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ZEITSCHRIFT
FÜR
KIRCHENGESCHICHTE.
XVII.
ZEITSCHRIFT
FÜR
KIRCHENGESCHICHTE.
HERAUSGEGEBEN
D. THLODOR BRIEGER una Lit, BERNHARD BES,
X VIIL Band.
GOTHA.
FRIEDRICH ANDREAS PERTHES.
1898.
vI INHALT.
Zweites Heft.
(Ausgegeben den 1. Juli 1897.)
Untersuchungen und Essays:
1. Freystedt, Studien zu Gottschalks Leben und Lehre II.
2. Aldinger, Die Bischofswahlen in Verdun in den Jahren
1245-1256 . . . .
8. Ssldvik, Zur Geschichte des Anabaptismus in , Ungarn
Analekten:
1. Nestle, Die Statuten der Schule von Nisibis aus den
Jahren 496 und 5%. . .
2. Walther, Brief Leonhard Käsers und Martin Luthers .
3. Friedensburg, Beiträge zum Briefwechsel der katholi-
schen Gelehrten Deutschlands im Reformationszeitalter
4. Goetz, Zur Union der romfreien katholischen Kirchen
des Abend- und Morgenlandes . er
Anhang:
Bibliographie der kirchengeschichtlichen Litteratur.
Vom 1. Oktober 1895 bis 1. Januar 1897. Von Paul
Pape. Zweite Hälfte.
Drittes Heft.
(Ausgegeben den 1. Oktober 1897.)
Untersuchungen und Essays:
1. Seeck, Die Urkunden der Vita Constantini .
2. Clemen, Hinne Rode in Wittenberg, Basel, Zürich und
die frühesten Ausgaben Wesselscher Schriften
3. Boehmer, Protestantische Propaganda in Rapealen im
Anfange des 17. Jahrhunderts 5
Analekten:
1. Bauch, Zu Luthers Briefwechsel .
2. Walther, Zum Mainzer Ratschlag vom Jahre 1085.
3. Friedensburg, Beiträge zum Briefwechsel der katholi-
schen Gelehrten Deutschlands im Reformationszeitalter
(Fortsetzung)
321
346
373
|
2 FREYSTEDT,
Auftreten vor der Versammlung, vor der er ohne Hinter-
halt sich frei und offen zur Prädestinationslehre bekennt;
das andere können wir aus seiner Anklageschrift gegen
Raban, der mittlerweile (26. Juni 847) Erzbischof von
Mainz geworden war, vermuten, in der er denselben des
Semipelagianismus eines Gennadius beschuldigt. — Gott-
schalk legte der Synode zwei von ihm verfalste Schriften
vor, die erstere ein Glaubensbekenntnis, die andere eine
Widerlegung der Schrift Rabans an Bischof Noting und
heimlich zu Mainz aufgehalten, sei dann von den versammelten Bischöfen
entdeckt und auf königlichen Befehl vor die Synode geführt. Ebenso
lafst vv. Noorden, Hinkmar v. Rheims, 8. 659, Gottschalk von Raban
erst in Mainz entdeckt und dann vor eine Synode gestellt werden. Da-
gegen hat Hefele, Konziliengesch., 1860, IV, 181/2 und vorher im
Jahrgang 1842 der Tübinger thool. Quartalschrift S.465f. ein- für alle-
mal nachgewiesen, dafs der Ausdruck „deteetus“ sich nicht auf die
Entdeckung des Aufenthalts, sondern der Irrlehre beziehe, und Hefele
läfst Gottschalk sich der Synode freiwillig stellen. Gottschalk war
überdies nicht der Mann, der mit seiner Ansicht zurückgehalten, ge-
schweige sich selbst verborgen gehalten hätte. — Schröckh, K.G.
XXIV, S. 15 läfst Gottschalk freiwillig nach Mainz kommen, nicht je-
doch um im Gegensatz zu Raban einen Lehrer der Gemeinde abzugeben,
vermutlich aus Ehrerbietung gegen den König und die Bischöfe. —
Nach Gefs, Merkwürdigkeiten aus dem Leben Hiokmars v. R. 1806,
S. 18, ward Gottechalk vorgefordert und im Gefühl seines Rechts folgt
er der Vorladung, vielleicht aus Respekt gegen den König, vielleicht
auch, weil das Bewufstsein seiner augustinischen Orthodoxie ihn nicht
das Mindeste befürchten lief. — Gfrörer, Gesch. d. Karol. I, 214,
K.-G. III, 2, 833 nimmt ein freiwilliges Erscheinen Gottschalks an,
entweder um dem Erzbischof ins Angesicht zu trotzen, oder gar weil
er denselben zu gewinnen hoffte, — Und Neander, K-G. IV, 424
Iafst Gottschalk freiwillig nach Mainz kommen, nur in der Absicht, sich
mit dem Erzbischof Raban über die streitigen Gegenstände za verstän-
digen. — Gaudard, Gottschalk moine d'Orbais ou le commencemeut
de la controverse sur la predestination au IN siöcle (St. Quentin,
J. Moureau, 1887), p. 85, nähert sich meiner oben angegebenen Auf-
fassung, wenn er sagt: Gottschalk ne se prösenta point devant les
öröques rassernblös & Mayence dans la tenue d’un accuse, mais il vint
en accusatcur et deposa un &erit dirig6 contre Raban; il ft Wautee
part une courte profession de foi otı il declarait nettement sa croyance
& une double prödestination. Ähnlich Eckhart, Comment. de reb.
France. oriental, (Wirceb. 1729), 11, 3975q-
k
STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN UND LEURE, 3
eine Anklage gegen ersteren auf semipelagianische Lehr-
ansicht‘. Die Schriften selbst sind verloren, nur Erz-
bischöf Hinkmar von Reims hat una einige Stellen. aus
‚denselben erhalten ®.
In seinem Glaubensbekenntnis hält Gottschalk freimütig
an seiner Überzeugung von einer doppelten Pridestination,
der Erwählten zum Leben, der Verworfenen zum Tode,
fest: „Wie der elle Orieradhankron Erschaffung
der Welt alle seine Erwäblten unwandelbar durch seine
Gnade zum ewigen Leben vorherbestimmt hat, also hat er
auch alle Verworfenen, über die am Tage des Gerichts
wegen ihres bösen Wandels die göttliche Strafe ergeht, ebenso
unwandelbar durch sein gerechtes Gericht zum verschul-
deten ewigen Tode vorausbestimmt.“ — In seiner Refu-
tationsschrift nimmt Gottschalk Anstols an Rabans Behaup-
tung, dafs die Verworfenen nieht von Gott zur Verdammung
worherbestimmt seien. Er bleibt dabei, dals Gott ihren
Ausgang voraussah und sie darob zur Strafe des ewigen
Todes vorausverordnete: Wie er alle Erwählten durch seine
Gnade zum ewigen Leben vorherbestimmte, so auch durch
sein göttlich und unwandelbar Gericht die Verworfenen
zum ewigen Tode®. Raban wird hierbei der Vorwurf ge-
macht, dals er den Semipelagianer Gennadius von Massilia,
der in den Bahnen eines Cassian ging, als kirchlich recht-
glänbige 4 Autorität angeführt habe *.
; wird zu einem lebhaften Meinungsnustausch hierüber
auf der Synode gekommen sein, bei dem Gottschalk den
—
1) Hinkmar macht ausdrücklich diesen Unterschied Op. I, 26: char-
und op. I, 25: liber virosae conscriptionis Archiepiscopo
abano porrectus.
2) Aus dem Glaubensbekenntnis Op. I, 26; aus der Anklageschrift
25. 118. 149. 211. 224—226. Ob auch Op. 1, 304—807 diesen
halks entnommen sei, muls zweifelhaft erscheinen, da
’ One hine an 01,208
‚118, Und das mit Recht, Raban hatte des Gennadius
fieis dogmatibus‘‘ ec, 21 benutzt (Sirmond, Op.
ır
4 FREYBTEDT,
Erzbischof einen Semipelagianer nannte, während dieser den
Nachweis zu erbringen gesucht haben dürfte, dafs Gott-
schalk nur mit Unrecht in den Fulstapfen des h. Augu-
stinus zu wandeln vorgebe und die Schriften dieses Kirchen-
vaters nur zum Deckmantel seiner Lehre benutzte ', um den
Mönch damit auch in dogmatischer Hinsicht zu überwinden
und unschädlich zu machen ®.
Doch nicht durchgängig mag die Stimmung unter den
Versammelten eine für Raban günstige gewesen sein: nur
die Mehrzahl stand, als man zum Urteil über Gottschalk
schritt, auf Rabans Seite *. Gottschalk beharrte bei seiner
Ansicht 4, und so erging das Verdammungsurteil der Synode
über ihn, Er wurde öffentlich mit Ruten gepeitscht®, als
1) Sirmond, Op. var. II, 1019E: Dieitur enim ipse doctor vester
multa testimonia excerpsisse de opusculis beatissimi et doctissimi patris
Augustini, quibus nititur suam sententiam affrmare, ‘cum memoratus
pater et doctor eatholicus, contra Pelagianos seribens, qui gratiae Dei
contrarii praelicare fuerunt, defensor ejusdem gratiae, non destruetor
rectae fidei fuarit, so Aufserte sich Raban schon gegen Graf Eberhard.
2) Annal. Fuld. Mon. 83. I, 365 ad 848: Godescaleus . . . Mogun-
tiaci u Rabano archiepiscopo multisque aliis episcopis rationabi-
liter convictus est, — Trithemius im 8. Buche der Vita Rabani: Contra
quem (Gothescaleum) beatissimus archi-praesul Rabanus campum
disputationis latum ingressus, tam scripturarum auctoritate,
quam ovidentia rationis, eum coram omnibus ... superavit.
8) Annal. Fuld. ad 848 Mon. 58. I, 865: ut plurimis visum est;
vgl. Berrasch, Der Mönch Gottschalk v. Orbais, sein Leben und seine
Lehre (Thorn 1869), 8. 27, der einen mehrfachen Anhang Gottschalks
selbst unter der höheren Geistlichkeit annimmt, die aber aus Furcht
vor dem König dem Urteil zugestimmt hätten. Mauguin, Vet. Aucto-
rum, qui IX 3aee. de pracdest. et gratia scripserunt, op. et fragm.
(Paris 1650), T. II, 65: regis Ludowiei jussu ... potius quam episco-
porum judicio,
4) Ib. Ile (Gothescaleus) ... in sua perdurarit sententin; Raban
in seiner ep. ad Hincmarum bei Sirmond, Op. var. II, 998: neo-
praesentem enın (G.) a sun nequitia avellere potui; im Synodalschreiben
von Mainz ib. 985: et ineorrigibilem eum (G.) reperientes; Magdeburger
Gent. IX, c. V, col. 226: nihilominus (G.) in suo errore persererat,
Irrtümlich nimmt daher Trithemius a. a. O. einen Widerruf Gott-
schalks an.
5) Annal. Xant. ad 848 Mon. 58. EI, 229: Ludevicus rex habuit
n kb
er GOTISCHALKS LEBEN UND LEHRE: n
ein Ketzer erklärt und samt seinen Gesinnungsgenossen,
mit denen er sein Kloster Orbais verlassen hatte, und in
deren Begleitung er vor der Synode erschienen war, an
‚seinen zuständigen Metropoliten überschiekt, nachdem er zu-
vor einen Eid geleistet, Östfranken fortan nicht wieder
betreten zu wollen t.
_ Hiermit hat der Prädestinationsstreit des 9. Jahrh., dessen
Anfänge in Deutschland zu suchen sind, für das Reich
Ludwigs d. D. sein Ende erreicht. Ankeiihen davon, dafs
sich Raban nachmals noch persönlich, allerdings nur in ganz
schwacher Weise, an dem weiteren Verlaufe des Kampfes
in Gallien beteiligte®, sehen wir die deutsche Kirche nicht
‚wieder in diesen Streit eingreifen.
Es war ein ungerechtes und ein hartes Urteil, das hier
zu Mainz an Gottschalk vollzogen wurde. Ungerecht war
sonvertum populi apud Magontiam et secta quaedam in sinodo episco-
porum inlata est, a quibusdam monachis de praedestinatione omni-
potentis Dei, qui convicti et coram amni populo contumeliis
en affecti revorsi sunt in Galliam, unde ierant, — Hefele
©. IV, 135 Anm. 1 meint, die Xant. Annalen verwechselten die
von Mainz und Cbiersey in dieser Angabe, was nicht nötig er-
‚ vgl. Dümmler, Gesch. d. ostfr. R. I, 335 Anm. 3. Die
> Züchtigung bestätigt Hinkmar op. I, A: ut improbus virgis
‚sicut decreverant Germaniae provinclarum Episcopi. Und Flo-
ea gleichfalls davon, dafs Gottschalk in Begleitung von
\ nach Mainz gekommen und nach seiner Aburteilung
% nach Gallien zurückgeschickt wurde, Flod. Hist. eccl. Re-
UI, e. 21, p. 614. Mon. SS. XIII: quem (Gothesc.) idem
po cum quibusdam complicibus ipsius a parochia sun
um ad eundem (Hincmarum) direxerat. Höchstwahrschein-
diese „complices“ Mönche des Klosters Orbais, dem Gott-
‚ Fuld. ad 848 Mon. SS. I, 365: Ad proprium episcopum
is transmissus est; prius tamen juramento confirmans,
m Hindowiei ultra rediret. Den Grund zu dieser Malsmahme
c) aus Rubans Worten an Graf Eberhard (Sir-
U, 1019D): Et jam hine multos in desperationem
‚ perduxit; ib. 1026 D: quale scandalum de illis parti-
in hoc populo generavit-
in der Zeitschrift für wissenschaftliche
XXKXVI, 8, S. 885 #.
6 EREYSTEDT,
es, denn der Mainzer Versammlung stand in keiner Weise
das Recht zu, über Gottschalk zu Gericht zu sitzen; hatte
derselbe sich etwas zu Schulden kommen lassen, #0 wäre
es Sache seines zuständigen Metropoliten Hinkmar von Reims
gewesen, ibn deshalb zur Verantwortung zu ziehen. So
aber mafste eich diese Synode das Recht an und griff Hink-
mars Untersuchung voraus; allerdings sie fühlt es, dals dies
ein Eingriff in fremde Rechte ist, dafs ihre Parteilichkeit zu
weit gegangen, deshalb hält man es für nötig, Gottschalk
doch wenigstens noch nachträglich, mit dem Verdammungs-
urteil verschen, an seinen Metropoliten zu senden, was
Pflicht vor Einleitung eines Verfahrens gegen Gottschalk
gewesen wäre. Und konnte bei einer Versammlung, bei
der sein erbittertster Gegner Vorsitzender, Ankläger und
Richter in einer Person war, Gottschalk wohl je ein ge-
rechtes Urteil erwarten ?
Und hart war das Urteil, weil man einen Mann ver-
urteilte, dem man nichts Unrechtes hatte nachweisen können,
nur weil er es gewagt, aus Gewissensüberzeugung nach-
drücklichst auf die Abweichung hinzuweisen, die die Mehr-
zahl sich damals gegen die orthodoxe Lehre des h. Augustin
hatte zu Schulden kommen lassen. Ja, man verschmähte
es nicht, um dies Urteil zu ermöglichen, Gottschalk's Lehre
zu entstellen und Folgerungen aus ihr zu ziehen, die Gott-
schalk selbst niemals aus derselben gezogen hat
Mag man auch ein gewisses praktisch-sittliches Interesse
berücksichtigen, das die Bischöfe und vor allem Raban an
der Beseitigung der Prüdestinationslehre haben mochten,
weil dieselbe mit ihrer Lehre vom unabänderlichen Geschick
des Menschen, das von Ewigkeit her in Gottes Hand fest-
gesetzt ruhe und an dem der Mensch trotz alles sittlichen
Ringens nichts zu ändern vermöge, das Amt der Predigt
erschweren konnte, so spricht doch aus diesem Urteil all-
zu sehr die persönliche Gereiztheit und Gehässigkeit, die
dasselbe gegen den unglücklichen Mönch eingab, und es
wird dasselbe stets einen dunkeln Flecken bilden in dem
äußerlich glanzvollen Leben dieses Abtes und Erzbischofs,
Doch Rabans Hals ging noch weiter. Nicht genug, dafs
Sr
7
Mönch zu Mainz so gedemütigt, er
De rung Hinkmar ein für alle Mal
zu machen. Darum sandte er zugleich mit Gottschalk ein
‚Schreiben an den Reimser Erzbischof, das man für gewöhn-
lich als Synodalschreiben von Mainz zu bezeichnen pflegt,
welches jedoch nicht im strengsten Sinne des Wortes ein
Synodalschreiben ist, sondern wahrscheinlich erst nach Be-
‚endigung der Synode, und jedenfalls in ihrem Auftrage, von
Raban verfalst wurde '.
In diesem Schreiben sucht Raban unter Hinweis auf die
Gefährlichkeit der Lehre Gottschalks und seiner Umtriebe
den Reimser Erzbischof zu scharfem Einschreiten gegen
‚Gottschalk zu bestimmen.
Mit solcher Empfehlung also übersandte er den unglück-
liehen Mönch an dessen zuständigen Metropoliten, Hinkmar
von Reims: Den Jüngling hatte der Abt ins Kloster, das
jenem verhalst geworden war, zurückgestoßsen; den Mann
warf‘ der Erzbischof in den Kerker, sein Leben einsam zu
vertrauern ®.
1) Ähnlich Wiggers in Niedners Ztschr, 1. hist. Theol. 1859 V,
5499. Dagegen die Hist. lit. de la France V, 388: Il ne nous reste
rien de co Coneile de Maience, non pas möme de letre synodale. Celle
que quelques-uns qualifient telle, est particuliere A Raban, qui y parle
en son priv& nom. Dieses Schreiben findet sich bei Mansi XIV, 914.
Barduin, ‚Acta Coneiliorum V, p. 15/16. Sirmond, Op. var. II, 985.
Manguin II, 40. Migne 112, 1574/6. Hincmari Op. I, 20/1.
2) Glrörers Verdächtigungen gegen Raban und seine Behauptung,
sei von Raban auf Befehl König Ludwigs, dessen knech-
tisches Werkzeug der Mainzer Erzbischof gewesen, als ein geführlicher
Feuerbrand in das westfränkische Reich hineingesandt (Gesch. d. K. I,
288), sind von Wenck, Das frünk. Reich nach dem Vertrage von
Verdun 843861, $. 398-401, hinreichend widerlegt. Die Verdäch-
mag en immerhin eine etwas unsichere
onsstreite einnehmen, sind zurückzuweisen: in
versichert Raban Hinkmar gegenüber ausdrück-
mung mit ihm in dieser Frage, und es ist kein
0, seinen Worten nicht Glauben zu schenken; zudem
Hinkmars Gegner überall als dessen Bundesgenossen,
‚ist. Dafs aber König Ludwig damals noch nicht an
farl d. K. dachte, beweist die Zusammenkunft der
m
Der Mann, in dessen Hände Gottschalk durch den Be-
schlufs der Synode von Mainz geliefert wurde, Erzbischof
Hinkmar von Reims, war wie kein anderer seiner Zeit durch
‚geistige Begabung wie einflufsreiche Stellung geeignet, den
Wunsch Rabans, den unglücklichen Mönch ein für alle Mal
unschädlich zu machen, zu erfüllen: und er hat ihn mit
unerbittlicher Strenge, die zuweilen fast an Grausamkeit
grenzt, erfüllt. Hatte man Gottschalk schon auf der Synode
zu Mainz ungerecht und hart behandelt, in Gallien wartete
seiner durch Erzbischof Hinkmar noch Schlimmeres.
Sobald Gottschalk in Reims angelangt war !, scheint
Hinkmar alsobald ein Verhör mit ihm angestellt zu haben ?.
Nach demselben, das jedenfalls zu seinen Ungunsten ausfiel,
ward er seinem vorgesetzten Bischof Rothad von Soissons zu
erneuter Verwahrung im Kloster Orbais übergeben, bis eine
Synode endgültig über ihn abgeurteilt hätte ®. Dals letztere
drei königlichen Brüder zu Anfang des folgenden Jahres 849, die auf
seinen Antrich stattfand, um eine Versöhnung zwischen Kaiser Lothar
und Karl d. K. herbeizuführen; s. Dümmler, Gesch. d. ostfr. R. I,
Saal,
1) Op. 1, 20; II, 262. Flod. 3, 21, p die.
2) Hinkmars erstes Schreiben in dieser Angelegenheit an Raban,
bei Flod. 3, 21, p- 5l4: Hrabano Magontiae praesuli super ejusdem
Gothescalci „.. suscoptione vol discussione (scripist Hincm.).
3) Hiukmar schreibt unmittelbar vor der Synode zu Chiersey am
Rothad Flod. 3, 21, p. 5174 Rothado Suessonieo „.. pro recipiendo et
adducendo ad judicum Gothescaloo. — Berrasch a. a. 0. 8. 32
Ans. 1 besweifelt, dafs Gottschalk an Rothad geschickt wäre, sondern
Hinkmar habe ihn in seinem eigenen Gewahrsam behalten. Aus den
‘Worten Flod, 3, 21 gehe nur so viel hervor, dafs Hinkmar an Rothad
geschrieben habe, Gottschalk befinde sich bei ihm, und da im Anfange
des folgenden Jahres ein „placitum regium“ in der Reimser Diöcese
stattfinden werde, so beabsichtige er den Mönch dert rorzuführen und
Iade hierzu auch ihn als Ordinarius von Orbais ein; Hinkmar habe sich
später darüber bei Nikolaus entschuldigt, Op. II, 262 — Diesen Sinn
in Fiodoards Worten finden zu wollen, heifst denselben Gewalt autbun.
Zudem bezieht sich Hiukmars Entschuldigung Op, II, 262 dem Papste
gegenüber nicht auf eine Unregelmäfsigkeit seines Verfahrens, dafs er
Gottschalk vor der Synode von Chiersey eigenmächtig dem Rothad vor-
«uthalten habe, sondern er sucht bier das Urteil der Synode won
‚Chierses und die späteren Mafsregeln gegen Gottschalk zu begründen.
4 - Ai
STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN UND LEHRE. 9
Rabans bewirkt zu haben !.
"Im Frühjahr des Jahres 849 trat auf königlichen Befehl
und im Beisein Karls d. K. diese Synode in der Pfulz zu
Chiersey zusammen’. Es fanden sich daselbst ein 13
Bischöfe, unter diesen aufser Hinkmar noch Erzbischof Wenilo
von Sens, die Bischöfe Rothad von Soissons und Pardulus von
Laon, 2 Chorbischöfe, nämlich Richbold von Reims und Witaus
von Cambray, eine Anzahl höherer Geistliche und mehrere
Abte, unter ilmen Abt Ratbert von Corbie, Bavo von Orbais
und Halduin von Hautvilliers, Gottschalks künftiger Kerker-
meister ®. Wir vermissen vor allem Bischof Prudentius von
Troyes auf dieser Versammlung, der er sich aus unbekannten
Gründen fern hielt.
Der Verlauf, den diese Versammlung unter Hinkmars
Leitung genommen, ist nicht mehr deutlich zu überschauen.
1) In seinem zweiten Schreiben an Raban bittet Hinkmar um Ver-
altungsmalsregeln: gleich darauf fand die Synode zu Chiersey gegen
Gottschalk statt. Flod. 8, 21, p. 514: Item de hac eadem re, et quid
Dost susceptionem ipsius de eodem egerit, qualemve invexerit ipsius ve-
(hiermit wird das oben angegebene Verhör gemeint sein) con-
silium ab 60, quid sibi rationabilius adversus eum agen-
dum sit, expetens,
2) Dafı diese Synode um diese Zeit gehalten wurde, sagt Eck-
art m. a. O. Bd. II, $. 400: Synodum Carisiacensem aute menserm
ai ım hujus anni (849) celebratum et in eo Godescalcum ... eondem-
natum esse Diplomata produnt, quae Carolum mense Februario, Martio
& Aprili Carisiaci hassisse ostendunt; ebenso Dümmler, Gesch. d.
ostfr. R. I, 346, wo die Beweisurkanden für Karls Aufenthalt zu Chier-
dieser Zeit vom 28. Februar, 13. März, 1. Mai (Böhmer
1607) Erwähnung finden. Ein weiterer Beweis ist, dafs
unmittelbar nach der Synode an Prudentius schrieb, ob er
zu Ostern zur Kommunion zulassen solle Flod. 3, 21. —
ig die Synode berief und ihr beiwohnte, berichtet Pruden-
‚Reichsannalen SS. I, 448/4: Quem (Gothescaleum) sanctne
strenuisissimus cultor Carolus, advocato sanctorum memo-
episcoporum conventu suis aspectibus praesentari de-
e sagt in seinem Brief an Amolo, Bibl. Patr, max. XV,
b. epp. ©. XXIV) qui tune regio mandate ... apud Ca-
n der Teilnehmer Op. I, 21.
10 FREYSTEDT,
Nur soviel scheint aus den wenigen Nachrichten, die uns
noch erhalten sind, hervorzugehen, dafs es zu einer eigent-
lichen Untersuchung der Gottschalkschen Angelegenheit hier
nicht gekommen ist. Man begnügte sich mit dem antici-
pierten Urteil der Mainzer Synode und machte dieses zur
Grundlage der Anklage gegen Gottschalk . Danach dürfte
der Hergang etwa folgender gewesen sein: Hinkmar brachte
Gottschalks Lehre, so wie sie Raban und die Mainzer Synode
aufgefafst und ihm übermittelt hatte, den versammelten
Bischöfen und Äbten zur Verlesung, ohne indes in eine Er-
örterung derselben von neuem eintreten zu wollen. Er
stellte darauf an Gottschalk kurzweg das Ansinnen, diese
Lehre zu widerrufen und sein gegen Raban geschriebenes
Buch, das er aut der Mainzer Synode vorgelegt hatte, zu-
rückzunehmen. Solches aber konnte und wollte Gottschalk
nicht: Er konnte ersteres nicht, weil die Lehre, wie sie
Raban ausgelegt, nicht seine eigene war; und letzteres
mochte er nicht, weil er von der Rechtmälsigkeit seiner
Raban gemachten Anschuldigungen fest überzeugt war. Zu
seiner Rechtfertigung mag er es unternommen haben, eine
Begründung seiner Lehre zu geben, mit begeisterten und
vielleicht auch über die böswillige Verdrehung derselben
gereizten Worten. Hinkmar jedoch liefs ihn nicht lange zu
Worte kommen, macht ihm den Vorwurt, dafs er ungebühr-
liche, beleidigende Worte gegen seine Gegner gebraucht und
beschuldigt ihn eines unverschämten Betragens. Noch ein-
mal fragt er den Mönch kurz, ob er seine Irrlehren wider-
rufen wolle oder nicht. Doch Gottschalk beharrt ent-
schlossen im Vertrauen auf sein gutes Recht bei seiner
Weigerung. Nun trifft ihn durch Hinkmars Einflufs, der
auch den anwesenden König ganz für sich gewonnen hat,
das Verdammungsurteil der Synode, ohne dafs man es für
nötig erachtet hätte, Gottschalk zuvor zu widerlegen oder
1) Dafür spricht, dafs man sich beim Urteilsspruch auf den Mainzer
Beschlufs berief, Op. I, 21: (Gothese.) damnatus et virgis eaesus est
sicut decreverant Germaniae proviniarum Episcopi, trotz des yorher,
gehenden iterum auditus
2) Bibl. Patr. max. XV (Lib. de t:ib. epp. c. XXIV), P- 679.
EN ZU GOTTSCHAUKS LEBEN UND LEHRE. 11
auch nur in eine Untersuchung seiner Angelegenheit ein-
zutreten. Man betrachtet ihn als einen erklärten Erz
keizer *: Die Priesterweihe, die er durch Chorbischof Rich-
bold empfangen, wird für ungültig, da sie ohne Wissen des
Rothad von Soissons vorgenommen war,
und Gottschalk selbst derselben für verlustig erklärt ®. Da-
mit, ist der Anfang der Aburieilung des unglücklichen
Mönches gemacht. Nunmehr treten die Klostesobern zu-
sammen und sprechen über den Unglücklichen, weil er sich
auf der Synode zu Beleidigungen habe hinreifsen lassen, das
Schuldig nach Kap. 28 der Regel Benedikts, welches einen
unehrerbietigen Mönch mit körperlicher Züchtigung bedroht:
'unbarımherzig wird dies Urteil alsobuld vollzogen + Darauf
ae Bisehöfe über Gottschalk wegen seiner ge
Nihrlichen Predigtweise und unverbesserlichen Hartnäckig-
keit die gleiche Strafe ®, und hartherzig wird auch diese
vollzogen. Halb zu Tode gepeitscht, so berichtet Remigius ®,
habe Gottschalk alsdann seine Schriften ins Feuer werfen
müssen. Und um dem Mönch fürderhin die Möglichkeit zu
nehmen, weiterhin seine gefährlichen Lehren zu verbreiten,
Jautete der Entscheid der Synode auf ewige Einsperrung in
en); Doch da Hinkmar dem zeitherigen Bischof
, Rothad von Soissons, nicht recht traute, weil
Gottschalk unter ihm so leicht Gelegenheit gefunden, seinem
Kloster zu entweichen und seine Predigtweise zu beginnen,
und weil Rothad ihm nicht den erforderlichen Widerstand
—
1) Ibid. (e. XXV) p. 680, 2. Absatz des cap. XNV,
2) Op. 1, 21: inventus haereticos et incorrigibilis.
a)
_ 4) Bibl. patr. max. XV (Lib. de trib. epp. ce. XXV) p. 079): propter
suam per regulam sancti Benedieti a Mo-
schorum Abbatibus, ‚rel eneteris monachis dienus flagello adjudientur.
- Et guia contra canonicam institutionem, civilia et eccle-
tin studutt perturbare indefessus, et se noluit recognoscere,
humiliare profusus ab Episcopis, & seeundum Eeclo-
=
12 FREYSTEDT,
entgegenzusetzen verstanden hatte, dem gelehrten Mönch
auch vielleicht nicht an geistiger Begabung gewachsen sein
mochte, und da Hinkmar zudem besorgt war, es könnte
Rothad leicht bei seiner bekannten Vorliebe für Neuerungen
Gefallen an Gottschalks verderblicher Lehre finden ', so be-
hielt er ihn zunächst in seinen Händen ®, um ihn später
dem unweit Reims gelegenen Kloster Hautvilliers, dessen
Abt Haldsin zu Chiersey am Verdammungsurteil über Gott-
schalk mit teilgenommen, zu übergeben.
Welche Schriften Gottschalk hier zu Chiersey habe ver-
brennen müssen, ist nirgends ausdrücklich gesagt, doch
dürfte die Annahme, dafs es die beiden von Gottschalk der
Synode von Mainz vorgelegten gewesen seien, viel Wahr-
scheinlichkeit haben ® Gut hierzu palst die Schilderung, die
Remigius von diesen Schriften entwirft‘, dafs dieselben
reiche Belegstellen aus der h. Schrift, wie aus den Kirchen-
vätern enthalten hätten, was sowohl der Anlage eines Glau-
bensbekenntnisses, das seine Übereinstimmung mit der kirch-
lichen Lehre darthun soll, als auch dem Inhalt einer Refu-
tationsschritt, die eine gegenteilige Ansicht mit dem Ansehen
1) Op. II, 262: quoniam Rothadus, de cujus parochia erat, illi
neseiebat resistere, & novitates amang timebatur a nobis, ne diseeret
praya sentire, qui noluit discere recta docere.
2) Ibid. und Op. If, 539: mihique (idem Coneilium) illum (Gothesc.)
ad custodiendum commisit.
3) Diese Annahme teilen Langen, v. Sybels hist. Zeitschr. XLVILIL,
476 inbezug auf Gottschalks Glaubensbekenntnis, inbezug auf beide
Schriften Borrasch a. a. O. 5. 68; Monnier, De Gothescalci et
Jo. Scoti Erigenae controversia de praed,, p. 1; Hist, lit. de la Fr. V,
358. — Gfrörer, K.-G. III, 2, 845 denkt an eine besonders für diese
Synode von Gottschalk rerfalste Schrift.
4) Bibl. Patr. max. XV, p. 680 (Lib. de trib. epp. c. XXV): Lie
bellus, in quo sententias Scripturarum, sive Sanctorum Patrum sibi col-
legerat, quas in concilio offerret. — Gottschalks beide uns noch erhal-
tenen und später von ihn aufgesetzten Glaubensbekenntnisse bringen
eine Menge biblischer und patristischer Belegstellen bei, mithin wird
das auch bei seinem ersten, uns verlorenen Glaubensbekenntnis der Fall
gewesen sein. Die Sententine Seripturarum werden vorwiegend in dem
Bekenutnis, die Sententine Patrum vorwiegend in der Refutationsschrift
zu finden gewesen sein.
STUDIEN ZU GOTTSCHALKS EDEN UND LEHRE. 13
der Väter zurückweisen will und bekanntermalsen dem
Gegner vorwirft, dafs er der semipelagianischen Ansicht
eines Gennadius huldige, recht wohl entspricht. Zudem
sich ja das ganze Verfahren dieser Synode auf dem
der vorhergehenden von Mainz auf; war es da nicht
natürlich, dalı man) dis ‚dort.von Gottschalk vorgebrachten
Eingaben — seine chartula professionis und sein liber vi-
rosae conseriptionis — ihn hier zu widerrufen aufforderte,
Das Urteil, das diese Synode über den unglücklichen
Mönch füllte, war ein mehr als grausames. Olne auch nur im
Mindesten die Gerechtigkeit seiner Sache zu untersuchen,
allein fußsend auf dem, was Gottschalks erbittertster Gegner,
Erzbischof Raban, über diesen den gallischen Bischöfen zu
Händen des Erzbischofs Hinkmar mitzuteilen für gut be-
funden hatte, ward er ungehört bis anfe Blut gepeitscht und
halbtot hinweggetragen zu ewiger Klosterhaft. Es hat nicht
an Stimmen gefehlt, die dies Urteil als einen Akt rohester
Brutalität bezeichnet haben *: und das mit vollem Rechte,
Selbst Hinkmar gesteht später mittelbar die harte Bestra-
fung zu, indem er es für notwendig erachtet, sich dieserhalb
eingehend vor Papst Nikolaus zu rechtfertigen ®.
Man mufs sich wundern, dafs solch Urteil ohne Wider-
spruch, soviel wir wissen, auf’ einer Versammlung zu stande
kommen konnte, auf der wir Männer antreffen wie Richbold,
der höchstwahrscheinlich Gottschalks Lehre nicht so ganz
1) Der Zusatz „quas in coneilio offerret“ braucht nicht blofs von
‚dem Konzil zu Chiersey angenommen zu worden, es kann sich das auch
‚ebenso gut auf das früher in der That geschehene Einbringen beider
‚Schriften auf der Synode zu Mainz beziehen.
2) Ba vornehmlich zuerst Remigius, Erzbischof von Lyon in seiner
trib. epp- ©. XXV. Bibl, Patr, max. XV.
445/4. Man ist versucht, angesichts solches Urteils Gefs
, der m. a. O, S. 61 sagt: „Den über den armen Gott-
VUrteilsspruch schrieb man dem h. Geist zu. Wie oft
auch vorher und nachher der Geist der Schwärmerei, der
‚der Rachsucht seine Meinungen und Entscheidungen für
‚der Gottheit ausgegeben."
i z
14 FREYSTEDT,
abhold war, wie Rothad von Soissons, der stets nachsichtig
gegen Gottschalk gewesen war, wie wir auf dieser
aus Hinkmars Munde erfahren, und wie Wenilo von Sens,
der nachmals für den unglücklichen Mönch Partei ergriff:
daraus jedoch auf einen Anhang Gottschalks unter den Bi-
schöfen dieser Synode schliefsen zu wollen, hiefe zu weit
gehen, und dieser Annahme steht der Urteilsspruch, der ohne
Widerrede Billigung fand, selbst entgegen !,
Es ist verschiedentlich behauptet worden, daß auf dieser
Synode zu Cbiersey die bekannten vier Artikel gegen die
Prädestination aufgestellt worden seien ?; dagegen ist der
Nachweis erbracht, dals dieselben erst auf eine zweite
Synode zu Chiersey, in Sachen des Prädestinationsstreites im
Jahre 853 gehalten, gehören.
Noch besitzen wir aber den Synodalschluf, der über
Gottschalk erging®. Das in ihm ausgesprochene Urteil
fand, wie erwähnt, an Gottschalk rücksichtslose Vollstreckung.
1) Gfrörers Vermutungen bezüglich Wenilos von Sens und Rothads
won Boissons (Gesch. d. K. I, 217) sind von Wenck a. a. 0. 8. 402
bis 406 zur Genüge widerlegt. In Gfrörers Bahnen wandelt gleichwohl
wieder Borrasch a. a. O. 5.59 u. Anm. Auch Borrasch schliefst
ähnlich wie Gfiörer aus der späteren Stellungnahme dieser Männer anf
die Synode von Obiersey zurück — mit völligem Unrecht.
2) So Mansi XIV, 919, Harduin V, 18%, und zuletzt Gfrörer,
Gesch. d. K. T, 216. 244. Dagegen verlegen sie mit einleuchtenden
Gründen ins Jahr 858: v. Noorden, Erzb, Hinkmar v. Rheins, $. 68
und 8. 814 Anm. 4; Schrörs, Hiokmar v. Rheims, $. 197; vorher
schon Mabillon, Annal. II, 86, Hefele a. a. ©. 1V, 138/9, Weiz-
säcker, Jahrb. f. deutsche Theol. 1850, S. 548, Borrasch a, a, O.
8 87.
8) Diese Sentenz veröffentlichte zuerst Jacob Sirmond, Op. II,
986 aus einer Handschrift des Nicolaus Camuzatius. Unbeanstandet
wurde dieselbe und als echt befunden von Mansi XIV, 921, Harduin
V, 20, Mauguin a. a. O. Il, 78. 79; für unecht erklärte sie zunächst
BSchröckh, KG. XXIV, 40, Hofele a. a O, IV, 186—139 sah in
ihr das Fabrikat eines viel späteren, in der Sache gar wenig unter-
richteten librerius; ihm schlols sich an v, Noorden a. a. O, 8, 62
Aum, 8 und Borrasch a. a. O. 8. 86. — Für echt hielten sie Gefs
#. 4. 0. 8. 21 Anm, m, Langen in v. Sybels hist, Zeitschr, NLVIIL,
8. 476, Dümmler, Gesch. d. ostlränk. R. 1, 386, Gfrörer, K.6.
4 =
mehr unter Ärkichksan haben. Hier hat Gottschalk als
Märtyrer seiner augustinischen Lehre volle 20 Jahre helden-
mütig sein hartes Los in dem trüstenden Bewulstsein
ertragen, dals ihm, dem Erwählten Gottes, auch dieses von
Gott von Ewigkeit her bestimmt sei. Vergeblich harrie er
zu Zeiten der Stunde der Erlösung; er sollte seine Kloster-
zelle lebend nicht wieder verlassen. Mit seiner Einkerkerung
zu Hautvilliers verschwindet Gottschalk auf
immer von dem öffentlichen Schauplatz des noch lange
Grunde.
So heftig ihn auch seine Gegner angriffen, der sittlichen
Reinheit seines Charakters und Lebens wulsten doch auch sie
nichts nachzusagen, und rühmend singt sein Jugendireund
Walahfrid Strabo von ihm: „quod cum vita tibi potior sit
lege Lycurgi“ }. Unter ersteren war es besonders Erzbischof
1 ‚ der seinen ganzen Hafs auf den unglücklichen
und ihm gegenüber völlig machtlosen Mönch geworfen hatte
und ihn mit demselben Zeit seines Lebens verfolgte *; ihm
=
‚ und mit erneuten Gründen Schrörs a. a. 0. 8. 49049,
ch mich hier ganz anschliefse. — Einen unumstöfslichen Beweis
brachte das von Gundlach zuerst edierte Schreiben
‚reelusos et simplices in Remensi parochia“ Zeitschr, f.
308/9, wo es Hinkmar selbst als Synodalurteil ein-
) für seine Parochianen.
Walahfridi ad Gothese. Bibl. Patr. max. XV, 232.
II, 262 sagt Hinkmar von Gottschalk: habitu monachus,
impatiens, & vocum novitate deleetans, ac inter
moxia singularis, de omnibus, quae in his regionibus
iporis sensa eognoverat, quaedam sibi elegit Capitula,
8 weum innotesci valeret, utque simplicium et deceptorum
tere, & magistri nomen usurpando post se diseipulos tra-
al sus vota prurientes auribus magistros sibi com-
quaerere indebite, quoniam legitime non poterat, si-
_
16 FREYSTEDT,
allein und seinem wmächtigen Einflusse hatte Gottschalk
seine ungerechte Verurteilung wie klösterliche Haft zuzu-
schreiben.
Doch war anfangs Gottschalks Haft noch eine verhältnis-
mällsig milde und gelinde. Hinkmar versichert ausdrücklich
in einem späteren Briefe an Papst Nikolaus, dafs man es
ihm an nichts habe fehlen lassen und dafs ihm gleich jedem
anderen Mönche das zum Leben Erforderliche ohne Unter-
schied gewährt worden sei', und es liegt kein Grund vor,
diesen Worten Hinkmars keinen Glauben beizumessen. Auch
konnte Gottschalk nach wie vor im Studium der h. Schriften
und Väter sich Beschäftigung und Trost suchen, da man es
zu jener Zeit jedenfalls für Sünde gehalten hätte, ihm diese
vorzuenthalten; und reichliche Gelegenheit war ihm damals
noch zu schriftstellerischer Beschäftigung geboten, wenngleich
auch es Hinkmar zu hindern suchen mochte, dafs Schriften
aus seiner Feder die Klostermauern verliefsen, obschon er
dies nieht immer mit Erfolg durchsetzen konnte. Wir er-
fahren es, wie von Hinkmar selbst ®, so noch gewisser aus
Rabaus Munde, dal dem Mönch damals die Feder noch in
ergiebigster Weise zu Gebote stand ®,
Selbst zur Osterkommunion 849, also unmittelbar nach
Gottschalks Inhaftierung, wird Hinkmar seinen Gefungenen
zugelassen haben: wir dürfen dies schliefsen aus seiner An-
frage an Bischof Prudentius von Troyes, dessen Rat er
darum erbittet* — Hier versichert Hinkmar Prudentius
mulJatione vitae religiosae e doetrinn pracesse, Fast ebenso Op. I, 20.
414: Gothescaleus, Orbacensis monasterii Remensis Ecclesine pseudo-
monachus ... qui nova & anten inaudita „.. proferre ab ineunte aetate
suae vitiosae indolis delectabiliter studuit, & in eodem studio permansit;
ef. Diez, De Hinemari vita et ingenio, p. 52; vgl. Op. I, 424. 550,
Hinkmar in seiner Schrift „Ad reclusos et simplices in Remensi pa-
rochla®, ed, von Gundlach Zeitschr, f. K.-G. 1888, X, S, 260/1.
2) Op. 11, 392. Diez a. a. ©. 8. 58.
2) Op. 1, 550; Il. 200.
3) Sirmond, Op. 996.
4) Flod, 8, 21, p- 518: Prudentio Trecassino scribens, queritur,
guare sibi presentiam suam subtrahat; significans, se ab eo eonsilium
quaerere velle de statu ot compressione Gothesenlei; intimans, quid de
4 zu E
STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN UND LEHRE. 17
gegenüber, wie er auf mannigfache Weise Gottschalk von
seinem Irrtum zu bekehren versucht habe ', und unbean-
standet werden wir diesen seinen Worten Glauben schenken
müssen. Ja wir wissen sogar, dafs Hinkmar eigens zu diesem
Zwecke ein besonderes Schreiben an Gottschalk richtete,
ein letzter Versuch, sich mit ihm zu verständigen # Hink-
mar sucht es hier, um den Ausgleich zu ermöglichen, dem
Mönche nahe zu legen, dals er einige Stellen, besonders des
Prosper, nieht richtig verstanden habe und sucht ihm dies
mit Aussprüchen des h. Augustin und anderer kirchlicher
Autoritäten zu beweisen, unter der Mahnung, auch er, Gott-
schalk, möge sich zu dieser Ansicht der Väter bekennen;
er macht es dem Mönch begreiflich, Gott wisse das Gute
und das Böse voraus, aber das Böse wisse er nur voraus,
während er das Gute auch zugleich vorausbestimme; daher
könne es eine Prüseienz ohne Prädestination geben, nicht aber
‚eine Prädestination ohne Prüseienz; und weil @ott nur die Guten
vorausweils und vorausbestimmt zum Leben, die Bösen aber
nur vorausweils, so könne es keine Prädestination zum
Untergange geben.
Der Erfolg entsprach nicht Hinkmars Erwartungen.
Gottschalk setzte dem seine beiden, uns noch erhaltenen
Glaubensbekenntnisse entgegen, in denen er unumwunden
an einer doppelten Prädestination festhielt: Damit ward das
letzte Band zwischen beiden zerschnitten. Hinkmar scheint
nun auch mehr von seiner nachsichtigen Behandlung ab-
gekommen zu sein: sein gekräukter Ehrgeiz konnte es dem
Mönehe nicht vergessen, dafs er ihn schnöde abgewiesen.
80 sehen wir denn, wie eich Gottschalks Haft je länger
je mehr verschärft, Und als nun der Mönch vollends auch
wi vel judientum fuerat in sinodo, quo cum reclusum tencbat
qui
& et quis multis modis eum converti teınptaverit, et de moribus
superbin ipsius; et si coena Domini vel in pascha debent illum ad-
mittero ad audiendum sacrum ofüielum vel acciplendam eommunionem,
I) Ibid.: quia multis modis eum converti temptaverit,
2) 86 fassen dies Schreiben Hinkmars auf Gfrörer, K.-G. II, 2,
#49; Engelhardt, Handbuch d. K-G., Bd. II, $, 165; ähnlich Guu-
„ Gottschalk moine W’Orbais, p. 89. Das Schreiben selbst findet
zeben bei Flod. 3, 28, p. 058.
8-0. ZVIN, i. 2
18 FREYSTEDT,
in die bald darauf entbrennenden Trinitätsstreitigkeiten mit
einer Abhandlung eingegriffen und in derselben den Erz-
bischof des Sabellianismus bezichtigt hatte, da erreicht seine
Haft das schärfete Mals: fortan wird ihm die Feder ver-
boten ! und jedweder Verkehr mit der Aufsenwelt ihm streng
untersagt ® — und wieder scheint Erzbischof Raban der Ur-
heber dieser verschärften Mafsregel gewesen zu sein ®,
Gleichwohl konnte es Hinkmar auch jetzt nicht immer
hindern, dafs solches geschah: war es doch Gottschalk sogar
noch möglich geworden, eine Appellationsschrift au den
Papst Nikolaus abzuschicken * — allerdings ohne Erfolg!
Je schürfer sich seine Haft gestaltete, desto mehr zeigte
Gottschalk seinen glühenden Hals gegen seinen Todfeind
Hinkmar, Er ging schlielslich s0 weit, dafs er die Klei-
dungsstücke, die ihm die Brüder darboten, von sich wies,
weil diese mit seinem Gegner Gemeinschaft unterhielten, und
er beharrte so lange bei seiner Weigerung, bis grimmige
Kälte ihn eines besseren belehrte ®.
‘Was uns Hinkmar über Gottschalks letzte Tage berichtet,
zwingt uns zu der Annahme, dafs sich Gottschalks Geist in
den letzten Zeiten seines Lebens umnachtet habe Es liegt
kein Grund vor, diese Angaben Hinkmars anzuzweifeln,
zumal er ja eigenhändige Schriften Gottschalks als Beweis
anführt, Es ist vollständig erklärlich und begreillich, dafs
ein Charakter wie Gottschalk, sein Leben hoffnungslos hinter
einsamen Kerkermauern vertrauernd, ohne jedwede Aussicht
auf künftige Befreiung, der Nacht des Wahnsinns verfallen
konnte,
So berichtet uns Hinkmar von einem Gebet an Gott,
das Gottschalk niederschrieb, in dem es geheilsen habe, dafs
der Allmächtige selbst es ihm verboten habe, für Hinkmar
zu beten; des weiteren habe darin die Behauptung gestanden,
1) Op. 11, 291: qui (Guntbertus) saepe Gothescalco furtim... -
literas dederat & ab eo acceperat,
2) Op. Il, ib.: qui saepo Gothescaleo furtim se conjunzerat,
8) Sirmond, Op. II, 996. Neander, K.-G. IV, 427.
4) Op. II, 291.
5) Op. I, 560; I, 292.
STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN UND LEBE. 18
dals die göttliche Dreieinigkeit in ihn eingefahren sei, zuerst
der Sohn, dann der Vater und endlich der h. Geist, der
ihm bei seiner Einfahrt den Bart um den Mund versengt
habe }.
Weiter soll Gottschalk folgende Prophezeiung seinen
‚übermittelt haben: Hinkmar werde nach dritthalb
vom Tage dieser Prophezeiung an mit Tode ab-
werde er, Gottschalk, Erzbischof von Reims
Bene nber au. (AIR niorben (und die Mir
Und da er diese Prophezeiung, die
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Ei:
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u
sah, habe er von neuem zu dem Allmächtigen
seinem Willen anheimgestellt, wann er, ob
Erzbischof, diesen Ehebrecher, den
‚ hartnäckigen Ketzer, den Feind der
d der Falschheit, den Dieb und Räuber
rufen wolle,
von Mönchen des Klosters Hautyilliers die
wurde, dals Gottschalk in Todesgefahr
er ihm ein allgemein gehaltenes Glaubens-
bekenntnis zu, des Inhalts, dafs Gott nur die Erwählten
die Verworfenen ihrem Geschick nur über-
Gott alle Menschen selig machen wolle,
men le wirklich selig werden; dafs an denen,
, sich Gottes Gnade zeige und an ar
‚zu Grunde gehen, des Menschen eigene Schuld; dafs
für alle gestorben sei und dafs die Gottheit der
h. Dreieinigkeit nur eine sei. Wena er, Gottschalk — so
fügte Hinkmar bei — vor Zeugen zu diesem Bekenntnis
‚durch Namensunterschrift seine Zustimmung erkläre, so wolle
vom Banne lösen, in die kirchliche Gemeinschaft
7 aufnehmen und zum h. Abendmahle zulassen 2,
bei einem Manne wie Gottschalk "vorauszusehen
war, wies derselbe dies Ansinnen mit Abscheu und unter
ün gegen Hinkmar weit von sich: wozu ihn
KBTIuR
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20 FREYSTEDT,
jahrelange Einkerkerung nicht vermocht, dazu konnte ihn
noch weniger der nahende Tod bewegen; das ihm vor-
gelegte, seinen Ansichten widersprechende Glaubensbekennt-
nis fand seine Unterschrift nicht !.
Hinkmar hatte dies vorausgesehen; darum schickte er
alsobald, nachdem sein Schreiben an Gottschalk abgegangen
war, ein zweites an die Mönche von Hautvilliers, um ihnen
diesbezügliche Verhaltungsmalsregeln zu geben * Er schärft
darin den Mönchen ein, daß sie Gottschalk, falls er doch
noch unterschriebe, sofort in die kirchliche Gemeinschaft
wieder aufnehmen sollten; beharre er aber bis zum Tode
bei seiner Weigerung, so dürfe man ihn weder mit kirch-
licher Begleitung noch auf dem kirchlichen Friedhofs be-
erdigen: ein stilles Begräbnis aber sei ihm nicht vorzu-
enthalten. Trotzdem die Klosterbrüder inständigst in ihn
drangen, von seinem verkehrten Sinn abzulassen und zur
kirchlichen Gemeinschaft zurückzukehren, blieb Gottschalk
bei seiner Weigerung: er starb ungebeugt, aber auch un-
versöhnt am 30. Oktober des Jahres 868 oder 869 4, nach
standhaft getragener 20 jähriger Kerkerhaft. Ohne Sang
und Klang liefs ihn sein harter Kerkermeister in ungeweihter
Erde einscharren und selbst den Toten suchte sein Hafs
noch zu erreichen, wenn er ihm in seiner Schrift „de una
et non trina deitate“ einen Leichenstein mit der Inschrift
1) Op. I, 568. Filod, 3, 28, p. 553: Cui diffinitioni subsceribere
idem Gothescaleus pertinacissime recusavit, Ch, Gambs, Vie et
doctrine de Godeseale. (Stralsbourg 1837), p. 14.
2) Op. I. 559: Post discessam denique a me ipsorum fratrum, re-
eogitans duritiam illius et cor impoenitens, misi fratribus nostris in
monasterio Altivillaris ... hanc .., paginam, Das Verordnungs-
schreiben Hinkmars an die Mönche von Hautrilliers Op. I, 553/5 u.
u, 314/6.
3) Op. 1, 3i6: privatae autem sepulturae humanitas, sicut vobis
dixi, ei non est deneganda,
4) Hist. lit, de la Fr. V, 356; Gothescale mourut apres envirom
20 ans de prison en 868 ou 869, le XXX d’Octobre comme il paroit
par le Nöerologe d’Hautvilliers, oü le jour de sa mort se trouve marqud.
Ebenso Gaudard a. a. 0. 8, 57 Anm, 2 und Diez a. a, 0, 8. 56.
Die letzten Ereignisse finden sich Op. I, 555.
4 E
STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN UNO LEHRE. 2ı
setzte: „Sieque indignam vitam digna morte finiyit, et abiit
in loeam suum“!,
Es ist kein rühmlich Andenken, das sich der sonst in
vielen Beziehungen so hochverdiente Erzbischof? Hinkmar
von Reims in dem Gottschalkschen Handel geschaffen hat;
es war ein Leichtes für ihn, einen unglücklichen Mönch mit
seiner Macht und mit seinem weitreichenden Einflusse zu
unterdrücken; und die Grausamkeit, die Hinkmar in der
Verfolgung des unglücklichen Gottschalk zeigte, dessen
ganzes Verbrechen darin bestand, dafs er mit der Ansicht
des in der Kirche hochverehrten Augustinus der Ansicht
dieses mächtigen Kirchenfürsten entgegenzutreten wagte,
wird stets einen dunkeln Schatten in dem Lebensbilde des
Reitnser Metropoliten bilden ®.
Und es war ein tragisch Verhängnis, das über Gottschalk
waltete, Augustin stand allgemein zwar noch im höchsten
Anschen, doch die Kirche wandelte schon lüngst nicht mehr
in seinen Bahnen. Als daher der Mönch von Orbais mit
‚erneuter Schärfe die Lehre dieses Kirchenvaters vortrug, die
nicht mehr mit dem Geist und der Ansicht jener Zeit über-
einstimmte, mulste vieles in derselben der fortgeschrittenen
‚Kirche als häretisch erscheinen, und so ward ob des gleichen
ru weswegen der Bischof von Hippo heilig gesprochen
war, der Mönch von Orbais verketzert; was eine frühere
Zeit in dem Munde jenes Bischofs als rechtgliiubig bewundert
‚hatte, erschien einer späteren in dem Munde dieses Mönches
‚als häretisch. Gottschalk ward der Märtyrer des strengen
Augustinismus.
Es hat nicht an Stimmen gefehlt, und nicht blols in jener
Zeit des 9. Jahrh, die den Stab über diesen unglücklichen
Mach, gebrochen Babe ® %, doch ist auch von anderer Seite
wieder mehr "Gerechtigkeit zu teil geworden ®.
nn 1, 565.
2) Dagegen Gfrörer, K-G. III, 2, 895.
; -Cellot, Hist, Gothese, Praed, (Paris 1655), p. 23, cı I und
m, Gesch. d. deutsch. Konzil., Bd. I], S. 426.
win (dem die Benediktiner und Augustinianer in der rü-
© gefolgt sind, die in Gottschalk einen echten Schüler
22 FREYSTEDT, STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN.
Und das mit vollem Rechte: Gottschalk war von der Wahr-
heit der Lehre „seines“ Augustinus voll und ganz überzeugt
und das „Dogma von dem unabänderlichen Willen Gottes,
dem der Mensch sich fügen müsse, befestigte ihn in seiner
eisernen Beharrlichkeit‘“ !.
Mit Gottschalks Tode findet der Prädestinationsstreit des
9. Jahrh. sein Ende. Die Zeiten zogen über die einsame
Grabesstätte dieses unglücklichen Mönches dahin, dessen
Name bald nur mehr den Gelehrten bekannt war, bis noch
einmal die gleiche Streitfrage gleich einem Feuerbrand in
der abendländischen Kirche auftauchte und noch einmal —
und fast auf dem gleichen Boden, auf dem man im 9. Jahrh.
gekämpft hatte — die Gemüter heftig gegeneinander erregte,
wodurch der Name jenes sächsischen Mönches zu neuer Be-
rühmtheit gelangte: im Kampf der Jansenisten mit ihren
Gegnern, ohne dafs allerdings auch hier eine befriedigende
Lösung dieses theologischen Problems erzielt wäre.
Augustins erblicken). Basnage, Hist. de ’fglise, Tome I, c. 7—10,
p. 763—780; Hottinger, Fata doctrinae de Praed. & Gratia Dei sa-
lutari secunda et adversa, Lib. III, c. 2, p. 3897—448; Noris, Hist.
Gothescalcanae synopsis op. (Veron. 1732) IV, 682f.; Gerhard Vofs,
Hist. de controv. quas Pelagius ejusque reliquiae moverunt, Lib. VII,
P. IV, p. 776—829; Erzbischof Usher, Gotteschalci et Praedestina-
tianae controversiae ab eo motae Hist., Dublini 1631 (4°), Hannoviae
1662 (8°); Schröckh, K.-G. XXIV, 121—126; Gels a. a. O. 8. 95;
Staudenmaier, Joh. Skot. Erigena, S. 176; Borrasch a. a. O.
S. 62f. u. 109; v. Noorden a. a. 0. 8.55 u. 100; Gaudard a. a. O.
S. 60/1; Gambs a. a. O0. S. 14; Dümmler, Gesch. d. ostfränk. R.
II, 167; Schrörs a. a. O. S. 98.
1) Hagenbach, K.-G., Bd. II, S. 158.
2. SITZSCH,
prinzip bezeichnet. Das derselbe sehr oft in korrunplhe
Gestalt auftrat (namentlich in der Form Sinderesis), erwähne
ich hier nur beiläufig; es genügt, in Bezug auf diese That-
sache darauf hinzuweisen, dafs weder an der Entstehung
der korrupten Formen aus dem genannten lateinischen
Worte, noch an der Entstehung dieses letzteren aus dem
griechischen owrrjeyeig ein Zweifel besteht. Nicht ganz
unwichtig ist aber, sofern reingeschichtliche Momente der
Lehre vom Gewissen doch auch ihre Bedeutung haben
können, die Entdeekung, dalsder in Rede stehende
Terminus lediglich auf einer falschen Lesart
einer unten näher zu bezeichnenden Stelle bei
Hieronymus beruht, Ich habe dies schon i. J. 1879
(in den Jahrbüichern für protestantische Theologie, 1879, IT)
nachzuweisen gesucht und behauptet, in der allein in Be-
tracht kommenden Stelle sei anstatt ovrr/oyow zu lesen
ouveidgew. Das war jedoch lediglich eine (von mir aller-
dings mit großer Zuversicht vertretene) Konjektur.
Heute aber ist durch die Forschungen eines jungen Ge-
lehrten, des Herrn Dr. Erich Klostermann in Kiel, der mir
bei einer Reise nach Italien freundlich seine Dienste anbot,
festgestellt, dafs drei Handschriften meine Kon-
jektur bestätigen. Damit ist nun freilich die Richtigkeit
meiner Behauptung objektiv und abeolut noch nicht geradezu
erwiesen; denn es giebt aufser den verglichenen Codices
(zwei Florentinischen und einem Veronenser, worüber unten)
auch noch andere, bisher neuerdings nicht eingesehene,
namentlich römische. Inzwischen darf ich mich nunmehr
der Hoffnung hingeben, eine größere Anzahl von Autori-
täten für meine Ansicht zu gewinnen, während jene meine
Abhandlung von 1879 nur die Wirkung hatte, dafs einige
Gelehrte sich von der Unechtheit der noch von Vallarsi
festgehaltenen Lesart (sorrjeyew) freilich überzeugten, an
die Stelle meines Verbesserungsvorchlages jedoch ganz andere
setzten, für welche diplomatische Grundlagen zu finden sie
vielleicht auch jetzt noch versuchen werden, wenn sie es je
gethan haben.
Doch es sei mir gestattet, etwas weiter auszuholen, um
FE
|
——
EINE BESTÄTIGTE KONJERTUR. 25
auch bei Solchen für die fragliche Entdeckung Interesse zu
wecken, welche seither gar nicht gewulst haben, was man
unter der Synteresis versteht. Diese Unkenntnis selbst Ge-
lehrten irgendwie zu verübeln, davon bin gerade ich sehr
weit entfernt, weil niemand mehr als ich von der Wunder-
lichkeit des Terminus überzeugt sein kann.
‚Wo immer in der römischen Kirche der Hierarchismus
bestrebt ist, die Laien möglichst unselbständig zu machen
und desto mehr in Abhängigkeit von der Seelsorge und
richterlichen Gewalt der Priester zu bringen , kann es auch
im Gebiete des sittlichen Lebens niemals in seinem Interesse
liegen, das Bewulstsein der eigenen Urteilsfihigkeit des
Laien zu stärken und denselben darauf hinzuweisen, dafs er
an seinem Gewissen ein Organ für eigene individuell-mo-
ralische Gesetzgebung und Selbstbeurteilung besitzt, welches
dals, trotz der (mit Recht behaupteten) Irrtumsfähigkeit des
Gewissens im einzelnen Fall, auch den gefallenen Menschen
ein inneres Agens erfülle und mehr oder weniger beherrsche,
welches ihn zum Guten hintreibe und dem Bösen entgegen-
wirke. Als Gewissen wird dieses innere Agens von jenen
‚Scholustikern nicht bezeichnet. Im übrigen gilt es wenigstens
‚dem gründlichsten und klarsten Interpreten der in Rede
stehenden scholastischen Theorie, dem Thomas von Aquino
(Summa p. I, qu. 79, art. 12), nicht als ein neben oder
über der Urteilskraft und dem Willen vorhandenes, besonderes
natürliches Seelenvermögen, nicht als eine besondere po-
tentia, auch nicht als eine Thätigkeit (actus), sondern als
ee habitus, als eine natürliche Fertigkeit,
die in Analogie zum Intellekt stehe. Die Erkenntnisthätig-
‚gleicht nach Thomas einer Bewegung, welche von dem
und vor jeder Forschung schon Gewissen zu der
des Unbekannten fortschreitet. Diese Entwick-
I
2 Serzsch,
lung des in den einzelnen Fällen Richtigen aus einem
unbeweglichen, alles normierenden Grunde findet nun nach
Thomas zunächst auf dem theoretischen Gebiete statt, muls
aber nach ihm auch auf dem praktischen Gebiete ihr Ans-
logon haben. Wie nümlich der intelleotus der Inbegriff
der jedem einzelnen Urteil im theoretischen Gebiete zu
Grunde liegenden (objektiv gültigen, von vornherein teat-
stehenden, im Menschen yon Natur lebendigen) Axiome ist
(habitus prineipiorum speeulabilium, der &ues« des
Aristoteles, s. Analyt. post. I, 3, p. 72", 18), so ist die hier in
Rede stehende Fertigkeit der Inbegriff der den einzelnen
moralischen Urteilen zum Grunde liegenden, im Menschen
von Natur lebendigen sittlichen Überzeugungen (habitus
quidam naturalis prineipiorrum operabilium). Diese in
einem moralischen Wissen (scientia) bestehende Fertigkeit
wird nun mittelst des Gewissens (conscientia), welches seiner-
seits auch keine potentia, kein besonderes Seelenvermögen,
aber auch kein habitus, keine Fertigkeit, sondern eine
Thätigkeit (actus) ist, auf unsere Handlungen (ea, quae agi-
mus) angewandt, und auf diese Anwendung (applicatio)
folgt entweder eine blofse Feststellung (Konstatierung) der
begangenen Handlungen (testificatio) oder eine Anklage
(ligatio) oder eine Entschuldigung (exeusatio), Es vollzieht
sich also, wie z. B. der spätere Dominikaner Antoninus von
Florenz (gest. 1459) in seiner Summa p. ], tit. 3, cap. 10,
die thomistischen Sütze erklärend und weiter entwickelnd,
bemerkt, im menschlichen Geiste eine Art von Syllogis-
mus, dessen Obersatz jenes auf einer anerschaffenen
Fertigkeit beruhende Bewulstsein bildet, dafs alles Böse zu
vermeiden ist. Den Untersatz dieses Syllogismus bildet
die Aussage der vom Gewissen in Bewegung gesetzten
Urteilskraft, dals eine bestimmte Handlungsweise (z. B. der
Ehebruch) dem Gebiete des Bösen angehöre (der Ehebruch
#. B., weil er von Gott verboten oder weil er ein Unrecht
oder etwas Unsittliches sei). Endlich zieht das Gewissen
den Schlufssatz aus den Prümissen, dals diese Handlungs-
weise (z. B. der Ehebruch) zu vermeiden sei.
So weit die betreffenden Grundgedanken der hier der
A_— En
a
EINE BESTÄTIGTE KONJEKTUR. a7
Kürze wegen allein erwähnten Scholastiker (Thom. Aqu. und
Antoninus von Florenz). Wir finden bei ihnen die Unter-
scheidung eines allgemeinen und zwar objektiven und un-
fehlbaren Sittlichen Bewulstseins einerseits und einer
seite. Mag man diese Distinktion in jeder Beziehung richtig
und ausreichend finden oder nicht, — im Prinzip werden
wir sie mindestens begreiflich und motiviert finden müssen.
Auffallend ist nun aber im höchsten Grade, dals
jene Fertigkeit oder jenes allgemeine, dem Geiste an-
geborene, auf das Gute hinweisende und vom Bösen ab-
mähnende sittliche Bewulstsein, jenes „innere Licht“, jenes
„Gewissensprinzip“ von den Scholastikern Synteresis
genannt wird. Sorrjeyaız ist zwar an sich ein — wenn
auch späfgriechisches, doch — gutgriechisches Wort. Aber
was bedeutet es? Es kann heifsen: Bewahrung (conser-
watio) oder Bewachung oder Beobachtung (observatio). Hin-
gegen ist es weder bei Profanskribenten noch bei Kirchen-
vätern — scheinbar mit einziger Ausnahme des Hieronymus,
auf den wir zurlickkommen — terminus technicus; und etwas
Derartiges, wie das, was die Scholastiker darunter verstehen,
hat kein einziger vorscholastischer griechischer oder latei-
nischer Schriftsteller, der von Hieronymus unabhängig war,
darunter verstanden. Als in abstracto möglich könnte
an sich allenfalls deuken, dafs ein alter theologischer
Schriftsteller darauf verfallen wäre, im Sinne des Albertus
Magnus die Fühigkeit, eine gewisse Integrität der höheren
"Geisteskräfte trotz des durch den Sündenfall eingetretenen
Verderbens. in sieh aufrecht zu erhalten, als eine dem sitt-
Bewulstsein innewohnende Bewahrungskraft zu
‚oder die Fähigkeit, diese Geisteskräfte selbst vor
brauch zu behüten, Bewachungskraft oder end-
nach dem Sündenfall übriggebliebenen Rest der
t, die göttlichen Urgebote zu beobachten, Be-
ermögen zu nennen; und für die beldn
en wurde in dem den Stoikern geläufigen
ö Aysuovızöv als Bezeichnung der leitenden
"
28 NETZSCH,
Kraft in der Seele wenigstens eine gewisse Analogie liegen.
Aber was hilft uns diese abstrakte Möglichkeit, wenn that-
sächlich das in Rede stehende Gewissensprinzip von
keinem antiken Philosophen, von keinem Kirchenvater,
überhaupt (abgesehen von den Scholastikern und deren
Nachfolgern) von niemandem aurr/gnoıs genannt worden
ist? Will man wirklich annehmen, dafs ein gangbarer
terminus technieus zufällig bei keinem der uns bekannten
Schriftsteller als solcher vorkommt? Im Thesaurus eecle-
siastieus des Suicerus suchen wir die ov»r. vergebens, in
des Stephanus Thesaurus linguae graeeae (ed. Paris.) aber
werden allerdings einige Stellen eitiert, in denen das Wort
vorkommt. Allein von den meisten dort angeführten Stellen
hat, so viel ich weiß, niemand zu behaupten gewagt, dafs
sie von der ouve/g. in dem bestimmten, hier allein in Betracht
kommenden technischen Sinne reden. Diesen oder wenigstens
einen solchen, der zwischen der hier fraglichen besonderen
und der ganz allgemeinen an sich farblosen Bedeutung eine
Brücke bildet, hat man nur in dem Ausdruck rag Was
moös zo oQua ovvrjengıg finden wollen, der bei Gregor von
Nazianz vorkommen soll. Indessen es ist auffallend, dafs
in dem Thesaurus gerade für diese Worte kein bestimmtes
Citat angeführt wird, Es wird nur behauptet, die Worte
fünden sich bei Gregor v. Naz., hingegen nicht angegeben,
wo. Auch in den Indices der sorgfältigeren und voll-
ständigen Ausgaben des Gregor Naz. findet sich der
Artikel Synteresis nicht, Es wird also abzuwarten sein,
ob jemand die Stelle wiederfindet, wo die Worte stehen.
Ist sie aber gefunden, so wird sich vermutlich streng be-
weisen lassen, was sich schon jetzt mit Wahrscheinlichkeit
behaupten läfst, dafs auch sie als Belegstelle für den hier in
Rede stehenden Gebrauch nicht gelten kann. Dafs auch die
Seele in irgendeinem Sinn und Zusammenhang als Subjekt
einer bewahrenden Thütigkeit dargestellt werden konnte,
versteht sich von selbst. Diese und andere Stellen beweisen
aber nicht viel mehr, als dafs das Substantivum aurr. vor-
kommt, was gar keines Beweises bedarf. Die Bemerkung
Jahnels ferner, daß „spätere Stoiker sich jedenfalls des
EINE BESTÄTIGTE KONJEKTUR. 29
Wortes evve/e. ähnlich wie avreidnaıg zur Bezeichnung des
von Natur dem Guten zugeneigten und dem Bösen abholden
Menschengeistes bedient haben“ (Theol: Quartalschrift, Jahrg.
52, H. II, 8. 241f., Tüb. 1870), ist eine blolse Behauptung
(s. darüber meine Abhandlung in den Jahrb. f. Protest.
Theol. 1879, II, 8. 498).
Je weniger es nun gelungen ist, das Auftreten des Ter-
minus als solchen in früheren Jahrhunderten nachzuweisen,
desto mehr sind wir darauf angewiesen, zu fragen, ob nicht
derjenige Scholastiker, bei dem uns der Ausdruck zu-
erst im bestimmten Sinne begegnet, d. h. Alexander von
Hales, sich darüber ausspricht, woher er ihn entlehnt hat.
Alexander giebt uns jedoch keine genügende Auskunft. Bei
Anselm, bei Abälard und beim Lombarden hat bis jetzt, so
viel ich weils, noch niemand den Terminus nachgewiesen.
Dennoch hedlent. sich Alexander (Summa theol. p. II, qu. 73,
membr. IV, s. auch qu. 74, membr. VI) desselben als eines
bereits gangbaren; im Verlaufe seines Raisonnements erwähnt
er übrigens u. a. eine Glossa eines Gregor, ferner den
us, endlich den Bernhard (von Clairvaux). In-
dessen in der angeblich gregorianischen Stelle, die er wahr-
scheinlich meint (s. die pseudogregorianische onuaoia eig röw
lelexuj). in Gregorii Nazianz. Opp. I, p. 870 ed. Ben. orat.
47), kommt zwar das Wort owseildnoıg, aber nicht aurrjgnag
wor. Hinsichtlich Bernhards weist uns eine Randnotiz in
der Kölner Ausgabe der Summa des Alex. Hales. (v. J. 1622)
auf die Schrift De (gratia et) libero arbitrio. Aber in dieser
! ist Kap. 9, $. 31) findet sich der Ausdruck Syn-
teresis gleichfalls nicht. Hingegen ist längst bekannt, dafs
die Worte des Hieronymus, die Alexander im Auge hat,
in des ersteren „Commentarii in Ezechielem proph.“ stehen.
Die betreffende Stelle, die ich sofort angeben werde, bietet
nach der üblichen, Sch bar Vallarıt vorliegenden Lesart das
Wort ouvejenow iu tofienban die, eigentliche, Bazın
für den in Rede stehenden Sprachgebrauch. Dieser wich-
tigen Thatsache gegenüber ist es verhiltuismäßsig gleich-
wo sich bei einem unmittelbar oder mittelbar von
abhängigen Theologen aus der Zeit zwischen
yr
30 NITZSCH,
Hieronymus und Alexander von Hales unser Terminus nach-
träglich etwa noch findet.
Die Worte des Propheten Ezechiel (1, 4—10), die Hie-
ronymus in der fraglichen Stelle seines Kommentars erklärt,
lauten in deutscher Übersetzung wie folgt:
„Und ich schaute hin, und siehe, ein Sturmwind kam vom
Mitternacht, mit starkem Gewölk, voll wirbeinden Feuers, und
Glanz war rings darum, und inwendig, in der Mitte des Feuers,
war e8 anzusehen wie blinkendes Erz. Und inwendig erschiem
die Gestalt von vier Tieren; und ihr Aussehen war dieses: sie
hatten Menschengestalt (d. h. ihre Gestalt war vorherrschend
menschlich, soweit dies nicht durch die nachfolgende Schilderung‘
beschränkt wird). Und ein jegliches hatte vier Antlitze, und vier
Flügel hatte ein jegliches von ihnen. Und ihre Fülse waren ge-
rade, und ihre Falsballen wie die Fufsballen von Rinderfülsen.
Und sie erglänzten gleichwie geschliffenes Erz. Und Menschen-
hände waren unter ihren Flügeln an ihren vier Seiten; und jedes
von den vieren hatte seine Antlitze und seine Flügel besonders.
Und ibre Flügel rührten je einer an den andern. Wenn sie
gingen, lonkten sie nicht um, sie gingen ein jegliches stracks vor
sich hin. Und die Gestalt ihrer Antlitze war: vorn das Antlita
eines Menschen, und rechts eines Löwen Antlitz bei allen
vieren, und links eines Stieres Antlitz bei allen vieren, und
hinten eines Adlers Antlitz bei allen vieren“ (nach Bunsen).
In der Vulgata lauten die Worte folgendermalsen:
„Et vidi, et ecce ventus turbinis veniebat ab aquilone, et.
nubes magna et ignis involvens, et splendor in circuitu ejus, et
de medio ajus quasi species electri, id ost de medio ignis; et in
medio ejus similitudo quatuor animalium; et hio aspeotus eorum:
similitudo bominis in eis. Quatuor facies uni, et quatuor pennas
uni. Pedes eorum pedes recti, et planta pedis eorum quasi planta
pedis vituli, et scintillae quasi aspectus neris onndentis. Et manıs
hominis sub pennis eorum in quatuor partibus; et fucies et pennas
per quatuor partes babebant. Junotaeque erant pennae sorum
alterius ad alterum; non revertebantur, cum incederent, sed
aunumquodque ante faciem suam gradiebatur. Similitudo autem
vultus eorum: facies hominis, eb facies Jeonis a dextris ipso-
rum quatuor; facies autem bovis a sinistris ipsorum quatuor,
et facies aquilae desuper ipsorum quatuor.‘
Nach richtiger Deutung sind nun jene vier Tiere als
Cherubim (s. Ez, 10, 20) Symbole der göttlichen Lebenskraft.
P "
gemäßs sagt Hieronymus (Commentar. in Ezechielem B. I,
8. 10£, opp- ed. Vallarsi T. V, p. 10), nachdem er zuvor
\ (z. B. dıe auf die vier Evan-
t hat, nach der üblichen Lesart:
re juxta. Platonem eng bern et irasciti-
© ee q et Suymdv ot
ducdvumım'r
vocat, ad hominem et leonem et ritalum
et cognitionem et mentem et consilium ean-
a atque süpientiam in cerebri arce ponentes;
N atque violentiam, in leone quas con-
porro ibidinem, lusuriam et omnium voluptatum
id est in vitulo, qui terrae operibus hae-
vocant vn on0ı», quae scintilla conscien-
‚quoque pectore, postquam ejectus est de paradise,
et. gua, vieti yolptatibus vel furore ipsague inter-
similitudine, nos peccare sentimus;
proprie aquilue deputant non so miscentem tribus, sed tria
; guam in seripturis interdum vocari legimus
interpellat pro nobis gemitibus inenarrabilibus
N enim scit eu, quae hominis sunt, nisi 8pi-
@0 est (1Cor. 2, 11), quem et Paulus ad Thessa-
‚Thess, Bi 38) om. wnma/ ek Cürpofe Bern
sanken. Et tamen hane quoque ipsam con-
y end, quod in Proverbiis (18, 3) seriptum est
ken et verecundiam habent in delietis
‚fücies meretricis fucta est tibi, noluisti
der. 3, 3).
