hat  mir  genaue  Details 
von  dir  erzählt.  Du  hast  sie  gut  gepflegt,  und  sie  sieht 
recht  wohl  und  vergnügt  aus.  Du  hast  überhaupt  einen 
freundlichen  angenehmeren  Charakter  als  ich.  Viel¬ 
leicht  komme  ich  mit  meinen  theorien  einmal  mehr 
aufs  Reine.  Meine  Mutter  hat  mich  seit  langer  Zeit 
einmal  herzlich  umarmt,  und  das  hat  mich  fast  bis  zu 
Thränen  gerührt,  und  ich  bin  einmal  recht  vergnügt  von 
Weimar  nach  haus  zurückgekehrt. 

Im  Oktober  1803  kommt  die  frohe  Nach¬ 
richt  zu  Charlotte,  daß  ihr  Fritz  sich  mit  Helena, 
der  einzigen  Tochter  des  Freiherrn  von  Stosch 


304 


von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins. 


auf  Gustau  und  Gleinig  in  Schlesien  versprochen 
habe.  Ihr  Bruder,  der  Onkel  Schardt,  gratuliert 
Fritz,  obwohl  die  Verlobung  noch  geheim  ge¬ 
halten  wird,  und  fügt  allerhand  Neues  aus 
Weimar  hinzu: 

Madame  Stael,  die  seit  12  Tagen  [dem  14.  Dezem¬ 
ber]  hier  ist,  besitzt  die  Kunst,  aller  Verständigen  Bey- 
fall  sich  zu  verschaffen.  Ich  bewundere  in  ihr  die  ge¬ 
sunde  und  richtige  Beurtheilung  der  Menschen.  Tout 
le  monde  est  avec  eile  ä  son  aise,  nur  unsere  Gelehrten 
nicht,  mich  unterhält  es  sehr,  diese  Verlegenheiten 
wahrzunehmen.  Mit  Schiller  sprach  sie  von  Kant.  Ge¬ 
dichte,  sagte  sie,  können  nicht  von  einer  Sprache  in 
die  andere  übergetragen  werden.  Aber  Lehr  Sätze, 
Doktrinen,  müssen  in  jeder  Sprache  verständlich  ge¬ 
macht  werden  können,  warum  sind  denn  Kants  Lehr¬ 
sätze  nicht  zu  übersetzen?  Im  Französischen  konnte  er 
[Schiller]  dieses  gar  nicht  beantworten;  er  gab  solche 
[Antwort]  endlich  in  seiner  Mutter  Sprache,  und  meine 
Frau  mußte  diese  und  mehrere  Antworten  auf  der  Stelle 
übersetzen.  Auch  fragte  sie,  was  das  Wort  heiße  tran- 
scendental,  da  war  die  Antwort:  wer  dieses  Wort  ver¬ 
stehe,  verstehe  auch  die  Kantischen  Lehren.  Seine 
Lehren  wären  noch  in  der  Kindheit,  wenn  solche  ihre 
vollkommene  Reife  würden  erlangt  haben,  dann  wür¬ 
den  seine  Worte  zu  verstehen  und  zu  übersetzen  seyn. 
Goethe  kommt  mit  ihr  besser  weg,  dieser  giebt  zur 
ersten  Antwort  immer  ein  Späsgen,  und  beruhigt  sie 
sich  dabey  nicht,  so  hat  er  doch  Zeit  gewonnen, 
sachgemäß  zu  antworten.  Alles  was  sie  spricht,  ver¬ 
dient  aufgeschrieben  zu  werden.  Sie  singt,  sie  tanzt, 
und  alles  was  sie  spricht,  ist  anspruchslos.  Sie  wird 
noch  14  Tage  hierbleiben,  und  bleibt  sie  das,  was  sie 
jetzt  ist,  so  nimmt  sie  unser  aller  Beyfall  mit  sich.1 

Inzwischen  kämpft  Fritz  um  seine  Liebe. 
Sein  Briefwechsel  mit  den  Eltern  Stosch  und 
mit  Flelene  ist  ein  ganz  merkwürdiger.  Helene 
ist  erst  sechzehn  Jahr  alt  (Goethe  erklärte, 
diese  sechzehn  Jahre  seien  die  „beste  Qualität 
der  Braut“,  was  Helene  nicht  verstehen  will). 
Der  alte  Stosch  möchte  sein  einziges  Kind  nicht 
gern  fortgeben;  so  schreibt  er  u.  a.  an  Fritz: 

Als  sich  Lenchen  für  Sie  erklährte  und  ich  meine 
Einwilligung  gab,  folgte  ich,  ich  gestehe  es  Ihnen,  mehr 
den  Vorschriften  meiner  Vernunft  als  den  Neigungen 
meines  Herzens.  Sie  schienen  meinen  Kampf  wenig 
zu  beachten,  indeß  die  an  Misbilligung  grenzende  Ver¬ 
wunderung  fast  aller  meiner  Bekannten  über  meinen 
Entschluß,  mein  Kind  so  früh  von  mir  zu  lassen,  die 
Unruhe  meiner  nathürlichen  Abneigung  gegen  eine  so 
zeitige  Verbindung  vermehrte.  Lenchens  Anlage  ganz 
in  Ihrem  Sinne  kalter  Rechtlichkeit  zu  entriren,  ließ 
mich  höchstens  pflichtgemäße  Toleranz  meiner,  mit 
zunehmendem  Alter  nicht  abnehmenden  Schwäche, 
keineswegs  aber  warme  Zuneigung,  die  mein  Herz  so 


1  Unvollständig  bei  Düntzer  (II,  186  Anmerkung). 


sehr  verlangte,  hoffen.  Konnte  mich  diese  Aussicht 
froh  und  glücklich  machen?  .  . 

Allmählich  werden  die  Briefe  herzlicher  und 
wärmer,  aber  die  Wartezeit  peinigt  Fritz  schwer. 
Einer  bestimmten  Erklärung  geht  1  lelene  aus 
dem  Wege,  ist  aber  überzeugt,  „keinen  Mann 
zu  finden,  an  den  mich  I  lochachtung  so  fesseln 
könnte  als  an  Sie“.  Im  Mai  findet  endlich  die 
öffentliche  Verlobung  statt;  auf  den  Anzeigen 
werden  „Gratulationen  verbeten“.  I  lelene  unter¬ 
zeichnet  ihre  Briefe  an  Fritz  immer  noch  „Ihre 
ergebenste  Freundin“,  erst  am  15.  August 
schreibt  sie  zum  ersten  Male  „Ihre  Sie  liebende 
Helena“.  Charlotte  ist  froh  über  die  im  Oktober 
erfolgte  Hochzeit  und  das  junge  Gluck  ihres 
Sohnes.  Karl  wünscht  ihm  soviel  Glück  wie 
in  Pastor  Lafontaines  „Armen  Landprediger“, 
„doch  nicht  soviel  Verlegenheiten  und  Ruhrungs- 
thränen,  denn  der  Landprediger  hat  mit  seiner 
ganzen  Familie  nahe  ans  Wasser  gebauet“. 

Am  25.  Dezember  ist  Charlottes  zweiund¬ 
sechzigster  Geburtstag.  Die  Kochberger  sind 
dazu  nach  Weimar  gekommen  und  Fritz  schreibt: 

Liebe  Mutter.  Es  giebt  drey  Dinge,  die  ich  ängst¬ 
lich  liebe:  —  Meines  Königs  Scepter  —  meinen 
Schwiegervater  —  und  meine  Oeconomie.  Drey  andre, 
die  mir  am  Herzen  liegen:  Sie!  —  meine  Frau!  — 
mein  Glück  !  Alles  was  mir  durch  letzteres  zu  Theil  wird, 
führt  mich  immer  drauf  zurück,  daß  ich  es  nicht  hätte, 
wenn  Sie  nicht  so  gnädig  waren,  mich  wohlbehalten 
zur  Welt  zu  bringen,  worüber  ich  mich  alle  Jahre  herz¬ 
inniglich  freue,  und  meine  unterthänige  Danksagung 
und  Glückwünsche  an  einem  Tage  verbinde,  der,  wenn 
Sie  mich  liebhaben,  Ihnen  deßwegen  selbst  lieb  seyn 
muß,  nehmlich  Ihr  Geburthstag.  Mein  Helenchen 
vereinigt  sich  mit  mir  zu  diesem  festlichem  Tag,  die 
fröhlichen  Stimmen  Ihrer  Kinder  zu  vermehren,  und  wenn 
auch  die  kleinen  Geisterchen,  die  alle  Sie  Gro߬ 
mutter  nennen  und  noch  nennen  werden,  Sie  in 
Gedanken  umschweben,  in  einem  lichten  Wölkchen 
Ihrer  Einbildungskrafft:  so  wird  Sie  das  Erwachen  aus 
diesem  vorbedeutenden  Bild,  nie  das  Ervachen  zu 
einem  Tag,  der  uns  allen  so  nothwendig  war,  gereuen 
lassen,  zumal  diese  Engelchen  noch  kein  solch  Getös 
und  Ihnen  Kopfweh  veranlassen,  wie  meine  kleinen 
neveux  thun,  was  Sie  aber  so  gnädig  sind,  nicht  fühlen 
zu  wollen.  Ach,  soll  ichs  sagen?  —  und  was  werden 
Sie  denken?  —  — !  ich  fürchte  sogar  Ihre  gütige  Gro߬ 
mütterliche  Geduld  bald  auf  eine  neue  Lärmprobe  zu 
stellen: 

ich  empfehle  mich  einstweilen  zu  Gnaden 

Ihren  unterthänigen  Sohn  Fritz. 

Das  angekündigte  Enkelchen  wurde  am 
20.  Oktober  1805  geboren  und  Maria  getauft. 
Über  die  im  November  1804  in  Weimar  ein- 


von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins. 


305 


getroffene  Erbprinzessin,  die  Großfürstin  Maria 
Paulowna,  äußern  sich  Charlotte  und  Karl  ganz 
begeistert.  „Warum  sie  so  liebenswürdig  ist,“ 
schreibt  letzterer,  „macht  wohl,  daß  sie  selbst 
ein  so  liebevolles  Herz  hat  und  die  Leute,  mit 
denen  sie  umgeht,  damit  ansteckt.  Sie  ist  nicht 
herablassend,  um  es  zu  scheinen  und  Lob¬ 
sprüche  einzuernten,  sondern  um  den  Menschen 
Freude  zu  machen.  Sie  ist  so  sanft  in  ihrem 
Ausdruck,  daß  sie  timiden  Leuten  alle  Verlegen¬ 
heit  benimmt,  dabey  ist  sie  fröhlich,  lebhafft 
und  voller  Anstand  und  sehr  clecidirt  in  ihren 
Handlungen.  Sie  ist  jung,  schlank  und  hübsch...“ 
Einem  langen  Brief  der  Gattin  Karls  an  Fritz 
über  allerhand  Neues  aus  Weimar  sei  Folgen¬ 
des  entnommen: 

.  .  .  Goethe  scheint  mir  mit  Son  Altesse  imperiale 
verlegen.  Sie  frug  ihn  nach  den  Regeln  der  Zeitent¬ 
fernung  als  auch  der  Ortsveränderung  in  den  Akten 
eines  Stücks.  Er  hat  sich  bekanntlich  nicht  sehr  daran 
gebunden:  ich  stand  neben  ihm,  er  antwortete  un¬ 
deutlich.  Ich  glaube,  er  spricht  nicht  gern  französisch. 
Ein  für  Weimar  seit  1  bis  2  Jahren  verblichener  Litte- 
rator  ist  wieder  angelangt,  als  nicht  weniger  als  Hom- 
burgischer  Geheimerath  in  einer  prächtigen  Uniform, 
ich  glaube,  um  die  Abonement-Billets,  Clubs-Umläufe 
und  Namensverzeichnisse  zu  Schanden  zu  machen,  die 
immer  seinen  Namen  mit  Gering  statt  Gerning1  ver¬ 
wechselten,  trotz  den  der  Königin  von  Neapel  über¬ 
brachten  Haaren  der  Königin  von  Frankreich.  Er  hat 
noch  immer  die  kleine  tändelnde  Musen  Physiognomie. 
Bertuch  erhielt  vor  seiner  Ankunft  einen  Kaufmanns¬ 
brief  von  ihm  aus  Frankfurth:  „Ew.  Edlen  belieben 
beykommendes  Kästchen  mit  Gewelktem  und  12  Bou- 
teillen  Wein  bis  zu  meiner  Ankunft  in  Verwahrung  zu 
nehmen  und  das  Porto  gefälligst  auszulegen.“  Bertuch 
hat  ihm  nun  gleich  ausgerechnet,  daß  Gerning  als  ein 
guter  Wirth  alle  Tage  ein  Spitzgläßchen  voll  zu  trinken 
und  einige  gewelkte  Zwetschen  [Backpflaumen]  dazu  zu 
speisen  hat,  bis  zu  seiner  Abreise  den  Gastwirthen  keine 
Rechnung  zu  veranlassen  .  .  . 

Am  31.  Oktober  gratuliert  Charlotte  ihrem 
Fritz  zu  der  Geburt  seines  ersten  Kindes: 

„Unendlich  erfreut  hat  mich  das  kleine  neue  Enkel- 
chen,  sag  das  der  jungen  Mutter  und  daß  es  mir  lieb 
wäre,  noch  ein  Töchterchen  neben  ihr  zu  haben. 
Schreib  mir  bald,  lieber  Fritz,  wie  sich  Mutter  und  Kind 
befindet  und  auch,  wie  es  mit  deiner  Gesundheit  steht; 
es  ist  gar  zu  kalt  schon  und  du  hast  nicht  die  Gabe, 


dich  warm  zu  halten,  und  wenn  ich  beym  niederlegen 
an  die  armen  Soldaten  denke,  mit  Wunden  in  der 
Witterung,  kann  ich  garnicht  schlafen:  ich  mag  die  Poeten 
nicht  mehr,  welche  die  Eroberer  besungen  haben  .  .  . 
Morgen  kommt  der  russische  Kaiser,  unsre  Erbprinzeß 
zu  besuchen,  ich  habe  eine  heimliche  Angst,  die  Fran¬ 
zosen  könnten  ihn  in  ihre  Hände  bekommen  .  .  .  Daß 
der  arme  Herzog  von  Oels  hier  sein  Grab  gefunden2, 
hat  uns  allen  sehr  leid  gethan;  der  Erbprinz  frug  mich 
ganz  traurig,  ob  dies  nicht  von  übler  Bedeutung  vor  sein 
Kind  sein  würde,  mir  wars  auch  in  dem  Bezug  fatal, 
doch  was  sind  endlich  die  Dinge  der  Erden!  .  . 

Die  Briefe  Charlottes  vom  November  und 
Dezember  an  F  ritz  hat  Diintzer  in  seiner  Biographie 
im  Auszuge  mitgeteilt;  sie  seien  hier  teilweise 
ergänzt:3 

23.  Novbr.  1805  .  .  .  Die  Schillern  hatte  zwey  Sol¬ 
daten  zur  Einquartirung  bekommen,  welche  sie  aber 
an  Wohlzogens  Kutscher  verdingt  hatte;  einer  davon, 
Herr  von  Michalowitsch,  so  unterschrieb  er  sich,  hat 
ihr  bittere  Vorwürfe  darüber  gemacht,  daß  sie  seine 
Erwartung  so  gedämpft,  da  er  sich  so  darauf  gefreut 
habe,  in  das  Schillersche  Haus  zu  logieren  .  .  .  Der 
Erbprinz  grüßt  dich  freundlichst.  Der  Kayser  hat  viele 
schöne  Geschenke  ausgetheilt,  sogar  an  alle  Damens 
vom  regierenden  und  verwittibten  Hof,  auch  der  oncle 
Louis  [der  neu  ernannte  Hofmarschall  von  Schardt, 
jüngerer  Bruder  Charlottes]  hat  einen  schönen  Ring  be¬ 
kommen.  Die  preußischen  Officiers  werden  alle  zur 
Tafel  geladen.  Der  Oberst  Kalkreuth  saß  zwischen  dem 
Herzog  und  Prinzeß  Caroline;  er  frug  sie,  was  vor  ein 
Geschenk  sie  vom  Kayser  bekommen  und  nannte  sie 
immer  mein  Freulchen  [Fräuleinchen].  Da  sie  ihm 
dann  erwiederde,  sie  habe  keines  bekommen,  frug  er  sie 
endlich,  mit  wem  er  die  Ehre  hätte  zu  sprechen.  Dar¬ 
auf  sagte  sie  ihm,  die  Tochter  von  seinem  Nachbar, 
darüber  war  der  arme  Mann  sehr  verlegen  und  konnte 
nicht  aufhören,  ihr  Entschuldigungen  zu  machen;  es 
geschieht  der  guten  Prinzeß  Caroline  sehr  oft,  sich 
selbst  presentiren  zu  müssen.  .  .  . 

24.  Novbr.  .  .  .  Die  Boßen  [Fräulein  von  Bose]  ist 
mir  eigentlich  gar  keine  Gesellschaft,  denn  sie  giebt 
Visitten  von  früh  bis  in  die  Nacht  und  versäumt  keine 
Comedie,  wozu  ihr  Prinzeß  das  Abonement  gegeben, 
und  was  die  Knebeln  [die  alte  Freundin  der  Bose]  mir 
von  ihr  erwarten  lies,  finde  ich  gar  nicht,  auch  hat  sie 
so  ein  ängstlich  kränklicht  Gemiith,  sie  sieht  immer  aus 
wie  eine  Person,  die  eine  Last  trägt,  so  daß  sie  mich 
dauert,  mir  aber  nicht  wohl  macht.  Die  Knebeln  hat 
mich  vis  ä  vis  meiner  Familie  compromitirt,  weil  man 
mir  übel  nahm,  daß  ich  der  Mutter  Seebach  das  Quar¬ 
tier  [im  Hause  Charlottes]  aufkündigte,  die  ich  auch 


1  Gemeint  ist  Joh.  Isaak  Frhr.  von  Gerning,  homburgischer  Gesandter  in  Neapel. 

2  Der  Bruder  der  Herzogin  -  Mutter ,  der  bei  dem  Sohne  der  Großfürstin  Pate  stehen  sollte,  aber  am  Tauftage 
(8.  Oktober)  starb. 

3  Düntzer  ließ  gern  fort,  was  nicht  in  die  Tendenz  seiner  Biographie  passen  wollte,  vor  allem  die  mannigfachen 
bitteren  Bemerkungen  Charlottes  über  Goethe  und  Christiane,  die  schließlich  doch  nur  auf  ihre  gereizte  Stimmung  zurück¬ 
zuführen  waren. 


30  6 


von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins. 


zwey  Jahr  nicht  im  Hauß  sah  und  nunmehr  an  dieser 
auch  keine  Gesellschafterin  habe.  Die  Boßen  ist  von 
früh  an  schon  bei  der  Knebeln.  Ich  erzähle  dir  un¬ 
interessante  Dinge,  verzeih,  ich  wollte  du  könntest  in 
deinen  Briefen  auch  so  weitläufig  seyn.  Du  schriebst 
mir  neulich,  wie  verächtliche  Subjekte  dir  vorgezogen 
würden;  gewiß,  wer  sich  nicht  aufdrängt,  nicht  anmaß- 
lich,  den  läßt  die  Welt  bald  dahinden;  leege  man  nur 
keinen  Werth  auf  den  frivolen  Beyfall  .  .  . 

25.  Dezbr.  Den  ersten  Glückwunsch  bekam  ich  heute 
früh  zu  meinem  Geburthstag,  von  Loulou  'dem  Hünd¬ 
chen],  ein  Zettelchen  an  einem  rothen  Bändchen  hing 
an  seinem  Hals  —  es  war  von  Fräulein  Boße.  Nun 
bekam  ich  auch  lieben  Besuch  von  der  Erbprinzeß, 
dem  Erbprinz  und  Prinzeß  Caroline,  die  mir  alle  drey 
recht  wohl  thaten,  denn  es  sind  gar  gute  Wesens; 
einige  Zeit  waren  wir  fröhlich,  bis  wir  doch  wieder  auf 
die  traurigen  Zeiten  Deutschlands  kamen,  die  Erbprin¬ 
zessin  hatte  schöne  Thränen  in  ihren  assiatischen  Augen 
und  versicherte  mich,  ihre  Brüder  würden  immer  mit 
der  Armee  fechten,  wenn  der  Krieg  fortdauere. 
Sie  geht  vielleicht  mit  ihrem  Gemahl  nach  Berlin, 
um  dem  Großfürst  dort  ein  Rendezvous  zu  geben,  denn 
wie  es  scheint,  kommt  er  nicht  hierher.  Du  denkst 
vielleicht  heute  an  mich,  guter  Fritz;  ich  habe  mich  bey 
Hof  entschuldigen  lassen,  denn  heute  besuchen  mich 
allerhand  gute  Freunde.  Die  Wohlzogen,  Schillern  und 
die  Kanzler  Schmitten  gehören  immer  unter  meine 
Getreuesten.  .  .  . 

26.  Dezbr.  Die  Einquartierungen  fressen  uns  noch 

auf  ...  Es  ist  unerhört,  daß  sich  die  Officiere,  wenig¬ 
stens  viele,  mit  ihren  Weibern,  Kammerjungfern,  Garde¬ 
robe  Mädchen  von  die  Häuser,  wo  sie  einquartiert  er¬ 
nähren  lassen.  So  hat  es  besonders  general  Zastro[w] 
gemacht,  der  bey  Helldorfs  logirte,  ja  so  gar  sich  noch 
Wein  auf  den  Weg  ausgebeten.  Den  sämtlichen  Bürger¬ 
meistern  von  den  Weimarischen  Landen  wird  dieEinqar- 
tierung  noch  das  Leben  kosten,  die  armen  Leute  haben 
keine  Nacht  mehr  Ruh;  in  Jena  hat  neulich  einen  Bürger¬ 
meister  vorArger  der  Schlaggerührt.  Manche  Preußische 
Unter  Officiere  lassen  sich  bestechen  und  bringen  die 
Soldaten  in  Häuser  wro  ihnen  beliebt  .  .  .  Wegen  den 
ersten  Feyertag  wurde  der  gestrige  Tag  [die  übliche 
Mittwochsversammlung]  bey  Goethen  ausgesetzt  auf 
heute,  aber  er  ist  krank  geworden.  Die  Schillern  wird 
auch  recht  von  den  Einqartierungen  aufgezehrt  .  . 

Am  15.  Januar  1806  bedankt  sich  Charlotte 
bei  Fritz  zunächst  für  dessen  Geburtstagswünsche 
und  erzählt  sodann: 

Die  Amelie  schreibt  mir  von  Kochberg,  sie  käme 
sich  wie  eine  Gastwirthin  vor;  zum  Glück  sind  ihre  Ein- 
buartierung  artige  bescheydene  Leute;  die  meisten 


Preußen  betragen  sich  bei  ihren  Wirthin  hülfrcich, 
außer  einzelne.  Letzt  war  ein  Aufstand  in  dem  Theater; 
ein  junger  Artillerie  Officier  fing  einen  ungebührlichen 
Zank  an  mit  dem,  so  die  Billets  annimmt,  zog  den 
Degen  auf  die  Wachstehende  Ordonnanz  —  es  wurde 
gerufen :  Preußischer  Offizier  heraus,  man  glaubte,  es  sey 
Feuer,  der  Vorhang  mußte  fallen.  Endlich  ging  Stein 
[-Nordheim]  aus  der  Herrschaftsloge  hinunter,  wollte  den 
Officier  zurecht  weisen  der  Offizier  sagte  ihm,  er  werde 
ihn  Morgen  sprechen;  Stein  otferirte  ihm  ein  paar 
Bouteillen  Wein  oben  drein  —  drauf  jener  sagte,  ich 
werde  noch  zwey  Officiers  mitbringen.  Das  ganze 
Regiment,  wenn  Sic  w  ollen,  erwiederte  Stein ;  den  andern 
Tag  bat  er  es  den  Stein  aber  ab,  doch  mußte  er  in 
arrest.  Die  Theater  Casse  ist  wohl  die  einzige,  die  bei 
der  Einquartierung  gew  innt;  der  armen  Schillern  kostet 
es  wohl  schon  auf  50  Ü/&.  —  es  drückt  alle,  die  Ver¬ 
mögen  haben  .  .  .  Goethens  Vorlesungen  gehen  alle 
Mittwoche  ihren  Weg;  ein  Viertclstundchcn  wird  der 
Politik  gewidmet  oder  vielmehr  den  jetzigen  Be¬ 
gebenheiten,  doch  hat  er  das  nicht  gern.  Vor  8  Tagen 
war  seine  Schwägerin,  die  jüngere  Schwester  seiner 
Demoiselle,  gestorben  und  zw'ar  wie  wir  eben  da  waren; 
aber  alle  Todesfälle  in  und  außer  seinem  Hauß  laßt  er 
sich  verheimlichen,  bis  er  so  nach  und  nach  dahinder 
kommt.  Doch  soll  er  sie  beweint  haben,  sie  war  schon 
lange  an  der  Auszehrung  krank;  sein  Bube  [August] 
kommt  mir  auch  nicht  vor,  als  könnte  er  lange  leben. 
Gebe  der  Himmel,  daß  er  nicht  vor  ihm  stirbt,  seine 
Demoiselle  sagt,  man  betrinkt  sich  alle  Tage  —  der 
arme  Goethe,  der  lauter  edle  Umgebungen  hätte  haben 
sollen!  doch  hat  er  auch  zwey  Naturen1  .  .  . 

3.  März.  Goethe  w  ar  wieder  recht  krank  .  .  .  Neu¬ 
lich  wurde  seine  Stella  gegeben,  er  hat  aus  dem  Drama 
eine  Tragoedie  gemacht,  es  fand  aber  keinen  Beyfall. 
Fernando  erschießt  sich,  und  mit  dem  Betrüger  mag 
man  kein  Mitleid  haben;  besser  wär  es  gewesen,  er 
hätte  Stella  sterben  lassen,  er  nahm  mirs  übel,  als  ichs 
ihm  tadelte  .  .  . 

16.  März.  Die  Sonne  scheint  heute  so  freundlich, 
daß  ich  an  Dich  denken  muß,  ich  sehe  Dich  in  Deinem 
Garten  mit  Deiner  Frau  wandeln.  Gestern  wurde  Don 
Carlos  von  Schiller  gegeben,  ob  wohl  sein  Geist  da¬ 
von  etwas  weiß?  Es  hat  mich  sehr  unterhalten,  nur 
spielte  der  Marquis  von  Bosa[Posa]  eine  rechte  Carikatur ; 
es  w^ar  Hayde,  du  kennst  ihn  wohl  noch,  der  ehemalige 
Liebhaber  von  Tante  Schardt  ihrer  Kammerjungfer  .  .  . 
LTnser  Erbprinz  fängt  an,  mit  großer  Liebe  zu  geigen  und 
auf  dem  Clavier  zu  spielen,  es  freut  mich  vor  ihm,  daß 
er  etwas  hat,  so  ihn  angenehm  beschäftigt  und  er  nicht 
vor  Langerweile  auf  Thorheiten  fällt;  er  ist  ein  gar 
guter  Mensch,  ich  muß  ihn  lieb  haben  und  hätte  ge¬ 
wünscht,  er  wäre  nicht  von  Dir  getrennt  worden.  .  .  . 

[ Schlufs  im  nächsten  He/t .J 


Inkorrekt  und  unvollständig  bei  Ebers  und  Kahlert  sowie  bei  Düntzer  wiedergegeben. 


Ein  Fragment  des  Ardinghello. 

Für  Eduard  Grisebach  zum  9.  Oktober  1905 

in  Druck  gegeben 
von 

Dr.  Carl  Schiiddekopf  in  Weimar. 


I. 

komme  nicht  wieder.  Habe  mich 
eine  neue  Sphäre  gewälzt,  Bruder, 
d  muß  mir  Platz  machen,  und  Besitz 
nehmen,  mächtiges  Gesindel  aus  dem  Wege 
räumen,  oder  in  den  Abgrund  stoßen.  Meine 
Arbeiten  beginnen,  das  Spiel  hat  ein  Ende. 
Schlummre  du  noch;  bald  wird  auch  der  Tag 
für  dich  anbrechen.  Künftige  Woche  reis  ich 
nach  Rom.  Borgia.  Florenz. 

Du  warst  mir  Licht  und  Leben.  Das  er¬ 
wartet  ich  nicht;  es  hat  mich  wie  erschlagen. 
O  wie  ist  alles  so  leer  um  mich  geworden! 
Da  lieg  ich  auf  dem  kühlen  Rasen  unter  den 
hohen  Pappeln,  an  den  Trauben,  die  von  süsser 
Fruchtbarkeit  strotzen,  in  der  Aussicht,  wo  wir 
uns  so  glücklich  ohantasierten;  wie  im  Reiche 
der  Verwesung,  der  Abgeschiedenheit.  Der 
Fluß  zieht  wie  ein  Leichenzug  vorbey.  Aller 
Sinn  ist  mir  zum  Genuß  vergangen.  Ich  schäme 
mich,  dir  zu  sagen,  daß  ich  wie  ein  Kind  weine. 
Orsino.  Pisa. 

Ich  finde  nirgends  wieder  Bestand.  Die 
Versammlung  unsrer  geheimen  Akademie  ist 
wie  ein  Baum,  dem  der  Giebel  ausgebrochen 
ist;  kein  Wind  von  Empfindung,  Witz,  und 
Verstand  bewegt  sie  hin  und  her.  Selbst  der 
Poet  von  Dschirdschent  maust  sich,  und  sitzt 
da,  als  ob  er  schon  den  Schwanz  verlohren 
hätte.  Wie  wirds  deinen  Mädchen  und  Wei¬ 
bern  das  Herz  zerreißen,  wenn  sie  vernehmen, 
daß  du  nicht  wieder  körnst!  Verlaßen  und 
ängstlich  seh  ich  sie  schon  in  die  Meße  schlei¬ 
chen.  Die  armen  Dinger  dauren  mich;  sie  sind 
ein  Gesträuch,  das  nicht  für  sich  bestehen  kann, 
und  liegen  gleich  zu  Gottes  Boden,  wenn  der 
Stamm,  um  den  sie  sich  herum  gewunden,  ihnen 
entrißen  wird.  Achte  deßwegen  aber  auch  ihrer 
wenig;  denn  man  kann  sich  in  keiner  Noth  an 
sie  halten.  Signora  Bianca  hat,  hör  ich,  gestern 
einen  frischen  Buben  zur  Welt  gebracht,  und 
ihr  alter  Narr  soll  sich  was  darauf  zu  gute  thun, 


daß  er  nicht  vergebens  gespart  hat.  Sie  war 
noch  die  einzige,  die  Kraft  gegen  und  für  dich 
hatte.  Unsere  Schulmeister,  wenige  ausge¬ 
nommen,  werden  froh  seyn,  daß  du  weg  bist. 
Ich  sehe  den  Winter  in  der  Ferne  sich  nähern, 
wie  die  Häscher  der  heiligen  Inquisition.  Mich 
schaudert’s  schon  vor  der  schrecklichen  Langen¬ 
weile  in  seinem  Gefängnisse;  denn  ich  habe 
keine  Lust  an  irgend  etwas.  Orsino.  Pisa. 

II. 

Anton  Orsino  an  Caesar  Borgia. 

Meine  Wunden  sind  heil,  Caesar,  und  ich 
bin  wieder  frey,  aber  es  ist  mir,  als  ob  ich 
ausser  der  Welt  im  leeren  Raume  wär.  Ein 
Mädchen  hält  mich  fest,  mit  einer  solchen 
Allgewalt,  daß  ich  nicht  daran  denke  zu  wider¬ 
stehen.  Auch  ist  es  eine  von  den  reizendsten 
Kreaturen,  die  je  zur  Liebe  entstanden;  jung 
und  zart  und  schlank  und  widerstrebend,  und 
voll  süssen  edlen  Geistes;  was  wir  wollen,  und 
mehr  und  darüber.  Wenn  du  sie  sähest,  du 
würdest  mich  ermorden.  Einen  Mund,  blühend, 
wie  die  schönste  Rose,  Zähne,  wie  Reyhen 
von  Perlen,  und  Augen  lauter  Unschuld  und 
Muthwillen  und  Sonnenlicht  in  der  reinsten 
Himmelsbläue.  Mit  einem  Wort,  aus  ihr  leuchtet 
ganz  alle  die  höchste  Wonne  der  Erde. 

Ich  habe  die  Wärme  ihres  Lebens  gefühlt, 
und  sie  ist  in  mich  gedrungen,  wie  Schlag  und 
Wetter,  und  hat  mich  im  Innersten  erschüttert, 
und  hat  mich  aufgeweckt  von  dem  Todes¬ 
schlafe,  worinn  ich  begraben  lag. 

Lieber,  wir  sind  doch  weiter  nichts,  als 
Schatten  ohne  Leben,  wenn  wir  kein  Weib 
haben,  dessen  Wesen  in  uns  übergeht.  Habe 
Meer  und  Land,  Berg  und  Thal,  und  Heerden 
von  Vieh  und  Menschen;  und  keine  Unver¬ 
gleichliche,  die  dir  mehr  ist,  als  alles,  die  höchste 
Schönheit  und  Güte  der  Natur,  ein  Bild  Gottes, 
eine  Blüthe  gleichsam  unmittelbar  aus  Gott 


3°8 


Schüddekopf,  Ein  Fragment  des  Ardinghello, 


entsprossen,  Gott  selbst,  worinn  du  vergehen, 
dich  verlieren,  und  vollkommner  wieder  hervor¬ 
gehen  kannst:  und  du  hast  nichts.  Habe,  wo 
möglich,  Schaaren  von  Freunden,  mit  keinem 
kannst  du  so  eins  werden,  keiner  giebt  dir  die 
volle  Quelle  wollüstigen  Lebens.  Habe  Schlachten 
gewonnen  und  Könige  gestürzt;  Habe  Himmel 
und  Erde  verschlungen  und  du  bist  nüchtern. 

Fragst,  wer  das  Wundergeschöpf  sey?  ach! 
das  ist  es  eben,  was  wie  ein  Stroom  Alpcn- 
schnee  über  mich  kömmt,  und  mich  von  hinnen 
reißt;  es  ist  die  Gräfin  Colonna. 

Seit  meinem  letzten  Briefe  hat  sich  alles  das 
zugetragen.  Die  Wunde  von  der  Musqueten- 
kugel  heilte  glücklich  zu,  aber  mich  überfiel 
darauf  ein  so  heftiges  Fieber,  daß  man  an 
meinem  Leben  zweifelte.  Nach  dem  Willen 
meines  Arzts,  eines  einnehmenden  und  grund¬ 
erfahrnen  Mannes  in  seiner  Kunst,  brachte  man 
mich  in  ein  anderes  Zimmer,  wo  ich  freye 
lebendige  Luft  schöpfen  konnte,  und  dabey  die 
Aussicht  in  eine  der  schönsten  Gegenden  hatte, 
die  vielleicht,  innerhalb  Landes,  in  Italien  sind. 
Ich  muß  es  gestehn,  die  Colonnen  sind  meistens 
edle  Menschen,  ob  sie  gleich  von  jeher  unser 
Geschlecht  verfolgen,  und  der  Haß  gegen  uns 
ihnen  angebohren  ist.  Sie  haben  für  mich  ge¬ 
sorgt,  als  ob  ich  ihr  Kind  und  Bruder,  und 
nicht  gefangner  Feind  wäre.  Dieses  Zimmer 
gieng  in  einen  Garten  von  weitem  Empfange, 
den  die  Vorfahren  derselben  angelegt.  Hier 
und  da  siehst  du  darinn  grüne  Plätze  von  alten 
hohen  kunstlosen  Bäumen  besetzt,  wo  im  Som¬ 
mer  unter  und  in  ihnen  ein  heiliges  kaltes 
schauerliches  Dunkel  seyn  muß.  Während 
meiner  Krankheit  wandelte  verschiedenemahl 
daselbst,  mit  einer  ältlichen  Dame,  ein  Frauen¬ 
zimmer  von  leichtem  edlen  Gang  und  himm¬ 
lischer  Gestalt.  Dieß  war  die  junge  Gräfin. 

Ich  weiß  nicht,  wie  es  kömmt,  aber  es  ist 
so  im  Innern  eines  Jeden;  Reitze  zu  Hoch¬ 
achtung  und  Liebe  bey  Feinden  würken  weit 
mächtiger  auf  uns,  als  bey  Freunden,  insonder¬ 
heit  wenn  die  Feindschaft  nicht  unmittelbar 
persönlich  ist.  Die  junge  Colonna  lag  mir  Tag 
und  Nacht  im  Sinn,  hatte  sich  meiner  Phan¬ 
tasie  und  meines  Herzens  bemächtigt,  und 
machte  meine  einzige  Beschäftigung. 

Als  ich  wieder  gesund  geworden,  sah  ich 
sie  einst  wieder  da,  gegen  Abend,  unbegleitet, 
allein.  Das  Herz  schwoll  mir  in  der  Brust  voll 


Sehnen  und  Ahnden,  und  es  wurde  mir  auf 
einmahl  so  warm,  so  heiß  —  ich  konnte  nicht 
bleiben,  mußte  von  der  Stelle;  die  Einsamkeit 
lag  auf  mir  wie  ägyptische  Finsterniß.  Durch 
einen  glücklichen  Zufall  fand  ich  Weg,  ohne 
gesehn  zu  werden,  und  traf  sie  an  einem  Bach 
bey  Bienen.  Freuet  euch,  sagte  sie,  mit  der 
süssesten  Mädchenstimme,  in  einem  Muthwillen 
von  Gutherzigkeit,  freuet  euch  Bienen,  schon 
brechen  die  Blumen  hervor,  bald  werden  die 
Bäume  blühn.  Ich  lag  ihr  zu  Füssen,  und 
hielt  ihre  Hand  schon  im  Feuer  der  Liebe,  an 
den  Lippen.  Sie  that  einen  Schrey,  und  riß 
sich  los. 

Ich  faßte  sie  zärtlicher  und  mächtiger.  Orsino! 
rief  sie  noch  ausser  sich,  aber  das  Schrecken 
war  Ueberraschung  geworden.  Sie  widerstrebte 
immer,  aber  doch  nach  und  nach  lässiger. 
Art  und  Unschuld  und  Neigung  kämpften  in 
ihr.  Wir  giengen.  Wir  sprachen.  Was?  das 
läßt  sich  nicht  erzählen.  Wer  will  die  leisen 
Tönchen  der  Nachtigall,  worinn  just  die  Accente 
der  Liebe  liegen,  in  Noten  setzen?  Wer  mahlen 
die  höchste  Geschwindigkeit  und  Stärke  des 
Adlerflugs?  W  ir  verstanden  uns,  fühlten  uns. 
Sahen  in  einander,  wie  man  etwas  in  der  Nähe 
sieht.  Kannten  uns  von  Ewigkeit  Jedes  Emp¬ 
findung  gab  Harmonie  an  im  andern  zum  Ent¬ 
zücken.  WTir  verlangten  einander  entgegen,  und 
zwischen  uns  lagen  Abgründe  furchtbar  und 
schrecklich. 

Es  kamen  plötzlich  Weiber  in  den  Garten. 
Sie  drückte  mich  zurück,  erzürnt  und  furchtsam, 
als  ob  sie  Sünde  gethan,  und  doch  in  Liebe; 
und  entwich.  Die  Sonne  gieng  eben  unter’s 
Gebürg,  und  machte  ein  herrliches  Schauspiel 
am  Himmel;  mir  aber  war’s,  als  ob  ich  in  die 
Hölle  sollte,  die  Erde  schwand  unter  meinen 
Füssen.  Ich  schlich  mich  wieder  auf  mein 
Zimmer,  wo  ich  der  Wache  wie  ein  Gespenst 
vorkam,  die  meine  Ausflucht  nicht  gewahr  ge¬ 
worden. 

Seit  dieser  Zeit  hab’  ich  sie  nicht  wieder 
gesehn,  den  dritten  Tag  darauf  wurd’  ich  aus¬ 
gewechselt  mit  Fabritzen;  aber  noch  brennt 
mein  Wesen  von  den  Blitzen  ihrer  Blicke,  in 
welchen  so  viel  Seelenfeuer,  eine  solche  weib¬ 
liche  Liebesstärke  flammte,  als  ich  noch  bey 
keiner  ihres  Geschlechts  empfunden.  In  den 
Sicilianischen  Meerstrudel  wollt’  ich  mich  stürzen, 
in  den  Kessel  des  Aetna,  wenn  ich  das 


Schüddekopf,  Ein  Fragment  des  Ardinglielk). 


309 


reizende  Geschöpf  nur  eine  Stunde  lang  in 
meiner  Gewalt  haben  dürfte. 

Es  ist  aus  mit  mir;  rette  mich  Freund, 
wenn  du  etwas  vermagst.  Alles  andre  Weibs¬ 
volk  ist  mir  nach  ihr  schaal  und  abgeschmackt; 
und  an  eine  öffentliche  erlaubte  Verbindung 
mit  ihr  ist  nicht  zu  gedenken.  Capua.  493. 

Caesar  Borgia  an  Orsiuo. 

Bist  ein  Kind  geworden?  Sprichst,  wie 
Plato  im  hitzigen  Fieber,  und  rasest,  wie  wey¬ 
land  Petrarca.  Komm  zu  mir,  ich  will  dir  helfen, 
und  mache  mir  eine  Freude  daraus.  Sollst 
dich  weder  in  das  Sicilianische  Loch,  noch  in 
den  Aetna  stürzen.  Es  wäre  wider  das  Recht 
der  Natur,  wenn  ein  so  schöner  Bube,  wie  du, 
lange  seufzen  sollte. 

III. 

Stephan  Colonna  an  Hannibal  Colonna. 

Ich  habe  künftigen  Donnerstag  zu  einem 
allgemeinen  Fest  in  unserm  Hause  bestimmt, 
und  lade  dich  dazu  ein,  Bruder,  mit  deiner 
Frau,  deinen  Söhnen  und  Töchtern.  Es  soll 
dir  wohl  bekommen  und  Freude  machen.  Ausser 
unsern  Angehörigen  wird  Niemand  dabey  seyn, 
als  Romanello  da  Forli  mit  einigen  seiner 
Freunde,  der  uns  in  diesem  Kriege  so  treflich 
geholfen.  Er  ist  ein  guter  tapfrer  Junge,  be¬ 
hend  in  allem,  was  er  thut,  und  doch,  wo 
möglich,  alles  ganz  vollbringend,  nichts  übereilt, 
einseitig.  Ausserdem  ein  lustiger  Gesellschafter, 
bey  dem  und  dessen  Herrschaften  eines  Vaters 
liebe  Tochter  sehr  glücklich  seyn  könnte,  wenn 
er  auch  gleich  nicht  unter  die  Narcissen  gehört. 

Laß  uns  nun  einmahl  ausruhn,  und  uns  ganz 
dem  Vergnügen  überlaßen.  Der  Frühling  geht 
auf  so  schön,  als  ich  ihn  seit  vielen  Jahren 
nicht  gesehn.  Alles  steht  gut  und  wohl  bey 
uns.  Wir  haben  in  dem  Vergleich  mit  den 
Orsinen  mehr  erhalten,  als  wir  hoffen,  haben 
sie  wieder  gedemüthigt;  Unsere  Kinder  sind 
glücklich  gebohren,  und  so  gerathen,  daß  sie 
unsre  ganze  Liebe  verdienen;  die  Töchter  schön 
und  der  Tugend  ergeben,  und  die  Söhne  groß 
und  berühmt  in  jeder  ritterlichen  Kunst.  Wir 


werden  alt,  laßen  wir  fahren  die  Sorgen.  Sie 
werden  thun,  was  wir  thaten.  Alles  auf  der 
Welt  ist  doch  wandelbar  und  vergänglich,  ausser 
dem  Guten,  das  wir  uns  selbst  machen.  Wohl 
dem  Manne,  der  sich  edle  Kinder  gezogen! 
Dem  stehe  der  Himmel  bey,  der  weiter  nichts 
hat,  als  Gut  und  Freunde. 

An  Eduard  Grisebach. 

Lieber  Freund!  Über  das  Wenige,  was  an  Vor¬ 
arbeiten  Heinses  zum  Ardinghello  —  der  auch  zu  Ihren 
Lieblingsbüchern  gehört  —  in  seinen  Tagebüchern  er¬ 
halten  schien,  habe  ich  im  vierten  Bande  meiner  Heinse- 
ausgabe,  Seite  400 — 407,  Rechenschaft  gegeben.  Ein 
glücklicher  Zufall  ließ  mich  diesen  Sommer  in  der 
Frankfurter  Stadtbibliothek  noch  weitere  Reste  früherer 
Fassungen  finden,  die  jene  lückenhafte  Überlieferung 
ergänzen  und  durch  Schönheit  und  Kraft  der  Sprache 
Ihr  Interesse  wecken  werden.  Sie  bestehen  zunächst 
in  einem  ausgearbeiteten  Schema  zu  einer  Erzählung 
„Adelheit  und  Heidenblut“,  später  „Gottlieb  Heyden¬ 
blut  und  Adelheit  Feyerabend“,  endlich  „Heydenblut 
und  Brunissenda“  betitelt,  die  aus  dem  Entwurf  „Weib 
undUnschuld,  eine  Geschichte“  (Heinse  IV,  400)  erwuchs 
und  zweiteilig,  in  51  Briefen,  die  meisten  Motive  auch 
zu  „Hildegard  von  Hohenthal“  bereits  in  sich  birgt. 
Eine  Hauptfigur,  der  „Sklavenhändler“  Romanello  da 
Forli  leitet  hinüber  zu  der  Gruppe  von  Fragmenten, 
die  ich  Ihnen  hierzu  Ihrem  sechzigsten  Geburtstage  mit 
herzlichstem  Glückwunsch  vorlege.  Auch  in  dieser  noch 
unbetitelten  Vorstufe  sollte,  wie  es  scheint,  die  Brief¬ 
form  streng  durchgeführt  werden,  im  Gegensatz  zum 
Ardinghello,  der  als  Ichroman  durch  Briefe  belebt, 
durch  lange  Gespräche  und  theoretische  Auseinander¬ 
setzungen  aber  gesprengt  wird.  Die  Handlung  spielt 
hier  ungefähr  gleichzeitig  wie  die  des  Ardinghello  in 
Mittel- und  Unteritalien,  knüpft  aber  direkt  an  die  großen 
Namen  eines  Cesar  Borgia,  einer  Vittoria  Colonna  und 
den  Streit  der  feindlichen  Häuser  Orsino  und  Colonna 
an  —  das  Rom  des  Papstes  Alexanders  VI,  wie  es  Fer¬ 
dinand  Gregorovius  meisterhaft  dargestellt  hat.  Von 
diesem  großartigen  Hintergründe  sollte  sich  die  Liebe 
der  Kinder  aus  den  beiden  feindlichen  Häusern  um  so 
wirkungsvoller  abheben;  in  den  Ardinghello  ist  nur 
weniges  in  der  Episode  von  Ardinghello  Frescobaldi 
und  Cäcilia  übergegangen  oder  weiter  ausgeführt,  wie 
die  Geschichte  der  Bianca  Capello  (IV,  335).  Nähere 
Nachweise  und  einen  kritischen  Apparat  verspare  ich 
auf  die  Nachträge  im  letzten  Bande  meiner  Ausgabe, 
um  Ihnen  den  reinen  Genuß  an  diesen  Fragmenten 
nicht  zu  verkümmern.  Sie  werden  mir  zustimmen,  daß 
sie  zu  dem  Schönsten  gehören,  was  wir  von  Heinse 
kennen.  C.  Sch. 


Z.  f.  13.  1905/1906. 


40 


Chronik. 


Hohenzollern-Jahrbuch  1904. 

Das  groß  angelegte  Unternehmen  (Verlag  von 
Giesecke  &  Devrientin  Berlin  und  Leipzig)  ist  nunmehr 
in  seinen  achten  Jahrgang  eingetreten,  ein  Beweis 
dafür,  daß  diese  „Forschungen  und  Abbildungen  zur 
Geschichte  der  Hohenzollern“  nicht  nur  die  engere 
historische  Fachwelt  interessieren,  sondern  auch  in 
weiteren  Kreisen  anerkennende  Aufnahme  finden. 
Und  in  der  Tat  ist  das  Hohenzollern-Jahrbuch  ein 
Monumentalwerk,  dem  auf  dem  Gebiete  der  Ikono¬ 
graphie  kaum  etwas  Ähnliches  zur  Seite  zu  stellen  ist. 
Das  billige  Wort  von  „Unterstützung  des  Byzantinis¬ 
mus“,  mit  dem  ein  sozialdemokratisches  Blatt  das  Jahr¬ 
buch  abfertigte,  paßt  gerade  hierher  durchaus  nicht: 
man  müßte  denn  jedwede  Forschung  zur  Geschichte 
eines  Herrscherhauses  schlankweg  als  „byzantinisch“ 
bezeichnen.  Im  übrigen  handelt  es  sich  in  dem  Jahr¬ 
buch  keineswegs  um  eine  blinde  Verherrlichung  der 
Hohenzollern,  vielmehr  um  die  Aufschließung  historisch¬ 
diplomatischer  Aktenstücke  und  um  die  Wiedergabe 
seltener  Abbildungen  in  mustergültiger  Reproduktion. 

Daß  diesmal  zu  Ehren  der  Verbindung  des  deutschen 
Kronprinzen  mit  der  Herzogin  Cecilie  von  Mecklen¬ 
burg-Schwerin  ein  Festartikel  an  die  Spitze  des  Bandes 
gestellt  worden,  ist  nur  natürlich  und  erklärlich. 
Professor  Dr.  Paul  Seidel ,  der  Herausgeber  des  Jahr¬ 
buchs  und  kunstsinnige  Direktor  des  Berliner  Hohen- 
zollern-Museums ,  zeichnet  als  Verfasser  und  gibt  in 
knappem  Rahmen,  durch  zahlreiche  Abbildungen  unter¬ 
stützt,  eine  vortreffliche  Übersicht  über  die  mannig¬ 
fachen  Berührungspunkte  zwischen  Preußen  und  den 
mecklenburgischen  Nachbarn  im  Laufe  der  Jahr¬ 
hunderte.  Ein  zweiter  Artikel  (von  Wolfgang  von 
Oettingen )  beschäftigt  sich  mit  Chodowieckis  Arbeiten 
für  Friedrich  den  Großen  und  seinen  Darstellungen 
der  königlichen  Familie;  manche  bisher  unbekannt 
gebliebenen  Bilder  des  Meisters  sind  beigegeben,  so 
u.  a.  die  Emaillen,  die  er  für  eine  Tabatiere  König 
Friedrichs  gemalt  hatte.  Archivar  Dr.  Georg  Schuster 
versucht  in  die  genealogische  Wirrnis  des  Urstamms 
Zollern  einzudringen,  Professor  Dr.  Rei?ih.  Koser  ent¬ 
wirft  ein  treffliches  Bild  der  letzten  Lebenstage  Fried¬ 
rich  Wilhelms  I. ,  Paul  Seidel  gibt  eine  Zusammen¬ 
stellung  der  künstlerisch  wie  historisch  wertvollsten 
Hohenzollernporträts  vom  Großen  Kurfürsten  ab  bis 
zum  regierenden  Herrscher.  Umfangreicher  sind  des 
verstorbenen  Professor  Friedrich  Wagner  Unter¬ 
suchungen  zur  ältesten  Geschichte  des  Domes  und  des 
Domstifters  zu  Köln-Berlin  (bis  1535).  Melle  Klinken¬ 
borg  beschreibt  die  Siegel  der  brandenburgischen 
Landesherrn  von  1415—1688  an  der  Hand  zahlreicher 
Tafeln,  Professor  Ernst  Berner  die  Brautfahrt  des 


Prinzen  Heinrich  (1751)  an  die  Höfe  des  Reichs, 
Professor  Hans  Droysen  Friedrichs  des  Großen  Privat¬ 
druckerei  im  Berliner  Schlosse  und  die  aus  dieser 
hervorgegangenen  Druckwerke  „au  donjon  du  chäteau“ 
(ein  besonders  für  die  Bibliophilen  interessanter  Ab¬ 
schnitt).  Oberlehrer  Heitir.  Borkowski  schildert  die 
Erzieher  und  Erziehung  Friedrich  Wilhelms  I.  und  gibt 
dazu  die  Aufzeichnungen  wieder,  die  Johann  Friedrich 
von  Rebeur  als  Reformator  dieses  Fürsten  nieder¬ 
geschrieben  hat  und  die  im  Dohnaschen  Majoratsarchiv 
zu  Schlobitten  aufbewahrt  werden.  Endlich  sei  noch 
die  Fortsetzung  der  biographischen  Skizze:  Gustav 
Adolfs  Gemahlin  Maria-Eleonore  von  Brandenburg 
(1599 — 1655)  von  Dr.  Fritz  Arnheim  erwähnt,  die  im 
vorigen  Jahrbuch  begonnen  wurde  und  hier  zu  Ende 
geführt  wird. 

Der  Folioband  umfaßt  243  Seiten  mit  40  Vollbildern 
(darunter  verschiedene  in  ausgezeichnetem  Farben¬ 
druck)  und  vielen  Abbildungen  im  Text;  der  Vignetten¬ 
schmuckrührt  wieder  von  Professor  Emil  Doepler  d.  J. 
her.  Die  ganze  Ausstattung  ist  geschmackvoll  und 
würdig,  ohne  überladen  zu  sein. 

Einen  recht  interessanten  Beitrag  zur  Geschichte 
der  Romantik  hat  Herrn.  Anders  Krüger  in  seinem 
Buche  „ Pseudoromantik .  Friedrich  Kind  und  der 
Dresdner  Liederkreis“  (Leipzig,  H.  Haessel;  geheftet  M.4, 
gebunden  M.  5)  beigesteuert,  ln  außerordentlich  leb¬ 
hafter  und  anregender,  auf  ein  weitschichtiges  Quellen¬ 
material  gestützter  Schilderung  entwirft  der  Verfasser 
ein  vortreffliches  Bild  jener  Gruppe  von  „Trivial¬ 
romantikem“,  wie  Adolf  Stern  sie  nennt,  die  sich  in 
dem  Dresdner  Wochenzirkel  und  Liederkreis  vereinigt 
hatten  und  deren  Organ  Theodor  Hells  allmächtige 
„Abendzeitung“  war.  Friedrich  Kind  bildete  den 
geistigen  Mittelpunkt  dieser  weniger  literarisch  als 
literargeschichtlich  sehr  interessanten  Vereinigung,  und 
ihm  fällt  denn  auch  die  Hauptpartie  des  Krügerschen 
Buches  zu.  Die  Charakteristik  des  Schaffens  Kinds  ist 
dem  Verfasserglänzend  gelungen,  vor  allem  die  Analyse 
jener  Werke,  die  durch  ihre  Augenblicks wirkung  einen 
gewissen  historischen  Wert  besitzen  und  die  für  den  Geist 
der  Pseudoromantik  besonders  bezeichnend  sind.  Der 
Nachweis,  daß  das  Freischütz-Libretto  tatsächlich  nur 
eine  dramatische  Verwässerung  der  Apelschen  Novelle 
gleichen  Titels  ist,  scheint  mir  durchaus  geglückt;  auf 
den  Charakter  Kinds  wirft  die  Untersuchung  ein  wenig 
günstiges  Licht.  Der  zweite  Teil  des  Buches  beschäftigt 
sich  mit  den  einzelnen  Mitgliedern  des  Liederkreises, 
der  Schlußabschnitt  mit  dem  Auftreten  Tiecks  in 
Dresden.  — bl — 


Nachdruck  verboten.  —  Alle  Rechte  Vorbehalten. 

Für  die  Redaktion  verantwortlich:  Fedor  von  Zobeltitz  in  Berlin  W.  15. 

Alle  Sendungen  redaktioneller  Natur  an  dessen  Adresse  erbeten. 

Gedruckt  von  W.  Drugulin  in  Leipzig  für  Velhagen  &  Klasing  in  Bielefeld  und  Leipzig  auf  Papier  der  Neuen  Papier-Manufaktur 

in  Straßburg  i.  E. 


ZEITSCHRIFT 

FÜR 

BÜCHERFREUNDE. 

4  Monatshefte  für  Bibliophilie  und  verwandte  Interessen. 

Herausgegeben  von  Fedor  von  Zobeltitz. 

9.  Jahrgang  1905/1906.  - —  Heft  8:  November  1905. 


Sweinheim  und  Pannartz. 

Von 

Dr.  Kl.  Löffler  in  Göttingen. 


weinheim  und  Pannartz.  Die 
Firma  klingt  nicht  besonders 
fein.  Und  in  die  verwöhnten 
italienischen  Ohren  klingt  sie 
gewiß  noch  weniger  einschmei¬ 
chelnd  als  in  unsere  abge¬ 
härteten  deutschen.  Das  hat  aber  einen  be¬ 
geisterten  Italiener,  den  Professor  Francesco 
Berlan,  nicht  abgehalten,  sie  ganz  für  Italien  in 
Beschlag  zu  nehmen  und  den  Tedeschi  und 
Tedescofili  wiederholt  und  nachdrücklich  „nostri 
sono“  entgegenzurufen.  Am  niederschlagendsten 
ist  es  für  uns  poveri  Tedeschi,  wenn  er  uns 
die  Bestimmung  des  Corpus  juris  unter  die 
Augen  hält:  Potremmo  citarvi  la  legge  XVII. 
Digest.  De  statu  hominum,  Constit.  imper.,  che 
dice:  In  orbe  romano  qui  sunt,  ex  constitutione 
imperatoris  Antonini  cives  romani  effecti  sunt 
—  das  heißt  auf  deutsch:  Alle,  die  sich  im 
römischen  Reiche  auf  halten,  sind  nach  der  Ver¬ 
ordnung  des  Kaisers  Antonius  römische  Bürger 
geworden. 

Wir  haben  also,  nachdem  wir  uns  von  den 
schweren  Streichen  Berlans  erholt  haben,  keinen 
Grund,  uns  unserer  Landsleute  zu  schämen. 
Freilich  ganz  soviel,  wie  Berlan  und  einige 
andere,  bei  denen  die  nationale  Begeisterung 
bedeutend  größer  ist  als  die  Sachkenntnis,  ihnen 
zuschreiben  möchten,  haben  sie  nicht  geleistet, 
z.  f.  B.  1905/1906. 


Sie  haben  den  Druck  mit  beweglichen  Typen 
nicht  erst  erfunden,  aber  sie  sind  die  ersten 
gewesen,  die  mit  Gutenbergs  Kunst  den  fried¬ 
lichen  Eroberungszug  gegen  das  Ausland  unter¬ 
nahmen  und  Italien  und  Rom  gewannen. 

Als  sie  über  die  Alpen  zogen,  waren  etwa 
zwanzig  Jahre  vergangen,  seit  Gutenberg  die 
Erstlinge  seiner  Erfindung  hatte  ausgehen 
lassen.  Denn  zum  wenigsten  auf  das  Jahr  1444 
können  wir  nach  den  neuesten  Funden  und 
Forschungen  den  ersten  Druck  zurückdatieren, 
und  ich  glaube,  wir  haben  Aussicht,  doch  noch 
auf  144.0  zu  kommen  und  den  Veranstaltern 
der  Jubelfeste  von  1640,  1740,  1840  recht  geben 
zu  können. 

In  den  zwanzig  Jahren  war  natürlich  schon 
mancherlei,  wenn  auch  verworrene  Kunde  von 
der  neuen  Kunst  nach  Italien  hinübergedrungen, 
und  der  eine  oder  der  andere  hatte  auch  wohl 
schon  eines  ihrer  Erzeugnisse  zu  Gesicht  be¬ 
kommen.  Aber  die  vornehmen  Bücherliebhaber 
des  Landes  waren  verwöhnt  durch  die  pracht¬ 
vollen  Werke  der  Schreiber  und  Künstler.  In 
Italien  verschmähten  es  die  hervorragendsten 
Gelehrten  nicht,  Bücher  abzuschreiben  und  zu 
korrigieren,  die  größten  Künstler  nicht,  sie  zu 
verzieren.  Die  Drucke,  ohne  Titel  und  Rubriken, 
ohne  Ornamente  und  mit  den  gotischen  Lettern, 
die  kein  echter  Humanist  ausstehen  konnte, 

41 


312 


Löffler,  Sweinheim  und  Pannartz. 


waren  nicht  imstande,  den  Wettbewerb  aufzu¬ 
nehmen.  Ihr  geringer  Preis  erregte  eher  ein 
Gefühl  der  Verachtung,  als  daß  er  sie  empfahl. 
Als  die  Abgesandten  des  Kardinals  Bessarion 
bei  Konstantin  Laskaris  das  erste  gedruckte 
Buch  sahen,  spotteten  sie  über  die  „bei  den 
Barbaren  in  einer  Stadt  Deutschlands“  ge¬ 
machte  Erfindung.  Und  noch  1482  sagte  Ves- 
pasiano  da  Bisticci  von  der  urbinischen  Biblio¬ 
thek:  „In  ihr  sind  alle  Bände  von  untadelhafter 
Schönheit,  mit  zierlichen  Miniaturen  und  alle 
auf  Pergament  mit  der  Hand  geschrieben.  Kein 
gedrucktes  Buch  ist  darunter;  Herzog  Federigo 
würde  sich  eines  solchen  geschämt  haben.“ 
Wir  können  uns  über  diese  ablehnende  Hal¬ 
tung  der  Italiener  nicht  weiter  wundern,  wenn 
wir  bedenken,  daß  sich  sogar  ein  Landsmann 
des  Erfinders,  der  Abt  Trithemius  von  Spon¬ 
heim,  der  sonst  die  Bedeutung  der  Buchdrucker¬ 
kunst  wohl  zu  würdigen  verstand,  veranlaßt 
fühlte,  ein  Buch  „De  laude  scriptorum  manualium“ 
(Mainz  1494)  zu  schreiben.  „Die  Schrift  auf 
Pergament“,  meint  hier  Trithemius,  „kann  tausend 
Jahre  halten.  Dagegen  ist  es  schon  recht  viel, 
wenn  das  auf  Papier  Gedruckte  zweihundert 
Jahre  überdauert.  Auch  werden  nicht  alle 
Bücher  gedruckt.  Die  nicht  gedruckten  müssen 
geschrieben  werden.  Wer  wegen  der  Buch¬ 
druckerkunst  aufhört  zu  schreiben,  ist  nie  ein 
Bücherliebhaber  gewesen,  weil  er,  nur  auf  die 
Gegenwart  bedacht,  nicht  für  die  Erbauung 
der  Nachkommen  sorgt.  Endlich  vernachlässigt 
der  Druck  gewöhnlich  die  Schönheit  und  ge¬ 
schmackvolle  Ausstattung,  während  die  Schrift 
größere  Sorgfalt  darauf  verwendet.“' 

Von  besonderem  Interesse  ist  es,  wie  sich 
die  durch  die  Umwälzung  zunächst  Betroffenen, 
die  Schreiber,  zum  Druck  stellten.  Es  ist  doch 
wohl  ein  bißchen  übertrieben,  wenn  ein  eng¬ 
lischer  Bibliograph  neuestens  von  einer  großen 
Krisis  im  wirtschaftlichen  Leben  der  zahlreichen 
Schreiberzunft  spricht  und  die  Einführung  der 
Dampfmaschine  als  Analogie  heranzieht.  So 
schlimm  war  es  nicht.  Nicht  wenige  Schreiber 
wurden  einfach  Buchdrucker.  Auch  waren 
nicht  alle  gleich  zu  entbehren,  an  griechisch 
schreibenden  war  z.  B.  noch  längere  Zeit  Be¬ 
darf.  Tatsächlich  haben  sich  die  Lohnschreiber 


trotz  des  Buchdrucks  noch  ins  folgende  Jahr¬ 
hundert  hineingerettet. 

Mancher  müde  Schreiber  jubelte  der  Be¬ 
freiung  von  seinen  Muhen  sogar  fröhlich  ent¬ 
gegen: 

„Quis  labor  est  fessis  demptus  ab  articulis“ 
— „welche  Mühsal  ist  von  den  ermatteten  Gliedern 
genommen“,  heißt  es  in  einer  italienischen  Hand¬ 
schrift,  und  ein  anderer  Schreiber  zeigt  das  Ende 
seiner  Tätigkeit  mit  den  Worten  an:  „L’arte  mia 
e  finita  per  l’amore  dei  libri  chi  se  fanno  in 
forma“  —  „mit  meiner  Kunst  ist  es  aus 
wegen  der  Vorliebe  für  die  gedruckten  Bücher “. 
Hier  ist  ja  freilich  nicht  deutlich  zu  sehen,  wie 
es  gemeint  ist.  Aber  wenn  es  ein  Schmerzens¬ 
schrei  hätte  sein  sollen,  wurde  gewiß  auch  ein 
kräftig  Wörtlein  gegen  die  bösen  Drucker  sich 
eingestellt  haben. 

Dem  Laurentius  Valla  wird  ein  Epigramm 
zugeschrieben,  das  die  deutsche  Erfindung  will¬ 
kommen  heißt: 

„Abstulerat  Latio  multos  Germania  libros. 

Nunc  multo  plureis  reddidit  ingenio. 

Et  quod  vix  toto  quisquam  perscriberet  anno 

Munere  Germano  conficit  una  dies.“1 

Der  Vers,  der  sich  in  einem  der  ersten 
römischen  Drucke  findet,  klingt  daran  an: 

„Premitur  uno  die  quantum  non  scribitur  anno.“2 

Um  den  Ruhm,  die  erste  Druckerstadt 
Italiens  zu  sein,  haben  sich  Venedig,  Mailand 
und  Bologna  gestritten.  Keine  von  den  Parteien 
hat  recht  bekommen.  In  Subiaco,  einem  kleinen 
Städtchen  Latiums,  östlich  von  Rom,  am  rechten 
Ufer  des  Teverone,  in  einer  wilden  Schlucht 
des  Apeninn  gelegen,  hat  die  Wiege  des  italie¬ 
nischen  Buchdrucks  gestanden.  Hier  befand 
sich  ein  berühmtes  Benediktinerkloster,  und  in 
der  Nähe  hatte  sich  einst  der  Stifter  des  Ordens 
in  einer  Höhle  seinen  Bußübungen  hingegeben. 
Seit  1366  war  die  Abtswürde  des  Klosters 
gewöhnlich  einem  Kardinal  zur  Kommende 
übertragen  worden.  Von  1455  an  war  Johannes 
von  Torquemada  oder  Turrecremata,  ein  ge¬ 
borener  Spanier,  Kommendatarabt.  Ihm  wird 
das  Verdienst  zugeschrieben,  durch  Vermitte¬ 
lung  einiger  deutscher  Mönche  seines  Klosters 
die  beiden  deutschen  Drucker  ins  Land  be¬ 
rufen  zu  haben.  Schon  hatte  ein  anderer  und 


1  Einst  hatte  Deutschland  Latium  viele  Bücher  genommen.  Viel  mehr  hat  es  nun  durch  seine  Erfindung  zurückgegebeD. 
Und  was  einer  kaum  in  einem  ganzen  Jahre  schreiben  könnte,  das  bringt  durch  das  deutsche  Geschenk  ein  Tag  fertig. 

2  An  einem  Tage  wird  soviel  gedruckt,  wie  in  einem  Jahre  nicht  geschrieben  wird. 


Löffler,  Sweinheim  und  Pannartz. 


313 


zwar  ein  deutscher  Kardinal,  Nikolaus  von  Cues, 
den  Wunsch  ausgedrückt,  deutsche  Drucker 
nach  Rom  zu  ziehen,  aber  er  starb,  ohne 
einen  italienischen  Druck  gesehen  zu  haben. 

Konrad  Sweinheim  stammte  aus  Schwein¬ 
heim  (heute  Schwanheim),  einem  Dorfe  am 
Main  zwischen  Frankfurt  und  Mainz,  Arnold 
Pannartz  aus  Prag.  Sonst  läßt  sich  über  ihre 
Vergangenheit  nichts  ausmachen.  Man  nimmt 
als  wahrscheinlich  an,  daß  sie  aus  der  Werk¬ 
stätte  Gutenbergs  von  Mainz  kamen,  das  sie  in¬ 
folge  der  bekannten  Katastrophe  von  1462  ver¬ 
lassen  hätten.  Eine  große  Auswahl  hat  man 
ja  in  der  Tat  nicht:  außer  in  Mainz  war  nur 
in  Straßburg  und  Bamberg  der  Buchdruck 
schon  eingeführt. 

Der  erste  Druck,  den  Sweinheim  und  Pan¬ 
nartz  im  Kloster  Subiaco,  gewissermaßen  um  eine 
Probe  ihres  Könnens  zu  geben,  herstellten,  war 
ein  Donat  „pro  puerulis“,  wie  sie  später  selbst 
angeben,  in  dreihundert  Exemplaren.  Dieses 
Schulbuch  ist  bekanntlich  auch  Gutenbergs 
Vorlage  bei  seinen  ersten  Drucken  gewesen. 

Von  diesem  Donat  ist  aber  kein  Exemplar 
mehr  bekannt.  Als  das  erste  auf  uns  gekom¬ 
mene  in  Italien  gedruckte  Buch  hat  Carlo  Fuma- 
galli  1875  einen  Cicero,  „De  oratore  ad  Quintum 
fratrem  libri  tres“  nachgewiesen.  Ein  Exemplar, 
das  sich  damals  in  seinem  Besitze  befand,  hat 
nämlich  folgende  handschriftliche  Notiz:  „Cor- 
rectus  et  emendatus  fideliter  hic  codex  per 
A.  Tridentonem,  conferente  optimo  et  doctis- 
simo  patre  meo  fratre  Johanne  Tiburtino  pridie 
kal.  octobres  MCCCCLXV.“ 1  In  dem  Drucke 
finden  sich  von  derselben  Hand  zahlreiche 
Notizen  und  Korrekturen.  Es  ist  Fumagalli 
gelungen,  nicht  nur  die  beiden  genannten  Per¬ 
sonen  nachzuweisen,  sondern  auch  die  Über¬ 
einstimmung  der  Handschrift  mit  der  Triden- 
tones  festzustellen.  Das  Buch  muß  also  vor 
dem  30.  September  1465  gedruckt  und,  da  es 
die  gleiche  Type  wie  die  anderen  sublacenser 
Drucke  zeigt,  aus  der  Druckerei  von  Sweinheim 
und  Pannartz  hervorgegangen  sein. 

Das  Exemplar  Fumagallis  befindet  sich  jetzt 
in  der  Königl.  Bibliographischen  Sammlung  im 
Deutschen  Buchgewerbehaus  zu  Leipzig.  Der 
Begründer  der  Sammlung,  Heinrich  Klemm,  hat 
es  1882  für  6275  Mark  gekauft. 


Das  erste  Werk  mit  gedruckter  Datierung 
ist  eine  Ausgabe  des  Laktanz:  „Lactantii  Fir- 
miani  De  divinis  institutionibus  .  .  .  sub  anno 
Domini  MCCCCLXV,  pontificatus  Pauli  pape  II., 
anno  eius  secundo,  indictione  XIII,  die  vero 
antepenultima  mensis  octobris,  in  venerabili 
monasterio  sublacensi.  Deo  gratias.“ 

Der  Druck  war  also  am  29.  Oktober  1465 
beendet.  Damit  sind  die  ersten  festen  Daten 
für  den  Beginn  des  italienischen  Buchdrucks 
gewonnen,  und  hiervon  müssen  wir  auch  aus¬ 
gehen,  wenn  wir  berechnen  wollen,  wann  Swein¬ 
heim  und  Pannartz  ihre  Tätigkeit  im  Kloster 
Subiaco  eröffnet  haben.  Denn  andere  Nach¬ 
richten  gibt  es  darüber  nicht. 

Wir  können  annehmen,  daß  die  beiden 
Drucker  mit  leichter  Bürde  in  Italien  eingezogen 
sind.  Denn  mit  der  in  Deutschland  gebräuch¬ 
lichen  gotischen  Type  konnten  sie  sich  hier 
nicht  sehen  lassen.  Sie  mußten  sich  eine  neue 
verschaffen  und  dafür  an  der  Hand  der  Manu¬ 
skripte  zunächst  die  Schriftformen  prüfen  und 
auswählen.  Rechnet  man  mit  Fumagalli  hier¬ 
für  und  für  den  Schnitt  der  Stempel,  die  Her¬ 
stellung  der  Matrizen  und  den  Guß  der  Typen 
sechs,  für  die  ersten  Versuche  einen,  für  den 
Donat  zwei,  den  Cicero  drei  und  den  Laktanz 
acht  Monate,  so  ergeben  sich  für  die  Zeit 
zwischen  der  Ankunft  der  beiden  Typographen 
im  Kloster  und  dem  Erscheinen  des  Laktanz 
zwanzig  Monate.  Sie  müßten  also  zu  Anfang 
des  Jahres  1464  eingetroffen  sein. 

Sweinheim,  der  sich  später,  nachdem  er 
den  Buchdruck  aufgegeben  hatte,  als  ein  tüch¬ 
tiger  Metallschneider  erwies,  schreibt  man  den 
Schnitt  der  Stempel  und  den  Guß  der  Typen 
zu.  Pannartz  soll  sich  mehr  mit  dem  Drucken 
selbst  befaßt  haben.  Die  Mönche  haben  sich 
vielleicht  durch  Auswahl,  Revision  und  Korrek¬ 
tur  der  Texte  am  Werke  beteiligt,  schwerlich 
aber  beim  Druck  mit  Hand  angelegt. 

Das  vierte  und  letzte  sublacensische  Druck¬ 
werk  von  Sweinheim  und  Pannartz  ist  die 
Schrift  „De  civitate  Dei“  des  Augustinus.  Sie 
hat  eine  ähnliche  Schlußschrift  wie  der  Lak¬ 
tanz,  dann  aber  die  rätselhaften  Worte: 


Deo  gratias 


GOD 
ÄL  ’ 


Von  den  älteren  Biblio¬ 


graphen  deuten  sie  manche  als  „Gott  allein  die 


1  Dieses  Buch  ist  treu  verbessert  und  emendiert  worden  durch  A.  Tridentone  am  30.  September  1465. 


314 


Löffler,  Sweinheim  und  Pannartz. 


Ehre“,  andere  als  „Godeskalcus  oder  Godefridus 
Alemanus“,  noch  andere  beziehen  sie  auf  Jo¬ 
hannes  von  Laudenbach  (A  Laudenbachio), 
einen  angeblichen  Gehilfen  der  beiden  Drucker, 
der  sie  später  nach  Rom  begleitet  haben  soll. 
Im  XVI.  Jahrhundert  will  man  in  Heidelberg 
„in  aditu  auditorii  theologici“  folgende  Inschrift 
gelesen  haben: 

Hans  von  Laudebach  ist  mein  nam, 

Die  ersten  bücher  truck  ich  zu  Rom. 

Bitt  vor  mein  Seel,  Gott  gibt  dir  lohn 
Starb  1514  auff  sanct  Steffan.  — 

Die  sublacensischen  Drucke  haben  in  der 
Geschichte  der  typographischen  Technik  eine 
besondere  Bedeutung,  weil  sie  die  ersten  sind, 
die  sich  von  der  gotischen  Type  der  deutschen 
Frühdrucke  abwenden.  Die  italienischen  Huma¬ 
nisten  hatten  die  schöne  Antiquaschrift  wieder 
aufleben  lassen,  und  Sweinheim  und  Pannartz 
mußten  sich  ihrem  Geschmack  fügen.  Eine 
reine  Antiqua  haben  sie  freilich  noch  nicht  zu¬ 
stande  gebracht.  Man  bezeichnet  die  Type  als 
semiromanisch  oder  als  romanisch  mit  Tendenz 
zum  Gotischen. 

Besonders  wichtig  ist  der  Laktanz.  Er  ent¬ 
hält  zum  erstenmal  längere  mit  griechischen 
Lettern  gedruckte  Stellen.  Sie  machen  aller¬ 
dings  noch  einen  sehr  plumpen  Eindruck,  und 
man  hat  daher  früher  geglaubt,  sie  seien  in 
Holz  geschnitten  gewesen.  Das  ist  aber  nicht 
der  Fall.  Als  der  Druck  begann,  hatte  man 
noch  keine  griechischen  Typen  und  ließ  daher 
im  ersten  Viertel  des  Buches  die  griechischen 
Stellen  einfach  offen,  nach  der  Sitte  mancher 
des  Griechischen  unkundigen  Schreiber  (transeat, 
graecum  est).  Dieses  Griechisch  hat  noch 
keinen  Akzent  und  Spiritus,  auch  keine  Liga¬ 
turen,  wohl  aber  Kapitalbuchstaben.  In  dem¬ 
selben  Jahre  druckte  auch  Peter  Schöffer  in 
Mainz  in  einem  Cicero,  de  officiis  ein  paar 
Wörter  in  griechischer  Schrift.  — 

Noch  in  demselben  Jahre  1467,  in  dem  in 
Subiaco  der  Augustin  herauskam,  finden  wir 
die  beiden  Drucker  in  Rom.  Ciceros  „Epistolae 
familiäres“  waren  das  erste  Druckwerk  ihrer 
römischen  Offizin.  Die  Schlußschrift  lautet: 

Hoc  Conradus  opus  Svveynheym  ordine  miro 

Arnoldusque  simul  Pannartz  una  aede  colendi, 

Gente  theutonica  Rome  expediere  sodales. 

In  domo  Petri  de  Massimo  MCCCCLXVII. 


Hatten  sie  in  Subiaco  wahrscheinlich  im 
Dienste  des  Klosters  gestanden,  so  machten  sie 
sich  nun  selbständig  und  druckten  auf  eigene 
Rechnung.  Ihren  Druckapparat,  den  sie  sich 
im  Kloster  Subiaco  geschaffen  hatten,  haben 
sie  wahrscheinlich  dort  gelassen.  Möglicher¬ 
weise  haben  ihn  die  Mönche  für  ihre  eigenen 
Zwecke  w  eiter  gebraucht.  Sicher  ist  jedenfalls, 
daß  Sweinheim  und  Pannartz  ihn  in  Rom  nicht 
weiter  verw  endet,  sondern  dort  eine  ganz  neue 
Type  gebraucht  haben. 

Daß  sie  diesen  neuen  Typenapparat  erst  in 
Rom,  in  so  kurzer  Zeit  hergestellt  haben,  ist 
nicht  recht  wahrscheinlich.  Der  große  Zwischen¬ 
raum  zwischen  den  beiden  letzten  sublacensischen 
Drucken  (29.  Oktober  1465 — 12.  Juni  1467) 
erklärt  sich  vielleicht  so,  daß  Sweinheim  und 
Pannartz  schon  nach  dem  Laktanz  daran  dachten, 
das  kleine,  schwer  zugängliche  Apenninstädt¬ 
chen  mit  der  Hauptstadt  zu  vertauschen,  wo 
sich  ihnen  die  Aussicht  auf  besseren  Absatz 
und  reicheren  Gewinn  bot,  und  daß  sie  schon 
in  Subiaco  an  ihrem  neuen  Druckapparat  ar¬ 
beiteten.  Oder  Swreinheim  ist  schon  14 66  nach 
Rom  übergesiedelt  und  hat  dort  die  neue  Offizin 
hergerichtet,  während  Pannartz  in  Subiaco  blieb 
und  dort  noch  wreiterdruckte,  vielleicht  mit 
Hülfe  eines  anderen  deutschen  Genossen,  der 
möglicherweise  doch  hinter  dem  mysteriösen 


GOD 

AL 


steckt. 


Im  November  1467  waren  sie  jedenfalls  in 
Rom  schon  eingerichtet.  In  diesem  Monat 
kaufte  „Leonardus  Dathus,  episcopus  Massanus, 
de  propria  pecunia,  aureis  octo  et  grossibus 
duobus  papalibus,  ab  ipsis  Theutonicis  Romae 
commorantibus,  qui  huiusmodi  libros  innumeros 
non  scribere  sed  formare  solent,“  ein  Exemplar 
des  Augustin. 

In  Rom  genossen  Sweinheim  und  Pannartz 
die  Gastfreundschaft  der  Brüder  Pietro  und 
Francesco  de’  Massimi,  die  ihnen  in  der  Nähe 
des  Campo  di  Fiori  ein  Haus  zur  Verfügung 
stellten.  Die  hier  gelegenen  Häuser  der  Massimi 
wurden  gegen  Ende  des  XV.  Jahrhunderts  ab¬ 
gerissen,  um  dem  heutigen  Palazzo  de’  Massimi 
Platz  zu  machen.  1877  wmrde  daran  eine  In¬ 
schrift  angebracht,  in  der  auch  die  Druckerei 
erwähnt  ist: 

Avitas  Maximorum  aedes,  ubi  anno 
MCCCCLXVII  ars  typographica  primum  in 


Löffler,  Sweinheim  und  Pannartz. 


315 


urbem  invecta  .  .  .  Camillus  Carolus  Maximus 
.  .  .  in  pristinum  decus  restituit  .  .  . 

Dem  Cicero  von  1467  folgten  1468  vier 
weitere  große  Ausgaben.  Größer  noch  war 
die  Produktion  in  den  folgenden  Jahren:  1469 
kamen  elf,  1470  zehn,  1471  sechs,  1472  neun, 
1473  sieben  Editionen  heraus. 

Bis  zum  März  1472  betrug  die  Zahl  der  ge¬ 
druckten  Bände  46  in  12475  Abzügen.  Die 
Auflage  hatte,  wie  auch  in  Subiaco,  275 — 300 
Exemplare. 

Zum  großen  Teil  enthalten  die  Drucke 
klassische  Schriftsteller:  Cicero,  Apuleius,  Plato, 
Cäsar,  Livius,  Virgil,  Strabo,  Quintilian,  Sueton, 
Ovid,  im  übrigen  kirchliche  Werke:  die  Bibel, 
Cyprian,  Augustin,  Hieronymus,  Thomas  von 
Aquin,  Nikolaus  de  Lyra  usw. 

Meist  sind  es  Foliobände,  häufig  von  un¬ 
gewöhnlicher  Größe.  Die  neue  Type  hat  mit 
der  in  Subiaco  gebrauchten  einige  Ähnlichkeit, 
nähert  sich  aber  mehr  der  römischen  Form, 
der  Antiqua.  In  der  Majuskel  ahmt  sie  die 
Kapitalbuchstaben  der  Epigraphik  glücklich 
nach.  Andrerseits  hat  sie  noch  manche  un¬ 
geschickte  und  häßliche  Buchstaben,  das  kur¬ 
sive  a,  das  i  ohne  Punkt,  das  lange  s.  Bei 
diesem  fällt  besonders  auf,  daß  es  auch  am 
Ende  der  Wörter  angewendet  wird.  Die  Type 
macht  etwas  den  Eindruck  übereilter  Arbeit 
und  manche  stehen  nicht  an,  sie  geradezu  hä߬ 
licher  als  die  frühere  sublacensische  zu  nennen. 
Immerhin  aber  macht  sie  einen  großen  Schritt 
vorwärts  zu  der  schönen  runden  Form.  Der 
neueste  italienische  Bibliograph,  G.  Fumagalli, 
nennt  sie  caracteres  assez  beaux  et  elegants. 

Der  Druck  zeichnet  sich  durch  glänzende 
Schwärze  aus.  Auch  die  äußere  Ausstattung 
ist  vortrefflich:  gutes  und  vorzüglich  geleimtes 
Papier,  breite  und  große  Ränder.  Von  mehreren 
Drucken  gibt  es  auch  Pergamentausgaben. 

In  dem  Cicero  von  1467  machen  wir  die 
Bekanntschaft  des  Korrektors  der  Druckerei. 
Es  war  ein  lombardischer  Gelehrter,  Johannes 
Andreas  de’  Bussi,  ein  Schüler  des  berühmten 
Vittorino  da  Feltre,  dann  Bischof  von  Aleria 
in  Korsika,  ein  Freund  des  Cusaners,  der  ihm 


einen  Posten  an  der  vatikanischen  Bibliothek 
verschafft  hatte,  im  übrigen  aber  ein  so  armer 
Teufel,  daß  er  sich  sogar  das  Rasieren  ver¬ 
kneifen  mußte  —  era  vescovo,  ma  di  quei  di 
c’erano  i  vescovi  grassi  ed  i  vescovi  magri;  e 
Giovanni  Andrea  apparteneva  alla  prima  (?)  specie 
(Berlan). 1 

Von  ihm  stammen  wahrscheinlich  die  vor¬ 
hin  mitgeteilten  Verse  und  auch  die  folgenden,  die 
zuerst  1469  im  Bessarion  stehen  und  dann  häufig 
wiederholt  wurden  und  in  denen  die  beiden 
Drucker  wegen  ihrer  Namen  aufgezogen  werden: 

Aspicis,  illustris  lector  quicumque  libellos, 

Si  cupis  artificum  nomina  nosse,  lege 
Aspera  ridebis  cognomina  teutona ;  forsan 
Mitiget  ars  musis  inscia  verba  virum. 

Conradus  Sweinheym  Arnoldusque  Pannarts  magistri 
Rome  impresserunt  talia  multa  simul. 

Petrus  cum  fratre  Francisco  Maximo  ambo 
Huic  operi  aptatam  contribuere  domum. 

Die  meisten  Drucke  begleitete  der  Bischof 
von  Aleria  mit  Widmungsbriefen  an  den  Papst 
Paul  II.,  der  kein  besonderer  Liebhaber  der 
Neuerung  war.  Diese  Briefe  enthalten  für  die 
Geschichte  des  Buchdrucks  und  des  Buchhandels 
eine  Reihe  von  interessanten  Bemerkungen 
Nur  eine  Stelle  aus  dem  ersten  Bande  des 
Hieronymus  sei  hier  wiedergegeben.  „An 
parva  est  haec  tuae  Sanctitatis  gloria“,  so  wird 
hier  der  Papst  angeredet,  „ut  quae  volumina 
vix  centum  aureis  emi  poterant  aliis  tempori- 
bus,  viginti  hodie  ac  minoris  bene  exarata  et 
non  mendosissime  facta  redimantur?  quae  vix 
viginti  aureis  lecturi  mercabantur,  quatuor  et 
vilius  etiam  nunc  emantur?  Adde,  quod  quid- 
quid  ingeniorum  olim  fuit,  latebatque  pene  in 
pulvere  et  tineis  propter  immensos  labores  ac 
nimia  describentium  pretia,  sub  tuo  principatu 
coeptum  est  scaturire  et  per  omnem  orbem 
uberrimo  fonte  diffluere.  Eius  modi  est  enim 
impressorum  nostrorum  et  characteres  effingen- 
tium  artificium,  ut  vix  inter  hominum  inventa, 
non  modo  nova,  sed  ne  vetera  quidem,  quid- 
quid  excellentioris  inventi  possit  referri.  Digne 
honoranda  saeculisque  omnibus  magni  facienda 
profecto  Germania  est,  utilitatum  inventrix  maxi- 
marum.“2 


1  Er  war  Bischof,  aber  unter  diesen  gab  es  fette  und  magere,  und  Johannes  Andreas  gehörte  zu  der  ersten  (vielmehr 
zweiten)  Art. 

2  Ist  das  ein  geringer  Ruhm  für  deine  Heiligkeit,  daß  die  Bücher,  die  man  zu  anderer  Zeit  kaum  für  hundert  Gold¬ 
gulden  kaufen  konnte,  heute  gut  und  fehlerfrei  gedruckt  nur  zwanzig  und  weniger  kosten?  Daß  die  Bücher,  welche  die 
Leser  kaum  für  zwanzig  Goldgulden  kauften,  jetzt  für  vier  und  noch  weniger  gekauft  werden?  Dazu  kommt,  daß  unter 


3  iö 


Löffler,  Sweinheim  und  Pannartz. 


Hier  wird  vor  allem  das  am  ehesten  ein¬ 
leuchtende  Verdienst  der  Erfindung,  das  Sinken 
der  Bücherpreise,  hervorgehoben. 

Aus  dem  Jahre  1470  ist  uns  in  einer  Ab¬ 
schrift  Hartmann  Schedels  ein  Verlagsverzeichnis 
von  Sweinheim  und  Pannartz  erhalten,  das 
die  Titel  von  19  Werken  mit  beigesetzten 
Preisen  aufführt.  Die  Vorlage  ist  offenbar  einer 
jener  damals  üblichen  Plakateinblattdrucke  ge¬ 
wesen,  die  älteste  und  primitivste  Form  des 
buchhändlerischen  Verlagskatalogs.  Leider  ist 
das  wichtige  Stück,  das  sich  in  der  Münchener 
Hof-  und  Staatsbibliothek  befindet,  noch  nicht 
herausgegeben. 

Sehr  häufig  gedruckt  ist  dagegen  ein  zweites 
Bücherverzeichnis  unserer  beiden  Drucker  aus 
dem  Jahre  1472.  Es  steht  in  einer  Bittschrift, 
die  der  Bischof  in  ihrem  Namen  an  den  Papst 
Sixtus  IV.  richtete.  Sie  ist  vom  20.  März  1472 
datiert  und  im  fünften  Bande  der  Bibelglosse 
von  Nikolaus  de  Lyra  abgedruckt  worden.  Im 
Eingang  des  Briefes  werden  die  beiden  Drucker 
als  die  ersten  Meister  der  nützlichsten  bilden¬ 
den  Kunst  und  die  größten  Handwerker  der 
Stadt  Rom  bezeichnet.  Dann  läßt  sie  der 
Bischof  selbst  ihre  Klage  vortragen:  „Wir  haben 
zuerst  aus  Deutschland  diese  so  nützliche  Kunst 
mit  vieler  Mühe  und  großen  Kosten  zur  Zeit 
Deines  Vorgängers  an  Deine  Kurie  herüber¬ 
gebracht.  Wir  haben  die  übrigen  durch  unser 
Beispiel  angefeuert,  dasselbe  zu  wagen  und 
ihnen,  die  sich  durch  die  Größe  der  Kosten 
abschrecken  ließen,  mit  frischem  Mut  und  ver¬ 
doppelten  Kräften  mühsam  Widerpart  gehalten. 
Nun  aber  sind  auch  wir  am  Ende  unserer 
Kräfte  und  flehen  Dich  um  Deine  erhabene 
Hilfe  an.  Wenn  Du  das  Verzeichnis  unserer 
Drucke  durchsiehst,  wirst  Du  Dich  wundern, 
daß  für  eine  solche  Menge  Bücher  überhaupt 
das  Papier  ausgereicht  hat  .  .  .  und  wenn  Du 
die  Namen  so  ausgezeichneter  Schriftsteller 
vernimmst,  wirst  Du  uns  ganz  gewiß  gleich  zu 
Hilfe  kommen.“  Dann  folgt  das  Verzeichnis 
der  Drucke  von  dem  Donat,  mit  dem  sie  in 
Subiaco  anfingen,  bis  auf  den  Nikolaus  de  Lyra, 
dessen  fünfter  Band  vom  März  1472  datiert  ist, 


während  der  zweite  erst  später  als  die  übrigen, 
im  Mai,  erschien.  Bei  jedem  ist  die  Anzahl 
der  Exemplare  angegeben,  wobei  aber  mehrere 
Auflagen  und  mehrere  Bande  desselben  Werkes 
zusammengefaßt  sind. 

„Die  Summe  aller  dieser  Bande,“  fahrt  dann 
die  Bittschrift  fort,  „beträgt  12475,  ge"'iß  eine 
ungeheure  Masse  und  uns,  soweit  sie  noch  un¬ 
verkauft  ist,  unerträglich.  Denn  die  zum  I Lebens¬ 
unterhalt  notwendigen  bedeutenden  Kosten 
können  wir,  da  sich  keine  Käufer  finden,  nicht 
mehr  aufbringen.  Und  daß  keine  Käufer  da 
sind,  dafür  gibt  es  keinen  besseren  Beweis,  als 
daß  unser  ziemlich  großes  Haus  voll  ist  von 
Druckbogen,  aber  leer  an  notwendigen  Dingen. 
Auf  Dich  setzen  wir  unsere  Hoffnung,  Du 
kannst  unserer  Not  abhelfen,  damit  wir  nicht 
zugrunde  gehen.  Gewähre  uns  Hilfe  von  dem 
erhabenen  Throne  Deiner  Majestät  Wir  sind 
bereit,  nach  Deinem  gnädigen  Flrmessen  von 
unserer  Ware,  d.  h.  unseren  gedruckten  Bücher¬ 
bänden,  Dir  so  viele  zu  geben,  wie  Du  willst 
und  welche  Du  willst.  Deine  große  Güte  komme 
uns  durch  eine  Anstellung,  von  der  wir  uns 
und  die  Unseren  ernähren  können,  zuhilfe. 
Allein  für  die  Bände  des  Nikolaus  de  Lyra 
haben  wir  soviel  aufgewendet  daß  uns  zum 
Leben  nichts  mehr  übrig  bleibt.  Wenn  wir 
unsere  Werke  verkaufen  könnten,  würden  wir 
nicht  nur  von  Deiner  Güte  nichts  erbitten,  son¬ 
dern  wir  würden  sogar  in  diesen  schweren 
Zeiten,  wo  Du,  wie  wir  recht  gut  wissen,  selbst 
manches  entbehrst,  unser  Scherflein  Dir  dar¬ 
bringen  und  wir  werden  es  tun,  sobald  uns 
durch  Deine  Hilfe  das  Glück  wieder  freund¬ 
licher  zulächelt  .  . 

Der  Brief  ist  ein  unmittelbares,  urkundliches 
Zeugnis  für  die  durch  die  Erfindung  der  Buch¬ 
druckerkunst  geschaffenen  neuen  Verhältnisse. 
Vor  allem  zeigt  er  den  gewaltigen  Unterschied 
zwischen  der  Leistungsfähigkeit  der  Feder  und 
der  Presse.  Hier  ist  das  Exempel  gemacht 
auf  das  „Premitur  uno  die  quantum  non  scribi- 
tur  anno“.  Die  12475  Bände  machen  weit 
über  124  Millionen  bedruckte  Blätter  aus  mit 
etwa  zehn  Milliarden  Ganzzeilen  oder  zwanzig 


deiner  Herrschaft  alle  die  Werke  der  früheren  Zeit,  die  unter  Staub  und  Motten  verborgen  lagen,  wegen  der  unermeßlichen 
Mühe  und  der  zu  hohen  Löhne  der  Abschreiber  anfangen  ans  Tageslicht  zu  kommen  und  über  den  ganzen  Erdkreis  wie 
aus  einer  überreichen  Quelle  sich  zu  ergießen.  Denn  derart  ist  die  Kunst  unserer  Drucker,  daß  kaum  unter  den  Erfindungen 
neuer  und  alter  Zeit  eine  ausgezeichnetere  genannt  werden  kann.  Würdig  zu  ehren  und  zu  aller  Zeit  hochzuschätzen  ist 
Deutschland,  das  die  nützlichsten  Dinge  erfunden  hat. 


Löffler,  Sweinheim  und  Pannartz. 


3i; 


Milliarden  Kolumnenzeilen.  Wieviele  tausend 
Schreiber  hätten  dazu  gehört,  in  sieben  Jahren 
dasselbe  zustande  zu  bringen!  Auf  der  anderen 
Seite  aber  steht  auch  schon  die  Überproduk¬ 
tion  und  das  wirtschaftliche  Elend  der  beiden 
Vertreter  der  neuen  Weise.  Gewiß  trägt  einen 
Teil  der  Schuld  daran  die  Konkurrenz  der 
anderen  Drucker,  die  sich  in  Rom  niedergelassen 
hatten,  besonders  vielleicht  des  Ulrich  Hahn. 

Welchen  Erfolg  die  Bittschrift  hatte,  dar¬ 
über  erfahren  wir  nichts.  Doch  daß  Sweinheim 
und  Pannartz  ein  Amt  bekamen,  ist  kaum  an¬ 
zunehmen.  Vielleicht  hat  sie  aber  Sixtus  mit 
Geld  unterstützt,  wenn  er  auch,  an  den  Schluß 
ihres  Briefes  anknüpfend,  die  Antwort,  die  ihm 
Berlan  in  den  Mund  legt,  hätte  geben  können: 
„Poveri  voi,  povero  anch’io,  come  giä  sapete.“ 
Wenigstens  hat  es  den  Anschein,  als  ob  sie  die 
Schwierigkeit  überwunden  hätten;  denn  in  dem¬ 
selben  Jahre  ließen  sie  noch  neun  andere  Bände 
ausgehen.  Freilich  erschienen  im  folgenden  nur 
noch  sieben  und  manche  Bibliographen  wollen 
an  ihnen  eine  auffallende  Verschlechterung  be¬ 
merken,  die  sie  sich  mit  der  üblen  Lage  der 
Drucker  erklären. 

1474  trennten  sich  Sweinheim  und  Pannartz. 
Pannartz  setzte  die  Druckerei  im  Hause  der 
Massimi  fort.  Solange  der  Bischof  von  Aleria 
lebte  —  er  starb  am  4.  Februar  1475  —  blieb 
er  bei  ihm  Korrektor.  Sein  Nachfolger  war 
Domenico  oder  Domizio  Calderini.  1474  druckte 
Pannartz  nur  die  Grammatik  des  Perottus. 
Dieser  Druck  und  mehrere  spätere  haben  fol¬ 
gende  Schlußschrift:  „Presens  .  .  .  impressio  in 
alma  urbe  Roma  in  domo  nobilis  viri  Petri  de 
Maximis  non  atramento,  plumali  calamo,  neque 
aereo  stilo,  sed  artificiosa  quadam  adinventione 
imprimendi,  seu  caracterizandi  opus  sicut  effi- 
giatum  est  ad  dei  laudem  industrieque  per 
magistrum  Arnoldum  Pannartz  Alamanum.“  Eine 
andere  lautet: 

Nam,  ne  defuerint  nostra  exemplaria  Romae, 

Arnoldi  artifices  consuluere  manus. 

In  quibus  Andreas  Aleriensis  Episopus  olim 

Extremam  imposuit  nec  sine  laude  linam. 

Die  Worte:  „in  domo  .  .  .  Petri  de  Maximis 
iuxta  campum  Flore.  Presidente  magistro 
Arnoldo  Pannartz“  in  dem  Hieronymus  von 
1476  scheinen  darauf  hinzudeuten,  daß  die 
Druckerei  auf  Kosten  anderer  betrieben  wurde 
und  Pannartz  nur  der  bezahlte  Leiter  war.  Es 


erschienen  von  ihm  allein  noch  zwölf  Drucke. 
Der  letzte  war  der  erste  Band  der  Briefe  des 
heiligen  Hieronymus,  beendet  am  28.  März  1476. 
In  demselben  Jahre  scheint  Pannartz  gestorben 
zu  sein.  Den  zweiten  Band  des  Hieronymus 
druckte  drei  Jahre  später,  im  April  1479,  Georg 
Lauer  aus  Würzburg. 

Sweinheim  entsagte  dem  Buchdruck  und 
wandte  sich  dem  Metallschnitt  zu  oder  viel¬ 
leicht  wieder  zu.  Er  unternahm  ein  großes 
Werk,  die  Herstellung  von  27  Karten  in  Kupfer¬ 
hochschnitt  für  die  Ausgabe  der  Cosmographie 
des  Ptolemäus.  Aber  nach  drei  Jahren  starb 
er,  ohne  es  vollendet  zu  haben,  vielleicht  in 
demselben  Jahre  wie  sein  früherer  Kompagnon 
Pannartz,  jedenfalls  aber  vor  1478.  Ein  Lands¬ 
mann,  Arnold  Bücking,  führte  die  Arbeit  zu 
Ende  und  publizierte  sie  am  n.  Oktober  1478. 
Früher  glaubte  man  allgemein,  Arnold  Bücking 
und  Arnold  Pannartz  seien  dieselbe  Person. 
Das  ist  aber  nicht  möglich;  denn  in  der  Vor¬ 
rede  heißt  es:  „magister  vero  Conradus  Suueyn- 
heym  Germanus,  a  quo  formandorum  Rome 
librorum  ars  primum  profecta  est,  occasione 
hinc  sumpta,  posteritati  consulens,  animum  pri¬ 
mum  ad  hanc  doctrinam  capescendam  appli- 
cuit.  Subinde,  mathematicis  adhibitis  viris, 
quemadmodum  tabulis  eneis  imprimerentur  edo- 
cuit  triennioque  in  hac  cura  consumpto  diem 
obiit.  In  cuius  vigiliarum  laborumque  partem, 
non  inferiori  ingenio  ac  Studio,  Arnoldus 
Buckinck  e  Germania  vir  apprime  eruditus,  ad  im- 
perfectum  opus  succedens  ...  ad  unum  perfecit.“ 

Mit  der  Cosmographie  hat  sich  Sweinheim 
ein  großartiges  Denkmal  gesetzt.  Sie  ist  das 
erste  Werk  mit  Karten  dieser  Art,  und  sie  sind 
ihm  ausgezeichnet  gelungen.  Die  Schrift,  die  sie 
tragen,  ist  eine  Kapitale  von  reinster  epigra¬ 
phischer  Form,  und  schon  deshalb  glaubt  ihn 
der  Franzose  A.  Bernard  höher  stellen  zu  sollen, 
als  den  berühmten  französischen  Drucker  Niko¬ 
laus  Jenson  in  Venedig. 

Aber  auch  er  hat  den  Erfolg  nicht  erlebt. 
Die  beiden  ersten  deutschen  Drucker  in  der 
ewigen  Stadt  haben  das  Los  des  Erfinders 
ihrer  Kunst  geteilt.  „Anche  questa  volta  Pro- 
meteo  e  punito  perche  in  benefizio  delP  uma- 
nitä  seppe  togliere  un  piccol  raggio  al  sole“  — 
auch  diesmal  ist  Prometheus  bestraft  worden, 
weil  er  zum  Nutzen  der  Menschheit  der  Sonne 
einen  kleinen  Strahl  wegnahm. 


Eine  Lavater-Mappe. 

Von 

Karl  Fr.  Nowack  in  Berlin. 


§avaters  ein  wenig  selbstgefälligem 
Ruhme  und  mehr  noch  seiner  Me¬ 
thode,  die  selbst  nach  Goethes  Tagen 
da  und  dort  in  nicht  geringem  Ansehen  stand, 
hat  Rudolf  Virchow  zuletzt  das  definitive  Grab 
gegraben.  In  seiner  „Entwicklung  des  Schädel¬ 
grunds“  zeigt  der  moderne  Forscher  in  dem 
Abschnitt  über  Physiognomik  und  Phrenologie 
mit  kühler  Wissenschaftlichkeit,  wie  richtig  es 
freilich  war,  wenn  Lavater  zur  Stütze  seiner 
Theorien  „feste,  bestimmte“  Teile  der  mensch¬ 
lichen  Physiognomie  annahm,  wenn  er  bei 
seinen  Betrachtungen  immer  wieder  vom 
Knochensystem  ausgehen  wollte,  wie  richtig 
es  ferner  war,  wenn  er  seine  Schlüsse  aus  der 
Betrachtung  von  Gesichtsgerüst  und  Schädel¬ 
dach  zog,  wie  haltlos  zugleich  aber  auch  seine 
ganze  Arbeit  bleiben  mußte,  so  lange  ihm  die 
Kenntnis  des  Verbindungsgliedes,  die  Kenntnis 
der  Schädelbasis,  mangelte.  Darüber  haben 
weder  Lavaters  wunderbare  Einteilungen  hin¬ 
weghelfen  können,  mit  denen  er  das  Gebiet 
seines  Schaffens  genauer  umgrenzen  wollte, 
seine  reinliche  Scheidung  in  Fundamental-  und 
Temperamentsphysiognomik,  in  medizinische, 
moralische,  intellektuelle  und,  weiß  Gott,  wie 
viele  andere  Abarten,  noch  seine  tiefe  Mystik, 
seine  psychophysischen  Seitensprünge,  die  sich 
bis  zu  einem  „inneren  Leib  der  Seele“  ver¬ 
stiegen,  der  sich  erst  durch  den  äußeren  greif¬ 
bar  verbreitere,  und  seine  ganze  Arbeit  mit 
einem  Schlage  wieder  zunichte  gemacht  hätten, 
wäre  sie  ursprünglich  sogar  auf  brauchbareren 
Voraussetzungen  aufgebaut  gewesen. 

Lavater  war  ein  Phantast.  Ab  und  zu  fand 
er  wohl  ein  paar  Körnchen  goldiger  Wahrheit, 
aber  sogleich  schüttelte  er  sie  wieder  planlos 
durcheinander,  bald  heftiger,  bald  minder 
heftig,  wie  sein  Gefühl  ihm  gerade  riet.  Gefühl 
ersetzte  Lavater,  den  Heinrich  Maier  in  einem 
geistvollen  Buche  den  „philosophischen  Re¬ 
präsentanten  der  Sturm-  und  Drangperiode“ 
nennt,  immer  und  überall  die  Logik,  Gefühle 
gaben  ihm  seine  Behauptungen,  Gefühle  waren 
seine  Beweise.  Weise  Menschenkenntnis,  leb¬ 
hafte  Geschicklichkeit  im  Festhalten  von  per¬ 


sönlichen  Merkmalen,  angeborener  Spürsinn 
und  eine  Kombinationsgabe,  die  in  ihrem  Sub¬ 
jektivismus  keine  Schranken  kannte,  machten 
in  glücklicher  Mischung  wohl  vor  allem  jene 
Individualität  aus,  die  in  der  Zeit  der  Stürmer 
und  Dränger  nicht  allein  überzeugte,  vielmehr 
auch  zur  Bewunderung  hinriß  und  seinen  Ver¬ 
kehr  sogar  fürchten  machte.  So  mag  sich 
unsere  Zeit  bei  seiner  Wertung,  die  vornehm¬ 
lich  die  Wertung  des  interessanten  Menschen 
sein  kann,  am  besten  an  die  Worte  halten,  die 
der  von  dem  „physiognomischen  Genie“  frei¬ 
lich  auch  noch  überzeugte  Goethe  von  ihm 
schrieb:  er  war  „durch  den  reinen  Begriff  der 
Menschheit,  den  er  in  sich  trug,  und  durch  die 
scharf-zarte  Bemerkungsgabe,  die  er  erst  aus 
Naturtrieb,  nur  obenhin,  zufällig,  dann  mit 
Überlegung,  vorsätzlich  und  geregelt  ausübte, 
im  höchsten  Grade  geeignet,  die  Besonder¬ 
heiten  einzelner  Menschen  zu  gewahren,  zu 
kennen,  zu  unterscheiden,  ja  auszusprechen... 
Wirklich  ging  Lavaters  Einsicht  in  die  einzelnen 
Menschen  über  alle  Begriffe;  man  erstaunte, 
ihn  zu  hören,  wenn  man  über  diesen  oder  jenen 
vertraulich  sprach,  ja  es  war  furchtbar,  in  der 
Nähe  des  Mannes  zu  leben,  dem  jede  Grenze 
deutlich  erschien,  in  welche  die  Natur  uns 
Individuen  einzuschränken  beliebt  hat.“ 

Interessant  war  der  Mensch  Lavater  in  jeder 
Hinsicht.  Schon  die  Art,  wie  er,  der  Theologe, 
seine  wissenschaftliche  Betätigung  vor  sich  und 
der  Mitwelt  zu  entschuldigen  versuchte,  ist 
merkwürdig  genug.  „Man  denke  bis  in  die 
Sphären  eines  Staatsmanns,  Seelsorgers,  Pre¬ 
digers,  Hofmeisters,  Arztes,  Kaufmanns,  Freun¬ 
des,  Hausvaters,  Ehegenossen  —  hinein  und 
schnell  wird  man  empfinden,  wie  mannig¬ 
faltigen,  richtigen  Gebrauch  jeder  in  seiner 
Sphäre  von  physiognomischen  Kenntnissen 
machen  kann.  .  .  Furchtbar  ist  die  Physiogno¬ 
mik  dem  Laster!  Laßt  physiognomischen  Sinn 
erwachen  und  wirken  in  den  Menschen,  und 
da  stehen  sie  gebrandmarkt  die  Kammern  und 
Konsistoria  und  Klöster  und  Kirchen  voll 
heuchlerischer  Tyrannei,  Geizhälse,  Schmer¬ 
bäuche  und  Schälke  usw.,  die  unter  der  Larve 


ftufounfä$q¥rvfi(-iudU 
flcAeräetA  vor 
'berHarrAat. 

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gemeinen  iknftaaiei 

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Physiognomische  Zeichnungen  Lavaters. 


Zeitschrift  für  Bücherfreunde  IX. 


Zn  Nowack:  Eine  Lavater-Mafpc. 


Physiognomische  Zeichnungen  Lavaters. 


iir  Bücherfreunde  IX. 


Zu  Nowack:  Eine  Lavatei  -Mabbc. 


Nowack,  Eine  Lavater  -  Mappe.  3^9 


der  Religion  ihre  Schande  und  Vergifter  der 
menschlichen  Wohlfahrt  waren.“  Er  plädiert 
also  für  die  mannigfache  Nutzanwendung  der 
Physiognomik  und  überzeugt  förmlich  die  Kirche 
selbst,  daß  sie  durch  seine  Erkenntnisse  alle 
Bösen  entlarven  könne.  Auf  seinen  philo¬ 
sophischen  Seitenpfaden  gelangt  Lavater  aller¬ 
dings  häufig  zu  komischen  Effekten.  Sie  gingen 
einmal  bekanntlich  sogar  so  weit,  daß  er  „hun¬ 
dert  physiognomische  Regeln“,  zunächst  nur 
für  sich  —  denn  sie 
waren  nicht  für  den 
Druck  bestimmt  —  zu¬ 
sammenstellte, als  deren 
charakteristischeste 
nur  die  eine  angeführt 
sei:  „Hast  du  eine 
lange,  hohe  Stirn,  so 
mache  nie  Freund¬ 
schaft  mit  einem  bei¬ 
nah  kugelrunden  Kopf. 

Hast  du  einen  beinah 
kugelrunden  Kopf,  so 
mache  keine  Freund¬ 
schaft  mit  einer  hohen, 
langen,  beinernen  Stirn. 

—  Besonders  taugen 
solche  durchaus  nicht 
zu  Ehepaaren  . . .“ 

Lavater  mochte  sich 
ab  und  zu  wohl  ein 
Album  angelegt  haben, 
in  das  er  gelegent¬ 
liche  Sprüche  und  phy¬ 
siognomische  Entdeck¬ 
ungen  eintrug,  wie  er 
es  ja  auch  liebte,  phy- 
siognomischeldeen  und 
Eindrücke  unmittelbar 
durch  Zeichnungen  festzuhalten,  die  er  dann 
gleichfalls  in  Albis  oder  Mappen  sammelte,  um 
sie  an  seine  Freunde  und  Gönner  weiterzugeben 
oder  auch  zu  behalten.  Da  er  in  seinen 
späteren  Lebensjahren  nicht  allzu  begütert 
war,  beanspruchte  er  allerdings  jeweilig  ein 
materielles  Gegengeschenk.  Ein  ungedruckter 
Brief  Lavaters,  durch  den  H.  Funck  dem 
gegenwärtigen  Besitzer  der  abgebildeten  Mappe, 
Herrn  Buchhändler  Otto  Petters  in  Heidelberg, 
deren  Herkunft  erklären  konnte,  gibt  Aufschluß 
auch  darüber.  Am  29.  Juni  1797  schreibt 
z.  f.  B.  1905/1906. 


Lavater  an  seinen  vertrauten  Freund  Karl 
Mattei  (eigentlich  Karl  Matthaei),  landgräflich 
hessischen  Hofrat:  „Den  Louisdor  für  das 
Futeral  mit  Zeichnungen  vermisse  ich.  Ach 
es  thut  mir  so  leid,  daß  ich’s  nicht  schenken 
kann.  Aber  ich  kann  nicht.  Willst  du’s  aber 
nicht,  so  giebst  du’s  einer  Stolberg,  die  ein 
Louis  hat.“  Für  die  Bibliothek  Karl  Matteis 
waren  die  achtzehn  Originale  aus  Lavaters 
„Physiognomischen  Kabinett“  ursprünglich  be¬ 
stimmt,  wie  auch  die 
von  Lavater  eigen¬ 
händig  in  das  Futteral 
eingeklebte  Titelvig¬ 
nette  bezeugt.  Mattei, 
offenbar  nicht  im  Be¬ 
sitze  eines  leicht  ent¬ 
behrlichen  Louisdor, 
hat  denn  auch  wirk¬ 
lich  die  Mappe  an  eine 
Lavater  gleichfalls  be¬ 
freundete  Gräfin  zu 
Stolberg  -  Wernigerode 
weitergegeben,  und 
Lavater  dürfte  seinen 
Goldfuchs  erhalten 
haben.  In  der  Stoi¬ 
bergischen  Schlo߬ 
bibliothek  lag  die  kleine 
Sammlung  zwischen 
anderen  Denkwürdig¬ 
keiten  vergessen,  bis 
sie  Herr  Petters  bei 
der  genaueren  Durch¬ 
sicht  der  von  ihm  ange¬ 
kauften  Stoibergischen 
Bücherei  vorfand. 

Künstlerisch  betrach¬ 
tet  bieten  die  achtzehn 
Stücke  nicht  gerade  Proben  ungewöhnlicher 
zeichnerischer  Begabung.  Im  Banne  der  Antike, 
der  ja  Lavaters  ganze  Zeit  umfing,  stand  auch 
er,  selbst  dort,  wo  er  durchaus  nicht  künst¬ 
lerisch  wirken  wollte.  Linien,  nichts  als  Linien 
sollen  typische  Gesichtsausdrücke  wiedergeben, 
für  die  wir  eine  völlig  geänderte  Technik  ge¬ 
funden  haben.  Wie  verzerrter  griechischer 
Marmor  muten  alle  die  Köpfe  an,  die  recht 
schablonenhaft  gearbeitet  sind  und  überdies 
recht  schlecht  zu  den  schönen,  eigenhändig 
verzeichneten  Hexametern  passen,  durch  die 

42 


3  20 


Geiger,  Schauspielerbriefe  aus  dem  Ifflandkreise. 


Lavater  sein  Liniengewirr  erklärte.  Wir  suchen 
die  Merkmale  eines  Irrsinnigen  heute  nicht 
unbedingt  in  den  krampfhaft  verzerrten  Ge¬ 
sichtsmuskeln:  das  Auge,  das  bei  Lavater  fast 
ausdruckslos  ist,  belehrt  uns  besser,  wenn  wir 
es  nicht  überhaupt  vorziehen,  aus  streng  ärzt¬ 
licher  Untersuchung  oder  aus  seinen  Hand¬ 
lungen  die  sichersten  Beweise  seiner  Krankheit 
zu  schöpfen.  Schrecken,  Dummheit  und  Schmerz 
sind  die  Hauptmotive,  die  Lavaters  Zeichnungen 
immer  wieder  auf  dieselbe  Art  variieren;  Nase, 
Stirn  und  Mund  die  Charakteristika,  die  ihm 
vornehmlich  Aufschluß  über  das  Seelenleben 
der  Menschen  geben.  Freilich,  uns  scheint  als 
Kopf,  der  ihm  vom  „Schrecken  eines  nicht 
dummen,  dem  außer  dem  Schrecken  Vernunft 
fehlt“  berichtet,  weit  eher  der  Kopf  eines  Jäh¬ 
zornigen  zu  sein;  wenn  Lavater  den  „Schrecken 
eines  Verrückten,  der  schwerlich  mehr  zum 
Verstand  kömmt“,  symbolisiert,  denken  wir 
eher  an  einen  augenblicklichen  vehementen 
Schmerz  eines  durchaus  nicht  notwendig  Ver¬ 


rückten,  und  wenn  er  von  „Schlauheit,  Schalk¬ 
heit,  Narrheit,  vermischt  mit  kraftloser  Woll- 
lust“  redet,  zeigt  er  uns  andererseits  wieder 
einen  Kopf,  den  jedes  gutmutige  Philisterweib 
in  aller  Ehrbarkeit  aufsetzen  könnte.  An  der 
Krümmung  der  Nase  mißt  Lavater  die  Klug¬ 
heit.  Aber  wenn  er  eine  besonders  kluge 
Nase  gefunden  hat,  hindert  ihn  dies  nicht,  mit  dem¬ 
selben  Gesichtsvorsprung  gleich  darauf  wieder 
einen  „Verrückten“  zu  zieren  oder  mindestens 
auf  dessen  kommende  Verrücktheit  hinzudeuten. 
Dieselbe  Willkür,  die  Lavaters  Theorien  zu 
einem  scheinbar  glücklichen  Gebäude  inein¬ 
ander  fügte,  hat  auch  die  Köpfe  für  Karl 
Matteis  Bilderbuch  vereinigt,  dem  heute  der 
Psychologe  kaum  trauen  dürfte,  wenn  es  dem 
Sammler  auch  wertvoll  dünkt,  dasselbe  Bilder¬ 
buch  als  ein  wichtiges  Kulturdokument  oder 
als  eine  seltene  Reliquie  eines  einst  vielgefeierten 
Mannes  zu  besitzen  und  aufzubewahren.  Aus 
diesem  Grunde  wird  auch  eine  Schilderung  der 
Mappe  von  Interesse  sein. 


Schauspielerbriefe  aus  dem  Ifflandkreise. 

Herausgegeben  und  erläutert 
von 

Professor  Dr.  Ludwig  Geiger  in  Berlin. 


urch  eine  Reihe  glücklicher  Zufälle  ist  es 
mir  möglich  geworden,  unsere  Kennt¬ 
nis  von  Ifflands  äußerem  und  innerem 
Leben,  seinen  Beziehungen  zu  seinen  Familien¬ 
angehörigen  und  den  Schauspielern  seinerzeit  zu 
erweitern.  Das  Preußische  Geheime  Staatsarchiv 
in  Berlin  und  das  Hausarchiv  zu  Charlottenburg 
setzten  mich  in  den  Stand,  Ifflands  Berliner  An¬ 
fänge  und  seinen  Streit  mit  den  Romantikern 
aufzuhellen,  die  bisher  so  gut  wie  gar  nicht 
bekannte  Wiener  Reise  1802  klar  zu  beleuchten; 
die  Materialien  der  Gothaer  Bibliothek  gestatte¬ 
ten  von  seinem  bisher  ganz  unbekannten  Ver¬ 
hältnis  zu  Engel  vor  der  Berliner  Zeit  Mit¬ 
teilung  zu  geben  und  die  Kunde  von  seinen 
Beziehungen  zu  Götter  zu  erweitern.1  Durch 


die  Benutzung  und  Veröffentlichung  von  Iff¬ 
lands  Briefen  aus  dem  Kürschnerschen  Nach¬ 
laß  (Schriften  der  Gesellschaft  für  Theater¬ 
geschichte,  Band  V.  Berlin  1904)  gelang  es, 
Iffland  im  Kreise  der  Seinen  zu  zeichnen, 
vieles  völlig  Unbekannte  aus  seinem  Freund¬ 
schafts-  und  Herzensleben  zu  erkennen,  für 
seine  Gothaer  und  Mannheimer  Zeit  außer¬ 
ordentlich  viel  Unbekanntes  mitzuteilen.  Die 
dadurch  gewonnenen,  bisher  noch  nicht  be¬ 
nutzten  Materialien  lehrten  nicht  nur  den 
Künstler  und  Dichter,  sondern  besonders  auch 
den  Menschen  Iffland  kennen,  mitunter  von 
seinen  schwachen  Seiten,  z.  B.  dem  ewigen 
Schuldenmachen,  hauptsächlich  aber  zeichneten 
sie  sein  inneres  Leben  und  bekundeten  seine 


1  Die  hier  angedeuteten  Aufsätze  sind  teils  in  den  Sonntagsbeilagen  der  „Vossischen  Zeitung“,  teils  in  der  „Neuen 
Freien  Presse“,  teils  in  dem  „Archiv  für  Theatergeschichte“  Band  I,  hauptsächlich  im  Jahre  1904  veröffentlicht  worden. 


Geiger,  Schauspielerbriefe  aus  dem  Ifflandkreise. 


321 


lebhafte  Freundschaftsempfindung,  vornehmlich 
die  innige,  überschwängliche  Anhänglichkeit  an 
seine  Familie,  in  erster  Reihe  an  seine  Schwester 
Luise  Eisendecher,  geborene  Ififland.  Diese 
herrliche  Frau,  Ifflands  guter  Engel,  seine  an- 
gebetete  Schwester,  erwarb  sich  aber  nicht 
nur  um  den  Bruder  große  Verdienste,  sondern 
auch  um  die  Literatur.  Sie  sammelte  mit 
einer  rührenden  Treue  alle  Briefe  August 
Wilhelms,  ebenso  die  des  anderen  Bruders 
Gottfried,  die  Schriftstücke,  die  sie  während 
eines  langen  Lebens  von  den  Freunden  des 
Bruders,  von  seinen  Kollegen  aus  Mannheim 
erhalten  hatte,  wie  die  Briefe  von  ihren  Kindern 
und  die  an  diese  gerichteten,  den  Kindern,  die 
Wochen,  Monate,  ja  Jahre  bei  dem  Onkel  in 
Berlin  lebten.  Da  Iffland  kinderlos  starb  und 
seine  Gattin  ihm  bald,  1819,  im  Tode  folgte, 
so  kamen  auch  seine  Manuskripte,  gedruckte 
und  ungedruckte  Theaterstücke,  Aufsätze  und 
Fragmente  an  die  Schwester.  Gleichen  pietät¬ 
vollen  Sinn  wie  sie  besaßen  ihre  Kinder.  Einer 
der  Söhne,  Ernst  Eisendecher,  hob  das  ganze 
handschriftliche  Material  auf,  und  von  ihm 
erbten  es  seine  Töchter,  zwei  in  hohem  Alter 
unvermählt  gestorbene  Damen.  Von  diesen 
erlangte  es  ihre  Nichte  (eine  Enkelin  von 
Ernst,  die  Urenkelin  der  Luise  Eisendecher), 
Frau  Dora  Auffschläger;  die  genannte  Dame 
hat  mir  in  dankenswertester  Weise  das  gesamte 
Material  zur  Benutzung  und  Verwertung  anver¬ 
traut.  Aus  dieser  großen  Handschriftenmasse 
muß  auch  das  oben  erwähnte,  von  mir  bereits 
benutzte  Material  stammen;  wann  es  aus  der 
Hauptmasse  abgelöst  und  auf  welchem  Wege 
es  an  Josef  Kürschner  gelangt  ist,  läßt  sich 
heute  nicht  mehr  feststellen. 

Über  den  Inhalt  des  quantitativ  wie  quali¬ 
tativ  ungemein  reichen  Schatzes  will  ich  an 
dieser  Stelle  keine  Einzelaufklärungen  geben; 
durch  äußeren  Anlaß  wurde  es  nötig,  den 
größten  Teil  des  Materials  für  den  VII.  Band 
der  Schriften  der  Gesellschaft  für  Theater¬ 
geschichte  zu  bearbeiten.  Hier  soll  nur  der 
Versuch  gemacht  werden,  eine  Reihe  von  Schau¬ 
spielern  und  dramatischen  Dichtern  zum  Wort 
kommen  zu  lassen.  Sie  waren  bisher  durchaus 
nicht  unbekannt,  auch  ihre  Beziehungen  zu 
Iffland  waren  in  großen  Zügen  festgelegt;  die 
folgenden  Mitteilungen  sind  aber  nicht  nur  Nach¬ 
träge  zu  dem,  was  man  bisher  wußte,  sondern 


sind  so  liebenswürdige  Berichte  über  das  Leben 
der  Briefschreiber,  über  die  theatralischen  und 
literarischen  Verhältnisse  jener  Zeit,  daß  sie  die 
Berechtigung  besitzen,  losgelöst  von  jenem 
größeren  Werke  zu  erscheinen. 

I. 

F.  W.  Götter. 

Friedrich  Wilhelm  Götter,  1746 — 1792,  in 
Schlossers  fleißiger  Monographie  dargestellt, 
bedeutet  als  Dichter  nicht  viel;  aber  Götter  als 
Mensch,  als  Theaterfreund,  als  begeisterter 
und  anspornender  Gönner  der  Schauspieler 
verdient  eine  außerordentlich  große  Wert¬ 
schätzung.  Für  Iffland  war  er  neben  Ekhof 
der  treueste  Berater.  Und  da  er  nicht  sein 
Prinzipal,  wie  der  Genannte  war,  und  auch  im 
Alter  dem  Schauspieler  viel  näher  stand,  so 
trat  er  persönlich  in  weit  engere  Beziehungen 
zu  ihm.  Er  wurde  zusammen  mit  der  schon 
genannten  Schwester,  Ifflands  wirklicher  Ver¬ 
trauter.  Viele  Briefe  des  jugendlichen  Schau¬ 
spielers  (tagebuchartige  Aufzeichnungen)  sind 
an  beide  gemeinsam  gerichtet.  Götter  galt  als 
offizieller  Ratgeber  für  den  Mannheimer  Theater¬ 
ausschuß,  als  Beichtvater  für  das  Schauspieler- 
Dreigestirn:  Iffland,  Beck,  Beil,  die  sich  gern 
seine  Schüler  nannten,  wenn  sie  auch  nur  in 
dem  Sinne  seine  Schüler  heißen  durften,  daß 
sie,  von  ihm  angespornt  und  ermuntert,  zu 
ernster  Auffassung  ihrer  Künstlertätigkeit  an¬ 
geregt  wurden.  Heinrich  Beck,  von  dem  in 
Folgendem  noch  ausführlicher  die  Rede  sein 
muß,  hatte  als  Gothaer  zu  Götter  besondere 
Beziehungen;  mit  Iffland  vereinte  ihn  nicht  nur 
das  gemeinschaftliche,  dem  Theater  gewidmete 
Interesse,  sondern  auch  die  herzliche  Vereh¬ 
rung,  die  Götter  der  ihm  persönlich  bekannten 
Schwester  Luise  weihte. 

Nach  den  Äußerungen  der  vorhandenen 
Ifflandbriefe  muß  ein  viel  regerer  Briefwechsel 
zwischen  Gotha  und  Mannheim  stattgefunden 
haben,  als  wir  jetzt  nachzuweisen  vermögen; 
die  hier  gebotenen  Stücke  sind  nur  wenige 
Proben.  Aber  sie  zeigen  den  Schreiber  von 
einer  so  liebenswürdigen  Seite  und  bieten  so 
viele  bedeutsame  Personal-  und  theaterge¬ 
schichtliche  Notizen,  daß  sie  aus  diesem 
Grunde  einer  besonderen  Veröffentlichung  wert 
sind. 


322 


Geiger,  Schauspielerbriefe  aus  dem  IfTlandkreise. 


Gotters  Briefe. 

I. 

An  Iffland. 

Gedankenlosigkeit  —  dein  Nähme  ist  Ifland. 
Mir  die  Rechnungen  unversiegelt  zu  schicken, 
damit  die  ganze  Stadt  von  Ihrer  nachahmungs¬ 
würdigen  Wirthschaft  Einsicht  nehme.  Doch 
wer  kennt  die  nicht?  —  Der  Posten  vom  Bader 
Heß  fehlt  und  schon  beläuft  sich  das  Ganze 
ungefähr  auf  172  rth.,  eine  un¬ 
geheure  Summe!  Ich  muß  sowohl 
von  jenem,  als  von  den  sonst 
auf  Ihrem  Verzeichniß  ange¬ 
gebenen  Schulden  die  feh¬ 
lenden  Belege  haben,  ehe 
ich  mich  mit  der  Sache 
befaßen,  das  heißt,  ehe 
ich  Herrn  Schröder  den 
wahren  Zustand  der 
Sachen  berichten  kann. 

So  arg  hätte  ich  mir 
ihn  doch  nie  vorgestellt. 

Auch  erwarte  ich  noch 
Ihre  schriftliche  Er¬ 
läuterung,  wie  Sie  mit 
derTheaterkaße  stehen 
und  was  mittelst  des 
Abzuges,  den  Sie  schon 
seit  Ostern  leiden,  binnen 
hier  und  Michaeli  abgeführt 
werden  kann.  An  Herrn  Ekhof 
haben  Sie,  laut  seiner  Handschrift 
mehr  nicht  als  die  zulezt  über¬ 
sendeten  50  rth.  zu  fodern. 

Die  ersteren  müßen  schon  zu 
Tilgung  älterer  Schulden  ange¬ 
wandt  seyn.  Das  wird  sich  aus 
der  von  ihm  mit  möglichster 
Pünktlichkeit  geführten  Rech¬ 
nung  ergeben.  Ich  berge  Ihnen 
nicht,  daß  ich,  nach  der  in  des 
Herrn  Schröder  lezten  Briefe  enthaltenen  Äuße¬ 
rung,  eine  Zurüknahme  seines  Versprechens  be¬ 
sorge  und  daß  mir  mein  Gewißen  nicht  länger 
erlaubt  einem  jungen  Manne  das  Wort  zu  reden, 
den  ich  zu  tief  in  Unordnung,  Verschwendung 
und  lockerem  Leben  versunken  finde,  als  daß 
sich  seine  Änderung,  ohne  ein  Wunder  des 
Himmels,  hoffen  ließe. 

Götter. 


August  Wilhelm  Iffland. 
Nach  einem  Stich  von  F.  Bolt  1798. 


An  Iffland.  2. 

Gotha  Dienstags  den  23.  May  (1779] 
Kein  Wort  weiter,  vielversprechender  und 
wenighaltender,  böser,  lieber,  junger  Mann,  als 
daß  ich  gestern  eine  halbe  Stunde  auf  Ekhofs 
Grabhügel  gesessen  und  —  Ihrer  gedacht  habe 

Götter. 

> 

An  Eisendecher. 

Hochedelgebohrner  Herr, 
Geehrtester  Herr  Cammerschreiber 
Wie  tief  mich  die  Nachricht 
von  dem  unvermutheten  Ab¬ 
leben  Ihres  würdigen  Herrn 
Schwiegervaters ,  des 
I  lerrn  Kriegsregistra¬ 
tors  Ifland,  gerührt  hat, 
vermag  ich  Ihnen 
nicht  zu  beschreiben. 
Ich  dünkte  mich  in 
diesen  Augenblicken 
ein  Glied  der  theuern 
Familie  zu  seyn,  die  in 
ihm  ihr  Oberhaupt,  ihr 
Vorbild,  ihren  Stolz  be¬ 
weinet.  Und  giebt  mir 
die  unzertrennliche, 
genaue,  wahre  Freund¬ 
schaft,  die  mich  mit  Ihrem 
jiingem  Herrn  Schwager  ver¬ 
einigt,  nicht  einiges  Recht  mich 
zu  den  Ihrigen  zu  rechnen?  Kann 
ihn  ein  Verlust  treffen,  den  ich 
nicht  mitempfinden  sollte?  Aber 
je  mehr  ich  die  Größe  dieses 
Verlusts  fühle,  um  so  weniger 
kann  ich  etwas  zu  Ihrem  Tröste 
sagen.  Nur  in  dem  unbeflek- 
ten  Wandel  des  Seeligen,  nur 
in  der  nachahmungswerthen 
Standhaftigkeit,  mit  der  er 
seiner  Bestimmung  entgegen  gieng,  nur  in  der 
Überzeugung,  daß  Seelen  seiner  Art  zu  gut 
für  diese  Welt  und  für  ihre  unsteten,  unvoll- 
kommnen  nichtigen  Freuden  zu  erhaben  sind, 
liegt  Beruhigung.  Ergreifen  Sie  diese.  Genug 
daß  Er  bey  dem  Wechsel  gewann,  unendlich 
gewann!  Die  Lücke,  welche  durch  seine  Ent¬ 
fernung  in  Ihrer  häuslichen  Glückseeligkeit  ent¬ 
stand,  wird  die  Zeit  ausfüllen.  Das  gebe  Der, 
in  deßen  Macht  es  steht,  Wunden  zu  heilen 


Gotha  den  8.  Aug.  78 


Geiger,  Schauspielerbriefe  aus  dem  Ifflandkreise. 


323 


die  er  schlägt  und  Herzen,  die  er  beugt,  wieder 
aufzurichten! 

Herzlichst  danke  ich  Ihnen  für  die  Auf¬ 
bewahrung  und  Übersendung  des  Briefes,  den 
mir  der  Verstorbene  in  seinen  lezten  Tagen 
bestimmte;  für  mich  ein  heiliges,  unschäzbares 
Andenken,  das  sich  nur  im  Tode  von  mir 
trennen  soll.  Ach  es  ist  so  wenig,  so  gar 
wenig,  was  ich  für  meinen  Freund  thun  konnte, 
daß  mich  dieser  überfließende  väterliche  Dank 
eben  so  sehr  beschämt,  als  rührt.  Warum  bin 
ich  fast  außer  Stande  auch  dieses  wenige  fort- 
zusezen?  Warum  bleibt  mir  zur 
Erfüllung  der  Pflichten,  die 
mir  seine  lezte  Bitte  auf¬ 
legt,  kein  anderes  Mittel 
übrig  als  die  Feder? 

Warum  können  meine 
Augen  nicht  mehr 
über  unsern  Freund 
wachen?  Warum 
kann  ihn  meine 
Stimme  nicht 
mehr  auf  dem 
Pfade  der  Tugend 
anfrischen  —  war¬ 
um  kann  ich  jezt 
nicht  um  ihn  seyn, 
wo  meine  Zusprache, 
mein  Mitleid  ihm  so 
dringendes  Bedürfniß  wäre  ? 

Geschrieben  hab  ich  ihm, 
gleich  nach  Empfang  Ihres 
Briefes,  aber  auch  noch  keine 
Antwort  erhalten.  Unglück¬ 
licherweise  beobachten  meine 
übrigen  Manheimer  Korrespon¬ 
denten  ein  eben  so  hartnäckiges  Schweigen. 
Wegen  seiner  Gesundheit  bin  ich  ohne  Sorgen. 
Sie  ist  Gottseydank!  vest  und  dauerhaft.  Aber 
der  Zustand  seines  Gemüths  ängstigt  mich. 
Ich  habe  gesehen,  was  er  litt,  als  seine  Mutter 
starb.  Ich  denke  mir  ihn  ganz  in  seinem 
Schmerze  vergraben,  unfähig  seiner  Empfindung 
Luft  zu  machen  —  und  zum  vollen  Maas  des 
Jammers,  ohne  einen  Freund,  wie  er  uns  unter 
solchen  Umständen  noth  thut. 

Seyn  Sie  übrigens  versichert,  daß  ich  diesen 
unvergeßlich  wichtigen  Vorfall  nicht  ungenuzt 
lassen  werde,  um  ihn  auf  alles  aufmerksam  zu 
machen,  wozu  ihn  derselbe  auffodert  und 


Frau  Luise  Eisendecher,  geb.  Ifi'land. 
Pastellbild  eines  unbekannten  Maleis  (vielleicht 
Klotz  1789)  im  Besitze  des  Herrn  von  Eisen¬ 
decher  in  Karlsruhe. 


hoffen  Sie  das  Beste  von  einem  Jüngling,  dem 
der  Himmel  eines  der  gefühlvollsten  Herzen 
verlieh  und  der  für  die  Verirrungen  seiner 
ersten  Jahre  schon  so  schwer  und  mannichfach 
gebüßt  hat. 

Dieser  Brief  ist  auch  für  Ihre  liebenswürdige, 
gute  Frau  geschrieben,  mit  der  ich  schon 
manche  Thräne  im  Stillen  vergossen  habe. 
Auch  Ihrem  ältern  Herrn  Schwager  empfehlen 
Sie  mich  unter  Bezeugung  meiner  aufrichtigsten 
Theilnahme,  gehorsamst. 

Ich  bitte  um  die  Erhaltung  Ihrer  Gewogen¬ 
heit  und  Freundschaft  als  einer, 
der  die  Verbindung  mit  so 
rechtschaffnen,  edeldenken¬ 
den,  lieben  Menschen  ganz 
zu  schäzen  weiß,  als  der 
getreueste  und  red¬ 
lichste  Freund  Ihres 
Bruders  und  Schwa¬ 
gers  und  endlich 
als 

Ihr  ergebenster 
Diener 
Götter. 

Ich  lege  Ihnen 
die  Bitte  um  Ihre 
Freundschaft  und 
um  Ihr  unbegränztes 
Vertrauen  in  allen  un¬ 
sern  Theuern  Manheimer 
betreffenden  Angelegen¬ 
heiten  nochmals  ans  Herz.  Je 
thätigere  Beweise  Sie  mir  hier¬ 
von  geben  wollen,  um  so  mehr 
werden  Sie  mich  verpflichten. 
Ich  weiß  nicht,  ob  ich  mich 
deutlich  genug  ausdrücke.  Ich  will  so  viel 
sagen,  daß  ich  keine  Mühe  für  meinen  Freund 
scheue,  und  daß  jeder  Auftrag,  zu  dessen 
Besorgung  Sie  mich  geschickt  glauben,  mir 
willkommen  seyn  wird. 

4- 

An  Iffland. 

G.  den  3.  März  81. 

Der  Himmel  gebe  Ihnen  mehr  so  heitere 
Stunden  als  die  gewesen  seyn  muß,  in  der  Ihr 
lezter  Brief  auf  das  Papier  kam!  Er  hat  mich 
unendlich  belustigt.  Ich  hab  ihn  hundertmal 
gelesen,  ich  weiß  ihn  auswendig,  so  oft  Madam 
Beck  und  ich  uns  sattlachen  wollen,  zitiere  ich 


324 


Geiger,  Schauspielerbriefe  aus  dem  ItYlandkreise. 


Stellen  daraus  und  küssen  möchten  wir  den 
Teuf  eil  Das  Gleichniß  mit  Le  Brüns  gemalter 
Distel  ist  eines  der  treflichsten  Epigramme, 
die  ich  kenne.  Jammer  und  Schade  daß  es  so 
ganz  persönlich  ist  —  der  Fall  der  meisten 
Epigrammen.  Aber  eine  Stelle  —  werden  Sies 
meiner  Dummheit  verzeihen?  —  eine  Stelle 
hab  ich  nicht  verstanden.  Was  sind  Mathilden¬ 
augen,  die  die  Königin  so  greßlich  in  die 
Höhe  drehet?  Was  heißt  der  edle  Gehurt s- 
kuchen,  den  sie  zu  suchen  scheint?  Yergeßen 
Sie  ja  nicht  mir  beyde  Stellen  im  nächsten 
Briefe  a  la  Warburton  zu  kommentiren. 

Und  woher  glauben  Sie  wohl,  daß  ich  Ihnen 
diesen  Brief  schriebe?  —  Aus  dem  nehmlichen 
Garten  den  Sie  den  lezten  ach!  den  lezten 
Sommer  mit  H.  Beil  und  der  dicken  Majestät 
theilten,  in  nehmlichen  Sälchen,  wo  wir  so 
manche  Stunde  verplaudert  haben.  Ich  weiß 
nicht  warum,  aber  noch  hat  kein  Garten  mir 
so  viel  Freude  gewährt.  Sind  es  die  Erinne¬ 
rungen  die  jede  Stelle  bezeichnen?  Noch  habe 
ich  nur  ein  Manzardenzimmer  inne,  weil  Ihr 
voriges,  das  mir  bestimmt  ist,  erst  frisch  ge¬ 
malt  werden  soll.  Sobald  dieses  fertig  ist, 
denk  ich  auch  mein  Bette  herauszuschafifen. 
Mein  Gartenwirth  hat  seit  einigen  Wochen  den 
Hauptmannskarakter.  Vielleicht  bahnt  er  ihm 
den  Weg  zu  einer  reichen  Heurath.  Wenigstens 
schmeichelt  er  sich  mit  einem  solchen  Projekte. 
Die  Kinder  schwärmen,  wie  weyland,  herum, 
vermehrt  durch  zwey  Kinder  eines  Fabrikanten, 
der  auch  in  der  Mansarde  wohnt,  aber,  wie 
mich  dünkt,  doch  reinlicher  als  zu  Lebzeiten 
der  Frau  Mama.  Bliz  Donner  und  Hexen 
läßt  sich  auch  noch  sehen.  Ich  lebe  hier  fast 
als  Junggeselle  und  auch  das  versezt  mich  leb¬ 
hafter  in  die  alten  guten  Zeiten.  Das  Madam¬ 
chen  kann  theils  wegen  ihres  kleinen  begehr¬ 
lichen  Mädchens,  theils  wegen  des  Zuwachses 
unserer  Hausgesellschaft,  sich  nur  selten  ab¬ 
müßigen;  doch  sind  ihr  beyde  Abhaltungen 
glücklicherweise  gleich  angenehm.  Dieser  Zu¬ 
wachs  ist  meine  Schwester,  Madam  Mayer  aus 
Lion,  mit  Ihren  Töchtern.  Sie  werden  sich 
schwerlich  erinnern,  daß  Sie  uns  schon  vor 
vier  Jahren  besucht  hat.  Sie  waren  damals 
noch  zu  fremd  in  Gotha  und  zu  unbekannt  in 
meiner  Familie. 

Hat  Seyler  Ihnen  geschrieben?  Mir  keine 
Zeile.  Ich  höre  er  soll  in  Hamburg  seyn  und 


beyde  sollen  dort  auf  ein  Jahr  Engagement 
gefunden  haben.  Alles  nur  ein  soll.  Der  Graf, 
von  dem  ich  gestern  erst  einen  Brief  erhalten 
habe,  gedenkt  ihrer  mit  keinem  Buchstaben, 
doch  das  läßt  sich  begreifen.  Er  war  zu  voll 
von  eigenen  Angelegenheiten.  Ist  es  wahr, 
daß  Ihnen  Seyler  Auftrag  gethan  hat  seine 
Kupfersammlung  zu  verkaufen  und  meine  For¬ 
derung  davon  zu  befriedigen?  Ist  es  wahr, 
daß  Sie  auch  bevollmächtigt  sind  mir  eine 
Kopie  von  Madame  Seyler  als  Medea  zu 
verschaffen? 

Der  Graf  oder  vielmehr  die  Gräfin  kömmt 
also  nach  Manheim?  Und  sobald!  so  sehr 
bald!  Ich  kann  Ihnen  nicht  sagen  wie  will¬ 
kommen  mir  diese  Nachricht  ist.  Eben  so 
willkommen,  als  unerwartet.  Nun  lebt  das 
Gothaische  Theater  dort  fast  ganz  wieder  auf. 
Nur  die  unglückliche  Dame  fehlt  und  Madam 
Schüler  die  seitdem  eine  zehnte  Muse  geworden 
ist  —  Gott  erbarme  sich  der  neun  übrigen!  — 
Aber  der  Graf  —  le  Comte  tout  eracht!  — 
Er  möchte  gerne  seinen  Weg  über  Gotha 
nehmen,  wenn  die  Finanzen  nicht  wären;  diesen 
Anstand  zu  heben,  schlägt  er  vor,  seine  Frau 
soll  Medea  und  Merope  spielen  und  kapitulirt 
schon  von  15.  und  12.  Louisd’ors  bis  auf  10., 
merkt  aber  im  P.  S.  noch  an,  ich  möchte  mich 
a  der  durchlauchtigen  Entschließung  wohl 
versichern ,  damit  nicht  hinterher  Dukaten 
daraus  würden.  Immer  Rcdmungen  und  nego- 
tia\  Immer  so  unglückliche,  abentheuerliche 
Projekte! 

Gestern  ist  hier  der  Landtag  eröfnet  wor¬ 
den.  Etikette  die  Menge;  destoweniger  Freude. 
Ich  glaubte  vor  einiger  Zeit  bey  dieser  Ge¬ 
legenheit  abermals  tragariren  zu  müssen.  Die 
Herzogin  sprach  davon.  Aber  sie  scheint  es 
vergehen  zu  haben.  Jezt  wäre  es  just  am 
schicklichsten  gewesen,  weil  Sulzer  noch  hier 
ist  und  ein  gewisser  Küster  aus  Darmstadt, 
der  die  Stüze  des  Göttinger  Theaters  gewesen 
ist  und  sich  hier  so  gerne  produzirt  hätte. 
Sie  werden  ihn  kennen  lernen  diesen  Küster 
und  einen  artigen  und  schönen  Menschen  an 
ihm  finden,  so  schön,  daß  Madam  Beck  ihren 
Koridon  in  ihm  wiederzusehen  glaubt  —  über 
alles  das  einen  Theaterfreund,  wie  es  wenig 
giebt,  wie  ich  selbst  einst  war!  Er  kehrt  ehestens 
in  seine  Vaterstadt  zurück  und  denkt  dann 
noch  diesen  Sommer  nach  Manheim  zu  fliegen. 


Geiger,  Schauspielerbriefe  aus  dem  Iff landkreise, 


325 


Schlik,  der  sich  sechs  Monate  in  Prag  und 
Wien  aufgehalten,  hat  mir  einen  Brief  von 
Dauer  und  die  Versicherung  mitgebracht,  daß 
er  dort  sehr  zufrieden  ist  und  mit  seiner 
kleinen  Frau  herrlich  lebt.  Sagen  Sie  das 
doch  dem  Herrn  Direktor  Meyer  und  der  Frau 
Garderobemeisterin. 

Der  Tod  sollte  irgend  einen  Lebenden  be¬ 
neiden?  Der  Tod,  dem  der  König  von 
Schweden  für  die  Zueignung  des  Th.  K.  eine 
goldne  Medaille  geschickt  hat! 

Sie  müßen  doch  auch  meine  Gartennach¬ 
barn  kennen  lernen.  Die  Schülersburg  hat 
seit  dem  Tode  des  jungen  Mevius  H.  Made¬ 
lung  zum  Herrn  und  im  Zahnischen  Garten 
haust  ein  zweyter  Theil  vom  Club,  Unite  ge¬ 
nannt,  50  Mann  stark  und  drüber.  Mir  gleich¬ 
viel!  Ich  bin  doch  allein. 

Ob  ich  die  guten  Sachen  aus  Bayern  zu 
haben  wünsche?  Allerdings,  wenn  Sie  sie  ent¬ 
behren  können  und  wenn  wir  etwas  Gutes 
haben,  das  ich  Ihnen  im  Wechsel  schicken 
könnte.  Aber  legen  Sie  doch  Agnese  Ber- 
nauerin  bey,  die  ich  noch  nicht  habe  auf¬ 
stöbern  können. 

Ist  Ihr  Baron  noch  bey  Ihnen,  so  empfehlen 
Sie  mich  ihm,  als  ihren  Freund. 

Tausend  Grüße  an  H.  Beil  und  den  Kori- 
don.  Morgen  soll  ich  tanzen!  Die  Revansche 
für  unsern  Hochzeitball.  Kömmt  etwas  spät 
nach.  Wie  viel  lieber  sög  ich  die  balsamische 
Luft  des  Blütenmonds  ein! 

Leben  Sie  wohl,  bester!  Und  machen  Sie 
nicht  so  lange  Pausen!  —  Die  Königin  hat 
Ihnen  doch  meinen  Brief  gegeben?  Ich  denke 
jezt  mehr  als  jemals  an  Sie  und  umarme  Sie 
bey  jedem  Gedanken.  q 

An  Iffland.  **' 

G.  den  20.  Jul  81. 

Zanken  Sie  mit  sich  selbst,  liebster  Ifland, 
daß  der  zärtlichste  Brief,  den  Sie  mir  jemals 
geschrieben  haben  —  doch  nein!  das  heißt  ihn 
auf  Kosten  der  übrigen  loben.  Sind  sie  nicht 
alle  der  Abdruck  Ihres  Herzens?  Athmen  Sie 
nicht  alle  so  warme,  innige,  schwärmerische 
Freundschaft?  —  also  kurz,  daß  Ihr  Brief  vom 
21.  Jun  so  lange  unbeantwortet  geblieben  ist 
—  Sie  versprachen  mir  Ihr  Stück  mit  dem 
ersten  Postwagen  zu  schicken  —  und  gestern 
erst  hab  ich  es  erhalten. 


O  daß  ich  —  da  es  mir  nicht  vergönnt 
war,  Zeuge  Ihres  doppelten  Triumphs  als 
Dichter  und  Schauspieler  zu  seyn  —  daß  ich 
es  wenigstens  hätte  mit  Ihnen  lesen  können  — 
um  Sie  bey  jeder  schönen  Stelle  an  mein  Herz 
zu  drücken  und  von  dem  tiefen  Eindrücke  leb¬ 
haft  zu  überzeugen,  den  das  Ganze  auf  mich 
gemacht  hat!  Alles  was  ich  Ihnen  darüber 
schreiben  könnte,  scheint  mir  entweder  zu  kalt, 
oder  einer  Schmeicheley  zu  ähnlich.  So  viel 
kann  und  muß  ich  indeßen  sagen,  daß  Sie 
für  den  ersten  Versuch  eines  Jünglings  von 
20  Jahren  erstaunend  viel  geleistet  haben. 
Imagination  in  der  Anlage,  Kraft  in  den 
Karakteren,  Stärke  und  Geschmeidigkeit  des 
Dialogs  —  Richtigkeit,  Adel  - — -  oft  nur  zuviel 
Poesie  im  Ausdrucke  —  und  über  das  alles 

—  woran  es  sonst  Anfängern  (verzeihen  Sie 
den  Ausdruck)  so  sehr  mangelt  —  Kenntniß 
des  Theaters,  Gefühl  des  Schicklichen  —  noch 
mehr  des  Ausführbaren  und  des  Etwas ,  das 
in  der  Vorstellung  hundertmal  mehr  würkt, 
als  im  Lesen.  —  Das  ist  mein  Urtheil  über¬ 
haupt  und  das  würde  es  seyn,  wenn  ich  Sie 
auch  nicht  kennte,  nie  von  Ihnen  gehört  hätte. 
Aber  da  ich  Sie  Gottlob !  kenne  —  darf  es 
dabey  nicht  bleiben.  Ich  habe  schon  ange¬ 
fangen,  meine  Erinnerungen  niederzuschreiben. 
Sie  sollen  sehen,  ob  ich  partheyisch  bin.  — 

Bey  der  guten  Aufnahme  des  Stücks  in 
Manheim,  ist  mir  das  nicht  die  kleinste  Freude, 
daß  Sie  sich  selbst  des  Einflusses  bewußt  — 
und  darauf  stolz  sind,  den  die  gute  Meinung 
vom  Menschen  auf  das  Urtheil  vom  Autor  ge¬ 
habt  hat.  —  Der  Eifer  Ihrer  Mitschauspieler 
durch  ihr  Spiel  Ihren  Triumph  befördern  zu 
helfen,  macht  ihnen  Ehre  —  Aber  der  König 
und  die  alte  Majestät,  in  aller  Welt  was  sagten 
die?  —  daß  das  Stück  ganz  artig  wäre,  wenn 
nur  Ifland  nicht  die  Tollheit  gehabt  hätte, 
den  Turneisen  selbst  spielen  zu  wollen.  — 

Ich  komme  auf  die  Beylagen  Ihres  Briefes 

—  Schröder  betreffend.  Sie  sind  vollkommen 
bey  mir  gerechtfertigt.  Aber  er!  —  ich  kann, 
ich  mag  mir  sein  Betragen  nicht  erklären.  Ich 
fühle  Ihre  Kränkung  zu  tief,  bin  selbst  zu  sehr 
in  Ihnen  gekränkt,  beleidigt.  —  Wußte  Er 
nicht  um  unsre  Freundschaft  ?  Wußte  er  nicht 
welchen  Antheil  ich  seit  Ihrem  ersten  Schritt 
auf  das  Theater,  an  Ihrem  Schicksal  als 
Künstler  genommen  habe?  Hatte  ich  Sie  ihm 


Geiger,  Schauspielerbriefe  aus  dem  Ifflamlkreise. 


326 


nicht  so  angelegentlich  empfohlen,  ihn  so 
dringend  um  Nachsicht,  Aufmunterung,  Be¬ 
lehrung  für  Sie  gebeten?  —  Und  doch  war  er 
damals  noch  mein  Freund!  Machte  noch  einen 
Umweg  um  mich  zu  besuchen!  Welch  ein 
Widerspruch!  Geschehen  ist  geschehen  — . 
Noch  einmal!  ich  mag  nicht  untersuchen  — 
aber  daß  mich  dieser  Vorfall  lau  gemacht  hat, 
daß  ich  wenigstens  mich  in  die  Änderung 
seiner  Gesinnungen  gegen  mich  —  die  ich 
aus  seinem  gänzlichen  Stillschweigen  besorgen 
muß  —  leichter  finden  kann  —  das  ist  wohl 
begreiflich  und  verzeihlich.  Meine  Verehrung 
fiir  den  großen  Mann  in  seiner  Kunst  bleibt 
darum  unveränderlich.  Auch  steht  der  Freund 
noch  in  meinem  Herzen  —  Aber  das  Bild  hat 
vom  Wetter  gelitten. 

Ihre  Karakteristik  Seylers  —  wie  treffend! 
wie  herrlich!  Wißen  Sie  daß  die  Heurath 
zwischen  seiner  Tochter  und  Leisewiz  nun  de- 
klarirt  ist?  Der  Bräutigam  hat  es  dem  alten 
Schläger  selbst  gemeldet.  Es  soll  ein  sehr 
liebenswürdiges  Mädchen  seyn. 

Danken  Sie  Ihrer  vortrefflichen  Schwester 
für  das  Andenken,  deßen  sie  mich  würdigt. 
Sagen  Sie  ihr,  daß  ich  es  durch  meine  Freund¬ 
schaft  für  den  Bruder  zu  verdienen  glaube, 
daß,  nach  ihr,  diesen  Bruder  niemand  mehr 
lieben  kann  als  ich.  Wie  angenehm  wird  sie 
nicht  durch  den  Zug  von  Bruderliebe  über¬ 
rascht  werden,  den  der  Verfasser  von  Liebe 
und  Pflicht  so  geschickt  im  Turneisen  ange¬ 
bracht  hat!  O  diesen  Turneisen  —  er  schrieb 
ihn  ganz  aus  seiner  Seele  —  das  ist  er  selbst! 

Das  Gute,  das  Sie  mir  von  Koridon  sagen, 
interessirt  mich  recht  sehr,  und  daß  Ihr  guten 
Seelen  mich  noch  so  herzlich  liebt,  euch  nach 
mir  sehnt,  mich  zu  euch  wünscht,  dafür  dank 
ich  euch  von  ganzer  Seele,  dafür  mögt  ihr, 
jeder  in  dem  Andern,  einen  Freund  finden, 
wie  ich  euch  war  —  noch,  troz  Entfernung 
und  Zeit,  bin.  Umarmen  Sie  den  Koridon  von 
meinetwegen  und  empfehlen  Sie  mich  Herrn 
Beil  und  Meyer.  —  Fragen  Sie  doch  leztern, 
an  wem  die  Schuld  unsres  unterbrochenen 
Briefwechsels  liegt? 

Karls  Schicksal  ist  doch  bis  Manheim  er¬ 
schollen?  H.  Verrückt  hat  es  mir  zuerst  in 
hochtrabenden  Ausdrücken  berichtet  und  mir 
die  arme  Wittwe  empfohlen.  Mussche  Karl 
wollte  ohnezweifel  bramarbarsiren  —  und  kam 


an  den  Unrechten.  Anders  läßt  sich  der  Vor¬ 
fall  nicht  erklären. 

Ist  Svbillchen  Z.  wieder  in  Manheim  und 
auf  welchem  Fuß?  Melden  Sie  mir  doch, 
wenn  es  möglich  ist,  etwas  tröstliches  von  ihr, 
das  ich  der  Mutter  mittheilen  kann.  Die  Frau 
hat  gar  zu  köstliche  Saure  Milch  —  noch 
zehnmal  köstlicher,  als  die  auf  der  Taubenburg. 

Mein  Hauptmann  geht  noch  auf  Freyer- 
fußen.  —  Zum  Empfange  der  Braut  bekömmt 
sogar  das  Haus  endlich  einen  Mantel.  Den¬ 
noch  giebt  es  noch  1  Iartglaubige,  die  an  dem 
guten  Ausgange  seiner  Projekte  zweifeln. 

Sie  sind  doch  in  des  Grafen  Hause  wieder 
zu  Hause,  wie  hier? 

Leben  Sie  wohl,  Bester!  —  Ewig  der 
Ihrige  G. 

Ich  dächte  Sie  wären  mir  noch  Ihr  Urtheil 
von  Demoiselle  Baumann  schuldig,  die  mir 
Seyler  und  Madam  als  ein  Wunder  beschrieben 
haben. 

•x  <» 

Die  Briefe  1  und  2  stammen  aus  der 
Gothaer  Zeit. 

No.  1.  Um  den  Brief  zu  verstehen,  der  in 
einem  etwas  harten  Ton  geschrieben  ist,  ist 
folgendes  zu  bedenken.  Zunächst  zur  Entlastung 
Ifflands,  daß  er  entblößt  von  allem,  auch  durch¬ 
aus  ohne  Geld  nach  Gotha  gekommen  war 
und  dort  ein  so  minimales  Gehalt  bezog,  daß 
er  selbst  bei  der  äußersten  Sparsamkeit  un¬ 
möglich  auskommen  konnte.  Sodann  daß,  wie 
wir  wußten,  Ifflands  Anfänge  dem  großen 
Schröder,  der  damals  Leiter  des  Hamburger 
Theaters  war,  so  imponiert  hatten,  daß  dieser 
daran  dachte,  den  jungen  Menschen  —  er  war 
damals  noch  nicht  neunzehn  Jahre  alt  —  unter 
guten  Bedingungen  nach  Hamburg  zu  ziehen, 
ja  auch  bereit  war,  seine  Schulden  zu  tilgen. 
Aber  im  Mai  1778  diinkten  ihn  schon  die  97 
Taler  Schulden  zu  hoch,  und  die  fast  doppelt 
so  große  Summe  mußte  ihn  und  seinen  Freund 
und  Unterhändler  Götter  gewaltig  bedrücken. 
Wirklich  wurde  damals  aus  Ifflands  Hamburger 
Engagement  nichts. 

Über  das  damalige  Verhältnis  Ifflands  zu 
Götter,  sowie  über  seine  Stellung  in  Gotha, 
die  Notwendigkeit  nach  Hamburg  zu  gehen, 
und  seine  Auffassung  des  Schauspielerberufs 
spricht  Iffland  in  einem  Briefe  an  seinen 


Geiger,  Schauspielerbriefe  aus  dem  Ifflandkreise. 


32  7 


Schwager  (Mai  1778).  Nachdem  er  über  die 
erste  Notwendigkeit  gesprochen,  sich  anständig 
zu  kleiden,  fährt  er  fort: 

„Die  zweite  Notwendigkeit  war,  mich  beim 
Theater  unentbehrlich  zu  machen.  Ich  suchte 
zu  jeder  Rolle  einen  Charakter;  um  nicht  ins 
einerlei  zu  fallen,  muß  mir  jeder  Mensch,  den 
ich  sehe,  ein  Teil  meiner  Dogmatik  übers  Theater 
sein.  Das  ist  mir  so  merklich  geglückt,  daß  man 
oft  mein  stummes  Spiel  beklatscht,  ehe  ich  noch 
rede.  Doch  das  interessiert  Sie  nicht,  also  auf 
was  anders.  Die  Folge  von  allem  diesen  war,  daß 
ich  mir  erstlich  die  Freundschaft,  die  genaue 
Freundschaft  des  Legationssekretärs  Götter, 
eines  würdigen,  allgemein  geschätzten  Mannes 
zuzog,  seinem  Umgänge  habe  ich  vieles,  wo 
nicht  alles  zu  danken,  sowie  die  Erfahrung  be¬ 
stätigt,  daß  man  sich  auf  hohen  Bergen  so 
groß,  so  edel  fühlt,  weil  man  nicht  in  die 
Projekte  und  Intriguen  der  Welt  mit  verwickelt 
ist,  sondern  sie  übersieht,  wie  die  Flüsse  auf 
Landkarten.  Immer  in  der  Gesellschaft  des 
Mannes,  wie  könnte  ich  da  schlecht  denken? 
Ohne  das  wäre  vielleicht  mein  Vorsatz, 
der  seine  Aufmunterung  nur  in  sich  selbst 
suchen  mußte,  wahrscheinlich  erloschen;  aber 
jetzt  verhinderte  das  der  Stolz,  daß  seine  letzte 
Idee  von  mir  so  sein  möchte  als  seine  erste. 
Daß  ich  zuzeiten  zur  Herzogin  gerufen  werde, 
daß  Goethe  mich  seiner  Aufmerksamkeit  ge¬ 
würdigt  hat.  Ich  will  das  nur  als  eine  Folge 
meiner  theatralischen  Bemühungen  annehmen. 

„Ehemals  war  der  Verlust  der  Ekhofschen 
Aufsicht  der  Einwurf,  der  Haupteinwurf,  der 
fällt  weg  und  hätte  auch  damals  wegfallen 
können.  Was  liegt  nun  daran  ohne  Aufsicht: 
ob  in  Gotha  oder  in  Hamburg?  Verführe¬ 
rischer  sagen  Sie  mir,  ist  Hamburg,  doch  wohl 
nicht  mehr  als  Göttingen,  und  wie  wenn  ich 
dort  wäre?  Das  Hoftheater  kann  mir  nur  dann 
nützen,  wenn  ich  mich  auf  ewig  engagiere  und 
alsdann  Pension  erhalte;  würden  Sie  wohl  einem 
20jährigen  Maler  raten,  sich  auf  zeitlebens  fest¬ 
zusetzen,  würden  Sie  ihm  nicht  raten  zu  reisen? 
Und  was  ist  mein  Fall  anders?  So  wenig  Sie 
einem  Maler  raten  können,  zeitlebens  in  Hameln 
oder  Hildesheim  zu  bleiben.  Das  Hamburger 
Theater  ist  für  den  Schauspieler  eben  das, 
was  die  Mannheimer  und  Dresdener  Akademie 
für  den  Maler  ist.  Beweise  sind  Brockmann, 
Bök,  Borchers,  die  beiden  Dem.  Ackermann  usw. 
z.  f.  B.  1905/1906. 


Das  Hamburger  Publikum  ist  geizig  mit  seinem 
Beifall,  aber  man  kann  stolz  darauf  sein. 
Nennen  Sie  mir  ein  Theater,  das  so  viele 
große  Leute  gezogen  hat,  als  das  Hamburger. 
Ferner  wird  nie  vom  Gothaischen  Theater  ge¬ 
schrieben,  Ehrgeiz  ist  aber  die  Triebfeder  beim 
Schauspiel.  Ich  kann  wegen  Bök  nie  gute 
junge  Rollen  haben.  Ekhof  spielt  nicht  mehr. 
Was  kann  Sie  also  so  sehr  an  Gotha  binden, 
daß  Sie  mich  in  meiner  Laufbahn  hindern 
wollen,  damit  ich  hier  bleibe?..“ 

No.  2.  Das  undatierte  Blättchen  muß  aus 
dem  Jahre  1779  stammen,  denn  es  ist  offenbar 
von  Haus  zu  Haus,  nicht  von  Gotha  aus  nach 
einem  fremden  Ort  geschrieben.  Deshalb  kann 
es  nicht  von  1780  und  aus  den  folgenden 
Jahren  stammen,  weil  Iffland  damals  schon 
Gotha  verlassen  hatte,  und  kann  auch  nicht 
dem  Jahr  1778  angehören,  da  Ekhof  erst  am 
16.  Juli  desselben  Jahres  starb. 

No.  3.  Götter  stand  mit  Ifflands  hannover¬ 
schen  Verwandten  in  brieflicher  Verbindung. 
Es  gibt  zwei  Briefe  von  ihm  an  den  Vater  des 
jungen  Schauspielers,  den  er  zu  versöhnen 
suchte,  aus  dem  Jahre  1778  (siehe  meine  Iff- 
landbriefe,  Seite  235  ff.)  und  auch  mehrere 
Briefe  an  Luise  1779  (a.  a.  O.  Seite  237,  239). 
Diese  letzteren  Briefe  lassen  den  Schluß  auf 
eine  schon  vorher  gepflogene  Korrespondenz 
zu  und  zeigen  jedenfalls,  wie  früh  auch 
Götter  den  hannoverschen  Verwandten  nahe¬ 
gekommen  war.  Daher  erhielt  er  die  Nach¬ 
richt  von  dem  am  n.  März  erfolgten  Tode 
des  alten  Iffland  zugeschickt  (31.  März  1780, 
a.  a.  O.  Seite  245),  zugleich  mit  vertraulichen  Mit¬ 
teilungen  über  testamentarische  Bestimmungen 
des  Verstorbenen.  Auf  diesen  Brief  ist  der  unsrige 
die  Antwort.  Er  kann,  da  zwischen  Empfang 
des  Schriftstücks  aus  Hannover  und  der  Ab¬ 
sendung  des  unsrigen  ein  Schreiben  Gotters  nach 
Mannheim  und  die  Erwartung  einer  Antwort  von 
dorther  liegt,  frühestens  Mitte  April  geschrieben 
sein.  Der  Tod  von  Ifflands  Mutter  war  am 
1 1.  September  1779  erfolgt,  fast  unmittelbar  nach 
der  Rückkehr  Ifflands  von  einem  ersten  Besuche 
der  junge  Mann  der  Seinigen  in  Hannover 
nach  Gotha,  nachdem  er  am  erstgenannten 
Orte  die  Versöhnung  mit  der  sehr  gekränkten 
Familie  herbeigeführt  hatte.  Der  erwähnte 
Schwager  ist  der  älteste  Bruder,  Philipp  Iffland, 
mit  dem  Götter  gleichfalls  schon  vorher  (April 

43 


328 


Geiger,  Schauspielerbriefe  aus  dem  IlTlandkreise. 


1779)  in  Verbindung  gestanden  hatte  (Iffland- 
briefe,  Seite  238  ff.).  Die  überaus  innige  Art, 
in  der  der  Briefschreiber  hier  von  der  Freund¬ 
schaft  zu  dem  jungen  Schauspieler  spricht, 
kontrastiert  außerordentlich  mit  der  herben  Aus¬ 
drucksweise  der  vorigen  Briefe,  entspricht  aber 
durchaus  der  verwandelten  Gesinnung.  Jeden¬ 
falls  geht  auch  aus  diesem  Schreiben  hervor, 
daß  Ifflands  Bericht  in  seiner  Selbstbiographie, 
der  unzählige  Male  nachgeschrieben  worden 
ist,  von  dem  mit  Beil  und  Beck  in  Gotha  ge¬ 
schlossenen  Herzensbunde  irrig  ist,  und  daß 
wirklich  das  innig  vertraute  Verhältnis  mit 
Beck  erst  im  Januar  1782  geschlossen  wurde 
(vergleiche  übrigens  Ifflandbricfe  Seite  85,  255). 
Wäre  die  Intimität  der  beiden  damals  schon 
groß  gewesen,  so  wären  Gotters  Worte  un¬ 
verständlich;  auch  aus  dem  unten  abge¬ 
druckten  Briefe  Seylers  geht  hervor,  daß  Iffland 
damals  fast  gänzlich  auf  das  Haus  des  eben¬ 
genannten  angewiesen  war,  mit  anderen 
Kollegen  aber  nicht  in  besonderer  Vertraulich¬ 
keit  verkehrte. 

No.  4.  Dieser  und  der  folgende  Brief  ent¬ 
halten  so  viele  kleine  Notizen  mit  Andeutungen, 
wie  sie  intime  Freunde  untereinander  zu  brauchen 
pflegen,  daß  es  mit  Benutzung  der  gedruckten 
Literatur  nicht  möglich  war,  alle  Einzelheiten 
aufzuklären.  Leider  ist  auch  diese  Zeit  in  den 
bisher  bekannten  und  den  mir  handschriftlich 
vorliegenden  Briefen  Ifflands  so  gut  wie  gar 
nicht  vertreten.  Die  größere  Innigkeit  des 
Verhältnisses  zwischen  ihm  und  Götter,  die  in 
unserem  Schriftstücke  hervortritt,  darf  nach  den 
zum  vorigen  Briefe  gemachten  Bemerkungen 
nicht  Wunder  nehmen.  Götter  als  Schauspiel¬ 
dichter  und  Kritiker  stand  mit  Mannheim  in 
enger  Verbindung.  Ob  Iffland  seit  der  An¬ 
nahme  der  Mannheimer  Stellung  schon  einmal 
Gotha  wieder  besucht  hatte,  unser  Brief  also 
das  erste  briefliche  Zeugnis  nach  dem  Wieder¬ 
sehen  der  Freunde  ist,  bleibt  fraglich  (ver¬ 
gleiche  Ifflandbriefe  Seite  252). 

Zur  Erklärung  des  Einzelnen  ist  folgendes 
zu  sagen.  —  Mathildenaugen  (Seite  324,  Zeile  8) 
möchte  man  auf  die  1775  verstorbene  Königin 
Mathilde  von  Dänemark  beziehen.  Man  weiß, 
(Ifflandbriefe  Seite  170  ff,  293),  daß  der  Schau¬ 
spieler  eine  ganz  besondere  Sympathie  für  die 
Königin  hegte.  —  A  la  Warburton  (Seite  324, 
Zeile  13)  bezieht  sich  auf  William  Warburton, 


einen  englischen  Bischof,  einen  Zeitgenossen 
Sternes,  der  die  Waffen  des  Rationalismus 
gegen  die  kirchliche  Tradition  wandte,  als  Auf¬ 
klärer,  also  besonders  als  Beispiel  der  Klar¬ 
heit  angeführt  werden  konnte.  —  Mit  der 
dicken  Majestät  (Seite  324,  Zeile  17)  ist  der 
Schauspieler  Bock  gemeint  (vergleiche  Iffland¬ 
briefe  Seite  95,  wo  Iffland  seiner  Schwester 
Erklärungen  eines  andern  Gotterschen  Briefes 
gibt).  —  Fast  als  Junggeselle  (Seite  324,  Zeile  36) 
konnte  sich  der  seit  dem  30.  März  1780  ver¬ 
heiratete  Götter  nennen,  weil  nach  der  Geburt 
seiner  Tochter  Pauline  (1781)  seine  Frau  fast 
ausschließlich  sich  dem  Kinde  widmete.  — 
Madame  Maier  (oder  Meyer)  in  Lyon  (Seite  324, 
Zeile  44)  war  Gotters  Stiefschwester,  die  er 
1773  besucht  hatte  (vergleiche  Schlösser, 
Götter,  Seite  52,  85).  —  Seyler  (Seite  324, 
Zeile  50),  der  schon  oben  genannte  und  später 
nochmals  zu  nennende  Schauspielleiter,  hatte 
nach  dem  Theaterskandal  mit  der  Toskani  am 
3.  Februar  1781  Mannheim  verlassen  müssen 
und  sich  nach  dem  Norden,  dem  Schauplatz 
früherer  erfolgreicher  Tätigkeit,  gewandt;  seine 
Gattin,  bekannter  unter  dem  Namen  Friderike 
Mensel,  hatte  gerade  in  Gotters  „Medea“  sehr 
geglänzt. —  Der  Graf  (Seite  324,  Spalte  2,  Zeile  2) 
muß  nach  den  ferneren  Ausdrücken  (ebenda, 
Zeile  13  ff.)  ein  Schauspieler  gewesen  sein;  an 
Dalberg  der  übrigens  kein  Graf  war,  ist  nicht  zu 
denken,  weil  er  ausdrücklich  später  genannt  wird 
—  es  kann  nur  Rennschüb  und  Frau  gemeint 
sein,  die  bis  1779  in  Gotha  gewesen  waren, 
dann  in  Hamburg  lebten  und  1781  nach  Mann¬ 
heim  kamen  (Koffka,  Iffland  und  Dalberg, 
Seite  107  fr.);  letztere  war  für  die  großen  Rollen 
zum  Ersatz  der  abgegangenen  Frau  Seyler 
bestimmt.  Bei  der  unglücklichen  Dame  (Seite  324, 
Spalte  2,  Zeile  19)  könnte  man  an  Madame 
Hartmann  denken  (vergleiche  „Bühne  und  Welt“ 
1905,  Seite  664).  —  Frau  Schüler  (Seite  324, 
Spalte  2,  Zeile  20)  war  mit  Mann  und  Kind 
in  Mannheim  (vergleiche  Walter,  Mannheimer 
Theater  I,  Seite  58).  —  Sjdzer  (Seite  324,  Spalte  2, 
Zeile  40).  In  Gotha  lebte  (gestorben  1799)  ein 
Arzt  Johann  Kaspar  Sulzer,  der  zwei  Söhne 
hatte.  Doch  ist  es  nicht  leicht,  an  sie  zu  denken, 
da  sie  sich  selten  in  Gotha  aufhielten  (vergleiche 
Reichard,  Selbstbiographie  passim).  —  Küster 
(ebenda,  Zeile  41)  war  nicht  genauer  zu  be¬ 
stimmen. 


Geiger,  Schauspielerbriefe  aus  dem  Iff landkreise. 


329 


Weder  Schlick  (Seite  325,  Zeile  1)  noch  Dauer 
(Seite  325,  Zeile  3)  werden  in  Teuber,  Geschichte 
des  Prager  Theaters ,  als  dort  engagierte 
Künstler  genannt;  der  letztere  wird  nur  ge¬ 
legentlich  als  Gotters  Bekannter  erwähnt 
(Schlösser,  Seite  91). 

Mit  dem  Tod  (Seite  325,  Zeile  8)  muß 
H.  A.  O.  Reichard  gemeint  sein,  so  wenig  er¬ 
klärlich  auch  die  Bezeichnung  ist.  Er  ist  Her¬ 
ausgeber  des  Theaterkalenders,  und  so  können 
sich  die  folgenden  Bemerkungen  nur  auf  ihn 
beziehen.  Daß  das  Verhältnis  beider,  für  das 
Theater  wirkenden  Männer  seit  1775  kühl  ge¬ 
worden  war,  hat  Reichard  selbst  bekannt 
(Selbstbiographie  Seite  93).  —  Der  Klub 
(Seite  325,  Zeile  16)  war  eine  Gründung  von 
1775,  dem  viele  ähnliche  gesellschaftliche  Ein¬ 
richtungen  folgten  (vergleiche  Reichard  Seite 
135).  —  Unter  den  guten  Sachen  aus  Bayern 
(Seite  325,  Zeile  19)  sind  neue  Theaterstücke 
zu  verstehen,  die  nach  Mannheim  von  dem  eng 
verbundenen  München  aus  gelangten ,  doch 
läßt  sich  näheres  nicht  angeben.  —  Agnes 
Bernauerin  (Seite  325,  Zeile  23)  ist  das  fünfaktige 
Trauerspiel  von  Törring,  das  am  6.  Januar  1781 
zuerst  in  Mannheim  gespielt  worden  war.  — 
Der  Baron  (Seite  325,  Zeile  26)  ist  Dalberg, 
der  Chef  des  Mannheimer  Theaters.  —  Cory- 
don  (Seite  325,  Zeile  28),  so  erläutert  Iffland 
seiner  Schwester  einen  anderen  nicht  erhaltenen 
Brief  Gotters  (Ifflandbriefe,  Seite  95)  „ist  ein 
gewisser  Beck,  dessen  Schönheit  und  Eitelkeit 
gleich  groß  sind“.  Bei  dieser  Erklärung  an 
unseren  Heinrich  Beck  zu  denken,  fällt  unend¬ 
lich  schwer,  und  doch  kann  auch  Seite  326, 
Zeile  35  niemand  anders  als  dieser  gemeint  sein. 

No.  5.  Der  Brief  vom  21.  Juni,  für  den  sich 
Götter  so  warm  bedankt,  war  bisher  nicht  be¬ 
kannt.  Ifflands  erstes  Stück  (Seite  325,  Zeile  3 
von  unten)  ist  „Albert  von  Turneisen  oder 
Liebe  und  Pflicht  im  Streit“,  das  am  27.  Mai  1781 
zuerst  aufgeführt  wurde;  die  Widmung  des 
Dramas  an  Luise  und  Götter  ist  Ifflandbriefe 
Seite  251  gedruckt.  —  König  und  Majestät  sind 
nach  der  oben  beigebrachten  Bemerkung  Boek 
und  Frau.  —  Schröder  (Seite  325,  Spalte  2, 
Zeile  9  von  unten)  war  zweimal  in  Mannheim 
gewesen  und  hatte  trotz  seiner  ehemaligen 
Neigung,  Iffland  für  Hamburg  zu  engagieren, 


diesen  weit  weniger  beachtet  als  seine  Kollegen 
(vergleiche  Ifflandbriefe  Seite  251  £).  Iffland,  der 
in  seinen  an  die  Schwester  gerichteten  Briefen 
die  Anwesenheit  Schröders  überging,  muß  sich 
bei  Götter  über  die  durch  jenen  erlittene  Ver¬ 
nachlässigung  beklagt  haben.  —  I.  A.  Leisezuitz 
(Seite  326,  Zeile  20),  der  Schwiegersohn  Seylers, 
ist  der  bekannte  Dichter  des  „Julius  von 
Tarrent“,  Historiker  und  Bibliothekar;  seine 
Gattin  Sophie  überlebte  ihren  Vater  lange  Zeit. 
—  Der  alte  ScJdäger  (Seite  326,  Zeile  22)  ist 
der  Gothaer  Oberbibliothekar  C.  I.  Schläger, 
von  dem  Reichard  (Seite  135  f.)  ein  sehr  wenig 
schmeichelhaftes  Porträt  entwirft.  —  Die  Ver¬ 
ehrung  Gotters  für  Ifflands  Schwester  (Seite  326, 
Zeile  24  f.)  ist  schon  oben  erwähnt  und  auch 
sonst  vielfach  bezeugt  (vergleiche  z.  B.  Iffland¬ 
briefe  Seite  293).  —  Der  Zug  von  Bruderliebe 
(Seite  326,  Zeile  30),  der  in  dem  oben  ange¬ 
führten  Drama  angebracht  wurde,  läßt  sich 
nicht  klar  angeben.  Leibliche  Brüder  kommen 
nicht  vor;  gemeint  ist  vielleicht  die  brüderliche 
Art,  in  der  sich  der  Graf  gegen  seine  ehe¬ 
malige  Verlobte  Sophie  und  den  von  dieser 
Geliebten,  zum  Tode  verurteilten  Turneiser  be¬ 
nimmt.  Ebenso  muß  ich  vollkommen  darauf 
verzichten,  den  Monsieur  Carl  (Seite  326,  Zeile  5 
von  unten)  einer  bestimmten  Familie  einzureihen 
und  möchte  auch  bezweifeln,  daß  irgend  ein 
Mensch  in  Gotha  damals  den  ominösen  Namen 
Verrückt  (Seite  326,  Zeile  4  von  unten)  geführt 
habe.  Endlich  bleibt  noch  übrig,  über  zwei 
Frauen  ein  Wort  zu  sagen.  Aber  wer  Siby liehen 
Z.  (Seite  326,  Spalte  2,  Zeile  3)  ist,  bleibt  recht 
unklar.  1781  wurde  nur  eine  Schauspielerin  in 
Mannheim  engagiert,  deren  Namen  mit  Z.  an¬ 
fängt,  das  ist  Karoline  Ziegler,  die  spätere  Gattin 
Becks.  Da  sie  aber  Mannheimerin  ist  und  nicht 
aus  Gotha  stammt,  was  Gotters  Worte  vermuten 
lassen,  so  kann  sie  schwerlich  gemeint  sein.  - — - 
Fräulein  Baumann  (Seite  326,  Spalte  2,  Zeile  19) 
ist  Katharina  Baumann,  geboren  1766,  die  schon 
seit  1780  auftrat,  als  erste  Liebhaberin  be¬ 
sonders  gerühmt  wurde  und  1787  den  Violon¬ 
cellisten  Ritter  heiratete,  nachdem  sie,  wie  Zeit¬ 
genossen  behaupteten,  Ifflands  und  Schillers 
Bewerbung  ausgeschlagen  hatte.  Sie  blieb  beim 
Theater  wirksam  bis  1821  und  wurde  1828  nach 
langem  Prozessieren  pensioniert. 


D  as  Stammbuch  Fritz  von  Steins 


nebst  einigen  Brieffraornenten  an  ihn. 

ö  O 


Von 

Fedor  von  Zobel titz  in  Berlin. 
II. 


inen  interessanten  Stimmungsbericht 
über  die  feindlichen  Durchmärsche 
und  die  Einquartierungstrubel  in  Wei¬ 
mar  sendet  Karl  von  Stein  am  9.  November 
1806  an  Fritz: 

.  .  .  Meine  Frau  und  Kinder  hatte  ich  während 
den  schrecklichen  Tagen  gerade  in  Weimar.  Bey  uns 
[in  Kochberg]  ist  es  vorübergezogen,  das  Ungewitter. 
Doch  sah  ich  mitten  dazwischen,  denn  die  Bataille 
wo  der  Prinz  Louis  blieb  am  ioten,  war  bey  Saal¬ 
feld  und  Rudolstadt, 'und  ich  in  Rudolstadt.  Der  Hr. 
v.  Kirchbach  von  Karssorfsberg,  eine  colossalische 
Figur,  den  Du  vielleicht  kennst,  ist  sehr  gemißhandelt 
worden,  man  hat  ihn  nackend  ausgezogen,  und  auch 
nicht  einmal  das  Hemd  und  die  Beinkleider  gelaßen. 
Der  dicke  Helldorf,  der  zu  einer  Weste  sagt  man 
5  Ellen  Tuch  braucht,  hat  müssen  als  Pack  Knecht 
12  Wagens  ins  Lager  transportiren,  mit  denen  er  ge¬ 
flohen  war.  Die  Offizier  sind  größtentheils  artig  und 
zum  Schutz  der  Einwohner  bereitw  illig  gewesen.  Meine 
Frau  hat  auf  der  Straße  in  Weimar,  w  o  sie  mit  noch 
ein  paar  Damen  gieng,  einer  vorbeymarschierenden 
Colonne  auszuweichen  sich  an  die  Wand  gedrückt. 
Einer  der  Soldaten  aber  kriegt  sie  bey  der  Hand,  und 
sagt  tenez  Madame.  Aus  Schreck  weiß  sie  gar  nicht, 
was  sie  bekommen  hat.  Sie  sieht  es  an,  und  es  ist 
ein  lebendiger  Canarien  Vogel.  Die  Riedesel  hat  ihn 
jetzt.  Ein  ander  mal  will  sie  einer  sauve  garde,  die 
ihr  ein  Officier  mitgegeben,  um  in  ein  andres  Haus  zu 
gehen,  etwas  geben,  allein  der  Soldat  hat  es  schlechter¬ 
dings  nicht  angenommen,  sondern  geantwortet:  C’est 
ce  que  je  fais  avec  bien  du  plaisir,  Madame.  Ein 
ander  mal,  als  alles  drunter  und  drüber  ging,  hat  ihr 
ein  officier  den  Arm  offerirt  und  gesagt:  pauvre  dame, 
n’ayez  pas  peur.  Sie  hat  freylich  über  und  über  ge¬ 
zittert.  Die  Mutter  [Charlotte]  war  sehr  beherzt.  Sie 
hat  mit  Hülfe  des  General  Metzsch  und  ihrer 
Jungfer  einen  von  3  Kerls,  der  ihre  Uhr  von  der  Wand 
riß,  selbige  wieder  abgejagt.  Er  gab  sie  ihr  endlich 
mit  den  Worten  zurück:  tenez,  Madame,  mais  gardez 
la  mieux,  car  si  ce  n’est  pas  moi,  ce  sera  un  autre  qui 
vous  la  prendre.  Sie  hat  sie  darauf  in  die  Tasche  ge¬ 
steckt,  und  es  war  eine  von  den  wenigen  Dingen,  die 
sie  gerettet  hat.  Meine  Frau  fand  ich  nach  3  ängst¬ 
lichen  Tagen  zuerst  auf  dem  Schloßhofe  wieder  .  .  . 
Erbprinz,  Prinzeß  Caroline  und  Herzogin  Mutter  sind 
wieder  nach  Weimar  zurück.  Man  geht  auch  wieder 
an  Hof  und  läßt  sich  hinauf  tragen,  denn  alle  Pferde, 
sowohl  fürstliche  als  andre,  sind  größtentheils  fort  .  .  . 


Fritz  ist  inzwischen  ein  zweites  Kind,  ein 
Söhnchen  —  Lothar  —  geboren  worden,  wor¬ 
über  sicli  Mutter  und  Bruder  herzlich  freuen. 
Erstere  schreibt  am  18.  November  an  Fritz: 

.  .  .  Möge  der  Neugebohrene  Sohn  glücklichere 
Zeiten  erleben  als  wir;  Deiner  Frau  tausend  Glück¬ 
wünsche.  Es  ist  mir  sehr  lieb,  wenn  die  Altern  von 
Hautcharnoy  [einem  ihr  von  Fritz  anempfohlenen 
verwundeten  preußischen  Offizier  kommen,  so  habe 
ich  eine  Sorge  weniger  .  .  .  Unser  Erbprinz  geht  heute 
nach  Berlin,  und  er  hofft,  seinen  Vater  auch  dort  zu 
finden,  das  Schicksal  von  Hohenlohe  hat  mir  weh 
gethan  Wenn  unser  Herzog  zurück  kommt,  wissen 
wir  noch  nicht,  er  wird  seine  Unterthanen  als  Bettelleute 
wiederfinden  .  .  .  Ich  freue  mich  immer  auf  Deine 
Briefe,  Gott  beschütze  Dich  .  .  . 

Am  ig.  Novbr.  Ich  hoffe  bald  wieder  auf  Nach¬ 
richt,  wie  es  der  Wöchnerin  geht  und  was  mein  Enkel- 
chen  macht,  ob  Du  auch  noch  in  Besitzthum  von 
Deiner  Habe  bist.  Vorgestern  kamen  Briefe  von  des 
Hautcharnoy  Altern,  auch  ich  bekam  einen  von  der 
Mutter.  Was  es  mich  schmerzt,  daß  sie  nicht  ahnden, 
daß  er  wohl  nicht  zu  retten  ist:  bis  ins  Frühjahr  könne 
er  vielleicht  sein  Leben  erhalten,  sagt  Hufeland  .  .  . 
Viel  Ordnung  ist  bey  der  französischen  Armee,  die 
Plünderers  müssen  die  gestohlenen  Sachen  alle  ihren 
Obern  abliefern  und  bekommen  einen  Schein  darüber. 

.  .  .  In  den  Zeitungen  schreibt  man  nichts  von  den 
Greuelthaten,  wie  sie  die  alten  Frauens  und  Mädchens 
geschändet,  Sodomiterey  getrieben,  stell  Dir  vor,  daß 
die  alte  Mundschenken,  des  Kästners  Schwester,  eigend- 
lich  ein  Abscheu  zur  Lust,  auch  die  ist  mißhandelt 
worden.  Kästner  hat  mirs  selbst  erzählt,  der  arme 
Kästner  ist  auch  recht  ausgeplündert,  er  hat  noch 
immer  junge  Leute  bey  sich,  die  er  erzieht,  dem  einen 
haben  sie  seine  Flöte  weggenommen,  die  er  sehr  hübsch 
bläßt,  ich  hatte  noch  zwey  von  Deinem  seeligen  Vater, 
wollte  sie  ihm  geben,  aber  sie  waren  auch  weg  .  .  . 
Grüß  Deine  liebe  Frau,  ich  küsse  Marie  und  das  neu¬ 
geb.  Söhnchen  in  Gedanken,  Gott  segne  sie.  In  Dei¬ 
nem  letzten  Brief  war  kein  Dadum,  ich  weis  also  nicht 
eigendlich  den  Tag,  da  dieses  liebe  Enkelchen  geboren 
ist,  vermuthlich  der  Ute  oder  I2te.  Lebt  wohl,  gute 

Kinder  Deine  treue  Mutter. 

Goethe  läßt  Dir  Glück  wünschen  zum  neugebohmen 
Sohn,  es  schien  ihm  zu  freuen,  seine  Besuche  sind  mir 
nicht  wohlthätig,  ich  kann  nicht  offen  gegen  ihn  seyn, 
manchmal  ist  er  ganz  wie  verrückt. 


von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins. 


00 


Die  herben  Worte  der  alten  Freundin 
Goethes  werden  verständlicher,  wenn  man  be¬ 
denkt,  wie  tief  ihre  Seele  durch  die  vier  Wochen 
vor  jenem  Briefe  erfolgte  Trauung  Goethes 
mit  Christiane  erschüttert  worden  war.  Das  ist 
menschlich  so  erklärlich,  daß  man  die  Bitterkeit 
Charlottes  weder  zu  verschleiern  noch  zu  ver¬ 
urteilen  braucht. 

Im  Frühling  1807  besucht  Fritz,  der  seine 
Entlassung  genommen  hat,  um  nicht  unter  den 
Franzosen  dienen  zu  müssen,  mit  Frau  und 
Kindern  die  Mutter  in 
Weimar,  kehrt  auch  im 
August  nochmals  dort¬ 
hin  zurück,  muß  dann 
aber  wieder  nach 
Strachwitz,  wo  ihn  die 
Last  derEinquartierung 
fast  erdrückt.  Ende 
1807  und  Anfang  1808 
ist  Zacharias  Werner  in 
Weimar  der  Gefeierte; 
auch  Goethe  hat  ihn 
gern.  Charlotte  schreibt 
viel  über  Werners  Vor¬ 
lesungen  an  Fritz,  am 
30.  Januar  1808  auch 
Onkel  Schardt: 

. . .  Unser  litterarisches 
und  unlitterarisches  Publi¬ 
kum  wird  durch  die 
Gegenwart  des  Herrn 
Werners  sehr  unterhalten. 

Auch  ich  finde  in  seiner 
Gesellschaft  viel  Ergözlich- 
keit.  Er  hat  eine  ganz 
eigene,  aber  schöne  An¬ 
sicht  der  Dinge.  Hast  Du 

seine  Söhne  im  Thal,  sein  Kreuz  an  der  Nordsee 
gelesen?  Er  liebt  das  Mistische,  dies  gefällt  nicht 
allen  Menschen,  vieleicht  nur  wenigen,  mich  hat  er 
aber  dadurch  bestochen.  Es  ist  nicht  gut,  wenn  alles, 
was  geschrieben  ist,  von  allen  verstanden  wird,  weil  die 
Fähigkeit  des  Gebrauchs  so  ungleich  ausgetheilet  ist. 
Heut  ist  der  Geburtstag  unserer  nicht  genug  zu  schätzen¬ 
den  Herzogin.  Werner  hat  zur  Verherrlichung  dieses 
Tages  eine  romantische  Tragödie  mit  Gesang  geferdiget, 
Wanda  Königin  der  Sarmaten.  Diesen  Abend  wird 
es  aufgeführt,  und  obgleich  meine  bösen  Augen  mir 
nicht  erlauben  ins  Theater  zu  gehen:  so  kann  ich  Dir 
doch,  ehe  dieser  Brief  abgeht  davon,  wie  dieses  Stück 
ausgefallen,  Nachricht  ertheilen,  denn  meine  Frau  wird 
mir  das  Urtheil  des  Publici  überbringen  .  .  .  Meine 
Frau  hält  es  für  ein  Meisterstück,  wenn  einige  Stellen 
gekürzt  werden.  Dein  Bruder  [Karl],  der  ebend  mit 


seinem  ganzen  Gefolge  hier  ist,  sagt:  das  Stück  komme 
ihm  vor,  wie  eine  schöne  ausländische  Frucht,  die 
nicht  ganz  reif  hier  angekommen  .  .  . 


mit 

der 

bei 


düng 
Geburt 


Ähnlich  wie  Schardt  urteilt  Charlotte, 
der  Goethe  wegen  der  Hofstaatkostüme 
sarmatischen  Königin  korrespondiert  und 
dem  sie  im  Februar  und  März  Werners  „Attila“ 
vorlesen  hört.  An  Fritz  schreibt  sie,  Werner 
werde  in  Weimar  nur  der  „Liebesgesell“  ge¬ 
nannt,  die  Liebe  sei  wie  ein  Wahnsinn  bei  ihm, 
„immer  kommt  er  auf  diese  Unterhaltung“. 

Helene ,  F  ritzens 

Gattin,  sieht  indessen 
ihrer  dritten  Entbin- 
entgegen.  Die 
Guidos  kostet 
ihr  das  Leben. 

Deinen  traurigen  Brief 
vom  18.  erhielten  wir 
gestern  früh  [schreibt  Karl 
am  30.  Juli  1808  an  Fritz]. 
Meine  Frau  hat  den  gan- 
tzen  Tag  darüber  geweint, 
und  mein  gutes  Fritzgen 
[der  Sohn]  auch.  Gerade 
vor  vier  Wochen  schrieb 
Deine  Frau  an  die  meinige: 
„Meinen  nächsten  Brief 
an  Dich  schreibe  ich  mit 
schlanker  Taille,  oder  es 
ist  ein  leises  Lispeln  aus 
jener  Welt.“  Meine  Mutter 
hat  indessen,  und  zwar 
einige  Tage  früher,  Deine 
Nachricht  bekommen.  Sie 
sendete  sie  mir  gestern 
Abend,  mit  dem  hiesigen 
Bothen.  .  . 

Charlotte  ist  tief  er¬ 
griffen  und  versucht 
ihren  armen  Fritz  zu  trösten,  schreibt  ihm  auch 
von  dem  in  Karlsbad  weilenden  Goethe  und 
fügt  am  26.  Juli  hinzu: 

Goethe  trägt  mir  in  seinem  Briefe  auf,  Dir  für  die 
Abdrücke  von  sehr  interessanten  Medaillen  zu  danken 
und  zwar  aufs  beste,  was  Du  darüber  zu  wissen  be¬ 
gehrst,  will  er  Dir  schreiben,  wenn  er  wieder  nach 
Hauß  kommt  .  .  .  (28.)  Heute  hat  mich  mein  heftiger 
Kopfschmerz  verlaßen  und  so  habe  ich  auch  noch 
Deinem  Schwiegervater  geschrieben.  Was  macht 
denn  Mariechen?  der  schon  zum  leiden  gestärkte  und 
der  fröhlige  Lothar?  Das  arme  Kleine,  das  seiner 
Mutter  das  Leben  kostete,  weiß  nicht,  daß  es  an  einer 
fremden  Brust  sich  nährt!  Leb  wohl  guter  lieber 
Fritz,  ich  darf  nicht  lange  schreiben,  sonst  erreg  ich 
wieder  Kopfweh  .  .  .  (Am  15.  August)  Ich  habe  die 


Charlotte  von  Stein. 

Nach  ihrem  Selbstporträt  von  1790. 


332 


von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins. 


Denckrede  der  guten  Helene  an  die  Freunde  vertheilt, 
sie  hat  mir  sehr  gefallen  und  ich  wundre  mich  über 
Deine  Fassung,  so  alles  haben  besorgen  zu  können. 
Ich  komme  auf  alten  Volksglauben  zurück.  Den 
Sterbetag  von  Deiner  Frau  hat  mich  eine  ungewöhn¬ 
liche  Traurigkeit  überfallen,  eine  kleine  Gesellschaft 
ladede  mich  ein  zum  Mitglied,  der  Prinzei.)  Caroline 
in  ihrem  Gärtchen  ihren  Geburtstag  zu  feyern,  denn 
sie  ist  noch  in  Wilhelmsthal  —  auf  den  andern  l  ag, 
welches  der  18.  war  —  ich  weigerte  mich  erst  und  ge¬ 
stand,  ich  hätte  einen  unüberwindlichen  Hang,  einsam 
zu  seyn,  endlich  ging  ich  doch,  um  nicht  absurt  zu 
scheinen,  es  war  hübsche  Musik  im  Garten,  schöne 
Kuchens  pp.,  aber  von  allen  genoß  ich  nichts  und  ich 
ging  endlich  fort.  Es  war  meine  Traurigkeit  nicht 
auszuhalten,  so  daß  die  Gesellschaft  es  bemerkte  und 
sich  nun  jetzt  diese  Ahndung  zu  erklären  weiß.  Ich 
weiß  nicht,  war  es  einige  Nächte  darauf  oder  die  selbe 
Nacht,  als  ich  grad  um  Mitternacht  mit  Schrecken 
aufwachte  von  dem  Schrey  einer  Eule,  die  mir  zum 
Fenster,  das  ich  aufgelassen  hatte,  weil  es  sehr  heiß 
war,  herein  schrie;  die  Bose  hörte  es  auch,  es  hatte 
uns  beyden  geschaudert,  denn  nie  halten  sich  Eulen 
da  auf.  Ich  konnte  nicht  unterlaßen,  mir  zu  sagen, 
der  Weißheits  Vogel  bedeutet  mir  nichts  gutes.  Ein 
Traum  hatte  mir  schon  längst  gesagt,  daß  mir  ein 
Verlust,  der  Dich  anginge,  bevorstünde,  aber  nimmer¬ 
mehr  fiel  mir  ein,  daß  es  die  arme  Helene  seyn  könnte; 
sich  ähnliche  Geister  wissen  sich  in  geheimnißvoller 
Sprache  etwas  zu  sagen,  das  habe  ich  oft  erfahren. 
Deine  Briefe  habe  ich  besorgt.  Noch  ist  alles  ab¬ 
wesend,  den  23  ten  heißt  es,  kommen  die  Herrschaften 
von  Wilhelmsthal  .  .  . 

Am  18.  August  (unter  Beischluß  eines  Briefes  von 
Knebel).  Lieber  Fritz!  Da  kommt  schon  wieder 
ein  Brief,  wenn  ich  auch  gleich  nichts  weiter  zu  sagen 
habe,  als  daß  ich  immer  an  Dich  denke.  Knebels 
Brief  veranlaßte  mich  auch  noch  ihn  mit  einigen  Zeilen 
zu  begleiten,  da  er  so  eine  hübsche  Theilnahme  bezeigt. 
Unser  philosophischer  Freund  Goethe,  welcher  jetzt  in 
Eger  ist,  hat  mir  nichts  erwiedert  über  Deinen  Verlust,1 
aber  wohl  Mama  Seebach  [Karls  Schwiegermutter]  mit 
vielem  Antheil,  die  auch  jetzt  mit  Frifri  Beust  in  Eger 
ist.  Ich  gehe  vielleicht  schon  übermorgen  nach  Ilmenau, 
Schlackenbäder  zu  brauchen,  da  mich  eine  große 
Schwäche  überfallen,  ich  auch  gestern  einen  sonder¬ 
baren  Zufall  bekommen,  beynahe  eine  Stunde,  auf  dem 
rechten  Auge  blind  zu  seyn,  wo  ich  mich  selbst  und 
andre  nur  halb  sah.  Dann  bekam  ichs  Gesicht  wieder. 
Drey  Wochen  werde  ich  beynahe  abwesend  seyn, 
wenn  ich  aber  das  entsetzliche  Sausen  im  Kopf  nicht 
verliere,  dann  will  ich  den  Schlag  gedultig  erwarten, 
denn  der  ist  immer  das  Ende  vom  Lied  .  .  .  Lebewohl, 
lieber  guter  Sohn,  Gott  erhalte  Dir  die  Kleinen  gesund, 
wollte  Gott,  Du  könntest  bald  hierher  reisen.  Die 
besten  Grüße  an  die  Schwiegerältern  [Stoschens]  und 
Mlle.  Gerstmeyer  [die  ehemalige  Erzieherin  Helenes]. 


Über  die  Fürstentage  in  W  eimar  und  Erfurt 
im  September  und  Oktober  1808  schreibt  Sophie 
von  Schardt  u.  a.  manches  nette  Anekdotische 
an  Fritz: 

Endlich  ist  auch  bey  uns  der  Sturm  vorüber,  mit 
zwey  Ballen  nacheinander,  die  man  dem  russischen 
Kaiser  und  der  Prinzeß  Stephanie  gab.  Der  Kaiser 
Alex,  hat  dieser  Prinzeß  so  sehr  die  Cour  gemacht,  er 
hat  ihr  so  wohl  gefallen,  daß  sie  beym  Abschied  von 
Weimar  bitterlich  «einte,  doch  will  man  dies  nicht 
allein  auf  des  russischen  Kaisers  Rechnung  ge¬ 
schoben  haben,  sondern  die  Magie,  die  Weimar  eigen 
ist  und  die  Cordialite  des  Dux,  ihres  Onkels,  soll  auch 
Antheil  an  dieser  Rührung  haben.  Sie  sieht  eben 
nicht  touchant  aus,  aber  wie  ein  junges  französisches 
Mädchen,  bräunlich  und  mager,  große  Nase,  Mund 
und  weiße  Zähne,  leichte  Gestalt  und  sehr  gut  tanzend, 
welches  sie  besonders  in  einer  quadrillc  zeigte,  wo  sie 
mit  Herrn  Bethmann  aus  Frankfurth  tanzte.  Dieser 
hat  extra  aus  Frankfurth  kommen  müssen,  um  dem 
russischen  Kaiser  Geld  zu  bringen,  weil  er  sich  wie  es 
hieß  auf  der  Reise  ganz  ausgebcutelt  hat.  Der  Kais. 
Alex,  ist  sehr  generös  gewesen,  Napoleon  noch  mehr, 
besonders  gegen  Jena.  Von  allen  Presenten,  die  ge¬ 
regnet  haben,  lassen  Sie  mich  schweigen,  es  ist  zu 
vielerley.  Napoleon  hat  Wielanden  und  Göthen  den 
Legion  Orden  gegeben,  Alex,  beyden  den  Annen  Orden, 
den  kleinen  an  Wieland,  den  großen  an  Göthe  .  .  . 
Zu  meinen  Avanturen  gehört  noch,  daß  Talma  bey  der 
Gräfin  Beust  gewohnt  hat  und  ich  also  mit  ihm  ge¬ 
sprochen,  Thee  getrunken  —  und  ihm  mein  Interesse 
als  Schauspieler  gesagt  habe,  wogegen  er  denn  auch 
äußerst  liebenswürdig  und  artig  war  .  .  .  Eine  drolligte 
Anekdote:  — wenn  ein  Kaiser  [vom  Schlosse]  die  Treppe 
heraus  ging,  so  trommelten  zwey  tambours  voran,  bey 
den  Königen  nur  einer.  Einmal  gingen  aus  Versehen 
zwey  Trommler  vor  dem  König  von  Sachsen,  da  rief 
der  Offizier  mit  einem  Fluch  dem  einen  zu:  Allez  vous 
en  dont,  ce  n'est  qu’un  Roi!  .  . 

Karl  berichtet  am  13.  Oktober  1808  an 
seinen  Bruder: 

.  .  .  Auf  dem  Rückweg  [von  Naumburg]  in  Weimar 
fand  ich  den  Erbprinz  von  Mecklenburg-Schwerin  und 
habe  mit  ihm  die  Reise  nach  Erfurth  gemacht,  wo  ich 
nähere  Gelegenheit  hatte,  in  seiner  suite  die  Kaiser 
von  Frankreich  und  Rußland  und  den  Fürst  Primas 
und  eine  Menge  Könige,  Herzoge,  Fürsten,  Minister 
und  berühmte  Generals  zu  sehen,  auch  das  französische 
Theater,  was  der  Kaiser  von  Paris  hat  nachkommen 
lassen.  In  Weimar  hat  die  kleine  Tante  [Sophie]  unter 
anderm  das  Glück  gehabt,  von  Napoleon  angeredet  zu 
werden.  Alle  Leute  finden  an  ihm  einen  Ausdruck 
von  Gutmüthigkeit  und  etwas  sehr  Humanes,  was 
übrigens  mit  der  strengen  Etiquette  und  mit  seiner 
Umgebung  und  Begleitung  contrastirt  .  .  . 


1  Der  Brief,  datiert  Karlsbad  den  16.  August  1808,  in  dem  Goethe  sein  herzliches  Bedauern  über  den  Trauerfall 
ausspricht,  war  schon  unterwegs.  Schöll  und  Wahle,  Goethes  Briefe  an  Frau  von  Stein,  Frankfurt  ä.  M.  1900. 
Band  II,  Seite  400. 


von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins. 


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In  Weimar  ließ  der  Kaiser  la  mort  de  Cesar  von 
seinen  Pariser  acteurs  aufführen.  Der  berühmte  Talma 
machte  den  Brutus.  Mit  Göthen  und  Wieland  hat  er 
viel  gesprochen.  Mit  Göthen  schon  in  Erfurth.  Ich 
habe  lange  Göthen  nicht  von  so  gnädiger  Laune  ge¬ 
sehen.  Was  doch  ein  bischen  Weihrauch  nicht  thut.  . . 

Noch  allerhand  Amüsantes  aus  den  Kaiser¬ 
tagen  folgt  in  den  nächsten  Briefen  Karls: 

4.  Novbr.  .  .  .  Die  Herzogin  von  Weimar  hatte  bey 
der  Kaiser  Galla  keine  Brillanten  an,  weil  sie  sie  nicht 
leiden  kann ,  doch  aber  ihren  Brillanten  Rußischen 
Orden,  weil  sie  ihn  nicht  anders  tragen  konnte.  Sie  war 
in  ein  Goldgestickt  Weiß  Atlas  Kleid  hineingepfropft, 
was  ihr  überall  zu  eng  und  doch  zu  lang  schien,  vor¬ 
züglich  die  Ärmel  und  die  Taille  .  .  .  Plötzlich  kam  ein 
junger  dienstseelig  eilender  Cavalier  heran,  die  Königin 
v.  Westphalen  sey  schon  auf  der  Treppe:  „Herr 
v.  Steiber!  Herr  v.  Steiber!“  ruft  die  Herzogin  leise; 
ich  meine,  sie  ruft  mich,  denn  von  dem  Herrn  v.  Steiber 
hatte  ich  noch  nichts  gehört,  doch  war  er  gleich  da, 
sie  hinaus  zu  begleiten,  ich  hatte  mich  ihr  aber  doch 
so  genähert,  daß  ich  im  Gedränge  nahe  bey  ihr  blieb, 
zwischen  den  Damen,  die  ihr  folgten.  Wir  kamen  bis 
an  das  schöne  eiserne  Geländer  oben  an  der  Treppe, 
der  sich  wieder  zurückdrängende  Zug  der  vorausge¬ 
laufenen  Cavaliere  öffnete  sich,  die  Ankommenden 
durchzulassen:  ich  sehe  die  Herzogin  im  Begriff,  der 
Königin  [von  Westphalen]  um  den  Hals  zu  fallen,  und 
mit  einmal  —  steht  eine  Person  vor  ihr,  ziemlich  groß 
und  dick,  mit  einem  Pferdefuß  und  einem  Hünerbein, 
ä  la  Herisson  frisirt,  im  Haarbeutel,  mit  einem  breiten 
langschoßigten  gestickten  hellrothen  Couleur  de  Rose 
Rock  umbummelt.  Der  lebendige  Teufel?  Nein? 
Der  Prinz  von  Benevent  [Tayllerand],  und  neben  ihm 
in  kleinerem  Format  mit  struppigter  Stirn,  der  prince 
de  Neuchätel  [Marschall  Berthier].  Meine  Herzogin 
aber,  in  der  Gefahr,  sich  ridicul  zu  geben,  drehete  sich 
stolz  herum,  gieng  wieder  in  ihr  Zimmer,  und  die  2 
Herren  hinterdrein,  mit  denen  sie  erst  anfing  zu  sprechen, 
als  sie  im  Marmor  Zimmer  ihr  sich  höflich  näherten. 
Mit  diesem  Benevent,  dem  der  Kaiser  nebst  dem  Neu- 
chatel  an  seiner  Tafel  in  Weimar  den  Rang  über  die 
Herzoge  v.  Oldenburg  und  Weimar  gab,  sah  ich  in 
Erfurth  eine  Menge  altfürstliche  und  regierende  Herrn 
mit  unendlich  viel  Bücklingen  sprechen  und  sich  vor 
seine  Loge  hindrängen.  Die  tiefsten  und  lächerlichsten 
machte  ein  alter  Herzog  von  Baiern,  den  man  glaube 
ich  auch  die  Ehre  angethan  hat,  seine  Cämmerchen 
zu  vermiethen.  Der  alte  Herr  ist  daran  Schuld,  daß 
man  mir  meinen  Beutel  aus  der  Tasche  gestohlen  hat, 
weil  er  im  Gedränge  nicht  von  der  Stelle  ging .  .  .  Die 
Jungen  sind  8  Tage  in  Weimar  von  Mutter  ganz  herr¬ 
lich  bewirthet  worden.  Sie  hat  ihnen  einen  großen 
Kinderball  gegeben  und  eine  expresse  Köchin  für  sie 
so  lange  angenommen  .  .  . 

j.  Novbr.  .  .  .  Der  Kaiser  Alexander  und  sein 
Bruder,  vorzüglich  der  letzte,  hatten  eine  besondere 
Art,  die  Damen,  mit  denen  sie  walzten,  abzusetzen.  Sie 
ließen  sie  mit  einmal  fahren,  mitten  im  Saal  stehen 
und  nahmen  sich  andre,  denen  sie  es  wieder  ebenso 


machten,  als  wenn  sie  nur  ihre  Nothurft  hätten  befrie¬ 
digen  wollen.  Unhöflich  gemeint  war  es  gewiß  nicht, 
denn  sie  waren  höflich  gegen  jedermann.  Die  jungen 
Russen  hatten  ein  degageern  Ton  gegen  den  Kaiser, 
wenn  er  mit  ihnen  sprach,  die  ältern  einen  sehr  ernsten. 
Sie  rührten  weder  Hand  noch  Fuß,  noch  kam  ihre 
ernste  Miene  aus  der  ehrfurchtsvollen  Spannung,  und 
als  ich  in  einem  solchen  Zirkel  wegen  einer  hinter  mir 
stehenden  Säule  mich  nicht  retiriren  konnte  und  meinen 
chapeau  bas,  der  mir  zu  schwer  wurde,  in  die  andre 
Hand  nahm,  was  wohl  in  ihrer  Meinung  (da  ich  nur 
2  Schritt  vom  Kaiser  und  ihm  grade  gegenüber  stand) 
unschicklich  war,  so  sah  ich  ihnen  den  Ausdruck  von 
Mißbilligung  deutlich  aus  den  Augen  leuchten.  Der 
Kaiser  sieht  sehr  gutmiithig  aus  und  hübsch.  Der 
Großfürst  gewinnt  durch  die  Länge  der  Zeit  und  hat, 
ohne  von  Gesicht  hübsch  zu  seyn  (vom  Körper  ist  ers) 
etwas  rechtlich  vornehmes,  aber  eine  heisere  Stimme. 
Er  spricht  viel  und  hastig.  Je  ne  m’interesse  point  du 
tout  pour  ce  monsieur  de  Steen,  sagte  er  eines  Mittags, 
wo  ich  ihm  schräg  gegenüber  saß  zu  meinem  größten 
Erstaunen,  bis  ich  gewahr  wurde,  daß  er  von  dem 
Minister  Stein  sprach  und  seinem  Brief.  Der  Kaiser 
ist  sehr  freundlich  gegen  ihn  und  bey  seiner  ersten 
Ankunft  in  Weimar  sprach  er  sehr  lange  mit  ihm  .  .  . 
Den  zweiten  Tag  nach  Alexanders  Ankunft  war  sein 
Krönungstag.  Es  war  den  Abend  Bai  angesagt,  der 
Kaiser  hatte  aber  bestellt,  daß  man  alles  zur  vielleicht 
möglichen  Abreise  parat  machen  sollte.  Vermuthlich 
war  das  Entgegenkommen  auf  der  Erfurther  Chaussee 
schon  im  voraus  verabredet,  denn  viele  hatten  immer 
die  Uhr  in  der  Hand.  Mit  einmal  fuhr  der  Kaiser 
fort,  und  die  Damen  kriegten  ihn  also  trotz  ihrer  Neu¬ 
gierde  nicht  zu  sehen.  Der  Erbprinz  von  Mecklen¬ 
burg-Schwerin  ging  mit  seinem  Sohn,  dem  kleinen 
Prinzen  Paul,  mit  Herrn  [Kammerherrn]  von  Oertzen, 
Herrn  Schmidt  und  mir  denselben  Tag  auch  nach 
Erfurth.  Oertzen  und  ich  fuhren  in  meinem  Wagen 
voraus.  Die  ganze  Stadt  war  erleuchtet,  als  wir  an¬ 
kamen.  Nach  und  nach  kamen  die  fremden  Fürst¬ 
lichkeiten,  die  in  Weimar  waren,  auch  nach.  Der 
Erbprinz  von  Strelitz,  ein  sehr  guter  Mensch,  dann  eine 
Herzogin  von  Würtemberg,  dann  der  Herzog  von 
Oldenburg,  der  sich  zum  russischen  Kaiser  hält,  aber 
dem  Rheinbund  nicht  beygetreten  ist.  Ich  habe  einen 
Mittag  bei  ihm  gegessen.  Der  Herzog  attachirte  sich 
sehr  an  den  Erbprinz.  Ich  glaube  aber,  dies  Attache¬ 
mentwar  mehr  politisch  als  persönlich,  weil  Oldenburg, 
was  nicht  unter  dem  Protektorat  von  Napoleon  steht, 
eine  bequeme  acquisition  für  Mecklenburg  werden 
könnte  .  .  .  Ein  Mann,  auf  den  ich  neugierig  war  in 
Erfurth,  war  der  Oestreichische  Gesandte  Vincenti. 
Ich  sah  ihn  in  der  französischen  Comedie  (oder  wie  es 
Falk  nennt  Esthetischen  Epilepsie)  zum  ersten  mal 
sehr  nahe.  Er  sah  so  einfach,  so  bescheiden,  so  ganz 
anspruchslos  aus  gegen  alle  die  bebänderte,  besternte 
und  bestickte  Nachbarn,  daß  ich  eine  große  idee  von 
seiner  Solidität  bekommen  habe .  .  .  Daß  ich  bei  Cham- 
pagni  (S.  E.  Mrs.  le  Comte  de  Champagni  Ministre 
des  affaires  etrangeres)  die  Treppe  hinausgestolpert 
bin,  meinen  Federhut  hingeschmissen,  meine  Hosen- 


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von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins. 


träger  zerplatzt,  meinen  Degen  verlohren  habe,  stand 
deucht  mir  in  meinem  letzten  Briefe.  Nachdem  der 
Schaden  redressirt  war,  bekamen  wir  ein  gutes  Diner, 
und  ich  machte  die  Bekanntschaft  von  einem  Herrn 
Hoberg,  ein  angenehmer  Mann,  der  viel  gereist  und 
sehr  für  die  Fräulein  Amalie  v.  Imhoff  eingenommen 
ist  .  .  .  Der  Herzog  von  Weimar  genoß  bey  diesem 
Erfurther  Congreß  verschiedene  distinctionen ,  theils 
durch  seine  Russische  und  Preußische  Verwandtschaft, 
theils  durch  seine  Jagd  und  Feten,  seine  Nachbarschaft, 
seine  Isabellen  Equipage,  seine  Wohnung  neben  dem 
Gouvernements  Hause,  theils  durch  sein  anständiges 
Benehmen  und  seine  militärische  Reputation.  Sein 
Schloß  wurde  nebst  seinem  guten  Geschmack  von  den 
Russen  und  Franzosen  nicht  sowohl  gegen  ihn  selbst, 
sondern  auch  von  ihnen  untereinander  sehr  approbirt. 
Napoleon  bewohnte  den  Flügel  und  die  Zimmer  der 
Herzogin,  die  hinaus  zu  dem  Herzog  gezogen  war. 
Alexander  bewohnte  die  Zimmer  an  dem  Grossen  Saal, 
der  Großfürst  Constantin  die  Zimmer  seiner  Schw  ester. 
Der  Erbprinz  von  Mecklenburg  wohnte  bey  dem  Erb¬ 
prinz  von  Weimar,  der  Herzog  von  Friaul  (Duroc),  der 
Herzog  v.  Neuchatel  und  mehrere  von  der  Suite  beyder 
Kaiser  wohnten  auch  im  Schloß.  Der  Herzog  v.  Bene- 
vent  wohnte  neben  meiner  Mutter  in  der  Gräfin  Henkel 
ihren  Zimmern,  der  Herzog  von  Oldenburg  bey  Goulon, 
der  Primas  bey  Wolzogens,  der  König  von  Würtem- 
berg  bey  Bertuch  .  .  .  Mein  Schwager  Fritz  Seebach 
hat  von  beyden  Kaisern  brillantene  Dosen,  mein 
Schwager  Louis  Seebach  dito  eine  von  G.  Fürst  Con¬ 
stantin  erhalten,  ich  glaube  aber  ohne  Brillanten.  Die 
Presenten  sind  so  herumgeflogen,  daß  sogar  meiner 
Frau  ihre  Cammerjungfer  eines  bekommen  hat,  weil 
die  Herzogin  von  Meiningen  bey  Fritzens  Seebach 
wohnte,  wo  gedachtes  Jungferlein  mit  geholfen  hat  .  .  . 

Deti  8.  Novbr.  ...  In  Weimar  ist  große  Stänckerei 
von  wegen  der  Jagemann,  der  Herzog  ist  w'ie  Wachs 
in  den  Händen  der  Person,  es  heißt,  Göthe  will  zurück¬ 
treten,  wenn  die  Jag.  nicht  von  ihren  intriguen  läßt. 
Die  Mutter  hat  ihn  neulich  auf  der  Straße  getroffen, 
schreibt  sie,  er  sei  ganz  consternirt  .  .  . 

Am  23.  April  1809  erzählt  Charlotte  ihrem 
Fritz  von  der  sächsischen  Einquartierung,  die 
Bernadotte  kommandierte  (Diintzer  II,  310),  und 
fährt  dann  fort: 

Ich  habe  dem  Cotta  ein  Bildchen  für  Dich  mit¬ 
gegeben  in  der  Hoffnung,  es  in  Leipzig  durch  Breß- 
lauer  Kaufleute  es  Dir  zustellen  zu  können,  ich  habe 
das  große  Oelgemählte  von  Deinem  Vater  mit  Silber¬ 
stift  en  mignature  kopirt  und  ist  recht  ähnlich  geworden. 
Wielands  Schwiegertochter  Madame  Stichling  ist  vor¬ 
gestern  nach  langwieriger  Krankheit  gestorben,  als 
eben  den  Tag  vorher  ihre  Schwester  die  Reinholden 
mit  ihrem  Manne  aus  Kiel  angekommen  waren,  den 
alten  Papa  Wieland  zu  besuchen.  Ich  weiß  nicht,  ob 
ich  dir  schon  geschrieben  habe,  daß  der  arme  kleine 
Schmidt,  der  nie  eine  Seele  betrübte,  verrückt  geworden 
ist;  vor  die  Bibliothek  ist  es  ein  großer  Verlust,  und 
ist  kein  so  gefälliger  Mensch  mehr  oben,  der  einem 
ein  Buch  aufsuchte,  wenn  es  schwer  zu  finden  war. 


Ich  lese  jetzt  ein  Buch  Sur  la  litterature  du  i8me  siede, 
das  sehr  hübsch  ist  und  wo  mir  manches  aufstößt,  das 
ich  noch  nicht  kannte,  es  ist  erst  dies  Jahr  heraus  ge¬ 
kommen,  von  einem  ungenannten;  wenn  ich  auf  die 
Bibliothek  schicke,  so  heißt  es,  es  ist  nicht  da,  und  da 
vermiß  ich  immer  unser  Schmitchen.  Die  Post  geht, 
leb  wohl. 

Übrigens  fehlt  auch  Stichling  im  Stammbuch 
Fritzens  nicht.  Die  Eintragung  lautet: 

Leben  ist  nur  ein  wandelnder  Schatten,  ein  armer 
Schauspieler,  der  seine  Stunde  lang  auf  der  Buhne 
groß  thut  und  hernach  nicht  weiter  gehört  wird. 

Weimar  den  28.  July  85.  Karl  Stichling. 

Im  Dezember  erhält  Charlotte  von  Fritz 
die  Nachricht,  daß  er  zum  Generalrepräsen¬ 
tanten  der  schlesischen  Landschaft  gewählt 
worden  sei  und  schreibt  ihm  am  12.: 

Es  ist  mir  sehr  lieb,  daß  Du  bey  der  Landschaft 
bist  gewählt  worden,  weil  ich  glaube,  es  wird  Dir  an¬ 
genehm  seyn.  Die  Schillern  glaubt,  Humbold  [der 
Fritz  eine  neue  Staatsstellung  verschaffen  sollte]  werde 
wohl  die  preußischen  Dienste  verlaßen,  weil  er  von 
seinem  Schwiegervater  vermuthlich  eine  reiche  Erb¬ 
schaft  bekommt,  Du  wirst  w-issen,  daß  er  gestorben 
ist  .  .  .  4.  Januar  jSio.  Wenn  Du  nur  Dein  Guth 

erhalten  kannst  wegen  der  Stelle  vom  Landschafts¬ 
repräsentanten,  Humbold  hat  der  Schillern  gesagt,  es 
werde  kein  andrer  als  Du  die  Vize  Presidenten  Stelle 
bekommen,  so  bald  sie  zu  haben  und  wenn  er  noch  in 
ministerio  wäre  —  er  werde  auch  in  Dienst  bleiben  — 
Dir  gewiß  dazu  behülflich  seyn.  Er  ist  hier,  aber  ich 
habe  ihn  noch  nicht  gesprochen.  Vorgestern  hatte 
ich  einen  Besuch  vom  Obersten  Burr,  ein  Amerikaner 
aus  den  vereinigten  Staaten,  Du  wirst  wohl  seine  Ge¬ 
schichte  aus  den  Zeitungen  kennen,  er  mußte  flüchtig 
werden,  doch  nach  Untersuchung  seiner  Pappiere  hat 
man  ihn  frey  gesprochen;  er  brachte  mir  Briefe  aus 
Stockholm  von  Imhoffs,  die  Hehvig  wird  wohl  jetzt  in 
Wochen  liegen  .  .  . 

Fritz  steht  vor  einer  zweiten  Ehe.  Er  ver¬ 
lobt  sich  im  Januar  1810  mit  der  jungen  Gräfin 
Amalie  von  Schlabrendorff-Seppau.  Am  20. 
gratuliert  ihm  die  Mutter,  zugleich  im  Namen 
Goethes,  „der  eben  hereintritt“,  und  schreibt 
am  27.  April: 

Ich  habe  lange  nichts  von  Dir  gehört,  wie  geht 
Dirs,  lieber  Fritz?  Bist  Du  wohl  und  glücklich?  Ich 
höre,  daß  den  qte  May  die  Oertein  gedenkt,  von  hier 
nach  Schlesien  abzureisen,  von  dieser  kannst  Du  Dir 
vieles  von  Weimar  erzählen  lassen.  Unser  Herzog 
ist  jezt  in  Dresden,  die  Prinzes  Amalia  von  Baden  ist 
zu  ihrer  Mutter  gereist  mit  5  Wagen  von  Petersburg, 
wo  sie  6  Jahr  war,  hat  sich  einige  Tage  hier  aufgehalten, 
künftigen  Sonnabend  erwarten  wir  Prinzes  Wilhelm 
von  Preußen.  Ich  lebe  in  der  Stille,  sehe  nur  Prinzes 
Caroline,  so  viel  möglich,  da  wir  uns  bald  trennen 
müssen.  Goethe  hält  sich  schon  lange  in  Jena  auf, 


von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins. 


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schreibt  mir  nicht  ein  Wort,  aber  er  ist  wohl,  hat  sogar 
in  Drachendorf  [Drakendorf]  bey  Zigesars  getanzt, 
wurde  aber  schwindlich,  fiel  hin,  es  hat  ihn  aber  nichts 
geschadet,  es  ist  schade,  daß  eine  so  ausgezeichnete 
Natur  nicht  immer  jung  bleiben  kann.  Was  macht 
Deine  Braut,  wird  sie  sich  vor  glücklicher  halten  als 
Helene  sich  hielt?  Das  Blatt  mit  die  bunten  Bilder¬ 
chen,  so  ich  Dir  mitschicke,  gieb  Mariechen,  grüß 

alle  meine  alten  schlesischen  Bekannten - Deiner 

Braut  sag  aber  vorzüglich  recht  viel  liebes  und  Gutes 
in  meinem  Namen;  ich  hoffe  sie  noch  kennen  zu 
lernen  und  freue  mich  drauf.  Du  glaubst,  Frl.  Bose 
wohne  nicht  mehr  bey  mir,  doch  weis  ich  nicht,  was 
Dich  dazu  veranlaßt,  sie  wird  auch  so  lange  bey  mir 
bleiben,  bis  sie  mit  Frl.  Knebel  nach  Mecklenburg 
zieht.  Denen  Imhoffs  will  ich  mein  Qartier  anbieten, 
wo  Marwitzens  gewohnt  haben,  aber  noch  habe  ich 
den  2ten  Brief  nicht  erhalten,  der  mir  ihre  Ankunft 
noch  einmahl  bestimmen  soll.  Die  Übersetzung  des 
Chalderons,  so  Goethe  vorgelesen,  ist  vom  Schlegel. 
Seit  gestern  ist  die  Melisch  [Frau  von  Mellish]  hier, 
nimmt  von  ihren  Verwandten  Abschied,  um  mit  4  Kinder 
und  ihrer  Schwester  Christiane  zu  ihren  Mann  nach 
Amerika  zu  reisen,  das  giebt  unendliche  Thränen,  wie 
Du  Dir  vorstellen  kannst  mit  den  zwey  hiesigen 
Schwestern.  Ich  bin  in  Trennungen  geübt  und  bin 
auch  recht  allein  in  mir.  Das  Bildchen  von  Deinem 
Vater  schicke  ich  Dir.  Lebe  wohl  guter  Fritz. 

Infolge  der  bevorstehenden  neuen  Vermäh¬ 
lung  Fritzens  wollen  die  Großeltern  Stosch  ihre 
drei  Enkel  Lothar,  Guido  und  Marie  von  Stein 
zu.  sich  nehmen;  Fritz  hat  vorläufig  seine  Zu¬ 
stimmung  gegeben,  was  Charlotte  gar  nicht 
recht  ist  (Düntzer  II,  328).  Am  nächsten  Tage 
(10.  Mai  1810)  fügt  sie  sorgend  hinzu: 

Herr  von  Schelia  aus  Gotha  erzählte  mir,  Deine 
künftige  Frau  bekäme  ihr  Vermögen  nicht  eher,  ehe 
als  bis  sie  ein  Kind  habe?  Mich  ängstet,  daß  Du  bei  der 
großen  Schuldenlast  auf  Deinem  Guth  viel  Sorgen  haben 
mußt,  besonders  durch  den  großen  Verlust  vom  Krieg, 
so  dazugekommen  .  .  .  Glaubst  Du  wirklich  wieder  im 
Dienst  angestellt  zu  werden  und  wozu  hast  Du  die 
Aussicht?  Beantworte  mir  etwas  meine  Fragen.  Recht 
sehne  ich  mich,  Dich  einmal  wieder  zu  sehen.  Die 
Frau  von  Beust,  Stiefmutter  der  Frifri,  ist  einige  Zeit 
hier,  sie  hat  Dich  in  Leipzig  gesehen,  als  wir  dort  eine 
Zusammenkunft  hatten,  sie  sagt  mir,  daß  Du  ihr  beson¬ 
ders  Wohlgefallen  und  hätte  ihr  Dein  artiges  Betragen 
gegen  mich  besonders  gefreut;  die  arme  Frau  hat 
einen  einzigen  Sohn,  den  sie  sehr  liebte,  vor  ein  paar 
Jahren  verlohren  .  .  .  Künftigen  Sonnabend  geht  unser 
Herzog,  Erbprinz,  Gräfin  Henckel  nebst  Frau  von 
Spiegel  auf  die  Leipziger  Messe,  da  kannst  Du  Dir, 
wenn  Breßlauer  auf  der  Messe  sind,  etwas  von  die 
Weymeraner  erzählen  lassen  .  .  .  (iß.  Juni)  Ich  war 
gestern  krank  an  Keichhusten,  bringe  oft  meine  Zeit 
in  einer  beständigen  Betäubung  zu,  sonst  hätte  ich  Dir 
längst  geschrieben;  die  Krankheit  ist  hier  epidemisch, 
die  Großfürstin,  das  kleine  Prinzeschen,  alt  und  jung 
Z.  f.  B.  1905/1906. 


haben  diesen  Husten.  Nun  hast  Du  wohl  wieder  eine 
liebe  Gefährdin  in  Strachwitz,  möget  Ihr  beyde  liebe 
Kinder  recht  glücklich  seyn  .  .  .  (iß.  Juni)  .  .  Ich 
schreibe  Dir  im  Bett,  früh  9  Uhr,  vielleicht  setze  ich 
heute  Abend  noch  ein  paar  Worte  hinzu,  wenn  ich  auf 
bin;  schreib  mir  ja  bald  etwas  von  Deiner  Amalie  und 
von  Deinen  Kindern;  an  Herrn  von  Stosch  hatte  ich 
noch  nicht  die  Kraft  zu  schreiben.  Sind  denn  die 
Münzen  und  das  Bildchen  angekommen?. .  HeuteAbend 
kommen  Imhofs  und  die  Helwig  zumThee,  die  Helwig 
hat  hübsche  Kinderchen .  .  .  (22.  Juli)  .  .  Prinz  Gustav 
trug  mir  viele  Grüße  an  Dir  auf,  ich  weiß  nicht,  ob  ich 
sie  ausgerichtet.  —  Die  Helwig  geht  übermorgen  nach 
Schwalbach,  wird  sich  das  übrige  Jahr  in  Rheingegen¬ 
den  aufhalten  und  künftigen  Sommer  wieder  nach 
Schweden  zurückgehen ,  wo  alsdann  Louischen  zu  Dir 
ziehen  will,  Käthchen  bleibt  aber  hier  bey  mir,  bis  ihr 
Bräutigam  Deron  sie  abholen  wird  und  wird  sich  hier 
oder  in  Kochberg  erst  trauen  lassen.  Die  Helwig  ist 
sehr  liebenswürdig  und  ihre  Kinder  wahre  Engels. 
Louischen  gefällt  mir  auch  sehr,  Käthchen  hat  sich  auch 
zu  ihrem  Vortheil  verändert.  Ich  hoffe,  Frau  von 
Stosch  [die  in  Weimar  zu  Besuch  weilt]  wird  Dir  alles, 
was  ich  ihr  vor  Dich  gab,  überliefert  haben;  ich  hätte 
ihr  gern  eine  Höflichkeit  erwiesen,  aber  meyn  ewiges 
Kranksein  vom  Keuchhusten  hat  mich  so  verstimmt, 
daß  ich  gar  kein  Antheil  an  nichts  mehr  nehmen 
kann  .  .  .  Schreib  mir  doch,  wie  Deine  Gesundheit 
steht  und  ob  Du  glücklichen  Tagen  entgegen  siehst, 
nehmlich  nicht  in  der  Welt,  sondern  in  Deinem  Hauß. 

Fritz  wird  nicht  glücklich  in  seiner  zweiten 
Ehe.  Schon  am  7.  Februar  18 11  schreibt  ihm 
seine  Mutter,  sie  wolle  zu  ihm  kommen,  um  auf 
„die  scheue  Amalie“  einzuwirken.  Ein  Brief 
vom  30.  Januar  hat  ihr  inzwischen  mitgeteilt, 
daß  Amalie  zu  ihrer  Mutter  zurückgekehrt  ist; 
die  Antwort  Charlottes  gibt  Düntzer  (II,  342) 
wieder,  schiebt  aber  einzelne  Briefstellen  durch¬ 
einander.  Am  1.  März  schreibt  Charlotte: 

Deinen  Brief  vom  16.  Febr.-,  lieber  Fritz,  habe  ich 
erhalten,  es  fiel  mir  eben  heute  ein  Brief  von  Dir  vom 
1 2ten  Jan:  vorigen  Jahres  in  die  Hände,  wo  Du  mir 
Deine  Versprechung  mit  der  nun  schon  wieder  von  Dir 
Getrennten  zu  wissen  thatst;  noch  bleibt  mirs  unbe¬ 
greiflich,  da  sie  doch  niemand  gezwungen  hat,  Dich  zu 
heyrathen.  —  Wenn  ich  könnte  nützlich  seyn,  so  könnte 
ich  mich  entschließen,  nach  Schlesien  zu  reisen  .  .  . 
Von  Deron  und  seiner  Frau  [Kätchen]  habe  ich  Briefe 
aus  Stockholm,  sie  schrieben  mir  beyde  sehr  glücklich 
und  sehr  zufrieden  vom  neuen  Kronprinz  [Bernadotte] . . . 
Ich  habe  heute  durch  ein  Billet  den  Goethe  an  die 
Münzen  erinnert,  die  er  Dir  versprochen  hat.  Lebe¬ 
wohl.  Deine  treue  Mutter. 

Am  30.  April  kommt  sie  auf  die  Münzen 
zurück  und  erzählt,  daß  Goethe  seine  Frau  auf 
die  Jenaischen  Studentenbälle  schicke,  wo  die 
Studenten  ihr  allerhand  Schabernack  spielten. 

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von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins. 


Im  Herbst  ist  Arnim  mit  seiner  jungen  Frau 
in  Weimar,  und  um  diese  Zeit  spielt  sich  auch 
jene  Streitszene  ab,  da  Bettina  Christiane  eine 
„Blutwurst“  schilt  (Brief  Charlottes  darüber  bei 
Düntzer  II,  352);  Weimar  erstickte  damals  im 
Klatsch.  Den  üblichen  Geburtstagsbrief  von 
Fritz  erwidert  Charlotte  noch  am  31.  Dezember: 

Dein  Brief,  lieber  guter  Fritz,  hat  mich  heute  sehr 
erfreut,  und  danke  Dir  für  Deine  guten  Wünsche,  die 
meinem  Herzen  recht  wohl  thun.  Mögte  Dir  das  Neue¬ 
jahr  Glück  und  Segen  bringen;  Du  schreibst  mir  nicht, 
ob  sich  die  Schwangerschaft  Deiner  Frau  bestätigt, 
welche,  ich  hoffe,  auf  sie  einen  guten  Einfluß  haben 
wird.  Ich  habe  meinen  Kochberger  Kindern  allen  be- 
scheeren  lassen,  groß  und  kleinen,  aber  sie  waren  nicht 
hier;  es  thut  mir  immer  leid,  daß  unsre  große  Entfernung 
mich  hindert,  auch  Dir  und  Deinen  Kleinen  so  ein 
Christgeschenk  zu  zuschicken;  könnte  es  wohl  Deine 
Frau  freuen,  ihr  einen  Arbeitstisch  zu  schenken?  — 

Fritzens  Briefe  liest  sie  häufig  Goethe  vor. 
Damals  war  Henrik  Steffens  nach  Breslau 
gekommen,  und  Goethe  interessierte  sich  sehr  für 
das  Urteil  Fritzens  über  diesen;  Charlotte  be¬ 
richtet  darüber  (5.  Dezember): 

Goethe  läßt  Dir  sagen,  Du  solltest  Stephens  Vor¬ 
lesungen  als  etwas  außer  Dir  betrachten,  wie  es  in  des 
Vorlesers  Vorstellungen  zusammenhängt,  es  nicht  mit 
der  Deinigen  vereinigen  wollen;  er  lobte  Stephens  an 
und  vor  sich,  selbst  in  seiner  Naturphilosophie,  aber 
nicht  ganz  die  Art,  wie  er  es  andern  überliefere 

Im  Frühling  nächsten  Jahres  klagt  Charlotte 
viel.  Die  törichte  Hochzeit  ihres  Bruders  Louis, 
des  Kammerherrn,  mit  der  Gräfin  Frifri  Beust 
regt  sie  auf,  der  Tod  Kästners  betrübt  sie  tief; 
auch  der  Weimarsche  Klatsch  findet  neue 
Nahrung.  Am  19.  April  1812  schreibt  sie  an 
Fritz: 

Deinen  Brief,  1.  F.,  vom  8.  und  den  vorhergehenden 
von  der  Gräfin  Maltzan  habe  ich  richtig  erhalten,  so¬ 
wie  auch  die  jetzige  Einlage  an  ihren  Sohn  [der  in 
Weimar  erzogen  wird],  Maltzan  ist  ein  guter  Junge, 
aber  Kästner  hat  sehr  geklagt,  daß  er  nichts  lerne. 
Die  Kästnersche  Familie  ist  bis  jetzt  hülflos,  noch  habe 
ich  [wegen  etwaiger  Unterstützung]  allerwegens  ab- 
schlägliche  Antwort  bekommen,  wo  ich  mich  hinge¬ 
wendet  .  .  .  (1.  Mai)  Ich  hoffe,  Du  bist  jetzt  wohl,  wenn¬ 
gleich  durch  neue  Lasten  mit  Sorgen  überhäuft.  Wie 
gehts  mit  Deiner  [zurückgekehrten]  Frau?  Wäre  ich 
nicht  so  alt  und  der  Krieg  und  Theuerung  überall  — 
bey  uns  wird  das  Brot  immer  theurer  —  so  käme  ich 
diesen  Sommer  nach  Breßlau.  Graf  Maltzan  hat  ein 
gutes  Herz,  er  nahm  mit  Thränen  von  mir  Abschied; 
Goethe  kann  das  Abschied  nehmen  nicht  leiden,  er  ging 
ohne  Abschied  neulich  von  mir,  nun  reißt  er  heute  von 
Jena  aus,  wo  er  einige  Tage  war,  nach  Carlsbad  ab,  in 
der  kalten  Witterung.  Er  eilte  so  entsetzlich  geschwind 


zu  meiner  Thür  hinaus,  daß  mir  es  wunderbar  vorkam, 
ich  glaube  ich  sehe  ihn  nicht  wieder.  Ich  weiß  nicht, 
ob  ich  Dir  schon  schrieb,  daß  Riemer  an  Schulzens 
Stelle  hier  bey  der  Schule  angestellt  ist  MUe.  Jage¬ 
mann  hat  die  fürstliche  Familie  wieder  mit  einem 
Töchterchen  vermehrt;  man  sagt,  sie  werde  das  Palais 
von  der  Herzogin  Mutter  künftig  beziehen  oder  be¬ 
kommen.  Man  hatte  Stroh  in  die  Straßen  gestreut,  wo 
sie  in  Wochen  lag,  um  das  Lermen  der  Fuhren  zu 
dämpfen;  darauf  stand  ein  Pasquill  an  ihrem  Hauß, 
Huren  müssen  auf  Stroh  sterben,  die  Polizey  nahms 
geschwinde  ab.  Dieser  kleine  Hof  soll  mehr  kosten  wie 
der  große,  es  macht  im  Allgemeinen  einen  üblen  Ein¬ 
druck.  Ich  lege  einen  Arbeitsbeutel  bey,  den  schenk 
in  meinem  Nahmen  entweder  Deiner  Frau  oder  Marie- 
chen.  Deine  Dich  herzlich  liebende  Mutter  v,  Stein... 
(18.  September)  Goethe  ist  zurück,  war  gleich  bey  mir, 
er  sieht  gut  aus,  aber  seine  Augen  sind  nicht  mehr  die 
alten.  Es  ist,  als  wenn  er  keine  Ruhe  habe,  es  treibt 
ihn  immer  fort,  jetzt  will  er  nach  Jena.  Zu  mir  ist  er 
höflich  und  freundlich,  manchmal  als  drücke  ihn  was 
und  dann  wieder  von  schöner  Heiterkeit  .  .  . 

Von  nun  ab  werden  die  Briefe  Charlottes  in 
meinen  Konvoluten  seltener.  Am  Geburtstage 
der  Grobfürstin  1813,  der  mit  lebenden  Bildern 
gefeiert  wird,  entzückt  Amalie  von  Stein,  Karls 
Frau,  Goethe  so,  dab  er  ihr  um  den  Hals  fällt. 
Wieland  und  die  alte  Frau  von  Seebach  sterben; 
das  erste  Exemplar  der  Trauerrede  auf  Wieland 
sendet  Goethe  der  Freundin.  Der  alte  Knebel 
wird  noch  durch  einen  Sohn  beglückt;  dazu 
dröhnen  die  Kriegskanonen.  Am  Geburtstage 
Charlottes  ist  Goethe  einer  der  ersten  Gratulanten, 
macht  ihr  auch  einen  Neujahrsbesuch.  Einem 
Briefe  vom  16.  Juni  1814  fügt  sie  unter  dem  18. 
die  Worte  an: 

„Goethe  war  eben  einen  Augenblick  bei  mir,  kam 
von  Berka,  wo  er  jetzt  Schwefelbäder  nimmt,  um  die 
Prinzeß  von  Mecklenburg  zu  besuchen.  Er  ist  blaß  und 
geht  so  vornüber,  ich  fürchte  vor  ihn.“ 

Auch  in  den  folgenden  Jahren  ist  Charlotte 
viel  krank.  Am  8.  März  1817  schreibt  Karl 
an  Fritz,  die  Mutter  habe  ihm  zum  Geburtstag 
allerhand  Sübigkeiten  mit  folgenden  Knittel¬ 
reimen  aus  Weimar  geschickt: 

Viele  schöne  gute  Tage 
Wünscht  ein  treues  Mutterherz 
Zu  dem  heutgen  8ten  März  — 

Daß  Dir  alles  wohl  behage 
Mögen  künft’ge  Enkel  Dein 
Lieblich  wie  die  meinen  seyn. 

Zu  dem  Feste  kommt  hierbey 
Auch  etwras  zur  Leckerey. 

Unter  dem  12.  März  fügt  Karl  hinzu: 

Gestern  sendeten  wir  den  gewöhnlichen  Bothen, 
weil  aber  meine  Mutter  zur  Herzogin  zum  Frühstück 


von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins. 


337 


war,  so  erfuhren  wir  wenig  oder  nichts,  es  müßte  denn 
das  seyn,  daß  der  „Schutzgeist“  [von  Kotzebue]  aber¬ 
mals  aufgeführt  wurde,  welcher  vorher  mit  seinen  vielen 
Akten  allen  zu  lang  war,  jetzt  aber  durch  die  Be¬ 
schneidung,  die  Göthe  sehr  geschickt  dran  gemacht 
haben  soll,  sehr  gerühmt  wird.  Sein  Freund  Kotzebue 
wird  das  sehr  übel  empfinden  .  .  . 

Charlotte  erkrankt  von  neuem  recht  schwer. 
Äußere  Einflüsse  wirkten  mit:  der  Übertritt 
ihrer  Schwägerin  Sophie  zum  Katholizismus  und 
zweifellos  auch  die  Sorgen  Goethes  wegen  der 
Theaterintriguen,  die  sie  teilte.1  Erst  am  20.  Juli 
kann  Karl  Fritz  melden: 

Mit  der  Mutter  ihrem  Befinden  geht  es  etwas 
besser,  nur  sehr  langsam,  und  der  Artzt  hat  seine  Noth, 
daß  sie  nichts  einnehmen  will.  Schreiben  thut  sie  nicht, 
allein  sie  ist  sorgfältig  für  eine  Menge  Dinge,  mit  der 
Thätigkeit,  die  sie  immer  hat,  auch  hat  sie  nicht  ver¬ 
gessen,  mir  wie  gewöhnlich  Honigkuchen  (den  ich  sehr 
liebe)  vom  Weimarschen  Jahrmarkt  zu  senden  .  .  . 
Karl  [Charlottes  Enkel]  muß  alle  Wochen  an  den  Erb¬ 
großherzog  einen  Bericht  von  dem  Befinden  der  Mutter 
nach  Pyrmont  senden,  auf  Verlangen  des  Prinzen,  die 
Fräulein  Staff  muß  einen  Bericht  an  die  Herzogin 
machen  [nach  Baden],  und  die  Schillern  einen  an  die 
Großfürstin  [nach  Ems]  .  .  . 

Und  ein  paar  Tage  später  als  Schlußschrift 
eines  weiteren  Briefes: 

Der  Theater Krakehl  ist  Mutter  sehr  nahe  gegangen. 
Göthe  soll  schwer  darunter  leiden,  aber  Carolinchen 
[die  Jagemann]  brüstet  sich  als  wie  ein  Pfau  und  würde 
wohl  Rad  schlagen,  wenn  sie  könnte.  Es  ist  ein  Skan¬ 
dal,  verstehe  den  G.  Herzog  wer  kann  .  .  . 

Am  29.  August  schildert  Karl  dem  Bruder 
seine  Korrespondenz  mit  Goethe  wegen  der  zur 
Zeit  in  Gleinig  bei  der  kleinen  Marie  von  Stein 
zur  Erziehung  weilenden  Madame  Vary,  die  sich 
mit  dem  alten  Herrn  von  Stosch  nicht  recht 
vertragen  konnte.  Die  Antwort  Goethes  ist  in 
der  Weimarer  Ausgabe  (28,216)  abgedruckt; 
die  Erläuterungen  Karls  sind  indessen  so  amü¬ 
sant,  daß  sie  hier  folgen  mögen.  Er  schreibt: 

.  .  .  Ich  erhielt  vor  etwa  4  Wochen  einen  Brief  von 
Berlin,  woraus  eine  Correspondenz  entstand,  die  ich  Dir 
mittheilen  muß.  Sub  rosa. 

Adresse:  „Sr.  Hoch-  u.  Wohlgebr.  den  Hm.  Bar. 
v.  Stein-Kochb.  zu  Kochb.  bey  Weimar  frey  incl.  ein 
kl.  geheftetes  Buch. 

„Ein  liebenswürdiges  Kind  nannte  mir  Ihren 
Namen.  Ich  kenne  niemand  in  Weimar,  und  da  der 
Hund  des  Aubrie  mir  Göthens  Adresse  geraubt  hat, 
so  entschuldigen  Sie,  wenn  ich  vertrauensvoll  bitte,  den 
Ort  seines  Aufenthalts  auf  beyliegenden  Brief  zu 
schreiben  und  ihn  abzusenden. 


„Freymaurer  erkennen  sich  am  Zeichen!  —  mir 
fehlt  der  Beweiß,  daß  ich  Ihrer  Gefälligkeit  werth  bin. 
Ich  bin  eine  Frau  ohne  Titel  —  ohne  Schätze,  aber 
dennoch  reich,  denn  ich  besitze  die  Juwehlen  der 

Cornelia.“ 

Ich  schrieb  darauf  an  Göthen  d.  d.  6.  Aug. 

„E.  E. 

ersehen  aus  beyliegendem  gestern  er¬ 
haltenen  Zettel  und  couvert  timbirt  von  Berlin,  daß 
ein  anonymes  Begehren  an  mich  ergangen  ist,  Ihnen 
die  Juwelen  einer  modernen  Cornelia  zuzusenden, 
unter  dem  Vorwände,  daß  sie  Ihre  Adresse  nicht  weiß, 
die  doch  der  ganzen  Welt  bekannt  ist.  Da  ich  nun  aber 
diesen  versiegelten  Juwelen  Kindern  nicht  ansehen 
kann,  ob  es  Kregel  sind,  für  welche  E.  E.  wohl  kein 
Findel  oder  Waisenhaus  besitzen  und  da  es  eine  gefähr¬ 
liche  Beschäftigung  ist,  sich  durch  Bestellung  anonymer 
Briefe  vielleicht  einer  darinn  enthaltenen  möglichen 
Unart  theilhaftig  zu  machen,  so  ersuche  E.  E.  mir 
wissen  zu  lassen,  ob  dieser  Schmuck  bey  der  hiesigen 
Douane  erst  visitirt  werden  soll,  indem  ich  nichts  anders 
als  angenehmes  Ihnen  übersenden  möchte,  bey  der 
vieljährigten  Anhänglichkeit  und  Verehrung,  womit 
ich  bin 

E.  E.  gehorsamster  Karl  v.  Stein.“ 

Antwort. 

„Ew.  Hochwohlgbr.  geprüfte  Neigung  und  Freund¬ 
schaft  erkenne  vollkommen  an  der  mir  gezeigten  neuer¬ 
lichen  Aufmerksamkeit.  Möchte  die  Douane  von 
Kochberg,  nach  vorgängiger  Untersuchung  des  ver¬ 
dächtigen  Paquets,  wie  damit  weiter  verfahren  werden 
sollte,  pflichtmäßig  beurtheilen  und  ihre  Überzeugung 
zur  Ausführung  bringen,  so  wird  dadurch  gewiß  voll¬ 
kommene  Zufriedenheit  erreicht  seyn. 

„Der  ich  mit  aufrichtigem  Dank  für  Ihr  geneigtes 
Benehmen,  unter  den  treuesten  Wünschen  für  das 
Wohl  Ihres  geschätzten  und  geliebten  Hauses,  zu  ge¬ 
neigtem  Andenken  und  Fortsetzung  wohlwollender 
Gesinnung  mich  angelegentlichst  empfehle. 

(unterschrieben) 

„Weimar  d.  isten  Aug.  1817  gehorsamst 

Goethe.“ 

Du  kannst  Dir  wohl  denken,  daß  ich  nunmehr  eiligst 
zur  Eröffnung  des  meine  Neugier  reitzenden  Paquets 
schritt.  Ich  fand  ein  grünes  Pappier,  mit  grünseidnen 
Bändgen  oder  Fädgen  übers  Kreutz  so  mannigfaltig 
umflochten,  daß  ich  zur  Scheere  schreiten  mußte,  und 
nun  enthüllte  sich  erstlich  ein  in  einem  artigen  weiß- 
seidnen  mit  Sokrates  Kopf  auf  der  einen  Seite  und 
mit  einem  Tempelchen  auf  der  andern  sauber  gestickten 
Einband  ein  geschriebenes  Werkchen  als  Einleitung 
zu  einem  größeren,  was  nemlich  der  beyliegende  Brief 
der  Verfasserin  erläuterte.  Es  war  eine  Mittheilung 
von  Natur  und  Zustands  Gefühlen,  eingekleidet  in  das 
dem  Fühlenden  sich  ereignenden  Erscheinen  allerhand 
Genien  in  Menschlicher  Gestalt.  Dem  Briefe  der  Ver¬ 
fasserin  war  ein  Zeugniß  eines  gelehrten  braven 


1  Vergl.  Goethes  Brief  an  Charlotte  vom  31.  März  1817,  den  Düntzer  (II,  445)  nach  dem  Original  aus  Löpers 
Besitz  (jetzt  im  Goethe-Schiller- Archiv)  zuerst  mitgeteilt  hat. 


338 


von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins. 


Mannes  aus  Hamburg  sehr  vorteilhaften  Inhalts  über 
ihre  Moralität  beygelegt.  Der  Brief  selbst  enthielt 
eine  Schilderung  ihrer  Verehrung  für  Göthe ,  aus¬ 
gezeichnet  für  Schiller  und  andre,  dann  den  Wunsch, 
ihre  gegenwärtige  Laufbahn  zu  verlassen,  und  durch 
Göthe  am  Rhein  oder  sonst  mittäglichem  Deutschland 
einen  neuen  Standpunkt  zu  erhalten,  weil  ihrem  jetzigen 
Würken  zum  Guten  manche  Hindernisse  in  dem  Weg 
liegen  durch  einen  Großpapa  [gemeint  ist  der  alte 
Baron  Stosch].  Dann  lobt  sie  sich  auch  ein  bisgen  rück¬ 
sichtlich  ihrer  talente,  und  durch  die  vorübergehende 
Bemerkung,  daß  „wenn  gleich  so  mancher  Kummer  ihr 
Haar  auch  nicht  gebleicht  habe“,  sieht  man  auch,  daß 
sie  keine  graue  Haare  hat,  und  ihre  addresse:  An 
Mdme  Vary,  geb.  (habe  ich  würklich  vergessen)  zu 
Gleinich  bey  Hrn.  B.  v.  Stosch  pp. 

Rapport  an  Göthe  deswegen. 

