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Full text of "Zeitschrift für Kirchengeschichte"

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ZEITSCHRIFT 


FÜR 


KIRCHENGESCHICHTE. 


XVII. 


ZEITSCHRIFT 


FÜR 


KIRCHENGESCHICHTE. 


HERAUSGEGEBEN 


D. THLODOR BRIEGER una Lit, BERNHARD BES, 


X VIIL Band. 





GOTHA. 
FRIEDRICH ANDREAS PERTHES. 
1898. 








vI INHALT. 


Zweites Heft. 
(Ausgegeben den 1. Juli 1897.) 


Untersuchungen und Essays: 


1. Freystedt, Studien zu Gottschalks Leben und Lehre II. 
2. Aldinger, Die Bischofswahlen in Verdun in den Jahren 
1245-1256 . . . . 
8. Ssldvik, Zur Geschichte des Anabaptismus in , Ungarn 


Analekten: 


1. Nestle, Die Statuten der Schule von Nisibis aus den 
Jahren 496 und 5%. . . 

2. Walther, Brief Leonhard Käsers und Martin Luthers . 

3. Friedensburg, Beiträge zum Briefwechsel der katholi- 
schen Gelehrten Deutschlands im Reformationszeitalter 

4. Goetz, Zur Union der romfreien katholischen Kirchen 
des Abend- und Morgenlandes . er 


Anhang: 


Bibliographie der kirchengeschichtlichen Litteratur. 
Vom 1. Oktober 1895 bis 1. Januar 1897. Von Paul 
Pape. Zweite Hälfte. 


Drittes Heft. 
(Ausgegeben den 1. Oktober 1897.) 


Untersuchungen und Essays: 
1. Seeck, Die Urkunden der Vita Constantini . 


2. Clemen, Hinne Rode in Wittenberg, Basel, Zürich und 
die frühesten Ausgaben Wesselscher Schriften 


3. Boehmer, Protestantische Propaganda in Rapealen im 
Anfange des 17. Jahrhunderts 5 


Analekten: 
1. Bauch, Zu Luthers Briefwechsel . 
2. Walther, Zum Mainzer Ratschlag vom Jahre 1085. 


3. Friedensburg, Beiträge zum Briefwechsel der katholi- 
schen Gelehrten Deutschlands im Reformationszeitalter 
(Fortsetzung) 


321 


346 


373 








| 
2 FREYSTEDT, 


Auftreten vor der Versammlung, vor der er ohne Hinter- 
halt sich frei und offen zur Prädestinationslehre bekennt; 
das andere können wir aus seiner Anklageschrift gegen 
Raban, der mittlerweile (26. Juni 847) Erzbischof von 
Mainz geworden war, vermuten, in der er denselben des 
Semipelagianismus eines Gennadius beschuldigt. — Gott- 
schalk legte der Synode zwei von ihm verfalste Schriften 
vor, die erstere ein Glaubensbekenntnis, die andere eine 
Widerlegung der Schrift Rabans an Bischof Noting und 


heimlich zu Mainz aufgehalten, sei dann von den versammelten Bischöfen 
entdeckt und auf königlichen Befehl vor die Synode geführt. Ebenso 
lafst vv. Noorden, Hinkmar v. Rheims, 8. 659, Gottschalk von Raban 
erst in Mainz entdeckt und dann vor eine Synode gestellt werden. Da- 
gegen hat Hefele, Konziliengesch., 1860, IV, 181/2 und vorher im 
Jahrgang 1842 der Tübinger thool. Quartalschrift S.465f. ein- für alle- 
mal nachgewiesen, dafs der Ausdruck „deteetus“ sich nicht auf die 
Entdeckung des Aufenthalts, sondern der Irrlehre beziehe, und Hefele 
läfst Gottschalk sich der Synode freiwillig stellen. Gottschalk war 
überdies nicht der Mann, der mit seiner Ansicht zurückgehalten, ge- 
schweige sich selbst verborgen gehalten hätte. — Schröckh, K.G. 
XXIV, S. 15 läfst Gottschalk freiwillig nach Mainz kommen, nicht je- 
doch um im Gegensatz zu Raban einen Lehrer der Gemeinde abzugeben, 
vermutlich aus Ehrerbietung gegen den König und die Bischöfe. — 
Nach Gefs, Merkwürdigkeiten aus dem Leben Hiokmars v. R. 1806, 
S. 18, ward Gottechalk vorgefordert und im Gefühl seines Rechts folgt 
er der Vorladung, vielleicht aus Respekt gegen den König, vielleicht 
auch, weil das Bewufstsein seiner augustinischen Orthodoxie ihn nicht 
das Mindeste befürchten lief. — Gfrörer, Gesch. d. Karol. I, 214, 
K.-G. III, 2, 833 nimmt ein freiwilliges Erscheinen Gottschalks an, 
entweder um dem Erzbischof ins Angesicht zu trotzen, oder gar weil 
er denselben zu gewinnen hoffte, — Und Neander, K-G. IV, 424 
Iafst Gottschalk freiwillig nach Mainz kommen, nur in der Absicht, sich 
mit dem Erzbischof Raban über die streitigen Gegenstände za verstän- 
digen. — Gaudard, Gottschalk moine d'Orbais ou le commencemeut 
de la controverse sur la predestination au IN siöcle (St. Quentin, 
J. Moureau, 1887), p. 85, nähert sich meiner oben angegebenen Auf- 
fassung, wenn er sagt: Gottschalk ne se prösenta point devant les 
öröques rassernblös & Mayence dans la tenue d’un accuse, mais il vint 
en accusatcur et deposa un &erit dirig6 contre Raban; il ft Wautee 
part une courte profession de foi otı il declarait nettement sa croyance 
& une double prödestination. Ähnlich Eckhart, Comment. de reb. 
France. oriental, (Wirceb. 1729), 11, 3975q- 


k 


STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN UND LEURE, 3 


eine Anklage gegen ersteren auf semipelagianische Lehr- 
ansicht‘. Die Schriften selbst sind verloren, nur Erz- 
bischöf Hinkmar von Reims hat una einige Stellen. aus 
‚denselben erhalten ®. 

In seinem Glaubensbekenntnis hält Gottschalk freimütig 
an seiner Überzeugung von einer doppelten Pridestination, 
der Erwählten zum Leben, der Verworfenen zum Tode, 
fest: „Wie der elle Orieradhankron Erschaffung 
der Welt alle seine Erwäblten unwandelbar durch seine 
Gnade zum ewigen Leben vorherbestimmt hat, also hat er 
auch alle Verworfenen, über die am Tage des Gerichts 
wegen ihres bösen Wandels die göttliche Strafe ergeht, ebenso 
unwandelbar durch sein gerechtes Gericht zum verschul- 
deten ewigen Tode vorausbestimmt.“ — In seiner Refu- 
tationsschrift nimmt Gottschalk Anstols an Rabans Behaup- 
tung, dafs die Verworfenen nieht von Gott zur Verdammung 
worherbestimmt seien. Er bleibt dabei, dals Gott ihren 
Ausgang voraussah und sie darob zur Strafe des ewigen 
Todes vorausverordnete: Wie er alle Erwählten durch seine 
Gnade zum ewigen Leben vorherbestimmte, so auch durch 
sein göttlich und unwandelbar Gericht die Verworfenen 
zum ewigen Tode®. Raban wird hierbei der Vorwurf ge- 
macht, dals er den Semipelagianer Gennadius von Massilia, 
der in den Bahnen eines Cassian ging, als kirchlich recht- 
glänbige 4 Autorität angeführt habe *. 

; wird zu einem lebhaften Meinungsnustausch hierüber 
auf der Synode gekommen sein, bei dem Gottschalk den 


— 
1) Hinkmar macht ausdrücklich diesen Unterschied Op. I, 26: char- 
und op. I, 25: liber virosae conscriptionis Archiepiscopo 









abano porrectus. 
2) Aus dem Glaubensbekenntnis Op. I, 26; aus der Anklageschrift 
25. 118. 149. 211. 224—226. Ob auch Op. 1, 304—807 diesen 
halks entnommen sei, muls zweifelhaft erscheinen, da 


’ One hine an 01,208 
‚118, Und das mit Recht, Raban hatte des Gennadius 
fieis dogmatibus‘‘ ec, 21 benutzt (Sirmond, Op. 


ır 


4 FREYBTEDT, 


Erzbischof einen Semipelagianer nannte, während dieser den 
Nachweis zu erbringen gesucht haben dürfte, dafs Gott- 
schalk nur mit Unrecht in den Fulstapfen des h. Augu- 
stinus zu wandeln vorgebe und die Schriften dieses Kirchen- 
vaters nur zum Deckmantel seiner Lehre benutzte ', um den 
Mönch damit auch in dogmatischer Hinsicht zu überwinden 
und unschädlich zu machen ®. 

Doch nicht durchgängig mag die Stimmung unter den 
Versammelten eine für Raban günstige gewesen sein: nur 
die Mehrzahl stand, als man zum Urteil über Gottschalk 
schritt, auf Rabans Seite *. Gottschalk beharrte bei seiner 
Ansicht 4, und so erging das Verdammungsurteil der Synode 
über ihn, Er wurde öffentlich mit Ruten gepeitscht®, als 





1) Sirmond, Op. var. II, 1019E: Dieitur enim ipse doctor vester 
multa testimonia excerpsisse de opusculis beatissimi et doctissimi patris 
Augustini, quibus nititur suam sententiam affrmare, ‘cum memoratus 
pater et doctor eatholicus, contra Pelagianos seribens, qui gratiae Dei 
contrarii praelicare fuerunt, defensor ejusdem gratiae, non destruetor 
rectae fidei fuarit, so Aufserte sich Raban schon gegen Graf Eberhard. 

2) Annal. Fuld. Mon. 83. I, 365 ad 848: Godescaleus . . . Mogun- 
tiaci u Rabano archiepiscopo multisque aliis episcopis rationabi- 
liter convictus est, — Trithemius im 8. Buche der Vita Rabani: Contra 
quem (Gothescaleum) beatissimus archi-praesul Rabanus campum 
disputationis latum ingressus, tam scripturarum auctoritate, 
quam ovidentia rationis, eum coram omnibus ... superavit. 

8) Annal. Fuld. ad 848 Mon. 58. I, 865: ut plurimis visum est; 
vgl. Berrasch, Der Mönch Gottschalk v. Orbais, sein Leben und seine 
Lehre (Thorn 1869), 8. 27, der einen mehrfachen Anhang Gottschalks 
selbst unter der höheren Geistlichkeit annimmt, die aber aus Furcht 
vor dem König dem Urteil zugestimmt hätten. Mauguin, Vet. Aucto- 
rum, qui IX 3aee. de pracdest. et gratia scripserunt, op. et fragm. 
(Paris 1650), T. II, 65: regis Ludowiei jussu ... potius quam episco- 
porum judicio, 

4) Ib. Ile (Gothescaleus) ... in sua perdurarit sententin; Raban 
in seiner ep. ad Hincmarum bei Sirmond, Op. var. II, 998: neo- 
praesentem enın (G.) a sun nequitia avellere potui; im Synodalschreiben 
von Mainz ib. 985: et ineorrigibilem eum (G.) reperientes; Magdeburger 
Gent. IX, c. V, col. 226: nihilominus (G.) in suo errore persererat, 
Irrtümlich nimmt daher Trithemius a. a. O. einen Widerruf Gott- 
schalks an. 

5) Annal. Xant. ad 848 Mon. 58. EI, 229: Ludevicus rex habuit 


n kb 


er GOTISCHALKS LEBEN UND LEHRE: n 


ein Ketzer erklärt und samt seinen Gesinnungsgenossen, 
mit denen er sein Kloster Orbais verlassen hatte, und in 
deren Begleitung er vor der Synode erschienen war, an 
‚seinen zuständigen Metropoliten überschiekt, nachdem er zu- 
vor einen Eid geleistet, Östfranken fortan nicht wieder 
betreten zu wollen t. 

_ Hiermit hat der Prädestinationsstreit des 9. Jahrh., dessen 
Anfänge in Deutschland zu suchen sind, für das Reich 
Ludwigs d. D. sein Ende erreicht. Ankeiihen davon, dafs 
sich Raban nachmals noch persönlich, allerdings nur in ganz 
schwacher Weise, an dem weiteren Verlaufe des Kampfes 
in Gallien beteiligte®, sehen wir die deutsche Kirche nicht 
‚wieder in diesen Streit eingreifen. 

Es war ein ungerechtes und ein hartes Urteil, das hier 
zu Mainz an Gottschalk vollzogen wurde. Ungerecht war 


sonvertum populi apud Magontiam et secta quaedam in sinodo episco- 
porum inlata est, a quibusdam monachis de praedestinatione omni- 
potentis Dei, qui convicti et coram amni populo contumeliis 
en affecti revorsi sunt in Galliam, unde ierant, — Hefele 
©. IV, 135 Anm. 1 meint, die Xant. Annalen verwechselten die 
von Mainz und Cbiersey in dieser Angabe, was nicht nötig er- 
‚ vgl. Dümmler, Gesch. d. ostfr. R. I, 335 Anm. 3. Die 

> Züchtigung bestätigt Hinkmar op. I, A: ut improbus virgis 
‚sicut decreverant Germaniae provinclarum Episcopi. Und Flo- 
ea gleichfalls davon, dafs Gottschalk in Begleitung von 


\ nach Mainz gekommen und nach seiner Aburteilung 
% nach Gallien zurückgeschickt wurde, Flod. Hist. eccl. Re- 
UI, e. 21, p. 614. Mon. SS. XIII: quem (Gothesc.) idem 


po cum quibusdam complicibus ipsius a parochia sun 
um ad eundem (Hincmarum) direxerat. Höchstwahrschein- 
diese „complices“ Mönche des Klosters Orbais, dem Gott- 





















‚ Fuld. ad 848 Mon. SS. I, 365: Ad proprium episcopum 
is transmissus est; prius tamen juramento confirmans, 
m Hindowiei ultra rediret. Den Grund zu dieser Malsmahme 
c) aus Rubans Worten an Graf Eberhard (Sir- 
U, 1019D): Et jam hine multos in desperationem 
‚ perduxit; ib. 1026 D: quale scandalum de illis parti- 
in hoc populo generavit- 

in der Zeitschrift für wissenschaftliche 
XXKXVI, 8, S. 885 #. 


6 EREYSTEDT, 


es, denn der Mainzer Versammlung stand in keiner Weise 
das Recht zu, über Gottschalk zu Gericht zu sitzen; hatte 
derselbe sich etwas zu Schulden kommen lassen, #0 wäre 
es Sache seines zuständigen Metropoliten Hinkmar von Reims 
gewesen, ibn deshalb zur Verantwortung zu ziehen. So 
aber mafste eich diese Synode das Recht an und griff Hink- 
mars Untersuchung voraus; allerdings sie fühlt es, dals dies 
ein Eingriff in fremde Rechte ist, dafs ihre Parteilichkeit zu 
weit gegangen, deshalb hält man es für nötig, Gottschalk 
doch wenigstens noch nachträglich, mit dem Verdammungs- 
urteil verschen, an seinen Metropoliten zu senden, was 
Pflicht vor Einleitung eines Verfahrens gegen Gottschalk 
gewesen wäre. Und konnte bei einer Versammlung, bei 
der sein erbittertster Gegner Vorsitzender, Ankläger und 
Richter in einer Person war, Gottschalk wohl je ein ge- 
rechtes Urteil erwarten ? 

Und hart war das Urteil, weil man einen Mann ver- 
urteilte, dem man nichts Unrechtes hatte nachweisen können, 
nur weil er es gewagt, aus Gewissensüberzeugung nach- 
drücklichst auf die Abweichung hinzuweisen, die die Mehr- 
zahl sich damals gegen die orthodoxe Lehre des h. Augustin 
hatte zu Schulden kommen lassen. Ja, man verschmähte 
es nicht, um dies Urteil zu ermöglichen, Gottschalk's Lehre 
zu entstellen und Folgerungen aus ihr zu ziehen, die Gott- 
schalk selbst niemals aus derselben gezogen hat 

Mag man auch ein gewisses praktisch-sittliches Interesse 
berücksichtigen, das die Bischöfe und vor allem Raban an 
der Beseitigung der Prüdestinationslehre haben mochten, 
weil dieselbe mit ihrer Lehre vom unabänderlichen Geschick 
des Menschen, das von Ewigkeit her in Gottes Hand fest- 
gesetzt ruhe und an dem der Mensch trotz alles sittlichen 
Ringens nichts zu ändern vermöge, das Amt der Predigt 
erschweren konnte, so spricht doch aus diesem Urteil all- 
zu sehr die persönliche Gereiztheit und Gehässigkeit, die 
dasselbe gegen den unglücklichen Mönch eingab, und es 
wird dasselbe stets einen dunkeln Flecken bilden in dem 
äußerlich glanzvollen Leben dieses Abtes und Erzbischofs, 

Doch Rabans Hals ging noch weiter. Nicht genug, dafs 


Sr 


7 


Mönch zu Mainz so gedemütigt, er 
De rung Hinkmar ein für alle Mal 
zu machen. Darum sandte er zugleich mit Gottschalk ein 
‚Schreiben an den Reimser Erzbischof, das man für gewöhn- 
lich als Synodalschreiben von Mainz zu bezeichnen pflegt, 
welches jedoch nicht im strengsten Sinne des Wortes ein 
Synodalschreiben ist, sondern wahrscheinlich erst nach Be- 
‚endigung der Synode, und jedenfalls in ihrem Auftrage, von 
Raban verfalst wurde '. 

In diesem Schreiben sucht Raban unter Hinweis auf die 
Gefährlichkeit der Lehre Gottschalks und seiner Umtriebe 
den Reimser Erzbischof zu scharfem Einschreiten gegen 
‚Gottschalk zu bestimmen. 

Mit solcher Empfehlung also übersandte er den unglück- 
liehen Mönch an dessen zuständigen Metropoliten, Hinkmar 
von Reims: Den Jüngling hatte der Abt ins Kloster, das 
jenem verhalst geworden war, zurückgestoßsen; den Mann 
warf‘ der Erzbischof in den Kerker, sein Leben einsam zu 
vertrauern ®. 


















1) Ähnlich Wiggers in Niedners Ztschr, 1. hist. Theol. 1859 V, 
5499. Dagegen die Hist. lit. de la France V, 388: Il ne nous reste 
rien de co Coneile de Maience, non pas möme de letre synodale. Celle 
que quelques-uns qualifient telle, est particuliere A Raban, qui y parle 
en son priv& nom. Dieses Schreiben findet sich bei Mansi XIV, 914. 
Barduin, ‚Acta Coneiliorum V, p. 15/16. Sirmond, Op. var. II, 985. 
Manguin II, 40. Migne 112, 1574/6. Hincmari Op. I, 20/1. 

2) Glrörers Verdächtigungen gegen Raban und seine Behauptung, 
sei von Raban auf Befehl König Ludwigs, dessen knech- 
tisches Werkzeug der Mainzer Erzbischof gewesen, als ein geführlicher 
Feuerbrand in das westfränkische Reich hineingesandt (Gesch. d. K. I, 
288), sind von Wenck, Das frünk. Reich nach dem Vertrage von 
Verdun 843861, $. 398-401, hinreichend widerlegt. Die Verdäch- 
mag en immerhin eine etwas unsichere 
onsstreite einnehmen, sind zurückzuweisen: in 
versichert Raban Hinkmar gegenüber ausdrück- 
mung mit ihm in dieser Frage, und es ist kein 
0, seinen Worten nicht Glauben zu schenken; zudem 
Hinkmars Gegner überall als dessen Bundesgenossen, 
‚ist. Dafs aber König Ludwig damals noch nicht an 
farl d. K. dachte, beweist die Zusammenkunft der 


m 


Der Mann, in dessen Hände Gottschalk durch den Be- 
schlufs der Synode von Mainz geliefert wurde, Erzbischof 
Hinkmar von Reims, war wie kein anderer seiner Zeit durch 
‚geistige Begabung wie einflufsreiche Stellung geeignet, den 
Wunsch Rabans, den unglücklichen Mönch ein für alle Mal 
unschädlich zu machen, zu erfüllen: und er hat ihn mit 
unerbittlicher Strenge, die zuweilen fast an Grausamkeit 
grenzt, erfüllt. Hatte man Gottschalk schon auf der Synode 
zu Mainz ungerecht und hart behandelt, in Gallien wartete 
seiner durch Erzbischof Hinkmar noch Schlimmeres. 

Sobald Gottschalk in Reims angelangt war !, scheint 
Hinkmar alsobald ein Verhör mit ihm angestellt zu haben ?. 
Nach demselben, das jedenfalls zu seinen Ungunsten ausfiel, 
ward er seinem vorgesetzten Bischof Rothad von Soissons zu 
erneuter Verwahrung im Kloster Orbais übergeben, bis eine 
Synode endgültig über ihn abgeurteilt hätte ®. Dals letztere 
drei königlichen Brüder zu Anfang des folgenden Jahres 849, die auf 
seinen Antrich stattfand, um eine Versöhnung zwischen Kaiser Lothar 
und Karl d. K. herbeizuführen; s. Dümmler, Gesch. d. ostfr. R. I, 
Saal, 

1) Op. 1, 20; II, 262. Flod. 3, 21, p die. 

2) Hinkmars erstes Schreiben in dieser Angelegenheit an Raban, 
bei Flod. 3, 21, p- 5l4: Hrabano Magontiae praesuli super ejusdem 
Gothescalci „.. suscoptione vol discussione (scripist Hincm.). 

3) Hiukmar schreibt unmittelbar vor der Synode zu Chiersey am 
Rothad Flod. 3, 21, p. 5174 Rothado Suessonieo „.. pro recipiendo et 
adducendo ad judicum Gothescaloo. — Berrasch a. a. 0. 8. 32 
Ans. 1 besweifelt, dafs Gottschalk an Rothad geschickt wäre, sondern 
Hinkmar habe ihn in seinem eigenen Gewahrsam behalten. Aus den 
‘Worten Flod, 3, 21 gehe nur so viel hervor, dafs Hinkmar an Rothad 
geschrieben habe, Gottschalk befinde sich bei ihm, und da im Anfange 
des folgenden Jahres ein „placitum regium“ in der Reimser Diöcese 
stattfinden werde, so beabsichtige er den Mönch dert rorzuführen und 
Iade hierzu auch ihn als Ordinarius von Orbais ein; Hinkmar habe sich 
später darüber bei Nikolaus entschuldigt, Op. II, 262 — Diesen Sinn 
in Fiodoards Worten finden zu wollen, heifst denselben Gewalt autbun. 
Zudem bezieht sich Hiukmars Entschuldigung Op, II, 262 dem Papste 
gegenüber nicht auf eine Unregelmäfsigkeit seines Verfahrens, dafs er 
Gottschalk vor der Synode von Chiersey eigenmächtig dem Rothad vor- 
«uthalten habe, sondern er sucht bier das Urteil der Synode won 
‚Chierses und die späteren Mafsregeln gegen Gottschalk zu begründen. 


4 - Ai 


STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN UND LEHRE. 9 


Rabans bewirkt zu haben !. 

"Im Frühjahr des Jahres 849 trat auf königlichen Befehl 
und im Beisein Karls d. K. diese Synode in der Pfulz zu 
Chiersey zusammen’. Es fanden sich daselbst ein 13 
Bischöfe, unter diesen aufser Hinkmar noch Erzbischof Wenilo 
von Sens, die Bischöfe Rothad von Soissons und Pardulus von 
Laon, 2 Chorbischöfe, nämlich Richbold von Reims und Witaus 
von Cambray, eine Anzahl höherer Geistliche und mehrere 
Abte, unter ilmen Abt Ratbert von Corbie, Bavo von Orbais 
und Halduin von Hautvilliers, Gottschalks künftiger Kerker- 
meister ®. Wir vermissen vor allem Bischof Prudentius von 
Troyes auf dieser Versammlung, der er sich aus unbekannten 
Gründen fern hielt. 

Der Verlauf, den diese Versammlung unter Hinkmars 
Leitung genommen, ist nicht mehr deutlich zu überschauen. 





1) In seinem zweiten Schreiben an Raban bittet Hinkmar um Ver- 
altungsmalsregeln: gleich darauf fand die Synode zu Chiersey gegen 
Gottschalk statt. Flod. 8, 21, p. 514: Item de hac eadem re, et quid 
Dost susceptionem ipsius de eodem egerit, qualemve invexerit ipsius ve- 

(hiermit wird das oben angegebene Verhör gemeint sein) con- 
silium ab 60, quid sibi rationabilius adversus eum agen- 
dum sit, expetens, 

2) Dafı diese Synode um diese Zeit gehalten wurde, sagt Eck- 
art m. a. O. Bd. II, $. 400: Synodum Carisiacensem aute menserm 
ai ım hujus anni (849) celebratum et in eo Godescalcum ... eondem- 
natum esse Diplomata produnt, quae Carolum mense Februario, Martio 
& Aprili Carisiaci hassisse ostendunt; ebenso Dümmler, Gesch. d. 
ostfr. R. I, 346, wo die Beweisurkanden für Karls Aufenthalt zu Chier- 
dieser Zeit vom 28. Februar, 13. März, 1. Mai (Böhmer 
1607) Erwähnung finden. Ein weiterer Beweis ist, dafs 
unmittelbar nach der Synode an Prudentius schrieb, ob er 
zu Ostern zur Kommunion zulassen solle Flod. 3, 21. — 
ig die Synode berief und ihr beiwohnte, berichtet Pruden- 
‚Reichsannalen SS. I, 448/4: Quem (Gothescaleum) sanctne 
strenuisissimus cultor Carolus, advocato sanctorum memo- 
episcoporum conventu suis aspectibus praesentari de- 
e sagt in seinem Brief an Amolo, Bibl. Patr, max. XV, 
b. epp. ©. XXIV) qui tune regio mandate ... apud Ca- 



















n der Teilnehmer Op. I, 21. 


10 FREYSTEDT, 


Nur soviel scheint aus den wenigen Nachrichten, die uns 
noch erhalten sind, hervorzugehen, dafs es zu einer eigent- 
lichen Untersuchung der Gottschalkschen Angelegenheit hier 
nicht gekommen ist. Man begnügte sich mit dem antici- 
pierten Urteil der Mainzer Synode und machte dieses zur 
Grundlage der Anklage gegen Gottschalk . Danach dürfte 
der Hergang etwa folgender gewesen sein: Hinkmar brachte 
Gottschalks Lehre, so wie sie Raban und die Mainzer Synode 
aufgefafst und ihm übermittelt hatte, den versammelten 
Bischöfen und Äbten zur Verlesung, ohne indes in eine Er- 
örterung derselben von neuem eintreten zu wollen. Er 
stellte darauf an Gottschalk kurzweg das Ansinnen, diese 
Lehre zu widerrufen und sein gegen Raban geschriebenes 
Buch, das er aut der Mainzer Synode vorgelegt hatte, zu- 
rückzunehmen. Solches aber konnte und wollte Gottschalk 
nicht: Er konnte ersteres nicht, weil die Lehre, wie sie 
Raban ausgelegt, nicht seine eigene war; und letzteres 
mochte er nicht, weil er von der Rechtmälsigkeit seiner 
Raban gemachten Anschuldigungen fest überzeugt war. Zu 
seiner Rechtfertigung mag er es unternommen haben, eine 
Begründung seiner Lehre zu geben, mit begeisterten und 
vielleicht auch über die böswillige Verdrehung derselben 
gereizten Worten. Hinkmar jedoch liefs ihn nicht lange zu 
Worte kommen, macht ihm den Vorwurt, dafs er ungebühr- 
liche, beleidigende Worte gegen seine Gegner gebraucht und 
beschuldigt ihn eines unverschämten Betragens. Noch ein- 
mal fragt er den Mönch kurz, ob er seine Irrlehren wider- 
rufen wolle oder nicht. Doch Gottschalk beharrt ent- 
schlossen im Vertrauen auf sein gutes Recht bei seiner 
Weigerung. Nun trifft ihn durch Hinkmars Einflufs, der 
auch den anwesenden König ganz für sich gewonnen hat, 
das Verdammungsurteil der Synode, ohne dafs man es für 
nötig erachtet hätte, Gottschalk zuvor zu widerlegen oder 

1) Dafür spricht, dafs man sich beim Urteilsspruch auf den Mainzer 
Beschlufs berief, Op. I, 21: (Gothese.) damnatus et virgis eaesus est 
sicut decreverant Germaniae proviniarum Episcopi, trotz des yorher, 
gehenden iterum auditus 

2) Bibl. Patr. max. XV (Lib. de t:ib. epp. c. XXIV), P- 679. 


EN ZU GOTTSCHAUKS LEBEN UND LEHRE. 11 


auch nur in eine Untersuchung seiner Angelegenheit ein- 
zutreten. Man betrachtet ihn als einen erklärten Erz 
keizer *: Die Priesterweihe, die er durch Chorbischof Rich- 
bold empfangen, wird für ungültig, da sie ohne Wissen des 
Rothad von Soissons vorgenommen war, 
und Gottschalk selbst derselben für verlustig erklärt ®. Da- 
mit, ist der Anfang der Aburieilung des unglücklichen 
Mönches gemacht. Nunmehr treten die Klostesobern zu- 
sammen und sprechen über den Unglücklichen, weil er sich 
auf der Synode zu Beleidigungen habe hinreifsen lassen, das 
Schuldig nach Kap. 28 der Regel Benedikts, welches einen 
unehrerbietigen Mönch mit körperlicher Züchtigung bedroht: 
'unbarımherzig wird dies Urteil alsobuld vollzogen + Darauf 
ae Bisehöfe über Gottschalk wegen seiner ge 
Nihrlichen Predigtweise und unverbesserlichen Hartnäckig- 
keit die gleiche Strafe ®, und hartherzig wird auch diese 
vollzogen. Halb zu Tode gepeitscht, so berichtet Remigius ®, 
habe Gottschalk alsdann seine Schriften ins Feuer werfen 
müssen. Und um dem Mönch fürderhin die Möglichkeit zu 
nehmen, weiterhin seine gefährlichen Lehren zu verbreiten, 
Jautete der Entscheid der Synode auf ewige Einsperrung in 
en); Doch da Hinkmar dem zeitherigen Bischof 
, Rothad von Soissons, nicht recht traute, weil 
Gottschalk unter ihm so leicht Gelegenheit gefunden, seinem 
Kloster zu entweichen und seine Predigtweise zu beginnen, 
und weil Rothad ihm nicht den erforderlichen Widerstand 
— 
1) Ibid. (e. XXV) p. 680, 2. Absatz des cap. XNV, 
2) Op. 1, 21: inventus haereticos et incorrigibilis. 








a) 

_ 4) Bibl. patr. max. XV (Lib. de trib. epp. ce. XXV) p. 079): propter 
suam per regulam sancti Benedieti a Mo- 

schorum Abbatibus, ‚rel eneteris monachis dienus flagello adjudientur. 

- Et guia contra canonicam institutionem, civilia et eccle- 
tin studutt perturbare indefessus, et se noluit recognoscere, 
humiliare profusus ab Episcopis, & seeundum Eeclo- 


= 


12 FREYSTEDT, 


entgegenzusetzen verstanden hatte, dem gelehrten Mönch 
auch vielleicht nicht an geistiger Begabung gewachsen sein 
mochte, und da Hinkmar zudem besorgt war, es könnte 
Rothad leicht bei seiner bekannten Vorliebe für Neuerungen 
Gefallen an Gottschalks verderblicher Lehre finden ', so be- 
hielt er ihn zunächst in seinen Händen ®, um ihn später 
dem unweit Reims gelegenen Kloster Hautvilliers, dessen 
Abt Haldsin zu Chiersey am Verdammungsurteil über Gott- 
schalk mit teilgenommen, zu übergeben. 

Welche Schriften Gottschalk hier zu Chiersey habe ver- 
brennen müssen, ist nirgends ausdrücklich gesagt, doch 
dürfte die Annahme, dafs es die beiden von Gottschalk der 
Synode von Mainz vorgelegten gewesen seien, viel Wahr- 
scheinlichkeit haben ® Gut hierzu palst die Schilderung, die 
Remigius von diesen Schriften entwirft‘, dafs dieselben 
reiche Belegstellen aus der h. Schrift, wie aus den Kirchen- 
vätern enthalten hätten, was sowohl der Anlage eines Glau- 
bensbekenntnisses, das seine Übereinstimmung mit der kirch- 
lichen Lehre darthun soll, als auch dem Inhalt einer Refu- 
tationsschritt, die eine gegenteilige Ansicht mit dem Ansehen 


1) Op. II, 262: quoniam Rothadus, de cujus parochia erat, illi 
neseiebat resistere, & novitates amang timebatur a nobis, ne diseeret 
praya sentire, qui noluit discere recta docere. 

2) Ibid. und Op. If, 539: mihique (idem Coneilium) illum (Gothesc.) 
ad custodiendum commisit. 

3) Diese Annahme teilen Langen, v. Sybels hist. Zeitschr. XLVILIL, 
476 inbezug auf Gottschalks Glaubensbekenntnis, inbezug auf beide 
Schriften Borrasch a. a. O. 5. 68; Monnier, De Gothescalci et 
Jo. Scoti Erigenae controversia de praed,, p. 1; Hist, lit. de la Fr. V, 
358. — Gfrörer, K.-G. III, 2, 845 denkt an eine besonders für diese 
Synode von Gottschalk rerfalste Schrift. 

4) Bibl. Patr. max. XV, p. 680 (Lib. de trib. epp. c. XXV): Lie 
bellus, in quo sententias Scripturarum, sive Sanctorum Patrum sibi col- 
legerat, quas in concilio offerret. — Gottschalks beide uns noch erhal- 
tenen und später von ihn aufgesetzten Glaubensbekenntnisse bringen 
eine Menge biblischer und patristischer Belegstellen bei, mithin wird 
das auch bei seinem ersten, uns verlorenen Glaubensbekenntnis der Fall 
gewesen sein. Die Sententine Seripturarum werden vorwiegend in dem 
Bekenutnis, die Sententine Patrum vorwiegend in der Refutationsschrift 
zu finden gewesen sein. 


STUDIEN ZU GOTTSCHALKS EDEN UND LEHRE. 13 


der Väter zurückweisen will und bekanntermalsen dem 
Gegner vorwirft, dafs er der semipelagianischen Ansicht 
eines Gennadius huldige, recht wohl entspricht. Zudem 
sich ja das ganze Verfahren dieser Synode auf dem 
der vorhergehenden von Mainz auf; war es da nicht 
natürlich, dalı man) dis ‚dort.von Gottschalk vorgebrachten 
Eingaben — seine chartula professionis und sein liber vi- 
rosae conseriptionis — ihn hier zu widerrufen aufforderte, 


Das Urteil, das diese Synode über den unglücklichen 
Mönch füllte, war ein mehr als grausames. Olne auch nur im 
Mindesten die Gerechtigkeit seiner Sache zu untersuchen, 
allein fußsend auf dem, was Gottschalks erbittertster Gegner, 
Erzbischof Raban, über diesen den gallischen Bischöfen zu 
Händen des Erzbischofs Hinkmar mitzuteilen für gut be- 
funden hatte, ward er ungehört bis anfe Blut gepeitscht und 
halbtot hinweggetragen zu ewiger Klosterhaft. Es hat nicht 
an Stimmen gefehlt, die dies Urteil als einen Akt rohester 
Brutalität bezeichnet haben *: und das mit vollem Rechte, 
Selbst Hinkmar gesteht später mittelbar die harte Bestra- 
fung zu, indem er es für notwendig erachtet, sich dieserhalb 
eingehend vor Papst Nikolaus zu rechtfertigen ®. 

Man mufs sich wundern, dafs solch Urteil ohne Wider- 
spruch, soviel wir wissen, auf’ einer Versammlung zu stande 
kommen konnte, auf der wir Männer antreffen wie Richbold, 
der höchstwahrscheinlich Gottschalks Lehre nicht so ganz 















1) Der Zusatz „quas in coneilio offerret“ braucht nicht blofs von 
‚dem Konzil zu Chiersey angenommen zu worden, es kann sich das auch 
‚ebenso gut auf das früher in der That geschehene Einbringen beider 
‚Schriften auf der Synode zu Mainz beziehen. 

2) Ba vornehmlich zuerst Remigius, Erzbischof von Lyon in seiner 
trib. epp- ©. XXV. Bibl, Patr, max. XV. 

445/4. Man ist versucht, angesichts solches Urteils Gefs 
, der m. a. O, S. 61 sagt: „Den über den armen Gott- 
VUrteilsspruch schrieb man dem h. Geist zu. Wie oft 
auch vorher und nachher der Geist der Schwärmerei, der 
‚der Rachsucht seine Meinungen und Entscheidungen für 
‚der Gottheit ausgegeben." 





i z 
14 FREYSTEDT, 


abhold war, wie Rothad von Soissons, der stets nachsichtig 
gegen Gottschalk gewesen war, wie wir auf dieser 

aus Hinkmars Munde erfahren, und wie Wenilo von Sens, 
der nachmals für den unglücklichen Mönch Partei ergriff: 
daraus jedoch auf einen Anhang Gottschalks unter den Bi- 
schöfen dieser Synode schliefsen zu wollen, hiefe zu weit 
gehen, und dieser Annahme steht der Urteilsspruch, der ohne 
Widerrede Billigung fand, selbst entgegen !, 

Es ist verschiedentlich behauptet worden, daß auf dieser 
Synode zu Cbiersey die bekannten vier Artikel gegen die 
Prädestination aufgestellt worden seien ?; dagegen ist der 
Nachweis erbracht, dals dieselben erst auf eine zweite 
Synode zu Chiersey, in Sachen des Prädestinationsstreites im 
Jahre 853 gehalten, gehören. 

Noch besitzen wir aber den Synodalschluf, der über 
Gottschalk erging®. Das in ihm ausgesprochene Urteil 
fand, wie erwähnt, an Gottschalk rücksichtslose Vollstreckung. 


1) Gfrörers Vermutungen bezüglich Wenilos von Sens und Rothads 
won Boissons (Gesch. d. K. I, 217) sind von Wenck a. a. 0. 8. 402 
bis 406 zur Genüge widerlegt. In Gfrörers Bahnen wandelt gleichwohl 
wieder Borrasch a. a. O. 5.59 u. Anm. Auch Borrasch schliefst 
ähnlich wie Gfiörer aus der späteren Stellungnahme dieser Männer anf 
die Synode von Obiersey zurück — mit völligem Unrecht. 

2) So Mansi XIV, 919, Harduin V, 18%, und zuletzt Gfrörer, 
Gesch. d. K. T, 216. 244. Dagegen verlegen sie mit einleuchtenden 
Gründen ins Jahr 858: v. Noorden, Erzb, Hinkmar v. Rheins, $. 68 
und 8. 814 Anm. 4; Schrörs, Hiokmar v. Rheims, $. 197; vorher 
schon Mabillon, Annal. II, 86, Hefele a. a. ©. 1V, 138/9, Weiz- 
säcker, Jahrb. f. deutsche Theol. 1850, S. 548, Borrasch a, a, O. 
8 87. 

8) Diese Sentenz veröffentlichte zuerst Jacob Sirmond, Op. II, 
986 aus einer Handschrift des Nicolaus Camuzatius. Unbeanstandet 
wurde dieselbe und als echt befunden von Mansi XIV, 921, Harduin 
V, 20, Mauguin a. a. O. Il, 78. 79; für unecht erklärte sie zunächst 
BSchröckh, KG. XXIV, 40, Hofele a. a O, IV, 186—139 sah in 
ihr das Fabrikat eines viel späteren, in der Sache gar wenig unter- 
richteten librerius; ihm schlols sich an v, Noorden a. a. O, 8, 62 
Aum, 8 und Borrasch a. a. O. 8. 86. — Für echt hielten sie Gefs 
#. 4. 0. 8. 21 Anm, m, Langen in v. Sybels hist, Zeitschr, NLVIIL, 
8. 476, Dümmler, Gesch. d. ostlränk. R. 1, 386, Gfrörer, K.6. 





4 = 





mehr unter Ärkichksan haben. Hier hat Gottschalk als 
Märtyrer seiner augustinischen Lehre volle 20 Jahre helden- 
mütig sein hartes Los in dem trüstenden Bewulstsein 
ertragen, dals ihm, dem Erwählten Gottes, auch dieses von 
Gott von Ewigkeit her bestimmt sei. Vergeblich harrie er 
zu Zeiten der Stunde der Erlösung; er sollte seine Kloster- 
zelle lebend nicht wieder verlassen. Mit seiner Einkerkerung 

zu Hautvilliers verschwindet Gottschalk auf 
immer von dem öffentlichen Schauplatz des noch lange 


Grunde. 
So heftig ihn auch seine Gegner angriffen, der sittlichen 
Reinheit seines Charakters und Lebens wulsten doch auch sie 
nichts nachzusagen, und rühmend singt sein Jugendireund 
Walahfrid Strabo von ihm: „quod cum vita tibi potior sit 
lege Lycurgi“ }. Unter ersteren war es besonders Erzbischof 
1 ‚ der seinen ganzen Hafs auf den unglücklichen 
und ihm gegenüber völlig machtlosen Mönch geworfen hatte 
und ihn mit demselben Zeit seines Lebens verfolgte *; ihm 


= 


‚ und mit erneuten Gründen Schrörs a. a. 0. 8. 49049, 
ch mich hier ganz anschliefse. — Einen unumstöfslichen Beweis 
brachte das von Gundlach zuerst edierte Schreiben 
‚reelusos et simplices in Remensi parochia“ Zeitschr, f. 
308/9, wo es Hinkmar selbst als Synodalurteil ein- 
) für seine Parochianen. 

Walahfridi ad Gothese. Bibl. Patr. max. XV, 232. 
II, 262 sagt Hinkmar von Gottschalk: habitu monachus, 
impatiens, & vocum novitate deleetans, ac inter 
moxia singularis, de omnibus, quae in his regionibus 

iporis sensa eognoverat, quaedam sibi elegit Capitula, 
8 weum innotesci valeret, utque simplicium et deceptorum 

tere, & magistri nomen usurpando post se diseipulos tra- 
al sus vota prurientes auribus magistros sibi com- 
quaerere indebite, quoniam legitime non poterat, si- 


_ 













16 FREYSTEDT, 


allein und seinem wmächtigen Einflusse hatte Gottschalk 
seine ungerechte Verurteilung wie klösterliche Haft zuzu- 
schreiben. 

Doch war anfangs Gottschalks Haft noch eine verhältnis- 
mällsig milde und gelinde. Hinkmar versichert ausdrücklich 
in einem späteren Briefe an Papst Nikolaus, dafs man es 
ihm an nichts habe fehlen lassen und dafs ihm gleich jedem 
anderen Mönche das zum Leben Erforderliche ohne Unter- 
schied gewährt worden sei', und es liegt kein Grund vor, 
diesen Worten Hinkmars keinen Glauben beizumessen. Auch 
konnte Gottschalk nach wie vor im Studium der h. Schriften 
und Väter sich Beschäftigung und Trost suchen, da man es 
zu jener Zeit jedenfalls für Sünde gehalten hätte, ihm diese 
vorzuenthalten; und reichliche Gelegenheit war ihm damals 
noch zu schriftstellerischer Beschäftigung geboten, wenngleich 
auch es Hinkmar zu hindern suchen mochte, dafs Schriften 
aus seiner Feder die Klostermauern verliefsen, obschon er 
dies nieht immer mit Erfolg durchsetzen konnte. Wir er- 
fahren es, wie von Hinkmar selbst ®, so noch gewisser aus 
Rabaus Munde, dal dem Mönch damals die Feder noch in 
ergiebigster Weise zu Gebote stand ®, 

Selbst zur Osterkommunion 849, also unmittelbar nach 
Gottschalks Inhaftierung, wird Hinkmar seinen Gefungenen 
zugelassen haben: wir dürfen dies schliefsen aus seiner An- 
frage an Bischof Prudentius von Troyes, dessen Rat er 
darum erbittet* — Hier versichert Hinkmar Prudentius 


mulJatione vitae religiosae e doetrinn pracesse, Fast ebenso Op. I, 20. 
414: Gothescaleus, Orbacensis monasterii Remensis Ecclesine pseudo- 
monachus ... qui nova & anten inaudita „.. proferre ab ineunte aetate 
suae vitiosae indolis delectabiliter studuit, & in eodem studio permansit; 
ef. Diez, De Hinemari vita et ingenio, p. 52; vgl. Op. I, 424. 550, 
Hinkmar in seiner Schrift „Ad reclusos et simplices in Remensi pa- 
rochla®, ed, von Gundlach Zeitschr, f. K.-G. 1888, X, S, 260/1. 

2) Op. 11, 392. Diez a. a. ©. 8. 58. 

2) Op. 1, 550; Il. 200. 

3) Sirmond, Op. 996. 

4) Flod, 8, 21, p- 518: Prudentio Trecassino scribens, queritur, 
guare sibi presentiam suam subtrahat; significans, se ab eo eonsilium 
quaerere velle de statu ot compressione Gothesenlei; intimans, quid de 


4 zu E 


STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN UND LEHRE. 17 


gegenüber, wie er auf mannigfache Weise Gottschalk von 
seinem Irrtum zu bekehren versucht habe ', und unbean- 
standet werden wir diesen seinen Worten Glauben schenken 
müssen. Ja wir wissen sogar, dafs Hinkmar eigens zu diesem 
Zwecke ein besonderes Schreiben an Gottschalk richtete, 
ein letzter Versuch, sich mit ihm zu verständigen # Hink- 
mar sucht es hier, um den Ausgleich zu ermöglichen, dem 
Mönche nahe zu legen, dals er einige Stellen, besonders des 
Prosper, nieht richtig verstanden habe und sucht ihm dies 
mit Aussprüchen des h. Augustin und anderer kirchlicher 
Autoritäten zu beweisen, unter der Mahnung, auch er, Gott- 
schalk, möge sich zu dieser Ansicht der Väter bekennen; 
er macht es dem Mönch begreiflich, Gott wisse das Gute 
und das Böse voraus, aber das Böse wisse er nur voraus, 
während er das Gute auch zugleich vorausbestimme; daher 
könne es eine Prüseienz ohne Prädestination geben, nicht aber 
‚eine Prädestination ohne Prüseienz; und weil @ott nur die Guten 
vorausweils und vorausbestimmt zum Leben, die Bösen aber 
nur vorausweils, so könne es keine Prädestination zum 
Untergange geben. 

Der Erfolg entsprach nicht Hinkmars Erwartungen. 
Gottschalk setzte dem seine beiden, uns noch erhaltenen 
Glaubensbekenntnisse entgegen, in denen er unumwunden 
an einer doppelten Prädestination festhielt: Damit ward das 
letzte Band zwischen beiden zerschnitten. Hinkmar scheint 
nun auch mehr von seiner nachsichtigen Behandlung ab- 
gekommen zu sein: sein gekräukter Ehrgeiz konnte es dem 
Mönehe nicht vergessen, dafs er ihn schnöde abgewiesen. 
80 sehen wir denn, wie eich Gottschalks Haft je länger 
je mehr verschärft, Und als nun der Mönch vollends auch 


wi vel judientum fuerat in sinodo, quo cum reclusum tencbat 
qui 


& et quis multis modis eum converti teınptaverit, et de moribus 
superbin ipsius; et si coena Domini vel in pascha debent illum ad- 
mittero ad audiendum sacrum ofüielum vel acciplendam eommunionem, 
I) Ibid.: quia multis modis eum converti temptaverit, 

2) 86 fassen dies Schreiben Hinkmars auf Gfrörer, K.-G. II, 2, 
#49; Engelhardt, Handbuch d. K-G., Bd. II, $, 165; ähnlich Guu- 
„ Gottschalk moine W’Orbais, p. 89. Das Schreiben selbst findet 
zeben bei Flod. 3, 28, p. 058. 

8-0. ZVIN, i. 2 










18 FREYSTEDT, 


in die bald darauf entbrennenden Trinitätsstreitigkeiten mit 
einer Abhandlung eingegriffen und in derselben den Erz- 
bischof des Sabellianismus bezichtigt hatte, da erreicht seine 
Haft das schärfete Mals: fortan wird ihm die Feder ver- 
boten ! und jedweder Verkehr mit der Aufsenwelt ihm streng 
untersagt ® — und wieder scheint Erzbischof Raban der Ur- 
heber dieser verschärften Mafsregel gewesen zu sein ®, 

Gleichwohl konnte es Hinkmar auch jetzt nicht immer 
hindern, dafs solches geschah: war es doch Gottschalk sogar 
noch möglich geworden, eine Appellationsschrift au den 
Papst Nikolaus abzuschicken * — allerdings ohne Erfolg! 

Je schürfer sich seine Haft gestaltete, desto mehr zeigte 
Gottschalk seinen glühenden Hals gegen seinen Todfeind 
Hinkmar, Er ging schlielslich s0 weit, dafs er die Klei- 
dungsstücke, die ihm die Brüder darboten, von sich wies, 
weil diese mit seinem Gegner Gemeinschaft unterhielten, und 
er beharrte so lange bei seiner Weigerung, bis grimmige 
Kälte ihn eines besseren belehrte ®. 

‘Was uns Hinkmar über Gottschalks letzte Tage berichtet, 
zwingt uns zu der Annahme, dafs sich Gottschalks Geist in 
den letzten Zeiten seines Lebens umnachtet habe Es liegt 
kein Grund vor, diese Angaben Hinkmars anzuzweifeln, 
zumal er ja eigenhändige Schriften Gottschalks als Beweis 
anführt, Es ist vollständig erklärlich und begreillich, dafs 
ein Charakter wie Gottschalk, sein Leben hoffnungslos hinter 
einsamen Kerkermauern vertrauernd, ohne jedwede Aussicht 
auf künftige Befreiung, der Nacht des Wahnsinns verfallen 
konnte, 

So berichtet uns Hinkmar von einem Gebet an Gott, 
das Gottschalk niederschrieb, in dem es geheilsen habe, dafs 
der Allmächtige selbst es ihm verboten habe, für Hinkmar 
zu beten; des weiteren habe darin die Behauptung gestanden, 


1) Op. 11, 291: qui (Guntbertus) saepe Gothescalco furtim... - 
literas dederat & ab eo acceperat, 

2) Op. Il, ib.: qui saepo Gothescaleo furtim se conjunzerat, 

8) Sirmond, Op. II, 996. Neander, K.-G. IV, 427. 


4) Op. II, 291. 
5) Op. I, 560; I, 292. 





STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN UND LEBE. 18 


dals die göttliche Dreieinigkeit in ihn eingefahren sei, zuerst 
der Sohn, dann der Vater und endlich der h. Geist, der 
ihm bei seiner Einfahrt den Bart um den Mund versengt 
habe }. 


Weiter soll Gottschalk folgende Prophezeiung seinen 
‚übermittelt haben: Hinkmar werde nach dritthalb 
vom Tage dieser Prophezeiung an mit Tode ab- 
werde er, Gottschalk, Erzbischof von Reims 
Bene nber au. (AIR niorben (und die Mir 
Und da er diese Prophezeiung, die 


ib 
Ei: 


l 
u 


sah, habe er von neuem zu dem Allmächtigen 
seinem Willen anheimgestellt, wann er, ob 
Erzbischof, diesen Ehebrecher, den 
‚ hartnäckigen Ketzer, den Feind der 
d der Falschheit, den Dieb und Räuber 
rufen wolle, 
von Mönchen des Klosters Hautyilliers die 
wurde, dals Gottschalk in Todesgefahr 
er ihm ein allgemein gehaltenes Glaubens- 
bekenntnis zu, des Inhalts, dafs Gott nur die Erwählten 
die Verworfenen ihrem Geschick nur über- 
Gott alle Menschen selig machen wolle, 
men le wirklich selig werden; dafs an denen, 
, sich Gottes Gnade zeige und an ar 
‚zu Grunde gehen, des Menschen eigene Schuld; dafs 
für alle gestorben sei und dafs die Gottheit der 
h. Dreieinigkeit nur eine sei. Wena er, Gottschalk — so 
fügte Hinkmar bei — vor Zeugen zu diesem Bekenntnis 
‚durch Namensunterschrift seine Zustimmung erkläre, so wolle 
vom Banne lösen, in die kirchliche Gemeinschaft 
7 aufnehmen und zum h. Abendmahle zulassen 2, 
bei einem Manne wie Gottschalk "vorauszusehen 
war, wies derselbe dies Ansinnen mit Abscheu und unter 
ün gegen Hinkmar weit von sich: wozu ihn 


KBTIuR 
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20 FREYSTEDT, 
jahrelange Einkerkerung nicht vermocht, dazu konnte ihn 
noch weniger der nahende Tod bewegen; das ihm vor- 
gelegte, seinen Ansichten widersprechende Glaubensbekennt- 
nis fand seine Unterschrift nicht !. 

Hinkmar hatte dies vorausgesehen; darum schickte er 
alsobald, nachdem sein Schreiben an Gottschalk abgegangen 
war, ein zweites an die Mönche von Hautvilliers, um ihnen 
diesbezügliche Verhaltungsmalsregeln zu geben * Er schärft 
darin den Mönchen ein, daß sie Gottschalk, falls er doch 
noch unterschriebe, sofort in die kirchliche Gemeinschaft 
wieder aufnehmen sollten; beharre er aber bis zum Tode 
bei seiner Weigerung, so dürfe man ihn weder mit kirch- 
licher Begleitung noch auf dem kirchlichen Friedhofs be- 
erdigen: ein stilles Begräbnis aber sei ihm nicht vorzu- 
enthalten. Trotzdem die Klosterbrüder inständigst in ihn 
drangen, von seinem verkehrten Sinn abzulassen und zur 
kirchlichen Gemeinschaft zurückzukehren, blieb Gottschalk 
bei seiner Weigerung: er starb ungebeugt, aber auch un- 
versöhnt am 30. Oktober des Jahres 868 oder 869 4, nach 
standhaft getragener 20 jähriger Kerkerhaft. Ohne Sang 
und Klang liefs ihn sein harter Kerkermeister in ungeweihter 
Erde einscharren und selbst den Toten suchte sein Hafs 
noch zu erreichen, wenn er ihm in seiner Schrift „de una 
et non trina deitate“ einen Leichenstein mit der Inschrift 


1) Op. I, 568. Filod, 3, 28, p. 553: Cui diffinitioni subsceribere 
idem Gothescaleus pertinacissime recusavit, Ch, Gambs, Vie et 
doctrine de Godeseale. (Stralsbourg 1837), p. 14. 

2) Op. I. 559: Post discessam denique a me ipsorum fratrum, re- 
eogitans duritiam illius et cor impoenitens, misi fratribus nostris in 
monasterio Altivillaris ... hanc .., paginam, Das Verordnungs- 
schreiben Hinkmars an die Mönche von Hautrilliers Op. I, 553/5 u. 
u, 314/6. 

3) Op. 1, 3i6: privatae autem sepulturae humanitas, sicut vobis 
dixi, ei non est deneganda, 

4) Hist. lit, de la Fr. V, 356; Gothescale mourut apres envirom 
20 ans de prison en 868 ou 869, le XXX d’Octobre comme il paroit 
par le Nöerologe d’Hautvilliers, oü le jour de sa mort se trouve marqud. 
Ebenso Gaudard a. a. 0. 8, 57 Anm, 2 und Diez a. a, 0, 8. 56. 
Die letzten Ereignisse finden sich Op. I, 555. 


4 E 


STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN UNO LEHRE. 2ı 
setzte: „Sieque indignam vitam digna morte finiyit, et abiit 
in loeam suum“!, 

Es ist kein rühmlich Andenken, das sich der sonst in 
vielen Beziehungen so hochverdiente Erzbischof? Hinkmar 
von Reims in dem Gottschalkschen Handel geschaffen hat; 
es war ein Leichtes für ihn, einen unglücklichen Mönch mit 
seiner Macht und mit seinem weitreichenden Einflusse zu 
unterdrücken; und die Grausamkeit, die Hinkmar in der 
Verfolgung des unglücklichen Gottschalk zeigte, dessen 
ganzes Verbrechen darin bestand, dafs er mit der Ansicht 
des in der Kirche hochverehrten Augustinus der Ansicht 
dieses mächtigen Kirchenfürsten entgegenzutreten wagte, 
wird stets einen dunkeln Schatten in dem Lebensbilde des 
Reitnser Metropoliten bilden ®. 

Und es war ein tragisch Verhängnis, das über Gottschalk 
waltete, Augustin stand allgemein zwar noch im höchsten 
Anschen, doch die Kirche wandelte schon lüngst nicht mehr 
in seinen Bahnen. Als daher der Mönch von Orbais mit 
‚erneuter Schärfe die Lehre dieses Kirchenvaters vortrug, die 
nicht mehr mit dem Geist und der Ansicht jener Zeit über- 
einstimmte, mulste vieles in derselben der fortgeschrittenen 
‚Kirche als häretisch erscheinen, und so ward ob des gleichen 

ru weswegen der Bischof von Hippo heilig gesprochen 
war, der Mönch von Orbais verketzert; was eine frühere 
Zeit in dem Munde jenes Bischofs als rechtgliiubig bewundert 
‚hatte, erschien einer späteren in dem Munde dieses Mönches 
‚als häretisch. Gottschalk ward der Märtyrer des strengen 
Augustinismus. 

Es hat nicht an Stimmen gefehlt, und nicht blols in jener 
Zeit des 9. Jahrh, die den Stab über diesen unglücklichen 
Mach, gebrochen Babe ® %, doch ist auch von anderer Seite 

wieder mehr "Gerechtigkeit zu teil geworden ®. 


nn 1, 565. 
2) Dagegen Gfrörer, K-G. III, 2, 895. 
; -Cellot, Hist, Gothese, Praed, (Paris 1655), p. 23, cı I und 
m, Gesch. d. deutsch. Konzil., Bd. I], S. 426. 

win (dem die Benediktiner und Augustinianer in der rü- 
© gefolgt sind, die in Gottschalk einen echten Schüler 












22 FREYSTEDT, STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN. 


Und das mit vollem Rechte: Gottschalk war von der Wahr- 
heit der Lehre „seines“ Augustinus voll und ganz überzeugt 
und das „Dogma von dem unabänderlichen Willen Gottes, 
dem der Mensch sich fügen müsse, befestigte ihn in seiner 
eisernen Beharrlichkeit‘“ !. 

Mit Gottschalks Tode findet der Prädestinationsstreit des 
9. Jahrh. sein Ende. Die Zeiten zogen über die einsame 
Grabesstätte dieses unglücklichen Mönches dahin, dessen 
Name bald nur mehr den Gelehrten bekannt war, bis noch 
einmal die gleiche Streitfrage gleich einem Feuerbrand in 
der abendländischen Kirche auftauchte und noch einmal — 
und fast auf dem gleichen Boden, auf dem man im 9. Jahrh. 
gekämpft hatte — die Gemüter heftig gegeneinander erregte, 
wodurch der Name jenes sächsischen Mönches zu neuer Be- 
rühmtheit gelangte: im Kampf der Jansenisten mit ihren 
Gegnern, ohne dafs allerdings auch hier eine befriedigende 
Lösung dieses theologischen Problems erzielt wäre. 
Augustins erblicken). Basnage, Hist. de ’fglise, Tome I, c. 7—10, 
p. 763—780; Hottinger, Fata doctrinae de Praed. & Gratia Dei sa- 
lutari secunda et adversa, Lib. III, c. 2, p. 3897—448; Noris, Hist. 
Gothescalcanae synopsis op. (Veron. 1732) IV, 682f.; Gerhard Vofs, 
Hist. de controv. quas Pelagius ejusque reliquiae moverunt, Lib. VII, 
P. IV, p. 776—829; Erzbischof Usher, Gotteschalci et Praedestina- 
tianae controversiae ab eo motae Hist., Dublini 1631 (4°), Hannoviae 
1662 (8°); Schröckh, K.-G. XXIV, 121—126; Gels a. a. O. 8. 95; 
Staudenmaier, Joh. Skot. Erigena, S. 176; Borrasch a. a. O. 
S. 62f. u. 109; v. Noorden a. a. 0. 8.55 u. 100; Gaudard a. a. O. 
S. 60/1; Gambs a. a. O0. S. 14; Dümmler, Gesch. d. ostfränk. R. 
II, 167; Schrörs a. a. O. S. 98. 

1) Hagenbach, K.-G., Bd. II, S. 158. 


2. SITZSCH, 


prinzip bezeichnet. Das derselbe sehr oft in korrunplhe 
Gestalt auftrat (namentlich in der Form Sinderesis), erwähne 
ich hier nur beiläufig; es genügt, in Bezug auf diese That- 
sache darauf hinzuweisen, dafs weder an der Entstehung 
der korrupten Formen aus dem genannten lateinischen 
Worte, noch an der Entstehung dieses letzteren aus dem 
griechischen owrrjeyeig ein Zweifel besteht. Nicht ganz 
unwichtig ist aber, sofern reingeschichtliche Momente der 
Lehre vom Gewissen doch auch ihre Bedeutung haben 
können, die Entdeekung, dalsder in Rede stehende 
Terminus lediglich auf einer falschen Lesart 
einer unten näher zu bezeichnenden Stelle bei 
Hieronymus beruht, Ich habe dies schon i. J. 1879 
(in den Jahrbüichern für protestantische Theologie, 1879, IT) 
nachzuweisen gesucht und behauptet, in der allein in Be- 
tracht kommenden Stelle sei anstatt ovrr/oyow zu lesen 
ouveidgew. Das war jedoch lediglich eine (von mir aller- 
dings mit großer Zuversicht vertretene) Konjektur. 
Heute aber ist durch die Forschungen eines jungen Ge- 
lehrten, des Herrn Dr. Erich Klostermann in Kiel, der mir 
bei einer Reise nach Italien freundlich seine Dienste anbot, 
festgestellt, dafs drei Handschriften meine Kon- 
jektur bestätigen. Damit ist nun freilich die Richtigkeit 
meiner Behauptung objektiv und abeolut noch nicht geradezu 
erwiesen; denn es giebt aufser den verglichenen Codices 
(zwei Florentinischen und einem Veronenser, worüber unten) 
auch noch andere, bisher neuerdings nicht eingesehene, 
namentlich römische. Inzwischen darf ich mich nunmehr 
der Hoffnung hingeben, eine größere Anzahl von Autori- 
täten für meine Ansicht zu gewinnen, während jene meine 
Abhandlung von 1879 nur die Wirkung hatte, dafs einige 
Gelehrte sich von der Unechtheit der noch von Vallarsi 
festgehaltenen Lesart (sorrjeyew) freilich überzeugten, an 
die Stelle meines Verbesserungsvorchlages jedoch ganz andere 
setzten, für welche diplomatische Grundlagen zu finden sie 
vielleicht auch jetzt noch versuchen werden, wenn sie es je 
gethan haben. 


Doch es sei mir gestattet, etwas weiter auszuholen, um 


FE 


| 


—— 


EINE BESTÄTIGTE KONJERTUR. 25 


auch bei Solchen für die fragliche Entdeckung Interesse zu 
wecken, welche seither gar nicht gewulst haben, was man 
unter der Synteresis versteht. Diese Unkenntnis selbst Ge- 
lehrten irgendwie zu verübeln, davon bin gerade ich sehr 
weit entfernt, weil niemand mehr als ich von der Wunder- 
lichkeit des Terminus überzeugt sein kann. 

‚Wo immer in der römischen Kirche der Hierarchismus 
bestrebt ist, die Laien möglichst unselbständig zu machen 
und desto mehr in Abhängigkeit von der Seelsorge und 
richterlichen Gewalt der Priester zu bringen , kann es auch 
im Gebiete des sittlichen Lebens niemals in seinem Interesse 
liegen, das Bewulstsein der eigenen Urteilsfihigkeit des 
Laien zu stärken und denselben darauf hinzuweisen, dafs er 
an seinem Gewissen ein Organ für eigene individuell-mo- 
ralische Gesetzgebung und Selbstbeurteilung besitzt, welches 


dals, trotz der (mit Recht behaupteten) Irrtumsfähigkeit des 
Gewissens im einzelnen Fall, auch den gefallenen Menschen 
ein inneres Agens erfülle und mehr oder weniger beherrsche, 
welches ihn zum Guten hintreibe und dem Bösen entgegen- 
wirke. Als Gewissen wird dieses innere Agens von jenen 
‚Scholustikern nicht bezeichnet. Im übrigen gilt es wenigstens 
‚dem gründlichsten und klarsten Interpreten der in Rede 
stehenden scholastischen Theorie, dem Thomas von Aquino 
(Summa p. I, qu. 79, art. 12), nicht als ein neben oder 
über der Urteilskraft und dem Willen vorhandenes, besonderes 
natürliches Seelenvermögen, nicht als eine besondere po- 
tentia, auch nicht als eine Thätigkeit (actus), sondern als 
ee habitus, als eine natürliche Fertigkeit, 

die in Analogie zum Intellekt stehe. Die Erkenntnisthätig- 
‚gleicht nach Thomas einer Bewegung, welche von dem 
und vor jeder Forschung schon Gewissen zu der 
des Unbekannten fortschreitet. Diese Entwick- 











I 
2 Serzsch, 


lung des in den einzelnen Fällen Richtigen aus einem 
unbeweglichen, alles normierenden Grunde findet nun nach 
Thomas zunächst auf dem theoretischen Gebiete statt, muls 
aber nach ihm auch auf dem praktischen Gebiete ihr Ans- 
logon haben. Wie nümlich der intelleotus der Inbegriff 
der jedem einzelnen Urteil im theoretischen Gebiete zu 
Grunde liegenden (objektiv gültigen, von vornherein teat- 
stehenden, im Menschen yon Natur lebendigen) Axiome ist 
(habitus prineipiorum speeulabilium, der &ues« des 
Aristoteles, s. Analyt. post. I, 3, p. 72", 18), so ist die hier in 
Rede stehende Fertigkeit der Inbegriff der den einzelnen 
moralischen Urteilen zum Grunde liegenden, im Menschen 
von Natur lebendigen sittlichen Überzeugungen (habitus 
quidam naturalis prineipiorrum operabilium). Diese in 
einem moralischen Wissen (scientia) bestehende Fertigkeit 
wird nun mittelst des Gewissens (conscientia), welches seiner- 
seits auch keine potentia, kein besonderes Seelenvermögen, 
aber auch kein habitus, keine Fertigkeit, sondern eine 
Thätigkeit (actus) ist, auf unsere Handlungen (ea, quae agi- 
mus) angewandt, und auf diese Anwendung (applicatio) 
folgt entweder eine blofse Feststellung (Konstatierung) der 
begangenen Handlungen (testificatio) oder eine Anklage 
(ligatio) oder eine Entschuldigung (exeusatio), Es vollzieht 
sich also, wie z. B. der spätere Dominikaner Antoninus von 
Florenz (gest. 1459) in seiner Summa p. ], tit. 3, cap. 10, 
die thomistischen Sütze erklärend und weiter entwickelnd, 
bemerkt, im menschlichen Geiste eine Art von Syllogis- 
mus, dessen Obersatz jenes auf einer anerschaffenen 
Fertigkeit beruhende Bewulstsein bildet, dafs alles Böse zu 
vermeiden ist. Den Untersatz dieses Syllogismus bildet 
die Aussage der vom Gewissen in Bewegung gesetzten 
Urteilskraft, dals eine bestimmte Handlungsweise (z. B. der 
Ehebruch) dem Gebiete des Bösen angehöre (der Ehebruch 
#. B., weil er von Gott verboten oder weil er ein Unrecht 
oder etwas Unsittliches sei). Endlich zieht das Gewissen 
den Schlufssatz aus den Prümissen, dals diese Handlungs- 
weise (z. B. der Ehebruch) zu vermeiden sei. 

So weit die betreffenden Grundgedanken der hier der 


A_— En 


a 


EINE BESTÄTIGTE KONJEKTUR. a7 


Kürze wegen allein erwähnten Scholastiker (Thom. Aqu. und 
Antoninus von Florenz). Wir finden bei ihnen die Unter- 
scheidung eines allgemeinen und zwar objektiven und un- 
fehlbaren Sittlichen Bewulstseins einerseits und einer 


seite. Mag man diese Distinktion in jeder Beziehung richtig 
und ausreichend finden oder nicht, — im Prinzip werden 
wir sie mindestens begreiflich und motiviert finden müssen. 
Auffallend ist nun aber im höchsten Grade, dals 
jene Fertigkeit oder jenes allgemeine, dem Geiste an- 
geborene, auf das Gute hinweisende und vom Bösen ab- 
mähnende sittliche Bewulstsein, jenes „innere Licht“, jenes 

„Gewissensprinzip“ von den Scholastikern Synteresis 
genannt wird. Sorrjeyaız ist zwar an sich ein — wenn 
auch späfgriechisches, doch — gutgriechisches Wort. Aber 
was bedeutet es? Es kann heifsen: Bewahrung (conser- 
watio) oder Bewachung oder Beobachtung (observatio). Hin- 
gegen ist es weder bei Profanskribenten noch bei Kirchen- 
vätern — scheinbar mit einziger Ausnahme des Hieronymus, 
auf den wir zurlickkommen — terminus technicus; und etwas 
Derartiges, wie das, was die Scholastiker darunter verstehen, 
hat kein einziger vorscholastischer griechischer oder latei- 
nischer Schriftsteller, der von Hieronymus unabhängig war, 
darunter verstanden. Als in abstracto möglich könnte 
an sich allenfalls deuken, dafs ein alter theologischer 
Schriftsteller darauf verfallen wäre, im Sinne des Albertus 
Magnus die Fühigkeit, eine gewisse Integrität der höheren 
"Geisteskräfte trotz des durch den Sündenfall eingetretenen 
Verderbens. in sieh aufrecht zu erhalten, als eine dem sitt- 
 Bewulstsein innewohnende Bewahrungskraft zu 
‚oder die Fähigkeit, diese Geisteskräfte selbst vor 
brauch zu behüten, Bewachungskraft oder end- 
nach dem Sündenfall übriggebliebenen Rest der 
t, die göttlichen Urgebote zu beobachten, Be- 
ermögen zu nennen; und für die beldn 
en wurde in dem den Stoikern geläufigen 
ö Aysuovızöv als Bezeichnung der leitenden 











" 


28 NETZSCH, 


Kraft in der Seele wenigstens eine gewisse Analogie liegen. 
Aber was hilft uns diese abstrakte Möglichkeit, wenn that- 
sächlich das in Rede stehende Gewissensprinzip von 
keinem antiken Philosophen, von keinem Kirchenvater, 
überhaupt (abgesehen von den Scholastikern und deren 
Nachfolgern) von niemandem aurr/gnoıs genannt worden 
ist? Will man wirklich annehmen, dafs ein gangbarer 
terminus technieus zufällig bei keinem der uns bekannten 
Schriftsteller als solcher vorkommt? Im Thesaurus eecle- 
siastieus des Suicerus suchen wir die ov»r. vergebens, in 
des Stephanus Thesaurus linguae graeeae (ed. Paris.) aber 
werden allerdings einige Stellen eitiert, in denen das Wort 
vorkommt. Allein von den meisten dort angeführten Stellen 
hat, so viel ich weiß, niemand zu behaupten gewagt, dafs 
sie von der ouve/g. in dem bestimmten, hier allein in Betracht 
kommenden technischen Sinne reden. Diesen oder wenigstens 
einen solchen, der zwischen der hier fraglichen besonderen 
und der ganz allgemeinen an sich farblosen Bedeutung eine 
Brücke bildet, hat man nur in dem Ausdruck rag Was 
moös zo oQua ovvrjengıg finden wollen, der bei Gregor von 
Nazianz vorkommen soll. Indessen es ist auffallend, dafs 
in dem Thesaurus gerade für diese Worte kein bestimmtes 
Citat angeführt wird, Es wird nur behauptet, die Worte 
fünden sich bei Gregor v. Naz., hingegen nicht angegeben, 
wo. Auch in den Indices der sorgfältigeren und voll- 
ständigen Ausgaben des Gregor Naz. findet sich der 
Artikel Synteresis nicht, Es wird also abzuwarten sein, 
ob jemand die Stelle wiederfindet, wo die Worte stehen. 
Ist sie aber gefunden, so wird sich vermutlich streng be- 
weisen lassen, was sich schon jetzt mit Wahrscheinlichkeit 
behaupten läfst, dafs auch sie als Belegstelle für den hier in 
Rede stehenden Gebrauch nicht gelten kann. Dafs auch die 
Seele in irgendeinem Sinn und Zusammenhang als Subjekt 
einer bewahrenden Thütigkeit dargestellt werden konnte, 
versteht sich von selbst. Diese und andere Stellen beweisen 
aber nicht viel mehr, als dafs das Substantivum aurr. vor- 
kommt, was gar keines Beweises bedarf. Die Bemerkung 
Jahnels ferner, daß „spätere Stoiker sich jedenfalls des 





EINE BESTÄTIGTE KONJEKTUR. 29 
Wortes evve/e. ähnlich wie avreidnaıg zur Bezeichnung des 
von Natur dem Guten zugeneigten und dem Bösen abholden 
Menschengeistes bedient haben“ (Theol: Quartalschrift, Jahrg. 
52, H. II, 8. 241f., Tüb. 1870), ist eine blolse Behauptung 
(s. darüber meine Abhandlung in den Jahrb. f. Protest. 
Theol. 1879, II, 8. 498). 

Je weniger es nun gelungen ist, das Auftreten des Ter- 
minus als solchen in früheren Jahrhunderten nachzuweisen, 
desto mehr sind wir darauf angewiesen, zu fragen, ob nicht 
derjenige Scholastiker, bei dem uns der Ausdruck zu- 
erst im bestimmten Sinne begegnet, d. h. Alexander von 
Hales, sich darüber ausspricht, woher er ihn entlehnt hat. 
Alexander giebt uns jedoch keine genügende Auskunft. Bei 
Anselm, bei Abälard und beim Lombarden hat bis jetzt, so 
viel ich weils, noch niemand den Terminus nachgewiesen. 
Dennoch hedlent. sich Alexander (Summa theol. p. II, qu. 73, 
membr. IV, s. auch qu. 74, membr. VI) desselben als eines 
bereits gangbaren; im Verlaufe seines Raisonnements erwähnt 
er übrigens u. a. eine Glossa eines Gregor, ferner den 

us, endlich den Bernhard (von Clairvaux). In- 
dessen in der angeblich gregorianischen Stelle, die er wahr- 
scheinlich meint (s. die pseudogregorianische onuaoia eig röw 
lelexuj). in Gregorii Nazianz. Opp. I, p. 870 ed. Ben. orat. 
47), kommt zwar das Wort owseildnoıg, aber nicht aurrjgnag 
wor. Hinsichtlich Bernhards weist uns eine Randnotiz in 
der Kölner Ausgabe der Summa des Alex. Hales. (v. J. 1622) 
auf die Schrift De (gratia et) libero arbitrio. Aber in dieser 

! ist Kap. 9, $. 31) findet sich der Ausdruck Syn- 
teresis gleichfalls nicht. Hingegen ist längst bekannt, dafs 
die Worte des Hieronymus, die Alexander im Auge hat, 
in des ersteren „Commentarii in Ezechielem proph.“ stehen. 
Die betreffende Stelle, die ich sofort angeben werde, bietet 
nach der üblichen, Sch bar Vallarıt vorliegenden Lesart das 
Wort ouvejenow iu tofienban die, eigentliche, Bazın 
für den in Rede stehenden Sprachgebrauch. Dieser wich- 
tigen Thatsache gegenüber ist es verhiltuismäßsig gleich- 
wo sich bei einem unmittelbar oder mittelbar von 
abhängigen Theologen aus der Zeit zwischen 








yr 


30 NITZSCH, 


Hieronymus und Alexander von Hales unser Terminus nach- 
träglich etwa noch findet. 

Die Worte des Propheten Ezechiel (1, 4—10), die Hie- 
ronymus in der fraglichen Stelle seines Kommentars erklärt, 
lauten in deutscher Übersetzung wie folgt: 


„Und ich schaute hin, und siehe, ein Sturmwind kam vom 
Mitternacht, mit starkem Gewölk, voll wirbeinden Feuers, und 
Glanz war rings darum, und inwendig, in der Mitte des Feuers, 
war e8 anzusehen wie blinkendes Erz. Und inwendig erschiem 
die Gestalt von vier Tieren; und ihr Aussehen war dieses: sie 
hatten Menschengestalt (d. h. ihre Gestalt war vorherrschend 
menschlich, soweit dies nicht durch die nachfolgende Schilderung‘ 
beschränkt wird). Und ein jegliches hatte vier Antlitze, und vier 
Flügel hatte ein jegliches von ihnen. Und ihre Fülse waren ge- 
rade, und ihre Falsballen wie die Fufsballen von Rinderfülsen. 
Und sie erglänzten gleichwie geschliffenes Erz. Und Menschen- 
hände waren unter ihren Flügeln an ihren vier Seiten; und jedes 
von den vieren hatte seine Antlitze und seine Flügel besonders. 
Und ibre Flügel rührten je einer an den andern. Wenn sie 
gingen, lonkten sie nicht um, sie gingen ein jegliches stracks vor 
sich hin. Und die Gestalt ihrer Antlitze war: vorn das Antlita 
eines Menschen, und rechts eines Löwen Antlitz bei allen 
vieren, und links eines Stieres Antlitz bei allen vieren, und 
hinten eines Adlers Antlitz bei allen vieren“ (nach Bunsen). 


In der Vulgata lauten die Worte folgendermalsen: 


„Et vidi, et ecce ventus turbinis veniebat ab aquilone, et. 
nubes magna et ignis involvens, et splendor in circuitu ejus, et 
de medio ajus quasi species electri, id ost de medio ignis; et in 
medio ejus similitudo quatuor animalium; et hio aspeotus eorum: 
similitudo bominis in eis. Quatuor facies uni, et quatuor pennas 
uni. Pedes eorum pedes recti, et planta pedis eorum quasi planta 
pedis vituli, et scintillae quasi aspectus neris onndentis. Et manıs 
hominis sub pennis eorum in quatuor partibus; et fucies et pennas 
per quatuor partes babebant. Junotaeque erant pennae sorum 
alterius ad alterum; non revertebantur, cum incederent, sed 
aunumquodque ante faciem suam gradiebatur. Similitudo autem 
vultus eorum: facies hominis, eb facies Jeonis a dextris ipso- 
rum quatuor; facies autem bovis a sinistris ipsorum quatuor, 
et facies aquilae desuper ipsorum quatuor.‘ 


Nach richtiger Deutung sind nun jene vier Tiere als 
Cherubim (s. Ez, 10, 20) Symbole der göttlichen Lebenskraft. 


P " 





















gemäßs sagt Hieronymus (Commentar. in Ezechielem B. I, 

8. 10£, opp- ed. Vallarsi T. V, p. 10), nachdem er zuvor 

\ (z. B. dıe auf die vier Evan- 
t hat, nach der üblichen Lesart: 


re juxta. Platonem eng bern et irasciti- 
© ee q et Suymdv ot 
ducdvumım'r 


vocat, ad hominem et leonem et ritalum 

et cognitionem et mentem et consilium ean- 
a atque süpientiam in cerebri arce ponentes; 
N atque violentiam, in leone quas con- 
porro ibidinem, lusuriam et omnium voluptatum 
id est in vitulo, qui terrae operibus hae- 


vocant vn on0ı», quae scintilla conscien- 
‚quoque pectore, postquam ejectus est de paradise, 
et. gua, vieti yolptatibus vel furore ipsague inter- 
similitudine, nos peccare sentimus; 
 proprie aquilue deputant non so miscentem tribus, sed tria 
; guam in seripturis interdum vocari legimus 
interpellat pro nobis gemitibus inenarrabilibus 
N enim scit eu, quae hominis sunt, nisi 8pi- 
@0 est (1Cor. 2, 11), quem et Paulus ad Thessa- 
‚Thess, Bi 38) om. wnma/ ek Cürpofe Bern 


sanken. Et tamen hane quoque ipsam con- 
y end, quod in Proverbiis (18, 3) seriptum est 


ken et verecundiam habent in delietis 
‚fücies meretricis fucta est tibi, noluisti 


der. 3, 3). 
‚also, dals „die meisten“, indem sie sich 
Psychologie halten, in dem Menschen- 
Seite (rd hoyızön), in dem Löwen- 
ge (zö Iuwexiv), in dem Stiergesicht 
eil (16 duusyaneızöv) des Menschen 
in dem Adlergesicht aber eine 
t oder Anlage, welche die Griechen 
jaı5 bezeichneten. Von dieser vierten 





32 NITZSCH, 


Kraft bemerkt Hieronymus, dafs sie nach den „pleriques 
auch in Adam nach seiner Verstolsung aus dem Paradiese 
nieht verlösche, dafs wir in den Fällen des Unterliegens 
gegenüber den verführerischen Mächten unseres Inneren 
vermittelst derselben unsere Versündigung fühlten, dafs sie 
an den übrigen Seiten des Menschenwesens (der vernünftigen 
u. s. w.) das Amt der Zureehtweisung übe, ferner dafs sie 
in der Schrift zuweilen der Geist genannt werde (Rom. 8, 26), 
dessen Bewahrung in der Integrität nebst der der Seele und 
des Leibes Paulus (1 Thess. 5, 23) erbitte. 

Wir haben festgestellt, dafs der Name Synteresis aus 
einer angeblichen Notiz des Hieronymus über eine weit- 
verbreitete Auslegung von Ezech. 1, 4—10 geflossen ist. 
Entweder hat es also eine Handschrift des betreffenden 
Kommentars des Hieronymus gegeben, in welcher sich das 
Wort avrr, fund, oder es hatte sich infolge irgendeines 
Irrtums, vielleicht auch einer Kette von Irrtümern bei einem 
Berichterstatter, d. h. bei einem Schriftsteller, der die 
Worte des Hieronymus nicht sowohl in einer vollständigen 
Abschrift kopieren, als eitieren wollte, die entsprechende 
Lesart eingeschlichen. Dals aber Hieronymus nicht wirklich 
a0 geschrieben hat, läfst sich schon durch rein apri- 
oristische Gründe beinahe zur Evidenz bringen, und 
zwar namentlich durch folgende drei. Erstens konnte er, 
wie wir schon oben gesehen haben, von dem Ausdruck 
gvyr. nicht sagen, er sei der bei den Griechen übliche Name 
für eine neben der Vernunft und dem Übrigen zu erwäh- 
nende Seelenkraft (quartamque ponunt ... quam Graeci 
vocant avsr), Zweitens: gegen den Schluls des in Rede 
stehenden Passus heifst es: „Et tamen hane quoque ipsam 
conscientiam .,. cernimus praecipitari apud quosdam“ etc, 
also: „Und doch schen wir, dafs auch eben dieses Ge- 
wissen bei gewissen Leuten über Bord geworfen wird“. 
Aus diesen Worten ergiebt sich, dafs vorher vom Gewissen 
die Rede war. Wäre aber vorher von einer vom Gewissen 
verschiedenen Seelenkraft die Rede gewesen, so wäre 
ja nicht vom Gewissen die Rede gewesen. Folglich muls 
an der Stelle, wo nach der rezipierten (auch bei Vallarsi vor- 


4 E 





EINE BESTÄTIGTE KONJEKTUR. 33 


liegenden) Lesart das Wort aurıyoneev steht, das griechische 
Wort für Gewissen vom Schriftsteller gebraucht sein, und 
da das damit Bezeichnete gleich darauf scintilla conscientiae 
genannnt wird, dieser Genetiv als ein definitivus oder appo- 
sitivus gefn/st werden, so dals die aureidnoıs —conscientia 
selbst mit einem Funken verglichen wird. Drittens: in 
den entsprechenden die Worte des Ezechiel (1, 4—10) aus- 
legenden anderweitig vorkommenden patristischen 
Erklärungen, welche mit der der „plerique“ bei Hie- 
ronymus demselben Strome der Überlieferung angehören, ist 
an dem entscheidenden Orte von nichts anderem, als vom 
Gewissen selbst, die Rede. Mindestens falst Origenes 
(Opp- ed. de la Rue II, p. 361), während er im übrigen 
ganz wie die plerique bei Hieronymus auslegt, den Adler zwar 
zunächst als den spiritus praesidens animae (den übrigens 
Hieronymus nachträglich auch herbeizicht), versteht aber 
darunter, wie sich aus seinem Kommentar zu Rom. I, 16 
(de la Rue IV, p. 486) ergiebt, nicht etwa die aurriigneig, 
won der er nicht das Mindeste weils, sondern die owwednvıg, 
won der ja allein in der zu erklärenden Stelle des Römer- 
briefes die Rede ist. Aber auch die Auslegung des Pseudo- 
Gregor von Nazianz (Greg. Naz. ed. Benedict. T. I, p. 870; 
bei Migne, Patrol. ser. gr. T. XXXVI, p. 666g.) stimmt im 
übrigen mit der von Hieronymus angeführten (der plerique) 
überein, und in jener heilst es ausdrücklich: Nogiloue» rör 
Üirdgusor eva 16 Aoyındv, wöv korra zo Sorurdv, wow 
bogen sd drutugmrindn, wow deröv nv onveldnaev dreneı- 
gelvnw wos horois, 6 dorı seveduer sragd Mardov Aeyöueron 
zoD dvögesmwor. Öffenbar wird hierdurch a priori wahrschein- 
lich, dal auch Hieronymus an der entsprechenden Stelle 
nichts anderes als die auveiönorg genannt hat. 

Wir können also nicht umhin, schon aus rein aprio- 
ristischen Gründen anzunehmen, dafs an der betreffenden 
Stelle bei Hieronymus oweidnars zu lesen ist. Gegen diese 
Konjektur könnte freilich eingewendet werden, es sei ja 
sicher von etwas die Rede, was sofort als Funke des Ge- 
wissens bezeichnet werde, also nicht selbst das Gewissen 
sein könne, und diese Reflexion hat offenbar auch die 

Zeitschr. & 6-0 XV. 1. 8 


Bu u 











m 


Scholastiker in der Festhaltung der fülschen Lesart bestärkt. 
Sie beruht jedoch lediglich auf einem Mifsverständnis. Wie 
nämlich tellus Ausoniae (Virg. Aen. IH, 477) nicht heißt 
„das Land Ausoniens“, sondern „das Land Ausonien“; 
wie promontorium Pachyni (Liv. XXIV, 35) nicht „Vor- 
gebirge des Pachynus“, sondern Vorgebirge Pachynum 
(oder us), arbor abietis nicht „der Baum der Tanne“, 
sondern „der Tannenbaum“, also der Baum, welcher die 
Tanne ist, so braucht scintilla conscientiae nicht zu heilsen: 
der Funke des Gewissens, d. h. der Funke, aus dem das 
Gewissen entspringt, sondern es kann den Funken be- 
deuten, der das Gewissen ist, wie wir denn bei dem 
deutschen Ausdruck „Gewissensfunke“ gleichfalls nicht ge- 
nötigt sind, an etwas anderes zu denken als eben das Ge- 
wissen selbst, insofern es ein Funke ist. Über den Ein- 
wand aber, aus aurelönoe» könne auvrienory nicht geworden 
sein, die Entstehung der von mir als falsch bezeichneten 
Lesart sei also unerklärlich, verliere ich kein Wort, da jeder 
Philologe weils, dafs noch ganz andere Korruptionen möglich 
waren und dafs namentlich die Vertauschung des EI mit 
H keiner weiteren Erklärung bedarf; hauptsächlich aber im 
Hinblick auf die nunmehr mitzuteilenden Thatsachen. 

Ich habe bisher nur a priori argumentiert. Jetzt end- 
lich erstatte ich Bericht über die Entdeckungen 
des Herrn Dr. Klostermann, die meine Konjektur bestätigen. 
Dieser hat im März und April 1896 zwei Florentinische und 
eine Veronenser Handschrift verglichen, nämlich 1) den Cod. 
Laurenz. Plut. XIX, No. 4, saec. XII, fol. 2” col. a, 2) den 
Cod. Laurenz. (olim S. Crucis) Plut. XV, dextr. No. 9 sace. 
XI, fol. 4° col. b, 3) den Cod, Veronensis Bibl. Capit. 
„XVII saec. XII“ fol. 34” col. b. 

1. Der erstgenannte Codex bietet folgende Lesart: .. . 
quam graeci vocant CYNEIANCIN quae  scintilla con- 
scientine .... Dr. Klostermann bemerkt dazu Folgendes: 
„der Strich giebt hier, wie es üblich ist, an, dal das be- 
treffende Wort ein (griechisches) Fremdwort ist. Nicht 
ganz deutlich sind die zwei Buchstaben A N, von denen 
der erste aber doch nur —A, nicht =A sein kann, während 








— 
EINE BESTÄTIGTE KONJERTUR- 35 
das schnörkelhafte N aus H von einem des Griechischen 


2. Der zweite laurenzianische Codex bietet: . . . quam 
graeci vocant CINEIAHCIN quae scintilla eontinentie etc. 
Hier finden wir also thatsächlich die Lesart oweiAnorr, 
d. h. Zusammenwicklung oder Zusammendrängung. Aber 
dies kann Hieronymus nicht geschrieben haben, weil er, 
wie der Zusammenhang beweist, eine griechische Be- 
zeichnung für eine Seelenkraft oder menschliche Funk- 
ton angeben will, die sich mit der Denkkraft in eine 
psychologischse Reihe stellen lüfst. Auch die Bezeich- 
nung dieser Seelenkraft als Funke der „Enthaltsamkeit‘ 
(eontinentiae) war unmöglich, da es sich, wie wiederum der 

zeigt, um ein geistiges Organ handelt, ver- 
znittelst dessen wir merken, dafs wir sündigen (qua ... . nos 
peccare sentimus). Continentie ist also verschrieben für 
eonscientiae. Will man da bezweifeln, dals lediglich unter 
dem En der Grundstrich vergessen und zu lesen ist: owe- 


= m der Veronensischen Handschrift steht: . . . quam 
greci vocant OYNEIAHOIN quae etc. Hierzu bemerkt 
Dr. Klostermann; „Nur der sechste Buchstabe ist nicht ganz 
klar. Ein volles A ist es nicht, auch kein A, sondern 
rein phisch betrachtet eben ein A. Selbstverständ- 
lieh aber bat das keine Bedeutung.“ Es unterliegt keinem 
Zweifel, darf ich hinzusetzen, dafs diesen Schriftzügen in der 
Vorlage der Kopisten oder in der Handschrift, auf der diese 
letztlich beruht, die Lesart ovseiönoıw zum Grunde liegt. 
_ Also drei ra die einzigen, die bisher von 
neuem verglichen werden ae) bestätigen die von mir 
Konjektur. Unbedingt und objektiv entschieden 
ist aueh damit — dies räume ich ein — die Richtigkeit 
derselben noch nicht. Ich halte zwar für sehr unwahrschein- 
lich, dals in den übrigen zur Zeit noch nicht wieder ver- 
‚glichenen Handschriften die ouvr/gnoıg wieder zum Vorschein 
m wird. Aber ganz unmöglich würe das ja nicht. 
es der Fall sein, so wäre nach den bewährten Grund- 
er textkritischen Kunst die Entscheidung zu treffen. 
3* 


4 






36 NITZSCH, EINE BESTÄTIGTE KONJEKTUR. 


‚Auch hierbei mülsten jedoch die aprioristischen Argumente 
ihr Gewieht behalten, wenn nicht etwa die Überzeugungs- 
kraft der äufseren Autoritäten sich als eine überwältigende 
herausstellte, das aber wollen wir abwarten. Einstweilen 
halte ich folgende drei Thesen aufrecht: 

1. Der scholastische Terminus Synteresis findet sich im 
technischen Sinne bei keinem Theologen, der nicht unmittel- 
bar oder mittelbar von Hieronymus abhängig wäre, und 
zwar von einem Texte dieses Schriftstellers, der das genannte 
‘Wort enthielt. 

2. Bei Hieronymus selbst ist thatsächlich nicht zu lesen 
ovrejonoı, sondern aureldnaen. 

3. Der ganze in Rede stehende Sprachgebrauch ist also 
ursprünglich durch einen zufälligen Schreib- oder Gehör- 
oder Reflexionsfehler entstanden. 


Nachsehrift, Vorstehendes hatte ich bereits an die Re- 
daktion abgesandt, als ich durch Herrn Dr. Klostermann am 
3. Dezember 1896 noch über zwei fernere Handschriften Nach- 
richt erhielt: den Cod. Vaticanıs 325 und 326. Von dem letz- 
teren bemerkt der römische Gelehrte, der ihn naulich eingesehen 
hat (Herr Pio Pranchi de’Cavalieri), dafs er alle griechischen 
Wörter auslasse (lascia in bianco tutte le parole greche). 
Nr. 325 aber enthält nach der Mitteilung des genannten Ge- 
lehrten eine offenbare Korruption (una corruzione manifesta) der 
Lesart aure/önaır. Dieselbe hat mit der des Cod. Laurenz. 
Plut. XIX, Nr. 4 (s. oben Nr. 1) grofse Ähnlichkeit. Nämlich 
die Korruption betrifft auch hier den sechsten und siebenten 
Buchstaben; der letztere ähnelt auch im Vatic. 325 einem N 
(ron einem des Griechischen unkundigen Kopisten verlesen für 
H); der sechste erinnert an das entstellte Delta des genannten 
Laurenzianus, zeigt aber anstatt des Winkels auf der linken 
Seite eine rundliche Buchstabenpartikel. Kurz auch von den 
in Betracht kommenden römischen Handschriften bietet keine 
das apokrypho auwr/oyarr, eine aber bestätigt die Konjektur des 
Unterzeichneten. F.N. 


38 BAUCH, 


Anhänger des hl. Thomas von Aquino ', ein, nach den 
Worten, die er selbst gelegentlich gebraucht *: Cirea illam 
materiam dieunt multi egregii Thomistae de Bursa montis, 
mei Oolonienses, inter quos non modieus extat 
Valentinus Engelhart de Geltersheim ete. Dieser Valentin 
von Geltersheim war ein Freund des Konrad Celtis?, später 
aber wurde er für den radikalen Humanismus in den Briefen 
der obseuri viri ein Hauptstichblatt, wenn es sich darum 
handelte, der abstrusen Spätscholastik etwas am Zeuge zu 
flicken + Carlstadt wurde nun, wenn er dies früher noch 
nicht war, Thomist, mit welchem Erfolge zunächst und mit 
welcher Festigkeit seiner Ansichten, werden wir bald hören. 
Er bat nicht bis zum Abschlusse des philosophischen 
Kursus in Köln ausgehalten, er siedelte im Wintersemester 
1504/56 nach der neuen Universität in Wittenberg über ®, 
auch hier wird er wieder Andreas Bodenstain de Karlstat 
genannt, 1505, im Dekanate des Magisters Georg Zimmer- 
mann aus Danzig, wurde er als Baccalaureus von der arti- 
stischen Fakultät reeipiert und unter dem nächsten Dekan 
Magister Petrus Lupinus aus Radheim am 12. August 1505 
zum Magister artium promoviert. Der für ihn einflufs- 
reichste Lehrer in Wittenberg dürfte der sklavische Thomist 
Martin Polieh von Mellrichstadt gewesen sein ', Im Winter- 
semester 1507/8 bekleidete Carlstadt den Dekanat und nannte 
sich hierbei in der philosophischen Matrikel selbst Andreas 
Bodenstayn alias Rudolffus Carletadius ingenuarum artium 
magisler atque sacrae theologiae baccalaureus ®. 
Dieser Eintrag zeigt uns eine Lücke in der Tradition, 


1) Bianco, Die alte Universität Köln I, 268, 

2) In den Distinctiones Thomistarum. Vgl. weiter unten. 

3) Klüpfel, De vita et scriptis Conradi Celtis Protucii I, 88, 

4) E. Röcking, Ulrichi Hutteni equitis Opp. supplementum I, 12. 
18, 29 etc, 

5) Förstemann, Album academine Vitebergensis. 

6) J. Köstlim, Die Baccalaurei und Magistri der Wittenberger 
Philos. Fakultät I, 5 und 22. 
7) Prantl, Geschichte der Logik im Abendlande IV, 278. 

8) J. Köstlin a. a. 0.5.8. 


= 


f & 


—— 


ANDREAS CARLSTADT ALS SCHOLASTIKER. 39 


denn wir erfahren nicht, wo Carlstadt Baccalaureus biblicus 
geworden ist. Es dürfte wohl aber nicht daran zu zweifeln 
sein, dafs er diesen theologischen Grad in Wittenberg er- 
halten hat. Das theologische Dekanatsbuch ist, so wie wir 
es jetzt besitzen, offenbar erst 1509 angelegt worden *. Der 
Anfang (fol. 13—15) „Anno 1502. 18. octobris — non sa- 
tisfeeit. facultati“ ist, was Förstemann übersehen hat ®, in 
einem Zuge und flüchtig hingeschrieben, und zwar, nachdem 
der folgende Dekanat (fol. 18) „Anno 1509 feria 6“ etc. 
schon eingetragen war, wie die, weil der Stoff ausging, leer 
‚gelassenen Seiten fol. 15" bis fol. 17% beweisen *“ Die Hand 
des ersten Eintrages ist dieselbe, die den Dekanat Martin 
Polichs von 1511 einschrieb, also wenn nicht die Polichs 
selbst, so doch die eines Amanuensen von ihm. Der erste 
Eintrag ist aber leider nicht blofs flüchtig hingeschrieben, 
‚sondern die zugrundeliegenden älteren, wohl von Polich ver- 
wahrten Notizen sind auch flüchtig geführt gewesen, wie 
man leicht erkennt, wenn man z. B. 1507 10. Juni liest, 
dafs „quidam“ magister Erphordiensis die Licentia erlangt 
habe; zwei Promotionen, die Martin Polich selbst bei Ge- 
legenheit eines großen Turniers in Wittenberg am 15. No- 
vember 1508 vornahm *, können nach dem Dekanatsbuche 
‚gar nicht nachgewiesen werden. Daher erklürt es sich wohl, 
‚wenn Carlstadts Promotion zum Baccalaureus biblieus auch 
‚fehlt. Sententiarius wurde er am 11. August 1508, Forma- 
tus am Freitag nach Himmelfahrt 1509, Licentiat am 31. Ok- 
tober 1510 und Doktor der Theologie am 13. November 
1510. Im Sommersemester 1512 wurde er zum erstenmale 
Dekan der theologischen Fakultät und führte dieses Amt 


1) Manuskript, jetzt in der Universitätsbiblistheke zu Halle. 

2) Förstemann, Liber Decanorum Facultatis Theologiene Aca- 
‚demine Vitebergensis, p- 4- 

8) Zu beachten ist auch, dafs, nicht etwa später nachgetragen, 
Staupitz ‚schon 1502 nnd 1508, 27. Januar, „Vicarius‘ genannt wird. 
5 erst im Mai 1603 in Eschwege zum Nachfolger des 

Kolde, Augustiner-Kongregation, 5. 165. 
‚Sibutus Daripinus, Friderici et Joannis Illustr. Saxonine 
u torniamenta etc. Wittenberg 1511, 


ER 








40 BAUCH, 


wiederum in den Sommern 1514, 1516, 1518, 1520, 1521 
und im Wintersemester 1522 \. 

Nach Erreichung des philosophischen Magisteriums las 
Carlstadt, der 1509 nach dem Tenor der neuen Statuten 
von 1508 als ordentlicher Dozent der Philosophie — seit 
1508 war er Kanonikus des Allerheiligenstiftes — auch in 
den artistischen Senat aufgenommen wurde *, die hergebrach- 
ten scholastischen Kollegien, so 1507 öffentlich über Meta- 
physik * und erwähnte dabei, dafs die Dialektik die secun- 
dae intentiones betrachte. Diese Vorlesung hatte der Baeca- 
laureus Vitus Trumetarius aus Stuttgart bei ihm gehört, und 
dieser und der Baccalaureus Johann Ruhel aus Aschaflen- 
burg baten ihn, für seine Schüler ein kurzgefalstes logisches 
Werk über die fundamentalen Begriffe der Intentiones zu 
schreiben +. Carlstadt willfahrte dem Begehren, und so ent- 
stand, dem Sanct-Gallener Christoph Schappeler oder Ser- 
torius ® gewidmet, das erste in der langen Reihe seiner 
Druckwerke: De intentionibus Opusculum Mgri Andree 
Bodenstein Carlstadij. eompilatum ad Seti emulorum Thome 
commoditatem. Impressum Liptzk per Melchiarem Lotter 
(0. I). 408. 