‚also, dals „die meisten“, indem sie sich
Psychologie halten, in dem Menschen-
Seite (rd hoyızön), in dem Löwen-
ge (zö Iuwexiv), in dem Stiergesicht
eil (16 duusyaneızöv) des Menschen
in dem Adlergesicht aber eine
t oder Anlage, welche die Griechen
jaı5 bezeichneten. Von dieser vierten
32 NITZSCH,
Kraft bemerkt Hieronymus, dafs sie nach den „pleriques
auch in Adam nach seiner Verstolsung aus dem Paradiese
nieht verlösche, dafs wir in den Fällen des Unterliegens
gegenüber den verführerischen Mächten unseres Inneren
vermittelst derselben unsere Versündigung fühlten, dafs sie
an den übrigen Seiten des Menschenwesens (der vernünftigen
u. s. w.) das Amt der Zureehtweisung übe, ferner dafs sie
in der Schrift zuweilen der Geist genannt werde (Rom. 8, 26),
dessen Bewahrung in der Integrität nebst der der Seele und
des Leibes Paulus (1 Thess. 5, 23) erbitte.
Wir haben festgestellt, dafs der Name Synteresis aus
einer angeblichen Notiz des Hieronymus über eine weit-
verbreitete Auslegung von Ezech. 1, 4—10 geflossen ist.
Entweder hat es also eine Handschrift des betreffenden
Kommentars des Hieronymus gegeben, in welcher sich das
Wort avrr, fund, oder es hatte sich infolge irgendeines
Irrtums, vielleicht auch einer Kette von Irrtümern bei einem
Berichterstatter, d. h. bei einem Schriftsteller, der die
Worte des Hieronymus nicht sowohl in einer vollständigen
Abschrift kopieren, als eitieren wollte, die entsprechende
Lesart eingeschlichen. Dals aber Hieronymus nicht wirklich
a0 geschrieben hat, läfst sich schon durch rein apri-
oristische Gründe beinahe zur Evidenz bringen, und
zwar namentlich durch folgende drei. Erstens konnte er,
wie wir schon oben gesehen haben, von dem Ausdruck
gvyr. nicht sagen, er sei der bei den Griechen übliche Name
für eine neben der Vernunft und dem Übrigen zu erwäh-
nende Seelenkraft (quartamque ponunt ... quam Graeci
vocant avsr), Zweitens: gegen den Schluls des in Rede
stehenden Passus heifst es: „Et tamen hane quoque ipsam
conscientiam .,. cernimus praecipitari apud quosdam“ etc,
also: „Und doch schen wir, dafs auch eben dieses Ge-
wissen bei gewissen Leuten über Bord geworfen wird“.
Aus diesen Worten ergiebt sich, dafs vorher vom Gewissen
die Rede war. Wäre aber vorher von einer vom Gewissen
verschiedenen Seelenkraft die Rede gewesen, so wäre
ja nicht vom Gewissen die Rede gewesen. Folglich muls
an der Stelle, wo nach der rezipierten (auch bei Vallarsi vor-
4 E
EINE BESTÄTIGTE KONJEKTUR. 33
liegenden) Lesart das Wort aurıyoneev steht, das griechische
Wort für Gewissen vom Schriftsteller gebraucht sein, und
da das damit Bezeichnete gleich darauf scintilla conscientiae
genannnt wird, dieser Genetiv als ein definitivus oder appo-
sitivus gefn/st werden, so dals die aureidnoıs —conscientia
selbst mit einem Funken verglichen wird. Drittens: in
den entsprechenden die Worte des Ezechiel (1, 4—10) aus-
legenden anderweitig vorkommenden patristischen
Erklärungen, welche mit der der „plerique“ bei Hie-
ronymus demselben Strome der Überlieferung angehören, ist
an dem entscheidenden Orte von nichts anderem, als vom
Gewissen selbst, die Rede. Mindestens falst Origenes
(Opp- ed. de la Rue II, p. 361), während er im übrigen
ganz wie die plerique bei Hieronymus auslegt, den Adler zwar
zunächst als den spiritus praesidens animae (den übrigens
Hieronymus nachträglich auch herbeizicht), versteht aber
darunter, wie sich aus seinem Kommentar zu Rom. I, 16
(de la Rue IV, p. 486) ergiebt, nicht etwa die aurriigneig,
won der er nicht das Mindeste weils, sondern die owwednvıg,
won der ja allein in der zu erklärenden Stelle des Römer-
briefes die Rede ist. Aber auch die Auslegung des Pseudo-
Gregor von Nazianz (Greg. Naz. ed. Benedict. T. I, p. 870;
bei Migne, Patrol. ser. gr. T. XXXVI, p. 666g.) stimmt im
übrigen mit der von Hieronymus angeführten (der plerique)
überein, und in jener heilst es ausdrücklich: Nogiloue» rör
Üirdgusor eva 16 Aoyındv, wöv korra zo Sorurdv, wow
bogen sd drutugmrindn, wow deröv nv onveldnaev dreneı-
gelvnw wos horois, 6 dorı seveduer sragd Mardov Aeyöueron
zoD dvögesmwor. Öffenbar wird hierdurch a priori wahrschein-
lich, dal auch Hieronymus an der entsprechenden Stelle
nichts anderes als die auveiönorg genannt hat.
Wir können also nicht umhin, schon aus rein aprio-
ristischen Gründen anzunehmen, dafs an der betreffenden
Stelle bei Hieronymus oweidnars zu lesen ist. Gegen diese
Konjektur könnte freilich eingewendet werden, es sei ja
sicher von etwas die Rede, was sofort als Funke des Ge-
wissens bezeichnet werde, also nicht selbst das Gewissen
sein könne, und diese Reflexion hat offenbar auch die
Zeitschr. & 6-0 XV. 1. 8
Bu u
m
Scholastiker in der Festhaltung der fülschen Lesart bestärkt.
Sie beruht jedoch lediglich auf einem Mifsverständnis. Wie
nämlich tellus Ausoniae (Virg. Aen. IH, 477) nicht heißt
„das Land Ausoniens“, sondern „das Land Ausonien“;
wie promontorium Pachyni (Liv. XXIV, 35) nicht „Vor-
gebirge des Pachynus“, sondern Vorgebirge Pachynum
(oder us), arbor abietis nicht „der Baum der Tanne“,
sondern „der Tannenbaum“, also der Baum, welcher die
Tanne ist, so braucht scintilla conscientiae nicht zu heilsen:
der Funke des Gewissens, d. h. der Funke, aus dem das
Gewissen entspringt, sondern es kann den Funken be-
deuten, der das Gewissen ist, wie wir denn bei dem
deutschen Ausdruck „Gewissensfunke“ gleichfalls nicht ge-
nötigt sind, an etwas anderes zu denken als eben das Ge-
wissen selbst, insofern es ein Funke ist. Über den Ein-
wand aber, aus aurelönoe» könne auvrienory nicht geworden
sein, die Entstehung der von mir als falsch bezeichneten
Lesart sei also unerklärlich, verliere ich kein Wort, da jeder
Philologe weils, dafs noch ganz andere Korruptionen möglich
waren und dafs namentlich die Vertauschung des EI mit
H keiner weiteren Erklärung bedarf; hauptsächlich aber im
Hinblick auf die nunmehr mitzuteilenden Thatsachen.
Ich habe bisher nur a priori argumentiert. Jetzt end-
lich erstatte ich Bericht über die Entdeckungen
des Herrn Dr. Klostermann, die meine Konjektur bestätigen.
Dieser hat im März und April 1896 zwei Florentinische und
eine Veronenser Handschrift verglichen, nämlich 1) den Cod.
Laurenz. Plut. XIX, No. 4, saec. XII, fol. 2” col. a, 2) den
Cod. Laurenz. (olim S. Crucis) Plut. XV, dextr. No. 9 sace.
XI, fol. 4° col. b, 3) den Cod, Veronensis Bibl. Capit.
„XVII saec. XII“ fol. 34” col. b.
1. Der erstgenannte Codex bietet folgende Lesart: .. .
quam graeci vocant CYNEIANCIN quae scintilla con-
scientine .... Dr. Klostermann bemerkt dazu Folgendes:
„der Strich giebt hier, wie es üblich ist, an, dal das be-
treffende Wort ein (griechisches) Fremdwort ist. Nicht
ganz deutlich sind die zwei Buchstaben A N, von denen
der erste aber doch nur —A, nicht =A sein kann, während
—
EINE BESTÄTIGTE KONJERTUR- 35
das schnörkelhafte N aus H von einem des Griechischen
2. Der zweite laurenzianische Codex bietet: . . . quam
graeci vocant CINEIAHCIN quae scintilla eontinentie etc.
Hier finden wir also thatsächlich die Lesart oweiAnorr,
d. h. Zusammenwicklung oder Zusammendrängung. Aber
dies kann Hieronymus nicht geschrieben haben, weil er,
wie der Zusammenhang beweist, eine griechische Be-
zeichnung für eine Seelenkraft oder menschliche Funk-
ton angeben will, die sich mit der Denkkraft in eine
psychologischse Reihe stellen lüfst. Auch die Bezeich-
nung dieser Seelenkraft als Funke der „Enthaltsamkeit‘
(eontinentiae) war unmöglich, da es sich, wie wiederum der
zeigt, um ein geistiges Organ handelt, ver-
znittelst dessen wir merken, dafs wir sündigen (qua ... . nos
peccare sentimus). Continentie ist also verschrieben für
eonscientiae. Will man da bezweifeln, dals lediglich unter
dem En der Grundstrich vergessen und zu lesen ist: owe-
= m der Veronensischen Handschrift steht: . . . quam
greci vocant OYNEIAHOIN quae etc. Hierzu bemerkt
Dr. Klostermann; „Nur der sechste Buchstabe ist nicht ganz
klar. Ein volles A ist es nicht, auch kein A, sondern
rein phisch betrachtet eben ein A. Selbstverständ-
lieh aber bat das keine Bedeutung.“ Es unterliegt keinem
Zweifel, darf ich hinzusetzen, dafs diesen Schriftzügen in der
Vorlage der Kopisten oder in der Handschrift, auf der diese
letztlich beruht, die Lesart ovseiönoıw zum Grunde liegt.
_ Also drei ra die einzigen, die bisher von
neuem verglichen werden ae) bestätigen die von mir
Konjektur. Unbedingt und objektiv entschieden
ist aueh damit — dies räume ich ein — die Richtigkeit
derselben noch nicht. Ich halte zwar für sehr unwahrschein-
lich, dals in den übrigen zur Zeit noch nicht wieder ver-
‚glichenen Handschriften die ouvr/gnoıg wieder zum Vorschein
m wird. Aber ganz unmöglich würe das ja nicht.
es der Fall sein, so wäre nach den bewährten Grund-
er textkritischen Kunst die Entscheidung zu treffen.
3*
4
36 NITZSCH, EINE BESTÄTIGTE KONJEKTUR.
‚Auch hierbei mülsten jedoch die aprioristischen Argumente
ihr Gewieht behalten, wenn nicht etwa die Überzeugungs-
kraft der äufseren Autoritäten sich als eine überwältigende
herausstellte, das aber wollen wir abwarten. Einstweilen
halte ich folgende drei Thesen aufrecht:
1. Der scholastische Terminus Synteresis findet sich im
technischen Sinne bei keinem Theologen, der nicht unmittel-
bar oder mittelbar von Hieronymus abhängig wäre, und
zwar von einem Texte dieses Schriftstellers, der das genannte
‘Wort enthielt.
2. Bei Hieronymus selbst ist thatsächlich nicht zu lesen
ovrejonoı, sondern aureldnaen.
3. Der ganze in Rede stehende Sprachgebrauch ist also
ursprünglich durch einen zufälligen Schreib- oder Gehör-
oder Reflexionsfehler entstanden.
Nachsehrift, Vorstehendes hatte ich bereits an die Re-
daktion abgesandt, als ich durch Herrn Dr. Klostermann am
3. Dezember 1896 noch über zwei fernere Handschriften Nach-
richt erhielt: den Cod. Vaticanıs 325 und 326. Von dem letz-
teren bemerkt der römische Gelehrte, der ihn naulich eingesehen
hat (Herr Pio Pranchi de’Cavalieri), dafs er alle griechischen
Wörter auslasse (lascia in bianco tutte le parole greche).
Nr. 325 aber enthält nach der Mitteilung des genannten Ge-
lehrten eine offenbare Korruption (una corruzione manifesta) der
Lesart aure/önaır. Dieselbe hat mit der des Cod. Laurenz.
Plut. XIX, Nr. 4 (s. oben Nr. 1) grofse Ähnlichkeit. Nämlich
die Korruption betrifft auch hier den sechsten und siebenten
Buchstaben; der letztere ähnelt auch im Vatic. 325 einem N
(ron einem des Griechischen unkundigen Kopisten verlesen für
H); der sechste erinnert an das entstellte Delta des genannten
Laurenzianus, zeigt aber anstatt des Winkels auf der linken
Seite eine rundliche Buchstabenpartikel. Kurz auch von den
in Betracht kommenden römischen Handschriften bietet keine
das apokrypho auwr/oyarr, eine aber bestätigt die Konjektur des
Unterzeichneten. F.N.
38 BAUCH,
Anhänger des hl. Thomas von Aquino ', ein, nach den
Worten, die er selbst gelegentlich gebraucht *: Cirea illam
materiam dieunt multi egregii Thomistae de Bursa montis,
mei Oolonienses, inter quos non modieus extat
Valentinus Engelhart de Geltersheim ete. Dieser Valentin
von Geltersheim war ein Freund des Konrad Celtis?, später
aber wurde er für den radikalen Humanismus in den Briefen
der obseuri viri ein Hauptstichblatt, wenn es sich darum
handelte, der abstrusen Spätscholastik etwas am Zeuge zu
flicken + Carlstadt wurde nun, wenn er dies früher noch
nicht war, Thomist, mit welchem Erfolge zunächst und mit
welcher Festigkeit seiner Ansichten, werden wir bald hören.
Er bat nicht bis zum Abschlusse des philosophischen
Kursus in Köln ausgehalten, er siedelte im Wintersemester
1504/56 nach der neuen Universität in Wittenberg über ®,
auch hier wird er wieder Andreas Bodenstain de Karlstat
genannt, 1505, im Dekanate des Magisters Georg Zimmer-
mann aus Danzig, wurde er als Baccalaureus von der arti-
stischen Fakultät reeipiert und unter dem nächsten Dekan
Magister Petrus Lupinus aus Radheim am 12. August 1505
zum Magister artium promoviert. Der für ihn einflufs-
reichste Lehrer in Wittenberg dürfte der sklavische Thomist
Martin Polieh von Mellrichstadt gewesen sein ', Im Winter-
semester 1507/8 bekleidete Carlstadt den Dekanat und nannte
sich hierbei in der philosophischen Matrikel selbst Andreas
Bodenstayn alias Rudolffus Carletadius ingenuarum artium
magisler atque sacrae theologiae baccalaureus ®.
Dieser Eintrag zeigt uns eine Lücke in der Tradition,
1) Bianco, Die alte Universität Köln I, 268,
2) In den Distinctiones Thomistarum. Vgl. weiter unten.
3) Klüpfel, De vita et scriptis Conradi Celtis Protucii I, 88,
4) E. Röcking, Ulrichi Hutteni equitis Opp. supplementum I, 12.
18, 29 etc,
5) Förstemann, Album academine Vitebergensis.
6) J. Köstlim, Die Baccalaurei und Magistri der Wittenberger
Philos. Fakultät I, 5 und 22.
7) Prantl, Geschichte der Logik im Abendlande IV, 278.
8) J. Köstlin a. a. 0.5.8.
=
f &
——
ANDREAS CARLSTADT ALS SCHOLASTIKER. 39
denn wir erfahren nicht, wo Carlstadt Baccalaureus biblicus
geworden ist. Es dürfte wohl aber nicht daran zu zweifeln
sein, dafs er diesen theologischen Grad in Wittenberg er-
halten hat. Das theologische Dekanatsbuch ist, so wie wir
es jetzt besitzen, offenbar erst 1509 angelegt worden *. Der
Anfang (fol. 13—15) „Anno 1502. 18. octobris — non sa-
tisfeeit. facultati“ ist, was Förstemann übersehen hat ®, in
einem Zuge und flüchtig hingeschrieben, und zwar, nachdem
der folgende Dekanat (fol. 18) „Anno 1509 feria 6“ etc.
schon eingetragen war, wie die, weil der Stoff ausging, leer
‚gelassenen Seiten fol. 15" bis fol. 17% beweisen *“ Die Hand
des ersten Eintrages ist dieselbe, die den Dekanat Martin
Polichs von 1511 einschrieb, also wenn nicht die Polichs
selbst, so doch die eines Amanuensen von ihm. Der erste
Eintrag ist aber leider nicht blofs flüchtig hingeschrieben,
‚sondern die zugrundeliegenden älteren, wohl von Polich ver-
wahrten Notizen sind auch flüchtig geführt gewesen, wie
man leicht erkennt, wenn man z. B. 1507 10. Juni liest,
dafs „quidam“ magister Erphordiensis die Licentia erlangt
habe; zwei Promotionen, die Martin Polich selbst bei Ge-
legenheit eines großen Turniers in Wittenberg am 15. No-
vember 1508 vornahm *, können nach dem Dekanatsbuche
‚gar nicht nachgewiesen werden. Daher erklürt es sich wohl,
‚wenn Carlstadts Promotion zum Baccalaureus biblieus auch
‚fehlt. Sententiarius wurde er am 11. August 1508, Forma-
tus am Freitag nach Himmelfahrt 1509, Licentiat am 31. Ok-
tober 1510 und Doktor der Theologie am 13. November
1510. Im Sommersemester 1512 wurde er zum erstenmale
Dekan der theologischen Fakultät und führte dieses Amt
1) Manuskript, jetzt in der Universitätsbiblistheke zu Halle.
2) Förstemann, Liber Decanorum Facultatis Theologiene Aca-
‚demine Vitebergensis, p- 4-
8) Zu beachten ist auch, dafs, nicht etwa später nachgetragen,
Staupitz ‚schon 1502 nnd 1508, 27. Januar, „Vicarius‘ genannt wird.
5 erst im Mai 1603 in Eschwege zum Nachfolger des
Kolde, Augustiner-Kongregation, 5. 165.
‚Sibutus Daripinus, Friderici et Joannis Illustr. Saxonine
u torniamenta etc. Wittenberg 1511,
ER
40 BAUCH,
wiederum in den Sommern 1514, 1516, 1518, 1520, 1521
und im Wintersemester 1522 \.
Nach Erreichung des philosophischen Magisteriums las
Carlstadt, der 1509 nach dem Tenor der neuen Statuten
von 1508 als ordentlicher Dozent der Philosophie — seit
1508 war er Kanonikus des Allerheiligenstiftes — auch in
den artistischen Senat aufgenommen wurde *, die hergebrach-
ten scholastischen Kollegien, so 1507 öffentlich über Meta-
physik * und erwähnte dabei, dafs die Dialektik die secun-
dae intentiones betrachte. Diese Vorlesung hatte der Baeca-
laureus Vitus Trumetarius aus Stuttgart bei ihm gehört, und
dieser und der Baccalaureus Johann Ruhel aus Aschaflen-
burg baten ihn, für seine Schüler ein kurzgefalstes logisches
Werk über die fundamentalen Begriffe der Intentiones zu
schreiben +. Carlstadt willfahrte dem Begehren, und so ent-
stand, dem Sanct-Gallener Christoph Schappeler oder Ser-
torius ® gewidmet, das erste in der langen Reihe seiner
Druckwerke: De intentionibus Opusculum Mgri Andree
Bodenstein Carlstadij. eompilatum ad Seti emulorum Thome
commoditatem. Impressum Liptzk per Melchiarem Lotter
(0. I). 408.
Wenn die Aufforderung zur Abfassung dieses Buches am
10. Juli an ihn erging und er am 10. August bereits damit
1) Förstemann 0.0.5348 9 11. 16. 17. 18. 21. 28,
2. 27.
2) Köstlin a. a. O. 5. 28, Muther, Die Wittenberger Uni-
versitäts- und Fakultätsstatuten vom Jahre 1508 (Redaktion von 1618),
5 40.
3) Chr. Scheurl, Rotulus doctorum Vittemberge profitentium, bei
Grohmann, Annalen der Universität zu Wittenberg II, 88.
4) Vgl. den Brief des V. Trumetarius bei Carlstadts Intentiones,
10. Juli 1507. Jäger hat Frumentarius gelesen und das mit Kornmesser
übersetzt. Ein Wendalinus Tubicinatoris oder Trumetter aus Stuttgart
ist 1518 in Tübingen immatrikuliert. J, Ruhel ist 1507 in Wittenberg
Baccalaurens geworden, Köstlin a. a. O. 8. 8.
5) Christoph Schappeler ist 1499 8. S. in Leipzig Baccalaureus
und 1501 W. S. Magister geworden. Vgl. auch F. Dobel, Ch. Schap-
peler, der erste Reformator von Memmingen. 2. Aufl. Augsburg 1877,
6) Breslau, Universitätsbibliothek.
4 E
———
ANDREAS GAKLSTADT ALS SCHOLASTIKER. 4
zu Ende war, s0 muls er fieberhaft geschrieben haben, da
nicht nur der schwierige Stoff ein langsames Vorwärtsschrei-
ten mit sich brachte, sondern auch, weil trotz dieser Spanne
Zeit das Büchlein über acht Bogen stark geworden ist}, Er
wird wohl ein ziemlich fertiges Heft zugrunde gelegt haben.
Es ist zu bedauern, dafs Prantl für seine Geschichte der
Logik die logische Schriftstellerei Carlatadts entgangen ist,
Carlstadt kann man hierzu nur höchlichst gratulieren, denn
seine Schwächen wären dann auf das schonungsloseste auf-
gedeckt worden.
Man würde vielleicht erwarten, dals das Bach, da es
von den Intentiones handeln soll, am einfachsten analytisch
mit der Begriffserklärung, was Intentiones seien, beginnen
könnte, um dann ihre Stellung im System der Logik zu
entwickeln, aber Carlstadt zieht einen nicht eben klaren, in-
direkten synthetischen Weg vor, der ihn dann zwingt, mit
den Begriffen der Intentiones zu operieren, ehe er ihr Wesen
dargelegt hat. Er geht bei seiner Auseinandersetzung ein-
leitend von der Quaestio principalis aus: Utrum logica sit
päneipaliter de primis intentionibus, und giebt zunächst drei
Argumente, die dafür zu sprechen scheinen, aus Aristoteles,
Porpbyrius und Thomas von Aquino, dann die Gegen-Ra-
tiones der „Montani“ Thomistae und endlich seine eigenen.
Er kommt dann im Verlaufe zu dem Schlusse, dafs secun-
das intentiones prineipaliter considerantur in Logien.
Im ersten Artikel bespricht er sodann in sonderbarer
Reihenfolge varias doctorum de intentionibus, d. h. besonders
de primis intentionibus, opiniones, und zwar zuerst „Moder-
norum“ opinio, deren Führer Wilhelm Occam ® sei, und ar-
gumentiert dagegen, ebenso polemisiert er gegen den strengen
Thomisten Petrus Nigri® und gegen die opinio „Nomina-
1) Wenn die bis zu einer widerwärtigen Stenographie verwendeten
wegfielen, dürfte das Buch noch einmal s0 stark sein.
2) Prant] III, 327. Prantl nennt, 5. 344, Occam das Haupt der
“
#2) Prantl IV, 221. Diesen nennt Prantl einen Aufserst verbissenen
42 BAUCH,
lium“#, die er mit Hilfe des 2
wehrt!» An vierker Stelle wendetisen ‚sich inchrfausfühnich,
‚gegen die opinio „praecedentibus multo verior“ de intentio-
nibus magistri Petri Tartareti * in prooemio veteris artis, an
fünfter gegen die der Montani Thomistae*, weil auch ihre
Meinung der des bl. Thomas nicht ganz entspräche.
Im zweiten Artikel will er besprechen : meam opinionem,
se. de intentionibus, et quae ex ea sequuntur, et quod illa
sit opinio s. Thomae probabo. Er zerschleifst diesen Ab-
schnitt wieder in drei Punkte: In prima (diseutietur), quid
intentio tam voluntatis, intelleetus et rei intelleetae, etiam an
intentio sit in prima subieetive an ne, secundo respondebo
ad quaesitum, tertio confirmabo, hoc esse tenendum a veris
Thomistis. Er geht bei dem ersten Punkte von den Auf-
stellungen des Armand von Beauvoir +, den er egregius Tho-
mista nennt, während Prantl ihn als skotistisch gefärbt be-
zeichnet, und denen des Petrus Nigri aus, deren Meinungen
er aus den Schriften des Thomas durch eine unglaubliche
Menge von Citaten und Argumentationen zu stützen und
herzuleiten sucht, Zur besseren Gliederung zerlegt er die
Teile wieder noch in eine Reihe von Fragen oder Dubia,
indem er jeden logischen Begriff, der ihm aufstöfßst, mit Ar-
gumentationen verbrämt, sodafs er aus dem Hundertsten ins
Tausendste kommt, und dals sein Gang trotz vorangestellter
Disposition wegen Mangels einer klaren, übersichtlichen An-
ordnung kaum zu verfolgen ist.
Sofort im Anfınge vermischt er die Theorieen Armands
und Nigris, so z. B.: Nune de intentione ex parte intelligen-
tis tenendum est, quod intentio dieitur illud, quo mediante
intelleetus tendit in cognitionem rei, ut Petrus Nigri ait. Vel
est illud, quod per modum repraesentantis dueit nos in eogni-
tionem alicuius rei, ut Armandus docet. Hoc modo species
1) Wen Carlstadt hier im Auge hat, ist nach seiner kurzen Angabe
nicht festzustellen.
2) Prantl IV, 204.
8) Prantl IV, 224.
4) Prant] III, 306,
—
ANDREAS CARLSTADT ALS SCHOLASTIKER, 43
intelligibilis potest diei intentionaliter actus intelligendi, quem
aliqui eonfusam vocant et verbum cordis vel mentale, Die
erste formulierte Erklärung von intentio prima und intentio
secunda mufs Dominicus von Flandern liefern, die amplior
declaratio entnimmt Carlstadt den Schriften des hl. Thomas,
die Quiddität aber handelt er ausführlich und in der Haupt-
sache wörtlich wieder nach Armand von Beauvoir !, „papae
fidum sancti Thomae asseclam“, ab, um dann am Ende wie-
der „pro testimonio“ auf den hl. Thomas „in opuseulo de
universalibus“, d. h. auf den zweiten Traktat dieses Titels,
den Pranil als ein unter skotistischem Einfluls entstandenes
pseudothomistisches Werk wie den ersten Traktat auflafst ®,
zurückzukommen. Wo Carlstadt das Gebiet der Universa-
lien streift, und das geschieht ziemlich häufig, treffen wir
unvermeidlich das Opusculum, dem auch der Abschnitt über
die niedrige Stellung der Logik im Verhältnis zu den übri-
‚gen Wissenschaften, „quibus assentiri volo, donec contrarium
in partibus vel scriptis (s. Thomae) eius legero“, entnom-
men ist.
Ein weiteres Eingehen auf den Inhalt erübrigt sich. Als
Resultat der Betrachtung bleibt nur, dafs Carlstadt, indem
er den Anspruch erhebt, ein wahrer Thomist ? zu sein, wenn
er auch Polich und Capreolus lobend anführt, sich den Tho-
misten strenger Öbservanz, Petrus Nigri und den Montanern,
nicht unbedingt anschliefst, sondern gegen sie mehr als gegen
‚die Vertreter anderer Systeme polemisiert, und dafs er dafliır
als seine Gewährsmänner nicht blofs, sondern als Haupt-
‚quellen seines Thomismus Pseudo-Thomas und Armand von
Beauvoir benutzt. Ja er brandschatzt hier und da selbst
Tartaretus und Occam, allerdings mit der Unterstel-
lung, dafs sie solche gute Gedanken aus dem hl. Thomas
1) Fol. xxziijb, Pramtl II, 808, Nr. 681.
2) Prant] II, 246.
8) So sagt er am Ende des Buches: Finis hulus opelli de inten-
tionibus S, Thomae. Der unten noch zu erwähnende Wolfenbütteler
Anon von Carlstadt selbst informiert: De intentionibus pro
vera opisione 8. Thomae lib. I.
das Buch wegen der Verquiekung aller. Zweige der Philo-
sophie mit der Logik kaum geniefsbar gewesen sein.
Für den Gelehrten charakteristisch sind solche Stellen
wie: „Advoco saneti Thomae auctoritatem, quae mili maior
semper videtur quam totum ingenium meum“, für den Men-
schen bezeichnend solche wie: „Dii boni, quid gratius us-
quam esse potest, quam veritatem scientia confirmare, falsi-
tatem confutare adversariorum‘, oder „Nec metuo, nee fi-
meo pallidam et procliven faciem, nam gaudio sunt mihi
osores, risui detrectatores, solatio est impugnator; nihil me
maiore voluptate quam oeleberrimorum eoncertatio virorum
efficiet, cum me suis dignum pugnis estiment, nee aliquid
ignavius videri potest, quam ineruditorum notam diluere.
Hanc ob rem susque deque fero, nee magni facio, quod mihi
aceidit.
Was sagten aber die Zeitgenossen zu Carlstadts Pri-
mizien? Zunächst hören wir nur hohes Lob. Der als Poet
von Friedrich dem Weisen an der Universität angestellte
Italiener Richardus Sbrulius aus Udine erhebt sich in einem
Beigedicht zu den Intentiones zu der Hyperbel, dafs Carl-
stadt der studierenden Jugend „hoc Thomae amissum opus*t
übergebe. Leider aber hat dieser Heerrufer das Magisterium
der Philosophie 1508 nur unter ganz besonderen Umständen
erworben: quorum unus Italus magister ex mandato et prin-
eipis et universitatis et admissus et promolus est?, er war
also, ganz abgesehen davon, dafs Loben damals fast die wich-
Eu
1) Fol. xxxxiijb: considerabitque, quod Scotus et Petrus Nigri bene
dieunt, ot ex, Thoma probaturz ful. xijb: Luculentum Tartareti dietum,
quod ex $. Thoma hausisse arbitror; fol. xxi: Ego reor, Wil. Occam
suam opinationem hoc ex fonte hausisse, cum dieit etc.
2) Köstlin a. a. 0. $, 24.
4 E
ANDREAS CARLSTADT ALS SCHOLASTIKER, 45
tigste Aufgabe der Poesie war, gewils kein kompetenter Be-
urteiler. Als zweiter Herold des Lobes trat der junge Ju-
yist Christoph Scheurl in die'Schranken, als er am 16. No-
vember 1507 vom Rektorat abtrat und das Amt mit einer
Rede auf seinen Nachfolger dem aus Erfurt berufenen ersten
Archidiakonus der Allerheiligenkirche und Professor der Theo-
logie Jodocus Trutfetter aus Eisenach übergab ’, da nannte
er in der gratiarum nctio Carlstadt philosophus perspieneis-
imus et acutissimus T'homista, euius ingenii singularem pıne-
stantiam facile ostendit tractatus ille subtilis, quem nuper de
intentionibus edidit. Aber auch das ist wohl nur freund-
‚schaftliches und offiziöses Lob seines frater carissimus, der,
was bis zur Zeit an der Universität noch von keinem Scho-
Iastiker geschehen war, als selbständiger Schrifisteller her-
vorzutreten gewagt hatte®. Ein widerwillen einschneidendes
Urteil hat Carlstadt selbst in einem zweiten, bald zu berüh-
renden eigenen Werke gefüllt, wir lassen es, auch weil es
zugleich den Mann beleuchtet, folgen: de qua diffuse dixi
in quodam libello, quem multis mendis plenum esse videtis.
An autem sordes istae ex negligentia vel ineuria impressoris
aut ex livore aut ex obscuritate seripti exemplaris subortae
‚sint, nescius sum. Non debuisset ille bonus homo suscepisse
‚opus, quod elaborare nequiverat, nee promisisse maiorem di-
Higitentiam, quam reperio. Facile parcerem, si dietiones aut
‚litteras invertisset, sententiam in suo vigore relinquens, . .,
sed quis non modo litterus sed etiam sententias invertit,
merito hane querelam legitis. Er selbst hatte nach dieser
‚nieht allzu viel Vertrauen erweckenden Äufserung die Über-
zeugung gewonnen, dafs manches in dem Buche stand, was
‚er hinterher lieber nicht gesagt haben wollte.
I,
1) Oratinnes Doetoris Christophori Scheurli Nurenbergensis: et ma-
ıi Wolfgangi Polichij Mellerstadij. habite in gyınnasio Vittenburgensi:
scholasticam prefecturam ineuntibus. Anno domini 1507
0.0. ud.
2) Von scholsstischen Werken waren bis dahin von Wittenberg nur
ausgegangen, auf Befehl und auf Kosten Friedrichs des Weisen als
ofüzielles Lehrbuch gedruckt, 1504 die Expositiones des Petrus Tarta-
reius, von Sigismund Epp herausgegeben, und 1505 die noch zu erwäh-
menden Formalitates des Antonius Sirecti,
HH
46 Bauon,
Von neuen scholastischen Arbeiten kündigte Carlstadt in
den Intentiones für das kommende Jahr, wohl als
gedacht, die Behandlung der Praedicabilia des Porphyrius !
und ein Buch über das Werk des Aristoteles perihermenias *
an, beides aus dem Bereich der vetus ars oder logiea vetus.
Über diese Arbeiten ist nichts bekannt, und ebenso ist
fast unbekannt geblieben, seit Scheurls Lobrede auf die
Allerheiligenkirche von 1508 * und den Notizen des Wolfen-
bütteler Anonymus* aus dem Jahre 1514 nicht mehr er-
wähnt, ein anderes logisches Werk Carlstadts: Distinctiones
Thomistarım. Impressum Wittenburgii per Joannem Gro-
menberg. Anno. M.D.VII. III Kalendas Janua:® 4%, oder
mit dem vollen Titel (3. Seite): Distinctiones sive formali-
tates Thomistarum, das etwas ganz Neues für die Thomisten
schaffen sollte: quod praecursorem in hac re non viderim,
euius vestigia aut secutus essem aut meis cooptassem pedi-
bus, sagt der Verfasser.
Die Lehre von den Formalitates geht auf Duns Scotus
selbst zurück ®, hat sich jedoch erst bei seinen Nachfolgern
zu einem selbständig behandelten Kapitel der Logik ent-
wickelt, Prantl weist bei Franeiscus Mayron zum erstenmal
ein solches abgeschlossenes Werk nach ?. Auf thomistischer
Seite erscheint die erste Einwirkung der scotistischen Tor-
malitates in der von Carlstadt in den Intentiones benutzten
pseudothomistischen Schrift De natura generis® und dann
1) Fol, xxxxüij.
2) Fol. xxx,
3) Oratio doctoris Scheurli attingens litterarum prestantiam, neenon
laudem Ecelesie Collegiate Vittenburgensis, Leipzig 1509.
4) Zuerst herausgegeben von Mader, den Jüger seltsamerweise für
einen Zeitgenossen Carlstadts hält, 1839 von Merzdorf neu heraus-
gegeben und fälschlich mit K. Wimpina identifiziert: C. Wimpinae-
scriptorum insignium centuria, p. 82.
5) Das heifst doch wohl 1507, Dezember, das Jahr vom 26. De-
zember an gerechnet.
6) Prantl III, 220,
7) Prantl III, 288,
8) Prantl III, 245.
wu. |
air yelsbelten: Wir werden wohl nieht irren,
wenn wir diesen Schritt Carlstadts als ein ausgesprochenes
Zeichen der im inneren Leben sich abschwächenden Spät-
scholastik betrachten. “Auch das dürfte wohl ale ein Zeichen
einer BER weniger scharf ausgeprägten sachlichen
dal Om Carlstadt Distinetio, das Mittel zur
SEE (ditinekım) un gelangen, im Titl der Sache, der
‚gleichsetzt.
‚Die Veranlassung zur Abfassung dieses Buches gab wohl
die 1505 erfolgte Herausgabe der scotistischen Formalitates
des Pariser Dozenten Magister Antonius Sireeti mit den
Additiones des Mauritius Hibernieus durch den theologischen
Dekan des Sommersemesters 1505, den Minoriten und Pa-
duaner Schüler des Mauritius Mogiaten noster Ludwig Hen-
zing aus Preufsen %.
Diesmal geht Carlstadt unmittelbar von dem Begriffe
distinetio aus, den er sofort nach thomistischer Weise ® in
zwei, aber nur in zwei, Hauptarten, in distinetio realis und
distinetio rationis zerlegt, unter Berufung darauf, dafs di-
Bi io entis, jedes ens aber entweder reale oder
rationis sei, und indem er zugleich nach S. Thomas als
Unterlagen für jede Distinetion die Affirmation oder die Ne-
Bei distinetio rationis, die zuerst besprochen wird, unter-
scheidet er distinetio rationis innata, distinetio rationis rei
oder ex natura rei necessitantis, distinetio ra-
‚ex natura rei non repugnantis, distinetio rationis ex
natura rei repugnantis. Von diesen vier Gliedern will er
‚Sirecti) Formalitates moderniores de mente clarissimi
oti cum eoncordantijs in margine decorate. Impres-
Let: um Wolffgangum Monacensem. Anno incar-
dv. Das Buch ist als Wittenberger Publikation
|
48 BAUCH,
eventuell das letzte nicht aufrecht erhalten. Die zweite Di-
stinetion, distinetio rationis rei necessitantis, stellt er mit der
scotistischen distinctio formalis zusammen ; er behauptet, dafs
hier die Ansichten des Thomas und des Scotus nicht s0 stark
voneinander abwichen, wie man gewöhnlich annähme. Na-
türlich aber lehrt nach ihm Thomas das Richtigere, und es
gereicht ihm zu großser Freude, dafs bei seinen thomistischen
Autoritäten, Natalis Herveus, Armandus de Bellovisu, Petrus
de Palude, Joannes Capreolus, Petrus Nigri, Dominicus de
Flandria, bei der Definition über die distinctio stehe: Nota,
communem esse solutionem in via doctoris sancti. Aber er
giebt doch auch zu: Patet igitur ex prioribus, distinctionem
formalem ton esse negandam absolute in via Thomae.
In dem zweiten, weniger klaren Teile wird distinetio
realis in numeralis, ersentialis et specivoca (differentia in-
trinseca speeivoca), formalis speeivoca, sed non cssentinlis
(specivoca extrinseca), generica et pruedicamentalis gesondert.
Die distinetio per accidens weist er als facilis ab. Nebenbei
äufsert er sich im ersten Abschnitte über die verschiedenen
Auffassungen von formalitas, die er im zweiten Teile selbst
definiert als ratio formalis vel principium formale, per quod
obieetum terminat cognitionem, cuius est et propter quod
habitus vel potentia ordinantur. Von unitas und pluralitas
rationum formalium (quae diversificant aut identificant habi-
tus secundum speeiem) aber sagt er: non ducunt secum uni-
tatem et pluralitatem efficientium, i. e. causarum efleetiva-
rum, nee convineunt pluralitatem finium realiter distinetorum.
Man kann nicht sagen, dafs Carlstadt sehr tief in seinen
Gegenstand eindringt; er tritt aber auch hier viel weniger
anspruchsvoll auf als in seinen Intentiones. Er gesteht zu,
dals das Werk, selmell und ruckweise bearbeitet, nicht ab
omni parte perfectum sei, dafs er nicht alles, was die Di-
stinktionen betreffe, besprochen habe. Hiernach ist das Re-
sultat seines Buches nur ein Disputandum, und wenn auch
seine Belesenheit viel gröfser ist als in den Intentiones, kaum
ein namhafter Thomist bis auf Cajetan übergegangen ist !,
1) Dei Prantl fehlt z. B. Potrus de Bergamo.
ee " A
ol 1 BE Smart intra el ohne
Be Frage zu schaffen, eben nur ein Ver-
ordanz der Thomisten, ohne sie in der
r fehlte das Lob Scheurls nicht, aber
Vergessenheit. Scheurl sagt in seiner
en a keesaı vom 15. November 1508:
Quslem etiam nominavimus Andream Bodenstenum Carol-
statinum, virum latine, graece et hebraice vehementer eru-
ditum, magnum philosophum, mnaiorem theologum, maximum
fncile ostendunt monumenta sua, quae in
nostri de intentionibus et formalitatibus
‚Et cum initiumn amieitiae sit, de altero
et summa petat livor instar fumi nonnisi in al-
ipse cum sit egregius, alienae virtuti non
potius laudat, nemini detrahit, sed potius om-
loquitur, unde passim omnes eum una mecum
colunt. Quod si multos Carolstadios habere-
0, nos eum Parisiensibus ımanum posse eon-
n rühmt, so weils doch 1514 schon der
us zu erzählen, dafs er Thomae pa-
imus sei. Das ist eigentlich
es Lob, an Objektivität darf man
kaum denken und Eklektisismus
‚Gröfsen angewandt, ist schwer vor-
hat auch, wahrscheinlich handschriftlich, ge-
n libroe Metaphıys, Arist, li. L Der Liber de
r per Joannem Argiropilum de graeco in latinum
me traductus cum commentariolis divi Themae
;a barbarie castigutis et rorisus Juxta ordinarium
einie Wittenburgensis 1509 (Panzer, Annal.
Carlstadt herausgegeben, sondern von M. Kilian
50 BAUCH, -
zustellen, und doch entspricht diese Nachricht Carlatadts
eigentümlicher Vielgeschüftigkeit. AA
Von demselben Autor wird auch hervorgehoben, dafs
Carlstadt dialecticus disputator acerrimus sei. Ein Beispiel
der Übung dieser ja auch später hervortretenden Neigung
und wohl zugleich ein an Johann Eck erinnerndes Zeichen
seiner Eitelkeit berichtet Otto Beckmann in einer Promo-
tionsrede aus dem Anfange des Jahres 1510 '. Im Anschlusse
an das Lob der Wittenberger Hochschule, dafs auf keiner
Universität eifriger und häufiger disputiert werde, sagt er:
So hat nämlich einer der Unsrigen, M. Andreas Carlstadt,
als er sich vor wenigen Monaten einige Tage in Halberstadt
aufhielt, um nicht ohne Übung des Geistes, ohne Frucht,
ohne philosophische Mulse die Zeit hingehen zu lussen, wo
er keine Bücher befragen konnte, so scharfsinnig, fein und
schneidig über theologische Dinge disputiert, dafs er bei dem
Halberstädter Klerus allgemeine Bewunderung erregte. Carl-
stadt gab also in dieser seiner Fertigkeit auch Gastrollen;
wir wissen, wie ihm zehn Jahre später der Versuch mit Jo-
han Eck bekam.
Einen interessanten Beitrag zur Kunde der Disputationen
in Wittenberg enthält das juristische Dekanatsbuch %, man
würde dort irelich kaum einen theologischen Redekampf
suchen. Da auch Carlstadt au dem Turnier beteiligt war
und weil die angeregte Frage nieht ohne Bedeutung ist,
lassen wir den betreffenden Passus hier folgen:
Sub decanatu Casparis Schiekers duodeeima mensis De-
eembris [1511] habita est disputatio eonelusionis infraseriptae
sub egregio viro Hieronymo Sehurf! artiam et utriusgue juris
doetore, ad quam respondebat Augustinus Haneman Jutter-
bocensis * pro gradu bacenlaurentus in utroque iure. A sep-
1) Oratio Othonis Beckman Vuartbergii artium ac philosophiae
doetoris in laudem phulosophiae ac humaniorum litterarum ad patres
sonscriptos et pubem famigeratissimne Academiae Wittenbergensis ha-
bita Anno M.D.X. Wittenberg 1510:
2) Manuskript, jetzt in der UniversitätsWibliothek in Halle.
3) Matrikel, W. 5. 1506. Unter den Baccalaurei in artibus W. S.
1509/10: Petrus ()) Hannemann de Guterbock. Köstlin u. a.0, I, 10,
a
52 BAUCH,
streifte Seite ' Carlstadts, seine humanistische Bildung und
deren Bethätigung, etwas näher anzusehen. Carlstadt, man
kann sich bei einem scholastischen Philosophen und Theologen
so ausdrücken, kokettierte mit dieser damals modernen Er-
rungenschaft. Schon die Intentiones tragen empfehlende odische
Strophen und elegische Epigramme von seiner Hand auf dem
Titelblatte und als Einleitung zum Index; ja selbst im Text,
bei der Auseinandersetzung mit Petrus Tartaretus®, kann
er gar nicht anders, er muls in die Propositiones und Co-
rollarin Verse einmischen. Der Gegenstand des Lobes ist
hier überall der hl. Thomas. Aber auch die Logik geht
nicht leer aus. In der Vorlesung über Metaphysik ® hat er
geschmaekvoll alte Fabeln auf die Logik und die zweiten
Intentionen angewendet: Wie einst, als sich Venus dafür,
dafs er ihre Hingabe an Mars hell beleuchtete, an Phöbus
damit rächte, dafs sie ihn in heilser Liebe zu Leucothea
entzündete, der Sonnengott so entbrannte, dafs er der Erde
das Sonnenlicht vorenthielt und mit Vernachlässigung alles
anderen sein ganzes Licht der Jungfrau zuwendete, so wen-
det auch die Logik ihr Licht, d. h. die Hauptbetrachtung,
mit Vernachlässigung alles anderen nur den zweiten Inten-
tionen zu. Und wie Clytia, in die Wegewarte (Heliotropium)
verwandelt, ihre Blüte immer der Sonne zuwendet, so ist
da, wohin die Dialektik ihre Blüte, d. h. ihre Betrachtungen,
wendet, immer die secunda intentio zur Stelle. Das ist Re-
naissance auf gotischer Unterlage, die strengen Scholastiker
werden ihn schon deshalb als „Poeten“ nicht für ganz voll
genommen haben.
Die Distinetiones * zeigen auch auf diesem Felde einen
1) Carlstadt S$. 2.
2) Fol, zi.
3) Brief des V. Trumetarins an Carlstadt und Carlstadts Antwort
vor den Intentiones.
4) Poetisch auch wieder empfohlen durch „Magister“ Richardus
Sbrulins, Die Erwähnung dieses Grades durch einen Humanisten ist
symptomatisch für Wittenberg, sonst pflegten die Humanisten für ge-
wöhnlich wie K. Celtis eine solche „scholastische Schwäche“ mit Still-
schweigen zu übergehen, oder sie leugneten wohl gar wie Hutten und
Johann Huttig diesen .,Atarisınıs“ ab.
54 BAUCH,
Porro mirantur tabulas, figuras,
Plus sed omnino pietatis usum
Prineipis iactant. Ephesus silebit
Templa Dianae.
Aureae quantum statuae nitescunt
Et sacrae quantum decorantur arae,
Neminem veri capiunt stupores
Inde remotum.
Ast nequit partem mea vis referre
Prineipis nostri modicam, nec ullo
Arbitror me posse nitore cultum
Commemorare.
En ducis tanti eupio sub alis
(Nam sub unius fugiunt ducatum
Parvuli grandesque virique vates)
Vivere seınper. etc
Das Buch zeigt aber auch zum erstenmal etwas Griechisch
bei Carlstadt. Auf’ den Titel schrieb er:
zrohhazı za 7NrUQUO ro uuh zatgLov Eurer
hoc est: latino sermone
Saepe etinm est olitor valde vpportuna locutus.
Das Merkwürdigste bei dem ganzen Buche ist aber, wenn
auch schülerhaft und keineswegs vehementer eruditum, auf
der zweiten Seite des 29. Blattes die erste hebräisch
gedruckte, in Blockdruck hergestellte ', Schriftprobe
in Wittenberg, vier Zeilen, die wir hier wegen ihrer
Ehrwürdigkeit mit allen ihren kindlichen Unvollkommen-
heiten folgen lassen, da sie bisher ganz übersehen worden
sind:
“32 mom
dei filius Jesus
vn m mm
Mariae filius & Dauid filius &
+ ann
und unten: j
ABK mm
1) Das interlinear verwendete Latein ist Typendruck.
56 BAUCH,
seine Universität zu gewinnen getrachtet, sondern vor allem
als Vertreter einer philosophischen Richtung !, die der Hoch-
schule noch mangelte, der „via moderna“; denn wir hören
vorher nur von Scotisten und Thomisten, d. h. Anhängern
der „via antiqua“. Sein Freund Scheurl sagt ? ausdrück-
lich von Trutfetter: „viam modernam instituens, sine inter-
missione legebat“, und diese „via“ kam selbstverständlich
auch in den theologischen Vorlesungen zur Geltung.
Der Kurfürst hatte schon 1504 sich durch den Druck
des Tartaretus als bereiter Mäcen der Scotisten erwiesen ®,
und der einflufsreichste Mann, der als Vertrauter des Für-
sten und Vizekanzler der Universität in alle Verhältnisse
eingriff, in Wittenberg war neben dem viel abwesenden Jo-
hann von Staupitz, wie dieser Mitbegründer und Reformator
der Universität, Martin Polich, der ein eifriger und starrer
Thomist, aber keineswegs ein Feind der scholastischen Philo-
sophie war, wie Plitt annimmt *, weil er offenbar den Streit
zwischen Polich und Konrad Wimpina (1501—1504) über
die Stellung von Poetik und Theologie zu einander hierher
zieht und in falschem Sinne falst. Polichs 1512 gedruckte
logischen Collectanea ® und die nach seinem Tode von der
Universität 1514 herausgegebenen physischen Collectanea ®
galten nachweislich mindestens bis 1517 als offizielle Lehr-
bücher der Universität wie der Tartaret von 1504.
Es ist bekannt, wie schroff sich oft an den Universitäten
die „viae“ gegenüberstanden, den Wittenbergern bis 1507
allein herrschenden ‚ Antiqui“ mulste der „Modernus“ Trut-
fetter als ein unbequemer Eindringling erscheinen, und vor
allem war Polich gewils nicht sein Gönner, wie man aus
1) Prantl, Gesch. der Logik IV, 241.
2) Christoph Scheurls Briefbuch, ed. F. v. Soden und Knaake,
1, 124.
3) Er ist gedruckt: mandato et expensis Federici ducis Sassonie,
Vgl. weiter unten.
3) A. a. 0.8.42.
5) Cursus Logiei commentariorum nostra collectanea. Leipzig 1512.
6) Martini Polichij Mellerstadij exquisita Cursus Physici collectanea.
Ed. Otto Beckmann. Leipzig 1514.
ANALEKTEN.
Über die sogen. Regula coenobialis Co-
lumbani und die mit dem Pönitential Co-
lumbas verbundenen kleineren Zusätze.
Yon
Dr. 0. Seebafs.
In meiner Dissertation über Columbas d. J. Klosterregel und
Bufsbuch ist der zweite Teil (S. 33—55) der Untersuchung der
Bd. XVII, 8.220 —234 zum erstenmal nach den Handschriften selbst
herausgegebenen „Roguln evenobialis Columbani“ gewidmet. Als
Hauptresultate ergaben sich: Von den beiden Rezensionen, in
welchen dieselbe überliefert ist, mufs die in dem Regelbuch
Benedikts von Aniane unter dem Titel Liber poenitentialis ent-
haltene als die umgestaltete und erweiterte jüngere Form an-
gesehen werden (Reg. coen. II daher genannt); aber auch die
ältere Rezension (Reg. I, in den Codd. G [0] V E, =. Bd XVIT,
8. 215) ist nicht als ursprünglich einheitliches Ganzes auf-
zufassen; vielmehr scheidet auch sie sich in zwei nach Form und
Inhalt verschiedene Teile, und nur der orste derselben (Kup.
1—9) hat einen Bestandteil der ursprünglichen Regel Columbas
gebildet, deren Schlufs in den lotzten beiden Sätzen der Reg. II
erkannt wurde (Dissert. 8. 54). Die Beobachtung, dafs aus dem
zweiten Teil der Reg. I (Kap. 10—15) von Donat auch nicht
eine Silbe in die von ihm zusammengestellte Regel aufgenommen
ist, während er die ersten neun Kapitel gröfstenteils derselben
einverleibte, lehrt deutlich, dafs in der ersten Hälfte des 7. Jahr-
E
su ANABEKTEN,
den letzten Abschnitt der Regel Columbas selbst (natürlich wie
diese als Regel für Frauen lanten mulste) erblicken zu müssen
glaube,
Der erste Absats (bis; moderate se in tempore psulıodä
homiliuntes genua non floctant) dieses in der Zeitschr, f, Kirchen-
geschichte, Bd. XVI, 5. 465—467 veröffentlichten
findet sich Reg. eoen. I, Kap. IX, und hat demnach der Regel
Columbas angehört. Alles was nun folgt bis zu den Worten
Interrogentur separatim ($. 467, Z. 11) feblt in Reg. I, findet
sich aber (ala Hauptzusatz innerhalb Reg. I) in Reg. H!,
wennschon in letzterer die beiden Sätze Si quid praeceperit abbas
... and Ab initio diei usque noctem commutatio uestimenti eb
altera ip nocte interrogentur separatim an den Anfang gerückt
erscheinen. Nun ist aber gerade der letztere Satz in Reg. coen. II,
wie er bier erscheint, absolut unverständlich, während das Nonnen-
regelfragment, in welchem es heifst Ab initio diei usque ad
noctem sommntacio vestimenti non sit, et ultera in nocte, alters
in die und mit Interrogentur separatim ein neuer Satz eingeleitet
wird, offenbar das Richtige enthält. Denn der in demselben nun
folgende Abschnitt Interrogentur separatim id est Vesper@.. . .
bis in exparatione nostra facere (Zeile 21), in Reg. coen. II nicht
vorkommend, wird aufs beste gestützt durch den zweiten Teil des
19. Kapitels der Regel Donats, der weder aus Benedikts noch
aus Cäsurius’ Regel entlehnt ist und demnach der eolumbanischem
Regel angehört. Man vergleiche den cben bezeichneten Text
mit Holsten, Codex regul, (1753) I, 8. 382°: ... usque
mane post secundam celebratam in conventu: quo (co H!, H#
fulsch: quod) in loco veniam petentes ac singulae confessionem
dantes pro cogitationibus carnalibus atque turpibus vel nocturnis
visionibns, demum puriter oruntes dieant: Fiat, domine, miseri-
eordia tua super nos, quemadmodum speravimus in te. Sic quo-
quo vieissim dieunt ad seniorem: da commeatum, vestimentun
mutare, et quod opus fuerit fieri
Da auch noch eine andere Stelle unserer anonymen Nonnen-
regel (8. 466, Z. 4 von unten: Que nd alture inchonuerit a0-
eodere sucrifieium aeceptura ter se humiliet, — in Reg. II [229,
33%]: Aut qui ad altare inchounerit inter sacrificium accepturus,
ter se humiliet) sich mit der Regel Dannts (Schlufssatz des ganz
ans Columban entlehnten Kap. 34: Et quando ad communionem
I) Siehe den Text der Reg. coeu. Zeitschr. f. K.-G,, Bd. XVII,
S. 297, 2. 5 bis 8. 228, Z. 4.
2) Die Regel Donats ist, von belanglosen redaktionellen Zuthaten
Ai, ganz und gar aus den Regeln Benedikts, Cäsarius’ und
Columbas zusammengesetzt.
| A
SERDASS, REGULA COENODIALIS COLUNDANI. e1
alt end kann humilient) berührt, und der als Schlufs
der Regel nuchgewiesene Bestandteil der Reg. coen. IT
(wel. Donat Kap. 75) auch hier den Schlufs bildet, so darf man
wohl ‚inbezug auf dus Fragment des Kölner Codex (von dem an-
Regel Columbas- entnommen sei, ju ich möchte, da kein Grund
vorliegt, auch lier auf Zerreifsung eines ursprünglichen Ganzen
zu schliefsen, die Meinung aussprechen, dafs wir in demselben
die letzten Abschnitte der Regel Columdas selbst vor uns haben, —
abgerechnet solbstverständlich jene wnrermeidlichen Änderungen,
welche die Umwundlung einer Münchsregel in eine solche für
Nonnen mit sich brachte !.
Daraus würde folgen, dafs jener Teil der Reg. coen. II,
welchen dieselbe mit dem Anonymus des Kölner Codex (X)
hat — es ist dies der erste große Zusatz, welchen
Reg. II in J einschiebt, mit Ausnahme des orsten und letzten
Satzes, die in X fehlen ® —, auch der ursprünglichen Regel Co-
lumbas angehört hut. Freilich ist nun dieser Abschnitt stellen-
weis unverständlich oder in seinen Teilen verschoben — woron
HL
1) Der gesamte Text des Fragments läfst sich (bis auf die eine
Zee er ze Tolgendermalsen aus der bialregel und
im . even. I u. TI S. 226, 14. 15,
een: 11 = Rog. eoen. 1 u. Il 8. 236, 17
bie. 227, 2; 5. 298, 8—17 und Donat Kap.
3,
Bbe, Z. 108.40, 211 = Reg. eoen. II $, 227, 5 bis
8. 228,
a Z. 84. 35 vol. mit Dinat Kap, 34 Schluß),
8.467, Z. 12—21 — Donat Kap. 16 (s. oben),
487, Z. 22-29 = Donat Kap. 75 (Schluß),
I dur, 2 2-33 = Reg. even. II $. 233, 37—S. 234, 10.
‚in denen die Regel Columbas galt, waren x. B. das der
(Evoriacum oder Faremontier), das von Berthoara ge-
Bourges sowie die Stiftung da Romaricus, sen
patrum Bened, 5 Col.
Fer ei Col. (Hauck, K.-6. 274 Anm. 8;
sa legt sich em one u 2 von Benedikt
unseres Nonnen jents m
Weise zu erklären sei,
) handelt von den auf Manlerrngen begriffenen Mön-
1s in einer Nonnenregel unbrauchbar war.
4
62 ANALERTEN. u
wir oben die Beispiele gegeben —, auch hat er innerkalb des
durch Reg. I gegebenen Rahmens eine ganz verkalirte |
erhalten ! und giebt durch all dieses die willkürliche und spätere
Zusammenstellung der Reg. coen. II genugsam zu erkennen:
immerhin aber erhöht sich der Wert derselben für uns nicht un-
wesentlich durch den gelieferten Nachweis, daß außer dem Be-
schluß noch ein längerer Zusutz in ihr auch in der ursprüng-
lichen Regel Columbas gestanden hat.
Ob wir nun auch für den zweiten großsen Zusatz, d. i. den
Abschnitt, welchen Reg, II über den Schlufs von Reg. I
hinaus enthält ($. 231, 27 bis $. 238, 36), das KanmenarE
zobgnis werden beibringen können?
In der Deutschen Zeitschrift für Kirchenrecht habe ich v1,
8. 26) ans einer Bohbienser Handschrift der ambrosian. Biblio-
thek ein bisher unbekannt gebliebenes Pönitential veröffentlicht,
das in seinem gesamten Umfang wls Überarbeitung eines altem
keltischen Bufsbuchs zu gelten hat (a. #. 0, 8, 46). Während
in den Abschnitten 1—4 mehrfach auch auf Luien Rücksicht
genommen wird, erscheinen die Libri 5 —7, ganz besonders aber
Lib, 8 ausschlieflich als für Mönche bestimmt, Dieser letzte
Abschnitt, „de superbla“ bezeichnet, entbält nur in den ersten
el Kapiteln einen der Überschrift entsprehenden Stoff; was vom
12. Kup. on folgt, ist eine Verbindung von auf das gesamte
innere und äußere Leben im Kloster bezüglichen Bufsbestim-
mungen, bei denen in den Kap. 16—18 und dem angeschlossenen
Teil bis 3, 44, 2. 17 die Rücksicht auf den die Bulse bestim-
menden Priester und der sakcamentale Charakter ganz zurücktritt,
während der letzte Abschnitt die Nachlässigkeiten der Priester
teils gegenüber der geweihten Hostie (44, 18 — 45, 12), teils
während der sakramentalon Handlung selbst (45, 13 — 46, 3)
wieder unter strenge (sakramentale) Pönitenz stellt. Somit er-
weist sich dieses Dokument trotz der starken formellen Über-
arbeitung, die es in späterer Zeit erfahren (S. 49f.), seinem we-
sentlichen Inhalt nach als ein Pönitential aus der Zeit der
klösterlichen Verfassung der keltischen Kirche, wo die Mehrzahl
der Geistlichen jedenfalls das Mönchsgelübde abgelegt hatten und
das nmwolmende Volk von den Klöstern nus pastorierk wurde.
Eben deshalb finden sich neben den Bestimmungen für Kleriker
und Mönche auch solche für Laien vor, wie anderseits neben den
1) Der Satz: Quamuis ergo in nocte dominica et tempore quinquä-
en genun Rockant (8: 89, 1), nach ea 1
ten Zusatz hat, ist mit dem in Reg. I (Codd, GVE nz
DE) und X unmittelbar folgenden In ame Den omnes fratres .
aufs engate verbunden. Vgl. nach Dissert. 5,
PP
—
64 ANALEKTEN.
praesumptio contam plagis. Pos-
sessio alicuius rei ote.
S. 232, 25: Egredi nel in-
gredi in domum aut opus facere
eine oratione et signo crucis
Auodecim plagis.
8.232, 27: Meum nel tuum
disisse sex plagis.
8. 232, 28: Verbum contra
vorbum simpliciter dietum sex
percuss., si ex contentione, C
plagis uel superpositione silentii.
euliaris praesumptio CO plagis
emendetur nach CFH; A fügt
auch Possessio alien. rei ete,
noch hinzu.
S, 221, 20: Qui egrediens.
domum ad orationem poscendam
non se humiliauerit et post ac-
ceptam non se signauerit ... .
qui orationom ante opus aut
post oblitus fuerit, XII perc.
Et qui regrediens domum etc.
8. 220, 15: Qui dixerit sunm.
proprium aliquid, sex perc.
S. 223, 4: Consilium contra
consilium cum simplicitate pro-
mens, L pere. Cf. Poen. Col.
A, 10: Verb, cont. verb, sim-
plieiter dietum, L plagis ...
nel si extentione, silentii super-
positione.
Aus dieser Parallelität lassen sich meines Erachtens zwei
Folgerungen ziehen: 1) der letzte grolse Zusatz in Reg. II kaun
nicht ursprünglich mit den Kap. 1—9 ein Ganzes gebildet haben,
er ist von der Originalregel Columbas auszuschliefsen; doch sind
2) die beiden Abschnitte nicht unabhängig voneinander entstan-
den. Hätten wir nun zur näheren Bestimmung dieses Verhält-
nissoes nnr die betreffenden Stücke selbst, so würde man sich
wohl dafür entscheiden, dafs die verwandten Sätze in Reg. II als
der später und unter Einflußs von Reg. I entstandene Teil auf-
zulassen sei; erinnert man sich aber, dafs der betr. Abschnitt
von Reg. Il jenem alten Klosterpönitential angehört, dessen Neu-
gestaltung im Ambr. vorliegt und dem die Kompilatoren der
Poen. Bigot. u, Cummeani so zahlreiche Stücke entlebnt haben,
80 wird man zu der Annahme geführt, dafs Col. v. Luxeuil selbst,
bei Abfassung dos zweiten Toils seiner Regel ebenfalls schon
jenes altschottische Pönitential benutzt hat.
Ein zweiter Abschnitt, den die Cönobialregel (Reg. I u. ID)
mit dem letzten Teil des Poen. Ambr. gemeinschaftlich als ein
Bruchstück aus diesem ulten Pönitential besitzt, sind die (in
Reg. I das 15. Kap. bildenden) Sätze über die Nachlässigkeiten
der Priester gegenüber der geweihten Hostie aufserhalb der
eucharistischen Handlung selbst (8. oben $. 62)'. Das diese
1) Vgl. D. Zeitschr. f K-R. VI, 44, Anm, 1. Im Ambr. fehlen
SEEBASS, REGULA COENOBIALIS COLUMBANI. 65
Bestimmungen einen Bestandteil der Regel Columbas gebildet
haben sollten, glaube ich ablehnen zu müssen, da die Straf
bestimmungen, welche in den ersten neun Kapiteln von Reg, I
wie bei Donat und X vorkommen, einen disziplinaren, vindikativen
Charakter haben. Es sind die Strafen, welche für die ante mensam,
ante Jectorum introitum aut quandocungue fuerit facile (220, 4il.)
dem Senior, dem Praspositus mensas (226, 18) gebeichtoten Ver-
Tehlungen angesetzt sind, Sie bestehen — mit der einzigen Aus-
4 — nur aus perenssiones und superpositiones si-
niemals eine Andentung vorliegt, dafs dieselben
vom Abendmahl verbunden gewosen seien, Wenn
von dem Psalmensingen der Poenitenten die Rede
sollen doch h ier nicht Normen für die Anwendung dieser
ce mac, Kr = wird nur von dem zum Reci-
‚Psalmen verurteilten Brüdern gesagt, dals sie atets,
r Quinquagesima, beim Gebet am Schluls des Psalms
zu beugen haben.
einer Mönchsregel, die offenbar nur Disziplinarvorschriften
geringeren Strafansätzen enthielt, ist für einen Abschnitt
15 kein Raum, das nur langwierige Fasten (40 Tage,
und 1 Jahr) jedenfalls als gakramentale Poenitenzen vor-
HAHUBEN
He el
den dem 15. Kap. in der Cönobialregel vorauf-
Reg. In. II völlig gleich überlieferten Abschnitt,
10—14, 4, anbelangt, so ist oben bereits erwiesen ®, dafs
der Regel Columtas nicht angehört haben können.
wenig scheinen dieselben mit dem in Reg. II angehängten
'h zusammengehört zu haben, da auch in diesem
Ball ia kaum erträgliche Wiederholungen and Widersprüche
mn.
iin
i iaeinctius, XV und der Schlufssatz si autem ob-
Seh eybi etc., der nach Bigot. I, m, 1 — wo fast
‚angetehrt worden, während im "nächstfolgenden
Überschrift Allen alius dieit anf das
= Kar [rs VII) zurückgegriffen wird — aus einem andern
“3 Reg. Mein viermal (8, 223, Z. 1. 7. 10, 28) nacheinander die
Ei itione silentü, niemals aber Aura podabEe jeiunik
mEDt, | Let nicht Angängig, den Ausdruck superpositio,
me ‚erscheint (Kap. 4 einmal und 6—8 mehrfach), anders
1 als ‚durch Supplierung von silentii,
5
66 ANALEKTEN.
in den Strafansätzen herausstellen würden. Man wird daher
kaum umhin können, in diesem Abschnitt den selbständigen Be-
standteil eines anderweitigen Klosterpoenitentials anzuerkennen,
wie denn diese Sätze sich durch ihr gleichmälsiges geschlossenes
von dem Vorausgehenden abheben. Dals Columba sie
und bei Abfussung seiner Regel mit verwertet habe, dünkt mich
nach den oben 8. 59 dargelegten Beziehungen zu Kap. 1—9 nicht
unwahrscheinlich. Auch das Folgende scheint mir in dieser Frage
beuchtenswert: In dem sogen. Poen. Columbani A (Zeitschr. f.
K.-G. XIV, 442) heifst es, Abs. 9: Qui fait per se aliquid sine
interrogatione vel qui contradieit et dieit non facio, vel qui mur=-
morat, si grande sit, tribus superposit. ote.; Abs, 10: Qui autem
detrahit aut libenter audit detrahentem, bes superpos. paeniteat;
sammen Reg. coen. 8. 229, Z. 14: Si...
iussu, 24 psalmos. 8.228, Z. 20: Si quis dieit non faciam, tres
dies uno paxm. e. a. Si quis murmurat, II dies in p- e. a.
8. 229, 2: Si quis contradieit fratri etc, 8. 229, 6: Si quis
detreotanerit abbati suo, VII dies in p. e. a; si quis fratri suo,
24 psalmos. Die Verwandtschaft ist nicht zu verkennen; wenn
man sich also bei der Zusammenstellung der letzten Sätze in
Poen. Columbani A des nämlichen alten Klosterpoenitentials be-
dient zu haben scheint, so gewinnt die Vermutung, dals dasselbe
zu den im Besitz Columbas befindlichen Schriften gehört habe
und bei Abfassung der Regel benutzt sei, an Wahrscheinlichkeit.
Wenn ich nunmehr dazu schreite, durch Zusammenstellung
der Resultate der bisherigen Untersuchungen eine deutlichere
Vorstellung von der Entstehung der Cönobialregel und ihrem Ver-
hältnis zur Regel Columbas selbst zu gewinnen, so habe ich eine
Bemerkung vorauszuschicken, Als Columba sich in Luxenil ent-
schlofs, eine Mönchsregel aufzustellen, war er ohne Zweifel im
1) Reg. I u. II Kap. 10:
Si quis opus quod ei iniungitur
Be Pacht duos dies uno
pe.
Kap.
5i quis face ai (uiom um
sacculari sine jussu XXILIT psal-
mos.
Kap. 14: er
exequ [exe-
uitur V!E qnod Iabeter ei, L.
post pacem N = si
responderit, La.
z
nis größs. Zusatz, 8. 289):
7: negligentius obsequia
Are impleuerit, superpositione,
2. 17: Si parentum agein
uel amicorum saecularium uiderit
uel eolloeutus ei fuerit sine iussione
u. Su sitione.
2. 9: Si officia statuta segnius
fuerit exgecutus, superpositione, —
Z. 6: Si contumacius responderit,
superpositione.
SEEBASS, REGULA COENOBIALIS COLUMBANI. 67
‚Besitz einer nicht geringen Zahl von Schriften seiner heimatlichen
klösterlichen Litteratur, die er nach dem Festland mit hinüber-
genommen hatte. Ein in dem columban. Kloster der Burgundo-
fara im 7. Jahrh, üblicher Abendmahlsgesang begegnet wörtlich
wieder im Antiphonar. Benchorense (Dissert. 8. 56); das Poeni-
tential Columbas ist unter Vorlage des Poen. Vinniai verfalst
(Zeitschr. £. K-G. XIV, 438); Reg. mon. VII und Reg. eoen. I
beruft er sich ausdrücklich auf die Bestimmungen der „seniores
*, „saneti patres“ und Epist. I sagt er: in desertis sedentes
cum nostrorum regulis manemus seniorum!. So werden
sich denn auch solche Klosterpönitentialien, wie wir sie oben
geschildert, in seinem Besitz gefunden haben. Dafs er das Original
des Poen. Ambr. («) bei der Entwerfung der Disziplinarvorschriften
im zweiten Teil der Regel benutzte, glaube ich (8. 64) erwiesen zu
haben, und für wahrscheinlich möchte ich es auch halten, dafs er
andere irische Klosterpönitential, welches den Kapp. 10—14
I wie z. T. auch den Zusätzen im Poen. Col. A zugrunde
bereits bei seiner Auswanderung aus Irland mit sich führte,
als man nun nach seinem Tode und kaum vor der Mitte
. den ersten Teil der Regel die „Regula monachorum“,
Folgenden ablöste und aus dem zweiten Teil die selb-
Regula coenobialis fratrum de Hibernia zu bilden unter-
‚ 80 war man hierbei doch darauf bedacht, nur solches
Material hinzuzufügen, das in den columbanischen Klöstern vor-
und irgendwie mit Columbas Autorität gedeckt war,
I in dem Codex Oxenhus. und Reg. II im Cod.
seinem Namen überliefert ist (Bd. XVII, 8.218, N. a
12). Während nun bei der Zusammenstellung von
Bestreben obwaltete, neben der nun völlig selbständig
Regula monachorum noch ein Klosterpönitential nach
zu schaffen, weshalb man aufser den ersten 9 Kapiteln
antun Satzungen nichts weiter vom zweiten
Regel, dagegen aus 2 verschiedenen in Columbaklöstern
worgefundenen altschottischen Klosterpönitentialien gewisse Stücke
aufnahm (Kapp. 10—14; Kap. 15 aus «), so haben die Compi-
latoren von Reg. IT, denen Keg. I bereits in ihrem vollen Um-
vorlag *, diese in der Weise auszugestalten gesucht, dafs
sie aus denselben Schriftstücken, aus welchen jene geschmiedet
erweitorten und vorvollständigten. So wurden zunächst aus
Teil der Rogel Columbas die Abschnitte „Frater
225, 2. 31)? und der erste grolse Zusatz, von
i
sugg8
Hin
H
ger 2
1ä 2 g
: Ha
3
i
agr8
H
er.
ein Teil dieses Zusatzes hat der Regel angehört, da
B+
1) Migne LXXX, 2690.
ar die Jetzten beiden Sätze des 16, Kap. fehlen in CH; siche
Bin
m
68 ANALEKTEN.
ungeschickt gewählten ! Orten eingeschoben. nut
aus dem Poen. «, aus welchem in Reg. I das 15. Kup. stammt,
der zweite grolse Zusatz Qui seit fratrem: ö
propitio saluatus existat (233, 27) — nachdem die oben S. 63
erwähnte charakteristische Änderung vorgenommen war — der
Reg. I angehängt und endlich noch ein doppelter Schlufs hin-
zugefügt: einmal jene beiden Absätze, die uns auch im Poen.
Col. A begegnen und die vielleicht am Ende des Klosterpöniten-
tials, aus welchem Kapp. 10—14 stammen, gestanden haben;
zweitens aber die Worte, die wir nach ihrem durchaus eolum-
banischen Gopräge sowie nach ihrer Stellung bei Donat und X
zuversichtlich ale ursprünglichen Beschlufs der genuinen Regel
Columbas bezeichnen dürfen. Wie nun bei der letzten Redaktion
der also erweiterten Cönobialregel der Zweck verfolgt ward, die-
selbe dem Bufsbuch Columbas in- ihrem Anfıng anzugleichen,
sodafs man ihr num den Namen Liber poenitentialis S. Colum-
bani abbatis geben konnte, ist schon Dissert, 8. 58 auseinander-
gesetzt; die neue Ausgabe der Cönobinlregel stellt dies (8. 220)
in recht augenfülliger Weise klar.
Die letzterwähnte Thatsache liefert einen neuen Beleg für
die von mir Zeitschr. f. K.-G, XIV, 8. 431 ff. ausführlich erhärtete
Behauptung, dafs das Poen. Col. B, Kapp. 1—25° uls das von
Columba von Luxenil hinterlassene Bufsbuch anzusehen sei.
Nachdem wir nun in der obigen Untersuchung schon das in dem
Codd. mit dem Poen. B zusammen überlieferte Poen. Col. A be-
rührt haben, wird es am Platze sein, noch ein Wort über das
letztere und über das mit dem echten Pönitential Columbas
verknüpfte Anhängsel hinzuzufügen,
Hinsichtlich des Poen. Col. A kann ich mich nicht vollig
mit den Ausführungen Haucks (K.-G. I, S. 254) einverstanden
erklären, der in dem Hauptteil desselben (Kapp. 1—8) ein
Pönitential zunächst für Laien erblickt und einen scharfen
Gegensatz zum Poen. B konstatiert. Hauck macht in letzterer
(7
E
=
“=
=
8
mehrere Sütze durch Donat gedeckt werden; 8.226, N. u; 8.224, N. il;
8.222, N. b. Ob die beiden Zusätze $. 222, Z.0f., Z. 178. ähnlich zu
beurteilen sind, lasse ich unentschieden, da Donat in seine Nonnenregel
keine Bestimmungen über Vergehungen der Priester aufnehmen konnte.