„Meine  douanen  inspection  ist  zu  prosaisch,  um  die 
artigen  Parabeln  einer  klagenden  Nachtigal,  die  E.  E. 
ihre  Stückchen  Vorsingen  will  und  welcher  Sie  zu  einem 
Vogelbauer  am  Rhein  verhelfen  sollen,  für  contrebande 
zu  erklären.  Ich  habe  die  Ehre,  sie  hier  zu  überreichen 
und  bedaure  nur,  daß  die  grün  seidne  Faden,  womit 
das  ganze  sorgfältig  umwickelt  war,  durchschnitten 
werden  mußten,  um  zu  der  wahren  Nuß  zu  gelangen. 
Vielleicht  lag  ein  Mystischer  Sinn  in  den  geflochtenen 
Quadraten,  und  der  ist  nun  verlohren  gegangen. 

„Im  ganzen  bin  ich  doch  der  Madame  Vary,  die 
ich  nie  nennen  hörte,  sehr  dankbar,  daß  sie  mir  Ge¬ 
legenheit  giebt,  in  E.  E.  gütige  Erinnerung  mich  zurück¬ 
zurufen,  wenn  gleich  sie  die  Fräulein  [Marie  von]  Stein 
(die  vermuthlich  meines  Bruders  Tochter  und  zugleich 
das  schöne  Kind  ist,  was  ihr  meinen  Namen  sagte)  mit 
allen  ihren  sich  bewußten  Talenten  böslich  verlassen 
will.  Allein  sie  appellirt  an  E.  E.  protection,  und  da 
hat  sie  meine  Verzeihung.  Verehrungsvoll 
E.  E. 

K.  20.  August  1817.  ganz  gehorsamster 

C.  v.  St.“ 

Vermuthlich  hat  Göthe  nun  das  Paquetchen,  denn 
ich  habe  es  meinem  Sohn  Karl  mitgegeben,  welcher 
mit  seinem  Bruder  hier  angeritten  kam,  nach  ein  paar 
Tagen  aber  zu  seinen  Studien  nach  Weimar  zurück¬ 
gekehrt  ist  .  .  . 

Ich  erzählte  schon,  daß  Fritzens  drei  Kinder 
bei  den  Großeltern  Stosch  lebten.  Marie  fühlte 
sich  dort  nicht  glücklich  und  hatte  eine  heiße 
Sehnsucht  nach  dem  Vater,  die  sich  in  rührenden 
Kinderbriefen  wie  auch  in  dem  folgenden  Stamm¬ 
buchblatt  kundgibt: 

Guter  Vater:  Da  wir  durch  eine  traurige  Ent¬ 
fernung  so  viel  von  einander  getrennt  sind,  so  denke 
meiner  oft,  dann  wird,  wenn  bange  Sehnsucht  mich 
ergreift,  der  Gedanke,  daß  unsre  Seelen  doch  keine 
Trenung  von  einander  scheiden  kann,  trösten 

Deine  Dich  innig  liebende 

Breslau  d.  ioten  Juni  Tochter  Marie. 

1820. 


Im  Dezember  1819  finden  wir  auch  Fritzens 
Sohn  Guido  im  Stammbuch  eingetragen.  Er 
schreibt  kurz,  bündig  und  gelehrt: 

Ama  me. 

Wratislavia  Guido  filius. 

27  Decembris 
1819. 

Einer  Neujahrsgratulation  (13.  Januar  1819) 
für  Fritz  fügt  die  Tante  Schardt  u.  a.  folgendes  an: 

...  Da  giebt  es  Menschen,  die  von  den  Pfeilen 
des  trüben  Schicksals  verschont  bleiben  ihr  Lebelang, 
so  z.  B.  Göthe,  der  so  lange  wir  ihn  kennen,  alle  Guter 
des  Lebens  ohne  Mühe  erhielt,  Ruhm  und  Ehre  durch 
Götter-Gabe,  und  immer  nur  seiner  Neigung  folgte  in 
seinem  Leben  und  Thun;  Kind  und  Enkel  erheitern 
sein  Alter!  —  es  beweist  aber  nichts,  daß  die  Glück¬ 
lichen  dieser  Zeit  auch  in  Wirklichkeit  glücklicher  sind. 
Daß  mir  von  Göthe  hier  in  die  Feder  kam,  ist  dadurch 
veranlaßt,  daß  ich  an  ihn  dachte,  wie  uns  durch  ihn 
neuerlich  die  Erinnerung  von  Weimars  alter  Herrlich¬ 
keit  wieder  aufgegangen  ist,  die  auch  Er  erschaffen  hat 
Es  ward  der  Kaiserin  Mutter  zu  Ehren  [die  russische 
Kaiserin  war  im  Dezember  1818  in  Weimar  auf  Besuch] 
ein  Masken  Aufzug  gegeben,  den  Göthe  anordnete  und 
mit  Gedichten  begleitete  —  dieser  führte  die  Verstor¬ 
benen,  Wieland  und  Herder,  zuerst  vor  —  in  der 
legende,  dem  Cid  pp.,  bey  jedem  waren  passende  Ge¬ 
dichte  —  Wieland,  Herder,  ihr  Andenken  wurde  wie 
schön,  wie  heilig  zurückgerufen!  nun  kamen  Göthes 
Stücke,  der  Übergang  der  Verstorbenen  auf  ihn  war 
zart  und  rührend  —  indem  er  sich  —  für  einen  Moment 
selbst  aussprach:  „Ich  steh  allein!“  —  Diese  Stelle  er¬ 
innerte  an  die  Zueignung  des  Faust,  die  Ilm  wars,  die 
diese  Rede  sprach.  Als  der  Zug  der  vorzüglichsten 
Götheschen  Stücke  vorüber  war,  erschienen  Schillers 
—  es  kam  mir  mehr  traurig  als  frölich  vor,  wie  alle 
diese  Gestalten  der  Vorzeit  vorüber  schwebten  —  u. 
war  dies  wie  ein  Schwanen  Gesang  des  einzigen,  übri¬ 
gen,  der  die  Kette  einer  Zeit  schließt,  die  nie  wieder¬ 
kehren  wird  .  .  .  Dieses  Fest  konnte  auch  nirgend  als 
nur  in  Weimar  so  gegeben  werden  .  . .  Warum  mußte 
das  Schicksal  Dich  so  wunderbar  von  uns  wegnehmen, 
wie  gut  wär  es  für  die  Deinen  hier  gewesen,  wenn  wir 
Dich  gehabt  hätten!  Ich  glaube,  es  ruhte  damals  ein 
Unsegen  auf  den  Weimarschen  Verhältnissen,  daß  es 
so  kommen  mußte  .  .  . 

Fritz  hat  inzwischen  neue  Sorgen:  sein  armer 
Lothar  siecht  an  unheilbarem  Leiden  dahin. 
Um  den  Vater  herauszureißen,  drängt  Marie 
auf  die  längst  geplante  Reise  zur  Großmutter 
nach  Weimar,  wo  Fritz  mit  ihr  und  dem  alten 
Herrn  von  Stosch  Anfang  Juni  eintreffen.  Am 
18.  bittet  Goethe  den  „Breslauer  Freund“  zu 
sich;  dann  reist  Fritz  nach  Kochberg  und 
nach  Kosen.  Im  April  1821  bringt  der  Gro߬ 
vater  Marie  und  Guido  noch  einmal  nach  Wei¬ 
mar,  Ende  des  Jahres  trifft  auch  Fritz  nochmals 


von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins. 


339 


ein,  und  Charlotte  kann  sich  an  ihrem  Geburts¬ 
tage  an  der  Anwesenheit  beider  Söhne  erfreuen. 

Einem  Briefe  an  Fritz  vom  15.  April  1822 
legt  sie  folgenden  Zettel  bei: 


J/ 

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'**^**'2^/ 


ff 

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Am  5.  Oktober  desselben  Jahres  meldet 
Marie  ihrem  Vater  in  einem  herzenswarmen 
Briefe,  daß  der  Hauptmann  von  Zobeltitz  um 
sie  angehalten  habe,  und  um  die  Mitte  des 
Monats  erhält  Charlotte  die  beglückende  Nach¬ 
richt  von  der  Verlobung  ihrer  Enkelin,  der  ein 
Jahr  später  die  Hochzeit  folgt.  Charlotte  ist 
wieder  viel  leidend  und  tritt  mit  geringen  Hoff¬ 
nungen  in  das  Jahr  1824.  Am  3.  Januar  mel¬ 
det  Karl  seinem  Bruder  den  Tod  der  alten  Frau 
von  Lengefeld,  „was  dir  vielleicht  die  Schillern 
schon  geschrieben  hat“,  am  27.  Februar  erzählt 
er  allerhand  Neues  aus  Weimar: 

...  Zu  den  Geburthstagen  habe  ich  mich  nicht  sehen 
lassen.  Des  Erbgroßherzogs  seiner  wurde  durch  eine 
Masquerade  gefeiert,  wovon  die  Großfürstin  die  Kosten 
trug.  Es  ging  aber  auch  nicht  ohne  disjust  ab.  Die 
Jagemann  als  Frau  von  Heigendorff  und  Stroh meier 
als  Hofrath  wollten  durch  den  Hoffourier  eingeladen 
sein  und  schickten  die  Billets,  die  die  Großfürstin  für 
die  vornehmsten  der  Schauspieler  ihnen  hatte  zu¬ 
kommen  lassen,  beleidigt  zurück.  Der  Großherzog  fand 
sich  mittelbar  auch  beleidigt,  daß  die  Großfürstin 
seine  maitresse  nicht  nebst  ihrem  Strohmeier  durch  eine 
expresse  Einladung  honoriren  wollte,  blieb  daher  nur 
sehr  kurze  Zeit  auf  der  Masquerade.  Übrigens  hat 
Herr  Riemer  wie  gewöhnlich  die  Aufzüge  und  alle¬ 
gorischen  Verkappungen  besungen,  wodurch  man  er¬ 
fahren  hat,  was  sie  bedeuten  sollten.  Bald  darauf  wurde 
die  Masquerade  auf  dem  Stadthaus  noch  einmal  ge¬ 
geben,  wo  dann  die  beleidigten  Personen  und  ihr  An¬ 
hang  sämmtlich  weg  blieben.  Bey  dem  Schauspiel  aber 
zum  Geburthsfest  der  Großfürstin  hatte  die  Jagemann 


als  Directrice  des  Theaters  bekannt  machen  lassen, 
daß  weder  abonnement  noch  Freybillets  gültig  wären. 
Darüber  war  es  sehr  leer,  und  bey  dem  gewöhnlichen 
Beyfallsklatschen  oder  Respektklatschen,  wenn  die 
Großfürstin  erscheint,  stemmte  die  Jagemann  beide 
Fäuste  auf  die  Brustlehne  ihrer 
Loge  und  klatschte  nicht  mit  .  .  . 

In  einem  nicht  datierten, 
wohl  aus  dem  Frühling  1825 
stammenden  Briefchen  schreibt 
Charlotte  ihrem  Fritz: 

Lieber  Fritz;  hier  nur  ein  Wort, 
denn  mein  ewiger  Kopfschmerz, 
meine  schwachen  Augen  und  alle 
übrigen  Schmerzen  erlauben  mir 
kein  Schreiben.  Mein  Sekretär  die 
[Charlotte  von]  Alefeld,  ist  verreißt. 
_  Du  wirst  doch  der  President 
Schwendler  Brief  erhalten  haben, 
sie  erbat  sich  Dir  zu  antworten  auf 
den  Brief  vom  29.  April.  Hier  die 
Quittung,  die  ich  bezahlt  habe.  Viele 
Grüße  an  Deine  Kinder.  Tausend 
Glück  und  Segen  sey  mit  Dir. 
Deine  Dich  herzlich  liebende  Mutter  Stein. 

Dabei  liegt  noch  ein  Papierstreifen  mit  den 
Worten:  „Goethe  hat  mich  neulich  recht  von 
Hertzen  erfreut.“  Vielleicht  bezieht  sich  die 
Äußerung  auf  das  Medaillonporträt,  das  er  ihr  im 
Sommer  1825  schenkte  und  das  ihr,  wie  sie  auch 
an  Knebel  schrieb,  große  Freude  bereitet  hatte. 

Fritz  will  die  Mutter  im  September  noch 
einmal  besuchen,  wird  aber  verhindert,  was 
auch  Goethe  lebhaft  bedauert  (Schöll-Wahle  II 
No.  797).  Er  trifft  erst  am  23.  September  in 
Weimar  ein;  die  Freude  Charlottes  wird  noch 
erhöht  durch  die  Nachricht,  daß  ihre  Enkelin 
Marie  von  Zobeltitz  eines  kräftigen  Knaben 
genesen  ist.  Der  Tod  von  Charlotte  Schiller 
regt  sie  im  Sommer  1826  heftig  auf.  Am 
28.  Juli  schreibt  sie  an  Fritz: 

Hier,  lieber  Fritz,  nur  ein  Wort.  Danke  für  die 
Vaterländische  Cultur  [die  sie  an  Goethe  weitergegeben. 
Schöll-Wahle  II,  S.  462]  und  für  Mariechens  schöne 
Arbeit;  wenn  mich  das  gute  Kind  nur  auch  pflegen 
könnte  wie  ihren  [erkrankten]  Mann.  Gutmüthige 
Freunde  nehmen  sich  meiner  an.  Ich  bin  recht  ver¬ 
lassen;  denn  auch  die  reisen  fort.  Die  Schwendlern 
sieht  mich  mit  partheiischen  Augen  an,  sie  ist  gar  zu 
gut  gegen  mich.  Die  Kochberger  leben  glücklich  in 
ihrem  Thal.  Kaum  war  Amalie  8  Tage  bey  mir,  und 
daß  ich  so  völlig  taub,  trennt  mich  von  der  Welt.  Daß 
die  Schillern  tod  ist,  hat  mir  sehr  weh  gethan.  Mit  Frl. 
Staff  muß  ich  im  Dunklen  sitzen,  da  ihre  Augen  noch 
schwach  sind.  Daß  ich  mich  in  dem  Universum  immer 
mehr  verirre,  macht  mir  die  Welt  confus. 


340 


von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins. 


29.  Bey  der  Stelle  kam  mir  gestern  eine  visitte, 
und  heute  ist  mein  Kopf  so  schwer,  daß  ich  Dir,  Ma- 
riechen  und  Guido  nur  noch  ein  Lebewohl  sagen  kann. 
Deine  Dich  herzlich  liebende  Mutter  v.  Stein. 

Am  28.  August  d.  J.  folgt  ihr  letzter  Brief 
an  Goethe,  den  er  mit  dem  Gedicht  „Den 
Freunden“  und  einem  kurzen  Billett  (Schöll- 
Wahle  II  No.  801)  beantwortet.  Im  September 
und  November  richtet  sie  noch  zwei  Briefe 
an  Fritz,  die  Düntzer  wiedergibt  (II,  513,  516). 
Ende  November  will  sie  noch  einmal  ihrem 
Liebling  schreiben.  Der  (nicht  datierte)  Brief 
beginnt: 


Nach  dem  Worte  „können“  ist  der  Leiden¬ 
den  die  Feder  entsunken,  und  ihre  liebe  kleine 
Pflegerin  Luischen  Stein  muß  den  Brief  voll¬ 
enden.  Es  waren  wohl  die  überhaupt  letzten 
Zeilen,  die  Charlotte  schrieb.  Am  6.  Januar  1827 
in  der  siebenten  Abendstunde  erlöst  sie  der 
Tod.  Charlotte  von  Ahlefeld,  Karls  Schwägerin, 
berichtet  über  ihr  Hinscheiden  eingehend  an 
Knebel.  Ein  Teil  ihres  Nachlasses  wurde  ver¬ 
auktioniert.  Am  1.  Juni  schreibt  Karl  an  Fritz: 

Ich  hoffte  immer,  Dir  den  Rechnungsabschluß  der 
Auktion  zusenden  zu  können,  allein  Hr.  Auktionator 
Irrgang  hat  die  Rechnung  noch  immer  nicht  abge¬ 
schlossen  ...  Es  sind  inclusive  des  Rings  und  der 
kleinen  Andenken  eine  Menge  Dinge  über,  wovon  ich 
später  Dir  das  Verzeichniß  schicken  kann.  Es  ist  lang¬ 
weilig  und  wollte,  Du  wärest  hier,  um  selber  Deine 
Meinung  zu  sagen  hauptsächlich  in  Hinsicht  der 
Pappiere  und  Briefe  .  .  .  Der  Erbgroßherzog  ist  wohl 
20  Mal  bey  meiner  Frau  gewesen,  um  die  zu  ver- 
auktionirenden  Sachen  zu  besehen,  bey  dem  darüber 
von  unserm  Advokaten  aufgenommenen  general  Ver¬ 


zeichniß  waren  zu  allen,  also  auch  zu  den  nicht  zu  ver- 
auktionirenden  Dingen  Nummern  gelegt.  Der  Prinz, 
welcher  bey  ein  paar  zerbrochenen  Vasen  von  Pappe, 
die  er  selbst  gemacht,  und  bey  ein  paar  in  Form  von 
Vasen  geschliffenen  Porphyr  Dingen  (die  ein  Geschenk 
glaube  ich  von  seiner  Gemahlin  sind)  auch  Numeros 
liegen  sähe,  ereiferte  sich,  daß  man  sie  verauküoniren 
wolle.  Meine  Frau  versicherte  ihm  das  Gegcntheil. 
Während  der  späterhin  erfolgten  Auktion  verlangte 
aber  der  Auktionator  expreß  die  Porphir  Vasen,  weil 
der  Prinz  sie  kaufen  wolle.  Meine  Frau  hätte  sie  nicht 
hingeben  sollen,  allein  aus  Respekt  gab  sie  sie.  Der 
Prinz  kaufte  sie  und  zwey  Majolica  Teller  und  eine 
Papp  Vase  und  schrieb  meiner  Frau  einen  freundlichen 
Brief  und  bat  sie,  diese  Dinge  von  ihm  zum  Andenken 
zu  nehmen  . . .  Deine  Büste  [wohl 
die  von  Tieck]  steht  in  meiner 
Wohnung  und  wirst  Du  sie  schwer¬ 
lich  von  mir  herausbekommen.  Sie 
hat  was  ähnliches  vom  Guido.  Ich 
wünsche  sehnlichst  Nachricht  von 
ihm  zu  erfahren  .  .  . 

Wenige  Tage  später  schreibt 
Karl  u.  a.  nochmals: 

...  Ich  wollte,  Du  kämst  her 
und  hilfst,  die  Pappiere  der  Mutter 
ordnen.  Es  ist  viel  darunter,  wo¬ 
von  fremde  Leute  nichts  zu  wissen 
brauchen  .  . . 

Auch  um  Fritz  wird  es  ein¬ 
sam.  Sein  Sohn  Lothar  ist 
von  langem  Siechtum  durch 
den  Tod  erlöst  worden,  der 
Tod  raubt  dem  armen  Vater 
auch  seinen  blühenden  Guido. 
Als  letztes  Kind  blieb  ihm  nur  noch  seine 
Tochter  Marie,  die  an  der  Seite  ihres  Gatten 
ein  glückliches  Dasein  führte.  Mit  welcher 
innigen  Liebe  sie  an  dem  Vater  hing,  beweisen 
ihre  Briefe  an  ihn. 

Aus  der  letzten  Sammlung  der  an  Fritz 
gerichteten  Briefe  seien  noch  ein  paar  Auszüge, 
die  Goethes  Tod  betreffen,  wiedergegeben.  Am 
23.  März  1832  schreibt  der  fast  neunzigjährige 
Herr  von  Schardt,  der  letzte  lebende  Bruder 
Charlottes,  an  Fritz: 

Lieber  Stein!  In  den  Jahren  unserer  Jugend  wird 
der  Verlust  eines  Freundes  leichte  ersetzt;  die  Beur- 
theilung  solcher  ist  keiner  strengen  Untersuchung 
unterworfen,  wohl  aber  wächst  solche  mit  den  Jahren; 
die  Prüfung  wird  strenger  und  am  Ende  der  Verlust 
unersetzlich.  Dieses  wirst  Du,  lieber  Stein,  besonders 
wahr  finden,  wenn  ich  Dich  von  dem  Verlust  Deines 
und  unseres  Freundes  Göthe  benachrichtige.  Er  ent¬ 
schlief  gestern  halb  zwölf  Uhr  zu  Mittag.  Etwas  Um¬ 
ständliches  von  seinem  Ableben  kann  ich  Dir  nicht 


von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins. 


341 


schreiben,  weil  ich  selbst  davon  noch  nichts  erfahren 
habe;  doch  vielleicht  bald  hiervon  ein  Mehreres.  Vor 
der  Hand  begnüge  Dich,  als  geborener  Weimaraner 
und  immer  von  Göthe  geschätzt  gewordener  Freund, 
daß  alle  hiesige  Einwohner,  jeder  nach  seiner  Art,  sich 
eines  großen  Verlusts  bewußt  sind.  Unbemerkt  kann 
ich  nicht  lassen,  daß  am  22.  März  1825  unser  Theater, 
so  seine  Vervollkomnung  Göthe  zu  danken,  in  Flammen 
aufging.  Unser  Herzog  wollte  den  Schlafenden  noch 
sehen,  allein  er  ruhte  schon  sanft,  und  unser  Herr  ging 
aus  dem  Göthischen  Haus  mit  Thränen. 

Karl  an  Fritz,  Kochberg  den  27.  März  1832: 

Daß  Göthe  starb ,  wird  sich  wie  ein  Leuchtfeuer 
schon  zu  Dir  verbreitet  haben,  ehe  dieser  Brief  an¬ 
kommt.  Es  war  am  vorigen  Donnerstag  um  3/  auf  12. 
Er  schlief  sanft  auf  seinem  Lehnstuhl,  nachem  er  sich 
noch  freundlich  bey  seiner  Schwiegertochter  Schwester 
für  ihre  sorgliche  Wartung  während  seynem  dreitägigen 
Unwohlseyn  bedankt  hatte.  Doch  hatte  er  schon  den 
Donnerstag  vor  8  Tagen,  als  er  die  Großfürstin  bei 
ihrem  ihm  wie  gewöhnlich  gemachten  Besuch  die  Treppe 
herunter  begleitete,  sich  etwas  verkältet  und  über  Frost 
geklagt.  Heute  ist  sein  Begräbniß  und  wird  er  im 
Großherzogi.  Gewölbe  neben  die  Großherzogin  Luise 
beygesetzt.  Man  ist  über  die  zu  beobachtenden  Feierlich¬ 
keiten  nicht  einig  geworden,  da  seine  Wohnung  keinen 
Saal  hat,  zur  Platz  erfordernden  Ausstellung.  Am 
Tage  nach  seinem  Verscheiden  wurde  das  Theater 
geschlossen,  und  gestern  sollte  sein  Tankred  gegeben 
werden  .  .  .  Mein  Schmertz  sitzt  tiefer,  als  daß  er  durch 
Theater  Scenen  verrauchen  möchte,  und  wenngleich 
überzeugt,  daß  das  Verblühen  der  schönsten  Blumen 
Bedingung  ihre  Entstehung  ist,  so  laufen  mir  doch 
Thränen  über  die  Backen,  wenn  ich  an  den  alten  Mann 
denke,  den  die  Natur  so  ausgezeichnet  hatte  mit  einer 
großen  Seele,  der  Dich  einst  so  lieb  hatte,  und  der 
mich  an  Zeiten  jugendlicher  Verhältnisse  und  aller  seit 
dort  verlohrener  Umgebungen  erinnert.  Ein  Glück, 
daß  uns  der  Himmel  (wenn  wir  ewig  sind)  das  Gedächt- 
niß  raubt,  was  wir  vorher  gewesen  sind,  denn  die  Er¬ 
innerung  gewährt  nur  Schmerz  über  die  Entdeckung, 
daß  nichts  unser  Eigenthum  ist  noch  bleibt  als  das 
momentane  Lachen  und  Seufzen  .  .  .  Der  Großherzog, 
höre  ich,  hat  sich  vorgenommen,  für  den  heutigen  Tag 
nach  Eisenach  zu  entfliehen.  Ich  würde  an  seiner 
Stelle  Göthens  Begräbniß  beygewohnt  haben  .  .  . 
Weimar  wird  nun  wieder  in  sein  altes  Nichts  zurück 
sinken,  woraus  genommen  es  ist,  da  sein  Geist  zu  Gott 
stieg  .  .  .  (Nachschrift)  Eben  erhalte  ich  Nachricht  von 
meiner  Frau  [aus  Weimar],  daß  das  Begräbniß  schon 
gestern  war  und  sie  Dir  das  Genauere  darüber  gleich 
schreiben  wird. 

Dies  geschieht  auch.  Aus  Weimar,  26.  März, 
schreibt  Frau  Amalie  an  Fritz: 

Ich  habe  Dir  lange  nicht  geschrieben  und  da  Du, 
die  Ursache  kennst,  die  mich  so  stumm  machte,  brauche 
ich  mich  nicht  zu  entschuldigen  —  aber  heute,  wo  ich 
Ihn  zum  letzten  male  sah,  den  Freund  Deiner  glück¬ 
lichen  Kindheit,  heute  muß  ich  Dir  schreiben,  weil  es 


mich  drängt  und  weil  ich  glaube,  daß  Dir  meine  Zeilen 
lieb  sein  werden,  denn  ich  will  Dir  von  ihm  erzählen. 
Am  vorletzten  Donnerstag  besuchte  ihn  die  Hoheit  wie 
gewöhnlich,  er  soll  äußerst  anmuthig  gewesen  seyn  und 
sie  gut  unterhalten  haben  —  als  sie  wegging,  war  er 
warm  und  fuhr  bald  darauf  bei  rauhem  Wetter 
spazieren,  schon  auf  der  Treppe  verspürte  er  einen 
Frost  und  wurde  unwohl  —  Sontag  am  Hof  behauptete 
der  Großherzog,  welcher  keinem  traurigen  Gedanken 
Raum  geben  mag,  daß  er  besser  wäre,  aber  es  ging 
langsam  zu  Ende,  und  Donnerstag  um  3/4  12  erlosch 
der  schöne  Stern,  der  so  lange  über  Weimar  gestrahlt. 
Das  Theater  blieb  verschlossen,  auch  war  kein  Hof  und 
ist  heute  an  seinem  Begräbnißtag  noch  so,  wo  ganz 
Jena  und  viele  von  Erfurt  zur  Leichenfeier  herüber 
kommen  werden.  Er  hatte  sein  volles  Bewußtsein  bis 
eine  Stunde  vor  dem  Tode,  der  ihn  sitzend  in  seinem 
Lehnstuhl,  umgeben  von  weichen  Kissen,  sanft  hinüber¬ 
trug,  in  jenes  unbekannte  Land.  Er  war  äußerst  zärt¬ 
lich  mit  Ottilie,  so  erzählte  mir  die  Vulpius,  die  immer 
dort  war,  und  sagte:  „Mein  liebes  Töchtergen,  setze 
Dich  zu  mir,  so  recht  nahe,  so,  so“,  und  zu  dem  jüngsten 
Enkel,  den  er  gern  hatte,  sagte  er:  „Wie  geht  Dirs, 
mein  Bübchen?“  und  halb  in  der  Fantasie  sagte  er  zu 
dem  Bedienten:  „Hast  Du  denn  mein  Lexikon  verkauft 
oder  gar  verschenkt?“  Dann  schlummerte  er  langsam 
ein,  glaubte  aber  nicht  zu  sterben,  denn  Tags  vorher 
sagte  er  zu  Hofrath  Vogel:  „Machen  Sie  nur,  daß  die 
Nacht  gut  wird,  dann  will  ich  mir  schon  weiter  helfen“, 
auch  bestellte  er  Krebse  zu  kaufen,  weil  Vogel  sie  liebte 
und  sie  selbige  zusammen  verzehren  wollten.  —  Heute 
ist  sein  Begräbnißtag;  von  früh  8  Uhr  an  war  Er  aus¬ 
gestellt,  und  die  Ahlefeld,  welche  ihn  durch  V ergünstigung 
schon  vor  7  Uhr  sah,  machte  mir  so  eine  schöne  Be¬ 
schreibung,  daß  ich  auch  hinging.  Mama  Coventry  und 
Miß  Charlotte  begleiteten  mich;  da  beide  ihn  nie  lebend 
gesehen,  so  wollten  sie  sich  sein  Bild  im  Tode  noch 
eindrücken.  Als  wir  aber  in  der  Ackerwand  (der  Ein¬ 
gang  war  durch  den  Garten)  das  Treiben  und  Toben  der 
unbündigen  Menschenmasse  erblickten,  so  wollten  meine 
timiden  Engländerinnen  umkehren,  doch  ich  setzte 
muthig  meinen  Plan  durch;  mit  Hülfe  eines  gensdarm 
fanden  wir  den  Präsident  Schwendler,  der  uns  auf 
geheimen  Wegen  trepp  auf  und  ab  in’s  Heiligthum 
brachte.  Wo  es  war,  weiß  ich  noch  nicht,  man 
sagte  im  Küch  Hause,  das  aber  war  einerlei,  es  war 
in  eine  schwarze  Wölbung  verwandelt,  alles  drapirt, 
Myrthen,  Lorbeern  und  Cypressen  standen  an  den 
Wänden  herum,  Armleuchter  mit  vielen  Kerzen  be¬ 
strahlten  sein  Lager,  wo  er,  ich  glaube  in  florentinischem 
Kostüm,  fast  wieTasso  gekleidet,  zu  schlummern  schien; 
im  Hintergründe  ein  Sternenkranz,  Lyra  mit  Rosen 
und  mehrere  Atribute,  er  selbst  mit  Lorbeerkranz,  im 
weißen  Atlas  Gewände,  eine  Hand  lag  nachlässig  auf 
der  schwarz  sammtenen  Decke,  als  wenn  er  schriebe, 
die  andere  auf  der  Brust;  zu  seinen  Füßen  auf  gold 
und  silbernen  Kissen  waren  seine  Orden,  und  schwarz 
gekleidete  Männer  umstanden  zu  beiden  Seiten  sein 
Lager  —  der  Anblick  war  erhebend  und  höchst  impo¬ 
sant,  auch  traurig.  Nun  ging  ich  allein  auf  den  Gottes¬ 
acker  und  glaubte  ungestört  da  seyn  zu  können;  die 


342 


von  Zobeltitz,  Das  Stammbuch  Fritz  von  Steins. 


fürstliche  Gruft  war  geöffnet,  und  nachdem  ich  mich 
durch  einen  Wust  von  unbändigen  Studenten  durch¬ 
gedrängt  hatte,  machte  mir  ein  guter  bekannter  Arbeits¬ 
mann  auf.  In  dem  runden  Saal  war  im  Hintergründe 
seine  Apotheose  zu  sehen,  die  Büste  von  Rauch,  und 
der  Adler,  den  dieser  ihm  verehrte,  schien  sie  in  die 
Wolken  zu  tragen  —  dann  Leyer,  Sterne  und  Rosen, 
auch  Lorbeerkränze  unter  dem  Adler  —  vor  diesem 
allem  stand  der  Altar,  wo  Röhr  seine  Rede  halten 
wird  .  .  .  De7i  2jsten.  Um  4  Uhr  läuteten  die  Glocken, 
um  halb  5  zum  zweiten  Signal,  und  um  5  Uhr  setzte 
sich  der  Zug  in  Bewegung;  unzählige  Menschen  gingen 
voran,  dann  kam  der  Leichenwagen  des  alten  Fürsten¬ 
paares  mit  4  schwarz  umhüllten  Pferden,  auf  dem  Sarge 
lagen  Lorbeerkränze  und  der  kleine  Walter  folgte  ihm 
zunächt,  dann  Doktor  Vogel,  voran  gingen  die  Minister 
und  trugen  seine  Orden,  und  viele  Wagen  vergrößerten 
den  Zug.  Was  Röhr  sprach,  weiß  ich  nicht,  ebenso¬ 
wenig  was  der  Kanzler  Müller  sagte,  doch  wird  es 
wahrscheinlich  gedruckt.  Heute  wurde  Tasso  gegeben, 
und  zu  Ende  des  Stücks  kamen  die  acteurs  in  schwar¬ 
zem  costüm  und  sprachen  in  Bezug  auf  Ihn,  manche 
kamen  vor  Thränen  nicht  weiter;  das  Ganze  war  feier¬ 
lich  und  schön,  so  sagte  die  Ahlefeld,  auch  war  das 
ganze  Publikum  in  Trauer  .  .  .  Noch  muß  ich  Dir  er¬ 
zählen,  daß  Göthe  das  Bild  der  schönen  Gesandtenfrau 
Gräfin  Vandreuil  wünschte;  er  bekam  es  von  ihr  am 
Tage  vor  seinem  Tode,  wo  sie  es  ihm  mit  einem  Buch 
schickte.  Er  sagte  „Es  ist  doch  gut,  daß  die  Menschen 
das  nicht  verdorben  haben,  was  die  Natur  so  schön 
machte  —  aber  das  Buch  kann  ich  nicht  mehr  lesen, 
nur  verehren“,  und  drückte  es  an  seine  Lippen.  Ich 
weiß  nicht,  ob  sie  es  vielleicht  gar  selber  geschrieben 
hatte  .  .  . 

Damit  will  ich  schließen.  Die  mir  vorliegen¬ 
den  Briefe  an  Fritz  reichen  noch  bis  in  die 
Tage  kurz  vor  seinem  Tode.  Aber  mit  dem 
Abtreten  Goethes  aus  dieser  Welt  erlischt  das 
Interesse;  es  erlischt  auch  für  den,  der  einst 
sein  bevorzugter  Liebling  war.  Fritz  von  Stein 
wurde  ein  Siebziger.  Viele  trauerten  um  ihn; 
neben  Tochter,  Schwiegersohn  und  sechs  Enkel¬ 
kindern  die  Kochberger  Verwandten,  die  Freunde 
und  die  armen  Blinden,  für  deren  Unterricht  er 
1818  in  Breslau  einen  segensreich  wirkenden 
Verein  gestiftet  hatte.  Fritz  von  Stein  war  ein 
ganzer  Mann,  ein  durch  und  durch  vornehmer 
Charakter,  empfänglich  für  alles  Gute  und 
Schöne  —  freilich  „ohne  Enthusiasmus“,  wie 
Körner  —  „ohne  Genialität“,  wie  Schiller  ihn 
beurteilte.  In  der  Tat:  der  Höhenflug  reiner 
Begeisterungsfähigkeit  war  ihm  versagt,  und 
diesen  Mangel  zündender  Wärme  mag  er  selbst 


schmerzlich  gespürt  haben,  das  zeigen  manche 
Briefe  an  seine  ihn  vergötternde  Tochter  Marie. 

Die  Briefe  Goethes  an  Charlotte  hatte  er 
vermutlich  bei  seinem  Besuche  in  Weimar  im 
Herbst  1825  mitgenommen.  Zwei  Jahre  vor 
seinem  Tode  fragte  er  bei  seiner  Nichte  Luise 
von  Stein  an,  was  er  mit  diesen  „wohl  tausend 
Briefen  und  Zettelchen“  beginnen,  ob  er  sie 
vernichten  oder  noch  länger  aufbewahren  solle. 
Bald  darauf  muß  er  sie  an  seinen  Neffen  Karl 
geschickt  haben,  denn  dieser  schrieb  ihm  am 
30.  Oktober  1842: 

.  .  .  Die  Götheschen  Briefe  sind  richtig  in  meine 
Hände  gekommen  und  ich,  sowie  meine  Dich  innigst 
liebende  Frau  fühlen  uns  gedrungen,  Dir  unsem  auf¬ 
richtigsten  Dank  auszusprechen  für  das  Vertrauen, 
welches  Du  durch  Überlieferung  jener  Briefe  in  uns 
setzst,  und  es  ist  fast  überflüssig  noch  hinzuzufügen, 
daß  wir  gewissenhaft  Deiner  Weisung  nicht  nur  selbst 
nachkommen,  sondern  auch  dafür  sorgen  werden,  daß 
nach  uns  Andere  gedachte  Briefe  auf  keine  Weise  pro- 
faniren.  Zur  besseren  Conservation  habe  ich  vor,  einige 
gut  gebundene  Bücher  mit  weißen  Blättern  anfertigen 
zu  lassen  und  werde  dann  auf  jedes  Blatt  nur  eines 
der  kleinen  Briefchen  dergestalt  befestigen,  daß  solches 
beim  künftigen  Lesen  nicht  berührt  zu  werden  braucht. 
Dem  ersten  Bande  sollen  Deine  beiden  Briefe  an  meine 
Frau  [eine  geborene  von  Stein-Altenstein]  von  1828  und 
1835  als  Einleitung  oder  Vorwort  angebunden  werden, 
und  wir  werden  unsem  Willen,  der  mit  dem  Deinigen 
übereinstimmt,  darunter  niederschreiben.  Diesen 
Büchern  werde  ich  sodann  ein  besonders  verschlossenes 
Schränkchen  widmen,  welches  als  Depositorium  dieser 
Briefe  für  immer  bezeichnet  werden  soll  .  .  . 

Karls  Gattin  schreibt  zum  gleichen  Thema: 

Mein  Herz  strömt  über  von  Liebe  und  Dank  für 
Dich,  mein  theurer  Onkel!  Was  hast  Du  uns  gegeben, 
indem  Du  uns  die  Götheschen  Briefe  gabst!  .  .  Wie 
liebe  ich  aber  auch  Deine  Mutter  durch  diese  Briefe 
—  oft  muß  ich  tief  aufathmen,  wenn  ich  ihr  so  ganz  das 
Glück  nachempfinde,  was  ihr  dies  durch  sie  so  rein 
erhaltene  Verhältniß  muß  gewährt  haben!  Daß  mir 
in  meiner  Freude  oft  der  Wunsch  kommt,  nicht  allem 
zu  genießen,  begreifst  Du  .  .  .  Mein  Mann  und  ich  sind 
beschäftigt,  die  Briefe,  die  so  wie  sie  jetzt  geheftet  sind, 
durch  öfteres  Anfassen  und  Lesen  sehr  leiden  würden, 
auf  weiße  Bogen  zu  kleben,  wo  sie  dann  in  Bücher  ein¬ 
gelegt  und  bestens  verwahrt  werden  sollen  .  .  . 

Aus  beiden  Briefstellen  geht  hervor,  daß  die 
Annahme  Wahles,  Charlotte  von  Stein  habe  ihre 
Goethebriefe  zunächst  wohl  selbst  geordnet, 
wahrscheinlich  ist,  und  daß  der  „unbekannte“ 
zweite  Ordner,  der  sie  in  Foliobände  zusammen¬ 
stellte,  Karl  von  Stein,  der  Enkel  Charlottes, 
gewesen  sein  wird. 


Die  Weigelsche  Manuskript-  und  Miniaturen -Sammlung. 


lanuskripte  mit  Miniaturen  aus  dem  frühen 
i  Mittelalter  gelangen  in  unserer  Zeit  nicht 
mehr  allzu  häufig  in  den  Handel.  Es 

_ J  sind  meist  die  großen  Bibliotheken  und 

Sammlungen,  die  wertvolle  Handschriften  besitzen 
und  sie  als  kostbaren  Schatz  sorgfältig  hüten.  Kommt 
es  daher  nicht  oft  vor,  daß  illuminierte  Manuskripte 
von  hohem  Wert  zum  Verkauf  gelangen,  so  muß 
es  als  eine  besondere  Seltenheit  bezeichnet  werden, 
wenn  eine  ganze  große  Sammlung  herrlicher  Bilder¬ 
handschriften  auf  den  Markt  gebracht  wird. 

Eine  der  bedeutendsten  deutschen  Miniatur¬ 
handschriftensammlungen,  die  den  Bibliophilen 
wohlbekannte  Kollektion  T.  O.  Weigel,  wird  gegen¬ 
wärtig  zum  Verkauf  angeboten.  Die  mit  großer 
Liebe,  unermüdlichem  Fleiß  und  feinem  Verständ¬ 
nis  für  die  Kunst  der  Miniatur  in  der  Hauptsache 
in  den  Jahren  1810 — 1865  durch  den  1881  ver¬ 
storbenen  Buchhändler  T.  O.  Weigel,  dem  Ver¬ 
fasser  des  1866  erschienenen  grundlegenden 
Werkes  „Die  Anfänge  der  Druckerkunst  in  Bild 
und  Schrift“,  angelegte,  schon  durch  dessen  Vater 
begonnene  Sammlung  sollte  bereits  vor  einigen 
Jahren  versteigert  werden.  Ein  illustrierter  Katalog, 
bearbeitet  von  Professor  Dr.  Joh.  Ficker  (jetzt 
Straßburg  i.  E.)  unter  der  Leitung  des  bekannten 
Kunsthistorikers  Professor  Springer  (Leipzig),  wurde 
herausgegeben,  doch  unterblieb  die  Versteigerung 
auf  Wunsch  einiger  Miterben.  Nach  dem  kürzlich 
erfolgten  Tode  von  Oswald  Weigel,  dem  einzigen 
Sohne  T.  O.  Weigels,  wurde  die  Sammlung  von 
dem  Münchener  Antiquar  Jacques  Rosenthal  an¬ 
gekauft,  der  sie  jetzt  geschlossen  in  den  Handel 
bringt. 

Die  Handschriften  und  Miniaturen  der  Samm¬ 
lung  bestehen  aus  Manuskripten  deutschen  Ur- 
sprunges  des  XII. — XIV.  Jahrhunderts,  aus  deut¬ 
schen  Miniaturen  auf  Einzelblättern  des  X.— XIV. 
Jahrhunderts,  Manuskripten  und  Miniaturen  bur- 
gundisch-französischer  Herkunft  aus  dem  XIII.  bis 

XV.  Jahrhundert,  aus  Manuskripten  und  Minia¬ 

turen  italienischer  Provenienz  des  XV.  —  XVI. 
beziehungsweise  des  XIV.  — XVI.  Jahrhunderts, 
niederländischen  Miniaturen  des  XIV— XVI.  und 
schließlich  aus  Manuskripten  und  Miniaturen  auf 
Einzelblättern  deutschen  Ursprunges  aus  dem  XV. _ 

XVI.  Jahrhundert. 


Wenn  in  öffentlichen  oder  privaten  Samm¬ 
lungen  nur  sehr  selten  Gelegenheit  geboten  wird, 
Proben  von  Miniaturen  beisammen  zu  finden,  die 
erforderlich  sind,  um  die  Entwickelung  der  Miniatur¬ 
malerei  zu  verfolgen,  so  muß  demgegenüber  fest¬ 
gestellt  werden,  daß  sich  in  der  Weigelschen  Samm¬ 
lung  wahre  Perlen  der  Illustrationskunst  finden, 
die  dem  Kenner  und  Forscher  eine  ungeahnte 
Fülle  von  Genuß  und  Anregung  zu  bieten  ver¬ 
mögen.  Die  Entwickelung  der  Kunst  der  Miniatur¬ 
malerei  wird  durch  sie  in  überaus  glänzender 
Z.  f.  B.  1905/1906. 


Weise  zur  Anschauung  gebracht.  Der  Einfluß  der 
Antike  auf  die  Ottonische  Epoche  in  Deutschland, 
die  Blüte-  und  Glanzzeit  der  Miniaturmalerei  der 
burgundischen  Schule  im  XV.  Jahrhundert  in  Frank¬ 
reich,  die  Zeit  der  Früh-  und  Hochrenaissance  in 
Italien  und  die  der  Spätrenaissance  in  Deutschland 
ist  hier  durch  handschriftliche  Prachtwerke  mit 
Charakter-  und  lebensvollen  Kompositionen  von 
hervorragendster  Schönheit  erläutert. 

Von  frühen  Manuskripten  deutschen  Ursprunges 
zählen  zu  den  wertvollsten: 

Ein  Psalterium ,  nach  Dr.  Ficker  aus  dem  Anfang, 
nach  einem  anderen  bekannten  Sachverständigen 
aus  der  zweiten  Hälfte  des  XII.  Jahrhunderts  stam¬ 
mend.  Das  reichilluminierte  Manuskript  enthält 
neben  dem  Text  zahlreiche  Initialen,  in  Gold  aus¬ 
geführt,  und  sechs  blattgroße  Miniaturen  mit  Dar¬ 
stellungen  der  heiligen  Geschichte.  Die  scharfen 
Konturen  zeigen  die  künstlerisch  hochstehenden 
Leistungen  eines  ausgezeichneten  Illuminators.  Die 
hier  (auf  dem  dritten  Einschaltblatt  Abb.  3)  in 
Schwarz  wiedergegebene  Miniatur  des  kreuztragen¬ 
den  Christus  kann  von  der  Schönheit  des  Originals 
natürlich  nur  einen  unvollkommenen  Begriff  liefern. 

Das  Lcctionanum ,  ein  schön  geschriebenes 
Manuskript,  stammt  aus  der  ersten  Hälfte  des 
XIII.  Jahrhunderts  und  ist  geschmückt  mit  neun 
blattgroßen  Miniaturen,  deren  charaktervolle  Zeich¬ 
nungen  einen  ausgezeichneten  Porträtisten  verraten. 
Die  Miniaturen  sind  von  breiten,  in  den  Farben 
wechselnden  und  mit  weißen  Linienornamenten 
gehöhten  Rahmen  umgeben  und  sämtlich  auf 
Goldgrund  in  Deckfarben  ausgeführt. 

Ein  reich  ausgestattetes  Psalterium.  aus  der 
ersten  Hälfte  des  XIII.  Jahrhunderts,  enthaltend 
sieben  blattgroße  Miniaturen  und  sieben  große 
Initialen,  deren  in  Deckfarben  ausgeführte  Kompo¬ 
sitionen  sich  von  farbigem  Untergründe  mit  glän¬ 
zendem,  dick  aufgetragenen  Golde  prächtig  ab¬ 
heben,  bildet  ein  weiteres  Hauptstück  der  Sammlung. 

Als  ganz  eigenartige  und  von  der  üblichen 
Art  der  Miniaturmalerei  bedeutend  abweichende 
Bilderhandschriften  stellen  sich  zwei  deutsche 
Manuskripte  dar ,  das  eine  mit  Darstellimgen  aus 
dem  Neuen  Testament,  das  andere  mit  Dar¬ 
stellungen  vo?i  Heiligen.  Wie  neuere  Untersuchungen 
ergeben  haben,  entstanden  diese  Handschriften 
etwa  um  1200  und  nicht  um  1300,  wie  früher 
angenommen  wurde.  Namentlich  das  erstgenannte 
Manuskript  mit  acht  Bildern  ohne  Text  hat  be¬ 
deutenden  Wert. 

Eine  weitere  Zierde  der  Sammlung  ist  eine 
Bilderbibel,  die  von  alter  Hand  die  Jahreszahl  1322 
trägt  und  auch  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  in 
der  ersten  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  entstanden 
ist.  Sie  enthält  in  285  Zeichnungen,  die  mit  der 
Feder  ausgeführt  und  getuscht  oder  leicht  koloriert 
sind,  die  ganze  Geschichte  des  alten  und  neuen 

45 


344 


Die  Weigelsche  Manuskript-  und  Miniaturen- Sammlung. 


Testamentes.  Unter  den  Denkmälern  deutscher 
volkstümlicher  Kunst  behauptet  die  Handschrift 
neben  der  Biblia  pauperum,  den  übrigen  bekannt 
gewordenen  Bilderbibeln,  denen  sie  zeitlich  vor¬ 
ansteht,  und  anderen  ähnlichen  Bilderfolgen  hin¬ 
sichtlich  der  Auswahl  wie  der  Auffassung  eine 
ganz  selbständige  Stellung.  Einer  Anzahl  Bilder, 
deren  Erhaltung  tadellos  ist,  sind  ausführliche 
Noten  beigeschrieben. 

Die  Miniaturen  auf  Einzelblättern  deutschen  Ur¬ 
sprunges  umfassen  20  Nummern.  Als  das  älteste 
Stück  ist  hervorzuheben  eine  Miniatur  auf  einem 
Pergamentblatt  eines  Liber  responsalis  des  X.  Jahr¬ 
hunderts,  darstellend  die  Verkündigung  Murin.  Das 
Blatt  ist  von  auberordentlicher  Schönheit  und  zeigt 
starke  Einflüsse  altchristlicher  Kunst. 

Ein  kostbares  Blatt  ist  auch  der  Christus  am 
Kreuz.  Es  ist  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  Hildes¬ 
heimer  Arbeit  und  dürfte  um  1180  entstanden  sein. 
Die  Darstellung  ist  meisterhaft,  die  künstlerische 
Auffassung  des  hingeschiedenen  Heilandes  und 
die  charakteristische  Porträtierung  der  Maria  und 
des  Jüngers  sind  für  spätere  Miniaturmaler  vor¬ 
bildlich  geworden. 

Perlen  der  Sammlung  sind  ferner  sechs  Manu¬ 
skripte  burgundisch-französischen  Ursprungs ,  näm¬ 
lich  ein  Pergamentheft  biblischer  und  legendärer 
Darstellungeti  mit  42  Miniaturen,  die  sich  durch 
lebendige  Charakteristik,  gefällige  Formen  und  in  Um- 
riß  und  Kolorit  höchst  künstlerische  Darstellungen 
auszeichnen.  Diese  außerordentlich  interessante, 
sehr  schöne  Sammlung  stammt  aus  dem  Anfang  des 
XIV.  Jahrhunderts  und  ist  möglicherweise  kölni¬ 
schen  oder  wenigstens  westdeutschen  Ursprungs. 

Ferner  ein  Psalterium  mit  reichen  Bordüren  und 
Initialen  und  zahlreichen  figürlichen  Darstellungen. 
Das  Manuskript  wurde  anfänglich  dem  XV.  Jahr¬ 
hundert  zugeschrieben,  doch  konnte  neuerdings 
festgestellt  werden,  daß  es  dem  XIII.  oder  spä¬ 
testens  XIV.  Jahrhundert  entstammt.  An  drolligen 
und  phantastischen  Einfällen  unerschöpflich  ist  der 
Illuminator  hier  in  der  Behandlung  des  Ornaments. 
Die  beliebte  Kombination  verschiedener  Körper¬ 
teile  verschiedener  Tiere  oder  die  Verbindung  eines 
menschlichen  Kopfes  mit  einem  Tierleibe  wird  in 
den  reichsten  Variationen  ausgeführt. 

Eine  außerordentlich  interessante  Handschrift 
ist  die  des  Catitionale.  Sie  stammt  aus  dern  XIII. 
Jahrhundert  und  gehört  der  Schule  Ludwigs  des 
Heiligen  an.  Außer  Musiknoten,  zwei  kleinen  und 
26  großen  Initialen  enthält  sie  drei  größere  Minia¬ 
turen  und  in  den  Bordüren  eine  Anzahl  kleiner 
Gemälde.  Der  künstlerische  Schmuck  ist  ein  her¬ 
vorragend  schöner.  Die  Ausführung  der  ernsten 
Gemälde  wie  der  humorvollen  Genreszenen  ist  von 
gleicher  Meisterschaft  und  der  größten  Sorgfalt  und 
Feinheit.  Man  vergleiche  die  beigegebenen  Re¬ 
produktionen  der  Seite  6  des  Cantionale  (Abb.  1), 
des  Initial  H  in  Original -Größe  (Abb.  4)  und 
der  nur  wenig  verkleinerten  unteren  Hälfte  der 
Seite  20  mit  dem  Initial  O  (Abb.  2). 


Ein  Prachtstück  der  Kleinmalerei  bildet  ein 
Livre  tf /teures  aus  der  Mitte  des  XV.  Jahrhunderts. 
Das  herrliche  Manuskript  enthält  auf  253  Blatt 
30  prächtige  Miniaturen.  Breite  Bordüren,  die 
in  reicher  Abwechselung  vegetabilische  Motive 
zeigen,  verzieren  die  Außenränder,  und  zahl¬ 
reiche  Initialen  schmücken  das  auch  im  Schrift¬ 
text  reich  geschmückte  Manuskript.  Der  Entwurf 
und  die  Ausführung  der  einzelnen  Miniaturen  sind 
künstlerisch  hervorragend.  Bei  den  im  Freien  sich 
abspielenden  Szenen  kehrt  mit  leichten  Varianten 
ein  bestimmter,  reich  ausgebildeter  landschaft¬ 
licher  Typus  wieder :  kahle,  gewöhnlich  nur  mit 
einer  Baumgruppe  bestandene  Hügel  oder  Felsen, 
die  so  angeordnet  sind,  daß  man  zwischen  zwei 
von  ihnen  einen  weiten  Ausblick  auf  Mauern  und 
Türme  oder  einen  burggekrönten  Berg  hat.  Bei 
den  Interieurs  hat  der  Künstler  als  Hintergrund 
für  die  Hauptpersonen  Teppiche  verwendet  in  ver¬ 
schiedenen  Farben  und  mit  goldenen  Ornamenten. 

Ein  anderes  Wertstück  ist  ein  Livre  d' /teures  aus 
der  zweiten  Hälfte  des  XV.  Jahrhunderts.  Mit 
einzigartiger  Feinheit  sind  die  15  verschiedenen 
Miniaturen  entworfen  und  ausgeführt,  jede  ein 
Kunstwerk  für  sich  bildend,  während  die  Bordüren 
mit  bewundernswerter  Sorgfalt,  in  reicher  Abwechse¬ 
lung  und  vornehmer  Gediegenheit  gezogen  sind 
und  für  den  sauber  geschriebenen,  reich  geschmück¬ 
ten  Text  eine  prächtige  Umrahmung  bilden.  Bei 
den  Miniaturen  ist  hervorzuheben  das  bei  der 
Hälfte  der  Darstellungen  für  den  Hintergrund  ver¬ 
wendete  Schachbrettornament,  in  dem  Blau  und 
Rot,  weiß  gehöht,  mit  Gold  wechselt.  Ihren  reich¬ 
sten  Schmuck  hat  die  auf  feinstes  Pergament  ge¬ 
schriebene  Handschrift  aber  in  den  Bordüren,  die 
die  Schrift  umrahmen,  und  die,  bestehend  aus 
vegetabilischen  Ranken,  mitunter  am  oberen  Rande 
in  eine  Drachenfigur  auslaufen.  Ein  bezeichnendes 
Beispiel  liefert  die  Miniatur  Markus,  die  hier  in 
Schwarzdruck  (Abb.  5)  wiedergegeben  ist.  Der 
Evangelist,  in  rotem  Mantel,  schreibt,  in  einem 
gotisch  stilisierten  überdachten  Stuhle  sitzend, 
neben  ihm  der  geflügelte  Löwe.  Die  Reproduktion 
läßt  die  Schönheit  und  Pracht  der  Malerei  ahnen, 
ohne  natürlich  die  stimmungsvolle  Wirkung  der 
Farben  veranschaulichen  zu  können. 

Eine  weitere  kostbare  Handschrift,  ein  Mis- 
sale  rotnanum,  wurde  noch  vor  kurzem  als  aus 
dem  XV.  Jahrhundert  stammend  angesehen,  doch 
ist  es  jetzt  zweifellos,  daß  die  Entstehungszeit  in 
das  Ende  des  XIV.  Jahrhunderts  fällt,  jedenfalls 
nicht  später  als  um  1400.  Wenn  auch  italie¬ 
nischer  Einfluß  zu  erkennen  ist,  so  neigen  ver¬ 
schiedene  Spezialisten  doch  zu  der  Meinung,  daß 
das  Manuskript  mehr  einer  burgundischen  oder  an¬ 
deren  französischen  Schule  angehöre.  Das  Missale 
ist  in  großen  gotischen  Minuskeln  und  in  Doppel¬ 
kolumnen  außerordentlich  deutlich  und  sauber  ge¬ 
schrieben  und  hat  25  Initialen  mit  figürlichem  und 
ornamentalem  Schmuck  und  reichem,  sich  als  Bor¬ 
düre  über  die  Blattseiten  verbreitenden  Rankenwerk. 


Aus  der  Weigelschen  Miniaturensammlung. 

Abb.  i.  Cantionale.  (Burgundisch-französischen  Ursprungs,  XIII.  Jahrhundert.)  Seite  6  mit  Initial  H.  Geburt  Christi.  (Etwa  •/„  der  Originalgröße.) 


Zeitschrift  für  Bücherfreunde  IX. 


Zu:  Aus  der  Weigelschen  Miniaturensammlung . 


t 


Zeitschrift  für  Bücherfreunde  IX. 


Zu:  Aus  der  Weigelschen  Miniaturensammlung, 


Zeitschrift  Jür  Bücherfreunde  IX.  Zu:  Aus  der  Weigelschen  Miniaturensammlwig. 


^■OteUTUmmlnfamtlis 
äfpmttülts  Mt$  ttxvpM 
toaiuti  matinüimmmum 


•hJ1 


Aus  der  Weigelschen  Miniaturensammlung. 

Abb.  5.  Livre  d’Heures.  (Burgundisch-französischen  Ursprungs,  XV.  Jahrhundert.)  Seite  21,  Miniatur  No.  4:  Markus.  (Originalgröße. 


Zeitschrift  für  Bücherfreunde  IX. 


Zu-,  Aus  der  Weigelschen  Miniaturensammlung. 


Die  Weigelsche  Manuskript-  und  Miniaturen-Sammlung. 


345 


Außer  den  in  den  Initialen  gegebenen  Darstellungen 
sind  drei  besondere  Miniaturen  vorhanden. 

Von  den  zwölf  Nummern  umfassenden  Einzel¬ 
miniaturen  burgundisch-französischer  Herkunft  sind 
zu  erwähnen:  sieben  Miniaturen  des  XIV.  Jahr¬ 
hunderts,  darstellend  die  Schöpfungsgeschichte  in 
sechs  Miniaturen  und  als  siebentes  Bild  Christus 
am  Kreuz,  und  zehn  Miniaturen  biblischen  und 
legendarischen  Inhalts. 

Das  wertvollste  Manuskript  italienischen  Ur¬ 
sprungs  ist  ein  Ordo  celebrandis  Missale ,  das  Ende 
des  XV.  Jahrhunderts  wahrscheinlich  in  Rom, 
nach  dem  Wappen  im  Texte  für  den  Kardinal 
della  Rovere,  den  nachmaligen  Papst  Julius  II., 
ausgeführt  wurde.  Das  Manuskript  besteht  aus 
besonders  fein  geglättetem  Pergament  und  ist  in 
überaus  klaren  gotischen  Buchstaben  geschrieben. 
Außer  einer  Miniatur,  die  den  rechten  Rand  einer 
Seite  in  ganzer  Höhe  einnimmt,  schmücken  die 
Handschrift  42  Initialen,  drei  mit  bildlichen 
Szenen,  sechs  mit  figürlichen  Einzeldarstellungen. 
An  die  Initialen  schließt  sich  im  Charakter  der 
Initialornamente  das  Blatt-  und  Rankenwerk. 
Die  ganze  Ausführung  ist  eine  außerordentlich 
feine,  die  bildlichen  Szenen  in  individueller  Dar¬ 
stellung  und  die  im  Rankenwerk  benützten  figür¬ 
lichen  Motive  sind  von  großer  Anmut  und  Lieb¬ 
lichkeit. 

Als  Einzelminiaturen  italienischen  Ursprunges 
verdienen  Erwähnung  drei  orna?nentierte  und  figu¬ 
rierte  Initialen  aus  dem  Ende  des  XIV.  Jahrhunderts, 
deren  figürliche  Darstellungen  in  lebhaften  Deck¬ 
farben  mit  großem  Fleiß  in  charakteristischer  Weise 
ausgeführt  sind.  Ferner  drei  ornamentierte  und 
figurierte  Initialen ,  aus  derselben  Zeit  wie  die  erst¬ 
genannten  stammend  und  aus  einem  Cantionale 
herrührend.  Die  Initialen  sind  in  breitem  Ranken¬ 
werke  auf  starkem  Goldgründe  ausgeführt.  Die 
Miniaturen,  Meisterwerke  der  Sienesischen  Schule, 
zeigen  künstlerisch  porträtierte  Figuren  von  durch¬ 
weg  fein  durchdachtem  physiognomischem  Aus¬ 
druck. 

Von  wundervoller  Feinmalerei,  die,  sorgfältig 
auf  sauberem  Pergamente  ausgeführt,  dem  Francesc- 
antonio  di  Assisi  zugeschrieben  wird,  ist  ein  Titel¬ 
blatt  mit  Wappen ,  Bordüren  und  Inschrift  aus  dem 
Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts.  Ein  anderes  Titel¬ 
blatt  mit  Miniaturen  läßt  künstlerische  Auffassung 
namentlich  in  bezug  auf  die  figurale  Komposition 
erkennen  und  stellt  ein  schönes  Erzeugnis  vene- 
tianischer  Kunst  dar. 


Die  Miniatureti  niederländischen  Ursprungs 
sind  in  der  Sammlung  durch  sechs  verschiedene 
Nummern  vertreten.  Interessant  ist  eine  Miniatur 
Christus  am  Kreuz,  ein  Pergamentblatt  aus  einem 
Meßbuche  vom  Ende  des  XIV.  Jahrhunderts. 
Auch  ein  Blatt  mit  einer  Initiale  R  aus  einem 
Cantionale  des  XV. Jahrhunderts  ist  höchstwertvoll. 
Der  Buchstabe  ist  prächtig  ausgeführt,  mit  sehr 
zarten  weißen  Ornamenten  und  dem  Bilde  der 
heiligen  Agnes  geschmückt. 

Die  deutsche  Kunst  der  Miniatur  des  XV.  bis 
XVI  Jahrhunderts  wird  besonders  gut  charak¬ 
terisiert  durch  zwei  Manuskripte,  nämlich  der  Vita 
Christi  und  der  Hystoria  von  dem  edlen  Ritter 
Petter  von  Profentz  und  der  schönsten  Magalona 
des  Kuenigs  von  Napplcs  Tochter. 

Die  Vita  Christi  ist  bis  auf  den  Titel  in  deut¬ 
scher  Sprache  verfaßt.  Die  Handschrift  gehört, 
aus  Oberdeutschland  stammend,  dem  achten  Jahr¬ 
zehnt  des  XV.  Jahrhunderts  an  und  ist  schön  und 
deutlich  in  kräftigen  gotischen  Buchstaben  ge¬ 
schrieben.  Der  illustrative  Schmuck  des  Werkes 
besteht  in  89  Federzeichnungen  mit  Darstellungen 
des  Lebens  Christi,  die  kräftig  konturiert  und  mit 
satten  Farben  koloriert  sind.  Die  wertvolle  Hand¬ 
schrift  ist  im  allgemeinen  vortrefflich  erhalten  und 
der  künstlerische  Schmuck  tadellos  konserviert. 

Die  Hystoria  von  dem  edlen  Ritter  Petter  von 
Profentz  und  der  schönsten  Magalona  ist  gleich¬ 
falls  durchweg  deutsch  geschrieben  und  schon 
deshalb  von  besonderem  Interesse.  Das  Manuskript 
stammt  aus  dem  ersten  Drittel  des  XVI.  Jahrhun¬ 
derts  und  gehört  wie  das  vorige  Oberdeutschland 
an.  In  den  sprachlich  interessanten  Text  sind  23 
Federzeichnungen  eingefügt,  die,  flüchtig  hinge¬ 
worfen,  das  Wesentliche  scharf  erfaßt  zum  Ausdruck 
bringen.  Der  bisweilen  derbe  Geschmack,  die 
charakteristische  Gestaltung  bei  selbst  flüchtiger 
Skizzierung  lassen  mit  ziemlicher  Sicherheit  auf 
Hans  Burgkmair  oder  auf  einen  ihm  ebenbürtigen 
Künstler  schließen.  Die  Erhaltung  auch  dieser 
Zeichnungen  ist  eine  vortreffliche. 

Die  vorstehend  erwähnten  Manuskripte  und 
Miniaturen  sind  natürlich  nicht  die  einzigen  wert¬ 
vollen  der  reichen  Sammlung  und  sie  geben  in 
der  kurzen  Skizzierung  auch  nicht  annähernd  einen 
vollständigen  Begriff  vom  Wert  des  Ganzen.  Es 
wäre  sehr  zu  wünschen,  daß  die  kostbare  Samm¬ 
lung,  die  ein  leuchtendes  Denkmal  der  Miniatur¬ 
malerei  bildet,  Deutschland  erhalten  bliebe. 

A-k-i. 


Chronik. 


^aPjimtlc^Henbrucf 

Bjcrausgegcbcn  Dort  paftor  Lic.  0.  Hlbrcd]t. 
^allc  a  S.  1905. 

Perlag  ber  Sud^anblung  bes  tPaifentjaufes. 

Diese  Ausgabe  (8  Bogen  Faksimiledruck  mit  einer 
Tafel  und  8  Bogen  Text  auf  Büttenpapier;  Preis  ge¬ 
bunden  M.  8.—)  wird  den  Bücherliebhaber  ebenso 
wie  den  Lutherforscher  erfreuen.  Die  phototypische 
Wiedergabe  in  Rot-  und  Schwarzdruck  auf  gutem 
Papier  mit  zahlreichen  Holzschnitten  und  schönen 
Randleisten  ist  ausgezeichnet  gelungen.  Ihr  Wert 
wird  dadurch  erhöht,  daß  gleichzeitige  Drucke  von 
Luthers  kleinem  Katechismus  zu  den  größten  Selten¬ 
heiten  gehören.  O.  Albrecht  hat  für  die  Weimarer 
Lutherausgabe,  deren  Mitarbeiter  er  ist,  bei  über  400 
Bibliotheken  Umfrage  gehalten  und  dabei  festgestellt, 
daß  von  9  hochdeutschen  Buchausgaben,  die  Nickel 
Schirlentz  in  Wittenberg  zu  Luthers  Lebzeiten  besorgte, 
nur  15  Exemplare  bekannt  sind,  darunter  nur  9 
vollständige.  Ganz  verschollen  ist  noch  immer 
die  erste  Wittenberger  Buchausgabe  und  der  dieser 
vorausgehende  Tafeldruck.  Wir  erfahren  aus  einem 
Briefe  Rörers,  daß  er  letzteren,  der  zum  Aufhängen  an 
der  Wand  bestimmt  war,  beim  Erscheinen  im  Januar 
1529  mit  8  Gr.  bezahlte,  vier  Wochen  später  (am 
12.  Februar  1529)  ihn  aber  nicht  mehr  für  einen  Gulden 
beschaffen  konnte.  Eine  Vorstellung  von  den  Tafeln 
erhalten  wir  durch  das  einzige  Exemplar  des  gleichzeitig 
bei  Schirlentz  erschienenen  «Altdeutschen  Druckes, 
der  aus  dem  Besitz  der  Leipziger  Universitätsbibliothek 
zum  erstenmal  photographisch  nachgebildet  und 


Albrechts  Neudruck  beigegeben  worden  ist.  Da  die 
erste  Wittenberger  Buchausgabe  für  uns  verloren  ist, 
erhalten  die  1529  erschienenen  Nachdrucke  und  Über¬ 
setzungen  eine  Bedeutung,  die  ihnen  bei  deren  Vor¬ 
handensein  nicht  gebühren  würde.  Bei  sorgfältigem 
Abwägen  ihrer  Eigenheiten  kommt  Albrecht  zu  dem 
Schluß,  daß  eine  niederdeutsche  Hamburger  Buchaus¬ 
gabe  auf  dem  verlorenen  W  ittenberger  'hochdeutschen) 
Tafeldruck  beruht,  der  eine  von  zwei  Erfurter  Drucken 
aber  auf  dem  ersten  verlorencnWittenberger  Buchdruck, 
der  wiederum  selbst  sich  eng  an  die  Tafeln  anschließt, 
während  ein  Marburger  und  der  andere  Erfurter  Druck 
von  dem  ersten  Erfurter  abhängig  sind.  Die  beiden 
vorhandenen  lateinischen  Übersetzungen  «eisen  schon 
auf  die  ..gemehrte  und  gebesserte“  zweite  Wittenberger 
Buchausgabe  hin.  Dem  Gewicht  der  von  Albrecht  mit 
vielem  Scharfsinn  aufgestellten  Beweisführung  wird 
man  sich  gegenüber  den  Resultaten  anderer  Forscher 
nicht  verschließen  dürfen.  Immerhin  empfindet  man 
es  als  eine  Wohltat,  wenn  man  mit  dem  leider  schmäh¬ 
lich  verstümmelten  Exemplar  der  zweiten  Wittenberger 
Buchausgabe,  das  in  dem  Germanischen  Museum  zu 
Nürnberg  sich  befindet,  wieder  auf  den  Boden  der 
Wirklichkeit  tritt.  Diese  Ausgabe  in  Kleinoktav  ,, ge¬ 
mehrt  und  gebessert  durch  D.  Mart.  Luther"  zeigt 
bereits  den  Buchschmuck,  der  fortan  in  keiner  der 
Schirlentzischen  Drucke  fehlt,  und  die  bessernde  Hand 
des  Autors,  die  offensichtlich  auch  über  späteren  Aus¬ 
gaben  derselben  Offizin  noch  gewaltet  hat.  Daß 
Albrecht  hier  für  die  Zuverlässigkeit  von  Schirlentz 
gegen  das  von  Kfioke  geäußerte  Mißtrauen  eintritt, 
halte  ich  für  berechtigt. 

Albrechts  besonderes  Verdienst  besteht  nun  in  der 
Whederauffindung  der  zuerst  durch  den  Ulmer  Stadt¬ 
bibliothekar  Veesettmeyer  beschriebenen,  dann  ver¬ 
schollenen  Wittenberger  Ausgabe  des  Katechismus  von 
1536  in  einem  vollständigen  Exemplar  des  Königlichen 
Gymnasiums  zu  Thom  und  einem  verstümmelten  in 
der  Herzogi.  Kunst-  und  Altertümersammlung  auf  der 
Feste  Koburg.  Ferner  hat  er  wieder  ermittelt  das 
Schneiderscht  Exemplar  der  Ausgabe  1531  in  der  Bod- 
leiana  zu  Oxford,  das  Handexemplar  des  Herzogs 
Albrecht  von  Preußen  1540  in  der  Königl.  Bibliothek 
zu  Königsberg  und  ganz  neu  entdeckt  einen  Druck 
von  Schirlentz  von  1543  in  der  Herzogi.  Bibliothek  zu 
Dessau.  In  diesem  würden  wir  den  letzten  Druck  vor 
uns  haben,  der  zu  Luthers  Lebzeiten  erschienen  und  von 
seiner  Autorität  gedeckt  ist.  Wenn  die  in  der  Eisen¬ 
acher  Konferenz  vereinigten  evangelischen  Kirchen¬ 
regierungen  Deutschlands  vor  20  Jahren  diese  Ausgabe 
gekannt  hätten,  hätten  sie  ihr  bei  der  Aufstellung  des 
Normaltextes  für  den  Kleinen  Katechismus  den  Vorzug 
geben  müssen  vor  der  von  ihnen  benutzten  und  als 
letzte  angesehenen  von  1542. 

In  dem  Thorner  Exemplar,  das  unser  Neudruck 
wiedergibt,  sind  einige  handschriftliche  Eintragungen 
nicht  ohne  allgemeines  Interesse.  Wir  heben  nur  die 
von  Albrecht  in  der  Einleitung  (Seite  50)  mitgeteilten 


Chronik. 


347 


Dekaloglieder  hervor,  die  Wackernagels  Sammlung 
in  Band  2  und  3  des  „Deutschen  Kirchenliedes“  um 
drei  Stücke  bereichern.  Was  den  Text  (1536)  anlangt, 
so  ist  er  zwar  abhängig  von  dem  der  Ausgabe  1535, 
zeigt  aber  in  mehreren  Abweichungen  die  ordnende 
und  bessernde  Hand  des  Autors  oder  seiner  Freunde. 
Für  die  Ausgaben  1537  und  1539  ist  er  bestimmend 
gewesen.  Eine  Bemerkung  von  kulturgeschichtlichem 
Wert  knüpft  Albrecht  an  das  Schicksal  einer  Stelle  des 
Taufbüchleins  „vn  er  selb  da  zu  gethan  hat“,  welche 
in  den  Wittenberger  Drucken  von  1540  ab  verschwindet. 
Sie  erscheint  aber  wieder  in  dem  altpreußisch-deutschen 
Kleinen  Katechismus  mit  der  Randnote:  „Wenn  ein 
Altes  getauft  wirt,  soll  man  diese  wort  ,vnnd  er  (oder 
sie)  selbs  darzu  getan  hat‘  hinzufügen.“  Es  ist  die 
Rede  von  der  Sünde ,  die  der  Täufling  nicht  nur  von 
Adam  her  ererbt,  sondern  selbst  getan  habe.  Die  Stelle 
ist  unverständlich  für  ein  neugebornes  Kind,  aber  wohl¬ 
verständlich  unter  der  Voraussetzung,  daß  es  im  Herzog¬ 
tum  Preußen  noch  Heiden  gab,  die  als  Erwachsene 
getauft  wurden.  Aus  den  Schlußbemerkungen  sei  nur 
kurz  hingewiesen  auf  Albrechts  Analyse  des  Titels, 
ferner  auf  die  für  eine  wissenschaftliche  Auslegung 
notwendigen  Grundsätze  grammatisch  -  historischer 
Forschung,  auf  die  Inhaltsübersicht  und  den  Nachweis 
des  Charakteristischen.  Sehr  nachdrücklich  wird  uns 
hierbei  zu  Gemüte  geführt,  welche  gewaltige  Leistung 
der  Reformation  dieses  Kinderbüchlein  bedeutet.  Da 
Albrecht  sich  am  Schluß  gewissermaßen  wegen  der 
Länge  seiner  Vorrede  glaubt  entschuldigen  zu  sollen, 
so  wird  ihm  der  Leser  gern  bezeugt  sehen,  daß  seine 
Ausführungen  an  Knappheit  nichts  zu  wünschen  übrig 
lassen. 

Endlich  wollen  wir  des  Verfassers  Wunsch  weiter¬ 
geben,  daß  die  Faksimiledrücke  Anlaß  würden,  den 
verlorenen  Ausgaben  eifrig  nachzuspüren.  Für  die 
Tafeln  möchten  alte  Bucheinbände  in  Betracht  kommen, 
für  die  ältesten  Buchdrucke  von  1529  besonders  Misch¬ 
bände  in  Sedez  (Kleinoktav). 

Magdeburg.  g.  Thiele. 


Ausstellung  graphisch-typographischer 
Arbeiten. 

Eine  Ausstellung  von  Künstler drucksachen,  die 
viel  lehrreiches  und  interessantes  brachte,  fand  kürzlich 
im  Albrecht  Dürerhaus  in  Berlin  statt.  Sie  war  arrangiert 
von  den  „Monatsheften  für  graphisches  Kunstgewerbe“. 
Das  Material  bestand  aus  den  Entwürfen,  die  im  Laufe 
von  drei  Jahren  in  der  genannten  Zeitschrift  erschienen 
sind.  Diese  macht  es  sich  speziell  zur  Aufgabe,  die 
Kunst  in  die  Praxis  des  alltäglichen  Lebens  zu  bringen; 
sie  hat  die  Vermittlerrolle  zwischen  dem  Produzenten^ 
dem  Künstler  und  dem  Konsumenten,  den  auftrag¬ 
gebenden  und  abnehmenden  Firmen,  übernommen. 
Dabei  verwertet  sie  äußerst  geschickt  die  Erfahrungen' 
die  die  in  unseren  Tagen  neu  aufblühenden  graphischen 
Künste  uns  gegeben  haben.  Sie  bringt  in  das  alltäg¬ 
liche,  in  das  geschäftliche  Leben  ein  bißchen  Kunst, 
eine  reizvolle  Linie,  eine  angenehme  Farbe.  Stets  aber 
halten  sich  die  Leiter  mit  sicherem  Gefühl  innerhalb 


der  Grenzen  des  Erreichbaren.  Sie  wollen  nur  lehren, 
was  lehrbar  ist.  Sie  übertragen  die  guten  modernen 
Tendenzen  in  die  Praxis. 

Der  Prospekt  der  Ausstellung  klingt  freilich  sehr 
pessimistisch.  Wer  die  Verhältnisse  kennt,  muß  den 
humorvoll  beklagenden  Worten  recht  geben.  Die  in 
Frage  kommenden  Firmen,  die  Druckaufträge,  sei  es 
für  Reklame,  sei  es  für  Adressen  oder  sonstwas  zu  ver¬ 
geben  haben,  bleiben  in  der  großen  Mehrzahl  mit  hei¬ 
ligem  Eifer  und  göttlicher  Trägheit  beim  alten  Schema 
und  bei  der  abgenützten  Schablone.  Wozu  auch 
Neuerungen?  Es  ist  einfacher  und  vor  allem,  es  ist 
billiger  so.  Und  allzu  eindringlichen  Vorstellungen 
gegenüber  verschanzt  sich  der  Fabrikant  hinter  den 
Einwand:  „Wir  können  es  nicht  ändern,  das  Publikum 
will  es  so.“  Darum  soll  in  dieser  Ausstellung  dem 
Publikum  gezeigt  werden,  was  es  verlangen  kann ,  da¬ 
mit  dadurch  ein  Druck  auf  die  Fabrikanten  ausgeübt 
wird.  Auch  die  Lithographen  und  Drucker  haben 
einen  Vorteil  davon.  Sie  werden  vor  neue  Aufgaben 
gestellt,  sie  werden  nicht  nur  in  öder  Fabrikarbeit 
festgehalten,  sie  können  anfangen,  ihre  Fähigkeiten 
für  diese  neue  Kunst  zu  üben. 

Die  Ausstellung  gab  in  dieser  Hinsicht  gute 
Winke.  Sie  zeigte,  daß  die  Künstler —  darunter  Burger, 
Cristophe,  Grimm,  Kleinhempel,  Knab,  Looschen, 
Schnebel,  Vogeler,  Weiß  —  fast  immer  das  Ziel  im 
Auge  behielten,  für  das  sie  hier  arbeiteten:  praktisch  und 
zugleich  künstlerisch  zu  sein.  Das  erreichen  sie  oft 
durch  ganz  einfache,  nur  sinngemäße  Anordnungen, 
durch  Weglassen  unnötiger  Schnörkel,  durch  verstän¬ 
diges  Ausnützen  des  Materials,  offenes  Betonen  der 
Farbe,  keckes  Unterstreichen  der  Form.  Jedes  Blatt 
zeigt  die  vernünftige  Anwendung  gewonnener  Lehren 
und  Anschauungen. 

Da  finden  wir  z.  B.  originelle  Gratulationskarten 
der  Bäckerjungen,  Milchjungen  und  der  Schornstein¬ 
feger  —  dann  Etiketten  für  Bierflaschen,  für  Honig, 
für  Puddingpulver —  Menükarten,  Einladungsschreiben, 
Firmenanzeigen,  Weinkarten  —  Plakate,  Ankün¬ 
digungen,  Rechnungen,  Kataloge  —  kurz  —  das  ganze, 
weite  Gebiet  der  graphischen  Kleinkunst,  die  praktisch 
ins  Leben  eingreift,  zeigt  sich  künstlerische  Behandlung 
zugleich  und  die  Künstler  zeigen  dem  Publikum  allent¬ 
halben  Beispiele:  eine  reiche  Auswahl  für  die  Firmen 
und  die  Besteller,  denen  dargetan  wird,  was  gut  ist, 
damit  sie  fernerhin  diese  Anregungen  benutzen.  Und 
auch  den  weiter  Stehenden  interessiert  diese  Nutzbar¬ 
machung  moderner  künstlerischer  Ideen  für  die  prak¬ 
tischen  Zwecke  des  Lebens. 

Wir  sehen  die  Künstler  dabei  die  verschiedensten 
Wege  gehen.  Sie  bleiben  rein  zeichnerisch  und  geben 
in  Linien  alles.  Oder  sie  verwerten  farbige  Reize. 
Wieder  andere  bleiben  nicht  bei  dem  Malerischen 
stehen,  sondern  stilisieren  die  Farbe  sowohl  wie  die 
Linie,  geben  sinngemäße,  logische  Ornamente,  die  den 
Text  umrahmen.  Lehrreich  sind  die  Tafeln  des  Leiters 
der  Zeitschrift,  A.  Knab,  auf  denen  er  die  dekorative 
Benutzung  der  Form  und  Farbe  eines  bunten  Schmetter¬ 
lingsflügels  für  die  Zwecke  der  Buchkunst  illustriert. 
So  gibt  die  Natur  Anregungen,  die  der  Künstler  in 


348 


Chronik, 


seinem  Sinne  verwertet  und  vieles,  was  uns  in  der  mo¬ 
dernen  dekorativen  Kunst  entzückt,  ist  als  Nachahmung 
von  gesehenen  Vorbildern  in  der  Natur  entstanden. 
Ein  durchsichtiges  Blatt  liefert  dem  ornamentalen 
Zeichner  Vorbilder.  Die  Adern  eines  bunten  Gesteins 
geben  ihm  farbige  Motive.  Von  den  einfachsten 
Dingen  bis  zu  komplizierten  Erscheinungen  liegt  hier 
ein  reiches  Material  ausgebreitet. 

Was  speziell  die  Typendrucksachen  anlangt,  so 
sind  besonders  die  Blätter  lehrreich,  die  nur  durch 
eigenartige  Anordnung,  durch  besonders  gewähltes, 
farbiges  Papier  und  eine  einfache  Umrandung  künst¬ 
lerische  Physiognomie  erhalten.  In  dieser  Hinsicht 
ist  auch  der  Prospekt  der  Ausstellung,  der  auf  gelblich¬ 
grauem  Papier  einfach  und  zugleich  elegant  gesetzt 
ist,  ohne  viel  Aufwand  zu  machen,  bemerkenswert. 

Charlottenburg.  Ernst  Schur. 


Eine  Spur  der  verschollenen  alten  Bibliothek 
der  Stadt  Braunschweig. 

Gegen  Ende  des  XIII.  Jahrhunderts  begründete 
der  Pfarrherr  Mag.  Jordan  in  der  Stadt  Braunschweig 
eine  Bibliothek,  indem  er  seine  aus  16  Büchern  (d.  h. 
Handschriften)  bestehende  Büchersammlung  der 
Andreaskirche  zum  Geschenk  machte,  damit  ihr  Pfarrer 
und  dessen  Kapelane  sie  benützten.  Es  waren  meist 
theologische  Werke.  Seine  Nachfolger  mußten  bei 
ihrem  Amtsantritt  dem  Dechanten  des  Blasiusstiftes 
Kaution  leisten,  daß  sie  keines  jener  Werke  veräußern 
oder  verloren  gehen  lassen  wollten.  Dennoch  ist  manches 
verloren.  Unter  Bruno  (1310)  und  Ortghis  (1336)  zählte 
die  Bibliothek  nur  14  Werke,  Ludolf  von  Steinfurt 
schenkte  12  neue  hinzu;  sein  Nachfolger  Johann  von 
Embern  verdoppelte  die  Sammlung,  sodaß  Ludolf 
Quirre  1424  etwa  50  Werke  vorfand.  Durch  diesen 
Zuwachs  ward  ein  größeres  Lokal  nötig.  Durch  Meister 
Heinrich  Werners  ließen  die  Provisoren  1412  am  Kirch¬ 
hofe  ein  eigenes  zweistöckiges  Gebäude  für  diese  Samm¬ 
lung  erbauen,  welches  seitdem  öfters  unter  dem  Namen 
der  „Liberei  zu  St.  Andreas“  erwähnt  -wird.  Durch 
Schenkungen,  z.  B.  Gerwins  von  Hameln,  des  Rektors 
an  der  Kapelle  zum  heiligen  Geist,  mehrte  sich  die 
Zahl  der  Bücher  dieser  Sammlung,  für  deren  För¬ 
derung  besonders  die  Pfarrer  zu  St.  Andreas  sorgen 
sollten,  wogegen  die  Kirche  das  Gebäude  erhalten 
wollte.  Über  das  Schicksal  dieser  Bibliothek  im 
XVI.  Jahrhundert  ist  bis  jetzt  nichts  bekannt  geworden. 
Diese  Darstellung  verdanken  wir  Dürre,  der  sie  in  seine 
Geschichte  der  Stadt  Braunschweig  (1861)  S.  476  f.  mit 
Quellenverweisen  in  den  Fußnoten  gibt.  Er  berichtet 
ferner  S.  548  unter  Zitierung  der  Urkunde,  daß  Gerwin 
von  Hameln  die  obenerwähnte  Schenkung  seiner  Bücher 
im  Jahre  1495  machte. 

Eins  dieser  damals  geschenkten  Bücher  glaube  ich 
in  dem  1480  in  Lübeck  bei  Bartholomeus  Ghotan  und 
Lukas  Brandis  gedruckten  Missale  eccles.  Magdeb. 
wiederzuerkennen,  das  sich  im  Besitze  der  Göttinger 
Universitätsbibliothek  befindet  (H.  E.  Rit.  4ia  fol). 
Es  ist  bei  Hain  11  321  beschrieben,  doch  ist  das 


Titelbild  von  Dante  Gabriel  Rossetti  zu  seinem 
..Italian  Poets“.  (London,  Mansell  &  Co.) 


Göttinger  Exemplar  scheinbar  18  Blätter  stärker 
(298  Bll).  Das  erste  Blatt  zeigt  die  Worte:  „Orate  pro 
Gherwino  de  Hamelen  datore“,  daneben  sein  Wappen. 
Auf  diesen  Schenkungsvermerk  gründe  ich  die  Ver¬ 
mutung,  daß  wir  hier  einen  Band  der  alten  Librei  zu 
St.  Andreas  vor  uns  haben.  Und  wo  der  eine  Band 
hingekommen  ist,  da  dürften  sich  vermutlich  noch 
weitere  finden.  Ich  überlasse  die  Nachforschung  be¬ 
rufeneren  Händen,  habe  mich  auch  absichtlich  nicht 
in  die  Quellen  der  Dürreschen  Darstellung  vertieft.  Es 
gilt  zunächst  ein  Verzeichnis  des  Bestandes  der  alten 
Bibliothek  ausfindig  zu  machen;  und  daß  ein  solches 
vorhanden  ist,  davon  bin  ich  überzeugt.  An  der  Hand 
dieses  wäre  dann  die  Göttinger  Bibliothek  zu  durch¬ 
mustern.  Ich  gebe  nur  noch  den  Inhalt  einer  auf 
Blatt  298b  und  299a  handschriftlich  eingetragenen  Ur¬ 
kundenabschrift  wieder.  Nach  ihr  erfolgte  am  7.  De¬ 
zember  1512  die  Ablösung  einer  Fundation  von  seiten 
des  Rats  zu  Hannover  und  die  Belegung  des  Kapitals 
bei  dem  Rate  der  Neustadt  zu  Braunschweig.  Das 
Kapital  war,  wie  die  davor  aufgenommene  Urkunde 
vom  7.  Januar  1494  besagt,  von  Garwinus  van  hameln 
gestiftet,  um  davon  jährlich  Memorien  zu  lesen  in  der 
Kapelle  des  heiligen  Geistes  zu  Braunschweig,  wo  er 
selbst  Rektor  war. 

Des  Vergleichs  halber  sei  darauf  hingewiesen,  daß 
die  jetzige  Stadtbibliothek  zu  Hannover  ihren  Ursprung 


Chronik. 


349 


Titelbild  von  Dante  Gabriel  Rossetti 
zu  Christina  Rossettis  „The  Prince’s  Progress“. 
London,  Macmillan  &  Co.) 

in  einer  Schenkung  von  Handschriften  hat,  die  1440 
der  Pfarrer  Conrad  von  Sarstedt  der  Marktkirche  da¬ 
selbst  machte.  Diese  Sammlung  wurde  1533  mit  den 
1479  dem  Rate  von  dem  Lübecker  Kanonikus  Volkmar 
von  Anderten  geschenkten  Büchern  und  Handschriften 
vereinigt. 

Göttingen.  Dr.  Fr.  Wichmann. 


Verschiedenes. 

Es  sei  mir  gestattet,  unsere  Bibliophilen  und  Plakat¬ 
sammler  auf  eine  neue  Publikation  aufmerksam  zu 
machen,  die  in  Deutschland  wenig  oder  gar  nicht  be¬ 
kannt  ist  und  die  sich  würdig  den  einschlägigen  Haupt¬ 
werken,  —  Les  Maitres  de  l’Affiche,  editee  par  l’im- 
primerie  Chaix,  Paris,  1896,  und  Sponsel,  Das  moderne 
Plakat,  Gerh.  Kuehtmann,  Dresden,  1897  —  anreiht. 
Das  Istituto  italiano  d’arti  grafiche  in  Bergamo  gibt 
eine  Folge  von  6  Bänden  heraus:  Vittorio  Pica ,  „ Attra - 
verso  gli  albt  e  le  cartelle'’1' ;  der  Einzelband  zum  bil¬ 
ligen  Preis  von  3  Fr.  Während  5  Hefte  verschiedene 
Stoffe,  wie  unter  anderem  japanische,  englische  Kunst, 
die  Karikatur  in  Frankreich,  holländische,  deutsche 
und  skandinavische  Aquafortisten,  Pariser  und  Pariser¬ 
innen,  französische  Vignettisten  des  XVIII.  Jahrhun¬ 
derts  usw.  behandeln,  enthält  fascicolo  III.  neben  einigen 


Umschlagzeichnungen  und  wenigen  (4)  Exlibris  eine 
vortreffliche  Übersicht  über  die  Plakatkunst  der  Jetzt¬ 
zeit  und  zwar  in  den  Kapiteln:  1)  Frankreich,  67  Abbil¬ 
dungen.  2)  Amerika,  England,  Belgien  und  Holland  mit 
76  Abbildungen.  3)  Skandinavien,  Rußland,  Deutsches 
Reich,  Österreich-Ungarn,  Spanien  und  Italien  mit  100 
Illustrationen;  Summa  der  durchweg  gut  gedruckten 
Bilder:  243  auf  37 2  Seiten.  Die  Umrahmungen  und 
Kapitel -Initialen  sind  gezeichnet  von  S.  Macchiati, 
A.  Hohenstein,  H.  Meunier,  A.  Donnay,  E.  Berchmanns, 
M.  Dudovich,  G.  M.  Mataloni.  Unter  den  Plakatkünstlern, 
die  illustrativ  vertreten  sind,  finden  sich  alle  berühm¬ 
teren  einschlägigen  europäischen  und  amerikanischen 
Hauptmeister,  sowie  auch  mancher,  der  noch  minder 
bekannt  ist.  Nur  an  Hauptnamen  seien  hier  genannt: 
J.  Cheret,  H.  de  Toulouse-Lautrec,  A.  Willette,E.  Grasset, 
Carlos  Schwabe,  A.  Mucha;  W.H.Bradley,  L.J.  Rhead, 
H.  Herkomer,  W.  Crane,  J.  Hassal,  A.  Beardsley,  Mac 
Nair  und  Mac  Donald,  R.A.Bell,  A.  Donnay,  A.Rassen- 
fosse,  E.  Berchmanns,  Th.  van  Hoytema,  J.  Toorop; 
A.  Engström,  I\.  Rasmüssen,  C.Larsson,  S.S.  Solomko; 
J.  Sattler,  T.  T.  Heine,  N.  Gysis,  O.  Fischer,  Fr.  Stuck, 
L.  Sütterlin,  K.  Moser,  H.  Unger,  A.  Basch,  A.  de  Riquer, 
A.  Villa,  A.  Hohenstein,  G.  M.  Mataloni,  A.  Sezanne, 
A.  de  Carolis  usw.  Die  große  Anzahl  der  243  Abbildungen, 
die  ja  bei  einer  derartigen  Publikation  die  Hauptsache 
sind,  gibt  einen  vorzüglichen  Einblick  in  die  Plakat¬ 
kunst  der  letzten  Jahre  mit  ihrem  Streben,  in  künstle¬ 
rischen  Grenzen  auffallend  zu  wirken.  Abgesehen  von 
manchen  Kompositionen,  die  grotesk  und  bizarr  sind  — 
und  beides  auch  vielfach  ihres  Zweckes  halber  sein 
sollen  —  sieht  man  viele  edelschöne  Bilder,  zumeist 
figürlichen  Charakters,  einiges  landschaftliche  und  sehr 
viel  äußerst  flott  gezeichnetes.  Recht  charakteristisch 
ist  der  Unterschied  in  den  Zeichenmanieren  und  Rich¬ 
tungen  der  verschiedenen  Nationen.  Einzelne  besonders 
schöne  Plakate  hier  zu  besprechen,  ist  nicht  der  Zweck 
dieser  Zeilen,  sondern  nur  der,  auf  diese  neueste  inter¬ 
essante  Veröffentlichung  hinzuwe’sen.  Kleine  Irrtümer 
sind  Seite  339:  C.  Roecheling  statt  richtig  Roechling; 
Seite  343:  L.  Satterlin  statt  richtig  L.  Sütterlin  usw. 
Ganz  besonderes  Interesse  erwecken  einige  italienische 
künstlerisch  hochstehende  Plakate. 

K.  E.  Graf  zu  Leiningen-  Westerburg. 


Eine  ausgezeichnete  Würdigung  von  Dante  Gabriel 
Rossetti  als  Maler  bietet  Jarno  Jessen  in  No.  LXXVII 
derVelhagen  &  Klasingschen  Künstler -Monographien. 
Den  Maler  Rossetti  wird  nur  der  völlig  verstehen  und 
erfassen,  der  den  Dichter  Rossetti  kennt,  und  so  springt 
als  natürliches  Ergebnis  der  Darstellung  hervor,  wie 
stark  seine  Dichtung  mit  seinem  Bildschaffen  verwach¬ 
sen  ist.  Die  Darstellung  selbst  scheint  gleichsam  durch 
Rossetti  beeinflußt  zu  sein:  sie  ist  von  bestechender 
Feinheit  der  Form  und  wie  in  poetischen  Duft  getaucht. 
In  No.  LXXVI  derselben  Serie  behandelt  Eduard 
Heyck  einen  älteren  Unvergessenen :  Anselm  Feuerbach. 
Es  ist  meines  Wissens  das  erste  literarische  Denkmal, 
das  diesem  Künstler  gesetzt  worden  ist,  dessen  un¬ 
mittelbare  Eigensprache  zu  seinen  Lebzeiten  so  wenig 
verstanden  werden  sollte.  —  m. 


350 


Chronik. 


Plakat  von  E.  Kleinhempel  für  die  Ausstellung  „Fürs  Kind.“ 
(Warenhaus  Hermann  Tietz  in  Berlin). 


Unter  dem  Titel  ,, Probefahrten “  gibt  Professor 
Dr.  Albert  Köster  eine  Sammlung  von  Arbeiten  aus 
dem  deutschen  Seminar  in  Leipzig  heraus  (Leipzig, 
R.  Voigtländer),  die  rege  Beachtung  verdienen.  Im 
ersten  Bande  schildert  Conrad  Hofer  „Die  Rudolstädter 
Festspiele  aus  den  Jahren  1663 — 67  und  ihren  Dichter“. 
(M.  6).  Köster  hatte  bereits  1897  in  seiner  Studie  über 
Filidor  den  Dorfferer  den  Beweis  erbracht,  daß  der 
Verfasser  der  „Geharnschten  Venus“  identisch  ist  mit 
dem  Lexikographen  Caspar  von  Stieler,  dem  ,, Spaten“ 
der  Fruchtbringenden  Gesellschaft.  Er  vermutete  auch, 
daß  der  Rudolstädter  Filidor  Caspar  Stieler  sei.  An 
diese  Vermutung  knüpft  Höfer  an  und  führt  aus 
äußeren  Umständen,  aus  sachlicher  Vergleichung  der 
Filidor-Schauspiele  mit  Stielers  beglaubigten  Werken 
und  den  sprachlichen  Eigentümlichkeiten  seiner  Stücke 
den  Erweis  der  Autorschaft  Stielers  für  die  Rudolstädter 
Festspiele.  Der  zweite  Teil  behandelt  ausführlich  die 
gesamten  Stielerschen  Dramen  und  ihre  Aufführungen. 
Angehängt  ist  eine  ganz  vortreffliche  Bibliographie. 

Die  zweite  Publikation  der  Serie  führt  uns  in  die 
Romantik:  ,, Die  Gräfin  Dolores.  Ein  Beitrag  zur 
Geschichte  des  deutschen  Geisteslebens  im  Zeitalter 
der  Romantik“  von  Friedrich  Schuhe.  (M.  3,80).  Die 
Arbeit  gibt  eine  im  hohen  Grade  interessante  Unter¬ 
suchung  über  die  Entstehungsgeschichtedes  Arnimschen 
Romans  und  die  Einflüsse,  die  sich  bei  dieser  geltend 


gemacht  haben,  wobei  der  Verfasser  zugleich  das 
gesamte  dichterische  Schaffen  Arnims  charakterisiert. 
Goethe  äußerte  sich  drastisch  abfällig  über  das  Buch, 
auch  die  öffentliche  Kritik  verhielt  sich  ablehnend. 
„Ewig  schade,  daß  so  viel  Poesie  nur  dem  historisch 
Geschulten  zugänglich  sein  soll“,  klagt  der  Verfasser 
am  Schlüsse  seiner  Arbeit.  Wilhelm  Grimm  fand  in 
der  „Dolores“  einen  reichen  Geist  und  eine  freie  Ansicht 
des  Lebens,  ohne  die  Schwachen  der  Komposition  zu 
übersehen;  am  wärmsten  urteilten  wohl  Immermann, 
Geibel  und  Heine  über  das  Buch. 

Der  dritte  Band  (M.  4,80)  der  „Probefahrten“  be¬ 
schäftigt  sich  mit  Johann  lienjamin  Michaelis ,  seinem 
Leben  und  seinen  Werken;  Frust  Reclam  zeichnet  als 
Verfasser.  Michaelis  gehörte  dem  Gleimschen  Dichter¬ 
kreise  an,  erfuhr  auch  durch  Gleim  eine  rege  F  örderung 
und  hätte  vielleicht  Bedeutenderes  schaffen  können, 
wenn  ihn  der  Tod  nicht  schon  im  26.  Lebensjahre  ab- 
gerufen  hätte.  Heute  ist  er  vergessen  und  verschollen; 
aber  immerhin  zeigen  seine  vielverstreuten  dichterischen 
Arbeiten  so  starke  poetische  Ansätze  und  häufig  auch 
eine  so  interessante  Physiognomie,  daß  man  Herrn 
Reclam  für  seine  Veröffentlichung  dankbar  sein  kann. 

Ein  weiterer  Band  behandelt  die  Dialogliteratur 
der  Reformationszeit  nach  ihrer  Entstehung  und  Ent¬ 
wicklung  (M.  3,60).  Gottfried  Kiemann,  der  Herr 
Verfasser,  setzt  den  Beginn  der  humanistischen  Dialog¬ 
literatur  auf  das  Jahr  1517  an,  in  dem  Huttens  „Phala- 
rismus“  erschien.  Hutten  steht  bis  1520  mit  seiner 
dialogischen  Produktion  ziemlich  allein;  dann,  zur  Zeit, 
da  er  von  der  lateinischen  zur  heimischen  Sprache 
übergeht,  tritt  mit  dem  „Eckius  didolatus“  und  dem 
„Philaletis  dialogus“  ein  neues  Element  in  diese  Lite¬ 
ratur  ein:  ein  ausgesprochen  Dramatisches,  das  sich 
nicht  mehr  mit  dem  einfachen  „Gespräch"  begnügt, 
sondern  seinen  Schwerpunkt  auf  die  Entwicklung  der 
Handlung  legt.  Die  Einwirkung  des  volkstümlichen 
Dramas  auf  den  Dialog  und  die  Weiterentwicklung  des 
letzteren  bis  zum  Ausgang  der  Reformation  bilden  die 
Schlußabschnitte  der  Studie.  Angehängt  ist  eine  Chro¬ 
nologie  und  ein  Doppelblatt  Berichtigungen  und  Er¬ 
gänzungen  zu  dem  entsprechenden  Paragraphen  in 
Goedekes  Grundriß.  — bl — 


Im  South  Kensington  Museum  zu  London  hat 
man  eine  wertvolle  Ausstellung  alter  ?iaturwissen- 
schaftlicher  Werke  eröffnet,  unter  denen  sich  mehrere 
Schriften  ganz  außergewöhnlichen  Wertes  befinden. 
Als  Perle  gilt  ein  Plinius-Druck  von  1469,  wahrschein¬ 
lich  als  editio  princeps  zu  betrachten.  Sehr  inter¬ 
essant  ist  ferner  eine  äußerst  seltene  Erstausgabe  von 
Merretts  „British  plants“,  deren  Originaldruck  bei  der 
alten  großen  Feuersbrunst  in  Englands  Hauptstadt 
größtenteils  vernichtet  worden  ist.  Fl. 


Nachdj-uck  verboten.  —  Alle  Rechte  Vorbehalten. 

Für  die  Redaktion  verantwortlich:  Fedor  von  Zobeltitz  in  Berlin  W.  15. 

Alle  Sendungen  redaktioneller  Natur  an  dessen  Adresse  erbeten. 

Gedruckt  von  W.  Drugulin  in  Leipzig  für  Velhagen  &  Klasing  in  Bielefeld  und  Leipzig  auf  Papier  der  Neuen  Papier-Manufaktur 

in  Straßburg  i.  E. 


ZEITSCHRIFT 

FÜR 

BÜCHERFREUNDE. 

Monatshefte  für  Bibliophilie  und  verwandte  Interessen. 

Herausgegeben  von  Fedor  von  Zobeltitz. 

9.  Jahrgang  1905/1906.  -  Heft  9:  Dezember  1905. 


Michel  Greyff  als  Kalenderdrucker. 

Von 

Professor  Dr.  Konrad  Haebler  in  Dresden. 


elbst  von  den  Bücherfreunden, 
die  sich  eingehender  mit  dem 
Zeitalter  der  Wiegendrucke  be¬ 
schäftigen,  werden  sich  wohl 
nur  wenige  davon  Rechenschaft 
gegeben  haben,  welch  ein  be¬ 
deutender  Teil  der  ältesten  Druckerzeugnisse  in 
diejenige  Kategorie  gehört,  die  wir  heute  unter 
dem  Begriffe  des  Akzidenzdruckes  zusammen¬ 
zufassen  gewöhnt  sind.  Es  ist  allerdings  hin¬ 
länglich  bekannt,  daß  bereits  in  den  Jahren  1454 
und  1455  Formulare  von  Ablaßbriefen  jedenfalls 
doch  wohl  in  der  Werkstätte  von  Gutenberg 
selbst  hergestellt  worden  sind.  Aber  das  ebenso 
schwierige  als  interessante  Kapitel  des  Abla߬ 
druckes  harrt  noch  immer  einer  eingehenden, 
zusammenfassenden  Behandlung,  und  während 
fast  alle  Antiquare  und  auch  ein  großer  Teil  der 
Bibliophilen  beinahe  jedem  derartigen  Doku¬ 
mente  fast  gänzlich  ratlos  gegenüberstehen 
haben  nur  wenige  genauere  Kenner  festzustellen 
vermocht,  daß  diese  flüchtigen  Blätter  in  einer 
ganzen  Reihe  von  Fällen  die  einzigen  uns  über¬ 
kommenen  Denkmale  völlig  unbekannter  Druck¬ 
werkstätten  gewesen  sind. 

Die  großartige  Sammlung  von  Einblatt¬ 
drucken,  die  nach  und  nach  in  der  Münchener 


Hof-  und  Staatsbibliothek  zusammengebracht 
und  über  deren  Inhalt  wenigstens  ein  summa¬ 
rischer  Bericht  durch  Wilhelm  Meyer1  an  die 
Öffentlichkeit  gelangt  ist,  hat  es  dann  in  den 
Fachkreisen  etwas  bekannter  gemacht,  wie 
reichhaltig  und  vielgestaltig  diese  kleinen  und 
kleinsten  Druckerzeugnisse  auch  in  der  ältesten 
Zeit  des  Buchdrucks  schon  gewesen  sind.  Aber 
nur  wenigen  Gruppen  ist  das  Glück  zuteil  ge¬ 
worden,  einer  so  eingehenden  und  sorgfältigen 
Untersuchung  teilhaftig  zu  werden,  wie  der¬ 
jenigen  der  Bücher- Anzeigen,  und  doch  sind 
auch  dazu  mit  der  Zeit  Nachträge  und  Er¬ 
gänzungen  bedeutungsvoller  Art  ans  Lieh 
gekommen  und  werden  sich  jedenfalls  noch 
erheblich  vermehren,  wenn  erst  die  syste¬ 
matische  Inventarisierung  der  Inkunabeln  in 
allen  deutschen  Bibliotheken,  die  von  dem 
Preußischen  Kultusministerium  in  Aussicht  ge¬ 
nommen  ist,  weitere  Fortschritte  gemacht 
haben  wird. 

Einen  Anlauf  in  derselben  Richtung  be¬ 
deutet  die  kürzlich  von  der  Firma  Heitz  & 
Mündel  in  Straßburg  veröffentlichte  Sammlung 
von  „100  Kalender -Inkunabeln“. 2  Auch  die 
Kalenderblätter  gehören  zu  den  Gelegenheits¬ 
drucken,  von  deren  Existenz  wohl  des  öfterem 


r  Zentralblatt  für  Bibliothekswesen.  Bd.  II.  S.  437  ff.  —  2  100  Kalender-Inkunabeln.  Herausgegeben  von  Paul 
Heitz.  Mit  erläuterndem  Text  von  Konrad  Haebler.  Straßburg,  J.  H.  E.  Heitz,  1905.  Fol.  Die  Illustrationen  unseres 
Artikels  sind  mit  Genehmigung  des  Herrn  Verlegers  nach  diesem  Werke  reproduziert  werden. 

Z.  f.  B.  1905/1906. 


46 


352 


Haebler,  Michel  Greyff  als  Kalenderdrucker. 


einmal  die  Rede  gewesen  ist,  deren  Bedeutung 
aber  als  Dokumente  zur  ältesten  Geschichte 
des  Buchdruckes  nur  in  vereinzelten  Fällen 
eine  gebührende  Würdigung  gefunden  hat. 
Und  doch  sind  gerade  sie  von  ganz  beson¬ 
derem  dokumentarischem  Werte.  Zwar  nennen 
sich  allerdings  auf  diesen  flüchtigen  Blättern 
die  Drucker  selbst  auch  keineswegs  mit  Regel¬ 
mäßigkeit;  aber  schon  der  Hinweis  darauf,  daß 
sich  die  Zeit  des  Druckes  in  jedem  einzelnen 
Falle  mit  absoluter  Sicherheit  feststellen  läßt, 
und  daß  vielfach  die  Berechnung  der  astro¬ 
nomischen  Angaben  auf  einen  bestimmten 
Punkt  auch  für  den  Ort  des  Druckes  einen 
sehr  bedeutungsvollen  Anhalt  bietet,  dürfte  ge¬ 
nügen,  um  eine  Vorstellung  davon  zu  erwecken, 
welchen  Wert  diese  Blätter,  von  denen  wir 
beiläufig  bereits  weit  über  200  in  ganzen 
Stücken  oder  doch  in  bestimmbaren  Frag¬ 
menten  kennen,  für  unsere  Kenntnis  von  der 
ältesten  Geschichte  des  Buchdrucks  und  seiner 
Ausbreitung  besitzen  müssen. 

Bei  unserer  Untersuchung  hat  es  sich  her¬ 
ausgestellt,  daß  die  Jahresalmanache  schon  im 
XV.  Jahrhundert,  ganz  wie  dies  noch  in 
unsern  Tagen  üblich  ist,  zu  Reklamezwecken 
verwendet  worden  sind.  Der  wesentliche  Unter¬ 
schied  besteht  nur  darin,  daß  sie  damals  nicht 
wie  heute  zu  einer  Reklame  für  alle  erdenk¬ 
lichen,  fernab  liegenden  Zwecke  gemißbraucht 
wurden,  sondern  daß  sie  Reklame  zu  machen 
bestimmt  waren  für  die  neue  Kunst  des  Lettern¬ 
druckes  und  für  die  neu  entstehenden  oder 
mit  neuen  Materialien  ausgestatteten  Druck¬ 
werkstätten,  die  mit  ihrer  Hilfe  sich  einem  ge¬ 
ehrten  Publikum  ins  Gedächtnis  riefen.  Günter 
Zainer  in  Augsburg,  einer  der  ersten  und  viel¬ 
leicht  von  allen  Fachgenossen  der  verhältnis¬ 
mäßig  produktivste  Kalenderdrucker  —  wir 
kennen  jetzt  schon  mindestens  neun  Blatt,  die 
er  in  den  acht  Jahren  hergestellt  hat,  in  denen 
er  überhaupt  nur  als  Drucker  tätig  gewesen 
zu  sein  scheint  —  hat  uns  das  recht  deutlich 
verraten  in  den  Unterschriften,  die  er  seinen 
ältesten,  in  den  neu  von  ihm  gegossenen  An¬ 
tiqua-Typen  hergestellten  Kalendern  mitge¬ 
geben  hat,  denn  er  weist  ausdrücklich  darauf 
hin,  daß  er  diese  Typen  hauptsächlich  deshalb 
erfunden  habe,  um  zu  zeigen,  daß  er  der  Kon¬ 
kurrenz  der  überwiegend  mit  Antiqua-Typen 
arbeitenden  italienischen  Druckereien  voll¬ 


kommen  gewachsen  sei.  Zu  den  ältesten 
Druckerzeugnissen  Günter  Zainers  scheinen 
allerdings  seine  Kalender,  deren  Reihe  erst 
mit  dem  Jahre  1470  beginnt,  nicht  zu  gehören. 
Es  ist  aber  sicher  kein  Zufall,  daß  wir  aus 
einer  größeren  Anzahl  von  Druckwerkstatten 
der  Inkunabelzeit  bereits  Kalender  für  dasjenige 
Jahr  kennen,  in  welchem  dieselben  zu  drucken 
begonnen  haben:  wir  dürfen  vielmehr  wohl  mit 
Sicherheit  annehmen,  daß  in  solchen  Fällen 
die  betreffenden  Blätter  mindestens  nebenbei 
dem  Zwecke  zu  dienen  bestimmt  waren,  die 
neu  eröffnete  Firma  dem  Kundenkreise  zu 
empfehlen. 

Daß  aber  der  Reklamezweck  der  ausschlie߬ 
liche  oder  auch  nur  der  vorwiegende  Anlaß 
für  den  Kalenderdruck  gewesen  sei,  dürfen  wir 
dennoch  nicht  annehmen.  Der  Umstand,  daß 
ein  Kalenderblatt  sogar  in  dem  Verzeichnis 
der  Verlagsartikel  auf  einer  Bücheranzeige  des 
Günter  Zainer  von  1476  erscheint,  ist  ein 
sicherer  Beweis  dafür,  daß  die  Blätter  auch 
einen  Handelsartikel  bildeten,  und  die  zahl¬ 
reichen  Falle,  in  denen  nicht  der  Drucker  selbst, 
sondern  der  Verfasser  des  Kalenders  sich  und 
sein  Werk  dem  Leser  empfiehlt,  sprechen 
gleichfalls  gegen  die  obige  Annahme,  zum 
mindesten,  soweit  der  Drucker  in  Frage  kommt. 
Dagegen  spricht  aber  auch  der  Umstand,  daß 
eine  ganze  Menge  von  Druckwerkstätten,  und 
zwar  zum  Teil  solche  von  einer  großen  Pro¬ 
duktivität  nicht  nur  vereinzelt,  sondern  alljährlich 
Kalenderblätter  herausgegeben  haben  mit  einem 
gleichartigen,  stets  auf  dieselben  Zwecke  zu¬ 
geschnittenen  Inhalte.  Günter  Zainer  steht 
darin  vereinzelt  da,  daß  er  jede  der  vier  ver¬ 
schiedenen  Druckschriften,  die  er  sich  nach 
und  nach  hergestellt  hat,  in  seinen  Kalendern 
verwendet  und  dem  Publikum  ausdrücklich 
empfohlen  hat.  Im  allgemeinen  überwiegt  bei 
den  Kalender-Reihen,  die  aus  ein  und  derselben 
Druckwerkstätte  hervorgegangen  sind,  unver¬ 
kennbar  das  Bestreben,  an  der  einmal  gewählten 
Form  so  lange  als  möglich  festzuhalten  und 
Änderungen  selbst  dann,  wenn  sie  unzweifel¬ 
haft  Verbesserungen  waren,  nur  sehr  allmäh¬ 
lich  eintreten  zu  lassen,  damit  die  wesentliche 
Erscheinung  möglichst  festgehalten  blieb.  So 
sehen  wir  an  den  Augsburger  Kalendern  des 
Johann  Bämler  nur  nach  und  nach  die  ursprüng¬ 
lichen,  in  der  Konkurrenz  veraltenden  Formen 


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fe  gutem  ja!  iftrei  InDefo  man  jelt  nacb  Der  gebuTt  r?ifti  Meere  Ijcrviu  iaur 
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i-ag  finD  jpuifrben  oem  r?lftng  pno  Der  Bemn  paf3narbft)ie  fibentjig  tag  v>a 
an-an  fant  K>?ifra  tag.per  rrft  Sunntagin  Der  paftrn  puirt  narb  oo?o 
Jgbee»  eftettagam  funntag  narb  bcneoicti  •  C?ptj  fur.ntagam  funntag  nacb 
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lanacbuepno  fmrr  gefrllcntag  •  Vnfers  bern  ftclicbnams  tag  am  oojnftag 
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an  lant  p?ilca  tagnarbmittag-pi-ftuno-o-mmut-oie  funn  im  puafTerman.Xm  ßmpftag  narb  er; 
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peite  ung-oermonimfebirjc»  bequem  Den  abnemfoen  onoicoicrb»  <J TTöjnitng. 

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^Polmcn  an  fant  Peitj  tagPO?  mittag  ü  ftuno  plp  minut  funn  im  l:rebo  •  Das  nuiateVlSß^-' 
DcebtnulTj  uo?  mn-pi  ftuno  rrxmi  minut-run  im  brebo-am  metag  nacb  bomFaeii.mS  in  Der  puau« 
?.en,u,18c»?no«i«ioe.ooinftagFntaS  naebwri-mö  im  orafTehnan  bequem  De  altf 
fant  io banns  Des  tcFets  aubent  gut  Den  alten  on  Die  boubt  auoer  Vw^monet» 
jjpplmon  an  oer  jnbotte  tailug  uo?  mittag  n  ftuno  >;lii  minut-  Tunn  im  anfang  oes  le^i?i><iNI)i~ 

rar  n-,?h„.r  m,m-,0rbe  ,,3fb  u/obl  ^«tag ,  ftuno  tl  mmut  Tun  ,m  lepufn.iüntagpnSmen 
g  arbpl.iri-moinccrpuag  bequem  Den  lungcon  Die  lenoe  am  fritag  nacb  biliam-moirn  febtrje 

4L5lclmcn  ampomftag  uo:  Der  brtcerpuibr  narb  mittag  p  ftuno  rtpii  minut.f„nnim  — 

am  Do?nftag  nacb  bartolemei  narb  mittag  t  ftmio  p  minut-funn^n  oer  ujnd?frcen*Tn  fine  fte^t 
Fans  oes  bauft  tag  pnoam  ncebftc  Dar  nacb  m5  in  oer  vuaug  brquemocniunrti  nn  o,el  e  1 
an  rant  fixfts  tag  an  Den  n  nerbften  Dar  nacb  Der  mon  im  frbiejen  ercuelt  Den  lunzion  Die  Dierb 
^urt?nftl  am  öar  narb  bequem  öen alten  on  ?um  boubc 

cst,brftr  f,°rn  bü"  £Ss 

c  °t  "  fl  Nui am  fampftag  narb  maurmi  uo?mit-Pin  ftuno  (piminut-funn  in  oer  Puaue.Do?nft  ik 

<J  pclmo  am  funntag  uo?  fant  gälte  naeb  mit- x  ftuno  _rlp  minut »  fun  m  okvuauZ  nu SÄnt«~ 

-  lmo  t”l?  lu?c  naeb  mit-  x  ftuno  xxpin  mmut  -  fun  im  feo?pe  •  mtnraz  rrnftatTnaela  F/anecf-f 

Die°lf  oc»an  rmf^tei?s  ng  b*"1  ^micHurie^^bequemo^alts'on 

Cie  funn  pmrt  fmfter-an  oer  "^n^Iaeobd  wg  nacb  mKtas^^nj"^ a 

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Abb.  i.  Aderlaßkalender  auf  das  Jahr  1478.  (Universitätsbibliothek  zu  Tübingen.) 

(‘/j  Originalgröße.) 


Zeitschrijt  für  Bücherfreunde  IX. 


Zu  Haebler Michel  Greyff  als  Kalenderdrucker. 


Haebler,  Michel  Greyff  als  Kalenderdrucker. 


353 


verschwinden,  und  finden  in  den  Leipziger 
Kalendern  die  Entwickelung  einer  ganz  be¬ 
sonderen  Form  allmählich  sich  vollziehen,  die, 
nachdem  sie  ihre  charakteristischen  Merkmale 
herausgebildet  hat,  lange  Zeit  unverändert  fest¬ 
gehalten  wird.  Und  ähnliche  Vorgänge  wieder¬ 
holen  sich  fast  überall  da,  wo  eine  Reihe  von 
jahreskalendern  aus  ein  und  derselben  Werk¬ 
stätte  hervorgegangen  sind. 

Unter  diesen  Verhältnissen  nun  ist  es  ganz 
besonders  auffallend,  daß  wenigstens  einer  der 
alten  Kalenderdrucker  offenbar  eine  ganz  ent¬ 
gegensetzte  Praxis  befolgt  hat.  Dieser  eine 
ist  Michel  Greyff,  der  erste  Buchdrucker  von 
Reutlingen.  Von  seinen  Lebensumständen 
wissen  wir  so  gut  wie  nichts,  denn  er  gehört 
nicht  zu  der  Art  der  ruhmredigen  Fach¬ 
genossen,  die  allerlei  von  sich  und  von  ihren 
Leistungen  in  den  Unterschriften  ihrer  Drucke 
zu  erzählen  wissen.  Den  größten  Teil  seiner 
Druckerzeugnisse  können  wir  ihm  überhaupt 
nur  auf  Grund  von  Vergleichungen  und  lo¬ 
gischen  Schlüssen  zusprechen;  besonders  in 
den  älteren  Arbeiten  hat  er  so  gut  wie  nie 
weder  seinen  Namen  noch  Zeit  und  Ort  der 
Vollendung  angegeben.  Erst  von  i486  ab 
nennt  er  sich  öfter  als  Drucker  und  verrät  uns 
gelegentlich  auch  einmal,  daß  er  um  jene  Zeit 
in  Reutlingen  das  Bürgerrecht  erworben  habe. 
Die  Anfänge  seiner  Tätigkeit  reichen  aber  be¬ 
deutend  weiter  zurück.  Ein  Druck,  der  mit 
seinen  Typen  ausgeführt  ist,  wurde  am  Mitt¬ 
woch  nach  Sankt  Ulrich  (7.  Juli)  1479  voll¬ 
endet,  und  handschriftliche  Eintragungen  in 
einzelne  Exemplare  seiner  älteren  Bücher 
machen  es  wahrscheinlich,  daß  jener  datierte 
Druck  keineswegs  seine  älteste  Arbeit  gewesen 
ist.  Und  zur  Gewißheit  macht  dies  sein  ältestes 
Kalenderblatt. 

Die  Universitätsbibliothek  in  Tübingen  be¬ 
sitzt  einen  hochinteressanten  Einblattdruck,  der 
einen  Aderlaßkalender  auf  das  Jahr  1478  dar¬ 
stellt.  Dieses  Blatt  ist  gedruckt  mit  der 
ältesten  Type  des  Michel  Greyff.  Es  ist  dem 
Druck  nach  ein  sehr  einfaches,  jedes  äußeren 
Schmuckes  entbehrendes  Blatt,  das  in  12  kurzen 
Abschnitten  den  Termin  des  Neu-  und  Voll¬ 
mondes  und  die  empfehlenswerten  Tage  zum 
Aderlässen  für  jeden  Monat  des  Jahres  enthält. 
Die  Überschriften  der  einzelnen  Abschnitte 
sind  je  an  den  Schluß  der  meist  nicht  voll  aus¬ 


gedruckten  voraufgehenden  Zeile  gerückt.  Ein 
einleitender  Abschnitt  enthält  in  üblicherweise 
die  Jahresangaben:  Goldene  Zahl,  Römerzahl, 
Sonntagsbuchstabe  usw.  Der  erste  Buchstabe, 
der  ein  D  sein  müßte,  fehlt,  aber  es  ist,  um 
ihn  mit  der  Hand  zierlich  einzuzeichnen,  ein 
quadratischer  Raum  von  acht  Zeilen  Höhe  im 
Satze  ausgespart. 

In  diesen  nüchternen  Zustand,  wie  er  aus 
der  Druckerpresse  hervorgegangen  ist ,  muß 
man  sich  allerdings  den  Tübinger  Kalender 
erst  zurückversetzen.  So  wie  er  tatsächlich 
vorliegt  (Abb.  1),  gewährt  er  eine  treffliche 
Veranschaulichung  dafür,  wie  auch  in  der 
ältesten  Zeit  des  Buchdrucks  noch  die  mittel¬ 
alterliche  Kunst  des  Buchschmucks  fortlebte 
und  sich  zur  Geltung  brachte.  Wenn  man 
genauer  zusieht,  sind  die  Mittel  äußerst  einfach, 
mit  denen  der  Rubrikator  aus  dem  kahlen 
Kalenderdrucke  einen  der  zierlichst  geschmück¬ 
ten  Almanache  gemacht  hat,  die  uns  überhaupt 
überliefert  sind.  Mit  derselben  braunschwarzen 
Tinte,  mit  der  er  unter  den  gedruckten  Text 
die  Worte:  „Ain  guth  sälig  nuw  Jare“  —  üb¬ 
rigens  ein  Beweis  dafür,  daß  das  Blatt  wohl 
noch  Ende  1477  hergestellt  ist  —  geschrieben, 
hat  er  mit  flotten  Strichen  eine  blätterartige 
Leiste  um  drei  Seiten  des  Druckes  herum 
entworfen,  die  sich  von  dem  kreuzweis  schraf¬ 
fierten  Grunde  sehr  kräftig  abhebt.  An  den 
Kopf  des  Blattes  hat  er  ein  paar  weitere  Orna¬ 
mente  gesetzt,  die  im  Stile  übereinstimmen 
mit  dem  Initial-D,  welches  die  dafür  im  Druck 
vorgesehene  Lücke  ausfüllt.  Es  ist  der  Stil, 
der  uns  aus  den  Holzschnitt  -  Initialen  des 
Günter  Zainer  in  Augsburg  und  seiner  Nach¬ 
ahmer  geläufig  ist.  Der  eigentliche  Buchstabe 
aber  ist  rot  eingemalt,  ebenso  wie  die  hand¬ 
schriftlich  über  das  Blatt  verstreuten  Rubrik¬ 
zeichen,  und  diese  geringfügige  Farbigkeit  genügt 
vollauf,  um  in  wohltuendster  Weise  die  Ein¬ 
tönigkeit  des  Schwarz  und  Braun  zu  beleben. 
Die  Gesamtwirkung  ist  eine  äußerst  glückliche, 
und  das  Blatt  —  das  einzige  Beispiel  einer 
durchgeführten  handschriftlichen  Almanachver- 
zierung,  das  mir  bis  jetzt  vorgekommen  ist 
—  gehört  zu  dem  Ansprechendsten,  was  auf 
diesem  Gebiete  geleistet  worden  ist. 

Auf  diese  Weise  hat  sich  Michel  Greyff  zu 
Reutlingen  zu  Neujahr  1478  als  Kalender¬ 
drucker,  vielleicht  auch  überhaupt  als  Buch- 


354 


Haebler,  Michel  Greyff  als  Kalenderdrucker. 


Abb.  3.  Aderlaßmann  und  Neujahrs  wünsch  auf  einem  Straßburger  Kalender  aus  dem  Jahre  1404. 

(KgL  Landesbibliothek  zu  Stuttgart.* 


drucker  eingeführt.  Dafür  aber,  daß  er  etwa 
auch  in  den  folgenden  Jahren  in  ähnlicher 
Weise  sich  betätigt  hätte,  fehlt  es  bis  jetzt  an 
jedem  Anzeichen.  Nach  1479,  dem  ersten 
Jahre,  aus  welchem  er  uns  einen  datierten 
Druck  hinterlassen  hat,  finden  wir  erst 
Anno  1483  wieder  ein  datiertes  Lebenszeichen 
von  ihm :  einen  Druck  der  Legenda  aurea,  die 
mit  neuem  Druckmateriale  hergestellt  ist.  Und 
siehe  da,  für  dasselbe  Jahr,  und  mit  denselben 
Typen  hergestellt,  ist  uns  auch  wieder  ein 
Kalenderblatt  des  Michel  Greyff  erhalten  ge¬ 
blieben.  Allerdings  nennt  er  sich  hier  so  wenig 
als  Drucker  wie  auf  dem  Blatte  von  1478,  und 
wenn  man  das  Äußere  der  beiden  Drucke 
gegen  einander  hält,  so  findet  sich  auch  nicht 
der  mindeste  Anhalt  dafür,  daß  beide  Blätter 
Erzeugnisse  ein  und  desselben  Meisters  sein 
könnten.  Ja,  die  Angabe  der  Einleitung,  daß 
der  Kalender  auf  Nürnberg  berechnet  sei, 
könnte  uns  sogar  auf  eine  falsche  Fährte  locken. 
Und  trotzdem  läßt  die  außerordentlich  eigen¬ 
artige  Type  nicht  den  mindesten  Zweifel  daran 
zu,  daß  wir  es  auch  hier  wieder  mit  einem 
Drucke  des  Michel  Greyff  zu  tun  haben. 

Auch  dieses  Blatt  (Abb.  2)  ist  unter  seines¬ 
gleichen  ein  Unikum,  und  würde  als  solches 
noch  augenfälliger  sein,  wenn  es  in  besserer 
Erhaltung  auf  uns  gekommen  wäre.  Es  fehlt 
ihm  nämlich  in  der  Wiedergabe  zum  mindestens 


ein  Viertel  seiner  ursprünglichen  Große,  und 
die  Bruchstücke  des  verlorenen  Teiles  schließen 
es  nicht  aus,  daß  derselbe  noch  einen  Inhalt 
besessen  hat,  der  sich  nicht  ohne  weiteres  aus 
dem  Erhaltenen  erschließen  läßt.  Aber  auch 
so  ist  der  Kalender  höchst  eigenartig.  Die 
Jahresangaben  an  der  Spitze  sind  ganz  kurz  in 
zwei  Langzeilen  zusammengefaßt;  dann  ist  der 
Text  zunächst  in  zwei  eng  gedruckten  Spalten 
angeordnet ,  in  deren  Mitte  in  Holzschnitt 
eine  entblößte  menschliche  Figur  dargestellt  ist 
zwischen  zwei  Scheiben,  die  die  Finsternisse 
des  Jahres,  eine  partielle  der  Sonne  und  eine 
totale  des  Mondes,  veranschaulichen  sollen. 
Ohne  Zweifel  soll  dies  eigentlich  der  sogenannte 
Aderlaßmann  sein,  doch  fehlen  ihm  vollkommen 
die  üblichen  Attribute:  die  Sternbilder,  die  durch 
Linien  mit  denjenigen  Körperteilen  in  Verbin¬ 
dung  gebracht  sind,  deren  Schröpfung  unter 
ihrem  Zeichen  anempfohlen  wird.  Wie  ein 
solcher  Aderlaßmann  und  zwar  in  besonders 
reicher  Gestaltung  sonst  auf  Kalenderblättern 
üblich  ist,  bringt  die  einem  Straßburger  Kalen¬ 
der  entnommene  Abb.  3  zur  Anschauung. 

Die  beiden  Spalten  enthalten  indessen  auf¬ 
fallenderweise  nicht  einen  fortlaufenden  Text, 
sondern  es  gehören  von  jeder  Kolumne  je  die 
13  obersten  Zeilen  der  Tabelle  der  Mondphasen 
an,  während  auf  der  14.  Zeile  der  ersten 
Spalte,  ohne  jegliches  äußere  Merkmal,  die 


jß  ton  feie  tnfln  jalt  nacbCvifo  gcburr.M.cccc-mlw:vT.iar  3(1  sl  fonfcgUcbcr  bucbfiab-ßuloni5aI.v.SoiincAflrclW  n  * o 
mlfcbc  j  aUitj-EJom  tCrißag  bifvff  m  bcrrcn  fafnocbr.vj.wocbcn  . Zlnbcbung  wrljcj:  .tagc.am  funrag  oacbfant febaftwn* 
rig  ?;Mbtbung  txr.vl.rag  au,  funtag  vot  valcntun-Dcr oftcrrag  om  funtag  noch  »cncoictt.£rutjwocb  am  funtag  wj  pbilip 
pi  vlio  i:icobi.?3nfero  bcrrcn  vffart  am  Oonltag  nacb  txe  bcilgcn  Cnitjtjg.Dcr  pnng%g  am  futltagvo:  fant  fcpbtenfäg  wn 
fcra  bcrrcn  ffcmhcbnams  rag  an  fant  vrbano  r ag-sloucnt  am  funrag-nacb  fant  £nonfr  ag.^no  bot  jar.j;iq.fcDan* 

fflcuw  vnt>  b:ucb  nacb  varcm  lauff  funn  vnp  mono  von  mittag  tfo  fdbcn 
tagoows  von  vergangner  iniftcrnacbt  an  >u  reebnen  feuno  vno  tmnuten« 

'Jcnrt;"  'cir»  :tcu  v  an  txv  bcilgcn  owv  kiinig  tag  vo:  mittag 
l).ftuno.jrht't1Ti.  Biucb  an  fanr  Icbniuon»  tag^vo:  mittag 
»U-ltuno-tvul-uimufJ.  35  n  tönt  bi  l anj  abent  gut  im  vitxr 

i  li  cbn  Hnl'aiftl^aiHuo 


& 


jln  laut  Cebalitane  abent  unt/d  im  Lrcbti'slnlaift  (i>aiHue 
bekerung-rag  gut  in  rer  wag.jln  i.mf  agnefen  abiyir  vn  am 
rag  nurid  in.  icorpieii.jinv  montag  vü  nuit.-.g  vor  vnfer  Iro  ♦ 
wen  tag  liccbrincf  giir  im  id.iir.n- 

wirf  uer.w  on.  famfrr.-,  nacb  vuicrfiovctag  liccbt 
y.  mcl;  nacb  niitra-vv.ltimo  B:ucb  am  lamfrag  vo: 

.  j fant  CCVtrbio  rag  nach  nurr.ig.v.i'ninp.iti  vitj-uimu  .ein  fant 
^actbccntag  vno  wn  i.cdritcn  Dar  nach  nurtd  im  vifcb . 
tivi  nitwod)  vno  Oonli.ig  ift.bii  Dar  nach  gilt  1111  wtwr  an 
fant  'calciitinr.  tag  vn  tvn  nahten  Dir  n.-.eb  mitcl  im  Jwebe 
itn  fant  Rctcro  abent  vno  ra ;  gi  r  in  tvr  wag.sln  fanr’eliya 
tbio  abent  vii  rag  nnrtej  im  Gieupioij.j.n  mörag  vn  jniihg 
nacbmatbic  gilt  mi  fcbiitjcn« 

S?crtj  wirr  neuw  on  (ant  perpefue  vnö  fclicit  anoabent  vot 
mittag-vi.lhmo-jctubim.  Buicb  am  möt ag  vo:  BcncPKti 
vormittag,  viij.itun.du-minij.jlln  mittag  vn  imttwocb  nacb . 
ß:  cgo:t}  mittclum  KJcbo.jln  fant30noictc  rag.vii  am  neeb  « 
Ile  oar  nacb  9? fit  m  rer  vag  .3t m  mirvoabcu  vn  oonltag  oar 
nacb  mirrd  iimC’Co:piö-;Ein  freiyag  vno  famftag  oar  noch 
ßut  mi  icbutjcii. 

Jtpnll  wirr  new  an  fanr.stmb.’ofi9  tag  nacb  mittag-iiij  .lliio 
i'ini. _  Bsueb  am  jmltag  vo:  fanr- jjötge  rag  .nach  mirtag 
VC-  tcÜD.rvvvt|.iiii.jtm  mötag  vij  jmltag  nach  lant  JEmbrofi9 
rag  mirtcilm  krcb%;lm  mötag  vn  jfnfrag  vo:  Ztburcu  ßut 
tii  txr  vag. ;t m  nntvoeb  vn  Donfr.'ig.unrrel  '.m.£>co:piö.  am 
frevrag  vn  lamfrag  iiechit  oar  narcb-Cnit  im  Cchuncn  .jtn 
fanr-O^arv  tag  vfi  tvi>  nccblicn  par  nacb  ßur  im  valtcrnian. 

£Dav  wirr  nev  an  Wo  bcilgcn  erüntag  nacb  mirrag-vi-ftuo 
l.mi-  ff>i_ucb  am  oö  lag  iiacb  tüopb'ic  nacb  nurtag  iii  l'tüo 
KVtvi)  .nii.jtm  montag  vti  jmltag  nacb  txo  bcilgc  RTninrag 
mirtcl.un  krcbo.  jtm  funrag  vn  inolirag  nacbfjnr.fbangrati 
U8  tag  ßivir^m  ccr  va.*.jtni  Eintrag  vn  mirvodvn  oar  nacb 
mittel. ini.öcorpioirjEn  laut  potent i.nu  abent  vno  rag-23iir 
im.i?.dnitjcift:tn  fanr  ilrbanS  rag  vfi  am  neebfun  rag  oar 
nacb  .83iit  im  wafTcrman.  jtm  famftag  \-no  funtag  oar  nacb 
mittel  im  vifcb- 

Tßracbmonat  wirf  nnv  am  freyrog  vo:  faju  Äon« atmo  tag 
vö:  mirfag.vi.lruiio.rlii.Hu.  J[>rucb  am  famftag  n'ali  £Jiri 
vo:  mitfag.v  .ftunD.jriv.mi..  jtn  fon  }3onifariufl  abent  ^tln 
i  mijtfcl.im.Urd.'|0.^jl|iii  funrjg  vno  montag  vo:  fanr'Slifj 
tag  gut  in  wr  wag  jtn  jmltag  nutwoeb  vo:  ütri  mitcl 
1JIl:>’.c0?P1°,;“n  witj  rag  vn  nccblum  oar  nacli.ßnt  im 
-ochuric.  «in  nnltag  vn  nntwocb  vo:  fanr.^ob.ino  tagü3ut 
’'n  «'Jncrmä.jtn  Jant^obäiiß  abent  vn  tag.inirrcl.iin.  vifcb 
rtm  funtag  vn  motag  nadi  fant  jjobäin»  tag  Ciir-im  wiwr. 

“5m  bomfifc  vff  famftag  vo:  fant/llVatbvs 
wo  nadirea  wann  co.v  fcblccbt.rn.tvicviri 
inmure  -wirr  txr  mon  ganrj  finftcr  werten 


hä 


n?cumonir  wirr  naiv  am  fimftag  nacb  ^ctri  vno  pauti 
nacb  liurag  i.ltilP-vliv-nn.  J3:ucb  am  funtag  vo:  fant  raa:ia 
dlSagoalcna  rag  nacb  rtnrtjg.viii.ftiino.tviq.minutcn  alm 
funrjg  vno  monrng  nacb  faut  tllncbo  rag  gut  m  txr  wag* 
Zlm  jinftag  vno  nntwoeb’en  nnrtel  uh  fco:plon. 

ein  fanr  Margareten  rag  beben  an  Oie  bnnoftag  vno  M?< 
ren  btt:  vnfer  trawen  raj.jjn  wn  ilt  mt  giir  acvrlalTcu  vno 
orcjiicyncilie'ii'  cjinbolifmue. 

23er  viigcnant  inonar  wirr  nenw  am  funtag  Oacb  fant  3a 
coba  tag  nacb  fuitr  jg  ir.irunP.hit).mniurcn  23:ucb  an  vn 
Sv  frowirajalofu  jfi  bymel  für  vo:  mitfag.it.llunO-ttxbnit' 

eliigft  wirt  ncy  am  jmltag  nacb  fant  i^clagiuo  tog  vor 
mirtag- viq.ftüo-vri.vrvi.mi.  J3rucb  an  we  bcilgcn  Crcutj 
obent  nacb  mirtag.i}:.fruiio  nri  mmu.:lim  funrag  vn  montag 
vo:  vnler  frowc  burt-juirtcl.iin.Gco:piö. 3t m  jmftagmitwo 
cb  vn  oöftag  vo:  vnfer  frowetag  gurim.fcbnfjc-jlm  fuiitjg 
vn  imjnrag  nacb  vnfer  frowc  tag  ßut  im  w'affcrmä  jtn  jtn 
(tag  vno  mirryeocja  ve>:  trs  bcilge  £rnt  jtag  tnittel.im.Krcb9 
3tn  txe  bcilge- £<  utj  rag^V/i  am  necbtlc  oar  nacb  ßüt-im  *wi 
ocr-ötn  fant  matbcua  tag  vn  am  neebf«  oar  nacb  raitrcljm 

Jkrebs. 

R3crbftmenat  wirf  ncijw  ammitwocb  voj  fant  OTubd» 
tag  nacb  mittag.iv.llno  b.im.  Broch  am  freyyag  vot  fant 
Calle  rag  vomirtag.it.iiüo.rrv.mi.itn  faqt  francifcus  abet 
vii  am  rag  ßut.im.fcbutjc.etm  famftag  vn  fiinrag  nach  fran 
nfci.ßür  im  Nvafferinä-stn/ant  Diomfiuo  tag  vn  am  neebde 
oar  njeb  mittel  im  T^ifcb-etm  mitwoch  vn  oonltag  vot  Col 
li  CSt  im  wlwr- jsm  nntvoeb  vn  Oonltag  nJeb  ßalli  mittd 
im^krcbo.jtm  mirvocb  vn  oonritag  vot  öymonis  vn  3k»oe 
ßut  m  txr  wag. 

etnwrberbltnionar  .wirr  neuw  am  obent  Gymoms  vnö 
3uw  nach  inirraG  t).ifAo.vn.pitu.fn<.  B:ucb  an  fant  Marv 
ne  rag  nacb  mitr  jg.vuj.ltjb.vmi  im.  31m  fnrag  vii  famftag 
nach  ollcrbcilgcrag.ßur  nn  watTermö  ein  fant  liciibarre  a* 
benf  vno  tag  mittel  im  jDifcb  3m  jmltag  vno  mitwoch  vot 
Mar.im  gut  im  wiwr. jtn  fant  ßtmarö  abet  vno  tag  inirtcl 
im  Jere'  a-ani  nutwoeb  vfi  Oonltag  vo:  fant  Uarbrin  tag  ßGc 
m  ocr  wag. 

wintcrinonat  wirr  new  an  fjnr  Cunrate  tag  vot  mittag 
•viij.ftüp-iq.mi.  Brudj  an  mötag  vot  iucic.vot  mittag -vj 
ftfiD.ncic.minu.  31  n  fnrag  vn  fauiftag  nacb  fant.£no:fot ag 
ßür  nn  watTermä.  sin  laut  Barblc  abent  vii  am  rag  mitrel 
im  ifJifcb-sln  fanr  jQicIjuo  fjg  vii  Jin.iiccbftcn  tag  oar  uacb 
ßfq  im  wiwr-  sin  fanr.Zncicn  aber  vü  tag  mittet  nn  krebs 
sin  fant  jbomae  abent  vii  am  tag  ßiir  m  wr  woge. 

«Cnftmonar  wirf  neuw  an  fant  (teffana  tag  vot  mittag 
iuj  ftuno-tv-inmutcn. 


elm.vf»äg  tto  mertjc  weniotgen*  ßeo-v« 
fchlecbr-vnO  -vliiij  .mmute  wem  Ofe  otew 
teyi  txr  fonnen  vom  mon  beteekc. 


9) 


Abb.  4.  Aderlaßkalender  auf  das  Jahr  1485. 

(V.  Originalgröße.) 


(Nationalbibliothek  zu  Paris.) 


Zeitschrift  für  Bücherfreunde  IX. 


Zu  Haebler Michel  Greyjff  als  Kalenderdrucker. 


Haebler,  Michel  Greyff  als  Kalenderdrucker. 


355 


Aderlaßtafel  beginnt,  die  sich  in  der  zweiten 
Spalte  von  der  14.  Zeile  ab  fortsetzt.  Soweit 
entspricht  der  Inhalt  des  Almanachs  annähernd 
dem,  was  wir  in  allen  Aderlaßkalerndern  zu 
finden  gewohnt  sind. 

Die  zweite  Spalte  endet  nun  aber  mit  einem 
Abschnitt,  der  eigentlich  die  Überschrift  für 
das  Weitere  bilden  sollte.  Er  besagt  nämlich: 
„In  diesem  nachvolgenden  kalender  vindet  man 
die  beweglichen  fest,  Als  den  ersten  suntag 
der  vasten,  den  ostertag  etcetera  verzeichent 
auf  dem  tag  an  dem  sie  geuallen.  Desgleichen 
die  lenge  des  tags.“  Und  daran  schließt  sich 
eine  Tabelle,  die  in  sechs  Spalten  in  der  Tat 
alle  Tage  des  Jahres  mit  ihren  Heiligennamen 
aufführt,  und  bei  den  Tagen,  auf  welche  eines 
der  beweglichen  Feste  fällt,  eine  bezügliche 
Bemerkung  enthält.  Ebenso  wird,  so  oft  die 
Zu-  oder  Abnahme  des  Tages  eine  volle 
Stunde  ausmacht,  diesem  Tage  der  Vermerk: 
x  vr,  xi  vr,  xii  vr  usw.  beigesetzt.  Die  Tabelle 
ist  für  die  ersten  sechs  Monate  des  Jahres 
vollständig  erhalten;  von  der  zweiten  sind  nur 
Bruchstücke  vorhanden,  die  die  Übereinstim¬ 
mung  der  Anordnung  erkennen  lassen.  Der 
Kalender  ist  damit  der  erste,  welcher  mit  der 
gegenwärtigen  Form  unserer  Almanache  darin 
übereinstimmt,  daß  er  ausnahmslos  alle  Tage 
des  Jahres  nennt,  während  es  vor-  und  nachher 
bei  der  überwiegenden  Mehrheit  der  Aderlaß- 
und  sonstigen  Kalender  üblich  ist,  nur  diejenigen 
Monatstage  zu  nennen,  mit  denen  es  irgend 
eine  astronomisch  oder  medizinisch  besondere 
Bewandtnis  hat. 

Mit  diesem  Inhalte  muß  der  vollständige 
Kalender  bereits  ungewöhnlich  große  Dimen¬ 
sionen  gewonnen  haben.  Es  ist  aber  gar  nicht 
unmöglich,  daß  sich  an  die  Aufzählung  der 
Tage  noch  irgend  welche  andere  Angaben 
angeschlossen  haben.  Nur  der  Umstand,  daß 
der  Kalender  in  seiner  äußeren  Gestaltung 
durchaus  eigenartig  ist,  macht  es  untunlich, 
über  seinen  möglichen  Inhalt  weitere  Ver¬ 
mutungen  aufzustellen. 

Robert  Proctor,  bekanntlich  der  erste,  der 
es  versucht  hat,  die  Tätigkeit  der  alten  Drucker 
auf  Grund  ihres  Druckmateriales  genauer  zu 
untersuchen  und  einzuteilen,  meinte  eine  solche 
Kluft  zwischen  den  Arbeiten  Michel  Greyffs 
vor  und  nach  dem  Jahre  1484  zu  entdecken, 
daß  er  zwischen  einer  ersten  und  zweiten 


Tätigkeitsperiode  (first  press  —  second  press) 
dieses  Druckers  unterscheidet.  Die  Kalender¬ 
blätter,  die  aus  der  Werkstatt  unseres  Meisters 
hervorgegangen  sind,  scheinen  ihm  aber  darin 
nicht  recht  geben  zu  wollen.  Allerdings  be¬ 
sitzen  wir  keinen  Almanach  auf  1484,  aber 
während  der  Kalender  von  1483  noch  mit  den 
Typen  seiner  älteren  Drucke  hergestellt  ist, 
erscheint  Greyff  bereits  für  1485  abermals  mit 
einem  solchen  auf  dem  Plane,  der  mit  seinen 
neuen  Materialien  hergestellt  ist. 

Auch  im  Angesicht  dieses  Blattes  (Abb.  4) 
wird  man  sich  allerdings  zunächst  verwundert 
fragen,  ob  man  es  wirklich  mit  einer  Arbeit 
desselben  Meisters  zu  tun,  der  die  Kalen¬ 
der  von  1478  und  1483  hergestellt  hat.  Von 
äußerer  Übereinstimmung  findet  sich  auch 
nicht  die  mindeste  Spur.  Der  Aderlaßkalender 
auf  das  Jahr  1485  ist  in  Form  und  Inhalt  eine 
getreue  Nachbildung  der  Blätter,  die  aus  den 
Augsburger  Druckwerkstätten  in  den  Jahren 
um  1480  hervorgegangen  sind.  Die  Vignette 
mit  dem  Neujahrswunsche  ist  zuerst  von  Hans 
Bämler  erfunden  worden,  in  der  hier  verwen¬ 
deten  Form  aber  mehr  von  Anton  Sorg  und 
Johann  Schönsperger  weitergebildet  worden. 
Das  recht  geschmackvolle  Initial  J,  welches 
einer  Randleiste  gleich  den  Text  auf  der  linken 
Seite  abschließt,  ist  eine  getreue  Nachbildung 
eines  Holzstockes,  der,  allerdings  in  der  Form 
einer  Winkelleiste,  die  sich  auch  über  den 
oberen  Rand  des  Blattes  erstreckte,  in  den 
Händen  des  Johann  Blaubirer  gewesen  ist. 
Auch  Anordnung  und  Inhalt  des  Textes  sind 
genau  den  Augsburger  Blättern  entsprechend. 
Wieder  aber  sind  es  die  Drucktypen,  die  keinen 
Zweifel  darüber  zulassen,  daß  das  Blatt,  dessen 
Hersteller  sich  wie  in  den  früheren  Gegenstücken 
nicht  genannt  hat,  gleichfalls  aus  der  Werk¬ 
stätte  Michel  Greyffs  hervorgegangen  sein  muß. 

Festgehalten  hat  der  Drucker  an  diesem 
Typus  ebenso  wenig  als  an  den  vorhergehen¬ 
den.  Eine  ganze  Reihe  von  Jahren  hindurch 
scheint  er  überhaupt  keine  Kalender  heraus¬ 
gegeben  zu  haben;  wenigstens  sind  bis  jetzt 
keine  solchen  aufgefunden  worden.  Als  er 
aber  wieder  mit  einem  Almanach  auf  dem 
Markte  erscheint,  ist  es  abermals  ein  Blatt  von 
vollkommen  anderem  Aussehen. 

Zu  den  merkwürdigsten  Stücken  der  Ka¬ 
lender-Sammlung  der  Königlichen  Hof-  und 


356 


Haebler,  Michel  GreyfT  als  Kalenderdrucker. 


Staatsbibliothek  in  München  gehört  ein  doppel¬ 
seitig  bedrucktes  Blatt,  das  auf  der  Vorder¬ 
seite  einen  Kalender  für  1491,  auf  der  Rück¬ 
seite  aber  einen  solchen  für  1492  enthalt 
(Abb.  5  und  6).  Eine  solche  Zusammen¬ 
stellung  kommt  unter  den  sämtlichen  Kalender¬ 
blättern,  die  man  bis  jetzt  kennt,  höchstens 
noch  einmal  bei  einem  Baseler  Kalender  des 
Lienhard  Ysenhut  vor,  trägt  aber  dort  einen 
wesentlich  anderen  Charakter.  Es  ist  nämlich 
nichts  seltenes,  daß  Kalender  auf  Blätter  ge¬ 
druckt  worden  sind,  deren  Rückseite  bereits 
bedruckt  war.  Möglicherweise  haben  wir  es 
dabei  nur  mit  Probeabzügen  oder  mit  ver¬ 
worfenen  Stücken  zu  tun.  Denn  wir  dürfen 
nicht  vergessen,  daß  der  größte  Teil  der 
Kalenderblätter  nur  dadurch  auf  uns  gekommen 
ist,  daß  sie  von  den  alten  Buchbindern 
zum  Verkleben  der  Einbanddeckel  verwendet 
worden  sind.  Zu  diesem  Zwecke  konnte  aber 
alle  mögliche  Papiermakulatur  dienen,  und  so 
sind  vielleicht  auch  die  Kalenderblätter,  wie 
der  Lübecker  Almanach  von  1493,  der  auf 
einen  Korrekturbogen  der  niederdeutschen 
Bibel  abgezogen  ist,  oder  der  Blaubirersche 
Kalender  für  1481,  der  auf  einen  von  Günter 
Zainer  einseitig  bedruckten  Bogen  abgezogen 
war,  nur  Probedrucke,  die  vom  Hersteller 
selbst  verworfen  wurden  und  niemals  in  den 
Handel  gelangten.  Dasselbe  scheint  auch  bei 
dem  Ysenhutschen  Kalender  für  das  Jahr  1499 
der  Fall  gewesen  zu  sein.  Es  ist  dies  ein 
Almanach  von  großen  Dimensionen,  der  aus 
zwei  Blättern  zusammengesetzt  wurde.  Das 
Blatt,  welches  die  obere  Hälfte  des  Kalenders 
trägt,  ist  auf  der  Rückseite  leer;  die  untere 
Hälfte  aber  trägt  auf  der  Rückseite  wiederum 
die  untere  Hälfte  eines  ähnlichen  Kalenders, 
der  für  das  Jahr  1498  bestimmt  war.  Ich 
glaube,  daß  es  sich  in  diesem  Falle  nur  um 
einen  Akt  der  Sparsamkeit  gehandelt  hat. 
Wir  wissen  aus  zahllosen  Beispielen,  daß  die 
alten  Drucker  mit  ihren  Papiervorräten  sehr 
haushälterisch  umzugehen  pflegten  und  daß 
sie  es  sich  oft  erhebliche  Mühe  kosten  ließen, 
einen  im  Druck  mißratenen  Bogen  noch  mit 
Tinte  und  Feder  so  weit  nachzubessern,  daß  er 
nicht  verworfen  zu  werden  brauchte.  So  haben 
sie  wohl,  und  vielleicht  nicht  einmal  ausschlie߬ 
lich  zu  Probe-  oder  Korrekturabzügen,  für  die 
Kalender,  die  nur  auf  einer  Seite  bedruckt 


zu  werden  bestimmt  waren,  Bogen  verwendet, 
die  bereits  einmal  mit  anderem  Satze  auf  der 
Rückseite  bedruckt  gewesen  waren.  Von  Bei¬ 
spielen,  auf  welche  diese  Erklärung  nicht  an¬ 
wendbar  erscheint,  ist  mir  außer  dem  Almanach 
des  Michel  Greyff  nur  noch  ein  Blatt  bekannt, 
das  gleichfalls  der  Münchener  Sammlung  an¬ 
gehört  und  auf  der  Vorder-  und  Rückseite  je 
einen  Kalender  für  dasselbe  Jahr  trägt  Es  ist 
das  ein  Almanach,  den  Anton  Sorg  auf  das 
Jahr  1478  hergestellt  hat  und  der  gleichfalls 
dem  Forscher  ein  schweres  Rätsel  aufgibt,  mit 
dessen  Lösung  ich  mich  hier  nicht  näher  be¬ 
fassen  will.  Kalender,  bei  denen  auch  die 
Rückseite  bedruckt  ist,  kommen  natürlich  auch 
in  der  Weise  vor,  daß  der  Text  beider  Seiten 
eine  beabsichtigte  Einheit  darstellt,  so  daß  der 
Kalender  erst  durch  beide  Seiten  zu  seiner 
Vollständigkeit  gelangt.  Alle  diese  Eventuali¬ 
täten  treffen  aber  nicht  zu  auf  das  Greyffsche 
Blatt  für  1491/92.  Man  muß  unbedingt  nach 
der  äußeren  Behandlung  beider  Seiten  darauf 
schließen,  daß  der  zweiseitige  Druck  ein  beab¬ 
sichtigter  gewesen  ist.  Beide  Seiten  tragen 
nämlich  einen,  wenn  auch  auffallend  wenig 
künstlerisch  behandelten  Holzschnittschmuck, 
der  sich  aus  verschiedenen  Elementen  zu¬ 
sammensetzt,  die  uns  aus  der  Kalendertechnik 
des  XV.  Jahrhunderts  geläufig  sind.  Dabei  spielt 
auf  beiden  Blättern  die  Zusammenstellung  von 
zwei  Wappen  eine  erhebliche  Rolle,  deren  eines 
aus  einem  Winkelbalken  besteht,  das  andere 
aber  einen  horizontal  in  vier  Felder  geteilten 
Schild  aufweist.  Wäre  es  dem  Drucker  nur 
darum  zu  tun  gewesen,  in  zwei  aufeinander 
folgenden  Jahren  je  einen  Kalender  mit  diesen 
Wappen  zur  Ausgabe  zu  bringen,  so  würde  er 
wohl  sicherlich  den  Holzstock,  den  er  sich  für 
den  Almanach  auf  1491  schneiden  ließ,  auch  für 
denjenigen  auf  1492  verwendet  haben.  Da  nun 
aber  auf  den  beiden  Blätterseiten  beide  Male 
dieselben  Elemente  in  durchaus  verschieden¬ 
artiger  Weise  angebracht  und  verwendet  sind, 
so  dürfen  wir  daraus  wohl  entnehmen,  daß  beide 
Entwürfe  wirklich  gleichzeitig  gemacht  sind,  daß 
das  Blatt  absichtlich  auf  einmal  auf  beiden 
Seiten  bedruckt  wurde  und  daß  der  Ver¬ 
fertiger  in  der  Tat  den  einzigartigen  Versuch 
gemacht  hat,  auf  einem  Blatte  gleichzeitig  die 
Almanache  für  zwei  aufeinander  folgende  Jahre 
zur  Veröffentlichung  zu  bringen. 


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:..<jtuut>Frfetüjf  pfinliTO.j^^nremiicicUalar^ffcnaltc  mÄutf  ÄCti  onPeidFaud); C tiCUxroc^ pj ^*«5  vo:  yrnt^NI 

i.;ifLn  i’lrcii  miinlut)  Heeren  t*ie  ^erQ'-  Jfa'nUug- 

üf>orrei|Tatr  vo:  v.:lcn*  uu fi(<t>  kurFatenerrjii«  in  piUai  laffcn  uwnTaiCoü-onö«< fuR4rjr*a.^T  VOs  ~a Jennm m Oer öuri  atc. i  wlfrtj  in  (j<R 
|ic5  C'1uP*i<'h\;upt  C  (oaitxJ  Ootj-fftwid)  val.'nm  t‘rd>«  jurbaN  trr:ncrmd<c4aH<uwi.m.m*w<Coll  oii\^ie>'wf(t€ 
wert)  |.:nr«t«uvio  wucp^urcc^qei lUiedayX affen  allen  nwwilK^^Ctlan^n^effaudt'C^l »oncrilajfcuaj  vo:  ludfmuii  tr> 
?dPcuI.t|Tfl»  allen  rtt«i"Oi'Pi>'rt»V(K-  (VJerr:- 

5rcyra<j «i:{>ia:ti WKo<j«tFate»i  J&nnad«fii4aJia»«iD4enmanJic$ C*lfe  i*<yi*F«nlOrtf ruGtatf  ^rv  A.' 

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Vnjtscnüg  ‘*e  SonncS  Wirt  dm  <boitf4tf  rt<«§ P$ütppi^}aeo8t'u) lliintf  fff fj*iwm«.n<a§ mittag  wä* iff  pnntwn  Feten» 

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Alb. 


Doppelseitiger  Almanach  auf  die  Jahre  1491/92.  (Hof-  und  Staatsbibliothek  zu  München.) 
Vorderseite.  (‘/2  Originalgröße.) 


Zeitschrift  fiir  biicherfrennde  IX. 


Zu  Haebler:  Michel  Greyff  als  Kalcnderdrucker. 


Xc,t  fer  vii?  ruifweifititg  ?ec  AfVeti  w«f*i  vu?  ßocpPcwccteii  <W-ujTer?<tr  üjfroP bgy  ^uff?cu  wnren  ßittff0omic  vii?  tfOoißa  vii? 
mit  e-iifct'itng?cr<:it<i,crit  pPmictciiPöß  vidlgüt  ßfpcct.jl?tjje,lht.;ih.cßgcpr.icnt3icrrriiffi),i8  3ar«if«m>'ii$ult  von  CPe.ift  ViifcraPic"!! 

_ _  ....Q  P _ _  SXlT./x  -h  _ Ti.' _ ZK  . r. 


lta0  ■ 

fconcr/fagiucß  vcPrtm  pfutg/i»tg  fontuginu 
ffewmon 


4oo:nfig  fpötugiiucß  PePörfig  p.itttivo:  mit- 
ÖCctt}  dOnntug  inicp  meflic  nccßimt- 

2lppc.fl?  tfüitroocß  ttncß  e>  hpuuöfig  m<;  cie  vor 

OOc>y  S^oiicrjJng  und)  fruit  |örgcitn«cß  mit 

23r-;cßmcU  ©«rnffruj' itncß vronm  vor  mirng 
Äwuwi  2lmr.!g3oßiiio  bco  muffet«  int  cp  mit- 
Äugffmeit  .  2lmnßciibf  3‘i«,Pi  v*r  nutng 
ÄrPfTmoii  2linaPcu?  PßcrßoPomei  vo:  mittig 
TDcuimon  Ayi  mg  nv.rßei  tswelfeor  in;cß  tmc- 
fIPuifcrmö  0Smgn<icß<ö..lPi'jimmmg 
CßrtfTmö  it  rcßmgvo:  ßr  rßcriiie  vo:nnmg 

3cimcc  (eOtrwocß  vot'lßomc  in,  cp  mimg 


iifc . . . . , - ^  . .j - ^ - . a . , 

;c§  Somf  ich  £3;:  <ibitettt  geteilt  ßiitfotimg  vot f.uit  öiir&ircitmg 

0tüb  (^Otiiut  ^  ‘VoPmort  0rüt> 

jlctmcr  voPo  imffag  voe  utttSomj  tiacf)  mit-  vuj 
dOmimg  vor  vrißciiniiwuict)  rmmg 
tfDitwort)it.;d)  Ci^rcgcri)  vorm  mg 
£2>oucr(f.;g  vot  rt.''urrt;  intet)  rmmg 
©..mjhig  vor0opl?te  votnumg 
0oumg  in;ct>23oiiifiri;tuicß  mimg 
<!0.i  1 1 t. 1  g  v  o  t  OOa  rg.  i  r  crße  it . .  cß  mt  m  g 
tfO  rwod)  vo: 'Li  iircnrtivo:  nt. mg 
;©oncrjT«ig  vot  COn  r.c  gcptir?t  imcß  tut  mg 
Jmeyt..gn.cb  fr.maf.i  fmtittmg 
0onr.ig  in,d/.i;’cr  t'cyßgcii  mg  immtmg 
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Jrtic  und)  voPgc?  b:c  gcii^götcii  ai^crwcPtc  vü  gpiicfpe  fngc  rüg  2t9crP<.|fciiö  ^.;?cii8  vil  0’  ‘-Prtjncy  tu  pilPcit  gctr<mcf  vfiPutwcrgttt 
n<;ct)CycoiiipPcyioit  r.in»  vc?cii  mcitfcPc3i”»gcii  jm  iioxvmö  3ungc  miiPic^imiicwc^vtcrtuP  2l(rcii  UKiiiPi'dy |m  vo0itö(5«?c  ufVemm  voP 
vicrtcP  ^rcgu^ticts  foomötflim  iv.o‘or*fr  fd)  11136  CoKertaö  )m  PrePa  o^erfifctyc  3iiifco:p.oii  i|l  P.licii’b'-orit  l^rtjiicy  nutgefirtyFijl 
g&r  (iOcPuiicolipo  tu  ö'  w.;g  oö'  vulfcrm«  Q>x  CcOi;y(Tcr  'fcPicccii  «uclV  tue  gute  Pu|3;<t  idjc  wun  0.miriui»  oö'  rtO-irs  b-;r;inicii  |fccii?  waö 
t'crmou_vii?3aycPc!iwct?ctitSnrcb’irgrof5Poßpc.rvg.fjFt  t»<-, e m<;  11  nVayin  pfttgr  3itrl) ttu  vgiffr  0y  wer?cbuiitvoP  ringele' 
Pen  vö  Jupiter  vii  teuere  mugmä Pn|{en  viidcryueyc 2llfo fuße  icts  be  w-iljcrmä^gtlft  vö0.;niaio  ynVfcm  woiiög  bu«  g*'.ii(3  l<ire)i:c 


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V  J.,.tM,V,g  vor  VriPcimm  Areb'ft  ji.jrgnrP-i..  --  _•  -  r - .  t  v-Wfc  Ä 

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PuPeircrrtiK”  inPrttrrei<tonPtit|f  X  ot  .^rarn.gm.cb'grcgotii  *or mitug 3P.-g güc 6j|Fm  ttftiicy  tiil'cney  onPriüep 0ötug iwt#gr-  „ 
c  V0CO-P  gürcrtjiicvuirrritttf  eijücrtu  *.  ttcg't«g  vo;  vi«p f*» Mn <*fttnVtig  0<gu^  f«;{lgwc  ßtfln  P<n»en  o/t ?tcdj X>oP  vierter' v:ir’*iu 
CAptKifi  Yjtfcrfc«  ■»••/I  jitcPf.iif  gutPH  leiiPrfiicn  ertsiiev-mp  iieu  0/1  . 

f£tu$ui$.  vs.  v‘imr:o|t|  Arebujo  tagrrfRjjettlJuVi  v.3n«r  utiarcpuej  owvtujt  XoPteirugCOuwgiwri)  cLyour,-/  S.Jur 
?cnUi)fcu  011  öicrt)  X>oP  viertel 04m|log0öt(tg;vorfät3^ge  vitfätng  votmitag  .9  fX gut Piffu  P^ü  crBitey  iiipulc/  giC  f X 
dOny  C  ^Oittvocpnetd)  ppiPippi  incoPi  ArcSs  gut P»i?tii  e rQiiey  uiPin»crgPrt(füoiiPm|?  vicrtef  ‘Xncprag  (k  dtwed)  v 
Peutani  Tüug  gilt  crQiuy  ulffcrley  lUfjcit  oitPr.ud)'  X,oPvicrrcP0.im)T.ig  03tug  vo;  vrP.tm  5ifcb’  gtttPn?c  cnjiiey  )u pili  jt  PulVcu'i; 

tic  fieß  (iOütrig  vo:  \nf Um  TTPiver  f/ifl  gitrPrtVcii  Priffcii  on^PmtPt 

23w<imö  Ci£ncptugiui(^av;oV.m  ArcP«  gut PaDcii crtyncy in P.tnvag  Pa(Ji*ioitPtiifT  JTcw  vicrtcP«  uFen?  vü  tag ^oiiif.mj  y 
r«g?unwc§  votmgiigTD-iggiitcrijiieyriJfertcy  (itfTcfi  01t  Poucbi  ficyrng  inicgPoiiifufi,  ©cotpgüfertjucy  m  trücP  vo;  nut-tg  X)c 
0^‘iginicP  vin  9ifd)  gtirPayeiicrtjiiey  |n  p  IPcu  Pl.jtcit  c*it  fieß  XoP vicrTePlcOut-ig  inictyv  rt  TDiO'  gutPu^m  (li|]u  onß  p.utPt 
.föcuiirö  '  t-  He  w  viertePitticptug  iu?c§  Petri  vü  pr.uPi  TDag  gtucrRiicy  ntPcrPcyPiPcii  onP-.iid)'  frei  rüg  0«|TugiMcf  vn^  ftutt. 
Pcvtiifticpüg  0ct)ui3  gut  Pr.VcnP.i|)cit  oii  t>iccig>’  Xol'  2lmuPen?  vu^  tag  rtOr.rgnrctpc  fifd>'giit  InWcucrtjiuy  jnpilPcii  Pu|]cn  ouö.t  fy 
05t*igiir,cg(Drirg.jrctPc ’TO.'itcr  giitPdilcuPulfeiioiißpriuPt  4 

2Uigjtmö  C  ^sO«r<tgitrtcß3‘l-co-'t  gut  erQiieynlPcrPcyßiflcitoiiPuitc^nct*  vi’crtcPjSoiicrlTag vo;0ivti'0:o;p,<f»t  cvt$m 

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Abb.  6.  Doppelseitiger  Almanach  auf  die  Jahre  1491/92.  (Hof-  und  Staatsbibliothek  zu  München.) 

Rückseite.  (‘/2  Originalgröße.) 


Zeitschrift  für  Bücherfreunde  IX. 


Zu  Haebler:  Michel  Greyfj  als  Kalenderdrucker. 


Haebler,  Michel  Greyff  als  Kalenderdrucker. 


357 


Ich  habe  dem  Doppelblatte,  das  wie  ge¬ 
wöhnlich  über  seine  Entstehung  keinerlei  Aus¬ 
kunft  enthält,  recht  lange  Zeit  ratlos  gegen¬ 
übergestanden.  Da  Augsburger,  Ulmer  und 
Nürnberger  Kalender  nicht  selten  mit  dem 
Wappen  der  Stadt  geziert  sind,  in  der  sie 
entstanden,  so  vermutete  ich  zunächst  auch 
hier,  daß  die  Heraldik  mir  zu  einer  Erklärung 
behilflich  sein  sollte.  Aber  keine  der  ober¬ 
deutschen  Städte,  in  denen  die  Druckerkunst 
im  XV.  Jahrhundert  ausgeübt  worden  ist,  ließ 
sich  mit  den  beiden  Wappen  unseres  Kalender- 
Doppelblattes  in  Beziehung  bringen. 

Auch  die  Typen  des  Blattes  boten  in  diesem 
Falle  wenig  Hilfe  Sie  gehören  einer  Schrift¬ 
gattung  an,  die  gegen  Ende  des  XV.  Jahr¬ 
hunderts  sich  einer  außerordentlichen  Beliebt¬ 
heit  erfreut  haben  muß,  denn  wir  finden  sie 
an  den  verschiedensten  Stellen,  in  den  ver¬ 
schiedensten  Händen  wieder,  und  fast  alle  die 
großen  Druckerfirmen,  die  um  jene  Zeit  tätig 
gewesen  sind,  haben  sich  einen  Satz  dieses 
Typencharakters  zugelegt.  Kleine  Unterschiede 
ermöglichen  aber  dennoch  fast  immer  eine 
ziemlich  saubere  Scheidung  der  Zugehörigkeit; 
kleine  Unterschiede  ließen  sich  denn  auch  in 
den  vorliegenden  Kalenderblättern  ausfindig 
machen,  nur  daß  dieselben  leider  zu  keinem 
der  zahlreichen  Typenalphabete  dieser  Gattung 
passen  wollten,  deren  Drucker  uns  bekannt 
geworden  sind. 

Erst  ein  glücklicher  Zufall  brachte  mich 
auf  die  richtige  Fährte.  Unter  der  Menge  von 
Inkunabeln,  die  ich  für  die  Herstellung  meines 
Typenrepertoriums  der  Wiegendrucke  einer 
näheren  Untersuchung  unterziehen  mußte,  be¬ 
fanden  sich  auch  die  „Statuta  synodalia  Eystet- 
tensia“  vom  io.  März  1484,  von  denen  Proctor 
angegeben  hatte,  daß  sie  mit  drei  Typen  des 
Michel  Greyff  gedruckt  seien.  Diese  Angabe 
fand  ich  allerdings  in  dem  Exemplare  der 
Hof-  und  Staatsbibliothek  zu  München  vollauf 
bestätigt;  es  zeigte  sich  jedoch,  daß  dem 
Statutendrucke  noch  ein  Bogen  mit  Ablaß- 
Verheißungen  angehängt  war,  der  in  einer 
vierten  Type,  und  zwar  in  derjenigen  unserer 
Kalender  gedruckt  war.  Da  diese  Ablaß-An¬ 
gaben  in  sachlichem  Zusammenhänge  mit  den 
Statuten  standen,  war  ihre  zeitlich  und  örtlich 
gemeinsame  Entstehung  zwar  sehr  wahrschein¬ 
lich,  aber  doch  noch  nicht  zwingend  erwiesen. 


Der  Beweis  ergab  sich  erst  bei  näherer  Unter¬ 
suchung  aus  der  Tatsache,  daß  mit  der  gleichen 
Type  auch  ein  kurzer  Abschnitt,  ein  paar 
Seiten  einer  Lage,  in  der  Mitte  des  Buches 
hergestellt  waren.  Damit  konnte  es  allerdings 
als  erwiesen  gelten,  daß  auch  diese  bisher 
herrenlose  Type  dem  Michel  Greyff  in  Reut¬ 
lingen  zugehört  haben  mußte. 

Und  dieses  Resultat  fand  eine  erfreuliche 
Bestätigung.  Da  es  weder  mir  selbst  noch 
einigen  meiner  bibliothekarischen  Freunde  hatte 
gelingen  wollen,  die  Wappen  des  Kalenders 
zu  deuten,  so  hatte  ich  den  Herrn  Grafen  von 
Leiningen -Westerburg  als  einen  der  gewieg¬ 
testen  Wappenkenner  der  Gegenwart  um  seine 
freundliche  Unterstützung  angehen  lassen  und 
durch  dessen  liebenswürdige  Vermittelung  erhielt 
ich  von  Herrn  G.  A.  Seyler  die  Mitteilung,  daß 
das  eine  Wappen,  und  zwar  dasjenige  mit  dem 
viergeteilten  Schilde,  der  Familie  der  Herren 
von  Reichenau  zugehörte,  deren  einer,  Wilhelm 
von  Reichenau,  von  1464 — 1496  Bischof  von 
Eichstätt  gewesen  war.  Das  stimmte  vortreff¬ 
lich  dazu,  daß  ich  die  Type  unserer  Kalender¬ 
blätter  soeben  in  den  Synodalstatuten  von 
Eichstätt  wiederentdeckt  hatte ,  die  derselbe 
Wilhelm  von  Reichenau  dem  Michel  Greyff  zur 
Vervielfältigung  durch  den  Druck  übermittelt 
hatte. 

Die  Kette  der  Beweise  für  die  Urheber¬ 
schaft  des  Michel  Greyff  war  damit  geschlossen. 
Um  so  größer  aber  wurde  damit  die  Verwun¬ 
derung  darüber,  daß  die  Blätter  abermals  einen 
anderen,  von  allen  früheren  gänzlich  abweichen¬ 
den  Stil  tragen.  Daß  die  Technik  des  Holz¬ 
schnitts  in  den  beiden  Blättern  nicht  eben  auf 
hoher  Stufe  steht,  wurde  schon  erwähnt ;  die 
künstlerische  Erfindung  aber  ist  deswegen  denn 
doch  nicht  zu  verachten.  In  diesen  Blättern, 
besonders  in  demjenigen  für  1492  (Abbildung  6) 
hat  Michel  Greyff  sich  am  meisten  von  hei¬ 
mischer  Kunst  inspirieren  lassen.  Das  Spruch¬ 
band  am  Kopf  des  Blattes  und  die  Leiste  an 
der  linken  Längsseite,  die  von  einem  wappen¬ 
tragenden  „wilden  Mann“  ausgeht  und  in  einer 
Blüte  endet,  aus  der  die  Gestalt  des  Christ¬ 
kindleins  emporwächst,  sind  Motive,  die  zu¬ 
erst  Hans  Zainer  von  Ulm  auf  seinen  Kalender¬ 
blättern  eingeführt  und  die  ihm  schon  Konrad 
Fyner  in  dem  Uracher  Kalender  von  1482  so 
getreulich  nachgebildet  hat,  daß  man  auf  den 


358 


Haebler,  Michel  Greyff  als  Kalenderdrucker. 


ersten  Blick  an  einen  gemeinsamen  Ursprung 
denken  möchte.  Greyffs  Nachahmung  ist  bei 
weitem  freier,  leichter  und  graziöser,  und  sie 
würde  in  besserer  Ausführung  vielleicht  das 
Vorbild  übertreffen.  Sehr  geschickt  entworfen 
ist  auch  die  Querleiste,  die  Greyff  am  Fuße 
des  1492  er  Blattes  angebracht  hat.  Das 
Wappen  des  Bischofs  bildet  darin  den  Mittel¬ 
punkt  einerKomposition,  die  sich  durch  Leichtig¬ 
keit  und  Schwung  auszeichnet,  nur  leider,  offenbar 
erst  in  dem  vollendeten  Holzstocke,  beider¬ 
seitig  beschnitten  ist.  Im  Vergleich  damit  sind 
allerdings  die  Ausschmückungen  des  Almanachs 
von  1491  (Abbildung  5)  dürftig  und  plump, 
haben  aber  wieder  den  Vorzug  größerer  Ori¬ 
ginalität;  mir  wenigstens  ist  kein  Blatt  bekannt, 
dem  sie  nachgebildet  sein  könnten. 

Aus  den  Blättern  ergibt  sich  meines  Er¬ 
achtens,  daß  Michel  Greyff  sie  entworfen  hat, 
um  sich  seinem  hohen  Gönner,  dem  Bischof 
von  Eichstätt,  zu  empfehlen.  In  irgend  einer 
Beziehung  müssen  die  Blätter  wohl  auch  zu 
den  Eichstätter  Synodal -Statuten  stehen.  Die 
letzteren  sind  zwar  1484  zum  Beschluß  erhoben, 
allein  sicher  nicht  schon  damals  gedruckt 
worden;  dagegen  spricht  nicht  nur  die  Kalender¬ 
type,  die  wir  vorläufig  überhaupt  noch  aus 
keinem  anderen  datierten  Druckerzeugnisse 
kennen,  sondern  auch  eine  größere  Auszeich¬ 
nungstype,  die  nicht  vor  i486  in  anderen 
Greyffschen  Drucken  gefunden  wird.  Das 
Nächstliegende  ist  unzweifelhaft,  daß  die 
Statuten  um  dieselbe  Zeit  wie  die  Kalender, 
etwa  1490,  gedruckt  worden  sind,  und  daß  die 
Kalender  mit  dem  Wappen  des  Bischofs  einen 
Beweis  dankbarer  Huldigung  von  Seiten  des 
Druckers  für  seinen  hohen  Gönner  darstellen 
sollen. 

Alle  bisher  erwähnten  Kalenderdrucke  haben 
wir  dem  Michel  Greyff  nur  auf  Grund  der  darin 
verwendeten  Typen  zuschreiben  können.  Das 
einzige  Blatt,  des  er  mit  seinem  Namen 
unterzeichnet  hat,  ist  der  Almanach  für  1495 
(Abb.  7),  da  er  die  Unterschrift  führt:  „Ge- 
truckt  zu  Reutlingen  durch  michel  Greyffen. 
In  dem  M.cccc.lxxxxv.  Jar.“,  und  da  er  keinen 
Neujahrswunsch  trägt,  so  scheint  mir  zunächst 
daraus  hervorzugehen ,  daß  das  Blatt  nicht, 
wie  wir  dies  für  manche  andere  nachweisen 
können,  schon  Ende  1494,  sondern  wirklich 


erst  im  Anfänge  des  Kalenderjahres  hergestellt 
worden  ist.  Daß  auch  dieses  Blatt  wieder 
stilistisch  von  allen  seinen  Vorgängern  abweicht, 
kann  uns  nach  dem,  was  wir  bisher  schon 
kennen  gelernt  haben,  nicht  mehr  verwundern. 
Eigentlich  originell  ist  allerdings  auch  der 
Typus  dieses  Blattes  nicht;  ebensowenig  aber 
ist  es  eine  sklavische  Nachbildung,  denn  wäh¬ 
rend  der  oben  und  an  der  linken  Längsseite 
angeordnete  Schmuck  von  13  kleinen  Holz¬ 
schnitten  einem  Bämlerschen  Kalender  von  1485 
nachgebildet  ist,  beruht  die  Haupteigentümlich¬ 
keit  des  Textes,  die  Einleitung  jeden  Monats 
durch  den  Ausspruch  irgend  eines  klassischen 
Lehrers  der  Heilkunst  auf  dem  Vorbilde  eines 
Almanachs,  den  Johann  Zainer  in  Ulm,  aber 
mit  einem  ganz  anderen  künstlerischen  Schmuck 
hergestellt  hat.  Der  Eklektizismus,  dem  Michel 
Greyff  überhaupt  durch  den  beständigen  Wechsel 
im  Stile  seiner  Kalender  huldigt,  verleugnet  sich 
erst  recht  nicht  in  diesem  Blatte,  das  trotz  der 
Anlehnung  an  das,  was  seine  Vorgänger  ge¬ 
schaffen  haben,  doch  wieder  das  Zeugnis 
eigenen  Nachdenkens,  eigener  Gestaltungskraft 
ablegt. 

Einen  weiteren  Kalender  des  Michel  Greyff 
habe  ich  bis  jetzt  noch  nicht  kennen  gelernt. 
Da  er  möglicherweise  noch  bis  1514  zu  drucken 
fortgefahren  hat,  so  könnte  er  sich  recht  wohl 
auch  einmal  wieder  auf  diesem  Gebiete  ver¬ 
sucht  haben.  Wir  dürften  dann  wohl  mit 
Sicherheit  darauf  rechnen,  daß  er  abermals 
mit  etwas  anderem  an  die  Öffentlichkeit  ge¬ 
treten  sein  würde.  In  dieser  Beziehung  steht 
er  unbedingt  unter  allen  Kalenderdruckern 
einzig  da.  Wir  kennen  gewiß  Kalenderreihen, 
in  denen  ein  und  derselbe  Drucker  wiederholt 
Neues  zu  bieten  versucht  hat,  etwa  wie  Hans 
Bämler  in  Augsburg  oder  Martin  Landsberg  in 
Leipzig;  aber  bei  ihnen  entwickelt  sich  das 
Neue  allmählich  aus  dem  Gegebenen,  und 
eine  ununterbrochene  Verbindung  reicht  von 
ihren  Anfängen  bis  zu  ihren  spätesten  Leist¬ 
ungen.  In  ihren  Blättern  liegt  eine  folgerich¬ 
tige  Entwickelung,  die  vielleicht  schließlich  zu 
höheren  Zielen  hinaufführt,  als  diejenigen  sind, 
die  Michel  Greyff  mit  seinen  Almanachen  er¬ 
reicht  hat;  aber  einen  Meister  von  gleicher 
Vielseitigkeit  hat  es  neben  Michel  Greyff  im 
XV.  Jahrhundert  sicher  nicht  gegeben. 


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b.A  Bfffcrinötagnacbpetri  vfi^auh.wag.jBüt  0^  junge  on  Die  on  bie  fcbam.0dllag  vo:  tbome.waffennä.jDüt  be  junge  on 
iRafie.tr  Jm  iföömont  wiffeu  tbür.  ^  -.leno.  bie  batn.Bfftermörag  vo:  be £:ijlag.vffcb.mitcl  be  jungen 
'  £efcniDbunDetag  nittlaußocm  blär.  ^  on  bie  fuß.  Bm  £bri(labent.wiö.güt  ben  junge  oubJbOi^. 

<t  j^urgieiD  Jm  krepe  mit  £lectuarij.  Jm  0co:  pio  mitt  £ranck.  Jnn  vifeben  mitt'i&iUulei». 
ibetrukt  3ü  iReütlibgen  bureb  micbd  ßrevffcn.  Jn  oem-«ftS>.cccc.I]C):,n:v.  Jar. 


Abb.  7. 


Aderlaßkalender  auf  das  Jahr  1495.  (Hof-  und  Staatsbibliothek  zu  München.) 
(*/;,  Originalgröße.) 


Zeitschrift  für  Bücherfreunde  IX 


Zu  Haebler :  Michel  Grcyff  als  Kal ender drucker . 


' 


Fälschungen  und  Neudrucke  alter  japanischer  Holzschnitte. 

Von 

Friedrich  Perzynski  in  Kyoto  (Japan). 


ie  schönen  Geschichten  alter  japanischer 
Residenten,  die  vor  zwanzig  und  dreißig 
Jahren  erstaunte  Händler  mit  einigen 
Yen  für  ganze  Bündel  köstlicher  Farbenholz¬ 
schnitte,  Moronobus,  Harunobus,  Koriusais,  Uta- 
maros,  Hokusais  beglückten,  klingen  denen 
wie  phantastische  Märchen,  die  heute  in  Japan 
auf  Farbenholzschnitte  Jagd  machen.  Es  ist 
eine  Jagd,  an  der  sich  alle  Nationen  mit  dem¬ 
selben  zweifelhaften  Glück  beteiligen,  mit  dem 
der  Reisende  in  Italien  objets  d’art  der  Renais¬ 
sance  nachspürt,  wohlverstanden  echten  und 
wertvollen,  nicht  lediglich  altem  Plunder. 

Als  Europa  und  Amerika  den  größten  Teil 
der  Nishikiye,  das  heißt  Brokatgemälde,  in  Sicher¬ 
heit  gebracht  hatten,  begann  Japan  sich  auf 
das  bislang  mißachtete  Genre  zu  besinnen.  An 
Dingen,  die  mit  solchem  Eifer  gesammelt,  die 
in  Büchern  beschrieben  und  in  teuren  Repro¬ 
duktionen  kopiert  wurden,  mußte  etwas  sein. 
Man  gab  sich  Mühe,  sie  zu  entdecken,  und  man 
findet  stets,  wo  man  mit  Fleiß  sucht.  So  wurde 
aus  dem  Buntdruck  des  Plebs,  dem  „Gemälde“ 
der  Handwerker,  Bauern  und  Kaufleute,  ein 
künstlerischer  Handelsartikel,  dessen  Wert  von 
Jahr  zu  Jahr,  proportional  der  Nachfrage,  stieg. 

Hinzu  kam,  daß  die  Regierung  den  Holz¬ 
schnitt,  das  Werk  der  plebejischen  Ukioye- 
Meister,  durch  Aufnahme  in  kaiserliche  Museen 
rehabilitiert  hatte.  Der  Versuch,  eine  Sammlung 
guter  Holzschnittproben  aller  bemerkenswerten 
Meister  zusammenzubringen,  scheiterte:  das 
japanische  Budget  war  zu  klein,  die  europäische 
z.  f.  B.  1905/1906. 


Konkurrenz  zu  groß.  In  jedem  anderen  Kunst¬ 
zweige  hätten  die  kaiserliche  Familie  oder  die 
Familien  der  Granden  mit  ererbten  Schätzen 
einspringen  und  die  Lücken  füllen  können:  doch 
der  japanische  Adel  besaß  nur  Setzschirme  und 
Kakemonos,  aber  keine  Nishikiye.  Im  Zimmer 
war  nie  Raum  für  sie  gewesen;  die  Bildernische 
(Tokonoma)  wäre  durch  ein  Werk  der  Holz¬ 
schnittmeister  entweiht  worden.  So  blieben  die 
Holzschnittsammlungen  der  kaiserlichen  Museen 
auf  einen  spärlichen  Grundstock  beschränkt,  der 
ein  ungenügendes  Bild  der  Entwicklung,  ein 
um  so  vortrefflicheres  aber  jahrzehntelanger 
Geringschätzung  gewährt. 

Der  Indifferentismus  der  japanischen  Kauf¬ 
mannsseele  vermochte  dem  doppelten  Ansturm, 
dem  der  eigenen  Landsleute  und  dem  der 
nimmersatten  Abendländer,  nicht  zu  wider¬ 
stehen:  aus  dem  Händler,  der  froh  erstaunt 
köstliche  Drucke  Harunobus  und  Kiyonagas 
gegen  ein  paar  blanke  Münzen  eintauschte, 
wurde  im  Laufe  weniger  Jahre  ein  gewiegter 
Exporteur.  Nie  sind  systematischer  und  erfolg¬ 
reicher  künstlerische  Raubzüge  in  das  Innere 
eines  Landes  unternommen  worden.  Es  waren 
noch  Schätze  zu  heben:  an  den  Setzschirmen 
der  Provinzialen  klebten  Holzschnitte,  die  ab¬ 
gelöst  wurden;  wo  kein  Geld  für  Kakemonos 
vorhanden  gewesen,  war  das  billige  Nishi¬ 
kiye  als  Gemälde  montiert  und  im  Tokonoma 
aufgehängt  worden:  jetzt  fiel  es  dem  Curio-Mann 
in  die  Hände.  Klebebücher  mit  Holzschnitten, 
jahrzehntelang  in  modrig  riechenden  Schränken 

47 


Perzynski,  Fälschungen  und  Neudrucke  alter  japanischer  Holzschnitte. 


360 


auf  bewahrt,  wurden  von  Kindern  ausgekramt: 
der  Händler  erstand  sie,  etwas  betrübt,  daß  die 
kleinen  braunen  Finger  vor  dem  Ankauf  so  viele 
Korrekturen  für  nötig  befunden  hatten. 

Jahre  vergingen,  und  noch  immer  gab  das 
Inselreich  hunderte  schöner  Drucke  her.  Dann 
aber  trat  große  Stille  auf  dem  Markte  ein. 
Gewisse  Stücke,  in  europäischen  Büchern  als 
Marksteine  der  Holzschnittkunst  aufgeführt, 
kamen  überhaupt  nicht  mehr  vor  oder  nur  noch 
in  unvollständigen  oder  beschädigten  Exempla¬ 
ren.  Da  frische  Drucke  kaum  zu  erlangen  waren, 
ging  man  ans  Reparieren.  Ein  zerknitterter,  von 
Insekten  zerfressener,  fleckiger  Holzschnitt  wurde 
wie  ein  altes  Kleid  gereinigt  und  gebügelt;  mit 
kaltem  Wasser  gewaschen,  mit  gleichfarbigem 
Papier  unterlegt,  mit  heißem  Eisen  glatt  geplättet. 

In  dieser  Zeit  der  Surrogate  verfiel  man  auf 
die  naheliegende  Idee  der  Fälschung,  oder,  um 
mich  höflicher  auszudrücken,  des  Nachdrucks. 
Der  Holzschnitt  war  nun  einmal  ein  Ausfuhr¬ 
artikel  geworden,  und  da  der  Konsum  (man 
verzeihe  dieses  poesielose  Wort)  nicht  nachlassen 
wollte,  sondern  wuchs  wie  die  Nachfrage  nach 
„echten“  Lacken  Korins,  so  blieb  wenig  anderes 
übrig,  als  neues  Gold  mit  altem  Stempel  zu 
prägen. 


Dies  geschah  auf  mehr  oder  minder 
vollkommene  Art.  Die  minder  vollkom¬ 
mene  Art  täuscht  nur  den  Durchschnitts¬ 
globetrotter,  jenen,  der  sich  nicht  scheut, 
Beobachtungen  wie  die  folgende  in  den 
Smokingrooms  großer  japanischer  1  lotels 
zum  besten  zu  geben:  „Ich  sah  heute  in 
einem  Curio- Laden  ein  schönes  altes 
Stück.  Preis  150  Yen.  Als  ich  dem 
Händler  125  Yen  bot  und  bezahlte, 
schien  er  ganz  vergnügt.“  (Bemerkung 
des  Autors:  Der  Herr  Globetrotter  hat 
noch  50  Yen  zu  viel  bezahlt,  da  die  mei¬ 
sten  mit  Europäern  verkehrenden  Curio- 
händler  100%  aufzuschlagen  pflegen.) 

Um  die  groben  Fälschungen  sogleich 
zu  charakterisieren:  sie  sind  auf  dünnem, 
billigem  Papier  gedruckt,  in  brutalen 
Farben  und  mit  schlecht  „deckenden“ 
Konturen.  Wenn  man  den  niedrigen  Preis 
(ein  Blatt  kostet  wenige  Pfennige)  in 
Erwägung  zieht  und  den  immerhin  be¬ 
trächtlichen  Müheaufwand,  der  diese 
Holzschnitte  weit  über  das  künstlerische 
Niveau  unserer  populären  Buntdrucke  erhebt, 
fragt  man  verwundert  nach  den  Motiven  einer 
solchen  Spekulation.  Es  wäre  in  Deutschland 
unmöglich,  Drucke  dieser  Art  für  wenige  Pfennige 
das  Stück  herzustellen,  und  der  billige  japanische 
Preis  wird  nur  dem  verständlich,  der  die  außer¬ 
ordentlich  bescheidenen  Lebensansprüche  eines 
japanischen  Handwerkers  und  seine  Genugtuung 
über  den  kleinsten  Gewinn  kennen  gelernt  hat. 

In  die  hier  geschilderte  unschuldigere  Kate¬ 
gorie  wäre  zunächst  ein  Satz  von  ca.  20  vor 
etwa  einem  Jahrzehnt  in  Osaka  gedruckten 
Surimonos  einzureihen;  neben  bekannteren 
Blättern  wie  dem  Surimono  Hokusais:  Kaki¬ 
frucht  und  Grille  (in  Abb.  1  hier  reproduziert) 
darstellend,  finden  sich  merkwürdigerweise  auch 
unbezeichnete  Arbeiten,  die  unsere  Sammler 
selbst  dann  kaum  anzuziehen  vermögen,  wenn 
es  sich  um  echte  alte  Holzschnitte  handelt. 
Alles  in  allem  hat  man  es  hier  mit  einem  plan¬ 
losen  und  schluderhaften  Nachdruck  zu  tun,  der 
kein  Unheil  anrichten  kann. 

Bedenklicher  präsentierten  sich  drei  andere 
Fälschungen  Hokusaischer  Surimonos,  die  mir 
in  Tokio  von  einem  sonst  nicht  unehrlichen 
Händler  unter  „Garantie  der  Echtheit“  für  4 
Mark  das  Stück  angeboten  wurden.  Es  waren 


Perzynski,  Fälschungen  und  Neudrucke  alter  japanischer  Holzschnitte. 


361 


Abb.  2.  Hokusai:  Die  Nihonbashi-Brücke  in  Yedo. 


sämtlich  Stilleben;  der  Drucker  hatte  im  Gegen¬ 
satz  zu  den  früher  aufgeführten  Fälschungen 
dickes,  löschpapierartiges  Papier  benutzt,  das 
sich  jedoch  in  seinem  gelblichen  Ton  von  dem 
helleren  der  echten  Surimonos  unterschied. 
Die  Ausführung  war,  wenn  auch  peinlich  sauber, 
doch  zu  sparsam;  die  Metalltöne  hatte  sich  der 
Fälscher  geschenkt. 

Das  Vorhandensein  von  metallischem  Lüstre 
bildet  nicht  immer  ein  Kennzeichen  der  Echt¬ 
heit.  Ein  Paar  der  besten  Surimonos  von  Hok- 
kei  (die  Bergfrau  Yamauba  und  ihr  Sohn  Kintoki 
mit  einem  Tengu  und  einem  Hahn)  wären  ein 
Gegenbeweis.  Dem,  der  seinen  Blick  an  der 
exquisiten  Arbeitsweise  Hokkeis  geschärft  hat, 
mag  sofort  die  Ungleichmäßigkeit  der  Aus¬ 
führung  und  die  Dumpfheit  des  Kolorits  auf¬ 
fallen;  auch  das  dünne  Papier,  Papier,  wie  es 
niemals  von  bedeutenderen  Surimonomeistern 
verwandt  wurde,  läßt  keinen  Zweifel  über  das 
Alter  des  Stückes.  Von  ihm  sind  aller  Wahr¬ 
scheinlichkeit  nach  Dutzende  an  Laien  abgesetzt 
worden.  Der  Wert  dieses  Blattes  beträgt  20  sen 
-(40  Pfennige). 

Nachdrucke  ohne  betrügerische  Absichten 
fertigten  in  den  beiden  letzten  Jahrzehnten  eine 
größere  Anzahl  von  Kaufleuten  an.  Ich  nenne 
den  Verleger  T.  Hasegawa  (den  Herausgeber 
der  reizend  illustrierten  Krepp -Bücher),  der 


„Reproduktionen  von  Meisterwerken“  edierte: 
Hiroshiges  Regennacht  (6  M.),  Tokaido-Land- 
schaften  (Mishima,  Kambara,  Kakegawa,  Fu- 
kuroi,  Goyu,  Yokkaichi,  Seki,  Shono,  Saka- 
noshita,  Shinagava  usw.,  ä  1.20  M.),  „Die  schönen 
Ansichten  von  Yedo“  (Gyotoku,  Haneda  usw.,  ä 
2  M.),  Hiroshiges  Saruhashi  (1  M.),  Biva-See 
(1  M.),  Hokusais  Welle  (1  M.),  seine  Kikyo 
(Platycodon  grandiflorum,  1.50  M.),  einzelne 
Blätter  von  Utamaro,  Yeishi  und  Harunobu 
(Stück  2 — 3  M.).  Kobayashi  in  Tokio  druckte 
und  druckt  noch  jetzt  erlesene  Blätter  der  Holz¬ 
schnittmeister  mustergültig  nach  (ich  erwähne 
nur  seine  Fuji- Ansichten  des  Hokusai  und  Utama- 
ros,  Papierhändler  Jihei  und  die  Sängerin  Koharee 
(abgebildet  bei  Seidlitz,  Seite  155). 

Die  Zeitung  Miyako  Shimbun  versandte  vor 
etwa  zwanzig  Jahren  eine  Gratiszugabe  an  ihre 
Leser  in  Gestalt  eines  Druckes  nach  Harunobu 
(zwei  Frauen  bei  der  Toilette;  Format  unge¬ 
wöhnlich  schmal,  jedoch  kein  Hashira-Kakushi). 
Dieses  Blatt  wurde  mir  in  Nikko  von  der  Firma 
Y.  Hayashi,  einem  der  bedeutendsten  Curio- 
Geschäfte  der  Stadt,  für  20  Mark  unter  der 
Garantie  der  Echtheit  anvertraut.  Es  gelang  mir, 
die  Entstehungsgeschichte  dieses  auf  dünnerem 
Papier  gedruckten,  verblaßten  und  modrig 
riechenden  Harunobu  herauszufinden,  und  ich 
remittierte  das  Stück,  dessen  Wert  10  Pfennige 


362 


Perzynski,  Fälschungen  und  Neudrucke  alter  japanischer  Holzschnitte. 


betrug,  nach  einem  sehr  ergötzlichen  Briefwechsel 
mit  dem  Biedermann  in  Nikko. 

Es  sei  mir  gestattet,  eine  ähnliche  Erfahrung, 
die  ich  in  der  herrlichen  Stadt  Jyeyasus  machte, 
zu  Nutz  und  Frommen  anderer  Reisenden  hier 
einzuflechten.  Der  Besitzer  des  größten  Curio- 
Geschäftes  von  Nikko,  der  die  schönsten  Wege 
mit  bombastischer  Reklame  in  amerikanischem 
Stil  verunziert  hat,  verfolgte  auch  mich  im 
Hotel  auf  Schritt  und  Tritt.  Da  ich  in  Japan 
niemals  von  einem  Händler  mit  „schlechtem 
Gesicht“  zu  kaufen  pflege,  lehnte  ich  die  Auf¬ 
forderung,  seine  Curios  zu  besichtigen,  ab.  Er 
erwischte  mich  bald  darauf  auf  der  Straße,  und 
ich  konnte  seine  höfliche  Bitte  nun  nicht  ab- 
schlagen.  Sein  Curio-Laden,  prächtig  ausge¬ 
stattet  und  in  einer  verlockenden  Natur  gelegen, 
enthielt  alle  jene  Kunstgegenstände,  die  auf 
amerikanische  Augen  eine  unheimliche  An¬ 
ziehungskraft  ausüben,  die  aber  japanischen 
Schönheitssinn  ebenso  verletzen  wie  uns  etwa 
ein  Bild  Kiesels  oder  Nathanael  Sichels.  Der 
Anblick  so  vieler  barbarischer  Dinge  machte 


mich  traurig,  und  ich  fragte,  um  einen  letzten 
Versuch  zu  machen,  nach  Nishikiye.  Der 
Händler  brachte  eilfertig  seine  Holzschnitt¬ 
mappen  herbei.  Er  begann  sehr  geschickt 
mit  schlechten  Yeizans  und  ging,  als  er  sah, 
daß  ich  die  Materie  einigermaßen  verstand,  zu 
besserem  über.  Mir  genügte  nichts.  Er  dachte 
nach.  Dann  sprach  er  geheimnisvoll: 

„Wir  besitzen  noch  ein  Buch,  das  seit  80 
Jahren  in  unserer  Familie  aufbewahrt  wird.  Es 
sind  elf  Ansichten  des  Fuji  von  I  lokusai.  Aber 
es  ist  sehr  teuer.“ 

Und  er  rief  umständlich-raffiniert,  wie  das 
nur  Curiohändler  können,  nach  einem  Ange¬ 
stellten,  ließ  das  Werk  bringen  und  entfaltete  es. 

Ich  betrachtete  die  elf  zu  einem  Bande  ver¬ 
einigten  Drucke  und  äußerte  mein  Entzücken. 

Niemals  hat  Hokusai  so  schöne  Fujiblätter 
gedruckt.  „Sind  Sie  sicher,“  fragte  ich,  „daß  es 
sich  um  keine  Nachdrucke  handelt?“ 

„Ich  kann  nicht  dafür  garantieren.  Ich  weiß 
lediglich,  daß  dieses  Buch  seit  vielen,  vielen 
Jahren  in  meinem  Hause  aufbewahrt  wird  .  . 

Der  Preis  der  elf  Blätter  betrug  etwas 
über  500  Mark. 

„Ich  kann  nicht  glauben,“  bemerkte 
ich,  „daß  die  Drucke  echt  sind;  so  klare 
und  sanfte  Farben  habe  ich  nie  auf 
einem  Fujiblatte  gesehen.  Es  könnten 
aber  Abzüge  sein,  die  für  ein  paar  Lieb¬ 
haber  gemacht  sind,  oder  es  sind  die 
besten  —  Fälschungen ,  die  in  Japan 
existieren.  .  .  “ 

Der  Händler  wiederholte  noch  einmal, 
daß  er  die  Blätter  seit  vielen  Jahren 
besäße,  daß  er  sie  aber  zurücknehmen 
würde,  falls  ich  entdeckte,  sie  seien  nicht 
echt. 

Ich  ging  darauf  ein,  gab  ihm  ein 
großes  Depot  (das  zu  dem  geforderten 
Preise  in  einigem  Verhältnis  stand),  band 
den  Curio-Mann  durch  ein  Schriftstück, 
das  keine  Hintertüren  offen  ließ,  und 
fuhr  nach  Tokyo. 

Schon  nach  drei  Tagen  fand  ich  den 
Urheber  dieser  „echten“  Hokusais  heraus. 
Sein  Name  war  Okura,  seine  Adresse 
Nihonbashi,  Tori  Ichome,  Tokyo.  Er  hatte 
vor  etwa  15  Jahren  eine  Neuausgabe  von 
ca.  20  Ansichten  des  Fuji  veranstaltet, 
hatte  jedoch,  um  jedem  Mißbrauch  vor- 


(Eine  Vision.) 


Perzynski,  Fälschungen  und  Neudrucke  alter  japanischer  Holzschnitte. 


363 


zubeugen  neben  die  Längsplakette  der  Hokusai- 
schen  Inschrift  noch  verschiedene  erklärende 
Zeilen  in  japanischen  Lettern  gesetzt,  durch  die 
der  Nachdruck  vom  Original  zu  unterscheiden 
war.  Der  Preis  der  zwanzig  Blätter  betrug  seiner 
Zeit  2  Yen  (4  Mark).  Die  mir  von  S.  Kobayashi 
in  Nikko  (dies  ist  der  Name  des  Gentleman) 
übergebenen  elf  Holzschnitte  stellten  dar: 

I.  Fujimini-no  Hara  (Faßbinder). 

II.  Die  Nihonbashi-Brücke  in  Yedo  (hier 
wiedergegeben  in  Abb.  2). 

III.  Dach  des  Hongwanji-Tempels,  Asa- 
kusa,  Yedo. 

IV.  Die  Rioguku-Brücke  in  Yedo  (dieses 
Blatt  war  besonders  delikat  gedruckt). 

V.  Tatekawa,  Yedo  (Holzplätze). 

VI.  Senju,  Yedo. 

VII.  Ushibori,  Hitache  (abgebildet  bei  Seid- 
litz  Seite  180). 

VIII.  Yamanaka-ko,  Provinz  Koshu. 

IX.  Eshimayawa,  Provinz  Koshi. 

X.  Isawa,  Koshu. 

XI.  Fujipilger. 

Bei  der  Vergleichung  mit  echten  Hoku- 
sais  erwies  sich,  daß  nicht  nur  Verschieden¬ 
heiten  der  Inschrift,  sondern  auch  des 
Papieres  und  der  Farben  bestanden;  auf¬ 
fallend  war  besonders  ein  ganz  modernes 
europäisches  Rot.  Dagegen  fehlten  keines¬ 
wegs  einige,  den  alten  Drucken  eigentüm¬ 
liche  Insektenstiche.  Als  ich  dem  Ehren¬ 
mann  in  Nikko  seine  interessante  Gabe 
zurücksandte  und  ihm  1.10  Yen  anstatt 
250  Yen  dafür  offerierte,  hatte  er  die 
Stirn,  mich  auch  fernerhin  um  meine  Gunst 
und  Empfehlung  zu  bitten. 

Die  bedenklichsten  Neudrucke  sind  vor 
etwa  10  Jahren  von  Matsui,  Maheda  und 
Hayashi  bei  Osaka  in  Tokyo  veranstaltet 
worden.  Ein  besonders  glänzendes  Ge¬ 
schäft  haben  gewissenlose  Curiohändler 
mit  den  Neudrucken  der  „Wasserfälle“ 
Hokusais  gemacht,  vor  deren  Ankauf 
Laien  ein  für  allemal  gewarnt  seien. 

Aus  Mahedas  Werkstatt  (Osaka) 
gingen  hervor: 

Hokusais  berühmte  „Welle“  (aus  den 
36  Ansichten  des  Fuji;  vortrefflicher 
Nachdruck). 

Hokusais  Blumen-  und  Vogelstücke  im 
Querformat. 


Hokusai,  Fischer,  von  einem  Felsvorsprunge 
aus  sein  Netz  einziehend  (Blatt:  Kajikasawa, 
Provinz  Kahi,  aus  den  36  Ansichten  des  Fuji). 

Hiroshige ,  T okaido-Landschaften. 

Kuniyoshi ,  Gewitter  bei  Hashidate. 

Kuniyoshi ,  Der  Urami-Wasserfall  bei  Nikko. 

Kiyonaga ,  Inneres  eines  Badehauses  mit 
nackten  weiblichen  Figuren  (zwei-  oder  drei¬ 
teilige  Darstellung). 

Utamaro ,  Die  Oiran  (Kurtisane)  Miyabito 
(den  Mika-Perlmutterstaubgrund  des  Originales 
hat  sich  der  Nachdrucker  geschenkt). 

Utamaro ,  Junger  Mann,  auf  Mädchen  herab¬ 
sehend,  die  die  Hände  dem  linken  Auge  nahe 
bringt  (zwei  Halbfiguren). 

Utamaro ,  Die  Kurtisanen  Kikukawa  und 
Kanobu  aus  dem  Hause  Matsubaya  (zwei  Halb¬ 
figuren). 

Yeishi ,  Frau,  ein  Makimono  (Rollbild)  be¬ 
trachtend.  Blatt  aus  der  Serie:  Sechs  schöne 
Blumen-Damen. 

Preis  jedes  Blattes  10  sen  (20  Pfennige),  der 
Hokusaischen  Fujiblätter  50  sen. 


Abb.  4.  Hokusai:  Aus  den  Hiaku  Monogatari. 
(Die  Menschenfresserin.) 


36  4 


Perzynski,  Fälschungen  und  Neudrucke  alter  japanischer  Holzschnitte. 


Abb.  5.  Hokusai:  Aus  den  Hiaku  Monogatari. 
(Totentasse  mit  Totentafel.) 


Diese  Liste  wird  schwerlich  vollständig  sein. 
Mit  Ausnahme  der  Fujiblätter,  die  nach  einigen 
Jahren,  verräuchert  und  mit  Insektenstichen  ver¬ 
sehen,  leicht  als  echte  Drucke  untergeschoben 
werden  können,  dürften  die  Holzschnitte  Ma- 
hedas,  kenntlich  an  ihren  hellen  Farben  und 
dem  kreidigen  Papier,  kaum  jemals  ~  Anlaß  zu 
so  schwierigen  Untersuchungen  geben  wie  die 
Elaborate  Matsuis. 

Dieser  Matsui,  Nakadori,  Tokyo,  ist  der 
König  der  Nachdrucker.  Er  ist  früher  Xylograph 
gewesen,  kennt  also  alle  Finessen  des  kunst¬ 
vollen  Handwerks.  Ein  alter  Kyoto-Resident, 
der  nun  seit  beinahe  einem  Dezennium  Holz¬ 
schnitte  sammelt,  gestand  mir  kürzlich,  daß  er 
mit  zwei  Hokusais,  die  ihm  unter  der  Garantie 
der  Echtheit  verkauft  worden  waren,  lediglich 
echte  „Matsuis“  erstanden  habe.  Ich  gebe  hier 
ihre  Beschreibung: 

I.  Gezeichnet:  Katsushika  Hokusai  Zwei 
Samurais  mit  Lang-  und  Kurzschwert,  den 
Kirschblüten-Tanz  imitierend.  Einer  der  Krieger 


hält  einen  Fächer  vor  dem  Gesicht,  der 
andere  trägt  eine  japanische  Trommel  über 
der  Schulter.  Hinten  großer  Baumstamm. 
Farben:  stark  verblaßtes  Grün  und  Braun. 
Format  exzeptionell  groß:  48,3  x26,6  cm. 

II.  Gezeichnet  wie  I.  Arbeiter,  die 
Tochter  eines  Daimios  auf  der  Schulter 
tragend,  vor  einem  Tempel.  Rechts  zwei 
Frauen.  Links  oben  fünf  Sperlinge, 
fliegend.  Sehr  verblaßtes  Grün,  Rot,  Gelb. 
Format  wie  I. 

Beide  Blätter  sind  über  und  über  mit 
Stockflecken  bedeckt.  Ob  sie  künstlich 
hergestellt  oder  im  Laufe  der  letzten  Jahre 
entstanden  sind,  ist  schwer  zu  beurteilen. 
Der  tatsächliche  Wert  der  beiden  Holz¬ 
schnitte,  für  die  mein  Gewährsmann  145 
Mark  bezahlte,  dürfte  eine  Mark  betragen. 

Von  ungewöhnlicher  Qualität  sind 
Matsuis  Nachdrucke  der  Hiaku  Monoga¬ 
tari  (100  Erzählungen;  Serie  von  4  Blatt, 
(hier  in  Abb.  3 — 6  wiedergegeben)  die  er 
vor  mehr  als  zehn  Jahren  schnitt  und  die 
jetzt  beinahe  ebenso  selten  wie  die  kaum 
noch  zu  erlangenden  Abzüge  aus  Hoku¬ 
sais  Zeit  geworden  sind.  Nur  das  Papier 
(Hokusai  ließ  die  Hiaku  monogatari  auf 
surimonoartigem  Papier  drucken)  vermag 
dem  Laien  einigen  Aufschluß  über  das 
Alter  der  Blätter  zu  geben.  Ich  kaufte  in  Tokyo 
eines  der  fünf  Stücke  (das  „Chawan  mit  der 
Schlange“)  als  echten  Hokusai  und  bezahlte, 
obwohl  ich  Zweifel  hegte,  ca.  30  Mark  dafür. 
Der  niedrige  Preis  machte  mich  sofort  arg¬ 
wöhnisch,  und  ich  stellte  einige  Bedingungen, 
auf  die  der  Händler  einging. 

Einige  japanische  Freunde,  denen  ich  das 
Blatt  vorlegte,  bestätigten  mir  die  Echtheit  des 
Druckes.  Mir  genügte  das  nicht.  Ich  begab 
mich  zu  einem  Händler,  dessen  Ehrlichkeit  und 
Offenheit  mir  allein  Sicherheit  bieten  konnten, 
zumal  er  eine  jahrzehntelange  Erfahrung  besitzt. 
Er  befühlte  das  Papier  des  Blattes  wiederholt 
mit  seinen  Fingern,  beroch  es  und  schwieg  einst¬ 
weilen.  Dann  schob  er  das  japanische  Rauch¬ 
service  heran,  nahm  einen  unzweifelhaft  echten 
Druck  älterer  Zeit  und  hielt  ihn  über  die  glim¬ 
mende  Asche.  Die  Farben  erwärmten  sich, 
und  wir  sogen  nun  gemeinsam  ihren  eigentüm¬ 
lichen  Duft  ein,  den  wir  mit  dem  der  erwärmten 
Farben  des  Pseudo-Hokusai  verglichen.  Das 


Perzynski,  Fälschungen  und  Neudrucke  alter  japanischer  Holzschnitte. 


365 


Abb.  6.  Hokusai:  Aus  den  Hiaku  Monogatari.  (Traum  eines  Mörders.) 


Resultat  entsprach  meinen  Erwartungen:  ich 
hatte  es  mit  einer  Fälschung  zu  tun. 

Doch  auch  diese  Riechprobe  befriedigte  mich 
noch  nicht.  Ich  verschaffte  mir  die  Adresse 
Matsuis  und  fand  in  einem  ärmlichen  Buchladen 
einen  intelligent  blickenden  älteren  Herrn,  mit  dem 
ich  mich  japanisch  zu  verständigen  hatte,  um¬ 
geben  von  Kindern  und  Neugierigen  beiderlei 
Geschlechts,  die  den  offenen  Laden  umstanden. 
Nachdem  ich  einige  Bücher  gekauft  hatte,  um 
den  alten  Fuchs  geschmeidig  zu  machen,  er¬ 
zählte  ich  ihm  mit  unschuldigstem  Ausdrucke, 
daß  ich  soeben  einen  vortrefflichen  Hokusai- 
Nachdruck  erstanden  hätte. 

Matsui  nahm  das  Blatt  in  die  Hand,  befühlte 
es,  hob  es  hoch,  so  daß  das  Licht  hindurch 
schien,  und  lächelte. 

„Ist  es  ein  Hokusai  oder  ein  Matsui?“  fragte 
ich  und  gab  ihm  sein  Lächeln  zurück. 

„Es  ist  ein  Matsui “,  antwortete  er  stolz.  Ge¬ 
lächter  meines  Kurumayas  (Jinrikisha-Mannes), 
der  Passanten,  Matsuis  selbst  und  des  Schreibers 
dieser  Zeilen,  der  sofort  zu  der  ersten  Quelle 
zurückfuhr  und  die  Fälschung  zurückzugeben 
versuchte.  Der  ungläubige  Lieferant  zählte 


immer  wieder  und  wieder  die  Schuppenglieder 
der  Schlange,  verglich  sie  mit  einem  von  mir  an 
demselben  Tage  für  vier  Mark  erstandenen 
Exemplar  Matsuis  der  Hiaku  Monogatari  und 
behauptete,  beide  Abzüge  seien  durchaus  ver¬ 
schieden.  Doch  beide  waren  Matsuis.  Auch  die 
Abzüge  der  Nachdrucker  fallen  nicht  immer 
völlig  gleichlautend  aus. 

Dieser  König  der  Nachdrucker  ist,  wie  ich 
höre,  jetzt  wieder  eifrig  am  Werk.  Er  verkauft 
seine  Elaborate  für  eine  Mark  das  Stück.  Viele 
gehen  in  die  Provinz,  werden  an  die  Wand 
geklebt  oder  auf  einen  Setzschirm  und  der 
Sonne,  dem  Tabaksqualm  und  den  Milliarden 
japanischer  Insekten  ausgesetzt.  Nach  einer 
Reihe  von  Jahren  liest  der  Besitzer  dieser  Drucke 
in  seiner  Zeitung  die  verlockenden  Anerbietungen 
der  Curio-Händler  für  „alte  Holzschnitte“.  Mit 
Stockflecken  interessant  bereichert,  verblaßt, 
zerlöchert  und  moderig  riechend,  fliegen  die 
falschen  Vögel  nun  wieder  in  ihre  Nester,  nach 
Tokyo,  Kyoto,  Osaka  zurück,  wo  sie  für  blanke 
Dollars  unter  Garantie  der  Echtheit  an  kunst- 
freundliche  Globetrotter  veräußert  und  mit 
rührender  Begeisterung  aufgenommen  werden. 


Schauspielerbriefe  aus  dem  Ifflandkreise. 

Herausgegeben  und  erläutert 
von 

Professor  Dr.  Ludwig  Geiger  in  Berlin. 

II. 

He nirich  Beck. 


nter  den  Briefen  Becks  befindet  sich 
zunächst  ein  höchst  sentimentaler  un¬ 
datierter,  der  hier  ausgelassen  worden 
ist,  weil  er  nichts  tatsächliches  enthält,  sondern 
nur  dem  Gefühl  der  Sehnsucht  Ausdruck  gibt. 
Die  übrigen  von  1782  bis  1797  werden  in  ihren 
inhaltreichen  Stellen  wörtlich  gegeben,  die 
andern  werden  wenigstens  angedeutet. 

Heinrich  Beck  ist  den  weiteren  literarischen 
Kreisen  durch  seine  anmutigen,  von  Speidel 
und  Wittmann  veröffentlichten  Briefe  an  Schiller 
bekannt;  in  der  Theatergeschichte  nimmt  er 
als  Genosse  Ifflands  einen  hervorragenden  Platz 
ein.  Er  war  bereits  in  Gotha  mit  Ififland  zu¬ 
sammen,  schloß  sich  nach  dessen  Erzählung 
schon  dort  eng  an  ihn  an  (Selbstbiographie,  Seite 
32  ff.),  wahrscheinlicher  jedoch  erst  in  Mannheim 
(vergleiche  Ifflandbriefe,  Seite  85  und  252). 
Diese  Intimität  dauerte  ohne  Mißklang  durch 
das  ganze  Zusammenwirken  in  Mannheim  hin¬ 
durch.  Ififland  trat  der  Familie  des  Freundes 
nahe,  er  wurde  intimer  Hausfreund  im  schönsten 
Sinne  des  Wortes.  Er  liebte  die  erste  Gattin 
des  Genossen  und  beklagte  ihren  frühen  Tod 
(vergleiche  Ifflandbriefe,  sehr  häufig,  besonders 
Seite  263);  er  trat  wacker  für  dessen  Schwester 
ein,  der,  wie  er  meinte,  in  Mannheim  unwürdig 
mitgespielt  wurde  (daselbst  Seite  191  und 
304);  er  empfand  freundliche  Zuneigung  auch 
für  die  zweite  Gattin  Josepha,  eine  Künstlerin 
wie  die  erste,  eine  Sängerin,  von  der  Luise 
Eisendecher  einmal  begeistert  dem  Gatten 
schrieb  (1788):  „Du  kannst  keine  so  angenehmen 
und  hellen  Flötentöne  dir  denken,  als  die 
Stimme  dieser  kleinen  zierlichen  Frau  ist  .  .  .“ 

Einen  so  nahe  verbundenen  Freund  mußte 
Ififland  auch  mit  den  Seinen,  die  ihm  so  eng 
vereint  waren,  bekannt  machen.  In  seinen 
Briefen  sprach  er  häufig  von  ihm  (Ififland- 
briefe,  Index);  als  er  das  erste  Mal  nach 


dreijähriger  Abwesenheit  —  er  hatte  in  der 
Zwischenzeit  Vater  und  Mutter  verloren,  aber 
infolgedessen  sich  nicht  etwa  seinen  Verwand¬ 
ten  entfremdet,  sondern,  wenn  dies  möglich 
war,  noch  inniger  an  sie,  vor  allem  an 
seine  Schwester  angeschlossen  —  Vaterland 
und  Vaterhaus  wieder  besuchte,  da  nahm 
er  den  Freund  zum  Zeugen  seines  Glückes 
mit  sich.  1 

Schon  vorher  scheint  zwischen  Beck  und 
Ifflands  hannoverschen  Verwandten  eine  brief¬ 
liche  Verbindung  existiert  zu  haben.  Wenig¬ 
stens  kann  ich  einen  undatierten  Brief  in  keine 
andere  Zeit  setzen  als  Ende  März  oder  Anfang 
April  1782.  Aus  diesem  seien  nur  folgende 
Worte  hervorgehoben:  „Soviel  schwöre  ich 
Ihnen  bey  der  Ehre  eines  rechtschaffenen 
Mannes,  vom  unedlen  Umgang  mit  Frauen¬ 
zimmer  ist  er  völlig  frey.  Um  jenen  elenden 
Wisch  von  Brief  zu  verstehen  müßten  Sie  den 
Ort  kennen ,  wo  wir  leben,  wo  ein  junger  Mensch 
nur  einigemahl  in  ein  Haus  gehen  darf,  in 
welchem  ein  lediges  Frauenzimmer  ist  und  sie 
einmahl  an  einen  öffentlichen  Ort  begleiten 
darf,  so  ist  gleich  die  Mariage  geschlossen.“ 

Diese  Äußerung  ist  von  der  höchsten  Be¬ 
deutung  für  Ifflands  sittliches  Verhalten.  Der 
ausführliche  Schluß  knüpft  an  einen  merk¬ 
würdigen  Vorgang  an,  von  dem  Ififland  in 
seinen  an  die  Schwester  gerichteten  Episteln 
andeutungsweise  spricht  (Ifflandbriefe,  Seite  90 f., 
vergleiche  auch  255).  Während  des  Zusammen¬ 
seins  der  Geschwister  in  Hannover  (März  1782), 
oder  unmittelbar  nachher  war  aus  Mannheim 
ein  anonymer  Brief  gekommen,  der  Denun¬ 
ziationen  gegen  den  Schauspieler,  namentlich 
in  sittlicher  Beziehung,  enthielt. 

Beck  war  ein  eifriger  Verteidiger  seines  Freun¬ 
des;  er  wurde  daher,  als  er  nach  Hannover 
kam,  mit  offenen  Armen  von  Luise  empfangen. 


1  Ifflandbriefe,  Seite  87,  254.  Aus  jener  Publikation  war  nur  sicher,  daß  Beck  nach  Gotha  mitging;  seine  Begleitung 
nach  Hannover  blieb  eine  Vermutung,  wird  aber  durch  mehrere  Briefe  zur  Gewißheit. 


Geiger,  Schauspielerbriefe  aus  dem  Ifflandkreise. 


3  67 


Unmittelbar  nach  der  Rückkehr  —  der 
1.  April  1782  fiel  auf  einen  Montag,  also  zwei 
Tage  nach  der  Ankunft  —  schrieb  Beck  an 
Luise: 

„Mannheim  den  1.  Apr.  82. 

Am  Sonnabend  Nachmittag  halb  3  Uhr 
kamen  wir,  gesund  an  Körper  und  krank  am 
Gemüth  hier  an.  Das  Herz  meines  Freundes 
ist  noch  bey  den  Seinigen;  bey  so  guten 
Menschen  seyn  können  und  nicht  dürfen,  das 
scheint  ihm  hart.  Es  ist’s  und  ich  kann  ihn 
nicht  trösten,  ich  fühls  selbst  zu  sehr,  wie  viel 
er  verliehrt.  Was  ist  wohl  für  eine  Glück¬ 
seligkeit,  die  ich  der  entgegensetzen  könnte, 
im  Schoße  einer  solchen  guten  glücklichen 
Familie  zu  leben.  Ich  hab  auch  ein  Vaterland 
und  wo  viele  gute  Menschen  wohnen  und  doch 
dünckt  mich  als  ob  der  höchste  Vater  seinen 
besten  Seegen  für  jenes  glückliche  Land  auf¬ 
gehoben  habe,  wo  ich  leider  nur  gerade  so 
lange  seyn  konnte,  um  jene  patriarchalische 
Glückseligkeit  im  ganzen  Umfange  kennen  zu 
lernen!  Karge  Zeit!  fast  nur  ein  Traum!  aber 
ein  so  süßer  wohlthätiger  Jakobstraum,  dessen 
ich  mich  allerdings  nicht  würdig  fühle. 

Dank  Ihnen  edle,  fürtreffliche  Frau,  für 
Ihre  gütige  Aufnahme  eines  Fremdlings,  an 
dem  das  gute  Herz  Ihres  würdigen  Bruders 
mehr  Gutes  fand,  als  ich  wirklich  besitze.  Ihr 
fürtrefflicher  Brief  hat  mich  beinahe  stolz  auf 
mich  gemacht,  ich  bitte  Gott  in  jeder  guten 
heitern  Stunde  aus  offnen  Herzen,  mich  so 
vieler  Liebe  und  Freundschaft  werth  zu  machen ; 
wüßt’  ich  zur  Vergeltung  eine  Glückseligkeit, 
der  Sie  noch  bedürften,  o,  ich  wollte!  —  Doch 
Weisheit,  Güte  des  Herzens  und  häußliche 
Glückseligkeit,  —  wem  gab  Gott  dieß  der  noch 
etwas  gewünscht  hätte.1  Was  dieser  Besuch 
unsre  Freundschaft  befestigt  hat,  darf  ich  wohl 
nicht  erst  beschreiben ;  ich  biethe  dem  Schick- 
sahl  Troz  etwas  zu  finden,  das  uns  trennen 
könnte,  er  könnte  mich  verfolgen  und  ich 
würde  ihn  bey  allem,  was  ihm  und  mir  theuer, 
vom  Bilde  seines  guten  Vaters  an  bis  zu  den 
Abschiedsträhnen  Ihrer  hoffnungsvollen  Kinder 
beschwören  mir  zu  verzeihen,  —  wieder  mein 
Freund  zu  werden.  [Nochmaliger  Dank.]“ 

Der  vorstehende  Brief  ist  nicht  nur  höchst 
merkwürdig  zur  Kennzeichnung  der  Rührselig¬ 


keit  jener  Zeit  des  Freundschaftsdusels,  wie 
man  etwas  respektwidrig  diese  bei  Männern 
immer  seltene  Schwärmerei  bezeichnen  kann, 
sondern  hauptsächlich  wegen  des  Kultus,  den 
Beck  und  nicht  er  allein  mit  der  außergewöhn¬ 
lichen  Schwester  seines  Freundes  trieb. 

Ein  andrer  Brief  Becks,  auch  an  Luise  ge¬ 
richtet,  undatiert,  soll  nur  andeutungsweise 
gegeben  werden.  Seine  Abfassungszeit  läßt 
sich  aus  zwei  Angaben  bestimmen:  der  einen, 
daß  der  Vater  gestorben,  der  andern,  daß  Beck 
nach  Ablauf  der  Trauerzeit  in  den  Stand  der 
heiligen  Ehe  zu  treten  gedachte.  Beck  verlobte 
sich  am  3.  Dezember  1783  (Ifflandbriefe 
Seite  131);  der  Vater  war  kurz  vorher  ver¬ 
blichen,  wie  Iffland  an  derselben  Stelle  be¬ 
merkt.  Charakteristisch  für  die  Verehrung, 
die  er  Luise  zollte  und  für  die  eigne  Weich¬ 
heit  und  Unselbständigkeit  ist,  daß  er  an  sie 
die  Fragen  richtet:  „Wie  ist  man  recht  glück¬ 
lich?  Wie  muß  man  seyn,  um  ein  tugend¬ 
haftes  Weib  glücklich  zu  machen?  was  muß 
man  thun?  was  vermeiden?“ 

Gleichfalls  an  Luise  gerichtet  ist  ein  fer¬ 
nerer  Brief,  ein  hochbedeutsames  Aktenstück. 
Weniger  wegen  des  am  Anfang  genannten 
Karl  Eisendecher,  eines  vielversprechenden, 
frühverstorbenen  jungen  Mannes,  der  in  preu¬ 
ßische  Dienste  trat  und  Hardenbergs  besondere 
Protektion  genoß.  Auch  nicht  allein  wegen 
der  Charakteristik  des  Menschen  Iffland,  ob¬ 
gleich  diese  sehr  hübsch  und  durch  ihre 
Wärme  wohltuend  ist.  Hauptsächlich  wichtig 
sind  vielmehr  die  Nachrichten  über  den  Erfolg 
von  Ifflands  Stück.  Gemeint  sind  „Die  Mündel“, 
die  am  9.  März  1784  in  Mannheim  zuerst  auf¬ 
geführt  wurden.  (Vergleiche  Ifflandbriefe 
Seite  149  und  276.)  Der  Brief  lautet: 

„Mannheim,  d.  21.  Mertz  1784. 

Den  9.  dieses  waren  es  9  Jahr,  daß  Ihr 
Karl  gebohren  wurde,  —  segnen  Sie  diesen 
Tag  doppelt,  glükliche  Mutter,  heute  an  eben 
diesem  Tage  erlebte  Ihr  Bruder  den  höchsten 
Triumph!  Segen  sey  mit  diesem  Tage,  glük¬ 
liche  Schwester! 

Wenn  Menschen  da  vollkommen  glüklich 
sind,  wenn  daß  Ziel  aller  ihrem  Würkungskreiße 
angemeßnen  Wünsche  erreicht  ist,  wenn  nichts 
noch  fehlt,  als  die  Zusicherung  des  Ewigen, 


1  Der  Sinn  ist  etwa:  wer  dies  von  Gott  erhalten,  hat  nichts  mehr  zu  wünschen. 
Z.  f.  B.  1905/1906. 


4§ 


368 


Geiger,  Schauspielerbriefe  aus  dem  Ifflandkreise. 


daß  es  nie  aufhören  werde,  da  Menschen  dann 
vollkommen  glüklich  sind  —  so  freuen  Sie 
sich  mit  mir  liebste  Schwester! 

Die  Gesundheit  Ihres  Bruders  ist  vollkommen 
hergestellt,  seine  Bedürfniße  sind  eingeschränkt, 
seine  Einrichtungen  seiner  gegenwärtigen  Lage 
gemäß  gemacht.  Seine  Familie  glüklich,  sein 
höchstes  Gut,  seine  Schzvester  wiederhergestellt, 
über  dieß  alles  er  als  Künstler ,  als  Mensch 
geachteter  als  jemahls.  Und  wodurch  lezteres? 
Durch  ein  Schauspiel,  welches  von  jeder  Seite 
genommen  mehr  Beifall  gehabt  hat  als  eines 
noch  hier  erhielt.  Noch  nie  hat  etwas  so  die 
Stimme  des  Volks  und  die  Stimme  der  Edlen 
so  für  sich  gehabt  als  dieß.  Ohne  irgend  einen 
theatralischen  Kunstgriff,  ohne  irgend  ein  Spec- 
takel  hatte  es  durch  wahre  Darstellung  echter 
Menschen,  Gefühle  und  Menschenhandlungen 
so  sehr  auf  alle  Seelen  gewürkt,  daß  die  ge¬ 
fühllosten  (!)  gerührt  wurden. 

Nachdem  der  Vorhang  gefallen  war,  be¬ 
gehrte  das  einstimmige  Publicum  den  Autor 
noch  einmahl  zu  sehen.  Ifland  erschien  und 
unaufhörliches  Händeklatschen  ließ  ihn  kaum 
zum  Wort  kommen;  er  hielt  eine  kurze  paßende 
Anrede  und  nach  deren  Endigung  folgte  ihm 
wieder  der  lauteste  Beifall,  bis  man  ihn  aus 
dem  Gesicht  verlohren  hatte.  Einige  Großen, 
worunter  der  Hr.  v.  Dalberg  kamen  auf  das 
Theater  und  umarmten  ihn  unter  häufigen 
Thränen.  Die  Woche  darauf  wurde  das  Stück 
wieder  begehrt  und  erhielt  abermahls  den  aus¬ 
gezeichnetesten  Beifall.  Daß  ich  im  selben 
Stück  eine  ausgeführt  guthe  Rolle  hatte,  ist 
hier  Nebensache,  obschon  sie  in  diesem  Zeit- 
punct  sehr  wesentlichen  Vortheil  schaffte.  Die 
Würkung  dieses  Stückes  ist  von  ungeheuren 
Vortheil:  erstlich  ist  es  durch  den  ga?iz  mora¬ 
lischen  Inhalt  classisch  geworden;  jeder  be¬ 
hauptet,  daß  ein  Mann,  der  ein  solches  Stück 
schreiben  konnte  durchaus  ein  guter  Mensch 
seyn  müste,  weil  es  so  aus  dem  Herzen  in  das 
Herz  geht.  Verzeihen  Sie  liebste  Schwester! 
—  Freundin!  —  verzeihen  Sie  meine  Weitläuf¬ 
igkeit,  ich  fürchte,  ich  werde  nicht  leicht 
wieder  solch  wesentliche  Triumphe  zu  be¬ 
schreiben  bekommen.  Seine  oeconomischen 
Vortheile  haben  und  werden  durch  dieß  einen 
ungemeinen  Zuwachs  erhalten.  Daß  überlaß 
ich  Ihm  Ihnen  zu  schreiben,  ich  hoffe,  er  wird 
nicht  unterlaßen,  Ihnen  genauen  Bericht  von 


seiner  jezt  wahrhaften  Beßerung,  fast  Genesung 
von  dieser  Krankheit  Bericht  zu  erstatten.  Er 
scheint  in  dem  kleinen  Zirkel  wahrer  stillen 
Haußfreuden  wenig  Langweile  und  manchmahl 
Unterhaltung  zu  finden,  wenigstens  thun  mein 
Weib  und  ich  was  wir  können  ihm  einige  Ab¬ 
wechselung  in  einfachen  Vergnügungen  zu  ver¬ 
schaffen.  Gott  gebe,  daß  alles  so  bleibt!  Daß 
keine  Stürme  dazwischen  kommen.  [Schlu߬ 
formel.]“ 

Uber  den  im  vorigen  Briefe  behandelten 
Gesundheitszustand  Ifflands  spricht  er  selbst  in 
seinen  eignen  Briefen  wiederholt  (Seite  143  f.)- 
Auch  von  dem  Übelbefinden  und  der  Genesung 
der  Schwester  ist  dort  die  Rede  (Seite  14 1). 

Zwei  Jahre  nach  der  zweiten  Reise  unter¬ 
nahm  Iffland  eine  dritte  zu  den  Seinigen  nach 
Hannover,  1785.  Diesmal  war  der  Zweck  der 
Fahrt  nicht  nur  der  Besuch  der  Seinen;  mit 
ihm  verband  sich  ein  an  Ehren  und  Ertrag 
reiches  Gastspiel  in  Hamburg  (Ifflandbriefe 
Seite  i7of.).  Beck  konnte  ihn  nicht  begleiten 
(dies  zur  Berichtigung  der  Ifflandbriefe 
Seite  292);  wirklich  hegte  (vergleiche  daselbst 
Seite  291)  Iffland  starke,  übrigens  unbegrün¬ 
dete  Befürchtungen,  daß  die  Seinen  ihm  übel 
gesinnt  seien. 

Während  dieser  Reise,  die  viele  Wochen 
in  Anspuch  nahm,  wünschte  er  von  Haus,  Be¬ 
kannten  und  besonders  dem  Theater  unter¬ 
richtet  zu  werden.  Der  treue  Beck  tat  dies  in 
tagebuchartigen  Briefen,  die  menschlich  und 
theatergeschichtlich  vom  höchsten  Werte  sind. 
Zunächst  in  einem  Briefe,  der  so  lautet: 

„Mannheim  den  22.  August  1785. 

Ich  hätte  wirklich  erwartet,  am  Freitag 
oder  längstens  am  Sonntag  Briefe  von  Dir  zu 
erhalten.  Obwohl  ich  nicht  glauben  konnte, 
daß  zwischen  Einbeck  und  Hannover  sich  ein 
Unglück  könnte  zugetragen  haben,  obwohl  die 
Briefe  der  Deinigen  an  Dich  eine  Aufnahme 
versprachen,  wie  sie  sich  von  solchen  Ge¬ 
schwistern  hoffen  ließe,  so  hätte  ich  doch  ge¬ 
wünscht,  so  etwas  darüber  zu  lesen.  Du  weißt, 
die  Einbildungskrafft  wird  verabschiedet,  so 
bald  der  wirkliche  Genuß  eintritt.  Hätte  ich 
heute  Morgen  keine  Briefe  erhalten,  so  glaube 
ich,  dieser  Brief  würde  sich  so  endigen,  wie 
ich  jezt  anfange,  aber  so  —  Du  weißt,  man 


Geiger,  Schauspielerbriefe  aus  dem  Ifflandkreise. 


369 


entschuldigt  die  gerne,  die  man  liebt  —  ich 
höre  auf,  doch  wundere  ich  mich,  da  Du  unter 
allen,  die  ich  genau  kenne,  am  wenigsten  in 
solchen  Aufmerksamkeiten  zu  fehlen  pflegtest. 

Ich  freue  mich  herzlich  und  aber  herzlich, 
daß  alle  die  Befürchtniße  von  Unglük,  Kälte  usw. 
der  Deinigen  gegen  Dich  nur  Ausgüße  einer 
ungeduldigen  Empfindlichkeit  waren.  Gott  be¬ 
hüte  Dich  vor  ähnlichen,  denn  nun  sollst  Du 
von  ganzer  Seele  ausgelacht  werden  von  Dei¬ 
nem  Freund  Beck 

Theater. 

Die  Römer  in  Deutschland  übertrafen  an 
allgemeiner  Infamie  (ich  bin  kein  Franzose)1 
alles  was  bisher  gesehen  war.  Infames  Stück, 
infames  Publikum,  infame  Schauspieler.  Boek 
spielte  mit  Willen  so  schlecht,  daß  ihn  alle 
seine  Freunde  verließen  und  den  andern  Tag 
bitter  über  ihn  loszogen. 

Beil  wollte  mehr  als  er  konnte  —  sanseffect. 

Die  Rennschüb  tragerirte  sans  esprit,  sans 
coeur2  et  sans  etc. 

Ich  —  ließ  bei  Zeiten  nach,  da  es  nicht 
gehen  wollte  —  usw.  Aber  Rennschüb  ver¬ 
wandelte  das  Trauerspiel  in  ein  Lustspiel. 
Zu  Ende  des  4.  Acts  erschien  er  mit  feier¬ 
lichem  Ernst  an  der  Spitze  von  20  herrlich 
gerüsteten  Römern.  Wir  gegenüber  mit  auf¬ 
gehobenem  Schwerdt  —  den  einen  Fuß  heroisch 
ausgestrekt,  den  ganzen  Leib  vorgelegt  auf  den 
Vorderfuß,  den  andern  mit  der  Spitze  in  der 
29.  Position.  Ausgerufen:  „ Hai  Verrätherl“ 
gings  ihm  wie  Jefferey  Latimer,  —  das  Blut 
erstikte  das  Gehirn:  hm,  hm,  ver,  ver  —  Ein 
schallendes  Gelächter  durchs  ganze  Hauß  — 
die  Soldaten  giengen  fort,  Beil  und  ich  lachten 
heimlich  mit  und  der  Vorhang  fiel.  —  Doch 
hat  dieser  Vorfall  nicht  gut  gethan,  er  ist 
wieder  das  Stadt-  und  Kaffee  Hauß  Gespräch 
geworden  und  der  alte  Haß  ist  unter  der  Asche 
neu  hervorgelodert. 

Am  Samstag  kam  ich  auf  die  Probe  deiner 
Mündel  und  fand  alles  mit  den  Rollen  in  der 
Hand,  der  Vorwand  war,  weil  du  so  vieles  ge¬ 
ändert  hättest  im  gedrukten,  aus  welchem  da 
das  Manuscript  nach  Berlin  geschikt  war,  souff- 
lirt  werden  mußte.  Die  Probe  ging  abscheu¬ 
lich.  Ich  trat  auf  und  sagte:  „Meine  Herrn 
und  Damen!  Als  Freund  des  Verfaßers  und 


auf  sein  Ersuchen  wünschte  ich ,  daß  sein  Stück 
in  seiner  Abwesenheit  nicht  schlechter  gehen 
möchte.  Wir  müßen  morgen  noch  eine  Probe 
ohne  Rollen  haben  und  ich  wünschte ,  daß  wir 
an  einem  guten  Stück  zeigen  möchten ,  daß 
jenes ,  wo  wir  uns  sämmtlich  prostituirt  haben, 
ein  schlechtes  Stük  war.“  Auf  diese  besten 
Worte  bekam  ich  einen  kleinen  Disput  mit 
der  Rennschüb,  wo  ich  Gelegenheit  nahm,  in 
aller  Güte  ihr  einige  Wahrheiten  zu  sagen. 

Die  Sonntags  Probe  gieng  sehr  gut.  Nun 
zur  Vorstellung.  Außer  Figaro  habe  ich  noch 
niemahls  eine  Vorstellung  so  vollkommen  gehen 
sehen.  Alles  gieng  so  richtig  und  rasch  als 
möglich. 

Von  Seiten  des  Publicums  volles  Hauß, 
Grabesstille,  Wärme  und  äußerste  Dankbarkeit. 

Bök  spielte  weit  beßer  als  jemahls,  Beil  den 
Eintritt  der  Rolle  meisterhafft ,  —  den  3.  Act 
gut  und  den  4.  vortrefflich.  Leonhardt  viel 
beßer.  Die  Baumann  wie  immer  außer  die 
Scenen  mit  mir  —  weit  beßer.  Die  Rennschüb 
beßer.  Gern  brav,  wurde  applaudirt  und  machte 
einen  großen  Unterschied  in  der  Wirkung  des 
Stüks.  Von  mir  erlaube,  daß  ich  viel  sage! 
Ich  habe  nicht  nur  die  Rolle,  sondern  keine 
Rolle  so  gespielt  als  das  leztemahl  Deinen 
Philipp.  Und  noch  in  keiner  Rolle  so  außer¬ 
ordentlichen  Beifall  gehabt  wie  in  der.  Der 
Unterschied  für  mich  selbst  war  wie  Tag  und 
Nacht.  Nach  der  Scene  mit  dem  Kanzler 
wollte  das  vollste  Applaudissement  fast  nicht 
aufhören,  ich  habe  in  Mannheim  das  noch  nie 
erlebt,  die  lauten  bravo  so  darunter,  —  es  war 
eine  angenehme  Empfindung.  Der  Schluß  des 
Acts,  den  ich  5  mahl  hatte  probiren  laßen, 
machte  schreckliche  Sensation,  fast  nicht 
weniger  als  derselbe  in  Verbrechen  aus  Ehr¬ 
sucht.  Der  Schluß  des  Stüks  wurde  gut  aus¬ 
geführt  und  mit  außerordentlicher  Wärme  auf¬ 
genommen.  Außerdem  habe  ich  noch  hübsche 
Scenen  erlebt.  An  der  Thüre  der  Garderobe 
erwarteten  mich  die  Witthöft,  die  Boudet  und 
Schäfern  und  empfingen  mich  mit  Küßen  und 
Complimenten.  An  der  Thür  des  Comedien 
Haußes  warteten  Wendlings  und  meine  Schwester 

um  mich  gleichfalls  zu  überhäufen - Kurz 

es  war  einer  der  schönsten  Abende  seit  ich 
Schauspieler  bin. 


1  Beck  hatte  gewiß  Infamität  geschrieben,  da  war  das  obige  geändert. 

2  Der  gute  Beck  war  wirklich  kein  Franzose,  er  schreibt:  coer;  tragerirte  soll  wol  ein  Scherz  frei. 


370 


Geiger,  Schauspielerbriefe  aus  dem  Ifflandkreise. 


Die  Mündel  haben  gestern  Deine  übrigen 
Stüke  verdrängt. 

Menagerie 

Den  29.  dieses  früh  starb  mein  Kanarien¬ 
vogel  an  der  Auszehrung,  er  war  im  Schlafe 
gestorben,  ich  fand  ihn  sitzend  neben  dem 
Sauf  Trog  todt.  Ich  war  recht  betrübt  und 
laße  ihn  jezt  ausstopfen. 

Dein  Vogel  ist  wohl.  Die  Pferde  sind  wohl 
und  ich  reite  fast  alle  2  Tage  spatzieren. 

Der  Hammel  hat  den  Fripon  so  gestoßen, 
daß  sich  dieser  erschreklich  hütet  ihm  zu  nahe 
zu  kommen.  Der  Tard  hat  mich  gestern 
Abend  am  Rheinthor  verlohren  —  war  aber 
eher  zu  Hause  als  ich,  ist  übrigens  wohl  und 
empfiehlt  sich.  Loup  und  Fripon  wollen  sich 
noch  nicht  vertragen,  sie  brummen  einander 
an,  ich  hoffe  aber,  daß  sie  bald  Freunde 
werden  sollen.  Auerhan  ist  wohl  und  die  Zeit 
über  nur  einmahl  abwesend  gewesen.  Die 
kleine  Ladi  (so  heißt  mein  neuer  Hund),  über¬ 
trifft  an  Artigkeit,  Munterkeit  und  Schmeigeley 
alles,  was  ich  in  der  Art  gesehen  habe.  Aber 
noch  ein  Thier  ist  angekommen,  das  Dich  un¬ 
endlich  freuen  wird.  Eine  schwarze  Katze  mit 
4  weisen  Pfoten,  weisen  Bauch  und  einen  oben 
schwarzen  und  unten  weisen  Kopf  bis  auf  das 
untere  Kinn,  wo  sie  einen  ganz  schwarzen  Bart 
hat  wie  ein  Hanswurst.  Auerhan  Mohr  (so 
heißt  der  neue  Kater)  und  Ladi  freßen  morgens 
bald  einen  Schoppen  Milch  aus  einer  Schüßel; 
es  sieht  herrlich,  wenn  der  kleine  Hund 
zwischen  den  2  Katzen  steht  und  frißt.  Was 
das  aller  wunderbarste  ist  —  die  2  Thiere,  der 
kleine  Hund  und  die  kleine  Katze  spielen  zu¬ 
sammen  wie  2  kleine  Hunde  —  sie  jagen  sich 
—  werfen  sich  übereinander  auf  die  Erde,  so 
daß  bald  der  Hund  bald  die  Katze  oben  ist, 
ohne  einander  das  mindeste  zu  leide  zu  thun. 
Sie  machen  mir  viel  Vergnügen! 

Sartory 

Hierbey  folgt  seine  Quittung.  Er  läßt  sich 
empfehlen  Dir  und  Deiner  ganzen  Familie  und 
sie  möchten  verzeihen,  daß  er  noch  nicht  Rech¬ 
nung  abgelegt  hätte,  er  könnte  es  nicht  eher 
bis  Du  wieder  da  wärest  Du  müßtest  sie 
attestiren  und  ich  so(I)1  auch  dabey  seyn. 


Hr.  v.  Dalberg. 

War  8  Tage  zu  Maynz,  hat  von  „die 
Römer“  gehört,  hat  gehört  daß  es  Kabale  ge¬ 
wesen  wäre,  hat  an  Bök  geschrieben  (den  Inn- 
halt  weiß  ich  noch  nicht)  hat  an  Rennschüb 
geschrieben,  er  sollte  Beil  trösten  und  auch 
Verweise  geben,  daß  er  selbst  gegen  den  Hatto 
öffentlich  declamirt  —  wird  auf  den  Sonntag 
in  die  Stadt  kommen.  Plagt  mich,  ich  soll 

ihm  über  die  Kunst  schreiben - das  habe 

ich  gethan. 

Brandes 

Hat  geschrieben  um  das  Stück,  wovon  Du 
ihm  nur  3  Rollen  mit  der  Briefpost  geschikt 
hattest  —  Du  wirst  nun  schon  Briefe  von  ihm 
nach  Hannover  bekommen  haben. 

Das  Einziehen  ist  geschehen  und  mit  aller 
Ordnung  und  Weitläufigkeit.  Meine  Schwieger¬ 
mutter  ist  recht  sehr  hübsch  eingerichtet  und 
sehr  vergnügt  in  ihrem  neuen  Qartier.  Mit 
meiner  Mutter  habe  ich  noch  eine  Unterredung 
gehabt.  Die  Hanne  habe  ich  aufs  neue  ge- 
miethet,  sie  ist  mit  dem  Accord  sehr  zufrieden 
und  alles  ist  jezt  ruhig.  Der  Hammel  ist  heute 
mit  3  Hunden  und  4  Menschen  auf  dem  Wall 
spazieren  gegangen. 

Heute  ist  der  Schmuk  und  ich  furchte,  er 
wird  nicht  gut  gehn. 

Vergiß  nun  auch  nicht,  mein  Lieber,  ver¬ 
giß  nicht  zu  bedenken,  wie  glüklich  Du  jezt  bist! 
Ich  weiß  keinen  Deiner  Hauptwünsche,  der 
nicht  wäre  erhört  worden.  Dein  höchstes  Glük, 
das  Ziel  aller  Deiner  Wünsche  —  war  —  und 
ist  jezt  die  Reise  zu  Deinen  Verwandten. 
Lerne,  lerne  nun  auch  Dich  auf  den  Wechsel 
gefaßt  halten!  Ich  hatte  vor  i*/2  Jahr  Eltern, 
Geschwister,  Frau,  Kind  und  war  so  glüklich! 
Jezt  habe  ich  Weib,  Kind,  Vater  und  Schwieger¬ 
vater  in  so  kurzer  Zeit  verlohren!  Mache  Dich 
gefaßt  auf  diesen  Glükswechsel!  Glüklich  ist 
der,  deßen  Herz  viel  Gegenstände  zu  um¬ 
schließen  fähig  ist!  aber  —  wehe  ihm,  wenn 
die  Zornruthe  Gottes  über  ihn  kömmt!  Gott 
erhalte  Dich!  bringe  Dich  zufrieden  von  Ham¬ 
burg,  noch  einmahl  in  die  Arme  der  Deinigen, 
und  dann  heiter  und  2  gesund  in  die  Arme 

Deines  Freundes 
Beck.“ 


1  Vielleicht  soll.  —  2  Beck  hat  zweimal  „und“  geschrieben. 


Geiger,  Schauspielerbriefe  aus  dem  Ifflandkreise. 


371 


Dieser  lange  Brief  darf  nicht  ohne  Kom¬ 
mentar  bleiben.  Ein  solcher  kann  aber  ziem¬ 
lich  kurz  sein,  weil  viele  Menschen  und  Tiere 
bereits  in  den  Ifflandbriefen  erwähnt  sind  und 
Hinweise  auf  diese  genügen.  Dort  (z.  B.  177, 
189,  193,  194  fr.)  sind  manche  dieser  Geschöpfe 
genannt;  eine  Biographie  der  einzelnen  wäre, 
selbst  wenn  die  Daten  gegeben  werden  könnten, 
eine  Torheit,  der  ich  mich  nicht  schuldig  zu 
machen  gedenke.  Für  die  etwas  weitgehende 
Neigung  Ifflands  zu  den  Vierfüßlern  genüge  es, 
auf  eine  Stelle  der  später  noch  einmal  anzu¬ 
führenden  Schilderung  hinzuweisen,  die  die  treff¬ 
liche  Frau  Meyer  von  einer  Szene  bei  Ifflands 
Rückkehr  von  einer  kleinen  Reise  gibt:  die 
Freude  des  Heimkehrenden  über  die  Vierfüßler 
ist  mindestens  so  groß  und  äußert  sich  so  leb¬ 
haft,  wie  die  eines  Vaters  über  seine  Kinder. 

Die  erwähnten  Menschen  sind,  wie  es  bei 
Schreiber  und  Adressaten  natürlich  ist,  meist 
Schauspieler.  Eine  Ausnahme  macht  Hr.  v.  Dal¬ 
berg,  der  bekannte  Chef  des  Theaters  und 
Sartory,  der  Kassierer.  Der  erstere  ist  durch 
seine  dichterische  und  dramaturgische  Tätigkeit 
bekannt  genug;  der  letztere  ist  als  überaus 
tätiger,  erfolgreicher  Vermittler  in  Ifflands 
Schuldenregulierung  in  den  Ifflandbriefen  ge¬ 
nügend  gewürdigt.  J.  D.  Beil,  Joh.  Mich.  Boek, 
Rennschüb  und  Brandes  sind  hervorragende 
Mannheimer  Kollegen,  die  zu  bedeutend  sind, 
um  mit  kurzen  biographischen  Daten  ab¬ 
gefertigt  zu  werden  und  doch  in  dem  Briefe 
nicht  eingehend  genug  behandelt  werden,  als 
daß  es  sich  lohnte,  eine  ausführliche  Würdigung 
von  ihnen  zu  geben.  (Von  allen  ist  in  den 
Ifflandbriefen  vielfach  die  Rede.)  Hier  muß  es 
genügen,  darauf  hinzuweisen,  daß  Beil  und  Boek 
in  Mannheim  starben,  daß  Rennschüb  unter 
seinem  wirklichen  Namen  Büchner  längere  Zeit 
den  Regisseurposten  in  Frankfurt  bekleidete 
und  daß  Brandes  sein  Wanderleben  weiter  trieb 
und  zunächst  in  Hamburg  das  Direktorat  führte ; 
darauf  bezieht  sich  die  über  ihn  in  unserm 
Briefe  handelnde  Stelle. 

Die  im  Briefe  erwähnten  Stücke  sind:  1.  das 
fünfaktige  Trauerspiel  „Die  Römer  in  Deutsch¬ 
land“  von  Babo,  das  einmal  und  nicht  wieder 
am  18.  August  1785  in  Mannheim  gespielt 
wurde,  ein  „ritterliches  Heldengedicht“,  das 
bereits  1780  im  Druck  erschienen  war,  in 
Hamburg  einen  Preis  gewonnen  und  die 


Münchener  1779 — 1786  nicht  weniger  als  acht¬ 
mal  beglückt  hatte  (Legband,  Münchener  Bühne 
und  Literatur,  Seite  518);  2.  „Der  Schmuck“, 
fünfaktiges  Lustspiel  von  Sprickmann,  Reper¬ 
toirestück,  in  Mannheim  neunmal  aufgeführt 
1782 — 1786;  3.  „Figaro“;  die  Mozartsche  Oper 
kann  es  ebensowenig  sein,  wie  Ifflands  Stück 
„Figaro  in  Deutschland“,  denn  beide  entstanden 
viel  später,  jene  wurde  zuerst  1790,  dieses  gar 
nicht  in  Mannheim  gespielt,  —  das  gemeinte 
ist  weder  im  Mannheimer,  noch  im  Münchener 
Repertoire  zu  finden. 

Gleichfalls  während  dieser  Hamburger  Reise 
unseres  Künstlers  ist  der  folgende  Brief  ge¬ 
schrieben  : 

„Donnerstag  den  1.  Sept.  85  abends  10  Uhr. 

Du  hast  mir  heute  abermahls  einen  schönen 
süßen  Abend  gemacht  mein  Lieber  und  den 
muß  ich  mit  Dir  theilen.  Ich  kan  nicht  zu 
Bette  ohne  Dir  im  Gefühl  der  Liebe  von  der 
meinigen  gegen  Dich  und  von  den  Pflichten 
der  Dankbarkeit  Rechenschaft  abgelegt  zu 
haben.  Ich  schreibe  Dir  am  Abend  nach  der 
abermahligen  Vorstellung  Deiner  Mündel.  Nun 
die  Veranlassung. 