Wenn die Aufforderung zur Abfassung dieses Buches am 
10. Juli an ihn erging und er am 10. August bereits damit 


1) Förstemann 0.0.5348 9 11. 16. 17. 18. 21. 28, 
2. 27. 

2) Köstlin a. a. O. 5. 28, Muther, Die Wittenberger Uni- 
versitäts- und Fakultätsstatuten vom Jahre 1508 (Redaktion von 1618), 
5 40. 

3) Chr. Scheurl, Rotulus doctorum Vittemberge profitentium, bei 
Grohmann, Annalen der Universität zu Wittenberg II, 88. 

4) Vgl. den Brief des V. Trumetarius bei Carlstadts Intentiones, 
10. Juli 1507. Jäger hat Frumentarius gelesen und das mit Kornmesser 
übersetzt. Ein Wendalinus Tubicinatoris oder Trumetter aus Stuttgart 
ist 1518 in Tübingen immatrikuliert. J, Ruhel ist 1507 in Wittenberg 
Baccalaurens geworden, Köstlin a. a. O. 8. 8. 

5) Christoph Schappeler ist 1499 8. S. in Leipzig Baccalaureus 
und 1501 W. S. Magister geworden. Vgl. auch F. Dobel, Ch. Schap- 
peler, der erste Reformator von Memmingen. 2. Aufl. Augsburg 1877, 

6) Breslau, Universitätsbibliothek. 


4 E 


——— 


ANDREAS GAKLSTADT ALS SCHOLASTIKER. 4 


zu Ende war, s0 muls er fieberhaft geschrieben haben, da 
nicht nur der schwierige Stoff ein langsames Vorwärtsschrei- 
ten mit sich brachte, sondern auch, weil trotz dieser Spanne 
Zeit das Büchlein über acht Bogen stark geworden ist}, Er 
wird wohl ein ziemlich fertiges Heft zugrunde gelegt haben. 
Es ist zu bedauern, dafs Prantl für seine Geschichte der 
Logik die logische Schriftstellerei Carlatadts entgangen ist, 
Carlstadt kann man hierzu nur höchlichst gratulieren, denn 
seine Schwächen wären dann auf das schonungsloseste auf- 
gedeckt worden. 

Man würde vielleicht erwarten, dals das Bach, da es 
von den Intentiones handeln soll, am einfachsten analytisch 
mit der Begriffserklärung, was Intentiones seien, beginnen 
könnte, um dann ihre Stellung im System der Logik zu 
entwickeln, aber Carlstadt zieht einen nicht eben klaren, in- 
direkten synthetischen Weg vor, der ihn dann zwingt, mit 
den Begriffen der Intentiones zu operieren, ehe er ihr Wesen 
dargelegt hat. Er geht bei seiner Auseinandersetzung ein- 
leitend von der Quaestio principalis aus: Utrum logica sit 
päneipaliter de primis intentionibus, und giebt zunächst drei 
Argumente, die dafür zu sprechen scheinen, aus Aristoteles, 
Porpbyrius und Thomas von Aquino, dann die Gegen-Ra- 
tiones der „Montani“ Thomistae und endlich seine eigenen. 
Er kommt dann im Verlaufe zu dem Schlusse, dafs secun- 
das intentiones prineipaliter considerantur in Logien. 

Im ersten Artikel bespricht er sodann in sonderbarer 
Reihenfolge varias doctorum de intentionibus, d. h. besonders 
de primis intentionibus, opiniones, und zwar zuerst „Moder- 
norum“ opinio, deren Führer Wilhelm Occam ® sei, und ar- 
gumentiert dagegen, ebenso polemisiert er gegen den strengen 
Thomisten Petrus Nigri® und gegen die opinio „Nomina- 


1) Wenn die bis zu einer widerwärtigen Stenographie verwendeten 
wegfielen, dürfte das Buch noch einmal s0 stark sein. 

2) Prant] III, 327. Prantl nennt, 5. 344, Occam das Haupt der 
“ 


#2) Prantl IV, 221. Diesen nennt Prantl einen Aufserst verbissenen 








42 BAUCH, 


lium“#, die er mit Hilfe des 2 
wehrt!» An vierker Stelle wendetisen ‚sich inchrfausfühnich, 
‚gegen die opinio „praecedentibus multo verior“ de intentio- 
nibus magistri Petri Tartareti * in prooemio veteris artis, an 
fünfter gegen die der Montani Thomistae*, weil auch ihre 
Meinung der des bl. Thomas nicht ganz entspräche. 

Im zweiten Artikel will er besprechen : meam opinionem, 
se. de intentionibus, et quae ex ea sequuntur, et quod illa 
sit opinio s. Thomae probabo. Er zerschleifst diesen Ab- 
schnitt wieder in drei Punkte: In prima (diseutietur), quid 
intentio tam voluntatis, intelleetus et rei intelleetae, etiam an 
intentio sit in prima subieetive an ne, secundo respondebo 
ad quaesitum, tertio confirmabo, hoc esse tenendum a veris 
Thomistis. Er geht bei dem ersten Punkte von den Auf- 
stellungen des Armand von Beauvoir +, den er egregius Tho- 
mista nennt, während Prantl ihn als skotistisch gefärbt be- 
zeichnet, und denen des Petrus Nigri aus, deren Meinungen 
er aus den Schriften des Thomas durch eine unglaubliche 
Menge von Citaten und Argumentationen zu stützen und 
herzuleiten sucht, Zur besseren Gliederung zerlegt er die 
Teile wieder noch in eine Reihe von Fragen oder Dubia, 
indem er jeden logischen Begriff, der ihm aufstöfßst, mit Ar- 
gumentationen verbrämt, sodafs er aus dem Hundertsten ins 
Tausendste kommt, und dals sein Gang trotz vorangestellter 
Disposition wegen Mangels einer klaren, übersichtlichen An- 
ordnung kaum zu verfolgen ist. 

Sofort im Anfınge vermischt er die Theorieen Armands 
und Nigris, so z. B.: Nune de intentione ex parte intelligen- 
tis tenendum est, quod intentio dieitur illud, quo mediante 
intelleetus tendit in cognitionem rei, ut Petrus Nigri ait. Vel 
est illud, quod per modum repraesentantis dueit nos in eogni- 
tionem alicuius rei, ut Armandus docet. Hoc modo species 




























1) Wen Carlstadt hier im Auge hat, ist nach seiner kurzen Angabe 
nicht festzustellen. 

2) Prantl IV, 204. 

8) Prantl IV, 224. 

4) Prant] III, 306, 





— 


ANDREAS CARLSTADT ALS SCHOLASTIKER, 43 
intelligibilis potest diei intentionaliter actus intelligendi, quem 
aliqui eonfusam vocant et verbum cordis vel mentale, Die 
erste formulierte Erklärung von intentio prima und intentio 
secunda mufs Dominicus von Flandern liefern, die amplior 
declaratio entnimmt Carlstadt den Schriften des hl. Thomas, 
die Quiddität aber handelt er ausführlich und in der Haupt- 
sache wörtlich wieder nach Armand von Beauvoir !, „papae 
fidum sancti Thomae asseclam“, ab, um dann am Ende wie- 
der „pro testimonio“ auf den hl. Thomas „in opuseulo de 
universalibus“, d. h. auf den zweiten Traktat dieses Titels, 
den Pranil als ein unter skotistischem Einfluls entstandenes 
pseudothomistisches Werk wie den ersten Traktat auflafst ®, 
zurückzukommen. Wo Carlstadt das Gebiet der Universa- 
lien streift, und das geschieht ziemlich häufig, treffen wir 
unvermeidlich das Opusculum, dem auch der Abschnitt über 
die niedrige Stellung der Logik im Verhältnis zu den übri- 
‚gen Wissenschaften, „quibus assentiri volo, donec contrarium 
in partibus vel scriptis (s. Thomae) eius legero“, entnom- 
men ist. 

Ein weiteres Eingehen auf den Inhalt erübrigt sich. Als 
Resultat der Betrachtung bleibt nur, dafs Carlstadt, indem 
er den Anspruch erhebt, ein wahrer Thomist ? zu sein, wenn 
er auch Polich und Capreolus lobend anführt, sich den Tho- 
misten strenger Öbservanz, Petrus Nigri und den Montanern, 
nicht unbedingt anschliefst, sondern gegen sie mehr als gegen 
‚die Vertreter anderer Systeme polemisiert, und dafs er dafliır 
als seine Gewährsmänner nicht blofs, sondern als Haupt- 
‚quellen seines Thomismus Pseudo-Thomas und Armand von 
Beauvoir benutzt. Ja er brandschatzt hier und da selbst 

Tartaretus und Occam, allerdings mit der Unterstel- 
lung, dafs sie solche gute Gedanken aus dem hl. Thomas 





1) Fol. xxziijb, Pramtl II, 808, Nr. 681. 
2) Prant] II, 246. 
8) So sagt er am Ende des Buches: Finis hulus opelli de inten- 
tionibus S, Thomae. Der unten noch zu erwähnende Wolfenbütteler 


Anon von Carlstadt selbst informiert: De intentionibus pro 
vera opisione 8. Thomae lib. I. 








das Buch wegen der Verquiekung aller. Zweige der Philo- 
sophie mit der Logik kaum geniefsbar gewesen sein. 

Für den Gelehrten charakteristisch sind solche Stellen 
wie: „Advoco saneti Thomae auctoritatem, quae mili maior 
semper videtur quam totum ingenium meum“, für den Men- 
schen bezeichnend solche wie: „Dii boni, quid gratius us- 
quam esse potest, quam veritatem scientia confirmare, falsi- 
tatem confutare adversariorum‘, oder „Nec metuo, nee fi- 
meo pallidam et procliven faciem, nam gaudio sunt mihi 
osores, risui detrectatores, solatio est impugnator; nihil me 
maiore voluptate quam oeleberrimorum eoncertatio virorum 
efficiet, cum me suis dignum pugnis estiment, nee aliquid 
ignavius videri potest, quam ineruditorum notam diluere. 
Hanc ob rem susque deque fero, nee magni facio, quod mihi 
aceidit. 

Was sagten aber die Zeitgenossen zu Carlstadts Pri- 
mizien? Zunächst hören wir nur hohes Lob. Der als Poet 
von Friedrich dem Weisen an der Universität angestellte 
Italiener Richardus Sbrulius aus Udine erhebt sich in einem 
Beigedicht zu den Intentiones zu der Hyperbel, dafs Carl- 
stadt der studierenden Jugend „hoc Thomae amissum opus*t 
übergebe. Leider aber hat dieser Heerrufer das Magisterium 
der Philosophie 1508 nur unter ganz besonderen Umständen 
erworben: quorum unus Italus magister ex mandato et prin- 
eipis et universitatis et admissus et promolus est?, er war 
also, ganz abgesehen davon, dafs Loben damals fast die wich- 





Eu 
1) Fol. xxxxiijb: considerabitque, quod Scotus et Petrus Nigri bene 
dieunt, ot ex, Thoma probaturz ful. xijb: Luculentum Tartareti dietum, 
quod ex $. Thoma hausisse arbitror; fol. xxi: Ego reor, Wil. Occam 
suam opinationem hoc ex fonte hausisse, cum dieit etc. 
2) Köstlin a. a. 0. $, 24. 


4 E 


ANDREAS CARLSTADT ALS SCHOLASTIKER, 45 


tigste Aufgabe der Poesie war, gewils kein kompetenter Be- 
urteiler. Als zweiter Herold des Lobes trat der junge Ju- 
yist Christoph Scheurl in die'Schranken, als er am 16. No- 
vember 1507 vom Rektorat abtrat und das Amt mit einer 
Rede auf seinen Nachfolger dem aus Erfurt berufenen ersten 
Archidiakonus der Allerheiligenkirche und Professor der Theo- 
logie Jodocus Trutfetter aus Eisenach übergab ’, da nannte 
er in der gratiarum nctio Carlstadt philosophus perspieneis- 
imus et acutissimus T'homista, euius ingenii singularem pıne- 
stantiam facile ostendit tractatus ille subtilis, quem nuper de 
intentionibus edidit. Aber auch das ist wohl nur freund- 
‚schaftliches und offiziöses Lob seines frater carissimus, der, 
was bis zur Zeit an der Universität noch von keinem Scho- 
Iastiker geschehen war, als selbständiger Schrifisteller her- 
vorzutreten gewagt hatte®. Ein widerwillen einschneidendes 
Urteil hat Carlstadt selbst in einem zweiten, bald zu berüh- 
renden eigenen Werke gefüllt, wir lassen es, auch weil es 
zugleich den Mann beleuchtet, folgen: de qua diffuse dixi 
in quodam libello, quem multis mendis plenum esse videtis. 
An autem sordes istae ex negligentia vel ineuria impressoris 
aut ex livore aut ex obscuritate seripti exemplaris subortae 
‚sint, nescius sum. Non debuisset ille bonus homo suscepisse 
‚opus, quod elaborare nequiverat, nee promisisse maiorem di- 
Higitentiam, quam reperio. Facile parcerem, si dietiones aut 
‚litteras invertisset, sententiam in suo vigore relinquens, . ., 
sed quis non modo litterus sed etiam sententias invertit, 
merito hane querelam legitis. Er selbst hatte nach dieser 
‚nieht allzu viel Vertrauen erweckenden Äufserung die Über- 
zeugung gewonnen, dafs manches in dem Buche stand, was 
‚er hinterher lieber nicht gesagt haben wollte. 
I, 

1) Oratinnes Doetoris Christophori Scheurli Nurenbergensis: et ma- 


ıi Wolfgangi Polichij Mellerstadij. habite in gyınnasio Vittenburgensi: 
scholasticam prefecturam ineuntibus. Anno domini 1507 
0.0. ud. 

2) Von scholsstischen Werken waren bis dahin von Wittenberg nur 
ausgegangen, auf Befehl und auf Kosten Friedrichs des Weisen als 
ofüzielles Lehrbuch gedruckt, 1504 die Expositiones des Petrus Tarta- 
 reius, von Sigismund Epp herausgegeben, und 1505 die noch zu erwäh- 
menden Formalitates des Antonius Sirecti, 





HH 


46 Bauon, 


Von neuen scholastischen Arbeiten kündigte Carlstadt in 
den Intentiones für das kommende Jahr, wohl als 
gedacht, die Behandlung der Praedicabilia des Porphyrius ! 
und ein Buch über das Werk des Aristoteles perihermenias * 
an, beides aus dem Bereich der vetus ars oder logiea vetus. 

Über diese Arbeiten ist nichts bekannt, und ebenso ist 
fast unbekannt geblieben, seit Scheurls Lobrede auf die 
Allerheiligenkirche von 1508 * und den Notizen des Wolfen- 
bütteler Anonymus* aus dem Jahre 1514 nicht mehr er- 
wähnt, ein anderes logisches Werk Carlstadts: Distinctiones 
Thomistarım. Impressum Wittenburgii per Joannem Gro- 
menberg. Anno. M.D.VII. III Kalendas Janua:® 4%, oder 
mit dem vollen Titel (3. Seite): Distinctiones sive formali- 
tates Thomistarum, das etwas ganz Neues für die Thomisten 
schaffen sollte: quod praecursorem in hac re non viderim, 
euius vestigia aut secutus essem aut meis cooptassem pedi- 
bus, sagt der Verfasser. 

Die Lehre von den Formalitates geht auf Duns Scotus 
selbst zurück ®, hat sich jedoch erst bei seinen Nachfolgern 
zu einem selbständig behandelten Kapitel der Logik ent- 
wickelt, Prantl weist bei Franeiscus Mayron zum erstenmal 
ein solches abgeschlossenes Werk nach ?. Auf thomistischer 
Seite erscheint die erste Einwirkung der scotistischen Tor- 
malitates in der von Carlstadt in den Intentiones benutzten 
pseudothomistischen Schrift De natura generis® und dann 


1) Fol, xxxxüij. 

2) Fol. xxx, 

3) Oratio doctoris Scheurli attingens litterarum prestantiam, neenon 
laudem Ecelesie Collegiate Vittenburgensis, Leipzig 1509. 

4) Zuerst herausgegeben von Mader, den Jüger seltsamerweise für 
einen Zeitgenossen Carlstadts hält, 1839 von Merzdorf neu heraus- 
gegeben und fälschlich mit K. Wimpina identifiziert: C. Wimpinae- 
scriptorum insignium centuria, p. 82. 

5) Das heifst doch wohl 1507, Dezember, das Jahr vom 26. De- 
zember an gerechnet. 

6) Prantl III, 220, 

7) Prantl III, 288, 

8) Prantl III, 245. 


wu. | 





air yelsbelten: Wir werden wohl nieht irren, 
wenn wir diesen Schritt Carlstadts als ein ausgesprochenes 
Zeichen der im inneren Leben sich abschwächenden Spät- 
scholastik betrachten. “Auch das dürfte wohl ale ein Zeichen 
einer BER weniger scharf ausgeprägten sachlichen 

dal Om Carlstadt Distinetio, das Mittel zur 
SEE (ditinekım) un gelangen, im Titl der Sache, der 


‚gleichsetzt. 

‚Die Veranlassung zur Abfassung dieses Buches gab wohl 
die 1505 erfolgte Herausgabe der scotistischen Formalitates 
des Pariser Dozenten Magister Antonius Sireeti mit den 
Additiones des Mauritius Hibernieus durch den theologischen 
Dekan des Sommersemesters 1505, den Minoriten und Pa- 
duaner Schüler des Mauritius Mogiaten noster Ludwig Hen- 
zing aus Preufsen %. 

Diesmal geht Carlstadt unmittelbar von dem Begriffe 
distinetio aus, den er sofort nach thomistischer Weise ® in 
zwei, aber nur in zwei, Hauptarten, in distinetio realis und 
distinetio rationis zerlegt, unter Berufung darauf, dafs di- 

Bi io entis, jedes ens aber entweder reale oder 
rationis sei, und indem er zugleich nach S. Thomas als 
Unterlagen für jede Distinetion die Affirmation oder die Ne- 


Bei distinetio rationis, die zuerst besprochen wird, unter- 
scheidet er distinetio rationis innata, distinetio rationis rei 
oder ex natura rei necessitantis, distinetio ra- 

‚ex natura rei non repugnantis, distinetio rationis ex 
natura rei repugnantis. Von diesen vier Gliedern will er 










‚Sirecti) Formalitates moderniores de mente clarissimi 

oti cum eoncordantijs in margine decorate. Impres- 
Let: um Wolffgangum Monacensem. Anno incar- 
dv. Das Buch ist als Wittenberger Publikation 


| 


48 BAUCH, 


eventuell das letzte nicht aufrecht erhalten. Die zweite Di- 
stinetion, distinetio rationis rei necessitantis, stellt er mit der 
scotistischen distinctio formalis zusammen ; er behauptet, dafs 
hier die Ansichten des Thomas und des Scotus nicht s0 stark 
voneinander abwichen, wie man gewöhnlich annähme. Na- 
türlich aber lehrt nach ihm Thomas das Richtigere, und es 
gereicht ihm zu großser Freude, dafs bei seinen thomistischen 
Autoritäten, Natalis Herveus, Armandus de Bellovisu, Petrus 
de Palude, Joannes Capreolus, Petrus Nigri, Dominicus de 
Flandria, bei der Definition über die distinctio stehe: Nota, 
communem esse solutionem in via doctoris sancti. Aber er 
giebt doch auch zu: Patet igitur ex prioribus, distinctionem 
formalem ton esse negandam absolute in via Thomae. 

In dem zweiten, weniger klaren Teile wird distinetio 
realis in numeralis, ersentialis et specivoca (differentia in- 
trinseca speeivoca), formalis speeivoca, sed non cssentinlis 
(specivoca extrinseca), generica et pruedicamentalis gesondert. 
Die distinetio per accidens weist er als facilis ab. Nebenbei 
äufsert er sich im ersten Abschnitte über die verschiedenen 
Auffassungen von formalitas, die er im zweiten Teile selbst 
definiert als ratio formalis vel principium formale, per quod 
obieetum terminat cognitionem, cuius est et propter quod 
habitus vel potentia ordinantur. Von unitas und pluralitas 
rationum formalium (quae diversificant aut identificant habi- 
tus secundum speeiem) aber sagt er: non ducunt secum uni- 
tatem et pluralitatem efficientium, i. e. causarum efleetiva- 
rum, nee convineunt pluralitatem finium realiter distinetorum. 

Man kann nicht sagen, dafs Carlstadt sehr tief in seinen 
Gegenstand eindringt; er tritt aber auch hier viel weniger 
anspruchsvoll auf als in seinen Intentiones. Er gesteht zu, 
dals das Werk, selmell und ruckweise bearbeitet, nicht ab 
omni parte perfectum sei, dafs er nicht alles, was die Di- 
stinktionen betreffe, besprochen habe. Hiernach ist das Re- 
sultat seines Buches nur ein Disputandum, und wenn auch 
seine Belesenheit viel gröfser ist als in den Intentiones, kaum 
ein namhafter Thomist bis auf Cajetan übergegangen ist !, 


1) Dei Prantl fehlt z. B. Potrus de Bergamo. 


ee " A 























ol 1 BE Smart intra el ohne 
Be Frage zu schaffen, eben nur ein Ver- 
ordanz der Thomisten, ohne sie in der 


r fehlte das Lob Scheurls nicht, aber 

Vergessenheit. Scheurl sagt in seiner 

en a keesaı vom 15. November 1508: 
Quslem etiam nominavimus Andream Bodenstenum Carol- 
statinum, virum latine, graece et hebraice vehementer eru- 
ditum, magnum philosophum, mnaiorem theologum, maximum 
fncile ostendunt monumenta sua, quae in 
nostri de intentionibus et formalitatibus 
‚Et cum initiumn amieitiae sit, de altero 
et summa petat livor instar fumi nonnisi in al- 
ipse cum sit egregius, alienae virtuti non 
potius laudat, nemini detrahit, sed potius om- 
loquitur, unde passim omnes eum una mecum 
colunt. Quod si multos Carolstadios habere- 

0, nos eum Parisiensibus ımanum posse eon- 


n rühmt, so weils doch 1514 schon der 

us zu erzählen, dafs er Thomae pa- 

imus sei. Das ist eigentlich 
es Lob, an Objektivität darf man 
kaum denken und Eklektisismus 
‚Gröfsen angewandt, ist schwer vor- 


hat auch, wahrscheinlich handschriftlich, ge- 
n libroe Metaphıys, Arist, li. L Der Liber de 
r per Joannem Argiropilum de graeco in latinum 
me traductus cum commentariolis divi Themae 

;a barbarie castigutis et rorisus Juxta ordinarium 

einie Wittenburgensis 1509 (Panzer, Annal. 
Carlstadt herausgegeben, sondern von M. Kilian 








50 BAUCH, - 


zustellen, und doch entspricht diese Nachricht Carlatadts 
eigentümlicher Vielgeschüftigkeit. AA 

Von demselben Autor wird auch hervorgehoben, dafs 
Carlstadt dialecticus disputator acerrimus sei. Ein Beispiel 
der Übung dieser ja auch später hervortretenden Neigung 
und wohl zugleich ein an Johann Eck erinnerndes Zeichen 
seiner Eitelkeit berichtet Otto Beckmann in einer Promo- 
tionsrede aus dem Anfange des Jahres 1510 '. Im Anschlusse 
an das Lob der Wittenberger Hochschule, dafs auf keiner 
Universität eifriger und häufiger disputiert werde, sagt er: 
So hat nämlich einer der Unsrigen, M. Andreas Carlstadt, 
als er sich vor wenigen Monaten einige Tage in Halberstadt 
aufhielt, um nicht ohne Übung des Geistes, ohne Frucht, 
ohne philosophische Mulse die Zeit hingehen zu lussen, wo 
er keine Bücher befragen konnte, so scharfsinnig, fein und 
schneidig über theologische Dinge disputiert, dafs er bei dem 
Halberstädter Klerus allgemeine Bewunderung erregte. Carl- 
stadt gab also in dieser seiner Fertigkeit auch Gastrollen; 
wir wissen, wie ihm zehn Jahre später der Versuch mit Jo- 
han Eck bekam. 

Einen interessanten Beitrag zur Kunde der Disputationen 
in Wittenberg enthält das juristische Dekanatsbuch %, man 
würde dort irelich kaum einen theologischen Redekampf 
suchen. Da auch Carlstadt au dem Turnier beteiligt war 
und weil die angeregte Frage nieht ohne Bedeutung ist, 
lassen wir den betreffenden Passus hier folgen: 

Sub decanatu Casparis Schiekers duodeeima mensis De- 
eembris [1511] habita est disputatio eonelusionis infraseriptae 
sub egregio viro Hieronymo Sehurf! artiam et utriusgue juris 
doetore, ad quam respondebat Augustinus Haneman Jutter- 
bocensis * pro gradu bacenlaurentus in utroque iure. A sep- 

1) Oratio Othonis Beckman Vuartbergii artium ac philosophiae 
doetoris in laudem phulosophiae ac humaniorum litterarum ad patres 
sonscriptos et pubem famigeratissimne Academiae Wittenbergensis ha- 
bita Anno M.D.X. Wittenberg 1510: 

2) Manuskript, jetzt in der UniversitätsWibliothek in Halle. 

3) Matrikel, W. 5. 1506. Unter den Baccalaurei in artibus W. S. 
1509/10: Petrus ()) Hannemann de Guterbock. Köstlin u. a.0, I, 10, 


a 





52 BAUCH, 


streifte Seite ' Carlstadts, seine humanistische Bildung und 
deren Bethätigung, etwas näher anzusehen. Carlstadt, man 
kann sich bei einem scholastischen Philosophen und Theologen 
so ausdrücken, kokettierte mit dieser damals modernen Er- 
rungenschaft. Schon die Intentiones tragen empfehlende odische 
Strophen und elegische Epigramme von seiner Hand auf dem 
Titelblatte und als Einleitung zum Index; ja selbst im Text, 
bei der Auseinandersetzung mit Petrus Tartaretus®, kann 
er gar nicht anders, er muls in die Propositiones und Co- 
rollarin Verse einmischen. Der Gegenstand des Lobes ist 
hier überall der hl. Thomas. Aber auch die Logik geht 
nicht leer aus. In der Vorlesung über Metaphysik ® hat er 
geschmaekvoll alte Fabeln auf die Logik und die zweiten 
Intentionen angewendet: Wie einst, als sich Venus dafür, 
dafs er ihre Hingabe an Mars hell beleuchtete, an Phöbus 
damit rächte, dafs sie ihn in heilser Liebe zu Leucothea 
entzündete, der Sonnengott so entbrannte, dafs er der Erde 
das Sonnenlicht vorenthielt und mit Vernachlässigung alles 
anderen sein ganzes Licht der Jungfrau zuwendete, so wen- 
det auch die Logik ihr Licht, d. h. die Hauptbetrachtung, 
mit Vernachlässigung alles anderen nur den zweiten Inten- 
tionen zu. Und wie Clytia, in die Wegewarte (Heliotropium) 
verwandelt, ihre Blüte immer der Sonne zuwendet, so ist 
da, wohin die Dialektik ihre Blüte, d. h. ihre Betrachtungen, 
wendet, immer die secunda intentio zur Stelle. Das ist Re- 
naissance auf gotischer Unterlage, die strengen Scholastiker 
werden ihn schon deshalb als „Poeten“ nicht für ganz voll 
genommen haben. 

Die Distinetiones * zeigen auch auf diesem Felde einen 


1) Carlstadt S$. 2. 

2) Fol, zi. 

3) Brief des V. Trumetarins an Carlstadt und Carlstadts Antwort 
vor den Intentiones. 

4) Poetisch auch wieder empfohlen durch „Magister“ Richardus 
Sbrulins, Die Erwähnung dieses Grades durch einen Humanisten ist 
symptomatisch für Wittenberg, sonst pflegten die Humanisten für ge- 
wöhnlich wie K. Celtis eine solche „scholastische Schwäche“ mit Still- 
schweigen zu übergehen, oder sie leugneten wohl gar wie Hutten und 
Johann Huttig diesen .,Atarisınıs“ ab. 


54 BAUCH, 


Porro mirantur tabulas, figuras, 

Plus sed omnino pietatis usum 

Prineipis iactant. Ephesus silebit 

Templa Dianae. 

Aureae quantum statuae nitescunt 

Et sacrae quantum decorantur arae, 

Neminem veri capiunt stupores 

Inde remotum. 

Ast nequit partem mea vis referre 

Prineipis nostri modicam, nec ullo 

Arbitror me posse nitore cultum 

Commemorare. 
En ducis tanti eupio sub alis 
(Nam sub unius fugiunt ducatum 
Parvuli grandesque virique vates) 
Vivere seınper. etc 
Das Buch zeigt aber auch zum erstenmal etwas Griechisch 
bei Carlstadt. Auf’ den Titel schrieb er: 
zrohhazı za 7NrUQUO ro uuh zatgLov Eurer 
hoc est: latino sermone 
Saepe etinm est olitor valde vpportuna locutus. 

Das Merkwürdigste bei dem ganzen Buche ist aber, wenn 
auch schülerhaft und keineswegs vehementer eruditum, auf 
der zweiten Seite des 29. Blattes die erste hebräisch 
gedruckte, in Blockdruck hergestellte ', Schriftprobe 
in Wittenberg, vier Zeilen, die wir hier wegen ihrer 
Ehrwürdigkeit mit allen ihren kindlichen Unvollkommen- 
heiten folgen lassen, da sie bisher ganz übersehen worden 
sind: 

“32 mom 

dei filius Jesus 

vn m mm 
Mariae filius & Dauid filius & 

+ ann 
und unten: j 

ABK mm 


1) Das interlinear verwendete Latein ist Typendruck. 


56 BAUCH, 


seine Universität zu gewinnen getrachtet, sondern vor allem 
als Vertreter einer philosophischen Richtung !, die der Hoch- 
schule noch mangelte, der „via moderna“; denn wir hören 
vorher nur von Scotisten und Thomisten, d. h. Anhängern 
der „via antiqua“. Sein Freund Scheurl sagt ? ausdrück- 
lich von Trutfetter: „viam modernam instituens, sine inter- 
missione legebat“, und diese „via“ kam selbstverständlich 
auch in den theologischen Vorlesungen zur Geltung. 

Der Kurfürst hatte schon 1504 sich durch den Druck 
des Tartaretus als bereiter Mäcen der Scotisten erwiesen ®, 
und der einflufsreichste Mann, der als Vertrauter des Für- 
sten und Vizekanzler der Universität in alle Verhältnisse 
eingriff, in Wittenberg war neben dem viel abwesenden Jo- 
hann von Staupitz, wie dieser Mitbegründer und Reformator 
der Universität, Martin Polich, der ein eifriger und starrer 
Thomist, aber keineswegs ein Feind der scholastischen Philo- 
sophie war, wie Plitt annimmt *, weil er offenbar den Streit 
zwischen Polich und Konrad Wimpina (1501—1504) über 
die Stellung von Poetik und Theologie zu einander hierher 
zieht und in falschem Sinne falst. Polichs 1512 gedruckte 
logischen Collectanea ® und die nach seinem Tode von der 
Universität 1514 herausgegebenen physischen Collectanea ® 
galten nachweislich mindestens bis 1517 als offizielle Lehr- 
bücher der Universität wie der Tartaret von 1504. 

Es ist bekannt, wie schroff sich oft an den Universitäten 
die „viae“ gegenüberstanden, den Wittenbergern bis 1507 
allein herrschenden ‚ Antiqui“ mulste der „Modernus“ Trut- 
fetter als ein unbequemer Eindringling erscheinen, und vor 
allem war Polich gewils nicht sein Gönner, wie man aus 


1) Prantl, Gesch. der Logik IV, 241. 

2) Christoph Scheurls Briefbuch, ed. F. v. Soden und Knaake, 
1, 124. 

3) Er ist gedruckt: mandato et expensis Federici ducis Sassonie, 
Vgl. weiter unten. 

3) A. a. 0.8.42. 

5) Cursus Logiei commentariorum nostra collectanea. Leipzig 1512. 

6) Martini Polichij Mellerstadij exquisita Cursus Physici collectanea. 
Ed. Otto Beckmann. Leipzig 1514. 





ANALEKTEN. 


Über die sogen. Regula coenobialis Co- 

lumbani und die mit dem Pönitential Co- 

lumbas verbundenen kleineren Zusätze. 
Yon 


Dr. 0. Seebafs. 


In meiner Dissertation über Columbas d. J. Klosterregel und 
Bufsbuch ist der zweite Teil (S. 33—55) der Untersuchung der 
Bd. XVII, 8.220 —234 zum erstenmal nach den Handschriften selbst 
herausgegebenen „Roguln evenobialis Columbani“ gewidmet. Als 
Hauptresultate ergaben sich: Von den beiden Rezensionen, in 
welchen dieselbe überliefert ist, mufs die in dem Regelbuch 
Benedikts von Aniane unter dem Titel Liber poenitentialis ent- 
haltene als die umgestaltete und erweiterte jüngere Form an- 
gesehen werden (Reg. coen. II daher genannt); aber auch die 
ältere Rezension (Reg. I, in den Codd. G [0] V E, =. Bd XVIT, 
8. 215) ist nicht als ursprünglich einheitliches Ganzes auf- 
zufassen; vielmehr scheidet auch sie sich in zwei nach Form und 
Inhalt verschiedene Teile, und nur der orste derselben (Kup. 
1—9) hat einen Bestandteil der ursprünglichen Regel Columbas 
gebildet, deren Schlufs in den lotzten beiden Sätzen der Reg. II 
erkannt wurde (Dissert. 8. 54). Die Beobachtung, dafs aus dem 
zweiten Teil der Reg. I (Kap. 10—15) von Donat auch nicht 
eine Silbe in die von ihm zusammengestellte Regel aufgenommen 
ist, während er die ersten neun Kapitel gröfstenteils derselben 
einverleibte, lehrt deutlich, dafs in der ersten Hälfte des 7. Jahr- 


E 


su ANABEKTEN, 


den letzten Abschnitt der Regel Columbas selbst (natürlich wie 
diese als Regel für Frauen lanten mulste) erblicken zu müssen 
glaube, 

Der erste Absats (bis; moderate se in tempore psulıodä 
homiliuntes genua non floctant) dieses in der Zeitschr, f, Kirchen- 
geschichte, Bd. XVI, 5. 465—467 veröffentlichten 
findet sich Reg. eoen. I, Kap. IX, und hat demnach der Regel 
Columbas angehört. Alles was nun folgt bis zu den Worten 
Interrogentur separatim ($. 467, Z. 11) feblt in Reg. I, findet 
sich aber (ala Hauptzusatz innerhalb Reg. I) in Reg. H!, 
wennschon in letzterer die beiden Sätze Si quid praeceperit abbas 
... and Ab initio diei usque noctem commutatio uestimenti eb 
altera ip nocte interrogentur separatim an den Anfang gerückt 
erscheinen. Nun ist aber gerade der letztere Satz in Reg. coen. II, 
wie er bier erscheint, absolut unverständlich, während das Nonnen- 
regelfragment, in welchem es heifst Ab initio diei usque ad 
noctem sommntacio vestimenti non sit, et ultera in nocte, alters 
in die und mit Interrogentur separatim ein neuer Satz eingeleitet 
wird, offenbar das Richtige enthält. Denn der in demselben nun 
folgende Abschnitt Interrogentur separatim id est Vesper@.. . . 
bis in exparatione nostra facere (Zeile 21), in Reg. coen. II nicht 
vorkommend, wird aufs beste gestützt durch den zweiten Teil des 
19. Kapitels der Regel Donats, der weder aus Benedikts noch 
aus Cäsurius’ Regel entlehnt ist und demnach der eolumbanischem 
Regel angehört. Man vergleiche den cben bezeichneten Text 
mit Holsten, Codex regul, (1753) I, 8. 382°: ... usque 
mane post secundam celebratam in conventu: quo (co H!, H# 
fulsch: quod) in loco veniam petentes ac singulae confessionem 
dantes pro cogitationibus carnalibus atque turpibus vel nocturnis 
visionibns, demum puriter oruntes dieant: Fiat, domine, miseri- 
eordia tua super nos, quemadmodum speravimus in te. Sic quo- 
quo vieissim dieunt ad seniorem: da commeatum, vestimentun 
mutare, et quod opus fuerit fieri 

Da auch noch eine andere Stelle unserer anonymen Nonnen- 
regel (8. 466, Z. 4 von unten: Que nd alture inchonuerit a0- 
eodere sucrifieium aeceptura ter se humiliet, — in Reg. II [229, 
33%]: Aut qui ad altare inchounerit inter sacrificium accepturus, 
ter se humiliet) sich mit der Regel Dannts (Schlufssatz des ganz 
ans Columban entlehnten Kap. 34: Et quando ad communionem 


I) Siehe den Text der Reg. coeu. Zeitschr. f. K.-G,, Bd. XVII, 
S. 297, 2. 5 bis 8. 228, Z. 4. 

2) Die Regel Donats ist, von belanglosen redaktionellen Zuthaten 
Ai, ganz und gar aus den Regeln Benedikts, Cäsarius’ und 
Columbas zusammengesetzt. 


| A 


SERDASS, REGULA COENODIALIS COLUNDANI. e1 
alt end kann humilient) berührt, und der als Schlufs 
der Regel nuchgewiesene Bestandteil der Reg. coen. IT 


(wel. Donat Kap. 75) auch hier den Schlufs bildet, so darf man 
wohl ‚inbezug auf dus Fragment des Kölner Codex (von dem an- 


Regel Columbas- entnommen sei, ju ich möchte, da kein Grund 
vorliegt, auch lier auf Zerreifsung eines ursprünglichen Ganzen 
zu schliefsen, die Meinung aussprechen, dafs wir in demselben 
die letzten Abschnitte der Regel Columdas selbst vor uns haben, — 
abgerechnet solbstverständlich jene wnrermeidlichen Änderungen, 
welche die Umwundlung einer Münchsregel in eine solche für 
Nonnen mit sich brachte !. 

Daraus würde folgen, dafs jener Teil der Reg. coen. II, 
welchen dieselbe mit dem Anonymus des Kölner Codex (X) 
hat — es ist dies der erste große Zusatz, welchen 
Reg. II in J einschiebt, mit Ausnahme des orsten und letzten 
Satzes, die in X fehlen ® —, auch der ursprünglichen Regel Co- 
lumbas angehört hut. Freilich ist nun dieser Abschnitt stellen- 
weis unverständlich oder in seinen Teilen verschoben — woron 


HL 


1) Der gesamte Text des Fragments läfst sich (bis auf die eine 
Zee er ze Tolgendermalsen aus der bialregel und 





im . even. I u. TI S. 226, 14. 15, 
een: 11 = Rog. eoen. 1 u. Il 8. 236, 17 
bie. 227, 2; 5. 298, 8—17 und Donat Kap. 
3, 
Bbe, Z. 108.40, 211 = Reg. eoen. II $, 227, 5 bis 


8. 228, 
a Z. 84. 35 vol. mit Dinat Kap, 34 Schluß), 
8.467, Z. 12—21 — Donat Kap. 16 (s. oben), 
487, Z. 22-29 = Donat Kap. 75 (Schluß), 

I dur, 2 2-33 = Reg. even. II $. 233, 37—S. 234, 10. 
‚in denen die Regel Columbas galt, waren x. B. das der 
(Evoriacum oder Faremontier), das von Berthoara ge- 

Bourges sowie die Stiftung da Romaricus, sen 













patrum Bened, 5 Col. 
Fer ei Col. (Hauck, K.-6. 274 Anm. 8; 
sa legt sich em one u 2 von Benedikt 
unseres Nonnen jents m 
Weise zu erklären sei, 
) handelt von den auf Manlerrngen begriffenen Mön- 
1s in einer Nonnenregel unbrauchbar war. 


4 


62 ANALERTEN. u 


wir oben die Beispiele gegeben —, auch hat er innerkalb des 
durch Reg. I gegebenen Rahmens eine ganz verkalirte | 
erhalten ! und giebt durch all dieses die willkürliche und spätere 
Zusammenstellung der Reg. coen. II genugsam zu erkennen: 
immerhin aber erhöht sich der Wert derselben für uns nicht un- 
wesentlich durch den gelieferten Nachweis, daß außer dem Be- 
schluß noch ein längerer Zusutz in ihr auch in der ursprüng- 
lichen Regel Columbas gestanden hat. 

Ob wir nun auch für den zweiten großsen Zusatz, d. i. den 
Abschnitt, welchen Reg, II über den Schlufs von Reg. I 
hinaus enthält ($. 231, 27 bis $. 238, 36), das KanmenarE 
zobgnis werden beibringen können? 

In der Deutschen Zeitschrift für Kirchenrecht habe ich v1, 
8. 26) ans einer Bohbienser Handschrift der ambrosian. Biblio- 
thek ein bisher unbekannt gebliebenes Pönitential veröffentlicht, 
das in seinem gesamten Umfang wls Überarbeitung eines altem 
keltischen Bufsbuchs zu gelten hat (a. #. 0, 8, 46). Während 
in den Abschnitten 1—4 mehrfach auch auf Luien Rücksicht 
genommen wird, erscheinen die Libri 5 —7, ganz besonders aber 
Lib, 8 ausschlieflich als für Mönche bestimmt, Dieser letzte 
Abschnitt, „de superbla“ bezeichnet, entbält nur in den ersten 
el Kapiteln einen der Überschrift entsprehenden Stoff; was vom 
12. Kup. on folgt, ist eine Verbindung von auf das gesamte 
innere und äußere Leben im Kloster bezüglichen Bufsbestim- 
mungen, bei denen in den Kap. 16—18 und dem angeschlossenen 
Teil bis 3, 44, 2. 17 die Rücksicht auf den die Bulse bestim- 
menden Priester und der sakcamentale Charakter ganz zurücktritt, 
während der letzte Abschnitt die Nachlässigkeiten der Priester 
teils gegenüber der geweihten Hostie (44, 18 — 45, 12), teils 
während der sakramentalon Handlung selbst (45, 13 — 46, 3) 
wieder unter strenge (sakramentale) Pönitenz stellt. Somit er- 
weist sich dieses Dokument trotz der starken formellen Über- 
arbeitung, die es in späterer Zeit erfahren (S. 49f.), seinem we- 
sentlichen Inhalt nach als ein Pönitential aus der Zeit der 
klösterlichen Verfassung der keltischen Kirche, wo die Mehrzahl 
der Geistlichen jedenfalls das Mönchsgelübde abgelegt hatten und 
das nmwolmende Volk von den Klöstern nus pastorierk wurde. 
Eben deshalb finden sich neben den Bestimmungen für Kleriker 
und Mönche auch solche für Laien vor, wie anderseits neben den 





1) Der Satz: Quamuis ergo in nocte dominica et tempore quinquä- 
en genun Rockant (8: 89, 1), nach ea 1 
ten Zusatz hat, ist mit dem in Reg. I (Codd, GVE nz 
DE) und X unmittelbar folgenden In ame Den omnes fratres . 
aufs engate verbunden. Vgl. nach Dissert. 5, 


PP 


— 


64 ANALEKTEN. 


praesumptio contam plagis. Pos- 
sessio alicuius rei ote. 


S. 232, 25: Egredi nel in- 
gredi in domum aut opus facere 
eine oratione et signo crucis 
Auodecim plagis. 


8.232, 27: Meum nel tuum 
disisse sex plagis. 

8. 232, 28: Verbum contra 
vorbum simpliciter dietum sex 
percuss., si ex contentione, C 
plagis uel superpositione silentii. 


euliaris praesumptio CO plagis 
emendetur nach CFH; A fügt 
auch Possessio alien. rei ete, 
noch hinzu. 

S, 221, 20: Qui egrediens. 
domum ad orationem poscendam 
non se humiliauerit et post ac- 
ceptam non se signauerit ... . 
qui orationom ante opus aut 
post oblitus fuerit, XII perc. 
Et qui regrediens domum etc. 

8. 220, 15: Qui dixerit sunm. 
proprium aliquid, sex perc. 

S. 223, 4: Consilium contra 
consilium cum simplicitate pro- 
mens, L pere. Cf. Poen. Col. 
A, 10: Verb, cont. verb, sim- 


plieiter dietum, L plagis ... 
nel si extentione, silentii super- 
positione. 


Aus dieser Parallelität lassen sich meines Erachtens zwei 
Folgerungen ziehen: 1) der letzte grolse Zusatz in Reg. II kaun 
nicht ursprünglich mit den Kap. 1—9 ein Ganzes gebildet haben, 
er ist von der Originalregel Columbas auszuschliefsen; doch sind 
2) die beiden Abschnitte nicht unabhängig voneinander entstan- 
den. Hätten wir nun zur näheren Bestimmung dieses Verhält- 
nissoes nnr die betreffenden Stücke selbst, so würde man sich 
wohl dafür entscheiden, dafs die verwandten Sätze in Reg. II als 
der später und unter Einflußs von Reg. I entstandene Teil auf- 
zulassen sei; erinnert man sich aber, dafs der betr. Abschnitt 
von Reg. Il jenem alten Klosterpönitential angehört, dessen Neu- 
gestaltung im Ambr. vorliegt und dem die Kompilatoren der 
Poen. Bigot. u, Cummeani so zahlreiche Stücke entlebnt haben, 
80 wird man zu der Annahme geführt, dafs Col. v. Luxeuil selbst, 
bei Abfassung dos zweiten Toils seiner Regel ebenfalls schon 
jenes altschottische Pönitential benutzt hat. 

Ein zweiter Abschnitt, den die Cönobialregel (Reg. I u. ID) 
mit dem letzten Teil des Poen. Ambr. gemeinschaftlich als ein 
Bruchstück aus diesem ulten Pönitential besitzt, sind die (in 
Reg. I das 15. Kap. bildenden) Sätze über die Nachlässigkeiten 
der Priester gegenüber der geweihten Hostie aufserhalb der 
eucharistischen Handlung selbst (8. oben $. 62)'. Das diese 


1) Vgl. D. Zeitschr. f K-R. VI, 44, Anm, 1. Im Ambr. fehlen 





SEEBASS, REGULA COENOBIALIS COLUMBANI. 65 


Bestimmungen einen Bestandteil der Regel Columbas gebildet 
haben sollten, glaube ich ablehnen zu müssen, da die Straf 
bestimmungen, welche in den ersten neun Kapiteln von Reg, I 
wie bei Donat und X vorkommen, einen disziplinaren, vindikativen 
Charakter haben. Es sind die Strafen, welche für die ante mensam, 
ante Jectorum introitum aut quandocungue fuerit facile (220, 4il.) 
dem Senior, dem Praspositus mensas (226, 18) gebeichtoten Ver- 
Tehlungen angesetzt sind, Sie bestehen — mit der einzigen Aus- 
4 — nur aus perenssiones und superpositiones si- 
niemals eine Andentung vorliegt, dafs dieselben 
vom Abendmahl verbunden gewosen seien, Wenn 
von dem Psalmensingen der Poenitenten die Rede 
sollen doch h ier nicht Normen für die Anwendung dieser 
ce mac, Kr = wird nur von dem zum Reci- 
‚Psalmen verurteilten Brüdern gesagt, dals sie atets, 
r Quinquagesima, beim Gebet am Schluls des Psalms 
zu beugen haben. 
einer Mönchsregel, die offenbar nur Disziplinarvorschriften 
geringeren Strafansätzen enthielt, ist für einen Abschnitt 
15 kein Raum, das nur langwierige Fasten (40 Tage, 
und 1 Jahr) jedenfalls als gakramentale Poenitenzen vor- 


HAHUBEN 
He el 


den dem 15. Kap. in der Cönobialregel vorauf- 
Reg. In. II völlig gleich überlieferten Abschnitt, 
10—14, 4, anbelangt, so ist oben bereits erwiesen ®, dafs 
der Regel Columtas nicht angehört haben können. 
wenig scheinen dieselben mit dem in Reg. II angehängten 

'h zusammengehört zu haben, da auch in diesem 

Ball ia kaum erträgliche Wiederholungen and Widersprüche 


mn. 


iin 


i iaeinctius, XV und der Schlufssatz si autem ob- 

Seh eybi etc., der nach Bigot. I, m, 1 — wo fast 
‚angetehrt worden, während im "nächstfolgenden 

Überschrift Allen alius dieit anf das 

= Kar [rs VII) zurückgegriffen wird — aus einem andern 


“3 Reg. Mein viermal (8, 223, Z. 1. 7. 10, 28) nacheinander die 
Ei itione silentü, niemals aber Aura podabEe jeiunik 


mEDt, | Let nicht Angängig, den Ausdruck superpositio, 
me ‚erscheint (Kap. 4 einmal und 6—8 mehrfach), anders 
1 als ‚durch Supplierung von silentii, 


5 





66 ANALEKTEN. 


in den Strafansätzen herausstellen würden. Man wird daher 
kaum umhin können, in diesem Abschnitt den selbständigen Be- 
standteil eines anderweitigen Klosterpoenitentials anzuerkennen, 
wie denn diese Sätze sich durch ihr gleichmälsiges geschlossenes 


von dem Vorausgehenden abheben. Dals Columba sie 
und bei Abfussung seiner Regel mit verwertet habe, dünkt mich 
nach den oben 8. 59 dargelegten Beziehungen zu Kap. 1—9 nicht 
unwahrscheinlich. Auch das Folgende scheint mir in dieser Frage 
beuchtenswert: In dem sogen. Poen. Columbani A (Zeitschr. f. 
K.-G. XIV, 442) heifst es, Abs. 9: Qui fait per se aliquid sine 
interrogatione vel qui contradieit et dieit non facio, vel qui mur=- 
morat, si grande sit, tribus superposit. ote.; Abs, 10: Qui autem 
detrahit aut libenter audit detrahentem, bes superpos. paeniteat; 


sammen Reg. coen. 8. 229, Z. 14: Si... 
iussu, 24 psalmos. 8.228, Z. 20: Si quis dieit non faciam, tres 
dies uno paxm. e. a. Si quis murmurat, II dies in p- e. a. 
8. 229, 2: Si quis contradieit fratri etc, 8. 229, 6: Si quis 
detreotanerit abbati suo, VII dies in p. e. a; si quis fratri suo, 
24 psalmos. Die Verwandtschaft ist nicht zu verkennen; wenn 
man sich also bei der Zusammenstellung der letzten Sätze in 
Poen. Columbani A des nämlichen alten Klosterpoenitentials be- 
dient zu haben scheint, so gewinnt die Vermutung, dals dasselbe 
zu den im Besitz Columbas befindlichen Schriften gehört habe 
und bei Abfassung der Regel benutzt sei, an Wahrscheinlichkeit. 

Wenn ich nunmehr dazu schreite, durch Zusammenstellung 
der Resultate der bisherigen Untersuchungen eine deutlichere 
Vorstellung von der Entstehung der Cönobialregel und ihrem Ver- 
hältnis zur Regel Columbas selbst zu gewinnen, so habe ich eine 
Bemerkung vorauszuschicken, Als Columba sich in Luxenil ent- 
schlofs, eine Mönchsregel aufzustellen, war er ohne Zweifel im 


1) Reg. I u. II Kap. 10: 


Si quis opus quod ei iniungitur 
Be Pacht duos dies uno 
pe. 


Kap. 
5i quis face ai (uiom um 
sacculari sine jussu XXILIT psal- 


mos. 
Kap. 14: er 
exequ [exe- 
uitur V!E qnod Iabeter ei, L. 
post pacem N = si 
responderit, La. 


z 
nis größs. Zusatz, 8. 289): 
7: negligentius obsequia 
Are impleuerit, superpositione, 


2. 17: Si parentum agein 
uel amicorum saecularium uiderit 
uel eolloeutus ei fuerit sine iussione 
u. Su sitione. 

2. 9: Si officia statuta segnius 
fuerit exgecutus, superpositione, — 

Z. 6: Si contumacius responderit, 
superpositione. 


SEEBASS, REGULA COENOBIALIS COLUMBANI. 67 


‚Besitz einer nicht geringen Zahl von Schriften seiner heimatlichen 
klösterlichen Litteratur, die er nach dem Festland mit hinüber- 
genommen hatte. Ein in dem columban. Kloster der Burgundo- 
fara im 7. Jahrh, üblicher Abendmahlsgesang begegnet wörtlich 
wieder im Antiphonar. Benchorense (Dissert. 8. 56); das Poeni- 
tential Columbas ist unter Vorlage des Poen. Vinniai verfalst 
(Zeitschr. £. K-G. XIV, 438); Reg. mon. VII und Reg. eoen. I 
beruft er sich ausdrücklich auf die Bestimmungen der „seniores 
*, „saneti patres“ und Epist. I sagt er: in desertis sedentes 
cum nostrorum regulis manemus seniorum!. So werden 
sich denn auch solche Klosterpönitentialien, wie wir sie oben 
geschildert, in seinem Besitz gefunden haben. Dafs er das Original 
des Poen. Ambr. («) bei der Entwerfung der Disziplinarvorschriften 
im zweiten Teil der Regel benutzte, glaube ich (8. 64) erwiesen zu 
haben, und für wahrscheinlich möchte ich es auch halten, dafs er 
andere irische Klosterpönitential, welches den Kapp. 10—14 
I wie z. T. auch den Zusätzen im Poen. Col. A zugrunde 
bereits bei seiner Auswanderung aus Irland mit sich führte, 
als man nun nach seinem Tode und kaum vor der Mitte 
. den ersten Teil der Regel die „Regula monachorum“, 
Folgenden ablöste und aus dem zweiten Teil die selb- 
Regula coenobialis fratrum de Hibernia zu bilden unter- 
‚ 80 war man hierbei doch darauf bedacht, nur solches 
Material hinzuzufügen, das in den columbanischen Klöstern vor- 
und irgendwie mit Columbas Autorität gedeckt war, 
I in dem Codex Oxenhus. und Reg. II im Cod. 
seinem Namen überliefert ist (Bd. XVII, 8.218, N. a 
12). Während nun bei der Zusammenstellung von 
Bestreben obwaltete, neben der nun völlig selbständig 
Regula monachorum noch ein Klosterpönitential nach 

zu schaffen, weshalb man aufser den ersten 9 Kapiteln 
antun Satzungen nichts weiter vom zweiten 
Regel, dagegen aus 2 verschiedenen in Columbaklöstern 
worgefundenen altschottischen Klosterpönitentialien gewisse Stücke 
aufnahm (Kapp. 10—14; Kap. 15 aus «), so haben die Compi- 
latoren von Reg. IT, denen Keg. I bereits in ihrem vollen Um- 
vorlag *, diese in der Weise auszugestalten gesucht, dafs 
sie aus denselben Schriftstücken, aus welchen jene geschmiedet 
erweitorten und vorvollständigten. So wurden zunächst aus 
Teil der Rogel Columbas die Abschnitte „Frater 
225, 2. 31)? und der erste grolse Zusatz, von 


i 


sugg8 
Hin 


H 


ger 2 
1ä 2 g 
: Ha 


3 


i 


agr8 
H 





er. 
ein Teil dieses Zusatzes hat der Regel angehört, da 
B+ 


1) Migne LXXX, 2690. 
ar die Jetzten beiden Sätze des 16, Kap. fehlen in CH; siche 


Bin 


m 


68 ANALEKTEN. 





ungeschickt gewählten ! Orten eingeschoben. nut 
aus dem Poen. «, aus welchem in Reg. I das 15. Kup. stammt, 
der zweite grolse Zusatz Qui seit fratrem: ö 
propitio saluatus existat (233, 27) — nachdem die oben S. 63 
erwähnte charakteristische Änderung vorgenommen war — der 
Reg. I angehängt und endlich noch ein doppelter Schlufs hin- 
zugefügt: einmal jene beiden Absätze, die uns auch im Poen. 
Col. A begegnen und die vielleicht am Ende des Klosterpöniten- 
tials, aus welchem Kapp. 10—14 stammen, gestanden haben; 
zweitens aber die Worte, die wir nach ihrem durchaus eolum- 
banischen Gopräge sowie nach ihrer Stellung bei Donat und X 
zuversichtlich ale ursprünglichen Beschlufs der genuinen Regel 
Columbas bezeichnen dürfen. Wie nun bei der letzten Redaktion 
der also erweiterten Cönobialregel der Zweck verfolgt ward, die- 
selbe dem Bufsbuch Columbas in- ihrem Anfıng anzugleichen, 
sodafs man ihr num den Namen Liber poenitentialis S. Colum- 
bani abbatis geben konnte, ist schon Dissert, 8. 58 auseinander- 
gesetzt; die neue Ausgabe der Cönobinlregel stellt dies (8. 220) 
in recht augenfülliger Weise klar. 

Die letzterwähnte Thatsache liefert einen neuen Beleg für 
die von mir Zeitschr. f. K.-G, XIV, 8. 431 ff. ausführlich erhärtete 
Behauptung, dafs das Poen. Col. B, Kapp. 1—25° uls das von 
Columba von Luxenil hinterlassene Bufsbuch anzusehen sei. 
Nachdem wir nun in der obigen Untersuchung schon das in dem 
Codd. mit dem Poen. B zusammen überlieferte Poen. Col. A be- 
rührt haben, wird es am Platze sein, noch ein Wort über das 
letztere und über das mit dem echten Pönitential Columbas 
verknüpfte Anhängsel hinzuzufügen, 

Hinsichtlich des Poen. Col. A kann ich mich nicht vollig 
mit den Ausführungen Haucks (K.-G. I, S. 254) einverstanden 
erklären, der in dem Hauptteil desselben (Kapp. 1—8) ein 
Pönitential zunächst für Laien erblickt und einen scharfen 
Gegensatz zum Poen. B konstatiert. Hauck macht in letzterer 


(7 
E 
= 
“= 
= 
8 





mehrere Sütze durch Donat gedeckt werden; 8.226, N. u; 8.224, N. il; 
8.222, N. b. Ob die beiden Zusätze $. 222, Z.0f., Z. 178. ähnlich zu 
beurteilen sind, lasse ich unentschieden, da Donat in seine Nonnenregel 
keine Bestimmungen über Vergehungen der Priester aufnehmen konnte. 

1) Berücksichtigt man, wie der Text der ursprünglichen Regel bier 
#0 gründlich verderbt, in seiner richtigen Folge gestört und überhaupt 
0 viel schlechter erscheint als in der columbanischen Nonnenregel, 30 
wird man die Entstehung der Reg. II kaum vor Ausgang des 7. Jahr- 


3) Die jetzten beiden Kapitel sind yiellich Columb 
ie en Kapitel sind vielleicht unter Columbas erstem 
Nacken hinzugefügt, 


4 E 








SEEBASS, REGULA COENOBTALIS COLUMBANI. 69 


Beziehung auf drei Punkte aufmerksam: Der Mönch solle nach 
Kap. u en. En 16 (B, 4) fünf Jahr für fleischliches 
Bufse thun. Allein Kap. 3 heißt es: si fornicauerit 
Hantem, tribus annis monachus poeniteat; si saepius, 
7 annis. B, 4 fehlen die Zusätze semel tantum und si saepius, 
und daher die mittlere Zahl: 5 Jahr. — Sodann: „Entweihung 
der Hostie wird Kap. 6 mit 40, Kap. 24 (B, 12) mit 3 mal 40 
Tagen Bußsen belegt“. Aber Kap. 24 haben wir den Zusatz: si 
negligenter demiserit. Auffallend bleibt allerdings die von Hauck 
auch hervorgehobene Verschiedenheit in der Behandlung von 
Körperverletzungen; Kap. 5 — tribus annis, Kap. 21 (B, 9) -— annum 
integrum. Dieser Strafansatz in A mufs aber überhaupt bei all- 
gemeiner Abwägung des Verhältnisses der Pönitenzen zu den 
entsprechenden Verfehlungen als abnorm erscheinen, und da auch 
Vinnian, dessen erstem Teil das Poen. A, insofern es auch Ge- 
dankensünde straft, besonders nahe steht, in Kap. 8 nur ein 
Jahr für den gleichen Fall ansetrt, so möchte ich glauben, 
daß in A am dieser Stelle absichtlich oder nnabsichtlich eine 
des ursprünglichen Textes stattgefunden hat. In 
allen übrigen Punkten horrscht völlige Gleichheit 
zwischen A, 1—8 und dem ersten von den Verfehlungen der 
Mönche und Kleriker handelnden Teil von B; die Bestimmung 
über den Meineid, welche in den bisherigen Ausgaben in A fehlte, 
konnte nach den Bobbienser Codicoes in A (Kap. 4%) — und 
zwar mit demselben Bufsansatz — aufgenommen werden. Ver- 
man hinwiederom die Bulsen im Poen. A mit den im Poen, 
B für die Laien angesetzten Strafen, so stößst man auf aufser- 
ordentlich bedeutende Differenzen: Mord und Sodomiterei 10 — 
resp. 3 Jahr, Diebstalıl 1 Jahr — resp. 3 mal 40 Tage, Selbst- 
1 Jahr — resp. ", Jahr, Meineid 7 Jahr — resp. 
3 Jahr. Diese gröfsere Strenge wie die Aufnahme von Bufsen 
für Gedankensünden wird man kaum erklären können, wenn das 
Pönitential zunächst für Laien geschrieben war. Es ist dies 
aber auch an keiner Stelle desselben ausgesprochen, vielmehr 
weist nicht nu mur A, 3 (tribus annus monachus paeniteat . 
rit et uota fregerit), sondern ebenso $ 2 mit 
Zusatz siue discedere auf den mönchischen und $ 6 offen- 
mit den Worten Si ipsum sacrificium quis perdiderit auf 
> geistlichen Stand hin. Wären endlich die ersten acht Ka- 
‚pitel für Mönche und Laien bestimmt, so dürfte $ 8 in dem 
‚Satze Csterom de minutis moram inconditoram der Zusatz mo- 
nachorum ebenso wenig fehlen wie in B, 25 (wo es heifst: Post- 
de minutis monschorum augendum est sanctionibus), da 
‚die letzten vier Kapitel in Poen. A offenbar nur auf Mönche 
bezogen werden können. Aus dem letzteren Grunde und weil 





Bu i 






annehmen zu dürfen, dafs dieses 
auf Mönche ! angewandt werden 
nachgewiesenen Verhältnis zum fee 
auch nicht für ausgeschlossen, dals es von Columba 
rührt. Man könnte es ansehen als den nach 
ersten Entwurf eines speziell für Klosterinsassen bestimmten Buls- 
buchs; zu einem völlig sicheren Urteil wird man vor Auffindung 
anderweitiger Exemplare des columban. Bufsbuchs kaum 
Die im zweiten Teil hinzugefügten $$ 9—12 tragen durchgehends 
das Gepräge des altirischen Klosterpönitentisls und lassen sich 
sämtlich aus Reg. coen. I u. II zusammenstellen *. Da die drei 
ersten gerade die am meisten von Columba bei den Mönchen 
bekämpften Fehler (die Äufserungen der superbia und die de- 
tractio) berühren und der letzte eine Reihe kurzgefaßter allge- 
meiner Normen enthält, so wird man das über den Zweck der 
ersten acht Paragraphen Bemerkte auch auf die vier letzten aus- 
dehnen dürfen. — Was endlich die am Schluß des Poen, B sich 
findenden Zusätze über die leichteren Verfehlungen der Mönche 
anlangt, 80 habe ich mich schon Dissert. 8. 49 dahin aus- 
gesprochen, dafs unmöglich um solch geringfügiger weniger Dinge 
willen Columba noch einen dritten Abschnitt mit den Worten 
Postremo de minutis monachorum augendum est sanctionibus hätte 
einleiten können. Es fragt sich also, ob man deshalb dieselben 
ganz von der ursprünglichen Anlage des Pönitentials auszuschliefsen 
habe oder ob nicht etwa ein Ausfall anderweitiger Bestimmungen 
anzunehmen sei. Läfst man dieselben ganz fort, so fehlt dem 
Pönitential nicht nur jegliche abschliefsende Wendung, sondern 
man müfste sich auch zur völligen Streichung des Schlufssatzes 
der Praefatio „De capitalibus primum oriminibus, quae 
etiam legis animadversione plectantur, sanciendum est 
entschliefsen, da andernfalls diese Worte — auf welche offenbar 
mit Postremo de minutis monachorum augendum est sanctionibus 
zurückgegriffen wird — völlig in der Luft schweben würden. 








“ a in diesem Bufsbuch us jech Ansätze für das discedere 
($ 2), 8 3 si discesserit et uota 
a Sata vol Meg. com. X, 8.200,90 229,2. Kap. VI, 


„ Br m mm m III S. 228, 4. 5 und (Reg. IN) 
8. 282, OT. 
1, 5. 238, 28. 
a I, Anfang und Bigot. VIII, 2. Cum- 
meani IX, 8. 


” $ 11 u 12 vgl. Reg. IE, S, 238, 28-80. 


# & 


[a 


SEEBASS, REGULA COENOBIALIS COLUMBANL. 71 


Nun findet sich aber dieser Gegensatz von capitalia orimina, 
Mosaica quoque lege damnantur und den peceata 
minuta schon bei einem älteren mönchischen Schriftsteller, den 
Columba viel gelesen hat, nämlich bei Cassian. Im 11. Kap. 
der XX. Conlatio spricht Cassian (ed. Petschenig II, p. 567 qq.) 
von den schweren ‚Vorgehen wie fornieatio, adulterium, pecentum 
per abundantiam vini epularumque nimietatem, perjurium, furtum, 

', blasphemia iracundia und im Anfang des folgenden 
Kapitels stellt er den eben bezeichneten Gegensatz auf. Wie 





1. XX, 5 hinweisen konnte (Zeitschr. f. 

K.-@. XIV, 441 Anm.), s0 dünkt es mich nicht unwahrschein- 
lich, dafs auch in der Anlage des Poen. B bei Columba eine 
Erinnerung an die 20. Conlatio Cassiens obgewaltet habe. In 
dem Schlufsabschnitt ($ 30: Confessiones autem dari diligentius 
de eommotionibus animi — vgl. Donats 

Regel in dem columban. Kap. 23) verknüpft der Verfasser dann 
die beiden Teile — de capital. eriminibus und de minutis mo- 
nachorum — wie es scheint, wieder miteinander, indem er sie 


kenntnig reinigen, bevor man zum Tisch des Herrn herantritt !. 
‚Abschliefsend habe ich also meine Meinung über das sogen. 
„Poen. Columbani“ dahin abzugeben, dafs die unter dieser Be- 
zeichnung zusammengefafsten Pönitentialien A und B zwei ver- 
schiedene und selbständige Bufsbücher repräsentieren, von denen 
das zweite in den Kapp. 1—23 (resp. —25) unzweifelhaft von 
‚Columba herrührt. Das Poen. A dürfte im wesentlichen unvor- 
kürzt auf uns gekommen sein und rührt ebenso wie der letzte 
‚Abschnitt dos Poon. B (Kapp- 26—30) wahrscheinlich von 
‚Columba her, wenn schon in diesem letzten Teil ein nicht unbe- 
trächtlicher Ausfall anzunehmen ist. Hiernach ist meine Be- 
bag - Zeitschr. f. K.-G. XIV, 435 Abs. 3 zu modifizieren. 
Meine ursprüngliche Vermutung, dafs die ‚ausgefallenen Sätze zum 








Eine aufmerksame Mepactıng des ganzen 12. Kap. der Conl. 

‚die Annahme nahe, dafs jene uitia interiora ($ 80, Z. 9) die 
y . mit vertreten. „Cor en & 80, Z. 5) 
bei Onssian $. 569, Z. 2. 





; nn 


Letzte Erwiderung an Herrn H. J. Schmitz. 


Herrn Schmitz, der seinen Widerspruch gegen die Authen- 
tieität des „Poen. Colombani“ auch für den Abschnitt B, 1—25 
erveuert hat (Archiv f kath. K,-Recht LXXT, 436ff.), habe ich 
inbezug auf die aufsere Beglaubigung desselben bereits im Neuen 
Archiv XXI, 8. 739 geantwortet, Von seinen übrigen Einwen- 
‚dungen haben zwei den Vorzug der Neuheit. 8. 454 f. behauptet er: 
„Die in Kap. 19. 20 vorgeschriebenen Pönitenzen, welche auf 
dem ins praktische Leben tief einschneidenden Gebiete der Re- 
stitution im Gegensatze zu den entsprechenden Vin- 
nianschen Satzungen liegen, tragen den Charakter bürger- 
licher Rechtsbestimmungen. Redemtionen und Bulszusätze, 
bestehend in Almosen, Armenunterstützungen, Loskauf von Ge- 
fangenen eind Erscheinungen, welche eine Entwickelang der Buls- 
disziplin der späteren Zeit im fränkischen Reiche charakterisieren.* 
Von Redemtionen findet sich aber weder an dieser Stelle noch 
sonst bei Columba eine Spur; nur Verschärfungen der Bufßse 
(ohne Einschränkung ihres Zeitmalses) treten hervor wie: waflen- 
los umhergehen, Loskauf, Almosengeben (Wiedererstattung des Ge- 
stohlenen). Die letzten drei Bufszusätze finden sich aber — was 
Schmitz übersehen hat — auch bei Vinnian '. Besonderen An- 
stols nimmt Schmitz an dem Zusatz in $ 19, nach welchem der 
reumütige Dieb dem die Absolution erteilenden Priester ein Gast- 
mahl veranstalten soll. „Eine solche Unsitte der Ausbeutung 
des Bnfswosens zu persönlichem Vorteil des Bufspriesters weist 
auf einen Verfall der Bufsdisziplin hin.“ Aber das christliche 
Vorbild dafür ist uralt; der himmlische Bufspriester hat sich 
selbst bei dem reuigen Diebe zu Gast geladen und die Forderung 
der vierfachen Wiedererstattung (Vinn. 25) stammt eben daher 
(Luk. 19). 

Als Hauptgrund für seinen Widersprueh führt Schmitz noch 
un, dafs in den fränkischen Synodalbeschlässen des 6. Jahrhunderts 
eine umfassende Gesetzgebung auf dem Gebiete der Bufsdisziplin 
vorgelegen habe, welche der von Columba herübergebrachten 
irischen Übung (privater Pönitenz) direkt entgegengesetzt Bewosen 
sei. Wäre nun diese irische Weise durch Columba, der „im 
strenger Geschiedenheit seiner Klostergründungen von dem Leben 
der fränkischen Kirche“ einzig bei den Satzungen seiner Väter 
zu bleiben gewünscht habe, in die fränkische Kirche eingeführt 
worden, so sei es unerklärlich, dafs man weder von einem Wider- 


1) $ 22: et ancillam siue seruum liberare siue praetium eins pau- 

Be aut Baus dare und $ 25: reddat quadruplum proximo. 

gl. auch N 9: et det pecunlam 1 qui percutit, quantum arbi= 
tratus fuerit sacerdos aut fustus quisqguam. 








i k 





SEEBASS, REGULA COENOBIALIS COLUMBANI. 78 


sprach des fränkischen Episkopats noch von einer Rechtfertigung 
derselben seitens Columbas etwas vornohme (8. 449), — Hier- 
auf ist in möglichster Kürze zu erwidern: In den Akten der 
fränkischen Synoden werden stets nur einzelne, grobe Sünden er- 
wähnt, die einer strengen üffentlichen Pönitenz (von ins Kloster 
verwiesenen Klorikern abresohen) unterstellt werden. Mochte 
zum auch in solchen notorischen Binzelfällen den Canonen gemäfs 
in der fränkischen Landeskirche des öfteren die öffentliche Bufse 
vorgeschrieben und ausgeführt werden, — auf die von Irland 
einwandernden Mönche machte der Zustand Galliens den Eindruck, 
wie iln Jonas beschreibt: poenitentine medicamenta puene abolita 
videbanter (v. Col, 11, Mab. A. 8, II, 7) und mufste daher in 
ihnen den Wunsch einer Besserung erwecken. Gewils war 08 
nun Columbas Begehr, in stiller Ahgeschiedenheit „mit den Be- 
geln der Väter“ in der weiten Waldeswüste des fränkisch-bur- 
8 Landes ein Leben klösterlicher Mortifikation und Ab- 
stinenz zu führen. Aber doch wurde er bald bekannt, berühmt 
und viel aufgesucht. Und was war es, das die Menge zu ihm 
hinzog, also, dafs aufser der ersten Gründung zu Anagraz noch zwei 
andere Klöster erbaut werden mußten? „Ad poenitentine medi- 
eamenta plebes undigue conenrrebant“ — erwidert Jonas 
in der Vita Col. (17, A. 8. 11, 10). Das umwohnende Volk fühlte 
sieh ergriffen von dem Ernst der Bufse, den os in den columban, 
vor Augen hatte, wo nach der Vita Burgund. 15 

(A. 8 I, 427) dreimaliges tägliches Bekenntnis der Gedanken-, 
'Wort- und Thatsünden herrschte, die durch die „medicaments 
poenitentiae“ geheilt wurden. Es ward somit das Bedürfnis nach 
‚einer allgemeineren und intensiveren Anwendung der Bnlse und 
Absolution in dor fränkischen Bevölkerung geweckt. Wenn Co- 
lumba dem König Theoderich, der ebenfalls den schottischen 
Bufsprediger aufsuchte (v. 31), mit der Exkommunikation 
‚drohte (Kap. 32), so scheint es doch, uls ob auch der König 
sich Columba zum Konfessionar erwählt habe. Aus der Bd. XVI, 
8. 431 von mir angeführten Stelle aus Columbas Brief an Gregor 
ergiobt sich für den unbefangenen Prüfer meiner Meinung nach 
zweifellos, dafs Columba von fränkischen Geistlichen als Gewissens- 
rat in poenitentialen Fällen angegangen ward. Wie der „pres- 
byter ex parochianis Winnioens“ in Luxeuil eintrat (v. 14), 
50. strömten zu dem aus der columban, Schule horvorgogangenen 
Ak Fiber von Jumiöges die sacerdotes Dei, seinem Bei- 
Fick nächzuahmen (v. Filib. 20, A. 8. II, 788). Von besonderer 
aber ist, was uns Jonas in der Vita Eustasii, des 
Columbas in Luxeuil Kap. 5 mitteilt: (Eustasius) ibi 
en Lux.) tam plebem interius quam vicinos 
populos ad Christianum vigorem exeitare studuit, multosque 





n | 


[ 










74 \ ANALEKTEN, 


eorum ad poenitentine medicamenta pertraxit u 
ojus studii, ut multos sun facundia erudiret. Nam multi eorum 
post ecclesiarum praesules extiterunt: Chagnoaldus Lugduns 
Clavati, Acharius Viromandorum et Noviomensis ac Tornacensis 
episcopus, Ragnacharius Angustanae et Basileae, Audomarus Bo- 
loniae et Tervanensis episcopus. Will man otwa auch 
Worte so auslegen, dafs Eust. seine Mönche und das umwohnende 
christliche Volk dazu angeleitet habe, für die in den Canones he- 
zeichneten einzelnen groben Sünden öffentliche Kirchenbufse zu 
thun? Es kann doch kein Zweifel sein, dafs Jonas bier 
dem Bustreben des Eust. spricht, in treuer Innehaltung der 
lumbanischen Institute, wozu er von Col. noch zuletzt ermahnt 
war (v. Col. 61), die im Kloster eingeführte Art der 
leistungen * für Kleriker, Mönche und Laien in Übung 
halten. Was Eust. aber und Columba selbst auf diesem Gebiet 
im Kloster gelehrt haben ®, das werden die in der obigen Stelle 
genannten Schüler als Bischöfe von Laon, Tournay, Basel und 
Bonlogne nicht verworfen haben, ebenso wenig wie die ebenfalls 
in Luxenil oder doch in der Schule Columbas gebildeten Bischöfe 
Donat v. Besangon, Dado v. Rouen und Eligius v. Noyon. Die 
von Colamba mitgebrachte Weise der Pönitenz, wie sie in seinem 
Bufsbufs mit einer gewissen Accomodation an die Übung der 
fränkischen Landeskirche codifiziert war (Bd. XVI, 8. 440), 
sich auf diese Art in der letzteren ausgebreitet, ohne dafs man 
deshalb sofort auf die eanonische Öffentliche Kirchenbuße ver- 
ziehtet hätte, welche nicht nur im Poen. Col. selbst noch vor- 
geschrieben (B, 24f.), sondern von dem Vorfasser desselben 
auch anempfohlen wird (v. Col. 18). Ja die fränkisch- 
Gesetzgebung des 7, Jahrhunderts scheint — was schon Löning 
(Gesch. d. d. Kirchenrechts II, 476, Anm. 2) hervorgehoben und 
Hinschius (System d. kath. Kirchenrechts IV, 826, Anm. 2) an- 
erkannt hat — schon einen Hinweis auf den allgemeinen Gebrauch 
der medicaments poenitentias nach irischer Art zu enthalten 9, 
Nachdem ich bereits im „Neuen Archiv“ Gelegenheit hatte, 
den Mangel an Sachkenntuis, der sich in der Schmitzschen Be- 
handlung der Frage nach der äufseren Beglaubigung des Pöni- 
tentials Colun Columbas fühlbar macht *, hervorzuheben, bleibt mir hier 


Er = BETH an dem stehenden Ausdruck bei 
en. 

2 ige ejus studii ete. 

.r Sr der nee des Konzils von Chälon (zwischen 
639 u. 664): poenitentia vero peccatorum, quae est medela ani- 
mae, utilem ms hominibus esse censemus et ut paenitentibus a 
sacerdotib tibus data ee indicatur poenitentia, universitas sacer- 

Jdotum nuscetur consentire (Maafsen, Conc. aevi Meror., p- 210). 
"Auch nach dem Urteil der Redaktion des Neuen Archivs. 


E 


fr 


| 





— — 


SEEBASS, REGULA COENOBIALIS COLUMBANL 75 
noch übrig, die abstofsends Art seiner Polemik zu beleuchten. — 


Dimseriation, „ Bogsl 
als „verunglückt“ bezeichnete Buch Ebrards „Die iroschottische 
issien “, obwohl ihm als Rezensenten meiner Doktorschrift 
bekannt war, dafs ich mich von Anfang bis zu Ende dieser Ar- 
beit im ausgesprochensten Gegensatz zu Ebrards Aufstellungen 
\ is wird angeführt, dafs ich mich inbezug auf 

die Frage: Columba oder Columban? an die Ausführung Ebrards 
angeschlossen habe (und noch anschliefse) 1! — 5. 455, Abs. 3 
fi ich das Buch Greiths „Gesch. der alt- 
irischen Kirche“ als wissenschaftlich wenig brauchbar bezeichnet 
habe, obwohl ich mich doch selbst auf Greith berufen hätte, 
Wie steht’s nun mit dieser Berufung? Inbezug auf meine Inter- 
pretation des Wortes antiphona bei Col. reg. mon. VII hatte 
Schmitz in seiner anmutigen Weise geschrieben: „Jeder Chor- 
knabe wird über eine derartige horrende Begriffserklärung lächeln“; 
in Zeitschr. f. K.-G. VIII, 461 rechtfertigte ich meine Auffas- 
sung mit einem Hinweis auf den „hochwürdigen Bischof von 
St. Gallen“ (Greith), der in seinem Buch über die irische Kirche 
die nämliche Erklärung gegeben habe, Ob es Schmitz wirklich 
entgangen ist, dafs hier nicht sowohl an das wissenschaftliche 
Urteil Greiths als an den Kenner der termini technici der rö- 
mischen Kirche appelliert war? — Am Schlufs seines Artikels 
wirft Schmitz es mir vor, dafs ich Zeitschr. f. K.-G. XIV, 437 
unterlassen darauf aufmerksam zu machen, dafs ich früher (Dissert. 
®. 58) Finnian von Clonard, nicht Finnian von Maghbile als 
Verfasser des Poenitentiale Vinniai angenommen hatte. Meine 
nter über Finnian in der Anmerkung auf 8. 437 könn- 
ten, meint or, nur den Zweck haben, meinen Rückzug zu 


f 
I 


i 
5 


von Clonard Verfasser des Poen. Vinn. sei, damals 
nur geringere Bedeutung für mich, und ich habe dabei auch 
keinen Zweifel daran gelassen, dafs ich mich in derselben einfach 





1) Sein anderer Beweispunkt ist so völlig nichtig, dafs ich ihn ganz 
Sberpoin. — Dafs übrigens Herr Schmitz nicht der geeignete Mann ist, 
+ die Form eines Namens ein kompetentes Urteil abzugeben, be- 
seine zahlreichen hierher gehörigen Ungenauigkeiten. Den Bischof 
oder Dado nennt er z. B. Andoen Dadon (a a. O. 8.449 Anm.), 
‚schreibt er durchgehends Flemming, Herrn Prof. Löning 

8. 68. 69) konstant Löhner, wie er denn auch schon 

‚ sich nicht Bemktes gefunden hat, meinen eigenen Namen 
zu lassen. Von anderweitigen Proben Schmitzscher 
findet man in dem besprochenen Artikel: Collectanla 


erg De Fr Anm, 1), verwegendsten (S. 450 Anm. 2), 









76 ANALEKTEN. 


un Wasserschleben angeschlossen hatte, zumal meine Mittel zur 
Prüfong dieser Frage nur sehr beschränkt waren. Von dam Anf- 
geben einer bisher festgehaltenen Meinung, von dem Antreten 
eines Rücktritts konnte also für mich gar keine Rede soin !. 

Man wird es nach dem Angeführten gewils begreiflich finden, 
wenn ich hiermit erkläre, dafs in Zukunft den Ausführungen des 
Herrn Schmitz von mir keinerlei Beachtung mehr geschenkt wer- 
den wird, wie ich denn anclı schon den breitspurigen Artikel 
A. f. kath. K.-B. 1888, 8. 2094. — in welchem Schwitz u. a. be- 
streitet, dafs Col, überhaupt eine feste Mönchsregel geschrieben 
und in ihrem Wortlaut fixiert habe, dafür aber von einem Ver- 
kehr fabelt, welchen er mit dem (älteren) Columba Hiensis unter- 
halten haben soll (8. 212—214) — unberücksichtigt gelassen 
habe. 


2. 
Melanehthoniana. 


Von 


Dr. Gustav Bauch, 


1. Anschlag, betreffend die Verbrennung der päpst- 
lichen Dokretalien. 1520. Dezember 10. 


Bei den hier folgenden Denkmälern aus Melanchthons Feder 
lassen wir den einzigen nur handschriftlich überlieferten, zugleich 
als den wichtigsten unserer Beiträge, den Reigen eröffnen, den 
an die Wittenberger Studentenschaft gerichteten Anschlag Me- 
lanchthons, betreffend die Verbrennung der päpstlichen Dekre- 
talien. Kolde fand die erste Tradition hiervon in den Schumann 
schen Annalen der Zwickauer Ratsschulbibliothek, und nach seiner 
Veröffentliebung ? hat Enders die Intimation den Briefen Lnthere ® 
einverleibt. Wir bieten hier eine ältere Überlieferung, 
die sich offenbar der originalen Fassung mehr nähert und die 


1) Hätte Schmitz in objektiver Weise darauf aufmerksam gemacht, 
dafs ich Zeitschr. f. K.-G. XIV, 437 unterlassen habe auf die Änderung 
meiner Ansicht über den neben Finnian Dissert. 58f. genannten Gildas 
hinzudeuten, so würde ich einfach zu konstatieren haben, dafs ich dieses 
Versäumnis jetzt selbst bedauere, 

2) Analecta Lutherana, 26. 

8) Dr. Martin Luthers Briefwechsel II, 18. 


m 
BAUCH, MELANCHTHONIANA. 77 
zugleich ausdrücklich Molanchthon als den Ver 
Tasser bezeichnet, Diese als gleichzeitig aufzufassende Nieder- 
schrift befindet sich in der Münchener Hof- und Staats-Bibliothek 
unter der Signatur H. Ref. 4°. 800/18 auf dem "Titelblatte von: 
Exustionis An | tichristianorum Deere- | talium acta: || 0. O. u. 
I. 4°. Sie lautet mit Auflösung der Abkürzungen und ohne 
Rücksicht auf die alte Interpunktion, Grofsschreibung und die 
4, e und e für ae und oo, j für , vfürm, 
die vielleicht teilweise auf die Rechnung des Abschreibers zu 


Phi. Adam. Intimatio Wittenbergas adfixa. 
Quisguis es !, qui voritatis ovangeliene studio teneris ®, ad- 
ne ee sanctae crucis extra moenia 
oppidi nostri, ubi pro vetori ot iam ® apostolico imstituto * impii 
pontifieiarum constitutionum ® et theologiae scholasticae ® libri 
eremabuntur, quandoguidem eo processit audacia inimicorum evau- 
gelü, ut pios ac erangelicos Lutheri libros exusserint '. Age, 
pia a0® stodiosa juventus, ndesto ? ad hoc piam at! roligiosum 
spectaculum, fortasse”! enim nunc tempus est, quo revelari drri= 
ziger” oportait, 
acta est exustio 4° idus’® decembris anno do- 
wint 1520. 


m Jahre 1518 berief Friedrich der Weise den Magister 
und Doctor medieinae Petrus Burckhard, einen geborenen 
r mach Wittenberg. Dieser hatte seine medizinischen 
in Ferrara gemacht und wurde 1497 in Ingolstadt mit 
izinischen Professur betraut, die er bis zum Juli 1504 
Me“. In der Matrikel heifst es dort zum 26. April 1498: 
or Petrus Burckhard Primo iuravit, quia alias minorennis 
Nach seinem Abgange versah er das Amt eines Stadt- 
in Nürnberg, Ulm und Regensburg. Scheurl gab ihm 


Ei © fehlt bei Kolde. 2) Kolde: tenetur. 3) Ms.: en 
— inm fehlt bei Koldee 4) Kolde: ritu. 5) Ms.: con- 

6) Kolde; scolasticae theologiae. 7) Kolde: exusserit, 

8) Kolde: et. 9)Ms.: ad esto. — adesto f fehlt bei Kolde. 10) Kolde: 
ac. 11) Kolde: fortassis. 12) Ms.: dwrızgorog. — Kolde: Anti- 
13) Ms.: nonas, Schreibfehler. 


a Ba. ae der Ludwig-Masimilians-Universität in Ingol- 
b) , Dis, München, Universitätsarchiv. 
















Wu EA | 


78 ANALEKTEN. 


einen Empfehlungsbrief an die Wittenberger Universität mit !, 
die ihn am 29. September 1518 intitulierte *. Es ist auffallend, 
dafs er im medizinischen Dekanatsbuche ® erst am 28. Januar 
1521 erwähnt wird. Er promovierte an diesem Tage den Dr. 
Stephan Wild. Wenn er iu der Vorrede des sogleich näher zu 
berührenden Buches sagt, zum Kurfürsten gewendet: ut... . te 
principe medica professio aliquamdiu intermortus spiritum reci- 
peret, so kann sich das nur auf den Zweig der Medizin, der ihm 
anvertraut war, oder vielleicht auch nur auf die Richtung be- 
ziehen, die er vertrat, denn die Fakultät besafs 1518 die Doktoren 
Simon Stein, Thomas Eschhaus und Martin Berger +. Im Jahre 
1521 war or Dekan, und als er im Juni die Universität var- 
liefs ®, um wieder eine Professur in Ingolstadt zu übernehmen, 
wurde ihm Thomas Eschhaus als Vizedekan substituiert. Die 
Wittenberger Universität hat ihn im Sommersemester 1520 zum 
Rektor erwählt, und als solcher immatrikulierte er die hohe Zahl 
von 3833 Studenten. Er zog sich in diesem Amte aber auch 
wegen seines Verhaltens bei dem grofsen Stndentenaufruhr den 
schweren Unwillen Luthers zu ®. 

Bald nach seinem Antritt in Wittenberg gab er heransz 
Parva Hippocratis Tabula per Egregium viram dominum Petrum 
Burckhard Ingolstatensem Artium et Medicine doctorem in Alma 
Vuittenbergensi Academia medieinam ordinarie profitentis quibus- 
dam familiaribus scholiis et aueta et illustrata. Vuittenberge im 
officina Joannis Grunenbergij. Anno domini. M,D,XIX. 40%, 

Burckhard, der das Buch dem Kurfürsten widmete, versucht, 
die sibyllinisch dunklen Lapidarzeilen des Hippokrates commen- 
tatorisch zu erklären, und dieser Commentar ist gegen „Aviconns 
et Arabes“, gegen die Arabisten, gerichtet. Der eben selbst 
erst in Wittenberg angekommene Melanchthon, der allen, die die 
reineren Studien fürdern wollten, freundlich begegnete, begrüfste 
die Arbeit Burckhards mit einem zustimmenden Briefe. Da 
dieser im Corpus Reformatorum und in Bindseils Supplement 
fehlt und das Werkchen so überaus selten ist, wie auch wegen 
des Inhaltes wiederholen wir hier den Brief. 





1) Briefbuch IT, 49. Auch an Kurfürst Friedrich un empfahl 
er ihn, Germ. Nat.-Mus. Nürnberg, Cod. C. 215®, Scheurl an P, Burck- 
hard: „guare tui nominis celebritatem ad prineipem Federieum kan 
guandogue li hoc hoc nomine et patres et medicos egisse Ogime. gran EEE 

'etrus Burckhardt artium Magister, Medieing Doctor 

3) Ma., jetzt in der Universitätsbibliothek in Halle, 

4) Dekanatsbuch z. J. 1518. 

5) Enders a. a. O, $. 440 nimmt an, dafs er schon 1520 wieder 
nach stadt gegangen un 

2 nders a. © O, 8, 

München, Hof- und Stanlo-Bibliothek, 


‚BAUCH, MELANCHTHONIANA, 79 


viro D. Petro Burcardo 
Doc. Philippus Melanchthon 
8. 


Quandoquidem sic oportebat, humanas literas omnes semel 
ac plane 25 Aidı mponyeos*, dissimulandum id 
‚et ferendum erat, nisi grauissime in eas fuisset artes 
sasuitum, quibus hominum vita esrere nullo modo potest. Quid 
enim dubites administrari etiam foeliciter res publicas, neglecto 
altero ex pootis, dinlectieis, rhetoribus, ac, ni fallor, 
quam nostro malo a memoria horum temporum perierunt 
aliquot millia poetarum, rhetorum, philosophorum. At postquam 
theologi veteres illi et sinceri medicigue pessum jerunt, diei non 
potest, © qua Iuco animi hominum, in quas tenebras lapsi sint, 
corporum nostrorum salus in quo discrimine versetur, mon hoc 
Stan, quoe ll ip studie noatrin erciderant, sed yel mazime, 
gquod optimis abrogatis pessimi atque impudentissimi autores 
Gecuparunt, Ita fit, ut pro theologis hodie fere 
Aurwohöyoug? zul Yowardrag üyriyplorovg habeamus, pro me- 
dicis, ot nequid immodestius dicam, gregem Thessalornm, alioqui, 
si eraditionem spectes, xwpor Hargor, ut cum Galeno loquar, 
a0 mescio, an satius fuorit, medicos non habere, quam tales. Ea 
: ; magno quondam in pretio erat, ut Homerus indicat: 
ro molhür arsakıng ahkwr, ac jure me horcule, nam 
mi naturae cognitio, secretissimarum rerum scientia, com- 
wissa erat, quas hodie sic est non adulterata, sed plane deuastata, 


eandide probe, ita bonis Omnibus ac studiosis commendo, qui 

rau mmisor juxta erudito ao diligenter explicaris. 
Debebit tin posteritas cum aliis nominibus tum hoc maxime, quod 
Primus Hippoeraticae peregrinationi manum admoueris, idem, audio, 
eomatos alios nondum effecisse quenquam. Vale, Vuittenbergae, 
Mens. Decemb: Anno M.D.XVII. 


PHILIP: MELANCH: 


Errabat mediis silentum in umbris, 
Quas Minoia iura puniebant 
Diris suppliciis, oalente febre, 
B 'Fameque matieque panicoque, 
Druck: vor audı eıyeade. 
Adrarog, vanus, ». Aus Ti. 1, 10. 





ui _ 








80 ANALEKTEN. 


Metu, somnificaque obliuione, 
Veterno, simul annun podagra 

Et quidquid Furlis libebat irne, 
Diuus Hippocrates, beata onius 
Artem Graeeia laude sempiterna 
Et tomplis decorauit, bic misertus 
Turbae, noxia quae luebat iram 
Duri indieis, ac benignus arte 
Sanos restituit, leuatque morbis, 
Necem millia tartari nocentis. 
Tum Pluto, infera regna qui gubernat, 
Iratus, medicum liventer ausum 
Diis pugnare perennibusque fatis 
Poscens ostraca iudicis seueri, 
Atris eiieit impiger tenebris 

In vitam rediturum et ad laborem 
Artis Paeoniae grauesque curas, 
Hac ergo comite Petro sub auras 
Laetus aduenit alacerque Cons, 


3. Toxtausgabe der Klagolieder dos Joremias, 
1524. Praefatio. 


Über das Aufkommen der zwei von dem Humanismus be- 
sonders geschätzten und für die Reformation wichtigen Sprachen, 
des Griechischen und des Hebräischen, in Wittenberg sind die 
geltenden Anschauungen so wenig zutreffend, dafs wir, ehe wir 
an unsere Sache gehen, übersichtlich ! davon handeln wollen, um 
Melanchthons erste Ausgabe eines hebräischen Textes in Witten- 
berg dann richtig beleuchten zu können. 

Das erste Griechisch, und zwar in Typendruck, wenn 
anch ohne selbständige Majuskeln, ohne Accente, Spiritus und 
eigentümliche Interpunktion, zeigt sofort der erste datierte Druck 
in Wittenberg, vom 18. Januar 1503, in seinen griechischen 
Texteitaten: Oratio habita a Nicolao Marscaleo | Thurio Albiori 
academis I Ale, | mania iü nuperrima ad promo | tion® primorä 
baccalauriorü | numerogttuor & uigiti An|no a natali Chri- 
stiano. M. | C.C.C.C,C.M. | XV. KAL. | FEB. || Impressum Albiori 


1) Für das Griechische stellen wir aur die epochemachenden Drucke 
zusammen. Die ältere Wittenberger Buchdruckergeschichte und die 
erste Entwickelung des griechischen und hebräischen Druckes in Erfurt 
haben wir in einem Aufsatze dargestellt, der im Zentralblatt für das 
Bibliothekswesen zum Abdruck gekommen ist, KU, 858. 


— 


Mr _ 


BAUCH, MELANCHTHONIANA. 81 
in Sassonia | Anno a natali Christie | no. M.0.0.0.0. | CNLXY.| 
KAL. | FEB. || 10 Bl. Sign. Ai—Biii. 4%. Dor Verfasser ı 
der Rede ist auch ihr Drucker, er hat mit demselben lateinischen 
und griechischen Satze vorher schon in Erfurt gedruckt. 

Als Marschalk 1504 nach der Promotion zum Doktor beider 
Rechte Wittenberg verliefs, übergab er seinen vollständigen typo- 
graphischen Apparat dem Poeten Hermannus Trebelius Notianus ®, 
der 1504 oder 1505 damit die erste griechische Wittenberger 
Lesefibel herstellte: EITSATRTH | x906 zur ygauuaruw eAln- 
»wv. | EbEmentale introduetorit in Idioma green. || ©. ©. u. J. 
6 Bl. Sign. Ait, Ali, 4% ist ein quergestelltes M, 7’ sind 
verstümmelte F, nur (2 ist neu und in Holz geschnitten. Die 
Anleitung zum Lesen ist eine Wiederholung eines ähnlichen 
Werkehens von Wolfgang Schenck ® in Erfurt (1501), die Lese- 
stücke mit luteinischer Interlinsarübersetzung entstammen einem 
ebensolchen, undatierten Erfurter Büchelchen des Nikolaus Mar- 
schalk *, Beide Erfurter Arbeiten gehen auf die bekannte An- 
leitung des Aldus Manutius zurück. 

Von Trebelius gingen die Marschalkschen Typen auf einem 
Umwege über Eisenach und Erfurt (Wolf Sturmer) auf Johann 
Gronenberg in Wittenberg über, der 1511, vermutlich von Con- 
radus Thiloninus Philymnus ® herausgegeben, die Trebelsche Fibel, 
durch naue Losestücke vermehrt, drückte: Eisayayn A900 Tr 7oup- 
en rer) | Elementale introductorium in | idioma Grascani- 

Formatom Typis Wittenburgüi in | offieina Joannis Gronen- 
Bei AN8O MDX1.|| 12 Bl. Sign. All—Bili. 4°, 

erste Textausgube eines griechischen Schriftstellers 

ist die on Thiloninus Philymnus besorgte und von Johann Gronen- 

ie ke Batrachomyomachia: BATRACHOMIOMACHIA HO- 

PHILYMNO INTERPRETE: | ET EVLOGIA FVNE | 

BEIA || Exygarıoo Aevxopiov: u ußır za | gaxıngwr xao- 

weregiiv: ano zou | ınayrov pumıwopsov: ayu uno | Feoyoviao. 

Fed unroa | kowrızıwroo: za | musgun Ar k Ka 18 Bl Sign. 
4. Der griechische Text beginnt Biiib ®, 

1) Albım 1502: Nicolaus Marscalcus Thurins arcium maglster et 

juris bacealaureus erfordiensis. 

Be 1502: ee Trebelius de eysennach, 

700 ram | eraw eAlıwonw: | Elementale Intro- 

a Bun Graecanicn. ec: 4 

Tee &ldnvom | Elementale introduetoriu 


£) 
In aa 
in 1609. 5.: Tiloninus Conradus de gottingen. Im W. 
8 (0 als Erfurter Baccalaureus rezipiert und zum Maglster pro- 


ni Das ‚Weitere aber die Pilege des Griechischen in Wittenberg ist 
Zeitsahe. & 8.0, XV, 1. 6 





4 








92 ANALEKTEN. 


Das erste Hebräisch in Wittenberg haben wir 
oben ! kennen gelernt - bei Carlstadts: ee 
MISTARVM: || «II Impressum Wittenburgii per Joannem 

berg. Anno .M.D.VIIL. | TIE bg ar 
Vom 2. Dl. an Seitensign. A—Z, aa—az, a—i, die letz 

(5?) 8, ohne Sign, 4°, 

Nur zur Ostentation und ganz sinnlos verwendet, tritt 
Hebräische 1509 auf bei: COMORDIA PHILYMNT® SYASı 
TICANI CuI NOMEN | TERATOLOGIA. || EXaratü est Leucorie 
vinis charaoterib. p Joan|nem Gronenberg. Anno virginei in 
M.D | & noui saeculi IX. vili Idus Septemb, Studii | aut® 
instauratidis Anno .VII. || 16 Bl. Sign. Ai—Ciii. 49, 
treffen wir unten auf der letzten Seite: wir En SR LnE 
Diese Zeile in Blockdruck stammt aus Nicolaus 11 
Erfurt gedruckter und zu dem oben erwähnten ungedruckten Intro- 
duktorium gebörender: Introdustio nd literas el hebraicas | Yen 
sima || 6 Bl. ohne Sign. 4°. Dort finden wir unsere Zeile als 
die letzte auf der fünften Seite, 

Dann begegnen wir den Spuren des Hebräischen in. Melanch- 
thons Wittenberger Antrittsrede: PHILIPPI MELANCHTONIS 
SERMO HABITYS APVD IV: | VENTYTEM ACADEMIAE 
VYITTEMBERG, DE COR-|RIGENDIS ADY-|LESCENTIAE | STV- 
DAS. || Vuittenburgij in offleina JToannis Grunenbergü. | ANNO 
‚M,D.XVIIL. || 8 Bl. Sign. Aj—Bij. 4%. Die zwei hebräischen 
Citate auf Bij? sind in sehr ungeschickter in Holz geschnittener 
Kurrentschrift wiedergegeben. 