1) Berücksichtigt man, wie der Text der ursprünglichen Regel bier
#0 gründlich verderbt, in seiner richtigen Folge gestört und überhaupt
0 viel schlechter erscheint als in der columbanischen Nonnenregel, 30
wird man die Entstehung der Reg. II kaum vor Ausgang des 7. Jahr-
3) Die jetzten beiden Kapitel sind yiellich Columb
ie en Kapitel sind vielleicht unter Columbas erstem
Nacken hinzugefügt,
4 E
SEEBASS, REGULA COENOBTALIS COLUMBANI. 69
Beziehung auf drei Punkte aufmerksam: Der Mönch solle nach
Kap. u en. En 16 (B, 4) fünf Jahr für fleischliches
Bufse thun. Allein Kap. 3 heißt es: si fornicauerit
Hantem, tribus annis monachus poeniteat; si saepius,
7 annis. B, 4 fehlen die Zusätze semel tantum und si saepius,
und daher die mittlere Zahl: 5 Jahr. — Sodann: „Entweihung
der Hostie wird Kap. 6 mit 40, Kap. 24 (B, 12) mit 3 mal 40
Tagen Bußsen belegt“. Aber Kap. 24 haben wir den Zusatz: si
negligenter demiserit. Auffallend bleibt allerdings die von Hauck
auch hervorgehobene Verschiedenheit in der Behandlung von
Körperverletzungen; Kap. 5 — tribus annis, Kap. 21 (B, 9) -— annum
integrum. Dieser Strafansatz in A mufs aber überhaupt bei all-
gemeiner Abwägung des Verhältnisses der Pönitenzen zu den
entsprechenden Verfehlungen als abnorm erscheinen, und da auch
Vinnian, dessen erstem Teil das Poen. A, insofern es auch Ge-
dankensünde straft, besonders nahe steht, in Kap. 8 nur ein
Jahr für den gleichen Fall ansetrt, so möchte ich glauben,
daß in A am dieser Stelle absichtlich oder nnabsichtlich eine
des ursprünglichen Textes stattgefunden hat. In
allen übrigen Punkten horrscht völlige Gleichheit
zwischen A, 1—8 und dem ersten von den Verfehlungen der
Mönche und Kleriker handelnden Teil von B; die Bestimmung
über den Meineid, welche in den bisherigen Ausgaben in A fehlte,
konnte nach den Bobbienser Codicoes in A (Kap. 4%) — und
zwar mit demselben Bufsansatz — aufgenommen werden. Ver-
man hinwiederom die Bulsen im Poen. A mit den im Poen,
B für die Laien angesetzten Strafen, so stößst man auf aufser-
ordentlich bedeutende Differenzen: Mord und Sodomiterei 10 —
resp. 3 Jahr, Diebstalıl 1 Jahr — resp. 3 mal 40 Tage, Selbst-
1 Jahr — resp. ", Jahr, Meineid 7 Jahr — resp.
3 Jahr. Diese gröfsere Strenge wie die Aufnahme von Bufsen
für Gedankensünden wird man kaum erklären können, wenn das
Pönitential zunächst für Laien geschrieben war. Es ist dies
aber auch an keiner Stelle desselben ausgesprochen, vielmehr
weist nicht nu mur A, 3 (tribus annus monachus paeniteat .
rit et uota fregerit), sondern ebenso $ 2 mit
Zusatz siue discedere auf den mönchischen und $ 6 offen-
mit den Worten Si ipsum sacrificium quis perdiderit auf
> geistlichen Stand hin. Wären endlich die ersten acht Ka-
‚pitel für Mönche und Laien bestimmt, so dürfte $ 8 in dem
‚Satze Csterom de minutis moram inconditoram der Zusatz mo-
nachorum ebenso wenig fehlen wie in B, 25 (wo es heifst: Post-
de minutis monschorum augendum est sanctionibus), da
‚die letzten vier Kapitel in Poen. A offenbar nur auf Mönche
bezogen werden können. Aus dem letzteren Grunde und weil
Bu i
annehmen zu dürfen, dafs dieses
auf Mönche ! angewandt werden
nachgewiesenen Verhältnis zum fee
auch nicht für ausgeschlossen, dals es von Columba
rührt. Man könnte es ansehen als den nach
ersten Entwurf eines speziell für Klosterinsassen bestimmten Buls-
buchs; zu einem völlig sicheren Urteil wird man vor Auffindung
anderweitiger Exemplare des columban. Bufsbuchs kaum
Die im zweiten Teil hinzugefügten $$ 9—12 tragen durchgehends
das Gepräge des altirischen Klosterpönitentisls und lassen sich
sämtlich aus Reg. coen. I u. II zusammenstellen *. Da die drei
ersten gerade die am meisten von Columba bei den Mönchen
bekämpften Fehler (die Äufserungen der superbia und die de-
tractio) berühren und der letzte eine Reihe kurzgefaßter allge-
meiner Normen enthält, so wird man das über den Zweck der
ersten acht Paragraphen Bemerkte auch auf die vier letzten aus-
dehnen dürfen. — Was endlich die am Schluß des Poen, B sich
findenden Zusätze über die leichteren Verfehlungen der Mönche
anlangt, 80 habe ich mich schon Dissert. 8. 49 dahin aus-
gesprochen, dafs unmöglich um solch geringfügiger weniger Dinge
willen Columba noch einen dritten Abschnitt mit den Worten
Postremo de minutis monachorum augendum est sanctionibus hätte
einleiten können. Es fragt sich also, ob man deshalb dieselben
ganz von der ursprünglichen Anlage des Pönitentials auszuschliefsen
habe oder ob nicht etwa ein Ausfall anderweitiger Bestimmungen
anzunehmen sei. Läfst man dieselben ganz fort, so fehlt dem
Pönitential nicht nur jegliche abschliefsende Wendung, sondern
man müfste sich auch zur völligen Streichung des Schlufssatzes
der Praefatio „De capitalibus primum oriminibus, quae
etiam legis animadversione plectantur, sanciendum est
entschliefsen, da andernfalls diese Worte — auf welche offenbar
mit Postremo de minutis monachorum augendum est sanctionibus
zurückgegriffen wird — völlig in der Luft schweben würden.
“ a in diesem Bufsbuch us jech Ansätze für das discedere
($ 2), 8 3 si discesserit et uota
a Sata vol Meg. com. X, 8.200,90 229,2. Kap. VI,
„ Br m mm m III S. 228, 4. 5 und (Reg. IN)
8. 282, OT.
1, 5. 238, 28.
a I, Anfang und Bigot. VIII, 2. Cum-
meani IX, 8.
” $ 11 u 12 vgl. Reg. IE, S, 238, 28-80.
# &
[a
SEEBASS, REGULA COENOBIALIS COLUMBANL. 71
Nun findet sich aber dieser Gegensatz von capitalia orimina,
Mosaica quoque lege damnantur und den peceata
minuta schon bei einem älteren mönchischen Schriftsteller, den
Columba viel gelesen hat, nämlich bei Cassian. Im 11. Kap.
der XX. Conlatio spricht Cassian (ed. Petschenig II, p. 567 qq.)
von den schweren ‚Vorgehen wie fornieatio, adulterium, pecentum
per abundantiam vini epularumque nimietatem, perjurium, furtum,
', blasphemia iracundia und im Anfang des folgenden
Kapitels stellt er den eben bezeichneten Gegensatz auf. Wie
1. XX, 5 hinweisen konnte (Zeitschr. f.
K.-@. XIV, 441 Anm.), s0 dünkt es mich nicht unwahrschein-
lich, dafs auch in der Anlage des Poen. B bei Columba eine
Erinnerung an die 20. Conlatio Cassiens obgewaltet habe. In
dem Schlufsabschnitt ($ 30: Confessiones autem dari diligentius
de eommotionibus animi — vgl. Donats
Regel in dem columban. Kap. 23) verknüpft der Verfasser dann
die beiden Teile — de capital. eriminibus und de minutis mo-
nachorum — wie es scheint, wieder miteinander, indem er sie
kenntnig reinigen, bevor man zum Tisch des Herrn herantritt !.
‚Abschliefsend habe ich also meine Meinung über das sogen.
„Poen. Columbani“ dahin abzugeben, dafs die unter dieser Be-
zeichnung zusammengefafsten Pönitentialien A und B zwei ver-
schiedene und selbständige Bufsbücher repräsentieren, von denen
das zweite in den Kapp. 1—23 (resp. —25) unzweifelhaft von
‚Columba herrührt. Das Poen. A dürfte im wesentlichen unvor-
kürzt auf uns gekommen sein und rührt ebenso wie der letzte
‚Abschnitt dos Poon. B (Kapp- 26—30) wahrscheinlich von
‚Columba her, wenn schon in diesem letzten Teil ein nicht unbe-
trächtlicher Ausfall anzunehmen ist. Hiernach ist meine Be-
bag - Zeitschr. f. K.-G. XIV, 435 Abs. 3 zu modifizieren.
Meine ursprüngliche Vermutung, dafs die ‚ausgefallenen Sätze zum
Eine aufmerksame Mepactıng des ganzen 12. Kap. der Conl.
‚die Annahme nahe, dafs jene uitia interiora ($ 80, Z. 9) die
y . mit vertreten. „Cor en & 80, Z. 5)
bei Onssian $. 569, Z. 2.
; nn
Letzte Erwiderung an Herrn H. J. Schmitz.
Herrn Schmitz, der seinen Widerspruch gegen die Authen-
tieität des „Poen. Colombani“ auch für den Abschnitt B, 1—25
erveuert hat (Archiv f kath. K,-Recht LXXT, 436ff.), habe ich
inbezug auf die aufsere Beglaubigung desselben bereits im Neuen
Archiv XXI, 8. 739 geantwortet, Von seinen übrigen Einwen-
‚dungen haben zwei den Vorzug der Neuheit. 8. 454 f. behauptet er:
„Die in Kap. 19. 20 vorgeschriebenen Pönitenzen, welche auf
dem ins praktische Leben tief einschneidenden Gebiete der Re-
stitution im Gegensatze zu den entsprechenden Vin-
nianschen Satzungen liegen, tragen den Charakter bürger-
licher Rechtsbestimmungen. Redemtionen und Bulszusätze,
bestehend in Almosen, Armenunterstützungen, Loskauf von Ge-
fangenen eind Erscheinungen, welche eine Entwickelang der Buls-
disziplin der späteren Zeit im fränkischen Reiche charakterisieren.*
Von Redemtionen findet sich aber weder an dieser Stelle noch
sonst bei Columba eine Spur; nur Verschärfungen der Bufßse
(ohne Einschränkung ihres Zeitmalses) treten hervor wie: waflen-
los umhergehen, Loskauf, Almosengeben (Wiedererstattung des Ge-
stohlenen). Die letzten drei Bufszusätze finden sich aber — was
Schmitz übersehen hat — auch bei Vinnian '. Besonderen An-
stols nimmt Schmitz an dem Zusatz in $ 19, nach welchem der
reumütige Dieb dem die Absolution erteilenden Priester ein Gast-
mahl veranstalten soll. „Eine solche Unsitte der Ausbeutung
des Bnfswosens zu persönlichem Vorteil des Bufspriesters weist
auf einen Verfall der Bufsdisziplin hin.“ Aber das christliche
Vorbild dafür ist uralt; der himmlische Bufspriester hat sich
selbst bei dem reuigen Diebe zu Gast geladen und die Forderung
der vierfachen Wiedererstattung (Vinn. 25) stammt eben daher
(Luk. 19).
Als Hauptgrund für seinen Widersprueh führt Schmitz noch
un, dafs in den fränkischen Synodalbeschlässen des 6. Jahrhunderts
eine umfassende Gesetzgebung auf dem Gebiete der Bufsdisziplin
vorgelegen habe, welche der von Columba herübergebrachten
irischen Übung (privater Pönitenz) direkt entgegengesetzt Bewosen
sei. Wäre nun diese irische Weise durch Columba, der „im
strenger Geschiedenheit seiner Klostergründungen von dem Leben
der fränkischen Kirche“ einzig bei den Satzungen seiner Väter
zu bleiben gewünscht habe, in die fränkische Kirche eingeführt
worden, so sei es unerklärlich, dafs man weder von einem Wider-
1) $ 22: et ancillam siue seruum liberare siue praetium eins pau-
Be aut Baus dare und $ 25: reddat quadruplum proximo.
gl. auch N 9: et det pecunlam 1 qui percutit, quantum arbi=
tratus fuerit sacerdos aut fustus quisqguam.
i k
SEEBASS, REGULA COENOBIALIS COLUMBANI. 78
sprach des fränkischen Episkopats noch von einer Rechtfertigung
derselben seitens Columbas etwas vornohme (8. 449), — Hier-
auf ist in möglichster Kürze zu erwidern: In den Akten der
fränkischen Synoden werden stets nur einzelne, grobe Sünden er-
wähnt, die einer strengen üffentlichen Pönitenz (von ins Kloster
verwiesenen Klorikern abresohen) unterstellt werden. Mochte
zum auch in solchen notorischen Binzelfällen den Canonen gemäfs
in der fränkischen Landeskirche des öfteren die öffentliche Bufse
vorgeschrieben und ausgeführt werden, — auf die von Irland
einwandernden Mönche machte der Zustand Galliens den Eindruck,
wie iln Jonas beschreibt: poenitentine medicamenta puene abolita
videbanter (v. Col, 11, Mab. A. 8, II, 7) und mufste daher in
ihnen den Wunsch einer Besserung erwecken. Gewils war 08
nun Columbas Begehr, in stiller Ahgeschiedenheit „mit den Be-
geln der Väter“ in der weiten Waldeswüste des fränkisch-bur-
8 Landes ein Leben klösterlicher Mortifikation und Ab-
stinenz zu führen. Aber doch wurde er bald bekannt, berühmt
und viel aufgesucht. Und was war es, das die Menge zu ihm
hinzog, also, dafs aufser der ersten Gründung zu Anagraz noch zwei
andere Klöster erbaut werden mußten? „Ad poenitentine medi-
eamenta plebes undigue conenrrebant“ — erwidert Jonas
in der Vita Col. (17, A. 8. 11, 10). Das umwohnende Volk fühlte
sieh ergriffen von dem Ernst der Bufse, den os in den columban,
vor Augen hatte, wo nach der Vita Burgund. 15
(A. 8 I, 427) dreimaliges tägliches Bekenntnis der Gedanken-,
'Wort- und Thatsünden herrschte, die durch die „medicaments
poenitentiae“ geheilt wurden. Es ward somit das Bedürfnis nach
‚einer allgemeineren und intensiveren Anwendung der Bnlse und
Absolution in dor fränkischen Bevölkerung geweckt. Wenn Co-
lumba dem König Theoderich, der ebenfalls den schottischen
Bufsprediger aufsuchte (v. 31), mit der Exkommunikation
‚drohte (Kap. 32), so scheint es doch, uls ob auch der König
sich Columba zum Konfessionar erwählt habe. Aus der Bd. XVI,
8. 431 von mir angeführten Stelle aus Columbas Brief an Gregor
ergiobt sich für den unbefangenen Prüfer meiner Meinung nach
zweifellos, dafs Columba von fränkischen Geistlichen als Gewissens-
rat in poenitentialen Fällen angegangen ward. Wie der „pres-
byter ex parochianis Winnioens“ in Luxeuil eintrat (v. 14),
50. strömten zu dem aus der columban, Schule horvorgogangenen
Ak Fiber von Jumiöges die sacerdotes Dei, seinem Bei-
Fick nächzuahmen (v. Filib. 20, A. 8. II, 788). Von besonderer
aber ist, was uns Jonas in der Vita Eustasii, des
Columbas in Luxeuil Kap. 5 mitteilt: (Eustasius) ibi
en Lux.) tam plebem interius quam vicinos
populos ad Christianum vigorem exeitare studuit, multosque
n |
[
74 \ ANALEKTEN,
eorum ad poenitentine medicamenta pertraxit u
ojus studii, ut multos sun facundia erudiret. Nam multi eorum
post ecclesiarum praesules extiterunt: Chagnoaldus Lugduns
Clavati, Acharius Viromandorum et Noviomensis ac Tornacensis
episcopus, Ragnacharius Angustanae et Basileae, Audomarus Bo-
loniae et Tervanensis episcopus. Will man otwa auch
Worte so auslegen, dafs Eust. seine Mönche und das umwohnende
christliche Volk dazu angeleitet habe, für die in den Canones he-
zeichneten einzelnen groben Sünden öffentliche Kirchenbufse zu
thun? Es kann doch kein Zweifel sein, dafs Jonas bier
dem Bustreben des Eust. spricht, in treuer Innehaltung der
lumbanischen Institute, wozu er von Col. noch zuletzt ermahnt
war (v. Col. 61), die im Kloster eingeführte Art der
leistungen * für Kleriker, Mönche und Laien in Übung
halten. Was Eust. aber und Columba selbst auf diesem Gebiet
im Kloster gelehrt haben ®, das werden die in der obigen Stelle
genannten Schüler als Bischöfe von Laon, Tournay, Basel und
Bonlogne nicht verworfen haben, ebenso wenig wie die ebenfalls
in Luxenil oder doch in der Schule Columbas gebildeten Bischöfe
Donat v. Besangon, Dado v. Rouen und Eligius v. Noyon. Die
von Colamba mitgebrachte Weise der Pönitenz, wie sie in seinem
Bufsbufs mit einer gewissen Accomodation an die Übung der
fränkischen Landeskirche codifiziert war (Bd. XVI, 8. 440),
sich auf diese Art in der letzteren ausgebreitet, ohne dafs man
deshalb sofort auf die eanonische Öffentliche Kirchenbuße ver-
ziehtet hätte, welche nicht nur im Poen. Col. selbst noch vor-
geschrieben (B, 24f.), sondern von dem Vorfasser desselben
auch anempfohlen wird (v. Col. 18). Ja die fränkisch-
Gesetzgebung des 7, Jahrhunderts scheint — was schon Löning
(Gesch. d. d. Kirchenrechts II, 476, Anm. 2) hervorgehoben und
Hinschius (System d. kath. Kirchenrechts IV, 826, Anm. 2) an-
erkannt hat — schon einen Hinweis auf den allgemeinen Gebrauch
der medicaments poenitentias nach irischer Art zu enthalten 9,
Nachdem ich bereits im „Neuen Archiv“ Gelegenheit hatte,
den Mangel an Sachkenntuis, der sich in der Schmitzschen Be-
handlung der Frage nach der äufseren Beglaubigung des Pöni-
tentials Colun Columbas fühlbar macht *, hervorzuheben, bleibt mir hier
Er = BETH an dem stehenden Ausdruck bei
en.
2 ige ejus studii ete.
.r Sr der nee des Konzils von Chälon (zwischen
639 u. 664): poenitentia vero peccatorum, quae est medela ani-
mae, utilem ms hominibus esse censemus et ut paenitentibus a
sacerdotib tibus data ee indicatur poenitentia, universitas sacer-
Jdotum nuscetur consentire (Maafsen, Conc. aevi Meror., p- 210).
"Auch nach dem Urteil der Redaktion des Neuen Archivs.
E
fr
|
— —
SEEBASS, REGULA COENOBIALIS COLUMBANL 75
noch übrig, die abstofsends Art seiner Polemik zu beleuchten. —
Dimseriation, „ Bogsl
als „verunglückt“ bezeichnete Buch Ebrards „Die iroschottische
issien “, obwohl ihm als Rezensenten meiner Doktorschrift
bekannt war, dafs ich mich von Anfang bis zu Ende dieser Ar-
beit im ausgesprochensten Gegensatz zu Ebrards Aufstellungen
\ is wird angeführt, dafs ich mich inbezug auf
die Frage: Columba oder Columban? an die Ausführung Ebrards
angeschlossen habe (und noch anschliefse) 1! — 5. 455, Abs. 3
fi ich das Buch Greiths „Gesch. der alt-
irischen Kirche“ als wissenschaftlich wenig brauchbar bezeichnet
habe, obwohl ich mich doch selbst auf Greith berufen hätte,
Wie steht’s nun mit dieser Berufung? Inbezug auf meine Inter-
pretation des Wortes antiphona bei Col. reg. mon. VII hatte
Schmitz in seiner anmutigen Weise geschrieben: „Jeder Chor-
knabe wird über eine derartige horrende Begriffserklärung lächeln“;
in Zeitschr. f. K.-G. VIII, 461 rechtfertigte ich meine Auffas-
sung mit einem Hinweis auf den „hochwürdigen Bischof von
St. Gallen“ (Greith), der in seinem Buch über die irische Kirche
die nämliche Erklärung gegeben habe, Ob es Schmitz wirklich
entgangen ist, dafs hier nicht sowohl an das wissenschaftliche
Urteil Greiths als an den Kenner der termini technici der rö-
mischen Kirche appelliert war? — Am Schlufs seines Artikels
wirft Schmitz es mir vor, dafs ich Zeitschr. f. K.-G. XIV, 437
unterlassen darauf aufmerksam zu machen, dafs ich früher (Dissert.
®. 58) Finnian von Clonard, nicht Finnian von Maghbile als
Verfasser des Poenitentiale Vinniai angenommen hatte. Meine
nter über Finnian in der Anmerkung auf 8. 437 könn-
ten, meint or, nur den Zweck haben, meinen Rückzug zu
f
I
i
5
von Clonard Verfasser des Poen. Vinn. sei, damals
nur geringere Bedeutung für mich, und ich habe dabei auch
keinen Zweifel daran gelassen, dafs ich mich in derselben einfach
1) Sein anderer Beweispunkt ist so völlig nichtig, dafs ich ihn ganz
Sberpoin. — Dafs übrigens Herr Schmitz nicht der geeignete Mann ist,
+ die Form eines Namens ein kompetentes Urteil abzugeben, be-
seine zahlreichen hierher gehörigen Ungenauigkeiten. Den Bischof
oder Dado nennt er z. B. Andoen Dadon (a a. O. 8.449 Anm.),
‚schreibt er durchgehends Flemming, Herrn Prof. Löning
8. 68. 69) konstant Löhner, wie er denn auch schon
‚ sich nicht Bemktes gefunden hat, meinen eigenen Namen
zu lassen. Von anderweitigen Proben Schmitzscher
findet man in dem besprochenen Artikel: Collectanla
erg De Fr Anm, 1), verwegendsten (S. 450 Anm. 2),
76 ANALEKTEN.
un Wasserschleben angeschlossen hatte, zumal meine Mittel zur
Prüfong dieser Frage nur sehr beschränkt waren. Von dam Anf-
geben einer bisher festgehaltenen Meinung, von dem Antreten
eines Rücktritts konnte also für mich gar keine Rede soin !.
Man wird es nach dem Angeführten gewils begreiflich finden,
wenn ich hiermit erkläre, dafs in Zukunft den Ausführungen des
Herrn Schmitz von mir keinerlei Beachtung mehr geschenkt wer-
den wird, wie ich denn anclı schon den breitspurigen Artikel
A. f. kath. K.-B. 1888, 8. 2094. — in welchem Schwitz u. a. be-
streitet, dafs Col, überhaupt eine feste Mönchsregel geschrieben
und in ihrem Wortlaut fixiert habe, dafür aber von einem Ver-
kehr fabelt, welchen er mit dem (älteren) Columba Hiensis unter-
halten haben soll (8. 212—214) — unberücksichtigt gelassen
habe.
2.
Melanehthoniana.
Von
Dr. Gustav Bauch,
1. Anschlag, betreffend die Verbrennung der päpst-
lichen Dokretalien. 1520. Dezember 10.
Bei den hier folgenden Denkmälern aus Melanchthons Feder
lassen wir den einzigen nur handschriftlich überlieferten, zugleich
als den wichtigsten unserer Beiträge, den Reigen eröffnen, den
an die Wittenberger Studentenschaft gerichteten Anschlag Me-
lanchthons, betreffend die Verbrennung der päpstlichen Dekre-
talien. Kolde fand die erste Tradition hiervon in den Schumann
schen Annalen der Zwickauer Ratsschulbibliothek, und nach seiner
Veröffentliebung ? hat Enders die Intimation den Briefen Lnthere ®
einverleibt. Wir bieten hier eine ältere Überlieferung,
die sich offenbar der originalen Fassung mehr nähert und die
1) Hätte Schmitz in objektiver Weise darauf aufmerksam gemacht,
dafs ich Zeitschr. f. K.-G. XIV, 437 unterlassen habe auf die Änderung
meiner Ansicht über den neben Finnian Dissert. 58f. genannten Gildas
hinzudeuten, so würde ich einfach zu konstatieren haben, dafs ich dieses
Versäumnis jetzt selbst bedauere,
2) Analecta Lutherana, 26.
8) Dr. Martin Luthers Briefwechsel II, 18.
m
BAUCH, MELANCHTHONIANA. 77
zugleich ausdrücklich Molanchthon als den Ver
Tasser bezeichnet, Diese als gleichzeitig aufzufassende Nieder-
schrift befindet sich in der Münchener Hof- und Staats-Bibliothek
unter der Signatur H. Ref. 4°. 800/18 auf dem "Titelblatte von:
Exustionis An | tichristianorum Deere- | talium acta: || 0. O. u.
I. 4°. Sie lautet mit Auflösung der Abkürzungen und ohne
Rücksicht auf die alte Interpunktion, Grofsschreibung und die
4, e und e für ae und oo, j für , vfürm,
die vielleicht teilweise auf die Rechnung des Abschreibers zu
Phi. Adam. Intimatio Wittenbergas adfixa.
Quisguis es !, qui voritatis ovangeliene studio teneris ®, ad-
ne ee sanctae crucis extra moenia
oppidi nostri, ubi pro vetori ot iam ® apostolico imstituto * impii
pontifieiarum constitutionum ® et theologiae scholasticae ® libri
eremabuntur, quandoguidem eo processit audacia inimicorum evau-
gelü, ut pios ac erangelicos Lutheri libros exusserint '. Age,
pia a0® stodiosa juventus, ndesto ? ad hoc piam at! roligiosum
spectaculum, fortasse”! enim nunc tempus est, quo revelari drri=
ziger” oportait,
acta est exustio 4° idus’® decembris anno do-
wint 1520.
m Jahre 1518 berief Friedrich der Weise den Magister
und Doctor medieinae Petrus Burckhard, einen geborenen
r mach Wittenberg. Dieser hatte seine medizinischen
in Ferrara gemacht und wurde 1497 in Ingolstadt mit
izinischen Professur betraut, die er bis zum Juli 1504
Me“. In der Matrikel heifst es dort zum 26. April 1498:
or Petrus Burckhard Primo iuravit, quia alias minorennis
Nach seinem Abgange versah er das Amt eines Stadt-
in Nürnberg, Ulm und Regensburg. Scheurl gab ihm
Ei © fehlt bei Kolde. 2) Kolde: tenetur. 3) Ms.: en
— inm fehlt bei Koldee 4) Kolde: ritu. 5) Ms.: con-
6) Kolde; scolasticae theologiae. 7) Kolde: exusserit,
8) Kolde: et. 9)Ms.: ad esto. — adesto f fehlt bei Kolde. 10) Kolde:
ac. 11) Kolde: fortassis. 12) Ms.: dwrızgorog. — Kolde: Anti-
13) Ms.: nonas, Schreibfehler.
a Ba. ae der Ludwig-Masimilians-Universität in Ingol-
b) , Dis, München, Universitätsarchiv.
Wu EA |
78 ANALEKTEN.
einen Empfehlungsbrief an die Wittenberger Universität mit !,
die ihn am 29. September 1518 intitulierte *. Es ist auffallend,
dafs er im medizinischen Dekanatsbuche ® erst am 28. Januar
1521 erwähnt wird. Er promovierte an diesem Tage den Dr.
Stephan Wild. Wenn er iu der Vorrede des sogleich näher zu
berührenden Buches sagt, zum Kurfürsten gewendet: ut... . te
principe medica professio aliquamdiu intermortus spiritum reci-
peret, so kann sich das nur auf den Zweig der Medizin, der ihm
anvertraut war, oder vielleicht auch nur auf die Richtung be-
ziehen, die er vertrat, denn die Fakultät besafs 1518 die Doktoren
Simon Stein, Thomas Eschhaus und Martin Berger +. Im Jahre
1521 war or Dekan, und als er im Juni die Universität var-
liefs ®, um wieder eine Professur in Ingolstadt zu übernehmen,
wurde ihm Thomas Eschhaus als Vizedekan substituiert. Die
Wittenberger Universität hat ihn im Sommersemester 1520 zum
Rektor erwählt, und als solcher immatrikulierte er die hohe Zahl
von 3833 Studenten. Er zog sich in diesem Amte aber auch
wegen seines Verhaltens bei dem grofsen Stndentenaufruhr den
schweren Unwillen Luthers zu ®.
Bald nach seinem Antritt in Wittenberg gab er heransz
Parva Hippocratis Tabula per Egregium viram dominum Petrum
Burckhard Ingolstatensem Artium et Medicine doctorem in Alma
Vuittenbergensi Academia medieinam ordinarie profitentis quibus-
dam familiaribus scholiis et aueta et illustrata. Vuittenberge im
officina Joannis Grunenbergij. Anno domini. M,D,XIX. 40%,
Burckhard, der das Buch dem Kurfürsten widmete, versucht,
die sibyllinisch dunklen Lapidarzeilen des Hippokrates commen-
tatorisch zu erklären, und dieser Commentar ist gegen „Aviconns
et Arabes“, gegen die Arabisten, gerichtet. Der eben selbst
erst in Wittenberg angekommene Melanchthon, der allen, die die
reineren Studien fürdern wollten, freundlich begegnete, begrüfste
die Arbeit Burckhards mit einem zustimmenden Briefe. Da
dieser im Corpus Reformatorum und in Bindseils Supplement
fehlt und das Werkchen so überaus selten ist, wie auch wegen
des Inhaltes wiederholen wir hier den Brief.
1) Briefbuch IT, 49. Auch an Kurfürst Friedrich un empfahl
er ihn, Germ. Nat.-Mus. Nürnberg, Cod. C. 215®, Scheurl an P, Burck-
hard: „guare tui nominis celebritatem ad prineipem Federieum kan
guandogue li hoc hoc nomine et patres et medicos egisse Ogime. gran EEE
'etrus Burckhardt artium Magister, Medieing Doctor
3) Ma., jetzt in der Universitätsbibliothek in Halle,
4) Dekanatsbuch z. J. 1518.
5) Enders a. a. O, $. 440 nimmt an, dafs er schon 1520 wieder
nach stadt gegangen un
2 nders a. © O, 8,
München, Hof- und Stanlo-Bibliothek,
‚BAUCH, MELANCHTHONIANA, 79
viro D. Petro Burcardo
Doc. Philippus Melanchthon
8.
Quandoquidem sic oportebat, humanas literas omnes semel
ac plane 25 Aidı mponyeos*, dissimulandum id
‚et ferendum erat, nisi grauissime in eas fuisset artes
sasuitum, quibus hominum vita esrere nullo modo potest. Quid
enim dubites administrari etiam foeliciter res publicas, neglecto
altero ex pootis, dinlectieis, rhetoribus, ac, ni fallor,
quam nostro malo a memoria horum temporum perierunt
aliquot millia poetarum, rhetorum, philosophorum. At postquam
theologi veteres illi et sinceri medicigue pessum jerunt, diei non
potest, © qua Iuco animi hominum, in quas tenebras lapsi sint,
corporum nostrorum salus in quo discrimine versetur, mon hoc
Stan, quoe ll ip studie noatrin erciderant, sed yel mazime,
gquod optimis abrogatis pessimi atque impudentissimi autores
Gecuparunt, Ita fit, ut pro theologis hodie fere
Aurwohöyoug? zul Yowardrag üyriyplorovg habeamus, pro me-
dicis, ot nequid immodestius dicam, gregem Thessalornm, alioqui,
si eraditionem spectes, xwpor Hargor, ut cum Galeno loquar,
a0 mescio, an satius fuorit, medicos non habere, quam tales. Ea
: ; magno quondam in pretio erat, ut Homerus indicat:
ro molhür arsakıng ahkwr, ac jure me horcule, nam
mi naturae cognitio, secretissimarum rerum scientia, com-
wissa erat, quas hodie sic est non adulterata, sed plane deuastata,
eandide probe, ita bonis Omnibus ac studiosis commendo, qui
rau mmisor juxta erudito ao diligenter explicaris.
Debebit tin posteritas cum aliis nominibus tum hoc maxime, quod
Primus Hippoeraticae peregrinationi manum admoueris, idem, audio,
eomatos alios nondum effecisse quenquam. Vale, Vuittenbergae,
Mens. Decemb: Anno M.D.XVII.
PHILIP: MELANCH:
Errabat mediis silentum in umbris,
Quas Minoia iura puniebant
Diris suppliciis, oalente febre,
B 'Fameque matieque panicoque,
Druck: vor audı eıyeade.
Adrarog, vanus, ». Aus Ti. 1, 10.
ui _
80 ANALEKTEN.
Metu, somnificaque obliuione,
Veterno, simul annun podagra
Et quidquid Furlis libebat irne,
Diuus Hippocrates, beata onius
Artem Graeeia laude sempiterna
Et tomplis decorauit, bic misertus
Turbae, noxia quae luebat iram
Duri indieis, ac benignus arte
Sanos restituit, leuatque morbis,
Necem millia tartari nocentis.
Tum Pluto, infera regna qui gubernat,
Iratus, medicum liventer ausum
Diis pugnare perennibusque fatis
Poscens ostraca iudicis seueri,
Atris eiieit impiger tenebris
In vitam rediturum et ad laborem
Artis Paeoniae grauesque curas,
Hac ergo comite Petro sub auras
Laetus aduenit alacerque Cons,
3. Toxtausgabe der Klagolieder dos Joremias,
1524. Praefatio.
Über das Aufkommen der zwei von dem Humanismus be-
sonders geschätzten und für die Reformation wichtigen Sprachen,
des Griechischen und des Hebräischen, in Wittenberg sind die
geltenden Anschauungen so wenig zutreffend, dafs wir, ehe wir
an unsere Sache gehen, übersichtlich ! davon handeln wollen, um
Melanchthons erste Ausgabe eines hebräischen Textes in Witten-
berg dann richtig beleuchten zu können.
Das erste Griechisch, und zwar in Typendruck, wenn
anch ohne selbständige Majuskeln, ohne Accente, Spiritus und
eigentümliche Interpunktion, zeigt sofort der erste datierte Druck
in Wittenberg, vom 18. Januar 1503, in seinen griechischen
Texteitaten: Oratio habita a Nicolao Marscaleo | Thurio Albiori
academis I Ale, | mania iü nuperrima ad promo | tion® primorä
baccalauriorü | numerogttuor & uigiti An|no a natali Chri-
stiano. M. | C.C.C.C,C.M. | XV. KAL. | FEB. || Impressum Albiori
1) Für das Griechische stellen wir aur die epochemachenden Drucke
zusammen. Die ältere Wittenberger Buchdruckergeschichte und die
erste Entwickelung des griechischen und hebräischen Druckes in Erfurt
haben wir in einem Aufsatze dargestellt, der im Zentralblatt für das
Bibliothekswesen zum Abdruck gekommen ist, KU, 858.
—
Mr _
BAUCH, MELANCHTHONIANA. 81
in Sassonia | Anno a natali Christie | no. M.0.0.0.0. | CNLXY.|
KAL. | FEB. || 10 Bl. Sign. Ai—Biii. 4%. Dor Verfasser ı
der Rede ist auch ihr Drucker, er hat mit demselben lateinischen
und griechischen Satze vorher schon in Erfurt gedruckt.
Als Marschalk 1504 nach der Promotion zum Doktor beider
Rechte Wittenberg verliefs, übergab er seinen vollständigen typo-
graphischen Apparat dem Poeten Hermannus Trebelius Notianus ®,
der 1504 oder 1505 damit die erste griechische Wittenberger
Lesefibel herstellte: EITSATRTH | x906 zur ygauuaruw eAln-
»wv. | EbEmentale introduetorit in Idioma green. || ©. ©. u. J.
6 Bl. Sign. Ait, Ali, 4% ist ein quergestelltes M, 7’ sind
verstümmelte F, nur (2 ist neu und in Holz geschnitten. Die
Anleitung zum Lesen ist eine Wiederholung eines ähnlichen
Werkehens von Wolfgang Schenck ® in Erfurt (1501), die Lese-
stücke mit luteinischer Interlinsarübersetzung entstammen einem
ebensolchen, undatierten Erfurter Büchelchen des Nikolaus Mar-
schalk *, Beide Erfurter Arbeiten gehen auf die bekannte An-
leitung des Aldus Manutius zurück.
Von Trebelius gingen die Marschalkschen Typen auf einem
Umwege über Eisenach und Erfurt (Wolf Sturmer) auf Johann
Gronenberg in Wittenberg über, der 1511, vermutlich von Con-
radus Thiloninus Philymnus ® herausgegeben, die Trebelsche Fibel,
durch naue Losestücke vermehrt, drückte: Eisayayn A900 Tr 7oup-
en rer) | Elementale introductorium in | idioma Grascani-
Formatom Typis Wittenburgüi in | offieina Joannis Gronen-
Bei AN8O MDX1.|| 12 Bl. Sign. All—Bili. 4°,
erste Textausgube eines griechischen Schriftstellers
ist die on Thiloninus Philymnus besorgte und von Johann Gronen-
ie ke Batrachomyomachia: BATRACHOMIOMACHIA HO-
PHILYMNO INTERPRETE: | ET EVLOGIA FVNE |
BEIA || Exygarıoo Aevxopiov: u ußır za | gaxıngwr xao-
weregiiv: ano zou | ınayrov pumıwopsov: ayu uno | Feoyoviao.
Fed unroa | kowrızıwroo: za | musgun Ar k Ka 18 Bl Sign.
4. Der griechische Text beginnt Biiib ®,
1) Albım 1502: Nicolaus Marscalcus Thurins arcium maglster et
juris bacealaureus erfordiensis.
Be 1502: ee Trebelius de eysennach,
700 ram | eraw eAlıwonw: | Elementale Intro-
a Bun Graecanicn. ec: 4
Tee &ldnvom | Elementale introduetoriu
£)
In aa
in 1609. 5.: Tiloninus Conradus de gottingen. Im W.
8 (0 als Erfurter Baccalaureus rezipiert und zum Maglster pro-
ni Das ‚Weitere aber die Pilege des Griechischen in Wittenberg ist
Zeitsahe. & 8.0, XV, 1. 6
4
92 ANALEKTEN.
Das erste Hebräisch in Wittenberg haben wir
oben ! kennen gelernt - bei Carlstadts: ee
MISTARVM: || «II Impressum Wittenburgii per Joannem
berg. Anno .M.D.VIIL. | TIE bg ar
Vom 2. Dl. an Seitensign. A—Z, aa—az, a—i, die letz
(5?) 8, ohne Sign, 4°,
Nur zur Ostentation und ganz sinnlos verwendet, tritt
Hebräische 1509 auf bei: COMORDIA PHILYMNT® SYASı
TICANI CuI NOMEN | TERATOLOGIA. || EXaratü est Leucorie
vinis charaoterib. p Joan|nem Gronenberg. Anno virginei in
M.D | & noui saeculi IX. vili Idus Septemb, Studii | aut®
instauratidis Anno .VII. || 16 Bl. Sign. Ai—Ciii. 49,
treffen wir unten auf der letzten Seite: wir En SR LnE
Diese Zeile in Blockdruck stammt aus Nicolaus 11
Erfurt gedruckter und zu dem oben erwähnten ungedruckten Intro-
duktorium gebörender: Introdustio nd literas el hebraicas | Yen
sima || 6 Bl. ohne Sign. 4°. Dort finden wir unsere Zeile als
die letzte auf der fünften Seite,
Dann begegnen wir den Spuren des Hebräischen in. Melanch-
thons Wittenberger Antrittsrede: PHILIPPI MELANCHTONIS
SERMO HABITYS APVD IV: | VENTYTEM ACADEMIAE
VYITTEMBERG, DE COR-|RIGENDIS ADY-|LESCENTIAE | STV-
DAS. || Vuittenburgij in offleina JToannis Grunenbergü. | ANNO
‚M,D.XVIIL. || 8 Bl. Sign. Aj—Bij. 4%. Die zwei hebräischen
Citate auf Bij? sind in sehr ungeschickter in Holz geschnittener
Kurrentschrift wiedergegeben.
Von den ebenfalls 1518 erschienenen Hebraeae Grammaticas
institutiones des Johanu Böschenstein können wir aus eigener
Anschauung nicht sprechen und verweisen dafür auf L. Geiger
und M. Steinschneider ®,
Das Jahr 1523 brachte endlich den ersten hebräischen Tr
druck in. Wittenberg in: COM-|PENDIVM | HEBREAE |
MA ||TICES PER Mattheum Auri-|gallum. || Vuittenderge ilij a
lend: | oetobr: Anno xaiij. | 32 Bl. Sign. Aj—Dr. 8%. Bei
der Umschrift um dus Signet sehen wir Griechisch mit Accenten:
Yu Heöc Brdixoy Opa. Dieser Druck ist, wenn es auch im
bekannt, Lehrer des Griechischen vor Melanchthon in Wittenberg waren
Märschalk, Trebelius, Philymnus und Johann Lang,
1) 8. 54.
2) Das ist wieder Philoninus Philymnus,
8) L. Geiger, Das Studium des Hebräischen. in Deutschland,
2 ® M. Mlenıshnelder- Bibliographisches Handbuch über die
keesatun. #12 Tihe. Sprachkundi, 8.
Nr. 252. Ne 209. Wo befindet sich ein Baemplar 2 a
BAUCH, MELANCHTHONIANA. 83
Kolophon nicht gesagt ist, wie aus der Titeleinfassung hervor-
hergestellt.
ne | 180 ‚M.D.XXIHIE. |
Mense Jannario, || 16 Bl. Sign. Aij—Bv. Custoden. 8°. Dieso
Threni erste hebraäische Text in Wittenberg. Auf
die Klagelieder folgt noch, um auch dem Aramäischen it
zu werden, Bvj, ein Abschnitt: Ex nono capite Danielis prophetae
(Oratio Danielis) *.
Auch Aurigallus sorgte dann noch für das Chaldäische, indem
er seine Grammatik, wieder bei Klug gedruckt, 1525 in erwei-
terter Gestalt wiederholte ? und ihr den Text des Daniel beigab:
COMPENDI/|VM HEBREAE | CHALDEAE | QVAE GRAM|MA-
TICES | PER MAT/|THAEVM | AYRIGALI|LVM: . || VVittem-
bergae, iii. Idus | Aprilis. Anno. | M.D.XXV. |] 88 Bl. Sign.
aij-Lyv. Custoden,. 8%. —
Melanchthon stellte seiner Ausgabe der Klagelieder eine Prae-
fatio® voran, die, wie der Text, bisher unbekannt geblieben ist:
Philippus Melanchthon Leoteri. 8.
Eeos, mi lector, acerbissimam Hieremias querelam, qui ecele-
excidium et horrenda dininae irae exempla deplorat, Sunt
non parum multi, qui aut in tantis malis securi, plus
ferreis animis senis huius lachrimas rident, aut tragicis
aliorum vitia accusant, sun dissimulant. Nae hi primum
deinde grauissimum: malum dum mederi student,
oxacorbant, Domum vero propheta te dedueit,
in te descendas, tecum eıpostules, misersaris
'succenseas, te accuses; pro 80 quisque mugna fabulas
sumus, suis quisque vitiis et a nobis et a reliqua eo-
alieonamus, Hasc utinam apud te expendas, cum
in manus acceperis. Sed, 0 miseros nos, qui usque
oeealuimus, ut tanti mali vim ne sontiamus quidem, quos
impietas, ut erubescere, quemadmodum Hieremias
', nequeamus, Verbum Dei paulo ante velut cimmerüis
latebat, nuper, posteaquam emerserit iterum di-
vortitur, ut Ezechiel nit, in canticum oris. Quotus-
rei pretium considerat? Quotusquisque ad pietatem ani-
ul
5
von uns benutzte Exemplar befindet sich in der Ratsschul-
Geiger di kennt diese beiden Ausgaben des Kompen-
(0 hat nichts gemeinsam mit dem im Corpus Ref.
sg. abgedruckten Argumentum in Threnos o Hlerenlae
eh
N
6*
84 ANALEKTEN.
mum adiicit? Cum interes dei nomen nemo non habent
Porro, si quem Hieremine lachrimas mouent, is ex hoe P
non modo ecclesiae cladem, sed vim etiam Adei cognoscet. Nam
cum agnoscat iram Dei, propheta tamen non dubitat, vel iratum
atque alienatum adoriri ac interpellare et a calamitatis auctora
sulutom speraro ac poscore. Quod exemplum quantum habeat
momenti ad confirmandam piam mentem, fucile intelligunt, qui
Christum propius norunt,
4. Etliche Spruch. 1527.
Die Beschäftigung mit theologischen Dingen veranlafste Me-
lanchthon bei seiner kindlich herzlichen Frömmigkeit, ganz im
Sinne der voranstehenden Mahnung nicht blofs als Streiter für
das reine Evangelium, für den Glauben, einzutreten, sondern auch |
zu versuchen, für die Bethätigung der Lehren der heiligen Schrift
im Leben binzuwirken. Diesem Bestreben verdanken wir ein
kleines Buch, das wohl seinen Zweck, in den Händen der Evan-
gelischen gebraucht zu werden erfüllte: denn es ist heut schr
selten ? geworden: Etliche spruch | darynn das ga-ntz Christlich
leben | gefasset ist! nutzlich | allweg fur augen | zu haben wnd |
zu betrachs/ten/ || Philip. Melanch. | Wittemberg | 1527 || Ge-
druckt zu Wittenberg | durch Simphorian | reinbart || 16 BI.
Sign. Ai—Bv. 8%.
Der erste Abschnitt ® handelt: Von Busse | vnd furcht des
erschreklichen zorns gottes | vnd dem anfang Christlichs lebens.
Dieser erste Abschnitt entspricht ganz und gar den Visitations-
artikeln von 1527 und den Angriffen, die Agricola dagegen
schleudorto 4, und es wäre hochinteressant, festzustellen, wenn
ihre genauere Datierung möglich wäre, ob nicht etwa diese Etliche
Sprach als eine an die christliche Gemeinde gerichtete und daher
in deutscher Sprache verfufste Verteidigung oder Paraphrase der
Visitationsartikel nufzufussen wären, jedenfalls entsprechen sie
seiner Verteidigung gegen Agricola ®. Die melanchthonische Kürze
und Klarheit kommt auch in dem kleinen Buche zur Geltung;
es ist nicht nur eine in Kapitel eingeteilte Spruchsammlung, son-
dern der knappe vorbindende Text zeigt uns in Ministur sein
H Man beachte diese Klagen 1524!
2) Das von uns benutzte Exemplar gehört der Bibliothek des Zen-
tralvereins für das gesamte Buchgewerbe in Leipzig (Museum ee
Alm. Ar ep Ein zweites Exemplar konnten wir nicht auffinden.
3% Schmidt, Philipp er $. 140. 151.
©. Schmidt'a.a. 0. 8.
wu
BAUCH, MELANCHTHONIANA. 85
- theologisches System. Wir lassen diesen Text hier
Die Sprüche geben wir nur nach der Kapitelzahl und
‚die Verszahl erweitert ohne Text, zwei unrichtige Zahlen t
ischweigend verbessert. Melsnchthon führt bisweilen die
nicht ganz und nicht ganz wörtlich an, recht sonderbar
‚sein vorletztes Citat (1 Kor. 7, 29): „Das sag ich aber, lieben
die zoyt ist kurtz, weyter ist das die meynung, die da
haben, seyen, als hetten sie keyne.“ Die Allegate aus
Alten Testament weichen meist von der heut geltenden
Übersetzung weit ab ®, aber auch von der alten Latherschen, Me-
lanehthon ist auf den Urtext zurückgegangen, und daher hat seine
ng als von Luthers Gehilfen doppeltes Interesse. Bei
Melanchthons eigenem Text haben wir die alte Interpunktion
nicht gewahrt,
Von Busse vnd furcht des erschrecklichon zorus gottes vnd dem
anfıng Christlichs lebens.
Anfang des christlichen lebens ist hertzlich vnd ernstlich er-
schrecken wor dem zorn gottes vber vnser sunde. Darumb hat
auch Christus sein predig daran angefungen. Matth. 4, 17.
Darumb sollen wir allweg für augen haben, wie hart gott
trewet den verechtern seines zornes vnd wie ehr an forcht ge-
Dis vormanen die nachfolgenden spruch. Luc. 12,
40 u. 47; Joh. 5, 27 u. 29; Matth. 25, 31—49; Psalm 111,
10; Prov. 28, 14; Esaj. 66, 2; Micha 6, 9; Psalm 145, 19;
Psalm 51, 19.
- Da zeygot Dauid an, das got nicht gefullen hab an underem
eusserlichen opfler als schepsen oder kelber, sunder foddere von
erkentnis der sund vnd erschrecken vor seynem gericht. Dis
‚eyn opfer, da got gefullen an hat.
auch hat er eyn vwoaußsprechlichen trost geben, das
spricht
: Eyn zuschlagen hertz sey eyn opffer vnd gefulle gott,
damit
ja wissen sollen, das wir dann eyn guedigen got haben
rechte
AH
i
5
pe
Eyı
leret ehr vos, das wir ym solcher angst nicht ver-
0 ttos worden. Wio auch Esa. 42 geschriben
‚Christo: Er werd das zustossen rhor nicht zubrechen vnd
elumende tocht nicht außleschen,
für
[603
E
Vom Glauben.
"Wo nicht forcht ist, kan auch nicht glaub seyn, denn der
Prov, 27 27 und 1Kor. 3 für 7, 29.
Vgl. z. B. Jer, 29, 7: Sucht friden der statt, da ich euch hin
ziehen nd bittet gott für sie, denn wenn sie friden wirdt haben,
werd yhr auch haben.
&
—
glaub soll das erschroken hertz trosten, das es gewislich halte,
got hab die sunde vmb Christus willen verzigen. Glawb ist nicht
80 das erschroken hertz erkennet, das alle vnser verdienst zu-
gering ist, gott zu versonen, vnd sihet Christum an vnd versichet
sich, das die sund durch yhn weggenomen sind, vnd wirt also
zufriden. Diß vermanen die nachfolgenden spruch. Joh. 3, 14
bis 16; Matth. 11, 28; Joh. 11, 25 u. 26; Ephes. 2, 8 u. 9
1Joh. 2, 1 u, 2; Hebr. 5, 15 u. 16; Esuj. 58, 4, 6, 11. Das
ist: Alle vnser verdienst ist zugering fur got vnd mag vns nicht
gerecht machen fur got, aber damit werden wir got gefellig, da-
mit wirt die sund weggenomen, so man Christum erkennet, das
ist, so man glewbet, das Christus darumb khomen sey, fur die
sund gnug zu thun vnd den vater zuuersönen. Joh. 1, 29.
Von Creutz vnd vbung des Glaubens vnd Gebett,
Wen nu das hertz durch den Glauben getrost ist vnd from
vnd gerecht worden fur got, so muß volgen vbung des glawbens
yn anfechtung. Denn wie Christus ist gecreucziget worden, also
will got, das auch alle Christen yhr Creuez tragen, vnd hat an
yhrem leyden wolgefallen, das er darin erzeige seyne hilf wnd
wir spurn mogen, wie Iyeb wir yhrm seyen, wie hart er bey wns
hald, wie nahe er vmb uns sey. Darum foddert er, das wir
beten. Denn das ist beten, vnser not ernstlich Gott furtragen
vnd hilf? von yhm warten. Also vbet sich der glawb durchs
gebet. Dis alles vermanen die nachvolgenden spruch.
Matth. 16, 24 u. 25; Ime. 6, 25; Matth. 5, 4; Jacob. 1,
2 m. 12; 1Cor. 11, 82; Psalm 34, 20; Prov. 8, 12; Matth.
7,7 u. 8; Luc. 18, 1; 1’Timoth. 2, 8,
Das ist: So vns etwas anligt, sollen wir es dultiglich leyden
vnd wissen, das solchs vns von gott auffgelegt ist wnd wir seynen
willen schuldig seyn zu tragen, vnd sollen nicht vns vber gott
erzurnen, ehr sey eyn ungnediger, harter gott, das er vns nicht
bald helff, das er vns in solcher nott stecken lasse, das er man-
chem bosen menschen besser gluck gibt denn den fromen. Sollen
auch gott nicht schmehen, das er vnser nicht ncht, sehe nicht,
was wir leyden, vnser leyden kann nicht vber vns durch seynen
willen, sunder as gehe sunst also on gottes willen; welches also
yn vngedult dem menschen furfellet. Darumb Paulus spricht:
man 0] beten on vngedult, vnd strafft Hieremias auch solchen
BAUCH, MELANCHTHONIANA, 87
ut Tren. 3, do er spricht: Warumb murret der mensch
got, der da spricht, von gott khomme widder guts noch
andern, sagt Paulus, soll man bitten on zweyfel, das
soll warten vnd dafur gewislich halden, das Gott helffen
vns erhören, obschon Gott die hilff ayn weyl verzaucht.
v istus: So yhr, die yhr arge seyd, kund
kindern geben, wie viel mehr wirt ewr vater der
ist, guts geben den, die ylın bitten; dan Gott kheyn
, denn wenn wir nicht glewben vnd
‚ er werde helffen, sonder halden yhn für vnbarmhertzig
nieht so gnedig sey wie er zugesagt hat in seynem wort.
spricht 8. Paul, man soll beten on zweyfel vnd warten
Gott hoffen.
i
HHRHER
I ieh:
Erszdess
il
glaubens in sorg der narung odder der gleychen
zeytlichs anligens.
Wir sollen auch wissen, das Gott auch zeytliche gütter gibt,
vnd s0 es an der narung odder gesuntheyt felet, das wir darynn
lernen den glawben vben, das ist, das wir nicht allein solche
gedultiglieh tragen, sonder Gott anrlıfen und begern vnd warten
von yhm, das er neren werde vnd geben zeytlich noturfft vnd
za vuser arbeyt glüiek geben, denn arbeyt fodert Gott vnd will
‚ das wir wissen sollen, das denn bey vnser arbeyt gluck
sey, so er hilfe. Das leren dise spruch: Matth. 6, 25, 26, 30;
Matib, 10, 29—81; Deut. 8, 3; Psalm 104, 27 und 28; Prov.
;
Von guten wereken, Gehorsam gegen der Oberkeyt, von Lieb des
nehisten, von Keuscheyt.
Bant Paulus spricht, der Glaub soll sein leben vnd kraft,
auch an lieb erzeygen. Nu ist vnter allen stucken der Lieb
das höhest Gehorsam gegen der Oberkeyt., Denn gott hatt diese
vnd will, das wir sie fürchten vnd ehren vmb seynet-
genomen wirt, Es ist aber leyder viel gemeyner der oberkeyt
r schelden, denn fur sie bitten. Römer 13, 1, 2,5;
1. oth. 2. 1 und 2; Hierem. 29, 7; Römer 13, 9; 1. Joh.
3, 7; Römer 12, 19 und 20; 1. Corinth, 6, 13; Lac. 21,
34—36; 1. Corinth. 10, 7: Das ist: Wann man voll ist vnd
on sorg lebet, wirt man geyl vnd folgen alle laster dauon.
88 ANALEKTEN.
Von Eelichem leben.
Wir sollen nicht werk oder stende furnemen on gottes work,
sonder solche wercke vnd stend alleyn furnemen, da wir wissen,
das gott gefallen daran tregt, wie Paulus leret Röm. 14: Was
nicht aus dem glauben ist, ist sunde.
Darumb sollen wir erstlich wissen, das gott den Eelichen
stand yngesetzet hatt vnd daruff viel kommer vnd arbeyt gelegt.
Dem mann gebotten der frawen vnd den kindern narung zu
schaffen. Der frawen aber hat er aufgelegt Nott vnd angst yn
der geburt vnd grosse sorg vnd arbeyt, die kinder auffzubringen.
Was na furfellet, widderwertigkeyt vnd elende, sollen wir wissen
nicht alleyn, das got vns solchs auffgelogt hatt vnd gefallen an
vnserm leyden tregt, das doch eyn grosser trost ist, sonder auch,
das gott will yan allen solchem anligen hilff erzeygen vnd Insset
vns leyden, auff das er vns reytze zu beten vnd vnsern glauben
feste mach. Darumb sollen wir allweg an diese spruch ge-
dencken, die vos leren, das er mit helff haushalten vnd der recht
seconomus vnd hausvater sey. Genes. 2, 18; Prov, 18, 22:
Das ist, ob er schon yon der Ee vil kommers vnd elend haben
wird, Armut, Kranckeyt, Arbeyt, sorg fur kinder etc,, wird yhn
doch gott trösten, wird ym helffen. Also sihestu, wie gott vns
80 £fruntlich zusaget, hilf zu thun, vnd wie or foddert, das wir
nur vns auff yln verlassen vnd yhn lassen fur uns sorgen, wo
wir seynen willen thun, er wirt wol glück geben. Prov. 5, 18
und 19; 1. Corinth. 7, 8 und 9; Ephes. 5, 22 und 28; 1.
Corinth. 7, 29; 1. Timoth. 2, 15: Das ist: Das eygen werck,
das gott der frawen aufgelegt hat, ist die gepurt. Dis ist gott
gefellig, vnd damitt dient sie rechtschaffen gott, wirt auch damit
selig, ya, wo sie auch glewbet, wie droben vom glawben gesagt
ist, vnd lieb erzeyget gegen andere vnd keusch vnd zuchtig lebet. —
5. Promotionsrede Molanchthons zur Gradulorung
des Andreas Winkler. 1535.
Zu den tüchtigsten Schulmännern Breslaus im 16. Jahr-
bundert gehörte der Rektor der Pfarsschule und dann des Gym-
nasiums zu St. Elisabet M. Andreas Winkler aus Winkel bei
Eisleben *, Er bezog im Sommersemester 1517 die Universität
in Krakau® und wurde dort 1519 im Dekanate des Magisters.
TH G. Reiche im Programm des Elisabet- Gymnasiums von 1848,
2 an $ a aber die Lehrerschaft des Celtis und des Callimachus zu
ichen
steich Metrica studiosorum II, 64: Andreas Ciriaci de Wynkyl Albar-
statensis diocesis.
BAUCH, MELANCHTHONIANA 83
Stanislaus de Byalkovice ad quatuor tempora cinerum zum Bacca-
laureus promoviert *, aber erst viel später, als or sich längst im
städtischen Dienste in Breslau bewährt hatte, erwarb er das
Magisterium der Philosophie, und zwar in Wittenberg. Im Deka-
nat des M. Franciscus Burcardus Wimariensis ®, am id. April
1535, wurde er durch Melanchthon zugleich mit dem bekannten
Simon Lemnius und noch zwei anderen als D. Andreas Winclerus
gubernator scholae Vratislaviensis promoviert. Die Rede, die
Melanchtbon bei dieser Gelegenheit hielt, ist, abgesehen von der
persönlichen Hochachtung für Winkler, für seine eigenen An-
schanungen recht charakteristisch. Da sie ganz verschollen ist ®,
wollen wir sie hier erwähnen. Ihr Titel lauft: Oratio Philip.
Als Thema der Rede giebt Melanchthon an: Dicam igitur de
uns quadam wirtute pernecessaria his, qui in studijs versantur,
videlicet de amore veritatis seu de odio sophistices. Etenim
mulla vox bumana satis eloqui potest, quantum referat, haerere
in animis infixum ab inennte aetate acerrimum sophistices
Bei den Gründen für die Übernahme der Rede sagt er: Tum
vero gratiflcandum duxi his dootissimis viris, et huie hospiti, qui
cum singulari fide et foelicitate litteras doceat, non deesse ei
studia a offiela nostri ordinis debent. Nam si recte aestimes,
de tota republien merentur isti, qui primam aetatem
reete erudiunt, et ad maximas artes praeparant.
‚Der oratio ist angehängt: Quaestiv, quare Plato dixerit, opti-
mum esse statum rei publicne eum, qui medius est inter Tyran-
nidem et Democratiam proportione geometrica-
Da der Redner in der Einleitung sagt: Nam cum ea sit
astas men, ut magis nliqnanto quam adolescentnli iudicare possim,
Ei sit huius amplissimi coetus autoritas, turpissimum mihi esset,
zi parum vereri vestra iudicia existimarer, so dürfte wohl Winkler
dieser Redner gewesen sein. Ob aber etwa Melanchthon die
Quaestio verfulst hat, bleibt eine offene Frage.
Muczkowskj, Statuta nec non liber A etc., pı 168,
Köstlin, Die Baccalaurei und Magistri etc. II, 22.
% Das uns vorliegende Exemplar gehört der Weieenhane-Bibliothek
—
% ANALEKTEN.
3.
Ungedruekte Melanchthon-Handschriften
des Göttinger Stadtarchivs.
Herausgegeben
von
Prof. D. Paul Tschackert
in Göttingen,
Das Göttinger Stadtarchiv besitzt eine Anzahl Briefe von
und an Melanchthon, von denen einige gedruckt, andere un-
bekannt sind. Es folgen hier Inhaltsangaben der bereits ver-
öffentlichten und die Texte der noch unbekannten Briefe. Hin-
zugsfügt wird ein dazu gehöriges Gutachten der Leipziger Theo-
logenfacultät vom 28. Januar 1551 und zwei Briefe an und von
dem Leipziger Juristen Stromburger, welcher damals die Korre-
spondenz zwischen der Stadt Göttingen und Melanchthon ver-
mittelte.
Dieser Briefwechsel hat eine über lokale Interessen hinaus-
gehende Bedeutung, da sich Melanchthon darin über das Wesen
der „Vokation“ im das kirchliche Amt prinzipiell ausspricht:
Die Vokation ist dann gültig, wenn eine vacante Stelle durch
die ordentliche Obrigkeit „von wegen der Kirche“ mit einem
geeigneten Manns besetzt wird.
1535 [September 28].
Handschriftlicher Eintrag in das Rechnungsbuch der Kämmerei
dor Stadt Göttingen über das Geschäftsjahr 1534/35, Blatt 44*:
Es wurden ausgegeben an Melanchthon 2 Mk. 8 Pf. „propter
varios labores ex parte ludimagistri habitos. Actum in vigilin
Michaelis 35“.
Der Ludimagister war Valentin Parceus, Lehrer der Iatei-
nischen und griechischen Sprache, welcher im Horbste 1535
«durch Vermittelung Melanchthons in Göttingen angenommen wurde,
um die dortige gelehrte Schule „in eine bleibende und beständige
Ordnung zu bringen“. Der bisherige provisorische Göttinger
Lehrer, Matthias Bracht Caselius [d. i. von Chessel aus Geldrischem
Adel], Vater des berühmten Rostocker und Helmstädter Huma-
nisten Caselius, welch letzterer 1613 starb, übergab am Tage
Simonis et Judae [d. i. Oktober 28] 1535 dem neuen Magister
das ganze Regiment der Schule und versprach ihm gehorsam zu
sein. Bracht Casellus' niederdeutsche Verpflichtung ist gedruckt
1541, September 10, Wittenberg.
Johannes Bugenhagen Pomer. D. und Philippus Me-
lanthon an den Rat der Stadt Göttingen.
[Fürbitte um Zulage für 5 junge „Gesellen“, welche in Göttingen
eine Zeit lang ala Lehrer beschäftigt werden und mit einer jühr-
lichen Besoldung von & 12 Floren Armut leiden.]
Handschrift: Original, Schreiberhand; eigenhändige Unter-
schriften; ein Bogen Papier, Siegelspuren. Göttingen, Stadtarchiv.
Acta Ref. 16. — Gedruckt im Corp. Ref. IV, Sp. 654f. — Ich
füge hinzu, dafs die beiden dort notierten Varianten Heumanns
mar auf irrtümlicher Lesung Heumanns beruhen. Der Original-
text entspricht an beiden Stellen dem Drucke des Corp. Ref, —
in „Dr. Johann ee Briefwechsel “ („Bal-
Studien “, ar 1888, 8. 1—636) und in dem Nach-
». O., Jahrg. 1890, 8. 1ff.) diesen Brief nicht
aufgenommen, aber ihn a. a. 0., 1888, 8. 600 citiert.
(Zu 1541, September 10, jedenfalls nicht nach
2. Juni 15421]
N. an Philipp Melanchthon.
[Betrifft die Sendung eines „Professors“ an die Schule zu Güt-
fingen. Der Verfasser ist wohl einer der Schulgesellen, von wel-
‚chen im vorigen Briefe die Rede war. Der Brief ist Konzept
und nicht vollendet, daher wahrscheinlich nicht abgeschickt.)
Doctissime Philippe, nt paucis cum tua humanitate agam,
quam 8ci0 praeter studiorum labores variis nogociis sccupatissi-
hactenus clausam h modo in ratione stipendii conveniret.
Igitar, eandissime Melanchton, paucis praemonendus es, ne tibi
7) ae rt, verliefs Göttingen am „Frei vor
ini 1542, d. i. 2. Juni. De
92 ANALEKTEN.
frustra sumatur haec opera et optimo professori illudatur. Hacte-
mus schola aperta est, neo quidem absque gloria et accessione
frequentancium, Nisi forte venturus sit insignis quispiam heros
trilinguis, qui barbaros autores explodat, quales sunt Vergilius,
Erasmus et Terentius, coius Adelphorum comoedia media iam
aestate acta a iuventute non sine acclamatione gratulationis . —
Cur ergo, inquis, alium expetunt? Nihil est orede mihi; nisi
sunt quidam invidentiae morbo infeoti ®.
Handschrift: Anonymes Konzept. Göttingen, Stadtarchiv,
Acta Ref. 16.
1544, September 5.
Der Rat der Stadt Göttingen an Philipp Melanch-
thon.
[Bitte, den ehrbaren gelehrten frommen Mann, über welchen Me-
lanchthon mit Mörlin verhandelt habe, als Diskonus nach Göt-
tingen kommen zu wollen.]
D. Philippo Melanchtoni, der hoichberompten schule zu Witten-
bergk professori.
Hochgelarter wyrdiger und achtbar, gunstiger her und be-
sonderer gudter freundt. Der auch hochgelert und wyrdiger her
Joachimus Morlyn, der hayligen schrift doctor, unser superinten-
dens, hat unfs, wels eur achtbar würden mit seyner gunst, eyns
erbarn gelerten fromen mhannes, der bey eur achtbar würden
verharret und iegen Hyldensem solt werden vorordenet etc., mit
freuntlichem erpieten, das eur achtbar würden zu vermehrunge und
außsbreitunge gotligs wordts, auf erfurderen unfs denselbigen gon-
neten und wolln zukhomen lassen wollten nach seyner &. w.
glugseligen anhaymkanft, gunstigen bericht eroffenet. Dorwegen
wyr ob allen iegen eur achtbar würden in hogestem fleyls danck-
bar. Bitten auch darneben gantz freuntlich, eur achtbar würden
unfs gedachten unsern herm und freundt, des person und nhame
unfs noch unbekandt, zum furderligesten zuschigken, wy wyr auch
seyn würden hirmit ordentlicher weyls, erbarliger wolmeynunge,
legitime vocieren und vociret haben wollten. Wann auch seyne
würden alfsdbann bey unfs ankomen werden, wollen wyr jarliger
underbaldtunge halben mit ire, auf erhlige und leyderlige mittel,
der gelegenhait nach handeln und schliessen lassen. Eur achtbar
würden hiryn sich gudtwillig und unbesweret erzaigen. Das seyn
wyr, auls dem, das es gotliges worts erhen befurdert, bester zu-
1) Der Satz ist Anakoluth.
2) Der Satz ist unvollendet,
a2
——
TSCHACKERT, MELANCHTHON-HANDSCHRIFTEN. 93
vorsicht und zu verdhienen in alle wege bereidt und gadtwyllig.
Bitten dessen eur achtbar würden unvorhaldtene antwordt bei
jegenwartigen. Datum undter unserm stadtsecret, den 5. Sep-
tembris im jhar ete. xlüij.
Der radt der stadt Göttingen,
Handschrift: Originalkonzept; ein Quartblatt Papier. Göt-
Stadtarchiv, Acta Ref. 16. — Registraturvormerk: „Ad
D. Philippum Melanchtonem ob diaconum“. — Die Antwort im
nächsten Briefe,
1544, „Sonntags den 14 Tag Septembris, Anno
1544“,
Johannes Bugenhagen Pomer. D,
Philippus Melanthon
an den Rat der Stadt Göttingen.
[Empfehlung des Magister Bartholomäus Wolfart von Mansfeld
als Diakonus nach Göttingen.]
Handschrift: Eigenhändiges Original, ganz von Melanch-
tbons Hand geschrieben; nur die Unterschrift Bugenhagens stammt
won diesem; ein Bogen Papier; Siegelspuren. Göttingen, Stadt-
archiv, Acta Rof. 16. — Gedruckt im Corp, Ref, V, Sp. 480, —
In O. Vogts „Dr. Johann Bugenhngens Briefwechsel (,Baltische
Studien“, Jahrg. 1888, S. 1.) und im Nachtrage dazu („Bal-
tische Studien“, Jahrg. 1890, 5. 11) steht dieser Brief nicht,
ist aber an orstor Stelle S, 605 eitiert,
Die folgenden Briefe beziehen sich nuf den Göt-
tinger Vokationsstreit 1551.
ua den Streit selbst wulste Brettschneider nichts an-
a,
Aus Göttinger Handschriften läfst er sich aber genau be-
schreiben, Mörlin, der spätere Gegner Osianders, damals Super-
intendent in Göttingen, war auf Betreiben des Landesfürsten
Erichs II. von Kalenberg, durch den Göttinger Rat im Jahre
1550 (Januar) aus seinem Amte entlassen worden. Sein Anhang
in der Stadt meinte, dufs der Rat dabei im Unrecht sei. Zu
den Anhängern Mörlins gehörte auch sein Diakonus bei der
‚St. Johanniskirche, Magister Marshausen. Daher mußste auch or
welohen er 1150) An dessen Stelle berief der Rat einen ge-
ipsa practer e&, quac in epistola dieta sunt, nobis
Re oma tat" Core Het. YiL'8p 746.
2 ANALEKTEN.
borenen Göttinger, den Magister Simon Göbel. Das Volk aber
wollte nun diesen nicht hören; man schalt ibn „Lupus“, den
Eindringling, und das Wort „Lupus“ schrieb man ihm sogar an
den Predigtstuhl. Geschürt wurde diese Opposition, deren
sich zugleich gegen den Rat der Stadt richtete, damals
sächlich von dem Pfarrer der Marienkirche Simon Kleinschmied.
Um gegen ihn und seinesgleichen eine Waffe in die Hand zu
bekommen, wandte sich der Rat der Stadt an die beiden theo-
logischen Fakultäten zu Wittenberg und Leipzig und speziell
noch an Melanchthon in Wittenberg und an den Doktor der
1551, Januar 17 [Göttingen].
Stadt Göttingen an dietheologischen Fakultäten der
Universitäten Wittenberg und Leipzig.
[Bericht über die Rotten und Empörung zwischen Rat und Ge-
meinde, die durch Mörlin, Marshausen und Simon Kleinschmidt
in Göttingen eingerissen seien. Selbst im weltlichen Regiment
sei alle gute Ordnung beinahe aufgehoben. Der Rat bittet um
ihr Urteil, ob er Morlin und dessen Mithelfer mit gutem Grunde
entlassen habe und die Macht besitze, an deren Stelle andere Pre-
diger einzusetzen, damit die Lästermäuler gestopft und Friede
und Einigkeit in Kirche und Gemeinde wiederhergestellt werde.]
Den hochgelerten, ehrwirdigen und wyrdigen hen decano
> E Bud Wittenbergk,
und theologis der lobligen universitet } Leipzick, unsern gon-
stigen lieben bern und guden freunden.
Unser freuntwyllig dienst zuvoran. Hochgelerte ehrwirdige
und wirdige hern und guten freunde. Wywol wyr nhun lenger
dhann zwanzig jhar die godtlige evangelische warheit bey unfs
erkandt und predigen lassen, auch onhe rhum, darauf so vhiel
unfs menschlich und muglig, mit allem fleyfs und ernst verdacht
gewesen, das die predicanten, so von un in das predigampt ge-
furdert, ehrlich und raichlich wurden unterhalten, zu dem das.
sie auch oyne freye cantzel behalten und noch, das inen godtes
worde zu predigen und daraufs die feinde zu strafen, nyemals.
vorboten, daryn ichtwals gehindert oder versperret worden. Also
das wyr nhumher in der hoffenunge gestanden, nachdem der
grundt des sulichmachende evangelij in die hertzen der Christen
durch die getrawen [d. i. getreuen] und fromen prediger nhu so
vhiel jar fleissig getrieben und gepflanzet, und Gott lob bys in
diesen heutigen tagk thun, darzu geschuczet und gehanthabt-
ji
u 4 ä 4 is:
aufgehaben worden. Das unfs die hoge not dringet, ener
in diesem besorgligen fhall umb iren getrauwen radt
jicht uberflüssiger erzelunge, 30 vhiel
dienstlich zu ersuechen —
möchten und kundten, das wir sie darumb
u „ire“ und „hessige“ steht ein Wort, das sich liest
96 ANALEKTEN.
zu verurlauben, sonderlich weiln sie sich selbst wylkenrlich
und mutwillig entsetzt und verurleubt, wy e. ehrw. nach lange
in beiliegendem fhull warhaft verlesen und finden, und widderumb-
in ire stadt frome christliche lerer zu erfurdern, aufs obrichait
und kraft unser ordenunge die unterthanen zu versorgen, macht
gehapt. Damit die unnutzen lestermäuler, so vermeintlich und
unerfindtlich achten wollen, das iren maisteren und anstiftern un-
gorocht gescheen seyn sollen und predigen, die frommen lerer,
so in ire stadt durch uns berufen, godts wort nit predigen, darin
nit zu hoeren und die sacramente nit reichen muegen, gastopfet
und gestyliet, friedt und eynichhait in der kyrchen und gemeyn,
zu Gods erhen, widderumb aufgerichtet und solliche laster fug-
licher abgeschaft werden. Hiryn wollen e. ehrw. gudtwyllig sich
beweisen, darmit Godts heyliger nhame und seyn wordt geeheret
und gefurdert. Das wird er reichlig belhonen.. So wollen wyr
es 0. ohrw. ehrlich mit vereherunge ergenzen, und sonst bestes
rermugens gern verdhienen. Bitten und warten e. ehrw. gonstige
antwort. Date... den 17. mantes Januarii anno 51.
Der rait der stadt Gottingen.
Handschrift: Originalkonzept. Göttingen, Stadtarchiv, Act,
Ref. 18.
1551, Januar 17 [Göttingen].
Der Rat der Stadt Göttingen an M. Philippum Me-
lanchthonem.
[Da Doctor Joachim Mörlin und seine „Beipflichter“ Meuterei
und Rotten in Göttingen angerichtet haben, so bittet der Rat
Melanchthon, er wolle neben den andern Herren Theologi Rat
erteilen, wie den Rotten gesteuert und das gefährliche Geschwätz
das wegen Vokation, Sukramentsverwaltung und Lehre der jetzigen
Prediger „ausgeschüttet“ werde, gestillt werden.]
Hochgelerter ehrwerdiger herr. Es erdringet und furdert itzo
unser unvermeidtlige noit, aus angestiften meutereyen und rotten
doctor Joachim Morleins und seiner beipflichter, das wyr eure
ohrwürden neben anderen heran der theologischen facultet der lobligen
universitet Wittenbergk mussen müye machen um iren getreuwen
radt, zu Godts und seyns heylsambs wordts ehren und fürderungen,
dienstlich ersuchen. Alfs wyr dan furwar wyssen, das e. ehrw,
an sollichen rotten und geswermen und alledem, das unter dem
scheyn godeligs wordts zu Godts, seyns wordts, der heyligen saera-
ment, der frommer prediger, zu ungehorsnmb und widdersetzunge
dor ordentligen oberichait felschlich angefuirt, und gelert, wy
©. ehrw. in bey verwartem casu gonstiglich ersehen und in war-
in stadtligerem ernst mit zu hertzen fassen. Bitten des-
halben ganz dienstlich, e. chrw. wolten uns neben den andern
hern theologis iren radt gonstiglich mitteilen, darmit der rotten
Es und ire bofarlige geswatze, so sie erger-
lich von vocation, dann reychungen der sacrament und lere wid-
die fromen fleissigen und gefurderten prediger aufsschütten,
werde. Diese muge und arbeyt wollen wyr e. ehrw. in
Datum d. 17. mensis Januarii anno 51.
der rait ete. [der Stadt Göttingen].
Handschrift: Originalkonzept des Rates; Papier. Göttingen,
Stadtarchiv, Acta Reformationis 18. 4
1551, Januar 17 [Göttingen].
Der Rat der Stadt Göttingen „an Johann Strom-
burger, beider Rechte doctorem, unserm gunstigen hern
und freunde.“
[Der Rat der Stadt hnt über den Mörlin-Streit einen Bericht „an
die Herren Theologen der loblichen Universitet Leipzig boivorwart
zugeschickt, ihren Rat und Bedenken zu erbitten“. Der Rat
„achtet, dafs diese Geschichte“ dem Verfasser „vor die Hand
kommen möge; Stromberger möge daher diese beschwerliche Sache
„zum besten seinos ‚Vaterlandes‘ mit zu Herzen nehmen und
fördern “,]
Handschrift: Originalkonzept, Papier. Göttingen, Stadt-
archiv, Acta Ref. 18.