Der  Herzog  von  Gotha  in  Begleitung  des 
Fürsten  von  Dessau  des  jüngern  ist  seit 
gestern  Vormittag  hier.  Er  besuchte  gestern 
die  Entführung  aus  dem  Serail;  vor  der  Come- 
die  begegnete  ich  ihm  auf  dem  Platz;  ich  kan 
Dir  nicht  beschreiben,  was  für  ein  Gefühl  mich 
ergriff  —  aber  ich  mußte  stehen  bleiben  und 
ihn  grüßen.  Er  erkannte  mich  [erzählt  dann 
weiter  das  freundliche,  aber  nichtssagende  Ge¬ 
spräch  mit  dem  hohen  Herrn].  Ich  freute 
mich  sehr  über  dieß  alles,  besonders  da  Bök 
abgewiesen  worden  war  mit  dem  Bedeuten, 
der  Herzog  wäre  nicht  für  Hn.  Bök  nach 
Mannheim  gekommen.  Henriette  von  Gro߬ 
mann  war  für  heute  angesezt,  es  lag  mir  aber 
daran,  mich  in  einer  guten  Rolle  dem  Horzog 
zu  zeigen  —  ich  suchte  meines  Freundes  Inter- 
eße  zu  vereinigen  und  da  Du  selbst  nicht  zu¬ 
gegen  warst,  wenigstens  eines  von  Deinen 
Stüken  dem  Herzog  sehen  zu  laßen;  ich  fiel 
also  auf  die  Mündel  und  es  wurde  mir  nicht 
schwer,  Rennschüb  dazu  zu  bereden.  Neulich 
wurde  das  Stük  vortrefflich  gegeben,  heute 
weit  vortrefflicher.  Beil,  Leonhardt,  die  Bau¬ 
mann  sogar  spielten  herrlich  und  wurden  meh¬ 
rere  Mahle  applaudiert,  ich  —  womöglich  noch 


372 


Geiger,  Schauspielerbriefe  aus  dem  Ifflandkreise. 


mehr  als  zu  Frankfurth  und  was  mich  über 
alles  freute,  der  Herzog  fieng  bey  3  Abgängen 
mit  dem  Fürsten  von  Dessau  zuerst  an  mich 
zu  applaudiren.  Beym  Schluß  des  Stüks  fieng 
der  Herzog  und  Prinz  abermahls  an  und  das 
ganze  Hauß  (welches  sehr  voll  war  und  mei¬ 
stens  von  Fremden)  folgte  wie  ein  Platzregen. 
Als  ich  abdankte,  war  der  Herzog  schon  in 
der  Logen  Thüre,  ich  wurde  mit  außerordent¬ 
lichen  Händeklatschen  empfangen  —  der  Her¬ 
zog  wendete  sich  um  zu  sehen  was  das  sey 
und  wie  er  mich  erblikte,  kehrte  er  sich  noch 
einmahl  zum  Theater  und  fieng  an  zu  applau¬ 
diren.  Das  ganze  Stük  durch  verwandte  er 
gar  kein  Auge  vom  Theater  und  gab  mehrere 
mahle  durch  Zeichen  seinen  äußersten  Beifall 
zu  erkennen.  Was  er  gesagt  hat,  will  ich  aus 
dem  Pfälzer  Hof  erfahren.  Das  Stük  gieng 
und  gefiel  weit  beßer  als  je,  Guthe,  Fränzl  und 
meine  Mutter  sagten  mir,  daß  die  Fremden 
extasirt  hätten.  Du  und  ich!!  Zwey  Triumphe 
in  einem  Tage,  auf  die  wir  so  lange  gehofft 
hatten!!! 

Nun  noch  etwas  das  Dich  nicht  minder 
freuen  wird.  Gestern  war  ich  bey  der  F.  v.  Kalb. 
Sie  war  vorgestern  in  Heidelberg  gewesen  und 
hatte  den  Profeßor  Jung  lange  gesprochen. 
Sie  sagte  mir  mit  vieler  Wärme:  Jung  ist  ein 
erstaunter1  Freund  von  Iffland.  „Inwiefern?“ 
Von  Seiten  seines  Kopfs  und  Herzens  aus 
seinen  Schauspielen.  Er  sagte,  wenn  Ifflands 
Wirkungskreiß  nicht  ihm  selbst  erlaubt,  durch 
seine  Schrifften  zum  Besten  der  Menschheit, 
soviel  er  könnte,  zu  wirken,  so  wird  die  Eigen¬ 
heit,  die  Neu-  und  Reinheit  der  Moral  und 
Empfindung,  die  in  seinen  Stüken  herrscht, 
dem  Menschenbeobachter  und  Menschenfreund 
ein  neues  Feld  zur  Wirksamkeit  bahnen. 

Wie  stolz  macht  mich  dieß  auf  meinen 
Freund! 

Möchtest  Du  so  gut,  so  sanft  schlafen  nach 
Lesung  dieses,  als  ich  nachdem  ich  es  schrieb. 

Gute  Nacht!  Mein  Wilhelm! 

Wegen  dem  Eßigmann  ist  mein  Rath,  daß 
Du  ihn  nicht  spielst.  Es  sind  99  Ursachen. 
Erstlich  glaube  ich,  daß  dieß  Stück  zu  jenen 
gehört,  die  zu  ihrer  Zeit  viel  würkten,  nun  aber 
mit  ihrem  Zeitalter  verzehrt  sind.  Es  dient 
höchstens  um  Paralele  zu  machen  und  ich 


weiß  wie  sehr  Du  Paraleien  haßest.  Niemand 
als  Du  wird  in  dem  Stük  gut  spielen,  folglich 
wird  das  Stük  zu  Grabe  getragen.  Wegen  dem 
Delomer  wird  es  Streit  absetzen.  Hr.  v.  Dalb. 
hat  Rennschüb  Vollmacht  gegeben  es  zu  be¬ 
setzen  und  dieser  will  Bök  den  Delomer  geben, 
um  den  Jullefort  für  sich  zu  behalten.  Wie 
unbillig  dieses  gegen  Bök  seyn  würde  siehest 
Du  ein.  Deine  Rolle  ist  nicht  da,  Rennschüb 
wollte  sie  unter  Deinen  andern  suchen;  ehe 
ich  sie  Dir  schike  wirds  zu  späth  und  wenn 
aber  wie  könntest  Du  daran  denken,  im  Genuß 
des  Vergnügens  unter  den  Deinigen  Deine 
Rolle  zu  lernen.  Noch  eins.  Beils  Stük  soll 
bis  zum  I4ten  dieses  gespielt  werden;  was  blieb 
für  Zeit  zum  Eßigmann?  Auf  jedem  Kall  rathe 
ich  Dir,  lieber  in  einer  andern  Rolle  aufzutreten 
(mußts  auch)  denn  das  Stük  wird  nicht  ein- 
studirt  bis  dahin  und  in  der  Zeit  wird  ein  an¬ 
deres  gelernt,  in  welchem  Du  abermahls  frey 
seyn  kannst.  Wenn  Du  im  Eßigmann  nicht 
auftreten  willst,2  wie  es  denn  fast  unmöglich 
ist,  so  such  Dir  eine  andere  Rolle  aus  und 
schreib  mirs  vorher,  daß  ich  Anstalten  machen 
kann.  Fischer  hat  als  Osmin  in  der  Entführung 
sich  als  —  Hanswurst  gezeigt  —  ärger  als 
Piloti  —  und  sehr  mißfallen.  Das  Stück  hat 
ausnehmend  gefallen.  Mehr  als  jemahls.  Auf 
den  Sonntag  ist  Gerechtigkeit  und  Rache  .  .  . 
Den  Urlaub  zu  verlängern  ist  unmöglich  .  .  . 
Die  schöne  schwarze  Katze  ist  wieder  fort, 
aber  Auerhan  ist  völlig  heil  und  sieht  so  schön 
aus  wie  Adonis.  Der  Hammel  ist  gesund. 
Der  Tard  ist  auch  wohl  und  die  kleine  Ladi 
allerliebst.“ 

Die  kleine  Menagerie  ist  schon  aus  früheren 
Mitteilungen  bekannt.  Die  einzelnen  erwähnten 
Theatralia  sind  leicht  nachzuweisen:  Beils  Stück 
ist  „Die  Schauspielerschule“,  deren  Premiere  erst 
am  30.  September,  nicht  am  14.  stattfand;  der 
Essigmann  „mit  seinem  Schubkarren“  ist  ein 
Drama  von  Seb.  Mercier  („La  brouette  du 
vinaigrier“).  Nach  Becks  Äußerungen  sollte  man 
meinen,  daß  man  es  mit  einem  ganz  alten 
Drama  zu  tun  hätte:  in  Wirklichkeit  wurde  es 
1 775  veröffentlicht  und  1784  aufgeführt  (Corr. 
litt.  XI,  84,  XIV,  61),  war  also  in  des  Worts 


1  Im  Sinne  von  erstaunlicher.  —  2  Beck  wollte  gewiß  schreiben  „wirst“  oder  „kannst“. 


Geiger,  Schauspielerbriefe  aus  dem  Ifflandkreise. 


373 


wirklichem  Sinne  eine  Novität.  Vielleicht  richtet 
sich  Becks  Wiederspruch  mehr  gegen  Ifflands 
Auftreten  darin,  namentlich  schon  1785»  als 
gegen  das  Drama  selbst,  denn  dieses  wurde 
damals  in  Mannheim  vorbereitet.  Delomer 
und  Jullefort  sind  die  Hauptpersonen  des 
Stücks  (vergleiche  die  Analyse  bei  Beclard, 
Mercier,  1903,  Seite  241  f.),  erst  1787  auf  die 
Bühne  gelangte  und  sich  bis  1796  (13  mal) 
behauptete.  Die  Titelrolle  wurde  eine  von 
Ifflands  Paraderollen,  allerdings  nicht  in  Wei¬ 
mar,  aber  an  anderen  Stätten  seiner  Triumphe, 
und  ward  von  ihm  nach  Berlin  verpflanzt,  wo 
es  sich  unter  dem  Titel:  „Der  Essighändler“ 
noch  Jahrzehnte  nach  seinem  Tode  erhielt. 
(65  mal  vom  26.  Oktober  1796  bis  1849.)  — 
Die  „Entführung  aus  dem  Serail“,  Mozarts  be¬ 
rühmte  Oper,  war  ein  Glanzstück  der  Mann¬ 
heimer  Bühne,  wie  ihre  49  Wiederholungen  vom 
18.  April  1784  bis  6.  November  1803  beweisen. 
Die  Vorstellung,  auf  die  Beck  anspielt,  war  am 
31.  August  1785;  L.  F.  Fischer  (1745 — 1825), 
wenn  dieser  wirklich  gemeint  ist,  war  sonst  ein 
sehr  anerkannter  Sänger,  der  sich  namentlich 
später  in  Berlin  größerer  Beliebtheit  erfreute.1 
„Gerechtigkeit  und  Rache“  ist  eine  von  Brömel 
herrührende  Bearbeitung  von  Shakespeares 
„Maß  für  Maß“;  seine  Erstaufführung  erfolgte 
am  4.  September  1785,  es  hielt  sich  bis  1793. 
—  Der  Sänger  Piloti,  der  im  Anschluß  an 
Fischer  kurz  genannt  wird,  ist  in  den  mir  zu¬ 
gänglichen  Mannheimer  und  theatergeschicht¬ 
lichen  Werken  nicht  aufgeführt. 

Die  sonst  erwähnten  Personen  können  kurz 
abgemacht  werden:  Güthe  ist  der  Theaterarzt 
(Walter  II,  376),  Fränzl  Becks  Schwester.  Der 
Herzog  von  Gotha  ist  Ernst  II.,  der  von  1772 
an  regierte,  Becks  Landesherr,  der  für  den 
Schauspieler  aus  diesem  Grunde  und  weil  Beck 
früher  in  Gotha  gespielt  hatte,  doppeltes  Inter¬ 
esse  haben  mußte.  Der  Herzog  kam  durch 
Mannheim  bei  Gelegenheit  seiner  Reise  nach 
Holland  und  England  (A.  Beck,  Ernst  II., 
Gotha  1854,  passim).  Sein  Begleiter  in  Mann¬ 
heim  war  Leopold  III.,  Friedrich  Franz  von 
Dessau,  gleichfalls  ein  Gönner  von  Kunst  und 
Wissenschaft.  —  Zwei  andere  angeführte  Per¬ 
sonen  gehören  der  deutschen  Literaturgeschichte 
an:  Charlotte  von  Kalb  und  Jung- Stilling.  Daß 


jene,  Schillers  Freundin,  auch  mit  den  jungen, 
jenem  anhänglichen  Schauspielern  verbunden 
war,  läßt  sich  ohne  weiteres  vermuten;  Becks 
besondere  Sympathie  für  sie  geht  auch  aus 
einem  seiner  Briefe  an  Götter  hervor.  —  Da¬ 
gegen  waren  Jung-Stillings  (der  damals  in 
Karlsruhe  lebte)  Beziehungen  zu  den  Mann¬ 
heimer  Künstlern,  speziell  seine  Wertschätzung 
Ifflands,  bisher  nicht  bekannt.  —  Die  Forde¬ 
rung,  Iffland  müsse  seine  Urlaubsgrenze  streng 
innehalten,  erhob  Beck  auch  sonst  (vergleiche 
Ifflandbriefe,  Seite  292),  doch  ist  dort  zugleich 
bemerkt,  daß  der  Schauspieler  mit  ausdrück¬ 
licher  Erlaubnis  Dalbergs  den  Urlaub  um  14  Tage 
überschritt.  —  Mit  diesem  Briefe  hört  die 
einigermaßen  zusammenhängende  Reihe  unserer 
Schriftstücke  auf.  Ganz  aus  derselben  Zeit,  wie 
der  zuletzt  mitgeteilte,  ist  der  an  Louise  gerich¬ 
tete,  von  dem  in  den  Ifflandbriefen  Seite  292  f. 
größere  Auszüge  gegeben  sind. 

1788  war  Louise  Eisendecher  kurze  Zeit  in 
Mannheim.  Von  diesem  Besuche,  der  von  dem 
Bruder  mit  Jubel  begrüßt  und  als  ein  Weihe¬ 
geschenk  empfangen  wurde,  hat  die  Biographie 
Ifflands  eingehend  zu  berichten ,  denn  er 
war  ein  wichtiges  Ereignis  in  dem  Leben  des 
Schauspielers,  das  seine  gesellschaftliche  Stellung 
hob  und  festigte  —  aber  auch  die  Bemerkungen 
zu  den  hier  mitgeteilten  Briefen  dürfen  nicht 
achtlos  daran  vorübergehn.  Auch  für  Beck 
nämlich  war  dieser  Aufenthalt  von  besonderer 
Wichtigkeit;  seine  Intimität  mit  der  trefflichen 
Frau  wurde  größer,  es  war  ihm  eine  Freude, 
den  Gast  in  seinem  Hause  aufzunehmen  und 
ihn  mit  den  Seinigen  bekannt  zu  machen.  Nicht 
gering  war  ferner  der  Einfluß,  den  sie  auf  den 
Schauspieler  übte.  Dies  bezeugt  die  gute 
Meyern,  die  Witwe  des  Regisseurs,  die  in  Iff¬ 
lands  Hause  Faktotum  war,  in  einem  Briefe 
an  Louise  (20.  Oktober  1788):  „Beck  ist  ein 
ganz  anderer,  weit  liebenswürdigerer  Mann  als 
er  schon  war,  sowie  seine  kleine  dicke  Frau 
und  das  Alles  Ihr  Werk.“ 

Trotzdem  ist  dieser  Besuch  und  die  dadurch 
erfolgte  Wirkung  der  inneren  Beziehungen  kein 
Anlaß  zu  einer  vermehrten  Korrespondenz ;  zum 
mindesten  sind  die  wenigen  bis  1797  erhaltenen 
Stücke  von  geringer  Zahl  und  nicht  eben  von 
großer  Bedeutung. 


1  Walter  in  seinem  Hauptwerk  (über  Mannheim)  erwähnt  daher  Fischer  überhaupt  nicht. 


374 


Geiger,  Schauspielerbriefe  aus  dem  Ifflandkreise. 


In  einem  Briefe  an  Louise  (25.  Dezember 
1789),  die  er  zur  Patin  seines  Kindes  gewählt, 
dankt  Beck  für  ihre  Glückwünsche  und  Lehren, 
freut  sich  der  Aussicht,  Eisendecher  im  näch¬ 
sten  Jahre  in  Mannheim  zu  begrüßen  und 
schreibt  etwas  verstimmt  darüber,  daß  Iffland 
während  der  Festtage  in  Dürckheim  sei.  (Schon 
vorher,  8.  Oktober,  hatte  sich  Frau  Josepha 
für  die  guten  Mahnungen  bedankt.) 

Aus  den  späteren  Reisen  Ififlands  sind  keine 
Briefe  vorhanden  und  auch  aus  den  Jahren  1790  ff. 
keine  ferneren  Briefe  Becks  an  Louise,  obgleich 
durch  deren  Erscheinen  in  Mannheim  der 
Enthusiasmus  für  sie  groß  geworden  war. 
Nur  ein  einziger  Brief  —  Berlin,  21.  Januar 
l797  —  ist  noch  erhalten.  So  wichtig  er  aber 
auch  ist,  soll  er  doch  die  Reihe  der  vorstehen¬ 
den  nicht  ergänzen.  Er  handelt  über  ganz 
andere  Dinge,  hauptsächlich  über  Ifflands 
Berliner  Anfänge  und  seine  Ehe.  Sie  bedürften 
eines  so  ausführlichen  Kommentars,  daß  sie  den 
hier  zur  Verfügung  stehenden  Raum  bei  weitem 
überschreiten  würden. 

in. 

Ein  Schreiben  Seylers  und  ein  Aktenstück 
Werners . 

Von  dem  in  der  Theatergeschichte  so 
merkwürdigen  Abel  Seyler,  der  als  Gatte  der 
berühmten  Friderike  Hensel  hoffentlich  glück¬ 
licher  war  denn  als  Schauspielunternehmer, 
haben  sich  nur  wenige  Schriftstücke  erhalten. 
Schon  aus  diesem  Grunde  dürfte  die  Mitteilung 
des  nachfolgenden  Briefes  gerechtfertigt  sein, 
nicht  minder  aber  durch  seinen  Inhalt. 

Es  ist  ein  sehr  schön  geschriebenes,  vier 
Quartseiten  umfassendes  Schriftstück  mit  etwas 
wirrer  Orthographie  und  Interpunktion:  Seyler 
schreibt  häufigEigenschaftswörterundAdverbien 
mit  großen,  Hauptwörter  dagegen  mit  kleinen 
Anfangsbuchstaben;  er  setzt  am  Anfang  der 
Sätze  kleine  Buchstaben  und  macht  Punkte, 
wo  sie  nicht  hingehören,  auch  Semikolen  statt 
der  Punkte;  er  schreibt:  „villeicht,  seyn,  kan, 
wohlgebohrner,  hertzlichten“  und  wechselt 
zwischen  deutschen  und  lateinischen  Buch¬ 
staben  ab.  Alle  diese  Seltsamkeiten  brauchen 
hier  nicht  verewigt  zu  werden,  weil  sie  nur  aus 
Flüchtigkeit  hervorgehen. 

Der  Brief  ist  an  Ifflands  Schwager  Eisen¬ 
decher  gerichtet.  Es  ist  ein  Kondolenzschreiben 


nach  dem  Tode  des  alten  Iffland  (f  11.  März 
1780).  Man  weiß,  (Ifflandbriefe,  Seite  54fr  und 
Seite  244  f.),  daß  der  Schauspieler  die  Nach¬ 
richt  vom  Tode  seines  Vaters  durch  Herrn 
und  Frau  Seyler  so  schonend  als  möglich 
empfing:  „Seylers“,  so  schrieb  er,  „Gott  segne 
sie  dafür,  gaben  sich  viel  Mühe  mich  aufzu¬ 
heitern“.  Es  ist  dasselbe  Ereignis,  über  das 
Götter  sich  schon  vernehmen  ließ. 

Hier  folgt  nun  des  seltsamen  Mannes  Trost¬ 
brief  selbst: 

„Wohlgeborner 

Hochzuehrender  Herr! 

Der  Tod  eines  rechtschaffenen  Mannes  kann 
einem  andern  ehrlichen  Mann  nicht  gleichgültig 
sein ;  auch  ich  nehme  den  herzlichsten  Antheil 
an  dem  erlittenen  Verlust.  Glückseligkeit,  in 
soweit  sie  Menschen  zu  Theil  werden  kann,  sei 
der  Ersatz  desselben. 

Soviel  es  bei  solchen  Gelegenheiten  möglich 
ist  und  meine  geringe  Menschenkenntniß  mich 
leitete,  habe  ich  unserm  jungen  Freund  die 
traurige  Nachricht  hinterbracht.  Er  empfand 
seinen  Verlust  alsein  gefühlvoller  Sohn  und  trug 
ihn  als  ein  Mann.  Hat  wahre  Theilnehmung 
ihn  in  etwas  erleichtern  können,  so  haben  meine 
Frau  und  ich  vielleicht  einiges  Verdienst  dabei. 
Erlauben  Ew.  Wohlgeboren,  daß  ich  diese  Ge¬ 
legenheit  ergreife,  um  Ihnen  ein  paar  Worte 
von  meinem  jungen  Freund  zu  sagen.  Ich 
habe  das  Vergnügen,  ihn  zu  meinen  Tisch¬ 
genossen  zu  haben  und  so  wenig  wir  auch  an 
Jahren  gleich  sind,  so  verläßt  er  mein  Haus 
nur  da,  wo  ihn  seine  Geschäfte  abrufen.  Eben 
durch  diesen  anhaltenden  Umgang  ist  er  mir 
sowohl  nach  seinem  Herzen  als  nach  seinem 
Kopf  unendlich  schätzbar  geworden  und  ich 
prophezei  Ihnen  mit  Freuden  einen  unserer 
besten  Künstler  und  einen  der  sittlichsten 
Menschen.  Seine  Aufführung  ist  untadelhaft 
und  erwirbt  ihm  allgemeine  Achtung.  Hat  er 
von  seinen  jüngeren  Jahren  etwas  vergessen 
zu  machen,  so  eilt  er  mit  schnellen  Schritten 
dieses  zu  bewirken.  Kein  Auftrag  von  ihm, 
sondern  bloße  Gerechtigkeit  und  die  Hoffnung, 
theilnehmenden  Verwandten  Freude  zu  machen, 
führen  mir  bei  dieser  Apologie  die  Feder.  Ich 
ersuche  Ew.  Wohlgeboren  es  so  aufzunehmen 
wie  es  gemeint  ist.  Auch  bitte  ich  wegen 
meiner  Zudringlichkeit  um  Vergebung,  wenn 
ich  rathe,  ihn  gegenwärtig  wegen  alter  Schulden 


Geiger,  Schauspielerbriefe  aus  dem  Ifflandkreise. 


375 


gänzlich  in  Ruhe  zu  setzen.  Hier  ist  an  den¬ 
selben  wirklich  schon  abgetragen  und  auf  Ehre 
keine  neuen  gemacht  worden.  Ich  denke,  in 
seiner  gegenwärtigen  Lage  wäre  dies  für  meinen 
jungen  Freund  honorabel  und  ich  wünschte, 
daß  er  in  aller  Betrachtung  auf  jede  Achtung 
Anspruch  machen  könnte,  —  auch  dies  ist  auf 
Ehre  mein  eigener  Gedanke. 

Insofern  es  Ew.  Wohlgeb.  nur  im  Geringsten 
angenehm  sein  kann,  so  empfangen  Sie  die 
Versicherung,  daß,  solange  ihr  Herr  Bruder  es 
uns  erlauben  wird,  meine  Frau  und  ich  ihn 
als  unsern  Sohn  behandeln  werden,  —  eigener 
Herzensdrang  knüpft  diese  angenehmen  Bande. 

Meine  Frau  und  ich  empfehlen  uns  Ew. 
Wohlgeb.  und  dero  Frau  Gemahlin  und  ins¬ 
besondere  habe  ich  die  Ehre  mit  der  unge¬ 
schminktesten  Hochachtung  zu  sein 
Mannheim,  den  31.  März  1780. 

Ew.  Wohlgeb. 

gehorsamer  Diener 
A.  Seyler.“ 

Man  sieht  aus  dem  Vorstehenden,  daß  der 
eigentliche  Trostbrief  ziemlich  kurz  ist;  der 
Hauptinhalt  unseres  Schreibens  —  und  gerade 
darin  liegt  seine  Bedeutung  —  ist  eine  Charak¬ 
teristik  Ifflands.  Sie  ist  besonders  wichtig, 
weil  wir  solche  aus  der  Mannheimer  Zeit  kaum 
besitzen.  Freilich  ist  sie  nicht  ganz  unpar¬ 
teiisch,  verfolgt  vielmehr  den  Zweck,  den 
„jungen  Freund“  in  den  Augen  der  hannover¬ 
schen  Verwandten  zu  erheben  und  diese  für  die 
Schuldenregulierung  günstig  zu  stimmen,  — 
ein  Geschäft,  das  sie  damals  zum  ersten,  aber 
lange  nicht  zum  letztenmal  zu  besorgen  hatten. 
In  dieser  Absicht  geht  der  Briefschreiber  sogar 
soweit,  sein  Ehrenwort  mißbräuchlich  zu  geben, 
denn  gewiß  hatte  Iffland  schon  in  Mannheim 
Schulden  gemacht  (vergleiche  Ifflandbriefe 
Seite  64  ff.).  Daß  der  Schauspieler  bei  Seylers 
seinen  Tisch  hatte,  ist  aus  derselben  Quelle 
Seite  35 — 65  bekannt. 

26  Jahre  liegen  zwischen  dem  ersten  und 
zweiten  Stücke  dieses  Abschnittes.  Inzwischen 
war  der  Anfänger  ein  Meister  geworden  und 
der,  der  früher  die  Begünstigung  anderer  ge¬ 
nossen  hatte,  kam  oft  in  die  Lage,  jüngeren 


Gönnerschaft  zu  erweisen.  Einigermaßen  war 
dies  auch  Zach.  Werner  gegenüber  der  Fall. 

Das  bekannteste  Schauspiel  dieses  Dichters, 
„Martin  Luther  oder  die  Weihe  der  Kraft“, 
war  für  Iffland  bedeutungsvoll.  Es  gewährte 
ihm  eine  Rolle,  die  zu  seinen  Meisterleistungen 
gehörte,  es  ward  ihm  aber  auch  eine  Quelle 
von  Widerwärtigkeiten,  da  man  ihm  schon  1 806, 
namentlich  aber  später  sehr  verdachte ,  das 
protestantische  Dinge  behandelnde  Drama  eines 
dem  Katholizismus  Zugeneigten  auf  die  Bühne 
zu  bringen  und  auf  ihr  zu  behaupten. 

Das  Drama  wurde  in  Berlin  zum  erstenmal 
am  11.  Juni  1806  gegeben;  vorher  waren 
zwischen  dem  Dichter  und  dem  Schauspiel¬ 
direktor,  der  zugleich  ein  guter  Vorleser  war, 
folgender  Vertrag  geschlossen  worden: 

„Zwischen  dem  Direktor1  des  Königlichen 
National  Theaters  Herrn  Iffland  und  dem 
Königl.  Kammersekretair  Herrn  Werner  ist 
unter  heutigem  dato  folgender  Contract  verab¬ 
redet  und  geschlossen  worden. 

§  J- 

Der  Herr  Kammersekretair  Werner  williget 
darin,  daß  der  Herr  Direktor  Iffland  das  Ritter¬ 
schauspiel  die  Weihe  der  Kraft  in  Manuscript 
und  bevor  es  in  Drucke  erscheint,  in  ver¬ 
schiedenen  Städten  Deutschlands  öffentlich 
gegen  Bezahlung  der  Zuhörer  vorlesen  dürfe. 

S  2. 

Der  Herr  Director  Iffland  verpflichtet  sich 
dagegen  und  verspricht  bei  seinem  Ehrenworte, 
von  jeder  Einnahme,  welche  er  durch  die  öffent¬ 
lichen  Vorlesungen  besagten  Schauspiels  zu  ge¬ 
winnen  hofft,  Herrn  Werner  zehn  Thaler  von 
Einhundert  Einnahme  zu  bezahlen. 

S  3- 

Eben  in  der  Art  macht  sich  Herr  Iffland 
auch  verbindlich,  Niemanden  das  Manuscript 
zur  eignen  Durchlesung  mitzuteilen. 

S  4. 

Die  Zahlung  der  §  2  bestimmten  10  pro 
Cent  von  den  durch  die  öffentlichen  Vorlesungen 
gewonnenen  Einnahmen  geschiehet  nach  der 
Zurückkunft  des  Herrn  Iffland  nach  Berlin  in 
Einer  Summe. 

S  5- 

Die  Kosten,  welche  für  jede  Vorlesung  an 
Miethe  des  Locale  (!),  Beleuchtung,  Billettirung, 


1  Die  verschiedene  Schreibart  des  Wortes  im  Original  ist  im  Abdruck  beibehalten;  dagegen  ist  in  diesem  der 
häufige  Wechsel  zwischen  deutscher  und  lateinischer  Schrift  nicht  bemerkt. 

Z.  f.  B.  1905/1906. 


49 


376 


Hoffmann,  Vergessene  Verse. 


Polizei  und  Militair  Wache  und  so  weiter  ge¬ 
zahlt  werden  müssen,  tragen  beide  Theile  pro 
Rata,  das  heißt  Herr  Iffland  zu  9/10  und  Herr 
Werner  zu  X/I0. 

S  6. 

Beide  Theile  entsagen  allen  diesem  Contract 
zuwiderlaufenden  Einwendungen  und  bestätigen 
ihn  durch  eigenhändige  Namens  Unterschrift. 

Berlin  den  27.  Juny  1806 

Friedrich  Ludwig  Zacharias  Werner.“ 

Skeptiker  könnten  aus  dem  Umstand,  daß 
der  Kontrakt  nur  von  einem  Kontrahenten 
unterzeichnet  ist,  seine  Ungültigkeit  schließen 
wollen;  doch  dieser  Schluß  ist  unrichtig.  Viel¬ 
mehr  wird  Werner  das  für  Iffland,  dieser  das 
für  jenen  bestimmte  Exemplar  unterzeichnet 
haben.  (Nur  die  Unterschrift  ist  eigenhändig; 
das  übrige,  ix/2  Seiten  eines  Bogens  Konzept¬ 
papier,  rührt  von  der  Hand  eines  Kanzlisten  her.) 
Denn  es  ist  aus  mancherlei  Nachrichten  be¬ 
kannt,  daß  Iffland  jenes  Stück  in  der  Tat  an 
einigen  Orten  vortrug.  Freilich  wird  der  Ertrag 


nicht  so  groß  gewesen  sein,  wie  der  geldbe¬ 
dürftige  Dichter  hoffte,  zumal  die  Kriegsunruhen 
den  Rezitator  an  der  rechten  Ausnutzung  des 
Kontraktes  hinderten. 

Kulturhistorisch  merkwürdig  ist  die  Be¬ 
stimmung  des  ^  5,  daß  außer  der  Polizei  auch 
eine  Militärwache  herbeigezogen  und  demnächst 
bezahlt  werden  müßte;  uns  erscheint  zur  Auf¬ 
rechterhaltung  der  Ordnung  die  Polizei  genügend. 
Dagegen  werden  die  Insertionskosten,  die  heut¬ 
zutage  einen  erheblichen  Posten  ausmachen 
würden,  nicht  besonders  aufgezählt,  wenn  sie 
nicht  etwa  in  dem  seltenen  Worte  „Billettirung“ 
mit  einbegriffen  sind. 

Die  vorstehend  abgedruckten  und  kommen¬ 
tierten,  aus  einer  und  derselben  Quelle  stam¬ 
menden  Aktenstücke  sind  wichtige  Beiträge 
zur  Theatergeschichte.  Sie  werfen  neues  Licht 
auf  bedeutende  Schauspieler  und  Dramaturgen 
jener  Zeit  und  geben  mancherlei  neue  Kunde  zu 
Ifflands  Charakteristik  und  seinen  Beziehungen 
zu  Menschen  verschiedener  Art. 


Vergessene  Verse. 

Von 

Paul  Hoffmann  in  Frankfurt  a.  d.  O. 


le  geniale  Art,  wie  unsere  beiden 
größten  Dichter  sich  einer  Schar 
kleiner  Geister  erwehrten,  erregte  in 
manchem  ihrer  Mitlebenden  die  Lust,  auch 
seinerseits  über  seine  Zeit  zu  Gericht  zu  sitzen. 
Dafür  wollen  diese  Zeilen  ein  Beispiel  bieten. 
Nicht  allen  aber  kam  zum  Bewußtsein,  daß  zu 
einem  solchen  Akte,  der  dem  Urteilsspruch 
des  höchsten  Richters,  der  Geschichte,  gleich¬ 
kommt,  nur  Leistungen  von  bleibendem  Werte 
berechtigen.  Von  dem  Gefühl  einer  Verpflich¬ 
tung  zu  solchen  war  auch  in  dem  vorliegenden 
Falle  keine  Rede. 


Als  ich  vor  kurzem  bei  einem  Antiquar  ein 
Büchlein  von  164  Seiten  in  sedecimo  fand: 

Distichen. 

Erstes  Hundert. 

Ein  neues  Taschenbuch 
für  Freunde 

des  Scherzes  und  der  Satyre 
nicht  von 
Falk. 


Germanien  1806 


Hoffmann,  Vergessene  Verse. 


377 


führte  mich,  neben  einem  gleich  zu  erörternden 
Grunde,  die  Ähnlichkeit  des  Titels  mit  einigen 
seiner  andern  Schriften  zu  der  Annahme,  daß 
Wilhelm  Traugott  Krug  der  Verfasser  sei.  Aus 
C.  G.  Kaysers  Bücherkunde  (I.  Teil,  S.  285; 
Leipzig  1825),  die  den  Namen  des  Autors 
allerdings  verschwieg,  ersah  ich,  daß  „Germa¬ 
nien“  für  Frankfurt  an  der  Oder  gesetzt  worden 
war  und  daß  man  die  „Akademische  Buchhand¬ 
lung“  als  Verlag  anzusehen  habe.  Das  stützte 
meine  Vermutung  und  ließ  früher  Gelesenes 
wieder  lebendig  in  mir  werden.  Krug  hat, 
törichterweise  als  „Urceus“,  seine  „Lebensreise. 
In  sechs  Stazionen  zur  Belehrung  der  Jugend 
und  zur  Unterhaltung  des  Alters  beschrieben“ 
(Leipzig  1825 ;  erst  die  2.  Aut  läge  —  1842  —  be¬ 
titelt  sich:  „Krugs  Lebensreise“  usw.).  Dort 
erzählt  er,  nachdem  er  seine  Lehrtätigkeit  an 
der  Viadrina  geschildert  hat  (S.  145):  Ich  hatte 
in  Frankfurt  an  der  Oder  „mehrere  kleine 
Schriften  ausgearbeitet,  unter  welchen  sich  auch 
eine  satyrische  (Distichen)  befand,  die  der  Ver¬ 
leger  nachher  in  die  Oder  versenkte,  weil  sie 
Ausfälle  auf  Napoleon  enthielt,  und  der  Ver¬ 
leger  Palms  Schicksal  fürchtete.“  Bekanntlich 
wurde  Krug  1804  zum  Nachfolger  Kants  be¬ 
rufen.  „Indessen  nötigte  ihn  eine  Krankheit, 
seinen  Abgang  nach  Königsberg  bis  in  den 
Spätherbst  des  Jahres  1805  zu  verschieben.“ 
Somit  wäre  das  Jahr  des  Erscheinens  jener 
„Distichen“  vordatiert  worden.  Bei  der  unge¬ 
wöhnlichen  Eitelkeit  des  Verfassers  lag  es  nahe, 
irgend  einen  Hinweis  auf  diese  Jugendarbeit  in 
seinen  späteren  Werken  zu  suchen.  Er  fand 
sich  in  einem  Umfange,  der  meine  Erwartungen 
übertraf.  Traugott  Krug  hat  im  12.  Bande 
seiner  „Gesammelten  Schriften“  (Leipzig  1841) 
an  zwei  Stellen  einen  Teil  der  Verse,  wenn 
auch  selten  unverändert,  wieder  abgedruckt. 
Was  er  überhaupt  am  bezeichneten  Orte  den 
Lesern  in  seinen  Gelegenheitsgedichten,  Stamm- 
buchversen,  patriotischen  Liedern,  Briefen  und 
Trinksprüchen  zumutet,  ist  erstaunlich.  Eine 
Probe,  die  am  Schlüsse  dieser  Ausführungen 
steht,  wird  dies  erweisen. 

Unter  den  im  angeführten  Bande  zusammen¬ 
gestellten  kleinen  Schriften  steht  als  Nr.  XXIII : 
„Momus  und  Komus.  Oder  Spott-  und  Scherz¬ 
reden  in  gebundner  und  ungebundner  Gestalt.“ 
Leichtfertig  entschuldigt  er  seine  Taten  mit 
einem  Vers  des  Persius:  „Quid  faciam?  sed  sum 


petulanti  splene  cachinno.“  Wenn  dem  Titel 
die  Bemerkung  beigegeben  wird:  „Erschien  zu¬ 
erst:  Leipzig,  1824.  8.“,  so  versteht  sich  dies 
von  der  ganzen  Schrift;  denn  mehr  als  dreißig 
der  „Distichen“  vom  Jahre  1806  finden  sich 
hier.  Sie  sind  der  „Dritten  Dosis.  Epigram¬ 
matische  Ein-  und  Ausfälle“  zugeteilt.  Über 
ihren  Charakter  wie  über  formelle  Neuerungen 
gibt  die  „Anmerkung“  —  wir  würden  sagen: 
„Das  Vorwort“  —  (S.  246)  Nachricht;  es  heißt 
darin:  „Die  folgenden  Kleinigkeiten  fallen  nicht 
insgesamt  unter  den  Begriff  des  Epigramms  im 
strengen  Sinne.  Manche  sind  bloße  Gnomen, 
Sentenzen  oder  Sinnsprüche,  metrisch  ein¬ 
gekleidet,  um  den  Gedanken  runder  und 
behältlicher  zu  machen.  Unsere  guten  Alt¬ 
vordern  nannten  das  auch  Gedenkverse  (ver¬ 
sus  memoriales)  und  sie  nahmen’s  dabei 
weder  mit  der  Prosodie  noch  mit  der  eigent¬ 
lichen  Poesie  allzugenau.  Übrigens  sind  einige 
dieser  Verse  schon  früher  gedruckt,  erschei¬ 
nen  aber  hier  größtenteils  verbessert  und 
von  andern  noch  nicht  gedruckten  begleitet. 
Mögen  sinnige  Leser  in  alle  diese  Epigramme 
recht  viel  Sinn  selbst  hineinlegen!  Dann  werden 
sie  gewiß  zu  wahren  Sinnsprüchen  werden.“ 
Was  ihm  von  den  übrigen  Distichen  später 
noch  wertvoll  erschien  —  und  was  von  den 
Erzeugnissen  seines  Geistes  erschiene  dem  Pro¬ 
fessor  Krug  nicht  unvergänglich  — ,  das  ver¬ 
wies  er  in  den  „Anhang“  zu  Nr.  XXIV  des  er¬ 
wähnten  Bandes:  „Mischlinge,  gebunden  und 
ungebunden,  zur  Unterhaltung  in  Feierstunden.“ 
Gelehrt-spielerig  bekennt  er  sich  selbstgefällig 
als  Urheber: 

Du  fragst,  wer  uns  erschaffen  hat?  — 

Freund  Kantharos  in  Lindenstadt 

und  geleitet  sie  mit  dem  Motto: 

Auf  des  Lebens  vielverschlungnen  Wegen 

Kommen  Ernst  und  Scherz  sich  oft  entgegen; 

Daß  der  Ernst  erscheine  immer  heiter, 

Wird  der  Scherz  ihm  freundlicher  Begleiter. 

Selbst  das:  „Erschien  zuerst:  Leipzig,  1839.  8.“ 
ist  nicht  vergessen.  Dort  heißt  es  in  einer 
Fußnote  —  S.  487  — :  „Der  Verfasser  gab 
einst  anonym  eine  kleine  Schrift  unter  dem 
Titel  heraus:  Distichen.  Germanien  [eigentlich 
zu  Frankfurt  an  der  Oder]  1806.  16.  Sie  sollte 
ein  tragikomisches  Gemälde  des  Zeitalters 
in  politischer,  moralischer,  literarischer  und 
ästhetischer  Hinsicht  sein,  hatte  aber  selbst  ein 


378 


Hoffmann,  Vergessene  Verse. 


tragikomisches  Schicksal.  Denn  weil  die  beiden 
ersten  Distichen  gegen  Napoleon  (dessen  Name 
aus  sv  vartei  Xscov  =  Löwe  im  Waldgebirge, 
entstanden  sein  soll)  und  seine  von  ihm  selbst 
gekrönten  Brüder  gerichtet  waren:  so  überfiel 
den  Verleger,  als  Napoleon  zu  jener  Zeit  sich 
als  Sieger  auch  der  Stadt  Frankfurt  a.  d.  Oder 
näherte,  eine  solche  Angst  vor  dem  Erschossen¬ 
werden  wie  der  Buchhändler  Palm  in  Erlangen, 
daß  er  die  ganze  Auflage  des  Büchleins  in  die 
Oder  versenkte.  Nur  ein  paar  Exemplare 
wurden  gerettet,  aus  welchen  ....  einige  Epi¬ 
gramme  ....  hier  anhangsweise  folgen.  Die 
übrigen  wollte  der  Verfasser  nicht  aus  dem 
Odergrunde  hervorziehen,  weil  sie  Personalien, 
Temporalien  und  Lokalien  betrafen,  für  welche 
die  heutige  Lesewelt  sich  wenig  oder  gar  nicht 
mehr  interessieren  dürfte.  Mögen  sie  also  der 
Vergessenheit  übergeben  bleiben!“ 

Bleibt  über  der  Autorschaft  kein  Zweifel 
bestehen,  so  ist  es  nicht  nur  für  den  Biblio¬ 
philen  interessant,  sich  das  doch  recht  seltene 
Büchlein  genauer  anzusehen.  Auf  den  Haupt¬ 
titel  folgt  ein,  später  etwas  im  Ausdruck  ge¬ 
änderter 

Prolog. 

Geht  hinaus  in  die  Welt,  ihr  kleinen  rüstigen  Spötter! 
Strafet  und  necket,  wie  euch  Vernunft  und  Laune  ge¬ 
bieten! 

Doch  die  Bosheit  sey  fern,  die  schändlich  verhöhnet 

des  Menschen 

Heiligstes  Eigenthum  und  der  Menschheit  im  Menschen 

nicht  achtet. 

Dem  eigentlichen  Inhalt  geht  noch  folgender 
Nebentitel  vorauf: 

Distichen. 

Erstes  Hundert. 

Enthaltend 

ein  tragi-komisches  Gemälde 
unsers  Zeitalters 
in 

politischer,  moralischer,  literarischer 
und  ästhetischer  Hinsicht. 

Dieses  „Erste  Hundert“  ist  wieder  im  „Ersten 
Fünfzig“  allgemeiner  Natur,  während  das  „Zweyte 
Fünfzig“  dann  die  „Personalien,  Temporalien 
und  Lokalien“  bringt.  Den  Schluß  macht  ein 

Epilog. 

Basta,  ihr  kleinen  Spötter!  begebt  euch  nun  friedlich 

nach  Hause, 

Und  vertändelt  mir  nicht  des  Lebens  erhabne  Be¬ 
deutung  ! 


Wechseln  nur  darf  der  Scherz  mit  dem  Emste  des 

menschlichen  Strebens. 

Drum  wer  beydes  versteht,  wird  gern  Verzeihung  ge¬ 
währen. 

Ungefahr  siebzig  Seiten  „Anmerkungen  in 
Prosa  für  die,  welche  deren  bedürfen“,  erörtern 
die  Beziehungen  der  Verse,  was  wiederum  in 
einem  „Dialog“,  der  „auch  als  Monolog  be¬ 
trachtet  werden  kann“,  gerechtfertigt  wird.  In 
diesem  fordert  der  Verfasser  A  seinen  Freund 
13  auf,  seine  Distichen  mit  „Noten“  zu  begleiten, 
da  es  „gar  zu  hübsch“  sei,  „sich  noch  bei  Leb¬ 
zeiten  kommentiert  zu  sehen.“  In  der  Er¬ 
wägung,  ob  es  überhaupt  ratsam  sei,  die 
Verse  zu  veröffentlichen,  gelangt  man  zu  dem 
Ergebnis,  es  hätte  bei  den  ersten  Fünfzig  sein 
Bewenden  haben  sollen.  Obgleich  aber  „sich 
niemand“  ihre  Satire  „anzunehmen“  brauchte, 
waren  sie  es  doch,  um  derentwillen  der  Buch¬ 
händler  die  ganze  Auflage  vernichten  zu  müssen 
glaubte.  Für  die  letzte  Hälfte  mit  dem  „indi¬ 
viduell-persönlichen“  und  deshalb  „gehässigen“ 
Inhalt  nimmt  Krug,  da  sie  „ja  lauter  literarische 
und  artistische  Dinge“  berühren,  das  Recht 
jedes  Rezensenten  „irgend  eines  kritischen 
Journals“  in  Anspruch.  Auf  die  Frage,  ob  er 
nicht  mehr  wisse,  wie  „die  Xenien,  berüchtigten 
Andenkens,  aufgenommen  und  wie  übel  den 
Verfassern  diese  Spiele  leichtfertigen  und  mut¬ 
willigen  Witzes  gedeutet  wurden“,  ist  er  um 
eine  Antwort  nicht  verlegen;  hören  wir  die 
beiden  Freunde: 

A.  „Aber  so  macht  ihr’s.  Wenn  ihr  etwas  nicht 
aus  Gründen  verdammen  könnt,  so  stellt  ihr  es  mit 
etwas  anderem  in  Parallele,  was  schon  in  der  Ver¬ 
dammnis  begriffen  ist,  um  es  in  gleiche  Verdammnis 
hinab  zu  ziehen.  Es  fragt  sich  aber  noch,  ob  nicht 
ein  geschickter  Advocatus  diaboli  auch  zur  Entschul¬ 
digung  der  Xenien  etwas  Vorbringen  könnte.  Doch 
....  mit  deiner  Erlaubnis,  ein  Unterschied  findet  hier 
doch  statt. 

B.  Etwa,  daß  die  Xenien  ungleich  witziger  waren, 
als  deine  Distichen?  ....  Oder  daß  die  Xenien  zu¬ 
weilen  nicht  bloß  leichtfertig  und  mutwillig,  sondern 
auch  ungezogen  und  pöbelhaft  waren? 

A.  Auch  das  will  ich  jetzt  nicht  urgieren,  ob  ich 
mich  gleich  mit  Recht  darauf  berufen  könnte,  daß  in 
meinen  Distichen  weder  von  Ochsen  und  Eseln  die 
Rede  ist,  noch  irgend  jemand  mit  dem  Staubbesen  ge¬ 
züchtigt  oder  gar  gebrandmarkt  wird. 

B.  Nun,  worin  bestände  denn  sonst  der  Unter¬ 
schied? 

A.  Darin,  daß  die  Xenien  zu  Gunsten  der  einen 
Partey  wüthend  über  die  andre  herfielen  und  jene  auf 


Hoffmann,  Vergessene  Verse. 


379 


Unkosten  dieser  erheben  wollten.  Das  war  es  eigent¬ 
lich,  was  damals  alle  rechtlichen  Leute  gegen  jene 
Spötter  empörte.  Von  dieser  Schuld  sind,  denk’  ich, 
meine  Distichen  frey.  Sie  züchtigen  Thorheit  und 
Schwäche,  wo  sie  sie  antreffen,  an  Freund  oder  Feind, 
oder  vielmehr,  sie  haben  in  dieser  Rücksicht  weder 
Feind  noch  Freund.“ 

Da  er  fürchtet,  daß  mancher  von  denen,  die 
ganz  mit  Stillschweigen  übergangen  sind,  dies 
noch  übler  aufnehmen  wird,  als  wenn  er  „recht 
tüchtig  durchgezogen“  worden  wäre,  so  schließt 
er  mit  dem  Versprechen:  „Schenkt  mir  der 
Himmel  nur  Leben  und  Gesundheit,  und  er¬ 
lauben  es  meine  ernstem  Berufsstudien,  so 
schick’  ich  wieder  einmal  ein  zweytes,  drittes 
oder  viertes  Hundert  in  die  Welt,  worin  nach 
und  nach  alle  an  die  Reihe  kommen  sollen. 
Mittlerweile  will  ich  in  einer  gelehrten  Zeitung 
eine  Subskripzion  eröffnen,  damit  diejenigen, 
welche  gern  zunächst  erwähnt  seyn  möchten, 
ihre  werthesten  Namen  unterzeichnen  können.“ 

Die  „Anmerkungen“  leitet  Krug  durch  eine 
„Erklärung  des  Titels“  ein,  in  welcher  er  die 
Etymologie  des  Wortes  „Distichon“,  wie  sie 
bei  den  Philologen  üblich  ist,  scherzhaft  ver¬ 
wirft,  und  den  Ausdruck,  da  er  um  jeden  Preis 
geistreich  und  originell  erscheinen  will,  auf 
„Distel“  und  „stechen“  zurückführt  und  „Dist- 
stichen“  geschrieben  sehen  möchte.  „Da  nun 
eine  Distel“  —  erläutert  er  —  „ein  sehr  schlechtes 
Gewächs  und  das  Stechen  eine  sehr  grobe 
Realinjurie  ist,  so  heißen  Distichen  so  viel  als: 
sehr  schlechte  Verse,  wodurch  andre  sehr  grob 
beleidigt  werden.  Diese  nagelneue  etymolo¬ 
gische  Erklärung  kann  sowohl  den  Herren 
Sprachfegern  die  Mühe  ersparen,  für  jenes 
Wort  ein  rein  deutsches  zu  suchen,  weil  es 
schon  durchaus  rein  ist,  ....  als  auch  für  eine 
kurze  Rezension  gelten  und  so  den  hoch¬ 
geneigten  Herren  Rezensenten  die  ersprießlichen 
Dienste  leisten,  indem  sie  in  jener  Erklärung 
ein  Thema  haben,  worüber  sie  die  herrlichsten 
Variazionen  komponieren  können,  besonders 
wenn  etwa  einer  oder  der  andere  von  ihnen 
auch  mit  gestochen  sein  sollte.“ 

Über  das  Wesen  und  den  Wert  der  Satire 
hat  Krug  schwerlich  jemals  weder  ernstlich  nach¬ 
gedacht,  noch  hat  er  die  großen  Satiriker  mit 
fühlender  Seele  gelesen.  Wie  hätte  er  sonst 
seinen  Versen  so  langatmige  Erklärungen  mit¬ 
geben  können.  Es  ist  doch  wahrlich  schlecht 
bestellt  um  ein  Spottgedicht,  wenn  man  ihm 


einen  Reisepaß  mitgeben  muß,  und  es  hilft 
dem  schlechten  Schützen  wenig,  wenn  er  den 
Namen  dessen  in  den  Pfeil  ritzt,  der  von  ihm 
getroffen  werden  soll.  Hieraus  erhellt,  daß  es 
lediglich  zur  Charakteristik  Krugs  geschieht, 
wenn  den  folgenden  Epigrammen  seine  Noten 
hinzugefügt  werden. 

i.  Der  Lowe  im  Waldgebirge. 

Lusnok  will  ich  nicht  heißen,  zu  bürgerlich  klingt  mir 

der  Titel; 

Resyak  soll  mich  die  Welt  nennen  und  zittern  vor  mir! 

Über  das  Ziel  dieses  und  des  nächsten 
Distichons  ist  schon  das  notwendigste  mit¬ 
geteilt  worden.  In  der  letzten  Fassung  sind 
die  Zeilenanfänge  in  „Consul“  und  „Caesar“  ge¬ 
wendet  worden.  „Was  der  Verfasser“  —  be¬ 
merkt  Krug  dazu  —  „mit  diesem  Distichon 
sagen  will,  begreif’  ich  nicht.  Es  ist  mir  zu 
hoch,  und  daher  behaupt’  ich,  es  hat  gar 
keinen  vernünftigen  Sinn.  Zwar  fällt  mir  eben 
ein,  daß  ein  im  Waldgebirge  befindlicher  Löwe 
auf  griechisch  ev  vcutei  Xstov  heißen  würde; 
ferner,  daß  in  den  Stellen  alter  Autoren,  wo 
diese  Worte  Vorkommen,  einige  Kritiker  die 
Lesart  ava  jtoLscov  in  Vorschlag  bringen,  wo¬ 
durch  sie  einen  über  Städte  Herrschenden  an¬ 
deuten  wollen.  Allein  dieser  gelehrte  Krims¬ 
krams  macht  (wie  gewöhnlich)  die  Sache  nur 
noch  dunkler  und  verworrener.  —  Was  die 
Wörter:  Lusnok  und  Resyak  betrifft,  so  sind 
sie,  wie  ihnen  auch  jeder  Kenner  gleich  auf 
den  ersten  Blick  ansehen  wird,  ägyptischen 
Ursprungs.  Man  hat  sie  erst  kürzlich  in  der 
dreyfachen  Inschrift  gefunden,  welche  neuerlich 
bei  Rosette  in  Ägypten  entdeckt  worden  ist. 
Aus  dieser  Inschrift  erhellet  nämlich,  daß  jene 
Wörter  Ehrentitel  des  Ptolemäus  Epiphanes 
waren,  daß  das  erste  ungefähr  einen  Berather 
oder  was  wir  etwa  einen  Bürgermeister  nennen, 
und  das  zweyte  einen  Befehler  oder  was  die 
Römer  einen  Imperator  nannten,  bedeutet,  und 
das,  weil  der  gute  Ptolemäus  und  seine  Ge¬ 
mahlin  nebst  seinen  und  ihren  Brüdern, 
Schwestern,  Vettern,  Muhmen,  Schwägern  und 
Schwägerinnen,  desgleichen  auch  die  ägyp¬ 
tischen  Priester,  der  Meynung  waren,  es  sey 
leichter  zu  befehlen  als  zu  berathen  und  im- 
ponirender  ein  Oberbefehlshaber  als  ein  Bürger¬ 
meister  zu  heißen,  Ptolemäus  den  Titel  Resyak 


380 


Hoffmann,  Vergessene  Verse. 


annahm,  statt  des  Titels  Lusnok,  den  er  vor¬ 
her  geführt  hatte.  —  Sollte  nun  etwa  der  Ver¬ 
fasser  in  diesem  Distichon  dem  guten  Ptole- 
mäus  jene  so  heilsame  Maaßregel  haben  vor¬ 
rücken  wollen,  so  hätte  er  es  etwas  früher 
thun  sollen,  da  jetzt  der  ägyptische  Resyak  mit 
seiner  ganzen  Sippschaft  längst  vermodert  ist, 
und  heutzutage  solche  Titelveränderungen  ganz 
aus  der  Mode  sind.“  Besser  als  Krug  es  voll¬ 
bracht  hat,  kann  niemand  das  ohnehin  schon 
stumpfe  Versehen  um  den  Rest  von  Wirkung 
bringen. 

2.  Die  Zaunkönige. 

Wir  vermögen  nicht  viel  und  schier  erdrückt  uns  die 

Krone; 

Aber  des  Schöpfers  Gewalt  zeigt  in  dem  Schwächsten 

sich  groß. 

Daß  dies  Distichon  auf  die  Brüder  Napo¬ 
leons  gemünzt  war,  vernahmen  wir  schon;  in 
den  „Gesammelten  Schriften“  trägt  es  daher 
auch  die  Überschrift:  „Die  neugeschaffnen 
Könige“.  Im  ersten  Druck  ist  dazu  bemerkt: 
„Einige  Naturforscher  meynen,  der  kleine  Vogel, 
welchen  wir  Zaunkönig  (regulus,  al.  passer  tro- 
glodytes)  nennen,  führe  darum  den  Königstitel, 
weil  der  Schöpfer  an  ihm  seine  Macht  im 
Kleinen  habe  beweisen  wollen.  Wieferne  dieß 
passend  sey,  wag’  ich  nicht  zu  entscheiden.“ 
Für  die  nun  ausgewählten  Verse  fehlen  die 
„Anmerkungen“  ganz,  oder  sie  sind  vollständig 
belanglos. 

j.  Die  Entarteten. 

Herrmann’s  Söhne  sind  wir!  —  Doch  Herrmann’s 

Geist  ist  verflogen; 

Muthlos  beugen  wir  uns  unter  des  Fremden  Gesetz. 

Der  zweiten  Zeile  gab  er  mit  Hilfe  einer 
unverkennbaren  Anleihe  im  letzten  Druck  die 
Form: 

„Von  dem  schäumenden  Wein  blieb  nur  das  Phlegma 

zurück.“ 

4.  Das  Krämervolk. 

Uns  gebürt  die  Gewalt  auf  des  Ozeans  weiten  Gefilden; 
All’  ihr  übrigen  müßt  leeren  den  Beutel  für  uns. 

5.  Das  Kriegervolk. 

Mit  dem  Schwerd’  in  der  Hand  entscheiden  wir  alle 

Prozesse ; 

Möchten  wir  über  das  Meer  herrschen  wie  über  das 

Land! 

6.  Das  Sängervolk. 

Kitzeln  nur  unser  Ohr  mit  süßem  Gesänge  Kastraten, 
Lassen  wir  willig  uns  treten  auf  Nacken  und  Kopf. 


7.  Der  Koloss. 

Völker  in  Ost  und  West,  in  Süd  und  Nord  mir  ge¬ 
horchen; 

Wüßt  ich  zu  brauchen  die  Kraft,  hätt’  ich  den  Löwen 

besiegt. 

8.  Eisbär. 

Brummen  kann  ich  recht  schön,  auch  wohl  mich  ge¬ 
berden  recht  grimmig; 

Aber  die  Kraft  mir  gebricht,  drum  wird  das  Brummen 

verlacht. 

14.  Die  Beschnittenen. 

Warum  schmähet  ihr  uns,  daß  wir  euch  die  Dukaten 

beschneiden? 

Habt  ihr  doch  uns  das  Recht  schmählich  beschnitten 

—  au  weil 

26.  Der  Soldat. 

Heldenthaten  gethan!  Das  Schwerd  aus  der  Scheide 

gezogen! 

Friedliche  Menschen  geplagt!  muthig  —  die  Weiber 

verführt ! 

2 g.  Der  Student. 

Jedermann  biet’  ich  Trotz!  —  Doch  kommen  die 

Zeiten  der  Prüfung 

Und  des  Dienstes  Beginn,  bin  ich  voll  Demuth  und 

Angst. 

In  den  „Gesammelten  Schriften“  erhielt  Nr.  29 
den  Titel:  „Der  Federheld.“ 

J5.  Der  Trinker. 

Rund  wie  die  Welt  ist  mein  Glas;  die  Welt  muß  man 

fleißig  betrachten; 

Darum  guck’  ich  so  oft  tief  in  das  Gläschen  hinein. 
42.  Die  Mansfelder. 

Hier  muß  das  Monument  des  großen  Luther  sich  zeigen ; 
Denn  hier  lebt’  er  als  Kind  —  das  war  das  Größte 

an  ihm! 

In  der  letzten  Ausgabe  bemerkt  Krug  hier¬ 
zu:  „Bezog  sich  ursprünglich  auf  den  vormaligen, 
nicht  ohne  Bitterkeit  geführten  Streit,  ob  Luthers 
Denkmal,  für  dessen  Errichtung  in  ganz  Deutsch¬ 
land  und  selbst  außerhalb  subskribiert  wurde, 
in  Eisleben  oder  in  Wittenberg  errichtet  werden 
sollte.  Da  nun  jetzt  (1841!)  sich  fast  überall 
eine  wahre  Denkmalswuth  zeigt:  so  ist  es  kein 
Wunder,  wenn  hin  und  wieder  auch  ein  ähn¬ 
licher  Streit  sich  vernehmen  läßt.“  1806  hatte 
er  sich  also  geäußert:  „Da  der  Projekte  zu 
einem  Denkmale  für  Luther  schon  so  viele 
gemacht  worden  sind  und  ein  Projekt  um  so 
besser  ist,  je  weniger  es  ausgeführt  werden 
kann,  so  will  ich  auch  folgenden  Projektbeytrag 
liefern:  Man  baue  über  die  Elbe  bei  Witten¬ 
berg  eine  steinerne  Brücke  mit  schönem  eisernen 


Hoffmann,  Vergessene  Verse. 


381 


Geländer,  in  der  Mitte  zwey  Ausbiegungen  auf 
beyden  Seiten,  und  hier  stelle  man  auf  der 
einen  Seite  Luther’s,  auf  der  andern  Melanch- 
thon’s  Bildsäule  in  Bronze  auf.  An  diesem 
Platze,  wo  sich  die  Straßen  zwischen  Berlin 
und  Leipzig,  Dresden  und  Magdeburg  kreutzen, 
könnte  das  Monument  jährlich  von  tausend 
Reisenden  frey  beschauet  werden.  Oder  will 
und  kann  man  darum  nicht  erst  eine  neue 
Brücke  bauen,  so  stelle  man  jene  Bildsäulen  an 
einem  andern  in  oder  um  Wittenberg  gelegenen 
Platze  auf.  Denn  dieser  Stadt  gehört  das 
Monument  ohne  alle  Widerrede  an  .  .  .  .“  Diese 
Ansicht  begründet  er  noch  in  einer  Fußnote: 
„Da  Luther  das  Denkmal  doch  wohl  bloß  um 
der  Reformazion  willen  erhalten  soll,  diese  aber 
das  Resultat  der  vereinigten  Würksamkeit  beyder 
Männer  ist,  indem  sie  ohne  Meianchthon’s  Mit- 
würkung  schwerlich  je  zu  Stande  gekommen 
seyn  würde:  so  scheint  mir  jedes  nur  zu 
Luther’s  Ehren  berechnete  Monument  eine  Un¬ 
gerechtigkeit  gegen  das  gleiche  Verdienst  zu 
seyn.  Vielleicht  sind  auch  um  deswillen  die 
Beyträge  so  sparsam  eingegangen.  Der  gebil¬ 
dete  Theil  der  deutschen  Nazion  weiß  es  sehr 
wohl,  daß  er  die  Wohlthat  der  Reformazion 
dem  Pfälzer  eben  sowohl  als  dem  Mansfelder 
zu  danken  hat.  Wo  soll  dann  aber  das  Monu¬ 
ment  stehen?  Weder  in  Eisleben  oder  Mans¬ 
feld,  noch  in  Bretten  oder  Pforzheim,  wo  jene 
Männer  geboren  wurden  und  als  Kinder  lebten, 
sondern  da,  wo  sie  als  Männer  gemeinschaft¬ 
lich  lebten  und  würkten.  Wollt  ihr  also  große 
Männer  wahrhaft  ehren,  so  gebt  eure  klein¬ 
lichen  An-  und  Absichten  auf,  und  die  Nazion 
wird  euch  dann  auch  unterstützen.“ 

45-  Die  Literaturzeitiingen. 

Eine  war  nicht  genug;  jetzt  hauset  in  mancherley  Buden 
Donna  Kritik;  so  hat  jede  Partey  ihr  Asyl. 

46.  Die  allgemeine  deutsche  Bibliothek. 

Laßt  mich  ruhen,  ihr  Herrn!  ich  liege  ja  schon  in  agone. 
Nun  so  ruhe  denn  sanft!  Sünder,  genade  dir  Gott! 

Später  hat  er  dieses  Xenion  der  „neuen  Con- 
cordia“  gewidmet.  Dem  Organe  Friedrich 
Nicolais  sagte  er  1806  noch:  „Da  der  Heraus¬ 
geber  der  allgemeinen  deutschen  Bibliothek  ihr 
bald  bevorstehendes  Gott  gebe!  seeliges  Ende 
selbst  angekündigt  hat,  so  ist  nichts  billiger, 
als  daß  alle  ihre  kritischen  Kolleginnen  die 
fünfte  Bitte  mit  ihr  am  Sterbebette  beten: 
Und  vergieb  uns  unsre  Schuld  usw.“ 


Aus  dem  „Zweyten  Fünfzig“,  deren  Wesen 
schon  gekennzeichnet  wurde,  werden  hier  zum 
ersten  Male  einige  Distichen  wiederholt.  Ge¬ 
winnen  wir  doch  aus  ihnen  etwas  zur  Erkennt¬ 
nis  ihrer  Zeit,  und  da  sie  nur  „Personalien“ 
bieten,  dürften  sich,  wenn  wir  uns  auf  die 
Männer  beschränken,  denen  heute  noch  ein 
größeres  oder  allgemeines  Interesse  gilt,  auch 
für  sie  neue  Gesichtspunkte  ergeben.  Ist  es 
für  die  richtige  Einschätzung  einer  bestimmten 
Periode  wichtig  zu  wissen,  welche  Männer  sie 
zu  ihren  geistigen  Führern  erkor,  so  ist  es 
nicht  weniger  betrachtenswert,  wie  die  Persön¬ 
lichkeiten,  welche  über  Ort  und  Zeit  erhaben 
sind,  während  ihrer  Wirksamkeit  verstanden 
wurden.  Was  dieser  Künstler  oder  jener  Ge¬ 
lehrte  uns  ist,  vielleicht  was  er  der  Menschheit 
geleistet  hat,  wissen  wir  genau;  um  aber  zu  er¬ 
messen,  warum  er  ein  Werk  schuf  oder  es  zu 
vollenden  unterließ,  wird  nicht  selten  nötig  sein 
zu  berücksichtigen,  wieweit  seine  Zeitgenossen 
ihm  Teilnahme  bewiesen  oder  Beifall  und  För¬ 
derung  versagten.  Traugott  Krug  ist  hierfür 
freilich  nur  eine  einzelne  Stimme;  als  Schrift¬ 
steller  und  akademischer  Lehrer  hat  er  aber 
Gelegenheit  gehabt,  zu  Gehör  zu  kommen.  Über 
wen  er  sich  äußerte,  das  sagen,  wem  es  aus 
den  Versen  selbst  nicht  klar  werden  sollte, 
seine  Anmerkungen.  Man  möchte  allerdings 
meinen,  diese  letzteren  habe  er  geschrieben, 
damit  sie  nicht  gelesen  würden,  denn  anders 
ist  nicht  einzusehen,  warum  er  seine  Über¬ 
schriften  nur  chiffriert  hat.  Ich  lasse  die  Er¬ 
klärung  dem  Text  unmiff eibar  folgen. 

51.  G-E. 

Schlechtes  schrieb  ich  mit  unter;  doch  ist’s  gut  genug 

für  den  Pöbel, 

Und  der  Schmeichelnden  Heer  nimmt  es  für  göttlich 

doch  hin. 

„S.  Goethe’s  Epilog  zu  Schiller’s  Todten- 
feyer,  und  manches  andre  Produkt  dieser 
Meisterhand.  Wer  kann  auch  immer  Gutes 
liefern!  Leute  von  Stand  insonderheit  dürfen 
sich  schon  zuweilen  gehen  lassen.“ 

52.  SS—LL. 

Mühsam  drechseln  wir  alles  mit  manchen  Lizenzen; 

und  dennoch 

Unsere  Poesie  ist  die  poetischeste. 

„S.  das  Athenäum  der  Gebrüder  Schlegel, 
worin  unter  andern  schönen  Sachen  auch  eine 
vortreffliche  Theorie  der  Poesie  enthalten  ist, 


Hoffmann,  Vergessene  Verse. 


382 


deren  oberster  Grundsatz  das  Postulat  ist:  Die 
Poesie  soll  poetisch  seyn!  Nach  dieser  gründ¬ 
lichen  Theorie  ist  auch  die  herrliche  Elegie 
von  August  Wilhelm  Schlegel  gemacht,  welche 
Rom  überschrieben  ist  und  in  welcher  Penta¬ 
meter  wie  folgende  Vorkommen: 

V.  28. 

Vieles  darum:  nie  gab’s  eine  gewaltigere. 

V.  66. 

Veji  ins  Antlitz  bot,  kommen  gefährlichere. 

V.  86. 

Bildniss’  im  Vorsaal  euch;  immer  entartetere.“ 

Vermutlich  hat  sich  der  Verfasser  der 
Distichen  in  dieser  Nummer  jene  wohllauten¬ 
den  Pentameter  zum  Muster  genommen.  Glück¬ 
lich,  wenn  er  hinter  einem  so  erhabnen  Muster 
nicht  zu  weit  zurückgeblieben  ist!  —  I11  An¬ 
sehung  des  Titels  jener  Elegie  ist  noch  zu  be¬ 
merken,  daß  er  eigentlich  und  vollständig 
heißen  sollte:  Kompendium  der  römischen  Ge¬ 
schichte  als  ein  neuer  Versuch  poetischer  Musiv- 
Malerei  in  Hexameter  und  Pentameter  gestellt 
durch  A.  W.  S.  —  Möchte  sich  doch  irgend 
ein  Freund  der  lieben  Schuljugend  finden,  der 
dieses  schöne  Kompendium  mit  Noten  ad 
modum  Minelli  zum  Nutzen  und  Frommen  der¬ 
selben  herausgäbe! 

53-  K-E. 

Manchmal  fehlt  es  mir  wohl  an  Witz  und  Dezenz  und 

Erfindung; 

Aber  das  Publikum  klatscht  und  der  Verleger  bezahlt. 

„S.  Kotzebue’s  Almanache  dramatischer  Spiele 
und  andre  seiner  Produkte,  besonders  Carolus 
Magnus,  in  welchem  sich  die  vis  comica  ganz 
vorzüglich  durch  kräftige  Zweydeutigkeiten  aus¬ 
sprechen  soll  .  .  . 

54.  AI — L . 

Hab’  ich  die  Wissenschaft  und  Kunst  nur  flüchtig  be¬ 
rührt  — 

Thut  nichts,  bin  doch  gewandt,  vieles  zu  sprechen  davon. 

„S.  Merkel’s  Briefe  an  ein  Frauenzimmer 
über  die  neuesten  Produkte  der  schönen  Lite¬ 
ratur,  und  dessen  Aufsätze  und  Kritiken  in 
Ernst  und  Scherz  und  dem  nun  damit  verbun¬ 
denen  Freymüthigen  .  .  . 

55.  y-N  p-L. 

Vieles,  was  ich  euch  biete,  ist  albern,  platt  und  ge¬ 
schmacklos; 

Aber  ich  bin  ein  Genie,  drum  ist  mir  alles  erlaubt. 


„S.  Johann  Paul  Friedrich  Richter’s  Hes- 
perus,  Titan  usw.  usw.  nebst  dessen  Vorschule 
der  Ästhetik,  in  welcher  der  Verfasser  nur  zu 
bemerken  vergessen  hat,  daß  eine  bizarre  Manier, 
weithergeholte  Bilder  und  Vergleichungen,  ein 
überall,  und  darum  oft  sehr  übel  angebrachter 
Prunk  von  Kollektaneen-Polyhistorie  eben  keine 
ästhetischen  Vorzüge  eines  Kunstwerkes  sind. 
Aber  das  sind  Kleinigkeiten!  Sind  doch  die 
Damen  recht  entzücket  über  die  vielen  schönen 
Sachen,  von  denen  sie  —  kaum  die  Hälfte 
verstehen !“ 

56'.  F-K. 

Wieland  posaunte  mich  aus;  da  floß  die  satyrische  Ader; 
Aber  die  karge  Natur  hat  sie  bald  wieder  gestopft. 

Die  Bedeutung,  welche  Johannes  Falk,  dem 
die  vorstehenden  Verse  gewidmet  sind,  für  unser 
Büchlein  hat,  läßt  es  notwendig  und  gerecht¬ 
fertigt  erscheinen,  wenn  hier  über  Krugs  An¬ 
merkung  hinausgegangen  wird.  Der  Name 
Falk  findet  sich  schon  auf  dem  Titel  des 
Buches,  der  eine  Falksche  Schrift  verhöhnen 
soll.  ,. Johannes  von  der  Ostsee“,  wie  Falk  bis¬ 
weilen  genannt  wird,  hatte  zwei  Satiren  „von 
ausgezeichneter  Gelungenheit“,  wie  Merkel  sagt: 
„Die  Gräber  zu  Rom“  und  „Die  Gebete“  an 
Wieland  gesandt.  Diesem  gefielen  sie  so  gut, 
daß  er  sie  in  seinem  „Teutschen  Merkur“  auf¬ 
nahm  und  den  Verfasser  als  ein  satirisches 
Genie  pries.  Falk  fand  dadurch  seinen  Beruf 
zum  Satiriker  beglaubigt  und  gab  von  1797 
bis  1806  ein  „Taschenbuch  für  Freunde  des 
Scherzes  und  der  Satyre“  heraus.  Da  für  eine 
solche  Verpflichtung  sein  Talent  nicht  aus¬ 
reichte,  und  er,  statt  allgemeine  Schäden  und 
Torheiten  zu  geißeln,  persönliche  Schwächen 
mit  wenig  Witz  lächerlich  zu  machen  sich  ge¬ 
nötigt  sah,  es  auch  vielfach  an  dem  nötigen 
Takt  Personen  und  Instituten  gegenüber  fehlen 
ließ,  so  fand  sein  Unternehmen  bald  ein  un¬ 
rühmliches  Ende.  „Deswegen  hat  er  auch“, 
um  Krugs  Worte  zu  gebrauchen,  „diese  Taschen- 
buchfabrikazion,  welche  alljährlich  seinen  Witz 
in  starke  Kontribuzion  setzte,  aufgegeben  und 
versprochen  ....  herauszugeben:  »Grotesken, 
Satyren  und  Naivitäten  .  .  .  .«  In  diesem  Maga¬ 
zine  —  so  nennt  es  die  Ankündigung  auch  — 
sollen  folgende  Kuriositäten  und  Raritäten  auf¬ 
geschüttet  werden:  »Beschreibungen  lustiger 
Volksfeste,  Jahrmarktspossen,  kleine  originale 
Stücke  im  schwäbischen  und  andern  Volks- 


Hoffmann,  Vergessene  Verse. 


383 


Dialekten,  geistliche  und  weltliche  Komödien, 
Christmetten,  Osterfeyern,  Hofgalla,  Anekdoten 
von  Hofnarren  und  Pritschmeistern  aller  Art, 
Faschingslustbarkeiten,  Masken,  Schönbartspiele, 
Erklärung  lustiger  alter  Kupferstiche  und  Holz¬ 
schnitte.«  Man  sieht,  Herr  Falk  versteht  die 
Kunst  dafür  zu  sorgen,  daß,  da  ihm  der  Scherz 
und  die  Satyre  ausgegangen,  es  ihm  wenigstens 
nicht  an  Stoff  zur  Füllung  seines  Magazins 
fehle.“  Doch  auch  damit  hat  Krug  nicht  recht 
behalten,  da  das  neue  Unternehmen  schon  im 
Jahre  1807  einging. 

59-  W-F. 

Was  unächt  ist,  vermag  ich  mit  spürender  Nase  zu 

wittern ; 

Wird  auch  das  Ächte  verbannt,  zeig’  ich  dabei  doch 

den  Witz. 

Der  scharfsinnige  Verfasser  der  „Prolego- 
mena  ad  Homerum“  hatte  vier  Reden  des 
Cicero  für  unecht  erklärt.  Darauf  bezieht  sich 
Krug,  wenn  er  bemerkt:  „S.  F.  A.  Wolf ’s  Aus¬ 
gaben  von  verschiedenen  Reden  des  Cicero,  be¬ 
sonders  der  pro  Marcello,  verglichen  mit  den 
Bemerkungen  darüber  von  Wormius  und  Weiske. 
Diese  Bemerkungen  müssen  wohl  auch  nicht 
ächt  seyn  und  das  Brandmaal  der  Unächtheit 
so  offen  an  der  Stirn  tragen,  daß  sie  keiner 
Antwort  werth  sind.“ 

64.  N—I. 

Gundibert,  dicker  Mann  und  Herr  Magister  Sebaldus 
Geben  unsterblichen  Ruhm,  hat  mich  gleich  Fichte 

zermalmt. 

„Die  unsterblichen  Romane  des  Herrn  Nicolai, 
welche  in  diesem  Distichon  etwas  unchrono¬ 
logisch  ....  aufgezählt  werden,  und  wovon  die 
beyden  ersten  sich  besonders  durch  eine  sehr 
gründliche  —  böse  Mäuler  sagen:  donkischot- 
tische  —  Widerlegung  der  kritischen  Philosophie 
ausgezeichnet  haben,  sind  hoffentlich  unsern 
Lesern  eben  so  bekannt  als  die  nicht  minder 
unsterbliche  Schrift  des  Herrn  Fichte:  Friedrich 
Nicolai’s  Leben  und  sonderbare  Meynungen, 
durch  deren  Herausgabe  gegen  das  grausame 
V erbot  der  Berliner  Zensur  sich  HerrA.  W.Schlegel 
ein  großes  Verdienst  um  die  deutsche,  an  solchen 
geistreichen  Produkten  so  arme  Literatur  er¬ 
worben,  und  auf  diese  Art  sich  selbst  eine  eben 
so  unvergängliche  Ehrenpforte  errichtet  hat, 
als  er  einst  seinem  Busenfreunde,  dem  Herrn 
von  Kotzebue,  bey  dessen  Transportazion  nach 
Sibirien  errichtete.  Es  ist  doch  in  der  That 
Z.  f.  B.  1905/1906. 


recht  herzerhebend  mit  anzusehen,  wie  die  Gens 
de  lettres  und  Beaux  esprits  einander  freund¬ 
schaftlich  die  Hände  bieten,  um  sich  gegenseitig 
zu  —  verewigen!“ 

77.  C — E. 

Was  für  abscheuliches  Deutsch  spricht  dieser  erbärm¬ 
liche  Witzling! 

Hat  er  denn  gar  nicht  gehört,  wie  ich  die  Sprache 

gefegt? 

„S.  Campe’s  sprachreinigende  und  berei¬ 
chernde  Werke,  als  da  sind:  Proben  einiger 
Versuche  von  deutscher  Sprachbereicherung  — 
Preisschrift  über  die  Reinigung  und  Bereicherung 
der  deutschen  Sprache  —  Versuch  einer  ge- 
genauern  Bestimmung  und  Verdeutschung  der  für 
unsre  Sprachlehre  gehörigen  Kunstwörter  usw.“ 

73'  H-D. 

Kann  ich  auch  nicht  für  euch,  ihr  Lieben,  das  Leben 

verlängern, 

So  verläng’r  ich’s  für  mich,  wird  mir  die  Mühe  belohnt. 

„S.  Hufeland’s  Makrobiotik  oder  die  Kunst, 
das  menschliche  Leben  zu  verlängern.  Ein 
Hauptmittel,  sein  Leben  zu  verlängern,  hat  aber 
der  Verfasser  übersehen:  nämlich:  sich  über 
jedermann,  und  selbst  über  sein  liebwerthestes 
Ich,  zu  mokiren,  um  stets  das  Zwerchfell  in 
einer  angemessenen  Bewegung  zu  erhalten.  Wir 
wenigstens  haben  dieses  leicht  zu  habende 
Hausmittelchen  als  eine  wahre  Panazee  befunden 
und  wollen  es  daher  auch  andern  zum  belie¬ 
bigen  Gebrauche  bestens  empfohlen  haben.“ 
Die  nächsten  drei  Epigramme  beziehen  sich 
nach  einander  auf  Kant  (81),  die  Kantianer  (82) 
und  die  Antikantianer  (83);  Krugs  „Noten“  da¬ 
zu  bieten  nichts,  was  das  Verständnis  fördern 
könnte. 

81.  K—T 

Nichts  ist  der  Raum  und  die  Zeit  als  leere  Form  der 

Erscheinung; 

Bis  zum  Dinge  an  sich  reichet  nicht  Sinn  noch  Verstand. 

82.  K — -einer. 

Recht  hat  der  Meister  gesagt!  drum  schwör’  ich:  Jeder 

Gedanke, 

Jeder  Buchstab'  ist  wahr,  hat  ihn  nur  Kant  produzirt. 

83.  A — aner. 

Trügliches  Blendwerk  ist’s,  was  der  Königsberger  ge¬ 
lehret; 

Was  er  erfand,  ist  nicht  wahr,  oder,  was  wahr  ist, 

nicht  neu. 

Im  folgenden  Xenion  hat  sich  unser  Sati¬ 
riker  selbst  bedacht.  Da  er,  wie  schon  er¬ 
wähnt,  ausersehen  wurde,  den  Lehrstuhl  Kants 

50 


3&4 


Hoffmann,  Vergessene  Verse. 


zu  besteigen  und  später  im  Streite  mit  dem 
Dramatiker  Müllner  von  dessen  Anhängern  als 
„Professor  Kantchen“  verspottet  wurde,  muß  es 
hier  wohl  seinen  Platz  finden: 

g4-  H — G. 

Aller  Idealismus  und  Realismus  ist  eitel; 

Synthetismus  allein  führet  euch  glücklich  zum  Ziel. 

„S.  Krug’s  Entwurf  eines  neuen  Organons 
der  Philosophie  —  dessen  Schrift  über  die 
Methoden  des  Philosophirens  und  die  Systeme 
der  Philosophie  —  und  dessen  Fundamental¬ 
philosophie.  Der  Verfasser  sucht  darin  sowohl 
den  Realism  als  den  Idealism  aus  dem  Felde 
zu  schlagen  und  ein  anderweites  System  zu 
begründen,  welches  er  den  transcendentalen 
Synthetism  nennt.  Nur  Schade,  daß  dieses 
System  nicht  neu,  sondern  eben  dasselbe  ist, 
welchem  der  gemeine  Menschenverstand  von 
jeher  anhing.  Fi  donc!“ 

gy.  M — R. 

Rund  wie  die  Kugel  ist  mein  System ;  ihr  könnt’s  nicht 

erfassen ; 

Setzet  ihr  etwas,  sogleich  ist  auch  ein  Gegensatz  da. 

„S.  Adam  Heinrich  Müller’s  Lehre  vom 
Gegensätze.  Der  Verfasser  will  seine  Philosophie 
weder  mit  einem  Gebäude,  noch  mit  einer 
Pyramide,  noch  mit  einem  Kegel,  noch  mit 
einer  Kette,  noch  mit  einem  Stammbaume, 
sondern  mit  einer  Kugel  verglichen  wissen, 
welches  Gleichniß  als  das  einzige  immer 
passende,  alle  übrigen  von  nun  an  verdrängen 
soll.  Daher  kollert  sich  seine  Philosophie  auch 
immer  um  und  um,  indem  er  nicht  nur  alles 
aus  dem  Gegensatz  erklärt  und  überall  Gegen¬ 
sätze  entdeckt  (z.  B.  wenn  einer  als  Redner 
auftritt,  so  hat  er  Antiredner,  nämlich  Hörer, 
und  wenn  einer  dasteht  und  das  Maul  aufsperrt, 
um  alle  Worte,  die  er  hört,  gleichsam  zu  ver¬ 
schlingen,  so  hat  er  seinen  Antimaulaufsperrer, 
nämlich  den  Redner,  der  die  Worte,  die  jener 
verschlingt,  salva  venia  ausspeit)  sondern  auch 
dem  Gegensätze  selbst  —  wer  hätte  das  ge¬ 
dacht!  —  den  Antigegensatz  gegenüber  stellt. 
So  kommt  es  in  dieser  kugelrunden  Philosophie 
nie  und  nirgend  zum  Satze,  sondern  immer  und 
überall  herrscht  nur  der  Gegensatz  mit  seinem 
Antigegensatze.  Darf  man  leugnen,  daß  dies 
originell  ist.“ 

Der  Name  Adam  Müller  weckt  sogleich 
die  Erinnerung  an  seinen  großen  Freund  Hein¬ 


rich  von  Kleist.  Müller  so  wenig  als  Krug 
haben  irgend  etwas  zur  Bereicherung  der  Philo¬ 
sophie  beigetragen,  sie  erregen  höchstens  die 
Teilnahme  des  Historikers.  Dadurch  aber,  daß 
beide  in  den  Bannkreis  Kleists  getreten  sind, 
leben  ihre  Namen  fort.  Krug,  dem  nur  der 
Rang  eines  Trabanten  am  literarischen  Himmel 
zukommt,  erhält  von  mehreren  Seiten  Licht. 
Daß  er  nach  Kants  Tode  an  dessen  Stelle  trat, 
ist  schon  gesagt  worden;  auf  diesem  Platze 
folgte  ihm  Herbart;  er  bedeutet  also  kaum  mehr 
als  ein  Körnlein  zwischen  Mühlsteinen.  Da  er 
Wilhelmine  von  Zenge  geheiratet  hatte,  und  diese 
vordem  die  Braut  Heinrichs  von  Kleist  gewesen 
war,  so  wird  er  auch  um  deswillen  nicht  ver¬ 
gessen.  Ob  seine  Frau  wohl  jemals  einen 
Vergleich  angestellt  hat  zwischen  den  Versen 
ihres  Mannes  und  den  Gedichten  und  Dramen 
Heinrichs  von  Kleist?  Es  ist  nicht  anzunehmen. 
Da  es  ihr  an  Kraft  des  Geistes  wie  an  Tiefe 
des  Gemütes  gebrach,  hatte  sie  Kleist  nicht 
begriffen,  als  er  ihr  noch  seine  von  gährender 
Leidenschaft  erfüllten  Briefe  schrieb;  wie  sollte 
sie  seiner  Muse  gerecht  werden,  wenn  diese 
ihrem  Zeitalter  soweit  vorauseilte!  Das  Letztere 
könnte  selbst  Krugs  innigster  P'reund  von  seinen 
Gedichten,  auch  von  denen  der  späteren  Zeit, 
nicht  behaupten.  Dafür  mögen  folgende  Beispiele 
aus  dem  Jahre  1824  zeugen: 

Der  Mensch. 

Zwittergeschöpf!  demüthig  und  stolz,  verwegen  und 

zaghaft, 

Steigt  es  gen  Himmel  ein  Aar,  kriecht  es  am  Boden 

ein  Wurm. 

Die  Ehre. 

Bändchen  und  Kreuz  und  Stern  —  das  ist  die  köstliche 

Nahrung, 

Die  mir  die  Eitelkeit  beut,  mich  zu  ersticken  im  Fett. 
Die  Unsterblichkeit. 

Jedermann  ringt  nach  mir,  der  Künstler,  der  Held  und 

der  Weise; 

Sucht  ihr  ein  höheres  Ziel  oder  nur  Ruhm  auf  Papier? 
Die  Hoffnung. 

Immer  getäuscht,  und  immer  genährt  durch  Täuschung 

beginn  ich 

Immer  von  vorn,  und  zuletzt  sink  ich  mit  dir  in  die  Gruft. 

Von  den  eingangs  berührten  Gelegenheits¬ 
gedichten  dürfte  das  nachstehende  eins  der 
besten  sein.  Man  wird  sich  nicht  verhehlen 
können,  daß  Krug  keine  Vorstellung  gehabt 


Fred,  Die  Buchausstellung  im  Salon  d’Automne  zu  Paris. 


385 


hat  von  dem  gewaltigen  Ereignis;  sein  Schmerz 
über  den  Tod  Goethes  kann  seine  Verse  weder 
an  Macht  noch  an  Dauer  überragt  haben,  sonst 
wäre  es  ihm  unmöglich  gewesen,  sie  drucken 
zu  lassen. 

Auf  Goethes  Tod,  als  die  Nachricht  davon 
nach  Leipzig  kam. 

Was  hör’  ich  klagen!  —  Klagen  wie  Trauersang 
Am  offnen  Grabe,  das  den  Geliebten  soll 


In  seinen  dunkeln  Schooß  aufnehmen, 

Grausam  entreißen  der  Freunde  Blicken. 

Was  hör’  ich  rauschen?  —  Rauschen  wie  Flügelschlag 
Und  Aeolsharfe.  Seht,  wie  der  Schwan  sich  hebt! 

Er  steigt  gen  Himmel,  Theil  zu  nehmen 
An  der  Unsterblichen  Göttermahle. 

Drum  klage  nicht  mehr,  edle  Teutonia, 

Um  deinen  Liebling,  daß  er  entschwunden  dir! 

Er  lebt,  er  lebt  in  tausend  Liedern 
Ewig  gefeiert  von  Mit-  und  Nachwelt. 


Die  Buchausstellung  im  Salon  d’Automne  zu  Paris. 

Von 

W.  Fred  in  Paris. 


lan  hätte  anderes  erwartet.  Was  wir  in 
Deutschland  Buchkunst  nennen,  aus 
England  an  fruchtbaren  Anregungen 
und  Traditionen  übernommen  haben, 
scheint  hier  unbekannt.  Die  Ausschmückung  der 
Bücher  geht  nach  anderen  künstlerischen  Wün¬ 
schen,  Bedürfnissen,  Neigungen  vor  sich.  Wir  be¬ 
mühen  uns,  die  allgemeine  Kultur  des  Drucks,  des 
Papiers,  Einbands  usw.  zu  heben,  typographisch 
mustergültige  Exemplare  in  allen  Preislagen  zu 
erzielen.  Hier  interessiert  den  Bibliophilen  und 
Künstler  eigentlich  nur  die  sogenannte  Amateur-, 
die  Luxusausgabe.  Das  reguläre  Exemplar  der 
ersten  Auflagen  ist  schmählich  anzusehen;  jener 
gelbe  3,50  Francs-Band,  der  zum  Unglück  bei 
einzelnen  unserer  Verleger  Nachahmung  gefunden 
hat  —  vielleicht  weil  die  Armen  glauben, 
mit  dem  Umschlag  auch  die  Höhe  der  darauf 
verzeichneten  Auflagen  zu  übernehmen  —  zeigt, 
wie  wenig  sich  das  Publikum  und  auch  die  Über¬ 
zahl  der  Bibliophilen  um  eine  durchgehend  künst¬ 
lerische  Ausstattung  kümmern.  Denn  dieser  gräuliche, 
schlecht  gedruckte,  auf  elendem  Papier  hergestellte 
Band  wird  dann  sehr  schön  gebunden.  In  keinem 
Lande  der  Welt,  auch  nicht  in  England,  ist  das 
Einbinden  der  Bücher  in  anständiges  Leder  und 
durch  gediegene  Handarbeit  so  gang  und  gäbe  wie 
in  Frankreich.  Gerade  weil  es  keine  originellen 
Einbände  der  Verleger  für  jedes  einzelne  Buch 
gibt,  wird  im  Franzosen  die  Lust  am  Einbande 
wach,  weil  er  Freude  daran  hat,  zusammen  mit 
seinem  Relieur  jedesmal  eine  andere  Art  von  Leder, 
Verzierung,  Farbe  usw.  zu  bestimmen.  Darum 
gibt  es  hier  eine  große  Tradition.  Bucheinbände,  wie 


sie  aus  dem  XVII.  und  XVIII.  Jahrhundert  im  Louvre, 
im  Petit  Palais  und  auch  andern  Orts  (Chantilly)  zu 
sehen  sind,  stehen  weit  über  den  uns  maßgeben¬ 
den  englischen  Ausgaben.  Jeder  Sammler  be¬ 
kommt  nicht  einmal,  sondern  hundertmal  für  teures 
oder  geringes  Geld  hier  Einbände  aus  vergangenen 
Zeiten  in  die  Hand,  deren  Geschmack,  Zierlichkeit, 
Eleganz  scharmant  sind.  Wenn  nun  auch  leider 
die  französische  moderne  Buchbinderei  sich  allzu 
sehr  simplifiziert,  die  neuen  Ornamente  den  alten 
in  jeder  Beziehung  nachstehen,  so  wirken  doch  die 
zahlreichen  historischen  Vorlagen  noch  so  stark, 
daß  ein  einfach  schlechter  Einband  recht  selten  ist. 

Soweit  die  Außenseite.  (Daß  leider  die  neue 
galvanoplastische  Technik  und  allerlei  elende  Re¬ 
produktionsverfahren  auch  hier  Medaillons,  Reliefs 
übler  Art  usw.  auf  die  Deckel  gebracht  haben, 
ist  hoffentlich  nur  Sache  flüchtiger  Mode.)  Innen 
aber?  Wer  sich  nicht  mit  dem  einfachen  Buch 
begnügt,  und  es  ist  schwer  das  zu  tun,  hat  eine 
Fülle  von  Abzügen  auf  allerhand  Papieren  zur 
Verfügung.  Doch  besteht  die  ganze  Buchkunst 
dieser  nach  deutschen  Begriffen  unglaublich  kost¬ 
spieligen  Ausgaben  in  dem  guten  Papier,  einem 
sehr  üppigen  Rand  und  großen  Druckcharakteren, 
ohne  daß  selbst  bei  den  besten  Verlegern  auf 
ein  schönes  Satzbild,  reine,  besser  geschnittene 
Typen  oder  gar  gewähltes  Ornament  —  es 
brauchten  ja  nur  die  alten  Eisen  vervielfältigt  zu 
werden !  —  die  nötige  Obacht  gegeben  würde. 
Man  kann  sich  gar  nicht  vorstellen,  wie  selten  die 
Ausnahmen  von  dieser  traurigen  Regel  sind.  Und 
zwar  wird  es  von  Jahr  zu  Jahr  ärger.  Eine  Reihe  der 
besten  Kunstrepro duktionswerke  der  letzten  Zeit 


386 


Fred,  Die  Buchausstellung  im  Salon  d’Automne  zu  Paris. 


sind  ohne  jede  Aufmerksamkeit  der  Schönheit 
des  Textes  gedruckt,  während  die  Reproduktionen 
oft  teuer  und  vornehm  sind,  trotzdem  auch  in 
dieser  Beziehung  hier  noch  bei  Werken  hohen 
Preises  ein  Überschwang  des  Autotypiedruckes 
herrscht,  der  bei  uns  doch  nur  in  billigen  Büchern 
seine  langweilige,  wenn  auch  unerläßliche  Existenz 
fristet.  Man  sieht  auch  im  Salon  d’Automne, 
der  den  Anlaß  zu  diesen  Bemerkungen  gibt,  eine 
Reihe  von  Büchern,  zu  deren  Illustration  die 
stärksten  künstlerischen  Kräfte  des  Landes  herbei¬ 
gezogen  wurden,  Rodin,  Carriere  u.  a.  Und 
man  staunt,  daß  ihre  Arbeiten  dann  einfach  durch 
Buchdruckklischees,  nicht  einmal  besonders  getönt, 
wiedergegeben  werden.  Hier  steht  doch  der 
Werth  des  Originals  in  keinerlei  gerechtem 
Verhältnis  zur  Technik  der  Reproduktion.  Aller¬ 
dings,  der  große  Amateur  Frankreichs  trachtet 
nur  nach  Unikas.  Er  will  ein  Werk  haben,  das 
nicht  einmal  in  24  gleichen  anderen  Exemplaren 
sonst  existiert.  Daher  die  aquarellierten,  mit  be¬ 
sonderer  Marke  des  Radierers  oder  Lithographen 
ausgezeichneten  Exemplare;  die  Ausgaben,  wo 
zu  jedem  Exemplar  eine  Vorlage  als  Beiblatt  im 
Original  gegeben  wird  usw.  —  kurz  ganz  andere 
Tendenzen  als  in  England  oder  Deutschland.  Hier 
die  Exklusivität,  die  Liebe  zur  piece  unique,  zum 
Bibelotbuch,  zur  stimmungsreichen  Antiquität  wrie 
in  allen  anderen  Kunstgebieten;  in  den  Ländern 
germanischer  und  keltischer  Entwickelung  der  Zug 
zu  einer  Hebung  des  Gesamtniveaus,  zur  Kunst  für 
alle.  Darum  gibt  es  bei  uns  in  Deutschland  für 
eine  Mark,  für  drei  oder  vier  Mark  Bücher,  wie 
sie  in  Paris  nicht  um  das  fünffache  zu  haben 
sind,  darum  aber  findet  man  auch  in  ganz 
Deutschland  nicht  so  viele  Binder,  die  für  zwei 
Franken  einen  guten  Privateinband  hersteilen  können, 
wie  in  einem  einzigen  Arrondissement  von  Paris. 
Übrigens:  was  jetzt  einzelne  französische  Verleger 
an  billigen  geschmückten  oder  illustrierten  Aus¬ 
gaben  in  sichtlicher  Anlehnung  an  deutsche,  heute 
längst  überholte  Bemühungen,  herausbringen,  ist 
zumeist  von  kindlicher  Kläglichkeit. 

Wie  gesagt:  man  hatte  von  der  oft  an¬ 
gekündigten  Buchausstellung  des  Salon  d’Automne, 
der  jetzt  die  der  modernenKunst  maßgebende  Jahres¬ 
ausstellung  bietet,  mehr  erwartet.  In  einigen  Vitrinen 
liegen  die  schönen  Unika  einzelner  Bibliophilen, 
höchstens  zwei  Seiten  aufgeblättert.  An  den 
Wänden  einige  Bogen  mehr  oder  weniger  be¬ 
kannter  Ausgaben.  Ein  Tisch  mit  englischen 
Werken,  Morris  u.  a.  Man  fragt  sich,  warum 
Deutschland  dieser  Möglichkeit,  eigene  und  recht 
erfolgreiche  Absichten  vorzuzeigen,  so  gründlich 
ausgewichen  ist.  Vielleicht  denken  übers  Jahr 
unsere  Kunstpolitiker  an  diese  Chance  .  .  .  Sehen 
wir  uns  nun  einiges  an.  Der  Buchschmuck  steckt 
noch  ganz  in  der  naiven  Illustrationsweise; 
Umschläge  wie  Textbilder  trachten  eine  Szene, 
einen  Satz  des  Textes  plastisch  zu  gestalten. 
Sogar  die  altmodische  Weise,  die  Legende  unter 


dem  Bilde  zu  wiederholen,  besteht  fort.  Man  ist 
froh,  wenn  statt  des  Klischees  eine  Lithographie 
oder  gar  eine  taille-douce,  ein  Farbenholzschnitt 
einige  Munterkeit  in  das  Einerlei  gezeichneter 
oder  —  die  Brutalität  von  gestern  —  nach  ge¬ 
stellter,  posierter  Natur  abphotographierter  Schwarz¬ 
weiß-Bildchen  bringt.  Ein  paar  leichtsinnige  Zeich¬ 
nungen  von  Forain,  die  rissigen  Holzschnitt¬ 
versuche  Rysselberghes  verdienen  Erwähnung. 
Eine  arge  Neuigkeit  ist  als  Illustration  zu  dem 
Buche  des  Kunstkritikers  Roger  Marx  über  die 
Tänzerin  Lo'i'e  Füller  versucht  worden:  modellierte 
Estampes.  Ihr  Autor  Pierre  Roche  hat  sich 
ebensowenig  wie  der  Verleger  und  der  Buch¬ 
verfasser  Rechenschaft  darüber  gegeben,  daß  jedes 
Heraustreten  aus  der  Fläche  unbuchmäßig  ist. 
Überdies  sind  die  auf  diesen  Relief  bildern  ver¬ 
wendeten  Farben  von  einer  unerträglichen  Süße. 
Man  hätte  sich  gerade  für  die  Lo’i'e  Füller  Farben¬ 
räusche  gewünscht:  Lithographien  oder  gar  farbige 
Radierungen  von  Odilon  Redon,  Degas,  Renoir 
—  die  Wahl  würde  hierzulande  nicht  schwer 
fallen.  In  dieser  Beziehung  sind  von  Lunois 
hübsche  Sachen  geschaffen  worden. 

Am  stärksten  hat  auf  mich  von  den  hier 
ausgestellten  Büchern  durch  seine  Bilder  die 
Ausgabe  der  Cinq  Poemes  von  Victor  Hugo 
(Verlag  Ed.  Pelletan,  der  überhaupt  Ausge¬ 
zeichnetes  leistet)  gewirkt.  Die  Illustrationen  sind 
von  Rodin,  Carriere,  Willette,  Steinlen  u.  a.;  die 
Originale  der  Carriereschen  Arbeiten  sind  auch 
zu  sehen:  dumpfe,  dunkle  Träume  voll  der  kon¬ 
zentriertesten  Stimmung.  Hier  ist  eben  in  der 
sogenannten  Illustration  geleistet,  was  sonst  fehlt: 
nämlich  die  persönliche  Durchdringung  des  Stoffes 
durch  einen  malerisch  oder  zeichnerisch  Gestalten¬ 
den.  Sonst  ist  die  Tätigkeit  des  Illustrators  zu¬ 
meist  ein  mechanisches  Nachgehen  der  Gedanken¬ 
gänge  des  Textschreibers,  ohne  daß  in  der  Produk¬ 
tivität  des  Künstlers  ein  eigener  Ton  ausgelöst  wird. 
Auf  ähnlich  hohem  Niveau  wie  diese  Ausgabe 
stehen  zwei  inhaltlich  ganz  verschiedene  Werke: 
Clemenceaus  „Au  pied  du  Sinai“  von  Toulouse- 
Lautrec  mit  nervösen,  oft  überwältigenden  Zeich¬ 
nungen  versehen,  die  alle  Kraft  dieses  genialen 
Erkenners  menschlicher  Grotesken  aufweisen  (Ver¬ 
lag  Floury),  und  in  einigem  Abstande,  aber  auch 
glänzend:  Octave  Mirbeau  „Dans  l’Antichambre“ 
(Collection  de  l’Academie  Goncourt).  In  diesem 
Buche  hat  Edgar  Chahine,  ein  pariserischer  Ar¬ 
menier,  Skizzen  gegeben,  in  denen  gewissermaßen 
die  Luft  des  Boulevards  weht.  Er  hat  ein  paar 
Dutzend  Typen  dieser  Welt  eingefangen,  die 
Frechheit,  Verworfenheit,  Anmut,  Unglück,  Schwindel 
vereinigt  und  deren  Lebenselement  die  Blague  in 
allen  Nuancen  vom  Übermut  bis  zum  Elend  und 
Verbrechen  ist.  Hat  man  noch  Ed.  Ferronds 
von  Chessa  gravierte  Zeichnungen  zu  Flauberts 
„Madame  Bovary“  (Verlag  Richmond)  erwähnt, 
die  scharmant  und  zart  den  Stil  biedermeierischer 
Sündhaftigkeit  bringen,  so  bleibt  kaum  anderes 


Chronik. 


387 


übrig,  als  mit  der  Nennung  der  mäßigen,  mühsam 
deutschen  Bilder  zum  Goetheschen  Erlkönig  (Le 
roi  des  Aules,  schön  übersetzt  von  Catulle  Mendes), 
die  Bellery  Desfontaines  entworfen  hat,  abzu- 
schließen. 

Alles  in  allem:  die  Buchkunst  Frankreichs  steht 
heute  auf  weit  geringerer  Stufe  als  vor  50  und  150 


Jahren.  Der  Bibliophile  findet  an  den  alten  Werken 
weit  mehr  Freude  als  an  den  neuen.  Jene  große 
Periode  Pariser  Kunst,  die  man  in  eben  dem¬ 
selben  Salon  d’Automne  durch  die  wundervollen 
Werke  Manets  und  Rodins  angezeigt  sieht,  hat 
ihre  Wirkung  auf  die  Kunst  des  Buches  bisher 
verfehlt.  Ausnahmen  gelten  ja. 


Chronik. 


Zur  Retzsch -Bibliographie. 

Am  Schlüsse  meines  kleinen  Aufsatzes  „ Ein  Sil- 
honettenfund“  im  Märzheft  1904,  Seite  401  und  ff. 
dieses  Blattes  hatte  ich  einen  ersten  lückenhaften  Ver¬ 
such  gemacht,  aus  den  in  meinem  Besitz  befindlichen 
Stücken  eine  Retzsch-  Bibliographie  zusammenzustellen. 
Die  Ordnung  geschah  im  großen  und  ganzen  chronolo¬ 
gisch;  die  Zahl  der  verzeichneten  Kupfer-  beziehentlich 
Stahlstiche  betrug  291.  Ich  will  nunmehr  das,  was  im 
Verlaufe  von  ix/2  Jahren  zu  meiner  Sammlung  hinzu¬ 
gekommen  ist,  fortlaufend  nummeriert  angeben,  in  der 
Annahme,  daß  dies  bei  einem  Teil  der  Leser  Interesse 
findet;  wenigstens  sind  mir  von  mehreren  Seiten  dies¬ 
bezügliche  Zuschriften  geworden. 

Sehr  wichtig  war  mir  eine  Sendung  von  Frau 
Schöller  (Düren),  die  mir  den  offenbar  ersten  Druck 
des  „Fridolin“  zur  Ansicht  schickte.  Das  Jahr  des  Er¬ 
scheinens  ist  nicht  angegeben;  die  Abdrücke  jedoch, 
das  Format,  sowie  der  Name  des  Verlegers  (Dieterich, 
Göttingen)  lassen  mit  Bestimmtheit  den  Schluß  zu,  daß 
das  Werk  gleichzeitig  mit  oder  gleich  nach  dem  „Kampf 
mit  dem  Drachen“  (No.  1 — 16),  also  ca.  1810,  erschienen 
ist.  Wir  buchen  deshalb  diese  erste  „Fridolin“- Ausgabe 
zunächst  als: 

292 — 299.  Acht  Umrisse  zu  Schillers  Fridolin .  Göt¬ 
tingen,  in  der  Dieterichschen  Buchhandlung,  o.  J. 

Es  folgen  in  chronologischer  Reihenfolge: 

300 — 302.  Vergißmeinnicht  ein  Taschenbuch  für  1820 , 
von  H.  Clauren.  3  Kupfer:  „Gelobt  sei  Jesus  Christ!“, 
„Bei  Männern,  welche  Liebe  fühlen“,  „Guten  Abend!“  Von 
Retzsch  gezeichnet,  von  Eßlinger  und  Stölzel  gestochen. 

303.  Vielliebchen.  Historisch- romantisches  Taschenbuch 
für  1830.  Von  A.  v.  Tromlitz.  1  Kupfer  „Albrecht  Roser“. 
Von  Retzsch  gezeichnet,  von  Wagner  gestochen. 

3°4 — 3°7-  Dasselbe,  für  das  Jahr  1831.  3  Stahlstiche 

zu:  „Das  Mädchen  von  Eßlingen“.  Von  Retzsch  gezeichnet, 
von  Axmann  und  Höfel  gestochen. 

308 — 3 1 1 .  Dasselbe,  für  das  Jahr  1832.  4  Stahlstiche : 
„Philipp  Artevelde“,  „Alice“,  „Das  Bild“.  Von  Retzsch 
gezeichnet,  von  Axmann,  Beyer  und  Stöber  gestochen. 

312 — 3I4-  Penelope.  Taschenbuch  für  das  Jahr  1832. 
Von  Theodor  Hall.  3  Stahlstiche  zu  „Pfeffer-Rösel“  von 
Ch.  Birch-Pfeiffer,  „Die  feindlichen  Brüder“  von  Raupach, 
„Der  Templer  und  die  Jüdin“  von  Wohlbrück-Marschner. 
Von  Retzsch  gezeichnet,  von  Axmann  und  Höfel  gestochen. 

315 — 317-  Dasselbe ,  für  das  Jahr  1833.  3  Stahlstiche 
zu  „König  Enzio“  von  Raupach,  „Des  Malers  Meisterstück“ 
von  Weissenthum,  „Der  Bauer  als  Millionär“  von  Raimund. 
Von  Retzsch  gezeichnet,  von  Höfel  und  Beyer  gestochen. 

3l8 — 321.  Dante  Alighieri’ s  Göttliche  Komödie.  Metrisch 
übertragen  von  Philalethes.  Dresden  und  Leipzig  1833 — 1840. 
4  Kupfer -Umrisse,  in  40:  2  Umschlagszeichnungen  und 


1  Titelkupfer  zur  „Hölle“,  1  Umschlagszeichnung  zum 
„Fegefeuer“. 

322 — 324.  Vielliebchen  für  das  Jahr  1833,  von  A. 
v.  Tromlitz.  3  Stahlstiche  zu  „Der  Ordensbruder“  und  „Der 
Zweikampf“.  Von  Retzsch  gezeichnet,  von  Axmann  und 
Beyer  gestochen. 

325 — 327.  Dasselbe,  für  das  Jahr  1834.  3  Stahlstiche 
zu  „Die  Günstlinge“  und  „Schloß  Rödelheim“.  Von  Retzsch 
gezeichnet,  von  Axmann  und  Beyer  gestochen. 

328 — 33 1.  Penelope  für  das  Jahr  1834.  4  Stahlstiche 
zu  „Die  Lichtensteiner“  von  J.  F.  Bahrdt,  „Garrick  in 
Bristol“  von  Deinhardstein,  „Das  Liebesprotokoll“  von 
Bauernfeld,  „Robert  der  Teufel“  von  Scribe-Meyerbeer. 
Von  Retzsch  gezeichnet,  von  Plöfel  gestochen. 

332 — 335.  Vielliebchen  für  das  Jahr  1834.  4  Stahl¬ 

stiche  zu  „Die  Morisken“,  „Maria  Offida“  und  „Der  Rebell 
von  Hoogstraten“.  Von  Retzsch  gezeichnet,  von  Axmann 
und  Weiß  gestochen. 

336 — 338.  Dasselbe  für  1836.  3  Stahlstiche  zu  „Carl  IX. 
und  die  Bartholomäusnacht“,  und  „Die  Wallfahrt“.  Von 
Retzsch  gezeichnet,  von  Axmann  und  Weiß  gestochen. 

339 — 341.  Dasselbe  für  183p.  3  Stahlstiche  zu  „Der 
alte  Guerillo  von  Granada“  und  „Christian  II.  von  Däne¬ 
mark“.  Von  Retzsch  gezeichnet,  von  Axmann  und  Kotterba 
gestochen. 

342 — 344.  Dasselbe  für  1838.  3  Stahlstiche  zu  „Hed¬ 
wig,  Königin  von  Polen“  und  „Ein  Abend  im  Louvre“. 
Von  Retzsch  gezeichnet,  von  Kotterba  und  Axmann  ge¬ 
stochen. 

345 — 347-  Dasselbe  für  183g.  3  Stahlstiehe  zu  „Die 
Rechberge“  und  „Maria  Stuart“.  Von  Retzsch  gezeichnet, 
von  Hoffmann,  Kotterba  und  Axmann  gestochen. 

348 — 350.  Dasselbe  für  1840.  3  Stahlstiche  zu  „Die 
Herzogin  von  Cleveland“,  „Ugolino“,  „Bruder  Estevan“. 
Von  Retzsch  gezeichnet,  von  Kovatsch,  Hoffmann  und 
Kotterba  gestochen. 

351.  Nachtrag  zu  No.  2go — 2g I.  /  Stahlstich  (Viel¬ 
liebchen  für  1841):  „König  Przemysl  Ottokar  II“.  Von 
Retzsch  gezeichnet,  von  Kotterba  gestochen.1 

352 — 354.  Vielliebchen  für  1843.  Von  Bernd  von 
Guseck.  3  Stahlstiche:  „Der  Schwan  der  Nanna“,  „Fürst 
Alexander“  und  „Der  Hirtenkampf“.  Von  Retzsch  ge¬ 
zeichnet,  von  Hoffmann,  Duncan  und  Mahlknecht  gestochen. 

355,  Dasselbe  für  1844.  1  Stahlstich:  „Prinz  Arthur“. 
Von  Retzsch  gezeichnet,  von  Mahlknecht  gestochen. 

356 — -360.  Der  Kampf  des  Lichtes  mit  der  Finsterniß. 
In  3  Platten,  erfinden,  gestochen  und  erläutert  von  Moritz 
Retzsch.  Ein  Nebentitel  in  englischer  Sprache.  Leipzig, 
Emst  Fleischer.  O.  J.  (1844):  Sturz  der  Engel,  Christus 
der  Gottgesandte,  Reformation,  Kampf  zwischen  Licht  und 
Finsterniß,  Sieg  des  Lichtes  über  die  Finsterniß.  Von  größter 
Seltenheit. 

361.  Vielliebchen  für  184p.  1  Stahlstich:  „Hornach“, 

gezeichnet  von  Retzsch,  gestochen  von  Sichling. 

Vielliebchen  für  1841,  1842  siehe  unter  den  Nummern 
253,  254,  290 — 91 ;  Vielliebchen  für  1845  siehe  unter  den 
Nummern  279 — 281. 

Berlin.  Dr.  Leop.  Hirschberg. 


388 


Chronik. 


Ein  neues  illustriertes  Geschichtswerk. 

Von  dem  lange  erwarteten  neuen  Geschichtswerk 
Professor  Dr.  Ed.  Heycks:  Deutsche  Geschichte.  Volk, 
Staat,  Kultur  und  geistiges  Leben  ist  soeben  der  erste 
Band  verausgabt  worden  (Bielefeld  und  Leipzig,  Yel- 
hagen  &  Klasing).  Er  umfaßt  die  Vorgeschichte  und 
die  Geschichte  Deutschlands  von  der  Reichsgründung 
ab  bis  zum  Ausgang  der  Staufer  und  ist  mit  1 1  Tafeln 
in  Farbendruck,  277  Textabbildungen  und  5  Karten  aus¬ 
gestattet. 

Professor  Heyck  nimmt  unter  den  modernen  Histo¬ 
rikern  eine  achtunggebietende  Stellung  ein.  Seine  er¬ 
staunliche  Beherrschung  des  Quellenstoffes  kam  ihm 
gerade  bei  diesem  kurz  gefaßten  (auf  3  Bände  berech¬ 
neten)  populären  Geschichtswerk  vortrefflich  zustatten 
und  ermöglichte  ihm  eine  Darstellung,  die  bei  aller 
Knappheit  doch  das  Wesentliche  durchaus  ausschöpft 
und  dabei  vor  allem  immer  interessant  bleibt.  Es  muß 
das  besonders  betont  werden;  bei  einem  Werke  wie 
diesem,  das  sich  an  die  weitesten  Kreise  der  gebildeten 
Welt  wendet,  das  ein  Haus-  und  Volksbuch  zugleich 
sein  will,  ist  eine  lebhaft  anregende  Darstellungsweise 
Notwendigkeit.  Im  übrigen  sei  die  Würdigung  des  ge¬ 
schichtlichen  Textes  fachmännischer  Beurteilung  über¬ 
lassen;  wir  wollen  uns  lediglich  mit  der  äußeren  Aus¬ 
stattung  des  Buches  beschäftigen. 

Der  Großoktavband  umfaßt  VI  und  526  Seiten.  Der 
in  der  Bielefelder  Offizin  des  Verlags  hergestellte  Druck 
ist  glänzend;  der  kompresse  Satz  der  Einschübe  hat  es 
möglich  gemacht,  bei  aller  Vortrefflichkeit  der  Lesbar¬ 
keit  in  diesem  ersten  Bande  eine  stattliche  Stoffülle  zu 
bewältigen.  Bei  der  Auswahl  der  Illustrationen  hat 
man  sich  auf  „authentische“  Vorlagen  beschränkt  und 
phantasievolle  Darstellungen  völlig  ausgeschlossen.  Das 
Material  boten  vor  allem  die  großen  öffentlichen  und 
privaten  Bibliotheken;  zahlreiche  Bilder  sind  auch  nach 
photographischen  Aufnahmen  reproduziert  werden.  Der 
saubere  Druck  der  Autotypien  verdient  besondere  Er¬ 
wähnung,  höchstes  Lob  aber  die  ausgezeichnete  Aus¬ 
führung  des  Farbendrucks,  von  denen  wir  hier  eine 
Probe  einschalten. 

In  der  Einleitung  finden  wir  eine  Anzahl  nach  Pho¬ 
tographien  wiedergegebener  Landschaftsbilder:  Wälle, 
Findlingssteine,  Steinhäuser,  Hünengräber  und  der¬ 
gleichen  mehr,  dazu  Waffen,  Schmuckgegenstände, 
Münzen,  Epitaphe  u.  a.  aus  der  prähistorischen  und 
Wanderzeit.  Ein  ausgezeichnetes  Beispiel  für  die  Höhe 
der  Reproduktionstechnik  bildet  die  Abbildung  27:  die 
Sardonyx-Kamee,  auf  der  Germanicus  vor  Tiberius  und 
Livia  dargestellt  ist;  die  Abbildung  gibt  in  der  Tat  die 
köstliche  Feinheit  des  Originals  in  bewundernswerter 
Weise  wieder.  Hier  treffen  wir  auch  auf  die  ersten 
Farbentafeln:  Waffen  und  Schmuck  aus  der  Bronzezeit 
(nach  Vorlagen  aus  dem  Berliner  Museum  für  Völker¬ 
kunde)  und  zwei  Einzelstücke  aus  dem  1837  entdeckten, 
gegenwärtig  zu  Bukarest  verwahrten  Goldfunde  von 
Petrossa  aus  der  Zeit  der  dakischen  Gotensitze;  die 
eigentümliche  Technik  der  Granateinlagen  in  Gold  ist 
auf  der  Abbildung  des  Henkelkörbchens  deutlich  er¬ 
kennbar.  Die  Zustände  in  den  germanischen  Landen 


werden  durch  zahlreiche  Illustrationen  veranschaulicht, 
vor  allem  durch  Bildwerke,  Rekonstruktionen  alter 
Funde,  Darstellungen  auf  Grabsteinen  —  die  geogra¬ 
phischen  Verhältnisse  erläutern  zwei  Karten:  die  eine 
Germanien  zur  Römerzeit,  die  andere  den  obergerma¬ 
nischen  und  raetischen  Limes  darstellend. 

Zum  zweiten  großen  Abschnitt:  Reichsgründung 
durch  die  Franken,  hat  das  Germanische  Museum  in 
Nürnberg  mannigfache  Vorlagen  stellen  können.  Wir 
finden  auch  hier  wieder  zwischen  den  Text  verstreut 
zahlreiche  Abbildungen  von  Waffen  und  Schmuck¬ 
stücken:  Speerreifen,  Schwertern,  Streitäxten,  von  Arm¬ 
reifen,  Siegelringen,  Schreibgriffeln,  Goldmünzen  und 
kirchlichen  Weihegeschenken  aus  der  Zeit  der  Mero- 
wingen  und  älteren  Karolingen.  Gewissermaßen  den 
Beginn  einer  neuen  Epoche  kündet  die  erste  Wieder¬ 
gabe  einer  Handschrift  aus  der  Frankenzeit  an:  einer 
Urkunde  Pippins,  die  im  Marburger  Staatsarchiv  auf¬ 
bewahrt  wird.  Ihr  schließen  sich  zwei  prächtige  Farben¬ 
drucke  an:  das  Widmungsblatt  jenes  berühmten,  ganz 
mit  Goldtinktur  geschriebenen  Psalters,  den  Karl  der 
Große  an  den  Papst  Hadrian  schenkte  und  der  heute 
auf  der  Wiener  Hofbibliothek  liegt,  sowie  eine  Wieder¬ 
gabe  des  Mosaikbildes  vom  Triclinium  Leos  III.  im 
Lateran,  Petrus  darstellend,  wie  er  Karl  die  Fahne  von 
Rom  und  dem  Papste  die  Stola  überreicht.  Als  Schrift¬ 
proben  des  IX.  Jahrhunderts  sind  zwei  Seiten  desWesso- 
brunner  Gebets  und  die  charakteristische  Abbildung 
einer  Taufszene  aus  derselben  Handschrift  beigefügt; 
andere  Faksimilien  sind  eine  Seite  aus  dem  Rothari- 
schen  Edikt  vom  Jahre  643  und  eine  Miniatur  aus  dem 
Evangeliar  Karls  des  Großen.  Aus  der  Zeit  des  mittel¬ 
alterlichen  Imperiums  finden  wir  Proben  aus  den  Stra߬ 
burger  Eiden,  dem  Codex  Aureus,  dem  Ludwigsliede, 
dem  Quedlinburger  Evangeliar.  Wundervoll  ist  die  Re¬ 
produktion  des  goldenen  Deckels  von  jenem  kostbaren 
Evangelienbuche,  das  Otto  III.  dem  Kloster  Eptemach 
geschenkt  haben  soll  und  das  sich  heute  im  Museum 
zu  Gotha  befindet,  und  ist  ferner  die  schön  illuminierte 
Miniatur  aus  einem  Missale  des  Bamberger  Doms,  Hein¬ 
rich  II.  darstellend,  wie  er  von  Aposteln  und  Engeln 
Krone,  Lanze  und  Schw-ert  empfängt.  Ein  großes  Ein¬ 
schaltblatt  bringt  ein  Faksimile  der  Ausfertigung  des 
Wormser  Konkordats  von  1122,  in  der  üblichen  Weise 
und  dem  Duktus  der  Königs-  und  Kaiser- L'rkunden 
geschrieben,  aber  in  den  Schlußformeln  von  dem  ge¬ 
wöhnlichen  Kanzleistil  der  Zeit  abweichend.  Die  stau¬ 
fische  Epoche  wird  durch  Siegel,  Denksteine,  Monu¬ 
mente,  Münzen,  Reliefs  und  Dokumente  reich  illustriert. 
Die  farbige  Titelminiatur  einer  von  einem  bayrischen 
Geistlichen  (dem  Propst  Heinrich)  1188  an  Friedrich 
Barbarossa  gerichteten  Schrift,  den  Kaiser  eigentüm¬ 
licher  Weise  mit  ganz  kurz  gehaltenem  Kinnbart  dar¬ 
stellend,  also  abweichend  von  der  typischen  Schil¬ 
derung,  werde  dem  Original  in  der  Vaticana 
nachgebildet.  Wir  finden  hier  ferner  noch  weitere 
Miniaturen  aus  den  Kaisergeschichten  des  Petrus  de 
Ebulo  und  eine  schöne  Reproduktion  der  ältesten 
Königsurkunde  in  deutscher  Sprache:  des  Vergleichs 
zwischen  Volkmar  von  Kemenathen  und  der  Stadt 
Kaufbeuren  vom  25.  Juli  1240,  eines  im  Reichsarchiv 


.ttßkfe^rtinßhhS 


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aadagag  fei  lahd  arid  tagten,  nnaana  lim  nlagiaad  tend  «aab  n*  nasa.d  o, 

abnn  öabnndiaws  Inaani  a8nl  marioil  buda8  nanad  nov  nadambaa8 

sdoiiiaßi  a8nl  aad  |j  oa*l  SUm  na  (bnomuaH  -)  aalowoti  au  Mt  daaMa 

,-r^rv.o  fnArUrirfoa-rftV  Tßdfldho) 


Erklärungsblatt. 


Urkunde  vom  25.  Juli  1240, 

wodurch  Konrad  IV.  einen  Vergleich  zwischen  Folkmar  von  Kemenathen  und  der 
Stadt  (Kaufjbeuren  bestätigt.  Im  kgl.  bayr.  Reichsarchiv  zu  München. 

(Zu  nebenstehender  Abbildung). 

[In]  namen  Gotes  amen.  Wir  Cunrat  in  Romschen  kunc  erwelt  von  der 
Gotes  gnade  unde  erbe  des  kuncriches  ze  Jerusalem  tun  kunt  allen  den  die 
disen  brief  jemmer  gesehent  daz  wir  Folcmaren  von  Kemenathen  unde  unser 
stat  ze  Büeron  alsus  verschieden  under  ein  ander.  Folc  mar  hat  gegebin  den 
burgaren  unde  der  stat  ze  wider  wehsei  den  hof,  der  hem  Hermannes  was  des 
phaffen,  der  da  lit  nidenan  an  der  stat  under  den  baumin,  und  als  sin  staingruebe 
gat  uf  an  den  geworfen  wec  usw. 

Schluß  (Zeugen,  Bekräftigung  und  Datierung): 

Hier  an  was  Conrad  der  Schenke  von  Wintherstet  unser  getruwer  und 
Conrad  der  Liutkirchar  der  amman  von  Bueron.  Und  daz  diz  staete  belibe, 
so  hiezen  wir  disen  brief  besigeln  mit  unserm  insigele.  Dirre  brief  ist  gegeben 
und  geschrieben  von  unsers  herren  gebürt  lichem  tage  tusent  zwaihundert  unde 
fierzech  jar  innan  höwotse  (=  Heumond)  an  sante  Jaco  bes  tage  faeiliche 
(offenbar  verschrieben)  amen. 


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C  ^  Jo  ^  1  \  *  l  /i 

n*r>4V)  CA'n^>  •  C-iut vasr  T“  ^-otn^«p  ikwic  co-voelr-  -saon  -^nSer  cx>W 

IfcwncvteEcs  Xe*  ^3»-w|Ätc«v-  ^'vnT  Lhw  äUc?l  «tw  ^jevv  bvi^p"  v««wP  W 

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Urkunde  Konrads  IV.  vom  25.  Juli  1240  für  Kaufbeuren. 

(Aus  Ed.  Heycks  Deutscher  Geschichte,  erster  Band.) 


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CAjm<plunmi  ^onrmutmri'pAuaArrmf^rcfnfnu^ 

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mrniftff  mutnmdo  AquodX  £ michanc? yirv  miltmn 
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fhmicjnori if  JtccpU'  pAuciffibi  jxmnome  imrrqjam  in 

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Ein  Blatt  der  Weltchronik  des  Abtes  Ekkehard  von  Aura 
in  dessen  eigenhändiger  Niederschrift,  mit  Erwähnung  der  Kreuzzüge  von  1096/97. 
^Aus  Ed.  Heycks  Deutscher  Geschichte,  erster  Band). 


Zeitschrift  für  Bücherfreunde  IX. 


Zu :  Ein  neues  illustriertes  Geschichtswerk , 


Chronik. 


389 


zu  München  aufbewahrten  Dokuments  (vergl.  das  Ein¬ 
schaltblatt). 

Illustration  soll  nie  Selbstzweck  sein.  Hier  aber 
gliedert  sie  sich  harmonisch  dem  Texte  ein,  als  künst¬ 
lerische  Unterstützung  und  Erläuterung,  als  ein  Ver¬ 
anschaulichungsbild  von  großer  Schönheit  und  kultur¬ 
historischem  Werte.  -—bl — 


Verschiedenes. 


Eduard  Grisebach  in  seinem  Leben  und  Schaffen. 
Zu  seinem  60.  Geburtstage  am  9.  Oktober  1905.  Von 
Dr.  Hans  Henning.  Mit  zwei  Porträts.  Berlin,  Ernst 
Hofmann  &  Co.  1905.  72  S.  2  M. 

Vor  den  Lesern  der  „Zeitschrift  für  Bücherfreunde“ 
viel  Worte  über  Eduard  Grisebachs  Bedeutung  als 
Sammler,  Ordner,  Beschreiber  der  schönsten  Rara  und 
Kuriosa  des  Büchermarkts  spezifisch-literarischer  Farbe 
verlieren,  dünkt  mich  auch  anläßlich  seines  jüngst  ge¬ 
feierten  Ehrentages  überflüssig,  dem  die  hier  vorzu¬ 
stellende  Schrift  ihren  Ursprung  verdankt.  Übrigens 
hat  der  Herausgeber  unserer  Zeitschrift  schon  vor 
Jahren  in  ihr  als  am  passendsten  Orte  Grisebachs 
Verdienste  und  Eigenart  als  Bibliophile  ins  rechte  Licht 
gesetzt  und  demnächst  soll  hier  die  Bibliographie  aller 
Artikel  über  den  Bibliophilen  Grisebach  und  was  damit 
zusammenhängt  übersichtlich  verzeichnet  werden.  In 
dieser  Hinsicht  erfahren  wir  neugierigen  Bücherfreunde 
in  Hennings  Monographie  nicht  eben  viel,  wenn  wir 
sie  auch  als  bisher  einzige  alle  Gesichtspunkte  wenig¬ 
stens  streifende  Sonderstudie  mit  Dank  dafür  begrüßen, 
nun  über  jede  Seite  der  erstaunlichen  Grisebachschen 
Vielseitigkeit  an  durchaus  verläßlichem  Borne  reinen 
Wein  eingeschenkt  zu  bekommen.  Abgesehen  von 
dem  überaus  solid  angefertigten  chronologischen  Ver¬ 
zeichnis  aller  Grisebachschen  Buch-Veröffentlichungen 
Seite  67 — 71  und  dem  Schlußkapitel  „Der  Weltliteratur- 
Katalog“  weise  ich  auf  den  Seite  17 — 19  wiedergegebe¬ 
nen  Bericht  über  den  Zufallsanlaß  der  Grisebachschen 
Bibliophilie  hin  und  erkläre  das  Büchlein  in  den 
mannigfaltigen  lebens-  und  auch  buchgeschichtlichen 
Einzelheiten  für  gewiß  verläßlich;  auf  tieferes  Erfassen 
des  persönlichen,  schriftstellerischen,  bibliophilen 
Charakters  zielt  Henning  ja  kaum.  Auch  meinen  Auf¬ 
satz  „Ed.  Grisebach  der  Bücherliebhaber“  in  der 
„Gegenwart“  vom  7.  Oktober  1905  darf  ich  hier  wohl 
nennen. 

München.  Ludwig  Fränkel. 

Ein  treuer  alter  Freund  ist  das  bereits  im  fünften 
Jahrgange  vorliegende  Klinisch' sehe  Jahrbuch  (Frank¬ 
furt  a.  M.,  Klimsch  &  Co.).  Der  stattliche,  höchst  ori¬ 
ginell  gebundene  Band  enthält  auch  diesmal  wieder 
eine  reiche  Fülle  durch  anschauliche  Illustrationsproben 
unterstützte  Abhandlungen  und  Berichte  über  die  ver¬ 
schiedenen  Neuheiten  auf  dem  Gesamtgebiet  der  gra¬ 
phischen  Künste.  So  untersucht  Friedrich  Bauer  die 
praktische  Seite  der  modernen  Druckschriften  und 
kommt  zu  dem  Resultat,  daß  die  gesuchte  „Buchschrift 
der  Zukunft“  noch  nicht  gefunden  sei,  daß  aber  das 


Schriftwesen  für  die  Akzidenzausstattung  sich  ent¬ 
schieden  auf  neuen  Bahnen  bewege.  R.  Rübencamp 
weiß  über  den  Zeitungsdruck  von  heute  wenig  rühm¬ 
liches  zu  sagen  und  sieht  in  dem  elektrischen  Druck¬ 
verfahren  den  Zeitungsdruck  der  Zukunft.  Sehr  inter¬ 
essant  sind  auch  die  Aufsätze  von  P.  Hennig  über 
Blindenschrift  und  -druck,  von  E.  Heme  über  den 
Druck  auf  Velourspapiere  und  Eiskartons  und  das  Auf¬ 
trägen  von  Bronzen,  Blattmetallen  und  dergleichen  auf 
diese,  sowie  Keilhacks  Beitrag  über  die  Behandlung 
der  Druckarbeiten  durch  den  Buchbinder.  Andere 
Artikel  beschäftigen  sich  mit  dem  Abziehbilderdruck, 
dem  Dreifarbendruck  und  das  Gigantographie -Ver¬ 
fahren,  den  Lichtdruck  und  die  Postkartenindustrie, 
den  Tonholzschnitt  und  die  Glasradierung.  Über  die 
Photographie  im  Dienste  der  graphischen  Gewerbe 
berichtet  O.  Mente,  über  die  Herstellung  von  Raster- 
Negative  A.  Brandw einer ,  über  die  photomecha¬ 
nischen  Verfahren  im  Stoff-  und  Tapetendruck  F.  Fels¬ 
burg.  Neuerungen  wie  die  Schumachersche  Blende 
für  Autotypie,  die  Holmströmsche  Ätzmaschine,  die 
Lanston- Monotype,  finden  eingehende  Besprechung 
und  Würdigung.  Chronik,  Literatur  -  Übersicht  und 
Patentliste  beschließen  auch  diesmal  den  Band;  dazu 
kommt  ein  General-Index  über  die  bis  jetzt  erschienenen 
fünf  Bände  des  vortrefflichen  Jahrbuchs. 


Bd.  10  von  Meyers  Großem  Konversations-Lexikon 
(Bibliographisches  Institut,  Leipzig)  beginnt  mit  dem 
Buchstaben  I.  Hier  nehmen  naturgemäß  die  Stoff¬ 
gebiete  „Italien“  und  „Japan“  den  breitesten  Raum 
ein.  Zu  „Italien“  gehören  allein  5  Kartenbeilagen;  die 
Darstellung  der  Geschichte  des  Landes  reicht  bis  zum 
Ende  des  Jahres  1903,  die  bibliographische  Übersicht 
ist  vortrefflich.  In  dem  Aufsatz,  der  die  italienische 
Literatur  behandelt,  fiel  mir  der  Satz  auf:  „Der  Meris- 
mus  wird  zum  Zynismus  bei  Lorenzo  Stecchetti“.  Da¬ 
mit  ist  Stecchetti  aber  nicht  abzufertigen ;  Stecchetti 
ist  auch  nicht  in  einem  Atemzug  mit  dem  Schönheits- 
Schaumschläger  d’Anunzio  zu  nennen  —  er  gehört  viel 
eher  der  Gruppe  Carducci,  Aleardi,  Maffei  an.  Unter 
„Japan“  finden  wir  die  Schilderung  des  letzten  Feld¬ 
zugs  bis  zur  Schlacht  bei  Mukden  mit  dem  Hinweis 
„Alles  weitere  siehe  den  Artikel  Russisch-japanischer 
Krieg“;  unter  dem  Buchstaben  R  wird  man  also  jeden¬ 
falls  die  Fortsetzung  bis  zum  Friedensschluß  finden. 
Der  Buchstabe  K  beginnt  im  10.  Bande  und  füllt  den 
ganzen  Band  11.  Aus  dem  Reichtum  der  Bilderbeilagen 
seien  die  ausgezeichneten  Farbenblätter  Kristalle, 
Kostüme  (3  Blatt),  Korallen,  Kolibris,  Kirschen,  Kera¬ 
mik  hervorgehoben :  Muster  des  Dreifarbendrucks.  Der 
Artikel  „Kaufhäuser“  bringt  als  Beilagen  Ansichten  der 
bedeutendsten  Warenhäuser  und  ihre  architektonischen 
Grundrisse;  zu  Kiautschou  ist  eine  neue  Karte  beige¬ 
geben  worden;  besonders  umfangreich  ist  der  Artikel 
Kleidung,  der  auch  ausführlich  die  Reform  der  Frauen¬ 
tracht  berücksichtigt.  Als  glänzendes  Beispiel  für  eine 
literarisch-biographische  Charakteristik  auf  knappstem 
Raum  sei  der  kleine  Aufsatz  über  Heinrich  von  Kleist 
erwähnt,  der  als  Anhang  eine  fast  lückenlose  Biblio¬ 
graphie  bringt. 


390 


Chronik. 


Bei  Otto  Elsner  in  Berlin  erschien  eine  zweibändige 
Neuausgabe  von  Eduard  Devrients  „  Geschichte  der 
deutschen  Schauspielkunst“  (in  Halbfranz  M.  25).  Schon 
hundert  Jahre  vor  Devrient  begann  Ekhof  mit  einer 
Geschichte  des  deutschen  Theaters.  Seine  Aufzeich¬ 
nungen  sind  verschollen,  aber  die  Anregungen,  die  er 
gegeben,  wurden  von  anderer  Seite  aufgenommen  und 
ausgeführt.  Gewiß  von  J.  F.  Löwen  in  dem  knapp  ge¬ 
faßten  Versuch,  den  er  1766  in  den  vierten  Band  seiner 
Gesammelten  Schriften  aufnahm,  der  kürzlich  in  den 
bei  Ernst  Frensdorfif  in  Berlin  erscheinenden  „Neu¬ 
drucken  literarhistorischer  Seltenheiten“  von  Heinrich 
Stümcke  neu  herausgegeben  worden  ist  und  der  bei 
allen  ihm  anhaftenden  Mängeln  doch  tatsächlich  „die 
erste  Pflugfurche  auf  jungfräulichem  Boden“  war.  Ob 
Ekhof  auch  der  Redaktion  der  Chronologie  des  deut¬ 
schen  Theaters  von  Chr.  H.  Schmid  nahegestanden 
hat,  ist  zweifelhaft,  dürfte  aber  nicht  unwahrscheinlich 
sein.  Jedenfalls  ist  es  richtig,  wenn  Hans  Devrient  im 
Vorwort  zu  dem  großen  Werke  seines  Oheims  sagt, 
daß  alle  diese  ersten  Versuche,  sich  über  den  histo¬ 
rischen  Zusammenhang  klar  zu  werden,  in  dem  die 
Erscheinung  und  Betätigung  der  damaligen  Bühnen¬ 
künstler  mit  der  Vergangenheit  stand,  auf  das  innigste 
mit  den  Bestrebungen  zur  Hebung  des  Standes  und 
seiner  Kunstleistungen  überhaupt  zusammenhingen,  wie 
sie  in  den  Tagen  der  Schauspieler -Akademie  der 
Schönemannschen  Gesellschaft  durch  Ekhof  ins  Leben 
gerufen  waren.  Einen  ähnlichen  Verein  begründete 
Eduard  Devrient  1834  in  Berlin,  und  dessen  theater¬ 
geschichtliche  Forschungen  mögen  ihm  zuerst  die  An¬ 
regung  zu  seiner  Geschichte  der  deutschen  Schauspiel¬ 
kunst  gegeben  haben,  wenn  die  Frucht  auch  erst  viel 
später  zur  Reife  gedeihen  sollte. 

In  den  stürmischen  Frühlingstagen  des  Jahres  1848 
ließ  er  die  ersten  drei  Bände  seines  Werkes  in  die 
Welt  gehen;  nach  zwölfjähriger  Unterbrechung  erschien 
(1861)  der  vierte  Band,  und  erst  1874  der  letzte.  Mate¬ 
rialien  zu  einer  Neuausgabe  hatte  er  unermüdlich  ge¬ 
sammelt.  Otto  Devrient  nahm  die  Arbeit  des  Vaters 
auf,  ließ  sie  aber  unausgeführt  wieder  liegen.  In¬ 
zwischen  war  das  alte  Werk  auf  dem  Buchhändlerwege 
kaum  noch  aufzutreiben;  um  so  größer  ist  das  Ver¬ 
dienst  des  Elsnerschen  Verlags,  dem  die  jüngste 
theatergeschichtliche  Forschung  rege  Förderung  ver¬ 
dankt,  sich  zu  einer  wohlfeilen  Neuausgabe  entschlossen 
zu  haben.  Hans  Devrient  ist  mit  pietätvollem  Sinn  an 
die  Herausgabe  gegangen  und  hat  dem  Werk  von  dem, 
was  ihm  seinen  dauernden  Wert  sichert:  der  großen 
Auffassung  von  der  Kulturaufgabe  der  Bühne,  nichts 
genommen;  er  hat  sich  mit  bibliographischen  Hin¬ 
weisen  begnügt,  denen  zugleich  die  zum  Teil  noch  von 
Eduard  Devrient  selbst  herrührenden,  zum  Teil  aus  der 
Feder  seines  Sohnes  Otto  stammenden  Zusätze  beige¬ 
fügt  sind.  So  tritt  Devrients  Geschichte  der  deutschen 


Schauspielkunst  in  alter  Gestalt  und  neuem  Gewände 
abermals  vor  die  Öffentlichkeit  und  wird  hoffentlich 
bei  allen  Theaterfreunden,  insonderheit  aber  in  den 
Kreisen,  für  die  es  geschrieben  wurde:  in  der  Schau¬ 
spielerwelt,  warmherzige  Aufnahme  finden. 

Zu  gleicher  Zeit  erschien,  ebenfalls  von  Hans 
Devrient  herausgegeben,  in  Carl  Krabbes  Verlag  (Erich 
Gußmann)  in  Stuttgart  ein  zweites  Devrientbuch:  Die 
Jugenderinnerungen  der  Therese  Dez'rient  (mit  12  Text- 
und  8  Vollbildern).  Die  Gattin  Eduards  gibt  hier  in 
köstlich  frischen  Schilderungen  die  Geschichte  ihrer 
Mädchen-  und  Liebeszeit  und  ihrer  jungen  Ehe  wieder. 
Viele  ihrer  Erlebnisse  sind  auch  rein  äußerlich  höchst 
interessant,  wie  die  Persönlichkeiten,  mit  denen  sie  in 
mehr  oder  weniger  enge  Berührung  trat;  aber  reiz¬ 
voller  noch  sind  die  unmittelbar  wirkenden  Äußerungen 
ihres  erquicklichen  Naturells,  die  diese  „Erinnerungen 
einer  glücklichen  Frau“  zu  einem  wahrhaften  Hausbuch 
stempeln.  Der  Verlag  hat  für  geschmackvolle  Aus¬ 
stattung  Sorge  getragen;  die  eingestreuten  Bilder,  teils 
aus  Eduard  Devrients  Skizzenbücher,  teils  aus  Thereses 
Schreibmappe  und  Album  stammend,  geben  dem  präch¬ 
tigen  Buche  erhöhten  Wert.  — bl — 

Eine  neue  Bandserie  des  Frensdorffschen  Verlags 
(Berlin)  bilden  die  ,, Berliner  Kuriosa“,  für  deren 
Herausgabe  von  No.  2  ab  einer  der  besten  Kenner 
Alt-Berlins,  Gotthilf  Weisstein,  zeichnet.  Heft  1  um¬ 
faßt  den  Faksimiledruck  einer  1785  erschienenen  kleinen 
Flugschrift  „Nachricht  von  einer  schönen  That“ ,  als 
deren  Verfasser  der  bekannte  Berliner  Lokalschrift¬ 
steller  Aug.  Friedr.  Cranz  gilt.  Ernst  Frensdorff  hat 
dem  mit  seinen  hübschen  Vignetten  und  seinem 
Porträtkupfer  trefflich  reproduzierten  Heftchen  ein  paar 
erläuternde  Worte  beigefügt.  Heft  2  bringt  Silvius 
Landsbergers  parodistische  Puppenkomödie  „Don  Car¬ 
los,  der  Infantrist  von  Spanien,  oder  das  kommt  davon, 
wenn  man  seine  Stiefmutter  liebt“  vom  Jahre  1851. 
Gotth.  Weisstein  gibt  dazu  eine  sehr  interessante  Unter¬ 
suchung  über  den  Verfasser  und  über  die  Berliner 
Puppenspiele  vergangener  Zeit.  — m. 


Eine  vortreffliche  billige  Volksausgabe  von  Eduard 
Mörikes  gesammelte?i  Schriften  verausgabt  die  G.  J. 
Göschensche  Verlagshandlung  in  Leipzig  (zwei  Bände 
in  Leinen  M.  5,  in  Halbfranz  M.  6,50).  Mörikesche 
Erstausgaben  stehen  z.  Z.  bei  den  Bibliophilen  hoch 
im  Preise.  Aber  auch  unter  den  Nichtsammlern  wächst 
die  Mörikegemeinde,  und  es  wäre  erfreulich,  wenn  die 
vorliegende  wohlfeile  Ausgabe  dazu  beitragen  wollte, 
den  Dichter  des,,MalerNolten“  undso  vieler  stimmungs¬ 
voller  Lieder  auch  in  weiteren  Kreisen  bekannt  zu 
machen.  — m. 


Nachdmck  verboten.  —  Alle  Rechte  Vorbehalten. 

Für  die  Redaktion  verantwortlich:  Fedor  von  Zobeltitz  in  Berlin  W.  15. 

Alle  Sendungen  redaktioneller  Natur  an  dessen  Adresse  erbeten. 

Gedruckt  von  W.  Drugulin  in  Leipzig  für  Velhagen  &  Klasing  in  Bielefeld  und  Leipzig  auf  Papier  der  Neuen  Papier-Manufaktur 

in  Straßburg  i.  E. 


ZEITSCHRIFT 

FÜR 

BÜCHERFREUNDE. 

Monatshefte  für  Bibliophilie  und  verwandte  Interessen. 

Herausgegeben  von  Fedor  von  Zobeltitz. 

9.  Jahrgang  1905/1906. _ _  Heft  10:  Januar  1906. 


Die  Illustrationen 

in  Stephan  Arndes  Bibel  1494  und  andere  Lübecker  Holzschnitte. 

Von 

Axel  L.  Romdahl  in  Stockholm. 


ie  niederdeutsche  Bibel,  die  im 
Jahre  1494  aus  Stephan  Arndes 
Offizin1  hervorging,  bezeichnet 
sowohl  durch  den  Umfang  der 
Arbeit  wie  durch  die  typogra¬ 
phische  und  illustrative  Aus¬ 
stattung  den  Höhepunkt  der  Lübecker  Buch¬ 
kunst  des  XV.  Jahrhunderts.  Schon  deshalb 
dürfte  eine  Untersuchung  und  ein  vergleichen¬ 
der  Überblick  über  die  lübische  Buchillustration 
von  diesem  Werk  auszugehen  haben,  und  im 
folgenden  wird,  wie  ich  hoffe,  diese  Wahl  des 
Ausgangspunktes  noch  weitere  Berechtigung 
erhalten. 

Die  genannte  Bibel  ist  wohl  zuweilen  als  der  am 
besten  illustrierte  deutsche  Druck  des  XV.  Jahr¬ 
hunderts  gerühmt  und  die  Holzschnitte  sind 
hie  und  da  auch  zum  Gegenstand  andeuten¬ 
der  Charakteristiken  gemacht  worden.  Aber 
einer  eingehenden  Analyse  derselben  hat  bis¬ 
her  niemand  seine  Zeit  widmen  wollen,  viel¬ 
leicht  weil  man  kein  positives  Ergebnis,  das  die 
Mühe  lohnte,  erwarten  konnte.  Die  Resultate, 
die  ich  gewonnen  zu  haben  glaube,  sind  denn 
auch  bescheiden,  verdienen  aber,  meine  ich 
doch,  veröffentlicht  zu  werden,  wenn  sie  auch 


nur  den  Zweck  hätten,  zu  einer  erneuten,  scharf¬ 
sichtigeren  und  glücklicheren  Behandlung  der 
interessanten  Fragen,  die  sich  hier  der  For¬ 
schung  bieten,  den  Anstoß  geben  zu  können. 
Schon  Richard  Muther2  bemerkte,  daß  die 
Holzschnitte  sich  weiterhin  im  Werke  ver¬ 
schlechterten.  Aber  es  handelt  sich  nicht  nur 
um  eine  rein  technische  oder  qualitative  Ver¬ 
schlechterung,  um  mangelhafteren  Schnitt  oder 
weniger  sorgfältige  Zeichnung,  sondern  um 
einen  durchgreifenden  stilistischen  Unterschied, 
der  uns  gestattet,  die  Bilder  in  zwei  Gruppen, 
A  und  B,  zu  teilen. 

Das  erste  Bild  der  A-Gruppe  ist  „Kain  und 
Abel“,  und  zu  dieser  Gruppe  gehören  dann  die 
Zeichnungen  sämtlicher  Holzschnitte  bis  zum 
1.  Kapitel  des  1.  Buchs  der  Könige  (1.  Buchs 
Samuelis)  einschließlich,  mit  Ausnahme  von 
zweien:  den  Bildern  zum  3.  Buch  Moses  Kap.  10 
und  zum  4.  Buch  Moses  Kap.  13,  die  zur 
B-Gruppe  gerechnet  werden  müssen. 

Die  A-Gruppe  besteht  aus  zusammen  fünfzig 
verschiedenen  Bildern:  eine  genügend  große 
Anzahl,  um  eine  klare  und  bestimmte  Auf¬ 
fassung  ihrer  künstlerischen  Eigenart  (siehe 
Abb.  1)  zu  ermöglichen.  Technisch  ist  diesen 


1  Hain,  Repert.  Bibi.  3143.  —  2  R.  Muther,  Die  ältesten  deutschen  Bilderbibeln.  München  1883,  S.  14. 

Z.  f.  B.  1905/1906.  51 


392 


Romdahl,  Die  Illustrationen  in  Stephan  Amdes  Bibel  von  1494  etc. 


Illustrationen  eine  gut  angewandte  Strichzeich¬ 
nungsmanier  eigen,  die  sich  geschickt  den 
Motiven  anpaßt  und  bald  breit  und  kräftig  ist, 
bald  in  minutiöse  Punktierung  übergeht.  Die 
Haltung  ist  stark  malerisch,  und  die  Brücke 
ist  vollständig  abgebrochen  zwischen  diesen 
Holzschnitten  und  der  älteren  für  Illuminierung 
bestimmten  Art.  Der  Schnitt  selber  steht  auf 
demselben  vorgeschrittenen  Standpunkt  wie  die 
Zeichnung.  Die  Gestalten  in  diesen  Bildern 
sind  sicher  und  keck  gezeichnet,  nicht  selten  in 
gewagter  Verkürzung,  und  verraten  eine  offen¬ 
bare  Liebe  zur  Menschenfigur  um  ihrer  selbst 
willen.  Die  Männer  sind  kraftvoll  und  sehnig, 
mit  markantem  Gesicht,  hochgewölbter  Stirn, 
Adlernase  und  spitzem  Kinn;  die  Frauen  treten 
mit  würdiger  Anmut  auf.  Die  Landschaft 
ist  mit  großzügiger  Breite  behandelt,  als  Ein¬ 
heit  gefaßt,  gut  zusammengehalten  und  wohl 
abgewogen  im  Verhältnis  zu  der  figürlichen 
Komposition.  In  ihr  ebenso  wie  in  Trachten 
und  dem  Drum  und  Dran  ist  eine  glückliche 
Mitte  gehalten  zwischen  Dürftigkeit  und  naiver 
Buntheit  und  Mannigfaltigkeit  in  den  Details. 

Das  Feld  und  der  Boden  werden  ohne  kon¬ 
ventionelle  und  stereotype  Formeln  durch  eine 
freie  und  wechselnde  Strichführung  wieder¬ 
gegeben,  die  Bäume  sind  im  Vordergründe  ent¬ 
laubt,  mit  genau  studierten  Stamm-  und  Zweig¬ 
bildungen,  im  Hintergründe  in  voller  Laubpracht 
mit  breitem  Plan  von  Schatten  und  Lichtem 
dargestellt.  Die  Komposition  ist  trotz  des 
kleinen  Formats  wahrhaft  monumental,  die 
Gruppierung  klar  und  zielbewußt,  so  daß  die 
Hauptsache  immer  hervorgehoben  und  das 


Nebensächliche  beiseite  geschoben 
wird.  Die  Polymythie,  das  Zu¬ 
sammenbringen  mehrerer  Erzäh¬ 
lungsaugenblicke  auf  einem  Bilde, 
ist  im  allgemeinen  vermieden,  und 
wo  sie  mitunter  vorkommt,  be¬ 
herrscht  doch  immer  eine  Haupt¬ 
szene  das  Bild,  während  die  andern 
Episoden  nur  die  Landschaft 
staffieren.  Hierin  und  auch  in  ihrer 
Form,  ihrem  Wesen  verraten 
diese  Holzschnitte  Stil  und  Auf¬ 
fassung  einer  neuen  Zeit  und 
neue  Impulse,  nicht  zum  wenigsten 
aus  der  Kunst  Italiens.  Dem, 
der  sich  nicht  mit  den  Arbeits¬ 
methoden  unter  den  Meistern  des  XV.  und 
XVI.  Jahrhunderts  vertraut  gemacht  hat,  mag 
es  seltsam  Vorkommen,  daß  diese  Bilder  von 
einem  Vorbild  beeinflußt  wurden,  das  von  ihrem 
Standpunkt  aus  schon  altmodisch  scheinen 
müßte,  nämlich  von  der  Kölner  Bibel  vom 
Jahre  1479. 1  Ikonographisch  und  hinsichtlich 
der  Komposition  schließen  sich  verschiedene  A- 
Schnitte  in  der  Lübecker  Bibel  an  entsprechende 
Illustrationen  des  erwähnten  Druckes  an  —  so 
z.  B.  „die  Jakobsleiter“,  „Joseph  wird  ins  Ge¬ 
fängnis  geführt“,  „Moses’  Wunder“  (2.  Buch 
Mose  Kap.  7),  „Der  Übergang  über  das  Rote 
Meer“,  4.  Buch  Mose  Kap.  10,  Buch  der 
Richter  Kap.  6.  In  einigen  Fällen  —  und  das 
macht  die  Abhängigkeit  um  so  deutlicher  — 
ist  das  Schema  der  Kölner  Bibel  mit  Ver¬ 
tauschung  von  rechts  und  links  benutzt. 

Richten  wir  nun  unsere  Aufmerksamkeit 
auf  die  B- Gruppe,  so  treffen  wir 
schon  im  Anfänge  der  Bibel  in 
dem  großen  St.  Hieronymusschnitt, 
in  dem  sphärischen  Schöpfungs¬ 
bild  und  im  Sündenfall  einige 
Proben  derselben.  Ferner  stoßen 
wir  bei  3.  Buch  Mose  Kap.  10,  4. 

Buch  Mose  Kap.  13  und  in  dem 
kleinen  Hieronymusschnitt,  der 
zum  erstenmal  vor  dem  Buch 
Josua  angewandt  wird  und  später¬ 
hin  28  mal  in  der  Bibel  vorkommt, 
auf  andere  B-Illustrationen  mitten 

1  Über  die  Holzschnitte  dieser  siehe 
R.  Kautzsch,  Die  Holzschnitte  der  Kölner 
Bibel  von  1479,  Straßburg  1896. 


Abb.  2. 

Kostümfigur  aus 
Jakobs  Begräbnis, 
die  in  umgekehrter 
Kopie  in  Abb.  4 
wiederkehrt. 


Romdahl,  Die  Illustrationen  in  Stephan  Arndes  Bibel  von  1494  etc. 


393 


in  der  sonst  geschlossenen  Reihe  der  A- 
Gruppe.  Erst  mit  dem  5.  Kapitel  des  1. Buchs 
der  Könige  (1.  Buchs  Samuelis)  beginnt  ihre 
zusammenhängende  Folge  und  reicht  darauf, 
nur  von  ein  paar  aufs  neue  benutzten  Schnitten 
der  A- Gruppe  unterbrochen  („Josua  wird  von 
Moses  gesegnet“,  verwandt  als  „David  wird  von 
Samuel  gesalbt“,  und  „der  Turmbau  zu  Babel“ 
als  Illustration  zum  Wiederaufbau  des  Tempels, 
Buch  Esra  Kap.  6  —  in  beiden  Fällen  wird 
der  neue  Inhalt  der  Darstellung  durch  hinzu¬ 
gefügte  gedruckte  Namen  bei  den  Haupt¬ 
personen  verdeutlicht),  bis  dahin,  wo  die  speziell 
für  die  Bibel  ausgeführten  Illustrationen  auf¬ 
hören,  während  nur  drei  aus  einem  1485  von 
Stephan  Arndes  herausgegebenen  Plenarium 
geliehenen  Schnitte  und  ein  kleines  Bild  mit 
einem  Apostel,  der  einem  Boten  einen  Brief 
übergibt,  zur  spärlichen  Verzierung  des  Neuen 
Testaments  dienen. 

Die  B-Gruppe  besteht  aus  vierzig  verschie¬ 
denen  Bildern.  Sehr  auffällig  sind  die  stilistischen 
Unterschiede  zwischen  den  beiden  Gruppen. 
Sowohl  die  Zeichnung  wie  der  Schnitt  sind  in 
der  B-Gruppe  bedeutend  gröber.  Betrachten  wir 
deren  Figuren,  so  tritt  in  ihnen  ein  eigentüm¬ 
licher  Gegensatz  hervor  zwischen  einem  starken 
Gebundensein  an  die  Tradition  und  einem  deut¬ 
lichen  Ungeschick  in  der  Zeichnung:  Schwächen, 
die  sich  namentlich  in  den  Kostümfiguren  und 
in  der  Faltenbehandlung  bemerkbar  machen, 
und  andererseits  einem  unverkennbaren  Streben 
nach  Lebendigkeit  und  eleganter  Gestaltung, 
ein  Streben  nach  demselben  entwickelten 
Renaissancestil,  der  den  A-Schnitten  ihr  Ge¬ 
präge  gibt.  Daß  diese  für  die  B-Gruppe  von 
vorbildlicher  Bedeutung  waren,  geht  mit  voller 
Sicherheit  unter  anderm 
daraus  hervor,  daß  eine 
Kostümfigur  (Abb.  2)  im 
Holzschnitte  „Jakobs  Begräb¬ 
nis“  (auch  als  „Arons  Bestat¬ 
tung“  verwendet)  in  um¬ 
gekehrter  Kopie  auf  der 
Illustration  zu  „David  und 
Bathseba“  (Abb.  4)  wieder¬ 
kehrt.  Die  ungleiche  Quali¬ 
tät  des  Originals  und  der 
Kopie  sind  für  die  beiden 
Aus  Sunte' Birgitten  Gruppen  besonders  bezeich- 

openbaringe  1496.  nend.  Die  Ansätze  der 


B- Illustrationen  zu  einer  freien  und  kühnen 
Figurendarstellung,  zur  Wiedergabe  von  Be¬ 
wegung  und  Verkürzung  machen  alle  ohne 
Ausnahme  den  Eindruck  von  „Wollen,  aber 
nicht  können“.  Und  dasselbe  Urteil  muß  man 
gerechterweise  fällen  über  ihre  Bemühungen, 
durch  zahlreiche  Runzeln  und  Falten  den  Ge¬ 
sichtern  eine  kräftige  Charakteristik  zu  geben. 
Die  Landschaft  (siehe  Abb.  7)  ist  auf  diesen 
Bildern  äußerst  konventionell:  runde  Berg¬ 
kulissen  und  überhängende  Klippen,  von  Burgen 
gekrönt,  und  zwischen  ihnen  sich  schlängelnde 
Wege.  Bäume  werden  naiv  so  wiedergegeben, 
daß  jedes  Blatt  für  sich  gezeichnet  ist.  Das 
Feld  im  Vordergründe  ist  in  strenger  Stilisie¬ 
rung  dargestellt,  mit  Steinen,  die  wie  ein  kleiner 
Halbkreis  gezeichnet  auf  einer  kahlen,  ebenen 
Fläche  liegen,  und  steifen  Pflanzen  von  zwei, 
drei  ständig  wiederkehrenden  Typen.  Innen¬ 
räume,  die  infolge  von  Polymythie  häufig  auf 
dem  gleichen  Bilde  Vorkommen,  auf  dem  Szenen 
im  Freien  stattfinden,  sind  wie  kleine  Häuser 
gestaltet,  die  sich  dem  Beschauer  mit  einem 
geschmückten  Tor  öffnen.  Die  Architektur  ist 
immer  spätgotisch,  im  Gegensatz  zur  A-Gruppe, 
wo  sie  stets  dasselbe,  am  ersten  romanische 
Gepräge  hat,  das  die  meisten  niederländischen 
Gemälde  aus  dem  XV.  Jahrhundert  kennzeichnet. 
Die  Komposition  ist  in  der  B-Gruppe  meistens 
gehäuft  und  verworren,  nicht  zum  wenigsten 
infolge  einer  in  ausgedehntem  Maße  ange¬ 
wandten  Polymythie,  durch  die  das  Interesse 
des  Betrachters  in  hohem  Grade  zerstreut 
wird.  Die  Darstellung  zerfällt  oft  genug  in 
mehrere  Felder  mit  einzelnen  Episoden,  durch 
Häuser-  und  Bergkulissen  bis  an  den  oberen 
Bildrand  hinaufgeführt.  Nach  dieser  ungünstigen 
Charakteristik  der  B-Gruppe  muß  jedoch  aner¬ 
kannt  werden,  daß  ihre  Bilder  einer  gewissen 
Wirkung  und  einer  frischen  Erzählergabe  nicht 
entbehren.  Durch  den  Vergleich  mit  der 
A-Gruppe  geraten  sie  in  ein  unvorteilhaftes 
Licht,  an  sich  aber  sind  sie  keineswegs  zu  ver¬ 
achten.  Nachdem  wir  nun  mit  der  B-Gruppe 
bekannt  geworden  sind,  wird  es  uns  klar,  daß 
auch  einige  Bilder,  deren  Zeichnung  ihre  Zu¬ 
gehörigkeit  zur  A-Gruppe  unverkennbar  ver¬ 
rät,  im  Schnitt  mit  der  B-Gruppe  Verwandt¬ 
schaft  zeigen  und  eben  beim  Schneiden  in  einer 
Reihe  von  Einzelheiten  im  Stile  der  letzteren 
verändert  worden  sind  —  besonders  muß  auf 


394 


Romdahl,  Die  Illustrationen  in  Stephan  Arndes  Bibel  von  1494  etc. 


Abb.  4.  David  und  Bathseba.  Aus  Arndes  Bibel  1494. 
(B  -  Gruppe.) 


die  Behandlung  von  Bäumen,  Feld  und  Pflanzen 
hingewiesen  werden.  Solche  Bilder  sind  z.  B. 
„Die  Arche  Noah“,  „Abraham  und  Melchisedek“, 
„Abraham  wird  von  den  Engeln  besucht“,  „Der 
Übergang  durch  das  Rote  Meer“,  „Der  Lob¬ 
gesang  Moses“,  „Das  Mannapflücken“. 

Um  die  Frage  nach  der  Stellung  der  A- 
und  B-Gruppen  zu  einander  noch  mehr  aufzu¬ 
hellen,  müssen  wir  uns  danach  umsehen,  ob 
etwa  unter  andern  Lübecker  Holzschnitten  etwas 
mit  den  beiden  verschiedenen  Gruppen  Zusam¬ 
mengehöriges  zu  finden  ist.  Vor  allem  wird  es 
uns  dann  deutlich,  daß  wir  in  dem  berühmten 
„Des  dodes  dantz“,1 2 3  in  Lübeck  im  Jahre  1489 
bei  „dem  Drucker  mit  den  drei  Mohnköpfen“ 
gedruckt,  ein  Werk  vor  uns  haben,  das  stili¬ 
stisch  vollständig  mit  der  A-Gruppe  überein¬ 
stimmt.  Sowohl  Landschaft  als  auch  Gestalten 
besitzen  eine  unbestreitbare  Ähnlichkeit  mit  den 
zu  der  genannten  Gruppe  gehörenden  Bildern 
in  der  Bibel.  Auf  den  Zusammenhag  zwischen 

*  W.  L.  Schreiber  hat  in  dem  Aufsatze  „Die  Toten¬ 
tänze“,  Zeitschrift  für  Bücherfreunde  1898,  S.  291  f.,  321  ff. 
über  diese  Totentanzillustrationen  geäußert:  „Diese  Holz¬ 
schnitte  erinnern  auch  an  einen  Kupferstich  des  in  Bocholt 
tätigen  Goldschmieds  Israel  von  Meckenem  Ich  möchte 
im  gleichen  Zusammenhänge  darauf  hinweisen,  daß  mehrere 
Figuren  dieses  Kupferstiches  wirkliche  Kopien  nach  Lübecker 
Holzschnitten  sind. 

2  Adolph  Goldschmidt,  Rode  und  Notke,  zwei  Lübecker 
Maler  des  XV.  Jahrhunderts.  Zeitschrift  für  bildende  Kunst 
1901»  S.  33  ff.,  S.  55  ff. 

3  Hain  9990;  neue  Auflagen  1492,  1499. 

4  Abbildung  einer  ganzen  Seite  aus  diesem  Buche  in 
Schück  och  Warburg,  Illustrerad  Svensk  Literaturhistoria  I. 
(Stockholm  1896  ff.) 

5  Kongl.  Bibliotekets  (i  Stockholm)  handlingar  1884. 


dem  Totentanz  und  der  Bibel 
—  diese  hier  als  Ganzes  ge¬ 
nommen  —  ist  schon  früher 
ein  I^orscher  aufmerksam  ge¬ 
worden,  Adolph  Goldschmidt.* 
Irgend  ein  anderes  Werk,  sei 
cs  nun  ein  graphisches  oder 
Gemälde,  das  mit  der  A-Gruppe 
in  der  Bibel  Verwandtschaft 
zeigte,  habe  ich,  selbst  mit  Aus¬ 
dehnung  des  Forschungsge¬ 
bietes  außerhalb  des  Bannkreises 
der  Lübecker  Kunst,  nicht  zu 
entdecken  vermocht. 

Dagegen  hat  ein  Suchen 
nach  Bildern,  die  etwa  mit  der 
B- Gruppe  zusammengehörten,  meine  Erwar¬ 
tungen  noch  übertroffen.  Im  Passionale,  von 
Stephan  Arndes  1488  gedruckt 3  (siehe  Abb.  5 
und  6),  zeigen  die  Illustrationen,  größtenteils 
kleinere,  quadratische  Schnitte  mit  Heiligen  und 
Märtyrerszenen,  dieselbe  eigentümliche  Mischung 
von  altertümlicher  Ungeschicklichkeit  im  ganzen 
und  Versuchen  zu  einer  neuen  Lebendigkeit 
und  Eleganz  in  gewissen  Figuren,  besonders 
Henkersknechten,  Kriegern  und  Frauen,  und 
dieselbe  bezeichnende  Manier  in  der  Land¬ 
schaft  wie  in  den  B-Bildern  der  Bibel.  Deren 
Stil  erkennen  wir  ferner  wieder  in  einem  für 
uns  Schweden  besonders  interessanten  Buche, 
nämlich  Birgittas  Offenbarungen,  gedruckt  von 
Bartholomäus  Gothan  in  Lübeck  1492.4 5  Um 
diese  Ausgabe  zu  besorgen,  fuhren  demVadstena- 
diarium  zufolge  1491  zwei  Mönche,  Petrus 
Ingemari  und  Gerardus,  ersterer  „sacerdos“, 
letzterer  „laicus“,  nach  Lübeck.  Klemming  hat 
in  seiner  Birgittabibliographie*  mit  Berufung  auf 
ein  paar  Anmerkungen,  daß  der  Deutsche 
Gerardus,  „qui  novit  sculpere  et  depingere“,  im 


Abb.  5.  Birgitta.  Aus  dem  Passionale  1488. 


Romdahl,  Die  Illustrationen  in  Stephan  Arndes  Bibel  von  1494  etc. 


395 


Abb.  7.  David  und  Nathan.  Aus  Arndes  Bibel  1494. 
(B-  Gruppe.) 


Jahre  1487  als  Laienbruder  im 
Vadstenakloster  aufgenommen 
wurde  und  bei  seinem  Tode 
1515  das  Zeugnis  bekam  „hic 
fuit  bonus  pictor“,  schließen 
wollen,  daß  er  die  Illustrationen 
des  Werkes  ausgeführt  habe. 

Dieser  Schluß  scheint  mir  doch 
etwas  übereilt.  Man  kann  sich 
denken,  daß  der  kunstver¬ 
ständige  Deutsche  nach  Lübeck 
entsandt  wurde  mit  einer  an¬ 
dern  Aufgabe  als  der,  selbst 
Birgittae  Offenbarungen  zu  illu¬ 
strieren.  Einmal  konnte  er  ja 
als  geborener  Deutscher  hier 
von  Nutzen  sein,  ferner  darf  man  die  Ver¬ 
mutung  wagen,  daß  er,  da  in  den  ikonogra- 
phischen  Traditionen  vom  Mutterkloster  des  Sal¬ 
vator-Ordens  bewandert,  die  Illustrierung  des 
Kanons  der  Birgittiner  leiten  und  überwachen 
sollte,  daß  er  der  Kopf  sein  sollte,  während  es 
den  Fachleuten  am  Orte  überlassen  blieb,  die 
Hand  bei  dieser  Arbeit  zu  sein.  Eine  solche 
Hypothese,  besonders  ihr  letztes  Glied,  wird 
gestützt  durch  eine  stilistische  und  vergleichende 
Untersuchung  der  Bilder  des  Buches.  Diese 
unterscheiden  sich  allerdings  vom  Passionale 
und  der  B-Gruppe  der  Bibel  darin,  daß  sie  ihre 
Wirkung  hauptsächlich  durch  kräftige  Konturen 
ohne  mehr  durchgeführte  Schattierung  erhalten. 
Aber  diese  streng  lineare  Zeichnungsweise 
findet  ihre  Erklärung  darin,  daß  die  Auflage 
und  insbesondere  die  sechzehn  Exemplare,  die 
auf  Pergament  gedruckt  wurden,  wohl  auf  Illu¬ 
minierung  berechnet  waren.  Beim  Betrachten 
des  farbigen  Pergamentexemplars  in  Skoklosters 
Bibliothek  gewinnt  man  die  Auffassung,  daß 
diese  Bilder  dafür  bestimmt  waren,  so  wie  es 


Abb.  6.  Birgitta.  Aus  dem  Passionale  1488. 


in  diesem  Falle  geschehen  ist,  mit  Gold,  Azur¬ 
blau  und  Purpur  ausgemalt  zu  werden. 

Ein  anderer  Umstand,  der  bei  einem  Ver¬ 
gleich  mit  den  oben  behandelten  Lübecker 
Illustrationen  mit  in  Betracht  zu  ziehen  ist,  ist 
ferner  der  ungewöhnlich  große  Maßstab,  in 
welchem  einige  der  Holzschnitte  in  Birgittae 
Offenbarungen  ausgeführt  sind.  Im  übrigen 
zeigen  diese  in  der  Tat  eine  ganz  entschiedene 
Übereinstimmung  mit  dem  Passionale  und  der 
B-Gruppe  in  Figuren,  Landschaft-  und  Feld¬ 
behandlung.  Durch  eine  Menge  spezieller 
Parallelen  (Pferde,  Teufelsgestalten,  Engel  usw.) 
kann  der  Zusammenhang  beleuchtet  und  über 
allen  Zweifel  erhoben  werden,  aber  der  Raum 
verbietet  uns  leider,  das  im  Bilde  zu  tun,  ob¬ 
wohl  es  sehr  verlockend  wäre. 

Ebenso  wie  die  B-Gruppe  der  Bibel  suchen 
auch  die  Illustrationen  der  Birgitta-Offen¬ 
barungen  Weisheit  zu  holen  aus  dem  vollen¬ 
deten  Stil  der  A-Gruppe  und  haben  gleichfalls 
eine  Gestalt  aus  einem  zu  ihr  gehörigen  Schnitt 
entlehnt.  Die  kräftige  Rückenfigur  (Abb.  8) 
am  weitesten  rechts  in  „Moses  segnet  den 
Josua“,  kehrt  in  umgekehrter  Kopie  (Abb.  9) 
wieder  am  weitesten  links  in  dem  Schnitt  mit 
Kriegsleuten  im  zweiten  Buche  der  Offen¬ 
barungen,  und  es  ist  recht  bezeichnend  für  die 
unüberlegte  Art  und  Weise  des  Kopisten,  zu 
arbeiten,  daß  er  nicht  daran  gedacht  hat,  daß 
das  Schwert  bei  der  Umkehrung  auf  die  un- 
rechte  Seite  kam.  Aus  dem  Faktum,  daß  sich 
diese  Kopie  in  diesem  im  Jahre  1492  erschie¬ 
nenen  Buche  befindet,  läßt  sich  nur  schließen, 
daß  zu  diesem  Zeitpunkte  ein  rechtes  Bild  - — 


396 


Romdahl,  Die  Illustrationen  in  Stephan  Arndes  Bibel  von  1494  etc. 


Zeichnung  oder  Holzschnittabdruck  —  von  der 
ebengenannten  Figur  existierte.  Der  Schnitt  in 
der  Bibel  wird  nicht  mit  voller  Sicherheit  datiert. 

Es  liegt  nicht  in  dem  Plane  dieser  Ab¬ 
handlung,  auf  eine,  wenn  auch  noch  so 
knappe  Darstellung  der  lübischen  Buchillustra¬ 
tion  in  ihrer  Gesamtheit  zur  fraglichen  Zeit 
einzugehen;  indes  kann  ich  nicht  umhin,  zu  er¬ 
wähnen,  daß  Holzschnitte,  die  mit  der  B-Gruppe 
in  der  Bibel,  dem  Passionale  und  Birgittas 
Offenbarungen  übereinstimmenden  Charakter 
zeigen,  überdies  Vorkommen  in  „Dat  Bok  der 
Medelynghe  Marien“,  gedruckt  bei  Stefan  Arn¬ 
des  1494  (mehrere  spätere  Auflagen),  „Sunte 
Birgitten  openbaringe“,  gedruckt  von  dem  un¬ 
bekannten  Drucker  mit  den  drei  Mohnköpfen 
1496  (Abb.  3)  und  in  „Boek  van  dem  Schack¬ 
speie“,1 2 3  Lübeck  ohne  Jahr.  Das  Ergebnis 
unserer  Untersuchung  dürfte  also  folgendes 
werden:  An  die  A-Gruppe  in  der  Bibel  schließt 
sich  allein  der  Totentanz  von  1489  an,  und 
der  Stil  in  diesen  Bildern  ist  etwas  in  ganz 
Norddeutschland,  ja  Nordeuropa  durchaus 
Neues  und  Ungesehenes,  worauf  die  vorauf¬ 
gehende  Lübecker  Kunst  nicht  vorbereitet  und 
das  sie  auch  nicht  fortsetzt.  Dies  Neue  muß 
einer  ausgeprägten  und  ungewöhnlichen  Künst¬ 
lerindividualität  zugeschrieben  werden,  einem 
Meister  in  des  Wortes  höchstem  Sinne,  der  in 
Lübeck  ungefähr  von  1488  an  eine  kurze  Zeit 
tätig  war.  Die  B-Gruppe  in  der  Bibel  zeigt 
ausgesprochene  Stilgemeinschaft  mit  den  Bildern 
in  den  meisten  und  besten  übrigen  illustrierten 
Druckwerken,  die  aus  den  verschiedenen  Offi¬ 
zinen  in  Lübeck  am  Ende  des  XV.  Jahrhunderts 
hervorgingen.  Zwar  ist  der  Stil  hier  nicht  so 
stark  individuell,  aber  doch  zu  fest  und  durch¬ 
gebildet,  als  daß  man  nur  von  einem  allge¬ 
meinen  Schulzusammenhang  reden  könnte.  Im 
Gegenteil,  auch  hier  haben  wir  es  noch  mit 
einem  Meister  zu  tun,  aber  vielleicht  in  diesem 
Falle  mit  einem  mehr  mittelalterlich-zünftigen, 
dem  eine  Werkstatt  von  Holzschneidern  und 
Zeichnern  zur  Seite  gestanden  haben  mag. 


Da  liegt  es  denn  nahe 
auf  der  Hand,  auf  einen  von 
denen  zu  schließen,  welche, 
wie  urkundlich  erwiesen,  um 
diese  Zeit  in  Lübeck  ge¬ 
arbeitet  haben.  Adolph 
Goldschmidt  wies  in  seinem 
oben  angeführten  Aufsatz 
auf  gewisse  bestimmte  Ähn¬ 
lichkeiten  zwischen  den  Bibel¬ 
illustrationen,  die  er  „über 
einen  Kamm  schert“,  und 
Bernt  Notke  hin,  dem  neben 
Hermen  Rode  hervorragend- 


Abb.  8. 

Kostümfigur  aus  dem  Bilde 
,, Moses  segnet  den  Josua." 


sten  uns  bekannten  Künstler  der  Stadt  zu 
dieser  Zeit.  Und  nach  einem  Vergleich 
zwischen  der  B-Gruppe  und  den  mit  ihr 
zusammengehörenden  Bildern  sowie  Notkes 
großem  authentischen  Werk,  dem  Altarschrank 
in  Aarhus’  Domkirche  (gemalt  1479)*  und  dem 
Altarschrank  in  der  Heiligengeistkirche  in  Reval 
(gemalt  1483), 3  wie  auch  einigen  ihm  und 
seiner  Schule  zugeschriebenen  Arbeiten,4 5  er¬ 
scheinen  mir  die  Ähnlichkeiten,  welche  Gold¬ 
schmidt  hervorhob:  in  Gesichtstypen,  Architek¬ 
tur,  Feld,  Landschaft  und  Komposition,  in  der 
Tat  schlagend.  Ohne  eine  Behauptung  auf¬ 
stellen  zu  wollen,  möchte  ich  doch  erwähnen, 
daß  ich  Verwandtschaft  gefunden  zu  haben 
glaube  zwischen  den  Bildern  in  Rudimentum 
Novitiorum  (bei  Lukas  Brandis  1475  gedruckt), 
dem  Aarhusaltar  und  der  genannten  Illustrations¬ 
gruppe.  Gern  sei  zugegeben,  daß  die  Unter¬ 
suchung  hierüber  in  bedenklichem  Maße  durch 
den  langen  Zeitabstand  zwischen  der  Ent¬ 
stehung  der  verschiedenen  Werke  erschwert 
wird.  —  Wie  haben  wir  uns  schließlich  den  Ver¬ 
lauf  bei  der  Illustrierung  der  Bibel  zu  denken 
und  die  Mitwirkung  zweier  so  ungleicher  Meister 
zu  erklären?  Zunächst  stellen  wir  fest,  daß 
Bilder  beider  Sorten  mitunter  in  demselben 
Bogen  Vorkommen,  s  Durch  Untersuchung  der 
Anbringung  der  Holzschnitte  gelangen  wir  also 
zu  keinem  Resultat.  Wir  müssen  uns  mit  einer 


1  In  diesem  letzten  Falle  stütze  ich  mich  mangels  Autopsie  auf  Dr.  I.  Collijns  freundliche  Mitteilung  darüber. 

2  Abbildungen  in  Francis  Beckett,  Altertavler  i  Danmark  fra  den  senere  Middelalder,  Kopenhagen  1895. 
Taf.  VI  bis  XVI. 

3  Abbildungen  in  W.  Neumann,  Werke  mittelalterlicher  Holzplastik  und  Malerei  in  Livland  und  Estland. 
Lübeck  1892. 

4  Siehe  Adolph  Goldschmidt,  Lübecker  Malerei  und  Plastik  bis  zum  Jahre  1530*  Taf.  XXII. 

5  Daß,  wie  Muther  in  seiner  angeführten  Arbeit  angibt,  gewisse  Illustrationen  in  einer  Anzahl  Exemplaren  fehlen, 
dürfte  dadurch  zu  erklären  sein,  daß  die  betreffenden  Stöcke  während  des  Drucks  beschädigt  wurden. 


Romdahl,  Die  Illustrationen  in  Stephan  Arndes  Bibel  von  1494  etc. 


397 


Mutmaßung  begnügen,  und  da 
dürfte  es  wohl  am  nächsten  liegen, 
zu  vermuten,  daß  der  Auftrag,  die 
Bibel  zu  illustrieren,  zuerst  dem 
Meister  der  A- Gruppe  zuteil 
wurde  und  daß  dieser  später  aus 
irgendwelchem  Anlaß,  wahrschein¬ 
lich  infolge  seines  Todes,  vom 
B-Meister  abgelöst  wurde. 

Der  Zweck  dieser  Zeilen  war 
in  erster  Linie,  die  A-Gruppe  in 
(in  dem  Bilde  der  der  Bibel  abzusondern  und  nach- 
Knegsieute  im  11.  zuweisen  welch  einen  großen 

Buch  der  Offen-  ’  => 

barungen)  von  und  bemerkenswerten  Künstler 
Abb- 8-  wir  in  dem  Schöpfer  dieser  und 
des  Totentanzes  kennen  lernen.  Sehen  wir 
uns  in  der  damaligen  Kunst  nördlich  der 
Alpen  nach  einem  ihm  Ebenbürtigen  um,  so 
erstaunen  wir  über  seine  Einsamkeit.  Keiner 
von  den  Malern  und  Illustratoren  der  Nieder¬ 
lande,  Deutschlands  und  Frankreichs  um  diese 
Zeit  besaß  seine  Fähigkeit,  derb  und  sicher 
seine  Gestalten  zu  zeichnen,  großzügig  harmo¬ 
nisch  zu  komponieren,  Licht  und  Schatten, 
Wasser  und  Land  so  einfach  und  so  lebendig 
wiederzugeben,  wenige  von  ihnen  seine  drama¬ 
tische  Phantasie  und  psychologische  Sehergabe. 
Und  bei  keinem  von  ihnen  haben  Geist  und 
Form  der  italienischen  Frührenaissance  so  früh¬ 
zeitig  und  so  vollkommen  Eingang  gefunden. 
Seine  Frauen  erinnern  an  Carpaccio,  seine 
Männer  an  Mantegna,  seine  Gruppen  bisweilen 
an  Plaquetten  des  Quattrocento  (siehe  „Kain 
und  Abel“,  „Simson  und  der  Löwe“)-  Wer 
mag  er  gewesen  sein?  War  er  ein  junger 
Norddeutscher  —  ein  wenig  von  lokaler  Tra¬ 
dition  spürt  man  vielleicht  hier  und  da  in  seinem 
Werk  — ,  durch  Wanderjahre  in  fremden  Län¬ 
dern,  in  Flandern  und  Italien  geschult,  und 
wurde  er  durch  ein  unsanftes  Geschick  entrückt, 
ehe  er  sein  großes  Werk  vollendet  sah,  die 
Illustrierung  von  Stefan  Arndes  Bibel?  — 

Der  vorstehende  Aufsatz  ist  zuerst  in  der 
Zeitschrift  „Allmanna  Svenska  Boktryckare- 
föreningens  Meddelanden“,  April  1905,  er¬ 
schienen,  und  zwar  als  erste  Veröffentlichung 
der  Hauptergebnisse  einer  mehrjährigen  Unter¬ 
suchung.  —  Erst  im  Spätsommer  wurde  ich 
mit  der  im  Jahre  1904  herausgegebenen  Göt¬ 


tinger  Dissertation  „ Die  Lübecker  Buchillustra- 
tion  des  XV  Jahrhunderts “  von  Dr.  Adolph 
Tronnier  bekannt.  Mit  gespanntem  Interesse 
begann  ich  das  Studium  der  leider  bisher  nur 
teilweise  gedruckten  Arbeit.  Vor  allem  wünschte 
ich  zu  erfahren,  wie  der  Verfasser  das  von  mir 
zur  Behandlung  aufgenommene  Grundproblem 
in  der  Geschichte  der  Lübecker  Illustrationen 
—  sind  alle  Bilder  der  Bibel  von  1494  von 
demselben  Meister  gezeichnet  oder  nicht?  — 
beantworten  würde.  Auf  Seite  22  wird  die 
Antwort  in  folgender  Weise  gegeben.  Nach¬ 
dem  der  Verfasser  die  Ungleichheit  der  Holz¬ 
schnitte  und  ihre  Verschlechterung  vom  ersten 
Buch  der  Könige  ab  und  dazu  noch  die  Über¬ 
einstimmung  der  schwächeren  Bibelbilder  mit 
dem  Passionale  von  1492  und  den  Werken 
nach  1494  bemerkt  hat,  fährt  er  fort:  „Hier 
aber  gleich  einen  zweiten  Künstler  anzunehmen, 
ist  nicht  nötig  und  kaum  erlaubt.  Die  Inten¬ 
tionen  unseres  Meisters  und  seine  Arbeitsweise 
scheinen  überall  durch.  Im  ärgsten  Falle  hätten 
wir  in  den  Rissen  korrigierte  Werkstattarbeit 
anzunehmen.  Wir  werden  uns  aber,  was  die 
Bibel  anbetrifft,  die  Vorzeichnungen  zu  den 
letzten  Illustrationen  annähernd  adäquat  denen 
im  Beginn  des  Buchs  vorzustellen  haben,  wo¬ 
bei  wir  nur  berücksichtigen,  daß  der  Reißer  aus 
Zeitmangel  nicht  mehr  die  anfängliche  Sorg¬ 
falt  aufwenden  konnte.  Die  schlechte  Aus¬ 
führung  indes  wird  Schuld  des  Formschneiders 
sein.  Die  Vorzeichnungen  sind  von  ihm  ver¬ 
schnitten,  verstümpert,  zum  Teil  auf  eine  fast 
unerträgliche  Weise  verschlechtert  .  .  .“  Das 
Resultat,  zu  dem  Dr.  Tronnier  kommt,  ist  also 
den  in  meinem  Aufsatze  entwickelten  Ansichten 
durchaus  entgegengesetzt.  Ich  bin  aber  von  der 
Richtigkeit  derselben  immer  noch  völlig  über¬ 
zeugt  und  glaube,  daß  jeder,  der  an  stilkritischen 
Beurteilungen  gewöhnt  ist,  einsehen  muß,  daß 
der  Unterschied  zwischen  den  besseren  und 
den  schwächeren  Schnitten  nicht  nur  in  der 
schlechteren  Schnitttechnik  liegt,  sondern  vor 
allem  in  der  künstlerischen  Qualität  der  Zeich¬ 
nung.  Außerdem  haben  wir  ja,  wie  ich  schon 
in  meinem  Aufsatze  bemerkte,  Gelegenheit  fest¬ 
zustellen,  wie  sich  Risse  der  A-Gruppe,  wenn 
sie  in  der  groben  Weise  der  B-Gruppe  ge¬ 
schnitten  sind,  ausnehmen.  Will  man  nun  aber 
davon  ausgehen,  der  Totentanz,  die  ganze  Bibel 
und  alle  die  Illustrationen,  die  der  B-Gruppe 


Abb.  9. 

Umgekehrte  KoDie 


398 


Schapire,  Das  Horarium  von  Chantilly. 


verwandt  sind,  seien  von  einem  einzigen  Meister 
gezeichnet,  und  will  man,  von  allen  diesen  Werken 
ausgehend,  den  Stil  jenes  Meisters  analysieren, 
so  versucht  man  das  Unmögliche.  Scharfsinn 
und  Feinsinn  sind  vergeblich,  und  wie  viele 
treffliche  Einzelbeobachtungen  auch  Vorkommen 
mögen,  das  Totalbild  bleibt  doch  schwebend 
und  unsicher.  Die  Qualität  der  A-Gruppe  wird 
herabgezogen  und  der  Wert  der  B-Gruppe  un¬ 
rechtmäßig  erhöht.  Und  dies  ist  nicht  wenig 
bedeutungsvoll,  denn  so  geht  uns  die  Möglich¬ 
keit  verloren,  den  vielleicht  größten  Künstler 
auf  deutschem  Boden  vor  Dürer  voll  und  klar 


zu  erfassen.  Dafür  ist  die  Möglichkeit  nahe 
gerückt,  daß  die  Lübeckische  Lokalkunst,  wie 
sie  in  den  betreffenden  anderen  Holzschnitten 
zum  Vorschein  kommt,  in  ihrer  echten  Eigen¬ 
art  zur  Geltung  gelangt.  Suum  cuique! 

Uber  beide  Themen  ließen  sich  noch  er¬ 
gebnisreiche  Untersuchungen  machen.  Aus 
Dr.  Tronniers  Buch  sind  dann  auch  gewiß  viele 
Anregungen  zu  holen.  Durch  meinen  Beitrag, 
der  auf  eine  erschöpfende  Behandlung  des 
Materialgebietes  keinen  Anspruch  erhebt,  wollte 
ich  vorläufig  nur  den  Ausgangspunkt  angeben. 

Stockholm,  im  September  1905. 


D  as  Horarium  von  Chantilly. 

Von 

Dr.  Rosa  Schapire  in  Hamburg. 


er  Herzog  Jean  von  Berry  (1345/1416) 
war  einer  der  ersten  Kunstmäcene 
großen  Stiles  im  Norden  und  vielleicht 
der  größte  Bücherliebhaber  und  -Sammler  Frank¬ 
reichs.  In  den  alten  Inventaren  von  1402,  1413 
und  1416  —  letzteres  nach  dem  Tode  des 
Herzogs  aufgenommen  —  sind  über  300  illu¬ 
strierte  Bücher  verzeichnet,  dem  Sinne  der  Zeit 
entsprechend  geistlichen  Inhalts.  Aus  verschie¬ 
denen  Quellen  stammt  die  herzogliche  Bibliothek. 
Bücher  aus  der  Sammlung  Karls  V.  sind  nach 
dessen  Tode  in  Jean  von  Berrys  Besitz  über¬ 
gegangen,  zahlreiche  Illuminatoren  waren  un¬ 
ablässig  tätig,  seinem  Bedürfnis  nach  Schönheit 
und  Luxus  gerecht  zu  werden,  und  von  frem¬ 
den  Kaufleuten  hat  er  viele  reich  geschmückte 
Werke  erworben.  Daraus  folgt  zur  Genüge, 
daß  seine  Bibliothek  Bücher  verschiedener  Zeit¬ 
perioden  und  verschiedenen  stilistischen  Ge¬ 
präges  enthalten  mußte. 

Äußerlich  unterscheiden  sich  die  Hand¬ 
schriften  des  Herzogs  von  Berry  schon  dadurch 
von  den  älteren,  daß  es  nicht  mehr  namenlose 
Werke  sind.  Nicht  mehr  sind  Miniaturen  das 
Werk  frommer  Mönche,  die  bescheiden  zurück¬ 
treten  hinter  dem  Bilde,  das  allein  zu  Gottes 
Ehre  entstanden  ist:  ein  neuer  Geist  und  ein 
neues  Kunstwollen  spricht  aus  den  Bildern 


weltlicher  Männer,  die  am  Hofe  des  Herzogs 
Proben  ihres  Können  ablegen  und  deren  Namen 
in  Chroniken  gefeiert  werden. 

Von  Jehan  le  Noir  (um  1380  gestorben), 
Jean  Muievre,  der  vielleicht  mit  Jean  de  Demay 
identisch  ist  und  Jean  de  Costances  sind  nicht 
mehr  als  die  Namen  erhalten.  Dagegen  können 
wir  uns  ein  Bild  machen  von  Andre  Beauneveu 
und  Jaquemart  de  Hesdin,  deren  Werke  in 
Brüssel  und  Paris  aufgehoben  wrerden  und  für 
die  der  Chronist  Froissart  überschwengliche 
Worte  des  Lobes  hat. 

Das  Brüssler  Gebetbuch  (Kat.  Nr.  1 1060/61), 
aus  dem  ein  starkes  Naturempfinden  spricht, 
steht  den  biblischen  Darstellungen  der  Heures 
von  Chantilly  schon  ziemlich  nahe.  Schildert 
der  Künstler  Mariä  Flucht  nach  Ägypten,  so 
bringt  er  an  Stelle  des  lieblichen  Idylls,  das 
uiiC  von  Schongauer  und  Dürer  her  vertraut  ist, 
eine  Winterlandschaft  mit  kahlen  Bäumen. 
Allerdings  liegen  hier  nicht  Naturbeobachtungen 
zugrunde.  Diese  Kalksteinmotive  bei  Tuff¬ 
formen  kommen  in  der  Giotto-Schule  und  bei 
den  Sienesen  vor  und  verraten,  wo  der  Künstler 
sich  seine  Anregung  geholt  hat.  Auch  der 
Marientypus  ist  italienisch.  Der  sich  von  der 
Stadtmauer  herunterschlängelnde  Weg  ist  ein 
Motiv,  mit  dem  die  gesamte  niederländische 


Schapire,  Das  Horarium  von  Chantilly. 


399 


Kunst  arbeitet  und  findet  sich  noch  auf  den 
Hintergründen  Memlingscher  Madonnen  sowie 
beim  Meister  von  Flemalle.  Bemerkenswert  ist 
besonders  die  abenteuerliche,  in  eine  abge¬ 
brochene  Kuppe  auslaufende  Felsformation,  die 
in  Melchior  Broederlams  Altar  in  Dijon  und  im 
Horarium  in  Chantilly  ähnlich  wiederkehrt. 

In  Brüssel  ist  die  Landschaft  nicht  mehr 
Kulisse:  sie  wird  Kompositionsfaktor,  und  so 
groß  ist  das  Verlangen,  die  Grenze  des  ge¬ 
schlossenen  Raumes  zu  durchbrechen,  daß  bei 
einer  Geburt  Christi  über  dem  Dache  in  naiver 
Weise  Felsen  aufgetürmt  werden,  auf  denen 
sich  kleine  Menschen  bewegen.  Dem  Minia¬ 
turisten  schwebt  die  Idee  einer  Verkündigung 
an  die  Hirten  vor.  Auf  der  Kreuztragung  fehlt 
der  Stadthintergrund  nicht.  Noch  ist  selbst  der 
Versuch  nicht  gemacht,  Jerusalem  darzustellen; 
der  Künstler  begnügt  sich  mit  einem  ihm  vor¬ 
schwebenden  Stadtbild  schlechthin.  Auch  hier 
wieder,  besonders  in  der  Art,  wie  Figuren  und 
Raum  miteinander  verbunden  sind,  Anklänge 
an  die  Sienesen.  Die  Streitfrage,  ob  im  Brüsseler 
Gebetbuch  die  Hand  Beauneveus  oder  Jaquemart 
de  Hesdin’s  zu  erkennen  ist,  eine  Streitfrage, 
über  die  die  Akten  wissenschaftlich  noch  nicht 
geschlossen  sind,  ist  hier  mit  Absicht  nicht  ge¬ 
streift  worden. 

Kommt  man  aber  von  diesen  mehr  oder 
weniger  tastenden  Versuchen,  mit  Hilfe  ent¬ 
lehnter  Formen  dem  Natureindruck  nahe  zu 
treten,  zum  Livre  d’heures  in  Chantilly,  so 
steht  man  vor  etwas  Unbegreiflichem.  Es  ist 
ein  Sprung  geschehen,  eines  der  ganz  großen 
Wunder  in  der  Kunst:  mit  einem  Schlage  sind 
die  Menschen  sehend  geworden.  Einem  ge¬ 
nialen  Künstler  hat  die  Natur  ihre  Reize  er¬ 
schlossen,  und  mit  Meisterhand  hat  er  sie  fest¬ 
zuhalten  gewußt.  Er  hat  die  Natur  im  Winter 
gesehen,  wenn  sie  unter  der  Schneedecke 
schlummert,  und  die  erwachende  Landschaft 
im  Frühling,  die  sich  mit  den  ersten  Blüten 
schmückt.  Er  hat  den  Duft  frischer  Heugarben 
geatmet  und  Erdgeruch  gespürt,  wenn  der 
Pflug  die  Erdschollen  aufwühlt  und  Samen 
der  Erde  anvertraut  wird.  —  Von  den  van 
Eycks  ist  gesagt  worden,  daß  ihre  Kunst  eine 
höfische  sei,  die  nur  sonntäglich  geputzte  Men¬ 
schen  kenne  und  die  Natur  im  Feierkleide. 
Höfische  Kunst  sollte  die  Miniaturmalerei  mehr 
als  jede  andere  sein;  sie  wendet  sich  nicht  an 
Z.  f.  B.  1905/1906. 


eine  große  gläubige  Gemeinde,  sondern  zaubert 
auf  die  kleinste  Bildfläche  Blättchen,  die  zur 
Erbauung  weniger  Auserwählter  dienen;  aber 
dieser  Künstler  hat  mit  sicherer  Hand  ins  Leben 
hineingegriffen :  die  lustig  tafelnde  Hofgesellschaft 
hat  er  gesehen  und  die  Bürger,  die  sich  vor 
dem  Kaminfeuer  wärmen,  er  weiß  zu  erzählen 
vom  Schiffer,  vom  Jäger  und  seiner  Hundemeute, 
die  sich  unter  schmetterndem  Halali  auf  den 
Eber  stürzt. 

Das  Horarium,  das  sich  heute  in  Chantilly 
befindet,  wird  im  Inventar  von  1416  als  un¬ 
vollendet  bezeichnet,  jedoch  auf  500  Pfund 
taxiert.  Dieser  hohe  Betrag  für  ein  unfertiges 
Buch  beweist,  welchen  stolzen  Rang  es  in  der 
Sammlung  des  Herzogs  eingenommen  hat.  Ver¬ 
schiedene  Miniaturen  des  Gebetbuches  sind  in 
der  Tat  unverkennbar  später  entstanden  und 
liegen  außerhalb  des  Rahmens  dieser  Betrach¬ 
tungen.  Der  Fall,  daß  ein  Gebetbuch  nach 
etwa  fünfzig  Jahren  von  fremder  Hand  fertig¬ 
gestellt  wurde,  ist  nicht  vereinzelt.  Aus  ein¬ 
gestreuten  Wappen  von  Montferrat  und  Savoyen 
hat  Delisle  geschlossen,  daß  die  ergänzten 
Blätter  im  Aufträge  savoyischer  Prinzen  ent¬ 
standen  sind. 

Im  Inventar  sind  die  Namen  der  ausführen¬ 
den  Künstler  erhalten:  Paul  von  Limburg  und 
seine  Brüder  Hermand  und  Jehannequin  werden 
ausdrücklich  genannt.  Mehrere  Künstlerhände 
sind  im  Original  zu  unterscheiden,  doch  läßt 
sich  der  Anteil  der  Brüder  nicht  genau  be¬ 
stimmen.  Mehrfach  sind  die  drei  Brüder,  die 
vielleicht  Manuel  hießen,  in  den  Rechnungs¬ 
büchern  mit  besonderer  Auszeichnung  erwähnt. 
Wahrscheinlich  sind  sie  aus  dem  Dienst  Philipps 
des  Kühnen  in  den  des  Herzogs  getreten  und 
vielleicht  wie  Jan  van  Eyck  zum  „valet  de 
chambre“  ernannt  worden.  Hermands  Name 
fehlt  einmal  auf  einer  der  Rechnungen;  sollte 
er  in  Italien  sein?  Ohne  die  Brücke  einer 
italienischen  Reise  kommt  man  hier  nicht 
mehr  aus. 

Die  Monatsdarstellungen  in  Chantilly  sind  auf¬ 
fallenderweise  ohne  jedes  Rankenwerk,  während 
selbst  die  Künstler  der  Heures  de  Turin  nicht 
darauf  verzichten.  Der  Eindruck  des  Bildes 
soll  hier  durch  ornamentales  Beiwerk  nicht  ge¬ 
trübt  werden.  Dagegen  kommen  die  Embleme 
des  Herzogs  von  Berry:  Bär,  Schwan,  seine 
Lettern  U.  C.,  die  wohl  als  Rebus  Ursine  (Ours 

52 


400 


Schapire,  Das  Horarium  von  Chantilly 


Cygne)  zu  deuten  sind,  und  sein  Wahlspruch 
„Le  temps  vendra“  im  Buche  mehrfach  vor. 

Zwei  Einflüsse  kreuzen  sich  in  den  Heures 
de  Chantilly:  neben  dem  Italienisierenden  der 
Bilder  aus  der  Heiligenlegende  das  unbefangene 
Herangehen  an  die  Natur  der  Monatsdar¬ 
stellungen,  das  vielleicht  eine  bewußte  Reaktion 
gegen  die  italienische  Strömung  ist.  Hier  gab  es 
kein  Vorbild,  an  das  man  sich  anlehnen  konnte, 
weder  in  der  Heimat  noch  in  der  Fremde;  es 
galt  etwas  absolut  Neues  zu  schaffen,  und  der 
Künstler  hat  aus  Eigenem  zu  schöpfen  gewußt. 
Der  Eindruck  des  Horariums  von  Chantilly  war 
auch  ein  so  großer,  daß  das  um  Jahrzehnte 
ältere  Grimani-Brevier  fast  wörtliche  Abschriften 
der  Monatsblätter  bringt. 

Sehr  früh  schon  taucht  der  Gedanke  auf, 
ein  Kalendarium  Gebetbüchern  voranzustellen. 
Es  gehört  zum  festen  Bestandteil  eines  Livre 
d’heures,  wohl  um  damit  den  ewigen,  für  jede 
Zeit  und  jede  Stimmung  geeigneten  Charakter 
eines  Horariums  zu  betonen.  Man  beschränkt 
sich  aber  in  der  Frühzeit  auf  einige  andeutende 
Bäumchen,  die  keine  Vorstellung  der  im  be¬ 
treffenden  Monat  vorwaltenden  Beschäftigung 
geben,  geschweige  denn  den  Stimmungszauber 
der  Natur  festhalten.  Vergleicht  man  das  No¬ 
vemberblatt  im  Horarium  der  Königin  Johanna 
von  Navarra  (um  1330)  mit  dem  gleichen  Blatt 
im  Brevier  von  Belleville  (um  1350),  in  den 
Petites  heures  in  Paris  (um  1385;  Kat.  Nr.  180, 
14)  und  den  Beiles  grandes  Heures  in  Paris 
(um  1409;  Kat.  Nr.  919),  so  ergiebt  sich,  daß 
das  gleiche  Schema  sich  fast  achtzig  Jahre 
lang  erhalten  hat;  nur  ganz  geringe  Variationen 
kommen  vor  in  dem  immer  üppiger  werdenden 
Rankenwerk  und  in  einzelnen  zur  Hauptgruppe 
hinzutretenden  Personen. 

In  den  Heures  de  Chantilly  ist  das  italieni- 
sierendste  unter  den  Blättern  der  Marienlegende 
die  Darstellung  im  Tempel.  Die  Szene  ist  in 
engster  Anlehnung  an  Taddeo  Gaddis  Fresko 
Mariae  Tempelgang  in  der  Baroncelli  Kapelle 
in  Sta.  Croce  entstanden.  Infolgedessen  wurde 
mit  dem  üblichen  Schema  gebrochen;  die  Szene 
spielt  nicht  im  geschlossenen  Tempelraum,  und 
der  Schwerpunkt  liegt  nicht  auf  der  Überreichung 
des  Kindes  an  den  Priester.  Die  Akzente  sind 
an  anderer  Stelle  verteilt:  Maria  und  das  Kind, 
beide  durch  den  Heiligenschein  kenntlich,  lösen 
sich  kaum  von  der  sie  umgebenden  Menge, 


und  im  Mittelpunkt  der  Darstellung  steht  Marias 
Begleiterin,  die  sich  sonst  bescheiden  im  Hinter¬ 
gründe  hält  Und  doch  hat  sich  der  nordische 
Künstler  nicht  sklavisch  an  sein  Vorbild  ge¬ 
halten.  Aus  dem  von  seiner  Mission  erfüllten, 
ganz  jungen  Mädchen  in  einfach  schleppendem 
Kleide  ist  eine  modisch  geputzte  Schöne  ge¬ 
worden,  die  fast  herausfordernd  zum  Bilde 
herausblickt.  Das  bis  auf  den  Boden  fallende 
Kopftuch,  das  ihrer  Gestalt  eine  weiche  Kon¬ 
tur  gibt,  betont  das  Feierliche  des  Augenblickes. 
Auch  der  Priester  hat  an  Würde  gewonnen; 
seine  getragene  I  Iandbewegung  deutet  die  Weihe 
des  Augenblickes  an.  Die  drei  Kinder  an  der 
Treppe  verraten  ihre  italienische  Herkunft;  auch 
der  architektonische  Aufbau,  der  dem  Miniatu¬ 
risten,  augenscheinlich  den  größten  Eindruck 
gemacht  hat,  ist  von  Gaddi  übernommen.  Aber 
die  Tempelhalle  ist  klarer  durchgeführt;  der 
störende  unorganische  Anbau  rechts  fehlt,  der 
linke  ist  besser  angegliedert. 

Auch  in  der  Anbetung  der  Könige  leben 
italienische  Züge.  Die  Verbindung  zwischen 
Maria,  Christus  und  dem  knienden  König,  der 
dem  Kinde  demütig  den  Fuß  küßt,  erinnert  an 
die  gleiche  Szene  auf  Gentile  da  Fabrianos 
Anbetung  der  Könige  in  der  Akademie  in 
Florenz.  Da  diese  das  Datum  1423  trägt,  die 
Miniatur  aber  vor  1416  entstanden  ist,  müssen 
beide  Bilder  auf  ein  gemeinsames,  älteres,  ver¬ 
lorenes  Vorbild  zurückgehen.  Doch  die  Figuren 
lösen  sich  in  Chantilly  viel  freier  vom  Grunde 
als  dies  bei  Gentile  der  Fall  ist,  wenn  auch 
die  Landschaft  durchaus  konstruiert  ist.  Auf¬ 
fallend  ist,  daß,  während  der  Miniaturist  sich  be¬ 
müht,  durch  orientalische  Typen  und  Trachten 
der  Szene  ein  südliches  Gepräge  zu  verleihen, 
er  im  Hintergründe  das  wohlbekannte  Gebäude 
der  Ste.  Chapelle  anbringt.  Aber  selbst  diese 
lokalen  Anklänge  sind  nicht  räumlich  wiederge¬ 
geben,  sondern  flächenhaft  übereinandergestellt 

Am  ungenügendsten  ist  die  Landschaft  im 
irdischen  Paradies  mit  dem  aufsteigenden  Ter¬ 
rain  und  den  schematischen  Bergen,  die  das 
Paradies  einfassen.  Die  schlanke  Architektur 
hat  Anklänge  an  Gebäude  aus  Orvieto  und 
Florenz.  Die  Darstellung  setzt  sich  aus  vier 
kontinuierenden  Einzelszenen  zusammen.  F.  von 
Duhn  hat  darauf  hingewiesen,  daß  der  kniende 
Adam,  dem  Eva  den  Apfel  überreicht,  sich 
in  Haltung  und  Geberde  eng  anlehnt  an 


Schapire,  Das  Horarium  von  Chantilly. 


401 


den  Torso  eines  kämpfenden  Galliers  aus  der 
Schule  von  Pergamon.  Dieser  Torso,  heute 
im  Museum  von  Aix,  befand  sich  im  XV.  Jahr¬ 
hundert  in  Florenz,  wo  unser  Künstler  ihn  ge¬ 
sehen  haben  wird.  Vielleicht  ist  es  der  erste 
Fall  einer  direkten  Entlehnung  aus  der  Antike 
in  der  nordischen  Kunst;  diese  Statue  muß  den 
niederländischen  Malern  einen  starken  Eindruck 
gemacht  haben;  findet  sich  doch  die  gleiche 
Gestalt  wieder  in  Rogier  van  der  Weydens 
„jüngstem  Gericht“  in  Beaune. 

Ein  ganz  anderer  Geist  als  aus  dem  an¬ 
mutigen  Paradies  spricht  aus  der  Höllendarstel¬ 
lung,  der  gewaltigsten  unter  den  biblischen  Szenen 
in  Chantilly.  In  Großzügigkeit  und  genialer  Er¬ 
findung  steht  sie  nicht  zurück  hinter  den  größten 
Todesdarstellungen,  die  auf  italienischem  Boden 
im  XIV.  Jahrhundert  entstanden  sind:  dem 
Triumph  des  Todes  im  Campo  Santo  zu  Pisa 
und  Giottos  Jüngstem  Gericht  in  Padua.  Was 
dort  einer  Wand  bedurfte,  wurde  hier  auf  ein 
kleines  Blättchen  gebannt  und  ist  dem  größten 
Maßstab  gewachsen.  Vielleicht  war  ein  Natur¬ 
eindruck  der  Ausgangspunkt:  der  flammen¬ 
speiende  Vesuv  scheint  dem  Künstler  vorge¬ 
schwebt  zu  haben.  Auch  die  scharfen  Felskegel 
erinnern  an  die  Silhouette  des  Vulkanes.  Mag 
immerhin  der  auf  dem  Rost  liegende  Teufel  an 
Gestalten  erinnern,  die  bei  Giotto  Vorkommen: 
empfangene  Eindrücke  sind  hier  zu  einem 
Ganzen  und  zu  etwas  durchaus  Eigenem  ver¬ 
arbeitet.  Mit  Aufgebot  aller  Kraft  und  wahr¬ 
haft  satanischer  Freude  treten  die  beiden  Teufel 
rechts  und  links  den  Blasebalg,  ziehen  an  den 
Hebebalken,  auf  daß  das  Menschengezücht  in 
Flammen  zugrunde  gehe.  Kein  versöhnender 
Schluß  mildert  den  Eindruck,  nichts  von  Auf¬ 
erstehung  und  Eremitenleben:  nur  Tod  und 
Verderben.  Vor  solchen  Bildern  begreift  man, 
daß  der  germanische  Norden  im  XV.  und  XVI. 
Jahrhundert  zur  Heimat  der  Totentänze  werden 
mußte. 

Unmittelbare  italienische  Anklänge  zeigt  die 
Ansicht  Roms  aus  der  Vogelperspektive,  die 
wie  das  irdische  Paradies  in  ein  Rundbild  kom¬ 
poniert  ist.  Die  einzelnen  Gebäude  sind  kaum 
wiederzuerkennen;  zugrunde  liegen  mögen  ihnen 
selbstgemachte  Beobachtungen,  viel  deutlicher 
ist  aber  die  Anlehnung  an  ein  Fresko  Taddeo 
di  Bartolos  in  Siena,  das  zwischen  1413/ 14  ent¬ 
standen  ist. 


Auf  dem  Kampf  des  heiligen  Michael  mit 
dem  Drachen  zieht  französische  Architektur 
ein.  Im  Hintergründe  auf  dem  Mont  St.  Michel 
erscheint  mit  Porträttreue  die  Abtei,  die  „Mer- 
veille“,  wie  sie  in  der  Normandie  heißt,  mit 
ihren  Strebepfeilern,  dem  Lisenenfries  und  der 
vieltürmigen  Anlage.  Vorgelagert  ist  ihr  ein 
kleines  Häusermeer.  Die  gleiche  architekto¬ 
nische  Anlage  findet  sich  auf  einem  Blatte  der 
Heures  de  Turin  (Nr.  30),  nur  tritt  dort  an 
Stelle  der  Abtei  ein  Schloß.  Der  Mont  St.  Michel 
spielt  in  französischen  Miniaturen  eine  große 
Rolle,  auch  im  Livre  d’heures  des  Herzogs  von 
Bretagne  Pierre  II.  fehlt  er  nicht. 

Der  italienische  Einfluß  in  den  biblischen 
Kompositionen  —  es  sind  hier  nur  einige  heraus¬ 
gegriffen  —  ist  zu  groß,  als  daß  er  sich  anders 
erklären  ließe  denn  durch  den  Aufenthalt  eines 
der  Brüder  von  Limburg  in  Italien.  Mit  der 
Annahme  eines  durch  einen  Dritten  empfan¬ 
genen  Skizzenbuches  kann  man  hier  nicht  aus- 
kommen,  wo  so  bedeutende  Entlehnungen  aus 
Fresken  vorhanden  sind.  Und  diese  Reise  hat  gar 
nichts  Unwahrscheinliches.  Vielfach  waren  die 
Fäden  geknüpft  zwischen  Frankreich  und  Italien. 
Louis  d’Orleans  holt  sich  seine  Frau  Valentine 
aus  Mailand;  nach  Neapel  verpflanzen  die  An¬ 
jous  französiche  Art  und  Sitte,  in  Avignon 
halten  die  Päpste  ihren  Hofstaat.  Pietro  da 
Verona,  der  Mailänder  Miniaturist,  wirkt  als 
Bibliothekar  am  Hofe  des  Herzogs  von  Berry; 
italienische  Miniaturmaler  stehen  in  dessen 
Diensten;  französische  Künstler  wie  Jacques  Cone 
werden  nach  Mailand  berufen,  in  anderen  wie 
in  Jean  de  Mignot  und  Andre  de  Compiegne 
erwacht  der  uralte  Zug  nach  dem  Süden  — 
warum  sollte  nicht  auch  einer  der  Brüder  von 
Limburg  über  die  Alpen  gewandert  sein?  Ge¬ 
wiß  nicht  Paul,  denn  in  ihm,  der  immer  an 
erster  Stelle  genannt  wird,  möchte  man  den 
Urheber  der  zwölf  Monatsbilder  sehen. 

Diese  aber  zeigen  ein  ganz  anderes  Gepräge. 
Gemeinsam  ist  ihnen  ein  halbkreisförmiger  Ab¬ 
schluß  nach  oben,  in  dem  ein  Sonnengott  einen 
von  zwei  Flügelrössen  gezogenen,  hohen  Wagen 
lenkt.  Die  Figur  wird,  soweit  die  Szenen  im 
Freien  spielen,  dem  landschaftlichen  Gesamtein¬ 
druck  untergeordnet,  ohne  zur  bloßen  Staffage 
herabzusinken.  Den  Abschluß  gegen  den  Hori¬ 
zont  bilden  monumentale  Gebäude;  an  Stelle 
willkürlich  zusammengesetzter  Motive  ist  die 


402 


Schapire,  Das  Horarium  von  Chantilly. 


Porträtlandschaft  getreten,  französische  Schlösser 
sind  im  Hintergründe  wiederzuerkennen:  der 
Louvre  auf  der  Aussaat  im  Oktober,  auf  der 
Heumahd  das  alte  Schloß  von  St.  Louis  und 
die  Ste.  Chapelle,  das  Schloß  von  Vinccnnes 
auf  der  Eberjagd,  auf  anderen  Blättern  die 
Schlösser  von  Lusignan  (März),  Poitiers  (Juli) > 
Etampes  (August),  Bicetres  (September). 

Früher  als  in  das  Tafelbild  oder  in  das 
Fresko  ist  die  Vedute  in  die  Buchmalerei  ein¬ 
gezogen.  Den  ersten  erkennbaren  Stadtprospekt 
bringt  Jan  van  Eyck  als  Hintergrund  seiner 
Rolin-Madonna:  es  ist  das  breit  am  Fluß  hin¬ 
gelagerte,  von  Brücken  überwölbte  Lüttich. 
Nicht  viel  später  und  unabhängig  davon  tritt 
die  Vedute  auf  deutschem  Boden  auf.  Der 
Genfer  See  und  die  steil  ansteigende  Silhouette 
des  Saleve  bilden  den  Hintergrund  von  Conrad 
Witzs  „Wunderbarem  Fischzug“.  Am  spätesten 
tritt  Italien  auf  die  Wahlstatt:  in  Pinturicchios 
Fresken  der  Libreria  in  Siena  ist  zum  erstenmal 
im  Süden  eine  Stadt  mit  Porträttreue  wieder¬ 
gegeben:  Ancona  und  Siena  bilden  den  Hinter¬ 
grund  der  Szenen  aus  dem  Leben  Pius  II.  In 
allen  diesen  Prospekten  zeigt  sich  die  Neigung 
der  Quattrocentisten,  die  Vertikale  auf  Kosten 
der  Horizontale  zu  entwickeln.  Die  horizontalen 
Dimensionen  sind  stark  zusammengezogen,  und 
mit  Mühe  rekonstruiert  man  bei  den  vorhandenen 
architektonischen  Freiheiten  das  Bild  einer  Stadt. 
Die  Künstler  des  Horariums  in  Chantilly  da¬ 
gegen  interessiert  das  einzelne  Architekturstück, 
und  sie  lassen  dem  Einzelbau  mehr  Gerechtig¬ 
keit  widerfahren. 

Dem  geradlinigen  Abschluß  des  Bildes  ent¬ 
sprechend  wird  auch  die  übrige  Landschaft  in 
fast  geometrisch  regelmäßige,  horizontale  Zonen 
zerlegt.  Noch  hält  der  Künstler  keinen  einheit¬ 
lichen  Augenpunkt  fest:  im  Wunsche,  möglichst 
viel  auf  das  Blatt  zu  bringen,  läßt  er  das  Terrain 
allmählich  nach  hinten  ansteigen.  Aber  schon 
sind  Luft-  und  Linearperspektive  beobachtet, 
und  die  Dinge  stehen  weich  nebeneinander,  von 
Licht  umflutet.  Die  Überführung  vom  Vorder¬ 
in  den  Mittel-  und  Hintergrund  erfolgt  ohne 
willkürlichen  Zwang,  den  natürlichen  Linien¬ 
zügen  und  Richtungsmotiven  des  Terrains  ent¬ 
sprechend.  Zu  den  wiederkehrenden  Motiven 
gehören  Weidenbäume  am  Wasser,  mit  ver¬ 
blüffend  sicherem  Gefühl  für  ihren  Habitus  auf¬ 
gefaßt,  den  verkrüppelten  Stamm  und  die 


buschig  zugestutzte  Krone.  Für  den  Wald  hat 
der  Künstler  noch  keinen  richtigen  Blick  und 
doch  bringt  er  ihn  gern.  Von  waldigem  Hinter¬ 
grund  lösen  sich  die  festlich  geschmückten, 
blumenbekränzten  Damen  und  Herren,  die  im 
Mai  hinausziehen  zu  Spiel  und  Scherz.  Die 
große  Eberjagd  im  Dezember  findet  in  einer 
Lichtung  im  Walde  statt  Das  Konstruktive 
des  Baumes  und  seine  mannigfachen  Veräste¬ 
lungen  sind  richtig  erfaßt,  doch  die  Stämme 
sind  zu  dicht  nebeneinander  gesetzt,  um  Raum 
für  die  Krone  zu  lassen.  Kein  Sonnenstrahl, 
kein  Lüftchen  könnte  durchdringen.  Aber  die 
Kunst  ringt  mit  dem  Problem  „Wald“  sehr 
lange;  im  Norden  bringt  Gerard  David  als  erster 
schattiges  Walddunkel,  und  wenn  in  Italien, 
wo  die  Figur  dominiert,  Fra  Filippo  Lippi  rela¬ 
tiv  schon  sehr  früh  ein  Waldinneres  (Berlin: 
Anbetung  des  Christkindes,  Kat.  Nr.  69)  schafft 
so  bleibt  er  ohne  Nachfolge  und  hat  mehr 
etwas  Erdachtes  als  etwas  Gesehenes  gemalt  — 
besteht  sein  Märchenwald  mit  leuchtenden 
Sonnenstrahlen  und  glitzerndem  Tau  aus  Laub¬ 
oder  Nadelbäumcn?  — 

Die  Reihe  der  Monatsbilder  in  Chantilly  be¬ 
ginnt  mit  einem  Interieur  im  Januar.  Der  Her¬ 
zog  von  Berry  —  es  ist  eines  seiner  charak¬ 
teristischsten  Porträts,  das  an  Schärfe  der  Züge 
vorwegnimmt,  was  die  van  Eycks  später  bringen, 
—  sitzt  an  reichbesetzter  Tafel.  Neben  ihm,  Profil 
gegen  Profil,  ein  schüchtern  überredender  Kano¬ 
nikus,  dem  er  zuzuhören  scheint.  Im  Hinter¬ 
gründe  wärmen  Höflinge  ihre  Hände  vor  lustig 
prasselndem  Feuer.  Im  Rücken  des  Herzogs 
ein  geflochtener  Ofenschirm,  den  man  ähnlich 
auf  Bildern  des  Meisters  von  Flemalle  wieder¬ 
findet;  dort  erfüllt  er  eine  doppelte  Funktion  — 
dient  er  der  Madonna  doch  auch  als  Heiligen¬ 
schein. 

Bei  den  einzelnen  Blättern  der  Monatsbilder 
läßt  sich  eine  Entwicklung  beobachten,  ein 
Freienverden,  und  es  ist  nicht  anzunehmen,  daß 
sie  in  der  Reihenfolge  der  Monate  entstanden 
sind.  Im  März-  und  Juliblatte  liegt  etwas  Be¬ 
fangenes;  der  Künstler  zerlegt  die  Landschaft 
in  einzelne  Gründe,  preßt  auf  ein  Blatt  Wein¬ 
bau  und  Feldarbeit  oder  Schafschur  und  Ernte 
und  verzettelt  damit  die  angestrebte  Wirkung. 
Demgegenüber  erhebt  er  sich  im  Oktober  auf 
der  Aussaat  oder  auf  der  Heumahd  im  Juni  zu 
einer  Größe  sondergleichen;  ein  Einklang  herrscht 


Hagelstange,  Erhard  Schöns  Titelholzschnitt  zum  Nativität-  Kalender  des  Leonhard  Reymann. 


403 


hier  zwischen  Landschaft  und  Figur,  der  über 
die  Leistungen  der  gesamten  flämischen  Kunst 
des  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts  hinausgeht 
und  die  Wirkungen  der  großen  holländischen 
Landschaften  des  XVII.  Jahrhunderts  vorweg¬ 
nimmt.  Und  noch  eins:  es  ist  häufig  betont 
worden,  daß  es  erst  im  XIX.  Jahrhundert  einem 
Jean  Francois  Millet,  einem  Segantini  Vorbe¬ 
halten  war,  den  Landmann  darzustellen  als 
Schaffenden,  als  Bringer  neuer  Werte.  Die 
Kunst  eines  Pieter  Brueghel,  Ostade,  Jan  Steen, 
Brouwer,  Teniers  hatte  im  Bauer  nichts  anderes 
gesehen  als  den  geilen  Trunkenbold,  der  von 
Gelage  zu  Gelage  taumelt.  Nur  als  derber 
Spaßmacher,  als  lustige  Person  hatte  der  Land¬ 
mann  sich  Heimatsrecht  in  der  Kunst  erobert. 
In  ein  unbekanntes  Land  war  Millet  gegangen, 


als  er  die  Bauern  bei  ihrer  Arbeit  fand.  Aber 
alles  das  haben  die  Künstler  des  Horariums  in 
Chantilly  schon  gesehen:  das  Müde,  Schwer¬ 
fällige  einer  arbeitenden  Klasse,  die  ihr  Leben 
unter  schweren  Kämpfen  der  „Mutter  Erde“ 
abringt.  Es  liegt  in  der  eindringlich-feierlichen 
Gebärde,  mit  der  der  Sämann  Korn  über  den 
Acker  streut,  im  rhythmischen  Takt,  in  dem  die 
Sense  geführt  wird  und  Heugarben  mit  dem 
Rechen  aufgenommen  werden.  Diese  Über¬ 
einstimmung  ist  kein  Zufall.  Vielleicht  kann 
das  Wesen  des  Landmannes  erst  gefaßt  werden, 
wenn  sich  der  Blick  erschließt  für  das  Wesen 
der  Natur,  mit  der  er  eng  verknüpft  ist.  Und 
so  sind  Probleme,  die  um  1416  gestreift  wurden, 
erst  Jahrhunderte  später  aufgenommen  und  ver¬ 
standen  worden. 


Erhard  Schöns  Titelholzschnitt 
zum  Nativität-Kalender  des  Leonhard  Reymann. 

Von 

Dr.  Alfred  Hagelstange  in  Magdeburg. 


as  in  der  Überschrift  genannte  astro¬ 
logische  Handbuch,1  das  im  Jahre  1515 
bei  Friedrich  Peypus  in  Nürnberg  er¬ 
schien,  kündet  uns  billige  Weisheiten,  wie  sie 
heutzutage  nur  noch  von  gewissen  Jahrmarkts¬ 
besuchern  ernst  genommen  werden,  die  sich  für 
einige  Pfennige  beim  Glücksbrief- Verkäufer  ihre 
zukünftigen  Lebensschicksale  deuten  lassen. 
Schon  die  einleitenden  Verse  auf  der  ersten 
Seite  des  Buches  zwingen  uns  ein  Lächeln  ab, 
weil  sie  das  kleine  Werk  im  ernstesten  Tone 
als  ein  Universalmittel  zur  Erreichung  aller  ir¬ 
dischen  Glücksgüter  anpreisen.  Es  heißt  da 
nämlich: 

Welcher  woll  sein  leyb  vnnd  leben 
Fursehen  vnd  bewarn  eben 
Auch  allem  vngluck  entrynnen 
Substantz  hab  vnd  gut  gewynnen 
Glori  lob  vnd  Er  erlauffen 
Der  solle  diß  buchlin  kauffen 


$  Panzer,  Annalen  I,  Seite  385. 


Das  weyset  jn  die  rechte  straß 
Zu  gluck  vnnd  hayl  on  vnderlaß 
Nach  naigung  vnd  einfluß  der  Stern 
Was  nützlich  ist  leyb  gut  vnd  ern. 

Mehr  kann  man  von  einem  Buche  schließlich 
nicht  verlangen,  und  es  dürfte  sich  daher  viel¬ 
leicht  verlohnen,  einmal  einen  Blick  hineinzu¬ 
werfen.  Wir  tun  es  an  der  Hand  des  von  uns 
in  Originalgröße  wiedergegebenen  Titelholz¬ 
schnittes,  der  sich  auf  der  Rückseite  des  ersten 
Blattes  vorfindet  und  in  prägnanter  Weise  die 
Hauptfaktoren  zur  Darstellung  bringt,  die  in 
dem  Büchlein  eine  Rolle  spielen.  Fast  alles, 
was  wir  da  zu  sehen  bekommen,  spielt  sich 
innerhalb  vier  konzentrisch  sich  erweiternder 
Kreise  ab,  deren  kleinster  eine  bergige  Land¬ 
schaft  umschließt,  die  als  Repräsentantin  des 
Erdkörpers  zu  gelten  hat.  Der  nächstfolgende 
schließt  die  sieben  Planetenbilder  ein,  der  dritte 
die  Zeichen  des  Tierkreises  und  der  vierte  und 
letzte  die  sogenannten  himmlischen  Häuser. 
Außerhalb  des  letzten  Kreises  gewahren  wir 


404 


Hagelstange,  Erhard  Schöns  Titelholzschnitt  zum  Nativität  •  Kalender  des  Leonhard  Reymann. 


dann  in  den  von  der  rechtwinkligen  Bildum¬ 
rahmung  und  der  Bogenlinie  begrenzten  unteren 
Zwickeln  zwei  pustende  Engelsköpfe,  die  an 
den  entsprechenden  Stellen  der  oberen  Bild¬ 
hälfte  das  zu  ihnen  gehörige  Pendant  aufweisen: 
Personifikationen  der  vier  Himmelsrichtungen. 
Über  dem  Ganzen  schließlich  taucht  aus  Wolken 
empor  die  Halbfigur  des  gekrönten  Gottvaters, 
der  die  Rechte  segnend  erhebt,  während  in 
seiner  Linken  das  Abzeichen  seiner  Herrscher¬ 
würde  ruht.  Über  der  Schulter  aber  schwebt 
die  Taube  des  heiligen  Geistes,  und  zu  beiden 
Seiten  schauen  zwei  geflügelte  Engelsköpfe  zu 
ihm  empor,  während  zwei  andere  Himmels¬ 
knaben  seinen  weithin  wallenden  Rauchmantel 
halten. 

Fragen  wir  uns  nun,  wie  eine  derartige 
Darstellung  als  Eingangsbild  zu  einem  Kalender 
Verwendung  finden  konnte,  so  empfiehlt  es  sich, 
zur  Beantwortung  einen  Blick  auf  den  eigen¬ 
artigen  Charakter  dieser  Volksbücher  zu  werfen. 
Sie  waren  auf  dem  Büchermarkt  des  XVI.  Jahr¬ 
hunderts  zweifellos  die  gangbarste  Ware,  so 
daß,  wie  bezeugt  ist,  Sigmund  Feyerabend  in 
Frankfurt  allein  in  der  Zeit  der  Oster-  und 
Herbstmesse  des  Jahres  1568  an  die  tausend 
Stück  derartiger  Schriften  absetzen  konnte.  Ein 
solcher  für  die  damaligen  Zeiten  außerordent¬ 
lich  hoher  Verbrauch  wäre  unerklärlich,  wenn 
die  Kalender  sich  auf  den  Inhalt  unserer  heut¬ 
zutage  gebräuchlichen  Monatsweiser  beschränkt 
hätten.  Allein  sie  waren  auf  Grund  ihrer  mehr 
astrologischen  Natur  gewissermaßen  Speku¬ 
lationen  auf  das  in  jeder  Menschenbrust  lebende 
Sehnen  nach  einer  Enthüllung  dunkler  Zukunfts¬ 
schicksale  und  wurden  als  solche  um  so  mehr 
begehrt,  als  der  astrologische  Aberglaube  da¬ 
mals  bei  hoch  und  niedrig,  gelehrt  und  unge¬ 
bildet  in  vollster  Blüte  stand. 

Könige  und  Fürsten  hielten  sich  ihre  be¬ 
soldeten  Astrologen,  und  selbst  an  den  Uni¬ 
versitäten  machte  sich  die  Afterwissenschaft 
breit,  da  die  Astronomie  ohne  diese  bedauer¬ 
liche  Beigabe  eine  brotlose  Kunst  blieb.  „Es 
ist  wohl,“  schrieb  Kepler,  „diese  Astrologia  ein 
närrisches  Tochterlin;  aber  du  lieber  Gott,  wo 
wollte  ihre  Mutter,  die  hochvernünftige  Astro- 
nomia  bleiben,  wenn  sie  diese  ihre  närrische 
Tochter  nicht  hätte?  Ist  doch  die  Welt  noch 
viel  närrischer  und  so  närrisch,  daß  demselben 
zu  ihrem  Frommen  diese  alte  verständige  Mutter 


durch  der  Tochter  Narrcntaydung  eingeschwatzt 
und  eingelogen  werden  muß.  Und  seind  der 
Mathematicorum  Salaria  so  gering,  daß  die 
Mutter  gewißlich  Hunger  leiden  müßte,  wenn 
die  Tochter  nichts  erwürbe“  (R.  Wolf,  Ge¬ 
schichte  der  Astronomie,  Seite  82).  Was 
Wunder,  daß  unter  diesen  Umständen  selbst 
Männer  wie  Kepler  sich  dazu  herbeiließen,  Ka¬ 
lender  zu  veröffentlichen,  in  denen  aus  der  je¬ 
weiligen  Konstellation  der  Gestirne  die  Ereig¬ 
nisse  des  Jahres  vorausgesagt  wurden!  Daß 
dieser  Unfug  noch  sehr,  sehr  lange  andauertc, 
bezeugt  uns  der  Umstand,  daß  im  Jahre  1699 
ein  Reichstagsbeschluß  nötig  war,  der  die 
Aufnahme  der  Prognostica  in  die  Kalender 
verbot. 

Doch  kehren  wir  zu  unserem  speziellen  Fall 
zurück.  Das  Büchlein,  dem  unser  Holzschnitt 
vorangestellt  ist,  kündet  sich  schon  im  Titel 
als  ein  rein  astrologisches  Elaborat  an,  das  mit 
dem  nicht  geringen  Anspruch  auftritt,  jedem 
Menschen  das  Horoskop  oder  die  Nativität 
stellen  zu  können;  d.  h.  es  lehrte  die  Kunst, 
aus  der  Formation  des  Sternenhimmels  während 
der  Geburtsstunde  eines  Menschen  dessen 
Lebensschicksale  und  Charaktereigenschaften 
vorauszubestimmen.  Dies  geschah  auf  die  ver¬ 
schiedensten  Arten  und  zwar  meist  in  einer 
derartig  weitläufigen,  umständlichen  Weise,  daß 
man  sich  ohne  die  genaueste  Kenntnis  vom 
Standpunkte  der  astronomischen  Wissenschaft 
jener  Zeit  kaum  ein  anschauliches  Bild  davon 
zu  machen  imstande  ist.  Die  einfachste  Me¬ 
thode  war  noch  die,  daß  man  den  Planeten 
ausfindig  machte,  unter  dem  der  Mensch  ge¬ 
boren  war.  An  Anleitungen  zu  diesem  Ex¬ 
perimente  fehlt  es  in  den  alten  Kalender¬ 
schriften  nicht,  und  es  sei  deshalb  hier  willkür¬ 
lich  eine  herausgegriffen,  die  sich  in  einem 
Werkchen  findet,  das  den  Titel  trägt  „Des 
Himmles  Lauffes  Wirckung,  vnd  natürliche  In- 
fluentz  der  Planeten,  Gestirn  vnd  Zeychen,  auf 
grund  der  Astronomei,  nach  jeder  zeit,  jar,  tag 

vnd  stunden  Constellation . “  (Frankfurt. 

Chr.  Egenolff.  1551). 

Daselbst  wird  uns  auf  fol.  86  mit  heiligem 
Ernst  folgende  Methode  als  zuverlässig  und 
zielsicher  angepriesen:  „Nimm  desselbigen  Men¬ 
schen  Namen,  es  sei  Mann  oder  Weib,  so 
solchs  zu  wissen  begehrt.  Schreib  den  für  dich 
und  schreib  auch  darzu  seines  Vaters  Namen, 


Hagelstange,  Erhard  Schöns  Titelholzschnitt  zum  Nativität -Kalender  des  Leonhard  Reymann. 


405 


doch  daß  die  Namen  vollkommlich  und  latei¬ 
nisch  geschrieben  werden.  Darnach  hab  acht 
auf  die  Tafel . 

12  3  4  5  6  7  89  10  20  30 

ABCDEFGHIKLM 

40  50  60  70  80  90  100  200  300  400  500 

NOPQRSTVXYZ 

. und  nimm  daraus  die  Zahl  eines  jeden 

Buchstaben  und  thu  dieselbigen  zusammen,  daß 
es  eine  Summa  werd.  Alsdann  wirf  allwegen 
neun  von  der  ganzen  Summ,  so  oft  als  du 
kannst.  Was  dir  dann  überbleibt,  das  behalt 
und  besiehe,  über  welchen  Planeten  dieselbige 
überbüeben  Zahl  stehet.  Unter  demselben 
Planeten  ist  der  Mensch  geboren.  (Tafel  der 
überbleibenden  Zahl,  dadurch  die  Planeten  dem 
Menschen  zugeeignet  werden: 

SATURN  JUPITER  MARS  SONNE 

VENUS  MERCUR  MOND). 

Nimm  dies  zum  Exempel:  Es  heißt  einer  Adam 
und  sein  Vater  Leo.  Nun  so  ich  jedem  Buch¬ 
staben  dieser  zwei  Namen  die  Zahl  zusetze,  so 
stehts  also: 

1.  4.  1. 30.  20.5. 50. 

ADAM  LEO 

So  ich  nun  diese  Zahlen  zusammen  thu,  machts 
in  einer  Summa  1 1 1 ;  davon  werf  ich  9  so  oft 
ich  mag,  so  bleiben  3.  Daraus  urteile  ich  dann, 
daß  der  Mensch  unter  Mercurio  geborn  sei, 
denn  die  überbleibend  Zahl,  als  drei,  find  ich 
über  Mercurio  gesetzt.  Wann  du  aber  die  Zahl 
also  mit  neun  abziehst,  und  daß  dir  gar  nichts 
überbleibt,  so  soltu  neun  für  die  überbleibend 
Zahl  halten . . .“  Hatte  man  mit  Hilfe  dieser  er¬ 
götzlichen  Methode  den  Geburtsplaneten  aus¬ 
findig  gemacht,  so  begnügten  sich  die  An¬ 
spruchsloseren  damit,  daß  sie  die  dem  Planeten 
zugeschriebene  Natur  oder  „Complexion“  ein¬ 
fach  auf  den  Menschen  übertrugen.  Die  Gründ¬ 
licheren  aber  stellten  umständliche  Beobach¬ 
tungen  an,  bei  denen  namentlich  die  „Aspecte“ 
eine  außergewöhnlich  große  Rolle  spielten. 
Diese  Aspecte,  d.  h.  die  Konstellationen  des 
jeweiligen  Geburtsplaneten  zu  einem  der  übrigen, 
konnten  verschiedener  Natur  sein: 

1.  konnten  die  beiden  in  Frage  kommenden 
Planeten  im  Längengrade  zusammenfallen,  so 
nannte  man  diese  Stellung  Konjunktion. 


2.  konnte  die  Entfernung  der  beiden  von 
einander  180  Grad  betragen,  so  hieß  man  das 
Opposition. 

3.  konnten  sie  120  Grad  von  einander  ab¬ 
stehn;  so  sprach  man  von  einem  Trigonum. 

4.  hieß  die  Konstellation  bei  einem  Abstand 
von  90  Grad:  Quadratura  oder  Quadratum. 

5.  nannte  man  sie  Sextiles  oder  Hexagonus, 
wenn  nur  60  Grad  zwischen  beiden  lagen. 

Für  diese  einzelnen,  stets  variierenden  Stel¬ 
lungen,  die  man  durch  astronomische  Rech¬ 
nungen  für  alle  künftigen  Zeiten  vorherbestim¬ 
men  konnte,  gab  es  nun  ganz  bestimmte 
Verhaltungsmaßregeln,  die  den  verschiedensten 
Situationen  des  menschlichen  Lebens  Rechnung 
trugen.  Demgemäß  kann  man  z.  B.  in  den 
alten  Kalendern  lesen,  daß  man  sich  an  dem 
Tage,  an  dem  der  Mond  eine  Zusammenkunft 
(Konjunktion)  mit  der  Sonne  habe,  hüten  müsse, 
mit  großen  Herren  oder  alten  Leuten  zu  reden. 
Auch  solle  man  an  solch  einem  Tage  weder 
auf  Reisen  gehen  noch  Geschäfte  mit  Land¬ 
leuten  abwickeln.  Wenn  Venus  mit  dem  Monde 
im  dritten  Scheine  (Trigonum)  stehe,  sei  es  gut, 
sich  um  die  Liebe  der  Weiber  zu  bewerben 
und  Kinder  zu  zeugen.  Ständen  die  letzt¬ 
genannten  Planeten  aber  im  Gegenscheine 
(Opposition),  so  müsse  man  an  das  Heiraten 
denken  und  das  Mieten  von  Gesinde  betreiben 
usw.  usw. 

Neben  den  Planeten  spielten  bei  der  Be¬ 
stimmung  der  Nativität  auch  die  zwölf  Zeichen 
des  Tierkreises  eine  große  Rolle.  Daher  be¬ 
gegnen  wir  auch  in  unserem  Holzschnitte  inner¬ 
halb  des  mittleren  der  drei  konzentrisch  ver¬ 
laufenden  Kreisbänder  einer  Darstellung  dieser 
Zodiakus-Bilder,  die  annähernd  unseren  zwölf 
ekliptischen  Zeichen  entsprechen  und  in  ihrer 
Zusammenordnung  durch  die  astronomische 
Wissenschaft  schon  recht  alt  sein  müssen,  da 
uns  schon  von  den  Ägyptern  berichtet  wird, 
daß  sie  Abbildungen  dieser  Zeichen  in  ihren 
Tempeln  angebracht  hätten.  Über  die  beste 
Methode,  um  ausfindig  zu  machen,  unter  wel¬ 
chem  Teile  des  Tierkreises  ein  Mensch  geboren 
ist,  spricht  sich  das  oben  erwähnte  kleine  Werk 
„Des  Himmles  Laufifes  Wirckung“  folgender¬ 
maßen  aus: 

„Nimm  desselben  Menschen  darzu  auch 
seiner  Mutter  Namen  und  nimm  die  Zahl  der 
Buchstaben  aus  der  folgenden  Tafel 


Hagelstange,  Erhard  Schöns  Titelholzschnitt  zum  Nativität-  Kalender  des  Leonhard  keymann. 


406 


3  3  22  24  25  3  13  6  13  15  13  12 

ABCDEFGHIKLM 

20  18  13  12  13  8  8  5  5  5  4 

NOPQRSTVXYZ 

und  thu  sie  zusammen  in  aller  Gestalt,  wie  du 
vorn  mit  den  Planeten  zu  erkunden  gethan  hast; 
allein  daß  du  die  zusammen  gethane  Summa 
mit  28  abziehest,  so  oft  als  du  kannst.  Was 
dir  dann  überbleibt,  das  such  in  der  Tafel  der 
12  Zeichen  und  über  welchem  Zeichen  du  die 
überbleibend  Zahl  findest,  dasselbig  Zeichen 
ist’s,  nach  dem  sich  derselbig  Mensch  artet. 
Merk  aber,  so  die  Zahl  gerad  aufgeht,  so  mußt 
du  28  für  die  bleibend  Zahl  halten.“  Die 
Zahlentafel  der  zwölf  Tierkreisbilder  aber,  die 
hier  in  Anwendung  kam,  war  folgende: 

WIDDER  STIER  ZWILLING  KREBS 

XO.  II.  12.  13.  14.  15.  16.  17.  18.  19. 

LÖWE  JUNGFRAU  WAAGE  SKORPION 

20. 21.  22. 23.  24. 25.  26. 

SCHÜTZ  STEINBOCK  WASSERMANN 

27. 28. 

FISCH 

Man  sieht,  es  ist  mutatis  mutandis  der 
gleiche  Unfug,  wie  er  sich  oben  bei  der  Fest¬ 
legung  des  Geburtsplaneten  breit  macht.  Auch 
hier  wird  das  gefundene  Tierkreisbild  der  Ge¬ 
burtsstunde  direkt  als  das  Zeichen  angesehen, 
„nach  dem  sich  derselbig  Mensch  artet“.  Die 
Art  und  Weise  aber,  wie  man  die  Natur  der 
einzelnen  Figuren  des  Tierkreises  bestimmte, 
war  ebenso  einfach  wie  einfältig.  Die  „wässe¬ 
rigen“  (Wassermann,  Krebs,  Skorpion  und  Fisch) 
erklärte  man  schlechtweg  für  phlegmatisch,  die 
„irdischen“  für  melancholisch,  die  „luftigen“  für 
sanguinisch  und  die  „feurigen“  für  cholerisch. 
Welches  die  luftigen  und  feurigen  Zeichen  ge¬ 
wesen  sein  mögen  —  die  irdischen  lassen 
sich  zur  Not  noch  ausfindig  machen  — ,  das 
werden  die  Herren  Astrologen  wohl  selbst  kaum 
immer  mit  Bestimmtheit  haben  sagen  können. 
Jedenfalls  haben  sie  stets  so  entschieden,  wie 
es  für  den  jeweiligen  Fall  am  besten  paßte. 

Nicht  minder  belustigend  als  diese  mit  Hilfe 
der  Tierkreis -Zeichen  gefundenen  Konstatie¬ 
rungen  des  Naturells  oder  der  „Komplexion“ 
erscheint  uns  heutzutage  auch  der  Versuch,  an 
der  Hand  der  Konstellationen  innerhalb  der 
Zeichen  des  Tierkreises  die  Geschicke  der  ein¬ 
zelnen  Länder  vorherbestimmen  zu  wollen,  in¬ 


dem  man,  wie  es  üblich  war,  Städte  und  Lander 
unter  diese  Zeichen  verteilte,  so  daß  z.  B.  nach 
der  allgemein  üblichen  Aufteilung  unter  das 
Zeichen  des  Widders  zu  stehen  kamen:  Syrien, 
Palästina,  Frankreich,  Deutschland,  Dänemark 
usw.,  und  von  Städten:  Neapel,  Capua,  Ancona, 
Lindau,  Utrecht,  Braunschweig  usw.  Recht 
willkürlich  und  schwer  verständlich  mutet  uns 
auch  die  Zuerteilung  der  zwölf  Zeichen  zu  den 
einzelnen  Gliedmaßen  des  menschlichen  Körpers 
an,  so  daß  z.  B.  dem  Widder  das  Haupt,  dem 
Stier  der  Hals,  der  Jungfrau  der  Bauch  und  die 
Eingeweide,  dem  Skorpion  die  Scham  zuge¬ 
sprochen  wurde.  War  demnach  jemand  unter 
dem  Zeichen  des  Widders  geboren,  so  weis¬ 
sagte  man  ihm  mit  gewichtiger  Miene  meinet¬ 
wegen,  daß  sein  Kopf  in  seinem  Leben  eine 
bedeutende  Rolle  spielen  würde.  Und  wessen 
Kopf  hätte  das  wohl  nicht  schon  getan!  Bei 
solcherlei  Vieldeutigkeiten  war  es  für  die  Herren 
Astrologen  natürlich  eine  Kleinigkeit,  irgend 
eine  Beziehung  ausfindig  zu  machen,  die  ihren 
Prophezeiungen  einen  Halt  gab,  und  wenn  es 
auch  nur  der  Halt  morscher  und  verfaulter 
Krücken  war. 

In  dem  gleichen  Maße  wie  die  Planeten  und 
Zeichen  des  Tierkreises  spielten  bei  Bestimmung 
der  Nativität  endlich  noch  die  sogenannten 
himmlischen  Häuser  eine  Rolle,  die  wir  im 
äußersten  Kreisring  unseres  Titelholzschnittes 
dargestellt  finden.  Unter  einem  derartigen 
Himmelshaus  verstanden  die  Astrologen  den 
jeweils  zwölften  Teil  von  der  Fläche  der  Him¬ 
melskugel,  der  in  zwei  halbe  Zirkel  einge¬ 
schlossen  ist,  die  durch  die  beiden  Punkte  gehen, 
wo  der  Mittagszirkel  und  Horizont  einander 
durchschneiden  und  einen  Bogen  des  Äquators 
fassen,  der  30°  in  sich  hält.  Jedes  dieser  Häuser 
hat  je  nach  der  ihm  von  den  Astrologen  zu¬ 
gelegten  Bedeutung  seinen  eigenen  Namen.  So 
galt  das  erste  von  ihnen,  das  wir  auf  unserem 
Holzschnitt  durch  eine  Geburtszene  charakteri¬ 
siert  sehen,  gemeiniglich  als  das  Haus  des 
Lebens.  Es  bedeutet,  wie  unser  Nativität- 
kalender  sagt,  „den  Leib,  das  Leben  und  alle 
Zufäll  derselben,  als  Gesundheit  und  Krankheit, 
Freud  und  Traurigkeit,  Weisheit,  Torheit,  Ver¬ 
nunft,  Sinn,  Gedenken,  Gestalt,  Form  und  den 
Anfang  aller  Ding“.  Das  zweite  war  das  Haus 
des  Reichtums,  weshalb  wir  auch  im  Bilde  an 
zweiter  Stelle  einen  sein  Geld  zählenden  Mann 


Titelholzs  chnitt  von  Erhard  Schön  zu  Leonhard  Reymanns  Nativität-Kalender. 
(Nürnberg,  Friedrich  Peypus,  1515  ) 


Zeitschrift  für  Bücherfreunde  IX. 


Zu  Hagelstange Erhard  Schöns  Titelholzschnitt  zum  Nativität-Kalender  des  Leonhard  Reymann. 


Hagelstange,  Erhard  Schöns  Titelholzschnitt  zum  Nativität  -  Kalender  des  Leonhard  Reymann. 


407 


dargestellt  finden.  Es  „bedeut  die  Substanz 
guter  Narung  und  alle  Gewerb  des  Guts  kaufen, 
verkaufen,  Reichtum  und  Armut,  Gewinn  und 
Verlust.  Es  ist  auch  ein  Haus  des  Siegs,  der 
Helfer  und  Beiständer  .  .  An  dritter  Stelle 
kommt  dann  das  Haus  der  Geschwister:  „be¬ 
deut  Bruder,  Schwester,  kurz  Wege  und  Wall¬ 
fahrt,  neue  Mär  Kloster  und  das  ergeben  geist¬ 
lich  Wesen  .  .  .“  Daher  auch  auf  dem  Holz¬ 
schnitt  an  der  entsprechenden  Stelle  die  zwei 
frommen  Schwestern. 

Unter  Nr.  4  dieser  Bildserie  erblicken  wir 
einen  alten  Mann,  der  einen  jungen  Burschen 
in  der  Führung  des  Pfluges  unterweist.  Es  ist 
der  Hinweis  auf  das  Haus  der  Eltern,  das  in 
sich  begreift  „Vater,  Mutter,  Erbschaft,  liegende 
Güter,  Häuser,  Wiesen,  Äcker,  den  Bau  der 
Erden,  Schatz,  Bergwerk,  das  Ende  des  Lebens, 
Kirchhof,  die  Begrebnus  der  Toten,  Wasser, 
Pfützen,  Gruben  und  alle  heimliche  verborgene 
Ding  in  der  Erden“.  Dann  folgen  zwei  nackte 
Kinder,  von  denen  das  eine  auf  einem  Stecken¬ 
pferd  reitet.  Sie  personifizieren  das  Haus  der 
Kinder,  von  dem  es  in  unserem  Kalender  heißt, 
es  sei  ein  glückselig  Haus  und  bedeute  außer¬ 
dem  noch  „Kleider,  Fried  und  Söhne,  Bücher, 
Brief,  Buhlschaft,  Wirthschaft,  Freud  und  Ge¬ 
sellschaft  .  .  .“  Das  nun  folgende,  das  uns 
bildlich  durch  einen  bettlägerigen,  kranken 
Menschen  veranschaulicht  wird,  der  von  einem 
teilnehmenden  Pärchen  Besuch  erhält,  galt  da¬ 
gegen  für  um  so  unglücklicher;  es  war  ein 
Haus  der  Krankheit,  Schande,  Verräterei,  Zau¬ 
berei  und  aller  Ungerechtigkeit. 

Das  Haus  der  Ehe,  unter  Nr.  7  durch  einen 
Trauakt  versinnbildlicht,  prophezeite  im  An¬ 
schluß  daran  auch  noch  allerlei  Widerwärtig¬ 
keiten,  Zank,  Streit,  Diebstahl  und  Krieg,  doch 
wurde  es  an  Unannehmlichkeiten  noch  übertroflen 
von  dem  Hause  des  Todes  (siehe  Nr.  8),  das 
alle  „Betrübnis  Leibs,  Ehrn  und  Guts“  an¬ 
kündigte.  Nr.  9  hingegen  zählte  man  wieder 
zu  den  glücklichen  Häusern.  Es  „bedeut  lang 
weit  Reis  und  Pilgramschaft  von  eim  Land  zum 
andern,  bezeichnet  auch  den  Glauben,  den 
Papst,  die  Cardinäl,  Bischof,  Kirchen,  Pfründ, 
das  Gesetz,  Kunst,  Weissagung,  Astronomei, 
Alchimei  und  Traum  .  .  .“  Auf  unserem  Holz¬ 
schnitt  erblicken  wir  als  Repräsentanten  dieses 
Himmelshauses  den  Papst,  einen  Bischof  und 
einen  knienden  Pilger.  Auf  Abb.  10  folgt 
z.  f.  B.  1905/1906. 


dann  der  mit  den  Insignien  seiner  Würde  aus¬ 
gestattete  Kaiser,  der  das  Haus  der  Ehren 
verkörpert,  als  Inbegriff  aller  Würden,  Ämter 
und  Meisterschaften.  Das  an  vorletzter  Stelle 
abgebildete  Glücksrad  hat  als  Symbol  des 
Hauses  der  Freundschaft  und  der  Wohltaten 
zu  gelten,  während  der  in  den  Block  gelegte 
junge  Mann,  der  die  Reihe  beschließt,  das  Haus 
der  Feinde  repräsentiert.  Es  war  „ein  unglück- 
haftig  bös  Haus,  bedeut  Gefengnus,  heimlich 
Feindschaft,  Verräterei,  falsche  Zeugnus,  Lug, 
Roß,  Esel,  Mäuler,  Ochsen,  Kühe  und  andere 
große  Tier,  Angst,  Not,  Verzweiflung  und  alle 
Traurigkeit.“ 

Um  diesen  ganzen  Humbug,  der  schon  aus 
der  Willkürlichkeit  der  Auslegung  und  der 
mannigfachen  Wiederholung  einzelner  Bedeu¬ 
tungen  erhellt,  leichter  im  Gedächtnis  behalten 
zu  können,  bediente  man  sich  folgenden  Memo- 
rierverses : 

Vita,  Lucrum,  Fratres,  Genitor,  Nati,  Vale- 
tudo,  Uxor,  Mors,  Pietus,  Regnum,  Benefacta- 
que  Carcer. 

Daß  dieser  Hexameter  einem  dringenden 
Bedürfnis  entgegengekommen  sei,  ist  nicht  ein¬ 
mal  gut  anzunehmen,  denn  es  wird  wohl  auf 
die  Bedeutung  der  einzelnen  Häuser  in  den 
meisten  Fällen  garnicht  so  großes  Gewicht 
gelegt  worden  sein.  Man  definierte  das  Wesen 
des  jeweiligen  Himmelshauses  höchstwahrschein¬ 
lich  immer  so,  wie  es  für  den  augenblicklichen 
Zweck  am  passendsten  schien. 

Immerhin  war  die  Bedeutung  der  einzelnen 
himmlischen  Häuser  doch  noch  konstanter  als 
die  der  vier  Himmelsrichtungen,  die  wir  auf 
unserem  Holzschnitte  durch  pustende  Engels¬ 
köpfe  charakterisiert  finden.  Während  im 
ersteren  Falle  die  Konstellation  der  Gestirne 
nur  die  Frage  zu  entscheiden  hatte,  welches 
Himmelshaus  für  den  jeweiligen  Fall  von  Wich¬ 
tigkeit  war,  so  entschied  im  anderen  der  Ge¬ 
burtsstern  über  die  mehr  oder  weniger  günstige 
Beschaffenheit  der  nach  den  Himmelsrichtungen 
orientierten  Gegenden.  Um  dies  ein  wenig  zu 
erläutern,  sei  eine  Anweisung  erwähnt,  die  unser 
Kalender  nach  dieser  Richtung  hin  gibt;  sie 
lautet  folgendermaßen:  „Welch  Teil  der  vier 
Quart  der  Welt  dir  glücklich  sei  oder  schäd¬ 
lich  seien  usw.  das  erfahr  also:  Nimm  wahr, 
welch  Zeichen  in  deiner  Geburt  ascendens  ist 
gewest.  Der  Widder,  Leo  oder  Schütz  die 

53 


408 


Hagelstange,  Erhard  Schöns  Titelholzschnitt  zum  Nativität- Kalender  des  Leonhard  Reymann. 


seien  orientisch,  so  wird  dein  größt  Glück  Leibs 
und  Lebens  auch  deiner  Natur  aller  bequem- 
lichst  das  orientisch  Quart  von  der  Stadt  an 
zu  rechnen,  da  du  geboren  bist,  und  Occident 
wird  dir  unglücklich.  Ist  aber  dein  Ascendens 
gewest  der  Stier,  die  Jungfrau  oder  der  Stein¬ 
bock,  so  wird  dir  der  mittäglich  Teil  gut  und 
der  Teil  gen  Mitternacht  schad  und  wider¬ 
wertig.  Ist  dein  Ascendens  der  Zwilling,  die 
Wag  oder  der  Wassermann,  so  wird  dein  Glück 
in  Occident  und  dein  Unglück  im  Orient.  Ist 
aber  dein  Ascendens  der  Krebs,  Scorpio  oder 
Fisch,  so  wird  dein  Glück  in  dem  Quart  gen 
Mitternacht  und  dein  Unglück  gegen  Mittag.“ 

Hätte  man  aber  die  Herren  Astrologen  auch 
hier  nach  dem  „warum“  gefragt,  so  würde  man 
jedenfalls  eine  Begründung  gehört  haben,  die 
an  äußerlicher  Oberflächlichkeit  nichts  zu  wün¬ 
schen  übrig  gelassen  hätte. 