Von den ebenfalls 1518 erschienenen Hebraeae Grammaticas 
institutiones des Johanu Böschenstein können wir aus eigener 
Anschauung nicht sprechen und verweisen dafür auf L. Geiger 
und M. Steinschneider ®, 

Das Jahr 1523 brachte endlich den ersten hebräischen Tr 
druck in. Wittenberg in: COM-|PENDIVM | HEBREAE | 
MA ||TICES PER Mattheum Auri-|gallum. || Vuittenderge ilij a 
lend: | oetobr: Anno xaiij. | 32 Bl. Sign. Aj—Dr. 8%. Bei 
der Umschrift um dus Signet sehen wir Griechisch mit Accenten: 
Yu Heöc Brdixoy Opa. Dieser Druck ist, wenn es auch im 


bekannt, Lehrer des Griechischen vor Melanchthon in Wittenberg waren 
Märschalk, Trebelius, Philymnus und Johann Lang, 


1) 8. 54. 
2) Das ist wieder Philoninus Philymnus, 


8) L. Geiger, Das Studium des Hebräischen. in Deutschland, 
2 ® M. Mlenıshnelder- Bibliographisches Handbuch über die 


keesatun. #12 Tihe. Sprachkundi, 8. 
Nr. 252. Ne 209. Wo befindet sich ein Baemplar 2 a 


BAUCH, MELANCHTHONIANA. 83 


Kolophon nicht gesagt ist, wie aus der Titeleinfassung hervor- 
hergestellt. 





ne | 180 ‚M.D.XXIHIE. | 
Mense Jannario, || 16 Bl. Sign. Aij—Bv. Custoden. 8°. Dieso 
Threni erste hebraäische Text in Wittenberg. Auf 
die Klagelieder folgt noch, um auch dem Aramäischen it 
zu werden, Bvj, ein Abschnitt: Ex nono capite Danielis prophetae 
(Oratio Danielis) *. 

Auch Aurigallus sorgte dann noch für das Chaldäische, indem 
er seine Grammatik, wieder bei Klug gedruckt, 1525 in erwei- 
terter Gestalt wiederholte ? und ihr den Text des Daniel beigab: 
COMPENDI/|VM HEBREAE | CHALDEAE | QVAE GRAM|MA- 
TICES | PER MAT/|THAEVM | AYRIGALI|LVM: . || VVittem- 
bergae, iii. Idus | Aprilis. Anno. | M.D.XXV. |] 88 Bl. Sign. 
aij-Lyv. Custoden,. 8%. — 

Melanchthon stellte seiner Ausgabe der Klagelieder eine Prae- 
fatio® voran, die, wie der Text, bisher unbekannt geblieben ist: 


Philippus Melanchthon Leoteri. 8. 
Eeos, mi lector, acerbissimam Hieremias querelam, qui ecele- 
excidium et horrenda dininae irae exempla deplorat, Sunt 
non parum multi, qui aut in tantis malis securi, plus 
ferreis animis senis huius lachrimas rident, aut tragicis 
aliorum vitia accusant, sun dissimulant. Nae hi primum 
deinde grauissimum: malum dum mederi student, 
oxacorbant, Domum vero propheta te dedueit, 
in te descendas, tecum eıpostules, misersaris 
'succenseas, te accuses; pro 80 quisque mugna fabulas 
sumus, suis quisque vitiis et a nobis et a reliqua eo- 
alieonamus, Hasc utinam apud te expendas, cum 
in manus acceperis. Sed, 0 miseros nos, qui usque 
oeealuimus, ut tanti mali vim ne sontiamus quidem, quos 
impietas, ut erubescere, quemadmodum Hieremias 
', nequeamus, Verbum Dei paulo ante velut cimmerüis 
latebat, nuper, posteaquam emerserit iterum di- 
vortitur, ut Ezechiel nit, in canticum oris. Quotus- 
rei pretium considerat? Quotusquisque ad pietatem ani- 


ul 


5 


von uns benutzte Exemplar befindet sich in der Ratsschul- 
Geiger di kennt diese beiden Ausgaben des Kompen- 


(0 hat nichts gemeinsam mit dem im Corpus Ref. 
sg. abgedruckten Argumentum in Threnos o Hlerenlae 


eh 
N 


6* 





84 ANALEKTEN. 


mum adiicit? Cum interes dei nomen nemo non habent 
Porro, si quem Hieremine lachrimas mouent, is ex hoe P 
non modo ecclesiae cladem, sed vim etiam Adei cognoscet. Nam 
cum agnoscat iram Dei, propheta tamen non dubitat, vel iratum 
atque alienatum adoriri ac interpellare et a calamitatis auctora 
sulutom speraro ac poscore. Quod exemplum quantum habeat 
momenti ad confirmandam piam mentem, fucile intelligunt, qui 
Christum propius norunt, 








4. Etliche Spruch. 1527. 


Die Beschäftigung mit theologischen Dingen veranlafste Me- 
lanchthon bei seiner kindlich herzlichen Frömmigkeit, ganz im 
Sinne der voranstehenden Mahnung nicht blofs als Streiter für 
das reine Evangelium, für den Glauben, einzutreten, sondern auch | 
zu versuchen, für die Bethätigung der Lehren der heiligen Schrift 
im Leben binzuwirken. Diesem Bestreben verdanken wir ein 
kleines Buch, das wohl seinen Zweck, in den Händen der Evan- 
gelischen gebraucht zu werden erfüllte: denn es ist heut schr 
selten ? geworden: Etliche spruch | darynn das ga-ntz Christlich 
leben | gefasset ist! nutzlich | allweg fur augen | zu haben wnd | 
zu betrachs/ten/ || Philip. Melanch. | Wittemberg | 1527 || Ge- 
druckt zu Wittenberg | durch Simphorian | reinbart || 16 BI. 
Sign. Ai—Bv. 8%. 

Der erste Abschnitt ® handelt: Von Busse | vnd furcht des 
erschreklichen zorns gottes | vnd dem anfang Christlichs lebens. 
Dieser erste Abschnitt entspricht ganz und gar den Visitations- 
artikeln von 1527 und den Angriffen, die Agricola dagegen 
schleudorto 4, und es wäre hochinteressant, festzustellen, wenn 
ihre genauere Datierung möglich wäre, ob nicht etwa diese Etliche 
Sprach als eine an die christliche Gemeinde gerichtete und daher 
in deutscher Sprache verfufste Verteidigung oder Paraphrase der 
Visitationsartikel nufzufussen wären, jedenfalls entsprechen sie 
seiner Verteidigung gegen Agricola ®. Die melanchthonische Kürze 
und Klarheit kommt auch in dem kleinen Buche zur Geltung; 
es ist nicht nur eine in Kapitel eingeteilte Spruchsammlung, son- 
dern der knappe vorbindende Text zeigt uns in Ministur sein 


H Man beachte diese Klagen 1524! 
2) Das von uns benutzte Exemplar gehört der Bibliothek des Zen- 
tralvereins für das gesamte Buchgewerbe in Leipzig (Museum ee 
Alm. Ar ep Ein zweites Exemplar konnten wir nicht auffinden. 


3% Schmidt, Philipp er $. 140. 151. 
©. Schmidt'a.a. 0. 8. 


wu 


BAUCH, MELANCHTHONIANA. 85 


- theologisches System. Wir lassen diesen Text hier 
Die Sprüche geben wir nur nach der Kapitelzahl und 
‚die Verszahl erweitert ohne Text, zwei unrichtige Zahlen t 
ischweigend verbessert. Melsnchthon führt bisweilen die 
nicht ganz und nicht ganz wörtlich an, recht sonderbar 
‚sein vorletztes Citat (1 Kor. 7, 29): „Das sag ich aber, lieben 
die zoyt ist kurtz, weyter ist das die meynung, die da 
haben, seyen, als hetten sie keyne.“ Die Allegate aus 
Alten Testament weichen meist von der heut geltenden 
Übersetzung weit ab ®, aber auch von der alten Latherschen, Me- 
lanehthon ist auf den Urtext zurückgegangen, und daher hat seine 
ng als von Luthers Gehilfen doppeltes Interesse. Bei 
Melanchthons eigenem Text haben wir die alte Interpunktion 
nicht gewahrt, 

Von Busse vnd furcht des erschrecklichon zorus gottes vnd dem 

anfıng Christlichs lebens. 

Anfang des christlichen lebens ist hertzlich vnd ernstlich er- 
schrecken wor dem zorn gottes vber vnser sunde. Darumb hat 
auch Christus sein predig daran angefungen. Matth. 4, 17. 

Darumb sollen wir allweg für augen haben, wie hart gott 
trewet den verechtern seines zornes vnd wie ehr an forcht ge- 
Dis vormanen die nachfolgenden spruch. Luc. 12, 
40 u. 47; Joh. 5, 27 u. 29; Matth. 25, 31—49; Psalm 111, 
10; Prov. 28, 14; Esaj. 66, 2; Micha 6, 9; Psalm 145, 19; 
Psalm 51, 19. 

- Da zeygot Dauid an, das got nicht gefullen hab an underem 
eusserlichen opfler als schepsen oder kelber, sunder foddere von 
erkentnis der sund vnd erschrecken vor seynem gericht. Dis 
‚eyn opfer, da got gefullen an hat. 

auch hat er eyn vwoaußsprechlichen trost geben, das 
spricht 


: Eyn zuschlagen hertz sey eyn opffer vnd gefulle gott, 
damit 

ja wissen sollen, das wir dann eyn guedigen got haben 
rechte 


AH 


i 


5 


pe 


Eyı 
leret ehr vos, das wir ym solcher angst nicht ver- 
0 ttos worden. Wio auch Esa. 42 geschriben 
‚Christo: Er werd das zustossen rhor nicht zubrechen vnd 
elumende tocht nicht außleschen, 
für 


[603 
E 


Vom Glauben. 
"Wo nicht forcht ist, kan auch nicht glaub seyn, denn der 


Prov, 27 27 und 1Kor. 3 für 7, 29. 

Vgl. z. B. Jer, 29, 7: Sucht friden der statt, da ich euch hin 
ziehen nd bittet gott für sie, denn wenn sie friden wirdt haben, 
werd yhr auch haben. 


& 


— 


glaub soll das erschroken hertz trosten, das es gewislich halte, 
got hab die sunde vmb Christus willen verzigen. Glawb ist nicht 


80 das erschroken hertz erkennet, das alle vnser verdienst zu- 
gering ist, gott zu versonen, vnd sihet Christum an vnd versichet 
sich, das die sund durch yhn weggenomen sind, vnd wirt also 
zufriden. Diß vermanen die nachfolgenden spruch. Joh. 3, 14 
bis 16; Matth. 11, 28; Joh. 11, 25 u. 26; Ephes. 2, 8 u. 9 
1Joh. 2, 1 u, 2; Hebr. 5, 15 u. 16; Esuj. 58, 4, 6, 11. Das 
ist: Alle vnser verdienst ist zugering fur got vnd mag vns nicht 
gerecht machen fur got, aber damit werden wir got gefellig, da- 
mit wirt die sund weggenomen, so man Christum erkennet, das 
ist, so man glewbet, das Christus darumb khomen sey, fur die 
sund gnug zu thun vnd den vater zuuersönen. Joh. 1, 29. 


Von Creutz vnd vbung des Glaubens vnd Gebett, 

Wen nu das hertz durch den Glauben getrost ist vnd from 
vnd gerecht worden fur got, so muß volgen vbung des glawbens 
yn anfechtung. Denn wie Christus ist gecreucziget worden, also 
will got, das auch alle Christen yhr Creuez tragen, vnd hat an 
yhrem leyden wolgefallen, das er darin erzeige seyne hilf wnd 
wir spurn mogen, wie Iyeb wir yhrm seyen, wie hart er bey wns 
hald, wie nahe er vmb uns sey. Darum foddert er, das wir 
beten. Denn das ist beten, vnser not ernstlich Gott furtragen 
vnd hilf? von yhm warten. Also vbet sich der glawb durchs 
gebet. Dis alles vermanen die nachvolgenden spruch. 

Matth. 16, 24 u. 25; Ime. 6, 25; Matth. 5, 4; Jacob. 1, 
2 m. 12; 1Cor. 11, 82; Psalm 34, 20; Prov. 8, 12; Matth. 
7,7 u. 8; Luc. 18, 1; 1’Timoth. 2, 8, 

Das ist: So vns etwas anligt, sollen wir es dultiglich leyden 
vnd wissen, das solchs vns von gott auffgelegt ist wnd wir seynen 
willen schuldig seyn zu tragen, vnd sollen nicht vns vber gott 
erzurnen, ehr sey eyn ungnediger, harter gott, das er vns nicht 
bald helff, das er vns in solcher nott stecken lasse, das er man- 
chem bosen menschen besser gluck gibt denn den fromen. Sollen 
auch gott nicht schmehen, das er vnser nicht ncht, sehe nicht, 
was wir leyden, vnser leyden kann nicht vber vns durch seynen 
willen, sunder as gehe sunst also on gottes willen; welches also 
yn vngedult dem menschen furfellet. Darumb Paulus spricht: 
man 0] beten on vngedult, vnd strafft Hieremias auch solchen 





BAUCH, MELANCHTHONIANA, 87 


ut Tren. 3, do er spricht: Warumb murret der mensch 
got, der da spricht, von gott khomme widder guts noch 


andern, sagt Paulus, soll man bitten on zweyfel, das 
soll warten vnd dafur gewislich halden, das Gott helffen 
vns erhören, obschon Gott die hilff ayn weyl verzaucht. 
v istus: So yhr, die yhr arge seyd, kund 
kindern geben, wie viel mehr wirt ewr vater der 
ist, guts geben den, die ylın bitten; dan Gott kheyn 
, denn wenn wir nicht glewben vnd 
‚ er werde helffen, sonder halden yhn für vnbarmhertzig 
nieht so gnedig sey wie er zugesagt hat in seynem wort. 
spricht 8. Paul, man soll beten on zweyfel vnd warten 
Gott hoffen. 


i 


HHRHER 
I ieh: 
Erszdess 
il 


glaubens in sorg der narung odder der gleychen 
zeytlichs anligens. 
Wir sollen auch wissen, das Gott auch zeytliche gütter gibt, 
vnd s0 es an der narung odder gesuntheyt felet, das wir darynn 
lernen den glawben vben, das ist, das wir nicht allein solche 
gedultiglieh tragen, sonder Gott anrlıfen und begern vnd warten 
von yhm, das er neren werde vnd geben zeytlich noturfft vnd 
za vuser arbeyt glüiek geben, denn arbeyt fodert Gott vnd will 
‚ das wir wissen sollen, das denn bey vnser arbeyt gluck 
sey, so er hilfe. Das leren dise spruch: Matth. 6, 25, 26, 30; 
Matib, 10, 29—81; Deut. 8, 3; Psalm 104, 27 und 28; Prov. 
; 


Von guten wereken, Gehorsam gegen der Oberkeyt, von Lieb des 
nehisten, von Keuscheyt. 


Bant Paulus spricht, der Glaub soll sein leben vnd kraft, 
auch an lieb erzeygen. Nu ist vnter allen stucken der Lieb 
das höhest Gehorsam gegen der Oberkeyt., Denn gott hatt diese 

vnd will, das wir sie fürchten vnd ehren vmb seynet- 


genomen wirt, Es ist aber leyder viel gemeyner der oberkeyt 

r schelden, denn fur sie bitten. Römer 13, 1, 2,5; 
1. oth. 2. 1 und 2; Hierem. 29, 7; Römer 13, 9; 1. Joh. 
3, 7; Römer 12, 19 und 20; 1. Corinth, 6, 13; Lac. 21, 
34—36; 1. Corinth. 10, 7: Das ist: Wann man voll ist vnd 
on sorg lebet, wirt man geyl vnd folgen alle laster dauon. 


88 ANALEKTEN. 


Von Eelichem leben. 


Wir sollen nicht werk oder stende furnemen on gottes work, 
sonder solche wercke vnd stend alleyn furnemen, da wir wissen, 
das gott gefallen daran tregt, wie Paulus leret Röm. 14: Was 
nicht aus dem glauben ist, ist sunde. 

Darumb sollen wir erstlich wissen, das gott den Eelichen 
stand yngesetzet hatt vnd daruff viel kommer vnd arbeyt gelegt. 
Dem mann gebotten der frawen vnd den kindern narung zu 
schaffen. Der frawen aber hat er aufgelegt Nott vnd angst yn 
der geburt vnd grosse sorg vnd arbeyt, die kinder auffzubringen. 
Was na furfellet, widderwertigkeyt vnd elende, sollen wir wissen 
nicht alleyn, das got vns solchs auffgelogt hatt vnd gefallen an 
vnserm leyden tregt, das doch eyn grosser trost ist, sonder auch, 
das gott will yan allen solchem anligen hilff erzeygen vnd Insset 
vns leyden, auff das er vns reytze zu beten vnd vnsern glauben 
feste mach. Darumb sollen wir allweg an diese spruch ge- 
dencken, die vos leren, das er mit helff haushalten vnd der recht 
seconomus vnd hausvater sey. Genes. 2, 18; Prov, 18, 22: 
Das ist, ob er schon yon der Ee vil kommers vnd elend haben 
wird, Armut, Kranckeyt, Arbeyt, sorg fur kinder etc,, wird yhn 
doch gott trösten, wird ym helffen. Also sihestu, wie gott vns 
80 £fruntlich zusaget, hilf zu thun, vnd wie or foddert, das wir 
nur vns auff yln verlassen vnd yhn lassen fur uns sorgen, wo 
wir seynen willen thun, er wirt wol glück geben. Prov. 5, 18 
und 19; 1. Corinth. 7, 8 und 9; Ephes. 5, 22 und 28; 1. 
Corinth. 7, 29; 1. Timoth. 2, 15: Das ist: Das eygen werck, 
das gott der frawen aufgelegt hat, ist die gepurt. Dis ist gott 
gefellig, vnd damitt dient sie rechtschaffen gott, wirt auch damit 
selig, ya, wo sie auch glewbet, wie droben vom glawben gesagt 
ist, vnd lieb erzeyget gegen andere vnd keusch vnd zuchtig lebet. — 


5. Promotionsrede Molanchthons zur Gradulorung 
des Andreas Winkler. 1535. 


Zu den tüchtigsten Schulmännern Breslaus im 16. Jahr- 
bundert gehörte der Rektor der Pfarsschule und dann des Gym- 
nasiums zu St. Elisabet M. Andreas Winkler aus Winkel bei 
Eisleben *, Er bezog im Sommersemester 1517 die Universität 
in Krakau® und wurde dort 1519 im Dekanate des Magisters. 


TH G. Reiche im Programm des Elisabet- Gymnasiums von 1848, 
2 an $ a aber die Lehrerschaft des Celtis und des Callimachus zu 
ichen 
steich Metrica studiosorum II, 64: Andreas Ciriaci de Wynkyl Albar- 
statensis diocesis. 


BAUCH, MELANCHTHONIANA 83 


Stanislaus de Byalkovice ad quatuor tempora cinerum zum Bacca- 
laureus promoviert *, aber erst viel später, als or sich längst im 
städtischen Dienste in Breslau bewährt hatte, erwarb er das 
Magisterium der Philosophie, und zwar in Wittenberg. Im Deka- 
nat des M. Franciscus Burcardus Wimariensis ®, am id. April 
1535, wurde er durch Melanchthon zugleich mit dem bekannten 
Simon Lemnius und noch zwei anderen als D. Andreas Winclerus 
gubernator scholae Vratislaviensis promoviert. Die Rede, die 
Melanchtbon bei dieser Gelegenheit hielt, ist, abgesehen von der 
persönlichen Hochachtung für Winkler, für seine eigenen An- 
schanungen recht charakteristisch. Da sie ganz verschollen ist ®, 
wollen wir sie hier erwähnen. Ihr Titel lauft: Oratio Philip. 


Als Thema der Rede giebt Melanchthon an: Dicam igitur de 
uns quadam wirtute pernecessaria his, qui in studijs versantur, 
videlicet de amore veritatis seu de odio sophistices. Etenim 
mulla vox bumana satis eloqui potest, quantum referat, haerere 
in animis infixum ab inennte aetate acerrimum sophistices 


Bei den Gründen für die Übernahme der Rede sagt er: Tum 
vero gratiflcandum duxi his dootissimis viris, et huie hospiti, qui 
cum singulari fide et foelicitate litteras doceat, non deesse ei 
studia a offiela nostri ordinis debent. Nam si recte aestimes, 

de tota republien merentur isti, qui primam aetatem 
reete erudiunt, et ad maximas artes praeparant. 

‚Der oratio ist angehängt: Quaestiv, quare Plato dixerit, opti- 
mum esse statum rei publicne eum, qui medius est inter Tyran- 
nidem et Democratiam proportione geometrica- 

Da der Redner in der Einleitung sagt: Nam cum ea sit 
astas men, ut magis nliqnanto quam adolescentnli iudicare possim, 
Ei sit huius amplissimi coetus autoritas, turpissimum mihi esset, 

zi parum vereri vestra iudicia existimarer, so dürfte wohl Winkler 
dieser Redner gewesen sein. Ob aber etwa Melanchthon die 
Quaestio verfulst hat, bleibt eine offene Frage. 





Muczkowskj, Statuta nec non liber A etc., pı 168, 
Köstlin, Die Baccalaurei und Magistri etc. II, 22. 
% Das uns vorliegende Exemplar gehört der Weieenhane-Bibliothek 


— 


% ANALEKTEN. 


3. 
Ungedruekte Melanchthon-Handschriften 
des Göttinger Stadtarchivs. 


Herausgegeben 
von 


Prof. D. Paul Tschackert 
in Göttingen, 


Das Göttinger Stadtarchiv besitzt eine Anzahl Briefe von 
und an Melanchthon, von denen einige gedruckt, andere un- 
bekannt sind. Es folgen hier Inhaltsangaben der bereits ver- 
öffentlichten und die Texte der noch unbekannten Briefe. Hin- 
zugsfügt wird ein dazu gehöriges Gutachten der Leipziger Theo- 
logenfacultät vom 28. Januar 1551 und zwei Briefe an und von 
dem Leipziger Juristen Stromburger, welcher damals die Korre- 
spondenz zwischen der Stadt Göttingen und Melanchthon ver- 
mittelte. 

Dieser Briefwechsel hat eine über lokale Interessen hinaus- 
gehende Bedeutung, da sich Melanchthon darin über das Wesen 
der „Vokation“ im das kirchliche Amt prinzipiell ausspricht: 
Die Vokation ist dann gültig, wenn eine vacante Stelle durch 
die ordentliche Obrigkeit „von wegen der Kirche“ mit einem 
geeigneten Manns besetzt wird. 


1535 [September 28]. 


Handschriftlicher Eintrag in das Rechnungsbuch der Kämmerei 
dor Stadt Göttingen über das Geschäftsjahr 1534/35, Blatt 44*: 


Es wurden ausgegeben an Melanchthon 2 Mk. 8 Pf. „propter 
varios labores ex parte ludimagistri habitos. Actum in vigilin 
Michaelis 35“. 


Der Ludimagister war Valentin Parceus, Lehrer der Iatei- 
nischen und griechischen Sprache, welcher im Horbste 1535 
«durch Vermittelung Melanchthons in Göttingen angenommen wurde, 
um die dortige gelehrte Schule „in eine bleibende und beständige 
Ordnung zu bringen“. Der bisherige provisorische Göttinger 
Lehrer, Matthias Bracht Caselius [d. i. von Chessel aus Geldrischem 


Adel], Vater des berühmten Rostocker und Helmstädter Huma- 
nisten Caselius, welch letzterer 1613 starb, übergab am Tage 
Simonis et Judae [d. i. Oktober 28] 1535 dem neuen Magister 
das ganze Regiment der Schule und versprach ihm gehorsam zu 
sein. Bracht Casellus' niederdeutsche Verpflichtung ist gedruckt 





1541, September 10, Wittenberg. 


Johannes Bugenhagen Pomer. D. und Philippus Me- 
lanthon an den Rat der Stadt Göttingen. 


[Fürbitte um Zulage für 5 junge „Gesellen“, welche in Göttingen 
eine Zeit lang ala Lehrer beschäftigt werden und mit einer jühr- 
lichen Besoldung von & 12 Floren Armut leiden.] 

Handschrift: Original, Schreiberhand; eigenhändige Unter- 
schriften; ein Bogen Papier, Siegelspuren. Göttingen, Stadtarchiv. 
Acta Ref. 16. — Gedruckt im Corp. Ref. IV, Sp. 654f. — Ich 
füge hinzu, dafs die beiden dort notierten Varianten Heumanns 
mar auf irrtümlicher Lesung Heumanns beruhen. Der Original- 
text entspricht an beiden Stellen dem Drucke des Corp. Ref, — 

in „Dr. Johann ee Briefwechsel “ („Bal- 
Studien “, ar 1888, 8. 1—636) und in dem Nach- 

». O., Jahrg. 1890, 8. 1ff.) diesen Brief nicht 
aufgenommen, aber ihn a. a. 0., 1888, 8. 600 citiert. 





(Zu 1541, September 10, jedenfalls nicht nach 
2. Juni 15421] 
N. an Philipp Melanchthon. 

[Betrifft die Sendung eines „Professors“ an die Schule zu Güt- 
fingen. Der Verfasser ist wohl einer der Schulgesellen, von wel- 
‚chen im vorigen Briefe die Rede war. Der Brief ist Konzept 

und nicht vollendet, daher wahrscheinlich nicht abgeschickt.) 
Doctissime Philippe, nt paucis cum tua humanitate agam, 
quam 8ci0 praeter studiorum labores variis nogociis sccupatissi- 


hactenus clausam h modo in ratione stipendii conveniret. 
Igitar, eandissime Melanchton, paucis praemonendus es, ne tibi 


7) ae rt, verliefs Göttingen am „Frei vor 
ini 1542, d. i. 2. Juni. De 


92 ANALEKTEN. 


frustra sumatur haec opera et optimo professori illudatur. Hacte- 
mus schola aperta est, neo quidem absque gloria et accessione 
frequentancium, Nisi forte venturus sit insignis quispiam heros 
trilinguis, qui barbaros autores explodat, quales sunt Vergilius, 
Erasmus et Terentius, coius Adelphorum comoedia media iam 
aestate acta a iuventute non sine acclamatione gratulationis . — 
Cur ergo, inquis, alium expetunt? Nihil est orede mihi; nisi 
sunt quidam invidentiae morbo infeoti ®. 


Handschrift: Anonymes Konzept. Göttingen, Stadtarchiv, 
Acta Ref. 16. 








1544, September 5. 


Der Rat der Stadt Göttingen an Philipp Melanch- 
thon. 
[Bitte, den ehrbaren gelehrten frommen Mann, über welchen Me- 
lanchthon mit Mörlin verhandelt habe, als Diskonus nach Göt- 
tingen kommen zu wollen.] 


D. Philippo Melanchtoni, der hoichberompten schule zu Witten- 
bergk professori. 

Hochgelarter wyrdiger und achtbar, gunstiger her und be- 
sonderer gudter freundt. Der auch hochgelert und wyrdiger her 
Joachimus Morlyn, der hayligen schrift doctor, unser superinten- 
dens, hat unfs, wels eur achtbar würden mit seyner gunst, eyns 
erbarn gelerten fromen mhannes, der bey eur achtbar würden 
verharret und iegen Hyldensem solt werden vorordenet etc., mit 
freuntlichem erpieten, das eur achtbar würden zu vermehrunge und 
außsbreitunge gotligs wordts, auf erfurderen unfs denselbigen gon- 
neten und wolln zukhomen lassen wollten nach seyner &. w. 
glugseligen anhaymkanft, gunstigen bericht eroffenet. Dorwegen 
wyr ob allen iegen eur achtbar würden in hogestem fleyls danck- 
bar. Bitten auch darneben gantz freuntlich, eur achtbar würden 
unfs gedachten unsern herm und freundt, des person und nhame 
unfs noch unbekandt, zum furderligesten zuschigken, wy wyr auch 
seyn würden hirmit ordentlicher weyls, erbarliger wolmeynunge, 
legitime vocieren und vociret haben wollten. Wann auch seyne 
würden alfsdbann bey unfs ankomen werden, wollen wyr jarliger 
underbaldtunge halben mit ire, auf erhlige und leyderlige mittel, 
der gelegenhait nach handeln und schliessen lassen. Eur achtbar 
würden hiryn sich gudtwillig und unbesweret erzaigen. Das seyn 
wyr, auls dem, das es gotliges worts erhen befurdert, bester zu- 


1) Der Satz ist Anakoluth. 
2) Der Satz ist unvollendet, 


a2 


—— 


TSCHACKERT, MELANCHTHON-HANDSCHRIFTEN. 93 


vorsicht und zu verdhienen in alle wege bereidt und gadtwyllig. 
Bitten dessen eur achtbar würden unvorhaldtene antwordt bei 
jegenwartigen. Datum undter unserm stadtsecret, den 5. Sep- 
tembris im jhar ete. xlüij. 

Der radt der stadt Göttingen, 


Handschrift: Originalkonzept; ein Quartblatt Papier. Göt- 

Stadtarchiv, Acta Ref. 16. — Registraturvormerk: „Ad 

D. Philippum Melanchtonem ob diaconum“. — Die Antwort im 
nächsten Briefe, 





1544, „Sonntags den 14 Tag Septembris, Anno 
1544“, 


Johannes Bugenhagen Pomer. D, 
Philippus Melanthon 
an den Rat der Stadt Göttingen. 
[Empfehlung des Magister Bartholomäus Wolfart von Mansfeld 
als Diakonus nach Göttingen.] 


Handschrift: Eigenhändiges Original, ganz von Melanch- 
tbons Hand geschrieben; nur die Unterschrift Bugenhagens stammt 
won diesem; ein Bogen Papier; Siegelspuren. Göttingen, Stadt- 
archiv, Acta Rof. 16. — Gedruckt im Corp, Ref, V, Sp. 480, — 
In O. Vogts „Dr. Johann Bugenhngens Briefwechsel (,Baltische 
Studien“, Jahrg. 1888, S. 1.) und im Nachtrage dazu („Bal- 
tische Studien“, Jahrg. 1890, 5. 11) steht dieser Brief nicht, 
ist aber an orstor Stelle S, 605 eitiert, 





Die folgenden Briefe beziehen sich nuf den Göt- 
tinger Vokationsstreit 1551. 


ua den Streit selbst wulste Brettschneider nichts an- 
a, 

Aus Göttinger Handschriften läfst er sich aber genau be- 
schreiben, Mörlin, der spätere Gegner Osianders, damals Super- 
intendent in Göttingen, war auf Betreiben des Landesfürsten 
Erichs II. von Kalenberg, durch den Göttinger Rat im Jahre 

1550 (Januar) aus seinem Amte entlassen worden. Sein Anhang 
in der Stadt meinte, dufs der Rat dabei im Unrecht sei. Zu 
den Anhängern Mörlins gehörte auch sein Diakonus bei der 
‚St. Johanniskirche, Magister Marshausen. Daher mußste auch or 
welohen er 1150) An dessen Stelle berief der Rat einen ge- 


ipsa practer e&, quac in epistola dieta sunt, nobis 
Re oma tat" Core Het. YiL'8p 746. 


2 ANALEKTEN. 


borenen Göttinger, den Magister Simon Göbel. Das Volk aber 
wollte nun diesen nicht hören; man schalt ibn „Lupus“, den 
Eindringling, und das Wort „Lupus“ schrieb man ihm sogar an 
den Predigtstuhl. Geschürt wurde diese Opposition, deren 
sich zugleich gegen den Rat der Stadt richtete, damals 
sächlich von dem Pfarrer der Marienkirche Simon Kleinschmied. 
Um gegen ihn und seinesgleichen eine Waffe in die Hand zu 
bekommen, wandte sich der Rat der Stadt an die beiden theo- 
logischen Fakultäten zu Wittenberg und Leipzig und speziell 
noch an Melanchthon in Wittenberg und an den Doktor der 


1551, Januar 17 [Göttingen]. 


Stadt Göttingen an dietheologischen Fakultäten der 
Universitäten Wittenberg und Leipzig. 
[Bericht über die Rotten und Empörung zwischen Rat und Ge- 
meinde, die durch Mörlin, Marshausen und Simon Kleinschmidt 
in Göttingen eingerissen seien. Selbst im weltlichen Regiment 
sei alle gute Ordnung beinahe aufgehoben. Der Rat bittet um 
ihr Urteil, ob er Morlin und dessen Mithelfer mit gutem Grunde 
entlassen habe und die Macht besitze, an deren Stelle andere Pre- 
diger einzusetzen, damit die Lästermäuler gestopft und Friede 
und Einigkeit in Kirche und Gemeinde wiederhergestellt werde.] 


Den hochgelerten, ehrwirdigen und wyrdigen hen decano 
> E Bud Wittenbergk, 
und theologis der lobligen universitet } Leipzick, unsern gon- 
stigen lieben bern und guden freunden. 

Unser freuntwyllig dienst zuvoran. Hochgelerte ehrwirdige 
und wirdige hern und guten freunde. Wywol wyr nhun lenger 
dhann zwanzig jhar die godtlige evangelische warheit bey unfs 
erkandt und predigen lassen, auch onhe rhum, darauf so vhiel 
unfs menschlich und muglig, mit allem fleyfs und ernst verdacht 
gewesen, das die predicanten, so von un in das predigampt ge- 
furdert, ehrlich und raichlich wurden unterhalten, zu dem das. 
sie auch oyne freye cantzel behalten und noch, das inen godtes 
worde zu predigen und daraufs die feinde zu strafen, nyemals. 
vorboten, daryn ichtwals gehindert oder versperret worden. Also 
das wyr nhumher in der hoffenunge gestanden, nachdem der 
grundt des sulichmachende evangelij in die hertzen der Christen 
durch die getrawen [d. i. getreuen] und fromen prediger nhu so 
vhiel jar fleissig getrieben und gepflanzet, und Gott lob bys in 
diesen heutigen tagk thun, darzu geschuczet und gehanthabt- 





ji 
u 4 ä 4 is: 


aufgehaben worden. Das unfs die hoge not dringet, ener 
in diesem besorgligen fhall umb iren getrauwen radt 

jicht uberflüssiger erzelunge, 30 vhiel 

dienstlich zu ersuechen — 


möchten und kundten, das wir sie darumb 


u „ire“ und „hessige“ steht ein Wort, das sich liest 





96 ANALEKTEN. 


zu verurlauben, sonderlich weiln sie sich selbst wylkenrlich 
und mutwillig entsetzt und verurleubt, wy e. ehrw. nach lange 


in beiliegendem fhull warhaft verlesen und finden, und widderumb- 


in ire stadt frome christliche lerer zu erfurdern, aufs obrichait 
und kraft unser ordenunge die unterthanen zu versorgen, macht 
gehapt. Damit die unnutzen lestermäuler, so vermeintlich und 
unerfindtlich achten wollen, das iren maisteren und anstiftern un- 
gorocht gescheen seyn sollen und predigen, die frommen lerer, 
so in ire stadt durch uns berufen, godts wort nit predigen, darin 
nit zu hoeren und die sacramente nit reichen muegen, gastopfet 
und gestyliet, friedt und eynichhait in der kyrchen und gemeyn, 
zu Gods erhen, widderumb aufgerichtet und solliche laster fug- 
licher abgeschaft werden. Hiryn wollen e. ehrw. gudtwyllig sich 
beweisen, darmit Godts heyliger nhame und seyn wordt geeheret 
und gefurdert. Das wird er reichlig belhonen.. So wollen wyr 
es 0. ohrw. ehrlich mit vereherunge ergenzen, und sonst bestes 
rermugens gern verdhienen. Bitten und warten e. ehrw. gonstige 
antwort. Date... den 17. mantes Januarii anno 51. 
Der rait der stadt Gottingen. 


Handschrift: Originalkonzept. Göttingen, Stadtarchiv, Act, 
Ref. 18. 





1551, Januar 17 [Göttingen]. 


Der Rat der Stadt Göttingen an M. Philippum Me- 
lanchthonem. 
[Da Doctor Joachim Mörlin und seine „Beipflichter“ Meuterei 
und Rotten in Göttingen angerichtet haben, so bittet der Rat 
Melanchthon, er wolle neben den andern Herren Theologi Rat 
erteilen, wie den Rotten gesteuert und das gefährliche Geschwätz 
das wegen Vokation, Sukramentsverwaltung und Lehre der jetzigen 
Prediger „ausgeschüttet“ werde, gestillt werden.] 


Hochgelerter ehrwerdiger herr. Es erdringet und furdert itzo 
unser unvermeidtlige noit, aus angestiften meutereyen und rotten 
doctor Joachim Morleins und seiner beipflichter, das wyr eure 
ohrwürden neben anderen heran der theologischen facultet der lobligen 
universitet Wittenbergk mussen müye machen um iren getreuwen 
radt, zu Godts und seyns heylsambs wordts ehren und fürderungen, 
dienstlich ersuchen. Alfs wyr dan furwar wyssen, das e. ehrw, 
an sollichen rotten und geswermen und alledem, das unter dem 
scheyn godeligs wordts zu Godts, seyns wordts, der heyligen saera- 
ment, der frommer prediger, zu ungehorsnmb und widdersetzunge 
dor ordentligen oberichait felschlich angefuirt, und gelert, wy 
©. ehrw. in bey verwartem casu gonstiglich ersehen und in war- 





in stadtligerem ernst mit zu hertzen fassen. Bitten des- 

halben ganz dienstlich, e. chrw. wolten uns neben den andern 
hern theologis iren radt gonstiglich mitteilen, darmit der rotten 
Es und ire bofarlige geswatze, so sie erger- 
lich von vocation, dann reychungen der sacrament und lere wid- 
die fromen fleissigen und gefurderten prediger aufsschütten, 
werde. Diese muge und arbeyt wollen wyr e. ehrw. in 


Datum d. 17. mensis Januarii anno 51. 
der rait ete. [der Stadt Göttingen]. 


Handschrift: Originalkonzept des Rates; Papier. Göttingen, 
Stadtarchiv, Acta Reformationis 18. 4 


1551, Januar 17 [Göttingen]. 


Der Rat der Stadt Göttingen „an Johann Strom- 
burger, beider Rechte doctorem, unserm gunstigen hern 
und freunde.“ 

[Der Rat der Stadt hnt über den Mörlin-Streit einen Bericht „an 
die Herren Theologen der loblichen Universitet Leipzig boivorwart 
zugeschickt, ihren Rat und Bedenken zu erbitten“. Der Rat 
„achtet, dafs diese Geschichte“ dem Verfasser „vor die Hand 
kommen möge; Stromberger möge daher diese beschwerliche Sache 
„zum besten seinos ‚Vaterlandes‘ mit zu Herzen nehmen und 
fördern “,] 


Handschrift: Originalkonzept, Papier. Göttingen, Stadt- 
archiv, Acta Ref. 18. 


1551, Januar 26, Wittenberg, 


Philipp Melanchihon an den Rut der Stadt Göt- 
tingen. 
(Vorläufige Antwort auf den Bericht über den Göttinger Streit.] 


Gottes gnad durch seinen eingebornen son Jhosnm Christum, 
unsern Heiland und warhaftigen helfor, zuvor! Erbare weise 
gunstige herrn! Zu vielen andern hohen und sworen 
„ die wir haben von wegen vieler unruh in der christ- 
ar kommet auch ietzund enr kirchen uneinigkeit, die 
; unser großo betrubnis mehret. Derhalben wir Gott hertalich 
anrufen umb seines sons Jhesu Christi willen, ehr wolle doch genedig- 

Zeltachr. & K.-0. KVIIL, 1. T 


Hih 





(m 











9 
- 
lich den kirchen und regimenten in Sachsen christliche einikeit 
und ftiden geben zu seinem lob, und wolle nicht ergernus, spal- 
und verwustungen werden lassen, sondern des teufels 
und wälten wider dise seine warhaftige kirchen wegstoßen, 
r erbarkeit: schrift wollen wir in wenig tagen antworten; 
denn wir ietzund dise stund abreisen mussen. Gott bewar mur 
kirehen und stadt und euch und die eurn! Datum eilend Wite- 
berg 26 Januarij 1551. | 
Eur erbarkeit williger 
Philippus Melanthon. 


Den erbaren furnemen und weisen herrn burgermeistern und | 
radt der loblichen stadt Gottingen, meinen gonstigen herrn. | 


Handschrift: Eigenhändiges Original; ein halber Bogen 
Papier; Siegelspuren. Göttingen, Stadtarchiv, „Acta Ref. 16% 


1551, Januar 28 [Leipzig]. 


Decanus und facultas studii theologici Lipsiae [an 
den Rat der Stadt Göttingen]. 
[Antwort auf ein „Schreiben, belangend einen Handel, dafs ‚ein 
geurlanbter Prediger und Superattendent sampt anderen wollen | 
nit gestehn, dafs sie ihres Amts ordentlich entsetzt, und sagen, 
dafs ihnen ungutlich geschehen sei‘, und ‚dufs auch ihre Stelle 
ein anderer mit gutem Gewissen nicht vertreten könnte, Die 
Fakultät spricht ihr Bedauern über die Zerrüttung der 
Kirche aus, weils jedoch auf diesen Bericht ‚als des einen Teil 
nicht zu urteilen‘; giebt aber den Rat inzwischen nicht die Ver- 
sorgung der Kirchen mit Predigern zu unterlassen. Sie schre bt:] 
„Dieweil Eure Gunst die Kirchendiener zu fordern und bestellee 
haben, ist E. G. Ampt mit allem Fleifs jeder Zeit darob zu sein, 
damit die Kirchen wol versorgt seien. So ist denjenigen, welche 
ordentlich zu dem Kirchendienst erfordert, nicht vonnöten, sich 
fremder streitiger Sachen anzunehmen, sondern sollen getrenlich 
und fleißig der Lehre und dem Kirchenampt vorstehen, zu allem 
Guten das Volk vermahnen, auch soviel ihnen möglich Ärgernis 
abwenden. Es wäre denn der Fall offenbar und der Handel 
nicht streitig, sonder faotum notorium; alsdann wollte sich ge- 
bühren, dafs auch die Prediger bei der Obrigkeit gebührliche 
Erinnerung thäten, sich mit dem beleidigten Teil zu vergleichen, 
wie denn solchs alles im Latein etwas stattlicher hätte können 
a werden.“ Segenswunsch, Datum und Unterschrift am 
‚hluls. 


Handschrift: Original, Papier, zwei Bogen (davon einer 





wen = 


Bibl., bist, lit. univ. 15, 4°, vol. I, Nr. 37), 8. 12—16. 


Das auf der Kgl. Bibliothek zu Berlin befindliche Exemplar 
won Christophorus Pezelius, Christliche Beratschlagungen und 
Melanchthonis. Neustadt an der Hardt. 
MD.C. 89 hat auf S. 339-344 ein 


„Bedencken von dem Streit zu Göttingen.“ 


Dieser Text ist im Corpus Ref. VII Sp. 745—748 abgedruckt. 
sind aber im Pezelschen Texte die sämtlichen Eigennamen 
Personen, um welche es sich in diesem Streite handelt, aus- 
durch N. ersetzt; ebenso im Corpus Ref. Infolge 
‚ganze Bedenken unverständlich. 

befindet sich aber das Original im Ratsarchiv zu 
und dieses hat alle Eigennamen. Auch be- 
‚die Vermutung Brettschneiders, dafs es ein Kollektiv- 
sein dürfte, entworfen wahrscheinlich von Bugenhagen, 
es zuerst unterschrieben hat, aber nach einer Disposition 
‚ der unter dem Titel „Principalia* die leitenden 

für die Abfassung des Votums gegeben hat}, 

ist undatiert; Pezel hat den 3. März 1551 
Begleitbriefe vom „V. Non. Martii* an Joachim 
Meinen ®; 


[e. 1551, März 3.] 


„Antwort af die frag eins erbarn radts zu Gott- 

ngen vom bernf eins predicanten in ihr kirchen, 
gestellt zu Viteberg“. 

Wie haben die zugesandte schrift, belangend die unrichtikeit 

in der kirchen zu Göttingen von wegen der vocation er Simons 


- ) in einem Briefe an Joachim Camerarius am 
>. 1551 Kr Non. Marti) schreiben: „Nunc ndi et de 
In tam futilibus rixis consumenda nobis ost 


hr tibi any de Bo si PRDIERVeTEIR ACH 
Stramburgo eamqus volo a te et ipso ot emendari, si qı 
Se ge E 


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issentire a vestra re- 


. 7* 











100 ANALEKTEN. 


Gobels vleissig gelesen und bewogen. Wiewol wir in £ 
traurigen zeit viel hoher und großer betrubnis und verrolgung 
haben, 30 macht uns doch diese uneinikeit zu Göltingen aus 
etlichen ursachen besondre sorgen und betrübniß, die wir Gott 
bevehlen. Und nachdem wir aus der zugeschickten narration 
vernemen, daß dieses die furnemiste frage ist, ob erm Simon 
Kleinsmid zu gebieten soy, die vocation arm Simons Gobels nicht 
anzufechten, oder so er solchs nicht lassen will, ihnen zu | 
ontsetzen, ist dieses unsre antwort, Erstlich vermahnen und 
bitten wir beyde teihl, Gott zu elıren und zu vorhütung vieler | 
sünden, daß sie wollen zufriden seyn und von den geschehnen 
sachen, die nu nicht zu endern, with eynander gedult haben, wie 

S. Paulus spricht Gulat. 6: einer soll des andern last helfen 
tragen. Dieses ist nützlicher denn nach der that mu scharf dis- 
putirn, ob guugsam ursich gewesen sind, doctor Morlin und ber- 
nach ern Martzhusen zu entsetzen und wie solche proceß sollen 
gehalten worden, 

Denn so man nu weiter uneynikeit anricht, kommet das volek 
in zweifel, und dieser zweifel verhindert die anrufung und wendet 
die herzen vom evangelio und von Gott. Diesen großen schaden 
sollten die bedenken, die so scharf disputiren, so dennoch Öffent- 
lich ist, das eim erbarn radt viel beschwerungen von der har- 
schaft und von doctor Morlin und Martzhusen furgefullen. Auch 
hat eyn erbar radt den Doctor Morlin nicht wieder die herrschaft 
kunden ! schützen. Warumb will man denn nu von solcher un- 
möglicheit nach der that neue zerrüttung machen? Und sollt 
man billich der armen kirchen schonen. 

Zum andern, wiewol wir das erbarn radts schriften glauben 
geben, so können wir doch nicht auf eynes teils bericht sprechen, 
sondern wollen guter meynung one alle privataffeet unser treu 
bedenken anzeigen. $o kennen wir dieser personen keine, ohne 
allein doctor Morlin, welchem wir nie arges gethan haben, wolden 
auch, daß es ihm wol gieng und duß er im schelden maß hielt. 
Denn was ist vonnothen, den christlichen man Sutelium sudler 
zu nennen und eyn erbarn radt verreder, rangen etc? 

Und ist dieses unser bedencken. War ists, eß soll niemand 
in daß oflentlich ministerium dreten one beruf. ER soll auch 
keyner dem andern in seinen beruf fullen one göttlichen bevelh. 
Nun ist her Simon Gobelius berufen, und hat eym erbarn radt 
geburt zu verschaffen, das die kirch nit ledig stunde. Denn es 
habe die vorige entsetzung genugsum oder nit gangsam ursach, 

80 muß man dennoch die kirche versorgen. Nachdem nu er 
Gobel durch eyn erbarn radt und gilden von wegen der kirchen 








1) D. i. können. 


——. 


TSCHACKERT, MELANCHTION- HANDSCHRIFTEN. 101 


berufen ist, da der Murtaliusen nicht mehr im umpt gewesen, so 
er recht soll seyn beruf oder vocation bestendig bleiben, 
und dienet ehr. der kirchen und ist nicht schuldig antwort zu 

von der vorigen handlung mit Martzhnsen, die durch andre 
nik: worden, wie solchs leichtlich mith vielen exempeln 
erkleret mag werden. 

Solt der pastor zu Arnstet deshalben angefochten werden 
oder solte die kirch zu Arnstet ledig stehen darum, das villeicht 
nicht genugsam ursach gewesen, doctor Morlin zu entsetzen? 

Dieser exempel sind seer viel. 

Magister Andreas Hügel, jetzund pfarner zu Ihen, ist eyn 
christlich, sittiger und heilger man. Diesen hat oyn radt zu 
Amberg ans furcht der herrschaft lassen weg zihen; nu mocht 
man disputirn, sie hetten ihm schutzen sollen. Ernach ist eyn 
ander christlicher prediger berufen. Dieses vocation ist deshalben 
nieht anzufschten, obgleich dem vorigen unrecht geschehen. 

Darum soll ern Simon Kleinschmid ufgelegt werden, dem 
Simon Gobell in dieser jetzigen vocation nicht unrnge zu machen, 
Denn Simon Gobel hat nicht zu schaffen mith den vorigen sachen, 
sondern ist ernach barıfen und dienet der kirchen als ein notiger 
diener. Und so er Kleinsmid der kirchen nicht will ruge lassen, 
uud dech er Simon Gobell an lahr und sitten unstraflich ist, soll man 
den Kleinschmid wegweisen, das er der kirchen unnotige und be- 
schwerliche unruge erregete, 

Und ist recht gesagt: unus sit episcopus doctrina et vocatione. 
Dieser er Simon Gobelius ist jetzund der einige und ist dem 
vorigen nicht in die vocation gefallen; denn er hat nach desselben 
erläubnis " ungefangen zu predigen. 

Über dieses alles hat ein erbar radt diese entschuldigung 
belangend doctor Morlin und folgend Martzhusen. Ein erbar 
radt hat den Doctor Morlin nicht kohnnen schfitzen wider die 
herrschbaft; durumb sollten billich Doctor Morlin und Martzhusen 
wit eynem erbarn radt gedult haben, und so sie hier scharf dis- 
putiren wollen, eyn erbar radt hette sich sollen mith gewalt 
wider ihre berschaft setzen: dieses ist eyn besondre weitlenfige 

Ein jeder soll bekennen für sich, nit mit ander 
leute führlikeit, zerstorungen und blutgießung. 

Zum andern. So dieses also geschehen, daß durch doctor 

ps antreiben oder bewilligung die burger dem radt die 
schlüssel zun thoren abgedrungen haben oder rottirung fur- 
‚genolmen, so ist solchs Öffentlich ufruhr, und hat eyn erbar radt 
zuugsam ursäch gehabt, erstlich wider doctor Morlin und ernach 
wider Martzhusen. Denn solche praktiken sind verboten laut 


1) = Entlassung. 


ku Ri 2) 


103 ANALEKTEN, 


vieler sprüch: Beges gentium dominantur ipsis; vos zutem 
non sic. 

Auch hat eyn erbar radt die unfletigen schmehwordt, [30] 
einen ganzen ehrlichen stand betreffen, nit dulden sollen, dalı 
man sie verreter etc. gescholden hat, so man doch weiß, das eyn 
erbar radt recht und tugent Ihandthabt und christliche Jahr 
furdert. 

Und kan eyn erbar radt in dieser gantzen such zu mehrer 
sicherheit sich zu recht erbieten by den kirchen Hamburg, Braun- 
schweig und Lüneburg oder bey den universiteten Rostock und 
Grypswaldt. 

Aus diesem allem volget nu, das ern Simon Kleinschmid zu 
gebieten ist, daß ehr ern Simon Gobelii vocution nicht anfechten 
wolle, und so er nit ruhe haben will, so ist eyn erbar radt 
schuldig, der kirchen friden zu schüffen und denselbigen Simon 
Kleinsmid und seines gleichen wegzuweisen. 

Ein erbar radt mocht dieses auch anzihen, das er Simon 
Kleinschmid selbst gewilliget, so ehr seine schrift nicht einbringe, 
*0 sollt man ihn entsetzen. Aber wir sind hei dem andern für 
nehmsten fundament geblieben, bitten und vermanen «bermahl 
Gott zu ehren und den gewissen zu gut, gedachte er Simon 
Kleinschmid und andre wollen zufrieden seyn und furthin die 
leut in ihrer anrufung und predig hören nicht irr machen mith 
diesem gezenk, davon sie sich nicht sollen riehter machen, und 
ist nu vergeblich davon zu disputiren. 

Unser herr Jhesus Christus, der sohn Gottes, woll eur kireben 
und stadt gmedichlich bewaren und regiren zu eynikeit und zu 
ewiger selikeit }, 


[Unterschriften :] 


Johannes Bugenhagen Pomer, D., 
Philippus Melanthon. 

Georgins Maior. D. 

Johannes Forsterus D. 


Handschrift: Original, Reinschrift von Schreiber- Hand. 
Aufschrift, Korrekturen und eine Unterschrift von Philipp Me- 
lanchthons Hand; die drei andern Unterschriften sind ebenfalls 
eigenhändige. — Daneben eine handschriftliche Kopie. Göttingen, 
Ratsarchiv, Acta Ref. 16. 


1) Pegel a. a. O. hat hier das Datum; „8. Marti, 1551%, 


u 


TSCHACKERT, MELANCHTHON-HANDSCHRIFTEN. 103 


[Zu 1551, März 3] 
Beilage zu vorigem Bedenken: 
[Poilipp Melanchthons Disposition zu voriger „Ant- 
i wort“] 


-  „Principalia. 
Ob ein erbar radt zu Gottingen den Simon Kleinsmid billich 
hab entsetzen mogen, nachdem ehr seine schriften nicht uber- 


> ’ 

Simon Gobels beruf ee enten lassen oder so ehr dises 
ii weg zu weisen. 
videtur concludendum, quod non debeant pati dissidium 
in sus ecelesia. 

Et quod iam vocatus Gobelius debeat haberi tamquam legi- 

time vocatus. Et quod senntus dobent se offerre ad cognitionem 

re ecclesiarum, Brunsricensis, Hamburgensis eto.“ 


it: Eigenhändiges Schreiben Melanchthons; die 

das Fakultätsgntachten; dem Conclusum, das nach 

Acker wurde, beigelegt. [In Kopie auch am Schlusse 

‚der Kopie der „Antwort“.] Göttingen, Ratsarchiv, „Acta Ref. 16. 


& 
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& 
sg 
ei 





1551, März 18, Leipzig. 
—# oan Stramburger, der Rechte Doctor [an den Rat 
der Stadt Göttingen] 
Mzendet die Antworten, um welche er bei den Theologen zu 
WWittenberg und Leipzig, besonders bei dem Herrn Philippo zu 
Wittenberg, angehalten hat]. 


Handschrift: Original, Papier, Siegelspuren. Göttingen, 
iv, Acta Ref. 18. 


104 & ANALEKTEN. 


4. 


Ein Autographon Melanchthons über den 
Begriff der Kirche. 


Mitgeteilt 
von 


Dr. Paul Jürges in Marburg. 


Im vierten Bande eines Exemplars der Werke Luthers, ge 
druckt durch Hans Luflt 1551, das durch Schenkung aus dem 
Nachlafs des 1852 zu München verstorbenen Oberkonsistorinl- 
präsidenten Karl Joh. Friedr. v. Roth an die Königliche Uni- 
versitäts -Bibliothek zu Marburg gekommen ist, findet sich von 
der charakteristischen Hand Philipp Melanchthons eine Eintragung, 
welche die Innenseite des Einbanddeckels und beide Seiten des 
Vorsatzblattes einnimmt. Sie lautet: 


Der son gottes Jhelus chriltus 
Spricht Im 14 Cap. 
Johannis 


Wer mich liebet, der bewaret 
meine reden, vnd mein 
vater wirt yhn lieben, 
vad wir wollen zu yhm 
khomen, vnd wollen wohnung 
bey yhm machen / 
Difer fpruch ift ein nottige heillume 
lahr, vnd ein groffer troft, 
Darumb yhn alle menfchen In 
yhre hertzen falfen follen, vnd 
offt betrachten / 
Erftlich lehret difer (pruch, welches 
die warhafftige kirch ift, vnd wo 
fie ift, vnd vnterricht vns, das 
die kirch nit Ein vnlichtbar 
ding ift, fondern gott will das 
wir ylın recht erkennen, vnd 





royne lahr mit glawben 
alfı 


| 


gott In rechter orkantnis 
feines sons chrift, wnd 
meidelt abgotterey, fo biftu 

J gewilflich auch Ein glidmas 
der Rechten kirchen, 
Vnd fo du nu gelernet haft, wo 
die a 


4 k 
& 


1551 
Philippus Melanthon 


Es ist mir leider nicht gelungen, die Persönlichkeit fest- 
, für die Melanchthon diese kleine Abhandlung in das 
Buch schrieb; ich muls mich deshalb begnügen zu erwähnen, was 
‚anf ihre Spur führen könnte. Wie in den übrigen Bänden der Luther- 
ausgabe findet sich auch im vorliegenden ein Ex libris, nur dafs 
es bier ausnahmsweise auf die Innenseite des hinteren Buch- 
deckels geklebt ist, jedenfulls weil die Innenseite des vorderen 
Deckels durch Melanchthons Schrift bereits eingenommen war. 
Das Es libris, ein kölorierter Holzschnitt, zeigt ein braungelbes 
Wappenschild, das durch einen grünen Muntelzug gespalten ist, 
auf dem sich ein rotes Kreuz befindet. Der Helm hat als Kleinod 
zwei Hörner, dazwischen ein rotes Krenz. Kleinod wie Helm- 


ME ä 














— 





106 ANALEKTEN. 


decken zeigen die Farben des Schildes, draungelb und grün. 
Unter dem Wappen stelen die Initislen LM. Ebenso findet sich 
im Leder des Einbanddeckels eingeprefst: LM 1561. Vielleicht 
vermag ein Kundigerer aus diesen Indieien den ersten Besitzer 
des Buches zu ermitteln. 

Hier mag nur noch bemerkt werden, dafs die Initialen unter 
den Personen, mit denen Melanchthon um jene Zeit in Brief- 
wechsel stand, allein auf Lorenz Moller (aus Stolpe) in Hildes- 
heim passen. 


5 


Beiträge zum Briefwechsel 
der katholischen Gelehrten Deutschlands 
im Reformationszeitalter. 


Aus italienischen Archiven und Bibliotheken 
mitgeteilt von 


Walter Friedensburg. 


(Fortsetzung 2). 


IV. Johannes Cochlacus. 


Wie schon erwähnt wurde ®, bat unter den Streitern für die 
katholische Sache in Deutschland Cochlaeus die Beziehungen zur 
römischen Kurie und deren Vertretern am eifrigsten gepflegt, 
Wir können hier siebenundneunzig teils von ihm ausgehende, teils 
an ibm gerichtete Briefe mitteilen. Die ersten neun entstammen 
dem Jahre 1521, in welchem Cochlaeus zuerst als Vorkämpfer 
der alten Kirche wider Luther in die Schranken trat; die übrigen 
Stücke begleiten ihn von 1532 ab auf den weiteren Studien 
seines dem litterarischen Kampf gewidmeien Daseins, Zur 
Kenntnis des Lebensganges des Cochlaeus sei besonders auf die 
kleine Schrift von Felician Gefs, Johannes Cochlaeus der Gegner 


Luthers (Oppeln 1886) verwiesen; die dort angeführte Disser- 


H Vgl. Bd. XVL, S. 470ff. dieser Zeitschrift. 
2) Ebendaselbst $. 475. 


FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 107 


tation won Weldige-Cremer (Münster 1865) konnte ich nicht ein- 
sehen; auch fehlte es mir an den erforderlichen Hilfsmitteln, um 
ie zahllosen literarischen Produkte des Cochlaeus, von welchen 
in unseren Briefen die Rede ist, stets mit Sicherheit zu kon- 
nn tieren; man wird also vielfach mit der einfachen Mitteilung 
der Briefe ‚vorlieb nehmen müssen. 


16. Aleander an Cochlaeus: entsinnt sich seiner von Rom 
ber; rät, eine ihm übersandte Schrift baldmöglichst heraus- 
zugeben; wird ihn dem Papste empfehlen; wünscht eine Unter- 
redung. [1521 c. März, Worms.] ' 

Aus cod. Val. 8075 fol. 99’—100*, ohne Adresse noch Datum. 


Ego vero, mi Cochlaee, ot probe memini te videre alias Ro- 
mas ®, et ingenium doctrinamque tuam ita tunc sum admiratus 
ut nulla unguam oblivio neque vultum neque nomen tuum ox 
animo meo deletura videatur. quamobrem etsi hac in parte 
nulla esset periphrasi opus ad tui memoriam mihi renovandam, 
ıirum famen in modum mihi grata fnit ista ... .® qua te alio- 
qui olarissimum dum obscurum faeis, mugnam quandam et vere 
soeraticam modestinw pras te tulisti. nuno quod ad librum at- 
tinet quem mihi legendum misisti *, etsi per immensas oceupationes 
et (quod tute pie scripnsti) brevissimum temporis spacium mihi 
von liewit totum opus perlegere, quantum tamen potul ex jis quae 
legi conjicere, nt et «go velut alter Phidias ex ungnibns leonem 
eoneipiam, confisus prasteren marimo ingenio et judieio tuo, pro 
somperto habeo opus istud non nisi leetu dignum, dignum cedro, 
dignum denique perpatuitäte, addo etiam rebus nostris plurimum 


1) In Nr. 22 erwähnt Cochlaeus, dafs seine Gegenschrift wider Lu» 
thera Een Gefangenschaft der Kirche“ in Worms Aleander 
habe und wenigstens flüchtig geprüft 

sich mit Wahrscheinlichkeit, dafs es eben 









Pe des März Ar Abfassungszeit. 

den Aufenthalt des Cochlaeus in Rom vom September 1517 
ügust 1519 s. Otto, Joh. Cochlaeus, der Humanist, 8. 99, 
Joh. Cochlaeus, 8. 4f. 

Handschrift ist hier eine Lücke für ein kurzes Wort ge- 


ER 1. Der Titel der Ende 1522 herausgegebenen Schrift 
saeramentorum adversus assertionem Martini Lutheri. 


ua ' 





108 ANALEKTEN. 


suluti fore, quod ut quamprimem perfieias et edas, non solum 
te hortor, verum etiam oro atqne obsecro et de isto tum prae- 
elaro labore tuo me pontificem redditurum certiorem polliceor. 
pluseula baberem in hac re commanicare, sed coram, si posses 
ad nos te ad diem saltem unom conferre. «olloguium nostrum 
demptis arbitris erit, quia tu, ne inter te et me quiequam a Ger- 
manis intelligator, maxime cavendum censes, quod optime fiet 
quantum ipse voles. venias modo, queso te, et librum tecam 
foras, quo mihi grutius et utilius facere potes nihil, vale, optime 
et doctissime !. 


17. Cochlaeus an Aleander: Die Angelegenheit des Do- 
winus Muscius, Das Kommen des Cochlaeus nach Worms. 
Seine geistliche Stellung; finanzielle Lage. Verhandlung mit 
Capito; Bereitwilligkeit unter allen Umständen za kummen. 
Verleumdungen wider Murner und Emser. 1521 März 25 
Frankfurt, 

Aus Cod, Vat. 6199 fol. 1, eigenh. Orig.; Adr.: Rey. patri ac 

domino, insignis et eloquentiae et eruditionis viro, damino Hiero. 

Alcandro legato atque oratori apostolico — — apud Vangiones. 


8. p. d. domino Muscio * lubentissime inserviissen, honora- 
tissime similiter atque doctissime domine Aleunder, si expertus 
ejusmodi rerum fuissem. at non eguit ope men, per se melius 
agere noyit quam ductu aut consilio meo. im negocio autem 
poblico plurimum esset mihi opus tuo et duetu et judieio; si 
velit Rev. Prestantia Tua, facilius mihi foret istuc iter. mempe 
ei breve mittas epistolium evocındi mei gratia ad scholustieum 
et capitulum meum, id est ecclesine beatae Mariae in monte 
Francfordiensis, mittent me illi absqgue damno meo, ut interen 





1) In dem Aleander-Oodex Vat. 8075, dem obiges Stück entnommen, 
findet sich — fol. 22° — ausnahmsweise auch ein Brieffragment des 
Cochlaeus an Aleander (überschrieben von des letzteren Hand: Cochlaeus 
Aleandro). Es ist undatiert und kann darum nur vermutungsweise hier 
eingereiht werden. Es lautet: mitto ad de libellum, Rev. atque eximie 
domine Aleander, quem hodie locum pro ocio nactus e germanica lingu 
In latinum transtuli, si forte eum hactenus ignorasses, ut hinc 
possis defensoribus impil objicere, ne pergant illum contra deeus Ro- 
mani imperü defendere ultra, qui tot injuriis hoc brevi libello Romanum 
imperium foedavit. bene vale. si ocium Rev. Dri T. fuerit, Jubens ve- 
nam ipse, si quid forte velis amplius ex teuthonieo. — Sollte der impius 
Hutten und die fragliche Schrift dessen „Anzeig wie allwegen sich die 
Römischen Bischöfe oder Päpste gegen den tentschen Kaisern 
haben‘, sein können ? 

2) Oder Mustio? Ich kann den Betreffenden nicht nachweisen, 
falls nicht etwa an Aleanders Sekretär, Domenico de’Mussi (dessem 
Namen ÜCochlaeus verlesen haben könnte) zu denken ist. 








| —— 


FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM RRIEFWECHSEL. 109 


sim cum ipsis et absens prassentiarum (ut vocant) particeps. 
alioquin grare foret mene tenuitati matrem cum familia susten- 
tare sine illa pärtieipatione, accedentibns etiam itineris (quod 
ange ‚suseipiam) sumptibus. venit oportune hoc vespere 
noster ad me Capito. sundet et ille ut Rev. D. T. adeam post 
Pascha ae simul ea mecum adferam quae interim seripsi. faciam 
= labens, tus praestabilitas me poterit ab expensis per episto- 

um illiusmodi relevare. non peterem, nmisi pauper et noyus 
u paterfamilias, qui aliquot etiam proventibus ob- novitatem 
adhuc careo. movit iste Capito. poteris certe meis brevissime 
scribere velle te nonnihil tractare mecum, quem boni viri com- 
mendarerint apud te. nihil ibi timendeım est, omnes amici mei 
sunt et pontifici obedientes et numero pauci. ego eis facile com- 
mittam ot apud so tacita servont quae mandaveris, si tamen 
via haec non placent dignissimae P. T., veniam nihilominus qua- 
cumque die me istuc evocaveris, res non solum commoda, sed 
et necessaria videtur. «ige unum aut alterum diem, in quo 
tantillum putes tibi fore oclum, conferendi mecum quae in rem 
fore videantur *. frater Murnerus et Hieronimus Emser pessime 
per adversarios vulgo audiunt, alia nobis procedendum orit vin, 
bene vale, eximie disertissimeque domine Aleander. 

Ex Francofordia 25 die martii anno 1521. 


18. Cochlaceus an Aloander: Klagen über Verleumdungen 
wider ihn aus Anlafs seines Verhaltens in Worms. Bitte 
Zeugenverhöre über die von ihm Luther angebotene Dis- 

anzustellen. Eine in Arbeit befindliche Schrift des 
Cochlaeus, Suche nach einem Drucker. Abschätzige Äufserung 
Luthers über Cochlneus. Grüfßse. Luther über Karl V. 1521 
Mai 5 Frankfurt. 

Aus Cod. Vat, 6199 fol. 2, eigenh. Orig.; Adr,.: Rev. patri magni- 

fico domino Hieronymo Aleandro sanctae sedis upostolicae nuncio 

apıd Cäes. Maje. Wormaciae, 


8 Himiom verus mihi fuisti propheta, magnifice domine 
Aleander, de nostratium Lutheranorum mendaciis. en fabulam 
bene | longam, mihi tamen nondum visom, contexuerunt, quam acta 





Abe bekannt, erschien Cochlaeus in der That wonige 
A nach Abfass dieses Briefes in Worms. Wenn er selbst 
' Historia a ‚et scriptis M. Lutheri (Ausgabe Colon. 
angiebt, K sei A mmen a nemine vocatus, non aliam ob 
een ut pro fe aan ecclesiae corpus et vitam suam iu 
hr culum objeetaret atque TE so zeigen 

unsere Pkinen:, dafs die Initiative bei Aleander lag. 


110 ANALERTEN. 


Cochlei inseripserunt *, in qua calumniantor me a te anborns- 
tum fuisse, ut sub praetextu disputationis illum eo provocarem 
ut salvo condnetui renumeiaret: addunt alteram technam, quod 
Lutherus obtulerit sese ad aequale perieulum, quod ego recnsu- 
rim; et eitant pro suis figmentis testes sex, nt audio, somites. 
ego tibi meum aperiam nune super his consilium, quid probaturns 
sis nescio. certum est illos plurimum erubescere quia ego cum 
Luthero disputare volui end jndicibas, quod ille renuit, fingunt 
igitur ealumniam subornationis. quid si ageres cum Caosares, 
Mujestate ut comites illi juratum dicant istic coram notario testi- 
monium, idque quantum fieri queat secreto et tacite, visis posten 
eorum testimoniis si vera viderentur et pro mobis, possenk ueique 
in wmagnam Lutheri eonfusionem propalari; sin contraria, possint 
supprimi. testor ego Deum, quia libere obtuli me ad tn. 
dum, ille tamen recusavit, 

Nomina comitum non teneo omnia, affuit autem mihi ad Tatus 
sedens comes de Mansfelt, item comes Christophorus de Swartzen- 
berg. hi possent alios indieare. et si consulte vis agere, com- 
munien hane rem domino Petro Aufsass decano Herbipolensi, qui 
apud praediontores dormit moctu. ille poterit commedins rem 
praeticare, si practicanda videatur. 

Interrogatoria forent: 1) utrum audierint me recusare dispu- 
tationem nd aequale perieulum; 2) utrum nudierint me noluisse 
disputare nisi Lutherus renunciaret salvo conduotui; 9) utram 
non audierint me, etiam sine Lufheri perieulo, petiisse ata- 
tionem sub Jjudicibus, quos nobis Caesar et principes darent; 
4) utrum non audierint Lutherum dixisse: ego nolo nmune facere; 
5) utrum non audierint Lutherum voluisse judicem puerum 8 aut 
9 annorum aut ex astanfibus juvenem quemdam famulum, quem 
digito monstrabat; 6) utrum non audierint quod ego puerum et 
juvenem pro judiee recusavi, sed rursus petii ut judices aeeipint 
quos nobis dent Cesar et prineipes sine ejus perioulo, ita ut si 
ago judiearer injustos, dignas Iuerem penas, ipse vero etiam vietus. 
abiret impunitus, quia nom peterem ejus periculum nec mortem, 
sed potins ut converteretur et vivat. super his cogita: nebulones 
Ali, ut focum sibi faciant, infamiam quaerunt meam. 

Librum nondum exeripsi * totum, plus habet quam putaveram, 
finietur tamen brevi. fac proprium ad me des nuncium post 4 
aut 5 dies ant quando opus fuerit. die reverendo domino Ma- 
rino® ut me etiam atque etiam R”° domino Moguntine com=- 
mendet, praeter eum enim non habeo amplius in his terris ad 
quem confagi Bonfäglaiı; omnes enim amicos offendi. reseribe. 


MS. Gels 8. 15. 


2) Sic! 
3) Carascioli, 





_ u 

















Ale ie Fertigste) i 
Bemasch Ems 1631 Mai 11 Prank- 
ıscht 3 ; Capito. 
5199 fol. d, eigenh, Orig. — Das ebenfalls eigen- 


Schluß wider Cochlaeus in Worms angeschlagenen 


Bemerkungen beziehen sich, wie Nr, 22 
einer älteren Schrift die Waldenser, 


f2: 














112 ANALEKTEN, 


händige Postskript ebenda fol. 3 auf einem Blatt für sich; 

dürfte zu diesem oder dem voraufgehenden Briefe gehören. 

Sp. d. jam librum ® complevi, distinxi in duos partiales, 
adaidi capita et titulos, multa emendavi. ubi tuus venerit famulus, 
dabitur ei. vide ut liber meus per eum ad me redeat, similiter 
cum Captivitate ®“ ihm coepi transferre in linguam nostram arti- 
culos hereticorum, quos approbat noster antipapa. et ecce Lie 
nuncius confirmat mihi rumorem, quem hodie audivi, quod Lu- 
therus certissime captus est circa Eysenach in terra proprii ducis 
su. a quingue equitibus, pluribus in saltu tenentibus, ejectus 
e curru et ligatus manibus ductus ost pedester inter duos equites 
absqua misericordia; nemo aliorum lesus est. putatur duetus esse 
in Franconiam. praedicaverat in die sanctae cracis in Eysenach, 
altero die, scilieet sabbatho, captus est. nuneins iste de 
nach venit et literas uffert duci Friderico, attulit mihi nonnulla 
opuseula Emseri, qui plurimum gratulatur de meo conatu. jam 
plura soribere non licet festinante nuncio. bene vale. ex Franc- 
fordia 11 die maji anno 1521. 

Johannes Cochlaeus. 


Dicebas nuper, magnifice domine Aleander, me non diu fore 
pauperem. certe id facile fiet, ubi voles. per datarium eitissime 
fieri posset. aliam viam proponebas ut fierem interim admini- 
strator, si quem indicarem. vis ergo ut impudenter indicem? 
ecce Moguntiae duo sunt viri senes et beneficiis divites: Johannes 
Jaeobus Leist, praepositus Francfordiensis et decanus ecelesiae 
beatae Virginis ad gradus Moguntiae. unum ex his abunde sufü- 
ceret mihi. alter est Engelbertns Erclein, praopositus Erfordias, 
sanonicus Moguntiae ad sanctum Petrum et ad sanctam Victorem, 
sufficeret et hie unum. hie praster nomen pene nibil uflert mens 
decanatus. immo si hodie aut oras exigatur pensio, nihil omnino 
remanebit. si vis, domine, potes me curare. ego certe fuus sum 
eroque usque ad extremum spiritum. 

Nihil die Capitoni de meo nune ad te nuncio, ei non scripsi, 
guamquam nihil scio de eo mali. de reliquis qune andio et 
eomperio, nmondum libet dieere, mira est caecitas veri apud 
nostrates, mira item fraus et industria in technis. 





20. Cochlaeus an Aleander: hofft auf Unterstützung durch 
diesen, um, von Verrat und Feindeeligkeit umgeben, «igene 


1) Die Schrift gegen die Waldenser, vgl. Nr. 18. 20—22, 

2) D. i. das Buch de gratia sacramentorum und die Schrift Luthers 
von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche, welche jene Entgeg- 
nung des Cochlaeus hervorgerufen hatte, 


—— 
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 113 


Boten zur Beförderung seiner Korrespondenz und litterarischen 
Produkte unterhalten zu können; schickt Auszüge aus einer 
vom Aleander zur Verfügung gestellten älteren Schrift. Korre- 
‚spondiert mit Emser; wünscht mit den katholischen Hochschulen 
in Verbindung zu treten. Fertigt Auszüge aus den Schriften 
der Ketzer. Emsers Thätigkeit; Verlangen nach einer Schrift 
des Catherinus, 1521 Mai 22 Frankfort, 


Aus Cod. Vatic. 6199 fol. 19, eigenh. Orig. 


d. en jam tereium ad te hinc sceribo, postquam inde 
„ zeverende ac unice colende domine Aleander. frustre 
unum e famulis tuis (uti convenerat inter nos) 
quidem spe ut mihi preter litteras etiam adıni- 
allaturas, quo possem commode huic negocio 
nimis ac nimis petere quicquam; 
certe si quomodo possem aliunde 
maneret, nunc perdidi apud meos 
et amicitiam, nemo confert, nemo mutaat; et 
foret ut haberem unde nunciis et aliis, quibus 
fuerit, providere ac satisfacere possem. certe 
Tabens in omne periculum pro ecclesia expono, 
eorpus, vitam et quicquid pauperi religuum esse 
(sine qua in rebus agendis quid possumus?) 
tamen grandi opus foret; non enim lucrum hie 
i sangninem fundere non abnuo neque reouso. 
unde ad univresitates et doctos, qui adhuc 
D 'eeise, nuncios, litteras libellosque mittere ponsem. 
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est scribere et imaginari, oportet quaerere adhaeren- 
alt consulere, fraudes prascavere. nisi enim 
queam proprios hac aestate muncios, ad minimum 
lere, magua intereidet cansae commoditas, nosti excaecatos 
nostrates; nisi proprios habuerim nuncios, omnia prodentur- 
torgirersantur etiam superiores nostri; ego pene neminom habeo 
hae causa confidere. nondum habeo impressorem, 

tamen si castera mon desint. librum antiquum remitto; 
ereripsi quas de Waldensibus habentur; religua nimis erant bar- 
bara et inopta 


FE 
Me 


traciata sunt, omisi consulto, qnia nobis non prosunt, etiam si 
elegantissima forent. transcripta tibi mitto, sed ea lage ut remit- 
ias, nondum adjeci nuncupatoriam ad te epistolam, expectavi 
hactonus famulum et litteras tuas. remitte igitur simul cum 
apologia mes ? impressoque libello Csptivitatis Babilonione. 


5 ‚wohl wieder die zu den den Briefen angeführte 
a ee 


Zeitschr. f, K.-G. IVIIE, 1. 8 





114 ANALERTEN. 


Eimserus vuper ad me litteras et libellos alemanicos 
therum ad me dedit, sed tarde venerunt ad me, negue 
nuncium rogabat ut resoriberem, rescripsi, sed por 
cognitum. timenda est fraus adversariorum. si vis ergo 
mus nos utiliter pro ecclesia, cura ut possimus Be 
invicem habere nuncios. alio item opus foret nuncio ad 4 
nienses, Lovaniensos, Parisienses, ut consulto prodiret 
fuerit edendum. ego jam plurimos articulos ex lil 
extraxi, ut populus noster videat qualem fovent Inereti 
vale et rescribe. accedit et haoc molestia, quod certus non & 
an bic meus te istic reperiat nuncius; rescribe tamen ac 
tuo vale. ex Francfordia Moeni 22 die maji anno 1521. 

Guudet noster Emserus me ad communem laborem atque 
culum accessisse socium. egregie conatur, valet in lingua 


BEN 
Au] 


ii 


i 


Rbadinom Romae impressum !. cura obsecro ut habeam agendi 
nervum, agam certs intrepide et fideliter. ourabo ut Italornm 
eruditae lucubrationes apud nos quoque imprimantur. si impres- 
sus est Ambrosius *, cura quneso ut habenm, nam et Emserus 
petit eumdem. respondet Emserus libro pessimo ad Germanicam 
nobilitatem graviter et erudite in lingon nostra °; hie supprimun- 
tur. si mihi nervus esset, et Emserum et Italos nostratibus obji- 
cerem simul cum meis luenbratiuncnlis, consule igitur quid opfi- 
mum censens iterumque vale. 


21. Coohlaeus an Aleander: Briefe von seinen Angahd- 
rigen und aus Wittenberg. Vorwerfliches litterarisches Treiben 
an letzterem Ort; Aufbebuug der Universität ratsam. Das 
Attentat gegen Luther, und Kurfürst Friedrich. Die Disputation 
mit Luther. Cochlaeus Streitschriften. Das Wormser Edikt. 
Ritter Adrian. Die Schrift gegen die Waldenser, 1521 Joni 11 
Frankfurt. 

Aus Cod. Vat. 6199. fol 5, eigenh. Orig. 


5. p. d. muncius iste hoc vespere literas mibi ex Norim- 
berga attulit, magnifice domine Hieronyme, quns quidam cogna- 


1) Über des Italieners Thomas Rhadinus „Rede an die Fürsten 
und Völker Deutschlands gegen den die Ehre der Nation schändenden 
Ketzer Martin Luther“, s. Köstlin I, 8. 426, 

a Es handelte sich wohl darum, die Schrift des Ambrosius Catha- 
rinus, A) No für für de Weiche des christlichen Glaubens, welche Ende 
IE SH ısgekommen war (Köstlin I, 8. 429), in Deutsch- 


Tand achauden aim I, 8. 427. Diese Streitschrift Emsers gab dem 
Anlafs zu Luthers Invektive „an den Bock zu Leipzig", 


E 








FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL 115 


torum meorum soripsit, dolens plurimum de mes illie infamia per 
Lutheranos. ego vero id non magni facio, eu spe animatus quod 
veritas propediem veniat in lucem, adjunxit et alins literas, quas 
ei ex Wittenberga quidam scripserat cum famosis in me versibus, 
quos famen contemno, Cäterum tota illa epistola referta est, 

am bene sit longa, laudibus Lutheri criminationibusque 


statas? vereor equidem quamdiu nidus ille Jutherani stadii man- 
serit, nunguam habituram esse pacem ecclesiam ab ejusmodi corvis 
possimis. si papa institut, cnr non possit revocare, ubi tuntam 
ridet inde volare perniciem turbationemque ac scandalum ? 

Seribitur in eadem epistola: jam proscriptionem non solum 
intentant Luthero, sed et Wittembergae. captus est, sed ab ami- 
eis, 6 in tuto fovetur, no princeps Fridericus, vir singulari s4- 
pientia praeditus, hnic rei caput esse dicatur ! aut is videatur 
qui Luthernm in hoc foyent ut has excitet nerbas *, sie consu- 
liter rebus prineipis optimi et paci publicae. 

Disputationem Lutheri, de qua nuper Moguntiae magnificentias 
tue dixi ®, interpretatus sum tibi, ut cures in inferiori Germania 
aut in Gallia ad cam a doctis responderi. ago per 4 aut 5 dies 
ei respondi satis (ut spero) eflcaciter duobus quaternionibus #. 
mittem ad Sanct” dominum nostrum, ut vident an sit edenda, 
molitur enim nebulo totum dirnere papatum. descripsi item 
heri et bodie menm cum Luthero colloquium 5. mandatum 
Caesaris nondum est hic publicatum. adjunctas literas da 
queso domino Adriano militi aurato. obseero te ut primum 
saltem librum contra Waldenses transcribi cures et nd me 
mittas, +sonsultum fore videtur mihi si opusculum illud edas. 
bene vale et rescribe, mi charissime pater et patrone. ex 


1) Auf diese Mitteilung des Cochlaeus bezieht sich Aleander wohl 
in der Depesche Nr. 38 bei Brieger $. 245. 


Sie? 

Was t ist, besagt der folgende Brief, welcher auch das 
Datum der nkunft angiebt, die Aleander und Cochlaeus in 
Mainz hatten. Dieselbe fund am 1. Juni statt. 


Assertio Joannis Cochlaei pro H. Emsero contra Lutherum de 
25 annis S. Petri in ecclesin Romana. Francfordiae 6 die juni a. 1521, 
Val. Gefs 8. 16. 

5) Cochlaei colloquium cum Luthero habitum Wormatine. Deutsche 
Reichstagsakten, jüngere Reihe, Bd. II Nr. 87 (8. 624), erst 1540 
‚gedruckt und herausgegeben. 

FR 


116 ANALEKTEN. 


Franofordia 11 die junii anno 1521. commenda me rererendo 
domino Marino et confessori Cesaris. 
Nosti manum !, 


22. Cochlaous an Papst Loo X: Eintreten für die durch 
Luther ungegriffenen Grundlagen der päpstlichen Macht. Ab- 
fassıng anderer Streitschriften; Hindernisse der Herausgabe. 
Auftreten des Cochlaeue in Worns; Erbitterung der Neuerer 
wider ihn. Wunsch in Köln zu leben Die kaiserlichen 
Edikte. Lossage Lutbers von der Autorität der Konzilien. 
Cochlaeus' Bekanntschaften in Rom. 1521 Juni 19 Frank- 
furt. 

Aus Bibl. Vat. Cod. Regin. 2023 fol. 108—109, eigenl.. 

Orig. 

Bentissimo in Christo patri Leoni papae X pontifiei maximo 
Joannes Cochlasus theologorum infimus 8. d. asternam. 

Prima hujus mensis, junii inquam, die, beatissime pater, Sanc- 
titatis Vestrae nuncium apostolieum Rer. dominum Hieronymum 
Aleandrum Moguntise conveni, literis ad hoe ab en exeitus, cui 
inter cnetera retuli scripsisse Lutherum in novissimo contra Em- 
serum libro teuthonico s. Potrum non fuisse Romas 25 annis, 
immo dubium esse an unquam Romane fuerit®. jussit ille ut id 
latine interpretarer, quo legere posset quidnam hoc esset monstri. 
quam primum itaque hus redii, caput illud transtuli et non mode 
transtuli, verum etiam contra impietater novam respondi. quiequid 
est, Sanotitati Vestrae nunc transmitto ut vident et judicet, nolo 
enim de re tanta temere quiequam inconsulto pontifice maximo 
edere in Incem presertim in Germania, ubi tot latrant facundi 
eanes Lutheri. certe nisi hanc eis clavam eripiamus, labefactu- 
bunt protinus omne fandamentum nostrum. ego primus oceurri % 
si minus fortiter aut valide, erunt procul dubio alii et quidem 
plurimi a parte nostra qui hunc furiosum andabatam compescant. 
quotquot autem hactenus da potestate papae scripserunt, pro indu- 
bitato fundamento habuere s. Petrum Romae 25 annis ocolesiam 
rexisse; nunc vero novus Hussita id quoque ferali rabie in dubiam 
trahere conatur. ei ego utcnnque respondi atque dispntationem 
ejus domino Aleandro Coloniam transmisi, ut alii qui melius pos- 
sunt, fortius ocenrrant, caeterum responsionem meam illi non misi 


. Di ee ee chon Ende 1520 anonyım 
iese auptung hatte Luther einer schon el 
entnommen, s. Brieger, Aleander und Luther, 


a a undeutlich wegen Loches im Papier. 


FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL, 117 


nesciobam ubinam consisteret. quae autem misi, ad ma- 
gistrum Jacobum Hogostratum dedi, itu enim jusserat ille Mo- 


guntiae. 

Supplico igitur humillime Sanctitatem Vestram hanc meam in 
sedem apostolicam devotionem operamque boni consulat, ut si 
offendat ruditas, pietas intercedat. turdus enim in hoc descendi 
«ertamen pudore prohibitus, donee diram ao saorilogam vidi bestino 
Babylonem, contra quam in quadragesima respondi, tribus sane 
libris apologetieis de sacro encharistiae, quos tamen nondum 
edidi '. widerunt eos Wormaciae dominus Aleander et confessor 
imporatoris, non tamen adamussim, nogociis aliis impedientibus. 
transseripsi domino Aleandro ex vetusto quodam codice duos libel- 
los contra Waldenses, ubi errores eorum (quibus novas hic haere- 
tous participat) solidis reprobantur seripturis; sed erat codex 
mendosus praosertim in allegationum numeris, orat et confusus 
se indistintus; itaque inter exscribendum plaeraque emendavi, 
ateriam in duos libros digessi ac libros in capite distinxi; cae- 
apud me ullum exemplar propter festinationem. 
aliqua, brevi plura scripturus, ut videant 
Germani quo ruunt et qualem sequuntur haeresiarchum. respondi 
item latine ad binas ejus epistolas quas impudentissime ad Sane- 
titateım Vestram inscripeit. nihil tamen edidi adhuc, quia mults 

ne impediunt: fraus et perfidia impressorum, furor populi, convicia 
Lutheranorum atque vulgaris contemptus. nescio cui impressorum 
«onfidam, adeo sunt infocta omnia! proindo si haberem, propriis 
utique impensis quae forent edenda imprimi curarem, non solum 
men, sed et Italoram quuedam atque Emseri; nebulones enim 
«contra Lutherum nihil fldeliter agunt. 

‚Porro responsionom hanc moam Sanctitati Vostrao sie offero ut 
pro libito addat, adimat, mutet, corrigat. quioquid id fuerit, 
zatum ac gratom erit mihi; non enim meum ibi agitur negocium, 

sive igitur Fe sive supprimatur, jam pridem non solum 
vitam in diserimen pro ecclesia ponere decrevi. 

“ie Pärle mihi parum fuerit tatum in Lutheram edere quip- 
piam; adeo esasperati sunt in me animi multorum ex illo Worma- 
ciensi colloquio, Benin fidelem, ut revocaret, exhortatio- 
nem Ber ne disputandum sub judieibus. graviter onim 
aecipiunt bane Luthero gloriam eripi quod nemo ausit cum eo 
disputare, hoc eos mordet, non aliud, nulla enim bominem affeci 


= 


in 





1 Cochlaeus von sich selbst in den Commentaria (z. J, 
Se rend et pro sacramentis ecclesiae quae Ber in Ba- 
bylone sua vel 2 re vel pı Sue eh 


a en dem, ıu 
‚ Lutheri libros tres, quos secum ferebat L 'ormatiarm). 


118 ANALEKTEN. 


injaria, ne uno quidem verbo asperiori, sed dolent quempism 
audiri nunc qui velit congredi sub judieibus illi. neminem pro- 
fecto anten per omnem Germaniam inimicum habui, amicos vero 
plurimos. nunc autem versa vice vix unum aut alterum reperio ami- 
cum, inimicos autem pene innumeros. eram hic juxta et plebi et 
senatui scoeptus, quamguam aliegena; ut vero Wormacia redii, 
praster celerum vwix duos, quorum ntor artificio, amieos inveni. 
eonfinxerunt quidam famosos in me rythmos, quibus non solum 
oalumnianter, sod ot mortem (si quid a me senserint edi) mi- 
nantur. non adeo longe abest hino Huttenus et eircumeirca Jutheri- 
zat nobilitas cum omni fere rustica manu. et siquid hie seribo, 
solus sum, si cado, non est qui sublevet. Moguntise vero qui 
peritiores sunt, Lutheri partes latenter fovent; Coloniae commo- 
dissime forem, si quarm condicionem aut beneficium illic haberem. 
ibi enim cum doctis conferre liceret ac impressoribus adesse co- 
ram; hie neque docti sunt tales neque ullus omnino impressor, 

Impressa sunt jamdudum Caesaris in Lutherum teuthonice man- 
data et eu quidem acerrima; sed nondum promulgata per urbes. 
quid expectetur neseio. forte consulto ex industris differuntur. 
vereor tamen ne tscentibus nobis non taceat Lutberus, qui nun 
in quodam sedet eastro comitis (ut fertur) de Mansfelt in Saxonis- 
de majoribus certe scandalis timeo ne absurdioru ibi monstra im 
oeio et solitudine meditetur. hoc enim eflrons et desperatus 
desperatissime nimirum aget omnia, dicens forte cum captivis 
olim Trojanis: 

Una salus vietis nullam sperare salutem ! 


edidit nuper acta sun Wormaciae magis ad propriam laudem quam 
ad rerum fidem !. ea nune simul mitto Sanetitati Vestrae, ut 
ex his circa finem accipiat impudentiam pertinaciamque hominis 
perditi atque ad seditionem nati. non vult se amplius futuro sub- 
mittere concilio, ad quod toties anten frandulenter appellarit. 
nimia profeeto est quorundam principum caecitas. mulo nuns 
plura dicere; id modo addiderim quod in disceptationibus vivae 
vocis neutiquam talis ae tantus apparet qualis ac quantus videtur 
in contentionibus scripturarum et librorum. 

Longior fui, beatissime pater, quam aut tanti vorticis ferat 
sublimitas aut meam deceat parvitatem humillimamque sortem. 
dilatavit me pietas et affeetus. veniam suppliciter oro! reseriptum 
a Sanctitate Vestra petere non ausim; maxime tamen cuperem 





.. 1 Nach dem, was über den Inhalt weiter unten angedeutet wird, 
ist wohl der Brief t, welchen Luther am 28, April von Friedberg 
aus an den Kaiser (bzw. die Reichsstände) richtete; deutsch bei Förste- 
mann, Neues Urkundenbuch Nr. 29 (8. 76), * 








| 


FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 119 


si licent "is quae mitto certior fieri vel per Jacobum Que- 
N vel per Petrum Stellam. noverant me item cum 
alii in urbe eruditi, tum pruecipue Rev. pater dominus Mercurius 
Vipere; sed et aflinis meus Angelus in banco Fuckerorum de 
me apud Sanotitatem Vestram mentionem, dum in urbe agerem, 


stinianum rer 1, caeterum quas nune mitto, ad patro- 
num meum dominum Johannem Zinck in snperscriptione destino, 
ne quid sentiant Lutherani, 

Bestitudinom Vestram conservet incolumem perpetus nobie 
Deus optimas maximus, beatissime pater! 

Ex Franefordia Moeni urbe imperiali 13 kul. julüi anno sa- 
lutis 1521. 

[in verso] Beatissimo in Christo Sanctitatis Vestrae supplex 
patri sanctissimo domino nostro ac devotus orator idem Joannes 
Leoni divina providentia papae Cochlaeus decanus ecclesise b. 
X pontifici maximo universalis Marise virginis Franofordiensis. 
ecelesiae pastori capitique su- 

‚premo. 


23. Cochlacus an Aleander: Klagt, dafs er und die 
gute Sache von Rom im Stich gelassen werden; seine Schriften 
und Sendungen bleiben unbeantwortet und unberücksichtigt; 
man ermöglicht ihm weder mit Luther zu disputieren noch 
seine Streitschriften drucken zu lassen. Droht sich vom 
Kampfplatz zurückzuziehen. Emser ist in ähnlicher Lage wie 
er. Lutlierische Schriften und Pamphlete überschwemmen den 
Büchermarkt. 1521 September 27 Frankfurt. 

Aus Rom Bibl. Vatie., Cod. Vatie. 6199 fol. 20—21, eigenh. 

Orig. — Gleichzeitige Abschrift ebendaselbst Cod. Vat. 8075 fol. 

66 — 69, mit antwortenden Bemerkungen Aleanders auf der 

linken Blatthälfte (numerierıt 1—68, und hier vollständig mit- 
geteilt), während auf der rechten der Text des Cochlaeus. 


8. p. d. non putussem, revereude ac eximie domine Alean- 
der, me tamdiu a to ubsque omni consolatione in medio Luthe- 
ranorum inter tot opprobria, wminas, sicas insidiasque desertum 
iri®, ferrem id patientissimse tamgnam injunetam pro meis pec- 
calis poenitentiam, si res fidei ecelesineque interim in melius 
bonestiusguo proficerent. cum autem negocium hoc in dies, atque 





2) Vgl. Otto, Joh. Cochlaeus der Humanist S. 1081. Gefa 8. 4. 
eander: Temporum conditio, eurarum multitudo, locorum 
‚distantia, nunciorum penuria et incertitudo id faciunt, non amoris et 
benevolentise defectus. 













120 ANALEKTEN, 
adeo in horas otiam, continus detorius [sa] habant *, 


quid expensis? quid mandatis? quid bullis? non insulte, non 
improbo, non contemno ists, observandissime domine Hieronime, 
multa fecisti, egregie laborasti, rem pontifieis fortissime susti- 
nuistj, quisquis enim praster te * huie prepositus fuisset negocio, 
totam pontificis causam apıd Germanos perdidisset. sed aliud 
est proficere, aliud non perdere. cum videns igitur causam 
nostram non praevalere bullis®, non mandatis, non orationibus 
ad prineipes, non vi, non minis nec ullo terrorum genere, quare 
non satagis ut aliis vüs et modis praevaleamus? quibus ergo? an | 
insidiis? an corruptelis? an venenis? an dolis aliisque malis ar- 
tibus? absit, absit inquam longissime ut optimu atque certissima 
ecelesine fdeique catholieae eausa dolo potius quam virtute aga- 
tur, defendatur, proficiat, praevaleat, triumphet. an non sunt a 
parte nostra ingenis? non rationes? non seripturse? his profeots 
armis Germaniae populi ® commode expugnari possent, non alüis, 
Retuli ad to Moguntiae, tenthonice Lutherum in sun eontra 
Emserum responsione proponere sanctum Petrum non fuisse 25 
annis Romae, immo dubium esse an ungunm illuc venerit. man- 
dabas tu mibi ut in latinum transferrem, feci id continuo. trams- 
misi ? tibi ad m. Jacobum Hochstratum, is per Brabantinam ad 
te mercatorum seribit misisse, an acceperis nescio. nollem pro- 
fecto eas litteras in ulienas aberrasse manus. interim contra ejus- 
modi impietatem respondi et Romam transmisi circa festum saneti 
Johannis Baptistao illam Lutheri disputationem ® meamque re- 
sponsionem similiter cum actis Lutheri Wormaciensibus, quae 
fuorant tum impressa, et Inec per baneum Nurenbergne. certus 


ER, Culpa vestrorum praclatorum, quam ego praestare nec volo nec 


“ Non dormitamus, non ut putas, 
Perfunctus sum munere meo; persuasi imperatori et maxime im- 
perio quod volebam et juste petebam. nunc si vestrates neque timare 
neque amore moventur, fortasse venit in cos ira Dei, quae wi miti- 
getur mutatis peccatorum ani 
1 Hier sich im Text die Nr, 5, aber kein Vermerk Aleanders.] 

ulpa vestatium, 

Alin est causa concitationis Germanine qua en mania propterea 
nulle Be rationes auf disputationes; inhiant sucerdotum auro agris 


Accepi et gratias ago immortales; fecisti eni ihi 
un Fr In al. hierzu die Depesche Aleanders an Medici vom 
ie Bee S a ano ad ac 

ug ut spero atque adeo certo 
2 gratum, si modo in ipsius manus pervenit. — Vgl. oben 
r. 22, 


= aM Be 


meus temeritas ®, simplieitas stultitis, pietas ambitio illic reputata 
est, quia fideliter absque pompa seripsi. in his tamen nundinis 
roreus ad urbem bis litteras misi per bancom, forte nee illis 
ullum dabitur responsum, ut ego ejusmodi sumptus et labares 

Lutberani * gravissime ferunt quod Lutherum Wormacise ad 
disputandum provocaverim; jam plurima in me et publice et pri- 
vatim jactant convicia, detractiones ® et improperia. his ego non 
moveor, sed eodem animi tenoro © persisto, tentaverunt nonnulli 
ex disertis si quo modo resilirem ? a proposito, sed frustra. non 
moveor eorum blandieiis, non conviciis, non minis, quin et mori ®, 
mon solum contumeliam pati pro fide catholica deorevi. itaque 
eum mobiles aliquot in domo scholasticei mei magnis Lutherum 
praeconüs extollerent et unus eorum ® de me tamquam absente 
(eram enim eis facie ignotus) contemptim diceret habere se quen- 
dam ex Lutheri discipulis qui disputare velit mecum ad ignem, 
tum 020 pari ferocia dixi me paratum esse, quisqnis ille esset; 
nollem pugnam et duellum detrectare; atque ita retudi ferociam 
ejus de disputatione, et mitius rogabat ut et ego scriptis con- 
tenderem teuthonicis, ut viderent veritatem. ego aulem diceban 
per vivam vocem?, ubi pro et contra dieitur, longe certius posse 
sub judieibus ad veritatem perveniri. quod et verum est. 