1551, Januar 26, Wittenberg,
Philipp Melanchihon an den Rut der Stadt Göt-
tingen.
(Vorläufige Antwort auf den Bericht über den Göttinger Streit.]
Gottes gnad durch seinen eingebornen son Jhosnm Christum,
unsern Heiland und warhaftigen helfor, zuvor! Erbare weise
gunstige herrn! Zu vielen andern hohen und sworen
„ die wir haben von wegen vieler unruh in der christ-
ar kommet auch ietzund enr kirchen uneinigkeit, die
; unser großo betrubnis mehret. Derhalben wir Gott hertalich
anrufen umb seines sons Jhesu Christi willen, ehr wolle doch genedig-
Zeltachr. & K.-0. KVIIL, 1. T
Hih
(m
9
-
lich den kirchen und regimenten in Sachsen christliche einikeit
und ftiden geben zu seinem lob, und wolle nicht ergernus, spal-
und verwustungen werden lassen, sondern des teufels
und wälten wider dise seine warhaftige kirchen wegstoßen,
r erbarkeit: schrift wollen wir in wenig tagen antworten;
denn wir ietzund dise stund abreisen mussen. Gott bewar mur
kirehen und stadt und euch und die eurn! Datum eilend Wite-
berg 26 Januarij 1551. |
Eur erbarkeit williger
Philippus Melanthon.
Den erbaren furnemen und weisen herrn burgermeistern und |
radt der loblichen stadt Gottingen, meinen gonstigen herrn. |
Handschrift: Eigenhändiges Original; ein halber Bogen
Papier; Siegelspuren. Göttingen, Stadtarchiv, „Acta Ref. 16%
1551, Januar 28 [Leipzig].
Decanus und facultas studii theologici Lipsiae [an
den Rat der Stadt Göttingen].
[Antwort auf ein „Schreiben, belangend einen Handel, dafs ‚ein
geurlanbter Prediger und Superattendent sampt anderen wollen |
nit gestehn, dafs sie ihres Amts ordentlich entsetzt, und sagen,
dafs ihnen ungutlich geschehen sei‘, und ‚dufs auch ihre Stelle
ein anderer mit gutem Gewissen nicht vertreten könnte, Die
Fakultät spricht ihr Bedauern über die Zerrüttung der
Kirche aus, weils jedoch auf diesen Bericht ‚als des einen Teil
nicht zu urteilen‘; giebt aber den Rat inzwischen nicht die Ver-
sorgung der Kirchen mit Predigern zu unterlassen. Sie schre bt:]
„Dieweil Eure Gunst die Kirchendiener zu fordern und bestellee
haben, ist E. G. Ampt mit allem Fleifs jeder Zeit darob zu sein,
damit die Kirchen wol versorgt seien. So ist denjenigen, welche
ordentlich zu dem Kirchendienst erfordert, nicht vonnöten, sich
fremder streitiger Sachen anzunehmen, sondern sollen getrenlich
und fleißig der Lehre und dem Kirchenampt vorstehen, zu allem
Guten das Volk vermahnen, auch soviel ihnen möglich Ärgernis
abwenden. Es wäre denn der Fall offenbar und der Handel
nicht streitig, sonder faotum notorium; alsdann wollte sich ge-
bühren, dafs auch die Prediger bei der Obrigkeit gebührliche
Erinnerung thäten, sich mit dem beleidigten Teil zu vergleichen,
wie denn solchs alles im Latein etwas stattlicher hätte können
a werden.“ Segenswunsch, Datum und Unterschrift am
‚hluls.
Handschrift: Original, Papier, zwei Bogen (davon einer
wen =
Bibl., bist, lit. univ. 15, 4°, vol. I, Nr. 37), 8. 12—16.
Das auf der Kgl. Bibliothek zu Berlin befindliche Exemplar
won Christophorus Pezelius, Christliche Beratschlagungen und
Melanchthonis. Neustadt an der Hardt.
MD.C. 89 hat auf S. 339-344 ein
„Bedencken von dem Streit zu Göttingen.“
Dieser Text ist im Corpus Ref. VII Sp. 745—748 abgedruckt.
sind aber im Pezelschen Texte die sämtlichen Eigennamen
Personen, um welche es sich in diesem Streite handelt, aus-
durch N. ersetzt; ebenso im Corpus Ref. Infolge
‚ganze Bedenken unverständlich.
befindet sich aber das Original im Ratsarchiv zu
und dieses hat alle Eigennamen. Auch be-
‚die Vermutung Brettschneiders, dafs es ein Kollektiv-
sein dürfte, entworfen wahrscheinlich von Bugenhagen,
es zuerst unterschrieben hat, aber nach einer Disposition
‚ der unter dem Titel „Principalia* die leitenden
für die Abfassung des Votums gegeben hat},
ist undatiert; Pezel hat den 3. März 1551
Begleitbriefe vom „V. Non. Martii* an Joachim
Meinen ®;
[e. 1551, März 3.]
„Antwort af die frag eins erbarn radts zu Gott-
ngen vom bernf eins predicanten in ihr kirchen,
gestellt zu Viteberg“.
Wie haben die zugesandte schrift, belangend die unrichtikeit
in der kirchen zu Göttingen von wegen der vocation er Simons
- ) in einem Briefe an Joachim Camerarius am
>. 1551 Kr Non. Marti) schreiben: „Nunc ndi et de
In tam futilibus rixis consumenda nobis ost
hr tibi any de Bo si PRDIERVeTEIR ACH
Stramburgo eamqus volo a te et ipso ot emendari, si qı
Se ge E
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Er
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issentire a vestra re-
. 7*
100 ANALEKTEN.
Gobels vleissig gelesen und bewogen. Wiewol wir in £
traurigen zeit viel hoher und großer betrubnis und verrolgung
haben, 30 macht uns doch diese uneinikeit zu Göltingen aus
etlichen ursachen besondre sorgen und betrübniß, die wir Gott
bevehlen. Und nachdem wir aus der zugeschickten narration
vernemen, daß dieses die furnemiste frage ist, ob erm Simon
Kleinsmid zu gebieten soy, die vocation arm Simons Gobels nicht
anzufechten, oder so er solchs nicht lassen will, ihnen zu |
ontsetzen, ist dieses unsre antwort, Erstlich vermahnen und
bitten wir beyde teihl, Gott zu elıren und zu vorhütung vieler |
sünden, daß sie wollen zufriden seyn und von den geschehnen
sachen, die nu nicht zu endern, with eynander gedult haben, wie
S. Paulus spricht Gulat. 6: einer soll des andern last helfen
tragen. Dieses ist nützlicher denn nach der that mu scharf dis-
putirn, ob guugsam ursich gewesen sind, doctor Morlin und ber-
nach ern Martzhusen zu entsetzen und wie solche proceß sollen
gehalten worden,
Denn so man nu weiter uneynikeit anricht, kommet das volek
in zweifel, und dieser zweifel verhindert die anrufung und wendet
die herzen vom evangelio und von Gott. Diesen großen schaden
sollten die bedenken, die so scharf disputiren, so dennoch Öffent-
lich ist, das eim erbarn radt viel beschwerungen von der har-
schaft und von doctor Morlin und Martzhusen furgefullen. Auch
hat eyn erbar radt den Doctor Morlin nicht wieder die herrschaft
kunden ! schützen. Warumb will man denn nu von solcher un-
möglicheit nach der that neue zerrüttung machen? Und sollt
man billich der armen kirchen schonen.
Zum andern, wiewol wir das erbarn radts schriften glauben
geben, so können wir doch nicht auf eynes teils bericht sprechen,
sondern wollen guter meynung one alle privataffeet unser treu
bedenken anzeigen. $o kennen wir dieser personen keine, ohne
allein doctor Morlin, welchem wir nie arges gethan haben, wolden
auch, daß es ihm wol gieng und duß er im schelden maß hielt.
Denn was ist vonnothen, den christlichen man Sutelium sudler
zu nennen und eyn erbarn radt verreder, rangen etc?
Und ist dieses unser bedencken. War ists, eß soll niemand
in daß oflentlich ministerium dreten one beruf. ER soll auch
keyner dem andern in seinen beruf fullen one göttlichen bevelh.
Nun ist her Simon Gobelius berufen, und hat eym erbarn radt
geburt zu verschaffen, das die kirch nit ledig stunde. Denn es
habe die vorige entsetzung genugsum oder nit gangsam ursach,
80 muß man dennoch die kirche versorgen. Nachdem nu er
Gobel durch eyn erbarn radt und gilden von wegen der kirchen
1) D. i. können.
——.
TSCHACKERT, MELANCHTION- HANDSCHRIFTEN. 101
berufen ist, da der Murtaliusen nicht mehr im umpt gewesen, so
er recht soll seyn beruf oder vocation bestendig bleiben,
und dienet ehr. der kirchen und ist nicht schuldig antwort zu
von der vorigen handlung mit Martzhnsen, die durch andre
nik: worden, wie solchs leichtlich mith vielen exempeln
erkleret mag werden.
Solt der pastor zu Arnstet deshalben angefochten werden
oder solte die kirch zu Arnstet ledig stehen darum, das villeicht
nicht genugsam ursach gewesen, doctor Morlin zu entsetzen?
Dieser exempel sind seer viel.
Magister Andreas Hügel, jetzund pfarner zu Ihen, ist eyn
christlich, sittiger und heilger man. Diesen hat oyn radt zu
Amberg ans furcht der herrschaft lassen weg zihen; nu mocht
man disputirn, sie hetten ihm schutzen sollen. Ernach ist eyn
ander christlicher prediger berufen. Dieses vocation ist deshalben
nieht anzufschten, obgleich dem vorigen unrecht geschehen.
Darum soll ern Simon Kleinschmid ufgelegt werden, dem
Simon Gobell in dieser jetzigen vocation nicht unrnge zu machen,
Denn Simon Gobel hat nicht zu schaffen mith den vorigen sachen,
sondern ist ernach barıfen und dienet der kirchen als ein notiger
diener. Und so er Kleinsmid der kirchen nicht will ruge lassen,
uud dech er Simon Gobell an lahr und sitten unstraflich ist, soll man
den Kleinschmid wegweisen, das er der kirchen unnotige und be-
schwerliche unruge erregete,
Und ist recht gesagt: unus sit episcopus doctrina et vocatione.
Dieser er Simon Gobelius ist jetzund der einige und ist dem
vorigen nicht in die vocation gefallen; denn er hat nach desselben
erläubnis " ungefangen zu predigen.
Über dieses alles hat ein erbar radt diese entschuldigung
belangend doctor Morlin und folgend Martzhusen. Ein erbar
radt hat den Doctor Morlin nicht kohnnen schfitzen wider die
herrschbaft; durumb sollten billich Doctor Morlin und Martzhusen
wit eynem erbarn radt gedult haben, und so sie hier scharf dis-
putiren wollen, eyn erbar radt hette sich sollen mith gewalt
wider ihre berschaft setzen: dieses ist eyn besondre weitlenfige
Ein jeder soll bekennen für sich, nit mit ander
leute führlikeit, zerstorungen und blutgießung.
Zum andern. So dieses also geschehen, daß durch doctor
ps antreiben oder bewilligung die burger dem radt die
schlüssel zun thoren abgedrungen haben oder rottirung fur-
‚genolmen, so ist solchs Öffentlich ufruhr, und hat eyn erbar radt
zuugsam ursäch gehabt, erstlich wider doctor Morlin und ernach
wider Martzhusen. Denn solche praktiken sind verboten laut
1) = Entlassung.
ku Ri 2)
103 ANALEKTEN,
vieler sprüch: Beges gentium dominantur ipsis; vos zutem
non sic.
Auch hat eyn erbar radt die unfletigen schmehwordt, [30]
einen ganzen ehrlichen stand betreffen, nit dulden sollen, dalı
man sie verreter etc. gescholden hat, so man doch weiß, das eyn
erbar radt recht und tugent Ihandthabt und christliche Jahr
furdert.
Und kan eyn erbar radt in dieser gantzen such zu mehrer
sicherheit sich zu recht erbieten by den kirchen Hamburg, Braun-
schweig und Lüneburg oder bey den universiteten Rostock und
Grypswaldt.
Aus diesem allem volget nu, das ern Simon Kleinschmid zu
gebieten ist, daß ehr ern Simon Gobelii vocution nicht anfechten
wolle, und so er nit ruhe haben will, so ist eyn erbar radt
schuldig, der kirchen friden zu schüffen und denselbigen Simon
Kleinsmid und seines gleichen wegzuweisen.
Ein erbar radt mocht dieses auch anzihen, das er Simon
Kleinschmid selbst gewilliget, so ehr seine schrift nicht einbringe,
*0 sollt man ihn entsetzen. Aber wir sind hei dem andern für
nehmsten fundament geblieben, bitten und vermanen «bermahl
Gott zu ehren und den gewissen zu gut, gedachte er Simon
Kleinschmid und andre wollen zufrieden seyn und furthin die
leut in ihrer anrufung und predig hören nicht irr machen mith
diesem gezenk, davon sie sich nicht sollen riehter machen, und
ist nu vergeblich davon zu disputiren.
Unser herr Jhesus Christus, der sohn Gottes, woll eur kireben
und stadt gmedichlich bewaren und regiren zu eynikeit und zu
ewiger selikeit },
[Unterschriften :]
Johannes Bugenhagen Pomer, D.,
Philippus Melanthon.
Georgins Maior. D.
Johannes Forsterus D.
Handschrift: Original, Reinschrift von Schreiber- Hand.
Aufschrift, Korrekturen und eine Unterschrift von Philipp Me-
lanchthons Hand; die drei andern Unterschriften sind ebenfalls
eigenhändige. — Daneben eine handschriftliche Kopie. Göttingen,
Ratsarchiv, Acta Ref. 16.
1) Pegel a. a. O. hat hier das Datum; „8. Marti, 1551%,
u
TSCHACKERT, MELANCHTHON-HANDSCHRIFTEN. 103
[Zu 1551, März 3]
Beilage zu vorigem Bedenken:
[Poilipp Melanchthons Disposition zu voriger „Ant-
i wort“]
- „Principalia.
Ob ein erbar radt zu Gottingen den Simon Kleinsmid billich
hab entsetzen mogen, nachdem ehr seine schriften nicht uber-
> ’
Simon Gobels beruf ee enten lassen oder so ehr dises
ii weg zu weisen.
videtur concludendum, quod non debeant pati dissidium
in sus ecelesia.
Et quod iam vocatus Gobelius debeat haberi tamquam legi-
time vocatus. Et quod senntus dobent se offerre ad cognitionem
re ecclesiarum, Brunsricensis, Hamburgensis eto.“
it: Eigenhändiges Schreiben Melanchthons; die
das Fakultätsgntachten; dem Conclusum, das nach
Acker wurde, beigelegt. [In Kopie auch am Schlusse
‚der Kopie der „Antwort“.] Göttingen, Ratsarchiv, „Acta Ref. 16.
&
EE
&
sg
ei
1551, März 18, Leipzig.
—# oan Stramburger, der Rechte Doctor [an den Rat
der Stadt Göttingen]
Mzendet die Antworten, um welche er bei den Theologen zu
WWittenberg und Leipzig, besonders bei dem Herrn Philippo zu
Wittenberg, angehalten hat].
Handschrift: Original, Papier, Siegelspuren. Göttingen,
iv, Acta Ref. 18.
104 & ANALEKTEN.
4.
Ein Autographon Melanchthons über den
Begriff der Kirche.
Mitgeteilt
von
Dr. Paul Jürges in Marburg.
Im vierten Bande eines Exemplars der Werke Luthers, ge
druckt durch Hans Luflt 1551, das durch Schenkung aus dem
Nachlafs des 1852 zu München verstorbenen Oberkonsistorinl-
präsidenten Karl Joh. Friedr. v. Roth an die Königliche Uni-
versitäts -Bibliothek zu Marburg gekommen ist, findet sich von
der charakteristischen Hand Philipp Melanchthons eine Eintragung,
welche die Innenseite des Einbanddeckels und beide Seiten des
Vorsatzblattes einnimmt. Sie lautet:
Der son gottes Jhelus chriltus
Spricht Im 14 Cap.
Johannis
Wer mich liebet, der bewaret
meine reden, vnd mein
vater wirt yhn lieben,
vad wir wollen zu yhm
khomen, vnd wollen wohnung
bey yhm machen /
Difer fpruch ift ein nottige heillume
lahr, vnd ein groffer troft,
Darumb yhn alle menfchen In
yhre hertzen falfen follen, vnd
offt betrachten /
Erftlich lehret difer (pruch, welches
die warhafftige kirch ift, vnd wo
fie ift, vnd vnterricht vns, das
die kirch nit Ein vnlichtbar
ding ift, fondern gott will das
wir ylın recht erkennen, vnd
royne lahr mit glawben
alfı
|
gott In rechter orkantnis
feines sons chrift, wnd
meidelt abgotterey, fo biftu
J gewilflich auch Ein glidmas
der Rechten kirchen,
Vnd fo du nu gelernet haft, wo
die a
4 k
&
1551
Philippus Melanthon
Es ist mir leider nicht gelungen, die Persönlichkeit fest-
, für die Melanchthon diese kleine Abhandlung in das
Buch schrieb; ich muls mich deshalb begnügen zu erwähnen, was
‚anf ihre Spur führen könnte. Wie in den übrigen Bänden der Luther-
ausgabe findet sich auch im vorliegenden ein Ex libris, nur dafs
es bier ausnahmsweise auf die Innenseite des hinteren Buch-
deckels geklebt ist, jedenfulls weil die Innenseite des vorderen
Deckels durch Melanchthons Schrift bereits eingenommen war.
Das Es libris, ein kölorierter Holzschnitt, zeigt ein braungelbes
Wappenschild, das durch einen grünen Muntelzug gespalten ist,
auf dem sich ein rotes Kreuz befindet. Der Helm hat als Kleinod
zwei Hörner, dazwischen ein rotes Krenz. Kleinod wie Helm-
ME ä
—
106 ANALEKTEN.
decken zeigen die Farben des Schildes, draungelb und grün.
Unter dem Wappen stelen die Initislen LM. Ebenso findet sich
im Leder des Einbanddeckels eingeprefst: LM 1561. Vielleicht
vermag ein Kundigerer aus diesen Indieien den ersten Besitzer
des Buches zu ermitteln.
Hier mag nur noch bemerkt werden, dafs die Initialen unter
den Personen, mit denen Melanchthon um jene Zeit in Brief-
wechsel stand, allein auf Lorenz Moller (aus Stolpe) in Hildes-
heim passen.
5
Beiträge zum Briefwechsel
der katholischen Gelehrten Deutschlands
im Reformationszeitalter.
Aus italienischen Archiven und Bibliotheken
mitgeteilt von
Walter Friedensburg.
(Fortsetzung 2).
IV. Johannes Cochlacus.
Wie schon erwähnt wurde ®, bat unter den Streitern für die
katholische Sache in Deutschland Cochlaeus die Beziehungen zur
römischen Kurie und deren Vertretern am eifrigsten gepflegt,
Wir können hier siebenundneunzig teils von ihm ausgehende, teils
an ibm gerichtete Briefe mitteilen. Die ersten neun entstammen
dem Jahre 1521, in welchem Cochlaeus zuerst als Vorkämpfer
der alten Kirche wider Luther in die Schranken trat; die übrigen
Stücke begleiten ihn von 1532 ab auf den weiteren Studien
seines dem litterarischen Kampf gewidmeien Daseins, Zur
Kenntnis des Lebensganges des Cochlaeus sei besonders auf die
kleine Schrift von Felician Gefs, Johannes Cochlaeus der Gegner
Luthers (Oppeln 1886) verwiesen; die dort angeführte Disser-
H Vgl. Bd. XVL, S. 470ff. dieser Zeitschrift.
2) Ebendaselbst $. 475.
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 107
tation won Weldige-Cremer (Münster 1865) konnte ich nicht ein-
sehen; auch fehlte es mir an den erforderlichen Hilfsmitteln, um
ie zahllosen literarischen Produkte des Cochlaeus, von welchen
in unseren Briefen die Rede ist, stets mit Sicherheit zu kon-
nn tieren; man wird also vielfach mit der einfachen Mitteilung
der Briefe ‚vorlieb nehmen müssen.
16. Aleander an Cochlaeus: entsinnt sich seiner von Rom
ber; rät, eine ihm übersandte Schrift baldmöglichst heraus-
zugeben; wird ihn dem Papste empfehlen; wünscht eine Unter-
redung. [1521 c. März, Worms.] '
Aus cod. Val. 8075 fol. 99’—100*, ohne Adresse noch Datum.
Ego vero, mi Cochlaee, ot probe memini te videre alias Ro-
mas ®, et ingenium doctrinamque tuam ita tunc sum admiratus
ut nulla unguam oblivio neque vultum neque nomen tuum ox
animo meo deletura videatur. quamobrem etsi hac in parte
nulla esset periphrasi opus ad tui memoriam mihi renovandam,
ıirum famen in modum mihi grata fnit ista ... .® qua te alio-
qui olarissimum dum obscurum faeis, mugnam quandam et vere
soeraticam modestinw pras te tulisti. nuno quod ad librum at-
tinet quem mihi legendum misisti *, etsi per immensas oceupationes
et (quod tute pie scripnsti) brevissimum temporis spacium mihi
von liewit totum opus perlegere, quantum tamen potul ex jis quae
legi conjicere, nt et «go velut alter Phidias ex ungnibns leonem
eoneipiam, confisus prasteren marimo ingenio et judieio tuo, pro
somperto habeo opus istud non nisi leetu dignum, dignum cedro,
dignum denique perpatuitäte, addo etiam rebus nostris plurimum
1) In Nr. 22 erwähnt Cochlaeus, dafs seine Gegenschrift wider Lu»
thera Een Gefangenschaft der Kirche“ in Worms Aleander
habe und wenigstens flüchtig geprüft
sich mit Wahrscheinlichkeit, dafs es eben
Pe des März Ar Abfassungszeit.
den Aufenthalt des Cochlaeus in Rom vom September 1517
ügust 1519 s. Otto, Joh. Cochlaeus, der Humanist, 8. 99,
Joh. Cochlaeus, 8. 4f.
Handschrift ist hier eine Lücke für ein kurzes Wort ge-
ER 1. Der Titel der Ende 1522 herausgegebenen Schrift
saeramentorum adversus assertionem Martini Lutheri.
ua '
108 ANALEKTEN.
suluti fore, quod ut quamprimem perfieias et edas, non solum
te hortor, verum etiam oro atqne obsecro et de isto tum prae-
elaro labore tuo me pontificem redditurum certiorem polliceor.
pluseula baberem in hac re commanicare, sed coram, si posses
ad nos te ad diem saltem unom conferre. «olloguium nostrum
demptis arbitris erit, quia tu, ne inter te et me quiequam a Ger-
manis intelligator, maxime cavendum censes, quod optime fiet
quantum ipse voles. venias modo, queso te, et librum tecam
foras, quo mihi grutius et utilius facere potes nihil, vale, optime
et doctissime !.
17. Cochlaeus an Aleander: Die Angelegenheit des Do-
winus Muscius, Das Kommen des Cochlaeus nach Worms.
Seine geistliche Stellung; finanzielle Lage. Verhandlung mit
Capito; Bereitwilligkeit unter allen Umständen za kummen.
Verleumdungen wider Murner und Emser. 1521 März 25
Frankfurt,
Aus Cod, Vat. 6199 fol. 1, eigenh. Orig.; Adr.: Rey. patri ac
domino, insignis et eloquentiae et eruditionis viro, damino Hiero.
Alcandro legato atque oratori apostolico — — apud Vangiones.
8. p. d. domino Muscio * lubentissime inserviissen, honora-
tissime similiter atque doctissime domine Aleunder, si expertus
ejusmodi rerum fuissem. at non eguit ope men, per se melius
agere noyit quam ductu aut consilio meo. im negocio autem
poblico plurimum esset mihi opus tuo et duetu et judieio; si
velit Rev. Prestantia Tua, facilius mihi foret istuc iter. mempe
ei breve mittas epistolium evocındi mei gratia ad scholustieum
et capitulum meum, id est ecclesine beatae Mariae in monte
Francfordiensis, mittent me illi absqgue damno meo, ut interen
1) In dem Aleander-Oodex Vat. 8075, dem obiges Stück entnommen,
findet sich — fol. 22° — ausnahmsweise auch ein Brieffragment des
Cochlaeus an Aleander (überschrieben von des letzteren Hand: Cochlaeus
Aleandro). Es ist undatiert und kann darum nur vermutungsweise hier
eingereiht werden. Es lautet: mitto ad de libellum, Rev. atque eximie
domine Aleander, quem hodie locum pro ocio nactus e germanica lingu
In latinum transtuli, si forte eum hactenus ignorasses, ut hinc
possis defensoribus impil objicere, ne pergant illum contra deeus Ro-
mani imperü defendere ultra, qui tot injuriis hoc brevi libello Romanum
imperium foedavit. bene vale. si ocium Rev. Dri T. fuerit, Jubens ve-
nam ipse, si quid forte velis amplius ex teuthonieo. — Sollte der impius
Hutten und die fragliche Schrift dessen „Anzeig wie allwegen sich die
Römischen Bischöfe oder Päpste gegen den tentschen Kaisern
haben‘, sein können ?
2) Oder Mustio? Ich kann den Betreffenden nicht nachweisen,
falls nicht etwa an Aleanders Sekretär, Domenico de’Mussi (dessem
Namen ÜCochlaeus verlesen haben könnte) zu denken ist.
| ——
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM RRIEFWECHSEL. 109
sim cum ipsis et absens prassentiarum (ut vocant) particeps.
alioquin grare foret mene tenuitati matrem cum familia susten-
tare sine illa pärtieipatione, accedentibns etiam itineris (quod
ange ‚suseipiam) sumptibus. venit oportune hoc vespere
noster ad me Capito. sundet et ille ut Rev. D. T. adeam post
Pascha ae simul ea mecum adferam quae interim seripsi. faciam
= labens, tus praestabilitas me poterit ab expensis per episto-
um illiusmodi relevare. non peterem, nmisi pauper et noyus
u paterfamilias, qui aliquot etiam proventibus ob- novitatem
adhuc careo. movit iste Capito. poteris certe meis brevissime
scribere velle te nonnihil tractare mecum, quem boni viri com-
mendarerint apud te. nihil ibi timendeım est, omnes amici mei
sunt et pontifici obedientes et numero pauci. ego eis facile com-
mittam ot apud so tacita servont quae mandaveris, si tamen
via haec non placent dignissimae P. T., veniam nihilominus qua-
cumque die me istuc evocaveris, res non solum commoda, sed
et necessaria videtur. «ige unum aut alterum diem, in quo
tantillum putes tibi fore oclum, conferendi mecum quae in rem
fore videantur *. frater Murnerus et Hieronimus Emser pessime
per adversarios vulgo audiunt, alia nobis procedendum orit vin,
bene vale, eximie disertissimeque domine Aleander.
Ex Francofordia 25 die martii anno 1521.
18. Cochlaceus an Aloander: Klagen über Verleumdungen
wider ihn aus Anlafs seines Verhaltens in Worms. Bitte
Zeugenverhöre über die von ihm Luther angebotene Dis-
anzustellen. Eine in Arbeit befindliche Schrift des
Cochlaeus, Suche nach einem Drucker. Abschätzige Äufserung
Luthers über Cochlneus. Grüfßse. Luther über Karl V. 1521
Mai 5 Frankfurt.
Aus Cod. Vat, 6199 fol. 2, eigenh. Orig.; Adr,.: Rev. patri magni-
fico domino Hieronymo Aleandro sanctae sedis upostolicae nuncio
apıd Cäes. Maje. Wormaciae,
8 Himiom verus mihi fuisti propheta, magnifice domine
Aleander, de nostratium Lutheranorum mendaciis. en fabulam
bene | longam, mihi tamen nondum visom, contexuerunt, quam acta
Abe bekannt, erschien Cochlaeus in der That wonige
A nach Abfass dieses Briefes in Worms. Wenn er selbst
' Historia a ‚et scriptis M. Lutheri (Ausgabe Colon.
angiebt, K sei A mmen a nemine vocatus, non aliam ob
een ut pro fe aan ecclesiae corpus et vitam suam iu
hr culum objeetaret atque TE so zeigen
unsere Pkinen:, dafs die Initiative bei Aleander lag.
110 ANALERTEN.
Cochlei inseripserunt *, in qua calumniantor me a te anborns-
tum fuisse, ut sub praetextu disputationis illum eo provocarem
ut salvo condnetui renumeiaret: addunt alteram technam, quod
Lutherus obtulerit sese ad aequale perieulum, quod ego recnsu-
rim; et eitant pro suis figmentis testes sex, nt audio, somites.
ego tibi meum aperiam nune super his consilium, quid probaturns
sis nescio. certum est illos plurimum erubescere quia ego cum
Luthero disputare volui end jndicibas, quod ille renuit, fingunt
igitur ealumniam subornationis. quid si ageres cum Caosares,
Mujestate ut comites illi juratum dicant istic coram notario testi-
monium, idque quantum fieri queat secreto et tacite, visis posten
eorum testimoniis si vera viderentur et pro mobis, possenk ueique
in wmagnam Lutheri eonfusionem propalari; sin contraria, possint
supprimi. testor ego Deum, quia libere obtuli me ad tn.
dum, ille tamen recusavit,
Nomina comitum non teneo omnia, affuit autem mihi ad Tatus
sedens comes de Mansfelt, item comes Christophorus de Swartzen-
berg. hi possent alios indieare. et si consulte vis agere, com-
munien hane rem domino Petro Aufsass decano Herbipolensi, qui
apud praediontores dormit moctu. ille poterit commedins rem
praeticare, si practicanda videatur.
Interrogatoria forent: 1) utrum audierint me recusare dispu-
tationem nd aequale perieulum; 2) utrum nudierint me noluisse
disputare nisi Lutherus renunciaret salvo conduotui; 9) utram
non audierint me, etiam sine Lufheri perieulo, petiisse ata-
tionem sub Jjudicibus, quos nobis Caesar et principes darent;
4) utrum non audierint Lutherum dixisse: ego nolo nmune facere;
5) utrum non audierint Lutherum voluisse judicem puerum 8 aut
9 annorum aut ex astanfibus juvenem quemdam famulum, quem
digito monstrabat; 6) utrum non audierint quod ego puerum et
juvenem pro judiee recusavi, sed rursus petii ut judices aeeipint
quos nobis dent Cesar et prineipes sine ejus perioulo, ita ut si
ago judiearer injustos, dignas Iuerem penas, ipse vero etiam vietus.
abiret impunitus, quia nom peterem ejus periculum nec mortem,
sed potins ut converteretur et vivat. super his cogita: nebulones
Ali, ut focum sibi faciant, infamiam quaerunt meam.
Librum nondum exeripsi * totum, plus habet quam putaveram,
finietur tamen brevi. fac proprium ad me des nuncium post 4
aut 5 dies ant quando opus fuerit. die reverendo domino Ma-
rino® ut me etiam atque etiam R”° domino Moguntine com=-
mendet, praeter eum enim non habeo amplius in his terris ad
quem confagi Bonfäglaiı; omnes enim amicos offendi. reseribe.
MS. Gels 8. 15.
2) Sic!
3) Carascioli,
_ u
Ale ie Fertigste) i
Bemasch Ems 1631 Mai 11 Prank-
ıscht 3 ; Capito.
5199 fol. d, eigenh, Orig. — Das ebenfalls eigen-
Schluß wider Cochlaeus in Worms angeschlagenen
Bemerkungen beziehen sich, wie Nr, 22
einer älteren Schrift die Waldenser,
f2:
112 ANALEKTEN,
händige Postskript ebenda fol. 3 auf einem Blatt für sich;
dürfte zu diesem oder dem voraufgehenden Briefe gehören.
Sp. d. jam librum ® complevi, distinxi in duos partiales,
adaidi capita et titulos, multa emendavi. ubi tuus venerit famulus,
dabitur ei. vide ut liber meus per eum ad me redeat, similiter
cum Captivitate ®“ ihm coepi transferre in linguam nostram arti-
culos hereticorum, quos approbat noster antipapa. et ecce Lie
nuncius confirmat mihi rumorem, quem hodie audivi, quod Lu-
therus certissime captus est circa Eysenach in terra proprii ducis
su. a quingue equitibus, pluribus in saltu tenentibus, ejectus
e curru et ligatus manibus ductus ost pedester inter duos equites
absqua misericordia; nemo aliorum lesus est. putatur duetus esse
in Franconiam. praedicaverat in die sanctae cracis in Eysenach,
altero die, scilieet sabbatho, captus est. nuneins iste de
nach venit et literas uffert duci Friderico, attulit mihi nonnulla
opuseula Emseri, qui plurimum gratulatur de meo conatu. jam
plura soribere non licet festinante nuncio. bene vale. ex Franc-
fordia 11 die maji anno 1521.
Johannes Cochlaeus.
Dicebas nuper, magnifice domine Aleander, me non diu fore
pauperem. certe id facile fiet, ubi voles. per datarium eitissime
fieri posset. aliam viam proponebas ut fierem interim admini-
strator, si quem indicarem. vis ergo ut impudenter indicem?
ecce Moguntiae duo sunt viri senes et beneficiis divites: Johannes
Jaeobus Leist, praepositus Francfordiensis et decanus ecelesiae
beatae Virginis ad gradus Moguntiae. unum ex his abunde sufü-
ceret mihi. alter est Engelbertns Erclein, praopositus Erfordias,
sanonicus Moguntiae ad sanctum Petrum et ad sanctam Victorem,
sufficeret et hie unum. hie praster nomen pene nibil uflert mens
decanatus. immo si hodie aut oras exigatur pensio, nihil omnino
remanebit. si vis, domine, potes me curare. ego certe fuus sum
eroque usque ad extremum spiritum.
Nihil die Capitoni de meo nune ad te nuncio, ei non scripsi,
guamquam nihil scio de eo mali. de reliquis qune andio et
eomperio, nmondum libet dieere, mira est caecitas veri apud
nostrates, mira item fraus et industria in technis.
20. Cochlaeus an Aleander: hofft auf Unterstützung durch
diesen, um, von Verrat und Feindeeligkeit umgeben, «igene
1) Die Schrift gegen die Waldenser, vgl. Nr. 18. 20—22,
2) D. i. das Buch de gratia sacramentorum und die Schrift Luthers
von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche, welche jene Entgeg-
nung des Cochlaeus hervorgerufen hatte,
——
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 113
Boten zur Beförderung seiner Korrespondenz und litterarischen
Produkte unterhalten zu können; schickt Auszüge aus einer
vom Aleander zur Verfügung gestellten älteren Schrift. Korre-
‚spondiert mit Emser; wünscht mit den katholischen Hochschulen
in Verbindung zu treten. Fertigt Auszüge aus den Schriften
der Ketzer. Emsers Thätigkeit; Verlangen nach einer Schrift
des Catherinus, 1521 Mai 22 Frankfort,
Aus Cod. Vatic. 6199 fol. 19, eigenh. Orig.
d. en jam tereium ad te hinc sceribo, postquam inde
„ zeverende ac unice colende domine Aleander. frustre
unum e famulis tuis (uti convenerat inter nos)
quidem spe ut mihi preter litteras etiam adıni-
allaturas, quo possem commode huic negocio
nimis ac nimis petere quicquam;
certe si quomodo possem aliunde
maneret, nunc perdidi apud meos
et amicitiam, nemo confert, nemo mutaat; et
foret ut haberem unde nunciis et aliis, quibus
fuerit, providere ac satisfacere possem. certe
Tabens in omne periculum pro ecclesia expono,
eorpus, vitam et quicquid pauperi religuum esse
(sine qua in rebus agendis quid possumus?)
tamen grandi opus foret; non enim lucrum hie
i sangninem fundere non abnuo neque reouso.
unde ad univresitates et doctos, qui adhuc
D 'eeise, nuncios, litteras libellosque mittere ponsem.
teri
HIHHHE
nl
EB
Ei
Rn
Fe
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est scribere et imaginari, oportet quaerere adhaeren-
alt consulere, fraudes prascavere. nisi enim
queam proprios hac aestate muncios, ad minimum
lere, magua intereidet cansae commoditas, nosti excaecatos
nostrates; nisi proprios habuerim nuncios, omnia prodentur-
torgirersantur etiam superiores nostri; ego pene neminom habeo
hae causa confidere. nondum habeo impressorem,
tamen si castera mon desint. librum antiquum remitto;
ereripsi quas de Waldensibus habentur; religua nimis erant bar-
bara et inopta
FE
Me
traciata sunt, omisi consulto, qnia nobis non prosunt, etiam si
elegantissima forent. transcripta tibi mitto, sed ea lage ut remit-
ias, nondum adjeci nuncupatoriam ad te epistolam, expectavi
hactonus famulum et litteras tuas. remitte igitur simul cum
apologia mes ? impressoque libello Csptivitatis Babilonione.
5 ‚wohl wieder die zu den den Briefen angeführte
a ee
Zeitschr. f, K.-G. IVIIE, 1. 8
114 ANALERTEN.
Eimserus vuper ad me litteras et libellos alemanicos
therum ad me dedit, sed tarde venerunt ad me, negue
nuncium rogabat ut resoriberem, rescripsi, sed por
cognitum. timenda est fraus adversariorum. si vis ergo
mus nos utiliter pro ecclesia, cura ut possimus Be
invicem habere nuncios. alio item opus foret nuncio ad 4
nienses, Lovaniensos, Parisienses, ut consulto prodiret
fuerit edendum. ego jam plurimos articulos ex lil
extraxi, ut populus noster videat qualem fovent Inereti
vale et rescribe. accedit et haoc molestia, quod certus non &
an bic meus te istic reperiat nuncius; rescribe tamen ac
tuo vale. ex Francfordia Moeni 22 die maji anno 1521.
Guudet noster Emserus me ad communem laborem atque
culum accessisse socium. egregie conatur, valet in lingua
BEN
Au]
ii
i
Rbadinom Romae impressum !. cura obsecro ut habeam agendi
nervum, agam certs intrepide et fideliter. ourabo ut Italornm
eruditae lucubrationes apud nos quoque imprimantur. si impres-
sus est Ambrosius *, cura quneso ut habenm, nam et Emserus
petit eumdem. respondet Emserus libro pessimo ad Germanicam
nobilitatem graviter et erudite in lingon nostra °; hie supprimun-
tur. si mihi nervus esset, et Emserum et Italos nostratibus obji-
cerem simul cum meis luenbratiuncnlis, consule igitur quid opfi-
mum censens iterumque vale.
21. Coohlaeus an Aleander: Briefe von seinen Angahd-
rigen und aus Wittenberg. Vorwerfliches litterarisches Treiben
an letzterem Ort; Aufbebuug der Universität ratsam. Das
Attentat gegen Luther, und Kurfürst Friedrich. Die Disputation
mit Luther. Cochlaeus Streitschriften. Das Wormser Edikt.
Ritter Adrian. Die Schrift gegen die Waldenser, 1521 Joni 11
Frankfurt.
Aus Cod. Vat. 6199. fol 5, eigenh. Orig.
5. p. d. muncius iste hoc vespere literas mibi ex Norim-
berga attulit, magnifice domine Hieronyme, quns quidam cogna-
1) Über des Italieners Thomas Rhadinus „Rede an die Fürsten
und Völker Deutschlands gegen den die Ehre der Nation schändenden
Ketzer Martin Luther“, s. Köstlin I, 8. 426,
a Es handelte sich wohl darum, die Schrift des Ambrosius Catha-
rinus, A) No für für de Weiche des christlichen Glaubens, welche Ende
IE SH ısgekommen war (Köstlin I, 8. 429), in Deutsch-
Tand achauden aim I, 8. 427. Diese Streitschrift Emsers gab dem
Anlafs zu Luthers Invektive „an den Bock zu Leipzig",
E
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL 115
torum meorum soripsit, dolens plurimum de mes illie infamia per
Lutheranos. ego vero id non magni facio, eu spe animatus quod
veritas propediem veniat in lucem, adjunxit et alins literas, quas
ei ex Wittenberga quidam scripserat cum famosis in me versibus,
quos famen contemno, Cäterum tota illa epistola referta est,
am bene sit longa, laudibus Lutheri criminationibusque
statas? vereor equidem quamdiu nidus ille Jutherani stadii man-
serit, nunguam habituram esse pacem ecclesiam ab ejusmodi corvis
possimis. si papa institut, cnr non possit revocare, ubi tuntam
ridet inde volare perniciem turbationemque ac scandalum ?
Seribitur in eadem epistola: jam proscriptionem non solum
intentant Luthero, sed et Wittembergae. captus est, sed ab ami-
eis, 6 in tuto fovetur, no princeps Fridericus, vir singulari s4-
pientia praeditus, hnic rei caput esse dicatur ! aut is videatur
qui Luthernm in hoc foyent ut has excitet nerbas *, sie consu-
liter rebus prineipis optimi et paci publicae.
Disputationem Lutheri, de qua nuper Moguntiae magnificentias
tue dixi ®, interpretatus sum tibi, ut cures in inferiori Germania
aut in Gallia ad cam a doctis responderi. ago per 4 aut 5 dies
ei respondi satis (ut spero) eflcaciter duobus quaternionibus #.
mittem ad Sanct” dominum nostrum, ut vident an sit edenda,
molitur enim nebulo totum dirnere papatum. descripsi item
heri et bodie menm cum Luthero colloquium 5. mandatum
Caesaris nondum est hic publicatum. adjunctas literas da
queso domino Adriano militi aurato. obseero te ut primum
saltem librum contra Waldenses transcribi cures et nd me
mittas, +sonsultum fore videtur mihi si opusculum illud edas.
bene vale et rescribe, mi charissime pater et patrone. ex
1) Auf diese Mitteilung des Cochlaeus bezieht sich Aleander wohl
in der Depesche Nr. 38 bei Brieger $. 245.
Sie?
Was t ist, besagt der folgende Brief, welcher auch das
Datum der nkunft angiebt, die Aleander und Cochlaeus in
Mainz hatten. Dieselbe fund am 1. Juni statt.
Assertio Joannis Cochlaei pro H. Emsero contra Lutherum de
25 annis S. Petri in ecclesin Romana. Francfordiae 6 die juni a. 1521,
Val. Gefs 8. 16.
5) Cochlaei colloquium cum Luthero habitum Wormatine. Deutsche
Reichstagsakten, jüngere Reihe, Bd. II Nr. 87 (8. 624), erst 1540
‚gedruckt und herausgegeben.
FR
116 ANALEKTEN.
Franofordia 11 die junii anno 1521. commenda me rererendo
domino Marino et confessori Cesaris.
Nosti manum !,
22. Cochlaous an Papst Loo X: Eintreten für die durch
Luther ungegriffenen Grundlagen der päpstlichen Macht. Ab-
fassıng anderer Streitschriften; Hindernisse der Herausgabe.
Auftreten des Cochlaeue in Worns; Erbitterung der Neuerer
wider ihn. Wunsch in Köln zu leben Die kaiserlichen
Edikte. Lossage Lutbers von der Autorität der Konzilien.
Cochlaeus' Bekanntschaften in Rom. 1521 Juni 19 Frank-
furt.
Aus Bibl. Vat. Cod. Regin. 2023 fol. 108—109, eigenl..
Orig.
Bentissimo in Christo patri Leoni papae X pontifiei maximo
Joannes Cochlasus theologorum infimus 8. d. asternam.
Prima hujus mensis, junii inquam, die, beatissime pater, Sanc-
titatis Vestrae nuncium apostolieum Rer. dominum Hieronymum
Aleandrum Moguntise conveni, literis ad hoe ab en exeitus, cui
inter cnetera retuli scripsisse Lutherum in novissimo contra Em-
serum libro teuthonico s. Potrum non fuisse Romas 25 annis,
immo dubium esse an unquam Romane fuerit®. jussit ille ut id
latine interpretarer, quo legere posset quidnam hoc esset monstri.
quam primum itaque hus redii, caput illud transtuli et non mode
transtuli, verum etiam contra impietater novam respondi. quiequid
est, Sanotitati Vestrae nunc transmitto ut vident et judicet, nolo
enim de re tanta temere quiequam inconsulto pontifice maximo
edere in Incem presertim in Germania, ubi tot latrant facundi
eanes Lutheri. certe nisi hanc eis clavam eripiamus, labefactu-
bunt protinus omne fandamentum nostrum. ego primus oceurri %
si minus fortiter aut valide, erunt procul dubio alii et quidem
plurimi a parte nostra qui hunc furiosum andabatam compescant.
quotquot autem hactenus da potestate papae scripserunt, pro indu-
bitato fundamento habuere s. Petrum Romae 25 annis ocolesiam
rexisse; nunc vero novus Hussita id quoque ferali rabie in dubiam
trahere conatur. ei ego utcnnque respondi atque dispntationem
ejus domino Aleandro Coloniam transmisi, ut alii qui melius pos-
sunt, fortius ocenrrant, caeterum responsionem meam illi non misi
. Di ee ee chon Ende 1520 anonyım
iese auptung hatte Luther einer schon el
entnommen, s. Brieger, Aleander und Luther,
a a undeutlich wegen Loches im Papier.
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL, 117
nesciobam ubinam consisteret. quae autem misi, ad ma-
gistrum Jacobum Hogostratum dedi, itu enim jusserat ille Mo-
guntiae.
Supplico igitur humillime Sanctitatem Vestram hanc meam in
sedem apostolicam devotionem operamque boni consulat, ut si
offendat ruditas, pietas intercedat. turdus enim in hoc descendi
«ertamen pudore prohibitus, donee diram ao saorilogam vidi bestino
Babylonem, contra quam in quadragesima respondi, tribus sane
libris apologetieis de sacro encharistiae, quos tamen nondum
edidi '. widerunt eos Wormaciae dominus Aleander et confessor
imporatoris, non tamen adamussim, nogociis aliis impedientibus.
transseripsi domino Aleandro ex vetusto quodam codice duos libel-
los contra Waldenses, ubi errores eorum (quibus novas hic haere-
tous participat) solidis reprobantur seripturis; sed erat codex
mendosus praosertim in allegationum numeris, orat et confusus
se indistintus; itaque inter exscribendum plaeraque emendavi,
ateriam in duos libros digessi ac libros in capite distinxi; cae-
apud me ullum exemplar propter festinationem.
aliqua, brevi plura scripturus, ut videant
Germani quo ruunt et qualem sequuntur haeresiarchum. respondi
item latine ad binas ejus epistolas quas impudentissime ad Sane-
titateım Vestram inscripeit. nihil tamen edidi adhuc, quia mults
ne impediunt: fraus et perfidia impressorum, furor populi, convicia
Lutheranorum atque vulgaris contemptus. nescio cui impressorum
«onfidam, adeo sunt infocta omnia! proindo si haberem, propriis
utique impensis quae forent edenda imprimi curarem, non solum
men, sed et Italoram quuedam atque Emseri; nebulones enim
«contra Lutherum nihil fldeliter agunt.
‚Porro responsionom hanc moam Sanctitati Vostrao sie offero ut
pro libito addat, adimat, mutet, corrigat. quioquid id fuerit,
zatum ac gratom erit mihi; non enim meum ibi agitur negocium,
sive igitur Fe sive supprimatur, jam pridem non solum
vitam in diserimen pro ecclesia ponere decrevi.
“ie Pärle mihi parum fuerit tatum in Lutheram edere quip-
piam; adeo esasperati sunt in me animi multorum ex illo Worma-
ciensi colloquio, Benin fidelem, ut revocaret, exhortatio-
nem Ber ne disputandum sub judieibus. graviter onim
aecipiunt bane Luthero gloriam eripi quod nemo ausit cum eo
disputare, hoc eos mordet, non aliud, nulla enim bominem affeci
=
in
1 Cochlaeus von sich selbst in den Commentaria (z. J,
Se rend et pro sacramentis ecclesiae quae Ber in Ba-
bylone sua vel 2 re vel pı Sue eh
a en dem, ıu
‚ Lutheri libros tres, quos secum ferebat L 'ormatiarm).
118 ANALEKTEN.
injaria, ne uno quidem verbo asperiori, sed dolent quempism
audiri nunc qui velit congredi sub judieibus illi. neminem pro-
fecto anten per omnem Germaniam inimicum habui, amicos vero
plurimos. nunc autem versa vice vix unum aut alterum reperio ami-
cum, inimicos autem pene innumeros. eram hic juxta et plebi et
senatui scoeptus, quamguam aliegena; ut vero Wormacia redii,
praster celerum vwix duos, quorum ntor artificio, amieos inveni.
eonfinxerunt quidam famosos in me rythmos, quibus non solum
oalumnianter, sod ot mortem (si quid a me senserint edi) mi-
nantur. non adeo longe abest hino Huttenus et eircumeirca Jutheri-
zat nobilitas cum omni fere rustica manu. et siquid hie seribo,
solus sum, si cado, non est qui sublevet. Moguntise vero qui
peritiores sunt, Lutheri partes latenter fovent; Coloniae commo-
dissime forem, si quarm condicionem aut beneficium illic haberem.
ibi enim cum doctis conferre liceret ac impressoribus adesse co-
ram; hie neque docti sunt tales neque ullus omnino impressor,
Impressa sunt jamdudum Caesaris in Lutherum teuthonice man-
data et eu quidem acerrima; sed nondum promulgata per urbes.
quid expectetur neseio. forte consulto ex industris differuntur.
vereor tamen ne tscentibus nobis non taceat Lutberus, qui nun
in quodam sedet eastro comitis (ut fertur) de Mansfelt in Saxonis-
de majoribus certe scandalis timeo ne absurdioru ibi monstra im
oeio et solitudine meditetur. hoc enim eflrons et desperatus
desperatissime nimirum aget omnia, dicens forte cum captivis
olim Trojanis:
Una salus vietis nullam sperare salutem !
edidit nuper acta sun Wormaciae magis ad propriam laudem quam
ad rerum fidem !. ea nune simul mitto Sanetitati Vestrae, ut
ex his circa finem accipiat impudentiam pertinaciamque hominis
perditi atque ad seditionem nati. non vult se amplius futuro sub-
mittere concilio, ad quod toties anten frandulenter appellarit.
nimia profeeto est quorundam principum caecitas. mulo nuns
plura dicere; id modo addiderim quod in disceptationibus vivae
vocis neutiquam talis ae tantus apparet qualis ac quantus videtur
in contentionibus scripturarum et librorum.
Longior fui, beatissime pater, quam aut tanti vorticis ferat
sublimitas aut meam deceat parvitatem humillimamque sortem.
dilatavit me pietas et affeetus. veniam suppliciter oro! reseriptum
a Sanctitate Vestra petere non ausim; maxime tamen cuperem
.. 1 Nach dem, was über den Inhalt weiter unten angedeutet wird,
ist wohl der Brief t, welchen Luther am 28, April von Friedberg
aus an den Kaiser (bzw. die Reichsstände) richtete; deutsch bei Förste-
mann, Neues Urkundenbuch Nr. 29 (8. 76), *
|
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 119
si licent "is quae mitto certior fieri vel per Jacobum Que-
N vel per Petrum Stellam. noverant me item cum
alii in urbe eruditi, tum pruecipue Rev. pater dominus Mercurius
Vipere; sed et aflinis meus Angelus in banco Fuckerorum de
me apud Sanotitatem Vestram mentionem, dum in urbe agerem,
stinianum rer 1, caeterum quas nune mitto, ad patro-
num meum dominum Johannem Zinck in snperscriptione destino,
ne quid sentiant Lutherani,
Bestitudinom Vestram conservet incolumem perpetus nobie
Deus optimas maximus, beatissime pater!
Ex Franefordia Moeni urbe imperiali 13 kul. julüi anno sa-
lutis 1521.
[in verso] Beatissimo in Christo Sanctitatis Vestrae supplex
patri sanctissimo domino nostro ac devotus orator idem Joannes
Leoni divina providentia papae Cochlaeus decanus ecclesise b.
X pontifici maximo universalis Marise virginis Franofordiensis.
ecelesiae pastori capitique su-
‚premo.
23. Cochlacus an Aleander: Klagt, dafs er und die
gute Sache von Rom im Stich gelassen werden; seine Schriften
und Sendungen bleiben unbeantwortet und unberücksichtigt;
man ermöglicht ihm weder mit Luther zu disputieren noch
seine Streitschriften drucken zu lassen. Droht sich vom
Kampfplatz zurückzuziehen. Emser ist in ähnlicher Lage wie
er. Lutlierische Schriften und Pamphlete überschwemmen den
Büchermarkt. 1521 September 27 Frankfurt.
Aus Rom Bibl. Vatie., Cod. Vatie. 6199 fol. 20—21, eigenh.
Orig. — Gleichzeitige Abschrift ebendaselbst Cod. Vat. 8075 fol.
66 — 69, mit antwortenden Bemerkungen Aleanders auf der
linken Blatthälfte (numerierıt 1—68, und hier vollständig mit-
geteilt), während auf der rechten der Text des Cochlaeus.
8. p. d. non putussem, revereude ac eximie domine Alean-
der, me tamdiu a to ubsque omni consolatione in medio Luthe-
ranorum inter tot opprobria, wminas, sicas insidiasque desertum
iri®, ferrem id patientissimse tamgnam injunetam pro meis pec-
calis poenitentiam, si res fidei ecelesineque interim in melius
bonestiusguo proficerent. cum autem negocium hoc in dies, atque
2) Vgl. Otto, Joh. Cochlaeus der Humanist S. 1081. Gefa 8. 4.
eander: Temporum conditio, eurarum multitudo, locorum
‚distantia, nunciorum penuria et incertitudo id faciunt, non amoris et
benevolentise defectus.
120 ANALEKTEN,
adeo in horas otiam, continus detorius [sa] habant *,
quid expensis? quid mandatis? quid bullis? non insulte, non
improbo, non contemno ists, observandissime domine Hieronime,
multa fecisti, egregie laborasti, rem pontifieis fortissime susti-
nuistj, quisquis enim praster te * huie prepositus fuisset negocio,
totam pontificis causam apıd Germanos perdidisset. sed aliud
est proficere, aliud non perdere. cum videns igitur causam
nostram non praevalere bullis®, non mandatis, non orationibus
ad prineipes, non vi, non minis nec ullo terrorum genere, quare
non satagis ut aliis vüs et modis praevaleamus? quibus ergo? an |
insidiis? an corruptelis? an venenis? an dolis aliisque malis ar-
tibus? absit, absit inquam longissime ut optimu atque certissima
ecelesine fdeique catholieae eausa dolo potius quam virtute aga-
tur, defendatur, proficiat, praevaleat, triumphet. an non sunt a
parte nostra ingenis? non rationes? non seripturse? his profeots
armis Germaniae populi ® commode expugnari possent, non alüis,
Retuli ad to Moguntiae, tenthonice Lutherum in sun eontra
Emserum responsione proponere sanctum Petrum non fuisse 25
annis Romae, immo dubium esse an ungunm illuc venerit. man-
dabas tu mibi ut in latinum transferrem, feci id continuo. trams-
misi ? tibi ad m. Jacobum Hochstratum, is per Brabantinam ad
te mercatorum seribit misisse, an acceperis nescio. nollem pro-
fecto eas litteras in ulienas aberrasse manus. interim contra ejus-
modi impietatem respondi et Romam transmisi circa festum saneti
Johannis Baptistao illam Lutheri disputationem ® meamque re-
sponsionem similiter cum actis Lutheri Wormaciensibus, quae
fuorant tum impressa, et Inec per baneum Nurenbergne. certus
ER, Culpa vestrorum praclatorum, quam ego praestare nec volo nec
“ Non dormitamus, non ut putas,
Perfunctus sum munere meo; persuasi imperatori et maxime im-
perio quod volebam et juste petebam. nunc si vestrates neque timare
neque amore moventur, fortasse venit in cos ira Dei, quae wi miti-
getur mutatis peccatorum ani
1 Hier sich im Text die Nr, 5, aber kein Vermerk Aleanders.]
ulpa vestatium,
Alin est causa concitationis Germanine qua en mania propterea
nulle Be rationes auf disputationes; inhiant sucerdotum auro agris
Accepi et gratias ago immortales; fecisti eni ihi
un Fr In al. hierzu die Depesche Aleanders an Medici vom
ie Bee S a ano ad ac
ug ut spero atque adeo certo
2 gratum, si modo in ipsius manus pervenit. — Vgl. oben
r. 22,
= aM Be
meus temeritas ®, simplieitas stultitis, pietas ambitio illic reputata
est, quia fideliter absque pompa seripsi. in his tamen nundinis
roreus ad urbem bis litteras misi per bancom, forte nee illis
ullum dabitur responsum, ut ego ejusmodi sumptus et labares
Lutberani * gravissime ferunt quod Lutherum Wormacise ad
disputandum provocaverim; jam plurima in me et publice et pri-
vatim jactant convicia, detractiones ® et improperia. his ego non
moveor, sed eodem animi tenoro © persisto, tentaverunt nonnulli
ex disertis si quo modo resilirem ? a proposito, sed frustra. non
moveor eorum blandieiis, non conviciis, non minis, quin et mori ®,
mon solum contumeliam pati pro fide catholica deorevi. itaque
eum mobiles aliquot in domo scholasticei mei magnis Lutherum
praeconüs extollerent et unus eorum ® de me tamquam absente
(eram enim eis facie ignotus) contemptim diceret habere se quen-
dam ex Lutheri discipulis qui disputare velit mecum ad ignem,
tum 020 pari ferocia dixi me paratum esse, quisqnis ille esset;
nollem pugnam et duellum detrectare; atque ita retudi ferociam
ejus de disputatione, et mitius rogabat ut et ego scriptis con-
tenderem teuthonicis, ut viderent veritatem. ego aulem diceban
per vivam vocem?, ubi pro et contra dieitur, longe certius posse
sub judieibus ad veritatem perveniri. quod et verum est.
Tu mihi Wormaeiae dieebas fore nt pontifax doctissimos
L) Er umieorum, si acceperint tun scripta.
Hi Nihil ad me pervenit, quia absens ee tamen et de-
boissent amiei tui ad me eas mittere.
8) Aneye. Ista ne cogites et cave tibi ab humore, studiosorwm
But mecum saepe conflictat.
ego hoc rerum, sed non hoc fatentur, imo obloquuntur «t
Ss organ intus disrumpantur.
sunt homini bono.
Dt Teucer Homericus, sic, sic, mi frater, constans esto,
Nihil novi adfers; sed
et
Vereor ne ex composito id fuerit factum per jocum irritandi tui
ista nes curanda nec dicenda,
10) Hoc nec ii qui sapiunt probant neque enim condueit neque
est. t tamen ad tempus id responderi petulis et improbis.
non est tamen deveniendum ad rem, sed cante omnia sunt oflerenda ut
li detereantur. scio enim Lutheranos extra nidum suum non descon-
suros ad puguam,
122 ANALERTEN.
quosdam ? ox Italia Gallinque in urbem aliqus
qui contra Lutheranos disputarent, at nihil 0
tutios mihi videtur fore ut privatim potius per quo
provocetur citeturque ad sustinendum scripte sun ®
quod si privatim fieret, nihil praejudicaret occlesine,
nostrum vinceretur ®. 2
Corte si bene perpendas, non habes in mundo hominem (mi
nime per hoc me jactito) per quem commodius disputandi viam
ingrediaris quam per me, quia hominem Wormacias qi -
vocavi (quod nemo alioram fecit) in conspectu suorum, u
savit ignavissime 4. meque ad urgumentu mes efficaciter re
spondit, quod sui bene andierunt. doctior me multo est. N
doctiores Itali, elegantiores plurimi, nomo tamen talin contra eum
dicere aut seribere possit, quia nemo attentavit, forte etinm nemo
adhue hodie velit (ut ego) vitam et sanguinem ® pro fide ot
elesin ponere aut ad ignem disputure, mihi longe major (Deo
sint gratine) ost animus, firmior fides, alacrior intentio, quam
doctrina ®, quam eloquentia, quam splendor et fucus pompme-
rem consydero, non famam. si vera est lides (quis autem dnbitet ?)
quis evincet veritatem? ego verte ita tenaciter tenebo cam, si
quis congredintur, ut ne Hercules quidem possit eam eripere>
ınihi. possent ? me occidere, eripere vitam, fidem uutem «t veri-
tatem extorquere aut quaeumgue vi eripere non poterunt
ueternum. at dieis forte: cur quiescis igitur * et non procedis ie
publieum? respondeo: hie »fücere nihil potero, quia nemo de—
1) Ita si Lutherus se judicio pontificis et ecclesiae et ommia ut
seripta subdere vellet — sie enim fuit eonelusum inter Unesarem et
prindipes nobis non renuentibus et Luthero propositum propter eos qus
Viaterabant eum non fuisse conyictum. id vero quia Martinus recusayit
et propteren edietum fuit emissum, superluum est et noxium ista
ro,
2) Respondi satis in literis, hoc autem ita malam est ut existimem
BE qui ita contendat obstinate.
3) Ah, mo eneenas!
4) Non hoc dieunt Lutherani, sed eum quasi leonom sprevisse Ie-
utor eorum Kae et prope renuisse, to ad puerum vel idiotae
anuli jadicium [vemittens?], quod quamvis falsissime adstruant, tamen |
neque erubescunt mihi in faciem dieere. [Vgl. übrigens den Bericht des
Cochlaens selbst über seine Verhandlung mit Luther: Deutsche Reichs-
tagsakten, jüngere Reihe II, S. 629.)
5) Pulcre omnia et verissime (ut spero), sed nee res nec tempus
nec loeus portulat.
6) Et omnia ista abunde supy 5
7) Neque hoc prodesset al Juvandum Lutherum, si tu prae con-
animi et mortem prius patereris quam int... [sie!) te victwn,
8) Hoc ego mon abnuo aut conqueror. sed si satapas quantum ad
Jisputationem virae vocis, ego maxime de te,
ie
u
FBIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 123
fendit * me a nebulonibus et sicnriis, nec habeo impressorem ad
mänum, neo habeo sumptus ad imprimendum. quod accepi ero-
gatum est partim in libellos Lutheranorum, partim in bancum *
et reliquos nı partim etiam in alias necessitates. et nosti
quam tenuo sit beneficium meum. nunquam adhuc habui annuos
50 ducatos, unde familiam sustentare vix possum. et impressores
pene omnes sunt Lutherani ? occulte, mobis nihil imprimunt
gratis *, nibil Adeliter, si non adsumus ipsi. quid ergo fucium?
ego pro Äde et scclesin quicquid possum et habeo, totum. offero,
famam 5 (quae satis honesta mihi fuit), laborem, visum *, studia,
eorpus, sanguinem, substantiam omnem, ipsamque vitam. nemo
tamen me respieit ut labeum sumptus ad hanc rem necessarios.
non peto beneficia ", non opes, hon honores, solummodo necessarios
sumptus ®, quos utique de meo lubentissime expenderem si ha-
berem unde accipere possem.
‚Quod si diutius a vobis omnibus derelinquar, lavabo ? manus
mens, clamaturus contra omnes episcopos et praslatos ecelesine
eoram Deo et hominibus. ego, si welim, Lutheranos 1° mihi uno
verbo reconeiliare possem, sed valeant’* omnes qui me ab ec-
elesin quaerunt avellere, possum in ecolesin esse et qniescere ut
alii. vos videritis, si tam parya negaveritis mihi, qui tam magns
5
Conqueritur item optimus Emserus '? quod amplius sine sub-
sidio tantos lubores ac sumptus perferre non queat. nam super
80 florenos non habet ex beneficio. consolatus sum virum ut
perduret adhuc modicum, donec ego per proprium nuncium a te
1) Neque est maxime necesse, acquiesce interim in literis domi,
in tempio, in orationibus. hacc felix vita, hacc in hoc saeculo nostra
| Nec nobis nec hie, sed ferendum aliquamdiu.
'Famam dicis non vitasse si pro fide pugnasse dicaris. an potius
terretur.
[on deerunt täbi et haee, sed expectanda occasio, ut a me fit.
Hoc difficilios est hoc tempore adsequi quam magnum sacer-
‚Haec non sunt diena responsione,
hoc est dietu et cogitatu.
u correxisti erratum.
Hoc mihi mazxime dolet; sed si non possum nunc auxiliari
mibi jori et propinquiori, imo si ipsemet nunc in maximn
quo possum Einsero suppetias ferre? solare autem enm per
nomine quaeso te!
vocurrisset praeter unum Emserum ®.
quid minor Alveldensis? quid Eceius? quid
Murnsras? quid Colonienses et Lovanienses +? quid nuper Pa-
risienses 9 solus Emserus porstat inviotus. alii
mox sunt exibilati ® aut perterriti, ut quiescant
st nune doctissimus tuus frater Ambrosius T fueit,
se cedere causas et committere eam omnipotenti Deo.
seribit, sed forocitas ® Germanorum non patitur? ut tam
miles tam cito cedat proelic. Emserus meus adhuc
verit quam ille. ot tamen is tamdin derelinquitur ? absque omni
subsidio. si non curatis de me, de illo saltem curate. utinam
essem ei conjunctus #. habeo ndhuc vestes !? aliquot et paucos
pro vintico ad exilium comperando. at nimis durum ost mihi
matrem meam '! anum pauperem hie extra patriam relinguere
1) Non vidi jam 60 diebus hominem, quem tamen scio maxima
laborantem pecuniarum penuria, nec admodum laetum ob non multam
prosperos rerum sibi oreditarum successus.
2) Dignus est omnis operarius mercede, et vetula quae didrachmum
BEE: hagophilatio, prelata est oblatio magnis donariis divitum judicio
assertoris,
3) Laudatur saltem omnium in unum congruens sententia justa et
sancta, si non omnes ita acute et eleganter scripserunt,
4) Utinam sic aliae universitates censuissent. quod si non judieio
Lutheranorum, nihil mirum, quibus nihil placet nisi quod ipsis non ad-
5) Quid? attulerunt colophonium suflragium vel sola censura, neque
torpescunt nun, sed scribunt, quibus ratio censurae constet.
_ 6) Ne speres non itidom faciendum tuis scriptis vel alterius cujus-
vis, si Lutheranorum expectes judicium; sed non exibilabunt te
et vere pieque docti,
7) De hoc vereor ne sat multa pro amore, quo eum facie ignotum
prosequor, pro aliorum stomacho fortasse nimis imulta. uteungue in-
genium hominis mihi mirum in modum arridet, presertim in quo opere
non negarim esse aliqua er vel mutata vel sublata velim, et tamen
ignoscenda propter precipitatam editionem.
8) Utinam nuno in ionem Caesaris ostendissent istam feroci-
tatem.
9) Multa alia non patiuntur vestrates, et ut vere fatear, nesciunt
quid velint, adeo sunt stomacho jam non forti, sed malaroso [?] ut
14) Cave ne deseras matrem charissimam.
|
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 125
nudam, sine omni provisione. si non vis aliud et mibi et Em-
sero subsidium ferre, saltem mihi litteras scribe ! ad scholastienm
et capitulum meum ut habeant rationem mei absentis, id est
nt absentia mihi in beveficii praesentiarumqus proventibus non
praejudicet, nt habeat mater mea unde interim vivat. si neque
hoe impetrare possum, valo; ego quoque res mens agam ?,
Mitte ® tibi patrique confessori varia. tempus non fert ut
de omnibus soribam. mitto otiam qune Emsorus * nuper misit
mihl. ostende alicni Germano ut videat quam honeste et egragie
respondeat Luthers. impeditur vir bonus paupertate, optime
espensis nolunt Lutherani imprimere.
quogue tenthonice 5 hac estato scripsi contra teuthonicum
Entheri libellum de missa, ex quo propositiones 154 extraxi
quss scripturis et rationibus ad longum reprobavi. at hie ne
unam quidem litteram ® edere possum.
Habes mentem meam. infinit« * et infanda ediderunt et
publice vendiderunt his nundinis Lutherani, partem mitto, Iudi-
briosissime contra pontificem soribunt et pingunt. passionem
forte vidisti ®. odiosissimis pieturis jam de novo et antiquo Deo
et fide pessimum ediderunt libellum teuthonice, ut et alios quam
plurimos: Karsthans ® novus, apotheca quam speciariam vocatis,
turris Babylonica et 15 confoederatorum 15 libelli, omnin teu-
Ahonice. nescitis profecto quam male audiat pontifex "® per Ger-
maniam. remitte mibi aliqua *!, si habes nova, velim libenter
opuscnlum '® contra Baldenses (quod tibi excripsi) revidere. in
summa vide, obsecro, ne diutius Emserum et me negligas ®, in
majori versatur causa periculo quam forte putas.
1
1
1) Id fiet honorificentius quam per me, et effcacius.
Et wie parti non respondere, erit responsum.
Gratias et aliquando referam farente Deo.
Utinam 'erus in Iatinam verteret linguam et ederet omnin
sun in Lutherum, sienti a est nuper nobis per litteras.
5) aliquando et latine haberemus, quamquam res postulat
ut germanieis acri
germanice respondeatur.
ee uhgalts Coloniae x Lovanii, modo aliquando patien-
Ben Effundant quantum libet virus; quanto enim plus, tanto eitius
Vidi.
bomines evangelium seribunt; sic olim patres doce-
ge tu speras Se homines diu” Sinstersei.
10) Et ad hoc jam oecalluimus [d. i. wir sind dagegen bereits ab-
1 Pak hie prorsus, nisi forte hacc quae mitto.
12) Nobe eo Be ih tibi rursus dncribe; si tamen potero in-
venire ‚eurabo tibi exscribendum.
13) Non modo, ne omnia adversa veniant, quod abominor.
ku a
—
126 ANALERTEN.
Huie meo nuneio quodlibet fidere poteris, mosti sum. Togo
te ne Emserus derelinguatur, si de me nihil curafis. obseoro nt
rospondoas, plura jam scribere non possum,. ante omnia eom-
menda ! me reverendo domino Marino Caracciolo. multa haberem
significare utrique, si non timerem no taedio vos aflicoret Jongier
epistola. bene vale, reverende ac observande patrone, charissime
domine Hieronyme, et hane meam seribendi libertatem ® tribus
zelo et necessitati.
Ex Franefardia quinto calondas oetobris anno 1521.
T. Rev. D. deditissimus
Jo. Cochleus
decanus B. Virg. Franef.
Rey. patri se domino domino Hieronymo
Aleandro sedis apostolicae nuneio per-
quam dignissimo domino et patrono suo
colendissimo.
In absentia ejus Rev. domino
D. Marino Caraceiolo
in aula Ünesaris,
24. Aleander an Coohlaeus: heantwortet eingehend Nr. 23
[1521 Oktober] *,
Aus Bibl. Vat., Cod. Vat, 8075 fol. 54—65, gleichzeitig
Abschrift *.
Vidi et legi non semel et tnas ad me litteras et en quae
super Petro et Roma contra Lutberanos docte pariter et acute
= 1) Lubens obsequar, quum rediero in regiam, et anten tamen per
iteras.
2) Boni consulo; modo eo animo sis ut te esse opto. potes autom
et majore libertate mecum nti; adeo te uno mihi charius est nihil, —
Darunter ohne Nr.: Vale. seripsi sic capitulatim, ne in immensum ex-
eresceret epistola mea.
3) Einen Hinweis auf die Abfassungszeit unseres Stückes enthält
Passus des letzteren, wo Aleander mit Bezug auf das Horazische
„nonum prematur in annum“, bemerkt: tu nondum novem menses par-
turlisti, imo vix puto octavum attigisti, qui partui letalis est: cepisti
enim, si reete memini, mense ınartio. Vgl. die Depesche Aleanders am
Medici vom 18. Oktober, bei Brieger Nr. 48 (8. 269), wonach Ale-
ander damals im Besitz der Gegenschrift des Cochlaeus über den Aufent-
halt Petri in Rom, damit also auch des begleitenden Briefes Nr. 23 war.
4) Aus dem weitschichtigen Schreiben sind hier nur Bruchstücke
mitgeteilt; die Quintessenz dieser Antwort enthalten bereits die Glossen
Aleanders zu Nr, 23,
| —
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 127
seripsisti. hoc posterius plurimum me oblectavit; ex literis vero
tantum concepi dolorem nt quiequid Iaetitino ex libello mihi
eontigerat, id universum litterarum tuarum lectio perturba-
verit 2...
Deest, inguis, mihi pecunia. atqui mon pauperior nunc es
quam antequam contra Lutheranos ineiperes scribere. amisi, dices,
sam ob causam multos amicos. si illi orthodoxi sunt, eos fecisti
tibi procul dubio amiciores; sin Lutherani, ne te pigeat. pigent
autem? imo vero maximo apponas luero quod ab id genus ho-
minibus non ameris. sed scio, statim addes: timeo mibi eorum
minas injurias gladios. primum jam te monvi et Wormatiae
prius ot mox Moguntiae, esse tibi tali tomperamento ntendum ut
habita temporum ratione recte tu quidem semper sentires et po«
pulos non bonis tantum monitis, sed et exemplo integrae vitae,
qua semper fuisti, in fide confirmares, cum ceteris vero ita de hac
16 eontenderes ut ne tumultus aut risa inter vos oriretur, hanc
0 viam et causne et tibi maxime omnium profuturam tunc
praedixi, nec profecto injuria. yuum enim totius hujus seditionis
«ausa sit non Martini favor aut ratio, sed laicorum in sacerdotes
odium, nullum invenies ! magis praesentaneum romedium quam
ultroneam nostri ordinis reformationem et civilem illam dexteri-
tatem cum populo agendi qua odiem istud quam maxime fieri
Potest mitigetur. consului item ne ita passim nnicnique aperires
te in Lutherum seribere, ne palam ad omnes clamares te contra
Lmtberum paratum quavis eonditione in certamen descendere, nisi
Manifestissime wideres istam ostentationem ad causam facere,
Sommonicasti tu quidem fortasse paueis rem tuam, sed videndum
qualibusve id faceres. multi enim sunt in Germania
omnis quae audiunt Luthero vel Lutheranis referant,
im mults et mala impedimenta orthodoxiae astruan-
enim scriberes, semper laudavi. quod autem te scribere
priusquam ederes, mille rationibas quas omitlo ne-
consultum existimavi. jam vero quod in certamen viva
doscendas, nequo Joanni Glapioni Cassaris a confessione
nostrum amantissim» et homini divinarum et humana-
rerum peritissimo placet*, nec alicni prudenti placiturum
‘eo vero anathema etiam te dixerim si id facere attentes,
difidam communi causae aut eruditioni tuae vel in-
' vel prudentine, quae multo maximae sunt; sed gqnia in-
eb minime tolerandum esset rem tot sseculis confirmatam
tandem fleri controversam et unius paris ridieulo duello
om. atquo fac nobis hoc licere, fac etiam a pontifiee tibi
| rm, bezieht sich “hot anscheinend auf Nr. 6A.
|
u
Hi
Hi
Al
ln
et pedibus quantum possum Caesarem tantum non
nungnam desisto. nam quod dieis nihil praejudieaturum oo
si quis vestrum privatim vinceret: tu id quidem dicis, Cochl
sed non cogitas Lutheranos vel ex minimo verbulo quod
nos vel in angulo vel si licet etiam in eloaca faciant, quan
vineantur, totum tamen orbem vietorine sune tropheis
replere. sic aocesserat Lipsiam Ecchius, non quasi in
oppidulo disputaturns, sed in totius orbis thoatro causam cat
ecclesiae aoturus. et aecendebat viri animum excellens ingenium,
multiplex doctrina, frequens dialoetiene Inctas exercitatio, sed im- |
primis justae et favorabilis causae conditio, ita ut in quameungue
partem res caderet, nonnisi ingentem gloriam inde speraret, et
profeoto ex animi sententin illie successit, si post disputationem =
Lipsieam Lutherani saltem siluissent. at contra multi qui Eechio
bene volebant, non tot sane tantaque homini ominabantur quanta.
ipse sibi, ut qui prudenter perpenderent esse cum male animatis
et rixae perturbationisque rerum potius quam veritatis amateribus.
et in ipsorum gremio disputandum. quin tnmen videbant solo.