So  gibt  uns  unser  Holzschnitt  Kunde  von 
einem  auf  recht  schwachen  Füßen  ruhenden 
Lehrgebäude,  dessen  ganze  Hinfälligkeit  wohl 
nur  der  Fachastronom  völlig  zu  würdigen  im¬ 
stande  ist,  während  der  Kulturhistoriker  sich 
damit  begnügt,  das  Gerüst  eines  ehemals  stolzen 
Gebäudes  zu  rekonstruieren,  dessen  Trümmer 
noch  in  den  volkstümlichen  Kalendern  unserer 
Tage  zerstreut  liegen. 

So  sehr  aber  auch  bei  der  Betrachtung 
unseres  Titelbildes  das  rein  kulturhistorische 
Interesse  im  Vordergründe  steht,  so  dürfen  wir 
doch  dabei  auch  das  kunstgeschichtliche  Moment 


nicht  ganz  übersehen,  wenigstens  nicht  insoweit, 
als  es  sich  um  den  Zeichner  des  nicht  un¬ 
interessanten  Blattes  handelt. 

Welchem  Künstler  wir  es  zuweisen,  ist  in 
der  Überschrift  dieses  Aufsatzes  bereits  gesagt. 
Die  Gründe,  die  uns  veranlaßten,  Erhard  Schön 
die  Autorschaft  an  dem  Holzschnitte  zuzu¬ 
schreiben,  liegen  in  den  augenfälligen  Überein¬ 
stimmungen,  die  Typenbildung  und  Zeichnungs¬ 
weise  mit  den  etwa  gleichzeitigen  Illustrationen 
zum  Hortulus  animae  aufweisen.  Hier  wie  dort 
finden  wir  die  für  Schön  geradezu  typischen 
Gesichter  mit  den  schematisch  gezeichneten 
Augen  und  Nasen,  die  senilen  und  schwäch¬ 
lichen  Gestalten  und  die  in  kleinem  Format 
wie  Bretterzäune  wirkenden  Baumalleen  seiner 
Landschaftszeichnungen.  An  den  großen  Rosen¬ 
kranz  (H.  2050.  P.  35),  das  Hauptblatt  unseres 
Künstlers,  erinnert  ferner  noch  in  ausgesproche¬ 
ner  Weise  die  Fägur  des  segnenden  Gott  Vater, 
die  mit  der  gleichen  Gestalt  des  großen  Holz¬ 
schnittes  so  sehr  zusammengeht,  daß  selbst  die 
Musterung  der  Pluviale-Bordüre  in  beiden  Fällen 
übereinstimmt.  Rechnet  man  dann  noch  die 
genugsam  bekannten  Beziehungen  unseres 
Künstlers  zur  Peypusschen  Offizin  hinzu,  so 
dürfte  kaum  mehr  ein  Grund  vorhanden  sein, 
an  der  Autorschaft  Schöns  zu  zweifeln.  Wie 
wir  nachträglich  sehen,  weist  übrigens  auch 
Dodgson  in  seinem  Katalog  der  Holzschnitte 
des  britischen  Museums  unsern  bislang  unbe¬ 
schriebenen  Holzschnitt  dem  Erhard  Schön  zu. 


Die  Künste  bei  Schillers  hundertstem  Geburtstage. 

Von 

Hugo  Oswald  in  Breslau. 


Jjndem  wir  auf  die  Einleitung  zu  unserem 
bibliographischen  Schillerversuch  in  Heft 
2/3  (Seiten  124 — 138)  des  laufenden 
Jahrganges  dieser  Zeitschrift  verweisen, 
können  wir  uns  darauf  beschränken,  namens  der 
Wissenschaft  dem  Herausgeber  und  den  Verlegern 
der  Zeitschrift  für  Bücherfreunde  unseren  Dank 
dafür  auszusprechen,  daß  sie  uns  die  Gelegenheit 
gewährt  haben,  das  aufgenommene  Schillerthema 
bibliographisch  gänzlich  auszuschöpfen  und  einen 
Torso,  der  wohl  die  Schönheit  der  deutsch¬ 
nationalen  Begeisterung  für  Schiller  im  Jahre  1859 
ahnen  ließ,  aber  eben  Torso  gewesen  wäre,  zu 
einem  Ganzen  zu  gestalten. 


I.  Schiller  1859 

in  der  Musik. 

Damrosch ,  Leopold,  Mittwoch  den  9.  November  1859  Abends 
halb  8  Uhr  zur  hundertjährigen  Geburtsfeier  Friedrich 
v.  Schiller’s  Vocal-  und  Instrumental- Concert  unter 
Leitung  des  Herrn  Dr.  Leopold  Damrosch.  —  Breslau, 
Grass,  Barth.  1859.  2  Blatt.  4. 

I.  Festouverture  von  L.  Damrosch.  4.  Festcantate, 
Gedicht  von  Pulvermacher,  in  Musik  gesetzt  für  Soli, 
Chor  und  Orchester  von  E.  Richter. 

Diese  Pulvermacherische  Festcantate  ist  nachzutragen  in 
der  Zeitschrift  für  Bücherfreunde  igof<igo6,  Heft  2/3, 

S-  r35- 

Erk,  Ludw.,  Sechs  Männerlieder  für  die  Schillerfeier.  Mehr¬ 
stimmig  bearbeitet.  —  Berlin,  Ad.  Enslin.  1859.  kl.  4. 

- Schiller-Lieder.  Für  gemischten  Chor  bearbeitet. 

Festgabe  für  Schule  und  Haus.  —  ebda.  1859.  16  S.  8. 

S.  a.  Zeitschrift  für  Bücherfreunde  igofigoß,  Heft  2)3, 
S.  133 :  Märcker. 

Gaulke  &=  Rohde ,  Zwölf  Schiller-Lieder.  Mit  volkstüm¬ 
lichen  Weisen  für  Schulen  bearbeitet.  —  Berlin,  F.  Geel- 
haar.  1859.  gr.  8. 

Hamm ,  J.  Val,,  Schillerfest-Marsch  zur  Gedächtniss-Feier 
10.  November  1859.  Für  Pianoforte.  —  Nürnberg, 
Wilhelm  Schmid.  1859. 

Hauer,  E„  Schiller’s  Lieder:  „Wahres  Glück“  und  „Lied 
an  die  Freude“.  Für  mehrstimmigen  Männer- Chor. 
Componirt.  —  Berlin,  Ferd.  Geelhaar.  1859.  qu.  4. 

Jahncke,  Gust.,  „An  die  Freude“.  Gedicht  von  F.  Schiller 
für  drei  Knaben-  und  eine  Männerstimme  componirt. 
Mit  Schiller’s  Porträt.  — -  Hamburg,  F.  Schubert.  1859. 

Kretschmar,  F.  IV.,  opus  75.  Schiller-Klänge.  Potpourri 
über  Schiller-Lieder.  Compositionen  zur  Erinnerung  an 
die  hundertjährige  Geburtstagsfeier  des  grossen  Dichters 
(am  10.  November  1859)  für  das  Piano  componirt  und 
allen  Schillerfreunden  gewidmet.  —  Leipzig,  Edm.  Stoll. 
1859. 

Letvandowski,  L.,  Festlied  zur  Schiller-Säcular-Feier  am 
10.  November  1859-  Gedicht  von  A.  Horwitz.  Ge¬ 
sungen  von  den  Zöglingen  der  jüdischen  Gemeinde- 
Knabenschule.  —  Berlin,  Stuhrsche  Buchhandlung  qu.  4. 

Horwitz,  A.  mit  seinem  Gedicht  nachzutragen  in  der 
Zeitschrift  für  Bücherfreunde  igoßjigoö,  Heft  2/3, 
S.  132. 

Liszt,  Franz,  Zur  Schiller- Feier  1859.  Künstler- Festzug. 
Partitur.  —  Weimar,  Kühn.  1859.  58  S.  Fol. 


Liszt,  Franz,  Dasselbe.  Clavier-Arrangement  für  2  Hände.  — 
ebda. 

- Dasselbe.  Clavier-Arrangement  für  4  Hände.  —  ebda. 

Moses ,  A.,  Schiller- Fest-Klänge.  Walzer  für  Pianoforte.  — 
Berlin,  Ed.  Bote  &  G.  Bock. 

Pfeil,  Heinr.,  opus  2.  „Die  Heimkehr“.  Gedicht  von  Her¬ 
mann  Marggraff  für  Bass  oder  Bariton  mit  Begleitung 
des  Pianoforte  componirt  und  dem  Dichter  hochachtungs¬ 
voll  gewidmet.  —  Leipzig,  Selbstverlag. 

Marggraffs  Gedicht  nachzutragen  in  der  Zeitschrift  für 
Bücherfreunde  igofigo6,  Heft  2/3,  S.  134. 

Reinthaler ,  K.,  Drei  Lieder  von  Luther  und  Schiller 
mit  alten  Volksweisen.  Zusammengestellt.  —  Erfurt, 
Kömer’sche  Buchhandlung.  1853.  4. 

Richter,  E.,  s.  Damrosch. 

Rohde,  s.  Gaulke. 

Romberg,  Andr.,  s.  Rosenberg,  Schillerfest- Marsch. 

Rosenberg,  0.,  op.  109.  Charlotten- Walzer.  Schnell-Walzer 
zu  Ehren  der  Gattin  Schiller’s,  gebornen  Charlotte 
von  Lengefeld.  Mit  Fr.  von  Schiller’s  Portrait.  —  Ham¬ 
burg,  A.  C.  Lehmann. 

- An  die  Freude.  „Freude,  schöner  Götterfunken“. 

Lied  von  Fr.  v.  Schiller.  Volksmelodie,  arrangirt  mit 
Pianoforte-Begleitung.  Mit  Fr.  v.  Schiller’s  Portrait.  — 
ebda. 

- opus  102.  Der  Jüngling  am  Bache.  „An  der  Quelle 

sass  der  Knabe“,  Lied  von  Fr.  v.  Schiller.  Neu  com¬ 
ponirt  für  eine  Singstimme  mit  Pianoforte-Begleitung. 
Mit  Fr.  v.  Schiller’s  Portrait.  —  ebda. 

- Schillerfest-Marsch,  arrangirt  nach  Motiven  aus 

Schiller’s  Glocke,  Musik  von  Andr.  Romberg.  Mit 
Fr.  v.  Schiller’s  Portrait.  —  ebda. 

Schnabel,  Carl,  s.  Pulvermacher,  Zeitschrift  für  Bücher¬ 
freunde  igofjigoö,  Heft  2/3,  S.  135. 

Taubert,  Wilhelm,  Schiller’s  Morgenlied.  „Verschwunden  ist 
die  finstre  Nacht“.  Componirt. 

1.  Für  I  Singstimme  mit  Pianoforte. 

2.  Für  3  Soprane:  Partitur  und  Stimmen. 

3.  Für  gemischten  Chor:  Partitur  und  Stimmen.  Auf¬ 
geführt  im  Königlichen  Opernhaus,  Berlin,  1 2.  Novbr. 
1859.  —  Berlin  und  Posen,  Ed.  Bote  &  G.  Bock 
(G.  Bock),  Kgl.  Hofmusikalienhändler. 

Welcher,  C.,  Schiller-Fest-Marsch  zur  100jährigen  Geburts¬ 
tagsfeier  eigens  componirt  und  aufgeführt  in  Leipzig. 
—  Leipzig,  C.  F.  Kahnt. 

Anonym,  Schiller’s,  Joh.  Cph.  Fr.,  Lied  an  die  Freude. 
Zur  Feier  des  I  oojährigen  Geburtstages  in  allen  frohen 
Kreisen  zu  singen.  Mit  Noten.  (Original-Melodie.)  — 
Hamburg,  H.  Buhr.  Fol. 


II.  Schiller  1859 

in  der  Malerei. 

Adler,  C.,  s.  Festzug,  Hamburger. 

Andenken  an  Friedrich  von  Schiller’s  1  oojährige  Geburts¬ 
tagsfeier  am  10.  November  1859.  (Abbildung  der  für 
die  neue  St.  Nicolai-Kirche  gestifteten  Glocke  mit  obiger 
Inschrift  und  Schiller’s  Portrait.)  Lithographie.  — 
Hamburg,  Chs.  Fuchs.  Fol. 

• — ,  Zum,  an  den  I oojährigen  Geburtstag  unsers  Friedrich 
Schiller  am  11.  November  1859.  An  die  Freude.  Ge¬ 
dicht  von  Fr.  Schiller.  (Enthält  4  Strophen  und  Schiller’s 
Portrait.)  Lithographie.  —  Hamburg,  Druck  von  L. 
Lang.  4. 

Ansicht  des  Bremer  Marktplatzes  während  der  Schillerfeier 
am  10.  November  1859.  Lithographie.  2  Ausgaben. 
—  Bremen,  W.  Jöntzen.  4. 


Oswald,  Die  Künste  bei  Schillers  hundertstem  Geburtstage. 


410 


Ansicht  der  Schiller-Linde  nebst  dem  Gedenkstein  zu  Blasewitz 
bei  Dresden.  Tondruck  in  1  un-  und  1  kolorierten 
Ausgabe.  —  Dresden,  G.  Täubert.  4. 

Bartsch,  G.,  s.  1.  Jungfrau,  2.  Maria  Stuart,  3.  Seid  einig 

Bauer,  J.,  s.  Karlsschüler. 

Beck,  J.  y.,  s.  Glocke. 

Brückner,  H.,  s.  Schiller  im  Garten  (unter  Schillerstätten 
[Weimar]). 

Biirkner,  H,  s.  Säcularfeier. 

Chevalier,  s.  Schillerbildnisse  (Weitsch). 

Dannecker ,  s.  Schillerbildnisse. 

Dertinger,  E.,  s.  Schillerbildnisse  (Guibal). 

Diezmann,  A.,  s.  Schiller-Feier  (Sammlung). 

Elias,  s.  Schillerbildnisse  (Schmidt). 

Emminger,  E.,  s.  Schiller’s  Geburtshaus  und  Schiller’s 
Geburtsstadt  (unter  Schillerstätten). 

Erinnerung,  Zur,  an  die  Schillerfeier  in  Hamburg  am 
13.  Novbr.  1859  im  Festzuge  vertheilt.  (Lithogr.  Porträt 
mit  Faksimile.)  —  Hamburg.  Folio. 

— ,  Zur,  an  Fr.  von  Schiller’s  1 00 jährigen  Geburtstag. 
(Porträt,  Geburtshaus,  Faksimile.)  Lithographie.  ■ — 
Hamburg,  A.  Sachs.  4. 

Erinnerungsblatt  an  Schiller’s  Saecularfeier  in  Frankfurt  a.  M. 
am  10.  Novbr.  1859:  Festzug  der  Bierbrauer.  Color. 
Lithographie  von  F.  Raer.  —  Frankfurt  a.  M.,  Frey  &  Co. 
75:ioo  cm. 

—  an  den  Schillerzug  in  Hamburg.  Gezeichnet  von  O. 
Speckter.  Lithographischer  Tondruck.  —  Hamburg, 
Chs.  Fuchs.  Fol.  (l3/4'  hoch,  i'  breit). 

—  an  die  Feier  des  ioojährigen  Geburtstages  Friedrich 
von  Schiller’s  herausgegeben  von  Wolfg.  Bemhardi. 
(Schillers  Porträt  umgeben  von  6  Gedichten  von  Edg. 
König,  Konr.  Müller,  H.  J.  Landau,  C.  Oelkers,  K. 
v.  Langen,  Heinr.  Mansfeld.)  Buntdruck.  —  Hamburg, 
F.  Schlotke.  Folio. 

Diese  6  dichterischen  Schillerbeiträge  sind  in  der  Zeit¬ 
schrift  für  Bücherfreunde  igofjigoö ,  Heft  2jj, 
S.  1 32 — 134  nachzutragen.  Ebenso  Bernhardis  Beitrag . 

—  an  die  Schillerfeier  in  Kiel.  Gezeichnet  und  componirt 
von  A.  Soltau.  Lithographirt  bei  Mohr  in  Kiel.  Ton¬ 
druck.  —  Kiel,  Akademische  Buchhandlung.  Folio. 

—  an  die  einhundertjährige  Geburtstagsfeier  Friedrich 
von  Schiller’s  am  10.  November  1859.  (Allokution  an 
den  Dichter  mit  Randzeichnungen  in  Scenen  aus  Schiller’s 
Werken.)  —  Mainz,  Friedrich  Schott. 

Erinnerungs-Blätter  an  die  Feier  von  Schiller’s  ioojährigem 
Geburtstag  am  10.  Novbr.  1859. 

Erstes  Heft:  6  Blatt  (in  Holzschnitten).  1859.  qu.  12. 

Zweites  Heft:  5  Blatt.  1880.  qu.  12.  Weimar,  Kühn. 
1859  u.  1860. 

Facsimile  von  einem  bisher  ungedruckten  und  unbekannten 
Briefe  Schiller’s  als  dreizehnjährigen  Knaben.  —  Berlin, 
Plahn’sche  Buchhandlung.  4. 

—  von:  Unterthänigstes  Promemoria  an  die  Consistorialrath 
Körnerische  weibliche  Waschdeputation  in  Loschwitz, 
eingereicht  von  einem  niedergeschlagenen  Trauerspiel- 
dichter  (Fr.  von  Schiller).  Lithographie  von  C.  Ullrich. 
In  Couvert.  —  Berlin,  G.  Hempel.  1/8  Blatt,  gr.  8. 

Ealck,  C.,  s.  Gedenkblatt  (Berngruber  &  Henning). 

Faust,  polygraphisch-illustrirte  Zeitschrift:  1859  Nr.  20. 
Enthält  an  artistischen  Beilagen  in  Farbendruck: 

a)  Schiller  als  Karlsschüler  —  b)  Charlotte  Schiller 
geb.  von  Lengefeld  —  c)  Schiller’s  Wohnung  bei  Jena. 
—  Leipzig,  G.  H.  Friedlein’s  Sequestration.  Bern¬ 
hard  Pfefferkorn. 

Fendi,  Peter,  s.  Scenen. 

Festzug,  Der,  zur  ioojährigen  Geburtsfeier  Friedrich 
von  Schiller’s  zu  Frankfurt  a/M.,  den  10.  November  1859. 
Gezeichnet  von  F.  C.  Klimsch,  schwarz  und  kolorirt. 
Kartoniert.  —  Frankfurt  a/M.,  H.  Keller.  Quer  Folio 
und  quer  8. 

— ,  Hamburger,  zur  Gedächtnißfeier  des  ioojährigen  Geburts¬ 
tages  Friedrich  Schiller’s  den  13.  November  1859.  Dem 
Comitö  für  die  Schillerfeier  in  dankbarer  Anerkennung 
ihrer  Verdienste  gewidmet  von  C.  Adler.  33  litho- 
graphirte  Blätter,  5  Zoll  hoch  und  zusammen  54  Fuß 


lang.  Mit  1  Blatt  Text  In  illustriertem  Umschlag.  _ 

Hamburg,  C.  Adler. 

—  der  Schülerfeier  zu  Hamburg  auf  dem  Heiligengeistfelde 
am  13.  November  1859.  Gezeichnet  und  lithographiert 
von  C.  Zeidler.  —  Altona,  G.  F.  Wurzbach.  qu.  Fol 

Flegel,  y.  G.,  s.  Neher. 

Fleischmann,  s.  Lengefeld  u.  Schiller- Galerie. 

Froer,  s.  Schiller-Galerie. 

Fuchs,  Chs.,  s.  Schillerzug. 

Gallerie  zu  Schiller’s  Werken.  I.  Lieferung.  —  Stuttgart, 
Göpel.  1860.  8. 

Gedenkblatt  zur  ioojährigen  Geburtsfeier  Friedrich  Schiller’s, 
entworfen  und  auf  Stein  gezeichnet  von  Bcmh.  Plock¬ 
horst.  —  Berlin,  II.  Schindler,  quer  Fol. 

—  zur  Erinnerung  an  die  Säcularfeier  von  Friedrich 
Schiller’s  Geburt.  (Schiller’s  Brustbild  und  Rand¬ 
ansichten).  Lithographie.  —  Bremerhaven,  L.  v.  Vange- 
row.  Imp.  Fol. 

—  zur  Erinnerung  an  Schiller’s  Säcularfeier.  Darstellend: 
Schiller  und  seine  Eltern,  Schiller’s  Geburtshaus  in 
Marbach,  Wohnhaus  und  Studierzimmer  in  Weimar,  die 
Fürstengruft  in  Weimar.  In  Farben-  und  Tondruck.  — 
Frankfurt  a.  M.,  H.  Keller.  4. 

—  zur  Säcularfeier  der  Geburt  Friedrich  von  Schiller’s. 
(Porträt  Schiller’s  und  10  Randzeichnungen  aus  dessen 
Werken.)  Lithographie-Tondruck.  Ohne  Rand  17"  hoch, 
14"  breit.  —  Fürth,  G.  Löwensohn.  1859.  qu.  Folio. 

—  an  die  100jährige  Schiller-Feier  im  November  1859. 
(Porträt  Schiller’s.)  Gezeichnet  von  C.  Zeidler,  in  Holz 
geschnitten  von  C.  Falck.  —  Hamburg,  Druck  von 
Berngruber  &  Henning,  gr.  4. 

Geissler,  yul.,  s.  Schiller-Feier  (Hamburg). 

— ,  P.,  s.  Schiller’s  Apotheose. 

Geyer,  s.  Schiller-Galerie. 

Glocke,  Die  große,  auf  dem  Münster  zu  SchafThausen.  Auf¬ 
genommen  von  J.  J.  Beck.  Lithographiert  von  C. 
Groschwitz.  Zur  Erinnerung  an  die  Säcular- Feier  von 
Schiller’s  Geburt  den  10.  November  1859.  Tondruck. 
—  Wiesbaden,  Chr.  Limbarth.  Fol. 

Goldberg, ,  s.  Schiller- Galerie. 

Golde,  Moritz,  s.  Vorlesung. 

Gonzenbach,  s.  Schiller-Galerie. 

Goethe’s  Brustbild  en  Face  mit  Faksimile.  Nach  Kolbe 
unter  der  Direktion  von  Mandel  gestochen  von  Knoll. 
Pendant  zu  Schiller’s  Portrait,  als  Erinnerung  an  das 
Freundschaftsbündnis  zur  ersten  Schiller-Säcular-Feier 
herausgegeben.  20"  hoch,  1 5  *  breit.  —  Berlin,  Alb. 
Abelsdorff,  gr.  Fol. 
s.  a.  Schillerbildnisse  (Rietschel). 

Graff,  A.,  s.  ebda. 

Groschwitz ,  C.,  s.  Glocke. 

Grundsteinlegung ,  Die,  zur  Schillerstatue  in  Berlin  am 
10.  November  1859.  Photographisches  Erinnerungs¬ 
blatt,  nach  der  Natur  aufgenommen.  10"  :  12"  gross. 
—  Berlin,  J.  Wilhelmi. 

Guibal,  N.,  s.  Schillerbildnisse. 

Hartmann,  E.,  s.  Schillerbildnisse. 

Hoff7?iann,  R.,  s.  ebda. 

Holzamer,  Carl,  s.  ebda. 

yagemann,  M.,  s.  Schiller  im  Leben  und  Schiller  im  Tode 
(unter  Schillerbildnisse). 

yaquemot,  s.  Schiller- Galerie. 

yungfrau ,  Die,  von  Orleans  (Szene  vor  der  Kirche  in 
Rheims).  Gezeichnet  und  lithographiert  von  G.  Bartsch. 
Tondruck.  —  Berlin,  Brigl  &  Lobeck.  gr.  qu.  Fol. 
(21"  hoch,  28"  breit.) 

Karlsschüler ,  Die  (Friedrich  v.  Schiller  sein  Trauerspiel 
„Die  Räuber“  vorlesend,  1 775)-  Nach  dem  Gemälde 
von  Schams  lithographiert  von  J.  Bauer.  Tondr.  auf 
chinesischem  Papier.  —  Wien,  F.  Patemo.  Fol. 

Klimsch,  F.  C.,  s.  Festzug  —  Frankfurt  a/M. 

Knoll,  s.  Goethe. 

Kolbe,  s.  ebda. 

Koska,  F.,  Schiller’s  100 jähriger  Geburtstag.  (Allegor. 
Zeichnung.)  1  Blatt.  —  Breslau,  Lilienfeld.  4. 

Kretschmer,  R.,  s.  Schiller’s  Apotheose. 


Oswald,  Die  Künste  bei  Schillers  hundertstem  Geburtstage. 


411 


Kugelgen,  G.  v.,  s.  Schillerbildnisse. 

Lämmel,  s.  Schiller- Galerie. 

Langer,  Th.,  s.  Schiller  und  Goethes  Portrait  (unter  Riet- 
schel,  Schillerbildnisse). 

Laurens,  s.  Schillerbildnisse  (Graff). 

Lengefeld,  Charlotte’ 's  von ,  Portrait.  Gezeichnet  von  F. 
Pecht,  gestochen  von  Fleischmann.  (Separatabdruck  aus 
der  Schiller-Galerie).  —  Leipzig,  F.  A.  Brockhaus. 
Imp.-Fol. 

s.  a.  Schiller,  Charlotte  von,  und  Schillerbildnisse. 

Leutemann,  H.,  s.  Neher. 

Leybold,  Franz,  s.  Scenen. 

Löffler,  Ludwig,  s.  Schiller’s  Lied. 

Mandel,  s.  Goethe. 

Maria  Stuart  und  Elisabeth.  (Scene  im  Park  zu  Fothe- 
ringhay.)  Gezeichnet  und  lithographiert  von  G.  Bartsch. 
Tondruck.  (21"  hoch,  28"  breit.)  —  Berlin,  Brigl  & 
Lobeck.  gr.  qu.  Fol. 

May,  s.  Schillerbildnisse. 

Merz,  s.  Schiller-Galerie. 

Milster,  s.  Schillerbildnisse. 

Müller,  C.,  s.  Schiller  im  Leben  und  Schiller  im  Tode 
(unter  Jagemann,  Schillerbildnisse). 

—  W.,  s.  Schillerbildnisse  (Simanowiz). 

Neher,  Bernh.,  Schiller’s  Lied  von  der  Glocke  in  40  Blättern 
bildlich  dargestellt.  Nach  den  Entwürfen  des  Meisters 
zu  den  Wandgemälden  im  Großherzoglichen  Schlosse  zu 
Weimar  auf  Holz  gezeichnet  von  H.  Leutemann  und 
geschnitten  von  J.  G.  Flegel.  Mit  einem  Vorworte  von 
C.  Vogel.  Neue  Ausgabe.  — -  Leipzig,  Rud,  Weigel. 
1859.  Fol. 

Vogel,  C.  ist  in  der  Zeitschrift  für  Bücherfreunde 
190 fp6,  Heft  2/j,  S.  137  nachzutragen. 

Oer,  Theobald  von,  s.  I.  Säcularfeier,  2.  Vorlesung, 

3.  Weimar’s  Musenhof. 

Pecht,  F.,  s.  I.  Lengefeld,  2.  Schillerbildnisse,  3.  Schiller- 
Galerie. 

Plockhorst,  Bernh.,  s.  Gedenkblatt  (Schindler). 

Preisei,  s.  Schiller- Galerie. 

Raab,  s.  1.  Schillerbildnisse  (Pecht),  2.  Schiller- Galerie. 

Ramberg,  Arthur  von,  s.  Schiller- Galerie. 

Raer,  B.,  s.  Erinnerungsblatt  —  Frankfurt  a/M. 

Reinhart,  J.  C.,  s.  I.  Schillerbildnisse,  2.  Schiller  in 
Karlsbad  (unter  Schillerstätten). 

Reusche,  F.,  s.  Weimar’s  Musenhof. 

Reyher,  R.,  s.  Schillerbildnisse. 

Rietschel,  s.  ebda. 

Rohrdorf,  s.  Schiller- Galerie. 

Säcularfeier,  Zur,  der  Geburt  Friedrich  von  Schiller’s  am 
io.  November  1859.  (Dannecker  mit  der  Schillerbüste, 
umgeben  von  Randbildern  aus  Schiller’s  Leben).  Er¬ 
funden  und  gezeichnet  von  Theobald  von  Oer.  Archi¬ 
tektur  von  F.  Wiedemann.  Radirt  von  H.  Bürkner. 
Architektur  von  F.  C.  Schmidt.  Auf  Chinesischem 
Papier.  Ohne  Rand  23"  hoch,  18"  breit.  —  Dresden, 
Rudolf  Kuntze’s  Verlagshaus.  gr.  Fol. 

Scenen,  Sechs,  aus  Schiller’s  Lied  von  der  Glocke  nach 
Originalzeichnungen  von  Peter  Fendi  lithographirt  von 
Franz  Leybold. 

Nr.  1.  Der  Taufgang,  Nr.  2.  Die  Rückkehr  in’s  Vater¬ 
haus,  Nr.  3.  Vor  der  Trauung,  Nr.  4.  Die  Feuers¬ 
brunst,  Nr.  5.  Die  Trauernden  am  Grabe,  Nr.  6.  Abend¬ 
gebet  der  heimkehrenden  Landleute.  —  Wien,  L.  T. 
Neumann.  i/2  Colombier,  quer  Format, 

Schams,  s.  Karlsschüler. 

Scherff,  C„  s.  Schillerbildnisse  (Graff). 

Schiller ,  Charlotte  von.  Portrait  mit  Facsimile.  In  Stahl 
gestochen  von  A.  Weger.  —  Leipzig.  Baumgärtner’s 
Verlag.  1860.  4. 

s.  a.  Faust  und  Lengefeld  wie  Schillerbildnisse  (Ano¬ 
nyme  Nr.  22). 


Schiller,  Friedrich  von 
a)  Schillerbildnisse. 

Dannecker :  I.  Von  Berliner  Buchhändlern  als  Gedenkblatt 
ausgegebene  Photographie  nach  der  im  Besitze  des 
Commerzienrathes  C.  Duncker  befindlichen  Dannecker- 
schen  Colossalbüste  Schiller’s.  Ausgeführt  von  G. 
Schauer.  —  Berlin,  Hermann  Kaiser,  Firma:  E.  H. 
Schroeder.  1859.  Fol. 

2.  Schiller’s  Portrait  in  Relief-Medaillon  nach  Dann¬ 
ecker  photographirt.  —  Dresden,  Jul.  Schwendler.  gr.  8. 
(21/s"  hoch.) 

Graff,  A.:  1.  Portrait,  gemalt  von  A.  Graff,  gestochen  von 
Laurens  im  Jahre  1805.  — Berlin,  Nicolai’sche  Verlags¬ 
buchhandlung  (G.  Parthey),  gr.  4. 

2.  Dasselbe,  gestochen  von  C.  Scherff.  —  Coblenz. 
K.  Bädeker.  1860. 

Guibal,  Nie.:  Schiller’s  Jugendbild  (Brustbild).  Nach  dem 
Leben  in  Oel  gemalt  (um  1780)  von  Nie.  Guibal.  Ge¬ 
stochen  von  E.  Dertinger.  Zur  I  oojährigen  Geburts- 
Jubelfeier  herausgegeben.  In  2  Ausgaben:  a)  in  Me¬ 
daillon  und  b)  in  Gross  -  Lexicon  -  Octav.  —  Stuttgart, 
IC.  Göpel. 

Hartmann ,  E.  :  Schiller’s  Portrait.  Nach  einer  Original¬ 
zeichnung  von  E.  Hartmann  (in  Holzschnitt).  Beson¬ 
derer  Abdruck  aus  Nr.  854  der  Illustrirten  Zeitung.  — 
Leipzig,  Expedition  der  Illustrirten  Zeitung.  Fol. 
Hoffi?iann,  R. :  Schiller’s  Portrait.  Lithographie  von  R. 

Hoffmann.  —  Wien,  F.  Paterno.  kl.  Fol. 

Holzamer,  Carl:  Schiller.  Lebensgrosses  Brustbild  mit 
Facsimile.  Gezeichnet  und  lithographirt  von  Carl  Holz¬ 
amer.  Tondruck.  —  Leipzig,  Rud.  Weigel.  Roy.-Folio. 
Jagemann,  M:  I.  Schiller  im  Leben.  Gezeichnet  1818. 
Gestochen  von  C.  Müller.  Punktirt.  —  Weimar,  Hoff¬ 
mann.  gr.  Fol. 

2.  Schiller  im  Tode.  Gezeichnet.  Gestochen  von  C. 
Müller.  Gegenstück  zu  obigem.  —  ebda. 

Kügelgen,  G.v.:  I.  Schiller.  Nach  dem  Original-Gemälde 
von  G.  v.  Kügelgen  auf  Stein  gezeichnet  von  Fr. 
Schwabe.  13"  hoch',  10"  breit.  —  Berlin,  G.  A. 
Hoevel. 

2.  Dasselbe.  Volks-Ausgabe  mit  darunter  gedruckter 
kurzer  Biographie  Schiller’s.  —  ebda. 

May:  Schiller’s  Portrait,  nach  May’s  Oelgemälde  in  Stahl 
gestochen.  —  Stuttgart,  A.  Becher,  gr.  4. 

Milster:  Schiller’s  Portrait  (Jugend-Portrait).  Lithographie 
von  Milster.  Mit  einer  Unterschrift  Ad.  Stahr’s  als  Er¬ 
klärung  des  Bildes.  —  Berlin,  Milster’s  Selbstverlag.  Fol. 
Dieser  Stahrsche  Beitrag  noch  nachzutragen  in  der 
Zeitschrift  für  Bücherfreunde  igofjigoö,  Heft  2/j, 
S.  i37. 

Pecht,  Fnedrich :  Schiller’s  Portrait.  Gezeichnet  von  F. 
Pecht,  gestochen  von  Raab.  (Separatabdruck  a.  d. 
Schiller-Galerie.)  —  Leipzig,  F.  A.  Brockhaus.  Imp.- 
Fol. 

Reinhart,  J.  C.:  Schiller’s  Portrait  im  sechsundzwanzigsten 
Lebensjahre.  Nach  J.  C.  Reinhart’s  Oelgemälde  litho¬ 
graphirt  von  G.  Schlick.  —  Leipzig,  G.  Keil.  Fol. 
Reyher,  R.:  Fr.  Schiller.  Brustbild  in  Oval.  Gezeichnet 
und  gestochen  von  R.  Reyher.  —  Berlin,  E.  H. 
Schroeder’s  Verlag.  1859.  4. 

Rietschel:  Schiller  und  Goethe’s  Portrait  auf  einem  Blatte, 
nach  dem  Denkmal  Rietschel’s  in  Weimar  photographirt 
und  unter  Mithülfe  des  Professor  Rietschel  gezeichnet 
und  gestochen  von  Th.  Langer.  —  Leipzig,  Fr.  Brand¬ 
stetter.  qu.  Fol. 

Schlick:  Schiller’s  Portrait.  Gezeichnet  von  Schlick,  in 
Stahl  gestochen  von  Sichling.  —  Leipzig,  Otto  Wigand, 
kl.  Fol. 

s.  a.  Schillerbildnisse  (Reinhart). 

Schmidt,  C. :  Schiller’s  Bildniss  in  ganzer  Figur.  Ge¬ 
zeichnet  von  C.  Schmidt,  lithographirt  von  Elias.  — 
Stuttgart,  Eduard  Fischhaber. 


412 


Oswald,  Die  Künste  bei  Schillers  hundertstem  Geburtstage, 


Schwerdgeburth,  C.  A. :  Brustbild.  Nach  den  besten  Hülfs- 
mitteln  gezeichnet  und  in  Kupfer  gestochen  von  C.  A. 
Schwerdgeburth.  Punktirt.  —  Weimar,  W.  Hoffmann’s 
Hofbuchhandlung,  gr.  4. 

Simanowiz,  K  S.  L.:  I.  Brustbild,  gemalt  1793.  Ge¬ 
stochen  in  Stahl  1859  von  W.  Müller.  —  Weimar, 
Landes-Industrie-Comptoir.  Quarto  und  Octavo. 

2.  Dasselbe,  in  Kupfer  gestochen  von  Fr.  Schröder.  — 
Hamburg,  D.  H.  Comelsen.  16. 

3.  Dasselbe,  gestochen  von  A.  Schultheiss.  —  Leipzig, 
Breitkopf  &  Härtel.  Fol. 

Thorwaldsen :  Friedrich  Schiller.  Statue  von  Thorwaldsen. 
Lithographirt  von  P.  Schulze.  Tondruck.  —  New- York, 
Schrickel.  1859.  Fol. 

Weitsch:  Schiller’s  Portrait.  Nach  einer  Zeichnung  nach 
dem  Leben  von  Professor  Weitsch  in  drei  Kreiden 
lithographirt  von  Chevalier.  —  Berlin,  L.  Sachse  &  Co. 
gr.  Roy.  Fol. 

Anonyme:  I.  Schiller’s  Portrait  en  miniature  ovale.  Kreide¬ 
zeichnung.  —  Baden-Baden,  F.  M.  Reichel.  8. 

2.  Schiller’s  Portrait.  Eine  nach  dem  besten  Original- 
Gemälde  imitirte  Photographie  in  ovalem  Medaillon.  — 
Berlin,  A.  Sala. 

3.  Schiller’s  Portrait  mit  Facsimile.  Stahlstich.  — 
Leipzig,  Baumgärtner’s  Buchhandlung,  gr.  Fol. 

4.  Schiller’s  Portrait.  Photographie  nach  der  eigens 
für  das  Schillerfest  in  München  modellirten  Büste : 
15  cm  hoch,  auf  Karton  aufgezogen.  —  München,  E. 

A.  Fleischmann’s  Buchhandlung. 

5.  — 21.  s.  Abt.  I:  1.  Jahncke,  2. — 5.  Rosenberg, 
Abt.  II:  6.  Andenken,  7.  Zum  Andenken,  8.  Zur  Er¬ 
innerung,  9.  ebda.,  10.  Erinnerungsblatt  (Schlotke), 
II.  Faust,  12.  Gedenkblatt  (Vangerow),  13.  Gedenkblatt 
(Löwensohn),  14.  Gedenkblatt  (Bemgruber  &  Hennig), 
15.  Schillerstätten,  Marbach1,  16.  Schiller-Feier  (Illustrirte 
Zeitung),  17.  Schiller-Feier  (Baumgärtner). 

22.  Schiller  und  Charlotte,  dessen  Gemahlin.  Ein  Por¬ 
trait  auf  einem  Blatte.  Lithographie.  —  Berlin,  A. 
Felgner.  1859.  gr.  Fol. 

23.  Schiller  und  seine  Eltern,  s.  Gedenkblatt  (H.  Keller). 

b)  Schillerstättcn. 

Gohlis:  I.  Schiller’s  Wohnhaus  in  Gohlis.  Schwarz  und 
koloriert.  —  Leipzig,  F.  Kunath. 

2.  Das  Schillerhaus  in  Gohlis.  Stahlstich.  —  Leipzig, 

Ed.  Wengler.  4.  (7"  hoch,  11"  breit.) 

3.  Das  Schillerhaus  in  Gohlis.  Lithographie.  Tondruck. 
—  Leipzig,  Adolph  Werl.  1860.  gr.  Fol. 

Jena:  Schiller’s  Wohnung  bei  Jena  1797 — 1799*  Litho¬ 
graphie.  Tondruck.  Schwarz  tund  koloriert.  —  ebda, 
gr-  4- 

s.  a.  Faust. 

Kahndorf:  Schiller’s  Wohnung  in  Kahndorf  bei  Borna. 

Lithographie.  Tondruck.  -----  ebda.  qu.  Fol. 

Karlsbad:  1.  Schiller  in  Karlsbad  (auf  einem  Esel  reitend). 
Nach  einer  Originalzeichnung  seines  im  Jahre  1847  zu 
Rom  verstorbenen  Freundes  Joh.  Chr.  Reinhart.  Holz¬ 
schnitt  in  Tondruck.  —  Leipzig,  J.  J.  Weber.  4. 

2.  Dasselbe.  In  Holzschnitt  in  Tondruck.  —  Stuttgart, 
Ad.  Becher’s  Verlag.  4. 

3.  Dasselbe.  In  Kreidemanier  mit  Ton  ausgeführt.  — 
Stuttgart,  Fr,  G.  Schulz.  4. 

Leipzig:  Das  Schillerhaus  in  der  Hainstrasse  zu  Leipzig. 
Lithographie  in  Tondruck.  Fein  colorirt.  —  Leipzig, 
Adolph  Werl.  4. 

Loschwitz:  Schiller’s  Pavillon  auf  Kömer’s  Weinberg  in 
Loschwitz,  wo  er  den  Don  Carlos  schrieb.  Tondruck. 
Schwarz  und  colorirt  —  Dresden,  G.  Täubert.  4. 
Marbach:  1.  Schiller’s  Geburtshaus  in  Marbach  nach  der 
Natur  aufgenommen  mit  dessen  Portrait.  In  3  Tönen. 
—  Baden-Baden,  F.  M.  Reichel,  4. 

2.  Das  Schillerhaus  in  Marbach.  Stahlstich.  —  Leipzig, 
C.  A.  Haendel.  4. 

3.  Schiller’s  Geburtshaus.  Stahlstich.  —  Leipzig,  C. 

B.  Polet.  16. 


4.  Schiller’s  Geburtshaus  in  Marbach.  Gezeichnet,  litho¬ 
graphirt  und  gedruckt  in  der  Artistischen  Anstalt  von 
B.  Levi.  Doppel-Tondruck.  —  Stuttgart,  C.  H.  Kettner. 
qu.  Fol. 

5.  Schiller’s  Geburtshaus  (wie  es  zur  Zeit  von  Schiller’s 
Geburt  war).  Gezeichnet  und  lithographirt  von  E. 

Emminger.  Doppeltondruck:  13"  hoch,  10"  breit.  _ 

Stuttgart,  Heinrich  Müller.  4. 

s.  a.  Gedenkblatt  (Keller). 

6.  Schiller’s  Geburtsstadt  Marbach.  Nach  der  Natur  ge¬ 
zeichnet  und  lithographirt  von  E.  Emminger.  Doppel¬ 
tondruck:  15”  hoch,  20 "  breit.  —  ebda.  qu.  Fol. 

Weimar :  Schiller  im  Garten  zu  Weimar.  Lithographirt  von 
H.  Brückner.  —  Tondruck.  —  New-York,  Schrickel. 
Fol. 

s.  a.  Gedenkblatt  (Keller). 


Schillers  Apotheose.  Gezeichnet  von  Rud.  Geissler.  Litho¬ 
graphirt  von  R.  Kretschmer.  Tondruck  mit  Textblatt. 
—  Leipzig,  L.  Rocca.  gr.  Fol.  (24"  hoch,  18"  breit) 

Schiller’s  Lied  „An  die  Freude“.  Illustrirt  von  Ludwig 
Löffler  in  Berlin.  Holzschnitt  ausgeführt  von  Schulze 
und  Schmetzer  in  Leipzig.  18  Blätter  in  Tondruck.  In 
Mappe.  —  Leipzig,  Hermann  Mendelssohn,  gr.  Fol. 

Die  2.  Auflage  (1860)  vermehrt  durch  Erläuterungen 
von  Dr.  Max  Schasler.  (Diese  Erläuterungen  sind 
nachzutragen  in  der  Zeitschrift  für  Bücherfreunde 
1905/1906,  Heft  2I3,  S.  136.) 

Schiller-Feier  zu  Hamburg,  auf  dem  Heiligengeist-Felde  am 
13.  November  1859,  von  der  Windmühle  aufgenommen 
(von  Jul.  Geissler).  Lithographie.  Tondruck.  —  Ham¬ 
burg.  qu.  Fol. 

— .  Eine  Sammlung  von  Portraits  und  Ansichten  zu  Schiller’s 
Leben  und  Werken.  20  Stahlstiche  mit  1 1  Seiten  Text. 
I.  und  2.  Auflage.  Von  A.  Diezmann.  —  Leipzig, 
Baumgärtner’s  Buchhandlung,  kl.  Fol. 

— ,  Die.  Artistisch-typographisches  Gedenkblatt  an  die 
Säkularfeier  von  Schiller’s  Geburtstag  10.  November 
1859.  Enthaltend  17  Abbildungen  der  Festfeier  an 
16  Orten  und  das  Portrait  Friedrich  von  Schiller’s. 
Holzschnitt  —  Leipzig,  Expedition  der  Illustrirten 
Zeitung.  Imp.-Fol.  (2'  11"  hoch,  4'  breit) 

- in  Loschwitz  bei  Dresden  1859.  Lithographie.  8. 

Schiller-Galerie.  Charactere  aus  Schiller’s  Werken.  Ge¬ 
zeichnet  von  Fr.  Pecht  und  Arthur  von  Ramberg.  In 
Stahl  gestochen  von  Fleischmann,  Froer,  Geyer,  Gold¬ 
berg,  Gonzenbach,  Jaquemot,  Lämmel,  Merz,  Preisei, 
Raab,  Rohrdorf,  Schultheiss,  Sichling  u.  A.  Mit  er¬ 
läuterndem  Text  von  Fr.  Pecht.  (25  Bogen  Text  und 
50  Blätter.)  —  Leipzig,  F.  A.  Brockhaus.  gr.  4  u.  Fol. 

Existiert  in  3  Ausgaben. 

Pecht’s  Textbeitrag  ist  nachzutragen  in  der  Zeitschrift 
für  Bücherfreunde  ig05jl906,  Heft  2/3,  S.  135. 

Schillerzug,  Der,  in  Hamburg.  Nach  Photographien  von 
Chs.  Fuchs  lithographirt.  Mit  farbigem  Tondruck.  — 
Hamburg,  Chs.  Fuchs,  qu.  Fol. 

Das  Ganze  sollte  50 — 60  Blatt  umfassen.  Jedes  Blatt 
bildet  eine  Korporation  von  25 — 30  Portraits. 

Schlick ,  G.,  s.  Schillerbildnisse  (Reinhart  und  Schlick). 

Schmetzer,  s.  Schiller’s  Lied. 

Schmidt,  C.,  s.  Schillerbildnisse. 

— ,  F.  C.,  s.  Säcularfeier. 

Schröder,  Fr.,  s.  Schillerbildnisse  (Simanowiz). 

Schultheiss,  A.,  s.  ebda,  und  Schiller- Galerie. 

Schulze,  s.  Schiller’s  Lied. 

— ,  F.,  s.  Schillerbildnisse  (Thorwaldsen). 

Schwabe,  Fr.,  s.  ebda.  (Kügelgen). 

Schwerdgeburth,  C.  A.,  s.  ebda. 

Seid  einig,  einig,  einig!  Gedenkblatt  an  die  Säcularfeier 
der  Geburt  Schiller’s,  den  Festtag  gesammter  deutscher 
Nation  10.  November  1859.  Erfunden  und  gezeichnet 
von  G.  Bartsch.  Lithogr.  Tondruck.  —  Berlin,  Brigl 
&  Lohbeck.  Roy. -Folio.  (21  '  hoch,  28'  breit) 

Sichlmg,  s.  Schillerbildnisse  (Schlick)  und  Schiller-Galerie. 

Simanowiz,  K.  S.  L.,  s.  Schillerbildnisse. 


Oswald,  Die  Künste  bei  Schillers  hundertstem  Geburtstage. 


413 


Soltau,  A.,  s.  Erinnerungsblatt  (Kiel). 

Speckter,  0.,  s.  ebda.  (Fuchs). 

Thorwaldsen,  s.  Schillerbildnisse. 

Ullrich ,  C.,  s.  Facsimile  (Hempel). 

Vorlesung,  Die  erste,  der  Räuber  von  Schiller.  Gemalt  von 
Theobald  von  Oer,  lithographirt  von  Moritz  Golde.  Ge¬ 
druckt  in  der  lithogr.  Kunstanstalt  von  Franz  Hanfstängl. 
—  Dresden,  Rudolf  Kuntze’s  Verlagsbuchhdlg. 

Existiert  in  einer  großen  Ausgabe  (ohne  Rand  21  hoch, 
27"  breit)  und  in  einer  kleinen  (ohne  Rand  14"  hoch, 
18"  breit). 

Weger,  A.,  s.  Schiller,  Charlotte  von. 

Weimar’ s  Musenhof.  Zur  100jährigen  Geburtstagsfeier 
Friedrich  von  Schiller’s.  Originalzeichnung  von  Theob. 
v.  Oer.  Sep.- Abdruck  in  Tondruck.  Holzschnitt  von 
F.  Reusche.  —  Dresden,  C.  C.  Meinhold  &  Söhne, 
kl.  qu.  Fol.  (13"  hoch,  16"  breit.) 

Weitsch,  s.  Schillerbildnisse. 

Wiedemann,  F.,  s.  Säcularfeier. 

Wolzogen,  Caroline  Freifrau  von,  geb.  von  Lengefeld.  Por¬ 
trait.  Lithographirt.  Chines.  Papier.  —  Leipzig,  F. 
A.  Brockhaus.  kl.  Fol. 

— ,  Ludwig  Freiherr  von,  königlich  preussischer  General 
der  Infanterie.  Portrait.  Lithographirt.  Chines.  Papier. 
—  ebda.  kl.  Fol. 

Zeidler,  C.,  s.  Festzug  (Wurzbach)  und  Gedenkblatt  (Bem- 
gruber  &  Hennig). 

III.  Schiller  1859 

in  den  plastischen  und  dekorativen  Künsten. 

Da?inecker,  s.  Schiller’s  Portrait  (Dresden),  Schiller-Büste 
und  Schiller-Medaille  (diese  Abteilung)  und  Schiller¬ 
bildnisse  (Dannecker),  Abt.  II. 

Denkmünze  zur  ioo jährigen  Geburtsfeier  Friedrich’s  von 
Schiller:  37/10  cm  Durchmesser.  In  Britannia-Metall, 
in  Bronze,  in  Silber.  Augsburg,  Gravier-  und  Präge- 
Anstalt  des  G.  Drentwett.  Sebald  F.  Drentwett  D. 
I.  Schiller-Denkmünze,  2.  Schiller-Goethe-Denkmünze. 
—  Leipzig,  In  Commission  bei  E.  Wengler. 

—  zur  Erinnerung  an  die  Schiller-Feier  in  Bordeaux. 

Hat  der  Hannoversche  Konsul  Klepper  zu  Bordeaux  in 
Paris  gravieren  und  in  der  Kaiserlichen  Münze  prägen 
lassen. 

—  (sogenannter  Portugaleser)  auf  die  Schiller-Feier  in 
Hamburg.  Prägung  von  der  Administration  der  Ham¬ 
burger  Bank  angeordnet.  19  Linien  Durchmesser.  (Ge¬ 
schnitten  und  geprägt  in  der  L.  Ostermann’schen  vor¬ 
mals  Loos’schen  Medaillen-Münze  in  Berlin.)  In  Bronze, 
Silber,  Gold.  Avers:  F.  Staudigel  fec.,  Revers:  G. 
Loos  dir.  A.  Fischer  inv.  C.  Schnitzspahn  F.  —  Ham¬ 
burg.  1859. 

—  auf  das  Schillerfest  in  Mannheim. 

—  auf  die  Schillerfeier  in  Prag,  Wien.  In  Britannia- 
Metall,  in  Bronze.  —  Prag,  J.  G.  Calve’sche  Univer¬ 
sitäts-Buchhandlung. 

Dönscklag,  C.,  s.  Lampenschirm. 

Drentwett,  G.,  s.  Denkmünze  (Augsburg). 

Fischer,  A.,  s.  ebda.  (Hamburg). 

—  Karl,  s.  Medaille,  Silberne. 

Gedenkthaler  zu  Schiller’s  ioojähriger  Geburtsfeier.  Ge¬ 
prägt  von  der  freien  Stadt  Frankfurt. 

Helfricht,  s.  Schiller-Medaille  (Gotha). 

Holzschur,  s.  Schiller-Büste. 

Kullrich,  W.,  s.  Schiller’s  Reliefportrait  und  Schiller-Medaille 
(Berlin). 

Lampenschirm  in  Farbendruck,  darstellend  Scenen  aus 
Schiller’s  Lied  von  der  Glocke,  in  Original-Stein¬ 
zeichnungen  von  C.  Dönschlag.  —  Berlin,  L.  Gerschel. 

Leigh,  L.,  s.  Schiller’s  Portrait  (Pforzheim). 

Loos,  G.,  s.  Denkmünze  (Hamburg). 

Medaille,  Silberne,  mit  Schiller’s  Porträt,  Rückseite  ein 
Lorbeerkranz  mit  der  Inschrift:  „Zum  10.  November 
1859“.  In  Grösse  eines  Zweigroschenstücks  mit  Öse, 


als  Medaillon  zu  tragen.  Geschnitten  von  Professor  Karl 
Fischer. 

Ausgestellt  gewesen  unter  Nr.  23  im  Saale  der  Kgl. 
Akademie  zu  Berlin  vom  12. — 22.  November  1859. 
„Schiller“.  Deutscher  Geschichts-  und  Comptoirkalender 
für  1860.  2.  Auflage.  —  Heidelberg.  Sommer-Günther. 
Schiller  auf  dem  Dichter-Ross.  Relief  in  Elfenbeingypsmasse : 

1/2  Fuss  Durchmesser.  —  Frankfurt  a.  M.,  H.  Keller. 
Schiller’s  Bildniss  mit  Emblemen  en  medaillon,  haut  relief 
in  Gyps:  T1^"  hoch,  6"  breit.  —  Berlin,  C.  G.  Ende. 
Auch  in  feinerer  Masse  (Stearin). 

—  Geburtshaus  in  Marbach  als  Modellir-Carton.  —  Stutt¬ 
gart,  F.  G.  Schulz. 

—  Portrait.  In  Relief.  Medaillon  nach  Dannecker  photo- 
graphirt.  —  Dresden,  Jul.  Schwendler.  gr.  8.  (2^8 " 
hoch). 

- .  Erhaben  in  Bronze  geprägt  von  L.  Leigh.  Mit 

Schiller’s  Facsimile.  —  Pforzheim.  16, 

- in  Relief-Manier  ausgeführt.  —  Leipzig,  C.  W.  B. 

Naumburg. 

Reliefportrait.  Medaillon  aus  feinstem  marmorweissem 
Pariser  Gyps  von  W.  Kullrich.  Durchmesser  63 f  .  — 
Berlin,  E.  H.  Schroeder. 

Schiller-Büste,  nach  Dannecker’s  Modell  von  Holzschur  in 
Gyps  angefertigt.  2  Fuss  hoch.  —  Cassel,  G.  Württen- 
berger. 

Schillerdenkmünze,  in  Britannia-Metall  gegossen  und  ver¬ 
silbert,  modellirt  und  ciselirt  von  G.  Wilke  in  Berlin. 
27/i0  cm  Durchmesser  (in  Thalerformat:  37/IO  cm  Durch¬ 
messer).  —  Berlin,  G.  Rahn. 

Schüler-Medaille.  Nach  Dannecker’s  Büste  geschnitten  von 
W.  Kullrich.  In  Britannia-Metall  und  in  Silber,  in 
einer  kleineren  (beide)  und  in  einer  grösseren  Ausgabe 
(die  erste  Medaille  nur).  —  Berlin,  Ernst  &  Korn  und 
E.  H.  Schroeder. 

—  Geschnitten  von  Helfricht.  In  Bronze,  vergoldeter 
Bronze,  Silber.  —  Gotha,  C.  F.  Thienemann  in  Com¬ 
mission. 

Schiller-Spiel.  Ein  unterhaltendes,  höchst  interessantes  und 
belehrendes  Glücks-  und  Gesellschaftsspiel  für  grössere 
und  kleinere  Kreise.  Mit  Schiller’s  Portrait.  — -  Berlin, 
A.  Streerath  &  Co. 

Schnitzspahn,  C.,  s.  Denkmünze  (Hamburg). 

Sebald,  C.,  s.  ebda.  (Augsburg). 

Staudigel,  F.,  s.  ebda.  (Hamburg). 

Wilke,  G.,  s.  Schillerdenkmünze. 

IV.  Nachträge 

zu  den  Abteilungen  A — C. 

(s.  Zeitschrift  für  Bücherfreunde  1905/1906,  Heft  2/3, 
S.  124—138.) 

Aniiel,  Das  Lied  von  der  Glocke,  deutsch  und  französisch. 
2.  Ausgabe.  —  Genf.  1860. 

Bernhardi,  Wolfg.,  s.  oben  Abt.  II:  Erinnerungsblatt 
(Schlotke). 

Fanden,  Fr.  v.,  Concordia;  Constantia;  victoria!  oder 
Triumphlied  der  deutschen  Eintracht  am  Schillerfeste, 
am  10.  Novbr.  1859. 

Horwitz,  A.,  s.  oben  Abt.  I:  Lewandowski. 

König,  Edg.,  s.  oben  Abt.  II:  Erinnerungsblatt  (Schlotke). 
Landau,  H.  J.,  s.  ebda. 

Langen,  K.  v.,  s.  ebda. 

Mansfeld,  Heinr.,  s.  ebda. 

Marggraff,  Hermann,  s.  oben  Abt.  I:  Pfeil. 

Müller,  Konr.,  s..  oben  Abt.  II:  Erinnerungsblatt  (Schlotke). 
Oelkers,  C.,  s.  ebda. 

Pecht,  Friedrich,  s.  oben  Abt.  II:  Schiller-Galerie. 
Pulvermacher,  s.  oben  Abt.  I:  Damrosch. 

Schasler,  Max,  s.  oben  Abt.  II:  Schiller’s  Lied. 
Schillerfeiern : 

I.  Darmstadt ,  Vorfeier  zu  Schiller’s  ioojährigem 
Geburtstag. 


414 


von  Roeslerstamm,  Die  Autographensammlung  von  Alexander  Meyer  Cohn. 


2.  Genf,  Schiller-Feier  in  Genf.  (Enthält  u.  a.  Das 
Lied  von  der  Glocke,  franz.  und  deutsch.  Wohl  von 
Amiel!) 

3.  Heidelberg,  Zur  Schillerfeier.  Vortrag. 

4.  Osnabrück,  a)  Schillerfeier  zu  Osnabrück.  Programm 
f.  d.  öffentlichen  Festzug.  Folio.  —  b)  Schiller- 
Feier  des  Handels-Instituts  zu  Osnabrück,  Freitag, 


d.  ii./ii.  1S59.  Gertrudenberger  Kaffeehaus.  Pro¬ 
gramm.  Folio. 

Stahr,  Ad.,  s.  oben  Abt.  II :  Schillerbildnisse  (Milster). 
Sülze,  E.,  Festrede  am  1 00 jährigen  Geburtstage  Schiller’s 
10.  Novbr.  1859  in  Osnabrück.  8. 

Vogel,  C.,  s.  oben  Abt.  II:  Neher. 


Die  Autographensammlung  Alexander  Meyer  Cohn. 

Von 

E.  Fischer  von  Roeslerstamm  in  Rom. 


as  wohlgelungene  Porträt,  das  Gotthilf 
Weißstein  dem  warmen  Nachruf  beifügte, 
den  er  in  den  Spalten  dieser  Zeitschrift 
dem  Berliner  Sammler  widmete,  schmückte 
auch  den  von  der  Firma  J.  A.  Stargardt  in  Berlin 
würdig  ausgestatteten  und  tadellos  redigierten  Ver¬ 
steigerungskatalog.  Überdies  hatte  sich  ein  Mann 
der  Wissenschaft  dazu  herbeigelassen,  das  Buch, 
das  die  Lebensarbeit  eines  Mannes  vor  Augen 
führt,  der  doch  nur  Sammler  war  und  niemals 
etwas  anderes  sein  wollte,  mit  einer  Vorrede  ein¬ 
zubegleiten.  Professor  Dr.  Erich  Schmidt  schrieb  sie 
als  Freund  dem  Freunde.  Durch  jede  Zeile  klingt 
hier  der  Ton  der  Dankbarkeit  hindurch,  den  die 
Wissenschaft  demjenigen  Liebhaber  schuldet,  der 
nicht  auf  seinen  Schätzen  sitzt  wie  der  Geizhals 
auf  der  Geldtruhe,  sondern  über  seine  Türe  ge¬ 
schrieben  hat:  Kommt  herein,  die  Ihr  selber  wissens¬ 
durstig  seid  und  anderen  Wissenswertes  mitteilen 
wollt,  —  ich  will  Euch  erquicken !  — 

Seit  die  Welt  steht,  sind  auf  einem  Autographen- 
Auktionstische  noch  nicht  solche  Schätze  ausge¬ 
breitet  worden,  wie  sie  in  der  letzten  Oktoberwoche 
in  der  Königin  Augustastraße  in  Berlin  auslagen, 
und  im  Februar  wird  sich  dieses  Schauspiel  wieder¬ 
holen,  wenn  die  neuere  deutsche  Literatur,  die 
im  Oktober  (dem  Alphabete  nach)  nur  bis  Klinger 
reichte,  mit  Zschokke  zum  Abschluß  kommt  und 
aus  dem  Gebiete  der  bildenden  Kunst  und  der 
Musik  nur  die  allerersten  Namen,  diese  aber  nahezu 
vollständig  und  wieder  in  vorzüglichen  Proben,  auf¬ 
gelegt  werden  sollen.  Reicher  ausgestattete  Auk¬ 
tionen  hat  es  bisher  nicht  gegeben,  als  die  von 
1877  bis  1885  in  Paris  abgehaltenen  von  Fillon 
und  Bovet,  über  die  zwei  dicke  Bücher  erschienen 
sind,  deren  Besitz  nicht  nur  den  Autographen¬ 
sammler  erfreut,  sondern  auch  die  wenigen  öffent¬ 
lichen  Bibliotheken,  die  damit  versehen  sind. 
Ihnen  gesellt  sich  nun  der  vollständige  Katalog 
Alexander  Meyer  Cohn  hinzu,  und  bald  wird  in 
den  Universitäts-  und  Hofbibliotheken  auch  dieses 
Buch  die  Spuren  häufiger  Benutzung  zeigen,  die 
die  ebenso  gut  verfaßten,  ebenso  übersichtlich  zu¬ 
sammengestellten  Kataloge  Fillon  und  Bovet  aus¬ 


zeichnen,  und  die  Namen  dieser  Drei  als  wackerer 
Hilfsarbeiter  werden  nicht  in  Vergessenheit  ge¬ 
raten,  solange  auf  dem  Gebiete  der  Historie  über¬ 
haupt  und  besonders  in  Literatur-,  Kunst-,  Musik-, 
Kulturgeschichte  geforscht  wird.  Allmählich  werden 
auch  von  den  200  nur  für  Freunde  gedruckten 
Exemplaren  des  Katalogs  Morrison  etliche  in  den 
Besitz  öffentlicher  Institute  gelangen,  wo  sie  aus¬ 
genutzt  werden  können.  Vielleicht  wird  dann  der 
Name  Morrison  der  Nachwelt  geläufiger,  als  er 
es  seinen  Zeitgenossen  war,  die  ihn  nur  wie  einen 
Dalai-Lama  verehrten,  den  nicht  mehr  als  wenige 
Geweihte  zu  sehen  bekamen. 

Darf  auch  ich  etwas  ad  majorem  gloriam 
unseres  Freundes  „Alex“  beitragen,  indem  ich  hier 
ein  Geschichtchen  über  Morrison  einflechte,  das 
zum  Vergleiche  dienen  kann,  wrie  verschieden  von 
zwei  Autographenliebhabern  gesammelt  wurde, 
deren  äußere  Verhältnisse  sich  ähnelten  und  die 
miteinander  wetteiferten  in  dem  Bestreben,  inhalt¬ 
lich  bedeutende  Schriftstücke  von  großen  Persön¬ 
lichkeiten  zu  erwerben.  Herr  Morrison  stand  seiner 
Zeit  einem  ausgedehnten  industriellen  Unter¬ 
nehmen  vor  und  war  stets  so  sehr  in  Anspruch  ge¬ 
nommen,  daß  er  den  Einkauf  von  Autographen 
seinem  Hauptlieferanten  Thibaudeau  überlassen 
mußte,  demselben  gelehrten  Antiquar,  der  auch 
den  Katalog  seines  freigebigen  Klienten  in  An¬ 
griff  nahm.  An  einem  Wintertage  mußte  Thibau¬ 
deau,  der  dem  reichen  Sammler  wieder  eine  Kost¬ 
barkeit  anzubieten  hatte,  diesen  in  einem  Zimmer 
der  Wohnung  Morrisons  erwarten.  Vor  ein  paar 
Tagen  erst  war  er  aus  einem  ähnlichen  Anlasse 
ebendort  gewesen,  und  das  teure  Stück  hatte  da¬ 
mals  Morrisons  Beifall  gefunden.  Thibaudeau  er¬ 
staunte  —  erschrak,  da  sein  Blick  zufällig  auf 
den  neben  dem  Kamin  stehenden  Holzkorb  fiel, 
in  dem  obenauf  das  vor  wenigen  Tagen  zurück¬ 
gelassene  Autograph  lag.  Natürlich  wurde  es  von 
dem  ihm  drohenden  Flammentode,  der  ihm  viel¬ 
leicht  am  selben  Abend  noch  beim  Feueranmachen 
bereitet  worden  wäre,  gerettet.  Herr  Morrison 
mag  wohl  etwas  verlegen  gewesen  sein,  da  er 
das  freudestrahlende  Gesicht  des  Herrn  Thibaudeau 


von  Roeslerstamm,  Die  Autographensammlung  Alexander  Meyer  Cohns. 


415 


sah,  als  er  ihm  das  wertvolle  Autograph  zum 
zweitenmal  überreichte.  Vielleicht  ist  die  Anekdote, 
die  mir  als  verbürgt  erzählt  wurde,  doch  nur  gut 
erfunden.  Ich  würde  sie  nicht  wieder  aufgewärmt 
haben,  wenn  ich  nicht  überzeugt  wäre,  daß  der 
Leser  die  Erklärung  und  Entschuldigung  für  einen 
solchen  Mißgriff  eines  Domestiken  selbst  bereit  hat. 
Man  kann  sich  ja  nicht  genug  darüber  freuen, 
daß  ein  vielbeschäftigter  Mann  noch  Erholung  in 
einem  edlen  Geistessport  sucht,  —  und  daß 
Morrison  nicht  nur  in  dem  Besitze  einer  herr¬ 
lichen  Autographensammlung  schwelgte,  sondern 
ihr  auch  so  viel  Zeit  widmete,  als  ihm  zu  Gebote 
stand,  daran  ist  nicht  zu  zweifeln.  Alex  richtete 
sich  sein  Leben  anders  ein  und  konnte  es  tun, 
da  sein  ihm  im  Tode  nur  zu  bald  gefolgter  Bruder 
ihm  viele  Geschäftslasten  treulich  abnahm.  So 
war  er  denn  selbst  der  alleinige  Verwalter  seiner 
Sammlung,  und  wenn  er  im  Laufe  der  vielen 
Jahre,  die  sein  Sammlerleben  währte  (wenn  auch 
sein  Erdendasein  früh  endete),  einmal  einen  volu¬ 
minösen  Einkauf  gemacht  hatte,  dann  ruhte  er 
nicht  und  nahm  die  Nächte  zu  Hilfe,  um  den 
Zuwachs  fein  säuberlich  einzuordnen.  Auch  die 
Auswahl  für  den  1886  von  ihm  herausgegebenen 
„Katalog  einer  Autographensammlung  zur  Ge¬ 
schichte  der  deutschen  Litteratur  seit  Beginn  des 
XVIII.  Jahrhunderts“,  —  was  ausgezogen,  was 
ganz  mitgeteilt  werden  sollte,  —  traf  er  selber, 
und  nur  seine  strenge  Gewissenhaftigkeit,  daß  er 
nicht  etwas  als  ungedruckt  bezeichne,  was  doch 
schon  publiziert  war,  oder  daß  ihm  eine  Wendung 
in  einem  Briefe  vielleicht  entgehen  könne,  die  ein 
Fachmann  zu  deuten  wußte,  gebot  ihm,  einen 
solchen  zur  Mitarbeit  heranzuziehen. 

Es  ist  für  uns  wenig-  oder  doch  minderbegüterte 
Sammler,  die  wir  beinahe  Tag  für  Tag  viele  Stunden, 
von  Hilfsbüchern  umgeben,  bei  unseren  Autographen 
sitzen  und  uns  über  einer  unleserlichen  Briefstelle, 
besonders  über  vorkommende  Orts-  und  Familien¬ 
namen,  die  der  Briefschreiber  als  dem  Empfänger 
bekannt  voraussetzen  durfte,  oder  gar  über  Anonyma, 
hinter  denen  wir  ihrem  Inhalte  nach  einen  respek¬ 
tablen  Verfasser  wittern,  den  Kopf  zerbrechen, — 
es  ist  für  uns  sozusagen  ein  wohltuendes  Gefühl, 
zu  wissen,  solcher  Arbeit  habe  sich  auch  ein  sehr 
reicher  Mann  gern  unterzogen  und  sie  nicht  einfach 
einem  Sekretär  aufgebürdet.  Was  uns  nicht  hindert, 
uns  auch  bei  aller  Bescheidenheit  mit  Silvio 
Pellico  zu  vergleichen,  der  freilich  nicht  selbst 
Autographensammler  war,  aber  die  Sammlung 
seiner  Gönnerin,  der  Marquise  Barol,  ordnete  und 
an  dieser  Beschäftigung,  wie  man  aus  vielen  aus¬ 
gedehnten  Notizen  erkennt,  die  er  auf  die  Um¬ 
schläge  schrieb,  große  Freude  fand. 

Freude,  richtiges  Sammlerbehagen,  atmet  der 
Katalog  Meyer  Cohn  auf  jeder  seiner  bisher  vor¬ 
liegenden  156  Seiten.  Und  diese  Freude  teilt 
sich  dem  Leser  mit.  Nicht  nur  dem  Gelehrten, 
der  hier  und  da  Handhaben  findet,  die  ihn  in 
seinen  Ansichten  bestärken  oder  ihm  auch  manch- 
z.  f.  B.  1905/1906. 


mal  einen  neuen  Gesichtspunkt  liefern,  von  dem 
er  ein  Thema,  das  er  gerade  studiert  oder  das  er 
später  einmal  gründlich  vornehmen  will,  zu  be¬ 
trachten  habe,  —  auch  wir  einfachen  Sammler, 
denen  der  Volksglaube  andichtet,  daß  wir  uns 
vor  Neid  verzehren,  freuen  uns  herzlich  und  auf¬ 
richtig,  so  viele  schöne  Dinge  beieinander  zu 
wissen,  —  nur  daß  wir  über  das  Zerstreutwerden, 
dem  gewöhnlich  ernstgemeinte  Tränen  nachgeweint 
werden,  anderer  Ansicht  sind. 

Die  landläufige  Forderung:  was  ein  Sammler 
Jahre  hindurch  mit  großen  Kosten  zusammenge¬ 
bracht  hat,  solle  als  Ganzes,  ungetrennt,  nach 
seinem  Tode  in  den  Besitz  eines  öffentlichen  In¬ 
stituts  übergehen,  wird  und  ward  für  alle  Arten 
von  Sammlungen,  für  Gemäldegalerien,  für  andere 
Kunst-  und  Altertümer-Sammlungen,  für  wissen¬ 
schaftliche,  selbst  für  naturhistorische  Kollektionen 
und  für  Privatbibliotheken  usw.  erhoben.  Die 
zumeist  dabei  interessierten  Galerie-,  Museums-  und 
Bibliothek-Vorstände  wehren  selbst  ab.  Ja,  wenn 
man  ihnen  erlaubte,  einiges  für  sie  Wünschenswerte 
auszu wählen  und  das  übrige  durch  Verkauf  ab¬ 
zustoßen,  wären  sie  gern  Nehmer!  Wenn  aber 
die  Notwendigkeit  vorliegt,  der  Vermehrung  zuliebe 
Zubauten  zu  machen  oder  wenigstens  das  Be¬ 
wachungspersonal  und  den  wissenschaftlichen  Stab 
zu  vergrößern,  dann  danken  sie  bestens.  Mit 
Autographen  steht  es  insofern  anders ,  als  sie 
nicht  allzuviel  Platz  beanspruchen.  Auf  diesem 
Gebiete  hält  also  die  Begehrlichkeit  an  und  unter¬ 
stützt  noch  die  als  landläufig  angeführte  Forderung. 
Doch  wie  denkt  man  sich  ihre  Erfüllung?  Den 
Erben  eines  Autographensammlers  kann  unmöglich 
zugemutet  werden,  alles  ohne  Vergütung  hinzugeben. 
Da  behielten  sie  es  doch  lieber  selbst,  schon  aus 
Pietät  für  den  Verstorbenen.  Also  müßte  die 
Sammlung  in  Bausch  und  Bogen  gekauft  werden. 
Ich  verweise  auf  den  Fall  Radowitz.  Der  Kata¬ 
log,  der  1864  die  von  dem  bekannten  Politiker 
hinterlassene  Sammlung  leidlich  gut  beschreibt, 
zählt  13000  Nummern  und  führt  jede  Ur¬ 
kunde,  jeden  Brief  und  jedes  Briefchen,  auch  von 
damals  schon  vergessenen  Staatsmännern,  Ge¬ 
lehrten,  Dichtern  usw.  einzeln  auf.  Mit  der  In¬ 
drucklegung  dieses  Katalogs,  der  eine  bevorstehende 
Auktion  anzukündigen  schien,  sollte  eine  Pression 
auf  die  preußische  Regierung  ausgeübt  werden ,  die 
auch  glücklich  darauf  —  einging  und  die  Samm¬ 
lung  für  die  Königl.  Bibliothek  in  Berlin  für  den 
Preis  von  15000  Talern  erwarb.  Wie  hoch  wären 
der  Berliner  Bibliothek  wohl  diejenigen  Stücke,  auf 
die  es  ihr  allein  ankommen  konnte,  bei  der  Auk¬ 
tion  zugeschlagen  worden,  wenn  die  Regierung 
diese  nicht  verhindert  hätte!  Sie  hätte  nicht  den 
vierten  Teil  jener  Summe  auszugeben  gebraucht 
und  wäre  von  dem  großen  Ballast  des  Über¬ 
flüssigen  befreit  geblieben. 

Daß  eine  Auktion  Radowitz  1864  eine  an¬ 
nähernd  so  große  Summe  gebracht  hätte,  wie  der 
Staat  zu  bezahlen  hatte,  ist  zu  bezweifeln.  War 

54 


4i  6 


von  Roeslerstamm,  Die  Autographensammlung  Alexander  Meyer  Cohns. 


nun  diese  Staatshilfe  angebracht?  konnten  die 
Radowitzschen  Erben  sich  für  die  Verdienste, 
die  der  bekannte  Führer  der  äußersten  Rechten 
der  Paulskirche  sich  um  Preußen  erworben  hatte, 
nicht  genügend  belohnt  fühlen,  wenn  die  Kgl. 
Bibliothek  als  kräftige  Mitbieterin  bei  der  Auk¬ 
tion  auftrat?  —  In  den  seither  verflossenen  vier 
Jahrzehnten  ist  vieles  anders  und  besser  geworden. 
Bei  der  Versteigerung  im  Oktober  traten  zahlreiche 
öffentliche  Institute  auf  den  Plan.  Daß  sie  unter¬ 
einander  kämpften  und  auch  die  Mitbewerbung 
zahlreicher  Sammler  sich  fühlbar  machte,  ist 
nur  recht  und  billig.  Denn  sollten  nicht  auch 
die  Sammlerkollegen  des  Verstorbenen  zum  Worte 
kommen?  Zugegeben,  daß  viele  Stücke  gebiete¬ 
risch  verlangten,  in  eine  öffentliche  Sammlung 
aufgenommen  zu  werden,  wo  sie  von  einem  un¬ 
gewissen  Schicksale  in  der  Zukunft  bewahrt  bleiben, 
—  welcher  vermögende  Sammler  würde  sich  aber 
künftig  noch  bereit  finden  lassen,  hervorragende, 
sogenannte  Museumsstücke  zu  erwerben,  wenn  er 
voraussehen  müßte,  daß  sie  seinen  dereinstigen 
Erben  durch  Kartelle  entwertet  würden,  die  sich 
auf  den  falschen  Grundsatz  stützen,  man  dürfe 
dem  Zunächstberechtigten  die  Erwerbung  nicht 
erschweren? 

Die  hochsinnige  Witwe  und  die  beiden  Töchter 
Meyer  Cohns  haben  ohnehin  der  verpflichtenden 
Noblesse  des  Gemüts  und  Verstandes  die  aller¬ 
weitestgehenden  Konzessionen  gemacht.  Trefflich 
beraten  nicht  nur  von  der  die  Auktion  leitenden 
Firma,  sondern  auch  von  Freunden  des  Verstor¬ 
benen,  in  erster  Linie  von  dem  Verfasser  des 
Vorwortes,  waren  sie  gewiß  darauf  aufmerksam 
gemacht  worden,  daß  das  Angebot  so  vieler 
Goethe-,  Schiller-,  Kleist-,  Wielandbriefe  auf  einmal 
den  Preis  eines  jeden  einzelnen  Autographs  herab¬ 
drücken  mußte,  daß  der  Autographenmarkt  über¬ 
haupt  nicht  für  eine  solche  Menge  teurer  Stücke 
im  Laufe  weniger  Monate  aufnahmefähig  sei.  Die 
Pietät  gegen  den  Gatten  und  Vater  gebot  aber, 
daß  mit  einem  Wurf  gezeigt  werde,  woran  der 
Teure,  außer  an  Frau  und  Kinder,  sein  Herz  ge¬ 
hängt  habe.  Seite  um  Seite  sollte  erwiesen  werden: 
das  ist  die  erlauchte  Gesellschaft,  in  der  Alex 
verkehrte!  Wundert  Euch  nicht,  ihr  modernen 
Berliner,  daß  er  ihr  zuliebe  Eure  Geselligkeit  mied, 
daß  er  sich  gern  in  die  Einsamkeit  seines  Studier¬ 
zimmers  zurückzog  oder  doch  nur  Leute  bei  sich 
sah,  die  seinen  Neigungen  Verständnis  entgegen¬ 
brachten  oder  die  sich  auf  verwandten  Gebieten 
bewegten  und  überall,  wie  er,  ein  Herz  für  das 
Allgemeine  hatten!  — 

Wen  von  uns  —  ich  meine  diejenigen,  die 
häufig  Gelegenheit  hatten,  in  seine  Schätze  einen 
Blick  zu  tun  oder  aus  seinem  Munde  zu  hören, 
welche  kostbaren  Erwerbungen  er  neuerdings  wieder 
gemacht  habe  —  hätte  der  Katalog  nicht  doch 
überrascht  mit  seiner  Fülle  von  Auserlesenem, 
seiner  Vollständigkeit  in  einzelnen  Gebieten,  so 
besonders  in  der  ersten  Hälfte,  im  Goethekreis! 


Die  Familie  hätte  dem  feinfühligen  Sammler  kein 
schöneres  Denkmal  setzen  können,  als  dieser 
Katalog  ist,  beziehungsweise  werden  wird,  wenn 
uns  auch  die  zweite  Hälfte  vorliegt.  Um  bei  dem 
Denkmals-Vergleich  zu  bleiben,  so  ist  es  ein  Mo¬ 
nolith  geworden,  eine  zum  Himmel  ragende  ein¬ 
heitliche  Säule,  während  die  Rücksicht  auf  die 
Kauflustigen  verlangt  hätte,  daß  man  eine  Reihe 
von  Jahren  hindurch  in  jedem  Jahre  nur  eine  der 
zahlreichen  Sockelfiguren  vollendet  vorgeführt  hätte 
und  zu  der  Hauptfigur,  der  deutschen  Literatur, 
im  ersten  Jahre  nur  der  Grundstein  gelegt  worden 
wäre,  auf  dem  man  dann  weitergebaut  haben  würde. 
Man  wäre  ja  immer  noch  mit  den  vielen  Urkunden 
und  Briefen  von  Fürsten,  sowie  mit  den  gleichfalls 
oft  in  der  Mehrzahl,  um  nicht  Vielzahl  zu  sagen, 
vertretenen  Musikern  ins  Gedränge  gekommen; 
aber  die  Literaturgrößen  wären  doch  dann  wenig¬ 
stens  verteilt  worden,  so  daß  der  Markt  nicht  zum 
Beispiel  durch  wohlgezählte  313  Goethe  -  Stücke 
auf  einmal  überflutet  werden  konnte. 

Die  Noblesse  der  Erben  (und  des  Auktionators, 
dürfen  wir  hinzusetzen,  der  von  einer  anderen 
Verteilung  gleichfalls  Nutzen  gezogen  hätte)  blieb 
aber  dabei  nicht  stehen.  Die  betreffende  öffentliche 
Sammlung  oder  die  Privatkäufer,  die  auf  eine  Serie 
von  Briefen,  die  alle  an  einen  Adressaten  gerichtet 
waren,  reflektierten,  sollten  nicht  zu  befürchten 
haben,  daß  ihnen  ein  Brief  oder  mehrere  Briefe 
aus  der  geschlossenen  Reihe  entgehen  könnten 
durch  einen  ä  tout  prix  bietenden  Einzelkäufer. 
So  wurden  denn  zum  Beispiel  die  Briefe  Goethes 
an  E.  H.  Jacobi  und  an  den  Grafen  Reinhard, 
sowie  die  Briefe  Heinrichs  v.  Kleist  an  Wilhelmine 
Zenge  in  je  eine  Katalogsnummer  gebracht. 

Was  das  sagen  will,  erhellt  aus  folgenden 
Rechenexempeln.  Die  29  einzeln  zum  Verkauf 
gekommenen  mit  „G.“  oder  ,, Goethe“  und  ähnlich 
gezeichneten  eigenhändigen  Briefe  wurden  im 
Durchschnitt  mit  318  M.  ein  jeder  bezahlt;  das 
Gedicht  unter  der  Nr.  1172  mit  905  M.;  die  nur 
Unterzeichneten  Briefe  erzielten  im  Durchschnitt 
61  M.  Von  den  an  Jacobi  gerichteten  Briefen 
waren  7 1  eigenhändig,  1 4  nur  unterzeichnet ;  ferner 
waren  zwei  eigenhändige  Gedichte  „Wanderers 
Sturmlied“  und  „Morgenklagen“  dabei.  So  bezahlt 
wie  die  Einzelstücke,  hätte  die  Jacobi-Nummer 
also  25242  M.  bringen  müssen,  während  sie  in 
der  Tat  bei  12  100  M.  stehen  blieb.  Von  den 
68  Briefen  an  Reinhard  waren  nur  drei  eigen¬ 
händig;  sie  hätten  aber  doch  4919  M.  bringen 
sollen,  während  sie  mit  2365  M.  fortgingen.  13 
Kleistbriefe  —  ich  schließe  die  Nr.  1702  aus, 
weil  sie  als  der  letzte  Brief  des  vor  dem  Selbst¬ 
morde  stehenden  Dichters  mit  1300  M.  als  Ku¬ 
riosität  bezahlt  wurde,  sonst  würde  der  Durchschnitt 
noch  höher  werden  —  erzielten  3835  M.,  gleich 
295  M.  für  einen.  Die  34  Briefe  an  Kleists  Braut 
brachten  aber  nur  2970  M. ,  mithin  7060  M.  zu 
wenig.  Noch  greller  wird  der  Abstand,  wenn  man 
die  Seitenzahl  in  Betracht  zieht.  Jene  29  Goethe- 


von  Roeslerstamm,  Die  Autographensammlung  Alexander  Meyer  Cohns. 


4i; 


briefe  wiesen  56  Seiten  auf;  es  kommen  also  auf 
die  eigenhändig  beschriebene  Seite  182  M.  Da 
wäre  der  Preis  für  die  7 1  eigenhändigen  Briefe  an 
Jacobi  mit  166  Seiten  schon  höher  als  30  000  M., 
und  die  ebenso  berechneten  159  Seiten  Kleists 
an  seine  Braut  gäben  mit  142  M.  pro  Seite  die 
horrende  Summe  von  22578  M.  —  Nun  werden 
Dichterbriefe  ja  nicht  mit  der  Schneiderelle  ge¬ 
messen.  Man  wird  mir  aber  zugeben,  daß  die 
Schreiben  Goethes  an  Jacobi,  die  bis  1 7 7 3  zu' 
rückreichen,  gewiß  höher  geschätzt  werden  können 
als  Kondolenz-  und  Gratulationsbriefe,  die  den 
Durchschnittspreis  herabdrücken,  wie  auch  die 
Briefe  an  Kleists  Braut  nicht  nur  ungewöhnlich 
lang,  sondern  auch  hochinteressant  sind.  Wer 
also  darauf  gefaßt  war,  daß  die  Briefe  einer  Serie 
einen  weit  geringeren  Durchschnittspreis  erzielen 
mußten  als  die  Einzelbriefe,  hat  den  Erwerbern 
ein  bedeutendes  Geschenk  gemacht. 

Wie  die  Besitzer  und  der  Auktionator,  so 
standen  aber  auch  die  persönlich  anwesend  oder 
durch  Kommissionen  vertretenen  Käufer  auf  der 
Höhe  der  Situation.  Die  tadellose  Qualität  der 
Sammlungsstücke  —  darauf  hielt  „Alex“  mehr, 
als  irgend  ein  anderer  —  und  der  bedeutende 
Inhalt  beinahe  eines  jeden  vorgelegten  Briefes 
sorgten  dafür,  daß  an  diese  Versteigerung  nicht 
der  gewöhnliche  Auktions-Maßstab  angelegt  werden 
konnte.  In  der  Beilage  des  Novemberheftes  hat 
die  Zeitschrift  für  Bücherfreunde  schon  eine  lange 
Reihe  von  Preisen  mitgeteilt.  Ich  verzichte  darauf, 
nur  einige  von  diesen  hohen  Notierungen  mit  einem 
Kommentar  zu  begleiten.  Unica  und  Rarissima, 
wie  sie  unter  den  Urkunden  von  Potentaten  zahl¬ 
reich  vorkamen,  oder  wie  die  Schriftstücke  von 
Sebastian  Brant,  Sebastian  Frank ,  Paul  Gerhardt, 
Thomas  Murner  und  Konrad  Peutinger  hat  jeder 
Interessent  sich  schon  selbst  notiert,  wie  ihm  auch 
aus  dem  Goethekreise  die  allerseltensten  Personen 
nicht  entgangen  sein  werden.  Es  fehlte  nur  Käthchen 
Schönkopf  und  Graf  Thoranc.  Durch  eigenhändige 
Briefe  waren  vertreten:  Christiane  Vulpins  (255  M.), 
Minna  Herzlieb  (120  M.),  Johann  Konrad  Seekatz 
(300  M.)  und  Corona  Schröter  (300  M.) ;  bei 
Friederike  Brion  und  Elise  Schönemann  (Lilli) 
mußte  sich  auch  Alex  mit  Stammbuchblättern 
begnügen,  die  780  resp.  250  M.  brachten,  bei 
Susanne  Klettenberg,  der  „schönen  Seele“,  mit  einer 
letztwilligen  Anordnung  für  ihr  Begräbnis,  die 
100  M.  erzielte;  dagegen  war  Marianne  v.  Willemer 
(Suleika)  durch  zwei  eigenhändige  Briefe  (195  M.) 
vertreten,  die  allerdings  eigentlich  nur  ein  Schreiben 
ausmachen.  Franz  Lerse,  Aktuar  Salzmann,  Werther 
und  Werthers  Lotte,  Frau  v.  Stein,  Ulrike  v.  Le- 
vetzow  u.  a. ,  die  nicht  außerordentlich  seltene, 
aber  doch  gesuchte  Persönlichkeiten  sind,  über¬ 
gehe  ich;  um  aber  zu  zeigen,  wie  weit  Alex  in 
seinen  Bestrebungen,  Goethe  durch  Handschriften 
zu  illustrieren,  ging,  erwähne  ich,  daß  der  Goethe¬ 
kreis  von  ihm  ausgedehnt  wurde  bis  zu  einem 
Frankfurter  Kornhändler,  der  Hausfreund  bei 


Goethes  Eltern  war  und  den  Knaben  Wolfgang 
im  Schlittschuhlaufen  unterwies.  Ich  gestehe,  daß 
ich  dessen  Namen  (Joh.  Kasp.  Bölling)  nicht  nur 
bisher  nicht  gekannt  habe,  sondern  trotz  ange¬ 
strengten  Suchens  auch  nicht  finden  konnte,  woher 
Meyer  Cohn  diese  Kenntnis  hatte. 

Sonst  Namen  aus  dem  Kataloge  zu  nennen 
und  hervorzuheben,  wie  hoch  die  betreffenden 
Schriftstücke  bewertet  wurden,  halte  ich  deshalb 
nicht  für  angebracht,  weil  ohne  Wiedergabe  des 
vollständigen  Inhalts  und  immer  erneute  Hervor¬ 
hebung  des  tadellosen  Zustandes,  in  dem  sich 
die  Meyer  Cohnschen  Stücke  befanden,  falsche 
Vorstellungen  erweckt  werden  müssen.  Ein  Bei¬ 
spiel  für  viele:  Grillparzer  wird  ja  jetzt  als  Auto¬ 
graph  unendlich  hoch  geschätzt;  daß  aber  der 
gewiß  sehr  schöne,  vier  Quartseiten  füllende  Brief 
aus  Rom  vom  Jahre  1819  bis  auf  551  M.  ge¬ 
trieben  wurde:  daraus  Schlüsse  für  die  Zukunft 
ziehen  zu  wollen,  muß  man  sich  doch  sehr  hüten. 
Als  Einzelnummer  erzielte  den  höchsten  Preis 
Goethes  Shakespeare-Rede  aus  dem  Jahre  1771, 
ein  Manuskript  von  acht  Quartseiten  (7000  M.). 
Unter  den  Briefen  wurde  am  teuersten  bezahlt 
der  von  Napoleon  I.  bald  nach  den  Tagen  von 
Arcole  aus  Verona  an  die  in  Mailand  zurück¬ 
gebliebene  Josephine  gerichtete,  die  ihm  bei  Be¬ 
ginn  des  Feldzugs  angetraut  worden  war;  dieses 
Schreiben  kam  für  2  5 1  o  M.  in  die  Stadtbibliothek 
von  Frankfurt  a.  M.,  wo  es  schon  seines  zynischen 
Inhalts  wegen  unter  Schloß  und  Riegel  verwahrt 
werden  möge,  um  erst  wieder  hervorgeholt  zu 
werden,  wenn  sich  etwa  neuerdings  Schwärmerei 
für  den  „großen  Korsen“  breit  macht.  Die  dritte 
Stelle  (1400  M.)  kommt  Luther  zu;  der  hohe 
Preis  erklärt  sich,  weil  Lutherbriefe  immer  seltener 
werden  und  weil  der  Reformator  (über  den  Nach¬ 
druck)  an  den  Rat  von  Nürnberg  in  deutscher 
Sprache  schrieb.  Beinahe  ebensoviel  (1360  M.) 
erzielte  ein  Exemplar  der  Goetheschen  Iphigenie, 
in  das  der  Altmeister  eine  Dedikation  (4  Vers- 
zeilen)  an  die  Sängerin  Frau  Milder- Hauptmann 
eingetragen  hatte,  die  in  seine  Werke  aufgenommen 
ist.  Den  letzten  Kleistbrief  habe  ich  schon  er¬ 
wähnt;  die  sechste  Stelle  nimmt  das  herrliche 
Glückwunschschreiben  Bismarcks  an  Kaiser  Wil¬ 
helm  I.  ein,  in  dem  er  ihm  dankt,  daß  er  ihm 
25  Jahre  hindurch  immer  und  ohne  Wandel  ein 
gnädiger  Herr  gewesen  sei  und  über  seine  Fehler 
nie  seine  Treue  vergessen  hätte.  Wie  sehr,  be¬ 
sonders  in  den  letzten  Jahren,  der  Inhalt  eines 
Autographs  bei  der  Wertschätzung  beurteilt  wird, 
erkennt  man  schon  aus  dem  Vorstehenden,  noch 
mehr  vielleicht  aus  hohen  Notierungen  für  inhalts¬ 
reiche,  als  Geschichtsquellen  zu  verwendende 
Briefe  von  Blücher,  Gneisenau  und  Scharnhorst, 
am  meisten  vielleicht  daraus,  daß  ein  Bericht 
über  die  Schlacht  von  Leipzig,  der  in  einem  in 
Weimar  am  24.  Oktober  geschriebenen  Briefe 
von  6  Seiten  enthalten  ist,  für  151  M.  einen 
Liebhaber  fand,  trotzdem  über  den  Verfasser 


von  Roeslerstamm,  Die  Autographensammlung  Alexander  Meyer  Cohns. 


418 


Klopstein  das  60  bändige  Lexikon  von  Wurzbach 
nicht  viel  mehr  zu  sagen  weiß,  als  daß  er  sich 
in  einem  von  ihm  als  Oberstleutnant  geleiteten 
Rückzugsgefecht  bei  Ebelsberg  1809  das  Prädikat 
„Ennsbruck“  erworben  habe.  (Wenn  das  so  weiter¬ 
geht,  wird  man  uns  Autographensammlern  nicht 
mehr  vorwerfen  dürfen,  daß  wir  Personenkultus 
treiben,  sondern  uns  loben  müssen,  daß  es  uns 
um  das  Sachliche  zu  tun  ist.) 

Von  Fürsten  legte  Meyer  Cohn  nur  eigen¬ 
händige  Briefe  ein;  bloß  Unterzeichnete  oder  (in 
älterer  Zeit)  mit  dem  Signum  versehene  Dokumente, 
also  besonders  Schenkungsurkunden,  Privilegien, 
Adelsdiplome,  Bullen  usw.,  nahm  er  nur  dann  auf, 
wenn  ein  Siegel  angehängt  war  oder  schöne  Aus¬ 
stattung  mit  Miniaturen  vorlag.  Nach  der  Ab¬ 
stufung  der  Preise  will  es  mir  scheinen,  als  ob 
den  Schenkungsurkunden,  die  ja  meistens  Klöster 
und  fromme  Stiftungen  betreffen,  von  den  Histo¬ 
rikern,  welche  die  Dokumente  prüften,  das  be¬ 
rechtigte  Mißtrauen  entgegengebracht  wurde,  daß 
es  sich  häufig  um  Fälschungen  handelte :  natürlich 
nicht  um  Falsifikationen  jüngster  Mache  zur 
Täuschung  von  Sammlern,  sondern  um  Produkte 
der  Kunst  schreibfleißiger  Mönche,  die  ihrem 
Kloster  oder  Orden  einen  pekuniären  Vorteil  zu¬ 
wenden  wollten.  Diese  gefälschten  Urkunden 
wurden  verfertigt  oder  vorgewiesen ,  wenn  die 
Aussteller  oder  die  genannten  Zeugen  schon  ge¬ 
storben  waren,  und  haben  für  die  Geschichts¬ 
forschung  gewiß  auch  Wert.  Autographensammler 
sollten  die  Hand  davon  lassen,  da  auch  der  ge¬ 
wiegteste  Diplomatiker,  der  die  Handschriften  der 
Cancellare,  echte  Siegel  u.  dgl.  zum  Vergleich  heran¬ 
ziehen  kann,  oft  in  Verlegenheit  gerät.  Wer  aber  nur 
seinem  künstlerisch  gebildeten  Auge  vertraut  und 
beim  Einkauf  Kalligraphie,  Miniaturen  und  sonstige 
Ausstattung,  vielleicht  auch  Einbände,  wo  sie  vor¬ 
handen  sind,  berücksichtigt,  wird  nicht  fehl  gehen, 
denn  alle  derartigen  Stücke,  wie  auch  die  zahlreich 
vorhandenen  Silhouetten,  deren  häufige  Reproduk¬ 
tionen  einen  Schmuck  des  Katalogs  bilden,  wurden 
gut  bezahlt. 

Die  Leser  derjenigen  Tagesblätter,  die  Aus¬ 
züge  aus  dem  Kataloge  brachten  oder  Berichte 
über  den  Gang  der  Auktion  veröffentlichten, 
konnten  sich  nicht  genug  wundern,  daß  Briefe 
hochgestellter  Personen,  die  an  ebensolche  Per¬ 
sönlichkeiten  gerichtet  waren,  im  Besitze  eines 
Sammlers  sich  fanden  und  nun  auf  den  Markt 
kamen.  Um  die  Briefe  aus  älterer  Zeit  haben 
sich  diese  Zeitungsleser  wohl  weniger  gekümmert; 
an  dieser  Stelle  aber  kann  ich  darüber  wohl 
auch  einiges  anführen.  In  den  Autographen¬ 
sammlungen  fanden  sich  und  finden  sich  noch 
viele  von  Kaisern,  Königen  und  anderen  Regenten 
an  Päpste  gerichtete  Briefe  (Meyer  Cohn  besaß 
z.  B.  einen  Brief  Karls  V.  an  Clemens  VII.). 
Diese  Schreiben  brauchen  nicht  immer  im  Vatikan 
entwendet  worden  zu  sein,  obwohl  dort  mehr  ge¬ 
stohlen  wurde,  als  in  irgendeinem  anderen  Archive, 


—  die  Päpste  empfingen  ihre  Post  sozusagen  häufig 
in  den  Palästen  der  Familien,  denen  sie  entstammten, 
und  dort  blieben  Briefe  oft  liegen,  wurden  ent¬ 
weder  in  das  Familienarchiv  gelegt  oder  kamen 
schon  früher  unter  die  Leute.  Zahlreiche  nach  Paris 
gerichtete  Briefe  hochgestellter  Schreiber  gingen 
bei  der  großen  Revolution  und  auch  später  bei 
Aufläufen  verloren,  indem  aus  den  Fenstern  der 
von  politischen  Fanatikern  erstürmten  öffentlichen 
Gebäude  die  Aktenbündel  zu  Hunderten  aufdie  Straße 
geworfen  wurden.  Viele  solche  Bündel  wurden  aufge¬ 
sammelt  und  es  kamen  Stücke  aus  diesen  geretteten 
Konvoluten  in  Autographensammlungen;  damals 
kam  aber  auch  das  Autographenfälschen  auf,  und 
von  manchem  Falsifikat  wurde  dann  behauptet,  es 
sei  1793  auf  der  Straße  gefunden  worden.  Was 
von  nichtfranzösischen  ehemaligen  Archivstücken  in 
den  Autographenhandel  und  damit  in  Sammlungen 
überging,  rührt  zu  einem  geringen  Teile  aus  Unter¬ 
schlagungen  ungetreuer  Beamten  oder  Diebstählen 
von  Besuchern  der  Bibliotheken  usw.  her,  —  die 
weitaus  größere  Zahl  von  Schriftstücken,  die  bei 
den  Liebhabern  noch  günstige  Aufnahme  fanden, 
wurde  seinerzeit  aus  Archiven  ausgemustert,  sollte 
in  die  Papiermühle  wandern,  wurde  aber  von 
Makulaturhändlern  an  Sammler,  denen  daraus  zu 
wählen  gestattet  war,  verkauft. 

Daß  aber  in  der  Autographensammlung,  die 
gerade  jetzt  besprochen  wird,  die  an  hochgestellte 
Persönlichkeiten  gerichteten  Briefe  sich  so  sehr 
häufen,  dafür  habe  ich  Erklärungsgründe  zur  Hand, 
die  von  meinen  Sammelkollegen  als  stichhaltig 
betrachtet  werden  dürften  und,  weil  sie  alles  als 
sehr  natürlich  geschehen  erscheinen  lassen,  auch 
von  dem  nach  Phantastischem  und  Abenteuerlichem 
dürstenden  Sinn  der  Menge  geglaubt  werden  mögen. 
Der  Reichtum  der  Sammlung  Meyer  Cohn  an 
Briefen,  die  an  den  1883  verstorbenen  Prinzen 
Karl  gerichtet  sind,  fiel  besonders  auf;  herrliche 
Briefe  seines  Vaters  und  seiner  beiden  Brüder 
waren  darunter.  Nun  war  aber  Prinz  Karl,  der 
als  eifriger  Waffensammler  selbst  sehr  wohl  wußte, 
womit  man  das  Herz  eines  Sammlers  erfreuen 
kann,  seinem  Bankier,  dem  Vater  von  Alex,  herz¬ 
lich  zugetan.  Für  einen  Sohn,  der  eine  Lieb¬ 
haberei  pflegt,  zu  der  ihn  der  Vater,  der  ihm,  als 
Gymnasialschüler,  einen  Schillerbrief  schenkte, 
selbst  verleitet  hat,  fällt  auch  dem  strengsten 
Geschäftsmanne  eine  Bitte  nicht  schwer,  und  zu 
ferneren  Ansuchen  wird  es  der  leutselige  Prinz 
gar  nicht  erst  haben  kommen  lassen;  nachdem 
er  die  einmalige  Bitte  seines  Bankiers  erfüllt  hatte, 
hielt  er  für  Alex  in  sich  von  selbst  ergebenden 
Pausen  immer  wieder  Briefe  bereit,  die  er  ja  bei 
ihm  in  den  besten  Händen  wußte.  Und  von  einer 
großen  Kategorie  von  Briefen,  die  nicht  durch 
die  Hände  des  Prinzen  Karl  gegangen  sind,  ist 
mir  die  Provenienz  ebensowenig  zweifelhaft.  Die 
britische  Prinzessin  Victoria  hatte  aus  ihrem  Eltem- 
hause,  wo  Prinz  Albert  und  Königin  Victoria 
eine  Autographensammlung  angelegt  hatten,  die 


von  Roesierstamm,  Die  Autographensammlung  Alexander  Meyer  Cohns. 


419 


Liebhaberei  dafür  nach  Berlin  mitgebracht.  Ihren 
Gemahl,  den  Kronprinzen,  bestimmte  sie,  wenig¬ 
stens  die  an  ihn  selbst  gerichteten  Briefe  nach 
dem  System  einer  Autographensammlung  aufzu¬ 
bewahren.  Sie  selbst  sammelte  „universell“,  d.  h. 
sie  legte  Briefe  aller  Zeiten,  Nationen  und  Berufe 
ein.  Major  v.  Strantz  hatte  die  Korrespondenz 
des  Kronprinzen  zu  ordnen;  Dubletten  seiner 
eigenen  Sammlung  stellte  er  der  Frau  Kronprin¬ 
zessin  zur  Verfügung,  mag  wohl  auch  für  sie 
häufig  Einkäufe  besorgt  haben.  Natürlich  bezeigte 
sich  auch  die  spätere  Kaiserin  Friedrich  dankbar 
und  teilte  Herrn  v.  Strantz  mit.  Ein  anderer 
Autographensammler,  Herr  v.  Donop,  bekleidete 
jahrelang  eine  Vertrauensstellung  bei  dem  Prinzen 
Karl  von  Hessen-Darmstadt  und  dessen  Gemahlin, 
einer  geborenen  preußischen  Prinzessin.  Glaubt 
man  denn  nun  aber,  unsere  deutschen  Prinzen 
und  Prinzessinnen  seien  so  unnahbar  steif,  daß 
sie  einem  Autographensammler,  der  tagtäglich  mit 
ihnen  verkehrt,  seinen  Wunsch  nach  Briefen  aus 
ihrer  Korrespondenz  nicht  gern  an  den  Augen 
abgelesen  und  daß  sie  ihm,  wenn  sie  seinen  stillen 
Wunsch  erfüllt,  ihm  die  Verpflichtung  auferlegt 
hätten,  davon  ja  nichts  aus  den  Händen  zu 
geben?  Ob  die  Herren  v.  Strantz  und  v.  Donop 
selbst  noch  mit  Alex  getauscht  haben  oder  anderen 
Tauschfreunden  abgaben,  was  später  in  Meyer 
Cohns  Besitz  gelangte,  darüber  weiß  ich  nichts 
zu  sagen;  jedenfalls  hat  er  aber,  als  ihre  Samm¬ 
lungen  zur  Versteigerung  kamen,  bei  den  Auk¬ 
tionen  gekauft.  Wahrscheinlich  ist  mir  auch,  daß 
die  vielen  Männer  der  Kunst  und  Wissenschaft, 
die  in  dem  kronprinzlichen  Palais  in  Berlin  aus- 
und  eingingen,  zu  Kontributionen  für  die  Samm¬ 
lung  der  Kronprinzessin  aufgefordert  wurden  und 
dafür  wieder  ähnliche  Gegengeschenke  empfingen ; 
dann  wäre  es  aber  wieder  sehr  leicht  möglich, 
daß  einer  oder  mehrere  dieser  Herren  mit  den 
kronprinzlichen  Xenien  nichts  besseres  anzufangen 
wußten,  als  sie  ihrem  Freunde  und  Genossen  bei 
mancher  kulturfördernden  Arbeit,  Alexander  Meyer 
Cohn,  abzutreten.  —  Dabei  kann  ich  noch  immer 
annehmen ,  daß  Kaiser  Wilhelm  I.  den  Brief 
Bismarcks  aus  Friedrichsruh  vom2  9.Dezember  1886, 
in  dem  der  große  Mann  eingesteht,  daß  er  Fehler 
haben  könne,  aber  seine  unwandelbare  Treue 
betont,  so  hoch  würdigte,  daß  er,  vielleicht  zu 
Tränen  gerührt,  ihn  alsbald  seinem  Sohne  „hin¬ 
über“  schickte.  Dort  geriet  er  zu  den  Dubletten 
der  Kronprinzessin,  wo  vielleicht  der  beinahe 
ebenso  schöne  Brief  schon  lag,  in  dem  drei  Jahre 
vorher  der  Reichskanzler  dem  Kronprinzenpaar 
zur  silbernen  Hochzeit  gratuliert  hatte.  Es  muß 
doch  zugegeben  werden,  daß  wir  heute,  sieben 
Jahre  nach  dem  Tode  des  großen  Staatsmannes, 
durch  den  Wortlaut  der  beiden  Briefe  mehr  er¬ 


griffen  werden,  als  die  Empfänger  und  Weitergeber 
derselben,  die  ihm  im  Tode  vorangingen,  —  denn 
der  Brief  von  1883  ist  an  den  Kronprinzen  allein 
adressiert.  Ich  will  damit  sagen,  daß  es  der  Ver¬ 
ehrung  für  alle  Beteiligten,  dem  politischen  Ver¬ 
ständnis  und  der  patriotischen  Begeisterung  gar 
nichts  schadet,  wenn  solche  Briefe  in  eine  Privat- 
Autographensammlung  gelangen ,  gegebenenfalls 
publiziert  werden,  wie  jetzt  geschehen  ist,  und 
dann  in  ein  öffentliches  Institut  wandern,  statt 
daß  sie  von  vornherein  zum  Vergessenwerden  in 
einem  königlichen  oder  kaiserlichen  Palaste  ver¬ 
urteilt  würden. 

Ich  komme  endlich  zu  dem  Fazit,  dem  Ge¬ 
samtresultate.  Es  war  ja  absolut  gewaltig  hoch, 
ca.  135000  M.  Es  wurden  also  an  6  Tagen 
ca.  45  000  M.  mehr  erzielt,  als  bei  der  flottesten 
Versteigerung,  die  jemals  in  Paris  abgehalten  wurde, 
bei  der  Auktion  Bovet,  in  drei  Abschnitten,  die 
zwischen  Februar  1884  und  Juni  1885  lagen,  her¬ 
eingebracht  wurden.  Überdies  waren  zahlreiche 
Zuschläge  bei  Bovet  fingiert,  denn  ein  Jahr  darauf 
wurden  viele  als  verkauft  bezeichnete  Stücke  immer 
noch  ausgeboten,  während  bei  Meyer  Cohn  nur 
drei  Katalogsnummern  unverkauft  blieben.  Nicht 
zu  vergessen,  daß  die  zweite  Hälfte  der  Samm¬ 
lung,  für  die  der  Katalog  demnächst  verschickt 
werden  soll,  erst  im  Februar  an  die  Reihe 
kommen  wird. 

Zweimal  135000  M.  (nehmen  wir  an!)  ist  eine 
hohe  Ziffer.  Aber  entspricht  sie  dem,  was  Alex 
für  seine  Sammlung  ausgegeben  hat?  Mitnichten! 
Schon  vor  etwa  25  Jahren  erzählte  er  mir,  ohne 
daß  ich  ihn  darüber  interpelliert  hätte,  in  einer  An¬ 
wandlung  von  moralischem  Katzenjammer,  wie  er 
jeden  Sammler  zuweilen  überfällt:  „Ich  muß  jetzt 
einhalten  mit  Kaufen,  meine  Sammlung  kostet 
mich  bereits  300000  Mark!“ 

Als  ich  ihn  wenige  Jahre  darauf  wieder  sah 
und  er  mir  abermals  von  solchen  neuen  Käufen 
berichtete,  warf  ich  hin:  „Nun,  dann  haben  Sie 
wohl  die  halbe  Million  erreicht?“  —  „Weit  über¬ 
schritten“,  gab  er  mir  zur  Antwort.  Alex  kam 
auch  wiederholt  auf  das  künftige  Schicksal  seiner 
Sammlung  zu  sprechen.  „Ich  kann  sie  ja  nicht,“ 
rief  er  klagend  aus,  „nach  Weimar  schenken!  Meine 
zukünftigen  Schwiegersöhne  würden  mich  ver¬ 
fluchen!“ 

Seine  Angehörigen  wissen,  welchen  treuen 
Gatten,  welchen  liebenden  Vater  sie  an  ihm  ge¬ 
habt  haben.  Sie  haben  sein  Andenken  geehrt 
durch  die  würdige  Weise,  in  der  sie  seine  Samm¬ 
lung  wieder  der  Allgemeinheit  zur  Verfügung  ge¬ 
stellt  haben.  Daß  sie  bewußt  den  Weg  wählten, 
auf  dem  sie  Summen  verlieren  mußten,  die  für 
andere  Leute  ein  großes  Vermögen  wären,  war  in 
dem  Geiste  des  Verstorbenen  gehandelt. 


Bibliothek  und  Öffentlichkeit. 

Von 

Dr.  Hans  Schmidkunz  in  Berlin -Halensee. 


frischer  Zug  geht  heute  durch  die  Ent- 
icklung  unserer  Bibliotheken.“  Mit  die- 
m  Worten  beginnt  eine  Broschüre  über 
as  angeregte  Thema,  die  wir  unten  noch 
näher  würdigen  werden.  Allerdings  besteht  manch¬ 
mal  dieser  frische  Zug  mehr  nur  aus  gegenseitigen 
Ärgereien.  In  Berlin  kommt  das  bibliotheksfreu¬ 
dige  Publikum  über  die  Königliche  Bibliothek  nicht 
zur  Ruhe.  Eine  außerordentlich  verschärfende  und 
einengende  Abänderung  der  Benützungsverhältnisse 
an  dieser  Bibliothek  hat  in  den  letzten  Monaten 
viel  böses  Blut  gemacht,  obwohl  ihr  die  Kenner 
die  Berechtigung  wenigstens  zu  einem  großen  Teile 
nicht  abstreiten  konnten.  Das  heißt:  die  vielbeklagten 
Schäden  der  Königlichen  Bibliothek  gehen  im 
wesentlichen  nicht  auf  bureaukratische  Beschränkt¬ 
heit,  auch  nicht  auf  Mängel  der  Bestände  und  der 
Mittel,  schließlich  auch  nicht  etwa  auf  persönliche 
Unfähigkeiten  zurück,  sondern  vielmehr  darauf,  daß 
diese  Bücherei,  mag  sie  sich  drehen  und  wenden, 
wie  sie  will,  dem  Anstürme  der  großen  Bildungs¬ 
armee  nicht  in  richtiger  Weise  Stand  halten  kann. 

Es  wird  kaum  irgendwo  eine  Bibliothek  geben, 
die  so  sehr  wie  sie  überflutet  ist  von  tausend 
und  tausend  Besuchern,  die  teils  eines  Entgegen¬ 
kommens  würdig,  teils  eines  solchen  recht  wenig 
würdig  sind.  Diese  Besuchermassen  mögen  nun 
vielleicht  sonstwo  ganz  wohl  am  Platze  sein:  in 
einer  wissenschaftlichen  Bibliothek,  wie  der  für  den 
Staat  Preußen  und  für  die  deutsche  Reichshaupt¬ 
stadt  weitaus  voranstehenden  Berliner  Königlichen, 
ist  es  ganz  einfach  unmöglich,  allen  bisher  ge¬ 
stellten  Ansprüchen  gerecht  zu  werden.  Der  Hin¬ 
weis  auf  die  Liberalität,  mit  der  anderswo,  z.  B. 
in  München,  die  Bibliotheken  dem  Publikum  ent- 
gegenkommen,  ist  hier  durchaus  nicht  am  Platze, 
da  er  relativ  idyllische  Verhältnisse  mit  geradezu 
stürmischen  vergleichen  will. 

Weitaus  der  größte  Teil  der  jene  Bibliothek 
bedrängenden  Besucher  würde  in  Bibliotheken  von 
anderer  Art  viel  besser  befriedigt  werden  können. 
Sehen  wir  von  der  Spezialfrage  ab,  inwiefern  die 
Studenten  außer  der  Universitätsbibliothek  noch 
weitere  Gelegenheiten  zur  Bücherbenützung  nötig 
haben,  so  ist  es  ganz  besonders  das  sozusagen 
städtische  Publikum,  das  hier  seine  literarische 
Nahrung  sucht.  Weit  wohler  würde  es  sich  fühlen, 
weit  glücklicher  würde  es  mit  Nahrung  bedacht 


werden  können,  wenn  ihm  eine  Bibliothek  zur  Ver¬ 
fügung  stünde,  die  zwischen  einer  wissenschaftlichen 
Weltbibliothek  vom  Range  der  hier  besprochenen 
einerseits  und  den  sogenannten  Volksbibliotheken 
andererseits  die  richtige  Mitte  halten  wollte. 

Nun  wird  man  verwundert  fragen,  ob  denn  die 
Riesenstadt  Berlin  wirklich  noch  keine  Stadtbiblio¬ 
thek  besitzt,  während  doch  zahlreiche,  ihr  an  Größe 
und  Bedeutung  nachstehende  Städte  bereits  seit 
längerem  über  eine  solche  verfügen.  Genau  ge¬ 
nommen  muß  die  Antwort  lauten,  daß  Berlin  eine 
solche  Einrichtung  leider  tatsächlich  nicht  besitzt 
Es  besteht  zwar  etwas,  das  bereits  den  Namen 
einer  Stadtbibliothek  führt,  und  bibliotheksspezia- 
listisch  genommen  ist  dieses  Etwas  keineswegs  zu 
mißachten.  Wir  meinen  die  aus  vielen  tausend 
Bänden  bestehende  und  gerade  für  Geschichte  und 
Geographie  sehr  wertvolle  Sammlung,  welche  die 
Stadt  Berlin  besitzt  und  auch  mit  Ach  und  Krach 
ergänzen  will. 

Seit  1815  existiert  hier  eine  eigene  „Magistrats¬ 
bibliothek“.  Seit  1899  wurde  ihre  Neugestaltung  be¬ 
absichtigt.  Zunächst  trennte  man  die  mehr  prak¬ 
tischen,  den  Verwaltungsgeschäften  dienenden  Be¬ 
stände  der  Bibliothek  von  den  mehr  theoretischen, 
auf  weitere  Interessen  gehenden.  Das  Ausgeschie¬ 
dene  wurde  samt  der  im  folgenden  zu  erwähnenden 
Göritz -Lübeck -Bibliothek  in  dem  städtischen  Ge¬ 
bäude,  Zimmerstraße  90 — 91,  untergebracht,  als 
Kern  einer  künftigen  Stadtbibliothek.  Das  Zurück¬ 
gebliebene  ist  jetzt  die  eigentliche  Magistratsbiblio- 
thek,  das  heißt  die  Handbibliothek  für  die  Magi¬ 
stratsgeschäfte.  Ein  „Katalog  der  Bibliothek  des 
Magistrats  zu  Berlin“  wurde  in  erster  Auflage  1884 
und  in  zweiter  Auflage  1902  herausgegeben,  jetzt 
756  Seiten  stark,  mit  beträchtlichem  Titel-  und 
Sachregister.  In  diesem  Katalog  ist  eine  eigen¬ 
tümliche  historische  Sammlung  nicht  enthalten,  die 
vielmehr  im  folgenden  Verzeichnis  katalogisiert  ist: 
„Magistratsbibliothek  zu  Berlin,  Verzeichnis  der 
Friedländerschen  Sammlung  zur  Geschichte  der  Be¬ 
wegung  von  1848“  (1897).  Das  Vorwort  gibt  Auf¬ 
schluß  über  die  Schenkung,  die  der  Stadt  Berlin 
von  dem  Arzte  Dr.  George  Friedländer  (1829 — 
1892)  gemacht  worden  war;  die  Sammlung  selbst 
ist  von  Dr.  Arend  Buchholtz  auch  in  der  Zeitschrift 
für  Bücherfreunde  gewürdigt  worden  (im  II.  Jahr¬ 
gang,  Band  I). 


Schmidkunz,  Bibliothek  und  Öffentlichkeit. 


421 


Jener  ausgeschiedenen  Sammlung  ist  eine  andere 
Schenkung  angegliedert,  die  veröffentlicht  vorliegt 
in  dem  „Katalog  für  die  Bibliothek  der  Göritz- 
Lübeck-Stiftung  zu  Berlin“  (1886— 1893).  Samm¬ 
lung  und  Katalog  zerfallen  in  zwei  Gruppen:  Zur 
deutschen  Literatur  und  Zur  vaterländischen  Ge¬ 
schichte;  jede  Gruppe  hat  wieder  zwei  Abteilungen, 
so  daß  der  Katalog  aus  vier  Buchbänden  besteht. 
Im  Vorworte  zu  dem  ersten  von  ihnen  ist  über 
den  Ursprung  und  die  Rechtsverhältnisse  Aufschluß 
gegeben,  in  den  Vorworten  der  drei  folgenden 
Bände  über  Erweiterungen  und  dergleichen  be¬ 
richtet  worden. 

Auf  diesen  Grundlagen  können  die  neuerlichen 
Anstrengungen  zu  einem  Weiterbau  immerhin  eine 
günstige  Zukunft  erhoffen  lassen.  Trotzdem  ist  alles 
das  hier  Angeführte  noch  immer  so  gut  wie  nichts. 
Ehe  nicht  für  diesen  Zweck  ein  eigenes  großes 
Gebäude  vorhanden  ist,  mit  einer  Einrichtung,  Do¬ 
tierung  usw.,  welche  allen  anderen  Stadtbibliotheken 
mindestens  gleichkommt,  solange  hat  alles  Anhäufen 
wertvoller  Spezialitäten  in  der  hinteren  oder 
vorderen  Ecke  eines  städtischen  Gebäudes  wenig  zu 
bedeuten. 

Es  gibt  heutzutage  bereits  eine  nicht  mehr 
geringe  Anzahl  maßgebender  Personen,  die  Ver¬ 
ständnis  für  den  großen  und  auch  materiellen  Vor¬ 
teil  der  in  eine  öffentliche  Bibliothek  hineingesteck¬ 
ten  Gelder  besitzen.  Im  Vertrauen  darauf  könnte 
die  Stadt  Berlin  ruhig  eine  oder  die  andere  Million 
in  die  Hand  nehmen,  um  endlich  das  zu  schaffen, 
was  sie  ihren  Einwohnern  auch  in  dieser  Beziehung 
schuldig  ist.  Der  Staat,  dem  dadurch  eine  beträcht¬ 
liche  Last  abgenommen  sein  würde,  könnte  sich 
ganz  wohl  ebenfalls  als  verpflichtet  betrachten,  das 
seinige  dazu  beizusteuern. 

Unterdessen  nehmen  die  den  elementareren 
Bedürfnissen  dienenden  Bibliotheken,  die  soge¬ 
nannten  Volksbibliotheken ,  einen  immer  größeren 
Aufschwung.  Wir  wollen  hier  auf  keine  Statistiken, 
Beschreibungen  usw.  eingehen,  zumal  Nachrichten 
über  diese  Dinge  regelmäßig  durch  die  Zei¬ 
tungen  laufen.  Auch  die  der  Zeit  nach  erste  und 
bisher  im  Deutschen  Reich  anscheinend  noch  immer 
einzige  von  einem  Privaten  ausgehende  Volks¬ 
bibliothek  ist  bereits  gut  bekannt.  Wir  meinen 
die  „Öffentliche  Bibliothek  und  Lesehalle“  in 
Berlin  SW.  13,  Alexandrinenstraße  26.  An  dieser 
Stelle  möchten  wir  lediglich  auf  ihr  Bücherverzeich¬ 
nis  hinweisen,  das  im  Verlage  des  Eigners,  Berlin 
1904,  erschienen  ist  und  zwar  bereits  in  zweiter 
Auflage. 

Der  Schöpfer  dieses  Unternehmens,  Herr  Stadt¬ 
verordneter  Hugo  Heimann,  hat  mit  ihm  eine 
Bibliotheksleistung  geschaffen,  die  nicht  nur  in 
weiteren  Kreisen  des  Publikums,  sondern  auch 
in  der  bibliothekarischen  Fachwelt  lebhafte  An¬ 
erkennung  gefunden  hat.  Wer  nicht  dazu  gelangt, 
das  Institut  selber  zu  benutzen  oder  zu  besichtigen, 
wird  bereits  an  jenem  Katalog  Befriedigung  seines 
Bildungsinteresses  finden.  Die  zweite  Auflage  hat 


die  bequeme  Einrichtung  der  ersten  Auflage  noch 
um  einiges  vermehrt,  besonders  durch  ein  Register 
der  Verfasser  einschließlich  einiger  Titel;  außer¬ 
dem  ist  der  Umfang  des  Buches  von  687  Seiten 
auf  769  angewachsen.  Zu  dem  im  Kataloge 
verzeichneten  Bestand  an  Literatur  kommen  noch 
mehr  als  500  Zeitungen  und  Zeitschriften  hinzu. 
Der  Gesaratbestand  der  Bibliothek  dürfte  bereits 
gut  20000  Bände  betragen.  Die  Auswahl  der 
Werke  ist  allerdings  ersichtlich  den  Bedürfnissen 
des  Ortes  und  des  Publikums  angepaßt.  In  Dingen 
der  schönen  Künste  geht  die  Bibliothek  ziemlich 
weit:  zwei  eigene  Abteilungen  sind  der  Kunst  und 
Kunstgeschichte  und  der  Musik  und  Musikgeschichte 
gewidmet.  Allerdings  handelt  es  sich  hier  nicht 
um  eigentliche  Musikwerke  usw.,  sondern  fast  ledig¬ 
lich  um  theoretische  Literatur  über  die  Künste, 
ausgenommen  einige  Vervielfältigungen  von  Bildern, 
ein  und  das  andere  Liederbuch  und  dergleichen 
mehr. 

Damit  kommen  wir  zu  einer  der  heikelsten  Art 
von  Spezialbibliotheken:  zu  den  musikalischen. 
Wollten  wir  die  Klagen  über  allgemeines  Biblio¬ 
thekswesen  nach  dieser  Richtung  zusammenfassen, 
so  würde  des  Jammers  kein  Ende  sein.  Zwar 
bestehen  nicht  wenige  Anhäufungen  alter  und 
hie  und  da  auch  neuer  Schätze  an  Noten  werken; 
und  eine  oder  die  andere  von  diesen  Anhäufungen 
ist  sogar  in  etwas  bequemerer  Weise  zugänglich. 
Das  heißt  soviel  als :  wir  haben  noch  keine  Musik¬ 
bibliotheken.  Einstweilen  besitzen  wir  allerdings 
etwas  nicht  ganz  Belangloses:  die  Anwartschaft  auf 
eine  Reichsmusikbibliothek.  Tatsächlich  besteht 
diese  Anwartschaft  nicht  bloß  in  dem  Gerüchte, 
daß  etwas  derartiges  im  Entstehen  begriffen  sei, 
und  namentlich  bürgt  die  Energie  des  darin  führen¬ 
den  Mannes  für  ein  Weiterreifen  des  bereits  Ent¬ 
sprossenen.  Auch  der  junge  Berliner  Volkschor 
hat  seine  Aufmerksamkeit  der  Anlegung  einer 
Vereinsbibliothek  zugewendet  und  damit  zwar  noch 
keine  Reichsmusikbibliothek  geschaffen,  aber  doch 
ein  Etwas  erreicht,  das  nicht  erst  der  Zukunft 
bedarf,  um  überhaupt  vorhanden  zu  sein. 

In  viel  glatteren  Bahnen  hat  sich  eine  Biblio¬ 
thek  entwickelt,  deren  Gestaltung  sie  trotz  ihrer 
relativen  Kleinheit  zu  einer  der  bedeutendsten 
Sammlungen  macht  und  ihr  den  Ruhm  verschafft, 
vielleicht  die  bestverwaltete  Bibliothek  weit  und 
breit  zu  sein:  die  Büchersammlung  des  König¬ 
lichen  Kunstgewerbemuseums  in  Berlin.  Der  Er¬ 
weiterungsbau  des  bisherigen  Unterkommens  der 
Schätze  jenes  Museums  hat  jetzt  die  öffentliche  Auf¬ 
merksamkeit  auch  wieder  auf  dessen  Bibliothek 
gerichtet.  Schon  im  alten  Gebäude  waren  die  Ver¬ 
hältnisse  ihrer  Benützung  so  günstig,  daß  man  sich 
allein  schon  wegen  der  Vernünftigkeit  und  Annehm¬ 
lichkeit  der  Benützungsweise  die  Freude  machen 
konnte,  sie  zu  besuchen.  Die  Art  und  Weise,  wie 
sie  ihre  Kataloge  dem  Publikum  zur  Verfügung 
stellt,  bedeutet  zugleich  eine  recht  scharfe  Kritik 
der  Rückständigkeit  an  anderen  Stellen. 


422 


Schmidkunz,  Bibliothek  und  Öffentlichkeit. 


Nun  hat  sie  in  einem  Neubau  eine  noch  aus¬ 
gedehntere  Unterkunft  gefunden.  Auf  mehreren 
breiten  Pulten  lagern  jetzt  die  verschiedentlichen 
Kataloge  so  bequem,  daß  sie  zu  einer  Vertiefung 
in  die  Literatur  und  in  die  vorhandenen  Kunst¬ 
blätter  förmlich  herausfordern.  Von  den  sonstigen, 
mit  ausgesuchter  Treffsicherheit  auf  den  Bedarf 
des  Benutzers  eingerichteten  Spezialitäten  der 
Bibliothek,  einschließlich  der  hygienischen,  gar 
nicht  erst  zu  reden! 

Wir  haben  im  bisherigen  bereits  von  mehreren 
Bibliotheksarten  gesprochen:  von  den  großen 
wissenschaftlichen,  von  den  städtischen,  von  den 
sogenannten  Volksbibliotheken  und  von  ver¬ 
schiedentlichen  Fachbibliotheken.  Daneben  wird 
recht  wenig  an  eine  Besonderheit  gedacht,  die 
uns  doch  gerade  bei  der  reichlichen  Ausbildung 
unseres  politischen  Verwaltungswesens  nahe  liegen 
sollte.  Wir  meinen  die  „Territorialbibliotheken“, 
allerdings  ohne  zu  wissen,  ob  dieser  Gattungsname 
bereits  ebenso  in  weiteren  Kreisen  geläufig  ist, 
wie  er  es  zu  sein  verdient.  Wie  nämlich  die 
einzelnen  Provinzen  oder  Landstriche  ihre  staat¬ 
lichen  Sondereinrichtungen,  ihre  Schulkollegien,  im 
gewissen  Sinne  auch  ihre  Universitäten  oder 
sonstigen  Hochschulen  besitzen:  ebenso  könnte 
für  jedes  „Land“  eine  eigene  Landesbibliothek 
geradezu  selbstverständlich  sein.  Es  ist  dies  keine 
müßige  Einschiebung  zwischen  die  Kategorien 
einer  Stadtbibliothek  und  einer  Staatsbibliothek. 
Das  Land  Brandenburg  oder  die  Rheinlande  sind 
nun  einmal  eine  Individualität  in  kultureller,  geo¬ 
graphischer,  historischer  und  wohl  auch  künstleri¬ 
scher  Beziehung.  Die  einzelne  Stadt  hat  für  sich 
zu  sorgen,  und  der  Staat  hat  für  mehr  zu  sorgen 
als  für  ein  einzelnes  Land. 

Es  liegt  nahe,  daß  eine  Hauptstadt  oder  sonst 
eine  hervorragende  Stadt  eines  Landes  in  ihrer 
Stadtbibliothek  zugleich  eine  Territorialbibliothek 
darbietet.  Berlin  könnte  mit  einer  erhofften  Stadt¬ 
bibliothek  ganz  wohl  auch  die  Leistung  einer 
„märkischen“  Bibliothek  verbunden  und  besitzt  in 
den  oben  erwähnten  Beständen  auch  einen,  über 
den  Bereich  der  Stadt  selber  hinausgehenden, 
nicht  unbeträchtlichen  Ansatz  dazu.  Übrigens 
dürfen  wir  uns  an  dieser  Stelle  vielleicht  die, 
nicht  sehr  weit  abschweifende  Bemerkung  er¬ 
lauben,  daß  es  in  Berlin  (Alte  Jacobstraße  20 — 21) 
auch  eine  „Bibliothek  zur  Frauenfrage“  gibt, 
wöchentlich  sechsstündig  geöffnet,  mit  Leihgebühr 
und  auf  Wunsch  mit  Zusendung  der  Bücher. 

Vorläufig  gibt  es  erst  eine  große  Stadtbiblio¬ 
thek,  die  zugleich  eine  Territorialbibliothek  ihres 
Landes  sein  will  und  ist,  leider  ohne  daß  die 
Regierung  der  betreffenden  Provinz  das  Nötige 
dazu  tut.  Wir  meinen  die  Stadtbibliothek  in  Köln, 
die  also  zugleich  den  Namen  einer  „rheinischen“ 
Bücherei  verdient.  Sie  ist  in  weiteren  Kreisen 
durch  verschiedentliche  Verdienste  bekannt  ge¬ 
worden.  Ihre  Formulare  für  die  Kataloge  usw„ 
entworfen  von  ihrem  jetzigen  Direktor,  haben, 


wenn  wir  nicht  irren,  auf  der  Weltausstellung  in 
Chicago  einen  Preis  bekommen.  Außerdem  hat 
sie  seit  längerer  Zeit,  und  zwar  in  früheren  Jahren 
noch  mehr  als  jetzt,  Veröffentlichungen  geboten, 
die  nicht  nur  in  der  Bibliotheksliteratur  eine  Rolle 
spielen.  Es  sind  dies  historische  und  biblio¬ 
graphische  Fachschriften,  dann  Spezialkataloge  von 
Ausstellungen,  weiterhin  einige,  jetzt  leider  ein¬ 
gestellte  Zugangsverzeichnisse,  und  ganz  besonders 
eine  Broschüre  „Mitteilungen“,  die  zuerst  1902, 
dann  in  zweiter  Auflage  erweitert  1903  heraus¬ 
gekommen  und  zugleich  von  der  Bibliothek  aus 
ein  „Führer  für  ihre  Besucher“  ist.  Namentlich 
die  letztgenannte  Publikation  könnte  anderen  Biblio¬ 
theken  als  Muster  dienen. 

Die  treibende  Kraft  dieser  Bibliothek  ist  seit 
längerem  ihr  jetziger  Direktor  Dr.  Adolf  Keysser. 
Man  wird  das  Walten  dieses  Mannes  wohl  erst 
dann  genügend  würdigen  können,  wenn  man  die 
prächtige  Einrichtung  seines  Institutes  bis  hinein 
in  die  intimeren  Winkel  mit  eigenen  Augen  ge¬ 
sehen  hat.  Doch  schon  seine  Veröffentlichungen 
geben  ein  einigermaßen  anschauliches  Bild  von 
dieser  kleinen  Welt.  So  hat  er  z.  B.  gegen  die 
vielberufene  Vernachlässigung  der  Belletristik  in 
den  Bibliotheken  eine  mit  schlagenden  Gründen 
arbeitende  Broschüre  geschrieben:  „Die  öffentlichen 
Bibliotheken  und  die  schöne  Literatur  mit  be¬ 
sonderer  Beziehung  auf  die  Kölner  Stadtbibliothek“ 
(Köln,  M.  du  Mont  Schauberg,  1903). 

Nun  ist  soeben  eine  neue  Broschüre  des  Ge¬ 
nannten  erschienen,  die  einen  Mahnruf  an  die 
öffentlichen  Organe  bedeutet:  „Das  Bibliotheks¬ 
wesen  als  Gegenstand  der  öffentlichen  Verwaltung“ 
von  Prof.  Dr.  Adolf  Keysser ,  Direktor  der  Kölner 
Stadtbibliothek.  Köln  1905.  Druck  und  Verlag 
der  Kölner  Verlags- Anstalt  und  Druckerei,  A.-G. 
(51  Seiten  Oktav).  In  fünf  Abschnitten  behandelt 
sie  die  hier  in  Betracht  kommenden  Hauptpunkte. 
Zuerst  spricht  sie  von  der  „Fachmännischen  Ver¬ 
waltung“  und  setzt  damit  den  bereits  nicht  mehr 
neuen  Kampf  um  Selbständigkeit  und  spezifische 
Fachbildung  des  Bibliothekarstandes  fort,  tritt  auch 
energisch  für  lebenslängliche  Anstellung  eines  jeden 
bewährten  Beamten  und  für  möglichstes  Verbleiben 
desselben  bei  der  ihm  nun  einmal  gründlich  be¬ 
kannten  Bibliothek  ein.  „Auch  Frauen,  für  deren 
Ausbildung  in  Berlin  zwei  besondere  Fachschulen 
bestehen,  sindim  Bibliotheksdienste  gut  zu  verwenden ; 
sie  haben  sich  vielfach  im  Verkehr  mit  dem  Publikum, 
in  der  Führung  von  Geschäftsbüchern  und  ähnlichen 
Arbeiten  vortrefflich  bewährt.  Ihre  Zulassung  zum 
höhereti  Bibliotheksdienste  wird,  wie  zu  hoffen  ist, 
nicht  lediglich  aus  sozialpolitischen  Rücksichten 
erfolgen,  sondern  nur  bei  dem  Nachweise  einer 
vollen  bibliothekarischen  Vorbildung  .“ 

Weiterhin  kommt  die  „Geldwirtschaft“  an  die 
Reihe.  Auffallend  ist  dabei,  daß  nicht  mehr  über 
völlige  Zurückhaltung  Privater  gegenüber  dem 
Geldbedarfe  der  Bibliotheken  geklagt  wird,  ob¬ 
wohl  diese  Privathilfe,  wie  der  Verfasser  bemerkt, 


Schmidkunz,  Bibliothek  und  Öffentlichkeit. 


423 


noch  wenig  für  diejenigen  wissenschaftlichen 
Bibliotheken  tut,  die  bereits  einen  populären 
Charakter  erhalten  haben  und  deshalb  jener  Hilfe 
besonders  bedürftig  sind.  Jedenfalls  aber  ist  der 
Verfasser  vollständig  im  Rechte,  wenn  er  es  ab¬ 
lehnt,  daß  eine  anerkannt  wichtige  Bildungsanstalt 
in  der  Bestreitung  des  als  notwendig  anerkannten 
Minimums  ihrer  Bedürfnisse  auf  private  Wohltätig¬ 
keit  angewiesen  sein  sollte. 

Der  Abschnitt  „Bücherbestände  und  Sammel¬ 
arbeit“  geht  nun  ganz  besonders  auf  die  Forderung 
der  „Territorialbibliotheken“  ein  und  überhaupt 
auf  die  Notwendigkeit  einer  territorialen  Gliederung 
der  Sammelarbeit.  Diese  allein  gebe  die  Gewähr, 
daß  gewisse  Literaturzweige  da  zu  finden  seien, 
wohin  sie  gehören;  allerdings  bedürfe  sie  auch 
einer  entsprechenden  Arbeitsteilung  zwischen  den 
verschiedentlichen  Sammlungen  oder  sonstigen 
Bildungsanstalten.  Dabei  wird  wiederum  auch 
darauf  hingewiesen,  wie  ungerecht  und  gefährlich 
die  Vernachlässigung  der  zwar  gedruckten,  aber 
nicht  veröffentlichten  Literatur  ist.  Es  handelt 
sich  um  den  „Privatdruck“.  Er  bekommt  erst 
dann  seinen  richtigen  Wert  für  die  Literatur,  wenn 
seine  Erzeugnisse  in  umfassender  Weise  gesammelt 
werden.  Versäumnisse  in  der  Sammelarbeit  sind 
gerade  auf  diesem  Gebiete  nicht  wieder  gut  zu 
machen.  „Theaterzettel,  Programme  von  Festlich¬ 
keiten  und  künstlerischen  Darbietungen,  Stamm¬ 
bäume  und  Nekrologe,  selbst  Totenzettel“  werden 
so  zu  einem  wichtigen  Quellenmateriale;  allein 
sie  verfliegen  bekanntlich  in  der  Regel  auf  un¬ 
widerbringliche  Weise,  wenn  sie  nicht  beizeiten 
festgehalten  werden. 

Sowohl  für  diese  wie  auch  für  manche  andere 
Literatur,  die  nur  eben  nicht  ohne  weiteres  zu¬ 
gänglich  ist,  empfiehlt  der  Verfasser  mit  Recht 
etwas  wie  Agenturen  zum  Aufspüren  von  Literatur¬ 
schätzen,  die  man  schließlich  nicht  allzuschwer 
bekommt,  wenn  man  sie  nur  in  findiger  Weise 
sucht.  Ja,  er  geht  so  weit,  selbst  der  Polizei 
eine  nützliche  Tätigkeit  in  dieser  Richtung  zuzu¬ 
muten.  „Die  Polizei  bildet  heute  ein  über  das 
ganze  Land  gebreitetes  Netz,  dessen  Fäden  in  der 
Hand  einer  zentralen  Verwaltung  zusammenlaufen. 
Es  wäre  gewiß  nicht  schwierig,  den  berufsmäßig 
ausgebildeten  Spürsinn  ihrer  Organe,  die  ohnehin 
in  stetiger  Berührung  mit  der  Bevölkerung  Er¬ 
mittelungen'  mannigfachster  Art  vorzunehmen 
haben,  an  der  Sammelarbeit  der  Bibliotheken  zu 
beteiligen  und  damit  auf  ein  Gebiet  der  öffent¬ 
lichen  Wohlfahrtspflege  zu  lenken,  das  bisher  eine 
systematische  Fürsorge  nicht  gefunden  hat.“  —  Hier 
dürfen  wir  einschalten,  daß  der  Gedanke  einer 
eigenen  Sammlung  von  gedruckter,  aber  unver¬ 
öffentlichter  Literatur  seit  ungefähr  zwei  Jahren 
verwirklicht  worden  ist,  und  zwar  zu  Berlin.  Als 
Eigentum  der  „Gesellschaft  für  deutsche  Literatur“, 
die  seit  längerem  auf  die  Gefahren  des  Ver¬ 


lustes  unveröffentlichter  Druckschriften  aufmerksam 
gemacht  hat,  ist  jetzt  in  unserer  Königlichen  Biblio¬ 
thek  die  „Bibliothek  deutscher  Privat-  und  Manu¬ 
skriptdrucke“  aufgestellt  worden.  Wie  der  betreffende 
Anschlag  besagt,  enthält  die  Sammlung  nur  in  den 
Handel  nicht  gekommene  lyrische  und  epische 
Dichtungen,  Memoiren,  Briefwechsel,  Festschriften 
und  dergleichen,  besonders  aber  einen  großen  Teil 
unserer  dramatischen  Literatur  seit  etwa  1840,  ein¬ 
schließlich  der  Übersetzungen  ausländischer  Bühnen¬ 
werke.  Der  Verwalter  und  anscheinend  die  Seele 
des  Instituts  ist  Professor  Dr.  Max  Herrmann. 
Die  Benutzung  geschieht  nur  zu  wissenschaftlichen 
Zwecken  und  insbesondere  mit  Vorsicht  gegen  die 
Gefahr  einer  Verletzung  des  Urheberrechtes,  da 
namentlich  Dramen  gerade  aus  solchen  Gründen 
häufig  nur  als  Manuskripte  gedruckt  werden.  Der 
Katalog  jener  Sammlung  ist  vorläufig  weiteren 
Kreisen  unzugänglich. 

Aus  Keyssers  Broschüre  erfahren  wir  sodann 
das  nötige  über  „Unterbringung  und  Erschließung 
der  Bücherbestände“.  Hier  und  auch  sonst  tritt 
der  Verfasser  in  einer  unseres  Erachtens  doch 
etwas  zu  weit  gehenden  Weise  für  zentralisierende 
Bibliotheksarbeiten  des  Staates  und  des  Reiches 
ein.  Zwar  hat  er  Recht,  einen  sorgsam  ausgearbeiteten 
„Führer  durch  die  Bestände  der  deutschen  Biblio¬ 
theken“  zu  fordern.  Allein  seine  Begeisterung  für 
den  bereits  beschlossenen  gedruckten  Gesamt¬ 
katalog  der  preußischen  (Keysser  wünscht:  aller 
deutschen)  Bibliotheken  wird  vielleicht  nicht  ein¬ 
mal  von  den  meisten  seiner  Kollegen  geteilt.  Gar 
erst  ein  „Universal-Katalog“  schlechtweg  würde  doch 
wohl  Kräfte  absorbieren,  die  anderswo  besser  zu 
verwenden  sind.  So  scheint  uns  auch  Keyssers 
Meinung  zu  weit  zu  gehen,  daß  es  kaum  ein 
Gebiet  gebe,  das  so  sehr  der  Zentralisation 
bedürfe  als  die  wissenschaftliche  Bibliographie. 
Dagegen  ist  sein  Drängen  nach  einer  zentralisieren¬ 
den  Vereinfachung  der  Titeldrucke  von  Büchern 
sehr  berechtigt,  solange  nicht,  was  noch  weit  be¬ 
rechtigter  ist,  die  Verleger  selber  ihre  Bücher 
mit  genauen  Titelabdrücken  einliefern.  Am  aller¬ 
wenigsten  möchten  wir  mit  dem  Verfasser  mit¬ 
gehen,  wenn  er  auf  eine  „Gesamtorganisation  des 
deutschen  Bildungswesens“  oder  gar  auf  ein 
„Reichsbildungsamt“  hofft.  Eine  andere  Sache  ist 
freilich  der  Gedanke  einer  besonderen  „Reichs¬ 
bibliothek“,  der  mit  Unrecht  zu  den  Akten  gelegt 
worden  ist. 

Mit  diesen  Andeutungen  haben  wir  auch  bereits 
den  Schlußabschnitt  des  Büchleins  „Gesamtorgani¬ 
sation“  markiert.  Wenn  wir  nunmehr  von  der 
vorliegenden  Veröffentlichung  Abschied  nehmen, 
so  möchten  wir  mit  dem  Wunsche  schließen,  daß 
zwar  noch  recht  viele  derartige  Erscheinungen  der 
Bibliotheksliteratur  in  unsere  Hände  kommen,  daß 
aber  die  durch  sie  angeregten  Schöpfungen  und  Ver¬ 
besserungen  von  Bibliotheken  noch  zahlreicher  seien. 


Z.  f.  B.  1905/1906. 


55 


Das  Eisenbartlied  in  Frankreich. 


Von 

Dr.  P.  Mitzschke  in  Weimar. 


Hn  den  Aufsätzen  über  Eisenbart  (vergl. 

auch  Zeitschrift  für  Bücherfreunde  VII, 
Seite  217  ff.  und  469  sowie  VII,  Heft  9 
Beiblatt)  findet  sich  gelegentlich  erwähnt, 
das  Lied  „Ich  bin  der  Doktor  Eisenbart“  sei  auch 
nach  Frankreich  gedrungen  und  man  singe  dort 
den  französischen  Text  nach  einer  besonderen 
Melodie.  Das  „Daheim“  brachte  auch  einmal  die 
ersten  Zeilen  einer  freien  französischen  Übersetzung 
des  Liedes  und  diese  sind  meinem  Artikel  „Eisen¬ 
bart“  in  der  „Allgemeinen  Deutschen  Biographie“ 
(Band  49,  Seite  315)  mit  eingefügt  worden.  In¬ 
zwischen  ist  es  mir  durch  freundliche  Vermittelung 
des  Herrn  L.-G.  Gensollen  in  Besan^on  gelungen, 
einen  vollständigen  französischen  Text  zu  erhalten, 
der  aus  6  Versen  und  einem  zweizeiligen  Nachge¬ 
sang  besteht.  Eine  Vergleichung  zeigt,  daß  diese 
Übersetzung  verschieden  ist  von  jener,  deren  An¬ 
fang  das  „Daheim“  veröffentlicht  hatte,  denn  nur 
die  erste  Zeile  des  ersten  Verses  stimmt  in  beiden 
überein.  Die  vorliegende  Übersetzung  hält  sich  im 
ersten  Verse  ziemlich  getreu  an  das  deutsche  Lied, 
geht  aber  in  den  folgenden  Versen  meist  ihre  eigenen 
Wege,  indem  sie  mit  ebenso  großem  Behagen  und 
noch  geringerem  Witz  wie  der  deutsche  Text  dem 
Wundermann  andere  Abgeschmacktheiten  andichtet. 
Nur  der  Katarrhalische  aus  Tombuktu  im  vierten 
Verse  erinnert  durch  seine  Hinüberbeförderung  an 
den  „Koch  des  großen  Friederich“,  und  der  Langen- 
salzaer  mit  dem  „zentnerschweren  Kropf  am  Hals“ 
feiert  im  fünften  Verse  als  „Marguiller  von  Flagistral“ 
seine  Auferstehung.  Ob  mit  diesen  Benennungen 
und  mit  Erwähnung  der  Blinden  von  Montmedy  im 
sechsten  Verse  Anspielungen  auf  tatsächliche  franzö¬ 
sische  Verhältnisse  beabsichtigt  sind,  kann  ich  nicht 
entscheiden.  Hier  der  Wortlaut: 

Le  Docteur  Isambart. 

Je  suis  le  docteur  Isambart, 

De  gudrir  je  possede  l’art, 

Je  rends  les  jambes  aux  boiteux, 

Aux  aveugles  je  rends  les  yeux. 

Approchez  tous,  grands  et  petits, 

Ecoutez  bien  ce  que  je  dis: 

Je  n’ai  qu’un  but,  un  seul  dösir, 

C’est  le  ddsir  de  vous  servir. 

Une  Anglaise  de  qualite 
Ne  pouvait  plus  prendre  le  thö. 

Elle  avale  maintenant  sans  respect 
Le  the  et  la  thdiere  avec. 

Un  catarrheux  de  Tombouctou 
Toussait  ä  ne  pas  rester  debout. 

Je  le  tuai  du  premier  coup, 

Maintenant  il  ne  tousse  plus  du  tout. 


Le  Marguiller  de  Flagistral 
Avait  un  goitre  d’un  quintal. 

Je  le  pressai  si  fortement, 

Qu’il  sortit  la  langue  d’un  pan. 

A  l’aide  d’un  tout  petit  lock 
Que  je  fis  composer  ad  hoc 
A  deux  avengles  de  Montm6dy 
Je  fis  voir  l’6toile  en  plein  midi. 

Je  n’ai  qu’un  but,  qu’un  seul  espoir, 
C’est  le  bonheur  de  vous  revoir. 


Die  französische  Melodie  für  eine  Singstimme 
bietet  keine  Anklänge  an  die  deutsche  und  ist  sehr 
eintönig: 


i=e 


fr  fr - frl-=fr:=fr — 


Je  suis  le  doc  -  teur  I  -  sam  •  bart, 


aux  a  -  veug  -  les  je  rends  les  yeux. 


Etwas  Abwechselung  kommt  dadurch  hinein,  daß 
wie  beim  deutschen  Liede  auch  in  der  französischen 
Übersetzung  nach  jeder  Textzeile  eine  Zeile  mit 
Interjektionen  folgt,  die  in  schnellerem  Tempo  und 
weniger  eintönig  gesetzt  sind.  Von  einer  Wieder¬ 
gabe  dieser  Noten  ist  hier  abgesehen. 

Das  Ganze  stellt  sich  dar  als  ein  Couplet 
(„Chansonnette  comique“)  für  einen  Gesangskomiker 
und  ist  zum  Vortrag  in  einer  Singspielhalle  oder 
in  einem  Variete-Theater  bestimmt.  Den  Versen 
ist  eine  Prosaeinleitung  mit  zahlreichen  Wortspielen 
vorangeschickt;  der  Sänger  stellt  sich  darin  den 
Zuhörern  vor  und  erzählt  seine  Herkunft.  Als  Ver¬ 
fasser  des  ganzen  Textes  nennt  sich  Joseph  Keim, 
als  Komponist  ein  Vicomte  von  Flaroß.  Erschienen 
ist  der  zweiblätterige  Druck  bei  L.  Labbe  in  Paris 
als  eine  Nummer  der  „Grandes  scenes  de  charlatan, 
parades  et  boniments“,  wie  es  auf  der  Titelseite 
heißt.  Am  Fuße  der  zweiten  Seite  findet  sich 
außerdem  die  Angabe:  „Les  echos  du  theätre, 
99e  livraison“. 


Chronik. 


Shakespeare  und  kein  Ende. 

Mit  dem  Titel  „Kaiserliche  Akademie  der  Wissen¬ 
schaften“  verbindet  man  gewöhnlich  den  Begriff  gründ¬ 
licher  Forschung  und  Sachkenntnis.  Und  wenn  nun 
die  Schrift  eines  Ehrenmitglieds  einer  ausländischen 
Akademie  der  Übersetzung  ins  Deutsche  gewürdigt 
wird,  so  setzt  man  um  so  mehr  voraus,  daß  ihr  Inhalt 
auch  für  uns  Deutsche  belehrend  sein  muß,  daß  wir 
aus  ihr  wirklich  Neues,  den  deutschen  Fachgenossen 
Unbekanntes  oder  von  ihnen  nicht  mit  genügender 
Gründlichkeit  Behandeltes  in  wissenschaftlicher  Weise 
durchgearbeitet  finden  werden. 

Als  ich  nun  eine  Schrift  „ Über  Shakespeares 
Kaufmann  von  Venedig  uud  das  Shylok-Proble?n.  Von 
Wladimir  Stassow,  Ehrenmitglied  der  Kaiserlichen 
Akademie  der  Wissenschaften  in  St.  Petersburg.  Au¬ 
torisierte  Übersetzung  aus  dem  Russischen  von  Wil¬ 
helm  Henckel“  (München,  1905)  angekündigt  fand, 
beeilte  ich  mich,  sie  mir  kommen  zu  lassen.  Und 
gewissermaßen  war  ich  auch  verpflichtet,  von  ihr  Kennt¬ 
nis  zu  nehmen  —  habe  ich  doch  vor  zwölf  Jahren  eine 
große  Abhandlung  über  den  „Kaufmann  von  Venedig“ 
in  der  Beilage  der  Münchener  Allgemeinen  Zeitung 
veröffentlicht,  und  da  mußte  ich  zu  erfahren  suchen, 
was  für  neue  Entdeckungen  und  Ideen  darüber  uns 
der  russische  Akademiker  zu  bieten  hat. 

Ich  will  nicht  das  bekannte  Urteil  Lessings  von 
dem  vielen  Guten  und  Neuen  wiederholen,  denn 
Neues  habe  ich  in  dieser  Schrift  überhaupt  nicht  ge¬ 
funden  und  es  dürfte  sie  auch,  wer  meine  erwähnte  Ab¬ 
handlung  gelesen  hat,  kaum  finden.  Übrigens  scheint 
es  mir,  daß  der  Verfasser  weder  diese  noch  die  vielen 
Bände  des  Jahrbuchs  der  deutschen  Shakespeare- 
Gesellschaft  kennt. 

Dagegen  ist  ihm  Grätzens  „Shylock  in  der  Sage, 
im  Drama  und  in  der  Geschichte“  noch  eine  wichtige 
Quelle  und  der  Doktor  Lopez  noch  die  Veranlassung 
zu  Shakespeares  Drama.  Ebenso  erzählt  er  Grätz  die 
Anekdote  von  Papst  Sixtus  V.  nach. 

Komisch  wirkt  der  Ärger  und  die  naiv-prosaische 
Weise  Stassows,  wo  er  von  dem  Testament  von  Portias 
Vater  und  der  Freierwahl  spricht.  In  der  Beurteilung 
von  Jessicas  Charakter  stimmt  er  mit  mir  überein. 
Wo  er  aber  erfahren  hat,  daß  Jessika  oder  Jiska  „die 
Aufpasserin,  Beobachterin“  bedeutet,  weiß  ich  nicht. 
Raschi  (Jarchi),  der  geschätzteste  mittelalterliche 
jüdische  Bibelkommentator,  erklärt  (zu  Genesis  XI,  29) 
sie  für  identisch  mit  Sara  und  bezieht  den  Namen 
auf  ihre  Schönheit  und  Gottgefälligkeit.  Von  letzterer 
ist  freilich  bei  der  Tochter  Shylocks  nichts  zu  finden. 

Übrigens  brauchte  Shakespeare  den  Namen  nicht 
erst  aus  der  Bibel  zu  holen,  wenn  es  auch  zu  seiner 
Zeit  keine  Juden  in  England  gab.  Wie  vor  einiger 
Zeit  in  „Notes  and  Queries“  mitgeteilt  wurde,  kam 
der  Name  Jessica  bei  Jüdinnen  in  England  im 
XIII.  Jahrhundert  vor.  In  Schottland  fanden  sich, 
wie  aus  einer  Urkunde  von  Robert  Bruce  ersichtlich 
ist,  einzelne  Juden  auch  nach  ihrer  Vertreibung  aus 


England.  Auch  könnte  der  Name  sich  bei  Konver¬ 
tierten  erhalten  haben.  M.  Grunewald  („Hamburgs 
deutsche  Juden“,  Hamburg  1904)  fand  den  Namen  Jiska 
Fränkel  auf  einer  jüdischen  Grabschrift  aus  dem 
Jahre  1770. 

Daß  Shakespeare  kein  Judenfeind  war  und  sein 
Merchant  keine  judenfeindliche  Tendenz  hatte,  ist 
schon  von  mir  und  dann  von  John  W.  Haies  (in  Eng- 
lish  histor.  Review  1894,  S.  652 — 61)  nachgewiesen 
worden.  Stassow  sagt  also  auch  da  nichts  Neues,  aber 
seine  weitläufige  Auseinandersetzung  darüber  hat  als 
Polemik  gegen  den  russischen  Antisemitismus  ihren 
Wert.  Und  diesen  relativen  Wert  mag  auch  das 
Werkchen  haben,  wenigstens  für  die  russischen  Leser. 
Die  Übersetzung  in  das  Deutsche  lohnte  wahrlich  nicht. 

Wozu  aber  einem  solchen  geringwertigen  Schrift- 
chen  eine  so  eingehende  ernsthafte  Besprechung  wid¬ 
men?  fragt  hier  vielleicht  der  Leser. 

Ich  könnte  mich  mit  der  Antwort  begnügen, 
daß  ich  es  aus  Menschenliebe  tue,  um  andern  die 


426 


Chronik. 


Exlibris,  gezeichnet  von  Ilse  Schütze. 


Anschaffung  und  Lektüre  zu  ersparen;  aber  ich  möchte 
damit  auch  einen  Vorschlag  verbinden,  zu  dem  mich 
mehr  als  die  Stassows  eine  andere  Schrift  über  den 
Kaufmann  von  Venedig  veranlaßt  hat.  Es  ist  dies 
G.  Azzolinis  schon  vor  mehr  als  einem  Jahrzehnt  er¬ 
schienene  „Shylock  e  la  leggenda  della  libbra  di  carne“ 
(Reggio  dell’Emilia  1893),  die  glücklicher  Weise  nicht 
ins  Deutsche  übertragen  wurde.  Azzolini  polemisiert 
hauptsächlich  gegen  Ihering,  und  das  entschuldigt  zum 
Teil  seine  fast  vollständige  Unbekanntschaft  mit  der 
Shakespeare-Literatur.  Er  kennt  selbst  die  „Quellen 
des  Shakespeare“  von  Symrock  (sic)  nur  aus  einem 
Aufsatz  Chiarinis. 

Mein  Vorschlag  geht  also  dahin:  es  sollen  künftig 
Bücher  über  die  Werke  großer  Dichter,  besonders 
Dante,  Shakespeare,  Goethe,  nur  von  solchen  Männern 
veröffentlicht  werden,  die  sich  ausweisen,  daß  sie 
alles  gelesen  haben,  was  bereits  von  andern  darüber 
geschrieben  wurde.  Ich  glaube,  es  würde  dadurch  das 
Einstoßen  vieler  offener  Türen  vermieden  werden  und 
nur  das  wirklich  Neue  und  Originelle  zur  Veröffent¬ 
lichung  gelangen. 

Die  Ausführung  meines  Vorschlags  erscheint  frei¬ 
lich  etwas  schwierig;  aber  ich  meine,  die  Verleger 
könnten  viel  dazu  tun,  und  das  Publikum  würde  ihnen 
für  die  Verminderung  der  Attentate  auf  seine  Zeit  und 
Augen  dankbar  sein. 

Wien.  Dr.  M.  Landau. 


Die  englischen  Bücherversteigerungen 

1904/05. 

„The  Connoisseur“  gibt  auch  dieses  Jahr  eine  Liste 
derjenigen  Bücher,  welche  auf  den  Bücherversteige¬ 
rungen  in  London  in  der  Saison  1904/5,  die  mit  dem 


Juli  zu  Ende  gegangen  ist,  mit  £  100  oder  mehr  be¬ 
zahlt  worden  sind.  Die  allgemeinen  Betrachtungen, 
welche  die  englische  Monatsschrift  für  Sammler  ihren 
Aufstellungen  vorausschickt,  sind  diesmal  nicht  weiter 
interessant:  es  ist  natürlich,  daß  außer  Geld  auch  der 
Zufall  und  die  Geschicklichkeit  für  den  Sammler  eine 
Rolle  spielt.  Nur  einen  Passus  wollen  wir  als  charak¬ 
teristisch  übernehmen.  „The  Connoisseur“  wundert 
sich,  daß  die  Preise  der  allergrößten  Seltenheiten  nicht 
noch  höher  gegangen  sind;  denn  wo  ein  Wettbewerb 
unter  einem  halben  Dutzend  außerordentlich  reicher 
Leute  stattfindet,  könnten  doch  ein  paar  Hundert 
Pfund  Sterling  mehr  oder  weniger  keine  Rolle  spielen. 
Wenn  ein  Multimillionär  in  Pfunden  ein  Buch  haben 
will  und  haben  kann,  sei  es  doch  ganz  einerlei,  ob  er 
£  2000  oder  £  5000  dafür  zahle;  hängt  sein  Herz  daran, 
das  Buch  zu  bekommen,  so  darf  er  wohl  sein  Ein¬ 
kommen  von  ein  paar  Tagen  dafür  opfern.  Daß  dieser 
Wettbewerb  die  Preise  nicht  noch  höher  geschraubt 
hat,  liegt  aber  auch  viel  daran,  daß  die  großen  Käufer 
und  Sammler  es  lieben,  anonym  aufzutreten.  Man  liest 
jetzt  meistens,  wenn  es  sich  um  ein  mit  einer  großen 
Summe  bezahltes  Buch  handelt:  „der  Name  des  Käufers 
ist  nicht  durchgedrungen“  oder:  „ein  Händler  habe  es 
für  jemand  gekauft,  der  absolutes  Stillschweigen  an¬ 
befohlen  habe“.  Der  anonyme  Käufer  bleibt  ganz 
natürlicherweise  eher  von  noch  größerer  Preisforde¬ 
rung  bewahrt  und  wird  dann  nicht  mit  sensationellen 
Preisen  identifiziert,  was  ihm  auch  die  Ermahnungen 
von  guten  Freunden  und  Moralisten  erspart,  die  ent¬ 
weder  sagen,  er  habe  zu  teuer  gekauft,  oder  das  Geld 
hätte  für  irgendeinen  öffentlichen  Zweck  besser  ange¬ 
wandt  werden  können. 

Zurzeit  sind  in  England  und  Amerika  Shakespeare- 
ana  die  gesuchtesten  und  am  schwersten  zu  erlangen¬ 
den  Bücher.  Tatsächüch  existieren  viel  mehr  Früh¬ 
ausgaben  der  Shakespeareschen  Werke  als  z.  B.  von 
denen  Marlowes ;  aber  die  größte  Zahl  der  ersteren 
liegt  sicher  in  den  Bibliotheken,  aus  denen  sie  nie  mehr 
herauskommt.  Und  dennoch  sind  Shakespeare-Folios 
und  -Quartos  nicht  unerreichbar.  Immer  werden  noch 
hier  und  da  Exemplare  ausgegraben,  und  es  sind  noch 
viele  zu  entdecken.  Gewiß  sind  die  letztbezahlten  Preise 
für  diese  Seltenheiten  so  geartet,  daß  ein  Sammler  der 
alten  Schule,  wie  z.  B.  Mr.  Halliwell-Philipps,  der  seiner¬ 
zeit  die  Quartos  mit  einigen  Guineen  pro  Stück  be¬ 
zahlte,  auf  den  Rücken  fallen  würde;  aber  der  Preis 
spielt  ja  für  denjenigen,  der  etwas  haben  will,  gar  keine 
Rolle  mehr.  —  Über  hundert  Pfund  wurden  in  der 
Saison  1904/5  für  Folios  und  Quartos  gezahlt  (die  Liste 
des  „Connoisseur“  gibt  noch  die  sehr  wichtige  Größe 
der  Kopien,  Druckernamen  und  Datum  des  Verkaufs): 


I  Quarto  Titus  Andronikus 
Quarto  Richard  III.  etwas  be¬ 

gedruckt  1594  £ 

2000,— 

schädigt 

» 

1605  „ 

175°) — 

Quarto  Heinrich  IV.  1  Teil 

)) 

1608  „ 

1000, — 

Quarto  König  Lear 

>> 

1608  „ 

900, — 

III  Folio  in  Juchtenband 

n 

1664  „ 

500,— 

Quarto  Heinrich  IV.  2.  Teil 

M 

1605  „ 

500, — 

I  Folio  in  Extramarokkoband 

n 

1623  „ 

255  — 

Quarto  Richard  II. 

jf 

1605  „ 

250, — 

Chronik. 


427 


II  Folio  in  Marokkoband  gedruckt  1632  £ 

225,— 

Gedichte  in  Originalschafleder  ,, 

1640  „ 

205  — 

Quarto  Kaufmann  von  Venedig  ,, 

1652  „ 

200, — 

IV  Folio  Originalkalblederband  ,, 

1685  „ 

13°,— 

Quarto  Romeo  und  Julia,  ungeb.  ,, 

1637  „ 

120, — 

do.  „ 

1637  „ 

1 19, — 

IV  Folio  Originalkalblederband  ,, 

1685  „ 

1 10, — 

II  Folio  in  Extramarokkoleder  „ 

1632  „ 

108, — 

IV  Folio  Altkalblederband  „ 

1685  „ 

101, — 

Viele  Shakespeareana  kamen  auch  fast  an  die  £  100- 
Grenze  heran  und  die  Quarto  „The  true  Chronicle 
History  of  King  Lear“  1605,  des  Shakespeareschen 
Dramas  Vorläufer,  wurde  mit  £  480  bezahlt. 

Topographische  Werke,  Bücher  über  Kunst,  Natur¬ 
geschichte,  Reisen  und  Entdeckungen,  sind  in  dieser 
verflossenen  englischen  Saison  weder  sehr  gesucht  noch 
viel  am  Markte  gewesen.  Stark  gewichen  sind  die 
Preise  für  Ansichten  von  Gegenden  und  Städten  und 
ebenso  für  „Fiction“  (Prosa-  und  poetische  Dichtungen). 
Gründe  gibt  es  dafür  nicht.  Während  im  Vorjahr  die 
Liste  des  „Connoisseur“  nur  29  mit  über  £  100  bezahlte 
Bücher  aufweisen  konnte,  sind  es  dieses  Jahr  außer 
den  17  Shakespeareana  noch  49,  also  zusammen  66 
derartig  hoch  bezahlte  Bücher,  während  die  Zahl  der 
nicht  mit  £  100  bezahlten,  aber  doch  mit  verhältnis¬ 
mäßig  hohen  Preisen  bewerteten  Bücher  in  die  Tau¬ 
sende  von  Nummern  geht.  Das  Resultat  der  Lon¬ 
doner  Bücherversteigerungen  war  also  für  die  ver- 


flossene  Saison  ein  sehr  günstiges. 

Im  folgenc 

en  die  (in 

der  Beschreibung  gekürzte)  Liste  des  „Connoisseur“: 

Exlibris,  gezeichnet  von  Ilse  Schütze. 

Fust  und  Schöffers  zweiter  Psalter  gedr.  1459 

£  4000, — 

Familienbibel  von  Robert  Burns 

,1  *766 

»  1560,— 

Spenser,  „The  Faeerie  Queen“,  40 

gedr.  1590/6  £  160, — 

Caxtons  Book  called  ,,Caton“ 

„  M83 

n  1350  — 

Redford,  Art  sales  (mit  hand- 

Tyndales  Pentateuch 

n  1530 

»  940,— 

schriftl.  Zusätzen) 

„  1881  „ 

160, — 

Turners  „Liber  Studiorum“ 

„  1812/9 

„  566,— 

Scott,  „Waverley“  (Erstausgabe) 

„  1814  „ 

150  — 

Der  Gräfin  von  Pembroke  „Tra- 

Blake,  „Marriage  of  Heaven  and 

gedie  of  Antonie  and  a  dis- 

Hell“ 

undatiert  „ 

150,— 

course  of  life  and  death“ 

>,  1 595 

»  560,— 

Hamilton,  „Catechisme“ 

»  1552  „ 

141, — 

Sidney,  der  Gräfin  von  Pembroke 

Breydenbach,  „Peregrinatio“ 

„  i486  „ 

141, — 

„Arcadia“ 

»  lS9° 

»  450  — 

Royal  Society,  Transactions  (102 

Vignier,  „La  Biblioth^que  histo- 

Bände  und  Index) 

,,  1665  —  1861  „ 

138  — 

riale“.  Einband  von  Clovis  Eve 

„  1588 

..  305  — 

Scott,  „Waverley“  (Erstausgabe, 

Chaucers  Werke  auf  Pergament 

gebunden) 

»  1814  „ 

I3L— 

(Keimscott) 

„  1896 

»  300,— 

Bible.  Autorisierte  engl.  Über- 

Glanville,  „De  Proprictatibus  re- 

Setzung.  In  Seide  gebunden 

..  1633  » 

I3L— 

rum“ 

undatiert  „  251, — 

Horne,  „History  of  Napoleon“  mit 

Defoe,  „Robinson Crusoe.  Farther 

besonderen  Illustrationen 

.>  1 840/ 1  „ 

130.— 

adventures  etc.“ 

„  1719/20 

n  250,— 

Lesley,  „Defence  of  Mary  Quene 

Spenser,  „The  Faeerie  Queene“.  40 

»  1590/6 

„  220  — 

of  Scotland“ 

»  1569  „ 

127,— 

Barkers  Bibel  mit  zwei  handschr. 

Confessione  of  the  Fayth 

,,  1561  „ 

126, — 

Eintragungen  Shakespeares 

„  1611 

„  210,— 

Th.  a  Kempis,  „Imitatio  Christi“ 

Cockburn,  „In  dominicarum  ora- 

(Zainer) 

„ca.  1471  „ 

125- 

tionum  pia  Meditatio“ 

„  1655 

201,— 

Spenser,  „Faerie  Queene  and 

Higden,  „Polychronicon“,  folio 

Colin  Clout“ 

»  1590/6  „ 

122, — 

(Caxton) 

»  1483 

»  201,— 

Defoe,  „Robinson  Crusoe  and 

Valturius,  „De  re  militari“ 

,»  1472 

„  200,— 

farther  Adventures“ 

)!  1719  „ 

121 

Bayley  and  others,  „Practice  etc.“ 

„  1636/40 

»  200  — 

Haden,  „Etudes  ä  l’eau  forte“ 

„  1866  „ 

120, — 

James  I  „Basilicon  doron“  (Ori- 

Discourse  de  la  Mort  de  Marie 

ginalband) 

„  1599 

»  174  — 

Stouard 

undatiert  „ 

1 14, — 

Metastasio,  „Opere“  (Wappen 

Purchas,  „His  Pilgrimes“ 

»  1625/6  „ 

110, — 

der  Marie  Antoinette) 

„  1780/2 

.1  165,— 

John  Knox,  „Liturgy“ 

»  1 575  „ 

109,— 

428 


Chronik. 


Curtis,  „Botanical  Magazine“  (109 

Bände)  gedr.  1787— 1903  £  105, — 

Blake,  „Visions  of  the  Daughters 

of  Albion“  „  1793  „  105, — 

Bible,  Autorisierte  englische  Über¬ 
setzung  „  1675  .1  io4. — 

Stubbs,  „Discoverie  of  a  Gaping 

Gulf“  „  1579  ,,  io',— 

Shelley,  „Prometheus  Unbound 
and  others“  (Dedikationsexem- 

plar)  „  1820  „  101 , — 

Harangue  de  Marie  d’Estuart  ,,  1563  ,,  101, — 

Painter,  „Palace  of  Pleasure“  ,,  1569  ,,  100, — 

Berlinghieri,  „Geographia“,  folio  ,,  1480  ,,  100, — 

Caxton,  „Myrrour  of  the  World“  ,,  1481  ,,  100, — 

Marston,  „TheWonder  of  Women“ 

(unaufgeschnitten)  ,,  1606  „  ioo, — 

Voltaire,  „La  Henriade“,  Original¬ 
einband  von  Padeloup  „  1741  ,,  100, — 

M. 

Neue  Bestrebungen  in  Buchkunst  und 
Bibliophilie  in  Schweden. 

Das  in  Schweden,  wie  viele  Symptome  erkennen 
lassen,  lebhaft  steigende  Interesse  am  Buch-  und 
Schriftwesen  kommt  auch  in  Fachzeitschriften  zum 
Ausdruck.  So  hat  ,, Nordisk  Boktryckarekonst ",  das 
einzige  illustrierte  größere  Buchdruckerblatt  Skandi¬ 
naviens,  neuerdings  seinen  Umfang  erweitert  und  dient 
der  Kunst  seines  Faches  mit  gediegenen  Beiträgen  von 
Fachleuten  und  Abbildungen  von  modernem  nationalem 
Buchschmuck  und  Buchumschlägen ,  unter  anderem 
dekorative  Rahmen,  Initialen  nordischen  Stiles,  die  uns 
in  die  Wikingerzeit  zurückversetzen,  und  Satzproben, 
die  meisten  entworfen  von  dem  Künstler  Arthur  Sjögren. 

Wendet  sich  dies  Blatt  in  erster  Linie  an  Fach¬ 
genossen,  so  will  dagegen  das  im  X.  Jahrgange  stehende 
Organ  des  schwedischen  Buchdruckervereins  ,,All- 
7nänna  svenska  boktryckereföreningens  Meddelande?i“ 
von  jetzt  an,  dem  Mangel  eines  nordischen  Fachblatts 
für  Bücherfreunde  und  Bibliotheken  abhelfend,  diesen 


Exlibris,  gezeichnet  von  Ilse  Schütze. 


ein  Führer  sein.  Der  tüchtige  Redakteur,  A.  Hassel- 
quist,  zugleich  Sekretär  des  schwedischen  Buchgewerbe¬ 
vereins,  hat  sich  dabei  der  Unterstützung  nicht  nur  von 
Gelehrten  und  Sammlern,  sondern  auch  der  Bibliotheks¬ 
verwaltungen  erfreuen  können,  wie  der  Inhalt  der 
ersten  stattlichen  Hefte  des  Jahrgangs  beweist.  Carl 
Fr.  Bernström  bringt  darin  u.  a.  einen  Vorschlag  zur 
Gründung  einer  historischen  Sammlung  schwedischen 
Buchdrucks  und  hat  als  Grundstock  dafür  schon  eine 
Kollektion  älterer  Drucke  dem  Verein  geschenkt.  Von 
Dr.  Collijns  Artikel  über  Deckel-Exlibris  ist  an  anderer 
Stelle  dieses  Blattes  die  Rede  gewesen ;  ihn  begleiten  zwei 
prachtvolle  Tafeln  aus  Almquist  &  Wicksells  Druckerei 
in  Upsala:  trotz  der  Schwierigkeit,  die  in  Bucheinbände 
gepreßte  Stempel  der  Wiedergabe  natürlich  entgegen¬ 
stehen,  wohlgelungen.  Eine  weitere  Beilage  besteht  in 
einem  Originalbogen  des  von  W.  Zachrisson  in  Göte¬ 
borg  im  Auftrag  eines  Kreises  von  Buchkunstfreunden 
in  250  numerierten  Exemplaren  gedruckten  „Psaltaren ", 
einer  schwedischen  Übersetzung  der  Psalmen.  Die 
dazu  verwandte  gotische  Schriftart  lehnt  sich  an  Morris 
Chaucer-Type  an. 

Über  Dziatzkos  Forschungen  betreffend  den  Drucker 
mit  dem  bizarren  R,  Ad.  Rusch  in  Straßburg,  berichtet 
wieder  Dr.  Collijn  und  verzeichnet  die  in  Schweden 
vorhandenen  13  Drucke  seiner  Werkstatt.  Einen  ganz 
besonderen  Wert  verleiht  dem  Aufsatz  die  große  Folio¬ 
beilage;  ein  Originalblatt  (also  in  jedem  Exemplar  der 
Zeitschrift  ein  anderes)  der  von  Rusch  vor  1479  ge¬ 
druckten  Biblia  latina,  eine  kostbare  Gabe,  welche  die 
Verwaltung  der  Universitätsbibliothek  in  Upsala  durch 
Schenkung  ihres  defekten  aber  wohl  erhaltenen  Du- 
blettenexemplares  ermöglicht  hat.  Auf  noch  völlig 
festem  starken  Papier  steht  in  zwei  Kolumnen  der 
Text,  in  Druck  von  tiefschwarzer  Farbe,  links  und 
rechts  am  Rande  von  Kommentaren  in  kleinerer  Schrift 
umgeben.  Die  erste  Zeile  jedes  Kapitels  ist  in  großen 
Typen  gesetzt,  die  Initialen  sind  in  Rot  oder  Blau  ge¬ 
malt  und  auch  die  Versalien  des  Textes  durch  roten 
Vertikalstrich  hervorgehoben.  Kolumnentitel  geben 
Buch  und  Kapitel  der  Bibel  an. 

Dieser  und  andere  Drucke  Ruschs  waren  auch  in 
einer  auf  A.  Hasselquists  Anregung  zustande 
gekommenen,  zahlreich  besuchten  Ausstellung  von 
Inkunabeln  zu  sehen,  die  „Föreningen  för  Bok- 
handtverk“  vor  wenigen  Monaten  im  Saale  der 
Königl.  Bibliothek  zu  Stockholm  aus  den  Schätzen 
dieser  und  der  Upsala-Bibliothek  veranstaltet  hatte. 
Die  Auswahl  hatte  Dr.  J.  Collijn  getroffen  und 
einen  Katalog  ausgearbeitet  (47  S.  4°  Verlag  des 
Vereins),  der  die  31 1  ausgestellten  Paläotypen  nach 
Ländern  und  Druckstätten  und  hier  nach  Drucke¬ 
reien  geordnet  aufzählt,  oft  mit  beschreibenden 
und  historischen  Bemerkungen,  stets  mit  Hinweis 
auf  ihre  Nummern  bei  Proctor,  Hain  und  Copinger 
bezw.  für  die  n  holländischen  und  9  belgischen 
Inkunabeln  auf  Campbells  „Annales  de  la  typo- 
graphie  neerlandaise“,  für  die  21  schwedischen  auf 
Klemmings  „Sveriges  bibliografi“.  Dankenswert 
sind  ferner  die  Literaturnachweise  über  Drucker¬ 
geschichte  der  einzelnen  Orte.  —  Unter  dem 


Chronik. 


429 


Ausgestellten  befanden  sich  solche  Schätze  wie  das 
erste  in  Schwedisch  gedruckte  Buch  von  1495 :  Gerson, 
aff  dyäfwlsens  frästilse,  40  (von  Johannes  Smedh  [FabriJ 
in  Stockholm  gedruckt,  jetzt  in  Upsala)  und  der  erste 
Druck  in  schwedischer  Sprache ,  ein  Einblattdruck 
von  1488  „Articuli  abbreviati“,  Folio,  mit  Gothans  Typen, 
anscheinend  in  Stockholm  hergestellt  (jetzt  in  zwei 
Exemplaren  in  Upsala);  ferner  die  kürzlich  neu  aufge¬ 
fundenen  3  niederdeutschen  Einblattdrucke,  Kalender 
für  1492  und  1493,  in  Lübeck  von  Gothan  resp.  von 
Stephan  Arndes  gedruckt,  über  welche  Dr.  Collijn  eine 
kleine  Schrift  besonders  herausgegeben  hat  (Leipzig 
1905,  Otto  Harrassowitz,  mit  Faksimiles). 

Endlich  muß  in  diesem  Bericht  noch  von  dem  1904 
erreichten  Abschluß  der  2.  Auflage  von  C.  M.  Car¬ 
landers  Werk  ,,Svenska  bibliotek  och  exlibris“  gemeldet 
werden  (Stockholm,  Iduna.  Kr.  150).  Ursprünglich 
1889—94  erschienen,  machte  sich  eine  neue  Auflage 
schon  1896  nötig.  Sie  ist  bedeutend  vermehrt  und  be¬ 
steht  aus  4  Teilen  auf  6  Bände  verteilt,  mit  insgesamt 
über  3000  Seiten  und  483  Illustrationen,  und  enthält  eine 
Darstellung  von  allem,  was  Schweden  an  königlichen, 
öffentlichen  und  privaten  Büchersamml ungen  besitzt,  mit 
Abbildungen  von  Schlössern,  hervorragenden  Samm¬ 
lern  und  Exlibris  in  verschiedenen  Reproduktionsarten. 
Neu  hinzugefügt  sind  ein  Verzeichnis  der  Buchbinder 
in  Schweden  bis  zum  Jahre  1900  (T.  IV,  S.  767— 887 ) 
mit  30  Vollbildern  von  Einbänden,  die  sich  von  Kloster¬ 
bänden  aus  Vadstena  1526  bis  auf  Proben  neuester 
Zeit  erstrecken,  sowie  eine  Liste  der  Zeichner  und 
Graveure  von  Exlibris  (T.  IV,  S.  888-896).  B. 


Verschiedenes. 


Daß  in  unseren  Tagen,  da  die  Vorliebe  auch  für 
halb  vergessene  Romantiker  neu  erwacht,  das  Interesse 
für  Loeben  wieder  rege  zu  werden  beginnt,  nimmt  nicht 
wunder.  Da  kommt  denn  die  erste  erschöpfende  Bio¬ 
graphie  des  Dichters  und  Charakteristik  seines  Schaffens 
gerade  zur  rechten  Zeit:  Otto  Heinrich  Graf  von  Loeben 
( Isidorus  Orientalis).  Sein  Leben  und  seine  Werke 
von  Raimund  Pissin.  Mit  dem  Bildnis  des  Dichters 
von  Wilhelm  Hensel.  Berlin,  B.  Behrs  Verlag  (Gr  8° 
326  S.,  M.  8). 

Schon  bei  der  ersten  Durchsicht  des  Buches  fällt 
auf,  daß  der  Verfasser  sich  mit  dem  dichterischen 
Entwicklungsstadium  Loebens  ungleich  intimer  und 
eingehender  beschäftigt  als  mit  der  späteren  Epoche 
erhöhter  Produktivität.  In  der  Vorbemerkung  gibt 
Dr.  Pissin  selbst  eine  Erklärung  für  diese  Behandlungs¬ 
art.  Ausschlaggebend  für  ihn  war  der  Grund,  daß 
Loebens  Schaffen  der  zweiten  Periode,  also  von  etwa 
1815  ab,  der  Verflachung  entgegenging.  Dagegen 
läßt  sich  nichts  einwenden,  denn  die  Tatsache  ist  richtig. 
Nichtsdestoweniger  wäre  wohl  eine  etwas  mehr  in  die 
Tiefe  gehende  Beleuchtung  der  letzten  zehn  Lebens¬ 
jahre  Loebens  am  Platze  gewesen;  ich  halte  gerade  die 
Dresdener  Zeit  für  eine  recht  interessante  und  durchaus 
nicht  für  eine  „an  sich  gleichgültige  Epoche“,  schon 


deshalb  nicht,  weil  sie  für  den  mählichen  Verfall  der 
Romantik  von  zweifelloser  Wichtigkeit  ist. 

Dr.  Pissin  teilt  meine  Ansicht  nicht,  aber  das  soll 
mich  nicht  hindern,  dem  umfangreichsten  Teil  seiner 
Arbeit  warmherziges  Lob  zu  zollen.  Die  Quellen  über 
Loeben  flössen  bisher  ziemlich  spärlich;  um  so  mehr 
ist  die  nicht  geringe  Mühe  anzuerkennen,  mit  welcher 
der  Herr  Verfasser  sein  Material  zusammengebracht 
hat.  Es  ist  ihm  gelungen,  die  Tagebücher  wie  den 
handschriftlichen  Nachlaß  Loebens  ausfindig  zu  machen, 
er  hat  auch  den  zahlreichen,  in  Almanachen,  Taschen¬ 
büchern  und  Zeitschriften  verstreuten  Beiträgen  des 
Dichters  mit  großer  Sorgfalt  nachgespürt  und  konnte 
so  nicht  nur  eine  ausgezeichnete  Biographie  geben, 
sondern  seiner  Arbeit  auch  eine  (wohl  lückenlose) 
Bibliographie  und  eine  chronologische  Zusammen¬ 
stellung  der  Briefe  Loebens  nach  den  gedruckten  und 
handschriftlichen  Quellen  anreihen.  Die  Knappheit  des 
Raumes  verbietet  mir  eine  weitergehende  Würdigung 
des  Werkes,  das  ich  allen  Freunden  Loebens  bestens 
empfehlen  möchte. 

Im  Anschluß  an  sein  Buch  hat  Dr.  Pissin  im  gleichen 
Verlag  eine  Auswahl  der  Gedichte  von  Otto  Heinrich 
Graf  v 07i  Loeberi  (8°,  XVII  und  1 7 1  Seiten;  M.  3)  er¬ 
scheinen  lassen:  die  künstlerisch  gelungensten  Poesien 
des  Dichters,  der  zwar  keinen  hervorragenden  Platz  auf 
dem  Parnaß  einnimmt,  dessen  Lyrik  aber  viel  innerstes 
Fühlen  und  Wärme  des  Empfindens  aufweist.  „Du, 
gern  Dich  spiegelnd  in  dem  bunten  Glanze  der  Dichter¬ 
gärten“  —  so  beginnt  das  Sonett,  das  Fouque  dem 
einstigen  Freunde  weihte;  und  es  ist  wahr:  die  besten 
der  Lieder  Loebens  sind  ein  Spiegelbild  seiner  Seele, 
die  in  schwärmender  Sehnsucht  verging. 

— bl— 


Unter  den  letzten  Neudrucken  des  Leipziger  Insel- 
Verlags  nimmt  die  stattliche  Simplicissimus- Ausgabe 
eine  gewichtige  Stelle  ein,  obgleich  die  Einrangierung 
von  Bildern  späterer  Editionen  in  den  Textabdruck 
früherer  Ausgaben  mir  vom  bibliophilen  Standpunkte 
aus  nicht  ganz  einwandfrei  erscheinen  will.  Dem  Druck¬ 
vermerk  zufolge  lag  für  den  Text  die  erste,  beide  Teile 
umfassende  Ausgabe  des  Simplicissimus  zugrunde: 
„Mompelgart,  Gedruckt  bey  Johann  Fillion.  Im  Jahr 
MDCLXIX“,  und  zwar  das  auf  der  Leipziger  Univer¬ 
sitätsbibliothek  befindliche  Exemplar.  Diese  Ausgabe 
ist  indessen  nur  ein  Nachdruck  des  „Abentheuerlichen 
Simplicissimus  Teutsch“  (Buch  I — V)  und  der  „Conti- 
nuatio“  (Buch  VI),  der  ebenfalls  1669  erschienenen 
Erstausgaben  des  Romans.  Der  Nachdruck  ist  zweifel¬ 
los  überarbeitet  und  dadurch  erklären  sich  auch  die 
mannigfachen  Abweichungen  von  dem  Neudruck  Kögels. 
Vielleicht  wäre  es  zweckmäßiger  gewesen,  die  Ausgabe 
letzter  Hand  zugrunde  zu  legen,  den  „Gantz  neu  ein¬ 
gerichteten  allenthalben  viel  verbesserten“  Simplicissi¬ 
mus  von  1672,  die  gegen  die  editio  princeps  wieder 
vielfache  Änderungen  und  Hinzufügungen  zeigt,  von 
allen  zu  Lebzeiten  Grinmelshausens  erschienenen  Aus¬ 
gaben  mir  aber  die  beste  und  korrekteste  zu  sein  scheint. 
Aus  der  Erstausgabe  wurde  der  Vortitel  übernommen, 


430 


Chronik. 


für  die  Textbilder  bildeten  die  Abbildungen  des  ,,Aus 
dem  Grab  der  Vergessenheit  wiedererstandenen  Sim- 
plicissimus“,  Nürnberg  1684,  die  für  diese  erste  posthume 
Ausgabe  eigens  gefertigt  wurden,  die  Vorlage. 

Der  Neudruck  ist  ein  prachtvoller  Großoktavband 
von  390  Seiten,  in  gelbes  Ganzleder  gebunden,  mit 
starken  Rückenbünden  und  dem  Titel  in  Blindpressung. 
Als  Papier  wählte  man  ein  kräftiges  M  aschin enbütten,  von 
dem  sich  der  ausgezeichnete  Druck  (Pöschel  &  Trepte) 
schön  und  klar  abhebt.  Zu  dem  Vortitel  und  den  Voll¬ 
bildern  hat  Walter  Tiemann  sehr  reizende  ornamen¬ 
tierte  Umrahmungen  gezeichnet;  auch  der  Entwurf 
des  Haupttitels,  der  Untertitel  und  der  ersten  Initiale 
stammen  von  ihm.  Wie  dankenswert  und  begehrt  diese 
Sonderpublikationen  des  Insel-Verlags  sind,  geht  schon 
daraus  hervor,  daß  die  400  gedruckten  Exemplare 
des  Simplicissimus  bereits  bei  Schluß  der  Subskription 
vergriffen  waren. 

Bei  dieser  Gelegenheit  sei  auf  den  wunderhübschen 
Insel-Almanach  für  das fahr  1906  aufmerksam  gemacht, 
den  der  Verlag  soeben  verausgabt:  eine  Mischung  von 
Kalender  und  Verlagskatalog,  sehr  zierlich  in  grüne 
Pappe  mit  Goldaufdruck  gebunden  und  mit  einem 
bunten  Inhalt  an  Gedichten  und  ästhetischen  Plau¬ 
dereien.  — bl — 


Unter  den  uns  letzthin  zugegangenen  neuen  Ka¬ 
lendern  befindet  sich  auch  der  Berliner  Kalender  auf 
1906 }  herausgegeben  vom  Verein  für  die  Geschichte 
Berlins,  redigiert  von  Professor  Dr.  Georg  Voß  (Berlin, 
Martin  Oldenbourg).  Den  illustrativen  Schmuck  und 
die  sonstige  Ausstattung  hat  auch  diesmal  wieder 
Georg  Barlösius  übernommen,  den  Druck  die  treffliche 
Büxensteinsche  Offizin.  Das  Titelbild  zeigt  uns  die 
Königin  Luise,  dann  folgen  ein  Prospekt  der  Stadt 
Berlin  unter  Kurfürst  Friedrich  I.  und  zwölf  den  ent¬ 
sprechenden  Monatsblättern  gegenüberstehende  Voll¬ 
bilder.  Sie  sind  alle  in  der  kräftigen  und  starkzügigen 
Manier  Barlösius’  gehalten,  die  ausgezeichnet  zu  der 
typographischen  Seite  des  Kalenders  paßt.  Am  ge¬ 
lungensten  scheinen  mir  die  Bilder:  der  Große  Kurfürst 
wird  (als  Kurprinz  von  Leyden  zurückkehrend)  an  der 
Langen  Brücke  vom  Rat  der  Stadt  begrüßt  —  die 
Gertraudtenkirche  zur  Zeit  Friedrich  Wilhelms  II.  — 
Schiller  und  Iffland  und  die  „gleichgültigsten  Ecken 
Berlins“.  Der  Text  bringt  Beiträge  von  Georg  Voß, 
Wolfgang  von  Öttingen ,  Paul  Seidel,  Julius  Lessing, 
E.  Friedei  und  E.  Frensdorff  und  zahlreiche  Textbilder. 
Ganz  besonders  hübsch  ist  das  originelle  Verlegersignet 
auf  der  letzten  Seite. 

Eine  Neuheit  ist  der  Goethe- Kalender ,  den  Otto 
fulius  Bierbaum  bei  Theodor  Weicher  in  Leipzig  her¬ 
ausgibt:  ein  Heft  von  über  hundert  Seiten,  in  einem 
Umschlag  von  Tapetenpapier,  wie  man  es  vor  einem 
Säkulum  liebte  und  charakteristischem  Ornamenten- 


schmuck  von  E.  R.  Weiß.  Bierbaum  hat  die  Kalender¬ 
form  gewählt,  um  Goethe  in  seinem  äußeren  wie  inneren 
Leben  durch  Aussprüche,  Mitteilungen  von  ihm  und 
über  ihn,  Schilderungen  seiner  Persönlichkeit,  Anek¬ 
dotisches  und  Monumentales  sozusagen  der  deutschen 
Familie  nahe  zu  bringen.  Der  Gedanke  ist  gewiß  ein 
sehr  glücklicher.  In  jeder  Familienbücherei  stehen 
Goethes  Werke,  aber  zu  der  intimeren  Kenntnis  des 
Menschen  Goethe  gehört  ein  eingehendes  Studium. 
Der  Kalender  versucht  Ähnliches  wie  Bodes  Viertel¬ 
jahrsschrift  „Stunden  mit  Goethe“;  er  hilft  im  Herzen 
des  Volks  feste  Grundlagen  schaffen  für  eine  ewige 
Erinnerung  an  den  Größten  unter  uns.  Es  ist  ein  Anfang, 
und  wir  wollen  hoffen,  daß  demVerlag  die  Fortsetzung 
möglich  gemacht  wird.  Die  Ausstattung  des  Kalenders 
(Preis  M.  1,  Luxusausgabe  M.  3)  ist  vortrefflich;  außer 
einem  Dreifarbenbilde  (Empfangszimmer  in  Goethes 
Hause,  nach  dem  Ölgemälde  von  M.  A.  Stremei) 
schmücken  ihn  noch  zahlreiche  weitere  Illustrationen. 

Auch  die  „ Altfränkischen  Bilder "  haben  sich  mit 
einem  neuen  Kalenderjahrgang  (für  1906)  eingefunden 
(H.  Stürtz,  Würzburg).  Die  Reproduktionen  auf  den 
Umschlagdeckeln  bringen  diesmal  die  getreue  Wieder¬ 
gabe  des  schönen  Einbands  zu  einem,  der  Gräflich 
Schönbornschen  Bibliothek  in  Pommersfelden  ange- 
hörigen  Evangeliar  aus  dem  IX.  Jahrhundert.  Die  Text¬ 
abbildungen  stellen  wieder  berühmte  Kunstdenkmäler 
Frankens  dar:  so  u.  a.  das  Neustättersche  Grabdenkmal 
im  Würzburger  Dom,  das  Fürstenportal  am  Dom  zu 
Bamberg,  Einzelheiten  aus  der  Aschaffenburger  Stifts¬ 
kirche,  alte  Kunstwerke  in  Karlstadt  und  dergleichen 
mehr.  DieBilder  sind  wie  immer  vortrefflich  ausgeführt. 

Im  dritten  Jahrgang  erscheint  der  ganz  prächtige 
Leipziger  Kalender.  Illustriertes  Jahrbuch  und  Chronik. 
Herausgegeben  von  Georg  Merseburger  (Leipzig,  G. 
Merseburger):  mit  flotten  Monatsbildem  von  Hugo  L. 
Braune,  der  auch  den  übrigen  Buchschmuck  geliefert 
hat,  und  einer  reichen  Fülle  mannigfaltiger,  meist  auf 
Leipzig  Bezug  nehmender  und  von  Leipziger  Schrift¬ 
stellern  stammender  Beiträge.  Unter  den  vortrefflich 
reproduzierten  Illustrationen  befinden  sich  Zeichnungen 
von  Bruno  Heroux,  Max  Heiland,  Richard  Grimm, 
Georg  Schuster,  Otto  Greiner,  Carl  Werner  u.  a. 

— bl— 

Von  den  hier  wiedergegebenen  vier  Exlibris  rührt 
das  eine  von  dem  unsem  Lesern  wohlbekannten  Zeich¬ 
ner  Theodor  Crampe  her,  der  auch  das  diesem  Heft  bei¬ 
gelegte  Neujahrs  wunschblatt  entwarf.  Die  drei  anderen 
Bücherzeichen  stammen  von  der  Malerin  Ilse  Schütze. 
Es  liegt  ein  eigener  Stil  in  ihnen,  von  Nachahmung 
und  Schwächlichkeit  gleich  weit  entfernt  wie  von  über¬ 
triebener  Modernisierungssucht;  auch  die  gute  und 
gründliche  Zeichnung  und  die  treffliche  Schwarzwei߬ 
wirkung  der  Blätter  verdienen  Beachtung. 


Nachdruck  verboten.  — -  Alle  Rechte  Vorbehalten. 

Für  die  Redaktion  verantwortlich:  Fedor  von  Zobeltitz  in  Berlin  W.  15. 

Alle  Sendungen  redaktioneller  Natur  an  dessen  Adresse  erbeten. 

Gedruckt  von  W.  Drugulin  in  Leipzig  für  Velhagen  &  Klasing  in  Bielefeld  und  Leipzig  auf  Papier  der  Neuen  Papier-Manufaktur 

in  Straßburg  i.  E. 


ZEITSCHRIFT 

FÜR 

BÜCHERFREUNDE. 

Monatshefte  für  Bibliophilie  und  verwandte  Interessen. 

Herausgegeben  von  Fedor  von  Zobeltitz. 

9.  Jahrgang  1905/1906. _ Heft  11:  Februar  1906. 


Franz  Graf  Pocci. 


Von 


Dr.  Leopold  Hirschberg  in  Berlin. 


I. 


rei  Männer  sind  es,  an  deren  Wiege 
drei  gütige  Feen  gestanden  haben. 
Die  Fee  der  Dichtkunst  berührte  ihr 
Haupt  mit  dem  goldenen  Zauberstabe,  die  Fee 
der  Malerei  machte  ihre  Hand  stark 
und  gelenkig,  die  Fee  der  Tonkunst 
goß  in  ihr  Herz  die  Fülle  musi¬ 
kalischer  Phantasie,  so  daß  sie 
ausströmte  in  Akkorden  und 
Harmonien.  Ernst  Theodor  Ama¬ 
deus  H offmann,  Franz  Kugler 
und  Franz  Pocci  sind  diese  drei 
Lieblinge  der  huldreichen  Göt¬ 
tinnen;  und  ihr  ganzes  Wesen 
ist  aufgegangen  in  den  Gaben, 
die  ihnen  verliehen  worden  sind. 

Das  Bewunderungswürdigste  aber 
bleibt  dabei,  daß  alle  drei  neben  der 
wahrhaft  genialen  Ausübung  ihrer 
Kunst  unermüdlich  in  einem  bürger¬ 
lichen  Berufe  tätig  gewesen  sind: 

Hoffmann  als  Jurist,  Kugler  als  aka¬ 
demischer  Lehrer,  Pocci  als  Theater- 
Intendant.  Zahllos  sind  die  Werke,  die  be¬ 
sonders  Pocci  geschaffen  hat,  gewürdigt  nicht. 

Die  größte  Schuld  an  diesem  Mangel  der 
Würdigung  tragen  zweifellos  die  sogenannten 
Literatur-  und  Kunstgeschichten.  In  dem  Be- 
z.  f.  B  1905/1906. 


streben,  möglichst  viel  zu 


bringen 


und  dabei 


Abb.  1.  Franz  Graf  Pocci. 
Nach  einer  Photographie  aus 
dem  Verlage  von  F.  Finsterlin 
in  München. 


doch  voller  Sorge,  ja  nicht  das  von  dem  Ver¬ 
leger  vorgeschriebene  Maß  zu  überschreiten, 
gehen  die  Verfasser  über  zahlreiche  künstler¬ 
ische  Erscheinungen  teilweise  ober¬ 
flächlich  hinweg,  teilweise  beten  sie 
nach,  was  die  Weisen  vor  ihnen 
gesagt  haben.  Am  übelsten  ist 
in  dieser  Hinsicht  dem  genialen 
Hoffmann  von  diesen  Literatur¬ 
schreibern  mitgespielt  worden. 
Sie  haben  wohl  das  eine  oder 
andere  Werk  des  Mannes  ge¬ 
lesen,  sind  aber  nicht  fähig,  sich 
diesem  phantastischen  Geiste 
zu  assimilieren.  Nur  der,  welcher 
so  gut  wie  alles,  was  ein  Künstler 
eieistet,  in  sich  aufgenommen  hat, 
vermag  ein  gültiges  und  abschließen¬ 
des  Urteil  über  ihn  zu  fällen.  Zumal 
um  Erscheinungen,  wie  diese  drei 
Männer  es  sind,  zu  verstehen,  dazu 
gehört  ein  lebendiges  Empfinden  für 
die  Gesamtgebiete  der  Kunst.  Wie  will  jemand 
Hoffmann  kritisch  beleuchten,  der  nichts  von 
Musik  und  Malerei  versteht?  Wie  kann  ein 
solcher  Hoffmanns  wundervolle  Aphorismen  über 
Musik  begreifen,  die  ein  Robert  Schumann  hoch 

56 


432 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


über  alles  bis  dahin  Geschriebene  stellt,  und  wie 
darf  er  sich  erlauben,  eine  kritische  Beurteilung 
des  Künstlers  zu  geben,  nachdem  er  gleichwie 
mit  einem  Seziermesser  das  scheinbar  rein 
Dichterische  herausgeschält  hat?  — 

Wie  in  jeder  Wissenschaft,  so  ist  auch  in  der 
Geschichte  der  Künste  infolge  des  übergroßen 
Reichtums  an  Material  eine  Spezialisierung  das 
einzig  Richtige.  Alle  Kompendien  sind  für  den, 
der  ernst  belehrt  sein  will,  vom  Übel.  Hier  hat 
die  Monographie  in  ihre  Rechte  zu  treten,  und 
dies  besonders  dann,  wenn  unter  dem  Wust 
von  Namen  und  Büchertiteln,  mit  denen  wir  in 
derlei  Lehrhandbüchern  regaliert  werden,  her¬ 
vorragende  Erscheinungen  nur  flüchtig  oder  gar 
nicht  Platz  gefunden  haben.  Letzteres  ist  der 
Fall  bei  Franz  Kugler,  noch  mehr  aber  bei  Franz 
Pocci,  dem  diese  Zeilen  geweiht  sein  sollen. 

Der  Name  des  Künstlers  ist  der  Gilde  der 
Bibliophilen  wohl  bekannt,  seine  Werke  kennen 
nur  wenige.  Und  hier  befindet  sich  der  Forscher 
leider  in  einer  traurigen  Lage.  Es  ist  nämlich  so 
gut  wie  unmöglich,  sich  eine  auch  nur  einiger¬ 
maßen  vollständige  Sammlung  dieser  schier 
zahllosen  Werke  zu  verschaffen.  Man  mag  so 
findig  sein,  wie  man  will,  man  mag  sich  die  größte 
Mühe  im  Suchen  geben:  schon  vor  dreißig 
Jahren  (Pocci  starb  1876)  war,  wie  H.  Holland, 
des  Künstlers  Freund  und  Biograph,  erzählt, 
nicht  daran  zu  denken.  Diese  kostbaren  Bücher 
sind  eben  tatsächlich  verschwunden,  unter¬ 
gegangen  auf  Nimmerwiedersehen;  nur  relativ 
wenige  haben  sich  erhalten. 

Aus  diesem  Grunde  wird  auch  wohl  an  eine 
Gesamtausgabe  der  Werke,  etwa  zu  Ehren  des 
hundertsten  Geburtstages,  kaum  zu  denken  sein, 
wiewohl  dies  eine  eben  so  dankbare  als  wert¬ 
volle  Aufgabe  wäre;  dankbar  darum,  weil  kaum 
ein  zweiter  wie  Pocci  in  derartigem  Umfange 
als  Illustrator  tätig  gewesen  ist,  wertvoll  des¬ 
halb,  weil  dadurch  speziell  die  Literatur  der 
Jugendschriften  in  unvergleichlicher  Weise  be¬ 
reichert  werden  würde.  Vielleicht  sind  wir  im 
Lauf  der  folgenden  Jahre  so  glücklich,  unsere 
Sammlung  in  dieser  Hinsicht  zu  ergänzen. 

Die  Besprechung  der  rein  musikalischen  Werke 
des  Künstlers,  deren  Zahl  gleichfalls  nicht  unbe¬ 
trächtlich  ist,  kann  an  dieser  Stelle  nicht  er¬ 
folgen;  ich  habe  sie  mir,  da  dies  bisher  überhaupt 
noch  nicht  geschehen  ist  (in  sämtlichen  Lexikas 
und  Geschichten  der  Musik  fehlt  Poccis  Name), 


für  ein  Fachblatt  Vorbehalten.  Nur  diejenigen 
sollen  hier  Erwähnung  finden,  deren  künstle¬ 
rische  Ausstattung  es  erheischt. 

Franz  Graf  von  Pocci { Abb.  1 )  wurde  am  7.  März 
1 807  zu  München  geboren,  als  Sohn  des  aus  Ita¬ 
lien  stammenden,  aber  in  den  bayrischen  Militär¬ 
dienst  getretenen  Grafen  Fabricius  Pocci  und 
der  Gräfin  Xaveria  Pocci,  geb.  Baronin  von 
Posch.  Letztere  hat  ihr  ungewöhnlich  großes 
Zeichen-  und  Maltalent  auf  den  Sohn  über¬ 
tragen;  sie  war  es,  welche  die  Begabung  des 
Knaben  dafür  rechtzeitig  erkannte  und  ihm 
einen  tüchtigen  Lehrmeister  bestellte.  Dies  war 
zuerst  der  später  als  Erzgießer  berühmt  ge¬ 
wordene  Stiglmayr  und  dann  der  Maler  Schlott- 
hauer.  Die  überreiche  Phantasie  der  Erfindung, 
die  Pocci  sein  ganzes  Leben  hindurch  nicht  ver¬ 
ließ,  dokumentierte  sich  schon  in  seiner  frühesten 
Jugendzeit;  sie  fordert  einerseits  unsere  uneinge¬ 
schränkte  Bewunderung  heraus,  andrerseits  aber 
zeitigte  sie  den  Übelstand,  daß  der  künstlerische 
Eifer,  der  an  der  Ausfeilung  und  Vollendung  des 
Kunstwerkes  zu  arbeiten  hat,  bei  Pocci  relativ 
schnell  erlahmte.  Diese  Eigenschaft  der  ruhe¬ 
losen  Hastigkeit,  sich  der  überquellenden  Produkte 
der  Phantasie  zu  entledigen,  gereicht  manchem 
köstlich  empfundenen  und  entworfenen  Ge¬ 
danken  der  späteren  Lebensperiode  zum  Nach¬ 
teil  und  verleiht  Pocci  eine  gewisse  Ähnlichkeit 
mit  Meister  Karl  Maria  von  Weber,  von  dem 
man  auch  weiß,  daß  er  immer  seine  ganze 
Energie  aufbieten  mußte,  um  eine  große  Par¬ 
titur  fertig  zu  stellen.  Schlotthauer,  der  diese 
Quecksilbernatur  schnell  durchschaute,  durch 
unangebrachte  Strenge  und  Pedanterie  die  zarten 
Triebe  diese  Künstlerreises  aber  nicht  knicken 
wollte,  übte  eine  Art  Gegendruck  dadurch  aus, 


Abb.  2. 

„Merkt  wohl  auf!  Wann  Ihr  den  seht, 
oder  den  da  —  Die  sind  meine  Feinde".  .. 

Aus  ,,  Ludwig  Schwanthalers  Reliquien"  von  Franz 
Trautmann.  München  1858.  Fleischmannscher  Verlag. 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


433 


daß  er  den  Knaben  mit  größter  Regelmäßig¬ 
keit  in  das  Kupferstichkabinett  führte  und  seinen 
Geschmack  an  den  Werken  der  alten  Meister 
bildete  und  läuterte. 

In  Poccis  väterlichem  Hause  hatte  ein  Knabe 
bürgerlicher  Abkunft  liebevollste  Aufnahme  ge¬ 
funden  und  mit  dem  jungen  Franz  einen  Freund¬ 
schaftsbund  geschlossen,  der  für  das  ganze 
Leben  Dauer  hatte:  Ludwig  Schwanthaler.  In 
dem  originellen,  übrigens  längst  vergessenen 
Buche  Franz  Trautmanns  „ Ludwig  Schwan¬ 
thalers  Reliquien “  (München  1858),  mit  zahl¬ 
reichen  Holzschnitten  von  Poccis  Hand  ge¬ 
schmückt  (Abb.  2  und  3),  wird  in  anziehendster 
Weise  von  dieser  glücklichen  Jugendepisode  be¬ 
richtet.  „Jener  Gespiele  war  ein  junger  Graf.  Auch 
er  war  schon  in  Knabenzeiten  vom  Zauber  ver¬ 
gangner  Jahrhunderte  angeweht,  auch  er  glühte 
für  Kunst,  er  zeichnete,  musizierte,  auch  er  liebte 
Geschichte  und  Sage,  war  der  Mitempfindung 
jedes  Humors  fähig,  und  zu  allem  fügte  es  sich 
so,  daß  er  mit  seiner  höheren  Bildung  wohltätig 
auf  den  bürgerlichen  Genossen  einwirkte.“  In 
diesem  kurzen  Satze  ist  so  ziemlich  alles  ent¬ 
halten,  was  wir  noch  über  diese  frühe  Lebens¬ 
periode  unseres  Meisters  zu  sagen  haben.  Er 
schildert  uns  diese  so  vielseitigen  geistigen 
Bestrebungen,  die  das  ideal  angelegte  Gemüt 
des  Knaben  und  Jünglings  erfüllten.  Dabei  litt 
die  Schule  nicht;  denn  schon  1825  konnte  Pocci 
die  Universität  Landshut  beziehen,  um  daselbst 
nach  dem  Willen  des  Vaters  Jura  zu  studieren. 
„Gar  tiefer  Sinn  liegt  oft  im  kind’schen  Spiel“  — 
auf  niemanden  läßt  sich  das  bekannte  Dichterwort 
treffender  anwenden  als  auf  Pocci.  Aus  seiner 
Knabenzeit  existiert  eine  Zeichnung,  auf  der 
„Jäger,  Ritter,  Tod  und  Teufel“  in  einer  Gruppe 
vereinigt  sind.  Dieses  Blättchen  bedeutet  ein 
ganzes  Programm.  Muß  man  nicht  dabei  un- 


Abb.  3.  Schwanthaler  als  Lokomotive. 

Aus  „Ludwig  Schwanthalers  Reliquien“  von  Franz 
Trautmann.  München  1858.  Fleischmannscher  Verlag. 


willkürlich  an  des  Meisters  so  berühmt  gewordene 
„Jägerlieder“,  an  seine  anmutigen  Kinder-,  Ritter¬ 
und  Puppenspiele,  endlich  an  die  grandiosen 
„Todtentänze“  und  den  so  oft  und  so  mannig¬ 
fach  behandelten  „Gevatter  Tod“  denken?  — 
Das  erwähnte  Trautmannsche  Buch,  dessen 
Studium  wir  nicht  genug  empfehlen  können, 
bietet  mehrere  wertvolle  Beiträge  zu  der  über¬ 
mütig  verlebten  Jugend  Poccis  und  seiner 
Kumpane.  In  glücklich  getroffenem  alter- 
tümelnden  Chroniken -Tone  geschrieben,  führt 
es  uns  den  „Meister  Ludwig“  in  allen  seinen 
Lebenslagen  und  seiner  künstlerischen  Bedeu¬ 
tung  vor.  Durch  Pocci  wurde  König  Maximilian 
auf  die  eminente  Bedeutung  Schwanthalers  auf¬ 
merksam  gemacht.  Pocci  gehörte  auch  der  von 
letzterem  1819  konstituierten  „Humpenau“  an, 
die  auf  der  „Humpenburg“  (Abb.  4)  ihre  Ver¬ 
sammlungen  hielt  und  später  in  die  „Bären¬ 
genossenschaft“  verwandelt  wurde.  Die  Humpen¬ 
brüder  erschienen  daselbst  stets  in  mittelalter¬ 
lichen  Kostümen;  es  wurde  wacker  pokuliert, 
vom  Jahre  1824  an  in  der  Behausung  von 
Poccis  Vater,  der  großmütig  den  Bierstoff 
häufig  in  edlen  Wein  verwandelte.  Jeder  der 
Teilnehmer  hatte  seinen  Namen:  Schwan¬ 
thaler  hieß  der  „Storchenauer“,  der  Poet  Friedrich 
Beck  ward  der  „Brezenheimer“  benamst,  unser 
Pocci  wurde  „Diepolt“  und  sein  Vater  als 
„Ehrenbär“  (ursus  honorarius)  „Evaristus“  ge¬ 
tauft.  Da  wurden  Fehden  beschlossen,  Klagen 
vor  das  Vehmgericht  gebracht,  nach  Scheiben 
geschossen,  die  Schwanthaler  und  Pocci  bald 
„voll  schauerlicher  Invention“,  bald  voll  froher 
Laune  gemalt  hatten.  Dabei  wurde  auch  viel  von 
den  beiden  gezeichnet,  so  z.  B.  einmal  ein  ellen¬ 
langes  Bild,  einen  ritterlichen  Festzug  mit  hundert 
Trompetern  darstellend.  Pocci  wurde  für  seine 
Verdienste  feierlich  zum  „Kunstherren“  ernannt. 
„Im  Garten  des  alten  Pocci-Evaristus  aber  wurde 
viel  gesungen.  Da  wiegt’  und  wogte  es  oft  in 
Liedern  aus  der  Zeit  der  Minnesänger,  oder  es 
waren  ritterliche  Kraftgesänge,  Lanzknechts- 
weisen  —  kühne,  süße  aus  dem  Liebesieben. 
Auch  Weidmannslieder  waren  zu  vernehmen. 
Oft  war  die  Melodie  alt  und  echt;  oder  neu, 
aber  wie  echt  heraufklingend  aus  längst  ver¬ 
gangenen  Jahrhunderten.  In  solchen  Fällen 
dankte  man  die  Melodie,  häufig  auch  die 
Dichtung  Pocci-Diepolt.  Oft  mitten  unterm  Ge¬ 
lage  sprang  der  Storchenauer  vom  altdeutschen 


434 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


Stuhl  auf  und  bannte  den  Ritter  Diepolt  ans 
Klavier.  Da  war  der  klangsangreiche  Diepolt 
in  seinem  Element,  beanspruchte  seine  reiche 
Phantasie  in  vollstem  Maße  und  brachte  nach 
Angabe  seines  Freundes,  oder  wie  er  selbst 
wählte  und  wollte,  in  Melodien  und  Tonmassen 
ganze  Rittergeschichten  vor.  Schlachtennot, 
Siegesfreuden,  Liebesglück,  Festzüge  —  da¬ 
zwischen  wiegte  und  träumte  es,  wie  in  fern 
klingenden  Chorgesängen.“  Verschiedene  Ritter 
und  Sänger  verflossener  Zeiten  wurden  von  den 
„Bären“  mit  dem  Namen  „Speci“  bedacht  und 
in  Dichtung  und  Gesang,  zumeist  durch  Pocci- 
Diepolt,  verherrlicht.  Aus  dieser  Zeit  stammt 
unter  anderen  ein  durch  seine  schlichte  Grad- 
heit  besonders  anmutendes  Gedicht  Poccis  auf 
die  Nibelungen  -  Speci,  das  Trautmann  voll¬ 
ständig  zitiert.  Auch  dramatische  Aufführungen 
wurden  veranstaltet;  ein  höchst  komisches 
Personenverzeichnis  der  „Zauber-Oper“,  genannt 


„Die  letzten  Ritter“,  läßt  Schwanthaler  als 
einen  „quieszierten  bayrischen  Raubritter“, 
Pocci  als  „Graf  Bobo  von  Amerland,  der 
den  Haftbefehl  gegen  diesen  mit  sich 
führt“,  figurieren.  Schwanthaler  war  immer 
aufgelegt  zu  tollen  Streichen  und  von 
einer  bewunderungswürdigen  Erfindungs¬ 
gabe,  und  Pocci  sekundierte  ihm  treulich. 
So  wurde  ein  besonders  abergläubisches 
Mitglied  der  Humpengesellschaft  durch 
Geistererscheinungen  bedrängt;  die  Polizei 
wurde  in  der  lächerlichsten  Weise  gefoppt, 
der  Burgherr  Xaver  mußte  sogar  sehen, 
wie  der  Teufel  einer  ihm  täuschend  nach¬ 
gebildeten  Figur  das  Herz  aus  dem  Leibe 
riß,  in  dem  alsdann  ein  Fäßchen  „Braunes“ 
zum  Vorschein  kam.  Die  definitive  Heimat 
der  Humpenburg  (der  Auszug  aus  der 
alten  ward  durch  eine  große  Zeichnung 
Schwanthalers  und  Poccis  verewigt)  wurde 
die  Werkstatt  des  erstem,  in  welcher 
man  ein  besonderes  Zimmer  in  schönster 
Weise  ausstattete.  Mit  welcher  innigen 
Liebe  Schwanthaler  dem  jüngern  Freunde 
zugetan  war,  zeigt  vielleicht  am  deutlich¬ 
sten  eine  Zeichnung  Schwanthalers,  von 
der  Trautmann  Bericht  gibt.  „Pocci-Diepolt 
spielt  als  ritterlicher  Musikus  die  Orgel. 
Über  der  Orgel  weg  schwebt  die  gesamte, 
heilige  Ritterschaft  —  St.  Hubertus  mit 
dem  Hirsch  und  St.  Georg  voran  —  unter 
frohem  Knappengetümmel  nächst  über  den 
Tasten  dahin.  Unweit  lugt  ein  Dom  hervor. 
Man  hört  wohl  das  Geläute  einer  mächtigen 
Salve-  oder  Dominikaglocke.  Dort  ziehen  Ritter 
mit  Bannern  und  Stechstangen  in  eine  Burg. 
Links  zur  Seite  klettern  mystische  Gestalten  — 
koboldartig  die  einen,  geisterartig  die  andern 
—  in  ein  Glockenhaus.  Rechts  sind  Tannen 
und  Waldeslust.  Allüberall  wundersame  Vision. 
Diepolt  im  Rücken  aber  stehen,  aufs  Schwert 
gestützt,  Ludwig  der  Storchenauer  und  ein  Ge¬ 
nosse,  sinnend,  lauschend,  träumend  —  es  ist  eine 
Welt  von  Empfindung,  eine  gesungene  Zeich¬ 
nung.“  Und  als  der  edle  Meister  zum  Sterben 
kam,  da  mußten  sich  alle  Freunde,  woran  der 
Diepolt,  in  alter  Rittertracht  in  der  Humpenburg 
versammeln,  damit  diese  noch  einmal  ertöne 
von  Gläserklang  und  traulichem  Gespräch  .  .  . 

Humpenau,  Humpenburg,  Bärengenossen¬ 
schaft,  Storchenauer,  Diepolt  und  alles  andere 


4-0/ 


~  20 

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3 


(J^o^-^  $*&CCL4. 

u  /Z±'  £~^L  &e&Atf  3 


Abb.  5.  Autograph  von  Franz  GrafPocci.  Brief  an  König  Ludwig  I.  von  Bayern. 


Zeitschrift  für  Bücherfreunde  IX. 


Zu  Hirschberg-.  Franz  Graf  Pocci. 


435 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


—  das  waren  aber  nur  Bezeichnungen  für  Ein¬ 
geweihte;  offiziell  hieß  diese  ritterliche  Tafel¬ 
runde,  in  der  nicht  nur  alle  schönen  Künste  und 
Lustbarkeiten  gepflegt,  sondern  auch  „Gottes¬ 
furcht  und  Religiosität  geübt  und  gelehrt  wurde“ 
(ein  Mitglied,  der  frühere  Jurist  Heinrich  Hof- 
stetter,  wurde  nach  seinem  Übergang  zur  Theo¬ 
logie  sogar  Bischof  und  eine  Säule  der  Kirche) 
„Gesellschaft  für  deutsche  Altertumskunde  zu 
den  drei  Schilden“  (Abb.  5).  Daß  derartige 
Bestrebungen  bestimmend  auf  den  Charakter 
der  künstlerischen  Produktionen  Poccis  wirken 
mußten,  ist  natürlich.  Und  so  entstanden  denn 
als  sein  erstes  Werk  (die  Jahreszahl  ist  nicht 
zu  ermitteln,  jedenfalls  1824  oder  1825)  „Vier 
Spruchblätter“ ,  als  erster  Versuch  in  der  Kunst 
der  Lithographie.  Die  Kinderwelt  und  der 
Heiland  —  ein  Thema,  dem  wir  noch  in  den 
mannigfachsten  Variationen  begegnen  werden  — 
in  Bildern  und  kleinen,  anmutigen  Verslein, 
bilden  die  Grundidee  dieser  Blätter.  Sie  sind 
ebenso  wahre  Inkunabeln  geworden  wie  die 
10  Illustrationen  zu  Ivanhoe ,  aus  derselben 
Zeit  stammend  (1825):  sämtlich  figurenreiche 
Kompositionen  mit  schönem  landschaftlichen 
Hintergründe,  die  Ritter  in  Idealkostümen  („wie 
man  damals  überhaupt  die  Ritter  machte“). 
Einen  wesentlichen  Eortschritt  bedeutet  das  aus 
dem  Jahre  1829  stammende,  lithographierte 
Titelblatt  zu  den  ,, Gedichten  vo7i  Friedrich  Beck “ 
(Abb.  6).  Vorwiegend  beschäftigten  Pocci  zu  die¬ 
ser  Zeit  auch  musikalische  Kompositionen,  die 
er  dann,  mit  eignem  Bilderschmuck  geziert,  her¬ 
ausgab.  Ich  erwähne  hier  die  „Blumen- Lieder 
für  Knaben  und  Mädchen “  (Abb.  8),  6  anspruchs¬ 
lose  kleine  Gesänge,  unter  denen  namentlich  das 
vierte  („Schneeglöckchen“)  durch  seine  Erfindung 
hervorragt,  ebenso  wie  die  Singweisen  zu  „ Ma߬ 
manns  Lieder  für  Knaben  und  Mädchen“,  1832 
erschienen,  vor  allem  aber  die  „Sechs  Altdeutschen 
Minnelieder  als  Frühlingsgruß  1835“  (Abb.  7)  und 
die  „Bilder- Töne  für  Klavier “  (Abb.  9)  aus  dem¬ 
selben  Jahre.  Namentlich  die  „Minnelieder“  sind 
von  hohem  künstlerischem  Werte.  Ist  schon  die 
Idee,  eine  Anzahl  verschollener  deutscher  Ge¬ 
dichte  in  das  Hochdeutsche  zu  übertragen  und 
entsprechend  zu  komponieren,  für  die  damalige 
Zeit  eine  durchaus  neue  und  originelle  gewesen, 
so  ist  es  noch  mehr  die  zeichnerische  Ausstattung. 
Zwei  der  Lithographien:  die  zum  „Maylied  von 
Christian  Hamle“  und  zum  „Falken  von  dem 


Abb.  6.  Titelbild  zur  ersten  Ausgabe  der  Gedichte  von 
Fr.  Ch.  Beck.  München  182g. 

Original  in  Lithographie. 


von  Kiurenburg“,  sind  durch  Anmut  der  Stellung 
und  Feinheit  der  Ausführung  besonders  be¬ 
merkenswert;  in  dem  „Wächterlied  von  Mark¬ 
graf  von  Hohenburg“,  im  „Minnelied  von  Jacob 
von  der  Warte“  ist  namentlich  der  landschaft¬ 
liche  Hintergrund  hübsch  entworfen  und  von 
trefflicher  Perspektive.  Ein  reizendes  Wald¬ 
idyll  (ritterlicher  Jäger  im  Schatten  der  Bäume 
kummervoll  sinnend)  zeigt  die  „Trennung“,  wäh¬ 
rend  der  „Abendstern“  am  flüchtigsten  gezeich¬ 
net,  fast  skizzenhaft  ist  und  auch  in  der  Er¬ 
findung  nicht  anspricht.  Bei  den  „Bilder-Tönen“ 
umrahmen  reich  gruppierte  Zeichnungen  die 
zierliche  Notenschrift  der  kleinen  Klavierstücke; 
unter  ihnen  möchte  ich  als  am  gelungensten 
die  „Kirche“  mit  ihren  in  den  Wolken  musi¬ 
zierenden  Engeln  und  die  „Nachtmusik“  hervor¬ 
heben,  wo  ein  verliebter  Ritter  auf  der  Guitarre 


436 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


ein  Ständchen  bringt,  während  zu  seinen  Füßen 
ein  Page  mit  brennender  Pechfackel  sitzt,  zu 
seinen  Häuptern  aber  Eule,  Fledermaus  und 
Mond  gar  merkwürdige  Gesichter  schneiden. 

Von  den  zahlreichen  kleineren  künstlerischen 
Produktionen,  die  gewissermaßen  so  nebenher 
liefen,  verdient  die  eine  besondere  Beachtung, 
weil  dadurch  der  Anstoß  zu  einem  neuen  größe¬ 
ren  Unternehmen  gegeben  wurde,  das  Poccis 
Namen  mit  einem  Schlage  bekannt  und  berühmt 
machen  sollte.  Der  Künstler  pflegte  nämlich  in 
jedem  Jahre  als  Gabe  für  die  Kinderwelt  ein 
Weihnachtsbild  (Abb.  io)  zu  zeichnen,  welches 
das  Christkindlein,  die  heilige  Familie,  die  drei 
Könige,  die  Hirten  und  die  Engel 
in  immer  neuen  Stellungen  und 
Gruppierungen  zeigte.  Das 
Weihnachtslied  (ein  Gedicht 
von  Guido  Görres),  das 
1833  in  lithographischer 
Reproduktion  erschien, 
machte  in  den  beiden 
Verfassern  den  Gedanken 
rege,  alle  Fest-  und  Feier¬ 
tage  des  Jahres  in  ähn¬ 
licher  Weise  zu  behandeln, 
daneben  aber  Erlebnisse 
und  Taten  von  Heiligen 
und  berühmten  Männern,  end 
lieh  auch  allerlei  in  Scherz  und 
Ernst  für  die  Jugend  zu  be¬ 
arbeiten.  Und  so  entstand 
die  erste  illustrierte  Jugend- 
Zeitschrift,  die  auf  künst¬ 
lerische  Qualitäten  An¬ 
spruch  erheben  durfte  (denn  das  Pfennig- 
und  Heller-Magazin  der  damaligen  Zeit  hatte 
ein  grausiges  Aussehen):  der  „Fe st- Kalender 
in  Bildern  und  Liedern  geistlich  und  weltlich 
von  F.  G.  v.  Pocci,  G.  Görres  und  ihren  Freun¬ 
dend  Dieses  köstliche  Werkchen,  das  1834  im 
Cottaschen  Verlage  zu  München  und  in  Wien 
„bey  den  Mechitaristen“  zu  erscheinen  begann 
und  heftweise  mehrere  Jahre  hindurch  aus¬ 
gegeben  wurde,  bildete  schließlich  ein  recht 
stattliches  Bändchen,  bestehend  aus  15  Heften, 
von  denen  wieder  immer  je  5  durch  einen  be¬ 
sonderen  Umschlag  zu  einem  Teile  vereinigt 
wurden.  Die  Herausgeber  hatten  sich  der 
Mitwirkung  namhafter  Künstler  versichert:  Luise 
Wolf,  Alexander  Strähuber,  Thomas  Guggen- 


Abb.  7. 

„W ä  c h  t  e r  1  i e d  von  Markgraf  von  Hohenburg“ 
Aus  „Sechs  altdeutsche  M  i  nn  e  1  i  e  d  e  r“. 
München  1835.  Liter.-artist.  Anstalt. 

Im  Original  Lithographie. 


berger,  Friedrich  Hoffstadt,  Ulrich  Halbreiter, 
Karl  Ballenberger,  Feodor  Dietz  u.  a.  lieferten 
ihre  Beiträge,  vor  allem  aber  auch  Ludwig 
Schwanthaler,  Eduard  Steinle,  1 1  ilhelvi  Kau/- 
hach  und  Peter  Cornelius.  Das  Gebotene  zeugt 
von  einer  schier  unerschöpflichen  Fülle  der 
Phantasie;  doch  würde  es  zu  weit  fuhren, 
wenn  ich  eine  genaue  Besprechung  jedes  ein¬ 
zelnen  Blattes,  wiewohl  sie  verdient  wäre,  geben 
wollte.  Von  den  Beiträgen  Poccis,  der  natür¬ 
lich  den  größten  Anteil  an  der  Sammlung 
hat,  sind  folgende  hervorzuheben :  llubcrtus- 
lied  (Abb.  ii:  der  jugendliche  Heilige  in  Jäger¬ 
tracht,  den  göttlichen  Hirsch  an  der  Hand 
führend);  Neujahr  (ein  famoser 
dicker  Nachtwächter,  dem  ein  lieb¬ 
liches  Mägdelein  ein  Blumen¬ 
körbchen  darreicht);  Karl 
der  Große  (der  alte  Kaiser 
auf  dem  Thron,  auf  der 
einen  Seite  hoffartige  und 
faule  Pagen  fortjagend, 
auf  der  andern  brave  und 
fleißige  Kinder);  Früh¬ 
ling  (ein  junger,  lorbeer¬ 
bekränzter  Harfner  auf 
einem  Felsblock  in  reicher 
Landschaft);  St.  Michael 
(der  Erzengel,  dem  Drachen 
den  Speer  in  den  Rachen  stoßend, 
im  Hintergründe  das  Meer 
mit  schroffen  Klippen); 
Stabat  Mater  (ein  in  seiner 
Einfachheit  tief  ergreifendes 
Muttergottesbild) ;  Dante 
(unten  Verona,  zu  beiden  Seiten  das  Bild  des 
Dichters  und  des  Narren);  St.  Meinrad  (die 
von  zwei  Raben  verfolgten  Mörder  des  Heiligen 
in  furchtbarer  Prägnanz);  Die  Kinder  im 
Walde  (Abb.  12);  St.  Benno  (eine  Froschpredigt, 
als  Analogon  zur  Fischpredigt  des  heiligen 
Antonius) ;  Der  Fischzug  von  Stahlau  (eine  höchst 
spaßige  Karikatur);  Die  Wiener  Meerfahrt  (ge¬ 
schmückter  Kahn  mit  phantastischen  Faschings- 
Gestalten)  ;  Der  liebe  Schüler  (Illustration  zu 
einem  Rückertschen  Lehrgedichte);  Der  Mori- 
thaten-Sänger  (Titelblatt  zum  12.  Heft,  Selbst¬ 
porträt  des  Künstlers  als  Drehorgelspieler,  im 
Hintergründe  das  feine  Gesicht  von  Guido 
Görres,  im  Vordergründe  jauchzende  Kinder); 
endlich  Die  Münchner  Bierbeschau  (hoch  oben 


Zeitschrift  für  Bücherfreunde  IX. 


Zu  Hirschberg :  Franz  Graf  Pocci. 


Abb.  8.  Aus  „Blumen-Lieder  für  Knaben  und  Mädchen' 
O.  O.  u.  J.  (ca.  1830). 


Abb.  g.  Aus  ,,Bil  de  r-T  ö  n  e  für  Klavier“. 
O.  O.  u.  V.  1835. 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


437 


das  Münchner  Kindl  mit  Bratwurst  und  Ma߬ 
krug,  unten  eine  fidele  Zechergesellschaft  mit 
charakteristischen  Physiognomien).  Daneben 
finden  sich  noch  viele  kleinere  Zeichnungen, 
Gedichte,  Lieder  und  Klavierstücke,  ein  un¬ 
erschöpflicher  Reichtum  in  Poesie,  Malerei  und 
Musik. 

Der  „Festkalender“  erregte  nicht  nur  Ent¬ 
zücken  in  der  Kinderwelt,  der  beste  Beweis  für 
sein  vollkommenes  Gelingen,  sondern  auch  von 
Schulmännern  und  Kunst -Kritikern  wurde  er 
mit  Beifall  begrüßt.  In  seiner  „Geschichte  der 
neuern  deutschen  Kunst“  äußert  sich  Graf 
Raczynski,  daß  Poccis  Talerjt  keiner  der  be¬ 
stehenden  Richtungen  angehöre,  sondern  ganz 
allein  eine  Richtung  für  sich  bilde.  Und  Meister 
Ludwig  Richter  hat  immer  dankbar  anerkannt, 
daß  er  gerade  durch  Poccis  Festkalender  zu 
seinen  Schöpfungen  angeregt  worden  sei. 

Alle  diese  so  mannigfaltigen  und  so  erfolg¬ 
reichen  künstlerischen  Bestrebungen  aber  füllten 
nur  die  Mußestunden  Poccis  aus.  Er  war  nach 
Beendigung  seiner  juristischen  Studien  in  den 
Staatsdienst  getreten.  Nach  kurzer  amtlicher 
Tätigkeit  in  Starnberg  und  Dachau  wurde  er 
als  Akzessist  an  die  Regierung  in  München 
versetzt.  Nicht  nur  die  glückliche  Erkenntnis 
seiner  künstlerischen  Bedeutung,  sondern  auch 
die  Absicht,  den  amtlichen  Fleiß  Poccis  zu  be¬ 
lohnen,  veranlaßten  König  Ludwig  I.,  den  jungen 
Mann  aus  der  trocknen  Rechtssphäre  heraus  in 
seine  unmittelbare  Umgebung  zu  ziehen.  Pocci 
wurde  zum  Hof-Zeremonienmeister  ernannt  und 
gleichzeitig  mit  der  kleinen  Besitzung  Ammer¬ 
land  am  Starnberger  See  belehnt.  Durch  diese 
Großmut  aller  materiellen  Sorgen  und  Quis- 
quilien  enthoben,  durch  seine  im  Jahre  1834 
mit  der  Reichsgräfin  Albertine  Marschall  ge¬ 
schlossene  Ehe  in  einer  beglückenden  Häus¬ 
lichkeit  lebend,  konnten  seine  vielen  Talente 
frei  ihre  Schwingen  regen.  Neben  reichster  mu¬ 
sikalischer  Tätigkeit  —  er  komponierte  Sona¬ 
ten,  ein-  und  mehrstimmige  Gesänge,  die  zum 
großen  Teil  im  Verlage  von  Breitkopf  und 
Härtel  erschienen  sind  —  begann  er  auch 
die  Kunst  der  Radierung  zu  üben.  Holland 
gibt  ein  sehr  genaues  Verzeichnis  dieser  ersten 
Blätter,  deren  Auffindung  heutzutage  wohl  un¬ 
möglich  sein  dürfte;  es  sind  teilweise  mittelalter¬ 
liche  Stoffe,  teilweise  niedliche  Kinderbilder  u.  a. 
Zugleich  ging  es  auch  mit  den  Steinzeichnungen 


rüstig  weiter;  neben  dem  obligatio  rischen,  dies¬ 
mal  in  Golddruck  ausgeführten  Weihnachtsbilde 
erschienen  1836  noch  „Sechs  Lieder,  gedichtet 
von  Friedrich  Beck,  als  Weihnachtsgab ecl  mit 
Arabesken,  Figuren  und  reichem  landschaft¬ 
lichen  Hintergrund:  ein  „Fischer-“  und  ein  „Mäher¬ 
knabe“,  ein  „Ave  Maria“  und  eine  „Sternennacht“, 
eine  „Gebirgslust“  und  ein  „Wasserfall  und  See“, 
während  das  Titelblatt  mit  Architektur  und 
singenden  Engeln  geziert  ist. 

Im  Jahre  1837  begann  Pocci  ein  Gebiet  zu 
bebauen,  auf  welchem  er  einzig  dastehen  dürfte. 
Es  sind  dies  die  Sonderausgaben  der  verschieden¬ 
sten  Kindermärchen ,  die  er  neu  erzählte  und  mit 
zahlreichen  Zeichnungen  schmückte.  Der  Wert 
dieser  Erzeugnisse  der  Jugendliteratur  ist  in  jeder 
Hinsicht  ein  großer;  sie  sind,  was  die  Bildung  des 
kindlichen  Schönheitssinnes  anbetrifft,  schlecht¬ 
hin  vollkommen;  vom  Standpunkte  der  Biblio¬ 
philie  aus  betrachtet  sind  sie  wahre  Kleinodien 
einer  jeden  Sammlung. 

Den  Reigen  eröffnet  das  „Mährlein  vom 
Schneewittchen11 .  Auf  19  Seiten  finden  wir  38 
Vignetten  und  Initialen;  der  Titel  ist  ebenfalls 
illustriert,  und  am  Schlüsse  sehen  wir  die  in 
Golddruck  glühenden  Pantoffeln,  in  denen  sich 
die  schlimme  Stiefmutter  zu  Tode  tanzen  mußte. 
Noch  in  demselben  Jahre  erschien  „Hänsel  7ind 
Grethel (Abb.  13),  gleichfalls  auf  das  reichste 
ausgestattet  (21  Vignetten  und  Titelumschlag). 
Bald  folgte  das  „Märlem  von  Einem ,  der  auszog 
das  Fürchten  zu  lernen “  (Abb.  14)  mit  32,  zum 
größten  Teil  meisterhaft  ausgeführten  lithogra¬ 
phierten  Vignetten;  namentlich  hübsch  ist  das 
Arrangement  des  Titelblattes,  das  gewissermaßen 
eine  gedrängte  Inhaltsangabe  der  Geschichte  ist: 
mehrere  gespenstische  Erscheinungen  und  end¬ 
lich  das  kleine  Fischchen,  das  dem  Burschen 
doch  endlich  das  Gruseln  beibringt.  Beson¬ 
ders  schön  sind  ferner  die  68  Illustrationen  und 
der  farbige  Titelumschlag  zu  dem  Guido  Görres- 
schen  Märchen  „Schön  Röslein “  (Abb.  17),  die 
von  W.  Neuer  in  Holz  geschnitten  wurden.  Im 
Laufe  der  folgenden  Jahre  (1839 — 1845)  kehrte 
Pocci  immer  wieder  zu  diesen  Arbeiten  zu¬ 
rück;  erneutes  Schaffen  auf  diesem  Gebiete 
scheint  ihm  gewissermaßen  eine  Erholung  von 
größeren  Arbeiten,  auf  die  wir  noch  zu  sprechen 


438 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


Abb.  io. 

Weihnacht.  Gedicht  von  Friedrich  Beck. 
Um  1834. 

Original  in  Lithographie. 


kommen  werden,  gewesen  zu  sein.  So  entstand 
zunächst  das  „Lustige Märlein  vom  kleinen  Frieder 
mit  seinem  Vogelrohr  und  Geige “  (Abb.  16),  ver¬ 
sehen  mit  23  Initialen  und  Vignetten,  das  ebenso 
wie  der  „ Fundevogel “  (Abb.  15)  später  teilweise 
in  die  „Münchener  Bilderbogen“  aufgenommen 
wurde.  Zwei  feine  Geschichten  enthält  das 
1839  erschienene  Büchlein  „ Legende  vom  Sand 
Hubertus.  Und:  das  Märlein  von  Schneewei߬ 
chen  und  Rosenroth “  (Abb.  20),  in  dem  in  schlicht¬ 
anmutiger  Weise,  begleitet  von  37  Illustrationen, 
Lehrreiches  und  Bekanntes  erzählt  wird.  Dann 
kam  das  „ Mährlein  von  Hubertus  und  seinem 
Horn “  mit  37  Radierungen  in  Stein,  frisch  ent¬ 
worfene  Zeichnungen,  unter  denen  besonders 
eine  Burg  hervorragt,  mit  einem  niedlichen  Ge- 
dichtchen  am  Ende: 


„Im  Königshaus 
Das  Rehlein  springt, 

Der  Fink  der  singt, 

Das  Hörnlein  klingt, 

Die  Mähr’  ist  aus.“ 

Den  Schluß  bildet  der  ganz  in 
Reimen  erzählte  „Blaubart*1  (Abb.  19), 
der  auf  jeder  der  16  Seiten  eine  fast 
immer  die  Hälfte  des  Blattes  ein¬ 
nehmende  Zeichnung  trägt;  trefflich 
ist  hier  namentlich  das  Titelblatt  ent¬ 
worfen,  das  den  grimmen  Ritter  mit 
seinen  spitzen  Schnabelschuhen  aus 
dem  finstern  Burgverlies  heraus  über 
den  Leichnam  einer  der  Frauen 
schreitend  zeigt;  am  Boden  liegt 
der  verhängnisvolle  Schlüssel. 

Der  wachsende  Ruhm  Boccis  be¬ 
wirkte,  daß  viele  Schriftsteller,  speziell 
Herausgeber  von  Märchensamm- 
lungen,  sich  um  seine  künstlerische 
Mithülfe  bewarben.  Der  unermüd¬ 
liche  Mann  ließ  sich  zu  allem  bereit 
finden.  Nach  den  Illustrationen  zu 
„Schön  Röslein“  von  Görres,  von 
denen  wir  schon  gesprochen  haben, 
folgten  zunächst  acht  Radierungen  zu 
den  „ Kindermärchen  von  Albert 
Ludwig  Grimm“  (Heidelberg  1839), 
durchweg  reizend  ausgeführt.  Nach 
dem  Titelbilde,  *  die  „erzählende 
Mutter“  darstellend,  folgen  zwei  Illu¬ 
strationen  zum  „Schneewittchen“, 
ferner  „die  Königin  und  die  Köhler¬ 
frau“,  der  „Fischer  Dudeldee“  (Abb.  18),  der 
„Prinz  und  der  Entenkönig“,  das  „Schneiderlein 
Thäddel  und  die  Alte“,  die  „arme  Wittwe  und 
ihr  Kind“.  Sieben  Radierungen  lieferte  Pocci 
für  die  „Sechs  Mährlein  für  Alt  und  Jung  von 
Rudolf  Schreiber “  (Landshut  1842),  aus  denen 
wir  „Prinz  Zizi  und  Prinzessin  Coco“  als  am 
besten  gelungen  hervorheben  möchten.  Seine 
zeichnerische  Mitwirkung  bei  der  von  Reuscher 
bearbeiteten  deutschen  Übersetzung  von  „Ander¬ 
sen' s  Märchen11 ,  bei  der  auch  Theodor  Hosemann 
und  Ludwig  Richter  vertreten  sind,  ist  bekannt ; 
aber  auch  zu  der  englischen  Übersetzung 
einer  Auswahl  derselben  „  The  Dream  of  little 
Tick  and  other  tales“,  die  von  seinem  Freunde 
Charles  Boner  besorgt  wurde,  steuerte  er  ver¬ 
schiedenes  bei. 


Mt  IV. 


f v  r  ^  -»■  *  * 

fljuberfus-  ritt  mit  SpetcuJ&wnö  zti  jagen  trfrlj  tt. 


ilie  ffläliler  aus  die  fläaBer  ein  lutn  apxegelbeltett 


3ee  roie  frbaUtfo  laut  äae  ftillrZThal  bau  Huf  it.1|örne< 


klang  dralajeHfpnngrgrnejt&er  raeijTe  utrm  bßljtn 


iFelffTt  fyang  nom  fyofyen  JFelfen  fjan^ 

Das  Sage«  if*  -öubertuS  £u{% 

Gr  iagt  unb  jagt  ibmnad) 
ltnb  jagen  m&4>t  er  fuc  unb  für 
53i$  an  ben  jungfien  Sag. 

(SS  cetyi  95etg  auf  unb  geht  IBerg  ab, 
Söoroel  bie  fteile  5Banb,  (Xrala) 

35iS  in  ber  engen  ^IfeHffaft 
Der  Jpitf<b  gefangen  jfanb. 

Hubertus  jielf  mit  fdjarfem  ,©pee£ 
tJtedjf  nad)  “beS  «£irfcbe$  SSrufl, 

Da  jtnfet  if>m  bie  ftarfe  #anb, 

Da  bridjt  bie  rotlbe  ßuft; 

Denn  fycü  t>om  £aupt  beS  S^tereS  Micff 
3«  tf)m  ein  ÄreujeSbilb, 

Unb  fdjicft  ii>m  einen  ipfetf  infi  Qetj 
Unb  mad)t  baS  roilbe  milb. 

Jpubertuö  beugt  ftef)  ttot  bem  #errn, 
©ein  Sagen  ift  gefHOt, 

Die  Groigfeif,  bie  ©eligfeit 
3ft  feun  fein  einzig  SDilb; 

Gin  35<3***  ©otfeS  roarb  er  ba, 
öeefcrt  im  #immelreid?,  (Srala) 

Drum  fromme  Sa 3er  ruft  ty«  ö», 

Gr  betet  trort  für  (tueb. 


Abb.  ii.  Aus  dem  Festkalender  von  F.  G.  v.  Pocci,  G.  Görres  und  ihren  Freunden. 
1834.  München,  Cotta,  und  Wien,  bei  den  Mechitaristen. 


Zeitschrift  für  Bücherfreunde  IX. 


Zu  Hirschberg  -.  Franz  Graf  Pocci. 


Die  fitn&cr  im  Cöalbf. 


©ß  blieben  etnfl  brei  Äinbet  flet^n. 
Die  gra$  jur  Sdjule  füllten  gepn, 

Sie  bauten  bieß  unb  bacpten  baß, 

Daß  fernen  fep  ein  fcplecpfer  Spafj. 

Unb  fpvacpen  bann  mit  leicptem  ©inn  : 
<§i  lafjt  unß  bocp  jum  ©albe  pin, 

Dad  Spielen  iji  ber  Xpierlein  Braucp, 
ßafU  fpielen  unß  mit  ipnen  autp. 

Sie  luben  bann  im  ©albe  ein, 

3um  Spiel  bie  liiere  groß  unb  Plein  ; 
Doep  [praßen  bie:  eß  ift  unß  leib, 

®ir  Ijaben  jefco  feine  3<it- 

Der^äfer  brummte:  baß  mär  fcpon, 
©eilt  i<p  mit  eud)  fo  müßig  gepn, 

3<P  muß  auß  ©raß  ein  Brucflem  bdu’n, 
Dem  alten  ift  nicpt  mepr  $u  trau’n. 

2m  ßtmcißpaufen  fcplicpen  fle 
©an}  leiß  vorbei,  icp  nmß  nicpt  mie, 
Unb  liefen  oor  bem  '-öienlein  fcpier, 

2H  märe  eß  gar  ein  giftig  Xpier. 

Daß  fSKüußlein  fprad?  $u  ipnen  fein: 
3<P  fammle  für  ben  ©inter  ein, 

Unb  icp,  baß  reelle  Xäubcpen,  fpracp: 
3um  Kefle  bürre  Keifer  trag. 

Daß  £dßcpen  minFte  freunblicp  bloß: 
3$  fbnnte  um  bie  ©eit  nicpt  loß; 

3pr  fept,  mein  Scpnaujcpcn  ijf  nidp£  rein, 
Daß  muß  im  gemäßen  fepn. 

2ucp  ISrbbeerblütpcpcn  fpracp : 

3$  nüpe  biefetr  fcp6nen  Xag, 

3u  reifen  meine  fuße  §ruc pt, 

Die  bann  ber  arme  Bettler  fucpt. 

Da  fam  ein  junger  £apn  baper, 

Sie  riefen  :  liebfter  fERonfieur  <5r, 
ift  pat  becp  maprlicp  nicptß  $u  tpun, 
Unb  fann  ein  bißcpen  bei  unß  rupn. 

'Parbon!  id)  pab  »on  2bel  QJdfl, 

Unb  arrangite  peut  ein  §eff, 

So  fpricpt  ber  -^apn  »oä  (3ra»it&f, 
Verneigt  fiep  fteif  unb  Ealt  unb  gepf. 

Drauf  bacpten  fte  in  iprem  Sinn, 

Du  Bäcpfem  platfcperff  bocp  fo  pin, 
$omm,  fpiel  mit  unß,  fep  mit  unß  frop; 
Daß  Bäcpfem  fpracp  erffaunt:  ©fe  fc? 


(£i  fept  bie  faulen  Äinber.  fcpr, 

3$  ©eiß  nicpt  mo  Der  ßopf  mit  fiept 
Sie  meinen,  icp  pätt  nicptß  3U  tpunP 
Unb  fann  bocp  lag  unb  jfacpt  nicpt  rupn. 

©enfcpen,  Xpiere,  ©arten,  halber, 
liefen,  Xpal  unb  'Berg  unb  Selber, 
2Qe  muß  baß  Bacplein  tränfen, 

Unb  bie  Xopfe  aucp  nocp  fcproenfen. 

Äinber  micgen,  'JDRüplen  treiben, 
Bretter  fcpneibcn,  <5r j  verreiben, 

©olle  fpmnen,  Scpiffe  tragen, 

Seuer  lofcpen,  Jammer  fcplagen. 

3$  fann  eucp  aließ  fagen  nicpt, 

©eil  mir  baju  bie  ße ir  gebticpt; 

So  fpracpß  unb  fprang  »on  Ort  ju  Drt, 
Unb  pufcp  n?ar  gleicp  baß  Bacplnn  fort. 
Da  mar  ipr  'X^utp  bem  Smfen  nap, 
2116  einer  einen  5'nfen  fap, 

Der  auf  bem  2lfle  fafe  in  Kup, 

Unb  pfiff  fein  ßieb  unb  frap  baju. 

Sie  riefen:  acp -perr  Biebermann  ! 
Der  aH  Die  fcpbncn  ßieber  fann, 

Du  pafl  gemip  recpt  oiele  Beit, 

Unb  bijl  mit  unß  jum  Spiel  bereit. 

'Po^  taufenb  pab  icp  fcplecpt  gepöi  , 
3pr  Ätnber  fepeint  mir  reept  betport; 
3^  pab  gejagt  ben  langen  Xag 
Den  'JÜRucfen  fie  |U  fangen  naep, 

9iun  moQen  noep  bie  3un9tn  mein, 
3m  Sdjlafe  eingefungen  fepn; 

Drum  pfeif  icp  mit  bem  Brubercpor, 
Den  kleinen  meine  ßieber  »or. 

3<p  fing  bem  ©alb  jur  popen  ßufl, 
(§in  müber  ßORann  auß  froper  Brujl, 
Dem  Herren  gibt  mein  ÜlRunb  ben  Preiß, 
Unb  lobt  bie  Arbeit  unb  ben  Scproeijj. 

Docpfpretpt  maß  pabtbenn  ipr  gemaept 
Die  alfo  ftplecpt  »on  mir  gebaept- 
Äeprt  um  ipr  fBRü^iggänger  ipr, 

Unb  flort  bie  ßeut  niept  langer  pier. 

Bon  allen  Xpierlem  fo  beleprt, 

©inb  brauf  bie  ßinber  frop  gefeprt, 
Unb  rcajjten,  bag  bem  allein 
Deß  ©pleleß  ßnff  ein  Preii  fann 


Abb.  12.  Aus  dem  Festkalender  von  F.  G.  v.  Pocci,  G.  Görres  und  ihren  Freunden. 
1834.  München,  Cotta,  und  Wien,  bei  den  Mechitaristen. 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


439 


Nachdem  Pocci  nun  an  dem  „Festkalender“ 
und  den  Märchen  bewiesen  hatte,  daß  er  wie 
selten  einer  berufen  sei,  die  Jugend-Literatur  auf 
eine  hohe  Stufe  zu  heben,  dehnte  er  diese 
seine  Arbeiten  weiter  aus  und  ersann  immer 
wieder  Neues,  um  die  Herzen  der  Kleinen  zu 
erfreuen.  Eine  nicht  geringe  Unterstützung 
und  Anregung  dazu  bot  ihm  der  Verkehr  mit 
gleichgesinnten  befreundeten  Dichtern.  In  erster 
Linie  war  es  der  geist-  und  gemütvolle,  in 
München,  wo  er  Ende  der  dreißiger  Jahre 
weilte,  eifrigsten  Sagen-  und  Märchenstudien 
obliegende  Ludwig  Beckstein ,  der  zu  Poccis 
vertrautestem  Freundeskreise  zählte;  weiterhin 
nenne  ich  Justinus  Kerner,  Clemens  Brentano 
und  Gustav  Schwab ;  von  weniger  bekannten, 
darum  aber  nicht  unbedeutenden  Poeten,  die 
dem  neuen  Werke  ihre  Kraft  weihten,  ist  zu 
erwähnen  Ludwig  Aurbacher,  der  viel  zu  wenig 
gewürdigte  Schöpfer  des  „Volksbüchleins“,  Karl 
Fernau  und  endlich  Friedrich  Beck ,  dessen 
„Geschichte  eines  deutschen  Steinmetzen“  neben 
Novalis’  „Ofterdingen“  und  Tiecks  „Sternbald“ 
mit  allen  Ehren  bestehen  kann.  Das  von  diesen 
Männern  ins  Leben  gerufene  Werk,  an  dem 
der  Löwenanteil  Pocci  zufällt  und  unter  dessen 
Namen  es  auch  erschien,  waren  die  „Geschichten 
und  Lieder  mit  Bildern “  (Abb.  21  und  22).  Sie 
sind  als  Fortsetzung  des  „Festkalenders“  gedacht, 
erschienen  innerhalb  der  Jahre  1840 — 1845  in 
drei  Bänden  und  sind  noch  verschwenderischer 
mit  Poccischen  Zeichnungen  und  Kompositio¬ 
nen  ausgestattet  als  ihre  Vorläufer.  Auf  jeder 
der  92  Seiten  eines  jeden  Bandes  findet  sich  ein 
Bild  oder  ein  Lied  oder  beides,  dabei  der  Text 
in  schönen  antikisierenden  Lettern.  Legenden, 
Märchen,  Gedichte,  kleine  volkstümliche  Er¬ 
zählungen,  Lebensbeschreibungen  wechseln  in 
bunter  Reihe,  und  man  wird  nicht  müde,  immer 
von  neuem  das  anmutige  Buch  zu  durchblät¬ 
tern.  Wie  allerliebst  tragen  die  Kinder  das 
tote  Vögelchen  („Vögleins  Begräbnis“  von 
Ludwig  Bechstein)  auf  der  Stange  daher !  Den 
Zug  eröffnet  ein  marschierender  Hosenmatz 
mit  einer  Fahnenstange  und  einem  Papierhelm, 
dann  kommen  die  kleinen  Leichenträger,  ein 
Knabe  und  ein  Mädchen,  neben  denen  mit 
traurig  hängenden  Ohren  der  treue  Dachshund 
läuft,  und  zum  Schluß  die  Leidtragenden, 
ebenfalls  ein  Pärchen,  dessen  weiblicher  Teil 
bitterlich  weinend  die  Schürze  vor  die  Augen 
Z.  f.  b.  1905/1906 


hält.  Ein  kleiner  Trauermarsch  für  Klavier 
schließt  sich  an.  Wie  kühn  und  sicher  mit 
wenigen  Strichen  sind  Goliath  und  David  ge¬ 
zeichnet!  Der  Hanswurst,  dem  mehrere  Seiten 
gewidmet  sind,  ist  ein  Vorläufer  Kasperles, 
den  Pocci  später  in  ausgiebigster  Weise  zum 
Helden  seines  „lustigen  Komödienbüchleins“ 
gemacht  hat.  Höchst  charakteristisch  sind 
Bilder  und  Verse  der  „Monate“,  die  auch  als 
besonderes  Büchlein  erschienen  sind;  beim 
Februar-Fasching  erkennt  man  deutlich  Pocci 
selbst  mit  der  Narrenkappe  unter  den  andern 
fidelen  Leuten,  die  zweifellos  alle  porträtähn¬ 
lich  dargestellt  sind  (zur  Entschuldigung  trägt 
Pocci-Hanswurst  einen  Bogen  mit  der  Auf¬ 
schrift  „Hony  soit  qui  mal  y  pense“  unter  dem 
Arm).  In  schöner  Landschaft  schreitet  der 
„Heilige  Joseph  von  Cupertino“  einher.  Auch 
„Schattenspiele“  sind  vorhanden,  ferner  ein 
ganzer  Zyklus  von  Weihnachtsliedern,  ein  „Pup¬ 
penspiel“,  eine  Geschichte  der  Jungfrau  von 
Orleans  und  vieles,  vieles  andere,  so  daß  man 
nur  bedauern  muß,  solche  herrliche  Kinder¬ 
bücher  nicht  mehr  erlangen  zu  können. 