Tu mihi Wormaeiae dieebas fore nt pontifax doctissimos 


L) Er umieorum, si acceperint tun scripta. 
Hi Nihil ad me pervenit, quia absens ee tamen et de- 
boissent amiei tui ad me eas mittere. 
8) Aneye. Ista ne cogites et cave tibi ab humore, studiosorwm 
But mecum saepe conflictat. 
ego hoc rerum, sed non hoc fatentur, imo obloquuntur «t 
Ss organ intus disrumpantur. 
sunt homini bono. 
Dt Teucer Homericus, sic, sic, mi frater, constans esto, 
Nihil novi adfers; sed 


et 
Vereor ne ex composito id fuerit factum per jocum irritandi tui 


ista nes curanda nec dicenda, 


10) Hoc nec ii qui sapiunt probant neque enim condueit neque 

est. t tamen ad tempus id responderi petulis et improbis. 
non est tamen deveniendum ad rem, sed cante omnia sunt oflerenda ut 
li detereantur. scio enim Lutheranos extra nidum suum non descon- 


suros ad puguam, 



























122 ANALERTEN. 


quosdam ? ox Italia Gallinque in urbem aliqus 
qui contra Lutheranos disputarent, at nihil 0 
tutios mihi videtur fore ut privatim potius per quo 
provocetur citeturque ad sustinendum scripte sun ® 
quod si privatim fieret, nihil praejudicaret occlesine, 
nostrum vinceretur ®. 2 
Corte si bene perpendas, non habes in mundo hominem (mi 
nime per hoc me jactito) per quem commodius disputandi viam 
ingrediaris quam per me, quia hominem Wormacias qi - 
vocavi (quod nemo alioram fecit) in conspectu suorum, u 
savit ignavissime 4. meque ad urgumentu mes efficaciter re 
spondit, quod sui bene andierunt. doctior me multo est. N 
doctiores Itali, elegantiores plurimi, nomo tamen talin contra eum 
dicere aut seribere possit, quia nemo attentavit, forte etinm nemo 
adhue hodie velit (ut ego) vitam et sanguinem ® pro fide ot 
elesin ponere aut ad ignem disputure, mihi longe major (Deo 
sint gratine) ost animus, firmior fides, alacrior intentio, quam 
doctrina ®, quam eloquentia, quam splendor et fucus pompme- 
rem consydero, non famam. si vera est lides (quis autem dnbitet ?) 
quis evincet veritatem? ego verte ita tenaciter tenebo cam, si 
quis congredintur, ut ne Hercules quidem possit eam eripere> 
ınihi. possent ? me occidere, eripere vitam, fidem uutem «t veri- 
tatem extorquere aut quaeumgue vi eripere non poterunt 
ueternum. at dieis forte: cur quiescis igitur * et non procedis ie 
publieum? respondeo: hie »fücere nihil potero, quia nemo de— 


1) Ita si Lutherus se judicio pontificis et ecclesiae et ommia ut 
seripta subdere vellet — sie enim fuit eonelusum inter Unesarem et 
prindipes nobis non renuentibus et Luthero propositum propter eos qus 
Viaterabant eum non fuisse conyictum. id vero quia Martinus recusayit 
et propteren edietum fuit emissum, superluum est et noxium ista 


ro, 
2) Respondi satis in literis, hoc autem ita malam est ut existimem 
BE qui ita contendat obstinate. 
3) Ah, mo eneenas! 
4) Non hoc dieunt Lutherani, sed eum quasi leonom sprevisse Ie- 
utor eorum Kae et prope renuisse, to ad puerum vel idiotae 
anuli jadicium [vemittens?], quod quamvis falsissime adstruant, tamen | 
neque erubescunt mihi in faciem dieere. [Vgl. übrigens den Bericht des 
Cochlaens selbst über seine Verhandlung mit Luther: Deutsche Reichs- 
tagsakten, jüngere Reihe II, S. 629.) 
5) Pulcre omnia et verissime (ut spero), sed nee res nec tempus 
nec loeus portulat. 
6) Et omnia ista abunde supy 5 
7) Neque hoc prodesset al Juvandum Lutherum, si tu prae con- 
animi et mortem prius patereris quam int... [sie!) te victwn, 
8) Hoc ego mon abnuo aut conqueror. sed si satapas quantum ad 
Jisputationem virae vocis, ego maxime de te, 


ie 





u 


FBIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 123 


fendit * me a nebulonibus et sicnriis, nec habeo impressorem ad 
mänum, neo habeo sumptus ad imprimendum. quod accepi ero- 
gatum est partim in libellos Lutheranorum, partim in bancum * 
et reliquos nı partim etiam in alias necessitates. et nosti 
quam tenuo sit beneficium meum. nunquam adhuc habui annuos 
50 ducatos, unde familiam sustentare vix possum. et impressores 
pene omnes sunt Lutherani ? occulte, mobis nihil imprimunt 
gratis *, nibil Adeliter, si non adsumus ipsi. quid ergo fucium? 
ego pro Äde et scclesin quicquid possum et habeo, totum. offero, 
famam 5 (quae satis honesta mihi fuit), laborem, visum *, studia, 
eorpus, sanguinem, substantiam omnem, ipsamque vitam. nemo 
tamen me respieit ut labeum sumptus ad hanc rem necessarios. 
non peto beneficia ", non opes, hon honores, solummodo necessarios 
sumptus ®, quos utique de meo lubentissime expenderem si ha- 
berem unde accipere possem. 

‚Quod si diutius a vobis omnibus derelinquar, lavabo ? manus 
mens, clamaturus contra omnes episcopos et praslatos ecelesine 
eoram Deo et hominibus. ego, si welim, Lutheranos 1° mihi uno 
verbo reconeiliare possem, sed valeant’* omnes qui me ab ec- 
elesin quaerunt avellere, possum in ecolesin esse et qniescere ut 
alii. vos videritis, si tam parya negaveritis mihi, qui tam magns 


5 


Conqueritur item optimus Emserus '? quod amplius sine sub- 
sidio tantos lubores ac sumptus perferre non queat. nam super 
80 florenos non habet ex beneficio. consolatus sum virum ut 
perduret adhuc modicum, donec ego per proprium nuncium a te 


1) Neque est maxime necesse, acquiesce interim in literis domi, 
in tempio, in orationibus. hacc felix vita, hacc in hoc saeculo nostra 


| Nec nobis nec hie, sed ferendum aliquamdiu. 


'Famam dicis non vitasse si pro fide pugnasse dicaris. an potius 


terretur. 
[on deerunt täbi et haee, sed expectanda occasio, ut a me fit. 
Hoc difficilios est hoc tempore adsequi quam magnum sacer- 


‚Haec non sunt diena responsione, 
hoc est dietu et cogitatu. 
u correxisti erratum. 
Hoc mihi mazxime dolet; sed si non possum nunc auxiliari 


mibi jori et propinquiori, imo si ipsemet nunc in maximn 
quo possum Einsero suppetias ferre? solare autem enm per 
nomine quaeso te! 
















vocurrisset praeter unum Emserum ®. 
quid minor Alveldensis? quid Eceius? quid 
Murnsras? quid Colonienses et Lovanienses +? quid nuper Pa- 
risienses 9 solus Emserus porstat inviotus. alii 
mox sunt exibilati ® aut perterriti, ut quiescant 
st nune doctissimus tuus frater Ambrosius T fueit, 
se cedere causas et committere eam omnipotenti Deo. 
seribit, sed forocitas ® Germanorum non patitur? ut tam 
miles tam cito cedat proelic. Emserus meus adhuc 


verit quam ille. ot tamen is tamdin derelinquitur ? absque omni 
subsidio. si non curatis de me, de illo saltem curate. utinam 
essem ei conjunctus #. habeo ndhuc vestes !? aliquot et paucos 


pro vintico ad exilium comperando. at nimis durum ost mihi 
matrem meam '! anum pauperem hie extra patriam relinguere 


1) Non vidi jam 60 diebus hominem, quem tamen scio maxima 
laborantem pecuniarum penuria, nec admodum laetum ob non multam 
prosperos rerum sibi oreditarum successus. 

2) Dignus est omnis operarius mercede, et vetula quae didrachmum 
BEE: hagophilatio, prelata est oblatio magnis donariis divitum judicio 
assertoris, 

3) Laudatur saltem omnium in unum congruens sententia justa et 
sancta, si non omnes ita acute et eleganter scripserunt, 

4) Utinam sic aliae universitates censuissent. quod si non judieio 
Lutheranorum, nihil mirum, quibus nihil placet nisi quod ipsis non ad- 


5) Quid? attulerunt colophonium suflragium vel sola censura, neque 
torpescunt nun, sed scribunt, quibus ratio censurae constet. 

_ 6) Ne speres non itidom faciendum tuis scriptis vel alterius cujus- 
vis, si Lutheranorum expectes judicium; sed non exibilabunt te 
et vere pieque docti, 

7) De hoc vereor ne sat multa pro amore, quo eum facie ignotum 
prosequor, pro aliorum stomacho fortasse nimis imulta. uteungue in- 
genium hominis mihi mirum in modum arridet, presertim in quo opere 
non negarim esse aliqua er vel mutata vel sublata velim, et tamen 
ignoscenda propter precipitatam editionem. 

8) Utinam nuno in ionem Caesaris ostendissent istam feroci- 


tatem. 
9) Multa alia non patiuntur vestrates, et ut vere fatear, nesciunt 
quid velint, adeo sunt stomacho jam non forti, sed malaroso [?] ut 


14) Cave ne deseras matrem charissimam. 


| 


FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 125 


nudam, sine omni provisione. si non vis aliud et mibi et Em- 
sero subsidium ferre, saltem mihi litteras scribe ! ad scholastienm 
et capitulum meum ut habeant rationem mei absentis, id est 
nt absentia mihi in beveficii praesentiarumqus proventibus non 
praejudicet, nt habeat mater mea unde interim vivat. si neque 
hoe impetrare possum, valo; ego quoque res mens agam ?, 

Mitte ® tibi patrique confessori varia. tempus non fert ut 
de omnibus soribam. mitto otiam qune Emsorus * nuper misit 
mihl. ostende alicni Germano ut videat quam honeste et egragie 
respondeat Luthers. impeditur vir bonus paupertate, optime 
espensis nolunt Lutherani imprimere. 

quogue tenthonice 5 hac estato scripsi contra teuthonicum 
Entheri libellum de missa, ex quo propositiones 154 extraxi 
quss scripturis et rationibus ad longum reprobavi. at hie ne 
unam quidem litteram ® edere possum. 

Habes mentem meam. infinit« * et infanda ediderunt et 
publice vendiderunt his nundinis Lutherani, partem mitto, Iudi- 
briosissime contra pontificem soribunt et pingunt. passionem 
forte vidisti ®. odiosissimis pieturis jam de novo et antiquo Deo 
et fide pessimum ediderunt libellum teuthonice, ut et alios quam 
plurimos: Karsthans ® novus, apotheca quam speciariam vocatis, 
turris Babylonica et 15 confoederatorum 15 libelli, omnin teu- 
Ahonice. nescitis profecto quam male audiat pontifex "® per Ger- 
maniam. remitte mibi aliqua *!, si habes nova, velim libenter 
opuscnlum '® contra Baldenses (quod tibi excripsi) revidere. in 
summa vide, obsecro, ne diutius Emserum et me negligas ®, in 
majori versatur causa periculo quam forte putas. 


1 
1 


1) Id fiet honorificentius quam per me, et effcacius. 
Et wie parti non respondere, erit responsum. 
Gratias et aliquando referam farente Deo. 
Utinam 'erus in Iatinam verteret linguam et ederet omnin 
sun in Lutherum, sienti a est nuper nobis per litteras. 
5) aliquando et latine haberemus, quamquam res postulat 
ut germanieis acri 


germanice respondeatur. 
ee uhgalts Coloniae x Lovanii, modo aliquando patien- 
Ben Effundant quantum libet virus; quanto enim plus, tanto eitius 


Vidi. 
bomines evangelium seribunt; sic olim patres doce- 
ge tu speras Se homines diu” Sinstersei. 
10) Et ad hoc jam oecalluimus [d. i. wir sind dagegen bereits ab- 


1 Pak hie prorsus, nisi forte hacc quae mitto. 
12) Nobe eo Be ih tibi rursus dncribe; si tamen potero in- 


venire ‚eurabo tibi exscribendum. 
13) Non modo, ne omnia adversa veniant, quod abominor. 


ku a 


— 


126 ANALERTEN. 

Huie meo nuneio quodlibet fidere poteris, mosti sum. Togo 
te ne Emserus derelinguatur, si de me nihil curafis. obseoro nt 
rospondoas, plura jam scribere non possum,. ante omnia eom- 


menda ! me reverendo domino Marino Caracciolo. multa haberem 
significare utrique, si non timerem no taedio vos aflicoret Jongier 
epistola. bene vale, reverende ac observande patrone, charissime 
domine Hieronyme, et hane meam seribendi libertatem ® tribus 
zelo et necessitati. 
Ex Franefardia quinto calondas oetobris anno 1521. 
T. Rev. D. deditissimus 
Jo. Cochleus 
decanus B. Virg. Franef. 
Rey. patri se domino domino Hieronymo 
Aleandro sedis apostolicae nuneio per- 
quam dignissimo domino et patrono suo 
colendissimo. 
In absentia ejus Rev. domino 
D. Marino Caraceiolo 
in aula Ünesaris, 


24. Aleander an Coohlaeus: heantwortet eingehend Nr. 23 
[1521 Oktober] *, 


Aus Bibl. Vat., Cod. Vat, 8075 fol. 54—65, gleichzeitig 
Abschrift *. 


Vidi et legi non semel et tnas ad me litteras et en quae 
super Petro et Roma contra Lutberanos docte pariter et acute 


= 1) Lubens obsequar, quum rediero in regiam, et anten tamen per 
iteras. 

2) Boni consulo; modo eo animo sis ut te esse opto. potes autom 
et majore libertate mecum nti; adeo te uno mihi charius est nihil, — 
Darunter ohne Nr.: Vale. seripsi sic capitulatim, ne in immensum ex- 
eresceret epistola mea. 

3) Einen Hinweis auf die Abfassungszeit unseres Stückes enthält 
Passus des letzteren, wo Aleander mit Bezug auf das Horazische 
„nonum prematur in annum“, bemerkt: tu nondum novem menses par- 
turlisti, imo vix puto octavum attigisti, qui partui letalis est: cepisti 
enim, si reete memini, mense ınartio. Vgl. die Depesche Aleanders am 
Medici vom 18. Oktober, bei Brieger Nr. 48 (8. 269), wonach Ale- 
ander damals im Besitz der Gegenschrift des Cochlaeus über den Aufent- 
halt Petri in Rom, damit also auch des begleitenden Briefes Nr. 23 war. 

4) Aus dem weitschichtigen Schreiben sind hier nur Bruchstücke 
mitgeteilt; die Quintessenz dieser Antwort enthalten bereits die Glossen 
Aleanders zu Nr, 23, 





| — 
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 127 


seripsisti. hoc posterius plurimum me oblectavit; ex literis vero 
tantum concepi dolorem nt quiequid Iaetitino ex libello mihi 
eontigerat, id universum litterarum tuarum lectio perturba- 
verit 2... 

Deest, inguis, mihi pecunia. atqui mon pauperior nunc es 
quam antequam contra Lutheranos ineiperes scribere. amisi, dices, 
sam ob causam multos amicos. si illi orthodoxi sunt, eos fecisti 
tibi procul dubio amiciores; sin Lutherani, ne te pigeat. pigent 
autem? imo vero maximo apponas luero quod ab id genus ho- 
minibus non ameris. sed scio, statim addes: timeo mibi eorum 
minas injurias gladios. primum jam te monvi et Wormatiae 
prius ot mox Moguntiae, esse tibi tali tomperamento ntendum ut 
habita temporum ratione recte tu quidem semper sentires et po« 
pulos non bonis tantum monitis, sed et exemplo integrae vitae, 
qua semper fuisti, in fide confirmares, cum ceteris vero ita de hac 
16 eontenderes ut ne tumultus aut risa inter vos oriretur, hanc 
0 viam et causne et tibi maxime omnium profuturam tunc 
praedixi, nec profecto injuria. yuum enim totius hujus seditionis 
«ausa sit non Martini favor aut ratio, sed laicorum in sacerdotes 
odium, nullum invenies ! magis praesentaneum romedium quam 
ultroneam nostri ordinis reformationem et civilem illam dexteri- 
tatem cum populo agendi qua odiem istud quam maxime fieri 

Potest mitigetur. consului item ne ita passim nnicnique aperires 
te in Lutherum seribere, ne palam ad omnes clamares te contra 
Lmtberum paratum quavis eonditione in certamen descendere, nisi 
Manifestissime wideres istam ostentationem ad causam facere, 
Sommonicasti tu quidem fortasse paueis rem tuam, sed videndum 
qualibusve id faceres. multi enim sunt in Germania 
omnis quae audiunt Luthero vel Lutheranis referant, 
im mults et mala impedimenta orthodoxiae astruan- 
enim scriberes, semper laudavi. quod autem te scribere 
priusquam ederes, mille rationibas quas omitlo ne- 
consultum existimavi. jam vero quod in certamen viva 
 doscendas, nequo Joanni Glapioni Cassaris a confessione 
nostrum amantissim» et homini divinarum et humana- 
 rerum peritissimo placet*, nec alicni prudenti placiturum 
‘eo vero anathema etiam te dixerim si id facere attentes, 
difidam communi causae aut eruditioni tuae vel in- 

' vel prudentine, quae multo maximae sunt; sed gqnia in- 
eb minime tolerandum esset rem tot sseculis confirmatam 
 tandem fleri controversam et unius paris ridieulo duello 
om. atquo fac nobis hoc licere, fac etiam a pontifiee tibi 


| rm, bezieht sich “hot anscheinend auf Nr. 6A. 


| 


u 


Hi 


Hi 


Al 


ln 
















et pedibus quantum possum Caesarem tantum non 
nungnam desisto. nam quod dieis nihil praejudieaturum oo 
si quis vestrum privatim vinceret: tu id quidem dicis, Cochl 
sed non cogitas Lutheranos vel ex minimo verbulo quod 
nos vel in angulo vel si licet etiam in eloaca faciant, quan 
vineantur, totum tamen orbem vietorine sune tropheis 
replere. sic aocesserat Lipsiam Ecchius, non quasi in 
oppidulo disputaturns, sed in totius orbis thoatro causam cat 

ecclesiae aoturus. et aecendebat viri animum excellens ingenium, 
multiplex doctrina, frequens dialoetiene Inctas exercitatio, sed im- | 
primis justae et favorabilis causae conditio, ita ut in quameungue 
partem res caderet, nonnisi ingentem gloriam inde speraret, et 
profeoto ex animi sententin illie successit, si post disputationem = 
Lipsieam Lutherani saltem siluissent. at contra multi qui Eechio 
bene volebant, non tot sane tantaque homini ominabantur quanta. 
ipse sibi, ut qui prudenter perpenderent esse cum male animatis 
et rixae perturbationisque rerum potius quam veritatis amateribus. 
et in ipsorum gremio disputandum. quin tnmen videbant solo. 
Ecchii nutu, non autem pontißcis, cujus interest, auctoritate rem. 
geri, istius pugnae famam nunquam Lipscae scholae septam exi- 


130 ANALERTEN. 


effutiant, quiequid jactitent aut minentur, a | 
tuam detinui pluscalis diebus tum quia impeditissimns re“ 
pressoria (simu] enim et Gallicum #dictum et Te 
rum esempla ad te mitto, et quaodam alis ad hane rem 

saria erant sub ineude), tum qnin necesse habui quingue cursores 
ad diversa loca sex proximis diebus espedire; sed potissimum (at 
vera dieam) quia miseram Antwerpiam ad mercatorem amicum 
mutusturus aliguam pecuniam, quam ad te non per puerum (me- 
que enim tutum esset ob milites, qui in reditu omnia depredan- 
tur), sed per trapezitus mitterem, verum oporam et noncii im- 
pensam lusi; juravit enim mihi in litteris mereator se quiequid 
habuerat peeuniarım Caosari mutuo dedisse, adeo omnes omnium 
erumenae loc bello sunt exhaustae, ut nihil vidisse videar pau- 
perius, nihil miserabilius hac regione et regia. mihi pröfecto dum 
base scriberem, non erant nisi 15 floreni quingue equis et ser 
famulis gravato, duos enim alios equos minuendae impensae orusm 
Wormatiae vendideram, venditurus ot reliquos, si justo”preeio wel 
adhuc aliqusnto minore quam emeram vendere possem, nam ex 
urbe moseio quando pecuniao ad me veniant, turn quia Roma et 
magno sumptu et pecuniae penuria propter bella plurimum In- 
boratur, adeo ut erubescam hoc tempore molestus esse pontilich, 
eni nunc si ego haberem libenter commodarem, tum quia ita sunt 
itinera insidiis hostium interturbat«, ut ne tabellaris guidem 
transitus patent. dederam puero tuo 10 stufferos vialicam in 
regiam, quae tune vix bidui hine aberat; postqnam redüt, vwixit. 
hic in diversorio meis expensis et in reditu ad te dedi eidem 
florenos duos renenses et stufferos sex, exhaustae nunc mene eru- 
menulae reliquias; id autem non scribo quasi ad te aliquid mit- 
tam, viaticom est hoc pueri. ad te vero pudet me et piget non 
Pposse, ut destinaveram, bonam summam dare; sed ut tibi ratio ex- 
pensarom pueri constet, propteres sceribo. tu bono et leto animo 
isthio age donec ad te misero gqune quanto citius potero procurare 
est animus: breve scilicet ad capitulum et aliquam pecuniam tibi 
ad veniendum huc, et Emsero ad pugnandum ubi est, et id re- 
eipio me facturum si mihi sit aliquanto diutius hic commoran- 
dum; nam ei in urbem brevi redirem, procurarem alin quas utrique 
vestrum essent commodissima, pontiflei vero minns gravia quam 
si minimam pecuniolam erogaret, hoo presertim belli teımpore. ut- 
somque ne te putes a nobis aut destitutum hactenus aut posthas 
destituendum, sed tu cohibe panlisper istum animi ardorem, ne 
quiequid tibi venit in mentem, statim velis factum considera re- 
rum omnium statum, qui pontificem (velit nolit) alio abstrahit, 
vide Coesarem ipsum tantum principem multna preter animi sen- 
tentiam nune pati, quae ego ne patiar, medius fidius malim Cesar 
mon esse: ipsa dies guandoque parens quandoque novorea est; 


k En) 











138 


81. 1576. Okt. 26. 
82. 1577. April 1. 


83. 1577. Mai 7. 


87. „ Nov. 22. 
88. 1578. April 9. 
8 = 9 


ANALEKTEN. 


Leo Hunger Ingolstalianus. 

Petrus a Molart L. B. in Reinegg uni 
Drossendorf. 

Henricus Hovelius Alemanus !. 

Marcus Schulthaiss Constantiensis ?. 

Cuno Baro in Winnenburgh Alemannus =, 

Georg. Spett Alemanus. 

Jodocus Appoceller Hambruckeretensis. 
Jonathan Gutsloft Pomer. 

Henricus Lubotzkij Borussus. 

Joannes Eisengrein Bavarus. 

Bd, D. Bonsventura Gallus * J. U. MET. 
ecel. cathedr. Vratislavien. et collegiat —t 
Glegovie maior. canon. 

Albertus Magnus a Maltitz 5. 

David Grahame de Frutrid Scotus.] 

Bernhardinus Ludovicus a Towar L. ES. 
in Cutesfelt. 

Simon Cleverus Dantiscanus. 

Vladislaus Helt a Kemento L. B. ie —! 
Meseritz. 

Valentinus Winshemius Tharingus. 

Sebaldus Welser Norimbergensis. 

Wolffgangus Harstorffer Norimbergensis. — 

Carolus in Curia Noricus. 

Joannes Erycius Bipontanus. 

Faustus Theodoricus a BRechbergh Ey-—@ 
stetten. 

Gallus Müller Morspurgensis Suevus. 

Antonius Ceschius Tridentinus. 

Cyprianus Strölin Schönowensis. 

Joannes Letmate Westphalus. 

Bernardus de Gich Francus. 

Andreas Helmut Herbipolen. Alemannus— = 

Henricus Kobolt Ulmensis. 

Bernardus Relinger Augustanus. 

Joannes Gurscstomus Leopoldus Brixin. 

Baltassar Stainhauser Franchus. 


1) 1579. Febr. 9 i. Perugia: Henricus Hovelius Airiensis (Stölzel 


a. a. 0. Nr. 39). 


2) 1578. Mai 11 i. Padua. 
3) 1578. Nov. Padua: ‚Cono Baro in Winnenburgh et Beyhelstein‘. 


4) Act. 329, 42. 1544. 


5) 1679, Febr. 9 in Perugia (Stölzel a. a. O. Nr. 38). 


142 ANALERTEN. 


ima file! in Deum species est ille s0- 
lidus assensus qzatenıs De se per evangelivm [in] Christo reve- 
lanti eredimus. Unde oritur flueia vel Dei promissionibus reve- 
latis vel tantum eids sipientige, bonitati, rationabiliter superaedi- 
fieata. — Fidei Christianse summa est credere Jesum esse Chri- 
stum seu generis humani aterem (ve! quae per evangelium 
revelata sunt credere ver ). Haer erat filei formula tempo- 
ribus apsstoiorum a ba ndis tangeam neressaria ad Salutem 
ivae simpiicitati posteri- 
Haec formula est etiam 







stiang tang;am exvellenti 






























minari. TUnumquod- 
ylicavit, dissentientes 
communiene christianı Inde orta Schismata, 
varia anathemata et per: nes, quse praecaveri potuissent, si 

i quibus Christianum & 

5 diseriminantur, contenti fuissenk ; 
saria enim al sılutem semper eadem sub evangelio neqgum® 
tempvris augenter. — Et cum Deus nulli hominm 
mortalium in conscientiam aiterits dominatum cuncesserit, neut- = 
partium scam sententiam alter! ut necessariam poterit obtrader” #7 
ut enim grisque suum sensem literum sibi capit, ita alteri qu 0” 
que eandem. yiam sibi vindicavit, libertstem concedere ddt- = 
Si quis errat, Dev teveiur rationem reddere sui erroris, si a” 
errat, id a Dec. n«n ab heminibus Jdebet jüdicari et probari. = 
Secundum Unitarios. id est: pr«ut Unitarüi confitentu—- 
Hine 1) danter Christiani praeter Unitarios, 2) Unitarii quog: 
pro Christianis babendi: eredunt enim et hi et illi vera ess 
quae Deus per Christum Domivum rerelarit, voluntque send ———, 
eandem revelstisnem vivere, et salutem per Christum in 
exspectare. Livet in gu:busdam fidei artienlis et Scripturae sa °— __- 
crae verbis interpretandis dissentiänt, nen tamen ob id Christie ———_ 
Dorum ‚commüni«ne' et newine hi vel illi exeludendi. Inter n— 
daeos queque tres eränt sectae, dowmatibus. ritibus et worin 
dissentientes, Pha: ddgvaei et Esseni; nen tamen exclus® 
fuerunt a cemmiumione religivnis me ®. — (veperunt vero= 
[s Tnitarii] wen Cärcliinae) in Transylvanis 
appellatienem Unitariernm ‚were, ad differentiam eorum, qnibas- 
trinitatis nemen piacet. Unitarii enim S. iptarae, symboli 
apestoliei, primaevaeque er ae insistentes noluerunt 
vel ab aligus humine dezvmin vei in Deo divisionem quaerere, 
sed uncım «ut essentiä, ita persuna) Deum summum, ereaterem coeli 
et terrae, qui e: ter, unicem (tm persons, quam natura) Do- 
minum Jesum Christum in une spiritk saneto Preüteri. Unde 





neces: 
gucce: 

























































144 ANALEKTEN. 


illis tamquam capiti sancte matris ecclesie — quomodocungue 
vixerint — est cuilibet christiano de necessitate salutis et per 
consequens implere quidquid preceperint, cum non stat (ut in- 
quiunt) quod eorum aliquis sit dampnandus. [3] Tercia pars veli 
dyaboli est ficta plenitudo potestatis qua exterrent mundum cum 
pretensa legacione et excommunicatione sic quod, si quidquam 
decreverint in altera ecclesia faciendum, eo ipso oportet ut fiat“ 


Breslau. Karl Müller. 





Vorgeschichte 
Der Logos. I. Gesch. d. Logosidee i. d. griech. Philosophie — 
AAall, L 96 (XIX, 251 gr 8). [et } 


Studien z. Frage d. Beeinflussung d. Urchristentums durch d. an- 
tike Mysterienwesen — G Wobbermin, B 96 (196 8). 14 


Philonis opera, I — LCohn u. PWendlanl, B 96 (X, 
280 8). 15 

Die Therapeuten und die philonische Schrift v. beschaulichen 
Leben — P Wendland, L 96 (80 gr 8). 16 


Der Einfluls der asiatischen Religionen auf das Are: 


tum — ASchlieben, Wiesbaden 95 (59 gr 8). 
Flav. Josephi opera, VI—SANaber, L 96 (LI, 374 8). 
D. jüdische Historiker Josephus — BNiese, HistZt 76, 2, 96. 
Josephus u. d. Christentum — F Asmussen, DtschevBl 96, 3 
Zu Josephus I— GUnger, SBbayrAkdW, philhistKl 95, 4. 
Christus bei Josephus Flavius — GA Müller. 2. verm. Au - 
Innsbr 95 (1V, 60 gr 8). 
Fl. Josephus üb. Christus u. d. Christen — FBole, Brixe sr 
96 (VIII, 72 8). 
Seneca en het Christendom — J J Prins, TheolTijdschr. 96, 3. (2 —— 








Alte Kirchengeschichte 
Allgemeines 


Antiquities and curiosities of the church — WAndrews, Ldn 
(294 8). 
| Drie eeuwen van stijd — HMvanNes, Rotterdam 95 (> 
& 28). 2 
From Jerusalem to Nicaea — PSMoxom, Boston 95 er 
457 12). 2 

I nostri protestanti. I: Avanti la riforma — EComba- - 
Florenz 95 (XV, 519 16) 2. 2 


Apostolisches Zeitalter 


The Apostles; their lives and letters. Il: A. D. 55 to 64 — 
CGeikie, Lin 95 (628 8). [Li:4 
Etudes sur le christianisme primitif — EChevrier, P 9& 
(vIIl, 227 8), so 
The unity of the church in the apostolic times — TMLind- 
say, ContempRevOctob 95. 81 
Esquisse des origines de l’&glise catholique (thise) — G Zentz, 
P 96 (67 8). 33 
L’eglise naissante. III: Les institutions hierarchiqus — P 
Batiffol, Revbibl 95, 4. [88 
D. Himmelfahrt d. Jesaja als Zeugnis f. d. rom. Martyrium d. 
Petrus — CClemen, ZtfwTh 96, 3. 4 
D. Märtyrertod d. Petrus i. d. „Ascensio Jesaiae* — E 
Zeller, ebdas. 96, 4. 
Nikolaus v. Antiochien u. d. Nikolaiten — G Wuhlenberg 
NkirchlZt 96, 12. se 


1) Umfafst auch Darstellungen aus dem Mittelalter. 








Pan 


Saint Ignace d’Antioche et l’£glise Romaine — JChapman. 
Revbönei 96, 9. 6 
Der Brief an Diognet — W Heinzelmann, Erfurt96 (82 gr 8). |68 
L’apologie d’Aristide — MGallienne, Chretevang 96, 7. C] 
D. christliche Gemeinglaube nach den Apologieen Justins - 
OCrümer, ZtfwTh 96, 2. 4 
Das Verhältnis Justins zu unsern synoptischen Evangelieı 
-— ABaldus, Münster 95 (101 gr 8). [& 
De Pintluence du Time de Platon sur la thöologie de Justin- 
EueFaye, Bibl. de Pc. des hautes &t Scs. rel. II. P 95 U 
Die pseudojustinische Rede an die Griechen — A Harnsck 
SBipreußsAkdW, philhistK] 96, 27. & 
Die pseudejustinische Expositio rectae fidei — vFunk 
ThQSchr 96, 1 u. 2. 
Philo und Clemens Alexandrinus — PWenuland, Heme 
31, 3, 96. 6 
Critical notes on the Stromateis of Clement of Alex, II - 
JBMajor, ClassRevdee 95. a 
Die altslavische Übersetzung d. Schrift Hippolyts „Vom Anti 
christen“ — N Bonwetsch, Göttingen 96 (43 gr 4). ? 
Die handschriftl. Überlieferung d. Danielkommentars Hippo 
lyts — N Bonwetsch. NachrrdGesdW z Göttingen, philbistK1 96, 1.[7 
Die Datierung d. Geburt Christi i. d. Danielkomm. Hippolyt 
— NBonwetsch ebdas. 95, 4. h 
Über Hippolyts Oden — HAchelis ebdas. 96, 8. di 
Über die alexandrin. Theologen, besond. Origenes — DKyrie 
kos, Revintdetheolavrjuin 96. 
Origen and return to greek theology — J\WFalconer, Bil 
Sacra july 96. [2 
The commentary of Origen on St. John’s Gospel, 2 w. — 
EBrooke, Cambr 96. 
Origene, la critique textuelle et la tradition topograpbique- 
RPLagrange, Revbibl 95, 4. 
Das Christentum Cyprians — KGGoetz, Gielsen 96 (X, 4 
gr 8). 
The style and language of St. Cyprian — Watson, Studia bi 
et ecel., IV. Län 96. 
Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatians (Cyprian, 
laude martyrii) — AHarnack, TuU XIII, 4 (58). 
Wann und wo wurde der liber de rebaptismate verfafst? 
JErnst, ZtfkathTh 96, 2. 
An ante-nicene homily of Gregorius Thaumaturgus — 
Conybeare, Expos. 96, 8. 





ana, Srwen 





Studies in theologic definition underlying tbe Apostles’ and N 
cene creeds — FPalmer, New York 95 (295 12). d 
Die Katechetenschule zu Alexandria — FLehmann, L 
(116 gr 8). 
Inspiration. The early history of the doctrine. 3. verm. A. 
WSanday, Län 96 (508 8). et] 
Geschichte d. christlichen Eschatologie i. d. vornicänisch 
Zeit — LAtzberger, Frbg 96 (XII, 646 gr 8). ! 
Das Auferstehnngsdogma i. d. icäni i 
Scheurer, Würzb 96 (III, 115 gr 8). [B 
Die Taufe Christi bei d. Theologen d. vier ersten Jh. — 
Bornemann, L 96 (Ill, 88 gr 8). 





== 


Die Religionspolitik Kaiser Justinians I. — AKnecht, Wünb 
96 (VI, 148 gr 8). 
Epistylae imperatorum et pontificum, Avellana collectio, ParsI — 
OGünther, Corp. script. eccl. lat., XXXV, 1. W 96 (XCIV, 48 


are. 118 
Avellana-Studien — OGünther, W 96 (134 gr 8). 119 
Die römischen Bischöfe Liberius u. Felix Il. — ThMomn- 
sen, DtschZtfGW I, 3 96. 19 
Les origines des &tats pontificaux — PBastien, Rerbendd 
95, 10. 121 


Ein gallisches Bischofsschreiben d. 6. Jhs. als Zeuge f. d. Verfss 
sung der Montanistenkirche — AJülicher in ZtfKG XVI, 4 
%. 


. 12% 
Die Anfänge d. armenischen Kiiche — HGelzer, Verhdsächt 

GesdW L 95, 1 u. 2. 123 
The conversion of Armenia to the Christian faith — WS 

Clair-Tisdal, Län 96 (256 8). ‚mE 
Die Sassaniden und das Christentum — FGörres, Zti 

96, 3 125 


Monuments pour servir & P’histoire de P’Egypte chretienm € 
Texte copte — EAmelineau, Mem. publ. par les membres de . 





miss. arch. frang. au Caire IV, 2. P 95 (p. 484—840; 4). 121 
Die abessinische Kirche — FLoofs, ChiistIW 96, 14, 15 __" 
16. 12 
Institutiones patrologiae, If, p. II — JFefsler, hrag. v. 
Jungmann, Innsbr 96 (X, 711 gr 8). . iz 
Die griechischen Apologeten. I: Eusebius v. Cäsarea — MFawE 
haber, Würzb 96 (XI, 134 gr 8). 12 
Die Entstehung der Kirchengeschichte d. Eusebius — 
Halmel, Essen 96 (IV, 60 gr 8). 153 
Die palästinensischen Märtyrer d. Eusebius — B Viole 
TuU_XIV, 4. L 96 (VII, 178 gr 8). 158 
Sopra talune interpolazioni nelle Vita Constantıni e nelle HE_& 
ecdl. di Eusebio — AMancini, Studstor 95, 4. Id 
Marius Viktorinus Rhetor u. s. Beziehg. z. Augustin — 
Schmid, Kiel 95 (82 gr 8). ib 


Silvia van Aquitanie — JvdVlict, TheolStudien 96,1. [18 
Dissertation on the Gospel commentaıy of S. Ephraem — J 
Hill, Ldn 96 (186 8). 
Fragments of the comment. of Ephrem Syrus upon the Diate 
saron — JRHarris, Cambr 95 (8). “ 
5 Ephräms Homilie üb. d. Pilgerleben — AHaffner, W 
(21 gr 8). 13 4 
Basil of Caesareia — WM Ramsay, Expos. 96, 1. 152 
Basilius’ Verkehr mit d. Occidentalen — VErnat, ZUKEC 
XVI, 4, 96. F} 
Athanasiospseudepigraphos— JDrüscke, ZtfwTh95,4. [ 14) 
Adnotatiuncula Laodicena — JDräseke, ebdas. 96, 3. 148 
Die Gotteslehre d. hl. Gregor von Nyssa. 1 — FDiekamp_; 
Münster 96 (VIII, 260 gr 8). 1 
Chrysostomi super Psalmo L. liber primus. Nachbildung d- 
1.Kölner Ausg. d. Ulrich Zell v.J. 1461. Köln 96 (XVI, 20gr 8). (145 


_8— 


Samml. ausgew. kirchen- u. dogmengesch. Quellenschr. 12. Frbg 96 
(XXX, 228 gr 8). (178 
The Athanasian Creed and its early commentaries — AE 
Burn, TeStu IV, 1. Ldn 96 (168 8). [174 
The pseudo-athanasian Augustinianism — LLPaine, New 
World dec 95. 175 





Ein spanischer Ketzer d. 4. Jhs. als Polemiker gg. Ketzer — 
JGrape in „Ernste Allotria“. Dessau 96 (16 gr 8). 176 
Der Streit über Priscillian — SMerkle, ThQSchr 96, 4. [197 
Die Lehre d. Agnoeten u. ihre Verurteilung — F Schmid, Zt 





fkathTh 95, 4. Me (178 
La liturgie grecque de s. Jean Chrysostome — LNeret, P% 
(80 8). 19 
De veris Breviarii Romani originibuıs — BPlaine, Studu 
MittIgnBenedOrd 95. 3. 180 
La sacramentaire gelasien et son authenticite — FPlaine, 
P 96 (46 8). si 
Die abendländische Messe vom 5. bis z. 8. Jh. — F Probst, 
Münster 96. 182 
La pr&dication sociale au IV® siele — LMaury, Rerde 
theolquestrel 96, 6. 153 


Zur Geltung d. hl. Schrift b. d. alten Armeniern — SwWe- 











ber, ThQSchr. 96, 3 >> 
Etude sur les versions coptes de la Bible — Hyvernat, RN 

bibl 96, 4. 5 153 
The monastic life from the fathers uf desert to Charlemagne 

TWAllies, Ldn 96 (404 8). > 


D. feierliche Keuschheitsgelübde d. gottgeweihten Jungfrau 
— PWeckesser, ArchfkathKR 96, 4. 

Pachomius u. d. älteste Klosterleben — Grützmacher, 
95 (III, 141 gr 8). 

Die Asketik bei Basilius dem Großen — AKranich, Pi 
born 96 (III, IV, 97 gr 8). 


1 
Die histor. Voraussetzungen d. Regel d. h. Benedikt v. Nur 


) 1 
Benedikt v. Nursias Mönchsregel — Wölfflin, u 
19 








Mittelalter 
Kirchengechichte. 2. — KvHlase, hrsg. v. G Krüger, L — 
4X, 582 gr 8). nit _— 


Die Kirche u. d. koloniale Deutschland d. Mittelalters — ET 
Michael, ZtfkathTh 96, 3. — 


\ 


England and ber churchmen in the Middle Ayxes, u? 


(020 8). rl Ne ne 


Der Ostgotenkönig Theoderich und d. katholische Kirche — #1 
Pfeilschifter, KGleStud III, 18. Münster 96 (VIII, 271 gr 8). [19 





—_ 11 — 


Zur Datierung d. Briefe d. Bischofs Frothar v. Toul — K 
Haınpe, NArchfältdtschGK XXI, 3, 96. 250 
Note sur un „liber hermeneumatum“ de l’&poque earelin 


gienne — GMorin, RevBened 96, 2. 81 
Die Briefe de Wigo. Z. Kirchengesch. Feuchtwangens — Al- 
brecht, BeitrzbayerKG II, 3 u. 4, 96. 128% 


St. Anselm of Canterbury — JMRigg, Lin 96 (294 8). |388 
Der Gottesbeweis d. hl. Anselm — BAdlhoch, PhilusJBu_IX, 
1-3, 95/96. [284 
Roscelin pbilosaphe et theologien — F Picavet, P 96 (47 8). [285 
Bischof Eusebius Bruno von Angers u. Berengar vonTours 
— WBröcking, DtschZtfGW XII, 2, %. [286 
Die Vita Anselmi Lucensis episcopi des Rangerius — AOver- 
mann, NArchfältdtschGK XXI, 2, 9%. 287 
Abelard et Alexandre de IHales, createurs de la methode 
scolastique — FPicavet, P 96 (24 8). 
La facult& de Paris et ses docteurs les plus cel&bres. N 





äge. 3 — PFeret, P 96 (Il, 677 8). 89 
Maitre Guillaume de Saint Amour — MPerrod, P 95 
(149 8). 290 
S. Bonaventurac decem opuscula ad theologiam mysticam 
spectantia. Quaracchi 96 (XI, 514 16). 291 
Thomae Aquinatis opera omnia. 8: Summa theol. Quaest. 
I—LVI. Rom 95 (XLI, 412 fol.). 293 
Sermones, qui divo Thomae tribuuntur — JBScotti, Utini 
96 (XIII, 366 8). 295 
Von d. Gnade Christi. Text d. bl. Thomas mit Kommentar. 
1. — WPhEnglert, Bonn 95 (VII, 324 gr 8). 294 
Une pensce de S. Thomas sur inspiration — RPLa- 
grauge, Revbibl 95, 4. [29% 
8. Thomae Aquin. doctrina de unione hypostatica — JB 
Terrien, P 96 (216 gr 8). i296 
S. Thomae Aquin. de satisfactione doctrina — CWeils, 
Graz 96 (VII, 156 gr 8). 297 


D. Grundprinzipien d. bl. Thomas y. Aquin u. d. moderne So- 
zialismus — CM Schneider, JBufkhiluspecTh 1X—X, 95/96. [298 
The political theories of St. Thomas — AJCarlyle, 
Scottevjan 96. 


L’antisemitisme de s. Thomas — HGayraud, P 96 (XI, 
370 18). (300 
Esperienza e ragionamento in Rogero Bacone — AValdar- 
nini, Rom 96 (20 8). 301 
Testaments ®’Arnaud de Villeuenve et de Raimond Lulle 
— LDelisle, P 96 (14 4). [8023 
Die angebl. Aillische Schrift „Determinatio pro quietatione 
conscientiae simplicium“ — ein Werk Gersons — Tschackert 
ZUKG XVIL, 1 u. 2, 96. 508 
... Die philosophischen Schriften d. Nikolaus Cusanus — J 
Übinger. ZtfPhiluphilKritik 107, 1, 95. 304 


Der sogenannte Anonymus Mellicensis „De scriptoribus ecele- 
siasticis — EEttlinger, Karlsruhe 96 (V, 105 gr 8). 305 


Meister Eckart u. s. Jünger — FJostes in Collectanea Fri- 
burg. IV. Frbg (Schweiz) 95 (XXVIII, 160 8). 806 
Eine noch unbekannte Schrift Susos — WPreger, München 96 
(47 gr 4). 307 





—_ 14 — 


Analecta hymnica medii aevi. XXII—XXIV (Hymni inediti u. 
Historiae rythmicae) — GMDrewes, L 95/96 (300, 306 ” 288 
r 8). 
. Ein bisher nicht veröffentl. Pönitential — OSeebafs, Dtsch 
ZUKR VI, 1 96. [835 





La chiesa, centro storico del medio evo — RAstarita, Potenza 
96 (47 8). 836 
Geschichte d. kirchl. Beneficialwesens 1, 1 — UStutz, B 95 
(871 ar 8). [887 
Die Eigenkirche als Element d. mittelalt.-germ. Kirchenrechts — 
UStntz, B 95 (45 gr 8). 38 
Liber consistorium (Xlle si&cle) — Douais, P95 (16 8). [889 
Die Finanzverwaltung d. Kardinalkollegiums — JPKirsch, 
KGleStud II, 4. Münster 95 (VII, 158 gr 8). 84 
Beitr. z. päpstlichen Kanzleiwesen d. 13. u. 14. Jhs. — J 
Teige, MittlgndInstfösterr@GF XVII, 8, 96. 
Die provisiones praelatorum durch Gregor XII. — K Eu- 
bel, RömQSchr 96, 1 u. 2, [843 
Über Expensenberechnungen f. päpstl. Provisionsbullen d. 15. 
Jhs. — MMayr-Adlwang, MittlgnlinstfösterrGF XVII, 1, 96. [848 
Johann Lindners Kirchenordnung für SLorenz zu N 











HohenzollForschn. IV, 2, 96. 
La questione della riforma del calendario nel V. concilio la- 
teranense — DMarzi, Florenz 96 (X, 263 8). (845 
Regula coenobialis S. Columbani — OSeebals, ZtifKG XVII, 
1 u. 2,96. 316 
Eine neue Rezension der Vita S. Galli — EEgli, NArchfält 
dtschGK XXI, 2, 96. 3417 
Fragment einer Nonnenregel d. 7. Jhs. — OSecbals, ZtfK@G 
XVI, 3, 96. 318 
Les origines du monastere de Saint-Magloire de Paris — R 
Merlet, B.bidel’&cdeschart, mai-aoüt 95. 349 
U h von Cluny — EHaurviller, KGleStud III, 3. Münster 
96 (VIII, 86 gr 8). [850 
Beiträge 2. Geschichte d. Klöster Böhmens i. Mittelalter — J 
Neuwirth, MittlgndVfGeschdDeutsch i Böhmen 34, 1 u.2, 95. (851 
Ilistoire de P’abbaye du Bricot en Brie — EAndre, P_ 95 
{XIV, 363 8). 352 
Der hl. Lambertus — WDechöne, Paderborn 96 (IV, 204 
gr 8). [858 
St. Lucien et les autres saints de Beauvaisis. III — Renet, 
Beauvais 95 (VIII, 952 8). 854 
Les maisons-Dieu, leurs statuts au XIII siöce — LleGrand. 
Revdesquesthistjuill 96. 855 
Francesco d’Assisi e il suo secolo. 12a ediz. rived. — F 
Prudenzano, Neapel 96 (448 8). 856 
Francesco W’Assisi e alcuni dei suoi piü recenti biografi — R 
Mariano, Neapel 96. 357 
Francesco W’Assisi e il suo valore sociale presente — 
Mariano, NuoAntolmarz 96. 358 
St. Frangois d’Assise; &tude mädicale — TCotelle, P 95 
(199 18). 859 





— 16 — 


Nicephori Blemmydae curric. vitae et carmina — AHeisen- 
berg, L 96 (X, 196 8). 

Les confreries religieuses dans l’ancienne Russie — MA 
Papkoff, Revintdetbeolavr-juin 96. 7 

Der ursprüngl. bei Georgios Monachos nur teilw. enth. Bericht üb. 
d. Paulikianer — J Friedrich, SBdbayerAkdW, philhistK1 96, 1. [888 


Druck von Fried:ich Andreas Perthes in Gotha. 








trauern sollte; und fortan konnte es der Aue re A 
vergessen , dafs er sein Kloster verlassen und) eiu ‚anderes. 
zu seinem Aufenthalte vorgezogen hatte. 

Es war ein tragisches Geschick, das über Gottschalk 
waltete und dns ibn au einem, Leben) zwar 
innerlich weder Beruf noch Neigung fühlte Er war ein 
echter Sproßs aus süchsischem Adelsgeschlechte; das Blut 
der Väter, die, nur durchs Schwert gezwungen, ihren stolzen 
Nacken dem Kreuz gebeugt hatten, rollte auch in seinen 
Adern und hiefs ihn sich aufbäumen gegen den ihm an- 
gethanen Zwang und das ihm verhafste Klosterleben; ein 
ungestillter Freiheitsdrang, der von jeher seinem Volke eigen, 
beseelte auch ihn. Heraus aus den Mauern des Klosters 
sehnt er sich in die heimatlichen Gaue, ein Führer säch- 
sischer Mannen zu werden; hervorzuthun sich unter seinen 
Volksgenossen, das sind die Ziele seines Ehrgeizes, für die 
das Kloster ihm keine Befriedigung geben konnte. Ein 
Mann, der an Geist und Wissen den bedeutendsten seiner 
Zeit beizurechnen ist ', wäre er berufen gewesen, am rechten 
Orte vielleicht Grofses zu leisten; aber das Kloster war 
nicht der geeignete Platz für einen Mann von solchem Cha- _ 
rakter. | 

Das einzige, worin Gottschalk zu Orbais bei seinem un—y 
glücklichen Geschick Trost zu finden meint, ist die Be 
schäftigung mit den Wissenschaften. Mit dem ganzen U 
gestüm seines hefligen Temperamentes stürzt sich sem 
ruheloser Geist auf dieselben und vertieft sich in die schwe 
rigsten Fragen theologischer Spekulation. Vornehmlich ab 
war es Augustin, der ihn fesselte, und es darf uns ni 
Wunder nehmen, dafs gerade dieser besondere Anziehi 
kraft auf ihn ausübte: Die inneren Kämpfe, die August = 





1) 80 Daümmler, Die handschriftl. Überlieferung der lat. Die’ 
tungen aus der Zeit der Karolinger, Neues Archiv 1979, 4. Bam 
$. 320. — Huber, Joh. Skotus Erigena (1881), $. 58 schildert Go 
schalk, „wenn auch als eine etwas eigenwillige und trotzige Natur, 
doch als keinen gewöhnlichen, sondern als geistig bedeutsamen u— 
tiefreligiösen Menschen ", 


E Bu) 





frühe mit seinem Lehrbegriff von einer 


‚göttlichen ‘Vorber- 
bestimmung fertig geweson sei. Dafür zeugt einmal, dafs 
re ee | 


Übersiedlung nach Orbais zu setzen ist®, Me 


‘Gottschalk verstand es durch eine | been 
gabe, der ein gutes Gedächtnis zur Seite stand, ‚einen nicht 
geringen Anhang unter der lernbegierigen Jugend ae 
wäinnen, die bewundernd zu ihm aufschaute +. Doch scheint 
es früh en | 


1) Ep. Gothescalci ad Ratramaum bei Gellot, Hist. 

Pracdestinatiani (Paris 1655), p. 418. Gambs, Pe ec Bere | 
Godescalc. (Strasbourg 1887), p. 4 läfst irrigerweise Gottschalk 

seiner Reise nach Deutschland 848 den Bischof Jonas in Deutschlamme 
aufsuchen. 

2) Ep. Gothescalei ad Ratramnum bei Cellot a. a. 0.8 Ro 
bis 418, 

3) Gründe für diese Annahme worde ich an anderem Orte gebei- 

4) Hincmari ‚op. ed. Sirmond (Paris 1647), Op. I, 264: non aolamm 
soriptoras ad suum sensum violenter inflexas, sel et catholicorum di 
dotruncata per totum diem sine zespiratione aliqua memoriter decantsre® # 
unde on solum idiotas in admirationem sui abducere, verum et senler® 
et’inesutos . . . in sententiam suam solitus erat fradacere, — File — 
doard, Hist. Rem, ecel. 3, 14, p. 50L, 

| 


a A 












166 EREYSTEDT, 


Borrasch (Der Mönch Gottschalk, s. Le 
[Thorn 1869], $ 15 u, 19) nimmt ılte Reis 
an, die erste vom Jahre 844, die zweite vom 
Jahre 846 und verlegt das Zusammentreffen mit Noting ins 
Jahr 848; ähnlich Gaudard (Gottschalk moine d’Orbais ou 
le commenoement de la controverse sur la 
IX siöcle [St. Quentin 1887]), der $. 30 für die Reise Gott- 
schalks das Jahr 837/8 annimmt und für das Zusammen- 
treffen mit Noting 847/8. Geschichtlich falsch ist die An- 
gabe von Huber (Joh. Skotus Erigena [München 1861], 
S. 56/7): „Davon (von Gottschalks Umtrieben) erfuhr auch 
der neuerwählte Bischof Noting von Verona, der, als er in 
zu Ludwig d. Fr. reiste und auf dieser 
Reise auch Mainz berührte, dem mittlerweile (1?!) zum 
Erzbischof daselbst (847!) erhobenen Rabanus Maurus 
davon Kunde brachte.“ — Richtig oder annähernd riehtig 
bestimmen diese Reise nur Dümmler (Gesch. d. ostfränk. 
Reichs, 2. Aufl, I, 332), v. Noorden (Hinkmar, Erzbischof 
von Rheims [Bonn 1863], S. 57 Anm. 3 u. 8. 59), Schrürs 
(Hinkmar, Erzbischof von Rheims [Freiburg i. B. 1884], 8. 97) 
und vielleicht noch Ebert (Berichte der Königl. Süchs. Geselk— 
schaft der Wissensch, phil.-hist. Kl. 1878, 2. Abil, 8. 1062 
Es giebt verschiedene geschichtliche Anhaltepunkte, dm 
zur Zeitbestimmung dieser Reise dienen können, A: - 
von dem in Rabans Brief au Bischof Noting erwähnten Zus 
sammentreffen beider im Lahngau !, hat sich Dümmler de 
Verdienst erworben, den Nachweis zu erbringen, daß die 
Zusammenkunft noch unter Kaiser Ludwig d. Fr. im Jahr 
840, bis zum 8. April, an welchem Tag der Kaiser au® 
seinem Zuge gegen seinen aufständischen Sohn Ludwig d, DES 
durch den Lahngau marschierend in Hersfeld eintraf, statt = 
gefunden haben muls. Danach würde Gottschalks erst 
Reise vor das Jahr 840 zu setzen sein. 


1) Sirmondi Op. var. Il, 999: Nuper, quando ad serenissimum Im 
‚peratorem Ludowicum in transita expeditionis hostilis in pago Loganır 
(Notingus) venisti, & ibidem mecum (Rabano) locutus, 

2) Dümmler, Gesch. d. ostfr. Reichs, 2. Aufl. (1887/68), I, 138 
Anm, 2 u. 332 u. ebd. Anm, 2. 


4 Me 4 














168 FREYSTEDE, 
Verführerisches? Schien sie es nicht 
liche Bestimmung ankommen zu lassen 
Streben des Menschen als unwichtig, einflußslos zu betrachten? 
Wer aber, den einmal: dieee’ Lhna  höckas maskinrniäiiniEnd 
gern für: einen Erwählten: Gottes halten! 

Der Auhang,. don: Gottschalk: in. Italien: gefunden, hatte, 
kann nicht gering gewesen sein; denn selbst, als Gottschalk 
schon längst wieder in sein: Kloster zurückgekehrt war, 
liche Würdenträger hielten es sogar für notwendig, dagegen 
einzuschreiten. - 

Noting, erwählter Bischof von Verona, später ums Jahr 
844 zum Bischof von Bieseia geweiht, war mit Gottschalk | 
selbst zusammengekommen und hatte seine Lehre näher | 
kennen gelernt. Als er im Jahre 840 in Stantsangelegen- | 
heiten an den: Hof Kaiser Ludwigs d. Fr. reisen mufste und | 
bei dieser Gelegenheit mit Raban, Abt von Fulda, im Lahn- 
gau zusammentraf, berichtete er diesem von der aufkommen- 
den Häresie, die sich in der Lehre verbreite, dafs göttliche 
Prädestination des Menschen Geschick ein- für allemal un- 
abänderlich vorausbestimme, so dals der zum Leben Be- 
stimmte nicht verloren gehen und der zum Untergang Be- 
stimmte niemals selig werden könne; er bat Raban, ihm 
eine Schrift zur Widerlegung dieser Irrlehre zu 
Gern entsprach Raban diesem: Verlangen, dem sich darin 
eine willkommene Gelegenheit bot, dem von ihm gehafsten 
Mönche einen wuchtigen. Schlag zu versetzen, und nicht 
ange nach dieser Zusammenkunft, also noch im Jalire 840, 
übersandte er Noting das erbetene Schreiben }. 


1) Das Schreiben findet sich bei Sirmondi Op. var. II, 999 —101& 
Auf obige Abfassungszeit — 840 — weist das Anfangswort dieses 
Briefes „Nuper“ hin. Schon Mabillon, Annal. St. ord. Bened. IV, 
6. 48 setzte das Schreiben ins Jahr 840. Desgleichen spricht für eine 
alsbaldige Abfassung dieses Briefes, die dem Abte keine Zeit mehr 
liefs, umfangreiche Studien zu machen, daß Raban in seinem späteren 
Schreiben an Erzbischof Hinkmar von Reims bezüglich dieses Briefes 
an Noting sagt (Sirmondi Op. var: U, 989): prout memeria tunc occur- 
rebat, in opusculis meis inserui. 


4 w Br | 







ee ale at blben Bill sagen könnten. Denn 
Gott, der Schöpfer alles Guten, wolle ja, dafs allen Menschen 
geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kom- 


könnte auch Gott, wenn also seine Prädestination den Men- 
‚schen wider seinen Willen zur Sünde veranlasse, den Sünder 


Sünde that: "Könnte: Gott dann: noch ‚der gerechte: Wellen- 
Tiehler sein, der jedem: wergilt nach seinen Werken? Und 
wenn der Heiland, durch göttliche: Prädestination gehindert, 
Richt allen Menschen die Erlösung vermitteln könnte, habe 
& dann sein Blut nicht umsonst vergossen?! — Nur ein 

aus der göttlichen Prädestination. die Sünde der 
Menschen: herleiten wollen, die nicht durch göttlichen Rat- 
ebalufs, sondern durch die Pflichtvergessenheit des ersten 
ehgergeih Durch die Taufgnade Christi aber 












wie der ererbten, wie beim 





tination zum. Guten oder zum Bösen sollte 
pt nieht sprechen, denn sie läfst die An- 


we 





170 FREYSTKDT, nn, 


sicht aufkommen: Wozu brauche ich mich um meine Selig- 


keit eigentlich noch zu sorgen; bin ich einmal zum Leben 
bestimmt, so erlange ich das auch ohnedies; bin ich aber 
nicht erwählt, was nützt mir dann noch mein Mühen und 
all mein sittliches Streben, da ich ja dann doch nicht zur 
Seligkeit komme. — Die göttliche Prädestination richtet sich 
nach der göttlichen Präscienz. Darum weils Gott das Böse 
nur voraus, ohne es vorherzubestimmen, hingegen das Gute 
weils er voraus und prädestiniert es auf Grund seiner 
Präscienz. Es giebt nur eine Prädestination zum Guten, 
nicht aber auch eine solche zum Bösen . Vermöge seines 
Vorherwissens bestimmt Gott aus der „massa damnabilis“ 
der in Adam gefallenen Menschheit die einen aus Gnaden 
zum ewigen Leben, die anderen aber straft er mit gerechter 
Strafe, nicht jedoch prädestiniert er sie zur Strafe, sondern 
die Strafe ist ihnen prädestiniert. Wie Gott diesen Unter- 
schied machen könne, ohne ungerecht zu sein, darüber läfst 
sich mit ihm nicht rechten; dafs er aber der gerechte und 
barmherzige Gott sei, solle man gläubig festhalten. 

An der Freiheit des menschlichen Willens hält Raban 
streng fest. Der Mensch war von Gott durchaus gut er- 
schaffen, und auch nach dem Fall blieb dem Menschen das 
liberum arbitrium, wenngleich seine ursprüngliche Kraft ver- 
loren ist. Vermöge seiner Wahlfreiheit kann der Mensch 
aich entscheiden für das Böse wie für das Gute. Seine 
Sünden sind deshalb seine eigene That; um aber zur Tu- 
gend sich zu erheben; gebraucht er der unterstützenden 
Gnade Gottes, die niemand vorenthalten wird; den Anfang 
der Seligkeit haben wir daher durch Gottes Gnade; ihrem 
Antrieb zu folgen steht bei uns. Darum soll der Mensch 
seine sittliche Kraft aufbieten, sich die Seligkeit durch Ge- 
horsam gegen Gottes Gebote, durch rechten Glauben und 
fromme Werke zu verdienen, und der göttliche Beistand wird 
ihm hierin zur Seite gehen. 


Dafs die Lehre, die der Abt von Fulda hier vorträgt = 
und durch zahlreiche Belegstellen aus der hl. Schrift und 





7) Ibid. p. 1007. 








172 FREYSTEDT, 
wollte, die dieser Mönch gesiet, 
zugreifen. u FR 

Gottschalk war im Jalır 888: schon. nach Orbais. zurlick- 
gekehrt. Von Italien aus hatte er an seinen Jugendfreund 
WHABköI Risabe;: den chy Samale: nualain uNERERESEEE 


a a en Burn ee a 
blickte, den er hier von seinem geführlichen Vorhaben ab- 
zubringen sucht“, Er wäre auch vielleicht der geeignete 
Mann gewesen, wenn es nicht schon zu spät gewesen: wäre, 
Gottschalk zur Umkehr zu bewegen. Mit letzterem ver- 
knüpften ihn Bande inniger Freundschaft von ihrer Jugend- 
zeit in Fulda her, und auf sein Wort würde der sonst eigen- 
sinnig selbständige Gottschalk vielleicht etwas gegeben haben; 
und auch mit Gottschalks erbittertstem Gegner stand er in 
naber Beziehung, mit Raban, dem er in kindlicher, dank- 
barer Pistät zugethan war ®. So hätte er unter Umständen 
eine vermittelnde Stellung zwischen beiden abgeben können. 
Doch der Hafs dieser beiden Männer gegeneinander war 


schon zu tief gewurzelt, als dafs noch an eine Versölmung - 


1) Ep. Walahfridi ad Gothesc, Bibl, Patr. max. XV, 282: 

Quod tus suspensis ingessit Epistola nobis. 
und Sic optata pulatinas mihi metra tuapte 

B Seripta manu nebulas vero papulere nitore. 

2) Ibid.: Ergo puter fraterque meae pars unica mentis, 
Noluerim mea dicta putes lacerare volentis 
Sed tun nolentis reticere pericula, si quid 
Mens mea seit, poteritque fdem sorvare deli, 
$ie mihi quam merui longe rogo major amicug, 
Non tibi talis ero, qualem meminere Philippum 
Fraude in amieitine per prisca volumina fasti, 


3) 8. Ebert, Berichte d. Königl. Süchs. Gesellschaft d, Wissens Hr 


phil-hist. Kl. 1878, 2. Abt., $. 109—112 das nen edierte 


Walahfrids, das Dummler aufgefunden, in welchem Walahfrid Stophe 7 


Raban „pater‘ nennt. 








174 FREYSTEDT, 


und der Willkür war Thür und Thor geöffuek Mancher 
mochte sich da versucht fühlen, etwas zu thun, was er bei 
geordneten Zuständen nur schwerlich gewagt hätte, Und 
s0 mag auch mancher unter diesen Verhältnissen sich der 
Prüdestinationslehre Gottschalks angeschlossen haben: dafs 
wenigstens die damaligen Zustände der ‚Reimser Diöücese 
einer Aufnahme der Gottschalkschen Lehre ee = > 
waren, ist gewils }, 

Italien blieb noch von den Zeiten der ersten Aueh 
heit Gottschalks ein Herd prädestinatianischer Ideen. Und 
wenn Raban nur wenig später in seinem Schreiben an Graf 
Eberhard darüber klagt, dafs von Italien aus sich diese 
Irrlehre auch nach Deutschland verbreite, so werden wir 
daraus einen nicht unberechtigten Rückschluß auch auf 
frühere Zeit machen dürfen, in der solches auf gleiche Weise 
geschehen. Denn dals Gottschalks Lehre auch in Deutsch- 
land bereits frühzeitig Anhang fand, bestätigt uns Rabans 
Briefwechsel mit Bischof Humbert von Würzburg ®. Bischof 
Humbert starb aber schon am 9, März 842, mithin ist der 


1) Op. I, 262. 

2) Sirmondi Op. var. II, 1026: quale scandalum de illis partibus 
opinio veniens in hoc populo generarit. ri 

8) Fragmente bei den Centuriatoren Cent. IX, c. 4, p. 9. 207 und 
die von Dümmler gesammelten in Forschungen z. D. Gesch., Bd. XXI, 
8.422—425. Dümmler erscheint es ebend. 8.421 zweifelhaft, ob hierin 
eine Beziehung auf den Prädestinationsstreit gefunden werden darf. 
Aber bedenkt man, dafs in diesen Briefen, soweit wir sie noch erkennen 
können, die Prädestinationslehre beiderseitig behandelt wurde, und be 
rücksichtigt man weiter die Nachricht von Eckhart, Comment, dereb. , 
Francise orient. Wirceb. 1729, T. Il, p. 398, der nach Erzählung des = 
Prädestinationsstreites und seines Verlaufes hinzufügt, dafs Gozbald, — 
Nachfolger Humberts auf dem bischöflichen Stuhle von Würzburg, auf 
die Lehre von der Gnade und Freiheit bezügliche Schriften zu seinem 
Gebrauche abschreiben liefa (s0 Prospers Buch De gratia et libero an— 
bitrio ad Rufinum, ebendessen Responsiones contra Capitula objectionum—s 
Vincentianarum und die Responsiones ad excorpta,- quae de Genuensus 
eivitate sunt missa Camillo et Theodoro venerabilibus Presbyteris), wa —ı 
nur Zweck haben konnte, wenn Anderslehrende aufgetreten waren, wo 
wird man eine Beziehung hierin auf die Gottschalkschen Händel nickat 


für ausgeschlossen erachten dürfen. 


4 k N! 












1) Heri Op. I, 21; Il, 262: quem (sc. honorem pre 
Richboldum Remorum chorepiscopum . ... inscio eivitatis suae 
BR ERRTSIeN HOHER aan nö0eperaE 
; Hinkmar sagt zu Papst Nikolaus Op. II, 262: 
ee qui tune erat, contra regulas pre 
netus; Synodalschluß von Chiersey Sirm. Op. var. II, 986: 
nysteri oficium, quod irregulariter usurpasti; Raban in seinem 
an Hinkmar ibid. 997: qui in omnibus vituperabilis inventus 
nee monachi votum, nec sacri ordinis ritum, sed neque pı 
‚officium legitime observarit; Ibid. 985: quidam gyrovagus " 
nomine Gothescalcus, qui se asserit sacerdotem . . ‚ ordinatum. 
8) Dies beweist auch gegen Gfrörer, KG. an, 2. 880, « 
Schlag gegen die Chorbischöfe auf der Synode von Paris 849 mi@ 












ALDINGER, 
ee k 


Hatto erlag er am 18. September ? einem hit 
So war es ein trauriger Leichenzug, ik 
i Bischof‘ 


Jar kannt der ach ah ai 
Vakanz in unruhvoller Zeit mit sich bringen mußte, 
raumte das Kapitel bald darauf den Tag der Neuwahl auf 
den 3. November an. Wer anwesend sein wollte, konnte 
und durfte, erschien an diesem Tage. Mit Anrufung des 
Geistes wird die Versammlung eröffnet. Lüngere 
Verhandlungen führen zu keinem Ziel; da einigt man sich 
dahin, die Wahl durch Skrutinium vorzunehmen. Eine 


erst etwa 32 Jahre betrug. Trotzdem war Guido nicht so- 
fort zur Übernahme der neuen Würde bereit, da er in 
seiner eigenen Kirche zu promovieren hoffte. Nachdem er 
aber aus einem Bericht des Kapitels die grolse Einmätig- 
keit, mit der er gewählt worden war, ersehen hatte, folgte 
er zu Anfang des Jahrs 1246 dem Rufe. Die Weihe hat 
er sich bald darauf geben lassen (vor dem 21. März) 4, 


Is 

1) Bericht des Kapitels über die Wahl Guidos U.: feria secunda 
ante fostum beati Matthaei. Clouet p. 429 Note, Auf p. 427 nennt 
Clouet den 15. September als Todestag. 

2) Gesta ep. Virdun. MG. 88. X, p. 521. F 

3) Wahblurkunde des Kapitels Clouet p. 429 Note 1, Gesta ep. 
Autissioder. MG. 88, NXXVI, p. 585 od. X, p. 521: Anno netatia suse 
tricesimo secundo vel circa vocatus per electionem canonicam ad re- 
gimen ecel. Virdun. Ann. S. Viton, Vird. SS. X, p. 528: sucoodit, Series 
chron. ep. Vird. Schannat II, p. 104. G. ab eodem Inn, IV, pontifice 
subrogatns est G. defuneto. Der Ausdruck subrogari wird durch die 
Stellungnahme des Papstes in der Regalienfrage veranlafst sein. 

4) Clouet p. 430. 


ie 4 


A 








194 ALDINGER, 


Den durch J angedeuteten Vornamen bezieht Clouet aut-_a 
Jakob Pantaleon und konstruiert ein Kryptoepiskopat Jakobs 
das den Schriftstellern bisher unbekannt war. Cette electioue- 
de Jacques de Troyes ä Verdun, des le depart de Guy d _4 
Melle, n’ a point dt connue de nos auteurs: mais elle em 
attestde par la bulle confirmative qu’ en donna le pape Inn 
cent & Lyon le 21 aoüt 1247. .... Jacques est titrE dam — 
cette bulle de chapelain du pape et d’ archidiacre de Leo 
non plus de Liege ....!. 

Während Jakob gleich darauf in päpstlicher Mission um 
den Osten Deutschlands geht, leitet der Erwählte Joharzums 
die Geschäfte des Bistums. Seine Erwählung ist frei 
eigener Art: il fut lu, comme le prouve son titre habitu_ 
d’ elu Jean; mais on a ni l’ acte de cette Election ni aucuz.z 
renseignement sur les dispositions en vertu desquelles on Je 
substitua & Jacques de Troyes, qui fut & la fois, son prede— 
cesseur, son successeur et son conseil ....%. Es fällt dann 
auch Clouet auf, dafs der Papst in der Bulle vom 18. De- 
zember 1253 ne mentionne ni son (Jakobs) election de 1247 
ni aucune autre: ce qui a fait dire & nos auteurs modernes, 
que, par cet acte, avait commenc& la possession olı les papes 
se mirent ensuite de nommer 4 nos &väches sans election 
capitulaire ...., dagegen beruft sich Clouet auf die Wahl 
von 1247, ... il fut dit que cette election de 1247 sorti- 
rait effet ®. 

In der Zurechtlegung Clouets steckt wiederum ein Irr- 
tum, wenn Jakob Pantaleon schon im Jahr 1247 Archi- 
diakon von Laon gewesen sein soll Thatsächlich erscheint 
er als solcher erst vom Jahr 1249 ab*. An der Bezeich- 
nung archidiaconus Laudunensis scheitert auch der Vorschlag, 
das J. auf Johann von Aix zu beziehen, der Kanoniker und 
Primicerius von Verdun war. Schliefslich ist noch hinzu- 
weisen auf die kirchenrechtliche Ungereimtheit, zwei recht- 


1) Clouet II, p. 439. 

2) 1. cc. p. 44l. 

3) 1. c. p. 459g. 

4) Regesta Imp. 10283* u. b. 












Broczk6, St. Johann, Grofs-Schützen, D 
Csaskov, Trenesno, Puchb und Seblahov veı 
fahren wir, dafs der Fürst Georg Räköczy 1. i 
etliche Habaner auf seinen grolsen Gütern in 
ansiedelte, von wo sie aber nach dem Tode 
unter der Herrschaft seiner fanatisch kai 
Sophie Bäthory durch die Jesuiten trotz des 
von Linz 1647 wieder vertrieben wurden. 

Das meiste hatten die Anabaptisten laut ihren 
unter dem Fürsten von Siebenbürgen Emmerich 


mit dem Karlowitzer Frieden endete. 





meinden. Zuerst die Szobotister im Jahre 1763, 
113 Seelen, ihnen folgten die Grols- Schützener, 
u. s w. Diejenigen, welche nicht nachgeben 
derten aus. Viele gingen nach Holland, andere 
land, speziell in die Krim. Von hier e { 
wanderten sie nach Amerika aus, wo sie 
Mennonitengemeinden in leben 
ihren einstigen Glaubensbrüdern in Verbindung 
Seit diesem Zeitpunkte erwähnen ihre 
Fülle der Apostasie. So berichten die @ 
von Beck; „Wie dan unsere stiefbrüder | 
mischen Glauben Übertretenen) Einer gar auf 
seinen Kindern ist, den Cardinal zu ainem Gvater 

















210 SZLÄVIK, ZUR GESCHICHTE DES AN; 1 
Ungarn hat sich noch jene in Grofs-Schütsen am! besten ı | 
— Hier wohnen gegenwärtig noch gegen 200 Seci— 
in 47 Häusern beisammen. Wenn man ihren „Habane— 
Hof“ betritt, glaubt man sich in eine andere Weltgegem— 
versetzt. Wir sehen vor uns eine lange Reihe 
geformter einstöckiger Häuser, welche zwei bis drei Sto— 
werke hohe Dächer tragen, die mit der ganzen Einteilu ea 
ihrer Häuser eine interessante Spezialität der Habaner bild 
Ihre Reinlichkeit ist geradezu beispiellos. Heute sind 
alle Handwerker, und die Erzeugnisse ihres Gewerbeileie—s 
verwerten sie auf den Märkten, Heute plant die Regierur=g 
unter ihnen eine Produktionsgenossenschaft von Zeug- wr=d 
Messerschmieden ins Leben zu rufen. Geistigen Berufen 
haben sich nur wenige gewidmet, 
‘Was schliefslich die Herkunft der Habaner anbelangt, 
80 sind jene in Grols-Schützen ohne Zweifel 
Ursprungs. Auf diesen deuten ihre Namen: Walter, Müller, 
Weils, Horn, Pitt, Maier, Kleinadler, Schmied u. s, w, han. 
Die Alten sprechen heute noch „habanerisch“, eine Art 
Plattdeutsch und nennen den Dienstag Erchtig (Erichstags), 
den Donnerstag „Pfngstig“ u. s. w. Die Jüngeren können 
kaum mehr habanerisch, Sie sprechen deutsch, sloyakisch 
und ungarisch. Ihre Kinder erziehen sie musterhafl, Sehr 
schade, dafs sie ihren protestantischen Charakter und Ur 
sprung verloren haben, Ein Stück Kirchen- und 
geschichte ging damit für uns verloren — sagte 
ganz richtig ein politisches Tageblatt. 


BEER 





212 ANALEKTEN, 


druar und Juni 590 hinzukamen, als Simeon 
näna Meister dor Schule war, EM 

Mit einer kurzen Einleitung hat Guidi Alben In dm dk 
male della Societä Asintica Italiana 4. 1890, 8. 169-196 
Einleitung 8. 165—168) herausgegeben; mit Recht sagt: . 
wir damit ein wichtiges Kapitel für die Ges 
der Kultur und des nestorianischen Lebens gewint 
können; mit seiner Erlaubnis mache ich dasselbe durch Ü 
setzung Lier den deutschen Theologen zugänglich. Aus 
Einleitung führe ich nnr noch an, dafs diese Statuten mit 
anderen Teilen des Synodicon im 10. Jahrhundert durch 
farag b. at-Tajjib ins Arabische übersetzt wurden, aber mit # 
ken Verkürzungen und Veränderungen. 

Den Gegenstand weiter auszuführen, mufs ich andern u 
lassen; Materialien sind genug vorhanden; möchte der & 
von Edessa und Nisibis einmal eine Bearbeitung zuteil 
wie sie Kihn für die antiochenische lieferte. 













Kanones der heiligen Schule der Stadt » 

Im Monat Ilul des Siegs unsers barmherzigen und 
tigen, durch die Gnade vom Himmel bewahrten und sich b 
renden ’, der Welt Frieden gebenden, in Ewigkeiten nn 
Herrn Chosroes, Königs der Könige und unter der Leitung u 
seres liebenden, von Gott erwählten, benedeiten Vaters des Hen 
Acha-de-abu(h)i, des Bischofs, Metropoliten von Nisibis haben # 
die bekannten und studierenden* Brüder samt den Lehrmeister 
und dem Hausvorstohor und dem Meditations[oder Buchstabier-] 
meister der Sammlung, derer die in Nisibis wohnen, deren Namt 
unten geschrieben sind, uns alle in einer 
nähert und haben die Väterlichkeit des Herrn Metropoliten b 
stimmt, dafs or befehle, dafs jene ersten Kanones, welche au 
gestellt und festgesetzt wurden von den heiligen Lehrern m 
seligen Vätern und Leitern der Kirche, welche die Gründer dies 
Sammlung (College!) in dieser Stadt * waren, aufs neue aufgesucl 

“ 1 


1) Dor Ausdruck (wars) uam) us ist sprachlich se 
ee persische Formel, der er entsprechen wird, ist a 


2) xpr%a1 arıp, Pöm hat für das letztere Wort nur die Bedı 
fang. Iavesigsior, magisie Be Az hier heilsen stehend so die Schü] 


8) Für wumn rem At oder Baal) finden sich bei PSm nur I 
der bekannten grammatikalischen Bedeutung. 
ART ME ROT RT; zu der Lücke vor x bemerkt Gul 


E Be 

























o 
= 


onha von Adiabene (Hannäna?). , 

Nach dem Befehl, den wir empfingen, forschten wir 

den das Exemplar * jener ersten Kanones, die festgesetzt war 
dieser Sammlung und Zweck und Zeit ihrer Aufstellung, 


Im Monat Tischri I des Juhrs der Griechen 808 [= 
welches war bei den Persern das 9. Jahr des Kawad des 1 
der Könige, am 21. dieses Monats trat die Sammlung. h 
lichen Brüder, die gegenwärtig in Nieibis der Stadt der Perser 
wohnen, vor den heiligen und Gott-liebenden Herrn Hosen WM 
Nisibis ımd sagten: u: 
„Indem durch den Neid des Teufels, der durch Leute, 

seinen Willen thun, gewöhnt ist zu stören den Frieden der 
bigen, damit nicht verklagt werde seine Bosheit und 
sein Betrug durch die Lehre der Wahrhaftigen, und 
der Macht über die Kirche hatte in Tyrannei und ein tı 
Arbeiter und ein wütender Hund und ein Lehrer der 
nnter Gründen, die keiner Untersuchung wert sind, 
Sammlung dor Schule aus der Stadt Edessa vertrieben 
fernt und kam unter diesem Umstand nach dieser g] 
Nisibis und wurde weiter eben in Nisibis von dem Gott-li 
eines guten Andenkens werten Herrn Barsaumas, B 
dir aufgenommen. Und grofse Sorgtalt zeigte er ob ihr dur“ 
die schönen Kanones, die er ihnen gab, dafs sie dadurch gi 
würden ohne Streit und Verwirrung. Und auch die ganze 8 
lung in einer Einstimmung stimmte den Kanones zu, die il 
Barsauma der Bischof gab, indem sie es auch schriftlich ı 
ten und durch ihre Unterschrift bestätigten. Und in eben > 
Kanonss, soweit es möglich ist bis auf diesen Tag gingen et 
teils durch den Zwang der Notwendigkeit, teils mit gutem a 
Und weil nach dem Scheiden des heiligen Herrn Barsaum: — 


Bischofs einige von den Brüdern, welche freiwillig sich lei ii 


a 


1) Hier 2306, vorher &rmE. 





“-ı 
und Gott-liebende Herr Hosea aber, der Bischof, 
te von den Brüdern der Schule pries und erhob 
n'  Beständigen unter ihnen, und die Schlaffen und 
und ermahnte er in dem was sich gehört, und 
‚sprach ers J 
so guten Eifer habt über den Bestand und 
‚Namen und da ihr diese ganze Sorgfult gezeigt habt 
rbesserung Eurer Sammlung, so soll kein 
sein, als ihr selbst. Geht und in 







fi bekannt, dafs ohne Zwang Eure Güte sei, 
en und durch Unterschrift besiegelt und bestä- 





Gesetzgebung und der Gebote, welche gegeben 
die Vernänftigen in der Gröfßse der Weisheit 
nd barmberzigen Gottes und wie durch die Vor- 


Erkenntnis unseres Schöpfers er unsere Natur 
pt hat pren, aber Guidi wird mit ‘seinem forse 


ff 


















u 
binauslockt seinen Sinn hinter der Verirrung der Lüste, die s 
seiner Freiheit nicht geziemen: Deswegen braucht er die Zuret 
weisung und ist ihm erforderlich die Besserung und nützt j 
die Zucht, die ihn wecken und reizen, dafs er nicht nachla 
und aufhöre vom Dienst seines Lebens. Denn ein tüchtiger 
beiter ist die vernünftige und bewulste Natur, wenn sie studie 
wil in dem Handwerk der Vernünftigkeit. Und wenn auch, 
freie Wille gesetzt ist zwischen Gut und Böse, so treibt ihn 
Liebe des Guten, die in ihm ist, wenn er will, und er hafat | 
verwirft das Böse als Böses. Und es ist ihm sein Bewulsti 
ein Prüfofen, in dem er die schönen und häfslichen Arten pr 
In diesem unterscheidenden Bewufstsein, das sich selbst w 
macht und seinen Schöpfer preist, wollen auch wir die christlie 
Sammlung der Brüder, welche versammelt sind im 
der Stadt Nisibis und uns beschäftigen mit dem Studiom- 
der Lehre der göttlichen Schriften, zeigen die Kraft der 
scheidung, welche in unsre Natur eingepflanzt ist, darch die 
sorge und Bemühung um den reinen Wandel unseres Lebens, 
dem wir pflegen ® die Gesinnung, welche für unsern Namen | 
unsere Lehre sich geziemt und schickt. Und weiter 
erweckt und ermuntert unsern Sinn zu sorgen für das, was| 
den wahren Zweck unsrer Berufung nützlich und erforderlich, 
indem wir überzeugt sind, dafs die Leiden schaffenden Leid 
schaften, die uns immerdar ankleben, die den Sinn verwirren 
schlaff machen zum Dienst des Guten, indem sie uns verfül 
und hinaustreiben hinter die Verführung der schändlichen Gel) 
und mehr als Räuber ung berauben und den Besitz der Got 





1) wımwn-. 
2) Nach > fehlt ein Wort; wohl ein Verbum in der ersten Per 


w u 






























218 ANALEKTEN, 


aus ganzer Kraft und verwarfen und \ 
ganzem Herzen. Und indem wir sahen, dafs ni 
unterstützen und zu helfen, zu tadeln und zu b E 
schwichtigen durch das Wort den Eifer ihrer Wildheit 
wir's auch und verzichteten die Streitsucht dieser Freoh m 
rächen, wie wir geschen haben, dafs der selige Moses that gegem—n.. 
über jener Rotte des Korah, indem or überließ dus Gericht iin —arır 
Frechheit dem gerechten Richter: So sind also auch wir mn 
diesem Pfad der Sanftmut, auf dem jener Sanftmütige ging, ——e- 
gangen und gehen noch darauf und haben das Gericht der Bach 
dieser Streitsüchtigen, die in unsrer Mitte eich fanden, 
übergeben dem gerechten Richter aller Vernünftigen, 
auch das, was wir schriftlich gemacht haben, eine 
ihrer Frechheit nicht aufser? des Zwecks der [heiligen] Schiffen 
behandelten. Vielmehr sind wir auf dem geraden Pfad ihrer (Her 
h. Schriften) Worte gegangen und haben von ihnen gelernt, Aue 
beständig die Thorheiten der Thörichten erzählen und den 
des Preises der Tüchtigen flechten, indem sie überzeugt sind; z 
schreckt Drohung die Schlechten und ermutigt Preis die Gut 
Und in diesen Sinne ist in ihren Büchern gemalt die 
des Gedächtnisses des Guten und Bösen und hingedeutet? el 
die Beschäftigung des Bösen, die von Leuten, die um das Gwm#t 
eifern, verhetzt und vernichtet wird. Und es traf auch bei un 
zu, was zutraf bei dem Buch des seligen Jeremis des Propheten, 
der als der gottlose König Jojakim nicht ertragen konnte AL 
Ernst der Gerichte der Verweisung in frecher Weise es net 
und sie im Feuer verbrannte. Da bekam der Prophet den BF 
fehl von Gott, der sie gegeben hatte, dafs er die 
zum zweitenmal machen sollte, zur Züchtigung des Königs zul 
zur Anklage dos Volks. Etwas also was dem gleicht, a ai 
wir gethan im Gedächtnis unsrer Schriften: weil die ersten we 
gessen wurden in der Weise der Worte des Propheten, so 
wir sie erneuern, wie sie sind einesteils; andernteils aber 
wir ihr Gedächtnis zu machen, nicht entgegen ihrem Zweck, 
verloren war; sondern wie die ersten durch Zeugnisse ana 
Leute bestätigt und durch Siegel aus Thon von der Erde best 
gell waren, 0 bestätigen. wir.en. jetzt; utait; durch: Zengriamn AM 
licher Menschen und vergängliche Thonsiegel durch die su 
ligen Namen der anfangslosen Wesenheit des Vaters und a 
Sohnes und des h. Geistes, indem wir unser Leben und 
Schriften diesen heiligen Namen anbefehlen. Und durch die 


— 
2 vr au y ist eine Lücke; Guidi fragt ob eo 5 zu | 
2) Seat 8. 178 Z. 4 v. u. wird pıam zu losen Being 
der nächsten Zeile 387 statt T2W1 


— a a 












welche im Weg unseres Sinnes gehen werden, ir 
dafs dieses Gedächtnis unsrer Schrift in der Sammlung unse 
Lehrhauses aufbewahrt werde bis ans Ende. Wir haben 
auch diese Bestimmung bei uns getroffen, dafs wenn | 
Neidischen wagen und sich erfrechen sollte sie zu vernichl 
oder aber daran etwas ins Gegenteil zu ändern: der zoll a 
geschlossen sein von der Teilnahme an den Geheimnissen 
Kirche und von dem Genusse der Güter, die aufbewahrt 
für die Gläubigen, und aufbewahrt sei das Gericht seiner 
heit für den grofsen Tag der Offenbarung Christi. Wir alle 
in einer Übereinstimmung nehmen an und stimmen zu die 
Schriften und besiegeln sie mit den Bewegungen unsres Herz 
und mit den Gliedern unsrer Körper. Und jeder vom uns, 
widerstrebt und sie verachtet und nicht in Liebe aufnimmt, ü 
den haben wir unabänderlich die Abtrennung verfügt, dafs er 
dom Tag, an dem er diese Gesinnung zeigt, ausgeschlossen | 
von unsrer Versammlung und niemand mit ihm sich einlasse, 
seiner Beschämung. *) 

Erster Kanon. In der Zeit, da es sich ziemt, dafs @ 
gesondert und bekannt werde der Vorsteher des Hauses nach 
Ordnung und Gewohnheit Jahr für Jahr, auf den Rat und 
Meisters, des Erklärere der Schule und der ganzen Gem t 
sollen alle in Einstimmigkeit eine beständige Person wählen, 
tauglich ist, für die Leitung der Sammlung. Und keiner ist | 
rechtigt aufzustehen und Partei und Streit und Vi £ 
machen über irgendetwas, was recht geschah; und wer gefun 
wird, dafs er eins von diesem thut und sich erhebt gegen 
Wahrheit und streitet, soll Strafo bekommen und a 
sein von der Sımmlung und von der Wohnung in der Sta: 

Zweiter Kanon. Der Vorsteher des Hauses aber, der 
wählt und betraut wird mit der Leitung der Sammlung, soll ni 
parteiisch richten und sich nicht durch seinen eigenen Sinn lei 
lassen und ohne 2 oder 3 Zeugen Rinnahmen und Ausgaben 
Schule nicht machen und ohne den Rat unseres Meisters 
der angesehenen Brüder Strafe über die Fehlenden nicht 
sondern alles was er thut, sei's an Strafe oder Nachlafs 6 
etwas anderes auf den Rat der Brüder thun. 

Dritter Kanon. Wenn einige von den Brüdern, die 
Schule kommen, um die Lehre zu lernen, ihre Versprechen \ 
lassen, und herumlaufen um Weiber zu nehmen oder ertappt # 
den im Ehebruch oder Harerei oder Diebstahl oder Zauberei 0 
auf einem Sinn, der verschieden ist vom wahren Glanben, © 
sich verführen lassen leere Dinge auszubreiten (vgl. 1 Tim. 5,1 
d. j. Lästerung und Verleumdung und Verwirrung und Läge | 


Er P" 












a8} SSagegspessat 
Eike 


| H 
j 





? 
3; 
































Sechstens. Einer der Brüder, der 
seinen Bedarf und der sie ausleihen will, d 
Wucher geben; auf Zins aber, wie es in der 
auf ein Hundertstel vom Denar im Jahr darf 
nicht, wo er mehr nimmt, seinetwegen die S 
werde !. 

Siebtens. Brüder, die nen in die Sammlung 
len nicht aufgenommen werden, bis sie sich r 
und den Brüdern gezeigt und Belehrung emplangen; "haben, 
sie sich zu verhalten haben. 

Achtens. Brüder, welche den Namen Scholaren } 
ohne dringende Ursache nicht ermächtigt von dem 8 
Lesen und Erklären der Schule und der Lektion der 
za bleiben. 

Neuntens. In der Zeit der großen Sitzung aber 
sie den Abendpsalm gesprochen haben, soll jeder in | } 
gehen; und wenn der Hahn kräht, soll jeder kommen und seimerm 
Platz einnehmen. Und wer [ihn] vom Abend her eingenommem 
[belogt] hat, ist nicht gültig; djenigen aber, die 
Hahnenruf, sollen eine Reihe vor Sn leer lassen, 
dafs sie für die Brüder Presbyter sei; und in der ander Reitae 
sollen sie ihren Platz einnehmen ®. 

Zehntens. Die Brüder aber, welche in dio Schule 
zu eins und zweien, sollen in der Zelle sich nicht 
sondern mit den andern sein ohne Störung. 

Eilftens, Die Brüder, welche in einer Zelle wohnen, we 
es sich trifft, dafs. einer krank wird, sollen vor Dei) m soil 
und ihn bedienen, wie es sich geziomt. 

Zwölftens. Ein Bruder, ”%or einen Stroit hat mit men 
Genossen oder gogen sonst jemand, soll vor das Gericht | 
wärtigen (Heiden) nicht gehen eigenwillig ohne 
Brüder und des Hausvorstehers, Und ein Bruder, der 
und einen von diesen Kanonos übertritt, ohne es zu bereue®r 
soll von der Sammlung und der Stadt ausgeschlossen sein. u. 

Dreizehntens. Brüder, welche in der Schule sind, che 3 
erscheinen, dafs sie geübt sind und die Ordnung des Wortes 
kennen 4, wenn sie erfunden werden, dafs sie in = oz 





1) Über den Unterschied von xp (Wucher] Be 
3. Barhebraeus, ETORREEDTEL a 
Sn Denar vun and Monat, 
)) Nanya = zußıe, 
R Der arabische TO ie Krag, ber inhaltlich 
4) Der Text liefse auch die ee ann ha 
Kennenden erscheinen, 


(Lehrenden) und die vernünftige Ordnun; 











ER 


ia a 9 


ii 
















Zweiundzwanzigstens. Jeder H st 
ermächtigt ist, anders zu thun aufser dem, was 
in diesem Buch, und wenn es erscheint, dafs er 
die Sammlung und die Stadt verlassen. 
Explieit, 





Herrn Paulus, Bischofs, der in unsrer Zeit betraut ist, 
die Schafe Christi und unter der erhabenen und gı 


Presbyters und Auslegers der göttlichen Schriften, 
Narses, Diakons und Leselehrers stimmen zu und 
diese Kanones, die von unsern heiligen Vätern aufg 
beglaubigt * wurden, mit en Zusage, dafs vw 
erfüllen alles, was hier ‚ ohne 

ohne Hartnäckigkeit. Und wer a wird, dafs 
eines dieser Gesetze, nach dem was oben geschrieben is 
stimmigkeit fällen wir über ihn das Urteil und k 
mächtigt ihm zu helfen in irgendeiner Weise oder 
einem Grund* und bestätigt und beglaubigt ist 












ee 


ah Auch 33 Wort war bis je 
0 a ae Be 18. 171, 9. Ä 
3) RIES, h 1,9. 188, 


2) ie ds Mac in zbhy hin 
a, dan Mascalinum, in 357 7a Trı2 hluter TOD Ta. 





2. 
Brief Leonhard Käsers und Martin Luthe——— 


mitgeteilt 
von 


D. Walther in Rostock. 





Leonhard Käsor an Michael Stiefel, 
9. März 1527. 


Schrift Herr Leonhart Keisers des gebunden Jhesa Obrani 
an M. Michel — N. . 

Gnad vnd fried von Gott vuserm Vater, vi dem HERZIN 
Ihesu Christo. Frewet euch mit mir, mein allerliebster Bruder 
in Christo, das der ewige allmechtige Gott der Vater der bazzi- 
hertzigkeit, mich seinen vnwirdigen diever, vud grössen Sünden, 
werd acht des seligen Berufs, das ich fur der argen Weit ser 
non heiligen süssen vnd gebenedeiten Namen bekennen sol, GE 
lobet sey Er in ewigkeit Amen. j Derselbe Gott wnd waßer 
wasers HErrn Jhesu Christi, der in mir angefangen at 
werek, der volfure es auch, stercke nd richte mein hertr, 
meine sinne vnd was ich für habe uff den, woge der soligkash 
regir auch mein lippen mund vnd zunge, nach wolgefallen im | 
veterlichen willens, das sie anssprechen sein lob vnd preis, = 
lang ich sie regen kan das ia durch mich, sein schwaches 
tuchtiges gefesse, nicht geschmecht noch verlestert werde 
heiliges rein vnd lauter Euangeliü, das ich su lang wnd oft 
hört babe, ob wolt Gott mit frucht, zü eher vnd preis 
heiligen Namen. |] Das ich nu dieser meiner Bitte gewheret 
werde vnd sie erlange, so seyt (?) mit ernst zu mir mit 6 
hitzigen (?) hertzlichen gebet, vnd lasst euch in [, 
rigiert zu:] hierin ewren Leonhard befolhen sein. Vormänst 
vleissig das Volck, das es vnsern lieben Gott, im namen 
HErm J C in rechtem glauben vnd zuversicht fur mich 
Sunder bitte, laut der herrlichen trostlichen verheissung, Wo z' 
oder drey versamlet sind in mein Namen, da bin ich mil 
vater jnen, vnd warumb sie bitten, das sol jnen vnversagt 
sondern widerfaren von meinem Vater im Himel. |] Lasst su 


m 












































D. T. et alind gravamen. Philip) 
mactus quendam ex Scotia apostatam, sub ejus no 
in episcopos et monachos Scotiae epistolam edidit ad 
tias, miris facis accusans illos, quod edicto quodam | 
ne noyum testamentum transferatar in linguam 


per mercatores lutheranos, respondi contra eum €] 
fensionem opiscoporum. libellum Augustae exeudi 
nuper dnos misi nuncios in Scotiam cum diversis Yibellis 
monendum regem et episcopos ab oceultis apostatari 
nibus. qui si perierint in periculosa profectione illa, non 
gravi me damno rerum muletabunt, sed et animum meum 
petuo moerore cruciabunt. 
Dum vero Anglos et Scotos praomonare satago, Plilippus E 
terim per quosdam nobiles Polonos, qui bonarum litterarum = 
ad eum sese contulerunt, in Poloniam quogue Lutherismurm 
pagare satagit. intendo igitur ii jam palam occurrere t 
Philippiens, tum per alios quosdam libollos hac nastate 
et si nullum prorsus supervenerit aliunde auxilium, tum ego 
gie ‚poenas dabo et Luthero ot Philippo meis editionibus, 
me in nervum cogent debitis obrutum. caeterum juss® ei 
T. sequutus aliquot exemplaria Lipsiae in vas quoddam incHw=# 
ut ad R"®” D. T. Venetias mittam; quod si prospere zen 
mittam deinceps forsitan et plura ot utiliora et quamguame 
B"° domino Veronensi nihil audivi interim, dum e Rai 
a R®* D. T. discossi, tuo tamen fretus consilio scoripsi et 
epistolam ad eum, quam similiter mitto, ut R°* D. T. paret zu 
viem ad gratiam apud illum. 2 
Oaeterum libri quos edere velim, si possem, sunt que = 


2 Vgl. oben Nr. 26. 27. = 
Vgl. die Acta et scripta Lutheri, p. 281”, wonach die 
dem König Ferdinand gewidmet wurde, 










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dixi eb seripsi, onera impensarum ferre non pos 
fero ut debitis interim involvar, sub bona semper 





1) Dieses Verzeichnis findet sich leider nicht mehr von 


2) Eduard Lee. = 


in quo enim illum jndicat, seipsum 
D. T. et scribat mihi obsecro quam- 








Venedig. Ursache seiner Vielschreib 

und die Wittenberger. Haner und Witzel. 
| gegen die katholischen Literaten. Die 
| Der Kriegszug Landgraf Philipps von 

einsetzung Herzog Ulrichs von W: 

im Sächsischen. 1534 Mai 6 Dresden. 


Ans Cod. Vat. 6199 fol, 105, eigenh. Orig; mit \ 
anders: Venetiis 13 august. 















usque persolvi Lipsine; en vero quae inde Venetias 
tinget, a me persolvi non potuit, quin nesciebam ı 
oporteat. spero R“= D, T. in eo preciolo non gr 
-quod si vas illud perdatur, male profecto habebit 
illud, marime quia meam operam et intentionom inde 
non possis. multa enim et varia transmisi. nune qu: 
mitto libellos, immo epistolas, quae fascem non 
magnum. — — — non... Jazı, UnILA Bere ER 
summe necessarium propter externas nationes, qu 
bergas per upostatas, maximoe Melanchthonis tachnia, 
decipulas et impietatum laquei. 

De R”° domino cardinali Onietano nescio quid scribam, e 
Jam est Wittembergae epistola censorin facultatis theologiene 
risiensis cum artieulis ejus erroneis, et addita in fine. 
bene longa Philippi (ut suspicor) Melanchthonis inj: t 
logos, quam similiter mitte. videtur enim mibi plurimum refi 
ut Re D. Y. sciat. N 

Hanerus et Wicelius, foeliciter ad nos roversi, stronue 
pugnant haereticos; sed nemo consyderat, nisi quod Wicelius. 
miten saccularem reperit patronum, qui plus facit quam | 
episcopi et opulenti facerent praepositi et decani erga 
literatos. quamquam ego de nostris epiecopis et praelatis 
queror. duos habet in terris suis princeps et dominus 
episcopos, qui hac hyemo juvare me sollicite sategerunt 
cum capitulis, sine quorum subsidio tantas impensas winime 
ferre potuissem. 

Insurrexerunt Anubapstistae Monasteri in Westphalia, 
guibus ingens est rumor. num clero et senatu cunctisgue 
Papistis tum Lutheranis expulsis ac vi ejectis, urbem loco et 
munitam possident soli. circumferuntor 21 articuli eorum, 4 
teuthonico confutavi, sod ita ut fontes orrorum ox Lutbero 
duxerim. et nunc imprimentur latine quoque; nam trami 
propter Polonos, quorum aliqui student Wittembergae. at = 








252 ANALERTEN. 


qui ultra verba nihil possit, mitto in munusculum R"* quidem 
D. T. imsginem d. Pauli, a quo alterum nomen tibi in longa 
patrum serie mutuntom esse video. nam in chronieis reperio 
Petrum Paulum Vergerium clarissimi nominis ante annos plus 
minus contum, quod magna sang animi jucunditate legi !. scripsit 
et alius quidam amicus, inclytae memorise patrem tuum, virum 
doctissimum, aliquot ernditionis sune monumenta praeclura apud 
posteros reliquisse, e quibus praedicat libellum de educntione 
puerorum. quem «orte, si haberem, ob nominis tui amorem et 
reverentiam Germanicae juventuti per typograpliam communi- 
eaturus esse, idqus sub tui nominis auspicio. mitto item flore- 
num anam argenteum domino Bonaventurae famulo tuo pro labore, 
quom in expectativa seribenda pertulit. tenuitas men non sinit 
ut mittam quantum velim et quantum deceret 

Ex testamento nihil adhuc prorsus accepimus Hasenbergius 
et ego. misere ormciatur longa expectatione Hasenbergius, cmi 
imminet tempus aceipiendi gradum in jure, et me urgent typo- 
graphige impensae, ut de antea contractis per hyemem debitis 
taceam. mitto R" D. T. tres libellos latine interim editos 
(teuthonicos enim ad R. T. D. mittere non ausim.), in quibus 
nuper acerrime ad respondendum provocavi Justum Jonam, qui 
tercius habetur apud Wittenbergenses inter quatuor noros evan- 
gelistag — — —. si libelli isti non omnino displieuerint R"“* D. T., 
poterit eos in Italiam transmittere ad indicandum 5” D. N. 
diligentiam meam; sed bene spero quatuor Philippicas et quaedam 
alia magis probatam iri a R= D.T. — — — 


Ex Dresda 29 maii 1534. 