Ecchii nutu, non autem pontißcis, cujus interest, auctoritate rem.
geri, istius pugnae famam nunquam Lipscae scholae septam exi-
130 ANALERTEN.
effutiant, quiequid jactitent aut minentur, a |
tuam detinui pluscalis diebus tum quia impeditissimns re“
pressoria (simu] enim et Gallicum #dictum et Te
rum esempla ad te mitto, et quaodam alis ad hane rem
saria erant sub ineude), tum qnin necesse habui quingue cursores
ad diversa loca sex proximis diebus espedire; sed potissimum (at
vera dieam) quia miseram Antwerpiam ad mercatorem amicum
mutusturus aliguam pecuniam, quam ad te non per puerum (me-
que enim tutum esset ob milites, qui in reditu omnia depredan-
tur), sed per trapezitus mitterem, verum oporam et noncii im-
pensam lusi; juravit enim mihi in litteris mereator se quiequid
habuerat peeuniarım Caosari mutuo dedisse, adeo omnes omnium
erumenae loc bello sunt exhaustae, ut nihil vidisse videar pau-
perius, nihil miserabilius hac regione et regia. mihi pröfecto dum
base scriberem, non erant nisi 15 floreni quingue equis et ser
famulis gravato, duos enim alios equos minuendae impensae orusm
Wormatiae vendideram, venditurus ot reliquos, si justo”preeio wel
adhuc aliqusnto minore quam emeram vendere possem, nam ex
urbe moseio quando pecuniao ad me veniant, turn quia Roma et
magno sumptu et pecuniae penuria propter bella plurimum In-
boratur, adeo ut erubescam hoc tempore molestus esse pontilich,
eni nunc si ego haberem libenter commodarem, tum quia ita sunt
itinera insidiis hostium interturbat«, ut ne tabellaris guidem
transitus patent. dederam puero tuo 10 stufferos vialicam in
regiam, quae tune vix bidui hine aberat; postqnam redüt, vwixit.
hic in diversorio meis expensis et in reditu ad te dedi eidem
florenos duos renenses et stufferos sex, exhaustae nunc mene eru-
menulae reliquias; id autem non scribo quasi ad te aliquid mit-
tam, viaticom est hoc pueri. ad te vero pudet me et piget non
Pposse, ut destinaveram, bonam summam dare; sed ut tibi ratio ex-
pensarom pueri constet, propteres sceribo. tu bono et leto animo
isthio age donec ad te misero gqune quanto citius potero procurare
est animus: breve scilicet ad capitulum et aliquam pecuniam tibi
ad veniendum huc, et Emsero ad pugnandum ubi est, et id re-
eipio me facturum si mihi sit aliquanto diutius hic commoran-
dum; nam ei in urbem brevi redirem, procurarem alin quas utrique
vestrum essent commodissima, pontiflei vero minns gravia quam
si minimam pecuniolam erogaret, hoo presertim belli teımpore. ut-
somque ne te putes a nobis aut destitutum hactenus aut posthas
destituendum, sed tu cohibe panlisper istum animi ardorem, ne
quiequid tibi venit in mentem, statim velis factum considera re-
rum omnium statum, qui pontificem (velit nolit) alio abstrahit,
vide Coesarem ipsum tantum principem multna preter animi sen-
tentiam nune pati, quae ego ne patiar, medius fidius malim Cesar
mon esse: ipsa dies guandoque parens quandoque novorea est;
k En)
138
81. 1576. Okt. 26.
82. 1577. April 1.
83. 1577. Mai 7.
87. „ Nov. 22.
88. 1578. April 9.
8 = 9
ANALEKTEN.
Leo Hunger Ingolstalianus.
Petrus a Molart L. B. in Reinegg uni
Drossendorf.
Henricus Hovelius Alemanus !.
Marcus Schulthaiss Constantiensis ?.
Cuno Baro in Winnenburgh Alemannus =,
Georg. Spett Alemanus.
Jodocus Appoceller Hambruckeretensis.
Jonathan Gutsloft Pomer.
Henricus Lubotzkij Borussus.
Joannes Eisengrein Bavarus.
Bd, D. Bonsventura Gallus * J. U. MET.
ecel. cathedr. Vratislavien. et collegiat —t
Glegovie maior. canon.
Albertus Magnus a Maltitz 5.
David Grahame de Frutrid Scotus.]
Bernhardinus Ludovicus a Towar L. ES.
in Cutesfelt.
Simon Cleverus Dantiscanus.
Vladislaus Helt a Kemento L. B. ie —!
Meseritz.
Valentinus Winshemius Tharingus.
Sebaldus Welser Norimbergensis.
Wolffgangus Harstorffer Norimbergensis. —
Carolus in Curia Noricus.
Joannes Erycius Bipontanus.
Faustus Theodoricus a BRechbergh Ey-—@
stetten.
Gallus Müller Morspurgensis Suevus.
Antonius Ceschius Tridentinus.
Cyprianus Strölin Schönowensis.
Joannes Letmate Westphalus.
Bernardus de Gich Francus.
Andreas Helmut Herbipolen. Alemannus— =
Henricus Kobolt Ulmensis.
Bernardus Relinger Augustanus.
Joannes Gurscstomus Leopoldus Brixin.
Baltassar Stainhauser Franchus.
1) 1579. Febr. 9 i. Perugia: Henricus Hovelius Airiensis (Stölzel
a. a. 0. Nr. 39).
2) 1578. Mai 11 i. Padua.
3) 1578. Nov. Padua: ‚Cono Baro in Winnenburgh et Beyhelstein‘.
4) Act. 329, 42. 1544.
5) 1679, Febr. 9 in Perugia (Stölzel a. a. O. Nr. 38).
142 ANALERTEN.
ima file! in Deum species est ille s0-
lidus assensus qzatenıs De se per evangelivm [in] Christo reve-
lanti eredimus. Unde oritur flueia vel Dei promissionibus reve-
latis vel tantum eids sipientige, bonitati, rationabiliter superaedi-
fieata. — Fidei Christianse summa est credere Jesum esse Chri-
stum seu generis humani aterem (ve! quae per evangelium
revelata sunt credere ver ). Haer erat filei formula tempo-
ribus apsstoiorum a ba ndis tangeam neressaria ad Salutem
ivae simpiicitati posteri-
Haec formula est etiam
stiang tang;am exvellenti
minari. TUnumquod-
ylicavit, dissentientes
communiene christianı Inde orta Schismata,
varia anathemata et per: nes, quse praecaveri potuissent, si
i quibus Christianum &
5 diseriminantur, contenti fuissenk ;
saria enim al sılutem semper eadem sub evangelio neqgum®
tempvris augenter. — Et cum Deus nulli hominm
mortalium in conscientiam aiterits dominatum cuncesserit, neut- =
partium scam sententiam alter! ut necessariam poterit obtrader” #7
ut enim grisque suum sensem literum sibi capit, ita alteri qu 0”
que eandem. yiam sibi vindicavit, libertstem concedere ddt- =
Si quis errat, Dev teveiur rationem reddere sui erroris, si a”
errat, id a Dec. n«n ab heminibus Jdebet jüdicari et probari. =
Secundum Unitarios. id est: pr«ut Unitarüi confitentu—-
Hine 1) danter Christiani praeter Unitarios, 2) Unitarii quog:
pro Christianis babendi: eredunt enim et hi et illi vera ess
quae Deus per Christum Domivum rerelarit, voluntque send ———,
eandem revelstisnem vivere, et salutem per Christum in
exspectare. Livet in gu:busdam fidei artienlis et Scripturae sa °— __-
crae verbis interpretandis dissentiänt, nen tamen ob id Christie ———_
Dorum ‚commüni«ne' et newine hi vel illi exeludendi. Inter n—
daeos queque tres eränt sectae, dowmatibus. ritibus et worin
dissentientes, Pha: ddgvaei et Esseni; nen tamen exclus®
fuerunt a cemmiumione religivnis me ®. — (veperunt vero=
[s Tnitarii] wen Cärcliinae) in Transylvanis
appellatienem Unitariernm ‚were, ad differentiam eorum, qnibas-
trinitatis nemen piacet. Unitarii enim S. iptarae, symboli
apestoliei, primaevaeque er ae insistentes noluerunt
vel ab aligus humine dezvmin vei in Deo divisionem quaerere,
sed uncım «ut essentiä, ita persuna) Deum summum, ereaterem coeli
et terrae, qui e: ter, unicem (tm persons, quam natura) Do-
minum Jesum Christum in une spiritk saneto Preüteri. Unde
neces:
gucce:
144 ANALEKTEN.
illis tamquam capiti sancte matris ecclesie — quomodocungue
vixerint — est cuilibet christiano de necessitate salutis et per
consequens implere quidquid preceperint, cum non stat (ut in-
quiunt) quod eorum aliquis sit dampnandus. [3] Tercia pars veli
dyaboli est ficta plenitudo potestatis qua exterrent mundum cum
pretensa legacione et excommunicatione sic quod, si quidquam
decreverint in altera ecclesia faciendum, eo ipso oportet ut fiat“
Breslau. Karl Müller.
Vorgeschichte
Der Logos. I. Gesch. d. Logosidee i. d. griech. Philosophie —
AAall, L 96 (XIX, 251 gr 8). [et }
Studien z. Frage d. Beeinflussung d. Urchristentums durch d. an-
tike Mysterienwesen — G Wobbermin, B 96 (196 8). 14
Philonis opera, I — LCohn u. PWendlanl, B 96 (X,
280 8). 15
Die Therapeuten und die philonische Schrift v. beschaulichen
Leben — P Wendland, L 96 (80 gr 8). 16
Der Einfluls der asiatischen Religionen auf das Are:
tum — ASchlieben, Wiesbaden 95 (59 gr 8).
Flav. Josephi opera, VI—SANaber, L 96 (LI, 374 8).
D. jüdische Historiker Josephus — BNiese, HistZt 76, 2, 96.
Josephus u. d. Christentum — F Asmussen, DtschevBl 96, 3
Zu Josephus I— GUnger, SBbayrAkdW, philhistKl 95, 4.
Christus bei Josephus Flavius — GA Müller. 2. verm. Au -
Innsbr 95 (1V, 60 gr 8).
Fl. Josephus üb. Christus u. d. Christen — FBole, Brixe sr
96 (VIII, 72 8).
Seneca en het Christendom — J J Prins, TheolTijdschr. 96, 3. (2 ——
Alte Kirchengeschichte
Allgemeines
Antiquities and curiosities of the church — WAndrews, Ldn
(294 8).
| Drie eeuwen van stijd — HMvanNes, Rotterdam 95 (>
& 28). 2
From Jerusalem to Nicaea — PSMoxom, Boston 95 er
457 12). 2
I nostri protestanti. I: Avanti la riforma — EComba- -
Florenz 95 (XV, 519 16) 2. 2
Apostolisches Zeitalter
The Apostles; their lives and letters. Il: A. D. 55 to 64 —
CGeikie, Lin 95 (628 8). [Li:4
Etudes sur le christianisme primitif — EChevrier, P 9&
(vIIl, 227 8), so
The unity of the church in the apostolic times — TMLind-
say, ContempRevOctob 95. 81
Esquisse des origines de l’&glise catholique (thise) — G Zentz,
P 96 (67 8). 33
L’eglise naissante. III: Les institutions hierarchiqus — P
Batiffol, Revbibl 95, 4. [88
D. Himmelfahrt d. Jesaja als Zeugnis f. d. rom. Martyrium d.
Petrus — CClemen, ZtfwTh 96, 3. 4
D. Märtyrertod d. Petrus i. d. „Ascensio Jesaiae* — E
Zeller, ebdas. 96, 4.
Nikolaus v. Antiochien u. d. Nikolaiten — G Wuhlenberg
NkirchlZt 96, 12. se
1) Umfafst auch Darstellungen aus dem Mittelalter.
Pan
Saint Ignace d’Antioche et l’£glise Romaine — JChapman.
Revbönei 96, 9. 6
Der Brief an Diognet — W Heinzelmann, Erfurt96 (82 gr 8). |68
L’apologie d’Aristide — MGallienne, Chretevang 96, 7. C]
D. christliche Gemeinglaube nach den Apologieen Justins -
OCrümer, ZtfwTh 96, 2. 4
Das Verhältnis Justins zu unsern synoptischen Evangelieı
-— ABaldus, Münster 95 (101 gr 8). [&
De Pintluence du Time de Platon sur la thöologie de Justin-
EueFaye, Bibl. de Pc. des hautes &t Scs. rel. II. P 95 U
Die pseudojustinische Rede an die Griechen — A Harnsck
SBipreußsAkdW, philhistK] 96, 27. &
Die pseudejustinische Expositio rectae fidei — vFunk
ThQSchr 96, 1 u. 2.
Philo und Clemens Alexandrinus — PWenuland, Heme
31, 3, 96. 6
Critical notes on the Stromateis of Clement of Alex, II -
JBMajor, ClassRevdee 95. a
Die altslavische Übersetzung d. Schrift Hippolyts „Vom Anti
christen“ — N Bonwetsch, Göttingen 96 (43 gr 4). ?
Die handschriftl. Überlieferung d. Danielkommentars Hippo
lyts — N Bonwetsch. NachrrdGesdW z Göttingen, philbistK1 96, 1.[7
Die Datierung d. Geburt Christi i. d. Danielkomm. Hippolyt
— NBonwetsch ebdas. 95, 4. h
Über Hippolyts Oden — HAchelis ebdas. 96, 8. di
Über die alexandrin. Theologen, besond. Origenes — DKyrie
kos, Revintdetheolavrjuin 96.
Origen and return to greek theology — J\WFalconer, Bil
Sacra july 96. [2
The commentary of Origen on St. John’s Gospel, 2 w. —
EBrooke, Cambr 96.
Origene, la critique textuelle et la tradition topograpbique-
RPLagrange, Revbibl 95, 4.
Das Christentum Cyprians — KGGoetz, Gielsen 96 (X, 4
gr 8).
The style and language of St. Cyprian — Watson, Studia bi
et ecel., IV. Län 96.
Eine bisher nicht erkannte Schrift Novatians (Cyprian,
laude martyrii) — AHarnack, TuU XIII, 4 (58).
Wann und wo wurde der liber de rebaptismate verfafst?
JErnst, ZtfkathTh 96, 2.
An ante-nicene homily of Gregorius Thaumaturgus —
Conybeare, Expos. 96, 8.
ana, Srwen
Studies in theologic definition underlying tbe Apostles’ and N
cene creeds — FPalmer, New York 95 (295 12). d
Die Katechetenschule zu Alexandria — FLehmann, L
(116 gr 8).
Inspiration. The early history of the doctrine. 3. verm. A.
WSanday, Län 96 (508 8). et]
Geschichte d. christlichen Eschatologie i. d. vornicänisch
Zeit — LAtzberger, Frbg 96 (XII, 646 gr 8). !
Das Auferstehnngsdogma i. d. icäni i
Scheurer, Würzb 96 (III, 115 gr 8). [B
Die Taufe Christi bei d. Theologen d. vier ersten Jh. —
Bornemann, L 96 (Ill, 88 gr 8).
==
Die Religionspolitik Kaiser Justinians I. — AKnecht, Wünb
96 (VI, 148 gr 8).
Epistylae imperatorum et pontificum, Avellana collectio, ParsI —
OGünther, Corp. script. eccl. lat., XXXV, 1. W 96 (XCIV, 48
are. 118
Avellana-Studien — OGünther, W 96 (134 gr 8). 119
Die römischen Bischöfe Liberius u. Felix Il. — ThMomn-
sen, DtschZtfGW I, 3 96. 19
Les origines des &tats pontificaux — PBastien, Rerbendd
95, 10. 121
Ein gallisches Bischofsschreiben d. 6. Jhs. als Zeuge f. d. Verfss
sung der Montanistenkirche — AJülicher in ZtfKG XVI, 4
%.
. 12%
Die Anfänge d. armenischen Kiiche — HGelzer, Verhdsächt
GesdW L 95, 1 u. 2. 123
The conversion of Armenia to the Christian faith — WS
Clair-Tisdal, Län 96 (256 8). ‚mE
Die Sassaniden und das Christentum — FGörres, Zti
96, 3 125
Monuments pour servir & P’histoire de P’Egypte chretienm €
Texte copte — EAmelineau, Mem. publ. par les membres de .
miss. arch. frang. au Caire IV, 2. P 95 (p. 484—840; 4). 121
Die abessinische Kirche — FLoofs, ChiistIW 96, 14, 15 __"
16. 12
Institutiones patrologiae, If, p. II — JFefsler, hrag. v.
Jungmann, Innsbr 96 (X, 711 gr 8). . iz
Die griechischen Apologeten. I: Eusebius v. Cäsarea — MFawE
haber, Würzb 96 (XI, 134 gr 8). 12
Die Entstehung der Kirchengeschichte d. Eusebius —
Halmel, Essen 96 (IV, 60 gr 8). 153
Die palästinensischen Märtyrer d. Eusebius — B Viole
TuU_XIV, 4. L 96 (VII, 178 gr 8). 158
Sopra talune interpolazioni nelle Vita Constantıni e nelle HE_&
ecdl. di Eusebio — AMancini, Studstor 95, 4. Id
Marius Viktorinus Rhetor u. s. Beziehg. z. Augustin —
Schmid, Kiel 95 (82 gr 8). ib
Silvia van Aquitanie — JvdVlict, TheolStudien 96,1. [18
Dissertation on the Gospel commentaıy of S. Ephraem — J
Hill, Ldn 96 (186 8).
Fragments of the comment. of Ephrem Syrus upon the Diate
saron — JRHarris, Cambr 95 (8). “
5 Ephräms Homilie üb. d. Pilgerleben — AHaffner, W
(21 gr 8). 13 4
Basil of Caesareia — WM Ramsay, Expos. 96, 1. 152
Basilius’ Verkehr mit d. Occidentalen — VErnat, ZUKEC
XVI, 4, 96. F}
Athanasiospseudepigraphos— JDrüscke, ZtfwTh95,4. [ 14)
Adnotatiuncula Laodicena — JDräseke, ebdas. 96, 3. 148
Die Gotteslehre d. hl. Gregor von Nyssa. 1 — FDiekamp_;
Münster 96 (VIII, 260 gr 8). 1
Chrysostomi super Psalmo L. liber primus. Nachbildung d-
1.Kölner Ausg. d. Ulrich Zell v.J. 1461. Köln 96 (XVI, 20gr 8). (145
_8—
Samml. ausgew. kirchen- u. dogmengesch. Quellenschr. 12. Frbg 96
(XXX, 228 gr 8). (178
The Athanasian Creed and its early commentaries — AE
Burn, TeStu IV, 1. Ldn 96 (168 8). [174
The pseudo-athanasian Augustinianism — LLPaine, New
World dec 95. 175
Ein spanischer Ketzer d. 4. Jhs. als Polemiker gg. Ketzer —
JGrape in „Ernste Allotria“. Dessau 96 (16 gr 8). 176
Der Streit über Priscillian — SMerkle, ThQSchr 96, 4. [197
Die Lehre d. Agnoeten u. ihre Verurteilung — F Schmid, Zt
fkathTh 95, 4. Me (178
La liturgie grecque de s. Jean Chrysostome — LNeret, P%
(80 8). 19
De veris Breviarii Romani originibuıs — BPlaine, Studu
MittIgnBenedOrd 95. 3. 180
La sacramentaire gelasien et son authenticite — FPlaine,
P 96 (46 8). si
Die abendländische Messe vom 5. bis z. 8. Jh. — F Probst,
Münster 96. 182
La pr&dication sociale au IV® siele — LMaury, Rerde
theolquestrel 96, 6. 153
Zur Geltung d. hl. Schrift b. d. alten Armeniern — SwWe-
ber, ThQSchr. 96, 3 >>
Etude sur les versions coptes de la Bible — Hyvernat, RN
bibl 96, 4. 5 153
The monastic life from the fathers uf desert to Charlemagne
TWAllies, Ldn 96 (404 8). >
D. feierliche Keuschheitsgelübde d. gottgeweihten Jungfrau
— PWeckesser, ArchfkathKR 96, 4.
Pachomius u. d. älteste Klosterleben — Grützmacher,
95 (III, 141 gr 8).
Die Asketik bei Basilius dem Großen — AKranich, Pi
born 96 (III, IV, 97 gr 8).
1
Die histor. Voraussetzungen d. Regel d. h. Benedikt v. Nur
) 1
Benedikt v. Nursias Mönchsregel — Wölfflin, u
19
Mittelalter
Kirchengechichte. 2. — KvHlase, hrsg. v. G Krüger, L —
4X, 582 gr 8). nit _—
Die Kirche u. d. koloniale Deutschland d. Mittelalters — ET
Michael, ZtfkathTh 96, 3. —
\
England and ber churchmen in the Middle Ayxes, u?
(020 8). rl Ne ne
Der Ostgotenkönig Theoderich und d. katholische Kirche — #1
Pfeilschifter, KGleStud III, 18. Münster 96 (VIII, 271 gr 8). [19
—_ 11 —
Zur Datierung d. Briefe d. Bischofs Frothar v. Toul — K
Haınpe, NArchfältdtschGK XXI, 3, 96. 250
Note sur un „liber hermeneumatum“ de l’&poque earelin
gienne — GMorin, RevBened 96, 2. 81
Die Briefe de Wigo. Z. Kirchengesch. Feuchtwangens — Al-
brecht, BeitrzbayerKG II, 3 u. 4, 96. 128%
St. Anselm of Canterbury — JMRigg, Lin 96 (294 8). |388
Der Gottesbeweis d. hl. Anselm — BAdlhoch, PhilusJBu_IX,
1-3, 95/96. [284
Roscelin pbilosaphe et theologien — F Picavet, P 96 (47 8). [285
Bischof Eusebius Bruno von Angers u. Berengar vonTours
— WBröcking, DtschZtfGW XII, 2, %. [286
Die Vita Anselmi Lucensis episcopi des Rangerius — AOver-
mann, NArchfältdtschGK XXI, 2, 9%. 287
Abelard et Alexandre de IHales, createurs de la methode
scolastique — FPicavet, P 96 (24 8).
La facult& de Paris et ses docteurs les plus cel&bres. N
äge. 3 — PFeret, P 96 (Il, 677 8). 89
Maitre Guillaume de Saint Amour — MPerrod, P 95
(149 8). 290
S. Bonaventurac decem opuscula ad theologiam mysticam
spectantia. Quaracchi 96 (XI, 514 16). 291
Thomae Aquinatis opera omnia. 8: Summa theol. Quaest.
I—LVI. Rom 95 (XLI, 412 fol.). 293
Sermones, qui divo Thomae tribuuntur — JBScotti, Utini
96 (XIII, 366 8). 295
Von d. Gnade Christi. Text d. bl. Thomas mit Kommentar.
1. — WPhEnglert, Bonn 95 (VII, 324 gr 8). 294
Une pensce de S. Thomas sur inspiration — RPLa-
grauge, Revbibl 95, 4. [29%
8. Thomae Aquin. doctrina de unione hypostatica — JB
Terrien, P 96 (216 gr 8). i296
S. Thomae Aquin. de satisfactione doctrina — CWeils,
Graz 96 (VII, 156 gr 8). 297
D. Grundprinzipien d. bl. Thomas y. Aquin u. d. moderne So-
zialismus — CM Schneider, JBufkhiluspecTh 1X—X, 95/96. [298
The political theories of St. Thomas — AJCarlyle,
Scottevjan 96.
L’antisemitisme de s. Thomas — HGayraud, P 96 (XI,
370 18). (300
Esperienza e ragionamento in Rogero Bacone — AValdar-
nini, Rom 96 (20 8). 301
Testaments ®’Arnaud de Villeuenve et de Raimond Lulle
— LDelisle, P 96 (14 4). [8023
Die angebl. Aillische Schrift „Determinatio pro quietatione
conscientiae simplicium“ — ein Werk Gersons — Tschackert
ZUKG XVIL, 1 u. 2, 96. 508
... Die philosophischen Schriften d. Nikolaus Cusanus — J
Übinger. ZtfPhiluphilKritik 107, 1, 95. 304
Der sogenannte Anonymus Mellicensis „De scriptoribus ecele-
siasticis — EEttlinger, Karlsruhe 96 (V, 105 gr 8). 305
Meister Eckart u. s. Jünger — FJostes in Collectanea Fri-
burg. IV. Frbg (Schweiz) 95 (XXVIII, 160 8). 806
Eine noch unbekannte Schrift Susos — WPreger, München 96
(47 gr 4). 307
—_ 14 —
Analecta hymnica medii aevi. XXII—XXIV (Hymni inediti u.
Historiae rythmicae) — GMDrewes, L 95/96 (300, 306 ” 288
r 8).
. Ein bisher nicht veröffentl. Pönitential — OSeebafs, Dtsch
ZUKR VI, 1 96. [835
La chiesa, centro storico del medio evo — RAstarita, Potenza
96 (47 8). 836
Geschichte d. kirchl. Beneficialwesens 1, 1 — UStutz, B 95
(871 ar 8). [887
Die Eigenkirche als Element d. mittelalt.-germ. Kirchenrechts —
UStntz, B 95 (45 gr 8). 38
Liber consistorium (Xlle si&cle) — Douais, P95 (16 8). [889
Die Finanzverwaltung d. Kardinalkollegiums — JPKirsch,
KGleStud II, 4. Münster 95 (VII, 158 gr 8). 84
Beitr. z. päpstlichen Kanzleiwesen d. 13. u. 14. Jhs. — J
Teige, MittlgndInstfösterr@GF XVII, 8, 96.
Die provisiones praelatorum durch Gregor XII. — K Eu-
bel, RömQSchr 96, 1 u. 2, [843
Über Expensenberechnungen f. päpstl. Provisionsbullen d. 15.
Jhs. — MMayr-Adlwang, MittlgnlinstfösterrGF XVII, 1, 96. [848
Johann Lindners Kirchenordnung für SLorenz zu N
HohenzollForschn. IV, 2, 96.
La questione della riforma del calendario nel V. concilio la-
teranense — DMarzi, Florenz 96 (X, 263 8). (845
Regula coenobialis S. Columbani — OSeebals, ZtifKG XVII,
1 u. 2,96. 316
Eine neue Rezension der Vita S. Galli — EEgli, NArchfält
dtschGK XXI, 2, 96. 3417
Fragment einer Nonnenregel d. 7. Jhs. — OSecbals, ZtfK@G
XVI, 3, 96. 318
Les origines du monastere de Saint-Magloire de Paris — R
Merlet, B.bidel’&cdeschart, mai-aoüt 95. 349
U h von Cluny — EHaurviller, KGleStud III, 3. Münster
96 (VIII, 86 gr 8). [850
Beiträge 2. Geschichte d. Klöster Böhmens i. Mittelalter — J
Neuwirth, MittlgndVfGeschdDeutsch i Böhmen 34, 1 u.2, 95. (851
Ilistoire de P’abbaye du Bricot en Brie — EAndre, P_ 95
{XIV, 363 8). 352
Der hl. Lambertus — WDechöne, Paderborn 96 (IV, 204
gr 8). [858
St. Lucien et les autres saints de Beauvaisis. III — Renet,
Beauvais 95 (VIII, 952 8). 854
Les maisons-Dieu, leurs statuts au XIII siöce — LleGrand.
Revdesquesthistjuill 96. 855
Francesco d’Assisi e il suo secolo. 12a ediz. rived. — F
Prudenzano, Neapel 96 (448 8). 856
Francesco W’Assisi e alcuni dei suoi piü recenti biografi — R
Mariano, Neapel 96. 357
Francesco W’Assisi e il suo valore sociale presente —
Mariano, NuoAntolmarz 96. 358
St. Frangois d’Assise; &tude mädicale — TCotelle, P 95
(199 18). 859
— 16 —
Nicephori Blemmydae curric. vitae et carmina — AHeisen-
berg, L 96 (X, 196 8).
Les confreries religieuses dans l’ancienne Russie — MA
Papkoff, Revintdetbeolavr-juin 96. 7
Der ursprüngl. bei Georgios Monachos nur teilw. enth. Bericht üb.
d. Paulikianer — J Friedrich, SBdbayerAkdW, philhistK1 96, 1. [888
Druck von Fried:ich Andreas Perthes in Gotha.
trauern sollte; und fortan konnte es der Aue re A
vergessen , dafs er sein Kloster verlassen und) eiu ‚anderes.
zu seinem Aufenthalte vorgezogen hatte.
Es war ein tragisches Geschick, das über Gottschalk
waltete und dns ibn au einem, Leben) zwar
innerlich weder Beruf noch Neigung fühlte Er war ein
echter Sproßs aus süchsischem Adelsgeschlechte; das Blut
der Väter, die, nur durchs Schwert gezwungen, ihren stolzen
Nacken dem Kreuz gebeugt hatten, rollte auch in seinen
Adern und hiefs ihn sich aufbäumen gegen den ihm an-
gethanen Zwang und das ihm verhafste Klosterleben; ein
ungestillter Freiheitsdrang, der von jeher seinem Volke eigen,
beseelte auch ihn. Heraus aus den Mauern des Klosters
sehnt er sich in die heimatlichen Gaue, ein Führer säch-
sischer Mannen zu werden; hervorzuthun sich unter seinen
Volksgenossen, das sind die Ziele seines Ehrgeizes, für die
das Kloster ihm keine Befriedigung geben konnte. Ein
Mann, der an Geist und Wissen den bedeutendsten seiner
Zeit beizurechnen ist ', wäre er berufen gewesen, am rechten
Orte vielleicht Grofses zu leisten; aber das Kloster war
nicht der geeignete Platz für einen Mann von solchem Cha- _
rakter. |
Das einzige, worin Gottschalk zu Orbais bei seinem un—y
glücklichen Geschick Trost zu finden meint, ist die Be
schäftigung mit den Wissenschaften. Mit dem ganzen U
gestüm seines hefligen Temperamentes stürzt sich sem
ruheloser Geist auf dieselben und vertieft sich in die schwe
rigsten Fragen theologischer Spekulation. Vornehmlich ab
war es Augustin, der ihn fesselte, und es darf uns ni
Wunder nehmen, dafs gerade dieser besondere Anziehi
kraft auf ihn ausübte: Die inneren Kämpfe, die August =
1) 80 Daümmler, Die handschriftl. Überlieferung der lat. Die’
tungen aus der Zeit der Karolinger, Neues Archiv 1979, 4. Bam
$. 320. — Huber, Joh. Skotus Erigena (1881), $. 58 schildert Go
schalk, „wenn auch als eine etwas eigenwillige und trotzige Natur,
doch als keinen gewöhnlichen, sondern als geistig bedeutsamen u—
tiefreligiösen Menschen ",
E Bu)
frühe mit seinem Lehrbegriff von einer
‚göttlichen ‘Vorber-
bestimmung fertig geweson sei. Dafür zeugt einmal, dafs
re ee |
Übersiedlung nach Orbais zu setzen ist®, Me
‘Gottschalk verstand es durch eine | been
gabe, der ein gutes Gedächtnis zur Seite stand, ‚einen nicht
geringen Anhang unter der lernbegierigen Jugend ae
wäinnen, die bewundernd zu ihm aufschaute +. Doch scheint
es früh en |
1) Ep. Gothescalci ad Ratramaum bei Gellot, Hist.
Pracdestinatiani (Paris 1655), p. 418. Gambs, Pe ec Bere |
Godescalc. (Strasbourg 1887), p. 4 läfst irrigerweise Gottschalk
seiner Reise nach Deutschland 848 den Bischof Jonas in Deutschlamme
aufsuchen.
2) Ep. Gothescalei ad Ratramnum bei Cellot a. a. 0.8 Ro
bis 418,
3) Gründe für diese Annahme worde ich an anderem Orte gebei-
4) Hincmari ‚op. ed. Sirmond (Paris 1647), Op. I, 264: non aolamm
soriptoras ad suum sensum violenter inflexas, sel et catholicorum di
dotruncata per totum diem sine zespiratione aliqua memoriter decantsre® #
unde on solum idiotas in admirationem sui abducere, verum et senler®
et’inesutos . . . in sententiam suam solitus erat fradacere, — File —
doard, Hist. Rem, ecel. 3, 14, p. 50L,
|
a A
166 EREYSTEDT,
Borrasch (Der Mönch Gottschalk, s. Le
[Thorn 1869], $ 15 u, 19) nimmt ılte Reis
an, die erste vom Jahre 844, die zweite vom
Jahre 846 und verlegt das Zusammentreffen mit Noting ins
Jahr 848; ähnlich Gaudard (Gottschalk moine d’Orbais ou
le commenoement de la controverse sur la
IX siöcle [St. Quentin 1887]), der $. 30 für die Reise Gott-
schalks das Jahr 837/8 annimmt und für das Zusammen-
treffen mit Noting 847/8. Geschichtlich falsch ist die An-
gabe von Huber (Joh. Skotus Erigena [München 1861],
S. 56/7): „Davon (von Gottschalks Umtrieben) erfuhr auch
der neuerwählte Bischof Noting von Verona, der, als er in
zu Ludwig d. Fr. reiste und auf dieser
Reise auch Mainz berührte, dem mittlerweile (1?!) zum
Erzbischof daselbst (847!) erhobenen Rabanus Maurus
davon Kunde brachte.“ — Richtig oder annähernd riehtig
bestimmen diese Reise nur Dümmler (Gesch. d. ostfränk.
Reichs, 2. Aufl, I, 332), v. Noorden (Hinkmar, Erzbischof
von Rheims [Bonn 1863], S. 57 Anm. 3 u. 8. 59), Schrürs
(Hinkmar, Erzbischof von Rheims [Freiburg i. B. 1884], 8. 97)
und vielleicht noch Ebert (Berichte der Königl. Süchs. Geselk—
schaft der Wissensch, phil.-hist. Kl. 1878, 2. Abil, 8. 1062
Es giebt verschiedene geschichtliche Anhaltepunkte, dm
zur Zeitbestimmung dieser Reise dienen können, A: -
von dem in Rabans Brief au Bischof Noting erwähnten Zus
sammentreffen beider im Lahngau !, hat sich Dümmler de
Verdienst erworben, den Nachweis zu erbringen, daß die
Zusammenkunft noch unter Kaiser Ludwig d. Fr. im Jahr
840, bis zum 8. April, an welchem Tag der Kaiser au®
seinem Zuge gegen seinen aufständischen Sohn Ludwig d, DES
durch den Lahngau marschierend in Hersfeld eintraf, statt =
gefunden haben muls. Danach würde Gottschalks erst
Reise vor das Jahr 840 zu setzen sein.
1) Sirmondi Op. var. Il, 999: Nuper, quando ad serenissimum Im
‚peratorem Ludowicum in transita expeditionis hostilis in pago Loganır
(Notingus) venisti, & ibidem mecum (Rabano) locutus,
2) Dümmler, Gesch. d. ostfr. Reichs, 2. Aufl. (1887/68), I, 138
Anm, 2 u. 332 u. ebd. Anm, 2.
4 Me 4
168 FREYSTEDE,
Verführerisches? Schien sie es nicht
liche Bestimmung ankommen zu lassen
Streben des Menschen als unwichtig, einflußslos zu betrachten?
Wer aber, den einmal: dieee’ Lhna höckas maskinrniäiiniEnd
gern für: einen Erwählten: Gottes halten!
Der Auhang,. don: Gottschalk: in. Italien: gefunden, hatte,
kann nicht gering gewesen sein; denn selbst, als Gottschalk
schon längst wieder in sein: Kloster zurückgekehrt war,
liche Würdenträger hielten es sogar für notwendig, dagegen
einzuschreiten. -
Noting, erwählter Bischof von Verona, später ums Jahr
844 zum Bischof von Bieseia geweiht, war mit Gottschalk |
selbst zusammengekommen und hatte seine Lehre näher |
kennen gelernt. Als er im Jahre 840 in Stantsangelegen- |
heiten an den: Hof Kaiser Ludwigs d. Fr. reisen mufste und |
bei dieser Gelegenheit mit Raban, Abt von Fulda, im Lahn-
gau zusammentraf, berichtete er diesem von der aufkommen-
den Häresie, die sich in der Lehre verbreite, dafs göttliche
Prädestination des Menschen Geschick ein- für allemal un-
abänderlich vorausbestimme, so dals der zum Leben Be-
stimmte nicht verloren gehen und der zum Untergang Be-
stimmte niemals selig werden könne; er bat Raban, ihm
eine Schrift zur Widerlegung dieser Irrlehre zu
Gern entsprach Raban diesem: Verlangen, dem sich darin
eine willkommene Gelegenheit bot, dem von ihm gehafsten
Mönche einen wuchtigen. Schlag zu versetzen, und nicht
ange nach dieser Zusammenkunft, also noch im Jalire 840,
übersandte er Noting das erbetene Schreiben }.
1) Das Schreiben findet sich bei Sirmondi Op. var. II, 999 —101&
Auf obige Abfassungszeit — 840 — weist das Anfangswort dieses
Briefes „Nuper“ hin. Schon Mabillon, Annal. St. ord. Bened. IV,
6. 48 setzte das Schreiben ins Jahr 840. Desgleichen spricht für eine
alsbaldige Abfassung dieses Briefes, die dem Abte keine Zeit mehr
liefs, umfangreiche Studien zu machen, daß Raban in seinem späteren
Schreiben an Erzbischof Hinkmar von Reims bezüglich dieses Briefes
an Noting sagt (Sirmondi Op. var: U, 989): prout memeria tunc occur-
rebat, in opusculis meis inserui.
4 w Br |
ee ale at blben Bill sagen könnten. Denn
Gott, der Schöpfer alles Guten, wolle ja, dafs allen Menschen
geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kom-
könnte auch Gott, wenn also seine Prädestination den Men-
‚schen wider seinen Willen zur Sünde veranlasse, den Sünder
Sünde that: "Könnte: Gott dann: noch ‚der gerechte: Wellen-
Tiehler sein, der jedem: wergilt nach seinen Werken? Und
wenn der Heiland, durch göttliche: Prädestination gehindert,
Richt allen Menschen die Erlösung vermitteln könnte, habe
& dann sein Blut nicht umsonst vergossen?! — Nur ein
aus der göttlichen Prädestination. die Sünde der
Menschen: herleiten wollen, die nicht durch göttlichen Rat-
ebalufs, sondern durch die Pflichtvergessenheit des ersten
ehgergeih Durch die Taufgnade Christi aber
wie der ererbten, wie beim
tination zum. Guten oder zum Bösen sollte
pt nieht sprechen, denn sie läfst die An-
we
170 FREYSTKDT, nn,
sicht aufkommen: Wozu brauche ich mich um meine Selig-
keit eigentlich noch zu sorgen; bin ich einmal zum Leben
bestimmt, so erlange ich das auch ohnedies; bin ich aber
nicht erwählt, was nützt mir dann noch mein Mühen und
all mein sittliches Streben, da ich ja dann doch nicht zur
Seligkeit komme. — Die göttliche Prädestination richtet sich
nach der göttlichen Präscienz. Darum weils Gott das Böse
nur voraus, ohne es vorherzubestimmen, hingegen das Gute
weils er voraus und prädestiniert es auf Grund seiner
Präscienz. Es giebt nur eine Prädestination zum Guten,
nicht aber auch eine solche zum Bösen . Vermöge seines
Vorherwissens bestimmt Gott aus der „massa damnabilis“
der in Adam gefallenen Menschheit die einen aus Gnaden
zum ewigen Leben, die anderen aber straft er mit gerechter
Strafe, nicht jedoch prädestiniert er sie zur Strafe, sondern
die Strafe ist ihnen prädestiniert. Wie Gott diesen Unter-
schied machen könne, ohne ungerecht zu sein, darüber läfst
sich mit ihm nicht rechten; dafs er aber der gerechte und
barmherzige Gott sei, solle man gläubig festhalten.
An der Freiheit des menschlichen Willens hält Raban
streng fest. Der Mensch war von Gott durchaus gut er-
schaffen, und auch nach dem Fall blieb dem Menschen das
liberum arbitrium, wenngleich seine ursprüngliche Kraft ver-
loren ist. Vermöge seiner Wahlfreiheit kann der Mensch
aich entscheiden für das Böse wie für das Gute. Seine
Sünden sind deshalb seine eigene That; um aber zur Tu-
gend sich zu erheben; gebraucht er der unterstützenden
Gnade Gottes, die niemand vorenthalten wird; den Anfang
der Seligkeit haben wir daher durch Gottes Gnade; ihrem
Antrieb zu folgen steht bei uns. Darum soll der Mensch
seine sittliche Kraft aufbieten, sich die Seligkeit durch Ge-
horsam gegen Gottes Gebote, durch rechten Glauben und
fromme Werke zu verdienen, und der göttliche Beistand wird
ihm hierin zur Seite gehen.
Dafs die Lehre, die der Abt von Fulda hier vorträgt =
und durch zahlreiche Belegstellen aus der hl. Schrift und
7) Ibid. p. 1007.
172 FREYSTEDT,
wollte, die dieser Mönch gesiet,
zugreifen. u FR
Gottschalk war im Jalır 888: schon. nach Orbais. zurlick-
gekehrt. Von Italien aus hatte er an seinen Jugendfreund
WHABköI Risabe;: den chy Samale: nualain uNERERESEEE
a a en Burn ee a
blickte, den er hier von seinem geführlichen Vorhaben ab-
zubringen sucht“, Er wäre auch vielleicht der geeignete
Mann gewesen, wenn es nicht schon zu spät gewesen: wäre,
Gottschalk zur Umkehr zu bewegen. Mit letzterem ver-
knüpften ihn Bande inniger Freundschaft von ihrer Jugend-
zeit in Fulda her, und auf sein Wort würde der sonst eigen-
sinnig selbständige Gottschalk vielleicht etwas gegeben haben;
und auch mit Gottschalks erbittertstem Gegner stand er in
naber Beziehung, mit Raban, dem er in kindlicher, dank-
barer Pistät zugethan war ®. So hätte er unter Umständen
eine vermittelnde Stellung zwischen beiden abgeben können.
Doch der Hafs dieser beiden Männer gegeneinander war
schon zu tief gewurzelt, als dafs noch an eine Versölmung -
1) Ep. Walahfridi ad Gothesc, Bibl, Patr. max. XV, 282:
Quod tus suspensis ingessit Epistola nobis.
und Sic optata pulatinas mihi metra tuapte
B Seripta manu nebulas vero papulere nitore.
2) Ibid.: Ergo puter fraterque meae pars unica mentis,
Noluerim mea dicta putes lacerare volentis
Sed tun nolentis reticere pericula, si quid
Mens mea seit, poteritque fdem sorvare deli,
$ie mihi quam merui longe rogo major amicug,
Non tibi talis ero, qualem meminere Philippum
Fraude in amieitine per prisca volumina fasti,
3) 8. Ebert, Berichte d. Königl. Süchs. Gesellschaft d, Wissens Hr
phil-hist. Kl. 1878, 2. Abt., $. 109—112 das nen edierte
Walahfrids, das Dummler aufgefunden, in welchem Walahfrid Stophe 7
Raban „pater‘ nennt.
174 FREYSTEDT,
und der Willkür war Thür und Thor geöffuek Mancher
mochte sich da versucht fühlen, etwas zu thun, was er bei
geordneten Zuständen nur schwerlich gewagt hätte, Und
s0 mag auch mancher unter diesen Verhältnissen sich der
Prüdestinationslehre Gottschalks angeschlossen haben: dafs
wenigstens die damaligen Zustände der ‚Reimser Diöücese
einer Aufnahme der Gottschalkschen Lehre ee = >
waren, ist gewils },
Italien blieb noch von den Zeiten der ersten Aueh
heit Gottschalks ein Herd prädestinatianischer Ideen. Und
wenn Raban nur wenig später in seinem Schreiben an Graf
Eberhard darüber klagt, dafs von Italien aus sich diese
Irrlehre auch nach Deutschland verbreite, so werden wir
daraus einen nicht unberechtigten Rückschluß auch auf
frühere Zeit machen dürfen, in der solches auf gleiche Weise
geschehen. Denn dals Gottschalks Lehre auch in Deutsch-
land bereits frühzeitig Anhang fand, bestätigt uns Rabans
Briefwechsel mit Bischof Humbert von Würzburg ®. Bischof
Humbert starb aber schon am 9, März 842, mithin ist der
1) Op. I, 262.
2) Sirmondi Op. var. II, 1026: quale scandalum de illis partibus
opinio veniens in hoc populo generarit. ri
8) Fragmente bei den Centuriatoren Cent. IX, c. 4, p. 9. 207 und
die von Dümmler gesammelten in Forschungen z. D. Gesch., Bd. XXI,
8.422—425. Dümmler erscheint es ebend. 8.421 zweifelhaft, ob hierin
eine Beziehung auf den Prädestinationsstreit gefunden werden darf.
Aber bedenkt man, dafs in diesen Briefen, soweit wir sie noch erkennen
können, die Prädestinationslehre beiderseitig behandelt wurde, und be
rücksichtigt man weiter die Nachricht von Eckhart, Comment, dereb. ,
Francise orient. Wirceb. 1729, T. Il, p. 398, der nach Erzählung des =
Prädestinationsstreites und seines Verlaufes hinzufügt, dafs Gozbald, —
Nachfolger Humberts auf dem bischöflichen Stuhle von Würzburg, auf
die Lehre von der Gnade und Freiheit bezügliche Schriften zu seinem
Gebrauche abschreiben liefa (s0 Prospers Buch De gratia et libero an—
bitrio ad Rufinum, ebendessen Responsiones contra Capitula objectionum—s
Vincentianarum und die Responsiones ad excorpta,- quae de Genuensus
eivitate sunt missa Camillo et Theodoro venerabilibus Presbyteris), wa —ı
nur Zweck haben konnte, wenn Anderslehrende aufgetreten waren, wo
wird man eine Beziehung hierin auf die Gottschalkschen Händel nickat
für ausgeschlossen erachten dürfen.
4 k N!
1) Heri Op. I, 21; Il, 262: quem (sc. honorem pre
Richboldum Remorum chorepiscopum . ... inscio eivitatis suae
BR ERRTSIeN HOHER aan nö0eperaE
; Hinkmar sagt zu Papst Nikolaus Op. II, 262:
ee qui tune erat, contra regulas pre
netus; Synodalschluß von Chiersey Sirm. Op. var. II, 986:
nysteri oficium, quod irregulariter usurpasti; Raban in seinem
an Hinkmar ibid. 997: qui in omnibus vituperabilis inventus
nee monachi votum, nec sacri ordinis ritum, sed neque pı
‚officium legitime observarit; Ibid. 985: quidam gyrovagus "
nomine Gothescalcus, qui se asserit sacerdotem . . ‚ ordinatum.
8) Dies beweist auch gegen Gfrörer, KG. an, 2. 880, «
Schlag gegen die Chorbischöfe auf der Synode von Paris 849 mi@
ALDINGER,
ee k
Hatto erlag er am 18. September ? einem hit
So war es ein trauriger Leichenzug, ik
i Bischof‘
Jar kannt der ach ah ai
Vakanz in unruhvoller Zeit mit sich bringen mußte,
raumte das Kapitel bald darauf den Tag der Neuwahl auf
den 3. November an. Wer anwesend sein wollte, konnte
und durfte, erschien an diesem Tage. Mit Anrufung des
Geistes wird die Versammlung eröffnet. Lüngere
Verhandlungen führen zu keinem Ziel; da einigt man sich
dahin, die Wahl durch Skrutinium vorzunehmen. Eine
erst etwa 32 Jahre betrug. Trotzdem war Guido nicht so-
fort zur Übernahme der neuen Würde bereit, da er in
seiner eigenen Kirche zu promovieren hoffte. Nachdem er
aber aus einem Bericht des Kapitels die grolse Einmätig-
keit, mit der er gewählt worden war, ersehen hatte, folgte
er zu Anfang des Jahrs 1246 dem Rufe. Die Weihe hat
er sich bald darauf geben lassen (vor dem 21. März) 4,
Is
1) Bericht des Kapitels über die Wahl Guidos U.: feria secunda
ante fostum beati Matthaei. Clouet p. 429 Note, Auf p. 427 nennt
Clouet den 15. September als Todestag.
2) Gesta ep. Virdun. MG. 88. X, p. 521. F
3) Wahblurkunde des Kapitels Clouet p. 429 Note 1, Gesta ep.
Autissioder. MG. 88, NXXVI, p. 585 od. X, p. 521: Anno netatia suse
tricesimo secundo vel circa vocatus per electionem canonicam ad re-
gimen ecel. Virdun. Ann. S. Viton, Vird. SS. X, p. 528: sucoodit, Series
chron. ep. Vird. Schannat II, p. 104. G. ab eodem Inn, IV, pontifice
subrogatns est G. defuneto. Der Ausdruck subrogari wird durch die
Stellungnahme des Papstes in der Regalienfrage veranlafst sein.
4) Clouet p. 430.
ie 4
A
194 ALDINGER,
Den durch J angedeuteten Vornamen bezieht Clouet aut-_a
Jakob Pantaleon und konstruiert ein Kryptoepiskopat Jakobs
das den Schriftstellern bisher unbekannt war. Cette electioue-
de Jacques de Troyes ä Verdun, des le depart de Guy d _4
Melle, n’ a point dt connue de nos auteurs: mais elle em
attestde par la bulle confirmative qu’ en donna le pape Inn
cent & Lyon le 21 aoüt 1247. .... Jacques est titrE dam —
cette bulle de chapelain du pape et d’ archidiacre de Leo
non plus de Liege ....!.
Während Jakob gleich darauf in päpstlicher Mission um
den Osten Deutschlands geht, leitet der Erwählte Joharzums
die Geschäfte des Bistums. Seine Erwählung ist frei
eigener Art: il fut lu, comme le prouve son titre habitu_
d’ elu Jean; mais on a ni l’ acte de cette Election ni aucuz.z
renseignement sur les dispositions en vertu desquelles on Je
substitua & Jacques de Troyes, qui fut & la fois, son prede—
cesseur, son successeur et son conseil ....%. Es fällt dann
auch Clouet auf, dafs der Papst in der Bulle vom 18. De-
zember 1253 ne mentionne ni son (Jakobs) election de 1247
ni aucune autre: ce qui a fait dire & nos auteurs modernes,
que, par cet acte, avait commenc& la possession olı les papes
se mirent ensuite de nommer 4 nos &väches sans election
capitulaire ...., dagegen beruft sich Clouet auf die Wahl
von 1247, ... il fut dit que cette election de 1247 sorti-
rait effet ®.
In der Zurechtlegung Clouets steckt wiederum ein Irr-
tum, wenn Jakob Pantaleon schon im Jahr 1247 Archi-
diakon von Laon gewesen sein soll Thatsächlich erscheint
er als solcher erst vom Jahr 1249 ab*. An der Bezeich-
nung archidiaconus Laudunensis scheitert auch der Vorschlag,
das J. auf Johann von Aix zu beziehen, der Kanoniker und
Primicerius von Verdun war. Schliefslich ist noch hinzu-
weisen auf die kirchenrechtliche Ungereimtheit, zwei recht-
1) Clouet II, p. 439.
2) 1. cc. p. 44l.
3) 1. c. p. 459g.
4) Regesta Imp. 10283* u. b.
Broczk6, St. Johann, Grofs-Schützen, D
Csaskov, Trenesno, Puchb und Seblahov veı
fahren wir, dafs der Fürst Georg Räköczy 1. i
etliche Habaner auf seinen grolsen Gütern in
ansiedelte, von wo sie aber nach dem Tode
unter der Herrschaft seiner fanatisch kai
Sophie Bäthory durch die Jesuiten trotz des
von Linz 1647 wieder vertrieben wurden.
Das meiste hatten die Anabaptisten laut ihren
unter dem Fürsten von Siebenbürgen Emmerich
mit dem Karlowitzer Frieden endete.
meinden. Zuerst die Szobotister im Jahre 1763,
113 Seelen, ihnen folgten die Grols- Schützener,
u. s w. Diejenigen, welche nicht nachgeben
derten aus. Viele gingen nach Holland, andere
land, speziell in die Krim. Von hier e {
wanderten sie nach Amerika aus, wo sie
Mennonitengemeinden in leben
ihren einstigen Glaubensbrüdern in Verbindung
Seit diesem Zeitpunkte erwähnen ihre
Fülle der Apostasie. So berichten die @
von Beck; „Wie dan unsere stiefbrüder |
mischen Glauben Übertretenen) Einer gar auf
seinen Kindern ist, den Cardinal zu ainem Gvater
210 SZLÄVIK, ZUR GESCHICHTE DES AN; 1
Ungarn hat sich noch jene in Grofs-Schütsen am! besten ı |
— Hier wohnen gegenwärtig noch gegen 200 Seci—
in 47 Häusern beisammen. Wenn man ihren „Habane—
Hof“ betritt, glaubt man sich in eine andere Weltgegem—
versetzt. Wir sehen vor uns eine lange Reihe
geformter einstöckiger Häuser, welche zwei bis drei Sto—
werke hohe Dächer tragen, die mit der ganzen Einteilu ea
ihrer Häuser eine interessante Spezialität der Habaner bild
Ihre Reinlichkeit ist geradezu beispiellos. Heute sind
alle Handwerker, und die Erzeugnisse ihres Gewerbeileie—s
verwerten sie auf den Märkten, Heute plant die Regierur=g
unter ihnen eine Produktionsgenossenschaft von Zeug- wr=d
Messerschmieden ins Leben zu rufen. Geistigen Berufen
haben sich nur wenige gewidmet,
‘Was schliefslich die Herkunft der Habaner anbelangt,
80 sind jene in Grols-Schützen ohne Zweifel
Ursprungs. Auf diesen deuten ihre Namen: Walter, Müller,
Weils, Horn, Pitt, Maier, Kleinadler, Schmied u. s, w, han.
Die Alten sprechen heute noch „habanerisch“, eine Art
Plattdeutsch und nennen den Dienstag Erchtig (Erichstags),
den Donnerstag „Pfngstig“ u. s. w. Die Jüngeren können
kaum mehr habanerisch, Sie sprechen deutsch, sloyakisch
und ungarisch. Ihre Kinder erziehen sie musterhafl, Sehr
schade, dafs sie ihren protestantischen Charakter und Ur
sprung verloren haben, Ein Stück Kirchen- und
geschichte ging damit für uns verloren — sagte
ganz richtig ein politisches Tageblatt.
BEER
212 ANALEKTEN,
druar und Juni 590 hinzukamen, als Simeon
näna Meister dor Schule war, EM
Mit einer kurzen Einleitung hat Guidi Alben In dm dk
male della Societä Asintica Italiana 4. 1890, 8. 169-196
Einleitung 8. 165—168) herausgegeben; mit Recht sagt: .
wir damit ein wichtiges Kapitel für die Ges
der Kultur und des nestorianischen Lebens gewint
können; mit seiner Erlaubnis mache ich dasselbe durch Ü
setzung Lier den deutschen Theologen zugänglich. Aus
Einleitung führe ich nnr noch an, dafs diese Statuten mit
anderen Teilen des Synodicon im 10. Jahrhundert durch
farag b. at-Tajjib ins Arabische übersetzt wurden, aber mit #
ken Verkürzungen und Veränderungen.
Den Gegenstand weiter auszuführen, mufs ich andern u
lassen; Materialien sind genug vorhanden; möchte der &
von Edessa und Nisibis einmal eine Bearbeitung zuteil
wie sie Kihn für die antiochenische lieferte.
Kanones der heiligen Schule der Stadt »
Im Monat Ilul des Siegs unsers barmherzigen und
tigen, durch die Gnade vom Himmel bewahrten und sich b
renden ’, der Welt Frieden gebenden, in Ewigkeiten nn
Herrn Chosroes, Königs der Könige und unter der Leitung u
seres liebenden, von Gott erwählten, benedeiten Vaters des Hen
Acha-de-abu(h)i, des Bischofs, Metropoliten von Nisibis haben #
die bekannten und studierenden* Brüder samt den Lehrmeister
und dem Hausvorstohor und dem Meditations[oder Buchstabier-]
meister der Sammlung, derer die in Nisibis wohnen, deren Namt
unten geschrieben sind, uns alle in einer
nähert und haben die Väterlichkeit des Herrn Metropoliten b
stimmt, dafs or befehle, dafs jene ersten Kanones, welche au
gestellt und festgesetzt wurden von den heiligen Lehrern m
seligen Vätern und Leitern der Kirche, welche die Gründer dies
Sammlung (College!) in dieser Stadt * waren, aufs neue aufgesucl
“ 1
1) Dor Ausdruck (wars) uam) us ist sprachlich se
ee persische Formel, der er entsprechen wird, ist a
2) xpr%a1 arıp, Pöm hat für das letztere Wort nur die Bedı
fang. Iavesigsior, magisie Be Az hier heilsen stehend so die Schü]
8) Für wumn rem At oder Baal) finden sich bei PSm nur I
der bekannten grammatikalischen Bedeutung.
ART ME ROT RT; zu der Lücke vor x bemerkt Gul
E Be
o
=
onha von Adiabene (Hannäna?). ,
Nach dem Befehl, den wir empfingen, forschten wir
den das Exemplar * jener ersten Kanones, die festgesetzt war
dieser Sammlung und Zweck und Zeit ihrer Aufstellung,
Im Monat Tischri I des Juhrs der Griechen 808 [=
welches war bei den Persern das 9. Jahr des Kawad des 1
der Könige, am 21. dieses Monats trat die Sammlung. h
lichen Brüder, die gegenwärtig in Nieibis der Stadt der Perser
wohnen, vor den heiligen und Gott-liebenden Herrn Hosen WM
Nisibis ımd sagten: u:
„Indem durch den Neid des Teufels, der durch Leute,
seinen Willen thun, gewöhnt ist zu stören den Frieden der
bigen, damit nicht verklagt werde seine Bosheit und
sein Betrug durch die Lehre der Wahrhaftigen, und
der Macht über die Kirche hatte in Tyrannei und ein tı
Arbeiter und ein wütender Hund und ein Lehrer der
nnter Gründen, die keiner Untersuchung wert sind,
Sammlung dor Schule aus der Stadt Edessa vertrieben
fernt und kam unter diesem Umstand nach dieser g]
Nisibis und wurde weiter eben in Nisibis von dem Gott-li
eines guten Andenkens werten Herrn Barsaumas, B
dir aufgenommen. Und grofse Sorgtalt zeigte er ob ihr dur“
die schönen Kanones, die er ihnen gab, dafs sie dadurch gi
würden ohne Streit und Verwirrung. Und auch die ganze 8
lung in einer Einstimmung stimmte den Kanones zu, die il
Barsauma der Bischof gab, indem sie es auch schriftlich ı
ten und durch ihre Unterschrift bestätigten. Und in eben >
Kanonss, soweit es möglich ist bis auf diesen Tag gingen et
teils durch den Zwang der Notwendigkeit, teils mit gutem a
Und weil nach dem Scheiden des heiligen Herrn Barsaum: —
Bischofs einige von den Brüdern, welche freiwillig sich lei ii
a
1) Hier 2306, vorher &rmE.
“-ı
und Gott-liebende Herr Hosea aber, der Bischof,
te von den Brüdern der Schule pries und erhob
n' Beständigen unter ihnen, und die Schlaffen und
und ermahnte er in dem was sich gehört, und
‚sprach ers J
so guten Eifer habt über den Bestand und
‚Namen und da ihr diese ganze Sorgfult gezeigt habt
rbesserung Eurer Sammlung, so soll kein
sein, als ihr selbst. Geht und in
fi bekannt, dafs ohne Zwang Eure Güte sei,
en und durch Unterschrift besiegelt und bestä-
Gesetzgebung und der Gebote, welche gegeben
die Vernänftigen in der Gröfßse der Weisheit
nd barmberzigen Gottes und wie durch die Vor-
Erkenntnis unseres Schöpfers er unsere Natur
pt hat pren, aber Guidi wird mit ‘seinem forse
ff
u
binauslockt seinen Sinn hinter der Verirrung der Lüste, die s
seiner Freiheit nicht geziemen: Deswegen braucht er die Zuret
weisung und ist ihm erforderlich die Besserung und nützt j
die Zucht, die ihn wecken und reizen, dafs er nicht nachla
und aufhöre vom Dienst seines Lebens. Denn ein tüchtiger
beiter ist die vernünftige und bewulste Natur, wenn sie studie
wil in dem Handwerk der Vernünftigkeit. Und wenn auch,
freie Wille gesetzt ist zwischen Gut und Böse, so treibt ihn
Liebe des Guten, die in ihm ist, wenn er will, und er hafat |
verwirft das Böse als Böses. Und es ist ihm sein Bewulsti
ein Prüfofen, in dem er die schönen und häfslichen Arten pr
In diesem unterscheidenden Bewufstsein, das sich selbst w
macht und seinen Schöpfer preist, wollen auch wir die christlie
Sammlung der Brüder, welche versammelt sind im
der Stadt Nisibis und uns beschäftigen mit dem Studiom-
der Lehre der göttlichen Schriften, zeigen die Kraft der
scheidung, welche in unsre Natur eingepflanzt ist, darch die
sorge und Bemühung um den reinen Wandel unseres Lebens,
dem wir pflegen ® die Gesinnung, welche für unsern Namen |
unsere Lehre sich geziemt und schickt. Und weiter
erweckt und ermuntert unsern Sinn zu sorgen für das, was|
den wahren Zweck unsrer Berufung nützlich und erforderlich,
indem wir überzeugt sind, dafs die Leiden schaffenden Leid
schaften, die uns immerdar ankleben, die den Sinn verwirren
schlaff machen zum Dienst des Guten, indem sie uns verfül
und hinaustreiben hinter die Verführung der schändlichen Gel)
und mehr als Räuber ung berauben und den Besitz der Got
1) wımwn-.
2) Nach > fehlt ein Wort; wohl ein Verbum in der ersten Per
w u
218 ANALEKTEN,
aus ganzer Kraft und verwarfen und \
ganzem Herzen. Und indem wir sahen, dafs ni
unterstützen und zu helfen, zu tadeln und zu b E
schwichtigen durch das Wort den Eifer ihrer Wildheit
wir's auch und verzichteten die Streitsucht dieser Freoh m
rächen, wie wir geschen haben, dafs der selige Moses that gegem—n..
über jener Rotte des Korah, indem or überließ dus Gericht iin —arır
Frechheit dem gerechten Richter: So sind also auch wir mn
diesem Pfad der Sanftmut, auf dem jener Sanftmütige ging, ——e-
gangen und gehen noch darauf und haben das Gericht der Bach
dieser Streitsüchtigen, die in unsrer Mitte eich fanden,
übergeben dem gerechten Richter aller Vernünftigen,
auch das, was wir schriftlich gemacht haben, eine
ihrer Frechheit nicht aufser? des Zwecks der [heiligen] Schiffen
behandelten. Vielmehr sind wir auf dem geraden Pfad ihrer (Her
h. Schriften) Worte gegangen und haben von ihnen gelernt, Aue
beständig die Thorheiten der Thörichten erzählen und den
des Preises der Tüchtigen flechten, indem sie überzeugt sind; z
schreckt Drohung die Schlechten und ermutigt Preis die Gut
Und in diesen Sinne ist in ihren Büchern gemalt die
des Gedächtnisses des Guten und Bösen und hingedeutet? el
die Beschäftigung des Bösen, die von Leuten, die um das Gwm#t
eifern, verhetzt und vernichtet wird. Und es traf auch bei un
zu, was zutraf bei dem Buch des seligen Jeremis des Propheten,
der als der gottlose König Jojakim nicht ertragen konnte AL
Ernst der Gerichte der Verweisung in frecher Weise es net
und sie im Feuer verbrannte. Da bekam der Prophet den BF
fehl von Gott, der sie gegeben hatte, dafs er die
zum zweitenmal machen sollte, zur Züchtigung des Königs zul
zur Anklage dos Volks. Etwas also was dem gleicht, a ai
wir gethan im Gedächtnis unsrer Schriften: weil die ersten we
gessen wurden in der Weise der Worte des Propheten, so
wir sie erneuern, wie sie sind einesteils; andernteils aber
wir ihr Gedächtnis zu machen, nicht entgegen ihrem Zweck,
verloren war; sondern wie die ersten durch Zeugnisse ana
Leute bestätigt und durch Siegel aus Thon von der Erde best
gell waren, 0 bestätigen. wir.en. jetzt; utait; durch: Zengriamn AM
licher Menschen und vergängliche Thonsiegel durch die su
ligen Namen der anfangslosen Wesenheit des Vaters und a
Sohnes und des h. Geistes, indem wir unser Leben und
Schriften diesen heiligen Namen anbefehlen. Und durch die
—
2 vr au y ist eine Lücke; Guidi fragt ob eo 5 zu |
2) Seat 8. 178 Z. 4 v. u. wird pıam zu losen Being
der nächsten Zeile 387 statt T2W1
— a a
welche im Weg unseres Sinnes gehen werden, ir
dafs dieses Gedächtnis unsrer Schrift in der Sammlung unse
Lehrhauses aufbewahrt werde bis ans Ende. Wir haben
auch diese Bestimmung bei uns getroffen, dafs wenn |
Neidischen wagen und sich erfrechen sollte sie zu vernichl
oder aber daran etwas ins Gegenteil zu ändern: der zoll a
geschlossen sein von der Teilnahme an den Geheimnissen
Kirche und von dem Genusse der Güter, die aufbewahrt
für die Gläubigen, und aufbewahrt sei das Gericht seiner
heit für den grofsen Tag der Offenbarung Christi. Wir alle
in einer Übereinstimmung nehmen an und stimmen zu die
Schriften und besiegeln sie mit den Bewegungen unsres Herz
und mit den Gliedern unsrer Körper. Und jeder vom uns,
widerstrebt und sie verachtet und nicht in Liebe aufnimmt, ü
den haben wir unabänderlich die Abtrennung verfügt, dafs er
dom Tag, an dem er diese Gesinnung zeigt, ausgeschlossen |
von unsrer Versammlung und niemand mit ihm sich einlasse,
seiner Beschämung. *)
Erster Kanon. In der Zeit, da es sich ziemt, dafs @
gesondert und bekannt werde der Vorsteher des Hauses nach
Ordnung und Gewohnheit Jahr für Jahr, auf den Rat und
Meisters, des Erklärere der Schule und der ganzen Gem t
sollen alle in Einstimmigkeit eine beständige Person wählen,
tauglich ist, für die Leitung der Sammlung. Und keiner ist |
rechtigt aufzustehen und Partei und Streit und Vi £
machen über irgendetwas, was recht geschah; und wer gefun
wird, dafs er eins von diesem thut und sich erhebt gegen
Wahrheit und streitet, soll Strafo bekommen und a
sein von der Sımmlung und von der Wohnung in der Sta:
Zweiter Kanon. Der Vorsteher des Hauses aber, der
wählt und betraut wird mit der Leitung der Sammlung, soll ni
parteiisch richten und sich nicht durch seinen eigenen Sinn lei
lassen und ohne 2 oder 3 Zeugen Rinnahmen und Ausgaben
Schule nicht machen und ohne den Rat unseres Meisters
der angesehenen Brüder Strafe über die Fehlenden nicht
sondern alles was er thut, sei's an Strafe oder Nachlafs 6
etwas anderes auf den Rat der Brüder thun.
Dritter Kanon. Wenn einige von den Brüdern, die
Schule kommen, um die Lehre zu lernen, ihre Versprechen \
lassen, und herumlaufen um Weiber zu nehmen oder ertappt #
den im Ehebruch oder Harerei oder Diebstahl oder Zauberei 0
auf einem Sinn, der verschieden ist vom wahren Glanben, ©
sich verführen lassen leere Dinge auszubreiten (vgl. 1 Tim. 5,1
d. j. Lästerung und Verleumdung und Verwirrung und Läge |
Er P"
a8} SSagegspessat
Eike
| H
j
?
3;
Sechstens. Einer der Brüder, der
seinen Bedarf und der sie ausleihen will, d
Wucher geben; auf Zins aber, wie es in der
auf ein Hundertstel vom Denar im Jahr darf
nicht, wo er mehr nimmt, seinetwegen die S
werde !.
Siebtens. Brüder, die nen in die Sammlung
len nicht aufgenommen werden, bis sie sich r
und den Brüdern gezeigt und Belehrung emplangen; "haben,
sie sich zu verhalten haben.
Achtens. Brüder, welche den Namen Scholaren }
ohne dringende Ursache nicht ermächtigt von dem 8
Lesen und Erklären der Schule und der Lektion der
za bleiben.
Neuntens. In der Zeit der großen Sitzung aber
sie den Abendpsalm gesprochen haben, soll jeder in | }
gehen; und wenn der Hahn kräht, soll jeder kommen und seimerm
Platz einnehmen. Und wer [ihn] vom Abend her eingenommem
[belogt] hat, ist nicht gültig; djenigen aber, die
Hahnenruf, sollen eine Reihe vor Sn leer lassen,
dafs sie für die Brüder Presbyter sei; und in der ander Reitae
sollen sie ihren Platz einnehmen ®.
Zehntens. Die Brüder aber, welche in dio Schule
zu eins und zweien, sollen in der Zelle sich nicht
sondern mit den andern sein ohne Störung.
Eilftens, Die Brüder, welche in einer Zelle wohnen, we
es sich trifft, dafs. einer krank wird, sollen vor Dei) m soil
und ihn bedienen, wie es sich geziomt.
Zwölftens. Ein Bruder, ”%or einen Stroit hat mit men
Genossen oder gogen sonst jemand, soll vor das Gericht |
wärtigen (Heiden) nicht gehen eigenwillig ohne
Brüder und des Hausvorstehers, Und ein Bruder, der
und einen von diesen Kanonos übertritt, ohne es zu bereue®r
soll von der Sammlung und der Stadt ausgeschlossen sein. u.
Dreizehntens. Brüder, welche in der Schule sind, che 3
erscheinen, dafs sie geübt sind und die Ordnung des Wortes
kennen 4, wenn sie erfunden werden, dafs sie in = oz
1) Über den Unterschied von xp (Wucher] Be
3. Barhebraeus, ETORREEDTEL a
Sn Denar vun and Monat,
)) Nanya = zußıe,
R Der arabische TO ie Krag, ber inhaltlich
4) Der Text liefse auch die ee ann ha
Kennenden erscheinen,
(Lehrenden) und die vernünftige Ordnun;
ER
ia a 9
ii
Zweiundzwanzigstens. Jeder H st
ermächtigt ist, anders zu thun aufser dem, was
in diesem Buch, und wenn es erscheint, dafs er
die Sammlung und die Stadt verlassen.
Explieit,
Herrn Paulus, Bischofs, der in unsrer Zeit betraut ist,
die Schafe Christi und unter der erhabenen und gı
Presbyters und Auslegers der göttlichen Schriften,
Narses, Diakons und Leselehrers stimmen zu und
diese Kanones, die von unsern heiligen Vätern aufg
beglaubigt * wurden, mit en Zusage, dafs vw
erfüllen alles, was hier ‚ ohne
ohne Hartnäckigkeit. Und wer a wird, dafs
eines dieser Gesetze, nach dem was oben geschrieben is
stimmigkeit fällen wir über ihn das Urteil und k
mächtigt ihm zu helfen in irgendeiner Weise oder
einem Grund* und bestätigt und beglaubigt ist
ee
ah Auch 33 Wort war bis je
0 a ae Be 18. 171, 9. Ä
3) RIES, h 1,9. 188,
2) ie ds Mac in zbhy hin
a, dan Mascalinum, in 357 7a Trı2 hluter TOD Ta.
2.
Brief Leonhard Käsers und Martin Luthe———
mitgeteilt
von
D. Walther in Rostock.
Leonhard Käsor an Michael Stiefel,
9. März 1527.
Schrift Herr Leonhart Keisers des gebunden Jhesa Obrani
an M. Michel — N. .
Gnad vnd fried von Gott vuserm Vater, vi dem HERZIN
Ihesu Christo. Frewet euch mit mir, mein allerliebster Bruder
in Christo, das der ewige allmechtige Gott der Vater der bazzi-
hertzigkeit, mich seinen vnwirdigen diever, vud grössen Sünden,
werd acht des seligen Berufs, das ich fur der argen Weit ser
non heiligen süssen vnd gebenedeiten Namen bekennen sol, GE
lobet sey Er in ewigkeit Amen. j Derselbe Gott wnd waßer
wasers HErrn Jhesu Christi, der in mir angefangen at
werek, der volfure es auch, stercke nd richte mein hertr,
meine sinne vnd was ich für habe uff den, woge der soligkash
regir auch mein lippen mund vnd zunge, nach wolgefallen im |
veterlichen willens, das sie anssprechen sein lob vnd preis, =
lang ich sie regen kan das ia durch mich, sein schwaches
tuchtiges gefesse, nicht geschmecht noch verlestert werde
heiliges rein vnd lauter Euangeliü, das ich su lang wnd oft
hört babe, ob wolt Gott mit frucht, zü eher vnd preis
heiligen Namen. |] Das ich nu dieser meiner Bitte gewheret
werde vnd sie erlange, so seyt (?) mit ernst zu mir mit 6
hitzigen (?) hertzlichen gebet, vnd lasst euch in [,
rigiert zu:] hierin ewren Leonhard befolhen sein. Vormänst
vleissig das Volck, das es vnsern lieben Gott, im namen
HErm J C in rechtem glauben vnd zuversicht fur mich
Sunder bitte, laut der herrlichen trostlichen verheissung, Wo z'
oder drey versamlet sind in mein Namen, da bin ich mil
vater jnen, vnd warumb sie bitten, das sol jnen vnversagt
sondern widerfaren von meinem Vater im Himel. |] Lasst su
m
D. T. et alind gravamen. Philip)
mactus quendam ex Scotia apostatam, sub ejus no
in episcopos et monachos Scotiae epistolam edidit ad
tias, miris facis accusans illos, quod edicto quodam |
ne noyum testamentum transferatar in linguam
per mercatores lutheranos, respondi contra eum €]
fensionem opiscoporum. libellum Augustae exeudi
nuper dnos misi nuncios in Scotiam cum diversis Yibellis
monendum regem et episcopos ab oceultis apostatari
nibus. qui si perierint in periculosa profectione illa, non
gravi me damno rerum muletabunt, sed et animum meum
petuo moerore cruciabunt.
Dum vero Anglos et Scotos praomonare satago, Plilippus E
terim per quosdam nobiles Polonos, qui bonarum litterarum =
ad eum sese contulerunt, in Poloniam quogue Lutherismurm
pagare satagit. intendo igitur ii jam palam occurrere t
Philippiens, tum per alios quosdam libollos hac nastate
et si nullum prorsus supervenerit aliunde auxilium, tum ego
gie ‚poenas dabo et Luthero ot Philippo meis editionibus,
me in nervum cogent debitis obrutum. caeterum juss® ei
T. sequutus aliquot exemplaria Lipsiae in vas quoddam incHw=#
ut ad R"®” D. T. Venetias mittam; quod si prospere zen
mittam deinceps forsitan et plura ot utiliora et quamguame
B"° domino Veronensi nihil audivi interim, dum e Rai
a R®* D. T. discossi, tuo tamen fretus consilio scoripsi et
epistolam ad eum, quam similiter mitto, ut R°* D. T. paret zu
viem ad gratiam apud illum. 2
Oaeterum libri quos edere velim, si possem, sunt que =
2 Vgl. oben Nr. 26. 27. =
Vgl. die Acta et scripta Lutheri, p. 281”, wonach die
dem König Ferdinand gewidmet wurde,
wi Me vr
Eu
B :
H
E R 8
Hr
FE
|
dixi eb seripsi, onera impensarum ferre non pos
fero ut debitis interim involvar, sub bona semper
1) Dieses Verzeichnis findet sich leider nicht mehr von
2) Eduard Lee. =
in quo enim illum jndicat, seipsum
D. T. et scribat mihi obsecro quam-
Venedig. Ursache seiner Vielschreib
und die Wittenberger. Haner und Witzel.
| gegen die katholischen Literaten. Die
| Der Kriegszug Landgraf Philipps von
einsetzung Herzog Ulrichs von W:
im Sächsischen. 1534 Mai 6 Dresden.
Ans Cod. Vat. 6199 fol, 105, eigenh. Orig; mit \
anders: Venetiis 13 august.
usque persolvi Lipsine; en vero quae inde Venetias
tinget, a me persolvi non potuit, quin nesciebam ı
oporteat. spero R“= D, T. in eo preciolo non gr
-quod si vas illud perdatur, male profecto habebit
illud, marime quia meam operam et intentionom inde
non possis. multa enim et varia transmisi. nune qu:
mitto libellos, immo epistolas, quae fascem non
magnum. — — — non... Jazı, UnILA Bere ER
summe necessarium propter externas nationes, qu
bergas per upostatas, maximoe Melanchthonis tachnia,
decipulas et impietatum laquei.
De R”° domino cardinali Onietano nescio quid scribam, e
Jam est Wittembergae epistola censorin facultatis theologiene
risiensis cum artieulis ejus erroneis, et addita in fine.
bene longa Philippi (ut suspicor) Melanchthonis inj: t
logos, quam similiter mitte. videtur enim mibi plurimum refi
ut Re D. Y. sciat. N
Hanerus et Wicelius, foeliciter ad nos roversi, stronue
pugnant haereticos; sed nemo consyderat, nisi quod Wicelius.
miten saccularem reperit patronum, qui plus facit quam |
episcopi et opulenti facerent praepositi et decani erga
literatos. quamquam ego de nostris epiecopis et praelatis
queror. duos habet in terris suis princeps et dominus
episcopos, qui hac hyemo juvare me sollicite sategerunt
cum capitulis, sine quorum subsidio tantas impensas winime
ferre potuissem.