Was  bei  dieser  großen  Arbeit  noch  alles 
nebenher  ging,  ist  so  recht  deutlich  ein  Beweis 
für  die  Leichtigkeit  und  Genialität  von  Poccis 
Schaffen.  Unter  den  Steinzeichnungen  sind  als 
besonders  hervorragend  zu  nennen  die  1838 
erschienenen  „  Trifolien “,  sechs  reizende  kleine 
Gedichte,  für  eine  Singstimme  mit  Klavierbe¬ 
gleitung  komponiert  und  mit  hübschen  Arabes¬ 
ken  versehen.  Das  erste  „Trifolium“  besteht 
aus  einem  Wald-,  Schlummer-  und  Almlied, 
das  zweite  aus  drei  ritterlichen  Gedichten.  Zu 
Neujahr  1838  hatte  Pocci  einen  besonderen 
„Neujahrswalzer“  auf  Stein  radiert:  aus  einer 
Tür  tritt  das  eine  Fackel  tragende  neue  Jahr 
heraus,  während  rechts  der  Nachtwächter,  links 
eine  mystische  verhüllte  Gestalt  sitzt.  Mit  das 
Reizendste  aber  schuf  der  Künstler  in  zwei 
kleinen  Heftchen,  die  leider  nie  in  den  Handel 
gekommen  und  infolgedessen  gar  nicht  mehr 
aufzutreiben  sind  und  die  er  „Fliegende  Blätter “ 
nannte.  Das  erste  Heftchen  enthält  sechs  treff¬ 
liche  Radierungen  zu  ebensovielen  kleinen  Ge¬ 
dichten  von  Ludwig  Bechstein ,  von  denen  eines 
bereits  in  meinem  Bechstein- Aufsatze  (Zeit¬ 
schrift  für  Bücherfreunde  1901,  Heft  7,  Seite  267) 
reproduziert  worden  ist,  außerdem  noch  eine 
siebente  als  Titelblatt:  ein  fröhlich  springendes 

57 


440 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


Abb.  13.  Die  Hexe  aus  „Hansel  und  Grethel“. 

München  1838.  Zachs  Lithogr.  Kunstanstalt. 

Knäblein,  das  die  Blätter  einfängt.  Das  zweite 
Heftchen  dieses  Kleinodes  der  Bibliophilie  ist 
ganz  analog  angeordnet;  die  sechs  Gedichte 
(in  oberbayrischer  und  pfälzischer  Mundart) 
stammen  von  dem  bekannten  Dialektdichter 
Franz  von  Kobell ’  der  Zeit  seines  Lebens  zu 
Poccis  intimsten  Freunden  zählte.  Ganz  vortreff¬ 
lich  ist  hier  —  sämtliche  sieben  Blätter  sind  zum 
Unterschiede  von  den  ersten  in  Lithographie 
gefertigt  —  das  Titelblatt  gelungen,  das 
uns  unter  einem  die  Titelbezeichnung  tragen¬ 
den  aufgerollten  Blatte  den  Maler  mit  Feld¬ 
stuhl  und  Mappe  und  den  (dem  Beschauer  den 
Rücken  kehrenden)  Dichter  mit  Büchse  und 
Jagdtasche  zeigt.  Schon  vorher  hatte  Pocci 
zwei  geistvolle  Radierungen  zu  zwei  Bechstein- 
schen  Gedichten  verfertigt,  und  zwar  den  „  Tod, 
mit  einem  Ritter  Karten  spielend “  („Saßen 
einstmal  zwei  Gesellen“)  und  die  „ Heilige  Nacht“ 
(„An  der  Krippe  ward  geboren“).  Das  erste 
der  beiden  Blätter,  die  aus  dem  Jahre  1838 
stammen,  ist  1876  unter  dem  Titel  „  Trumpf 
ans!“  (Abb.  24)  bei  Griesbach  in  Hildburg¬ 
hausen  neu  gedruckt  worden. 

Wenn  wir  auch  den  bei  weitem  größten 
Teil  der  von  Pocci  angefertigten  Gelegenheits¬ 
zeichnungen  (vergl.  Abb.  23)  nicht  kennen,  da 
er  von  diesen  das  meiste  sofort  in  großmütig¬ 
nachlässiger  Weise  verschenkte,  so  ist  es  doch 
dem  Eifer  H.  Hollands  zu  danken,  daß  eine 
nicht  unbeträchtliche  Anzahl  davon  erhalten 
blieb,  freilich  immer  nur  in  einem  oder  wenigen 
Exemplaren.  Die  verschiedenen  Weihnachts-  und 
Burgen- Bilder  einzeln  aufzuführen,  wäre  ver¬ 


gebliche  Liebesmüh;  schrieb  doch  der  Meister 
selbst  unter  eine  solche  Zeichnung,  die  er  in 
allerkürzester  Zeit  gleichsam  hingezaubert  hatte: 

„Und  hätt’  ich  wohl  an  hundert  Hand, 

Mit  Burgen  kam’  ich  nie  zu  End  !“ 

Holland  verzeichnet  z.  B.  ein  Gelegenheits¬ 
blatt  , , Kinder reyeti ',  mit  dem  allerliebsten  Dop¬ 
pelsinn  von  „Kindereien“  und  „Kinder-Reihen“, 
auf  dem  Chinesen,  fröhliche  Burschen  und  ein 
Hanswurst  bunt  herumwimmeln;  ferner  aus  dem 
Jahre  1840  eine  Reihe  von  neun  lithographierten 
Blättern  „ Erinnerungen  an  die  Fahrt  nach  Ammer - 
gau “  mit  allerlei  heiteren  Szenen  und  Versen.  Aus 
der  Liebhaberei  Poccis,  zu  festlichen  Gelegen¬ 
heiten,  Gelagen  und  Unterhaltungen  karrikierte 
Blätter  zu  entwerfen,  auf  denen  die  betreffenden 
Personen  immer  deutlich,  aber  nie  verletzend 
abkonterfeit  wurden,  ging  auch  ein  ganz  köst¬ 
licher  „Bilderbogen“  hervor  (1840),  bezeichnet 
„Das  Turnwesen  in  Berlin Unter  den  sechs 
mutwilligen  Karikaturen  ist  die  dritte  besonders 
gelungen:  die  Hasen  in  der  Hasenhaidc  laufen  bei 
Aufrichtung  der  Turngerüste  davon;  ebenso  das 
vierte  Bild,  auf  dem  die  Häslein,  von  der  Wichtig¬ 
keit  des  Turnens  durchdrungen,  durch  eine  an 
Maßmann  abgesandte  Deputation  um  Unterricht 
für  ihre  Jungen  bitten  lassen.  Interessant  ist 
es  auch,  etwas  über  die  Zahl  der  Radierungen 
aus  den  Jahren  1833 — 1849  zu  erfahren.  Hol¬ 
land  verzeichnet  im  ganzen  58  Stück,  darunter 
Werke  von  hervorragender  Schönheit,  in  erster 
Linie  ein  „Altdeutscher  Meiste r“  mit  Wappen¬ 
schild,  der  in  einer  mächtigen  Säulenhalle  steht; 
durch  die  weiten  offenen  Bogen  schimmert  ein 
klarer  Bergsee.  Weiterhin  ist  ein  als  „ Devise “ 
bezeichnetes  Blatt  zu  erwähnen:  ein  Fräu¬ 
lein  in  altdeutscher  Tracht  steht  auf  einer 


Abb.  14.  Aus  dem  ,, Märlein  von  Einem  der  auszog, 
das  Fürchten  zu  lernen.“ 

München  1838,  G.  Franz. 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


441 


J^IÄntiwjä 


fitttitt 


Blume,  zu  ihren  Füßen 
ein  die  Laute  spielender 
Ritter,  rechts  ein  Bäum¬ 
chen,  im  Hintergründe 
ein  Fluß  mit  einer  Burg. 

Hübsch  erdacht  ist  auch 
„Der  Kinder  Weihnachts- 
fest “ :  auf  einem  von  zwei 
Engeln  gezogenen  und 
drei  Engeln  mit  Weih¬ 
nachtsbaum,  Harfe  und 
Mandoline  begleiteten 
Wagen  fährt  das  Christ¬ 
kind  daher,  in  der  einen 
Hand  einen  Palmzweig, 
in  der  andern  die  Weltkugel  tragend; 
den  Zug  führen  drei  Knäblein,  von 
denen  zwei  Flöte  und  Trompete  blasen, 
der  dritte  ein  schlangenumwundenes 
Kreuz  trägt;  beschlossen  wird  er  von 
zwei  niedlichen  Mädchen.  End- 

.  777  1  Abb.  15.  Titelblatt  zum  „Fundevogel“. 

llCil  Sei  Hoch  die  RÜckkcIlV  d£V  München  1845»  Chr.  Kaiser. 

Unterbergszwerge “  genannt:  Original  m  Lithographie, 

eine  langsam  dahertrollende 
Zwergenschar,  die  ihren  Kaiser  in  den  Berg 
zurückgeleitet. 

Der  Schwerpunkt  der  Arbeiten  Poccis  ver¬ 
blieb  zunächst  noch  immer  in  seinen  illustrierten 
Kinderschriften.  Etwas  ganz  Neues  bot  er  in  den 
mannigfaltigsten  „ Spruchbüchlein “,  von  denen 
innerhalb  kürzester  Zeit  eine  ganze  Menge  er¬ 
schien.  Sie  haben  sämtlich  ein  kleines  hand¬ 
liches  Format  und  enthalten  immer,  außer  dem 
Titelblatt,  31  Zeichnungen  mit  kleinen  Verslein, 
für  die  Anzahl  der  Monatstage  berechnet: 

„Lernst  du  aus  diesem  Büchlein 
Alltäglich  nur  ein  Sprüchlein, 

Weißt  du  im  Monat  dreißig: 

Nun,  liebes  Kind,  sey  fleißig.“ 

Den  Anfang  machte 
das  „Spruchbüchlein 
mit  Bildern,  den  Kin¬ 
dern  gewidmet “  im 
Jahre  1838,  das  bereits 
im  nächsten  Jahre  eine 
neue  Auflage  erlebte; 

1 845  folgte  ein  „Neues 
Spruchbüchlein  mit 

Abb.  16.  Bildern 1 846  erschie- 

vom  kleinen  Frieder”.  ^  die  „Sprüchlein  Mit 

München  1839.  Lit.-artist.  Anstalt.  Bildern  für  Kinder*' , 


in  welchen  die  Reime 
teilweise  von  Friedrich 
Güll  verfaßt  sind  und  das 
mehrfach  aufgelegt  wurde 
(zuletzt  1 860) ;  und  endlich 
1851  ein  „Allerneuestes 
Spruchbücldein“  (Abb.  26). 
Im  Gegensatz  zu  den  drei 
ersten,  die  Steinzeich¬ 
nungen  enthalten,  sind 
die  Blätter  des  letzteren  mit  kolo¬ 
rierten  Holzschnitten  bedeckt. 
Wenn  auch  die  Technik  durchaus 
nicht  immer  mit  der  Kraft  und 
Leichtigkeit  der  Erfindung  Hand 
in  Hand  geht,  so  zeigen  doch  fast 
alle  diejenigen  Skizzen  (denn  das 
Ganze  ist  durchweg  skizzenhaft 
gehalten),  in  denen  das  Land¬ 
schaftliche  vorherrscht,  eine  be¬ 
merkenswerte  Feinheit  der  Aus¬ 
führung. 

In  diese  Zeit  rastloser  Tätig¬ 
keit  (1846)  fallen  auch  die  be¬ 
rühmt  gewordenen  Illustrationen  zu  der  „ Kinder - 
heimath  in  Liedern  und  Bildern “  von  Friedrich 
Güll  (Abb.  25).  Nicht  weniger  als  61  Holz¬ 
schnitte  und  Vignetten  hat  der  Künstler  dazu 
geliefert.  Da  bringt  ein  auf  einer  Wolke 
schwebender  Engel  einen  Brief  vom  Christ¬ 
kindlein;  da  reitet  ein  kleiner  Knirps  als  Post¬ 
knecht  das  Horn  blasend  auf  einem  sporen¬ 
tragenden  Stulpenstiefel,  der  so  groß  ist  wie  er 
selbst;  da  macht  der  Schneemann,  den  die 
Sonne  bescheint,  ein  ganz  elendes  Gesicht,  als 
ihm  das  Wasser  aus  Augen,  Nase  und  Mund 
herausläuft;  da  wandert  das  Fröschlein  mit 
seinem  dicken  Bauch,  Jägerhütlein  und  Ranzen 
tragend,  keck  und  lustig  durch  das  Schilf.  Und 
dann  hat  jedes  der  wunderschönen  Kinder¬ 
gedichte,  die  wir  ja  durch  die  Kompositionen 
Emil  Tauberts  genugsam  kennen,  sein  Bild¬ 
chen:  der  „Rettig  und  die  Rüben“,  der  „Bauer 
und  sein  Taubenhaus“,  der  „kleine  Rekrut“,  das 
„kluge  Mäuslein“  usw.:  ein  würdig-edles  Trifo¬ 
lium  von  Dichter,  Zeichner  und  Komponist. 

Ganz  ähnlich  wurden  die  „ Kinderreime “  von 
Traugott  Loschke  (München  1847)  illustriert 
(Abb.  28).  Die  Dichtungen  dieses  längst  ver¬ 
schollenen  Jugendschriftstellers,  für  den  auch 
Ludwig  Richter  vieles  gezeichnet  hat,  haben 


442 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


unverdientermaßen  nur  geringe  Verbreitung  ge¬ 
funden.  Die  30  Bildchen  von  Pocci  sind  in 
derselben  schlichten  Manier  gehalten  wie  die 
zu  dem  Giillschen  Buche. 

Auch  ein  (katholisches)  Kinder-Gebetbiichel- 
chen  hat  unser  Meister  mit  seinen  Skizzen  ge¬ 
schmückt.  Es  erschien  unter  den  Titeln  „ Rosen - 
gärtlein“  und  „Jardinet  de  Roses“  (Abb.  27)  in 
deutscher  und  französischer  Sprache  und  hat 
zahlreiche  Auflagen,  sogar  bis  in  die  aller- 
neueste  Zeit  hinein,  erlebt.  Auf  dem  Titel¬ 
blatte  sehen  wir  einen  Engel,  ein  kleines  Knäb- 
lein  führend  zu  einem  umfriedeten  Rosengarten, 
der  sich  am  Fuße  eines  von  einer  Kirche  ge¬ 
krönten  Hügels  befindet.  Das  Vater -Unser 
ist  durch  zwei  eine  Bandrolle  tragende  Engel 
versinnbildlicht.  Beim  Ave  Maria  haben  wir 
eine  „Verkündigung“  nach  alt- italienischer 
Weise;  das  Apostolikum  weist  am  Schlüsse 
eine  trefflich  entworfene  gotische  Kirche  auf. 
Die  Holzschnitte  der  neuesten  Ausgabe  sind 
äußerst  minderwertige  und  willkürlich  veränderte 
Reproduktionen  der  feinen  alten  Lithographien. 

Für  „Jung  und  Alt“  berechnet  sind  Poccis 
Beiträge  zu  dem  „deutschen  Volksbüchlein“ 
für  1845  von  Gustav  Nieritz;  hier  bringt  er 
„ Prosaisches ,  Poetisches  und  Bildliches “  zu  glei¬ 
cher  Zeit.  Höchst  witzig,  Lichtenbergschen 
und  Hogarthschen  Geist  atmend,  ist  darin  die 
Abhandlung,,  Über  J  erbeugungen  {Komplimente)“, 
eine  auf  „mathematischen  Berechnungen“  ba¬ 
sierende  Satire.  „Es  bildet  sich  nämlich  durch 
die  Verneigung  ein  Winkel,  unter  dem  sich  der 
Oberteil  des  Körpers  von  der  Hüfte  an  auf 
den  senkrecht  stehenden  Beinen  vonvärts  beugt 
und  bezeichnet  gewissenmaßen  den  Grad  der 
Untertänigkeit  des  komplimentierenden  Indi¬ 
viduums.  Je  spitzer,  desto  mehr,  je  stumpfer, 
desto  weniger  Respekt  wird 
ausgedrückt.  Das  Feld,  auf 
welchem  sich  die  Ver¬ 
neigung  bewegen  dürfte, 
kann  vom  spitzen  Winkel 
zu  70°  bis  zum  stumpfen 
zu  1600  angenommen  wer¬ 
den,  nach  welchem  letz¬ 
teren  dann  nur  das  simple, 
gnädige  Kopfneigen  aller- 
Abb.  17.  initiale  höchster  und  höchster  Per- 
aus  „Schon  Rosiem“  sonen  übrig  bleibt.“  Die  bei- 

München  1837.  gegebenen  originellen  Illu¬ 


Abb.  18.  „Der  Fischer  Dudeldee".  Aus  den  Kinder- 
mährchen  von  Albert  Ludwig  Grimm. 

Heidelberg  1839,  Winter. 

Im  Original  Lithographie. 

strationen  zeigen  den  „demütigen  Supplikanten“ 
oder  „untertänigen  Diener“  mit  einem  Winkel  von 
etwa  8o°,  einen  respektvollen,  aber  weniger  unter¬ 
würfigen  Bittsteller  mit  einem  solchen  von  1180, 
wobei  ein  „Manuskript  in  der  Tasche  etwas 
mehr  Gewicht  gibt;  der  „Elegant“  verneigt  sich 
„mit  freundlicher  Ergebenheit  und  graziöser 
Leichtigkeit“  im  Winkel  von  130°,  der  vor¬ 
nehme  Mann  mit  dem  Ordensstern  (eine  deut¬ 
liche  Vorahmung  des  famosen  „Staatshämor- 
rhoidarius“)  unter  dem  von  kaum  160°  Dann 
folgt  (bei  der  Illustration  wird  man  unwillkürlich 
an  einige  heutzutage  höchst  beliebte  Schweizer 
Ansichtspostkarten  erinnert)  das  Märchen 
vom  ,, König  Watzinann“,  ferner  ein  rührendes 
Pendant  zu  Rückerts  bekanntem  „Des  fremden 
Kindes  heiliger  Christ“,  nämlich  das  Gedicht 
„ Das  Waisenkind“;  eine  neu  ersonnene  Illustra¬ 
tion  zu  Bechsteins  „Vögleins  Begräbnis“,  das 
wir  schon  aus  den  „Geschichten  und  Liedern“ 
her  kennen,  und  noch  verschiedenes  andere; 
die  Hauptillustration  zu  dem  ebenfalls  in  dem 
Buche  enthaltenen  „Gevatter  Tod“  ist  bereits 
in  meiner  Arbeit  über  Ludwig  Bechstein  in 
diesen  Heften  reproduziert  worden. 

Die  wundernetten  und  allbeliebten  „ Schnada - 
hüpfle  und  Sprüchln “  von  Franz  von  Kobell 
(München  1845)  haben  in  unserm  Meister  einen 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


443 


Abb.  19.  Titelblatt  zu  ,, Blaubart“. 
München  1845,  Chr.  Kaiser. 

Im  Original  Lithographie. 


adäquaten  Illustrator  gefunden.  Schon  das 
Titelblatt,  eine  veritable  Defregger-Gruppe, 
ist  ein  erneuter  Beweis  für  die  Leichtigkeit  und 
Sicherheit,  mit  der  Pocci  seine  Einfälle  zu  Papier 
brachte.  Weiter  verdienen  unter  den  27  Holz¬ 
schnitten  erwähnt  zu  werden:  der  andächtig  in 
den  Maßkrug  guckende  Mann,  als  wenn’s  ,,a’ 
Kapelle  halt  sey“,  der  zur  Flötenmusik  eines 
kleinen,  auf  einer  Tonne  stehenden  Engelchens 
tanzende  Jodler  und  endlich  die  ärger  wie  ein 
Wasserfall  „raatschende  Fra’  Bas’“. 

Hervorragend  war  auch  Poccis  Mitarbeiter¬ 
schaft  bei  einem  groß  angelegten  herrlichen 
Werke,  das  Guido  Görres  in  den  Jahren  1846 
und  1847  herausgab  (der  geplante  dritte  Band 
erschien  wegen  des  unruhigen  48  er  Jahres  nicht). 
Es  ist  dies  das  „Deutsche  Hausbuch“,  zu  dem 
wieder  die  mannigfachsten  Künstler,  wie  beim 
„Festkalender“,  ihr  Bestes  beisteuerten.  Das 
Motto  des  prächtig  ausgestatteten  Buches  wurde 
voll  erfüllt: 

„Zu  des  Wissens  Erweiterung, 

Zu  des  Lebens  Erheiterung, 


Deutscher  Jugend  zur  Lehre, 

Deutscher  Tugend  zur  Ehre, 

Deutschem  Lande  zum  Schutze, 

Seinen  Feinden  zum  Trutze, 

Gott,  dem  Höchsten,  zum  Preise, 

Mach  dich  frisch  auf  die  Reise.“ 

Das  Bedeutsamste  daraus  ist  zweifellos  der 
Abdruck  von  Clemens  Brentanos  „ Chronika 
eines  fahrenden  Schülers “  mit  den  12  Pocci- 
schen  Vignetten.  In  den  edelsten  Linien  ge¬ 
halten  ist  das  Bildnis  des  Scholaren  selbst 
(Abb.  31),  eine  schlanke  Jünglingsgestalt  mit 
lockigem  Haar  und  knappanliegendem  Ge¬ 
wände,  der  das  samtene  Barett  mit  der  langen 
Feder  ungezwungen  über  den  Schultern  hängt. 
Weiterhin  sind  das  brünstige  Gebet  des  reich¬ 
gekleideten  Jünglings  an  dem  Marien-Altar  und 
die  verlassene  Waldeshütte  prächtig  erfundene 
und  ausgeführte  Darstellungen.  Es  zeigt  sich 
auch  hier  schon  eine  ganz  besondere  Kunst¬ 
fertigkeit  Poccis,  auf  die  wir  später  noch  zu 
sprechen  kommen  werden,  eine  eigene  Spe¬ 
zialität,  nämlich  die  sinnige  Anbringung  von 
Buchstaben-Initialen.  Wie  schön  ist  z.  B.  gleich 
zu  Anfang  das  „V“  von  dem  emsig  schrei¬ 
benden  Chronisten  ausgefüllt  (Abb.  33),  wie 
hübsch  das  „J“  einmal  von  dem  alten  Ritter 
und  dem  jungen  Edelknaben,  das  andere  Mal 
von  einer  wetterfesten  Ritterburg!  Voll  Witz 
und  Laune  ist  die  kleine  illustrierte  Skizze 
„ Das  Flaschenkonzil in  der  den  Reformatoren 
des  XIX.  Jahrhunderts  der  gute  Rat  er¬ 
teilt  wird,  ihre  Konferenzen,  bei  denen  die 
Trinksprüche  immer  die  Hauptsache  bilden 
(wie  heute),  lieber  gleich  zur  Ersparung  des 


Abb.  20.  Titelblatt  zum 

„Märlein  von  Schneeweißehen  und  Rosenrot“. 
München  1839,  Jos.  Lindauer. 


444 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


Der  Ötailer  CuJrtng  ,30p  ,3ur  Sc+(Lacl\t 
i&inau»  mit  leinen  ^Treuen  , 
iDen  gegen  Ocltmcfi»  tlbertnadg 
JffluJk’er5cn  Stampf  erneuen, 

©cn  flflütyJorf  30g  er  rafrli  tioran , 
flHtt  il\m  "5er  alte  rSdpticppermarm. 

,,  Jfp-  Teyb  ein  bied  rer  frommer  IßelJ , 

„Ü5en  Sieg  min)  (Sott  cucfy  fcl^cnkm, 
„ibnim  macK'rer  |Freun5'  ttne’s  eudj  gefällt, 
„flflögt  ilp-  5a?  Treffen  lenken,” 

So  rpraef]  5er  Slatfer,  „ffülp-t  una  an, 
„Jlp-  mrtn  getreuer  Sc^meppermann1  * 


Un5  tiefer  ordnete  5ie  Scklae^t 
Itlcil  ce  5er  Rätter  f\etfcfxte. 

Ruf  Rlleatnar  er  mofjl  be5ad\t. 

tDafi  ilpt  5er  ffcuiJ  nictg  taufekte 
iDocfy  cif  5aa  Rtrcjfen  nun  begann, 

£5a  betete  5er  Sct^mepp  ermann, 

Un5  blutig  tuar5er  Strxeg  urt5  fcf{n>er, 
<&ar  mandjer  Tank  ?ur  (Fr5e, 

(Ea  klangen  Schilber,  feelm  unb  Speer’, 
(Es  toieljerten  5u  ]3fer5e, 

Ö)ocl\  rul^tg  folgte  feinem  fllan 
iDcr  alte  Kluge  Sctyoepperrnamt. 


Abb.  2i;  Aus  den  „ Geschichten  und  Lieder  mit  Bildern* 
München  1840—1845,  Literarisch-artistische  Anstalt. 


Katzenjammers  von  den  Flaschen  abhalten 
zu  lassen.  Erwähnung  verdient  ferner  die 
als  Beigabe  zu  einem  Erinnerungsblatte  ge¬ 
gebene,  meisterhaft  gezeichnete  Charakterfigur 
Lorenz  Westenrieders ,  gleich  bewunderungs¬ 
würdig  durch  die  Schärfe  der  Auffassung  wie 
durch  ihre  absolute  Porträt-Ähnlichkeit,  trotzdem 
ihr  nur  eine  frühe  Jugenderinnerung  zugrunde 
lag.  Auch  das  Christkind  in  den  verschieden¬ 
sten  Gestalten,  bald  mit  dem  Kreuzesstab  durch 
den  beschneiten  Wald  schreitend,  bald  im 
kurzen  Hemdchen  mit  offnen  Armen  aus  Schilf 
und  Binsen  hervortretend,  Weihnachts-  und 
Engelbilder  mannigfachster  Art,  kleine  Gedichte 
und  Erzählungen,  immer  mit  Bilderschmuck 
versehen,  finden  sich  in  dem  schönen  Buche. 


Die  Liedersammlungen. 

Ich  gebe  diesen  Werkchen,  die 
ich  im  Zusammenhang  besprechen 
möchte,  trotzdem  sie  zeitlich  teil¬ 
weise  recht  beträchtlich  auseinander 
liegen,  eine  besondere  Überschrift, 
weil  die  geradezu  epochemachende 
Wirkung  derselben  dies  mir  zu  er¬ 
heischen  scheint.  Auf  ihrer  Grund¬ 
lage  hat  später  Ludwig  Richter ,  der 
Poccis  Einfluß  auf  seine  Schöpfungen 
jederzeit  anerkannt  hat,  weitergebaut 
und  ist  damit  der  Liebling  des 
deutschen  Volkes  geworden. 

Zum  Preise  von  4  Sgr.  oder 
14  Kr.  Rh.  ließen  im  Jahre  1842 
F.  Pocci  und  A.  Jürgens  ein  48  Seiten 
umfassendes  Heftchen  „Alte  und 
neue  Soldaten- Lieder.  Mit  Bildern 
und  Singweisen“  erscheinen.  Wacker 
und  kräftig  steht  auf  dem  Titelblatte 
ein  Landsknecht,  in  der  erhobenen 
Linken  das  den  Buchtitel  tragende 
Banner  haltend,  am  Fuße  einer 
Ritterburg;  ein  geharnischter  Ritters¬ 
mann  zu  Pferde,  ein  Soldat  mit 
Rüstung  und  Gewehr,  endlich  ein  die 
Trommel  schlagender  Tiroler  Bub’ 
bilden  seine  Umgebung  (Abb.  38). 
Zu  den  31  Liedern  sind  von  Pocci 
36  Holzschnittzeichnungen  gefertigt 
worden.  Da  faßt  der  tapfere  Prinz 
Eugen  einen  zitternden  Türken  beim 
Schopfe,  da  reitet  ernst  und  ergeben 
auf  prächtig  gezäumtem  Rosse,  das  „Morgen¬ 
rot!  Morgenrot!“  singend,  ein  Rittersmann 
daher,  da  sitzt  in  tiefem  Nachdenken  ein  alter 
Krieger  und  apostrophiert  seinen  Mantel  mit 
„Schier  dreißig  Jahre  bist  du  alt“.  Da  marschiert 
ein  keckes  Bürschchen  mit  Federhut  und  Fahne 
und  singt  das  Grenadierlied;  da  steht  Fridericus 
Rex  in  charakteristischer  Haltung  auf  einer 
großen  Trommel,  deren  Sockel  drei  fürchter¬ 
lich  dreinschauende  und  grimmig  die  Augen 
rollende  Soldaten  verschiedener  Waffengattungen 
bilden  (Abb.  36).  Die  „Soldatenlieder“  sind 
heute  selten  geworden  und  unterliegen  bereits 
phantastischen  Antiquariatspreisen. 

Noch  zündenderwirkten  die  „Alten  und  neuen 
Jäger- Lieder“,  im  Verein  mit  Franz  von 
Kobell  1843  herausgegeben.  Das  zu  dem  Liede 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


445 


„Leidvertreib“  gezeichnete  Bild  des  Meisters 
Reinecke  Fuchs  (Abb.  30)  erlangte  bald  eine  un- 
gemeine  Popularität;  als  Biermärkel,  auf  Pfeifen¬ 
köpfen  und  Tassen  erschien  der  listige  Bursche. 
Er  ist  aber  auch  zu  originell,  wie  er  zweibeinig 
daherstolziert,  im  knapp  anliegenden  Jäger- 
röckchen,  unter  dem  der  Schwanz  hervor¬ 
guckt,  das  Gewehr,  an  dem  ein  paar  stibitzte 
Hühner  hängen,  geschultert,  den  Försterhut 
keck  auf  den  schmalen,  arglistigen  Schädel  ge¬ 
stülpt.  Den  Anfang  des  Ganzen  bildet  natür¬ 
lich  der  Schutzpatron  des  edlen  Weidwerks, 
ein  prächtiger  Sankt  Hubertus.  Trefflich  er¬ 
dacht  sind  die  Bilder  zu  dem  oberbayrischen 
„Scheibenschützenlied“  Kobells,  zum  „Jäger  aus 
Churpfalz“,  zum  Jägerchor  aus  dem  „Freischütz“ 
(in  der  Mitte  Samiel  in  höllischen  Flammen, 
oben  ein  Uhu,  unten  der  trauernde  Max),  na¬ 
mentlich  auch  die  beiden  Waldlandschaften 
(Seite  34  und  42  zu  den  Gedichten  „Im  Wald“ 
und  „Jägers  Farbe“). 

Den  Dritten  im  Bunde  bildeten  die  „Alten 
und  neuen  Studentenlieder ‘ ‘  (1844);  auf  dem 
Titel  figuriert  Pocci  als  einziger  Herausgeber; 
Kobell  hatte  die  Lieder  gesammelt.  Die  vier 
Hauptbeschäftigungen  der  Musensöhne  füllen 
das  sinnvoll  gruppierte  Titelblatt  aus:  Mensur, 
Kneipe,  Mädchen,  Kolleg;  das  Ganze  wird  von 
einer  Eule  gekrönt,  während  der  gedruckte 
Titel  gleichsam  aus  einem  Pokale  hervorquillt. 
Unter  den  34  Holzschnitten  ist  gleich  der  erste 
(zu  „Ubi  bene  ibi  patria“)  sehr  glücklich  ge¬ 
troffen;  ein  lustiger,  fahrender  Scholare  mit 
Federhut  und  Degen.  Drei  holde  Knaben  be¬ 
kränzen  den  „lieben,  vollen  Becher“  mit  Laub; 
die  Sonne  sinkt  strahlend  ins  Meer.  Wie  rüh¬ 
rend  ist  das  Antlitz  des  jungen  Studio,  der 
das  aufgeschlagene  Buch  auf  den  Knien  hält 
und  sein  „Lauriger  Horatius“  singt!  Ein  fröh¬ 
licher  Bursche,  von  seinem  Mädchen  um¬ 
schlungen,  erhebt  einen  Kranz  und  ein  volles 
Glas;  er  stimmt  das  „Gaudeamus“  an,  und 
unten  eilt  der  Knochenmann  mit  der  Sense 
daher.  Der  tanzende  Kneipbursche  sieht  die 
Straße  und  die  Laternen  schief;  der  Mond  mit 
der  Tabakspfeife  im  Munde  schaut  ihn  recht 
verschmitzt  an  mit  einem  offenen  und  einem  ge¬ 
schlossenen  Auge.  Die  hübscheste  Vignette  ist 
zweifellos  die  zum  „Landesvater“:  ein  Herolds- 
Jüngling  in  altdeutscher  Tracht,  mit  erhobenem 
Schläger  fromm  zum  Himmel  blickend  (Abb.  29). 


Abb.  22  Aus  den  ,, Geschichten  und  Lieder  in  Bildern". 
München  1840 — 1845,  Literarisch- artistische  Anstalt- 


Den  Schluß  der  Reihe  machen  die  1852 
von  Pocci  und  K.  von  Raumer  edierten  „Alten 
und  neuen  Kmder-Lieder“ .  Zu  46  Liedern  hat 
der  Meister  48  Holzschnitte  gezeichnet,  die 
fast  durchweg  die  Zeichen  höchster  Reife  tra¬ 
gen.  Im  Gegensatz  zu  den  bisweilen  fein  ge¬ 
glätteten  und  frisierten  Bildern  der  ersten 
drei  Sammlungen,  zeigen  die  Illustrationen  der 
„Kinderlieder“  breiteste  Anlage  und  keckste 
Manier.  Wer  muß  nicht  innig  erfreut  sein 
über  das  herzige  Bild  vom  weinenden  „Häs- 
lein“,  das,  mit  dem  Taschentuch  vor  den 
Augen,  dem  ganz  erstaunt  und  bekümmert  zu¬ 
hörenden  Kinde  seine  Leiden  klagt:  wie  zuerst 
die  Jäger  ihre  Hunde  auf  ihn  hetzen,  wie  sie 
es  dann  schießen,  wie  es  in  der  Küche  mit 
Speck  gespickt  und  wie  es  schließlich  bei  der 
Tafel  in  viele  Stücke  zerschnitten  und  dann 
verspeist  wird?  Wer  muß  nicht  lachen  über 
die  konfiszierten  Gesichter  des  „Fischhändlers“ 
und  des  „Schmiedes“,  letzteres  eine  kleine 
boshafte  Kopie  eines  muckerischen  Schul¬ 
mannes?  Der  „Schnitter  Tod“,  „Jung  Siegfried“, 


446 


Hirschberg,  Franz  Graf  Focci. 


die  „Ammenuhr“,  das  „buckliche  Männle“ 
(Abb.  35)  und  noch  vieles  andere  sind  aus¬ 
gezeichnete  Blätter.  Ein  namhafter  Pädagoge 
(L.  Kellner)  äußert  über  das  Heftchen:  „Diese 
Sammlung  ist  nach  Wahl  und  Ausstattung  ein 
wahres  Kleinod,  und  ich  wünsche  sie  in  die 
Hände  aller  Lehrer,  auch  solcher,  welche  etwa 
keinen  Kindersinn  mehr  haben,  denn  sie  ist 
vollständig  geeignet,  uns  wieder  die  längst  ver¬ 
schwundene  Kindheit  ins  Andenken  hervorzu¬ 
rufen.  . 

Der  Marktpreis  aller  dieser  Heftchen  ist  in 
den  letzten  Jahren  sehr  bedeutend  gestiegen. 
In  vielen  Katalogen  wird  man  jedoch  diese 
reizenden  Büchlein,  wenn  man  sich  nur  die 
Mühe  nimmt,  aufmerksam  zu  lesen,  noch  zu 
mäßigen  Preisen  angezeigt  finden. 

Zu  der  Schererschen  Neuausgabe  der 
„Studentenlieder“  (unter  dem  Titel  „ Deutsche 
Studentenlieder “  erschienen)  zeichnete  Pocci 
nicht  weniger  als  30  neue  Illustrationen,  zu  den 
„ Kinderliedern ,  Fabeln ,  Sprüchen  und  Rath  sein“ 
desselben  Autors  neben  fünf  Gedichten  1 1  Holz¬ 
schnitte. 

<* 


Der  Huld  seines  Königs  erfreute  sich  Graf 
Pocci  unverändert.  Zweimal  war  er  der  offi¬ 
zielle  Begleiter  des  Kronprinzen  Maximilian  und 
des  Königs  Ludwig  I.  auf  ihren  Reisen  nach 
Italien,  von  denen  er  immer  reichste  künst¬ 
lerische  Ausbeute  in  seinen  Skizzenbüchern  mit¬ 
brachte  (Holland).  Er  wurde  1847  zum  König¬ 
lichen  I  Iofmusik-Intendanten  ernannt  und  erwarb 
sich  durch  seine  immer  gleichbleibende  Beschei¬ 
denheit  und  Gutherzigkeit  die  Liebe  und  Ver¬ 
ehrung  seiner  Untergebenen.  Diese  Ernennung 
war  zugleich  eine  deutliche  Anerkennung  seiner 
musikalischen  Leistungen  und  Werke,  von 
denen  eine  beträchtliche  Anzahl  (Sonaten,  Lie¬ 
der,  Duette,  Terzette,  Quartette  usw.)  zumeist 
im  Verlage  von  Breitkopf  und  1  lärtel  erschienen. 

In  dieser  Zeit  ungetrübten  Glückes  und 
emsigster  Schaffensfreudigkeit  wandte  sich 
Pocci  nun  auch  der  Dichtkunst  zu,  die 
bisher  meistens  nur  in  leicht  hingeworfenen 
Versehen  zu  den  vielen  Kinderbilderbüchern 
sich  gezeigt  hatte.  Auffallend  und  bemerkens¬ 
wert  ist  es,  daß  die  reinen  Dichtwerke  Poccis 
jeglichen  Buchschmuckes  entbehren.  Wie 
Richard  Wagner  in  seinem  Bayreuther  Fest- 
spielhause  nichts  anbringen  ließ,  was  die 
Aufmerksamkeit  der  Zuschauer  von  seinem 
Werke  hätte  abziehen  können,  so  gibt  uns 
auch  Pocci  nur  seine  Dichtungen  als  solche 
und  will  sie  mit  dem  gebührenden  Ernste 
gelesen  und  aufgefaßt  wissen.  Einzelne 
Gedichte  finden  sich  in  der  „ Charitas “ 
für  1842  und  1845.  Auf  das  1843  er" 
schienene  „Büchlein  für  Kinder “  folgten 
noch  in  demselben  Jahre  und  Verlage 
(Hurter  in  Schaffhausen)  die  „ Dichtungen“  % 
Der  überwiegende  Teil  der  Gedichte  und 
Märchen  des  ersteren  ist  aus  früheren 
Werken  mit  Bedacht  ausgewählt  und  im 
Zusammenhänge  gegeben.  Dagegen  ist 
die  zweite  Sammlung  ein  stattlicher  Band, 
in  dem  neben  rein  Lyrischem  in  bunter 
Reihe  Balladen,  Romanzen,  Fabeln  und 
Märchen  erscheinen.  Einige  besonders 
schöne  Gedichte  sind  duftige  Erinnerungs¬ 
blätter  von  der  italienischen  Reise;  da 
rauscht  es  geheimnisvoll  in  den  Pinien, 
da  schaukelt  die  Gondel  sacht  auf  den 
dunklen  Wogen.  Sinnig  und  anmutig  sind 
auch  die  poetischen  Erklärungen  zu  be¬ 
rühmten  Bildern  alter  Meister,  so  zu 


Abb.  23.  Privatdruck. 

(Von  Gräfin  Maria  Pocci  freundlichst  für  diese  Arbeit  überlassen.) 


Trumpf  atte! 

get>td)tet  t>on 

Ludwig  Beclistcin; 

erfunöen  unt>  rat>irt  von 


4^  tan}  tion  fJotci. 


i. 

Sagen  efnftmais  groet  ©efellen 
Sei  einanber,  mit  gar  gelten 
Silberbldttem  in  ber  .£>anb. 

©iner  fftts  $um  Anbern  fchielenb, 
Älüglid)  recfjnenb,  mifdjenb,  fpielenb, 
©pielent  bis  ber  Sag  entfdjwanb, 
Unb  bie  gatben  bitten 
Son  ben  Dielen  ©tiefen  ; 

©einen  Steifter  jeher  fanb. 


2. 

Unerfdjüttert  fejt  ber  ©ine 
©aß  —  gewann,  unb  fat>  baS  ©eine 
©lücftjaft  warfen,  frei)  gemehrt, 
©ünft’  ifjm  fafl,  ber  ©egner  weidje, 
©et  baS  fh'Ue,  fdjattenbleidje 
Antti§  non  tyrn  weggefehrt. 

„Srumpf  auS!  alter  Änabe! 

Sangt  für  ©eine  £abe 

®ir,  bag  mein  ©eminn  ©id)  ftirt  ?" 


4. 

gort  unb  fort  bie  ©pieler  fpfelen, 
gort  unb  fort  bie  Trümpfe  fielen, 
Unb  —  es  manbte  fid)  baS  ©lütf. 
Smmer  drmer  warb  ber  ©ine, 
2Bünf$te  nun  im  ©dmmerfdjeinc 
©en  entfdjwunbnen  Sag  jurücf. 
„Jf>eute  rott)  unb  morgen 
Sobt  —  woju  bas  ©orgen? 

Stumpf!  3dj  tröge  bem  ©efdjicf!" 


5. 

MeS  ©olb  —  es  rollt  Ijfnüber; 

Srüb  wie  ©chatten,  immer  trüber, 

®eS  ©efellen  Anttig  war. 

Unb  ber  ©egner  (tragen  SoneS 
©pridjt  mit  Cddjeln  leifen  £ol)neS: 
„Srumpf  aus  I  Salb  nun  blant  unb  bar. 
£ei,  bein  ©olb!  es  rollte, 

SBeil  id)’S  haben  wollte. 

SebeS  ©olbflüct  —  war  ein  3af>r." 


3. 

„■fteifa!  lag  uns  weitet  (arten, 
SBeil  baS  Caub  nod)  grün  im  ©arten, 
Sod)  bie  BebenSeidje  ragt ! 

Sod)  beS  ^terjenS  rafdje  SBellen 
Hüpfen;  lag  ber  greube  ©gellen 
Älingen,  bis  ber  SOtorgen  tagt! 

£eute  mir,  ©ir  morgen! 

Sur  Derfpielt  bie  ©orgen 
Unb  was  weiter  nagt  unb  plagt!" 


7. 

„„#at  fid?  fo  baS  Statt  gewenbet! 

Ad)  wie  fdjnel l  baS  ©piel  fid)  enbet! 
ffieh  —  mein  ^>erg  —  fdjon  wirb  es  (alt, 
Son  ber  (rdft’gen  CebenScidjc 
gdllt  mein  Caub,  baS  weite  —  blefdje. 
£ord) !  bie  ©terbegloefe  fdjallt.  — 
gern  oom  3iel  —  beim  ©pfele.  —  "" 
„©pielgefell!  3um  3iele!" 

Unb  ein  legtet  ©eufjer  Ijallt.  — 


6. 

„Äametab,  ®u  tjafl  ©ein  Beben 
©anj  Derfpielt,  bi(t  mir  gegeben} 
©terbenSreif,  nicht  lebenSfatt. 

All  ©efn  ©anb,  et  ift  Derronnen, 

All  ©ein  ©ut  —  ich  gewonnen; 
©pielgefetle,  ®u  bift  matt! 

Srumpf  auS!  SJtein!"  —  „„Serloren! 
3um  Setluft  geboren!"" 

„Stumpf!  Srumpf!  ®aS  legte  Statt!" 


Abb.  24.  Der  Tod  mit  einem  Ritter  Karten  spielend. 
Zuerst  1838,  dann  Hildburghausen  i8jö. 


Zeitschrift  für  Bücherfreunde  IX. 


Zn  Hirschberg:  Franz  Graf  Pocci. 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


447 


„Ritter,  Tod  und  Teufel“  von  Dürer,  zum  „Mönch“ 
von  Rubens.  Auch  ein  ganzer  Zyklus  freund¬ 
licher  „Waldlieder“  ist  eingestreut,  von  denen 
eines,  „Waldmusik“  überschrieben,  lautet: 

„Ich  höre  Stimmen  ohne  Zahl, 

Sie  ziehen  durch  das  stille  Tal 
Und  hallen  fort  und  fort. 

Von  einem  wunderbaren  Chor 
Tönt  aus  dem  Walde  dort  hervor 
Manch  schmelzender  Akkord. 

Wer  mögen  wohl  die  Sänger  sein? 

Es  sind  die  lieben  Engelein, 

Im  dichten  Haine  dort. 

Es  sind  die  lieben  Engelein, 

Die  singen  mit  den  Vögelein, 

Sie  singen  fort  und  fort.“ 

Eine  große  Zahl  „Kinderlieder“  durfte  nicht 
fehlen;  ebenso  ist  erfreulicherweise  manches 
schöne  Gelegenheitsgedicht,  mancher  poetische 
Trinkspruch  auf  bewahrt  worden. 

Erwähnenswert  aus  dieser  Zeit  ist  ferner 
das  „ Schattenspiel “,  1847  erschienen,  aus  29 
lithographierten  Blättern  und  dazu  gehörigen 
Reimen  bestehend.  Auch  hier  wieder  welche 
Fülle  der  Phantasie,  welche  Keckheit  in  der 
zeichnerischen  Ausführung!  Offenbar  ist  das 
Ganze  als  Bilder-Unterlage  für  eine  Laterna 
magica  gedacht.  Ein  von  sanfter  Musik  be¬ 
gleiteter  Prologus  eröffnet  die  Vorstellung,  dann 
rauscht  der  Vorhang  empor  und  die  mannig¬ 
fachsten  Szenen  und  Bilder  gleiten  an  uns  vor¬ 
über.  Zuerst  ein  Engel,  der  das  Kind  vom 
Sturze  in  den  Abgrund  rettet;  dann  ein  Gärt¬ 
ner,  der  die  Blumen  gießt;  ein  geschmückter 
Kahn  mit  einer  fröhlichen  Sängergesellschaft; 
ein  gepanzerter  Ritter  hoch  zu  Roß;  ein  Postillon 
und  dann  wieder  ein  trüber  Leichenzug; 


Abb.  25.  „Vom  Fr ös chl ein". 

Aus  „Kinderheimat  in  Liedern  und  Bildern"  von 
Friedrich  Güll  und  Franz  Pocci.  2.  Aufl.  1846. 

Z.  f.  B.  1905/1906. 


ein  unter  dem  Schutze 
eines  Gnomen  arbeiten¬ 
der  Bergmann;  ein 
betender  Eremit;  eine 
bei  ihrem  kranken 
Kinde  wachende  Mut¬ 
ter  u.  a.  Dazwischen 
höchst  lustige,  ja  tolle 
Bilder :  ein  schauder¬ 
hafter  Geizhals  mit  einer 
Brille  auf  der  langen 
Nase,  umflattert  von 
einer  Fledermaus,  beim 
trüben  Lampenschein 
sein  Geld  zählend;  ein 
Nachtwächter,  eine  Zi¬ 
geunerschar,  ein  Sonn¬ 
tagsreiter;  ein  Kranker, 
dem  der  bezopfte  Medi¬ 
kus  den  Inhalt  einer 
Arzneiflasche  in  den 
hinten  der  satanisch 


Abb.  26. 

Aus  „Allerneustes  Spruch¬ 
büchlein". 

München,  Braun  &  Schneider, 
1851. 

Mund  gießt,  während 
lächelnde  Barbier  die 


Klistierspritze  in  Bereitschaft  setzt  (Abb.  40); 
ein  in  einer  Sänfte  getragener  dicker  Herr,  unter 
dessen  Gewicht  der  Boden  eingedrückt  wird; 
ein  Maler,  der  eine  spitznasige  alte  Jungfer 
konterfeit.  Traut  und  anheimelnd  sind  die  reli¬ 
giösen  Bilder,  z.  B.  eine  Dorfprozession  mit 
Kindern,  Schulmeister,  Pfarrer,  Küster  und 
Bauern ;  die  drei  Könige,  dem  Stern  von  Betlehem 
folgend;  die  Flucht  nach  Ägypten  usw. 

Einer  der  besten  und  beliebtesten  Mitarbei¬ 
ter  war  unser  Künstler  bei  den  weltberühmt 
gewordenen  „Münchner  Bilderbogen“ ,  die  im 
Jahre  1849  zu  erscheinen  begannen.  Es  ist 
unmöglich,  im  Rahmen  dieser  Abhandlung  auch 
nur  eine  annähernd  umfassende  Besprechung 
von  Poccis  Beiträgen  zu  diesem  Unternehmen 
zu  geben;  wir  müssen  uns  deshalb  auf  das 
Wichtigste  beschränken.  Und  dies  sind  die 
großen  Kompositionen  zu  verschiedenen  Mär¬ 
chen.  Ich  nenne  hier  den  „ Riesen  Fratz- 
fressius“,  der  in  der  Mitte  des  Bogens  in  höchst¬ 
eigner,  fürchterlicher  Person  dargestellt  ist,  wie 
er  auf  einem  knorrigen  Baumstamm  sitzt  in 
zottigem  Gewände,  mit  einer  großen  Troddel¬ 
mütze,  einem  Riesendolch  im  Gürtel,  und  dicke 
Wolken  aus  der  Tabakspfeife  blasend.  Dann 
kommt  der  „Blaubart“,  der  vielfach  an  die 
Darstellungen  aus  dem  schon  besprochenen 
Werkchen  erinnert.  Ein  Prachtstück  an 

58 


443 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


Lebhaftigkeit  des  Ausdrucks  ist  die 
große  (29  cm  breite,  23  cm  hohe) 

Zeichnung  zum  Märlein  vom  „ Kleinen 
Friedet.  Alles  ist  hier  Leben  und 
Bewegung.  Auf  der  Leiter  des 
Galgens  steht  der  kleine  krumm¬ 
beinige  Bursch,  auf  seiner  Wunder¬ 
geige  spielend;  der  dicke  Richter 
muß  ebenso  tanzen  wie  der  spindel¬ 
dürre  Ankläger;  Wachen  und  Lands¬ 
knechte  schwingen  die  Beine;  ein 
Bauernbursch  dreht  sich  mit  einem 
Hökerweibe,  dem  die  Eier  aus  dem 
Korbe  fallen;  der  Henkersknecht  im 
Schalksnarrenkostüm  streckt  tanzend 
die  Beine  aus;  selbst  zwei  Kaninchen 
im  Vordergründe  heben  die  Pfötchen. 

Auch  der  „ Fundevogel “  hat  hier 
wieder  seinen  Platz.  Welcher  Adel 
in  der  Gestalt  des  Jägersmannes,  der 
den  kleinen  Fundevogel  in  den 
Zweigen  des  Baumes  unter  den  Vög- 
lein  findet,  welche  Hexen-Physiogno- 
mie  der  alten  Sanne,  die  den  Kleinen 
im  Wasser  sieden  will,  welche  Dumm¬ 
heit  und  Bosheit  in  den  Gesichtern 
der  drei  Knechte,  die  die  Spur  des  Flüchtigen 
verfolgen!  Aus  vier  prächtigen  Zeichnungen, 
die  den  Eindruck  alter  Freskogemälde  machen, 
ist  der  „ König  Drosselbart “  zusammengesetzt. 
Dann  haben  wir  den  „Schwarzen  Mann “  (Spozzo- 
camino  heißt  er),  der  die  Kinder,  die  ihn 
ärgern,  tüchtig  mit  der  Rute  verhaut,  ferner 
„ Bilder  und  Sprüche “,  das  „ Einmaleins  in 
Reimen  und  Bildern “,  ein  „Bilderbogen- Alphabet1 
(vortrefflichste  Initialen),  „ Sprichwörter “  und 
„Kindersprüche“ .  Sehr  originell  ist  das  „Gaukel- 
Linchen“,  ein  Pendant  zu  dem  Struwelpeter- 
Paulinchen,  nur  viel  lustiger.  Besonders  sind 
die  komischen  Gesichter  der  Lichtflamme 
eine  ureigne  Erfindung  Poccis:  die  ruhig 
brennende  Flamme  lächelt  behaglich;  dann 
neigt  sie  sich  warnend,  aber  noch  freundlich 
zu  dem  Linchen  herab,  macht  aber  ein 
grimmig-zerfahrenes  Gesicht,  als  das  Kind 
zu  „gaukeln“  beginnt.  Bitterböse  sieht  die 
Lichtputz  aus,  die  das  Linchen  schließlich 
auffrißt.  Pocci  hat  diese  Idee  übrigens  noch 
einmal  verwertet. 

„  Der  Osterhas  “,  den  Pocci  und  Scherer 
gemeinsam  1849  herausgaben,  ist  eine  neue 


schöne  Festgabe  für  Kinder.  An 
der  Spitze  thront  natürlich  das  graue 
Osterhäslein,  das  die  bunten  Eier 
in  den  Garten  gelegt  hat,  jubelnd 
von  der  Kinderschar  begrüßt.  Ein 
Seebild  mit  allerlei  Wassertieren  und 
Pflanzen  (Abb.  39),  eine  Waldmühle, 
eine  Sennhütte,  ein  Turnierbild  mit 
schöner  Ritterburg  und  stilgerechten 
Pagenkostümen,  Italien  mit  Bettel¬ 
mönchen  und  Lazzaronis,  ein  Pelz¬ 
märtel,  der  die  bösen  Kinder  im 
Sacke  fortträgt,  alles  dies  wird  den 
Kleinen  vorgeführt.  Aber  auch  ein 
ernster  F'riedensengel  im  Stil  Fra 
Angelicos  und  ein  köstlicher  Don 
Quixote  nebst  Sancho  Pansa  und 
Dulcinea  von  Toboso,  ein  lustiger 
Bauerntanz  mit  obligatem  Klavier¬ 
stück  sind  vorhanden,  und  endlich 
noch  ein  reizendes  Abendbild.  Frau 
Sonne  hüllt  sich  in  Wolkenkissen 
begibt  sich  auf  die  Suche  und  beauf¬ 
tragt  Herrn  Mond,  auf  die  Kinder 
zu  wachen.  Dieser  zieht  sich  seinen 
gestirnten  blauen  Schlafrock  an  und 
bläst  mächtige  Wolken  aus  seiner  Pfeife  an 
den  Himmel,  damit  für  den  nächsten  Tag  er¬ 
quickender  Regen  falle.  Der  untere  Teil  des 
Bildes  zeigt  uns  die  Kinderstube;  der  Chinesen- 
Pagode  ist  schon  todmüde  und  brummt  ärger¬ 
lich  dem  Lichte  zu,  die  Kinder  zu  brennen 
und  in  die  Betten  zu  jagen.  Dies  tut  es  aber 
ebensowenig  wie  das  Löschhörnlein,  das  sich 
durch  seine  zeitweise  Verwertung  als  Soldaten¬ 
helm  bei  den  Spielen  der  Kinder  sehr  geehrt 
fühlt.  Doch  die  krummnasige  Lichtschere,  bei 


Abb.  28.  ,,Die  Hirten  bei  der  Krippe“. 
Aus  ,,  Kinderreimen“  von  Traugott  Löschke. 
München,  Chr.  Kaiser,  1847. 


1 1  (a  iSrnciiiftum  1 


Abb.  27. 

Aus  „Jardinet  de  Roses“ 
Landshut,  Vogel,  1842. 
Original  in  Lithographie. 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


449 


der  die  Kleinen  manches  auf  dem 
Kerbholz  haben,  richtet  sich  zornig 
auf  und  jagt  alles  ins  Bett  .  .  . 

Auch  in  den  folgenden  Jahren 
gab  es  eine  reiche  Ausbeute  für  die 
Kinder-Literatur.  Auf  eine,  mit  sechs 
schönen  Holzschnitten  gezierte  lehr¬ 
reiche  Kindergeschichte  „ Die  Nacht 
im  Walde “  (1852)  folgte  das  „ Lustige 
Bilderbuchu  mit  57  kolorierten  Holz¬ 
schnitten.  Daß  dieses  Kinderbuch 
nicht  weitere  Verbreitung  fand,  heute 
sogar  vollkommen  in  Vergessenheit 
geraten  ist  (es  ist  bei  Braun  und 
Schneider  in  München  noch  zu 
haben),  ist  völlig  unerklärlich.  Den 
„Struwelpeter“,  mit  dem  es  beim 
ersten  Anblick  eine  flüchtige  Ähn¬ 
lichkeit  hat,  überragt  es  sowohl  in 
den  Bildern  als  in  den  Versen.  Den 
reichen,  abwechslungsvollen  Inhalt 
auch  nur  annähernd  wiederzugeben, 
wäre  vergebliche  Mühe.  Aber  wie 
fein  sind  die  Zeichnungen  des  Ritters, 
des  Landsknechts,  des  Rübezahl;  wie 
drastisch -komisch  ist  der  Knecht 
Ruprecht,  der  Türke  mit  seinem 
Mohrendiener,  der  Kaiser  von  China,  der  Nacht¬ 
wächter  dargestellt!  Auch  der  unbesiegbaren 
Lust  des  Karikierens  hat  der  Künstler  freien 
Lauf  gelassen.  In  dem  Kabinettsstückchen  „Die 
Zwerge“,  wo  sich  die  kleinen  Männchen  an  den 
Resten  gütlich  tun,  welche  die  Ritter  nach 
ihrem  Zechgelage  in  den  Humpen  übrig  ge¬ 
lassen  haben,  erblickt  man  Franz  von  Kobell, 


Der  berühmte  Reineke  aus  den  „Alten  und  neuen  Jager- 
1  iedern“. 

Landshut,  Vogel,  1843. 


behaglich  das  Champagnerglas  aus- 
schliirfend;  im  „Blumengarten“  be¬ 
kommt  Professor  Ringseis  in  grau¬ 
siger  Fratze  eine  unvermutete  Douche 
aus  der  Gießkanne  des  Gärtners; 
und  auch  die  köstlichen  Philister¬ 
gesichter  in  den  „Sieben  Schwaben“ 
dürften  flüchtige  Porträtähnlichkeiten 
aufweisen.  Eine  prächtige  Satire  ist 
„Der  Dieb“:  zuerst  der  hilferufende 
Bestohlene  in  der  Nachtmütze,  dann 
die  tollen  Gesichter  des  nachsetzen¬ 
den  Dienstpersonals,  ferner  das  auf 
den  Zehen  bedachtsam  und  behut¬ 
sam  herbeischleichende  Trio  der 
Polizeibeamten,  der  fliehende  und 
vom  Gensdarmen  ergriffene  Spitz¬ 
bube,  und  endlich  der  Galgen  mit 
finstern  Wolken  und  flatternden 
Raben. 

Ein  Analogon  zu  diesem  1852  er¬ 
schienenen  Buche  ist  ein  viel  später 
(1867)  in  demselben  Verlage  heraus¬ 
gegebenes,  das  sich  „ Lustige  Gesell¬ 
schaft11  nennt.  Hier  nehmen  die  31 
kolorierten  Holzschnitte  die  ganze 
Seite  ein.  Da  sieht  man  fürchter¬ 
liche  Waldriesen  im  Kampfe  mit  züngelnden 
Drachen,  wilde  Zwerge  mit  allerhand  Mord¬ 
instrumenten,  den  „türkischen  Sultan  Muösmaschi 
mit  seinem  Großvezier  Bimburibaschi“,  Zigeuner 
und  anderes  verdächtiges  fahrendes  Volk,  den 
Einzug  des  Winters  auf  einem  Schlitten  mit 
einem  Gefolge  von  Schneemännern,  einen 
zwerchfellerschütternden  Chinesen-Aufzug,  das 
Rotkäppchen,  den  gestiefelten  Kater,  einen  un¬ 
geheuren  Menschenfresser,  einen  Eremiten  in 
traulichster  Waldeinsamkeit.  Von  Karikaturen 
erblicken  wir  Pocci  selbst  als  „bösen  Jäger“: 

„Der  scheint  mir  von  sehr  verdächtiger  Art, 

Vor  dem  man  am  besten  sich  hütet  und  wahrt.“ 

Da  geht  er  mit  einer  mehrere  Zentimeter 
langen  Nase,  einem  spitzigen  Ziegenbockbart 
und  desgleichen  Ohren,  einem  Teufelsschwänz¬ 
chen  und  einer  roten  Hahnenfeder.  Weitere 
Karikaturen  finden  sich  (nach  Holland)  auf  den 
Blättern  „Zauberer  und  Hexenmeister“.  Der 
Gesundheitsapostel  Mahner  in  einem  schwarz¬ 
weißen  Popanz -Aufzuge,  und  der  gutmütige, 
vielschreibende  August  Lewald  als  frierendes 


Abb.  29.  „Landesvater“. 
Aus  „Alte  und  neue 
Studentenlieder“. 
Landshut,  Vogel, 

1844. 


450 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci, 


Teufelchen,  das  die  Hände  in 
einen  Muff  steckt. 

Viel  Ähnlichkeit  miteinander 
haben  vier  ganz  vortrefflich  aus¬ 
geführte,  durch  den  sinnreichen 
Text  besonders  wertvolle  Büch¬ 
lein.  Ich  hatte  schon  einmal 
auf  die  besonders  ausgeprägte 
Kunstfertigkeit  Poccis,  die  Ini¬ 
tialen  auszuzeichnen,  aufmerk¬ 
sam  gemacht.  Das  „Güldene 
Weihnac/its-AB C“  (1854)  zeigt 
die  Buchstaben  des  Alphabets 
in  Goldfarbe,  kleine  farbige 
Bilder  der  biblischen  Geschichte 
umrahmend.  So  enthält  das  „B“ 
ein  hübsches  Panorama  von 
Betlehem,  das  „D“  die  drei 
Könige  zu  Rosse,  das  „G“  ein 
schönes  Gloria,  das  „H“  ein 
Hirten-Idyll  usw.  Die  Verslein 
stammen  von  dem  späteren 
Missionar  J.  B.  Bach,  der  damals  Hauslehrer  in 
Poccis  Familie  war.  Weit  bedeutender  ist  das 
„Bauern- AB Cu  (1856)  mit  durchwegs  meister¬ 
haften  unkolorierten  Holzschnitten  und  ausführ¬ 
lichem  Prosa-Text,  der  niemals  über  den  be¬ 
scheidenen  Bildungsgrad  und  die  Fassungskraft 
des  Landmannes  hinausgeht  und  doch  immer 
wohltuend  und  belehrend  wirkt  (Abb.  37).  Auch 
kleine  Gedichte,  teils  aus  alten  Chroniken  ent¬ 
nommen,  teils  selbständig  erfunden,  sind  ein¬ 
gestreut,  so  daß  die  angenehmste  Abwechselung 
und  eine  nicht  ermüdende  Aufmerksamkeit 
erzielt  wird.  Im  folgenden  Jahre  (1857)  folgte, 
da  sich  das  „Bauern  ABC“  großer  Beliebtheit 
erfreute,  „Das  Büchlein  A  bis  Z“,  dessen  Titel 
folgende  Widmung  trägt: 


Abb.  31.  Aus 
Brentanos  ,,Chronika 
eines  fahrenden 
Schülers“.  Im 
Deutschen  Hausbuch 
von  Guido  Görres. 
1847,  Heft  1. 
München,  Lit.-art. 
Anstalt. 


„Dies  ist  das  Büchlein  A  bis  Z, 

In  welchem  nach  dem  Alphabet 
Zu  lesen  ist  in  einer  Reih’ 

Für  Jung  und  Alt  gar  mancherlei. 

Und  der  das  Büchlein  hat  erdacht, 

Hat  Bilder  gleich  dazu  gemacht; 

So  mög’s  denn  allen  —  Groß  und  Klein, 

VVie’s  vor  euch  liegt,  willkommen  sein!“ 

Inhalt  und  Text  sind  dem  „Bauern- ABC“  sehr 
ähnlich;  die  Holzschnitte  sind  noch  vollkomme¬ 
ner  und  auch  größer.  Den  Schluß  bildet  das 
„Bunte  ABC  von  Tante  Ernestine “  (1860  in  Wien 
erschienen),  das  Pocci  zu  den  Textworten  der 


Gräfin  Thekla  Baudissin 
mit  26  Holzschnitt -Illu¬ 
strationen  zierte. 

Besondere  Beachtung 
seitens  der  Eltern,  die  ihre 
Kinder  mit  passender 
Lektüre  versehen  wollen, 
verdient  das  Büchlein 
„  Was  Du  zvi/lst“,  dessen 
zweite  Auflage  noch  von 
Braun  und  Schneider  in 
München  bezogen  werden 
kann.  Es  ist  dies  ein  wahrer  Schatzbehälter  an 
Geschichten  und  Bildern,  an  Scherz  und  Ernst, 
an  Erzählungen  und  Dichtungen.  Was  der  Titel 
verspricht,  hält  der  Inhalt.  Eine  kleine  Skizze 
„Der  Morgen“  eröffnet  das  Ganze.  Die  dicke 
Frau  Sonne,  umgeben  von  einer  Strahlenhaube, 
lehnt  sich  behaglich  auf  das  IAnsterbrett  an 
des  Bübchens  Stube  und  weckt  den  Lang¬ 
schläfer.  Der  sagt  sein  Morgengebet,  wäscht 
und  kämmt  sich,  läuft  zu  den  Eltern,  ihnen 
einen  guten  Morgen  zu  wünschen,  und  trollt 
dann  in  die  Schule.  Alles  dies  ist  in  sanft  be¬ 
lehrendem  Tone  geschrieben,  wie  wenn  ein 
Vater  zu  seinen  Kindern  spricht.  Dann  kommt 
eine  halb  prosaische,  halb  poetische  Abhandlung 
über  die  Blumen,  über  den  Wald,  wobei  die 
Sage  vom  heiligen  Hubertus  erzählt  wird,  über 
den  Winter,  den  Lenz,  die  Berge,  die  Ernte, 
den  See  usw.  Dazwischen  wieder  ein  paar  aller¬ 
liebste  Gedichte  wie  das  „begrabene  Vöglein“, 
das  „Christkind“,  der  „gestirnte  Himmel“,  oder 
spannende  Märchen  und  Sagen  vom  „Wunder¬ 
seckel“,  vom  „fremden  Herrn“,  vom  „Ritter 
Hans“.  Und  alles  mit 
so  freigebig  hineinge¬ 
streuten  Bildern,  bald 
groß,  bald  klein,  bald 
Tiere,  bald  Menschen, 
bald  Landschaften! 

Über  die  nicht  minder 
bedeutsamen  drama¬ 
tischen  Spiele,  die  in 
diesem  Buche  ent¬ 
halten  sind,  sprechen 
wir  weiter  unten  im 
Zusammenhänge. 

Verzeichnen  wir  noch 
pflichtschuldigst  die 
„Frühlings- Laube  für 


Abb.  33.  Aus  Brentanos 
„Chronika  eines  fahrenden 
Schülers“.  Im  deutschen  Haus¬ 
buch  von  Guido  Görres.  1847, 
Heft  1. 

München,  Lit.-art.  Anstalt. 


Abb.  32.  Initiale  zu  den 
„Totentänzen“.  1857. 
Stuttgart  und  München, 
Gebr.  Scheitlin. 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


451 


Abb.  34.  Initiale  zu  den 
Totentänzen.  1857. 
Stuttgart  und  München, 
Gebr.  Scheitlin. 


gute  Kinder “  mit  vielen 
Lithographien ;  „  Glorias“ 
(zu  Weihnachten  1848 
bis  1854  erschienen, 
sämtlich  in  Steindruck 
und  verschieden  getönt), 
verschiedene  Tanz -  und 
Jubiläumskarten, ,  humo¬ 
ristische  Speisezettel, 
zahlreiche  Musikstücke 
mit  Zeichnungen ,  und 
^ehen  dann  gleich  über  zu  einem  merkwürdigen 
Werke  „Altes  und  Neues“,  von  Pocci  und  Reding 
^on  Biberegg  (Pseudonym  für  H.  Holland)  1855 
n  zwei  Bänden  herausgegeben.  Wie  letzterer 
selbst  hervorhebt,  wurde  dieses  aus  der  harm- 
osen  Freude  an  alten  Geschichten  herausge- 
vachsene  Unternehmen  seltsamerweise  vom 
Publikum  gar  nicht  begriffen  und  von  der 
Kritik  sehr  übel  und  erbittert  beurteilt.  Die  da¬ 
malige  Zeit  war  offenbar  für  derartige  Aus¬ 
grabungen  von  „viel  kostbar  Edelgestein  und 
Perlen“  aus  alter  Zeit  noch  nicht  reif;  denn 
schon  Poccis  Neubearbeitung  eines  ganz  ver¬ 
schollenen  und  vielgesuchten  alten  Romans 
von  Görg  Wickram  (aus  „Des  jungen  Knaben 
Spiegel“,  Straßburg  1554,  entnommen)  unter 
dem  Titel  „Willibald  der  Sackpfeifer“  allein 
hätte  Beachtung  verdient;  sicheres,  unaufdring¬ 
liches  Treffen  der  Zeitsprache  und  angeneh¬ 
mer  Erzählerton  sind  hier  miteinander  ver¬ 
bunden.  Sehr  hübsch  sind  auch  die  sechs 
„Handwerks-  und  Gesellenlieder“,  von  höchster 
poetischer  Schönheit  jedoch  das  „Lied  vom 
armen  Sängerlein“,  die  in  schlichter  Einfach¬ 
heit  erzählte  traurige  Geschichte  eines  vater- 
und  mutterlosen  fahrenden  Sängerknaben.  Ein 
„fürnehm  Weib“  war  die  Mutter,  die  in  Liebe 
zu  des  Waldhüters  Sohn  entbrannte  und,  als 


Abb.  36.  „Fridericus  Rex“. 

Aus  „Alte  und  neue  Soldatenlieder* 
Leipzig,  Mayer  und  Wigand,  1842. 


sie  dem  Knaben  das  Leben  gegeben,  in  Jam¬ 
mer  und  Leide  sterben  mußte;  der  Vater  aber 
ward  meuchlerisch  erschlagen: 


„Ich  hatte  gelernt  von  der  Mutter  mein 
Das  adelig  Lautenspiel, 

Dazu  von  den  lieben  Waldvögelein 
Der  freien  Lieder  gar  viel. 

Der  freien  Lieder  im  Waldeston 
Und  in  frisch  duftender  Weis’ 

Möcht  singen  ich  euch  um  geringen  Lohn 
Wie  Nachtigall,  Amsel  und  Meis’! 

Und  wie  das  Vöglein  von  Ast  zu  Ast 
Tagsüber  gar  fröhlich  schwebt, 

Hab’  ich  armer  Sänger  auch  keine  Rast, 

Wie  das  Vöglein  im  Walde  lebt. 

Ist  gesungen  mein  Lied,  zieh’  ich  wieder  fort, 
Meines  Bleibens  ist  nirgendwo: 

Wie  die  Waldsänger  muß  ich  von  Ort  zu  Ort 
Frei  singen  und  wandern  also.“ 


Abb.  35.  Vom  bucklichen  Männle* 
Aus  „Alte  und  neue  Kinderlieder* 
Leipzig,  G.  Mayer,  1852. 


Dabei  sind  die  beiden  Bändchen  mit  reizenden 
Holzschnitt -Initialen  von  Poccis  Hand  ge¬ 
schmückt,  unter  denen  der  zu  dem  eben  er¬ 
wähnten  Gedichte  gehörigen,  die  Palme  ge¬ 
bührt. 

So  wenig  Pocci  auch  sonst  in  weiteren  Kreisen 
bekannt  geworden  ist  —  eines  hat  seinem  Ta¬ 
lente  jedesfalls  einen  großen  Ruf  verschafft:  seine 


452 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


Mitarbeiterschaft  an  den  „ Fliegenden  Blättern 
Die  von  ihm  geschaffene  typische  Figur  ist 
der  „ Staats/iämorrhoidarijis “,  ein  Gebilde  von 
unwiderstehlicher  Komik  und  treffender  Lebens¬ 
wahrheit.  Ein  Extrakt  der  zahlreichen  Beiträge 
ist  von  Pocci  in  der  Separatausgabe  „ Der  Staats- 
hämorrhoidanus  von  F.  P.“  (München,  1857)  ge¬ 
geben  worden,  und  in  dieser  Fassung  ist  das 
Werkchen  eine  Satire,  die  sich  den  besten 
ihrer  Art  gleichstellen  kann.  Der  von  Pocci 
geschilderte  Staatshämorrhoidarius  (Abb.  41)  ist 
keine  aus  dem  Leben  gegriffene  spezielle  Persön¬ 
lichkeit,  sondern  das  Prototyp  einer  ganzen  Gat¬ 
tung.  „Für  Subsumtionen  oder  Abstraktionen  pro 
concreto  können  wir  nicht  verantwortlich  sein“, 
so  beschließt  der  launige  Mann  seine  kurze 
Einleitung.  Das  Ganze  ist  eine  Biographie;  das 
Bild  des  Helden  ist  so  drollig,  die  Physio¬ 
gnomie  in  den  Grundzügen  zwar  immer  dieselbe, 
doch  während  der  einzelnen  Lebensphasen  so 
abwechselungsreich  gestaltet,  daß  man  über 
dem  Lachen  häufig  die  große  Kunst  des  ge¬ 
nialen  Zeichners  vergißt.  Der  Gesichtsausdruck  ist 
schon  nicht  zu  verkennen,  als  die  Hebamme  den 
Neugeborenen  dem  beglückten  Vater,  dem  Land- 
gerichtsregistraturfunktionärsgehülfensubstituten 
Maier,  präsentiert;  er  wird  deutlicher  während 
der  Schulzeit  des  edlen  Jünglings  und  ist  völlig 
ausgeprägt  bei  dem  Studiosus,  trotz  Sporen- 


Abb.  37.  Titelblatt  zum  „ßauern-AJBC“. 
München  1856. 


Abb.  38.  Titelblatt  zu  „Alte  und  neue  Soldatenlieder". 

Leipzig,  Mayer  und  Wigand,  1842. 

stiefeln  und  Tabakspfeife.  Er  ist  den  Unter¬ 
suchungsrichtern  stets  der  liebste  Protokoll¬ 
führer;  nach  der  „nur“  vier  Wochen  dauernden 
Prüfung  läßt  die  Anstellung  als  „Staatsdiener“ 
mit  offiziellem  Dreimaster  nicht  lange  auf  sich 
warten.  Nun  ist  der  Aktentisch  das  eigent¬ 
liche  Paradies,  der  Himmel  des  Staatshämor¬ 
rhoidarius.  Die  Folgen  der  zwar  weltbeglücken¬ 
den,  aber  aufreizenden  Tätigkeit  äußern  sich 
in  „Unterleibsbeschwerden,  die  sich  zu  bedenk¬ 
lichen  Anschoppungen  im  kleinen  Gedärm  ent¬ 
wickeln  und  selbst  das  Samengeflecht  alterie- 
ren“.  Ein  vom  Arzte  sofort  diagnostizierter 
„Gastrizismus“  der  in  ein  „Gallenfieber“  über¬ 
geht,  wirft  den  Unseligen  aufs  Krankenlager 
und  gibt  nach  erfolgter  Genesung  Veranlassung, 
ein  heilkräftiges  Mineralbad  aufzusuchen;  aber 
selbst  in  der  Badewanne  dienen  dem  pflicht¬ 
getreuen  Staatsdiener  Gesetzblätter  als  Lektüre. 
Nach  der  Rückkehr  Durcharbeiten  durch  Mauer¬ 
wälle  von  Retardatsakten,  abermalige  Schwel¬ 
lung  des  Unterleibes,  der  Hämorrhoidarius  ist 
fertig.  Bei  dem  ärztlich  verordneten  Reitunter¬ 
richt  verliebt  sich  unser  Held  in  die  weiland 
berühmte  Kunstreiterin  Pauline;  ein  Rüge  der 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


453 


Abb.  39.  Aus  „Der  Osterhas“  von  Georg  Scherer. 
Nördlingen,  Beck,  1850. 


„Equitationsgelüste,  als  für  die  Stellung  eines 
Staatsdieners  unwürdig“  bleibt  ebensowenig 
aus  wie  ein  hitziges  Fieber,  als  „Folge  unter¬ 
drückten  Beamtengrams“  Die  Hydrotherapie 
mit  ihren  Douchen,  Abreibungen  und  Sitzbädern 
steigert  die  Körperkraft  derart,  daß  der  Staats- 
hämorrhoidarius  imstande  ist,  die  schwersten 
Aktenfaszikel  mit  Leichtigkeit  zu  handhaben. 
Ein  komisches  Intermezzo  in  dem  Lebenslaufe 
ist  seine  Tätigkeit  als  Untersuchungsrichter. 


Ein  Verhör  von  fünfzig 
Personen,  die  von  dem 
ganzen  Vorfall  nichts 
wissen,  Anwachsen  der 
Akten  derart,  daß  der 
Richter  sie  nur  mit  Hilfe 
eines  Stuhles  erklimmen 
kann,  definitive  Aufgabe 
der  Untersuchung  wegen 
Beweismangel  und  — 
Inquirent  erhält  trotz  acht¬ 
zehnmonatlicher  Arbeit 
einen  Verweis  quo  ad  for- 
malia.  Ein  abermaliges 
gastrisches  Fieber  soll 
durch  Fußtouren  im  Ge¬ 
birge  völlig  beseitigt  wer¬ 
den.  Ein  Gewitterregen 
überrascht  den  Ärmsten; 

in  einem  Bauernhause 
muß  er  seine  durchnäßten 
Kleider  mit  denen  einer 
mitleidigen  Bauersfrau 
vertauschen;  das  ländliche 
Kostüm  gefällt  ihm  so 
gut,  daß  er  sich  eine 
richtige  Bergfex -Tracht 
zulegt  und  eine  Spitzen¬ 
besteigung  wagt.  Ein 
Liebesabenteuer  mit  einer 
Sennerin  endigt  mit  einem 
formidabeln  Hinauswerfen 
seitens  einiger  Holz¬ 
knechte.  Um  den  alljähr¬ 
lichen,  vom  Arzt  ver- 
ordneten  Landaufenthalt 
bequem  zu  ermöglichen, 
kauft  der  Staatshämor- 
rhoidarius  ein  Gütchen  und 
wird  während  seines  Ur¬ 
laubs  Ökonom;  einige 
von  ihm  erfundene  Düngerbereitungsmethoden 
werden  durch  Verleihung  der  Düngerbereitungs¬ 
verdienstfahne  und  einen  Lorbeerkranz  belohnt. 
Die  rastlose  Tätigkeit  und  aufopfernde  Berufs¬ 
treue  werden  durch  Beförderungen  gewürdigt, 
im  Traume  sieht  er  den  juristischen  Himmel 
offen,  von  Pocci  in  meisterhaftester  Weise  dar¬ 
gestellt:  Zu  Häupten  des  Schlafenden  steht  die 
Justitia  und  spiegelt  ihm  alle  Zelebritäten  der 
Rechtsgelehrsamkeit  vor;  sein  Lager  umstehen 


454 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


Abb.  40.  „Arzt  und  Bader“.  Aus  „Schattenspiel“  von  Franz  Pocci. 
München,  Literar.-artist.  Anstalt,  1847. 


Fabricius,  Odofredus,  Polician;  eine  Etage  höher 
schreitet  Justinian  leibhaftig  einher,  gefolgt  von 
einem  den  Mantel  tragenden  Negerlein  und 


schreitende  „Christuskind“  und 
„St.  Alto“,  als  illustrative  Bei¬ 
gabe  7. u  der  Geschichte  dieses 
Heiligen.  Ebendaselbst  findet 
sich  auch  eine  von  Pocci  er¬ 
zählte  Anekdote  aus  Beethovens 
Leben,  „Musikalischer  Sonnen¬ 
aufgang“  betitelt,  deren  Be¬ 
sprechung  einem  speziell  musi¬ 
kalischen  Artikel  über  Pocci 
zugewiesen  werden  muß.  Der 
Vollständigkeit  halber  sei  noch 
des  trauten  Gedichtes  „Früh¬ 
ling“  gedacht  in  dem  gleichfalls 
zu  wohltätigen  Zwecken  heraus¬ 
gegebenen  „  Dresdner  Album  “ 

vom  Jahre  1847. 


begleitet  von  Sklaven  mit  unglaublichen  assyri¬ 
schen  Gesichtern,  die  das  Corpus  juris  schleppen; 
in  der  obersten  Etage  steht  eine  Horde  fossiler 
Juristenphysiognomien  des  Gaius,  Manilius, 
Appius  u.  a.  Ein  andrer  Traum  führt  ihn  in 
die  Türkei  zum  Großsultan,  wo  er  ebenfalls  hohe 
Ehrenstellen  erklimmt.  Den  Schluß  bildet 
die  Errichtung  eines  Denkmals  für  den  „Un¬ 
sterblichen“  auf  dem  Wege  der  Subskription 
mit  Festreden,  Festessen  und  feierlichen  Auf¬ 
zügen. 

Weitere  speziell  satirische  Werke  sind  leider 
nicht  veröffentlicht  worden,  wiewohl  Poccis 
Laune  und  Geist  auf  diesem  Gebiete  uner¬ 
schöpflich  waren.  So  hat  er  nach  Hollands 
Angabe  einen  ganzen  Zyklus  „ Pfahlbaustudien “ 
gezeichnet,  als  Karikatur  auf  die  damals  ein¬ 
gerissene  Manie  (vergleiche  in  dem  berühmten 
Vischersche  Romane  „Auch  Einer“  die  „Pfahl¬ 
dorfgeschichte“).  Die  Reproduktion  eines  „prä¬ 
historischen  Hausknechts“  in  Band  3,  Seite  34 
der  „Bayerischen  Bibliothek“  (Bamberg  1890) 
läßt  es  aufs  höchste  bedauern,  daß  dieses  Werk 
dem  Publikum  vorenthalten  worden  ist. 

Von  Poccis  Beiträgen  zu  wohltätigen  Zwecken 
verdienen  zwei  aus  dieser  Zeit  besondere  Er¬ 
wähnung:  das  „ Münchener  Album “  (München 
1856)  mit  drei  warm  empfundenen  Gedichten 
des  Herausgebers,  und  zwei  anmutige  Holz¬ 
schnittzeichnungen  im  „  Katholischen  Volks¬ 
kalender  für  1858“:  das  mit  ausgebreiteten 
Armen  durch  den  winterlichen  Tannenwald 


Eine  derartig  rastlose,  unermüdliche  Tätig¬ 
keit  (denn  auch  seine  amtlichen  Pflichten  waren 
keineswegs  eine  bloße  Pfründe)  mußte  zu  einer 
nervösen  Abspannung  und  Überreiztheit  führen. 
Diese  äußerte  sich  durch  den  häufig  plötzlichen 
Eintritt  einer  melancholischen  Stimmung  nach 
Stunden  voller  Fröhlichkeit.  Aus  dieser  Geistes¬ 
verfassung  sind  denn  auch  die  mannigfachen 
„  Totentänze “  (Abb.  32  und  34)  geboren,  Ergüsse 
eines  elegischen  und  über  die  Nichtigkeit  des 
Irdischen  grübelnden  Gemütes.  Ich  erlaube  mir, 
die  freundlichen  Leser  betreffs  dieses  wichtigen 
Gebietes  Poccischcr  Dicht-  und  Zeichenkunst 
auf  einen  früher  von  mir  erschienenen  Artikel 
„Totentänze  des  neunzehntenjahrhunderts“ (Zeit¬ 
schrift  für  Bücherfreunde  1903,  Heft  6)  hinzu¬ 
weisen,  in  welchem  ausführlich  darüber  berichtet 


Abb.  41.  Der  Staatshämorrhoidarius. 
München,  Braun  &  Schneider,  1857. 


i -u  lUffU1 » »f.'i/.rmi"  ■ 


IQ'ö  rocbt  berUJiub  unb  ift  so  Kalt, 

(bs  KnaiTt  ber  §rijnrc  im  bürrc n  tfhilb, 
Jl  teSte  rn  eg  ltui|m  b*li  barem, 

Wa  nabet  »irti  rin  Jtinbelein. 
pßfin  ISnabe  lieb  urti)  umnberbolb , 
pbUtfnnrmlPjimrlfclifin  oou  Ö>otb 
erbieDunkelheit 
=ünb  (tmut Segen  tont  unö  breit. 
|$r  briebt  so  manches  ü^äumetein 
pm.  dunkelgrünen  Samten  baut. 
Sind  bringt»  ö  en  HÜind  em.b ie  beglnrfct 
1  pa»  äüäumle  in  fchaum  oiet^eübmürkt. 


Jllir  Kmnt  bas  Muablrrn  alljugut, 
This  opferte  srin  eigen  U» l nt 
Unb  gab  »ein  ?rbrn  bin  für  cur l), 
(Einleit(tern  in  bas  if)unrb:eu'b. 

J^>o  betet  denn  gtinliiniV, fronum 
Du  lieber  J<e(u. Komm,  o  Komm 
Und  jieb  tnnns  re  Hirnen  ein  , 

3xi  jH)enlien  uns  brn  Ineben  Dem, 
I)en  ifrirdrn  beut"  öen  G'nqrl  bort 
örrhündigfm  am  (ttUrn  Ört, 

D m ifried  e  n,  d  en  3  u  uns  gebracht 
Jln  jener  brifgrn  erften  ltarljt. 


l  fl  F  P  d  2 


Abb.  42.  Weihnachtsblatt  für  1842.  Zeichnung  und  Gedicht  von  Pocci. 


Zeitschrift  für  Bücherfreunde  IX. 


Zu  Hirschberg:  Franz  Graf  Pocci. 


Jordan,  Das  Verleihen  von  Büchern  im  Mittelalter. 


455 


worden  ist.  Lange  Zeit  hindurch  hatte  der 
Künstler  mit  diesem  Übel  zu  kämpfen;  Nord¬ 
seebäder  und  verschiedene  Kurorte  wurden 
ohne  Erfolg  gebraucht;  allmählich  wich 
aber  das  Leiden  und  verschwand  schlie߬ 


lich  spurlos.  Besonders  viel  beschäftigte  sich 
Pocci  in  jener  Zeit  mit  Philosophie;  die  Frucht 
dieser  Studien  war  die  treffliche  Übersetzung 
von  Joseph  Jouberts  „ Gedanken ,  Versuche  und 
Maximen “  (1851  erschienen). 

[Schlujs  folgt  in  Heft  i2.\ 


Das  Verleihen  von  Büchern  im  Mittelalter. 

Von 

Dr.  Leo  Jordan  in  München. 


nm  Mittelalter  stand  das  Bücherwesen 
unter  einem  ganz  anderen  Sterne  als 
heute,  wo  der  einzelne  für  wenig  Geld 
eine  Bibliothek  zusammenbringen  kann. 
Jedes,  auch  das  kleinste  Buch,  repräsentierte  da¬ 
mals  eine  monate-,  ja  jahrelange  Arbeit  seines 
Abschreibers.  Um  1450  wird  z.  B.  einem  Chro¬ 
nisten  nachgerühmt,  er  habe  vier  Spalten  in  der 
Stunde  schreiben  können.1  Da  brauchte  er  zu 
einem  Manuskript  von  300  Blättern  seine  300  Stun¬ 
den.  Und  doch  war  damals  die  Schrift  schon  flüssiger 
geworden,  die  Buchstaben  waren  untereinander 
verbunden,  während,  wenn  wir  in  frühere  Jahr¬ 
hunderte  zurückgehen,  die  Buchstaben  immer  größer 
werden,  stets  einzeln  stehen  und  mehr  gemalt  als 
geschrieben  sind.  Damals  hatte  wohl  mancher  an 
einer  Spalte  seinen  Tag  und  mehr  zu  malen,  und 
ein  ganz  eigenartiges  Gefühl  klingt  aus  den 
Schlußworten,  die  ein  solcher  Abschreiber  ge¬ 
wöhnlich  unter  sein  Skriptum  setzt,  ob  er  nun 
seiner  übergroßen  Freude  über  die  endliche  Be¬ 
endigung  in  einem  dreifachen  „Amen“  Ausdruck 
gibt,  oder  ,, finito  libro  laudemus  Jesum  Christum !u 
ruft,  oder  sich  selbst  irgend  einen  Lohn  wünscht. 
Der  Fromme  denkt  an  sein  Seelenheil,  wobei  das 
Versehen: 

Qui  scripsil  scribat, 

Semper  cum  domin 0  vivat! 

zum  Gemeinplatz  geworden  ist.  Ein  anderer 
variiert : 


Pagina  finitur, 

Scribenti  gloria  delur .2 * 

Der  lustige  Bruder  aber  hofft  sich  bei  Mädels  und 
Wein  gehörig  entschädigen  zu  können: 

Detur  pro  pena  scriptoris  pulchra  puellaS 

Unter  diesen  Umständen  konnten  natürlich 
nur  Klöster  und  reiche  fürstliche  Bibliotheken  eine 
größere  Anzahl  von  Manuskripten  zusammenbringen. 
An  Vollständigkeit  war  auch  da  nicht  zu  denken. 
Und  wenn  man  eine  Lücke  ergänzen  wollte,  konnte 
man  das  Fehlende  nicht  beim  Buchhändler  be¬ 
stellen,  wie  heute,  sondern  man  war  darauf  an¬ 
gewiesen,  das  gewünschte  Buch  irgendwo  zu  leihen 
und  für  sich  abschreiben  zu  lassen.  Infolge  der 
Dauer  dieser  Prozedur  und  infolge  des  hohen  Wertes 
des  Buches  kamen  dabei  sehr  oft  Unregelmäßig¬ 
keiten  vor,  ja,  der  Bücherdiebstahl  spielte  im 
Mittelalter  ungefähr  dieselbe  Rolle,  wie  der  Pferde¬ 
diebstahl  bei  Nomaden  und  Urvölkern:  er  er¬ 
schwerte  den  Verkehr  und  verleidete  manchem 
den  Besitz.4 

Die  Freigebigkeit  der  Bibliotheken  rächte  sich 
auf  das  empfindlichste  durch  immer  wachsende 
Verluste,  und  man  sah  sich  genötigt,  häufig  be¬ 
gehrte  Bücher  als  Handbibliothek  an  Ort  und 
Stelle  zu  behalten,  und  damit  sie  nicht  doch  einen 
Liebhaber  fänden,  an  Ketten  zu  legen  („ Catenati “). 
Für  die  königliche  Bibliothek  in  Paris  sind  diese 
Dinge  untersucht  und  dargestellt  worden  im 


1  Ripalta  in  Muratori  Rer.  It.  XX.  S.  915.  „ Data  erat  sibi  gratia,  ut  de  facili  columnas  4  lecturarum  scriberet  in 
hora!  Zur  Methode:  Wotke,  „Wie  verfuhr  man  beim  Abschreiben  der  Handschriften  im  Mittelalter“  in  der  „Zeitschrift  für 
österreichische  Gymnasien“  42.  296. 

2  Arsenal  Nr.  884.  fo.  136.  Sec.  XII.  —  3  Arsenal  Nr.  901.  fo.  195.  vo.  1415. 

4  Eine  Legende  des  Hl.  Bernhard,  auf  Bücherdiebstahl  bezughabend.  S.  Histoire  Litier.  XXIV.  S.  329. 

Z.  f.  B.  1905/1906.  cq 


456 


Jordan,  Das  Verleihen  von  Büchern  im  Mittelalter. 


vierundzvvanzigsten  Bande  der  ,, Histoire  Litteraire 
de  la  France Das  Resultat  ist,  daß  trotz  aller 
Anschaffungen  die  Anzahl  der  Bücher  in  den  er¬ 
haltenen  Katalogen  immer  mehr  abnimmt. 

Nun  ist  mit  dem  grundlegenden  Werke  von 
Th.  Gottlieb ,  „ Über  ?nittelalterliche  Bibliotheken “, 
Leipzig  1890,  ein  Fundament  für  jede  diese  Biblio¬ 
theken  betreffende  Frage  geschaffen.  Über  den 
Privatbesitz  kann  eine  Materialsammlung  notwen¬ 
digerweise  wenig  Anspruch  auf  Vollständigkeit  er¬ 
heben.  Ich  will  es  versuchen,  ein  Bild  von  dem 
Bücherverkehr  unter  Privatleuten  zu  entwerfen. 

War  ein  einzelnes  Buch  für  eine  Bibliothek 
wertvoll,  so  war  es  für  einen  Privatmann  unschätz¬ 
bar.  Die  Kosten  beliefen  sich  auf  für  das  Mittel- 
alter  recht  hohe  Summen.  Der  frühere  Besitzer 
des  Manuskripts  der  Pariser  Nationalbibliothek 
„ Fonds  frangais “  Nr.  2063:  Jaques  Bane  haut 
sergant  du  Roy  en  la  prevoste  de  Saint  Quentin  en 
Vermendois “  trägt  auf  fo.  107  v.  ein:  „c/tils  livres 
...  li  cousta  a  Noyon  .  III .  flourins  (T or  qui  va- 
loient  surtout  XL  VIII  deniers  par[i\sis.u  Aber 
drei  Florin  ist  billig  im  Vergleich  zu  folgendem 
Buche,  das  sich  in  derselben  Bibliothek  befindet 
(Nr.  14  771):  „Le  livre  cy  est  a  Estienne  Char- 
moy  (dem  Apotheker  Ludwigs  XI.)  et  lui  couste 
de  mestre  Pierre  I  Espaignol  .  ////.  escus  dl  or 
et  .  VI.  escus  de  drogueries  a  luy  baillieesT  Das 
macht  zusammen  zehn  Golddukaten.  Und  der 
Preis  war  immer  noch  gering  im  Verhältnis  zum 
wirklichen  Werte,  den  ein  solches  Buch  für  seinen 
Besitzer  hatte.  Ging  es  verloren,  so  war  es  in 
den  meisten  Fällen  auch  mit  größtem  Aufwand 
nicht  zu  ersetzen,  ein  Kontrast  zwischen  Geld¬ 
wert  und  wirklichem  Werte,  den  ein  Florentiner 
in  ganz  naiver  Weise  in  dem  schönen  Codex  Lat. 
15453.  fo.  412  v.  der  Pariser  Nationalbibliothek 
folgendermaßen  ausdrückt :  Die  vorliegendenSchriften 
hätten  ihn  dreißig  Florin  gekostet:  „pretio  inesti- 
mabilia  cum  in  eis  veritas  physicae  naturalis  .  .  . 
contineatur  tota  perfecta “  —  unschätzbar  in  Wirklich¬ 
keit,  weil  die  ganze  Naturgeschichte  darin  ent¬ 
halten  sei. 

Bei  Bürgerfamilien  mag  so  ein  Sammelkodex 
meist  das  einzige  Buch,  ja  vielleicht  das  einzige 
Papier  oder  Pergament  im  ganzen  Hause  gewesen 
sein.  Und  wie  heute  noch  in  den  Familienbibeln, 
finden  wir  Einträge  von  Ereignissen,  Krankheiten, 


Todesfällen  in  solchen:  so  z.  B.  daß  die  Eng¬ 
länder  Anno  1369  durch  das  Land  gezogen 
wären,1  oder  daß  des  Besitzers  Mutter  gestorben 
sei.2 3 4  Die  stete  Furcht  vor  dem  Bücherdiebstahl, 
ja  die  Furcht,  man  könne  in  den  Verdacht 
kommen,  selber  das  Buch  gestohlen  zu  haben, 
gaben  Anlaß  zu  allen  möglichen  Einträgen.  So 
bestätigt  ein  Arzt,  daß  er  das  betreffende  Buch 
aus  einer  Kirchenbibliothek  entliehen  habe  und 
dasselbe  dorthin  zurückgebracht  werden  müsse, 
wahrscheinlich,  damit  im  Falle  seines  Todes  der 
Band  in  die  richtige  Hand  wieder  zurückkäme 
( Valenciennes  321.  fo.  1.  v.  S.  Katalog.)  Ein  anderer 
setzt  unter  das  „Anathema /“  irgend  einer  Kloster¬ 
bibliothek,  das  in  seinem  Buche  von  früherer 
Besitzerhand  stand:  „ Ego  .  .  .  ncscio  ubi  est  domus 
praedicta,  ncc  hunc  librum  abstuli ,  sed  modo  legi- 
timo  acquisivi“  A 

Immer  war  es  das  Bestreben  eines  jeden  Be¬ 
sitzers,  Namen  und  Wohnort  einzutragen.  Vor¬ 
nehme  Leute,  für  die  ein  Buch  abgeschrieben 
wurde,  ließen  sich  auf  die  erste  Seite  ihr  Wappen 
malen,  verwiesen  wohl  auch  in  einem  Versehen 
auf  dieses: 

Errantem  si  quis  rcpperil  hunc  forte  libellum 
Sunt  posscssoris  cognita  signa  sui.  4 

Witzig  eingekleidet  ist  ein  solches  „Memento!“ 
in  einem  Buche  der  Straßburger  Familie  von  Esch, 
die  eine  Guimbarde  —  eine  eigenartig  geformte 
Trompete  im  —  Wappen  hatte: 

„  Tonics  tu  es  JR  tromperontP 

Alle  ihre  „Trompeten“  werden  blasen,  — 
wenn  ihnen  nämlich  einer  das  Buch  entwendet. 5 
Das  sind  die  ältesten  „ Ex-libris 

Auch  geistliche  Körperschaften  pflegten  auf 
die  Innenseite  des  Deckels  und  auf  freie  Blätter 
ihr  Signum  und  Anathema  anzubringen,  meist  in 
der  Form: 

Jste  liber  est  Sancti .  .  .  Quicumque  eum  fuerit  furatus , 

anathema  sit !  6 

Bürgersleute  waren  freilich  schlechter  daran. 
Sie  schrieben  auf  jedes  freie  Blatt  ihren  Namen, 
und  fürchterliche  Drohungen  gegen  den  etwaigen 
Dieb  vervollständigten,  was  ihr  geringer  Einfluß 
minderte.  Ganz  kühl  und  juristisch  schreibt  der 
erwähnte  Jaques  Bauchant  in  sein  Buch:  „Wer  es 
findet  oder  wem  er  es  borgt,  der  gebe  es  ihm 
wieder:  denn  keiner  hat  einen  Rechtsgrund  frem¬ 
des  Eigentum  zurückzuhalten.“ 7  Ein  anderer 
schreibt  schon  energischer:  „Wer  mir  mein  Buch 


1  Bibi.  Nat.  Lat.  15171.  fo.  175.  v.  „Lan  mie  CCC.l  XIX  environ  la  samt  denis  passer ent  /es  angloys  par  ce pays. 

2  Paris,  Bib.  Nat.  Lat.  14070.  fo.  2.  Anno  1288  in  Geheimschrift. 

3  Mitgeteilt:  „Histoire  Litteraire“  XXIV,  S.  329- 

4  Bib.  Nat.  10468.  fo.  308:  repperiat  statt  repperit.  „Errare“  —  herumfahren,  vgl.  „Chevalier  erranl“.  Schlechtes 
Latein,  da  errer  in  diesem  Sinne  von  iterare  kommt. 

5  Nachgewiesen  und  heraldisch  erklärt:  Romania.  XV,  S.  165. 

6  Z.  B. :  Cambrai  508.  Angers  312.  (S.  die  Kataloge.) 

7  Bib.  Nat.  fr.  2063  fo.  107  v.  „Qui  le  troeve  ou  qu’il  (=  cui  il)  le  prester a  se  li  rende  si  fera  ce  que  il  devera  .  .. 
(auf  dem  letzten  Blatte :)  .  .  .  qar  nulz  n’a  cause  de  droit  de  retenir  l’autrui  cose  “  A.  1 366. 


Jordan,  Das  Verleihen  von  Büchern  im  Mittelalter. 


457 


entwendet  —  Der  soll  es  mir  bezahlen!“ 12  Und 
ein  dritter  halb  ernst,  halb  scherzhaft:  „Wer  es 
stiehlt,  den  lasse  ich  am  Galgen  von  Nevers  auf¬ 
hängen.“  1 

Andere  wieder  sehen  ein,  daß  mit  Drohungen 
nichts  zu  erreichen  sei  und  lassen  sich  zu  Ver¬ 
sprechungen  herab,  wie  man  heute  für  den  ehr¬ 
lichen  Finder  eine  Belohnung  aussetzt:  „Wer  es 
findet,  der  gebe  es  seinem  Besitzer  zurück  und 
man  wird  ihm  so  guten  Wein  dafür  geben,  daß 
er  zufrieden  sein  wird.“2  Oder  länger  aus¬ 
gesponnen:  „Dies  Buch  gehört  Peter  Acquary, 
Müller  in  der  Mühle  vor  Maignil  Scellieres.  Der 
oder  die,  welche  das  vorliegende  Buch  wieder¬ 
findet,  gebe  es  dem  gen.  Acquary  zurück  und 
gern  wird  er  es  mit  Wein  bezahlen,  und  wenn 
sie  es  ihm  nicht  zurückerstatten,  so  möge  sie 
der  Teufel  holen.  Joseph  und  Maria.  —  Peter 
Acquary.“3 

Genau  dasselbe  Bild  entrollt  sich,  wenn  wir 
uns  nach  Italien  wenden.  Vornehme  und  frei¬ 
gebige  Humanisten  machen  immer  und  immer 
wieder  schlechte  Erfahrungen  beim  Verleihen.  Ein 
beliebtes  Verfahren  war  hier,  seitdem  man  alle 
möglichen  Dinge  zu  sammeln  anfing,  die  Minia¬ 
turen  aus  den  Manuskripten  herauszuschneiden, 
wohl  auch  durch  minderwertige  zu  ersetzen,4  eine 
Art  des  Diebstahls,  die  auch  in  Frankreich  üblich 
war  und  uns  manche  Lücke  im  Text  eingebracht 
hat,  da  ja  die  Rückseite  mitging. 

Man  darf  sich  freilich  unter  diesen  Übeltätern 
keine  Diebe  von  Profession  vorstellen,  denn  solche 
würden  ein  geborgtes  Buch  niemals  in  ihre  Hände 
bekommen  haben:  es  sind  vielmehr,  wie  man  so 
sagt,  „Liebhaber“,  und  es  bleibt  frei,  ob  man  sich 
mehr  über  die  Naivität  oder  über  den  geringen 
Grad  von  Gewissenhaftigkeit  wundern  will.  Auch 
Dantes  Lehrer  Brtinetto  Latini  klagt  in  seinem 
,, Tesoretto “,  dem  italienischen  Auszug  aus  seinem 
französischen  „Li  livres  dou  tresour “,  wie  leicht¬ 
sinnig  die  Leute  mit  geborgten  Büchern  und  Wert¬ 
gegenständen  umgingen,  und  verwünscht  es,  wenn 
es  ihm  mit  seinem  Werke  ebenso  gehen  sollte.5 

Diese  allgemeine  Unsicherheit  büßten  natürlich 
diejenigen,  die  als  Fachleute  eines  bestimmten 


Buches  wirklich  bedurften  und  es  nur  leihweise 
erhalten  konnten.  Ein  Bittgedicht  Pertrarcas 6 
bestätigt  uns  dies.  Bei  Abfassung  eines  Werkes, 
wahrscheinlich  seiner  „De  remediis  utriusque  for- 
htnae “,  das  antiken  und  modernen  Geist  und 
Sprache  verbinden  sollte,  fehlte  ihm  eine  Schrift 
des  Augustinus,  der  Besitzer  derselben  aber  hatte 
ihm  wohl  auch  nach  schlechten  Erfahrungen  das 
Buch  verweigert.  So  sandte  ihm  der  Dichter 
folgendes  Sonett: 

Sind  Liebe  oder  Tod  mir  nicht  entgegen 
Bei  neuem  Faden,  den  ich  fleißig  spinne, 

Noch  andrer  Aufenthalt,  dieweil  ich  sinne, 

Verbindungswege  zu  uns  anzulegen 

Aus  alter  Zeit;  —  wohl  scheint  solch  Werk  verwegen!  • — 
So  glückt’s  mir  noch,  das  Römische  zu  einen 
Mit  seiner  Tochtersprache.  Ich  will  meinen, 

Daß  es  bis  Rom  die  Geister  wird  erregen. 

Nur  fehlt  mir,  noch,  das  Große  zu  vollenden, 

Ein  Einziges  von  jenen  feinen  Dingen, 

Die  mein  geliebter  Augustin  geschrieben. 

Verschlossen  doch  ist  mir  die  Hand  geblieben, 

Die  sonst  so  edel  war  in  geist’gen  Spenden, 

Ach  öffne  sie  und  laß  mein  Werk  gelingen. 

Ob  seine  Bitte  ihm  gewährt  wurde,  und  er  das 
Buch  erhielt,  wissen  wir  nicht.  Aber  wer  hätte 
auch  einem  Sonette  Petrarcas  widerstehen  können? 
Wie  übrigens  dem  Dichter  bei  diesem  Gesuch  zumute 
war,  können  wir  uns  am  besten  vorstellen,  wenn 
wir  bedenken,  daß  er  selbst  eine  recht  schlechte 
Erfahrung  gemacht  und  durch  Verleihen  ein 
Unikum  verloren  hatte,  dessen  Verlust  noch  jetzt 
beklagt  wird.  Er  verborgte  nämlich  die  einzige 
Handschrift  von  Ciceros  „ De  gloria “  und  erhielt 
dieselbe  nicht  zurück,  so  daß  das  Werk  bis  auf 
den  heutigen  Tag  unbekannt  geblieben  ist.7 

Im  übrigen  finden  wir  in  Italien  dieselben  Ver¬ 
suche,  wie  in  Frankreich,  durch  Einträge  an  das 
Gewissen  der  Entleiher  oder  Diebe  zu  appellieren. 
Bald  sanft,  wie  in  den  „ Fioretti “  des  Hl.  Fran¬ 
cisco  der  Markusbibliothek  (it.  I.  9  ):  „Findet  einer 
das  Buch,  soll  er  es  dem  Besitzer  um  Gottes  willen 
zurückerstatten.“8  Oder  in  klassischer  Knappheit 
und  Grobheit: 


1  Bib.  ATat.  N.  Acq.  Fr.  10035.  „Qui  aquest  romans  volra  ...  si  li  costarci.“ 

2  Bib-  Nat.  f.  fr.  4276.  fo.  143.  v.  (S.  Katalog.)  „Ce  romant  est  a  Htigues  Guiot;  qui  l'amblera  pendu  sera  au 

forches  de  Nevers“  —  Arsenal  181.  „Ciz  romanz  est  a  Jaques  de  Paris  —  Haut  soit  pendus  qui  1' emblera  en  finP 

3  Bib.  Nat.  fr.  1166.  fo.  112.  v.  „quj  le  trouvara  sy  luy  rande  et  on  luy  randera  sy  tres  bon  vin  qui  (=  qu’il) 
s’en  tara  (=  tendra)  pour  contensP 

4  Bib.  Nat.  f.  fr.  1822.  45.  v.  „Ce  present  liure  appartient  a  pierre  Acquary  munier  dem  [eurant\  au  molin  a  avant 
(ä  vent?)  Du  Maignil  Scellieres,  celuy  ou  celle  qui  retrouvera  le  pnt  (present)  liure  kar  le  rande  au  d\it ]  acquary  <S°  voul. 
lautiere  paisa  (paira)  du  vin  &  en  faulte  de  ne  randre  au  d\it\  Acquary  le  grand  diable  les  puisse  empörter,  Joseph  o° 
Marie.  (Unterschrift.)  Pierre  acquary “. 

5  Jakob  Burckhardt ,  Beiträge  S.  300 — 301.  Über  die  Bibliothek  des  Vittorio  da  Feltre:  Kultur  der  Renaissance  S.  329. 

6  Tesoretto,  Vers  101.  (In  der  „Zeitschrift  für  Rom.  Philologie“  Bd.  VII.)  Chosse  di  gran  asse/to  .  .  .  L’o  date  a 

charo  amicho,  —  Pot,  chon  dolor  lo  dicho  —  Le  vidi  in  man  di  fand  —  E  rasenprati  tanti  —  Che  si  ruppe  la  bolla  — 

E  nmase  per  nulla  —  S’aven  cosi  di  questo  —  Si  dicho  che  sia  pesto,  —  E  di  charta  in  quaderno  —  Sia  gittato  in  inferno. 

1  Petrarca  ,, Soneiti  e  Canzone  di  vano  ArgonentoP  (Ed.  Rigutini.  Milano,  Hoepli,  96.  Nr.  7.) 

8  S.  Histoire  Liiteraire  XXIV,  S.  327.  —  20  }>Si  quls  invenerit  rendat  ei  — pro  amore  dei.“ 


458 


von  Zobeltitz,  Zwei  alte  Stammbücher. 


„Der  du  dies  Buch  von  mir  entliehst 
Hüt  es  vor  Feuer  und  vor  Licht, 

Vor  Kindern,  und  behalt  es  nicht  !“* 

Ein  origineller  Geist  spricht  schließlich  aus 
dem  Sonette  jenes  Quattrocentisten,  das  auf  dem 
inneren  Deckel  des  Codex  Marciana  C/asse 
VIII.  17.  eingetragen  ist.1 2 

Ein  Einz’ger  schadet  oftmals  hundert  andern; 

Gerecht  erscheint  mir’s  nicht,  doch  sagt  man  so. 

Ich  werde  meiner  Bücher  nicht  mehr  froh, 

Seit  sie  von  einem  zu  dem  andern  wandern. 

Wenn  ich  ein  Buch  verborgte,  —  mir  ein  Kummer!  — 
Und  man  es  durchstudiert  und  ausgelesen 
Und  mir  zurückgebracht,  ist’s  recht  gewesen, 

So  fand  auch  ich  am  Ende  ruhigen  Schlummer. 


Doch  niemand  soll  ein  Buch  von  mir  entführen, 

Mit  dem’s  mir  geht,  wie’s  meist  das  Schicksal  bringt, 
Dali  ich  am  End  muß  Freund  und  Buch  verlieren. 

Und  ist’s  ein  guter  Freund,  daß  er  mich  zwingt, 

Will  ich  an  sein  Gedächtnis  appellieren, 

Daß  er’s  am  Ende  mir  auch  wiederbringt. 

Das  Unrecht  doch  will  gar  mir  nicht  behagen: 

Ihr  lernt  umsonst,  ich  muß  die  Kosten  tragen! 

Ich  will  dem  gelungenen  Bibliophilen  wün¬ 
schen,  daß  er  die  ältesten  Drucke  erlebt  und  im 
Geiste  wenn  auch  nicht  vollkommene  Heilung,  so 
doch  Linderung  aller  Entleiherqualen  voraus¬ 
gesehen  hat. 


Zwei  alte  Stammbücher. 

Von 

Fedor  von  Zobeltitz  in  Berlin. 


wei  höchst  interessante  Stammbücher 
sind  mir  zur  Ansicht  zugegangen.  Das 
erste  befindet  sich  im  Besitz  von  Herrn 
Jacques  Rosenthal  in  München,  Karl¬ 
strabe  10.  Über  den  ursprünglichen  Inhaber  ver¬ 
mag  die  genannte  Antiquariatsfirma  wenig  mit¬ 
zuteilen.  Das  Stammbuch  gehörte  einem  gewissen 
Brak ,  auch  Brack,  Brake  und  de  Braek  geschrieben, 
der  (Franzose,  vielleicht  auch  Holländer  von  Ge¬ 
burt)  Erzieher  eines  vornehmen  jungen  Mannes 
war,  mit  dem  er  in  der  Zeit  von  1782  bis  1783 
eine  Reise  unternahm,  die  ihn  über  Mannheim, 
Göttingen,  Dessau,  Weimar,  Berlin,  Leipzig,  Dresden, 
Mailand,  Padua,  Verona,  Genua  nach  Rom  führte. 
Aus  allen  diesen  Städten  (auch  noch  aus 
Lyon  und  Montpellier)  finden  sich  Eintragungen 
berühmter  Gelehrten,  Dichter  und  Künstler.  Ent¬ 
weder  hat  der  klangvolle  Name  jenes  unbekannten 
Zöglings  des  ersten  Stammbuchbesitzers  diesem 
überall  die  Türen  geöffnet,  oder  der  Besitzer  ge¬ 
hörte  zu  jenen  gewandten  Autographenjägern,  die 
sich  nicht  leicht  ab  weisen  lassen  (ein  Geschlecht, 


das  heute  noch  lebt).  Das  Stammbuch,  ein  schöner 
Lederband  in  Queroktav,  enthält  ferner  eine  An¬ 
zahl  von  Porträtsilhouetten  (15),  74  Kunstblätter 
und  10  eingeklebte  Originalradierungen. 

Eine  Auswahl  aus  den  Eintragungen  möge 
hier  folgen. 

Johann  Christoph  Gatter  er  (1727  — 1799),  der 
bekannte  Geschichtsforscher,  1759  Professor  der 
Geschichte  in  Göttingen,  wo  er  1764  das  Historische 
Institut  begründete,  dessen  Direktor  er  seit  1767 
war,  nennt  die  Geschichte  die  Führerin  des  Lebens 
und  den  Weg  zur  Wahrheit: 

Historia  vitae  dux,  veritatis  via. 

Honoris  et  memoriae  causa 

Goettingae  d.  i.  Martii  scripsit 

A.  1783.  J.  C.  Gatterer. 

Das  folgende  Blatt  gehört  dem  Chemnitzer 
Leinewebersohn  Christian  Gottlob  Heyne ,  der  ein 
berühmter  Altertumsforscher  wurde  und  von  1763 
bis  zu  seinem  Tode  im  Jahre  1812  als  Professor 
der  Beredsamkeit  in  Göttingen  wirkte: 


1  Flor.  Bib.  Naz.  II.  II.  49.  (Im  Katalog  gedruckt:) 
non  s'acguffi  —  Rendimel’  presto  e  guardal'  da  fanciulli“. 

2  Sempre  si  disse  che  un[o]  fa  danno  a  ciento 
Benche  a  me  non  pare  pero  dovuto 

Per  uno  inghanno  ch  io  o  ricevuto 
Seguire  uitendo  tal  ordinamento. 

Prestai  a[a]  uno  ond  io  77iolto  mi  pe7ito 
Un(o )  libro  e  quando  el  ebe  assai  tenuto 
E[i\  mi  provo  che  mel  a  a7ica  renduto. 


,,Tu  che  con  questo  lib7-o  ti  trastulli  —  Fa  che  co7i  la  lucer7ia 

Pero  nessuno  mi  chiegha  piii  m  presla?iga 
A  7710  che  no7i  m’ avengha  come  s7iole 
Ch'  io  perda  il  libro  e[d]a7icor  l’ amistanga. 

E  s’egli  e  a77iicho  che  sforgar(e)  mi  vuole 
Arechi  a  771  e  si  fatta  ricordanga 
Che  facia  in  pie  te7ier  le  sue  parole. 


Per  cio  no7i  senga  schole 
Nessuno  imparera  alle  7nie  spexe 
Sara  villano  dove  io  era  cortese. 


von  Zobeltitz,  Zwei  alte  Stammbücher. 


459 


Each  day  a  Life! 

Saepe  miratus,  quam  bene  teneres  illud, 
lucrum  esse  nullum  maius  quam  excedo 
temporis  usu,  adscripsi  haec  in  perpetuam 
mei  memoriam 

Goettingae  Chr.  G.  Heyne, 

d.  3.  Martii  1 7  §3  - 

Ein  anderer  berühmter  Göttinger  folgt:  der 
Staatsrechtslehrer Joh.  Stephan Pütter (1725  — 1807), 
der  notorisch  schon  in  seinem  dreizehnten  Lebens¬ 
jahre  die  Universität  bezog  und  auf  das  Staats¬ 
recht  seiner  Zeit  von  maßgebendem  Einfluß  wurde. 
Vielleicht,  weil  seine  Hauptbedeutung  auf  dem 
Gebiete  des  Privat/wrr/^rechts  lag,  schrieb  er: 

Deo  et  reipublicae. 

Honoris  et  memoriae  causa 
scripsit 

Joannes  Stephanus  Pütter 
Goettingae  d.  8.  Mart.  1783. 

Nun  kommt  Lichtenberg  an  die  Reihe: 

Iunatum  est  cunctis  sublimia  plurima  scire 
utque  scias  brevis  est:  regula  scire  velis. 

Honoris  ac  memoria 

causa  scribebat 

G.  C.  Lichtenberg,  Prof,  philos.  P.  O. 
Goettinga  d.  11.  Martii  1783. 

August  Ludwig  Schlözer  (1735  —  1809),  der 
Historiker  und  Publizist,  Großvater  unseres  ersten 
preussischen  Gesandten  am  päpstlichen  Stuhl, 
Ende  der  sechziger  Jahre  des  XVIII.  Säkulums 
Professor  der  Politik  zu  Göttingen,  hat  ein  Zitat 
aus  dem  Euripides  in  das  Stammbuch  eingetragen. 

Der  Mathematikprofessor  und  Epigrammatiker 
Abraham  Gotthelf  Kästner  ist  weitläufiger;  er 
dichtet  sogar: 

Welch  Volk,  Thuiskons  Volk,  gestehst  den  Rang  Dir  zu? 
Der  Wälsche  singt  und  mahlt  vortrefflicher  als  Du? 

Witz,  Höflichkeit,  Geschmack,  sich  putzen,  Kochen,  Tanzen, 
Und  manches  Beßre  noch  lernst  Du  vom  muntren  Franzen; 
Stolz  geht  des  Britten  Blick  auf  alles  Land  umher, 

Wo  denkt  man  tief  und  stark?  wo  spricht  man  frey  wie  Er? 
Und  Du,  mein  armes  Volk,  ist  was  von  Dir  zu  melden? 
Giebst  Du  Europen  was?  —  Regenten,  Weise,  Helden. 

Des  Herrn  Besitzers  Andenken 
empfiehlt  sich  hiermit 
Abraham  Gotthelf  Kästner 
aus  Leipzig 

Göttingen  Prof,  der  Physik  und  Mathematik, 

d.  8.  May  1783. 


Der  Oheim  des  Freihern  Karl  von  Martens, 
Verfassers  des  berühmten  „Guide  diplomatique“ : 
der  Diplomat  und  Publizist  Georg  Friedrich  Martens , 
1783  außerordentlicher  Professor  der  Rechte  in 
Göttingen,  gibt  ein  Zitat  aus 

Metastasio 

11  viver  si  misura 

Dali’  opre,  e  non  dai  giorni. 

Misurando  cosi  la  Sua  vita  in  Gottinga  la 
trovo  lunga,  che  altramente  al  mio  decio  pare 
brevissima.  11  serbarmi  la  Sua  amicitia  e 
l’unica  via  per  allegiar  il  dolore  che  sento 
del  Sua  partire,  e  dunque  la  pregho  sincera- 
mente  di  sceglierla 

in  Gottinga  Geo.  Frd.  Martens. 

il  XI.  di  Mart. 

I7S  3- 

In  Runenschrift  hat  sich  unter  sein  trefflich  in 
Sepia  ausgeführtes  Porträt  der  in  Schweden 
wirkende  dänische  Künstler  Karl  Gustav  Pilo 
eingetragen. 

Jean  Pierre  Erman ,  der  Prediger  der  franzö¬ 
sischen  Gemeinde  in  Berlin  und  Direktor  des 
dortigen  französischen  Gymnasiums,  Verfasser 
(mit  Reklam)  der  „Histoire  des  Refugies“,  trägt 
sich  wie  folgt  ein: 

Vous  me  paroissez,  monsieur,  etre  cet  homme  lä  et 
joindre  au  merite  d’avoir  vu,  le  mente  aggrandit  (un¬ 
leserlich)  d’avoir  bien  vu.  Je  suis  tres- Hatte  que  vous 
m’admettez  dans  ce  Souvenir.  J’en  infere  que  je  ne  serai 
pas  etranger  ä  un  autre  souvenir  bien  plus  interessant  pour 
moi.  Aidez  votre  jeune  Aiglon  ä  ne  pas  oublier  dans  son 
vol  rapide  et  etendu  quelautre  sur  lequel  il  a  fait  la  plus 
vive  impression. 

Erman.  Conseiller  du  Consistoire  superieur 

Pasteur  de  l’Eglise  francoise  Professeur  d’eloquence 
et  Principal  du  College  Royal  Franqois 

Berlin  le  16.  Septembre  1783. 

Das  folgende  Blatt  zeigt  gegenüber  zweier  ein¬ 
geklebter,  in  Kupfer  gestochener  Vignetten  die 
Eintragung  des  Künstlers,  der  sie  gefertigt:  des 
Kupferstechers  Professors  Johann  Friedrich  Bause 
(1738—1814),  dessen  nach  Graff  und  Öser  ge¬ 
stochenen  Porträts  besonders  geschätzt  werden: 

Treu  sich  den  Künsten  weyhn, 

Macht  unsre  Sitten  mild  und  lehrt  uns  menschlich  seyn. 

Leipzig  Zum  Andenken  geschrieben  von 

den  2.  Oktober  1 783  Joh.  Fr.  Bause. 


Eintragung  Goethes  in  das  Braksche  Stammbuch.  (Etwas  verkleinert.) 


460 


von  Zobeltitz,  Zwei  alte  Stammbücher. 


Zeichnung  von  Henry  Tresham  in  dem  Brakschen  Stammbuch. 


Einfach^mit  „Huber“  unterzeichnet  sich  Ludwig 
Ferdinand  Huber ,  der  Freund  Schillers  und  Chr. 
Gottfried  Körners.  Als  geborener  Pariser  schreibt 
er  französisch: 

Ceux  qui  se  plaignent  de  la  fortune,  n’ont  bien  souvent 
ä  se  plaindre  que  deux-memes. 

Souvenez-vous  quelquefois 

Leipzig,  le  2.  8br.  1783.  de  votre  serviteur  &  ami 

Huber. 

„mendelson“  hat  Moses  Mendelssohn  ein  paar 
für  mich  nicht  entzifferbare  Zeilen  in  hebräischer 
Sprache  unterzeichnet.  Basedow ,  der  grobe  Pä¬ 
dagoge,  schreibt  in  Dessau,  wo  er  1774  sein 
Philanthropinum  errichtet,  seine  Eintragung  in  das 
Stammbuch: 

Mr.  de  Haller. 

Qui  pense  librement,  pense  bien. 

Un  autre. 

Qui  ose  dire  ce  qu’il  pense,  pense  librement. 

Dessau,  le  29.  Sept.  1783.  Jean  Bernard  Basedow. 

Auch  Zollikofer ,  der  Pastor  der  reformierten 
Gemeinde  in  Leipzig  und  berühmte  Kanzelredner, 
schreibt  sich  französisch  ein: 


Sois  ce  que  tu  parois  etre,  &  ne  crains  pas  de  paroitre 
ce  que  tu  es.  G.  J.  Zollikofer. 

Leipzig,  2.  Okt.  1783.  Bast.  eccl.  reform. 

Es  folgt  Wieland  mit  einem  Popeschen  Zitat: 

The  proper  study  of  mankind  is  Man. 

Zum  Andenken  geschrieben 
von 

C.  M.  Wieland. 

Weimar  d.  4h  Octob.  1783. 


Will  der  Knabe  nicht  hören  was  der  erfahrene  Mann 

spricht? 

Muß  der  Jüngling  steets  irren?  und  schwerbetrogen  die 

Männer 

Wieder  zu  Knaben  sich  wünschen  nur  um  sich  selber  zu 

folgen. 

d.  1 2.  Oktbr.  83.  Goethe. 


Diese  Goetheschen  Stammbuchverse  sind  bisher 
noch  ungedruckt  geblieben:  wenigstens  in  dieser 
Form  und  in  Goethes  Werken.  Ich  halte  sie  für 
eine  Übersetzung  aus  einem  antiken,  vermutlich 
griechischen  Schriftsteller. 


Herder  zitiert  gern;  diesmal  den  Opitz: 


Ich  lernte  täglich  was  aus  meinem  Leben  nehmen 
was  nicht  hinein  gehört  —  — 


Opitz. 


Zum  Andenken  schriebs 

Johann  Gottfried  Herder. 
Weimar  den  13.  Octob.  1783. 


Die  folgenden  Blätter  enthalten  Zeichnungen 
in  Bleistift,  Feder  und  Sepia.  Auch  hier  tritt  uns 
mancher  berühmte  Name  entgegen.  Giovanni 
Fiorelli  stiitet  eine  hübsche  Bleistiftskizze,  Georg 
Melchior  Kraus  in  Weimar  eine  Tuschzeichnung. 
Anton  Graff  hat  sein  Selbstporträt  beigesteuert 
und  eigenhändig  unterzeichnet  und  datiert  („Dreßden 
den  23.  Okt:  1783“).  Es  folgen  Johanti  Casa¬ 
nova  mit  einer  Vignette,  der  Bruder  des  Memoi¬ 
renschreibers  und  Direktor  der  Akademie  der 
schönen  Künste  in  Dresden  —  J.  Ph.  Sueur 
mit  einer  Federzeichnung  —  Henry  Tresham  mit 
zwei  Sepiaskizzen  —  Jea?i  Bapt.  Tierce  mit  fünf 
Aquarellen  —  A.  L.  T.  Vaudoy  er,  der  berühmte 
französische  Architekt,  mit  einigen  Zeichnungen, 
die  ein  ganz  närrisches  Haus  in  Kugelform  dar¬ 
stellen  —  Andrea  Appiani,  der  „Maler  der  Grazien“ 


Und  nun  Goethe: 


von  Zobeltitz,  Zwei  alte  Stammbücher. 


461 


—  Le  Monnier  mit  einem  Porträt  der  Corilla,  dem 
Urbild  der  „Corinna“  der  Frau  von  Stael  —  der 
Genueser  Giovantii  David  mit  einem  Aquarell 
M.  de  Montgolfier  mit  schönem  Porträt  von  J.  Roques 
usvv.  Auch  zahlreiche  Silhouetten  sind  eingeklebt: 
die  von  Gatterer,  Heyne,  Lichtenberg,  Kästner  u.  a. 
Dazwischen  liegt  noch  manches  interessante  Schrift¬ 
stück,  so  eine  Eintragung  aus  Mailand  von  Cesare 
Beccaria  Bonesano,  dem  berühmten  philanthropischen 
Schriftsteller  und  Verfasser  der  „Delitti  e  pene“. 

Auch  das  zweite  Stammbuch,  von  dem  ich  hier 
sprechen  will,  ist  in  hohem  Grade  interessant.  Es 
gehörte  in  den  dreißiger  Jahren  vorigen  Jahrhunderts 
einem  Fräulein  Fanny  von  Wangenheim  und  be¬ 
findet  sich  gegenwärtig  im  Besitze  des  Herrn 


Hoher  Geist  und  edler  Sinn 
Ward  für  tausende  Gewinn. 

Milde  mit  der  Menschheit  Schwächen, 

Tiefer  Einsicht  zugetan, 

Rinnt  allein  in  Segensbächen 
Durch  des  Lebens  Dämmerbahn, 

Ja,  ein  lichter  Stern  erscheint, 

Wo  sich  Kraft  und  Liebe  eint. 

Lange  leucht’  er  noch  den  Seinen, 

Und  der  Freund’  umschlingend’  Band, 

Geistig,  herzvoll  zu  vereinen, 

Bringe  Zeit  dem  Vaterland. 

Hoffnung,  ewig,  jung  und  grün, 

Möge  jeden  Tag  umblülni ! 

Der  Wert  der  Kinder  bringt  den  Eltern  das 
reinste  Glück.  In  Achtung  und  Liebe  bleibt 
Ihnen  für  immer  ergeben;  Ihre 

Caroline  von  Wolzogen,  geb.  Lengefeld. 


Eintragung  Moses  Mendelssohns  im  Brakschen  Stammbuch. 


Ludwig  Rosenthal  in  München,  Hildegardstraße  16. 
Gegenüber  einem  Aquarell,  das  Schönemannsche 
Haus  in  Frankfurt  a.  M.  darstellend,  in  dem 
Goethes  „Lili“  das  Licht  der  Welt  erblickte,  finden 
wir  folgenden  Eintrag: 

Mögen  Sie,  mein  gnädiges  Fräulein,  bei  dem  Lesen 
dieser  Zeilen  sich  stets  mit  derselben  Güte  und  demselben 
Wohlwollen,  welches  Sie  ihm  früher  erwiesen  haben,  dessen 
erinnern,  der  sich  mit  der  ausgezeichnetsten  Hochachtung  zu 
nennen  die  Ehre  hat 

Ihr 

ganz  ergebener 

Weimar  Carl  Alexander, 

den  29.  April  1838.  Erbgroßherzog  zu  Sachsen-Weimar. 

Karoline  von  Wolzogen ,  Schillers  Schwägerin, 
hat  sich  mit  folgendem  Gedicht  verewigt: 

An  Fanny  von  Wangenheim 
am  14.  May  1838. 

Zu  des  theuren  Vaters  Feste 
Nimm  des  Herzens  treuen  Gruß. 

Die  Natur  gab  ihm  das  Beste 
In  der  Vorsicht  weisen  Schluß, 


Die  gutgemeinten  Verse  sind  für  den  fünfund- 
sechszigsten  Geburtstag  des  Vaters  der  ehemaligen 
Stammbuchbesitzerin  gedacht:  des  Freiherrn  Karl 
August  von  Wangenheim,  der  1816  wiirttem- 
bergischer  Kultusminister  war  und  1817  als  württem- 
bergischer  Gesandter  beim  Bundestage  an  der 
Spitze  der  liberalen  Opposition  gegen  das  Metter- 
nichsche  Reaktionssystem  stand.  1823  wurde  er 
auf  Metternichs  Drängen  abberufen.  Er  starb  hoch¬ 
betagt  1850  zu  Coburg. 

Auch  ein  mit  „K.  v.  W.  fecit  11.  Dzbr.  1827“ 
signiertes  Blatt  des  Stammbuchs,  eine  Sepiazeichnung, 
scheint  mir  von  Karoline  von  Wolzogen  (die  ihren 
Vornamen  sehr  verschieden,  bald  mit  C,  bald 
mit  K  schrieb)  herzurühren. 

Der  berühmte  Theologe  Karl  August  von 
Hase ,  der  1830  als  Leser  der  Dogmatik  und 
Kirchengeschichte  nach  Jena  gekommen  war, 
läßt  sich  also  vernehmen: 

Da  Sie  sich  vorgenommen  haben,  einst  einmal  in  Ihren 
alten  Tagen  eine  Kirchengeschichte  zu  lesen,  so  kommen 


46  2 


von  Zobeltitz,  Zwei  alte  Stammbücher. 


Sie  vielleicht  bis  zu  der  Stelle,  wo  über  Angela  von  Bres¬ 
cia  gesagt  ist,  sie  sey  eine  von  den  Seelen  gewesen,  die 
nur  als  tröstende  Engel  über  die  Erde  gehen,  nur  in  Sorgen 
um  fremde  Sorgen  und  glücklich  in  fremdem  Glück.  Es 
ist  nicht  gemeint,  Sie  mit  dieser  heiligen  Jungfrau  zu  ver¬ 
gleichen,  welche  einen  Orden  gründete  zu  „Liebesdiensten 
innerhalb  des  Familienlebens14,  denn  Sie,  mein  Fräulein, 
sind  keine  barmherzige  Schwester,  sondern  nur  eine  gute 
Schwester  und  Tochter;  indeß  fallen  Sie  einem  doch  dabei 
mit  ein.  Ach,  Sie  werden  Ihren  Jenaischen  Freunden  nur 
zu  oft  ein  fallen! 

Jena,  d.  21.  Mrz.  1S38.  Dr.  Karl  Hase. 

Ein  Zitat  aus  Goethe  hat  Johanna  Schopenhauer 
eingetragen,  ein  Herdersches  Zitat  Adele  Schopen¬ 
hauer.  Weiter  finden  wir  Eintragungen  von  Luise 
Schwarz ,  der  Tochter  von  Wilhelm  Gesenius,  und 
ihrem  Gatten,  von  Mathilde ,  Emilie  und  Julia 
Marezoll ,  von  Luise  von  Ziegesar ,  der  Schwägerin 
Charlottes  von  Stein,  ihrer  Tochter  und  ihrem 
Gatten,  sowie  ferner  folgende  Verse  des  bekannten 
„ersten  deutschen  Improvisators“,  unermüdlichen 
Schriftstellers  und  Übersetzers  O.  L.  B.  Woljf: 


Was  ist  das  Leben?  Wunderbares  Wort! 

Ein  stetes  Finden  und  ein  stetes  Scheiden!  — 

—  Ein  Rätselspiel.  —  Ist,  wer  da  bleibt,  am  Ort? 

Ist,  wer  ihn  lassen  muß,  mehr  zu  beneiden  ? 
Erinnerung  löst  diese  Fragen  auf: 

In  Friede  ward  man  froh  den  Vater  segnen, 

Denn  himmlisch  wirkt  in  Erdenwanderlauf 
Auf  alle  Herzen:  Freundliches  Begegnen. 

Jena  am  II.  May  1838.  O.  L.  B.  Wolff. 

Ein  paar  liebenswürdige  Worte  hat  auch  der 
berühmte  Jurist  Wilhelm  Francke  eingetragen,  der 
seinerzeit  in  Jena  lehrte ;  interessant  ist  ferner  eine 
mit  „Fr.  J.  Frommann“  Unterzeichnete  Eintragung: 
zweifellos  Friedrich  Johann  Frommann ,  der  Be¬ 
sitzer  der  weitbekannten  Waisenhaus-Buchhandlung 
in  Züllichau,  der  bis  1838  als  Vertreter  seines 
Vaters  viel  in  Jena  lebte  und  später  von  der 
dortigen  Universität  zum  Ehrendoktor  der  Philo¬ 
sophie  ernannt  wurde.  Auf  das  Schlußblatt  ist 
ein  herzenswarmer  Brief  des  Ministers  von  Wangen¬ 
heim  an  den  Hofprediger  Jacobi  geklebt. 


Neuere  Exlibris-Literatur. 


Von 

K.  E.  Graf  zu  Leiningen-Westerburg  in  München. 


a  sich  in  letzter  Zeit  die  Literatur  über 
Bibliothekzeichen  bedeutend  vermehrt  hat, 
andrerseits  an  dieser  Stelle  seit  längerem 
|  nichts  über  den  Gegenstand  berichtet 
wurde,  so  sei  heute  dieses  Thema  in  Kürze  hier 


behandelt. 

Die  vornehmste  Quelle  aller  Exlibris-Literatur 
ist  nach  wie  vor  die  Deutsche  Exlibris  -  Zeitschrift 
(Verlag:  C.  A.  Starke  in  Görlitz),  die  1906  in  ihrer 
künstlerischen  bilderreichen  Ausstattung  bereits  im 
sechszehnten  Jahrgang  erscheint;  in  ihr  werden 
alte  wie  neue  Exlibris  nicht  nur  besprochen,  sondern 
auch  in  farbigen  Beilagen,  Radierungen  und  un¬ 
endlich  vielen  Klischeedrucken  reproduziert.  Die 
österreichische  Exlibris -Gesellschaft  gab  soeben 
ihr  drittes  vortreffliches  Jahrbuch  heraus  und  bringt 
ebenfalls  alte  und  neue  Bibliothekzeichen  zur  Be¬ 
sprechung  und  Wiedergabe. 

Die  Schweizer  recht  gut  redigierte  Exlibris-Zeit¬ 
schrift  ist  nach  zweijährigem  Bestehen  hauptsäch¬ 
lich  am  Kostenpunkt  gescheitert  und  eingegangen; 
ihr  folgte  demnächst,  auch  nach  nur  zweijährigem 
Leben,  die  spanische ,  vorwiegend  aus  Mangel  an 
Material  und  Beteiligung. 

Dagegen  ist  eine  italienische  Exlibris-Zeit¬ 
schrift  jüngst  entstanden,  die  bisher  zwei  Monats¬ 
lieferungen  ausgegeben  hat  (Virgilio  Burti,  Genua, 
Via  Trebisonda4 — 11;  12  Nummern  im  Jahre,  12 
Francs);  sie  beschäftigt  sich  naturgemäß  in  erster 
Linie  mit  italienischen  Exlibris,  berücksichtigt  aber 
auch  das  Ausland.  No.  1  zählt  16  Seiten  und  4  Ex¬ 
libris-Abbildungen,  No.  2:  15  beziehungsweise  7; 
der  Text  ist  italienisch,  doch  findet  sich  auch  ein 
Artikel  in  französischer  Sprache.  Falls  die  Be¬ 
teiligung  am  Abonnement  und  der  Textlieferung 
anhält,  kann  die  Publikation  ganz  interessant  wer¬ 
den,  namentlich  wenn  sie  die  Bertar elfischen  Ver¬ 
öffentlichungen  über  italienische  Exlibris  ergänzt. 
Charakteristisch  ist,  daß  die  Umschlagzeichnung  — 
ein  altdeutscher  Holzschneider  bei  der  Arbeit  in 
seiner  mit  Butzenscheiben  versehenen  Werkstatt  — 
von  N.  Zanolio  in  Genua  einer  Zeichnung  von 
Professor  E.  Doepler  d.  J.  in  Berlin  „nachemp¬ 
funden“  ist. 

An  selbständigen  Exlibris -Veröffentlichungen 
nenne  ich,  von  1902  beginnend,  nachstehende 
Publikationen,  ohne  jedoch  raummangelshalber 
alle  anzuführen;  ich  bringe  hier  nur  das  Haupt¬ 
sächlichste  zur  Sprache. 

Deutsches  Reich: 

Zu  den  bei  Fischer  und  Franke  in  Düsseldorf 
erschienenen  Sonder -Exlibris -Werken  Bernhard 
Wenigs  und  Hermann  C.  Hirzeis  trat  „ Ephraim 
Mose  Lilien ,  sein  Werk “,  Verlag  von  Schuster  und 
Löffler  in  Berlin  (10  Mark);  unter  100  Bildern 
Z.  f.  B.  1905/1906. 


sind  21  Liliensche  Bibliothekzeichen,  eigenartige 
Blätter,  meist  für  jüdische  Besitzer  und  mit  Be¬ 
ziehungen  auf  die  jüdische  Religion.  Ferner:  das 
„ Exlibris -  Werk  Willi  Geigers “,  Verlag  von  Friedrich 
Rothbarth  in  Leipzig  (10  Mark);  Text  von  Arthur 
Roeßler  in  Wien:  36  Exlibris  von  der  ganz  be¬ 
sonderen  Eigenart  dieses  häufig  bizarren,  aber 
begabten  Stuckschülers,  der  seiner  oft  wilden 
Phantasie  hier  üppig  die  Zügel  schießen  läßt. 

Über  ,, Moderne  Münchner  Exlibris-Zeichner “ 
schreibt  Arthur  Roeßler  in  „Kunst  und  Hand¬ 
werk“,  der  Zeitschrift  des  bayrischen  Kunstgewerbe- 
Vereins  zu  München  (LV.,  2;  Einzelheft:  2  Mark) 
und  bespricht  an  der  Hand  von  71  Abbildungen 
Exlibris  von  A.  Welti  (4),  H.  Volkert  (8), 
W.  Geiger  (12),  Emmy  Walter  (1),  R.  Schiestl 
(6),  F.  W.  Voigt  (1),  O.  Graf  (1),  J.  Diez  (n), 
H.  Völkerling  (3),  V.  v.  Belanyi  (4),  J.  J.  Vries- 
lander  (3),  F.  G.  Parin  (2),  W.  Caspari  (4), 
H.  G.  Weineiß  (2),  F.  Nockher  (3),  Fr.  Hegen¬ 
bart  (2),  P.  Haustein  (1),  E.  Kreidolf  (1),  W.  Ehring- 
hausen  (2).  Die  Mehrzahl  der  Blätter  war  bisher 
noch  nicht  wiedergegeben. 

In  ,,  Über  La?id  und  Meer “  1905  (93,1 5)  plaudert 
Adolf  Schrey  (Pseudonym)  über  „ Bibliothekzeichen 
deutscher  Dichter “:  vier  Seiten  Text,  32  Abbil¬ 
dungen  deutscher  und  österreichischer  Dichter¬ 
und  Schriftsteller-Exlibris;  ein  interessantes  Sonder¬ 
kapitel  aus  dem  großen  Buche  der  Exlibris-Kunde. 
Ohne  alle  erwähnen  zu  wollen,  seien  hier  nur 
einige  Namen  angegeben:  Fischart,  Gottsched 
Kotzebue,  Goethe,  Ganghofer,  Hartleben,  Lauff, 
Busse-Palma,  Frieda  Schanz,  Carl  Busse,  Halbe, 
Alberta  v.  Puttkamer,  Fedor  v.  Zobeltitz,  Suder¬ 
mann,  Lingg,  Jul.  Wolff,  Grisebach,  Rosegger, 
Tovote,  Marie  Ebner  von  Eschenbach,  Blüthgen, 
D.  v.  Liliencron,  Lindau,  Nordhausen,  Stucken,  Bier¬ 
baum.  In  der  Exlibris-Zeitschrift  XV.  S.  44  wurde 
eine  kleine  Ergänzung  zu  diesen  Dichter -Exlibris 
gegeben. 

Eine  interessante  Exlibris-Monographie  lieferte 
Dr.  Bogdan  Krieger  im  „Hohenzollernj ahrbuch“ 
VII.,  1903,  über  „Die  Hohenzollern  und  ihre 
Bücher “:  29  Seiten  mit  Abbildungen  von  25  Ex¬ 
libris,  54  Super-Exlibris,  19  Stempeln  und  9  eigen¬ 
händigen  Eintragungen  —  alle  von  Angehörigen 
des  Hauses  Hohenzollern;  vertreten  sind  u.  a. 
Exlibris  aus  dem  XVI.  Jahrhundert,  König  Fried¬ 
rich  L,  Kaiser  Wilhelm  I.  und  II.,  die  Kaiserinnen 
Augusta,  Victoria  und  Auguste  Viktoria,  Kaiser 
Friedrich  III.,  Prinz  Heinrich,  Kronprinz  Wilhelm, 
die  Prinzen  Oskar,  Adalbert,  August  Wilhelm, 
Eitel  Friedrich,  Albrecht  usw. ;  das  mit  großer 
Sorgfalt  zusammengetragene  Material  bietet  viel 
Neues  und  Unbekanntes. 


60 


464 


zu  Leiningen -Westerburg,  Neuere  Exlibris  -  Literatur. 


Über  „ Elsässische  Exlibris “  handelt  Wilhelm 
Scheuermann  in  der  „ Straßburger  Post“,  No.  237 
vom  6.  III.  1904  und  No.  264  vom  13.  III.  1904: 
ein  wertvoller  Beitrag  zu  der  heute  so  beliebten 
Heimatkunst;  der  Verfasser  vertilgt  über  eine 
Liste  von  500  elsässischen  alten  und  neuen  Ex¬ 
libris,  deren  er  viele  erwähnt.  Ebenfalls  über 
elsässische  Exlibris  schreibt  Marcel  Moeder  in 
einem  „ Essai  sur  les  Exlibris  alsacietis “  (Libraire 
Clement  Drioton,  Dijon,  1905);  16  Seiten  Text, 
4  Abbildungen;  eine  kleine  Plauderei,  die  keinen 
Anspruch  auf  Vollständigkeit  macht. 

Ab  und  zu  brachten  Exlibris-Wiedergaben  die 
schöne  Zeitschrift  „Deutsche Alpen- Zeitutig“  (München, 
alpine  Exlibris),  „ Der  deutsche  Heroldf  (Berlin), 
die  „ Deutschen  Gaue “  (Kaufbeuren);  das  ,, Buch - 
händler-Börsen-Blatt “  (Leipzig)  erwähnt  wieder¬ 
holt  Buchhändler-Exlibris  (ohne  Abbildungen). 

Unsere  ,, Zeitschrift  für  Bücherfreunde “  brachte 
drei  bemerkenswerte  Exlibris-Sonderartikel;  so  in 
VIII.  5  Odave  Uzannes  „ Die  französischen  Ex¬ 
libris  von  heute“,  14  Seiten  mit  37  Abbildungen; 
in  IX.  7  Dr.  Anton  Schlossars  „ Steiermärkische 
Exlibris “,  23  Seiten  mit  31  Abbildungen  und  in 
VIII.  9  Dr.  Stephan  Kekules  von  Stradonitz  Artikel 
„ Über  Stiper-Exlibris “,  die  erste  größere  und 
Hauptarbeit  über  dieses  Thema:  23  Seiten  Text 
mit  33  Reproduktionen  vorwiegend  alter,  oft 
prächtiger  Super-Exlibris  eine  äußerst  interessante 
Monographie. 

Hie  und  da  begegnet  man  auch  in  unseren 
zahlreichen  deutschen  Kunstzeitschriften  Exlibris- 
Abbildungen,  doch  würde  es  zu  weit  führen,  sie  hier 
einzeln  anzugeben;  es  genüge,  festzustellen,  daß  das 
Interesse  für  unsere  Exlibris-Kleinkunst  bei  allen 
deutschen  Kunstzeitschriften  rege  ist. 

Österreich  : 

Außer  den  3  trefflichen  fahrbüchern  der  Oester- 
reichischen  Exlibris-Gesellschaft  und  Dr.  Schlossars 
oben  genannten  „Steiermärkischen  Exlibris “  ist  hier 
noch  die  fleißige  Einzelschrift  des  Pfarrers  Ludwig 
von  Nemethy  über  die  Exlibris  der  Metropolitan- 
Bibliothek  zu  Gran,  315  Stücke,  kurz  zu  erwähnen: 
1  Farbensteindruck  (Exlibris  des  Königs  Matthias) 
und  12  Stichneudrucke;  56  Seiten  in  ungarischer 
Sprache.  Ferner  eine  Veröffentlichung  Etnilij 
Laszowskis  in  Agram  über  „Kroatische  Exlibris “, 
beginnend  in  der  kroatischen  heraldischen  Monats¬ 
schrift  „Vitezovic“,  1904,  Heft  I;  in  kroatischer 
Sprache,  mit  Abbildungen. 

Schweiz: 

Emanuel  Stickelberger,  „ Das  Exlibris  in  der 
Schweiz  und  in  Deutschand“ ,  Verlag  von  Helbing 
und  Lichtenhan,  Basel  (12  M.);  300  Seiten, 

200  Abbildungen.  Ein  fleißig  geschriebenes 
Buch,  das  sich  in  der  Einteilung  und  sachlich 
häufig  an  mein,  1901  erschienenes  Exlibris-Werk 
hält,  aus  der  Zeit  von  1901  an  aber  manches 
Neue  aus  früherer  wie  jetziger  Zeit  bringt  und  be¬ 


strebt  ist,  möglichst  viele  Exlibris  abzubilden,  die 
noch  nicht  wiedergegeben  worden  sind. 

Italien  : 

Seit  dem  früher  schon  besprochenen  bedeuten¬ 
den  Werke  BertareUis  über  italienische  Exlibris  er¬ 
schien  nur  ein  Artikel  facopo  Gellis  im  „Empo¬ 
rium“,  XVII.,  100  (Bergamo),  „Gli  Exlibris “, 
10  Seiten,  41  Abbildungen  —  sowie  eine 
Broschüre  (in  italienischer  Sprache)  des  Conte 
Emilio  Budan  „Saggio  di  Bibliografia  degli  Ex¬ 
libris“,  14  Seiten,  die  eine  Bibliographie  von  208 
Werken,  Einzelschriften  und  Artikeln  über  Exlibris 
der  ganzen  Welt  enthält.  Dieser  Versuch  hat 
sich  inzwischen  zu  einem  Buche  verdichtet,  das 
derselbe  Verfasser  im  Dezember  1905  unter  dem 
Titel  „Bibliographie  des  Exlibris “  bei  Karl  W. 
Hiersemann  in  Leipzig  in  hübscher  Ausstattung 
herausgab:  61  Seiten  Text  in  deutscher,  fran¬ 
zösischer  und  englischer  Sprache,  34  Abbildungen 
alter  und  neuer,  hauptsächlich  deutscher  Exlibris; 
387  Angaben  von  Exlibris-Publikationen  aller  Länder 
(Preis:  15  M.). 

Frankreich : 

L.  Bouley  de  Lesdain  in  Dünkirchen  schrieb 
in  der  „Kraue  höraldique,  historiquc  et  nobiliair f, 
Paris,  1904,  tome  XIX,  einen  Aufsatz  „Notes  sur 
IVstampe  htlraldique  en  Allemagne  et  en  SuissP,  in 
dem  er  hauptsächlich  deutsche  heraldische  Biblio¬ 
thekzeichen  bespricht  und  abbildet  und  solche  von 
Ad.  M.  Hildebrandt,  O.  Hupp,  G.  A.  Cloß,  L.  M. 
Rheude,  Ed.  L.  L.  Meyer,  Al.  Frh.  v.  Dachen¬ 
hausen  und  aus  der  Schweiz  Pr.  E.  A.  Stückelberg, 
A.  Balmer  und  R.  A.  Nüscheler  —  also  nur  gute 
Muster  —  auswählte  und  seinen  Landsleuten  als 
empfehlenswerte  Beispiele  vorführt. 

Schweden: 

„ Svenska  Bibliotek  och  Exlibris,  von  C.  M. 
Carlatider ,  Stockholm;  6  Bände,  3102  Seiten,  483 
Bilder  (150  Kronen).  Dieses  Riesenwerk,  eine  Frucht 
enormen  Sammler- und  Forscherfleißes,  ist  die  II.  Aus¬ 
gabe  des  1889— 94  erschienenen  dreibändigen  gleich- 
namigenWerkes,  das  aber  damals  nur  16  40  Seiten  und 
196  Abbildungen  aufwies;  in  schwedischer  Sprache 
geschrieben.  Hier  sind  nicht  nur  alle  dem  Ver¬ 
fasser  bekannten  schwedischen  Exlibris  besprochen, 
sondern  auch  alle  bedeutenderen  schwedischen 
Bibliotheken,  wodurch  das  Werk  für  den  Biblio¬ 
philen  erhöhten  Wert  gewinnt.  Unter  den  483 
Bildern  finden  sich  304  Bibliothekzeichen  und  86 
Super-Exlibris. 

Das  Neuste  aus  Schweden  ist  ein  achtseitiges 
Heftchen:  „Svensk  Exlibris- Bytesförening“  — 
Schwedischer  Exlibris -Tauschverein,  No.  1,  De¬ 
zember  1905  (No.  2  erscheint  im  Sommer  1906), 
das  5  Abbildungen  schwedischer  neuer  Exlibris 
und  93  Adressen  Exlibris-Tauschlustiger  enthält. 
Wer  in  diese  Tauschlisten  aufgenommen  sein  will, 
muß  sein  eigenes  Exlibris  und  eine  Reichsmark 


zu  Leiningen -Westerburg,  Neuere  Exlibris  -  Literatur. 


465 


an  Herrn  Hasse  W.  Tullberg,  Hamngatan,  Stock¬ 
holm,  einsenden. 

Rußland: 

Udo  Iwask  Issako ,  „  Über  russische  Exlibris “, 
400  Textabbildungen  (Preis  20  Mark),  Verlag 
M.  J.  Paradeloff,  Moskau,  Nikitskaja.  Dieses  vor¬ 
trefflich  ausgestattete  und  reich  illustrierte  Werk 
in  Großfolioformat  übertrifft  das  erste  russische 
Exlibris- Werk  von  Wassili  Andrej ewitsch  Werescht- 
schagin  (M.  0.  Wolff,  St.  Petersburg,  105  Ab¬ 
bildungen,  7,  70  Mark)  an  Inhalt,  Bildmaterial 
und  Ausstattung  ganz  bedeutend;  obwohl  es  in 
russischer  Sprache  geschrieben  ist,  klärt  es  auch 
den  dieser  Sprache  nicht  Mächtigen  infolge  seiner 
Bildmenge  (400  Exlibris -Reproduktionen)  ganz 
genügend  über  die  russische  Exlibris-Kleinkunst 
auf,  die  zwar  nicht  sehr  alt,  aber  reichhaltiger,  als 
man  dachte,  ist.  Besonders  interessant  sind  in 
dem  Werke  die  Bibliothekzeichen  des  kaiserlichen 
Hauses  und  die  modernen  im  reinrussischen  Stile. 

Polen : 

„ Exlibris’ y  Bibliotek  Polskich “,  XVII.  und 
XVIII.  Jahrhundert,  von  Wiktor  Wittyg;  100  Gro߬ 
quartseiten,  117  Abbildungen  (Preis  12  Mark). 
Von  wissenschaftlichem  Werte  für  die,  die  polnisch 
verstehen.  Alle  polnischen  Exlibris  sind  nicht  auf¬ 
gezählt,  doch  soll  ein  II.  Band  später  erscheinen. 
Außer  vielen  polnischen  Namen  begegnet  man 
hier  auch  manchem  deutschen,  deren  Träger 
früher  zu  ehemals  polnischen  Territorien  in  Be¬ 
ziehung  standen. 

Spanien : 

Alexander  de  Riquer,  „Exlibris“,  Verlag  von  K. 
W.  Hiersemann  in  Leipzig:  n  Seiten,  64  Exlibris- 
Originaldrucke  (14  Radierungen  und  50  Klischee¬ 
drucke;  Preis  20 Mark);  eine  ganz  prächtige  Exlibris- 
Veröffentlichung  dieses  bedeutenden  katalonischen 
Künstlers,  der  seine  Landsleute  wie  manchen  ande¬ 
ren  Exlibris-Zeichner  weit  überragt;  die  Radierungen 
sind  zumeist  bei  Giesecke  und  Devrient  in  Leipzig 
gedruckt  —  eine  indirekte  Anerkennung  deutscher 
Kunst  auf  diesem  Gebiete  des  Kupferdrucks.  Die 
feinen  Kompositionen  modernen  Charakters  zeigen 
weibliche  Ganz-  und  Halbfiguren,  landschaftliche, 
Blumen-  und  Pflanzen-Motive. 

Ferner  gab  R.  Miquel y  Planas  ein  Heft  heraus: 
„ Los  Exlibris  y  su  aduel  florecimiento  en  Espagna“ 
—  „Das  Exlibris  und  seine  jetzige  Blütezeit  in 
Spanien“;  Barcelona,  Rambla  Sta  Monica  21; 
32  Seiten,  74  Abbildungen  (13  alte,  der  Rest 
neue  spanische  und  einige  fremde  Exlibris). 

Portugal: 

Joaquim  de  Araujo ,  portugiesischer  Konsul  in 
Genua,  gibt  seit  1901  eine  Monographie  in  Heften 
„Arabivo  de  Exlibris  portugueses“  heraus,  die  die 
bis  jetzt  bekannten  portugiesischen  Exlibris  mit 
Abbildungen,  biographischen  und  literarischen  No¬ 


tizen  behandelt  (XVIII. — XX.  Jahrhundert);  nur 
118  Exemplare  zu  56  Franken  im  Jahre;  jährlich 
12  Nummern. 

Ferner:  Antdbal  Fernandes  Thomaz ,  „Os  Ex¬ 
libris  ornamentaes  Portuguezes“ ,  Porto:  83  Seiten, 
175  Abbildungen  (nur  6  5  Exemplare ;  vergriffen) ;  1  o  9 
alte  und  neue  (2 9 beziehungsweise  80)  portugiesische 
Exlibris,  22  Stempel,  21  Super-Exlibris,  15  von 
Ausländern  in  Portugal;  Nachtrag:  12  Exlibris; 
XVII. — XIX.  Jahrhundert.  Diese  Monographie  über¬ 
trifft  an  Brauchbarkeit  und  Interesse  die  vor¬ 
genannte  von  Araujo. 

England: 

„Catalogue  of  British  and  American  book- 
plates“  —  der  Franksschen  Exlibris  -  Sammlung 
im  britischen  Museum  zu  London,  von  E.  R.  J. 
Gambier  Howe;  Band  I:  458  Seiten,  7  Ab¬ 
bildungen  (1  Stich,  6  Photogravüren);  Band  II: 
443  Seiten,  6  Abbildungen  (Photogravüren); 
Band  III:  387  Seiten,  6  Photogravüren.  (Jeder 
Band  21  Mark.)  Das  Werk  ist  die  bis  jetzt  voll¬ 
ständigste  Liste  englischer  und  amerikanischer  Ex¬ 
libris  und  umfaßt  fünf  Jahre  fleißigster,  wenn  auch 
trockenster  Arbeit,  nämlich  die  Katalogisierung 
von  35098  Exlibris.  Die  in  genannter  Sammlung 
befindlichen  deutschen  Bibliothekzeichen  sollen  — 
auf  deutsche  Anregung  hin  —  ebenfalls  registriert 
werden.  Enthält  doch  gerade  die  deutsche  Ab¬ 
teilung  Blätter,  die  um  hundert  Jahre  älter  sind 
als  die  englischen  und  die  vielfach  auch  künst¬ 
lerisch  höherstehend  sind. 

Ferner:  Harold  Nelson,  „His  book  of  bookplates “, 
Verlag  von  Otto  Schultze  &  Co.,  Edinburg;  24  Nel- 
sonsche  Exlibris  bester  Zeichnung  (5  sh.);  ein  ganz 
reizendes  Heft,  dessen  Zeichner  getrost  neben 
R.  A.  Bell,  W.  West  und  J.  W.  Simpson  bestehen 
kann. 

Weiter:  James  Guthrie,  „A  little  book  of  book¬ 
plates“,  Verlag  von  Otto  Schulze  &  Co.  in  Edin¬ 
burg;  40  Guthriesche  Exlibris  (5  sh.);  in  dem 
Guthrie  eigenen,  englisch-modernen  Stil,  der  in 
manchen  Blättern  anspricht,  während  ein  anderer 
Teil  steif  und  monoton  erscheint. 

Amerika: 

Zella  Allen  Dixson,  „Concerning  bookplates“, 
Wisteria  Cottage  Press,  Chicago ;  217  Seiten, 

1  Stich,  2  Radierungen,  28  Klischeedrucke  (3  $ 
50c.).  Behandelt  amerikanische  und  andere  Ex¬ 
libris,  sowie  jetztzeitliche  Exlibris  -  Künstler,  die 
Exlibris-Gesellschaften  und  -Sammlungen  (250) 
mit  Adressen  usw.,  ferner  Listen  der  Exlibris  von 
Hopson,  Lister,  Spenceley,  Williams. 

Mexico : 

Im  „Boletin  del  Instituto  bibliografico  Mexi - 
cano“,  1903,  Nr.  2,  veröffentlichte  Dr.  Nie.  LPon 
„Los  Exlibris  simbolicos  de  los  bibliofilos  Mexi- 
canos 21/ 2  Seiten  mit  25  mexikanischen  Exlibris, 
davon  13  alte  und  9  neuere  abgebildet.  Die 


466 


Chronik. 


älteren  (des  XVIII.  Jahrhunderts)  tragen  durchaus 
spanischen  Charakter;  im  „B ölet  in  del  Museo 
Nacional  de  Mexico II.  ep.,  I.,  9,  10,  12  steht  ein 
kleiner  Nachtrag  vom  gleichen  Verfasser:  2  Ex¬ 
libris  des  XVIII.  Jahrhunderts;  vom  XIX.  3,  vom 
XX.  3;  8  Abbildungen. 

Australien : 

Seit  einem  Jahre  regt  sich  auch  dort  das  In¬ 
teresse  für  Exlibris,  und  die  Neu -Süd -Wales -Zeit¬ 
schrift  vArt  a?id  Architecture “,  Wm.  Brookes  and 
Brookes  and  Co.,  1 7  Castlereaghstr.,  Sydney,  bringt 
in  II.  3  einen  Artikel  ,, Some  Australian  bookplates‘\ 
geschrieben  von  John  Latte  M ullins :  7  Seiten,  9  Ab¬ 
bildungen  modern  ausgestatteter  Exlibris  der  austra¬ 


lischen  Zeichner  Sid  Eong,  Thea  Proctor,  Fred  Leist, 
Syd.  Smith,  Eirene  Mort,  Dr.  H.  Souter  und  P.  F.  S. 
Spence;  alle  Blätter  tragen  englischen  Charakter. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  bemerkt,  daß  die 
französische  und  englische  Exlibris-Zeitschrift  noch 
fortbestehen  und  daß  sie  im  Gegensatz  zur  deut¬ 
schen  vorwiegend  nur  ältere  (meist  Wappen-)  Ex¬ 
libris  behandeln,  während  die  jetztzeitliche  Exlibris- 
Kleinkunst  der  beiden  Länder,  die  ja  allerdings 
mit  wenigen  Ausnahmen  nicht  bedeutend  ist,  sehr 
in  den  Hintergrund  tritt,  d.  h.  wenig  gepflegt 
wird.  In  beiden  Zeitschriften  mub  im  Gegensatz 
zu  Deutschland,  Österreich  und  der  Schweiz  der 
Freund  heutiger  Exlibris-Kunst  vor  dem  „Nur“- 
Sammler  zurücktreten. 


Chronik. 


G.  C.  Lichtenberg  bei  seinem  Verleger 
J.  Chr.  Dieterich  zu  Gaste. 

Seit  Eduard  Grisebach  die  Briefe  G.  C.  Lichten¬ 
bergs  an  seinen  Verleger  Dieterich  in  einem  schmucken 
Bändchen  herausgegeben  hat,  ist  der  Freundschafts¬ 
bund,  der  zwischen  dem  „größten  Satiriker  der 
Deutschen“,  wie  ihn  Fr.  Chr.  Schlosser  nannte,  und 
Dieterich,  den  Lichtenberg  „seinen  liebsten,  besten 
Freund“  anredete,  weiteren  Kreisen  bekannt  gemacht 
worden,  und  es  ist  wahrlich  ein  Vergnügen,  zu  sehen, 
wie  Autor  und  Verleger  damals  miteinander  ver¬ 
kehrten. 

Die  Briefe  Dieterichs  scheinen  selten  zu  sein; 
wenigstens  erwähnt  Grisebach  nur  3  Stück,  2  aus  dem 
Jahre  1799  (den  einen  an  Jean  Paul,  den  anderen  an 
Lichtenbergs  jüngsten  Bruder  Ludwig  Christian  ge¬ 
richtet);  der  dritte  stammt  aus  dem  Jahre  1773. 

Aus  eben  diesem  Jahre,  vom  20.  April  1773 , 
stammt  der  Brief  Dieterichs  an  Lichtenbergs  zweit¬ 
jüngsten  Bruder,  Friedrich  Christian  Lichtenberg,  den 
damaligen  Ober-Appellationsrat  in  Darmstadt,  der  vor 
kurzem  in  meinen  Besitz  übergegangen  ist. 

Der  Brief  ist  besonders  dadurch  wertvoll  und  inter¬ 
essant,  daß  Dieterich  über  seinen  intimsten  Freund 
selbst  plaudert,  und  dadurch,  daß  der  Brief  eine  Er¬ 
gänzung  zu  bieten  vermag  zu  den  Briefen  Lichten¬ 
bergs  (3  Bände,  herausgegeben  von  A.  Leitzmann  und 
C.  Schüddekopf,  Leipzig  1901— -1904). 

Es  sei  nur  noch  erwähnt,  daß  Dieterich  (1722—1800), 
ehe  er  1766  nach  Göttingen  seine  Verlagshandlung 
verlegte,  in  Gotha  die  Meviussche  Buchhandlung  be¬ 
saß,  die  er  1760  unter  eignem  Namen  weiterführte. 
In  Gotha  bezw.  in  Darmstadt  wird  Dieterich  G.  C. 
Lichtenberg  und  dessen  Brüder  kennen  gelernt  haben. 

Unter  den  „Meyerschen“  Schriften  sind  die  Werke 
von  Johann  Tobias  Mayer  (geb.  1723),  des  Begründers 


der  wissenschaftlichen  Selenographie  verstanden,  dessen 
nachgelassene  Sachen  Lichtenberg  in  einem  ersten 
und  einzigen  Band  unter  dem  Titel  „Opera  inedita. 
Göttingen  1775“  herausgab.  Dort  erschien  auch  die 
Mondkarte,  die  von  Kaltenhofer  gestochen  wurde. 
(Vgl.  Lichtenbergs  Briefe  I,  142.)  Über  Lichtenbergs 
Aufenthalt  in  Stade,  Hamburg  und  Hannover  siehe 
ebenda  S.  120  ff. 

Hier  ist  der  Brief,  ein  großer  Bogen  (20:32  cm), 
drei  Seiten  sind  beschrieben. 

„Wohlgebohrner 

Hochgelahrter  Herr  Ober  Appellations  Rath 

Sagen  Sie  mir  doch  ob  Sie  Ungehalten  auf 
mich  sind,  ob  ich  Ihnen  worin  beleidigt  habe?,  mit 
meinem  Wißen  und  Willen  weiß  ich  nichts. 

Sie  haben  mich  so  lange  ohne  die  Ehre  Dero 
sehr  angenehme  Befehle  gelaßen  und  ich  weiß  nicht 
woran  ich  bin. 

Ich  freue  mich  ordentlich,  durch  einen  Jungen 
Lichtenberg  durch  Ihres  Seel.  Bruders  Sohn  von 
Ihren  Wohlbefinden  benachrichtiget  zu  werden.  Ihr 
Herr  Bruder  der  Herr  Profeßor  Klagt  und  Krenckelt 
mir  zu  viel,  Er  hat  grausame  Arbeiten  vor,  alleweil 
Sitzt  Er  mitten  unter  denen  Meyerschen  Schriften 
die  er  unter  seinen  Nahmen  auf  Königs  Verlanghen 
ausgeben  würd,  auf  Michaelis  sollen  Sie  schon  einen 
Band  davon  bekommen,  auch  läst  Er,  die  Meyerische, 
schon  längst  gewünschte  Mondentafel  stechen,  und 
theilt  solche  nunmehro  der  ganzen  Welt  mit. 

[S.  2.]  Diese  Tafel  hat  so  lange  als  einer  rarite  auf 
daß  hiesige  Observatorium  vergeblich  gelegen,  und 
niemand  hat  sich  daran  gewaget,  ich  armer  Schelm 
muß  nun  durch  Ihren  Herr  Bruder  noch  Verleger 
da  von  werden. 

Ewr.  Wohlgeb.  verzeihen  daß  ich  Ihnen  gegen 
wärtig  mit  Dero  Rechnung  incommodirte,  ich  habe 


Chronik. 


alles  zusammen  gezogen  wo  von  Sie  schon  einzeln 
die  Rechnung  Spec:  erhalten,  daß  jenige  waß  Sie 
auß  meiner  Gothaischen  Handlung  bekommen 
beträgt  I3  gr- 

daß  wenige  waß  Sie  von  hier  be¬ 
kommen  48  3  Sv- 

und  Mr.  Hennemann  seine  Rech¬ 
nung  _ 43  8  gr- 

Sumrna  277:  S?S-  — 

als  diese  letztere  Ewr.  Wohlgeb.  zu  übernehmen  ver¬ 
langt  haben. 

Da  ich  nun  dieses  alleweil  benöthiget  bin,  auch 
allbereits  darauf  looß  gesündiget  habe,  in  dem  ich 
4.  Ohme  Wein  von  Herrn  Müller  ausgelehrt  wo 
von  manche  Gesundheit  in  Gesellschaft  Ihres  Herrn 
Bruders  nach  Darmstadt  hin  geflogen,  so  will  ge- 
horsamst  bitten  dem  Herrn  Müller  in  Hochheim 
da  von  20  Stück  Ld’or  Sage  Zwanzig  Stück  Ld’or 
zu  bezahlen,  welcher  sich  nechstens  vermuthlich  da 
mit  melden  würd.  Den  über  Rest  von  I77-1%-  aber 
bitte  die  Madame  Wittimer  in  Pfurt(?)  welche  darauf 
auch  angewiesen  güttigst  zu  entrichten  [S.  3]  als 
welche  Gefälligkeit  mit  dem  grösten  Danke  erkennen 
werde. 

Dero  Herr  Bruder  welcher  heut  abend  mit  mir 
ein  Butter  Broot  verlieb  nimmt,  würd  in  wenig 
Tagen  wieder  nach  Hannover  gehn,  von  da  auf 
Hamburg,  und  in  Stade  sich  einige  Monathe  auf 
Königs  Kosten  auf  halten  und  observiren.  Wir 
trinken  Ihr  Wohlseyn  vom  Müllerischen  Wein,  Ihr 
Herr  Bruder  ist  so  güttig  und  nimt  mit  mir  leichten 
Wein  verlieb,  hier  sind  wir  keine  Schweren  ge¬ 
wohnt,  können  solche  auch  nicht  bezahlen  in  er- 
wartung  Dero  fernem  und  bald  sehr  angenehme 
Befehle,  habe  daß  Vergnügen  lebenslang  zu  seyn 

Ewr.  Wohlgeb. 

Göttingen  Dero 

d  20  April  gehorsamster  Diener 

1 773.  J.  C.  Dieterich.“ 

Aus  späterer  Zeit  (1797  und  folgende)  hören  wir 
Johann  Georg  Zimmer  (und  die  Romantiker.  Frank¬ 
furt  a.  M.  1888.  S.  5.  f.)  von  Johann  Christian  Dieterich 
plaudern:  „Der  alte  Dieterich  war  ein  stolzer  brum¬ 
miger  Mann,  den  man  selten  sah,  außer  bei  Tisch,  wo 
er  nicht  zankte.  .. .  Neben  ihm  zur  Linken  saß  seine 
Schwiegertochter,  ...  ihr  zur  Seite  ihr  Mann,  der  so¬ 
genannte  junge  Dieterich,  wie  er  bis  an  sein  Ende  ge¬ 
nannt  wurde.“  An  diesen  schloß  sich  der  Hofmeister 
des  schwachsinnigen  zweiten  Sohnes;  der  dritte  Sohn 
arbeitete  in  der  Druckerei  des  Vaters.  Außer  den 
Handlungsgehilfen,  zu  denen  auch  Zimmers  gehörte,  aß 
mit  die  alte  französische  Gouvernante  einer  Enkelin 
des  Herrn  Dieterich  mit  dieser  selbst.  „Ihr  folgte  die 
liebe  alte  gebrechliche  Hausfrau,  ganz  bescheiden  und 
demüthig,  und  neben  ihr  schloß  die  Reihe  ihre  Tochter, 
Frau  Köhler,  die  Mutter  der  gedachten  Enkelin.  Daß 
Essen  war  einfach  aber  gut;  nur  das  Lauchgemüs,  das 
das  zuweilen  auf  den  Tisch  kam,  wollte  Zimmers  nicht 
schmecken.  Sonntäglich  wurden  zwei  Bouteillen  Wein 
aufgetragen,  wovon  jeder  zwei  Gläser  erhielt.“ 


467 


Im  Dieterichschen  Hause  wohnten  damals  Bou- 
terweck  und  Lichtenberg.  Lichtenberg  starb  noch 
während  Zimmers  Lehrzeit  bei  Dieterich  in  Göttingen. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  erwähnt,  daß  ein  Dieterich 
darstellender  Schattenriß  sich  in  dem  vor  kurzem  er¬ 
schienenen  prächtigen  Buche  „Chr.  H.  Eßmarch  und 
der  Göttinger  Dichterbund.  Nach  neuen  Quellen  aus 
Eßmarchs  handschriftlichen  Nachlaß.  Von  Adolf  Lang- 
guth.  Mit  60  Schattenrissen  aus  Eßmarchs  Sammlung 
und  seinem  Bilde.  Berlin,  H.  Paetel  1903“  befindet.  — 
Ein  Schattenriß  Dieterichs  war  mir  bisher  nicht  be¬ 
kannt  geworden;  auch  eine  Silhouette  G.  C.  Lichten- 
bergs  findet  man  dort. 

Berlin.  Dr.  E.  Ebstein. 


Vom  heiligen  Franciscus. 

Blütenkranz  des  heiligen  Franciscus  von  Assisi. 
Fioretti  di  San  Francesco.  Aus  dem  Italienischen 
übersetzt  von  Otto  Freiherr  von  Taube.  Mit  Einführung 
von  Henry  Thode.  Initialen  von  F.  H.  Ehmcke.  Ver¬ 
legt  bei  Eugen  Diederichs,  Jena  und  Leipzig  1905. 
XXVI  und  247  Seiten. 

Es  ist  ein  nach  Inhalt  und  Ausstattung  gleich 
wundervolles  Buch,  das  uns  der  Diederichssche  Verlag 
hier  darbietet  und  das  von  neuem  Zeugnis  von  dem 
erlesenen  Geschmack  ablegt,  mit  dem  der  hochver¬ 
diente  Herausgeber  seine  reformatorische  Tätigkeit  auf 
dem  Gebiete  der  deutschen  Buchkunst  verfolgt. 

Der  „große  Liebende“,  der  „Pater  seraphicus“  der 
katholischen  Kirche,  ist,  wie  Thode  in  seiner  Einleitung 
sehr  schön  bemerkt,  „ein  von  aller  Welt  Verehrter, 
ein  Heiliger  der  Protestanten  so  gut  wie  der  Katholiken 
geworden;  seine  Gestalt  erhebt  sich  versöhnend  über 
dem  Widerstreit  der  Konfessionen  als  die  strahlende 
Gewißheit  einer  christlichen  Gemeinschaft,  welche  aller 
Verschiedenheit  religiöser  Lehrmeinungen  zum  Trotz 
besteht.“  Seinen  Ausdruck  hat  dieses  Verhältnis,  wie 
hier  hinzugefügt  sei,  schon  darin  gefunden ,  daß  sich 
die  Vertreter  der  entgegengesetztesten  Weltanschau¬ 
ungen,  Dante  und  Goethe,  Schopenhauer  und  selbst 
Nietzsche,  in  gleicher  Weise  vor  der  sittlichen  Hoheit 
und  der  alles  überwindenden  Liebeskraft  des  Mannes 
aus  Assisi  beugen  —  wobei  Nietzsche  allerdings  mürrisch 
von  „der  brutalen  Tugend  der  christlichen  Heiligen“ 
spricht,  „als  welche  das  Leben  nur  mit  dem  Gedanken 
ertrugen ,  daß  beim  Anblick  ihrer  Tugend  einen  jeden 
die  Verachtung  seiner  selbst  anwandelte“. 

Neben  seiner  religiös  -  sittlichen  Bedeutung  besitzt 
der  heilige  Franciscus  eine  nicht  minder  hohe  in  all¬ 
gemein  kulturgeschichtlicher  Hinsicht.  Thode  findet 
dafür  beredte  Worte.  „In  der  geistigen  Befreiung  und 
künstlerischen  Inspiration,  die  Franz  seinem  Volke  und 
damit  der  Welt  gab“,  sagt  er,  „liegt  seine  ewige  Be¬ 
deutung.  So  gewiß  wir  nicht  berechtigt  sind,  ihn  von 
seiner  Zeit  zu  lösen  und  ihm  heute  herrschende  An¬ 
schauungen  zuzuerkennen,  so  gewiß  dürfen  wir  ihn  als 
den  religiösen  Verkündiger  eines  die  frühmittelalterliche 
Welt  ablösenden  Verhältnisses  zu  Gott  und  der  Natur 
verehren.  Auf  seine  Liebestat  ist  die  religiöse  Dich¬ 
tung  des  dreizehnten  Jahrhunderts,  ist  der  bis  auf  unsere 


468 


Chronik. 


Tage  nachwirkende,  „neuen  Lebens“  volle, künstlerische 
Gehalt  der  Danteschen  Schöpfungen  zurückzuführen 
(Dante  war  selbst  Tertianer  des  Franziskanerordens), 
aus  ihr  ging  der  Drang  und  die  Kraft  des  Schauens 
eines  Menschlich-Göttlichen  hervor,  dem  die  Kunst  der 
italienischen  Renaissance  erhabensten  Ausdruck  verlieh. 
Durch  sie  ward  dem  Denken  der  Anstoß  gegeben, 
welcher  die  großen  Franziskanergelehrten,  wie  Alex¬ 
ander  von  Haies,  den  doctor  irrefragabilis;  Roger  Bacon, 
den  doctor  mirabilis;  Joh.  Duns  Scotus,  den  doctor 
subtilis ;  Wilhelm  von  Occam,  den  venerabilis  inceptor, 
zu  ihren  die  neuere  Philosophie  vorbereitenden  Ge¬ 
danken  ermutigte.“  Thode  konstatiert  sogar  einen 
unverkennbaren  inneren  Zusammenhang  zwischen  dem 
gesamten  geistigen  Geschehen  der  folgenden  Jahr¬ 
hunderte,  selbst  dem  scheinbar  unabhängigen  Huma¬ 
nismus,  und  der  religiösen  Bewegung,  die  in  Franz 
gipfelt  und  durch  ihn  zu  bestimmtester  Gestaltung  ge¬ 
bracht  wird.  Die  Erklärung  für  dieses  Phänomen 
findet  Thode  darin,  daß  Franciscus  dem  weltflüchtigen 
Wahne,  als  verdamme  das  Christentum  die  Natur  als 
unheilig,  ein  Ende  gemacht  und  durch  diese  Versöh¬ 
nung  zwischen  Mensch  und  Natur,  diese  Einbeziehung 
des  Menschlichen  in  alle  Kräfte  und  Geschöpfe  des 
Kosmos  den  Grund  zu  der  neueren  Weltanschauung 
gelegt  habe.  In  der  Tat  erstreckt  sich  der  universelle 
Liebesdrang,  von  dem  Franciscus  beseelt  ist,  nicht  nur 
auf  die  Menschheit,  sondern  auf  die  ganze  Natur,  von 
der  „Schwester  Sonne“  und  dem  „Bruder  Mond“1  bis 
herab  zum  „Bruder  Wolf“  und  dem  geringsten  Lebe¬ 
wesen.  Schopenhauer  findet  in  dieser  Liebe  zu  aller 
Kreatur  einen  Beweis  für  die  Verwandtschaft  des  Hei¬ 
ligen  mit  dem  indischen  Geiste.2 

Franciscus  erfreute  sich  bei  seinen  Zeitgenossen 
einer  beispiellosen  Verehrung,  und  schon  bei  seinen 
Lebzeiten  begann  die  Legende  sein  Leben  mit  einer 
Menge  Wundererzählungen  auszuschmücken.  Neben 
der  von  Bonaventura  verfaßten  und  von  der  Kirche 
als  offiziell  beglaubigten  Biographie  des  Heiligen  ent¬ 
wickelt  sich  die  volkstümliche  Anschauung  zu  immer 
höherer  künstlerischer  Bedeutung,  bis,  wie  sich  Thode 
ausdrückt,  „das  durch  seine  Einfalt,  Zartheit  und  Sinnig- 
keit  bezaubernde  Buch“  entsteht,  das  dem  deutschen 
Volke  hier  in  einer  Übersetzung  geboten  wird:  die 
„Fioretti  di  San  Francesco“.  Es  besteht  aus  mehreren 
Legendenzyklen;  seinen  Kern  bilden  die  53 Kapitel  der 
eigentlichen  „Blümlein“,  die  im  vierzehnten  Jahrhundert, 
wahrscheinlich  vom  Bruder  Hugolino  von  Monte  Giorgio 
lateinisch  aufgezeichnet  und  noch  in  demselben  Jahr¬ 
hundert  ins  Italienische  übersetzt  wurden;  diesen  reihen 
sich  die  „Betrachtungen  über  die  hochheiligen  Wund¬ 


male“  nebst  den  später  entstandenen  Legenden  über 
das  Leben  Bruder  Ginepros  —  der  lustigen  Person  des 
Franziskanerordens  —  und  jenes  des  heiligen  Frater 
Egidio  sowie  sieben  außerhalb  der  genannten  Zyklen 
stehende  einzelne  Legenden  an. 

„Noch  heut  ein  Brevier  des  italienischen  Volkes“, 
so  urteilt  Henry  Thode  am  Schluß  seiner  Einleitung 
über  das  Buch,  „sind  die  Fioretti,  wenn  auch  nicht 
geschichtliche ,  so  doch  Zeugnisse  von  unschätzbarem 
Werte  für  unsere  Kenntnis  des  großen  Liebenden,  denn 
sie  zeichnen  dessen  Bild,  wie  es  in  der  Anschauung 
aller  fortlebt,  und  so  enthalten  sie  jene  tiefe  innere 
Wahrheit,  welche  der  dichtenden  Schauenskraft  des 
Volkes  verdankt  wird.“ 

Die  Übersetzung  gibt  diesen  volkstümlichen  Cha¬ 
rakter  des  Originals  meisterhaft  wieder,  und  auch  auf 
die  künstlerischeAusstattung  des  in  1750  handschriftlich 
numerierten  Exemplaren  hergestellten  Buches  ist  von 
seiten  des  Verlegers  und  des  Zeichners  außergewöhn¬ 
liche  Sorgfalt  verwandt  worden.  Der  Umschlag  zeigt 
in  ovaler  Einfassung  die  Gestalt  des  Heiligen  im  Ordens¬ 
habit  der  Franziskaner,  den  Knotenstrick  um  die  Lenden 
geschlungen,  mit  den  aus  Giottos  F resken  wohlbekannten, 
von  einem  schwachen  dunklen  Bart  umrahmten  milden 
Zügen;  der  auf  zwei  Seiten  verteilte  Haupttitel  weist 
eine  reichere,  im  Charakter  der  italienischen  Früh¬ 
renaissance  gehaltene  Einfassung  auf  und  enthält  in  den 
oberen  Feldern  beider  Seiten  den  rot  gedruckten  Titel; 
das  untere  Feld  der  inneren  Seite  trägt  einen  sehr 
schön  gezeichneten  Rosenkranz,  das  der  äußeren  Seite 
im  Mittelfelde  eines  aus  vier  Linien  gebildeten  Kreuzes 
den  Marzocco,  das  bekannte  Diederichssche  Verleger¬ 
zeichen;  die  Initialen  zu  Beginn  der  einzelnen  Kapitel 
bilden  entweder  figürliche,  den  Inhalt  des  betreffenden 
Kapitels  erläuternde  Darstellungen  oder  Linienoma¬ 
mente. 

Leipzig-Gautzsch.  Paul  Seliger. 


Verschiedenes. 


Bei  R.  Piper  &  Co.  in  München  und  Leipzig  er¬ 
scheint  unter  dem  Titel  „ Die  Frucktschale“  seit  kurzem 
eine  Serie  von  Neudrucken,  die  wir  reger  Beachtung 
empfehlen  möchten.  Die  ersten  handlichen  Bände 
liegen  uns  vor.  Zunächst  ein  Auszug  aus  Platens  Tage¬ 
büchern  von  Erich  Petzet  (mit  Porträt,  Abbildung  des 
Grabmals  und  Faksimile  der  beiden  letzten  Tagebuch¬ 
seiten),  jenen  höchst  merkwürdigen  Dokumenten,  die  uns 
einen  tiefen  Einblick  in  das  Tragische  und  Selbstverzeh¬ 
rende  der  Seele  des  Dichters  gewähren,  die  gewisser- 


1  Der  „Cantico  del  sole“  ist  in  seiner  uns  überlieferten  Fassung,  in  dem  diese  Ausdrücke  Vorkommen,  allerdings 
erst  gegen  das  Ende  des  dreizehnten  Jahrhunderts  entstanden.  Es  unterliegt  aber  keinem  Zweifel,  daß  er  in  seinem 
Gedankeninhalte  auf  ein  verloren  gegangenes  Gedicht  des  Heiligen  selbst  zurückgeht.  Von  diesem  Originale,  das  übrigens 
von  Franciscus  selbst  in  Musik  gesetzt  wurde,  wissen  wir  freilich  nicht  das  mindeste,  nicht  einmal,  ob  es  in  italienischer 
oder  französischer  Sprache  abgefaßt  war;  nur  die  Vermutung  erscheint  begründet,  daß  es  eine  regelmäßige  strophische 
Form  besessen  hat,  während  das  Gedicht  in  der  uns  überlieferten  Fassung  freie  Rhythmen  aufweist. 

2  Vergl.  hierzu  Henry  Thode,  Franz  von  Assisi  und  die  Anfänge  der  Kunst  der  Renaissance  in  Italien.  2.  Auf!. 
Berlin  1904,  und  Stephan  Beissel,  Die  kulturgeschichtliche  Bedeutung  des  hl.  Franz  von  Assisi,  in  den  „Stimmen  aus 
Maria-Laach“  33  (1887). 


Chronik. 


469 


maßen  eine  Geschichte  seines  inneren  Lebens  sind.  Den 
psychologischen  Gesichtspunkt  hat  denn  auch  der  Her¬ 
ausgeber  bei  den  gegebenen  Auszügen  vorangestellt.  Der 
Text  beruht  auf  sorgsamer  Vergleichung  der  Hand¬ 
schriften,  die  mancherlei  Berichtigungen  ergab. 

In  dieselbe  Serie  gehören  Friedrich  Schlegels 
Fragmente  und  Ideen,  denen  Franz  Deibel  eine  höchst 
lesenswerte  Einleitung  beigegeben  hat.  Schlegels  Apho¬ 
rismen  enthalten  eine  so  große  Fülle  von  Anregungen, 
sind  so  reich  an  kühnen  Einfällen  und  Erkenntnissen, 
so  überraschend  in  ihrer  kecken  Form,  daß  der  Her¬ 
ausgeber  sie  nicht  mit  Unrecht  den  Blitzlichtern  eines 
andern  „Bacchanten  des  Geistes“,  des  armen  Nietzsche, 
zur  Seite  stellt.  Der  Band  bringt  alles,  was  an  „Frag¬ 
menten  und  Ideen“  im  „Athenäum“  und  „Lyceum  der 
schönen  Künste“  verstreut  war  und  zwar  in  derselben 
Reihenfolge  auf  der  Grundlage  von  Minors  Ausgabe 
der  Jugendschriften  Schlegels. 

Einen  weiteren  Band  der  „Fruchtschale“  bilden  die 
Tagebücher  Henri  Frederic  Amz'els,  deutsch  von  Dr. 
Rosa  Schapire.  Amiel  ist  bei  uns  wenig  bekannt ;  er 
starb  1881  als  Professor  der  Ästhetik  in  Genf.  Seine 
Gedichtsammlungen  und  Essais  brachten  ihm  keine 
Erfolge;  seine  Tagebücher  aber  verdienen  weiteste 
Verbreitung.  Ein  reicher  Geist  offenbart  sich  in  ihnen 
und  ein  Sprachkünstler  ersten  Ranges.  Das  Aphoristi¬ 
sche  herrscht  auch  hier  vor,  und  es  wird  dem  Leser 
nicht  leicht,  das  Buch  in  einem  Zuge  durchzulesen. 
Die  Form  und  Auswahl  machen  das  auch  nicht  nötig. 
Man  wird  den  Band  oft  vornehmen  können  und  sich 
immer  wieder  mit  gleichem  Genuß  in  diese  Spring¬ 
fluten  eines  tiefen  und  doch  auch  blendenden  Geistes 
versenken.  Die  Übersetzung  ist  glänzend.  — bl — 


Die  von  Philipp  Stern  herausgegebene,  bei  Otto 
Elsner  in  Berlin  erschienene  Auswahlsammlung  von 
Goethe- Briefen  ist  mit  Band  7  und  8  abgeschlossen 
worden.  Band  7  enthält  Goethes  Porträt  nach  der  be¬ 
kannten  Büste  Rauchs  und  umfaßt  textlich  die  Zeit  von 
1815 — 1822.  Es  wird  still  um  den  alten  Olympier.  Im 
Sommer  1816  ist  Christiane  gestorben;  die  Intrigen  der 
Jagemann  haben  es  durchgesetzt,  daß  Goethe  sich  von 
der  Leitung  der  Hofbühne  zurückzieht;  neben  dem 
Unfrieden  in  der  Ehe  seines  Sohnes  wirken  die 
politischen  Ereignisse  der  Zeit  verstimmend  auf  ihn. 
Aber  auch  aus  der  Einsamkeit  wettert  der  Alte  gegen 
die  Torheiten  der  Welt  und  auch  aus  der  Zurück¬ 
gezogenheit  des  Studierzimmers  kommen  immer  noch 
Briefe,  die  Zeugnis  von  seiner  Universalität  ablegen 
und  die  heller  als  vordem  von  seinem  Innenleben 
sprechen.  Werthers  Schatten  taucht  auf,  das  Frühlings¬ 
wunder  seiner  Liebe  zu  Ulrike  von  Levezow  beginnt 
zu  blühen.  Die  Briefe  an  sie  eröffnen  den  Schlußband, 
den  das  Bildnis  nach  der  Zeichnung  Schwerdtgeburths 
vom  Jahre  1832  schmückt.  Doch  auch  neue  Fäden 
werden  in  seiner  Korrespondenz  angeknüpft,  so  mit 
Carlyle,  und  gerade  diese  Briefe  des  letzten  Jahr¬ 
zehnts  seines  Lebens  gewähren  so  viele  aufhellende 
Rückblicke  auf  seine  Geistesentwicklung,  daß  sie  einen 


wundervollen  Ausklang  bilden,  einen  Akkord  von  ein¬ 
ziger  Harmonie. 

Der  Herausgeber  hat  sich  seine  Arbeit  nicht  leicht 
gemacht.  Aber  das  Ziel,  das  ihm  vorschwebte:  in 
seiner  Briefsammlung  eine  Selbstbiographie  Goethes 
zu  geben,  das  hat  er  erreicht.  Mit  sicherem  Blick  und 
großem  Feingefühl  hat  er  die  Auswahl  aus  einem 
überreichen  Material  getroffen  und  so  einen  Schatz  für 
das  deutsche  Haus  geschaffen,  für  den  man  ihm  warmen 
Dank  zollen  muß.  Der  Verlag  hat  das  Gesamtwerk 
auch  in  Geschenkkartons  vereinigt;  in  Leinewand  ge¬ 
bunden  M.  32,  in  Halbfranzbänden  M.  40.  — bl — 


Der  Buchhändler  und  Antiquar  Friedrich  Meyer 
in  Leipzig  hat  das  Verzeichnis  seiner  inzwischen  an  die 
Stadt  Düsseldorf  verkauften  Heine-Sammlung  drucken 
lassen  und  der  Öffentlichkeit  übergeben  (Leipzig,  Dyk- 
sche  Buchhandlung).  Die  Bibliographie,  die  auf  Elsters 
Heineausgabe  fußt,  ist  von  höchstem  Werte  und  in 
bezug  auf  die  Erstausgaben  und  die  für  die  Textkritik 
wichtigen  Publikationen  wohl  annähernd  vollständig. 
Hervorgehoben  sei  namentlich  die  große  Anzahl  meist 
längst  verschollener  Zeitschriften  mit  Gedichten  und 
kleineren  Aufsätzen  Heines.  Die  bibliographische  Be¬ 
schreibung  ist  fachmännisch  genau,  ohne  daß  sie  sich 
in  Kleinlichkeit  verliert.  — 

Sehr  interessant  und  von  praktischem  Nutzen  ist 
auch  der  Katalog  einer  Wietier  Grillparzer-Sammlung 
von  Adolf  Weilheim  (Wien,  Wilh.  Braumüller;  M.  2,50), 
der  Sauers  vortreffliche  Arbeit  in  Goedekes  Grundriß 
mannigfach  ergänzt.  Das  im  Anhang  gegebene  Ver¬ 
zeichnis  über  die  wichtigsten  bekannt  gewordenen  Bild¬ 
nisse  Grillparzers  ist  der  erste  Versuch  dieser  Art,  ein 
Fundament,  auf  dem  sich  weiter  bauen  läßt.  Die 
Proben  aus  der  Übersetzungsliteratur  sind  um  so  wert¬ 
voller,  als  die  Übertragungen  meist  nicht  im  Druck  er¬ 
schienen  und  schwer  zugänglich  sind.  — bl — 


Aus  der  Gießerei  der  Gebrüder  Klingspor  in  Offen¬ 
bach  ist  uns  schon  manches  gute  Neue  gekommen. 
Ihre  letzte  Darbietung  baut  gutes  Altes  mit  Erfolg  aus. 
Ihre  beiden  Leiter  haben  die  schöne  Frakturschrift, 
die  uns  von  der  Hand  J.  G.  J.  Breitkopfs  aus  der 
Mitte  des  XVII.  Jahrhunderts  überkommen  ist  und 
sich  wie  keine  andre  für  Klassiker  ausgab  en  sowohl 
chronologisch  als  charakterisierend  eignet,  erworben. 
Dem  Bedürfnis  entsprechend  sind  den  kraftvollen  alten 
Typen  geringe  Auffrischungen  zuteil  geworden,  und  ein 
ganzes  Zahlensystem  wurde  von  Otto  Hupp  dazu  ge¬ 
schaffen.  Um  die  Interessentenkreise  mit  dieser  erfreu¬ 
lichen  Wiederbelebung  bekannt  zu  machen,  hat  die 
Klingsporsche  Gießerei  ein  geschmackvolles  Muster¬ 
heft  herausgebracht.  Von  dem  mattchamoisfarbigen, 
rauhstreifigen  Papier  hebt  sich  der  schwarze  wie  der 
bunte  Druck  kräftig  ab.  Vogeler-Worpswede  schuf  eine 
ganze  Reihe  von  Buchschmuckornamenten  und  Vig¬ 
netten,  die  sich  dem  Charakter  der  Fraktur  prächtig 
einfügen,  sowie  auch  farbige  Initialen  genau  in  den 
Konturen  der  alten  Majuskeln.  Alle  Schriftgrößen  sind 


470 


Chronik. 


vorhanden,  von  dem  markigen  Vorsatztitel  bis  zum  zier¬ 
lichsten  Duodezbanddruck  und  eine  Reihe  von  Menüs, 
Exlibris,  Familien-  und  Literaturanzeigen  beweisen  die 
vielseitige  elegante  Verwendbarkeit  der  Breitkopf 
Fraktur.  Besonders  gelungen  in  Raumverteilung, 
Rahmenornament  und  Farbwirkung  erscheint  eine 
kleine  beigelegte  Einladungskarte  zur  Buchschmuck¬ 
ausstellung  in  Düsseldorf.  Auf  weitere  Neuheiten  der 
Firma  und  die  anderer  großer  Gießereien  kommen  wir 
damnächst  in  einem  ausführlicheren  Artikel  zurück. 

— m. 


Wolfram  Waldschmidt :  Dante  Gabriel  Rosetti, 
der  Maler  und  der  Dichter.  Die  Anfänge  der  Prä- 
raffaelitischen  Bewegung  in  England.  Verlegt  bei 
Eugen  Diederichs,  Jena  und  Leipzig  1905. 

Die  so  verworrene  Entstehungszeit  der  „schlanken“ 
Kunstära  in  England,  die  nach  kurzer  Flochblüte  ohne 
auszureifen  in  Nichts  enden  sollte,  ist  eng  mit  dem 
Namen  Rosetti  verknüpft.  Waldschmidt  zeigt  uns  den 
Dichtermaler,  wie  er  auftaucht  unter  den  P.  R.  B.,  wie 
er  bald  sich  loslöst  von  jeglicher  künstlerischer  Ge¬ 
meinschaft,  wie  er  seinen  eignen  somnambulen  Weg 
wandelt,  der  über  unheimlich  phosphoreszierende 
Höhen  in  die  Nacht  führt:  in  die  ewige  Nacht,  der 
eine  lange  künstlerisch  impotente  Abenddämmerung 
voranging.  Das  große  Publikum  kennt  eigentlich 
nur  zwei  Dinge  von  Rosetti:  den  Typus  seiner  Frauen¬ 
gesichter  mit  den  Augen  und  Stirnen  eines  Seraphs 
und  den  krankhaft  sensuellen  Lippen  eines  Succubs. 
Und  zweitens  die  abenteuerlich  geschmacklose  Ge¬ 
schichte  seiner  Sonette,  deren  Manuskript  er  in  den 
Haaren  seiner  toten  Frau  mitbegraben  und  nach  7 
Jahren  exhumieren  ließ  —  aus  Ehrgeiz,  sagen  die 
einen,  aus  Sehnsucht  nach  dem,  was  einst  sein  Ur¬ 
eigenstes  gewesen,  sagen  die  andern.  Waldschmidt 
steigt  in  die  Tiefe.  Mit  liebevollem  Bemühen  legt  er 
bis  zu  den  feinsten  Tauwurzeln  das  Mysterium  dieses 
fremdartig  blühenden  und  duftenden  träumerischen 
Baumes  bloß,  in  dessen  Mark  der  Wurm  übersinnlicher 
Schauer  seit  der  Kindheit  fast  nagte.  Die  Bilder  und 
Verse  als  Abglanz  der  Entwicklung  Rosettis,  seine  Ent¬ 
wicklung  an  der  Hand  der  Bilder  und  Verse:  so  ent¬ 
hüllt  der  Autor  die  intime  Wechselwirkung  im  Sein  des 
seltsamen  Kunstträumers,  dessen  Morbidezza  eben  nur 
noch  zum  schwachen  Widerschein  gewollter  großer 
Schöpfungen  reichte. 

Das  Buch  Waldschmidts  ist  in  blühender  facettierter 
Sprache  geschrieben;  es  liest  sich  selbst  wie  ein  Gedicht. 
Fast  wie  eine  Totenklage.  Es  gibt  auch  denen,  die 
sich  wenig  mit  der  sonderbaren  Kunstströmung  der 
Präraßaeliten  beschäftigt  haben,  ein  interessantes 
klares  Bild  und  regt  zum  Nachdenken  an. 

30  Exemplare  des  schönen  Buches  wurden  zum 
Preise  von  je  20  M.  auf  Büttenpapier  abgezogen,  in 


Pergament  gebunden  und  handschriftlich  numeriert. 
Die  gewöhnliche  sauber  gedruckte  Ausgabe  ist  in  einem 
violetten  Umschlag  mit  Aufdruck  in  silber  und  gold 
broschiert.  A 

In  seinem  prächtigen  Werke  „Das  Buch  der  Mario¬ 
netten.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Theaters  aller 
Völker“  (Verlag  von  Ernst  Frensdorff,  Berlin)  unter¬ 
nimmt  es  Herrn.  Siegfr.  Rehrn  zum  ersten  male,  ein 
möglichst  vollständiges  und  übersichtliches  Bild  der  lite¬ 
rarischen  und  künstlerischen  Entwicklung  zu  geben,  die 
die  Marionettenbühne  bei  den  Kulturvölkern  des  Mor¬ 
gen-  und  Abendlandes  aufzuweisen  hat.  Der  Verfasser, 
der  sein  Gebiet  glänzend  beherrscht  und  weitgehende 
Studien  gemacht  haben  muß,  führt  uns  nach  einer  kurzen 
Einleitung  zunächst  zu  den  Orientalen,  bei  denen  das 
Schattentheater  in  seinen  Anfängen  zweifellos  in  einer 
sehr  alten  Kuhurperiode  wurzelt;  am  eigenartigsten  und 
vielseitigsten  hat  es  sich  wohl  bei  den  Türken  entwickelt, 
und  wer  sich  mit  der  türkischen  Volksliteratur  bekannt 
machen  will,  muß  unbedingt  auf  diese  Spiele  zurück¬ 
greifen,  von  denen  eine  Anzahl  auch  im  Drucke  erschie¬ 
nen  ist.  Eine  bedeutend  verfeinerte  Kunst  tritt  uns  im 
,,Nang“  der  Siamesen  entgegen,  das  seine  Handlung 
lediglich  dem  „Ramajana“,  dem  Nationalepos  des  Lan¬ 
des,  entnimmt.  Einen  ähnlichen  Charakter  besitzt 
das  „Wayang  Purwa“,  das  Schattenspiel  der  Javaner, 
das  sich  vielleicht  aus  dem  alten  malayisch-polynesi- 
sclien  Kultus  entwickelt  hat.  Auch  bei  den  Chinesen 
geht  die  Marionettenbühne  auf  eine  der  ältesten  Kul¬ 
turperioden  zurück  und  steht  hier  auf  einer  hohen  Stufe 
künstlerischer  Vollendung,  ebenso  wie  in  Japan,  wo 
sie  an  originellen  und  fesselnden  Einzelheiten  besonders 
reich  ist.  Eine  aparte  Kleinkunst  verkörpern  die  birma¬ 
nischen  Marionettenspiele,  während  sie  in  Persien  außer¬ 
ordentlich  primitiv  sind.  Ein  umfangreiches  Kapitel  ge¬ 
hört  den  Puppenspielen  in  Frankreich,  wo  sie  heute  in 
den  Cabarets  auf  dem  Montmartre  eine  literarische 
Weihe  empfangen  haben.  Berühmt  waren  von  jeher 
die  Marionettentypen  Italiens,  allgemein  behebt  die  spa¬ 
nischen  Puppenspiele.  In  Deutschland  haben  sie  be¬ 
sonders  in  Hamburg,  Berlin,  Frankfurt  a.  M.,  Köln,  Mün¬ 
chen  freundliche  Aufnahme  gefunden  und  sich  auch  in 
Österreich  als  altüberliefertes  volkstümliches  Unter¬ 
haltungsmittel  bewährt. 

Das  Rehmsche  Buch  ist  reich  an  interessanten 
Schilderungen;  der  Verfasser,  der  zugleich  ein  höchst 
begabter  Zeichner  ist,  hat  es  mit  einer  Fülle  reizvoller 
Illustrationen  geschmückt  und  auch  den  sehr  geschmack¬ 
vollen  Einband  entworfen.  Unter  den  Zeichnungen 
sind  besonders  die  Vignetten  und  Kapitelstücke  außer¬ 
gewöhnlich  hübsch  ausgeführt  und  phantasievoll  belebt: 
ein  „Buchschmuck“,  der  sich  dem  Rahmen  des  Ganzen 
vertrefflich  einpaßt.  —bl — 


Nachdruck  verboten.  —  Alle  Rechte  Vorbehalten. 

Für  die  Redaktion  verantwortlich:  Fedor  von  Zobeltitz  in  Berlin  W.  15. 

Alle  Sendungen  redaktioneller  Natur  an  dessen  Adresse  erbeten. 

Gedruckt  von  W.  Drugulin  in  Leipzig  für  Velhagen  &  Klasing  in  Bielefeld  und  Leipzig  auf  Papier  der  Neuen  Papier-Manufaktur 

in  Straßburg  i.  E. 


ZEITSCHRIFT 

FÜR 

BÜCHERFREUNDE. 

Monatshefte  für  Bibliophilie  und  verwandte  Interessen. 

Herausgegeben  von  Fedor  von  Zobeltitz. 

9.  Jahrgang  1905/1906. _ Heft  12:  März  1906. 


Franz  Graf  Pocci. 

Von 

Dr.  Leopold  Hirschberg  in  Berlin. 
II. 


irklich  Bedeutendes  hat  Pocci 
auf  dramatischem  Gebiete  ge¬ 
leistet,  so  daß  es  wohl  das 
Richtigste  sein  dürfte,  diesen 
ganz  unbekannten  Gegenstand 
im  Zusammenhänge  zu  be¬ 
handeln.  Man  hat  drei  Gruppen  Poccischer 
Dramen  zu  unterscheiden :  die  eigentlichen 
Kinderspiele,  sodann  die  eine  eingehende  Wür¬ 
digung  erfordernden  Puppenspiele  und  endlich 
die  Volksschauspiele.  Dazu  kommt  dann  noch 
ein  romantisches  Schattenspiel  (nicht  für  Kinder 
berechnet)  und  eine  dramatische  Novelle ,  die 
am  Schluß  dieses  Abschnittes  ihre  Stelle  finden 
werden. 

I.  Die  Kinderspiele. 

Die  Veranlassung  zu  dem  ersten  Versuche 
kurzer  dramatischer  Spiele  gab  Graf  Pocci  der 
alljährliche  Sommeraufenthalt  auf  dem  Lande 
mit  seinen  Kindern.  Diese  „ Dramatischen 
Spiele  für  Kinder “,  die  1850  mit  Bildern  und 
Singweisen  erschienen,  sollten  zwar  „nicht  den 
mindesten  Anspruch  auf  poetischen  Gehalt“ 
erheben;  daß  sie  aber  trotzdem  von  einem 
eigentümlichen  poetischen  Dufte  umwoben  sind, 
gereicht  ihnen  keineswegs  zum  Schaden.  In 
glücklicher  Erkenntnis,  daß  die  gewöhnliche 
Art  trockner  und  moralisierender  Jugenddramen 
Z.  f.  B.  1905/1906 


eine  schwere,  unverdauliche  Kost  für  die  Kin¬ 
der  bildet,  hat  Pocci  den  Stückchen  eine  oft 
märchenhafte  phantastische  Färbung  verliehen 
und  übt  dadurch  einen  ganz  eignen  Reiz  aus. 
Der  „Prolog“  zu  den  sechs  Spielen  wird  vom 
Hanswurst,  der  unter  fortwährenden  Bücklingen 
eintritt,  gesprochen;  passend  hat  der  Dichter 
dazu  ein  freies,  leise  an  die  köstlichen  „Makamen 
des  Hariri“  gemahnendes  Versmaß  in  Anwendung 
gebracht,  wodurch  das  Ganze  den  Anstrich  der 
Improvisation  erhält.  Dann  folgt  ein  kleines 
Geburtstagsfestspiel,  „  Waldleben “  genannt,  in 
dem  das  Waldmännchen  Eichel  zuerst  recht 
böse  über  die  kleine,  Zweige  von  den  Bäumen 
brechende  Marie  ist,  dann  aber,  als  es  hört, 
daß  der  Kranz  für  Mutters  Geburtstag  bestimmt 
ist,  durch  seine  Zauberkunst  die  schönsten 
Blumen  herbeischafft.  Einem  ähnlichen  Zwecke 
dient  das  zweite  Stück  „ Am  See“,  während  das 
dritte,  „Der  Klausner“,  eine  lustige  Humoreske 
ist,  in  welcher  der  Einsiedler  Nikolaus  den  un¬ 
nützen  Buben  Jäkel  bestraft,  weil  dieser  das 
Mittagessen,  das  die  Schwester  dem  alten  Manne 
bringt,  selbst  verzehrt,  indem  er  Röschen  durch 
den  Überwurf  der  alten  Kapuze  täuscht.  Ein 
„Frühlingstraum“  ist  das  Märchenspiel  „Die 
Blumen“,  zweifellos  das  dichterischste  der  kleinen 
Dramen,  besonders  bemerkenswert  durch  die 

61 


472 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


eingestreuten  Lieder.  Dem 


fleißigen  Gärtner¬ 


schnell  mit  einem 


burschen  Felix,  der  die  ganze  Arbeit  für  den 
faulen  alten  Gärtner  Brummtopf  tun  muß,  er¬ 
scheint  Centifolia,  die  Königin  der  Rosen,  im 
Traume,  umgeben  von  einem  Chore  hold  singen¬ 
der  Blümelein,  und  verheißt  ihm  Glück  auf 
Erden.  Ein  Nachstück,  „ Das  Bergwerk “,  be¬ 
handelt  die  Rettung  eines  frommen,  auf  Gott 
vertrauenden  Knaben  aus  einem  tiefen  Schacht. 

Das  letzte  Stücklein  endlich,  „Das  fremde 
Kind“,  bringt  ein  Pocci  besonders  liebes 
Thema:  die  Speisung  des  Christkindes  durch 
zwei  arme  Kinder  und  deren 
Belohnung.  Er  hat  es  später  in 
den  „Jugendblättern“  der  Isabella 
Braun  und  in  besonderem  Ab¬ 
druck  in  seinen  „Jahreszeiten“ 
gebracht.  Der  „ Epilog “  ist  ein 
launiges  Zwiegespräch  zwischen 
dem  Nachtwächter  und  dem 

Hanswurst. 

Die  1856  in  prächtiger  Aus¬ 
stattung  erschienenen  „Jahres- 
zeiteji “  enthalten  neben  dem 

„fremden  Kind“  noch  vier  andere 
Stücke.  Das  erste  ist  ein  Weih¬ 
nachtsspiel,  „Des  Winters  Sieg “ 
betitelt.  In  die  Wirtshausstube 
kommen  nacheinander  der  Jäger 
und  der  Winzer  mit  dem  Be¬ 
richte,  daß  ihnen  im  Walde  ein 
weißbärtiger  Mann  begegnet  sei, 
der  sie  recht  grob  und  nach¬ 
drücklich  bedeutet  habe,  daß 

Abb-  l- 

SIC  dort  nichts  mehr  ZU  schaffen  Aus  ,,  Schnadahüpfln  und  Sprüchln“ 

hätten.  Sie  beschließen,  mit  ver-  von  Franz  von  Kobelb 

einten  Kräften  den , alten  Grämler4 
zu  bezwingen  und  wandern  mit  einer 
Schar  von  Genossen  in  den  Wald  zurück. 

Der  alte  Wintergreis  hält  sich  die  mit  Weid- 


Er  schildert  ihnen  die  Freuden  der  Weihnachts¬ 
zeit  und  läßt  sie  ein  Lied  zum  Preise  des 
Jesusknaben  anstimmen.  Ein  koloriertes  Bild 
zeigt  die  Vertreibung  des  Jägers  und  Winzers; 
der  Greis  ist  im  Pelze,  mit  Schlittschuhen,  Schnee¬ 
ballen  werfend;  in  der  Höhe  leuchtet  der  goldne 
Stern  von  Bethlehem.  —  Voller  Abwechselung 
ist  das  Osterspiel  „Des  Frühlings  Einzug Der 
gemütlich  vor  einer  Höhle  seine  Tabakspfeife 
rauchende  Winter  hört  fernes  Glockenläuten; 
er  ruft  den  Schalksnarren  der  denn  auch 


_roßen  Kalender  herbei¬ 
springt.  Es  ist  wahr  —  der 
Feind  des  Winters  rückt 
heran.  Drei  als  Schnee¬ 
glöckchen  gekleidete  Kinder 
singen  sacht  und  lieblich  ihr 
Liedchen;  sie  sind  die  ersten 
„Boten  und  singen  aus  dem 
Stegreif  ohne  Noten“.  Während 
beide  sich  in  die  Höhle  begeben, 
um  alles  für  ihre  Reise  zu  rüsten, 
treten  vier  Landsknechte  auf, 
Herberg  suchend.  Ganz  wunder¬ 
bar  ist  ihr  Gesang:  wie  sie  bis 
heute  Nacht  am  heiligen  Grabe 
Wache  gehalten  hätten,  jetzt 
aber,  da  es  Auferstehung  geläutet 
und  der  Heiland  mit  Purpur¬ 
mantel  und  weißer  Fahne  aus 
dem  Grabe  gestiegen  wäre,  den 
Abschied  bekommen  hätten: 


(München,  Braun  und  Schneider. 


großen 


eindringenden 


und  Winzermessern  auf  ihn 
Menschlein  dadurch  vom  Leibe,  daß  er  ihnen 
Schneeballen  an  die  Köpfe  wirft;  ihm  kommt 
dann  noch  eine  Schar  lustiger  Knaben  auf 
Schlitten  zuhilfe,  so  daß  die  Gegner  weichen 
müssen.  Nun  spricht  der  Alte  zu  den  Kindern: 

„Die  Blätter  alle  sind  vom  Baum  gefallen, 

Kein  Lied  soll  in  dem  Haine  schallen; 

Denn  also  hat’s  der  liebe  Gott  gemacht, 

Dali  auch  der  Winter  habe  seine  Pracht.“ 


„Vier  Engelein  haben  uns  abgelöst, 
Dali  die  armen  Seelen  sei’n  getrost’, 
Nun  suchen  wir  Herberg  überall 
Beim  Ostermorgenglockenschall.“ 

Freundlich  nimmt  der  Winter  sie 
auf,  ebenso  zwei  ungeschlachte  Riesen,  Reif 
und  Schnee,  die  sich  durchaus  nicht  mehr  wohl 
fühlen.  Da  tritt  ein  Herold  ein,  mit  Schnee- 
glöcklein  gekrönt,  den  Wappenrock  gestickt  mit 
Veilchen  und  Schlüsselblumen;  mit  dem  Stabe 
stößt  er  an  das  Tor  und  ruft  den  Winter  mit 
seiner  Genossenschaft  „Reif,  Schnee  und 
Faßnachtsnarretei“;  alles  bannt  er  mit  seiner 
Kraft.  Diese  ziehn  denn  auch,  ihr  Schicksal 
mit  Humor  tragend,  ab,  die  Landsknechte  mit 
Trommel  und  Pfeife  voraus.  Nun  ist  die  Bahn 
frei,  nun  kann  der  Jüngling  im  hellgrünen 
Gewände  mit  Frühlingsmusik  und  Blumenkindern 
einziehen.  Das  ist  so  sinnig  gemacht,  daß  selbst 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


473 


der  Erwachsene  sich  an  dieser  Dichtung  er¬ 
götzen  kann,  von  der  künstlerischen  Charakte¬ 
ristik  des  zugehörigen  Bildes  ganz  zu  schweigen. 

Es  folgt  „Des  Sommers  Einkehr11.  Ein  kleines 
Idyll  leitet  das  Stück  ein.  Schmetterlinge  um¬ 
tanzen  den  schlafenden  Frühling;  als  er  erwacht 
sendet  er  sie  fort,  um  seinen  Mundschenken, 
den  Waldmeister,  herzubescheiden.  Ihm  selbst 
ist  so  beklommen  zumute;  ist  es  der  süße 
Blumenduft,  der  ihm  die  Sinne  berückt?  Ein 
Knabe  mit  goldener  Laute,  als  Minnesänger 
gekleidet,  zieht  vorüber,  ein  Lied  singend; 
die  Schmetterlinge  kommen  mit  froher  Nach¬ 
richt  zurück  —  da  ver¬ 
tritt  der  mit  Kornblumen 
geschmückte  Sommer 
dem  Frühling  den  Weg. 

Nicht  in  Unfrieden  wollen 
sie  auseinander  gehen; 
der  Frühling,  „sanft  von 
Natur“,  bietet  die  Hand 
zum  Vergleiche  und 
einen  kühlen  Trunk. 

Auf  einen  Wink  seines 
Blumenzepters  zieht  Herr 
Waldmeister  mit  seiner 
Gattin,  der  Frau  Gundel¬ 
rebe,  ein;  Waldzwerge 
bringen  ein  goldnes 
Faß  herbei.  Sie  sagen 
sich  gegenseitig  große 
Schmeicheleien,  daß  der 
eine  nicht  ohne  des 
andern  Hilfe  bestehen 
könne;  ein  wehmütiges 
Abschiedslied  —  dann  macht  der  Frühling 
dem  Sommer  Platz.  Eine  Kinderprozession 
mit  wehenden  Fahnen  tritt  auf  und  preist 
die  Freuden  des  Sommers;  diese  letzte 
Szene  ist  auf  der  kolorierten  Lithographie  dar¬ 
gestellt. 

Den  Schluß  bildet  „ Der  König  Herbstu.  Zu 
einem  frommen  Einsiedler  stürmt  ein  Jäger  mit 
seinem  Hunde  herein;  lange  gönnt  er  sich  nicht 
Rast,  denn  die  Hörner  rufen  aus  der  Ferne. 
Interessant  ist  die  dichterische  Ausgestaltung 
des  Monologes,  den  der  Klausner  nach  dem 
Abgänge  des  Jägers  spricht.  Erinnern  die 
folgenden  Worte  nicht  unwillkürlich  an  jenen 
allbekannten  berühmten  Monolog  Hans  Sachsens 
aus  dem  dritten  Akt  der  „Meistersinger“? 


„Fürwahr!  Ist  nicht  der  Menschen  Tun  ein  Jagen 
Und  gleicht  dem  Weid  werk  wohl  zu  allen  Tagen? 
Ein  jeder  hetzt  und  treibt  sein  halbes  Leben 
In  rastlos  mühevoller  Gier  Bestreben, 

Will  sich  erjagen,  was  er  dennoch  lassen  muß, 

Wenn  oft  verfehlt  das  Ziel  des  Bogens  Schuß!“ 

Landleute,  von  der  Ernte  kommend,  Winzer 
mit  Traubenkörben  treten  auf  —  da  hört  man 
Hundegebell  und  Hollaschreien:  derKönigHerbst 
in  reicher  Jägertracht  naht  mit  seinem  Gefolge. 
Ein  Edelknabe  kredenzt  dem  von  der  Jagd 
Kommenden  besten  Rheingauer,  und  der  König 
läßt  alle  davon  kosten.  Zum  Schlüsse  ruft  er 

noch  die  Knechte  Nebel, 
einen  Zwerg  im  grauen 
Kleide,  und  Wind,  als 
Leibnarr  mit  Flügeln 
erscheinend,  herbei  und 
trägt  ihnen  auf,  ihres 
Amtes  zu  walten.  Präch¬ 
tig  ist  in  der  Zeichnung 
die  Gestalt  des  könig¬ 
lichen  Jägers  ebenso 
wie  die  herzgewinnende 
Anmut  des  Edelknaben 
wiedergegeben ;  im 
Hintergründe,  nur  in 
dämmerigen  Umrissen 
entworfen,  schweben 
Nebel  und  Wind  daher. 

Ein  würdiger  Neu¬ 

druck  gerade  dieses  so 
gehaltvollen  und  ge¬ 
dankenreichen  Büchleins 
würde  sicherlich  vom 

schönsten  Erfolge  gekrönt  sein. 

II.  Die  Puppenspiele. 

In  seiner  Vorrede  zu  dem  von  ihm  nach 
Jugenderinnerungen  aufgezeichneten  Puppenspiel 
„Dr.  Johannes  Faust“  äußert  sich  Karl  Simrock 
in  folgender  bemerkenswerten  Weise:  „Ich 

kann  diese  Gelegenheit  nicht  vorübergehen 
lassen,  ohne  den  Wunsch  auszusprechen,  daß 
man  den  Puppentheatern,  die  vormals  einen 
Schatz  guter  alter  Stücke  besaßen,  doch  mehr 
Aufmerksamkeit  schenken  möchte.  Das  Meiste 
wird  freilich  jetzt  schon  untergegangen  und 

durch  moderne  Opern  und  gehaltlose  Possen 
verdrängt  sein;  aber  das  Wenige,  was  sich  hier 
und  da  noch  erhalten  haben  mag,  verdient  um 


Abb.  2.  „Der  Winter“.  Aus  „Was  Du  willst.“ 
(München,  Braun  und  Schneider.) 


474 


llirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


Abb.  3.  „Postillon“.  Aus  „Schattenspiel“  von  Franz  Pocci. 
(Stuttgart,  Cotta,  1847.) 


so  mehr  aufgezeichnet  und  veröffentlicht  zu 
werden.  Schon  bloße  Berichte  über  Inhalt  und 
Verlauf  der  Stücke  würden  unsern  Dank  ver¬ 
dienen.  Lebte  ich  selbst  an  einem  Orte,  wo 
ein  Kasperletheater  oder  ein  sogenanntes  Hen- 
neschen,  wie  sie  am  Niederrhein  heißen,  noch 
alt  überlieferte  Stücke  gäbe,  so  würde  ich  mir 
dies  Verdienst  nicht  entgehen  lassen.  Volks¬ 
lieder,  Volksmärchen  und  Volkssagen  fängt 
man  endlich  an  eifrig  zu  sammeln ;  der  deutschen 
Volksbühne  hat  man  bisher  noch  fast  gar  nicht 
gedacht.“ 

Ist  nun  auch  das  hier  Gesagte  in  gewissem 
Sinne  bereits  zur  Tat  geworden,  indem  verdiente 
Gelehrte  eifrige  Studien  auf  diesem  Gebiete  ge¬ 
macht  haben,  wiewohl  eine  zusammenhängende 
Geschichte  dieser  einfachen  Dramatik  meines 
Wissens  noch  nicht  existiert,  so  gebührt  Pocci 
doch  das  nicht  hoch  genug  anzuschlagende  Ver¬ 
dienst,  als  erster  und  völlig  ohne  Vorgänger  die 
Puppenkomödie  zu  einer  Stellung  emporgehoben 
zu  haben,  in  der  sie  mit  den  Kindermärchen 
in  Wettbewerb  treten  kann  und  diese  ergänzt. 
Für  den  Kulturhistoriker  ist  es  von  höchstem 
Interesse,  jenen  urwüchsigen  und  urkräftigen 
Regungen  des  Volksgeistes  nachzuspüren;  für 
die  Kinderwelt  aber  dürfen  die  meist  sehr  derben, 
häufig  rohen  und  blasphemischen  Späße  des 
Kasperle  im  ganzen  nur  ein  wenig  geeignetes 
Objekt  der  Unterhaltung  sein.  Hat  doch  selbst 
der  alte  berühmte  Puppenspieler  Geißelbrecht 
am  Schluß  seines  Manuskriptes  in  bezug  darauf 
geschrieben:  „Alles,  was  unterstrichen  ist,  bewegt 
mich,  daß  ich  Fausten  nie  wieder  aufführen 


werde.“  Es  kam  also  darauf  an, 
diese  Dramatik  durch  den  Zau¬ 
ber  holder  Poesie  zu  verklären, 
ohne  ihr  Grundwesen  dabei  zu 
zerstören;  und  diese  schwere 
Aufgabe  hat  Pocci  in  geradezu 
glänzender  Weise  gelöst. 

Ein  von  dem,  in  seinen 
Mußestunden  als  Maler  und 
Techniker  ganz  Hervorragen¬ 
des  leistenden  Generalmajor 
von  I  leydeck  gefertigtes  Mario¬ 
netten -Theater  gelangte  durch 
Kauf  in  die  Hände  des  Herrn 
Joseph  Schmid  in  München, 
der  sich  für  diesen  Kunst¬ 
zweig  lebhaft  interessierte.  Das 
Theater  selbst  war,  nach  dem  Berichte  Hol¬ 
lands,  mit  allen  technischen  Requisiten  ver¬ 
sehen  und  in  seiner  ganzen  Ausstattung  und 
Szenerie  ein  wahres  Kunstwerk.  Nach  ver¬ 
schiedenen  Verbesserungen,  die  der  zweite  Be¬ 
sitzer  anbrachte,  kam  es  darauf  an,  geeignete 
Stücke  zu  finden.  Da  aber  gab  es  so  gut 
wie  nichts  anderes  als  das  oben  erwähnte 
Simrocksche  Puppenspiel.  Schmid  wendete 
sich  vertrauensvoll  an  Pocci,  und  umgehend 
schrieb  der  allezeit  bereitwillige  und  doch  so 
bescheidene  Dichter  seine  freudigste  Zusage. 
In  diesem  Briefe  vom  17.  September  1858  heißt 
es  u.  a.:  „Allerdings  fehlt  so  etwas  in  München 
für  die  Kinderwelt.  Jedenfalls  dürfte  es  darauf 
zunächst  ankommen,  der  Jugend  nur  Gesundes 
und  Frisches  zu  bieten,  da  eine  etwa  super- 
feine  Sentimentalität  ebenso  schädlich  auf  die 
Gemüter  wirkt  als  die  Roheit  des  Dult-Kasperl, 
dem  ich  aber  stets  selbst  als  der  aufmerksamste 
und  teilnehmendste  Zuschauer  angehöre  .  .  .“ 
So  entstand  dennPoccis  „Liistiges  Komödien- 
biichlein Im  Jahre  1859  war  der  erste  Band 
erschienen,  1861  folgte  der  zweite,  im  Laufe 
der  nächsten  Jahre  weitere,  bis  es  1877  (ein 
Jahr  nach  des  Dichters  Tode)  seinen  Abschluß 
mit  dem  sechsten  Bande  fand.  Die  mannig¬ 
fachen  Prologe  abgerechnet  enthält  es  nicht 
weniger  als  vierzig  Stücke.  Eine  schier  uner¬ 
schöpfliche  Fülle  von  Humor,  der  sich  bisweilen 
in  leichter  Satire  auf  allerlei  Zeitfragen  und  Per¬ 
sonen  gefällt,  ist  über  das  Ganze  ausgegossen; 
dabei  entbehrt  keines  der  kleinen  Dramen  des 
sittlichen  Ernstes,  der  dem  kindlichen  Gemüte 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


475 


Abb.  4.  Umschlagszeichnung  zu  Schlönbachs 
„Was  sich  der  Wein  erzählt.“ 
(München,  Fleischmann,  1862.) 


die  rechten  Wege  weist,  und  der  Poesie, 
die  die  trocknen  und  staubigen  Pfade  der 
Moral  mit  erquickendem  Tau  besprengt. 
„Auch  hab’  ich  noch  einige  Überbleibseln 
von  einer  halben  Portion  sogenannter  ro¬ 
mantischer  Poesie  im  Sack,  die  ich  aufm 
Tandelmarkt  selber  um  12  Kreuzer  gekauft 
hab  und  die  meinen  alten,  guten,  guten 
Freund,  den  Herrn  Klemens  Brentano,  Gott 
hab’n  selig,  umgebracht  hat.  Eine  herr¬ 
liche,  miserabelverkannte  Verlassenschaft, 
die  er  mit  in’s  Grab  hat  nehmen  wollen; 
aber  eh’  er  g’storb’n  ist,  hat  er’s  doch 
wieder  da  lassen  und  hat  sich  gedacht: 
vielleicht  klaubt’s  doch  noch  eine  sym¬ 
pathetische  Seele  auf!  Ha!  Diese  sympatheti¬ 
sche  Seele  hat  sich  gefunden  und  die  Ko- 
mödienstückl,  die  ich  da  mitgebracht  hab’, 
enthalten  den  Abdruck  des  Ausdrucks  des 
Eindrucks  eines  Mondscheinstrahles  aus  der 
romantischen  Zeit,  wo  die  Ritter  noch  beim 
helllichten  Tag  herumgeritten  sind  und  die 
Zauberer  noch  als  solche  haben  gelten 
können  .  .  .“  Diese  Worte  Kasperls  aus  dem 
Prolog  zum  zweiten  Bande  des  Komödien¬ 
büchleins  sind  wirklich  ein  Programm. 

Die  Hauptperson  der  weitaus  meisten 
Stücke  ist  der  Kaspar  Melchior  Balthasar 
Larifari ,  kurz  der  Kasperl  genannt,  dessen 
Geburtsort  „zwischen  St.  Niklas  und  Nimmer¬ 
mannstag  grad  eine  Viertelstunde  hinter 
dem  ersten  April“  liegt,  der  „im  Schnecken- 
gaßl  Numero  13  über  fünf  Stiegen  hintennaus 
zu  ebener  Erd“  logiert  und  dessen  Haupt¬ 
beschäftigung  es  ist,  zwölf  paar  Bratwürstel 
mit  Sauerkraut  und  Knödeln  und  sechs  Maß 
Bier  zu  vertilgen.  Meist  ist  er  betrunken, 
soviel  ihn  auch  seine  etwas  strenge,  aber 
immer  doch  so  brave  und  seelensgute  Frau 
Grethl  davon  abzubringen  sucht.  Er  tritt  in 
den  verschiedensten  Gestalten  auf;  er  spricht 
französisch,  türkisch,  leuwutschisch,  am 
komischsten  aber  hochdeutsch.  Fremdwörter 
kann  er  überhaupt  nicht  richtig  wiedergeben, 
und  auch  sonst  mißversteht  er  die  meisten 
Worte  derart,  daß  sie  ihm  als  Beleidigung  seiner 
Person  erscheinen  müssen  und  ihm  Veranlassung 
geben,  seinen  Prügelstock  zu  gebrauchen.  So 
erscheint  er  uns  im  ersten  Stücke  als  Knappe 
des  Prinzen  Rosenroth,  der  die  in  eine  Blume 
verwandelte  Prinzessin  Lilienweiß  aus  der  Ge¬ 


walt  des  bösen  Negromanticus  mit  Hilfe  der 
Fee  Liebinniglich  erlöst.  Alle  diese  Zauberer 
und  Hexenmeister  Poccis  sind  ganz  köstliche 
Figuren.  Der  Negromanticus  hat  einen  Leo¬ 
parden  als  Wächter,  den  er  dreimal  in  der 
Woche  mit  sechs  Pfund  Rattenfleisch  beköstigt 
und  ihm  dadurch  „Tigerthränen“  auspreßt; 
mit  der  bösen  Fee  Schlangenblitz  hat  er  den 
erschrecklichen  Drachen  Feuerrachen  erzeugt, 
der  sich  selber  für  einen  „furchtbaren  Kerl“ 
erklärt  und  lieber  der  Papierdrache  sein  will, 
der  er  in  seiner  Kindheit  war.  In  einem  „kultur¬ 
historischen  Drama“  erscheint  Kasperl  unter 
den  Wilden  und  begegnet  dem  Professor  Gerstl- 
maier,  der  bereits  achthundert  Bogen  der  Frage 
gewidmet  hat,  ob  die  Exkremente  der 
Sepia  annulata  aus  rein  animalischen  oder 
vegetabilischen  Atomen  bestehen;  er  be¬ 
gegnet  einem  alten  Krokodil,  das  folgende 
Arie  singt: 


4/6 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


„Gemütlich  ist  mein  Lebenslauf, 

Was  mir  in  Weg  kommt,  fress  ich  auf, 

Und  mir  ist  es  ganz  einerlei, 

In  meinem  Magen  wirds  zu  Brei. 

Schon  hundert  Jahre  leb  ich  jetzt, 

Und  wenn  ich  sterben  muss  zuletzt, 

Leg  ich  mich  ruhig  in’s  Schilf  hinein, 

Und  sterb  im  Abendsonnenschein.“ 

Und  als  er  dann  nach  langen  Irrfahrten 
nach  Hause  zurückkehrt,  läßt  er  seine  Grethl 
durch  folgende  tragischen  Worte  auf  seinen  Be¬ 
such  vorbereiten,  da  er  selbst  vorher  noch  im 
„Blauen  Bock“  einkehren  muß:  „Sag  ihr,  ja  sag 
ihr,  wölchen  unsäglichen  Gefahren  ich  ent¬ 
gangen  bin.  Sag  ihr,  wie  mein  gattliches  Herz 
ihr  aus  dem  blauen  Bock  entgegenschlägt !  Sag 
ihr,  ihr  sag,  sag  ihr,  ihr  sag,  wie  ich  zittere  und 
ziböbe  im  Hinnblick  auf  den  Rückblick  des 
Wiederblicks  unseres  zörtlichen  Wiedersöhens 
und  der  Umschlingung  der  weitausgebreiteten 
Umspannung  der  liebenden  Armee  treuer  ver- 
hältnißmäßiger  Gattenliebe  und  öhnlicher  Um¬ 
stände.“  —  In  der  Türkei  kommt  Kasperl  als 
reisender  Botanikus  zum  Sultan  Schurimuri,  der 
seinen  Sklaven  Pfeifistopfiri  durch  den  Hof- 
profoß  Murmurikarbatschi  fünfzig  auf  die  Fu߬ 
sohlen  geben  läßt,  weil  er  die  Pfeife  hat  aus¬ 
gehen  lassen.  Die  Prozedur  geht  im  „  Wichszimmerl 
Numero  1 2 1  “  vor  sich.  Kasperl  hat  einen  Spazier¬ 
gang  am  „Phosphorus“  gemacht  und  wird 
vor  den  Sultan  gebracht,  den  er  „erhabener 
Türkenkopf“  anredet.  —  In  dem  „furchtbaren 
Spektakelstück  aus  dem  finstern  Mittelalter“,  in 
dem  Kasperl  Knappe  beim  Ritter  Blaubart  ist,  be¬ 
dauert  erlebhaft,  in  einem  solchen  Trauerspiele 
mitspielen  zu  müssen  und  freut  sich  sehr,  daß 
die  Geschieht  noch  gut  ausgeht. 

Unmöglich  und  ermüdend  wäre  es,  auf  diese 
Weise  jedes  einzelne  der  Stücke  durchzu¬ 
gehen.  Den  hervorstechenden  Eigenschaften 
des  Kasperl  haben  wir  bereits  ein  paar  flüch¬ 
tige  Worte  gegönnt.  Wie  sehr  er  auf  sein  liebes 
Ich  und  die  Sorge  für  seine  erhabene  Person 
bedacht  ist,  schimmert  überall  hindurch.  In  der 
„Undine“  trotzt  Ritter  Huldbrand  allen  Unbilden 
der  Elemente;  sein  Knappe  Kasperl  „hüllt  sich  in 
sein  Parapluie“.  Dem  Eremiten  Klaus  teilt  er 
hochpathetisch  mit,  daß  er  „von  der  Natur,  die  ihn 
hervor  gebracht,  die  einem  gebildeten  Manne  ent¬ 
sprechende  Sustentation  verlange“.  Ein  andermal 
sucht  er  „einen  Dienst,  aber  allein  nur  seiner 


Xalifixation  angemessen  und  einen  der  Be¬ 
friedigung  seiner  Substanz  entsprechenden 
Aufenthalt“.  Er  dient  dem  fahrenden  Ritter 
Hans  von  Elend;  aber,  wenn  der  ein  „ordent¬ 
licher  Ritter“  sein  will,  dann  soll  er  „eine 
Eklipage  haben  und  in  einer  Kutschenchaise 
sitzen.“ 

Wenn  es  gar  erst  ans  Essen  und  Trinken 
geht,  dann  gerät  Kasperl  ganz  aus  dem 
Häuschen.  „Auweh“,  schreit  er,  als  er  zu  armen 
Fischersleuten  kommt;  da  gibts  ohne  Zweifel 
nur  Fastenspeisen,  von  einer  „Andeutung  auf 
Kalbsbraten“  sieht  er  keine  Spur.  Voller  Ent¬ 
rüstung  fragt  er  den  Herzog:  „Und  Eure 
Durchlauchtigkeit  wagen  es,  eine  diplomatische 
Person,  die  ich  bin,  eine  halbe  Stunde  so  da 
stehen  zu  lassen,  ohne  ihr  eine  Magenstärkung 
anzubieten  r“  Im  Keller  beschäftigt  er  sich  am 
liebsten  mit  „Versteinerungen“,  z.  B.  dem 
Nierensteiner  und  dem  Hörsteiner.  Gegen 
Abend  verbindet  er  gern  mit  einem  Spaziergang 
die  „bescheidene  Löschung  seines  alltäglichen 
Durstes“.  Oder  er  nimmt  „aus  Zufall  so  von 
Ungefähr  mit  Fleiß  im  Vorbeigehen  ein  paar 
warme  Schmalznudeln  aus  purer  Gefälligkeit“ 
mit.  Seine  „angeborne  Gewohnheit,  seine  be¬ 
sondere  Vorliebe  für  Flüssigkeiten“  verursachen 
ihm  bisweilen  eine  kleine  Betäubung.  Als  auf 
der  Ritterburg  alles  in  Angst  und  Sorge  schwebt, 
ruht  in  des  Torwarts  Kasperl  Magen  wohl- 
versorgt  „ein  halbes  Pfund  Kas“  und  „schwimmt 
auf  einem  künstlichen  Weiher,  den  er  durch 
ein  paar  Maß  Flüssigkeit  angelegt  hat“.  Als 
er  gezwungen  ist,  italienisch  zu  sprechen,  ver¬ 
langt  er  „Salami,  Maccaroni,  Nierenbratl  und 


Abb.  5. 

Doktor  Sassafras  aus  „Lustiges  Komödienbüchlein." 
(München,  Lentner,  1801.) 


Abb.  6.  Aus  , .Minnelieder“,  ein  Pfingstgruß  von  R.  B.  und  F.  P. 
(München  1855,  Lithographische  Anstalt  von  Dr.  Wolf  und  Sohn.) 


Zeitschrift  für  Bücherfreunde  IX. 


Zu  Hirschberg ••  Franz  Graf  Pocci. 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


477 


Sauercrautico,  Maraschino,  Rossini“  usw.  Und 
die  brave  Frau  Grethl  erkennt  ihn  trotz  aller 
Vermummung  am  Essen  und  Trinken:  „Denn 
so  wie  mein  Kasperle  kanns  Keener!“ 

Bisweilen  verfällt  Kasperl  in  einen  tra¬ 
gischen,  pathetischen  Ton,  oder  er  will  sich 
gebildeter  Ausdrücke  bedienen;  immer  aber 
bringt  er  damit  eine  komische  Wirkung  hervor. 
Das  Schicksal  „lispelt  ihm  mit  leiser  Donner¬ 
stimme“  einmal  ins  Ohr,  daß  er  „ein  zu  Grund 
gegangenes  Objekt“  sei.  Voll  Schrecken  ge¬ 
wahrt  er,  daß  er  durch  einen  artesischen 
Brunnen  zu  den  „Antipopoden“  hindurchge¬ 
rutscht  ist.  Ja,  als  Knappe  des  Ritters  Huld¬ 
brand  bringt  er  den  Herzog  sogar  eine  Absage 
mit  den  Worten:  „Mein  Herr  ist  in  andern 
Umständen  und  dadurch  verhindert.“  —  Noch 
viel  häufiger  aber  versteht  er  falsch;  aus  einem 
„Sack  mit  Dukaten“  macht  er  einen  „Frack 
mit  Oblaten“,  aus  einem  „verzauberten  Ritter“ 
einen  „vermauerten  Widder“  usw.;  oder  er  wird 
infolge  einer  „Renunziation“  amtlich  „klistirt“; 
endlich  versetzt  er  dem  Zauberer  Crocodilus 
einen  „tüchtigen  Puffer  auf  den  magischen 
Schedl“,  weil  dieser  Weib  und  Kind  „eigen¬ 
händig  zu  fressen“  belieben  wollte. 

Unzählig  sind  die  närrischen  Ausdrücke 
des  Burschen.  Er  wird,  da  er  als  deutscher 
Staatsbürger  nicht  mehr  leben  kann,  „einjährig 
freiwilliger  Menschenfeind“.  Er  ist  ein  „un¬ 
glücklicher  kinderloser  unverheirateter  Familien¬ 
vater  und  zugleich  Doppelwaise“.  Ängstlich 
schaut  er  sich  im  dunkeln  Walde  um,  ob  dieser 
nur  keine  „schwurgerichtlichen  Subjekte“  be¬ 
herbergt.  Immer,  wenn  er  an  das  Schicksal 
eine  Frage  tut,  gibt  dieses  einen  „rechten 


Abb.  7. 

Maske  Poccis  aus  ,, Lustiges  Komödienbüchlein.“ 
(München,  Lentner,  185g — 1877.) 


Pumpser“  und  er  fällt  „auf  seine  Gesäßmuskeln“. 
Er  findet  „eine  ihm  bisher  ganz  unbekannte 
Fünfguldennote  in  dem  hintersten  rechten 
Winkel  seiner  vordersten  linken  Hosentaschen 
in  der  liederlichen  Gesellschaft  einiger  kränkender 
unbezahlter  Rechnungen“.  Er  beklagt  sich, 
daß  er  „wirklicher  provisorischer  Leibhausknecht 
mit  365  Tag  Jahreslohn“  geworden  ist.  Ein¬ 
mal  „schoint“  es  ihm,  daß  „diese  beiden  Froileins 
woiblichen  Geschlechtes  sind,  wenn  sie  nicht 
schon  verheiratet  sind“.  Als  Arzt  erklärt  er 
die  „Indischestion“  für  eine  „indische  Krankheit“ 
und  verordnet  „Transprentation“.  Einem  Ritter, 
der  ihm  den  Fehdehandschuh  hinwirft,  entgegnet 
er:  „Ich  brauch  kein’  Handschuh  mehr;  ich  hab 
schon  a  Paar!“  Seine  Frau  drückt  er  an  seinen 
„geschwollenen  Busen“  und  geht  mit  ihr  Hand 
in  Hand  „auf  der  Bahn  dieses  rätselhaften 
Lebens“. 

In  allen  nur  möglichen  Varianten  läßt  Pocci 
seine  Magier  und  Zauberer,  seine  Hexenmeister 
und  Menschenfresser  auftreten.  Die  Offenheit, 
mit  der  diese  Individuen  ihr  ungesetzliches 
Gewerbe  treiben,  ist  von  einer  köstlichen 
Naivität.  „Die  Zauberkunst  ist  angenehm,  man 
lebt  zufrieden  und  bequem“,  singt  der  Magier 
Anselmus  Katzenberger,  dessen  Ahnen  „in  der 
Tiefe  der  ägyptischen  Pyramide  Mandschelmusa 
bis  zur  nächsten  Seelenwanderungsperiode  im 
Mumienschlummer“  ruhen,  die  ihm  die  Ge¬ 
heimnisse  der  Magie  in  einer  „versiegelten 
Opodeldokblechbüchse“  hinterlassen  haben  und 
auf  deren  Wohl  er  den  Wein  von  seinem 
Tischleindeckdich  trinkt.  Die  „Moosmayerin“  war 
dreiviertel  Jahr  beim  Herrn  Dr.  Justinus  Kerner 
in  Diensten,  und  hat  bei  diesem,  der  die  Geister 
alle  „nur  so  am  Schnürl  g’habt  hat“,  ihre  Kunst 
erlernt.  Der  Magier  Crocodilus  wird  im  Schlafe 
von  Nilfischern  gebunden,  an  einen  europä¬ 
ischen  Menageriebesitzer  verkauft  und  in  einer 
vergitterten  Badewanne  produziert.  Der  alte 
privatisierende  Magier  Sarastro  muß  wegen 
seines  Unterleibes  alljährlich  eine  Kissinger 
Kur  gebrauchen  und  in  Ägypten  „Kaktussuppen“ 
essen,  wogegen  ein  Bär  sich  dem  Kasperl  als 
der  „verzauberte  Zauberer  und  Taschenspieler 
Strizlmajer,  gebürtig  aus  Deggendorf“  vorstellt 
und  die  Liebe  der  Fee  Waltrudis  zurückweist, 
weil  er  „in  Passau  bereits  verlobt  war  mit  der 
Anna  Maria  Hintermajerin,  Obstlerstochter“. 
Sehr  übel  in  jeder  Beziehung  geht  es  auch  dem 


478 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


Aus  Birlingers  „Nimm  mich  mit!“ 

(Freiburg,  Herderscher  Verlag.) 

Zauberer  Negrocephalus,  dem  rein  gar  nichts 
mehr  gelingen  will,  vielleicht  weil  er  „nicht  das 
richtige  Blattl  in  sei’m  Zauberbuch  erwischt“ 
oder  „sein  Zauberstaberl  vom  feuchten  Wetter 
sich  etwas  verbogen“  hat,  und  der  wegen  der 
schlechten  Zeiten  Torf  im  Laboratorium  brennen 
muß,  weil  das  Holz  zu  teuer  ist.  Die  Fee  Zirnba- 
rimbimba  ist  die  Tochter  des  großen  Zauberers 
Califonius,  der  sich  „an  Werktagen  mit  Zaubern, 
an  Sonn-  und  Feiertagen  mit  Korbflechten“ 
beschäftigt.  Ein  furchtbarer  Kerl  gar  ist  der 
Professor  Fleischmann,  Naturforscher  und 
Menschenfresser  zugleich;  er  hat  eine  so  feine 
Nase,  daß  er  „den  Duft  der  Waldspireen  und 
Wachholder  etwas  durch  Menschenfleischgeruch 
alteriert“  findet  und  schnell  „etwas  mehr  wittert 
als  die  gewohnte  Hautausdünstung  seiner  Haus¬ 
hälterin  Katharine“,  an  der  er  sich  noch  nicht 
„vergriffen  hat,  um  seinen  anthropophagischen 
Tendenzen  Genüge  zu  leisten“.  Der  Berggeist 
Cuprus  kann  gar  nicht  mehr  beißen,  weil  „der 
letzte  Plombierte  vorgestern  auch  ausgefallen 
ist“.  Vielleicht  noch  ein  „miserableres  Leben“ 
führt  ein  „Riese  aus  der  Urzeit“,  Schlafdorn  ge¬ 
nannt,  der  als  Wächter  nicht  schlafen  darf  und 
den,  so  oft  er  sich  hinlegt,  der  sich  herab¬ 
beugende  Zipfel  seiner  Nachtmütze  unter  der 
Nase  kitzelt.  Unter  die  Sippschaft  der  Menschen¬ 


fresser  ist  auch  ein  gefangener  Turko  und  der 
Garibaldi  zu  zählen,  bei  deren  bloßer  Namens¬ 
nennung  den  Bauern  schon  alle  Haare  zu  Berge 
stehen  und  die  sich  verbarrikadieren,  wenn  sie 
wirklich  ankommen  und  zweihundert  Kinder  auf 
einmal  auffressen. 

Poccis  Lust  an  der  Satire  brachte  es  mit 
sich,  daß  er  im  „Lustigen  Komödienbüchlein“ 
bisweilen  auch  Zeitfragen  in  humorvollster 
Weise  streifte.  Der  Darwinismus,  das  Frei- 
maurertum,  besonders  aber  die  Zukunftsmusik 
bekommen  ihr  Teil  ab.  Reizend  ist  das  Märchen 
vom  „Dornröslein“  dramatisiert.  Der  darin 
auftretende  Dichter  Lautenklang  ist  die  Per¬ 
sonifikation  der  Romantik;  als  Hofpoet  des  Königs 
Purpur,  des  Vaters  Dornrösleins,  preist  er  Minne 
und  Phantasie  in  einem  fort  und  wirkt  schlie߬ 
lich  ebenso  langweilig  wie  der  frühere  Minne¬ 
sänger,  der  an  „Mittelaltersschwäche“  gestorben 
ist.  Als  aber  das  Schloß  im  verzauberten  Schlafe 
liegt,  da  wird  er  nicht  müde,  den  Prinzen  Minna- 
muet,  den  Erlöser,  mit  seinen  Liedern  herbei¬ 
zurufen;  er  ist  zum  Greise  gealtert,  als  dieser 
erscheint.  Nun  erhält  er  den  Lohn  für  sein 
Seherlied;  in  rührenden  Worten  nimmt  er  Ab¬ 
schied  und  sinkt  tot  zusammen: 

„Lebt  wohl!  Im  Reich  der  ew’gen  Poesie 

Sehn  wir  uns  wieder!  Heil  Euch,  lebet  wohl!“ 

Keineswegs  aber  sind  alle  Stücke  des  Komö¬ 
dienbüchleins  nur  lustig  und  amüsant;  viele  sind 
durchaus  ernster  und  sinniger  Natur.  Hierher 
gehören  der  „ Prinz  Herbed “  und  der  „  Waldkönig 
Laurin im  ersten  wird  die  Fabel  von  dem  durch 
Hochmut  verführten  Königssohne,  der  durch 
die  Rose  der  Demut  und  Liebe  auf  den  rechten 
Weg  geleitet  wird,  dargestellt.  Das  bedeutsamste 
der  kleinen  Dramen  ist  zweifellos  der  „ Doktor 
Sassafras “.  In  seiner  Gier  nach  Geld  und 
Ruhm  schließt  Doktor  Sassafras  mit  dem  Teufel 
einen  Pakt  dahin,  ihm  gegen  seine  unsterbliche 
Seele  den  Tod  in  seine  Gewalt  zu  geben.  Dies 
geschieht;  der  Tod  wird  auf  einen  Stuhl  ge¬ 
bannt  und  kann  nicht  loskommen,  wie  sehr  er 
auch  daran  rüttelt.  Nun  hört  das  Sterben 
unter  den  Menschen  eine  zeitlang  auf;  aber  ein 
mit  der  Weltordnung  im  Widerspruch  stehendes 
Bündnis  kann  keinen  Bestand  haben.  Satan 
selbst  zerreißt  den  Kontrakt,  und  der  Tod  be¬ 
mächtigt  sich  des  vermessenen  Sterblichen. 

Auf  eine  dramatische  Technik  legt  der 
Dichter  —  und  er  zeigt  sich  in  diesen  kleinen 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


479 


J.  Schunds  Marionelten'Theaier 

im  ^lenjcprtni. 


Abb.  9.  Theaterzettel  mit  einer  Zeichnung  von  Pocci. 


Gaben  immer  als  echter  Dichter  —  wenig 
Wert;  dagegen  arbeitet  er  stark  auf  theatralische 
Effekte  hin.  An  die  Maschinerie  werden  die 
größten  Anforderungen  gestellt.  Blitz,  Donner, 
Sturm  und  Regen,  leuchtende  Morgen-  und 
Abendröte,  Verwandlungen  mannigfachster  Art 
müssen  so  bei  der  Hand  sein,  als  ob  wir  uns 
in  einem  wirklichen  Märchenreiche  befänden. 
Mauern  und  Berge  tuen  sich  auf;  Vögel, 
Krokodile,  Bären  und  Leoparden  reden  wie 
Menschen;  Blumen  öffnen  und  schließen  sich, 
Flammen  schlagen  aus  dem  Boden;  aus  Pasteten 
und  Maßkrügen  springen  Teufel  und  Kobolde 
heraus.  Pocci  wollte  durch  seine  „Freischützkas¬ 
kadenfeuerwerksmaschinerie“  auf  Kinder  und 
Volk  wirken. 

Die  Ausstattung  des  Buches  ist  ganz  reizend: 
ein  handliches  Sedezformat,  schöner  Druck  und 
bildliche  Verzierungen.  Das  Haupttitelblatt  eines 
jeden  Bandes  zeigt  eine  Schalksnarrengestalt 
mit  einer  komischen  Maske,  aus  der  Poccis 
Gesicht  deutlich  hervorschimmert;  jedes  der 
einzelnen  Stücke  hat  wieder  seine  besondere, 
in  Holzschnitt  ausgeführte  Vignette. 

Wie  Holland  angibt,  hat  Pocci  auch  zwei  Ein¬ 
trittskarten  für  das  Schmidsche  Marionetten¬ 
theater  gezeichnet;  auf  der  ersten  bewillkommnet 
z.  f.  B.  1905/1906 


Kasperl  die  eintretenden  Kinder,  auf  der  zweiten 
tritt  er  aus  den  Vorhängen  der  Bühne.  Eben¬ 
so  entwarf  der  Meister  ungefähr  20  Stein¬ 
zeichnungen  zum  Anheften  über  dem  Straßen¬ 
zettel.  Alle  Stücke  gingen  mit  dem  glänzendsten 
Erfolge  über  die  Bretter  —  auch  heute  noch 
hat  München  dies  vor  der  Reichshauptstadt 
voraus. 