Adjungo literas ad Rev. d, episcopum Vienensem tum meas 
tum d. Joanuis Mensingi, cui nuper in subsidium transmisi pro 
editione teuthonicae in Philippum antapologiae sune 15 florenos 
ex inopia men, et vere ex inopis, quia aliunde in mutuum a6- 
eipere eoactus fui, dum libelli mei omnem mihi pecuniam prae- 
ripuissent, quam prius in mutuum acceperam et non totam im 
meos expendendam pntaram. certe si 8" D. N. seiret, quantum 


1) Auf besonderem Blatt findet sich von Cochlaeus Hand folgendes 
geschrieben: Ex chronic. Nurenbergen. Petrus Paulus Vergerius Justing- 
Be patria philosophus et orator ac jurisconsultus necnon et 

ingua graeca latinaque vir eruditissimus, Chrysolorae Bi ii 
sophi auditor et Oarrariensium priucipum olim familinrissimus, per hoc 
tempus [Randvermerk: tempus inquam Florentini concilüi sub Eugenio IV] 
praedictis virtutibus eelebratus magno fuit in precio. qui cum eloquen- 
tissimus haberetur, inter enetera historiam satis elegantem de gestis 
Carrariensium dominorum edidit et de ingenuis moribus libellum et in 
divi Hieronymi laudem cultissimas orationes composnit et alia multa, 


L 


254 ANALERTEN. Bi 


thonies valde contumeliosum in me librum edidit }, 

d. Eckium contra me in testem prodacit, pr 

qualem auten, zeplicam in ma. aseipgerik sub Alesii Seoti 
Philippus Melanchthon ®, ex ejus libello (quem mitte) kakan 
telliget R"* D. T. adversus Lutherum in teuthonico jam respondi; 
utinam R"* D). T. posset legere nostra, ut sciret quania cum 
alacritate illi obsistam etiam in altissimis articnlis fidei nostrae. 
excerpsit nebulo ex duobus libris meis teuthonicis bene longis 
quingno locos brevissimos, ubi vult oetendere me otinm a fide et 
a Popistis (ut Romanae ecclesiae fideles vocat) deficere. Scoto 
respondere differo, quia expecto alterum nuneiorum meorum 
ex illo regno; unus enim eorum ex Anglia ad me rediit, sed 
omnino vacuis manibns, inaniter factis tot sumptibus et veoturas 
impensis et jacturis in aere, in libris, in vestibus ete., quia ab 
amieis praemoniti nullas omnino literas praesentare nusi fuerunt 
in tota Anglia. quamquam nihil omnino esset in literis meis 
omnibus contra novum regis matrimonium. 

Alter nıuncierum ibi mansit, Londini seilicet, quia reperit ibi 
episcopum Aberdonensem ® ex Scotia, qui pacis gratin a rege 
Scotiao ad regem Angliae missus fuerat. cum quo in Scotiam 
abire intendit, affuit item alius quidam regis Scotiae ambasiator 
cum illo, qui ubi vidit priorem Alesii epistolam, dixit non dimi- 
dium esse verum, imo cuncta pene mentita esse. spero Ätaque 
alterum nuncivorum laetius ex Scotia reversurum, quam alter eorum 
ex Anglia reversus est. 

Misi item vas plenum libris ad R”° dominos archiepiscopum 
Brundusinum et episcopum Veronensem, de quo sans vase nihil 
interim accepi. rogo igitur et supplico humillime ut R“* D, T. 
absquo omni damno suo promovoat mo et adjuret portare omus 
istud expensarum, non ex suo, sed ex ampliori reddita magna- 
torum, quales maxime sunt summas pontifex et KR" d, Veronensis, 
quid enim eis obesse queant sumptus 200 ducatorum pro naces- 
sitate publica in historiam antiquorum et novorum Hussitarum, & 
me magno sumptu et labore propediem edendam non sine multo 
(ati spero) in ooclosia pro honore et defensione sedis apostolicne 
fructu? vere non de sola Germania periculum agitur, Witten- 
berga undiqus advenientes nutrit apostatas, per quos totum mun- 
dum corrumpet, nisi melius quam hactenus provisum fuerit. de 
Sootis viders potest R"= D, T., guam vafıe ludat sub persona 


1) Die Schrift war benannt: = kleine Antwort auf Herz. Georgen‘ 
nächstes Buch (Köstlin II, 8. 818%). 

2) Über den Schotten use Alesius und seine mit Melanch- 
thons Hilfe neuestes Schrift gegen die schottischen Bischöfe 
5. Köstlin II, $. 268. 973f. 

3) William Stewart. 


256 ANALEKTEN, | 


quatuor enim menses nihil ad me seripsit juvenis a 
et studiosus, de cujus vita vehementer sollieitus existe. 
constet mihi eu transmissio, nolim scire inimicos meos. 
prasterea constet editio Auodecim libellorum in millenis ex 
Ba R"= D. T, per sese fucile aestimabit et 
omnia enim per meos sumplus et impensas absolyi oportuit. mit- 
terem ad R”=® D. T. alterum jam vasculum recentium 0 
si seirem rom Re" D, T, nom ingratam fore, aut saltem si corto 
constaret mihi, R"”® D. T. adhuc Venetiis agere. nam et ex 
Praga et ex Moguntia literas nuper nccepi, quae dieum afferunt 
auneium de San! domini nostri Clementis papae VIL morte, aut 
saltem extremo ac desperato vitae periculo !, quod si verum 
ost, arbitror Re" D. T. Romam properasse. ntcumque res 
habet 2, si R=® D. T, dignabitur mihi respondere, habet gemi- 
num baueum Fuggerorum et Wolserorum, o quibus facillime Lip- 
siam ad Hieronymum Waltherum literae transmitti poterant, 

Georgius Wicelius adhue seribit et belligeratur strenue contra 
Wittenbergenses, sed maxims ex parte teuthonice, non absque 
fruetu, sed in magna et tribulatione et ponuria constitutus. quem 
jampridem subsidio aliquo sublevassem, si spe mes non essom 
undigaue frustratus. liber Joannis Haneri, eui titulus est pro- 
phetia vetus et nova ®, constat mihi sopra 35 florenos, et Joanni 
Mensingo 15 florenos dedi pro editione teuthoniea in apologiam 
Philippi Melanchthonis: adeo rarum est bonis viris pro imprimen- 
dis libris subsidium. 

Ego cum in feriis paschalibus essem Pragae cum Il®® prin- 
eipe et domino meo duce Georgio, recepi a canonicis Pregensibus 
commodato tres codices vetustos, qui mihi dederunt ansam scri- 
bendi historiam Hussitarum, in quam rem et ab episcopo Misnensi 
et a gaibusdam aliis plures libros scriptos accepi commodato. 
unde factum est, ut hac aestate haud leyi eum labore seripserim 
enm historiam, observata diligenter temporum serie, a Carolo IV 
usque ad regem Ladislaum toxico extinetum. et Ratisponae ostendi 
R® D, T. quaedam scripta de rebus gestis per evangelium, immo 
eacangelium Lutheri 4. intendo igitur in unum volumen redigere 
et veterum et novorum Hussitarum historiam, quod certe opus 







1) Vgl. Nuntiatu:berichte I, Nr. 112M. 
2) Folgt ag go has literas per dominum Antonium 


Fuggerum ad Rewe D. T, transmitto, cui eas per proprium nunchum 
Be mitto, spero eniın certius per eum quam per alium transmitei 
poss 

s) S. 0. Nr. 80. 


4) Es ist die Historia de actis et scriptis M. Lutberi gemeint, deren 
ersten bie 1594 reichenden Teil Cochlaeus bereits in eben diesem Jahre 
zum Abschlußs brachte, wie er selbst am Ende von 1534 bemeikt, 


ö E a 















BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 257 


erit non ade parrum, in quo corkissimis doenmentis explicabitur 
rent Bohemicoram et Teuthonicorum, malicia 
 machinatio. quam sane rerum notieiam spero hoc 
En rongeen fore utilem, praesertim apud externas nationes, 
Quas Philippns' Melnnchthen omni studio infcere et in partem 
uam trahere conatur. at sine externo subsidio id minime potero 
-efüicore. BR" D, T. cogitabit spero hac de re diligentius, go 
aborem praesto, sumptus hoc anno ita praestiti, ut multis pri- 
atim innexus sim debitis propter varias editiones, moc possim 
wltra, nisi aliunde adjutus. ex opuscnlis quae nunc edidi, nullum 
aequat psaltorium; parra sunt, nisi quod quatuor Philippicae Inno- 
eentii sex libros de missa aequare videntur. habemus quidem 
uns pacem in Germania, sed scandalosum. dux enim Wirten- 
bergensis totum ducatum suum per arma recuperatum in Luthe- 
=ismum ab ocolesin avertere dieitur per lutheranos concionatores, 
ynin etiam Philippum Melanchthonem vocasse dicitur, ut acade- 
aniam Tubingensem reformet, hoc est Wittenbergensi reddat süi 
jem. miror equidem tam diu differri a sede apostolica necessarii 
et consuras contra academiam Wittenbergensem, ex qus 
orbem tot annis tam late diffunduntur venena pessima. 
Petrus, certe non dormit Judas, cujus sermo ut cancer 
ex sanis corporis ecelesiae partibus unam post alteram 
paulatim serpit in immensum. acquisivit enim hoc anno 
principatus, Wirtenbergensem et Anhaltinum in manifesto; 

in oceulto fecerit in rognis ot provinclis externis, scri- 
possum. vereor tamen longe plus esse quam quod in 
factum esse queror et doleo — — — nihil libellorum 
includere ausim; metuo anim ne forte Fuggerus gra- 


[77 


il 






hin 


i 


Ex Dresda Misnige 6 idus septembris anno domini 1534. 
dominwm Dominisum, seeretariom R"* D. T, viram optimum #t 
dortissimum, amanter saluto. 


39. Cochlaeus an [den Bischof von Wien Johann 
Fabri] ': Empfehlung Nausens., Arbeit an der Hussiten- 
geschichte. Die Kompaktaten als Mittel zur Rückführung der 
Böhmen und eines grofsen Teils der Lutheraner. Vermittelung 

-K. Ferdinands, dem sowie den Böhmen Cochlaeus sein Werk 
vor der Herausgabe vorzulegen wünscht. Schickt neue pole- 









A Der Brief ist ohne Adresse, Obschon er unter den Papieren 
sich findet, kann dieser nicht Empfänger sein, weil er in 
erwähnt wird, Dals anderseits Fabri Adressat ist, er- 
Ei Br der Bean auf die bischöfliche Würde des Ei 
7 an aus der Erwähnung des Paulus Riccius, 
ae am 8; 


17 





BB 


‚FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 265 


zu ae interim leris mibi labor fuit in colligenda Hussitarım hi- 
SE eis ex vetustis et barbare scriptis Bohemorum et Germanorum 
Se Ze icibus, cujus sans historiae summam in scheda altera videbis. 
mu Z wngo item libellos duos breviculos, ex quibus conjicins quan- 
tem ee mihi curas nd externs quogae nationes. ad Polonos enim 
jez Aautumno proximo edidi septem opuseula. interim et ad Pau- 
em ee III pontißcem maximum congratulationem duplicem scripsi !, 
zz en de eius electione, alteram de matrimonio regis Angline, 
Zu —n fallas fıms referebat reconciliatum et Caesari et uxori sune 
FE Zamgue despondisse regi Scotorum. miror vero sedem apostoli- 
Ca ee jta vel connivere vel dissimulare perpetuo ad tanta mals, 
zn. 0 Wittenberga, velut ex puteo abyssi, in orbem terra- 
FE Eee longe Inteque in omnes provincias christianas disperguntar 
Zr me adolescentes multarum nationum, qui, dum Philippum Me- 
Im ee „htlonem segountur, in Lutheri casses incidont, plaerique 
Paz Zmeipes eneculares manifeste publieis edietis probibuerunt suis 
Fr ditis, ne Älios euos illuc mitterent ad literarum studium; at 
SZ es apostolica, ad quam hasc cura maxime speetat, cam rem 
FE eriino tacet ac dissimulat tot jan nen solum annis, sed etiam 
a ego libeilis meis ad Polonvs efleci, immo non ego, sed 
Fu ia Dei per episcopos Poloniae, ut rex noro edicto severissime 
FE iigerit omnibus suis ne Wittenbergam suos mittant filios ad 
SER is, et sedes Romana, cui res illa scelerum injuriosissima 
Be perpetuo dissimulabit? at in concilio generali medebitur (in- 
er) huio malo. ego antem parum spei de hoc habeo, si enim 
jepercerunt Caesari et principibus Augustae, qnucmodo par- 
Saat papae, eardinalibus et episcopis, quos quotidie ad populum 
© seriptisque lapidant no ex0s0s faciunt, ut non debeut eis 
lo esse in concilio, aut si omnino repelli non possint, ut sal- 
tem suspecta sit eorum autoritas, quasi propter pompam et mo- 
tu, 1eformationis nolint synceram evangelii doctrinum admittere, 
hm igitur non revocatur a sedo apostolica approbatio illivs nni- 
is? cur non eitantur sullem Philippus, Jonas, Pomeranius 
% al in ea universitate post Lutherum antesignani? bone Deus, 
Ende potest papa sine peccato ad tauta mala, quibus inferun- 
maxima toti occlesine detrimenta et animarom infinita peri- 
©), perpetuo tacere ac officii sui debitum subtrahere? haec ad 
D. T. confdentius, quis optime nosti quanta sint orbi e 
lo mula illata. aureos illos 50 commodissime miseris 
Moguntiam aut Francfordiam, ut in nundinis possit pro aliis 
comperari inde papyrus. 
Bittet seinen Freimuth zu entschuldigen und ihn Campeggi, 
berg und Giberti zu empfehlen. 
Ex Dresda 7 kal. julias anno domini 1535. 
Be 


3) Vgl. Gefs S. 46. 


ee nn — 


BZ 


FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 267 
Bono valont BR” D. V. et parvitati mene clementer ignoscat 
ua. festinanter seribo; personaliter venire non possum propter 
za u <Gentian, quam hie complere cogor. 
Er Misna 16 novembris anno domini 1535. 


Me _ Coohlaous an Vergerio: dis Kapitel genehmigt, dafs 
= zum Nuntius komme, aber nicht zur Nachtzeit; wird morgen 
= ommen. 1535 November 17 Meilsen. 


A zz Venedig cod. Mare. lat. cl. IX nr. 66 fo). 104, eigenh. Orig. 


5. hac hora, hoc ost ootaya mane, vocatus sum in capitulum, 
wbE congregati domini enpitulares legebant literas Rw= D. V., 
ArEEus libenter volunt parere, sed cm lege ut non per noctem 
2=<Erz oppidum, quia timent de consequentia, ut ore cras (Deo 
volento) R”* D. V. dicam. dabo igitur operam ut cras ante 
Pr auradium compaream coram R®* D. V. Dresdae in arce, suppli- 
Satz rogans ut R”* D. V. dignetor articulos mihi proponendos 
mterin in breve aliquod memorisle conseribere, ut e0 citius Pos- 
SEE dimitti, ut iterum huo veniam eodem die. si enim R"* D, 
v. Zignabitur meeum eolloqui per duns horas, admodum de mul- 
tis «ollogui licebit. obseoro igitur ut R”* D. V. hanc meam 
Pocessitatem corde pereipiat, ut possim redire huc sine laesione 
Er eati fot seculis obserrati et jurati. bene valeat R"* D, V, 
Ex Misna 17 novembris 1535. 



















ME. Gochlaous an Ottonello Vida !: die Berufungsbulle 


les Komils. Die Lutheraner. Nikolaus Wolrab. 1536 Juli 26 
ei. 


Aus Venedig cod. Marc. lat. ce). IX, nr. 66 fol. 105, eigenh. 
'Fägr., mit der Aufschrift: Clarissimo viro magnifico domino doctori 
lo Vidas, R=! domini oratoris et nuncii apostoliei can- 

” „ cognato losumque tenenti apud .. . regem Romanorum, 
in zuula regis Viennas ant Oeniponte: zu Wyen oder zu Inspruck. 


8. p. d. magnifice domine locumtenens, vir doctissime ac 
Mucdiosorum benignisaime patrone. nen libet mihi nunc multa 
1, ex en praecipue causa quod nescio an lator praesentium, 
Ameios alloguin certissimus, sit porventurus ad inelytam Magni- 
kortiam Vestram. nihil profecto literarum neque ex urbe neque 
% zunla rogia nccopi ab eo die quo Magnificontia Vestra Dresdas 
ma yidit apud R""". dominum oratorem et nuncium apostolicum, 
Mais 650 mon paucas interim ad diversos miserim. bulla 


EEE 


V Vidas aus dieser Zeit (bis zum 23. August d. J.) am 
des ersten Bandes der Nuntiaturberichte. 


nn — 


FRIEDENSRURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 271 


zit! noper [Augusta Vilndeliciorum, quae sane urbs prae 
oz ze ibus revereri merito deberet [sedem] apostolicam, majestatem 
jiemag>erinlem et generale jam indietum a Sanctitute Vestra con- 
cäläxwazm. guamvis enim opulentissima sit, nulla tamen ratione 
poterit censoras damnımque dia perferre, quum vix sit alia in 
Gezznania civitas quae vel plures vol opulentiores habent negocin- 
Or, qui mercos suns sub Sanctitate Vestra et sub Caesaren Ma- 
jestzats habent plurimas, confidit nune in humano brachio foederis 
Immtıerani, quod certe validissimum videtur; sed non mentitur 
seorigptura prophetae dieentis: maledietus homo, qui confidit in ho- 
mine ct ponit carnem brachium suum et a Deo recedit cor ejus # 
Sciet ergo S. V. tempus oportunum pro adhibendo remedio conten 
Bo oaneri malum. ego interim ad Cuesareum Mujestatem apolo- 
Setieum scripei, quem ad eam nune transmitto; nd S. Y. mitte 
“liegen ejus partem et ex scripto theutonico Augustensium ®, 
ARoc bene prolisum est, parvam portiuneulam latine interpreta- 
ex quibus 8. V. pro summa sun et sapientin et rerum ex- 

facile relligua] eonjiciet atque intelliget. oro igitur 

@& bsocro, ut 8. V. in hoc [meo) qualicunque obsequendi studio 
Mor am effectum et operae precium, quam affectum ac plam in- 
tern tionen gratiose considerare dignetur, cujus incolumitatem Deus 
OBt_ ar. ecelesins sun diutissime conservet: illosam. quaedam 
Prag nuper tradidi R. D. episcopo Mutinensi viro probatissimo 
— = ., guae ille S. V, sese missurum pollicebatur, quamvis exilia 










Ex [Misns] eivitate 10 calendas aprilis 1537. 


A, Gochlacus an Morome: Pension aus den Gefüllen der 
Würzburger Propstei. Seine Arbeiten. Unterstützung Niko- 
klaus Wolrabs. Vertrieb Witzelscher Schriften. Deutsche Be- 
arbeitung der Schrift Fabris über die Messe. Neue Abhand- 

Cochlaeus”. Luther und die Schenkung Constantins. 
Vereitelte Aussichten auf Pfründen in Köln und Brixen. 1637 
August 31 Meilsen. 


Aus (od. Vatie. 6199 fol. 115, eigenh. Orig. mit Vermerk von 
Aleanders Hand: r'"" Romae 5 octobris. 


B=* domine, praesul vere ornatissime. $. ago R"* D. T. 
Pakias immortales pro laeto nuncio, quod mihi seribere dignata 
“4 do pensione centum florenorum super praepositura Herbipo- 


u 


3) Vgl. Nontiaturberichte, Bd. II, Nr. 20. 21. 
Jerem. 17, 
Wohl das 


b. 
„Ausschreiben “ des Rates von Augsburg an die Rom. 
Kais und 


Kön. Majestäten. Janssen, Gesch. d. d. Volkes III, 8. 337. 


il 

















276 ANALEKTEN, 


Philippum illum ad Polonos en 


Wittenberga, tanquam relictnrus Lmtherismum. ea ille spe inci- 
tatus pollicebatur homini grandia et donis eum pelliciebat et 
blandiloquis literis, sed nesciebat nibil ex = ‚synceriter a 
Pbilippo fleri aut promitti. nune post obitum ni 
fructvs Philippicae artis in regno Polonine, si 

Vereor autem ne multo perniciosius adhue 
Philippo R"“* et doctissimus vir cardinalis Carpentoractensis, “ 
minus Jacobus Sadoletus, qui non veretur ultro sese ingerare et 
hominis hujus amicitiam summis precibus ambire, id quod R 
D. T. facile intelliget ex opistolae ejus exemplo bis ineluso, de 
qua sane epistola ? maxime laetantur et gloriantur infensissimi 
quique Romanae ecclesiae hostes. «ircumfertur enim a Luthe- 
ranis magno cum tripudio, impressam tamen nondum vidi. vareor 
equidem ne una epistola sectam Lutheri plus confortatura sit 
quam confortare possint vel decem libri Lutheri. non sane quod 
esistimem illam erroneos compleoti articulos, sed quod minus cante 
laudat libros doctrinamque Philippi. seribo hasc R®= D. T. non 
inimico in tantum virum animo, sed tibi ut summo ejus amico, 


elesiam quam teterrimum ajus hostem, qui etiam nuper OXCUSR- 
tionis Smalcaldianae in latino autor aut saltem coneinnator ex. 
titit *. possem profecto et ego illius frui amieitia ejusque de- 
lectari ingenio, nisi charior esset mihi fides et unitas ecolesiae 
quam omne quod est in hoc mundo. seripsit enim ipse ad mt 
ut iniremus amnestiam injuriarum coleremusque amieiciam mutul 
offieiis, id quod mihi et favorabile et dulce atque etiam apud 
Lutheranos maxime plausibile atque honorificum fuerat futurum, 
sed ubi sensi eum non desistere ab impugnanda scolesiae Ro. 
manas doctrina, valedisi ejus amieiciae, non quidem inimicus 
em aut ingenii acuti, sod cnusne potius et fulsae ejus 


pe odium vero futuri coneilüi ... . .* hostes nostri Witten 


1) Gedruckt Corpus Reformatorum, vol. II, nr. 1587 379-388) 
d rn 17, un 1a. ink & der 
Rechtfertigung Konzils durch 
Schmalkaldener, auf dem Bundestage im Februar | 1587 abgefafst, | 
8) Durch Verletzung des Papieres ist ein Wort au: 
zu lesen der Anfang va (nicht ganz sicher) und der Schli RN 


Ben \ p 





Mallem scribera Instioru, sed temporum malignitas non sinit. 
uflinis ımeus novus typographus Lipsensis edidit hac 2 
sumptu teuthonicam Wicelii postillam novam ac qı - libros 
epistolarum latinarum ejusdem, meaque in teuthonicis diversz 
opuscula, oaqus omnia in magno numero, se ER 
exemplaribus. bene valeat R”® D. T. meamgue parvitatem de- 
vote commendet tum R=° ot Illm° cardinali Farnesio, tum summo 
pontifici San” domino nostro, proque elementissima ac lihera- 
lissima pensionis assignatione mihi fuota Wiceliogue et Hanero 
gratias mecum suppliciter agat. 

Ex Misna civitate 7 octobris 1537. 

Has per proprium nuneium mitto Viennam ad nuneinm apo- 
sl B ® 


50. Cochlaeus an Kardinal Alessandro Farnese: 
dankt für die Würzburger Verleihung, die ihm hoffentlich zu- 
gute kommen wird, obschon ein gewisser Markgraf die Propstei 
dem Inhaber streitig machen soll 4 Freut sich über die glän- 
sende Lenkung der Kirche durch Papst und Vizekanzler ®, 
Versichert — unter Berufung auf Campeggi, Schomberg, Ale- 
ander, Vergerio und Morone, qui de facie ına cognoscunt —, 
dafs das Geld gute Verwendung finden soll, und zwar im Be- 
triebe der von Cochlaens hauptsächlich zur Förderung des 
Konzilswerkes ins Leben gerufenen Leipziger Druckerei, welche 
u. a. Werke des Fabri, Nausen, Witzel, Vehe und Cochlasus 
gedruckt, aber mit großsen finanziellen Schwierigkeiten zu 
kämpfen hat®. Schrieb näher an Aleander., 1537 Oktober 7 
Meifsen, — Nachschrift: bedauert Aleanders Übergeliung bei 
zwei Kardinalspromotionen, um so mehr als die des heiligen 
Stulls ganz unwürdige Rücksicht auf weltliche Fürsten dafür 
malsgebend gewesen sein soll *. 


Aus Neapel Grande Archivio Carte Farnesiane fasc. 692, eigenh. 
Orig. (Anrede: R"* domine, 111”* princeps). 


1) ‚Audio enim intendi litem possessori [Moritz von Hutten) & 

ve marchione' [Markgr. Johann Albrecht von Brandenburg]. Vel 
oben Pe Stelle der Nuntiaturberichte. 

apostolica] nacta est tales et tantos rectores: summunm, 

inquam, innen omnibus yirtatum numeris absolutissimum, et rice- 

um tanto süne tum virtute tum eonditione ac sapientin ma- 

je quanto est aetate minor’ u. 5, w. Die wahre Meinung des Coch- 
an man eher in Nr. 49 als hier suchen milssen. 

8) ‚pro solo papyro, quo utitur [scil. impressor] ad hyemales edie 

it nuper Francfordiae in nundinis supra 500 aureos”. 
ri 'on videtur mihi res boni exempli, si magis attendatur hominis 
qua Dei judicium. sedes apostolica en, non verbo 


f & id 












omniom velle ut Lutberani illuo veniant, in quod A EN T22 
potes snos in obsides, ita quod securi et illesi debeant dimitti. 

Si ita est, R"* d. praesul, ego certe nihil boni sperabo ex 
isto coneilio, tum quod res est novi prorsus exempli sie demitti 
sedis apostolicae nutoritatem und insultus nebulonum blasphemissi- 
morum, tum quod hostes ub omni periculo securi 
loquentur et omnia nostra redarguent in publicis concilii con- 
sessibus, ut verear omnino longe infelieius cessurum istud con- 
cilium qeam cesserit Basiliense, quando talibus pactis admisit 
Bohemos. mnostri enim longe sunt et in linguis peritiores at in- 
genio acutiores magisque in eloquentiae studiis bonisgue litteris 
exercitati quam fuerunt illi Bohemi. qaid profecimus in con- 
ventu Augustensi per talem illis datam securitatem? nonne 
decus pejos habuit posten ocolesiae cuusa apud luicos quam ha- 
buit anten? sed et Bohemi multo alacriores » Basilea diecesse- 
runt quam advenerant. vident igitur etiam atque etinm summus 
pontifex ne, tali securitate rabiosis disputatoribus concessa, per 
eorum dispatationes in publicis audientiis admittendas corrum- 
patur guiequid adhuc suni superest in Dei ecclesia. 

Soribit quidam peti & papa consilium quo indicetur wia ut 
Lotherani sub tali securitate venturi possint induci ut veniant, 
an forte res possit aliis medis quam ex theologorum sontentie 
transigi. addit autem acute scripter ille: an autem hoc arguat 
eonstantiatn eorum quae üb ecelesis sunt praescripla, eventus 
docebit. baec laicus quidam vir prudens et doctus. scio qui- 
dem ad rerum tractstus multo meliores esse viroa exportos et 
Jurisconsultos, praesertim ubi cum principibus agendum est; an 
vero ecclesine summa causs debeat potius discuti juxta hu- 
manam prudentiam quam juxta sapientiam divinam in literis 
sacris proditam et juxta patrum antiqua decreis et secundam 
asum coneiliorum super moltos annos observatum, hoc R"“ D. V. 
ospendendum relinguo. sperarem quidem et ego, facilius posse 
transigi cum principibus et civitatibus lutheranis quam cum eorum 
soneionatoribus, sod metuo interim prineipes et civitates in nullo * 





1) Sadolets Briefe an Herzog Georg 1687 und 1588 in Sadoleti 
epistolarum libri XV, p. 4655qg. (Ausgabe von 1564). 
5 “ Kr: das Vicentiner ;projekt vgl. Nuntiaturberichte TIL, 
“ 3) Korrigiert (aus mille), scheint so heifsen zu sollen. 


ET Mi 






282 ANALEKTEN, 


era ge gehen war ‚iaoe Duo int 
libellum inseriptum R"° d, cardinnli Farnesio vieecancellario, de 
quo sic ad me scribit e Bamberga; coepi et absolvi bis proximis 
diebus pauopliam nostrae militiae, libellum ni fallor, per quem 
spes nobis sit certe de ndrersariia vietorine }, sold et Wicelius 
strenue insudat labori suscepto ad complendam asstivalem partem 
suao teutlionicae postillae, quae in magna est apnd mostrates ex- 
peotatione. sed et d. Eekius cupit uti opera mowi nostri typo- 
graphi, sie et Rer. d episcopus Viennensis, ut novit R=D, VW, 
ot d. Nausen et villaticus Bohemus et alii Catholici. quim et 
poota quidam promittit nınc suam operam adrersus schysmaticos, 
ni nonnihil libellorum impressit nuper aflinis mens. sed quod. 
naper scripsi, ita plane habet; nisi subvenerint ei Catholiei in 
bona pecuniae summa gratis mutuanda ad unam aut ulterum an- 
num, peribit et devorabitur a foenerstoribus et dispendiosis mo» | 
netao cambiis, quia perdidit hoc uno anno (ut mihi testutus est) 
supra 300 florenos in ejusmodi mutuis et cambiis. quod si ju- 
vabitur a piis, ut mutuis ejusmodi carere possit, intra biennium 
et ipse dives erit et Catholiei omnes in Germania habebunt typo- 
‚graphum et bibliopolam ita famigeratum atquo oeclosiae utilem qualem 
non habet hodie neque Italia neque Gallia neque Germania; talis 
certa summe necessarius erit nobis tempore concilil. habet sans 
optimos charaoteres latinos et germanicos atque etiam latissimam 
habet notitiam inter cursores bibliopolas, qui libros in orbem 
lueri sui gratia dispergere solent, utinam sciret summus pontifex 
de eo, sieut ego scio. ego sans ax pauportaticula men jam ultra 
triennium ita javi et sublevari eum ut debeat mihi supra 500 
Nlorenos; factus item fidejussor apud alios in 200 Horenos; ab 
bene spero eum evasurum cum Jucro suo et cum ingenti eccla- 
sine catholiene bono. utinam ergo roferantur haec aut iis similie 
ad Romanum pontificom, ut ad proximas nundinas quadragesimales 
homini in aliquo saltem mutuo subveniat, ne sic devoretur & 
foeneratoribus. scio enim quam necessarius sit nobis futurus tempore 
coneilii; ego etiam utramque historinm, bohemicam seilicet et 
Iutheranam, in id temporis reservo, quae certe modieo zer» exondi- 
non poterit. bene vuleat R"* D. V. et bene consulat hoc festi- 
natum * scriptum, quia abitus R. D, praepositi urget me. 
Ex Misna 12 januarii 1538. non superest tantillum 
ut relegere possim; precor itaque ut omnia boni consulat RK. D. V. 


Libelli mei nullum adhuc exemplar recepi e Lipsia; eredo 
eitius Pragam missum iri quam ad me. 


2 Die Schrift ist, soweit mir bekannt, nie erschienen. 
So von Aleander korrigiert aus festinanter. 


Ze pet 









284 ANALEKTEN. 


Multam ex animo salutem precor ommi Rs 
inprimis Rev. domino auditori et domino secretario. 
rortatur 

R”° domine. ex literis Jo. Haneri Bambergae datis 
impressum consilium de reformatione Romanne curiae ® 
Germanlam divulgatum. misit ille exemplar ad Rum 
dusinum, ut inde intelligat an serio sie consultum sit, a vero 
sit Lutheranorum figmentum. eredo illud R”== D. T. jam pridem 





subseripta erant nomina elarissimorum virorum, qui pro doctissi- 
mis ac optimis habentur: cardinalis Contarini, cardinalis ‚Sadoleti, 
eardinalis Angliei, Brundusini, Veronensis ete. pulera quidem in- 
erant, sed quas grandem curise mutationem vr se ferebant et 
facile sie ordinari non possint. 

Libelli mei titulus, scopa, apponitur titulo grasco adversarüi, 

"qui ost amörevorg in enlumnias Cochlei; ego vieissim alludens 
ajo: scopa in araneas Morysini. 

Edunt Wittenbergae obscenas figuras, quarum uma est im 
papam (quam vidi), ubi fractis Petri clavibus suspensi cernuntur 
ex una parte Judas Searioth, ex altra papa cum foedis ns 
tenthonicis, quibus majore calamo subseriptum habetur: 
Luther antipapa enravit f. altera quae in me edita est A 
nondum vidi) babere dieitur monialem jacentem super substratam 
cappam, monachum vero super monialem. miror si non insa- 
niunt contra se ipsos; non enim ad me, sed ad Lutherum_potius 
spectat talis figura, et tamen audio sum figuram sic placuisse 
eleetori Saxonico ut ipsemet jusserit excidi in lignum et inde 
imprimi seu exendi; an verum sit, nescio. me talia non morent, 
indico tamen propter stultitiam eorum. 


53. Cochlaeus an Morone: Briefe von Morone und Gi- 
berti erhalten. Polemik gegen Morysinus. Das Konzil. Gicht- 
leiden. König Heinrich VII. und seine Ratgeber. Befürch- 
tungen. Übersetzung und Glossierung des Consilium de emen- 
danda ecelesia durch Luther. Bevorstehender Besuch Herzog 
Georgs. 1538 April 10 Meifsen. 


Aus Mailand Cod. Ambros. O 230 sup. ful. 137, eigenh. Orig. 


R"® domine praesul, ornatissime patrone colendissime. 8. tercia 
die aprilis recepi ex Dresda literas et Rw= D, T. et Ri domint 
Veronensis habeoque pro utrisque umplissimas gratius. ne vero 


1) So unten auf Blatt 1963; das Nächste auf Blatt 136%, 
2) Vgl. Dittrich, Gas) Contarin beiden 
each Drucke von "1688 das, S. 975) je) MIT 


a mM | 








Ss 














nempe et de ooncilio et de illo eomrontu. 
'therus teuthonieum librum ‚suorum artienlorum, quos 


ominationem; invocationem sanctorum esse abusum | 
num et papam non esse jure divino caput ecclesine, sed 
episcopum aut pastorem ecelesine Romanne, istes quatuor 
sorrari hand secus atque evangelinm; subjungit multos is 
impios, de quibus etsi velit permittere valt tamen4 
nihilominus retinondos a suis esse. apertis ifaque verbis prs— 
eidit nobis omnem concordise spem, quantum in ipso est, quem— 
admodum et ego existimo neque Anglise regem neque Intheranos= 
prineipos reduetum iri ad rectam fidem ullis blandiciis ‚aut por— 
suasionibus, nisi compellantur timore aut armorum terrore, quias 
religionem et pietatem omnem exuerunt. at nunqguam timebunt. 
nisi intellexerint Onosari cum rege Franciue firmam esse pacem.— 
haec est summa sententiae meae, utinam false! bene valeat4 
R" D. T. peritissime patrone, et has ineptias clementer mihis 
condonet. 
Ex Misna 10 julii 1538. 


56. Cochlaeus an Morone: Polemik gegen Johann Sturm4 
und Luther. Der Nizzaer Stillstand, Verleumdungen wider 
Paul III. Morones Rückkehr nach Italien. 1538 Juli 15- 
Meifsen. 

Aus Mailand Cod. Ambros. O 230 sup. fol. 142, eigenh. Orig. 

R"* in Christo pater, praesul ormatissime. 

8. ante puucos dies scripsi nd Reı= D. T. de libro Isidori. 
monachi, quod ex certis causis dubitem de ejus editione. mitte 
nune libellum meum pro eonsilio cardinalium ete. contra Joannem- 
Sturmium ®. libenter mitterem in Italiam exemplaria [ 
Sturmii, sed nullum prorsus adipisei possum; rogo igitur ut R== 
D. T. dignetur illud exemplar quod R"* D, T. tradidi, ad unum 
ex illis cardinalibus aut episcopis simul cum libello hoc meo 
mittere, ut si forte R”! domini illi nondum vidissent epistolam 
Sturmii, per R"®= D, T. viderent et scirent inds quid amplius 
Basen debeant. 


sonen. Schualkalder Artikel, abgefalst 197, herausgegeben 


1n08: site I, 5. 3888, 
alDDE dehannc Sturms Vorrede zu dem Consilium de ‚emendanda 
5 re = Fu Verteidigungsschrift des Cochlaeus s. Dittrich a0. 0, 


E pr 

















sich in so äufserst sympathischer Weise für die Union ausspra 
darf dahin gedeutet werden, dals die noch vorhandenen | renz: 
ihre Ausgleichung finden werden. x 
Die einzelnen Punkte des Gutachtens, zumal die, bei dem 
sich noch Differenzen ergaben, wie z. B. beim filioque, der | 
vom hl. Abendmahl dem kanonischen Charakter der Weihen dı 
altkatholischen Bischöfe Hollands haben wie die Unionsidee übe) 
haupt in den russischen theologischen Zeitschriften (z. B. Strann| 
= Wanderer in St. Petersburg; Christianskoje Tschtenie — Chi 
liche Lektüre in St, Petersburg; Bogoslovskij Vjestnik = The 
logischer Bote in Moskau; Zerkovnyja Vjedomosti = Kirch 
zeitung, offizielles Organ des hl. Synod in St. Petersburg) anl 
führliche BehandInng gefunden, auf deren theologisch-dogmatis. 
wie kirchengeschichtliche Einzelheiten ich hier nicht ei 
kann. Sie liefern in ihrer Ausführlichkeit jedenfülls den 
dafs sich in weiteren theologischen Kreisen der anato 
Kirche der Gedanke an eine Union entschieden festgesetzt hi 
Nach den Äufserongen der altkatholischen wie ortlodo| 
katholischen Organe sollen die Differenzpunkte vor allem auf d 
vom 1.—3, September in Wien stattfindenden vierten internat 
nalen Altkatholikenkongreis unter der persönlichen Teilnahme 4 
beiderseitigon kirchlichen Autoritäten erörtert und die Union m 
lichst ihrer Verwirklichung entgegengeführt werden. 
Wenn also Kattenbusch (Vergleichende Konfessionskunde 
147) von dieser schon auf den Bonner Unionskonferenzen 187) 
1875 angebahnten Union meint, „es dürfte sich diese Hoffen: 
als ein Phantom darthun“ und sagt „dns Höchste, was vo 
Orient zu erwarten ist, wird die Herausbildung und Festij 
einer freundlichen Stimmung gegen die nichtrömischen h 
des Westons sein“, so ist das bereits jetzt durch die Thatsach 
widerlegt. Seine Ansicht entspringt eben dem bei ihm & 
zutage tretenden Mangel an eindringenderem Verständnis für 5} 























er 








GOETZ, ZUR UNION DER ROMFREIEN KATHOL. KIRCHEN. 301 


=zifissch katholische Dinge, die man eben auch katholisch empfinden 
und. beurteilen mufs und die man nicht mit einer subjektiven 
Arnsschauung abthun kann. 

Anderseits ist zu beachten, dafs der Altkatholicismus, wenn 
er in kanonische Gemeinschaft mit der anatolischen Kirche ein- 
tritt, natürlich von seiner Selbständigkeit als Kirche, wie von 
seinen Reformen durchaus nichts aufgeben wird. Denn die Union 
wird keine Absorption bedeuten (vgl. meine: Stellung etc. S. 69). 

8 ist, wie Döllinger es voraussagte, der Altkatholicismus der 
Träger der christlichen Unionsidee geworden und hat sie weit 
gefördert „als Werkzeug und Vermittelungsglied einer künftigen 

grofsen Wiedervereinigung der getrennten Christen und Kirchen “. 

Er steht an dem Punkt, das zu erreichen, was lange Jahr- 

hunderte das Ideal der christlichen Kirche war, und das Streben 
damach „ist im Lichte der Geschichte vielleicht seine bedeutendste 
Aufgabe, um derentwillen allein er schon vollauf existenzberech- 
tigt wäre, selbst wenn er nicht die grofsen Erfolge aufzuweisen 
hätte, die thatsächlich da sind“ (vgl. meine: Stellung etc. S. 75). 


18 — 


Das Datum des Wormser Ediktes — AWrede, HistZt ns 
3, 9. 

“ Luthers Wartburgjahr — Förster, Schr. f. d. dtsch. Volk 26, 
Halle 95 (85 12). 13 
Luthers Lebensende u. d. Eislebener Apotheker Johann Landau 


— NPaulus, Mainz 96 (IV, 25 gr 8). (14 
Kritische Erörterungen z. neuen Lutherausgabe — ThBrie- 
ger, ZtKG XVII, 1 u. 2, 96. 115 
Luthers primary works. Transl. into English, hrag. v. HWace 
u. CABuchheim, Ldn 96 (508 8). 16 
Luthers Schrift a. d. christl. Adel deutscher Natiin — WE 
Köhler, Halle 95 (VII, 334 gr 8). 17 
Studien zu Luthers Sendschreiben a. d. Christen zu Riga u 
in Liefland — OAlbrecht, ZtEKG XVII, 3, 96. 18 
Zu Luthers Schrift „Ein Sendbrief v. d. harten Büchlein wi- 
der d. Bauern“ — GBuchwald, StuKr 96, 1. 19 
Predigten Luthers a. d. Jahren 1528—1529 — WMeyer, Nachr 
vdGesdW z Göttingen, ph-hEl 95, 4. 20 
“a ee lilla katekes etiskt belyst — ERMartin, Upsala se 
1 ). 
Textkritisches zu Luthers Schrift „A. d. Pfarrherrn wider den 
Wucher zu predigen“ — GKrüger, ZtfKG XVI, 4, 96. 23 
Z. Würdigung d. Lutherschen Bibelübersetzung — RWin- 
del, ZtfevRelUnt VIII, 1, 96. 23 


Luthers Erklärung d. hl. Schrift, V: D. Briefe a. d. Korinther 
zusammengestellt v. EMüller, Gütersloh 96 (621—752 gr 8). 3 
Disputationen Dr. Martin Juthers i. d. Jahren 1535—45, 1 — 
PDrews, Göttingen 96 (V—VI, 347—999 gr 8). 5 
Üb. Lauterbachs u. Aurifabers Sammlung d. Tischreden Luthers 
— WMeyer, B 96 (48 gr 8). 6 
Luthers deutsche Sprüche, hrsg. v. PKetzscher, Altenburg 
95 (VIII, 47 12). . 27 
The hymns of Martin Luther — GDickinson, Biblioth8er 
Oct 95. 28 
ng guäthera Stellung z. hl. Schrift — KThimme, Nairchi 
, 8. 
Luthers Lehre v. Sonntag — WClaudius, ZfprTh 95,4. (80 
Erasme et Luther — JReville, Revdelhistdrel 95, 5. [81 





Die Augsburgische Konfession, lat. u. dtsch., kurz erläutert 
— ThKolde, Gotha 96 (VII, 224 gr 8). 33 
Herzog Heinrich d. Fromme u. d. Religionsparteien im Reiche 
— EBrandenburg, NArchfsächsG XVII, 1 u. 2, 96. 33 
Die Verhaftung u. Gefangenschaft d. Landgrafen Phili 
v. Hessen — G Turba, ArchföstG 88, 1, 96. R 
Der Augsburger Religionsfriede — KBrandi, Mnh 96 10 
gr 8). 85 


Wittenberger Ordiniertenbuch. Il: 1560-1572 — G Buch- 


wald, L 95 (218 Lex-8). 86 
Reformatorische Flugschriftenlitteratur als Spiegel d. Zeit 
— GHeine, DtschevBl 46, 7. 87 


Flugschriften a. d. Reformationszeit. XII: Judas Nazarei, vom 
alten u. neuen Gott, Glauben u. Lehre 1521, hrsg. v. EKück, Neu- 
drucke dtsch. Litteraturwerke d. 16. u. 17. Jhs. 142—148. Halle 96 
(XIV, 134 8). 88 





21 — 
Johannes Honter, d. Reformator Siebenbürgens — ua, 


mann, Wien 96 (II, 124 gr 8). 
LeoneX ed ilsuo secolo — GM Conforti, Parma 96 (12 4). [11 
Clement VII et les Juifs du comtat Venaissin — JLevi, Be 
&tudjuiv 96, 1. [ER | 
Marcello Aberini e il sacco di Roma — DOrano, Archdells 
RSocRom XVII, 1—2, 95. 126 
Journal autobiographique du card. Jeröme Aldandre— H Omont 
P 95 (120 4). 121 
Vita pubblica di Francesco Guicciardini — EZanoni, Ba- 
logna 96:(IX, 594 16). 132 
Le,P. Antoine Figueiredo et la profession de foi de Pie IV — 
Revintdetheol 96, 4. {123 
Hercules Severoli u. s. Tagebuch über d. Trienter Konzil 
— SMerkle, HistJBu 95, 4. {124 
Lectures on the council of Trent — JAFronde, Ldn 9 
(814 8). 125 
The doctrine of the Mass at the couneil of Trent — CWal- 
ker, BibliothSer Oct 95. (124 
Die scholastische u. d. tridentinische Theologie — JLan- 





gen, Revintdethöol 96. 2. 1% 


Kardinal Matthäus Lang und die religiös-soziale Bewegung s 
Zeit. I— WHauthaler, MtlgndGesfSalzbLandesk 95, 2. 18 
Die katholische Kirche im österreichischen Elsafs unter Erz 
herzog Ferdinand. II — FGfrörer, ZtfdGdOberrheins %, 4. [121 
Die jülichsche Fehde 1542—43. Zeitgen. Bericht d. Michae 
20 Louff — ODresemann, AnnaldhistVerfdNiederrhein 61, 96. [13€ 
Der Kompromilskatholicismus unter Kaiser Maximilian II — 
WGoetz, HistZt 77, 2, %. [181 
Die süddeutsche Nuntiatur d. Grafen Bartholomäus voı 
Portia — KSchellhafs, Nuntiaturber. a. Deutschland II, 3, B A 
WC, dl er Al. 181 
Nuntiaturberichte aus Deutschland I, 1: Bonomi in Köln, San 
tonio i. d. Schweiz, d. Strafsburger Wirren — SEhses u. 4 Meister 
QuelluForschadGebduesch IV, Paderborn 95 (LUXXV, 402 Lex.-8). 18! 
Urkundl. Beitr. z. Gesch. d. kirchlichen Zustände i d. Diöces 
Konstanz im 16 Jh. — AKluckhohn. ZUhG XVI, 4, %. [1$: 
Deutsche Johanniterbriefe im 16 Jh — HMeisner, Zt 
Geschlüberrheins 95, 4 (18! 





Reitzage a. Rriefwechsel d. katholischen Gelehrten Dentsch 

Fer i. Refürmationsseitälter — WFriedensburg, ZURG Su 
a 

uch. z. seinem Briefwechsel ı 

tZ:feschukunst. Ergh. 13 


18 

Rrasmus and the würmauın — JHuem. Lin 96 60 8). 15 
Wr. Ich Keks Denkschriften deutschen Kirchenreformatin 
-—- Wfriedenshurg, Reatdarke IL 4 18 
Ine Wumakaner Joh, Fader zo. & Gutachten über Luther - 
NPaulas, WR WS 1, 14 


Krasmus v. Rotterdam. U 
Leten IMB—1S — MReich, West 
iR. 
























— 30 — 


The Puritan in England and New England — EHByington 
Boston 96 (XL, 406, 8). 825 

Southern Quakers and slavery — SB Weeks, Baltimore_96 
(XIV, 400 8). 1326 


La crise du protestantisme frangais— PEPortali6, Etdrig 
96, 8. [827 
Documents Bene, servir & Vhistoire du protestantisme & St 
Affrique au XIXe siecle — JCabantous, Montauban 96 (85 8). |828 
Renan after thirty years — EHHall, NewWorld Sept 96. [329 
D. H. Meyer, son oeuyre theologique — P Farel, Revtheolquest 


rel 96, 1. 830 
Chiesa evangelica Valdese: relazione sulle opere di evan- 
gelizzazione in Italia ed all’ estero — Pinerolo 95 (140 8). 331 
De strijjd om de kerke goederen te Lathum — CJHenke- 
mans, TheolStud 96, 1—4. 3323 
Kerkhistorische beschouwing van de hervormde gemeente van 
Kerkwerve — JvdBaan, Zierikzee 96 (II, 84 gr 8). 383 
Portraiter fra Kirken: G. Monrad, C. Hostrup, R. Frimodt — 
VNannestad, Kopenhagen 95 (178 8). 334 


Ein Blick auf d. gegenwärtigen kirchlichen Verhältnisse 
Schwedens — Berlin, KirchlMtschr XV, 1, 95. 335 


Geschichte d. katholischen Kirche i. 19. Jh. III, 3: Kath. 
Kirche i. Deutschland v. 48-70 — HBrück, Mainz 96 (XIII, 574 
gr 8). [836 

La chiesa e il secolo XIX — G Garelli, Parma 95 (256 16). |337 

The papacy; its position and aims — JWGambier, ChristLit 


XII. 6, 95. 13838 
Les gloires sacerdotales contemp.: $. S. Pie IX; sa vie, ses &crits, 
sa doctrine — Pages, P 96 (288 8). 339 
Le jeunesse de Leon XIII, d’apres sa correspondance inedite 
— Boyer-d’Agen, Tours 96 (768 8). 340 
Pope Leo XIII — JMcCarthy, Län 96 (260 8). 341 
Leone XIII ed il suo tempo. I — CTesi-Passerini, Turin 
95 (436 4). 3423 


Leo XIII. als Papst — M Sell, ChrstI\WIt 96, 49—52. 313 

en Cardinal Vaughan on the Pope’s Bull, ChristLit XVI, 1, 

. 344 
The social question in the catholi: sses — y 

IntJournEth Jan 96. Bee DISREO EN 


L'Allemagne catholiqu esii u i 
(LvIlL 322 Aw que au XIXe sitcle GBazin, P 96 
a0 D ae v. Hildesheim — ABertram, Hildesheim 96 (X, 
fol). r [ 
Geschichte d. lübeckischen (ka .) Ki vi — 5 
— Ellligens, Paderborn 96 vi cche ee 
Cardinal v. Geifsel. 2 Bde — OPfülf, Frog 95/96 (XVI, 
u. XVI, 675 gr 8). 1349 
Agrippa Clemens August, Erzbischof v. Köln — NBieri 
KathSchwzBl 96, 1. 56 





_ 33 — 


hristenverfolgung i. Rulsland i. J. 95 — GrfLJ Tolstoi, 
übers- v. MvO. B 96 (40 gr 8). 404 

Die Thondrakier in unseren Tagen — KMkrttschian, ZIfKG 
xXVvı, 239. [405 


Le congr£s des religions A Chicago en 1893 — GBonet- 
Maury, P 95 (IX, 346 16). 4 

Il congresso delle religioni a Chicago nell’ anno 1893 — B 
Laba ca, Rom 96 (10 8). [407 








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322 SEECK, 


trachten zu dürfen und habe das noch kürzlich in dieser“ 
Zeitschrift (XVII, 10. 53) ausgesprochen. Da veranlafste « 
mich eine neue Untersuchung, sehr wider meinen Willen zu - 
jenen Urkunden zurückzukehren, und mit Schrecken nahm 
ich wahr, dafs, was ich längst für abgethan gehalten hatte, 
doch noch sehr einer Nachprüfung bedurfte. 

Die fraglichen Urkunden sind folgende: 

1) Ein Edikt an die Provinzialen von Palästina, durchs 
welches nach dem Sieg über Licinius (324) dessen christen— 
feindliche Mafsregeln rückgängig gemacht werden. II, 24 
bis 42. 

2) Ein Brief an Eusebius, der gleichlautend auch an alle= 
anderen Bischöfe des orientalischen Reichsteils gerichtet war- 
und sie zum Wiederaufbau der zerstörten Kirchen und, wos 
dies nötig war, zur Errichtung neuer aufforderte. II, 46. 

3) Ein Edikt an die Bewohner des orientalischen Reichs— 
teils, wodurch der Kaiser seinen christlichen Glauben be— 
kennt und auch seine Unterthanen zur Annahme desselbens 
zu bekehren sucht. II, 48—60. 

4) Ein Brief an Alexander und Arius, durch den sie- 
zur Versöhnung ermahnt werden. II, 64—72. 

5) Ein Rundschreiben an die christlichen Gemeinden, 
durch das ihnen die Beschlüsse des Nicänischen Konzils über 
die Einheit der Osterfeier mitgeteilt werden. III, 17—20. 

6) Ein Brief an Macarius, Bischof von Jerusalem, über 
die Erbauung der Grabeskirche. III, 30—32. 

7) Ein Rundschreiben an die Bischöfe Palästinas über 
die Erbauung einer Kirche im Haine Mambre. III, 52 
bis 53. 

8) Ein Brief an die Gemeinde von Antiochia über die 
Erwählung des Eusebius zu ihrem Bischof. III, 60. 

9) Ein Brief an Eusebius über denselben Gegenstand. 
UI, 61. 

10) Ein Brief an die Synode von Antiochia über den- 
selben Gegenstand. II, 62. 

11) Ein Edikt gegen verschiedene Ketzereien. III, 64 
bis 65. 

12) Ein Brief an den Perserkönig Sapor, worin Kon- 

















DIE URKUNDEN DER VITA CONSTANTINI. 345 
weniger stolz war als auf seine französischen Dichtungen 


und gleichwohl, wenn er nichts anderes geleistet hätte, längst 
vergessen wäre. Jenes einzige Schriftdenkmal, das ganz un- 
zweifelhaft Konstantin angehört, der Brief an Porphyrius 
Optatianus, ist sehr wenig bekannt; wer ihn aber gelesen 
hat, der wird mit mir darin übereinstimmen, dafs je rheto- 
Tischer, unzusammenhängender und geschmackloser eine Ur- 
kunde des Kaisers ist, desto wahrscheinlicher ihre Echtheit 
wird. 


Hinne Rode in Wittenberg, Basel, Züric- 
und die frühesten Ausgaben Wesselschems 
Schriften. 


Von 
Lie. Dr. 0. Clemen in Zwickau. 


1. Quellen und Litteratur. Voruntersuohungen. 

Rodes Zusammentreffen mit Okolampad in Basel ist be- 
zeugt durch dessen Brief an Hedio vom 21. Januar 1523 !: 
Rodio Traiectensi parum hoc vesperi locutus sum ceras ad 
prandium Cratandri vocato ... Wesselum ei volet Rodius 
imprimet Cratander. Hierzu sei bemerkt: 1) Durch diese 
Stelle ist selbstverständlich nicht ausgeschlossen, dafs Rode 
schon früher nach Bascl kam. Mit Ökolampad zwar kann 
er hier noch nicht lange verkehrt haben, da dieser erst am 
16. (17.) November 1522 in Basel eintraf. Aber daraus, 
dafs bereits im September 1522 bei Adam Petri eine Aus- 
gabe der Farrago Wessels erschien, möchte doch zu folgern 
sein, dafs Rode schon damals in Basel war, denn, um mit 
Dieckhoff? zu reden: wenn nicht alles unsicher werden 
soll, müssen die Ausgaben der Farrago Wittenberg 1522 
und Basel September 1522 mit Rodes Besuchen in diesen 


1) DD. Joannis Oecolampadü et Huldrichi Zwinglii epistolarum 
libri quatuor (Basil. 1536), p. 209b. 

2) Die evangelische Abendmahlslehre im Reformationszeitalter (Göt- 
tingen 1854), I, 278. 






RODE IN WITTENBERG, BASEL, ZÜRICH. 347 


A Bknussbung stehen. 2) Andreas Cratander, 
bei dem Rode gewohnt zu haben scheint, war Januar 
1523 bereit, „Wesselum“ zu drucken. Irgendetwas mus 
ihm dazwischen gekommen sein. Wahrscheinlich schien ihm 
das Unternehmen zu wenig Gewinn zu versprechen, da 
ehon im September 1522 bei Adam Petri die Farrago er- 
schienen war und eine zweite Auflage eben jetzt dieselbe 
Presse verlassen sollte ?. 

Fir Rodes Besuch bei Zwingli in Zürich haben wir un- 
amfechtbare Quellenbelege bei diesem selbst. In seiner Re- 
sporısio ad Joannis Bugenhagii Pomerani epistolam (23. Ok- 
tober 1525) schreibt er*: Ibi dei munere faetum est, ut 
duo quidam et pii et docti homines, quorum etiamnune ta- 
cebo nomina, ad Leonem nostrum et me, conferendi de hoe 
Argzuamento eausa venirent; eumque nostram hac in re sen- 
tertiam audirent, gratias egerunt Deo ... ae epistolam euius- 
daursn et docti et pii Batavi, quae iam exeusa est sine 
Solwzta sarcina eommunicarent. Hierzu sei folgendes be- 
mearkt: 

3) Den Namen des Briefschreibers nennt Zwingli zuerst 

‚er Responsio ad Theob. Billicani epist. resp. vom 1. März 
1526: die Namen der beiden Briefüberbringer in der Amica 


egois (25. Febr. 1527)*: Ipse ex Honio Batavo (euius 
 epässtolam Joannes Rhodius et Georgius Saganus ... . attule- 


Fun) per Est pro Significat expedivi .... 
2) Aus „Ad Leonem nostrum“ ergiebt sich, dafs Zwingli 
vor dem am 2. Februar 1623 erfolgten Amtsantritt 
Leo Juds als Leutpriester zu St. Peter in Zürich mit Hoens 
Briefe bekannt wurde &. 
8) Der Bericht L. Lavaters tiber diese Konferenz 
er 


2) Panzer, Annales typographici VI, 233. 439 u. 239. 490. 
=) Opp: ed. Schuler-Schulthefs III, 606, 
3) ibid. 663. 4) ibid. 553. 
_ 5) Plitt, Gesch. der evangelischen Kirche bis zum Augsburger 
ra 1867), 8. 468. Loofs, Leitfaden der Dogmen- 
8. 887 Aum. gegen (Ullmann, Reformatoren von der Re- 
Arster, II [Gotha 1866), 464 u) A. Baur, Zwinglis Theologie, ihr 
Wera un ihr System I (Halle 1889), 8. 270#f. 














is Groningensibus . . „ p. 17 aufei 
Andreas Munter, p. 18 auf 
namens Johann Gallus. Danach kann man von H: 
zum Teil gute und zuverlässige Kunde erwarten. 
Speziell nun für a 
Wittenberg und die damit zusammenhängenden B 
beruft er sich auf Rode, Goswin van Halen, Melanchthors 
und den Bürgermeister von Constanz, Thomas Blaurer. „Dieser 
Herr Thomas, damals (d. h. als ihn Hardenberg Sommer 1544 
in Constanz besuchte ’), tödlich erkrankt zu Bette liegend, 
affırmabat se prandio illi (das Luther zu Ehren Rodes ver 
anstaltet hatte und bei dem der Auftritt mit Carlstadt sich 
ereignet haben soll) interfuisse et Lutheri se convietorem 
fuisse“ Weiter unten: „Auf ihn berufe ich mich als auf 
den sichersten Zeugen für dieses Geschehnis. Die andern 
(Rode, Goswin, Melanchthon) sind im Herrn 
doch möchte ich, dass man ihnen Glauben schenkte ut viris 
bonis und mir ut fideli relatori.“ Angesichts dieser gewichtigen 
Berufung auf gute Gewährsmänner ? und in Erwägung dessen, 
dafs Hardenberg sonst immer mit gewissenhafter Genauig- 
keit es vermerkt, wo er sich nicht mehr klar des ihm Be- 
richteten erinnert, während hier eine solche 
fehlt, halte ich eg für ungerechte Hyperkritik mit Kolde 
den ganzen Hardenbergischen Bericht in Bausch und Bogen 
über Bord zu werfen. Gewils, es ist leicht möglich, dafs 
Einzelnes ihm falsch oder verdreht erzählt wurde oder sich 
die Details in der Erinnerung des alternden, viel umher- 
getriebenen Mannes verwischten, trübten, unwillkürlich aus- 
gestalteten und in einer der Wirklichkeit nicht entsprechen- 


ne en 


1) Spiegel p. AT. 

2) Muurling p. 128%, 

3) p. 2: Ich bedauere es, bei den Erzählungen Gerhards a Cloester 
nicht etliches vachgeschrieben zu haben, quae nunc non satis exacte 
meminisse possum. p. 5: Non memini, quod Goswinus Halensis . .. 
super hac re (über die Umtaufung Wessels in Basilius) quid certi mihi 
dixerit, 










des Obersatzes zugegeben, bleibt ER Beweis 
Es ist ganz wohl denkbar, Eu a Tee 
Zeitraum von 8 Monuten ! zusammendrängen — in jene ser 
fieberhaft erregten Zeit, wo die Ereignisse sich auf dem Fuls ==e 
folgten, die Federn übers Papier sausten und die Press —— 
nicht still standen und doch auch das Reisen nicht so 
Zeit kostete, als man anzunehmen geneigt sein könnt, —— 
man rechne nur an der Hand der Briefe den Reisen d— — 
Erasmus, Hermanns von dem Busche und anderer vagabo=— =! 
dierender Humanisten nach! 

2. Grund Dieckhoffs: „Die 1. Ausgabe der Fr 
ist Wittenberg mit einer Vorrede vom August 1522 erschiene —i 
Ebenso ist die Vorrede Luthers, welche der Ende 1622 —- 
Basel erschienenen Ausgabe vorgedruckt ist, vom 
datiert; das kann nur der August 1522 sein, da Luther 1 
auf der Wartbarg war. Also mufs die holländische Gun 
schaft, mit deren Ankunft in Wittenberg bezw. Basel de 
Erscheinen der Farragoausgaben in Zusammenhang 
muß, wenn nicht alles unsicher werden soll, Sommer 1 
in Wittenberg, Ende 1522 in Basel gewesen sein.“ In dies ——a 
Sätzen stecken mehrere Fehler: a) Die von Dieckhof 
als 1. Ausgabe der Farrago hingestellte Wittenberger A: 
‚gabe (Druck von dem jüngeren Melchior Lotter ?; die Zwole— 





1) Schon ‚am 8. August sandte Luther diesen Sermon an Stauyi rt“ 
(Enders U, 455). 

2) Titelbordüre Dommer, Lutherdrucke auf der Hamburger Stade" © 
Vibliothek (Leipzig 1888), 8. 287, Nr. 76, 







ıs Paltosphyra endigt: 

steht nichts da. b) Die 1. Baseler Ausgabe 
erschien September (nicht Ende) 1522, und das Luthersche 
Vorwort darin ist datiert: 3. Calendas Augusti = 29. Juli. 
©) Weshalb soll Luther nicht auf der Wartburg diese Vor- 
ide geschrieben haben können? Er war doch gegen die 
Aufsenwelt durch das Burgthor nicht hermetisch abgeschlossen, 
‚sondern empfing Briefe und umfüngliche Büchersendungen 
aus Wittenberg und schickte sie unbehelligt zurück. 

 &% Grund: „Hardenberg setzt in seiner vita Wesseli die 
Übebrigung dw Hoenschen Briefes durch Rode an Luther 
irı Verbindung mit dem Ausbruch des Abendmahlstreites 
zwwischen Luther und Carlstadt; nun aber spricht sich Carl- 
stadt in seinen Schriften von 1622 durchaus übereinstimmend 
mit Luther über die reale Präsenz des Leibes und Blutes 
Christi im Abendmahle aus, und erst nach den Wittenberger 


1) Während ich trotz alles Suchens über Andreas Paläosphyra 
Richts habe ermitteln können, fand ich in Seriptorum historiae Mo- 
inaxime inservientium tomus noyus ed. Joannis (Frank- 
fürt a, M. 1727), p. 481-440 ein Gedicht Johann Arnolds von Bergel 
lie Erfindung der Buchdruckerkunst (De Chalcographiae inventione 
eneomiasticum Joanne Arnoldo Bergellano auctore, Moguntiae 
ictorem primo excusum a Francisco Behem Anno MDXLI) ab- 
ekt. Der Herausgeber sagt (praefatio p. 427): „Quis autem ille 
fuerit; unde gentium venerit Moguntiam, quamdiu in vivis egerit, 
genus alia „.. . me neseire lubens fateor.“ Aus der Widmung des 
chts an Albrecht von Mainz ergiebt sich, dafs Bergel 1540 „non- 
‚Beni littora positas eivitates negotii culusdam gratia* be- 
und dabei „lcet infelici auspicio“ nach Mainz kam, Aus Vers 
b = Gedichts, dafs er seit 15 Jahren als Korrektor in einer Druckerei 













onum #ypographien . ... instaurata studio Jo. Christiani 
ii Ba 1 (Hamburgi 1740), = 1-40 und den dort angegebenen 
Vgl. noch Mallinerot, Dissertatio de ortu et progressu artis 
iphicae (Colon, 1639), p. 98 (Monumenta etc, 745), Tentzelius, 
Iatio de inventione praestantissimae artis typographicae in Ger- 
Monum. 668; Zeltner, Correctorum in Typographicis eruditorum 


| Exaria (Norimbergae 1716), p. 79. 
Me 29* 
































Terz ter dessen Abhandlung über das Abendmahl. Unverzüg- 
län teilte er seinen Fund und seine Ansicht über das Abend- 
rm, die er sich auf Grund dieser Abhandlung gebildet 
Hamuete, einem Kreise von Gesinnungsgenossen mit, mit dem 
= zeit längerer Zeit schon in lebhaftem Gedankenaustausch 


std. Man beschlofs, Luther zur Herausgabe der Wessel- 
= Haren Schriften zu bewegen und ihm dio Gedanken über 
Am Abendmahl, zu denen man gekommen war und die Hoen 
=== ‚einem in Briefform abgefalsten Aufsatz fixiert hatte, zur 
sa vorzulegen. Zum Überbringer erkor man den 
Ereoktor des Utrechter Fraterhauses und der dazu ‚gehörigen 
Sehule, Hinne Rode. Er nahm mit sich: 1. die Schriften 
WW essels, welche Hoen in Hoecks Nachlasse gefunden hatte 
«=xum größsten Teil wohl Autographa), 2. Schriften Wessels, 
(sei es in Originalen, sei es in Abschriften), von einem 
"weiteren Publikum bisher unbeachtet, im Agneskloster bei 
gelegen, 3. den Brief Hoens de coena domini. An- 

Zeug 1521 erschien Rode in Wittenberg. Mit grolser Freude 
Luther Wessels Schriften, wurde jedoch durch seine Reise 
“ach Worms und den Wartburgaufenthalt verhindert, die 

. derselben selbst zu besorgen. Er liels es sich 
“ber nicht nehmen, von der Wartburg herab ein empfehlen- 
des Vorwort, niedergeschrieben am 29. Juli, Rode zu senden, 
das dieser in die Heimat mitnahm. Hier trat er sein Amt 

‘ Utrecht wieder an, zugleich veranlalste er in Zwolle die 
Drrucklegung von Werken Wessels und wohl auch anderer 
z ter Männer. Nicht lange danach aber wurde 
‚= wohl wegen der mit Luther angeknüpften Verbindung 
“Er in Utrecht enthoben. So sah er sich ge- 
Zungen, die Niederlande aufs neue zu verlassen. Georg 
Saganus ging mit ihm, Ob er nochmals mit Luther in 
Wittenberg sich besprochen oder gleich direkt nach Basel 
Sich gewandt hat, ist nicht zu entscheiden. In Basel 


En 










ip: 





24* 


372 CLEMEN, HINNE RODE IN WITTENBERG, BASEL, ZÜRICH. 


traf er wahrscheinlich vor September 1522 ein. Die Bee 
reicherung der ersten Baseler Ausgabe um Luthers Vorwor- — 
das vaticinium Wesseli und die Briefseammlung wird ihm z — 
verdanken sein. Fest steht, dafs er im Januar 1523 ir—- 
Hause Cratanders mit Ökolampad verkehrte. Ökolampa — 
weist ihn zu Zwingli nach Zürich. Hierher kommt 
Sommer 1523. Herbst 1524 ist er bei Butzer in Straßburg 

Die nächste Spur, die wir von ihm finden, zeigt ihn ue——ı 
nach dem 15. September 1525 in Deventer ?. 


1) Baum, Capito und Bucer (Elberfeld 1860), S. 80. Ende — 
V, 67. Köstlin $. 717. 

2) Geldenhauer begrüfst ihn bier auf seiner Reise von Antwerepe—== 
nach Wittenberg, nachdem er sich vorher im Haag die Verbrennung dm — 
Jobann Pistorius am 15. September 1525 angeschen hatte (Itinerariu - 
Geldenhaurii im Archief IX, 510). 





Prrotestantische Propaganda in Spanien 
im Anfange des 17. Jahrhunderts, 
Von 
Ed. Boshmer. 


= Die Papiere, auf denen diese Mitteilungen beruhen, sind - 
©xı Herm Alfred Morel Fatio im Pariser Nationalarchiv 
Re tccht worden (K 1471, Nr. 19, 81, 147%, 147%, 154; 
2474, Nr. 62, 63, 67) und abschriftlich mir zum Geschenk 
Sı nacht, wofür ich auch hier meinen besten Dank sage, 
ae ‚ind aufser dem unten abgedruckten französischen Bericht 
in spanischer Sprache abgefafst. 
>4 Am 16. Januar 1616 schreibt der Herzog von Monteleon, 
Parnischer Gesandter am Pariser Hofe, aus Poitiers an seinen 
©rrn, der Jesuit Cotton, Beichtrater des französischen 
3 habe.ihm mündlich und schrißlich mitgeteilt, was 
Waf peiliogendem Blatte spanisch zusammengefalst sei. Näm- 
ein Herr von Rang, nicht katholisch, der sein Interesse 
“md seine Behaglichkeit mehr schätzt als die Religion, die 
SE bekennt, und der dreißig Jahre im Dienst der Herzogin 
von Bar? gestanden und in ihrem Auftrag Reisen gemacht hat 
Wach, England, Flandern, Deutschland, Genf, der Schweiz 
Femme 


2) Louis XII. Cotton war schon Beichtrater des Vorgängers, 
Beuri Iy, 

2) Catherine de Bourbon, Princesse de Navarre, geboren 1558, 
Töchter von Antoine, König von Navarra und Jeanne d’Albret, also 
Selimester von Henri IV, Verheiratet 1599 mit Henri de Lorraine, Duc 
de Bar. Starb in Nancy 18. Februar 1608. 


we nn — 






























& La Rochele ils eurent noveles qu’elo etoit 3 
3s dit Isao s'embargun & La Rochele, avec 


viteurs de Madame trois mois aprös. 
demenra infructueuse pour le passage 
et Basse Navarre, bien que l’auteur de l’avis nit 
correspondance aveo le dit Isac, Jehan ed 


de Bordeaux par l'entremise de l’auteur de Var wi 

Or lorsque le dit Isac Lwz fut arivd A Nancy avec 
Capel ministre et l’auteur de l’avis, Madame s’etant infor = 
moyens qu'ils avoient tenu pour faire passer les Bibles } — 
& Sevile, le dit Isac anroit repondu A Son Altesse quils ı 
servis du credit d'un nom& Corneluson Bandaluouer [sic] ma 
demeurant ä Anvers, natif d’Amstradam, lequel aroit remis 
fordeaux des dites Bibles envelopees en toile ciree ded 
toneaux pleins de harengs rouges et au milien da dit 
des dits fardenux convert des deux bouts des dits harengs, 
toneaux otoiont entrös & Ser; 
Conrad Hecque aleman qui 
prechoit on ospagnol, et etoit log en 
de los Biscainos, de laquele il abusoit. Et laquele feme | 
que temps aprös epousa un nom6 Bertran Castarens 
frangois qui est encores aujourdhui comissionaire des 
de La Rochelo et Iles d’Oleron, Marenes, Rez et Sables d', 


faire lours assemblees, non pas A la maison du dit 
mais bien en une autre maison d'une parente de la 
Casterens, oü plusieurs femes espagnoles 30 trouvent, 
aprös avoir fait leurs ceremonies endiablees se donent 
temps et du plaisir, Et quand les dits marchands se 
le mot qu'ils ont entre eux pour s’assembler est: V 
ou! iremos a comer harenquos. Il faut tenir pour 
assuree que tous les etrungers qui vendent en Espagne 
ronges se trouveront saisis des dites Bibles et autres - 
tiques, memes de Les Institutions de Calvin, et du Symbole 


1) Meine Abschrift hat o. 


gg a 















Nevers et le second fils du Due de Lor- 
Vieomte [de Turenne] y pensa tout 
e sich mit Charlote de la Marck 1591. 
e des Hauses und Fürstenthums Anhalt, 
1782, 8. 581, bemerkt zu dem Prince d’An- 
: „unfer welchem kein anderer, als Christian 
den kann“, der Anfünger der Bernburgischen 


‚deutschen Fürsten damals etwas von Heinrichs 


erfahren haben, ist 

Hilfstruppen wünschte, wendete er sich 
von Anhalt, der dann auch durch Elisabeth 
"zum Oberbefehlshaher des Hilfsheeres in Vor- 
ht wurde. Als solcher führte er 1591 etwa 
h Frankreich (vor Rouen wurde er ver- 
Be Kdig Hrußle.die Deulschen, ala;cr Liu 
Millionen Gulden schuldete (er hatte, um ihnen 
‚auch denSchmuck jener Prinzessin Charlotte von 
und der Anhalter aus dem Vaterlande kein 








390 BOEHMER, PROTESTANTISCHE PROPAGANDA IN SPANIEN. 


sellschaft, sagt in der von ihm selbst versifizierten Beschreibung seiner 
1596 und 1597 gemachten Reise nach Niederland, England und Frank- 
reich, Mai 1597: 
Des Königs Schwester liefs gar in dem Louvre hören 
Die Predigt, Gottes wort ohn menschensatzung lehren; 
Sie mochten auf dem Land auch Predigt halten frey 
Vom zwang’, und ihres diensts abwarten ohne scheu: 
Gestalt auch wir zur zeit zu Gottestische giengen 
Auf Reformirter art, das nachtmal dar empfingen 
Wir in dem Schlosse, so von Chantelou nicht weit 
Gelegen, da sich dan auch eben zu der zeit 
Des Königs Schwester fand, samt ihren anverwanten 
Dem Herren von Rohan und Soubiz’ [‚] auch bekanten, 
Darunter waren wir, das nachtmal ward verbracht 
Mit andacht ordentlich, wie Christus das vermacht. 
‚Accessiones historiae Anhaltinae. [Herausg. von] Beckmann. 1716. 
8. 201. Die Unterschrift dieser Reisebeschreibung lautet in den Access. 
p- 216: „Vollendet den 31 des Mertzen Anno 1649“. Nach Beckmanns 
Historie des Fürstenthums Anhalt, VII. TI., S. 317f. hat Ludwig diese 
Reisebeschreibung „wenige Zeit vor seinem Ableiben noch einmahl über- 
sehen“. Er starb 7. Januar 1650. 

Auch er freute sich der Befreiung der Niederlande vom spanischen 
Joch. In der Beschreibung seiner italienischen Reise sagt er gelegent- 
lich der Totenfeier für Philipp II im Hornung 1599 (S. 280f.) 

Nun Niederland allein der König hiuterliesse 

Vertieffet noch im Krieg’, und solches sich entrisse 
Doch endlich seiner macht, ja das zum guten theil’, 
Inden die freiheit er entzog’ ihm alle weil’, 

In die sich wieder doch durch kriegesmacht gesetzet, 

Und ihres schadens wol erholet auch ergetzet, 
Die sieben Länder nun in einen freyen Stand 
Gerathen seind, und drin regieren leut’ und land. 


Ronerendissimi in: christo.patris ae Iiln- 
i  & domiatz domini Eric dei gratin Heck Pade- 





, Nürnberg, 1. Mai a. und 


ur] "kmann 
ee lc im National -Muscum, Cod. K, 179% und 










| Eli I a, in en Car ud Ar nd dm 


da ZT N. 2 und Nr. 306, N. 2. Matthaeus 
Adrian gg sat Ton der hebräischen Bücher nach Magde- 
zum 4. Juni 1520: Doctori Hadriano 
‚potenti pro emendis hebraicis libris a doctore Allera- 
"Alvensleben) preposito Brandborch. viginti grosses, 

6 a ealdielasücte ‚erueis (Orueis inventio, 3. Mai). 
Zu II, Nr. 310, N. 13. Den wichtigen Brief Huttens 
arm Miosellan, Mainz, 4. Juni 1520 druckte Böcking ? nach einer 
wszzenauen Kopie ab, die er leider auch nicht überall glücklich 
verbesserte. Wir wiederholen ihn hier deshalb nach dem durch- 

We zut lesbaren Originale ® noch einmal. 


Viue libertas. 
Ulriehus Huttenus Equ. Petro Mosellano. Salutem. 

Da veniam, si et paneioribus, quam consueui, reseribam tibi, 
_ @pistola non te digna. Hodie enim Ferdinandum ® accessurus 
'surarum plenus maximarum. De condicione nous nondum 
&St, mt gratoleris. Tamen, ubi respondebit hnic animo, cortiorem 
, at communi literatorum omnium cansa gaudeas, nos in 
1, ubi possim vobis consulere. Recte arbitraris, 
* Adiligetur enim, adfligetur per Christum, 
prius consistendum est. Praeterea suscoptum ® 
‚pontißcalem Tyrannidem negocium, nulla cessatione inter- 

Decretum est in omnem euentum prosequi, ot 
dabunt se initia rerum. Ad quod coptum, 
facere possim bonis omnibus, quam sim animo ex- 
quam fere ® satis, qui hoc excitem vobis incendium. 
enim improbi, «durentur, etiamsi conflagrare me simul 
Be ‚confidite, et omni postergata imbecillitate, spem 
bis plenam, at aliquando andete nomnihil et ipsi. Lu- 
j, sed pro oportunitate breuiter. Exeitate hominem, 
"Taunte ?, %, si laborat, Circumsistite, si nutat, fulcite, 


Hutteni 0) IV, 689. V jahraschrift für 
Kun r RER re je 
110 16 een 1.8 ‚Sehl., von Wallenberg- -Fenderlinsche Bibliothek, 


Ba en Gemeint ist Edward Lee, der Gegner des Erasmus. 
Ba 8. 334. 386. 341. 840. 347. 848. 849. Straufs 8. 882. 

. ferus. 
=) B. Ineitatel 

u 26* 


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sellbem Jahre ging or nach Leipzig, wo er bis 1520 als gelehrter 
Korrektor in der Druckerei von Melchior Lotter beschäftigt war 
um nach der Sitte der Zeit den Drucken dieser Offizin em- 
pfehlende Verse beifügte }. 

_ Eine der ersten Früchte seiner Thätigkeit sind: Joannis 
Frascisci Pici Mirandulani Hymni heroiei tres etc, Liptzck per 
Melchiorem Loiter MDXIIL. 4%. Tulken nannte sich übrigens 
im Leipzig Tulichus und erst 1520 geht er zu der Namensform 
Tulichius über. Er nahm in Leipzig auch wieder seine Stu- 
dien auf, aber er schlofs sie dort nicht ab, sondern ging wie- 
der nach Wittenberg. In einem in nedibus Lottlerianis vom 
2. Februar (1520) datierten, an seinen Freund Hieronymns Rn- 

x ‚aus Bantzon ® geschriebenen Briefe * sprieht er von den 
Gründen des Ortswechselst Accepi tuan epistolum multo iucun- 


PSine propter quorundam bonorum copiam amicorum, in quibus 
Huabeo non postremum, facere, sed ratio studii mei et prepto- 
Fam ac molesta pariter et inigun quorundam sophisterum aemu- 
latio nunc mo ire cogunt. Mulo enim inuidine cedere, quam cum 
Iuibnsdam, libertate penitus amissa, optimos et doctissimos quos- 

20 Jomines capitaliter pro eorum libidine odisse, Habeo tibi 


B 


‚ubicanque fuero. Mosellanus noster, item et Camicianus et 
42 quidam boni viri me hortantur, ne Lipsiam deseram. Sed 

ere sine studiorum instura non umplins licet, Scis enim, non 
mostris, presertim in gravibos stadiis et doctis preceptoribus 
Vuittenbergensibus esse paris, Tu tibi fuga in tempore con- 
nee antoa huc redeas, quam aorem esse salubriorem ha- 
esploratissimum . . . 

_ Schon am 9. Februar 1520 ist, und zwar wieder als erster 
Fo 17 Mitbewerbern, Hermannns Dalichius de Stenhem in Witten- 
. “re 


ya 





H 


: 


e * Magister geworden ®, 
Ar ach f 
ans Nachfolger des Tulchius bei Lottar war Johann Arnold, 
i eher tan praeli praoses*, Siehe unten Vita De 
sy: Pp- 


= 


2) Panzer, Annales fypogr. VII, 184. 
3) 1516 8:8. in Leipzig Baecalaureus: Hieronimus Rupertus de Bu- 


1518 W.S. Dazu 1489 W.S, Jheronimus Ruperti de 
, Landeshut i. Schl., von Wallenberg - Fenderlinsche Bi- 
1, fol. 264. 


= „2, fol. 
R östlin a. a. O. II, 17. 













A pro tuo erga me studio, illudque tibi persuade, me tuum 


n von dem Damme, mit Johannes Cornarius und 










Wittenberg einen Helluo, der in Leipzig durch Hegendorff zum 
Druck kommen sollte, und als Johannes Dantiscus und Andreas 
-Crieius „de bello Prutenico scripserunt carmen adversus Ger- 
manos satis supereiliosum“, nmtworteten auf Otto Bockmanns 

"Wunsch Bertram von dem Damme und Homburg poetisch !. 

_ Im Wintersemester 1520/21 wnrde Hornburg als Baccalaureus 
Ingolstadiensis, er mufs also vor Leipzig in Ingolstadt studiert 
‚haben, van der philosophischen Fakultät recipiert und am 10, De- 
‚zember 1520 mit Bertram von dem Damme zum Magister pro- 
moviert. Er scheint dann nochmals nach Leipzig gegangen zu 
‚sein, dem die von Andreas Palaeosphyra Johann Pellio (Kürsch- 
ner), Geistlichem in Gundelfingen, gewidmete (29. Juni 1521) 
und für Palaeosphyras Baccalaureus-Vorlesangen ® bestimmte Ans- 
gabe Joannis Rouchlin Phorcensis LL. doetoris celebratissimi 

e ‚ rel Capitis caput. Lipsie in edibus Ualentini Schumann 
‚Anno domini Millesimo quingentesimo vigesimo primo. 4°, trägt 
auf dem Titel ein Tetrastichon von Joannes Hornburgius Erythro- 
nlitanns wis griechische Distichen: zaurroqopos Fyerdanguros 









(03 
Zu III, Nr. 399, N. 15. Das lateinische Gedicht: In 
Papam ‚ridieule eiroumvectum nuper in Bacchanalibus ludis scazon 
steht in: Epigrammata in juris canoniei incendium Heliodori 
Alexiaci. 0.0. u. J. 4% Das von uns benutzte Nürnberger 
| trägt das Autograph: D Christofero Schewrlo v. j- 
-<oetorj consultissimo Nurnberge, OB (i. e. Otto Beckmann) ®, 
Zu III, Nr. 464, N. 1. Einen Stimmungsberieht sandte 
an dieser Zeit in nem undatierten Briefe * Caspar Cruciger aus 
| Wittenberg an Andreas Palaeosphyra: ... Noyarım autem rerum, 
"gas pro certo possint scribi, nihil adndadm est, nisi quod pas- 
siem hie eucollos abieiunt monachi, et missarım abusus apad ali- 
2205 tollitor. Atque hacc optimorum virorum et doctissimorum 
<ozmsilio fiunt. Sed Ioe ante hac inanditum fueinus pauei sunt, 
gi probant. Nempe ii tantum, qui omnia, arse ad verum chri- 
spectant, rectissime intelligunt . 


—_ 
| “ 3 ae! Brief a rauen Lau Alaeei Te 

Nach den Leipziger tatuten war estäm mt, je Baccalaureen : 

GE eanicule ortu ortu graviora ac philosophiea studia breviusculo tompore 
= ‚tur, quo ul De ee ti exercitabundi auctores que 








Pi 3 Easapr besitzt die Hamburger Stadtbibliothek; 
wo 1520 in 1521 abzuändern ist. 





_WALTHER, ZUM MAINZER RATSCHLAG. 413 


Sowohl Janssen wis Friedensburg begnügen sich noch mit 
blofsen Vermutungen über die Zeit, wann das Mainzer Domkapitel 
mit Vertretern der zwölf Kapitel seiner Suffraganen über die 
zum Schutz der Interessen der katholischen Geistlichkeit notwen- 
digen Schritte beraten hat. Friedensburg nimmt an, die Ver- 
sammlung werde in den Anfang des Dezember anzusetzen sein. 
Aus der Überschrift der Instruktion für die Abgeordneten Würz- 
burgs ergiebt sich, dafs der Mainzer Tag am 14. November ab- 
gehalten wurde. 

Dieselbe Instruktion lehrt, dafs das Einladungsschreiben sehr 
unbestimmt gehalten war. Es dürfte nur die Klage enthulten 
haben, dafs etliche weltliche Obrigkeiten Geistliche der Mainzer 
Provinz rechtewidrig beschwerten, und die Aufforderung zu einer 
Beratung darüber, wie dem zu begegnen sei. Weder war unge- 

, von wen die Beschwerung ausgehe, noch worin sie bestehe, 
zuoch welche Mittel zur Abhilfe ins Auge gefüulst würden. Es 
konnte das Würzburger Kapitel sogar darüber ungewifs bleiben, 
ob Luthers Lehre Erwähnung finden würde. Wie diese Ver- 
—schwiegenlieit bei der Konvozierung sich aus der Besorgnis, der 
game Plan könne durch unerwünschtes Bekanntwerden vereitelt 
"worden, erklärt, so lehrt sie uns auch verstehen, warum auf der 
Versammlung nicht definitive Beschlüsse gefufst wurden, sondern 
noch erst eine Zustimmung der verschiedenen Kapitel erforderlich 
war. Den Abgeordneten hatten eben nicht genügende Instruk- 
tionen mitgegeben werden können. 

. Sodann erfuhren wir nun, welche Vorschläge das Mainzer 
_ Kapitel den Versammelten zur Beratung vorgelegt hat. Hier 
wird die Bekümpfang der „Lutherischen Prediger‘ in den Vor- 
dergrund gestellt, und doch auch fehlen hier noch einige Punkte, 
Welche schliefslich in den Ratschlag aufgenommen wurden, so dio 
‚ dafs die Freiheiten der Bettelorden zu beschränken 

seien. 

Dafs auch auf dieser Versammlung nicht alle nur einig 
Waren, zeigt die den Würzburger Gesandten mitgegebene In- 
 Stenktion. Ihnen wurde eingeschärft, darauf zu bestehen, dafs sie 
den ersten Platz einzunehmen hätten, besonders vor den Wormser 

Trotzdem dies „nicht zugestanden“ wurde, scheint 
“man in Würzburg beschlossen zu haben, diesen Anspruch auf- 
echt zu erhalten. Denn die Kopie, welche Lutber von dem 
Mainzer Ratschlag erhielt, nennt als Summen, welche zur Ans- 
mem des Beschlossenen gozahlt werden sollten, für Mainz 300, 

Er Würzburg und Konstanz je 150 Gulden; die Würzburger 
Anschrift des Ratschlages aber setzt Würzburg mit 200 Gulden 
"m, sodals es in der That den ersten Rang nach Mainz ein- 


Be 





415 







Im n vff den wegk gein Meincz, so ein Ere- 
vi humbeapitoll dosolbst In Iren obligonden 
sen el boswernus, dio Ine von etlichen weltlichen 
ob eygkeiten begegnen, Dinstag nach Martini komend, 
« angesatzt hatt. 
‚Erstlich soll der gesandt hio yon meinenn herron vom Capitell 
absgzefertiget werden mit einer freuntlichenn schrift, ongeuerlich dits 


Inhalts; Erewirdige vnnd wirdige, besondere liebe hernn nnd freundt. 
Wir laben ewr Erwirden vnd wirden schreiben, wie vnd welcher 
gestallt otlich weltliche obrygkeiten ewr E. vnd w. vnd andern 
geistlichen meynczischer prouincz wider alt herkomen, freyheit, pos- 
seseionn vnd gebrauch besweren sollen ıc., mit angehangener bite, dus 
wie ein geschickte person aus vos vil Dinstag nach Martinj zw euren 
E= vnd wirden gein Meinez, mit einer Insiructionn, wie solchen 
vnd obligenden zubegegenn sey, helfen ratschlagen, ab- 
fertigen sollen, mit weiterm Inhalt vernomenn, Vnd tragen Zu- 
Borderst solcher widerwartigkeit ein getreulichs mitleiden, mochten 
auch Jeiden, das ewren E. vnd wirden vnd allen anderen geist- 
lichen beswerten personen nach Irem willen, wie wir dan hoffen, 
#06 der allmechtig solchs nach seinem gotlichen willenn zum 
Festen fügen werde, zustünde. Vnd habenn darauff den Erewir- 
Ügen heren michelan von samschinn, vnsern miteapitelshernn, zw 
nd wirden auf bestymbten tag abgefertigt, mit besonderem 
alles das jhene, das zuuorderst einem Erewirdigen thumb- 
za Meincz, auch andern vnd ganczem geistlichem stund zu 
au chem auffnemen vnd wolfkrt kommenn, reichen vad 
„ nach seinem besten verstentnus helffen beratschlagen 
x. Dan wo mit wir ewren E vad wirden wisseten 
lichen willen wnd dienst zuerzeigen, dus weren wir 
gewillt vnd geneigt ıc. 
der gesandt, also bald er zu Meinz einkombt, sich 
Capitell oder dem Dechant ansagen lassen, wie er 
Herenn vom Capitell zw Wurezburg auf jr schreiben 
sey, den tag zubesuchen, mit bite, wan, vnd wue die 
sein wnd sich anfahen soll, So woll er sich auch dar 


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so also alle gesandte vl den tag an angezeigte malstatt 
E komen sein, Soll der gesandte uchtung haben, das er 
Wurszburg jn meinczischer prouinez vor anderen den 
berbracht hatt) un die Erste statt, [um Rande von der- 
‚ Hand: „wurdt nit gestanden“), vnd sonderlich vor dem 
ten von wormbs loeirt nd gesaczt werde, vnd on das sich 
‚erden oder seczen, wuch jn handlung nit einlasse, Es were 
sach, das es vil dissem tagk ongeuerlich zuhalten oflennlich 


Alt 


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F, 


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5 Be RATSCHLAG. ar 


2 ‚gescheen vnnd sie geren gethan hetten, endtlich 
na abfertigen können. Zw dem, das der gleichen 
beawernuß seinen heren vom Capitell vnd anderen geistlichen 
PerROHen jm stielt wurezburg (got s0y lob) von weltlichen noch 
Dan was die Marggrauen von Brandenburg gegen 
den CYistarn yund geistlichen, [fehlt „so“] jun jren furstenthumben 
ee ju kurczen tagen furgenommen sollen haben, Des (als 
ler geschickt versche) mein gnediger her von Wurezburg 
vıtorsiehen werde auff zuhalten. 
Hört dan der gesandt, das pfalcz oder Hesßen (als vermat- 
lieh) die weltliche obrygkeiten, so solche newerung vnnd be- 
gegen Meinez furnemen, seyn, 
So soll der gesandt sagen, das diße bede fursten mit einem 
Thumbeapitell zu meinez als wol wurczburg jm Bundt 
zw ah weren, die Eynung solch thetlich farnemen verpiete 
vermage, das kein Bundtsverwanter den an- 
a wider alt herkommen, recht vand freyheit ıc. betrangen soll ıc. 
ist der Bundt schuldig, einen jglichen bej sein alten her- 
freibeiten vond gepreuchen zu handthaben, schuczen vwond 
SChirmen. Darvmb were sein, des gesandten, gutbedangken vnd 
Tathe, das man solche beswernus nd newerung an Bundt zu 
awaben. gelangen lies wnnd anff den Bundtstagk, so iezund zu 
Nördlingen gehalten würdt, ein treffenliche hottschaft abfertigt 
Fand liesßen vmb rathe vnnd hilff vermög der Eynung ansuchen. 
Woren es aber die Grauen von Nassaw vnd Wedderau ıc.: 
Nachdem dan die selbigen vff den vergangen Bundtstag ange- 
Sucht yond gepstten haben, sich jn Bundt ein zunemen, wie sie 
dan yff disen Bundtstag beschioden sein ıc, were abermals bayın 
‚ anzuhalten, das die nit eingenommen wurden, sie stellsten 
diesem furnemen abe mit erstattung der entpfangen 








= ‚ schuldig ist. Vnd achte es dofur, das zu Jdießem mals 

"ein fuglicher woge furzuuomen sey, dießer sachen zu einer eyle 
“übegegen, dan durch den Bundt. 

- Wolt aber der Bundt sich sewmig oder beswerlich oder aber 

U gachen ja die harre vnnd lange Ban ziehen: So weren zwen 

einer; Nachdem die Stiellt Meinoz vif gemeinen Adell vnd 

Eaesalt vond bey dem herkommen, das ein Erowirdig 

den Adel], als am Reinstram, Frangken, Swaben, West- 

au Wedderaw vnd an andern orten, Ein iglichen nach seiner 

mann Malstat beschriebe vond jae solchs furhielte vond 

der rath vond hilf die sachen weitter angriffe, 


% B.-0. ZVIM, 3. E23 









WALTHER, ZUM MAINZER RATSCHLAG. 419 


Bedencken vndartickel des ThumbCapittels zü Maintz, 

den gesanten von den XII Stifften :. furgehalten, 

dis Gaystlichkeit vnd derselben beschwerdt belan- 
gendt, Anno 1523 (sic!) jare berathschlagt. 


Aus diesenn nochuolgenden artickeln mogenn alle beschwerungen 
wand vrsachenn dieser itzigen handlung gezogenn vnnd erfunden 
"werdenn. 

Vnond nemlich zum erstem die Lutherischen prediger belan- 
Sende, die dan wider wie christliche ordenung predigenn, das 
die pfaffenn weiber nemen, Monch und nonen aus den Closternn 
Jamffcon, das man nit tauffenn, nit beichtenn, nit messe lesenn, 
dio Mutter gots, auch alle heigenn nit anruffenn noch eren, Die 
kir-hen abeberechenn, Vond oloster vedilgenn solle x.: In solchs 
FUSS Elonn nnd dem widerstandt zuthun, wil von grossenn noten 
Seizy. Dan so es schon diser zeit jn etlichen stiften nit wer, 
je doch zubesorgen, das es balde an sie komen werd; wo auch 
< anfang nit widerstand beschicht, mag es darnoch schwerlich 
WÄR gdracht werden. 

E Zum wo denn Weltlichen Fursten, Obrickeiten vnnd 
Sklichenn reichsstetenn mit Innemung vnnd zerstorung der closter 
"ana Stiften, auch züeygung vnd Inuentirung derselben zins vnd 
=öniten, Auclı das sie die Clinodin boschlissen vand zumtheil hin- 
> teck nemen 2%, Wie sie dan zuthun angefangen habenn, zuge- 
sehen wurd, Item das sis auch der geistlicket (sic!) zchend 
nd guter besetzenn, Alles wider alter herkiiomen, froyheiten vnnd 
=eobrauch ıc., Ist leichtlich zuermessenn, das der geistlich standt 
zurstort vnd further nit melır erhalten werden mocht. 

Zum Drittenn, Wo die weltlichen Obrickeiten further nit mehr 
 geslatenn wolten, das man die geistlichenn Jurisdiction, wie bis- 

‚her gewonheit gewest noch laut der geistlickeit Freiheiten vand 
‚beschriebenden Rechtenn brauchen mocht, Sonder das sie alle sachenn 
_ für jre weltliche gericht oder rethe ziehen, vand doch nit fur- 
derlichs rechtens oder außrichtung verhelfen woltenn, 

Vnnd vber prescribirt possession alletzeit brieff vond siegel fur- 

‚bracht werdenn mussenn, das auch die vnderthanen nit darzu 
‚gehalten wurden, den rechten zehendenn zugeben, konten die 
‚geistlichen jn irem wesenn nit bleybenn. 


27* 





’Sum. abseiso autem fune por alium tria peotori suo vnl- 
nern u inflixit. depositus autem e curru, per chirurgicos 
refoeillatus jucuit semianimis quinque diebus; ubi antem mulier 
Be ‚vuram ejus gerebat, exiisset stubellam, in qua jacebat, ille 


änlaqueari vehementissime erebris vieibus, its ut cranium misere 

»Perfrogerit in contum fore oscula 1; nam et securim apprehendit, 

am capiti suepe illisit. tundem refracta sera subrentum est, ne 

Ex totum se conficeret. jucnit deinde rursus biduo aut triduo 

funestam exhalare potuerit animam, sepultus tamen est 

= Luthoranis hie in loco eonsecrato. hasc sunt R”° domine hor- 

=ends tragieue fübulse nequnquam fiotae verbn ®. 

 In® regno autern Poloniae omnia adhne servantur quas ca- 

sunt religionis. cueterum marchio Brandeburgensis elector 

instinetu Philippi Molanchthonis luthericam fecit ordinatio- 

Merzz in ferris suis, vocatis ad eam dietam provincialem tribus 

suis, @ quibus unas, nempe Brandeburgensis *, eonsen- 

Sisee dicitur et missam teutbonice celebrasse, in qua sub utraque 

eommunicaverit principem et aulicos ejus. audio et Wi- 

ein, qui apud ipsum Berlini est, ad eam rem cooperari, non- 

Aus tamen cortum habeo quid faeint. 

Empfehlungen an die Kardinäle Pole Sadolet Aleander Con- 

ee Farnese Simoneta und an den jüngeren Campeggio, eujus 
Pater delectissimus mihi patronus #0 dominus fuit ®, 
Ex Vratisiavia pridie kalondas fobruarias 1540. 

Joh. Cochlasus 
canonicus Vratislaviensis. 


Se. Cochlasus an Kardinal Contarini: Sadolot. Schrift 
ber die Vorgänge in Suchsen. Melanchthon. Gegenschriften 
des Cochlasus. Wolrab den Ketzern unterthan; Errichtung 
einer neuen katholischen Offzin in Mainz. Hoffnung auf Unter- 
stützung; finanzielle Lage. Verbreitung der neuen Lehren 
durch die protestantischen Schulen. Ausstattung der letzteren 
mit eingezogenen Beneflzien in Breslau und anderswo. Über- 
»etzungen ketzerischer Schriften. Der Famulus des Cochlasus; 

Im Mangel an Abschreibern. 1540 März 9 Breslau. 


Ans Arch, Vat, Arm. 62 vol. 97 fol, 158—159, eigenh. Orig, 
nn ee 


24 
i 
il 
: 
3 
E 
E 


rn Am Rande (von Cochlaeus): nollm haec de me rescire prineipes 
Serge Senigre! Er nn foret. 

3) Folgen unleser) inc) jen. 

Von hier bis quid faciat bei Raynaldusl. c. 

Mathias von Agon. 