Insurrexerunt Anubapstistae Monasteri in Westphalia,
guibus ingens est rumor. num clero et senatu cunctisgue
Papistis tum Lutheranis expulsis ac vi ejectis, urbem loco et
munitam possident soli. circumferuntor 21 articuli eorum, 4
teuthonico confutavi, sod ita ut fontes orrorum ox Lutbero
duxerim. et nunc imprimentur latine quoque; nam trami
propter Polonos, quorum aliqui student Wittembergae. at =
252 ANALERTEN.
qui ultra verba nihil possit, mitto in munusculum R"* quidem
D. T. imsginem d. Pauli, a quo alterum nomen tibi in longa
patrum serie mutuntom esse video. nam in chronieis reperio
Petrum Paulum Vergerium clarissimi nominis ante annos plus
minus contum, quod magna sang animi jucunditate legi !. scripsit
et alius quidam amicus, inclytae memorise patrem tuum, virum
doctissimum, aliquot ernditionis sune monumenta praeclura apud
posteros reliquisse, e quibus praedicat libellum de educntione
puerorum. quem «orte, si haberem, ob nominis tui amorem et
reverentiam Germanicae juventuti per typograpliam communi-
eaturus esse, idqus sub tui nominis auspicio. mitto item flore-
num anam argenteum domino Bonaventurae famulo tuo pro labore,
quom in expectativa seribenda pertulit. tenuitas men non sinit
ut mittam quantum velim et quantum deceret
Ex testamento nihil adhuc prorsus accepimus Hasenbergius
et ego. misere ormciatur longa expectatione Hasenbergius, cmi
imminet tempus aceipiendi gradum in jure, et me urgent typo-
graphige impensae, ut de antea contractis per hyemem debitis
taceam. mitto R" D. T. tres libellos latine interim editos
(teuthonicos enim ad R. T. D. mittere non ausim.), in quibus
nuper acerrime ad respondendum provocavi Justum Jonam, qui
tercius habetur apud Wittenbergenses inter quatuor noros evan-
gelistag — — —. si libelli isti non omnino displieuerint R"“* D. T.,
poterit eos in Italiam transmittere ad indicandum 5” D. N.
diligentiam meam; sed bene spero quatuor Philippicas et quaedam
alia magis probatam iri a R= D.T. — — —
Ex Dresda 29 maii 1534.
Adjungo literas ad Rev. d, episcopum Vienensem tum meas
tum d. Joanuis Mensingi, cui nuper in subsidium transmisi pro
editione teuthonicae in Philippum antapologiae sune 15 florenos
ex inopia men, et vere ex inopis, quia aliunde in mutuum a6-
eipere eoactus fui, dum libelli mei omnem mihi pecuniam prae-
ripuissent, quam prius in mutuum acceperam et non totam im
meos expendendam pntaram. certe si 8" D. N. seiret, quantum
1) Auf besonderem Blatt findet sich von Cochlaeus Hand folgendes
geschrieben: Ex chronic. Nurenbergen. Petrus Paulus Vergerius Justing-
Be patria philosophus et orator ac jurisconsultus necnon et
ingua graeca latinaque vir eruditissimus, Chrysolorae Bi ii
sophi auditor et Oarrariensium priucipum olim familinrissimus, per hoc
tempus [Randvermerk: tempus inquam Florentini concilüi sub Eugenio IV]
praedictis virtutibus eelebratus magno fuit in precio. qui cum eloquen-
tissimus haberetur, inter enetera historiam satis elegantem de gestis
Carrariensium dominorum edidit et de ingenuis moribus libellum et in
divi Hieronymi laudem cultissimas orationes composnit et alia multa,
L
254 ANALERTEN. Bi
thonies valde contumeliosum in me librum edidit },
d. Eckium contra me in testem prodacit, pr
qualem auten, zeplicam in ma. aseipgerik sub Alesii Seoti
Philippus Melanchthon ®, ex ejus libello (quem mitte) kakan
telliget R"* D. T. adversus Lutherum in teuthonico jam respondi;
utinam R"* D). T. posset legere nostra, ut sciret quania cum
alacritate illi obsistam etiam in altissimis articnlis fidei nostrae.
excerpsit nebulo ex duobus libris meis teuthonicis bene longis
quingno locos brevissimos, ubi vult oetendere me otinm a fide et
a Popistis (ut Romanae ecclesiae fideles vocat) deficere. Scoto
respondere differo, quia expecto alterum nuneiorum meorum
ex illo regno; unus enim eorum ex Anglia ad me rediit, sed
omnino vacuis manibns, inaniter factis tot sumptibus et veoturas
impensis et jacturis in aere, in libris, in vestibus ete., quia ab
amieis praemoniti nullas omnino literas praesentare nusi fuerunt
in tota Anglia. quamquam nihil omnino esset in literis meis
omnibus contra novum regis matrimonium.
Alter nıuncierum ibi mansit, Londini seilicet, quia reperit ibi
episcopum Aberdonensem ® ex Scotia, qui pacis gratin a rege
Scotiao ad regem Angliae missus fuerat. cum quo in Scotiam
abire intendit, affuit item alius quidam regis Scotiae ambasiator
cum illo, qui ubi vidit priorem Alesii epistolam, dixit non dimi-
dium esse verum, imo cuncta pene mentita esse. spero Ätaque
alterum nuncivorum laetius ex Scotia reversurum, quam alter eorum
ex Anglia reversus est.
Misi item vas plenum libris ad R”° dominos archiepiscopum
Brundusinum et episcopum Veronensem, de quo sans vase nihil
interim accepi. rogo igitur et supplico humillime ut R“* D, T.
absquo omni damno suo promovoat mo et adjuret portare omus
istud expensarum, non ex suo, sed ex ampliori reddita magna-
torum, quales maxime sunt summas pontifex et KR" d, Veronensis,
quid enim eis obesse queant sumptus 200 ducatorum pro naces-
sitate publica in historiam antiquorum et novorum Hussitarum, &
me magno sumptu et labore propediem edendam non sine multo
(ati spero) in ooclosia pro honore et defensione sedis apostolicne
fructu? vere non de sola Germania periculum agitur, Witten-
berga undiqus advenientes nutrit apostatas, per quos totum mun-
dum corrumpet, nisi melius quam hactenus provisum fuerit. de
Sootis viders potest R"= D, T., guam vafıe ludat sub persona
1) Die Schrift war benannt: = kleine Antwort auf Herz. Georgen‘
nächstes Buch (Köstlin II, 8. 818%).
2) Über den Schotten use Alesius und seine mit Melanch-
thons Hilfe neuestes Schrift gegen die schottischen Bischöfe
5. Köstlin II, $. 268. 973f.
3) William Stewart.
256 ANALEKTEN, |
quatuor enim menses nihil ad me seripsit juvenis a
et studiosus, de cujus vita vehementer sollieitus existe.
constet mihi eu transmissio, nolim scire inimicos meos.
prasterea constet editio Auodecim libellorum in millenis ex
Ba R"= D. T, per sese fucile aestimabit et
omnia enim per meos sumplus et impensas absolyi oportuit. mit-
terem ad R”=® D. T. alterum jam vasculum recentium 0
si seirem rom Re" D, T, nom ingratam fore, aut saltem si corto
constaret mihi, R"”® D. T. adhuc Venetiis agere. nam et ex
Praga et ex Moguntia literas nuper nccepi, quae dieum afferunt
auneium de San! domini nostri Clementis papae VIL morte, aut
saltem extremo ac desperato vitae periculo !, quod si verum
ost, arbitror Re" D. T. Romam properasse. ntcumque res
habet 2, si R=® D. T, dignabitur mihi respondere, habet gemi-
num baueum Fuggerorum et Wolserorum, o quibus facillime Lip-
siam ad Hieronymum Waltherum literae transmitti poterant,
Georgius Wicelius adhue seribit et belligeratur strenue contra
Wittenbergenses, sed maxims ex parte teuthonice, non absque
fruetu, sed in magna et tribulatione et ponuria constitutus. quem
jampridem subsidio aliquo sublevassem, si spe mes non essom
undigaue frustratus. liber Joannis Haneri, eui titulus est pro-
phetia vetus et nova ®, constat mihi sopra 35 florenos, et Joanni
Mensingo 15 florenos dedi pro editione teuthoniea in apologiam
Philippi Melanchthonis: adeo rarum est bonis viris pro imprimen-
dis libris subsidium.
Ego cum in feriis paschalibus essem Pragae cum Il®® prin-
eipe et domino meo duce Georgio, recepi a canonicis Pregensibus
commodato tres codices vetustos, qui mihi dederunt ansam scri-
bendi historiam Hussitarum, in quam rem et ab episcopo Misnensi
et a gaibusdam aliis plures libros scriptos accepi commodato.
unde factum est, ut hac aestate haud leyi eum labore seripserim
enm historiam, observata diligenter temporum serie, a Carolo IV
usque ad regem Ladislaum toxico extinetum. et Ratisponae ostendi
R® D, T. quaedam scripta de rebus gestis per evangelium, immo
eacangelium Lutheri 4. intendo igitur in unum volumen redigere
et veterum et novorum Hussitarum historiam, quod certe opus
1) Vgl. Nuntiatu:berichte I, Nr. 112M.
2) Folgt ag go has literas per dominum Antonium
Fuggerum ad Rewe D. T, transmitto, cui eas per proprium nunchum
Be mitto, spero eniın certius per eum quam per alium transmitei
poss
s) S. 0. Nr. 80.
4) Es ist die Historia de actis et scriptis M. Lutberi gemeint, deren
ersten bie 1594 reichenden Teil Cochlaeus bereits in eben diesem Jahre
zum Abschlußs brachte, wie er selbst am Ende von 1534 bemeikt,
ö E a
BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 257
erit non ade parrum, in quo corkissimis doenmentis explicabitur
rent Bohemicoram et Teuthonicorum, malicia
machinatio. quam sane rerum notieiam spero hoc
En rongeen fore utilem, praesertim apud externas nationes,
Quas Philippns' Melnnchthen omni studio infcere et in partem
uam trahere conatur. at sine externo subsidio id minime potero
-efüicore. BR" D, T. cogitabit spero hac de re diligentius, go
aborem praesto, sumptus hoc anno ita praestiti, ut multis pri-
atim innexus sim debitis propter varias editiones, moc possim
wltra, nisi aliunde adjutus. ex opuscnlis quae nunc edidi, nullum
aequat psaltorium; parra sunt, nisi quod quatuor Philippicae Inno-
eentii sex libros de missa aequare videntur. habemus quidem
uns pacem in Germania, sed scandalosum. dux enim Wirten-
bergensis totum ducatum suum per arma recuperatum in Luthe-
=ismum ab ocolesin avertere dieitur per lutheranos concionatores,
ynin etiam Philippum Melanchthonem vocasse dicitur, ut acade-
aniam Tubingensem reformet, hoc est Wittenbergensi reddat süi
jem. miror equidem tam diu differri a sede apostolica necessarii
et consuras contra academiam Wittenbergensem, ex qus
orbem tot annis tam late diffunduntur venena pessima.
Petrus, certe non dormit Judas, cujus sermo ut cancer
ex sanis corporis ecelesiae partibus unam post alteram
paulatim serpit in immensum. acquisivit enim hoc anno
principatus, Wirtenbergensem et Anhaltinum in manifesto;
in oceulto fecerit in rognis ot provinclis externis, scri-
possum. vereor tamen longe plus esse quam quod in
factum esse queror et doleo — — — nihil libellorum
includere ausim; metuo anim ne forte Fuggerus gra-
[77
il
hin
i
Ex Dresda Misnige 6 idus septembris anno domini 1534.
dominwm Dominisum, seeretariom R"* D. T, viram optimum #t
dortissimum, amanter saluto.
39. Cochlaeus an [den Bischof von Wien Johann
Fabri] ': Empfehlung Nausens., Arbeit an der Hussiten-
geschichte. Die Kompaktaten als Mittel zur Rückführung der
Böhmen und eines grofsen Teils der Lutheraner. Vermittelung
-K. Ferdinands, dem sowie den Böhmen Cochlaeus sein Werk
vor der Herausgabe vorzulegen wünscht. Schickt neue pole-
A Der Brief ist ohne Adresse, Obschon er unter den Papieren
sich findet, kann dieser nicht Empfänger sein, weil er in
erwähnt wird, Dals anderseits Fabri Adressat ist, er-
Ei Br der Bean auf die bischöfliche Würde des Ei
7 an aus der Erwähnung des Paulus Riccius,
ae am 8;
17
BB
‚FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 265
zu ae interim leris mibi labor fuit in colligenda Hussitarım hi-
SE eis ex vetustis et barbare scriptis Bohemorum et Germanorum
Se Ze icibus, cujus sans historiae summam in scheda altera videbis.
mu Z wngo item libellos duos breviculos, ex quibus conjicins quan-
tem ee mihi curas nd externs quogae nationes. ad Polonos enim
jez Aautumno proximo edidi septem opuseula. interim et ad Pau-
em ee III pontißcem maximum congratulationem duplicem scripsi !,
zz en de eius electione, alteram de matrimonio regis Angline,
Zu —n fallas fıms referebat reconciliatum et Caesari et uxori sune
FE Zamgue despondisse regi Scotorum. miror vero sedem apostoli-
Ca ee jta vel connivere vel dissimulare perpetuo ad tanta mals,
zn. 0 Wittenberga, velut ex puteo abyssi, in orbem terra-
FE Eee longe Inteque in omnes provincias christianas disperguntar
Zr me adolescentes multarum nationum, qui, dum Philippum Me-
Im ee „htlonem segountur, in Lutheri casses incidont, plaerique
Paz Zmeipes eneculares manifeste publieis edietis probibuerunt suis
Fr ditis, ne Älios euos illuc mitterent ad literarum studium; at
SZ es apostolica, ad quam hasc cura maxime speetat, cam rem
FE eriino tacet ac dissimulat tot jan nen solum annis, sed etiam
a ego libeilis meis ad Polonvs efleci, immo non ego, sed
Fu ia Dei per episcopos Poloniae, ut rex noro edicto severissime
FE iigerit omnibus suis ne Wittenbergam suos mittant filios ad
SER is, et sedes Romana, cui res illa scelerum injuriosissima
Be perpetuo dissimulabit? at in concilio generali medebitur (in-
er) huio malo. ego antem parum spei de hoc habeo, si enim
jepercerunt Caesari et principibus Augustae, qnucmodo par-
Saat papae, eardinalibus et episcopis, quos quotidie ad populum
© seriptisque lapidant no ex0s0s faciunt, ut non debeut eis
lo esse in concilio, aut si omnino repelli non possint, ut sal-
tem suspecta sit eorum autoritas, quasi propter pompam et mo-
tu, 1eformationis nolint synceram evangelii doctrinum admittere,
hm igitur non revocatur a sedo apostolica approbatio illivs nni-
is? cur non eitantur sullem Philippus, Jonas, Pomeranius
% al in ea universitate post Lutherum antesignani? bone Deus,
Ende potest papa sine peccato ad tauta mala, quibus inferun-
maxima toti occlesine detrimenta et animarom infinita peri-
©), perpetuo tacere ac officii sui debitum subtrahere? haec ad
D. T. confdentius, quis optime nosti quanta sint orbi e
lo mula illata. aureos illos 50 commodissime miseris
Moguntiam aut Francfordiam, ut in nundinis possit pro aliis
comperari inde papyrus.
Bittet seinen Freimuth zu entschuldigen und ihn Campeggi,
berg und Giberti zu empfehlen.
Ex Dresda 7 kal. julias anno domini 1535.
Be
3) Vgl. Gefs S. 46.
ee nn —
BZ
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 267
Bono valont BR” D. V. et parvitati mene clementer ignoscat
ua. festinanter seribo; personaliter venire non possum propter
za u <Gentian, quam hie complere cogor.
Er Misna 16 novembris anno domini 1535.
Me _ Coohlaous an Vergerio: dis Kapitel genehmigt, dafs
= zum Nuntius komme, aber nicht zur Nachtzeit; wird morgen
= ommen. 1535 November 17 Meilsen.
A zz Venedig cod. Mare. lat. cl. IX nr. 66 fo). 104, eigenh. Orig.
5. hac hora, hoc ost ootaya mane, vocatus sum in capitulum,
wbE congregati domini enpitulares legebant literas Rw= D. V.,
ArEEus libenter volunt parere, sed cm lege ut non per noctem
2=<Erz oppidum, quia timent de consequentia, ut ore cras (Deo
volento) R”* D. V. dicam. dabo igitur operam ut cras ante
Pr auradium compaream coram R®* D. V. Dresdae in arce, suppli-
Satz rogans ut R”* D. V. dignetor articulos mihi proponendos
mterin in breve aliquod memorisle conseribere, ut e0 citius Pos-
SEE dimitti, ut iterum huo veniam eodem die. si enim R"* D,
v. Zignabitur meeum eolloqui per duns horas, admodum de mul-
tis «ollogui licebit. obseoro igitur ut R”* D. V. hanc meam
Pocessitatem corde pereipiat, ut possim redire huc sine laesione
Er eati fot seculis obserrati et jurati. bene valeat R"* D, V,
Ex Misna 17 novembris 1535.
ME. Gochlaous an Ottonello Vida !: die Berufungsbulle
les Komils. Die Lutheraner. Nikolaus Wolrab. 1536 Juli 26
ei.
Aus Venedig cod. Marc. lat. ce). IX, nr. 66 fol. 105, eigenh.
'Fägr., mit der Aufschrift: Clarissimo viro magnifico domino doctori
lo Vidas, R=! domini oratoris et nuncii apostoliei can-
” „ cognato losumque tenenti apud .. . regem Romanorum,
in zuula regis Viennas ant Oeniponte: zu Wyen oder zu Inspruck.
8. p. d. magnifice domine locumtenens, vir doctissime ac
Mucdiosorum benignisaime patrone. nen libet mihi nunc multa
1, ex en praecipue causa quod nescio an lator praesentium,
Ameios alloguin certissimus, sit porventurus ad inelytam Magni-
kortiam Vestram. nihil profecto literarum neque ex urbe neque
% zunla rogia nccopi ab eo die quo Magnificontia Vestra Dresdas
ma yidit apud R""". dominum oratorem et nuncium apostolicum,
Mais 650 mon paucas interim ad diversos miserim. bulla
EEE
V Vidas aus dieser Zeit (bis zum 23. August d. J.) am
des ersten Bandes der Nuntiaturberichte.
nn —
FRIEDENSRURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 271
zit! noper [Augusta Vilndeliciorum, quae sane urbs prae
oz ze ibus revereri merito deberet [sedem] apostolicam, majestatem
jiemag>erinlem et generale jam indietum a Sanctitute Vestra con-
cäläxwazm. guamvis enim opulentissima sit, nulla tamen ratione
poterit censoras damnımque dia perferre, quum vix sit alia in
Gezznania civitas quae vel plures vol opulentiores habent negocin-
Or, qui mercos suns sub Sanctitate Vestra et sub Caesaren Ma-
jestzats habent plurimas, confidit nune in humano brachio foederis
Immtıerani, quod certe validissimum videtur; sed non mentitur
seorigptura prophetae dieentis: maledietus homo, qui confidit in ho-
mine ct ponit carnem brachium suum et a Deo recedit cor ejus #
Sciet ergo S. V. tempus oportunum pro adhibendo remedio conten
Bo oaneri malum. ego interim ad Cuesareum Mujestatem apolo-
Setieum scripei, quem ad eam nune transmitto; nd S. Y. mitte
“liegen ejus partem et ex scripto theutonico Augustensium ®,
ARoc bene prolisum est, parvam portiuneulam latine interpreta-
ex quibus 8. V. pro summa sun et sapientin et rerum ex-
facile relligua] eonjiciet atque intelliget. oro igitur
@& bsocro, ut 8. V. in hoc [meo) qualicunque obsequendi studio
Mor am effectum et operae precium, quam affectum ac plam in-
tern tionen gratiose considerare dignetur, cujus incolumitatem Deus
OBt_ ar. ecelesins sun diutissime conservet: illosam. quaedam
Prag nuper tradidi R. D. episcopo Mutinensi viro probatissimo
— = ., guae ille S. V, sese missurum pollicebatur, quamvis exilia
Ex [Misns] eivitate 10 calendas aprilis 1537.
A, Gochlacus an Morome: Pension aus den Gefüllen der
Würzburger Propstei. Seine Arbeiten. Unterstützung Niko-
klaus Wolrabs. Vertrieb Witzelscher Schriften. Deutsche Be-
arbeitung der Schrift Fabris über die Messe. Neue Abhand-
Cochlaeus”. Luther und die Schenkung Constantins.
Vereitelte Aussichten auf Pfründen in Köln und Brixen. 1637
August 31 Meilsen.
Aus (od. Vatie. 6199 fol. 115, eigenh. Orig. mit Vermerk von
Aleanders Hand: r'"" Romae 5 octobris.
B=* domine, praesul vere ornatissime. $. ago R"* D. T.
Pakias immortales pro laeto nuncio, quod mihi seribere dignata
“4 do pensione centum florenorum super praepositura Herbipo-
u
3) Vgl. Nontiaturberichte, Bd. II, Nr. 20. 21.
Jerem. 17,
Wohl das
b.
„Ausschreiben “ des Rates von Augsburg an die Rom.
Kais und
Kön. Majestäten. Janssen, Gesch. d. d. Volkes III, 8. 337.
il
276 ANALEKTEN,
Philippum illum ad Polonos en
Wittenberga, tanquam relictnrus Lmtherismum. ea ille spe inci-
tatus pollicebatur homini grandia et donis eum pelliciebat et
blandiloquis literis, sed nesciebat nibil ex = ‚synceriter a
Pbilippo fleri aut promitti. nune post obitum ni
fructvs Philippicae artis in regno Polonine, si
Vereor autem ne multo perniciosius adhue
Philippo R"“* et doctissimus vir cardinalis Carpentoractensis, “
minus Jacobus Sadoletus, qui non veretur ultro sese ingerare et
hominis hujus amicitiam summis precibus ambire, id quod R
D. T. facile intelliget ex opistolae ejus exemplo bis ineluso, de
qua sane epistola ? maxime laetantur et gloriantur infensissimi
quique Romanae ecclesiae hostes. «ircumfertur enim a Luthe-
ranis magno cum tripudio, impressam tamen nondum vidi. vareor
equidem ne una epistola sectam Lutheri plus confortatura sit
quam confortare possint vel decem libri Lutheri. non sane quod
esistimem illam erroneos compleoti articulos, sed quod minus cante
laudat libros doctrinamque Philippi. seribo hasc R®= D. T. non
inimico in tantum virum animo, sed tibi ut summo ejus amico,
elesiam quam teterrimum ajus hostem, qui etiam nuper OXCUSR-
tionis Smalcaldianae in latino autor aut saltem coneinnator ex.
titit *. possem profecto et ego illius frui amieitia ejusque de-
lectari ingenio, nisi charior esset mihi fides et unitas ecolesiae
quam omne quod est in hoc mundo. seripsit enim ipse ad mt
ut iniremus amnestiam injuriarum coleremusque amieiciam mutul
offieiis, id quod mihi et favorabile et dulce atque etiam apud
Lutheranos maxime plausibile atque honorificum fuerat futurum,
sed ubi sensi eum non desistere ab impugnanda scolesiae Ro.
manas doctrina, valedisi ejus amieiciae, non quidem inimicus
em aut ingenii acuti, sod cnusne potius et fulsae ejus
pe odium vero futuri coneilüi ... . .* hostes nostri Witten
1) Gedruckt Corpus Reformatorum, vol. II, nr. 1587 379-388)
d rn 17, un 1a. ink & der
Rechtfertigung Konzils durch
Schmalkaldener, auf dem Bundestage im Februar | 1587 abgefafst, |
8) Durch Verletzung des Papieres ist ein Wort au:
zu lesen der Anfang va (nicht ganz sicher) und der Schli RN
Ben \ p
Mallem scribera Instioru, sed temporum malignitas non sinit.
uflinis ımeus novus typographus Lipsensis edidit hac 2
sumptu teuthonicam Wicelii postillam novam ac qı - libros
epistolarum latinarum ejusdem, meaque in teuthonicis diversz
opuscula, oaqus omnia in magno numero, se ER
exemplaribus. bene valeat R”® D. T. meamgue parvitatem de-
vote commendet tum R=° ot Illm° cardinali Farnesio, tum summo
pontifici San” domino nostro, proque elementissima ac lihera-
lissima pensionis assignatione mihi fuota Wiceliogue et Hanero
gratias mecum suppliciter agat.
Ex Misna civitate 7 octobris 1537.
Has per proprium nuneium mitto Viennam ad nuneinm apo-
sl B ®
50. Cochlaeus an Kardinal Alessandro Farnese:
dankt für die Würzburger Verleihung, die ihm hoffentlich zu-
gute kommen wird, obschon ein gewisser Markgraf die Propstei
dem Inhaber streitig machen soll 4 Freut sich über die glän-
sende Lenkung der Kirche durch Papst und Vizekanzler ®,
Versichert — unter Berufung auf Campeggi, Schomberg, Ale-
ander, Vergerio und Morone, qui de facie ına cognoscunt —,
dafs das Geld gute Verwendung finden soll, und zwar im Be-
triebe der von Cochlaens hauptsächlich zur Förderung des
Konzilswerkes ins Leben gerufenen Leipziger Druckerei, welche
u. a. Werke des Fabri, Nausen, Witzel, Vehe und Cochlasus
gedruckt, aber mit großsen finanziellen Schwierigkeiten zu
kämpfen hat®. Schrieb näher an Aleander., 1537 Oktober 7
Meifsen, — Nachschrift: bedauert Aleanders Übergeliung bei
zwei Kardinalspromotionen, um so mehr als die des heiligen
Stulls ganz unwürdige Rücksicht auf weltliche Fürsten dafür
malsgebend gewesen sein soll *.
Aus Neapel Grande Archivio Carte Farnesiane fasc. 692, eigenh.
Orig. (Anrede: R"* domine, 111”* princeps).
1) ‚Audio enim intendi litem possessori [Moritz von Hutten) &
ve marchione' [Markgr. Johann Albrecht von Brandenburg]. Vel
oben Pe Stelle der Nuntiaturberichte.
apostolica] nacta est tales et tantos rectores: summunm,
inquam, innen omnibus yirtatum numeris absolutissimum, et rice-
um tanto süne tum virtute tum eonditione ac sapientin ma-
je quanto est aetate minor’ u. 5, w. Die wahre Meinung des Coch-
an man eher in Nr. 49 als hier suchen milssen.
8) ‚pro solo papyro, quo utitur [scil. impressor] ad hyemales edie
it nuper Francfordiae in nundinis supra 500 aureos”.
ri 'on videtur mihi res boni exempli, si magis attendatur hominis
qua Dei judicium. sedes apostolica en, non verbo
f & id
omniom velle ut Lutberani illuo veniant, in quod A EN T22
potes snos in obsides, ita quod securi et illesi debeant dimitti.
Si ita est, R"* d. praesul, ego certe nihil boni sperabo ex
isto coneilio, tum quod res est novi prorsus exempli sie demitti
sedis apostolicae nutoritatem und insultus nebulonum blasphemissi-
morum, tum quod hostes ub omni periculo securi
loquentur et omnia nostra redarguent in publicis concilii con-
sessibus, ut verear omnino longe infelieius cessurum istud con-
cilium qeam cesserit Basiliense, quando talibus pactis admisit
Bohemos. mnostri enim longe sunt et in linguis peritiores at in-
genio acutiores magisque in eloquentiae studiis bonisgue litteris
exercitati quam fuerunt illi Bohemi. qaid profecimus in con-
ventu Augustensi per talem illis datam securitatem? nonne
decus pejos habuit posten ocolesiae cuusa apud luicos quam ha-
buit anten? sed et Bohemi multo alacriores » Basilea diecesse-
runt quam advenerant. vident igitur etiam atque etinm summus
pontifex ne, tali securitate rabiosis disputatoribus concessa, per
eorum dispatationes in publicis audientiis admittendas corrum-
patur guiequid adhuc suni superest in Dei ecclesia.
Soribit quidam peti & papa consilium quo indicetur wia ut
Lotherani sub tali securitate venturi possint induci ut veniant,
an forte res possit aliis medis quam ex theologorum sontentie
transigi. addit autem acute scripter ille: an autem hoc arguat
eonstantiatn eorum quae üb ecelesis sunt praescripla, eventus
docebit. baec laicus quidam vir prudens et doctus. scio qui-
dem ad rerum tractstus multo meliores esse viroa exportos et
Jurisconsultos, praesertim ubi cum principibus agendum est; an
vero ecclesine summa causs debeat potius discuti juxta hu-
manam prudentiam quam juxta sapientiam divinam in literis
sacris proditam et juxta patrum antiqua decreis et secundam
asum coneiliorum super moltos annos observatum, hoc R"“ D. V.
ospendendum relinguo. sperarem quidem et ego, facilius posse
transigi cum principibus et civitatibus lutheranis quam cum eorum
soneionatoribus, sod metuo interim prineipes et civitates in nullo *
1) Sadolets Briefe an Herzog Georg 1687 und 1588 in Sadoleti
epistolarum libri XV, p. 4655qg. (Ausgabe von 1564).
5 “ Kr: das Vicentiner ;projekt vgl. Nuntiaturberichte TIL,
“ 3) Korrigiert (aus mille), scheint so heifsen zu sollen.
ET Mi
282 ANALEKTEN,
era ge gehen war ‚iaoe Duo int
libellum inseriptum R"° d, cardinnli Farnesio vieecancellario, de
quo sic ad me scribit e Bamberga; coepi et absolvi bis proximis
diebus pauopliam nostrae militiae, libellum ni fallor, per quem
spes nobis sit certe de ndrersariia vietorine }, sold et Wicelius
strenue insudat labori suscepto ad complendam asstivalem partem
suao teutlionicae postillae, quae in magna est apnd mostrates ex-
peotatione. sed et d. Eekius cupit uti opera mowi nostri typo-
graphi, sie et Rer. d episcopus Viennensis, ut novit R=D, VW,
ot d. Nausen et villaticus Bohemus et alii Catholici. quim et
poota quidam promittit nınc suam operam adrersus schysmaticos,
ni nonnihil libellorum impressit nuper aflinis mens. sed quod.
naper scripsi, ita plane habet; nisi subvenerint ei Catholiei in
bona pecuniae summa gratis mutuanda ad unam aut ulterum an-
num, peribit et devorabitur a foenerstoribus et dispendiosis mo» |
netao cambiis, quia perdidit hoc uno anno (ut mihi testutus est)
supra 300 florenos in ejusmodi mutuis et cambiis. quod si ju-
vabitur a piis, ut mutuis ejusmodi carere possit, intra biennium
et ipse dives erit et Catholiei omnes in Germania habebunt typo-
‚graphum et bibliopolam ita famigeratum atquo oeclosiae utilem qualem
non habet hodie neque Italia neque Gallia neque Germania; talis
certa summe necessarius erit nobis tempore concilil. habet sans
optimos charaoteres latinos et germanicos atque etiam latissimam
habet notitiam inter cursores bibliopolas, qui libros in orbem
lueri sui gratia dispergere solent, utinam sciret summus pontifex
de eo, sieut ego scio. ego sans ax pauportaticula men jam ultra
triennium ita javi et sublevari eum ut debeat mihi supra 500
Nlorenos; factus item fidejussor apud alios in 200 Horenos; ab
bene spero eum evasurum cum Jucro suo et cum ingenti eccla-
sine catholiene bono. utinam ergo roferantur haec aut iis similie
ad Romanum pontificom, ut ad proximas nundinas quadragesimales
homini in aliquo saltem mutuo subveniat, ne sic devoretur &
foeneratoribus. scio enim quam necessarius sit nobis futurus tempore
coneilii; ego etiam utramque historinm, bohemicam seilicet et
Iutheranam, in id temporis reservo, quae certe modieo zer» exondi-
non poterit. bene vuleat R"* D. V. et bene consulat hoc festi-
natum * scriptum, quia abitus R. D, praepositi urget me.
Ex Misna 12 januarii 1538. non superest tantillum
ut relegere possim; precor itaque ut omnia boni consulat RK. D. V.
Libelli mei nullum adhuc exemplar recepi e Lipsia; eredo
eitius Pragam missum iri quam ad me.
2 Die Schrift ist, soweit mir bekannt, nie erschienen.
So von Aleander korrigiert aus festinanter.
Ze pet
284 ANALEKTEN.
Multam ex animo salutem precor ommi Rs
inprimis Rev. domino auditori et domino secretario.
rortatur
R”° domine. ex literis Jo. Haneri Bambergae datis
impressum consilium de reformatione Romanne curiae ®
Germanlam divulgatum. misit ille exemplar ad Rum
dusinum, ut inde intelligat an serio sie consultum sit, a vero
sit Lutheranorum figmentum. eredo illud R”== D. T. jam pridem
subseripta erant nomina elarissimorum virorum, qui pro doctissi-
mis ac optimis habentur: cardinalis Contarini, cardinalis ‚Sadoleti,
eardinalis Angliei, Brundusini, Veronensis ete. pulera quidem in-
erant, sed quas grandem curise mutationem vr se ferebant et
facile sie ordinari non possint.
Libelli mei titulus, scopa, apponitur titulo grasco adversarüi,
"qui ost amörevorg in enlumnias Cochlei; ego vieissim alludens
ajo: scopa in araneas Morysini.
Edunt Wittenbergae obscenas figuras, quarum uma est im
papam (quam vidi), ubi fractis Petri clavibus suspensi cernuntur
ex una parte Judas Searioth, ex altra papa cum foedis ns
tenthonicis, quibus majore calamo subseriptum habetur:
Luther antipapa enravit f. altera quae in me edita est A
nondum vidi) babere dieitur monialem jacentem super substratam
cappam, monachum vero super monialem. miror si non insa-
niunt contra se ipsos; non enim ad me, sed ad Lutherum_potius
spectat talis figura, et tamen audio sum figuram sic placuisse
eleetori Saxonico ut ipsemet jusserit excidi in lignum et inde
imprimi seu exendi; an verum sit, nescio. me talia non morent,
indico tamen propter stultitiam eorum.
53. Cochlaeus an Morone: Briefe von Morone und Gi-
berti erhalten. Polemik gegen Morysinus. Das Konzil. Gicht-
leiden. König Heinrich VII. und seine Ratgeber. Befürch-
tungen. Übersetzung und Glossierung des Consilium de emen-
danda ecelesia durch Luther. Bevorstehender Besuch Herzog
Georgs. 1538 April 10 Meifsen.
Aus Mailand Cod. Ambros. O 230 sup. ful. 137, eigenh. Orig.
R"® domine praesul, ornatissime patrone colendissime. 8. tercia
die aprilis recepi ex Dresda literas et Rw= D, T. et Ri domint
Veronensis habeoque pro utrisque umplissimas gratius. ne vero
1) So unten auf Blatt 1963; das Nächste auf Blatt 136%,
2) Vgl. Dittrich, Gas) Contarin beiden
each Drucke von "1688 das, S. 975) je) MIT
a mM |
Ss
nempe et de ooncilio et de illo eomrontu.
'therus teuthonieum librum ‚suorum artienlorum, quos
ominationem; invocationem sanctorum esse abusum |
num et papam non esse jure divino caput ecclesine, sed
episcopum aut pastorem ecelesine Romanne, istes quatuor
sorrari hand secus atque evangelinm; subjungit multos is
impios, de quibus etsi velit permittere valt tamen4
nihilominus retinondos a suis esse. apertis ifaque verbis prs—
eidit nobis omnem concordise spem, quantum in ipso est, quem—
admodum et ego existimo neque Anglise regem neque Intheranos=
prineipos reduetum iri ad rectam fidem ullis blandiciis ‚aut por—
suasionibus, nisi compellantur timore aut armorum terrore, quias
religionem et pietatem omnem exuerunt. at nunqguam timebunt.
nisi intellexerint Onosari cum rege Franciue firmam esse pacem.—
haec est summa sententiae meae, utinam false! bene valeat4
R" D. T. peritissime patrone, et has ineptias clementer mihis
condonet.
Ex Misna 10 julii 1538.
56. Cochlaeus an Morone: Polemik gegen Johann Sturm4
und Luther. Der Nizzaer Stillstand, Verleumdungen wider
Paul III. Morones Rückkehr nach Italien. 1538 Juli 15-
Meifsen.
Aus Mailand Cod. Ambros. O 230 sup. fol. 142, eigenh. Orig.
R"* in Christo pater, praesul ormatissime.
8. ante puucos dies scripsi nd Reı= D. T. de libro Isidori.
monachi, quod ex certis causis dubitem de ejus editione. mitte
nune libellum meum pro eonsilio cardinalium ete. contra Joannem-
Sturmium ®. libenter mitterem in Italiam exemplaria [
Sturmii, sed nullum prorsus adipisei possum; rogo igitur ut R==
D. T. dignetur illud exemplar quod R"* D, T. tradidi, ad unum
ex illis cardinalibus aut episcopis simul cum libello hoc meo
mittere, ut si forte R”! domini illi nondum vidissent epistolam
Sturmii, per R"®= D, T. viderent et scirent inds quid amplius
Basen debeant.
sonen. Schualkalder Artikel, abgefalst 197, herausgegeben
1n08: site I, 5. 3888,
alDDE dehannc Sturms Vorrede zu dem Consilium de ‚emendanda
5 re = Fu Verteidigungsschrift des Cochlaeus s. Dittrich a0. 0,
E pr
sich in so äufserst sympathischer Weise für die Union ausspra
darf dahin gedeutet werden, dals die noch vorhandenen | renz:
ihre Ausgleichung finden werden. x
Die einzelnen Punkte des Gutachtens, zumal die, bei dem
sich noch Differenzen ergaben, wie z. B. beim filioque, der |
vom hl. Abendmahl dem kanonischen Charakter der Weihen dı
altkatholischen Bischöfe Hollands haben wie die Unionsidee übe)
haupt in den russischen theologischen Zeitschriften (z. B. Strann|
= Wanderer in St. Petersburg; Christianskoje Tschtenie — Chi
liche Lektüre in St, Petersburg; Bogoslovskij Vjestnik = The
logischer Bote in Moskau; Zerkovnyja Vjedomosti = Kirch
zeitung, offizielles Organ des hl. Synod in St. Petersburg) anl
führliche BehandInng gefunden, auf deren theologisch-dogmatis.
wie kirchengeschichtliche Einzelheiten ich hier nicht ei
kann. Sie liefern in ihrer Ausführlichkeit jedenfülls den
dafs sich in weiteren theologischen Kreisen der anato
Kirche der Gedanke an eine Union entschieden festgesetzt hi
Nach den Äufserongen der altkatholischen wie ortlodo|
katholischen Organe sollen die Differenzpunkte vor allem auf d
vom 1.—3, September in Wien stattfindenden vierten internat
nalen Altkatholikenkongreis unter der persönlichen Teilnahme 4
beiderseitigon kirchlichen Autoritäten erörtert und die Union m
lichst ihrer Verwirklichung entgegengeführt werden.
Wenn also Kattenbusch (Vergleichende Konfessionskunde
147) von dieser schon auf den Bonner Unionskonferenzen 187)
1875 angebahnten Union meint, „es dürfte sich diese Hoffen:
als ein Phantom darthun“ und sagt „dns Höchste, was vo
Orient zu erwarten ist, wird die Herausbildung und Festij
einer freundlichen Stimmung gegen die nichtrömischen h
des Westons sein“, so ist das bereits jetzt durch die Thatsach
widerlegt. Seine Ansicht entspringt eben dem bei ihm &
zutage tretenden Mangel an eindringenderem Verständnis für 5}
er
GOETZ, ZUR UNION DER ROMFREIEN KATHOL. KIRCHEN. 301
=zifissch katholische Dinge, die man eben auch katholisch empfinden
und. beurteilen mufs und die man nicht mit einer subjektiven
Arnsschauung abthun kann.
Anderseits ist zu beachten, dafs der Altkatholicismus, wenn
er in kanonische Gemeinschaft mit der anatolischen Kirche ein-
tritt, natürlich von seiner Selbständigkeit als Kirche, wie von
seinen Reformen durchaus nichts aufgeben wird. Denn die Union
wird keine Absorption bedeuten (vgl. meine: Stellung etc. S. 69).
8 ist, wie Döllinger es voraussagte, der Altkatholicismus der
Träger der christlichen Unionsidee geworden und hat sie weit
gefördert „als Werkzeug und Vermittelungsglied einer künftigen
grofsen Wiedervereinigung der getrennten Christen und Kirchen “.
Er steht an dem Punkt, das zu erreichen, was lange Jahr-
hunderte das Ideal der christlichen Kirche war, und das Streben
damach „ist im Lichte der Geschichte vielleicht seine bedeutendste
Aufgabe, um derentwillen allein er schon vollauf existenzberech-
tigt wäre, selbst wenn er nicht die grofsen Erfolge aufzuweisen
hätte, die thatsächlich da sind“ (vgl. meine: Stellung etc. S. 75).
18 —
Das Datum des Wormser Ediktes — AWrede, HistZt ns
3, 9.
“ Luthers Wartburgjahr — Förster, Schr. f. d. dtsch. Volk 26,
Halle 95 (85 12). 13
Luthers Lebensende u. d. Eislebener Apotheker Johann Landau
— NPaulus, Mainz 96 (IV, 25 gr 8). (14
Kritische Erörterungen z. neuen Lutherausgabe — ThBrie-
ger, ZtKG XVII, 1 u. 2, 96. 115
Luthers primary works. Transl. into English, hrag. v. HWace
u. CABuchheim, Ldn 96 (508 8). 16
Luthers Schrift a. d. christl. Adel deutscher Natiin — WE
Köhler, Halle 95 (VII, 334 gr 8). 17
Studien zu Luthers Sendschreiben a. d. Christen zu Riga u
in Liefland — OAlbrecht, ZtEKG XVII, 3, 96. 18
Zu Luthers Schrift „Ein Sendbrief v. d. harten Büchlein wi-
der d. Bauern“ — GBuchwald, StuKr 96, 1. 19
Predigten Luthers a. d. Jahren 1528—1529 — WMeyer, Nachr
vdGesdW z Göttingen, ph-hEl 95, 4. 20
“a ee lilla katekes etiskt belyst — ERMartin, Upsala se
1 ).
Textkritisches zu Luthers Schrift „A. d. Pfarrherrn wider den
Wucher zu predigen“ — GKrüger, ZtfKG XVI, 4, 96. 23
Z. Würdigung d. Lutherschen Bibelübersetzung — RWin-
del, ZtfevRelUnt VIII, 1, 96. 23
Luthers Erklärung d. hl. Schrift, V: D. Briefe a. d. Korinther
zusammengestellt v. EMüller, Gütersloh 96 (621—752 gr 8). 3
Disputationen Dr. Martin Juthers i. d. Jahren 1535—45, 1 —
PDrews, Göttingen 96 (V—VI, 347—999 gr 8). 5
Üb. Lauterbachs u. Aurifabers Sammlung d. Tischreden Luthers
— WMeyer, B 96 (48 gr 8). 6
Luthers deutsche Sprüche, hrsg. v. PKetzscher, Altenburg
95 (VIII, 47 12). . 27
The hymns of Martin Luther — GDickinson, Biblioth8er
Oct 95. 28
ng guäthera Stellung z. hl. Schrift — KThimme, Nairchi
, 8.
Luthers Lehre v. Sonntag — WClaudius, ZfprTh 95,4. (80
Erasme et Luther — JReville, Revdelhistdrel 95, 5. [81
Die Augsburgische Konfession, lat. u. dtsch., kurz erläutert
— ThKolde, Gotha 96 (VII, 224 gr 8). 33
Herzog Heinrich d. Fromme u. d. Religionsparteien im Reiche
— EBrandenburg, NArchfsächsG XVII, 1 u. 2, 96. 33
Die Verhaftung u. Gefangenschaft d. Landgrafen Phili
v. Hessen — G Turba, ArchföstG 88, 1, 96. R
Der Augsburger Religionsfriede — KBrandi, Mnh 96 10
gr 8). 85
Wittenberger Ordiniertenbuch. Il: 1560-1572 — G Buch-
wald, L 95 (218 Lex-8). 86
Reformatorische Flugschriftenlitteratur als Spiegel d. Zeit
— GHeine, DtschevBl 46, 7. 87
Flugschriften a. d. Reformationszeit. XII: Judas Nazarei, vom
alten u. neuen Gott, Glauben u. Lehre 1521, hrsg. v. EKück, Neu-
drucke dtsch. Litteraturwerke d. 16. u. 17. Jhs. 142—148. Halle 96
(XIV, 134 8). 88
21 —
Johannes Honter, d. Reformator Siebenbürgens — ua,
mann, Wien 96 (II, 124 gr 8).
LeoneX ed ilsuo secolo — GM Conforti, Parma 96 (12 4). [11
Clement VII et les Juifs du comtat Venaissin — JLevi, Be
&tudjuiv 96, 1. [ER |
Marcello Aberini e il sacco di Roma — DOrano, Archdells
RSocRom XVII, 1—2, 95. 126
Journal autobiographique du card. Jeröme Aldandre— H Omont
P 95 (120 4). 121
Vita pubblica di Francesco Guicciardini — EZanoni, Ba-
logna 96:(IX, 594 16). 132
Le,P. Antoine Figueiredo et la profession de foi de Pie IV —
Revintdetheol 96, 4. {123
Hercules Severoli u. s. Tagebuch über d. Trienter Konzil
— SMerkle, HistJBu 95, 4. {124
Lectures on the council of Trent — JAFronde, Ldn 9
(814 8). 125
The doctrine of the Mass at the couneil of Trent — CWal-
ker, BibliothSer Oct 95. (124
Die scholastische u. d. tridentinische Theologie — JLan-
gen, Revintdethöol 96. 2. 1%
Kardinal Matthäus Lang und die religiös-soziale Bewegung s
Zeit. I— WHauthaler, MtlgndGesfSalzbLandesk 95, 2. 18
Die katholische Kirche im österreichischen Elsafs unter Erz
herzog Ferdinand. II — FGfrörer, ZtfdGdOberrheins %, 4. [121
Die jülichsche Fehde 1542—43. Zeitgen. Bericht d. Michae
20 Louff — ODresemann, AnnaldhistVerfdNiederrhein 61, 96. [13€
Der Kompromilskatholicismus unter Kaiser Maximilian II —
WGoetz, HistZt 77, 2, %. [181
Die süddeutsche Nuntiatur d. Grafen Bartholomäus voı
Portia — KSchellhafs, Nuntiaturber. a. Deutschland II, 3, B A
WC, dl er Al. 181
Nuntiaturberichte aus Deutschland I, 1: Bonomi in Köln, San
tonio i. d. Schweiz, d. Strafsburger Wirren — SEhses u. 4 Meister
QuelluForschadGebduesch IV, Paderborn 95 (LUXXV, 402 Lex.-8). 18!
Urkundl. Beitr. z. Gesch. d. kirchlichen Zustände i d. Diöces
Konstanz im 16 Jh. — AKluckhohn. ZUhG XVI, 4, %. [1$:
Deutsche Johanniterbriefe im 16 Jh — HMeisner, Zt
Geschlüberrheins 95, 4 (18!
Reitzage a. Rriefwechsel d. katholischen Gelehrten Dentsch
Fer i. Refürmationsseitälter — WFriedensburg, ZURG Su
a
uch. z. seinem Briefwechsel ı
tZ:feschukunst. Ergh. 13
18
Rrasmus and the würmauın — JHuem. Lin 96 60 8). 15
Wr. Ich Keks Denkschriften deutschen Kirchenreformatin
-—- Wfriedenshurg, Reatdarke IL 4 18
Ine Wumakaner Joh, Fader zo. & Gutachten über Luther -
NPaulas, WR WS 1, 14
Krasmus v. Rotterdam. U
Leten IMB—1S — MReich, West
iR.
— 30 —
The Puritan in England and New England — EHByington
Boston 96 (XL, 406, 8). 825
Southern Quakers and slavery — SB Weeks, Baltimore_96
(XIV, 400 8). 1326
La crise du protestantisme frangais— PEPortali6, Etdrig
96, 8. [827
Documents Bene, servir & Vhistoire du protestantisme & St
Affrique au XIXe siecle — JCabantous, Montauban 96 (85 8). |828
Renan after thirty years — EHHall, NewWorld Sept 96. [329
D. H. Meyer, son oeuyre theologique — P Farel, Revtheolquest
rel 96, 1. 830
Chiesa evangelica Valdese: relazione sulle opere di evan-
gelizzazione in Italia ed all’ estero — Pinerolo 95 (140 8). 331
De strijjd om de kerke goederen te Lathum — CJHenke-
mans, TheolStud 96, 1—4. 3323
Kerkhistorische beschouwing van de hervormde gemeente van
Kerkwerve — JvdBaan, Zierikzee 96 (II, 84 gr 8). 383
Portraiter fra Kirken: G. Monrad, C. Hostrup, R. Frimodt —
VNannestad, Kopenhagen 95 (178 8). 334
Ein Blick auf d. gegenwärtigen kirchlichen Verhältnisse
Schwedens — Berlin, KirchlMtschr XV, 1, 95. 335
Geschichte d. katholischen Kirche i. 19. Jh. III, 3: Kath.
Kirche i. Deutschland v. 48-70 — HBrück, Mainz 96 (XIII, 574
gr 8). [836
La chiesa e il secolo XIX — G Garelli, Parma 95 (256 16). |337
The papacy; its position and aims — JWGambier, ChristLit
XII. 6, 95. 13838
Les gloires sacerdotales contemp.: $. S. Pie IX; sa vie, ses &crits,
sa doctrine — Pages, P 96 (288 8). 339
Le jeunesse de Leon XIII, d’apres sa correspondance inedite
— Boyer-d’Agen, Tours 96 (768 8). 340
Pope Leo XIII — JMcCarthy, Län 96 (260 8). 341
Leone XIII ed il suo tempo. I — CTesi-Passerini, Turin
95 (436 4). 3423
Leo XIII. als Papst — M Sell, ChrstI\WIt 96, 49—52. 313
en Cardinal Vaughan on the Pope’s Bull, ChristLit XVI, 1,
. 344
The social question in the catholi: sses — y
IntJournEth Jan 96. Bee DISREO EN
L'Allemagne catholiqu esii u i
(LvIlL 322 Aw que au XIXe sitcle GBazin, P 96
a0 D ae v. Hildesheim — ABertram, Hildesheim 96 (X,
fol). r [
Geschichte d. lübeckischen (ka .) Ki vi — 5
— Ellligens, Paderborn 96 vi cche ee
Cardinal v. Geifsel. 2 Bde — OPfülf, Frog 95/96 (XVI,
u. XVI, 675 gr 8). 1349
Agrippa Clemens August, Erzbischof v. Köln — NBieri
KathSchwzBl 96, 1. 56
_ 33 —
hristenverfolgung i. Rulsland i. J. 95 — GrfLJ Tolstoi,
übers- v. MvO. B 96 (40 gr 8). 404
Die Thondrakier in unseren Tagen — KMkrttschian, ZIfKG
xXVvı, 239. [405
Le congr£s des religions A Chicago en 1893 — GBonet-
Maury, P 95 (IX, 346 16). 4
Il congresso delle religioni a Chicago nell’ anno 1893 — B
Laba ca, Rom 96 (10 8). [407
in Gotaa.
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Friedrich Andreas Perthes
Buehdruckerei
322 SEECK,
trachten zu dürfen und habe das noch kürzlich in dieser“
Zeitschrift (XVII, 10. 53) ausgesprochen. Da veranlafste «
mich eine neue Untersuchung, sehr wider meinen Willen zu -
jenen Urkunden zurückzukehren, und mit Schrecken nahm
ich wahr, dafs, was ich längst für abgethan gehalten hatte,
doch noch sehr einer Nachprüfung bedurfte.
Die fraglichen Urkunden sind folgende:
1) Ein Edikt an die Provinzialen von Palästina, durchs
welches nach dem Sieg über Licinius (324) dessen christen—
feindliche Mafsregeln rückgängig gemacht werden. II, 24
bis 42.
2) Ein Brief an Eusebius, der gleichlautend auch an alle=
anderen Bischöfe des orientalischen Reichsteils gerichtet war-
und sie zum Wiederaufbau der zerstörten Kirchen und, wos
dies nötig war, zur Errichtung neuer aufforderte. II, 46.
3) Ein Edikt an die Bewohner des orientalischen Reichs—
teils, wodurch der Kaiser seinen christlichen Glauben be—
kennt und auch seine Unterthanen zur Annahme desselbens
zu bekehren sucht. II, 48—60.
4) Ein Brief an Alexander und Arius, durch den sie-
zur Versöhnung ermahnt werden. II, 64—72.
5) Ein Rundschreiben an die christlichen Gemeinden,
durch das ihnen die Beschlüsse des Nicänischen Konzils über
die Einheit der Osterfeier mitgeteilt werden. III, 17—20.
6) Ein Brief an Macarius, Bischof von Jerusalem, über
die Erbauung der Grabeskirche. III, 30—32.
7) Ein Rundschreiben an die Bischöfe Palästinas über
die Erbauung einer Kirche im Haine Mambre. III, 52
bis 53.
8) Ein Brief an die Gemeinde von Antiochia über die
Erwählung des Eusebius zu ihrem Bischof. III, 60.
9) Ein Brief an Eusebius über denselben Gegenstand.
UI, 61.
10) Ein Brief an die Synode von Antiochia über den-
selben Gegenstand. II, 62.
11) Ein Edikt gegen verschiedene Ketzereien. III, 64
bis 65.
12) Ein Brief an den Perserkönig Sapor, worin Kon-
DIE URKUNDEN DER VITA CONSTANTINI. 345
weniger stolz war als auf seine französischen Dichtungen
und gleichwohl, wenn er nichts anderes geleistet hätte, längst
vergessen wäre. Jenes einzige Schriftdenkmal, das ganz un-
zweifelhaft Konstantin angehört, der Brief an Porphyrius
Optatianus, ist sehr wenig bekannt; wer ihn aber gelesen
hat, der wird mit mir darin übereinstimmen, dafs je rheto-
Tischer, unzusammenhängender und geschmackloser eine Ur-
kunde des Kaisers ist, desto wahrscheinlicher ihre Echtheit
wird.
Hinne Rode in Wittenberg, Basel, Züric-
und die frühesten Ausgaben Wesselschems
Schriften.
Von
Lie. Dr. 0. Clemen in Zwickau.
1. Quellen und Litteratur. Voruntersuohungen.
Rodes Zusammentreffen mit Okolampad in Basel ist be-
zeugt durch dessen Brief an Hedio vom 21. Januar 1523 !:
Rodio Traiectensi parum hoc vesperi locutus sum ceras ad
prandium Cratandri vocato ... Wesselum ei volet Rodius
imprimet Cratander. Hierzu sei bemerkt: 1) Durch diese
Stelle ist selbstverständlich nicht ausgeschlossen, dafs Rode
schon früher nach Bascl kam. Mit Ökolampad zwar kann
er hier noch nicht lange verkehrt haben, da dieser erst am
16. (17.) November 1522 in Basel eintraf. Aber daraus,
dafs bereits im September 1522 bei Adam Petri eine Aus-
gabe der Farrago Wessels erschien, möchte doch zu folgern
sein, dafs Rode schon damals in Basel war, denn, um mit
Dieckhoff? zu reden: wenn nicht alles unsicher werden
soll, müssen die Ausgaben der Farrago Wittenberg 1522
und Basel September 1522 mit Rodes Besuchen in diesen
1) DD. Joannis Oecolampadü et Huldrichi Zwinglii epistolarum
libri quatuor (Basil. 1536), p. 209b.
2) Die evangelische Abendmahlslehre im Reformationszeitalter (Göt-
tingen 1854), I, 278.
RODE IN WITTENBERG, BASEL, ZÜRICH. 347
A Bknussbung stehen. 2) Andreas Cratander,
bei dem Rode gewohnt zu haben scheint, war Januar
1523 bereit, „Wesselum“ zu drucken. Irgendetwas mus
ihm dazwischen gekommen sein. Wahrscheinlich schien ihm
das Unternehmen zu wenig Gewinn zu versprechen, da
ehon im September 1522 bei Adam Petri die Farrago er-
schienen war und eine zweite Auflage eben jetzt dieselbe
Presse verlassen sollte ?.
Fir Rodes Besuch bei Zwingli in Zürich haben wir un-
amfechtbare Quellenbelege bei diesem selbst. In seiner Re-
sporısio ad Joannis Bugenhagii Pomerani epistolam (23. Ok-
tober 1525) schreibt er*: Ibi dei munere faetum est, ut
duo quidam et pii et docti homines, quorum etiamnune ta-
cebo nomina, ad Leonem nostrum et me, conferendi de hoe
Argzuamento eausa venirent; eumque nostram hac in re sen-
tertiam audirent, gratias egerunt Deo ... ae epistolam euius-
daursn et docti et pii Batavi, quae iam exeusa est sine
Solwzta sarcina eommunicarent. Hierzu sei folgendes be-
mearkt:
3) Den Namen des Briefschreibers nennt Zwingli zuerst
‚er Responsio ad Theob. Billicani epist. resp. vom 1. März
1526: die Namen der beiden Briefüberbringer in der Amica
egois (25. Febr. 1527)*: Ipse ex Honio Batavo (euius
epässtolam Joannes Rhodius et Georgius Saganus ... . attule-
Fun) per Est pro Significat expedivi ....
2) Aus „Ad Leonem nostrum“ ergiebt sich, dafs Zwingli
vor dem am 2. Februar 1623 erfolgten Amtsantritt
Leo Juds als Leutpriester zu St. Peter in Zürich mit Hoens
Briefe bekannt wurde &.
8) Der Bericht L. Lavaters tiber diese Konferenz
er
2) Panzer, Annales typographici VI, 233. 439 u. 239. 490.
=) Opp: ed. Schuler-Schulthefs III, 606,
3) ibid. 663. 4) ibid. 553.
_ 5) Plitt, Gesch. der evangelischen Kirche bis zum Augsburger
ra 1867), 8. 468. Loofs, Leitfaden der Dogmen-
8. 887 Aum. gegen (Ullmann, Reformatoren von der Re-
Arster, II [Gotha 1866), 464 u) A. Baur, Zwinglis Theologie, ihr
Wera un ihr System I (Halle 1889), 8. 270#f.
is Groningensibus . . „ p. 17 aufei
Andreas Munter, p. 18 auf
namens Johann Gallus. Danach kann man von H:
zum Teil gute und zuverlässige Kunde erwarten.
Speziell nun für a
Wittenberg und die damit zusammenhängenden B
beruft er sich auf Rode, Goswin van Halen, Melanchthors
und den Bürgermeister von Constanz, Thomas Blaurer. „Dieser
Herr Thomas, damals (d. h. als ihn Hardenberg Sommer 1544
in Constanz besuchte ’), tödlich erkrankt zu Bette liegend,
affırmabat se prandio illi (das Luther zu Ehren Rodes ver
anstaltet hatte und bei dem der Auftritt mit Carlstadt sich
ereignet haben soll) interfuisse et Lutheri se convietorem
fuisse“ Weiter unten: „Auf ihn berufe ich mich als auf
den sichersten Zeugen für dieses Geschehnis. Die andern
(Rode, Goswin, Melanchthon) sind im Herrn
doch möchte ich, dass man ihnen Glauben schenkte ut viris
bonis und mir ut fideli relatori.“ Angesichts dieser gewichtigen
Berufung auf gute Gewährsmänner ? und in Erwägung dessen,
dafs Hardenberg sonst immer mit gewissenhafter Genauig-
keit es vermerkt, wo er sich nicht mehr klar des ihm Be-
richteten erinnert, während hier eine solche
fehlt, halte ich eg für ungerechte Hyperkritik mit Kolde
den ganzen Hardenbergischen Bericht in Bausch und Bogen
über Bord zu werfen. Gewils, es ist leicht möglich, dafs
Einzelnes ihm falsch oder verdreht erzählt wurde oder sich
die Details in der Erinnerung des alternden, viel umher-
getriebenen Mannes verwischten, trübten, unwillkürlich aus-
gestalteten und in einer der Wirklichkeit nicht entsprechen-
ne en
1) Spiegel p. AT.
2) Muurling p. 128%,
3) p. 2: Ich bedauere es, bei den Erzählungen Gerhards a Cloester
nicht etliches vachgeschrieben zu haben, quae nunc non satis exacte
meminisse possum. p. 5: Non memini, quod Goswinus Halensis . ..
super hac re (über die Umtaufung Wessels in Basilius) quid certi mihi
dixerit,
des Obersatzes zugegeben, bleibt ER Beweis
Es ist ganz wohl denkbar, Eu a Tee
Zeitraum von 8 Monuten ! zusammendrängen — in jene ser
fieberhaft erregten Zeit, wo die Ereignisse sich auf dem Fuls ==e
folgten, die Federn übers Papier sausten und die Press ——
nicht still standen und doch auch das Reisen nicht so
Zeit kostete, als man anzunehmen geneigt sein könnt, ——
man rechne nur an der Hand der Briefe den Reisen d— —
Erasmus, Hermanns von dem Busche und anderer vagabo=— =!
dierender Humanisten nach!
2. Grund Dieckhoffs: „Die 1. Ausgabe der Fr
ist Wittenberg mit einer Vorrede vom August 1522 erschiene —i
Ebenso ist die Vorrede Luthers, welche der Ende 1622 —-
Basel erschienenen Ausgabe vorgedruckt ist, vom
datiert; das kann nur der August 1522 sein, da Luther 1
auf der Wartbarg war. Also mufs die holländische Gun
schaft, mit deren Ankunft in Wittenberg bezw. Basel de
Erscheinen der Farragoausgaben in Zusammenhang
muß, wenn nicht alles unsicher werden soll, Sommer 1
in Wittenberg, Ende 1522 in Basel gewesen sein.“ In dies ——a
Sätzen stecken mehrere Fehler: a) Die von Dieckhof
als 1. Ausgabe der Farrago hingestellte Wittenberger A:
‚gabe (Druck von dem jüngeren Melchior Lotter ?; die Zwole—
1) Schon ‚am 8. August sandte Luther diesen Sermon an Stauyi rt“
(Enders U, 455).
2) Titelbordüre Dommer, Lutherdrucke auf der Hamburger Stade" ©
Vibliothek (Leipzig 1888), 8. 287, Nr. 76,
ıs Paltosphyra endigt:
steht nichts da. b) Die 1. Baseler Ausgabe
erschien September (nicht Ende) 1522, und das Luthersche
Vorwort darin ist datiert: 3. Calendas Augusti = 29. Juli.
©) Weshalb soll Luther nicht auf der Wartburg diese Vor-
ide geschrieben haben können? Er war doch gegen die
Aufsenwelt durch das Burgthor nicht hermetisch abgeschlossen,
‚sondern empfing Briefe und umfüngliche Büchersendungen
aus Wittenberg und schickte sie unbehelligt zurück.
&% Grund: „Hardenberg setzt in seiner vita Wesseli die
Übebrigung dw Hoenschen Briefes durch Rode an Luther
irı Verbindung mit dem Ausbruch des Abendmahlstreites
zwwischen Luther und Carlstadt; nun aber spricht sich Carl-
stadt in seinen Schriften von 1622 durchaus übereinstimmend
mit Luther über die reale Präsenz des Leibes und Blutes
Christi im Abendmahle aus, und erst nach den Wittenberger
1) Während ich trotz alles Suchens über Andreas Paläosphyra
Richts habe ermitteln können, fand ich in Seriptorum historiae Mo-
inaxime inservientium tomus noyus ed. Joannis (Frank-
fürt a, M. 1727), p. 481-440 ein Gedicht Johann Arnolds von Bergel
lie Erfindung der Buchdruckerkunst (De Chalcographiae inventione
eneomiasticum Joanne Arnoldo Bergellano auctore, Moguntiae
ictorem primo excusum a Francisco Behem Anno MDXLI) ab-
ekt. Der Herausgeber sagt (praefatio p. 427): „Quis autem ille
fuerit; unde gentium venerit Moguntiam, quamdiu in vivis egerit,
genus alia „.. . me neseire lubens fateor.“ Aus der Widmung des
chts an Albrecht von Mainz ergiebt sich, dafs Bergel 1540 „non-
‚Beni littora positas eivitates negotii culusdam gratia* be-
und dabei „lcet infelici auspicio“ nach Mainz kam, Aus Vers
b = Gedichts, dafs er seit 15 Jahren als Korrektor in einer Druckerei
onum #ypographien . ... instaurata studio Jo. Christiani
ii Ba 1 (Hamburgi 1740), = 1-40 und den dort angegebenen
Vgl. noch Mallinerot, Dissertatio de ortu et progressu artis
iphicae (Colon, 1639), p. 98 (Monumenta etc, 745), Tentzelius,
Iatio de inventione praestantissimae artis typographicae in Ger-
Monum. 668; Zeltner, Correctorum in Typographicis eruditorum
| Exaria (Norimbergae 1716), p. 79.
Me 29*
Terz ter dessen Abhandlung über das Abendmahl. Unverzüg-
län teilte er seinen Fund und seine Ansicht über das Abend-
rm, die er sich auf Grund dieser Abhandlung gebildet
Hamuete, einem Kreise von Gesinnungsgenossen mit, mit dem
= zeit längerer Zeit schon in lebhaftem Gedankenaustausch
std. Man beschlofs, Luther zur Herausgabe der Wessel-
= Haren Schriften zu bewegen und ihm dio Gedanken über
Am Abendmahl, zu denen man gekommen war und die Hoen
=== ‚einem in Briefform abgefalsten Aufsatz fixiert hatte, zur
sa vorzulegen. Zum Überbringer erkor man den
Ereoktor des Utrechter Fraterhauses und der dazu ‚gehörigen
Sehule, Hinne Rode. Er nahm mit sich: 1. die Schriften
WW essels, welche Hoen in Hoecks Nachlasse gefunden hatte
«=xum größsten Teil wohl Autographa), 2. Schriften Wessels,
(sei es in Originalen, sei es in Abschriften), von einem
"weiteren Publikum bisher unbeachtet, im Agneskloster bei
gelegen, 3. den Brief Hoens de coena domini. An-
Zeug 1521 erschien Rode in Wittenberg. Mit grolser Freude
Luther Wessels Schriften, wurde jedoch durch seine Reise
“ach Worms und den Wartburgaufenthalt verhindert, die
. derselben selbst zu besorgen. Er liels es sich
“ber nicht nehmen, von der Wartburg herab ein empfehlen-
des Vorwort, niedergeschrieben am 29. Juli, Rode zu senden,
das dieser in die Heimat mitnahm. Hier trat er sein Amt
‘ Utrecht wieder an, zugleich veranlalste er in Zwolle die
Drrucklegung von Werken Wessels und wohl auch anderer
z ter Männer. Nicht lange danach aber wurde
‚= wohl wegen der mit Luther angeknüpften Verbindung
“Er in Utrecht enthoben. So sah er sich ge-
Zungen, die Niederlande aufs neue zu verlassen. Georg
Saganus ging mit ihm, Ob er nochmals mit Luther in
Wittenberg sich besprochen oder gleich direkt nach Basel
Sich gewandt hat, ist nicht zu entscheiden. In Basel
En
ip:
24*
372 CLEMEN, HINNE RODE IN WITTENBERG, BASEL, ZÜRICH.
traf er wahrscheinlich vor September 1522 ein. Die Bee
reicherung der ersten Baseler Ausgabe um Luthers Vorwor- —
das vaticinium Wesseli und die Briefseammlung wird ihm z —
verdanken sein. Fest steht, dafs er im Januar 1523 ir—-
Hause Cratanders mit Ökolampad verkehrte. Ökolampa —
weist ihn zu Zwingli nach Zürich. Hierher kommt
Sommer 1523. Herbst 1524 ist er bei Butzer in Straßburg
Die nächste Spur, die wir von ihm finden, zeigt ihn ue——ı
nach dem 15. September 1525 in Deventer ?.
1) Baum, Capito und Bucer (Elberfeld 1860), S. 80. Ende —
V, 67. Köstlin $. 717.
2) Geldenhauer begrüfst ihn bier auf seiner Reise von Antwerepe—==
nach Wittenberg, nachdem er sich vorher im Haag die Verbrennung dm —
Jobann Pistorius am 15. September 1525 angeschen hatte (Itinerariu -
Geldenhaurii im Archief IX, 510).
Prrotestantische Propaganda in Spanien
im Anfange des 17. Jahrhunderts,
Von
Ed. Boshmer.
= Die Papiere, auf denen diese Mitteilungen beruhen, sind -
©xı Herm Alfred Morel Fatio im Pariser Nationalarchiv
Re tccht worden (K 1471, Nr. 19, 81, 147%, 147%, 154;
2474, Nr. 62, 63, 67) und abschriftlich mir zum Geschenk
Sı nacht, wofür ich auch hier meinen besten Dank sage,
ae ‚ind aufser dem unten abgedruckten französischen Bericht
in spanischer Sprache abgefafst.
>4 Am 16. Januar 1616 schreibt der Herzog von Monteleon,
Parnischer Gesandter am Pariser Hofe, aus Poitiers an seinen
©rrn, der Jesuit Cotton, Beichtrater des französischen
3 habe.ihm mündlich und schrißlich mitgeteilt, was
Waf peiliogendem Blatte spanisch zusammengefalst sei. Näm-
ein Herr von Rang, nicht katholisch, der sein Interesse
“md seine Behaglichkeit mehr schätzt als die Religion, die
SE bekennt, und der dreißig Jahre im Dienst der Herzogin
von Bar? gestanden und in ihrem Auftrag Reisen gemacht hat
Wach, England, Flandern, Deutschland, Genf, der Schweiz
Femme
2) Louis XII. Cotton war schon Beichtrater des Vorgängers,
Beuri Iy,
2) Catherine de Bourbon, Princesse de Navarre, geboren 1558,
Töchter von Antoine, König von Navarra und Jeanne d’Albret, also
Selimester von Henri IV, Verheiratet 1599 mit Henri de Lorraine, Duc
de Bar. Starb in Nancy 18. Februar 1608.
we nn —
& La Rochele ils eurent noveles qu’elo etoit 3
3s dit Isao s'embargun & La Rochele, avec
viteurs de Madame trois mois aprös.
demenra infructueuse pour le passage
et Basse Navarre, bien que l’auteur de l’avis nit
correspondance aveo le dit Isac, Jehan ed
de Bordeaux par l'entremise de l’auteur de Var wi
Or lorsque le dit Isac Lwz fut arivd A Nancy avec
Capel ministre et l’auteur de l’avis, Madame s’etant infor =
moyens qu'ils avoient tenu pour faire passer les Bibles } —
& Sevile, le dit Isac anroit repondu A Son Altesse quils ı
servis du credit d'un nom& Corneluson Bandaluouer [sic] ma
demeurant ä Anvers, natif d’Amstradam, lequel aroit remis
fordeaux des dites Bibles envelopees en toile ciree ded
toneaux pleins de harengs rouges et au milien da dit
des dits fardenux convert des deux bouts des dits harengs,
toneaux otoiont entrös & Ser;
Conrad Hecque aleman qui
prechoit on ospagnol, et etoit log en
de los Biscainos, de laquele il abusoit. Et laquele feme |
que temps aprös epousa un nom6 Bertran Castarens
frangois qui est encores aujourdhui comissionaire des
de La Rochelo et Iles d’Oleron, Marenes, Rez et Sables d',
faire lours assemblees, non pas A la maison du dit
mais bien en une autre maison d'une parente de la
Casterens, oü plusieurs femes espagnoles 30 trouvent,
aprös avoir fait leurs ceremonies endiablees se donent
temps et du plaisir, Et quand les dits marchands se
le mot qu'ils ont entre eux pour s’assembler est: V
ou! iremos a comer harenquos. Il faut tenir pour
assuree que tous les etrungers qui vendent en Espagne
ronges se trouveront saisis des dites Bibles et autres -
tiques, memes de Les Institutions de Calvin, et du Symbole
1) Meine Abschrift hat o.
gg a
Nevers et le second fils du Due de Lor-
Vieomte [de Turenne] y pensa tout
e sich mit Charlote de la Marck 1591.
e des Hauses und Fürstenthums Anhalt,
1782, 8. 581, bemerkt zu dem Prince d’An-
: „unfer welchem kein anderer, als Christian
den kann“, der Anfünger der Bernburgischen
‚deutschen Fürsten damals etwas von Heinrichs
erfahren haben, ist
Hilfstruppen wünschte, wendete er sich
von Anhalt, der dann auch durch Elisabeth
"zum Oberbefehlshaher des Hilfsheeres in Vor-
ht wurde. Als solcher führte er 1591 etwa
h Frankreich (vor Rouen wurde er ver-
Be Kdig Hrußle.die Deulschen, ala;cr Liu
Millionen Gulden schuldete (er hatte, um ihnen
‚auch denSchmuck jener Prinzessin Charlotte von
und der Anhalter aus dem Vaterlande kein
390 BOEHMER, PROTESTANTISCHE PROPAGANDA IN SPANIEN.
sellschaft, sagt in der von ihm selbst versifizierten Beschreibung seiner
1596 und 1597 gemachten Reise nach Niederland, England und Frank-
reich, Mai 1597:
Des Königs Schwester liefs gar in dem Louvre hören
Die Predigt, Gottes wort ohn menschensatzung lehren;
Sie mochten auf dem Land auch Predigt halten frey
Vom zwang’, und ihres diensts abwarten ohne scheu:
Gestalt auch wir zur zeit zu Gottestische giengen
Auf Reformirter art, das nachtmal dar empfingen
Wir in dem Schlosse, so von Chantelou nicht weit
Gelegen, da sich dan auch eben zu der zeit
Des Königs Schwester fand, samt ihren anverwanten
Dem Herren von Rohan und Soubiz’ [‚] auch bekanten,
Darunter waren wir, das nachtmal ward verbracht
Mit andacht ordentlich, wie Christus das vermacht.
‚Accessiones historiae Anhaltinae. [Herausg. von] Beckmann. 1716.
8. 201. Die Unterschrift dieser Reisebeschreibung lautet in den Access.
p- 216: „Vollendet den 31 des Mertzen Anno 1649“. Nach Beckmanns
Historie des Fürstenthums Anhalt, VII. TI., S. 317f. hat Ludwig diese
Reisebeschreibung „wenige Zeit vor seinem Ableiben noch einmahl über-
sehen“. Er starb 7. Januar 1650.
Auch er freute sich der Befreiung der Niederlande vom spanischen
Joch. In der Beschreibung seiner italienischen Reise sagt er gelegent-
lich der Totenfeier für Philipp II im Hornung 1599 (S. 280f.)
Nun Niederland allein der König hiuterliesse
Vertieffet noch im Krieg’, und solches sich entrisse
Doch endlich seiner macht, ja das zum guten theil’,
Inden die freiheit er entzog’ ihm alle weil’,
In die sich wieder doch durch kriegesmacht gesetzet,
Und ihres schadens wol erholet auch ergetzet,
Die sieben Länder nun in einen freyen Stand
Gerathen seind, und drin regieren leut’ und land.
Ronerendissimi in: christo.patris ae Iiln-
i & domiatz domini Eric dei gratin Heck Pade-
, Nürnberg, 1. Mai a. und
ur] "kmann
ee lc im National -Muscum, Cod. K, 179% und
| Eli I a, in en Car ud Ar nd dm
da ZT N. 2 und Nr. 306, N. 2. Matthaeus
Adrian gg sat Ton der hebräischen Bücher nach Magde-
zum 4. Juni 1520: Doctori Hadriano
‚potenti pro emendis hebraicis libris a doctore Allera-
"Alvensleben) preposito Brandborch. viginti grosses,
6 a ealdielasücte ‚erueis (Orueis inventio, 3. Mai).
Zu II, Nr. 310, N. 13. Den wichtigen Brief Huttens
arm Miosellan, Mainz, 4. Juni 1520 druckte Böcking ? nach einer
wszzenauen Kopie ab, die er leider auch nicht überall glücklich
verbesserte. Wir wiederholen ihn hier deshalb nach dem durch-
We zut lesbaren Originale ® noch einmal.
Viue libertas.
Ulriehus Huttenus Equ. Petro Mosellano. Salutem.