Unter  die  Puppenspiele  gehört  auch  ein 
ganz  merkwürdiges,  in  seiner  Art  vielleicht 
einzig  dastehendes  Stück,  das  in  dem  früher 
besprochenen  Kinderbüchlein  „Was  du  willst“ 
zum  Abdruck  gelangt  ist,  nämlich  ein  „ Krippen¬ 
spiel Der  Gedanke,  der  Pocci  zum  Ver¬ 
suche  dieser  Dichtung  veranlaßte,  war,  daß 
neben  der  Christbescheerung  eine  Weihnachts¬ 
krippenfeier  mit  Puppenfiguren  um  so  zweck¬ 
mäßiger  sei,  als  diese  Spiele  aus  früherer  Zeit  zu 
Hanswurstiaden  herabgesunken  waren.  Un¬ 
streitig  kann  das  Werkchen  in  seiner  sinnreichen 
Anordnung  und  durch  die  Schönheit  der  Sprache 
einen  hohen  Wert  beanspruchen;  dazu  kommt 
noch,  daß  mit  ganz  eigner  Kunst  ein  Spannungs¬ 
reiz  erzeugt  wird,  der  für  Poccis  Befähigung  als 
Dramatiker  ein  glänzendes  Zeugnis  ablegt.  Ein 
Vorspiel  eröffnet  das  Stück;  zu  dem  unerbittlich 
waltenden  Tod  tritt  der  Engel  des  Lebens,  der 

62 


480 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


ihm  gebietet,  Einhalt  zu  tun  mit  seinem  ver¬ 
derblichen  Wirken:  ein  neues  Gestirn  hat  sich 
entzündet,  das  der  Welt  des  Lebens  Sieg  ver¬ 
kündet.  Grimmig  windet  sich  unter  Flammen 
Satan  als  Schlange  aus  dem  Boden  empor; 
der  Tod  weicht  willig  der  höheren  Macht, 
Satan  erst  nach  heftigem,  ohnmächtigen  Kampfe 
mit  dem  Engel.  Und  nun  folgt  eine  der 
reizendsten  Szenen,  ein  Idyll  voller  Lieblichkeit 
und  Anmut.  Die  Sonne  geht  unter,  ein  Hirten¬ 
chor  preist  Gott  den  Herrn  und  fleht  um  die 
Sendung  des  verheißenen  Messias.  Zwei  junge 
Hirten,  Joel  und  Hebron,  bleiben  allein  als 
Wächter  zurück;  anfangs  erzählen  sie  sich 
biblische  Geschichten,  dann  singen  sie  ein 
Hirtenlied  mit  Flötenbegleitung.  Plötzlich  rauscht 
und  donnert  es,  ein 
wunderbares  Licht  er¬ 
füllt  den  Raum,  er¬ 
schrocken  stößt  Joel 
ins  Horn  und  weckt 
die  andern  —  da  er¬ 
scheint  der  Engel  im 
Strahlenglanze  und  ver¬ 
kündet  Christi  Geburt. 

Unter  frommen  Ge¬ 
sängen  ziehen  die 
Hirten  gen  Betlehem. 

Die  folgende  Szene 
spielt  im  Palaste  des 
Herodes,  der  von  seinen 
Trabanten  die  Nach¬ 
richt  erhalten  hat,  daß  Fremde  aus  dem  Morgen¬ 
land  gekommen  wären  und  nach  einem  Könige 
gefragt  hätten: 

„Ich  auch  sah’s,  wie  allenthalben 
Gleich  dem  Frühlingszug  der  Schwalben 
Sich  die  fremden  Gäste  regen, 

Mann  und  Roß  auf  allen  Wegen. 

Alles  Volk  ist  auf  den  Beinen 
Und  die  Großen  wie  die  Kleinen, 

Dies  und  das  ins  Ohr  sich  raunend 
Stehen  auf  den  Straßen  staunend. 

Herodes  befragt  seinen  Astrolog,  der  niemand 
anders  als  Satan  ist  und  der  ihm  rät,  das 
wunderbare  Kind  suchen  und  morden  zu  lassen. 
Wie  schön  ist  der  Zug  der  drei  Könige  dar¬ 
gestellt,  die  dem  herrlichen  Sterne  folgen,  der 
sich  in  ein  Tal  hinabsenkt  und  über  einem 
Häuschen  stehen  bleibt!  Den  Text  des  sich 
jetzt  anschließenden  Zwischenspiels  würde  ich 


gerne  missen;  dagegen  ist  die  Vignette,  einen 
jungen,  mit  Tierfellen  bekleideten  Hirten,  der 
Stab  und  Schalmei  in  Händen  hält,  darstellend, 
von  hervorragender  Schönheit  Den  Schluß 
bildet  die  Anbetung  des  Kindes  durch  die 
Könige  und  Hirten;  von  wunderbarer  Anmut 
und  Innigkeit  sind  Marias  Worte  durchtränkt.  Ein 
Holzschnitt  am  Anfang  (der  Weihnachtsengel) 
und  am  Ende  (Anbetung  und  Gloria)  gereichen 
der  Dichtung  zur  besonderen  Zierde. 

III.  Die  Volksschauspiele. 

Auch  auf  dem  Gebiete  des  ernsten  deutschen 
Volksschauspiels  hat  Pocci  den  ersten  Schritt 
getan  und  zwar,  wie  Moritz  Carri'ere  sich 
gelegentlich  der  Uraufführung  des  „ Gevatter 

7  od“  ausdrückte,  indem 
er  das  bekannte  Volks¬ 
märchen  dramatisierte 
und  zwar  nicht  wie 
Tieck,  um  das  Stück 
selbst  zu  ironisieren 
und  die  Personen  zu 
Trägern  moderner  An¬ 
spielungen  zu  machen, 
sondern  vielmehr  die 
der  Sage  zugrunde 
liegende  Idee  klar  her¬ 
aus  zu  gestalten.  Das 
Werk,  mit  zwei  glän¬ 
zenden  Holzschnitten 
von  Poccis  Hand  ge¬ 
schmückt,  erschien  1856.  Das  Vorspiel  gibt 
die  Vorgeschichte,  die  Gevatterschaft  des 
Todes  bei  dem  jüngsten  Kinde  des  armen 
Bauern.  In  glücklichster  Weise  ein  abge¬ 
rundetes  Ganze  darstellend,  schließt  es  mit 
dem  seltsamen  Taufzuge;  der  Tod  erscheint 
als  reichgekleideter,  ritterlicher  Herr,  dem 
das  kecke  Barett  und  das  spanische  Mäntelchen 
vortrefflich  stehen,  und  nur  in  dem  hageren, 
fahlen  Gesicht  erkennt  man  den  gefürchteten 
Gast.  Zwischen  dem  Vorspiel  und  dem  eigent¬ 
lichen  Drama  liegen  Jahre.  Albertus,  der  Pate 
des  Todes,  ist  durch  des  letzteren  Kunst  und 
Gunst  ein  berühmter  Arzt  geworden  und  wird 
als  solcher  an  den  Hof  des  Herzogs  Wolfgang 
gerufen,  dessen  Tochter  Rosamunde,  die  Braut 
des  Prinzen  Andrea,  an  unheilbarer  Schwermut 
erkrankt  ist,  seit  sie  von  einem  schönen  un¬ 
bekannten  Jüngling  aus  großer  Gefahr  gerettet 


Abb.  10.  „Namenbild“  von  Franz  Pocci. 
(München,  F.  Finsterlin.) 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


481 


wurde.  Dieser  Retter  ist  niemand  anderes  als 
Albertus;  ihn  erkennt  sie  auf  den  ersten  Blick 
und  sinkt  ohnmächtig  zusammen.  Während 
Albertus  sich  sorgsam  um  sie  beschäftigt,  tritt 
mahnend  und  warnend,  ihm  nur  sichtbar,  der 
Tod  aus  der  Tiefe.  Nun  sie  ihren  Liebling 
wiedergefunden,  erblüht  Rosamunde  bald  wieder 
in  Jugend  und  Schönheit;  Albertus  wird  mit 
Ehren  überhäuft  und  vergißt,  von  neuer  Liebe 
entbrannt,  völlig  der  geheimnisvollen  Waldfrau 
Belladonna,  seiner  früheren  Geliebten.  Mit  dieser 
tritt  nun  der  schlaue  Diener  des  verschmähten 
Prinzen  Andrea  in  Verbindung  und  ihm  gibt 
das  von  rasender  Eifersucht  getriebene  Weib 
einen  Schlaftrunk  und  einen  Gifttrank.  Un¬ 
bewußt  reicht  Albertus  der  Geliebten  den 
letzteren,  während  er 
selbst  den  Schlaftrunk 
genießt;  die  Prinzessin 
stirbt,  und  er  ruft,  von 
unsäglichem  Jammer 
niedergeschmettert,  den 
Tod  herbei,  auf  daß  er 
ihn  in  seinen  Palast 
führe,  wo  die  Lebens¬ 
lichter  der  Menschen 
brennen.  Rosamundens 
Kerze  ist  erloschen,  und 
Albertus  ergreift  seine 
eigne,  um  das  Leben 
der  Geliebten  neu  anzu¬ 
fachen.  Verzweifelt  ringt 
er  mit  dem  Tode  —  da  schleudert  dieser  des 
Albertus  Lebensflamme  zornig  zu  Boden;  der 
kühne  Sterbliche  sinkt  zusammen  und  mit  einem 
ernsten  Memento  mori  des  Todes  schließt  das 
Stück.  Es  errang  bei  einer  Aufführung  im 
Münchener  Hoftheater  einen  ehrenvollen  Ach¬ 
tungserfolg;  die  Neuheit  und  das  Unheimliche 
des  Stoffes  ließ  das  Publikum  zu  keiner  freudigen 
Wärme  kommen.  Daß  es  neben  vielen  dichter¬ 
ischen  Schönheiten  und  einem  unverkennbaren 
Talent  dramatischer  Gestaltungskunst  auch 
manches  Unfertige  zeigt,  soll  nicht  geleugnet 
werden;  vielleicht  wirkt  heute,  wo  „realistische 
Märchen“  an  der  Tagesordnung  sind,  auch 
Poccis  „Gevatter  Tod“  nachhaltiger  als  vor 
fünfzig  Jahren. 

Ebenfalls  auf  einem  bekannten  Stoffe  auf¬ 
gebaut  ist  das  zweite  der  Volksdramen  „ Der 
Karfunkel“ ,  nach  Peter  Hebels  gleichnamigem 


allemanischen  Gedichte  frei  bearbeitet  und  1860 
erschienen  ist.  Wie  der  „Gevatter  Tod“,  so  ist 
auch  der  „Karfunkel“  als  echtes  Volksstück  mit 
musikalischen  Einlagen  (Liedern  und  kleinen 
Chören)  ausgestattet.  Gegen  das  erste  Drama 
zeigt  es,  was  Zuspitzung  der  dramatischen 
Konflikte  und  bühnengerechte  Technik  anlangt, 
einen  entschiedenen  Fortschritt.  Das  böse 
Prinzip  vertritt  der  Jäger  Lux,  der  den  reichen 
Feldbauer  Michel  zum  Spiele  verführt,  so- 

daß  Michel  sein  treues,  braves  Weib  Katharin 
täuscht  und  der  einmal  geweckten  Leidenschaft 
weiter  fröhnt.  Der  Blitz  schlägt  in  sein  Haus, 
während  sie  im  Wirtshaus  spielen;  es  wird  neu 
aufgebaut,  ist  aber  mit  Schulden  belastet;  trotz 
Arbeit  und  Gelöbnisses,  sich  zu  bessern,  waltet 

kein  rechter  Segen  mehr 
im  Hause  Michels.  Die 
Ankunft  des  früheren 
Liebhabers  seiner  Frau, 
des  Soldaten  Martin, 
noch  mehr  aber  die 
Kündigung  der  Hypo¬ 
thek  durch  einen  Gläu¬ 
biger  versetzen  ihn  in 
eine  derartig  gereizte 
und  verzweifelte  Stim¬ 
mung,  daß  er  den  Lock¬ 
ungen  des  teuflischen 
Lux  von  neuem  Gehör 
schenkt.  Er  empfängt 
von  diesem  einen  Kar¬ 
funkelring,  der  ihm  immerwährendes  Glück  im 
Spiele  bringen  soll.  Schnell  erprobt  er  in  einer 
gräulichen  Spelunke  die  magische  Kraft  des 
Kleinods;  als  er  aber  von  einem  der  Bauern 
als  Falschspieler  bezichtigt  wird,  übermannt  ihn 
die  Wut  und  er  ersticht  seinen  Ankläger. 

Michel  sitzt  nun  im  Gefängnis  und  erwartet 
sein  Urteil;  als  sein  treues  Weib  ihn  besucht, 
vergeht  er  in  Reue  und  Zerknirschung  und 
widersteht  sogar  Lux,  der  ihn  befreien  will. 
Erst  die  Verdächtigung  seines  Weibes  durch 
den  bösen  Dämon,  daß  sie  es  mit  dem  Martin 
halte,  bewirkt,  daß  Michel  dem  Verführer  folgt. 
Unvermutet  tritt  er  hinzu,  als  Katharin  den 
Martin  gerade  mit  einem  Briefe  zu  einem  großen 
Rechtsgelehrten  in  die  Stadt  schicken  will;  er 
verlangt  von  ihr  den  Sparpfennig  der  Kinder, 
um  damit  nach  Amerika  entfliehen  zu  können, 
und  ersticht  sein  Weib.  Auf  öder  Haide  trifft 


Abb.  11.  „Namenbild“  von  Franz  Pocci. 
(München,  F.  Finsterling 


482 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


der  ruhelose  Flüchtling  mit  Lux  zusammen; 
dieser  beredet  ihn  zum  Selbstmord,  da  ihm 
nichts  weiter  übrig  bleibe  —  der  Teufel  hat 
sein  Spiel  gewonnen.  Neben  den  Hauptper¬ 
sonen  finden  sich  noch  einige  charakteristisch 
gezeichnete  Figuren,  vor  allem  der  Buchen¬ 
bauer,  der  sein  Hab  und  Gut  versoffen  hat 
und  zum  vollkommenen  Lumpen  geworden  ist, 
am  Anfang  des  Stückes  als  warnendes  Bei¬ 
spiel  für  Michel.  Sehr  richtig  bemerkt  ein 
Kritiker:  „Wir  denken  uns  die  Wirkung  dieses 
Stückes,  wenn  es  auf  einem  Dorftheater  wie 
in  Oberammergau  aufgeführt  werden  könnte, 
von  einer  erschütternden  Gewalt  und  heilsamer 
als  zwanzig  Polizeigesetze  gegen  Spiel,  Trunk, 
Rauferei  usw.,  denn  die  Wahrheit  ist  hier  fast 
größer  als  die  Kunst  .  . .“ 

Das  vieraktige  Schauspiel  „ Der  wahre  Hort 
oder  die  Venediger  Goldsucher“  (1864)  beruht 
auf  freier  Erfindung  Poccis.  Der  Grundzug  des 
Dramas,  das  mehrmals  unter  rauschendem 
Beifall  im  Münchener  Volkstheater  aufgeführt 
wurde,  ist  der  dämonische  Hunger  nach  Gold. 
Ein  junger  Kaufmann  erhält  zum  Lohne  für 
eine  edle  Tat  von  einem  sogenannten  Vene¬ 
diger  (der  der  Sage  nach  in  den  Bergen  Gold 
zu  heben  versteht)  die  Mittel  zur  Begründung 
eines  Geschäftes.  Über  seiner  Geldgier  vergißt 
er  seine  reine  und  schöne  Braut,  wird  jedoch 
schließlich  zu  der  Erkenntnis  bekehrt,  daß  nicht 
Gold  und  Reichtum,  sondern  die  Liebe  einer 
edlen  Seele  der  „wahre  Hort“  sei. 

Von  feiner  Originalität  ist  auch  „ Odoardo “, 
ein  romantisches  Schattenspiel.  Der  Dichter 
begibt  sich  hier  wieder  auf  das  Gebiet  des 
rein  Märchenhaften,  um  seine  Tendenz  durch¬ 
zuführen.  Über  sie  werden  wir  nicht  im  Un¬ 
klaren  gelassen;  denn  der  „Explikator“,  dem 
das  Amt  zufällt,  alle  Geschehnisse  des  Schatten¬ 
spieles  zu  erläutern,  enthüllt  sie  uns  am  Schlüsse: 
einmal  ist  in  Odoardo  der  nach  einem  Ideale 
strebende  Mensch  gemeint,  der  schließlich  an 
seinen  absurden  Ideen  zugrunde  geht,  außerdem 
aber  wird  „in  allegorisch-symbolischer  Weise  auf 
das  Ende  oder  Verschwinden  der  romantischen 
Poesie  im  allgemeinen  bei  dem  derzeit  vorherr¬ 
schendem  Realismus  schmerzlich  hingedeutet“. 
Odoardo,  der  Sohn  des  Königs  Baldrianus,  liebt 
die  Fee  Tilia,  die  in  einen  Lindenbaum  gebannt  ist 
und  nach  den  Gesetzen  des  Geisterreichs  keinen 
Sterblichen  mit  ihrer  Liebe  beglücken  darf.  Da 


Abb.  12.  Buchzeichen  von  Franz  Pocci. 
(München,  F.  Finsterlin.) 


sie  von  ihm  scheidet,  verfällt  Odoardo  in  schweres 
Siechtum;  im  Fieberwahn  verläßt  er  das  Königs¬ 
schloß,  eilt  an  die  Stelle,  wo  er  die  Geliebte 
zuerst  gesehen  und  stirbt  dort  sanft  unter  dem 
Gruß  der  Geister.  Neben  holden  Gedichten  von 
Duft  und  Zartheit  finden  sich  auch  Szenen  von 
überwältigender  Komik,  z.  B.  ein  Minister- Anti- 
chambre,  bei  dem  jeder  sein  Ressort  für  das 
wichtigste  erklärt  und  für  seinen  Vortrag  die 
Priorität  beansprucht;  ferner  die  drastisch  ge¬ 
zeichnete  Figur  des  Leibarzts  Elixirius,  der  nach 


483 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


Abb.  13.  Buchzeichen  von  Franz  Pocci. 
(München,  F.  Finsterlin.) 


der  Melodie  „O  Isis  und  Osiris“  (Zauberflöte) 
den  Äskulap  anfleht,  ihm  „der  Diagnose  Gunst“ 
zu  gewähren  u.  a.  Der  Prolog  des  Stückes 
ist  vielleicht  das  schönste  Gedicht,  das  Pocci 
geschrieben  hat. 

In  Pereis  „Deutscher  Schaubühne“  (1871, 
Heft  2  und  3)  ist  „Giovannina“,  eine  dramatische 
Novelle  in  einem  Aufzuge,  erschienen:  ein 
kleines  erschütterndes  Gemälde  voller  Realistik. 
Giovannina  ist  ein  reizendes  römisches  Modell, 
dem  von  einem  alten  Wüstling  nachgestellt  wird 


und  das  sich  zu  dem  Maler  Antonio,  den  es 
liebt,  flüchtet.  Bei  dem  Zweikampf  zwischen 
ihrem  Liebsten  und  ihrem  Verfolger  schützt 
das  Mädchen  jenen  und  erleidet  dabei  selbst 
den  Tod. 

Nachdem  Graf  Pocci  im  Jahre  1854  in  An¬ 
betracht  seiner  Verdienste  von  der  Münchener 
Universität  einstimmig  zum  Ehren-Doktor  der 
Philosophie  ernannt  worden  war,  erfolgte  zehn 
Jahre  später  von  seiten  König  Ludwig  II.  die  Ver¬ 
leihung  des  Oberstkämmereramtes.  1860  finden 
wir  ihn  als  fröhlichen  Teilnehmer  des  Univer- 
sitäts- Studiengenossenfestes  zu  Landshut,  zu 
dem  er  voller  Liebe  ein  stattliches  Bändchen 
„ Gedenkblätter “,  versehen  mit  einem  hübschen 
emblematischen  Holzschnitte,  sammelte;  als 
fliegendes  Blatt  und  Ehrengabe  wurde  Poccis 
Lied  „Wenn  ich  ein  Vöglein  wär“  unter  dem 
Titel  „Flug  der  Liebe “  in  den  Farben  der 
„Isaria“  neu  gedruckt.  Schier  unmöglich  er¬ 
scheint  es,  alle  seine  Beiträge  künstlerischer 
und  wissenschaftlicher  Natur  aus  dieser  Lebens¬ 
periode  auch  nur  annähernd  wiederzugeben. 
Er  lieferte  z.  B.  prächtige  Titelhohschnitte  zu 
Fr.  Becks  „Lother  und  Maller“,  zu  „Was  sich 
der  Wein  erzählt“  von  Arnold  Schloenbach 
(dem  erstaunten,  kupfernasigen  Küfer  erscheint 
in  einem  Dunstnebel  der  wohlgemästete  Wein¬ 
geist  mit  Talar,  Käppchen  und  Perücke),  zu 
Franz  Trautmanns  Volksbüchern  und  Romanen 
(das  „Plauderstüblein“,  „Chronika  des  Herrn 
Petrus  Nöckerlein“,  die  „Abenteuer  Herzogs 
Christoph  von  Bayern“)  und  vieles  andere  mehr. 
Zu  Anton  Birlingers  Kinderbüchlein  „ Nimm  mich 
mit “  zeichnete  er  nicht  weniger  als  30  Illustra¬ 
tionen,  unter  denen  namentlich  drei  Buben  in  den 
Gewändern  der  heiligen  drei  Könige  von  präch¬ 
tiger  Originalität  sind;  auch  die  mannigfachen 
Tierbilder  erregen  unser  Interesse  (Storchnest, 
Rotkäppchen)  und  der  fürchterliche  Menschen¬ 
fresser.  Für  die  „Münchener  Zeitung“  hat  er 
eine  lange  Reihe  kulturhistorischer  Studien  ge¬ 
schrieben,  für  die  „Augsburger  Allgemeine 
Zeitung“  regelmäßige  Konzert-  und  Kunst¬ 
berichte,  für  das  „Oberbayrische  Archiv“  des¬ 
gleichen;  namentlich  aber  stand  Pocci  den 
„Jugendblättern“  der  Isabella  Braun  jahrelang 
mit  Rat  und  Tat  treu  zur  Seite. 

Einen  wirklichen  Einblick  in  das  fabelhafte 
Schaffen  des  Künstlers  konnten  nur  nahe- 


484 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


stehende  Freunde  gewinnen,  und  so  ist  es  im 
höchsten  Grade  dankenswert,  was  Holland  in 
seiner  Biographie  (Bamberg  1 890)  davon  erzählt. 
Pocci  pflegte  seine  künstlerischen  Einfälle,  gleich 
nachdem  er  sie  geschwind  zu  Papier  gebracht 
hatte,  ebenso  schnell  wieder  in  den  Papierkorb 
zu  praktizieren,  bis  seine  Tochter  dahinter  kam 
und  die  wertvollen  Blätter  sorgfältig  sammelte. 
Holland  hat  mit  solchen  Blättern  drei  Bände  zu¬ 
sammengestellt.  Ein  90  cm  breites  und  1  */2  m 
hohes  Aquarell,  das  in  einer  Arbeitszeit  von 
höchstens  zehn  Stunden  entstand,  befindet  sich 
im  Handzeichnungen -Kabinett  der  alten  Pinako¬ 
thek:  In  einer  alten,  verfallenen  Burg  haust  an 
Stelle  des  früheren  Rittergeschlechts  ein  Gesindel 
von  Buschkleppern;  schwerbeladen  kommen  sie 
von  ihrem  Raubzuge  heim  und  bergen  den  Schatz 
hinter  den  steilen  Steinwänden  und  zinnen¬ 
besetzten  Mauern.  Ein  anderes  Blatt  berichtet, 
wie  „her  Cuonrat“  seinen  Feind  und  Neben¬ 
buhler  aus  der  Welt  geräumt  und  noch  vor 
Sonnenaufgang  heimlich  begraben  und  „sin  hus 
unde  burc  an  sich  genommen“  habe,  wie 
aber  der  Einsiedel,  so  heimlich  doch  Zeuge 
gewesen,  „die  untat  dem  Kaiser  angezeigt  und 
jungherr  Wolfgangs  mord“  gerächt  worden  sei. 
Eine  „armselige  Burg“  ist  die  des  „alten  Kreuz- 
nachers,  so  in  seiner  jugend  ain  arger  schalck 
war,  nunmehro  aber  mit  seinem  knecht  kümmer¬ 
lich  in  einem  stüblein  hauset“  (anno  domini  1504), 
dieweil  sie  in  der  kalten  Winterszeit  nicht  mehr 
Gemächer  heizen  können.  Auf  einer  anderen 
heiter  strahlenden  Landschaft  heißt  es: 

„Hier  steht  die  Burg  im  Sonnenlicht; 

Wie  heißt  sie  denn?  Ich  weiß  es  nicht.“ 

Auf  wieder  einer:  „Dieß  ist  die  burc  Rotenstein 
und  ist  erpawt  worden  1443  vom  ersten  Roten- 
steiner,  so  in  Nürnberg  a.  d.  1481  auf  dem 
Turnier  starb.“ 

Die  in  den  Jahren  1863  und  1864  edierten 
„ Namenbilder  “  zeigen  den  Meister  abermals  von 
einer  neuen  Seite.  Es  ist  dies  eine  Sammlung 
von  100  in  photographischer  Reproduktion  ver¬ 
vielfältigten  Zeichnungen,  die,  abgesehen  von 
ihrer  künstlerischen  Durchbildung,  schon  durch 
ihre  ganz  einzig  dastehende  Originalität  das 
lebhafteste  Interesse  erwecken  müssen.  Leider 
ist  auch  diese  kostbare  Sammlung  nicht  mehr 
zu  haben,  sondern  verschwunden  —  wer  mag  es 
wissen,  wohin.  Pocci  hatte  die  Visitenkarten 


seiner  Freunde  häufig  mit  ornamentalem 
Schmucke  versehen  und  kam  auf  den  Gedanken, 
sich  darin  weiter  zu  versuchen.  Es  dauerte 
nicht  lange,  und  das  Hundert  war  voll;  was 
er  darin  geleistet,  ist  wahrhaft  bewunderungs¬ 
würdig.  Der  apfelspendende  Bischof  Nikolaus 
mit  dem  rutenschwingenden  Pelzmärtel  im  Ge¬ 
folge,  der  riesige  Christophorus,  der  Zug  der 
weisen  Magier:  alles  das  sind  Bilder  ganz  im 
Stile  der  lieblichsten,  altdeutschen  Legenden¬ 
dichtung.  „Mit  seinen  Rittern,  Burgen  und 
Landschaften  versetzt  der  geistreiche  Verfasser 
den  Beschauer  häufig  in  jene  erquickliche  Stim¬ 
mung,  welche  die  Betrachtung  Memlings  und 
Benozzo  Gozzolis  liebevoller  Bilder  hervorrufen,“ 
schreibt  ein  gleichzeitiger  Münchener  Kritiker. 
Wir  erwähnen  noch  den  mit  seinen  Getreuen 
fröhlich  reitenden  Kaiser  Maximilian,  Hubertus  in 
wundersamer  Landschaft,  Ludwig  den  From¬ 
men,  den  heiligen  Michael,  ein  Ave  Maria,  die 
Jungfrau  von  Orleans.  Die  Feder  des  Be¬ 
schreibers  kann  hier  mit  dem  Übermaß  dessen, 
was  der  Schöpfer  geboten,  nicht  Schritt  halten. 

Zu  gleicher  Zeit  erschienen  die  „ Buch¬ 
zeichen “,  2 1  an  der  Zahl,  in  Photographien  von 
4j/2  cm  Breite  und  16  cm  Höhe.  Trotz  dieses 
scheinbar  höchst  unbequemen  Formats  ist  über 
alle  Bildchen  eine  Fülle  von  Phantasie  ergossen, 
sowohl  im  komischen  als  romantischen  Genre. 
Die  turnende  Engelschar  auf  der  Jakobsleiter, 
der  griesgrämige  Winter  mit  seinen  hellen 
Freuden,  welche  Prachtstücke!  Der  Einsiedler 
in  der  Klause,  der  Ritter  auf  dem  hohen 
Schlosse  der  Romantik,  welcher  Adel,  welche 
Noblesse! 

Das  sehr  genaue  Verzeichnis  Hollands  über 
die  durch  Photographie  vervielfältigten  Zeich¬ 
nungen  Poccis  umfaßt  die  Nummern  von  336 
bis  526,  eine  Zahl,  zu  der  jeder  Kommentar 
überflüssig  sein  dürfte. 

Im  reifen  Alter,  als  der  himmelstürmende 
Übermut  einer  abgeklärten  Ruhe  gewichen  war, 
hat  uns  der  edle  Graf  noch  mit  zwei  Gedicht¬ 
sammlungen  beschenkt.  Die  erste  derselben 
betitelt  sich  „Der  Landsknecht“  (München,  1861). 
Kräftig,  von  echt  deutschem  Schrot  und  Korn 
wie  der  herrliche  Titelholzschnitt,  sind  die  Lie¬ 
der  des  braven  Kriegsmannes.  Der  nie  er¬ 
loschene  Funken  der  Begeisterung  für  die 
Schönheiten  des  Mittelalters  entzündet  sich 
schon  in  der  Widmung  zu  heller  Flamme: 


Abb.  14.  „D ie  Facul täten“.  Aus  Franz  Poccis  „Viola  tricolor“. 
(New  York,  Ströfer  &  Kirchner,  1876.) 


Zeitschrift  für  Bücherfreunde  IX. 


Zu  Hirschberg;  Franz  Graf  Pocci. 


Hirschberg,  Franz  Graf  Pocci. 


485 


„Allen  treuen  deutschen  Herzen, 

Die  noch  aus  verklung’ner  Fern 
Bei  der  trüben  Zeiten  Schmerzen 
Ihren  Trost  sich  holen  gern, 

Die  noch  fromm  im  Buchenvvalde 
Auf  der  Burgen  Trümmern  stehn, 

Und  dort  von  der  grünen  Halde 
Über  alt’  Gemäuer  sehn  — 

Allen,  die  noch  etwas  haben, 

Was  die  and’ren  nicht  versteh’n, 

All’  den  alten  deutschen  Knaben 
Mög’s  aus  diesen  Blättern  wehn!“ 

Da  wechseln  Marsch-  und  Trinklieder  mit  Kla¬ 
gen  und  religiösen  Bedenken ;  ja  der  reisige 
Mann  ist  sogar  zwei  Monate  lang  Klausner  ge¬ 
wesen.  Aber  er  folgt  aufs  neue  dem  alten 
Frundsberg;  er  ficht  mit  ihm  in  der  mörderi¬ 
schen  Schlacht  von  Pavia  und  fällt  an  seiner 
Seite  bei  Mindelheim.  Und  da  der  Feldherr 
gnädige  Aufnahme  beim  heiligen  Petrus  findet, 
so  steigt  auch  der  Landsknecht  nach  und  wird 
mit  zweitausend  seiner  Genossen  in  den  Him¬ 
mel  eingelassen.  Einen  holden  Gegensatz  zu 
der  kräftigen  Poesie  dieser  Lieder  bildet  das 
Büchlein  des  „ Edelfräuleins  von  Fünfstetten “. 

Das  „poetische  Testament“  Poccis,  wie 
Holland  sie  sehr  treffend  bezeichnet,  sind  die 
1866  erschienenen  „ Herbstblätter “.  Ohne  jeden 
bildnerischen  Schmuck,  spiegeln  diese  Gedichte 
die  reife  Lebensanschauung  eines  Mannes  wie¬ 
der,  der  sich  sein  Urteil  über  alle  Fragen  des 
Lebens  selbst  gebildet  hat.  Die  meist  reim¬ 
losen  fünffüßigen  Jamben  gestatten  eine  ge¬ 
wisse  Beschaulichkeit,  ein  Insichgehen,  das  aber 
niemals  in  trocknem,  lehrhaften  Tone  zutage 
tritt.  Wiewohl  vom  Scheitel  bis  zur  Sohle 
Aristokrat,  legte  der  edle  Herr  doch  immer 
den  meisten  Wert  auf  den  Adel,  den  der 
Mensch  sich  selbst  zu  geben  vermag. 

Wie  herb  geißelt  er  das  Geckentum,  aber 
nicht  das  jener  unschädlichen  Wesen,  die  vor 
dem  Spiegel  stehen  und  ihre  Haare  kräuseln, 


sondern  derer,  die  sich  ihren  Gott  in  der  eignen 
Weisheit  suchen  und  auf  dem  „Eritis  sicut 
deus“  wie  auf  einem  Schein  bestehen!  Welche 
Töne  findet  er  zum  Preise  der  Musik,  der  herr¬ 
lichen  Kunst,  die  sein  ganzes  Sein  stets  uner¬ 
meßlich  durchdrang!  Herzerquickend  sind  die 
Gedichte  „Mutterliebe“  und  „Gottes  Sonnen¬ 
strahl“,  von  höchster  Philosophie  die  „Mühle“. 
Wer  die  innere  Kraft  hat,  Riickerts  „Weisheit 
des  Brahmanen“  in  ihrer  ganzen  Bedeutung  zu 
würdigen,  der  wird  auch  durch  dieses  Buch 
Poccis  erbaut  und  erhoben  werden. 

Ziemlich  das  letzte  Werk  des  Meisters  war 
die  „  Viola  tricolor  “,  ein  Beweis,  daß  der  Quell 
der  Erfindung  und  der  unverwüstlichen  Laune 
des  Dichtermalers  noch  so  ungetrübt  floß  wie 
in  früherer  Zeit:  acht  große  Karikaturen  in 
Farbendruck,  die  auf  dem  Kunststück  beruhen, 
daß  die  Gesichter  aller  Gestalten  Stiefmütterchen 
sind.  Bei  einer  Wanderung  durch  seinen  Garten 
war  ihm  diese  Eigentümlichkeit  der  Blume  auf¬ 
gefallen,  und  sein  an  seltsamen  Einfällen  so  reicher 
Geist  führte  ihn  dazu,  zu  einer  Reihe  dieser  ge¬ 
preßten  und  getrockneten  Visagen  Körper  zu 
zeichnen. 

Am  7.  Mai  1876  erlag  Pocci  einem  plötz¬ 
lichen  Schlaganfall. 

Mit  schwacher  Feder  haben  wir  versucht, 
einen  ungefähren  Überblick  über  dies  seltene 
Leben  zu  geben.  Wie  Blätter  im  Winde  ist 
das  meiste  verweht.  Gräfin  Maria  Pocci,  die 
Tochter  des  Meisters  hütet  in  kindlicher  Pietät 
das  Erbe  des  Vaters  und  hat  auch  mir  vieles 
Wertvolle  teils  geliehen,  teils  geschenkt,  wofür 
ich  ihr  an  dieser  Stelle  meinen  aufrichtigen  Dank 
abstatte.  Ein  Gleiches  gebührt  dem  lieben  alten 
„Papa  Schmid“,  dem  zweiundachtzigjährigen,  noch 
immer  tätigen  Direktor  des  weltbekannten 
Münchener  Marionetten-Theaters. 


Ein  Beitrag  zu  Chr.  D.  Grabbes  Krankengeschichte. 

Von 

Dr.  Erich  Ebstein  in  Göttingen. 


ie  Krankengeschichten  von  großen 
Männern  haben  in  den  letzten  zehn 
Jahren  vielfach  das  Interesse  sowohl 
von  Ärzten  als  auch  von  Literarhistorikern 
erregt.  Ich  brauche  hier  nur  an  die  vier 
„Pathographien“  von  Möbius  zu  erinnern,  die 
sich  mit  Rousseau,  Goethe,  Schopenhauer  und 
Nietzsche  befassen.  Was  Möbius  mit  diesen 
„Pathographien“  will,  das  hat  er  erst  jüngst 
( 1 903)  in  seiner  Einleitung  zu  Band  I  auseinander¬ 
gesetzt  und  muß  da  nachgelesen  werden;  sein 
Standpunkt  ist  übrigens  hinlänglich  bekannt.  Er 
sagt  u.  a.,  früher  habe  die  Fable  convenue  ge¬ 
lautet:  Entweder  ist  einer  gesund  oder  er  ist 
verrückt.  Richtiger  aber  heiße  es:  „Niemand  ist 
gesund,  in  jedem  von  uns  ist  Gesundes  mit 
Krankhaftem  gemischt,  und  je  weiter  sich  einer 
vom  Durchschnitt  entfernt,  um  so  mehr  ent¬ 
fernt  er  sich  von  der  Normalität“. 

Es  kann  hier  nicht  der  Ort  sein,  den 
Möbiusschen  Auseinandersetzungen  zu  folgen; 
es  mag  nur  gesagt  sein,  daß  die  Literar¬ 
historiker  keinen  Grund  haben,  darüber  zu 
spotten,  „daß  auch  der  Gesundeste  der  Ge¬ 
sunden  der  ungünstigen  psychiatrischen  Diag¬ 
nose  verfallen  ist“.1  Jedenfalls  ist  es  sehr  zu 
bedauern,  daß  eine  große  Reihe  von  Lebens¬ 
beschreibungen  bedeutender  Männer  auf  deren 
körperliche  Zustände  so  wenig  Rücksicht  nimmt. 
So  heißt  es  z.  B.  in  einer  vielgelesenen  Goethe¬ 
biographie :  „Mit  Schönheit,  Kraft  und  Gesund¬ 
heit  reich  ausgestattet“.  Mit  Bezug  auf  die 
Gicht  Goethes  bemerkte  W  Ebstein  („Die  Gicht 
des  Chemikers  J.  Berzelius  und  anderer  hervor¬ 
ragender  Männer“,  Stuttgart  1904)  vor  kurzem: 
„Für  die  Beurteilung  großer  Männer  sind  der¬ 
artige  Dinge  keineswegs  gleichgültig.  Gerade 
die  Gicht  gehört  zu  den  Krankheitszuständen, 
welche  den  betreffenden  Individuen  einen  eigen¬ 
artigen  Stempel  aufdrücken  und  zu  ihrem  Nach¬ 
teil  von  nicht  Sachkundigen  gedeutet  und  als 
Charakterfehler  aufgefaßt  werden.“ 


In  dieser  Art  war  die  Arbeit  von  Max 
Morris  über  „ Heinrich  von  Kleists  Reise  nach 
Würzburg1'  (Berlin  1899),  die  übrigens  in  Walter 
Bonuann  und  seinem  leider  lange  übersehenen 
Aufsatze  „Neueres  über  Heinrich  von  Kleist“ 
(Unsere  Zeit,  herausgegeben  von  R.  v.  Gottschall, 
1886,  Heft  4,  549 — 567)  einen  Vorgänger  hat, 
mit  Freuden  zu  begrüßen;  ich  habe  diese  beiden 
Studien  natürlich  nur  aus  der  großen  Menge 
herausgegriffen;  denn  allein  die  Literatur  über 
„Medizinisches  bei  Goethe“  usw.  ist  bereits  so 
sehr  angewachsen,  daß  sie  sich  kaum  mehr 
übersehen  läßt. 


Nach  diesen  einleitenden  Bemerkungen 
möchte  ich  im  folgenden  einen  kleinen  Beitrag 
liefern  zu  der  Krankengeschichte  Christian 
Dietrich  Grabbes ,  die  die  Literarhistoriker  bis¬ 
her  offenbar  sehr,  die  Mediziner  merkwürdiger¬ 
weise  aber  fast  gar  nicht  interessiert  hat.  Es 
ist  bekannt,  daß  Grabbe  jung  gestorben  ist  — 
er  ist  nur  34  Jahr  9  Monat  und  einen  Tag  alt 
geworden.  Die  meisten  seiner  Biographen  haben 
sein  frühes  Ende  darauf  zurückgeführt,  daß  er 
ein  Trinker  gewesen,  der  am  Alkohol  zugrunde 
gegangen  sei.  Duller  läßt  Grabbe  an  der 
„Magenschwindsucht“  sterben,  H.  Döring  an 
„verbrannten  Eingeweiden“  und  Ziegler  an  einer 
„förmlichen  Rückenmarksschwindsucht“.  Diese 
Diagnose,  so  meint  Grisebach,  der  feinsinnige 
Herausgeber  der  Grabbeschen  Werke,  sei  jeden¬ 
falls  gestützt  auf  den  Ausspruch  des  Grabbe 
behandelnden  Arztes  Piderit  gestellt  worden. 

Nun  hat  im  Jahre  1898  ein  Literarhistoriker 
Carl  Anton  Piper  in  seinen  Beiträgen  zum 
Studium  Grabbes  den  Dichter  als  eine  psycho¬ 
pathische  Erscheinung  geschildert,  d.  h.  ihn 
mit  der  Diagnose  „Psychopathische  Minder¬ 
wertigkeit“2  belegt,  einem  Ausdruck,  den  Piper 
dem  ebenso  betitelten  Buche  des  Psychiaters 
J.  L.  A.  Koch  (Ravensburg  1891)  entnommen 


1  Ich  darf  an  dieser  Stelle  wohl  kurz  auch  auf  meine  im  „Janus“,  November  1905,  Seite  572 — 574»  veröffentlichte 
historische  Notiz  verweisen:  „Über  das  Pathologische  bei  Nietzsche  nach  Th.  Ziegler,  P.  y.  Möbius  und  A.  Bilharz'1. 

2  Besser  „Psychopathische  Degeneration “  nach  Möbius  (Schmidts  Jahrbücher,  Jahrgang  1892,  S.  102). 


Ebstein,  Ein  Beitrag  zu  Chr.  D.  Grabbes  Krankengeschichte. 


487 


hat.  Professor  Roethe  in  Berlin  hat  über  das 
Pipersche  Buch  eine  beachtenswerte  Kritik 
(Deutsche  Literaturzeitung  1901,  No.  4)  ge¬ 
schrieben,  der  ich  mich  völlig  anschließe.  So 
legt  Piper  einen  besonderen  Wert  auf  die 
„verblüffende  Vollzähligkeit“,  in  der  bei  Grabbe 
die  Symptome  der  sogenannten  psychopathi¬ 
schen  Minderwertigkeit  auftreten.  „Aber  was 
kreidet  Piper  nicht  alles  an,“  bemerkt  Roethe 
mit  Recht.  „Er  wittert  Unrat,  wenn  Grabbe  als 
Knabe  leidenschaftlich  sich  in  die  Illusionen  seines 
Bohnenspiels  vertieft,  wenn  er  unreife  Pflaumen 
den  reifen  vorzieht;  daß  er  die  Einsamkeit  liebt, 
ja  daß  er  in  keine  Burschenschaft  eingetreten 
ist,  wird  ihm  verdacht;  daß  er  fast  ausschlie߬ 
lich  Dramen  geschrieben  hat,  verrät  eine  psycho¬ 
pathisch  gravierende  Einseitigkeit.“  Weiter  be¬ 
tont  Roethe,  daß  ihn  „weder  das  Material  der 
Untersuchung,  das  gutenteils  in  unsicheren  und 
mehrdeutigen  biographischen  Kleinigkeiten  be¬ 
steht“,  noch  die  Methode  Pipers  befriedige. 

Sehr  zu  bedauern  ist,  daß  für  Grabbes 
Leben  nicht  genügend  sichere  und  zuverlässige 
Quellen  fließen.  Seit  Eduard  Grisebachs  vier- 
bändiger  Grabbe-Ausgabe  sind  wir  allerdings 
schon  ein  Stück  weiter  gekommen  in  der  Kennt¬ 
nis  von  Grabbes  Leben  und  Werken.  Be¬ 
sonders  Grabbes  Briefe  und  der  durch  Grise- 
bach  wiederhergestellte  Urtext  der  Grabbeschen 
Dramen  sind  uns  ein  wertvolles  Hilfsmittel  ge¬ 
worden.  Die  Zeiten  sind  wohl  vorüber,  da 
W.  Scherer  (Geschichte  der  deutschen  Literatur. 
3.  Auflage,  Berlin  1885,  S.  776)  den  Ernst  nicht 
begreift,  mit  dem  Literarhistoriker  und  Heraus¬ 
geber  (Gottschall,  2  Bände,  Leipzig  1 869;  Blumen¬ 
thal,  4  Bände,  Detmold  1874)  den  Dichter  Grabbe 
behandelten.  Scherer  gibt  zu,  ihm  müsse  wohl 
das  Organ  fehlen,  da  er  ihn  „bloß  lächerlich“ 
finden  könne. 

Jedenfalls  — -  und  das  soll  hiermit  betont 
werden  —  dürfen  wir,  wie  bei  allen  anderen 
Dichtern  —  so  auch  bei  Grabbe  —  nicht  auf¬ 
hören,  alles  das  zusammenzubringen,  was  uns 
für  die  Kenntnis  seines  Lebens  und  seiner 
ganzen  Persönlichkeit  Aufklärungen  bringt. 


Mir  war  es  nun  sehr  interessant,  daß  ich 
gelegentlich  anderer  Studien  auf  einen  Mann 
in  Grabbes  Leben  hingeleitet  wurde,  der  allen 
Literarhistorikern  und  besonders  den  Grabbe- 
Forschern  merkwürdigerweise  entgangen  zu 
sein  scheint. 

Ich  meine  Grabbes  Verhältnis  zu  Theodor 
von  Kobbe  (1798 — 1845).  Wer  war  Kobbe ? 
„Ein  deutscher  Humorist“  lautet  die  Antwort. 
Krause  (Allgemeine  Deutsche  Biographie,  Band 
16,  S.  344  f.)  zählt  ihn  zu  den  besseren  Humo¬ 
risten  unserer  Literatur  und  lobt  sein  eigen¬ 
artiges,  anregendes  und  dabei  der  gutmütigen 
niedersächsischen  Derbheit  nicht  entbehrendes 
Wesen.  Für  Kobbes  volkstümliches  Wesen 
spricht,  daß  er  lange  Zeit  —  selbst  von  seinen 
Verwandten  —  für  den  Verfasser  von  „Swin¬ 
egels  Wettlopen  up  de  Buxtehuder  Heid“  ge¬ 
halten  werden  konnte,  ein  Büchlein,  das  in 
Wirklichkeit  von  Wilhelm  Schröder  verfaßt  war, 
der  sich  erst  nach  langen  Jahren  nannte. 

Adolf  Stahr  hat  seinem  Freunde  Theodor 
von  Kobbe  einen  „Denkstein“  in  seinen  kleinen 
Schriften  gesetzt,  und  wer  sich  dafür  interessiert, 
den  muß  ich  darauf  verweisen.  Über  Grabbes 
Verhältnis  zu  Kobbe  findet  man  dort  allerdings 
nichts:  ich  entnehme  meine  Mitteilungen  aus 
Kobbes  „Humoresken  aus  dem  Philisterleben“. 
Zweites  Bändchen.  Bremen  1841  (Seite  11 — 24). 

Kobbe  verdankte  die  Bekanntschaft  Grabbes 
Immermann;  er  hatte  zwar  selbst  schon  einige 
Jahre  vorher  an  Grabbe  geschrieben,  „beseelt  von 
dem  Wunsche,  seine  Person  kennen  zu  lernen“. 

Grabbes  Antwort,  die  selbst  E.  Grisebach 
entgangen  ist, 1  lautete  wörtlich  wie  folgt  (dieser 
Brief  wäre  bei  Grisebach  in  Band  IV  als  Nummer 
109a  einzureihen): 

Geehrtester  Herr! 

Ich  danke  für  Ihren  Brief.  —  Verzeihen  Sie  meine 
flüchtige  Antwort  auf  Schreibpapier.  Ich  schreibe  sie, 
während  Untersuchung  angeblich  Dienstuntauglicher 
Militärs,  und  kann,  da  meine  Stube  von  ihnen  belagert 
ist,  Niemand  nach  Briefpapier  aussenden. 

Meine  Poesien  sind  alle  flüchtig  geschrieben,  und 
nicht  so  gut  als  Sie  wollen.  Mein  ansprechendstes 
Werk  muß  der  Barbarossa2  sein.  Damals  schien  mir 


1  In  Grisebachs  Ausgabe  fehlen  ferner  Grabbes  Briefe  an  F.  W.  Gubitz  vom  22.  Dezember  182 7  und  vom  7.  März 
1828.  (Vgl.  F.  W.  Gubitz,  Erlebnisse.  Zweiter  Band.  Berlin  1868.  S.  253 — 260.)  Auf  die  anderen  Auslassungen  über 
Grabbe  im  „Gesellschafter“  (1827,  Bl.  205;  1829,  Bl.  78;  1830,  Bl.  80;  1836,  Bl.  173)  kann  hier  leider  nicht  eingegangen 
werden. 

2  Gemeint  ist  „Kaiser  Friedrich  Barbarossa“.  Eine  Tragödie  in  fünf  Akten  [bei  Grisebach  II,  119 — 239],  wurde 
am  18.  April  1829  im  Manuskript  an  den  Verleger  abgeliefert. 

Z.  f.  B.  1905/1906. 


63 


488 


Ebstein,  Ein  Beitrag  zu  Chr.  D.  Grabbes  Krankengeschichte. 


die  Sonne  des  Glücks,  seit  zwei  Jahren  [1830]  aber 
nichts,  als  Geschäfte,  Undankbarkeit,  Armbruch,1  alle 
drei  Wochen  infolge  eines  frühem  wüsten  Lebens  einen 
mich  immer  mehr  ermattenden  Krankheitsangriff,2 3 4  seit 
7  Monaten  [Juli  1831],  wo  ich,  um  ordentlicher  zu 
werden,  mich  häuslich  ketten  wollte,  eine  angeblich 
vor  meiner  Geistesschwäche  von  hier  entwichenen 
Braut  ,3  an  der  ich  noch  hänge,  und  wieder  eine  andere  ,* 
die  ich  wohl  schätze,  aber  an  der  ich  nicht  hänge,  sie 
jedoch  an  mir,  daß  alles  muß  anders  werden,  oder  in 
diesem  Jahre  [1832]  so  oder  so  endigen. 

Die  Zeit  und  ihre  Trompeter,  die  Poeten,  haben 
etwas  Krampfhaftes  an  sich.  Niemand  benutzt  ein 
Talent  recht.  Bruchstücke  von  vielen  einzelnen  Bruch¬ 
stücksmenschen  sind  da,  aber  keiner,  der  sie  im  Drama, 
oder  Epos  zusammenfaßt.  Wahrscheinlich  kommt  aber 
doch  einmal  der  Messias,  der  diesen  Jammer  im 
Spiegel  der  Kunst  erklärt.  Wie  ist’s  mit  unseren  be¬ 
rühmten  Tagesautoren ?  Haben  sie  Mut?  Haben  sie 
Lebensfrische?  Kennen  sie  die  Welt?  Geldjuden  und 
feige - sind  sie  zum  Teil.  —  Ich  kenne  einige. 

Werfen  Sie  sich  mir  nicht  an  den  Hals.  Meine 
Person  würde  Sie  schwerlich  ansprechen.  Mein  bester 
Freund  findet  mich  entweder  wüst  und  wild,  oder 
stumm  und  langweilig,  oder  in  Geschäftslaunen,  und 
dabei  stets  nachlässig  im  Betragen.  Meine  Blüten¬ 
stunden  sind  nicht  mehr.  Ich  habe  durchgelebt,  und 
lache,  obgleich  ich  keine  Feder  mehr  ansetze,  über 
die  in  meinen  frühem  Sachen  bewiesene  schlechte 
Menschenkenntnis. 

Lebe  ich  so  lange,  so  reise  ich  vielleicht  nächsten 
Sommer  auf  einige  Tage  nach  Hamburg.  Ich  glaube 
aber  es  kommt  auch  zu  dem  „vielleicht“  nicht,5 6  sonst 
könnten  wir  uns  da  sprechen. 

Ich  bin  Hochachtungsvoll 

Ew.  Hochwohlgeboren 

Detmold,  den  10.  Februar  1832  gehorsamer 

Grabbe. 

Persönlich  lernte  Kobbe  den  Dichter  erst 
etwa  3j/2  Jahre  später  kennen,  also  im  Sep¬ 
tember  1835? 


Es  sei  hier  nur  daran  erinnert,  daß  Grabbe 
seit  Anfang  Dezember  1834  in  Düsseldorf  in 
regem  Verkehr  mit  Immermann7  lebte.  Durch 
Immermann  hatte  Grabbe  bereits  im  Januar 
1835  die  Bekanntschaft  der  Gräfin  Elise  Ahle¬ 
feld  gemacht,  mit  der  er  auch  später  Briefe  ge¬ 
wechselt  hat. 

Kobbe  ging  nun  —  und  damit  folge  ich 
seiner  Schilderung  —  „zu  Immermann,  der, 
etwa  zwanzig  Minuten  von  Düsseldorf  entfernt, 
vor  dem  Ratinger  Tor  lebte.  Er  bewohnte  die 
untere  Etage,  während  die  Eigentümerin  des 
geräumigen  Landhauses,  die  Gräfin  Afhlefeld], 
den  oberen  Stock  bezogen  hatte.  Ich  hatte 
die  Ehre,  dieser  Dame,  von  der  es  mir  un¬ 
gewiß  ist,  ob  ich  mehr  ihren  Geist,  ihr  Herz, 
oder  die  schöne  Harmonie  beider  bewundern 
soll,  Immermanns  treuester  Freundin  vorgestellt 
zu  werden.  Sie  war  Holsteinerin,  wenigstens 
dort  erzogen,  wir  hatten  durch  unsere  Familien¬ 
verhältnisse  manche  Berührungspunkte.  Das 
holsteinische  Heimweh  überkam  uns  beide,  wir 
plauderten  in  einem  fort,  ohne  Immermann  zu 
berücksichtigen.  Als  mir  dies  endlich  in  den 
Sinn  kam,  und  sich  das  Gespräch  abbrach, 
mich  gegen  den  Dichter  entschuldigend,  ver¬ 
setzte  dieser  lächelnd:  „Wenn  Holsteiner  Zu¬ 
sammenkommen,  so  ist  das  Gespräch  über  ihr 
Land,  über  ihre  Heimat  ein  unsterbliches,  wenn 
aber  zufällig  das  Gespräch  auf  die  Rantzaus, 
Reventlows  und  Brockdorfs  kommt,  so  ist  der 
Knoten  gar  nicht  zu  durchhauen.“ 

„Wo  der  Grabbe  wohl  bleibt?“  bemerkte 
Immermann  nach  einer  Pause.  „Ich  hatte  ihn 
eingeladen,  er  äußerte  auch  den  Wunsch,  Sie 
zu  kennen,  setzte  aber  hinzu,  ohne  dafür  Gründe 


1  Am  3.  Aug.  1830  schreibt  Grabbe  an  W.  Menzel  (IV,  290  f.  bei  Grisebach) :  „Folgen  eines  zerschmetterten  Armes, 
Gicht,  Biß  eines  tollen  Hundes,  der  hoffentlich  nicht  schaden  wird,  weil  Tollheit  auf  Tollheit  wenig  wirken  kann.  Blut¬ 
speien  und  Geschäftsdrang  lassen  mich  nicht  mehr  und  besser  schreiben,  als  hier  geschehen....“  Einen  Tag  später 
schreibt  er  an  Kettembeil  (IV,  292):  „Ich  habe  sehr  viel  zu  tun,  auch  Gicht  und  Podagra  dabei.“ 

2  Am  15.  Januar  1831  an  Menzel  (IV,  301):  „Die  Gicht  ist  fort,  aber  Nervenschläge  treffen  mich  doch  noch  alle 
vier  Wochen  mit  schauderhafter  Kraft.“ 

3  Gemeint  ist  Henriette  Meyer,  die  Grabbe  im  Frühjahr  1830  im  Hause  des  Detmolder  Kaufmanns  Husemann 
kennen  lernte;  im  September  1831  verließ  sie  plötzlich  Detmold  und  schrieb  ihrem  Bräutigam  (von  Stolzenau  aus) 
definitiv  ab,  weil  sie  sich  anderweit  verlobt  hatte. 

4  Am  20.  Februar  1832  schreibt  Grabbe  (IV,  328):  „Mittlerweile  habe  ich  wieder  eine  mögliche  Braut“;  es  war 
die  einzige  Tochter  des  Archivrats  Clostermeier,  Luise  Christiane  (15.  August  1791  bis  17.  Oktober  1848). —  Am  6.  März  1833 
wurden  Grabbe  und  „Lucie“  Clostermeier  kirchlich  getraut;  Grabbe  war  32,  seine  Frau  42  Jahre  alt. 

5  Es  kam  auch  wirklich  nicht  dazu. 

6  Diese  Datierung  ergibt  sich  sehr  einfach  aus  dem  Briefe  Grabbes  an  die  Gräfin  von  Ahlefeld  in  Düsseldorf 
vom  25.  September  1835  (Grisebach  IV,  485). 

7  Über  das  Verhältnis  Grabbes  zu  Immermann  vgl.  Grisebach  IV,  XLIX  ff.  und  Adolf  Stahr,  Kleine  Schriften 
II.  Bd.,  1872  (über  Immermann  S.  94  ff.). 


Ebstein,  Ein  Beitrag  zu  Chr.  D.  Grabbes  Krankengeschichte. 


489 


anzuführen:  ,Wenn  ich  Kobbe  kennen  lernen 
soll,  so  muß  dies  durchaus  in  Uniform1  ge¬ 
schehen/  Sie  können  sich  darauf  etwas  ein¬ 
bilden,  denn  er  trägt  seine  Uniform,  wie  andere 
Leute  ihren  Bratenrock,  hauptsächlich  bei  für 
ihn  festlichen  Gelegenheiten.2  —  Er  soll  seinen 
Abschied  als  Auditeur  in  Detmold  von  dem 
gütigen  Fürsten  3  mit  den  merkwürdigen  Wor¬ 
ten  schriftlich  verlangt  haben: 

„Ich  habe  kein  Fischblut  und  bitte  um 
meinen  Abschied.“ 

Immermann  ließ  sich  dann  noch  ein  weiteres 
über  ihn  aus.  Erfüllt  von  seinem  hohen  Ta¬ 
lente,  das  Grabbe  erst  kürzlich  in  seinem 
Hannibal 4  manifestiert,  beklagt  er  dessen  Hang 
zur  Crapule  und  zu  einer  geistig  subordinierten 
Gesellschaft,  in  der  er  Spott  und  Scherz  nach 
Herzenslust  treiben  konnte.  „Ich  rechne  nicht 
auf  seinen  Dank,  obgleich  ich  wie  ein  Bruder 
für  ihn  gesorgt  habe.  Grabbe  ist  gegen  Tieck 
undankbar  gewesen,  und  wird  es  auch  gegen 
mich  sein“,  endete  er. 

„Die  Tür  ging  auf“  —  so  fährt  Kobbe  fort 
zu  erzählen  —  „der  uniformierte  Ex-Auditeur 
trat  herein,  einige  Bücher  in  der  Hand,  mich 
folgendermaßen  anredend: 

[Grabbel:  Sind  Sie  Kobbe? 

[Kobbe]:  Der  bin  ich. 

[Grabbe]:  Theodor  von  Kobbe? 

[Kobbe]:  Auch  der  Vorname  ist  richtig. 

[Grabbe]:  Theodor  von  Kobbe,  der  mal  an 
mich  geschrieben  hat?5 

[Kobbe]:  Ja,  dem  Sie  antworteten:  „Die  Zeit 
und  ihre  Trompeter,  die  Poeten,  haben  etwas 
krampfhaftes  an  sich  — “ 


„Nun  schenke  ich  Ihnen  etwas.  Hier  sind 
meine  letzten  Werke.  Mein  Hannibal  ist,  Gott 
verdamm’  mich,  nicht  schlecht.  Die  Druck¬ 
fehler6 *  habe  ich  alle  selbst  mit  der  Bleifeder 
korrigiert.“ 

Mit  diesen  Worten  überreichte  er  mir  seinen 
„Aschenbrödel“,  ^  seinen  „Hannibal“  und  sein 
„[Das]  Theater  zu  Düsseldorf  mit  Rückblicken 
auf  die  übrige  deutsche  Schaubühne“.8 9 

Es  sind  falsche  Gerüchte  9  über  Immer¬ 
manns  Benehmen  gegen  Grabbe  in  Umlauf 
gebracht.  Wer,  wie  ich,  beide  Poeten  zu¬ 
sammengesehen,  der  wird  eher  Immermanns 
Nachsicht  gegen  Grabbe  bewundern,  als  den 
krähwinkligen  deutschen  Vorurteilen,  daß  der 
Landgerichtsrat  den  verabschiedeten  Auditeur 
über  die  Achsel  angeschaut  habe,  —  als  etwas 
für  einen  Immermann  Unmöglichem  den  ge¬ 
ringsten  Glauben  schenken.  Für  Männer  von 
solchen  geistigen  Rangklassen  können  keine 
Abstufungen  in  der  bürgerlichen  Welt,  Maul¬ 
wurfshügeln  vergleichbar,  keine  scheidende 
Mauer  werden.  Immermanns  Tisch  und  Biblio¬ 
thek  standen  Grabbe  jederzeit  zu  Dienste,  und 
er  hat  gewiß  noch  mehr  mit  der  linken  für 
ihn  getan,  wovon  die  rechte  nichts  weiß.  — 

Es  hat  wohl  kaum  ein  anderer  Dichter  so 
ganz  entgegengesetzte  Urteile  erfahren,  wie 
Grabbe.  Während  Vischer  ihn  als  „Schnaps¬ 
lump“  bezeichnet,  versetzt  Gutzkow  ihn  unter 
die  „Götter“.10  Und  doch  sind  beide  Männer 
ohne  allen  Zweifel  vorzügliche  Kritiker,  welche 
eigentlich  auf  dasselbe  Resultat,  nicht  aber  auf 
ein  diametralisch  entgegengesetztes  Urteil11 
kommen  mußten.  Vielleicht  rührt  dieser 


1  Gemeint  ist  die  Uniform,  die  Grabbe  in  seiner  Stellung  als  Auditeur  zu  tragen  pflegte. 

2  Piper  (a.  a.  0.  S.  39)  sieht  in  dem  Tragen  der  Auditeuruniform  das  Aufleben  von  Grabbes  „Sucht  nach  dem 

Auffallenden“.  —  3  Damals  Leopold  Fürst  zu  Lippe  (nach  Grisebach  IV,  XL). 

4  Hannibal  erschien  1835  iQ  Düsseldorf  bei  J.  H.  C.  Schreiner.  —  Immermann  nahm  übrigens  den  stärksten  Anteil 
an  Grabbes  Hannibal  (vgl.  Werner  Deetjen,  Zu  Grabbes  Hannibal.  Sonntagsbeilage  zur  Vossischen  Zeitung  1902,  Nr.  22, 
S.  176,  wo  ein  bisher  ungedruckter  Brief  Immermanns  an  Grabbe  vom  20.  Februar  1835  abgedruckt  ist.  Daran  schließt 
sich  unmittelbar  an  Brief  Nr.  162  bei  Grisebach  [Bd.  IV,  1.  c.]). 

5  Aus  dieser  Unterredung  ist  doch  ersichtlich,  daß  das  Gedächtnis  Grabbes  nicht  so  sehr  gelitten  hatte,  wie  Piper 
(1.  c.  S.  41)  bemerkt. 

6  In  der  bereits  erwähnten  bei  Schreiner  erschienenen  Ausgabe  waren  unter  den  „Berichtigungen“  sieben  Druckfehler 

verzeichnet.  —  7  Dramatisches  Mährchen  von  Grabbe.  Düsseldorf  bei  J.  H.  C.  Schreiner.  1835. 

8  Düsseldorf  bei  J.  H.  C.  Schreiner.  1835. 

9  Vgl.  A.  Ploch,  Grabbes  Stellung  in  der  deutschen  Literatur.  1905.  S.  32. 

10  Gutzkow  gab  1838  eine  Sammlung  von  Kritiken  unter  dem  Titel:  „Götter,  Helden,  Don  Quixote“  heraus.  Die 
Götter  sind  Shelley,  Büchner  und  Grabbe,  der  auf  S.  51 — 58  abgehandelt  wird.  Das  Zitat  von  Fr.  Th.  Vischer  konnte 
mir  selbst  Prof.  R.  Vischer  in  Göttingen,  dem  ich  an  dieser  Stelle  bestens  danke,  nicht  nachweisen. 

11  Vgl.  den  lesenswerten  Aufsatz  R.  M.  Meyers  über  Grabbe  in  der  „Nation“  vom  7.  und  14.  Dezember  1901,  in 
dem  er  demselben  Gedanken  Ausdruck  verleiht. 


490 


Ebstein,  Ein  Beitrag  zu  Chr.  D.  Grabbes  Krankengeschichte. 


Kontrast  daher,  daß  der  eine  den  Poeten  zu 
subjektiv,  der  andere  denselben  zu  objektiv  auf¬ 
gefaßt  hat. 

Die  Poesien  Grabbes  zeugen  von  einer 
seltenen  Phantasie,  von  einem  gründlichen  ge¬ 
schichtlichen  Studium  und  sind  in  einem  gro߬ 
artigen  Stile  angelegt.  Nichtsdestoweniger 
erfaßt  alle  seine  Leser,  je  mehr  sie  sich  in  den 
Dichter  vertiefen,  ein  gewisses  Mißbehagen,  ja 
einen  Schmerz  um  den  Sänger  selbst,  der  sich 
bei  allen  seinen  Bekannten  auf  das  Peinlichste 
steigert.  Eine  tiefe  edle  weibliche  Schöpfung 
ist  Grabbe,  nach  meinem  geringen  Ermessen 
nie  gelungen.1 2 3 

Grabbe  lebte  und  starb  auf  dem  Stand¬ 
punkte  der  Ironie,  *  von  wo  aus  er  das  Höchste 
untergehen  ließ  und  sich  nur  selbst  genoß.  Er 
vertiefte  sich  nicht  in  den  Ernst  der  sittlichen 
Objektivität,  und  alle  Götter,  welche  auf  seinen 
gewaltigen  Ton  erschienen,  verschwanden  auch 
wieder  bei  irgend  einer  verzweifelnden  ego¬ 
istischen  Anwandlung  auf  seinen  schrillenden 
Ruf.  Galt  dies  schon  von  seinen  Schriften,  so 
zeigte  sich  dies  noch  mehr  im  täglichen  Leben. 
In  das  interessanteste  Gespräch,  in  die  be¬ 
geisternde  Rede  warf  er  oft,  selbst  in  Gegen¬ 
wart  der  anständigsten  Damen,  fast  wie  dazu 
geprickelt,  irgend  ein  schmutziges  Wort,  über 
das  er  dann,  wenn  es  ihm  verwiesen  wurde, 
nach  einer  höflichen  Entschuldigung,  fast  wie 
ein  Wahnsinniger,  der  irgend  ein  Schelmen- 
stück  verübt  hat,  still  zu  lächeln  pflegte.  Der 
Gedanke,  daß  alles  Höchste  leere  und  eitle  Ein¬ 
bildung  sei,  zertrümmerte  ihm  die  großen 


kolossalen  Gestalten,  die  im  wunderbarsten 
Kontraste  mit  der  Zerstörung  sein  großer 
poetischer  Meißel  fortwährend  schuf. 

Wir  wurden  jetzt  3  zum  Tee  gerufen, 
welcher  in  einer  Laube  des  Gartens  serviert 
wurde,  zu  welchem  sich  einige  Familien  Düssel¬ 
dorfs  cingefunden  hatten.  WasGrabbehier  sagte, 
konnte  meines  Erachtens  nicht  den  Anspruch 
darauf  machen,  geistreich  zu  sein.  Manche 
Plattheiten  wurden  ihm  von  Immermann  ver¬ 
wiesen,  worauf  er  sich,  wie  oben  angegeben, 
benahm,  und  von  Immermann  sogar  durch 
Drohungen  zum  Schweigen  gebracht  werden 
mußte. 4 5 

Ohne  mich  mit  einem  Heiligenschein  um¬ 
geben  zu  wollen“  —  fahrt  Kobbe  fort,  denn  ich 
folge  seiner  Schilderung  getreu  —  „darf  ich 
behaupten,  daß  ich  nie  unanständige  Reden  in 
Gesellschaften  von  Herren  geduldet  habe,  in 
Gegenwart  von  Damen  bringen  sie  mich  aber 
vollends  zur  Verzweiflung.  Sie  haben  mich 
schon  oft  aus  dem  Theater  gejagt,  weil  ich 
bei  dem  Anblick  junger  Mädchen  und  anstän¬ 
diger  Frauen,  welchen  man  solchen  Schmutz 
zu  bieten  wagt,  in  ihrer  Seele  zu  sehr  erröte. 

Ich  mahnte  daher  Grabbe  zum  Aufbruch, 
und  ließ  mich  nicht  länger  halten.  Er  nahm 
mich  unter  den  Arm,  oder  ich  vielmehr  ihn,s 
und  wir  wanderten  der  Stadt  zu.  — 

In  des  geistreichen  und  edlen  Dullers  No¬ 
tizen  über  Grabbe  zu  dessen  Hermannsschlacht,6 
findet  sich  der  ungeheure  Vorwurf  gegen 
Grabbes  Mutter,  als  habe  diese  Frau  schon 
das  vierjährige  Kind  zum  Branntweintrinken 


1  Dasselbe  betont  O.  Blumenthal  in:  Aus  Grabbes  Leidensgeschichte  S.  II.  (Für  Alle  Wagen-  und  Menschen- 
Klassen.  Leipzig,  E.  J.  Günther.) 

2  Vgl.  R.  M.  Meyer  a.  a.  O.  S.  155:  „Grabbe  ist  ein  Romantiker,  bei  dem  die  Ironie  tötlicher  Emst  geworden  ist.“ 

3  Das  war  also  an  demselben  Tage,  an  dem  Kobbe  Grabbe  kennen  lernte:  im  September  1835. 

4  Der  Bericht  über  dieses  Benehmen  Grabbes  ist  ein  sehr  wertvoller  Beitrag  zu  seiner  Krankengeschichte.  Weder 
Immermann,  Ziegler,  Piper  noch  andere  haben  darüber  irgend  eine  Notiz  gebracht.  —  Ich  zitiere  hier  nur  den  bei 
Grisebach  (IV,  XXXVIII)  abgedruckten  Vers  Grabbes: 

Wer  nicht  Zoten  reißen  kann,  Ist  fürwahr  kein  Ehrenmann. 

5  Bereits  etwa  im  Dezember  1834  schreibt  Immermann  (1.  c.  S.  45  f.)  von  Grabbe :  „Zuweilen  kam  er  auch  zu  mir, 
wenn  die  verdrossenen  Füße  ihm  den  Gang  nach  meiner  entlegenen  Wohnung  erlauben  wollten.  Da  gab  es  denn  den 
lächerlichsten  Anblick.  Weil  er  sich  nämlich  nie  in  den  Weg  finden  lernte,  so  mußte  ihn  seine  Magd  jederzeit  zu  mir 
begleiten.  Auf  diese  Weise  aber  langte  das  Paar  in  meinem  Garten  an:  Grabbe  mit  ernsthaftem  Gesichte  hinter  der 
Magd  unsicher  einherschreitend,  die  Magd  aber  ihr  erröthendes  Antlitz  halb  in  der  Schürze  verborgen,  sich  schämend, 
daß  sie  einen  so  großen  Herrn  bei  Tage  über  die  Straße  führen  müsse.  —  In  derselben  Zeit  (Dezember  1834)  schreibt 
Immermann  (1.  c.  S.  14)  von  Grabbe:  „Hinterher  Grabbe  an  meiner  Seite  mit  hohen  und  wankenden  Schritten  das  Pflaster 
tretend,“  und  ebenda  S.  15:  „Nichts  stimmte  in  diesem  Körper  zusammen.  Fein  und  zart  —  Hände  und  Füße  von 
solcher  Kleinheit,  daß  sie  mir  wie  unentwickelt  vorkamen  —  regte  er  sich  in  eckichten,  rohen  und  ungeschlachten  Be¬ 
wegungen;  die  Arme  wußten  nicht,  was  die  Hände  thaten,  Oberkörper  und  Füße  standen  nicht  selten  im  Widerstreite.“ 

6  Die  Hermannsschlacht.  Drama  von  Grabbe.  Grabbe’s  Leben,  von  Eduard  Duller.  Düsseldorf  bei  J.  H.  C. 
Schreiner.  1838.  S.  7  f. 


Ebstein,  Ein  Beitrag  zu  Chr.  D.  Grabbes  Krankengeschichte. 


491 


verführt  und  auf  diese  Weise  einen  langsamen 
Verwandtenmord  begangen,  —  dadurch  be¬ 
wahrheitet  und  begründet,  daß  Grabbe  dies 
selbst  eingestanden  habe.  Es  hat  sich  bis  jetzt 
kein  Verteidiger  für  die  hart  angeklagte  Mutter 
erhoben,1  auch  vermag  ich  nicht,  den  Gegen¬ 
beweis  für  sie  zu  übernehmen.  Soviel  aber 
bleibt  gewiß,  daß  Grabbes  eigene  Behauptung 
keineswegs  ein  gültiges  Zeugnis  gibt.  In  apa¬ 
thischen  Momenten  zeugte  seine  Ironie  oft 
Kinder  mit  dem  Lügengeist,  die  in  späteren 
Tagen  für  ihn  unbezweifelte  „Münchhausensche 
Wahrheiten“  wurden. 

Dahin  gehörte  auch  eine  Klage,  die  er  wider 
mich  erhob.  „O,  ich  Unglücklicher,“  rief  er  aus, 
„denken  Sie  sich,  meine  Frau  hält  mir  mein 
ganzes  Vermögen  vor,  von  dem  ich  meine  alte 
Mutter  ernähren  muß!“ 

Grabbe  sprach  dies  in  einem  so  wahr¬ 
haftigen  Tone,  daß  ich  anfangs,  darüber  empört, 
ihm  meinen  juristischen  Rat  aufdringen  wollte, 
den  er  übrigens  mit  einem :  „Es  hilft  alles 
nichts“  beantwortete. 

Am  andern  Tage  aber  erfuhr  ich  von 
Immermann,  daß  dies  gerade  eine  fixe  Idee 
Grabbes  sei,  der  an  das  Vermögen  seiner  Frau 
überall  keinen  Anspruch  habe,  sich  aber  ein¬ 
bilde,  daß  es  sein  Eigentum  sei. 

Während  dieser  Reden  hatte  ich  bemerkt, 
daß  Grabbe  sehr  blaß  wurde  und  sich  rück¬ 
wärts  zu  krümmen  anfing.  Berauscht  war  er 
nicht,  denn  er  hatte  mehrere  Stunden  hindurch 
nur  etwa  ein  einziges  Glas  Wein,  mit  Wasser 
vermischt,  getrunken.  Ich  fragte  ihn,  er  sei 
doch  nicht  der  verkappte  Teufel,  welcher,  an¬ 
getan  mit  den  vielen  Westen  seiner  Gro߬ 
mama,  zur  Zeit  der  Hundstage,  in  der  Sonne 
erfriert,  den  er  in  irgend  einer  Erzählung2 3 4 5  so 

köstlich  geschildert  hat. - Der  Gedanke 

beschäftigte  ihn  lebhaft,  er  überließ  sich  dem¬ 
selben  ganz  und  gar,  mir  aber  seinen  Körper, 
den  ich  mühsam  und  im  Schweiß  gebadet,  vor 


das  Ratinger  Tor  brachte,  wo  ich  ihn  auf  einen 
Stuhl,  der  vor  einer  Honigkuchenbude  stand, 
sich  ganz  erschöpft  niedersetzen  ließ. 

Ich  konnte  ihn  aber  so,  in  seiner  Uniform, 
nicht  lange  in  conspectu  omnium  lassen,  ich 
bestellte  daher  eine  Sänfte,  da  diese  näher  bei 
zu  haben  war,  als  ein  Wagen.  Sehr  häufig 
muß  nun  freilich  der  Gebrauch  einer  Porte¬ 
chaise  in  Düsseldorf  nicht  sein,  denn  die  ver- 
gelbten  Vorhänge  konnten  das  Zusammen¬ 
gezogenwerden  keineswegs  ertragen,  sondern 
fielen  bei  der  Berührung,  wie  manche  im 
Schutt  von  Herculanum  und  Pompeji  ge¬ 
fundenen  Figuren,  zusammen.  —  Dies  hatte  die 
schlimme  Folge,  daß  die  verwünschte  Auditeur- 
Uniform  fortwährend  aus  dem  Glaskasten 
blinkte.  — 

Ein  Heer  von  Gassenjungen  begleitete  die 
Sänfte.  —  „Ein  Offizier,  der  die  Cholera 3  be¬ 
kommen  hat“,  hieß  es  allgemein.  Der  mensch¬ 
liche  Mückenschwarm  mehrte  sich  von  Minute 
zu  Minute.  —  Da  fiel  mir  die  durchlauchtige 
Prinzessin  Medea  ein,  die  dem  sie  verfolgenden 
Vater,  die  einzelnen  Glieder  des  Bruders  vor¬ 
warf,  um  den  frommen  Aetes  durch  Aufsamm¬ 
lung  der  Gebeine  von  der  richterlichen  Nach¬ 
eile  abzuhalten,  ich  zog  den  Geldbeutel  aus  der 
Tasche  und  warf  von  dem  steilen  Düsseldorfer 
Wall  einen  Silbergroschen  nach  dem  andern 
hinab.  Nachdem  ich  so  siebzehn  geopfert,  ge¬ 
lang  es  mir,  daß  der  gute  Grabbe  ohne  eine 
sehr  auffallende  Suite  in  dem  Weinhause  4 
anlangte,  wohin  er  nach  seiner  letzten  Äußerung, 
beim  Eintritt  in  die  Sänfte,  gebracht  zu  werden 
gewünscht  hatte. 

Grabbe  wurde  auf  das  Sofa  gelegt,  wo  er 
in  einen  halb  totenähnlichen  Zustand  verfiel. 
Mehrere  seiner  Bekannten,  unter  denen  ich  als 
wohl  den  vorzüglichsten  den  ehrenwerten  Doktor 
Runkel ,  späteren  Redakteur  der  Elberfelder 
Zeitung, s  nenne,  fanden  sich  ein.  Von  der 
Nachricht  seines  Todes  erschreckt,  eilte  auch 


1  Heinrich  Heine  führte  in  den  „Memoiren“  die  Verteidigung  der  Mutter  (S.  103  u.  107  nach  Grisebacli 
IV,  LVIII). 

2  Ich  wüßte  nicht,  was  für  eine  „Erzählung“  von  Grabbe  gemeint  sein  sollte. 

3  Bekanntlich  dehnte  sich  die  Cholera  während  der  Jahre  1826  bis  1837  über  den  größten  Teil  der  Erde  aus; 

im  Jahre  1835  ist  sie  in  Deutschland  allerdings  nicht  aufgetreten  —  erst  1837  in  geringer  Verbreitung  in  Mittenwald 

und  München  — ,  sondern  hauptsächlich  in  Nord-Italien  (A.  Hirsch).  —  Auf  die  sogenannten  „Choleraanfälle“  (vgl. 
Grisebach  IV,  480)  Grabbes  werde  ich  an  anderer  Stelle  ausführlicher  zurückkommen. 

4  Das  in  der  Rheinstraße  in  Düsseldorf  gelegene  „Weinhaus“  hieß  „Zum  Drachenfels“  und  der  Wirt  Stange;  in 

der  Wirtschaft  hing  später  Grabbes  Bild  über  dem  Platze,  wo  er  gesessen  (vgl.  Grisebach  IV,  LII). 

5  Dr.  Martin  Runkel,  vgl.  E.  Duller  a.  a.  O.  S.  73* 


492 


Ebstein,  Ein  Beitrag  zu  Chr.  D.  Grabbes  Krankengeschichte, 


der  Verleger1  der  noch  nicht  ausgeführten 2 * 4 5 
Hermannsschlacht  herbei. 

Ich  nahm  während  der  Zeit  das  mir  ge¬ 
schenkte  „Aschenbrödel“ *  zur  Hand,  blätterte 
darin  und  teilte  dem  Doktor  Runkel  einige 
Stellen  mit. 

Da  ich  dieses  Gedicht  ebensowohl  wie  den 
Hannibal  kannte,  erlaubte  ich  mir,  den  letzteren 
ein  wenig  auf  Kosten  der  ersten  zu  loben,  wie 
denn  Aschenbrödel  eine  unendlich  viel  geringere 
Produktion  ist  als  der  Hannibal. 

Jedoch  kaum  hatte  Grabbe  einen  Tadel 
vernommen,  als  er  sich  urplötzlich  aufrichtete, 
das  Buch  mir  aus  den  Händen  riß  und  zur 
Verteidigung  seiner  Aschenbrödel  dieselbe  mit 
lauter  Lippischer  Stimme  4  vorzulesen  begann. 
Mein  Lächeln  darüber,  daß  Grabbe  so  wenig 
seine  eignen  Poesien  vorzulesen  verstand,  schien 
ihn  fast  zu  erzürnen.  Er  meinte,  es  ging  mir 
wie  Tieck  und  Immermann,  welche  ihn  um 
seine  schöne  Stimme  beneideten.  5  Ich  suchte 
ihn  mit  dem  Geständnis  des  eignen  Unver¬ 


mögens  im  Vorlesen  zu  beruhigen.  Am  andern 
Morgen  war  Grabbe  ernstlich  erkrankt.  Seinem 
Wunsche  gemäß  brachte  ich  die  wenigen  Tage 
meines  Aufenthalts  in  Düsseldorf  größtenteils 
vor  seinem  Bette  zu,  wohin  Immermann,  der 
anderweitig  sehr  beschäftigt  war,  und  den  ich 
nur  selten  sah,  mich  einige  Male  begleitete. 
Grabbe,  der  während  dieser  Zeit  nichts  als 
Wasser  genoß,  schien  mir  um  vieles  besinnlicher 
als  am  ersten  Tage.  Zuweilen  drang  die  Liebe 

in  sein  Herz, - er  ward  dann  weich  und 

nannte  seine  Bestimmung  eine  verfehlte;  wollte 
dann  auch  wohl  mit  herzlichem  Händedruck 
sagen,  er  sei  in  meiner  Umgebung  ein  Anderer, 
ein  Besserer,  ein  Glücklicher  geworden.  Meine 
Arbeiten6 7  versprach  er  durch  einen  besonderen 
Aufsatz  zu  verherrlichen.  Erst  meine  Hermanns¬ 
schlacht  beendigen, 7  dann  will  ich  eine  Kritik 
Ihrer  Bücher  schreiben,8  und  dann  sterben, 
so  lautete  wiederholt  seine  Rede.  —  Ich  be¬ 
merkte  ihm  lächelnd,  daß  es  auf  den  Mittelsatz 
in  dieser  Phrase  nicht  ankommc,  daß  meine 


1  Der  Buchhändler  J.  H.  C.  Schreiner;  bei  ihm  erschien  1838  die  „Hermannsschlacht“. 

2  Am  25.  September  1835  schreibt  Grabbe  der  Gräfin  Alilefeldt:  „Die  Hermannsschlacht  ist  fertig,  ich  feile  nur 

noch“.  (Vgl.  Grisebach  IV,  420.)  —  3  Vgl.  Seite  489  Anmerkung  7. 

4  Vgl.  hierzu:  F.  Dingelstedt,  Wanderbuch.  Leipzig,  1839  (Eine  Mitternacht  in  Lippe-Detmold),  darin  S.  87 — 94 
Bemerkungen  über  Grabbe.  Dingelstedt  wollte  hier  einen  Blick  tun  in  die  Stellung  Grabbes  zu  seinen  Landsleuten. 
Dingelstedts  Reisegefährte  wollte  die  Geschichte,  daß  ihm  der  Auditeur  Grabbe  einen  Militäreid,  den  er  bei  ihm  zu 
schwören  gehabt  hätte,  in  Unterhosen  abgenommen  habe,  selbst  erlebt  haben.  (Vgl.  diese  Erzählung  bei  Dingelstedt 
mit  der  bei  Ziegler.) 

5  Vgl.  Kobbe  a.  a.  O.  S.  1 1 :  „Grabbe  war  dermalen  einige  Monate  von  Dresden  zurückgekehrt,  wo  er,  wie  später 
Tieck  mir  selbst  erzählt  hat,  sich  als  einen  vortrefflichen  Schauspieler  angekündigt  hatte.  Tieck  war  freilich  nicht  wenig 
erstaunt,  als  er  bei  einer  Leseprobe  den  abscheulichsten  Lipper  Dialekt,  der  sonst  in  Deutschland  und  namentlich  hier 
im  Norden,  hauptsächlich  von  den  Ziegelbrennem  gehört  wird,  vernommen  hatte.  Er  hatte  dann  wenigstens  von  Tieck 
verlangt,  daß  er  seine  starke,  kräftige  Stimme  bewundern  solle,  dieser  aber  gelächelt,  und  da  er  ihn  als  Acteur  nicht 
empfehlen  konnte,  ihm  wenigstens  eine  andere  kleine  Stelle  verschafft.“ 

6  Ich  nenne  nur  (vgl.  auch  Allg.  Deutsche  Biographie  a.  a.  O.):  „Die  Schweden  im  Kloster  zu  Ütersen  (1830)“, 
„Humoristische  Skizzen  und  Bilder  (1831)“,  „Die  Leier  des  Meisters  in  den  Händen  des  Jüngers  (1826)“,  „Reiseskizzen 
aus  Belgien  und  Frankreich  (1835)“,  „Wesernymphe  (1831)“.  —  Um  diese  Arbeiten  dürfte  es  sich  vielleicht  hier  gehandelt 
haben.  Spätererschienen:  „Briefe  über  Helgoland“  (1840),  „Humoristische  Erinnerungen  aus  meinem  akademischen  Leben 
in  Heidelberg  und  Kiel“  (2  Bändchen,  1840)  [daraus  S.  (13 — 16)  veröffentlichte  ich  in  den  Heidelberger  Familienblättem 
vom  13.  Juli  1904  eine  Notiz:  Zu  Goethes  Aufenthalt  in  Heidelberg].  Aus  den  „Humoresken  aus  dem  Philisterleben“ 
(2  Bändchen,  Bremen  1841)  schöpfte  ich  die  Notizen  über  Grabbe. 

7  Ende  September  1835  war  sie  fertig,  sie  wurde  aber  von  Grabbe  oft  umgearbeitet. 

8  Sie  ist  meines  Wissens  nicht  erschienen;  jedenfalls  kennt  sie  Grisebach  nicht.  Die  einzige  Stelle,  wo  Kobbe 
bei  Grabbe  erwähnt  wird,  ist  der  bereits  oben  zitierte  Brief  Grabbes  an  die  Gräfin  von  Ahlefeldt  (Düsseldorf,  den  25.  Sep¬ 
tember  1835)  [Grisebach  IV,  485].  Er  lautet: 

Hochgeborene,  Hochgeehrteste  Frau  Gräfin! 

Kobbe’s  Werke,  welche  anbei  zurückerfolgen,  will  ich  recensieren.  Ich  danke  für  die  gütige  Mitteilung.  Der  Kobbe 
hat  mir  neulich  auf  dem  Rückweg  von  Derendorf  [ein  Vorort  im  Norden  von  Düsseldorf],  wo  ich  denn  doch  nur  vor 
altem  Gram  und  alten  Erinnerungen  krank  werden  konnte,  indem  wir  da  nur  Kaffee  getrunken  hatten,  recht  geholfen. 
Immermann  vermuthet’s  immer  schlimm,  und  meint,  der  Wein  oder  spirituosa  thäten’s.  Nein,  mein  böses  spiri- 
tuosum  ist  mein  eigner  Geist. 

Die  Hermannsschlacht,  welche  Sie  erwähnen,  ist  gegen  Hannibal  ein  Koloß.  Sie  ist  fertig.  Ich  feile  nur  noch 
sinke  wohl  auch  an  ihr  nieder,  wenn  sie  vollendet  ist,  —  auf  ewig. 

(Ein  Packet  Bücher  beian.) 


Ebstein,  Ein  Beitrag  zu  Chr.  D.  Grabbes  Krankengeschichte. 


493 


Werke  keine  Adresse  an  die  Unsterblichkeit 
hätten,  daß  er  viel  besser  daran  tue,  anstatt 
solche  Allotria  zu  treiben,  sein  Bruchstück  aus 
Marius1  zu  einem  Ganzen  zu  vollenden,  er 
rief  aber  nicht  ohne  Grimasse:  „Nur  noch  die 
Hermannsschlacht, 2 3 4 5  dann  will,  dann  muß  ich 
sterben.  Ich  bin  unfähig  zu  ferneren  Dich- 
tungen.“ 

Ich  sah  ihn  nicht  wieder.  Schon  im  folgen¬ 
den  Jahre  [am  12.  September  1836]  starb  er 
in  Detmold.  Ich  fürchte  aber  nicht  durch  diese 
kleine  Erzählung,  welche  ich  zur  Steuer  der 
Wahrheit  niedergeschrieben  habe,  mich  bei 
unsren  Bekannten  einer  Lieblosigkeit  gegen 
einen  Mann,  der  mir  so  viele  Beweise  von 
Anhänglichkeit  gegeben  hat,  wie  er  dies  nach 
seiner  Individualität  nur  vermochte,  schuldig 
zu  machen.  Aber  solche  kleine  Erlebnisse  von 
und  mit  großen  Männern  gehören  der  Ge¬ 
schichte  an  und  sind  nicht  sorgsam  genug 
aufzusuchen.  Hätten  wir  bessere  Spezialge¬ 
schichten  von  einigen  Ländern,  wie  viel  besser 
würde  sich  die  allgemeine  Weltgeschichte  dabei 
stehen.“ 

Damit  endigen  die  Mitteilungen  Kobbes  über 
Grabbe,  und  ich  glaube,  sie  können  einen  kleinen 
Beitrag  liefern  zu  seinem  Leben,  seinem  Cha¬ 
rakter  und  seiner  Krankheit.  Es  wäre  ver¬ 
messen,  wollte  ich  in  dieser  kleinen  Studie,  die  es 
sich  nur  zur  Aufgabe  macht,  einen  bescheidenen 
Beitrag  zu  Grabbes  Krankengeschichte  zu  liefern, 
annähernd  versuchen,  die  Urteile  zu  be¬ 
leuchten,  die  Grabbe  im  Laufe  der  Zeiten  bis 
auf  unsere  Tage  erfahren  hat.  Aber  erinnern 
muß  ich  an  Heines  Urteil  über  Grabbe,  der 
ihm  in  Berlin  nahe  getreten  ist.  Und  wie  fast 


immer,  wenn  Heine  einen  Menschen  kennen  ge¬ 
lernt  hat,  findet  sich  bei  ihm  auch  das  treffendste 
und  geistreichste  Wort  über  diesen.3  Heine  4 
sagt,  als  er  von  ihm  als  demjenigen  spricht, 
der  die  meiste  Verwandtschaft  mit  Shakespeare 
habe:  „Er  hat  dieselben  Plötzlichkeiten,  die¬ 
selben  Naturlaute,  womit  uns  Shakespeare  er¬ 
schreckt,  erschüttert,  entzückt.  Aber  alle  seine 
Vorzüge  sind  verdunkelt  durch  eine  Geschmack¬ 
losigkeit,  einen  Zynismus  und  eine  Ausgelassen¬ 
heit,  die  das  Tollste  und  Abscheulichste  über¬ 
bieten,  das  je  ein  Gehirn  zutage  gefördert. 
Es  ist  aber  nicht  Krankheit,  etwa  P'ieber  oder 
Blödsinn,  was  dergleichen  hervorbrachte,  sondern 
eine  geistige  Intoxikation  des  Genies.  Wie  Plato 
den  Diogenes  sehr  treffend  einen  wahnsinnigen 
Sokrates  nannte,  so  könnte  man  unsren  Grabbe 
leider  mit  doppeltem  Rechte  einen  betrunkenen 
Shakespeare  nennen.“  —  „Glauben  Sie  mir,“ 
sagte  einst  ein  naiver  westfälischer  Landsmann 
Grabbes  zu  Heine,  „der  konnte  viel  vertragen 
und  wäre  nicht  gestorben,  weil  er  trank,  sondern 
er  trank,  weil  er  sterben  wollte;  er  starb  durch 
Selbsttrunk.“  Hierher  gehört  auch  die  Antwort, 
die  Immermanns  denen  gab,  die  Grabbe  zuriefen: 
„Wenn  er  nur  gewollt  hätte,  er  hätte  schon 
anders  sein  können“:  „Er  konnte  gar  nicht  anders 
sein,  als  er  war,  und  dafür,  daß  er  so  war,  hat 
er  genug  gelitten.“  Mit  einem  gewissen  Schau¬ 
dern  liest  man,  wie  Immermann  6  eines  Morgens 
in  früher  Stunde,  da  Grabbe  sich  keines  Besuches 
versah,  auf  einem  Tische  mehrere  große  Gläser, 
angefüllt  mit  den  stärksten  geistigen  Getränken 
fand.  Dabei  glaubte  Grabbe,  daß  er  sich  dieses 
furchtbaren  Reizmittels  bedienen  müsse,  um 
dem  Physischen  Spannung  zu  geben,  um  es 
überhaupt  nur  noch  zusammenzuhalten.  Immer¬ 
mann  sprach  daraufhin  mit  einem  Arzte  über 


1  „Marius  und  Sulla“  erschien  im  Druck  in  Band  1  der  dramatischen  Dichtungen  von  Grabbe.  Frankfurt  a.  M.  1827. 

2  Im  August  1904  habe  ich  auf  der  Kgl.  Hof-  und  Staatsbibliothek  in  München  zwei  Blätter  (4  S.  40)  von  Grabbes 
Hand  aus  der  Hermannsschlacht  eingesehen,  die  Grisebach  offenbar  unbekannt  geblieben  sind:  diese  Fassung  weicht 
von  der  bei  Grisebach  gegebenen  stark  ab.  So  sagt  Amelang  z.  B. :  „Jenes  Weib  ist  seit  zehn  bis  elf  Jahren  meine 
Frau.  Heut  erfahr  ich  und  kann  leider  beweisen,  sie  brach  im  ersten  Monat  unsrer  Heirath  die  Ehe.“  —  Andere 
Stellen  weichen  vollständig  ab.  (Vgl.  Grisebach  III,  337.) 

3  Vgl.  Leo  Berg,  Zum  hundertsten  Geburtstage  Christian  Grabbes.  (Sonntagsbeilage  zur  Vossischen  Zeitung,  1901. 
No.  49  und  50.  [S.  385  f.  und  394— 397-1) 

4  Vgl.  G.  Karpeles,  Heinrich  Heine.  Leipzig  1899.  (Über  Grabbe,  S.  69—80.)  „Grabbesmuse !  Shakespeare, 
zum  andermal  geboren,  wäre  nochmal  eben  nochmal  original  Shakespeare !  Daß  der  große  Britte,  der  Stern,  nicht  Irrlicht 
geworden,  fehlwandernde  Camöne!“  S.  348  in  „Hessisches  Album  für  Literatur  und  Kunst“.  Herausgegeben  von  Franz 
Dingelstedt.  Cassel  1838  (München,  Hof-  und  Staatsbibliothek)  in  der  interessanten  Plauderei:  „Die  Musen.  Aus  den 
noch  ungedruckten  Denkschriften  der  stillen  Akademie.  Von  Ch.  E.  von  Bentzel-Sternau.“  —  Vgl.  auch  Wolfgang  Menzel, 
Geschichte  der  deutschen  Dichtung.  3  Bände.  Leipzig,  1858 — 1860. 

5  Memorabilien.  II.  Band.  Hamburg  1843,  S.  61.  —  6  1.  c.  S.  59- 


494 


Ebstein,  Ein  Beitrag  zu  Chr.  D.  Grabbes  Krankengeschichte. 


seinen  Zustand  und  brachte  Grabbe  endlich 
dahin,  daß  er  wenigstens  mit  gelinderen  Mitteln 
sich  hinhielt.  Sein  Körper  war  bereits  so  herab¬ 
gekommen,  daß  er  gegen  alle  festen  Speisen 
einen  unbeweglichen  Widerwillen  empfand 1  und 
er  sich  fast  nur  mit  Getränk  ernähren  mochte. 
Vom  Rum  ist  er  also  in  dieser  Zeit  durch 
Immermanns  Bemühungen  abgekommen;  als 
Kobbe  den  Dichter  sah,  trank  er  offenbar 
häufiger  Wein  mit  Wasser  untermischt;  in  der 
letzten  Zeit  in  Detmold  scheint  er  mehr  Bier  als 
Wein  getrunken  zu  haben.  Bereits  auf  dem  Gym¬ 
nasium  soll  Grabbe  stark  dem  Alkohol  gehuldigt 
haben.  Auch  während  der  Zeit  von  1822  an,  als 
Grabbe  sich  Gubitz  durch  Vermittlung  von 
Heinrich  Heine  und  Karl  Köchy  nahte,  wurde  sein 
glutdichterischer  Geist  leider  fortdauernd  ver¬ 
trauter  mit  der  Trunksucht.  Dies  Unheil  und 
dessen  Einwirken  berührt  er  selbst  wie  unbewußt 
in  brieflichen  Andeutungen,  z.  B.  (nicht  in  der 
Grisebachschen  Ausgabe):  „Ich  bin  Auditeur, 
Advokat,  Dichter,  habe  in  allen  drei  Sachen 
viel  zu  tun,  lebe  aber  doch  gern  wüst  und  träge; 
dabei  die  unruhige  Natur,  die  mich  keine  zwei 
Stunden  schlafen  läßt.“  —  „Ich  habe  gestern 
den  Wagen  zerschmettert,  die  Pferde  fast  zer¬ 
malmt,  und  liege  heute  krank!“  usw.  „Ich  mag 
das  Jammerbild  in  seinen  Ausschweifungen“  — 
fährt  Gubitz2  fort  —  „nicht  bis  zur  Vollständig¬ 
keit  leibhaft  schildern,  bemerke  nur  noch,  daß 
ich  ein  paarmal  von  dem  Schreckensanblick 
und  den  Folgen  dieser,  den  Manneswert  selbst¬ 
mörderisch  entwürdigenden  Trunksucht  er¬ 
schüttert  worden  bin.“ 

Diese  Exzerpte  sollen  nichts  weiter  als 
zeigen,  wie  sehr  doch  Grabbes  Leben  unter  dem 
Zeichen  des  Alkohols  gestanden  hat.  Ich  kann 
hier  nicht  wieder  des  längeren  auf  die  Fabel 
eingehen,  „wie  eine  rohe  dämonische  Mutter“  das 
Kind  an  geistige  Getränke  gewöhnt  habe.  Ich 
glaube,  H.  Margraff  (Allg.  Theater- Lexikon, 
S.  89)  hatte  nicht  Unrecht,  wenn  er  bereits  im 
Jahre  1846  betonte:  „Grabbe  ist  ein  psycho¬ 
logisches,  pathologisches  und  poetisches  Phä¬ 
nomen,  das  meist  einseitig  entweder  vollkommen 
selig  oder  bis  in  den  tiefsten  Abgrund  einer 
wegwerfenden  Kritik  verdammt  wird.“  Das  war 
zehn  Jahre  nach  seinem  Tode.  „Mit  der  Zeit 
wurde  der  ganze  Grabbe  zu  einem  pathologi¬ 


schen  Präparat  zugerichtet,  als  Warnung  für 
den  Nachwuchs.“  So  schrieb  Dingelstedt  in 
seinem  Wanderbuch  vom  Jahre  1877  (S.  343); 
heute  ist  der  dunkle  Mythus  einigermaßen  auf¬ 
geklärt  worden. 

Grabbes  Leben  spiegelt  sich  sozusagen  auch 
in  seiner  persönlichen  Erscheinung  ab,  im  Porträt, 
das,  wie  Dingelstedt  (a.  a.  O.  S.  345)  bemerkt, 
„einen  wohlgebildeten,  eher  feinen  als  starken 
Kopf  zeigt,  nur  die  Stirn  unverhältnismäßig 
hoch  und  breit  gewölbt,  an  Shakespeare  und 
an  Hebbel  erinnert ;  dazu  aber  kleine  gekniffene 
Gesichtszüge,  scharfe  Falten  um  Mund  und 
Augen,  hervorspringende  Backenknochen  und 
ein  schwaches,  zurücktretendes  Kinn;  die  ganze 
Physiognomie  ohne  Energie,  unsicher  im  Aus¬ 
druck,  erschlafft  und  verwelkt,  nicht  unter  der 
Hand  des  Alters,  sondern  infolge  langsamer, 
von  innen  kommender  Auflösung  .  .  .“ 

Das  beste  Porträt  Grabbes  scheint  mir  das¬ 
jenige  zu  sein,  das  Grisebach  dem  ersten  Bande 
seiner  vierbändigen  Ausgabe  vorgesetzt  hat,  und 
das  der  seltenen  Zeitschrift  „Rheinisches  Odeon“ 
(Düsseldorf  1838)  entnommen  ist.  Sein  Kopf 
macht  auf  ihn  einen  etwas  hydroephalischen 
Eindruck.  Sein  Äußeres  hat  Grabbe  in  der 
letzten  Szene  von  „Scherz,  Satire,  Ironie  und 
tiefere  Bedeutung“  karikiert:  „Das  ist  der  ver¬ 
maledeite  Grabbe,  oder  wie  man  ihn  eigentlich 
nennen  sollte,  die  zwergichte  Krabbe,  der  Ver¬ 
fasser  dieses  Stücks!  Er  ist  so  dumm  wie  ein 
Kuhfuß,  schimpft  auf  alle  Schriftsteller  und  taugt 
selber  nichts,  hat  verrenkte  Beine,  schielende 
Augen,  und  ein  fades  Afifengesicht !“  Auf  der 
Straße  pflegte  Grabbe  meist  jenes  gelangweilte 
verdrießliche  Gesicht  zu  machen;  begegnete  ihm 
dann  ein  Bekannter  und  fragte:  wie  geht’s,  so 
pflegte  er  zu  antworten:  „is  sauer“  (Ziegler  a. 
a.  O.  S.  70). 

Grabbes  Äußeres  führt  uns  auch  dazu,  einen 
Blick  auf  seinen  Gang  zu  werfen.  Immermann 
schreibt  (Memorabilien  II,  S.  14)  bei  Gelegenheit 
eines  Umzuges,  den  Immermann  mit  Grabbe  zu¬ 
sammen  vollzog:  „Voran  der  Karren  mit  dem 
Koffer  und  Mantelsack,  auf  dem  der  Auditeur¬ 
degen,  lose  angebunden,  hin  und  her  schwankte; 
hinterher  Grabbe  an  meiner  Seite  mit  hohen  und 
wankenden  Schritten  das  Pflaster  tretend 3 
Griesebach  betont  a.  a.  O.  (S.  LIX),  daß  diese 


Vgl.  auch  K.  Ziegler,  1.  c.  S.  187;  bis  dahin  hatte  er  noch  keine  ärztliche  Hilfe  aufgesucht, 
a.  a.  O.  S.  256  f.  —  3  Vgl.  Anmerkung  5  auf  Seite  490. 


Wh*?*»?  'in*  a**4^^£*  ^  ^c^tf  '^/x,  w. 


Faksimile  eines  Blattes  aus  der  Handschrift 
von  Grabbes  „Hermannsschlacht“, 
abweichend  von  dem  Drucke  von  1838. 


JL 


U-U-f*  t/*~^j 


tc  - 


Ebstein,  Ein  Beitrag  zu  Chr.  D.  Grabbes  Krankengeschichte. 


495 


in  den  unteren  Extremitäten  auftretenden 
Schwächezustände  mit  der  Diagnose  der  Tabes 
dorsalis  durchaus  stimmten.  Daraufhin  allein  wird 
man  aber  nach  den  heutigen  modernen  Anschau¬ 
ungen  diese  Diagnose  nicht  stellen  dürfen.  Aus 
Immermanns  Berichten  scheint  hervorzugehen, 
daß  Grabbe  einen  ataktischen  Gang  gehabt  hat. 
Nun  haben  aber  nicht  nur  die  Tabiker  Ataxie, 
sondern  auch  die  mit  einer  Polyneuritis  alcoho¬ 
lica  behafteten  Kranken  können  sehr  ausgeprägte 
ataktische  Erscheinungen  zeigen.  Diese  alkoho¬ 
lische  Polyneuritis  kann  sogar  der  wahren  Tabes 
dorsalis,  der  grauen  Degeneration  der  Hinter¬ 
stränge,  täuschend  ähnlich  sein:  es  kann  motori¬ 
sche  Schwäche  in  solchem  Maße  bestehen,  daß 
die  Patienten  nicht  einmal  mit  einem  Stock 
gehen  oder  stehen  können;  beim  Versuche,  mit 
geschlossenen  Augen  zu  stehen,  schwanken  sie 
oder  fallen  um;  die  Muskulatur  ist  schlaff  und 
atrophisch;  die  Patellarreflexe  sind  erloschen; 
die  Pupillen  reagieren  träge  auf  Lichteinfall; 
außerdem  bestehen  schwere  Sensibilitäts¬ 
störungen.  Doch  ergeben  dann  schließlich  das 
Fehlen  von  Blasen-  und  Mastdarmstörungen 
und  nicht  zum  mindesten  die  rasche  Besserung 
nach  Alkoholentziehung,  daß  es  sich  nur 
um  eine  sogenannte  Pseudotabes  alcoholica 
gehandelt  hat. 

Aus  dem  eben  Mitgeteilten  geht  hervor, 
daß  durch  die  Annahme  einer  Polyneuritis  al¬ 
coholica  die  Symptome,  welche  Grabbe  dar¬ 
bot,  —  soweit  dies  überhaupt  nach  der  immerhin 
recht  unvollständigen  und  von  einem  Laien  ge¬ 
gebenen  Krankheitsgeschichte  möglich  ist  — 
nicht  nur  in  befriedigendererWeise  erklärt  werden 
könnten  als  durch  die  Annahme  einer  Tabes 
dorsalis,  sondern  daß  auch  die  eine  Polyneuritis 
veranlassende  Ursache  in  ausgiebigster  Weise 
vorhanden  war.  Denn  Grabbe  trank  jede  Art 
von  Alkohol,  die  ihm  zu  Gebote  stand,  und 
sicher  auch  konzentrierte  fuselreiche  Spirituosen, 
die  erfahrungsgemäß  dem  Zustandekommen  von 
Neuritiden  Vorschub  leisten.  Daraus  erklärt  sich 
ferner,  daß  in  Grabbes  Leiden  zeitweise  Besse¬ 
rungen  eintraten,  wie  wir  solche  bei  der  Alkohol¬ 
neuritis  in  den  Perioden  beobachten,  in  denen 
der  Alkoholgenuß  spärlicher  ist. 

Daß  Grabbe  während  des  Verlaufs  seiner 
Krankheit  Zittern  (Ataxie)  der  Hände  hatte,  habe 


ich  nirgend  erwähnt  gefunden.  Seine  Handschrift 
war  bis  in  seine  letzte  Lebenszeit  (vgl.  die  fak¬ 
similierte  Beigabe  aus  der  „Hermannsschlacht“, 
die  ich  der  großen  Liebenswürdigkeit  des  Herrn 
Theodor  Apel  verdanke,  wofür  ich  ihm  auch 
an  dieser  Stelle  meinen  Dank  ausspreche)  fest, 
klar  und  deutlich. 

Übrigens  ist  mit  dieser  Neuritis  nur  eine 
Seite  der  Krankheit  Grabbes  berührt;  die  andre 
Seite  betrifft  die  geistige  Degeneration,  die  wohl 
zum  größten  Teil  auch  auf  Alkoholmißbrauch 
zurückzuführen  ist.  Wir  brauchen  uns  nur  den 
dritten  Typus  der  Degenerierten  anzusehen, 
wie  er  von  E.  Mendel  in  seiner  Studie  „Geistes¬ 
krankheiten  und  Ehe“  (Sonderabdruck  S.  5) 
treffend  geschildert  wird.  Danach  gehört  Grabbe 
zu  denen,  die  „durch  ihr  Auftreten  in  der 
Gesellschaft,  ihre  absonderlichen  Gewohnheiten, 
ihre  Bizarrerien,  ihre  eigentümlichen  Auffassungen 
und  Ansichten,  welche  nicht  selten  mit  Geschick 
vorgetragen  und  verteidigt  werden,  während 
sie  den  allgemein  akzeptierten  diametral  ent¬ 
gegenstehen,  im  Volksmund  als  , Originale' 
oder  als  , verrückte  Genies'  bezeichnet  werden.“ 

Wer  erblickt  in  dieser  Charakteristik  der 
Degenerierten  nicht  ein  getreues  Konterfei  des 
unglücklichen  Grabbe  ?  Wie  sehr  Grabbe  de¬ 
generiert  war,  läßt  nachstehende  Mitteilung 
erkennen,  die  ich  Herrn  Gymnasiallehrer 
Wilhelm  Osterhaus  in  Detmold  verdanke.  Er 
schreibt:  „Daß  Grabbe  sich  oft  sehr  herab¬ 
würdigte,  ist  ein  bekanntes  Ding.  Etwas  überaus 
Widerliches  erzählte  mir  vorJahrzehnten  ein  alter 
Rechtsanwalt  in  L.  —  Grabbe  war  geradezu 
ein  Sch.  .  .  .!  Mehrere  junge  Juristen,  machten 
wir  einen  Spaziergang  auf  dem  Detmolder 
Stadtbruche.  Da  es  dämmerte,  liefen  Mäuse 
hin  und  her.  Plötzlich  warf  sich  Grabbe  auf 
die  Erde,  haschte  wie  ein  Kater  nach  den 
Tieren,  erhaschte  eins  und  nahm  es  zwischen 
die  Zähne.  Einer  rief:  , Trägst  du  es  so  zur 
Stadt  F'rankfurt  hin,  gebe  ich  so  und  so  viel  aus.' 
—  Grabbe  gab  sich  auch  hierzu  her.“  — 

Schließlich  bin  ich  noch  in  der  Lage,  den 
Konfirmationsvers  Grabbes  mitteilen  zu  können;1 
er  befindet  sich  in  einem  acht  Druckseiten 
starken  Heftchen,  das  jetzt  gerade  der  fürst¬ 
lichen  Bibliothek  in  Detmold  übergeben  werden 
soll.  Es  ist  datiert  vom  26.  Mai  1816.  Grabbes 


1  Diese  Mitteilung  verdanke  ich  gleichfalls  Herrn  W.  Österhaus ;  das  Büchelchen  selbst  fand  sich  im  Nachlasse  des 
Herrn  Th.  Bruno. 

Z.  f.  B.  1905/1906.  64 


496 


Ebstein,  Ein  Beitrag  zu  Chr.  D.  Grabbes  Krankengeschichte. 


Konfirmationsvers  scheint  nicht  ohne  Absicht 
gewählt  zu  sein  und  lautet: 

Erfülle  mich  mit  wahrer  Reu, 

Wenn  ich  dich,  Gott,  betrübe; 

Gib,  daß  ich  alles  Böse  scheu; 

Und  stets  das  Gute  liebe. 

Laß  mich  doch  nicht,  Herr,  meine  Pflicht 
Mit  Vorschrift  je  verletzen, 

Der  Seele  Heil,  mein  bester  Teil, 

Laß  mich  mit  Würden  schätzen. 

Seit  ich  im  September  1904  vorstehende 
Mitteilungen  niederschrieb,  habe  ich  eine  große 
Menge  von  Notizen  gesammelt,  die  ich  des 
Raummangels  wegen  auf  das  mindeste  Maß 
einschränken  will  und  darf,  da  uns  vor  kurzem 
Arthur  Ploch  in  seinem  Buche  ., Grabbes  Stellung 
in  der  deutschen  Literatur“,  Leipzig  1905 
(224  Seiten;  der  erste  Teil  des  Buches  erschien 
unter  dem  Titel  „Grabbe  als  Mensch  und 
Dichter“.  Hallenser  Dissertation  1904)  mit  einer 
Arbeit  beschenkt  hat,  für  die  wir  ihm  dank¬ 
bar  sein  müssen.  Ich  kann  seine  Auffassung 
von  Grabbes  Persönlichkeit,  die  der  Kobbeschen 
Darstellung  entspricht,  im  ganzen  nur  teilen. 

Ich  habe  hier  auch  noch  zu  erwähnen,  daß 
inzwischen  W.  Deetjen  unabhängig  von  mir  in 
der  Sonntagsbeilage  der  „Vossischen  Zeitung“ 
vom  13.  November  1904  die  Kobbeschen 
Mitteilungen  gebracht,  d.  h.  nur  einfach  wie- 
dargegeben  hat,  ohne  sie  mit  kritischen  ver¬ 
gleichenden  Anmerkungen  zu  versehen,  die  uns 
erst  ihren  Wert  klar  machen  können. 

Sowohl  Deetjen  als  Ploch  u.  a.  sind  merkwür¬ 
digerweise  Albert  Elmenreichs  „Erinnerungen  an 


Karl  Immermann“  entgangen,  die  im  „Deutschen 
Wochenblatt“  (herausgegeben  von  H.  Rippler 
und  Carl  Busse),  XII.  Jahrgang,  No.  1  und  2 
(vom  6.  und  13.  Januar  1899)  erschienen  sind 
und  die  einige  recht  bemerkenswerte  Daten  über 
Grabbe  enthalten;  ferner  zitiere  ich  noch 
//.  H.  Houbeu,  „Karl  Immermann  und  das  Düssel¬ 
dorfer  Stadttheater“  (Die  Rheinlande  1901.  I, 
No.  10);  y.  Wolter,  „Immermanns  Leitung 
des  Düsseldorfer  Stadttheaters“  (Jahrbuch  des 
Düsseldorfer  Geschichtsvereins,  1902,  XVII, 
S.  217 — 238)  und  die  literarische  Beilage  des 
„Staatsanzeigers  für  Württemberg“,  Stuttgart, 
Jahrgang  1876,  S.  476 — 478,  die  eine  Charakte¬ 
ristik  des  Dichters  (ohne  Unterschrift)  enthält 

Arthur  Moeller  van  den  Bruck  hat  in  seinem 
vor  kurzem  erschienenen  Werke  „Verirrte 
Deutsche“  ebenfalls  Grabbes  als  des  „tragischsten 
unter  allen  problematischen  Naturen“  gedacht 
(S.  95  — 11 3).  Seine  Betrachtungsweise  hat  uns 
aber  über  den  Dichter  nichts  Neues  kennen 
gelehrt 

Über  die  Krankheit  Grabbes  haben  sich  in¬ 
zwischen  mannigfache  neue  interessante  Anhalts¬ 
punkte  auffinden  lassen,  die  es  mit  einer  an 
Gewißheit  grenzenden  Wahrscheinlichkeit  sicher 
machen,  daß  Grabbe  wirklich  an  Tabes  dorsalis 
gelitten  hat.  Nachdem  ich  in  den  obigen  Mit¬ 
teilungen  nur  einige  differentialdiagnostische 
Momente  in  Erwägung  gezogen  habe,  behalte 
ich  mir  vor,  die  weitere  Begründung  der  Diag¬ 
nose  und  die  Symptome  der  Krankheit  aus¬ 
führlich  in  einer  medizinischen  Zeitschrift  zu 
geben.  Daraus  dürfte  ersichtlich  werden,  wie 
viel  wir  bei  der  Beurteilung  Grabbes  seinem 
körperlichen  Leiden  Schuld  geben  müssen. 


Exlibris  von  Bühnenangehörigen. 

Von 

K.  E.  Graf  zu  Leiningen- Westerburg  in  München. 


uf  Anregung  von  verschiedenen  Seiten 
hin  bespreche  ich  hier  ein  Thema,  das 
sowohl  in  dieser  Zeitschrift  wie  anderwärts 
noch  nicht  berührt  worden  ist  und  das 
manchem  unsrer  Leser  neues  bringen  wird. 

Daß  wir  bei  Schauspieler-Exlibris  nicht  auf  sehr 
alte  Blätter  stoßen,  ist  einleuchtend;  denn  wer  in 
früheren  Jahrhunderten  als 
Darsteller  mit  der  Bühne 
zu  tun  hatte,  war  meist  nicht 
in  der  pekuniären  Lage, 
sich  ein  Exlibris  anschaffen 
zu  können;  bei  der  un- 
stäten  Wanderlust  früherer 
Bühnen  war  auch  die  An¬ 
lage  einer  schwertranspor¬ 
tablen  Büchersammlung 
nicht  möglich.  Selbst  heute 
noch  ist  bei  dem  oftmaligen 
Wechsel  des  Engagements 
an  größere  Bibliotheken 
und  damit  an  Exlibris  ver¬ 
hältnismäßig  selten  zu 
denken,  aber  Ausnahmen 
gibt  es  dennoch  genug. 

An  darzustellenden  Motiven 
fehlt  es  bei  allen  Arten 
von  Bühnenkünstlern  des 
Schau-  und  Lustspiels,  der 
Oper,  der  Vortrags-  und 
Gesangskünstler  usw.  nicht; 
außerdem  allgemeinen  Rüst¬ 
zeug  wie  Büchergruppen, 

Tintenzeugen,  Federn, 

Studierlampen,  Eulen,  Lieb¬ 
lingstieren, Lieblingsblumen, 
alpinen  und  anderen  land¬ 
schaftlichen  Anklängen  fin¬ 
den  wir  auf  den  hier  einschlägigen  Exlibris  beson¬ 
ders:  Theatermasken,  Geigen,  Leier,  Harfe,  Flöte, 
Rollenhefte,  Bücher  der  Klassiker,  Musikalien, 
Büsten  von  Dichtern  und  Komponisten,  Toten¬ 
schädel,  Waffen,  die  Pritsche  Harlekins,  die  Lärm¬ 
trommel,  Genien,  symbolische  Idealgestalten,  den 
verdienten  oder  erstrebten  Lorbeer;  ferner  An¬ 
deutungen  auf  bekanntere  Szenen,  bestimmte 
Figuren  aus  klassischen  und  anderen  Stücken, 
Zitate,  Verse  aus  berühmten  Dramen,  Melodien 
aus  Opern  oder  Liedern,  eigene  und  fremde  Verse 
oder  bedeutungsvolle  Sinnsprüche  —  Material 
genug,  um  immer  wieder  neue  Gruppen  zu 
neuen  Bibliothekzeichen  zu  ersinnen  und  sich  zu 
passenden  Ideen  anregen  zu  lassen.  Das  nach¬ 
stehende  soll  keineswegs  eine  lückenlose  Liste 
aller  Exlibris  von  Bühnenangehörigen  geben; 


dazu  fehlt  Zeit  und  Raum.  Aber  die  hier  er¬ 
wähnten  Blätter  werden  das  Gesagte  erläutern 
und  somit  zum  allgemeinen  Verständnis  genügen. 
Erwähnt  sei,  daß  —  die  nicht  selten  vorkommenden 
—  Exlibris  von  Bühnenschriftstellern,  Komponisten 
und  Orchestermitgliedern  im  allgemeinen  nicht  mit 
berücksichtigt  wurden. 

Deutsches  Reich. 

Das  wohl  älteste  ein¬ 
schlägige  Exlibris  ist  das 
des  Hofschauspielers  und 
Regisseurs  Carl  Fischer 
in  Darmstadt  vom  Jahre 
1810,  der  1853  starb.  Das 
hier  abgebildete,  reichlich 
einfache  Blatt,  ein  Kupfer¬ 
stich, zeigt  eine  Muse  mit  Stab 
und  Theatermaske  (Abb.  7). 
Wolf  gang  Quincke ,  Ober¬ 
regisseur,  Frankfurt  a.  M., 
1901,  von  Bernhard  Wenig- 
Hanau  :  Vortragender 
Schauspieler  im  Affekt  mit 
Buch  vor  zwei  Lorbeer¬ 
bäumen  (Abb.  10).  Me¬ 
lanie  Dorny ,  1901  Schau¬ 
spielerin  zu  Nürnberg,  von 
Bernhard  Wenig -Hanau: 
Dornen  (Anklang  an  den 
Namen)  umgeben  schützend 
eine  Büchergruppe;  mit  dem 
Spruch:  „Wer  mir  was 
stehlen  will,  den  stech  ich.“ 
Nelly  Brodmann,  Hofopern- 
sängerin,  Wiesbaden,  1898, 
von  Hermann  Hirzel-Lodz: 
Waldwiesen  und  Apollo¬ 
statue  in  stilisierten  Blumen.  Emil  Gerhäuser , 
Kammersänger,  München,  1896,  von  Fritz  Erler- 
München:  nacktes  Weib  mit  Harfe.  Lise  Linden , 
1901,  Hofopernsängerin,  München,  von  Sigmund 
vonSuchodolski-Berlin :  Lorbeerkranz,  obenTheater- 
maske,  aus  deren  Rosenkrone  ein  Genius  wächst. 
Matthieu Lützenkirchen,  Schauspieler,  München  1897, 
von  Emil  Orlik-(Prag)-Berlin:  Buch,  Maske,  Eule. 
Hermann  Knispel,  Hofschauspieler  und  Theater¬ 
historiker,  Darmstadt  1899,  vom  Theatermaler 
Kurt  Kempin-Darmstadt:  Totenschädel  mit  Lor¬ 
beer  auf  Büchern.  Rudi  Stehle ,  Hofschauspielerin, 
Schwerin,  hat  zwei  Exlibris,  1901,  von  Walter 
Schulte  vom  Brühl-Wiesbaden:  1.  Zimmer-Innen- 
raum  mit  Bildern  und  Büchern.  2.  Vers,  Maske 
und  Blumen.  Hedwig  Lange  (Baronin  Wrangel), 
Schauspielerin,  Frankfurt  a.  M.,  hat  drei  Exlibris, 


Abb.  1.  Nach  einer  Radierung  von  Bruno  Heroux. 


498 


zu  Leiningen -Westerburg,  Exlibris  von  Bühnenangehörigen. 


Abb.  2.  Unbekannter  Zeichner. 

davon  zwei  von  Walter  Schulte  vom  Brühl-Wies¬ 
baden:  i.  1897,  Buch  mit  Masken,  um  diese  12 
Köpfe,  die  12  Hauptrollen  der  Dame  darstellen; 
2.  1899,  Vase  mit  Blumen;  „lange“  Form  des 
Exlibris;  3.  1899,  Radierung  von  Hofrat  Moritz 
von  Weittenhiller-Wien:  zwei  Theatermasken,  eine 
Hand  mit  Veritas-Spiegel  und  Lorbeerzweigen. 
Dr.  Hermann  Rauch,  Direktor  des  Residenztheaters 
in  Wiesbaden,  1899,  von  Walter  Schulte  vom  Brühl- 
Wiesbaden:  Buch  mit  Theatermasken,  Eule,  Flöten 
und  Lorbeerkranz.  Marcella  Sembrich  ( -  Stengel), 
Konzertsängerin,  Dresden,  1892,  von  Professor 
Adolf  M.  Hildebrandt-Berlin:  unter  einem  Sing¬ 
vogel  (Nachtigall)  und  einer  Melodie  drei  Wappen¬ 
schilde,  Frankfurt  a.  M.,  Harfe  und  Leier;  Lor¬ 
beer  und  Tuba.  Paul  Lindau ,  Theaterintendant 
a.  D.,  1877,  von  Professor  Emil  Doepler  d.  J. -Berlin: 
Schild  mit  Theatermaske  und  Feder  nebst  Spruch 
„Tibi  omnia“.  Ein  sogenanntes  Universal-Exlibris 
lieferte  Otto  Hupp -Schleißheim  für  alle,  die  mit 
Musik  in  Verbindung  stehen,  also  auch  für  Sänger: 
Arion  mit  Harfe  auf  einem  Seeungeheuer.  Franz 
Naval  (Pogacnik),  herzoglich  sächsischer  und 


österreichischer  Kammersänger,  Berlin,  1905, 
Radierung  von  Felix  Malz -Berlin:  Landschaft, 
Veldeser  See  in  Krain,  seine  Heimat,  mit  Dorf 
und  Bergen.  Georg  Altmann,  Regisseur,  München 
1904,  von  Benno  Berneis,  Berlin:  tragische  Maske; 
ihr  Schatten  bildet  eine  komische  Maske  (Abb.  4). 
Franz  Herterich ,  Schauspieler,  Zürich,  New  York 
1904,  von  Wilhelm  Müller- München :  Goethe  als 
Theaterdirektor,  auf  einen  Säulenstumpf  gestützt 
(Abb.  5).  Arthur  Vollmer ,  Schauspieler,  Berlin 
1902,  von  Georg  Winckelmann-Berlin:  Shakespeare- 
Porträt,  Leier,  Masken,  oben  Schrift  und  Eisenbahn, 
Eule,  Buch.  Friedl  Fester ,  russischer  Hof¬ 
schauspieler,  München  1903,  von  Max  Kleiter- 
Tutzing:  Kopf  (Maske),  darüber  Dolch  mit  Toten¬ 
schädel  und  Lorbeer;  Idee:  Fluch  und  Tod  allem 
Gemeinen.  Georg  Otto  Koctiig,  Hofschauspieler, 
München,  1903  von  Max  Kleiter- Tutzing:  Kopf 
mit  Schlangenornament  aus  dem  Munde,  hinten 
Landschaft.  Otto  Falckenberg ,  einer  der  „Elf  Scharf¬ 
richter“  und  Schriftsteller,  München,  führt  zwei 
Exlibris:  1.  1901  von  Willy  Örtel- München : 

nacktes  Weib  mit  Harfe  über  altem  Schiff;  2. 
1901  von  Wilhelm  Lefebre- Paris:  Halbfigur  mit 
Harfe.  Alois  Hofmann ,  stellvertretender  Direktor 
und  Oberregisseur  der  Oper,  Dortmund,  1902 
vom  Regierungsbauführer  Rudolf  Hofmann-Darm¬ 
stadt:  in  einem  mit  Theatermasken  verzierten 
Aufbau  Altar  mit  Lyra  und  einem  Lorbeermuster 
(Abb.  8).  Anton  IVoworsky,  Opernsänger,  Berlin, 
1898  von  Josef  Sattler-Straßburg:  zwei  Musiker  in 
einem  Buche.  Paul  Hilden  (- {-),  Schauspieler,  1894 
in  Augsburg,  von  Clemens  Kissel-Mainz:  Weibliche 
Idealfigur  mit  zwei  Schilden  einer  Loge  und  der 
Schlaraffia.  Ludwig  Heller ,  Schauspieler  am 
Schauspielhaus  München,  1903  von  Ferdinand 
Goetz-München:  in  einem  „H“  Eule,  die  ein  Buch 
trägt,  unten  altgeformter  Schuh  (Abb.  9).  Robert 
(und  Aenny)  Volkner ,  Schauspieler  und  Direktor 
der  vereinigten  Leipziger  Stadttheater,  Leipzig,  1905, 
Stich-Radierung  von  Bruno  Heroux- Leipzig:  männ¬ 
licher  und  weiblicher  Akt,  die  Figuren  der  Schau¬ 
spielkunst  und  Malerei,  reichen  sich  die  Hand; 
unten  vor  der  männlichen  Figur  Maske,  Schwert 
und  Lorbeerkranz  (Abb.  1).  Max  Grube,  Ober¬ 
regisseur,  Berlin,  1898  von  Franz  Stassen-Berlin: 
klassische  Gestalt  mit  Maske,  die  tragische  Muse 
am  Opferaltar;  oben  und  unten  Maskenköpfe; 
hinten  Gestalten  der  dramatischen  Dichtkunst. 
Siegfried  Raabe,  Oberregisseur  und  Direktor  des 
Schauspielhauses,  München,  1905  von  H.  E. 
(=  Frau  Hedwig  Esslair):  redendes  Wappen  mit 
Rabe.  Honrad  Dreher,  Hofschauspieler  in  München, 
von  Ernst  Zimmermann -München -Bonn  (Abb.  3): 
Schalk  streut  aus  seinem  reichen  Vorrat  Blumen 
unter  das  Publikum.  Wilhelm  Holtz ,  erster  Lieb¬ 
haber  vom  Stadttheater  zu  Aschersleben,  von 
Lorenz  Stumm -München:  Hamletfigur.  George 
Fergusson,  Opern-  und  Konzertsänger,  Berlin,  von 
Georg  Otto-Berlin:  singender  Bär  (Spitzname)  mit 
schottischen  Heimatanspielungen. 


zu  Leiningen -Westerburg,  Exlibris  von  Bühnenangehörigen.  499 


Kon  ra5  Dreher 
(Srlibriö  i 

Abb.  3.  Zeichnung  von  Ernst  Zimmermann. 


Als  teilweise  hier  einschlägig 
sind  die  Exlibris  zu  nennen  von: 

Hermann  Levi  (f),  Hofkapellmeister, 

München,  1898  von  Hans  Thoma- 
Karlsruhe:  Jüngling  mit  Buch, 

Schlange  und  Löwe.  Ebenfalls  von 
Hans  Thoma  ist  das  Exlibris  des 
Kommerzienrats  Adolf  von  Gross- 
Bayreuth,  1896,  des  treuen  Für¬ 
sorgers  der  Wagner-Festspiele :  Jüng¬ 
ling,  einen  Drachen  lenkend,  Alle¬ 
gorie  eines  feierlichen  Vorkomm¬ 
nisses.  Anton  Beer-  Walbrunn ,  Lehrer 
der  Tonkunst-Akademie  München 
und  Komponist  der  Oper  „Don 
Quixote“,  1905  Radierung  von 
Alois  Kolb -Magdeburg:  vorn  der 
Komponist  am  Harmonium,  hinten 
gewissermaßen  als  Vision  Don 
Quixote  zu  Pferd  in  Berglandschaft. 

Siegfried  Ochs ,  Dirigent  des  phil¬ 
harmonischen  Chors,  Berlin,  1899 
von  Frau  Kathinka  Ochs-Frank¬ 
furt  a.  M. :  über  einer  Landschaft 
dirigiert  eine  Hand  mit  Taktstock 
singende  Engelsköpfchen,  die  ein 
Notensystem  bilden.  Dr.  Ludwig 
Weber ,  Dramaturg  vom  Stadttheater 
und  Schriftsteller,  Leipzig;  Radierung 
von  Bruno  Heroux-Leipzig;  die 
Darstellung,  Kain  an  einem  Felsen, 
nimmt  Bezug  auf  das  Hauptbühnen¬ 
werk  Webers  „Kain“,  letzterer  als 
trotzig  grübelnde  Faustnatur  auf- 
gefaßt  —  keine  Blustration  zu  diesem 
Buch,  sondern  ein  Versuch,  Inhalt 
und  Stimmung  des  Werkes  wieder¬ 
zugeben.  Max  Laurence ,  Berlin,  1900,  von  ihm: 
Mädchen  mit  antiker  Harfe.  Josef  Lauff,  Major 
a.  D.  und  ehemaliger  Dramaturg  am  Hoftheater 
Wiesbaden,  1899  von  Walter  Schulte  vom  Brühl- 
Wiesbaden:  Bücher,  Vase,  Leier,  Vogel  Phantasus 
und  Blume  der  Romantik.  Hans  Heinz  Ewers , 
früher  beim  Überbrettl,  Berlin,  besitzt  drei  Exlibris : 
1.  1900  von  John  Jack  Vrieslander-München: 

Vase  mit  stilisierten  Blumen,  Tintenfaß,  Feder, 
Buch;  2.  1901  von  Horst  Schulze-Leipzig:  Brust¬ 
bild  eines  alten  Griechen  mit  Lanze;  3.  Zeichner 
mir  unbekannt,  1904:  Mädchen  mit  Puppe  auf 
einer  Bank,  auf  der  auch  eine  Schreibfeder,  als 
Mann  gezeichnet,  sitzt.  Paul  von  Ebart,  herzog¬ 
lich-sächsischer  Hoftheater-Intendant,  von  Georg 
Barloesius-Charlottenburg:  Familienwappen,  be¬ 

seitet  von  zwei  aus  Theatermasken  entsprossenden 
Lorbeerbäumen,  die  die  Hoftheatergebäude  von 
Koburg  und  Gotha  tragen  (Abb.  11). 

Österreich  -  Ungarn. 

Josef  Lewinsky,  Hofburgtheater  zu  Wien,  1890 
von  J.  Macket-Wien:  in  einer  Nische  unter  dem 
Namen  ein  Kissen  mit  den  drei  Ringen  aus 


Lessings  Nathan  dem  Weisen,  Kranz,  Maske 
und  Lorbeerzweig;  Hugo  Thimig  vom  Hofburg¬ 
theater  Wien,  Oberregisseur,  1890,  Radierung  von 
William  Unger-Wien:  Rollen,  Theatermaske, 
Bücher,  Pritsche,  Räuberhut  (Abb.  6).  „Z.  MS, 

von  Emil  Orlik-(Prag)-Berlin,  1898:  Buch,  zwei 
Theatermasken  und  Monogramm  „Z.  MS.  Fer¬ 
dinand  Gregori,  Hofburgschauspieler,  Wien  1901, 
von  Theodor  Johannsen-Tondern-Berlin:  Shake¬ 
speare-Herme  vor  Gebüsch.  Georg  Reimers ,  Hof¬ 
burgschauspieler,  Wien,  1902  von  Architekt  Karl 
Graeber:  oben  St.  Georg  mit  dem  Drachen  in 
Eichenkranz,  unten  das  Hofburgtheater  zwischen 
den  Wappenschilden  von  Hamburg  und  Wien. 
Caroline  von  G omperz- Bettel hei m,  Kammersängerin 
von  der  Hofoper  Wien,  1901  von  Mizi  Schlesinger- 
Wien:  Lyra  mit  Lorbeer.  Josef  Kainz,  k.  k.  Hof¬ 
schauspieler,  Wien,  1903  von  der  Redaktion  des 
„Weltspiegels“  zu  Berlin  ihm  überreicht,  gezeichnet 
von  Max  Hübener-Berlin :  Mädchen  hinter  einer 
großen  Theatermaske;  unten  der  Künstler-  (richtiger 
Maler-)  Schild  (Abb  12). —  Ungarn.  Joszef  Hajdu, 
Schauspieler  in  Ofen-Pest,  von  Tibor  von  Bottlick 
in  Fehertemplom:  die  Figur  eines  Deklamators. 


500 


zu  Leiningen- Westerburg,  Exlibris  von  Bühnenangehörigen. 


Ferenc  Doby ,  Schauspieler,  Ofen- Pest,  1905 
von  Artur  Lakatos-Ofen-Pest :  vor  einer  Theater¬ 
bude  Tod  in  Polischinell-Kostüm  mit  grober  Lärm¬ 
trommel. 

Frankreich. 

Elisa  Rachel  gen.  Felix,  Schauspielerin  der 
Comedie  fran^aise  in  Paris  (geboren  im  Aar¬ 
gau  1820,  -J-  1858):  ein  einfaches,  schmuckloses 
„R“  in  ovaler  Schleife,  auf  der  die  Worte  ,,Tout 
ou  rien“  stehen.  Faul  Biussc  de  St.  Victor ,  Paris, 
Theaterkritiker  und  Schriftsteller,  Generalinspektor 
der  schönen  Künste  (geboren  1825,  J-  1881), 
Stich  von  Stern-Paris:  siegelförmig,  in  Um¬ 
schrift  zwei  antike  Theatermasken.  Alphonsc 
Royer ,  Direktor  der  Opera,  Inspektor  der  schönen 
Künste,  Paris,  Stich  von  Stern-Paris,  1870:  Mono¬ 
gramm  „A.  R.“,  in  runder  Bandumschrift  und  qua¬ 
dratischer  Rahme.  Jules  Clarctie ,  von  der  Comedie 
fran^aise,  Kunst-  und  Theaterkritiker,  Schriftsteller, 
Paris,  1899  von  Max  Esterle-(Paris)-Miinchen: 
Weib  mit  Schwert;  Clareties  Sohn  Georges  hat 
ebenfalls  ein  theatralisch  angehauchtes  Exlibris 
von  Max  Esterle :  weibliche  Figur  mit  zwei  Theater¬ 
masken. 

Schweden. 

Nils  Personne ,  Schauspieler  und  Regisseur, 
Stockholm:  1.  Buch  mit  Spruch,  Leier,  Maske, 
Gitarre,  Narrenstab,  Schwert,  Lorbeer;  2.  sprin¬ 
gendes  Kind  mit  zwei  Masken.  Fredrik  Nycander , 
Schauspieler,  1899  von  Artur  Sjögren-Stockholm: 
Tempel  in  Hain,  darunter  Lyra,  Tyrsusstab,  Maske, 
Panspfeife  und  Traube.  Johannes  Svatiberg ,  Schau¬ 
spieler,  Stockholm:  zwei  Schildhalter  im  Kostüm 
eines  Edelmanns  und  eines  Ritters  in  Rüstung 
halten  eine  von  einem  „J“  (Johannes)  umgebene 
Tartsche,  darin  ein  Schwan  auf  einem  Berge 
(,, redendes“  Wappen);  oben  zwei  Theatermasken. 
Ludwig  Bergström,  Zollbeamter  und  Dramen¬ 
sammler,  der  selbst  auf  Liebhabertheatern  spielt: 
Bühne  mit  ihm  als  Darsteller. 


GEORG  niTMnni 

OittAlU/.  Qi 


Abb.  4.  Zeichnung  von  Benno  Berneis. 


EX  LI0RIS 


FRANZ  HER7ERICH 


Abb.  5.  Zeichnung  von  Wilhelm  Müller. 

England. 

David  Garrick ,  der  berühmte  Schauspieler 
von  Drury  Lane  und  Covent- Garden,  London 
(geboren  1716,  -J-  1779),  von  J.  Wood-London, 
1760:  Rokokorahmen,  geziert  mit  Rosen  und 
Lorbeer,  darin  „David  Garrick“,  oben  Shakespeare¬ 
büste,  unten  Krone,  Leier,  Tuba,  Zepter,  Schwert, 
links  Maske,  Rolle  und  Hanswurststab,  rechts 
Köcher,  Bogen,  Pansflöte ;  unten  der  bekannte, 
wiederholt  angewandte  Mahnspruch  zur  Bücher¬ 
rückgabe:  „La  premiere  chose,  qu’on  doit  faire, 
quend  on  a  emprunte  un  livre,  c’est  de  le  li(v)re, 
ahn  de  pouvoir  le  rendre  plustöt.“  Sir  Henry 
Irving ,  Schauspieler  vom  Lyceum-Theater,  London 
(-{-  1905):  leicht  heraldisch  stilisierter  Adler  mit 
Namensband;  schwarz  und  rot  (Abb.  2).  Ellen 
Terry ,  Schauspielerin,  London,  1898  von  ihrem 
Sohn  Gordon  Craig-London:  Ortsplan  mit  ihrem 
Besitztum  Tower  Cottage  in  Winchelsea.  Sir 
Squire  Bancrojt  Bancrojt ,  Schauspieler  und  Theater¬ 
direktor,  London:  nur  Yollwappen  mit  Schild, 
Helm,  Zimier  und  Helmdecken;  unten  Wappen¬ 
devise. 

Amerika. 

Lidu  Glaser ,  Boston,  Schauspielerin  und  große 
Kinderfreundin,  1898,  Radierung  von  Sidney 
L.  Smith-Boston :  vorn  Kind  mit  zwei  Theater¬ 
masken,  hinten  Kind  mit  Lorbeerkranz,  daneben 
musizierende  Kinder,  oben  eine  Lyra  in  Strahlen¬ 
kranz.  Francis  Wilson,  Schauspieler,  New  Ro- 
chelle,  Radierung:  lesender  Schalk  in  Bücherei. 
J.  Jefferson ,  Schauspieler,  Boston,  1897  von  C.  A. 
Walker-Boston:  Theatervorhang  mit  Blick  auf 
Bühne  und  in  Kulissen,  darunter  zwei  Theater¬ 
masken,  oben  Shakespearebüste,  Tintenfaß,  Buch, 
Schwert,  Lorbeer,  unten  Porträts  von  Sheridan 


Trommsdorff,  Das  Auskunftsbureau  der  deutschen  Bibliotheken. 


501 


und  Washington,  Irving,  sowie  Jeffersons  Auto¬ 
graph.  Frederik  IV.  Bancroft,  Sänger,  Boston, 
1899  von  Rachel  Robinson:  Der  Sänger  im  Grase 
unter  einem  Baum,  in  der  Mitte  Melodie  „Summer 


is  acoming  in  loudly  sing  cuck-oo“.  Frank 
Jeati  Pool,  Cleveland,  Theaterblättersammler,  1902 
von  Thomas  Tryon-New  York:  Lesender  in  römi¬ 
scher  Tracht  in  einem  Fensteroval. 


Das  Auskunftsbureau  der  deutschen  Bibliotheken. 

Von 

Dr.  Paul  Trommsdorff  in  Berlind 


[ährend  Frankreich  in  der  Bibliotheque 
Nationale,  England  in  der  Bibliothek 
des  Britischen  Museums  und  jetzt  auch 
die  Vereinigten  Staaten  von  Nord¬ 
amerika  in  der  Kongreßbibliothek1 2 3  eine  National- 
und  Zentralbibliothek  besitzen,  die  die  übrigen 
Bibliotheken  dieser  Länder  an  Bedeutung  weit 
überragt,  nimmt  die  Königliche  Bibliothek  in 
Berlin  trotz  ihres  Bestandes  von  1  230000  Bänden, 
mit  dem  sie  sogar  die  Hof-  und  Staatsbibliothek 
in  München  noch  um  eine  Viertel  Million  Bände 
übertrifft,  eine  ähnliche  Stellung  in  Deutschland 
nicht  ein. 3  Dagegen  hat  Deutschland  eine  statt¬ 
liche  Reihe  selbständig  erwachsener  und  nach 
eigenen  Gesichtspunkten  gepflegter  Büchersamm¬ 
lungen,  deren  Bestände  sich  gegenseitig  ergänzen, 
da  jede  Sammlung  zahlreiche  Werke  besitzt,  die 
in  den  anderen  Bibliotheken  nicht  zu  finden  sind. 
Die  fehlende  Gesamtbibliothek  muß  daher  bei  uns 
ersetzt  werden  durch  das  Zusammenwirken  aller 
einzelnen  Bibliotheken.  Das  vollzieht  sich  bekannt¬ 
lich  in  der  Weise,  daß  fast  jede  öffentliche  Biblio¬ 
thek  mit  größter  Bereitwilligkeit  auch  nach  aus- 


1  Bei  der  Zusammenstellung  dieser  Mitteilungen  hat 
mich  Herr  Oberbibliothekar  Dr.  R.  Fick  in  jeder  Weise 
freundlich  unterstützt. 

2  Vgl.  Herbert  Putnarn ,  The  Library  of  Congress  as 
a  national  library.  The  Library  Journal,  Vol.  30,  No.  9. 
Sept.  1905,  S.  27—34. 

3  Daß  die  Königliche  Bibliothek  in  vielen  Fächern 
bedeutende  Lücken  aufweist,  ist  seit  lange  anerkannt.  Der 
wärmste  Dank  gebührt  daher  der  Königlichen  Staatsregierung^ 
daß  sie  zur  Ausfüllung  der  Lücken  in  den  Bücherbeständen 
der  Königlichen  Bibliothek  350000  Mark  in  den  Entwurf 
des  preußischen  Staatshaushaltsetats  für  1906  eingestellt  hat. 

4  Im  Jahre  1904/5  verlieh  z.  B.  die  Königliche 
Bibliothek  in  Berlin  nach  auswärts  22256  Druckschriften, 
die_Landesbibliothek  in  Stuttgart  18591,  die  Kaiser-Wilhelm- 
Bibliothek  in  Posen  8995,  die  Universitäts-  und  Landesbiblio¬ 
thek  Straßburg  8530,  die  Universitätsbibliothek  Göttingen 
7586  Bände. 

5  Seit  dem  Herbst  1904  hatte  bereits  die  Geschäfts¬ 
stelle  des  Gesamtkatalogs  über  die  in  den  preußischen 
Bibliotheken  vorhandenen  Druckschriften  Auskunft  erteilt; 


wärts  Bücher  verleiht.4  Bei  dem  Fehlen  eines 
gedruckten  Gesamtkatalogs  war  es  aber  für  jeden, 
der  ein  bestimmtes,  nicht  überall  erhältliches  Buch 
zu  benutzen  wünschte,  bisher  äußerst  schwierig, 
in  Erfahrung  zu  bringen,  in  welcher  Bibliothek  es 
zu  finden  ist.  Dieser  Übelstand  ist  jetzt  beseitigt 
worden  durch  die  Begründung  des  Auskunfts- 
bureaus  der  deutschen  Bibliotheken,  das  bei  der 
Geschäftsstelle  des  Gesamtkatalogs  der  preußischen 
Bibliotheken  am  1.  April  vorigen  Jahres  ein¬ 
gerichtet  worden  ist. 

Das  Auskunftsbureau  der  deutschen  Biblio¬ 
theken  (Berlin  W  64,  Behrenstraße  70)  hat  die 
Aufgabe,  auf  alle  eingehenden  Anfragen  Aus¬ 
kunft  darüber  zu  erteilen,  ob  und  wo  ein  von 
den  Fragestellern  gesuchtes  Buch  vorhanden  ist.5 


Exlibris  von  B  ü  h  n  e  n  a  n  g  e  h  ö  r  i  g  e  n. 
Abb.  6.  Nach  einer  Radierung  von  W.  Unger. 


502 


Trommsdorff,  Das  Auskunftsbureau  der  deutschen  Bibliotheken. 


Exlibris  von  B  üh  n  e  n  an  g  e  h  ö  r  i  g  e  n. 

Abb.  7.  Unbekannter  Zeichner. 

Zur  Mitwirkung  bei  dieser  Auskunftserteilung  haben 
sich  288  deutsche  Bibliotheken  bereit  erklärt;  sie 
sind  im  ,, Zentralblatt  für  Bibliothekswesen“  (Jg.  22, 
1905,  S.  196  und  374)  und  im  vierten  Jahr¬ 
gang  des  „Jahrbuchs  der  deutschen  Bibliotheken“ 
(S.  124  ff.)  aufgeführt.  Fast  alle  öffentlichen 

Bibliotheken  von  seiniger  Bedeutung  sind  hier 
vertreten,  in  erster  Linie  natürlich  sämtliche 
deutschen  Universitätsbibliotheken  und  die  meisten 
Hof-,  Landes-  und  Stadt-Bibliotheken.  Ferner 
haben  sich  die  Bibliotheken  vieler  gelehrter 
Gesellschaften  und  Vereine,  wissenschaftlicher 
Institute  und  staatlicher  Behörden,  darunter  51, 
die  ihren  Sitz  in  Berlin  haben,  dem  Unter¬ 
nehmen  angeschlossen.*  1  Endlich  sind  1 1 7  preu- 

vgl.  Jahrg.  8  dieser  Zeitschrift  S.  407/8  und  492.  —  Der 
Gedanke,  in  Berlin  eine  Zentralstelle  einzurichten  für  den 
Nachweis  gesuchter  Druckschriften  und  zur  Vermittelung 
der  direkten  Versendung  von  Büchern  aus  einer  Bibliothek 
in  eine  andere,  wurde  schon  vor  dreißig  Jahren  von  einem 
Herrn  Dr.  Landgraff  in  Heidelberg  in  einem  Briefe  an 
Mommsen  ausgesprochen;  vgl.  Zentralblatt  für  Bibliotheks¬ 
wesen,  Jahrg.  22,  1905,  S.  323.  —  Eine  ähnliche  Einrich¬ 
tung,  wie  sie  durch  die  Begründung  des  Auskunftsbureaus 
für  Deutschland  geschaffen  worden  ist,  wurde  in  Italien  von 
Desiderio  Chilovi  im  Jahre  1S91  ins  Leben  gerufen;  vgl. 
L(6on)  D(orez):  Note  sur  la  circulaire  de  recherches  biblio - 
graphiques  employee  par  la  bibliotheque  Nationale  de  Flo- 
rence.  Revue  des  bibliotheques,  T.  6,  1896,  S.  140  ff. 

1  Die  meisten  derjenigen  Sonderbibliotheken,  die  nur 
für  die  Mitglieder  des  betreffenden  Instituts  bestimmt  sind, 
haben  sich  in  dankenswerter  Weise  bereit  erklärt,  die  Be¬ 
nutzung  eines  nach  Ausweis  des  Auskunftsbureaus  sonst 
nicht  erhältlichen  Buches  auch  anderen  Personen  zu  ge¬ 
statten.  Die  Senckenbergische  Bibliothek  in  Frankfurt  a.  M. 
hat  erst  kürzlich  —  anscheinend  infolge  der  Begründung 
des  Auskunftsbureaus  —  ihre  Bibliotheksordnung  dahin  ge¬ 
ändert,  daß  gegen  Bürgschein  eines  in  Frankfurt  wohnen¬ 
den  Mitgliedes  Bücher  auch  an  Nichtmitglieder  verliehen 
werden  dürfen.  Hoffentlich  werden  bald  noch  andere 
Spezialbibliotheken  ihre  Schätze  weiteren  Kreisen  benutzbar 
machen,  insbesondere  indem  sie  in  Ausnahmefällen  ein  Buch 
auch  nach  auswärts  versenden. 


bische  höhere  Lehranstalten  mit  umfangreichen 
und  älteren  Beständen  um  ihre  Mitwirkung  gebeten 
worden.  Auberdem  haben  unaufgefordert  mehrere 
Besitzer  von  hervorragenden  Privatbibliotheken 
ihre  Schätze  zur  Verfügung  des  Auskunftsbureaus 
gestellt.  Ihr  Anerbieten  ist  mit  besonderer  Freude 
und  grobem  Danke  angenommen  worden,  da 
solche  auf  bestimmte  Gebiete  beschränkten  und 
mit  der  ganzen  Liebe  des  Besitzers  gepflegten 
Sammlungen  oft  wissenschaftlich  wertvolle  Bücher 
enthalten,  die  in  keine  öffentliche  Bibliothek  ge¬ 
langt  sind.  Einer  dieser  Bibliophilen,  Herr  Pro¬ 
fessor  Moriz  Grolig  in  Wien,  hat  sich  auberdem 
erboten,  nach  Druckschriften,  die  sonst  nicht  auf¬ 
zufinden  seien,  Nachforschungen  in  den  öster¬ 
reichischen  Bibliotheken  anzustellen.  Da  er  seine 
Bemühungen  auf  alle  Universitäts-  und  Studien¬ 
bibliotheken  ,  die  Bibliotheken  der  technischen 
Hochschulen,  die  Hofbibliothek  in  Wien,  die  Fidei- 
kommibbibliothek,  die  Bibliotheken  der  Hoch¬ 
schule  für  Bodenkultur,  der  geologischen  Reichs¬ 
anstalt  und  der  Landesmuseen  in  Prag,  Graz, 
Brünn  und  Innsbruck  ausgedehnt  hat,  so  ist  tat 
sächlich  durch  seine  Vermittelung  der  Anschlub 
aller  groben  öffentlichen  Bibliotheken  Österreichs 
erreicht  worden.  Es  liegt  nahe,  zu  wünschen, 


Exlibris  von  Bühnenangehörigen. 
Abb.  8.  Zeichnung  von  R  u  d o  1  f  H  o  fm an n. 


Trommsdorff,  Das  Auskunftsbureau  der  deutschen  Bibliotheken. 


503 


daß  nun  auch  die  schweizerischen  Bibliotheken 
an  der  Auskunftserteilung  mitwirken  möchten. 

Wer  ein  Buch  durch  das  Auskunftsbureau 
suchen  lassen  will,  hat  den  Titel  und  insbesondere 
Ort  und  Erscheinungsjahr  so  genau  als  möglich 
anzugeben,  sonst  wenigstens  die  Stelle,  wo  er  das 
Buch  zitiert  gefunden  hat.  Außerdem  sind  für 
jedes  gesuchte  Buch  zehn  Pfennig  in  Freimarken 
der  deutschen  Reichspost  einzusenden.1  Dienst¬ 
liche  Anfragen  der  mitwirkenden  Bibliotheken  sind 
selbstverständlich  gebührenfrei.  Die  Ermittelung 
der  Bibliothek,  die  im  Besitz  des  Buches  ist,  ge¬ 
schieht  dann  auf  folgende  Weise.  Es  wird  zunächst 
festgestellt,  ob  das  Buch  in  einer  der  großen 
Staatsbibliotheken  Preußens,  der  Königlichen  Biblio¬ 
thek  zu  Berlin  oder  einer  der  zehn  preußischen 
Universitätsbibliotheken,  vorhanden  ist.  Die  Druck¬ 
schriften  dieser  elf  Bibliotheken,  mit  vorläufiger 
Übergehung  der  Universitäts-  und  Schulschriften, 
Karten,  Musikalien  und  der  orientalischen  Lite¬ 
ratur,  werden  bekanntlich  in  dem  preußischen 
Gesamtkatalog2  einheitlich  verzeichnet.  Gehört 
nun  ein  Buch  nicht  gerade  zu  den  vom  Gesamt¬ 
katalog  zunächst  ausgeschlossenen  Schriften,  und 
fällt  das  Ordnungswort  des  Titels  in  den  bereits 
fertig  gestellten  Teil  des  Katalogs,  so  läßt  sich 
durch  einen  Blick  in  diesen  Katalog  sofort  die 
Frage  beantworten,  ob  eine  der  preußischen  Biblio¬ 
theken  das  Buch  besitzt.  Bis  jetzt  ist  freilich  der 
Gesamtkatalog  nur  für  die  Buchstaben  A,  B  und 
den  Anfang  von  C,  mit  Ausnahme  einiger  noch 
nicht  völlig  erledigten  Abschnitte,  vollendet;  es  ist 
aber  einleuchtend,  wie  sehr  seine  möglichst  schnelle 
Fortführung  erwünscht  ist,  um  immer  mehr  An¬ 
fragen  aus  dem  Katalog  direkt  beantworten  zu 
können,  für  deren  Erledigung  jetzt  noch  das  ziem¬ 
lich  viel  Mühe,  Zeit  und  Kosten  erfordernde  um¬ 
ständliche  Anfrageverfahren  notwendig  ist.  Läßt 
sich  nämlich  ein  gesuchtes  Buch  durch  den  Gesamt¬ 
katalog  noch  nicht  ermitteln,  so  wird  zunächst 
nachgesehen,  ob  die  Königliche  Bibliothek  in  Berlin 
es  besitzt.  Ist  es  hier  nicht  und  kann  es  auch 
von  der  Verwaltung  nicht  umgehend  erworben 
werden,  so  prüft  das  Auskunftsbureau,  ob  der 
von  dem  Fragesteller  angegebene  Titel  richtig  ist, 
läßt  dann  den  Titel  auf  Suchkarten  hektographisch 
vervielfältigen  und  sendet  diese  Karten  an  alle 
preußischen  Universitätsbibliotheken.  Hat  sich  in 
keiner  dieser  Anstalten  das  Buch  auffinden  lassen, 


(ÜDW'C  tttSküS 


Exlibris  von  Bühnenangehörigen. 

Abb.  9.  Zeichnung  von  Ferdinand  Goetz. 

so  wendet  sich  das  Bureau  nun  erst  an  andere 
deutsche  Bibliotheken,  in  deren  Besitz  es  am 
ehesten  vermutet  werden  kann. 3  Endlich  werden 
die  Titel  der  Bücher,  die  sich  auf  diese  Weise 
noch  nicht  haben  nachweisen  lassen,  sobald  eine 
genügende  Zahl  beisammen  ist,  in  einer  Suchliste 
gedruckt,  die  allen  beteiligten  Bibliotheken  zu¬ 
geht. 

In  den  ersten  neun  Monaten,  vom  1.  April 
bis  zum  31.  Dezember  1905,  sind  an  das  Aus¬ 
kunftsbureau  815  Schreiben  gerichtet  worden,  durch 
die  2270  Bücher  gesucht  wurden.  Davon  konnten 
bis  zum  31.  Januar  d.  J.  1330  (=  59  Prozent) 
aufgefunden  werden,  und  zwar  778  oder  34  Pro¬ 
zent  in  den  preußischen  Staatsbibliotheken  und 
davon  wieder  476  oder  61  Prozent  (21  Prozent 


1  In  nachahmenswerter  Weise  kommt  die  Universitätsbibliothek  Greifswald  ihren  Benutzern  entgegen.  Sie  übermittelt 
nämlich  alle  Anfragen  kostenlos  nach  Berlin,  indem  sie  die  mit  dem  Vermerk  „nicht  vorhanden“  versehenen  Bestell¬ 
zettel  nebst  der  zugehörigen  Gebühr  ohne  besonderes  Begleitschreiben  an  das  Auskunftsbureau  sendet,  wogegen  dieses 
die  Interessenten  direkt  benachrichtigt. 

2  Vgl.  Fritz  Milkau ,  Centralkataloge  und  Titeldrucke.  Leipzig  1898  (20.  Beiheft  zum  Centralblatt  für  Bibliotheks¬ 
wesen)  und  R.  Fick ,  Der  Preußische  Gesamtkatalog  (Preußische  Jahrbücher,  Bd.  118.  1904,  S.  318  ff.) 

3  Zahlreiche  Bibliotheken  haben  dem  Auskunftsbureau  ihre  gedruckten  Bücherverzeichnisse  als  Geschenk  überwiesen. 
Diese  Kataloge  werden  selbstverständlich,  soweit  es  irgend  zweckmäßig  erscheint,  zu  Rate  gezogen,  bevor  an  die  be¬ 
treffende  Bibliothek  eine  Anfrage  ergeht.  Viele  sind  außerdem  als  bibliographische  Hilfsmittel  höchst  wertvoll, 
so  daß  sie  bei  den  Nachforschungen  des  Auskunftsbureaus  wie  bei  den  Arbeiten  am  preußischen  Gesamtkatalog  oft  be¬ 
nutzt  werden. 

Z.  f.  B.  1905/1906. 


65 


504 


Trommsdorff,  Das  Anskunftsbureau  der  deutschen  Bibliotheken. 


von  der  Gesamtzahl)  in  der  Berliner  Königlichen 
Bibliothek.  Von  den  302  Büchern,  die  hier 
fehlen,  aber  in  einer  Universitätsbibliothek  Preußens 
vorhanden  sind,  wurden  88  in  Göttingen  nach¬ 
gewiesen,  62  in  Breslau,  28  in  Halle,  24  in 
Bonn,  23  in  Kiel,  22  in  Marburg,  18  in  Münster, 
je  16  in  Königsberg  und  Greifswald  und  5  in 
der  Berliner  Universitätsbibliothek.  Bei  diesen 
Angaben  ist  aber  jedes  Buch,  selbst  wenn  mehrere 
Bibliotheken  es  besitzen,  nur  einmal  gezählt 
worden.  Dasselbe  gilt  auch  von  den  folgenden 
Zahlen.  Von  den  552  Büchern,  die  nur  in  außer¬ 
preußischen  Bibliotheken  vorhanden  sind,  konnten 
84  in  der  Hof-  und  Staatsbibliothek  in  München 
festgestellt  werden;  62  wies  die  Königliche  Biblio¬ 
thek  zu  Dresden  in  ihren  Beständen  nach,  52  die 
Universitäts-  und  Landesbibliothek  in  Straßburg, 
27  die  Hofbibliothek  in  Darmstadt,  26  die  Mün¬ 
chener  Universitätsbibliothek,  2 1  die  Stadtbibliothek 
Hamburg,  19  die  Universitätsbibliothek  Leipzig, 
je  17  die  Universitätsbibliothek  Rostock  und 
die  Landesbibliothek  in  Stuttgart,  16  die  Heidel¬ 
berger,  13  die  Jenaer,  je  9  die  Bamberger  und 
Tübinger  Bibliothek.  Je  8  Bücher  wurden  in 


EXLIBRIS 


Exlibris  von  Bühnenangehörigen. 
Abb.  io.  Zeichnung  von  Bernhard  Wenig. 


den  Universitätsbibliotheken  Erlangen,  Freiburg 
und  Würzburg  und  in  der  Kommerzbibliothek  in 
Hamburg  nachgewiesen,  je  7  in  der  Stadt¬ 
bibliothek  zu  Breslau,  der  Großherzoglichen  Biblio¬ 
thek  zu  Weimar,  der  Universitätsbibliothek  Wien 
und  der  Wolfenbütteier  Bibliothek.  6  Bücher 
besaß  die  Universitätsbibliothek  Gießen;  je  5 
entfielen  auf  die  Landwirtschaftliche  und  die  Tier¬ 
ärztliche  Hochschule  in  Berlin,  die  Stadtbibliothek 
Frankfurt,  die  Provinzialbibliothek  Hannover  und 
die  Landesbibliothek  Kassel;  je  4  fanden  sich 
in  der  Bibliothek  der  Technischen  Hochschule 
Berlin,  der  Senckenbergischen  Bibliothek  in  Frank¬ 
furt  a.  M.  und  der  Regierungsbibliothek  zu  Schwerin; 
je  3  Bücher  hatten  die  Bibliotheken  des  Kaiser¬ 
lichen  Gesundheitsamts  und  des  Kunstgewerbe- 
Museums  in  Berlin,  die  Stadtbibliothek  Braun¬ 
schweig,  die  Hof-  und  Landesbibliothek  Karlsruhe, 
die  Kaiser-Wilhelm-Bibliothek  in  Posen  und  die 
Stoibergische  Bibliothek  in  Wernigerode.  Je  2 
Bücher  endlich  fanden  sich  in  zwölf,  je  eins  war 
in  zweiunddreißig  verschiedenen  Bibliotheken. 

In  wie  vielen  Exemplaren  ein  nachgewiesenes 
Buch  in  der  Gesamtheit  der  deutschen  Bibliotheken 
vorhanden  ist,  kann  im  allgemeinen  nicht  an¬ 
gegeben  werden,  da,  sobald  eine  der  befragten 
Anstalten  den  Besitz  gemeldet  hat,  nach  wei¬ 
teren  Exemplaren  nicht  geforscht  wird.  Nur  von 
den  durch  die  Suchlisten  ermittelten  Büchern  läßt 
sich  feststellen,  wie  viele  sich  in  mehreren,  und 
wie  viele  sich  in  nur  einer  Sammlung  finden,  da 
die  hier  aufgeführten  Titel  mit  dem  Bestand  sämt¬ 
licher  288  Bibliotheken  verglichen  worden  sind. 
Nun  sind  bis  zum  31.  Dezember  1905  achtzehn 
Suchlisten  gedruckt  worden,  in  denen  570  Bücher 
verzeichnet  sind.  Hiervon  konnten  84  aufgefunden 
werden,  darunter  63,  die  je  eine  einzige  der 
Benutzung  zugängliche  Bibliothek  besitzt.  Folgende 
in  nur  eitlem  Bibliotheksexemplar  vorhandene  Schriften 
seien  angeführt: 

Ältere  deutsche  Schriften. 

Wahrhaftige  Beschreibung  des  jüngsten  Gerichts  im  Thal 
Josaphats.  Gedr.  im  Jahr  Christi.  Nümb.  [J.  Görres,  Die 
teutschen  Volksbücher.  Heidelberg  1807.  S.  257] :  Graz  U.-B. 

Michael  Placopoeus  (Kuchenbecker) :  Historica  narratio 
de  laudatissimo  Imp.  Constantino,  boni  principis  officium 
continens,  in  honorem  nuptiarum  Joach.  Friderici  et  sponsae 
. . .  Catharinae.  Leipzig  1570:  Kassel  L.-B. 

David  Herlicius:  Prodromus  vel  primum  specimen  ac 
delineatio  fastorum  vel  Calendarii  historici  Pomeranici 
Erster  Vortrab  oder  Muster  des  großen  Pommerischen 
Historischen  Calenders.  In  alten  Stettin  in  der  Rhetischen 
Druckerey  (1617):  Breslau  U.-B. 

Joh.  Balthas.  Schupp:  Promus  condus,  revisus,  auctus 
et...Joh.  a  Berenklo,  Suevo,  inscriptus.  o.  O.  1650: 
Weimar  Gr.  B. 

Joachim  Lütkemann:  Epistelpredigten.  Mit  einer  Vor¬ 
rede  von  Heinrich  Müller  in  Rostock.  Frankfurt  u.  Rostock 
1668:  Braunschweig  St.-B. 

Neuer  und  alter  astronomischer  und  magischer  Kunst- 
und  Wunder  Calender  hrsg.  von  Joh.  Bellator  [Krieger]. 
Auff  d.  J.  1697.  Hamburg:  Dartnstadt  H.-B. 


Trommsdorff,  Das  Auskunftsbureau  der  deutschen  Bibliotheken. 


505 


Ältere  französische  Schriften. 

Francois  le  Metel  de  Boisrobert:  Le  couronnement  de 
Darie,  tragi-comedie.  Paris  1642:  Metz  St.-B. 

- :  Theodore,  reine  de  Hongrie,  tragi-comedie.  Paris 

1658:  Kassel  L.-B. 

Louis  Hector  de  Villars:  Mömoires.  T.  1.2.  Amsterdam: 
Aux  ddpens  de  la  Compagnie  1735.  T.  3.  La  Haye: 
P.  Gosse  1736:  Breslau  St.-B. 

Voltaire:  CEuvres  diverses.  Vol.  1.  5-  Londres: 
Nourse  1 746 :  Bamberg  K.  B. 

Alexander  Pope:  Essai  sur  l’homme.  Trad.  par  Claude 
Francois  Xavier  Millot.  Paris  1762:  Trier  St.-B. 

Deutsche  Literatur  von  1700 — 1800. 

(Veramor:)  Die  deutsche  Aventuriere  0.  O.  1725: 
Jena  U.-B. 

Der  siebenbürgische  Avanturier.  (Langensalza  I749-) 
Frankfurt  u.  Leipzig  1750:  Breslau  St.-B. 

Der  curiöse  Aventurier.  Frankfurt  17 52 :  Weimar  Gr.  B. 
Die  gaskonischen  Avanturiers.  Glogau  1769:  Donau- 
eschingen  Fürstl.  B. 

Gespräche  im  Reiche  der  Todten  zwischen  Sim.  Lord 
Lovat  u.  Jac.  Fiz-Roi.  London  1748:  Rudolstadt  Fürstl.  B. 

Franz  Joh.  Dan.  Tanck:  Er  soll  Alexander  heißen. 
Bayreuth  1790:  Hannover  Prov.-B. 

[Ludw.  Schubart:]  Libussa,  Herzogin  von  Böhmen. 
Leipzig  1791 :  Neustrelitz  Gr.  B. 

Nonne  und  Äbtissin  im  Wochenbette  oder  die  Frucht 
der  Schwärmerey ,  eine  Geschichte  einzig  in  ihrer  Art. 
Vom  Mann  im  grauen  Rocke.  Meißen  1797:  Jena  U.-B. 

Alexander  Pope :  Philosophisches  Lehrgedicht  vom 
Menschen.  Aus  d.  Engl,  von  J.  G.  E.  Schmidt,  hrsg.  von 
F.  G.  Freytag.  Leipzig  1756:  Ba?nberg  K.  B. 

[Joh.  Wilh.  Karl  Adolph  Frh.  v.  Hüpsch :]  Beschreibung 
eines  Mittels  .  .  .  Feuersbrünste  zu  löschen.  Köln  1777 : 
Düsseldorf  L.-  u.  St-B. 

[Friedr.  Eberh.  v.  Rochow:]  Versuch  eines  Ent¬ 
wurfs  zu  einem  deutschen  Gesetzbuche  nach  christlichen 
Grundsätzen  zum  Behuf  einer  besseren  Rechtspflege. 
1780:  Wernigerode  Stoib.  B. 

[ - :]  Durch  den  ohnmaßgeblichen  Grundriß 

eines  Planes  zur  Aufhelfung  des  Credits  d.  d.  Berlin  den 
9.  Martii  veranlaßtes  Gutachten.  (2  Bog.)  40 :  Wernige¬ 
rode  Stoib.  B. 


Neuere  deutsche  Literatur. 

Chr.  Anton  Moebius:  Observationes  criticae  in  lusus 
Anacreonticos  et  Theocriti  idyllia.  Susati  1803:  Stra߬ 
burg  U.  u.  L.-B. 

Karl  Wilh.  Brumbey:  Bekehrungsgeschichte  des 
John  Bunian.  Berlin  1814:  Berlin  Mark.  Mus. 

Der  Kettenträger.  Neue  unveränd.  Ausg.  2  Bde. 
Leipzig  1815:  Braunschweig  Leihb.  v.  C.  E.  Meyer  sen. 

(Friedrich  Schleiermacher:)  Zum  Ehrengedächtnis 
des  .  .  .  Herrn  G.  A.  L.  Hanstein,  im  Namen  der  Berlini¬ 
schen  Kreissynode.  Berlin  1821 :  Bromberg  Gymn.-B. 

A.  Cohnfeld:  Die  Wundererscheinungen  des  Vitalis¬ 
mus.  Bremen  1853  (Die  wandernden  magnetisierten  Tische 
und  die  Klopfgeister.  N.  F.  H.  1):  Braunschweig  St.-B . 

F.  W.  Wedekind:  Der  amerikanisch-norddeutsche 
Vertrag.  Stuttgart  1868:  Mainz  St.-B. 

Programm  der  Oberrealschule  in  Bielitz  [Preuß. 
Ober-Schlesien].  1875:  Wien  U.-B. 

Neuere  französische,  italienische  und  griechische 
Literatur. 

Le  Publiciste.  1807.  1809.  Paris:  Stuttgart  L.-B. 

[Gotthilf  Fischer  v.  Waldheim:]  Notice  des  monu- 
ments  typograph.  qui  se  trouvent  dans  la  bibliotheque 
du  comte  Razoumoffsky.  Moscou  1810 :  Hannover  Prov.-B. 

Gerard  Labrunie  de  Nerval:  Les  Illuminüs ,  röcits 
et  portraits.  Paris  1852:  München  H-  u.  St.-B. 


Codes  ögyptiens  prdcedds  du  regiement  d’organisation 
judiciaire  pour  les  proces  mixtes  en  Egypte.  Le  Caire  1883: 
Leipzig  Reichsger.-B. 

Octave  Uzanne:  Son  Altesse  la  femme.  Paris  1885: 
Gr.  Lichterfelde  Priv.-B.  des  Herrn  Kekule  von  Stradonitz. 

Filippo  de  Filippi:  Regno  animale.  Milano  1852: 
Frankfurt  a.  M.  Senckenb.  B. 

Carta  litologica  ed  idrografica  dei  bacini  dei  fiumi 
Fiora,  Ombrone,  Bruna,  Peccora,  Cornia,  Cecina  ed  altri 
minori.  Maßst.  1:250000.  Roma  1904:  Berlin  Kais. 
Stat.-Amt. 

A.  Christidis:  'Apycua  £\\r|VlKfi  T^vaiKoXopia.  Con- 
stantinopel  1894:  Freiburg  U.-B. 


Neuere  englische  Literatur. 

Charles  Hamilton  Smith :  Selections  of  the  ancient  cos- 
tume  of  Great  Britain  and  Ireland  from  the  7*h  to  the  iöth 
Century.  London  1814  :  Darmstadt  H.-B. 

The  Athenaeum.  Journal  of  literature,  Science  and  the 
fine  arts  for  the  year  1831.  London  1831 :  Kassel  L.-B. 

William  Robson  Arrowsmith:  Shakespeare’s  Editors 
and  Commentators.  London  1865:  Weimar  B.  der  Shake¬ 
speare-  Gese  lisch . 

David  Masson:  Wordsworth,  Shelley,  Keats  and  other 
essays.  London  1874:  Bremeti  St.-B. 

Cooper  Curtice :  The  animal  parasites  of  sheep. 
Washington  1890:  Berlin  Kais.  Gesundheitsamt. 

Notes  on  political  economy  from  the  colonial  point 
of  view.  By  a  New  Zealand  colonist.  London  1897: 
Freiburg  U.-B. 

George  Paston  [d.  i.  Miss  E.  M.  Symonds]:  Little 
memoirs  of  the  l8th  Century.  New  York  1901 :  Freiburg 
U.-B. 


Exlibris  von  Bühnenangehörigen. 
Abb.  11.  Zeichnung  von  Georg  Barlösius. 


5  o6 


Trommsdorff,  Das  Auskunftsbureau  der  deutschen  Bibliotheken. 


Von  den  Werken,  die  nach  dem  Ergebnis  der 
Suchlisten  in  nur  zwei  Bibliotheken  vorhanden  sind, 
nenne  ich  von  älteren  deutschen  Schriften: 

Franc.  Köhne:  Disp.  Resp.  Baltzers  de  Ratione  Status. 

Bremae  1 677:  Berlin  B.  des  Kammergerichts;  Hannover 
Prov.-B. 

Neue  Entrevue  d.  Gespräche  im  Reiche  der  Todten 
zw.  Eberhard  Ludwig  u.  Carl  Alexander.  Frankfurt  u. 
Leipzig  1737:  Karlsruhe  H-  u.  L.-B.;  Stuttgart  L.-B. 

Der  schweizerische  Avanturier.  Frankfurt  u.  Erfurt 
17 50:  Kassel  L.-B.;  Weimar  Gr.  B. 

Von  ausländischen  Werken  waren  beispielsweise 
nur  zweimal  vorhanden: 

Louis  Hector  de  Villars:  Mdmoires.  London  1739: 
Stuttgart  L.-B.-,  Tübingen  U.-B. 

Poinsinet:  Tom  Jones,  comödie  lyrique  en  3  actes. 
Paris  1765:  Gotha  Hzgl.  B. ;  Rostock 
U.-B. 

Pierre  Jean  Baptiste  Choudard 
Desforges:  Tom  Jones  ä  Londres. 

Paris  1782:  Darmstadt  H.-B.;  Gotha 
Hzgl.  B. 

Honore  Balzac:  Le  dernier 
Chouan  ou  la  Bretagne  en  1800. 

Paris  1829:  Oldenburg  Gr.  B 
Schwerin  Reg.-B. 

Nich.  Barbon:  A  discourse 
concerning  coining  the  new  money 
lighter.  London  1696:  Oldenburg 
Gr.  B. ;  Posen  K.-W.-B. 

James  Dallaway:  Inquiries  into 
the  origin  and  progress  of  the 
Science  of  heraldry  in  England. 

Gloucester  1793:  Darmstadt  H.-B.; 

Leipzig  U.-B. 

Von  nachstehend  verzeich- 
neten  Büchern  ist  es  zwar 
nicht  ausgeschlossen,  daß  sie 
noch  eine  andere  deutsche 
Bibliothek  besitzt j  doch  sind 
sie  nur  in  einer  mittleren, 
kleineren  oder  Sonder-Biblio- 
thek  aufgefunden  worden  und 
sind  jedenfalls  weder  in  einer 
preußischen  noch  in  einer  der 
übrigen  größten  Bibliotheken. 

Guilelmus  Saphonensis :  Perutilis  epistolandi  modus. 
Lipsiae:  Arnoldus  de  Colonia  18.  Juli  1493  [Hain  8223]: 
Zwickau  Ratsschul-B. 

Paul  Creusing,  Gebeth  um  Behütung  für  Feuers-Noth 
für  die  Jugend  zu  Belitz.  Witteberg  1569:  Wolfenbüttel 
Hzgl.  B. 

Christ.  Ockelius:  Oratio  in  laudem  Pomeraniae ,  illius 
situm,  incolas,  magistratus  .  .  .  breviter  describens.  Stetini 
1626:  Danzig  St.-B. 

Johann  Heermann:  Christliche  Taufif-Sermones  .  .  .  mit 


einer  Zugabe  Geistlicher  Poetischer  Erquickstunden.  Nürnberg 
1656.  Nürnberg  St.  Bd 

Martin  v.  Cochem:  Exempelbuch.  Augsburg  u.  Dil¬ 
lingen  1700:  Dillingen  Kreis-B. 

Anton  Bernhard  Thiele:  Das  Steinbartsche  System  der 
reinen  Philosophie  geprüft.  Küstrinl782:  Neustrelitz  Gr.  B. 

C.  R.  Termo  [d.  i.  Rudolf  Brommv]:  Skizzen  aus  dem 
Leben  eines  Seemanns.  Meißen  1832:  Schwerin  Reg.-B. 

Bei  einigen  der  hier  angeführten  älteren 
Schriften  handelt  es  sich  wohl  um  Seltenheiten 
ersten  Ranges.  Jahrzehntelang  mögen  sie  un¬ 
beachtet  und  verstaubt  auf  den  Bücherbrettern 
gestanden  haben,  bis  sie  durch  die  vereinten  Nach¬ 
forschungen  aller  deutschen  Bibliotheken  ans  Licht 
gezogen  wurden.  Ist  nicht  die 
Auffindung  solcher  Bücher,  die 
als  verschollen  gelten  mußten, 
fast  auf  eine  Stufe  zu  stellen 
mit  der  Entdeckung  einer  ver¬ 
loren  geglaubten  Handschrift? 
Jetzt  erst  weiß  der  Biblio¬ 
thekar,  daß  der  „alte 
Schmöker“,  den  er  bisher  nur 
als  Ballast  betrachtete,  ein 
Schatz  ist,  um  den  ihn  andere 
Bibliotheken  beneiden  werden, 
und  mit  besonderer  Befriedi¬ 
gung  wird  er  das  Buch  dem 
Gelehrten,  der  lange  danach 
gefahndet  hatte,  zur  Benutzung 
übergeben.  Wie  oft  mag 
jemand  ein  Werk,  das  er 
weder  auf  buchhändlerischem 
Wege  noch  in  den  ihm  zu¬ 
nächst  zugänglichen  Biblio¬ 
theken  hatte  erhalten  können, 
in  den  verschiedensten  aus¬ 
wärtigen  Bibliotheken  bestellt 
haben,  um  schließlich  nach 
einer  „unglaublichen  Masse 
nutzloser  Schreiberei“1  2  und 
verlorener  Zeit  auf  die  Benutzung  des  Werkes  ver¬ 
zichten  zu  müssen.  Die  Vermutung,  daß  ein  Buch 
wegen  seines  Inhalts  oder  des  Orts  seines  Er¬ 
scheinens  in  dieser  oder  jener  Bibliothek  vorhanden 
sei,  ist  eben,  namentlich  für  den  mit  den  beson¬ 
deren  Beständen  der  einzelnen  Bibliotheken  zu 
wenig  vertrauten  Laien,  sehr  häufig  unzutreffend. 
Dazu  kommt,  daß  auch  Bücher  aus  der  eine 
Bibliothek  speziell  angehenden  Literatur  (Landes- 


Exlibris  von  Bühnenangehörigen. 
Abb.  12.  Zeichnung  von  Max  Hübener. 


1  J.  Mützell  (Geistl.  Lieder  d.  evang.  Kirche  aus  d.  17.  .  .  .  Jh.  Bd.  1.  Braunschweig  1858,  S.  149)  erwähnt  ein 
Exemplar  ohne  die  Zugabe  im  Besitz  der  Stadtbibliothek  in  Stralsund.  Nach  dem  vollständigen  Exemplar  der  Nürnberger 
Stadtbibliothek  hat  Herr  C.  Hitzeroth  in  Marburg,  wie  er  mir  gütigst  mitteilt,  festgestellt,  daß  das  den  Tauff- Sermones 
angefügte  Werk  ein  Abdruck  der  ferneren  Fortsetzung  Poetischer  Erquickstunden  ist,  die  in  demselben  Jahre  bei  Endter 
erschien  (vgl.  Mützell  a.  a.  O.  S.  163).  Es  liegt  also  eine  buchhändlerische  Zusammenstellung  vor,  die  das  Werk  leichter 
verkäuflich  machen  sollte.  —  In  demselben  Sammelbande  der  Nürnberger  Bibliothek  sind  auch  die  Leichenpredigten  auf 
Heermann  enthalten,  darunter  die  Predigt  von  Holfeld  Heermann,  die  älteste  Quelle  für  das  Leben  Johann  Heermanns. 

2  Diesen  Ausdruck  gebrauchte  Heinrich  von  Treitschke  in  seinem  Aufsatz  über  die  Königliche  Bibliothek  (in  den 
Preußischen  Jahrbüchern,  Bd.  53,  1884,  S.  473  ff.),  in  welchem  er  für  die  Zentralisierung  unserer  Bibliothekskataloge  eintrat. 


Trommsdorff,  Das  Auskunftsbureau  der  deutschen  Bibliotheken. 


507 


künde  und  ähnliches)  durchaus  nicht  mit  Sicher¬ 
heit  in  der  betreffenden  Bibliothek  erwartet  werden 
dürfen, 1  dagegen  durch  Zufall  in  eine  Bibliothek 
gelangt  sein  können,  an  die  der  Betreffende  nie 
gedacht  hätte.  Die  in  Kassel  1542  erschienene 
Schrift  von  Johann  Byngel:  Verantwortung  einer 
erdichteten ,  falschen  und  unwahrhaftigen  Auflage, 
so  einer,  genannt  Hermann  Schwan ,  dem  .  .  . 
Fürsten  .  .  .  Fhilipsen,  Landgrafen  zu  Hessen  ver- 
messentlich  unterstehet  zuzumessen  war  weder  in 
den  Bibliotheken  von  Gießen,  Kassel,  Darmstadt 
und  Marburg,  noch  in  dem  Staatsarchiv  zu  Mar¬ 
burg  gefunden  worden;  dagegen  besitzen  sie  von 
43  deutschen  Bibliotheken  Weimar  und  Straßburg. 
Das  Buch  von  J.  F.  Roell:  De  abdicationibus  et 
renuntiationibus  principum.  Lugduni  1821  war 
in  Berlin  (KB  und  UB),  Bonn,  Göttingen  und  Würz¬ 
burg  schon  gesucht  worden;  durch  das  Auskunfts¬ 
bureau  wurde  es  in  der  Hofbibliothek  zu  Darm¬ 
stadt  und  der  Universitätsbibliothek  München  nach¬ 
gewiesen.  Die  Agenda  secundum  ritum  ecclesie 
Swerinemis  eorrecta.  1521  hatte  ein  Fragesteller 
in  Berlin,  Bonn,  Breslau,  Dresden,  Leipzig,  Mün¬ 
chen  und  Posen  nicht  bekommen  können;  sie  ist 
im  Besitz  der  Universitätsbibliothek  Rostock. 
Nach  ( Horace  Walpole) :  Die  Burg  von  Otranto. 
Deutsch  von  F.  L.  W.  Meyer.  Berlin  1794  war  in 
den  Bibliotheken  von  sieben  Städten  erfolglos 
nachgefragt  worden:  das  Buch  fand  sich  in  der 
Hof-  und  Staatsbibliothek  in  München.  Ein 
Gießener  Professor  brauchte  die  in  Frankfurt  a.  M. 
im  Jahre  1805  herausgekommene  Zeitschrift  Pano¬ 
rama  der  Zeit.  Er  konnte  sie  in  Gießen  nicht 
bekommen  und  wandte  sich  daher  an  die  Stadt¬ 
bibliothek  zu  Frankfurt.  Auch  hier  ist  die  Zeit¬ 
schrift  nicht  vorhanden;  dagegen  ergab  die  An¬ 
frage  des  Auskunftsbureaus  bei  22  Bibliotheken, 
daß  die  Öffentliche  Bibliothek  in  Bamberg  sie 
besitzt.  Viel  Mühe  verwendete  ein  wissenschaft¬ 
liches  Institut  in  Breslau,  um  einen  Katalog  der 
Firma  C.  Ch.  Heinr.  Rost  in  Leipzig  aus  dem 
Jahre  1786  zu  erlangen.  Es  suchte  den  unter 
dem  Titel  Anzeige  aller  Kunstwerke  der  Rostischen 
Kunsthandlung  in  drei  Abteilungen  veröffentlichten 
Katalog  zunächst  in  der  Universitätsbibliothek  und 
in  der  Stadtbibliothek  zu  Breslau,  dann  in  der 
Königlichen  Bibliothek  und  in  der  Bibliothek  des 
Kupferstichkabinetts  in  Dresden  und  in  der  Uni¬ 
versitätsbibliothek,  der  Stadtbibliothek,  der  Biblio¬ 
thek  der  deutschen  Gesellschaft  und  der  des 
Museums  der  bildenden  Künste  in  Leipzig.  Das 
Auskunftsbureau  brauchte  nur  bei  den  preußischen 
Bibliotheken  anzufragen,  um  zu  erfahren,  daß  der 
Katalog  in  Göttingen  vorhanden  ist. 

Macht  es  nun  oft  schon  große  Schwierigkeiten, 
ein  in  Deutschland  erschienenes  Buch  ausfindig 
zu  machen,  so  weiß  der  Gelehrte,  der  ein  seltenes 


ausländisches  Buch  benutzen  möchte,  erst  recht 
nicht,  an  welche  deutsche  Bibliothek  er  sich  wohl 
wenden  soll.  Nach  vergeblichem  Nachfragen  bei 
einigen  der  größten  Sammlungen  versucht  er  da¬ 
her,  das  Buch  in  einer  ausländischen  Bibliothek 
aufzutreiben,  um  es  sich  im  glücklichsten  Falle 
mit  erheblichen  Unkosten  von  dort  kommen  zu 
lassen,  obwohl  vielleicht  eine  deutsche  Bibliothek 
es  ihm  hätte  zur  Verfügung  stellen  können.  Ein 
bezeichnendes  Beispiel  für  solche  Art  des  Vor¬ 
gehens  ist  folgendes.  Roman  Woerner  hat  in  den 
„Germanistischen  Abhandlungen,  Hermann  Paul  zum 
17.  März  1902  dargebracht“  (Straßburg  1902, 
S.  259  ff.)  eine  Untersuchung  über  „die  älteste  Maria 
Stuart-Tragödie“  veröffentlicht.  Dieses  Stück,  des 
Adriani  Roiderii  Insulani  Stuarta  Tragoedia  sive 
Caedes  Mariae  Serenissimae  Scot.  Reginae  in 
Anglia  perpetr ata.  Duaci  1593  dürfte,  wie  er 
meinte,  nur  wenigen  —  und  auch  ihnen  nur  dem 
Titel  nach  —  bekannt  sein.  Weder  das  Britische 
Museum,  noch  die  großen  Bibliotheken  Paris, 
München,  Berlin,  Straßburg  besäßen  das  Buch. 
Das  von  ihm  benutzte  Exemplar  gehöre  zu  den 
Zimelien  der  Stadtbibliothek  in  Douai  und  sei  nur 
auf  diplomatischem  Wege  erhältlich  gewesen.  Als 
kürzlich  das  Auskunftsbureau  um  den  Nachweis 
dieses  Buches  ersucht  wurde,  konnte  es  durch 
Anfrage  bei  39  deutschen  Bibliotheken  in  wenigen 
Tagen  feststellen,  daß  die  Herzogliche  Bibliothek 
in  Wolfenbüttel  es  besitzt. 

Überblickt  man  die  hier  angeführten  Bücher¬ 
titel,  so  mag  man  vielleicht  die  Empfindung  haben, 
daß  die  aufgewandte  große  Mühe  doch  wohl  haupt¬ 
sächlich  der  Liebhaberei  eines  Bibliophilen  oder 
den  entlegenen  Studien  eines  Philologen,  Histo¬ 
rikers  usw.  zugute  komme.  Daß  dies  nicht  der 
Fall  ist,  daß  durch  das  Zusammenarbeiten  der 
Bibliotheken  Arbeiten  der  allerverschiedensten  Art, 
auch  medizinische  und  naturwissenschaftliche  Unter¬ 
suchungen  und  rein  praktische  Zwecke,  erheblich 
gefördert  werden  können,  zeigt  die  große  Menge 
der  durch  das  Auskunftsbureau  nachgewiesenen 
modernen  wissenschaftlichen  und  technischen  Zeit¬ 
schriften.  Aus  der  ins  Unermeßliche  wachsenden 
Zahl  von  Zeitschriften,  namentlich  der  für  jedes 
Sondergebiet  jetzt  begründeten  Fachzeitschriften, 
können  die  meisten  deutschen  Bibliotheken  kaum 
die  wichtigsten  inländischen  halten.  Von  den  aus¬ 
wärtigen  vollends,  insbesondere  den  Zeitschriften 
aus  dem  Gebiet  der  exakten  Wissenschaften,  muß 
sich  fast  jede  Bibliothek  auf  die  Anschaffung  der 
allerwichtigsten  beschränken.  Das  Auskunftsbureau 
wurde  daher  besonders  häufig  nach  dem  Fundorte 
solcher  Zeitschriften  gefragt.  Ein  Chemiker  in 
München  erbat  z.  B.  den  Nachweis  von  nicht 
weniger  als  achtundzwanzig  von  ihm  gesuchter 
Periodika.  Ich  will  hier  einige  wenige  Zeit- 


1  Die  Schuld  daran  liegt,  wenigstens  so  weit  es  sich  um  neuere  Bücher  handelt,  an  dem  Mangel  eines  ganz 
Deutschland  umfassenden  wirksamen  Pflichtexemplargesetzes,  durch  das  allein  die  Erhaltung  der  gesamten  Literatur  für 
die  Zukunft  gesichert  werden  könnte. 


5°8 


Trommsdorff,  Das  Auskunftsbureau  der  deutschen  Bibliotheken. 


Schriften  namhaft  machen,  die  sich  nach  Ausweis 
der  Suchlisten  größtenteils  nur  in  einer  einzigen 
deutschen  Bibliothek  auffinden  ließen. 

Allgemeine  Zeitschriften. 

Hermann  [Fortges.  als:  „Londoner  Zeitung“.]  Jg.  1859: 
Mainz  St.-B. 

The  Century.  Illustrated  monthly  magazine.  London, 
New  York.  Yol.  45  (=  N.  S.  Vol.  23).  1892/93:  Hamburg 

St.-B. 

The  World’s  Work.  Vol.  3.  New  York  1903:  Wien  U.-B. 

Temple  Bar.  Vol.  2.  London  1861 :  Frankfurt  a.  M. 
Rotschildsche  B. 

Naturwissenschaftliche  Zeitschriften. 

Journal  of  the  Franklin  Institute  of  the  State  of  Penn¬ 
sylvania.  Vol.  147.  148.  Philadelphia.  1899:  Straßburg 

U.-  u.  L.-B. 

Irish  Naturalist.  Vol.  5.  Dublin  1896:  Halle  Leoßold.- 
Carolin.-Akad. 

Le  Naturaliste  (Forts,  von:  Petites  Nouvelles  entomo- 
logiques).  Annee  25.  Paris  1903:  Berlin  Kais.  Gesund¬ 
heitsamt. 

National  geographical  magazine.  Vol.  7.  Washington 
1896:  Frankfurt  a.  M.  Senckenb.  B. 

Annales  d’dlectrobiologie.  Vol.  3.  Paris:  Wien  U.-B. 

Revue  internationale  scientifique  et  populaire  des  falsi- 
fications  des  denrees  alimentaires.  Annde  I.  Amster¬ 
dam  1887:  Berlin  Kais.  Patentamt. 

Medizinische  Zeitschriften. 

Presse  medicale.  Annee  1899.  Paris:  Jena  U.-B. 
Annee  1 900.  2.  Sem. :  Frankfurt  a.  M.  Senckenb.  B. 

Albany  medical  annals.  Vol.  22.  Albany  N. -Y. 
Gießen  U.-B. 

The  Journal  of  comparative  medicine  and  veterinary 
archives.  13.  Philadelphia  1892:  Berlin  Tierärztl.  Hoch¬ 
schule. 

Oesterreichische  Zeitschrift  für  Stomatologie.  Tg.  I. 
1903:  Halle  Zahnklinik  d.  Univ.;  Wien  U.-B. 

Mit  Nachdruck  sei  endlich  darauf  hingewiesen, 
daß  dem  Auskunftsbureau  häufig  ungenau  oder 
unvollständige  Titelangaben  eingesandt  wurden, 
die  manchmal  stundenlange  Nachforschungen  nötig 
machen. 1  In  einzelnen  Fällen  wurde  erst  durch 
die  speziellen  Kenntnisse  eines  Kollegen  an  einer 
auswärtigen  Bibliothek  eine  ungenaue  Angabe  be¬ 
richtigt,  und  damit  die  Auffindung  eines  gesuchten 
Buches  ermöglicht.  Mehrfach  wurde  z.  B.  nach 
einem  Werk  unter  dem  Namen  des  Verfassers 
vergeblich  gesucht,  bis  sich  schließlich  ergab,  daß 
es  anonym  veröffentlicht  worden  war.  So  wurde 
das  in  Münster  i.  W.  bei  Perrenow  1774  heraus¬ 
gekommene  Lustspiel  Die  natürliche  Tochter  der 
Angabe  des  Fragestellers  zufolge,  die  durch  Meusels 
Gelehrtes  Teutschland  (Bd.  75,  S.  592)  bestätigt  zu 
sein  schien,  in  allen  anderen  Bibliotheken  unter 
Matthias  Sf  rickmann  gesucht,  während  die  Bibliothek 
der  Landesschule  Pforta  mitteilte,  daß  der  Autor 


sich  auf  dem  Titelblatt  nicht  nenne,  und  das  Buch 
dort  vorhanden  sei.  Die  von  Karl  Ernst  Jarcke 
verfaßte  Schrift  Die  französische  Revolution  von 
1830.  Berlin  1831 ,  die  auch  in  dem  Neuen  Ne¬ 
krolog  der  Deutschen  (Jg.  30.  1852.  Th.  2,  S.  845) 
nicht  als  anonym  und  noch  dazu  unter  dem 
Titel  „Die  Juliusrevolution  in  Frankreich  (Berlin 
1830)“  angeführt  wird,  wurde  in  der  Königlichen 
Bibliothek  in  Berlin  noch  gefunden,  nachdem  die 
Universitätsbibliothek  Göttingen  darauf  hingewiesen 
hatte,  daß  sie  anonym  erschienen  sei.  Ein  Beispiel 
eines  ganz  ungenügenden  Zitates  ist  folgendes.  Es 
wurde  Auskunft  über  den  Fundort  eines  Buches 
erbeten,  als  dessen  Titel  angegeben  wurde:  „Be¬ 
gebnisse  eines  Vielgereisten.  1833“,  mit  dem 
Hinzufügen,  daß  die  Schrift  so  angeführt  werde 
in  der  Personalhistorisk  Tidsskrift  R.  4,  Bd.  3.  1900. 
S.  7,  Anm.  3.  Das  in  Leipzig  in  drei  Büchern  anonym 
erschienene  Werk  hat  aber  den  Titel:  Schilderungen 
und  Begebnisse  eines  Vielgereisten,  der  ausruht ,  ist 
von  Johann  IVit  gen.  von  Dörring  verfaßt  und 
z.  B.  im  Besitz  der  Hof-  und  Staatsbibliothek  in 
München.  Als  nicht  vorhanden  wurde  von  allen 
preußischen  Bibliotheken  ein  Buch  bezeichnet,  das 
unter  dem  Titel  „De  celeri  et  tardo  naturae  et 
armonim“  mit  Hinzufügung  des  Verfassemamens 
„Gasparo  Alessio  Francesco  Silesio“  in  einem  Briefe 
des  Ingenieurs  Giovanni  Pieroni  an  Galilei  vom 
19.  4.  1636  (Le  opere  di  G.  Galilei.  T.  10.  Fi¬ 
renze  1853,  S.  152)  erwähnt  wird.  Wiederum 
gelang  es  aber  der  Göttinger  Bibliothek,  das  Buch 
bibliographisch  nachzuweisen.  Es  handelt  sich 
um  die  bei  A.  de  Bäcker  (Bibliotheque  de  la 
Comp,  de  Jesus.  Nouv.  ed.  par  C.  Sommervogel 
P.  1,  T.  5.  Bruxelles  1894,  Sp.  1318)  angeführte 
Schrift :  Fropositiones  mathcmaticac  de  celeri  et  tardo 
naturae  et  armorum,  demonstrandae  in  ..  .  Uni- 
versitate  Pragensi  a  D.  Gasparo  Alexio  Francq 
nobili  silesio  Wartenbergensi,  .  . .  Fraeside  Theodoro 
Moreto  .  .  .  1633.  Durch  erneute  Anfrage  bei  den 
preußischen  Universitätsbibliotheken  ergab  sich  nun, 
daß  die  Universitätsbibliothek  Breslau  die  Schrift 
besitzt.  Solche  Beispiele  zeigen  deutlich  daß  die 
unendlich  mühevolle  Kleinarbeit,  die  täglich  an 
den  Katalogen  der  Bibliotheken  und  vor  allem 
beim  Gesamtkatalog  in  der  peinlich  genauen  Auf¬ 
nahme  jedes  Titels  und  der  bibliographischen  Er¬ 
gänzung  seiner  wichtigsten  Bestandteile  geleistet 
wird,  nicht  bloß  „der  Wissenschaft  halber“  ge¬ 
schieht,  sondern  bisweilen  einen  recht  greifbaren, 
in  Minuten  oder  Stunden  gesparter  Zeit  zu  berech¬ 
nenden  Gewinn  bringt. 


1  Selbstverständlich  trifft  dieser  Vorwurf  nicht  immer  die  Fragesteller,  sondern  noch  häufiger  die  Verfasser  der 
Werke,  denen  die  Titel  der  gesuchten  Bücher  entnommen  sind.  Der  Übelstand  wird  übrigens  in  allen  Bibliotheken 
lebhaft  empfunden.  Es  wäre  daher  sehr  zu  wünschen,  daß  namentlich  die  Studierenden  mehr  bibliographische  Schulung 
erführen.  Das  Beispiel  des  Professors  L.  Scherman  in  München,  der  Vorlesungen  über  „bibliographische  Methodik  als 
Anleitung  zu  philologischen,  insbesondere  literarhistorischen  Arbeiten“  hält,  kann  nicht  dringend  genug  zur  Nachahmung 
empfohlen  werden. 


Trommsdorff,  Das  Auskunftsbureau  der  deutschen  Bibliotheken. 


509 


Welche  Dienste  die  vereinten  Bemühungen  des 
Auskunftsbureaus  und  der  deutschen  Bibliotheken 
der  wissenschaftlichen  Forschung  schon  geleistet 
haben,  ist  schwer  festzustellen,  da  Untersuchungen, 
die  erst  mit  Benutzung  der  auf  diese  Weise  nach¬ 
gewiesenen  Bücher  zustande  gekommen  sind,  noch 
nicht  vorliegen.  Es  liegt  aber  nahe,  anzunehmen, 
daß  sich  die  Yermittelungstätigkeit  des  Bureaus 
oft  recht  nützlich  erwies,  wenn  man  bedenkt,  daß 
manchen  Gelehrten  nicht  nur  der  Fundort  eines 
einzelnen  wichtigen  Werkes,  sondern  aller  oder 
fast  aller  für  eine  bestimmte  Arbeit  erforderlichen 
Bücher  angegeben  werden  konnte.  Einem  Frage¬ 
steller,  der  mit  einer  Doktorarbeit  über  den 
Cevennenkrieg  beschäftigt  war,  konnten  z.  B. 
binnen  vier  Wochen  die  zehn  Bücher,  die  er  in 
Berlin  nicht  hatte  bekommen  können,  in  zehn  ver¬ 
schiedenen  anderen  Bibliotheken  nachgewiesen 
werden ,  nämlich  den  Universitätsbibliotheken 
Breslau,  Göttingen,  Halle,  Kiel,  Heidelberg,  Leipzig, 
Tübingen,  der  Breslauer  Stadtbibliothek,  der  König¬ 
lichen  Bibliothek  in  Dresden  und  der  Hof-  und 
Staatsbibliothek  in  München.  Für  einen  anderen 
Gelehrten  wurden  die  meisten  der  von  ihm  ge¬ 
suchten  Aventurier-Geschichten  aus  der  Mitte  des 
XVIII.  Jahrhunderts  in  den  Bibliotheken  zu  Berlin, 
Breslau  (StB),  Donaueschingen,  Erfurt,  Jena,  Kassel, 
München  (UB),  Weimar  und  Würzburg  ermittelt. 
Ein  Marburger  Professor,  der  Auskunft  über  das 
Vorhandensein  einiger  seltener,  zum  Teil  wohl 
durch  die  Zensur  unterdrückter  Zeitschriften  aus 
den  dreißiger  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts 
erbeten  hatte,  erhielt  wenigstens  die  meisten  der 
gewünschten  Jahrgänge  in  den  Bibliotheken  zu 
Bonn,  Breslau,  Darmstadt,  Frankfurt,  München  und 
Würzburg  nachgewiesen. 

Daß  die  vermittelnde  Tätigkeit  des  Auskunfts¬ 
bureaus  nicht  ohne  Wert  war,  dürfte  auch  daraus 
hervorgehen,  daß  viele  Fragesteller  sich  zu  wieder¬ 
holten  Malen  an  das  Bureau  wandten,  ja  daß  sich 
mit  manchen  Anfragenden  und  besonders  einigen 
öffentlichen  Anstalten  ein  ganz  regelmäßiger  Ver¬ 
kehr  herausbildete.  Für  eine  nutzbringende  Tätig¬ 
keit  spricht  ferner  der  Umstand,  daß  immer  mehr 
Personen  die  Hilfe  des  Bureaus  in  Anspruch 
nehmen.  Denn  während  in  den  ersten  drei 
Monaten,  von  April  bis  Juni  1905,  239  Schreiben 
mit  der  Bitte  um  den  Nachweis  gesuchter  Bücher 
an  das  Bureau  gerichtet  wurden,  liefen  von  Ok¬ 
tober  bis  Dezember  v.  J.  357  solcher  Gesuche 
ein,  und  die  Zahl  der  verlangten  Bücher  stieg  in 
der  gleichen  Zeit  von  498  auf  weit  über  das 
Doppelte,  nämlich  auf  1125.  Die  Anfragen  kamen 
nicht  nur  aus  allen  Teilen  Deutschlands,  sondern 
auch  häufig  aus  dem  Ausland,  namentlich  aus 
Österreich  (Brünn,  Graz,  Prag,  Wien)  und  der 
Schweiz  (Neuchätel,  Winterthur,  Zürich),  andere 
aus  Preßburg,  Genua,  Paris,  Rennes,  Brüssel, 
Luxemburg,  London,  Lund,  St.  Petersburg,  Wor- 
cester  (Mass.),  Ponape  (Ostkarolinen).  Die  meisten 
Fragesteller  gehörten  den  gelehrten  Berufskreisen 


an,  und  die  überwiegende  Zahl  aller  Werke  der 
älteren  Literatur  wurde  offenbar  für  wissenschaft¬ 
liche  Arbeiten  gesucht;  manche  ältere  Bücher 
wurden  zu  Familienforschungen  gebraucht,  einige 
auch,  z.  B.  von  Antiquaren,  für  geschäftliche  Zwecke 
verlangt.  Bei  den  Anfragen  nach  neuerer  Literatur 
lagen  noch  manche  andere,  durchaus  berechtigte 
Beweggründe  vor.  So  wünschte  ein  Fragesteller 
in  einer  kleinen  Stadt  Posens  ein  sehr  teures 
modernes  Werk  zu  entleihen,  aus  dem  er  sich 
über  die  landwirtschaftlichen  Verhältnisse  in  Süd¬ 
amerika  unterrichten  wollte.  Ein  Herr  aus  Mün¬ 
chen  erbat  mit  möglichster  Beschleunigung  den 
Nachweis  eines  neueren  französischen  Buches,  das 
in  einer  Patentangelegenheit,  in  welcher  die  Be¬ 
rufungsfrist  bald  abliefe,  gebraucht  werden  sollte. 

Außer  diesem  unmittelbaren  Nutzen,  den  das 
Auskunftsbureau  durch  Erfüllung  seiner  Aufgabe 
leisten  kann,  erweist  es  auch  den  beteiligten  Biblio¬ 
theken  manche  nicht  zu  unterschätzende  Dienste. 
Ich  will  hier  nur  einen  andeuten.  In  jeder  Biblio¬ 
thek  wird  bei  Bestellungen  von  Büchern,  die  dort 
fehlen,  geprüft,  ob  die  Bücher  mit  Recht  in  der 
Bibliothek  hätten  erwartet  werden  dürfen,  und  es 
wird  erwogen,  ob  ihre  nunmehrige  Anschaffung 
wünschenswert  und  möglich  ist.  Als  wertvolle 
Hilfsmittel  zur  Ermittelung  der  Lücken  im  Gesamt¬ 
bestand  der  deutschen  Bibliotheken  können  daher 
die  Anfragen  des  Auskunftsbureaus  betrachtet 
werden,  insbesondere  die  von  dem  Bureau  ver¬ 
sandten  Suchlisten,  da  aus  der  Aufnahme  eines 
Titels  in  diese  Listen  zu  entnehmen  ist,  daß  das 
betreffende  Buch  in  den  dreißig  bis  fünfzig  größten 
oder  nach  ihren  Beständen  am  ehesten  in  Betracht 
kommenden  Bibliotheken  sich  nicht  befindet.  Die 
allergrößte  Beachtung  verdienen  aber  natürlich  die 
Bücher,  die  auch  durch  die  Suchlisten  sich  nirgends 
auftreiben  ließen,  und  das  sind  leider  außerordent¬ 
lich  viele.  Von  den  in  den  ersten  achtzehn  Such¬ 
listen  verzeichneten  Büchern  konnten  486  oder 
85  Prozent  noch  nicht  nachgewiesen  werden. 
Neben  neueren  Werken  und  Zeitschriften,  die  noch 
auf  buchhändlerischem  Wege  erreichbar  sind,  und 
neben  ausländischen  Büchern,  die  natürlich  nur 
in  einer  auf  das  literarisch  und  wissenschaftlich 
Wertvollste  beschränkten  Auswahl  in  den  deutschen 
Bibliotheken  vertreten  sein  können,  befinden  sich 
recht  viele  Schriften  der  älteren  und  neueren 
deutschen  Literatur,  die  entweder  im  Buchhandel 
schon  vergriffen  sind  oder  als  Privatdrucke,  Ver¬ 
einspublikationen,  amtliche  Druckschriften  oder 
andere  für  einen  beschränkten  Kreis  gedruckte 
Veröffentlichungen  gar  nicht  in  den  Buchhandel 
gelangten.  Selbstverständlich  werden  alle  Biblio¬ 
theken  bemüht  sein,  von  diesen  Werken  die  zu 
erlangen,  die  für  sie  besonders  wichtig  sind.  So¬ 
weit  es  sich  dabei  um  Bücher  handelt,  die  beim 
Sortimenter  einfach  bestellt  zu  werden  brauchen, 
entstehen  Schwierigkeiten  nur  insofern,  als  die 
Mittel  wohl  nirgends  erlauben,  alles  zu  kaufen, 
was  man  für  notwendig  erachtet.  Was  aber  die 


5io 


Trommsdorff,  Das  Auskunftsbureau  der  deutschen  Bibliotheken. 


bereits  im  Buchhandel  vergriffenen  Bücher  und 
die  ältere  Literatur  anlangt,  so  wird  jede  Bibliothek 
durch  aufmerksame  Beachtung  des  antiquarischen 
Marktes  und  genaue  Durchsicht  der  Auktionskataloge, 
vielleicht  auch  durch  Erbitten  von  Offerten  dieses 
oder  jenes  Werk  zu  erwerben  suchen,  sei  es 
auch  zu  einem  verhältnismäßig  hohen  Preise, 
damit  es  nur  vor  der  Vernichtung  gerettet  wird. 
Auch  wird  man  immer  die  Hoffnung  festhalten 
müssen,  daß  durch  Geschenk  oder  Vermächtnis, 
die  leider  den  deutschen  Bibliotheken  in  weit 
geringerer  Zahl  zuteil  werden,  als  manchen  aus¬ 
ländischen  Schwesteranstalten,  besonders  in  Nord¬ 
amerika,  ein  fehlendes  Buch  noch  einmal  in  den 
Besitz  einer  öffentlichen  Bibliothek  gelangt.1 
Leider  muß  ich  mir  versagen,  die  wichtigsten  der 
in  keiner  deutschen  Bibliothek  befindlichen  Werke 
aufzuführen,  da  die  Antiquare  zweifellos  die  Gelegen¬ 
heit  benutzen  würden,  was  ihnen  ja  auch  nicht 
zu  verdenken  wäre,  diese  Bücher  vorkommenden- 
falls  so  im  Preis  heraufzusetzen,  daß  sie  nur  von 
begeisterten  Bibliophilen,  doch  nicht  mit  den  im 
allgemeinen  bescheidenen  Mitteln  einer  deutschen 
öffentlichen  Bibliothek  gekauft  werden  könnten. 
Das  Auskunftsbureau  aber  wird  bei  dem  Bemühen 
der  Bibliotheken,  diese  der  allgemeinen  Benutzung 
noch  nicht  zugänglichen  Werke  anzuschaffen, 
namentlich  innerhalb  Preußens,  nützliche  Dienste 
leisten  können,  indem  es  auf  eine  zweckmäßige 
Verteilung  der  Bücher  auf  die  einzelnen  Biblio¬ 
theken  hinwirkt.  Es  würde  auf  diese  Weise  auch 
verhindern  können,  daß  solche  kostspieligen  älteren 
wie  neueren  Werke,  deren  Vorhandensein  auf  einer 
oder  einigen  wenigen  Bibliotheken  vollauf  genügt, 
mehrfach  erworben  werden. 

Von  großer  Wichtigkeit  ist  endlich  folgendes. 
Die  Herstellung  des  preußischen  Gesamtkatalogs 
ist  ein  Unternehmen  von  weitreichender  Bedeutung; 
die  Schaffung  eines  deutschen  Gesamtkatalogs  würde 
wertvoller  sein.2  Das  ist  allgemein  anerkannt,  eine 
Resolution  der  sechsten  Versammlung  deutscher 


Bibliothekare  gab  im  vorigen  Jahre  dieser  Über¬ 
zeugung  nachdrücklich  Ausdruck.  Durch  die  Tätig¬ 
keit  des  Auskunftsbureaus  der  deutschen  Biblio¬ 
theken  ist  aber  ein  solcher  Katalog  in  der  Ent¬ 
stehung  begriffen.  Er  wird  gebildet  durch  die 
alphabetisch  geordneten  Titel  der  von  dem  Aus¬ 
kunftsbureau  gesuchten  Bücher  und  hat  zunächst 
den  Zweck,  zu  verhindern,  daß  ein  bereits  nach¬ 
gewiesenes  Buch,  nach  dem  zum  zweiten  oder 
dritten  Male  gefragt  wird,  nochmals  von  dem  Bureau 
gesucht  wird. 

Ob  und  wie  es  möglich  sein  würde,  diesen 
jetzt  planlos  sich  vergrößernden  Katalog  zu 
einem  umfassenden  Gesamtkatalog  der  deutschen 
Bibliotheken  auszugestalten,  soll  hier  nicht  erörtert 
werden.  Vorläufig  wird  jedenfalls  noch  für  lange 
Zeit  das  Auskunftsbureau  die  Kenntnis  der  in  den 
deutschen  Bibliotheken  vorhandenen  Bücherschätze 
vermitteln  müssen.  Daß  ihm  die  Möglichkeit  ge¬ 
geben  wurde,  dieser  Aufgabe  gerecht  zu  werden, 
verdankt  es  nächst  der  Initiative  der  preußischen 
Unterrichtsverwaltung,  dem  bereitwilligen  Ent¬ 
gegenkommen  aller  deutschen  Bibliotheken,  die 
sich  hier  zum  ersten  Male  zur  Erreichung  eines 
bedeutenden  Zieles  einmütig  zusammengeschlossen 
haben.  Die  Arbeit,  die  von  vielen  dieser  Biblio¬ 
theken  durch  die  Erledigung  der  zahlreichen  ihnen 
beständig  zugehenden  Anfragen  geleistet  wird,  ist 
recht  erheblich.  Besonders  wertvoll  ist  für  das 
Auskunftsbureau  die  ganz  besondere  Sorgfalt,  mit 
der  manche  Anstalten  sich  die  bibliographische 
Ermittelung  der  Bücher,  die  sie  selbst  nicht  be¬ 
sitzen,  angelegen  sein  lassen.  Oft  wurden  von 
einer  solchen  Bibliothek  Angaben  gemacht,  die 
schließlich  doch  noch  zur  Auffindung  des  Buches 
in  einer  anderen  Bibliothek  führten  oder  für  den 
Fragesteller  sonst  von  erheblichem  Wert  waren. 
Der  Gesamtheit  der  deutschen  Bibliotheken  also  ge¬ 
bührt  der  Dank  aller  derer,  die  durch  Vermittelung 
des  Auskunftsbureaus  sich  in  ihren  wissenschaft¬ 
lichen  oder  geschäftlichen  Arbeiten  gefördert  sehen. 


1  Es  ist  nicht  zu  erwarten,  daß  jeder  Gelehrte  oder  Bücherfreund,  der  genötigt  ist,  sich  von  seiner  mit  großen 
Kosten  zusammengebrachten  Bibliothek  zu  trennen,  oder  eine  letzte  Bestimmung  darüber  treffen  will,  seinen  gesamten 
Bücherbesitz  einer  öffentlichen  Bibliothek  als  Geschenk  überweist.  Mit  den  vielen  Dubletten,  welche  die  Bibliotheken 
durch  den  Empfang  einer  geschlossenen  Sammlung  zu  erhalten  pflegen,  ist  ihnen  in  der  Regel  auch  wenig  gedient.  Es 
wäre  aber  sehr  erwünscht,  wenn  die  Besitzer  solcher  Privatbibliotheken  einer  öffentlichen  deutschen  Bibliothek  diejenigen 
Bücher  als  Geschenk  oder  zu  einem  Vorzugspreis  oder  auch  nur  mit  dem  Vorkaufsrecht  anbieten  wollten,  welche  die 
betreffende  Bibliothek  noch  nicht  besitzt. 

2  Vgl.  das  Verzeichnis  der  in  den  preußischen  Bibliotheken  vertretenen  Schriften  von  Ernst  Moritz  Arndt  und  seine 
Ergänzung  durch  die  in  den  anderen  deutschen  Bibliotheken  vorhandenen  Arndtdrucke.  Zentralblatt  für  Bibliothekswesen 
Jg.  21,  1904,  S.  499  ff.  und  Jg.  22.  1905,  S.  27  ff. 


Chronik. 


Der  „Almanach  du  Bibliophile“  für  1903. 

Es  scheint  Herrn  Edouard  Pelletan  noch  immer 
nicht  gelingen  zu  wollen,  den  Erscheinungstermin 
seiner  Almanache  mit  der  Jahreszahl  in  Einklang 
zu  bringen,  für  welche  sie  bestimmt  sind.  So  hinkt 
auch  der  neueste  sechste  Band  dieser  sympathischen 
Publikation  wiederum  um  über  zwei  Jahre  nach. 
Bei  dem  nicht  allzu  aktuellen  Inhalt  der  Almanache 
hat  die  ständige  Verspätung  allerdings  keine  große 
Bedeutung,  aber  die  obligate  Einschaltung  des 
Kalendariums  erscheint  alsdann  rein  formal  und 
anderseits  läßt  sich  kaum  verschweigen,  daß  z.  B. 
eine  Besprechung  der  im  Jahre  1902  erschienenen 
Editions  de  luxe  anno  1905  nur  im  bescheidenen 
Maße  interessieren  kann.  Größere  Pünktlichkeit 
dürfte  daher  im  eigenen  Interesse  des  Verlegers 
ratsam  sein. 

Das  Programm  des  letzten  „Almanach  du 
Bibliophile“  weicht  von  dem  seiner  Vorgänger 
ziemlich  stark  ab.  Während  für  jene  irgendein 
Feld  allgemeiner  menschlicher  Tätigkeit,  so  die 
Arbeit,  die  Intelligenz,  die  Bodenkultur  —  vor¬ 
wiegend  in  bezug  auf  Frankreich  —  das  Leitmotiv 
bildete,  beschäftigt  sich  dieser  mit  einem  etno- 
graphisch  begrenzten  Gebiet.  Er  ist  der  Stadt 
Genf,  als  Freistätte  menschlichen  Geistes  und  freier 
wissenschaftlicher  Forschung  gewidmet,  in  welcher 
Eigenschaft  die  Stadt,  trotz  der  öffentlichen  Ver¬ 
brennung  des  Rousseauschen  „Emile“,  auch  den 
Bücherliebhabern  teuer  sein  muß.  Wie  Herr 
Pelletan  ankündigt,  sollen  auch  die  künftigen  Jahr¬ 
gänge  des  „Almanach“  eine  ähnliche  etno- 
graphische  Note  anschlagen  und  der  Reihe  nach 
Paris,  die  Normandie,  Spanien,  das  Land  Shake¬ 
speares  usw.  behandeln,  für  die  als  Illustratoren 
Bejot,  Huard,  Lunois  und  Laulan  bereits  fixiert 
sind.  Warum  gerade  mit  Genf  der  Anfang  ge¬ 
macht  wurde,  erklärt  der  Verleger  nicht;  wollte  er 
vielleicht  auf  diese  Weise  der  Gruppe  schweizerisch¬ 
französischer  Künstler  —  Steinlen,  Grosset,  Dunki, 
Florian  — ,  denen  das  Verlagshaus  so  vieles 
verdankt,  eine  Aufmerksamkeit  erweisen?  — 

Trotz  des  neuen  Programms  ist  die  Text¬ 
einteilung  und  äußere  Ausstattung  des  Bandes  die 
Z.  f.  B.  1905/1906. 


gleiche  wie  früher  geblieben.  Der  Text  umfaßt, 
wie  gewohnt,  zwölf  der  Monatszahl  entsprechende 
Aufsätze.  Nach  einer  pathetischen,  „Geneve,  terre 
de  liberte!“  betitelten  Einleitung  aus  der  Feder 
Jules  Clareties  erweckt  Anatole  France  die  Er¬ 
innerung  an  die  berühmte  „Escalade“  (1 1.  Dezember 
1602),  die  heldenhafte  Verteidigung  der  Republik 
Genf  gegen  das  Heer  Karls  Emanuel  von  Savoyen ; 
Henry  Fazy  entwirft  eine  kurzgefaßte  Geschichte 
Genfs,  und  Paul  Hyacinte  Loyson  widmet  einen 
warm  geschriebenen  eigenartigen  Essay  dem  be¬ 
deutenden  Hugenotten  Agrippa  d’Aubigne ,  der 


ALMANACH  DU 
BIBLIOPHILE 

SIXI  EME  ANNEE8®» 


tDITIONS  D  ART.  feDOUARD  PELLETAN.  iij.  BOULEVARD  SAINT-GERMA1N.  PARIS 

66 


512 


Chronik. 


am  Lemansee  eine  zweite  Heimat  gefunden  hatte. 
Es  folgen  alsdann  erschöpfende  Aufsätze  über  die 
öffentlichen  und  privaten  Kunstsammlungen  Gents 
(Jules  Crosnier),  seine  Bibliotheken  (Alfred  Cartier), 
sowie  die  lange  Reihe  von  Gelehrten,  die  es 
im  Laufe  der  letzten  beiden  Jahrhunderte  hervor¬ 
gebracht  hat  (Emile  Yung).  In  das  Gebiet  der 
historischen  Novelle  fallen  die  Beiträge  Jerome  und 
Jean  Tharands  ,,Les  freres  ennemis“,  sowie  Charles 
Bourgeauds  „Visite  de  Bonaparte  au  College  de 
Calvin“,  die  den  allgemeinen  Teil  des  Almanachs 
beschlieben.  Der  rein  bibliophile  Teil  besteht 
aus  der  gewohnten  Übersicht  der  editions  de 
bibliophiles,  welche  die  scharfe  und  kundige  Feder 
Clement-Jonins  verdienter  Weise  Spießruten  laufen 
läßt,  einem  Rückblick  desselben  Verfassers  auf 
die  allerdings  bereits  etwas  vergessene  Holzschnitt- 
Ausstellung  in  der  Pariser  Ecole  des  Beaux-Arts 
1902  und  dem  obligaten  Bericht  über  die  Bücher¬ 
auktionen  des  gleichen  Jahres. 

Wie  aus  der  Inhaltsangabe  ersichtlich,  ist 
die  Bedeutung  der  Stadt  Genf  von  vielseitigen 
Gesichtspunkten  gewürdigt  worden ;  umsomehr  ist 
man  verwundert,  daß  ihre  Kunst  mit  keinem  Worte 
erwähnt  ist,  obgleich  ja  gerade  vor  nicht  langer 
Zeit  eine  diesbezügliche  Monographie  Baud-Bovys 
erschienen  ist.  Noch  unverzeihlicher  für  ein  speziell 
bibliophiles  Jahrbuch  erscheint  uns  das  Fehlen 
jedweder  Auskunft  über  moderne  Buchdruckkunst 
in  Genf  und  der  französischen  Schweiz  überhaupt. 
Über  das  Buchgewerbe  der  letztem  ist  ja,  falls  wir 
nicht  irren,  bisher  sehr  wenig  geschrieben  worden; 
umso  dankbarer  wäre  die  Aufgabe,  die  im  ge¬ 
gebenen  Falle  gradezu  notwendig  war. 

Die  künstlerische  Ausstattung  des  Bandes  hat 
der  Genfer  Zeichner  L.  Dunki  übernommen, 
der  für  den  gleichen  Verlag  bereits  früher 
Hegesippe  Moreaus  „Petites  contes  ä  ma  soeur“ 
und  die  beiden  Bände  von  Alfred  de  Vignys 
„Servitude  et  grandeur  militaires“  prächtig  illustriert 
hat.  Sein  Buchschmuck,  von  Perrichon  vorzüglich 
in  Holz  geschnitten,  hält  sich,  wie  schon  bemerkt, 
im  traditionellen  Rahmen  der  früheren  Pelletanschen 
Almanache  und  besteht  aus  einem  farbigen  Um¬ 
schlag,  vier  hors-textes,  zwölf  halbseitigen  Zeich¬ 
nungen  für  die  Kalenderblätter  und  der  gleichen 
Anzahl  von  Schlußvignetten  für  jeden  Aufsatz,  so¬ 
wie  einer  ganzen  Reihe  kleiner  Porträts,  die  in 
der  Art  von  Initialen  die  Kapitelanfänge  zieren. 

L.  Dunki  ist  zweifellos  ein  ausgezeichneter 
Illustrator,  der  sich  mehr  an  die  ältere  zeich¬ 
nerische  als  an  die  modern-stilistische  Manier 
hält,  ohne  jedoch  dabei  auf  dekorative  Wirkung 
zu  verzichten.  Er  ist  ein  trefflicher  Zeichner,  ver¬ 
steht  den  Charakter  einer  historischen  Epoche 
entsprechend  zu  erfassen  und  einen  geschichtlichen 
Vorgang  in  lebendiger  Weise  plastisch  darzustellen. 
Aber  er  ist  keine  starke  künstlerische  Individua¬ 
lität,  besitzt  keine  packende  Eigenart  und  man 
würde  bei  ihm  vergeblich  den  bezwingenden  Ernst 
und  die  unbestechliche  Treue  des  historischen 


Moments  suchen,  die  einem  Menzel  eigen  sind. 
Am  meisten  erinnert  er  wohl  an  den  verstorbenen 
Daniel  Vierge,  mit  dem  er  die  Vorliebe  für  das 
Pittoresque  und  Malerische  in  der  Illustration  ge¬ 
mein  zu  haben  scheint.  Sämtliche  Zeichnungen 
im  Almanach  behandeln  Motive  aus  der  Geschichte 
Genfs  im  XVI.  und  XVII.  Jahrhundert  und  ge¬ 
hören  im  großen  und  ganzen  zu  jener  Sorte 
wirklich  guter,  künstlerischer  Buchillustration,  die 
zwar  auf  den  ersten  Blick  nicht  gefangen  nimmt, 
aber  stets  den  Beifall  des  künstlerisch  gebildeten 
Lesers  finden  wird.  Ganz  reizend  und  wohl  das 
Wirkungsvollste  im  ganzen  Buch  sind  die  bereits 
erwähnten,  einige  Zentimeter  großen  dekorativen 
Porträts  historischer,  mit  der  Geschichte  Genfs 
verbundener  Persönlichkeiten,  die,  geschmack¬ 
voll  in  den  Text  eingerückt,  oft  die  ganze  Seite 
beleben.  Ein  schwerer  Vorwurf  kann  jedoch  dem 
Buchschmuck  des  Almanachs  nicht  erspart  bleiben  — 
der  geringe  Zusammenhang  zwischen  einem  großen 
Teil  des  Texts  und  den  Illustrationen.  Während 
im  Text  die  verschiedenen  Seiten  des  Genfer 
Lebens  in  ihrer  historischen  Entwicklung  beleuchtet 
werden,  gibt  Dunki  ausschließlich  Szenen  aus  den 
Kriegs-  und  Religionskämpfen  der  Republik, 
die  häufig  direkt  Dissonanzen  zu  den  be¬ 
treffenden  Aufsätzen  bilden  und  jedenfalls  in  gar 
keiner  Beziehung  zu  dem  besprochenen  Thema 
stehen.  Was  haben  Bücherauktionen  mit  am 
Galgen  baumelnder  Menschen,  was  die  Genfer 
Gelehrten  mit  Lesdiguieres  gemein?  Selbst  die 
Porträts,  so  effektvoll  sie  rein  künstlerisch  sind, 
sind  willkürlich  mit  dem  Text  in  Verbindung  ge¬ 
bracht,  so  z.  B.  Philipp  II.  beim  Aufsatz  über  die 
Genfer  Kunstsammlungen. 

Diese  mangelnde  innere  Harmonie  des  neuesten 
„Almanach  du  Bibliophile“  dürfte  wohl  weniger 
der  Künstler  als  hauptsächlich  der  Verleger  und 
Herausgeber  verschuldet  haben.  Ja,  man  hat 
sogar  direkt  den  Eindruck,  daß  die  Zeichnungen 
Dunkis  für  etwas  ganz  anderes,  etwa  einen 
historischen  Roman,  bestimmt  waren  und  von 
Herrn  Pelletan  zufälligerweise  für  sein  Jahrbuch 
benutzt  worden  sind.  Man  merkt  die  Absicht 
und  wird  verstimmt. 

Moskau.  P.  Ettinger. 


Dührens  Retif- Monographie. 

Ein  neues  Werk  von  Eugen  D Uhren  (Dr.  Iwan 
Bloch)  wird  immer  die  Welt  der  Bibliophilen  inter¬ 
essieren.  Der  ausgezeichnete  Forscher  hat  uns  diesmal 
mit  einem  Seitenstück  zu  seinen  vortrefflichen  Sade- 
Werken  beschenkt,  mit  „Retif  de  la  Brdtonne.  Der 
Mensch,  der  Schriftsteller ,  der  Reformator“  (Berlin, 
Max  Harrwitz;  8°.  XXII  +  515  S.).  Wie  der  Marquis  de 
Sade,  so  führt  der  Verfasser  im  Vorwort  aus,  in  seiner 
Person  und  seinen  Schriften  alleTendenzen  der  höheren 
Gesellschaft  Frankreichs  im  XVIII.  Jahrhundert  zu¬ 
sammenfaßt  und  als  äußerster  Auswuchs  ihrer 
Korruption  erscheint,  so  stellt  sich  uns  in  Retif  de  la 


Chronik. 


513 


Bretonne  der  Geist  des  französischen  Volks  gewisser¬ 
maßen  in  einem  einzigen  Menschen  verkörpert  dar. 
Retif  lehrt  uns  in  seinen  zahllosen  Schriften  Leben, 
Leiden,  Wesen  und  Sitten  des  Volkes  kennen,  dem 
im  letzten  Grunde  der  Geist  des  Rokoko  immer  fremd 
geblieben  war,  liefert  auch  zur  Geschichte  des  Natur¬ 
gefühls  seiner  Zeit  beredte  Belegstücke  und  zeigt  sich 
zugleich  in  seinen  philosoph-politischen  Schriften  als 
ein  wahrhaft  reformatorisches  Genie. 

Wie  interessant  Retif  als  Mensch  ist,  welche 
eigentümlichen  Charakterprobleme  dieser  seltene  und 
seltsame  Mann  darbietet,  wissen  wir  bereits  aus  ge¬ 
legentlichen  Bemerkungen  Wilhelm  von  Humboldts, 
Goethes,  Schillers  und  anderer,  die  in  dem  „Monsieur 
Nicolas“  eine  „schleierlose“  Autobiographie  von  un¬ 
schätzbarem  Wert  sahen.  Andere  Werke  Rötifs  bilden 
gewissermaßen  Ergänzungen  zu  diesem  Lebensbe¬ 
kenntnis:  in  ihrer  Gesamtheit  aber  sind  sie  das  denk¬ 
barst  erkenntnisreiche  Dokument  zur  Psychologie  des 
französischen  Charakters,  das  es  gibt. 

Es  ist  merkwürdig  genug,  daß  wir  in  Deutschland 
noch  keine  Monographie  über  Retif  besaßen,  obwohl 
sein  Hauptwerk  auch  auf  unsere  Romantiker  von  Ein¬ 
fluß  gewesen  ist.  Selbst  die  fränzösischen  Schriften 
über  ihn  sind  mehr  oder  weniger  nur  bibliographische 
Zusammenstellungen;  das  gilt  ebenso  von  Monselets 
Skizze  wie  von  Cubieres’  Mitteilungen,  wie  auch  von 
Nervals  romanhaft  gefärbter  Darstellung;  das  große 
Werk  von  Lacroix  ist  aber  lediglich  Bibliographie 
(und  zudem  keine  ganz  vollständige  und  zuverlässige). 
Dührens  Retif-Buch  ist  also  tatsächlich  die  erste 
umfassende  kritische  Würdigung  dieser  eigenartigen 
Erscheinung  und  schon  deshalb  von  höchstem  Wert. 

Die  bibliographischen  Quellen  sind  Retifs  eigene 
Schriften:  vor  allem  der  „Monsieur  Nicolas“  und  das 
„Drarne  de  la  Vie“.  Dazu  kommen  die  sonderbaren 
Steininschriften  „Mes  Inscriptions“,  die  Göttin  heraus¬ 
gegeben  hat,  die  „Lettres  inedites“,  der  „Paysan“  und 
die  „Paysanne  pervertie“,  die  „Derniere  avanture“  und 
die  „Nuits  de  Paris“.  Aber  auch  in  den  übrigen 
Werken  finden  sich  zahlreiche  autobiographische 
Einzelheiten,  selbst  in  der  Schandschrift  ,,L’ Anti-Justine“. 
Alle  diese,  in  den  Originalausgaben  meist  ungemein 
seltenen  Werke  Rötifs  hat  Dlihren  seiner  Arbeit  zu¬ 
grunde  gelegt. 

Dühren  ist  von  Beruf  Arzt;  seine  literarischen 
Neigungen  gravitieren  nach  der  Kultur-  und  Sitten¬ 
geschichte  hin.  Der  Mediziner  und  der  Historiker 
kommen  in  dem  Buche  zu  gleicher  Geltung.  Den 
Arzt  interessiert  vor  allem  das  Liebesieben  Retifs,  seine 
Ars  am  an  di,  sein  Erotismus,  seine  sexuellen  Verirrungen. 
Für  mich  noch  interessanter  ist  Dühren  als  Kultur¬ 
historiker.  Seine  Belesenheit  ist  geradezu  erstaunlich. 
Mit  der  Entwicklung  Rötifs  schildert  er  uns  zugleich 
das  Sacy,  Courgis,  Auxerre  und  Paris  des  XVIII.  Jahr¬ 
hunderts,  das  Leben  in  den  Schulen,  Seminaren  und 
Pfarrhäusern  ,  in  der  Kleinstadt  und  dem  modernen 
Babel,  das  Treiben  in  den  Tanzsälen  und  öffentlichen 
Häusern,  die  Vergnügungen  des  Volkes,  der  Boheme, 
der  literarischen  Welt  und  der  Gesellschaft.  Mit  den 
meisten  Berühmtheiten  seinerzeit  war  Retif  persönlich 


bekannt;  wir  treffen  Voltaire,  Nougaret,  Piron,  Duclos, 
Rousseau,  Diderot;  im  Hause  der  kleinen  Schau¬ 
spielerin  Quinault,  der  Erfinderin  der  „diners  litteraires“, 
ferner  Destouches,  Mariveaux,  Crebillon  fils,  Voisenon, 
Caylus,  den  Maler  Boucher,  d’Alembert,  Grimm;  wir 
begleiten  Retif  zu  Beaumarchais,  zu  dem  geistreichen 
Schwätzer  Pidansat  de  Mairobert,  zu  Mercier,  der 
Madame  de  Stael  und  Fanny  Beauharmais,  zu  Dorat 
und  Buffon.  Ein  langes  Leben  rollt  sich  auf,  voll 
höchster  geistiger  Regsamkeit,  widerspruchsvoll  in  den 
Einzelheiten,  wechselnd  zwischen  stiller  Beschaulich¬ 
keit  und  grotesken  Orgien,  zwischen  Arbeit  und  zügel¬ 
losen  Ausschweifungen,  Lieben  und  Leiden;  es  spielt 
sich  auf  dem  Lande  ab,  im  Internat,  in  der  Pfarrei,  im 
tollen  Treiben  der  Regentschaft,  zur  Revolutionszeit, 
unter  dem  Direktorium:  es  umspannt  ein  gewaltiges 
Stück  Geschichte. 

Das  Buch  ist  der  Lebensroman  eines  merkwürdigen 
Mannes  und  der  Roman  des  französischen  Volks  in  der 
zweiten  Hälfte  des  XVIII.  Säkulums:  ein  glänzend  ge¬ 
schriebenes  Sittenbild,  gleich  anziehend  in  stofflicher 
wie  darstellerischer  Hinsicht  und  gleich  interessant  für 
den  Forscher,  den  Bibliophilen  und  den  gebildeten 
Laien.  Es  schwebt  über  dem  Ganzen  ein  gewisser  in¬ 
tensiver  Bildungsduft,  das  anregende  Fluidum  eines 
reichen  vorurteilslosen  Geistes,  der  die  Geheimnisse 
der  Physis  ebenso  gut  kennt  wie  die  Tiefen  der 
Seele. 

Der  Verlag  hat  für  würdige  Ausstattung  gesorgt. 
Außer  der  gewöhnlichen  Ausgabe  (M.  10,  gebunden 
M.  12)  sind  hundert  Exemplare  auf  Bütten  gedruckt, 
numeriert  und  mit  einer  Radierung  geschmückt,  dem 
Porträt  Retifs  nach  Binet  (M.  20).  Eine  Retif  Biblio- 
graphie  (Originalausgaben,  Nachdrucke,  Übersetzungen, 
Arbeiten  über  Retif)  läßt  der  gleiche  Verlag  in  Kürze 
folgen.  — bl — 


Zeitschriften. 

Die  Monatshefte  für  Graphisches  Kunstgewerbe 
haben  im  Dezember  ihr  erstes  Sonderheft  unter  dem 
Titel  „  Wintersonnenwende“  erscheinen  lassen.  Als 
Herausgeber  zeichnet  Albert  Knab ,  als  Schriftleiter 
Carl  Matthies ,  als  Verleger  Carl  Flemming ,  A.-G. 
in  Glogau.  Zum  Buchschmuck  haben  verschiedene 
Künstler  mit  bestem  Gelingen  beigetragen.  Von 
Fidus  stammt  u.  a.  die  Titelrahmung,  ein  Algenmotiv 
in  feinen  blauen  Strichen  auf  lila- braunem  Whatman¬ 
papiergrund.  Weniger  schön  wirkt  hierbei  die  schmutzig 
gelbe  Strahlensonne,  die,  als  Mittelpunkt  des  Titel¬ 
spiegels  gedacht,  wiederum  unregelmäßig  zu  den  Titel¬ 
zeilen  steht.  Die  Titelrahmung  wiederholt  sich  bei  dem 
in  schönen  Typen  dunkel-violett  gedruckten  Einleitungs¬ 
gedicht  von  Matthies,  dem  ein  Artikel  desselben  Autors 
über  Fidus  folgt.  Die  verschiedenen  Rahmen  und 
Initialen,  sowie  ein  augenscheinlich  für  Vorsatzpapier¬ 
zwecke  gedachtes  geometrisches  Stemmuster  sind  dem 
neuen  Gedichtbuch  von  Karl  Henckel  „Mein  Lied“ 
entnommen.  Es  folgt  eine  Betrachtung  über  „Eisblumen 
und  Kristalle“  von  Johannes  Meru,  deren  Sujet  auch 


5i4 


Chronik. 


Herrn  A.  K.  (Albert  Knab?)  zu  Vignette  und  Rahmen 
in  russisch-grün  und  wasserblau  und  in  zwei  Tönen  rot 
das  Material  geliefert  hat. 

Von  größerer  Bedeutung,  schon  durch  den  text¬ 
lichen  Inhalt,  ist  der  Original-Entwurf  für  die  Monatshefte, 
den  Ed.  Liesen  in  Berlin  zur  Frithjofs-Sage  des  alten 
Tegner  geschaffen  hat.  Nordische  Drachenschnittmotive 
auf  rötlichem  Grund,  denen  hier  und  da  an  der  unteren 
Querseite  kleine  schwarz-weißeVignetten  eingefügt  sind, 
rahmen  die  Seiten  ein.  Der  Textspiegel  besticht  durch 
seine  originellen  Typen.  Bald  aber  wird  man  des  Buch- 
stabierens  müde;  da  alles  mit  den  gleich  großen  Buch¬ 
staben  gedruckt  ist  und  der  leere  Raum  etwaiger  Ab¬ 
sätze  vermieden  wurde ,  so  stempelt  die  Unübersicht¬ 
lichkeit  das  Buch  zu  einer  künstlerischen  Spielerei. 
Ernst  Schur  gibt  in  einer  interessanten  Abhandlung 
über  „Nordische  Formen  una  Farben“  sozusagen  einen 
Kommentar  dazu. 

Der  nun  folgende  Brief  wird  unsere  Leser  besonders 
interessieren.  Es  ist  der  bekannte  Brief  über  Gutenbergs 
Ruhm  von  Johann  Andreas ,  Bischof  von  Aleria,  an 
Papst  Paul  II.,  von  Konrad  Sweynheim  und  Arnold 
Pannartz  1468  in  Rom  gedruckt.  Die  großzügigen 
Arabesken  der  Rahmen  in  russisch-grün  und  mastix-rot 
von  Albert  Knab  erinnern  an  schöne,  kräftige  Intarsien¬ 
arbeit.  Zu  einer  Reihe  von  seinen  Gedichten  in  violettem 
Druck  hat  Carl  Matthies  auch  den  Buchschmuck  in 
violett  und  gold  und  in  nordischen  geometrischen 
Formen  geschaffen,  während  bei  einer  Betrachtung 
desselben  Verfassers  über  „Die  Nacktheit“  —  als  Er¬ 
läuterung  zu  zwei  Aktphotographien  von  Herdis  Dupont 
in  Oldenburg  —  wieder  Vignetten  von  Fidus  Ver¬ 
wendung  fanden. 

Der  zweite  Teil  des  Heftes  ist  der  Reproduktion 
von  Studien  aus  den  Mappen  norddeutscher  Maler 
gewidmet,  die  bisher  noch  nicht  veröffentlicht  wurden. 
Baumgruppen  von  Eugen  Bracht;  Genrestudien  von 
Max  Liebermann  und  Ludwig  Dettmann,  Entwürfe 
von  Ludwig  von  Hofmann,  Walter  Leistikow  —  von 
diesem  u.  a.  eine  ausdrucksvolle  stilisierte  Feder¬ 
zeichnung  —  von  Carl  Saltzmann  sind  darunter;  ferner 
ein  paar  Aktstudien  von  Cornelia  Paczka  und  zwei 
entzückend  feine  Pflanzenstudien  von  Heinrich  Vogeler. 

Alle  Reproduktionen  sind  en  flottant  auf  rotge¬ 
fasertes  graugrünes  Papier  geheftet.  Kurze  biographi¬ 
sche  Notizen  —  zum  Teil  von  den  Malern  selbst  ver¬ 
faßt  —  und  hier  und  da  ein  paar  Verse,  die  an  dieser 
Stelle  wohl  besser  unterblieben  wären,  stehen  in  sauberem 
bläulichem  Druck  den  Bildseiten  gegenüber. 

Das  Sonderheft,  das  mit  soviel  offenbarer  Sorgfalt 
vorbereitet  ist,  würde  noch  größere  Wirkung  erzielen, 
wenn  es  nicht  durch  die  Vielheit  seiner  Typen  und 
Illustrationsmanieren  etwas  Ungeschlossenes,  Probe¬ 
heftartiges  bekäme,  das  in  Zukunft  vielleicht  zu  ver¬ 
meiden  wäre.  — m. 


The  Burlington  Magazine  for  Conoisseurs  heißt  eine 
englische  illustrierte  Monatsschrift,  die  sich  in  weit¬ 
gezogenen  Grenzen  mit  allen  Kunstfragen  beschäftigt. 
Wenn  auch  Architektur  und  Malerei  im  Vordergrund 
stehen,  so  finden  doch  auch  unsere  Leser  so  manche 
Abhandlung  von  Interesse  für  sie  selbst  in  den  reich 
illustrierten  Heften. 

So  enthält  die  September-Nummer  einen  Aufsatz 
von  Roger  E.  Fry  über  zwei  Miniaturen  von  de  Lim- 
bourg.  Pol  de  Limbourg  und  seine  Brüder  waren  in 
Frankreich,  wie  Pisanello  in  Italien  und  Hubert  van 
Eyck  in  Flandern,  die  ersten  Vertreter  einer  gewisser¬ 
maßen  naturalistischen  Schule.  Die  in  Frage  stehenden 
Miniaturen  sind  wohl  schon  durch  Champeaux  und 
Gauchery  beschrieben,  aber  noch  nicht  reproduziert 
worden.  Sie  tragen  in  besonders  deutlicher  Form  die 
Eigenart  ihres  Meisters  und  erinnern  stellenweise  an 
das  berühmte  ,,Tr£s  riche  Heures“  zu  Chantilly.  Die 
gewählten  Abbildungen  stellen  1.  das  Frontispice  aus 
dem  M.  S.  166  der  Biblioth&que  nationale  (dem  H.  Hiero¬ 
nymus  in  seiner  Zelle,  den  Löwen  ihm  zu  Füßen)  dar, 
2.  Szenen  aus  dem  Marienleben  aus  dem  M.  S.  Nr.  62 
des  Fitzwilliam-Museums  in  Cambridge,  3.  zwei  Text¬ 
seiten  aus  dem  Donce-M.  S.  Nr.  144  der  Bodleian 
Library  zu  Oxford.  Der  Rand  des  letzteren  ist  reich 
mit  Zeichnungen  von  Limbourg  übersponnen.  Endlich 
sind  noch  zwei  Blatt  dem  „Book  of  Hours“,  ebenfalls 
Nr.  62  des  Fitzwilliam-Museums,  entnommen:  eine 
Visitation  und  eine  Madonna  mit  dem  Kind,  von  Peter 
und  Paul  flankiert  und  von  der  heiligen  Dreieinigkeit 
überstrahlt.  Die  Deduktionen  und  Vergleiche,  zu 
denen  ein  eingehendes  Studium  ihn  berechtigen, 
machen  Roger  E.  Frys  Artikel  sehr  interessant:  die 
Miniaturen  müssen  tatsächlich  von  hoher  Schönheit 
sein.  — 

In  der  gleichen  Nummer  fragt  Dr.  C.  Hofstede  de 
Groot  nach  dem  verloren  gegangenen  siebenten  Brief 
Rembrandts  an  Constantijn  Huygens,  der  seit  der 
Auktion  von  1871,  auf  der  Ellis  und  Green  in  London 
ihn  erstanden,  verschwunden  ist.  Er  handelt  von  der 
„Grablegung“,  der  „Auferstehung“  und  der  „Himmel¬ 
fahrt“  und  einigen  neuen  Stichen,  die  der  Künstler 
Huygens  anbietet.  Vielleicht  kann  einer  unserer  Leser 
Dr.  Hofstede  einen  Fingerzeig  über  den  Aufenthalt  des 
Briefes  geben. 

In  der  Oktobemummer  wird  auf  die  wunder¬ 
hübschen  kleinenKinder-BucheignerzeichenvonUardzw' 
C.  Teall  hin  gewiesen,  deren  Nachbildungen  in  der 
Charterhouse-Press  zu  New-  York  unter  dem  Sammel¬ 
titel  „The  Child' s  Book-Plate“  erschienen  sind. 

Das  einzelne  Heft  der  vielseitigen  und  sehr  inter¬ 
essanten  Monatsschrift  stellt  sich  für  Deutschland  porto¬ 
frei  auf  2,80  M.  netto  und  kann  bei  Fr.  Ludwig  Herbig 
in  Leipzig  bestellt  werden.  — m. 


Nachdruck  verboten.  —  Alle  Rechte  Vorbehalten. 

Für  die  Redaktion  verantwortlich:  Fedor  von  Zobeltitz  in  Berlin  W.  15. 

Alle  Sendungen  redaktioneller  Natur  an  dessen  Adresse  erbeten. 


Gedruckt  von  W.  D  ru  gu  1  in  in  Leipzig  für  Velhagen  &  Klasing  in  Bielefeld  und  Leipzig  auf  Papier  der  Neuen  Papier- Manufaktur 

in  Straßburg  i.  E. 


C3©SBGJ®i(©G25S©C5S^iE!G2öE)G2öE)GSÖ»E)5S^i!E)C3QfcBG^SE)G2ökE)G5QlliBGSQkE)G^QiE)v®^3 

dtfcbnft  für  Bücherfreunde  fff 

Organ  der  ©efellfchaft  der  Bibliophilen. 


BEIBLATT 

IX.  Jahrgang.  Siebentes  Heft. 

Oktober  1905. 

Abonnemeiitspreis  für  den  Jahrgang  36  M.  (21,60  Fl.  ö.  W.,  45  Fr.,  36  sh.,  21,60  Rb.),  für  das  Quartal  (drei  Hefte)  9  M. 


7i  Seite  • 
I/2  Seite 


Anz 

60  Mark. 
30  Mark. 


igen 

7 4  Seite 
78  Seite 


15  Mark. 
8  Mark. 


Kleine  Anzeigen  (Desiderata  und  Angebote):  die  gespaltene  Petit- Zeile  50  Pf.  (für  Mitglieder  der  Gesellschaft 

der  Bibliophilen  und  Abonnenten  der  Z.  f.  B.  nur  25  Pf.). 

Beilage-Gebühr  40  Mark.  —  Schluß  für  die  Anzeigenannahme  jedes  Heftes  am  10.  des  vorhergehenden  Monats* 


Redaktionelle  Sendungen:  Manuskripte,  Bücher,  Kataloge  etc.  gefl.  zu  richten  an  den  Herausgeber:  Fedor  von  Zobeltitz,  Berlin  IV.  iß. 

Uhlandstr.  33  (Sommer:  Spiegelberg  bei  Topper,  Rgbz.  Frankfurt  a.  O.). 

Anzeigen  an  die  Verlagshandlung:  Velhagen  &  Kinsing,  Abteilung  für  Inserate,  Leipzig,  Hospitalstr.  27. 


Gesellschaft  der  Bibliophilen. 

Wir  beehren  uns,  hierdurch  die  Mitglieder  unsrer  Gesellschaft  zur  diesjährigen  Generalversammlung 
einzuladen,  welche  in  Leipzig ,  Sonntag ,  den  12.  November  1905,  Mittags  12  Uhr  im  Sachsenzimmer  des 
Deutschen  Buchgewerbehauses  (Dolzstraße  2)  stattfinden  wird. 

Die  Vorstandssitzung  beginnt  daselbst  um  10  Uhr. 

Tagesordnung: 

1.  Anprache  des  Vorsitzenden. 

2.  Begrüßung  durch  den  Vorsteher  des  Deutschen  Buchgewerbevereins. 

3.  Erstattung  des  Jahresberichts  und  Ablegung  der  Jahresrechnung  durch  den  Sekretär. 

4.  Beratung  des  neuen  Satzungs- Entwurfs. 

5.  Anträge,  sofern  sie  bis  zum  12.  Oktober  beim  Sekretariat  angemeldet  sind  (nach  §  7  der 
Satzungen). 

Nach  der  Versammlung:  1.  Besichtigung  der  Bibliothek  des  Börsenvereins  der  deutschen  Buch¬ 
händler  nach  einem  einleitenden  Vortrag  des  Bibliothekars,  Herrn  K.  Burger.  2.  Besichtigung  der 
Biedermannschen  Goethe -Sammlung  im  Geschäftshause  der  Firma  C.  G.  Boemer,  Nürnbergerstr.  44. 


Nachmittags  4  Uhr:  Diner  im  Hotel  Häufte.  Abends  7  Uhr:  Vorstellung  im  Neuen  Stadttheater, 
„Die  neugierigen  Frauen“,  Oper  von  E.  Wolf-Ferrari,  unter  Leitung  von  Arthur  Nikisch.  Nach  der  Vor¬ 
stellung  geselliges  Beisammensein  im  Foyersaale  des  Neuen  Theaters.  Die  Teilnahme  von  einge¬ 
führten  Damen  und  Gästen  ist,  mit  Ausnahme  der  Generalversammlung  selbst,  höchst  erwünscht. 


Anmeldungen  mit  Angabe  der  gewünschten  Zahl  der  Gedecke  zum  Diner  (zu  6  Mark)  und  der 
Plätze  zur  Theatervorstellung  (Mittelbalkon  Mk.  6.30,  Parquet  Mk.  5.30)  sind  bis  zum  5.  November  an 
den  stellvertretenden  Vorsitzenden  der  Gesellschaft,  Herrn  Professor  Dr.  Georg  Witkowski  (Leipzig, 
Gottschedstr.  2)  zu  richten.  Die  bestellten  Theaterbilletts  liegen  am  12.  November  beim  Portier  des 
Hotels  Häufte  zum  Abholen  bereit. 


Am  Vorabend  der  Versammlung,  den  11.  November,  8T/2  Uhr,  hält  der  Leipziger  Bibliophilen- 
Abend  im  Foyersaale  des  Neuen  Theaters  eine  Festsitzung  ab,  zu  der  die  Teilnehmer  der  General¬ 
versammlung  freundlichst  eingeladen  sind. 

Der  Vorstand  der  Gesellschaft 


Weimar,  Grunstedterstr.  16. 


I.  A. .  Dr.  Carl  Schüddekopf 

Sekretär  der  Gesellschaft. 


Z.  f.  B.  1905/1906.  Beiblatt  7. 


1 


I 


Beiblatt. 


Rundschau  der  Presse. 

Von  Arthur  L.  Jellinek  in  Wien. 

Die  nachfolgende  Übersicht  versucht,  die  in  Tagesblättem,  Wochen-  und  Monatsschriften  enthaltenen  Aufsatze  und  Abhandlungen, 
soweit  sie  für  die  Leser  unserer  Zeitschrift  in  Betracht  kommen,  in  sachlicher  Anordnung  zu  verzeichnen.  Nur  das  Wichtigere  aus  den  Ver¬ 
öffentlichungen  der  letzten  Monate  kann  berücksichtigt  werden.  Absolute  Vollständigkeit  zu  erreichen  liegt  für  den  einzelnen  Bearbeiter 
außerhalb  des  Bereiches  der  Möglichkeit.  Die  Zeitschriften  sind  nach  Bänden,  Jahrgängen,  Heften  oder  Seiten,  je  nach  der  leichteren  Auf- 
findbarkeit,  citiert.  Gleichmäßigkeit  ist  hierin  nicht  angestrebt.  Zusendung  von  Separatabdrücken  und  Ausschnitten  an  die  Adresse  des 
Bearbeiters  (Wien  VII,  Kirchengasse  35)  erbeten. 


Schrift-,  Buch-  und  Bibliothekswesen. 
Buchdruck ,  Buchhandel. 

Anarius,  L.,  Der  Elektrotypograph. 