Kardinal De ee, war im Juli 1539 Boch der 


Sohn Alessandro, welcher später auch den Purpur erl 








kamera ex mulichn quam ex debitorum urgenti necessitate !. gra- 


' et Vioelii exemplarium carcerique mancipatus 
evasisset, misi pro 0 intercessisset uxor ducis Hen- 
lutheranissima, quae ut hominem in suam traheret 
impetravit ei a marito luerosum privilegium, quo solug 
'quosdam libros in universo ducis Henrici prin- 
‚imprimere et vendere, quandoquidem habet oflieinam 
literarum formulis instructem quam habent omnes 
et nescio an etiam Frobenio Basiliensi in latinis 
teuthonicis typis cedere debent, ad hanc oflicinam per- 
t ille cura impensaque et promotione men precipne et Rev. d. 
i Vienensis, quam Lutherani nobis nunc praeripiunt. itaque 
' ex aflinibus meis® persunsi ut, relieta Dresda propter 
Moguntiam transmigret, ab Albi scilicet ad Rhenum, 
Per longam sane locorum distantiam et intercapedinam, ibique ope 
st eonsilio prioris typographi communis nostri affinis, qui Lipeiae 
‚debita remanere cogitur, novam pro nobis offeinam im- 

erigat Moguntias. sed pauperior est, quam ut suis 
statim eseudere nostra possit. ego autem meo, quod 
reden adhus est, poculio ad proprias indigeo necessitates, quas 
Pientissime ‚profecto nuper suo levavit subsidio Rev. d. episcopus 
Kormansis, Vezerreg longe ultra spem meam centum mihi misit florenos 
mearum relevamen. at seribo nunc R”° domino 
un me illius subsidio tam largo ad proprias opus 
haabaore necassitates, ot rogo eum ut nna cum R=® D. T. inter- 
east apud summum pontificem, ut ullam es pingui aliquo sacer- 
ale pain portionem in pium defendendae fidei catholicae et 
Bomanae ecclesiae usum in me derivet, unde possim 
AO) rursus typographo operm ferre, sicut fuctum est pientissime 
Arte biennium, quando jure et intercessione R"! d, eurdinalis 
Farnssil wieecancollarii reservata mihi est septima pars ex pen- 
Som pragpositurao Herbipolensis: quae sano portio mibi charior est 
Be sacerdofiis! grandes dignitatum tituloes minime ambio, 
mihi abunde titulus canonici; longe itaque majori me 
De et gratia ot benefitio si quid pensionis impetraveritis 
ash; quam si decom decanatus aut praoposituras in mo convor- 
Forst. ine date titulos dignitatum aliis, mibi portiuncnlam ex fruc- 


Im 


1) rt die Schicksale Wolrabs und seiner Firma seit der Prote- 
zanare en ae vgl. $. Widmann, Eine Mainzer 
read ee im Dienste der katholischen Litteratur 

Katar vs von Mecklenburg. 
Behem, von dem die Angraogene Schrift Widmanns ein- 
ee Er war der Schwager des Cochlaeus, 


Bw 





qui 
za illas cortius ER TeiE N gina go. basti genlarl af boni 
sonsule an affinis et famuli mei, qualemeumque scrip- 
quamvis enim viginti jam annis adversus ecelesiae 
decortavi laboribus curisque haud levibus, multas inde 
injurias et serumnas, exiliu item et perieula, nondum 
eos fuoultates perveni ut unum saltem justum et adul- 
alere ac stipendio fovere queam. unde fit ut cogar 
a0elibet libellos meos, quos edo, typographis transmittere, quales 
Prize, quod dieitur, manu seripti sunt a me, et si exomplar scrip- 
tum ei in via aut quavis fraude periret apud typo- 
totus mihi periret labor, quia nullum aliud extaret aut 
esset apud me illius scripti exemplar. sic et has nunc, 
quas RB» D. T. et ad cardinalem Sadoletum seribo, lit- 
terzs sine ullo Ne transmitto, quia nom ausim puerum & 
Schols studio tan diu abstinere donse transeriberet. quod pro- 
X&cto non solum molestum mihi est, sed et periculosum, de tantis 
zebus ita seribere sine ullo apud me rotento exomplo litterarum, 
quod reminisci possim quaecumque scripserim, si opus foret, 
duos habebam pueros ad rescribendum instructos; hie 
warmem habeo affinem, quem litterarum studia propter me negligere 


— 


I 


j 
Hi 


Er 


Er Zutet: Ex ‚Br teuthonico, cui titulus est: principes et magistratus 
Kam alnie Br ‚triam rn m eultum abolere. 

on quando jeander in Austriam venit, rursus incepta 
©St persecutio et tyrannis, et multi probi ac religiosi homines ad com- 
E to oceisi sunt. ejusmodi horrendis sacrificiis et 
senguine A ‚obsequium Pa pr | et sacrificari Sur une 
| canes, quemadmodum bsidione Trojae innocentem regis 
Polixenam Immelatant. dl dietus autem Aleander tunc recens © 
venerat et consultationi cardinalium interfuerat, de qua unus- 
sperabat doctos istos homines Contarenum, Sadoletum et Alean- 
' hanc causam cordi ee Fe iniserae Christianitatis ar 

perseeutionem temperaturos fuisse, at ängenium non it 
Fre t quidem bonn Be persecutionem nihilo secius 
ran. irn non est expeotandum concilium et decretum partis 
adhaerentis etc. — haec ex teuthonico libro, quem Phil Me- 


ae seripsisse dieitur, licet ego latine seriptum um wir 
derim, ee a dio libro ut pe Ban canonicis et a monachis 
on it tauguam ab idolatris, et tribuant ea pastoribus 
et scholastieis ad litterarum studia; cumque valde prolixe per 
Kae probet ad principes spectare ut tollatur idolatria, presup- 


stulte ac minime probat, nos idolatras esse aut religionem eultum- 
itriam esse. 










mexass septembri, vacaverat autem mense augusto. his itaque 
Auxac resideo. quoniam vero perspicus ex litteris R”'* D, T, in- 
tellägo pietatis erga me tuae gratium ne benevolontiam, immo 
Pateram orga totım Germanicam nationem curam charitatemque 
“tb ompassionem, prebet mibi singularis haec bonitas tus fidaeiam 
Aperiendi desyderium meum. etemin video mibi plaerosque 
dozrninns cardinales longe ultra meritum meum bene velle; seripsi 
A0Per duobus, Contareno et Sadoleto, ut si me apud summum 
Pontificem data oportunitate eommendarent, non poterent pro me 
Magens eb homorificos sacerdotiorum titulos, sed eos in alios con- 
ferxri sinerent, qui peouniosi aut nobiles sint ejusmodique honores 
“m biant. mihi autem portiunonlam aliquam pensionis ex illorum 
Sacerdotiorum pinguium aliquo impetrent, quae mihi ad typogra- 
Phiznse impensas non nihil subsidii quotannis afferat, quemadmodum 
Piertissine ae oportunissime benefseit mihi R”w et Imus domi- 
mus cardinalis Farnesius ante biennium, quando donavit me sep- 
tiemıa parte pensionis ex praepositura Herbipolensi. quod si adhuc 
rum talem consequorer vestra omnium intercossione pensionis 
ex aliquo sacerdotio locuplete, satis superque dives forem, 
mc umanuensem unum alere possem et pro editione librorum 
om nihil subsidii habere. neseitis profooto, quam vehementer in 
. fere magnis Germanine civitatibus infeeti sint eivos ot 
= 'simul cum populo haereticorum insaniis, ut nobis Catho- 
Aciz diffeillimum sit reperire et typographos qui excudant et 
BER Yiopolas qui vondant et in orbem disporgant libros nostros 
Soxatra Luthoranos. ad labores ituqus seribendi accedunt semper 
Slizen impensaram damna in aedendo. id pruelati nostrates por- 
Pnuaei consyderant, languent fore omnes dum yident sibi de cen- 
SEE: quotidie subtrahi a Iaieis et gravia imminere pericula de 
substantis. palam enim nunc scribit Philippns Melanchthon 
d principes teneantur ex praecepto Dei canonicis et monachis, 
falsom Dei eultum habsant, bona temporalia oripere et trans- 
ad evangelii sui concionatores ot ad scholas erigendas. et 
am R=® D. T. seribit in epistola sun, se ad conecilium 
= ti, nobis tamen omnis jam spes ex longa expectatione 
 roriviseit quidem nunc spes bona ox adventu Caosaris; 
ne technis et fulsis haereticorum promissis simu- 


FF erenur tamen 
aka hatte fallator, ut omoia post disesesum ejus in dete- 


Tr. 

_ Isautem qui adjunetas scripsit nd me literas, vir est neu- 
ralgaris eruditionis, qui stilo et jucundis lectu inventio- 
‚egregis praestat; sed vareor sero nunc mitti ad R"»= D. T. 
ejus post tot menses. sciet R"* D. T. quid fücere 


Possit ant ‚debent; de piissima et optima voluntate sua nibil dubi- 


Bi 



















_ FRIEDE BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 431 

om ‚dus tertius litteras ab episcopo Eystetensi *, in 

> N au ii 4 
zuäksus erant hacc verba: mitto tibi epistolam R"! domini car- 
dirsaudis Contareni #; at eam epistolam non reperi vel inclusam vol 
dj wanctam illius literis: multo igitur cum dolore tus illa, quae- 
GRITE zUe est, careo ot volut amissum tlesaurum deploro, 
licet spe adhuc aliqua recuperandi illam tenear. protinus enim 
reseripsi opiscopo illi, me R”“ D,. T. opistolam non necopise. 
m. 


Scire potui?® impudentius quaedam per necessitatem seripsi, 
=or dam proprü commodi quam publicae utilitatis gratia. rogo 
Ügitxer suppliciter, ut R”® D. T. non aliter accipiat et eam mihi 
Sozacionet clementer invorecundiam. eum typographum, affinem 
Za&ram, in quem Lipsine multa, vel supra fucultates meas, contuli, 
imfoelicissime amisi, ita ut mortuum facilins leviusque deplorarem 
GzzEz yivum. mortuus enim, sicut non prodesset, ita nec obesset; 
Zurae autom corpore vivons ot anima mortuus, por soctam, dum 
Sectae serrire cogitur, nobis interim nocet. imprimit itaque ad- 
Vversum nos Catholicos novas dueis Saxoniae Henriei ordinationes, 
me sJicam prophanationes et meras impine sectae confusiones, quae 
> eircumferuntur. @sset quidem adhuc voluntarius ad ser- 
Fierium nobis, sed Lipsine degens non audet, quid faciam? 
Wiesli opuscula prae omnibus Catholieorum libris raptim emunter, 
Graz js non est per omnia papista, sieut nos veteres probrose 
vocamur Catholiei. ea molestissime urunt et vexant Luther- 
Fa, quos illa praecipue in dogmate de fide et operibus repro- 
Barzat atguo tradueunt. ut igitur et nostra et Wicelii opuscula 
Een excudi queant, persussi alteri ex afinibns meis ut relicte 
Dres (abi eatholicus residebat princeps dux Georgius fel. rec.) 
ug ii Mogountiam aut in propinguum ad Rhenum oppidum, 


‚tuto possit servire nobis. novam vero erigere officinam im- 
armen, prassertim bonis instrnctain praelis eb characteribus, 
ers sino bona pecuniao summa potest. seribo igitur nune R° 
Se 8 domino cardinali Farnesio vieecancellario +, si forte Col- 
.— 


u) Moritz von Hutten 1639--1882. 
‘ Vom 24. April 1540, gedruckt Dittrich, Regesten und Briefe 
8) Der 

zu 


+ A 
 Contarinis, 8, 810. 

‚ 8) Der Breslauer Brief = Nr. 62; das Schreiben aus Wien scheint 
i sein; Contarini erwähnt in dem übrigens sehr kurzen und 
htigen Briefe der vorigen Anmerkung, dafs er zwei Briefe des Coch- 
"us erhalten habe, 


Kar.) Durch Cerrini Ban auch der Nuntius Morone Cochlaeus dem 
Gerainl Far, d. d. Hagenau, 11. Juni: Schultze in Zeitschr. f. K- 


- 


FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 433 


Pension, um dem neuen katholischen Buchdrucker helfen zu 
können. Thätigkeit in Hagenau bei K, Ferdinand, 1540 
‚Juni 18 Hagenau. 


Mus Parma Arch. di Stato Carteggio Farnesiano, eigenh. Orig. 


Vocarit me huc eo YVratislavia Ser”"* rex Romanorum per 
IE #eras suas, quas Gandavi datas 23 aprilis, accepi Nissae 11 maji 
(est autem Nissa urbs episcopi Vratislaviensis 11 mil, a Vratis- 
lserwia distans). cumque iter peregissem per Slesiam et Lusatiam, 
ma titus fui ab amicis ne per terras ducum Saxoniae transirem. 
iE=mwgne declinandum mihi fuit ad Iatus per Bohemiae montana, in 
qwzäbos multum molestiae ac diflicultatis pertuli. omnia vero 
se <quanimiter forebam, en spe quod R”*® Dominationem Taam hic 
v<cire possim. at ubi adveni, ex episcopo Mutinensi nuncio 
azg>ostolico intellexi R"*” et Im Celsitudinem Tuam revocatamı 
2==t Roman. quam ege maxime oupiebam wedere eique coram 
swzzpplici vultu ao voce gratias agere (quod anten literis haud semel 
n@C segniter feci) pro liberali in me gratia et provisione, qua 
sgestatem meam clementissime relevavit reservatione centum flore- 
Borum es annus pensione praepositurae Herbipolensis. qua si 
““rendom mihi fuisset, multos interim libellos edere non potuissem; 
ipsa profecto praecipuum mihi erat anno superiore solatium et animi 
jo in fuga et dispersione exilioque meo, quod sperabam, 
si eriperentur mihi reliqua omnia, haec una saltem salva maneret. 
guod autem in uno loco ereptum est, hoc in alio Deus clemen- 
restituit, et quem Misnia expulit, Slesia recepit. veterum 
‚FA molestissime habet mo quod typographum Lipsiensem pars ad- 
versa nobis eripnit, ut servire nobis amplius nom ausit. unde fit 
GE alteri affni, qui Dresdae (ubi catholieus residebat princeps dux 
oniae Georgius fol. re.) habitavit, persuaserim ut venditis om- 
cum uxore ac liberis suis commigret Moguntiam atque ibi 
Bovam nobis Catholieis oflcinam erigat impressoriam. ad eam 
®r6 rem noyo nobis opus foret subsidio. si posset igitur comode 
Seri, R=* et Ill” Celsitudo Tua rem multo pientissimam füceret, 
SU adhue aliquid pensionis ex ecclosiastico aliquo benefieio elementer 
Paryi meae procuraret, unde novum typographum juvare et in 
Pedes erigere possim. ad novam enim oflieinam impressoriam recte 
Mmgtituondam permultis opus est. 

Apud rogem Romanorum hie meo fungar ofliecio, ne quam 
Approbet concordiam quae a sede apostolica approbari non queat, 
Atamquam id ipsum et Rev. dominus episcopus Mutinensis atqne 
Siam Vionensis vigilantissime fucit, et rex ipse ultro constantis- 
Simi est pro fide entholica animi. bene valeat Amplitudo Tun, 
Pringeps et domine clementissime, 

Ex Hagenoia 18 junii 1540. 


Zeilschn 1. K.-@. XVII, 3. 2» 








ad R== D. T. mittere nondum audeo, quia aliquanto prolixius 
est et versor 16 kusdiosa forest Amplitudini Tune tot arduis curis 


Rem DT, kranmlıtere. mitto autem nune alia quaedam, quo- 
rum wonnulla talis esse puto ut inutile fortasse non fuerit super 
is cum Caesaren Majestate collogni !. si tamen stultiora et in- 
*pliora wiss fuerint quam nt Caesari debeant indicari, excusatam 
habeat oro elementia tua simplieitutem meam et bonam interim 

- seluntatern studiumque eb intentionem meam uttendat potius quamı 

pas aut efectum; quod Amplitudinem Tan omnino fueturam 
*se sperars me jubet Jandatissims et @ multis mihi prasdicate 

 Honitas tus, eui me etinm atque etinn humillime pariter ac devo- 

Eissiime commendo. bene valeat R”® D, T., amplissime pater, 
Ex Hagenoia 7 die julii 1540. 


. 57. Cochlacus an Robert Vauchop, Erzbischof von 
_ Armaghan’: Schwierigkeit, für die katholischen Autoren 
 gesignete Drucker und Verleger zu finden. Nikolaus Wolrab 
und sein Schicksal. Franz Behem. Absicht, durch diesen 
Witzels Hagiologium zum Druck zu bringen; Fehlen der er- 
‚Torderlichen Mittel. 1540 November 20 Worms. 


Aus Arch. Vat. Nunz. di Germ. vol. 58 fol. 23°—24P, gleichz. 

., darüber von derselben Hand: exemplum litterarum Cochlei 

ad locterem Scotum Wormatine mense novembri, receptae Romas 

41 decembris. Die Adresse (fol. 24°) lautet: Rev. in Christo 

i, mobili ao magnifico dominv doctori Roberto Roget [!] Scoto 

Armacano ete.; duselbst nochmals: recepta Remae 11 de- 
cembris. 


'S. P. Ber. pater, clarissime domine doctor. nobis per Ger- 

eatholieis contra haereticos scriptoribus nihil fuit per 

jam 20 molestius aut pernieiosius ‚qua typographorum in- 

rer et negligentia atque eliam penuria: infidelitas sane, quia 

impresserunt; negligentia, quia vendere et in orbem 

ber noluerant; pennria denique, quia, cum sint ferme omnes 

nn 

Baldus, Ann. cccı 1540, $ 49 gedruckt. Vgl. auch Gels a. a. O, 
> 50 ER Ronnionsbestrebn ae S. 191£. P 

Oervini war nach Rückberufung Farneses, den er 


Lagation zum Kaiser begleitet hatte, als Legat am Hofe des 
la den Niederlanden) ak, Eu 


ee Venchen befand sich ebenfalls zu Worms am Religiousgespräch; 


Kat Brief an Farnese vom 26. November, der sich hauptsäch- 
Bun beschäftigt; gedr, Lämmer, Monumenta Vaticana, 
an 
* 


Ki 










a rs 
Haec itaque res, cum non possem amplius neque 


cam impendi; nes me poenitebat impensarum, quond 
ilustris princops. dux Saxoniae Georgius. eo autem 
pressor ille, nomine Nicolaus Wolrab, a duce Henrico 
Georgii fel. re,, prineipe Iutherano, eonjeetus fuit Lipsiae 


bat, utpote postilla Wicelii et epitomen domini N 
vatim in flumen sunt projacti. et nisi uxor dueis | 
sub spe trahendi improssorem illum (qui certe optimas 
scriptaras nihilo inferiores Frobenianis Basileae) in m 
adjuvisset enptivum, ant capite plexus fuisset aut perpetuo € 
mancipatus. ea igitur mecessitate tractus est miser in j 
Lutheri, eui nune seryit invitus. 

Conctus sum itaque alium excitare afinem, qui PB 
tabat eratqus compactor et venditor libroram sub duce Georgin. 
is igitur suasu et consilio meo vendidit ac dereliguit ommia que | 
Dresdae habuit, ot cum uxore sun (qune mihi ex sorore meplis 
est) parvulisque liberis suis trausmigravit Maguntism, emitque 
aönens seripturas bonas ab altero, qui Lipsise est, afline 
ut mihi alisque serviat catholicis soriptoribus, qui et istum, quem 
beri tradidi Rev. D®i V, libellum impressit®. quoniam were 
domum propriam nondum habet ac aegre suam exercet olfieinam 
in sedibus nepotis mei, qui canonieus est ad sanetum Vietorem 
prope Moguntiam, non poterit din sic agere nisi adjuvetur, 


1) ne en Bee Vauchops ist u 
Be ie betitelt ist: © atione iscoporum jue 
aan ch Widmann a.n.0. 8.72 ie Druck Heilih 
zul] 18615. 'ber wird nor ein einziger Druck’ Beben Au AAREBEEN 
1540 angeführt, nämlich Nauseas ortatio ad concordiam 
it Cochlaeus in Nr. 68 (vom 24. November 1540) 
er quos novus meus impressor exeudit nuper (in Nr. 69 
: tria exomplaria recens excusa, doch brauchen das natürlich nieht 
verschiedene Schriften zu sein). a 













 FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM DRIEFWECHSEL. 437 


Seribit nune Vicelius ex antiquissimis ae probatissimis veteris 
"Bibliothecae Fuldensis [libris] hagiologium, idest legendas sanetorum, 
Opus procul dubio praeclarum ac valde vendibile; quod etsi multi 
ab eo petunt typographi Iueri causa, mallet tamen Vicelius istum 
zmenm affinem propter Adelitatem et bonas scripturas aöneas omnibus 
@lüis praeferre, si posset is onus expensarum perforre; nihil autem 
Prtorit, nisi juvetor ab allis. ego quidem masime cuperem eum 
Fürare, si possem; scilo enim quod magnum inde consecuturus 
esse si suis posset opus illud excudere impensis, et ita 
F>osset posten alia quoque opuscula nostra suis expensis imprimere. 
=# mesrum facultatum tenuitas non sinit, ut juvem illum quantum 

foret. accepi quidem nudius tertius licteras cambii pro 50 
lorenis renensibus ab optimo et piissimo viro R"° d. cardinali 
Marcello legato etc. !, quibus addam alios quoque 50 floranos ex 
Densjöne praepositarae Horbipolensis, si supervixero natalem do- 
ini proximum, ut adjavem illom centum florenis; sed he sum- 
aula non suflicit. reguiruntur bene sexcenti floreni pro papiro 
@4 opus illud splendide excudendum 2. nostri autem praelati adeo 
non corant de hujusmodi rebus, ut nein mutuum quidem aliquid 

Äre volint. gquum igitur ex aliquot jam colloguiis intellexerim 
Sngnlarem ac miriflcum zelum pietatis in Rev. D. Y., visum est 
"ihr hane necessariam curam meam detegere et sub spe boni 
in sinum prudentiae vestrae effundere. quod ut aequo 

aceipiat Rev. D. V., iterum atque iterum rogo et obsecro .. . 

Ex aodibus hospitis mei Wormatiae 20 die novembris 1540. 


GE, Cochlacus an Kardinal Cervini: Dank für Über- 
Sendung eines Geldgeschenks. Verlustvolle Rückreise aus Ha- 
=Zenau nach Breslau. Abermalige Berufung durch den König 
each Worms. Ankunft Granvellas. Die Verordneten des 
Kaisers und K. Ferdinands. Die übrigen Theologen. Zu- 
=ammenkunft beim Bischof von Feltre. Schriften des Cochlasus; 
Sie ersten Drucke Behems. Notwendigkeit, letzteren zu unter- 
stützen. Geht vielleicht nach Regensburg. — Eröffnung des 
Meligionsgespräches am 25. November. Rede Granvellas. 1540 
November 24/25 Worms. 

Anz Florenz Arch. di Stato Carte Farnes. flzn 40 nr. 5, eigenh, 

Orig., auf der Adresse: risposta a 8 di gennaro. 


R=* domine patrone et benefactor pientissime, 
8 literas Ra D, T., datas Bruxellis secunda septembris, 





1) Vgl. or. 68. ? 
ae logium des Witzel gelaı im Jahre 1541 zum Druck 
@urch Behem: s. Widmann S. var dr 





‚Sanı® domino mostro papae summo pontifich 
ıs Robertus Scotus theologus eximius, si forte Sanetitas 
slit ullo eleomosynas piae ao necossarine opore illum jurare. 
im ungoam opus nobis fuit Adeli typograplo, qui mosteu 
da adversus vovas haeroses tum latina tum germaniea ex- 
et in Germanine civitates per certos bibliopolas dispergat, 
profeeto maxime opns erit ut talem habeamus, sive Hat sire 
at ulla hie in religione concordin publica quum intelligam 
Rum p, T, nsque adeo benignam atquo propensam esse 
efacien: ‚etiam de tuo were, licet nondum sis unus de 
mis neo esse forte desyderes, iterum supplex non jam per 
‚ed pro mecessitate conservandae apıd nos religionis con- 
nt gratiose consyderare ao circumspicere digneris quomado 
noyus noster typographus commode sine molesto gravamıine 
divitum, qui religioni catholiene eonsultum velint, 
butione, id quod R®“ D, T. difficile fore non arbitror, si 
oullos alios cardinales et praolatos, saltem apud elemen- 
ım dominum vicecancellariam, foelicissimum ilum eruditionis 
hartum et alumnum pietatis » si objeceris, ut jure potes, 
'episcopales Gerimanorum praelati non suceurrant aut con- 
&*%, nescio quid sine rnbore quenm respondere. non enim 
Hegel de eoram negligentia conqueri. plura nunc 
molo .. 
A prolixior sum quam vel ad tantum viram decet ve] oceu- 
48 nune meae facile sinunt. ignoscat obseero R"* D. T. et 
gitet quomodo possit aliqua contributione juvari pauperculus 
ovus typographus, fidelis utique et syncere catholicus, qui 
rt fügiendum Lutherismum Dresdae omnia sus dereliquit. si 
'sommode juvari debeat, opus est ut juvetur ante proximas 
ins Francfordienses, in quibus papyrum et alia necessarin 
tz hoo est ante dominicam Iastare aut judica in quadra- 
« id per Fuggeros ant Welseros fieri posset, qui per cam- 
t ei essent Francfordiae in nundinis enm pecnniam 
pi ex divitibus praelatis auxiliatores tua promotione ac 
‚intercessione contributori ossont. 
me valent R”* D. T. et sibi persuadeat me ista multo cum 
seribere; sed zelus fidei et improba necessitas jubet hie 


'D. i. Kardinal Farnese. 

‚Es Folgen die uns schon bekaunten Mitteili über den Ver- 
Meatn die katholische Sache und die Errichtung einer Offizin 
n durch Franeiscus Behem (den Cochlaeus hier mit Namen 

































perfr n 0 
tareno Sadoleto Polo, inprimis pientissimo putrono acht 
meo maximo, domino vicecancellario, nune seribere ss 
at si commode fieri queat, obnixe oro ac supplico ut R®* D, T. 
Ognetur meam parritatem illis eommendare ac fidelem de me 
operam in hoc conventu pollicere. suggeram enim fidelitor non 
solom externis theologis, sed etinm ipsi domino de Granvella 
qusedam, ubicumque oportunitas dabitur, quaecungue ad rem facere 
videbuntur. iterum valeat Rw» D. T., eui me perpetuo addico 
summa cum animi gratitudine. 

Ex Wormacia 24 di novembris 1540. 

Si forte dissolvatur iste convenfus antequam respondeat mihir 
R® D. T., poterunt literae mitti Nurembergam ad dominum- 
Christophorum Scheurlium U. J. doctorem, Caesareum regiumgus 
eonsiliarium, qui sciet eas certo ad me mittere ubicumgue fueroz; 
forsitan enim et Ratisponam jubebit me res Romanorum pro- 
fieisei. 

Non licuit per festinationem relegere: peto veniam erratis. 


[Cedula] R"* domine, pesta heri non abiit; hodie autom 
peracta missae celebracione illustris dominus de Granvella scilicet 
cum episcopo Secoviensi casterisque regis Romanorum orateribus 
ac cum suo comitatu recto de majori templo ivit in praetorium, 
ubi praestolabantur eum domini oratores quatuor principum prae- 
sidentium. advenerunt et alii omnes utriusque partis oratores 
tam saeculares quam scolesiastici, quibus in unum 

Caesareus orator in altiori sedens loce exhibuit primum literas de 
se scriptas a Cuesarea Majestate ad prineipes et status Imperliz 
deinde mandatum bene longum, in quo Caesar honorificentissime 
dat ei plenissimam agendi in causa religionis potestatem. quo 
perlecto publice omnibus audientibus ipse postea exorsus est ora- 
tionem ad pacem et concordiam exkortatoriam, adeo sane et verbis 
orpatam et sententiarum pondere gravem ut per omnem witam 
non audiverim ullam animo meo jucundiorem. ex qua sans 
maguum spero fructum. adhibuit posten magnifico prandio suo 
et regios oratores et Hispanos theologos, vir sane summae et 
autoritatis et prudentiae, dienus ni fallor omnium laude favore 
et gratia. baec R”“* D. T. minime roticonda esse duxi. iteram 
iterumque vale, domine clementissime. 

Ex Wormacia in die s. Catherine 1540. 






69. Cochlaeus an Cervini: die neuen Drucke Behems. 
Unbilligkeit der übrigen Drucker. Stand der Dinge am Re- 
ligionsgespräch; geringe Aussicht auf Einigung. Thätigkeit des 
Coclilaeus. Der Kaiser und der Regensburger Reichstag. Die 


nn ah 


uw — 
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM DRIEFWECHSEL. 441 


fünfte Philippiea- Nachweis ungedruckter Autoren. Vertei- 
digung des apostolischen Stuhls gegen die Protestanten. 1540 
Dezember 14 Worms. 

Aus Florenz Arch. de Stato Carte Cerviniane filza 40 nr. 2, 
eigenh. Orig., auf der Adresse: risposta a 8 di gennaro. 
R=® domine praesul et princeps charissime. 

5. seripsi nuper ad R“== D, T, literas festinanter, quibus 
Aachen tria exemplaria rocans excusa, non quod viderentur mibi 
lo=—tione R"* D. T. dignn, sed ut haberem occasionem commen- 

dee di affinem meum novum typographum, qui ea impresserat opus- 

Ce none ob eandem causam aliud mitto oxemplar parvali li- 

‚ ut inde saltem, si aliae forsitan deperditae essont literae, 
Te ae, cognoscat R"* D. T. quod homo iste utiliter nobis Ca- 
th —elicis gervire posset, si aliena ope piorum 6 primis extricaretur 
. officina enim ejus nondum est plene instructa; nom 

bee st adhuc satis scripturarum typograpbicarum. oportebit ipsum 
ee ers ab illo qui Lipsiae est afline meo; is autem cum propter 
ne on quibus involutus est, maxime indigeat pecunia parata, non 
(ut vereor) scripturas nisi numeratam vident pecuniam. 

nos nescio quo fatali torpore Catholic ea quae ad conser- 

religionem necessaria forent negligunt; ideo ex longinquo 

auxilium pro has necessitate nostra quaerere .„.. 1a 

teri typographi nobis neque fideliter neque libenter serviunt, 
SE ans aere nostro conducantur, quemadmodum ego nuper expertus 
SEE en, quando excusa est mihi Philippica quinta, liber non magnus, 

Pa quo exigit a me impressor florenos Rhenen. 25, licet neque 

m recte impresserit neque suum aut loci nomen expresserit in 

—ente aut calce libri, sicut exteri fücere solent, justius ageret 

cum hic novus typographus aflinis meus, si plene instructam 

m rpret officinam. et tantum de typographo. 

{ Quod ad novum hoc attinet colloguium, non possum adhuc 

I undi aliquid seribere, quia nimis lonte festinatur. res eat 

diffieultatis et perieuli. habemus in parte Catholicorum 

a ondam adjunetos qui sunt Lutherani, quidam aperte, quidam 

» quando ii qui sunt synceri, aliquid seribunt presidenti- 
er rin6, deindo at Protestantibus (hoo eat ndrorsariik) PrOR6- 

lim et oxhibendom, Lutherani illi, qui eis adjuneti sunt, Im- 

Pllunt contradicendo et parti adversse illud manifostant occulte, 

iegnam püblico exhibentur. 'nun ost igitur mihi ulla de vera 
re fide et religione concordia spes aut fiducia, nisi Deus optimus 
en arimos moverit potonter corda Protestantium ad resipiscendum, 
ni emnis sunt possibilia. nomina ergo eorum qui ad colloquium 

u eptati sunt, hisce literis adjungo, ut vident R"* D. T. quanto 

nn spligentiores sunt principes nostri circa hano rem quam sunt 


rg 








au nen m, et si non videbitur indecorum, 
D..N. mens diei preces et fidelin studia 
.- Auen Aa, qualia decet prestare obedientem sanctae matris 
ecelesise fillum vero et summo orium Christi pastori. certe hisce 
diebus, dum apud me ipsum domi excuterem septimum con=- 
fessionis et apologiao luthoranae artienlum, acri disputatione 
‚ostendi illorum impudentinm, qui catholicae ecclesine nomen sedi 
apostolicae detrahere et sibi arrogare praesumunt, et probavi ex 
©» geusestione totius dissidii hujus scopum summamque pendere, 
sd prolisior sum quam me decet; ignoscat obaecro pietas tun. 
cretera quae Hagenoiae promisi. alia vice missurus sum; nune 
enim neo decet me addere magnum aut gravem fasciculum. 
Ex Wormacia 19 kal. januarins 1540. 





70. Cochlaeus an Morone: wartet in Mainz auf Gelegen- 
heit nach Rogensburg zu gehen. Ein Vorschlag Hoetflters zur 
Versorgung seines Gehilfen Johannes Gunter. 1541 Februar 6 
8. Vietor bei Mainz. 


Aus Mailand cod. Ambros. O 230 sup. fol. 141, eigenh. Orig. 


R”® domine praesul et patrone pientissime. 
5. quamquam hie sum apud nepotem !, videor tümen milimet 
exul, cum non habeam hie firum Baden et anlınus magis de- 
== esse apıd R"=® D, T,; sed quid faciam? Cnesaren Ma- 
ret Spirae aut Heydelbergue ot nix omnes vias obsidet 
reddit et amici probibent ne abeam sine comitatu, com- 
Moguntini abibunt quam primum intellexerint abeundum 
Bese; obserrant enim Caesaroae Majestatis iter, volunt ut in 
Borum abenm societate. terrent me prasteroa graves Ratisponae 
Sxpensae; mira enim ferunt de omnium rerum gravi precio, sub- 
sisto igitur hie, licet incertus sim quando sit abeundum. certe 
mulla commoditste men vellem tardius venire Ratisponam 
quam oportet; at non video quid a me utiliter fieri ibi queat aut 
-quovis alio in publico religionis negocio absente Caesare, hic 
Br per typographom saltem aliquid agam circa septimum 
qui de ecclesin est) confessionis articulum, in quo totins contro- 
seopus consistit. 0go igitur supplieiter ut R”* D. V. has 
nörae causas dignetur aequi bonique fucere. per me profecto 

mon 2 kan alii sie volunt. 


un 2,Sgmae Gemeint ist der in Nr. 28 erwähnte Johann Bauer (Agricola), 
(im Su 1535) sein Kanonikat zu $, Victor in Mainz 

(was er in einem der nicht abgedruckten Abschnitte von 
erwähnt). Dieser Neffe war es auch, der, wie die voraufgehen- 
Briefe Derdkren, der Familie Behems anfangs Unterkunft gewährt 


En 
w 


FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 445 


*ractatui, si tot rationibus tam dextre ac ordinate volut in aciem 
"productis animi colloguentium et ad pacem componendam benigni- 
tate placida invitarentur et ab ulteriori contentione periculorum 
enumeratione deterrerentur. quod igitur negleetum ost Wormacias 
x necessitate forsitan inopinatae abitionis aut ex impedimentig 
(quae varia contingere solent) peregrinationis, resartiatur quaeso 
Primo quoque tempore domi et in patria, ut si forte hic non 
‚poterunt plene ad veram concordiam emolliri aut trahi dissiden- 
tum animi, oratio toa ultimum foeliciter superaddat colophonem. 
mihil enim potest esse hoc tempore aut salubrius aut magis ne- 
<essarium gquam pis persuasionibus absque armorum vi atque 
*umultu sublatis e medio dissidiis ecelesiae unitatem redintegrare, 
‚ut conjunctis antiqus oharitate animis et adunatis copiarım viri- 
bus, placatum habentes Deum, Christiani nominis hostibus trucu- 
lentissimis non solum resistere, sed otiam jugum imponere valea- 
mus. rumpat igitur R. D. Tua omnem precor edendi moram, ut 
‚absens corpore spiritu et oratione praesens salutaris concordiae 
Promoveas tractatum. hie enim nondum agi eoeptum est; quara 
in tempore tus mobis succurrere poterit oratio, ei nullam in 
‚edendo patiatur moram. bene valeıt R. D. Tua, eui parvitatem 
meam devote commendo. 
Ex Ratispona 3 idus martii 1541. 





72. Cochlaeus an Vergerio: bedauert, diesen in Regens- 
bürg nicht mehr vorgefunden zu haben. Schickt den ge- 
wünschten Brief über die Wormser Rede des Vergerio sowie 
einige Schriften. Teuerung in Regensburg. 1541 März 13 
Regensburg. 

Aus Venedig cod. Ambros. lat. cl. IX nr. 66 fol. 107, eigenh. 

Orig. 

8. P. ER" domine. gratissimum mihi sane fuit reperisse hie 
famulum tuum, qui mibi indicavit quae jusseris, dolui tamen.non 
medioeriter neglexisse tam parvo intervallo R”" D, T. praesen- 
tiam. veni enim hi quinta die martii ', quum jam jam paulo 
ante Tusn R. D. hine abierat. pergratum vero mihi est R, D. 
Toam 350 adhuc memorem eorum quae Wormacine inter te et 
me ultronea gratis et benignitate sancte promisisti. quod autem 
jussisti ut epistolio aliquo commendarem orationem tuam, ega 
certe is non sum qui tuis seriptis tam ornate ac sapienter et 
-elegantibus verbis et gravibus sententiis compositis aliquid orna- 





7) Ein Schreiben des Cochlaeus vom 6. März an Nausea in dessen 


, P- 2995q.; vgl. daselbst die ferneren Briefe des Cochlaeus 


vom April bis Juli (p. 508sq. 810. Silsq. 317. 82059). 


BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 44T 
more aliorum oblationem ad altare depor- 
















 quid ego desyderem, R"* D. T. adjuncti libelli prefatione 
 intelliget .  vereor equidem, si colloquium continuari 
ad eum modum quo Wormacise nuper inchontum fuerat, 
 longum fore tempus antequam Äniatur. edidi igitur eun- 
Ay Jibellum germanice quoqus; scio enim nestris Germanis lon- 
Fun in conventibus imperialibus moram perquam gravem at 
Molestam esse. interen tamen dum meis sumptibus e Wormacia 
be yenio et hie initium rei expacto, datur mihi u Serm rege 
Romanorum etc. licentia redeundi domum, et non mihi solum, sed 
etiam aliis duobus eollegis meis, 8 quibus Rey. dominus episcopns 
Secoviensis ante biduum abiit navigio per Danubium versus Vien- 
dam, alter paulo post abiturus ascendet contra Danubium versus 
Friburgum Brisgoine. ego ad tempus remanebo juxta consilium 
“ woluntatem Ri domini legati et episcopi Mutinensis nnneli 
APostolici. evulgavi item breve apostolicum et exhortationem Rmi 
 domini Feltreusis, ut inde cognoscunt nostri Germani paternum 
se animum summi pontificis San"! domini nostri, et intelligo 
\ eam editionem plurimis pergratam 0830; nam ultra 200 exem- 
Plaria buc attuli et praeter hoc unum, quod nunc mitte, nullum 
io  emansit religuum. 
—_ De theologorum colloguio nihil adhuc certi scribere possum, 
ae quod ex parte Catholicorum perpauci adhuc praesentes sunt. 
en, Eckius nondum advenit, hodie tamen aut cras 






















= vonfurus. ax parte adversa nondum vidi multos. vidi Bu- 
= ra et Calvinum, quos et semel allocutus sum fumiliaxiter, 
ana eos. de periculo animaram propter schisma perenntium 
En enerem, ingemuit Calvinus et negare non potuit. adest etiam 
* .i ; Molanchthon st nounulli alii, qnos nondum vidi. fuciam 
‚ libenter omnis quaecunque a parvitate mea pro unitate 
r jas et pro, jure ac honore sedis apostolicao fieri aut prae- 
queani. propriis tamen sumptibus diu sie persistere non 

BO ro; oportunissitno quidem reservayi donum tuum usque ad 
ıs, sed ne illud quidem in longum sufficere poterit. 
"Wormasiae recepi ex liberalitate BR"! et Ile! domini 
‚Farnesii, vicecancellarüi ‚etc, domini mei clementissimi, 
totum contuli in subsidium nori typographi Moguntiae affinis 
‚ qui et hosce libellos excudit; immo etiam plus superuddidi 


Es ist wohl die Schrift des Cochlaeus gemeint: De vera Christi 
-qunestio necessarin ad Caes. au: ut Ratisponae in eonyentu 
discutiatur (s. Widmann 8, TäL, Nr. 8). 


ut alignid amplius a R”= D. T. ee wa 

T. me dono tuo liberalissimo non abusum 

amplissimi ac illustrissimi domini cardinalis Farnesii m: 
Bittet, ihn dem Papste und Kardinal Farnese 
Ex Ratispona nonis aprilis anno domini 1541, 





74. Cochlacus an Cervini: Dank für einen A. 
die Päpstlichen. Absicht, seinen Wohnsitz I Wi ne 2 
nehmen, um der Kirche besser zu dienen. 


Aus Bibl, Vat, cod. Regin. 2023 fol. 107, eigenh.. Orig. 

R"* in Christo pater ac praesul, domine elementissime. 

8. literas R”® Dominationis Tune datas Romae 7 calend. junit 
recepi bie 5 idus junias cum debita sane et reverentia et g 
actione. quia otsi me Jonge indigniorem existimo atquo 
ut debeat mihi R“* D. T. ad ullas respondere literas, ren 





perfunditur mens mea gandio quoties a magnis viris, x 

vero a R”° et II" domino cardinale Farnesio vicecancellario 

et a R"* D. T, tam propensa ot clementi in me voluntate ao 
beneficentin qunmlibet etium breves recipio literas, quin 
aliquid consolationis afferunt nobis hie in gravibus animi cuı 
taediisque et molestiis per adversariorum improbitates constitntist 
ee0e quot jam mensibus protracta fuerunt colloquia de religione, 
quae a multis parum religiose habita sunt. ego corda non judi- 
©0; corte exterior apparatus actusgus et affectus mon kalis mibi 
visos est qualem res tanti momenti desyderabat. sed de ils seri- 
bent alii, quibus omnia sunt cercius quam mihi comperta. «go 
privatus hie ngo. rex enim Romanorum dominus meus clmen- 
tissimus jum pridem ante menses aliquot dedit mibi cneterisque 
collegis meis, quos Wormaciam profcisei jusserat, domum redeundi 
licentiam. sie et domum omnes redierunt jan dudum praeter 
me, qui etsi domi per absentiam multa interim negligo, tamen 
bie elementissims foveor a R"* dominis cardinale legato et epi- 
scopo Mutinensi nuncio apostolico, qui mihi (R”* Dominatione Tas 
elementer procurante) commissione R=! et JM domini eardinalis 
Farnesüi bis jam dum hic ful in sumptus quotidianos pro equis 
et famulis meis pecuniam numeraverant, primum 40, deinde 50 
scnts italica. non habeo igitur nllam de impensis conguerendi 
causam aut necessitatem. Deo sint gratine et sedi Spaniel 
eontristat me multorum improbitas et fraudulentin, qui causam 





ET er 





ide Bilehe ns neque fideliter neque pie neque 
tractant, cogito igitur posthac allis rationibus ecelesine 
negocium pro modulo paucitatis meae tractare atque ut id com- 
‚queam, intendo dimittere canonieatum meum Vratis- 
luviensem atque Harbipolim migrare !, eo quod Vratislaviae multae 
-znibi desunt oportunitates ad fructificandum adversariisqgue resi- 
ran ann. quas mihi Herbipoli non its defuturas esse spero. qua 
de re scribam aliquando apertius, ubi nllum senseru fructum. 
aune unum vere affirmaverim me semper desyderasse ut colloquia 
‚hujusmodi non Hayes st ubi omnino habenda erant, adıno- 
auisse ut ante omnis tractaretur cum adversariis super quodam 
‚seripto suo quod Smalcaldine anno superiore concionatores eorum 
«omoibus confooderatis illis publice obtulisse dicebantur ®, sed 
visum est plaerisque consilium illud meum importunum, quis 
leniter agendum esset-cum illis, ut animi eorum ad concordiam 
paratiores redderentor. bona certe et pin erat haec eorum in- 
tentio, sed malignitas et fraudulentia pertinaxque propngandas 
haereseos studium et superba eruditionis praesumptio ex parte 
adversarioram non erat omnibus nota ot perspieus. go qui lam 
20 annis multu ab iis perpessus et expertus fueram, nom potui 
itis corum blandieiis et promissis fidem habere aut spem 
Serium concordise concipere. spero tamen adhuc Üaesarem et 
Rem dominum logatum viam aliquam bonam inventuros 0880, qua 
Wendacibus adversariorum jactantiis ‚et gloriationibus eflicaciter 
obrietur. bene vale R““ D. T., domine clementissime, eni me 

- debitorem obstrietum esse nunquam negabo. 

Ex Ratispona 15 die junii 1541. 


75, Cochlaous an Contarini: Plan der Herausgabe alter 
Autoren. Lutberische Prediger in Breslau. Bedrängnisse der 
katholischen Geistlichkeit daselbst, besonders des Domkapitels. 
Katholische Drucker. Cochlaeus ersehnt eine Pfründe im oberen 

Gerücht vom Tode des Papstes. Venedigs Jung- 
räuliehkeit und Cussiodor. Verbreitung von Ablässen. Morone. 
Beriehungen zu den Jesuiten, 1542 Februar 23 Breslau, 


3 Arch. Yat. Arm. 62 vol. 37 fol. 166. 166 eigenh. Orig. 


Res domine, patrone omnium benignissime. 
8 memor pü ac salubris mandati R"* D. T., quod Ratis- 


nn 


Über diesen Vorsatz und wie derselbe scheiterte, ist zu sehen 
Brief an Nausea vom 22. Juli 1546 1. 1. 3208q. 
Von dieser Schrift, einer augenscheinlichen Fälschung, ist in der 
ea vom 5. Dezember 1540, aus Worms, die Rede. 
Deutsche Geschichte VI® (Analekten), 8. 170. 


Beyer. 1 K.-0. XVII, 3. PN) 





| n FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL 451 


eam fecere necessitatem. nondum sumus tamen satis securi, ti- 
mentes impensarum onus nobis prorsus importabile futurum. aliunde 
enim advebenda est terra, qua in vallım longom et munitionum 
areas rotundas nggeres fiant, et ad utrumque latus insulae contra 
Numinis impetum in ripa aedifieandum est munitionum et valli 
fermamentum. 
In has perturbationo et perienlorum metu unum seripsi librum, 
quo ad tres supradicti adversarii nostri libellos respondi, et 
quidem modeste, eitra conviein. sed non est consultum nune 
edere neque liceret hujus urbis typographo pro religione catholica 
bie quiequam excudere. ad eam, proh dolor, angustiam deveni- 
mus nos Catholici ut in universn Germania vix tres aut quatuor 
urbes nobis supersint in quibus typographos habere possimus, 
nempe Vienna, Ingolstadium, Moguntia et Colonia. Lipsiam morte 
dueis Georgi fol. rec. pordidimus, ubi satis commodum mihi para- 
veram chalcographum, qui nunc Lutheranus esse cogitur, trans- 
misi igitur allum Moguntiam, eui primum desponsavi neptem; is 
mihi excudet pia veterum opuscula quae R"= D, T. indicaverit 
mihi. (quoniam vero novus adhue et pauper est, indiget in onus 
impenssrum aliena ope. ea autem collatio Herbipolensis, quam 
Res f). T. pro me Ratisponae disposuit, in irritum eseidit, quis 
falso nunciata fuerat mors possessoris. cum igitur nullum habeam 
benefieinm in Germania superiore, erediderim non impie fneturam 
esse R=" D). T,, si mibi a sede apostolica impetraret vel cononi- 
eatum vel pensionem alignam Spirae, Wormatise, Maguntiae aut 
Coloniae, ubi propinquior essem typographis, sieut et Herbipoli 
Propinguus esse possem, si mihi ulla ibi esset residentia. nullum 
“dhue reddidit ad literas mens rosponsum Rev. d. abbas Kemp- 
Rev. et generosus dominus Otto Truchses, cantor Spirensis, 
benigne promittebat mihi de aliqua Spirae providenda 
?eeidentia, sed interim nihil ad me seripsit . . - 
Empfiehlt sich den Kardinälen Farnese, Cervini, Sadolet, Pole 
and Aleander, grüfst ex honestissima familia R"°° D. T. inclytos 
es alyue doctissimos viros d. Ludovicum Becontellum, d. Hie- 
um Nigrum, d. Philippum Gerium, d. Tryphonum Bentiom, 
item et camerarios, 
Ex Vratislavia.die 23 februarii anno domini 1542. 
B=* domine .... vulgaris est fama et in Slesia et in Misnia, 
mm pontificem Paulum ITT fato (quod absit) concessisse, quod 
est, precor animao ojus Instas in roquie neterna sades at 
a apostolicae foelicem praesulem, qui fidelem se praebeat (ut 
Toeit) sonlonlas entholicae pastorem et inter monarchos affeetuum 
& 
2) Dies auf einem kleinen Zettel, der zwischen foll, 166, 186 ein- 
Bekleht ist; das folgende auf fol. 166. 
29* 


BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL, 453 


BE au Tara seine beiden Kanonikate in 
‚Breslau. nach Eichstädt. Ein katholischer Drucker 
in Ingolstadt. Schriften. 1543 August 23 Bichstädt. 


Aus Neapel Gr, Archirio Curte Farnes. fase. 687, eigenh. Orig. 


Ne forte putet R”® et Il”* Amplitude Tua me vel obiisse 
jamdudum, vel immemorem (quod absit) esse benefleii quo me 
beavit Celsitudo Tua, quando super prepositura Herbipolense 
assignavit mili elementissime centum florenos in annuam pen- 
sionem, scribendum duxi breviter quidnsm sit modo institutum 
meum. etenim quum Vratislavie duo possiderem sacerdotia, unum 
ex collutione Ser" rogis Romanorum et alterum ex vocatione 
ultronea venerabilis capituli enthedralis ecclesine, postenquam 
‚certior fastus sum de obitu doctissimorum hominum domini Joannig 
‚Eekii * et domini Alberti Pighii ®, reliqui Vratislaviam, ubi typo- 
graphum habere non poteram, et migrari hno pin vocatione ac 
‚provisione R"! domini episcopi Eystetensis ®, ubi typographum 
'habeo vicinum Ingolstudii 4, qui certe Augustam ad Zvinglianos 
rediturus erat (ubi et anten habitavit), nisi personaliter ad 
eum venissem; mortuo enim domino Eckio nemo ad imprimen- 
dum ei dubat. ego itaque mox fradidi ei libellos duos, unum 
latinum, alterum teuthonicum, ut in proximo mercatu autumnali 
evulgaret Francfordie; subministravi quoque non solum impensas 
pro ntroque, verum etiam pro papyro ampliore ad religua opus- 
eula, quam Francfordie comparatorus est. latinum itaque nung 
mitto ad B"*" et Ilj"-" Celsitudinem Tuaın, princeps Horentissime; 
‚ex enjus ultimo saltem capitulo cognosci queat qualis sit erga 
sedem apostolicam fidelitas mea et hereticorum impudentia, addo 
‚et alium libellum parvulum, quem congratulandi gratia olim edidi 
per alium typegraphum mihi affinem ... . 

Ex eivitate Rystet die 23 augusti anno domini 1548. 





77. Cochlaeus an Cervini: die Ketzer im Kölnischen; der 
Brief des Kaisers. Eingreifen des Cochlasus. Übersiedelung 
nach Eichstädt; finanzielle Lage. Die Kurtisanen als Pfründen- 
räuber. 1543 Öktoher 29 Eichstädt. 

Aus Bibl. Vat. Cod. Regin. 2023 fol. 105, eigenh. Orig. 


1) gest. 10. Februar 1548. 
Yan 26. Dezember 1542. 

E) hierzu die Historia de actis et seriptis zum Jahre 1548, 
wo ee auch erwähnt, daß er die gegen Bullinger gerichtete 
Schrift De canonicae seripturae et catholicae ecclesiae autoritate in 
diesen Jahre habe zu Ingolstadt drucken lassen. Das Nähere siehe bei 
Zen, Heinrich Bullinger. 

‚ander wankhem, seit 1539 in m etabliert. Vol. 
St in Allgem. Deutscher Biogr., Bd. XLI, 8. 609. 





— 































altera vice graviter nocet absque commodo 00, nullo a me 1a- 
cessitus unguam verbo nut facto. gravissime enim nocuit mihi 
ante annos 8 [u]vertendo a me praaposituram #. Soverini Colo- 
niensem, ut antea scripsi *, seripsi igitur intraso, qui possidet 
nune eanonieatum ecclosine Nofvijmonasterii Herbipolensis, mt 
cum illo componat ®, quem mibi R"" sanctae memoriae cardinalis 
Contarenus Romae in optima forma (ut suis here 2 
testatus est) ab ipso summo pontifice impetravit, 
eontulerat anter Ratisponae ex falsa mortis ann 
et suspicor adhus cam deceptionem suhornatam fuisse & 
qui invidebant nobis theologis gratiam legati. Hotfilter nomine 
meo rogatus Moguntiae a nepote meo respondit malle se omnia- 
sus perdere quam hac in re cedere mihi; [go] autem decies. 
potius cederem quam cum eo litem inirem Romas 2. eb 
ei literas ex urbe missas a Jodoco Jenteno, qui se 
oularium R. D. Mafaei *, ut transmitteret ad me; in üis 
syllaba est quidem specinliter de illo eanonicatu, sed. u 
generaliter de nescio qua pensione, cujus terminus fuerif i 

s. Johannis Baptistas olapsus. ipse autem cum intruso og 
sed intrasus obtulerat mihi pensionem 25 flor, yuam 
suis artibus nune eripit mihi et vertit in alium et seit me 
illa quoque pensione nilil habere quam R"“ D. T. assiguaverat: 
primum Hagenoiae, deinde Worufseiae super canonicatu 
tino. probe recordor verborum, quando dicebat ei Bma D, ! 
euraret mihi reete prospiei de illa pensione in literis 
eonficiendis: ego nec literas nee obolum ullum recepi. En 
placeant R"** D. T., maxime fallor, sed impossibile mihi 
dere hoc de summa ot mihi perspectissima integritate 










5" 


d 
N) ‚grarissime — seripei am Rande nachgetragen olıne Verweisungs-. 


2) ut — com von Cochlaeus zwischen den Zeilen nach- 
BER ut nicht er zu lesen; vielleicht unde? 


8) ego — Romae am Rande nach; 1, so zwar, dafs das erste 
De '0, nicht mehr vorhanden ist; das Papier scheink am Aufsersien 
ingerissen. 


4) Bernardino Maffeo, Geheimsekretär Farneses, später (1549) 


u 








BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 457 


u te on 
Ex Eystet in ipso dio saeratissimo natalis demini 1544. 


79. Cochlaeus an Cerwini: Cerrini Konzilslegat. Wirken 
Luthers und der Seinen wider das Konzil. Streitigkeiten zwi- 
schen Lutheranern und Zwinglianern. Cochlaeus für den Bischof‘ 
von Eichstäadt zum Konzil bestimmt. Unwesen der westfäli- 
schen Kurtisanen. Litterarische Thätigkeit. Kardinal Madruzzo. 
1545 April 26 Eichstädt. 


Aus Florenz Arch. di Stato Carte Cervin. filza 40 fol. 66, 
eigenh. Orig, 

8. seripsit ad me ex urbe Rev. D. d. Robertus administrator 
Armachanus R=*= Dominationem Tunm destinatam esse a summo 
pontifice ad celebrandum concilium oecumenicum Tridenti, de cujus 
sans foeliei progressu et dubitant apud nos multi et ego anxio 
sollieitus expecto, adrersarii et latine et germanice prorumpunt 
in omne convieiorum et calumniarum genus, ut totam nationem 
germanicam aveortant (quod Deus avertat) ab obedientia sedis 
apostolicae. Lutherius tenthonice 26 quaterniones nuper proca- 
eissime effutivit ', Bucerus latine sundet ut nationale, non gene- 
rale agatur coneilium. clamitant omnes contra duas S"! Domini 
Nostri papae epistolas ad Caesaream Majestatem scriptas ?; unde 
arguments ad concitanda adversus sedem apostolicam 
odis. stultissime sperant hujusmodi machinationibus opprimi et 
exlingoi posse sedem beati Petri, quas super petram fundata est. 
me tot animarum, quue illorum scelere in aeternum pere- 
et dolet mibi tantum Jicere apostatis in totius imperii con- 
ot patriae nostrae exitium! spero tamen si ex Hispanüis 
advenerint aliquot episcopi et oratores, his malis salu- 
propicio remedia eflicacin opponi posse; nam recri- 
inter Lutheranos et Zwinglianos contentio, unde pru- 
dentiores facile poterunt conjicere nunquam fore apud nos in re- 
pscem et concordiam nisi rejectis sectis redeamus ad anti- 
‚quam obedientiam. ita enim seripsit ad me nuper quidam egregie 
dootus: redit tempus, inquit, in quod competat illud ex saoris 
Hiteris: in diebus illis non erat rex in Israel, sed unusquisqne 
guod sibi rectum videbatur faciebat ®. certe nisi cohibentur haec 
seribendi et pingendi atrox et scandalosa licentia, prorumpet 


HIER) 


1) Wider das Ir a zu Rom vom Teufel gestiftet. 
gl. v. Druffel, Karl V. und die römische Kurie I, 8. 73. 


3) Richter 17 v. 6. 


2 











oro, 
Ex Eystot eivitato die 26 aprilis 1545. 


Bittet um Empfehlung an die Kardinälo Morone und Trient !: 
is enim ante annos qninque gratiosissime obtulit ultro honestam. 
pensionem Tridenti procurandam mihi, cum esset Hagenoiae; sed 
non audebam deesse patriue sic in religione perturbatae, propter 
guam et Vratislavine pinguiora reliqui sacerdotia. Giebt seiner 
Verehrung auch für die Kardinäle Sadolet und Bembo Aus- 


Bee 


80. Corvino an Cochlaeus: Besorgnisse wogen des Reli- 
gionsgesprächs [1545 September 6 Trient] ®. 


Aus Florenz Carte Cervinione filza 40 zwischen foll. 214 und 
215, Konzept ohne Datierung. 


Accipio exousationes tuas quod te isthine nondum moveris #. 
vellem et illud aeque probare posse quod de colloquio scribis, 
‚de quo equidem cum Rossanensi ® non sentio, sed contra valde 
solieitus sum. num praeter id quod tempus teritur et quud con- 
‚ciliom impeditur ad tempus saltem, ei libertas adimitur, quod 
ipsam pro sose est indignissimum. accedit etiam illud incommodi 
ut quem tandem Änem res sit habitura, non plane videam. ita- 
‚que Deum quidem quae fücta sunt bene fortunare et oro et opto; 
werum © republica ea esse mihi nondum persuadere possum. sed 
‚de his satis forsan superque. quid autem tu nunc agis et quid 
moliaris, velim certiorem me reddas. vale. 


81. Cochlacus an Corvino: Schlechte Nachrichten von Cor- 
vino. Vereitelte Hoffnung nach Trient zu gehen. Polemik 
gegen Bacer, Neueste Schriften. Das Religionsgespräch. Ver- 
anstaltung von Neubearbeitungen; Plan einer Gesamtausgabe 
seiner Schriften. Knappheit seiner Mittel. Unwesen der Kur- 


1) Christoforo Madruzzo, Bischof 1539 —1067, Kardinal 1544. 
Am 80. April schrieb Cochlaeus bereits aufs neue an Cervini, 
iekt v. Druffel, Mon. Trid. = In (aus dem nämlichen Fuscikel). 
r. 81 





worauf ol s Antwort, ist, bei v. Druffel, Kaiser Karl V. Kr die 
römische Abtl. 111, $. 851. (263), ar, "11. — Ein voraufgehendes 
Schreiben des Gochlaeus an denselben vom 28. Juli gedr. v. Druffel, 
Mon Trid., nr. 167, 

5) Girolamo Verallo, damals Nuntius beim Kaiser (vgl. Nuntiatur- 
berichte, Abtl. I, Bd. VIII). 


ku 4 





“ 3 eisdem de rebus, unde lector cognoscat hasc 
SMS 400 amnos doets reprobata et publice dumnata fuisse. at 
Wogustins exeuditur mihi ab affine meo novo typographo libellus 
Mdam latinus a me nuper factus, quem ante annas 8 teuthonice 














Aderam de autoritate et pofestate generalis concilii contra 30 
Pfopositiones Lutheri, quas eo tempore evulgaverat !, de collo- 
io? autem vehementer sollicitus sum, ne forte meam quoque 
“ Darvitatem ad illud deputet Caesarca Majestas. intendo enim 
s0rio agere adrersus Bucerum et quosdam alios Ratisponse 
comitiis, ut accnsem eos public et de haeresibus in doctrina 
de erimieibus in vita. putat enim Bacerus de iisco me nihil 
j audere coram. 

Non levis insuper tenet me cura redigendi libellos meos in 
unom aut alterum volumen, in certas classes aut tomos distri= 
busndos, tum quis id a me petant plorique etiam in Germania, 
tum quia anten neglectim excusi et maliciose suppressi ad ex- 
teras nationes raro et in perpanco numero yonernnt. qualiter 
'wero eos ordinari velim, ex adjuneto registro poterit R”* D. T. 
Hiquido cognoscere ®. arbitor equidem (absit jactantia verbis) per- 
pancos hodie superstites esse qui aut diutins aut crebrius contra 
has novas sectas dimieaverint seriptis tum latinis tum tenthonieis, 
-qusm ego per Dei grutiom feci. restat autem non modicus ad- 
huc ad opus juxta intentionem meam perficiendum. opor- 
tebit enim me et tenthonicos in latinum vertere ot latine soriptos 
recognoscere et in quibusdam vel addendo vel adimendo meliores 
reddere, erit id sane netati meae multis incommodis fractae et 
imbecilli perdiffieile, nee est qui adjavaret neque leve futurum est 
'onus impensarom, quod certe typograpborum in Germania nullus 
in sese suseipiet, niei me in expensis habent socium, qualem me 
habuit hoc biennio typographus Ingolstatiensis, sed parum aequn 
semper enim a me pecunias recepit et obnlum nullum 
zeddidit, qaum tamen super 330 florenos a me roceporit. sed haso 
nihil eurat curtisanus ille, qui solis eitationum minis eripuit mihi 
soperbo pensiuncalam 25 florenorum, quam RB“! domini cardinalis 
-Contareni sanctae memoriae beneficio ex quodam canonicatu Herbi- 
poli obtinueram; de quo sane otsi multis magnisque conquostus 
sum, nemo tamen videtur corde percepisse praeter unum RW" 
dominnm Rossanensem, qui en de re cum illo egit. is quidem ei 
promisit reddere mihi eam pensionem, sed nil nisi verba dedit. 


| 8. Widmann 8. 77, Nr, 1, 
2) Das im Wormser nn vom 4. August nach Regens- 
#3) Die Beilage fehlt (val, Mon, Trid, p- 111, 0. 1). 


a 
iz 


I 





“ Li 
tam superbe enim egit ut mihi Te 
quicgnam dicere ant ostendere dignatus sit, sed dixit 
mepoti meo Mogantiae, cum pro me deprecaretur, malle se omnin 
sun perdere quam eam pensionem relinquere mibi, id ego premii | 
pro laboribns 25 annorum ab illo praedivite eurtisane, qui omnia 
sun ab ecclesin et sede apostolica hal ‚ rocepi et nullum im 
urbe memdrum scclesiae compatitur mihi. fecit et aliam 
me frandem ante annos 10 eum damno meo decies 
quis arguit eum de peccato illo? bone Deus, quanta in illum- 
beneficia contulit sedes apostolicn et in plerosque alios, qui opi- 
mas habent praelaturas et pensiones, e quibus nihil prorsus con- 
ferunt ad defendendam religionis causam, et conferuntur ndhuc 
quotidie in tales qui scandalizant infirmos et odia excitata magis- 
adhus uggravant. et solus Cochlaeus, qui sun benefieia pingniora 
Vratislarine (qune a sede apostolica non recepit) propter evele- 
sine causam relinquit et nescit quamdiu in Germania permanere 
queat, non nisi unica ex pensione praepositurae Herbipolonsis 
portione (quam certe a R"= D, T. alumno foelieiseimo BR et 
Ll®° domino cardinali Farnesio cum perpetua ad Deum memoris. 
ot gratiarum actione acceptam refaro) dignus habetur. certo si 
ociari velim Vratislaviae, abunde satis haberem unde quietissime 
vivere possem. sed absit ut private eommoda praeferam religioni 
et autoritati ecclesiae sedisque apostolicae! 

Haec scribo, R” domine, ut ad onus omnium opuseulorum 
imprimendorum, per quae apud exteras quoque nationes cansamı 
ecelesiae commendare et haereticorum vosanam impietatem con- 
futare a6 detegere satago, alin ratione acquiram quam ex barsa 
aut fiseo sedis apostoliene aut cardinalis Farnesii subsidium. 
faeilius enim poterit mihi aliquid pensionis reservari super aligua 
praepositura (quantae enim sunt per omnem Germaniam, maxime 
in tractu Rheni et in partibus inferioribus pracposituras, quarum 
eollatio ad sedem apostolicam spectat!) quam ex fisco- 
onera per sese sunt in reipublicne necossitatibus graviss - 
merare mibi. et de tali pensione non fieret multus elamar, 
quoniam non dicerer praepositus, haberem tamen ex he 
(de cojus titulo et honore alius gauderet) aliquid subsidil 
alibi viverem, si hie propter seripta ovulganda commodo manere 
non possem. credo enim necessariom fore ut ego ipse adsim ad 
manum circa typogruphum, quando omnia opuscula edi debeant, 
sive autem progressum habiturum sit coneilium (ut opto ap 
sive impediatur diutius, utile fore spero ut aline nationes latine 
intelligant quam inique ot inepte oppugnent ecclesinm sta 
seotae. nam et in Italia dieunt non omnia in fide asse ao 
integra ..... non licet mihi aperte soribere omnis fm] 
et cunctas molestias quas me in Iaboribus meis gravant: Intelli- 





Ku yR 










& CASPAR PEUCERS, 463 | 


 plas quam satis dietum est. fecit ne pro- 
de pietate et integritate R=* D. T. eonfidentia. 
Ba Ten Vohkaisinn peinas: 


Res patrone %, ed em am tam vehe- 
menter insto pro aliqua pensione tum nd futuros ndversae for- 
eventus, fum propter magnos sumptus, quos requiret om=- 
niom opuseulerum renoyata editio. hubeo et alias causas, quas- 
referre modo non expedit neque literis committere iutum ost ®, 


(Fortsetzung folgt im nächsten Heft.) 





A. 
Zur Verlobung Caspar Peueers mit 
Magdalene Melanthon. 
Urkundliche Mitteilung 
Geh. San.-Rat Dr. Köster in Naumburg a. $. 





Im Stadtarchiv zu Naumburg a. Sanle wurde von mir nach- 
stehende, bisher nicht bekannte Originalurkunde, die den Schwieger- 
sohn Philipp Melanthons, den Cuspar Peucer senior angeht und 
in um dessen Leben ans Licht bringt, aufgefunden. 

ist jedenfall mit einem Nachkommen Peucers, dem Magister 

ar men nach Naumburg gekommen, der bier von 1732—1742 

Rektor Stadtschule war. Zugleich mag auch noch bekannt 

8egeben werden, dafs Caspar Peucer d. d. Augsburg d. 10. Mai 

eg von Kaiser Maximilian in den Adelstund erhoben wurde 

Verleihung eines Wappens, Abschrift des Wappen- und 

a befindet sich in der Milichschen Bibliothek au Gör- 

Hitz, cd, cod. 165. 

Die gefundene Urkunde lautet: 

"Wir die vorordente Commissarien des Consistorii /zu Witten- 


BEE Folgende‘ Andet' sieh: nur Im Daplikit; als eigenhinäige 


2) Am 81. m. et Beh nochmals ausführlich an 
SEHE, weenlch aber Gegenstände: s. Druffel, Mon. 
ar, 


< 

















MISCELLEN. 467 





Ber, heilige Mauricius und die theblische Legion. 
S Müblmann 1896. 598. 

Untersuchung darzulegen, Wind und Sonne noch einmal zu teilen, 
und so yiel ‘als möglich den historischen Kern der Legende zu 
‚ermitteln ($, 13). Sein Ergebnis: dafs Maximian die Oberoffiziere 
ee aa de Login. dudiierai Katy, date er 
und die Soldaten in gröfseren und kleineren Ab- 
in andere Legionen und Garnisonen steckte (S. 5Lf.), 
völlig in der Luft. Hauck. 


IF 


1 Hi 





G. Grupp (F' Oettingen-Wallersteinscher Bibliothekar), Kul= 
Sopuhichte des Mittelalters, 2 Bde. Stuttgart, Jos. Kothsche 
Verlgsbuehbandlung, I, 1894; VIIL, 357 8.; 28 Abb.; II, 1895; 
FL, 466 8; 35 Abb. 8. .% 6,20 und 6,80. 


_ Die vorliegenden beiden Bände der Gruppschen Kultur 
geschichte reichen bis an das Ende des dreizehnten Jahrhunderts; 
der Yorfasser behält sich die Bearbeitung eines 3. Bandes über 

14. und 15. Jahrhundert vor, Wie umfassend or sich die 

> des Kulturhistorikers denkt, hat er im Nachwort des 
2 As Banden gesugt: die gesamte materielle und geistige Bildung, 
Wirtschafts- und Rechtswesen, das Kriegs- und Staatewesen, 

aan ER ed und religiöse Leben sei in Betracht zu ziehen; 
nur das Zuständliche und Bleibende, nicht die einzelnen 
a und Persönlichkeiten seien zu behandeln; die Eigenart 
einzelnen Zeiträume sei als Moment der geschichtlichen Ent- 

N darzulegen und zu verstehen. Diese seine Aufgabe 
die der Verf. nicht zu erfüllen vermocht: mir scheint vor allem 
historische Entwickelung der mittelalterlichen Kultur zu kurz 
Roman zu sein. Dagegen hat er aus der politischen- und 
“Shengeschichte, aus der Rechts- und Wirtschaftsgeschichte 

AS lerlei herangezogen, was der Beachtung wert ist und was auch 
Ss eine Kulturgeschichte hineingehört. Nicht einverstanden kann 
mich damit erklären, dafs Verf. seine Darstellung begiant 

einer breiten Darlogung desson, was er sich unter dem 

denkt, und mit einer Geschichte der Urkirche, Er 

SS uns nicht, von wann an er dies Mittelalter datiert, Es hat 
SE den Anschein, als meine er, das Christentum gehöre aus- 
dem Mittelalter an. Jedenfalls aber denkt er wohl, 

Sc Jas Christentum im Mittelalter seine klnssische Ausgostal- 
ee efendenöhabe; Ader"wir legen dach auch: wohl. biatat 


Ki E 2 





468 ANALEKTEN. 


das Christentum, nicht aber das Mittelalter ein absolutes Ideal 
(II, 438). Mir scheint es, als ob der Verf. seine Gedanken nicht 
gehörig in Zucht genommen hätte. So würden sich manche schiefen 
Urteile erklären, so z. B. der Satz (I, 288): Wenn man von der 
Hochwarte der Geschichte aus diese Dinge (d. h. die römischen 
Zustände im 10. Jahrhundert!) betrachtet, verlieren sie alles An- 
stölsige. Auch sonst zeigt der erste Band Spuren von Flüchtig- 
keit in der Arbeit; der zweite Band ist besser und sorgfältiger ; 
hier macht sich auch die katholische Tendenz des Verfassers nicht 
so bemerkbar, wie im ersten Bande. Vielleicht können wir im 
3. Bande eine ganz respektable Leistung erwarten; denn lebendig 
zu schreiben und zu interessieren, versteht der Verfasser; und 
wenn er das Urteil derer, die dem Mittelalter nicht das min- 
deste Gute nachzusagen wissen, auf seine Berechtigung hin ge- 
prüft haben wird, dürfte wohl auch sein Urteil noch etwas we- 
niger günstig lauten als bisher. Ficker. 


Leer 3 


Ne a Dor arabische Josippuis — J Wellhausen, AbhandllGesdW Gött, ph B 


Ünternuchongen ae ne H Drüner, D. ph. Marburg (98) 
Les sonrees de Flav. Jostphe — Buchler, Rerkjaives XXXIV, 67. [39 
I: _ Die ER v en Neue Erkl. der Beschreib. Jerusalem 0 
4, 10. 2 — GGatt, Freib (VI, 66) R 
2 


Jod. V, 
a Nicolai Damasceni fontibus quaest, rel. — P Tietz, 
Marbır (40). Eee 
Les juifs derant V'öglise et T’histoire — RP Constant, P 
- re) 
Das Judentum i. d. BDERDE griech. Welt. Ein Beitr. 
des — MFriedländer, an (v, 7. 143 
ar a ie auf € Grund des Talmud, 2. A. — F Weber, 
een Messi La u 
t. au Messie dans la lettre aimonide aux 
ch du "Yemen Yemen 


— Bacher, Revötjuives XXXIV, 67. 
vi Die SE Rabbinerrersamml y. J. 1608 — M Hero- 
t=, Pr. Frankf. a/M (80). 


46 
= Sachen Beige: } ude. Studie über die neueste Ahasver-Dichtung 
Jos Gafsner (Frankf. zeitgem. Broschüren, NF 17, 9). 4 





Die Juden im bospor. Reiche u. d. Genossenschaften der as- 
Pie yo 96» dnuoros ebendaselbst — E Schürer, SBAk Berlin (26). 1 
Kalp ER u. ee erh 2. 

allia judaica. og. In France d’apr&s les sources 
RS iniques — H Grol Rn. 50 
‚Geschichte STH Te =; er Ansiedelung der Marranen 
we. Wolland Gars» bis zum Beginne der Mendelssohnschen Zeit 4 
'M Braun, 8. L (XL, 519) = HGraetz, Gesch. der Juden 
Le due de nl Leopold et les Isradlites — Aron, no 


87. [52 

Geschichte der Juden in Rom I: 199 v. Chr. — 1420 n. Chr, — 
Av. u. en rez. LOBI 22. 53 
‚Judenverfolzun; m Kurf. Sachsen v. 1596 an — Burk- 


StudKrit LXX, 
te der Juden I Schlesien I — MBraun, Brel (8. dl 
bis 79 u. AV—XRXIV). 55 


Alte Kirchengeschichte 
Allgemeines 
(einschl. Übersetzungen, Apoerypha, Symbole, Inschriften) 
Be pagsaphle Bir u Fe LEO B,P.I—E 


6 
ae Marker iR er 28 Kaiserzeit bis Theo- 
dorus ]. u. ihre Quellen — H Peter, L (XI, 478 u. VI, 410). 157 




















ri 
& gothischen Bibelnbersetzung I 


= 


F 
I 
» 


55 


Ga nen Ta 
of Great Britain prior to the coming of Augustine 


135 
Bi: in ri an ang uch 


The Nicene Crood; a manual — en Lin (448). Bu 
eaikulems et l'inscription de Kara-Balgassonn — 


IX, 1. "as 
runs Creed and its early Commentaries — 
Fez. "ThLze XXI, 5 (Kattenbusch). (139 
 Critie. dissert. on the Athanasian ereod — GD W Ommaney, io 


 Dispensation u. Dispensationswesen in ihrer gesch. Ent- 
bis zum 9. Jahrh. — „ ArchkathKR LXXVII, 1—2. (141 





BE 


- Ein Bindeglied zw. d. pseudojust. Cohortatio ad Graeeos u. Ju- 
Hans Da 82: d. Galilder (Dion eye 2) — Frl 


Georgi N; i (Nemesii E ion libe: 
Baal er WERE al op. VORRV 2 Köunard, Br. 0, 


[} 
“re ae N Bösen u. der schliefsl. 
Fed v ER He Hr un, ten u. Es u. der Hai 


nern Elemente i. d. Welt- u. Lebensanschauung des 
v. Nyssa — A Reiche, Jena (60), rex. ThLZt XXI, 11 nz 


ni Sregoni Theologi liber carminum jambicorum — M Gismondi 


ST uthaliana — Robinson, ez, TLZ XXU, 2 (Boussen). „I 
By a v. Gaza „Widerlegung des Prokloa“ — ID: A 


v. Gaza — L Eisenhofer, Freib (VII, 84). 1135 


ER des Erzbf. Andreas v. Onesarea — Dia 
DEN Erzb. Andı Caes: Ä Co Ai 

es Kirzi ndreas v. area im 
iS. Ä 151 


‚Pauli 2) — Frz Diekamp, ehdas. 
hi La question Shen — L de Grandmaison, ll 


Janr. 
Bedenken — J Dräseke, StuduKrit 2. 158 

Die sacra parallela des Johannes Damascenus — KHoll, TuU 

NE 1,1 (XIV, 992), 1er. ThlZe XXI, 1 (Wendland). "154 








- Die Homilie des hl. Ephraem r. Syrien über das Pilgerleben, 

‚hrsg. u. übers. — Haffner, SBAcad Wien CXXXV. DR 
Die jersetzung der Sextussentenzen — DRy: 

"ish 1. ft 56 


Pi. 














1 — 


Occams Erkenntnislehre in ihrer histor. Stellung — H Siebeck, 
ArchPhilos I, 10%. 1826 
Johannes Ruysbroeck — AA van Otterloo, ’s-Hage (26 u. 391). [821 
ses Paulus Vergerius d. Ältere — KAKopp, USE 

2. 3. 
Die schriftstellerische Thätigkeit des Bischofs Otto III. v. Kon- 
stanz — A Werminghoff, ZtGeschOberrhein XII, 1. [823 
Meister Joh. Bellach, ein Bibelübers. d. 15. Jh. — Jostes, Hist 


JB XVIU, ı. [324 
Dionysii Cartusiani, Joctoris ecstat., opp. omnia I, Montreuil 
(XCIV, 684). [825 


Nöte in&dite sur Guill. Fichet (16 oct. 1472) — H Stein, Le Biblio- 
graphe mod. I, 1 1826 


Les curies de l’Afrique romaine et les confr&ries du moyen äge 
— FrFunck-Brentano, Revsocethist 1. 337 
Les origines de la fete de la Conception dans le diocese de 
Rouen — Vacaudart, Revquesthist Jan. 
Vom Zaubereiunwesen anfangs des 14. Jh. — KEubel, Hist 
JB XVIIL, 3. 329 
Zauberspruch v. J. 1388 — Beitr. z. Gesch. d. St. Rostock II, 
2. [830 


Römische Inquisition i. Mitteldeutschl., insb. i. d. sächs. Ländern 
— PFlade, BeitrsächsKG XI. 831 
Corpus docum. inquisit. haer. prav. Neerland. 2. d., rez. ThLZt 
XXI, 11 (K Müller). (882 
Docaments inedits, Torquemada et Inquisition; Ja Jurisprudence 
du Saint-Office; ’Enfant de la Guardia etc. — Ede Molönes, P(240). [333 
Der Malleus maleficarum u. Bodins Demonomanie, Euphorion 
4 


Les anciens Pauliciens et les modernes Bulgares cath. de la 
Philippopolitaine (s.) — E Tachella, Mus6on et la Rer. d. rlg. 2. [885 
Die Anfänge der Reformation u. die Ketzerschulen. Untersuchunger 
zur Geschichte der Waldenser beim Beginn der Reformation — I 
Keller, Vortiäge u. Aufsätze a. d. Comen.-Ges. IV, 1/2. 33€ 
Zur Geschichte der Waldensergemeinde Pinache in re nart 
— Mürkt (XVI, 448) = GeschichtsblldeutschHugVereins VI, 3 u. 4. 
Johannes Hus — A Stein, Rotterdam (VIII, 233). 33 
3 lettere di Gir. Savonarola e una di Fra Domenico da Pescu 
sull’ unione dei conventi di S. Domenico di Fiesole e di S. Caterina d 





Pisa en quello di S. Marco di Firenze — Niccolini, Archstorita 
Nr. 205. 1831 
Per la causa di fra Girolamo Savonarola: fatti e testimonianze — 
LFerretti, Milano (29). [34 
Il domenicano Savonarola e la riforma — Giov Procter, Milanı 
(XV, 910). [841 
Kirchenge: Deutschlands III, 2 — A Hauck, rez. ThLZt XxXN 
1 (Loufs) u. GöttgelAnz CLIX, 2 (Uhl). 341 
Deutsche Geschichte im Zeitalter der Hohenstaufen — . 





Jastrow u G Winter, St. = Bibl. deutscher Gesch. (114—117 Lfg.). [844 


512 — 


Saint Benediet — A Tosti, transl. by VR W Romauld Can. Wood: 
Ldn (285). 46: 
St. Benedietus-Büchlein. Leben des hl. Benedikt... — RMun: 
Münster (156). [40 
Scholae Benedietinae’ — G Willems, StuduMttlIBeneduCistO XVD 
4; XVII, 1. [41 
Bullet. hist. bendd. — U Berliere, Revb&ned 1. 41 
Ein Tag im Kloster. Bilder aus dem Benediktinerleben — | 
vOer, Regensb (279). 41: 
Das Strafverfahren bei der bayer. Benediktinerkongregatio 
im 18. Jh. — Silbernagl, ArchkathKR LXXVII, 2. [41: 
Reformbestrebungen der bayer. Benndiktiner a. d. Geb. ı 
Gymnasialwesens um 1708 — JBach, MitllGesdtErz-uSchulg VII, 1. (41: 
La congregation benddictine de la presentation Notre 
Dame (s) — U Berliere, Revbened 2. [4 


Der letzte Propst v. Afflighem — StuduMttllBeneduCistO an 
N 


Le venerable Jean Roberts (s.) — BCamm, Revbened 1—3. [41' 


L’abbaye de Saint-Jean-du-Buisl&s-Aurillac, ordre de Saint 
Benoit-Chaban, BullhistetscientAuvergne 1896, 7—8. van 
Wissenschaft]. u. künstl. Strebsamkeit im St. Magnusstifte zu F 
fsen 6 — DLeistle, StuduMttliBeneduCistO XVII, 4; XVII, 1. an 
Das ehemalige Benediktinerstift Scharnitz-Junichen in Tirol — 
V Gasser, ebdas. XVII], 1. 42 


Ulrich v. Cluny — E Hauviller, KirchengStud III, 3 (VIII, 86). [42; 
Les prieur6s elunisiens de Pancien dioc. de Li6ge — J Halkin, Bul 
socd’artetl’histdioc Liege 4. 42: 
Über eluniacensische Innenwirtschaft im 11. u. 12. Jh. — ] 
Hauviller, WissBeil Germania 15. [42! 
Die Ordnungen der Höh. Schule des Reformatenklosters z' 
Pakosch — Th Warminski, JBhistGesNetzedistr VIII. [4% 





Dionysius der Karthäuser (1402—1471) — J Brandenburgeı 
ZtkathTh XXI, 3. 42 

Lettres d’affiliation de la famille Dufresne, d’Allevard, au: 
prieres et aux biens spirituels de l’ordre des Chartreux, 19 mai 1611 
= A FBellet, BullbisteecletarchreligdiocValence, Gap et Viriers, mai 
Juill. 


Kleinere Quellen u. Forsch. z. G. d. Ciöterelenner, Orgene 10. - 
O Grillaberger, StuduMttllBeneduCistO XVII, N 
Die Cistercienser beim Mahle — 1 Dolberg, ebdas. XVII, 4. 148 
Nachrichten über e. merkw. Rituale O. Cist. m. bes. Bez. auf d 
Abtei Altenberg — Hofer, ebdas. XVII, 1. [421 


Joh. Nihling, Prior in Ebrach, u.s. Werke — P Wittnaun, ebdas 
XVII, 4; XVII, [481 





— 56 — 


Nuntiaturberichte aus Deutschland Abt. III, 2u.3 (1576 
bis 1582), rez. HistJB XVIII, 2 (W E Schwarz). 495 
Nuntiaturberichte aus Deutschland 1585—1590 I, 1 — 
St Ehses u. A Meister, rez. GöttgelAnz CLIX, 4 (Bezold). 496 
Über den Kölnischen Krieg — MLossen, SBAcadMünchenphh 
1896, 4. 1497 
Politik des Herz. Johann Casimir v. Coburg. Ein Belt, cs 
Vorg. d. 30j. kr. — H Glaser, ZtVerthürGAKNF IX, 3. 4. 
Breve Papsts Paul V. in Betr. der rlg. Haltung des Pfalzgr. w tie 
Wilh. v. Neuburg, 161222 Deo — ZtbergGV XXXII. 
Kursächsische Politik i. d. J. 1614 u. 1615 — AWah, 
NAsächsG XVIII, 12. 500 
Rikskansleren Axel Oxenstiernas skrifter och brefverling U: 
1606—24, Stockholm (XLVIL, 803). 501 
Nuntiaturberichte aus Dentschland. Abt. 4: 1028-1635. 
Nuntiatur des Pallotto 1628—1630, 2. B.: 1629 — HKiewning, B. 
(LXXIX, 464 gr 8). 1502 
Georg Jenatsch — JRRiedhauser, Davos (62). 508 


Die Melancholie im 16. Jh. — N Paulus, WissBeil Germania 


. 504 
Die christlich-sozialen Ideen der Reformationszeit u. 
ihre Herkunft — M v Nathusius, BeitrFördchrTheol I, 2. 505 


Geschichte des deutschen Volkes. 4. Bd.: allg. Zust. seit 
dem sog. Augsburg. Religionsfr. v. J. 1555 bis zur Verkündigung der 
Konkordienformel i. J. 1580 — J Janssen, 15. u. 16. A. bes. v. L Pastor, 
Freib (XXXV, 560). 506 

Die Folgen der Reformation u. des 30j. Krieges f. d. 
ländl. Verfaisang %. d. Lage des Bauernstandes im östl. Deu tschl., 

Ei in Brandeı u. Pommern — W Bruchmüller, Crossen 1 





Fischart-Studien III — A Hauffen, Euphorion IV, 1 u. 2. [508 
Satire auf die kath. Messe v. J. 1529 — L Hölscher, JBVer 


niederdtSprF XXI, 1896. 509 
Goethes Faust u. Agrippa v. Nettesheim — A Reichl, Euphn- 
rion IV, 2. 1510 


Historia Dr. Joh. Faasti des Zauberer I — G Milchsack, Wolfenb 
(CCCXCIV, 124) = Überlieferungen zur Lit., Gesch. u. Kunst 2, rez. 
LCtrbl 24. 511 

Der historische Faust — G Witkowski, DtZtGWNF I, 4. 512 

W. Gebhardt, Pfarrer v. Oettingen, Reisetagebuch v. 1569 u. 


1570 — FVMull, Graz (90). 513 
Aus zwei Leichenpredigten für Glieder der Familie Dieskau in 
Finsterwalde 1597 — U Sehlobach, NiederlausMttll IV, 7—8. 514 





Fine päpstl Geheimachrift a d. 16. Ih — JSusta, Mttll 
InstösterrtGF XVII, 1—2. [515 
Kardinal Matthaeus Lang u. die relig.-soc. Bewegung s. 2. 
(1517 — 1540) 1. u. 2. — W Hauthaler, Salzb. (140) = MttliGesfSalzb 
LK. 516 
Beiträge z. Briefwechsel derkath Gelehrten Deutschlands im 
Reformatiunszeitalter (Forts.) — W Friedensburg, ZIKG XVII, 1—2.[517 



















ln da 


D. et A. Oaron, de 
N Weis, ebdas. d. [702 
aux galöres pour avoir es 
ar ER, F: ‚‚ dit Tristant, 

5 Debabe, TREE dAzil ins — Th 
Court et ses sermons — ECombe, rez. ThL2t 
ee 


ar 
Past, ho des reformees de 
ee anc, past. ‚eglises 


‚et dolsanees des &glises reformdes de 
a BellLien a0 estate a 2 anplr le Go: 


Etat a ve on * 8., & lepoque PR: 
Wipper, Bullsochistetareh Gentve I, 5. 

ns de Sainte-Catherine = Honflenr, leur curd 
"Bullsochistprotfrang 2. 
BEL... la generalitö de Be 


avın, 3. 32 








en 


el. Mutter Francisca Schervier, Pan der Gen 7 
senschwestern v. hl. Franciscus — JJeiler, Freib 


u nn 
DUR Bü oh coadh Tnbg d Ln ee se, M Türe da Dane 
5 
hs dschaumes en 1 


France et % 

-«elui d’Anvers en Belg. Vies des plus llustren de ses Allen. Benno Fr 
Essai hist. sur la Seelen de Religieuses de re 
Tonception d’Avignon (1750—1888) — Arign (371). 1789 


Vom Westfälischen Frieden bis zur französischen 
Revolution 

Bas BR IR LiND« de Y'Europe aux XVll* et XVIlfe 

Deutsche Gesch. v. d. Auflösung des alten bis zur Gründung 

on Reiches — Hr Zwiedineck-Stidenhorst, St. = Bibl. deutscher 

Gesch. (I4—117, Dig.) 

‚Geschichte 


v. England 10. — M Brosch, G 5) = 
d. europ. Staaten 58, 1. a 












56). 
Johannes re Th Klähr, ARE VL 84. 794 
Joh. rn Lütkens — Th Gachigens, MullfachrerKiRulind 


58 (30), Fe) 
he Afkrnstääische Konvention (1707) u. die Kaiser Josephinische 
f. Schlesien (1710) — Soffner, Schles. Pastoralbl, 


? Bel bite Attempte of 1719 from the lettres of the 
Ormond, Edinb 1896. 


ae Salzburger Emigr. durch das Reußenl. 17: 
1733 — W Bölime, Aus verg. Tagen des Reufsenl. u. d. St. Schleiz. 1298 


La fin de Olement XI et le a een d'Inno- 
sent XIII (1721) d’aprös des doc. dipl. indd. 1 Michaud, er 


Le nl de Tencin au conclave de Benoit XIV, I — M Boutry, 
Reybistdipl 2 1500 


Bere Silesius (Johs, Scheffler 1624—1677): Die christl. My- 

Ausgew. VE aus „Der cherub. Wandersmann“ ayst. zusgest, — 
Far L AYIIL, 58). 

‚Abraham a Banta Clara — BSextro, Pr. G. Bigmaringen O0 


Studien ber die Sprache Abrahams a 8. Clara — € Blancken) 


De Halle 
Aus Cattancc, ein Vorbild für Prediger — M 
mi Salatır ische Visitationsreise in Steiermark u. Kärnten 
Mayer, Pr. LOR Graz (18) 1505 


fi 


ü ‚der SE Philos, — Otten, Freib 
ie & 
'inozastadien — J Preudentbal, ZiPbilosukrit CIX, = 


di eritica obiettiva delle sei definizioni del 
Spinoza — VLilla, Atti della ncad. Pon NAVI 
fon Een N. 


St 
annteh als Vorkäimpfer des Protest — K Walker, no 


u aneötres franı ae -J. Roussean; la famille Oresp 586 
Rousscau u. s. Philosophie — HHöffling = Frommanns Klass. d. 


‚Philos, (158) 837 
Die Baki dncıg. J. J. Roussenus — A Brausewetter, nn 
xx, 1-2. (838 


a endete Briefe an Chr. BRESHE NT 


aRulem (CE) - Ar Bibl. (HistZt) 2, M. 

ristian. W. Br Ne zu Leibnitz — W Arnsperger, Weimar 

an 72). au auch D- aD 
a a dei eongärlen u. Semler — Stumpf, Be 


CC Lärators Aufzeichnungen über s. ersten Aufentl. in Karls- 
— H Funk, ZtGeschÖberrheinNF XII, 2. [ 
Kr Olanater, Worts des Herzens, hrsg. v. C W Hufcland, Reutlin 


) 
et 8. Leben u. &. Ichre — M Kronenberg, M (VII, 312), rer. 
"TLZt XXI, 12 (Reischle), 
Be influence in theology — CC Everett, N World, march. |845 
. ‚ Immanuel Kants Auffassung von der Bibel, rez. ThLZt 
Bi Reischle). 1546 


L’assemblöe constituante st les biens du elergd — Ch Gomel, 
iistes LV, Mai. S47 


Reeherches historiguns sur la persdeution religieuse dans le 
it de Saöne-et Loire pendant In Rövolution (1789— 1808) 2.: 
d’Autun — P Magnet, Chalon-sur-Saöne (XXX, 782). [848 

La ta catholique ot le schisme constit, A Cuiseanx 

a ni Rörol, france, — PavisdeChavannes, Lyon (79). 

Le Sehisme eonstitutionel et la Persscution du clerg@ dans le 
Var. Aveo une Jettre de Mgr. Mignot, dväque de Frejus et Tonlon — 
i (XX, 399). 1850 
Gai in. Montaignac, Eprenves d'un öyö Ki a frang. pendant la Rövol. 
BER; p- F Doffan, P (XXVU, 271). 1851 
A Gran je Lomänie de Brienne, archeväque de Sens; ses der- 
Diäres anndes, Epiaodes de la rövolntion — JosPerrin, Sens (322), [85% 
Deux vietimes des Septembriseurs: Pierre Louis de Ia Roche- 
foneauld, dernier övdque de Saintes, et son fräre — L Andiat, Be 


19. Jahrhundert 
‚Europe in the 19th century — HPJudson, Ldn (54 
. Dentsche Geschichte i. 19. Jh. I, 6. A. — Hry’Treitschke L 
dx, ra = Staateng. d. n. Zt. 24. 855 


ee 


eg 
t ER 
Br DE A 







Der Katholicismus als Prinzip des Fortschritts — H es 
Zur der vatikan. Papstlehren — K Obrich! 





sur les et noncen 
Gibbons — Gde Pierrefn, P (XIV, 416). 


"Episcopat en le joug. Seönes de la vie zen et 
13 Ben Se A ee: övöques et candidate & 
Wipiscopat — Bde Pierrefen, vol 371). [596 


Pins VIL (1800-1828) — MH Allies, Ldn (816). (891 
£ Die aufgehobenen Fundationen. Ein Kapitel aus der Geschichte 
der Sükularisation der Klöster 1810 — A V Thienel (aus „Schles. Aue 


Boah Bee (ö4). 
Die Leo XIIl. — Boyer d'Agen, dt. v. CM 
h Fa: 1, 42). 893 
auf dem päpstl. Stuhl. Z. 25j. Ordensjub. Sr. Heil. 
Dan en En able km die Th u ee 
an die Thomas-. An % 
Von au Eva ie VE. I878 - — ThM Wehofer, Vorträge u. 
ae Kin der he Fheman v. A 3 Vde Gnot 
“ u. omaa v. Aquino — je B 
BI Faßs, b(67). 5 
LE: Divinum illud munus sur le m de ia träs 
sainte a Tg & u mission du Saint-Esprit, L’Univen‘ RAR ae A 
u de notre trös saint- 


Vännterainon e et in sensure des livros, ebdas. a 


f i vres, P (61). { 
Re „ion XI = le prince de Bismarck I — ELefebvre de Böhnii 
un, Ode de XII & la France le xIve ei a 
baptame de Clovis, L’Univenth XXIV. 1. 
es Leo XIII and the American liberties — Quaterl. Ta 


“ 
De BE nel gorneg Ik Adam Möhlera.— Arsch, 
Rz Tee Dronte.Antahuft— 'Th Herold, u 
‚Clemens August, Erzb. v. Köln — HJ Kappen, Münster m 
au Stöckl, Domkap. u. Lysenlprof. in Eichstätt, 1 


AM 


Pr. ” 


in and fr. 1868 time — 
a a Din and Boetaga to present tere 


Zur Union Kr romfreien Kai Kirchen des Abend- u, 
K Goetz, ZIKG 2. 935 


richt der Petersb: Kommission an d. hl. Se betr, Vereinigung 
altkath. Kirche d. Westens m. d. orthodoxen Kirchen d. Ostens — 


t Jan-März. 36 

La Bes et le le U — Pierling, P (XIl, 416). 937 

Die ten: d. Türkei unter Sultan Abdul 
Hamid — Bresnitz v $; Beat, 2. A,L (IV, 78). 

‚Anton Staudenmaier — FFrbauchert, InternatthZt Apr-Jun. (989 





as seen in the state and the churelh — 
Er Wien Nor) York (520). 


a Gesch. der Eh Kirche in Deutschl., kritisch 
Theophilos, Hann (51 
Bilden aus d. Erweckun en des religlös-krl. Lebens in 
Deutschland in diesem Jh. — AllgevluthKZt 13. 9 
Geschichte des Wineolibhie — HWnitz, Darmat (BE 


[ 
Au Geschichte der Schulbibel — F Fix, ee 


Die geschlechtl.-sittl. Verhältnisse der ev. Landbewohner 
ia GH. Baden — G Kappes (68); im Ker. Bayern — C Happ (100); 
in Elssfs-Lothringen — G Mathis (68); im Kor. Würtemberg 
— JGonser (161), aus nanie geschl.-sittL Verh. der ev. Landesbewohner 
im deutschen Reich‘, 945 


Sitten u. Unsitten ;< Taufen, Trauungen u. Begrähnissen Re d. 
Grafsch. Stolberg-Rofsla — Moser-Dietersdorf, Rofsla (24). [946 
Pfin atliche Festsitten i. d. rechtsseit Unlerweser Ran 


—ı MschrGottesdukrlK II, 2. 
Bun, badische Kirchenratsinstruktion v. 6. VIL 1797 u. 
der Geistlichen — LStößser, Freib (48). IE 
Das Reformationsjubiläum v. 1817 u. d. Union ... 


Bilder a. d. ev.-prot. Landeskr. d. GH. Baden 2, Mr 

e Konkordien, Jubelfeier v. 26. VI. 1880. Ein Beitr. x. 

19. Jh. — IE Völter, Ludwissb (262). 950 

ren Mitteilungen aus den deutschen ev. Landeskirchen 

*. 3. 1895, St (22) aus „Alle. Kirchenbl. f. d. ev. Deutschl.*. [951 

‚Ein Beitrag z. Gesch. der ev. Landeskirche in Preufsen 1896/06. 

Ve. Laien, B (VII, 64) = Prot. Zeitstimmen 10. 952 

Zur Kirchenpolitik Preufsens — W Rudelphi, Paderb (III, 188). [95% 

Die kirchlichen Bewogungen i. J. 1896 — ESachsse, Hulte 

was Da hast XX, 4—5. (954 

‚Bericht über d. 49. Hauptvers. des ev. Ver. der Gustay-Adulf- 
Stiftung, Dessau 15.—17. Sept. 1896, L (282). 

Prozels Witto-Stöcker — C Witte, B (90). 956 


Ernst Moritz Arndt — Reinthaler, DievBll'XXU, 4. 
‚Sehleiermaeher-Studien I — M Fischer, ProtMH Par 1. 


bi 








York (414), j& 


te 
re zur bayer. Kirchengesch. (Kolde) 2. — rez. ThLZt XXI, 


Be BER LESS — FHoltze = Sch: 
hte der kel. berlinischen Garnisonkirche — m 


katholischen Bern — 6 Tobler, NBernTBl. 
isen des Kl. Biburg — Er Oefele, rn: 


teste Geschichte der Stadt EIER u. die Art Arne 


En Bistum Basel — J 
ie Gesch, d, ev. Kirchengem, a zu Blei [r — 


I Pfarrei u. Gemeinde Bochingen — Fr$ Dreher, 
& 3 


ilae u. Kirchen)» Driakkann, Koreopröl. d. Garten. d. 