Da veniam, si et paneioribus, quam consueui, reseribam tibi,
_ @pistola non te digna. Hodie enim Ferdinandum ® accessurus
'surarum plenus maximarum. De condicione nous nondum
&St, mt gratoleris. Tamen, ubi respondebit hnic animo, cortiorem
, at communi literatorum omnium cansa gaudeas, nos in
1, ubi possim vobis consulere. Recte arbitraris,
* Adiligetur enim, adfligetur per Christum,
prius consistendum est. Praeterea suscoptum ®
‚pontißcalem Tyrannidem negocium, nulla cessatione inter-
Decretum est in omnem euentum prosequi, ot
dabunt se initia rerum. Ad quod coptum,
facere possim bonis omnibus, quam sim animo ex-
quam fere ® satis, qui hoc excitem vobis incendium.
enim improbi, «durentur, etiamsi conflagrare me simul
Be ‚confidite, et omni postergata imbecillitate, spem
bis plenam, at aliquando andete nomnihil et ipsi. Lu-
j, sed pro oportunitate breuiter. Exeitate hominem,
"Taunte ?, %, si laborat, Circumsistite, si nutat, fulcite,
Hutteni 0) IV, 689. V jahraschrift für
Kun r RER re je
110 16 een 1.8 ‚Sehl., von Wallenberg- -Fenderlinsche Bibliothek,
Ba en Gemeint ist Edward Lee, der Gegner des Erasmus.
Ba 8. 334. 386. 341. 840. 347. 848. 849. Straufs 8. 882.
. ferus.
=) B. Ineitatel
u 26*
B
BEER
Hi
ef ä
M
m
sellbem Jahre ging or nach Leipzig, wo er bis 1520 als gelehrter
Korrektor in der Druckerei von Melchior Lotter beschäftigt war
um nach der Sitte der Zeit den Drucken dieser Offizin em-
pfehlende Verse beifügte }.
_ Eine der ersten Früchte seiner Thätigkeit sind: Joannis
Frascisci Pici Mirandulani Hymni heroiei tres etc, Liptzck per
Melchiorem Loiter MDXIIL. 4%. Tulken nannte sich übrigens
im Leipzig Tulichus und erst 1520 geht er zu der Namensform
Tulichius über. Er nahm in Leipzig auch wieder seine Stu-
dien auf, aber er schlofs sie dort nicht ab, sondern ging wie-
der nach Wittenberg. In einem in nedibus Lottlerianis vom
2. Februar (1520) datierten, an seinen Freund Hieronymns Rn-
x ‚aus Bantzon ® geschriebenen Briefe * sprieht er von den
Gründen des Ortswechselst Accepi tuan epistolum multo iucun-
PSine propter quorundam bonorum copiam amicorum, in quibus
Huabeo non postremum, facere, sed ratio studii mei et prepto-
Fam ac molesta pariter et inigun quorundam sophisterum aemu-
latio nunc mo ire cogunt. Mulo enim inuidine cedere, quam cum
Iuibnsdam, libertate penitus amissa, optimos et doctissimos quos-
20 Jomines capitaliter pro eorum libidine odisse, Habeo tibi
B
‚ubicanque fuero. Mosellanus noster, item et Camicianus et
42 quidam boni viri me hortantur, ne Lipsiam deseram. Sed
ere sine studiorum instura non umplins licet, Scis enim, non
mostris, presertim in gravibos stadiis et doctis preceptoribus
Vuittenbergensibus esse paris, Tu tibi fuga in tempore con-
nee antoa huc redeas, quam aorem esse salubriorem ha-
esploratissimum . . .
_ Schon am 9. Februar 1520 ist, und zwar wieder als erster
Fo 17 Mitbewerbern, Hermannns Dalichius de Stenhem in Witten-
. “re
ya
H
:
e * Magister geworden ®,
Ar ach f
ans Nachfolger des Tulchius bei Lottar war Johann Arnold,
i eher tan praeli praoses*, Siehe unten Vita De
sy: Pp-
=
2) Panzer, Annales fypogr. VII, 184.
3) 1516 8:8. in Leipzig Baecalaureus: Hieronimus Rupertus de Bu-
1518 W.S. Dazu 1489 W.S, Jheronimus Ruperti de
, Landeshut i. Schl., von Wallenberg - Fenderlinsche Bi-
1, fol. 264.
= „2, fol.
R östlin a. a. O. II, 17.
A pro tuo erga me studio, illudque tibi persuade, me tuum
n von dem Damme, mit Johannes Cornarius und
Wittenberg einen Helluo, der in Leipzig durch Hegendorff zum
Druck kommen sollte, und als Johannes Dantiscus und Andreas
-Crieius „de bello Prutenico scripserunt carmen adversus Ger-
manos satis supereiliosum“, nmtworteten auf Otto Bockmanns
"Wunsch Bertram von dem Damme und Homburg poetisch !.
_ Im Wintersemester 1520/21 wnrde Hornburg als Baccalaureus
Ingolstadiensis, er mufs also vor Leipzig in Ingolstadt studiert
‚haben, van der philosophischen Fakultät recipiert und am 10, De-
‚zember 1520 mit Bertram von dem Damme zum Magister pro-
moviert. Er scheint dann nochmals nach Leipzig gegangen zu
‚sein, dem die von Andreas Palaeosphyra Johann Pellio (Kürsch-
ner), Geistlichem in Gundelfingen, gewidmete (29. Juni 1521)
und für Palaeosphyras Baccalaureus-Vorlesangen ® bestimmte Ans-
gabe Joannis Rouchlin Phorcensis LL. doetoris celebratissimi
e ‚ rel Capitis caput. Lipsie in edibus Ualentini Schumann
‚Anno domini Millesimo quingentesimo vigesimo primo. 4°, trägt
auf dem Titel ein Tetrastichon von Joannes Hornburgius Erythro-
nlitanns wis griechische Distichen: zaurroqopos Fyerdanguros
(03
Zu III, Nr. 399, N. 15. Das lateinische Gedicht: In
Papam ‚ridieule eiroumvectum nuper in Bacchanalibus ludis scazon
steht in: Epigrammata in juris canoniei incendium Heliodori
Alexiaci. 0.0. u. J. 4% Das von uns benutzte Nürnberger
| trägt das Autograph: D Christofero Schewrlo v. j-
-<oetorj consultissimo Nurnberge, OB (i. e. Otto Beckmann) ®,
Zu III, Nr. 464, N. 1. Einen Stimmungsberieht sandte
an dieser Zeit in nem undatierten Briefe * Caspar Cruciger aus
| Wittenberg an Andreas Palaeosphyra: ... Noyarım autem rerum,
"gas pro certo possint scribi, nihil adndadm est, nisi quod pas-
siem hie eucollos abieiunt monachi, et missarım abusus apad ali-
2205 tollitor. Atque hacc optimorum virorum et doctissimorum
<ozmsilio fiunt. Sed Ioe ante hac inanditum fueinus pauei sunt,
gi probant. Nempe ii tantum, qui omnia, arse ad verum chri-
spectant, rectissime intelligunt .
—_
| “ 3 ae! Brief a rauen Lau Alaeei Te
Nach den Leipziger tatuten war estäm mt, je Baccalaureen :
GE eanicule ortu ortu graviora ac philosophiea studia breviusculo tompore
= ‚tur, quo ul De ee ti exercitabundi auctores que
Pi 3 Easapr besitzt die Hamburger Stadtbibliothek;
wo 1520 in 1521 abzuändern ist.
_WALTHER, ZUM MAINZER RATSCHLAG. 413
Sowohl Janssen wis Friedensburg begnügen sich noch mit
blofsen Vermutungen über die Zeit, wann das Mainzer Domkapitel
mit Vertretern der zwölf Kapitel seiner Suffraganen über die
zum Schutz der Interessen der katholischen Geistlichkeit notwen-
digen Schritte beraten hat. Friedensburg nimmt an, die Ver-
sammlung werde in den Anfang des Dezember anzusetzen sein.
Aus der Überschrift der Instruktion für die Abgeordneten Würz-
burgs ergiebt sich, dafs der Mainzer Tag am 14. November ab-
gehalten wurde.
Dieselbe Instruktion lehrt, dafs das Einladungsschreiben sehr
unbestimmt gehalten war. Es dürfte nur die Klage enthulten
haben, dafs etliche weltliche Obrigkeiten Geistliche der Mainzer
Provinz rechtewidrig beschwerten, und die Aufforderung zu einer
Beratung darüber, wie dem zu begegnen sei. Weder war unge-
, von wen die Beschwerung ausgehe, noch worin sie bestehe,
zuoch welche Mittel zur Abhilfe ins Auge gefüulst würden. Es
konnte das Würzburger Kapitel sogar darüber ungewifs bleiben,
ob Luthers Lehre Erwähnung finden würde. Wie diese Ver-
—schwiegenlieit bei der Konvozierung sich aus der Besorgnis, der
game Plan könne durch unerwünschtes Bekanntwerden vereitelt
"worden, erklärt, so lehrt sie uns auch verstehen, warum auf der
Versammlung nicht definitive Beschlüsse gefufst wurden, sondern
noch erst eine Zustimmung der verschiedenen Kapitel erforderlich
war. Den Abgeordneten hatten eben nicht genügende Instruk-
tionen mitgegeben werden können.
. Sodann erfuhren wir nun, welche Vorschläge das Mainzer
_ Kapitel den Versammelten zur Beratung vorgelegt hat. Hier
wird die Bekümpfang der „Lutherischen Prediger‘ in den Vor-
dergrund gestellt, und doch auch fehlen hier noch einige Punkte,
Welche schliefslich in den Ratschlag aufgenommen wurden, so dio
‚ dafs die Freiheiten der Bettelorden zu beschränken
seien.
Dafs auch auf dieser Versammlung nicht alle nur einig
Waren, zeigt die den Würzburger Gesandten mitgegebene In-
Stenktion. Ihnen wurde eingeschärft, darauf zu bestehen, dafs sie
den ersten Platz einzunehmen hätten, besonders vor den Wormser
Trotzdem dies „nicht zugestanden“ wurde, scheint
“man in Würzburg beschlossen zu haben, diesen Anspruch auf-
echt zu erhalten. Denn die Kopie, welche Lutber von dem
Mainzer Ratschlag erhielt, nennt als Summen, welche zur Ans-
mem des Beschlossenen gozahlt werden sollten, für Mainz 300,
Er Würzburg und Konstanz je 150 Gulden; die Würzburger
Anschrift des Ratschlages aber setzt Würzburg mit 200 Gulden
"m, sodals es in der That den ersten Rang nach Mainz ein-
Be
415
Im n vff den wegk gein Meincz, so ein Ere-
vi humbeapitoll dosolbst In Iren obligonden
sen el boswernus, dio Ine von etlichen weltlichen
ob eygkeiten begegnen, Dinstag nach Martini komend,
« angesatzt hatt.
‚Erstlich soll der gesandt hio yon meinenn herron vom Capitell
absgzefertiget werden mit einer freuntlichenn schrift, ongeuerlich dits
Inhalts; Erewirdige vnnd wirdige, besondere liebe hernn nnd freundt.
Wir laben ewr Erwirden vnd wirden schreiben, wie vnd welcher
gestallt otlich weltliche obrygkeiten ewr E. vnd w. vnd andern
geistlichen meynczischer prouincz wider alt herkomen, freyheit, pos-
seseionn vnd gebrauch besweren sollen ıc., mit angehangener bite, dus
wie ein geschickte person aus vos vil Dinstag nach Martinj zw euren
E= vnd wirden gein Meinez, mit einer Insiructionn, wie solchen
vnd obligenden zubegegenn sey, helfen ratschlagen, ab-
fertigen sollen, mit weiterm Inhalt vernomenn, Vnd tragen Zu-
Borderst solcher widerwartigkeit ein getreulichs mitleiden, mochten
auch Jeiden, das ewren E. vnd wirden vnd allen anderen geist-
lichen beswerten personen nach Irem willen, wie wir dan hoffen,
#06 der allmechtig solchs nach seinem gotlichen willenn zum
Festen fügen werde, zustünde. Vnd habenn darauff den Erewir-
Ügen heren michelan von samschinn, vnsern miteapitelshernn, zw
nd wirden auf bestymbten tag abgefertigt, mit besonderem
alles das jhene, das zuuorderst einem Erewirdigen thumb-
za Meincz, auch andern vnd ganczem geistlichem stund zu
au chem auffnemen vnd wolfkrt kommenn, reichen vad
„ nach seinem besten verstentnus helffen beratschlagen
x. Dan wo mit wir ewren E vad wirden wisseten
lichen willen wnd dienst zuerzeigen, dus weren wir
gewillt vnd geneigt ıc.
der gesandt, also bald er zu Meinz einkombt, sich
Capitell oder dem Dechant ansagen lassen, wie er
Herenn vom Capitell zw Wurezburg auf jr schreiben
sey, den tag zubesuchen, mit bite, wan, vnd wue die
sein wnd sich anfahen soll, So woll er sich auch dar
e
®
Mi
2
M
F
i
FE
£
&
ie
Ei
5
so also alle gesandte vl den tag an angezeigte malstatt
E komen sein, Soll der gesandte uchtung haben, das er
Wurszburg jn meinczischer prouinez vor anderen den
berbracht hatt) un die Erste statt, [um Rande von der-
‚ Hand: „wurdt nit gestanden“), vnd sonderlich vor dem
ten von wormbs loeirt nd gesaczt werde, vnd on das sich
‚erden oder seczen, wuch jn handlung nit einlasse, Es were
sach, das es vil dissem tagk ongeuerlich zuhalten oflennlich
Alt
i
F,
Fr
5 Be RATSCHLAG. ar
2 ‚gescheen vnnd sie geren gethan hetten, endtlich
na abfertigen können. Zw dem, das der gleichen
beawernuß seinen heren vom Capitell vnd anderen geistlichen
PerROHen jm stielt wurezburg (got s0y lob) von weltlichen noch
Dan was die Marggrauen von Brandenburg gegen
den CYistarn yund geistlichen, [fehlt „so“] jun jren furstenthumben
ee ju kurczen tagen furgenommen sollen haben, Des (als
ler geschickt versche) mein gnediger her von Wurezburg
vıtorsiehen werde auff zuhalten.
Hört dan der gesandt, das pfalcz oder Hesßen (als vermat-
lieh) die weltliche obrygkeiten, so solche newerung vnnd be-
gegen Meinez furnemen, seyn,
So soll der gesandt sagen, das diße bede fursten mit einem
Thumbeapitell zu meinez als wol wurczburg jm Bundt
zw ah weren, die Eynung solch thetlich farnemen verpiete
vermage, das kein Bundtsverwanter den an-
a wider alt herkommen, recht vand freyheit ıc. betrangen soll ıc.
ist der Bundt schuldig, einen jglichen bej sein alten her-
freibeiten vond gepreuchen zu handthaben, schuczen vwond
SChirmen. Darvmb were sein, des gesandten, gutbedangken vnd
Tathe, das man solche beswernus nd newerung an Bundt zu
awaben. gelangen lies wnnd anff den Bundtstagk, so iezund zu
Nördlingen gehalten würdt, ein treffenliche hottschaft abfertigt
Fand liesßen vmb rathe vnnd hilff vermög der Eynung ansuchen.
Woren es aber die Grauen von Nassaw vnd Wedderau ıc.:
Nachdem dan die selbigen vff den vergangen Bundtstag ange-
Sucht yond gepstten haben, sich jn Bundt ein zunemen, wie sie
dan yff disen Bundtstag beschioden sein ıc, were abermals bayın
‚ anzuhalten, das die nit eingenommen wurden, sie stellsten
diesem furnemen abe mit erstattung der entpfangen
= ‚ schuldig ist. Vnd achte es dofur, das zu Jdießem mals
"ein fuglicher woge furzuuomen sey, dießer sachen zu einer eyle
“übegegen, dan durch den Bundt.
- Wolt aber der Bundt sich sewmig oder beswerlich oder aber
U gachen ja die harre vnnd lange Ban ziehen: So weren zwen
einer; Nachdem die Stiellt Meinoz vif gemeinen Adell vnd
Eaesalt vond bey dem herkommen, das ein Erowirdig
den Adel], als am Reinstram, Frangken, Swaben, West-
au Wedderaw vnd an andern orten, Ein iglichen nach seiner
mann Malstat beschriebe vond jae solchs furhielte vond
der rath vond hilf die sachen weitter angriffe,
% B.-0. ZVIM, 3. E23
WALTHER, ZUM MAINZER RATSCHLAG. 419
Bedencken vndartickel des ThumbCapittels zü Maintz,
den gesanten von den XII Stifften :. furgehalten,
dis Gaystlichkeit vnd derselben beschwerdt belan-
gendt, Anno 1523 (sic!) jare berathschlagt.
Aus diesenn nochuolgenden artickeln mogenn alle beschwerungen
wand vrsachenn dieser itzigen handlung gezogenn vnnd erfunden
"werdenn.
Vnond nemlich zum erstem die Lutherischen prediger belan-
Sende, die dan wider wie christliche ordenung predigenn, das
die pfaffenn weiber nemen, Monch und nonen aus den Closternn
Jamffcon, das man nit tauffenn, nit beichtenn, nit messe lesenn,
dio Mutter gots, auch alle heigenn nit anruffenn noch eren, Die
kir-hen abeberechenn, Vond oloster vedilgenn solle x.: In solchs
FUSS Elonn nnd dem widerstandt zuthun, wil von grossenn noten
Seizy. Dan so es schon diser zeit jn etlichen stiften nit wer,
je doch zubesorgen, das es balde an sie komen werd; wo auch
< anfang nit widerstand beschicht, mag es darnoch schwerlich
WÄR gdracht werden.
E Zum wo denn Weltlichen Fursten, Obrickeiten vnnd
Sklichenn reichsstetenn mit Innemung vnnd zerstorung der closter
"ana Stiften, auch züeygung vnd Inuentirung derselben zins vnd
=öniten, Auclı das sie die Clinodin boschlissen vand zumtheil hin-
> teck nemen 2%, Wie sie dan zuthun angefangen habenn, zuge-
sehen wurd, Item das sis auch der geistlicket (sic!) zchend
nd guter besetzenn, Alles wider alter herkiiomen, froyheiten vnnd
=eobrauch ıc., Ist leichtlich zuermessenn, das der geistlich standt
zurstort vnd further nit melır erhalten werden mocht.
Zum Drittenn, Wo die weltlichen Obrickeiten further nit mehr
geslatenn wolten, das man die geistlichenn Jurisdiction, wie bis-
‚her gewonheit gewest noch laut der geistlickeit Freiheiten vand
‚beschriebenden Rechtenn brauchen mocht, Sonder das sie alle sachenn
_ für jre weltliche gericht oder rethe ziehen, vand doch nit fur-
derlichs rechtens oder außrichtung verhelfen woltenn,
Vnnd vber prescribirt possession alletzeit brieff vond siegel fur-
‚bracht werdenn mussenn, das auch die vnderthanen nit darzu
‚gehalten wurden, den rechten zehendenn zugeben, konten die
‚geistlichen jn irem wesenn nit bleybenn.
27*
’Sum. abseiso autem fune por alium tria peotori suo vnl-
nern u inflixit. depositus autem e curru, per chirurgicos
refoeillatus jucuit semianimis quinque diebus; ubi antem mulier
Be ‚vuram ejus gerebat, exiisset stubellam, in qua jacebat, ille
änlaqueari vehementissime erebris vieibus, its ut cranium misere
»Perfrogerit in contum fore oscula 1; nam et securim apprehendit,
am capiti suepe illisit. tundem refracta sera subrentum est, ne
Ex totum se conficeret. jucnit deinde rursus biduo aut triduo
funestam exhalare potuerit animam, sepultus tamen est
= Luthoranis hie in loco eonsecrato. hasc sunt R”° domine hor-
=ends tragieue fübulse nequnquam fiotae verbn ®.
In® regno autern Poloniae omnia adhne servantur quas ca-
sunt religionis. cueterum marchio Brandeburgensis elector
instinetu Philippi Molanchthonis luthericam fecit ordinatio-
Merzz in ferris suis, vocatis ad eam dietam provincialem tribus
suis, @ quibus unas, nempe Brandeburgensis *, eonsen-
Sisee dicitur et missam teutbonice celebrasse, in qua sub utraque
eommunicaverit principem et aulicos ejus. audio et Wi-
ein, qui apud ipsum Berlini est, ad eam rem cooperari, non-
Aus tamen cortum habeo quid faeint.
Empfehlungen an die Kardinäle Pole Sadolet Aleander Con-
ee Farnese Simoneta und an den jüngeren Campeggio, eujus
Pater delectissimus mihi patronus #0 dominus fuit ®,
Ex Vratisiavia pridie kalondas fobruarias 1540.
Joh. Cochlasus
canonicus Vratislaviensis.
Se. Cochlasus an Kardinal Contarini: Sadolot. Schrift
ber die Vorgänge in Suchsen. Melanchthon. Gegenschriften
des Cochlasus. Wolrab den Ketzern unterthan; Errichtung
einer neuen katholischen Offzin in Mainz. Hoffnung auf Unter-
stützung; finanzielle Lage. Verbreitung der neuen Lehren
durch die protestantischen Schulen. Ausstattung der letzteren
mit eingezogenen Beneflzien in Breslau und anderswo. Über-
»etzungen ketzerischer Schriften. Der Famulus des Cochlasus;
Im Mangel an Abschreibern. 1540 März 9 Breslau.
Ans Arch, Vat, Arm. 62 vol. 97 fol, 158—159, eigenh. Orig,
nn ee
24
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il
:
3
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rn Am Rande (von Cochlaeus): nollm haec de me rescire prineipes
Serge Senigre! Er nn foret.
3) Folgen unleser) inc) jen.
Von hier bis quid faciat bei Raynaldusl. c.
Mathias von Agon.
Kardinal De ee, war im Juli 1539 Boch der
Sohn Alessandro, welcher später auch den Purpur erl
kamera ex mulichn quam ex debitorum urgenti necessitate !. gra-
' et Vioelii exemplarium carcerique mancipatus
evasisset, misi pro 0 intercessisset uxor ducis Hen-
lutheranissima, quae ut hominem in suam traheret
impetravit ei a marito luerosum privilegium, quo solug
'quosdam libros in universo ducis Henrici prin-
‚imprimere et vendere, quandoquidem habet oflieinam
literarum formulis instructem quam habent omnes
et nescio an etiam Frobenio Basiliensi in latinis
teuthonicis typis cedere debent, ad hanc oflicinam per-
t ille cura impensaque et promotione men precipne et Rev. d.
i Vienensis, quam Lutherani nobis nunc praeripiunt. itaque
' ex aflinibus meis® persunsi ut, relieta Dresda propter
Moguntiam transmigret, ab Albi scilicet ad Rhenum,
Per longam sane locorum distantiam et intercapedinam, ibique ope
st eonsilio prioris typographi communis nostri affinis, qui Lipeiae
‚debita remanere cogitur, novam pro nobis offeinam im-
erigat Moguntias. sed pauperior est, quam ut suis
statim eseudere nostra possit. ego autem meo, quod
reden adhus est, poculio ad proprias indigeo necessitates, quas
Pientissime ‚profecto nuper suo levavit subsidio Rev. d. episcopus
Kormansis, Vezerreg longe ultra spem meam centum mihi misit florenos
mearum relevamen. at seribo nunc R”° domino
un me illius subsidio tam largo ad proprias opus
haabaore necassitates, ot rogo eum ut nna cum R=® D. T. inter-
east apud summum pontificem, ut ullam es pingui aliquo sacer-
ale pain portionem in pium defendendae fidei catholicae et
Bomanae ecclesiae usum in me derivet, unde possim
AO) rursus typographo operm ferre, sicut fuctum est pientissime
Arte biennium, quando jure et intercessione R"! d, eurdinalis
Farnssil wieecancollarii reservata mihi est septima pars ex pen-
Som pragpositurao Herbipolensis: quae sano portio mibi charior est
Be sacerdofiis! grandes dignitatum tituloes minime ambio,
mihi abunde titulus canonici; longe itaque majori me
De et gratia ot benefitio si quid pensionis impetraveritis
ash; quam si decom decanatus aut praoposituras in mo convor-
Forst. ine date titulos dignitatum aliis, mibi portiuncnlam ex fruc-
Im
1) rt die Schicksale Wolrabs und seiner Firma seit der Prote-
zanare en ae vgl. $. Widmann, Eine Mainzer
read ee im Dienste der katholischen Litteratur
Katar vs von Mecklenburg.
Behem, von dem die Angraogene Schrift Widmanns ein-
ee Er war der Schwager des Cochlaeus,
Bw
qui
za illas cortius ER TeiE N gina go. basti genlarl af boni
sonsule an affinis et famuli mei, qualemeumque scrip-
quamvis enim viginti jam annis adversus ecelesiae
decortavi laboribus curisque haud levibus, multas inde
injurias et serumnas, exiliu item et perieula, nondum
eos fuoultates perveni ut unum saltem justum et adul-
alere ac stipendio fovere queam. unde fit ut cogar
a0elibet libellos meos, quos edo, typographis transmittere, quales
Prize, quod dieitur, manu seripti sunt a me, et si exomplar scrip-
tum ei in via aut quavis fraude periret apud typo-
totus mihi periret labor, quia nullum aliud extaret aut
esset apud me illius scripti exemplar. sic et has nunc,
quas RB» D. T. et ad cardinalem Sadoletum seribo, lit-
terzs sine ullo Ne transmitto, quia nom ausim puerum &
Schols studio tan diu abstinere donse transeriberet. quod pro-
X&cto non solum molestum mihi est, sed et periculosum, de tantis
zebus ita seribere sine ullo apud me rotento exomplo litterarum,
quod reminisci possim quaecumque scripserim, si opus foret,
duos habebam pueros ad rescribendum instructos; hie
warmem habeo affinem, quem litterarum studia propter me negligere
—
I
j
Hi
Er
Er Zutet: Ex ‚Br teuthonico, cui titulus est: principes et magistratus
Kam alnie Br ‚triam rn m eultum abolere.
on quando jeander in Austriam venit, rursus incepta
©St persecutio et tyrannis, et multi probi ac religiosi homines ad com-
E to oceisi sunt. ejusmodi horrendis sacrificiis et
senguine A ‚obsequium Pa pr | et sacrificari Sur une
| canes, quemadmodum bsidione Trojae innocentem regis
Polixenam Immelatant. dl dietus autem Aleander tunc recens ©
venerat et consultationi cardinalium interfuerat, de qua unus-
sperabat doctos istos homines Contarenum, Sadoletum et Alean-
' hanc causam cordi ee Fe iniserae Christianitatis ar
perseeutionem temperaturos fuisse, at ängenium non it
Fre t quidem bonn Be persecutionem nihilo secius
ran. irn non est expeotandum concilium et decretum partis
adhaerentis etc. — haec ex teuthonico libro, quem Phil Me-
ae seripsisse dieitur, licet ego latine seriptum um wir
derim, ee a dio libro ut pe Ban canonicis et a monachis
on it tauguam ab idolatris, et tribuant ea pastoribus
et scholastieis ad litterarum studia; cumque valde prolixe per
Kae probet ad principes spectare ut tollatur idolatria, presup-
stulte ac minime probat, nos idolatras esse aut religionem eultum-
itriam esse.
mexass septembri, vacaverat autem mense augusto. his itaque
Auxac resideo. quoniam vero perspicus ex litteris R”'* D, T, in-
tellägo pietatis erga me tuae gratium ne benevolontiam, immo
Pateram orga totım Germanicam nationem curam charitatemque
“tb ompassionem, prebet mibi singularis haec bonitas tus fidaeiam
Aperiendi desyderium meum. etemin video mibi plaerosque
dozrninns cardinales longe ultra meritum meum bene velle; seripsi
A0Per duobus, Contareno et Sadoleto, ut si me apud summum
Pontificem data oportunitate eommendarent, non poterent pro me
Magens eb homorificos sacerdotiorum titulos, sed eos in alios con-
ferxri sinerent, qui peouniosi aut nobiles sint ejusmodique honores
“m biant. mihi autem portiunonlam aliquam pensionis ex illorum
Sacerdotiorum pinguium aliquo impetrent, quae mihi ad typogra-
Phiznse impensas non nihil subsidii quotannis afferat, quemadmodum
Piertissine ae oportunissime benefseit mihi R”w et Imus domi-
mus cardinalis Farnesius ante biennium, quando donavit me sep-
tiemıa parte pensionis ex praepositura Herbipolensi. quod si adhuc
rum talem consequorer vestra omnium intercossione pensionis
ex aliquo sacerdotio locuplete, satis superque dives forem,
mc umanuensem unum alere possem et pro editione librorum
om nihil subsidii habere. neseitis profooto, quam vehementer in
. fere magnis Germanine civitatibus infeeti sint eivos ot
= 'simul cum populo haereticorum insaniis, ut nobis Catho-
Aciz diffeillimum sit reperire et typographos qui excudant et
BER Yiopolas qui vondant et in orbem disporgant libros nostros
Soxatra Luthoranos. ad labores ituqus seribendi accedunt semper
Slizen impensaram damna in aedendo. id pruelati nostrates por-
Pnuaei consyderant, languent fore omnes dum yident sibi de cen-
SEE: quotidie subtrahi a Iaieis et gravia imminere pericula de
substantis. palam enim nunc scribit Philippns Melanchthon
d principes teneantur ex praecepto Dei canonicis et monachis,
falsom Dei eultum habsant, bona temporalia oripere et trans-
ad evangelii sui concionatores ot ad scholas erigendas. et
am R=® D. T. seribit in epistola sun, se ad conecilium
= ti, nobis tamen omnis jam spes ex longa expectatione
roriviseit quidem nunc spes bona ox adventu Caosaris;
ne technis et fulsis haereticorum promissis simu-
FF erenur tamen
aka hatte fallator, ut omoia post disesesum ejus in dete-
Tr.
_ Isautem qui adjunetas scripsit nd me literas, vir est neu-
ralgaris eruditionis, qui stilo et jucundis lectu inventio-
‚egregis praestat; sed vareor sero nunc mitti ad R"»= D. T.
ejus post tot menses. sciet R"* D. T. quid fücere
Possit ant ‚debent; de piissima et optima voluntate sua nibil dubi-
Bi
_ FRIEDE BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 431
om ‚dus tertius litteras ab episcopo Eystetensi *, in
> N au ii 4
zuäksus erant hacc verba: mitto tibi epistolam R"! domini car-
dirsaudis Contareni #; at eam epistolam non reperi vel inclusam vol
dj wanctam illius literis: multo igitur cum dolore tus illa, quae-
GRITE zUe est, careo ot volut amissum tlesaurum deploro,
licet spe adhuc aliqua recuperandi illam tenear. protinus enim
reseripsi opiscopo illi, me R”“ D,. T. opistolam non necopise.
m.
Scire potui?® impudentius quaedam per necessitatem seripsi,
=or dam proprü commodi quam publicae utilitatis gratia. rogo
Ügitxer suppliciter, ut R”® D. T. non aliter accipiat et eam mihi
Sozacionet clementer invorecundiam. eum typographum, affinem
Za&ram, in quem Lipsine multa, vel supra fucultates meas, contuli,
imfoelicissime amisi, ita ut mortuum facilins leviusque deplorarem
GzzEz yivum. mortuus enim, sicut non prodesset, ita nec obesset;
Zurae autom corpore vivons ot anima mortuus, por soctam, dum
Sectae serrire cogitur, nobis interim nocet. imprimit itaque ad-
Vversum nos Catholicos novas dueis Saxoniae Henriei ordinationes,
me sJicam prophanationes et meras impine sectae confusiones, quae
> eircumferuntur. @sset quidem adhuc voluntarius ad ser-
Fierium nobis, sed Lipsine degens non audet, quid faciam?
Wiesli opuscula prae omnibus Catholieorum libris raptim emunter,
Graz js non est per omnia papista, sieut nos veteres probrose
vocamur Catholiei. ea molestissime urunt et vexant Luther-
Fa, quos illa praecipue in dogmate de fide et operibus repro-
Barzat atguo tradueunt. ut igitur et nostra et Wicelii opuscula
Een excudi queant, persussi alteri ex afinibns meis ut relicte
Dres (abi eatholicus residebat princeps dux Georgius fel. rec.)
ug ii Mogountiam aut in propinguum ad Rhenum oppidum,
‚tuto possit servire nobis. novam vero erigere officinam im-
armen, prassertim bonis instrnctain praelis eb characteribus,
ers sino bona pecuniao summa potest. seribo igitur nune R°
Se 8 domino cardinali Farnesio vieecancellario +, si forte Col-
.—
u) Moritz von Hutten 1639--1882.
‘ Vom 24. April 1540, gedruckt Dittrich, Regesten und Briefe
8) Der
zu
+ A
Contarinis, 8, 810.
‚ 8) Der Breslauer Brief = Nr. 62; das Schreiben aus Wien scheint
i sein; Contarini erwähnt in dem übrigens sehr kurzen und
htigen Briefe der vorigen Anmerkung, dafs er zwei Briefe des Coch-
"us erhalten habe,
Kar.) Durch Cerrini Ban auch der Nuntius Morone Cochlaeus dem
Gerainl Far, d. d. Hagenau, 11. Juni: Schultze in Zeitschr. f. K-
-
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 433
Pension, um dem neuen katholischen Buchdrucker helfen zu
können. Thätigkeit in Hagenau bei K, Ferdinand, 1540
‚Juni 18 Hagenau.
Mus Parma Arch. di Stato Carteggio Farnesiano, eigenh. Orig.
Vocarit me huc eo YVratislavia Ser”"* rex Romanorum per
IE #eras suas, quas Gandavi datas 23 aprilis, accepi Nissae 11 maji
(est autem Nissa urbs episcopi Vratislaviensis 11 mil, a Vratis-
lserwia distans). cumque iter peregissem per Slesiam et Lusatiam,
ma titus fui ab amicis ne per terras ducum Saxoniae transirem.
iE=mwgne declinandum mihi fuit ad Iatus per Bohemiae montana, in
qwzäbos multum molestiae ac diflicultatis pertuli. omnia vero
se <quanimiter forebam, en spe quod R”*® Dominationem Taam hic
v<cire possim. at ubi adveni, ex episcopo Mutinensi nuncio
azg>ostolico intellexi R"*” et Im Celsitudinem Tuam revocatamı
2==t Roman. quam ege maxime oupiebam wedere eique coram
swzzpplici vultu ao voce gratias agere (quod anten literis haud semel
n@C segniter feci) pro liberali in me gratia et provisione, qua
sgestatem meam clementissime relevavit reservatione centum flore-
Borum es annus pensione praepositurae Herbipolensis. qua si
““rendom mihi fuisset, multos interim libellos edere non potuissem;
ipsa profecto praecipuum mihi erat anno superiore solatium et animi
jo in fuga et dispersione exilioque meo, quod sperabam,
si eriperentur mihi reliqua omnia, haec una saltem salva maneret.
guod autem in uno loco ereptum est, hoc in alio Deus clemen-
restituit, et quem Misnia expulit, Slesia recepit. veterum
‚FA molestissime habet mo quod typographum Lipsiensem pars ad-
versa nobis eripnit, ut servire nobis amplius nom ausit. unde fit
GE alteri affni, qui Dresdae (ubi catholieus residebat princeps dux
oniae Georgius fol. re.) habitavit, persuaserim ut venditis om-
cum uxore ac liberis suis commigret Moguntiam atque ibi
Bovam nobis Catholieis oflcinam erigat impressoriam. ad eam
®r6 rem noyo nobis opus foret subsidio. si posset igitur comode
Seri, R=* et Ill” Celsitudo Tua rem multo pientissimam füceret,
SU adhue aliquid pensionis ex ecclosiastico aliquo benefieio elementer
Paryi meae procuraret, unde novum typographum juvare et in
Pedes erigere possim. ad novam enim oflieinam impressoriam recte
Mmgtituondam permultis opus est.
Apud rogem Romanorum hie meo fungar ofliecio, ne quam
Approbet concordiam quae a sede apostolica approbari non queat,
Atamquam id ipsum et Rev. dominus episcopus Mutinensis atqne
Siam Vionensis vigilantissime fucit, et rex ipse ultro constantis-
Simi est pro fide entholica animi. bene valeat Amplitudo Tun,
Pringeps et domine clementissime,
Ex Hagenoia 18 junii 1540.
Zeilschn 1. K.-@. XVII, 3. 2»
ad R== D. T. mittere nondum audeo, quia aliquanto prolixius
est et versor 16 kusdiosa forest Amplitudini Tune tot arduis curis
Rem DT, kranmlıtere. mitto autem nune alia quaedam, quo-
rum wonnulla talis esse puto ut inutile fortasse non fuerit super
is cum Caesaren Majestate collogni !. si tamen stultiora et in-
*pliora wiss fuerint quam nt Caesari debeant indicari, excusatam
habeat oro elementia tua simplieitutem meam et bonam interim
- seluntatern studiumque eb intentionem meam uttendat potius quamı
pas aut efectum; quod Amplitudinem Tan omnino fueturam
*se sperars me jubet Jandatissims et @ multis mihi prasdicate
Honitas tus, eui me etinm atque etinn humillime pariter ac devo-
Eissiime commendo. bene valeat R”® D, T., amplissime pater,
Ex Hagenoia 7 die julii 1540.
. 57. Cochlacus an Robert Vauchop, Erzbischof von
_ Armaghan’: Schwierigkeit, für die katholischen Autoren
gesignete Drucker und Verleger zu finden. Nikolaus Wolrab
und sein Schicksal. Franz Behem. Absicht, durch diesen
Witzels Hagiologium zum Druck zu bringen; Fehlen der er-
‚Torderlichen Mittel. 1540 November 20 Worms.
Aus Arch. Vat. Nunz. di Germ. vol. 58 fol. 23°—24P, gleichz.
., darüber von derselben Hand: exemplum litterarum Cochlei
ad locterem Scotum Wormatine mense novembri, receptae Romas
41 decembris. Die Adresse (fol. 24°) lautet: Rev. in Christo
i, mobili ao magnifico dominv doctori Roberto Roget [!] Scoto
Armacano ete.; duselbst nochmals: recepta Remae 11 de-
cembris.
'S. P. Ber. pater, clarissime domine doctor. nobis per Ger-
eatholieis contra haereticos scriptoribus nihil fuit per
jam 20 molestius aut pernieiosius ‚qua typographorum in-
rer et negligentia atque eliam penuria: infidelitas sane, quia
impresserunt; negligentia, quia vendere et in orbem
ber noluerant; pennria denique, quia, cum sint ferme omnes
nn
Baldus, Ann. cccı 1540, $ 49 gedruckt. Vgl. auch Gels a. a. O,
> 50 ER Ronnionsbestrebn ae S. 191£. P
Oervini war nach Rückberufung Farneses, den er
Lagation zum Kaiser begleitet hatte, als Legat am Hofe des
la den Niederlanden) ak, Eu
ee Venchen befand sich ebenfalls zu Worms am Religiousgespräch;
Kat Brief an Farnese vom 26. November, der sich hauptsäch-
Bun beschäftigt; gedr, Lämmer, Monumenta Vaticana,
an
*
Ki
a rs
Haec itaque res, cum non possem amplius neque
cam impendi; nes me poenitebat impensarum, quond
ilustris princops. dux Saxoniae Georgius. eo autem
pressor ille, nomine Nicolaus Wolrab, a duce Henrico
Georgii fel. re,, prineipe Iutherano, eonjeetus fuit Lipsiae
bat, utpote postilla Wicelii et epitomen domini N
vatim in flumen sunt projacti. et nisi uxor dueis |
sub spe trahendi improssorem illum (qui certe optimas
scriptaras nihilo inferiores Frobenianis Basileae) in m
adjuvisset enptivum, ant capite plexus fuisset aut perpetuo €
mancipatus. ea igitur mecessitate tractus est miser in j
Lutheri, eui nune seryit invitus.
Conctus sum itaque alium excitare afinem, qui PB
tabat eratqus compactor et venditor libroram sub duce Georgin.
is igitur suasu et consilio meo vendidit ac dereliguit ommia que |
Dresdae habuit, ot cum uxore sun (qune mihi ex sorore meplis
est) parvulisque liberis suis trausmigravit Maguntism, emitque
aönens seripturas bonas ab altero, qui Lipsise est, afline
ut mihi alisque serviat catholicis soriptoribus, qui et istum, quem
beri tradidi Rev. D®i V, libellum impressit®. quoniam were
domum propriam nondum habet ac aegre suam exercet olfieinam
in sedibus nepotis mei, qui canonieus est ad sanetum Vietorem
prope Moguntiam, non poterit din sic agere nisi adjuvetur,
1) ne en Bee Vauchops ist u
Be ie betitelt ist: © atione iscoporum jue
aan ch Widmann a.n.0. 8.72 ie Druck Heilih
zul] 18615. 'ber wird nor ein einziger Druck’ Beben Au AAREBEEN
1540 angeführt, nämlich Nauseas ortatio ad concordiam
it Cochlaeus in Nr. 68 (vom 24. November 1540)
er quos novus meus impressor exeudit nuper (in Nr. 69
: tria exomplaria recens excusa, doch brauchen das natürlich nieht
verschiedene Schriften zu sein). a
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM DRIEFWECHSEL. 437
Seribit nune Vicelius ex antiquissimis ae probatissimis veteris
"Bibliothecae Fuldensis [libris] hagiologium, idest legendas sanetorum,
Opus procul dubio praeclarum ac valde vendibile; quod etsi multi
ab eo petunt typographi Iueri causa, mallet tamen Vicelius istum
zmenm affinem propter Adelitatem et bonas scripturas aöneas omnibus
@lüis praeferre, si posset is onus expensarum perforre; nihil autem
Prtorit, nisi juvetor ab allis. ego quidem masime cuperem eum
Fürare, si possem; scilo enim quod magnum inde consecuturus
esse si suis posset opus illud excudere impensis, et ita
F>osset posten alia quoque opuscula nostra suis expensis imprimere.
=# mesrum facultatum tenuitas non sinit, ut juvem illum quantum
foret. accepi quidem nudius tertius licteras cambii pro 50
lorenis renensibus ab optimo et piissimo viro R"° d. cardinali
Marcello legato etc. !, quibus addam alios quoque 50 floranos ex
Densjöne praepositarae Horbipolensis, si supervixero natalem do-
ini proximum, ut adjavem illom centum florenis; sed he sum-
aula non suflicit. reguiruntur bene sexcenti floreni pro papiro
@4 opus illud splendide excudendum 2. nostri autem praelati adeo
non corant de hujusmodi rebus, ut nein mutuum quidem aliquid
Äre volint. gquum igitur ex aliquot jam colloguiis intellexerim
Sngnlarem ac miriflcum zelum pietatis in Rev. D. Y., visum est
"ihr hane necessariam curam meam detegere et sub spe boni
in sinum prudentiae vestrae effundere. quod ut aequo
aceipiat Rev. D. V., iterum atque iterum rogo et obsecro .. .
Ex aodibus hospitis mei Wormatiae 20 die novembris 1540.
GE, Cochlacus an Kardinal Cervini: Dank für Über-
Sendung eines Geldgeschenks. Verlustvolle Rückreise aus Ha-
=Zenau nach Breslau. Abermalige Berufung durch den König
each Worms. Ankunft Granvellas. Die Verordneten des
Kaisers und K. Ferdinands. Die übrigen Theologen. Zu-
=ammenkunft beim Bischof von Feltre. Schriften des Cochlasus;
Sie ersten Drucke Behems. Notwendigkeit, letzteren zu unter-
stützen. Geht vielleicht nach Regensburg. — Eröffnung des
Meligionsgespräches am 25. November. Rede Granvellas. 1540
November 24/25 Worms.
Anz Florenz Arch. di Stato Carte Farnes. flzn 40 nr. 5, eigenh,
Orig., auf der Adresse: risposta a 8 di gennaro.
R=* domine patrone et benefactor pientissime,
8 literas Ra D, T., datas Bruxellis secunda septembris,
1) Vgl. or. 68. ?
ae logium des Witzel gelaı im Jahre 1541 zum Druck
@urch Behem: s. Widmann S. var dr
‚Sanı® domino mostro papae summo pontifich
ıs Robertus Scotus theologus eximius, si forte Sanetitas
slit ullo eleomosynas piae ao necossarine opore illum jurare.
im ungoam opus nobis fuit Adeli typograplo, qui mosteu
da adversus vovas haeroses tum latina tum germaniea ex-
et in Germanine civitates per certos bibliopolas dispergat,
profeeto maxime opns erit ut talem habeamus, sive Hat sire
at ulla hie in religione concordin publica quum intelligam
Rum p, T, nsque adeo benignam atquo propensam esse
efacien: ‚etiam de tuo were, licet nondum sis unus de
mis neo esse forte desyderes, iterum supplex non jam per
‚ed pro mecessitate conservandae apıd nos religionis con-
nt gratiose consyderare ao circumspicere digneris quomado
noyus noster typographus commode sine molesto gravamıine
divitum, qui religioni catholiene eonsultum velint,
butione, id quod R®“ D, T. difficile fore non arbitror, si
oullos alios cardinales et praolatos, saltem apud elemen-
ım dominum vicecancellariam, foelicissimum ilum eruditionis
hartum et alumnum pietatis » si objeceris, ut jure potes,
'episcopales Gerimanorum praelati non suceurrant aut con-
&*%, nescio quid sine rnbore quenm respondere. non enim
Hegel de eoram negligentia conqueri. plura nunc
molo ..
A prolixior sum quam vel ad tantum viram decet ve] oceu-
48 nune meae facile sinunt. ignoscat obseero R"* D. T. et
gitet quomodo possit aliqua contributione juvari pauperculus
ovus typographus, fidelis utique et syncere catholicus, qui
rt fügiendum Lutherismum Dresdae omnia sus dereliquit. si
'sommode juvari debeat, opus est ut juvetur ante proximas
ins Francfordienses, in quibus papyrum et alia necessarin
tz hoo est ante dominicam Iastare aut judica in quadra-
« id per Fuggeros ant Welseros fieri posset, qui per cam-
t ei essent Francfordiae in nundinis enm pecnniam
pi ex divitibus praelatis auxiliatores tua promotione ac
‚intercessione contributori ossont.
me valent R”* D. T. et sibi persuadeat me ista multo cum
seribere; sed zelus fidei et improba necessitas jubet hie
'D. i. Kardinal Farnese.
‚Es Folgen die uns schon bekaunten Mitteili über den Ver-
Meatn die katholische Sache und die Errichtung einer Offizin
n durch Franeiscus Behem (den Cochlaeus hier mit Namen
perfr n 0
tareno Sadoleto Polo, inprimis pientissimo putrono acht
meo maximo, domino vicecancellario, nune seribere ss
at si commode fieri queat, obnixe oro ac supplico ut R®* D, T.
Ognetur meam parritatem illis eommendare ac fidelem de me
operam in hoc conventu pollicere. suggeram enim fidelitor non
solom externis theologis, sed etinm ipsi domino de Granvella
qusedam, ubicumque oportunitas dabitur, quaecungue ad rem facere
videbuntur. iterum valeat Rw» D. T., eui me perpetuo addico
summa cum animi gratitudine.
Ex Wormacia 24 di novembris 1540.
Si forte dissolvatur iste convenfus antequam respondeat mihir
R® D. T., poterunt literae mitti Nurembergam ad dominum-
Christophorum Scheurlium U. J. doctorem, Caesareum regiumgus
eonsiliarium, qui sciet eas certo ad me mittere ubicumgue fueroz;
forsitan enim et Ratisponam jubebit me res Romanorum pro-
fieisei.
Non licuit per festinationem relegere: peto veniam erratis.
[Cedula] R"* domine, pesta heri non abiit; hodie autom
peracta missae celebracione illustris dominus de Granvella scilicet
cum episcopo Secoviensi casterisque regis Romanorum orateribus
ac cum suo comitatu recto de majori templo ivit in praetorium,
ubi praestolabantur eum domini oratores quatuor principum prae-
sidentium. advenerunt et alii omnes utriusque partis oratores
tam saeculares quam scolesiastici, quibus in unum
Caesareus orator in altiori sedens loce exhibuit primum literas de
se scriptas a Cuesarea Majestate ad prineipes et status Imperliz
deinde mandatum bene longum, in quo Caesar honorificentissime
dat ei plenissimam agendi in causa religionis potestatem. quo
perlecto publice omnibus audientibus ipse postea exorsus est ora-
tionem ad pacem et concordiam exkortatoriam, adeo sane et verbis
orpatam et sententiarum pondere gravem ut per omnem witam
non audiverim ullam animo meo jucundiorem. ex qua sans
maguum spero fructum. adhibuit posten magnifico prandio suo
et regios oratores et Hispanos theologos, vir sane summae et
autoritatis et prudentiae, dienus ni fallor omnium laude favore
et gratia. baec R”“* D. T. minime roticonda esse duxi. iteram
iterumque vale, domine clementissime.
Ex Wormacia in die s. Catherine 1540.
69. Cochlaeus an Cervini: die neuen Drucke Behems.
Unbilligkeit der übrigen Drucker. Stand der Dinge am Re-
ligionsgespräch; geringe Aussicht auf Einigung. Thätigkeit des
Coclilaeus. Der Kaiser und der Regensburger Reichstag. Die
nn ah
uw —
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM DRIEFWECHSEL. 441
fünfte Philippiea- Nachweis ungedruckter Autoren. Vertei-
digung des apostolischen Stuhls gegen die Protestanten. 1540
Dezember 14 Worms.
Aus Florenz Arch. de Stato Carte Cerviniane filza 40 nr. 2,
eigenh. Orig., auf der Adresse: risposta a 8 di gennaro.
R=® domine praesul et princeps charissime.
5. seripsi nuper ad R“== D, T, literas festinanter, quibus
Aachen tria exemplaria rocans excusa, non quod viderentur mibi
lo=—tione R"* D. T. dignn, sed ut haberem occasionem commen-
dee di affinem meum novum typographum, qui ea impresserat opus-
Ce none ob eandem causam aliud mitto oxemplar parvali li-
‚ ut inde saltem, si aliae forsitan deperditae essont literae,
Te ae, cognoscat R"* D. T. quod homo iste utiliter nobis Ca-
th —elicis gervire posset, si aliena ope piorum 6 primis extricaretur
. officina enim ejus nondum est plene instructa; nom
bee st adhuc satis scripturarum typograpbicarum. oportebit ipsum
ee ers ab illo qui Lipsiae est afline meo; is autem cum propter
ne on quibus involutus est, maxime indigeat pecunia parata, non
(ut vereor) scripturas nisi numeratam vident pecuniam.
nos nescio quo fatali torpore Catholic ea quae ad conser-
religionem necessaria forent negligunt; ideo ex longinquo
auxilium pro has necessitate nostra quaerere .„.. 1a
teri typographi nobis neque fideliter neque libenter serviunt,
SE ans aere nostro conducantur, quemadmodum ego nuper expertus
SEE en, quando excusa est mihi Philippica quinta, liber non magnus,
Pa quo exigit a me impressor florenos Rhenen. 25, licet neque
m recte impresserit neque suum aut loci nomen expresserit in
—ente aut calce libri, sicut exteri fücere solent, justius ageret
cum hic novus typographus aflinis meus, si plene instructam
m rpret officinam. et tantum de typographo.
{ Quod ad novum hoc attinet colloguium, non possum adhuc
I undi aliquid seribere, quia nimis lonte festinatur. res eat
diffieultatis et perieuli. habemus in parte Catholicorum
a ondam adjunetos qui sunt Lutherani, quidam aperte, quidam
» quando ii qui sunt synceri, aliquid seribunt presidenti-
er rin6, deindo at Protestantibus (hoo eat ndrorsariik) PrOR6-
lim et oxhibendom, Lutherani illi, qui eis adjuneti sunt, Im-
Pllunt contradicendo et parti adversse illud manifostant occulte,
iegnam püblico exhibentur. 'nun ost igitur mihi ulla de vera
re fide et religione concordia spes aut fiducia, nisi Deus optimus
en arimos moverit potonter corda Protestantium ad resipiscendum,
ni emnis sunt possibilia. nomina ergo eorum qui ad colloquium
u eptati sunt, hisce literis adjungo, ut vident R"* D. T. quanto
nn spligentiores sunt principes nostri circa hano rem quam sunt
rg
au nen m, et si non videbitur indecorum,
D..N. mens diei preces et fidelin studia
.- Auen Aa, qualia decet prestare obedientem sanctae matris
ecelesise fillum vero et summo orium Christi pastori. certe hisce
diebus, dum apud me ipsum domi excuterem septimum con=-
fessionis et apologiao luthoranae artienlum, acri disputatione
‚ostendi illorum impudentinm, qui catholicae ecclesine nomen sedi
apostolicae detrahere et sibi arrogare praesumunt, et probavi ex
©» geusestione totius dissidii hujus scopum summamque pendere,
sd prolisior sum quam me decet; ignoscat obaecro pietas tun.
cretera quae Hagenoiae promisi. alia vice missurus sum; nune
enim neo decet me addere magnum aut gravem fasciculum.
Ex Wormacia 19 kal. januarins 1540.
70. Cochlaeus an Morone: wartet in Mainz auf Gelegen-
heit nach Rogensburg zu gehen. Ein Vorschlag Hoetflters zur
Versorgung seines Gehilfen Johannes Gunter. 1541 Februar 6
8. Vietor bei Mainz.
Aus Mailand cod. Ambros. O 230 sup. fol. 141, eigenh. Orig.
R”® domine praesul et patrone pientissime.
5. quamquam hie sum apud nepotem !, videor tümen milimet
exul, cum non habeam hie firum Baden et anlınus magis de-
== esse apıd R"=® D, T,; sed quid faciam? Cnesaren Ma-
ret Spirae aut Heydelbergue ot nix omnes vias obsidet
reddit et amici probibent ne abeam sine comitatu, com-
Moguntini abibunt quam primum intellexerint abeundum
Bese; obserrant enim Caesaroae Majestatis iter, volunt ut in
Borum abenm societate. terrent me prasteroa graves Ratisponae
Sxpensae; mira enim ferunt de omnium rerum gravi precio, sub-
sisto igitur hie, licet incertus sim quando sit abeundum. certe
mulla commoditste men vellem tardius venire Ratisponam
quam oportet; at non video quid a me utiliter fieri ibi queat aut
-quovis alio in publico religionis negocio absente Caesare, hic
Br per typographom saltem aliquid agam circa septimum
qui de ecclesin est) confessionis articulum, in quo totins contro-
seopus consistit. 0go igitur supplieiter ut R”* D. V. has
nörae causas dignetur aequi bonique fucere. per me profecto
mon 2 kan alii sie volunt.
un 2,Sgmae Gemeint ist der in Nr. 28 erwähnte Johann Bauer (Agricola),
(im Su 1535) sein Kanonikat zu $, Victor in Mainz
(was er in einem der nicht abgedruckten Abschnitte von
erwähnt). Dieser Neffe war es auch, der, wie die voraufgehen-
Briefe Derdkren, der Familie Behems anfangs Unterkunft gewährt
En
w
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 445
*ractatui, si tot rationibus tam dextre ac ordinate volut in aciem
"productis animi colloguentium et ad pacem componendam benigni-
tate placida invitarentur et ab ulteriori contentione periculorum
enumeratione deterrerentur. quod igitur negleetum ost Wormacias
x necessitate forsitan inopinatae abitionis aut ex impedimentig
(quae varia contingere solent) peregrinationis, resartiatur quaeso
Primo quoque tempore domi et in patria, ut si forte hic non
‚poterunt plene ad veram concordiam emolliri aut trahi dissiden-
tum animi, oratio toa ultimum foeliciter superaddat colophonem.
mihil enim potest esse hoc tempore aut salubrius aut magis ne-
<essarium gquam pis persuasionibus absque armorum vi atque
*umultu sublatis e medio dissidiis ecelesiae unitatem redintegrare,
‚ut conjunctis antiqus oharitate animis et adunatis copiarım viri-
bus, placatum habentes Deum, Christiani nominis hostibus trucu-
lentissimis non solum resistere, sed otiam jugum imponere valea-
mus. rumpat igitur R. D. Tua omnem precor edendi moram, ut
‚absens corpore spiritu et oratione praesens salutaris concordiae
Promoveas tractatum. hie enim nondum agi eoeptum est; quara
in tempore tus mobis succurrere poterit oratio, ei nullam in
‚edendo patiatur moram. bene valeıt R. D. Tua, eui parvitatem
meam devote commendo.
Ex Ratispona 3 idus martii 1541.
72. Cochlaeus an Vergerio: bedauert, diesen in Regens-
bürg nicht mehr vorgefunden zu haben. Schickt den ge-
wünschten Brief über die Wormser Rede des Vergerio sowie
einige Schriften. Teuerung in Regensburg. 1541 März 13
Regensburg.
Aus Venedig cod. Ambros. lat. cl. IX nr. 66 fol. 107, eigenh.
Orig.
8. P. ER" domine. gratissimum mihi sane fuit reperisse hie
famulum tuum, qui mibi indicavit quae jusseris, dolui tamen.non
medioeriter neglexisse tam parvo intervallo R”" D, T. praesen-
tiam. veni enim hi quinta die martii ', quum jam jam paulo
ante Tusn R. D. hine abierat. pergratum vero mihi est R, D.
Toam 350 adhuc memorem eorum quae Wormacine inter te et
me ultronea gratis et benignitate sancte promisisti. quod autem
jussisti ut epistolio aliquo commendarem orationem tuam, ega
certe is non sum qui tuis seriptis tam ornate ac sapienter et
-elegantibus verbis et gravibus sententiis compositis aliquid orna-
7) Ein Schreiben des Cochlaeus vom 6. März an Nausea in dessen
, P- 2995q.; vgl. daselbst die ferneren Briefe des Cochlaeus
vom April bis Juli (p. 508sq. 810. Silsq. 317. 82059).
BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 44T
more aliorum oblationem ad altare depor-
quid ego desyderem, R"* D. T. adjuncti libelli prefatione
intelliget . vereor equidem, si colloquium continuari
ad eum modum quo Wormacise nuper inchontum fuerat,
longum fore tempus antequam Äniatur. edidi igitur eun-
Ay Jibellum germanice quoqus; scio enim nestris Germanis lon-
Fun in conventibus imperialibus moram perquam gravem at
Molestam esse. interen tamen dum meis sumptibus e Wormacia
be yenio et hie initium rei expacto, datur mihi u Serm rege
Romanorum etc. licentia redeundi domum, et non mihi solum, sed
etiam aliis duobus eollegis meis, 8 quibus Rey. dominus episcopns
Secoviensis ante biduum abiit navigio per Danubium versus Vien-
dam, alter paulo post abiturus ascendet contra Danubium versus
Friburgum Brisgoine. ego ad tempus remanebo juxta consilium
“ woluntatem Ri domini legati et episcopi Mutinensis nnneli
APostolici. evulgavi item breve apostolicum et exhortationem Rmi
domini Feltreusis, ut inde cognoscunt nostri Germani paternum
se animum summi pontificis San"! domini nostri, et intelligo
\ eam editionem plurimis pergratam 0830; nam ultra 200 exem-
Plaria buc attuli et praeter hoc unum, quod nunc mitte, nullum
io emansit religuum.
—_ De theologorum colloguio nihil adhuc certi scribere possum,
ae quod ex parte Catholicorum perpauci adhuc praesentes sunt.
en, Eckius nondum advenit, hodie tamen aut cras
= vonfurus. ax parte adversa nondum vidi multos. vidi Bu-
= ra et Calvinum, quos et semel allocutus sum fumiliaxiter,
ana eos. de periculo animaram propter schisma perenntium
En enerem, ingemuit Calvinus et negare non potuit. adest etiam
* .i ; Molanchthon st nounulli alii, qnos nondum vidi. fuciam
‚ libenter omnis quaecunque a parvitate mea pro unitate
r jas et pro, jure ac honore sedis apostolicao fieri aut prae-
queani. propriis tamen sumptibus diu sie persistere non
BO ro; oportunissitno quidem reservayi donum tuum usque ad
ıs, sed ne illud quidem in longum sufficere poterit.
"Wormasiae recepi ex liberalitate BR"! et Ile! domini
‚Farnesii, vicecancellarüi ‚etc, domini mei clementissimi,
totum contuli in subsidium nori typographi Moguntiae affinis
‚ qui et hosce libellos excudit; immo etiam plus superuddidi
Es ist wohl die Schrift des Cochlaeus gemeint: De vera Christi
-qunestio necessarin ad Caes. au: ut Ratisponae in eonyentu
discutiatur (s. Widmann 8, TäL, Nr. 8).
ut alignid amplius a R”= D. T. ee wa
T. me dono tuo liberalissimo non abusum
amplissimi ac illustrissimi domini cardinalis Farnesii m:
Bittet, ihn dem Papste und Kardinal Farnese
Ex Ratispona nonis aprilis anno domini 1541,
74. Cochlacus an Cervini: Dank für einen A.
die Päpstlichen. Absicht, seinen Wohnsitz I Wi ne 2
nehmen, um der Kirche besser zu dienen.
Aus Bibl, Vat, cod. Regin. 2023 fol. 107, eigenh.. Orig.
R"* in Christo pater ac praesul, domine elementissime.
8. literas R”® Dominationis Tune datas Romae 7 calend. junit
recepi bie 5 idus junias cum debita sane et reverentia et g
actione. quia otsi me Jonge indigniorem existimo atquo
ut debeat mihi R“* D. T. ad ullas respondere literas, ren
perfunditur mens mea gandio quoties a magnis viris, x
vero a R”° et II" domino cardinale Farnesio vicecancellario
et a R"* D. T, tam propensa ot clementi in me voluntate ao
beneficentin qunmlibet etium breves recipio literas, quin
aliquid consolationis afferunt nobis hie in gravibus animi cuı
taediisque et molestiis per adversariorum improbitates constitntist
ee0e quot jam mensibus protracta fuerunt colloquia de religione,
quae a multis parum religiose habita sunt. ego corda non judi-
©0; corte exterior apparatus actusgus et affectus mon kalis mibi
visos est qualem res tanti momenti desyderabat. sed de ils seri-
bent alii, quibus omnia sunt cercius quam mihi comperta. «go
privatus hie ngo. rex enim Romanorum dominus meus clmen-
tissimus jum pridem ante menses aliquot dedit mibi cneterisque
collegis meis, quos Wormaciam profcisei jusserat, domum redeundi
licentiam. sie et domum omnes redierunt jan dudum praeter
me, qui etsi domi per absentiam multa interim negligo, tamen
bie elementissims foveor a R"* dominis cardinale legato et epi-
scopo Mutinensi nuncio apostolico, qui mihi (R”* Dominatione Tas
elementer procurante) commissione R=! et JM domini eardinalis
Farnesüi bis jam dum hic ful in sumptus quotidianos pro equis
et famulis meis pecuniam numeraverant, primum 40, deinde 50
scnts italica. non habeo igitur nllam de impensis conguerendi
causam aut necessitatem. Deo sint gratine et sedi Spaniel
eontristat me multorum improbitas et fraudulentin, qui causam
ET er
ide Bilehe ns neque fideliter neque pie neque
tractant, cogito igitur posthac allis rationibus ecelesine
negocium pro modulo paucitatis meae tractare atque ut id com-
‚queam, intendo dimittere canonieatum meum Vratis-
luviensem atque Harbipolim migrare !, eo quod Vratislaviae multae
-znibi desunt oportunitates ad fructificandum adversariisqgue resi-
ran ann. quas mihi Herbipoli non its defuturas esse spero. qua
de re scribam aliquando apertius, ubi nllum senseru fructum.
aune unum vere affirmaverim me semper desyderasse ut colloquia
‚hujusmodi non Hayes st ubi omnino habenda erant, adıno-
auisse ut ante omnis tractaretur cum adversariis super quodam
‚seripto suo quod Smalcaldine anno superiore concionatores eorum
«omoibus confooderatis illis publice obtulisse dicebantur ®, sed
visum est plaerisque consilium illud meum importunum, quis
leniter agendum esset-cum illis, ut animi eorum ad concordiam
paratiores redderentor. bona certe et pin erat haec eorum in-
tentio, sed malignitas et fraudulentia pertinaxque propngandas
haereseos studium et superba eruditionis praesumptio ex parte
adversarioram non erat omnibus nota ot perspieus. go qui lam
20 annis multu ab iis perpessus et expertus fueram, nom potui
itis corum blandieiis et promissis fidem habere aut spem
Serium concordise concipere. spero tamen adhuc Üaesarem et
Rem dominum logatum viam aliquam bonam inventuros 0880, qua
Wendacibus adversariorum jactantiis ‚et gloriationibus eflicaciter
obrietur. bene vale R““ D. T., domine clementissime, eni me
- debitorem obstrietum esse nunquam negabo.
Ex Ratispona 15 die junii 1541.
75, Cochlaous an Contarini: Plan der Herausgabe alter
Autoren. Lutberische Prediger in Breslau. Bedrängnisse der
katholischen Geistlichkeit daselbst, besonders des Domkapitels.
Katholische Drucker. Cochlaeus ersehnt eine Pfründe im oberen
Gerücht vom Tode des Papstes. Venedigs Jung-
räuliehkeit und Cussiodor. Verbreitung von Ablässen. Morone.
Beriehungen zu den Jesuiten, 1542 Februar 23 Breslau,
3 Arch. Yat. Arm. 62 vol. 37 fol. 166. 166 eigenh. Orig.
Res domine, patrone omnium benignissime.
8 memor pü ac salubris mandati R"* D. T., quod Ratis-
nn
Über diesen Vorsatz und wie derselbe scheiterte, ist zu sehen
Brief an Nausea vom 22. Juli 1546 1. 1. 3208q.
Von dieser Schrift, einer augenscheinlichen Fälschung, ist in der
ea vom 5. Dezember 1540, aus Worms, die Rede.
Deutsche Geschichte VI® (Analekten), 8. 170.
Beyer. 1 K.-0. XVII, 3. PN)
| n FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL 451
eam fecere necessitatem. nondum sumus tamen satis securi, ti-
mentes impensarum onus nobis prorsus importabile futurum. aliunde
enim advebenda est terra, qua in vallım longom et munitionum
areas rotundas nggeres fiant, et ad utrumque latus insulae contra
Numinis impetum in ripa aedifieandum est munitionum et valli
fermamentum.
In has perturbationo et perienlorum metu unum seripsi librum,
quo ad tres supradicti adversarii nostri libellos respondi, et
quidem modeste, eitra conviein. sed non est consultum nune
edere neque liceret hujus urbis typographo pro religione catholica
bie quiequam excudere. ad eam, proh dolor, angustiam deveni-
mus nos Catholici ut in universn Germania vix tres aut quatuor
urbes nobis supersint in quibus typographos habere possimus,
nempe Vienna, Ingolstadium, Moguntia et Colonia. Lipsiam morte
dueis Georgi fol. rec. pordidimus, ubi satis commodum mihi para-
veram chalcographum, qui nunc Lutheranus esse cogitur, trans-
misi igitur allum Moguntiam, eui primum desponsavi neptem; is
mihi excudet pia veterum opuscula quae R"= D, T. indicaverit
mihi. (quoniam vero novus adhue et pauper est, indiget in onus
impenssrum aliena ope. ea autem collatio Herbipolensis, quam
Res f). T. pro me Ratisponae disposuit, in irritum eseidit, quis
falso nunciata fuerat mors possessoris. cum igitur nullum habeam
benefieinm in Germania superiore, erediderim non impie fneturam
esse R=" D). T,, si mibi a sede apostolica impetraret vel cononi-
eatum vel pensionem alignam Spirae, Wormatise, Maguntiae aut
Coloniae, ubi propinquior essem typographis, sieut et Herbipoli
Propinguus esse possem, si mihi ulla ibi esset residentia. nullum
“dhue reddidit ad literas mens rosponsum Rev. d. abbas Kemp-
Rev. et generosus dominus Otto Truchses, cantor Spirensis,
benigne promittebat mihi de aliqua Spirae providenda
?eeidentia, sed interim nihil ad me seripsit . . -
Empfiehlt sich den Kardinälen Farnese, Cervini, Sadolet, Pole
and Aleander, grüfst ex honestissima familia R"°° D. T. inclytos
es alyue doctissimos viros d. Ludovicum Becontellum, d. Hie-
um Nigrum, d. Philippum Gerium, d. Tryphonum Bentiom,
item et camerarios,
Ex Vratislavia.die 23 februarii anno domini 1542.
B=* domine .... vulgaris est fama et in Slesia et in Misnia,
mm pontificem Paulum ITT fato (quod absit) concessisse, quod
est, precor animao ojus Instas in roquie neterna sades at
a apostolicae foelicem praesulem, qui fidelem se praebeat (ut
Toeit) sonlonlas entholicae pastorem et inter monarchos affeetuum
&
2) Dies auf einem kleinen Zettel, der zwischen foll, 166, 186 ein-
Bekleht ist; das folgende auf fol. 166.
29*
BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL, 453
BE au Tara seine beiden Kanonikate in
‚Breslau. nach Eichstädt. Ein katholischer Drucker
in Ingolstadt. Schriften. 1543 August 23 Bichstädt.
Aus Neapel Gr, Archirio Curte Farnes. fase. 687, eigenh. Orig.
Ne forte putet R”® et Il”* Amplitude Tua me vel obiisse
jamdudum, vel immemorem (quod absit) esse benefleii quo me
beavit Celsitudo Tua, quando super prepositura Herbipolense
assignavit mili elementissime centum florenos in annuam pen-
sionem, scribendum duxi breviter quidnsm sit modo institutum
meum. etenim quum Vratislavie duo possiderem sacerdotia, unum
ex collutione Ser" rogis Romanorum et alterum ex vocatione
ultronea venerabilis capituli enthedralis ecclesine, postenquam
‚certior fastus sum de obitu doctissimorum hominum domini Joannig
‚Eekii * et domini Alberti Pighii ®, reliqui Vratislaviam, ubi typo-
graphum habere non poteram, et migrari hno pin vocatione ac
‚provisione R"! domini episcopi Eystetensis ®, ubi typographum
'habeo vicinum Ingolstudii 4, qui certe Augustam ad Zvinglianos
rediturus erat (ubi et anten habitavit), nisi personaliter ad
eum venissem; mortuo enim domino Eckio nemo ad imprimen-
dum ei dubat. ego itaque mox fradidi ei libellos duos, unum
latinum, alterum teuthonicum, ut in proximo mercatu autumnali
evulgaret Francfordie; subministravi quoque non solum impensas
pro ntroque, verum etiam pro papyro ampliore ad religua opus-
eula, quam Francfordie comparatorus est. latinum itaque nung
mitto ad B"*" et Ilj"-" Celsitudinem Tuaın, princeps Horentissime;
‚ex enjus ultimo saltem capitulo cognosci queat qualis sit erga
sedem apostolicam fidelitas mea et hereticorum impudentia, addo
‚et alium libellum parvulum, quem congratulandi gratia olim edidi
per alium typegraphum mihi affinem ... .
Ex eivitate Rystet die 23 augusti anno domini 1548.
77. Cochlaeus an Cervini: die Ketzer im Kölnischen; der
Brief des Kaisers. Eingreifen des Cochlasus. Übersiedelung
nach Eichstädt; finanzielle Lage. Die Kurtisanen als Pfründen-
räuber. 1543 Öktoher 29 Eichstädt.
Aus Bibl. Vat. Cod. Regin. 2023 fol. 105, eigenh. Orig.
1) gest. 10. Februar 1548.
Yan 26. Dezember 1542.
E) hierzu die Historia de actis et seriptis zum Jahre 1548,
wo ee auch erwähnt, daß er die gegen Bullinger gerichtete
Schrift De canonicae seripturae et catholicae ecclesiae autoritate in
diesen Jahre habe zu Ingolstadt drucken lassen. Das Nähere siehe bei
Zen, Heinrich Bullinger.
‚ander wankhem, seit 1539 in m etabliert. Vol.
St in Allgem. Deutscher Biogr., Bd. XLI, 8. 609.
—
altera vice graviter nocet absque commodo 00, nullo a me 1a-
cessitus unguam verbo nut facto. gravissime enim nocuit mihi
ante annos 8 [u]vertendo a me praaposituram #. Soverini Colo-
niensem, ut antea scripsi *, seripsi igitur intraso, qui possidet
nune eanonieatum ecclosine Nofvijmonasterii Herbipolensis, mt
cum illo componat ®, quem mibi R"" sanctae memoriae cardinalis
Contarenus Romae in optima forma (ut suis here 2
testatus est) ab ipso summo pontifice impetravit,
eontulerat anter Ratisponae ex falsa mortis ann
et suspicor adhus cam deceptionem suhornatam fuisse &
qui invidebant nobis theologis gratiam legati. Hotfilter nomine
meo rogatus Moguntiae a nepote meo respondit malle se omnia-
sus perdere quam hac in re cedere mihi; [go] autem decies.
potius cederem quam cum eo litem inirem Romas 2. eb
ei literas ex urbe missas a Jodoco Jenteno, qui se
oularium R. D. Mafaei *, ut transmitteret ad me; in üis
syllaba est quidem specinliter de illo eanonicatu, sed. u
generaliter de nescio qua pensione, cujus terminus fuerif i
s. Johannis Baptistas olapsus. ipse autem cum intruso og
sed intrasus obtulerat mihi pensionem 25 flor, yuam
suis artibus nune eripit mihi et vertit in alium et seit me
illa quoque pensione nilil habere quam R"“ D. T. assiguaverat:
primum Hagenoiae, deinde Worufseiae super canonicatu
tino. probe recordor verborum, quando dicebat ei Bma D, !
euraret mihi reete prospiei de illa pensione in literis
eonficiendis: ego nec literas nee obolum ullum recepi. En
placeant R"** D. T., maxime fallor, sed impossibile mihi
dere hoc de summa ot mihi perspectissima integritate
5"
d
N) ‚grarissime — seripei am Rande nachgetragen olıne Verweisungs-.
2) ut — com von Cochlaeus zwischen den Zeilen nach-
BER ut nicht er zu lesen; vielleicht unde?
8) ego — Romae am Rande nach; 1, so zwar, dafs das erste
De '0, nicht mehr vorhanden ist; das Papier scheink am Aufsersien
ingerissen.
4) Bernardino Maffeo, Geheimsekretär Farneses, später (1549)
u
BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 457
u te on
Ex Eystet in ipso dio saeratissimo natalis demini 1544.
79. Cochlaeus an Cerwini: Cerrini Konzilslegat. Wirken
Luthers und der Seinen wider das Konzil. Streitigkeiten zwi-
schen Lutheranern und Zwinglianern. Cochlaeus für den Bischof‘
von Eichstäadt zum Konzil bestimmt. Unwesen der westfäli-
schen Kurtisanen. Litterarische Thätigkeit. Kardinal Madruzzo.
1545 April 26 Eichstädt.
Aus Florenz Arch. di Stato Carte Cervin. filza 40 fol. 66,
eigenh. Orig,
8. seripsit ad me ex urbe Rev. D. d. Robertus administrator
Armachanus R=*= Dominationem Tunm destinatam esse a summo
pontifice ad celebrandum concilium oecumenicum Tridenti, de cujus
sans foeliei progressu et dubitant apud nos multi et ego anxio
sollieitus expecto, adrersarii et latine et germanice prorumpunt
in omne convieiorum et calumniarum genus, ut totam nationem
germanicam aveortant (quod Deus avertat) ab obedientia sedis
apostolicae. Lutherius tenthonice 26 quaterniones nuper proca-
eissime effutivit ', Bucerus latine sundet ut nationale, non gene-
rale agatur coneilium. clamitant omnes contra duas S"! Domini
Nostri papae epistolas ad Caesaream Majestatem scriptas ?; unde
arguments ad concitanda adversus sedem apostolicam
odis. stultissime sperant hujusmodi machinationibus opprimi et
exlingoi posse sedem beati Petri, quas super petram fundata est.
me tot animarum, quue illorum scelere in aeternum pere-
et dolet mibi tantum Jicere apostatis in totius imperii con-
ot patriae nostrae exitium! spero tamen si ex Hispanüis
advenerint aliquot episcopi et oratores, his malis salu-
propicio remedia eflicacin opponi posse; nam recri-
inter Lutheranos et Zwinglianos contentio, unde pru-
dentiores facile poterunt conjicere nunquam fore apud nos in re-
pscem et concordiam nisi rejectis sectis redeamus ad anti-
‚quam obedientiam. ita enim seripsit ad me nuper quidam egregie
dootus: redit tempus, inquit, in quod competat illud ex saoris
Hiteris: in diebus illis non erat rex in Israel, sed unusquisqne
guod sibi rectum videbatur faciebat ®. certe nisi cohibentur haec
seribendi et pingendi atrox et scandalosa licentia, prorumpet
HIER)
1) Wider das Ir a zu Rom vom Teufel gestiftet.
gl. v. Druffel, Karl V. und die römische Kurie I, 8. 73.