Archiv  f.  Buchgewerbe .  1905.  XLII,  S.  325—331. 

Bickerich,  W.,  Zur  Geschichte  des  Buchdrucks  und 
Buchhandels  in  Lissa. 

Zeitschr.  d.  histor.  Gesellschaft  d.  Provinz  Posen. 
1904.  XIX,  S.  29—60. 

Die  deutsche  Büchernot. 

Frankfurter  Ztg.  1905.  No.  206  (27.  YII)  und 
Entgegnung  von  Tony  Kellen,  Börsenbl.  f  d. 
deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  177. 

Conrad,  Br.,  Vom  amerikanischen  Buchhandel. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  156. 

Eckardt,  J.  H.,  Friedrich  Johann  Justin  Bertuch. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No. 
178—180,  182,  184,  185. 

Fritz,  G.,  Der  Buchdruck  im  Jahre  1904. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1905.  XLII,  S.  440—443. 

Goldfriedrich,  J.,  Die  Verlegung  der  Büchermesse 
[von  Frankfurt  a/M.  nach  Leipzig]. 

Börsenbl.  f.  d  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  138. 

Jünemann,  F.,  Kant  und  der  Buchhandel. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  150. 

Kellen,  T.,  Schriftsteller  und  Verleger.  Kleine  Doku¬ 
mente  zur  Geschichte  des  Buchhandels. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No. 
150,  152. 

Kellen,  T.,  Aus  Duisburgs  Buchdrucker-  und  Buch¬ 
händlergeschichte. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  186. 

Leuwer,  F.,  Der  Buchhandel  und  verwandte  Gebiete 
auf  der  Oldenburger  Landesausstellung. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  146. 

— n.,  Der  Buchdruck  in  Dessau. 

Deutsche  Buchhandelsblätter.  1904.  V,  S.  62 — 63. 

Oesterwitz,  H.,  Beiträge  zur  Geschichte  des  Buch¬ 
handels  in  Anhalt. 

Deutsche  Buchhandelsblätter.  1904.  V,  S.  51 — 61. 

Thron,  J.,  Ernst  Haeckel  über  den  Pariser  Buch¬ 
händler  Karl  Reinwald. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  143. 

Wallau,  FL,  Gutenberg  —  Techniker  und  Künstler. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1905,  XLII,  S.318 — 325. 

W.  FL,  Paul  Schettlers  Erben,  Göthen. 

Deutsche  Buchhandelsblätter.  1904.  V,  S.  64 — 65. 

Buchausstattung,  Einbände. 

Dauze,  P.,  L’exposition  du  livre  ä  Anvers. 

Revue  biblio-iconographique.  1904.  XI,  S.  411—418. 


E.  FL,  Der  moderne  Farbenholzschnitt. 

Deutsche  Buchhandelsblätter.  1905.  V,S.  91-94. 

Hennig,  P.,  Die  Graphik  auf  der  Großen  Berliner 
Kunstausstellung  1905. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  176. 

Kiesling,  E.,  Ostermeß  -  Ausstellung  im  Deutschen 
Buchgewerbehaus  zu  Leipzig. 

Börsenblatt f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No. 
141,  148,  150. 

Knobloch,  FL,  Der  moderne  Buchtitel  im  Lichte  der 
typographischen  Ausführung. 

Deutsche  Buchhandelsblätter.  1904.  V,  S.  5 — 7. 

Loubier,  J.,  Die  Schwarz-Weiß- Ausstellung  in  der 
Großen  Berliner  Kunst-Ausstellung  1905. 

Archiv f.  Buchgewerbe.  1905.  XLII,  S.  331—334. 

Steinlein,  St.,  Graphische  Arbeiten  im  Glaspalast 
und  in  der  Ausstellung  für  angewandte  Kunst  in 
München. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1905.  XLII,  S.  334 — 337. 

Bibliothekswesen. 

er.,  Aus  der  Praxis  des  Bibliothekars. 

National-Ztg.  1904.  No.  651  (16.  XI). 

Frankfurter  S.,  Bibliotheksschenkungen. 

Die  Zeit.  1905.  18.  I. 

Harris,  W.  J.,  Indicators  and  card  charging:  their 
comparative  cost. 

The  Library  World.  1905.  VII,  S.  209—212. 

Heinrichs,  Der  Indikator  [im  Ausleihbetrieb  einer 
öffentlichen  Bibliothek], 

Borromaeus-Blätter.  1905.  II,  S.  69—72. 

Hennig,  P.,  Bibliothekbrände  und  Miniaturenschätze. 
Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  33  (14.  VIII). 

Herz,  H.,  Gedruckte  Kataloge  für  Volksbibliotheken. 

Borromaeus-Blätter.  1905.  II,  S.  121  — 123. 

Herz,  H.,  Volksbibliotheken  und  Kolportage. 

Borromaeus-Blätter.  1905.  II,  S.  161  —  165. 

Reyer,  E.,  Kulturelle  Bedeutung  und  Funktion  der 
Bibliotheken. 

Die  Zeit.  1905.  No.  298  (26.  IV)  Die  Paedagog. 
Zeit. 

Steig,  R.,  Deutsche  Volksbüchereien  im  Auslande. 

Vossische  Ztg.  1904.  No.  513  (1.  XI). 


Heinz,  H.,  Die  Bemays-Bibliothek. 

Münchener  Neueste  Nachrichten.  1905.  No.  229. 
Osborn,  M.,  Die  Bemays-Bibliothek. 

National-Ztg.  1905.  No.  230.  2.  Beilage. 
Serruys,  D.,  Souscriptions  et  signatures  dans  les  ma- 
nuscrits  des  X— XIIIe  siecles  conserves  au  monast£re 
de  Vatopedi  (Athos) 

Revue  des  bibliothbques.  1904.  XIV,  S.  63— 76. 


2 


Beiblatt. 


Friedrich,  Die  öffentliche  Volksbibliothek  in  Bam¬ 
berg.  Borromaeus- Blätter.  1904.  II,  S.  48 — 49. 

Lorenz,  F.,  Zur  Geschichte  der  Zensur  und  des 
Schriftwesens  in  Baye?'n. 

Archiv  f.  Kulturgeschichte.  1904.  II,  S.  318 — 352, 
41 1—490. 

[I.  Lesestoff  und  Leselust,  IV.  Buchgewerbe  und  Biblio¬ 
thekswesen.] 

Michel,  H.,  Eine  neue  Bibliothek. 

Vossische  Ztg.  1904.  No.  61 1  (30.  XII). 

[Bibliothek  deutscher  Manuskriptdrucke  in  Berlin.\ 

O.  E.,  Die  Königliche  Bibliothek  in  Berlin. 

Illustrierte  Ztg.  1904.  CXXIII,  No.  3203. 

Zimmermann,  P.,  Otto  von  Heinemann  J*  [. Braun - 
schweigt 

Braunschweig.  Magazin.  1904.  X,  S.  125— 137. 

Wey  dm  an,  J.,  Das  Volksbibliothekswesen  im  Elsaß. 
Borromaeus- Blätter.  1905.  11,8.193—196,212—219. 

Legrand,  Th.,  Notes  sur  l’organisation  des  Archives 
Municipales  de  la  province  Espagnole  de  Gui- 
püzcoa. 

Le  Bibliographe  Moderne.  1904.  VIII,  S.  393 — 399. 

Albert,  G.,  Die  Niirtiberger  Volksbibliotheken  und 
Lesehallen. 

Borromaeus-Blätter.  1905.  II,  S.  219-220. 

Huckriede,  G.,  Städtische  Bücher-  und  Lesehalle 
Osnabrück. 

Borromaeus-Blätter.  1905.  II,  S.  156—157. 

Herz,  Die  Kaiser-Wilhelm-Bibliothek  in  Posen. 

Borromaeus-Blätter.  1905.  II,  S.  114 — 115. 

L— skij,  L.,  Citateli  Kolcovskoj  biblioteki  v  Voroneze. 
[Die  Leser  der  Kolzovschen  Bibliothek  in  Vonorez .] 

Izvestija  po  literature ,  naukam  i  bibliografii. 
1904.  VII,  S.  20 — 22. 

Pressrecht.  Zeitungswesen. 

Fuld,  Das  Recht  an  Titeln. 

Börsenbl.f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  137. 

Henckel,  W.,  Zur  Reform  der  russischen  Preßgesetz- 
gebung. 

Börsenblatt  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No. 
134,  158,  177. 

Komorzynski,  E.  v.,  Fünfzig  Jahre.  Von  der  Wiener 
Stadt-  und  Vorstadt-Zeitung  zur  Österreichischen 
Volkszeitung. 

Österr.  Volks-Ztg.  1905.  No.  90  (1.  IV). 

Lafrenz,  H.,  Zensur  und  Presse  in  Deutschland. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1905.  XLII,  S.  276 — 284. 

Mannhardt,  E.,  Aus  alten  Illinoiser  Zeitungen. 

Deutsch  -  Amerikanische  Geschichtsbl.  1904.  IV, 
S.  45—53- 

Thron,  J.,  Neue  Zeitschriften  in  Frankreich  und  Bel¬ 
gien.  Jahresübersicht  1904/5. 

Börsenbl.f .  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  173. 

Bernouilli,  C.  A.,  Hugenottische  Publizistik  der  Re¬ 
formationszeit. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage.  No.  32,  33 
(7.,  14.  VIII). 


(Rundschau  der  Presse.) 

Buchholtz.  A.,  Aus  der  Geschichte  der  Vossischen 
Zeitung. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage.  No.  44. 
(30.  X). 

Huhn,  A.  v.,  Aus  der  Geschichte  unseres  Anzeigen¬ 
teiles.  Vossische  Ztg.  1904.  No.  509  (29.  X). 

Joel,  K.,  Berichterstattung  einst  und  jetzt. 

Vossische  Ztg.  1904.  No.  509  (29.  X). 
Levy,  J.,  Die  Anonymität  in  der  Tagespresse. 

Vossische  Ztg.  1904.  No.  509  (29.  X). 
Neckarsulm  er,  E.,  Zeitströmungen  im  Spiegel  der 
Zeitung.  Vossische  Ztg.  1904.  No.  509  (29.  X). 

Literaturgeschichte  (Allgemeines). 

Antropp,  Th.,  Wortwitz  und  Bühnenwitz. 

Öste rreichische  Rundschau.  1905.  I,  S.  549—551. 
Arnold,  R.  F.,  Volkstümliche  Literaturgeschichte. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  II,  S.  30—34. 
Bar-Ami,  Das  jüdische  Volkslied. 

Ost  u.  West.  1904.  IV,  S.  149— 159. 
Burger,  A.,  Das  Epigramm  in  der  hessischen  Litte- 
ratur  des  XVIII.  Jahrhunderts. 

Hessenland.  1904.  XVIII,  S.  348 — 349. 
Comfort,  W.  W.,  The  essential  difference  between 
a  chanson  de  geste  and  a  roman  d’aventure. 

Publications  of  the  Modern  La?iguage  Association 
of  America.  1904.  XIX,  S.  64—74. 

Falke,  K.,  Die  moderne  Weltanschauung  und  das 
Drama.  Der  Türmer.  1905.  VII,  1,  S.  826—832. 
Geßler,  A.,  Zur  Dramaturgie  des  Bernauerstoffes. 

Basler  Nachrichten.  1905.  No.  64. 
Gregori,  F.,  Wesen  und  Wirken  der  Lyrik. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  II,  S.  399— 413. 
Hadwiger,  V.,  Traum  und  Drama. 

Vossische  Ztg.  1905.  No.  279. 
H offmann,  K.,  Die  dramatische  Stimmung. 

Das  litterarische  Echo.  1905.  VII,  Sp.  1455 — 1461. 
Kerr,  W.  A.  R.,  Le  Cercle  d’amour. 

Publications  of  the  Modern  Language  Association 
of  America.  1904.  XIX,  S.  33—63. 

Michel,  W.,  Die  Renaissance  des  Volksliedes. 

Die  Zeit.  1905.  30.  V. 
Moeller-Bruck,  A.,  Die  Komödie. 

Die  Rheinlande.  1904.  IV,  S.  512— 514. 
Muncker,  Fr.,  Deutsche  Dichtung  in  Tirol. 

Allgemeine  Ztg.  1905.  Beilage  No.  142. 
Nagel,  S.  R.,  Die  Technik  des  deutschen  Romantitels. 

Das  litterarische  Deutsch-Österreich.  1905.  V,  No.  7. 
Norikus,  F.,  Pornographie  und  Pornodramatik. 

Die  Wahrheit.  1904.  X,  S.  29—43. 
Platzhoff-Lejeune,  Neues  aus  der  Westschweiz. 

Das  litterarische  Echo.  1905.  VII,  Sp.  1461  —  1470. 
Rosenberg,  F.,  Der  Estherstoff  in  der  germanischen 
und  romanischen  Literatur. 

Deutsche  Literaturzeitung.  1905.  No.  27.  Sp. 
1698—99.  [Vortragsreferat.] 

Scott,  Fr.  N.,  The  most  fundamental  differentia  of 
poetry  and  prosa. 

Publications  of  the  Modern  Language  Association 
of  America.  1904.  XIX,  S.  250—269. 


3 


Beiblatt. 


Rundschau  der  Presse.) 

Stoeßl,  O.,  Die  Posse. 

Der  Kunstwart.  1904.  XVII,  2,  S.  190—196. 

Stemplinger,  E.,  Schopenhauer  über  die  humanisti¬ 
schen  Studien. 

Blätter  f  d.  Gymnasial-  Schulwesen.  1904.  XL, 
S.  177— 182. 

Wrede,  F.  v.,  Die  Entwicklung  des  Staatsromanes. 

Deutsche  Revue.  1905.  XXX,  1,  S.  141  —  156. 

Einzelne  Schriftsteller. 

Andersen:  Leinburg,  M.  V.,  Andersen  in  Wien. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  II,  Sp.  413— 417. 

Anzengruber:  Welisch,  E.,  Ludwig  Anzengruber. 

Die  Volksunte?'haltung.  1904.  VI,  S.  1  —  5. 

Arndt:  Gaedertz,  K.  Th..  Etwas  von  Jahn  und  Arndt. 
Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage.  No.  14  (3.  IV.). 

— :  Lehmann,  M.,  Ein  Arndt-Fund. 

Deutsche  Revue.  1904.  XXIX,  4,  S.  284—292. 

[Kurzer  Katechismus  für  teutsche  Soldaten  nebst 
einem  Anhang  von  Liedern,  1812.] 

Amim:  Cornicelius,  M.,  Achim  v.  Arnim  und  die 
Brüder  Grimm. 

Natio7ial-Ztg.  1904.  No.  625  (3.  XI.). 

[Über:  Steig,  A.  v.  Arnim  und  J.  W.  Grimm.  Stutt¬ 
gart  1904.] 

— :  Steig,  R.,  Achim  v.  Arnim  1820  in  Schwaben, 
Kassel  und  Weimar. 

Vossische  Ztg.  1904.  No.  439  (18.  IX.). 

Arnold:  Matthew  Arnold  and  Insularity. 

The  Edinburgh  Review.  1904.  CC.  S.  13 1 — 151. 

Arnold  V.  Lüttich:  Herbert,  J.  A.,  The  Autorship  of 
the  ,,Alphabetum  Narrationum“  [nicht  von  Etienne 
de  Besangon,  sondern  von  Arnold  v.  Lüttich]. 

The  Library.  1905.  XXI,  S.  94 — 101. 

d’Aurevälly:  Lbe,  P.,  Les  „Memoranda“  de  J.  Barbey 
d’Aurevilly. 

Revue  biblio-iconographique.  1904.  XI,  S.  365— 367. 

De  BaYf:  Chansonettes  autographes  mesurees  de  Jean- 
Antoine  de  Baif. 

Revue  de  la  Renaissance.  1903.  IV,  S.  169 — 173. 

— :  Guignard,  Les  De  Ba'if. 

Revue  de  la  Re?iaissance.  1903.  IV,  S.  288—308, 
1904.  V,  S.  191 — 211. 

Balde:’  Knepper,  J.,  Ein  deutscher  Jesuit  als  medi¬ 
zinischer  Satiriker  [Jakob  Balde]. 

Archiv  f.  Kulturgeschichte.  1904.  II,  S.  38 — 59. 

— :  Knepper,  J.,  Einem  elsässischen  Jesuiten  zum 
Gedächtnis  [Jakob  Balde]. 

Jahrbuch  f.  Geschichte ,  Sprache  u.  Litteratur 
Elsaß- Lothringens.  1904.  XX,  S.  82—92. 

Baudelaire :  Kassner,  R.,  Poeta  christianissimus  [Char¬ 
les  Baudelaire]. 

Die  neue  Rundschau.  1904.  XV,  1,  S.  622 — 631. 

Bauernfeld:  Brandstätter,  H.,  Mit  Eduard v.  Bauern¬ 
feld.  Erinnerungen. 

Grazer  Tagespost.  1905.  No.  71. 

— :  Deutsch,  O.  E.,  Schubert  und  Bauernfeld  in 
Graz.  Grazer  Tagespost.  1905.  No.  57. 

Benedix:  Gottschall,  R.  v.,  Erinnerungen  an  Rode- 
rich  Benedix. 

Deutsche  Revue.  1904.  XXIX,  4,  S.  85 — 94. 


Browning:  Robert  Browning  und  Elizabeth  Barrett- 
Barrett  Briefwechsel. 

Die  neue  Rundschau.  1904.  XV,  2,  S.  774 — 804. 

— :  Kaßner,  R.,  Robert  Browning  und  Elizabeth 
Barrett  Barrett. 

Die  neue  Rundschau.  1904.  XV,  2,  S.  769 — 773, 
949—974. 

— :  Mein  har  dt,  A.,  Briefe  des  Robert  Browning  und 
Elizabeth  Barrett-Barrett. 

Die  Nation.  1905.  XXII,  No.  17. 

Castiglione:  Leger,  L.,  Le  Cortegiano  de  Balthazar 
Castiglione  et  le  courtisan  Polonais  de  Lucas  Gor- 
nicki. 

Journal  des  Savanfs.  1904.  N.  S.  II,  S.  149—156. 

Cervantes:  Brontd,  J.,  Don  Quichotte. 

Die  Zeit.  1905.  No.  943  (12.  V). 

— :  Wurzbach,  W.  v. ,  Zum  Jubiläum  des  „Don 
Quixote“. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  III,  S.  32—38. 

ChamiSSO:  Geiger,  L.,  Chamisso  und  Frau  v.  Stael. 
Nach  und  mit  ungedruckten  Briefen. 

Die  Zeit.  1905.  No.  91 1  (8.  IV). 

— :  Krause,  Chamisso  in  Greifswald. 

Greifswalder  Ztg.  1904.  2,  9.  II.  Unterhaltungs¬ 
beilage  für  Stadt  u.  Land. 

Chateaubriand:  Markusfeld,  R.,  Chateaubriand. 

Die  Zeit  (Wien).  1904.  XL,  No.  526. 

— :  Wil motte,  M.,  Chateaubriand  et  la  Bible. 

Revue  de  Belgique.  1904.  XLII,  S.  205—221. 

Chenier:  Panella,  J.,  II  „Caro  Gracco“  del  Mond  ed 
il  „Caio  Gracco“  di  Andrea  Chdnier. 

La  Ro magna.  1905.  I,  No.  6. 

Cordus:  Cunze,  X.,  Der  Humanist  Euiicus  Cordus  in 
Braunschweig. 

Braunschweig.  Magazin.  1904.  X,  S.  89-96. 

Dante:  Lisco,  G.,  „Lo  bello  Stile“  nelle  „rime“  e  nella 
„commedia“  di  Dante  Aleghieri. 

Rivista  d Ltalia.  1904.  VII,  2,  S.  349— 374- 

Du  Bellay:  Clement,  L.,  Le  po£te  courtisan  de 
Joachim  Du  Bellay. 

Revue  de  la  Retiaissance.  1904.  V,  S.  225—265. 

Diderot:  Messer,  M.,  Diderot’s  Liebesbriefe. 

Die  Gegenwart.  1905.  LXVII,  No.  5. 

Droste-Hülshoff :  Köhler  S.,  Annette  Elisabeth  Freiin 
von  Droste-Hülshoff. 

Borro?naeus-Blätter.  1905.  II,  S.  81 — 88. 

Eliot:  S  ibbald,  W.  A.,  George  Eliot’s  place  in  lite- 
rature. 

The  Westminster  Review.  1905.  March,  April. 

Emerson:  Gleichen-Rußwurm,  A.  v.,  Emersons 
Stellung  in  der  Weltliteratur. 

National-Ztg.  1904.  No.  634  (6.  XI.). 

Ettenhuber:  Wolf,  G.  J.,  Ein  vergessener  Münchener 
Dichter  [Mattias  Ettenhuber], 

Münchener  Neueste  Nachrichten.  1905.  No.  246. 

Faith:  Baynes,  H.,  Faith’s  Rosary:  sonnets  on  the 
religions  of  the  world. 

Transactions  of  the  Royal  Society  of  Literature. 
1903.  2  S.  XXIV,  S.  117—161. 


4 


Beiblatt. 


Friedrich  d.  Gr.:  Engel,  Ed.,  Friedrich  der  Große 
und  seine  Schrift  über  die  deutsche  Literatur. 

Vossische  Ztg.  1905.  Sonntagsbeilage.  No.  24. 
(11.  VI.). 

Ganghofer:  Chiavacci,  V.,  Ludwig  Ganghofer. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  III,  S.  457—461. 

Gervinus:  Vickers,  C.,  Das  Gervinussche  Ehepaar. 
Mit  unveröffentlichten  Briefen  von  Gervinus  und 
Ferd.  Gregorovius. 

Westermanns  Monatshefte.  1905.  XCVIII,  S.  406 
— 413- 

Gobineau:  Gregori,F.,  Gobineaus  „Renaissance“  auf 
der  Bühne.  Das  Theater.  1904.  I,  S.  170 — 172. 

Goethe:  Baumgarten,  P.  v.,  Goethes  Naturlieder 
insbesondere  in  darwinistischer  Beleuchtung. 

Deutsche  Revue.  1905.  XXX,  2,  S.  302 — 312. 

— :  Burggraf,  J.,  Goethe,  Schiller,  Schleiermacher. 

Die  christliche  Welt  (Marburg).  1905.  XIX. 
No.  16. 

— :  Hanig,  Mephisto  in  Goethes  Faust. 

Monattschr.  f.  Stadt  u.  Land.  1904.  S.  360 — 367. 

— :  Hesse,  H.,  Goethes  Briefe. 

Die  Rhemlande.  1904.  IV,  S.  589 — 590. 

— :  Hirth,  G.,  Goethes  Christiane. 

Jugend.  1905.  No.  25. 

— :  Hofmannsthal,  H.  v.,  Die  Briefe  des  jungen 
Goethe. 

Die  neue  Rundschau.  1904.  XV,  2,  S.  1269 — 1271. 

— :  Höhne,  Umfang  und  Art  der  Bibelbenutzung  in 
Goethes  Faust. 

Der  Beweis  d.  Glaubens.  1905.  No.  2. 

— :  Immisch,  O.,  Ein  Gespräch  mit  Goethe  [Karl 
Julius  Sellig  am  30.  Juli  1830]. 

Neue  J ahrbiicher  f.  d.  klassische  Altertum,  Ge¬ 
schichte  u.  deutsche  Litteratur.  1905.  XVI,  S.  124 
— 126. 

— :  Krüger-Westend,  H.,  Der  junge  Goethe  in 
Straßburg. 

Hamburger  Nachrichten.  1904.  Beilage  No.  18. 

— :  Muncker,  G.,  Bielschowskys  „Goethe“.  II. 

Frankfurter  Ztg.  1904.  No.  305  (2.  XI.). 

— :  Schell,  O.,  Zu  Goethes  Aufenthalt  1774  in  Elber¬ 
feld  1802. 

Monatsschr.  d.  Bergischen  Geschichtsvereins.  1904. 
S.  115. 

— :  Schmidt,  P.  E.,  Unsere  Stellung  zu  den  deutschen 
Klassikern,  besonders  zu  Goethe. 

Die  Wahrheit.  1904.  X,  S.  14—28. 

— :  Schneiderreit,  G.,  Giordano  Bruno  und  Goethe. 

National-Ztg.  1904.  No.  701,  710  (9.,  13.  XII.). 

— :  Spaan,  P.,  Goethe  en  de  toonkunst. 

De  XXe  Eeuw.  1905.  XI,  S.  4—26. 

— :  Steig.  R.,  Aus  Goethes  letzten  beiden  Lebens¬ 
jahren. 

National-Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  42 
(16.  X.). 

— :  Stettner,  Th.,  Ein  Bild  Friederike  Brions  [v.  F. 
A.  Tischbein]. 

fahrbuch  f.  Geschichte ,  Sprache  u.  Litteratur 
Elsaß- Lothringens.  1904.  XX,  S.  7— 11. 


(Rundschau  der  Presse.) 

Goethe:  Wagner,  A.,  Aus  Bernhard  Rudolf  Abekens 
Nachlaß.  [Sieben  Briefe  des  Kanzlers  von  Müller 
an  Abeken.] 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  74,  75. 
— :  Warneke,  A.,  Goethes  Sämtliche  Werke.  Jubi- 
läums-Ausgabe. 

Monatsblätter  f.  deutsche  Literatur.  1903.  VII, 

s.  551-556. 

— ;  Witkowski,  G.,  Goethes  „Ewiger  Jude“. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  III,  S.  252 — 259. 
[Über  J.  Minor,  Goethes  Fragmente  vom  ewigen 
Juden,  1904.] 

— :  Wolfsberg,  V.  v.,  Litzmann  über  Goethe. 

Der  Kunstwaj't.  1904.  XVIII,  1,  S.  8  —  12. 
[Über  Litzmann,  Goethes  Lyrik,  Erläuterungen 
nach  künstlerischen  Gesichtspunkten.  Berlin  1904.  Dazu 
C.  Enders,  ebda.  S.  367— 371.  V.  v.  Wolfsberg 

s.  371-372.] 

— :  W.  S.,  Goethe  und  der  Materialismus. 

Der  Türmer.  1905.  VII,  1,  S.  833 — 83 5 ■ 
Gömez  de  Castro:  Poesfas  de  Alvar  Gömez  de  Castro. 
Revista  de  Archivos,  Bibliotecas  y  Museos.  1904. 
VIII  Tome  11,  S.  199 — 201. 

Gotthelf :  Beetschen,  A. ,  Neues  von  Jeremias  Gott¬ 
helf. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  43. 
(23.X.) 

Grabbe:  Deetjen,  W.,  Grabbe-Studien. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sontitagsbeilage  No.  46 
(13.  XI.). 

— :  J.  N.,  D.  Ch.  Grabbe. 

La  Plume.  1904.  XVI,  1,  S.  501  —  502. 
Greif:  Sahr,  J.,  Martin  Greifs  Gedichte  in  siebenter 
Auflage. 

Zeitschrift f.  d. deutschen  Unterricht.  1904.  XVIII, 

s.  745-764. 

Grillparzer:  Volk  eit,  J.,  Die  tragische  Schuld  in  Grill¬ 
parzers  Dramen. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  II,  S.  355— 362. 
Grimm:  Steig,  R.,  Zu  Jacob  Grimms  Deutschen  Rechts¬ 
altertümern. 

National-Ztg.  1904.  No.  447,  453  (23.  VII.,  2.  VIII.). 
— :  Steig,  R.,  Die  Kinder-  und  Hausmärchen  der 
Brüder  Grimm.  Ihre  Entstehung  nach  ungedruckten 
Quellen. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  9,  10 
(28.  II.,  6.  III.). 

Hahn-Hahn:  Düring-Oetken,  H.  v.,  Gräfin  Ida  Hahn- 
Hahn.  Neue  Freie  Presse.  1905.  25.  VI. 

Halm:  S  chlossar,  A.,  Zu  Friedrich  Halms  Nachlaß. 

Neue  Freie  Presse.  1905.  29.  I. 
Hamann:  Weber,  H.,  Neue  Briefe  von  Johann  Georg 
Hamann.  Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1904.  No.  298. 
Hansjakob:  Schönbach,  A.  E.,  Hansjakob. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  II,  S.  501 — 505. 
HayneCCiüS:  Meyer,  P.,  Aus  der  Jugendzeit  der 
Fürstenschule  Grimma  und  dem  Leben  des  Martin 
Hayneccius. 

Neue  Jahrbücher  f.  d.  klassische  Altertum,  Ge¬ 
schichte  und  deutsche  Litteratur.  1905.  XVI,  S.  98 
-109,  158—171. 


5 


Beiblatt. 


(Rundschau  der  Presse.) 

Hebbel:  Bornstein,  P.,  Friedrich  Hebbels  Epos 
„Mutter  und  Kind“. 

National  -  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  4 7 
(20.  XI.). 

— :  Houben,  H.  H.,  Nibelungenbriefe  Hebbels. 

Voss is che  Ztg.  1905.  No.  13. 

— :  Schnellen,  W.  v.,  Das  Geheimnis  des  künstle¬ 
rischen  Schaffens  (Im  Anschluß  an  Hebbels  Briefe 
und  Tagebücher). 

Wartburgstimmen.  1904.  II,  1,  S.  448—454. 

— :  Schul tze,  K.,  Hebbels  Tragik. 

Der  Kunstwart.  1904.  XVIII,  S.  63 — 66. 

— :  Seemüller,  J.,  R.  M.  Werners  Hebbel-Biographie. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  IV,  S.  75 — 78. 

Heine:  Andrae,  A.,  „Spuckaberglaube“  bei  Heine 
[Buch  „Le  Grand“  Kap.  14  und  „Memoiren“]  und 
sonst. 

Zeitschrift f. d.  deutschen  Unterricht.  1904.  XV III, 
S.  333- 

[Spucken  bringt  Glück.  Nachweise  aus  der  schönen 

Litteratur.] 

— :  Karpeles,  G.,  H.  Heine  und  der  Bürgermeister 
von  Biala.  Neue  Freie  Presse.  1905.  5.  III. 

— :  Karpeles,  G.,  Heines  „Don  Quixote“. 

Vossische  Ztg.  1905.  No.  257  (3.  VI.). 

— :  Kohn,  M.,  Heine  und  Victor  Hugo. 

Hamburger  Fremdenblatt.  1905.  11.  III. 

— :  Licht  enberger,  H.,  Heine  als  Denker. 

Züricher  Post.  1905.  No.  70. 

— :  Sack,  E.,  George  Sand,  Josef  Dessauer  und  Hein¬ 
rich  Heine. 

Frankfurter  Ztg.  1904.  No.  223  (12.  VIII.). 

Hensler:  Komorzynski,  E.  v. ,  Zur  Biographie  Karl 
Friedrich  Henslers. 

Wiener  Abendpost.  1905.  No.  78  (5.  IV.). 

Herder:  Martin,  E.,  Herder. 

Jahrbuch  f.  Geschichte,  Sprache  und  Litteratur 
Elsaß-Lothringens .  1904.  XX,  S.  93 — 107. 

— :  Scherer,  H.,  Herder  als  Erzieher  der  Menschheit. 

Neue  Bahnen.  1904.  XV,  S.  210—216,  263 — 276, 
321— 336. 

Hermes:  Landau,  M.,  Ein  moderner  Roman  aus  dem 
XVIII.  Jahrhundert  [J.  Th.  Hermes,  Sophiens  Reise 
von  Memel  nach  Sachsen  1770 — 72]. 

Das  liiterarische  Echo.  1905.  VII,  Sp.  601  603. 

Herwegh:  Kohn,  M.,  Richard  Wagner  und  Georg 
Herwegh. 

Tagesbote  aus  Mähren  und  Schlesien.  1905. 
No.  106. 

Hoffmann  von  Fallersleben:  Walter,  Fr.,  Hoffmann 
von  Fallersleben  in  Mannheim. 

Mannheimer  Geschichtsbl.  1905.  VI,  S.  57—66. 

Hölderlin:  Spranger,  Ed.,  Friedrich  Hölderlin.  Ein 
Beitrag  zur  Psychologie. 

Die  Gegenwart.  1904.  LXV,  S.  340—344. 

Holberg:  Fischer,  L.  H.,  Berliner  Zustände  und  Per¬ 
sönlichkeiten  aus  dem  Ende  des  XVIII.  Jahrhunderts 
in  satirischer  Beleuchtung. 

Brandenburgia.  1904.  XII,  S.  1—20. 

[Holberg-Mylius,  Niels  Klimms  unterirdische  Reisen, 

1758-] 


Hugo:  Vacaresco,  H.,  A  visit  to  Victor  Hugo. 

The  Contemporary  Review.  1904.  LXXXVI, 
S.  32-41. 

Humboldt:  Petsch,  R.,  Wilhelm  von  Humboldt  über 
Charakterstudium  und  Charakterbildung. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  i,  2. 

Jacoby:  Graetzer,  R.,  Johann  Jacoby. 

Frankfurter  Ztg.  1905.  No.  119,  120(30.  IV.,  I.V.). 

Jean  Paul:  Müller,  J.,  Eine  neue  Jean  Paul  Ausgabe. 

Süddeutsche  Monatshefte.  1905.  II,  1,  S.  422 — 425. 

[Fr.  Muncker  ebda  II,  2,  S.  84 — 85;  A.  Sauer,  II, 

2,  S.  85—88.] 

Iffland:  Geiger,  L.,  Iffland-Studien. 

Vossische  Ztg.  1905.  Sonntagsbeilage  No.  2. 

— :  Geiger,  L.,  Ififlands  Gastspiel  in  Hamburg  1796. 

Hafnburg.  Correspondent.  1905.  Beilage  No.  13. 

Immermann:  Isolani,  E.,  Die  Freundin  Immermanns 
[Elisa  v.  Ahlefel  dt], 

Hamburg.  Correspondent.  1905.  No.  146. 

Jokai:  Berzeviczy,  A.,  Jokai. 

Pest  er  Lloyd.  1905.  No.  137. 

—  :Temperley,  H.  W.  O.,  Maurus  Jokai  and  the 
Historical  Novel. 

The  Contemporary  Review.  1904.  LXXXVI, 
S.  107— 1 14. 

Jung-Stilling:  Homburg.  R.,  Dreizehn  Briefe  von 
J  ung-Stilling. 

Archiv  f.  Kulturgeschichte.  1904.  II,  S.  364— 379. 

Kallenbrunner:  Radies,  P.  v.,  Karl  Adam  Kallen- 
brunner.  Wiener  Zeitung.  1904.  No.  238. 

Keller:  Berndt,  L.  A.,  Gottfried  Keller  und  Emil  Kuh. 

Frankfurter  Ztg.  1904.  No.  334  (1.  XII.). 

— :  Engelbrecht,  L.,  Eine  Begegnung  mit  Gottfried 
Keller. 

Monatsblätter f  deutsche  Litteratur.  1904.  VIII, 

s.  538—541. 

— :  Schaab,  A.,  Das  Sinngedicht  von  Gottfried  Keller. 

Monatsblätter  f.  deutsche  Litteratur.  1905.  IX, 
No.  9. 

— :  Schott,  S.,  Neues  über  Gottfried  Keller. 

Allgem.  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  nr. 

Kerner:  Schenck,  P.,  David  Friedrich  Strauß  und 
Justinus  Kerner. 

Hamburger  Nachrichten.  1904.  Litterar.  Beilage 
No.  52. 

Kinkel:  Zwei  Briefe  Gottfried  Kinkels.  Mitgeteilt  von 
M.  Rade. 

Frankfurter  Ztg.  1904.  No.  246  (4.  IX.). 

— :  Joesten,  J.,  Ist  Gottfried  Kinkel  zum  Tode  ver¬ 
urteilt  worden? 

Deutsche  Revue.  1904.  XXIX,  4,  S.  72—85.  357 
-361. 

Kipling:  Riedel,  E.,  Tommy  Atkins. 

Die  Neueren  Sprachen.  1904.  XII,  S.  110—  in. 

Kleist:  Czygan,  P.,  Ein  neuer  Fund  aus  Heinrich  von 
Kleists  Königsberger  Zeit. 

National  -  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  36 
(4.  IX.). 

— :  Minde-Pouet,  G. ,  Aus  alten  Stammbüchern  der 
F  amilien  von  Kleist  —  von  Schönfel  dt  —  von  Pann- 
witz.  National- Ztg.  1905.  No.  128, 


6 


Beiblatt. 


Kleist:  Pniower,  O.,  Heinrich  von  Kleists  Prinz  von 
Homburg. 

Brandenburgia.  1903.  XII,  S.  176—190. 

— :  Rahmer,  S.,  Heinrich  vonKleist  an  seine  Schwester 
Ulrike. 

Vossische  Ztg.  1904.  Son?itagsbeilage  No.  26 
(26.  VI.). 

— :  Rahmer,  S.,  und  G.  W eisstein,  Aus  dem  Leben 
Heinrichs  von  Kleists. 

National- Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  20(1 5.  V.). 

— :  Schmidt,  E.,  Heinrich  v.  Kleists  Penthesilea. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  21,  22. 
(22.,  29.  V.). 

KlOpStOCk:  Heine,  O.,  Meta  Klopstocks  Bericht  über 
ihre  Verlobung. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  42 

(16.  X.). 

Knodt :  Süß,  G.,  Karl  Ernst  Knodt,  der  Dichter  des 
deutschen  Waldes. 

Erwinia  (Straßburg).  1904.  XII,  No.  3. 

Kotlarewsky:  Bryk,  I.,  Die  Bedeutung  des  Dichters 
Iwan  Kotlarewsky  für  die  nationale  Wiederbelebung 
Ukrainas.  Ruthenische  Revue.  1904.  II,  S.  16—20. 

Kuhnau:  Calvocoressi,  M.  D.,  Un  predecesseur  de 
Jean  Sebastien  Bach,  Johann  Kuhnau. 

Guide  Musical.  1904.  S.  43—46,  67 — 70,  91—  94. 

nürnberger:  Morold,  M.,  Erinnerungen  an  Ferdinand 
Kürnberger.  Neues  Wiener  Tagblatt.  1904.  17.  X. 

Kurz:  Kurz,  I.,  Alfred  Kurz. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  77. 

Laclos:  Dard,  E.,  Choderlos  de  Laclos. 

Revue  de  Baris.  1904.  XI,  6,  S.  58^—601. 

Laforgue:  Wie  gl  er,  P.,  Jules  Laforgue. 

National- Ztg.  1904.  No.  288  (5.  V.). 

LarrOlimet:  Roujon,  H.,  Gustave  Larroumet. 

Revue  Pedagogique.  1904.  XLV,  S.  589 — 599. 

Leitgeb:  Fürst,  R.,  Otto  von  Leitgeb. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  II,  S.  451 — 461. 

Lessing:  Ellinger,  G.,  Zu  Lessings  Hamburgischer 
Dramaturgie. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  25 

(t9.  VL). 

—  :Klaar,  A.,  Die  österreichische  Nathan-Premiere. 

Neues  Wie?ier  Tagblatt.  1905.  No.  27. 

[Preßburg  1785  durch  Seipp  aufgeführt.] 

— :  Sander,  G.,  Das  Urbild  des  Tellheim. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  42,  43 
(16.,  23.  X.). 

Lichtenberg:  Mensi,  A.  V.,  Zur  Lichtenberg-Literatur. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1904.  No.  272. 

Liscow:  Wülcker,  B. ,  Von  alten  Büchern.  Ein  Kri¬ 
tiker  aus  dem  XVIII.  Jahrhundert  [Liscow  gegen 
Philipp!]. 

Die  Grenzboten.  1904.  LXIII,  4,  S.  442 — 445, 
499—505. 

Maerker:  Runze,  M.,  Friedrich  Adolf  Maerker  im 
Lichte  des  „Jungen  Deutschland“. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  45 

(6.  XI.). 


(Rundschau  der  Presse.) 

Marguerite  de  Valois:  Parturier,  E.,  Les  sources  du 
mysticisme  de  Marguerite  de  Navarre  ä  propos  d’un 
manuscrit  inedit. 

Revue  de  la  Renaissance.  1904.  V,  S.  1  —  16,49 — 62, 
108 — 1 14,  273 — 280. 

[Darin :  Le  Paternoster  faict  en  translation  et  dia- 

logue  par  la  Royne  de  Navarre.] 

Medici:  Jordan,  L.,  Lorenzino  de’  Medici  [Verfasser 
der  Aridosia]. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1904.  No.  244,  245. 

Meusebach:  Baier,  R.,  Mein  erster  Besuch  bei  Hart¬ 
wig  von  Meusebach. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  11 

(13.  HI.). 

Meyer:  Moser,  H.,  Wandlungen  der  Gedichte  Conrad 
Ferdinand  Meyers. 

Die  Rheinlande.  1904.  IV,  S.  242 — 251. 

— :  Witzmann,  G.,  Conrad  Ferdinand  Meyer  im 
Spiegel  seiner  Gedichte. 

Monatsblätter  f.  deutsche  Literatur.  1904.  VIII, 
S.  296-305,  337— 348. 

Michelet:  E.  A.,  Jules  Michelet  in  Deutschland. 

Vossische  Ztg.  1904.  No.  221  (12.  V.). 

Moliere:  Morley,  S.  G. ,  Notes  on  spanish  sources  of 
Moliere. 

Publications  of  the  Modern  Language  Association 
of  America.  1904.  XIX,  S.  270—290. 

MontailUS:  Bolte,  J.,  Zu  Montanus  Gartengesellschaft 
[No.  11 5]. 

fahrbuch  f  Geschichte ,  Sprache  und  Litteratur 
Elsaß- Lothringens.  1904.  XX,  S.  78—81. 

Mörike:  Avenarius,  F.,  Mörikes  Lyrik. 

Der  Kunstwart.  1904.  XVII,  2,  S.  502—508. 

— :  Batka,  R.,  Mörike  und  die  Musik. 

Der  Kunstwart.  1904.  XVII,  2,  S.  512— 515. 

— :  Benzmann,  H.,  Eduard  Mörike  und  Luise  Rau. 

Monatsbl.  f.  deutsche  Litteratur.  1904.  VIII, 
S.  565—568. 

— :  Krauß,  R.,  Eduard  Mörike. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  36,  37 
(4-,  ii.  IX.). 

— :  Krauß,  R.,  Eduard  Mörike  im  Bilde. 

Der  Kunstwart.  1904.  XVII,  2,  S.  515 — 521. 

— :  Stern,  A.,  Mörikes  Prosa. 

Der  Kunstwart.  1904.  XVII,  2,  S.  508 — 512. 

Mosen:  Schüller,  H.,  Zur  zweiten  Auflage  der  vater¬ 
ländischen  Gedichte  Julius  Mosens. 

Zeitschr.  f.  d.  deutschen  Unterricht.  1904.  XVIII, 

s.  585—591. 

Nestroy:  Stern,  A.,  Johann  Nestroy  und  das  Wien 
seiner  Zeit.  Der  Türmer.  1905.  VII,  2,  S.  29—33. 

Novalis:  Hartmann,  A.  v.,  Novalis. 

Wartburgstimmen.  1904.  II,  1,  S.  361 — 369. 

— :  H  offmann,  A.,  Die  Weltanschauung  des  Dichters 
Novalis.  Die  Gegenwart.  1904.  LXVI,  S.  327 — 329. 

Otway :  Blei,  F.,  Thomas  Otway. 

Die  neue  Rtcndschau.  1904.  XV,  2,  S.  1338  —  1342. 

—  :  Deibel,  Fr.,  Der  Dichter  des  „Geretteten  Venedig“. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  40  (2.X.). 


7 


Beiblatt. 


(Rundschau  der  Presse.) 

Pellico:  Ferrari,  V. ,  A  proposito  di  „Corradino“  tra- 
gedia  inedita  di  Silvio  Pellico. 

Rivista  d’ Italia.  1904.  VII,  S.  541 — 560. 

— :  Schram,  W.,  Zur  Erinnerung  an  Silvio  Pellico. 

Ein  Buch  f  jeden  Briinner.  1905.  V,  S.  52 — 55. 

Pestalozzi :  Guillaume,J.,  Pestalozzi  citoyen  frangais. 

Revue  Pedagogique.  1902.  XLI,  S.  146 — 172, 
237—256,  358-381. 

Petrarca:  Farinelli,  A.,  Francesco  Petrarca. 

Rivista  d' Italia.  1904.  VII,  2,  S.  1 — 25. 

— :  Flamini,  F.,  Presso  la  tomba  di  Arquä  [Sepolcro 
del  Petrarca]. 

Rivista  d’ Italia.  1904.  VII,  2,  164—171. 

— Novati,  Fr.,  II  Petrarca  ed  i  Visconti.  Nuovi  Ri- 
cerche  su  documenti  inediti. 

Rivista  d' Italia.  1904.  VII,  2,  S.  135 — 163. 

Platen :  Berger,  A.  v.,  Über  August  v.  Platen. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  III,  S.  525  —  530. 

Poe:  Wallau,  A.  R.,  An  unpublished  poem  by  Edgar 
Allan  Poe  [Leonaine]. 

Fortnightly  Review.  1904.  LXXV,  S.  329—332. 

Ponsard:  Ponsard,  F. ,  Histoire  d’une  comedie 
L’Honneur  et  l’Argent  par  Ponsard. 

Bulletin  de  la  Soc.  d’ histoire  du  Theatre.  1903. 
No.  VII,  S.  21—33. 

Prutz:  S  akheim,  A.,  Eine  deutsche  politische  Ko¬ 
mödie  [R.  Prutz,  „Die  politische  Wochenstube“]. 

National-Ztg.  1904.  No.  743  (31.  XII.). 

Raabe:  Ko  sch,  W.,  Wilhelm  Raabe  und  Österreich. 

Österr.  Rundschau.  1904.  I,  S.  195 — 206. 

Rabelais:  Kuntz,  W.,  Rabelais  und  Montaigne  als 
Pädagogen.  Juan  Luis  Vives. 

Zeitschr.  f.  lateinlose  höhere  Schulen.  1905.  XVI, 
S.  223—22 7. 

Racine:  d’Albiousse,  L.,  La  ville  d’Uzes  et  le  poete 
Racine. 

Revue  du  Midi.  1904.  XXXVI,  S.  272 — 293. 

— :  Engels,  E.,  Racines  Britannicus. 

Münchener  Ztg.  1904.  No.  264. 

Reinhard:  Hesselmeyer,  E.,  Schwäbisches  Welt¬ 
bürgertum  vor  100  Jahren  [Karl  Reinhard]. 

Die  Grenzboten.  1904.  LXIII,  3,  S.  496—505. 

Reuter:  Fokke,  A.,  Über  den  Mangel  an  Tiefe  in  den 
Werken  Fritz  Reuters. 

Die  Gegenwart.  1904.  LXV,  S.  119 — 120. 

— :  Gillhoff,  J.,  Im  Zeichen  Fritz  Reuters. 

Das  litter arische  Echo.  1905.  VII,  Sp.  1397 — 1403. 

Rillgmann:  Element,  K. ,  Neue  Belege  für  das 
Lebensbild  von  Philesius  Vogesigena  [Matth.  Ring¬ 
mann,  Verfasser  der  Grammatica  figurata]. 

Jahrbuch  f  Gesch.,  Sprache  u.  Litteratur  Elsaß- 
Lothringens.  1904.  XX,  S.  298 — 301. 

Ronsard:  Laumonier,  P.,  Deux  Cent  vingt  vers  in- 
edits  de  Ronsard. 

Revue  de  la  Renaissance.  1903.  IV,  S.  201- — 220. 

Rousseau:  Mutterer,  M.,  Jean  Jaques  Rousseau  in 
Straßburg. 

Illustr.  Elsässische Rundschau.  1904.  VI,  S.63— 67. 

Rüekert:  Walther,  E.,  Ein  Brief  Friedrich  Rückerts 
[v.  17.  III.  1865]. 

Chemnitzer  Tageblatt.  I9°5-  No.  29. 


Rueda:  Laurencin,  Un  pleito  de  Lope  de  Rueda 
(Nuevas  noticias  para  su  biografla). 

Boletin  de  la  Real  Academia  de  la  Historia.  1904. 
Julio-Septiembre. 

Sachs:  Blind,  K.,  Schuh-macher  und  Poet  dazu. 

Vossische  Ztg.  1904.  No.  175  (15.  IV.). 

[Über  Hans  Sachs  und  sein  Fortleben.] 

Saint  Beuve:  Gribble,  F.,  Saint  Beuve. 

Fortnightly  Review.  1905.  LXXVII,  S.  129— 139. 

Sänchez:  Cazac,  II.  P.,  El  lugar  de  origen  y  las 
fechas  de  nacimiento  y  de  defunciön  del  filösofo 
Francisco  Sänchez. 

Revista  de  Archiv os  Bibliotecas  y  Museos.  1904. 
VIII,  Tome  XI,  S.  1-12,  159—176. 

Saphir:  Schram,  W.,  Der  Dichter  Saphir  in  Brünn. 

Ein  Buch  f.  jeden  Briinner.  1905.  V,  S.  73—75. 

Scheffel:  Scheffel  als  Student.  Unveröffentlichte  Briefe 
aus  den  Jahren  1845 — 1847. 

Hamburg.  Corresponderit.  1905.  No.  153,  162, 
166,  170,  175. 

Schlegel:  Deibel,  Fr.,  Aus  Dorothea  Schlegels  Früh¬ 
zeit.  Natio?ial-Ztg.  1904.  No.  723  (18.  XII.). 

— :  Michel,  W.,  Ein  romantischer  Denker  [Friedrich 
Schlegel].  Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  82. 

Schlesier:  Houben,  H.  H.,  Ein  Abtrünniger  vom 
„Jungen  Deutschland“  [Gustav  Schlesier]. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  30,  31 

[24.  3i.  VII.]. 

Schmid:  Achleitner,  A.,  Matthias  Schmid.  Eine 
Porträtskizze.  Welt  u.  Haus.  1905.  IV,  No.  6. 

Schrockinger:  Schlossar,  A.,  Karl  Schrockinger,  ein 
vergessener  österreichischer  Dichter. 

•  Wiener  Ztg.  1905.  2.  IV. 

Shadwell:  Lawrence,  W.  J.,  Did  Thomas  Shadwell 
write  an  opera  on  „The  Tempest“. 

A?iglia.  1904.  XXVII,  S.  205—217. 

Shakespeare:  Borsa,  M.,  Ilpellegrinaggioa  Stratford. 
II  repertorio  Shakespeariano  in  Inghilterra. 

Emporium.  1904.  XIX,  S.  469 — 481. 

— :  Engel,  Ed.,  Shakespeares  Heimat  [Stratford  on 
Avon].  Die  Weite  Welt.  1904.  XXIV,  S.  433—436. 

— :  Hofmannsthal,  H.  v.,  Der  Leser  Shakespeares. 

Die  Zeit.  1905.  No.  931  (29.  IV.). 

— :  Klaar,  A.,  Das  Meisterwerk  deutscher  Nachdich¬ 
tung.  Vossische  Ztg.  1904. 

Sonntagsbeilage  »No.  7,  8  (14.,  21.  II.). 

[Über  R.  Genee,  A.  W.  Schlegel  und  Shakespeare.] 

— :  Meisnest,  F.  M.,  Lessing  and  Shakespeare. 

Publications  of  the  Modern  Language  Association 
of  America.  1904.  XIX,  S.  234 — 249. 

— :  Mott,  L.  F.,  The  position  of  the  soliloquy  ,,to  be 
or  not  to  be“  in  Hamlet. 

Publications  of  the  Modern  Language  Association 
of  America.  1904.  XIX,  S.  26 — 32. 

— :  Rivers,  J. ,  Shakespeare  ä  la  Frangaise  [Ducis]. 

The  Library.  1905.  2.  Serie,  VI,  S.  78 — 85. 

— :  Sullivan,  E.,  A  Forgotten  Shakspearian  volume 
in  Shakespeare’s  library. 

The  Nineteenth  Ce?itury.  1904.  LV,  S.  267 — 277. 

[The  Civile  Conversation  of  M.  Steeuen  Guazzo 

transl.  by  George  Settie.  London  1581.] 


8 


Beiblatt. 


da  Silva:  Karpeles,  G.,  Antonio  Jose  da  Silva  (1705 
— 1739).  Fester  Lloyd.  1905.  No.  154. 

Speidel:  Hevesi,  L.,  Mit  Ludwig  Speidel. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  II,  S.  187 — 192. 

Stael :  Guyot,  R.,  Madame  de  Stael  et  la  police  du 
Directoire. 

Bibliothlque  Universelle.  1904.  CIX,  T.  XXXV, 
S.  501—543. 

— :  Hajdecki,  A.,  Madame  de  Stael  und  die  Wiener 
Polizei. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  II,  S.  225 — 234. 
— :  Pariselle,  E.,  Frau  v.  Staels  Verhältnis  zu  Na¬ 
poleon. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  22,  23 
(29.  V.,  8.  VI.). 

Stägemann:  Steig,  R.,  Aus  der  Franzosenzeit  [F.  Aug. 
von  Stägemann]. 

Vossische  Ztg.  1904.  No.  463,  525,  527  (2.  X.,  8., 
9.  XI.). 

Stendhal:  Markusfeld,  Stendhals  Nachlaß. 

Neue  Freie  Presse.  1904.  29.  III. 
Stifter :  Bürkel,  L.  v.,  Drei  Briefe  Adalbert  Stifters 
an  seinen  Freund,  den  Maler  Heinrich  Bürkel. 
Süddeutsche  Monatshefte.  1905.  II,  1,  S.  453 — 459. 

— :  Langer,  L.,  Adalbert  Stifter  und  die  Kindesseele. 
Zeitschr.  f  d.  österr.  Gymnasien.  1905.  LVI, 
S.  481—503. 

Storni:  Esmarch,  E. ,  Theodor  Storm  und  die  Welt 
des  Gemütes. 

Monat sbl.  f.  deutsche  Litteratur.  1904.  VIII, 

s.  438—452. 

Sue:  E.  Sch.,  Eugene  Sue  [in  Deutschland]. 

Vossische  Ztg.  1904.  No.  579. 
— :  Vogt,  F.,  Eugene  Sue. 

Frankfurter  Ztg.  1904.  No.  342  (9.  XII.). 
Taine:  Letters  de  H.  Taine  ä  F.  Guizot  et  ä  sa  famille. 
Revue  des  deux  mondes.  1903.  LXXIII,  18,  S.  763 
— 782. 

Thackeray:  Statham,  H.  H.,  Of  the  true  greatness 
of  Thackeray. 

Fortnightly  Review.  1904.  LXXV,  S.  61 1 — 624. 
Turgenjew:  Glücksmann,  H.,  Turgenjew  als  Sozial¬ 
reformer. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  36,  37 
(4.,  II.  IX.). 

Uhland:  Gaism aier,  J.,  Zur  Frage  der  Autorschaft 
von  Uhland-Kerners  „Bären“. 

Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gymnasien.  1905.  LVI, 

s.  385—393- 

— :  Sprenger,  R.,  Zu  Uhlands  Ballade  „Der  letzte 
Pfalzgraf“. 

Archiv  f.  d.  Studium  d.  neueren  Sprachen.  1904. 
CXIII,  S.  392—394. 


(Rundschau  der  Presse.) 

Varnhagen:  Deetjen,  W. ,  Varnhagen  von  Ense  und 
die  Rahel.  Frankfurter  Ztg.  1905.  No.  12. 

Vega:  Morel-Fatio,  A.,  Les  origines  de  Lope  de 
Vega. 

Annales  de  la  fac.  des  lettres  de  Bordeaux.  Bulle¬ 
tin  Hispanique.  1905.  VII,  No.  1. 
de  Vere:  Aubrey  de  Vere,  Poet. 

The  Edinburgh  Review.  1905.  CCI,  S.  27—54. 
Villon :  Eloesser,  A.,  Francois  Villon. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  14 

(3-  iv.). 

Vischer:  Klaiber,  Th.,  F.  Th.  Vischer. 

Monatsblätter  f.  deutsche  Litteratur.  1904.  VIII, 

s.  392-396. 

Wackenroder:  Cohn,  A.  F.,  w.  H.  Wackenroders 
Geburts-  und  Sterbehaus. 

Vossische  Ztg.  1904.  So?mtagsbeilage  No.  14 
(5- .IV.). 

Waiblinger:  Krauß,  R.,  Zu  Wilhelm  Waiblingers  Ge¬ 
dächtnis.  (Mit  ungedruckten  Briefen.) 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  47 — 49 
(20.,  27.  XI.,  4.  XII.). 

— :  Pissin,  R.,  Wilhelm  Waiblinger. 

N ational- Ztg.  1904.  No.  285  (4.  V.). 
— :  Reinhold,  H.,  Zur  Erinnerung  an  Wilhelm  Waib¬ 
linger. 

National-  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  47 
(20.  XI.). 

— :  Schaefer,  R.,  Wilh.  Waiblinger.  Eine  Jahr¬ 
hunderterinnerung. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1904.  No.  267. 
Waldau:  Geiger,  Max  Waldau  und  Adolf  Stahr. 

Nord  u.  Süd.  1905.  CXIII,  S.  390 — 415. 
Walter  v.  d.  Vogelweide:  Michael,  E.,  Walther  v.  d. 
Vogelweide  und  seine  Sprüche  gegen  die  Päpste. 

Zeitschr.  f.  d.  katholische  Theologie.  1905.  XXIX, 
Heft  2. 

Weber:  Dembski,  M.,  Zur  Erinnerung  an  Wilhelm 
Weber. 

National-  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  43 

(23.  X.). 

Werner:  Fränkel,  J.,  Zacharias  Werners  Luther- 
Drama  in  Berlin. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  21,  22 
(22.,  29.  V.). 

Wieland:  Steinberger,  J.,  Autobiographische  Pläne 
und  Versuche  Wielands. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  31 
(31.  VII.). 

Wilde  :  Gamberale,  L.,  II  processo  e  l’estetica  di 
Oscar  Wilde. 

Rivista  d' Ltalia.  1904.  VII,  1,  S.  901 — 924. 
Zorilla:  Diercks,  G.,  [Zorillas]  Don  Juan  [Tenorio] 
als  Erzieher  zu  moralischem  Leben. 

Tägliche  Rundschau.  Unterhaltungsbeilage.  1904. 
No.  265. 


Z.  f.  B.  1905/1906.  Beiblatt  7. 


9 


2 


Beiblatt. 


(Von  den  Auktionen.) 

Von  den  Auktionen. 


Die  Bibliothek  Biedermann.  Mitte  November  ge¬ 
langt  eine  der  größten  und  bekanntesten  Goethebiblio¬ 
theken  bei  C.  G.  Boerner  in  Leipzig  unter  den  Hammer: 
die  hinterlassene  Sammlung  des  am  6.  Februar  1903  ver¬ 
storbenen  Gustav  Woldemar  Freiherr  von  Biedermann. 

Die  Anfänge  der  umfangreichen  Sammlung  gehen 
noch  in  das  XVIII.  Jahrhundert  zurück,  doch  als 
eigentlicher  Gründer  darf  wohl  Dr.  Gustav  Heinrich 
Freiherr  von  Biedermann  auf  Niederforchenheim 
(1789 — 1862)  bezeichnet  werden.  Von  diesem  erbte  G. 
W.  von  Biedermann  die  Sammlung,  um  sie  weiterhin 
nach  allen  Richtungen  hin  auszubauen.  Über  Gustav 
Woldemar  von  Biedermann  ist  schon  so  viel  Treffliches 
gesagt  worden,  daß  ich  mich  an  dieser  Stelle  mit 
dem  Hinweis  auf  den  würdigen  Nachruf,  den  Adolf 
Stern  ihm  im  24.  Bande  des  Goethe-Jahrbuches  widmete, 
begnügen  darf.  Die  hinterlassene  Bibliothek,  die  nahe¬ 
zu  6500  Nummern  umfaßt,  ist  in  dem  vor  anderthalb 
Jahren  erschienenen  Gesamtkatalog  ausführlich  ver¬ 
zeichnet.  Der  Hauptanteil  füllt  natürlich  Goethe  und 
der  Literatur  über  ihn  zu;  diese  Abteilungen  allein  um¬ 
fassen  ca.  2000  Nummern. 

Man  wird,  ohne  zu  irren,  behaupten  können,  daß 
seit  Hirzel  keine  derartig  reichhaltige  Privatsammlung 
über  Goethe  existiert  hat.  Den  Reigen  der  Kostbar¬ 
keiten  eröffnen  die  „Wöchentlichen  Nachrichten  und 
Anmerkungen,  die  Musik  betreffend“  (herausgegeben 
von  Ad.  Hiller  im  Jahre  1767),  in  denen  das  Ehrenge- 
dichtchen  an  Demoiselle  Schroeder  abgedruckt  ist.  Da 
der  sagenhafte  Einblatt-Druck  sogar  dem  Spürsinn 
eines  Hirzel  verborgen  blieb,  so  darf  man  wohl  den 
„Nachrichten“  mit  Recht  den  Ruhm  überlassen,  den 
ersten  Goethe-Druck  gebracht  zu  haben.  Ihm  folgt  eine 
sehr  seltsame  Radierung  Goethes  nach  Alex.  Thiele  mit 
Widmung  in  französischer  Sprache  an  Assessor  Dr. 
Hartung,  die  gleichfalls  Hirzel  fehlte.  Da  Hirzel  und 
Biedermann  zur  selben  Zeit  sammelten,  so  war  es  selbst¬ 
verständlich ,  daß  sie  sich  gelegentlich  scharfe  Kon¬ 
kurrenz  machen  mußten.  Während  jedoch  Hirzel  von 
Zeitschriften  nur  diejenigen  Nummern  interessierten, 
die  die  betreffenden  Abdrucke  Goethescher  Arbeiten 
enthielten,  so  war  Biedermann  auch  in  diesen  Punkten 
bestrebt,  größtmögliche  Vollständigkeit  zu  erreichen. 
Am  besten  wird  dies  durch  folgendes  Beispiel  illustriert. 
Die  sehr  seltenen  „Unterhaltungen“,  herausgegeben  von 
Ebeling  1766 — 70,  enthalten  im  8.  Bande  das  „Neujahrs¬ 
lied“,  in  Musik  gesetzt  von  Löhlein.  Hirzel  fand  eines 
Tages  ein  Exemplar  prachtvoll  gebunden,  behielt  aber 
nur  den  achten  Band.  Es  muß  wohl  für  Biedermann  eine 
schmerzliche  Enttäuschung  gewesen  sein,  als  er  endlich 
ein  Exemplar  auftrieb,  daß  gerade  darin  der  wichtigste 
Band'  fehlte.  Der  Hergang  erklärt  sich,  da  wir  wissen, 
daß  zu  dem  schönen  Biedermannschen  Exemplar  der 
achte  Band  paßt,  der  in  der  Hirzelschen  Sammlung  steht. 
Es  gelang  auch  Biedermann,  noch  diesen  Band  auf¬ 
zutreiben,  aber  auf  die  Musikbeilage  mußte  er  Verzicht 
leisten.  Als  erstes  selbständiges  Werk  Goethes  er¬ 
schienen  1770  die  „Neuen  Lieder“,  in  Melodien  ge¬ 
setzt  von  Bernh.  Theodor  Breitkopf.  Um  diese  20 


Lieder  wird  sich  wohl  ein  heißer  Kampf  entspinnen, 
denn  schon  jahrelang  war  Sammlern  keine  Gelegenheit 
geboten,  ein  Exemplar  zu  erstehen.  In  einem  vor  mir 
liegenden  Antiquariats-Katalog  aus  dem  Jahre  1860 
findet  sich  ein  Exemplar  mit  der  Bemerkung  „Das 
Buch  gehört  anerkannt  zu  den  größten  literarischen 
Seltenheiten“.  Der  Preis  betrug  damals  45  Thaler. 
Dem  folgt  ein  vollständiges  Exemplar  der  „Frankfurter 
gelehrten  Anzeigen“,  deren  Jahrgänge  1772  und  1773 
zahlreiche  Rezensionen  aus  Goethes  Feder  enthalten. 
Auch  die  26  Kleinoktav-Seiten  des  „Buch  des  Pastors 
zu  **  an  den  neuen  Pastor  zu  ***“  dürften  zahlreiche 
Bieter  finden.  Von  theologisch  satirischen  Traktaten 
ist  noch  der  „Prolog  zu  den  neuesten  Offenbarungen 
Gottes“  anführungswert,  der  auch  nur  in  wenigen 
Exemplaren  erhalten  geblieben  scheint.  Die  Erstaus¬ 
gaben  des  „Goetz“  und  „Werther“,  deren  Liebhaber 
sich,  man  möchte  beinahe  sagen,  täglich  mehren,  sind 
natürlich  ebenfalls  vorhanden.  Die  Farce  „Götter, 
Helden  und  Wieland“,  sowie  das  „Puppenspiel“,  die 
später  im  „Rheinischen  Most“  wieder  gedruckt  worden 
sind,  liegen  in  den  Erstdrucken  vor.  Da  fast  sämt¬ 
liche  Erstausgaben  der  einzelnen  Dramen  und  Prosa¬ 
schriften  vorhanden  sind,  so  würde  es  zu  weit  führen, 
alles  aufzuzählen.  Die  Zeitschriften  mit  Beiträgen 
Goethes  sind  beinahe  vollzählig  und  vollständig 
wenigstens,  soweit  sie  für  die  Goethe-Literatur  in  Frage 
kommen:  „Olla  Potrida“,  „Merkur“,  „Chaos“,  „Journal 
des  Luxus  und  der  Moden“,  „Morgenblatt  für  gebildete 
Stände“, „Mitternachtsblatt“u.s.w.  Auch  dieAlmanache, 
von  denen  besonders  die  frühen  Jahrgänge  komplett 
recht  selten  sind,  finden  sich  fast  vollzählig  vor.  Nicht 
unerwähnt  möchte  ich  eine  große  Anzahl  von  Privat¬ 
drucken,  etwa  60  an  der  Zahl,  lassen.  Sie  beginnen 
mit  Goethes  Dankgedichten  anläßlich  seines  Geburts¬ 
tages  und  reichen  bis  zu  dem  im  Jahre  1899  erschienenen 
Bibliophilen-Druck  der  „Mitschuldigen“,  den  Professor 
G.  Witkowski  in  Leipzig  herausgab.  Eine  große  Anzahl 
von  ihnen  waren  für  die  „Stille  Gemeinde“  bestimmt. 
Hirzel,  Loeper,  Maltzahn,  Biedermann,  Meyer-Cohn, 
Weisstein,  Brockhaus  und  andere  haben  diese  schöne 
Sitte  bis  auf  den  heutigen  Tag  fortgesetzt.  Die  Lite¬ 
ratur  über  Goethe  bietet  für  den  Bibliophilen  außer 
ihrer  Reichhaltigkeit  nichts  bemerkenswertes  und  ich 
kann  es  dem  demnächst  erscheinenden  Katalog  über¬ 
lassen,  dem  unermüdlichen  Sammler  ein  würdiges 
Denkmal  zu  setzen.  N. 


Sammlung  Franz  Trau.  Bei  Gilhofer  Sr3  Ransch- 
burg  in  Wien  kommt  am  27.  und  28.  Oktober  eine 
der  schönsten  Privat- Sammlungen  von  Handschriften, 
Miniaturen  und  seltenen  Druckwerken  Österreichs 
zur  Versteigerung.  Der  ausgezeichnet  redigierte  und 
vortrefflich  ausgestattete  Katalog  umfaßt  653  Nummern. 
Wir  erwähnen  daraus:  eine  ausgewählte  Kollektion 
von  Miniaturen  auf  Einzelblättem  aus  dem  XII.  bis 
XVI.  Jahrhundert,  der  sich  eine  ganze  Reihe  aus 
späterer  Zeit  anschließt,  ferner  einige  siebzig  zum  Teil 
überaus  wertvolle  Handschriften  mit  Miniaturen,  die 


10 


Beiblatt. 


der  Katalog  eingehend  beschreibt  und  aus  denen  er 
auch  verschiedene  Reproduktionen  bringt.  Aus  den 
Inkunabeln  seien  hervorgehoben:  „Vom  joch  der 
harten  eygenschaft  der  Lieb“,  Nürnberg,  FrCreussner, 
ca.  1473,  ein  kaum  bekannter  Druck  von  hoher  Selten¬ 
heit,  wahrscheinlich  Creussners  erster  Druck;  Äsops 
Fabeln,  deutsch  von  H.  Steinhövel,  mit  altkolorierten 
Holzschnitten,  eine  Ausgabe,  die  mit  keiner  der  bisher 
beschriebenen  identisch  ist  und  der  aus  G.  Zainers 
Offizin  in  Augsburg  (Hain  331)  vorhergeht:  Mayster, 
Ayn  gut  ertzney  Buch,  Ulm,  Joh.  Zainer,  1500,  nicht 
bei  Hain  und  Proctor  und  nicht  identisch  mit  Copinger 
224  und  Wegener  83;  die  erste  Ausgabe  der  Tabulae 
Alphonsinae,  Venedig,  Erh.  Ratdolt  1483;  Thomas 
Aquino,  Scriptum  in  IV.  librum  sententiarum,  Mainz, 
Schöfifer,  1469,  mit  der  Durandustype  und  am  Schlüsse 
mit  der  Bibeltype  von  1462  gedruckt;  Ars  memorativa, 
Köln,  Joh.  Guldenschafif,  1480;  Auslegung  des  Lebens 
Christi,  Ulm,  Joh.  Zainer,  ca.  1470 ;  Bergomensis,  De 
Claris  mulieribus,  Ferrara  1497;  Eggesteyns  Bibel, 
Straßburg  1466,  Prachtexemplar;  die  fünfte  deutsche 
Bibel,  Augsburg  1475;  Biblia  latina,  Venedig,  Jenson, 
1479,  mit  prachtvollen  Miniaturen  und  Initialen;  Bidpay, 
Buch  der  Weißheit,  Ulm,  L.  Holl,  1483;  Boccaccio, 
De  Claris  mulieribus,  Ulm  1473;  Chronicarum  et  histo- 
riarum  epitome,  Lübeck,  L.  Brandis,  1475,  der  erste 
Lübecker  Druck ;  Cicero,  Officia  et  Paradoxa,  Mainz, 
Fust  und  Schöfifer,  1465,  Prachtexemplar  in  erstem  Ab¬ 
druck  auf  Pergament;  die  sieben  Curs,  Ulm,  Konr. 
Dinckmut,  1491,  bisher  unbeschrieben;  Durandus, 
Rationale,  Augsburg,  G.  Zainer,  1470;  Von  der  gefengk- 
nuss  des  Römischen  Künings,  Augsburg,  P.  Berger,  1488, 
ein  fast  unbekannter  Augsburger  Druck;  Hieronymus, 
Epistole  volgare,  Ferrara  1497,  mit  prächtigen  Holz¬ 
schnitten;  Hieronymus,  Leben  der  Altväter,  Augsburg, 
A.  Sorg,  1482,  die  erste  datierte  deutsche  Ausgabe  der 
Vitae  patrum;  Künigklich  Landtfriden,  O.  O.,  Dr.  und 
J.,  unbeschrieben,  wahrscheinlich  zu  der  von  Schöfifer 
in  Mainz  gedruckten  Serie  von  Reichstagsbeschlüssen 
gehörig  (Hain  9864,  12064);  Mirabilia  urbis  Romae, 
Rom,  St.  Planck,  1500;  Missale  Bursfeldense,  Speyer, 
P.  Drach,  1498,  ohne  die  Erwähnung  Trithemius’  in  der 
Schlußschrift;  Officium B.  Mariae virginis, unbeschrieben, 
vielleicht  aus  der  Offizin  des  Matthias  Moravus  in 
Neapel  (Bibliofilia  IV,  104 f);  Psalterium,  unbeschrieben, 
wahrscheinlich  von  F.  Creussner  in  Nürnberg  gegen 
1477  mit  der  Donatustype  gedruckt;  Retz,  Defensorium 
castitatis  Mariae,  O.  O.,  Dr.  u.  J.  (?  Speyer  und  Hist, 
1843);  Schatzbehalter,  Nürnberg  1491 ;  Spiegel  der 
menschlichen  Behaltniß,  Basel,  B.  Richel  1476,  der  erste 
illustrierte  Baseler  Druck;  Turrecremata,  Contempla- 
tiones  devotissimae,  Rom,  St.  Planck,  1484,  unbe¬ 
schrieben,  schönes  Exemplar;  Turrecremata,  Expositio 
super  psalterio,  Mainz,  Schöfifer,  1474;  Vocabüarius  ex 
quo  lat.-teuton.,  Augsburg,  G.  Zainer,  ca.  1470 — 73;  Zeit- 
glöcklein,  Nürnberg,  Creussner,  1493. 

Von  den  illustrierten  Werken  des  XVI.  Jahrhunderts 
seien  angeführt ;  Adelphus,  Barbarossa,  Straßburg  1535; 
Amman,  Geschlechter-Buch,  Frankfurt  a.  M.  1580;  Apia¬ 
nus,  Vnderweysung  aller  Kaufifmanss  Rechnung,  Ingol¬ 
stadt  1527;  Bergwerksbüchlein,  Worms,  P.  Schöfifer, 


(Von  den  Auktionen  —  Inserate  ) 


ExTibris-Taiisch^ 

Die  Aufnahme  einer  Adresse  kostet  in  dieser 
Rubrik  für  ein  Heft  i  Mk.,  Jahres-Abonnement 
10  Mk.,  Halbjahres- Abonnement  6  Mk. 


Theodor  Bienert, 

Radierung  von  Heinrich  Vogeler. 

Rudolf  Bleistein, 

tauscht  vier  verschiedene  Exlibris. 

Dr.  R.  W.  Carl, 

(Zeichnung  von  Otto  Eckmann.) 

Prof.  Dr.  Gustav  Dirner, 


Dresden 
Altplauen  21 

Berlin  W.  35 
Genthinerstr.  3 

Düsseldorf 
Schumannstr.  34 

Budapest 


(Radierung  v.  J.  Faragö)  tauscht  nur  geg.  Bestes.  Kigyöter  I 


Rudolf  Graeber, 


Wien  IV,  2 
Schönburgstr.  32 

Blasewitz-Dresden 
Schillerplatz  7  II 

Verlagsbuchhändler  Axel  Juncker,  Stuttgart 

(Exl.  A.  Costenoble- Berlin,  Karl  Wieck-Berlin,  Holzschnitt.) 


Buchhändler  Emil  Jaensch 

(Zeichnung  von  W.  Witting,  Dresden.’ 


Frau  Kommerzienrat  Klasing,  geb.  Quentell, 

Bielefeld 


Frau  Hedwig  Klasing, 


Leipzig-Eutritzsch 
Bleichertstr.  11 


Josefine  Lechner,  Reichenberg,  Böhmen 

Radierungen  von  Orlik  u.  Naish  nur  gegen  Gleichwertiges. 


Oskar  Leuschner, 

(Radier,  v.  Kolb  (2),  Heroux  (2)  etc. 

Tausche  an  3000  Dubletten.) 

Ernst  Rosenfeld, 

(Stichradierung  von  Heinrich  Wolff.) 

Dr.  Raymund  Schmidt, 

tauscht  9  Exlibris,  darunter  2  Radierungen, 
von  Heroux,  Halbreiter,  Hirzel,  Heinze- 
Gey  u.  a. 

Frau  Pastor  Schreiber, 


Wien  V 
Margaretenplatz  2 

Königsberg  i.  P. 
Altst.  Markt  12 

Leipzig 
Inselstr.  10 1 


Leipzig-Gohiis 

Wilhelmstraße 


Carl  Fr.  Schulz-Euler,  Verlagsbuchhändler 

Frankfurt  a.  M.,  Palmengartenstr.  7 

sammelt  nur  solche  von  Künstlern,  tauscht  seine  Blätter  von 
Vrieslander  (2),  Hirzel,  Born  (3),  Ubbelohde  (2)  davon  eine 
ff.  Radierung;  viele  Doubletten. 

Karl  Siegismund,  Verlagsbuchhändler, 

Radierung v.  H.  Bastanier.  Berlin  SW.,  Dessauerstr.  13 

Oskar  Siegl,  Leitmeritz,  Lippertgasse  9 

(Radierung  von  Rieh.  Teschner,  Prag)  nur  gegen  besseres. 

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Beiblatt. 


(Von  den  Auktionen  —  Kleine  Mitteilungen  —  Inserate.) 

1518;  Bock,  Speiszkammer,  Straßburg  1550 ;  Buch  des 
Glücks,  O.  O.  Dr.  u.  J.  (ca.  1512;  Weller  696);  Caoursin, 
Historia  von  Rhodis,  Straßburg  1513;  Eck,  De  materia 
iuramenti,  Augsburg  1518;  Etterlin,  Kronika  von  der 
lobl.  Eydtgenoschaft,  Basel  1507;  Gailer,  Das  Buch 
granatapfel,  Augsburg  1510;  Das  Buechlein  ist  genant 
der  Gilgenart,  Augsburg,  Hans  Schönsperger,  1520, 
eminent  selten  und  wohl  Unicum,  mit  acht  blattgroßen 
Holzschnitten  (Schäuffelin  oder  Spinginklee?);  Lands- 
perg,  Rosenkrantz  des  leuens  vnd  lijdenns  Jesu  christi, 
Köln  (ca.  1535),  mit  56  Holzschnitten  von  Ant.  Woen- 
sam,  Unicum  von  prächtiger  Erhaltung;  Melusina, 
Straßburg  1516  (Z.  f.  B.  I,  139  No.  13);  Das  Tauffbuch 
Deutsch  Breslisch,  Breslau  1528;  Vita  divi  Vuolfgangi, 
Landshut  1516,  mit  Holzschnitten  von  Lucas  Alantsee, 
höchst  selten. 

Im  übrigen  verweisen  wir  auf  den  Katalog,  dessen 
bibliographischen  Beschreibungen  mustergültig  sind. 

A 


Unmittelbar  vor  Schluß  des  Heftes  geht  uns  die 
Nachricht  zu,  daß  der  erste  Teil  der  weltberühmten 
Autographensammlung  des  verstorbenen  Alexander 
Meyer-Cohn  vom  23.  —  26.  Oktober  d.  J.  bei  J.  A. 
Stargardt  in  Berlin  versteigert  werden  soll.  Wir 
können  also  nur  auf  den  soeben  erschienenen,  mit 
glänzender  Sorgfalt  bearbeiteten  und  vornehm  ausge¬ 
statteten  Katalog  aufmerksam  machen,  zu  dem  Professor 
Erich  Schmidt  eine  interessante  Einleitung  geschrieben 
hat,  die  auch  das  Andenken  des  lieben  Freundes 
feiert. 


Kleine  Mitteilungen. 


Albert  Cohn  f.  Am  24.  April  starb  in  Berlin  der 
Buchhändler  und  Antiquar  Albert  Cohn  im  neunund¬ 
siebzigsten  Lebensjahre.  In  der  Welt  der  Bibliophilen 
war  er  so  bekannt  und  geschätzt,  daß  sein  Andenken 
in  Ehren  gehalten  werden  wird,  wenn  auch  der  Tod 
den  bis  zuletzt  rüstigen  Mann  abgerufen  hat.  Bei 
Springer  und  Ascher  in  Berlin  lernte  er  den  Buchhandel 
und  das  Antiquariatswesen,  katalogisierte  die  Bibliotheca 
Tieckiana  und  übernahm  später  selber  die  Aschersche 
Buchhandlung,  bis  er  1874  ein  eigenes  wissenschaft¬ 
liches  Antiquariat  eröffnete.  Seine  literarische  und 
bibliophile  Arbeit  galt  vor  allem  Shakespeare,  Goethe 
und  Schiller.  Sein  „Shakespeare  in  Germany“  hat  der 
Shakespeare-Forschung  neue  Wege  gewiesen,  seine 
Schiller-  und  Goethe-Publikationen  hat  er  meist  als 
Sonderdrucke  an  Freunde  verschenkt.  Eine  warm¬ 
herzige,  ganz  vortreffliche  Würdigung  des  Forschers, 
Sammlers  und  Menschen  brachte  Gotthilf  Weisstein 
in  No.  523  vom  16.  September  1.  J.  der  „National- 
Zeitung“. 

Bei  Karl  W.  Hiersemann  in  Leipzig  erschien:  Neu¬ 
entdeckte  Michel  Angelo- Zeichnungen  in  der  Offizin  zu 
Florenz.  Von  Emil  facobsen  und  Nerino  P.  Ferri. 
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—  Trösteinsamkeit  1808. 

Brentano,  Werke.  9  Bde. 

Fichte,  Werke  1845 — 46. 

Gaben  der  Milde  1817 — 18. 

Gessner  Schriften  1777 — 78. 

Goethe,  Werther  1784. 

—  Hermann  und  Dorethea  1898. 

—  Faust  1790  und  1808. 

Gottsched,  Gedichte  1751. 

Hegel  Werke  1832 — 40. 

Keller,  neue  Gedichte  1851. 

—  Leute  von  Seldwyla  1874. 

Lessing,  Nathan  1779. 

Pan,  Alle  Jahrgänge. 

Schiller,  Don  Carlos  1787. 

—  Die  Räuber  1781,  1791,  92,  99. 
Schopenhauer,  Welt  als  Wille  1879. 

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Kat.  30:  Philosophie,  Freimaurerei,  Spiritismus,  Magie  etc. 
„  40:  Österreich -Ungarn.  Geschichte  und  Geographie. 
„  44:  Kunst  und  Kunstgeschichte. 

„  45:  Literature  fran^aise. 

„  47:  Geschichte  und  deren  Hilfswissenschaften.  Das 
Deutsche  Reich. 

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der  reinen  Vernunft  (Riga  1781)  ist  bei  E.  F.  Thiene¬ 
mann  in  Gotha  ein  faksimilierter  Neudruck  (mit  einem 
Geleitwort  von  Ludwig  Goldschmidt)  erschienen  (in 
Halbfrz.  M.  14,  brosch.  M.  12). 

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eine  (die  erste)  schwedische  Ausgabe  von  August  Strind- 
bergs  „Antibarbarus“  an,  mit  dekorativer  Ausstattung 
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tafeln  und  Varia-Inhalt:  Aeronautik,  Alpinistik,  Ameri- 
cana,  Astronomie,  Berliner  Drucke,  Bibliographie  und 
Bibliophilie,  Einbände,  Buchdruckerkunst,  Bücher  be¬ 
rühmter  Provenienz,  Karikaturen,  Kuriosa,  Embleme, 
Fechtkunst  usw.  (1200  Nummern). 


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des  Herausgebers  erbeten.  Nur  die  bis  zum  25.  jeden  Monats  ein¬ 
gehenden  Kataloge  können  für  das  nächste  Heft  berücksichtigt  werden. 

Deutschland  und  Österreich-Ungarn. 

Adolf  Weigel  in  Leipzig.  Mitteilg.  f.  Bücherfr.  No.  24. 
Architektur ,  Berlin,  Kuriosa,  Kunstgewerbe,  Sile- 
siaca,  Studentica,  Literaturgeschichte,  Folklore. 

Karl  W.  Hiersemann  in  Leipzig.  No.  315.  Natur¬ 
wissenschaften.  Periodica. 

Leo  Liepmannssohn  in  Berlin  SW.  No.  158.  Auto¬ 
graphen:  Fürsten,  Staatsmänner,  Politiker,  Militärs, 
geistliche  Würdenträger  (Friedrich  d.  Gr.,  Philipp  I. 
von  Spanien,  Maximilian  von  Mexiko;  Bismarck, 
York,  Conde,  Nelson,  Wallenstein). 

J.  Taussig  in  Prag.  No.  139.  Afrika. 

F.  Waldau  in  Fürstenwalde  (Spree).  No.  3.  Deutsche 
Literatur,  illustr.  Bücher,  Kultur  und  Sitte,  Kuriosa. 

Hugo  Helbing  in  München.  No.  52.  Kupferstiche, 
Radierungen,  Lithographien  usw.  des  XIX.  Jahr¬ 
hunderts. 

Ottosche  Buchhdlg.  in  Leipzig.  No.  558.  Deutsche 
Sprache  und  Literatur  bis  zum  Ausgang  der  klassi¬ 
schen  Periode-,  Folklore. 

Ernst  Frensdorff  in  Berlin  SW.  11.  Anz.  f.  Bücherfr. 
No.  9.  Berlin ,  Ehe,  Franzos.  Revolution,  Fraue7i, 
Friedrich  II.,  Kriminalistik,  Luther,  Musik ,  Ru߬ 
land,  Zeitungen  und  Zeitschriften. 

Franz  Deuticke  in  Wien.  No.  68.  Moderne  schöne 
Literatur  und  Kunst. 

Rieh.  Härtel  in  Dresden-A.  Anz.  No.  29.  Geschichte 
und  Geographie  (außer  Deutschland).  —  No.  30  Ge¬ 
schichte  Deutschland  (außer  Sachsen  und  Thüringen). 

List  är3  Francke  in  Leipzig.  No.  363.  Autographen : 
Fürsten,  Feldherm,  Staatsmänner,  Gelehrte,  Dichter. 

E.  Kantorowicz  in  Berlin  W.  9.  Verz.  No.  67.  Gelegen¬ 
heitskäufe,  Bibliothekswerke. 


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2  800  Nummern,  darunter  viele  Original-  und  seltene 
illustrierte  Ausgaben. 

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Deutsche  Literatur  v.  1750 — 1850 


ca.  2000  Nummern,  darunter  sehr  viele  Erst -Aus¬ 
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(Kataloge  —  Inserate.) 

O.  Gerhardt  in  Berlin  W.  50.  No.  50.  Varia. 

Th.  Kampffmeyer  in  Berlin  SW.  48.  No.  430.  Geschichte, 
Kulturgeschichte,  Memoiren ,  Papsttum,  Militär¬ 
wissenschaften . 

Max  Harrwitz  in  Berlin  W.  35.  No.  101.  Deutsche 
Literatur  seit  1730.  (A.  bis  K.)  Erstausgaben,  Alma- 
nache,  Zeitschriften. 

Max  Perl  in  Berlin  W.  No.  64.  Theater  und  Musik. 
Viele  Originalausgaben. 

Rieh.  Bertling  in  Dresden-A. :  No.  56.  Kunst  und 
Kunstgeschichte,  Handzeichnungen,  Aquarelle,  Öl¬ 
bilder.  —  No.  54.  Musik- Literatur  bis  Ende  des 
XVLIL.  Jahrhunderts-.  Kirchengesang,  weltliche 
Musik;  Manuskripte  und  seltene  Drucke.  —  No.  55. 
Musik- Literatur  des  XIX.  Jahrhunderts ;  Wagner- 
Sammlung,  Autographen. 


Inhalt  des  Hauptblattes. 

(Heft  7  —  Oktober  1905.) 

Steiermärkische  Exlibris.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte 
der  Bücherzeichen  und  des  Bibliothekswesens.  Von 
Anton  Schlossar.  Mit  36  Abbildungen  und  Faksimiles. 
—  Gedichte  Bürgers  in  ältester  Fassung.  Von  Erich 
Ebstein.  Mit  einem  Einschaltblatt.  —  Das  Stammbuch 
Fritz  von  Steins  nebst  einigen  Brieffragmenten  an 
ihn.  Von  Fedor  von  Zobeltitz.  —  Ein  Fragment 
des  Ardinghello.  Von  Carl  Schüddekopf.  —  Chronik. 


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Bücherliebhaber  *  Seltene  Drucke 
und  Ausgaben  *  Wertvolle  illu¬ 
strierte  Bücher  des  XVIII.  u.  XIX. 
Jahrhunderts  #  Reichhaltige  Kata¬ 
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Seiten  gestiegen. 

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die  allgemeine  und  statistische  Geo¬ 
graphie,  hat  durch  neue  Karten  ihren 
weiteren  Ausbau  erfahren,  und  auf  dem 
Gebiete  der  Handels-  und  Wirtschafts¬ 
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Handatlas  der  Welt  aufweisen  kann. 

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Für  die  Anzeigen  verantwortlich:  K.  Dieckmeyer,  Leipzig,  Hospitalstr.  27.  Verlag  von  Velhagen  &  Klasing,  Bielefeld  und  Leipzig. 

Druck  von  W.  Drugulin  in  Leipzig. 

Mit  einer  Extrabeilage  von  Alexander  Kocb,  Verlagsanstalt,  Darmstadt. 


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November  1905. 

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der  Bibliophilen  und  Abonnenten  der  Z.  f.  B.  nur  25  Pf.). 

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Rundfragen. 

An  dieser  Stelle  kommen  die  aus  den  Kreisen  der  Gesellschaft  der  Bibliophilen  und  der  Leser  der  Zeitschrift 
für  Bücherfreunde  eintreffenden  Anfragen,  sowie  die  Antworten  darauf  zum  Abdruck.  Einsendungen  für  diese 
Rubrik  an:  Arthur  L.  Jellinek  in  Wien  VII,  Kirchengasse  33. 


Fragen. 

181.  a)  Wo  und  bei  wem  ist  erschienen:  CudnoudJ., 
Sur  la  litterature  immorale  et  sur  la  criminalite.  Ver¬ 
ausgabt  1894  oder  1895. 

b)  Welche  Publikationen  gibt  es  sonst  noch  über 
den  Gegenstand? 

H.  Falkenberg,  Königswinter. 

182.  Welche  Dichtungen  beschäftigen  sich  mit 
Paracelsus ?  Mir  sind  bekannt: 

Fabre  d’Olivet,  übersetzt  von  Liber  1812. 

Vincenz  Weber  1851. 

Julius  von  der  Traun  1858. 

Hans  v.  Lingg  1872. 

Theod.  Curti  1894. 

Arthur  Schnitzler  1898. 

Rob.  Browning  1835. 

E.  Heinrich,  Cassel. 

183.  Welche  Bibliothek  besitzt  und  kann  den  Ver¬ 
fasser  angeben  von  folgenden  beiden  Werken: 

a)  Die  schöne  Bäckerin,  eine  Legende  nebst  einer 
Apologie  an  den  ehrwürdigen  Pater  S.  in  M.  Dessau, 
in  der  Buchhandlung  der  Gelehrten.  1781.  Kl.  8°.  48  S. 

b)  Lebensgeschichte  eines  Miethpferdes.  Nach¬ 
erzählt  von  Ambr.  Speckmann,  berühmter  Pferdever¬ 
leiher  in  Göttingen.  Bremen.  8  Bl. +  143  S. 

E.  Ebstein,  Göttingen. 

184.  Wer  ist  Verfasser,  und  wann  ist  erschienen: 
F.  S.***,  Klänge  der  Vorzeit ,  enthaltend  romantische 
Erzählungen.  Znaim. 

Fr.  S.  Krauß,  Wien. 

Z.  f.  B.  1905/1906.  Beiblatt  8.  — 


Antworten. 

178.  2)  Ich  besitze:  Biographisches  Denkmal 
Risbecks,  Verfassers  der  Briefe  eines  reisenden  Fran¬ 
zosen  und  anderer  Schriften.  Kempten  1786.  8V  54  S. 

Gotthilf  Weisstein,  Berlin. 

178.  2)  Eine  Rezension  des  Buches  „Biographisches 
Denkmal  Risbecks“,  Kempten  1786,  dessen  Verfasser 
Pezzl  ist,  steht  in  der  „Allgemeinen  deutschen  Biblio¬ 
thek“  Anhang  IV  zu  Band  53 — 68.  S.  2263 — 2268. 

M.  Kohn,  Hamburg. 

180.  Die  Literatur  über  Poggio  verzeichnet  W. 
Shepherd,  The  life  of  Poggio  Bracciolini.  Liverpool. 
1802;  italienische  Übersetzung  von  Tonelli,  Florenz  1825. 
Dazu: 

J.  Lenfaut,  Poggiana  ou  la  vie,  le  caractere,  les 
sentences  et  les  bons  mots  de  Pogge  Florentin  avec 
son  histoire  de  la  republique  de  Florence.  Amster¬ 
dam  1720. 

C.  de  I (mecourt) ,  Bibliographie  des  ouvrages  relatifs 
ä  l’amour,  aux  femmes  et  au  mariage.  4.  öd.  Lille  1899. 
T.  III,  S.  2 18 f. 

Medin,  Giomale  storico  della  Lett.  Italiana  1884. 
IV,  S.  259 — 263.  (Ausführliche  Anzeige  der  neuesten 
Ausgabe  Poggios  von  Somaruga,  Rom  1884.) 

L.  Geiger,  Tardif  als  Poggioübersetzer.  —  Viertel¬ 
jahrsschrift  für  Kultur  und  Literatur  der  Renaissance. 
1886.  I,  S.  309 — 322. 


Beiblatt. 


(Rundfragen  —  Rundschau  der  Presse.) 

Die  Literatur  zu  den  einzelnen  Schwänken: 

R.  Köhler ,  Kleine  Schriften.  II,  S.  566,  631,  633, 
642.  III,  S.  16. 

Montanus ,  Schwankbücher,  herausgegeben  von 
J.  Bolte.  Tübingen  1899.  S.  622  f. 

A.  L.  Jellinek,  Wien. 

182.  Paracelsus  in  der  Dichtung: 

Dazu  noch: 

E.  H.  Costa,  Theophrastus  Paracelsus  im  Gewände 


der  Sage,  im  Lichte  der  Wahrheit.  —  Zeitschr.  f. 
Kulturgeschichte.  1856.  I,  S.  477—491. 

C.  F.  Meyer,  Huttens  letzte  Tage.  1871.  (Vgl.  A. 
Langmesser,  C.  F.  Meyer.  Berlin  1905.  S.  245  ff.) 

Wittmann- Bauer,  Die  7  Schwaben.  Operette  mit 
Musik  v.  Millöcker.  Wien  (gedruckt?  vgl.  L.  Speidel, 
Neue  Fr.  Presse.  1899.  No.  12485  [5.  III.]). 

Neueste  Literatur  über  Paracelsus  von  R.J.  Hart¬ 
mann  und  Franz  Strunz,  besprochen  von  G.  Landauer 
im  Litterar.  Echo.  VII.  Sp.  1559 — 1562. 

A.  L.  Jellinek,  Wien. 


Rundschau  der  Presse. 

Von  Arthur  L.  Jellinek  in  Wien. 

Die  nachfolgende  Übersicht  versucht,  die  in  Tagesblättern,  Wochen-  und  Monatsschriften  enthaltenen  Aufsatze  und  Abhandlungen, 
soweit  sie  für  die  Leser  unserer  Zeitschrift  in  Betracht  kommen,  in  sachlicher  Anordnung  zu  verzeichnen.  Nur  das  Wichtigere  aus  den  Ver¬ 
öffentlichungen  der  letzten  Monate  kann  berücksichtigt  werden.  Absolute  Vollständigkeit  zu  erreichen  liegt  für  den  einzelnen  Bearbeiter 
außerhalb  des  Bereiches  der  Möglichkeit.  Die  Zeitschriften  sind  nach  Bänden,  Jahrgängen,  Heften  oder  Seiten,  je  nach  der  leichteren  Auf- 
findbarkeit,  citiert.  Gleichmäßigkeit  ist  hierin  nicht  angestrebt.  Zusendung  von  Separatabdrücken  und  Ausschnitten  an  die  Adresse  des 
Bearbeiters  (Wien  VII,  Kirchengasse  35)  erbeten. 


Schrift-,  Buch-  und  Bibliothekswesen. 

Buchdruck ,  Buchhandel. 

Ballinger,  J.,  The  Trevecca  Press. 

The  Library.  1905.  2.  Ser.  VI,  S.  225—250. 

Böttcher,  K.,  Lohnkämpfe  der  Buchdrucker  im  Jahre 
1848. 

Die  Neue  Zeit.  1905.  XXIII,  1,  S.  139— 145. 
Bourdillon,  F.  W.}  Early  printing  at  Lyons. 

The  Library.  1905.  2.  Ser.  VI,  S.  257—264. 

Conrad,  Br.,  Autoren  und  Verleger  in  Amerika. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  200. 
Conrad,  Br.,  Vom  Bücherlesen  und  Bücherkaufen  in 
England. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  201. 
Conrad,  Br.,  Etwas  über  den  Buchhandel  in  Kanada 
und  Indien. 

Börsenbl.  f  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  2 15. 
Delstanche,  Alb.,  Un  incunable  de  la  xylographie 
imprime  sur  une  reliure. 

Revue  des  Bibliotheques  et  Archiv  es  de  Belgique. 
1905.  III,  S.  171  — 195. 

Eckardt,  J.  H.,  Etwas  vom  Buchdruck  und  Buch¬ 
handel  in  Schleswig-Holstein. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No. 
209 — 21 1,  217. 

Hauck,  K.,  Der  deutsche  Buchhandel  vor  100  Jahren. 

Börsenbl.  f.d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  205. 
Hildebrand,  G.,  Das  Kartell  der  Buchhändler. 

Die  Neue  Zeit.  1904.  XXII,  2,  S.  125-127. 
Kellen,  T.,  Zur  Geschichte  der  Buchdruckerkunst  und 
des  Buchhandels  in  Frankreich. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No. 
164, ..165. 

[Über  P.  Mellottee,  Histoire  dconomique  de  l’imprimerie  I. 
Paris,  Hachette  1905.] 


Kleemeier,  F.  I.,  Der  Buchhändler  vor  100  Jahren. 
[Nach  Christian  Gottlieb  Täu bei,  Allgemeines  theo¬ 
retisch-praktisches  Wörterbuch  der  Buchdrucker¬ 
kunst  und  Schriftgießerey.  Wien  1805.] 

Börsenbl.f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  188. 
Kunz,  M.,  Der  Hochdruck  für  Blinde. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1905.  XLV,  S.  36 8—377. 
P,  Vom  russischen  Buchhandel. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  205. 
Schwenke,  P.,  Die  Rabattfrage. 

Zentralbl.f .Bibliothekswesen.  1905.  XXII,  S. 445— 446. 
Steinlein,  St.,  Die  photomechanischen  Reproduktions¬ 
mittel  als  Verderber  des  Stilgefühls. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1905.  XLII,  S.  361-368. 
Thron,  I.,  Das  Buchgewerbe  auf  der  Lütticher  Welt¬ 
ausstellung. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No. 
193,  202—204. 

Buchausstattung,  Miniaturen. 

Braun,  E.  W.,  Die  Miniaturenausstellung  im  Kaiser 
Franz  Josef-Museum  in  Troppau. 

Neue  Freie  Presse.  1905.  No.  14673  (30.  VI.). 
Kellen,  T.,  Das  Buch  von  außen.  Einige  Kritiken  und 
Wünsche. 

Börsenbl.f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  198. 
Matthies,  C.,  Von  der  Ausstattung  der  Zeitungen. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1905.  XLV,  S.  378 — 379. 
K.  v.  R.,  Die  T.  O.  Weigelsche  Miniaturensammlung. 
Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  14 1. 

Bibliographie. 

Berliner,  A.,  Hebräische  Büchertitel. 

Jahrbuch  der  jüdisch-literarischen  Gesellschaft 
(Frankfurt  a/M).  1904.  II,  S.  331—350. 


2 


Beiblatt. 


Best  books  of  1902.  I.  A  Selection  of  Science  Books 
in  English.  II.  Annotated  List  of  Books  in  Useful 
Arts.  III.  Brief  List  of  Historical  Works.  IV.  G.  H. 
Palmer,  Fine  Arts. 

The  Library  Association  Record.  1904.  VI,  S.40— 46, 
94—98,  206—213.  VII,  S.  1 13— 133. 

Clarke,  A.  L.,  Allibone’s  Critical  Dictionary  of  English 
literature. 

The  Ldbrary.  1904.  2.  Serie  V,  S.  419—430. 
E.  T.,  Der  internationale  Katalog  der  naturwissen¬ 
schaftlichen  Literatur. 

Berliner  Tageblatt.  1904.  No.  99  (24.  II.). 
Meunie,  F.,  Bibliographie  de  quelques  almanachs 
illustres  des  XVIIIe  et  XIXe  siecles. 

Bulletin  du  Bibliophile 

1903.  S.  8—25,  76—89,  275— 278,  320— 329, 

383—387,  499—562,  615—621. 

1904.  S.  38—44,  148—155,  196 — 201,  401 — 404, 
552 — 557,  621 — 625,  678 — 682. 

1905.  S.  86— 93 ,  134-138,  234—249,  284—291, 
337— 341,^  4oo—4 18. 

Mühlbrecht,  O.,  Übersetzungen  aus  dem  Deutschen 
in  die  dänische,  englische,  französische,  holländische, 
italienische,  norwegische,  schwedische  und  spanische 
Sprache. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No. 

175,  176. 

Serapis,  Die  räsonnierende  Bibliographie,  ein  Mittel 
zur  Hebung  des  bibliothekarischen  Berufs. 

Vossische  Ztg.  1905.  Sonntagsbeilage  No.  23. 

Bibliothekswesen. 

Aldred,  Th.,  The  expansive  Classification. 

The  Library  Association  Record.  1905.  VII,  S. 
207—219. 

Baker,  E.  A.,  Cooperative  annotation  and  guides. 

The  Library  Association  Record.  1905.  VII,  S. 
272 — 283. 

Clarke,  A.  L.,  Subsidised  indexing. 

The  Library.  1905.  2.  Ser.  VI,  S.  274—280. 
Decimus,  Qu.,  Die  Würde  des  bibliothekarischen 
Berufes. 

Preußische  Jahrbücher.  1905.  CXX,  S.  504 — 510. 
Elliott,  G.  H.,  Methods  of  popularising  Standard  books 
other  than  novels. 

The  Library  Association  Record.  1905.  VII,  S. 
155 — 160. 

Maw,  Th.  E.,  State  aid  to  public  libraries. 

The  Library  Association  Record.  1905.  VII,  S. 
99 — 104. 

Mc  Knight,  Edw.,  Libraries  and  recreation. 

The  Library  Association  Record.  1905.  VII,  S. 
72-76. 

Paalzow,  H.  und  W.  Er  man,  Einheitliche  Katalogi¬ 
sierung  und  Zetteldruck. 

Zentralbl.  f.  Bibliothekswesen.  1905.  XXII,  S. 
406-445. 

Pietsch  mann,  R.,  Wissenschaftliche  Arbeitsbiblio¬ 
theken. 

Preußische  Jahrbücher.  1905.  CXXII,  S.  69 — 76. 


(Rundschau  der  Presse.) 

Pitt,  S.,  Practical  Accession  Work. 

The  Library  Association  Record.  1905.  VII,  S. 

68-71. 

Po  well,  W.,  Indexes  wanted. 

The  Library  Association  Record.  1905.  VII,  S. 
105 — 1 12. 

Reichsmusikbibliothek  und  Volksmusikbibliotheken. 

Der  Türmer.  1905.  VII,  1,  S.  850—853. 
Thieß,  K.,  Mannschaftsbüchereien  auf  deutschen 
Seeschiffen.  —  Die  Kajütsbibliotheken  auf  deutschen 
Passagierdampfern. 

Börsenbl.  J.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No. 
189,  190. 

de  la  Vigne,  Welchen  Gewinn  bringen  Bücherhallen? 
Antworten  und  Ergebnisse  einer  Rundfrage. 

Comenius- Blätter  f.  Volkserziehung.  1904.  XII, 
S.  59-61. 

Wright,  W.  H.  K.,  Local  collections;  what  should  be 
collected  and  how  to  obtain  materials. 

The  Library  Association  Record.  1905.  VII,  S. 

1  —  1 1. 

Richardson,  R.T.,  The  Classification  and  arrangement 
of  local  collections. 

The  Library  Association  Record.  1905.  VII,  S. 
12—18. 

Duck worth,  T.,  Local  and  county  photographic 
surveys. 

The  Library  Association  Record.  1905.  VII,  S. 
19-30. 


Jast,  L.  St.,  Some  Impressions  of  American  Libraries. 
The  Library  Association  Record.  1905.  VII,  S. 

51-67. 

La  Fontaine,  H.,  Biblioth^ques  americaines. 

Revue  de  Belgique.  1905.  S.  238—259. 
Wolfstieg,  A.,  Die  Organisation  des  Bibliotheks¬ 
wesens  in  den  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika. 

Zentralbl.  J.  Bibliothekswesen.  1905.  XXII,  S. 
446-465. 

Fick,  R.,  Der  Preußische  Gesamtkatalog  \Berlin\ 

Preußische  Jahrbücher.  1904.  CXVIII,  S.  313— 327. 
Knüttel,  W.  P.  C.,  De  Koninklijke  Bibliotheek  te 
s ' Gravenhage  (Moderne  Bibliotheken  IV). 

Tijdschrijt  voor  Boek-en  Bibliotheekwezen.  1905. 
III,  S.  1— 11. 

Kellen,  T.,  Die  Hamburger  Bibliotheken. 

Börsenbl./.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  189. 
Dünner,  L.,  Die  hebräischen  Handschrift- Fragmente 
im  Archiv  der  Stadt  Cöln. 

Zeitschr.  J.  hebräische  Bibliographie.  1904.  VIII, 
S.  84-90,  113— 117. 

Rühle,  O.,  Die  Comenius-Bibliothek  in  Leipzig. 

Die  Neue  Zeit.  1905.  XXIII,  1,  S.  153— 155. 
Kotula,  Rud.,  Die  Universitätsbibliothek  in  Lemberg. 
Mitteilungen  d.  Österr.  Vereins  J.  Bibliothekswesen. 
1905.  IX,  S.  135— x38,  182-187. 

B rassinne,  J.,  La  Biblioth£que  de  l’Universite  de 
Liöge. 

Revue  des  Bibliothlques  et  Archives  de  Belgique. 
1905.  III,  S.  89—114. 


3 


Beiblatt. 


(Rundschau  der  Presse.) 

Barwick,  G.  F. ,  A  Day’s  work  in  the  reading  room 
of  the  British  Museum  [ London\ . 

The  Library.  1905.  2.  Ser.  S.  304—308. 
Laenen,  J.,  L’ancienne  bibliothdque  des  archeveques 
de  Malines. 

Bulletin  du  Cercle  archeologique,  litteraire  et  ar- 
tistique  de  Malines.  1904.  XIV. 

Elster,  O.,  Bibliothek  und  Archiv  auf  Schloß  Nachod. 
Mitteilungen  d.  Österr.  Vereins  f.  Bibliotheks¬ 
wesen.  1905.  IX,  S.  187-190. 

Anderton,  B.,  The  struggle  for  a  public  library  in 
Newcastle-upon-  Tyne. 

The  Library  Association  Record.  1905.  VII,  S. 
259—271,  308-328. 

Smith,  Edw.  R.,  The  Avery  Library  \Are w  York]. 

The  Columbia  University  Quart erly .  1903.  VI, 

S.  140 — 146. 

Dougan,  J.  L.,  The  Braille  Library  at  Oxford. 

The  Library  Association  Record.  1905.  VII,  S. 

178-179- 

Chatelain,  E.,  Catalogue  des  Incunables  de  la  Biblio- 
thdque  de  l’Universitd  de  Paris  [Supplement]. 

Revue  des  bibliotheques.  1905.  XV,  S.  224 — 245. 
Stein,  H.,  La  collection  Duviert  ä  la  Bibliothöque 
Nationale  [Paris]. 

Le  Bibliographe  Moderne.  1905.  IX,  S.  89 — 95. 
Focke,  Die  Kaiser  Wilhelm-Bibliothek  [Posen], 

Zentralbl.  f.  Bibliothekswesen.  1905.  XXII,  S. 
401 — 406. 

Wolkan,  E.,  Der  Handschriftenkatalog  der  Prager 
Universitäts-Bibliothek. 

Mitteilungen  d.  Österr.  Vereins  f.  Bibliotheks¬ 
wesen.  1905.  IX,  S.  70—76,  166—182. 

Fayen,  A.,  Notices  sur  les  manuscrits  de  la  biblio- 
thdque  Vaticane  [Rom]  concernant  la  Belgique. 

Revue  des  Bibliotheques  et  Archiv  es  de  Belgique. 
1905.  III,  S.  1—9,  137— 143,  234— 243- 
Geiger,  K.,  Jeremias  David  Reuß  und  seine  Bibliothek 
[  Tübingen ]. 

Zentralblatt f.  Bibliothekswesen.  1905.  XXII,  S. 
465-490. 

Angenot,  H.,  La  Bibliothöque  Communale  d eVerviers. 
Revue  des  Bibliotheques  et  Archives  de  Belgique. 
1905.  III,  S.  217 — 228. 

Literaturgeschichte  (Allgemeines). 

Berger,  Ph.,  La  Renaissance  de  la  litterature  hebrai'que 
et  le  Sionisme. 

Revue  des  Revues.  1904.  L,  S.  189-198. 
Blanco  F o  mbona,R.,  Mouvement  litteraire  Hispano- 
Amdricain. 

Revue  des  Revues.  1904.  LI,  S.  492 — 496. 
Bio  eher,  Ed.,  Das  deutsche  Lied  in  welschem  Gewand. 
Preußische  Jahrbücher.  1905.  CXIX,  S.  17 — 39. 
[Deutsche  Lieder  in  der  französischen  Schweiz.] 
Bonus,  A.,  Zur  Biologie  des  Märchens. 

Preußische  Jahrbücher.  1905.  CXIX,  S.  240—296. 
B  orinski,  K  ,  „Innere  Form“.  Zur  Literaturgeschichte 
eines  Überbegriffs. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  139. 


Eulenberg,  H.,  Geschäftstheater  und  Theatergeschäft. 

Das  litterarische  Echo.  1905.  VII,  Sp.  1527 — 1532. 

[Dazu  R.  Blümner  ebda.  Sp.  1804 — 1807.] 

Franko,  J.,  Ruthenische  Literatur. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  II,  S.  329 — 336. 

Harnack,  A.,  Vom  Großbetrieb  der  Wissenschaft 

Preußische  Jahrbücher.  1905.  CXIX,  S.  193 — 201. 

Ipsen,  A.,  Nordischer  Naturalismus  [in  der  Literatur] 
und  seine  Überwindung. 

Preußische  Jahrbücher.  1905.  CXIX,  S.  75 — 96. 

Klaar,  A.,  Vergessenes  und  Verschollenes. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  IV,  S.  150  —  164. 

[Ferdinand  Kürnberger,  Seligman  Heller,  Friedr.  Bach.] 

Lefranc,  A.,  La  Pleiade  au  colldge  de  France  en 
1567  d’aprds  un  document  inddit. 

Revue  de  la  Renaissance.  1904.  V,  S.  17—21. 

Meyer-Benfey,  H.,  Die  Burensprache  und  ihre 
Literatur. 

Preußische  Jahrbücher.  1904.  CXVIII,  S.  209 — 234. 

Neck  er,  M.,  Vom  deutschen  Roman  [Geschichtliches]. 

Das  litterarische  Echo.  1905.  VII,  Sp.  1743 — 1751. 

Petrucci,  R.,  Der  französische  Roman. 

Die  Zukunft.  1904.  XLVII,  S.  475—482. 

Prijatelj,  J.,  Literatur  der  Slowenen. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  111,5.462—464. 

Rosenkranz,  Prophetische  Kaisererwartungen  im 
ausgehenden  Mittelalter. 

Preußische  Jahrbücher.  1905.  CXIX,  S.  508—524. 

Schmitz- M an cy,  Die  deutsche  romantische  Literatur¬ 
bewegung  und  ihre  ethischen  Neuerungen. 

Zeitschr.  f.  lateinlose  höhere  Schulen.  1904.  XVI, 
S.  378-381. 

Schönach,  L.,  Beitrag  zur  Geschichte  der  Meister¬ 
singer  in  Schwaz. 

Forschungen  und  Mitteilungen  zur  Geschichte 
Tirols  und  Vorarlbergs.  1905.  II,  S.  72 — 73. 

Schoenaich-Carolath,  H.,  Neubelebung  des  deut¬ 
schen  historischen  Romans. 

Volksbildung.  1905.  XXXV,  S.  170— 1 71. 

Zingerle,  R.  v.,  Zur  Sage  von  Kaiser  Max  auf  der 
Martinswand. 

Forschungen  und  Mitteilungen  zur  Geschichte 
Tirols  und  Vorarlbergs.  1905.  II,  S.  164—166. 

Einzelne  Schriftsteller. 

d’Alais:  Rivers,  J.,  A  French  Utopia. 

The  Library.  1905.  2.  Ser.  VI,  S.  265— 273. 

[Denis  Vairasse  d’Alais,  Histoire  des  Sevarambes, 
peuples  qui  habitent  une  partie  du  troisieme  continent, 
communement  appeld  la  Terre  Australe  1677.] 

Alfieri:  Askenazy,  S.,  Alfieri. 

Biblioteka  Warszawska.  1904.  CCLIII,  22—36. 

— :  Sicca,  O.,  Le  due  Alcesti  d’Euripide  tradotte  da 
Vittorio  Alfieri. 

Rivista  Teatrale  Ltaliana.  1904.  IV,  8,  S.  255—266, 
279 — 290. 

AriOSt:  Goldschmidt,  J.,  Ludovic  Arioste  diplomate. 

Revue  de  V  Universite  de  Bruxelles.  1904.  IX,  S. 
597—628. 


4 


Beiblatt. 


Arndt:  Müsebeck-  Metz,  Ernst  MoritzArndts  Stellung 
zum  fridericianischen  Preußen  und  zur  französischen 
Revolution. 

Preußische  Jahrbücher .  1904.  CXVII,  S.  255—291. 

Arnim:  Steig,  R.,  Bettina  von  Arnim  und  Karl  Frie¬ 
drich  Göschei. 

Vossische  Ztg.  1904.  No.  605  (25.  XII.). 

Aurbacher:  Scapinelli,  K.,  Ludwig  Aurbacher. 

Borromaeus-Blätter.  1904.  II,  S.  46 — 48. 

Bembo:  Meie,  E. ,  Di  alcune  imitazione  e  traduzioni 
bembiane  di  poeti  spagnuoli. 

Fanfulla  della  Domenica.  1904.  XXVI,  No.  22. 

Boccaccio:  Morici,  M.,  Le  opere  geografiche  del 
Petrarca  e  del  Boccaccio  copiate  da  un  amanuense 
Roccacontrada  nel  1434. 

Bibliofilia.  1905.  VI,  S.  321 — 326. 

Browning:  Evelyn,  Roberto  Browning  in  Italia. 

La  Nuova  Parola.  1904.  III,  5,  S.  227—231. 

Breuning:  Roth ,  Fr.,  Der  Meistersinger  Georg Breuning 
und  die  religiöse  Bewegung  der  Waldenser  und 
Täufer  im  XV.  und  XVI.  Jahrhundert. 

Monatshefte  d.  Comenius-Gesellschaft.  1904.  XIII, 
S.  74—94- 

Cervantes:  Farinelli,  A.,  Cervantes. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  1 13 — 115. 

— :  Rang,  Fl.,  Don  Quijote,  Politik  und  Seele.  Ein 
deutscher  Gruß  an  Spanien  zum  dritten  Jahrhundert¬ 
feste  des  Romans. 

Preußische  Jahrbücher.  1905.  CXX,  S.  387—423. 

— :  Rydel,  L.  W  trzechsetlecie  ,,Don  Kiszota“.  (Im 
Dreihundertjahr  des  Don  Quixote.) 

Przeglad  Powszechny.  1904.  LXXXII.  22—35. 

Cinthio:  Van  Bever,  A.  et  E.  Sansot  -  Orlanc. 
Notes  sur  Giovanbattista  Giraldi  Cinthio.  Conteur 
et  po&te  Ferrarais  du  XVIe  siede. 

Revue  de  la  Renaissance.  1903.  IV,  S.  103 — 116. 

Constant:  de  Lauris,  G.,  Benjamin  Constant  (Lettres 
in6dites). 

Revue  des  Revues.  1904.  L,  S.  1 — 18,  1 5 1 — 159. 

Courier:  Bocquet,  L.,  Le  Masque  et  la  figure:  Paul 
Louis  Courier  d’apres  ses  lettres. 

L' Ermitage.  1904.  XV,  1,  S.  271 — 280,  2,  S.  48 — 55, 
I25~ I35- 

— :  S.  S.,  Ein  Tintenklecks  der  Weltlitteratur.  [Über 
P.  L.  Courier.] 

National-Ztg.  1904.  No.  51 1  (30.  VIII.). 

Curtius:  Friedländer,  G.,  Emanuel  Geibel  und  Ernst 
Curtius,  die  Lübischen  Dioskuren  im  vormärzlichen 
Berlin. 

Vossische  Zeitung.  1905.  Sonntagsbeilage.  No.  4,  5. 

— :  Thomas,  R.,  Emst  Curtius  in  seinen  Briefen. 

Blätter  f.  d.  Gymnasial- Schulwesen.  1904.  XL,  S. 
182—200. 

Dante:  Salvadori,  G.,  Niccolö  da  Prato,  Dante  e  il 
Petrarca. 

Fanfulla  della  Domenica.  1904.  XXVI,  No.  14. 

Durand:  Lachövre,  F.,  Estienne  Durand,  poöte  or- 
dinaire  de  Marie  de  Medicis  (1585—1618). 

Bulletin  du  Bibliophile.  1905.  S.  205—223,  264—274, 
315—328. 


(Rundschau  der  Presse.) 

Eichendorff:  Macke,  K.,  Josef  Frh.  v.  Eichendorff. 

Borromaeus-Blätter.  1904.  II,  S.  22 — 24. 

Fontane:  Eloesser,  Ol.,  Zum  Bilde  Fontanes. 

Vossische  Ztg.  1904.  No.  605  (25.  XII.). 

— :  Fontane,  Th.,  Briefe  an  seine  Familie. 

Die  neue  Rundschau.  1904.  XV,  2,  S.  1281  —  1310, 
1509— 1519. 

Freytag:  Sch  midt,  E.,  Briefe  Gustav  Freytags  an  den 
Ministerialrat  Braun. 

Vossische  Ztg.  1904.  No.  605  (25.  XII.). 

Friedrich  d.  Gr.:  Mosapp,  Friedrichs  des  Großen 
Stellung  zur  deutschen  Literatur. 

Monatsblätter  f  deutsche  Literatur.  1904.  VIII, 
S.  493— 497,  542—547- 

Goethe:  Bol  in,  W.,  Diejubiläums-Ausgabe  von  Goethes 
Werken. 

Preußische  Jahrbücher.  1905.  CXX,  S.  536 — 544. 

— :  d,  Goethes  Rheinfahrt  1774. 

Berliner  Tageblatt.  1904.  No.  436  (27.  VIII.). 

— :  Kestner,  A.,  Bei  Goethe  auf  der  Gerbermühle. 
(Aus  dem  Tagebuche,  30.  August  1815.) 

Das  litterarische  Echo.  1905.  VII,  Sp.  1604— 1609. 

— :  Schmitz-Mancy,  Goethes  Leben  und  Werke. 

Zeitschr.  f.  lateinlose  höhere  Schulen.  1905.  XVI. 
S.  149—158. 

— :  Woerner,  R.,  Goethe  über  seine  dramatischen 
Dichtungen. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  133. 

[Anknüpfend  an  H.  G.  Graf.  Goethe  üb.  s.  Dichtungen 
III,  V  1903.  1904.] 

Gotthelf:  Stockmeyer,  K.,  Der  Pfarrer  bei  Jeremias 
Gotthelf.  Basler  Nachrichten.  1905.  No.  64 — 69. 

Grillparzer:  Müller-Ra  ab  e,R.,  Grillparzer  und  Haupt¬ 
mann.  Moderne  Rundschau.  1905.  No.  6. 

Grün:  Tardel,  H.,  Stoff  und  Quelle  des  Gedichtes 
Botenart  von  Anastasius  Grün. 

Neue  Jahrbücher  f.  d.  klassische  Altertum,  Ge¬ 
schichte  und  deutsche  Literatur.  1904.  XIII,  S.  601 
—607. 

[Petrus  Alphonsus,  Disciplina  clericalis ;  Schubart,  Der 
kalte  Michel;  J.  P.  Hebel.] 

Gruppe:  Blüthgen,  V.,  Ein  Vergessener.  Zum  100. 
Geburtstage  Otto  Friedrich  Gruppes. 

Berliner  Tageblatt.  1904.  No.  189  (14.  IV.). 

Harsdörffer:  Karsten,  G.  E.,  Ein  Faßritt  und  ein 
Dantelied  bei  Harsdörffer.  [Gesprächsspiele,  Mün¬ 
chen  1643.  S.  266.] 

Journal  of  English  and  Germanic  Philology .  1904. 
V,  S.  355-357- 

Heine:  Karpeles,  G.,  Drei  Heine-Forscher.  [Joseph 
Nassen,  L.  P.  Betz,  K.  Emil  Franzos.] 

Berliner  Tageblatt.  1904.  Der  Zeitgeist.  No.  15 
(II.  IV.). 

— :  Karpeles,  G.,  George  Sand  und  Heinrich  Heine. 

National-Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage  No.  33  (14. 
VIII.). 

Herder:  Bruntsch,  M.,  Der  Geist  von  „Sturm  und 
Drang“  in  der  Paedagogik  des  jungen  Herder. 

Paedagogische  Studien.  1904.  XXV,  S.  190— 212, 
242—264. 


5 


Beiblatt. 


(Rundschau  der  Presse.) 

Herden  Götz,  H.,  War  Herder  ein  Vorgänger  Darwins. 
Vierteljahr ss ehr.  f  wissenschaftl.  Philosophie  u. 
Soziologie.  1902.  XXVI,  S.  391 — 422. 

— :  Francke,  O.,  Herder  und  das  Weimarische 
Gymnasium.  Vossische  Ztg.  1904.  No.  591  (17.  XII.). 
— :  Mehring,  Fr.,  Johann  Gottfried  Herder. 

Die  Neue  Zeit.  1904.  XXII,  1,  S.  321—326,  385 
—389- 

— :  Seliger,  P.,  Herder-Schriften. 

Das  lilterar.  Echo.  1905.  VII,  Sp.  1562 — 1564. 
Herwegh:  Rüegg,  R.,  Zu  einer  Herwegh-Biographie. 

Die  Neue  Zeit.  1904.  XXII,  2,  S.  492 — 496. 
Victor  Hugo:  Lhomme,  F.,  Victor  Hugo. 

L'Art.  1904.  LXIII,  S.  125  —  128. 
Hume:  Jentsch.V.,  Der  lachende  Philosoph  (David 
Hume).  Die  Zeit  (Wien).  1904.  XL,  No.  520. 

Jahn:  Herrmann,  O.,  Der  Turnvater  Jahn. 

Preußische  Jahrbücher.  1904.  CXVIII,  S.  19 — 37. 
Jordan:  Spiero,  H.,  Wilhelm  Jordan. 

Die  Zukunft.  1904.  XL IX,  S.  83—87. 
Keller:  Bonus,  A.,  Zur  Charakteristik  Gottfried  Kellers. 
Preußische  Jahrbücher.  1904.  CXVIII,  S.  452— 466. 
[Über  Storm-Keller.  Briefwechsel,  hrsg.  von  A.  Köster. 

1904. J 

Laclos:  Caussy,  F.,  Les  „Liaisons  dangereuses“. 

L Ermitage.  1904.  XV,  3,  S.  241—258. 
Lavater:  H.  B.,  Ein  Jugendbrief  von  Joh.  Kaspar  La- 
vater  [16.  II.  1756]. 

Berner  Taschenbuch  auf  d.  J.  1904.  S.  138 — 143. 
Lessing:  Dwelshauvers,  G.,  Lessing. 

Revue  de  T  UniversitS  de  Bruxelles.  1904.  IX,  S. 

737-7 69. 

Macleod:  Benzmann,  H.,  Frona  Macleod,  eine  kel¬ 
tische  Dichterin. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  131. 
Mandeville:  Chiabra,  G.,  La  „favola  delle  api“  di  G. 
Mandeville. 

Rivista  di  Filosoßa.  1904.  VI,  2,  S.  71 — 79,  219 
—2  33- 

Menard:  Dwelshauvers,  G.,  Louis  Menard. 

Revue  de  P  Universite  de  Bruxelles.  1904.  IX,  S. 
241—266. 

Mörike:  Biese,  A.,  Eduard  Mörike. 

Das  humanistische  Gymnasium.  1904.  XV,  S.  226— 231. 
— :  Kalkschmidt,  E.,  Mörikes  Briefe. 

Die  Zukunft.  1904.  XLVIII,  S.  420 — 423. 
Monsigny:  Jullien,  Ad.,  Monsigny. 

L Art.  1904.  LXIII,  S.  409 — 413. 
Montesquieu:  Me  es,  J.,  L’Abbe  de  Guasco  et  les 
„Lettres  familiäres“  de  Montesquieu. 

Revue  des  Bibliotheques  et  Archiv  es  de  Belgique. 

1905.  III,  S.  115—136. 

Müsset:  Lhomme,  F.,  Alfred  de  Müsset. 

L’ Art.  1904.  LXIII,  S.  479—482. 
Newman:  Axon,  W.  E.,  The  „Dream  of  Gerontius“ 
[by  Henry  Newman  1866]. 

The  Library.  1905.  2.  Ser.  VI,  S.  281 — 287. 
Opitz:  Kvacala,  Martin  Opitz  und  Comenius. 

Monatshefte  d.  Comenius-Gesellschaft.  1903.  XII, 

s.  35—38. 


Opitz:  Stern  plinger,  E„  M.  Opitz  und  die  Antike. 
Blätter  f.  d.  Gymnasial-Schulwesen.  1905.  XLI, 
S.  177— 190. 

Petrarca:  Beck,  M.,  Petrarca  als  Demokrat. 

Vossische  Ztg.  1904.  No.  419  (7.  IX.). 
— :  Gagliardi,  E.,  Ein  Gedenkblatt  für  Francesco 
Petrarca. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage.  No.  29. 
(17.  VII.). 

— :  Lab  an  de,  L.  H.,  Les  souvenirs  de  Petrarque  et 
de  Laure  en  Avignon  et  k  Vaucluse. 

L'Art.  1904.  CXIII,  S.  513—527. 
— :  Michieli,  A.  A.,  II  Petrarca  e  Carlo  IV.  ad 
Udine  nel  1368. 

Fanfulla  della  Domenica.  1904.  XXVI,  No.  29. 

—  :  Novati,  F.,  Francesco  Petrarca. 

La  Lettura.  1904.  IV,  S.  673—684. 
— :  Persico,  G.,  II  Petrarca  a  Napoli. 

Napoli  nobilissima.  1904.  XIII,  S.  1 13— 120. 

—  :  Proto,  E.,  II  Petrarca  a  Maiori. 

Napoli  nobilissima .  1904.  XIII,  S.  177  — 179. 
Rabelais:  Dorez,  L.,  Rabelaesiana. 

Revue  des  Bibliotheques.  1904.  XIV,  S.  127 — 144. 
1905.  XV,  S.  1 — 42. 

[I.  Le  Catalogue  Rabelaisien  de  la  bibliotheque  de 
l’Abbaye  de  St.  Victor  et  le  „Dialogus  Epithalmicus  de 
Henri  Geldorp“.  —  II.  „Romip&tes“  et  „Torcoulx“. 
Janus  Pannonius,  Erasme  et  Rabelais.  —  III.  Maistre 
Jehan  Lunel.] 

— :  Thuasne,  L.,  Rabelaesiana. 

Revue  des  Bibliotheques.  1904.  XIV,  S.  281 — 304, 

1905.  xv,  s.  99—139. 

[I.  Note  sur  une  lettre  autographe  de  Rabelais.  —  II. 
Un  passage  de  la  Correspondance  d’Frasme  rapproch^ 
de  passages  similaires  de  Rabelais.  La  lettre  de  Gar- 
gantua  ä  Pantagruel.] 

—  :  Thuasne,  L.,  La  lettre  de  Rabelais  k  Erasme. 

Revue  des  Bibliotheques.  1905.  XV,  S.  203—223. 
Raynouard:  Lhomme,  F.,  Raynouard. 

L'Art.  1904.  LXIII,  S.  413—416. 
Reclus:  Hustin,  A.,  Une  lettre  d’Elie  Reclus. 

L'Art.  1904.  LXIII,  S.  120— 124. 
Reuter:  Römer,  A.,  Noch  ein  paar  Reuter-Funde. 

Berliner  Tageblatt.  1904.  No.  351  (13.  VII.). 
Rohde:  Weber,  E.,  Erinnerungen  an  Erwin  Rohde. 

Süddeutsche  Monatshefte.  1905.  II,  S.  306 — 31 1. 
Rousseau:  Morf,  H.,  Jean-Jacques  Rousseau  (1712 
— 1778). 

Jahrbuch  d.  Freien  Deutschen  Hochstifts.  1904. 

s.  78—94. 

Rudolphi :  Bredow,  M.  v.,  Karoline  Rudolphi.  Eine 
Pädagogin  des  XVIII.  Jahrhunderts. 

Frauenbildung.  1904.  III,  S.  201  — 210. 
Sachs :  G  e  n  e  e ,  R.,  Die  F astnachtspiele  von  Hans  Sachs. 

Vossische  Ztg.  1904.  No.  203  (1.  V.). 
Sainte-Beuve:  Hatvany,  L.  v.,  Sainte-Beuve. 

Die  Zukunft.  1905.  LI,  S.  242—248. 

—  :  Kellen,  T.,  Sainte-Beuve. 

Hochland.  1904.  II,  1,  S.  332-338. 


6 


Beiblatt. 


Sainte-BfiUVe :  Lhomme,  F.,  Sainte-Beuve. 

L' Art.  1904.  LXIII,  S.  325 — 332. 

— :  Pellissier,  G. ,  Sainte-Beuve  et  Taine  et  la 
Critique  contemporaine. 

Revue  des  Revues.  1904.  XLV1II,  S.  499 — 502. 

— Schneegans,  Fr.  E.,  Sainte-Beuve. 

Frankfurter  Ztg.  1904.  No.  351,  55  (21.  22.  XII.). 

— Seche,  L.,  Le  livre  d’amour  de  Sainte-Beuve. 
(Documents  inedits.) 

Revue  bleue.  1904.  5.  Ser.  I,  No.  21. 

—  :  Seche,  L.,  Sainte-Beuve  et  George  Sand. 

Revue  des  Revues.  1904.  LI,  S.  50—61. 

Sand:  Diederich,  F.,  George  Sand. 

Die  Neue  Zeit.  1904.  XXII,  2,  S.  421— 431. 

—  :  F  a  g  e ,  E.,  A  propos  du  centenaire  de  George  Sand. 

L' Art.  1904.  LXIII,  S.  361—365. 

— :  Leblond,  M.-A.,  George  Sand  et  la  Democratie. 

Revue  de  Paris.  1904.  XI,  4,  S.  75 — 102. 

—  :  Pellissier,  G.,  George  Sand. 

Revue  des  Revues.  1904.  LI,  S.  186—191. 

— :  Proudhon,  P.  J.,  George  Sand.  Aus  dem  Fran¬ 
zösischen  von  Emma  Adler. 

Die  Neue  Zeit.  1904.  XXII,  2,  S.  431—436,  473 
—477- 

Sandeau:  Lhomme,  F.,  Jules  Sandeau.  (Academiciens 
d’autrefois  XIII.)  L Art.  1904.  LXIII,  S.  43—46. 

V.  Schmid:  Hilden,  A.,  Christoph  von  Schmid. 

Borromaeus-Blätter.  1905.  II,  S.  61 — 63. 

Shakespeare:  Hofmannsthal,  H.  v.,  Skizze  zu  einem 
Shakespearevortrag. 

Die  Ziikunft.  1905.  LI,  S.  161  —  169. 

— :  Ljunggren  ,  E.,  Naar  aanleiding  van  deShakspere- 
vondst  te  Lund. 

Tijdschrift  voor  Boek  en  Bibliothekwezen.  1905. 
III,  S.  31-36. 

— :  Symons,  A.,  Romeo  and  Juliet.  Critical  comment. 

The  Magazine  of  Art.  1904.  CVII,  S.  165 — 171. 

— :  Zuidema,W.,  Shakespeare  in  Nederland.  I.Eerst 
verknoeid  en  toen  vertaald.  —  II.  Hamlet-Torquatus. 

Tijdschrift  voor  Nederlandsche  Taal-  en  Letter¬ 
kunde.  1905.  XXIV,  S.  159 — 160. 

Stifter:  Kohut,  A.,  Adalbert  Stifter  und  Gustav 
Heckenast. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No. 
170,  171. 

Strauß :  Hampe,  K. ,  Ein  Brief  von  David  Friedrich 
Strauß. 

Deutsche  Rundschau.  1905.  CXXII,  S.  298 — 300. 

— :  Salinger,  R.,  David  Friedrich  Strauß  und  Fürst 
Pückler-Muskau. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage.  No.  25 
(19.  VI.). 


(Rundschau  der  Presse.) 

Taine :  Kuntze,  Fr.,  Taines  Geschichtsphilosophie. 

Preußische fahrbiicher.  1904.  CXVIII,  S.  259— 280. 
— :  Monod,  G.,  H.  Taine  et  la  revolution  frangaise. 

Revue  bleue.  1904.  5.  Ser.  II,  No.  2. 
— :  Pascal,  F.,  L’Authenticite  de  Taine. 

Revue  bleue.  1904.  5.  Ser.  I,  No.  24,  25. 
Tennyson:  Thomson,  J.  C. ,  Tennyson’s  suppressed 
poems. 

Harßer  s  Monthly  Magazine.  1904.  CVIII,  S. 
70—85. 

Thiers:  Heyck,  Ed.,  Die  Memoiren  Thiers. 

Velhagen  Klasings  Monatshefte.  1904.  XIX, 
1,  S.  175—182. 

Uhland:  G.  M.,  Ludwig  Uhland  als  Jurist. 

Schwäbische  Kronik.  1904.  No.  221  (14.  V.). 
[Adam,  ebda.  1904.  No.  232  (21.  V.)]. 

Voltaire:  Celani,  E.,  Voltaire  e  D.  Passionei  (con  un’ 
Ode  inedita  di  Voltaire). 

Bänfulla  della  Domenica.  1904.  XXVI,  No.  19,  20. 
— :  Haag,  F.,  Die  Lausanner  Ausgabe  von  Voltaires 
sämtlichen  Werken  1770 — 1781.  Ein  Beitrag  zur 
Geschichte  der  Bernischen  Censur. 

Neues  Berner  Taschenbuch  auf  d.  f.  190g.  S. 
191—238. 

— :  Haag,  Die  Lausanner  Ausgabe  von  Voltaires 
sämtlichen  Werken.  (Aus  den  Jahren  1770 — 1781.) 
Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Bernischen  Censur. 
La  Suisse  Universitaire.  1904.  X,  S.  65 — 96. 
— :  Lanson,G.,  L’afifaire  des  „lettres  philosophiques“ 
de  Voltaire  d’aprös  des  documents  inedits. 

Revue  de  Paris.  1904.  XI,  4,  S.  367— 386. 
Walther  von  derVogelweide:  Brachmann,  F.,  Walther 
von  der  Vogelweide. 

Der  Türmer.  1905.  VII,  2,  S.  101 — 113. 
— :  Michael,  E.,  Walther  von  der  Vogelweide  und 
seine  Sprüche  gegen  die  Päpste. 

Zeitschr.  f.  kath.  Theologie.  1905.  XXIX,  Heft  2. 
Wedde:  Kreowski,  E.,  Johannes  Wedde  als  Dichter. 

Die  Neue  Zeit.  1904.  XXII,  1,  S.  771—773. 
Yeats:  Potez,  H.,  W.  B.  Yeats  et  la  Renaissance 
poetique  en  Irlande. 

Revue  de  Paris.  1904.  XI,  4,  S.  597—618,  848—866. 
Zimmermann :  Ische r,  R.,  J.  G.  Zimmermanns  Briefe 
an  Haller  1751 — 1752.  Nach  dem  Manuskript  der 
Stadtbibliothek  Bern. 

Neues  Berner  Taschenbuch  auf  d.  f.  IQ04.  S.  1  —  57. 
— :  I  scher,  R.,  J.  G.  Zimmermanns  Briefe  an  Haller 
1753 — 1754- 

Neues  Berner  Taschenbuch  auf  d.  f.  190g.  S. 

123— 173. 


Neuerwerbungen  der  Münchener  Bibliothek. 


Die  an  Zahl  der  Bücher  seit  kurzem  von  der  König¬ 
lichen  Bibliothek  zu  Berlin  um  eine  Kleinigkeit  ge¬ 
schlagene,  an  Bedeutung  des  Bücherbestandes  jener 
beträchtlich  überlegene  Kgl.  Hof  und  Staatsbibliothek 
zu  München  hält  ihren  großen  Vorsprung  in  Quantität 
und  Qualität  der  Handschriften  vor  jener  unverändert 


aufrecht.  In  letzter  Zeit  sind  ihr  auf  diesem  Felde, 
jedoch  auch  an  Büchern,  etliche  sehr  respektable  Stif¬ 
tungen  von  weiterem  Interesse  zugefallen.  Auf  dem 
Handschriftengebiete  der  Nachlaß  ihres  vorigen 
Direktors,  des  berühmten  Latinisten  Karl  v.  Halm 
(1809 — 82),  der  ja  selbst  von  1865  bis  zu  seinem  Tode 


7 


Beiblatt. 


(Neuerwerbungen  der  Münchener  Bibliothek  —  Katalog  Martin  Breslauer.) 


den  groben  „Handschriftenkatalog  der  Bibliothek  zu 
München“,  in  acht  Bänden,  überwacht  hatte.  In  diesen 
einverleibten  Halmschen  Papieren  steckt,  außer  man¬ 
cherlei  Schriftstücken  zur  Geschichte  der  großen  staat¬ 
lichen  Zentralbücherei  Baierns,  besonders  Halms  aus¬ 
gebreiteter  philologischer  Briefwechsel,  dessen  Krone 
einige  hundert  Stück  von  Theodor  Mommsen  und 
Friedrich  Ritschl  sind.  Sodann  erwarb  die  Staatsbiblio¬ 
thek  die  handschriftliche  Hinterlassenschaft  Christian 
Konrad  Schads  (1821 — 71),  des  weniger  als  Dichter 
und  Schulmann  denn  als  Herausgeber  des  „Deutschen 
Musenalmanachs“  zu  Geltung  gelangten  Literaten, 
nach  dem  nunmehrigen  Ableben  von  dessen  Sohn, 
dem  unterfränkischen  Arzt  Dr.  Georg  Schad.  Größte 
Wichtigkeit  kommt  darunter  den  teilweise  in  den 
Original-Niederschriften  vorliegenden  Manuskripten 
der  ,,Musenalmanach“-Jahrgänge  1850,  1852 — 59  sowie 
des  1868  mit  Ignaz  Hub  herausgegebenen  „Freiligrath- 
Albums“  zu,  nebst  der  zu  beiden  gehörigen  ausgedehn¬ 
ten  Korrespondenz,  in  der  kaum  ein  deutscher  Poet 
der  Periode  unvertreten  ist. 

Das  auf  den  genialen  Direktor  der  Münchner 
Akademie  der  bildenden  Künste  zurückgehende 
Wilhelm  von  Kaulbach-FxCdw  birgt  neben  vielen 
Familienbriefen  reichhaltige  Dokumente  zu  Kaulbachs 
(1805 — 74)  Leben  und  Schaffen,  sowohl  handschriftliche 
wie  gedruckte.  Deren  Benutzung  haben  die  stiften¬ 
den  Hinterbliebenen  des  Meisters  für  30  Jahre 
an  ihre  ausdrückliche  Erlaubnis  gebunden.  Aus  der 
Bibliothek  des  neuerdings  für  das  volkstümliche  Drama 
in  München  („Münchner  Volkstheater“)  eifrig  tätigen 
Dramaturgen  und  Dramatikers  August  Fresenius 
(geb.  1834  zu  Frankfurt  a.  M.,  nicht  mit  seinem  gleich¬ 
namigen  Vetter,  1886 — 91  Herausgeber  der  „Deut¬ 
schen  Literaturzeitung“,  zu  verwechseln)  ist  die  fran¬ 
zösische  Abteilung  hergeschenkt  worden.  Neben  einer 
Reihe  größerer  geschichtlicher  und  literarhistorischer 
Werke  befindet  sich  darunter  in  erster  Linie  seine 
einzigartige  Sammlung  älterer  französischer  Theater¬ 
literatur,  die  in  Deutschland  ohne  jedes  Seitenstück 
dasteht  und  um  so  stärkere  Teilnahme  beansprucht, 
als  sie  dem  bisherigen  Besitzer  sichere  Unterlagen 
für  seine  nicht  nach  Gebühr  gewürdigte  Wirksamkeit 
bei  König  Ludwigs  II.  vielberufenen  Separatvor¬ 
stellungen  an  die  Hand  gegeben  hat.  Man  erkennt 
schon  aus  diesen  kurzen  Andeutungen,  in  welchem  her¬ 
vorragenden  Maße  diese  neuerlichen  Zuwendungen, 
abgesehen  von  ihrer  allgemein  inhaltlichen  Bedeutung 
besonders  für  die  süddeutsche  Kultur-,  Literatur-,  Kunst 
und  Gelehrtengeschichte  wichtig,  das  Eigentum  der 
Hof-  und  Staatsbibliothek  bereichern.  Hier  ist  Anlaß, 
auf  eine  etwas  ältere  Schenkung  zurückzukommen, 
nämlich  auf  Wilhelm  Hertz\  des  ausgezeichneten 
Dichters  und  Germanisten,  Forschemotizen.  Wir 
tun  dies  am  besten  mit  O.  B.’s  kundigen  Worten 
in  seinem  warm  nachdrucksvollen  Referat  über 
W.  Hertz’  „Gesammelte  Abhandlungen“  (aus  dem 
Nachlaß  oder  entlegenen  Druckstellen;  Stuttgart-Berlin, 
Cotta,  1905),  in  der  Beilage  zur  „Allgemeinen  Zeitung“ 
Nr.  221  vom  24.  September  1905:  „Wie  viele  Früchte 
dieser  unermüdlichen  wissenschaftlichen  Tätigkeit 


ruhen  noch  uneingeemtet  in  den  Kollektaneen,  die  der 
Forscher  hinterlassen  hat  und  die  jetzt,  in  80  Kästen, 
jeder  mit  überreichem  Inhalt,  auf  der  Münchener 
Staatsbibliothek  verwahrt  werden!  Auch  nur  eine 
Übersicht  über  diesen  Reichtum  zu  geben  oder  Aus¬ 
wahlen  daraus  zu  veröffentlichen ,  würde  jahrelange 
Arbeit  in  Anspruch  nehmen.  Und  wie  viele  nach¬ 
kommende  Sagenforscher  können  wohl  von  diesen 
Schätzen  zehren,  deren  Fülle  selbst  das  übertrifft,  was 
Reinhold  Köhler  und  Felix  Liebrecht,  die  großen 
Sammler  auf  diesem  Gebiete,  hinterlassen  haben!“ 
München.  Ludw.  Frankel. 


Katalog  Martin  Breslauer. 

Herr  Martin  Breslauer,  einer  unserer  jüngsten,  fein¬ 
gebildetsten  und  tatkräftigsten  Berliner  Buchhändler, 
hat  sich  seit  Auflösung  der  Firma  Breslauer  &  Meyer 
gänzlich  dem  Antiquariat  gewidmet  und  unter  eigenem 
Namen  ein  Geschäft  Unter  den  Linden  16  begründet. 
Für  jeden  Bücherfreund  wird  es  schon  eine  Freude 
sein,  diese  Geschäftslokalitäten  zu  betreten,  die  mit 
dem  vornehmen  Geschmack  eines  Mannes  ausgestattet 
sind,  der  nicht  nur  Händler  und  Vermittler,  sondern 
zugleich  ein  passionierter  Bibliophile  ist,  der  nicht  allein 
aus  kaufmännischem  Interesse  sammelt,  sondern  mit 
dem  wissenschaftlichen  Eifer  des  Forschers.  Eine  Frucht 
gewissenhafter  Forschung  ist  auch  der  kürzlich  ver¬ 
ausgabte  erste  Katalog  Martin  Breslauers:  ein  statt¬ 
licher  Oktavband  von  VIII  und  236  Seiten  in  aus¬ 
gezeichneter  typographischer  Anordnung  mit  über  hun¬ 
dert  Faksimilereproduktionen  und  zahlreichen  litera¬ 
risch-bibliographischen  Anmerkungen.  Der  Katalog 
(Preis  4  cdl)  umfaßt  in  720  Nummern  eine  Anzahl  zum 
Teil  hervorragend  seltener  Werke;  der  Raum  erlaubt 
uns  nur,  einiges  wenige  daraus  anzuführen. 

Aus  den  Ablaß-  und  Beichtbriefen:  der  von  Richard 
Fakes  in  London  1519  gedruckte  Indulgenzbrief,  dann 
das  einzige  bekannte  Exemplar  des  Ablasses  von  1482, 
von  dem  es  noch  nicht  feststeht,  ob  er  in  Lübeck  oder  in 
Rostock  gedruckt  worden  ist,  ferner  die  Bulle  Sixtus  IV., 
für  die  Schöffer  1480  die  ältesten  Typen  Gutenbergs 
benützte,  auch  eine  große  Rarität,  da  von  ihr  nur  noch 
drei  andere  Exemplare  existieren.  Es  folgen  eine  An¬ 
zahl  Aldinen  und  Americanas  (unter  denen  die  Cosmo- 
graphie  des  Maurolycus,  Venedig  Junta  1543,  und  die 
deutsche  Vespucci-Ausgabe,  Nürnberg  1508,  erwähnt 
werden  mögen),  eine  Auswahl  seltener  Volksbücher 
(Ludecus,  Heilige  Blut  zu  Wilsnack,  Wittenberg  1586), 
Bücher  mit  Widmungen  und  berühmtem  Vorbesitz 
(Flavius  Blondus,  Historia  Romanorum,  Venedig  1483, 
mit  Marginalien  von  der  Hand  Konrad  Peutingers;  ein 
Sammelband  aus  dem  Besitze  Pirkheimers  mit  Dedi- 
kationen  von  Eobanus  Hessus  und  Chr.  Scheurl),  ferner 
als  interessante  Kuriosität  des  Crispus  de  Montibus 
Repetitio  tituli  institutionum  de  haeredibus,  Venedig 
1490,  mit  dem  ersten  Dreifarbendruck  (als  zweiter  folgte 
der  Dreifarbenholzschnitt  in  Ratdolts  Missale  Pata- 
viense).  Unter  den  Einblattdrucken  seien  angeführt: 
die  erste,  ungemein  seltene  Ausgabe  von  Fischarts 
Kuttenstreit,  der  sog.  „lange  zeddul“,  o.  O.  u.  J.  (um 


8 


Beiblatt. 


1 577)»  ferner  der  Bericht  der  deutschen  Kaufleute  aus 
dem  Stahlhof  in  London  vom  3.  März  1526  an  den 
Rath  von  Cöln  über  das  Verbot  lutherischer  Schriften, 
den  man  wohl  als  Unikum  bezeichnen  kann.  Sehr 
interessant  ist  die  Flugschriftensammlung,  die  Bekkers 
„Bezauberte  Welt“  hervorrief,  47  holländische  Ab¬ 
handlungen  aus  den  Jahren  1692 — 1721,  weiter  die 
deutsche  Erstausgabe  von  Leonhard  Fuchs’  Kräuter¬ 
buch  (Basel  1543),  dann  Geilers  Emeis,  Straßburg  1516, 
und  die  Brösamlein,  ebda.  1517,  sowie  Luthers  Kercken 
Postilla,  Wittenberg  1563,  mit  ihren  80  halbseitigen 
Holzschnitten  eines  unbekannten  Meisters. 

Aus  der  Abteilung  der  Inkunabeln  verdient  Er¬ 
wähnung  eine  Passio  domini,  die  zwar  (Biel)  von  1509 
datiert  ist,  in  der  aber  Gutenbergs  älteste  Typen  Ver¬ 
wendung  gefunden  haben.  Die  Hypnerotomachia  des 
Poliphilus  von  1499  fehlt  nicht,  ebensowenig  Schedels 
Chronik  von  1493  und  der  Speyghel  der  Dogede, 
Lübeck  1485.  Daneben  steht  manches  bisher  un¬ 
bekannt  Gebliebene:  so  ein  Lucian  von  ca.  1470 
(Straßburg,  Eggesteyn)  und  ein  Erfurter  Druck  von 
ca.  i486  (zwei  Traktate  von  Johannes  von  Dorsten). 
Ferner  seien  notiert  das  höchst  seltene  Doctrinale 
Grosses,  Straßburg  ca.  1478,  des  Ludolphus  de  Saxonia 
Leben  Christi  von  1495,  Thomas  Murners  Erstlingswerk, 
Kirchheim  i/E.  1499,  und  ein  Probedruck  aus  Schön- 
spergers  Offizin,  wohl  aus  dem  Jahre  1493.  Zu  einer 
Prachtkollektion  ist  eine  Anzahl  Schriften  über  den 
Kölnischen  Judenbücherstreit  vereinigt.  Wir  finden 
dort  die  Traktate  Victor  von  Carbens  über  die  Jung¬ 
frauschaft  Mariä,  Ecks  Judenbüchlein,  die  Epistolae 
clarorum  virorum  Reuchlins  und  vier  Drucke  der  Epi¬ 
stolae  obscurorum  virorum,  ferner  die  Schriften  Hoch- 
stratens  und  Pfefferkorns,  Sickingens  Erwiderung  in 
zwei  Drucken  und  unter  den  Werken  Reuchlins  auch 
dessen  berühmten  Augenspiegel  von  1511.  Eine  Schul¬ 
wandtafel  von  1495,  die  Glaubensgebote  für  Kinder 
enthaltend,  ist  wohl  Unikum ;  von  der  lateinischen  Über¬ 
setzung  des  Kleinen  Katechismus,  dem  Enchiridion 
piarum  precationum,  Wittenberg  1529,  kennt  man  nur 
noch  das  Wolfenbütteler  Exemplar,  ebenso  ist  Luthers 
Betbüchlein  von  1 523  eine  erlesene  Rarität.  Das  führt 
uns  seiner  Illustrationen  wegen  auf  die  Schlußabteilung 
des  Katalogs:  das  Werk  des  Hans  Weiditz,  von  dem 
nicht  weniger  als  29  Bücher  aufgeführt  sind,  darunter 
der  Boccaccio  von  1545,  der  Cicero  von  1531  in  erster 
und  zweiter  Auflage,  Huttens  Exhortatorium  (Augsburg 
1519),  der  Justinus  von  1531  und  der  berühmte  Petrarca. 
Viel  Seltenes  weisen  auch  die  Monumenta  paedagogica 
des  Verzeichnisses  auf,  aber  es  ist  leider  nicht  möglich, 
auf  die  Einzelheiten  näher  einzugehen.  A 


Autographenauktion  Meyer  Cohn. 

Die  Versteigerung  des  ersten  Teils  der  köstlichen 
Handschriftensammlung  Alexander  Meyer  Cohns  fand 
vom  23.  bis  28.  Oktober  bei  J.  A.  Stargardt  in  Berlin 
statt  und  nahm  einen  glänzenden  Verlauf.  Wir  müssen 
uns  für  heute  auf  die  Mitteilung  der  Hauptanziehungs¬ 
punkte  beschränken,  machen  aber  darauf  aufmerksam, 


(Katalog  Martin  Breslauer  —  Autographenauktion  Meyer  Cohn.) 

daß  Interessenten  den  auf  besseres  Papier  abgezogenen 
Gesamtkatalog  mit  eingetragenen  Preisen  (für  M.  20) 
von  der  genannten  Firma  beziehen  können. 

Fürsten.  Otto  I.,  Pergamenturkunde  a.  d.  J.  941 
mit  eigenhändigem  Signum  M.  300 ;  Friedrich  Barba¬ 
rossa,  Pergamenturkunde  von  1166,  eigenhändiges 
Signum,  M.  600 ;  Karl  V.,  eigenhändiger  Brief  an  Papst 
Clement  VII.  Augsburg  30.  10.  1530  M.  700;  zwei 
weitere  Briefe  Karls  V.  an  seinen  Sohn  Philipp  M.  1990 ; 
Friedrich  der  Große,  20  Briefe  aus  dem  Jahre  1785  an 
den  Herzog  von  Braunschweig- Lüneburg  M.  1600 ; 
Kaiser  Wilhelm  I.  an  Prinz  Karl  30.  6.  1814  M.  560; 
Wilhelm  der  Eroberer  von  England,  Schenkungsur¬ 
kunde  M.  250;  Catharina  von  Aragonien  22.  6.  1531  an 
ihren  Gesandten  Mendoza  in  Portugal  M.  1150;  Königin 
Elisabeth  L.  s.  sousc.  aut.  17.  5.  1594  an  den  Herzog 
von  Württemberg  M.  1150;  Napoleon  an  Josefine  nach 
der  Schlacht  von  Arcole  M.  2510;  Napoleon  an  Barras 
M.800;  Josephine  27. 5. 1810  anHortense  M.  ui;  Herzog 
von  Reichsstadt  Wien  17.  3.  32  an  Maria  Louise  M.  425 
(gegen  M.  660  im  Jahre  1886);  Marie  Antoinette  31.  7. 
86  M.  820;  Elisabeth  Charlotte  26.  1.  19  M.  400 ;  Lud¬ 
wig  XIV.  12.  7.  1672  an  Turenne  M.  300;  der  Große 
Kurfürst  23.3.  1671  M.  560;  Erbprinzeß  Wilhelmine  von 
Bayreuth  6.  8.  1757  an  Friedrich  den  Großen  M.  300 ; 
Königin  Luise  an  Prinz  Heinrich  M.  350;  Briefe  Fried¬ 
rich  Wilhelms  III.  M.  310  und  361 ;  Zeichenheft  Wil¬ 
helms  I.  aus  Memel  1807  M.  400;  König  Ludwig  II.  an 
Kainz  25.  9.  82  M.  350;  Kaiserin  Katharina  II.  22.  2. 
1760  M.  400 ;  Johann  II.  von  Spanien  Doc.  s.  Madrid 
1424  M.  231 ;  Philipp  II.  23.  12.  1593  M.  300. 

Kriegs-  und  Staatsmänner.  Gneisenau  4.  10.  14 
M.  425;  Blücher  27.  2.  15  M.  36 1 ;  Bismarck  29.  12.  86 
an  Kaiser  Wilhelm  M.  1000-— ebenso  27.  12.  82  M.  810 — 
ebenso  an  den  Kronprinzen  15.  1.  83  M.  550;  Andreas 
Hofer  27.  9.  09  M.  455;  Camille  Desmoulins  5.  4.  1794 
M.  41 1;  Marat  4.  7.  93  M.  370 ;  Robespierre  M.  350 ; 
Saint -Just  20.  7.  92  M.  225. 

Schriftsteller.  Sebastian  Brant  1505  M.  440 ;  Paul 
Gerhardt  12.  9.  1668  M.  405;  Murner  13.  1.  1521  an 
Brant  M.  701 ;  Luther  1525  M.  1400;  114  Briefe  von  Bert- 
hold  Auerbach  M.  155;  8  Briefe  von  Anastasius  Grün 
M.  161;  Bodenstedt  M.  30  und  17. 50;  CI.  Brentano  M. 
120;  Bürger  M.  39,  81, 65,  30 ;  Chamisso,  Korrespon¬ 
denz  mit  Hitzig,  M.  132;  Freiligrath,  24  Briefe  M.  160 ; 
Geibel,  22  Briefe  M.  130,  Briefe  an  Hemsen  M.  71 ; 
Goethes  Urgroßvater  Textor,  Stammbuchblatt  M.  30.; 
Goethes  Großvater  M.  105;  Goethes  Vater  M.  161; 
Goethes  Mutter,  2  Briefe  ä  M.  400  an  Krespel  und  Frau 
von  Stein;  Goethes  Briefe  an  F.  H.  Jacobi  M.  12100; 
81  Briefe  Goethes  an  Reinhardt  M.  2305;  Goethe,  9 
Briefe  an  Einsiedel  M.  550;  Goethe  an  Schönborn  Juli 
1774  M.  2100;  an  die  Karschin  28.  8.  75  M.  510;  an  die 
Branconi  16.  10.  80  M.  801 ;  Manuskript  „Satyros“  M. 
351 ;  an  seinen  Sohn  August  M.  245;  Manuskript  „Zum 
Shakespeare  Tag“,  8  Seiten,  M.  7000 ;  ein  1772  —  73 
in  Darmstadt  entstandener  dramatischer  Scherz  M.  905 ; 
ein  Exemplar  der  „Iphigenie“  mit  Widmungsgedicht 
an  Mad.  Milder  M.  1360;  Christiane  Vulpius  M.  225; 
August  Goethe  16.  11.  16  M.  150 ;  Behrisch,  Dessau 
1776,  M.  60.50;  Friederike  Brion,  Albumblatt  M.  780; 


Z.  f.  B.  1905/1906.  Beiblatt  8. 


9 


2 


Beiblatt. 


(Autographenauktion  Meyer  Cohn  —  Kataloge  —  Inserate.) 

die  Hendel-Schütz  22.  n.  08  M.  85;  K.  W.  Jerusalem, 
Wetzlar  8. 10. 70,  M.  306;  Charlotte  BufF-Kestner3i .  5 . 21 
M.  202;  ihre  Silhouette  M.  170;  Susanne  Klettenberg 
11.  8.  72  M.  100;  200  Briefe  von  Elisabeth  Oeser  M.  450; 
Corona  Schroeter  15.  2.  1784  M.  275;  Lili  Schönem ann- 
Türckheim,  Albumblatt  M.  250;  Maler  Seekatz  20.  9. 
1763  an  Rath  Goethe  mit  dessen  Antwort  M.  300 ;  5  Briefe 
von  Hauff  an  Moritz  Pfaff  und  Th.  Hell  M.  930 ;  80 
Briefe  Hebbels  M.  80;  E.  T.  A.  Hoffmann  18.  7.  15  M. 
170;  Kleist,  34  Briefe  an  Wilhelmine  von  Zenge  M.2970; 
sein  Abschiedsbrief  an  den  Kriegsrat  Peguillhen  21.  11. 
11  M.  1300,  ein  Brief  an  Iffland  über  die  Ablehnung 
des  „Käthchen“  12.  8.  10  M.  490,  Gedicht  an  Kaiser 
Franz  M.  610 ;  Klinger  an  Boie  30.  1.  1778  M.  175. 

A 


Kataloge. 

Zur  Vermeidung  von  Verspätungen  werden  alle  Kataloge  an  die  Adresse 

des  Herausgebers  erbeten.  Nur  die  bis  zum  25.  jeden  Monats  ein¬ 
gehenden  Kataloge  können  für  das  nächste  Heft  berücksichtigt  werden 

Deutschland  und  Österreich-Ungarn. 

Heinrich  Lesser  (Ph.  Brand)  in  Breslau  II.  No.  308. 
Kulturgeschichte ,  Vergriffenes. 

K.  Th.  Völcker  in  Frankfurt  a/M.  No.  257.  Geschichte 
und  H Hilfswissenschaften.  VI.  Abt. 

Max  Harrwitz  in  Berlin  W.  35.  No.  103  a  uud  103  b. 
Alte  Medizin,  Psychopathia  sexualis.  —  No.  10 1. 
Deutsche  Literatur  von  1730  an  (L — Z). 

A.  Buchholz  in  München.  No.  42.  Philosophie,  katho¬ 
lische  Theologie. 

F.  Malota  in  Wien  IV.  No.  3.  Rechts-  und  Staats¬ 
wissenschafte?}  . 

Alfr.  Lorentz  in  Leipzig.  Leipz.  Antiquar-Büchermarkt 
No.  65.  Philosophie,  Pädagogik,  Kunst,  Geschichte, 
Literatur,  Varia. 

Gilhofer  Ranschburg  in  Wien  I.  Anz.  No.  75.  Varia, 

Seltenheiten. 

Rieh.  Bertlmg  in  Dresden  A.  No.  56.  Kunst  und 
Kunstgeschichte  (Menzel,  Rethel,  Richter,  Hand¬ 
zeichnungen,  Aquarelle,  Ölbilder). 

M.  Edelmann  in  Nürnberg.  No.  32/33.  Bayern.  An¬ 
sichten,  historische  Blätter,  Kostüme,  Porträts  etc. 

List  (F  Francke  in  Leipzig.  No.  372.  Musikliteratur , 
Musikalien,  Theater  u?id  Tanz,  Autographen  von 
Musikern  und  Bühnenkiinstle?'n.  —  No.  374.  Kunst¬ 
geschichte  und  Kunstgewerbe. 

F.  Waldau  in  Fürstenwalde  (Spree).  No.  3.  Deutsche 
Literatur ,  illustrierte  Bücher,  Kultur  u?id  Sitte , 
Kuriosa. 

Ottosche  Buchhandlung  in  Leipzig.  No.  558-  Deutsche 
Sprache  und  Literatur  bis  zum  Ausgang  der 
klassischen  Periode. 

Th.  Acker?nann  in  München.  No.  543.  Rechtswissen¬ 
schaft.  —  No.  545.  Deutsche  Belletristik  seit  1840. 

R.  Levi  in  Stuttgart.  No.  160.  Varia. 

Jos.  Baer  Co.  in  Frankfurt  a/M.  No.  518.  Folklore.  — 
No.  519.  Münzkunde.  —  No.  514.  Englische  Literatur. 
—  Frankfurter  Bücherfreund  IV,  5/6.  mit  Essai: 
Das  Lied  von  der  Schlacht  bei  Hemmingstedt 
(Lübeck,  Arndes,  um  1500). 


Exlibris- 


Die  Aufnahme  einer  Adresse  kostei 
Rubrik  für  ein  Heft  i  Mk.,  Jahres-Al 
10  Mk.,  Halbjahres -Abonnement 


Dr.  R.  W.  Carl, 

(Zeichnung  von  Otto  Eckmann.) 


Düsseldorf 
Schumannstr.  34 


Prof.  Dr.  Gustav  Dirner,  Budapest 

(Radierung  v.  J.  Farago)  tauscht  nur  geg.  Bestes.  KigyÖt^r  I 


Julius  Goldmann,  Aich  bei  Karlsbad 

Zeichnung  von  Felix  Maltz  auf  Büttenpapier. 

Tauscht  auch  Dubletten. 

Buchhändler  Emil  Jaensch  Blasewitz-Dresden 

(Zeichnung  von  W.  Witting,  Dresden  )  Schillerplatz  7  II 

Frau  Kommerzienrat  Klasing,  geb.  Quentell, 

Bielefeld 

Frau  Hedwig  Klasing,  Leipzig-Eutritzsch 

Bleichertstr.  11 

Josefine  Lechner,  Reichenberg,  Böhmen 

Radierungen  von  Orlik  u.  Naish  nur  gegen  Gleichwertiges. 

Frau  Pastor  Schreiber,  Leipzig-Gohlis 

Wilhelmstraße 


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10 


Beiblatt. 


F.  Kliiber  in  München.  No.  142.  Kulturgeschichte , 
Kuriosa,  alte  Medizin,  Okkultistnus. 

V.  Eytelhuber  in  Wien  VIII.  No.  17.  Varia. 

Max  Jaeckel  in  Potsdam.  No.  12.  Kunst  und  Künstler 
(Chodowiecki,  Dore,  Grandville,  Hosemann,  Menzel, 
Pocci,  Richter,  Schwind  u.  a.). 

M.  Glogau  jr.  in  Hamburg.  No.  69.  Kulturgeschichte, 
Kuriosa,  Varia. 

G.  Pietzsch  in  Dresden  A.  No.  13.  Belletristik,  Zeit¬ 
schriften,  Varia. 

Matth.  Mittermiiller  (A.  H.  Huber)  in  Salzburg.  No.  32. 
Musik  und  Theater. 

Jiirgensen  &•*  Becker  in  Hamburg.  No.  21.  Aus  allen 
Gebieten,  Hamburgensien.  —  No.  22.  Kultur  und 
Sitte,  spanische  Literatur ,  Varia. 

Heinrich  Kerler  in  Ulm.  No.  343.  Nationalökonomie, 
Politik. 

Moritz  Stern  in  Wien  I.  No.  7/8.  Ältere  Drucke , 
Kuriosa ,  Varia. 

E.  Kantorowicz  in  Berlin  W.  9.  No.  70.  Volks -  und 
Sprachkunde. 

Süddeutsches  Antiquariat  in  München.  No.  72. 
Deutsche  Literatur  ijßo — 1850.  —  No.  73.  Katho¬ 
lische  Theologie. 

Adolf  Weigel  in  Leipzig.  No.  83.  Theater,  Musik  und 
Lied. 

Heinr.  Saar  in  Wien  IX.  No.  3.  Literatur. 

Lipsius  Tischer  in  Kiel.  No.  81.  Die  Bibliothek 
Maximilian  Wolfgangs  von  Goethe. 

C.  G.  Boerner  in  Leipzig.  Auktionskatalog  der  Goethe- 
Bibliothek  Biederma?in  (13.  10.  05  ff.). 

Max  Perl  in  Berlin.  No.  65.  Varia. 

Ernst  Frensdorff  in  Berlin.  Bücher  Angebot  (mit  ab¬ 
gekürzten  Titeln)  No.  1.  Berlin,  Friedrich  der  Große, 
deutsche  Literatur,  Varia. 

Bangel  6°  Schmitt  (O.  Petters)  in  Heidelberg.  No.  36. 
Bibliotheca  Historica  I:  Historische  Hilfswissen¬ 
schaften. 

O.  Gerhardten.  Berlin  W.  50.  No.  51.  Gelehrtengeschichte. 

Ausland. 

M.  Labadille  in  Paris.  No.  4.  Französische  Literatur, 
Kuriosa. 

Fr.  Perrella  in  Neapel.  No.  20.  Musik ,  Theater,  schöne 
Einbände,  Varia. 

A.  Geering  in  Basel.  No.  305.  Theologie. 

J.  Gamber  in  Paris.  No.  31.  Kunst,  Bibliographie, 
Folklore,  Verschiedenes. 

E.  /.  Brill  in  Leyden.  No.  67.  Sanskrit . 


Inhalt  des  Hauptblattes. 

(Heft  8  —  November  1905.) 

Sweinheim  und  Pannartz.  Von  Kl.  Löffler.  —  Eine 
Lavater-Mappe.  Von  K.  F.  Nowack.  Mit  3  Abbildungen. 
—  Schauspielerbriefe  aus  dem  Ifflandkreise.  I.  F.  W. 
Götter.  Von  L.  Geiger.  Mit  2  Porträts.  —  Das  Stamm¬ 
buch  Fritz  von  Steins.  II.  Von  F.  v.  Zobeltitz.  Mit 
1  Porträt  und  2  Faksimiles.  —  Die  Weigelsche  Manu¬ 
skript-  und  Miniaturensammlung.  Von  A— i.  Mit  4  Ein¬ 
schaltblättern.  —  Chronik.  Mit  4  Abbildungen. 


(Kataloge  —  Inserate.) 

Neuester  Antiquar.- Katalog  No.  34: 

Deutsche  Literatur 

Dieterich’sche  Buchhandlung,  Göttingen. 

Soeben  erschien: 

Katalog  No.  1 14:  Kunstblätter,  Kuriosa 

Alte  interess.  Landkarten.  Städteansichten.  Schlachten¬ 
bilder.  Historische  Blätter.  Inter,  und  seltene  Porträts. 
Zusendung  gratis  und  franko. 

Wilhelm  Scholz,  Braunschweig 

Antiquariat  und  Buchhandlung. 

Antiquariatskatalog  No.  270 

Deutsche  und  fremdsprachl.  schönwissenschaftl. 
Literatur  —  Illustrierte  Werke  —  Kunst 

B.  Seligsberg  in  Bayreuth. 

Neue  Verzeichnisse  meines  Antiquariats: 

Katalog  No.  68 

Deutsche  Literatur 

Theater,  Musik,  Kunst,  Volkslieder,  Sagen  etc. 
4421  Nummern. 

Katalog  No.  69 

Kulturgeschichte 

Kuriosa,  Frau,  Liebe  und  Ehe,  Okkultimus,  Ältere 
Medizin,  Geschichte  u.  Geographie,  Schleswig-Holstein, 
Hamburg.  2925  Nummern. 

M.  Glogau  jr.,  Hamburg 

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Bücherfreunde 

finden  in  meinem  Kataloge  No.  1 13: 

Deutsche  Sprachdenkmäler  und 
Deutsche  Literatur  bis  1750 

eine  ganze  Sammlung  [2588  Nrn.]  von  seltenen  Büchern 
der  älteren  deutschen  Literatur,  darunter  typographische 
Schätze  ersten  Ranges  mit  reichem  Buchschmuck. 

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bis  zum  Ende  des  neunzehnten  Jahrhunderts 

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11 


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Verlag  von  Helbing  und  Lichtenhahn  in  Basel. 

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Das  Exlibris  in  der  Schweiz  und  in  Deutschland 

Ein  Handbuch  für  Sammler  und  Freunde  der  Exlibris -Sitte 

von 

Emanuel  Stickelberger 

Präsident  des  Exlibris- Club  „Basilea“. 

In  hochelegantem  Leinwandeinband  nach  Originalzeichnung  von  Paul  Barth,  mit  200  Kunst¬ 
beilagen  und  Textillustrationen  in  Kupferstich,  Radierung,  Heliogravüre,  Originalsteindruck, 
Holzschnitt,  Dreifarbendruck,  Bleischnitt,  Autotypie  und  Strichätzung. 

Ladenpreis  12  Mark. 

Autoritäten  auf  dem  Exlibris-Gebiete,  wie  Karl  Emich  Graf  zu  Leiningen- Westerburg  in  München, 
Edmond  des  Robert  in  Nancy  und  Jean  Grellet,  Präsident  der  „Schweizerischen  heraldischen 
Gesellschaft“  in  St.  Gallen,  haben  sieb  über  die  Publikation  in  lobendster  Weise  ausgesprochen. 

Zu  beziehen  durch  alle  Buchhandlungen,  sowie  direkt  vom  \lerlage. 

Adresse  für  Deutschland:  St.  Ludwig  i.  E. 


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Grundzüge  der  Wappenkunst 

verbunden  mit  einem 

Handbuch  der  heraldischen  Terminologie 
und  einer 

heraldischen  Polyglotte. 

326  Seiten  Text  mit  36  Tafeln  und  35  Blatt  Tafelerklärungen 
in  gr.  4°. 

In  3  broschierten  Lieferungen  ä  6  Mark  oder  komplett 
gebunden  20  Mark. 

Gustav  A.  Seyler, 

Geschichte  der  Heraldik. 

872  Seiten  Text  mit  520  eingedruckten  Abbildungen  und 
14  Tafeln  in  gr.  40. 

In  11  broschierten  Lieferungen  ä  6  Mark  oder  komplett 
gebunden  70  Mark. 


Beide  Werke  sind  von  der  Kritik  einstimmig  als  das 
Hervorragendste  und  Beste,  was  auf  dem  Gebiete  dieser 
Wissenschaft  existiert,  bezeichnet  worden  und  für  jeden 
Fachmann,  als  auch  für  Laien,  die  sich  über  diesen  Zweig 
der  Geschichtswissenschaft  des  Näheren  unterrichten  wollen, 
unentbehrlich.  Sie  bilden  die  Einleitungsbände  A  und  B 
von  Siebmachers  Wappenbuch,  neue  Ausgabe,  über  das 
genaue  Berichte  gerne  gratis  und  franko  per  Post  zu 
Diensten  stehen. 

Auf  Wunsch  können  beide  Werke  auch  nach  und  nach 
in  Lieferungen  bezogen  werden. 

Die  Verlagsbuchhandlung 

Bauer  &  Raspe 
in  Nürnberg. 


12  — 


Beiblatt 


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wissenschaftlicher  Werke  stets  erwünscht. 
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=  Katalog  II  = 

Porträts 

Städteansichten 

Kunstblätter 

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und  steht  gratis  und  franko  zu  Diensten. 

Franz  Stöpel,  Kunstantiquariat,  Leipzig 

Floßplatz  33. 


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In  der  Sammlung 

Kulturgeschichtlicher  Monographien 

herausgegeben  von 

Hanns  von  Zobeltitz 

ist  soeben  erschienen: 

Band  16 

Der  Holzschnitt 

von 

Dr.  Max  Osborn. 

Preis  3  Mark. 

Für  einen  erstaunlich  billigen  Preis,  3  Mark,  wird 
hier  zum  ersten  Male  eine  meisterliche,  frische  Ge¬ 
schichte  des  Holzschnitts  geboten,  die  sich  nicht  auf 
das  Wort  beschränkt,  sondern  dieses  —  und  gerade 
das  war  hier  notwendig  —  in  überraschender  Weise 
durch  die  Illustration  begleitet.  Der  überwältigend 
reiche  Bilderschmuck  —  der  Band  bringt  13g  Ab¬ 
bildungen  und  nicht  weniger  als  16  Kunstbeilagen  — 
gestaltet  daher  das  Buch  zu  einer  kleinen  kunst¬ 
geschichtlichen  Encyklopädie,  die  das  Schaffen  der 
großen  Meister  von  Jost  Amman,  Dürer,  Holbein, 
Altdorfer,  Cranach  usw.  über  Menzel  und  Schwind 
bis  zur  Gegenwart  verfolgt,  in  der  der  Holzschnitt 
zwar  als  Illustrationsmittel  zurücktritt,  aber  als  selbst¬ 
ständiges  Kunstmittel  neue  Erfolge  zu  erringen  sich 
anschickt.  In  Verbindung  mit  der  früher  in  derselben 
Sammlung  erschienenen  Monographie  „Der  Kupfer¬ 
stich“  von  Prof.  Hans  Singer  bildet  das  Buch  eine 
famos  orientierende,  vielfach  anregende  Geschichte  der 
graphischen  Kunst,  und  man  möchte  unwillkürlich 
wünschen,  daß  es  jeder  Kunstfreund  auf  seinem 
Weihnachtstisch  fände. 


Verlag  von  Velhagen  &  Klasing 

in  Bielefeld  und  Leipzig. 

Zw  beziehen  durch  alle  Buchhandlungen. 

J 


13 


Beiblatt. 


(Inserate.) 


Verlag  von  Velhagen  &  Klasing  in  Bielefeld  und  Leipzig. 


Soeben  erschienen: 

Andrees 

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Grosser  Handatlas 

gänzlich  neubearbeitete 
*  Ulli  stark  vermehrte  -== 

Jubiläums- Ausgabe 

Herausgegeben  von  A.  Scobel 
in  56  Lieferungen  ä  50  Pfennig  zu  beziehen. 

Preis  gebunden  in  Halbfranz  32  Mark. 

Diese  Jubiläumsausgabe  darf  gleich  der  ersten  Auflage  vor  fünfund¬ 
zwanzig  Jahren  als  ein  Ereignis  auf  dem  Gebiete  des  Atlantenverlages 
bezeichnet  werden. 

Die  Zahl  der  Karten  ist  von  186  auf  207  Seiten  gestiegen.  Gleichen 
Schritt  mit  dieser  räumlichen  Erweiterung  hat  der  innere  Ausbau  des 
Werkes  gehalten:  Inland  wie  Ausland  sind  je  nach  der  Bedeutung  der  ein¬ 
zelnen  Länder  und  Staaten  in  mustergültigen  Darstellungen  vertreten. 

Eine  Spezialität  des  Andree’schen  Atlas,  die  allgemeine  und  sta¬ 
tistische  Geographie,  hat  durch  neue  Karten  ihren  weiteren  Ausbau 
erfahren,  und  auf  dem  Gebiete  der  Handels-  und  Wirtschafts¬ 
geographie  bringt  die  neue  Auflage  Darstellungen,  wie  sie  kein 
anderer  Handatlas  der  Welt  aufweisen  kann. 


Durch  alle  Buchhandlungen  zu  beziehen.  ■+ 


1' ür  die  Anzeigen  verantwortlich:  K.  Dieckmeyer,  Leipzig,  Hospitalstr.  27.  Verlag  von  Velhagen  &  Klasing,  Bielefeld  und  Leipzig. 

Druck  von  W.  Drugulin  in  Leipzig. 

Mit  Extrabeilagen  von  G.  J.  Göschen’sche  Verlagshandlung  Leipzig,  Dleterlch’scheVerlagsbucbhandlung 
Theodor  Welcher,  Leipzig  und  Franz  Hanfstaengl,  Hof-Kunstanstalt,  München. 


[G5öiEG5ö!E)G<SöhE>G2öiE)G5®E)GS^E>G5ökE)C5S^EiC^®©O®kEi(^ÖIE)G2öiIE)GS^E)GSQE>>5i0 


eitfchnft  für  Bücherfreunde  t  $  $ 

Organ  der  öcfcüfcfoaft  der  BibUopbüetir 


BEIBLATT 

IX.  Jahrgang.  Neuntes  Heft. 

Dezember  1905. 

Abonnementspreis  für  den  Jahrgang  36  M.  (21,60  Fl.  ö.  W.,  45  Fr.,  36  sh.,  21,60  Rb.),  für  das  Quartal  (drei  Hefte)  9  M. 


Anzeigen 


Vi  Seite . 60  Mark. 

x/2  Seite . 30  Mark. 


v4 

Vs 


Seite . 15  Mark. 

Seite . 8  Mark. 


Kleine  Anzeigen  (Desiderata  und  Angebote):  die  gespaltene  Petit- Zeile  SO  Pf.  (für  Mitglieder  der  Gesellschaft 

der  Bibliophilen  und  Abonnenten  der  Z.  f.  B.  nur  25  Pf.). 

B  ei  läge  -  G  e  b  ühr  40  Mark.  —  Schluß  für  die  Anzeigenannahme  jedes  Heftes  am  IO.  des  vorhergehenden  Monats. 


Redaktionelle  Sendungen:  Manuskripte,  Bücher,  Kataloge  etc.  gefl.  zu  richten  an  den  Herausgeber:  Fedor  von  Zobeltitz,  Berlin  IV.  iß. 

Uhlandstr.  33  (Sommer:  Spiegelberg  bei  Topper,  Rgbz.  Frankfurt  a.  O.). 

Anzeigen  an  die  Verlagshandlung  :  Vellingen  &  Klasing,  Abteilung  für  Inserate,  Leipzig,  Hospitalstr.  27. 


Rundschau  der  Presse. 

Von  Arthur  L.  Jellinek  in  Wien. 

Die  nachfolgende  Übersicht  versucht,  die  in  Tagesblättern,  Wochen-  und  Monatsschriften  enthaltenen  Aufsätze  und  Abhandlungen, 
soweit  sie  für  die  Leser  unserer  Zeitschrift  in  Betracht  kommen,  in  sachlicher  Anordnung  zu  verzeichnen.  Nur  das  Wichtigere  aus  den  Ver¬ 
öffentlichungen  der  letzten  Monate  kann  berücksichtigt  werden.  Absolute  Vollständigkeit  zu  erreichen  liegt  für  den  einzelnen  Bearbeiter 
außerhalb  des  Bereiches  der  Möglichkeit.  Die  Zeitschriften  sind  nach  Bänden,  Jahrgängen,  Heften  oder  Seiten,  je  nach  der  leichteren  Auf- 
findbarkeit,  citiert.  Gleichmäßigkeit  ist  hierin  nicht  angestrebt.  Zusendung  von  Separatabdrücken  und  Ausschnitten  an  die  Adresse  des 
Bearbeiters  (Wien  VII,  Kirchengasse  35)  erbeten. 


Schrift-,  Buch-  und  Bibliothekswesen. 

Buchdruck ,  Buchhandel. 

Austin,  St.  E.,  The  History  of  Engraving. 

The  Printseller.  1903.  I,  S.  31 — 34,  67 — 7 2,  217 — 
222,  249-257,  303— 310,  351—359,  393— 398,  425—430, 
479—486,  533 — 541-  1904-  II,  S.  21—27,  61—67, 

104 — 110,  142— 147,  188—197,  241—243. 

Federici,  V.,  Pel  centenario  di  Aldo  Manuzio. 

Fanfulla  della  Domenica.  1904.  No.  44.  30.  X. 

Kühl,  G.,  Anti-Larisch. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1905.  XLII,  S.  202—205. 

Pastor,  W.,  Fraktur  oder  Antiqua? 

Die  Zukunft.  1905.  LI,  S.  13 1  — 135. 

Pollard,  A.  W.,  Recent  Caxtoniana. 

The  Library.  1905.  VI,  S.  337—353. 

Schwenke,  P.,  Neue  Donatfunde. 

Zentralbl.  f  Bibliothekswesen.  1905.  XXII,  S. 
529—535- 

Thron,  J.,  Ein  belgisches  Buchgewerbemuseum  in 
Brüssel.  —  Das  Plantin-Museum,  Antwerpen.  —  Der 
Streit  um  die  ,, Livres  de  prix“.  —  „Imagerie  popu- 
laire“.  —  „Einige  Wahrheiten  über  die  Academie 
frangaise.“ 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No. 
224,  225. 


Autograph en-Preise  der  XXXV.  Autographen-Auktion 
von  Leo  Liepmannssohn,  Berlin. 

Börsenbl.f.d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  142. 

Z.  f.  B.  1905/1906.  Beiblatt  9.  —  I 


Eckardt,  J.  H.,  Nachträgliches  zum  Buchdruck  und 
Buchhandel  in  Holstein. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No. 
217,  226,  227. 

Hauck,  K.,  Der  deutsche  Kunsthandel  vor  100  Jahren. 
Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No. 
20 7,  208. 

Kleemeier,  Fr.  J.,  Kunst  und  Kunsthandel  [mit  Biblio¬ 
graphie  der  wichtigsten  Nachschlagewerke]. 

Börsenbl.  f  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  206, 
207,  228,  229. 

Kellen,  T.,  Ernstes  und  Heiteres  aus  der  Welt  der 
Verleger  und  der  Schriftsteller. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  221. 
[Anknüpfend  an  F.  Maillard,  La  Cite  des  Intellec- 
tuels.  Paris,  Daragon  1905.] 

Plomer,  H.  R.,  Westminster  Hall  and  its  Booksellers. 

The  Library.  1905.  VI,  S.  380 — 390. 
Rinder,  Fr.,  Book  sales  of  the  past  season. 

The  Burlington  Magazine.  1904.  V,  S.  589 — 592. 
Röthlisberger,  E.,  Die  geistige  Produktion  der 
Schweiz. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  220. 
Schmersahl,  E.,  Vom  Buchhandel  in  Amerika. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  219. 
Weisstein,  G. ,  Buchhändler  und  Gelehrter  [Albert 
Cohn]. 

National-Ztg.  1905.  No.  523  [16.  IX.];  Börsenbl. 
f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  219. 


1 


Beiblatt. 


(Rundschau  der  Presse.) 

Bibliographie. 

Burpee,  L.  J.,  Bibliography  in  Canada. 

The  Library.  1905.  VI,  S.  403— 41 1. 
Cottin,  P.,  Loredan  Larchey(i83i — 1902).  Etüde  bio- 
bibliographique. 

Bulletin  du  Bibliophile.  1904.  S.  227—243,  305  — 
312,  353-362,  413-434,  520-528,  595-605,  657-662. 
1905.  S.  17—24,  72— 79,  126—133,  175-184. 

Dauze,  P.,  La  Definition  des  editions  originales. 

Revue  biblio-iconographique.  1905.  X 1 1 ,  S.  157—160. 
Haebler,  K.,  Bericht  über  den  Plan  eines  Gesamt¬ 
katalogs  der  Wiegendrucke. 

Zentralbl.  f.  Bibliothekswesen.  1905.  XXII,  S. 
509-517. 

Laquer,  B.,  Neuere  Amerika-Literatur. 

Blätter  f.  Volksbibliotheke?i.  1905.  VI,  S.  49—52. 

Bibliothekswesen. 

Ballinger,  J.,  The  Library  Association  at  Cambridge. 

The  Library.  1905.  VI,  S.  428 — 437. 
Bishop,  W.  W.,  Some  considerations  on  the  cost  of 
Cataloging. 

The  Library  Jownal.  1905.  XXX,  S.  10—14. 
Bromios,  Wölkenkuckucksheim.  (Aus  der  biblio¬ 
thekarischen  Praxis.) 

Die  Grenzboten.  1905.  LXIV,  S.  468— 477. 
[Gegen  den  Vorschlag  einer  „Zentralisierung  der 
Katalogarbeit“.] 

Friedrich,  Ph.,  Lesezirkel  und  Volksbibliotheken. 

Borrojnaeus-Blätter.  1905.  II,  S.  226—229. 
Fritz,  G.,  Bücherauswahl  und  Musterkataloge. 

Blätter  f.  Volksbibliotheken.  1904.  V,  S.  69— 73. 
Gottlieb,  Th.,  Alte  Bibliothekskataloge. 

Deutsche  Geschichtsblätter.  1904.  VI,  S.  24—27. 
H  allier,  E.,  Betrachtungen  über  „Oeffentliche  Bücher¬ 
hallen“. 

Blätter  f.  Volksbibliotheken.  1904.  V,  S.  105  — 1 10. 
Hanson,  J.  C.  M.,  Rules  for  corporative  entry. 

The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  72—80. 
Herz,  H.,  Etwas  über  Blindenbibliotheken. 

Borromaeus-Bätter.  1905.  III,  S.  13  —  14. 
H  ortzschansky,  A.,  Otto  Hartwig 

Blätter  f.  Volksbibliotheken.  1904.  V,  S.  33—36. 
Kroeger,  A.  B.,  Reference  books  of  1904:  supple- 
menting  the  A.  L.  A.  „Guide“. 

The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  5—10. 
Nörrenberg,  C..  Neue  Bibliotheks-Kataloge. 

Blätter  J.  Volksbibliotheken.  1904.  V,  S.  36—38. 
Philip,  A.  J.,  Raphael  Trichet. 

The  Library.  1905.  VI,  S.  354—359. 
Pietsch  mann,  R.,  Wissenschaftliche  Arbeitsbiblio¬ 
theken. 

Preußische  Jahrbücher,  1905.  CXXII,  S.  69 — 76. 
Schnoor,  Ueber  die  Statistik  in  Volksbibliotheken 
und  Bücherhallen. 

Blätter  J.  Volbsbibliotheken.  1904.  V,  S.  175  — 177. 
Schulze,  A.,  Zu  Ermans  Reformprojekt.  [Einheitliche 
Katalogisierung  und  Zetteldruck.] 

Zentralbl.  J.  Bibliothekswesen.  1905.  XXII,  S. 
517-522. 


Schul tze,  E. ,  Musterverzeichnis  von  Büchern  der 
schönen  Literatur  für  Volksbibliotheken. 

Blätter  f.  Volksbibliotheken.  1904.  V,  S.  143—  1 5 1. 
1905.  VI,  S.  3—10,  44-49,  82-86,  116-120. 

Seerig,  R.,  Volksvorlesungen  und  freie  öffentliche 
Bibliotheken. 

Blätter  f.  Volksbibliotheken.  1904.  V,  S.  39—40. 
Stainer,  L.,  Congr£s  International  pour  la  Rdproduc- 
tion  des  Manuscrits,  des  Monnaies  et  des  Sceaux. 
Compte  rendu  sommaire  des  seances. 

Revue  des  Bibliotheques  et  Archiv  es  de  Belgique. 
1905.  III,  S.  322-340. 

Strohmeyer,  O.,  Das  Bücherverzeichnis  als  Erzieher. 
Blätter  J.  Volksbibliotheken.  1904.  V,  S.  9 — 10. 


Bishop,  W.  W.,  A  decade  of  library  progress  in 
America. 

Populär  Science  Monthly.  1904.  S.  131  —  138. 
Reichel,  E. ,  Ein  Wort  zum  Thema:  Königliche 
Bibliothek  in  Berlin. 

Die  Gegenwart.  1905.  LXVIII,  S.  13 — 14. 
Lelong,  E.,  Les  bibliotheques  universitaires  alle- 
mandes  depuis  trente-cinq  ans.  [ Deutschland '.] 
Revue  internationale  de  /' enseignement.  1905. 
XLIX,  S.  396-398. 

Hanauer,  J.,  Von  der  Musikalien-Frei-Bibliothek  in 
Frankjurt  a.  M. 

Blätter  J.  Volksbibliotheken.  1905.  VI,  S.  145 — 148. 
Diegerick,  A.  Les  Archives  de  l’Etat  ä  Gand  et  le 
Chateau  de  Gerard  le  Diable. 

Revue  des  Bibliotheques  et  Archives  de  Belgique. 
1905.  III,  S.  267—280. 

van  H  uffel,  A.  J.,  Die  holländischen  Volksbibliotheken 
im  verflossenen  Jahre. 

Blätter  J.  Volksbibliotheken.  1904.  V,  S.  182—185. 
Schwenke,  P.,  Beiträge  zur  Geschichte  der  Bibliothek 
des  Franziskaner-Klosters  zu  den  Oliven  in  Köln. 

Zentralbl.  J.  Bibliothekswesen.  1905.  XXII,  S. 
523 — 535- 

N.,  Die  Leihbibliothek  der  Londoner  , Times*. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No. 
223,  226. 

Kurpiun,  Der  Stand  der  Volksbüchereien  in  Ober- 
Schlesien. 

Blätter  J.  Volksbibliotheken.  1905.  VI,  S.  1 1 3 — 116. 
Coggiola,  G.,  Dalla  ,libreria‘  del  Sansovino  al  Palazzo 
Ducale*.  (Un  episodio  della  vita  della  Marciana 
1797— 1 8 1 2.)  [Venedig.] 

Rivista  delle  Biblioteche  e  degli  Archivi.  1905. 
XVI,  S.  33-74 • 

Herz,  H.,  Die  Wiener  Volksbibliotheken  in  den 
Jahren  1903  und  1904. 

Borromaeus-Blätter.  1905.  III,  S.  15—18. 
Nörrenberg,  C.,  Wiener  Erfahrungen. 

Blätter  f.  Volksbibliotheken.  1905.  VI,  S.  148 — 150. 

Zeitungswesen. 

Böhm,  K.,  Einiges  über  die  Entwicklung  des  Inns¬ 
brucker  Zeitungswesens  im  XVIII.  Jahrhundert. 

L?insbr ucker  Nachrichten.  1904.  No.  243- 


2 


Beiblatt. 


Braekman,  B.,  La  presse  periodique  en  Campine. 

Taxandra.  Annales  du  Cercle  historique  et  archeo- 
logique  de  la  Campine.  1904.  I,  S.  135  — 173. 

Consentius,  E.,  Die  Berliner  Zeitungen  während  der 
französischen  Revolution. 

Preußische  Jahrbücher.  1904.  CXVII,  S.  449—488. 

Marti,  A.,  Die  Appenzellischen  Jahrbücher  in  den 
ersten  50  Jahren  ihres  Erscheinens. 

Appenzellische  Jahrbücher.  1904.  4.  F.  I,  S.  60—104. 

Rosenthal,  N.,  Bayerische  Zeitungsstimmen  über 
Andreas  Hofer  vom  Jahre  1810. 

Innsbrucker  Nachrichten.  1905.  No.  41. 

Smith,  G.,  Old  Newspapers. 

The  Library  Association  Record.  1905.  VII,  S. 
329-342. 

Wackerneil,  J.  E.,  Eine  bibliographische  Quelle  zur 
tirolischen  Gelehrtengeschichte  des  XVIII.  Jahr¬ 
hunderts.  [Journal  der  Literatur  und  Statistik.  Inns¬ 
bruck  1782.] 

Forschungen  und  Mitteilungen  zur  Geschichte 
Tirols  und  Vorarlbergs.  1905.  II,  S.  167 — 170. 

Eckardt,  J.  H.,  Die  moralischen  Wochenschriften. 

Die  Grenzboten.  1905.  LXIV,  2,  S.  419 — 427, 
477-485- 

[I.  Die  ältesten  Nachahmungen  der  englischen  mora¬ 
lischen  Wochenschriften.  2.  Das  goldene  Zeitalter 

der  moralischen  Wochenschriften  in  England.] 

Werner,  H.,  Kirchen-  und  sozialpolitische  Publizistik 
im  Mittelalter. 

Deutsche  Geschichtsblätter.  1904/5.  VI,  S.  65 — 88, 
105 — 1 16. 

Literaturgeschich  te  (Allgemeines ) . 

Arfert,  P.,  Negermärchen. 

Die  Grenzboten.  1905.  LXIV,  3,  198—209. 

Berger,  H.  v. ,  Tragödie,  Chor  und  Monolog.  Ge¬ 
danken  eines  Suchenden. 

Die  Gegenwart.  1905.  LXVII,  S.  280—283. 

Bordeaux,  H.,  La  Savoie  peinte  par  ses  Ecrivains. 

Minerva.  1903.  II,  7,  S.  337-3^3- 

Chaffi,  E.,  L’evoluzione  del  superuomo  nella  lette- 
ratura  moderna. 

Rivista  d’ Italia.  1905.  VIII,  2,  S.  378 — 403. 

Die  dramatische  Ernte  des  Spieljahrs  1905/6. 

Das  litterarische  Echo.  1905.  VIII,  Sp.  61 — 63. 

De  Fabrizio,  A.,  Leggendi  orientali  sul’  infanzia  di 
Gesü. 

Rivista  d' Italia.  1905.  VIII,  1,  S.  806 — 826. 

Gleichen-Rußwurm,  A.  v.,  Von  der  Allegorie. 

Das  litterarische  Echo.  1905.  VIII,  Sp.  85—90. 

Henckell,  K.,  Literarische  Zukunftsmusik. 

Das  litterarische  Echo.  1905.  VIII,  Sp.  1 — 3. 

Huart,  C.,  Rassegna  di  Letteratura  Araba. 

Rivista  d‘ Italia.  1905.  VIII,  1,  S.  304— 31 1. 

Krysinska,  M.,  Un  siede  de  litterature  feminine  aux 
Etats-Unis. 

Revue  des  Revues.  1905.  LVII,  S.  83—94. 

Leithäuser,  G.,  Die  Lorelei  in  Sage  und  Geschichte. 

Hamburger  Nachrichten.  Beilage.  1905.  No.  36. 

Das  Lied  von  der  Schlacht  bei  Hemmingstedt. 

Frankjurter Bücherjreund.  1905.  IV,  S.73 — 77, 104. 


(Rundschau  der  Presse.; 

Meie,  E.,  Per  la  fortuna  d’un  epigramma. 

Fanfulla  della  Domenica.  1904.  XXVI,  No.  12. 
[Die  Bearbeitungen  und  Nachahmungen  eines  Lob¬ 
gedichtes  auf  das  kirchliche  Rom  und  Papst  Julius  III. 
von  Giano  Francisco  Vitalis,  Sacrosanctae  Romanae 
Ecclesiae.] 

Messer,  M.,  Ueber  das  Lesen. 

Die  Gegenwart.  1905.  LXVII,  S.  199—200. 
Mielke,  H.,  Die  Litteratur  der  Hintertreppe. 

Neue  Freie  Presse.  1905.  (5.  II.) 
Pirrone,  N.,  La  giustizia  oltremondana  nella  poesia 
latina. 

Rivista  d’ Italia.  1905.  VIII,  1,  S.  459 — 477. 
Strasser,  S.,  Einige  alte  Tiroler  Krippenlieder. 

Maiser  Woche?iblatt.  1904.  No.  53.  1905.  No.  1. 
Welldon,  J.  E.  C.,  The  art  of  classical  quotation. 

The  Nineteenth  Century.  1905.  LVII,  S.  671— 690. 
Zobeltitz,  F.  v.,  Literarische  Fälschungen  und  Ähn¬ 
liches. 

Hamburger  Nachrichten.  1905.  Sonntagsbeilage. 
No.  34. 

Einzelne  Schriftsteller. 

Addison:  Wood,  H.,  Addison’s  connexion  with  Ire- 
land. 

The  Joumial  of  the  Royal  Soc.  of  Antiquaries  of 
Ireland.  1904.  XXXIV,  S.  133— 158. 

Albrecht  von  Scharfenberg:  Schönbach,  A.  E.,  Seiten- 
stettner  Bruchstücke  des  jüngeren  Titurel.  (Mit¬ 
teilungen  aus  altdeutsche  Handschriften  VIII.) 

Sitzungsberichte  d.  philo soph .  -histor.  Klasse  d. 
Kais.  Akademie  d.  Wissenschaften.  1904.  CXLVIII. 
No.  2.  S.  1 — 14. 

Alfieri:  Zenatti,  A.,  Vittorio  Alfieri. 

Tridentum.  1904.  VII,  S.  62 — 83. 
Balzac:  Bordeaux,  H.,  Balzac  et  Mme.  de  Hanska. 

La  Renaissance  Latine.  1904.  III,  4,  S.  39 — 60. 
Bassi:  Oxilia,  G.  U.,  Una  relazione  letteraria  di  Ugo 
Bassi. 

Rivista  d' Italia.  1905.  VIII,  1,  S.  628 — 646. 
Bojardo:  Föffano,  Fr.,  I  precursori  del  Bojardo. 

Rivista  d’ Italia.  1905.  VIII,  2,  S.  566 — 580. 
Börne:  Geiger,  L.,  Ludwig  Börnes  Nachlaß. 

Das  litterarische  Echo.  1905.  VIII,  Sp.  96 — 99. 
BorrOCCi:  Spandoni,  G.,  Un  ignoto  commediografo 
dialettale.  [Borrocci.] 

Fa?ifulla  della  Domenica.  1904.  No.  44.  (30.  X.) 
Bulthaupt:  Brenning,  E.,  In  memoriam. 

Niedersachsen  (Bremen).  1905.  X,  No.  24. 
Cornelius:  Jaffe,  R.,  Peter  Cornelius. 

Die  Gegenwart.  1905.  LXVIII,  S.  103— 105. 
Dante:  Candler,  H.,  The  Black-washing  of  Dante. 

The  Contemporary  Review.  1905.  LXXXVIII, 
S.  552—568. 

— :  Delfino,  F.,  La  bolgia  degT  ipocriti. 

Rivista  d’ Italia.  1905.  VIII,  1,  S.  533“ 5^5- 
[In  der  „Divina  Commedia“.] 

— :  Michieli,  A.,  Su  Dante  e  Petrarca  alpinisti. 

Fanfulla  della  Domenica.  1904.  No.  36.  (4.  IX.) 
Drachmann:  Vedel,  V.,  Studier  over  Drachmanns 
Sangkunst.  Tilsktieren.  1904.  XXI,  S.  725—739. 


3 


Beiblatt. 


(Rundschau  der  Presse.) 

Fontane:  Minde-Pouet,  G.,  Theodore  Fontane  als 
Volksschriftsteller. 

Blätter  f  Volksbibliotheken.  1904.  V,  S.  178—181. 

— :  Pernerstorfer ,  E.,  Theodor  Fontane  als  Theater¬ 
kritiker.  —  Theodor  Fontanes  Familienbriefe. 

Arbeiterztg.  (Wien).  1905.  No.  227,  239. 

— :  Wyzewa,  T.  de,  Un  homme  de  lettres  allemands: 
Theodore  Fontane. 

Revue  des  deux  mondes.  1905.  LXXV.  5.  Ser. 

XXV,  S.  934-945- 

[Über  Th.  Fontanes  Briefe.  1905.] 

FoSCOlo:  Montanari,  E.,  Un  ignoto  scritto  Foscoloiano 
sulle  „Grazie“. 

Rivista  d’ Italia.  1905.  VIII,  1,  S.  71 — 82. 

öissing:  Meyerfeld,  M.,  George  Gissin gs  letzter 
Roman.  [Will  Warburton.] 

Die  Nation.  1905.  XXII.  No.  46. 

Goethe:  Cserwinka,  J.,  Famulus  Wagner  in  Goethes 
„Faust“. 

Deutsche  Bühnen- Genossenschaft.  1905.  No.  8,  9. 

— ;  Dembski,  M.,  Zu  Goethes  125 jährigem  Maurer¬ 
jubiläum.  National-Ztg.  1905.  No.  515. 

—  :  Jaffe,  R.,  Die  Frau  Rath  Goethe. 

Die  Gegenwart.  1905.  LXVII,  S.  374 — 377. 

— :  Metz,  Ad.,  Die  Tragödie  in  Goethes  Tasso. 

Preußische  Jahrbücher.  1905.  CXXII,  S.  292 — 308. 

— :  Der  Zweikampf  bei  Goethe. 

Die  Grenzboten.  1905.  LXIV,  3,  S.  139 — 146, 
192 — 198. 

Gottfried  v.  Straßburg:  R.  W.,  Bildliche  Redensarten  in 
Gottfrieds  Tristan. 

Die  Grenzboten.  1905.  LXIV,  2,  S.  206 — 210. 

Gotthelf:  Vetter,  F.,  Jeremias  Gotthelf. 

Blätter  f.  Volksbibliotheke?i.  1904.  V,  S,  110 — 112. 

Guerrazzi:  Stiavelli,  G.,  F.D.  Guerrazzineir  occasione 
del  primo  centenario  della  sua  nascita. 

B'anfulla  della  Domenica.  1904.  No.  38,  39 
(18.,  25.  IX). 

Giusti:  Checchi,  E.,  L’Epistolario  di  Giuseppe  Giusti. 

Fanfulla  della  Domenica.  1904.  No.  46  (13.  XI). 

Hebbel:  Behrens,  C.,  Hebbel  og  Danmark. 

Tilskueren.  1904.  XXI,  S.  634 — 653. 

—  :  Driesmans,  H.,  Friedrich  Hebbels  Philosophie 
des  Dramas. 

Die  Gege?iwart.  1904.  LXV,  S.  53 — 55. 

Heine;  Lichtenberger,  H.,  Henri  Heine  et  sa  place 
dans  la  pensee  contemporaine. 

Revue  de  Synthese  historique.  1904.  IX,  S.  284 — 308. 

— :  Münz,  B.,  Döllinger  und  Heine. 

Das  freie  Wort.  1904.  IV,  S.  385 — 394. 

Hemken:  E.  P.,  Melchior  Hemken  [1766-— 1806]. 

Nachrichten  f.  Stadt  und  La?id  (Oldenburg). 
1905.  No.  212. 

Hofftnann:  Lange,  E.,  Hans  Hoffmann  und  die  Volks¬ 
bibliotheken. 

Blätter  f.  Volksbibliotheken.  1 905 .  VI,  S.  151  —  155. 

Hugo:  Stapfer,  P.,  Victor  Hugo  ä  Guernesey. 

Revue  de  Paris.  1904.  XI,  5,  S.  113  —  136,  390—414, 
560—586,  854 — 878. 


Jacobsen:  Breve  fra  I.  P.  Jacobsen  til  Vilhelm  Möller. 

Tils  kueren.  1904.  XXI,  S.  841 — 850,  947-956. 

Kerner:  Zeller,  H.,  Beiträge  zur  Kernerschen  Genea¬ 
logie. 

Archiv  J.  Stamm-  und  Wappenkunde.  1904.  V, 
S.  65 — 68,  81—84. 

Kinkel:  Briefe  von  Johanna  Kinkel  an  Willibald  Bey- 
schlag.  Mitgeteilt  von  Pahneke. 

Preußische  Jahrbücher.  1905.  CXXII,  S.  77 — 112. 

Kleist:  Achelis,  Th.,  Eine  neue  Ausgabe  der  Werke 
von  Heinrich  v.  Kleist  [hsg.  v.  R.  Steig  u.  E.  Schmidt]. 

Die  Gegenwart.  1905.  LXVII I,  S.  74—76. 

Laclos:  Doumic,  R.,  Le  vertueux  Laclos. 

Revue  des  deux  mondes.  1905.  LXXV,  5.  Ser. 
XXV,  S.  445-456. 

La  Fontaine:  La  Fontaine  und  das  Glück. 

Die  Grenzboten.  1905.  LXIV,  2,  S.  314-325. 

Lamartine:  Doumic,  R.,  Les  lettres  d’Elvire  ä  Lamar¬ 
tine. 

Revue  des  deux  mondes.  1905.  LXXV,  5.  Ser. 
XXV,  S.  574—602. 

La  Salle:  Labande,  L.  H.,  Antonin  de  la  Salle,  nou- 
veaux  documents  sur  sa  vie  et  ses  relations  avec  la 
maison  d' Anjou. 

Bibliotheque  de  I Ecole  des  Chartes.  1904.  LXV, 
S._  55-100,  321—354. 

Lessing:  Wentorf,  O.,  Lessings  Laokoon. 

Die  Gegenwart.  1905.  LXVIII,  S.  39— 40,  217 — 219. 

Lieber:  Rattermann,  H.  A.,  Franz  Lieber,  Deutsch- 
Amerikanischer  Gelehrter  und  Dichter. 

German  American  Annals.  1904.  N.  S.  II,  S.  697 

—725. 

Marlowe:  Courtney,  W.  L.,  Christopher  Marlowe. 

The  Fornightly  Review.  1905.  LXXVIII,  S.  467 
— 484  678—691. 

Mathesius:  Johannes  Mathesius. 

Die  Grenzboten.  1905.  LXIV,  2,  S.  532 — 543,  641 
—651. 

Maupassant:  Kraus,  J.,  Maupassants  Wahnsinnsweg. 

Die  Gegenwart.  1905.  LXVIII,  S.  249—251. 

Mazzini:  Mas  ei,  F.,  II  pensiero  filosofico  di  Giuseppe 
Mazzini. 

Rivista  d'  Italia.  1905.  VIII,  1,  S.  885 — 905. 

— :  Rosi,  M.,  G.  Mazzini  e  la  Critica  d’un  amico  emi- 
grato  (1851—1859). 

Rivista  d’ Italia.  1905.  VIII.  I,  S.  956 — 1016. 

Metastasio:  Pasini,  F.,  Intorno  ad  una  canzonetta  del 
Metastasio. 

Rivista  d’Italia.  1905.  VIII,  1,  S.  799—805. 

Mörike:  Ed.  Mörikes  Briefwechsel. 

Die  Gegenwart.  1904.  LXV,  S.  41—43. 

— :  Cornicelius,  M.,  Mörike  in  seinen  Briefen. 

Blätter  f.  Volksbibliotheken.  1904.  V,  S.  152— 15 5- 

— :  Reschreiter,  M.,  Eduard  Mörikes  Lyrik. 

Die  Kultur.  1904.  V,  S.  406—413. 

Moliere:  Galatti,  G.,  Don  Juan  Tenorio  nella  produ- 
zione  Molieriana. 

Rivista  d' Italia.  1905.  VIII,  1,  S.  647 — 656. 

Moritz:  Linde,  O.  z.,  Karl  Philipp  Moritz  in  England. 

Die  Kultur.  1904.  V,  S.  461 — 477- 


4 


Beiblatt. 


Müllenbach:  Riese,  A.,  Ernst  Müllenbach. 

Blätter f  Volksbibliotheken.  1905.  VI,  S.  120 — 123. 
Mundt:  Houben,  H.  H.,  Th.  Mündts  „Zeit-  und  Streit¬ 
briefe.“  Vossische  Ztg.  1905.  No.  417. 

Müsset:  Marieton,  P.,  Encore  George  Sand  et  Müsset 
(Notes  et  documents  inedits). 

La  Renaissance  Latine.  1904.  III,  3,  S.  5 — 24. 
Pascal:  C.  J.,  Pascal. 

Die  Grenzboten.  1905.  LXIV,  3,  S.  596-604. 
Parini:  Pasini,  F.,  Il  Parini  e  Gian  Rinaldo  Carli. 

Revista  d'ltalia.  1905.  VIII,  1,  S.  245  —  255. 
Paris:  Croiset,  M.,  Notice  sur  la  vie  et  les  travaux  de 
Gaston  Paris. 

Bibliotheque  de  l’ Ecole  des  Chartes.  1904.  LXV, 

S.  141— 173. 

Petrarca:  Cesareo,  G.  A.,  L’ordinamento  dei  „Trionfi“. 

Fanfulla  della  Domenica.  1904.  No.  34.  (21.  VIII). 
— :  Mazzoni,  G.,  II  Petrarca  e  l’umanesimo. 

Atene  e  Roma.  1904.  VII,  No.  71,  72. 
—  :  Wyzewa,  T.  de,  Le  sixieme  centenaire  de  la 
naissance  de  Petrarque. 

Revue  de  deux  mondes.  1904.  LXXIV,  5.  Ser. 
XXIII  S.  458-468. 

Raabe:  Brandes,  W.,  Wilhelm  Raabe  als  deutscher 
V  olksschriftsteller. 

Blätter  f.  Volksbibliotheken.  1905.  VI,  S.  86 — 91. 
Reuter:  Fokke,  A.,  Ein  Muster  für  den  historischen 
Roman. 

Die  Gegenwart.  1904.  LXIV,  S.  105—108. 
Ronsard:  Brunetiere,  F.,  L’Oeuvre  de  Pierre  de 
Ronsard. 

Revue  des  deux  mondes.  1904.  LXXIV,  5.  Ser. 
XXIII  S.  751—804. 

Rossetti:  Vitale,  Z.,  Le  modelle  di  D.  G.  Rossetti. 

Rivista  d‘ Italia.  1905.  VIII,  2,  S.  448 — 459. 
Saiflte-Beuve:  Bur  gada,  G.,  Nuovi  studii  sul  Sainte- 
Beuve. 

Rivista  d’ Italia.  1905.  VIII,  1,  S.  827 — 833. 
— :  Seche,  L.,  Sainte-Beuve  et  Port-Royal. 

La  Renaissance  Latine.  1904.  VII,  4,  S.  5—38. 
Sand:  Barini,  G.,  Federico  Chopin  e  Giorgio  Sand. 

Rivista  d’ltalia.  1905.  VIII,  1,  S.  393 — 415. 
Shakespeare:  Allen,  E.,  The  dram  of  Eale  Crux  in 
Hamlet. 

Journal  of  English  and  Ger?nanic  Philology.  1904. 
V,  S.  320-323. 

— :  Child,  M.,  Mr.  Spectator  and  Shakespeare. 

The  Library.  1905.  VI,  S.  360— 379. 
— :  Doumic,  R.,  Shakespeare  et  la  critique  franqaise. 
Revue  des  deux  mondes.  1904.  LXXIV,  5.  Ser. 

xxiii  s.  923-934. 

— :  Lee,  S.,  The  commemoration  of  Shakespeare. 

The  Ninetee?ith  Century.  1905.  LVII,  S.  585—600. 


(Rundschau  der  Presse  —  Von  den  Auktionen.) 

Shakespeare:  Ein  neuer  Shakespearefund. 

Die  Grenzboten.  1905.  LXIV,  2,  S.  142— 145. 

[Titus  Andronicus.  London  1594  gefunden  in  Mal¬ 
mö  1904.] 

— :  Zschorlich,  P.,  Shakespeare  als  Musikphilosoph. 

Patria.  Jahrbuch  der  „Hilfe“.  1903.  S.  143 — 159. 

Stifter:  Gleichen-Rußwurm,  A.  v.,  Adalbert  Stifter. 

Die  Nation.  1905.  XXIII  No.  3. 

— :  Schwalm,  K.,  Adalbert  Stifter  als  Schulmann. 

Die  Kultur.  1904.  V,  S.  452 — 460. 

Strauß:  Ziegler,  Th.,  Zur  Biographie  von  David  Fried¬ 
rich  Strauß. 

Deutsche  Revue.  1905.  XXX,  2,  S.  196 — 208,  342 
—35L  3,  S.  99—108. 

Struys:  Zuidema,  W.,  Jacob  Struys. 

Oud-Holland.  1903.  XXI,  S.  181  —  192,  220 — 244. 

Swinburne:  Barlow,  G.,  On  the  spiritual  side  of  Mr. 
Swinburnes  Genius. 

The  Contemporary  Review.  1905.  LXXXVIII 
S.  231 — 250. 

Taine:  Lac  ombe,  P.,  Notes  sur  Taine.  I.  Le  milieu  en 
histoire  litteraire.  II.  Le  moment  en  histoire  litteraire. 
III.  Observations  sur  la  recherche  methodique  des 
causes  en  histoire  litteraire. 

Revue  de  Synthese  historique.  1904.  IX,  S.  269 
—283.  1905.  X,  S.  10—21,  149 — 171,  261—268. 

— •:  Noetzel,  K.,  Hippolit  Taines  Einfluß  und  Beispiel. 

Die  Gegenwart.  1905.  LXVIII,  S.  106—109,  121 
— 125. 

Uhland :  Proelß,  J.,  Des  Sängers  Fluch. 

Die  Gegenwart.  1905.  LXVIII,  S.  168 — 171. 

Wernher,  Bruder:  Schönbach,  A.  E.,  Die  Sprüche 
des  Bruder  Wernher.  (I).  (Beiträge  zur  Erklärung 
altdeutscher  Dichtwerke  3.) 

Sitzungsberichte  d.  philosoph.- histor.  Klasse  d. 
Kais.  Akademie  d.  Wissenschaften.  Wien  1904. 
CXLVIII  Abh.  7,  S.  1-90. 

Wieland:  Seuffert,B.,  Prolegomena  zu  einer  Wieland- 
Ausgabe. 

Abhandlungen  d.  Kgl.  preuß.  Akademie  der 
Wissenschaften.  1904.  Abh.  III,  S.  1 — 76. 

Wilde:  Dietz,  C.,  Oscar  Wilde. 

Literar.  Zentralbl.  1905.  Beilage  No.  21. 

— :  Hauser,  O.,  Oscar  Wilde  als  Lyriker. 

Die  Nation.  1905.  XXII.  No.  52. 

— :  Sewett,  A.,  Oscar  Wildes  seelische  Kämpfe. 

Die  Nation.  1905.  XXII  No.  44. 

Zauper:  Münz,  B.,  Erinnerungen  an  einen  Zeitgenossen 
Goethes  [Josef  Stanislaus  Zauper]. 

Die  Nation.  1905.  XXII  No.  48. 

Zedlitz:  Freiherr  von  Zedlitz. 

Montagsrevue  (Wien).  1905.  No.  37. 


Von  den  Auktionen. 


Auktion  Franz  Trau. 

Am  27.  und  28.  Oktober  kamen  in  Wien  bei  Gil- 
hofer  &  Ranschburg  die  Manuskripte  und  Druckwerke 
der  berühmten  Sammlung  Franz  Trau  zur  Versteige¬ 


rung,  und  eine  Schar  der  bedeutendsten  Sammler  und 
Antiquare  war  in  den  Auktionssälen  der  genannten  Firma 
versammelt,  um  hier  sich  in  heißem  Kampfe  die  Kostbar¬ 
keiten  und  Seltenheiten,  an  denen  diese  hervorragende 
Sammlung  so  reich  ist,  streitig  zu  machen. 


5 


Beiblatt. 


(Von  den  Auktionen.) 

Den  Anfang  bildeten  die  ersten  zwanzig  Nummern 
der  Manuskripte,  und  bereits  um  Nr.  2  entbrannte  der 
Streit;  es  war  ein  Pergamentmanuskript  aus  dem 

XIII.  Jahrhundert,  die  vier  Evangelien  in  lateinischer 
Sprache  mit  hervorragend  illustrativem  Schmuck,  das 
schließlich  Herr  Jacques  Rosenthal  aus  München  für 
Kr.  2300  ersteigerte.  Ein  wahres  Prachtstück  war  Nr.  7, 
eine  italienische  Bilderhandschrift  auf  Pergament  aus 
dem  XIV.  Jahrhundert  mit  48  Darstellungen  aus  der 
Lebens-  und  Leidensgeschichte  Christi,  bezüglich  ihrer 
künstlerischen  Ausführung  eines  der  schönsten  Pro¬ 
dukte  der  italienischen  Trecentokunst;  sie  erreichte 
einen  Preis  von  Kr.  4400.  Nr.  8,  Biblia  latina  mit  reichem 
Bilderschmuck,  erstand  Herr  Bemard  Quaritch  aus 
London  für  Kr.  1700,  und  No.  9,  ein  reizendes  Livre 
d’heures  mit  herrlichem  Buchschmuck  der  französisch- 
burgundischen  Schule  des  XIV.  Jahrhunderts,  Herr 
Jacques  Rosenthal-München  für  Kr.  5240.  Ferner  mögen 
noch  folgende  Hauptstücke  hervorgehoben  werden: 
Nr.  10,  ein  schön  ausgestattetes  Livre  d’heures,  eine 
Art  Pendant  zu  dem  vorhergehenden  und  wohl  von 
demselben  Meister  stammend,  Kr.  2300  (Karl  W.  Hierse- 
mann-Leipzig);  Nr.  13,  ein  Kalender  mit  sehr  inter¬ 
essanten  Miniaturen  aus  dem  XIV. Jahrhundert,  Kr.  2400 
(derselbe);  Nr.  14,  Psalterium  liturgicum  aus  dem 

XIV.  Jahrhundert,  Kr.  5000  (Quaritch);  Nr.  15, 
Vaticinia  Sibyllina,  Pergamenthandschrift  aus  dem 
XIV.  Jahrhundert  mit  15  höchst  interessanten  Minia¬ 
turen,  Kr.  2000  (Ludw.  Rosen thal  -  München);  Nr.  22, 
Breviarium  ad  usum  dioecesis  Ultrajectensis,  Kr.  1020 
(Halle-München).  Die  reizend  ausgestatteten  Gebet¬ 
bücher,  Nr.  32,  Officium  beatae  Mariae,  Nr.  38,  Getey- 
Book  der  hl.  Maagd,  und  Nr.  39,  ebenfalls  ein  hollän¬ 
disches  Gebetbuch  aus  dem  XV.  Jahrhundert,  erzielten 
Kr.  1180,  Kr.  1020  und  Kr.  1720.  Durch  ihr  winziges 
Format,  38X45  mm,  wahre  mikroskopische  Bücher 
und  in  ihrer  Art  wohl  bisher  kaum  dagewesen,  waren 
die  unter  Nr.  47  und  48  verzeichneten  Gebetbücher, 
Pergamenthandschriften  des  XV.  Jahrhunderts,  deren 
Miniaturen  trotz  ihrer  winzigen  Größe  minutiös  fein 
ausgeführt  waren;  ersteres  wurde  mit  Kr.  800,  letzteres 
mit  Kr.  1440  verkauft.  Nr.  51,  Officium  beatae  Mariae 
Virginis  sec.  usum  eccles.  Sarisburensis  mit  25 
prächtigen  Miniaturen,  darunter  die  Ermordung  des 
Bischofs  Thomas  Beckett  von  Canterbury,  erwarb 
Herr  J.  Halle  für  Kr.  4020;  Nr.  52,  ein  anderes  Officium 
beatae  Mariae  Virg.  aus  dem  XV.  Jahrhundert  mit 
herrlichen  Miniaturen  der  florentinischen  Schule,  brachte 
Kr.  3600;  Nr.  58,  ein  Missale  des  XVI.  Jahrhunderts 
mit  hervorragend  schöner  Ausschmückung,  erstand  Herr 
B.  Quaritch  für  Kr.  4600.  Von  den  Manuskripten  möge 
last  not  least  noch  auf  Nr.  66  hingewiesen  werden,  ein 
Schmetterlingsbuch  mit  500  Abbildungen  auf  50  Tafeln 
in  einer  unvergleichlich  schönen  naturgetreuen  Farben¬ 
gebung,  vom  Königlichen  Hofmaler  Georg  Hoefnagel 
für  Kaiser  Rudolf  II.  gemalt,  das  Kr.  1700  erzielte. 

Die  Abteilung  der  einzelnen  Miniaturen  wies  auch 
eine  große  Anzahl  künstlerisch  hochbedeutender  Ar¬ 
beiten  des  XII.  bis  XVI.  Jahrhunderts  auf.  Unter 
dem  vielen  Schönen  möge  besonders  hervorgehoben 
werden:  Nr.  80,  Christus  am  Kreuz,  eine  Miniatur  auf 


Pergament  aus  dem  XIV.  Jahrhundert,  dem  in 
der  Reichen  Kapelle  zu  München  befindlichen  byzan¬ 
tinischen  Goldemail  aus  dem  IX.  Jahrhundert  nach¬ 
gebildet;  sie  erzielte  Kr.  540;  Nr.  81,  Christus  als 
Weltrichter,  Arbeit  des  XII.  Jahrhunderts,  Kr.  360 ; 
Nr.  82,  sechs  äußerst  interessante  Darstellungen  in 
lavierter  Federzeichnung,  das  Leben  der  heiligen  Jung¬ 
frau  Maria  darstellend,  mit  6  Spalten  Text,  Arbeit  des 
XIV.  Jahrhunderts,  Kr.  920 ;  ähnlich  in  dieser  Art 
Nr.  84,  Christus  am  Kreuz  mit  Maria  und  Johannes, 
Kr.  500.  Nr.  83,  eine  farbenreiche  typologische  Dar¬ 
stellung  der  Auferstehung  von  einem  deutschen  Minia¬ 
turisten  des  XIV.  Jahrhunderts,  wurde  für  Kr.  1600 
verkauft.  Nr.  84,  Christus  am  Kreuz,  rot  und  grün 
lavierte  Federzeichnung  aus  dem  XIV.  Jahrhundert, 
Kr.  500.  Nr.  91,  Christus  als  Weltrichter,  eine  deutsche 
Arbeit  des  XIV.  Jahrhunderts  von  vorzüglicher  Aus¬ 
führung,  Kr.  320.  Nr.  98,  Messelesender  Priester,  Kr.  520. 
Nr.  100,  die  3  heiligen  Jungfrauen  Klara,  Margarete  und 
Juliana,  ein  farbenprächtiges  Stück  von  hervorragender 
Schönheit,  Kr.  420.  Nr.  101,  Maria  mit  dem  Kinde, 
eine  herrliche  Miniatur,  Kr.  540.  Nr.  104,  das  Porträt 
Petrarcas  innerhalb  eines  goldgehöhten  Initials  E,  ein 
hervorragendes  Stück  der  italienischen  Quattrocento¬ 
kunst,  sowie  die  unter  Nr.  105  —  108  verzeichneten  aus 
demselben  Kodex  stammenden  Blätter  erzielten  ins¬ 
gesamt  Kr.  910,  gingen  aber  leider  nicht  an  denselben 
Besitzer  über.  Nr.  m,  das  Porträt  eines  Papstes, 
Miniatur  aus  dem  XV.  Jahrhundert,  erreichte  einen 
Preis  von  Kr.330.  Nr.  131,  die  Anbetung  des  Jesuskindes, 
deutsche  Arbeit  des  XVI.  Jahrhunderts,  wurde  für 
Kr.  284  verkauft.  Zu  den  Hauptstücken  der  ganzen 
Sammlung  zählten  drei  höchst  wertvolle  Holztafel¬ 
drucke;  der  kostbarste  war  Nr.  164:  Apocalypsis 
S.  Johannis  Evangelistae  in  einem  wunderbar  schön 
erhaltenen  Exemplare.  Die  Entstehungszeit  verlegt 
man  in  die  Jahre  1445— 1460:  die  mit  lateinischen 
Überschriften  versehenen  Darstellungen  waren  mit  dem 
Reiber  nur  einseitig  bedruckt,  die  Rückseiten  dagegen 
leer  gelassen,  das  Ganze  in  einen  sehr  interessanten 
gewebten  Stoffband  des  XVII.  Jahrhunderts  gebunden. 
Der  Ausrufspreis  von  Kr.  4000  stieg  rasch  zur  Höhe 
von  Kr.  16000;  die  beiden  Antiquare  Mr.  Bemard 
Quaritch  und  Herr  Ludwig  Rosenthal  stritten  um  den 
Besitz  dieser  Seltenheit,  und  nach  langem  interessantem 
Wettstreit  wurde  Mr.  Quaritch  der  glückliche  Besitzer 
der  Cimelie  um  den  Preis  von  Kr.  27200.  Der  nächste 
der  Holztafeldrucke  war  die  Biblia  pauperum,  Nr.  165, 
von  der  19  Blatt,  darunter  das  letzte  mit  der  Jahres¬ 
zahl  1470,  vorhanden  waren,  ebenfalls,  wie  die  Apokalypse, 
vorzüglich  koloriert  und  sehr  gut  erhalten;  sie  erzielte 
einen  Preis  von  Kr.  12200.  Die  Ars  moriendi,  Köln 
1474 — 1478  (Nr.  166),  die  erste  mit  beweglichen  Lettern 
gedruckte  Ausgabe,  mit  11  blattgroßen  Holzschnitten 
und  mit  Spruchbändern  innerhalb  der  Darstellungen, 
erreichte  einen  Preis  von  Kr.  5600.  Beide  Stücke  erwarb 
Herr  Leo  S.  Olschki  in  Florenz. 

Reich  an  Kostbarkeiten  war  auch  die  vierte  und 
größte  Abteilung,  die  Inkunabeln,  und  von  diesen 
wiederum  das  herrlichste  und  von  der  ganzen  Samm¬ 
lung  das  wertvollste  Stück  Nr.  229,  der  Erstlingsdruck 


6 


Beiblatt. 


von  Cicero,  Officia  et  paradoxa,  Mainz,  P.  Schöfifer  et 
J.  Fust  1465.  Die  nur  in  wenigen  Exemplaren  be¬ 
kannte  Inkunabel  wurde  hier  in  einem  ganz  exzep¬ 
tionellen  Prachtexemplar  angeboten,  wahrscheinlich 
das  Dedikationsexemplar  für  den  Erzbischof  von  Mainz, 
auf  feinstes  Pergament  mit  Gutenbergs  Typen 
von  dessen  beiden  Nachfolgern  Peter  Schoeffer  und 
Johannes  Fust  gedruckt  und  mit  herrlichen  Rand¬ 
bordüren  geschmückt.  Mit  Kr.  6000  begonnen,  ent¬ 
spann  sich  nun  ein  heißer  Kampf  um  die  Cimelie; 
Gebot  auf  Gebot  erfolgte  —  18000  Kr.,  20000  Kr., 
24  000  Kr.,  30  000  Kr.  —  schließlich  rivalisierten  London, 
Paris  und  Florenz  um  den  Erwerb,  und  gespannt  und 
atemlos  erwarteten  alle  Anwesenden  den  Ausgang 
dieses  Kampfes,  bis  endlich  Mr.  Quaritch  als  Sieger 
hervorging  und  das  herrliche  Stück  für  Kr.  45  200  er¬ 
stand,  ein  kolossaler  Preis,  wie  er  höher  auch  nicht  in 
der  Metropole  des  Antiquariatshandels,  in  London, 
hätte  erzielt  werden  können;  ein  Beifallsrufen  erhob 
sich,  als  Herrn  Quaritch  das  Buch  zu  diesem  Preise  zu¬ 
gesprochen  wurde.  Aus  der  Offizin  von  Fust-Schoeffer 
stammte  ferner  Nr.  192,  Thomas  de  Aquino,  Scriptum 
in  IV.  librum  sententiarum  1469,  das  ebenfalls  Mr. 
Quaritch  für  Kr.  2800  erstand.  Gutenberg  selbst  war 
in  den  Nrn.  200,  201,  202,  drei  einzelnen  Blättern  aus 
Baibus’  Catholicon,  und  in  Nr.  211,  einem  Blatt  aus  der 
42-zeiligen  Bibel,  vertreten;  erstere  erzielten  Kr.  290, 
Kr.  360  und  Kr.  300,  letzteres  Kr.  1640.  Aus  dieser 
großartigen  Inkunabelsammlung  mögen  noch  folgende 
Stücke  genannt  werden:  Nr.  169,  eine  seltene  deutsche 
Übersetzung  von  Äsops  Fabeln  mit  140  altkolorierten 
Holzschnitten,  Kr.  1700  (Quaritsch);  Nr.  198,  Auslegung 
des  Lebens  Jesu  Christi  mit  92  Holzschnitten  aus  der 
Schule  Schongauers,  Kr.  2000  (derselbe);  Nr.  205, 
Bergomensis,  De  Claris  mulieribus,  Ferrara  1497, 
Kr.  1040.  Die  erste  deutsche  Bibel,  gedruckt  in  Stra߬ 
burg  von  Heinrich  Eggesteyn  ca.  1466,  seit  Jahrzehnten 
nicht  im  Handel  vorgekommen,  wurde  hier  in  einem 
kompletten  Prachtexemplar  angeboten  und  von  Mr.  Qua¬ 
ritch  für  Kr.  7400  erworben.  Eine  weitere  Perle  war  die 
unter  Nr.  212  verzeichnete  Biblia  latina,  Venetiis,  Nico¬ 
laus  Jenson  1479;  nicht  allein  als  Druckwerk  äußerst 
selten,  sondern  infolge  seines  von  einem  florentinischen 
Meister  gemalten  hervorragenden  Bilderschmucks  (eine 
herrliche  Miniatur  mit  prächtiger,  reich  ornamen¬ 
tierter  Rankenbordüre  und  80  minutiös  fein  ausge¬ 
führten  Porträts)  etwas  ganz  Außergewöhnliches;  Herr 
C.  G.  Boerner- Leipzig  erstand  die  Kostbarkeit  für 
Kr.  1640.  Nr.  214,  Bidpay,  Buch  der  weiszhait  der 
Alten  weisen,  Ulm  1483,  eins  der  schönsten  Holzschnitt¬ 
werke,  erwarb  Herr  M organ d  aus  Paris  für  Kr.  3720. 
Nr.  215,  Boccaccio,  De  Claris  mulieribus,  Ulm  1473, 
Kr.  1620  (Ludw.  Rosenthal).  Der  erste  Lübecker 
Druck  von  1475:  Chronicarum  epitome  (Nr.  227)  erzielte 
Kr.  1240.  No.  236,  Damascenus,  Geschichte  von  Josa¬ 
phat  und  Barlaam,  ein  kostbares  Holzschnittwerk  vom 
Jahre  1478,  kaufte  Herr  Joseph  Baer-Frankfurt  a.  M. 
für  Kr.  1840.  Nr.  238,  Dialogus  creaturarum,  Gouda 
1480,  mit  merkwürdigen,  Holzschnitten,  wurde  für 
Kr.  1100  verkauft.  Die  erste  Ausgabe  des  Therapeu¬ 
ticon  von  Galenus,  Venedig  1500,  (Nr.  246)  ganz  in 


(Von  den  Auktionen.) 

griechischen  Typen  gedruckt,  mit  einer  prächtigen 
Porträtminiatur,  erstand  Herr  Morgand  aus  Paris  für 
Kr.  1000.  Nr.  255,  S.  Gregorius,  deutsch,  enthaltend  u.  a. 
die  hier  zum  ersten  Male  in  deutscher  Sprache  gedruckte 
Tondaluslegende,  Augsburg  1473,  Kr.iooo  (Quaritch).  Ein 
herrliches  Holzschnittwerk  war  ferner  Nr.  261 :  Hiero¬ 
nymus  Epistole  volgare,  Ferrara  1497,  in  tadelloser  Er¬ 
haltung,  das  Herr  Olschki  für  Kr.  3200  erwarb.  Nr.  287, 
Megenberg,  Buch  der  Natur,  Augsburg  1481,  Kr.  1000. 
Das  erste  in  Basel  gedruckte  illustrierte  Buch:  Spiegel 
der  menschlichen  Behaltniss,  1476  (No.  324),  mit  277 
großen  Holzschnitten,  erstand  Herr  Ludw.  Rosenthal 
für  Kr.  1610.  Nr.  329,  Suso,  das  Buch  das  der  Seusse 
heißt,  mit  schönen,  altkolorierten  Holzschnitten,  erzielte 
Kr.  1500.  Eine  Kostbarkeit  ersten  Ranges  war  schlie߬ 
lich  Nr.  332,  Turrecremata,  Contemplationes,  Rom, 
Plank,  1484,  eine  von  keinem  Bibliographen  erwähnte 
Ausgabe  mit  einem  blattgroßen  und  32  halbblattgroßen 
äußerst  interessanten  Holztafeldrucken,  die  nach  län¬ 
gerem  Kampfe  Herr  Morgand  für  Kr.  6020  erwarb. 

Die  nächste  Abteilung  enthielt  Holzschnittwerke 
des  XVI.  Jahrhunderts  der  deutschen,  französischen, 
italienischen,  niederländischen  und  spanischen  Schule. 
Hervorzuheben  sind:  Nr.  385,  Caoursin,  Historia  von 
Rhodis  mit  36  schönen  Holzschnitten,  Kr.  170.  Nr.  408, 
Faber,  Musicae  rudimenta,  1516,  Kr.  170.  Nr.  412, 
ein  herrliches  Exemplar  des  originellen  Ritterromans 
Fierrabras  in  der  ersten  deutschen  Ausgabe  von  1533 
mit  20  Holzschnitten,  Kr.  520  (C.  G.  Boerner,  Leipzig). 
No.  425,  Der  Gilgengart,  Augsburg,  Schönsperger  1520, 
1.  Ausgabe,  seit  Jahrzehnten  nicht  auf  dem  Markt 
gewesen  und  wohl  eine  der  größten  Seltenheiten  der 
deutschen  Literatur  des  XVI.  Jahrhunderts,  erwarb 
Herr  Martin  Breslauer  aus  Berlin  für  Kr.  940.  Nr.  449, 
Lansperg,  Rosenkrantz,  Köln  ca.  1535  mit  56  Holz¬ 
schnitten  von  Anton  von  Worms,  bisher  unbekannt  und 
vielleicht  Unikum,  erzielte  Kr.  720  (Breslauer).  Nr.  471, 
Eyn  Missiue  ader  santbryf,  ca.  1 502,  in  dem  die  berühmten 
Fugger  erwähnt  werden,  Kr.  200  (F.  Halle).  Ein  merk¬ 
würdiges  Buch:  Murners  logica  memorativa,  Straßburg 
1509  (Nr.  474),  enthaltend  unter  den  53  Holzschnitten 
ein  komplettes  Kartenspiel,  wurde  von  Herrn  Boerner- 
Leipzig  für  Kr.  700  erworben.  Nr.  484,  Passio  domini 
Jesu  Christi,  Straßburg  1513,  mit  26  blattgroßen  Holz¬ 
schnitten  von  Urs  Graf,  erstand  Herr  Morgand  für 
Kr.  220.  Die  Nrn.  504  und  505,  zwei  sehr  seltene  Ausgaben 
von  Röslin,  Der  schwangeren  frawen  Rosengarten, 
ca.  1513  und  1541,  mit  zahlreichen  Holzschnitten,  Kr.  310 
und  Kr.  74.  Nr.  506,  die  erste  Ausgabe  des  geschätzten 
Rüxnerschen  Thurnierbuches  von  1530  mit  356  altkolo¬ 
rierten  Holzschnitten,  erzielte,  trotzdem  der  doppelblatt¬ 
große  Holzschnitt  fehlte,  Kr.  470.  Nr.  531,  Die  sieben 
Tagzeit  von  dem  Fronleichnam  Christi,  mit  9  alt¬ 
kolorierten  Holzschnitten,  Kr.  184.  Nr.  549,  Wirrich, 
Beschreybung  der  Fürstlichen  Hochzeyt  des  Wilhelm 
Pfaltzgraf  beim  Rheyn,  1578,  mit  interessanten  Ab¬ 
bildungen  von  Maskenzügen,  Turnieren  usw.,  erwarb 
Herr  Ludw.  Rosenthal  für  Kr.  330.  Nr.  561,  Vita  divi 
Wolfgangi  1516,  ein  sehr  seltenes  Holzschnittwerk,  kaufte 
das  Germanische  National-Museum  in  Nürnberg  für 
Kr.  250  an. 


.7 


Beiblatt. 


(Von  den  Auktionen  —  Inserate.) 

Den  Schluß  bildeten  Kuriosa,  Jocosa  usw.  aus  der 
deutschen,  französischen  und  englischen  Literatur  des 
XVII. —  XIX.  Jahrhunderts,  von  denen  hier  genannt 
werden  mögen:  Nr.  556,  ABC-Buch  von  1772  mit 
Kupfern  in  der  Art  Chodovvieckis,  Kr.  150.  Nr.  569, 
Brentanos  Gockel,  Hinkel  und  Gakeleja,  Frankfurt 
1838,  erste  Ausgabe  in  einem  absolut  unbeschnittenen, 
ganz  tadellos  erhaltenen  Prachtexemplar,  erwarb  Herr 
C.  G.  Boerner  für  Kr.  28o.(!)  Nr.  573,  Courses  de  Testes 
et  de  Bagues,  1670,  Kr.  190.  Nr.  576,  Dorat,  Les 
Baisers,  mit  den  reizenden  Kupfern  von  Eisen,  Kr.  410. 
Nr.  594,  Fischer,  Probenächte  der  teutschen  Bauer¬ 
mädchen,  1780,  Prachtexemplar  der  seltenen  Original- 
Ausgabe,  Kr.  120.  Nr.  606,  Jungfer- Anatomie,  ca.  1660, 
mit  zahlreichen  beigebundenen  interessanten  Schriften, 
Kr.  160.  Nr.  624,  Le  Miroir  des  plus  belles  courtisanes 
de  ce  temps,  Amsterdam  1631,  40  Porträts  englischer, 
französischer,  holländischer  und  deutscher  Hofdamen 
enthaltend,  Kr.  132. 

Wenn  man  den  außerordentlichen  Erfolg  dieser 
Auktion  bewundert,  so  ist  dieser  nicht  zum  geringen 
Teile  der  hervorragenden  Katalogisirung  zu  verdanken, 
und  so  wird  denn  auch  der  in  jeder  Beziehung  muster¬ 
gültige  Auktionskatalog  infolge  seiner  mit  wissenschaft¬ 
licher  Gründlichkeit  durchgeführten  bibliographischen 
Beschreibungen  bei  Sammlern  und  Antiquaren  jeder¬ 
zeit  ein  schätzenswertes  Nachschlagewerk  bleiben. 

Wien.  Heinrich  Fiedler. 


Auktion  Biedermann. 

Eine  Auktion  bei  C.  G.  Boerner  in  Leipzig  ist  für 
die  Welt  der  Bücherfreunde  und  -händler  fast  immer 
ein  Ereignis.  So  hatten  sich  denn  auch  am  13.  No¬ 
vember  und  den  folgenden  Tagen  zahlreiche  Käufer 
eingefunden,  die  des  verstorbenen  Geheimrats  von 
Biedermann  köstliche  Sammlung  angelockt,  die  aber 
freilich  kaum  mit  der  frohen  Hoffnung  gekommen  waren, 
einmal  billig  einkaufen  zu  können.  In  der  Tat  gingen 
die  Preise  für  Manuskripte,  Stammbücher  und  Erst¬ 
ausgaben  denn  auch  wieder  recht  hoch,  während  sie 
sich  für  die  glossierendeGoetheliteratur,  dieErläuterungs- 
und  Ergänzungsschriften ,  Briefe,  Biographien,  all¬ 
gemeinen  Beziehungen,  verhältnismäßig  niedrig  hielten. 
Nachfolgend  eine  Übersicht. 

Handschriftliches ,  Stammbücher,  Widmungen. 
Briefgedicht  an  Merck,  5.  12.  1774,  M.  460;  L.  a.  s. 
Weimar  12.  6.  1805  an  Göschen  (ungedruckt),  M.  130; 
„Sah  gemalt  in  Gold  und  Rahmen“,  eigenhändig  unter¬ 
zeichnet,  M.  105  ;  „DesMenschenTage  sind  verflochten“, 
eigenhändig  unterzeichnet,  M.  61 ;  Zur  Morphologie, 
mit  Widmung  an  Nicolovius,  M.  205 ;  Sur  la  metamor- 
phose  des  plantes,  trad.  par  F.  Soret,  mit  Widmung  an 
Boisseree  (eingeklebt),  M.  180;  Tagebuch  der  Gräfin 
Häseler  1828 — 34  mit  Eintragung  von  Goethe,  Johanna 
Schopenhauer  und  Tochter  Adele,  Grf.  Schönburg, 
Ottilie  und  Walter  v.  Goethe,  Anna  von  Egloffstein, 
Familie  Einsiedel  u.  a.,  M.  395;  Stammbuch  von  Karl 
Friedr.  Müchler  mit  Eintragungen  von  Friedrich  Wil¬ 
helm  III.,  Garve,  J.  J.  Engel,  der  Karschin,  C.  Ph.  Moritz, 


Exlibris 


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Lithographie  von  K.  Gruber.  Gottesauerstraße  IO. 

Frau  Pastor  Schreiber,  Leipzig-Gohlis 

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Karl  Siegismund,  Verlagsbuchhändler, 

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Georg  Starke,  Königlicher  Hoflieferant. 


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der  Zeitschrift  für  Bücherfreunde,  Leipzig,  erbeten. 


Katalog  272.  Kunst,  Illustrierte  Werke. 

Katalog  273.  Holzschnitt-  und  Kupferwerke,  Histor. 

Porträts,  Ansichten  etc. 

Katalog  278.  Deutsche  Literatur  A — I. 

Katalog  279.  do.  do.  I — Z. 

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Ernst  Carlebach,  Antiquariat,  Heidelberg. 


8 


Beiblatt. 


Ramler,  Moses  Mendelssohn,  Gleim,  Bahrdt,  und  Zeich¬ 
nungen  von  Graff,  Chodowiecki,  Bolt,  Meil  u.  a.,  M.  810; 
Stammbuch  eines  Mitglieds  der  Familie  Wieland, 
M.  145;  Silhouetten-Album  von  ca.  1770,  M.  290; 
Leipziger  Stammbuch  1752 — 75  (Geliert,  Hamberger, 
Falck, Martens),  M.130;  Stammbuch  J.  F.  Meil,  M.  100; 
Stammbuch  eines  Adligen  um  1780,  M.  1 1 5 ;  Manu¬ 
skript  Eichendorffs  zu  seiner  Geschichte  der  roman¬ 
tischen  Poesie,  M.  460;  Vier  Briefe  Fouques  an  Rochlitz 
M.  21;  Notiz  Goethes  auf  einer  Spielkarte,  M.  31 ; 
Briefe  Ottilie  v.  Goethes  M.  17,50,  15  und  10 ;  eigen¬ 
händiges  Gedicht  von  Herder,  M.  25;  H.  v.  Kleist  an 
Reimer  über  den  Kohlhaas,  M.  71 ;  Albumblatt  von 
Ulrike  v.  Kleist,  M.  88;  eigenhändiges  Gedicht  Klop- 
stocks,  M.  47;  Widmung  von  Felix  Mendelssohn- 
Bartholdy,  M.  40 ;  Charlotte  v.  Stein  an  Knebel,  M.  56; 
eigenhändiges  Gedicht  Wielands  an  Anna  Amalia, 
M.  125;  die  Ankündigung  der  Horen,  eigenhändig  von 
Schiller  ausgefüllt,  wohl  Unikum,  M.  210. 

Bildnisse.  Goethe  und  Schiller,  2  Wachsreliefs, 
M.  240 ;  Byron,  engl.  Miniatur,  M.  210;  Gleim,  Kreide¬ 
zeichnung  von  Caroline  Tischbein,  M.  95;  E.  T.  A. 
Hoffmann,  Bleistiftzeichnung  von  Friedr.  Müller,  M.  280; 
Kant,  Miniatur  auf  Elfenbein,  J.  B.  Breysig  fec.,  M.  280; 
Caroline  Kummerfeld- Schulze,  Pastell,  M.  240 ;  Jean 
Paul,  Kreide  und  Tusche,  von  A.  F.  Semmler,  M.  52; 
Porträt  einer  Dame  von  Frl.  v.  Göchhausen,  Blei  und 
Tusche,  M.  23. 

Buchwerke.  Goethe,  Schriften  1775 — 77,  etwas 
defekt,  M.  45;  Schriften  1787 — 90,  M.  120;  Neue 
Schriften  1792 — 1800,  M.  39;  Werke  1806 — 10,  M.  65; 
Ausg.  letzter  Hand,  M.  51;  Sophien- Ausgabe  in  Gr.-  8°, 
M.  250;  Brief  des  Pastors  zu  ***,  1773,  M.  410;  Römische 
Karneval,  M.  290;  Clavigo  1774,  M.  no;  Epimenides 
Erwachen  1815,  M.  23;  Erwin  und  Elmire  1775,  M.  39; 
Faust  1790  „Ächte  Ausgabe“,  M.  410;  Götter,  Helden 
und  Wieland  1774,  M.  105;  Goetz  1773  im  Selbstverlag, 
M.  455;  Goetz  1774,  erster  Druck  der  2.  Aufl.,  M.  30; 
Hermann  und  Dorothea,  Taschenbuch  1798,  M.  85; 
Ilmenauer-Bergwerk,  Konvolut,  M.  81 ;  Sammlung  zur 
Kenntnis  der  Gebirge,  Karlsbad  1870,  mit  Stein¬ 
sammlung,  M.  205;  Anekdote  zu  den  Freuden  des 
jungen  Werthers,  von  Seidels  Hand,  von  Goethe  unter¬ 
zeichnet,  M.  1 1 5 ;  Hottinger,  Menschen  Tiere  und 
Goethe,  M.  65;  Wagner,  Prometheus,  M.  1 80 ;  Leipziger 
Liederbuch  1770,  M.  1950;  Prolog  zu  den  neuesten 
Offenbarungen  Gottes  1774,  M.  220;  Puppenspiel  1774, 
M.  130;  Tasso  1790  M.  90. 

Die  Privatdrucke  wurden  allsamt  ziemlich  hoch 
gesteigert.  Ich  erwähne  nur:  Iphigenie  1825,  M.  32; 
„Sah  gemalt  in  Gold  und  Rahmen“  1825,  M.  44;  „Des 
Menschen  Tage“  1826,  eigenhändig  unterzeichnet, 
M.  81 ;  Biedermanns  Druck  der  Anekdote  zu  den 
Freuden  des  jungen  Werthers  1862,  M.  91 ;  Korrektur¬ 
abzug  der  XII.  Venetian.  Epigramme,  M.  82. 

Almanach  der  deutschen  Musen  1770— 76,  M.  50 ; 
Chaos,  Jahrg.  I  und  II  (9  fehlende  Nummern),  M.  315 ; 
Ephemeriden  3. — 6.,  Bd.  M.  43;  Frankfurter  gelehrte 
Anzeigen  1772 — 88,  M.  720;  Gaben  der  Milde,  M.  37; 
Gesänge  für  Freimaurer  1813,  M.  21 ;  Gesänge  der 
Liedertafel  I.  Bdchn.  1811,  M.  51 ;  Journal  des  Luxus 

Z.  f.  B.  1905/1906.  Beiblatt  9.  — - 


(Von  den  Auktionen  —  Inserate.) 

Autographen-Versteigerung. 

Sammlung  AlexanderMeyerCohn's 

Der  zweite  Teil  des  Kataloges  erscheint  im  Januar 
1906  und  steht  gegen  Einsendung  von  I  Mark  zur 
Verfügung. 

Derselbe  enthält: 

1)  Deutsche  Literatur  Teil  II  (Klopstock,  Körner, 

Lessing,  Mörike,  Schiller,  Wieland  etc.  etc.) 

2)  Ausländische  Literatur  (Bums,  Byron,  Locke, 

Pope,  Balzac,  Beaumarchais,  Chenier,  Descartes, 
Föndion,  La  Fontaine,  Le  Sage,  Montesquieu, 
Prevost,  Rousseau,  Voltaire,  Spinoza,  Calderon 
de  la  Barca  etc.  etc.). 

3)  Maler  und  Bildhauer  (Michelangelo,  Carracci, 

Cranach,  Giulio  Pippi,  Guido  Reni,  Rembrandt, 
Rubens,  Raphael,  Tizian  etc.  etc.). 

4)  Musiker  (Beethoven,  Gluck,  Haydn,  Orlando 

Lasso,  Mozart,  Schubert  etc.  etc.) 

5)  Schauspieler  und  Sänger  (Doebbelin,  Ekhof, 

die  Neuberin  etc.). 

6)  Stammbücher. 

7)  Nachtrag. 

Der  Katalog  umfaßt  158  Seiten,  4°,  mit  vielen 
Facsimiles. 

Versteigerung:  vom  5.  bis  10.  Februar  1906. 
Besichtigung:  am  1.  bis  3.  Februar  1906. 

Eine  gedruckte  Preisliste  zum  1.  Teil  steht  für 
2  Mark  zur  Verfügung. 

Berlin  w.  10.  j.  A.  Stargardt, 

Königin  Augustastr.  22.  Verlagsbuchhandlung 

und  Antiquariat. 


Dürers  Handzeichnungen 

herausg.  von  F.  Lippmann,  Bd.  I — IV,  statt  M.  1000 
für  M  500  abzugeben.  Gutes  Exempl.  Unter  X.  Y.Z.300 
an  die  Expedition  der  „Z.  f.  B.“,  Leipzig,  Hospitalstr.  27. 


Auktionskatalog  Franz  Trau 

nebst 

Preisliste 

mit  kurzer  Titelangabe  und  Käufern 

M.  8.50 

Ausgabe  mit  farbiger  Tafel  M.  10. — . 

Die  Preisliste  allein  M.  5. — . 

Kataloge  ohne  Preisliste  werden  nicht  mehr  abgegeben, 
und  ist  der  Vorrat  an  Katalogen  überhaupt  nahezu 
erschöpft. 

Gilhofer  &  Ranschburg,  Wien  I 

Bognergasse  2. 


9 


2 


Beiblatt. 


(Von  den  Auktionen  —  Kataloge  —  Inserate.) 

und  der  Moden,  22  Jahrgänge,  M.  195;  Iris  Bd.  1 — 8, 
M.  245 ;  Lavater,  Physiogn.  Fragmente  1775 — 78,  M.  185 ; 
Literatur-  und  Theaterzeitung  1778 — 84,  M.  85;  Mercier, 
Versuch  über  die  Schauspielkunst  1776,  M.  125;  Morgen¬ 
blatt  1807 — 59  und  1865,  M.  100;  Schillers  Musen-Al- 
manach  für  1796,  M.  49;  für  1797,  M.  61 ;  für  1798, 
M.  31 ;  Olla  Potrida  1778 — 97,  20  Bde.,  M.  370;  Samm¬ 
lung  theatral.  Gedichte,  Leipzig  1776,  M.  82;  Reichards 
Theater-Kalender  1778— 94,  96 — 1800,  M.  165. 

Cornelia  Goethe,  Von  der  verliebten  Schwärmerei 
der  Alten,  1773,  M.  43;  Chronik  des  Wiener  Goethe- 
Vereins,  1.— 17.  Bd.,  M.  3 1 ;  Euphorion,  1. — 9.  Bd., 
M.  56;  Goethe-Jahrbuch  1. — 23.  Bd.,  M.  100;  Schriften 
der  Goethe-Gesellschaft  1. — 18.  Bd.,  M.  71. 

Klassiker  und  Romantiker.  Arnim,  Werke,  Bd. 
1 — 21, 1857,  M.  220;  Arnim,  Dolores,  M.  15,  50;  Predigten 
des  Magisters  Mathesius,  1817,  M.  31 ;  Wunderhorn 
(Th.  I  in  2.  Aufl.),  M.  130 ;  Schlegel,  Athenaeum,  M.  52; 
Baggesen,  Karfunkel,  1810,  M.  28;  Brentano,  Schriften, 
M.  125;  Uhrmacher  Bogs,  M.  53;  Frühlingskranz, 
M.  17;  Bürger,  Gedichte  1778,  M.  40 ;  Lenardo  und 
Blandine  1783,  M.  85;  Chamisso,  Gedichte,  2.  Aufl.  1834, 
M.  32;  Schlemihl  1814,  M.  29;  Eichendorff,  Taugenichts 
und  Marmorbild  1826,  M.  52;  Fouque,  Jahreszeiten: 
Frühlings-  und  Sommerheft,  M.  21 ;  Friedrich  II.,  Poesies 
diverses  1760,  große  Ausg.,  M.  45;  Grillparzer,  Ahnfrau 
1817,  M.  31 ;  Heine,  Buch  der  Lieder  1827,  M.  63;  Ge¬ 
dichte  1822,  M.  145;  Tragödien  1823,  M.  115;  Hoff- 
mann,  Elixire  1815/16,  M.  52;  Fantasiestücke  1814/15, 
M.  43;  Keller,  Grüne  Heinrich  1854/55,  M.  I55;  Kleist, 
Käthchen  1810,  M.  31 ;  Penthesilea  (1808),  M.  135; 
Schröter,  Hamburg.  Theater  1. — 3.  Bd.,  M.  55  ;  Lessing, 
Dramaturgie  1767/9,  M.  36;  Noverre,  Briefe  über  die 
Tanzkunst  1769,  M.  38;  Mereau,  Gedichte  1800/02, 
M.  31;  Deutscher  Merkur  1773 — 1810,  M.  1 1 5 ;  Schiller, 
Anthologie,  Tobolsko,  M.  no;  Horen  in  36  Heften, 
M.  105;  Kabale  und  Liebe  1784,  M.  81 ;  Rheinische 
Thalia,  Heft  1  in  Originalumschlag,  M.  71 ;  Wallenstein 
1800  auf  Velin,  M.  50 ;  Teil  1805,  gr.  Ausg.,  M.  40 ; 
Tieck-Bernhardi,  Bombacciaden,  M.  36;  Tieck,  William 
Lovell  1795/96,  M.  76;  Peter  Lebrecht  1795/96,  M.  36; 
Phantasus  1812/16,  M.  41 ;  Franz  Stembald  1798,  M.  32; 
Wagner,  Kindermörderin  1776,  M.  160. 