‚orresp.- jes.ver. 
1. Aleriover. XV. 1. ® 004 
r In als Bischof v. Camin — N; 
e Grundbesitz d. Kl, Corvoy i i. d« Diöcese Osnabrück — RMaı- 
burg (76). [1006 
n h. dos Bistums Dorpat bis zur Ausbild: der 
x Gernet, VerhandligelEsthnGes Dorpat XVII. "iooz 
Geis 1 ander Kreuzbruderklosters 2. Das 
fd. ev. Gem. in Ebingen 1, Ebingen (26) [1009 

1 Ligerz, Bibliothekar v. Einsiedeln we 14. Jh — 


.65) aus CteblBiblw XVIT. 
. Parteiwesen im Elsafs — D Hackenschmidt, 


n des Stiftes Engelberg, 2. Abt. — A Vogel, 


e des Chorherrn L. Helmlin — Rn ebdus, IHR 
e der ev. Gemeinde Essen u, ihrer Yon le 












1 - 
Reinhbausen bei Göttingen — Ev Uslar- et 
Riddagsh en bei Braunschweig — H Pfeifer, 
Wolfenb fa 72). 1043 

Das der Margarethe v. Grefendorf in Saalfel 

1569. Als Nachtr. z. d. Saalf, Stiften. u. Vermichtuften = _ 
= Schriften d. Ver. £. Sachsen - Meining. Gesch. ale 
Ein Rechtsstreit aus Niedersachsen 2. — vw Bötticher, zen, 
_ Katholisches Leben in der sächs. Diaspora = Kath. Pre es 


EB un atanı. Landessynode im Kgr. Sachsen in ihrem orsten 
m la 1871—1896 — J Scheuffler, = VII, 388). [1046 





Verhandlungen d. 6. ey.-luth. Landessynode . Sachsen 1005 
I & om, 546 u. 18). Ike 
| es Laien über d. 6. ord. Landessyn. d. er.-Iu sn 
| eines süchs. Feldpredigers a. d. sieben. Ei A 
| ter, BeincheK6 X 1049 
| Führer durch die Bergkirche zu Schleiz, ib. (27). SE 
Geschichte u. der Städte u. Dörfer, Burgen u. Berge, 


m. Klöster des alton Schlesierlaudes — A Geyer, L (V, 151). 1081 
‚Pastoren in ARTS alien — ATscherney, Mttll 
jonsklub (1052 


NordböhmExkursi 
-  Seraphin Dietlers Chronik Sr Kl Schönensteinbach — Jv 
Schlumberger, Gebweiler (XXX. 502 u. 30). (1058 
Die Werke der Wol oblthätigkeit im Kanton Schwyz — G Meier 
97 v. d. Hülfsgeselisch. in Zürich). 1054 
Schild von Seedorf — A Denior, ZtehrKunst X, 1. [1055 
D. „Aufruhr“ d. Pfarrers Georg Infantius in Speier — JNoy, 
BeitrbayerKG 111, 3. 1056 


‚Chronik des ev. a Strümpfelbrunn, der Pfarr uff dem 
Winteraw — L Braun, Karlsruhe (VIII, 168). 1057 
Geschichte der ursprängl. Kirchhöre Sulgen u. der aus derselb. 
hervorgeg. ev. Kirchengemeinden — J & Kreis, StGallen (VIIT, 347). (1058 
Geschichte des Simultaneum Relig. Exereitium im vorm. Herzoat, 
Beiseh — GNeckermann, Regensb (159). (1059 
Geschichte des Kalvarienberges zu Tölz u. d. Emeriten-Kuny Kae 


reine — MForner, Tölz, 1. Lfg. (64). 

tl. Notizen über d. Pfarrgemeinde Unterschüchen — J 

Be hist. Nenjahrsbl. (Uri), Altdorf. 1061 
Ivikariat Vorarlberg JH, 1 — Rupp, Brixen. 1062 

a eg Bistumsgäter im Wartenberger Weichbi 1063 


erGuAK Schlesien XXXI. 
hoch Katballaenes 2. BienmeRere -Hubertusburg L mio 


BeitrsächsKG XI. 
Das Jahrzeitbuch der Kirche Ober- Winterthur — BEenpeleei 
‚esch XXVIIL, ı. 065 


en SH Anschlufs der Gemeinde in Witten a. d. ev.-luth. Kirche in 
— GFroböss, Bresl (32). (1066 
Herzagtum des Bf. v. Würzburg u. d. fıänk. Landgerichte 

it, DiZIGW NF I, 8. 1067 
ius Freundt. Ein Beitrag z. Gesch, des Kantorats zu St. 
PR ‚zu Zwickau — G Göhler, MtllAltertverZwickauuUmg. V. [1068 











u Fü 














84 — 


Libri liturgici bibliothecae apost. Vatic. manuscripti — H 
Ehrensberger, Freib (XII, 591). 13 J 
L’antica liturgia romana I— FrzMagani, Milano (X, 298). [1220 
Liturgische Streifzüge — RvLilieneron, AllgZt, Beil. 17 
bis 22. [1221 
Die altkirchl. Unterlagen der luth. Liturgie — RvLiliencron, 
Siona XXI], 3. [1222 





Paulinus v. Nola ein Zeuge f. d. theophorische „pompa“ vor der 


Messe? — C Weymann, HistJB XVII, 3. {1228 
Die eucharistische Epiklese in ihrem Verhältnis zu den Einsetzungs- 
worten — BGoeken u. E Liugens, ZtkathTh XXI, 2. [1224 


Verehrung u. Anbetung des allerh. Sakramentes des Altars 
— J Hoffmann, Kempten (294). [1225 


Geschiedenis der boete en biecht in de christelijke kerk II, 1 
— FPijper, ’s Hage (VIII, 245). [1226 


Mocchegiani a Monsano, collectio indulgentiarum — Aloy- 
sius a Parma, Quaracchi (XI, 1149). 12237 
Zur Gesch. der Konfirmation. Beitr. a. d. hess. KG. — W 


Diehl, Giefsen (V, IV, 184). [1328 





Die Lehre v. d. Predigt I: Gesch. der Predigt — A Hee, 
1133 

A history of the lay preaching in the christian church — J 
Telford, Lin (248). [1230 


Die Andacht z. heiligsten Herzen Jesu n. ihrem Urspr., 
Wesen u. Zweck darg. u. begr. — A Meistermaun, N. (Titel-) A., Paderb 
(66). 11281 


Hymnologie und Kirchenmusik 


Cenni sull’ origine e sul progresso della musica liturgica — 
F Console, Firenze. [13323 


Untersuchungen über d. älteste christl. Hymnenpoesie 1. — 
N Spiegel, Pr. AltesG. Würzb (64). [1238 
Tor row Hlmmov Inimasnarızlv goudrav — A Haolluy, 
Bufavs. Xoov. 1, 3—4. 1234 
n Gregorian music — Benedictines of Stanbrook, Ldn (114 — 


[1285 

Einführung i. d. gregorianischen Melodieen — P Wagner, rez. Hist 

JB XVII, 2 (N Kornmüller). 11236 

Historiae rhythmicae. Liturgische Reimoffizien des Mittel- 

alters — G M Dreves = Analecta hyınn. m. a. 24. 25, L (288 u. 291). [1337 
Dies Irae I— CFS Warren, Idn (208). 112 

Kyrie eleison — V Schulze, MschGottesdukrIK II, 2. [1239 

Die Sangesweisen der Colmarer Hd. u. die Liederhd. Donau- 

eschingen — P Runge, L (XX, 199). 1240 

Der Mensural-Codex des Magister Nikolaus Apel v. Köni«s- 

hofen — HNiemann, KirchenmusJB. [1241 




















— 85 — 
on Scheffel über Erhart Oeglius Liederb. v. 


16. 5 et !’evolution musicale — EBapin. Rev 
05 (1243 
‚strina et la musique sacrde (LBH—IEH) — he Lille 


Benin zwei Klassiker der Kirchenmusik — J Wer- 
> braham Megerle. Kay Br 
AalreahanıMeunrle, Kaylimehtsr u Hozıpönlst, Eulst 


Stiftskanonikus i. Altötting X Haber], Kirchenmus)! 
Das traditionelle Musikprogramm der sixtinischen Kapelle 
irea Adami da Bolsena — FX 


eg En, ua 
Die Johann Walthers, des 1. Dresdener Ir 
BeitrsächsKG Al. . ıt 


R 
- Händels bibl. Oratorien in gesch. Betrachtung — re 
Die sechs Trienter Mensuralcodices — FX Haberl, Ken 


John Elbeken: bei his writings on h = 
lo@y — HHousman, Fan (ll ye von e: es 
a 2, Doctor Tucker, priestrmusician — W Chr Keaufl, New Yon] 5 
Johannes Brahms i. s. Verh. z. BEBTaRg, Kirchenmusik — H'v Her- 
X, 8 1258 


2Ogrezadberg, MschrGottesdukrIK 


— Zaur Geschichte der Singknaben-Institute — K Walter, Kirchen- 
musyp, 1254 
Beiträge z. Geschichte d. kathol. Orgelspiels — Er A) 


Zur Gesch. der Kirchenorgeln in Halberstadt — zul L 
“20, aus „Zt f. rhen aa 11256 
orgues de Pabbaye de Morimond — Amen 


Janv. 


rue 25. f 
2 Orgel im Nördlinger Ben Gottesd n. d. Ordnungen d. 16, 
27 Diro en ale ud itsch form. Sch 1 

ollegia musica i. eu’ en reform. Schweiz von il: 
Fontseehun 


ig bis z. Beg.d. 19.Jh, — K'Nef, St Gallen (VII, 161). 11259 
Bildende Kunst 
Christentum u. bildende Kunst der Gegenwart — Or Leix- 
wer, B(24). 1 
Aus Kirche u. Kunst — LWitte, L (VII, 470). 
scellanea archeologica— Marucchi, RömQSchr X, 4. Fe 
\ Date der chr. Kunst I — Kraus, rez. Göttgelänz 
, System u. Gesch, des Naturalismus — ELöwentbal, 6. Er B 


"European architecture: an hist, study — RSturgis, u 


rg cathedrales du monde catholique — 1chuen 
880). a 


ee 





— 88 — 


Michael Wohlgemuths Altarwerk i. d. Marienkirche zu Zwickau 
— RBeck, BeitrsächsKG XI. [1319 


Böhmen: Dorf-Kapellen — A Pandler, MttllNordböhmExkur- 
sionsklub XIX, 8. 4. 1320 

Die Kirchenbauten i. d. Bukowina — KA Romstorfer, Mttll. 
d. k. k. Centr.-Comm. f. Kunst- u. hist. Denkm. i. Wien. 11321 


Die Baukunst Frankreichs, 2. u. 3. Lfg. — Corn Gurlitt, Dr 
(25 Tff. — Fol.). 1322 
Frankreichs historische Bauten. 3.—10. (Schl.- 2, Lf., B. 1323 
Les plus belles cathedrales de France — JJ Bourasse, Tours 
(868). (18 
Le vandalisme en France. Dö&molition de l’glise d’Ayen, Corröze 
— ERupin, L’ami des ınonum. et des arts XI, 1. [1325 
Les premiers antependiums au pays de Litge — K Hauquet, Bull 
sced’artetd’histdioc Liöge X. 11836 


Choir stalls and their carvings: examples of Misericords from 
English Cathedrals — E Phipson, Batsford. [1327 

Cathedral cities: York, Lincoln and Beverley — RFarren, New 
York (4 & 36, 19 pl. — a. 11328 

The eoclesiastical architecture of Scotland from the earliest 
Christian times to the 17. cent. II. — DMacgibbon and T Ross. New 
York (564). {1329 


Die Meister des S. Abondito- Altars im Dom von Como — AG 
Meyer, RepertfKunstw XX, 2. [1330 

Gli edifizi anticha della citt di Genova — CPendola, Genara 
(294). 1331 
Chiesa di S. Francesco — EBiagini, Lodi (114). (1333 

Die Kuppelmosaiken im kath. Baptisterium zu Ravenna — F 
Wiegand, NkrlZt VIII, 5. 

Santa Maria degli Angeli alle Terme Diocleziane — GChialvo, 
Roma (24). 11334 

Verwendung edeler Metalle zum Schmuck der röm. Kirchen v. 6. 
bis 9. Jh. — St Beissel, ZtchrKunst IX, 11—12. [1335 


Die Grabkirche des Modestus nach Arkulfs Bericht — C Mam- 
meıt, ZtdtPalver XX, 1. [1336 


Der Grabstein — AKurrein, Fraukf (16). [1337 
Christl. Grabanlage i. Norden v. Jerusalem — C Schick, Mttliu 
NachritPalästVer 1. 1338 
Der Sarkophag des Junius Bassus — Grisar, RömQSchr X, 
4. [1839 
Die Särge in der Grabkapelle zu Toitenwinkel — K Koppmann, 
Beitr. z. Gesch. d. St. Rostock II, 2. 11340 
Totenschilder u. Grabsteine, Photogr. Aufnahmen — M 
Gerlach, Wien (7 — 4). [1341 





ik. phie II — HDetzel, Freib (XVI 
@ Ikonographie — vSteinle, Kath 8. F. XV Mai. 








. Hochzeitsdarstellung — A Heufsner, : 
Elfenbeinplastik — F Wiegand, ThLbl Fi 


liana. Studi stor.-crit. — GMorelli, Milano 


pittura In Tenlla dal sec. IE al acc, KYL, VII 
ERYE de prince dei se. ame — GB Cal 
renze 


18.— 18. 5. — FM Valeri, Archstor 
ig 1357 


‚Bonifatiusbilder in Fuldaer Had. d. 10. u. 11. Ih. 
8 Fı XV Jun. E 
nz. d. Miniaturen der Wiener Genesis — W 
er Malerschule, 2. Lig — LScheibler 
Public, d. Ges. f. rhein. Geschichtsk. 
der deutsch-niederl, Malerei im 16. 
1361 


Lamprecht, 5. 
ode ea de Part flamand — M 


nn ion des Erangil James Tissor 
lustration des Era es par —_ 
Lan. dr Abe Uses 















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Lie. Leopold Karl Goetz, 
alikathol. Pfarrer in Passau, 
A 








Studien zu Gottschalks Leben und Lehre. 


Von 
Lie. th. Albert Freystedt 


in Walschleben (Provinz Sachsen). 


II. Gottschalks Schriften und Lehre '. 

Nur wenig mehr ist uns von schriftlichen Aufzeichnungen 
des Mönchs Gottschalk erhalten, Dank dem brutalen Vor- 
gehen seiner Gegner, vornehmlich eines Hinkmar von Reims, 
der es verstand, fust alles, was Gottschalks Feder entstammte, 
zu vernichten. Aber selbst das wenige, was wir noch von 
Gottschalk besitzen, giebt uns den Beweis, dals seine schrift- 
stellerische Thätigkeit eine sehr umfangreiche gewesen sein 
mufs® und dafs der Mönch es wohl verstand, leicht und 
schnell die Feder zu führen. 

Im Folgenden will ich es versuchen, eine chronologische 
Anordnung dessen zu geben, was noch aus Gottschalks 
Feder erhalten ist, sei es an abgerundeten Schriiten, sei 
& an Fragmenten oder auch nur an Andeutungen, die 
sich bier und da über seine schriftliche Thätigkeit vor- 
finden, indem ich mir wohl bewufst bin, dafs es an man- 


1) S. oben $. 1 und 161, 

2) Histoire lit. de la France V, 360: En general, Ia manidre dont 
Hincmar parle des 6crits de Gothescale, en se servant du terme de 
plurima, donneroit & &tendre, qu’il eu anroit beaucoup plus compasd, 
qui ne nous en reste ou möme qu’on n’alt pris solu de nous faire 
sonnoitte, 

Zeitschr. f. K.-G. XVLIL, &, 34 


‚STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN UND LEHRE, 531 


Es giebt noch eine Anzahl von Gedichten, die auf Gott- 
schalk zurückgeführt werden. So edierte Monnier ? sieben 
neue Gedichte Gottschalks, sechs aus dem Pariser Codex 
Nr. 1154 und das bei ihm auf $. 95 aufgezeichnete aus dem 
Codex Nr. 3877, nachdem schon 1843 Du Meril 2 zwei Ge- 
diehte Gottschalks veröffentlicht hatte. Die vier ersten hält 
Monnier für sicher Gottschalkschen Ursprungs, die drei an- 
deren für wahrscheinlich ihm angehörig., Dümmler hält nur 
für echt die beiden Gedichte aus dem Pariser Codex 
Nr. 1154 „OÖ deus miseri, miserere servi“ (Monnier a. a. O., 
S. 15, Du Meril a. a. O. [1843], 8. 177f.) und „O quid 
jubes pusiole“ (Du Meril a: a. ©. [1843], S. 253/5) und das 
aus der Pariser Handschrift Nr. 3877 als versus Gothas- 
ealei bezeichnete, beginnend „O Veneranda Dei soboles“ 
(von Monnier S. 95 fehlerhaft herausgegeben); alle übrigen 
sind nach ihm unecht ®. — Schrörs* trat für die Echtheit 
sämtlicher von Monnier edierten Gedichte ein. Dümmler 
in seiner Geschichte des ostfränkischen Reichs (2. Aufl. 
[1887/8], 1, 329f.) wiederholte seine früher gegebene Ansicht, 
dafs von den neu edierten Gedichten Gottschalks bei Monnier 
nur das auf S. 95 wirklich Gottschalk zugeschrieben werden 
könne, Ich halte sowohl die beiden von Du Meril (a. a. O. 
[1843], S. 177#. u. 253.) aufgefundenen, als auch die vier 
ersten von Monnier neu herausgegebenen Gedichte (8. 17f. 
19£. 20f. 95) für echt, nur inbezug auf die drei letzten 


1) Monnier, De Gothescalei et Jo. Scoti Erigenae controversia, 
Paris 1858. 

9) Du Möril, Po&sies populaires latines. Paris 1848. Das bei 
Monnier auf $. 15/16 aufgezeichnete Gedicht ist das bei Du M&ril 
2.2.0. auf S, 177—181 stehende. Das andere bei Du Möril auf S. 253/55 
ist Monnier unbekannt, Das zweite Monniersche Gedicht 9. 17/18 findet 
sich aueh in dem zweiten Werk von Du M6ril, Poösies populaires 
Istines (Paris 1847), p. 207—300. 

3) Dümmler, Die handschriftliche Überlieferung der lateinischen 
Dichtungen aus der Zeit der Karolinger in Neues Archiv der Gesell- 
schaft für ältere deutsche Geschichtskunde (Jahrgang 1879), Bd. IV, 


8. 820/21. 
4) Sehrörs, Hinkmar Erzbischof von Reims (Freiburg i/B. 1884), 
8. 95 Anm. 88. 
r 3ı* 





ZU GOTTSCHALKS LEBEN UND LEHRE, 538 


In die Zeit vor dem Mainzer Konzil fällt noch die Schrift 
Gotischalks an den Mönch Gislemar zu Corbie: dafür bürgt, 
dafs Hinkmar in seiner Schrift „ad reclasos et simplices in 
Remensi parochia“ sie vor Gottschalks Anklageschrift gegen 
Raban, die ersterer der Mainzer Synode übergab, erwähnt, 
und Hinkmar scheint hier absichtlich in seiner Erwähnung 
‚der einzelnen Schriften die chronologische Reihenfolge inne- 
halten zu wollen %. 

'Za Mainz, am 1. Oktober 848, überreichte Gottsehalk 
der Synode ein von ihm gefertigtes Glaubensbekenntnis, die 
ebartula professionis, wie sie Hinkmar nennt, von der uns 
nur noch ein Fragment erhalten ist*; zugleich mit dieser 
Abhandlung übergab er eine gegen Raban gerichtete Refu- 
tations- und Anklageschrift, in der er Rabans Brief an Bischof 
Noting in Sachen der Prädestination widerlegt und dem Erz- 
bischof den Vorwurf macht, dafs er den semipelagianischen 
Tendenzen eines Gennadius huldige, der liber virosae eon- 
‚seriptionis, wie Hinkmar diese Schrift bezeichnet, von der 
er uns einzelne Fragmente aufbewahrt hat 3. 

Dies werden die Sehriften gewesen sein, die Gottschalk 


mer Adriatique“. Ebert a. a. O. 5.169 lafst dieses Gedicht auch von 
da und zu derselben Zeit erfolgen, bevor Gottschalk von dort nach 
Mainz kam; ihm folgt Guudard (Gottschalk, moine d’Orbais et le com- 
mencement de la controverse sur la prödestination au IX siecle, St. Quen- 
tin 1887), p, 57 Anm. 85. — Dafs das vom Abb& Leboeuf (Dissert., 
p. 4983—495) herausgegehene Gedicht Gottschalks, das mir nicht zu- 
gänglich war, eben dies bei Du Möril, p. 253 stehende sei, schließe 
ich einmal aus der Bemerkung Monniers, p. 4: Denique Gothesealei 
earmen ad alumntum in eruditorum eognitionem adduxit doctissimus 
abbas Leboeuf; sodann aus den Worten der franz. Benediktiner Hist, 
lit. de In France V, 360 über ebendies Gedicht des Abb6 Leboeuf: Elle 
— cette petite piece de po&ie de la facon de Gothescale — est adressie 
a un ami de l’Auteur, qui parolt par quelques termes avoir öt6 plus Jeune 
que I, et Iai aroir demande quelque production de sa muse. Gothes- 
enle Sen exeuse dans cette mince piece, sur ce que Pexil qwil 
souffre depuis denx ans dans une isle maritime, ne In 

et pas de se livrer A sa veine poätique, 

1) 8. Gundlach, Zeitschr. f. K.-G. X (1888), & 261. 971. 

2) Hinemari op. ed. Sirmond (Paris 1647), Op. I, 26. 
8) Ibid. Op. 1, p- 25: 118. 149. 211. 924/26, 


ie 


STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN UND LEHRE, 535 


züsse füllt noch in das Jahr 819', denn zu Anfang des 
Jahres 856 übersendet sie Hinkmar schon nach Mainz an 
Raban ®, 

Das erste und kürzere® hat folgenden Inhalt: „Ich 
glaube und bekenne, dafs der allmächtige und unwandel- 
bare Gott die heiligen Engel und die erwählten Menschen 
vorher gekannt und aus Gnaden zum ewigen Leben vorher 
‚bestimmt habe und dafs er selbst den Teufel, das Haupt 
‚aller Dämonen, mit allen seinen abtrünnigen Engeln und auch 
mit allen verworfenen Menschen, seinen Gliedern, weil er auf 
‚das Bestimmteste ihre künftigen bösen Thaten voraussah, auf 
gleiche Weise durch sein gerechtes Gericht zu dem selbst- 
‘werschuldeten (merito) ewigen Tode vorherbestimmt habe.“ 
Eine Anzahl Stellen aus dem Evangelium des Johannes, aus 
‚den Schriften Augustins, Gregors, Fulgentius und Isidors 
‚dienen zum Beleg. Gottschalk schlielst mit den Worten, 
nachdem er soeben die Lehre einer doppelten Prädestination 
aus Isidor citiert hat, „so will auch ich mit diesen erwählten 
und heiligen Männern allenthalben hieran glauben und fest- 
halten mit Gottes Hilfe“. + 

Das zweite und längere Bekenntnis ist nach dem Vor- 
bild von Augustins Konfessiones an Gott gerichtet und nimmt 
etwa folgenden Gedankengang*: Nachdem Gottschalk Gott 
um Kraft zum Zeugnis der von ihm erkannten Lehre an- 
gefleht, bekennt er sich von neuem zu der Lehre von einer 
doppelten Prädestination, dafs Gott die Guten zum Leben, 
die Bösen zum Untergang vorherbestimmt habe, unter der 
Verwahrung, dals Gott, der alles vor Anfang der Welt vor- 
hergewulst, das Gute wie das Böse, doch nur das Gute 


1) Borrasch, Der Mönch Gottschalk von Orbais, sein Leben und 
seine Lehre (Thorn 1869), 8. 63 meint zwischen 849 u. 850; Monnier 
2.2. 0. 8. 1 sagt: vergente anno 849. 

2) Sirmondi, Op. var. II, 998»; ep. Rabani ad Hincmarum, 

3) Usher a. a. ©. $. 321—824; Confessio brevior. 

4) Ibid. p. 324—3861; Confessio prolixior. Ich verweise auf die er- 
schöpfende Abhandlung von Wiggers a. a. O, 8. 486—490, wo der 
Inhalt dieses Glaubensbekenntnisses ausführlich angegeben ist, um mich 
kürzer fassen zu können. 


u 


STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN UND LEURE, 537 


eine — Gottschalk bekennt sich des weiteren zu freudigem 
Opfermut für diese Lehre und bittet Gott, dafs er auch 
elle anderen, welche dieser wahren Lehre noch fernstehen, 
@9 ihrem Heil zu derselben bekehre, dafs sie nieht fürder 
Mähren Irrtum beharren. Jedem, der dieser Lehre wider- 
streite, wolle er entschlossen mit Gottes Hilfe entgegentreten, 
der ihn als einen abscheulichen Ketzer meiden, da ein 
Sölcher seinen Lohn dahin habe. Er erbietet sieh, zum Er- 
Weis der Richtigkeit dieser Lehre ein Gottesurteil vor ver- 
*ummeltern Volk, dem König und der Geistlichkeit zu be- 
“tehen. Vier Fässer sollten hintereinander aufgestellt werden, 
ängefüllt mit siedendem Wasser, mit Öl und Pech; in jedes 
wolle er unter Anrufung des göttlichen Namens hineinsteigen 
und zuletzt die Feuerprobe auf sich nehmen und aus allem 
mit Gottes Hilfe unversehrt hervorgehen — zum Glauben 
für andere: beim ersten Zaudern oder Zittern bei Ausfüh- 
rung des hier Versprochenen aber möge man ihn alsogleich 
verdientermalsen ins Feuer werfen, dafs er umkomme. Gott 
aber werde ihm schon Kraft verleihen und beistehen. Zum 
Schluls betet er für seine Feinde um Vergebung dessen, 
was sie ihm wissend oder unwissend angethan, und bittet 
den Leser, für seine arme Seele zu beten. 

Zugleich mit diesen Bekenntnissen dürfte Gottsehalk eine 
neue Refutatio der Briefe Rabans an Bischof Noting und 
Graf Eberhard veröffentlicht haben *. 

Nicht lange nach den Glaubensbekenntnissen wird das 
vierte Gedicht bei Monnier (p. 20 u. 21) von Gottschalk ge- 
schrieben sein: Gottschalks Lehre ist hier klar durchgebil- 
det?, und das weist uns auf diese spätere Zeit. 

Als Gottschalks Wunsch nach einem Gottesurteil keine 
Erhörung fand, mag er seinen ganzen Mifsmut darüber unter 


3) Ep. Rahani ad Hincmarum bei Sirmond, Op. var. Il, 989: 
quae etiam opuseula, quae dixistis quod memoratus Gothescaleus en 
eorrumperet et vitinret, vobis modo, prout a me dictata sunt, ad legen- 
dam transmisi et si quid in eis emendandum eit, vestro Judieio mapis 
elign corrigi qunm haeretich, 

2) Vel. Strophe 5, Vers 1; 11, V. 1-4; 18, V. 1-4. Das Gedicht 
ist alphabetisch. 


rg 4 


STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN UND LEHRE. 539 


Ein Brief Gottschalks an Erzbischof Amolo von Lyon, 
in dem er ihn auflorderte, seine Meinung über die Prä- 
destinationsfrage darzulegen, ist verloren gegangen: dies ist, 
s0 weit wenigstens unsere Nachrichten noch reichen, das 
letzte Schreiben gewesen, das Gottschalk in diesem Streite 
verfalste, Aber noch eine andere Streitfrage, die Gottschalk 
gegen den Erzbischof von Reims verlocht, nahm seine Thätig- 
keit in Anspruch, die Frage nach der göttlichen Trinität, 
und auch hier ist der Gefangene von Hautvilliers mehrmals 
öffentlich aufgetreten, seine Ansicht, auch hier in Überein- 
simmung mit den Kirchenvätern, gegen seinen Kerker- 
meister zu verfechten. 

Gottschalk suchte zunächst durch Flugschriften dem Erz- 
bischof enfgegen zu treten !; danach veröffentlichte er eine 
förmliche Abhandlung über diese Streitfrage, „schedula“ be- 
nannt, die uns Hinkmar in seiner Entgegnung vollständig 
aufbewahrt hat ®, Ich setze diese Schriften ins Jahr 853 ®. 

Zu gleicher Zeit wird das zweite Gedicht Gottschalks 
bei Monnier (p. 17 u. 18) seine Entstehung gefunden haben. 
Strophe 22: 

Hymnum fideli 

Modulando gutture 

Arium sperno 

hatrantem Sabellium 

Adsensi numquam 

Grunnenti sermone 

Auro susurra 
hat einen zu unverkennbaren Hinweis auf diese Streitfrage. 
Schrörs* setzt die übrigen Gedichte bei Monnier vor den 


1) Heri Op. I, 414: inde plurima seribere, et ad quosenmque potuit, 
primum latenter, deinde quantum sibi licuit, aperte mittere (Gothes- 
enleus) procuravit. 

2) Ibid.: Norissime diebus istis hanc subjunctam schedulam, quae 
ad nos communiter per complices ac aatellites suos pervenit, inde con- 
scripsit; diese schedula ebenda p. 415—418. 

3) Ich folge hierbei den Gründen r. Noordens, die derselbe in 
seiner Schrift „Hinkmar, Erzbischof von Rheims“ (Bonn 1868), S. 91 
‚Anm, 4 beigebracht hat. 

4) Schrörs a. a. 0. S. 05 Anm. 38, 


STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN UND LEHRE. dal 


angabe seiner beiden in Hautvilliers verfaßten Glaubens- 
bekenntnisse hervorgegangen ist. 

"Gottschalk leitet bei Aufstellung seines Lehrbegriffs nicht 
das anthropologische Interesse, wie Augustin, in dessen 
Bahnen er wesentlich wandelt, sondern das theologische, 
und dies veranlaßte ihn, manches schärfer zu fassen, wozu 
sich jener Kirchenyater nur schwankend verlalten hatte. 
Die Absolutheit des göttlichen Dekrets ist ihm die Haupt- 
sache in dem ganzen Streit. 

Er geht aus von dem Begriff der Unwandelbarkeit Gottes 
und macht diese zur Grundlage seines Systems. Von Ewig- 
keit her hat der unwandelbare Gott alle seine Werke fest 
bestimmt, denn gübe es bei ihm irgendeinen Wechsel, so 
wäre er ja nicht mehr der unwandelbare Gott, und das 
wäre sein Tod. So steht das göttliche Dekret allentlalben 
von Ewigkeit her fest, und um der Verdammung der Ver- 
worfenen willen kann Gott dasselbe, und damit sich selbst 
nicht aufgeben . Gott konnte dieses Dekret füssen, denn 
er wulste von Ewigkeit alles voraus, das Gute wie dus 
Böse; doch nur. das Gute machte er zum Gegenstande seiner 
Vorherbestimmung. Präscienz und Prädestination sind zeit- 
lich geuommen eins und fallen unmittelbar, ohne alles Inter- 
wall, dem Akte nach zusammen. Diese Prädestination er- 
weist sich nach zwei Seiten, in Wohlthaten der Gnade und 
in Geriehten der Gerechtigkeit, Gott einmal als der Gute, 
das andere Mal als der Gerechte*, Jene erwählt sich aus 
der sündigen Menschheit einige zum ewigen Leben und 
führt sie nach dem unwandelbaren göttlichen Ratschlufs zur 
Glorie; diese bestimmt die, von denen Gott voraus wulste, 
dals sie einen bösen Anfang und ein noch böseres Ende 
nehmen würden, unwiderruflich zur ewigen Verdammnis. 
Wenn sich so Gottes unwandelbarer Ratschluls auch nach 
zwei Seiten erweist, so sind damit doch nicht zwei ver- 
schiedene Prädestinationen anzunehmen. Gottes Prüdestina- 


tion ist ihrem Wesen nach immer nur eine, nur in ihrer 


- 1) Usher a. a. 0. 8. 333/84, 
2) Ibid. S. 825/26. 


u 


vn 


STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEDEN UND LEHRE, 543 


man Gottschalk vor, er lehre nicht nur eine Vorherbestim- 
Wung zur Strafe, sondern auch eine solche zur Sünde, und 
&ott selbst zwinge die Menschen gegen ihren besseren Willen 
Zu Bösesthun und dadurch zum Untergang, obgleich Gott- 
sehalk ausdrücklich erklärt hatte, dafs Gott lediglich dns 
Gegenstand seiner Vorherbestimmung mache !, 

Am gehässigsten ging in dieser absichtlichen Entstellung 
®&iner Lehre Raban gegen den unglücklichen Mönch vor; 
®tzch Hinkmar liefs es nicht daran fehlen, wenngleich er 
Seinen Gefangenen jener äufsersten Konsequenz nicht an- 


Letzterer stellte Gottschalks Lehre, wie er sie auffalte, 
in folgenden fünf Kapiteln zusammen ®: 

1) Es giebt eine doppelte Prädestination; wie Gott die 
Einen zum ewigen Leben vorherbestimmt hat, so die an- 
deren zum ewigen Tode; 

2) Gott will nicht, daß alle Menschen selig werden, 
sondern nur diejenigen, welche wirklich selig werden; alle, 
welehe daher nicht selig werden, werden es nicht nach 
Gottes Willen; denn wenn nicht alle diejenigen selig wer- 
den, welche nach Gottes Willen selig werden sollen, so 
kann er nicht alles, was er will. Will er aber etwas, was 
er nieht thun kann, so ist er nicht der Allmächtige, sondern 
schwach und ohnmächtig. Gleichwohl aber ist er der All- 
mächtige, welcher kann, was er will; 

3) Christus ist nicht für die Erlösung der ganzen Welt 
gestorben, und nicht für alle hat er sein Blut vergossen, 
sondern nur für diejenigen, welche selig werden; 

4) Wenn auch die Taufgnade allen Erlösung gewährt, 
&0 hat Christus doch nicht für diese alle sein Kreuz ge- 
tragen, den Tod erlitten und sein Blut vergossen ; 

5) Die Gottheit der heiligen Dreieinigkeit ist eine drei- 
fache. 

Die Begeisterung des Mönchs für seine Lehre, seine volle 


1) Usber a. a. O, S. 825: (Deum) praescisse ... sire bona sive 
mala; praedestinasse vero tantummodo bona. 
2) Heri Op. 1, 483; IT, 268. 291. 298. 


u 


STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN UND LEHRE. 545 


Wetreffs der Lehre Gottschalks hat Wiggers ein treffen- 
er Urteil abgegeben, wenn er sagt!: „Ein Revolutionär 
ın Gottschalk in kirchlicher Beziehung unmöglich heifsen, 
a ja eben er auf den Augustinus, den Vertreter kirch- 
licher Orthodoxie im Abendlande, zurückging und denjenigen 
Kirchenhäuptern, welche sich nach seiner Überzeugung von 
dieser entfernt hatten, entgegentrat. Will man den Mönch 
mit einem in der Neuzeit üblich gewordenen Namen be- 
zeichnen, so könnte man ihn in dieser Bezichung einen 
Reaktionär nennen, da sich thatsächlich viele angesehene 
Kirchenlehrer, unter ihnen Hinkmar, von dem Augustinus 
und dessen in der abendländischen Kirche für orthodox 
geltenden Lehrbegriffe entfernt hatten.“ 


1) Wiggers a. a. 0. S. 483. - 


Zeitschr. f. K.-G. XVIIT. 4. 35 


Ein unbekannter Gegner der Lateiner. 


Von 
D. Dr. Johannes Dräseke, 


Professor am Matthias Claudius-Gymuasium zu Wandsbeck. 


Unter den Veröffentlichungen, durch welche der gelehrte, 
um seiner friedfertigen und auf die Versöhnung der christ- 
lichen Konfessionen bedachten Gesinnung willen mit Recht 
hochgeschätzte, aber leider zu frülı (30. Oktober 1896) von 
seinem Werke abberufene Erzbischof von Patras, Nike- 
phoros Kalogeras, sich um die kirchliche Entwickelungs- 
geschichte seines Volkes verdient gemacht hat!, mufs eine 
als ganz besonders wichtig hervorgehoben werden, die bis- 
her wenigstens, soweit ich sehe, nach Inhalt und Verfasser 
so gut wie völlig unbeachtet geblieben zu sein scheint. Ich 
meine die von ihm im Jahre 1890 aus einem etwa dein 
15. Jahrhundert angehörigen Cod. Mosqu. 204 (8. 210ff.). 
in Leipzig (Ex zig Ararolınng rurroygapiag T. Agoryorkiror) 
herausgegebene Schrift ITegi 108 drrwg loxeoe zas’ Iuav 6 
Aarivos Yroı Ayumyogias Owu& Tod Mweolirn 
(sreiwrov yenuarioavrog srarrırod Kwvorarrivourölswg ITareı- 
Ggyov &v Ereı 1205) EAeygosaaidvareorcy. Schon zwei 
Jahre später erfuhr diese Schrift, in Verbindung mit zwei 
anderen desselben Verfassers, eine abermalige Herausgabe. 
Der gelehrte Archimandrit Arsenij, Vorsteher des Zaiko- 
nospasschen Klosters, veröffentlichte, wie ich den Mitteilungen 


1) Vgl. Spyr. P. Lambros’ Nachruf in der Byzantinischen Zeit- 
schrift VI, S. 218. 


DRÄSERE, EIN UNBEKANNTER GEGNER DER LATEINEN. 547 


E. Kurtz’ in der Byz. Zeitschr. IV, 8. 370, Anm. 2 ent- 
nehme, aus einer Moskauer Handschrift des 14. Jahrhunderts 
Nr. 368) „Drei Abhandlungen eines unbekannten 
griechischen Schriftstellers aus dem Anfang des 
13. Jahrhunderts“ (Moskau 1892, IV, 115 8. 89%: 
„„% Über den Ausgang des hl. Geistes, hauptsächlich gegen 
die Schriften des römischen Theologen Hugo Etherianus (1170) 
gerichtet. Anfung: Alyudkoro rag” alyuwehbry Zuol Eyılı)- 
aavrös rıres Yoored us" Ürep 5’Irahög olde d Ilrenua odaiar 
Looa alyerröeraroy‘. b. Über den Gebrauch des ungesäuerten 
Brotes beim Abendmahl. Anfang: 492° oBroı wai rrdhır 
aba dndornoav dp’ iuav, Mcaı dE nal za mwegk ron Klon 
Heguas magen)jrevon, e. Über den Primat des Papstes. 
Anfang: "ALU riva nai adhır 1a rırwv Öterrogfuaru; Ei 
dvaasds 6 Aarivos, was Yearo ueya wödos xal alrdg wer 
ward Baoıheds wel iegeis, bud de eFerinafe zai regqegopan 
direohız, &9gor0s, srhavheng.“ Diese Ausgabe Arsenijs mir zu 
verschaffen gelang mir ebenso wenig, als es mir vor einigen 
Jahren möglich war, die von Vasiljevskij herausgegebenen 
Epiphanios-Schriften zu der von mir in meiner Abhandlung 
„Der Mönch und Presbyter Epiphanios“ (Byz. Ztschr. IV, 
8.346— 362) allein benutzten Dresselschen Ausgabe (Paris und 
Leipzig 1843) hinzuzuziehen * Unbekümmert um etwaige 


1) Sollte die von A. Ehrhard (Byz. Zeitschr. VI, 412) aus Cod. A 
VIE, 25 (n. 1287) der Bibl. comun. Queriniana zu Brescia verzeichnete, 
„bisher nicht bekannte Disputation des Nikolaos von Methone mit Hugo 
Eiherianus* dieselbe Schrift sein, wie die oben genannte? 

2) Ich bin genötigt, dies hier besonders zu erwähnen mit Rücksicht 
auf E. Kurtz’ mir auf Grund meiner Nichtbeachtung dieser Ausgabe 
erteiltes „Bibliographisches Monitum‘ (Byz. Zeitschr. VI, 8. 214). Zur 
Sache möchte ich nur bemerken, dufs ich durchaus keinen Grund zu 
dem Bedauern habe, mich vor Veröffentlichung meiner Arbeit nicht „ernst- 
haft um ‚genauere Einsicht in die gründliche Arbeit" Vasiljerskijs 
und ihre über mein „Ergebnis weit hinausgehenden Resultate“ bemüht 
zu haben. Die hier in Betracht kommenden textkritischen und Ver- 
fasserfragen sind bisher weder durch mich, trotzdem mir A. Ehrhard 
in Krumbachers Geschichte der Byz. Litt.*, 8. 198 zumeist beistimint, 
soch durch Vasiljevskij entschieden N Auch die van Kurtz nach 
seinem Gewührsmann betonte Unterscheidung zwischen dem Verfasser 
des Lebens des Andreas und des der Maria ist eine höchst fragliche 
B5* 








2. - 


Sinnen, die Griechen jedenfalls abstofßenden Äufseron 
des Patriarchen entworfen hat. Jetzt, wo in Kulogeras’ Aus- 
‚gabe der Wortlaut seiner Ansprache an die Griechen vorliegt, 
erkennt man die wichtigere Seite seiner Persönlichkeit, die Be- 
‚sonderheit derselben, sein Inneres, Klar und unverhüllt' läfst 
Thomss darin die Anmafsung seines Wesens, das Unevan- 
‚gelische und Abstofsende seiner Gesinnung zum Ausdruck 
kommen, er zeigt sich als ein Mann, der die schlimme Mischung 
‚seiner körperlichen und seelischen Fühigkeiten in voller Ein- 
tracht zu halten weils. Und so bekommen wir jetzt erst ein 
volles, anschauliches Bild von der Persönlichkeit dieses Mannes, 
Es stimmt in allen Stücken zu seinen und seiner Gesinnungs- 
genossen Thnten in Konstantinopel, die von der wahrheits- 
iebenden Geschichte klagend verzeichnet, vom Christentum 
“und von der Politik gleicherweise verabscheut werden. Wenn 
Papst Innocenz IIL, der Thomas zum Patriarchen er- 
hob, ihm uns mit vielen Vorzügen ausgestattet schildert, 
seine Person ! honestam moribus, providentia eireumspectam 
‚et eompetenter litteris erudifam nennt, so ist das nicht zu 
verwundern, Thomas Morosini war in eigentlichstem Sinne 
ein Geschöpf der päpstlichen Politik. Das Glück zeigte sich 
ibm besonders günstig, es stattete ihn reich mit Ansehen 
und Rahm aus, Niemals jedoch, erinnert Kalogeras (8. 7"), 
sollte es vergessen werden, dafs er der berüchtigte Vorfahr 
eines berüchtigteren Nachkommen ist, jenes Francesco Moro- 
sini, der 1685 den herrlichen Parthenon auf der Akropolis 
von Athen, der die Stürme von mehr als 2000 Jahren über- 
dauert hatte, durch Bomben zertrümmern liefs und die Reste 
in reher Weise schändete und plünderte %, 

"Was wollte der Verfasser? Zweck und Ziel seiner 










stantinopel kam ans Venedig ein gowisser Thomas, ein Mann von mitt- 
lerem Wuchs, aber wohlgenährt wie ein gemästetes Schwein. Er war 
im Gesicht wie seine übrigen Landsleute ... und trug 
ein enges Gewand, das seinem Leibe wie angewebt und mit Nadeln fest- 
jeckt schien.“ 
Innocent 111. Gesta, T. II, p. 516, ed. Migne. 
2) Gregorovius, Geschichte der Stadt Athen im Mittelalter IT, 


1 


fe 


EIN UNBEKANNTER GEGNER DER LATEINER. 551 


gerufen, befestigt jedoch offenbar auch durch politische 
Gründe wurde. Aber wenn auch der Name des römischen 
Bischofs seitdem mit den Namen der vier Patriarchen des 
Ostens alter Sitte zufolge fort und fort nicht mehr zusammen 
genannt wurde, 0 hat doch die Zeit, welche die Hitze der 
politischen Leidenschaften auf beiden Seiten gesänftigt hat, 
die dogmatischen Unterschiede fast zum Gegenstand wissen- 
schaftlicher Untersuchung allein bei den Theologen beider 
Kirchen werden lassen. Die grolse Masse des Volkes im 
Morgen- wie im Abendlande hat, von den theologischen 
‚Streitigkeiten am wenigsten beeinflulst, in seinem Bewulst- 
sein die alte Glaubenseinigkeit unentwegt festgehalten. So 
stand die Sache vier ganze Jahrhunderte lang. Und der 
‚ersehnte Tag der Rückkehr beider Kirchen zu der vor- 
maligen Gemeinschaft und Einheit in Christo würde durch- 
aus im Laufe der Zeit heraufgezogen sein, wenn nicht die 
‚Scharen der Kreuzfahrer die schlummernden Leidenschaften 
geweckt und ihr Feuer wieder entzündet hätten. Sie ent- 
zündeten dasselbe aber, indem sie sich roher und ruchloser 
[Niketas Akominatos ist dessen Zeuge] erwiesen, als alle 
Barbaren und Christenfeinde, die je vor und nach ihnen das 
Morgenland raubend durchzogen. Und sie waren Christen, 
die den Bischof der römischen Kirche zum Haupt hatten 
und das Kreuz des Herrn zu offenem Hohn auf ihren 
Schultern trugen!“ — Doch wenden wir uns nunmehr den 
Gedanken der Schrift selbst zu. 

Trotzdem der Eingang im Cod. Mosqu. 204 nicht ganz 
vollständig überliefert ist, so ist doch so viel klar; Der Ver- 
fasser sucht eine Antwort auf die Frage: Wie ist der Lateiner 
zu Ruhm und Herrschaft gelangt, während der Grieche jetzt 
heimatlos umherschweilt? Göttlicher Zulassung zufolge, sagt 
er, nahm er gegen uns die gelegene Zeit wahr und enthüllte 
sich als ein noch schlimmerer Spötter über die göttlichen 
Geheimnisse, als er es schon früher war. „Wie ward er 
‚denn ein solcher Gottesruhm? Welch’ furchtbare und Ab- 
scheu erregende Thaten giebt es denn, deren er sich nicht 
rühmte? Nicht die Gotteshäuser hat er geehrt, nicht das 
Allerheiligste, worin die göttliche Kelter, die der Herr allein 











GEGNER DER LATEINER. 553 


es dee ei Bons, der Mutter aller 
Kirchen nicht folgt und euch dem zweiten Petrus, dem 
Fapste, als Haupt nicht unterordnet, seid ihr aus eurer 
Vaterstadt und aus eurer Kirche verstolsen und des Priester- 
tums beraubt worden. Gleichwohl würde Gott und der 
‚Papst selbst sich euch gnädig erweisen, wenn ihr zu unserm 
gemeinsamen Vater und Hirten euch hinwenden wolltet. 
Denn wie Gott nur einer ist, so hat er jedem seiner Ge- 
‚schöpfe die Macht verlichen, in einzigartiger Weise zu herr- 
schen, der Sonne über den Tag, dem Mond über die Nacht; 
dem Adem, eiozig und allein Urahn und Herr aller Ge- 
schöpfe auf Erden zu sein, dem Abraham Stammvater, dein 
"Moses und seinem Nachfolger Josua, dem Sohne Nuns, 
Führer und Feldherr zu sein, dem Petrus, das Haupt der 
‚Apostel zu sein und die Verheilsung, dafs diese sich ihm 
unterordnen und von seiner Lehre abhängig sein sollen. 
Deswegen hat er ihm auch in besonderer Weise die Schlüssel 
anvertraut und zu ihm gesprochen: ‚Weide meine Schafe!‘ 
(Joh. 21, 16) und ‚Stärke deine Brüder!‘ (Luk. 22, 32) 
und ‚Auf dich will ich die Gemeinde bauen‘ (Matth. 16, 18) 
Daher ist er es auch, der den Matthias zum Apostel salbt 
und den Lahmen an der schönen Thür des Tempels auf- 
richtet, obwohl der erhabene Johannes dabei zugegen ist 
und der Leidende zugleich ihm Scheu einflößsen mußte; er 
ist es, der Gesetze giebt. Da aber Alt-Rom der Stuhl Petri 
ist, so ist durch denselben Vorzug auch dessen Nachfolger 
geehrt. Und der Bischof von Rom war der einzige Lehrer 
und Hirt in der ganzen Welt. Seitdem ihr euch aber von 
uns getrennt habt, habt ihr in reichem Mafse dafür eure 
Strafe empfangen und zum Schlufs Knechtschaft und Ver- 
bannung.“ 

Diese Kundgebung Thomas Morosinis widerlegt nun der 
Verfasser Satz für Satz, ja fast Wort für Wort mit so 
schlagfertiger, des Gegners geheimste Gedanken ans Licht 
ziehender und sie oft in äulserst geschickter Frage und Ant- 
wort hin und her wendender Dialektik, wie man Ähnliches 
in den die Lehren und Ansprüche der römischen Kirche 
bekämpfenden Schriften der Griechen nur wenig finden 


-n 


‚EIN UNBEKANNTER GEGNER DER LATEINER. 555 


sammler am Sabbat (4 Mose 15, 32. 36), bei Achar, dem 

(Jos, 8, 20. 22. 25) und Ananias, der dem 
hl. Geiste log? Aber fürwahr, cher würde ich dem Schnee 
Hitze zum Vorwurf machen, als meinem Christus, dafs er 
mir Unrecht gethan. So ist also meine Vertreibung aus 


“einem Verfolger, Elias und Isebel, Potrus samt Paulus und 
Nero, weist der Verfasser die Sinnlosigkeit jener gegen- 
teiligen Behauptung des Römers nach. Und im Anschlufs 


der Thebaischen Wüste durch die Araber im Jahre 779%, 
die furchtbare Zerstörung von Syrakus im Jahre 874 % 
„Deine Lehre zeugt wider dich“, herrscht er seinen Gegner 
an, „von deinen eigenen Lippen droht dir Schlinge und 
Fallstrick. Auch du wurdest vor nicht langer Zeit (im J. 
1187 darch Saladin) aus Jerusalem vertrieben. Dein Ver- 
folger war ein Araber. So sind also nach deinen eigenen 
Vordereätzen die Araber hinsichtlich ihres Glaubens (oder 
vielmehr nach ihrer milden, menschenfreundlichen Gesinnung, 
die sie, wie die Schriltsteller berichten, gerade den geschla- 
genen Lateinern bewiesen) bessere Leute als die deiner Kirche 
und die unter ihrem Haupte Stehenden. Aber“ — und du- 
mit spielt der Verfasser auf einen grauenvollen Vorgang des 
Jahres 1205 an — „auch der Skythe und Bulgare bewies 
dir seine Obmacht, er schlachtete dich ab (zardogyast ve)" 


1) Theophanes (C. de Boors Ausgabe, 1883), 5. 499. 

2) Tu Fi xer& riw molsogetuv, sugt Kalogeras, S. 5 Anm, 11, 
zul vi Khmorm wurjg wegueygare diefodinng Broddaros d movayöc, 
alrönens yerdusros wigrus, Ev Ta mpös Alovre vor Agyıdıdxovos Ine- 
aroig. Er verweist auf die Iateinische Übersetzung dieses Briefes in 
Ph. Hausleutners Geschichte der Araber in Sizilien (Königsberg 1792), 
Ba. III, 5. 223; desgl. Kedrenos, Bonn. Ausg, 5. 234. 

8) Gemeint ist Kaiser Balduins martervoller Tod bei den Bulgaren, 
von dem Georgios Akropolites (Bonn. Ausg., 8. 24) berichtet. Die 
grauenvollen Einzelheiten bei Niketas (a a. 0. $. 847): König Johannes 
„les älın die Beine am Knie, die Arme am Ellenbogen abhauen und 


lich, „schwere Sünden erbittern Gott. Bei der uns infolge 
unserer Saumseligkeit widerfahrenen Heimsuchung sehe ich 
zugleich Neid und Herrschsucht und Hinterlist mit im Spiele, 
‘Wo war denn unsere Flotte, die der feindlichen hätte ent- 
gegentreten sollen? Wo der Gehorsam gegen den Herrscher, 
wenn mehrere neidisch nach den Purpurschuhen  schielten 
woggqugeigs welä4, Homerisch, Od. 14, 23; 15, 550. 
1 24, 340)? Wo die gemeinsame Losung aller, dafs wir 
Männer sind und stürmender Abwehr gedenken sollen (Hom. 
Od. 4, 527 ujaaıro d£ Horgıdos dAxng, in der Ilias zwanzig- 
mal Versschlufs) — wenn, eine Folge mannigiacher Bosheit, 
gegenüber den Feinden Verrat sich regte? Wie hast du 
mich denn besiegt? Etwa durch des Speeres Kraft (die 
Sögaros — durch Kampf, Homerisch, douge sröhır relgdaı 
I. 16, 708)? Und worin bestand das Ringen zwischen 
Ares und Hermes, dem Über des Faustrechts und dem 
Herrscher des Worts? Stelle dich mir zu heiligem Kampfe 
(dög gor iegd» uödor, wieder Homerisch, Il. 7, 117 uödon 
oe” &xöoneos), der nicht mit Blut und Mord befleckt wird, 
wo Einsicht gegen Einsicht, Verstand gegen Verstand streitet, 
dann wirst du sehen, wem der Kranz des Sieges zußällt.“ 

„Auch mein Meister ist Christus, der zu meinem h. Pe- 
trus gesagt hat: ‚Stecke dein Schwert in die Scheide, denn 
wer mit dem Schwert tötet, der soll dureh das Schwert um- 
kommen‘ (Matth. 26, 52), der das unblutige Opfer uns auf- 
getragen, der uns ermahnt hat: ‚Keinen andern auf Erden 
sollt ihr Meister nennen‘ (Matth. 23, 8. 10). Nicht der lang- 
schattige Speer (dol1ydozıor Hom. Il. 3, 346. Od. 19, 438) 
ist mein Feldzeichen, sondern das Kreuz Christi.“ 

‚Dem Prahlen des Gegners (S. 8), der dem Griechen alles 
genommen zu haben vermeint, hält der Verfasser die That- 
sache entgegen, dafs er des Glaubens Senfkorn sich gerettet, 
eingedenk der Mahnung des Herm: „Seid klug wie die 








Konstantinopels“, in B. Todts höchst verdienstlicher und ansprechender 
Übersetzung (Halle, Buchhandl, d. Waisenhauses, 1870) allgemeiner zu- 
gänglich geworden, bringt manche dankenswerte Ergänzung zu Niketas. 
Zum oben Erwähnten vgl. besonders $. 328, 


vr 


Be... - 


4. 


Bix UNBEKANNTER ‚GEGNER DER LATEINER. 559 


rertdog Zorn vor Augen hatte. Er wird daher etwa gesagt 
"haben: Die Kirche weifs freilich auch von der Einheit Gottes, 
aber nur von einer Einheit, die von Anfang sich zur Zwei- 
heit fortbewegte, bis sie in der Dreiheit zum Stillstand kam 
(uyge verados oräcar). „Und das ist Vater, Sohn und hei- 
liger Geist, der unendliche Einklang dreier Unendlichen 
(2109 drreigwr &rreigos auupenia). Daher ruht die göttliche 
Gewalt nicht in einer Person.“ 

Wichtiger als diese und andere aus der kirchlichen 
Lehre gezogene Schlulsfolgerungen ($. 9/10) sind des Ver- 
fassers Schriftbeweise. 

„Wohlan, komm her“ — sagt er zum Gegner (S. 11) — 
„und lies mit mir die Aussprüche des Herrn. Ein Wort 
ist an alle Jünger gerichtet: ‚Kommt, ich will euch zu 
Menschenfischern machen‘ (Mattb. 4, 19. Mark. 1, 17). Wie- 
derum eins an alle: „Ziehet nicht auf der Heiden Strafse, 
gehet vielmehr zu den Schafen vom Hause Israel“ (Matth. 
10, 5. 6). Allen ward die Macht gegeben, Teufel aus- 
zutreiben, und einstimmig sprachen sie heimkehrend: ‚Herr, 
auch die Teufel sind uns unterthan‘ (Luk, 10, 17), Ein 
anderes Mal sprach der Meister, die Jünger demütigend: 
‚Ich salı den Satanas vom Himmel fallen wie einen Blitz‘ 
(Luk. 10, 18), indem er sie zu der Erkenntnis leiten wollte, 
Gottes Werk sei es, der ihn hinabgestürzt,. Der Vater des 
Besessenen tadelt es, dals die Jünger den Teufel nicht aus- 
trieben, und die Klage war wider alle gerichtet (Matth. 17, 
15. 16)... Gemeinsam an alle ergeht das Wort: ‚Ihr seid 
das Salz der Welt‘ (Matth. 5, 18), ferner: ‚Ihr seid das 
Licht der Welt‘ (Matth. 6, 14), und nach der Auferstehung: 
‚Gehet hin und machet alle Völker zu Jüngern* (Matth. 26, 
19). Nicht Petrus, nicht Johannes, nicht Andreas bevorzugt 
er da... Und wenn Christus zu Petrus das Wort spricht: 
‚Du bist Petrus und auf diesen Felsen will ich erbauen die 
Gemeinde‘ (Matth. 16, 18), so preist er damit nicht so ohne 
weiteres den Apostel glücklich, sondern er thut es um seines 
festen Bekenntnisses willen. Damals ja ward sein Name 
Simon zu Petrus gewandelt (Joh. 1, 43), und er empfing die 
Verheifsung, er solle des Himmelreichs Schlüssel erhalten 


Kain. 


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fierr seibst Ja ans gersmer- [Ne Apustei aber 
an Tei des Banes ımi zwır der ere in den 
Jersen na Antasır 12 Wachstums der Gemeinie.- 


„Nr. 2a aber Uzwerebied ami Sıoderunz einführst 
1 ae Laeung der wiwiergeren Dinge dem Petras zu- 
was, dr g-rıgrigigeren den übrigen Jüngem. » 
Ihnat da daa, riet 
umdern deisem >U:mz 
dadurch, aala da dich seibet azs eigener Machtvollkommen- 
heit an die >telie des Petrus setzest {fr 10 za O8arrör eis 
Wirgen attmugniaiee,; £zaogegoir, und von da nun den 
Sehlufs ziehat, da seist Paulus und Johannes überlegen, weil 
Yıarus höher als sie stehe. Erweisest da dich da nicht 
ala einen eigenmärhtigen Schiedsrichter? Angenommen, zwei 
Memschen haben dieselbe Sünde begangen und nahen sich 
nun zur gebührenden Zeit, der eine dem Petrus, der andere 
dem V’aulus und begehren inständigst gleicbermafsen Ver- 
gebung, und der bei Petrus hat das Wort vernommen: Deine 
Klinde int dir vergeben, der bei Paulus dagegen hat es nicht 
















1) Vol. aber dieselben Stellen den Anbang zu den Schmalkallischen 
Artikeln „Von der Gewalt und Obeikeit des Papstes. durch die Gelehrten 
zummmenpezogen zu Schmalkalden Anno MDXXXVIL“ (S. 270—280 
der deutschen Ausgabe, Berlin 1868), $. 274; bei Hase, Libri sym- 
balleh, B. 54h. 








—— 


EIN UNBEKANNTER GEGNER DER LATEINER. 561 


vernommen, weil dem Paulus nicht dieselbe Gnade wider- 
fahren wie Petrus, oder hat er es vernommen, so war es 
‚doch zum Trug: ist da nicht die Ungleichheit der Apostel- 
schaft zum Widersinn geworden ?“ 

Ich übergehe die übrigen Beispiele (S. 12/15), aus denen 
‚der Verfasser Petrus’ wirkliche Stellung innerhalb des Apostel- 
kreises erläutert. Die Ansprache des Patriarchen hatte Pe- 
rus’ Thätigkeit bei der Wahl des Matthias besonders her- 
vorgehoben. Was thut der Verfasser? Er verweist einfach 
auf den ausdrücklichen Bericht des Lukas. „Sie stellten“, 
heißt es da (Apg. 1, 23. 24. 26), „zwei, Joses den Barsabas 
und Matthias hin, beteten und sprachen: Du, Herr, der 
Herzen Kündiger, zeige an, welchen du erwählt hast. Und 
sie warfen Lose, und das Los fiel auf Matthias, und er ward 
zugeordnet den Zwölfen.“ „Da ist“, schliefst er sinngemäßs, 
„alles von gleicher Schätzung, das Aufstellen, das Beten, 
‚das Loswerfen, das Zuordnen. Aber Petrus, behauptest du, 
heilte den Lahmen an der schönen Thür des Tempels, nicht 
Johannes, der dabei war. Dem stimme ich bei. Wenn auch 
dir die Wundergabe verliehen ist, nun so beweise sie. Rings- 
um liegen die Kranken, dann werde ich erkennen, dafs du 
des Petrus Schatten bist. Bis dahin aber heifst es zunächst: 
Arzt, hilf dir selber.“ 

Alle von Petrus hergeleiteten Sonderansprüche des römi- 
schen Bischofs, wie sie Thomas Morosini zum Ausdruck ge- 
bracht, weist der Verfasser scharfsinnig aus der bl. Schrift 
zurück (8. 14 u. 15). „Doch zugegeben“, fährt er fort (8. 15), 
„der grofse Petrus nimmt eine hervorragende Stellung unter 
‚den Aposteln ein. Hat etwa Gott damit auch dir, als einem 
zweiten Petrus, diese Auszeichnung verliehen? Wohlan, zeige 
mir die Wirkungen derselben, denn sie sind bezeichnend 
für den inwendigen Menschen, und ich erkenne dich an 

Die Behauptung des römischen Bischofs, sein Bischofs- 
sitz sei der des Petrus, widerlegt der Verfasser als unwahr. 
„Wir haben“, hält er entgegen, „Paulus nicht sagen gehört, 
Rom sei das Arbeitsgebiet des Petrus, sondern vielmehr Judäa 
«Gal. 2, 7. 8), wie sein eigenes eben die Heidenwelt (Gal. 
2,7. 8. Röm. 11, 13). Ich habe nicht gehört, dafs Row 

eitsehr. 1. 6-0, XVII, 4. 36 
L 


i: 





er 


weiteifernd, die ihn zwar nach dem Sitze neben Gott trachten, 
dann aber in die Hölle hinabstürzen lassen’. Du bist ein 
Gegner Christi, mit seinem Evangelium treibst du Wucher, 
du erneuerst das Judentum und entweihest das Heilige.“ 
Und nun ist's, als ob dem Verfasser die Schale des Zorns 
und der Erbitterung überläuft. Alles, was je von Griechen 
in irgendeinem Abschnitt des langen, unseligen, erbitterten 
Streites zwischen beiden Kirchen gegen römisches Kirchen- 
wesen und römische Lehre vorgebracht ist, das schüttet der 
Verfasser ($. 17 u. 18) in immer steigender Erregung aus. 
Die kurzen, abgerissenen Sätze, meist in unverbundenen Par- 
tizipien dahineilend, sind dessen Zeuge. Durch genaue Über- 
setzung diese Vorwürfe einer fernen Vergangenheit, deren 
Söhne durch die ruchlosen Gewalttbaten der kirchenschän- 
derischen Lateiner auf das tiefste erbittert waren, in unseren 
Tagen wieder zum Leben zu erwecken, wo man mit Recht 
auf Versöhnung und Verständigung der christlichen Kirchen 
bedacht ist, daran kann weder das Leben der Kirche Jesu 
Christi noch die Geschichtswissenschaft Freude haben ®, 
Sicher hat kaum irgendeiner ® der Gegner Roms auf griechi- 
scher Seite je einen so scharfen Griffel geführt, ist mit so 
wuchtigen Gründen dem aufgezwungenen, durch den Gegen- 
satz des Volkstums geschärften und wegen des Übermuts 
des Siegers so bitter gehafsten abendländischen Kirchenwesen 


1) Ganz ähnlich Luther in den Schmalk. Artikeln (II, 4 a. a. O. 
8, 254; bei Hase, $. 815, 14): „Zuletzt ist nichts denn eitel Teufel, 
da er seine Lügen von Messen, Fegfener, Klösterei, eigen Werk und 
Gottesdienst (welches denn das rechte Papsttum ist) treibet, über und 
wider Gott, verdammt, tötet und plaget alle Christen, s0 solchen Greuel 
nicht über alles heben und ehren. Darum so wenig wir den Teufel 
selbst für einen Herrn oder Gott anbeten können, so wenig können wir 
anch seinen Apostel, den Papst oder Eudechrist (Antichrist), in seinem 
Regiment zum Haupt und Herm leiden. Denn Lügen und Mord, Leib 
und Seele zu verderben ewiglich, das ist sein päpstlich Regiment eigent- 
lich, wie ich dasselbe in vielen Büchern bewiesen habe.“ 

2) Vgl. Hertzberg, Geschichte der Byzantiner und des Osmani- 
schen Reiches bis gegen Ende des 16. Jahrhı. (Berlin 1888), 8. $71. 

9) Zu vergleichen wäre höchstens das, was in Ooteliers Ecelesine 
Graeeae Monumenta (Bd. II, 5. 4964.) zu lesen steht. 

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564 DRÄSEKE, Zn . 


zu Leibe gegangen, hat so rücksichtelos seine Sünden und 
Schwächen ans Licht gezogen und die Überlegenheit griechi- 
schen Geistes und griechischer Auffassung im Streite zu 
wahren gewulst wie dieser unbekannte Gegner der Lateiner, 
dem wir bis hierher gefolgt sind. Hören wir nur noch seinen 
Schlufssatz, der gegen den römischen Papst gerichtet ist, 
und seien wir dessen eingedenk, dals dieser Papst der go- 
waltige Innocenz III. iet, der damals auf der Höhe seiner 
Macht und seines Ansehens stand: 

„Da also deine Erhöhung weder eine Folge der Größe 
des heiligsten Erzhirten Petrus ist, noch daher stammt, dafs 
Roms Bischofssitz als Bischofssitz des Petrus bezeichnet 
wurde, ... du aber alle Satzungen Gottes aufgehoben und 
sein Erbe entweiht hast: „.- #0 ist es für uns und für 
jeden Gläubigen durchaus notwendig, uns noch 
weiter als bisher von dir zu trennen. Denn je 
weiter wir uns von dir entfernen, desto mehr 
nähern wir uns dem heiligsten Petrus und Gott 
selbst.“ 

Sind das nicht furchtbare, betrübende Worte, in denen 
vonseiten dieses zielbewulsten Griechen die Notwendigkeit 
einer immer weiteren Trennung von der römischen Kirche 
0 schlicht und hart ausgesprochen wird? Kalogeras er- 
blickt in ihnen „die kurzgefafste Summe des bleibenden, 
aber beklagenswerten Werkes, das die Kreuzzüge geschaffen 
und leider der christlichen Welt übermittelt haben“ Er 
denkt dabei zunächst nicht daran, dafs die Kreuzzüge die 
griechischen Städte auf das greulichste verwüstet haben, die 
bis dahin reich an Bibliotheken und mit den schönsten Denk- 
mälern des Altertums ausgestattet und gerade dadurch aus- 
gezeichnete Sitze der Kunst und Wissenschaft waren; nicht 
daran, dals sie in ungerechter und unvernünftiger Weise 
das christliche Kaisertum des Ustens, das den letzten Rest 
eines geordneten Staatswesens bewahrt und dem Abendlande 
ein ganzes Jahrtausend als Vorkämpfer und Schutz gedient 
hatte, zugrunde richteten; nicht daran, dafs die Kreuzfahrer 
unter dem Deckmantel und ira Namen des Kreuzes Christi 
die eigentlichen Aufrichter des Halbmondes und wirksam- 


4 = | 


— 


‚EIN UNBEKANNTER GEGNER DER EATEINER. 565 


sten Bahubrecher und Vorläufer des barbarischen Einbruchs 
der Türken wurden; oder was sonst noch derartiges jener 
dämonische und krankhafte Geist des Zeitalters zustande 
gebracht hat, der jene bluttriefenden Kreuzzüge, was heut- 
zutage allgemeiner zugestanden wird, ins Leben rief!. „Alle 
diese Dinge“, sagt er (S. 0’) „lassen wir auf sich beruhen, 
wir führen auf jenen rasenden Drang in die Fremde das 
Übermals des Unglücks zurück, über welches, mehr als über 
alles andere, wir und mit uns — wir wissen es wohl — 
jedes christliche Herz Schmerz und Trauer empfindet. Worauf 
es hier aber ankommt, ist die Thatsache, dafs dadurch die 
Wunde der Spaltung weiter aufgerissen und vertielt und 
nach menschlichem Ermessen zu einer unheilbaren gemacht 
worden ist.“ 

Wenn endlich der Verfasser zum Schlufs aus der Ent- 
fernung vom Papste desto größsere Annäherung an Petrus 
und Gott selbst folgert und darin die einzig richtige Ver- 
haltungsmafsregel für sich und sein Volk erblickt, so sind 
das Worte von solcher Wucht und solch verhängnisvoller 
Bedeutung, wie sie in den kirchlichen Streitigkeiten zwischen 
Morgen- und Abendland niemals bisher ausgesprochen wor- 
den waren. Sie enthalten die letzte Rechtfertigung, das letzte 
Zeugnis der vergewaltigten Kirche des Morgenlandes gegen 
die Lieblosigkeit und die Kränkungen vonseiten der Schwester- 
kirche des Abendlandes. Sie beweisen, dafs es zur voll=- 


1) Ich führe nur ein Urteil an, dasjenige Hertzbergs (a. a, 0. 
8. 371): „Das objektive Urteil der Nachwelt kann in dem Siege der 
Venetianer und Kreuzfahrer nur ein schweres Unglück erkennen. Vor 
allem, weil den Siegern die Kraft und das Geschick fehlte, auf dem 
Ruinen einen wirklichen soliden Neubau aufzuführen, der das durch sie 
zerstörte imposante, wenn immerhin vielfach morsche byzantinische Stants- 
gebäude zum Vorteil der Christenheit, der Kultur und der Civilisation, 
des Schutzes der Welt des Westens gegen die asiatischen Barbaren- 
völker in glücklicher Weise zu ersetzen vermocht hätte.“ In dem ganzen 
Auftreten der Lateinor sieht auch B. Todt (a. a. O. $. 273) „ein 
wesentliches Hindernis, die Kirchenunion durchzuführen, und die Selb- 
Ständigkeit der griechischen Kirche war die letzte Stütze der griechischen 
Nationalität; mit Hilfe der Kirche hat ja auch die griechische Nation 
den damals verlorenen Boden wieder gewonnen *, 


BE... - 


bibliothek (a. a: O. Hgöhoyos, 8.9 us‘) die Reihenfolge 
dieser beiden Sehriften die umgekehrte wie in Arsenijs Cod: 
Mosqu. 368, aber Demetrakopulos befand sich mit seiner 
‚Schlufßsfolgerung durchaus nicht so fern von der Wahrheit. 
Natürlich „ist an Nikolaos von Methone (gest. ©. 1160) nicht 
zu denken“, darin hat E, Kurtz recht. Aber wie wäre es 
‚denn, wenn der Verfasser wirklich doch Nikolaos 
von Methone hiefse und hier wiederum nur einer der 
zahlreichen Fälle vorlüge, wo die Schriften zweier gleich- 
namigen Verfasser aus Unkunde einfach aneinandergereiht 
wurden? 

Ich denke an den jüngeren Nikolaos von Me- 
thone, einen Freund und älteren Zeitgenossen 
des Nikephoros Blemmydes, den dieser in einem von 
mir in meinen auf diese Zeit bezüglichen Forschungen wie- 
derholt verwendeten, von Demetrakopulos! irrtümlich 
auf Nikolaos von Methone, den Freund des Kaisers Manuel 
Komnenos (1143—1180) bezogenen Gedichte in ganz aus- 
gezeichneter und höchst beachtenswerter Weise feierte *. Um 


1) A. a. 0. Modkopos, 8. 3" und 'Op96Wofoz 'Elld; (Leipzig 1872), 
8. 24, woseibst der Verfasser sogar ganz unbestimmt als yrldoagös tus 
Nixnipögog bezeichnet wird, 

2) Nachdem Spyr. P. Lambros in der Byz. Zeitschr. (I, 609.) 
sehr anschaulich gezeigt, in welcher Weise der bekannte Uraniosfälscher 
Simonides im /7odloyo; und in den Zyusuarz seiner Sammelschrift 
OgH0ddtem "Elljvow Heokoyızei yoapel reaoeges (London 1859) Wahres 
und Falsches zu einem oft unentwirrbaren Lügengewobe vereinte, muls 
ich durchaus Bedenken tragen, dessen Nachrichten über diesen Niko- 
laos von Methone ferner Glauben zu schenken. Simonides bringt 
fa. a. O. 8. #’) einen vollständigen Lebensabrifs desselben, aus dem nar 
die beiden Jahre 1244 und 1257 hervorgehoben sein mögen. In ersterem 
soll Nikolaos, 42 Jahre alt, zum Bischof des peloponnesischen Methone 
‚ermählt worden, in letzterem ebendaselbst gestorben sein. Simonides 
beruft sich für diese Nachrichten auf Stephanos’ Schrift regt zw 
100 Ad Bde dvdgme, der, seinen Angaben zufolge (a. a. 0. S. 116), 
fm Jahre 1692 zu Athen geboren, 1705 im Xenophonskloster auf dem 
Athos gestorben, zahlreiche gelehrte Worke schrieb, die handschriftlich 
vorhanden, zumeist aber noch ungedruckt sind. Vergeblich habe ich 
Mich bemüht, Aber diesen Athenor Steplianos und seine Schrift Genaneres 
zu erfahren. Weder Ehrhard noch Krumbacher (Geschichte der 


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EIN UNBEKANNTER GEGNER DER LATEINER. 56% 


' Öffenbar spricht der Dichter von einem noch Lebenden, 
wenn er seine Zeitgenossen auffordert: 


deüre gie 19 voyR didaozchu 
Nirohdip Adunlarrı ve Meydhvng. 


Er nennt den Nikolaos von Methone gerade den neuen, 
jüngeren (vor), wie auch Heisenberg a. a. O. das Wort 
richtig deutet (Überschrift: In Nicolaum iuniorem Metho- 
nensem), im Gegensatze nicht zu irgend einem anderen Ni- 
kolaos, etwa, wie Simonides (a. a. O. IIgöAoyog, 8. #’) 
und Demetrakopulos (a. a. O. IgdAoyos, S. y') meinen, 
zu Nikolaos von Myra in Lyeien, sondern zu eben jenem 
älteren Bischof Nikolaos von Methone, dessen theologisches 
Licht einst von seiner kleinen messenischen Stadt hell in die 
ehristliehe Welt hinausleuchtete. Der Gegensatz, den das 
Beiwort (»Zog) andeutet, ruht also nicht auf dem Namen Ni- 
kolaos als solchem, sondern auf der Bezeichnung des Bischofs- 
sitzes (Meddwng) in Verbindung mit jenem. Schon Leo 
Allatius! wie auch Fabrieius? haben daher aus dieser 
Stelle durchaus richtig auf zwei Bischöfe von Methone 
Namens Nikolaos geschlossen. 

Was sagt denn nun aber Blemmydes von Nikolaos 
dem Jüngeren von Methone aus? 

„Alle, die ihr die Satzungen der yon Christus erfüllten 
Väter, die gotteingegebenen Überlieferungen der Apostel, die 
untadelig rechtgläubigen Synodalbestimmungen , schlichten 
Glaubens wahrhafte Zeugen, kennen zu lernen wünscht, 
wohlan, nahet euch dem weisen Lehrer, dem leuchtenden, 
Nikolaos dem Jüngeren von Methone. Ein gottbegeisterter 
Herold der Tugend und besonnenen Gemeinschaft, wie sie 
das übereinstimmende Gepräge seiner Schriften bestätigt, ist 
er der Vater jener echten Gedanken, durch welche er die 
unechten Sprossen ehebrecherischen Samens als fremdstam- 
miges Geschlecht ans Licht zog, sie die Schwätzer und 
Worthelden ihres Betruges überführte und in das Nichts 





1) De ecclesiae oceident. et orient. perpet. eonsena., p. 682. 
2) Bibliotheca Gracen, T. XI, p. 290, ed. Harles. 


EIN UNBEKANNTER GEGNER DER LATEINER. 571 


des jüngeren Nikolaos von Methone in die Geschichte der 
byzantinischen Theologie, und zwar jetzt in völliger Um- 
kleidung mit Fleisch und Blut geschichtlichen Lebens, d. h. 
in seiner auf Grund, wenn auch nur einer seiner Schriften 
gegebenen Kennzeichnung und Schilderung als eines aus- 
‚gezeichneten Theologen und Gegners der Lateiner, der jener 
Lobsprüche des Nikephoros Blemmydes wohl würdig ist, un- 
umwunden zuzustimmen. 








KÖHLER, DAS PERSÖNLICHE SCKICKSAL DES MOLINOS. 573 


Bossuct ! und übersetzt bei Heppe®, aber unter unrichtigem 
Datum. In diesem Brief schreibt der Kardinal, dafs in 
Neapel und anderen Orten des Königreichs häufig die Übung 
des sogen. „passiven Gebetes“ angetroffen werde, bald unter 
em Titel „Gebet des reinen Glaubens“, bald unter dem 
Titel „Gebet der Ruhe“. Die Anhänger dieses Brauches 
diebten es, sich „Quietisten“ zu nennen ®, sofern sie weder 
Meditation noch mündliches Gebet übten. 

Dieses ungewöhnliche Verfahren sei jedoch nur eine 
Handhabe des Teufels, vermöge deren er in einen Engel des 
Lichtes sich verwandele; und so richtet denn der Kardinal 
an Seine Heiligkeit die dringende Bitte, gegenüber diesem 
schrecklichen Notstand eine entsprechende Abhilfe unzu- 
‚ordnen #, 

Dieses Schreiben des hohen kirchlichen Würdenträgers 
beweist demnach nicht blofs die weite Verbreitung „des prak- 
tischen Quietismus“ ®, sondern es bezeugt auch, dafs man 
begann, eben diese quietistische Praxis für einen Schaden 
der katholischen Kirche anzusehen, dem gesteuert werden 
müsse. Der Brief des Kardinals Carraccioli ist also bedeut- 
sam als ein Anzeichen der gegen den Quietismus des Mo- 
linos sich erhebenden katholisch-kirchlichen Reaktion. 

Dieselbe hatte sich übrigens schon im Jahre vorher gel- 
tend gemacht durch das vom Jesuiten P. Segneri verfafste 
Buch „Concordia tra la fatica et la quiete nell’ orazione“, 
Bologna 1681. Doch Segneri hat sich da nach den in 
„Three letters concerning the present State of Italy“ ® und 
in „Recueuil de diverses pieces concernant le Quietisme et 


1) „Instruction sur les Etats d’oraison“ (Paris 1697), Anhang 
p. IN—VI. 

2) Geschichte der quietistischen Mystik, S. 180. 

8) Bossuet a. a. O. IV. 

4) Bossuet a. a. O, IV, VII. 

5) Der Name „Quietismus“ soll nach Heppe p. 133 bier zuerst 
genannt sein, während nach Arnold, Unpartlieyische Kirchen- und 
‚Kotzerhistorie, $. 172a die Jesuiten jene Bezeichnung zuerst gebraucht 
haben sollen. 

6) 1697/88 p. 24. 








DAS PERSÖNLICHE SCHICKSAL, DES MOLINOS. 575- 


Entgeguung auf das Buch des Segneri seinen „Trattato della 
eotidiana communione“ geschrieben habe, Letzterer ist 
vielmehr 1675 (also in demselben Jahre wie der Guida 
spirituale) approbiert worden. Freilich werden die Schüler 
des Molinos (gerade in dem Streit gegen die Jesuiten) be- 
sonders häufig auf jenen Trattato verwiesen haben, um dar- 
zufhun, dafs sie keine Verächter des kirchlichen Gottesdienstes: 
seien ®, 

Die Bewegung nun, die sich an die Veröffentlichung der 
Schrift des Segneri anschlofs, nötigte auch die Inquisition sich 
der Angelegenheit zuzuwenden. Sie unterzog den „Guida spiri- 
tuale“ des Molinos, sowie die Abhandlungen und Briefe des. 
ihm eng befreundeten Petrucei einer scharfen Prüfung, be- 
sonders auf Betreiben der Jesuiten, die sich — durch die 
zunehmende Volkstümlichkeit der quietistischen Richtung — 
in ihrer Wirksamkeit empfindlich beeinträchtigt sahen. Uim 
#0 unbequemer war es ihnen freilich, dals einer ihres Ordens, 
der gelehrte Esparza, den „Guida spirituale“ ausdrücklich 
mit approbiert hatte®. Der Unbequeme ward, nach den in 
Three letters enthaltenen Angaben *, anscheinend beseitigt, 
Jedenfalls verschwand er aus Rom; wie und wohin, ist ein 
Rätsel blieben. 

Das peinliche Examen der Inquisition hatte für Molinos 
und Petrucei das überaus günstige Ergebnis, dafs ihre Bü- 
cher aufs neue approbiert, die Gegenschriften der Jesuiten 
aber als „Ärgernis gebend“ verurteilt wurden („were cen- 
sured as scandalous“)®. Ja, der Papst verlieh zum Aus- 
druck seines besonderen Wohlwollens dem Petrucci die 
"Würde eines Bischofs von Jesi. Natürlich erhob sich der 
arg bedrohte Quietismus, nachdem die Gefahr so glücklich 
überstanden war, zu neuer, fast üppigerer Blüte. Seine Exi- 
stenz schien fortan gesichert. 


1) 80 Köhler, Historische Münzbelustigungen 11, 540, 

2) Vgl. übrigens Three letters, p. 28sgq- 

3) Vgl. die — aufser der Vorrede — dem Buch vorgedruckte fünf- 
fache Approbation. 

4) p- 25, ib. p. 23q4. 

5) Three letters, p. 26, 


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— 


DAS PERSÖNLICHE SCHICKSAL DES MOLINOS, 577 


möglich war, so bot sich jetzt die aussichtsvollste Gelegen- 
heit, du auf Frankreichs Thron Ludwig XIV, safe, der „aller- 
‚ehristlichste“ König, zugleich der kräftigste Absolutist im 
‚Staats- und Kirchenregiment, sehr gefügig seinem jesuitischen 
Beichtvater La Chaise, aber schr selbstbewulst gegenüber 
dem Haupt der Christenheit in Rom. 

Fein ward, in Benutzung dieser Sachlage, die jesuitische 
Intrigue yon Rom nach Paris gesponnen !; und glänzend 
war der Erfolg. In dem Augenblick, als es wirklich ge- 
lungen war, Louis XIV. in das jesuitische Interesse zu 
ziehen, war das Schicksal des Molinos besiegelt. Denn nun 
vermochte selbst püpstliche Gunst ihn nicht mehr zu retten; 
und die intime Freundschaft mit dem französischen Kardinal 
WEtrdes beschleunigte und vertiefte nur sein Verderben. 
Schonungslos brachte der französische Hierarch seinem Ehr- 
geiz alle erforderlichen Opfer, Erst im Geheimen ?, dann 
öffentlich ® gab er, dem königlichen Befehl zufolge *, den 
Inquisitoren seinen Freund Molinos preis, — denselben, mit 
‚dem er noch kurz zuvor bedeutsame Reformpläne zu ver- 
wirklichen gedachte! ® 

Mit diplomatischem Raffinement erbot sich der Kardinal, 
‚gravierende Beweise für die Häresie des Molinos zu erbrin- 
gen, indem er zugleich erklärte, dafs er nur deshalb als 
trauten Freund des Molinos sich gezeigt habe, um so die 
wahre Gesinnung des Ketzers erlauschen zu können und 
dudurch genügendes Material für seine Überführung zu er- 


Der Papst erwiderte auf diesen Vortrag des Kardinals 
kein Wort. Er war zu vornehm, um sich auf solches Ni- 
veau zu begeben, aber er war doch auch zu schwach, um 
den offenen Kampf für die Wahrheit zu wagen. So liefs er 
schweigend den Dingen seinen Lauf, die er, ohne Gefahr 


1) Die Einzelheiten in Three letters, p- 34 8qq,, welcher Quelle auch 
Heppe in seiner Geschichte der quietistischen Mystik $, 44 folgt. 
2) Three letters, p. 36. Recueuil p. 305. 
8) Recneuil p. 806. 
4) Three letters, p. 35. 
5) Three letters, pı 21. 
Zeitschr. f. K.-G, XVII, 4, 3 


| i 


DAS PERSÖNLICHE SCHICKSAL DES MOLINOS. 579 


sonst üblich, in lateinischer, sondern in italienischer 
Sprache konzipiert ist; in materieller: sofern hier zum ersten- 
mal eine offizielle, „sachliehe* Kritik an dem bis da- 
hin approbierten Quietismus des Molinos versucht wird, ins- 
besondere an dem — damit verknüpften und der strikt-kirch- 
lichen Bevormundung vielfach sich entziehenden — Kon- 
ventikelwesen. Der Inhalt des Skriptums ist näher etwa fol- 
gender: Die heilige Kongregation habe Kenntnis davon er- 
halten, dafs an verschiedenen Orten Italiens entweder Schulen 
oder Gesellschaften, Bruderschaften oder Verbindungen ete. 
in Kirchen, Betsälen oder auch in Privathäusern unter der 
der Firma „geistliche Zuammenkünfte“ sich gebildet hätten, 
teils unter Trennung, teils unter Vereinigung der Geschlechter. 
Gewisse Beichtväter, denen die Erfahrung mangle, vielleicht 
gar boshaft gesinnte, geben sich nun dort den Anstrich, als 
führten sie die Seelen zur Gebetsandacht, die sie dann „Ruhe“ 
resp. „reinen und innerlichen Glauben“ nennen. In Wirk- 
lichkeit sei das aber ein Verführen der Seelen zu den 
schwersten und verderblichsten Irrtümern. 

Die Bischöfe werden alsdann aufgefordert, solchen Ge- 
sellsehaften nachzuspüren und keine mehr zu gestatten, Ins- 
besondere aber sollen sie den Beichtvätern Anweisung geben, 
nur an den bewährten „grofsen Weg der Vollkommenheit“ 
obne irgendwelche Separation sich zu halten. Den Ordens- 
oberen wird eingeschärft, darüber zu wachen, dafs nicht 
in den Klöstern diese Pest um sich greife und „die Bräute 
des Herrn“ verderbe. Gegen alle die, welche der erwähnten 
„unerträglichen‘“ Irrtümer überführt seien, solle man mit ge- 
riehtlichen Mitteln einschreiten. 

Dies Rundschreiben der Inquisition an die Bischöfe ete, 
hatte vorerst weniger praktischen Erfolg als die gleichzeitig 
angeordneten Visitationen in den römischen Nonnenklöstern !, 
teils weil die italienischen Kirchenoberen für die betreffende 
Angelegenheit kein tieferes Interesse bekundeten, teils weil 
sie selbst der Richtung des Molinos sich zuneigten. Dabei 
war es für die Inquisitoren noch besonders peinlich, dafs 


1) Throe letters, p. 4284. 


37* 





DAS PERSÖNLICHE SCHICKSAL DES MOLINOS. 581 


genau in der Terminologie ' und in ihrer Isolierung aus dem 

Zusammenhang besonders paradox, so dals diese Art der 
en an war, viele Anhänger der 
quietistischen Sache stutzig und gegen den bis dahin ver- 
ehrten Lehrer milstrauisch zu machen ®. 

Nicht lange nach Veröffentlichung dieser 19 Artikel ward 
— am 28. August 1687 — von der Inquisition das defini- 
tive Verurteilungsdekret gegen Molinos erlassen ®. Zugleich 
ward eine päpstliche Bulle publiziert, welche ausdrücklich 
68 in Molinos’ Schriften enthaltene häretische Sätze mit dem 
Anathem belegte *. Diese Sätze sind zumeist eine — frei- 
lich breiter ausgeführte — Wiedergabe des bereits in den 
19 Artikeln Gesagten. Deutlicher, insbesondere auch mit 
klarerer Erfassung der betreffenden Terminologie, ist hier 
die von Molinos empfohlene Passivität der seelischen Funk- 
tionen, d. h. die völlige Entsagung von allen Kräften und 
Affekten, als häretisch charakterisiert und verworfen ®. Ferner 
wird die Anschauung besonders nachdrücklich bekämpft, dafs 
äußere Sünde die innere Reinheit nicht gefährde *. Zum 
Teil aber ? sind die Propositionen auch hier — leicht wider- 
legliche — Karikaturen der im „Guida spirituale“ ent- 
haltenen Gedanken. — Natürlich werden zugleich alle son- 
stigen Manuskripte des Molinos, ebenso überhaupt alle Bücher, 
in denen die verworfenen Sätze oder ihnen ähnliche vor- 
kommen, zur Verbrennung verdammt * Wer sie liest, ver- 
Aillt dem Bann. 

Molinos selbst wird in dem Inquisitionsdekret ein 
Sohn des Verderbens genannt, der durch Wort und Schrift 


1) Vgl. nur I, IT, XII, XII, XV, XVII, XIX, 

2) Vgl. Zeitschrift für historische "Theologie 1855, 39. 

8) Als Aktenstück in französischer Version bei Bossnet, Anhang 
p- XiVagg. 

4) Bossuet, Anhang p. XVIlsgg. Deutsch in Arnolds Ketzer- 
bistorie S. 175 ff. 

6) Vgl. These: 1, 5, 6, 8, 12, 48, 46, 47, 55, 61, 68. 

6) These: 41, 42, 44, 48, 49-53. 

7) Vel. oben Anm. 1. 

8) Bossuet, Instruction, Anhang p- XVI. 





582 KÖHLER, 


seine göttlosen Grundsätze in Praxis übersetzt und die Gläu- 
bigen von dem Wege wahrer Religiosität und reiner ehrist- 
licher Frömmigkeit in gröfste Irrtümer und schimpfliche Schänd- 
lichkeiten gestürzt habe. Die päpstliche Bulle aber ver- 
ordnet: „ut praedietus Michael de Molinos ob haereses, 
errores et turpia facta praedieta debitis poenis in aliorum 
exemplum et ipsius emendationem plecteretur; leeto in endem 
nostra Congregatione toto processu et auditis dileetia filis p. p- 
Inquisitionis dietum Michatlem de Molinos tanguam reum 
et confessum respective et uti haereticum formalem licet 
poenitentem in poenam areti et perpetui carcoris et ad 
peragendas alias poenitentias salutares praevia tamen ab- 
juratione de formali per ipsum emittenda seryato inris ordine 
damnavimus‘ ®. 

Weiterhin bestimmt der Papst, dafs am 3. September 
1687 M. Molinos in der Kirche der heiligen Maria „supra 
Minervam huius almae urbis“, in Anwesenheit der Kar- 
dinäle und der Prälaten der römischen Kurie sowie des ge- 
samten Volkes — dem ein Ablals zugesichert wird —, seine 
Ketzereien abschwören und dann absolviert werden solle %, 

Man wird es nun gewils psychologisch begreiflich finden, 
dafs die Inquisitoren bei Verdammung des „‚Guida spiritunle® 
ihre frühere günstige Beurteilung des Buches * vergessen zu 
machen suchten, indem sie die nunmehr entdeckten Häresieen 
mit einer Fülle von Verdammungsprädikaten überhäuften ®, — 
schwerlich aber wird man es ebenso wohl verstehen, dafs sie, 
ohne zureichenden Beweis, die Person des Molinos durch 
Verdächtigungen unsittlicher Art kompromittierten. Das 
Aktenmaterial, das doch allein die Wirklichkeit der dem 
Meolinos zur Last gelegten unsittlichen Handlungsweise 
zu erhärten vermöchte, ist nicht an die Öffentlichkeit ge- 





1) Bossuot, Anhang p. XIVsq. 

2) Bossuet, ib. p. XLIsg. 

8) Bossuet, ib. p. XLI. 

4) Vgl. oben 8. 575. 

5) Sie lauten: „Ketzerisch, verdächtig, irrtümlich, skandalös, gottes- 
lästerlich, frommen Ohren anstöfsig, unbesonnen, christliche Zucht auf- 
lösend und umkehrend, aufrührerisch“ (Bossuet p. IXXIX) 


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DAS PERSÖNLICHE SCHICKSAL DES MOLINOS. 583 


langt Es sollen freilich vierzehn Belastungszeugen }, Hg 
freiwillig, sechs unter Anwendung von Zi 

vernommen sein, und os bleibt also, formell betrachtet, = 
Möglichkeit offen, dafs die Aussagen jener Leute den Mo- 
linos Besähukdigten, er habe unter der Maske der Fröümmig- 
keit „ein abscheuliches Leben geführt“ ®, er habe die Un- 
schuld der römischen Jungfrauen heimlich bedroht und an- 
‚deren unsauberen Lastern gehuldigt. So habe er eben seinem 
zügellosen Leben zuliebe den Unterschied zwischen „innerem“ 
und „äulserem“ Menschen statuiert und behauptet, dafs der 
„äufsere“ Mensch wohl sündigen könne, wenn nur der 
„innere“ in andüchtiger Kontemplation sei 4. Jedenfalls aber 
wagen sich das Ingaisitionsdekret und die päpstliche Bulle 
mit ihren diesbezüglichen Beschuldigungen nicht offen her- 
vor. Sie befolgen vielmehr die Taktik, sich hinter den durch- 
aus allgemein gehaltenen Floskeln zu verschanzen, wie: 
„Molinos habe die Gläubigen in schimpfliche Schändlich- 
keiten gestürzt“ oder: „er habe seine nichtigen Lehren in die 
Praxis übersetzt“ ® und werde nun wegen seiner Häresieen, 
Irrtümer und „schändlichen Thaten“ (turpia facta) gebührend 
gestraft ®, Selbstverständlich müssen derartige Ausdrücke der 
‚ofliziellen Erlasse ohne Detailbeweis für völlig belanglos 
‚gelten. 

Auch Bossuet, der doch in einer ca. 500 Seiten um- 
dässenden Abhandlung sich wit dem Quietismus beschäftigt, 
bringt keine den Wandel des Molinos befleckende, be- 
weiskräftige Thatsache vor, Auch er liebt eine schil- 
lernde Ausdrucksweise, indem er zwar schr bestimmt Mo- 
linos „un earactere affreux“ nennt ', das begründende Urteil 
aber in die allgemeinen Worte falst: „Il fut condamnd pour 


1) Recuenil p. 825. 

2) Three letters, p. 90 (Reeueuil p. 325). 

3) Three letters p. 89. 

4) Cf. Weismann, Memorabilia occl, pars I, 281, 
5) Bossuets Aktensammlung Anhang 8. XIX, 

%) Ebd. 8. XXI, 

7) Instruction, geschichtlich-darstellender Teil, 8. 381. 


DAS PERSÖNLICHE SCHICKSAL DES MOLINOS, 585 
koll Der päpstliche Kommissar erteilte die Absolution. 
Dann ward Molinos in das Gefingnis zurückgeführt 4, — 
Trotz seiner Widerlegung durch die Inquisition und trotz 
seines Widerrufes scheint er indes bis an das Ende seines 
Lebens in seiner Häresis verharrt zu haben. Darauf deutet 
die Umschrift jener Denkmünze ®, die in den Tagen der 
Gefangenschaft des Molinoes — zur Erinnerung an den 
3. September 1687 — geprägt worden ist: „Tamen et ad- 
hue quietus“, sowie auch das in „Three letters “® berichtete 
Abschiedswort des Molinos an den ihn begleitenden Priester. 

Der Widerruf der „Irrtümer“, den Molinos öffentlich 
leistete, ist ihm demnach entweder — wider Überzeugung — 
abgepre/st, oder er bezog sich nur auf die ihm in der 
päpstlichen Bulle vorgeworfenen, teils milsverstandenen, teils 
in ihrer abrupten Form besonders milsverständlichen Einzel- 
heiten, nicht aber auf das Prinzip seiner Lehre, 

Bossuet redet zwar auch von der „fausse persdverance * 
des Molinos „malgre ses retractations — si ’on en croit les 
bruits“ #, aber er fügt im Anhange hinzu, dafs Molinos sich 
in der Sterbestunde bekehrt habe: „On a appris Ia mort de 
Molinos arrivde dans la prison le 29. de Decembre dernier 
(1697) apr&s avoir regü tous les Sacrements avec beaucoup 
de marques de repentance.“ Vorsichtiger ist die von Weis- 
mann® referierte Äufserung des Dominikaners Felle über 
Molinos: „Forte in artieulo mortis egit poenitentiam “. 

Mit Sicherheit läfst sich über das Verhalten des Molinos 
während der Gefangenschaft nichts sagen. Er war für die 
Welt tot, als sich die Thür der Zelle hinter ihm schloß. 
Angeblich ? ist bereits 1693 ein Gerücht vom Ableben des 


1) Zeitschrift für historische Theologie 1855, 8. 82, und Weis- 
menn, Memorabilia EI, 231. Vgl. die interessanten Einzelheiten in 
Recuouil p. 329; Arnold, Ketzerhistorie, 8. 185. 

2) Abbildung und Beschreibung bei Köhler, Historische Münz- 
belustigungen II, 337. 

3) pı 94. 

4) Instruetion, p- 385. 

5) ib. p. OXXX. 

6) Memorabilia II, 282. 

7) Vgl. Arnold, Vorrede zur deutschen Übersetzung des „Guida“. 


m 4 


Molinos verbreitet gewesen. Die Zeitungen hingegen mel- 
deten (und Bossuets oben * eitierte Äufserung bestltigt es we- 
nigstens hinsichtlich der Jahreszahl), dafs Molinos am 29. März 
1697 verschieden sei, ob thatsüchlich infolge einer Vergif- 
tung, wie — nach Arnolds® und Weismanns® Angaben — 
damals vermutet wurde, ist nicht zu ermitteln. Im Domini- 
kanerkloster San Pedro Montorio', woselbst Molinos als Ge- 
fangener geweilt hatte, ward sein Leib bestattet, und die 
Aufschrift des Grabsteins „Qui & il Corpo del DD Molinos — 
Il gran Herit“ widerspricht doch wohl, wie Seharling mit 
Recht ausführt +, der anscheinend mehr gewünschten als ver- 
bürgten Kunde von Bossuet und Genossen, dafs Molinvs in 
Reue und Bekehrung gestorben sei. 

Jedenfalls ist deutlich, dafs das persönliche Schiek- 
sal des Molinos (völlig ungeachtet seiner inneren Stellung) 
mit dem Moment seiner Denunziation, also durch den Macht- 
spruch des Königs von Frankreich, im Frühjahr 1685 fük- 
tisch bereits besiegelt war, mochte auch das formelle Ver- 
fahren sich länger hinziehen und die definitive Verurteilung 
erst im Herbst 1687 erfolgen. 

Dieser tragischen Thatsache gegenüber erhebt aber nur 
um s0 bedeutungsvoller sich die Frage: Welche Tragweite 
ist denn nun dem Wirken des Molinos beizumessen? Hat 
es, trotz des jühen Schicksals, das ihn selbst ereilte, dauernde 
Früchte gezeitigt? Wie steht es mit der quietistischen An- 
hängerschaft des Molinos? 


u. 
Es ist schwerlich möglich — wie Leibniz das bereits 
richtig gesehen und nachdrücklich ausgesprochen hat ® — die 


1) 8. 586, 

2) Unpartheyische Kirchen- und Ketzerhistorie, 8. 185 b, 

8) Memorabilia, p. 232, 

4) Vgl. die treffliche Erörterung in Zeitschrift für historische Theo- 
logie 1865, 8, Tl. 

5) Briefwechsel zwischen Leibniz und dem Landgrafen von Hessen 
(edidit v. Rommel), T. Il, p- 194 (ef. 181). 


1 E 


DAS PERSÖNLICHE SCHICKSAL DES MOLINOS. 587 


Wirksamkeit von Michael de Molinos historisch richtig zu 
würdigen dadurch, dafs man den Inhalt seiner uns erhal- 
tenen Hauptschriften, des „Guida spirituale“ und des „Trat- 
tato della eotidiana communione“, mit dem Gedankengehalt 
der quietistischen Schriften aus der Zeit vor und nach ihm 
vergleicht. Denn das Charakteristische an dem Wirken des 
Molinos ist weniger ein bis dahin unerhörter Inhalt seiner 
Lehre, als vielmehr die ungewöhnliche, im guten Sinne des 
Wortes populäre Art seines ganzen Auftretens, Ihr be- 
sonders verdankt Malinos jenen ungeheueren Einfluß, den 
der Dominikaner Felle mit Staunen bezeugt!. In zweiter 
Linie wird man zur Erklärung jenes schnell gewachsenen 
Einflusses dann auch an die für jedwede Propaganda beson- 
ders günstigen Verkehrsverhältnisse der Weltstadt Rom mit 
zu denken haben. . 

So ist denn als der Volksmann unter den Quietisten 
Molinos dem hierarchischen Absolutismus gefährlich gewor- 
den. Sobald nämlich, infolge der Wirksamkeit des Molinos, 
die — bis dahin nur erst von einzelnen Persönlichkeiten und 
in einigen Ordensgesellschaften vertretene — Anschauung, 
dafs man olme priesterliche Vermittelung in das unmittel- 
barste Verhältnis zu Gott treten könne® in das allgemeine 
Bewulstsein drang, war ja die dogmatische Macht der Hier- 
archie gebrochen. 

Noch rechtzeitig ward dieser dem kurialistischen System 
drohenden Gefahr durch Beseitigung des Molinos gesteuert; 
und es ist wohl begreiflich, dafs nun auch der von ihm aus- 
gegangene Einflußs, trotz seiner ursprünglichen Intensivität, 
— eben wegen der oben hervorgehobenen, wesentlich per- 
sönlichen Bedingtheit — nach der Verdammung des Mo- 
linos schnell reduziert wurde. 


1) Eberh. Weismann, Introduetio in Memorabilia ecclesinstica 
1745, p. 228, 5. 

2) Die Beichtväter sind ja nach Molinos nicht Vermittler im stren- 
gen Sinne, sondern vielmehr Wegzeiger, die, wenn das Ziel der Kon- 
templation erreicht ist, keine Bedeutung mehr haben. Vgl. z.B. Guida 
E, 64. 88. 84. 85. 100—107; III, 126; I, 128:qg,; III, 140—148; III, 
182209. 


in 4 





m 


DAS PERSÖNLICHE SCHICKSAL DES MOLINOS. 589 


gregation der Oratorianer zu Fermo in Italien, auf den 
Index“ gesetzt !. 

Am 1. April 1688 erfolgte durch Dekret die Verurteilung 
des Frangois Malaval®, dessen Buch „Pratique facile pour 
<lever läme A la contemplation“, auf Betrieb des vormals 
mit Molinos eng befreundeten Kardinals d’Etrdes, durch 
Lucio Labacei in das Italienische übersetzt war ®, 

Durch gleiches Dekret wurden ein grölseres Werk und 
drei Briefe von Giovanni Faleoni verdammt. Das Werk 
trag den Titel „Alphabet, in Jesu Christo lesen zu lernen“, 
Es war, wie auch die Briefe, ursprünglich spanisch geschrie- 
ben, dann in das Italienische übersetzt *, — Am. 30. No- 
vermber verurteilte die Inquisition das Buch „Le chretien 
interieur“. Dasselbe war von Alexander Cenani in das 
Italienische übertragen ® Die „Oeuvres spirituelles“ von 
ME. de Bernieres Souvigny — gleichfalls italienisch über- 
setzt — wurden durch Inquisitionsdekret vom 19. März 
1692 mit dem Anathem belegt ®. 

Die Existenz dieser italienischen Übersetzungen mag zum 
Beweise dafür dienen, dafs es in Italien doch auch nach der 
Gefangennahme des Molinos noch manche eifrige Anhänger 
seiner quietistischen Sache gab. Anderseits ersieht man eben 
daraus, dals die genannten, von der römischen Inquisition 
verworfenen Schriften meist nicht italienische Originale, 
sondern Übersetzungen sind, hinreichend deutlich: der Quie- 
tiemus hatte nach Molinos (und Petrucei) nur wenige her- 
vorragende und vor allem selbständige Vertreter mehr auf- 
zuweisen. 

Blofs einer noch entfaltete am Ende des 17. und zu An- 
fang des 18. Jahrhunderts eine größere Wirksamkeit im 
Sinne des Molinos: Joseph Beccarelli von Brescia, Aber sein 
Werk wird gerade im schönsten Werden zerstört, seine 


1) Bossuet a. ©. O, Anhang, p. XLVI. 
2) Ib. Anhang, p. XLVlIsgq. 

3) Three letters, p. 21. 22. 

4) Bossuet, ib. XLVIL 

5) Ib. XLVIIE 

6) Ib. XLIX. 









=> 


> 
PERSÖNLICHE SCHICKSAL DES MOLINOS. 591 


* „quietismusfreundlichen“ Haltung auf den Index zu 
setzen !, — Auch die Thatsache, dafs den oben angeführten 
italienischen Übersetzungen quietistischer Richtung teilweis 
französische Originale zugrunde liegen, sowie anderseits 
die Existenz der von dem englischen Kapuziner Benedict 
v. Canfeld verfafsten quiotistischen Schrift * mögen allenfalls 
als Anzeichen dafür gelten, dafs der Einflufs des Molinos 
sich in Frankreich und England, auch nach dem Abschlufs 
seines persönlichen Auftretens, noch einigermalsen, freilich 
nieht näher bestimmbar, wirksam erwiesen hat. 

Nur wenn der Nachweis gelänge, dals die bedeutsame 
quietistische Strömung in Frankreich, sofern sie durch Frau 
de la Mothe-Guyon (1648—1717) und durch den Erzbischof 
von Cambray, Frangvis de Salignac Fendlon (gest. 1715), 
tepräsentiert ist, direkt auf Michael de Molinos zurück- 
ginge, — nur dann hätte man ein Recht zu der Behaup- 
tung, dafs das Wirken des Molinos aufserhalb Italiens, in 
romanischen Landen, eine nachhaltige, wenn man will, 
„epochemachende“ Bedeutung gehabt habe. Dieser Nach- 
weis aber kann, abgesehen von anderem, schon aus folgen- 
den Gründen nicht gelingen: 

1) Frau von Guyon erzählt in ihrer Selbstbiographie ®, 
dafs sie in ihrer frühen Jugend die Werke des heiligen 
Franz von Sales und das „Leben“ der Frau von Chantal 
gelesen und daraus ersehen habe, „dafs man betete“, Frau 
von Guyon beruft sich also auf die Anregung von Re- 
präsentanten quietistischer Frömmigkeit, die älter als Mo- 
linos sind und auch von diesem oft als Lehrer und Zeugen 
der quietistischen Sache angeführt werden. Durch diese 
wurde Frau von Guyon bereits angeregt, ehe Molinos iber- 
haupt schriftstellerisch thätig war. Aber auch von einer 
späteren Einwirkung seitens des Molinos erzählt Frau 
von Guyon nichts. Das hätte sie doch thun müssen und 
nach ihrer ganzen Art auch zweifelsohne gethan, wenn 


1) Durch Dekret vom 19, März 1892, abgedruckt bei Bossuet, 
Instruction, Anhang, p. XLIX. 

2) Ib. XLVIl. 

3) Buch I, Kap. 4. 


Ki 


| "DAS PERSÖNLICHE SCHICKSAL. DES MOLINOS. 593 


2) Über Fönelon nur eine kurze Notiz, die indes hin- 
reichen dürfte, eine wesentliche Beeinflussung durch Molinos 
als mindestens unwahrscheinlich zu erweisen. 

Gleich in der Vorrede der „Expliention des maximes 
des Saints sur la vie interieure“ führt Fönelon eine Reihe 
von Autoritäten an, die den Quietismus in ausgeprägter und 
ihm selbst anscheinend kongenialer Weise vertreten: die heilige 
Therese, Balthasar Alvarez, Johannes a Cruze, Tauler u. a, 
vor allem aber Frangois de Sales!. Mag man nun auch 
geneigt sein, die Nichterwähnung des Molinos aus diploma- 
tischer Vorsicht zu verstehen, so wird man doch die beson- 
ders häufige Erwähnung des Franz von Sales und der 
älteren Spanier nur daraus erklären können, dafs Fenslon 
damit den eigentlichen Ausgangspunkt seines Gedanken- 
kreises bezeichnen will. Dieser liegt also, wie unzweifelhaft 
erscheint, im Bereich der älteren spanischen und vor allem 
der französischen Kirche. 

Dals Fenelon im einzelnen bei Schilderung des Weges 
zur Vollkommenheit und bei Beschreibung der Vollendung 
selbst auch Berührungspunkte mit den Ausführungen des 
Molinos im Guida spirituale aufweist, ist natürlich und hin- 
reichend erklärt aus der ihm und ‚Molinos gemeinsamen 
Quelle des älteren (spanischen und französischen) Quietismus. 

Anderseits aber findet sich nun gerade bei Fendlon 
manches ganz eutschieden Eigentümliche, nicht blols in Prü- 
gung der Termini (amour interesse, amour dösinteressd), 
sondern auch in materieller Beziehung. Ich will nur hin- 
weisen auf die, im Gegensatz zu Molinos, bei ihm vor- 
bandene starke Betonung der kirchlichen Autorität und ihrer 
unbedingten Geltung such noch für die im Zustand der 
amour dösinteress@ befindliche Seele: „Elle doit ndanmoins 
se soumettre de coeur aussi bien que de bouche & toutes 
dssisions de l’Eglise“ 2, 

Indem wir nun, auf Grund des vorhandenen Materials, 
entschieden jede Geschichtskonstruktion ablehnen, welche die 


1) Avertissement IX. 
1) Explications des maxiınes des Saints (1697), p- A 
Zeitschr, 1, K.-@, XVII, &, 


chtung in ein Hrcktos Abk Se 
in ein direktes Abhängij 

linos versetzt, scheint sich uns deutlich zu ergeben, dafs der 
Quietismus in Italien und der Quietismus in Frankreich 
Parallelerscheinungen sind. So selbstverständlich es 
ist, dafs Einflüsse von Italien sich in Frankreich geltend 
machten und umgekehrt, — so ist die gemeinschaftliche 
Wurzel der in beiden Ländern hervorgetretenen religiösen 
Bewegungen doch in dem älteren spanischen Quietismus zu 
suchen. Im einzelnen erscheint Molinos mehr direkt durch 
die spanische Geistesrichtung. bestimmt; Frau‘ von Guyon 
und Fenelon hingegen sind mit ihr, nach allem Anschein, 
hauptsächlich mittelbar, durch den älteren französischen 
Quietismus hindurch, verbunden. 

Wohl ist es begreiflich, dafs die römische Geschichts- 
betrachtung, wie sie schon in den offiziellen Dekreten sich 
geltend macht, darauf aus war, den Quietismus des Molinos 
und der Frau von Guyon möglichst von der e 
Wurzel zu lösen und vielmehr unter sich in ein Abstam- 
mungsverhältnis zu bringen. Denn wie sollte die römische 
Kirche sonst dem Dilemma entrinnen, das sie selbst sich 
geschaffen, indem sie die älteren spanischen und französi- 
schen Repräsentanten des Quietismus kanonisierte, 
sie den auf jene sich berufenden Molinos mit dem Anathem 
belegte? Da gab es eben nur, wie schon Weismann und, 
in wesentlicher Übereinstimmung mit ihm, Heppe andeuten, 
den einen Ausweg: Molinos mußste von der kanonisierten 
Vergangenheit, auf die er sich berief, isoliert werden. Nach- 
dem dies durch die Machtmittel der Inquisition erreicht war, 
hatte man gegen Frau von Guyon und Fenelon leichtes 
Spiel. Denn ob sie auch auf Franz von Sales sich beriefen 
und den Beweis erbrachten, dals sie über ihn nicht hinaus- 
gingen, — die tödliche Waffe, mit der man den alten, aber 
allmählich für die Hierarchie gefährlich gewordenen Quietis- 
mus nunmehr unfehlbar niederstreckte, war die „nova hueresis 
Molinosüi“, zu deren Anhängern alle „jüngeren“ Quietisten 
kurzerhand gestempelt wurden. Ja, dies „rettende“ Schlag- 
wort erwies sich sogar wirksam iin Bereich der griechisch-ortho- 


4 


k — 





— 


DAS PERSÖNLICHE SCHICKSAL DES MULINOS. 595 


‚doxen Kirche. Denn dort wurden — wie aus den neuer- 
dings von Ph. Meyer besprochenen Aktenstücken hervor- 
geht — Mönche wegen der „Ketzerei des Molinos“ zur 
Verantwortung . 

So ist denn nach allem Angeführten wohl nur dieses 
gesichert: dals Molinos eine Zeit lang der Mittelpunkt einer 
starken quietistischen Bewegung in Italien war. Hat nun 
dieselbe auch zweifellos im Stadium ihrer Kulmination weite 
Kreise gezogen ?, so sind doch die Peripherieen dieser Kreise 
undeutlich und um so schwächer markiert, je weiter ihr Ab- 
stand vom Zentrum der Bewegung ist. Darum ist der Ein- 
Aufs des Molinos auf das Ausland und der Bereich seiner 
‚quietistischen Anhängerschaft weder im ganzen mefsbar, noch 
im einzelnen stringent zu erweisen. 

Ob auch das harte Schicksal des Verurteilten weithin 
über die Grenzen Italiens hinaus lebhaften Anteil weckte ®, 
so ist doch sein, wie wir saben, wesentlich auf persön- 
licher Einwirkung ruhender Einfluß weder eindringend 
zıoch nachhaltig nach aufsenhin gewesen. 


1) Theologische Litteraturzeitung 1898, Nr, 17. 

2) Three letters, p. 95; Weismann, Memorabilia II; Köhler, 
Münzbelustigungen II. 

3) Vgl. z. B. Speners Auslassungen in „Theologische Bedenken " 
1, p. 317. 818 und die Stellungnahme der Pietisten in Deutschland sonst, 
aus deren Kreis ja auch die deutschen Übersetzungen des „Guida spiri- 
#unle“ hervorgingen, 


In* 


ANALEKTEN. 


ie 
Beiträge zum Briefwechsel 

der katholischen Gelehrten Deutschlands 
im Reformationszeitalter. 


Aus italienischen Archiven und Bibliotheken 
mitgeteilt von 
Walter Friedensburg. 
(Fortsetzung }). 


82. Coohlaeus an Cervwino: Dank für ein von Kardinal 
Ardinghello ausgebendes Geldgeschenk. Zu Kolloquenten und 
Auditoren der katholischen Seite geeignete Persönlichkeiten. Man 
verlangt die Teilnahme des Cochlaeus. Vauchop; A. Catherinus; 
Kardinal Monte. 1545 November 13 Eichstädt. 


Aus Florenz Carte Cervin. filza 40 fol. 88, eigenh. Orig. 


S. quarta hujas mensis binas a R"* D. T. literas una cum 
epistola R=! domini cardinalis Ardinghelli et cum literis cambii ® 
maximo cum gaudio recepi et mox conduxi fidelem cursorem, qui 
Monachium afferret literas cambii. res itaqne ex animi sententia 
prospere cecidit; reportavit nuncius hesterno vespere in bona et 
probata moneta argentea valorem centum scutorum coronatorum 


1) Vgl. Bd. XVI, S. 470ff, Bd. XVIII, S. 106. 233#. u. 420. 
dieser Zeitschrift. 

1) Kardinal Ardinghello schickte dem Cochlaeus durch Cervino 
100 Scudi: Massarelli bei Döllinger S. 125. 186. 





FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL 597 
Jjuxts cambii dielamen, ago igitur et illi et R"= D. T. immor- 


gratis... - 
Religua que ad R"*= p. T. scribenda erant, scripsi nuper hic 
per nuncium proprium, quo et antea usus foi, nisi forte hoc ad- 
im est quod cum RB" ot II”®* dominus cardinalis et epi- 
scopus Augustensis per sacellanum suum peteret a me ut indi- 
carem quosnam ad colloquii peragendum negocium idoneos ex parte 
Catholicorum putem, indieavi igitur quatuor pro colloeutoribus: 
Rey. d. Jolium electum Numbergensem et d. Jo. Groperum (hi 
enim duo et anten colloeutores fuerunt), et addidi alios duos Rev. 
patrem provincialem Carmelitarum Coloniae ', qui et ipse Ratis- 
anten cum d. Gropero fuit, et d. Martinum Kugelin ordi- 
narium theologiae in studio Friburgensi, qui Wormaciae et Ratis- 
ponas mecum fait. pro anditoribus itidem quatnor indieavi: Rev, 
patrem ‚Jo, Hofmeisterum provincialem Augustinianorum, d. Jo. Arm- 
brosterum Herbipolensem, qui nuper Tridonti fuit, d. Bartlıolo- 
ınasum Latomum Buceri adversarium, et magistrum Vitum Amer- 
pachium, qui plorimis annis Wittenbergae praelegit ot nune Ingol- 
stadii pbilosophiae professor est ?, vir egregie doctus graece et 
latine, roscripsit tamen idem cardinalis necossarium sibi videri 
ut men quogue parvitas illi intersit colloquio. quod si forte a 
Cassaren Majestate ad illud deputatus fuero, non video quomodo 
possim honeste recusare, et expedire mihi videtur ut omnino 
ideles deputentur, qui contra sedis apostolicne autoritatem et fidem 
nibil temere admittant. ınallem alioqui meo insistere proposito ad 
redigendum diversa opuscula mea in unum volumen. bone valsat 


Ex Eystet die 13 novembris 1545. 


D. Julius e Moguntin ad me seripsit a Protestantibus depu- 
4atos esse Philippum, Bucerum, Brentium et Schneppiam. 

Supplieo humiliter ne E®* D. T. graviter aceipiat quod literas 
ad ulios datas hisce adjungo, quia commodiorem mittendi modum 
et viam non habeo. 

Ad Rev. patres archiepiscopum Armachanum et Ambrosium 
Catbarinum none non scribo, eo quod ex proximis Catharini ad 
me Jiteris intellexi 605 nunc Tridenti non esse, sed unum ex eis 
Florenciae decumbere, alterum Venetias abiisse. quod autem ad 
Rem dominum cardinaleın de Monte sedis apostolicae legatum con- 
iii tertium non seribo, non ex negligentia fit, sed ex verecundie, 
quis ignotus sum R"* Di ejus, et soribendi causus ullas spe- 


1} Eberhard Billick, 
Veit Amerbach war vom Protestantismus zur alten Kirche zurück- 





1 — 


FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEPWECHSEL. 599 


Erhielt dessen Briefe vom 13. und 26. November. quod 
autem seribis te apud Rev. d. episcopum Eystetensem colloquio, 
i ipse praserit, interfuturom, quoad in re non bona fieri potest, 
laetor. etsi enim in oecumenico coneilio, quod heri cum gratia 
Dei a nobis ceptum est, tun opera valde opportuna esse potuisset, 
tamen ubienmque fueris, ehristianae reipubliene ac religioni te 
utilem futurum certo scio. In Regensburg möge Cochlaeus sorgen, 
ne fidei ae religionis saerosanetaeque sedis apostolicae anthoritati 
aliquid detrimenti ao praejudicii afferatur neque de oecumenico 
soneilio, quod universalem #cclesium repraesentat, quicquam in 
isto volloquio statuatur. 


85. Cochlaeus an Cervino: Lage dor Dinge in Regensburg. 
[Regensburg] 8. Januar [1546]. 

Das Schreiben selbst hat sich nicht erhalten; vgl. aber was 
Cervino am 23. Januar 1546 aus Trient an Bernardino Maffeo 
darüber mitteilte: Dal Cocleo ho quasta sera lettere di 8 di 
gennaro, per le quali mi scrive che il colloquio non era comin- 
into ancora, aspettandosi il secondo prosidente il conte Friderico 
de Furstenberg, perch& il vescovo di Aystet era arrivato l’ultimo 
di dieembre. nspettavasi ancora messer Julio Phluc per la parte 
de Catolici et Melantone per quella de Luterani, quali due ancora 
non erano arrivati. che lui con li nostri tre collocutori, ciod 
messer Pietro Malvenda Spagnolo, il provinciale di Colonia Car- 
melitano, et il provinciale di sunto Agostino * ogni giorno con- 
venivano insieme per trattare come si dovesse procedere in con- 
futare la parte adversa, et che sperava bene. che non sapeva 
guando jl colloquio dovesse cominciare. che il provinciale di 
santo Agostino predicaru in la chiesn cathedrale di Ratisbona con 
grande audientia et con speranza di frutto, ancora che quella 
terra sia luterana, ultimamente esso Cocleo si raccommanda a 
Sus Santitä et mostra desiderare di poter finire la vita sua 0 im 
Italia 0 in Franeia, se ci potesse havere qualche entrata. — 
Areb. Vat., Conc. di Trento, Lettere sciolte, Orig. 


86. Cervino an Cochlaeus: das Religionsgespräch. Die 
erste Sitzung des Konzils. 1546 Januar 10 Trient. 


Aus Florenz Carte Cervin. filza 40 fol. 99, Konzept. 


Eihielt heute seinen Brief aus Regensburg vom 25. Dezember; 
er möge weiter berichten, interest enim christianae reipublicae ut 
de his quae in colloquio isto agentur, certiores reddamar. 


1) Johnunes Hoffmeister, 


le — 


Pr —— 
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 601 


IE ae Fıssstten tiert eonstituti, ex con- 

fessione Augnstana Protestantium breviter commemorati, super 
-quibus inter partes disceptandum est, deinde lecta est formula 
Juramenti, quo astringendi sunt duo notarii a dominis praesiden- 
tibus deputandi. utriusque rei datae sunt schedae Protestantibus, 
‚qui super iis deliberantes ultero die per Bucerum longa orationo 
petierant omnia conscribi colloquii acta per notarios binos mb 
utrague parte deputandos. nos autem Catholici praeter eos quos 
‚deputaturi sunt domini praesidentes, non alios petimns notarios 
neque 6 re pacis ot concordiae esse putamus ut omnia eonseri- 
bantur, tum gquia multum temporis ad hoc requiratur, tum quia 
taediosum ac difficile foret imperatori et statibus imperii tum 
longa scripta referre. mallemus igitar circa singulos artioulos 
primum expedite et libera voce cum adversariis modeste ac paci- 
ice dieceptare ac demum, ubi concordare non possemus, potiores 
seripturas ot rationes nostras in seriptis tradere braviter, ut com- 
mode referri possint coram imperatore et statibus. udversarii 
autem, qui in odium eoneilii generalis quaerunt prolongare tem- 
pas colloquii, pertinnciter petunt duos e parte sun notarios, per 
“quos possint prineipes suos de singulis certiores facere, at domini 
praesidentes objecerunt eis quod mens imperatoris et tenor im- 
perislis reeessus Wormneiensis reqnirant ut relatio primum flat 
imperstori et statibus. iam igitur interlocutionem per- 
identes (quia nolla alia ratione 
progressum eolloquii fieri posse vident) ut Protestantes unum aut 
duos habeant 0 suis notarios, qui simul enm aliis dnobus notariis 
acta consoribant, zed en lege ut ejusmodi scripta non remaneant 
in manibus eorum, sed qnotidie post finem eollognii conforant inter 
8es0 scripta sun notarii et mox collatione facta tradant prassiden- 
Hibus ut illi omnia retinennt eluusa et serata usqns ad relationem 
imperatori et statibus fuciendum. de hac conditione nunc bidui 
‚spacium ad delihorandum petierunt Protestantes. quid responsnri 
sinf, nondum seio. putabam profecto nullam prorsus fore diffieul- 
tatem de notariis, quum formula juramenti tantam pras se ferat 
aequitatem et cantelam ut neutra partium justam possit de en 
‚querelam nut exceptionem habere. 

Haec sunt R”® domins quae de eolloquio hoc R”= Dei refo- 
renda esse putari, quibus addo duns schedas, unam personarom, 
alteram articulorum, unde plenius intelligator id negochl. Bucerus 
«uno superiore tres evulgaverat libros teuthonice ad imperatorem 
regemque et status imperii, quibus verbose suadebat non generale, 
sed nationale colebrandum esse coneilium. contra cujus son- 
silium scripsi ad status catholicos epistolam latine, quae publice 
lecta fnit coram omnibus promiscue considentibus imperii statibus. 
nactus itaque illins epistolae copiam Bacerus integro contra eam 

















vw 4 


FRIEDENSBUNG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL, Linz 


dominns Petrus Malvenda dicebat placere Cassari), ut rebus hine 
inde ponsitatis breviter unnotarent duo notarii dominorum prassi- 
dentium in quo partes eoncordarent et in quo discordarent, at 
Protestantes nequaquam in hoc consentire volehant. extorserunt 
itague ut ommia seribanter et quidem a tribus notariis, quorum 
unus esset pracsidentium, alter Catholicorum, tertius Protestan- 
tium. nos itaque die 5 fobruarii per dominum Malvendam doc- 
tissimum viram proposuimas summam doctrinae catholieae de justi- 
Gestione; altero die coeperunt Protestuntes per suum Bucerum 
respondere et extenderunt negotium partim scriptis exhibitis, par- 
tim dietationibus prolixis per quatuor dies, deinde nos quoque 
per quatuor dies ad eorum seripta et dietata respondimus. nung 
ipsi rursus seribunt, dietant et omni astu atque malicin utuntur, 
nescio quot diebus id extracturi sint. in summa res ipsa probat 
Res D. T. sontentiam fuisse meliorem, ut omisso colloquio tota 
religionis causa committeretur generali concilio. sed quis persua- 
debit praetermissis hominibus istis ut generali coneilio aose sub- 
jiciant? perdimus itague inaniter tantum temporis, tam multos 
graves labores et sumptus. spero tamen, ubi Caesar advenerit 
(quem ad 15 martii affuturum esse dicunt), brevi finem colloquio 
huie impositum iri. quanto mitius et modestius nos agimus, tanto 
ferocius et malignias cristas erigunt adversarii. timeo igitur totam- 
Gormaniam extremis fore perieulis obnoxiam. R"* D, T. grutiose 
in bonam partem aceipiat oro et R"'* ac Ni='* dominis cardina- 
libus Farnesio, de Monte, Anglieo, Tridentino et Romae Sadoleto, 
Bembo, Mantuano, item et Mutinensi, clementissimis dominis meis 
data oportunitate parvitatem meam commendare dignetur. 

Addo quaedam scripta quae collognium concernunt, et librum 
R. d. Philippi Archinti, quem denuo exeudi ouravi. Dor Bischof 
von Eichstädt, der molestissimis hujus colloquii curis invitus nune 
premitur, empfiehlt sich. 

Ex Ratisbona 21 die februarüi 1546. 


R"* domine. quanguam domini prassidentes improbitate et 
contumacia Protestantium concti sunt permittere ut omnia scri- 
bantur in eolloquio, obtinuerunt tamen ut acta non debeant com- 
municari aut evulgari aliis, antequam referantur ad Caesareum 
Majestatem et ad status imperii. Itaque ineluduntur in eistum, 
quae tres habet seras et tres claves; sed nihil proderit (ut vereor) 
hace cautela et custodin, nam nos collocutores quoque seribimus, 
ut ad singula possimus utrinque respondere, in summa non habeo 
magnam spem de prospero hujus colloquii successu. Deus det 
meliora quam ego spero, 

Wird nächstens ausführlich dem Kardinal Ardinghello schreiben. 

Datum ut supra in literis. 


— 


FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL, 605 


traditionibos apostolicis, quae (ut scis) scriptis minime man- 
datae sunt, tractare aggressi sumus in üisque mature judiocio Per- 
pendendis et examinandis versamur, hoc sedulo interim agentes 
ut si quid erroris aut corruptelae (quod multis modis evenisse 
potest ex ipsarım forte scripturarum abusu) apparuerit, id totum 
amputetur a6 resecetur. hoc enim nostrum est institutum ut 
simul cum decretis ac dogmatibus morum quoque et lapsse disei- 
plinae reformatio conjunctim procedat, quod guidem Deo volente 
reete successurum spero, maxime si Christus sua ineffabili henigni- 
tate ooncesserit ut inter ohristianos principes pax conservetur, 
Francorum qui hie erant episcopi, non recesserunt, quinimo heri 
es Gallin eis significatum est permoltos alios adventare regemque 
Christwv= oratorem saum, quem ad eoneilium mitteret, designasse 
eumgue cum magna doctorum virorum multitudine iter mox in- 
iturum esse. vale. Tridenti. 


90. Cochlaeus an Cervini: Frende über dessen Brief. Still- 
stand am Kolloquium. Einsendung einer Schrift. Entfernung 
des Bischofs von Eichstädt aus Regensburg. Bestrafung eines 
Katholiken daselbst. Evangelische Predigten. Thätigkeit der 
katholischen Kolloquenten. Abreise der evangelischen. Clau- 
dins Jajus. 1546 März 21 Regensburg, 


‚Aus Florenz Carte Cervin. filsa 40 fol. 111, eigenh. Orig.; dazu 
fol. 117—120 4 Zottel, eigenhändig. 


8. Literas BR" Dominationis Tune datas Tridenti ultima fe- 
broarii tempestive accepi hie stadio ac benefieio R"! domini car- 
dinalis et episcopi Augustensis die 16 martii, pro quibus sane 
quam devotissine amplissimas gratias ago et habeo. im multis 
enim luetificaverunt animam meam, quae malignitute horum tem- 
porum multum contristari solet. timebam autem ne forte aegre 
tulisset R** D. T. importunitatem meam in fasce grandiori tot 
Jiterarum et libellorum, quod certe hund injuria facere potuisset, 
ab eo autem timore levaverunt me jam vlementer literne tuae. 
quod autem de progressu eoneilii tam corta per literas tuas argu- 
menta recepi, singnlare gaudium est non mihi ımodo, sed aliis 
quoque permultis, quibus hoc partim retuli hie ore, partim scrip- 
tis indicavi iis qui procul sunt et de concilii progressu hactenus 
vehementer sollieiti fuerunt, 

De nostro hie colloquio nihil habeo novi quod seribam. nuper 
enim quinta martii scripsi quod nune omnino silet, «0 quod Pro- 
testantium pars non vult acquiescere declarationi Öaesarene Maje- 
statis, quae a dominis praesidentibus nuper 26 die februarii pu- 
blice utrique parti proposita et recitata fuit, enjus coplam me 
nuper misisso arbitror. quod si enm non recepit R"* D. T, 


I 


/ 





FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 607 


<ujus coplam nunc mitte. R"* D. T. gratiose accipiat precor in 
bonum hacc omnia et oportunitate oblata commendet quaeso Ia- 
bores et studia men summo pontiflei ot colendissimis patronis meis 
‚dominis cardinalibus, ubi gratam putaverit mei commendationem 
fore. Antworten und Sendungen erreichen ilın durch den Kardinal 
won Augsburg wie auch durch den Bischof von Eichstädt. 


Ex Ratisbona die 21 martii 1546.° 


Seriptis jam literis accepi Saxones, qui ab eloctore Saxoniae 
ad eollogquium huc missi fuerant, hesterno vespere hinc discos- 
sisse; arbitror et alios Protestantium similiter discessuros esse. 
nos hic Caesarem expectabimus. 

Addo bistoriam de obitu Lutheri, quam ex tenthonico transtulit 
amunuensis meus, excerptam ex epistola d. Jonae, quam mox post 
«zcessum Lutheri scripsit ad electorem Saxoniae. 


[Zettel.] 1. Eben kommt der Angastinerprovinzial und meldet, 
dafs Bucer letzte Mitternacht davongegangen ist. si ita est, ridi- 
culum erit hoc colloquium et meum Indibrium. datum ut supra 
in literis [Rils im Papier] martii. 

2. Der Überbringer ist ein hervorragender Theologe, den der 
Erzbischof von Trier zum’ Konzil schickt, qui theologus inter- 
fait hie nostro colloguio, ex quo plura perserutari poterit Rm» 
DT. 

3. Cochlaeus sehiekt nach Rom bestimmte Briefe, die er durch 
Verallo befördern könnte, lieber an Cervino, ut per hoc habeat 
R== D. T. occasionem eommendandae parvitatis mene. 

4. Bittet zu sorgen, dafs, was er über das Kolloquium ge- 
schrieben, nicht als von ihm herrührend am Kniserhofe bekannt 
werde. 


91. Cochlaeus an Cervino: Ankunft des Kaisers. An- 
wesende Fürsten. Die Flucht der protestantischen Kolloquenten. 
Der Brudermord zu Neuburg. Auf den Kaiser gesetzte Hoff- 
nungen. Der Kardinal von Augsburg. Übersendung der eigenen 
Schriften des letzten Jahres. Klagen über den Drucker. Behem. 
Plan einer systematischen Edition seiner Schriften. Unter- 
stützung jüngerer Gelehrten. 1546 April 16 Regensburg. 


Aus Florenz Carte Cervin. filza 40 fol. 115, eigenh. Orig. 


8. Norissimas R”** Dominationis Tune literas datas Tridenti 
12 martii recepi hie debita cum reverentin et hilaritate 19 ejns- 
dem mensis per quendam fratrem s. Francisci natione Danım, 





1) Ambrosius Pelargus, dessen Abgang nach Trient sich freilich 
verzögerte, % u, 8, 611 Aum. 1. 





FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 609 
m a iypographo exeusa. attamen non modico eum juri sub- 
quod et antea aliquando R”"® D. T. conquerendo seripsi. 
‚in parata pecunia diversis vicibus recepit a me 330 florenos 
Rbenenses, de quibus adhae nihil reddidit nisi aliquot exemplarin 
“uae amieis donavi. anddidi etiam hoc anno 10 flo. et septem 
taleros, quos promittebat statim reddere neque tamen reddit. 
intendo igitur affinem meum Franciscum Behem typographum, qui 
Moguntias ad s. Vietorem in rure moratur, adjuvare melius, ut is 
gpossit opuscula mea in certos tomos aut classes digerenda dili- 
gentius atıue ornatius exeudere, maxime propter Gallos et in- 
ferioris Germaniae populos. qunpropter plurimas ago habeoque 
gratias Amplitudini Tuae, quod dignata est me antiquis patronis 
et dominis meis commendare et libellos illis dedicatos transmittere. 
vellem equidem libenter javaro et alios quosdam fideles ot in- 
geniosos juvenes ac viros, ut strenue pro catholica fide mecum 
fatigaro 88 non reonsent, corte duos hie foreo oxpensis meis 
‚satis ingeniosos et ad laborandum promptos. sunt et alii qui 
anodieis & me munusculis illecti poterunt utiliter pro fide suam 
impendere op:ram. mitto Äitaqne nunc tres articulos cujusdam 
doctissimi viri, qui germanice contum edidit contra famosos hae- 
reticorum libellos. hos breviter transtulit in latinum unus neo- 
zum amanuensium et intendo procurare ut totus liber latinus Kat. 
hie egregie concionatur Rev. pater Joannes Hofmeysterus, provin- 
‚winlis Augustinensium, multo (ut spes est) cum fructu. 

Empfiehlt sich R"'* dominis legatis collegis tuis, quibus nuper 
‚scripsi, 

Bene valent R"* D. T. gratiose memor mei et libelloram 
meorum, ut cum fructu possint rectius et elegantius excudi in 
unum eorpus bono ordine redacti, id quod nemo fidelius facturus 
‚est unquam in Germania quam egomet ipse, si Deus senectae 
mene tantas concesserit vires. 


Ex Ratispona die 16 aprilis 1546. 


55 


92. Cochlaeus an Cervino: Brief un Kardinal Monte. 
Fernerer Briefwechsel mit genannten Kurdinälen über die ge- 
plante Gesamtedition seiner Schriften. Entwickelt deren Plan 
und wünscht zu wissen, ob Cervino die Sache für nützlich er- 
achtet. Angebliche Indiskretionen des Cochlaeus. 1546 April 30 
Regensburg. 

Aus Florenz Carte Ceryin. filza 40 fol. 122, eigenh. Orig. 
8. Intellexi ex literis Rev. patris Ambrosii Catharini et magi- 
stri Olaudii ) grutiose neceptam fuisse R"° domino cardinali de 


1) Jajus & 0. Nr. 90. 
Zeitschr. f. K.-0, KNIE. & 2) 





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FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL.. 611 


Malvendam propositos, quod et verum est, idque fecerim et in 
illius laudem et in oonsolationem proximi. sed id secreto scrip- 
tum sit. de silentio nihil certi statutum fuit, quia pars advorsa 
molebat silentium prumittere neque item juramentum a nobis ex- 
@ctum fult, et ii decem articuli Wittenbergae impresei sunt et 
disputati per eontrarios eorum artienlus. nihil itaque periculi fore 
spero. bene valeat etc. 
Ex Ratisbona ultima die aprilis 1546 % 


93. Cervino an Cochlaeus. 1546 Mai 3 Trient. 
Aus Florenz Carto Corvin. filen 40 fol, 129, Konzept, 


Hat dessen Briefe vom 21. März und 16. April erhalten. 
Was die deutschen Dinge angeht, so glaubt er nicht ullam aut 
"honestiorem aut tutiorem rationem iniri posse ea quae in concilio 
generali conrocando et velebrando est inita, 

Dankt für die am 16. April mitgesandten Schriften. Die für 
die Kardinäle Sadolet, Bembo und Morone bestimmten sind diesen 
riebtig zugekommen. 

Über die Vorgänge am Konzil wird Verallo ihn unterrichten. 

Tridenti die 3 maji 1546. 


94. Cochlaeus an Cervino: Übersendet Schriften. Die von 
den Schmalkaldenern ihren Bundesgenossen auferlegten Kontri- 
butionen. Anwesendo und erwartete Fürsten. Gerücht vom 
Kommen des Kardinals Farnese. 1546 Mai 17 Regensburg. 


Aus Florenz Carte Cervin. filza 40 fol. 124, eigenh. Orig. 


$. Hesterno vespere literas R"° Dominationis Tune datas 
Tridenti 3 die maji recepi „... nec habeo nune multum re- 
seribendi necessitatem, nisi quod duo brevia mitto seriptu et ter- 
tium mittet R”" dominus nuncius apostolicus archiepiscopus Ros- 
sanensis ete., eui illud tradidi, ut et ipse legeret ac R"* D. T. 
mitteret a me translatum e germanico quod Rey. d. episcopus 
Hildesheymensis mibi communicaverat. de contributione quam 
Protestantes assignasse dieuntur, nescio quid dicam *, forsitan 


1) Gleichzeitig schrieb der Bischof von Eichstädt an Cervino. Über 
das Kolloguium verweist er auf den mündlichen Bericht des Überbringers 
Ambrosius Pelargus, welcher den Erzbischof von Trier auf dem Kallo- 

ulum vertreten hatte und jetzt für den nLalEDen als Vertreter zum 
jonzil geht, Carte Cervin, filza 42 fol. 19, Os, 

2) Vgl. Carte Cervin. filza 25 nr. 81b: Verzeichnis der von den 
Evangelischen in Frankfurt (Ende 1545) beschlossenen ai Übuneha 
welche die einzelnen Bundesglieder zu erlegen haben, mit Überschrift 
von der Hand des Cochlaeus; ‚Ex literis suffraganei Eystetensis 
Johsnnem Cochlaeum. 


50* 


FRIEDENSBURG, NEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 613 


Inchoata jam sunt imperii publica negocia die sexta hujns 
ınensis, sabbato post ascensionis festum, decantata prius missa pu- 
blica in majore eoclesin prassentibus Cnesare regeque et mullis 
prineipibus. ego aliquot diebus fui ocenputus in eolligendo com- 
pendio de actis et sceleribus Lutheri per singulos annos, Pproce- 
‚dens nempe ab anno 17, quando coepit, usquo ad annum hunc 46, 
quando finivit. anni ultimi materiam nunc mitto R"" D, T.; 
multi namgue mendaciorum libri eireumferuntur teuthoniee, qui- 
bus in caelum attolitur sanctitas Luther. nuns autem quoniam 
et de oulloquio hie habito multa a Lutheranis sparguntur men- 
dacia, intra paucos dies edetur vera narratio, quam ego hisce 
diebus in germanicum versurus sum Deo propicio. bene valent 
R®* D, T. et gratiose resoribere dignetur quid de compendio meo, 
enjus ultimam partem nune mitto, sentiat aut judicet, quod et 
collegis auis (si non displicuerit omnino) ostendere dignetur. ex- 
irazi sane ea potissimum quae in odium notorii et malissimi hae- 
zetici lectorem trahere videntur. iterum valeat R”* D. T., olemen- 
tissime domine promotor et patrone. 

Ex Ratisbona die 11 junii 1546. hodie adventura est regina 
uxor Ferdivandi regis, qui festinantius huc adrenit 27 maji, intra 5 
dies e Vratislavia profectus. 


98. Cochlacus an Cervino: die Narratio de actis colloquii. 
Krieg in Sicht. Fouersbrunst. Cochlaeus soll als Vertreter 
der Bischöfe von Eichstädt, Meifsen und Breslau zum Konzil 
gehen, Lage der beiden letzteren. Wird in 2 Tagen nach 
Eichstädt zurückgehen. Die Commentarii de Luthero. 1546 
Juli 4 Regensburg. 

Aus Florenz Carte Cervin. Klza 40 fol. 128, eigenh. Orig. 

8. Multo jam tempore nilil literarum e Tridento recepi et 
ego jam domum redire in Eystet desidero nactus abeundi licen- 
tiamı, postguam narrationem de actis colloquii ex latino in ger- 
manieum transtuli. latina sane narratio jam impressa est Ingol- 
stadii. eras teuthonien quogue ibidem ineipietur ab eodem typo- 
grapho, qui per triennium tam multos mihi libellos impressit '. 

Magna hic atque adeo per totam Germaniam fümu est de 
bellico apparatu Caosaris, quem Deus bene prosperare dignetur. 

Lutberani variis suspicionibus agitantur meta perculsi, haec nox 

incendio terribilis nobis fuit; nam dum abbatia s. Jacobi tota 

conllugraret, non longe aberat nedes sacra, in quam deposuerat 

Caesar ingentem vim pulveris tormentarii, cui # propringuis time- 

batur ignibus #, 





1) D. i. Alexander Weilsenhorn, 5. oben Nr. 76. 
2) Vgl. v. Druffel, Des Viglius von Zwichem Tagebuch, S. 25 u, 84. 











FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 615 


Dem Überbrivger nonnulla commisi, quae cum onjusmodi sint 
ex 00 cognoveris, habebis facile quid eis respondeas qui pontificis 
wilitibus summa calumnia aliena crimina ohjiciunt !,  vale, 

Ingolstadio 14 kalendas oetobres 1546. 


100. Coohlaeus an Kardinal Farneso: die päpstlicher- 
seits gewährten Indulgenzen und deren voraussichtlicher Nutzen 
im gegenwärtigen Kriege. Eine anonyme Schrift über den letz- 
teren in Briefform. Die kaiserliche Deklaration wider die Re- 
bellen. Eine Neubearbeitung der Schrift Luthers wider die auf- 
rührerischen Bauern. Cochlaeus’ Plan der Veranstaltung einer 
Gesamtausgabe seiner Streitschriften. 1546 September 25 
Eichstädt. 

Aus Nespel Gr. Archivio Carte Farnes, fasc, 692, eigenh. Orig. 


R"* domine, Illustriss, princeps, patrone clementissime salutem. 
‚quanguam gratiosissime reseripsit mihi nuper R”* et IIl”* Celsi- 
tudo Toa atqne etiam ad saepe scribendum ‚.. me invitarit, fre- 
pide tamen id face ... - 

Lator praesentinin, famulus meus *, ex Ingolstadio huo rediit 
‚die 21 septembris, afferens mihi tum a R"° domino Rossanensi, 
nuncio apostolico etc, copiam indulgentiarum recens publicatarum 
in urbe, tum libellos aliquot germanicos a typographo meo. in- 
Jdulgentiss desyderabam hie ad populum publicari, sed absente 
R®° domino meo apiscopo Eystetensi non feit publicandi opor- 
tunitas. ego scriptum istud a latino in germanicum verti, ut 
sacris virginibug praecipne communicare possim; quarum devotioni 
et ad Deum precibus multum sane tribao et spero per ens non 
minus quam per milites imperatorem nostram in hoc bello tam 
suncto et necessario auxilium a Deo habiturum esse. multum 
enim valet apud Deum deprecatio justi assidua. unus erat homo 
Moyses, qui orans in monte plus ad vietorium contulit quam Josua 
«um sexcentis milibus pugnatorum. et unus homo erat Helias, 
qui oratione plus potuit quam rex Achab cum totius regni sui 
potentia. quid non speremas de preeibus tot monachorum monin- 
liumque per tot regna et provincias, quibus indulgentise istae 
oomitabuntur? go certe plurimum per eorum preces de vietoria 
spei praesumo. gaudeo itugue et maxime probo salutarem hanc 
summi pontifieis provisionem, qua de cnelestibns armis imperatori 
nostro procnrat ajusque tam honorifcam in eo scripto mentionem 
tam vere quam merito facit. 


1) Über diesen Punkt verbreitet sich Farnese näher in einem Schrei» 
ben vom gleichen Datum an den Bischof von Eichstädt: Konzept eben- 
«laselbst fol. 1411428, 

2) Vgl. Nr. 102, 

































'G, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 617 


Gesundheit so grofsen Gefahren und Beschwerden ansgegetzt hatz 


vergleicht beide mit Abraham und Isaak. Schickt den Über- 
bringer dieses zu Einziehung von Erkundigangen über Farnese 
nach München !, von wo ihm am 24. Oktober Jodocus Hoetfilter 
dafa der Legat bis Aich gekommen sei, dort 
Ärzte Halt gemacht habe. Elio möge ihm ein 


- Empfleblt seinen Famulus für eine kleine Pfründe (sacerdo- 
kiolı quo et sun stadia ad tempus prosequi et indo päuperri- 
mam mairem cum parvulis suis sancte sustentare posset. domini 
Fuggeri forent aliquos adolescentes in litterarum studiis aere suo. 
puer iste per me notus jampridem est magnifico domino Antonio 
Fuggero ante biennium Augustae factus, et hoo anno commendavi 
eum magnifico domino Joanni Jacobo Fuggero Ratisponae, qui 
gratiose promisit; sed haec rerum turbatio non sinit me nunc 
apud illos instare, confidit puer plurimum de gratia et humani- 
tate erga se tun. 

Ex Eystet die 11 novembris 1546. 


102. Coohlaeus an Antonio Elio: weshalb er nicht vor 
Farneses Aufbruch zum zweitenmal ins Peldlager geschickt hat. 
Empfehlung seines Famulus Johann Jakob Kuchner für ein 
Benefiz. Der Krieg. Cochlaeus' Plan der Veranstaltung einer 
Gesamtausgabe seiner Streitschriften. 1547 Januar 5 Eichstädt. 


Aus Neapel Gr. Archivio Carte Farnes. füsc. 722, eigenh. Orig. 


$. p. magnifßice domine secretarie, patrone pientissime. magna 
tenet me poenitudo quod adolescenten fumulum meum ex castris 
ad me reversum non misi denuo, antequam discessistig ot in Ita- 
liaın rediistis. deterrebant me pericula non solum viarum, sed 
etiam castrorum. marrabat enim puer qaod noctu aliquando peri- 
onlose ex tentoriis vestris pervenisset ad tentoria Ri domini 
nuneil; eumque mater ejus, quae in substantia nihil habet nisi 
septem proles, maximam spem repositam habeat in hoo suo Mlio, 
non audebam eum amplius pericnlis exponere, seripsi autem ad 
Magnificentiam Tuam litteras, quando eravatis in via versus Mona- 
chium e custris ®, sed ens reportavit nuncius; quas nuno si liest 






1) Cochlaeus erwähnt hier in Parenthese, dafs am 22. Joannes 
Paulus Ptolomaeus in München gestorben sei. Über diesen vermerkt 
der ungenannte Verfasser von Ephemerides vel diarin rerum insignium 

aceiderunt pontificatibus Clementis VII et Pauli IEI, im Cod. Vat. 
ans: Die 5 novembris 1546 Romae fama fuit Joannem Paulum Pto- 

m, auditorem rotae, virum alioqui acri ingenio, verum corrupt- 
bilitate obnoxium, qui Germaniam una cum cardinali Farnesio petierat, 
naturae concessisse. 

2) Nr. 101. 





618 ANALEKTEN. I 


mitto, ut intelligat Magnificentia Taa me non 
ınemorem humanitatis tune, de qua puer tam 





Vacarunt interim hie duse bonae vionrine De 
rum sacerdotum. quod si pmer habnisset gratinm 
unam ex iis potaisset obtinere, ot sie perpetuo fuisset optine Pro- 
visum non ei solumn, sed etiam matri ejus cum parrnlis et pauper- 
enlis prolibus, ut saltem hine certam habuissent habitationem. 
alteram ex iis vicariis contulistis vos in castris ad instantiam 





eurare, nomen est ei Johannes Jacobus Kuchner, clericus Eyste- 
tensis diocesis. multum profocto sporat de tun benivolentia et 
humanitate et satis docile habet ingenium, qui multum posset pro- 
Neore in litterarum studio, nisi obstaret puupertas. 

De foelici successu rerum bellicarım per Caesaream Majosta- 
tem arbitror vobis omnia certius eonstare quam mihi, qui priva- 
tim hie age orationibus quidem et sucrificiis ad Deum pro sum- 
mis ecelesiae capitibus, labore nutem et stylo contra hasretieos, 
supio enim omnia soripta mea in unum redigere opus, quae intra 
26 annos variis oceasionibus contra novas sectas partim latine 
partim teuthonice seripsi. at nemo praster me ipsum vellet in 
«0 opere .labores et impensas subire. certe gravi hie peste labo- 
ratum est per aliquot menses; eram itaque sollicitus de mea vita, 
von tum propter me quam propter eum Iaborem quam acelesine 
utilem fore spero post mortem meam. Elio möge iln.dem Papste 
oder dem Kardinal Farnese empfehlen, ut eorum provisione possim 
opus intentum in ipsorum perpetuam memoriam et ad communem 
ecelesine ntilitatem vol in Itulin vel in Gallia perficere; in Ger- 
mania enim nune ita türbata sunt omnia mt non possit mihi opor- 
tenitus esse nd opud illud porfieiendum. non libenter differo 
diutius, quia senex sum et timeo ne mors me abripiat antequam 
eompleatur quod intendo. 

Ex Eystet die quinta januarli a Christo nato anno 1547. 


103. Coohlaeus an Farnese: Plan einer Gesamtausgabe 
seiner Schriften in lateinischer Sprache. Hoffnung auf eine Ge- 
währung einer Pension als Beihilfe zu den Kosten der Suche, 
1547 Januar 21 Richstädt. 


Aus Noapel Grande Archivio Carte Farnesiam fusc. 739, eigenh. Orig. 


Schrieb zuletzt am 5. d. und schickte den Brief an den Kar- 


dinal von Augsburg, der aber inzwischen aus De 
nach Speier begeben hat. Schreibt jetzt aufs neue, n; Am- 
brosius von Gumppenborg, päpstlicher Kommissar, ihm von Ingol- 
siudt aus angeboten hat, seine Briefe mit zu besorgen. 


DM u Be 


—— 


FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 619 


Samma igitur intentionis mene, de qua scribendum puto, Iaec 
«st. dum nemo ad generale concilium me mittit et variis interim 
subjaceo periculis atque etiam senectus ipsa quotidianum secum 
affort vitae perioulum, constitui et decrevi apud me ipsum, eunets 
mes opuscula in unum opus redigere et in lucem dare latine, 
quasenmqus in Luthorum ingue complices ejus intra 26 annos 
partim lutine partim germanice scripsi. in quam sune rem hie 
toto fere hujus gravissimi belli tempore (contomptis nocessario et 
ab hostibus et a peste periculis) sedule incubui atque adhue in- 
«umbo ob multas profecto rationes quas pias et justas fore puto, 
am sane potissime quod post obitum meum nemo in alieno 
labore suam gratis welit impartiri oporam; seoundo qaod neme 
sie cognitas habet causas et occasiones, propter quas scripsi, sieut 
50 habeo; tertio quod neminem scio qui sie perpetuo per 26 
annos teutlonice atque latine pro Romanı ecclesia et üde catho- 
lien tam multa contra has sectas novas seripsit totque labores 
et impensas huic negoeio impendit homo privatus, ut ego foci 
(abeit jactuntia); quarto quod imalignitute Lutheranorum neglec- 
tim et mendose impressa fuerunt opuscula men magna ex parte, 
quas velim correctius imprimi denuo, euque omnia latine propter 
reliquns nationes Germaniae linguae ignaras, quantulum igitur 
in me est, totum oflere in honorem sanctae sedis apostolicue at- 
‚que in decus et memoriam Farnesioram, quorum ope et auspicio 
rem Doo propicio nggredi et perlicere volim. quod si in Italia 
huie rei perficiundae nulla detur opportunitas, ausim senile hoc 
sorpusculum nna cum libellis meis in Gallias hujus rei gratia 
transferre. R’"* igitur ot Lil"* Cols. tune hac de re clementis- 
sime voluntatem et responsum, velut oraculum quoddam, devotis- 
sime expectabo, supplieissime orans ut alignid detur. esset qui- 
dem ad eum rem pro sumptibus perferendis oportuna atque etiam 
necessaria pensio centum Norenorum, quam seripserunt nonuwlli 
‚assignatam ımihi esse a San"® domino nostro papa, tun maxime 
intereessione; sed pro ea eonsequenda nequaguam ita solieitus ex- 
isto sicut pro complendo hoc "ante morteın meam labore. nihil 
‚enim habeo quod ntilius aut homestius saerae Romanne ecolesine 
post me relinguere possim. bene valent R”* et Ill" Celsitudo 

Ex Eystet die 21 januarii 1547, 

Entschuldigt sich, dafs er an den Papst, sowie an die Kar- 
dinäle Cervino, Pole, Ardinghello und Sadolet nicht schreibe. 
Grülst den Sokretär Antonio Elio. 


104. Cochlaeus an Cervino: Freude übor die Abweisung 
aller Neuerungen in den Konzilsdekreten. Absicht die eigenen, 
sowie fremde antilutherische Streitschriften gesammelt und neu 


'FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 621 


duo insiguia opuscula doctissimi enjusdam juris consulti !, quorum 
unom est de cnerimoniis ecclesiae, alterum de haereticis, quod 
sex bene longos compleotitur libros. harum rerum equidem 
pleniorem aut magis ordinatam ac planam resolutionem antea non 
vidi. si putassem R""" ot I11°® dominum cardinalem Farnesium, 
elementissimum ac beneficentissimum patronum, tam eito abiturum 
0858 61 castris Caesarene Majestatis, procul dubio vel ore vel seripto 
Celsitudinem ejus de illo proposito meo informaturus fueram, scripsi 
interim nonnihil eu de re ad eundem; sed an literae fideliter sint 
redditse, hactenus intelligere non potui. quod igitur anten per- 
saope rogavi, supplieiter iteram iterumque rogo, ut R”* D, T. 
Zlie® Celsitudini ejus uno saltem verbo commendare dignetur, ut 
‚qui forentem aotatis mese partem per 26 annos perpetuo in 
laboribus adversus =. Romanae eccleeiae hostes contrivi, ultimam 
quogque vitue meae partem utiliter eidem studio impendam. sum 
prasterea vebementer sollieitus de valetudine R" ae Ill"! domini 
vardinalis Poli Anglici, cujus nomen non video adjunctum eirca 
decreta de justificatione; acceperan enim ex aliorum anten literis 
quod secesserat Patavium curandae valetudinis gratia. R"° prae- 
teren cardinali de Monte legato ete, misi ante annum parvum 
libellum, in quo pro Honorio I papn contra sextae synodi deeretu 
{quae impressa sunt) discoptavi. an viderit auf receperit ille, 
nescio, R"* D. T. dignetur me suppliciter commendatam reddere 
similiter et R"° atgne Ill"° domino cardinali Tridentino, domino 
neo clementissimo, 
Ex Eystet die 29 martii anno domivi 1547. 


R"*“ dominus et patronus meus episcopus Eystetensis post 
multas tribulationes, in quibus longo tempore absens fuit, rediit 
uuper huc dominica Jaetare ? et hodie iterum abiit versus Nuren- 
bergam, ut inyisat ibi Caesarsam Majestatem, quae hactenus 
spe majores habuit tanto in bello per Dei gratinm successus. 
faxit Deus ut haec suprema duo capita, Paulus IIT pontifex et 
Carolus V imperator, nobis diu in prospera valetudine conserventur, 
a quibus post Deum tota vita salasque universi «leri Germanine 
dependet. R"" dominus meus concordiam tandem init cum suo 
advorsario super praepositurn 9. ego utriqus congratulor. 





1) Dr. Konrad Braun (s. Alle. Deutsche Biogr. Bd. III, $. 271, und 
Paulus, Dr. Konad Braun, ein kathol. Rechtsgelehrter des 16 Jahrh., 
ia Histor. Jahrb. XIV, 8. 517, bzw. 5. 5340); vgl. Nr. 105, sowie den 
Brief des Cochlaens an Julius Pflug 21. Februar 1647, bei Cyprianus 
Tabular. eccl. Rom, p. 529. 

20. März. 


3 va Cochlaeus an Pflug 17. März, im Tabular. ecel. Rom, 
54, 





ee 


FRIEDENSBURG, BEITLÄGE ZUM BRIEPWECHSEL. 623 


Ingolstadii. deinde si quid ex venditis recnperari poterit, men 
quoque opuseula in praelum dare constitui. de his omnibas nemo 
mibi ne unam quidem literulam ex universn Italian rescribere 
dignatur, neque ego seire possum ubinam agant nunc 8. sedis. 
apostolicae legati et oneteri patres qui in concilio legitime con- 
gregati fuerunt, Toam igitur R"® D, supplieiter oro ut apud 
s. sedem apostolicam (pro cujus honore et anutoritate tot annis 
non parvo et Inbore et impensarum onere studia men impendi) 
ius promotione adhuc semel commendare dignetur conatus meos 
in asdondis tam plis ac eruditis et contra haereticorum calumnias 
hoc tempore adeo necessariis libris, qui procul dubio in futuris 
sacculis apud posteros quoque pro veritate et sodis apostoliene 
autoritate utiles erunt, ut absque confusione atque incommodo 
coepta perficere quoam,. habeo quidem jam in hoc opus apıd 
me collectos 600 florenos Rhenenses ex peculio meo atqne etiam 
centum ex ultronen oollatione ipsius autoris; sed anxio timen 
eam pecuniam suffeeturam non esse ad opus complendum; timeo 
item ne mors me intercipiat ot post me non sit alius qui sie 
in opus alienum quantumvis eruditum et utile tantum laboris 
eurarumgue et impensarum convertere velit. si ergo sedes apo- 
stolica unguam cogitavit in meos labores pietatis et clemen- 
tias suae oculis respicere, ut nmunco faciat supplicissime oro. si 
enim in his conatibus meis desertus et frustratus fuero, quae- 
ram mibi deinceps quietiorem Vratislaviao rosidentiam, protesta- 
turus eoram Deo et hominibus quod facere voluerim quantum in 
ms fuerit. 

Bene valeat R"* D. T. et sua commendatione inveniat mihi 
prevor alium Ardingellum ... quod si adhue vivunt ac valent 
amplissimi duo patres legati et college R"= D. T., ut opto 
#0 spero, id sane imprimis ex B”®" D, T. literis rescire desidero 
et me illis humilime commendari peto. vehementer enim de 
cardinalis Poli (quem e vobis valetudinis causs discessisse audivi) 
incolumitate solicitus existo. 


Ex Eystet die 15 octobris 1547. 


106. Cervino an Cochlaeus. 1547 November 7 [Bologna]. 


Erhielt Nr. 105; kann nach den ihm übersandten Bruch- 
stücken kein sicheres Urteil über die Schriften des Dr. Braun 
fallen; doch hat ihm gefallen, was er davon gelesen, und er wird 
sich bemühen Cochlaeus einige Unterstützung für den Druck zu- 
teil werden zu lassen. 

Kardinal Monte befindet sich hier beim Bologneser Konzil; 
Pole ist noch in Rom, aber bereits hergestellt a catarro qui ei 
in humero insederat. 





_ FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM DRIKPWECHSEI. 25 


TEN, paupereula post mortem suam curao meae religuit), 
Bau. 8 proles procreavit, inter quos quingue fili (sed 
adhus superstites sunt, quorum ultimus auper 13 die 
genitus est. huic igitur affini meo persmasi post obitum 
ducis Georgis fel. re, laudatissimi principis ut e Dresda transmi- 
graret buc ad Moguntiam factus novieius impressor. cumquo esset 
pauper et aliis pro mercede imprimeret, adjnvi eum qualibus- 
-eungque interdum ex tenuitate mer subsidiis, donee tandem nonnihil 
‚pecunise nactus coepi cogitare quomodo per omnia fidelem nobis 
Catholieis praeparare possim typographum. unde factum est ut 
relicta ad tempus residentia Eystatensi huc me cum tota substantia 
‚paratae pecuniae recoperim. putabam vero me per 600 florenos 
‚Rhenenses (quorum tres valent duo scuta italica) in parata pecunia 
anultum eflicere posse. et rem hie alacriter aggressus emi papyram. 
+6 typographo praemiseram nonnihil pecunise ad praeparanda 
alias necessaria. video tamen rem fore longe supra vires mons, 
-ei nulla sublevaverint me subsidia. bone Deus, vacarant per 28 
‚annos (tot enim ego perpetuo contra novas sactas fidaliter laboravi 
non absque magnis periculis et laboribus aliisqyue vexationibus) 
tot tamgue pingues ecelesiarum per omnem Germaniam praeposi- 
turae, quae absque contradictione spectarerunt ad collationem 
sedis apostoliene: neque tamen ulla intercessione aut commendatione 
etiam summorum virorum legatorum et nunciorum apostolicorum 
Aquibus men fides fdelitasque perspectae fuerunt) effiei potait ut 
vel minima ex omnibus tam multis conferretur mibi, qui non per 
avariciam ad commoda propria, sed per zelum fidei catholicae 
‚ad publicae causae religionis defensionem proventibus hujusmodi 
praepositurse uti volebam. interim voro talibus permultis collatae 
fuerunt qui aut nihil curae aut compassionis habuerunt de omni- 
bus injuriis quas per novarum sectarum impietates et peotulantias 
ilatas fuerunt s. sedi apostolicae et s. Romanae ecelesiae, matri 
„mnium ecclesiarum, earum maxime quas ipsi per erangelium 
generavit Christo in Germania, aut certe graviter scandulizaverunt 
bonos improba vita, aut etiam ocoulte ox bonis osolesiarum perni- 
‚ciosissimos ecolesine hostes juverunt et aluerunt. 

Einzig Kardinal Alexander ! Farnese bat ihm sowohl früher 
ine Pension von 100 Gulden aus den Gefällen der Würzburger 
Dompropstei angewiesen, als auch neuerdings eine Pension in 
gleicher Höhe auf die Propstei 8. Johannis Novimonasterii, eben- 
falls in Würzburg; letztere aber ist durch eine Pension für Am- 
‚brosius von Gumppenberg übermäfsig beschwert, und aufserdem ist 
von einem Kölner ein Prozefs über die nämliche anhängig gemacht, 
so dafs Cochlaeus inbetreff ihrer alle Hoffnung aufgegeben hat. 


1) Der Name ganz in Majuskeln. 
Zeitschr. f. E -G. IV, 4. 40 


Kine 


— 
FIIEDENSDURG, BEITRÄGE ZUM BIIEFWECHSEL. 627 


addo denigue quasdam vorba Jonnnis Calvin), quibus malignissime 
tradncit acta ot decrota concilii Tridentini; postremo et partem 
enjusdam epistolae mens adjicio non sine multo perienli timore, 
ex qua intelliget R"* D. T. in secreto quid sentiam de novis 
in Augusta tractatibus. intelligenti satis dietum esse puto. cneterum 
de Jibris, ubi impressi fuerint, in Italiam quoque mittendis spero 
me eommode bonam viam mittendi inventurum esse, si vixaro, 
rogo autem ut R"* D. T. gratiose pro bonitate sua commenda- 
tum habeat typographum hunc menm etiam post obitum meum, 
de probitate enim et bona alque syncera fide ejus nihil prorsus 
dubito. Bittet um Empfehlung an Morone. 

Ex castello s. Vicstoris prope Moguneium die 29 aprilis 1548, 


Supplieiter peto elemens et gratiosum responsum eito, unde 
cognoscam Iunc literarum fasciculum fideliter redditum esse. 
poterit enim ex Augusta huc ad me mitti responsum fideliter 
per R""" dominum episcopnm Hildesheimensem vel per R"um et 
Nree= archiepiscopum Moguntinum principem oleetorem wel per 
Rev. d. Michaslem ! ejus suffraganeum. 


108. Cervino an Cooblaeus. 1548 Juni 18 Rom. 
Aus Florenz Carte Cerviniane filza 40 fol. 147. Konz, 


Erbielt die Sendung vom 29. April und las die capita quae 
23 libris Joannis Philoponii ? continenter. Staunt über Belesen- 
heit und Fleifs des Autors, hat nber gegen den Inhalt einige 
Bedenken und hält eine Prüfung durch bewährte Dogmatiker vor 
der Veröffentlichung für unerläßslich. Fragt, ob Autor die von 
ihm zitierten Märtyrergeschichten des Eusebius selbst vor sich 
gehabt habe oder sie nur aus der Erwähnung bei Hieronymus 
und Gregorius kenne. 

Hofit dem Cochlasus ein Subsidium, um welches er sich schon 
lange bemüht, bald zukommen lassen zu können. Einen Drucker 
für die katholischen Autoren zu bestellen, hält er für sehr nütz- 
lich. Wünscht Cochläus noch langes Leben zum Nutzen der ec- 
elesin Iaborans. Erwartet die Schriften Brauns und die übrigen. 


109. Cochlacus an Cervini: Philoponus; ein anderer katho- 
lischer, auch nicht unverdächtiger Autor. Schlechte Verwendung 
der kirchlichen Pfründen. Fortgang der Arbeiten an der Heraus- 


1) Helding. 

2) Philoponus war der Beiname eines Alexandrinischen Philosophen 
Johannes im 7. Jahrhundert, hier offenbar Pseudonym für jenen Kölner 
Mitschüler des Cochläus. 


40° 


u 


FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 629 


est, propter quam possent illi adversus eum nliquid moliri aut 
attentare. mitto nune R=“= D,. T. titulos trium operum d. Bruni, 
quae hoc septembri Francfordiae aedentur; ipsa opera mittam ubi 
eompleta fuerint. ego gravissimis certe none premor et laboribus 
«orrigendi indicesque colligendi et impensarum onere sub tribus 
typographi praelis. mitto et responsum Phil. Melanchthonis, quod 
ille duci Mauritio teuthonice scripsisse fertur super libro quem 
Interim vocant®, ot audio nunc aliquot libellos Lutheranorum 
contra eumdem librum parari. si vixero per hyemem, meliora 
quaedam et d. Bruni et aliorum uodere intendo, dummodo im- 
pensarum onus mibi non obstiterit aut corporis infirmitas. 

Bittet um Empfehlung an Farnese, welcher ihm ohne Schwierig- 
*eit helfen könne, an den Erzbischof von Upsala und die Bischöfe 
von Minori ®, Archinto von Saluzzo ®, Maffeo von Massa * und den 
Elekten Hoetfilter von Lübeck, durch welchen letzteren ar Corvinos 
Brief erhalten. 

Ex enstello s. Victoris prope Moguntia in agro die 7 augusti 
1548. 


110. Bischof Aluigi Lippomano von Verona Nuntius ® 
an Cochlaous: Unwille des Kaisers wegen Fortsetzung der 
Polemik gegen die Lutherauer. 1549 Juni 3 Brüssel. 


Auszug in Florenz Carte Corriniane filzea 40 fol. 149, gleichz, 
Abschrift, mit Überschrift von Cochlaeus’ Hand. 


Puer taus redditit mihi literas abs te datas Moguntias 4 
ealendas majas una cum libro quem transmisisti. gratias ago et 
de visitatione per literas ot de munere, lectis tuis diligentius 
deerevi eum R”° domino Atrebatensi, Majestatis Caesarene secre- 
tario ©, de persons tua prolixum sermonem habere, quo te Cnesari 
ex bono corde commendarem, ut in hos sumptus quos facis, ali- 
quid opis impenderet, quod et feci. inveni antem eum non ita 
coeptis tuis faventem, sed potius aliquantulum incusantem quod 
contra edietum Cassaris in ultimo recessu Augustae oditum, ne de 
caetero tam adversarii quam Cutholici scriberent, quo omnis contro- 
versiarum tolleretur materia, Paternitas Tua scripserit scribatque 


rosius Catharinns 1546—1552. Über einen Brief dieses an 

Coehlaeus vom 25. April 1548 s. Paulus, 8, 586, 2, 

3) Filippo Archinto 1546—1556. 

4) Bornardino Maffeo 1547—1549. 

5) Über Lippomanos Nuntiatur beim Kaiser vgl. Pieper, Zur Ent- 

E ir ständigen Nuntiaturen, 8. 150. 

6) D. i. der jüngere Granvella, Anton Perrenot, Bischof von Arras 

‚seit 1538, Kardinal 1861. 


a) res Reformat. vol. VI, p. 924 qq, 
2) Am 


3 


FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 631 


propediem, quamprimum oxcusa et in Italiam. transvecta fuerint 
qua utique minore cum timore damni in Italian 
iransmitti poterunt, si impetrari posset a» summo pontifice ‚privi- 
legium pro duohbus typographis, Joanne Quentel Coloniensi ! et 
Franeiseo Behem atque Theobaldo Spengel bibliopola ® Moguntino, 
qui ad dispergendum in orbem bonos et erudite soriptos Catholi- 
eorum libros inierunt inter se societatem, cum singuli totum im- 
pensarum onus perferre non possent. jpsi vero non solum in Ger- 
maniam, sed etinm in Italiam (si eis pro subditis Italiae dominiis 
papa privilegium quantumcungue breve et modieum ad sex, septem 
aut octo annos daret, ne alüis liceret imprimere contra eorum 
woluntatem), quis timent ne minoribus impensis et laboribus alüi 
imprimerent et ipsi sua exemplaria vondere non possent. alii autem 
typographi fere omnes impetrant privilegia pro suis exemplaribus, 
ideo non est insuetum talia dari privilegia. bene valeat R"* D. T. 
‚et certo promittat summo pontifici, subsidium Sanctitatis Suae non 
«esse male colloeatam, ex quo tum multa pro fide et doctrina 
ecelesine commoda enascuntur, 
Ex castello s. Viotoris prope Moguntiam 22 junii 1549. 


112. Cochlaeus an Farnese: der Tod Pauls II. Die Be- 
förderung Farneses zum Kardinalbischof von Albano. Übersendung 
der Commentarii de gestis Lutheri; Zweck dieser Schrift. 1550 
April 27 Breslau. 


Aus Neapel Grande Archivio Carte Farnes. fasc. 752, 
eigenhändiges Original. 


8. Etsi ex obitu laudatissimi et omnium prudentissimi seonis 
sanctae memoriae papue Pauli III? maxime contristätus fui et 
verterritus, multom tamen exbilaravit me fama de gratia et 
authoritate tu, qua longe ultra aetatem praecelluisti in conelavi 
atque in eleotione novi pontifieis. nun enim per Dei grutiam 
et virtutum tuarum merita videris faotus esse mujor, utpote 
«piscopus Albanensis, quod uon eras unten %, licet sub Panlo III 





‚erschienen sie auch in Paris apud Jacobum Dupuys ‚.. in vico d. 
Joannis Lateranensis). 

1) Über die berühmte Kölner Buchdruckerfamilie Quentel s. Allgem. 
Deutsche Biogr,, Bd. XXVII, 5, 871. 

2) Mainzer Buchhändler: s. Widmann, Eine Mainzer Presse, 8. 86 
«die dort zu Nr, 9 mitgeteilte Vorrede). 

B) Ciestorben am 10. November. Die Wahl des Nachfo) hr 
ins” IIT. (des in den früheren Briefen gelegentlich erwähnten 
Monte) war am 8, Februar 1550 erfolgt. 

4) Farnese war bis dahin Kardinaldiakon tit, S. Laurentil in Da- 
Enas0« 


libros suis laboribus et impensis aeditos ad perpetuam rei me- 
moriam, quos Romae unten nemo vidit 
lorum aut Hispanorum potuissvt (abeit jaetantis) aeta Lutheri ex 
ordine secundum seriem annorum ita commemorare ex teuthonicis 
seriptis, sicat ego feci? seio quidem R"= ot IIl"= Celsitudinem 
Tuam longe majoribus occupatam semper negociis quam uf possit 
habere ociom ad legenda ea seripta quae nune mitte. me 
et opto ut alicui e familiaribus tuis committas gratiose ut salteım 
acta et seripta Lutheri porlegat et dieat breviter Sublimitati Tune 
quid de hoc libro non admodum proliso sentiat: non dico de 
eruditione aut de ornatu styli et venustate verborum, quas ibh 
non sunt, sed de rerum commemoratione ex fide et veritale in 
unum ex ordine colleetarum. si reperiatur alius vel ex anliquis 
etinm 


vel ex neotericis qui ullius haeretici libros et labores atque 
malignitates, fraudes, calunnias et jactantias copiosius et diligen- 
tius ex ordine recitaverit quam ego de Luthero feci, nulla sit 
mibi gratia laborum. quamquam id feci non temere aut sine 
causa, sed necessario, ex ea potissimum ratione quod magna pärs 
hominum adhuc hodie viventium erassissimo errore putat Luthe- 
rum fuisse virum bonum et sınctum ejus evangelium. 

Hasc Colsitudini Tuas prolixius scribo, ut possit vers et cum 
fidncia et summo pontifici et fratribas tuis de meis laboribus 
eflicax perhibere testimonium . » - 


Ex Vratislavia quinto enlendas majas anno domini 1550. 


113. Coohlaeus an Cervino: vorzeitige Rückkehr des Johann 
Günther aus Italien ; Sendung seines Bruders. Vertrieb der ka- 
tholischen Schriften in Italien, besonders Rom. Fortdauernde 
Ausgaben für diese Zwecke. Bedürfnisse Behems. Unwürdige 
Vergebung der Benefizien. Die Feinde des Cochlasus und der 
Religion in der Umgebung des Kaisers. Sorge um das Schick- 
sal Behems. 1550 April 27 Breslau !, 


Aus Florenz Carte Cerviniane filza 40 fol. 159, eigenh. Orig. 


8, inter omnes eardinales, qui actu prassentes s. Ro. eeclesine 
serviunt, nemo gratiosius ant diligentius promovit conatus meas 
guam fecit R"® D. T., quod etiam testatur suis ad me literis 


1) Über die Rückkehr nach Breslau s. Epistolae ad Nauscam, p. 462 


FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL, 633 


‚paulo ante ex Tridento et Moguntia, nuper iterum atque iterum 
‚ex Colonia, nbi nuns in theologia studet, juvenis ille affinis mens 
Joannes Guntherus, quem anno superiore Romae gratiose accepit 
atque etiam liberaliter donatum (quod isthic aliorum cardinalium 
ae praelatorum nemo prorsus focit) dimisit. quonlam vero ex 
Italia redüt properantius quam negocium meum requirebat, 
eogor nune fratrem ejus, qui in superiore quadragesima ex Lipsin 
Moguntiam ad me venit nudus et pauperculus, mittere loco illius 
in Italiam, ingenio quidem et literis minus idoneum, sed fide 
parem fratri, ut arbitror; alioqui alium invenissem, sed rara est 
jam fides juvenum apnd nos Catholicos in Germania; potius igitur 
specto in hoo ndolescento fidem quam eruditionem. missa sunt 
enim aliquot vasa librorum novorum in Italiam non sine meis 
impensis, quorum bonam partem velim transmitti Bomam ad 
homines pios et doctos, inter quos sane prascipua mihi spes 
et Aiducia est ad R"“= D, Tuam, ut tua commendatione promotus 
‚ot adjutus iste adolescens maximo apud locupletissimos tuos alumnos, 
Farnesios inquam et alios Pauli III sanotae memoriae propinquos, 
non omnino vacuis manibus post oblatos libros dimittatur, sed 
in sumptus tam longi itineris aliquid subsidii consequatur. quid 
enim tantos viros principes gravare quoat paryum honorarium pro 
paupere adolescente in via tam longingun? ego enim satis gra- 
vatus sum tot impensis apud typographum et sumptibus atque 
reoturis librorum, certe typographus scripsit mihi nuper ex nun- 
dinis Frankfordiae in bona quinta feria proxime ante paschn !, 
quod nisi adjutus fuısset subsidiis meis undecungue collectis, non 
potuisset hao transacta hyeme onus impensarum perferre. magna 
profecto eonatur pro religione catholioa variis libris confirmanda 
et contra haereticorum calumnias in orbem dispergendis libris, 
idque facit fideliter nec omnino infoeliciter, nam per bibliopolas 
iu nundinis Francfordiensibus dispergit libros nostros in omnem, 
ut sic dicam) terram, in Gallias, in Hispanias, in Poloniam quo- 
que ot Angliam atque Jatissime in omnem Germaniam,. ad quam 
rem assumpsit in societatem suam aliquot expertos bibliopolas, 
maxime ad imprimenda varia opuscnla R. d. suffraganei Moguntini 
futuri in Merseburgo episcopi ?. sed queritur socios suos ad con- 
tribusndas pecunias tardos esse et difficiles, so autem permultis 
ad hanc rem nesessariis indigere non solum in quotidianos sumptus 
pro domo sun proque stipendiis et mercedibus operariorum, sed 
etiam pro diversis generibus scripturarum de novo fundendis ex 
plumbo et stanno, 0 si supervixisset diutius piissimae memoriae 
eardinalis Ardinghellus ®! .... am non procuraturus fuisset jam- 
1) 1. April. 
2 Der oben erwähnte Michael Helding. 
3) Vg). oben Nr. 62. 


FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEPWECHSEL. 635 


bone valeat R"® D. T., patrone colendissime et promotor fide- 
lissime. 
Ex Vratislaria quinto enlendas majus 1550. 


Nachtrag. 
114. Coohlaeus an Farnese. 1541 Juni 15 Regensburg. 
Aus Parma Arch. di Stato Carteggio Farnes., eigenh. Orig. 


Daunkt für 50 scnta italien, die ihm Morone namens Far- 
meses ausgezahlt hat in subsidium et relevamen quotidianorum 
bie aumptuum „ . .! 

Foit quidem aniımus meus jugiter ad serviendum ac bene me- 
rendum paratus, non est tamen ulla mwibi hactenus data occasio 
declarandi in facto et re ipsa hanc mentis meae devotionem ac 
+bonam voluntatem.. testes habere potero, siquis desyderet, BR" 
ac Rev. dominos, amplissimum virum R. d. curdinalem Contare- 
num legatum etc., B. d. episcopum Mutinensem nunciem etc. 
R. p. magistrum sacri palatii, R. d. Robertum Scotum etc. et 
idem iste animus meus talis firmiter stabiliterque permanebit 
“quoad vixero per omnes rerum casus, per omnia temporum curri- 
euls. cumque videnm disputationibus non ita multum profiei, 
‘deerevi aliis rationibus huie gliscenti per omnem Germaniam malo 
resistere ac obniti, quantulum a Deo optimo maximo parvitati 
meae concessum fuerit, id quod ab aliis quam a me ipso potius 
referri velim, commendans me interen .. . 

Ex Ratispona die 15 jwnii anno domini 1541. 


115. Corvini an Cochlaeus: Antwort auf Nr. 77 * [c. 1543 
November], Rom. 


Redditae mihi fuerunt litterae tuae 4 cal, novembris datue, ex 
quibus intellexi quod scribis de Cuesaris epistola ad Colonienses 
deque ipso Coloniensi episcopo: quod etsi ante literis multorum 
praeeipueque domini nuntii ® hic erat auditum, fuit tumen gratum 
lud idem ex tuis literis intelligere. quapropter, cum prope lü- 
benti ipsi eivitati subventum sit, maximas Deo optimo maxime 








ee den gleichzeitigen Brief des Cochlaens an Cervini, Nr. 74 
(oben 
b Vgl. Au S. 452. 

a Verallo, Nuntius ın Deutschland 1541—1544. 


_ 


_ 


HIMMELREICH, ZUR SEKTENGESCHICHTE, 637 


durch 2 Kirchenälteste insinuirt worden, dafs er sich alsobald 
solte erklären, ob er von solch ürgerlichen Leben wollte abstehen 
oder nicht, ob er wolte ins Künftige mitt den Seinigen in die 
Kirche gehn oder nicht, so er nicht wolte, solte er alsobald ipso 
facto soine Entlassung haben, weil er aber sich erkläret, dafs er 
solches nicht then wolte, und Ihro Hochgräfl. Gnaden hätten 
ihm hierin nichts zu sagen, hatt sich die Sache verweilat, der 
Winter darüber eingefallen, und seine Frau schwanger gangen, als 
aber dieselbe 1697 27. Mart. einen jungen Sohn zur Wolt gebohren, 
und man vernommen, dafs er ihn Jakob genand, hatt der In- 
spoktor Tecklenburg ! durch 2 Kirchenälteste den 7. April 1697 
ihm lassen Glück wünschen zu seinem jungen Sohn und ver- 
nehmen, wan er das Kind wolle zur H. Tauf bringen, weil er 
darauf zur Antwort gegeben, dafs derselbe umb die Taufe seines 
Kinds sich nicht zu kümmern hätte, und mit injuriosen Worten 
auf den Inspektoren gescholten ®, ist solches Ihro Hochgräfl. 
Gnaden beriebtet worden, welcher ihm anfänglich durch den ab- 
geschickten Keller Böhm lassen ausagen, dafs er sein Kind zur 
H. Tauf bringen, aber er hatt geantwortet, dafs Ihro Hochgräfl, 
‘Gnaden ihm hierin nichts zu sagen, er dependire allein von sei- 
nem Gott, sein Kind sei mit Feuer getauft von dem H. Geist 
‚ehe es in Mutterleib empfangen, man hätte zwar gesagt, er hätte 
+3 selbst getauft, aber seine Hand wäre zu gering darzu, der 
H. Geist hätte es selbst getauft und Jakob genennet. Koller 
Böhm und Ihro Hochgr. Gnaden solten nur wegen der Tauf still 
schweigen, er dependire allein von seinem Gott, der hätte ihn 
sonderlig erleuchtet und sich ihm offenbahret, Er ginge zwar 
schlecht einber, aber es wäre lauter Geist an ihm etc, 

Darauf des andern Tags vor der Predigt er Klopfor durch 
den Schultheils und 2 Kirchenältesten noch mahl gefragt, ob er 
Ihro Hochgräfl. Gnaden Befehl wolte respektiren und sein Kind 
tauffen lassen oder nicht, gab er zur Antwort nein, er hätte es 
ja schon gestern zu Keller Böhm gesagt, worauf er auf Hoch- 
gräflichen Befehl mitt ettligen Monsguetieren aus seinem Gemach 
in die Wachtstabe in Arrest geführet worden, darauf er dem 
Inspektor Tecklenburg das höllische Feuer und den 11. Psalm 


dem reformierten Gottesdienst für die lutherische Gräfin, Magdalene 
Sophie von Hessen-Bingenheim, lutherischer Gottesdienst statt. Wilhelm 
Moritz ist dadurch noch bekannt, dals er 1685 französische Emigranten 
in sein Land aufnahm. 

1) Hofprediger zu Greifenstein. 

2) Bis 1695 hatte Klopfer seine Kinder taufen lassen, Bei der Taufe 
seines Sohnes Emanuel Christian am 20, November 1695 waren unter den 
Paten: „Joan Hetzel, Pfarrer zu Unterhörith in Franken, und Maria 
‚Rebeeca Klopferin, Wittibe zu Waltenburg in Sachsen.“ 


| 


ANALEKTEN. 639 


auch wegen gleicher irriger Meinung seines Dienstes entlassen 

worden wie auch Henrich Horch Doktor und Professor zu Her- 

born, welcher auch wegen seiner irrigen Meinung seines Dienstes 
i worden, 


Berichtigung und Nachtrag. 


Zu meinem Aufsatz über Hinne Rode u. s. w. 5. 346372 
berichtige ich zu S. 356 Anm. 1, dafs Paläosphyra Gräeisierung 
von Althamer ist, worauf mich Herr Prof. D. Kolde aufmerk- 
sam zu machen die Güte hatte. Andreas Althamer war seit 
Sommer 1521 moderator an der Schule von Schwäbisch -Hall 
(Kolde, Andrens Althamer, der Humanist und Reformator in 
Brandenburg-Ansbach [1895], 8. 5). Anf die Widmung der 
Lotterschen Ausgabe der Farrugo Wessels hin antwortete er dem- 
Johannes Arnoldus Bergellanus (Sommer 1515 in Leipzig im- 
matrikuliert: Joannes Arnoldus de Bergel dt. totum VI, Cod dipl. 
Sax. reg. IT, 16, 8. 542; vgl. noch ADB 1, 582) im April 1522 
(Kolde 8. 7 Anm. 2): Nescio tamen, quis ille Wesselus ex- 
titerit, nec unquam eins mentionem audiui et vnde in tuas manos 
venerit ambigo, nisi quod aliquis Pbilosophiae Christianae amans 
tibi tradiderit. Dadurch wird meine Vermutung (S. 368), diese 
Ansgabe der Farrago möchte Anfang 1522 erschienen sein, 
bestätigt. Die letzten Worte: nisi quod aliquis ... . klingen 
geheimnisvoll, Alnte oder wulste Althomer etwas von Rode ale 
dem Überbringer der Wesselschen Schriften, oder gab er sich 
nur den Anschein, als ahne und errate er etwas? — Ferner 
trage ich zu 8. 362 Anm. 1 nach, dafs die Johann von Wesel 
zugeschriebene Schrift: de autoritate, oflicio et potestate pastornm 
ecelesiasticorum aus dem dort angegebenen Urdruck nachgedruckt 
als Anhängsel zu der Schrift des Simon Hessus gegen Joh. Fisher, 
Bischof von Rochester (Juli 1523) erschien: APOLOGIA SI- | 
MONIS HESSI ADVERSVS DONI-|NVM ROFFENSEM EPISCO.| 
pum Anglicand, super concertatioe | eius cum Virico Veleno, An 
Petr? | fuerit Romae, Et quid de pri-|matu Bomani Pontifi |eis 
sit censendü. | Addita est Epistola eruditissima, de ecclesin|sti- 
corum Pastorum antoritate & | officijs in subditos, & subditorn | 
in aupiores obedietin. | Versa pagina, Lector conspicies | libelli 
summam. | Titelbordüre, 26#. 26° weils. 1” Inhaltsverzeichnis. 


640 ANALEKTEN. 


A ij: AD REVERENDYM DOMINVM IOAN-|nem Roffensem 
Episcopum Anglicanum, Epi-|stola apologetica, Simonis Hessi. 
12°; Julio Mense Anni. M.D.xxij. D*: EPISTOLA CVIVSDAM 
SACRA|RVM LITERARVM STVDIO|si responsius, tractäs de 
Pötificii mu-|neris functione, & autoritate | superiorü in sub- 
ditos & | subditorü in supe|riores obe-|dientia. (— 26%.) — 
Vgl. Zwinglii opp. VII, 407. — Auf Simon Hessus und Ulrichus 
Velenus hoffe ich zurückzukommen. Otto Clemen. 


1. 
Verzeichnis der abgedruckten Quellenstücke, 


602: Statuten der heiligen Schule der Stadt Nisibis (Übersetzung) 
212—229. 

1518 Dezember: Melanchthon an Dr. Petrus Burckhard (Neu- 
druck) 79. 

1519: Christoph Scheurl an Amsdorf 397. 

—: Derselbe an Carlstadt 397. 

[1520] Fobr. 2: Hermann Tulken un Hioron. Rupert (Auszug) 
406. 

1520 Juni 4: Ulr. v. Huften an Mosellan (Verb Neudr.) 403. 

1520 Dezember 10: Melanchthon, Anschlag betr. die Verbren- 
nung der päpstlichen Dokrotulen 77. 

11520] Pumphlet gegen die Wittenberger 11. 

1520—1522: Auszüge aus Urkunden betr. Abla/s in Witten- 
berg 4081. 

1521 c. März — 1550 April 27: Korrespondenz des Cochlaeus 
(100 Briefe) 107—131. 233—297. 420—463. 596 — 636. 

[1521] Oktober 10: Joh. Glapion un Aleander 131. 

1524: Melanchthon, Pruefutio zu den Klageliedern (Neudr.) 83£. 

1525 [November]: Würzburger Instruktion für den „Mainzer 
Ratschlag“ 415—418. 


1) Die Bibliographie ist entgegen der Ankündigung S. 145 Anm. 
nicht in das Register hineinbezogen worden, um dieses nicht unverhält- 
nismäfsig anschwellen zu lassen. Dagegen wird auf eine weitere Vor 
vollkommnung in der Anordnung der Bibliographie Bedacht genommen 
werden. Sie soll in balbjährigen Lieferungen mit dem April- und 
‚Oktober-Heft jedes Jahrgangs erscheinen. 


Zeitschr, f. Ku-G, AYIL, 4. 4 


642 REGISTER. 


1525 [November]: Bedenken des Mainzer Domkapitels 419. 

1527 März 9: Leonhard Käser an Michael Stiefel 230f. 

1527 Juni 12: Luther an Lambertus Hemertus 231f. 

1527: Melanchthon, Etliche epruch (verkürzter Neudruck) 85 
bis 88. 

1535: Melanchthon, Promotionsrede zur Graduierung des Andreas. 
Winkler (Neudruck, Auszüge). 

[1541 September 10]: N. an Philipp Melanchthon 91f. 

1544 September 5: Rat der Stadt Göttingen an Philipp Me- 
lanchthon 92. 

1550: Urkunde betr. Verlobung Caspar Peucers mif Magdalene 
Melanchthon 4631. 

1551 Jannar 17: Der Rat der Stadt Göttingen an die theo- 
logischen Fakultäten der Universitäten Wittenberg und Leipzig 
94. 

1551 Januar 17: Der Rat der Stadt Göttingen an Melanchthon 
g6f. 

1551 Januar 26: Philipp Melanchthon an den Rat der Stadt 
Göttingen 97f. 

1551 Januar 28: Die theol. Fak. der Univ. Leipsig an den 
Rat der Stadt Göttingen 98f. 

[1551 März 3] „Bedencken von dem Streit zu Göttingen‘‘ (Neu- 
druck n. d. Orig.) 99—102. 

[1551 März 3]: Melanchthon, „Principalia“ 103. 

1551: Melanchthon, Autographon 104f. 

1594—1609: Bologneser Juristenmatrikel (Auszüge) 132—140. 

1616 Juni 27: Audr6s Velasques de V° an einen Unbek. [span. 
Minister ?] (Übersetzung) 375f. 

1618 Febr. 27: Bericht des Hierosme de Taride [oder de Leyre} 
über protest. Propaganda in Spanien 380—383. 

1618 Febr. 28: Uıkande des Herzogs von Monleon betr. Be- 
lobnung des Hierosme (Übersetzung) 378—380. 

1618 März 12: Herzog von Montleon an Philipp II. v. Spanien 
(Übersetzung) 376—378. 

1697 März 27: Auszug aus dem Greifensteiner Kirchenbuch betr. 
Baltbasar Christoph Klopfer 636 — 639. 

Saec. XVIII: Bekenntnis der Siebenbürgischen Unitarier (Über- 
schrift u. Auszüge aus der Einleitung) 141ff. 








Archiv f. kath. K-Recht LXXI 

(Schmitz) 72. 

Arsenij, Drei Abbandlungen eines 
unbekannten Eier Schrift- 
stellers 547 fl. 


Bars: Der heil. Maurieius ete. 
Borrasch, Der Mönch Gottschalk 
von Orbais 1fl. 163. 182. 


Chabot, L’ole de Nisibe . . . 
229, 


Clouet, Histoire de Verdun 183. 
Crivellucei, Della fede storien 
di Ensebio 321 ff. 
GH editti di Corstantino ai 
_ Proinili della Palestina e agli 
ntali ebend. 


Diesckhoff, Die evangel. Abend- 
mahlsl. im R-formationszeitalter I 


353, 
Dräseke, Der MEpcR u. Presbyter 
Epiphanjos 547 £. 
Dümmler, Gesch, d, ostfränk. 
Reiches 166. 179. 531. 


Enders, Luthers Briefwechsel 353. 
391-412, 


Friedensburg, Zur Vorgeschichte 
des Gotha-Torgauischen Bünd- 
nisses 41217. 


AAndard, Gottschalk 166. 
SET ae rareaeBchNe des 


613 


1, 


Verzeichnis der besprochenen Schriften. 


| Hauck, Kirchengesch. Deutsch- 

lands 1 681. 
Hoop- Seheiten, Gesch, der Re- 
den Niederlanden 358. 


0" 
Hümpel, E., Nieetas 465f. 
Jäger, €. F., Carlstadt 37 


Kulogeras, Ni) Ir 
dnux Tayıae zus av 
rivog Ex 546 lt. ie 

Köstlin, Martin Inther 858, 

are Augustiner = Kongregation 


100 
Au- 


a tl „ Theol. 1888 
253 (Kold 
Loofs, Titinien der Dogmeng. 853. 


Möller, Lehrb. d. Kircheng. IIE 
358 


Mommsen, Constitutiones duas 
Cretenses 3214. 


Beusch, Der Index der verbotenen 
Bücher 362, 


Schultze, V., Quellenuntersuchun- 
gen zur Vita Constantini des 
‚usebius 321 ff. 
Seeck, Untersuchun; 
des Nie. Konzils 


sn, Albert Rizasus 


n zur Gesch. 
ı» Harden- 


Eu 


REGISTER. 


Chantal 591M. 

Christian von Anhalt SS6M. 

Ciceri 580. 

Clemens VIL: 234. 255. 258. 

Cochlaeus: Briefwechsel 106 bis 
ar 238—297. 420-463. 596 


‚636, 
Columba d. J. 58-76. 
Consilium de emendanda ecelesia 
Cochlaeus. 


[3 

Contarini 4231. 430M 449—452, 
Cotton, Jesuit 373. 
Cratander, Andr. 347. 
Critius, Andrens 274. 
Crolsner, Alexius 402%. 
Crotus Rubeanus 428. 
Cruciger, Casp. 407. 


Dado v. Rouen 74. 

De la Mothe-Gayon 591 fl. 
Del Monte 596, 609. 628. 
Devolution #. Bischofswablen, 
Dominieus v. Flandern 43. 
Donat v. Besangon 74. 

Dorp, Martin 370. 

Dorpius, Peter 258. 

Dürer 397. 

Duns Seotus 46. 


Eck 253. 279. 

Eligius v. Noyon 74. 

Elio, Antonio 616. 

Emser 108f. 113. 119. 

Epp, Kigism. 398. 

Erasmus 236. 245. 217. 268. 

Esehhaus, Thomas 412. 

Etröes, d’ 577£. 

Eusebius v. Caesaren: Urkunden 
der Vita Constantini 321 —345. 

Eustasius v. Luxeuil TS. 


Fabri, Joh. 251. 257. 271. 279. 
295 T. 


Fälconi, Giov. 589. 

Farneseo, Aless. 278. 286. 432f, 
458. ILL. 614f. 618. 631. 685. 

Fendlon 5931. 

Filibert v. ae 73. 

Förster, Joh. 102. 

Friedrich d. W. =. Cochlaeus, 
Melanchthon. 





Gennadius v. Massilia 171. 
Georg v. Sachsen 247. 249. 270. 
284. 286. 





23—36. 465, 

Giberti v. Verona 285. 245. MT. 
263. 264. 268. 284. 420M. 

Gislemar 533. 

Glapion, Joh. 181. 

Glanbe: bei Melanchthon 85 ff. 

Göbel, Simon 94. 

Göttingen IOM. 

Gottfried v. Ville-Hardouin 556 f. 

Gottschalk 1—22; 161— 182; 
529 —545. 


Granvella 437, 

Gregor IV.: 178. 
Gregor v. Nazianz 28, 
Gronenberg, Joh. 81. 
Günther, Joh. 630. 632, 
Guido v. Mello 186M. 
Guido v. Triagnel 184 


Wabaner s. Wiedertäufer in Un- 


jarn. 

FH enau: Konvent (1540) #30. 

Haldui ‚ Abt v. Hantvilliers 9. 

Hanana v. Nisibis 212, 

Hardenberg: vita Wesseli 349 

Hasenberg 243. 251. 258. 

Hauer 238. 245. 247. 250. 256. 
266. 279, 

Hedio 346. 

Hegendorff 402 

Heinrich VIII. v. England 266. 
274. 284. 4%. 

Heinrich IV. v. Frankreich 386. 

Heinrich v. Sachsen 274. 

Hemertus, Lamb. 231E. 

Hertzheimer 891. 

Hessus, Simon G39E. 

Hieronymus s. Synteresis. 

Hinkmar v. Reims s. Gottschalk. 

Hippolytos v. Theben 548, 

Hirtzheim, Joh Jordan v. 301. 

Hoeck, Jac. 370. 

Hoen 348. 370. 

Hoetfilter 443. 455. 

Honorius 1. 620. 

Horehe, Heinr. 689, 

Hornburg, Joh. 4061. 

Hosea v. Nisibis 211. 














REGISTER 617 
Niketas Akominatos 549. ee ER an 
Niketas v. Remesiann 4658. u. 1546) u. Worms (1521) ». » 
Nikolaos v. Methone d. ält. SB6f, Ineus. 





Nikolaos y. Methone d. jüng. 
567 I. 

Nikolaus I 540. 

Nisibis, Schul: 211—229 

Nizza: Der N'er 288, 


Noting v. Brescia 165 M. 


Occam 4 
Olesehalet, Bened, 8. 


1. 
Ökolam pad 346, 357, 
Örigenes 33. 
Ostendorp 366. 


Inno» 


Papstinm: zuge mit dem 
Kulsertum 184; s. Unionaver- 
suche. 

Parceus, Valentin 90f. 

Paul III. 264. 266. 270. 288, 616. 


63. 
Petri, Adam 3467 
Petrucci s. Molinos. 
Petrus Capuccius 188. 
Peucer, Casp. 468. 
Philipp v. Ferrara 188. 
Philipp v. Hessen 
Philoponus 627, 
Philymnus, Thil. 81. 
Pigins 279. 
Bee ttalien » 


Pole 620. 623. 

Polen: in a _ 253. 
Polich, Martin 38. 398 
Praedestination s. Goktscha. 
Priesterehe 286. 

Prudentins v. Troyıs s. Gott- 


Columba 


schalk. 
Przypkowski, Sam. 140. 
@uietismus s. Molinos. 


KRabanus Maurus s. Gott 
schalk. 

Rangone 233. 

Ratbert, Abt v. Corbie 9. 

Ratramnus v. Curbie 164. 530. 

Ratschlag, Mainzer 412#, 

Begensburg: #. Reichstage, Re 
ligionsgespräche, 


Kerlaf en äch 
an gionsgespräche: BE 
Mi en 48. 598; 

an nt Krzb. v. Lyon s. Gott- 


Rlagins Aesticampianus 3961, 
Riccins, Panlus 

Richbold v. Reims 9. 

Robert v. Mailand 191. 

Rode, Hinne 946—872. 6891. 
Rothad r. Soissons s. Gottschalk, 
Rubius, Joh. 41. 


Sabellianismus 18. 

Sadolet 274. 428, sit. 

Sales, Franz v. 591. 

öbrulius, Rich. 44. 

Schappeler, Christoph 40, 

Scheurl, Christ. 45. 49. 

Schulen: lath. der Reformations- 
zeit 420. 

Schurff, Hieron. 896. 

Schurff, Joh. 402. 

Segneri, P. 573, 

N ee ei # Gott» 


Siebenbürgen s. Wiedertäufer. 

Siegfried JUL. von Mainz 197. 

Simeon v. Nisibis 212. 

Simoneta 4281. 

Sozinianismus in Preufsen 140 
bis 148. 

een re 
anien: Proi 1a im 
"ht. 4. 17. Jahrh. nn 

Stackmann, Heinr. 410ff. 

Staupitz, Joh. von 56. 

Stephanos 5671. 

Stiefel, Mich. s. Käser. 

Stromburger Of. 

Sturm, Joh. 288. 

Symbole: ». Niketas, 

Synteresis 23—36. 465. 

Szelepesenyi, Georg 208. 


Taride, Hierosme de #. Spanien. 
Tartaretus, Petrus 42. 
Tecklenburg 637. 
Theoderich d Gr. 73. 

En as v. Aquin: über Gewissen 


648 


Thomas a Kempis 350. 
Thomas Morosini 546 ff. 
Thomisten s. Carlstadt, Univer- 
sitäten (Wittenberg). 
Translation s. Bischofswahlen. 
Trebel, Herm. 81. 
Trinitätsstreitigkeiten des 
9. Jahrh. 18. 
Truchsefs v. Augsburg 607. 
Trutfetter, Jodocus 45. 55. 
Tulken, Hermann 404ff. 


Ulrich v. Württemberg 250. 
Ungarn s. Wiedertäufer. 
Unionsversuche: der röm. u. 
griech. 546ff.; der roınfreien 
Kirchen 297—301. 
Universitäten: Bologna 132ff.; 
Erfurt 87; Köln 37; Paris 288; 
Wittenberg 38. 1141. 264. 398f. 
Urban IV. 184. 


Vakanz s. Bischofswablen. 
Valentin v. Geltersheim 38. 
Valera: Bibel 385. 

Vauchop, Rob. 435ff. 596. 
Velenus, Uln 639f 

Verdun s. Bischofswahlen. 





REGISTER. 


Vergerio: Briefwechsel mit Coch- 
Iaeus 241—245. 249. 251—255. 
266f. 444—446. 

Vida, Ottonello 267. 

Vinnian 72. 

Vokation Of. 


Walahfrid Strabo 167. 172. 
530f. 


Waldenaer s. Cochlaeus. 
Walter Corvinus, Joh. 396. 
Wenilo, Erzb. v Sens 9. 
Wessel, Joh. s. Bode. 
Wiclif: Parallele zu den 
Mauern Luthers 148f. 
Wiedertäufer: in Ungarn 202 ff.; 
in Westfalen 249. 
Wilhelm Moritz v. Solms 
Braunfels 636 f. 
Winkler, Andr. 88f. 
Wiszowaty, Bened. 141. 
Witaus v. Cambray 9. 
Witzel, G. 236. 238 245. 247. 
250. 255 271. 274.279. 420. 435. 
Wolrab, Nik. 267 271. 274. 279. 
283 290. 292. 423. 430. 435. 


drei 


Zession s. Bischofswahlen. 
Zwinglis. 


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