Kataloge. 

Zur  Vermeidung  von  Verspätungen  werden  alle  Kataloge  an  die  Adresse 

des  Herausgebers  erbeten.  Nur  die  bis  zum  25.  jeden  Monats  ein¬ 
gehenden  Kataloge  können  für  das  nächste  Heft  berücksichtigt  werden. 

Deutschland  und  Österreich-Ungarn. 

Max  Jaeckel  in  Potsdam.  No.  13.  Seltenere  Bücher 
aus  allen  Fächern. 

H.  Kerler  in  Ulm..  No.  346.  Holland,  Belgien ,  Luxem¬ 
burg. 

Gust.  Budinsky  in  Graz.  Bücherfr.  No.  38.  Natur¬ 
wissenschaften,  Reisen. 

Ottosche  Buchhlg.  in  Leipzig.  Weihnachtskatalog. 

K.  Th.  Völcker  in  Frankfurt  a.  M.  No.  259.  Inkunabeln, 
Holzschnittbücher,  Flugblätter,  Erstausgaben,  Ein¬ 
bände,  Exlibris. 


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meines  Antiquariats  No.  2. 

Inhalt:  Almanache  —  Berlin  —  Deutsche  Literatur 
Französische  Literatur  —  Beardsley  —  Goya  —  Rops 
Oskar  Wilde  —  Menzel. 

Anzeiger  No.  3:  Eine  Auswahl  von  illustrierten  Büchern 
des  XVIII.  und  XIX.  Jahrh.  a.  m.  Antiquariat. 


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Karl  W.  Hiersemann  in  Leipzig.  No.  318.  Sprache 
und  Literatur  der  germanischen  Völker. 

Ernst  Carlebach  in  Heidelberg.  Verz.  No.  277.  Klas¬ 
sische  Philologie.  —  No.  276.  Naturwissenschaften 
und  Mathematik. 

Frz.  Deuticke  in  Wien  I.  Juristischer  Anzeiger  No.  48. 

Süddeutsches  Antiquariat  in  München.  No.  74.  Rechts¬ 
wissenschaft.  —  No.  75.  Wissenschaftliche  evan¬ 
gelische  Theologie.  —  No.  72.  Deutsche  Literatur 
1750—1850. 

Rieh.  Härtel  in  Dresden- A.  No.  31.  Kulturgeschichte, 
Kuriosa,  Varia. 

F.  Malota  in  Wien  IV.  No.  4.  Aus  allen  Wissen¬ 
schaften. 

F.  Dörling  in  Hamburg.  No.  76.  Deutsche  Literatur 
seit  Goethe;  Übersetzungen. 

Th.  Ackermann  in  München.  No.  548.  Freimaurerei, 
geheime  Gesellschaften,  Sekten.  —  No.  544.  Bau-  und 
Lngenieurwissenschaft. 

Eugen  Die  derichs  in  Jena.  Verlagsberichte  1Q05 ;  Schöne 
Literatur  und  künstlerische  Kultur  —  Religiös-philo¬ 
sophische  Kultur  (Kataloge  in  geschmackvoller  Aus¬ 
stattung). 

Axel  Juncker  in  Stuttgart.  Verlagskatalog  1905. 

Fr.  Strobel  in  Jena.  No.  19.  Bücher  für  Bibliophilen : 
Erstausgaben,  schöne  Einbände. 

R.  L.  Prager  in  Berlin  NW.  7.  1905,  3.  Rechts •  und 
Staatswissenschaften. 

Jul.  Determann  in  Heilbronn.  No.  39.  Staats-  und 
Volkswirtschaft,  soziale  Fragen, Revolutionsgeschichte, 
Flugblätter  von  1848. 

Lipsius  Tischer  in  Kiel.  Kieler  Bücherfreund  No.  5. 
Varia. 

Hugo  Streisand  in  Berlin  W.  50.  No.  12.  Literatur , 
Kunst,  Kuriosa,  Varia. 

Rud.  Haupt  in  Halle.  Verz.  No.  4.  Ältere  Drucke, 
Folklore ,  Varia. 

Jos.  Baer  Co.  in  Frankfurt  a.  M.  No.  521.  Prae- 
historik,  Urzeit  und  früheste  Kulturepochen.  — 
No.  523.  Japan  und  Korea.  —  No.  520.  Griechische 
Archäologie. 

Adolf  Weigel  in  Leipzig.  Mitt.  f.  Bücherfr.  No.  25. 
Geschichte,  Politik,  Nationalökonomie. 

Max  Perl  in  Berlin  W.  Deutsche  Literatur  in  Erst¬ 
ausgaben,  Übersetzungen,  Folklore. 

P.  Alicke  in  Dresden-A.  No.  57.  Varia. 

Wilh.  Scholz  in  Braunschweig.  No.  1 1 5.  Neuere 
deutsche  Literatur. 

H.  Lesser  (Ph.  Brand)  in  Breslau  II.  Deutsche  Literatur, 
Archäologie,  Altertumskunde. 

Dr.  H.  Lüneburg  (E.  Reinhardt)  in  München.  No.  63. 
Nationalökonomie,  Sozialismus. 

Max  Harrwitz  in  Berlin  W.  35.  No.  ioi,  Abt.  III: 
Almanache  und  Zeitschriften. 

Jürgensen  &=  Becker  in  Hamburg.  No.  22.  Kultur 
und  Sitte,  Hamburgensien,  spanische  Literatur. 

Th.  Kampffmeyer  in  Berlin  SW.  48.  No.  432.  Aus  allen 
Gebieten. 


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No.  259.  Alte  und  seltene  Werke.  Inkunabeln 
und  Holzschnittbücher.  —  Flugblätter  und 
Flugschriften.  —  Erste  Ausgaben  der 
deutschen  Klassiker.  —  Einbände,  Minia¬ 
turen,  Ornamentwerke,  Kalligraphie,  Ex¬ 
libris.  1324  Nummern. 

No.  260.  Kulturgeschichte.  2144  Nummern. 

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bücher,  Kupferwerke  und  Inkunabeln. 

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Landeskunde  der  Staaten  Europas. 
Originalausgaben  der  engl.,  französ.,  italienischen, 
spanischen  und  portugiesischen  Literatur. 

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Soeben  erschienen: 

=  38.  Verzeichnis 


Neueste  Erwerbungen  auf  den  Gebieten  der  Kunst, 
Architektur,  Schönen  Literatur,  Abenteuer-  und  Sitten¬ 
romanen,  Pikanterien,  Alpinistik.  Kulturgeschichte, 
Juden,  Religions-  und  Kirchengeschichte  (Jesuiten  und 
Mönche),  Österreich  -  Ungarn  und  Mähren. 

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illustrierte  Werke,  Kunst . 

Friedr.  Meyers  Buchhdlg.  in  Leipzig.  No.  67.  Zur  Ge¬ 
schichte  der  Kreuzzüge. 

Alfr.  Lorentz  in  Leipzig.  Ant.  Büchermarkt  No.  61. 
Literatur,  Philosophie,  Kunst,  Geschichte,  Varia. 

Simmel  &1  Co.  in  Leipzig.  No.  214.  Semitica  Abt.  IL. 

Otto  Harrassowitz  in  Leipzig.  No.  289.  Deutsche  Ge¬ 
schichte. 

/.  Eckard  Mueller  in  Halle.  No.  113.  Geschichte 
Sachsens. 

C.  Winter  (C.  Stephan)  in  Dresden-A.  No.  116.  Päda¬ 
gogik. 

Ausland. 

Martinus  Nijhoff  im  Haag.  No.  338 — 340.  Histoire 
des  Pays  de  l’Asie.  —  No.  342.  Sciences  exactes. 

Ad.  Geering  in  Basel.  No.  306.  Belletristik,  Geschichte, 
Geographie,  Helvetica,  Musik  und  Theater. 

A.  Narciso  Co.  in  Neapel.  No.  1.  Americana, 
Bibliografia,  Dante,  Napoleone.  —  Rara,  Varia. 

Ermanno  Loe scher  Co.  in  Rom.  No.  76.  Lngegneria- 

Tecnologia. 

Leo  S.  Olschki  in  Florenz.  No.  61.  Livres  anciens  rares 
et  curieux.  IV.  part.:  Americana,  Göographie  (Por- 
tulans,  cartes,  plans).  Illustr. 


Inhalt  des  Hauptblattes. 

(Heft  9  —  Dezember  1905.) 

Michel  Greyff  als  Kalenderdrucker.  Von  Konrad 
Haebler.  Mit  7  Abbildungen.  —  Fälschungen  und 
Neudrucke  alter  japanischer  Holzschnitte.  Von  Fried¬ 
rich  Perzynski.  Mit  6  Abbildungen.  —  Schauspieler¬ 
briefe  aus  dem  Ifflandkreise.  II  und  III.  Von  Ludwig 
Geiger.  —  Vergessene  Verse.  Von  Paul  Hoffmann.  — 
Die  Buchausstellung  im  Salon  d’Automne  zu  Paris. 
Von  W.  Fred.  —  Chronik.  Mit  3  Abbildungen. 


Soeben  erschien: 

Katalog  XXXII: 

Werke  aus  verschiedenen  Wissenschaften. 

(Alte  Bau-  und  Ingenieurwissenschaft,  Bergbau,  Biblio¬ 
graphie,  deutsche  und  ausländische  Geschichte,  deutsche 
Literatur,  Übersetzungen  und  Belletristik,  Schöne  Ein¬ 
bände,  Elzevirdrucke,  Genealogie  und  Heraldik,  Jagd 
und  Forstwirtschaft,  Jesuiten,  Kriegsgeschichte  und 
Militaria,  Kunst  und  illustrierte  Bücher,  alte  Leichen¬ 
reden,  Münzkunde,  Musik  und  Theater,  Originaldrucke 
des  16.  Jahrhunderts,  Klassische  Philologie,  Thüringi¬ 
sche  und  sächsische  Geschichte,  Varia  etc.) 

Katalog  umsonst  und  postfrei. 

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von  560  alphabetisch  geordneten  Nummern,  das 
Alphabet  wird  durch  ca.  30  Stichworte,  die  auf  der 
Rückseite  des  Titels  verzeichnet  sind,  unterbrochen. 
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Geschichte.  Genealogie.  Reisewerke. 
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Illustr.  Bücher  des  XV. — XIX.  Jahrhunderts. 
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Katalog  No.  76 — 78:  Geschichte  in  3  Abteilungen.  871,  1975  u.  2258  Nrn. 

Katalog  No.  80:  Kunst.  Kunstgewerbe.  Kunstblätter.  Illustrierte  Werke.  2261  u.  216  Nrn. 
Katalog  No.  81 :  Neuere  deutsche  Literatur  von  Gottsched  bis  auf  die  Gegenwart.  1643  Nrn. 
Katalog  No.  82:  Ältere  deutsche  Literatur  bis  auf  Gottscheds  Zeit  (vorklassische  Periode) 
612  Nrn.  72  S.  mit  23  Abbildungen. 

Katalog  No.  83:  Theater,  Musik  und  Lied.  1409  Nrn.  88  S.  (Literaturgeschichte.. 

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und  Wissenschaft.  740  Nrn.  84  S.  in  eleganter  Ausstattung. 

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veröffentliche  ich  in  unbestimmten  Zwischenräumen  die  Mitteilungen  für  Bücherfreunde 
aus  dem  Antiquariat  von  Adolf  Weigel,  enthaltend  kleine  bibliographische  Aufsätze 
und  Notizen,  neue  Erwerbungen  aus  allen  Fächern,  Desideratenlisten,  Anzeigen  neuer 

Veröffentlichungen  usw. 


Stete  Neueinkäufe. 


Angebote  jederzeit  erwünscht. 


Kataloge  auf  Wunsch  gratis  und  franko. 


Für  die  Anzeigen  verantwortlich:  K.  Dieckmeyer,  Leipzig,  Hospitalstr.  27.  Verlag  von  Velhagen  &  Klasing,  Bielefeld  und  Leipzig. 

Druck  von  W.  Drugulin  in  Leipzig. 

Mit  Extrabeilagen  von  Hermann  Qesenius  in  Halle  a.  S.  und  Max  Perl  in  Berlin  W. 


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Organ  der  Gefellfcbaft  der  Bibliophilen 


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IX.  Jahrgang.  Zehntes  Heft. 

Januar  1906. 


Abonnementspreis  für  den  Jahrgang  36  M.  (21,60  Fl.  ö.  W.,  45  Fr.,  36  sh.,  21,60  Rb.),  für  das  Quartal  (drei  Hefte)  9  M. 


Anzeigen 

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*/2  Seite . 30  Mark,  j  x\%  Seite . 8  Mark. 


Kleine  Anzeigen  (Desiderata  und  Angebote):  die  gespaltene  Petit- Zeile  SO  Pf.  (für  Mitglieder  der  Gesellschaft 

der  Bibliophilen  und  Abonnenten  der  Z.  f.  B.  nur  25  Pf.). 

Beilage-Gebühr  40  Mark.  — •  Schluß  für  die  Anzeigenannahme  jedes  Heftes  am  10.  des  vorhergehenden  Monats. 


Redaktionelle  Sendungen:  Manuskripte,  Bücher,  Kataloge  etc.  gefl.  zu  richten  an  den  Herausgeber:  Fedor  vo?i  Zobeltitz,  Berlin  IV.  75. 

Uhlandstr.  33  (Sommer:  Spiegelberg  bei  Topper,  Rgbz.  Frankfurt  a.  O.). 

Anzeigen  an  die  Verlagshandlung :  Velhagen  &  Klasing,  Abteilung  für  Inserate,  Leipzig,  Hospitalstr.  27. 


Gesellschaft  der  Bibliophilen. 

Die  satzungsgemäße  Generalversammlung  unsrer  Gesellschaft  für  das  Jahr  1905  fand  unter 
lebhafter  Beteiligung  am  Sonntag  den  12.  November  im  Buchgewerbehause  zu  Leipzig  statt;  voraus 
ging  eine  Yorstandssitzung,  zu  der  die  Herren  Baensch-Drugulin,  Jellinek,  Schüddekopf,  Witkowski  und 
v.  Zobeltitz  erschienen  waren.  Die  Versammlung  selbst  wurde  im  Sachsenzimmer  des  Buchhändler¬ 
heims,  das  uns  zu  diesem  Zwecke  gütigst  überlassen  war,  von  dem  Vorsitzenden  der  Gesellschaft, 
Herrn  Fedor  von  Zobeliitz,  mit  einer  Begrüßungsansprache  eröffnet,  in  der  er  die  Entwicklung  unseres 
jetzt  größten  Vereins  dieser  Art  seit  der  ersten  Vorstandssitzung  in  Leipzig  vor  nunmehr  fünf  Jahren 
darlegte.  Mit  berechtigtem  Stolze  konnte  er  darauf  hinweisen,  daß  durch  die  von  ihm  begründete 
„Zeitschrift  für  Bücherfreunde“  der  Sinn  für  das  schöne  Buch,  für  künstlerische  Ausstattung  im  Buch¬ 
gewerbe  sich  in  ungeahnter  Weise  gehoben  und  verbreitet  habe  und  daß  die  vor  sechs  Jahren  nicht  ohne 
mancherlei  Bedenken  gegründete  Gesellschaft  deutscher  Bibliophilen  nunmehr  die  namentlich  in  England 
seit  Jahrzehnten  in  hoher  Blüte  stehenden  Klubs  verwandter  Art  der  Zahl  nach  weit  überflügelt  habe.  Den 
feinsinnigen  Ausführungen  des  Vorsitzenden  über  den  künstlerischen  Gewinn  unsrer  Bestrebungen  stellte 
Herr  Dr.  Volkmann,  der  Vorsteher  des  deutschen  Buchgewerbevereins,  in  seiner  Bewillkommnungsrede 
den  nicht  minder  bedeutenden  wirtschaftlichen  Wert  einer  Vereinigung  von  Bücherfreunden  entgegen,  die 
zum  Ausgleich  der  in  letzter  Zeit  heftig  aufgetretenen  Gegensätze  zwischen  Produzenten  und  Konsumenten 
des  Buchs  nicht  unwesentlich  beitrage.  —  Der  Geschäftsbericht  des  Sekretärs  für  die  Jahre  1904/5  konnte 
wiederum  einen  erfreulichen  Fortschritt  feststellen;  die  Mitgliederzahl  hat  800  überschritten  und  unsre 
Einnahmen  für  1905  werden  einen  noch  höheren  Überschuß  aufweisen  als  die  für  1904,  welche  sich 
laut  Kassenbericht  auf  Mk.  743.58  beliefen.  Im  übrigen  ist  auf  dem  Geschäftsbericht  des  VI.  Jahr¬ 
buches  für  1904  zu  verweisen,  welches  (in  der  Stärke  von  sechs  Bogen)  zugleich  mit  dem  III.  Bande 
des  Deutschen  Anonymen- Lexikons,  die  Buchstaben  L — R  umfassend,  Ende  November  1905  zur  Versendung 
gelangte.  Dagegen  ist  die  Vollendung  des  zweiten  Teils  von  „Schillers  Persönlichkeit“  leider  nicht 
ermöglicht  worden,  sodaß  die  Lieferung  desselben  auf  spätere  Zeit  verschoben  werden  mußte.  — 
Da  die  für  den  1.  Oktober  1905  ausgeschriebene  Preisaufgabe  über  „Das  deutsche  Buch  im  Zeitalter 
des  Barok  und  Rokoko“  eine  Bearbeitung  nicht  gefunden  hat,  so  wird  unsern  Mitgliedern  für  das 
Jahr  1906  als  Publikation  eine  andere  Gabe  dargeboten  werden:  ein  Nürnberger  Schönbartbuch  mit 
etwa  100  farbigen  Tafeln  nach  einer  Handschrift  des  XVI.  Jahrhunderts,  die  besonders  durch  die 
kolorierten  Kostümbilder  einen  hohen  Wert  beanspruchen  darf.  —  Nachdem  darauf  als  Ort  der 
nächstjährigen  Generalversammlung  Frankfurt  a.  M.  gewählt  worden  war,  gelangte  der  neue  Satzungs¬ 
entwurf,  auf  Grund  dessen  die  Gesellschaft  in  das  Vereinsregister  eingetragen  werden  soll,  zur  Beratung; 
die  von  der  Generalversammlung  einstimmig  angenommene  Fassung  wird  den  Mitgliedern  im  Laufe 
des  nächsten  Quartals  gedruckt  zugehen. 

Nach  Schluß  der  Generalversammlung  folgte  die  Besichtigung  der  Bibliothek  des  Börsenvereins 
der  deutschen  Buchhändler  und  einer  ausgewählten  Sammlung  von  Handschriften  und  Drucken,  bei 
der  Herr  Bibliothekar  Konrad  Burger  in  liebenswürdiger  Weise  die  Führung  übernahm. 

Z.  f.  B.  1905/1906.  Beiblatt  10. 


I 


I 


Beiblatt. 


(Gesellschaft  der  Bibliophilen  —  Rundfragen.) 

Das  Festmahl  im  Hotel  Hauffe  verlief,  wie  die  früheren  geselligen  Vereinigungen  der  Bibliophilen, 
in  angeregtester  Stimmung  und  brachte  den  Teilnehmern  wiederum  eine  reiche  Fülle  stattlicher  Privat¬ 
drucke,  die  hier  mit  dem  Bemerken  verzeichnet  werden,  daß  sie  nur  in  beschränkter  Anzahl  für  die 
beim  Diner  Anwesenden  gedruckt  wurden: 

Ein  Brief  der  Henriette  Sontag  vom  9.  Februar  (1852).  Der  Gesellschaft  der  Bibliophilen  zu  ihrer 
Generalversammlung  Leipzig  den  12.  November  1905  gewidmet  vom  „Berliner  Bibliophilen -Abend“  .  .  . 
4  Bl.  40,  mit  Portrait  und  Faksimile. 

Christian  Reuter  /  Letztes  Denck-  und  Ehren-Mahl  der  Ehrlichen  Frau  Schlampampe  /  Leipzig  / 
12.  Novembris  1905.  (Faksimile  mit  einer  Dedikation  von  BfernhardJ  L.\iebischj  und  G.feorgj 
Wfitkowski '])  6  Bl.,  42  S.  8°. 

E.  T.  A.  Hoffmann  in  Dresden  und  Leipzig  Frühling  1813  bis  Herbst  1814  Briefe  von  ihm,  an 
ihn  und  über  ihn  zusammengestellt  und  aus  den  Tagebüchern  erläutert  von  Hatis  von  Müller  .  .  . 
In  Leipzig  am  12.  November  1905  verteilt  an  die  Teilnehmer  des  siebenten  Bibliophilentages.  VIII  S., 
S.  109 — 216  (Ausschnitt). 

Goethes  Visitenkarte  (reproduziert  von  den  Leitern  des  Insel -Verlags).  2  Bl.  8°. 

Blätter  aus  der  Reproduktion  des  Breviarium  Grimani  des  Beroaldus,  gewidmet  vom  Verleger 
Karl  W.  Hiersemann. 

Der  größte  Teil  der  Besucher  der  Generalversammlung  nahm  an  den  folgenden  Tagen  an  der 
Auktion  v.  Biedermann  teil,  über  deren  Verlauf  im  Dezemberhefte  des  Beiblattes  bereits  berichtet  ist. 

Weimar,  Grunstedterstr.  16.  I.  A.-.  Dr.  Carl  Schüddekopf 


Rundfragen. 

An  dieser  Stelle  kommen  die  aus  den  Kreisen  der  Gesellschaft  der  Bibliophilen  und  der  Leser  der  Zeitschrift 
für  Bücherfreunde  eintreffenden  Anfragen,  sowie  die  Antworten  darauf  zum  Abdruck.  Einsendungen  für  diese 
Rubrik  an:  Arthur  L.  Jellinek  in  Wien  VII,  Kirchengasse  35. 


Fragen. 

185.  Wo  befindet  sich  derzeit  der  Nachlaß  von 
Heinrich  Stieglitz,  insbesondere  seine  „Denktafeln“,  und 
der  Nachlaß  von  Karl  Eitner  (J*  1884),  insbesondere 
die  Regis-Manuskripte  „Schweizerreise“  und  „Apho¬ 
rismen“,  oder  wo  findet  sich  eine  Mitteüung  darüber? 

G.  Pfeffer,  Frankfurt  a.  M. 

186.  Wer  kennt  den  Verfasser  von:  Vier  Lieder 
zur  Oktoberfeier.  Burg  Friedberg  gedruckt  bey  P.  L. 
Feuchtner.  1815.  Kl.  8°,  12  S.  Das  Vorwort  ist  ,,B. 
im  Oktober  1815.  R.“  unterzeichnet. 

Alexander  Burger,  Nie  der- Ingelheim. 

187.  Der  bekannte  Almanach  der  Heiligen  auf  das 
Jahr  1788  mit  den  13  Kupfern  (von  Meil),  gedruckt  zu 
Rom,  wird  von  Weller  in  dem  Repertorium  der  falschen 
und  fingierten  Drucksorte  sowie  in  dem  Anonymen- 
lexikon  unter  No.  1204  als  herausgegeben  von  H.  G. 
(von)  Bretschneider  bezeichnet,  während  Goedeke  in 
Band  IV2,  S.  327  unter  No.  51  Karl  Fr.  Bahrdt  als 
Verfasser  bezeichnet.  Was  ist  richtig,  und  wo  findet 
sich  näheres  darüber,  was  Goedekes  Annahme  stützt? 

Max  Harrwitz,  Berlin. 

188.  Wer  ist  der  Verfasser  von:  Görres,  Athanasius, 
die  Bettelprobe.  Ein  dramatischer  Schwank  nach  einer 


wahren  Begebenheit.  Mit  Zueignung  an  das  XIX.  Jahr¬ 
hundert.  Mit  einem  schönen  Bilde  geziert.  [Fuchs  im 
Hühnerstall.]  Im  Verlag  der  neuetablierten  Buchhand¬ 
lung  1839.  Max  Jaeckel,  Potsdam. 

189.  Welche  dramatischen  Bearbeitungen  gibt  es 
von  alten  deutschen  Märchen,  besonders  den  be¬ 
kannten.  Gustav  Eskuche,  Düsseldorf. 

Antworten. 

178.  Von  Joh.  Pezzls  Vertraute  Briefe  über  Katho¬ 
liken  und  Protestanten  1787  befindet  sich  ein  Exemplar 
in  der  Königlichen  Bibliothek  in  Berlin. 

R.  Seippel,  Göttingen. 

17g.  K[ühn ],  Henriette ,  Verbildung  und  Leicht¬ 
sinn,  1800,  war  von  den  Buchhandlungen  Taussig,  Prag, 
Katalog  1 1 4 ,  No.  441,  und  M.  Edelmann,  Nürnberg, 
Katalog  20,  No.  329  angezeigt.  Vielleicht  können  diese 
Herren  den  jetzigen  Besitzer  nachweisen. 

Alfred  N.  Gotendorf,  Niederlößnitz. 

183  a)  Von  „Die  schöne  Bäckerin,  eine  Legende. 
Dessau  1781“,  besitzt  jetzt  das  Freie  Deutsche  Hochstift 
in  Frankfurt  a.  M.  ein  Exemplar. 

183  b)  Von  Ambr.  Speckmann,  Lebensgeschichte 
eines  Miethpferdes ,  besitze  ich  ein  Exemplar.  (Kata¬ 
log  101,  No.  667  a.)  M.  Harrwitz,  Berlin. 


2 


Beiblatt. 


(Rundschau  der  Presse.' 

Rundschau  der  Presse. 

*  Von  Arthur  L.  Jellinek  in  Wien. 

Die  nachfolgende  Übersicht  versucht,  die  in  Tagesblättern,  Wochen-  und  Monatsschriften  enthaltenen  Aufsätze  und  Abhandlungen, 
soweit  sie  für  die  Leser  unserer  Zeitschrift  in  Betracht  kommen,  in  sachlicher  Anordnung  zu  verzeichnen.  Nur  das  Wichtigere  aus  den  Ver¬ 
öffentlichungen  der  letzten  Monate  kann  berücksichtigt  werden.  Absolute  Vollständigkeit  zu  erreichen  liegt  für  den  einzelnen  Bearbeiter 
außerhalb  des  Bereiches  der  Möglichkeit.  Die  Zeitschriften  sind  nach  Bänden,  Jahrgängen,  Heften  oder  Seiten,  je  nach  der  leichteren  Auf- 
findbarkeit,  citiert.  Gleichmäßigkeit  ist  hierin  nicht  angestrebt.  Zusendung  von  Separatabdrücken  und  Ausschnitten  an  die  Adresse  des 
Bearbeiters  (Wien  VII,  Kirchengasse  35)  erbeten. 


Schrift-,  Buch-  und  Bibliothekswesen. 
Buchdruck ,  Buchhandel. 

Anselmi,  A.,  II  costo  di  stampa  di  uno  Statuto  Muni- 
cipale  nel  Cinquecento.  (A  proposito  della  progettata 
stampa  dello  Statuto  di  Roccacontrada.) 

La  Bibliofilia.  1905.  VII,  S.  104  —  108. 
Brugmann,  K.,  Eine  typographische  Thorheit. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  156. 
[Besondere  Paginierung  der  Sonderabzüge.] 

Bulle,  O.,  Die  literarische  Überproduktion  im  Buch¬ 
handel.  Allgem.  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  149. 

B[ulle],  O.,  Kongresse  und  Überproduktion. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  233. 
Hermann,  R.,  Ein  Beitrag  zu  dem  Kapitel  „Littera- 
rische  Ueberproduktion  und  Buchhandel“. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  157. 
La  crise  de  la  librairie  anglaise. 

Revue  biblio-inconographique.  1905.  XII,  S.  421  —423. 
F.A. Brockhaus  1805—1905.  Ein  Rückblick  zur  Hundert¬ 
jahrfeier  am  14. /i 5.  Oktober  1905. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  240. 
W.  H.,  F.  A.  Brockhaus  in  Leipzig. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  239. 
— i.  Das  vollständige  Verlags -Verzeichnis  der  Firma 
F.  A.  Brockhaus  in  Leipzig. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  274. 
Kerl  er, D.  H.,  Buchhandel  und  Buchgewerbe  im  Schutz 
der  Heiligen. 

Börsenbl./.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  239. 
Liefmann,  R.,  Der  deutsche  Buchhandel  in  der 
Kartell-Enquete,  nebst  Untersuchungen  über  seine 
Organisation  und  seine  voraussichtliche  Weiter¬ 
bildung. 

J ahrbücher  f.  Nationalökonomie  u.  Statistik.  1904. 
3.  F.  XXVIII,  S.  200 — 237. 

Montagne,  V.  A.  della,  Nederlandsche  Boeken  in  de 
Waalsche  gewesten  en  in  het  Buitenland  gedruckt. 

Tijdschrift  voor  boek-en  bibliotheekwezen.  1904. 
II,  S.  139—148. 

Kle  emeie  r,  Fr.J.,  Kunst  und  Kunsthandel.  3.  Künstler¬ 
namen. 

Börsenbl. f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1 905 .  No.  272. 
Olschki,  L.  S.,  La  persecuzione  doganale  dei  libri  in 
Italia.  La  Bibliofilia.  1905.  VII,  S.  129 — 138. 

Rutari,  A.,  Deutsche  Pioniere  [Deutsche  Buchhändler 
in  London], 

Straßburger  Post.  1905.  30.  IX.  Börsenbl.  f.  d. 
deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  233. 

Spadolini,  E.,  L’arte  della  stampa  in  Ancona  dal 
1574  al  1660.  La  Bibliofilia.  1905.  VII,  S.  78 — 90. 


Buchausstattung,  Einbände. 

Adam,  P.,  Ein  Beitrag  zur  Handwerksgeschichte  der 
Buchbinder. 

Archiv  f.  Buchbinderei.  1905.  V,  S.  9 7 — 99. 
Beiträge  zur  Entwickelung  der  Kartonnagen. 

Archiv  f.  Buchbinderei.  1905.  V,  S.  100 — 110. 
B  er  gm  ans,  P.,  Une  copiste  bruxelloise  du  XVe  si&cle 
(Marguerite  Raes). 

Revue  des  Bibliotheques  et  Archiv  es  de  Belgique. 
1905.  III,  S.  283 — 286. 

Karlsruher  Buchkunst. 

Archiv  f.  Buchbinderei.  1905.  V,  S.  99 — 100. 
Goebel,  Th.,  Der  Musteraustausch  des  Deutschen 
Buchgewerbevereins. 

Börsenblatt f.d. deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  199. 
Grabert,  G.,  Etwas  über  Lederbehandlung. 

Archiv  f.  Buchbinderei.  1905.  V,  S.  83—84. 
Schwenke,  P.,  Der  Einband  des  Missale  abbreviatum. 
[Basel.] 

Zentralbl.fi.  Bibliothekswesen.  1905.  XXII,  S.  536. 
Vogel,  Adolf  Menzel  als  Graphiker. 

Archiv  f.  Buchgezverbe.  1905.  XLII,  S.  91—94. 

Bibliographie. 

d’Ancona,  A,,  e  G.  Fumagalli,  Proposta  di  una 
bio-bibliografia  Italiana. 

Atti  del  Congresso  Internazionale  di  Scienze  Storiche. 
Rom.  1904.  IV,  S.  3—17. 

[Discorso  del  comm.  P.  Barbera.  ebd.  S.  19 — 21.] 
Friesland,  C.,  Französische  Sprichwörter- Biblio¬ 
graphie.  Verzeichnis  der  seit  1847  erschienenen 
Sammlungen  französischer  Sprichwörter. 

Zeitschr.  f.  französische  Sprache  und  Litteratur. 
1904.  XXVIII,  S.  260—287. 

Hettner,  A.,  Das  System  der  Wissenschaften. 

Preußische  Jahrbücher.  1905.  CXXII,  S.  251— 277. 
Lozzi,  C.,  Edizione  del  1538  sconosciuta  o  non  bene 
descritta,  d’una  festa  e  comedia  ,,degl’  Intronati“ 
sanesi.  La  Bibliofilia.  1905-  VII,  S.  33 — 36. 

Bibliophilie,  Exlibris. 

De  Boelpaepe,  H.,  Bibliothöque  d’un  Avocat,  Magi¬ 
strat,  Jurisconsulte  et  Historien  du  XVlIIe  si&cle. 

Revue  des  Bibliotheques  et  Archives  de  Belgique. 
1995.  III,  S.  281 — 284. 

[Catalogue  des  livres  de  M.  le  Comte  de  Neny,  qui 
se  vendront  le  22.  Mars  1784  ä  Bruxelles.] 
Fränkel,  L.,  Eduard  Grisebach  der  Bücherliebhaber. 

Die  Gegenwart.  1905.  LXVIII,  S.  214—216. 
Fränkel,  L.,  Eduard  Grisebach  als  Literarhistoriker. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  233. 


3 


Beiblatt. 


(Rundschau  der  Presse.) 

Gutmann,  Th.,  Bibliomanie. 

Antiquitäten-Rundschau.  1904.  II,  No.  31. 
Lemaitre,  J.,  Les  vieux  livres. 

Revue  biblio-iconographique.  1905.  XII,  S.  389—396. 
Seidler,  R.,  Ein  Bücherfreund  aus  dem  XIV.  Jahrhun¬ 
dert.  Allge?neine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  218. 

[Über  Richard  de  Burys  Philobiblion,  übersetzt  von 
Emest  C.  Thomas.] 

Whiteway,  Ph.,  Book  Collecting. 

The  Prititseller.  1904.  II,  S.  34 — 36,  148—150, 
185-187,  234-235,  275-277,  332-334,  416—418, 
441-443- 


Braungart,  R.,  Neuere  Münchener  Exlibriszeichner. 

Wiener  Abendpost.  1905.  No.  78.  (5.  IV.) 

Briege  r-Wasse  rvogel,  L.,  Rudolf  E.  Stumpf. 

Ex-libris.  1905.  XV,  S.  34 — 35. 

Geetl,  K.  R.,  Om  böcker,  läsning,  och  Exlibris. 

Allemäna  Svenska  Boktryckare  Företi.  Medde- 
landen.  1905.  X.  No.  12—14. 

Hirsch,  R.,  Johann  Wilhelm  Meils  Exlibris. 

Ex-libris.  1905.  XV,  S.  12 — 18. 

[Von  J.  W.  Meil  radiert.] 

Howe,  E.  R.  J.  Gambier,  Some  English  book-plates 
of  the  XVIth  and  XVI Ith  Cent. 

The  Collectors  Magazine.  1904.  II,  S.  378—379. 

Jaumann,  A.,  Zur  Exlibris-Mode. 

Deutsche  Kunst  und  Dekoration.  1904.  XIV, 
S.  570-575- 

Leiningen- Westerburg,  K.  E.,  Schweizer  Exlibris 
Cussen.  Ex-libris.  1905.  XV,  S.  6—7. 

Leiningen -Westerburg,  K.  E.,  Ex-libris-Litteratur 
1904.  Ex-libris.  1904.  XV,  S.  51—53. 

Leiningen-Westerburg,  K.  E.,  Exlibris  Willibald 
Pirckheimer  [Nürnberg  1529]. 

Ex-libris.  1905.  XV,  S.  65—66. 

Mazzi,  C.,  Alcuni  bigletti  da  visita  Italiani  [negli  Ex¬ 
libris]. 

Rivista  delle  biblioteche  e  degli  Archivi.  1905. 
XVI,  S.  75-80. 

Mülle  r-Oppenroth,  J.,  Eine  ungarische  Ex-libris- 
Ausstellung  in  Budapest. 

Ex-libris.  1905.  XV,  S.  53  —  54. 

Rosenheim,  M.,  Ein  neues  Exlibris  von  Virgil  Solis  — 
Hans  Mayenschein-Nürnberg. 

Ex-libris.  1905.  XV,  S.  66 — 67. 

Stoehr,  A.,  Vennitzer-Exlibris. 

Ex-libris.  1905.  XV,  S.  8—12. 

[Gestochen  von  Johann  Pfann  und  ein  zweites  von 

Georg  Daniel  Heumann.] 

Bibliothekswesen. 

Adams,  M.  B.,  Public  libraries,  their  buildings  and 
equipment;  a  plea  for  state  aid. 

The  Library  Association  Record.  1905.  VII, 
S.  161  — 177,  220—236. 

Anderton,  B.,  Books  brought  into  relation  with  one 
another,  and  made  operative. 

The  Library  Association  Record.  1902.  IV,  S.  382 
-389.  1905.  VII,  s.  443-458. 


Austen,  W.,  A  banking  method  of  charging  books. 

The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  144—146. 

5.  Deutscher  Archivtag  in  Bamberg. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  230. 

Bowerman,  G.  F.,  Principles  governing  the  choice 
of  religious  and  theological  books  for  Public  libraries. 

The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  137— 140. 

Dodge,  M.  G.,  California  as  a  place  of  residence  for 
the  scholar. 

The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  793— 795. 

Fletcher,  W.  J.,  The  future  of  the  catalog. 

The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  141  — 144. 

Fritz,  G.,  Die  meistgelesenen  Bücher  und  die  volks¬ 
tümlichen  Bibliotheken. 

Blätter  f.  Volksbibliotheken.  1905.  VI,  S.  77—82. 

Gaillard,  E.  W.,  An  experiment  in  School-Library 
work.  The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  201—  204. 

Gaillard,  E.  Wh.,  Trustees  and  library  appropriations 

The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  403—404. 

K lenze,  C.  v.,  Die  Ausfuhr  deutscher  Privatbiblio¬ 
theken  nach  Amerika. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  171. 

Kroeger,  A.  B.,  Arrangement  of  entries  in  catalogs. 

The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  146 — 147. 

Kroeger,  A.  B.,  The  place  of  the  library  in  technical 
education. 

The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  393—399. 

Lichtenstein,  J.,  Essentials  and  non-essentials  in 
library-work. 

The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  399—403. 

Law,  H.  E.,  The  Public  Library  as  a  business  pro- 
position. 

The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  405—408. 

Newcombe,  C.  F.,  Some  aspects  of  the  work  of 
Henry  Bradshaw. 

The  Library  Association  Record.  1905.  VII, 
S.  392—403. 


Clarke,  M.  E.,  Special  collections  in  American  libra¬ 
ries:  The  John  Carter  Brown  Library  of  Brown  Uni- 
versity.  The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  69— 72. 

Jast,  L.  St.,  Some  impressions  of  A7nerican  libraries. 

The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  147 — 149. 

Ripley,  L.  W.,  Library  conditions  in  Northern  and 
Central  California. 

The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  789 — 790. 

Löffler,  KL,  Zu  dem  Plan  einer  katholischen  Zentral¬ 
bibliothek  für  Deutschland. 

Die  Wahrheit.  1905.  XI,  S.  281—285. 

Sa  vage,  E.  A.,  The  municipal  library’s  most  expensive 
and  least  useful  department.  [England.] 

The  Library  Association  Record.  1905.  VII, 
S.  429—442. 

Owen,  E.  B.,  Notes  on  the  Hartford  Public  Library 
in  relation  to  the  schools. 

The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  217—218. 

Grolig,  M.,  Büchersammlungen  des  XVII.  Jahr¬ 
hunderts  in  Mährisch-  Trüb  au. 

Börsenbl.f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  234. 


4 


Beiblatt. 


Coffin  Ford,  M.,  The  School  library  question  in 
New  York  City. 

The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  211— 214. 

Brewster,  W.  L.,  Library  conditions  in  Oregon. 

The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  785 — 786. 

R  o  b  e  r  t  s  o  n ,  J.  L.,  College  and  school  libraries  in  Oregon. 

The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  149 — 150. 

Winchester,  G.  E.,  Danforth  Memorial  library  buil- 
ding,  Paterson,  N.  Y. 

The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  409—41 1. 

Ferrari,  L.,  Gli  Incunabuli  della  R.  Biblioteca  Uni- 
versitaria  di  Pisa. 

La  Bibliofilia.  1Q03,  V,  S.  364 — 373,  1904,  VL, 
S.  7—12,  43—53,  168—175,  232—241,  291-295,  338 
—340,  igoy,  VI J  S.  168-177- 

Hassler,  H.  E.,  Work  vvith  children  and  schools  in 
the  Poj'tland  (Ore.)  Public  Library. 

The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  214— 217. 

Runkle,  E.W.,  The  Carnegie  Library  of  Pen?isylvania 
State  College. 

The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  219—220. 

Holzner,  E.,  Die  Lanna’sche  Sammlung.  Die  Lanna- 
sche  Bibliothek.  J Prag.] 

Prager  Tagblatt.  1905.  No.  21,  29. 

Kukula,  R.,  Die  k.  k.  Universitätsbibliothek  in  Prag. 
(Unsere  Bibliotheken.  I.) 

Deutsche  Arbeit.  1905.  V,  S.  106—113. 

Bourgin,  G.,  L’incendie  de  la  Bibliotheque  Nationale 
et  Universitaire  de  Turin. 

Bibliotheque  de  l’ Ecole  des  Chartes.  1904.  LXV, 
S.  132— 140. 

L’inaugurazione  della  „Marcianna“  nel  Palazzo  della 
Zecca  di  Venezia. 

La  Bibliojilia.  1905.  VII,  S.  56 — 58. 

Smith,  Ch.  W.,  Library  Conditions  in  Washmgto?i. 

The  Library  Journal.  1905.  XXX,  S.  787 — 788. 

Literaturgeschichte  (Allgemeines). 

Baldwin,  E.  Ch.,  The  relation  of  the  XVII.  Century 
character  to  the  periodical  essay. 

Publications  oj  the  Modern  Language  Association 
of  America.  1904.  XIX,  S.  75—114. 

[Baron,  Chr.],  Das  lettische  Volkslied. 

Baltische  Monatsschrift.  1905.  XLVII,  59,  S.  482 
—500. 

Bibliophile.  Razmer  romanov  prezde  i  teper.  [Um¬ 
fang  der  Romane  einst  und  jetzt.] 

Izvestija  fo  literature  naukam  i  bibliogr-afii.  1904. 
VII,  S.  96—97. 

Bie,  O.,  Tendenzdichtung. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  215. 

Bräutigam,  L.,  Die  Lüneburger  Heide  in  der  neueren 
Malerei  und  Dichtkunst. 

Zeitschrift  f  d.  deutschen  Unterricht.  1905.  XIX, 
S.  640 — 650. 

Bulle,  O.,  Die  Schule  im  Roman. 

Allgemeine  Zeitung.  Beilage.  1905.  No.  239. 

Chalatianz,  B.,  Die  armenische  Literatur  des  XIX. 
Jahrhunderts. 

Neue  Heidelberger  Jahrbücher.  1905.  XIV,  S.  16 — 38. 


(Rundschau  der  Presse.) 

Dieterich,  K. ,  Volkskunst  und  Volksdichtung  als 
soziologische  Faktoren. 

Vossische  Ztg.  Sonntagsbeilage.  1905.  No.  36— 38. 

Ende,  A.  v.,  Die  Natur  im  amerikanischen  Schrifttum. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  192. 

Gleich  en-Rußwurm,  A.  v.;  Von  der  Allegorie. 

Das  litterarische  Echo.  1905.  VIII,  Sp.  85—90. 

Hessel,  K.,  Die  Echtheit  der  Loreleisage. 

Zeit  sehr,  f  d.  deutschen  Unterricht.  1905.  XIX, 
S.  481 — 492. 

Kirchbach,  W.,  Schlüssel-Romane. 

Das  litterarische  Echo.  1905.  VIII,  Sp.  237 — 245. 

Klinkhardt,  Fr.,  Die  Edelsteine  und  insbesondere 
der  Diamant  im  Spiegel  der  Poesie. 

Zeit sehr.  f.  d.  deutschen  Unterricht.  1905.  XIX, 
S.  440—447. 

Ko  the,  W.,  Über  Titelformung. 

Börsenbl.f.d. deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  235. 

Krejci,  F.  V.,  Die  tschechische  Literatur. 

Oesterreichische  Rimdschau.  1905.  IV,  S.  225 — 229, 
313—316. 

Manitius,  M.,  Die  Kenntnis  des  Griechischen  im 
früheren  Mittelalter. 

All  gern.  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  193. 

Rossel,  V.,  La  litterature  contemporaine  de  la  Suisse 
frangaise. 

Revue  Bleue.  1905.  5.Ser.IV,S.  401 — 406,426 — 430. 

Russowa,  S.,  Das  Alte  und  das  Moderne  in  der  gegen¬ 
wärtigen  ruthenischen  Literatur. 

Ruthenische  Revue.  1905.  III,  S.  273—284. 

Russowa,  S.,  Die  Poesie  des  Landlebens  in  der  ukrai¬ 
nischen  Literatur. 

Ruthetiische  Revue.  1905.  III,  S.  328 — 334,348 — 353. 

Sauer,  A.,  Eine  deutsch-böhmische  Biographie.  [Vor¬ 
schlag.]  Deutsche  Arbeit.  1905.  V,  S.  113— 115. 

Thayer,  W.  R.,  Biography. 

The  North  American  Review.  1905.  CLXXI, 
S.  261 — 278. 

Einzelne  Schriftsteller. 

Andersen:  Bauditz,  S.,  H.  C.  Andersen. 

Die  Grenzboten.  1905.  LXIV,  4,  S.  23 — 32,  79 — 86. 

— :  Brandes,  G.,  Hans  Christian  Andersen. 

The  Contemporary  Review.  1905.  LXXXVII, 
S.  640—656. 

Arndt:  Ungedruckte  Briefe  von  Ernst  Moritz  Arndt  aus 
den  Jahren  1814 — 1851  an  den  Kaufmann  Josua 
Hasenclever  in  Remscheid-Ehringhausen,  Mitgeteilt 
von  Adolf  Hasenclever. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  175,  176. 

Auerbach:  Bettelheim,  A.,  Die  Kindheit  Berthold 
Auerbachs. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  213,  214,  216,  217. 

Barbey  d’Aurevilly:  Ernest- Charles,  La  critique  de 
Barbey  d’Aurevilly. 

Revue  Bleue.  1905.  5.  Ser.  III.  S.  472 — 475. 

Barbier:  Pilon,  E.,  Le  centenaire  d’Auguste  Barbier. 

Revue  Bleue.  1905.  5.  Ser.  III,  S.  431 — 436. 

— :  Rebelliau,  A.,  Auguste  Barbier  et  ses  amis. 
(d’apres  des  lettres  inedites  de  Brizeux  et  Laprade.) 
Revue  Bleue.  1905.  5.  Ser.  III,  S.  682—687,  712— 715. 


5 


Beiblatt. 


(Rundschau  der  Presse.) 

Baumbach:  Mehring,  S.,  Rudolf  Baumbach. 

Die  Nation.  1905.  XXII,  No.  53. 

— :  Urbas,  W.,  Rudolf  Baumbach  in  Triest  und  die 
Entstehungsgeschichte  seines  „Zlatorog“. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905  No.  239. 

Bembo:  Poizat,  A.,  Les  Amours  de  Lucröce  Borgia 
et  de  Pierre  Bembo. 

Revue  Bleue.  1905.  5.  Ser.  III,  S.  599—603,  624-628. 

Blackett:  Kohlschmidt,  W.,  Ein  Gegenstück  zu 
Goethes  Beurteilung  von  Hans  Sachs. 

Zeitschrift  f.  d.  deutschen  Unterricht.  1905.  XIX, 
S.  720. 

[Byron  über  Joseph  Blackett,  Epitaph  for  Joseph 

Blackett,  late  poet  and  shoemaker.] 

Blessington:  Grego,  J.,  The  Countess  of  Blessington. 

The  Connoisseur.  1903.  VII,  S.  178  —  181,  221—222. 

Börne:  Geiger,  L.,  Ludwig  Börnes  Nachlaß. 

Das  litterarische  Echo.  1905.  VIII,  Sp.  96 — 99. 

Boulay-Paty:  des  Essarts,  E.,  Deux  romantiques 
oublies.  Jules  Le  Fövre-Deumier.  —  Evariste  Boulay- 
Paty.  Revue  Bleue.  1905.  5.  Ser.  IV,  S.  72—76. 

Browning:  Ernest-Charles,  J.,  Elizabeth  Browning. 

Revue  Bleue.  1905.  5.  Ser.  III,  S.  377—3 80. 

- — :  Griffin,  W.  H.,  Robert  Browning  and  Alfred 
Domett.  —  Early  friends  of  Robert  Browning. 

The  Contemporary  Review.  1905.  LXXXVII, 
S.  95 — 1 16,  427—446. 

Byron:  Wetz,  W.,  Lady  Caroline  Lamb;  Lord  Byron 
und  der  neueste  Roman  von  Mrs.  Humphry  Ward. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  164 — 166. 

— :  — s,  George  Bancroft  bei  Lord  Byron. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  243. 

Casanova:  Morasso,  M.,  Jacopo  Casanova. 

Marzocco.  1905.  X,  No.  31. 

Cecco  d’Ascoli:  Boffito,  G.,  II  „De  eccentricis  et  epi- 
cyclis  de  Cecco  d’Ascoli  novamente  scoperto  e  illu- 
strato.  La  Bibliofilia.  1905.  VII,  S.  150—167. 

Cervantes :  E  llis ,  H.,  The  T  ercentenary  of  „Don  Quixote“- 

The  North  American  Review.  1905.  CLXXX, 
S.  670—680. 

—  :  Galli,  E.,  Nel  terzo  centenario  del„DonChisciotte“. 

Rivista  d’ Italia.  1905.  VIII,  2,  S.  637 — 649. 

Chenier:  Heredia,  J.  M.  de,  Le  manuscrit  des  buco- 
liques  d’ Andre  Chenier. 

Revue  des  deux  mondes.  1905.  LXXV,  30,  S.  146 
—  167. 

Coelten:  Eulenberg,  H.,  Ludwig  Coelten. 

Das  litterarische  Echo.  1905.  VII,  S.  613 — 621. 

Dach:  Jacoby,  H.,  Simon  Dach  und  der  Königsberger 
Dichterbund. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  177,  178. 

Dante:  Frati,  L.,  Lo  Studio  e  l’imitazione  di  Dante  e 
del  Petrarca  nei  rimatori  bolognesi  del  Quattrocento. 

Giornale  Dantesco.  1904.  XII,  S.  52—56. 

—  :  Deila  Torre,  A.,  L’Amicizia  di  Dante  e  Giovanni 
Villani  con  documenti  inediti  su  cose  di  Dante  e  su 
G.  Villani.  Giornale  Dantesco.  1904.  XII,  S.  33 — 44. 

Dragoncino:  Castellani,  G.,  Un  opuscolo  sconosciuto 
di  Giambattista  Dragoncino  da  Fano.  Saggio  bio- 
bibliografico.  La  Bibliofilia.  1905.  VII,  S.  177 — 191. 


Eichendorff:  Pissin,  R.,  Die  Brüder  Eichendortif  als 
Jugendfreunde  und  Schüler  des  Grafen  Loeben. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  183. 
Flaubert:  Mann,  H.,  Flaubert.  George  Sand  und 
Flaubert.  Die  Zukunft.  1905.  LI  I,  S.  10— 24,96 — 108. 
Fontane:  M authner,  Fr.,  Theodor  Fontane  posthumus. 

Das  litterarische  Echo.  1905.  VIII,  Sp.  157 — 160. 
Garschin :  Kjaer,  N.,  Vsevolod  Garschin. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  197. 
Goethe:  Berg,  L.,  Johann  Peter  Eckermann. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeil.  No.  49.  (4.  XII.) 
— :  Bode,  W.,  Goethes  Unterhaltungen  mit  Friedrich 
Soret.  Stunden  mit  Goethe.  1905.  II,  S.  50 — 57. 
— :  Denis,  Ch.,  Goethe  en  France.  Succ£s  du  Ger- 
manisme,  crise  du  Latinisme. 

Annales  de  Philosophie  chrttienne.  1904.  CIL, 
S.  3.27—333- 

[Über  J.  Baldensperger,  Goethe  en  France.] 

— :  Goebel,  J.,  Mephistopheles. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  195. 
— :  Heine,  G.,  Der  Erdgeist  und  Mephistopheles. 

Zeit  sehr,  f  d.  deutschen  Unterricht.  1905.  XIX, 
S.  447— 453- 

— :  K.  D.,  Einfluß  Pindars  auf  Goethes  Jugendlyrik. 
Zeit  sehr.  f.  d.  deutschen  Unterricht.  1905.  XIX, 

s.  530-531- 

— :  Rathlef,  E.,  Goethe  —  pathologisch. 

Baltische  Monatsschrijt.  1904.  XLVI,  57, S.  276 — 295. 
[Über  P.  J.  Möbius,  „Die  Pathologie  bei  Goethe“.] 

— :  Siebert,  A. ,  Wirtschaftlich-ethische  Motive  in 
Goethes  „Faust“. 

Allgetneine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  204. 
— :  Sprenger,  R. ,  Zu  Goethes  Faust  [I,  V.  880. 
II,  V.  1236.] 

Zeit s ehr.  f.  d.  deutschen  Unterricht.  1905.  XIX, 
S.  720. 

— :  Z.,  Goethe  —  ein  Programm. 

Der  Kulturmensch.  1905.  Heft  7. 
Gottsched:  Müller,  C.,  Gottschedliche  Wortverbote. 
Zeitschr.  f.  d.  deutschen  Unterricht.  1905.  XIX, 
S.  745— 756. 

Grillparzer:  — O — ,  Grillparzer  in  der  Sommerfrische. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  IV,  S.  551. 
— :  Wülfing,  J.  E.,  Zu  „Des  Meeres  und  der  Liebe 
Wellen“. 

Zeitschr.  f.  d.  deutschen  Unterricht.  1905.  XIX, 
s.  597—598. 

Hamerling:  Pröll,  K.,  Meine  letzte  Begegnung  mit 
Robert  Hamerling.  Leitmeritzer  Ztg.  1905.  No.  49. 
Hartleben:  Benzmann,  H.,  Otto  Erich  Hartlebens 
Lyrik.  Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  162. 
Hebbel:  Meyer,  R.  M.,  Hebbels  „Moloch“. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  IV,  S.  436—443. 
— :  Sauer,  A.,  Stifter  und  Hebbel.  Randglossen  zu 
einem  Briefe  Stifters. 

Deutsche  Arbeit.  1905.  IV,  S.  812 — 816. 
Heine:  Asb  ach,  J.,  Aus  Heines  Jugendzeit. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  231. 
Herder:  Walter,  K.,  Herders  Wirken  und  Wachsen  in 
Riga. 

Baltische  Monatsschr.  1904.  XLVI,  57,  S.  28 — 49. 


6 


Beiblatt. 


Herder:  B.,  Herder  über  Rußland. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  201. 

Humboldt:  Drei  Briefe  W.  Humboldts  an  Lavater.  Mit¬ 
geteilt  von  Heinrich  Funck. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  173. 

—  :  B.  O.,  Wilhelm  von  Humboldt  und  seine  Braut. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  250. 

Keller:  Rosenfeld,  W.,  Gottfried  Keller. 

Westermanns  Monatshefte.  1905.  XCIX.  S.  220 — 331. 

KlopstOCk :  Kinzel,  K.,  Klopstocks  Liebeslyrik. 

Aus  Höhen  u.  Tiefen.  E.  Jahrbuch  f  d.  deutsche 
Haus.  1904.  VII,  S.  3 — 25. 

Kleist:  Steffen,  E.,  Ein  deutsches  Drama:  „Kleists 
Hermannsschlacht“. 

Zeitschr.  f.  d.  deutschen  Unterricht.  1905.  XIX, 
S.  545—57L  618—640. 

Kurz:  Kurz,  I.,  Erinnerungen  an  Hermann  Kurz. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  237,  238. 

Lamartine:  Doumic,  R.,  Le  Mariage  de  Lamartine. 
Lettres  du  pode  ä  sa  fiancee. 

Revue  des  deux  mondes.  1905.  LXXV,  28,  S.  825 
—849,  29,  S.  152—176. 

Lamennais:  Lettres  inedites  de  Lamennais  ä  Alexis 
Gerard.  (1848—1852.)  Avec  Preface  et  Notes  de 
Ed.  Champion  et  Louis  Thomas. 

Revue  Bleue.  1905.  5.  Ser.  IV,  S.  129 — 132,  161 
— 164,  199 — 201. 

Lenz:  Freymann,  K.  v.,  Laster  und  Leidenschaft  in 
J.  M.  R.  Lenz’  Dichtung. 

Baltische  Monatsschrift.  1905.  XLVII,39,S.  25 — 40. 

Lessing:  Sprenger,  R.,  Ein  Gedicht  Lessings  [Die 
blaue  Hand]  in  J.  P.  Hebels  Erzählungen  des 
Rheinischen  Hausfreundes. 

Zeitschr.  f  d.  deutschen  Unterricht.  1905.  XIX, 
S.  457 — 458. 

— :  Consentius,  E.,  Der  Denunziant  der  Literatur¬ 
briefe.  [J.  H.  G.  v.  Justi.] 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  194. 

Ludwig:  Schapire,  R.,  Otto  Ludwigs  „Das  Fräulein 
von  Scuderi“. 

Zeitschr.  f  d.  deutschen  Unterricht.  1905.  XIX, 
S.  650—663. 

Meyer:  Geiger,  L.,  Zur  Charakteristik  der  Menschen 
des  XVIII.  Jahrhunderts.  [F.  L.  W.  Meyer.] 

Archiv  f.  Kulturgeschichte.  1904.  II,  S.  71 — 77. 

Michelet:  Monod,  G.,  Jules  Mich  eiet  et  son  pde. 

Revue  Bleue.  1905.  5.  Ser.  III,  S.  225—227,  260 
—263. 

Molina:  Das  Grabdenkmal  des  Komturs  [Tirso  de  Mo- 
lina,  El  burlador  de  Sevilla]. 

Die  Grenzboten.  1905.  LXIV,  2,  S.  593—596. 

Montesquieu:  Metzen,  H.  v.,  Montesquieu. 

Die  Grenzboten.  1905.  LXIV,  4,  S.  321 — 327. 

Mörike:  Maier-Pfullingen,  Mörikes  Testament. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  228. 

Nerval:  Ernest-Charles,  J.,  Gerard  de  Nerval  et 
l’Allemagne. 

Revue  Bleue.  1905.  5.  Ser.  III,  S.  247—250. 

— :  Küchler,  W„  Gdrard  de  Nerval.  L60  Burckart. 

Vossische  Ztg.  1904.  Sonntagsbeilage.  No.  34. 
(21.  VIII.) 


(Rundschau  der  Presse.) 

Novalis:  Prost,  J.,  Zur  Novalis-Literatur. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  191. 

Pascal:  Prudhomme,  S.,  Pascal. 

Revue  Bleue.  1905.  5.  Ser.  III,  S.  129 — 133,  161 
-165,  193-197- 

Phillips:  Meyerfeld,  M.,  Stephen  Phillips. 

Das  litterarische  Echo.  1905.  VIII,  Sp.  16 1  — 174. 

Preseren:  Prijatelj,  J.,  Franz  Preseren. 

Oesterreichische  Rundschau.  1905.  IV,  S.  276 — 278. 

Reinick:  Langer,  L.,  R.  Reinick  als  Erzieher.  Zur 
Hundertjahrfeier  seiner  Geburt. 

Zeitschr.  f.  d.  deutschen  Unterricht.  1905.  XIX, 
S.  609—617. 

Rusinol:  Merimee,  E.,  EI  „Mistico“  de  Santiago 
Rusinol. 

Annales  de  la  fac.  des  lettres  de  Bordeaux.  Bulle¬ 
tin  Hispanique.  1905.  VII,  No.  1. 

Ruskin:  Bond,  R.  W.,  Ruskin’s  views  of  literature. 

The  Contemporary  Review.  1905.  LXXXVII, 
S.  844—860. 

Sachs:  Hans  Sachs  und  sein  Verleger. 

Oesterreichische  Rundschau.  1905.  IV,  S.  598 — 599. 

[Gerisch  Georg  Corwins  aus  Frankfurt  a.  M.  an  Kaiser 

Rudolf  II.  um  Privileg  gegen  Nachdruck  von  Hans 

Sachs  nachgelassenen  Schriften  von  1580.] 

Sainte-Beuve :  Sorel,  A.,  Sainte-Beuve.  Les  Lundis  et 
Port  Royal. 

Revue  Bleue.  1905.  5.  Ser.  III,  S.  1 — 5,  33 — 39. 

Saillt-Pierre :  Doumic,  R.,  Le  veritable  Bernardin  de 
Saint-Pierre. 

Revue  des  deux  mondes.  1905.  LXXV,  28,  S.  445 
-456. 

Schede:  Habbicht,  H.,  Paul  Schedius  Melissus. 

Herald. —  Genealog.  Blätter.  1904.  I,  40 — 42. 

Scheffel:  Poschinger,  H.  v.,  Victor  von  Scheffel  und 
Anton  von  Werner. 

Deutsche  Revue.  1905.  XXX,  4,  S.  62—67. 

Schubart:  Sadger,  J.,  Ein  genialer  Trunkenbold.  [Chr. 
Fr.  D.  Schubart.] 

Allge7neine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  176,  177, 

Shakespeare:  Collins,  J.  Ch.,  Old  and  new  lights  on 
Shakespeare’s  Hamlet. 

The  Conternporary  Review.  1905.  LXXXVIII, 
S.  649 — 664. 

— :  Eidam,  Chr.,  Zu  Shakespeares  „Romeo  and  Juliet“. 
I,  2,  93—96. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  183. 

—  :  The  domination  of  Shakespeare.  Harvest  of  ori¬ 
ginal  MSS. 

The  Daily  News.  —  La  Bibliofilia.  1905.  VII. 
S.  194—199- 

Spencer:  Oder,  E.,  Herbert  Spencer. 

Neue  Jahrbücher  f.  d.  klass.  Altertum,  Geschichte 
u.  deutsche  Litteratur.  1905.  XV,  S.  588—608. 

Sprenger:  Fränkel,  L.,  Robert  Sprenger  f. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  210. 

Stael :  Une  correspondance  inedite  de  Madame  de 
Stael.  Lettres  ä  Nils  von  Rosenstein.  Commentaires 
de  Luden  Maury. 

Revue  Bleue.  1905.  5.  Ser.  III,  S.  641—646,  673 
—676,  705— 708,  737— 740. 


7 


Beiblatt. 


(Rundschau  der  Presse  —  Kleine  Mitteilungen.) 

Stendhal:  Lütz  ow,  Stendhal.  —  A  study. 

The  North  American  Review.  1905.  CLXXX, 
S.  829—841. 

Stifter:  Fürst,  R.,  Adalbert  Stifter. 

Wester manns  Monatshefte.  1905.  XCIX,  S.  311 
-320. 

— :  Hauffen,  A.,  Einführung  in  das  Stifter-Heft. 

Deutsche  Arbeit.  1905.  No.  IV,  S.  7 56—762. 

— :  Hock,  St.,  Adalbert  Stifter. 

Oesterreichische  Rundschau.  1905.  IV,  S.  521—525. 

— :  Horcicka,  Ad.,  Adalbert  Stifter  und  die  Schiller¬ 
feier  in  Linz  im  Jahre  1889. 

Deutsche  Arbeit.  1905.  IV,  S.  794 — 797. 

— :  Jungbauer,  G.,  Die  Quelle  zu  A.  Stifters  Studie 
„Der  beschriebene  Tännling“.  (Zwei  Beiträge  zur 
Literatur  des  deutschen  Böhmerwaldes.  2.) 

Deutsche  Arbeit.  1905.  IV.  S.  792— 793. 

— :  Kienzl,  H.,  Adalbert  Stifter. 

Allge7neine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  245. 

— :  Kosch,  W.,  Luise  Freiin  von  Eichendorff  in  ihren 
Briefen  an  Adalbert  Stifter. 

Deutsche  Arbeit.  1905.  IV,  S.  779 — 786. 

— :  Schlossar,  A. ,  Adalbert  Stifter  und  Mariam 
Tenger.  Mit  ungedruckten  Briefen  Stifters. 

Deutsche  Arbeit.  1905.  IV,  S.  764— 778. 

— :  Schlossar,  A.,  Adalbert  Stifter  und  Gustav 
Heckenast,  sein  Freund  und  Verleger. 

Deutsche  Arbeit.  1905.  IV,  S.  798 — 81 1. 


Stifter:  Wukadinovic,  Sp.,  Neues  über  Stifter. 

Das  litterarische  Echo.  1905.  VIII,  Sp.  174— 177, 

Tansillo:  Rosalba,  G.,  Nuovi  documenti  sulla  vita  di 
Luigi  Tansillo. 

Studi di letteratura  Italiana.  1903.  V,  S.  166 — 225. 

Vernaleken :  Gild,  A.,  Theodor  Vemaleken,  ein  hes¬ 
sischer  Kämpfer  für  Deutschtum  und  Schule  in  der 
Ostmark.  Hessenland.  1904.  XVIII,  S.  235 — 237. 

Vigny :  Lettres  d  Alfred  de  Vigny  ä  Auguste  Barbier. 
Commentaires  d’Alfr£d  Rdbelliau. 

Revue  Bleue.  1905.  5.  Ser.  III,  S.  676—681. 

Voltaire:  Droysen,  H.,  Unvorgreifliche  Bemerkungen 
zu  dem  Briefwechsel  zwischen  Friedrich  dem  Grolien 
und  Voltaire. 

Zeitschr.  f.  französische  Sprache  und  IJtteratur. 
1905.  XXVIII,  S.  169 — 190. 

— :  Fueter,  Ed.,  Voltaire  als  Historiker. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  210,  21 1. 

— :  Mangold,  W.,  Noch  einige  Aktenstücke  zu  Vol¬ 
taires  Frankfurter  Haft. 

/Zeitschr.  f.  französische  Sprache  und  Litteratur. 
1905.  XXVIII,  S.  191  — 199. 

— :  Sakmann,  P.,  Voltaire  über  das  klassische  Alter¬ 
tum. 

Neue  Jahrbücher  f  d.  klass.  Altertum,  Geschichte 
u.  deutsche  Litteratur.  1905.  XV,  S.  569—587. 

— :  Lettres  inedites  de  Voltaire  ä  Turgot.  Avec  com- 
mentaire  de  Louis  Thomas. 

Revue  Bleue.  1905.  5.  Ser.  IV,  S.  353— 355 


Kleine  Mitteilungen. 


Katalog  XIX  von  Fr.  Strobel  in  Jena,  der  viele  für 
Bibliophilen  interessante  Werke  verzeichnet,  zeigt  auch 
zwei  jener  Bücher  des  XV.  Jahrhunderts  an,  die  Zeug¬ 
nisse  der  Erfindung  der  Druckkunst  durch  Gutenberg 
enthalten :  das  Chronicon  des  Eusebius,  Venedig,  Erh. 
Ratdolt  1483,  mit  der  Fortsetzung  des  Matth.  Palmerius 
und  dessen  Bericht:  Quantü  litteraru  studiosi  Germanis 
debeant  /  nullo  satis  dicedi  genere  exprimi  posset. 
Naqz  /  a  Joanne  Gutenberg  Züiunge  equiti  Magü.  /  tie 
rheni  solerti  igenio  librox  Imprimedox  /  ratio  1440. 
inventa  (sic!):  hoc  tepe  i  öes  fere  orbis  par-  /  tes  ppagat: 
q  omnis  ätiquitas  paruo  ere  cöpa-  / rata:  posteriorib’  infi- 
nitis  voluminib’  legitur.  j  Palmer  spricht  hier  also  von 
1440,  während  in  der  Eusebius-Ausgabe  von  1512  (No.  14 
des  Strobelschen  Katalogs)  anStelleder  Null  in  der  Ziffer 
vorsichtig  ein  Punkt  gesetzt  ist  („Imprimendor’  ratio  144.“) 
Vielleicht  mag  der  Autor  inzwischen  erfahren  haben, 
daß  Gutenberg  1440  gar  nicht  in  Mainz  war. 

Der  Verlag  von  S.  Fischer  in  Berlin  hat  soeben 
einen  Katalog  über  die  bei  ihm  erschienenen  Werke 
herausgegeben:  ein  stattliches  Heft  in  Oktav,  das,  von 
Emst  Rudolf  Weiß  geschmückt,  sich  schon  äußerlich 
hübsch  und  vornehm  präsentiert  und  des  Interessanten 
viel  enthält:  außer  der  Bibliographie  Bildnisse  der  be¬ 
kanntesten  Autoren  des  Verlages,  bemerkenswerte  Kri¬ 
tiken  und  eine  große  Anzahl  von  literarischen  Beiträgen, 
in  Vers  und  Prosa. 


Höchst  reizvoll  ist  das  Ankündigungsheft  von  Oscar 
Bies  neuer  Monographie  ,,Der  Tanz“  (Bard,  Marquard 
&  Co.  in  Berlin):  ein  Büchlein  für  sich  mit  Vignetten 
und  Lunrahmungen  von  Karl  Walser  und  zwei  Kunst¬ 
blättern.  Bies  Werk,  auf  das  wir  zurückkommen  w'erden, 
erscheint  auch  in  einer  Luxusausgabe:  30  Exemplare 
auf  Japan  ä  100  Mark.  —  Ein  anderes  Prachtwerk, 
gleichfalls  mit  Buchschmuck  und  10  Radierungen  von 
Karl  Walser:  Liebesbriefe  der  Ninon  de  Lenclos,  wird 
bei  Bruno  Cassirer  in  Berlin  angekündigt  (250  Exem¬ 
plare  in  Leder  gebunden  ä  M.  25). 

Im  Leopold  Hoesch-Museum  zu  Diirett  ist  im  De¬ 
zember  eine  Sonderausstellung  „Die  Kunst  im  Buch¬ 
druck  des  XV.  und XVI.  Jahrhunderts“  eröffnet  worden, 
die  ausschließlich  aus  den  reichen  Beständen  der  Samm¬ 
lung  einer  kenntnisvollen  Bibliophilin,  der  Frau  Guido 
Schöller  in  Düren,  arrangiert  wurde.  Frau  Schöller  hat 
auch  zu  dem  Führer  durch  die  Ausstellung  ein  recht 
interessantes  Vorwort  geschrieben.  Die  Kollektion  bie¬ 
tet  zunächst  eine  Reihe  wertvoller  Handschriften,  der 
sich  eine  Anzahl  Blockbücher  in  Nachdrucken  und  viele 
Original-Frühdrucke  anschließen:  so  die  Chronik  von 
Kölln,  Breydenbachs  Reisen,  Kobergers  Lateinische 
Bibel,  der  Schatzbehalter,  Schedels  Chronik,  die  Werke 
der  Hroswdta,  mancherlei  von  Dürer,  Pirckheimer,  Geiler, 
die  erste  und  vierte  Theuerdank-Ausgabe,  der  Weiskunig, 
viele  Lutherdrucke  u.  a.  m. 


8 


Beiblatt. 


Zwei  interessante  neue  Kataloge  verausgabt  die 
Firma  Joseph  Baer  &  Co.  in  Frankfurt  a.  M.  Zunächst 
eine  Sammlung  Schopenhaueriania-.  Originalhandschrif¬ 
ten  Schopenhauers,  166  Bände  aus  seiner  Privatbiblio¬ 
thek,  seine  Schriften,  Briefe  und  Gespräche  und  die 
Literatur  über  ihn.  Die  Manuskripte  umfassen  teils 
eigenhändige  Zusätze  zu  seinen  Werken,  teils  eigen¬ 
händige  Briefe;  auch  die  Bücher  seiner  Bibliothek  sind 
vielfach  mit  Randbemerkungen,  Notizen  und  Zeich¬ 
nungen  versehen.  Eine  Rekonstruktion  von  Schopen¬ 
hauers  Bücherei  hat  Grisebach  versucht;  die  Baersche 
Sammlung,  die  nur  als  Ganzes  verkauft  werden  soll, 
bringt  dazu  reiches  neues  Material.  Den  Katalog 
schmückt  das  Schopenhauersche  Exlibris.  - —  Auch  der 
Lagerkatalog  No.  522  des  gleichen  Antiquariats:  Alma- 
nache,  Kalender,  Taschenbücher  verdient  Erwähnung. 
Er  bringt  1624  Nummern,  nach  den  Verlagsorten  ge¬ 
ordnet,  und  enthält  eine  Fülle  von  Seltenheiten. 


Katalog  No.  1 57 :  Instrumental-Musik  von  Leo  Liep- 
mannssohn  in  Berlin  notiert  u.  a.  ein  großes  Rarum: 
Hans  Gerles  Musica  Teusch,  Nürnberg  1523,  und  des¬ 
selben  Tabulatur  auff  die  Laudten,  ebenda  1533.  Von 
der  „Musica  Teusch“  von  1532  waren  bisher  nur  drei 
Exemplare  bekannt  (Kgl.  Bibliothek,  Berlin,  Wolfen¬ 
büttel,  British  Museum),  von  der  „Tabulatur  auff  die 
Laudten“  nur  ein  einziges,  erst  vor  wenigen  Jahren  auf¬ 
gefundenes  Exemplar,  dem  jedoch  der  Titel  fehlte; 
das  von  Liepmannssohn  angezeigte  ist  demnach  das 
einzig  vollständige.  Über  die  Wichtigkeit  und  Selten¬ 
heit  der  Werke  Gerles  vergleiche  den  Aufsatz  von 
W.  Tappert  in  den  Monatsheften  für  Musikgeschichte 
1886  No.  11.  Das  defekte  Exemplar  wurde  s.  Z.  für 
6600  fl.  ausgeboten  und  ist  jetzt  im  British  Museum. 


Kataloge. 

Zur  Vermeidung  von  Verspätungen  werden  alle  Kataloge  an  die  Adresse 

des  Herausgebers  erbeten.  Nur  die  bis  zum  25.  jeden  Monats  ein¬ 
gehenden  Kataloge  können  für  das  nächste  Heft  berücksichtigt  werden. 

Deutschland  und  Österreich-Ungarn. 

Jos.  Jolowicz  in  Posen.  No.  155.  Deutsche  Literatur. 

Hugo  Streisand  in  Berlin  W.  50.  Gelegenheitsangebote. 

H.  Hugendubel  in  München.  No.  24.  Deutsche  Lite¬ 
ratur  und  Sprache,  Musik  und  Theater. 

F.  Raabe  s N'achf.  in  Königsberg  i.  Pr.  No.  222.  Prussica. 

Jos.  Baer  är3  Co.  in  Frankfurt  a.  M.  No.  527.  Auto¬ 
graphen  deutscher  Dichter  und  Schrijtsteller  (A— K). 
—  No.  524.  Natiotialökonomie. 

M.  H.  Schaper  in  Hannover.  No.  92.  Deutsche  Lite¬ 
ratur.  —  No.  91.  Klassische  Philologie. 

Max  Perl  in  Berlin  W.  No.  67.  Kunst. 

C.  G.  Boerner  in  Leipzig.  No.  3.  Märchen,  Sage,  Volks¬ 
buch  (Grimm  und  Görres). 

Hugo  Helbing  in  München.  No.  15.  Porträts.  Kupfer¬ 
stich,  Radierung,  Buntdruck,  Holzschnitt,  Litho¬ 
graphie. 

Edmund  Meyer  in  Berlin  W.  No.  2.  Almanache,  Berlitz, 
deutsche  Literatur,  illustr.  Werke  des  Auslands. 

Z.  f.  B.  1905/1906.  Beiblatt  10.  — 


(.Kleine  Mitteilungen  —  Kataloge  —  Inserate.) 


Exlibris-Tausch 

Die  Aufnahme  einer  Adresse  kostet  in  dieser 
Rubrik  für  ein  Heft  i  Mk.,  Jahres-Abonnement 
10  Mk.,  Halbjahres -Abonnement  6  Mk. 


Düsseldorf 
Schumannstr.  34 


Dr.  R.  W.  Carl, 

(Zeichnung  von  Otto  Eckmann.) 

Prof.  Dr.  Gustav  Dirner,  Budapest 

(Radierung  v.  J.  Farago)  tauscht  nur  geg.  Bestes.  Kigyöter  I 

Wilh.  Freyer,  Jena,  St.  Jakobstr.  35  n- 

Zwei  Radierungen  von  Max  Spendig,  Danzig. 

Julius  Goldmann,  Aich  bei  Karlsbad 

Zeichnung  von  Felix  Maltz  auf  Büttenpapier. 

Tauscht  auch  Dubletten. 

Buchhändler  Emil  Jaeusch  Blasewitz-Dresden 

(Zeichnung  von  W.  Witting,  Dresden.)  Schillerplatz  7  H 

Frau  Kommerzienrat  Klasing,  geb.  Quenteil, 

Bielefeld 

Frau  Hedwig  Klasing,  Leipzig-Eutritzsch 

Bleichertstr.  11 

Josefine  Lechner,  Reichenberg,  Böhmen 

Radierungen  von  Orlik  u.  Naish  nur  gegen  Gleichwertiges. 

Oberleutnant  Reichard,  früher  Sauvage  bei  Metz, 
jetzt  München,  Gabelsbergerstr.  76. 

E.  P.  Riesenfeld,  Karlsruhe  in  Baden 

Lithographie  von  K.  Gruber.  Gottesauerstraße  IO. 

Frau  Pastor  Schreiber,  Leipzig-Gohlis 

Wilhelmstraße 

Karl  Siegismund,  Verlagsbuchhändler, 

Radierung v.  H.Bastanier.  Berlin  SW.,  Dessauerstr.  13 

I  Georg  Starke,  Königlicher  Hoflieferant. 

I  Görlitz 

I  Th t 

V 

Soeben  erschienen: 

Lagerkatalog  522: 

Almanache,  Kalender,  Taschenbücher 

des  17.,  18.  und  19.  Jahrhunderts.  1624  Nummern. 

Lagerkatalog  527: 

-  Autographen.  ~~ - 


Theo  Strassner,  Ingenieur, 


Aachen 
Beguinenstr.  24 


Briefe  und  Llandschriften  deutscher  Dichter. 
I.  Teil.  A— K. 

Wir  bitten  zu  verlangen. 


Frankfurt  a.  M. 

Hochstraße  6. 


Joseph  Baer  &  Co. 


9 


2 


Beiblatt. 


(Kataloge  —  Inserate.) 

Jul.  Koppe  in  Nordhausen.  No.  26.  Mathematik,  Natur¬ 
wissenschaften,  Philosophie. 

Rud.  Merkel  in  Erlangen.  No.  151.  Protestantische 
Theologie. 

Simmel  &•=  Co.  in  Leipzig.  No.  215.  Philosophie,  Päda¬ 
gogik,  Okkultismus ,  Freimaurerei. 

Otto  Harrassowitz  in  Leipzig.  No.  290.  Indische  Philo¬ 
logie  und  Altertumskunde. 

Rieh.  Bertling  in  Dresden- A.  No.  57.  Kultur-  und 
Sittengeschichte. 

K.  Th.  Völcker  in  Frankfurt  a.  M.  No.  260.  Kultur¬ 
geschichte. 

Frz.  Stöpel  in  Leipzig.  No.  2.  Porträts,  Städteansichten, 
Kunstblätter. 

Gust.  Fock  in  Leipzig.  No.  272.  Geographie  und  Reisen. 
—  No.  273.  Medizin  (Zeitschriften  und  Dissertationen). 
—  No.  270.  Chemie  und  Pharmazie.  —  No.  269.  Haus¬ 
musik.  —  No.  268.  Theologie.  —  No.  267.  Mathe¬ 
matik  und  Physik.  —  No.  264.  Deutsche  Literatur. 
—  No.  263.  Für  Volks-  und  Schulbibliotheken.  — 
No.  266.  Rechts  ge  schichte.  —  No.  265.  Klassische 
Philologie. 

Lipsius  Sr3  Tischer  in  Kiel.  No.  82.  Klass.  Philologie 
(Bibi.  Maxim.  Wolfg.  von  Goethe). 

Ernst  Carlebach  in  Heidelberg.  No.  278.  Deutsche 
Literatur  und  Übersetzungen  I. 

Th.  Ackermann  in  München.  No.  547.  Geschenk¬ 
literatur. 

Adolf  Weigel  in  Leipzig.  No.  84.  Aus  allen  Gebieten 
(in  illustr.  Umschlag). 

Wiegand  Sr*  Grieben  in  Berlin  SW.  n.  Verlagskatalog. 

M.  Hauptvogel  in  Gotha.  No.  32.  Aus  verschiedenen 
Wissenschaften . 

Rieh.  Härtel  in  Dresden- A.  No.  32.  Deutsche  Literatur. 

F.  E.  Lederer  in  Berlin  C.  Gelegenheitskäufe. 

Ernst  Frensdorff  in  Berlin.  Bücher- Angebot  No.  2. 
Bahr  dt,  Berlin,  Goethe,  Heine,  Judaica. 

Hiipeden  6°  Merzyn  in  Berlin  W.  30.  Verlagskatalog. 

Süddeutsches  Antiquariat  in  München.  No.  76.  Deutsche 
Literatur  von  1850  ab. 

Wilh.  Scholz  in  Braunschweig.  No.  116.  Kultur¬ 
geschichte,  schöne  Wissenschaften. 

R.  Levi  in  Stuttgart.  No.  161.  Literatur,  Kunst, 
Wissenschaft. 

F.  Dörling  in  Hamburg.  No.  76.  Deutsche  Literatur 
seit  Goethes  Tode. 

Louis  Lamm  in  Berlin  C.  No.  4.  Belletristik  jüdischer 
Autoren.  —  No.  5.  Predigten  und  Vorträge. 

B.  Seligsberg  in  Bayreuth.  No.  270.  Schönwissenschaft¬ 
liche  Literatur,  illustrierte  Werke,  Kunst. 

Max  Jaeckel  in  Potsdam.  No.  13.  Deutsche  Literatur; 
aus  allen  Gebieten. 

H.  Lesser  in  Breslau  II.  No.  309.  Zeitschriften,  deutsche 
Literatur,  Varia. 

Leo  Liepmannssohn  in  Berlin  SW.  n.  No.  1 57-  In¬ 
strumental-Musik  von  Beginn  des  XVI.  bis  zur 
Mitte  des  XIX.  Jahrh.  —  No.  159.  Miscellanea. 

Ausland. 

N.  Kymmel  in  Riga.  Deutsche  Literatur  und  Ueber- 
setzungen . 


A.  G.  Klemming’js  Antiquariat 

Stockholm,  Schweden.  Gegr.  1845. 
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schwedischer  u.  ausländischer  Literatur 

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Grundzüge  der  Wappenkunst 

verbunden  mit  einem 

Handbuch  der  heraldischen  Terminologie 
und  einer 

heraldischen  Polyglotte. 

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in  gr.  4°. 

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gebunden  ao  Mark. 

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Geschichte  der  Heraldik. 

872  Seiten  Text  mit  520  eingedruckten  Abbildungen  und 
14  Tafeln  in  gr.  40. 

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gebunden  70  Mark. 


Beide  Werke  sind  von  der  Kritik  einstimmig  als  das 
Hervorragendste  und  Beste,  was  auf  dem  Gebiete  dieser 
Wissenschaft  existiert,  bezeichnet  worden  und  für  jeden 
Fachmann,  als  auch  Für  Laien,  die  sich  über  diesen  Zweig 
der  Geschichtswissenschaft  des  Näheren  unterrichten  wollen, 
unentbehrlich.  Sie  bilden  die  Einleitungsbände  A  und  B 
von  Siebmachers  Wappenbuch,  neue  Ausgabe,  über  das 
genaue  Berichte  gerne  gratis  und  franko  per  Post  zu 
Diensten  stehen. 

Auf  Wunsch  können  beide  Werke  auch  nach  und  nach 
in  Lieferungen  bezogen  werden. 

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TO 


Beiblatt. 


Inhalt  des  Hauptblattes. 

(Heft  io  —  Januar  1906.) 

Die  Illustrationen  in  Stephan  Arndes  Bibel  1494  und 
andere  Lübecker  Holzschnitte.  Von  Axel  L.  Romdahl 
in  Stockholm.  Mit  9  Abb.  —  Das  Horarium  in  Chantilly. 
Von  R.  Schapire.  —  Erhard  Schöns  Titelholzschnitt 
zum  Nativität-Kalender  des  Leonhard  Reymann.  Von 
Alfred  Hagelstange  Mit  einem  Einschaltbild.  —  Die 
Künste  bei  Schillers  hundertstem  Todestag.  Eine  Biblio¬ 
graphie  von  Hugo  Oswald.  —  Die  Autographensamm¬ 
lung  Alexander  Meyer  Cohn.  Von  E.  Fischer  von 
Roeslerstamm.  —  Bibliothek  und  Öffentlichkeit.  Von 
Hans  Schmidkunz.  —  Das  Eisenbartlied  in  Frankreich. 
Von  P.  Mitzschke.  —  Chronik.  Mit  4  Abbildungen. 


Japanische  Papiere 

Direkter  Import  unzerreißbarer 

Schreib-,  Post-  und  Druckpapiere 
und  feinster  Kopier-Seiden. 

A.  Jucker,  Nachf.  v.  Jucker- Wegmann 
in  Zürich. 


Im  Laufe  des  Monates  März  1906  gelangt  bei  uns  zur  Versteigerung: 

Sammlung  Gustav  Ritter  von  Cmicb 

Manuskripte  mit  Miniaturen  und  handschriftliche  Literatur-Denkmäler 
XI.  bis  XVI.  Jahrhundert.  Einzelne  Miniaturen  XIII.  bis  XVI.  Jahrh. 
Inkunabeln.  Holzschnittwerke  und  seltene  Drucke  des  XVI.  Jahr¬ 
hunderts,  darunter  eine  reichhaltige  Sammlung  wertvoller  Ritterromane. 

Hieran  anschließend  die  umfangreiche  und  kostbare  Bibliothek 

Bibliographie  und  Bibliophilie 

enthaltend  die  wichtigsten  und  seltensten  Publikationen  der  einschlägigen  deutschen, 
englischen  und  französischen  Literatur,  zahlreiche  Privatdrucke,  Liebhaber-Ausgaben, 
Faksimiles  seltener  Werke,  Miniaturen-  und  Handschriftenkunde,  Reproduktionen  alter 
Einbände,  etc.,  zumeist  in  hocheleganten  gediegenen  Einbänden. 

Der  vornehm  ausgestattete,  reich  illustrierte  Katalog  erscheint  im  Laufe  des  Monates  Februar. 
Die  Zusendung  erfolgt  auf  Verlangen  gratis  und  franko. 


Kunstantiquariat  Oilhofer  &  Ranschburg, 

Wien  I.,  Bognergasse  2. 


ii 


Beiblatt. 


CHARLES  CARRINGTON,  LIBRAIRE-EDITEUR 

13,  FAUBOURG  MONTMARTRE,  PARIS  (FRANCE). 

Viennent  de  paraltre: 

L’Asne  d’Or 

Les  Contes  du  Fouet 

d’Apulee 

(Adapte  de  l’anglais)  par 

Vingt-et-Un  Eaux  fortes 

Jean  de  Villiot 

by  Martin  van  Maele. 

I  vol.,  Prix:  Frs.  5. 

Traduction  frangaise  de  Montlyard 

Le  Fouet  au  Harem 

(XVI.  Siecle)  Preface  de  J.  de  Marthold 

Prix:  Frs.  40. — 

(Souvenirs  d’une  Grande  Dame) 

I  vol.,  Prix:  Frs.  5. 

Les  Beiles  Flagellantes 
de  New  York 

1  Le  Pantalon  feminin 

1  Un  Chapitre  inedit  de  l’Histoire  du  Costume 

par  Pierre  Dufay. 

par  Lord  Drialys 

i  vol.,  Frs.  3.50  c. 

I  vol.,  Prix:  Frs.  5. 

Catalogues  et  prospectus  envoyes  franco  coJitre  jo  Centimes  pour  le  port. 

Eerire:  Charles  Carrington,  13,  Faubourg  Montmartre,  Paris. 

VERLAG  VON  GEORG  LANG  IN  LEIPZIG. 


Bibliotheca  historico  -  militaris. 

Systematische  Übersicht  der  Erscheinungen  aller  Sprachen 

auf  dem 

Gebiete  der  Geschichte  der  Kriege  und  Kriegswissenschaft 


seit  Erfindung  der  Buchdruckerkunst  bis  zum  Schlüsse  des  Jahres  1880 

in  4  Bänden  von 

Dr.  Joh.  Pohler. 


Inhalt:  I.  Allgemeine  Kriegsgeschichte  aller  Zeiten.  Kriege  des  Altertums,  des  Mittelalters,  der 
Neuzeit.  —  II.  Kriege  im  Zeitalter  Friedrichs  des  Großen;  Kriege  der  neuesten  Zeit.  —  III.  Kriegs¬ 
geschichte  einzelner  Staaten  und  Länder.  Allgemeine  Geschichte  von  Festungen,  kriegsgeschichtlich 
denkwürdigen  Städten  und  anderen  Orten,  Heeres-  und  Truppengeschichte.  Heeres-Einrichtung.  Ge¬ 
schichte  der  Kriegskunst.  Marine.  —  IV.  Lebensbeschreibungen,  Denkwürdigkeiten  und  Briefwechsel. 

Um  dieses  hervorragende  Werk  weitesten  Kreisen  zugänglich  zu  machen,  habe  ich  mich  entschlossen, 
den  verhältnismäßig  hohen  Preis  von  M.  122  auf  M.  50. —  herabzusetzen.  Von  den  ersten  drei  Bänden 
kann  ich  einzelne  Exemplare  zu  je  M.  15. —  liefern. 

Einzeldrucke: 

Pohler,  Die  Literatur  der  Festungen,  kriegsgeschichtlich  denkwürdigen  Städte  und  anderer  Orte. 

Früher  M.  12. — ,  jetzt  M.  3. — . 

Pohler,  Die  Literatur  der  wichtigsten  preußischen  und  deutschen  Kriege  des  XIX.  Jahrhunderts. 

Früher  M.  6. — ,  jetzt  M.  1.50. 


Für  die  Anzeigen  verantwortlich:  K.  Dieclcmeyer,  Leipzig,  Hospitalstr.  27.  Verlag  von  Velhagen  &  Klasing,  Bielefeld  und  Leipzig 

Druck  von  W.  Drugulin  in  Leipzig. 

Mit  einer  Extrabeilage  von  Jacques  Rosentba!,  Buchhandlung,  München. 


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eitfcbrift  für  Bücherfreunde 

Organ  dev  Gefellfcbaft  dev  Bibliophilen» 


BEIBLATT 

IX.  Jahrgang.  Elftes  Heft. 

Februar.  1906. 

♦x*x»x^x^x»x^*x^x'*x*x»^x»x#x»x^'-*x»x^x»x^x»x*-;v*x  <*-<»>'  <♦  <*'<*'<«  <»■<+■  <♦-<*-<«-  <«  a+aw<*z*<*z*<*.z* 

Abonnementspreis  für  den  Jahrgang  36  M.  (21,60  Fl.  ö.  W.,  45  Fr.,  36  sh.,  21,60  Rb.),  für  das  Quartal  (drei  Hefte)  9  M. 


Anzeigen 


r/i  Seite . 60  Mark. 

x/2  Seite . 30  Mark. 


*/4  Seite . 15  Mark. 

Vs  Seite . 8  Mark. 


Kleine  Anzeigen  (Desiderata  und  Angebote):  die  gespaltene  Petit- Zeile  50  Pf.  (für  Mitglieder  der  Gesellschaft 

der  Bibliophilen  und  Abonnenten  der  Z.  f.  B.  nur  25  Pf.). 

Beilage-Gebühr  40  Mark.  — •  Schluß  für  die  Anzeigenannahme  jedes  Heftes  am  10.  des  vorhergehenden  Monats. 


Redaktionelle  Sendungen:  Manuskripte,  Bücher,  Kataloge  etc.  gefl.  zu  richten  an  den  Herausgeber:  Fedor  von  Zobeltitz,  Berlin  IV.  15. 

Uhlandstr.  33  (Sommer:  Spiegelberg  bei  Topper,  Rgbz.  Frankfurt  a.  O.). 

Anzeigen  an  die  Verlagshandlung :  Velhagen  &  Klasing,  Abteilung  für  Inserate,  Leipzig,  Hospitalstr.  27. 


Rundschau  der  Presse. 

Von  Arthur  L.  Jellinek  in  Wien. 

Die  nachfolgende  Übersicht  versucht,  die  in  Tagesblättern,  Wochen-  und  Monatsschriften  enthaltenen  Aufsätze  und  Abhandlungen, 
soweit  sie  für  die  Leser  unserer  Zeitschrift  in  Betracht  kommen,  in  sachlicher  Anordnung  zu  verzeichnen.  Nur  das  Wichtigere  aus  den  Ver¬ 
öffentlichungen  der  letzten  Monate  kann  berücksichtigt  werden.  Absolute  Vollständigkeit  zu  erreichen  liegt  für  den  einzelnen  Bearbeiter 
außerhalb  des  Bereiches  der  Möglichkeit.  Die  Zeitschriften  sind  nach  Bänden,  Jahrgängen,  Heften  oder  Seiten,  je  nach  der  leichteren  Auf- 
findbarkeit,  citiert.  Gleichmäßigkeit  ist  hierin  nicht  angestrebt.  Zusendung  von  Separatabdrücken  und  Ausschnitten  an  die  Adresse  des 
Bearbeiters  (Wien  VII,  Kirchengasse  35)  erbeten. 


Schrift-,  Buch-  und  Bibliothekswesen. 
Buchdruck ,  Buchhandel. 

Aarland,  G.,  Die  photomechanischen  Vervielfäl¬ 
tigungsverfahren  im  Jahre  1905. 

Archiv  f  Buchgewerbe.  1905.  XL1I,  S.  473— 476. 

Bauer,  Fr.,  Die  Schriftgießerei  im  Jahre  1905. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1905.  XL II,  S.  468-469. 

Das  Buchgewerbe  auf  der  Weltausstellung  in  St.  Louis. 
1.  A.  W oernlein,  Die  Vorarbeiten  für  die  Deutsche 
buchgewerbliche  Gruppe.  2.  L.  Volkmann,  Die 
außerdeutschen  Länder. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1905.  XLI,  S.  415 — 426. 

Dorn,  L.,  Die  Druckfarbenfabrikation  im  Jahre  1905. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1905.  XLII,  S.  463—465. 

Eiser,  J.,  Zwei  „große“  Buchdrucker  [Wilhelm  Maria 
Anne  Brune  (1763 — 1813)  und  Louis  Fauche-Borel 
(1768 — 1829)]. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1905.  XLII,  S.  426—428. 

Fritz,  G.,  Verbesserungen  des  galvanoplastischen 
Prozesses. 

Archiv  f  Buchgewerbe.  1905.  XLII,  S.  136 — 139. 

Fritz,  G.,  Der  Buchdruck  im  Jahre  1905. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1905.  XLII,  S.  465 — 468. 

Husnik,  J.,  Druckfarben  für  Dreifarbendruck. 

Zeitschrift  f.  Reproduktionstechnik.  1905.  VII, 
S.  49-50. 

Kellen,  T.,  Die  Buchkunst-Ausstellung  in  Düsseldorf. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  241. 

Z.  f.  B.  1905/1906.  Beiblatt  II.  — 


Kellen,  T.,  Neue  Werke  über  die  Buchausstattung. 

Börsenbl.  f  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  297. 

Kunz,  M.,  Der  Hochdruck  für  Blinde. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1905.  XLII,  S.  368 — 377, 
405 — 412. 

Le  Petit,  J.,  Des  livres  armories. 

Revue  biblio-iconographique.  1905.  XII,  S.  53 — 59. 

Mai,  J.,  Die  Autographie. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1905.  XLII,  S.  420 — 424. 

Schlieper,  C.,  Die  Lithographie  und  der  Steindruck 
im  Jahre  1905. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1905.  XLII,  S.  469—472. 

Schwarz,  H.,  Die  typographischen  Gesellschaften  im 
Jahre  1905. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1905.  XLII,  S.  494 — 496. 

Spohr,  W.,  Neue  künstlerische  Bilderbücher,  Jugend¬ 
schriften  und  Wandbilder. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1905.  XLII,  S.  480—486. 

Thron,  ].,  Ein  belgisches  Buchgewerbemuseum. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1905.  XLII,  S.  424—426. 

Willrich,  E.,  Die  Ausstellung  buchgewerblicher  Ar¬ 
beiten  deutscher  Kunstschulen  im  Deutschen  Buch¬ 
gewerbehause  zu  Leipzig. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1905.  XLII,  S.  451—459. 

Zedier,  G.,  Die  Eltviller  Frühdrucke  in  textlicher  Be¬ 
ziehung. 

Zentralbl.f.  Bibliothekswesen.  1905.  XXII,  S.  577 
-581. 

Zur  Westen,  W.  v.,  Neue  deutsche  Plakate. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1905.  XLII,  S.  486—494. 


1 


Beiblatt. 


(Rundschau  der  Presse.) 

Buchhandel. 

Bargum,  G.,  Vertriebsarten  dänischer  Verlage. 

Börsenbl.f  d.  deutschen  Buchhandel.  1 905 .  N  o.  2  5 1 . 
Conrad,  B.,  Die  Leihbibliotheken  Londons. 

Börsenbl.f .d. deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  254 
^  _255- 

Conrad,  B.,  The  „Standard  Book  Club“  in  London. 

Borsenbl.f.d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  270. 
W.  H.,  Der  Times  Bookclub  und  die  Londoner  Buch¬ 
handlungen. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  278.  (I. XII.) 
Schultze,  R.,  Eine  Revolution  auf  dem  Büchermarkt. 
(Book-Club  der  Londoner  Times.) 

Die  Nation.  1905.  XXIII,  S.  87—90. 
E.,  Die  Hundertjahrfeier  der  Firma  F.  A.  Brockhaus. 

Börsenbl.f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  247. 
Fuld,  L.,  Zur  Beurteilung  älterer  Verlagsverträge. 

Borsenbl.f.d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  169. 
Die  meistgelesenen  Bücher. 

Das  litterar.  Echo.  1905.  VII,  No.  958 — 962. 
Stock  mann,  A.,  Die  verbreitetsten  Romane  des  letz¬ 
ten  Jahres. 

Stimmen  aus  Maria  Laach.  1905.  LXVIII, 
S.  548-567. 

Kellen,  T.,  Jugendliteratur,  Buchhandel  und  Schüler¬ 
bibliotheken. 

Börsenbl.f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1 905  .No.  230. 
Kellen,  T.,  Bücher,  Schriftsteller  und  Verleger. 
1.  Werther  in  den  Niederlanden.  2.  Grabbe  und 
der  Buchhandel.  3.  Scheffel  und  der  Buchhandel. 
4.  Verbreitung  russischer  Bücher, 

Börsenbl.f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  293. 
Neumaier,  J.  B.,  Versteigerung  in  London  durch 
Sotheby,  Wilkinson  &  Hodge. 

Borsenbl.f.d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  293. 

R [odenberg],  J.,  Ein  deutscher  Verleger. 

[Das  Leben  Georg  Joachim  Göschens.] 

Deutsche  Rundschau.  1906.  CXXVI,  S.  150-154. 

Urgiß,  J.,  Peter  Tschaikowsky  und  sein  Verleger 
Jurgenson. 

Börsenbl.f  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  242. 

Bibliophilie. 

Falgairolle,  P.,  Les  Bibliophiles  du  Bas-Languedoc. 
(CI.  A.  E.  T.  de  Balincourt  et  Fr.  M.  A.  de  Rovene 
de  Cabrieres.) 

Archiv  es  de  la  Soc.  des  Collectionneurs  d’  Ex-libris. 
1904.  XI,  S.  1 15— 120. 

Kleemeier,  Fr.  J.,  Die  Goethe-Bibliothek  des  Frhrn. 
W.  v.  Biedermann. 

Borsenbl.f.d.  deutschen  Buchhandel.  1905  No.  253. 
Kleemeier,  Fr.  J.,  Wie  soll  man  Bücher  sammeln? 
Borsenbl.f.d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  264, 
265,  266,  267. 

Perrier,  E.,  Un  Bibliophile  vauclusien,  Elzear  Pin. 
Archives  de  la  Soc.  des  Collectionneurs  d' Ex-libris. 
1904.  XI,  S.  195  —  198. 


Bibliothekswesen. 

Linnig,  B.,  Jean-Baptiste  Lauwers.  Bibliothdcaire  de 
la  ville  d’Anvers  (1755  —  1829). 

Archives  de  la  Soc.  des  Col/eclionneurs  d' Ex-libris. 

1904.  XI,  S.  74—76. 

Molsdorf,  W.,  Einblattdrucke  der  Königlichen  und 
Universitäts-Bibliothek  Breslau. 

Zenhaiblatt  für  Bibliothekswesen.  1905.  XXII, 

s.  565—576. 

Bemelmans,  C.,  Notice  sur  le  manuscrit  No.  22152 
de  la  Bibliothi:que  royale  de  Belgique  [Brüssel  — 
Une  oeuvre  inedite  de  Jean  Ooms], 

Revue  des  Bibliotheques  et  Archives  de  Belgique. 

1905.  III,  S.  374-377- 

Davis,  C.  T.,  Selwyn  College  Library  Cambridge, 
fournal  of  the  hx-IJbris  Society.  1905.  XV,  S.  7  5 
—76. 

Wahl,  G.,  Der  Umzug  der  Heidelberger  Universitäts¬ 
bibliothek  im  Herbst  1905. 

Zentralblatt  für  Bibliothekswesen.  1905.  XXII, 
S.  582—585. 

Houthakker,  B.,  Over  de  Bindwerk -Tentoonstelling 
te  Middelburg. 

Tijdschr.  voor  boek-en  bibliotheekwezen.  1905.  III, 
S.  84 — 93. 

Van  den  Haute,  C.,  Le  Depot  des  Archives  de  l’Etat 
ä  Namur.  Accroissements  de  1904. 

Revue  des  Bibliotheques  et  Archives  de  Belgique. 

1905.  in,  s.  378-383. 

Giefel,  Nachtrag  zur  Gründungsgeschichte  der  König¬ 
lichen  Landesbibliothek  [ Stuttgart ]. 

Württemberg.  Vierteljahrshefte.  1905.  XIV,  S.  418 
—422. 

Verliest,  L.,  Un  Inventaire  du  XVe  siede  du  tresor 
des  chartes  de  Tournai. 

Revue  des  Bibliotheques  et  Archives  de  Belgique. 
1905.  III,  S.  368— 373- 

Pressrecht. 

Entwurf  eines  Gesetzes  betreffend  das  Urheberrecht 
an  Werken  der  bildenden  Künste  und  der  Photo¬ 
graphie. 

Börsenbl.f .  d. deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  287. 
[Fuld,  Das  neue  Kunstschutzgesetz,  ebenda  No.  291.] 

Fuld,  L.,  Empfiehlt  sich  der  Abschluß  eines  neuen 
Literarvertrags  zwischen  Deutschland  und  Frank¬ 
reich? 

Borsenbl.f.d. deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  222. 
Fuld,  L.,  Zur  Revision  der  Berner  Literar-Konvention. 

Börsenbl.  f.d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  235. 
F uld,  L.,  Urheberrechtsschutz  in  denVereinigten  Staa¬ 
ten  von  Amerika. 

Zeitschr.  f.  internationales  Privat-  u.  Öffentliches 
Recht.  1905.  XV.  Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buch¬ 
handel.  1905.  No.  245. 

Fuld,  L.,  Unterlassungsklagen  zum  Schutze  des  Ur¬ 
heberrechts. 

Börsenbl. f.d.  deutschefi  Buchhandel.  1905.  No.  273. 


2 


Beiblatt. 


Der  XXVII.  Kongreß  der  Association  litteraire  et  artis- 
tique  internationale.  Lüttich,  Brüssel,  Antwerpen, 
i.  September  1905. 

Le  Droit  d’ Auteur.  1905.  S.  121 — 13 1.  Börsenbl. 
f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  258,  259,  260. 

Ollivier,  E.,  La  liberte  de  la  presse  au  corps  legis- 
latif. 

Revue  des  deux  mondes.  1905.  LXXV,  28,  S.  127 
— 155- 

Osterrieth,  A.,  Zur  Revision  der  Berner  Konvention. 

Gewerblicher  Rechtsschutz  u.  Urheberrecht.  1905. 
X,  No.  8. 

Schaefer,  K.,  Die  neuen  Urheberrechtsbeziehungen 
zwischen  dem  Deutschen  Reiche  und  Amerika. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  132. 

Stranz,  }.,  Literarische  Freiheit  und  Namenrecht. 

Deutsche  Juristen- Ztg.  1905  X,  No.  20.  Börsen¬ 
blatt  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  246. 

Thring,  G.  H.,  United  States  Copyright  law  and  inter¬ 
national  relations. 

The  North  American  Review.  1905.  CLXXXI, 

S.  69-79- 

Twain,  M.,  Conceming  Copyright.  An  open  letter  to 
the  register  of  Copyrights. 

The  North  American  Review.  1905.  CLXXX, 
S.  1—8. 

Literaturgeschichte  (Allgemeines). 

Beetschen,  A.,  Die  Operntext-Not. 

Allgem.  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  275.  (28.  XI.) 

[Gegen  H.  Pfitzner,  Süddeutsche  Monatshefte.] 

Bulle,  O.,  Der  „moderne“  Roman  und  die  Volks¬ 
erziehung. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  227. 

[Über  die  Schrift  von  Fr.  Hashagen,  Nefanda-Infanda. 

Der  „moderne“  Roman  und  die  Volkserziehung. 

Wismar  1905.] 

Corday,  M.,  L’image  scientifique  en  litterature. 

Revue  de  Paris.  1904.  XI,  5,  S.  837—853. 

Hart  mann,  K.,  Ende  des  humanistischen  Klassi¬ 
zismus  ? 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  298.  (27.  XII.) 

Henckel,  W.,  Eine  neue  Geschichte  der  russischen 
Litteratur  [von  Al.  Brückner]. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  260.  (10.  XI.) 

J.  R.  H.,  Das  geistliche  Leben  in  Leipzig  bis  zum  Be¬ 
ginn  der  Reformation. 

Die  Grenzboten.  1905.  LXIV,  4,  S.  584 — 594* 

Landau,  M.,  Die  Erlösung  aus  der  Unterwelt. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  298,  299.  (27., 
28.  XII.) 

Molhuysen,  P.  C.,  De  Cyrillus-handschriften  van 
B  onaventura- V  ulcanius. 

Tijdschr.  voor  boek-en  bibliotheekwezen.  1905.  III, 
S.  71—74- 

Molsdorf,  W.,  Eine  Handschrift  des  Speculum 
humanae  salvationis. 

Zentralbl.  f.  Bibliothekswesen.  1905.  XXII,  S.  201 
-203. 


(Rundschau  der  Presse.) 

Muncker,  Fr.,  Wandlungen  in  den  Anschauungen 
über  Poesie  während  der  zwei  letzten  Jahrhunderte. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  270.  (22.  XI.) 

Wolynski,  A.,  Die  moderne  russische  Poesie.  Über¬ 
setzung  von  J.  Melnik. 

Deutschland.  1905.  III,  6,  S.  357—373. 

Einzelne  Schriftsteller. 

Balzac:  Ransohoff,  G.,  Honore  de  Balzac. 

Die  Natioji.  1905.  XXIII,  S.  185 — 188,  201  —  203. 

Beranger:  Marechal,  Chr.,  Lamennais  et  Beranger. 

La  Quinzaine.  1905.  (16.  IV.) 

Beyle:  Oppeln-Bronikowski,  Fr.  v.,  Ein  Selbst¬ 
bildnis  Henry  Beyles  (de  Stendhal). 

Allgem.  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  291,  294. 

Bilfingen  Kapff,  P.,  Georg  Bernhard  Bilfinger  als 
Philosoph. 

Wiirttembergische  Vierteljahrshefte.  1905.  XIV, 
S.  279 — 288. 

ChamiSSOI  G.  E.,  Aus  Chamissos  Frühzeit. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  278.  (1.  XII.) 

— :  Proffen,  Die  Quelle  von  Chamissos  Gedicht 
Mateo  Folkone,  der  Korse. 

Zeitschrift  f  d.  deutschen  Unterricht.  1906.  XX, 
S.  65—66. 

[F.  O.  Renucci,  Novelle  storiche  Corse.  Bastia  1827.] 

Cervantes:  Narsy,  Le  troisifeme  centenaire  de  Cer¬ 
vantes.  La  Quinzaine.  1905.  (16.  V.) 

Coninck:  Zuidema,  W.,  Abraham  de  Coninck. 

Oud  Holland.  1904.  XXII,  S.  155—176. 

Feuchtersieben:  A.  F.  S.,  Dem  Andenken  eines  Halb¬ 
vergessenen.  (Aus  ungedruckten  Briefen  von  Ernst 
Frhr.  v.  Feuchtersieben.) 

Neue  Freie  Presse.  1905.  No.  14712,  13.  (8.,  9. 
VIII.) 

Goethe:  Andler,  Ch.,  Interpretation  nouvelle  de  la 
sc&ne  de  la  „profession  de  foi“  dans  le  „Faust“  de 
Goethe. 

Revue  germanique.  1905.  I,  S.  312 — 319. 

— :  Ar  n  au  Id,  M.,  La  sagesse  de  Goethe. 

L Ermitage.  1905.  n.  S.  15.  I. 

— :  Caspari,  W.,  Einige  Bemerkungen  zu  den  ersten 
und  letzten  Versen  des  „Faust“. 

Der  alte  Glaube.  1905.  VI,  No.  50,  51. 

— :  Chantavoine,  J.,  Goethe  musicien  ä  propos 
d’une  publication  recente. 

Revue  gemnanique.  1905.  I,  S.  431— 445. 

[Anknüpfend  an  Goethe-Zelters  Briefwechsel  1799  bis 

1832.  Herausgegeben  von  L.  Geiger,  Leipzig,  Reclam.] 

— :  Dembski,  M.,  Zu  Goethes  I25jährigem  Maurer¬ 
jubiläum.  National-Ztg.  1905.  No.  515. 

— :  Gerhardt,  L.,  Goethe  und  Clodius. 

D.  Türmer.  1905.  VII,  2,  S.  596 — 602. 

— :  Gerok,  G.,  Goethes  Ausspruch  von  einer  Christus¬ 
ähnlichkeit  bei  Schiller. 

Monatsschrift-Pastoraltheologie.  1905.  II,  Heft  3. 

— :  Goebel,  J.,  The  etymology  of  Mephistopheles. 

Transactions  and  Proceedings  of  the  American 
Philological  Association  Boston.  1904.  XXXV. 

— :  Goethes  Weislingen-Drama. 

Frankfurter  Ztg.  1905.  No.  270. 


3 


Beiblatt. 


(Rundschau  der  Presse.) 

Goethe:  H.,  Goetheana. 

Die  Grenzboten.  1905.  LXIV,  3,  S.  566 — 567. 
[Neudruck  des  Goetheschen  Gedichtes  „Sprachver¬ 
wirrung“  aus  B.  Niebuhrs  Nachlaß.] 

— :  Harnack,  O.,  Hochgebirgs-  und  Meerespoesie 
bei  Goethe. 

Stunden  mit  Goethe.  1905.  I,  S.  273— 291. 
— :  Henkel,  H.,  Zu  „Goethe  und  die  Bibel“. 

Studien  zur  vergleichenden  Litteraturgeschiclite . 
1905.  V,  S.  354—355- 
— :  Jaffe,  R.,  Die  Frau  Rath  Goethe. 

Die  Gegenwart.  1905.  LXVII,  S.  374—377. 
— :  Jahn,  K.,  Goethes  Reisen. 

Tätliche  Rundschau.  1905.  Unterhaltungsbeilage. 
No.  271. 

— :  Jonas,  Fr.,  Des  jungen  Schillers  Kenntnis  Goethe¬ 
scher  Werke. 

Euphorion.  1905.  XII,  S.  523 — 534. 
— :  K.  D.,  Einfluß  Pindars  auf  Goethes  Jugendlyrik. 
Zeitschr.  f.  d.  deutsche?i  Unterricht.  1905.  XIX, 

s.  530—531. 

— :  Kestner,  A.,  Bei  Goethe  auf  der  Gerbermühle. 
(Aus  dem  Tagebuche,  30.  August  1815.) 

Das  litterarische  Echo.  1905.  VII,  Sp.  1604 — 1609. 
— :  Münz,  B.,  Erinnerungen  an  einen  Zeitgenossen 
Goethes.  [Josef  Stanislaus  Zauper.] 

Die  Nation.  1905.  XXII,  No.  48. 
— :  [Payer,  v.  Thurn,  R.J  Goethe  nach  Jens  Juel. 
Chronik  des  Wiener  Goethe -Vei'eins.  1905.  XIX, 
S.  55-56. 

— :  Pirker,  P.,  Schiller  in  Goethes  Tagebüchern. 

Chronik  des  Wiener  Goethe -Vereins.  1905.  XIX, 

s.  45—46. 

— :  Pissin,  R.,  Frau  Rath. 

Die  Nation.  1905.  XXII,  No.  16. 
[Über  Briefe  der  Frau  Rath ,  herausgegeben  von 
A.  Köster  1904.] 

— :  Prack,  A.,  Goethe  über  Schelling. 

Österreichisch-Ungarische  Revue.  1905.  XXXIII, 

s.  65-79, 143-159- 

— :  Riethmueller,  R.,  Frankfort  and  Cassel  in 
Goethe’s  time.  A  contemporary’s  opinion  on  Gott¬ 
sched.  From  an  unpublished  letter  of  Johann  Mat¬ 
thias  Dreyer  to  Joh.  Wilh.  L.  Gleim. 

German  American  Annals.  1905.  VII,  S.  404 — 409. 
— :  Siebert,  A.,  Wirtschaftlich-ethische  Motive  in 
Goethes  „Faust“. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  204. 
— :  Sprenger,  R.,  Zu  Goethes  Faust.  (I,  V.  880, 
II,  V.  1236.) 

Zeitschr.  f.  d.  deutschen  Unterricht.  1905.  XIX, 
S,  720. 

— :  Teichl,  R.,  Goethe  und  Georg  Graf  von  Buquoy. 
Chronik  des  Wiener  Goethe -Vereins.  1905.  XIX, 
S.  17—30. 

— :  Widm  an  n,  J.  V.,  Beim  Durchblättern  Goethescher 
Briefe. 

Neue  Freie  Presse.  1905.  No.  1471 5.  (11.  VIII.) 
— :  Witkowski,  G.,  Goethes  „Ewiger  Jude“. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  III,  S.  252 — 259. 
[Über  Minor,  Goethes  Fragmente  vom  ewigen  Juden. 

1904.] 


Goethe:  Der  Zweikampf  bei  Goethe. 

Die  Grenzboten.  1905.  LXIV,  3,  S.  139—146, 
192—198. 

Grillparzer:  Benzmann,  H.,  Grillparzer  als  Mensch 

nach  seinem  Tagebuch  und  seinen  Briefen. 

Nord  und  Süd.  1905.  CXV,  S,  421—429. 

— :  Wilhelm,  G.,  Grillparzer  als  Kurgast. 

Neue  Freie  Presse.  1905.  No.  14745.  (10.  IX.) 

[V.  Ruß,  ebenda.  No.  14752.  (17.  IX.)] 

Groth:  Sieper,  E.,  Klaus  Groth. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  254. 

Grün:  Schlossar,  A.,  Anastasius  Grün  und  die  Tages¬ 
post.  Tagespost.  1906.  (1.  I.) 

Hahn-Hahn:  Stockmann,  A.  S.  J.,  Die  Werke  der 
Gräfin  Hahn-Hahn. 

Stimmen  aus  Maria  Laach.  1905.  LXIX,  S.  424 
—439,  542-556. 

Hauff:  Meier,  Herzog  Ulrich  auf  dem  Lichtenstein. 

Württemberg.  Vierteljahrshefte.  1905.  XIV,  S.  205 
—  217. 

[Zu  Hauffs  Erzählung.] 

Hebbel:  Gurlitt,  L.,  Hebbels  Bedeutung  als  Erzieher. 

Deutsche  Monatsschrift.  1905.  IV,  8,  S.  675 — 682. 

Heine:  Biadego,  G.,  Giacomo  Zanella,  traduttore  di 
Heine. 

Atti  del  R.  Istituto  veneto.  1905.  LXIV,  No.  5. 

— :  Karpeles,  G.,  Neue  Mitteilungen  über  Heinrich 
Heine. 

Neue  Freie  Presse.  1905.  No.  14682.  (9.  VII.) 

Heinzei:  Jellinek,  M.  H.,  Richard  Heinzei. 

Zeitschrift  f.  d.  österreichischen  Gymnasien.  1905. 
LVI,  S.  577-591- 

— :  Kraus,  C.  v.,  Richard  Heinzei. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  IV,  S.  241 — 253. 

Herwegh:  B.,  Georg  Herweghs  Schweizer  Bürgerrecht. 

Schwäbischer  Merkur.  1904.  No.  502,  1. 

Holtei:  Briefe  Karl  v.  Holteis  an  Prof.  J.  Caro. 

Nord  und  Süd.  1905.  CXIV,  S.  263 — 268. 

Hugo:  Deschamps,  G.,  Ad£le  Hugo,  Victor  Hugos 
Frau. 

Neue  Freie  Presse.  1905.  No.  14708.  (4.  VIII.) 

Humboldt:  Gleichen-Rußwurm,  A.  v.,  Wilhelm  und 
Caroline  von  Humboldt  in  ihren  Briefen. 

Die  Nation.  1905.  XXIII,  S.  157- 159. 

Isla:  Baumgartner,  A.,  Der  spanische  Humorist 
P.  Joseph  Franz  de  Isla  S.  J. 

Stimmen  aus  Maria  Laach.  1905.  LXVII I,  S.  82 
—92,  182 — 205,  299 — 316. 

Kerner:  Geiger,  L.,  Briefe  Justinus  Kerners  über 
magische  Gegenstände. 

Süddeutsche  Monatsschrift.  1905.  II,  2,  S.  509—51 5- 

— :  Weizsäcker,  P.,  Uhland  und  Schwab  bei  Justi¬ 
nus  Kerner. 

Blätter  d.  schwäb.  Albvereins.  1904.  XVI,  S.  23 — 26. 

Kirpicnikow:  Alexander  Ivanovic  Kirpicnikow  (mit 
Bibliographie  seiner  wichtigen  Schriften). 

By zantin.  Zeitschrift.  1904.  XIII,  S.  715 — 7*6- 

Kleist:  Eichhorn,  A.,  Zu  Kleists  Katechismus  der 
Deutschen. 

Allge7nei?ie  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  295.  (22.  XII.) 


4 


Beiblatt. 


Kleist:  Schütz,  Fr.,  Kleist  und  seine  Komödie  ,,Der 
zerbrochene  Krug“. 

Neue  Freie  Presse.  1905.  No.  14784.  (19.  X.) 
Kostomarow:  Wosnjak,  M.,  Nikolaus  Kostomarow. 

Ruthenische  Revue.  1905.  III,  S.  69 — 73. 
Kurz:  Kurz,  J.,  Erinnerungen  an  Hermann  Kurz. 

Deutsche  Rundschau.  1905.  CXXIV,  S.  249 — 266, 

373—3 90. 

— :  Kurz,  J.,  Hermann  Kurz  in  der  Zeit  seines 
Werdens. 

Süddeutsche  Monatshefte.  1905.  11,2,  S.  221— 240, 
329-340. 

Laube:  Detschy,  S.,  Erinnerungen  an  Heinrich  Laube. 
Velhagen  Klasings  Monatshefte.  1906.  XX,  I, 

s.  529-534- 

Meyer:  Frey,  Ad.,  Aus  meinem  Verkehr  mit  Conrad 
Ferdinand  Meyer. 

Süddeutsche  Monatshefte.  1905.  II,  2,  S.  154 — 161. 
— :  P.  L.,  Die  Geschichte  einer  Dichterfreundschaft. 
(Louise  v.  Frangois  und  C.  F.  Meyer.) 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  285.  (10.  XII.) 
Meysenbug:  Beer,  L.,  Malvida  von  Meysenbug. 

Die  Nation.  1905.  XXIII,  No.  2—4. 
Moscherosch:  Stauf  V.  d.  March,  O.,  Hans  Michel 
Moscherosch. 

Deutschland.  1905.  III,  6.  S.  594 — 599. 
Müllner:  Rosner,  L.,  Adolf  Müller  und  Schreyvogel. 
Ungedruckte  Briefe  1815  bis  1819. 

Neue  Freie  Presse.  1905.  No.  14731,38.  (27.  VIII., 
3.  IX.) 

Müsset:  Haape,  W.,  Alfred  de  Müsset  in  deutschem 
Gewände. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  293.  (20.  XII.) 
Otway:  Richter,  H.,  Ein  Vorläufer  des  „Don  Carlos“ 
[v.  Thomas  Otway]. 

Neue  Freie  Presse.  1905.  No.  14752.  (17.  IX.) 
Platen:  Sadger,  J.,  August  von  Platen.  Eine  patho¬ 
logische  Studie. 

Nord  und  Süd.  1905.  CXV,  S.  103—118,  222 — 237. 
—  :  Woerner,  R.,  Platens  Tagebücher. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  231. 
Poe:  P  oppenberg,  F.,  Poe-Probleme. 

D.  Türmer.  1905.  VII,  2,  S.  674 — 679. 
Puschkin:  Haumant,  E.,  Don  Juan  ou  l’Invite  de 
pierre  de  Pouchkine;  Traduction  en  vers  frangais 
p.  M.  de  Berwick. 

Revue  des  Etudes  Franco-Russes.  1905.  V,  S.  174 

— *75- 

Rämelin:  Schneider,  E.,  Ein  Brief  Gustav  Rümelins 
an  Heinrich  v.  Treitschke  (21.  XII.  1885). 

Württemberg.  Vierteljahrshefte.  1905.  XIV,  S.  64 
—70. 

Sainte-Beuve:  Deschamps,  G.,  Adöle  Hugo  und 
Sainte-Beuve. 

Neue  Freie  Presse.  1905.  No.  14820.  (24.  XI.) 
Scheffel:  Eine  Dichterliebe.  (Josef  Viktor  Scheffel  und 
Emma  Heim.) 

Neue  Freie  Presse.  1905.  No.  14794.  (29.  X.) 


(Rundschau  der  Presse.) 

Schüz:  Weishaupt,  M.,  Theodor  Schüz,  ein  schwä¬ 
bischer  Malerpoet. 

Der  alte  Glaube.  1905.  VII,  No.  10. 

Shakespeare:  Axon,  W.,  Romeo  and  Juliet  before  and 
in  Shakespeare’s  time. 

Transactions  of  the  royal  society  of  literature. 
1905.  XXVI. 

— :  Conrad,  H.,  Kennen  wir  Shakespeares  Entwick¬ 
lungsgang  ? 

Preußische  Jahrbücher.  1905.  CXXII,  S.  388—426. 

— :  Eidam,  Ch.,  Die  Neubearbeitung  des  Schlegel- 
Tieckschen  Shakespeare  durch  H.  Conrad. 

Deutsche  Revue.  1905.  XXX,  4,  S.  353 — 359. 

— :  M  e  y  e  r ,  K.,  Das  Shylockproblem  und  das  moderne 
Rechtsleben. 

Deutschland.  1905.  III,  6,  S.  276 — 282. 

— :  Petsch,  R.,  Die  Volksszenen  in  Shakespeares 
Dramen.  Frankficrter  Ztg.  1905.  No.  260. 

— :  Vinycomb,  J.,  Shakespeare’s  coat  of  arms. 

Journal  of  the  Exdibris  Society.  1905.  XV,  S.  41 

.  “ 43> 

Simrock:  Sprenger,  R.,  Die  Quelle  von  Simrocks 
Gedicht  „Habsburgs  Mauern“. 

Zeitschr.  f.  d.  deutschen  Unterricht.  1906.  XX, 
S.  66. 

[Grimm,  Deutsche  Sagen  II3  No.  5 II.] 

Spillmann:  Ko  pp,  K.,  Spillmanns  Werke. 

Liter ar.  Handweiser.  1905.  XL III,  No.  18. 

Stäudlin:  Krauß,  R.,  Zu  Gotthold  Stäudlins  Ausgang. 

Württemberg.  Vierteljahrshefte.  1905.  XIV,  S.  81 

-84. 

Stifter:  Bruchmann,  K.,  Adalbert  Stifter. 

Die  Grenzboten.  1905.  LXIV,  4,  S.  470 — 480. 

— :  Hackemann,  A.,  Adalbert  Stifter  als  Schul¬ 
mann. 

Zeitschr.  f.  d.  deutschen  Unterricht.  1906.  XX, 
S.  39—49- 

— :  Schlossar,  A.,  Zum  100.  Geburtstage  Adalbert 
Stifters. 

Neue  Freie  Presse.  1905.  No.  14787.  (22.  X.) 

Traun,  V.  d.:  Berger,  A.  v.,  Julius  von  der  Traun. 

Neue  Freie  Presse.  1905.  No.  14678.  (5.  VII.) 

Uhland:  Ein  Brief  über  Uhland  und  Lenau. 

Neues  Tagblatt  (Stuttgart).  1904.  No.  227,  1. 

Usener:  Wendland,  P.,  Hermann  Usener. 

Preußische  Jahrbücher.  1905.  CXXII,  S.  373 — 387. 

Wachsmuth:  Müller,  Br.  A.,  Zur  Erinnerung  an  Curt 
Wachsmuth. 

Allgemeine  Ztg.  Beilage.  1905.  No.  284.  (8.  XII.) 

Wieland:  Ungedruckte  Wielandbriefe. 

Staatsanzeiger  f.  Württemberg.  1904.  Bes.  Beilage. 
No.  179 — 186. 

Wilde:  Dannegger,  Ad.,  Oskar  Wilde. 

Deutschland.  1905.  III,  6,  S.  695 — 704. 

Zelter:  Münz,  B.,  Neue  Streiflichter  auf  Zelter. 

Die  Nation.  1905.  XXIII,  S.  106 — 108. 

[Aus:  Therese  Devrient,  Jugenderinnerungen.  1905.] 


5 


Beiblatt. 


^on  den  Auktionen.) 

Von  den  Auktionen. 


Ein  fast  unerschöpfliches  Interesse  des  Publikums 
bekundete  sich  für  die  dreitägige,  am  19.  Dezember 
beendete  Auktion  der  Bibliothek  des  kürzlich  ver¬ 
storbenen  Schauspieldirektors  Sir  Henry  Irvmg.  Die 
Räume  bei  Christie  in  London  boten  insofern  ein  gegen 
sonst  sehr  verschiedenes  Aussehen,  als  die  professio¬ 
nellen  Käufer,  Liebhaber  und  Sammler  fast  ganz  fehlten, 
dagegen  Freunde  und  Bekannte  des  einstigen  Besitzers, 
vornehmlich  Thespisjünger,  die  Bietenden  waren.  In¬ 
folgedessen  herrschte  bei  der  Versteigerung  mehr  der 
Wille  und  das  Gefühl  vor,  sich  um  jeden  Preis  in  den 
Besitz  eines  Andenkens  zu  setzen,  als  kühle  Wert¬ 
schätzung  der  angebotenen  Werke.  Diese  wurden  da¬ 
her  im  allgemeinen  mit  etwa  50  Prozent  über  ihren 
eigentlichen  Marktwert  bezahlt.  Unter  den  verauktio¬ 
nierten  Büchern  nahmen  diejenigen  wiederum  einen  be¬ 
vorzugten  Rang  ein,  die  besonders  für  die  Lyceum- 
Bühne  gedruckt  und  von  Irving  für  letztere  arrangiert 
worden  waren,  sowie  eigenhändige  Anmerkungen  oder 
Änderungen  enthielten.  Die  wichtigsten  unter  den 
Dramen  Shakespeares  waren:  ,, König  Richard  III“, 
19.  Dezember  1896,  280  M.  (Price);  ein  anderes 
Exemplar,  29.  Januar  1877,  290  M.  (Cotes);  „Much  Ado 
about  Nothing“,  11.  Oktober  1882,  290  M.  (Sotheran); 
„König  Heinrich  VIII“,  5.  Januar  1892, 260 M. (Sotheran); 
„Coriolanus“,  1901,  270  M.  (Sotheran);  „Cymbeline“, 
1896,  270  M. ;  „Merchant  of  Venice“,  440  M.  (Price). 
Fast  keiner  der  genannten  Händler  kaufte  diesmal  für 
eigene  Rechnung,  sondern  nur  im  festen  Aufträge  der 
Kundschaft.  Quaritch  erwarb  nur  zwei  oder  drei 
Bücher. 

Von  andern  Autoren  sind  zu  bemerken:  B.  Antier, 
„Robert  Macaire“,  1888,  260  M.;  Comynes  Carr,  „King 
Arthur“,  1895,  210  M.  (Sotheran);  Sardou,  „Madame 
Sans-Gene“,  280  M.  (Miss  Johnson) ;  Lord  Lytton, 
„Richelieu“,  220  M.;  M.G.Wills,  „Karll“,  ein  schwaches 
Stück,  420  M.  (Miß  Gladstone);  Watts  Phillips,  „The 
dead  Heart“,  1889,  270  M.;  Herman  Merivale  „Ravens¬ 
wood“,  270  M.  (Miss  Barton);  Lord  Byrons  „Werther“ 
500  M.  (Partridge).  Da  die  genannten  Werke  im 
Durchschnitt  Sir  H.  Irving  nur  wenige  Schilling  ge¬ 
kostet  hatten ,  sind  die  gezahlten  Preise  als  außer¬ 
ordentlich  hohe  zu  bezeichnen. 

„Charles  I,  A  Book  of  Selections“,  auf  Velin  ge¬ 
druckt,  illuminiert  mit  Miniaturen  des  Grafen  von 
Strafford,  Karls  I,  Henrietta  Marias  und  anderer,  mit 
der  Inschrift  „To  Henry  Irving  from  Eleanor  Taylor 
9.  März  1879“,  560  M.;  Charles  Dickens  „Sikes  and 
Nancy“,  eine  Lesart  von  „Oliver  Twist“,  privatim  ge¬ 
druckt  mit  Autograph  von  Adeline  Billington,  325  M. 
(Miss  Price);  Horace,  „Opera“,  Glasgow,  1796,  ehemals 
J.  P.  Kemble  gehörig,  250  M.  (Sotheran);  John 
Philip  Kemple,  „Memoirs“,  von  James  Bonder,  1825, 
extra  illustriert  durch  250  Porträts,  370  M.;  F.  Kirk- 
man,  „The  Witts“,  1662,  mit  Innenansicht  des  „Red 
Bull  Theatre“  340  M.  (Pearson);  Alfred  Lord  Tennyson, 
„Becket“,  1884,  erste  Ausgabe  mit  vielen  Bleistift¬ 
anmerkungen  des  Verfassers,  220  M. 

Das  Hauptinteresse  am  zweiten  Auktionstage 


wendete  sich  namentlich  nachstehenden  Werken  zu: 
John  Försters,  „Life  of  Charles  Dickens,  1812 — 1870“, 
mit  200  Porträts,  137  Ansichten  und  Stichen,  8  Bände, 
7600  M.  (Captain  Knowles);  ,,A  Memorial“,  illustrierte 
Lebensbeschreibung  von  David  Garrick,  577  Porträts 
von  ihm,  in  vielen  seiner  Rollen  dargestellt,  66  Theater¬ 
zettel,  4400  M.  (Quaritch);  ein  ähnliches  „Memorial“ 
für  Edmund  Kean  mit  343  Porträts  und  334  Theater¬ 
zetteln  nebst  Zeitungsausschnitten  in  5  Bänden,  2600  M. 
(Sotheran);  „Memorial“  für  William  Charles  Macready 
mit  272  Porträts  und  261  Originaltheaterzetteln,  1900  M. 
(Pearson). 

Die  vierte  Ausgabe  von  „Othello“,  1655,  mit  Wid¬ 
mung  an  Irving  von  F.  A.  Marshall,  4000  M.  (Jackson); 
Edmund  Keans  Exemplar  des  „Othello“,  1818,  mit 
durchschossenen  Blättern  und  Korrekturen,  ein  Ge¬ 
schenk  der  Baronin  Burdett  Coutts,  620  M.;  Macreadys 
Exemplar  des  „Hamlet“  mit  Direktiven  für  die  Bühne, 
1820,  540  M.;  Charles  Kembles  Exemplar  des  „King 
Henry  VI“,  350  M.  (Baronin  Coutts);  „Macbeth“,  zur 
Leseprobe  arrangiert  für  Irving  und  Miss  Ellen  Terry, 
420  M.  Ein  Brief  David  Garricks,  4  Seiten,  Quart,  in¬ 
dem  er  sagt:  „I  have  been  very  near  buying  the  patent 
lease  of  Drury  Lane“,  330  M.  (Pearson);  ein  Brief  von 
Sarah  Siddons,  600  M.  Außer  einer  beträchtlichen 
Anzahl  Reliquien  und  Porträts  berühmter  Schauspieler 
und  Schauspielerinnen  erregte  jedenfalls  das  meiste 
Interesse  das  von  Whistler  angefertigte  Bildnis  Irvings 
in  der  Rolle  als  Philipp  II.  von  Spanien,  das  für 
108,000  M.  verkauft  wurde.  Der  Preis  von  Sargents  Por¬ 
trät  der  Ellen  Terry  als  Lady  Macbeth  betrug  25,200  M. 

Mitte  Dezember  beendigte  Sotheby  die  Auktion 
mehrerer  Bibliotheken,  in  denen  einige  seltene  Quart- 
Ausgaben  von  Shakespeare  zum  Angebot  kamen. 
„Much  Ado  About  Nothing“,  1600,  wurde  von  Mr. 
Jackson  mit  31,400  M.  bezahlt.  „A  Midsomer  Night’s 
Dreame“,  gleichfalls  die  Ausgabe  von  1600,  erstand 
Mr.  Stevens  für  9600  M.  Beide  Exemplare  gehen 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  den  Weg  über  das 
Wasser,  nach  Amerika.  Andere  wertvolle  Bücher  er¬ 
zielten  folgende  Preise:  „General  History  of  Virginia“, 
1584 — 1624,  von  Smith,  2540  M. ;  Dibdins  „Bibliotheka 
Spenceriana“,  255  M.;  Froissarts  „Chronicles  of  Eng¬ 
land,  France  and  Adjoining  Countries“  250  M.;  „The 
Decades  of  the  New  World  of  West  India“,  882  M. 
Ein  Brief  von  George  Washington,  der  über  die  Be¬ 
ziehungen  Amerikas  zu  Frankreich  und  England  handelt, 
kam  auf  2900  M.  Die  Originaldokumente  Thackerays, 
betreffend  eine  Vorlesung  über  Congreve  und  Addison, 
wurden  mit  2000  M.  bezahlt.  Die  erste  Ausgabe  der 
gesammelten  Werke  von  Beaumont  und  Fletcher, 
1647 — 1652,  erreichte  den  hohen  Preis  von  2040  M. 
(Jackson). 

Eine  der  ausgezeichnetsten  Spezialbibliotheken  Eng¬ 
lands  über  militärische  und  mathematische  Wissen¬ 
schaft,  aus  dem  Besitz  des  königlichen  Militärinstituts 
in  Camberley,  gelangte  durch  die  Firma  Hodgson  unter 
den  Hammer.  Zunächst  muß  der  angegebene  offizielle 
Grund  der  Auflösung  der  Büchersammlung  im  höchsten 


6 


Beiblatt. 


Grade  befremden:  die  alten  Werke  sollten  verkauft 
werden,  um  neue  anzuschaffen.  Bei  den  großen  Mitteln, 
die  der  englischen  Verwaltung  zu  Gebote  stehen,  hätte 
sich  wohl  ein  befriedigerender  Ausgleich  zwischen  „alt“ 
und  „modern“  hersteilen  lassen.  Nun  ereignete  sich 
aber  zum  Schluß  folgendes:  Aufmerksam  gemacht 
auf  eine  ganze  Reihe  sehr  seltener  Werke  in  der  be- 


(Von  den  Auktionen  —  Kleine  Mitteilungen.) 

treffenden  Kollektion  blieb  dem  Kriegsministerium 
nichts  weiter  übrig,  als  dieselben  von  dem  oben  er¬ 
wähnten  Institut  zu  enormen  Preisen  in  der  Ver¬ 
steigerung  zu  kaufen.  So  z.  B.  ein  Manuskript,  das  über 
die  militärischen  Operationen  im  amerikanischen  Un¬ 
abhängigkeitskrieg  handelt,  mußte  von  der  Behörde 
für  6000  M.  zurückerworben  werden.  O.  v.  S. 


Kleine  Mitteilungen. 


Eine  „  Ausstellung  moderner  Buchkunst  im  Waren¬ 
haus“  (München)  mag  auf  manchen  ernsten  Freund 
schöner  Buchdarbietung  und  -ausstattung  zunächst 
abstoßend  wirken.  Doch  dürfte  sich  bei  unparteiischer 
Würdigung  der  so  veränderten  Konsumtionsverhältnisse 
auch  des  Buchgewerbes  schlechterdings  nicht  einsehen 
lassen,  weshalb  man  etwaige  von  jener  rein  geschäft¬ 
lichen  Seite  kommende  nachdrückliche  Verbreitung 
des  Verständnisses  für  unsere  Ideen  ablehnen  oder 
ignorieren  soll.  Das  neue  große  „Kaufhaus  Ober- 
pollinger“  in  der  Neuhauserstraße  zu  München  hat  in 
einer  besondern  Vitrine  jetzt  —  Dezember  1905  —  eine 
solche  Ausstellung  unternommen,  die  meistens  Buch¬ 
einbände  und  künstlerische  Sonderdrucke  aus  Privat¬ 
besitz  vereinigt. 

Neben  sehr  hübschen  englischen  und  französischen 
Leistungen,  die  aber  durchaus  nicht  überwiegen,  steht 
eine  abwechslungsreiche  Reihe  buchgewerblicher 
Schöpfungen  deutscher  Künstler.  In  materialgerechter 
Hinsicht  wahrhaft  musterhaft  weiß  Rudolf  Bosselt  das 
Leder  zu  behandeln  mit  Einbänden  zu  Gottfried  Kellers 
„Grünem  Heinrich“  und  zu  Jean  Paul.  Ledermosaik 
auf  Weiß  mit  handgemaltem  Vorsatz,  Handvergoldung 
und  Ornamentschnitt  zeigt  ein  Deckel  zu  Goethes 
„Faust“,  desgleichen  handgepunzten  Goldschnitt  ein 
Einband  der  „Gedichte“  Michelangelos:  beides  stammt 
von  Cissarz.  Auf  extrem-neugeistige  Literatur  wirft 
sich  Paul  Bürck  mit  einem  Deckel  zu  Nietzsches  „Also 
sprach  Zarathustra“  und  einem  zu  Häckels  „Welt¬ 
rätseln“.  Dagegen  liefert  einen  solchen  zu  A.  v.  Hum¬ 
boldts  „Kosmos“  sowie  eine  originelle  große  Mappe  der 
eigen  wüchsigste  Sonderling  der, .Darmstädter“,  Olbrich. 
Nichts  weniger  als  alltäglich  stellt  sich  der  Einband  dar, 
mit  dem  W.  Rauch,  Kunstbuchbinder  in  Hamburg, 
Jules  Lemaitre’s  „Contes  blancs“  schmückt:  durch¬ 
brochenes,  gitterartig  bearbeitetes  Leder  auf  Seide  mit 
Handvergoldung. 

Auf  anderes  Gebiet  führen  uns  die  nicht  nur 
wunderbar  fein,  sondern  dabei  wirklich  anmutig  hand¬ 
gemalten  Miniaturen  von  E.  Malassis  in  einer  neuen 
(Paris  1903,  Verlag  Conard)  Prachtausgabe  der  „Belle 
Imperia“des  allmählichzu  frischer  Geltunggelangenden 
Balzac.  Ähnlich  wirken  Doucets  kleine,  geradezu 
zierliche  Radierungen  bei  X.  Lemans  Übersetzung 
des  altrömischen  Sittenschilders  Petron  ins  Französische. 
Den  Gipfel  subtiler  Einkleidung  erstrebt  die  durch 
Rickett  ausgeführte  der  „Sphinx“  Oskar  Wildes  in 
Pergament.  In  der  Zuweisung  der  Krone  stimmen 
wir  aber  dem  sehr  kundigen  Fachmann  bei,  der  seine 
Notiz  über  die  ganze  höchst  dankenswerte  Sammlung 
und  öffentliche  Vorführung  in  den  „Münchener  Neuesten 


Nachrichten“  (1905  Nr.  570)  wie  folgt  schließt:  „Alle 
überragt  die  geradezu  hieratisch-feierliche  Ausstattung 
der  von  Stefan  George  übersetzten  „Herodias“  Stephane 
Mallarmes,  die  von  Melchior  Rechter  mit  herrlichen 
Handmalereien  geziert  und  unter  seiner  Leitung  bei 
O.  v.  Holten  in  Berlin  gedruckt  wurde  und  zwar  nur 
in  sieben  numerierten  Abzügen  auf  kaiserlichem  Japan, 
der  Text  in  Blau,  die  Personennamen  in  Rot.  Als 
Ganzes  eine  wahrhaft  magistrale  Schöpfung,  die  auch 
hinter  den  besten  alten  nicht  zurückzustehen  braucht.“ 

Kein  Vorurteilsloser  dürfte  leugnen,  daß  diese 
durch  das  Münchener  Kaufhaus  Oberpollinger  im 
wesentlichen  uneigennützig  vollzogene  Inszenierung  mit 
ungleich  glatterem  Beifall  begrüßt  werden  kann  als 
die  für  Ausdehnung  des  Geschmacks  am  schönen  und 
originellen  Buche  recht  fragwürdig  wirkende  Einrichtung 
eines  öffentlichen  Leseraums  nebst  eines  Leih -Lese¬ 
zirkels  für  Novitäten,  wie  beides  ebenjenes  Warenhaus 
in  der  Kunst-  und  Bildungsmetropole  München  und  da¬ 
mit  wohl  in  Süddeutschland  überhaupt  1905  zuerst  be¬ 
gründet  hat. 

München.  Ludwig  Fränkel. 


Der  zweite  Teil  der  Autographensammlung  Meyer 
Cohn  gelangt  vom  5.  bis  10.  Februar  bei  J.  A.  Stargardt 
in  Berlin  zur  Versteigerung.  Wir  werden  über  den 
Verlauf  der  Auktion  ausführlich  berichten.  —  m. 


Die  Grazer  Tagespost  feierte  am  1.  Januar  das 
Jubiläum  ihres  fünfzigjährigen  Bestehens,  die  Berliner 
Tägliche  Rundschau  das  ihres  fünfundzwanzigjährigen. 
Beide  Blätter  brachten  aus  diesen  Anlässen  reich¬ 
haltige  Jubiläumsnummern.  —  m. 


Katalog  No.  152  von  Bernhard  Liebisch  in  Leipzig 
zeigt  einige  recht  interessante  Seltenheiten  an.  So 
einen  Sammelband  von  Erstdrucken  Christian  Reuters, 
darunter  das  „Letzte  Denck-  und  Ehrenmahl  der  Ehr¬ 
lichen  Frau  Schlampampe“  (1697),  das  wohl  als  Unikum 
gelten  darf.  Ferner  einen  weiteren  Sammelband  von 
Reformationsschriften,  u.  a.  mit  dem  Originaldruck 
von  „An  den  christlichen  Adel  deutscher  Nation“,  des 
„Passional  Christi  und  Antichristi“,  vor  allem  aber  mit 
der  einzigen  bekannten  Einzelausgabe  von  Luthers 
„Ein  kurze  vnnd  gute  /  ausslegung  des  hayltgen  Vater 
vnnsers“  (4  Bll.  in  160  mit  Titelholzschnitt:  die  Drei¬ 
einigkeit.  O.  O.  u.  J.,  vielleicht  Otmar  in  Augsburg). 
Schließlich  notiert  der  auch  sonst  sehr  reichhaltige 


7 


Beiblatt. 


kleine  Mitteilungen  —  Inserate  ) 

Katalog  eine  Originalausgabe  des  Spiesschen  Faust¬ 
buchs  von  1587  in  guter  Erhaltung.  — m. 


Max  Harrwitz  in  Berlin  hat  seine  letzten,  einzeln 
verausgabten  Kataloge  zu  einem  hübschen  Gesamt¬ 
katalog  No.  101  „ Deutsche  LiteraUtr  seit  1750“  vereinigt 
(mit  Register  und  Anhang:  Porträts).  —  m. 


Die  Londoner  Bibliographische  Gesellschaft  hielt 
am  8.  Dezember  vorigen  Jahres  ihre  regelmäßige 
Jahressitzung  in  Hanover  Square  unter  Vorsitz  ihres 
Präsidenten  Mr.  K.  S.  Faber  und  Mitwirkung  des  Ehren¬ 
sekretärs  Mr.  A.  W.  Pollard  ab.  Der  erstere  gab  eine 
Übersicht  der  seit  dem  VII.  Jahrhundert  von  be¬ 
deutenden  Männern  in  der  Grafschaft  Durham  ins 
Werk  gesetzten  Bestrebungen,  um  Licht  und  Ge¬ 
lehrsamkeit  in  England  zu  verbreiten.  So  unternahm 
der  Benediktiner  Biscop  5  Reisen  nach  Rom  —  kein 
kleines  Unternehmen  für  damalige  Zeit  — ,  um  für  seine 
beiden  Klöster  in  Wearmouth  und  Jarrow  dort  Manu¬ 
skripte  zu  beschaffen.  Der  Genannte  kann  als  der  erste 
Büchersammler  in  England  angesehen  werden.  Im 
folgenden  Jahrhundert  war  es  hauptsächlich  Bede,  der 
sich  in  dieser  Richtung  hin  verdient  machte,  während 
nach  einer  längeren  Intervalle  der  Name  des  Bischofs 
Richard  de  Bury  vornehmlich  glänzt.  Diesem,  dem 
Verfasser  des  „Philobiblon“,  ist  durch  sein  Vermächtnis 
an  das  Durham  College  die  Gründung  der  ersten 
Bibliothek  in  Oxford  zu  verdanken.  Von  anderen  Biblio¬ 
philen  sind  dann  noch  zu  erwähnen:  der  Bischof  von 
Mildert,  der  letzte  Fürstbischof  in  England  und  der 
Bischof  Cosie,  der  eine  noch  seinen  Namen  tragende, 
sehr  bedeutende  Bibliothek  in  Durham  errichtete. 

O.  v.  S. 


Aus  Chicago  erhalten  wir  das  Jahrbuch  der  Biblio¬ 
graphischen  Gesellschaft  1902 — 03.  Es  enthält  Protokoll¬ 
auszüge  der  Sitzungen,  Nachrichten  über  römische 
Bibliotheken  und  die  Möglichkeit,  sie  sich  zugänglich  zu 
machen,  mehrere  bibliographische  Abhandlungen  und 
einen  interessanten  Artikel  über  italienische  Kommunal¬ 
historie  von  A.  M.  Wolfson.  Ein  Mitglieder- Verzeichnis, 
die  Vereinsstatuten  und  eine  Liste  der  eingelaufenen 
Bücher  ist  angehängt.  — m. 


A  Catalogue  of  about  130  Selected  French  Alma- 
nacs  from  a  Complete  Collection  (1694 — 1883).  Illu¬ 
strative  of  French  Binding  during  this  period.  Exhibited 
at  The  Grolier  Club,  December  7  to  December  23,  1903. 

Schon  der  geschmackvoll  bedruckte  Umschlag¬ 
bogen  mit  seiner  eleganten  blauschwarzen  Initiale  und 
den  gut  geschnittenen  Typen  geht  über  den  gewöhn¬ 
lichen  Katalograhmen  hinaus.  Die  Umschlagzeichnung 
wiederholt  sich  im  Innentitel,  auf  Büttenpapier  wie  das 
ganze  Heftchen  gedruckt. 

Die  mehrseitige,  leider  nicht  signierte  Einleitung 
gibt  eine  kurze  Übersicht  über  die  Könige  unter  den 
Buchbindern,  die  Eves,  die  Padeloups,  die  Le  Gascons, 
die  Thouvenins  u.  a.  m. 


Dr.  R.  W.  Carl,  Düsseldorf 

(Zeichnung  von  Otto  Eckmann.)  Schumannstr.  34 

Prof.  Dr.  Gustav  Dirner,  Budapest 

(Radierung  v.  J.  Faragö)  tauscht  nur  geg.  Bestes.  Kigyotör  I 

Buchhändler  Emil  Jaensch,  Blasewitz-Dresden 
(Zeichnung  von  W.  Witting,  Dresden.)  Schillerplatz  7  II 

Frau  Kommerzienrat  Klasing,  geh.  Quenteil, 

Bielefeld 

Frau  Hedwig  Klasing,  Leipzig-Eutritzsch 

Bleichertstr.  n 

Josefine  Lechner,  Reichenberg,  Böhmen 

Radierungen  von  Orlik  u.  Naish  nur  gegen  Gleichwertiges. 

Oberleutnant  Reichard,  früher  Sauvage  bei  Metz, 
jetzt  München,  Gabelsbergerstr.  76. 

E.  P.  Riesenfeld,  Karlsruhe  in  Baden 

Lithographie  von  K.  Gruber.  Gottesauerstraße  IO 

Frau  Pastor  Schreiber,  Leipzig-Gohlis 

Wilhelmstraße 

Karl  Siegismund,  Verlagsbuchhändler, 

Radierung v.  H.  Bastanier.  Berlin  SW.,  Dessauerstr.  13 

Georg  Starke,  Königlicher  Hoflieferant. 

Görlitz 


Theo  Strassner,  Ingenieur,  Aachen 

Beguinenstr.  24 

Sutter,  Friedr.  Berthold,  Stud.  phil.  et  jur., 

Heidelberg,  Schloßberg  17 


Gesucht 


Keller,  „Der  grüne  Heinrich“,  erster  Band,  Braun¬ 
schweig  1854.  —  Arnim,  Sämtliche  Werke,  Band  9, 
11,  12,  16—18,  20  —  22  in  ersten  Ausgaben.  Offerten 
unter  „K.  100“  an  die  Zeitschrift  für  Bücherfreunde, 
Leipzig,  Hospitalstraße  27 1. 

Bücher  kleinsten  Formats 

nicht  über  6  Zentimeter  hoch  und  vor  1800  gedruckt 
suche  ich  zu  kaufen.  Auch  Bibeln  und  Psalmen,  jedoch 
keine  Gebetbücher  u.  Kalender.  Off.  mit  Preisangabe 
erbeten  an  J.  St.  Goar,  Antiquariat,  Frankfurt  a.  M. 


Erschienen.  Antiquariats-Katalog  VI: 

Städteansichten,  Karten,  Pläne.  2700  Nm. 

Ferner  noch  gültig  Katalog  V: 

Kupferstiche,  Holzschnitte,  Lithographien  älterer  und 
neuerer  Meister  deutscher  Schule.  2283  Nm. 

G.  Walther  Gasch,  Kunstantiquariat 

Dresden-A.  VII.,  Schweizerstr.  6. 


8 


Beiblatt. 


(Kleine  Mitteilungen  —  Kataloge  —  Inserate.) 

Der  eigentliche  Katalog  nennt  das  Material  des 
Bucheinbands,  das  Jahr,  irgendein  charakteristisches 
Detail,  wie  z.  B.  das  Wappen,  das  den  Umschlag  ziert 
und,  wo  bekannt,  den  Buchbinder,  oft  freilich  mit 
einem  Fragezeichen  dahinter.  Der  zweite  Abschnitt, 
den  der  Bearbeiter  unter  dem  ominösen  Titel:  „Period 
of  Unrest  and  Decadence“  zusammenfaßt,  beginnt  zu 
Ende  des  XVIII.  Jahrhunderts.  Erst  mit  den  sech¬ 
ziger  Jahren  des  XIX.  Jahrhunderts  nimmt  der  Auf¬ 
schwung  zu,  der  erfreulicherweise  bis  zum  heutigen 
Tage  andauert.  — bl — 


Der  Berliner  Bibliophilen- Abend  hielt  am  1 8.  Januar 
seine  erste  Jahressitzung  ab.  Er  zählt  gegenwärtig  58 
Mitglieder.  Zu  Vorsitzenden  wurden  wiedergewählt: 
Fedor  von  Zobeltitz  und  Gotthilf  Weißstein;  anstelle 
des  wegen  Arbeitsüberlastung  leider  aus  dem  Vorstande 
austretenden  Herrn  Frensdorfif  übernimmt  Herr  Martin 
Breslauer  das  Amt  als  Schriftwart  und  Säckelmeister  und 
in  seiner  Vertretung  Herr  Erich  Reiß.  Vorträge  hielten 
im  Vorjahre  u.  a.  G.  Weißstein,  Dr.  J.  Loubier,  Ober¬ 
lehrer  Paul  Müller,  Dr.  L.  Hirschberg,  Eduard  Fuchs, 
Dr.  H.  Stümcke,  Assessor  W.  von  Zur  Westen,  Martin 
Breslauer,  F.  Fr’nr.  v.  Biedermann,  Edm.  Clement,  Dr. 
P.  Träger  undDr.  P.Trommsdorfif.  Als  Sonderdruck  des 
Vereins  soll  Ende  Februar  ein  Faksimile  des  Karika¬ 
turenbuches  von  Franz  Freiherrn  Gaudy  erscheinen. 

— m. 


Kataloge. 

Zur  Vermeidung  von  Verspätungen  werden  alle  Kataloge  an  die  Adresse 

des  Herausgebers  erbeten.  Nur  die  bis  zum  25.  jeden  Monats  ein¬ 
gehenden  Kataloge  können  für  das  nächste  Heft  berücksichtigt  werden. 

Deutschland  und  Österreich-Ungarn. 

Joseph  Baer  <S°  Co.  in  Frankfurt  a.  M,  No.  528.  Ge¬ 
schichte  der  graphischen  Künste. —  No.  526.  Waffen, 
Fecht-,  Reit-  und  Pferdekunde  (Bibliothek  Gimbel). 
—  No.  525.  Rheinland- Westfalen  und  angrenzende 
Gebiete. 

Roßbergsche  Buchhandlung  (Jäh  &  Schunke)  in  Leipzig. 
No.  5.  Deutsche  Sprache  und  Literatur  bis  zur  Mitte 
des XIX. Jahrhunderts  (aus  der  Bibliothek  Kürschner). 

J.  Scheible  in  Stuttgart.  No.  362.  Holzschnitt-  und 
Kupferwerke ,  Jagd  und  Sport ,  Bibliographie  und 
Bibliophilie,  Okkultismus,  Seltenheiten,  Kuriosa. 

Gilhofer  ör3  Ranschburg  in  Wien  I.  Anz.  No.  76.  Alte 
Drucke,  Varia. 

Jos.  Jolowicz  in  Posen.  No.  155-  Deutsche  Literatur. 

H.  L.  Schlapp  in  Darmstadt.  Anz.  No.  45.  Hessen, 
Hessen-Nassau,  Varia. 

Wilh.  Jacobsohn  dr3  Co.  in  Breslau  V.  No.  205.  Katho¬ 
lische  Literatur.  —  No.  207.  Protest.  Theologie.  — 
No.  208.  Medizin. 

Rud.  Merkel  in  Erlangen.  No.  152.  Deutsche  Literatur, 
Musik  und  Musikliteratur ,  Kunst  und  Kunstge¬ 
schichte. 

Julius  Koppe  in  Nordhausen.  Anz.  No.  26.  Mathematik. 

Martin  Boas  in  Berlin  NW.  No.  56.  Varia. 

W.  Junk  in  Berlin  W.  15.  Desiderata  No.  16. 

Z.  f.  B.  1905/1906.  Beiblatt  II.  — 


Soeben  wird  gratis  ausgegeben: 

Antiquarkatalog  64: 

Bibliotbekswerke,  Seltenheiten 

Enthaltend  eine  große  Anzahl  wertvoller  Werke  und 
Seltenheiten,  besonders  aus  den  Gebieten  der  Kultur¬ 
geschichte,  Kunst  und  Literatur. 

Dr.  H.  Lüneburg’s  Buchhandlung 

(E.  Reinhardt) 

München,  Karlstraße  4. 

Kürzlich  gelangte  zur  Ausgabe:  ■■ 

Katalog  65: 

Deutsche  Literatur 

und  Übersetzungen 

von  der  Reformationszeit  bis  zur  Gegenwart. 

Dieser  Katalog  verzeichnet  ca.  1700  Nummern, 
darunter  etwa  1 

500  seltene,  teilweise  kaum  jemals  wieder  vor¬ 
kommende  erste  Drucke  der  klassischen  Periode, 
der  Romantiker  und  des  jungen  Deutschland. 

Riga,  im  Januar  1906.  N.  KyiHIHBl. 


2 


Beiblatt. 


(Kataloge  —  Inserate.) 

Friedrich  Meyer  in  Leipzig.  No.  71.  Deutsche  Lite¬ 
ratur,  Almanache ,  Musik ,  illustrierte  Bücher. 

Ernst  Frensdorffvtx  Berlin  SW.  11.  Anz.  No.  12.  Li¬ 
teratur,  Kunst,  Geschichte:  Berliner  Künstlerfeste, 
Brandenburg,  deutsche  Literatur,  Frankreich,  Frauen, 
Friedrich  der  Große,  Privatdrucke. 

List  <5r»  Francke  in  Leipzig.  No.  378.  Saxonica. 

Heinr.  Kerler  in  Ulm  a.  D.  No.  348.  Bavarica.  — 
No.  347.  Württemberg. 

Anton  Creutzer  in  Aachen.  No.  92.  Kuriosa,  Geschichte , 
Literatur,  Kunst. 

M.  &T3  H.  Schaper  in  Hannover.  No.  93.  Almanache, 
Biographien,  Memoiren,  Exlibris,  Kultur  und  Sitte, 
Genealogie,  Varia. 

Bernh.  Liebisch  in  Leipzig.  No.  152.  Deutsche  Literatur 
von  der  Reformation  bis  zur  Gegenwart. 

Dietrichsche  Universitäts-Buchhandlung  in  Göttingen. 
No.  34.  Deutsche  Literatur  und  Sprache ,  Kunst 
und  Musik. 

Heinr.  Hugendubel  in  München.  No.  24.  Deutsche 
Literahtr  und  Sprache,  Musik  und  Theater. 

Karl  W.  Hiersemann  in  Leipzig.  No.  319.  Sprache 
und  Literatur  der  romanischen  Völker.  —  No.  320. 
Klass.  Philologie  und  A Itertumskunde  (aus  der  Biblio¬ 
thek  Bachofen-Basel). 

Gustav  Fock  in  Leipzig.  No.  264.  Deutsche  Literatur 
tind  Sprache. 

Oswald  Weigel  in  Leipzig.  No.  120.  Der  dreißigjährige 
Krieg  in  Flugschriften. 

Th.  Ackermatin  in  München.  No.  548.  Germanistik. 

Ludwig  Rosenthal  in  München.  No.  106.  Katholische 
Theologie  (M — R). 

Ausland. 

M.  Labadille  in  Paris  IX.  No.  5.  Französische  Ge¬ 
schichte,  Kultur  und  Sitte,  Kuriosa. 

Bernardo  SeeberinFlorem.  Bull.  No.  1.  Aldinen, italien. 
Literatur,  Varia. 

N.  Kymmel  in  Riga.  No.  65.  Deutsche  Literatur  und 
Übersetzungen  von  der  Reformation  bis  zur  Gegen¬ 
wart. 

H.  H.  J.  Lynge  U5  Sön  in  Kopenhagen.  No.  19.  Blan- 
det  Litteratur. 

Ad.  Geering  in  Basel.  No.  309.  Geschenkwerke. 

T.  de  Marinis  &*  Co.  in  Florenz.  No.  3.  Livres  rares , 
Autographes  et  Manuskriptes  (illustr.). 


Inhalt  des  Hauptblattes. 

(Heft  11  —  Februar  1906.) 

Franz  Graf  Pocci.  I.  Von  L.  Hirschberg.  Mit 
41  Abbildungen.  Das  Verleihen  von  Büchern  im 
Mittelalter  von  L.  Jordan.  —  Zwei  alte  Stammbücher. 
Von  F.  v.  Zobeltitz.  Mit  4  Abbildungen.  —  Neuere 
Exlibris-Literatur.  Von  K.  E.  Graf  zu  Leiningen-Wester- 
burg.  —  Chronik :  G.  C.  Lichtenberg  bei  seinem  Verleger 
J.  Chr.  Dieterich  zu  Gaste.  — -  Vom  heiligen  Franciscus. 
Von  P.  Seliger.  —  Verschiedenes. 


r 


Bernhard  Seeber,  Antiquariat 

20,  Via  Tornabuoni,  Florenz 

Spezialität: 

Sprache,  Literatur,  Geschichte  und  Kunst 
Italiens.  Dante- Literatur. 


Soeben  erschien:  Periodischer  Anzeiger  über  Neu 
erwerbungen  meines  Antiquariats,  No.  1 :  Erst¬ 
ausgaben  ital.  Klassiker  —  Aldinen  —  Elzevierdrucke  — 
Geschichte  —  Kunst  etc. 


1 

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Bitte  zu  verlängert. 


1 


jross^öuctybinderei 

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Eiebbaberbände 

für  private  und  Bibliotheken 

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Gegründet  im  "Jahre  ,844 


Für  die  Anzeigen  verantwortlich:  K.  Dieckmeyer,  Leipzig,  Hospitalstr.  27.  Verlag  von  Velhagen  &  Klasing,  Bielefeld  und  Leipzig. 

Druck  von  W.  Drugulin  in  Leipzig. 


eitfcbnft  für  Bücherfreunde  fff 

Organ  der  6efellfchaft  der  Bibliophilen, 


BEIBLATT 

IX.  Jahrgang.  Zwölftes  Heft. 

März  1906. 

Abonnementspreis  für  den  Jahrgang  36  M.  (21,60  Fl.  ö.  W.,  45  Fr.,  36  sh.,  21,60  Rb.),  für  das  Quartal  (drei  Hefte)  9  M. 


Anzeigen 

x/i  Seite . 60  Mark.  x/4  Seite . 15  Mark. 

x/2  Seite . 30  Mark.  x/g  Seite . 8  Mark. 

Kleine  Anzeigen  (Desiderata  und  Angebote):  die  gespaltene  Petit -Zeile  SO  Pf.  (für  Mitglieder  der  Gesellschaft 

der  Bibliophilen  und  Abonnenten  der  Z.  f.  B.  nur  25  Pf.). 

Beilage-Gebühr  40  Mark.  —  Schluß  für  die  Anzeigenannahme  jedes  Heftes  am  IO.  des  vorhergehenden  Monats. 

Redaktionelle  Sendungen :  Manuskripte,  Bücher,  Kataloge  etc.  gefl.  zu  richten  an  den  Herausgeber:  Fedor  von  Zobeltitz ,  Berlin  IV.  75. 

Uhlandstr.  33  (Sommer:  Spiegelberg  bei  Topper,  Rgbz.  Frankfurt  a.  O.). 

Anzeigen  an  die  Verlagshandlung :  Velhagen  &  Klasing,  Abteilung  für  Inserate,  Leipzig,  Hospitalstr.  27. 


An  unsere  Leser! 

Am  1.  April  beginnt  die  Zeitschrift  für  Bücherfreunde  ihren  zehnten  Jahrgang. 

Der  Kreis  unserer  Freunde  hat  sich  längst  zu  einer  festen  Gemeinde  zusammengeschlossen, 
die  uns  kennt  und  der  wir  keine  Versprechungen  zu  geben  nötig  haben.  So  sei  nur  bemerkt, 
daß  uns  auch  für  den  neuen  Jahrgang  ein  überaus  reichhaltiges  Material  an  Beiträgen  unserer 
ersten  Bibliographen,  Literarhistoriker,  Bibliophilen  und  Buchkünstler  vorliegt,  das  —  zum 
größten  Teil  durch  illustrative  Beigaben  unterstützt  —  der  Veröffentlichung  harrt. 

Wir  bitten  unsere  Freunde,  für  die  rechtzeitige  Erneuerung  des  Abonnements  sorgen  und 
nach  Möglichkeit  für  unsere  Zeitschrift,  das  einzige  deutsche  Organ  für  bibliophile  Interessen, 
werben  zu  wollen. 

Berlin ;  Bielefeld ;  Leipzig. 

Verlag  und  Redaktion. 


Gesellschaft  der  Bibliophilen. 

Seit  Ausgabe  des  sechsten  Jahrbuchs  sind  unsrer  Gesellschaft  als  neue  Mitglieder  beigetreten  : 


30.  Dr.  phil.  Ernst  Reclam,  Verlagsbuchhändler,  Leipzig, 
Egelstr.  4  I. 

41.  Bruno  Dietert,  Oberleutnant  zur  See,  Kiel,  Gerhard¬ 
straße  43  p. 

43.  Stadtbibliothek,  Breslau. 

90.  Gustav  Feibelsohn ,  Referendar,  Berlin  W.  15,  Uhland- 
straße  27. 

135.  Friedrich  Otto  Wild ,  Kaufmann,  Magdeburg,  Breite¬ 
weg  246. 

161.  Dr.  phil.  Leo  Baer,  Buchhändler,  Frankfurt  a.  M., 
Hochstr.  6. 

191.  Manfred  Seng,  Stud.  d.  Maschinenbaus,  Berlin  NW.  23, 
Schleswiger  Ufer  9. 

228.  Emil  Hirsch,  Antiquar,  München,  Karlstr.  6. 

230.  Eugen  Marquardt ,  Verlagsbuchhändler,  Berlin  W.  62, 
Lützowplatz  8. 

248.  Lipsius  Tischer ,  Buchhändler,  Kiel. 

265.  Oscar  Walter  Kießmann,  Buchhändler,  Leipzig,  Lampe¬ 
straße  12  p. 

Z.  f.  B.  1905/1906.  Beiblatt  12.  — 


266.  Dr.  Hans  Henning,  Schriftsteller,  Leipzig,  Wettiner¬ 
straße  32. 

305.  Dr.  phil.  A.  Warburg,  Privatgelehrter,  Hamburg,  St. 
Benedictstr.  52. 

317.  Alexander  Liebisch,  Frankfurt  a.  M.,  Koselstr.  41  II. 

322.  Alfred  von  Ramin ,  cand.  jur. ,  Leutnant  a.  D., 
Berlin  W.  15,  Uhlandstr.  146  I. 

388.  Assessor  a.D.  Manipe,  Charlottenburg,  Bleibtreustr.  53. 

402.  Dr.  jur.  Paul  Posener,  Charlottenburg  4,  Schlüter¬ 
straße  47  p. 

534.  M.  Maul,  London  W.  C.  (durch  Rudolph  Hartmann, 
Leipzig,  Thalstr.  7). 

598.  Adolf  Askani,  Buchhändler  (i.  H.  Karl  W.  Hierse- 
mann),  Leipzig,  Königsstr.  3. 

601.  Arthur  Mayer ,  Kaufmann.  Abtnaundorf  bei  Leipzig. 

608.  Hemnann  Schaffstein,  Verlagsbuchhändler,  Cöln  a.  Rh. 

646.  Josef  Grünfeld,  Buchhändler,  Wien  I,  Herrengasse  2. 

688.  Leo Liepmannssohn,  Antiquar, Berlin  W.,Marburgerstr.  5. 

—  I 


Beiblatt. 


(Gesellschaft  der  Bibliophilen  —  Rundschau  der  Presse.) 

802.  Mur hard' sehe  Bibliothek  der  Stadt  Cassel. 

803.  Theodor  Rudolph,  Vorstand  der  Deutschen  Verlags¬ 
aktiengesellschaft,  Leipzig,  Hospitalstr.  21. 

804.  Otto  Frömmel,  Buchhändler,  Berlin  W.  50,  Pragerst.  33. 


805.  Erich  August  Greeven,  Kunsthistoriker,  Bonn,  Bering¬ 
straße  4. 

806.  Dr.  Waldemar  Conrad,  Halle  a.  S-,  Mühlweg  13. 

807.  Al/red  Flechtkeim,  Kaufmann,  Düsseldorf,  Neander- 
Straße  II. 


Die  Mitgliederzahl  betrug  demnach  am  15.  Februar  1906:  807. 


Weimar,  Grunstedterstr.  16. 


I.  A.:  Dr.  Carl  Schüddekopf 


Rundschau  der  Presse. 

Von  Arthur  L.  Jellinek  in  Wien. 

Die  nachfolgende  Übersicht  versucht,  die  in  Tagesblättem,  Wochen-  und  Monatsschriften  enthaltenen  Aufsätze  und  Abhandlungen, 
soweit  sie  für  die  Leser  unserer  Zeitschrift  in  Betracht  kommen,  in  sachlicher  Anordnung  zu  verzeichnen.  Nur  das  Wichtigere  aus  den  Ver¬ 
öffentlichungen  der  letzten  Monate  kann  berücksichtigt  werden.  Absolute  Vollständigkeit  zu  erreichen  liegt  für,  den  einzelnen  Bearbeiter 
außerhalb  des  Bereiches  der  Möglichkeit.  Die  Zeitschriften  sind  nach  Bänden,  Jahrgängen,  Heften  oder  Seiten,  je  nach  der  leichteren  Auf- 
findbarkeit,  zitiert.  Gleichmäßigkeit  ist  hierin  nicht  angestrebt.  Zusendung  von  Separatabdrücken  und  Ausschnitten  an  die  Adresse  des 
Bearbeiters  (Wien  VII,  Kirchengasse  35)  erbeten. 


Buchdruck.  Buchgewerbe. 

A.  B.  C.,  Bucherzeugung  in  England. 

Börsenbl.f  d.  deutschen  Buchhandel.  1906.  No.  8. 
[Aus  Publishers  Circular.] 

B  arg  um,  Eine  niederdeutsche  Bücheranzeige  aus  dem 
Ende  des  XV.  Jahrhunderts  [nach  J.  Collijn,  Ett- 
bladstryck.  Stockholm  1905]. 

Börsenbl.f  d.  deutschen  Buchhandel.  1906.  No.  12. 
Brentano,  H.,  Die  Anfänge  des  illyrisch-orientalischen 
Buchdrucks  und  Buchhandels  in  Wien  im  XVIII. 
Jahrhundert. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1906.  No.  10. 
Conrad,  Br.,  Robert  Bowes,  Booksellers’  Associations 
past  and  present. 

Börsenbl.f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1906.  No.  7,  8. 
Cr ü well,  G.  A.,  Die  niederösterreichische  Reforma¬ 
tionsdruckerei. 

Zentralbl.f.  Bibliothekswesen.  1906.  XXIII,  S.  71  — 74. 
Eisold,  R.,  Der  Abziehbilderdruck. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1906.  XLIII,  S.  21—24. 
v.  Erdberg,  Die  Verbreitung  guten  Lesestoffs, 

Concordia.  Zeit  sehr.  d.  Central  st  eile  f.  Arbeiter- 
Wohlfahr ts  -  Einrichtungen.  1905.  XII,  No.  23. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1906.  No.  1. 
Hase,  E.  v.,  Plantin-Moretus.  Ein  Alt-Antwerpener 
Patriziergeschlecht.  Nach  dem  Katalog  des  Mu¬ 
seums  von  M.  Rooses. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1906.  No.  28. 
Hölscher,  G.,  Die  neue  Veröffentlichung  der  Guten¬ 
berggesellschaft.  (Das  Mainzer  Catholicon,  heraus¬ 
gegeben  von  G.  Zedier  1905.) 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1906.  No.  4. 
Huffschmid,  M.,  Die  Buchdruckerei  von  Gotthard 
Vögelin  in  Ladenburg  1605. 

Mannheimer  Geschichtsblätter.  1905.  VI,  Sp. 
159 — 161. 

— i,  Eine  Firmen-  und  Familiengeschichte  [über  F.  A. 
Brockhaus  von  H.  Eduard  Brockhaus.  Leipzig  1905]. 
Börsenbl.f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1906.  No.  32. 
Kohut,  Ad.,  Benjamin  Franklin  als  Buchdrucker  und 
Buchhändler.  Zu  seinem  200.  Geburtstag,  17.  Januar 
1906. 

Börsenbl.  f  d.  deutschen  Buchhandel.  1906.  No.  5.  • 


Mühlbrecht,  O.,  Nachweise  über  den  auswärtigen 
Handel  des  Deutschen  Zollgebiets  mit  Gegenständen 
der  Literatur  und  Kunst.  (1905.) 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1906.  No.  31. 

Internationale  Statistik  der  Druckwerke  im  Jahre  1904. 

Börsenbl.  f.d.  deutschen  Buchhandel.  1906.  No.  20, 
21,  26.  (Nach  Droit  d’Auteur.  1905.  No.  12.) 

Stein,  H.,  Nouveaux  documents  sur  Wolfgang  Hopyl, 
Imprimeur  ä  Paris. 

Le  Bibliographe  Moderne.  1905.  IX,  S.  178 — 193. 

Werke  von  und  über  Benjamin  Franklin. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1906.  No.  11. 

Zobeltitz,  Fedor  v.,  Kostbare  Blätter. 

Hamburger  Nachrichten.  1905.  No.  775. 

[V ersteigerung  der  Autographensammlung  von  Alexander 

Meyer  Cohn.] 

Bibliographie. 

Arnold,  R.  F.,  Ein  verschollenes  Buch.  [Wundersame 
Erzehlungen  aus  dem  Reiche  derer  Todten,  als 
Telemaque  des  Ulyssis  Sohn  und  der  berühmte 
Engellander  Robinson  Crusoe,  einander  daselbst  an¬ 
getroffen  .  .  .  Franckfurt  und  Leipzig,  bey  Adam 
I.  Felßecker  sei.  Erben  1793.] 

Mitteilungen  des  Österr.  Vereins  für  Bibliotheks¬ 
wesen.  1905.  IX,  S.  205 — 21 1. 

[In  der  Bibliothek  des  Stiftes  Admont  aufgefunden. 

—  Zur  Geschichte  der  Totengespräche.] 

C  lernen,  O.,  Bibliographica  zur  Reformations¬ 
geschichte.  I.  Ein  verschollener  Druck  von  Matthes 
Maler  in  Erfurt.  II.  Zur  Datierung  einiger  Drucke 
von  1521. 

Zentralblatt  f.  Bibliothekswesen.  1906.  XXIII, 
S.  26 — 29. 

Fairon,  F.,  Notes  de  bibliographie  lidgeoise. 

Revue  des  Bibliotheques  et  Archives  de  Belgique. 
1905.  III,  S.  361— 367. 

Frankfurter,  S.,  Unrichtige  Büchertitel.  Mit  einem 
Exkurs  über  hebräische  Büchertitel. 

Mitteilungen  d.  Österr.  Vereins  f.  Bibliotheks¬ 
wesen.  1905.  IX,  S.  230 — 244. 

Hortzs chan sky,  Ad.,  Allerhand  von  verschollenen 
und  wiedergefundenen  Büchern  [des  Jahres  1905]. 

Vossische  Ztg.  1905.  No.  475.  (10.  X.) 


2 


Beiblatt. 


Kleemeier,  Fr.  J.,  Der  Index  der  verbotenen  Bücher. 

Börsenbl.  f  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  147 

-149. 

Kleemeier,  Fr.  J.,  Das  Internationale  Institut  für 
Bibliographie  in  Brüssel. 

Börsenbl.  f  d.  deutschen  Buchhandel.  1906.  No.  33. 

Limbrick,  C.  H.,  B.  Kettle,  J.  McKillop  and 
Is.  Taylor,  L.  W.  F ulcher,  The  best  books  of  1904. 
I.  Philosophy  and  Religion.  II.  Bibliography  and 
Library  Science.  III.  Sociology.  IV.  Science. 

The  Library  Association  Record.  1905,  VII, 
S.  494 -5°i»  637-663. 

Magnus,  H.,  Die  geschichtliche  Entwickelung  der 
augenärztlichen  Literatur. 

Börsenbl.  f.d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  276. 

Mühlbrecht,  O.,  Übersetzungen  aus  dem  Deutschen 
in  die  dänische,  englische,  französische,  holländische, 
italienische,  norwegische,  schwedische  und  spanische 
Sprache.  1905. 

Börsenbl. f.d. deutschen  Buchhandel.  1905  No.  175, 
176;  1906  No.  33,  34. 

Pech,  T.,  Übersetzungen  aus  dem  Deutschen  in  die 
slavischen ,  die  magyarische  und  andere  ost¬ 
europäische  Sprachen. 

Börsenbl. f.d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  146, 
297,  299. 

Exlibris.  Buchausstattung. 

Bethge,  H.,  Exlibris.  National-Ztg.  1905.  No.  616. 

Burchard,  G.,  Exlibris  von  George  Poppe-Karlsruhe. 

Exlibris.  1905.  XV,  S.  107-108. 

Johnson,  C.,  Dated  Plates  in  „Brighton“  unrecorded 
in  Hamilton’s  List  [in  the  British  Museum  Collection 
of  Ex  Libris]. 

fournal  of  the  Society  of  Ex  Libris.  1905.  XV, 
S.  112—116. 

Lalande,  E.  etQuenaidit.  2  Exlibris  Magonniques 
et  cabalistiques. 

Bull,  de  la  soc.  archöologique.  Le  vieux  papier. 
1905.  Mars. 

Leiningen- Westerburg,  K.  E.  Graf  zu,  Super-Ex¬ 
libris  Herzog  von  Aumale  [in  Chantilly]. 

Exlibris.  1905.  XV,  S.  106 — 107. 

L  einingen-Westerburg,  K.  E.  Graf  zu,  Martin 
Kortmann-B erlin.  Exlibris.  1905.  XV,  S.  127— 129. 

Leiningen- Westerb urg,  K.  E.  Graf  zu,  Zwei  Ex¬ 
libris  von  Conrad  Witzmann  [ca.  1550—1580]. 

Exlibris.  1905.  XV,  S.  103—104. 

L  einingen-Westerb  urg,  K.  E.  Graf  zu,  Zum 
Willibald-Pirckheimer  Exlibris  von  „J.  B.“  1529. 

Exlibris.  1905.  XV,  S.  65—66,  104. 

No  hl,  H.,  Ein  neuer  Chodowiecki  [Exlibris  von 
Fr.  Nicolai].  Exlibris.  1905.  XV,  S.  108—109. 

Porträt-Exlibris  Samuel  Pepys  [von  Godfrey  Kneller 
zwischen  1670 — 1690]. 

Exlibris.  1905.  XV,  S.  105—106. 

Wright,  W.  H.  K.,  Modem  book-plate  designers, 
Mr.  Harold  Nelson. 

Journal  of  the  Ex  Libris  Society.  1905.  XV, 

s.  37-40. 


(Rundschau  der  Presse.) 

Dannhorn,  H.,  Die  Buchbinderei  im  Jahre  1905. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1905.  XLII,  S.  476— 479. 

Hölscher,  G.,  Einblattkalender. 

Börsenbl.  f.d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  196. 

Pazaurek,  G.  E.,  Neujahrs  wünsche  der  Empire-  und 
Biedermeierzeit. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1906.  XLIII,  S.  2—8. 

[Woernlein,  A.],  Kalender  und  Neujahrskarten  1905/6. 

Archiv  f.  Buchgewerbe.  1906.  XLIII,  S.  8—10. 

Bibliophilie. 

Nosca,  E.,  Berühmte  Bücherdiebe. 

Mainzer  Ztg.  1905.  No.  175.  (1.  VII.) 

Schmersahl,  E.,  Bücherliebhaber  und  Büchernarren. 

Börsenbl.  f.  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  301. 

Thron,  J.,  Bibliophilie  und  Lektüre  in  alter  und  neuer 
Zeit.  Nach  Albert  Cim,  Le  livre.  I. 

Börsenbl.  f  d.  deutschen  Buchhandel.  1905.  No.  283, 
300 ;  1906  No.  29,  31. 

Bibliothekswesen. 

Association  amicale  professionelle  des  Archivistes 
frangais.  II.  Assemblöe  gönerale  (15.  Juni  1905). 
Compte  rendu. 

Le  Bibliographe  Moderne.  1905.  IX,  S.  139 — 147. 

Ballinger,  J.,  Library  Politics. 

The  Library  Assoc.  Record.  1905.  VII,  S.  482 — 493. 

Berghoeffer,  Ch.  W.,  Gesamtkatalog  und  einheit¬ 
licher  Zetteldruck.  I.  Zur  Organisation  des  Unter¬ 
nehmens. 

Bess,  B.,  II.  Acht  Thesen  zum  Gesamtkatalog. 

Schultz e,  W.,  III.  Die  Gelegenheitsschriften  im 
Gesamtkatalog. 

Zentralbl.  f.  Bibliothekswesen.  1906.  XXIII,  S.  53 
—66. 

Bettelheim,  A.,  Aus  Otto  Hartwigs  Leben.  [Über 
das  Buch  „Aus  dem  Leben  eines  deutschen  Biblio¬ 
thekars“.]  Die  Nation.  1906.  XXIII,  S.  280—281. 

Chevreux,  P.,  Le  traitement  des  archivistes  departe- 
mentaux. 

Le  Bibliographe  Moderne.  1905.  IX,  S.  148—156. 

Jenkinson,  Fr.  J.  H.,  Presidential  Address  delivered 
at  the  Opening  of  the  Twenty-Eigth  Annual  Meet¬ 
ing  of  the  Library  Association  of  the  U.  K.,  at  Cam¬ 
bridge.  22.  August  1905. 

The  Library  Association  Record.  1905.  VII, 
469—481. 

Proceedings  of  the  Twenty-Eigth  Annual  Meeting  of 
the  Library  Association  at  Cambridge. 

The  Library  Association  Record.  1905.  VII,  S.  540 
—610. 

Wiedemann,  F.,  Über  Photographie  von  Hand¬ 
schriften  und  Drucksachen. 

Zentralblatt  für  Bibliothekswesen.  1906.  XXIII, 
S.  22 — 25. 


Altmann,  W.,  Die  künftige  „Deutsche  Musiksamm¬ 
lung“  bei  der  Königl.  Bibliothek  in  Berlin. 

Zentralbl.  f.  Bibliothekswesen.  1906.  XXIII,  S.  66 
—71. 


3 


Beiblatt. 


(Rundschau  der  Presse.) 

Flemming,  J.,  Die  neue  Sammlung  abessinischer 
Handschriften  auf  der  Königlichen  Bibliothek  zu 
Berlin. 

Zentralbl. f.  Bibliothekswesen.  1906.  XXI 1 1,  S.  7 — 2 1 . 

Harnack  über  seine  Stellung  an  der  kgl.  Bibliothek 
(Berlin).  Protestantenblatt.  1905.  XXXVIII,  No.  51. 

Aldis,  H.  G.,  A  Brief  Outline  of  the  Organisation  and 
Methods  of  the  Cambridge  University  Library. 

The  Library  Association  Record.  1905.  VII, 
S.  625 — 636. 

Pink,  J.,  After  fifty  years;  a  retrospect.  ( Cambridge .] 

The  Library  Association  Record.  1905.  VII, 

S.  513-526. 

Raison,  A.v.,  Die  Gelegenheitsschriften  derBibliotheca 
Reckiana.  (Dorpat.) 

Jahrb.  f.  Genealogie,  Heraldik.  (Mit au.)  1905. 
Jahrg.  1903  S.  34-48. 

Pelisson,  M.,  Les  bibliothöques  municipales  en 
Angleterre. 

Revue  internationale  de  V enseignement.  1905. 

XXV. 

Wustmann,  G.,  Geschichte  der  Leipziger  Stadt¬ 
bibliothek.  1677 — 1801. 

Neujahrsblätter  der  Bibliothek  der  Stadt  Leipzig. 
1906.  II.  S.  1  — 122. 

Wolfstieg,  A,  Eine  moderne  Klosterbibliothek 
(Maria  Laach  J. 

Zentralbl.  f.  Bibliothekswesen.  1906.  XXIII,  S.  74 
—76. 

Q  uereser,  F.,  Die  Bezirkslehrerbibliotheken  in  Nieder¬ 
österreich.  Die  Zeit.  (Wien.)  1905.  No.  1101.  (18.  X.) 

Dazu  J.  F.  ebd.  No.  1108  (25.  X.),  1164  (20.  XI.) 

S.  II. 

Schubert,  A.,  Ziffern  und  Streiflichter  zu  einigen  die 
k.  k.  Bibliotheksbeamten  Österreichs  betreffenden 
Standesfragen. 

Mitteilungen  d.  Österr.  Vereins  f.  Bibliotheks¬ 
wesen.  1905.  IX,  S.  21 1 — 230. 

Kaisig,  Volksbibliotheken  in  Oberschlesien. 

Oberschlesien.  1905.  III,  S.  796— 817. 

Kunze,  K.,  Die  Stettiner  Stadtbibliothek. 

Zentralbl.  j.  Bibliothekswesen.  1 906.  XXI 1 1 ,  S.  1 — 7. 

Literaturgeschichte  (Allgemeines). 

Ahn,  Fr.,  Eine  ,,Newe  Zeitung“  über  Hans  von  Len- 
kovic  und  den  Rittmeister  Lamberger. 

Mitteilungen  des  Musealvereins  für  Krain.  1904. 
XVII,  S.  147— 150. 

Gleichen-Rußwurm,  A.  v.,  Die  Antike  und  einige 
moderne  Dichter. 

Vossische  Ztg.  1905.  No.  545.  (19.  XI.) 

Grube,  W.,  Moderne  chinesische  Lyrik. 

Deutsche  Revue.  1906.  XXXI,  S.  100— 106. 

Kardsek,  J.,  Die  tschechische  Literaturin  den  letzten 
Dezennien. 

Österr. -Ungar.  Revue.  1903/4.  XXXI.  S.  42—50, 
104— 11 2,  298—312. 

Kohn,  M.,  Amerika  im  Spiegel  deutscher  Dichtung. 

Berliner  Tageblatt.  1905.  Zeitgeist  No.  32. 


Köster,  A.,  Über  Sprechverse  des  sechzehnten  Jahr¬ 
hunderts. 

Berichte  üb.  d.  Verhandlungen  d.  Kgl.  sächsischen 
Ges.  d.  Wissenschaften  zu  Leipzig.  1905.  LVII, 
S.  1  — 17. 

Lienhard,  F.,  Vom  literarischen  Messias. 

Das  literarische  Echo.  1906.  VIII,  Sp.  465 — 471. 

Naegele,  A.,  Über  Arbeitslieder  bei  Johannes  Chryso- 
stomos.  Patristisch-Literarisches  zu  K.  Büchers 
„Arbeit  und  Rhythmus". 

Berichte  über  die  Verhandlungen  d.  Kgl.  sächsi¬ 
schen  Gesellschaft  d.  Wissenschaften  zu  Leipzig. 
1905.  LVII,  S.  101  — 142. 

Prövost,  M.,  Ist  der  moderne  französische  Roman 
unsittlich? 

Neue  Freie  Presse.  1905.  No.  14832.  (6.  XII.) 

Prilipp,  B.,  Aus  Alt-Irlands  Sagenliteratur. 

Nord  und  Süd.  1905.  CXIV,  S.  394—403. 

Schellenberg,  G.,  Anagramme. 

Die  Zeit.  1905.  No.  1056.  (3.  IX.)  Sonntagszeit. 

Wegelin,  O.,  The  beginning  of  the  drama  in  America. 

The  Litterary  Collector.  1905.  June  a.  July. 

Weis,  A.,  Die  Eskimos  Grönlands;  ihre  Kultur  und 
Dichtkunst. 

Das  Wissen  f.  Alle.  1905.  V,  No.  38,  S.  602—604. 

Einzelne  Schriftsteller. 

Balzac:  Federn,  K.,  Der  deutsche  Balzac.  [Über¬ 
setzung  von  Alfr.  Brieger.  Berlin  1905.] 

Das  literarische  Echo.  1905.  VIII,  Sp.  406— 41 1. 

Boccaccio :  H  e  s s  e ,  H.,  Giovanni  Boccaccio  als  Dichter 
des  Dekamerone. 

Deutsche  Tageszeitung.  1905.  No.  576,  577,  579. 

Bodel:  Cloetta,  W.,  Jean  Bodels  Nikolausspiel. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  V,  S.  200 — 208. 

Börne:  Hoffmann,  C.,  Börne  als  Liebhaber. 

Die  Zeit.  1905.  No.  1154.  (10.  XII.) 

Caro:  Frati,  L.,  Lettere  inedite  di  Annibal  Caro. 

Rivista  delle  Biblioteche  e  degli  Archivi.  1905. 

XVI,  s.  134-135- 

Fontane:  Meyer,  R.  M.,  Theodor  Fontane. 

Die  Nation.  1906.  XXIII,  S.  236 — 237. 

Fournival:  Langlois,  E.,  Quelques  ceuvres  de  Richard 
de  Fournival. 

Bibliotheque  de  l'öcole  des  chartes.  1904.  LXV, 
S.  101— 115. 

Frey:  Münz,  B.,  Justus  Frey. 

Vossische  Ztg.  1905.  No.  419.  (7.  IX.) 

Freytag:  Petzet,  E.,  Gustav  Freytag. 

Blätter  für  Volksbibliotheken  u.  Lesehallen.  1906. 
VII,  S.  6—10. 

Gebier:  Ko  morzynski,  E.  v.,  Das  Urbild  der  „Zauber¬ 
flöte“.  Wiener  Abendpost.  1905.  No.  232.  (10.  X.) 

[T.  Ph.  v.  Gebier,  „Thamos,  König  von  Ägypten“, 

1780  in  Salzburg  durch  Schikaneder  aufgeführt.] 

Gemmingen:  Gugitz,  G.,  O.  H.v.  Gemmingenin  Wien. 

Wiener  Ztg.  1905.  No.  254.  (5.  XI.) 

Giraud:  Celani,  E.,  Giovanni  Giraud. 

Fanfulla  della  Domenica.  1904.  XXVI,  No.  2,  3. 

Goethe:  Bode,  W.,  Die  neuen  Berichte  über  Goethe. 

Propyläen  (München).  1905.  No.  91. 


4 


Beiblatt. 


Goethe:  Bode,  W.,  Letzte  Bekannte  Goethes. 

Frankfurter  Ztg.  1905.  No.  185. 
— :  Cohn,  H.,  Goethes  Sehnervenentzündung  und 
Dunkelkur. 

Deutsche  Revue.  1906.  XXXI,  S.  209 — 217. 
— :  Heine,  G.,  Egmont. 

Deut  sch- Evangel.  Blätter.  1905  Juni. 
— :  Köster,  A.,  Die  Niederschrift  der  israelitischen 
Urgeschichte  in  Goethes  „Dichtung  und  Wahrheit“. 

Berichte  über  die  Verhandlungen  der  Kgl.  sächsi¬ 
schen  Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Leipzig. 
1905.  LVII,  S.  19—34. 

— :  Metz,  A.,  Der  Pflichtbegrifif  innerhalb  Goethe¬ 
scher  Ethik. 

Preußische  Jahrbücher.  1906.  CXXIII,  S.  261— 273. 
— :  Pasig,  P.,  Goethe  und  Ilmenau. 

Thüringer  Warte.  I.  S.  1 13 — 119,  161  —  169. 
— :  de  Reynold,  Goethe,  Schiller  et  la  Suisse. 

La  Voile  Latine  (Genf).  1905.  No.  4. 
Gorki:  Clausen,  E.,  Rußland  und  die  Russen  in 
Maxim  Gorkis  Werken. 

Westermanns  Monatshefte.  1906.  XCIX,  S.  714 

-723. 

Grillparzer:  Bruckner,  Fr.,  Ein  ungedruckter  Brief 
Wenzel  Grillparzers  (an  von  Hartl  1795). 

Wiener  Abendpost.  1905.  No.  154.  (8.  VII.) 
Hamerling:  Ehlen,  O.,  Ein  Brief  von  Robert  Hamer- 
ling  [v.  28.  VII.  1888]  an  Ottilie  Ehlen, 

Die  Zeit.  1905.  No.  1140.  (26.  XI.)  Sonntagszeit. 
Hebbel:  Nentwich,  M.,  Hebbel  und  das  Publikum. 

National-Ztg.  1905.  (14.  XII.) 
Hoffmann  v.  Fallersleben:  Walter,  Fr.,  Hoffmann  v. 
Fallersleben  in  Mannheim. 

Mannheimer  Geschichtsblätter.  1905.  VI,  S.  57— 66. 
Holberg:  Kahle,  B.,  Dänischer  Volksglaube  in  Hol¬ 
bergs  Schriften. 

Neue  Jahrbücher  f.  d.  klass.  Altertum,  Geschichte 
und  deutsche  Literatur.  1905.  XV,  S.  7 11—722. 
Humboldt:  Meyer,  R.  M.,  Das  Brautpaar  Humboldt. 
[Briefe  aus  der  Brautzeit.  Herausgegeben  von  Anna 
von  Sydow.  I.] 

Deutsche  Rundschau.  1906.  CXXVI,  S.  310 — 313. 
Keller:  Fränkel,  J.,  Emil  Kuhs  Briefwechsel  mit  Gott¬ 
fried  Keller. 

Berliner  Tageblatt.  1905.  Zeitgeist  No.  45. 
— :  Friedmann,  A.,  Auf  Meister  Gottfrieds  Pfaden. 

Wiener  Abendpost.  1905.  No.  203.  (5.  IX.) 
Kierkegaard:  Tipp  mann,  Fr.  X.,  Sören  Kierkegaard. 

Wiener  Abendpost.  1905.  No.  261.  (14.  XI.) 
Kleist:  Weisstein,  G.,  Neue  Kunde  vom  Leben  und 
Tode  Heinrichs  von  Kleist. 

National-Ztg.  1905.  No.  694. 
Kurz:  Krieg,  M.,  Isolde  Kurz. 

Nord  und  Süd.  1906.  CXVI,  S.  50 — 60. 
La  Fayette:  Ransohoff,  G.,  Madame  de  LaFayette. 

Die  Nation.  1905.  XXIII,  S.  297—300. 
LeSSing:  Dilthey,  W.,  Die  Weltanschauung  Lessings. 
Neue  Freie  Presse.  1905.  No.  14842.  (16.  XII.) 
[Aus  D.s  Werke  „Erlebnis  und  Dichtung“.] 


(Rundschau  der  Presse., 

Linbart:  Radies,  P.  v.,  Der  krainische  Dichter  und 
Geschichtschreiber  Anton  Linhart. 

Wiener  Ztg.  1905.  No.  282.  (10.  XII.) 
Meyer,  C.  F.:  P oppenberg,  F.,  AufConrad  Ferdinands 
Sonnenseite.  Die  Nation.  1906.  XXIII,  S.  237— 240. 
— :  Widmann,  J.  V.,  Louise  v.  Francois  und  Conrad 
Ferdinand  Meyer. 

Neue  Freie  Presse.  1905.  No.  14840.  (14.  XII.) 
Mickiewicz:  Schulz-Labischin,  G.,  Adam  Mieckie- 
wicz.  National-Ztg.  1905.  No.  645.  (26.  XI.) 

Mistral:  Benzmann,  H.,  Frederi  Mistral.  Zum  75.  Ge¬ 
burtstage  des  Dichters  der  Provence. 

Wiener  Abendpost.  1905.  No.  205.  (7.  IX.) 
Modrevius:  Caro,  J.,  Andreas  Fricius  Modrevius. 
Seine  Lehr-  und  Wanderjahre. 

Zeitschr.  d.  Historischen  Gesellschajt  f.  d.  Pro¬ 
vinz  Posen.  1905.  XX,  S.  55 — 109. 

Paul:  F  ürst,  R.,  Der  junge  Jean  Paul. 

Vossische  Ztg.  1905.  No.  610.  (30.  XII.) 
Phillips :  Meyerfeld,  M.,  Stephen  Phillips. 

Vossische  Ztg.  1905.  No.  499.  (24.  X.) 
Pichler:  Meyer,  R.  M.,  Adolf  Pichler. 

Die  Nation.  1906.  XXIII,  S.  235 — 236. 
Raimund:  Brukner,  Fr.,  Raimund  Reliquien. 

Wiener  Abendpost.  1905.  No.  234.  (12.  X.) 
Ruskin:  Meyer,  R.  M.,  John  Ruskin. 

Die  Nation.  1906.  XXIII,  S.  220—221. 
Schede:  Habbicht,  H.,  Paul  Schedius  Melissus. 

Heraldisch-genealog.  Blätter.  1904.  I,  S.  40—42. 
Schlegel:  Benn,  J.,  Der  junge  Friedrich  Schlegel. 

Vossische  Ztg.  1905.  No.  577.  (9.  XII.) 
Shakespeare:  Fit  ge r,  A.,  Klassische  Dunkelheiten 
(Shakespeares  Hamlet). 

Die  Nation.  1906.  XXIII,  S.  253-256. 
— :  Kilian,  E.,  Der  revidierte  Shakespeare  [von 
H.  Conrad].  Die  Zeit.  1905.  No.  1171.  (29.  XII.) 
— :  Shakespeares  Beziehungen  zu  den  dramatischen 
Dichtern  seiner  Zeit. 

Vossische  Ztg.  1905.  No.  521.  (5.  XI.) 
[Über  R.  Genee,  W.  Shakespeare  in  seinem  Werden 
und  Wesen.  Berlin,  Reimer,  1905.] 

— :  Schipper,  J.,  Neue  Beiträge  zur  Shakespeare- 
Bacon-Hypothese. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  V,  S.  102— 121, 
279—280. 

Stendhal:  Kohn,  M.,  Stendhals  deutsche  Freundin. 

Hamburger  Fremdenblatt.  1905.  (30.  IX.) 
Stifter:  Fuchs,  K.,  Adalbert  Stifter. 

Österr. -Ungar.  Revue.  1905.  XXXII,  S.  354—357. 
— :  Fürst,  R.,  Adalbert  Stifter. 

Vossische  Ztg.  1905.  No.  497.  (22.  X.) 
— :  Höffner,  J.,  Adalbert  Stifter. 

Der  Türmer.  1905.  VIII,  1,  S.  247 — 252. 
— :  Prem,  S.  M.,  Stifter  und  Adolf  Pichler. 

Wiener  Abendpost.  1905.  No.  253.  (4.  XI.) 
— :  Sauer,  A.,  Adalbert  Stifter. 

Die  Zeit.  1905.  No.  1105.  (22.  X.) 
Storm:  Ein  ungedrucktes  Gedicht  Theodor  Storms. 
Mitgeteilt  von  Gertrud  Storm. 

Deutsche  Rundschau.  1906.  CXXVI,  S.  293—295. 


5 


Beiblatt. 


(Rundschau  der  Presse  —  Von  den  Auktionen.) 

Storm:  Tiechl,  Fl-.,  Über  Theodor  Storms  „Pole 
Poppenspäler“. 

Die  Zeit.  1905.  No.  1122.  (8.  XI.)  Pädagog.  Zeit. 
Tasso :  Langen,  P.,  Die  Tasso-Legende. 

Vossische  Ztg.  1905.  No.  449.  (24.  IX.) 
Varnhagen:  Geiger,  L.,  Varnhagens  Denkschrift  an 
den  Fürsten  Metternich  über  das  junge  Deutsch¬ 
land.  1836. 

Deutsche  Revue.  1906.  XXXI,  1,  S.  183— 197. 
Voltaire:  Stein,  L.,  Voltaire. 

Neue  Freie  Presse.  1905.  No.  14829.  (3.  XII.) 


Weidmann:  Payer,  R.  v.,  [Weidmanns]  „Faust“  auf 
dem  Josefstädter  Theater  [27.  XII.  1800]. 

Österreichische  Rundschau.  1905.  V,  S.  321. 
Wieland:  Koch,  G.,  Die  Felsbildung  „Mönch  und 
Nonne“  bei  Eisenach  in  Wielandischer  Beleuchtung. 
Eine  literargeschichtliche  Studie. 

Thüringische  Monatsblätter.  XII,  S.  82—  84,  93  f., 
106— 108,  115  —  118,  129  h 
— :  Seuffert.B.,  Nur  ein  Klassiker  [Wieland], 

Die  Zeit.  1906.  No.  1017.  (26.  VII.) 


Von  den 

Bei  J.  A.  Stargardt  in  Berlin  fand  vom  5.  bis  10. 
Februar  die  Versteigerung  des  zweiten  Teils  der 
Autographensammlung  Alexander  Meyer  Cohn  unter 
außerordentlich  lebhafter  Teilnahme  statt.  Nachstehend 
die  Preisliste  im  Auszuge: 

Klopstock ,  drei  Briefe  ä  M.  40,  42,  71 ;  Meta  Klop- 
stock,  drastischer  Brief  aus  der  Brautzeit,  M.  86; 
Th.  Körner ,  zwei  Briefe  ä  M.  80  und  141;  derselbe  an 
seinen  Vater  über  seine  Zukunftspläne,  Wien  6.  1.  12, 
M.  218;  Sophie  Laroche,  verschiedene  Briefe  ä  M.  37, 
10,  15  ;  Lavater,  schöner  Brief  an  Chr.  G.  Körner, 
M.  75;  Lenau,  über  die  Zensur,  M.  110;  Lenz,  Weimar 
16,  4.  1776,  erwähnt  Goethe,  Wieland,  Ekhof,  M.  105; 
derselbe,  M.  90;  Lessing ,  Wolfenbüttel  29.  7.  71,  an 
Heyne  über  Laokoon,  M.  1900;  derselbe  25.  6.  72. 
„ä  Mr.  Voß  ä  Berlin“  über  Emilia  Galotti,  M.  1555; 
derselbe  4.  5.  76.  an  Heyne,  M.  1950 ;  Silhouette 
Lessings,  M.  250 ;  Lessings  Vater  an  seinen  Sohn, 
Camentz  4.  7.  70,  M.  1050 ;  Lessings  Mutter  an  ihren 
Sohn,  Camentz  28.  2.  71,  M.  ino;  Moses  Mendelssohn 
an  Friedr.  Nicolai,  8.  7.  79,  M.  255;  Conr.  Ferd.  Meyer 
über  seine  Novellen,  M.  41 ;  Mörike ,  20  Briefe  an 
W.  Hemsen,  M.  250 ;  derselbe,  einige  Gedichte,  M.  125; 
Maler  Müller  aus  Rom  über  Goethe,  M.  32;  derselbe 
an  Therese  Huber  über  seinen  und  Lessings  Faust, 
M.  61 ;  Musaeus ,  zwei  Briefe  ä  M.  30  und  34;  Nietzsche 
an  Carl  Fuchs,  M.  205;  Platen,  Manuskript  des 
Gläsernen  Pantoffel,  M.  275;  Raimund,  zwei  Briefe  ä 
M.  161  und  181;  Rückert,  Ebern  28.  10.  14.,  über  seine 
Gedichte,  M.  82;  Joh.  Casp.  Schiller,  Solitude  8.  12.  82 
an  Buchhändler  Schwan  über  seinen  Sohn,  M.  365 ; 
derselbe  an  seinen  Schwiegersohn  und  Christophine, 
M.  455;  Schillers  Mutter  an  ihren  Sohn  10.  11.  92, 
M.  635;  dieselbe  an  ihren  Schwiegersohn,  M.  120; 
Friedrich  Schiller,  Weimar  5.  11.  81.  an  Crusius  über 
die  Niederländische  Rebellion,  M.  225;  derselbe  an 
Körner,  Dresden  18.  12.  86.,  M.  121;  derselbe  an  Körner 
über  Don  Carlos  20.  12.  86.,  M.  31 1;  weitere  Schiller¬ 
briefe  ä  M.  240,  261,  261,  401,  681,  300,  410,  920  (an 
Körner,  Jena  24.  12.  89,  in  Erwartung  seiner  Verlobung), 
210,  401,  910  (an  Körner  über  seine  neuen  Entwürfe), 
401,430,  411,  232,  316,  451,  480,  325,  360,  355,  250,  386, 
321,  201,  415,  431,  196,  166,  310,  308,  310  und  351 ; 
Christophine  Reinwald  an  ihre  Schwester  Luise,  M.  62 ; 
VC.  F.  H.  Reinwald,  an  Christophine  über  Schiller, 
M.  121;  Nanette  Schiller  an  Christophine,  M.  107; 
Charlotte  v.  Schiller  an  Fischenich,  M.  145;  dieselbe 


Auktionen. 

an  Karoline  v.  Wolzogen  über  Schillers  Krankheit  und 
Tod,  M.  305;  Baggesen  an  Schiller,  Kopenhagen  10.  1. 
92,  M.  61 ;  Heinrich  Beck  an  Schiller  aus  Mannheim, 
M.  108;  IV.  G.  Becker,  vier  Briefe  an  Schiller,  M.  121; 
Luise  Brachmann,  drei  Briefe  an  Schiller,  M.  350; 
Dalberg  an  Schiller,  M.  121;  Dannecker  an  Schiller, 
über  seine  Kolossalbüste,  M.  715;  Einsiedel  an  Schiller 
M.  125;  Fichte  an  Schiller,  Oßmannsstädt  27.  1.  95., 
M.  705;  Gentz  an  Schiller  über  die  Jungfrau  von 
Orleans,  M.  141;  Novalis  an  Schiller,  Töplitz  23.  7.  98., 
M.  605;  Hölderlin  an  Schiller,  M.  600 ;  Hcruen  an 
Schiller,  M.  95 ;  Iffland  an  Schiller  über  Wallensteins 
Lager  und  Piccolomini,  M.  305 ;  Gräfin  Hohenheim  an 
eine  Frau  v.  Quitzow,  M.  100 ;  Körners  Vater  an  Schiller, 
M.  106,  90  und  78;  Herzogin  Luise  von  Sachsen- 
Meiningen  an  die  Hofrätin  Reinwald  über  eine  be¬ 
absichtigte  Heirat  Schlegels  mit  Charlotte  Schiller, 
M.  106  ;  Schelling  an  Schiller,  M.  96;  Seurne  an  Schiller, 
M.  13 1 ;  Verleger  Unger  an  Schiller,  M.240;  L.v.  Wolt- 
mann  an  Schiller,  interessanter  Brief,  M.  260;  Zumsteeg 
an  Schiller,  M.  121;  Schopenhauer,  29.  1.60,  an  den 
Schauspieler  Clemens  Rainer,  M.  181 ;  Dan.  Schubart, 
Geißlingen  13.  5.  67.,  M.  360;  derselbe  an  Kayser,  Ulm 
24.  3.  76.,  M.  75;  derselbe,  Asberg  2.  9.  83.  an  seine 
Tochter,  M.  540 ;  Emst  Schulze,  M.  80 ;  Stifter  über 
Hebbel,  M.  120;  Tieck  an  Wackenroder,  Göttingen 
28.  12.  92.,  M.  1 16 ;  J.  H.  Voß,  M.  11,  18,  8;  Heinrich 
Voß,  an  Solger,  M.  101 ;  Wieland,  12  Briefe  an  Reinhold, 
M.  365;  weitere  Wielandbriefe  M.  40,  44,  42,  52,  58,  57, 
40,  50,  62,  61,  46,  106  (an  Schwan),  85,  93,  60,  14,  90 
86,  120. 

England  und  Amerika:  Robert  Burns ,  M.  700 ; 
Byron ,  Ravenna  31.  3.  20.,  M.  530 ;  Carlyle ,  M.  40 ; 
Coleridge,  M.  41 ;  John  Locke ,  26.  7.  1778.,  M.  200; 
Alex.  Pope,  M.  200  ;  Matthew  Prior ,  M.  210;  Walter 
Scott,  M.  80.  —  Frankreich-,  d’ Alembert,  M.  30 ;  Louis 
Guez  de  Balzac ,  1.  4.  1644,  M.  345;  Honori  Balzac, 
M.  170;  Baudelaire,  M.  66;  Beaumarchais,  2.  2.  1778, 
M.  205;  Boileau,  M.  425;  Andre  Chenier,  M.  780; 
Rene  Descartes,  M.  620;  Fenölon,  M.  190;  Flaubert, 
M.  51 ;  Lafontaine,  29.  2.  1656,  M.  600 ;  La  Rochefou¬ 
cauld  an  Mad.  de  Scudery,  M.  350 ;  Lesage,  18.  6.  1715, 
M.  955;  Montesquieu ,  10.  8.  1731,  M.  230;  Perrault , 
M.  181 ;  Prevost,  M.  390 ;  Rousseau,  M.  140;  George  Sand, 
M.  230 ;  Frau  v.  Sta'el,  M.  60 ;  Voltaire,  M.  81  und  90. 

Spinoza,  Haag,  18.  11.  1675,  M.  1175.  —  Italien 
und  Spanien:  Aretino,  M.  131;  Calderon,  30.  4.  1635, 


6 


Beiblatt. 


M.  14 IO;  Manzoni,  M.  50 ;  Pico  della  Mirandoli, 
M.  45- 

Künstler:  Michelangelo,  Empfangsbestätigung,  26. 
10.  1521,  M.  1000 ;  Verojiese,  M.  450 ;  Carracci,  M.  190; 
Lucas  Cranach,  M.  810;  Jakob  Jordaens,  an  Const. 
Huygens,  19.  10.  1649,  M.  1150;  Le  Brun ,  M.  130; 
Lorenzo  Lotto ,  M.  510;  Giulio  Romano ,  Mantua  5.  4. 
1541,  M.  910;  Pallajuolo ,  M.  270;  Guido  Reni,  M.  210; 
Rembrandt ,  13.  2.  1639,  M.  7000;  Salv.  Rosa,  M.  220; 
Rubens,  1.  7.  1627,  M.  1500;  Raffael,  Quittung  1.  11. 
1514,  M.  1010;  Tizian  an  Kaiser  Ferdinand  I.,  20.  10. 
1548,  M.  1910 ;  Perugino,  M.  360. 

Boecklin,  Doppelbrief  mit  Lenbach,  Rom  1864, 
M.  100 ;  Chodowiecki  (mit  Federzeichnung),  M.  305; 
Cornelius ,  M.  29;  Courbet,  M.  86;  Dannecker,  M.  80 ; 
Defregger  (Bleistiftskizze,  unterzeichnet),  M.  51 ;  Feuer¬ 
bach,  M.  50;  Griitzner  (Selbstbiographie  mit  Röthel¬ 
zeichnung),  M.325  \  Haller,  M.  145  \  Hosemann  (Aquarell), 
M.  61 ;  Angelica  Kauffmann ,  M.  no;  Kröner  (mit 
Aquarell),  M.  151;  Mannfeld  (mit  Aquarell),  M.  160; 
Lossow  (mit  Bleistiftzeichnung),  M.  100;  Menzel  (mit 
sechs  Karikaturen),  M.625;  Toby  Rosenthal  (mit  Tusch¬ 
zeichnung),  M.  505;  Schlüter,  M.  100;  Stuck  (mit 
Aquarell),  M.  910;  Tiepolo,  M.  200;  Thorwaldsen, 
M.  105;  Vautier  (mit  Zeichnungen),  M.  231  und  155. 

Musiker:  Sebastian  Bach,  Stammbuchblatt, 

M.  620;  Emanuel  Bach,  Verlagsanerbieten,  M.  205; 
Beethoven  an  Zelter,  M.  750  und  800;  Bellini,  M.  150; 
Berlioz ,  M.  160,  65, 125;  Bizet,  M.  160 ;  Brahms ,  M.  100 
und  200;  Bülow ,  33  Briefe,  M.  200 ;  Chopin  an  Breit¬ 
kopf  &  Härtel,  M.  1000;  Dittersdorf,  M.  uo;  Gluck  an 
Kaunitz,  Wien  31.  12.  1769,  M.  4000;  Haydn,  6.  7.  1776, 
M.  1760;  Orlando  Lasso,  München  1581,  M.  2050 ; 
Mendelssohn-Bartholdy ,  M.  220,  350,  84  und  130;  Meyer¬ 
beer,  M.  30,  105,  47,  34;  Monteverde ,  M.  301 ;  Mozart, 
Wien,  Juni  1788,  M.  1105;  Mozarts  Vater,  M.  400 ; 
Mozarts  Mutter ,  M.  465;  Paganini,  M.  87;  Quantz, 
M.  160 ;  Schubert,  M.  1600  und  1510;  Wagner ,  M.  360, 
360,  358,  310;  Weber,  M.  in. 

Schauspieler:  Döbbelin,  M.  90 ;  Ekhof,  M.  46; 
Neuberin,  köstlicher  Liebesbrief,  M.  305. 

Stammbücher:  Stammbuch  Löwe  (1618 — 23)  mit 
fürstlichen  Eintragungen,  Wappen  und  Bildern,  M.  1000; 
Stammbuch  Mich.  Brack  (mit  Goethe),  M.  610 ;  Stamm¬ 
buch  des  Schauspielers  Beck  (mit  Goethe,  Corona 
Schröter,  Wieland,  Ififland,  Lavater,  der  Jagemann, 
Unzelmann,  Seyler  u.  a.),  M.  1900;  Stammbuch  Iff- 
lands  (mit  Schiller,  Goethe,  Herder,  Wieland,  Thümmel, 
Haydn,  Graff,  Dalberg,  Tiedge,  Beck,  Kotzebue), 
M.  8100;  Stammbuch  Feuerlein-Nürnberg  (mit  Lessing, 
Wieland,  Mendelssohn,  Claudius,  Lavater,  Musäus, 
Gleim,  der  Karschin),  M.  1105;  Stammbuch  eines  Un¬ 
bekannten  (mit  Elisabeth  Goethe,  Eulogius  Schneider, 
Bürger,  Lichtenberg,  Klopstock,  Merck),  M.  610; 
Stammbuch  Heinrich  Beer  (Weber,  Mozarts  Sohn, 
Mendelssohn-Bartholdy,  Meyerbeer),  M.  426;  Stamm¬ 
buch  Heim  (Schadow,  Rückert,  Varnhagen,  Fouque, 
Eichendorff,  Kugler,  Tieck,  Alexis,  Holtei,  Herwegh, 
Cornelius,  Bettina  Arnim,  Laube  u.  a.),  M.  430;  Stamm¬ 
buchjulius  Rietz  (Spohr,  Glaeser,  Liszt,  Henriette  Sontag, 
Fanny  Hensel,  Grillparzer,  Rubinstein,  Franz,  Tichat- 


(Von  den  Auktionen  ) 

schek,  Mendelssohn-Bartholdy,  Rossini,  Schumann  — 
vielfach  mit  Kompositionen,  Ludwig  Richter  (mit  einer 
Zeichnung),  M.  2350.  7^ 


Vom  26.  bis  28.  März  findet  bei  C.  G.  Boerner  in 
Leipzig  eine  neue  Versteigerung  von  Werken  aus  der 
klassischen  und  romantischen  Periode  statt.  Die  aus 
der  Bibliothek  eines  bekannten  Bibliophilen  stammende 
Sammlung  ist  reich  an  Seltenheiten.  Von  Bettina  und 
L.  A.  von  Arnim  liegt  fast  alles  in  schön  erhaltenen 
Erstausgaben  vor,  u.  a.  die  Kantate  „Nachtfeier“ 
(Berlin  1810),  „Des  Knaben  Wunderhom“  (Heidelberg 
1806—08)  und  die  „Trost  Einsamkeit“  (Heidelberg 
1808).  Wir  nennen  ferner;  Baggesens  Satire  „Der 
Karfunkel“  (Tübingen  1810),  von  Bre?itano  der  „Uhr¬ 
macher  Bogs“  (1807),  „Godwi“  (Bremen  1801/02), 
„Gockel  Hinkel,  Gackeleja“  (Frankfurt  1838),  „Das 
Lied  vom  Corporal“  (Berlin  1815),  „Der  Philister“ 
(Berlin  1811);  von  Sophie  Brentano  außer  den  Ge¬ 
dichten  die  „Bunte  Reihe“  (Frankfurt  1805);  von  Bürger 
die  Gedichte  1778  und  die  „Ehestandsgeschichte“  von 
1812.  Weiter:  Eichendorff  „ Ahnung  und  Gegenwart“ 
(Nürnberg  1815),  Försters  „Sängerfahrt“  (Berlin  1818), 
Fouquös  „Musen“  und  „Dramatische  Spiele“  (Berlin 
1804);  eine  fast  vollständige  Sammlung  von  Arnds  und 
Geibels  Erstdrucken;  Gerstenbergs  „Ugolino“  (Bremen 
1768);  viel  von  Gleim,  Geßner  und  J.  Görres;  von 
Goethe  u.  a.  „Der  römische  Cameval“  von  1789, 
„Clavigo“  1774,  „Hermann  und  Dorothea“  1798,  der 
„Werther“  von  1774,  Wagners  „Prometheus“,  das 
„Puppenspiel“,  die  „Propyläen“,  die  „Frankfurter  Ge¬ 
lehrte  Anzeigen“  von  1772/73,  die  „Liedertafel“,  der 
„Rheinische  Most“.  Alles  von  Grillparzer,  die  „Ge¬ 
dichte  und  Phantasien“  und  „Fragmente“  der  Gündei-- 
ode,  fast  der  ganze  Hebbel  und  Heine  in  Originalaus¬ 
gaben,  zahlreiches  von  Herder  und  Hippel;  von  Hoff- 
mann  u.  a.  die  mit  Fouque  und  Contessa  heraus¬ 
gegebenen  „Kinder-Mährchen“(Berlin  1817),  Hölderlins 
Übersetzung  der  Trauerspiele  des  Sophokles  (Frank¬ 
furt  1804),  Kants  Erstlingswerk  „Von  der  wahren 
Schätzung  der  lebendigen  Kräfte“  (Königsberg  1746), 
Kellers  „Neue  Gedichte“  und  „Grüner  Heinrich“.  Von 
Kleist  „Penthesilea“  (Widmungsexemplar),  „Familie 
Schroffenstein“,  „Germania  an  ihre  Kinder“,  „Käthchen“ 
und  ein  Prachtexemplar  des  „Phoebus“.  Wundervoll 
ist  die  Klinger-Saxnmlmig  mit  ihren  zahlreichen  Erst¬ 
ausgaben.  Es  folgen  Klopstock ,  die  „Anmerkungen 
übers  Theater“,  „Der  Hofmeister“,  „Menoza“,  „Pandae- 
monium“,  „Petrarch“,  „Die  Soldaten“  und  „Ver¬ 
teidigung  des  Herrn  W.“  von  Lenz,  vieles  von  Lessing, 
darunter  „Die  Gefangenen“,  die  erste  „Minna“,  die 
Übersetzung  von  „Trois  lettres  au  public“  Friedrich 
des  Großen,  die  „Beyträge  zur  Historie  und  Aufnahme 
des  Theaters“.  Von  Mörike  u.  a.  „Maler  Nolten“, 
Mösers  „Harlekin“,  Maler  Müllers  „Situation  aus 
Fausts  Leben“,  Novalis  „Heinrich  von  Ofterdingen“ 
(Berlin  1802),  die  meisten  Erstausgaben  Fritz  Reuters, 
fast  alles  von  Rückert,  viel  von  Scheffner.  Von  Schiller: 
die  erste  „Anthologie“,  der  erste  „Dom  Kariös“, 
„Kabale  und  Liebe“  von  1784,  die  Musenalmanache, 
Horen,  Thalia,  die  drei  ersten  „Räuber-Ausgaben  und 


7 


Beiblatt. 


(Von  den  Auktionen  —  Kleine  Mitteilungen.) 

„Der  Venuswagen“j  von  Fr.  Schlegel  „Europa“  und 
die  „Lucinde“  von  1799,  von  Schopenhauer  die 
Originalausgaben  von  „Über  das  Sehn  und  die  Farben“ 
(1816),  „Die  Welt  als  Wille  und  Vorstellung“  (1819)  und 
„Über  die  vierfache  Wurzel  des  Satzes  vom  zureichenden 
Grunde“  (1813);  von  Tieck  u.  a.  „Franz  Stembald“, 
„William  Lovel“,  „Der  gestiefelte  Kater“,  die  „Minne¬ 
lieder“,  „Blaubart“,  „Ein  Schurke  über  den  andern“, 
die  „Kraft- und  Kniffgenies“;  Wackenroders  „ Demokrat“ 
(1796);  von  H.  L.  Wagner  die  „Confiscablen  Er¬ 
zählungen“,  „Die  Kindermörderinn“  von  1776,  „Mac¬ 
beth“,  „Die  Reue  nach  der  That“,  „Tagebuch  eines 
Weltmanns“,  „Der  wohlthätige  Unbekannte“,  „Theater¬ 
stücke“.  Viel  von  Waiblinger ,  Wekhrlin,  Werner, 
Wieland. 

Im  Anschluß  an  die  Bücherauktion  sollen  noch 
Originalporträts  von  Heine  (vermutungsweise  von 
Fr.  August  oder  Jul.  Elsässer),  Grillparzer  (von  A. 
Haenisch)  Kerner,  Schlosser  und  Marianne  von 
Willemer  (Kreidezeichnung  von  C.  l’Allemand)  zur 
Versteigerung  kommen,  sowie  Autographen  von 
Bettina  und  Gisela  von  Arnim,  Blumauer,  Börne, 
Chamisso,  Förster,  Fouqud ,  Goethe,  Gottschedt, 
Grabbe,  Heine,  Kant,  Mörike,  Schiller  u.  a.  A 


Eine  weitere  Auktion  von  Kostbarkeiten  findet  bei 
Gilhofer  Sr3  Ranschburg  in  Wien  vom  15.  bis  17.  März 
statt.  Der  schön  ausgestattete,  mit  42  Textillustrationen 
und  28  Abbildungen  geschmückte  Katalog  ist  für  3  Kr. 
von  genannter  Firma  zu  beziehen.  Die  Sammlung  ge¬ 
hörte  dem  Hofrat  von  Emich  und  umfaßt  eine  Anzahl 


prachtvoller  Manuskripte  aus  dem  XI.  bis  XIX.  Jahr¬ 
hundert,  die  der  vortrefflich  redigierte  Katalog  in  55 
Nummern  genau  beschreibt,  ferner  eine  reiche  Kollek¬ 
tion  von  Miniaturen  auf  Einzelblättern,  Initialen,  Bor¬ 
düren  usw.  und  zahlreiche  Inkunabeln,  Volksbücher 
und  Holzschnittwerke  des  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts. 
Wir  führen  nur  an:  Aeneas  Sylvius,  Von  Höfen,  Hoff- 
leuten  vnd  dienern,  1529;  Albertus  Magnus,  De  secretis 
mulierum,  Köln  1492;  Amadis,  Frankfurt  1583;  Aquino, 
Catena  aurea,  Augsburg  1470;  Aretinus,  De  duobus 
amantibus,  ca.  i486;  Ars  moriendo,  ca.  1500;  Astecanus 
de  Astis,  De  casibus  conscientiae,  Nürnberg  1482; 
Turrecremata,  De  efficacia  aquae  benedictae,  Augs¬ 
burg  1475;  Beroaldus,  Orationes,  1491 ;  Biblia  latina, 
Venedig  1480;  Breviarium  Romano-Germanicum,  Ve¬ 
nedig  1518;  ein  Catholicon-Blatt  von  1460;  Buch  der 
Liebe,  Frankfurt  1587;  Donatus  de  octo  partibus  ora- 
tionis,  Mainz  1447 ( — 1457);  Gregorius.  Von  den  Heiligen, 
Augsburgi473;  Haimonskinder,  Simmern  1535;  Helden¬ 
buch,  Frankfurt  1560;  Der  Hungern  Chronica,  Wien 
1534;  Leben  Jesu,  Nürnberg  1514;  Necker,  Stamm- 
und  Gesellenbüchlein,  Wien  1579;  Reymann,  erkätnus 
des  wetters,  Nürnberg  ca.  1520;  Richenthal,  Constanzer 
Conzil,  Augsburg  1536;  Rudolff,  Künstliche  Rechnung, 
Wien  1526;  Theuerdank,  Augsburg  1519;  Thuröcz, 
Chronica  Hungarorum,  Augsburg  1488;  Trimberg, 
Renner,  Frankfurt  1549;  Lambranzi,  Tantz-Schul,  Nürn¬ 
berg  1716.  Das  sind  nur  wenige  Proben.  Die  Schlu߬ 
abteilung  umfaßt  an  800  Nummern  bibliographischer 
Publikationen,  zum  Teil  höchst  wertvolle  Werke:  ein 
Handapparat,  um  den  es  ewig  schade  ist,  daß  er 
zerschlagen  und  zerstreut  werden  soll.  A 


Kleine  Mitteilungen. 


In  den  Aufsatz  von  Friedrich  Perzynski  „Fälsch¬ 
ungen  und  Neudrucke  alter  japanischer  Holzschnitte “ 
haben  sich  zwei  Druckfehler  eingeschlichen,  die  wir  zu 
berichtigen  bitten:  Seite  363,  Zeile  13  v.  u.  muß  es 
heißen  „in  Osaka  beziehungsweise  Tokyo“  statt  „bei 
Osaka  in  Tokyo“;  Seite  364,  Zeile  21  v.  o.  „Serie  von 
5  Blatt“  statt  „von  4  Blatt“.  Wie  uns  der  sich  noch  in 
Japan  aufhaltende  Verfasser  mitteilt,  unterscheiden  sich 
die  echten  Hiaku  Monogatari  Hokusais  von  den  Nach¬ 
drucken  Matsuis  ferner  durch  das  etwas  größere  Format 
sowie  durch  das  herrliche  tiefe  Blau,  das  Hokusai  be¬ 
sonders  für  die  Augen  der  Gespenster  anwandte. 
Matsuis  Blau  ist  viel  fader.  — bl — 


In  Berlin  hat  sich  eine  Graphische  Gesellschaft  mit 
dem  Zwecke  gebildet,  ihren  Mitgliedern  Nachbildungen 
von  seltenen  Werken  des  alten  Bilddrucks  zu  liefern. 
Der  Jahresbeitrag  ist  auf  30  Mark  festgesetzt  worden; 
die  Geschäftsführung  hat  Herr  Bruno  Cassirer, 
Berlin  W.,  Derfflingerstraßeiö  übernommen;  die  Herren 
Geheimrat  Dr.  Max  Lehrs,  Direktor  Dr.  Max  Fried¬ 
länder  und  Dr.  Paul  Kristeller  bilden  das  Redaktions¬ 
komitee.  Zunächst  sind  folgende  Veröffentlichungen 
in  Aussicht  genommen;  Biblia  pauperum.  Deutsches 
xylo-chirographisches  Blockbuch  (Unikum  der  Uni¬ 
versitäts-Bibliothek  zu  Heidelberg);  Exercitium  super 


Pater-Noster.  Xylo-chirographisches  Blockbuch,  nieder¬ 
ländisch  (Unikum  der  Bibi.  Nat.  zu  Paris);  Die  sieben 
Planeten.  Deutsches  Blockbuch  um  1450  (Heidelberg, 
Univ.-Bibl.  und  Prince  d’Essling,  Paris);  Bonner.  Der 
Edelstein.  Bamberg,  Pfister,  erste  undatierte  Ausgabe 
(vor  1461),  ältestes  typographisch  gedrucktes  illu¬ 
striertes  Buch  in  deutscher  Sprache  (Unikum  der 
Kgl.  Bibliothek  zu  Berlin)  ;  Terenz.  Eunuchus,  deutsch. 
Ulm  i486;  Äsopus.  Verona  1479;  Totentanz.  Lübeck 
1489  (Unikum  im  German.  Museum);  Flor  di  virtu. 
Florenz  1498;  Boccaccio.  Kinfale  Fiesolano.  Florentiner 
Holzschnitte  des  XV.  Jahrhunderts;  Jacopo  de  Cessolis. 
Libro  degli  Scacchi.  Firenze  1493;  Die  Kupferstiche  des 
Boccaccio- Meisters ;  Welt-  und  Landkarten  in  Kupfer¬ 
stich  aus  den  beiden  Ausgaben  von  Ptolemäus  Cosmo- 
graphie  (Rom  1478  und  Bologna  1462?)  und  aus 
Berlinghieris  Geographie  (Florenz  um  1480);  Die  ältesten 
Kupferstich-  und  Holzschnitt-Illustrationen  zw  Petrarcas 
Trionfi ;  Das  Werk  des  Giulio  Campagnola;  Albrecht 
Altdorfers  Landschaftsradierungen;  Die  Kupferstiche 
des  italienischen  Meisters  von  /J/J;  Hans  Sebald 
Behams  Bibelholzschnitte;  Der  „Trionfo  Deila  Fede“. 
Fünf  Holzschnitte  in  Friesform  nach  Tizians  Vor¬ 
zeichnung  ausgeführt;  Die  Holzschnitte  des  Domenico 
Campagnola  \  Die  Radierungen  Adam  Elsheimers. 

— bl- 


8 


Beiblatt. 


Man  teilt  uns  mit:  Im  Nachlaß  des  verstorbenen 
Prokuristen  N.  G.  Jongebloed  befindet  sich  eine  große 
Sammlung  von  Zeitschriften  und  Revuen  aus  allen 
Ländern  mit  Zettelkatalog.  Sie  bietet  ein  wertvolles 
Material  für  eine  Geschichte  der  Presse.  Auskunft  er¬ 
teilt  Frau  M.  Jongebloed  in  Wien  I.  Wollzeile  33. 

—m. 


Im  Januar  und  Februar  dieses  Jahres  fand  im 
Kunstindustriemuseum  in  Kopenhagen  eine  umfang¬ 
reiche  Ausstellung  alter  in  Ganzleder  ausgeführter  und 
künstlerisch  dekorierter  Bucheinbände  statt.  Von 
dauerndem  Wert  ist  der  von  Emil  Hannover  verfaßte 
Ausstellungskatalog,  der  ein  ausführliches  Verzeichnis 
der  469  Bände  der  Ausstellung  und  eine  Übersicht  über 
die  ältere  Geschichte  künstlerischer  Buchausstattung 
enthält.  D. 


Das  Deutsche  Buchgewerbemuseum  in  Leipzig  weist 
bekanntlich  hinsichtlich  der  Einbände  eine  bedauer¬ 
liche  Lücke  auf.  Die  schönen  alten  Drucke  der  Kgl. 
Sächs.  Bibliographischen  Sammlung,  die  dem  Museum 
anvertraut  sind,  haben  leider  nicht  mehr  ihre  ursprüng¬ 
lichen  Einbände,  sind  vielmehr  von  dem  ehemaligen 
Besitzer  Klemm  in  neue,  nichts  weniger  als  schöne 
Decken  gebracht  worden.  Diese  bedauerliche  Trennung 
hatte  ihren  Grund  wohl  in  der  früher  herrschenden 
Spezialisierung  des  Sammelwesens:  dem  Sammler  von 
Drucken  lag  am  Einbande  nichts,  umgekehrt  dem  von 
Einbänden  am  Drucke  nichts.  Heute  aber  empfinden 
wir  ein  derartiges  Zerreißen  der  künstlerischen  Einheit 
des  Buches,  eines  Gegenstandes  überhaupt  als  be¬ 
klagenswerten  Unverstand.  Um  nun  diesem  schwer 
empfundenen  Mangel,  der  so  bald  auch  nicht  zu  be¬ 
seitigen  sein  wird,  einigermaßen  abzuhelfen,  hat  die 
Museumsleitung  beschlossen,  von  Zeit  zu  Zeit  Einband¬ 
ausstellungen  zu  veranstalten.  So  ist  für  Februar  und 
März  eine  stattliche  Anzahl  sehr  schöner  Bände  aus 
der  wertvollen  Sammlung  des  Herrn  Dr.  med.  Becher 
in  Karlsbad  ausgestellt.  Man  findet  dort  die  Haupt¬ 
typen  des  Einbandes  vom  XVI.  bis  zum  XVIII.  Jahr¬ 
hundert  in  guter  Vertretung  vor.  Für  Freunde  sächsi¬ 
schen  Kunstgewerbes  werden  namentlich  einige  aus 
der  zweiten  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts  stammende 
kursächsische  Einbände  von  Interesse  sein. 


Kataloge. 

Zur  Vermeidung  von  Verspätungen  werden  alle  Kataloge  an  die  Adresse 
des  Herausgebers  erbeten.  Nur  die  bis  zum  25.  jeden  Monats  ein¬ 
gehenden  Kataloge  können  für  das  nächste  Heft  berücksichtigt  werden. 

Deutschland  und  Österreich-Ungarn. 

F.  Waldau  in  Fürstenwalde,  Spree.  No.  4.  Deutsche 
Literatur ,  Übersetzungen,  illustrierte  Bücher,  Kul¬ 
tur-  und  Sittengeschichte,  Kuriosa. 

Süddeutsches  Antiquariat  in  München.  No.  79.  O st¬ 
und  West-Europa. 

Paul  Alicke  in  Dresden-  A.  No.  58.  Berolinensien, 
illustrierte  Bücher,  Varia,  Städteansichten ,  Kupfer¬ 
stiche  und  Holzschnitte ,  Porträts. 

Z.  f.  B  1905/1906.  Beiblatt  12.  — 


(Kleine  Mitteilungen  —  Kataloge  —  Inserate.) 


Dr.  R.  W.  Carl,  Düsseldorf 

(Zeichnung  von  Otto  Eckmann.)  Schumannstr.  34 

Prof.  Dr.  Gustav  Dirner,  Budapest 

(Radierung  v.  J.  Faragö)  tauscht  nur  geg.  Bestes.  Kigyöter  I 

Dr.  Paul  Ebers,  Baden-Baden 

Sanatorium  Dr.  Ebers 

(Zeichnung  von  Hermann  Ebers,  München.) 

Buchhändler  Emil  Jaenscb,  Blasewitz-Dresden 

(Zeichnung  von  W.  Witting,  Dresden.)  Schillerplatz  7  II 

Frau  Kommerzienrat  Klasing,  geb.  Quenteil, 

Bielefeld 

Frau  Hedwig  Klasing,  Leipzig-Eutritzsch 

Bleichertstr.  n 

Josefine  Lechner,  Reichenberg,  Böhmen 

Radierungen  von  Orlik  u.  Naish  nur  gegen  Gleichwertiges. 

Oberleutnant  Reichard,  früher  Sauvage  bei  Metz, 
jetzt  München,  Gabelsbergerstr.  76. 

E.  P.  Riesenfeld,  Karlsruhe  in  Baden 

Lithographie  von  K.  Gruber.  Gottesauerstraße  IO 

Frau  Pastor  Schreiber,  Leipzig-Gohlis 

Wilhelmstraße 


Karl  Siegismund,  Verlagsbuchhändler, 

Radierung v.  H.  Bastanier.  Berlin  SW.,  Dessauerstr.  13 


Georg  Starke,  Königlicher  Hoflieferant. 

Görlitz 

Theo  Strassner,  Ingenieur,  Aachen 

I  Beguinenstr.  24 

I  Sutter,  Friedr.  Berthold,  Stud.  phil.  et  jur., 

Ä  Heidelberg,  Schloßberg  17  II 


Retif,  Pere  Nicolas  (Liseux) 

sucht  R.  Zinke,  Antiquariat,  Dresden,  Pillnitzerstr.  32. 


In  Kürze  erscheint: 


Hntiquariatskatalog  15 

enthaltend:  Geschichte,  Memoiren,  Biographien 
und  Kulturgeschichte.  Ca.  1500  Nummern. 

-  Zusendung  gratis  und  franko.  - 

Gustav  Pietzsch,  Dresden-A.  1 

Antiquariatsbuchhandlung' 

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Beiblatt. 


Kataloge  —  Inserate.) 

List  Francke  in  Leipzig.  No.  379.  Süddeutschland, 
Österreich  und  die  Schweiz. 

Ernst  Frensdorff  in  Berlin  SW.  11.  Anzeiger  No.  13. 
Lessingiana,  Friedrich  der  Große,  Literaturgeschichte, 
Militaria,  Philosophie,  Porträts. 

Ernst  Carlebach  in  Heidelberg.  No.  280.  Biblische 
und  exegetische  Theologie,  Hebraica,  Orientalia. 

Adolf  Weigel  in  Leipzig.  Mitteilungen  No.  26.  Al- 
chemie,  Badeschriften,  Bistnarck,  Catharina  II., 
Folklore,  Hexen,  fapan,  Jesuitica,  Militaria,  Na¬ 
poleon,  Studentica,  Theater. 

K.  Th.  Völcker  in  Frankfurt  a.  M.  No.  259.  Inkunabeln, 
Holzschnittbücher,  Flugschriften,  Klassiker  und  Ro¬ 
mantiker,  Einbände,  Miniaturen,  Exlibris. 

Lipsius  6°  Tischer  in  Kiel.  No.  83.  Theologie. 

Roßbergsche  Buchhandlung  in  Leipzig.  No.  5.  Zeit¬ 
schriften,  deutsche  Literaturgeschichte ,  klassische  Pe¬ 
riode,  Folklore,  Buchhandel,  Presse,  Bibliographie. 

Dr.H.  Lüneburg  in  München.  No.  64.  Bibliothekswerke, 
Seltenheiten. 

R.  Levi  in  Stuttgart.  No.  162.  Deutsche  Literatur, 
Theater,  Musik,  Sprachwissenschaft. 

) os .  Baer  Sr3  Co.  in  Frankfuit  a.  M.  Frankf.  Bücher¬ 
freund  IV,  7,  8.  Neue  Erwerbungen.  Mit  Essai:  Zur 
Datierung  von  Tizians  Aretino-Porträts.  —  No.  529. 
Deutsche  Geschichte  im  Mittelalter. 

C.  G.  Boerner  in  Leipzig.  No.  4.  Theater,  Musik, 
Dramen. 

Ludwig  Rosenthal  in  München.  No.  110.  Dänemark ; 
Schweden  und  Norwegen ;  Invasion  der  Schweden 
in  Deutschland-,  Schleswig- Holstein  bis  1864;  Polar¬ 
länder. 

Heinr.  Lesser  in  Breslau  II.  No.  312.  Klass.  Philo¬ 
logie,  Archäologie,  alte  Geschichte,  englische  und 
französische  Sprache  und  Literatur. 

Jos.  folowicz  in  Posen.  No.  157.  Klass.  Philologie  und 
Altertumskunde. 

Gilhofer  ö-3  Ranschburg  in  Wien  I.  No.  76.  Die  Meister 
der  Wiener  Porträtlithographie :  Lithographische 
Porträts  berühmter  Personen.  Mit  Essai:  Zur  Ge¬ 
schichte  der  Einführung  der  Lithographie  in  Wien, 
und  mit  Namensregister. 

K.  A.  Stauf  bsr3  Co.  in  Köln.  No.  8.  Städteansichten, 
Porträts,  Kostümblätter,  Kuriosa,  Sport,  Rhenana, 
Varia. 

Fr.  Malota  in  Wien  IV.  4.  Jahrg,  No.  1.  Theologie. 

v.  Zahn  Sr3  faensch  in  Dresden.  No.  179.  Protestan¬ 
tische  Theologie.  —  No.  180.  Pädagogik.  —  No.  18 1. 
Medizin.  —  No.  182.  Nationalökonomie. 

Th.  Ackerman?i  in  München.  No.  548.  Germanistik. 

/.  Eckard  Mueller  in  Halle  a.  S.  No.  114.  Philosophie, 
Pädagogik.  —  No.  116.  Theologie. 

Ausland. 

Loe scher  cri  Co.  in  Rom.  No.  77.  Storia  dei  Paesi  dell’ 
Europa. 

C.-A.  Mincieux  in  Paris  V.  No.  8.  Livres  rares  et 
curieux. 

Martinus  Nijhoff  im  Haag.  No.  334.  La  France.  — 
No.  341.  Lndes-Neerlandaises.  —  No.  343.  Zoologie 
et  Bota7iique  des  Pays  hors  de  I Europe. 


Soeben  erschien : 

Katalog  8: 

Städte-Ansichten,  Porträts,  Histor.  Denkwürdig¬ 
keiten,  Kostümblätter,  Kuriosa,  Blätter  zur  Kultur- 
und  Sittengeschichte,  Alte  Sportblätter,  Rhenana, 
Kunst-  und  Holzschnittwerke,  Kunstgeschichte, 
Kulturgeschichte,  Bibliographie,  Biographien. 
3118  Nummern. 

-  Wir  bitten  zu  verlangen. - 

Köln,  13.  Januar  1906. 

K.  A.  Stauff  &  Cie. 


Erschienen.  Antiquariats- Katalog  VI: 

Städteansichten,  Karten,  Pläne.  2700  Nm. 

Ferner  noch  gültig  Katalog  V: 

Kupferstiche,  Holzschnitte,  Lithographien  älterer  und 
neuerer  Meister  deutscher  Schule.  2283  Nm. 

G.  Walther  Gasch,  Kunstantiquariat 

Dresden-A.  VII.,  Schweizerstr.  6. 


Demnächst  erscheinen: 

Antiqu.-Kat.  No.  16,  Kulturgeschichte,  Reisen. 
„  „  „  17,  Deutsche  Literatur. 

Letzterer  enthält  eine  große  Anzahl  seltener  Erstaus¬ 
gaben  aus  der  klassischen  Periode. 
Interessenten  bitte  ich,  die  gewünschten  Kataloge  zu 
verlangen. 

E.  v.  Masars,  Antiquariat,  Bremen. 


In  Kürze  erscheint: 

Katalog  53: 

Deutsche  Literatur,  Mundartliche 
Dichtung,  Alte  Drucke. 

Reformationsschriften,  Leichenreden,  Atlanten  usw. 


Zusendung  kostenfrei. 

Wien  I,  Wollzeile  6. 

A.  Mejstrik,  Antiquariat. 


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Gegründet  im  'Jahre  1844 


10 


Beiblatt. 


Inhalt  des  Hauptblattes. 

(Heft  12  —  März  1906.) 

Franz  Graf  Pocci  II.  Von  L.  Hirschberg.  Mit 
14  Abbildungen.  —  Ein  Beitrag  zu  Chr.  D.  Grabbes 
Krankengeschichte.  Von  E.  Ebstein.  Mit  Faksimile¬ 
beilagen.  — -  Exlibris  von  Bühnenangehörigen.  Von 
K.  E.  Graf  zu  Leiningen- Westerburg.  Mit  12  Abbildung. 
—  Das  Auskunftsbureau  der  deutschen  Bibliotheken. 
Von  P.  Trommsdorf.  —  Chronik:  Der  „Almanach  du 
Bibliophile“  für  1903.  Mit  Abbildung.  —  Dührens  Retif- 
Bibliographie.  —  Verschiedenes. 


Teutonia-Verlag,  Leipzig,  Mühlgasse  10. 

Soeben  erscheint  die  2.  und  3.  Auflage  von: 

Max  Müller-Melchior,  Galante  Musenkinder. 

Sammlung  verschollener  und  wenig  bekannter  deutscher  Liebes¬ 
und  Scherzgedichte  aus  früheren  Jahrhunderten.  Bieg,  brosch. 
M.  3. — ,  eleg.  geb.  M.  4.50.  Luxusausgabe  num.  1— 125  in 
Ganzpergament  M.  12. — .  Die  erste  Auflage  war  vor  Er¬ 
scheinen  bereits  vergriffen. 

In  Kürze  erscheint  im  gleichen  Verlag: 

Russlands  Revolution  und  Neugeburt. 

Erlebtes  mid  Geschichtliches.  ( Reich  illustriert .)  Von  ADRIAN 
POLLV.  Durchgesehen  von  einem  hohen  Staatswürdenträger 
des  russ.  Kaiserreiches.  Das  aktuellste  und  sensationellst  e 
Buch  über  Russland.  Preis  ca.  3. — .  M. 

Demnächst  erscheint: 

Leipzig  und  die  Leipziger.  oeoÄ» 

Rathaustürmer.  Dieses  hochinteressante  Werkchen  bietet  eine 
Fülle  höchst  anziehender  und  mit  prächtigem  Humor  durchsetzter 
Schilderungen  aus  Klein-Paris.  Hocheleg  brosch.  ca.  M.  2. — . 


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Martini  &  Chemnitz 

£oncbilien*£abinet 

Neue  Ausgabe  von  Dr.  Küster 
inVerbindung  mit  den  Herren  Dr.  Philipp],  Pfeiffer, 
Dunker,  Römer,  Löbbecke,  Kobelt,  Weinkauff, 
Clessin,  Brot  und  v.  Martens. 

Bis  jetzt  erschienen  306  Lieferungen  oder  167  Sektionen. 
Subskriptions-Preis  der  Lieferungen  1  bis  219  ä  6  M.,  der 
Lieferungen  220  u.  flg.  ä  9  M.,  der  Sekt.  1—66  ä  18  M„ 
Sekt.  67  u.  flg.  ä  27  M. 


Siebmacher 


Neu  herausgegeben  unter  Mitwirkung  der  Herren 

Archivrat  von  Mülverstedt, 
Hauptmann  Heyer  von  Rosenfeld,  Premier -Leut. 

Grltzner,  L.  Clericus,  Prof.  A.  M.  Hildebrandt, 
Min.-Bibliothekar  Seyler  und  Anderen. 

Ist  nun  bis  Lieferung  510  gediehen,  weitere  50 — 60  werden 
es  abschließen. 

Subskriptions-Preis  für  Lieferung  1— in  ä  M.  4,80, 
für  Lieferung  112  und  flg.  ä  6  M. 

Von  dem  Conchilien- Cabinet  geben  wir  jede  fertige 
Monographie  einzeln  ab,  ebenso  von  dem  Wappenbuch  jede 
Lieferung  und  Abteilung,  und  empfehlen  wir,  sei  es  zum 
Behufe  der  Auswahl  oder  Kenntnisnahme  der  Einteilung  etc. 
der  Werke,  ausführliche  Prospekte,  die  wir  auf  Verlangen 
gratis  und  franko  per  Post  versenden. 

Anschaffung  der  kompletten  Werke  oder  Ergänzung 
und  Weiterführung  aufgegebener  Fortsetzungen  werden 
wir  in  jeder  Art  erleichtern. 

Bauer  &  Raspe  in  Nürnberg. 


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C.  G.  Boerner,  Antiquariat,  Leipzig. 

26. — 28.  März  Versteigerung  einer  Bibliothek 

Deutscher  Literatur 

mit  den  größten  Seltenheiten  an  Erstausgaben,  Zeitschriften 
und  illustrierten  Werken. 

Autographen  von  Schiller,  Goethe  u.  a. 
Originalporträts  von  Heine,  Grillparzer  u.  a. 


Lagerkatalog  IV 

Theater  und  Musik,  Dramen 

Theatergeschichte,  Kostümwerke, 
Handschriften  usw. 


Liste  XXVII 

Originalzeichnungen  u.  Gemälde 

von  Richter,  Chodowiecki,  Schwind, 
Koch,  Spitzweg  u.  a. 


11 


Beiblatt. 


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Verlag  von 

Velhagen  &  Klasing  in  Bielefeld  und  Leipzig 

Neue  Auflage.  Jubiläums- Ausgabe.  1905. 

Andrees  Allgemeiner 

Handatlas 

139  Haupt-  und  161  Nebenkarten 

auf  207  Kartenseiten 
nebst  alphabetischem  Namenverzeichnis. 

Fünfte  völlig  neu  bearbeitete  und  vermehrte 

Auflage  1905. 

Herausgegeben  von  A.  Scobel 

M.  28. —  vollständig.  In  Leder  geb.  M.  32. — 

(Auch  in  56  Lieferungen  ä  50  Pf.  nach  und  nach 
zu  beziehen.) 


Z u  beziehen  durch  alle  Buchhandlungen. 


Velhagen  &  Klasings 


illustrierte 


Künstler- Monographien 

behandeln  die  Kunst  des  XIX.  Jahrhunderts  in  folgenden  Bänden: 

(Jeder  Band  ist  in  sich  abgeschlossen  und  elegant  in  Leinwand  gebunden  mit  Goldschnitt.) 


Kunst  des  XIX.  Jahrhunderts. 


Preller  d.  Ä.  (1804  —  1878) 
Thorwaldsen  (1770—1844) 
Reinhold  Begas  (geb.  1831) 
Adolf  Hildebrand  (geb.  1847 
Eberlein  (geb.  1847)  .  . 
Schinkel  (1781 — 1841).  . 

Philipp  Veit  (1793 — 1877) 
Ludwig  Richter  (1803 — 1884 
M.  v.  Schwind  (1804 — 1871) 
Feuerbach  (1829 — 1880) 
Meunier  (1831 — 1905) 
Lenbach  (1836 — 1904) 
Defregger  (geb.  1835) 

Leibi  (1844 — 1900)  . 
Grützner  (geb.  1846) 

Gysis  (1842 — 1901)  . 

F.  A.  v.  Kaulbach  (geb.  1850) 


4-  — 

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3- — 
3-  — 
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3  ~~ 

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4-  — 


4-  - 
4.— 

3-~ 

3- — 

4.— 

4-  — 


Uhde  (geb.  1848)  ....  4 

Stuck  (geb.  1863)  ....  4 

Böcklin  (1827 — 1901)  ...  4 

Thoma  (geb.  1839)  ....  4 
Hans  von  Bartels  (geb.  1856)  4 
A.  v.  Werner  (geb.  1843).  •  4 

Adolf  Menzel  (1815  —  1905)  .  3 
Liebermann  (geb.  1847)  •  •  3 

Klinger  (geb.  1857).  ...  4 

Prell  (geb.  1854)  ....  3 

M.  v.  Munkacsy  (1846 — 1900)  3 
Koner  (geb.  1854)  ....  3 

Knaus  (geb.  1829)  ....  3 

Vautier  (1829—1898)  ...  3 

Rethel  (1816—1859)  ...  3 

Gebhardt  (geb.  1838)  ...  3 

Ludwig  Dill  (geb.  1848).  3 

Adolph  Hölzel  (geb.  1853)  3  Ja 
Arthur  Langhammer  |  ^ 

(1854—1901).  .  .  /  ö 


Mackensen  (geb.  1866) 
Moderson  (geb.  1865) 
Vogeler  (geb.  1872) 

Hans  am  Ende  (geb. 

1864) . 

Overbeck  (geb.  1869) . 

L.  v.  Hofmann  (geb.  1861) 

Canova  (1757 — 1822)  .  . 
Segantini  (1858—1899)  . 

Millet(i8i4 — 1875)  undRous- 
seau  (1812—1867) 
Wereschtschagin  (1842  bi 

1904) . 

G.  Fr.  Watts  (1817— 1904* 
Rossetti  (1828  —  1882)  .  . 

Burne-Jones  (geb.  1833)  . 
Walter  Crane  (geb.  1845). 
Herkomer  (geb.  1849) . 
Hokusai  (1760 — 1849)  .  . 


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Vorrätig  in  allen  Buchhandlungen. 


Für  die  Anzeigen  verantwortlich:  K.  Dieckmeyer,  Leipzig,  Hospitalstr.  27.  Verlag  von  Velhagen  &  Klasing,  Bielefeld  und  Leipzig. 

Druck  von  W.  Drugulin  in  Leipzig. 


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