3) Richter 17 v. 6.
2
oro,
Ex Eystot eivitato die 26 aprilis 1545.
Bittet um Empfehlung an die Kardinälo Morone und Trient !:
is enim ante annos qninque gratiosissime obtulit ultro honestam.
pensionem Tridenti procurandam mihi, cum esset Hagenoiae; sed
non audebam deesse patriue sic in religione perturbatae, propter
guam et Vratislavine pinguiora reliqui sacerdotia. Giebt seiner
Verehrung auch für die Kardinäle Sadolet und Bembo Aus-
Bee
80. Corvino an Cochlaeus: Besorgnisse wogen des Reli-
gionsgesprächs [1545 September 6 Trient] ®.
Aus Florenz Carte Cervinione filza 40 zwischen foll. 214 und
215, Konzept ohne Datierung.
Accipio exousationes tuas quod te isthine nondum moveris #.
vellem et illud aeque probare posse quod de colloquio scribis,
‚de quo equidem cum Rossanensi ® non sentio, sed contra valde
solieitus sum. num praeter id quod tempus teritur et quud con-
‚ciliom impeditur ad tempus saltem, ei libertas adimitur, quod
ipsam pro sose est indignissimum. accedit etiam illud incommodi
ut quem tandem Änem res sit habitura, non plane videam. ita-
‚que Deum quidem quae fücta sunt bene fortunare et oro et opto;
werum © republica ea esse mihi nondum persuadere possum. sed
‚de his satis forsan superque. quid autem tu nunc agis et quid
moliaris, velim certiorem me reddas. vale.
81. Cochlacus an Corvino: Schlechte Nachrichten von Cor-
vino. Vereitelte Hoffnung nach Trient zu gehen. Polemik
gegen Bacer, Neueste Schriften. Das Religionsgespräch. Ver-
anstaltung von Neubearbeitungen; Plan einer Gesamtausgabe
seiner Schriften. Knappheit seiner Mittel. Unwesen der Kur-
1) Christoforo Madruzzo, Bischof 1539 —1067, Kardinal 1544.
Am 80. April schrieb Cochlaeus bereits aufs neue an Cervini,
iekt v. Druffel, Mon. Trid. = In (aus dem nämlichen Fuscikel).
r. 81
worauf ol s Antwort, ist, bei v. Druffel, Kaiser Karl V. Kr die
römische Abtl. 111, $. 851. (263), ar, "11. — Ein voraufgehendes
Schreiben des Gochlaeus an denselben vom 28. Juli gedr. v. Druffel,
Mon Trid., nr. 167,
5) Girolamo Verallo, damals Nuntius beim Kaiser (vgl. Nuntiatur-
berichte, Abtl. I, Bd. VIII).
ku 4
“ 3 eisdem de rebus, unde lector cognoscat hasc
SMS 400 amnos doets reprobata et publice dumnata fuisse. at
Wogustins exeuditur mihi ab affine meo novo typographo libellus
Mdam latinus a me nuper factus, quem ante annas 8 teuthonice
Aderam de autoritate et pofestate generalis concilii contra 30
Pfopositiones Lutheri, quas eo tempore evulgaverat !, de collo-
io? autem vehementer sollicitus sum, ne forte meam quoque
“ Darvitatem ad illud deputet Caesarca Majestas. intendo enim
s0rio agere adrersus Bucerum et quosdam alios Ratisponse
comitiis, ut accnsem eos public et de haeresibus in doctrina
de erimieibus in vita. putat enim Bacerus de iisco me nihil
j audere coram.
Non levis insuper tenet me cura redigendi libellos meos in
unom aut alterum volumen, in certas classes aut tomos distri=
busndos, tum quis id a me petant plorique etiam in Germania,
tum quia anten neglectim excusi et maliciose suppressi ad ex-
teras nationes raro et in perpanco numero yonernnt. qualiter
'wero eos ordinari velim, ex adjuneto registro poterit R”* D. T.
Hiquido cognoscere ®. arbitor equidem (absit jactantia verbis) per-
pancos hodie superstites esse qui aut diutins aut crebrius contra
has novas sectas dimieaverint seriptis tum latinis tum tenthonieis,
-qusm ego per Dei grutiom feci. restat autem non modicus ad-
huc ad opus juxta intentionem meam perficiendum. opor-
tebit enim me et tenthonicos in latinum vertere ot latine soriptos
recognoscere et in quibusdam vel addendo vel adimendo meliores
reddere, erit id sane netati meae multis incommodis fractae et
imbecilli perdiffieile, nee est qui adjavaret neque leve futurum est
'onus impensarom, quod certe typograpborum in Germania nullus
in sese suseipiet, niei me in expensis habent socium, qualem me
habuit hoc biennio typographus Ingolstatiensis, sed parum aequn
semper enim a me pecunias recepit et obnlum nullum
zeddidit, qaum tamen super 330 florenos a me roceporit. sed haso
nihil eurat curtisanus ille, qui solis eitationum minis eripuit mihi
soperbo pensiuncalam 25 florenorum, quam RB“! domini cardinalis
-Contareni sanctae memoriae beneficio ex quodam canonicatu Herbi-
poli obtinueram; de quo sane otsi multis magnisque conquostus
sum, nemo tamen videtur corde percepisse praeter unum RW"
dominnm Rossanensem, qui en de re cum illo egit. is quidem ei
promisit reddere mihi eam pensionem, sed nil nisi verba dedit.
| 8. Widmann 8. 77, Nr, 1,
2) Das im Wormser nn vom 4. August nach Regens-
#3) Die Beilage fehlt (val, Mon, Trid, p- 111, 0. 1).
a
iz
I
“ Li
tam superbe enim egit ut mihi Te
quicgnam dicere ant ostendere dignatus sit, sed dixit
mepoti meo Mogantiae, cum pro me deprecaretur, malle se omnin
sun perdere quam eam pensionem relinquere mibi, id ego premii |
pro laboribns 25 annorum ab illo praedivite eurtisane, qui omnia
sun ab ecclesin et sede apostolica hal ‚ rocepi et nullum im
urbe memdrum scclesiae compatitur mihi. fecit et aliam
me frandem ante annos 10 eum damno meo decies
quis arguit eum de peccato illo? bone Deus, quanta in illum-
beneficia contulit sedes apostolicn et in plerosque alios, qui opi-
mas habent praelaturas et pensiones, e quibus nihil prorsus con-
ferunt ad defendendam religionis causam, et conferuntur ndhuc
quotidie in tales qui scandalizant infirmos et odia excitata magis-
adhus uggravant. et solus Cochlaeus, qui sun benefieia pingniora
Vratislarine (qune a sede apostolica non recepit) propter evele-
sine causam relinquit et nescit quamdiu in Germania permanere
queat, non nisi unica ex pensione praepositurae Herbipolonsis
portione (quam certe a R"= D, T. alumno foelieiseimo BR et
Ll®° domino cardinali Farnesio cum perpetua ad Deum memoris.
ot gratiarum actione acceptam refaro) dignus habetur. certo si
ociari velim Vratislaviae, abunde satis haberem unde quietissime
vivere possem. sed absit ut private eommoda praeferam religioni
et autoritati ecclesiae sedisque apostolicae!
Haec scribo, R” domine, ut ad onus omnium opuseulorum
imprimendorum, per quae apud exteras quoque nationes cansamı
ecelesiae commendare et haereticorum vosanam impietatem con-
futare a6 detegere satago, alin ratione acquiram quam ex barsa
aut fiseo sedis apostoliene aut cardinalis Farnesii subsidium.
faeilius enim poterit mihi aliquid pensionis reservari super aligua
praepositura (quantae enim sunt per omnem Germaniam, maxime
in tractu Rheni et in partibus inferioribus pracposituras, quarum
eollatio ad sedem apostolicam spectat!) quam ex fisco-
onera per sese sunt in reipublicne necossitatibus graviss -
merare mibi. et de tali pensione non fieret multus elamar,
quoniam non dicerer praepositus, haberem tamen ex he
(de cojus titulo et honore alius gauderet) aliquid subsidil
alibi viverem, si hie propter seripta ovulganda commodo manere
non possem. credo enim necessariom fore ut ego ipse adsim ad
manum circa typogruphum, quando omnia opuscula edi debeant,
sive autem progressum habiturum sit coneilium (ut opto ap
sive impediatur diutius, utile fore spero ut aline nationes latine
intelligant quam inique ot inepte oppugnent ecclesinm sta
seotae. nam et in Italia dieunt non omnia in fide asse ao
integra ..... non licet mihi aperte soribere omnis fm]
et cunctas molestias quas me in Iaboribus meis gravant: Intelli-
Ku yR
& CASPAR PEUCERS, 463 |
plas quam satis dietum est. fecit ne pro-
de pietate et integritate R=* D. T. eonfidentia.
Ba Ten Vohkaisinn peinas:
Res patrone %, ed em am tam vehe-
menter insto pro aliqua pensione tum nd futuros ndversae for-
eventus, fum propter magnos sumptus, quos requiret om=-
niom opuseulerum renoyata editio. hubeo et alias causas, quas-
referre modo non expedit neque literis committere iutum ost ®,
(Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)
A.
Zur Verlobung Caspar Peueers mit
Magdalene Melanthon.
Urkundliche Mitteilung
Geh. San.-Rat Dr. Köster in Naumburg a. $.
Im Stadtarchiv zu Naumburg a. Sanle wurde von mir nach-
stehende, bisher nicht bekannte Originalurkunde, die den Schwieger-
sohn Philipp Melanthons, den Cuspar Peucer senior angeht und
in um dessen Leben ans Licht bringt, aufgefunden.
ist jedenfall mit einem Nachkommen Peucers, dem Magister
ar men nach Naumburg gekommen, der bier von 1732—1742
Rektor Stadtschule war. Zugleich mag auch noch bekannt
8egeben werden, dafs Caspar Peucer d. d. Augsburg d. 10. Mai
eg von Kaiser Maximilian in den Adelstund erhoben wurde
Verleihung eines Wappens, Abschrift des Wappen- und
a befindet sich in der Milichschen Bibliothek au Gör-
Hitz, cd, cod. 165.
Die gefundene Urkunde lautet:
"Wir die vorordente Commissarien des Consistorii /zu Witten-
BEE Folgende‘ Andet' sieh: nur Im Daplikit; als eigenhinäige
2) Am 81. m. et Beh nochmals ausführlich an
SEHE, weenlch aber Gegenstände: s. Druffel, Mon.
ar,
<
MISCELLEN. 467
Ber, heilige Mauricius und die theblische Legion.
S Müblmann 1896. 598.
Untersuchung darzulegen, Wind und Sonne noch einmal zu teilen,
und so yiel ‘als möglich den historischen Kern der Legende zu
‚ermitteln ($, 13). Sein Ergebnis: dafs Maximian die Oberoffiziere
ee aa de Login. dudiierai Katy, date er
und die Soldaten in gröfseren und kleineren Ab-
in andere Legionen und Garnisonen steckte (S. 5Lf.),
völlig in der Luft. Hauck.
IF
1 Hi
G. Grupp (F' Oettingen-Wallersteinscher Bibliothekar), Kul=
Sopuhichte des Mittelalters, 2 Bde. Stuttgart, Jos. Kothsche
Verlgsbuehbandlung, I, 1894; VIIL, 357 8.; 28 Abb.; II, 1895;
FL, 466 8; 35 Abb. 8. .% 6,20 und 6,80.
_ Die vorliegenden beiden Bände der Gruppschen Kultur
geschichte reichen bis an das Ende des dreizehnten Jahrhunderts;
der Yorfasser behält sich die Bearbeitung eines 3. Bandes über
14. und 15. Jahrhundert vor, Wie umfassend or sich die
> des Kulturhistorikers denkt, hat er im Nachwort des
2 As Banden gesugt: die gesamte materielle und geistige Bildung,
Wirtschafts- und Rechtswesen, das Kriegs- und Staatewesen,
aan ER ed und religiöse Leben sei in Betracht zu ziehen;
nur das Zuständliche und Bleibende, nicht die einzelnen
a und Persönlichkeiten seien zu behandeln; die Eigenart
einzelnen Zeiträume sei als Moment der geschichtlichen Ent-
N darzulegen und zu verstehen. Diese seine Aufgabe
die der Verf. nicht zu erfüllen vermocht: mir scheint vor allem
historische Entwickelung der mittelalterlichen Kultur zu kurz
Roman zu sein. Dagegen hat er aus der politischen- und
“Shengeschichte, aus der Rechts- und Wirtschaftsgeschichte
AS lerlei herangezogen, was der Beachtung wert ist und was auch
Ss eine Kulturgeschichte hineingehört. Nicht einverstanden kann
mich damit erklären, dafs Verf. seine Darstellung begiant
einer breiten Darlogung desson, was er sich unter dem
denkt, und mit einer Geschichte der Urkirche, Er
SS uns nicht, von wann an er dies Mittelalter datiert, Es hat
SE den Anschein, als meine er, das Christentum gehöre aus-
dem Mittelalter an. Jedenfalls aber denkt er wohl,
Sc Jas Christentum im Mittelalter seine klnssische Ausgostal-
ee efendenöhabe; Ader"wir legen dach auch: wohl. biatat
Ki E 2
468 ANALEKTEN.
das Christentum, nicht aber das Mittelalter ein absolutes Ideal
(II, 438). Mir scheint es, als ob der Verf. seine Gedanken nicht
gehörig in Zucht genommen hätte. So würden sich manche schiefen
Urteile erklären, so z. B. der Satz (I, 288): Wenn man von der
Hochwarte der Geschichte aus diese Dinge (d. h. die römischen
Zustände im 10. Jahrhundert!) betrachtet, verlieren sie alles An-
stölsige. Auch sonst zeigt der erste Band Spuren von Flüchtig-
keit in der Arbeit; der zweite Band ist besser und sorgfältiger ;
hier macht sich auch die katholische Tendenz des Verfassers nicht
so bemerkbar, wie im ersten Bande. Vielleicht können wir im
3. Bande eine ganz respektable Leistung erwarten; denn lebendig
zu schreiben und zu interessieren, versteht der Verfasser; und
wenn er das Urteil derer, die dem Mittelalter nicht das min-
deste Gute nachzusagen wissen, auf seine Berechtigung hin ge-
prüft haben wird, dürfte wohl auch sein Urteil noch etwas we-
niger günstig lauten als bisher. Ficker.
Leer 3
Ne a Dor arabische Josippuis — J Wellhausen, AbhandllGesdW Gött, ph B
Ünternuchongen ae ne H Drüner, D. ph. Marburg (98)
Les sonrees de Flav. Jostphe — Buchler, Rerkjaives XXXIV, 67. [39
I: _ Die ER v en Neue Erkl. der Beschreib. Jerusalem 0
4, 10. 2 — GGatt, Freib (VI, 66) R
2
Jod. V,
a Nicolai Damasceni fontibus quaest, rel. — P Tietz,
Marbır (40). Eee
Les juifs derant V'öglise et T’histoire — RP Constant, P
- re)
Das Judentum i. d. BDERDE griech. Welt. Ein Beitr.
des — MFriedländer, an (v, 7. 143
ar a ie auf € Grund des Talmud, 2. A. — F Weber,
een Messi La u
t. au Messie dans la lettre aimonide aux
ch du "Yemen Yemen
— Bacher, Revötjuives XXXIV, 67.
vi Die SE Rabbinerrersamml y. J. 1608 — M Hero-
t=, Pr. Frankf. a/M (80).
46
= Sachen Beige: } ude. Studie über die neueste Ahasver-Dichtung
Jos Gafsner (Frankf. zeitgem. Broschüren, NF 17, 9). 4
Die Juden im bospor. Reiche u. d. Genossenschaften der as-
Pie yo 96» dnuoros ebendaselbst — E Schürer, SBAk Berlin (26). 1
Kalp ER u. ee erh 2.
allia judaica. og. In France d’apr&s les sources
RS iniques — H Grol Rn. 50
‚Geschichte STH Te =; er Ansiedelung der Marranen
we. Wolland Gars» bis zum Beginne der Mendelssohnschen Zeit 4
'M Braun, 8. L (XL, 519) = HGraetz, Gesch. der Juden
Le due de nl Leopold et les Isradlites — Aron, no
87. [52
Geschichte der Juden in Rom I: 199 v. Chr. — 1420 n. Chr, —
Av. u. en rez. LOBI 22. 53
‚Judenverfolzun; m Kurf. Sachsen v. 1596 an — Burk-
StudKrit LXX,
te der Juden I Schlesien I — MBraun, Brel (8. dl
bis 79 u. AV—XRXIV). 55
Alte Kirchengeschichte
Allgemeines
(einschl. Übersetzungen, Apoerypha, Symbole, Inschriften)
Be pagsaphle Bir u Fe LEO B,P.I—E
6
ae Marker iR er 28 Kaiserzeit bis Theo-
dorus ]. u. ihre Quellen — H Peter, L (XI, 478 u. VI, 410). 157
ri
& gothischen Bibelnbersetzung I
=
F
I
»
55
Ga nen Ta
of Great Britain prior to the coming of Augustine
135
Bi: in ri an ang uch
The Nicene Crood; a manual — en Lin (448). Bu
eaikulems et l'inscription de Kara-Balgassonn —
IX, 1. "as
runs Creed and its early Commentaries —
Fez. "ThLze XXI, 5 (Kattenbusch). (139
Critie. dissert. on the Athanasian ereod — GD W Ommaney, io
Dispensation u. Dispensationswesen in ihrer gesch. Ent-
bis zum 9. Jahrh. — „ ArchkathKR LXXVII, 1—2. (141
BE
- Ein Bindeglied zw. d. pseudojust. Cohortatio ad Graeeos u. Ju-
Hans Da 82: d. Galilder (Dion eye 2) — Frl
Georgi N; i (Nemesii E ion libe:
Baal er WERE al op. VORRV 2 Köunard, Br. 0,
[}
“re ae N Bösen u. der schliefsl.
Fed v ER He Hr un, ten u. Es u. der Hai
nern Elemente i. d. Welt- u. Lebensanschauung des
v. Nyssa — A Reiche, Jena (60), rex. ThLZt XXI, 11 nz
ni Sregoni Theologi liber carminum jambicorum — M Gismondi
ST uthaliana — Robinson, ez, TLZ XXU, 2 (Boussen). „I
By a v. Gaza „Widerlegung des Prokloa“ — ID: A
v. Gaza — L Eisenhofer, Freib (VII, 84). 1135
ER des Erzbf. Andreas v. Onesarea — Dia
DEN Erzb. Andı Caes: Ä Co Ai
es Kirzi ndreas v. area im
iS. Ä 151
‚Pauli 2) — Frz Diekamp, ehdas.
hi La question Shen — L de Grandmaison, ll
Janr.
Bedenken — J Dräseke, StuduKrit 2. 158
Die sacra parallela des Johannes Damascenus — KHoll, TuU
NE 1,1 (XIV, 992), 1er. ThlZe XXI, 1 (Wendland). "154
- Die Homilie des hl. Ephraem r. Syrien über das Pilgerleben,
‚hrsg. u. übers. — Haffner, SBAcad Wien CXXXV. DR
Die jersetzung der Sextussentenzen — DRy:
"ish 1. ft 56
Pi.
1 —
Occams Erkenntnislehre in ihrer histor. Stellung — H Siebeck,
ArchPhilos I, 10%. 1826
Johannes Ruysbroeck — AA van Otterloo, ’s-Hage (26 u. 391). [821
ses Paulus Vergerius d. Ältere — KAKopp, USE
2. 3.
Die schriftstellerische Thätigkeit des Bischofs Otto III. v. Kon-
stanz — A Werminghoff, ZtGeschOberrhein XII, 1. [823
Meister Joh. Bellach, ein Bibelübers. d. 15. Jh. — Jostes, Hist
JB XVIU, ı. [324
Dionysii Cartusiani, Joctoris ecstat., opp. omnia I, Montreuil
(XCIV, 684). [825
Nöte in&dite sur Guill. Fichet (16 oct. 1472) — H Stein, Le Biblio-
graphe mod. I, 1 1826
Les curies de l’Afrique romaine et les confr&ries du moyen äge
— FrFunck-Brentano, Revsocethist 1. 337
Les origines de la fete de la Conception dans le diocese de
Rouen — Vacaudart, Revquesthist Jan.
Vom Zaubereiunwesen anfangs des 14. Jh. — KEubel, Hist
JB XVIIL, 3. 329
Zauberspruch v. J. 1388 — Beitr. z. Gesch. d. St. Rostock II,
2. [830
Römische Inquisition i. Mitteldeutschl., insb. i. d. sächs. Ländern
— PFlade, BeitrsächsKG XI. 831
Corpus docum. inquisit. haer. prav. Neerland. 2. d., rez. ThLZt
XXI, 11 (K Müller). (882
Docaments inedits, Torquemada et Inquisition; Ja Jurisprudence
du Saint-Office; ’Enfant de la Guardia etc. — Ede Molönes, P(240). [333
Der Malleus maleficarum u. Bodins Demonomanie, Euphorion
4
Les anciens Pauliciens et les modernes Bulgares cath. de la
Philippopolitaine (s.) — E Tachella, Mus6on et la Rer. d. rlg. 2. [885
Die Anfänge der Reformation u. die Ketzerschulen. Untersuchunger
zur Geschichte der Waldenser beim Beginn der Reformation — I
Keller, Vortiäge u. Aufsätze a. d. Comen.-Ges. IV, 1/2. 33€
Zur Geschichte der Waldensergemeinde Pinache in re nart
— Mürkt (XVI, 448) = GeschichtsblldeutschHugVereins VI, 3 u. 4.
Johannes Hus — A Stein, Rotterdam (VIII, 233). 33
3 lettere di Gir. Savonarola e una di Fra Domenico da Pescu
sull’ unione dei conventi di S. Domenico di Fiesole e di S. Caterina d
Pisa en quello di S. Marco di Firenze — Niccolini, Archstorita
Nr. 205. 1831
Per la causa di fra Girolamo Savonarola: fatti e testimonianze —
LFerretti, Milano (29). [34
Il domenicano Savonarola e la riforma — Giov Procter, Milanı
(XV, 910). [841
Kirchenge: Deutschlands III, 2 — A Hauck, rez. ThLZt XxXN
1 (Loufs) u. GöttgelAnz CLIX, 2 (Uhl). 341
Deutsche Geschichte im Zeitalter der Hohenstaufen — .
Jastrow u G Winter, St. = Bibl. deutscher Gesch. (114—117 Lfg.). [844
512 —
Saint Benediet — A Tosti, transl. by VR W Romauld Can. Wood:
Ldn (285). 46:
St. Benedietus-Büchlein. Leben des hl. Benedikt... — RMun:
Münster (156). [40
Scholae Benedietinae’ — G Willems, StuduMttlIBeneduCistO XVD
4; XVII, 1. [41
Bullet. hist. bendd. — U Berliere, Revb&ned 1. 41
Ein Tag im Kloster. Bilder aus dem Benediktinerleben — |
vOer, Regensb (279). 41:
Das Strafverfahren bei der bayer. Benediktinerkongregatio
im 18. Jh. — Silbernagl, ArchkathKR LXXVII, 2. [41:
Reformbestrebungen der bayer. Benndiktiner a. d. Geb. ı
Gymnasialwesens um 1708 — JBach, MitllGesdtErz-uSchulg VII, 1. (41:
La congregation benddictine de la presentation Notre
Dame (s) — U Berliere, Revbened 2. [4
Der letzte Propst v. Afflighem — StuduMttllBeneduCistO an
N
Le venerable Jean Roberts (s.) — BCamm, Revbened 1—3. [41'
L’abbaye de Saint-Jean-du-Buisl&s-Aurillac, ordre de Saint
Benoit-Chaban, BullhistetscientAuvergne 1896, 7—8. van
Wissenschaft]. u. künstl. Strebsamkeit im St. Magnusstifte zu F
fsen 6 — DLeistle, StuduMttliBeneduCistO XVII, 4; XVII, 1. an
Das ehemalige Benediktinerstift Scharnitz-Junichen in Tirol —
V Gasser, ebdas. XVII], 1. 42
Ulrich v. Cluny — E Hauviller, KirchengStud III, 3 (VIII, 86). [42;
Les prieur6s elunisiens de Pancien dioc. de Li6ge — J Halkin, Bul
socd’artetl’histdioc Liege 4. 42:
Über eluniacensische Innenwirtschaft im 11. u. 12. Jh. — ]
Hauviller, WissBeil Germania 15. [42!
Die Ordnungen der Höh. Schule des Reformatenklosters z'
Pakosch — Th Warminski, JBhistGesNetzedistr VIII. [4%
Dionysius der Karthäuser (1402—1471) — J Brandenburgeı
ZtkathTh XXI, 3. 42
Lettres d’affiliation de la famille Dufresne, d’Allevard, au:
prieres et aux biens spirituels de l’ordre des Chartreux, 19 mai 1611
= A FBellet, BullbisteecletarchreligdiocValence, Gap et Viriers, mai
Juill.
Kleinere Quellen u. Forsch. z. G. d. Ciöterelenner, Orgene 10. -
O Grillaberger, StuduMttllBeneduCistO XVII, N
Die Cistercienser beim Mahle — 1 Dolberg, ebdas. XVII, 4. 148
Nachrichten über e. merkw. Rituale O. Cist. m. bes. Bez. auf d
Abtei Altenberg — Hofer, ebdas. XVII, 1. [421
Joh. Nihling, Prior in Ebrach, u.s. Werke — P Wittnaun, ebdas
XVII, 4; XVII, [481
— 56 —
Nuntiaturberichte aus Deutschland Abt. III, 2u.3 (1576
bis 1582), rez. HistJB XVIII, 2 (W E Schwarz). 495
Nuntiaturberichte aus Deutschland 1585—1590 I, 1 —
St Ehses u. A Meister, rez. GöttgelAnz CLIX, 4 (Bezold). 496
Über den Kölnischen Krieg — MLossen, SBAcadMünchenphh
1896, 4. 1497
Politik des Herz. Johann Casimir v. Coburg. Ein Belt, cs
Vorg. d. 30j. kr. — H Glaser, ZtVerthürGAKNF IX, 3. 4.
Breve Papsts Paul V. in Betr. der rlg. Haltung des Pfalzgr. w tie
Wilh. v. Neuburg, 161222 Deo — ZtbergGV XXXII.
Kursächsische Politik i. d. J. 1614 u. 1615 — AWah,
NAsächsG XVIII, 12. 500
Rikskansleren Axel Oxenstiernas skrifter och brefverling U:
1606—24, Stockholm (XLVIL, 803). 501
Nuntiaturberichte aus Dentschland. Abt. 4: 1028-1635.
Nuntiatur des Pallotto 1628—1630, 2. B.: 1629 — HKiewning, B.
(LXXIX, 464 gr 8). 1502
Georg Jenatsch — JRRiedhauser, Davos (62). 508
Die Melancholie im 16. Jh. — N Paulus, WissBeil Germania
. 504
Die christlich-sozialen Ideen der Reformationszeit u.
ihre Herkunft — M v Nathusius, BeitrFördchrTheol I, 2. 505
Geschichte des deutschen Volkes. 4. Bd.: allg. Zust. seit
dem sog. Augsburg. Religionsfr. v. J. 1555 bis zur Verkündigung der
Konkordienformel i. J. 1580 — J Janssen, 15. u. 16. A. bes. v. L Pastor,
Freib (XXXV, 560). 506
Die Folgen der Reformation u. des 30j. Krieges f. d.
ländl. Verfaisang %. d. Lage des Bauernstandes im östl. Deu tschl.,
Ei in Brandeı u. Pommern — W Bruchmüller, Crossen 1
Fischart-Studien III — A Hauffen, Euphorion IV, 1 u. 2. [508
Satire auf die kath. Messe v. J. 1529 — L Hölscher, JBVer
niederdtSprF XXI, 1896. 509
Goethes Faust u. Agrippa v. Nettesheim — A Reichl, Euphn-
rion IV, 2. 1510
Historia Dr. Joh. Faasti des Zauberer I — G Milchsack, Wolfenb
(CCCXCIV, 124) = Überlieferungen zur Lit., Gesch. u. Kunst 2, rez.
LCtrbl 24. 511
Der historische Faust — G Witkowski, DtZtGWNF I, 4. 512
W. Gebhardt, Pfarrer v. Oettingen, Reisetagebuch v. 1569 u.
1570 — FVMull, Graz (90). 513
Aus zwei Leichenpredigten für Glieder der Familie Dieskau in
Finsterwalde 1597 — U Sehlobach, NiederlausMttll IV, 7—8. 514
Fine päpstl Geheimachrift a d. 16. Ih — JSusta, Mttll
InstösterrtGF XVII, 1—2. [515
Kardinal Matthaeus Lang u. die relig.-soc. Bewegung s. 2.
(1517 — 1540) 1. u. 2. — W Hauthaler, Salzb. (140) = MttliGesfSalzb
LK. 516
Beiträge z. Briefwechsel derkath Gelehrten Deutschlands im
Reformatiunszeitalter (Forts.) — W Friedensburg, ZIKG XVII, 1—2.[517
ln da
D. et A. Oaron, de
N Weis, ebdas. d. [702
aux galöres pour avoir es
ar ER, F: ‚‚ dit Tristant,
5 Debabe, TREE dAzil ins — Th
Court et ses sermons — ECombe, rez. ThL2t
ee
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Past, ho des reformees de
ee anc, past. ‚eglises
‚et dolsanees des &glises reformdes de
a BellLien a0 estate a 2 anplr le Go:
Etat a ve on * 8., & lepoque PR:
Wipper, Bullsochistetareh Gentve I, 5.
ns de Sainte-Catherine = Honflenr, leur curd
"Bullsochistprotfrang 2.
BEL... la generalitö de Be
avın, 3. 32
en
el. Mutter Francisca Schervier, Pan der Gen 7
senschwestern v. hl. Franciscus — JJeiler, Freib
u nn
DUR Bü oh coadh Tnbg d Ln ee se, M Türe da Dane
5
hs dschaumes en 1
France et %
-«elui d’Anvers en Belg. Vies des plus llustren de ses Allen. Benno Fr
Essai hist. sur la Seelen de Religieuses de re
Tonception d’Avignon (1750—1888) — Arign (371). 1789
Vom Westfälischen Frieden bis zur französischen
Revolution
Bas BR IR LiND« de Y'Europe aux XVll* et XVIlfe
Deutsche Gesch. v. d. Auflösung des alten bis zur Gründung
on Reiches — Hr Zwiedineck-Stidenhorst, St. = Bibl. deutscher
Gesch. (I4—117, Dig.)
‚Geschichte
v. England 10. — M Brosch, G 5) =
d. europ. Staaten 58, 1. a
56).
Johannes re Th Klähr, ARE VL 84. 794
Joh. rn Lütkens — Th Gachigens, MullfachrerKiRulind
58 (30), Fe)
he Afkrnstääische Konvention (1707) u. die Kaiser Josephinische
f. Schlesien (1710) — Soffner, Schles. Pastoralbl,
? Bel bite Attempte of 1719 from the lettres of the
Ormond, Edinb 1896.
ae Salzburger Emigr. durch das Reußenl. 17:
1733 — W Bölime, Aus verg. Tagen des Reufsenl. u. d. St. Schleiz. 1298
La fin de Olement XI et le a een d'Inno-
sent XIII (1721) d’aprös des doc. dipl. indd. 1 Michaud, er
Le nl de Tencin au conclave de Benoit XIV, I — M Boutry,
Reybistdipl 2 1500
Bere Silesius (Johs, Scheffler 1624—1677): Die christl. My-
Ausgew. VE aus „Der cherub. Wandersmann“ ayst. zusgest, —
Far L AYIIL, 58).
‚Abraham a Banta Clara — BSextro, Pr. G. Bigmaringen O0
Studien ber die Sprache Abrahams a 8. Clara — € Blancken)
De Halle
Aus Cattancc, ein Vorbild für Prediger — M
mi Salatır ische Visitationsreise in Steiermark u. Kärnten
Mayer, Pr. LOR Graz (18) 1505
fi
ü ‚der SE Philos, — Otten, Freib
ie &
'inozastadien — J Preudentbal, ZiPbilosukrit CIX, =
di eritica obiettiva delle sei definizioni del
Spinoza — VLilla, Atti della ncad. Pon NAVI
fon Een N.
St
annteh als Vorkäimpfer des Protest — K Walker, no
u aneötres franı ae -J. Roussean; la famille Oresp 586
Rousscau u. s. Philosophie — HHöffling = Frommanns Klass. d.
‚Philos, (158) 837
Die Baki dncıg. J. J. Roussenus — A Brausewetter, nn
xx, 1-2. (838
a endete Briefe an Chr. BRESHE NT
aRulem (CE) - Ar Bibl. (HistZt) 2, M.
ristian. W. Br Ne zu Leibnitz — W Arnsperger, Weimar
an 72). au auch D- aD
a a dei eongärlen u. Semler — Stumpf, Be
CC Lärators Aufzeichnungen über s. ersten Aufentl. in Karls-
— H Funk, ZtGeschÖberrheinNF XII, 2. [
Kr Olanater, Worts des Herzens, hrsg. v. C W Hufcland, Reutlin
)
et 8. Leben u. &. Ichre — M Kronenberg, M (VII, 312), rer.
"TLZt XXI, 12 (Reischle),
Be influence in theology — CC Everett, N World, march. |845
. ‚ Immanuel Kants Auffassung von der Bibel, rez. ThLZt
Bi Reischle). 1546
L’assemblöe constituante st les biens du elergd — Ch Gomel,
iistes LV, Mai. S47
Reeherches historiguns sur la persdeution religieuse dans le
it de Saöne-et Loire pendant In Rövolution (1789— 1808) 2.:
d’Autun — P Magnet, Chalon-sur-Saöne (XXX, 782). [848
La ta catholique ot le schisme constit, A Cuiseanx
a ni Rörol, france, — PavisdeChavannes, Lyon (79).
Le Sehisme eonstitutionel et la Persscution du clerg@ dans le
Var. Aveo une Jettre de Mgr. Mignot, dväque de Frejus et Tonlon —
i (XX, 399). 1850
Gai in. Montaignac, Eprenves d'un öyö Ki a frang. pendant la Rövol.
BER; p- F Doffan, P (XXVU, 271). 1851
A Gran je Lomänie de Brienne, archeväque de Sens; ses der-
Diäres anndes, Epiaodes de la rövolntion — JosPerrin, Sens (322), [85%
Deux vietimes des Septembriseurs: Pierre Louis de Ia Roche-
foneauld, dernier övdque de Saintes, et son fräre — L Andiat, Be
19. Jahrhundert
‚Europe in the 19th century — HPJudson, Ldn (54
. Dentsche Geschichte i. 19. Jh. I, 6. A. — Hry’Treitschke L
dx, ra = Staateng. d. n. Zt. 24. 855
ee
eg
t ER
Br DE A
Der Katholicismus als Prinzip des Fortschritts — H es
Zur der vatikan. Papstlehren — K Obrich!
sur les et noncen
Gibbons — Gde Pierrefn, P (XIV, 416).
"Episcopat en le joug. Seönes de la vie zen et
13 Ben Se A ee: övöques et candidate &
Wipiscopat — Bde Pierrefen, vol 371). [596
Pins VIL (1800-1828) — MH Allies, Ldn (816). (891
£ Die aufgehobenen Fundationen. Ein Kapitel aus der Geschichte
der Sükularisation der Klöster 1810 — A V Thienel (aus „Schles. Aue
Boah Bee (ö4).
Die Leo XIIl. — Boyer d'Agen, dt. v. CM
h Fa: 1, 42). 893
auf dem päpstl. Stuhl. Z. 25j. Ordensjub. Sr. Heil.
Dan en En able km die Th u ee
an die Thomas-. An %
Von au Eva ie VE. I878 - — ThM Wehofer, Vorträge u.
ae Kin der he Fheman v. A 3 Vde Gnot
“ u. omaa v. Aquino — je B
BI Faßs, b(67). 5
LE: Divinum illud munus sur le m de ia träs
sainte a Tg & u mission du Saint-Esprit, L’Univen‘ RAR ae A
u de notre trös saint-
Vännterainon e et in sensure des livros, ebdas. a
f i vres, P (61). {
Re „ion XI = le prince de Bismarck I — ELefebvre de Böhnii
un, Ode de XII & la France le xIve ei a
baptame de Clovis, L’Univenth XXIV. 1.
es Leo XIII and the American liberties — Quaterl. Ta
“
De BE nel gorneg Ik Adam Möhlera.— Arsch,
Rz Tee Dronte.Antahuft— 'Th Herold, u
‚Clemens August, Erzb. v. Köln — HJ Kappen, Münster m
au Stöckl, Domkap. u. Lysenlprof. in Eichstätt, 1
AM
Pr. ”
in and fr. 1868 time —
a a Din and Boetaga to present tere
Zur Union Kr romfreien Kai Kirchen des Abend- u,
K Goetz, ZIKG 2. 935
richt der Petersb: Kommission an d. hl. Se betr, Vereinigung
altkath. Kirche d. Westens m. d. orthodoxen Kirchen d. Ostens —
t Jan-März. 36
La Bes et le le U — Pierling, P (XIl, 416). 937
Die ten: d. Türkei unter Sultan Abdul
Hamid — Bresnitz v $; Beat, 2. A,L (IV, 78).
‚Anton Staudenmaier — FFrbauchert, InternatthZt Apr-Jun. (989
as seen in the state and the churelh —
Er Wien Nor) York (520).
a Gesch. der Eh Kirche in Deutschl., kritisch
Theophilos, Hann (51
Bilden aus d. Erweckun en des religlös-krl. Lebens in
Deutschland in diesem Jh. — AllgevluthKZt 13. 9
Geschichte des Wineolibhie — HWnitz, Darmat (BE
[
Au Geschichte der Schulbibel — F Fix, ee
Die geschlechtl.-sittl. Verhältnisse der ev. Landbewohner
ia GH. Baden — G Kappes (68); im Ker. Bayern — C Happ (100);
in Elssfs-Lothringen — G Mathis (68); im Kor. Würtemberg
— JGonser (161), aus nanie geschl.-sittL Verh. der ev. Landesbewohner
im deutschen Reich‘, 945
Sitten u. Unsitten ;< Taufen, Trauungen u. Begrähnissen Re d.
Grafsch. Stolberg-Rofsla — Moser-Dietersdorf, Rofsla (24). [946
Pfin atliche Festsitten i. d. rechtsseit Unlerweser Ran
—ı MschrGottesdukrlK II, 2.
Bun, badische Kirchenratsinstruktion v. 6. VIL 1797 u.
der Geistlichen — LStößser, Freib (48). IE
Das Reformationsjubiläum v. 1817 u. d. Union ...
Bilder a. d. ev.-prot. Landeskr. d. GH. Baden 2, Mr
e Konkordien, Jubelfeier v. 26. VI. 1880. Ein Beitr. x.
19. Jh. — IE Völter, Ludwissb (262). 950
ren Mitteilungen aus den deutschen ev. Landeskirchen
*. 3. 1895, St (22) aus „Alle. Kirchenbl. f. d. ev. Deutschl.*. [951
‚Ein Beitrag z. Gesch. der ev. Landeskirche in Preufsen 1896/06.
Ve. Laien, B (VII, 64) = Prot. Zeitstimmen 10. 952
Zur Kirchenpolitik Preufsens — W Rudelphi, Paderb (III, 188). [95%
Die kirchlichen Bewogungen i. J. 1896 — ESachsse, Hulte
was Da hast XX, 4—5. (954
‚Bericht über d. 49. Hauptvers. des ev. Ver. der Gustay-Adulf-
Stiftung, Dessau 15.—17. Sept. 1896, L (282).
Prozels Witto-Stöcker — C Witte, B (90). 956
Ernst Moritz Arndt — Reinthaler, DievBll'XXU, 4.
‚Sehleiermaeher-Studien I — M Fischer, ProtMH Par 1.
bi
York (414), j&
te
re zur bayer. Kirchengesch. (Kolde) 2. — rez. ThLZt XXI,
Be BER LESS — FHoltze = Sch:
hte der kel. berlinischen Garnisonkirche — m
katholischen Bern — 6 Tobler, NBernTBl.
isen des Kl. Biburg — Er Oefele, rn:
teste Geschichte der Stadt EIER u. die Art Arne
En Bistum Basel — J
ie Gesch, d, ev. Kirchengem, a zu Blei [r —
I Pfarrei u. Gemeinde Bochingen — Fr$ Dreher,
& 3
ilae u. Kirchen)» Driakkann, Koreopröl. d. Garten. d.
‚orresp.- jes.ver.
1. Aleriover. XV. 1. ® 004
r In als Bischof v. Camin — N;
e Grundbesitz d. Kl, Corvoy i i. d« Diöcese Osnabrück — RMaı-
burg (76). [1006
n h. dos Bistums Dorpat bis zur Ausbild: der
x Gernet, VerhandligelEsthnGes Dorpat XVII. "iooz
Geis 1 ander Kreuzbruderklosters 2. Das
fd. ev. Gem. in Ebingen 1, Ebingen (26) [1009
1 Ligerz, Bibliothekar v. Einsiedeln we 14. Jh —
.65) aus CteblBiblw XVIT.
. Parteiwesen im Elsafs — D Hackenschmidt,
n des Stiftes Engelberg, 2. Abt. — A Vogel,
e des Chorherrn L. Helmlin — Rn ebdus, IHR
e der ev. Gemeinde Essen u, ihrer Yon le
1 -
Reinhbausen bei Göttingen — Ev Uslar- et
Riddagsh en bei Braunschweig — H Pfeifer,
Wolfenb fa 72). 1043
Das der Margarethe v. Grefendorf in Saalfel
1569. Als Nachtr. z. d. Saalf, Stiften. u. Vermichtuften = _
= Schriften d. Ver. £. Sachsen - Meining. Gesch. ale
Ein Rechtsstreit aus Niedersachsen 2. — vw Bötticher, zen,
_ Katholisches Leben in der sächs. Diaspora = Kath. Pre es
EB un atanı. Landessynode im Kgr. Sachsen in ihrem orsten
m la 1871—1896 — J Scheuffler, = VII, 388). [1046
Verhandlungen d. 6. ey.-luth. Landessynode . Sachsen 1005
I & om, 546 u. 18). Ike
| es Laien über d. 6. ord. Landessyn. d. er.-Iu sn
| eines süchs. Feldpredigers a. d. sieben. Ei A
| ter, BeincheK6 X 1049
| Führer durch die Bergkirche zu Schleiz, ib. (27). SE
Geschichte u. der Städte u. Dörfer, Burgen u. Berge,
m. Klöster des alton Schlesierlaudes — A Geyer, L (V, 151). 1081
‚Pastoren in ARTS alien — ATscherney, Mttll
jonsklub (1052
NordböhmExkursi
- Seraphin Dietlers Chronik Sr Kl Schönensteinbach — Jv
Schlumberger, Gebweiler (XXX. 502 u. 30). (1058
Die Werke der Wol oblthätigkeit im Kanton Schwyz — G Meier
97 v. d. Hülfsgeselisch. in Zürich). 1054
Schild von Seedorf — A Denior, ZtehrKunst X, 1. [1055
D. „Aufruhr“ d. Pfarrers Georg Infantius in Speier — JNoy,
BeitrbayerKG 111, 3. 1056
‚Chronik des ev. a Strümpfelbrunn, der Pfarr uff dem
Winteraw — L Braun, Karlsruhe (VIII, 168). 1057
Geschichte der ursprängl. Kirchhöre Sulgen u. der aus derselb.
hervorgeg. ev. Kirchengemeinden — J & Kreis, StGallen (VIIT, 347). (1058
Geschichte des Simultaneum Relig. Exereitium im vorm. Herzoat,
Beiseh — GNeckermann, Regensb (159). (1059
Geschichte des Kalvarienberges zu Tölz u. d. Emeriten-Kuny Kae
reine — MForner, Tölz, 1. Lfg. (64).
tl. Notizen über d. Pfarrgemeinde Unterschüchen — J
Be hist. Nenjahrsbl. (Uri), Altdorf. 1061
Ivikariat Vorarlberg JH, 1 — Rupp, Brixen. 1062
a eg Bistumsgäter im Wartenberger Weichbi 1063
erGuAK Schlesien XXXI.
hoch Katballaenes 2. BienmeRere -Hubertusburg L mio
BeitrsächsKG XI.
Das Jahrzeitbuch der Kirche Ober- Winterthur — BEenpeleei
‚esch XXVIIL, ı. 065
en SH Anschlufs der Gemeinde in Witten a. d. ev.-luth. Kirche in
— GFroböss, Bresl (32). (1066
Herzagtum des Bf. v. Würzburg u. d. fıänk. Landgerichte
it, DiZIGW NF I, 8. 1067
ius Freundt. Ein Beitrag z. Gesch, des Kantorats zu St.
PR ‚zu Zwickau — G Göhler, MtllAltertverZwickauuUmg. V. [1068
u Fü
84 —
Libri liturgici bibliothecae apost. Vatic. manuscripti — H
Ehrensberger, Freib (XII, 591). 13 J
L’antica liturgia romana I— FrzMagani, Milano (X, 298). [1220
Liturgische Streifzüge — RvLilieneron, AllgZt, Beil. 17
bis 22. [1221
Die altkirchl. Unterlagen der luth. Liturgie — RvLiliencron,
Siona XXI], 3. [1222
Paulinus v. Nola ein Zeuge f. d. theophorische „pompa“ vor der
Messe? — C Weymann, HistJB XVII, 3. {1228
Die eucharistische Epiklese in ihrem Verhältnis zu den Einsetzungs-
worten — BGoeken u. E Liugens, ZtkathTh XXI, 2. [1224
Verehrung u. Anbetung des allerh. Sakramentes des Altars
— J Hoffmann, Kempten (294). [1225
Geschiedenis der boete en biecht in de christelijke kerk II, 1
— FPijper, ’s Hage (VIII, 245). [1226
Mocchegiani a Monsano, collectio indulgentiarum — Aloy-
sius a Parma, Quaracchi (XI, 1149). 12237
Zur Gesch. der Konfirmation. Beitr. a. d. hess. KG. — W
Diehl, Giefsen (V, IV, 184). [1328
Die Lehre v. d. Predigt I: Gesch. der Predigt — A Hee,
1133
A history of the lay preaching in the christian church — J
Telford, Lin (248). [1230
Die Andacht z. heiligsten Herzen Jesu n. ihrem Urspr.,
Wesen u. Zweck darg. u. begr. — A Meistermaun, N. (Titel-) A., Paderb
(66). 11281
Hymnologie und Kirchenmusik
Cenni sull’ origine e sul progresso della musica liturgica —
F Console, Firenze. [13323
Untersuchungen über d. älteste christl. Hymnenpoesie 1. —
N Spiegel, Pr. AltesG. Würzb (64). [1238
Tor row Hlmmov Inimasnarızlv goudrav — A Haolluy,
Bufavs. Xoov. 1, 3—4. 1234
n Gregorian music — Benedictines of Stanbrook, Ldn (114 —
[1285
Einführung i. d. gregorianischen Melodieen — P Wagner, rez. Hist
JB XVII, 2 (N Kornmüller). 11236
Historiae rhythmicae. Liturgische Reimoffizien des Mittel-
alters — G M Dreves = Analecta hyınn. m. a. 24. 25, L (288 u. 291). [1337
Dies Irae I— CFS Warren, Idn (208). 112
Kyrie eleison — V Schulze, MschGottesdukrIK II, 2. [1239
Die Sangesweisen der Colmarer Hd. u. die Liederhd. Donau-
eschingen — P Runge, L (XX, 199). 1240
Der Mensural-Codex des Magister Nikolaus Apel v. Köni«s-
hofen — HNiemann, KirchenmusJB. [1241
— 85 —
on Scheffel über Erhart Oeglius Liederb. v.
16. 5 et !’evolution musicale — EBapin. Rev
05 (1243
‚strina et la musique sacrde (LBH—IEH) — he Lille
Benin zwei Klassiker der Kirchenmusik — J Wer-
> braham Megerle. Kay Br
AalreahanıMeunrle, Kaylimehtsr u Hozıpönlst, Eulst
Stiftskanonikus i. Altötting X Haber], Kirchenmus)!
Das traditionelle Musikprogramm der sixtinischen Kapelle
irea Adami da Bolsena — FX
eg En, ua
Die Johann Walthers, des 1. Dresdener Ir
BeitrsächsKG Al. . ıt
R
- Händels bibl. Oratorien in gesch. Betrachtung — re
Die sechs Trienter Mensuralcodices — FX Haberl, Ken
John Elbeken: bei his writings on h =
lo@y — HHousman, Fan (ll ye von e: es
a 2, Doctor Tucker, priestrmusician — W Chr Keaufl, New Yon] 5
Johannes Brahms i. s. Verh. z. BEBTaRg, Kirchenmusik — H'v Her-
X, 8 1258
2Ogrezadberg, MschrGottesdukrIK
— Zaur Geschichte der Singknaben-Institute — K Walter, Kirchen-
musyp, 1254
Beiträge z. Geschichte d. kathol. Orgelspiels — Er A)
Zur Gesch. der Kirchenorgeln in Halberstadt — zul L
“20, aus „Zt f. rhen aa 11256
orgues de Pabbaye de Morimond — Amen
Janv.
rue 25. f
2 Orgel im Nördlinger Ben Gottesd n. d. Ordnungen d. 16,
27 Diro en ale ud itsch form. Sch 1
ollegia musica i. eu’ en reform. Schweiz von il:
Fontseehun
ig bis z. Beg.d. 19.Jh, — K'Nef, St Gallen (VII, 161). 11259
Bildende Kunst
Christentum u. bildende Kunst der Gegenwart — Or Leix-
wer, B(24). 1
Aus Kirche u. Kunst — LWitte, L (VII, 470).
scellanea archeologica— Marucchi, RömQSchr X, 4. Fe
\ Date der chr. Kunst I — Kraus, rez. Göttgelänz
, System u. Gesch, des Naturalismus — ELöwentbal, 6. Er B
"European architecture: an hist, study — RSturgis, u
rg cathedrales du monde catholique — 1chuen
880). a
ee
— 88 —
Michael Wohlgemuths Altarwerk i. d. Marienkirche zu Zwickau
— RBeck, BeitrsächsKG XI. [1319
Böhmen: Dorf-Kapellen — A Pandler, MttllNordböhmExkur-
sionsklub XIX, 8. 4. 1320
Die Kirchenbauten i. d. Bukowina — KA Romstorfer, Mttll.
d. k. k. Centr.-Comm. f. Kunst- u. hist. Denkm. i. Wien. 11321
Die Baukunst Frankreichs, 2. u. 3. Lfg. — Corn Gurlitt, Dr
(25 Tff. — Fol.). 1322
Frankreichs historische Bauten. 3.—10. (Schl.- 2, Lf., B. 1323
Les plus belles cathedrales de France — JJ Bourasse, Tours
(868). (18
Le vandalisme en France. Dö&molition de l’glise d’Ayen, Corröze
— ERupin, L’ami des ınonum. et des arts XI, 1. [1325
Les premiers antependiums au pays de Litge — K Hauquet, Bull
sced’artetd’histdioc Liöge X. 11836
Choir stalls and their carvings: examples of Misericords from
English Cathedrals — E Phipson, Batsford. [1327
Cathedral cities: York, Lincoln and Beverley — RFarren, New
York (4 & 36, 19 pl. — a. 11328
The eoclesiastical architecture of Scotland from the earliest
Christian times to the 17. cent. II. — DMacgibbon and T Ross. New
York (564). {1329
Die Meister des S. Abondito- Altars im Dom von Como — AG
Meyer, RepertfKunstw XX, 2. [1330
Gli edifizi anticha della citt di Genova — CPendola, Genara
(294). 1331
Chiesa di S. Francesco — EBiagini, Lodi (114). (1333
Die Kuppelmosaiken im kath. Baptisterium zu Ravenna — F
Wiegand, NkrlZt VIII, 5.
Santa Maria degli Angeli alle Terme Diocleziane — GChialvo,
Roma (24). 11334
Verwendung edeler Metalle zum Schmuck der röm. Kirchen v. 6.
bis 9. Jh. — St Beissel, ZtchrKunst IX, 11—12. [1335
Die Grabkirche des Modestus nach Arkulfs Bericht — C Mam-
meıt, ZtdtPalver XX, 1. [1336
Der Grabstein — AKurrein, Fraukf (16). [1337
Christl. Grabanlage i. Norden v. Jerusalem — C Schick, Mttliu
NachritPalästVer 1. 1338
Der Sarkophag des Junius Bassus — Grisar, RömQSchr X,
4. [1839
Die Särge in der Grabkapelle zu Toitenwinkel — K Koppmann,
Beitr. z. Gesch. d. St. Rostock II, 2. 11340
Totenschilder u. Grabsteine, Photogr. Aufnahmen — M
Gerlach, Wien (7 — 4). [1341
ik. phie II — HDetzel, Freib (XVI
@ Ikonographie — vSteinle, Kath 8. F. XV Mai.
. Hochzeitsdarstellung — A Heufsner, :
Elfenbeinplastik — F Wiegand, ThLbl Fi
liana. Studi stor.-crit. — GMorelli, Milano
pittura In Tenlla dal sec. IE al acc, KYL, VII
ERYE de prince dei se. ame — GB Cal
renze
18.— 18. 5. — FM Valeri, Archstor
ig 1357
‚Bonifatiusbilder in Fuldaer Had. d. 10. u. 11. Ih.
8 Fı XV Jun. E
nz. d. Miniaturen der Wiener Genesis — W
er Malerschule, 2. Lig — LScheibler
Public, d. Ges. f. rhein. Geschichtsk.
der deutsch-niederl, Malerei im 16.
1361
Lamprecht, 5.
ode ea de Part flamand — M
nn ion des Erangil James Tissor
lustration des Era es par —_
Lan. dr Abe Uses
Druck von Friedrich Andreas Perthes in Gotha.
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EEE Se De u Sn oz
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Geschichte der Slavenapostel
Konstantinns (Ryrillas) und Methodius.
Quellenmälsig untersucht und dargestellt
Lie. Leopold Karl Goetz,
alikathol. Pfarrer in Passau,
A
Studien zu Gottschalks Leben und Lehre.
Von
Lie. th. Albert Freystedt
in Walschleben (Provinz Sachsen).
II. Gottschalks Schriften und Lehre '.
Nur wenig mehr ist uns von schriftlichen Aufzeichnungen
des Mönchs Gottschalk erhalten, Dank dem brutalen Vor-
gehen seiner Gegner, vornehmlich eines Hinkmar von Reims,
der es verstand, fust alles, was Gottschalks Feder entstammte,
zu vernichten. Aber selbst das wenige, was wir noch von
Gottschalk besitzen, giebt uns den Beweis, dals seine schrift-
stellerische Thätigkeit eine sehr umfangreiche gewesen sein
mufs® und dafs der Mönch es wohl verstand, leicht und
schnell die Feder zu führen.
Im Folgenden will ich es versuchen, eine chronologische
Anordnung dessen zu geben, was noch aus Gottschalks
Feder erhalten ist, sei es an abgerundeten Schriiten, sei
& an Fragmenten oder auch nur an Andeutungen, die
sich bier und da über seine schriftliche Thätigkeit vor-
finden, indem ich mir wohl bewufst bin, dafs es an man-
1) S. oben $. 1 und 161,
2) Histoire lit. de la France V, 360: En general, Ia manidre dont
Hincmar parle des 6crits de Gothescale, en se servant du terme de
plurima, donneroit & &tendre, qu’il eu anroit beaucoup plus compasd,
qui ne nous en reste ou möme qu’on n’alt pris solu de nous faire
sonnoitte,
Zeitschr. f. K.-G. XVLIL, &, 34
‚STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN UND LEHRE, 531
Es giebt noch eine Anzahl von Gedichten, die auf Gott-
schalk zurückgeführt werden. So edierte Monnier ? sieben
neue Gedichte Gottschalks, sechs aus dem Pariser Codex
Nr. 1154 und das bei ihm auf $. 95 aufgezeichnete aus dem
Codex Nr. 3877, nachdem schon 1843 Du Meril 2 zwei Ge-
diehte Gottschalks veröffentlicht hatte. Die vier ersten hält
Monnier für sicher Gottschalkschen Ursprungs, die drei an-
deren für wahrscheinlich ihm angehörig., Dümmler hält nur
für echt die beiden Gedichte aus dem Pariser Codex
Nr. 1154 „OÖ deus miseri, miserere servi“ (Monnier a. a. O.,
S. 15, Du Meril a. a. O. [1843], 8. 177f.) und „O quid
jubes pusiole“ (Du Meril a: a. ©. [1843], S. 253/5) und das
aus der Pariser Handschrift Nr. 3877 als versus Gothas-
ealei bezeichnete, beginnend „O Veneranda Dei soboles“
(von Monnier S. 95 fehlerhaft herausgegeben); alle übrigen
sind nach ihm unecht ®. — Schrörs* trat für die Echtheit
sämtlicher von Monnier edierten Gedichte ein. Dümmler
in seiner Geschichte des ostfränkischen Reichs (2. Aufl.
[1887/8], 1, 329f.) wiederholte seine früher gegebene Ansicht,
dafs von den neu edierten Gedichten Gottschalks bei Monnier
nur das auf S. 95 wirklich Gottschalk zugeschrieben werden
könne, Ich halte sowohl die beiden von Du Meril (a. a. O.
[1843], S. 177#. u. 253.) aufgefundenen, als auch die vier
ersten von Monnier neu herausgegebenen Gedichte (8. 17f.
19£. 20f. 95) für echt, nur inbezug auf die drei letzten
1) Monnier, De Gothescalei et Jo. Scoti Erigenae controversia,
Paris 1858.
9) Du Möril, Po&sies populaires latines. Paris 1848. Das bei
Monnier auf $. 15/16 aufgezeichnete Gedicht ist das bei Du M&ril
2.2.0. auf S, 177—181 stehende. Das andere bei Du Möril auf S. 253/55
ist Monnier unbekannt, Das zweite Monniersche Gedicht 9. 17/18 findet
sich aueh in dem zweiten Werk von Du M6ril, Poösies populaires
Istines (Paris 1847), p. 207—300.
3) Dümmler, Die handschriftliche Überlieferung der lateinischen
Dichtungen aus der Zeit der Karolinger in Neues Archiv der Gesell-
schaft für ältere deutsche Geschichtskunde (Jahrgang 1879), Bd. IV,
8. 820/21.
4) Sehrörs, Hinkmar Erzbischof von Reims (Freiburg i/B. 1884),
8. 95 Anm. 88.
r 3ı*
ZU GOTTSCHALKS LEBEN UND LEHRE, 538
In die Zeit vor dem Mainzer Konzil fällt noch die Schrift
Gotischalks an den Mönch Gislemar zu Corbie: dafür bürgt,
dafs Hinkmar in seiner Schrift „ad reclasos et simplices in
Remensi parochia“ sie vor Gottschalks Anklageschrift gegen
Raban, die ersterer der Mainzer Synode übergab, erwähnt,
und Hinkmar scheint hier absichtlich in seiner Erwähnung
‚der einzelnen Schriften die chronologische Reihenfolge inne-
halten zu wollen %.
'Za Mainz, am 1. Oktober 848, überreichte Gottsehalk
der Synode ein von ihm gefertigtes Glaubensbekenntnis, die
ebartula professionis, wie sie Hinkmar nennt, von der uns
nur noch ein Fragment erhalten ist*; zugleich mit dieser
Abhandlung übergab er eine gegen Raban gerichtete Refu-
tations- und Anklageschrift, in der er Rabans Brief an Bischof
Noting in Sachen der Prädestination widerlegt und dem Erz-
bischof den Vorwurf macht, dafs er den semipelagianischen
Tendenzen eines Gennadius huldige, der liber virosae eon-
‚seriptionis, wie Hinkmar diese Schrift bezeichnet, von der
er uns einzelne Fragmente aufbewahrt hat 3.
Dies werden die Sehriften gewesen sein, die Gottschalk
mer Adriatique“. Ebert a. a. O. 5.169 lafst dieses Gedicht auch von
da und zu derselben Zeit erfolgen, bevor Gottschalk von dort nach
Mainz kam; ihm folgt Guudard (Gottschalk, moine d’Orbais et le com-
mencement de la controverse sur la prödestination au IX siecle, St. Quen-
tin 1887), p, 57 Anm. 85. — Dafs das vom Abb& Leboeuf (Dissert.,
p. 4983—495) herausgegehene Gedicht Gottschalks, das mir nicht zu-
gänglich war, eben dies bei Du Möril, p. 253 stehende sei, schließe
ich einmal aus der Bemerkung Monniers, p. 4: Denique Gothesealei
earmen ad alumntum in eruditorum eognitionem adduxit doctissimus
abbas Leboeuf; sodann aus den Worten der franz. Benediktiner Hist,
lit. de In France V, 360 über ebendies Gedicht des Abb6 Leboeuf: Elle
— cette petite piece de po&ie de la facon de Gothescale — est adressie
a un ami de l’Auteur, qui parolt par quelques termes avoir öt6 plus Jeune
que I, et Iai aroir demande quelque production de sa muse. Gothes-
enle Sen exeuse dans cette mince piece, sur ce que Pexil qwil
souffre depuis denx ans dans une isle maritime, ne In
et pas de se livrer A sa veine poätique,
1) 8. Gundlach, Zeitschr. f. K.-G. X (1888), & 261. 971.
2) Hinemari op. ed. Sirmond (Paris 1647), Op. I, 26.
8) Ibid. Op. 1, p- 25: 118. 149. 211. 924/26,
ie
STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN UND LEHRE, 535
züsse füllt noch in das Jahr 819', denn zu Anfang des
Jahres 856 übersendet sie Hinkmar schon nach Mainz an
Raban ®,
Das erste und kürzere® hat folgenden Inhalt: „Ich
glaube und bekenne, dafs der allmächtige und unwandel-
bare Gott die heiligen Engel und die erwählten Menschen
vorher gekannt und aus Gnaden zum ewigen Leben vorher
‚bestimmt habe und dafs er selbst den Teufel, das Haupt
‚aller Dämonen, mit allen seinen abtrünnigen Engeln und auch
mit allen verworfenen Menschen, seinen Gliedern, weil er auf
‚das Bestimmteste ihre künftigen bösen Thaten voraussah, auf
gleiche Weise durch sein gerechtes Gericht zu dem selbst-
‘werschuldeten (merito) ewigen Tode vorherbestimmt habe.“
Eine Anzahl Stellen aus dem Evangelium des Johannes, aus
‚den Schriften Augustins, Gregors, Fulgentius und Isidors
‚dienen zum Beleg. Gottschalk schlielst mit den Worten,
nachdem er soeben die Lehre einer doppelten Prädestination
aus Isidor citiert hat, „so will auch ich mit diesen erwählten
und heiligen Männern allenthalben hieran glauben und fest-
halten mit Gottes Hilfe“. +
Das zweite und längere Bekenntnis ist nach dem Vor-
bild von Augustins Konfessiones an Gott gerichtet und nimmt
etwa folgenden Gedankengang*: Nachdem Gottschalk Gott
um Kraft zum Zeugnis der von ihm erkannten Lehre an-
gefleht, bekennt er sich von neuem zu der Lehre von einer
doppelten Prädestination, dafs Gott die Guten zum Leben,
die Bösen zum Untergang vorherbestimmt habe, unter der
Verwahrung, dals Gott, der alles vor Anfang der Welt vor-
hergewulst, das Gute wie das Böse, doch nur das Gute
1) Borrasch, Der Mönch Gottschalk von Orbais, sein Leben und
seine Lehre (Thorn 1869), 8. 63 meint zwischen 849 u. 850; Monnier
2.2. 0. 8. 1 sagt: vergente anno 849.
2) Sirmondi, Op. var. II, 998»; ep. Rabani ad Hincmarum,
3) Usher a. a. ©. $. 321—824; Confessio brevior.
4) Ibid. p. 324—3861; Confessio prolixior. Ich verweise auf die er-
schöpfende Abhandlung von Wiggers a. a. O, 8. 486—490, wo der
Inhalt dieses Glaubensbekenntnisses ausführlich angegeben ist, um mich
kürzer fassen zu können.
u
STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN UND LEURE, 537
eine — Gottschalk bekennt sich des weiteren zu freudigem
Opfermut für diese Lehre und bittet Gott, dafs er auch
elle anderen, welche dieser wahren Lehre noch fernstehen,
@9 ihrem Heil zu derselben bekehre, dafs sie nieht fürder
Mähren Irrtum beharren. Jedem, der dieser Lehre wider-
streite, wolle er entschlossen mit Gottes Hilfe entgegentreten,
der ihn als einen abscheulichen Ketzer meiden, da ein
Sölcher seinen Lohn dahin habe. Er erbietet sieh, zum Er-
Weis der Richtigkeit dieser Lehre ein Gottesurteil vor ver-
*ummeltern Volk, dem König und der Geistlichkeit zu be-
“tehen. Vier Fässer sollten hintereinander aufgestellt werden,
ängefüllt mit siedendem Wasser, mit Öl und Pech; in jedes
wolle er unter Anrufung des göttlichen Namens hineinsteigen
und zuletzt die Feuerprobe auf sich nehmen und aus allem
mit Gottes Hilfe unversehrt hervorgehen — zum Glauben
für andere: beim ersten Zaudern oder Zittern bei Ausfüh-
rung des hier Versprochenen aber möge man ihn alsogleich
verdientermalsen ins Feuer werfen, dafs er umkomme. Gott
aber werde ihm schon Kraft verleihen und beistehen. Zum
Schluls betet er für seine Feinde um Vergebung dessen,
was sie ihm wissend oder unwissend angethan, und bittet
den Leser, für seine arme Seele zu beten.
Zugleich mit diesen Bekenntnissen dürfte Gottsehalk eine
neue Refutatio der Briefe Rabans an Bischof Noting und
Graf Eberhard veröffentlicht haben *.
Nicht lange nach den Glaubensbekenntnissen wird das
vierte Gedicht bei Monnier (p. 20 u. 21) von Gottschalk ge-
schrieben sein: Gottschalks Lehre ist hier klar durchgebil-
det?, und das weist uns auf diese spätere Zeit.
Als Gottschalks Wunsch nach einem Gottesurteil keine
Erhörung fand, mag er seinen ganzen Mifsmut darüber unter
3) Ep. Rahani ad Hincmarum bei Sirmond, Op. var. Il, 989:
quae etiam opuseula, quae dixistis quod memoratus Gothescaleus en
eorrumperet et vitinret, vobis modo, prout a me dictata sunt, ad legen-
dam transmisi et si quid in eis emendandum eit, vestro Judieio mapis
elign corrigi qunm haeretich,
2) Vel. Strophe 5, Vers 1; 11, V. 1-4; 18, V. 1-4. Das Gedicht
ist alphabetisch.
rg 4
STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN UND LEHRE. 539
Ein Brief Gottschalks an Erzbischof Amolo von Lyon,
in dem er ihn auflorderte, seine Meinung über die Prä-
destinationsfrage darzulegen, ist verloren gegangen: dies ist,
s0 weit wenigstens unsere Nachrichten noch reichen, das
letzte Schreiben gewesen, das Gottschalk in diesem Streite
verfalste, Aber noch eine andere Streitfrage, die Gottschalk
gegen den Erzbischof von Reims verlocht, nahm seine Thätig-
keit in Anspruch, die Frage nach der göttlichen Trinität,
und auch hier ist der Gefangene von Hautvilliers mehrmals
öffentlich aufgetreten, seine Ansicht, auch hier in Überein-
simmung mit den Kirchenvätern, gegen seinen Kerker-
meister zu verfechten.
Gottschalk suchte zunächst durch Flugschriften dem Erz-
bischof enfgegen zu treten !; danach veröffentlichte er eine
förmliche Abhandlung über diese Streitfrage, „schedula“ be-
nannt, die uns Hinkmar in seiner Entgegnung vollständig
aufbewahrt hat ®, Ich setze diese Schriften ins Jahr 853 ®.
Zu gleicher Zeit wird das zweite Gedicht Gottschalks
bei Monnier (p. 17 u. 18) seine Entstehung gefunden haben.
Strophe 22:
Hymnum fideli
Modulando gutture
Arium sperno
hatrantem Sabellium
Adsensi numquam
Grunnenti sermone
Auro susurra
hat einen zu unverkennbaren Hinweis auf diese Streitfrage.
Schrörs* setzt die übrigen Gedichte bei Monnier vor den
1) Heri Op. I, 414: inde plurima seribere, et ad quosenmque potuit,
primum latenter, deinde quantum sibi licuit, aperte mittere (Gothes-
enleus) procuravit.
2) Ibid.: Norissime diebus istis hanc subjunctam schedulam, quae
ad nos communiter per complices ac aatellites suos pervenit, inde con-
scripsit; diese schedula ebenda p. 415—418.
3) Ich folge hierbei den Gründen r. Noordens, die derselbe in
seiner Schrift „Hinkmar, Erzbischof von Rheims“ (Bonn 1868), S. 91
‚Anm, 4 beigebracht hat.
4) Schrörs a. a. 0. S. 05 Anm. 38,
STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN UND LEHRE. dal
angabe seiner beiden in Hautvilliers verfaßten Glaubens-
bekenntnisse hervorgegangen ist.
"Gottschalk leitet bei Aufstellung seines Lehrbegriffs nicht
das anthropologische Interesse, wie Augustin, in dessen
Bahnen er wesentlich wandelt, sondern das theologische,
und dies veranlaßte ihn, manches schärfer zu fassen, wozu
sich jener Kirchenyater nur schwankend verlalten hatte.
Die Absolutheit des göttlichen Dekrets ist ihm die Haupt-
sache in dem ganzen Streit.
Er geht aus von dem Begriff der Unwandelbarkeit Gottes
und macht diese zur Grundlage seines Systems. Von Ewig-
keit her hat der unwandelbare Gott alle seine Werke fest
bestimmt, denn gübe es bei ihm irgendeinen Wechsel, so
wäre er ja nicht mehr der unwandelbare Gott, und das
wäre sein Tod. So steht das göttliche Dekret allentlalben
von Ewigkeit her fest, und um der Verdammung der Ver-
worfenen willen kann Gott dasselbe, und damit sich selbst
nicht aufgeben . Gott konnte dieses Dekret füssen, denn
er wulste von Ewigkeit alles voraus, das Gute wie dus
Böse; doch nur. das Gute machte er zum Gegenstande seiner
Vorherbestimmung. Präscienz und Prädestination sind zeit-
lich geuommen eins und fallen unmittelbar, ohne alles Inter-
wall, dem Akte nach zusammen. Diese Prädestination er-
weist sich nach zwei Seiten, in Wohlthaten der Gnade und
in Geriehten der Gerechtigkeit, Gott einmal als der Gute,
das andere Mal als der Gerechte*, Jene erwählt sich aus
der sündigen Menschheit einige zum ewigen Leben und
führt sie nach dem unwandelbaren göttlichen Ratschlufs zur
Glorie; diese bestimmt die, von denen Gott voraus wulste,
dals sie einen bösen Anfang und ein noch böseres Ende
nehmen würden, unwiderruflich zur ewigen Verdammnis.
Wenn sich so Gottes unwandelbarer Ratschluls auch nach
zwei Seiten erweist, so sind damit doch nicht zwei ver-
schiedene Prädestinationen anzunehmen. Gottes Prüdestina-
tion ist ihrem Wesen nach immer nur eine, nur in ihrer
- 1) Usher a. a. 0. 8. 333/84,
2) Ibid. S. 825/26.
u
vn
STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEDEN UND LEHRE, 543
man Gottschalk vor, er lehre nicht nur eine Vorherbestim-
Wung zur Strafe, sondern auch eine solche zur Sünde, und
&ott selbst zwinge die Menschen gegen ihren besseren Willen
Zu Bösesthun und dadurch zum Untergang, obgleich Gott-
sehalk ausdrücklich erklärt hatte, dafs Gott lediglich dns
Gegenstand seiner Vorherbestimmung mache !,
Am gehässigsten ging in dieser absichtlichen Entstellung
®&iner Lehre Raban gegen den unglücklichen Mönch vor;
®tzch Hinkmar liefs es nicht daran fehlen, wenngleich er
Seinen Gefangenen jener äufsersten Konsequenz nicht an-
Letzterer stellte Gottschalks Lehre, wie er sie auffalte,
in folgenden fünf Kapiteln zusammen ®:
1) Es giebt eine doppelte Prädestination; wie Gott die
Einen zum ewigen Leben vorherbestimmt hat, so die an-
deren zum ewigen Tode;
2) Gott will nicht, daß alle Menschen selig werden,
sondern nur diejenigen, welche wirklich selig werden; alle,
welehe daher nicht selig werden, werden es nicht nach
Gottes Willen; denn wenn nicht alle diejenigen selig wer-
den, welche nach Gottes Willen selig werden sollen, so
kann er nicht alles, was er will. Will er aber etwas, was
er nieht thun kann, so ist er nicht der Allmächtige, sondern
schwach und ohnmächtig. Gleichwohl aber ist er der All-
mächtige, welcher kann, was er will;
3) Christus ist nicht für die Erlösung der ganzen Welt
gestorben, und nicht für alle hat er sein Blut vergossen,
sondern nur für diejenigen, welche selig werden;
4) Wenn auch die Taufgnade allen Erlösung gewährt,
&0 hat Christus doch nicht für diese alle sein Kreuz ge-
tragen, den Tod erlitten und sein Blut vergossen ;
5) Die Gottheit der heiligen Dreieinigkeit ist eine drei-
fache.
Die Begeisterung des Mönchs für seine Lehre, seine volle
1) Usber a. a. O, S. 825: (Deum) praescisse ... sire bona sive
mala; praedestinasse vero tantummodo bona.
2) Heri Op. 1, 483; IT, 268. 291. 298.
u
STUDIEN ZU GOTTSCHALKS LEBEN UND LEHRE. 545
Wetreffs der Lehre Gottschalks hat Wiggers ein treffen-
er Urteil abgegeben, wenn er sagt!: „Ein Revolutionär
ın Gottschalk in kirchlicher Beziehung unmöglich heifsen,
a ja eben er auf den Augustinus, den Vertreter kirch-
licher Orthodoxie im Abendlande, zurückging und denjenigen
Kirchenhäuptern, welche sich nach seiner Überzeugung von
dieser entfernt hatten, entgegentrat. Will man den Mönch
mit einem in der Neuzeit üblich gewordenen Namen be-
zeichnen, so könnte man ihn in dieser Bezichung einen
Reaktionär nennen, da sich thatsächlich viele angesehene
Kirchenlehrer, unter ihnen Hinkmar, von dem Augustinus
und dessen in der abendländischen Kirche für orthodox
geltenden Lehrbegriffe entfernt hatten.“
1) Wiggers a. a. 0. S. 483. -
Zeitschr. f. K.-G. XVIIT. 4. 35
Ein unbekannter Gegner der Lateiner.
Von
D. Dr. Johannes Dräseke,
Professor am Matthias Claudius-Gymuasium zu Wandsbeck.
Unter den Veröffentlichungen, durch welche der gelehrte,
um seiner friedfertigen und auf die Versöhnung der christ-
lichen Konfessionen bedachten Gesinnung willen mit Recht
hochgeschätzte, aber leider zu frülı (30. Oktober 1896) von
seinem Werke abberufene Erzbischof von Patras, Nike-
phoros Kalogeras, sich um die kirchliche Entwickelungs-
geschichte seines Volkes verdient gemacht hat!, mufs eine
als ganz besonders wichtig hervorgehoben werden, die bis-
her wenigstens, soweit ich sehe, nach Inhalt und Verfasser
so gut wie völlig unbeachtet geblieben zu sein scheint. Ich
meine die von ihm im Jahre 1890 aus einem etwa dein
15. Jahrhundert angehörigen Cod. Mosqu. 204 (8. 210ff.).
in Leipzig (Ex zig Ararolınng rurroygapiag T. Agoryorkiror)
herausgegebene Schrift ITegi 108 drrwg loxeoe zas’ Iuav 6
Aarivos Yroı Ayumyogias Owu& Tod Mweolirn
(sreiwrov yenuarioavrog srarrırod Kwvorarrivourölswg ITareı-
Ggyov &v Ereı 1205) EAeygosaaidvareorcy. Schon zwei
Jahre später erfuhr diese Schrift, in Verbindung mit zwei
anderen desselben Verfassers, eine abermalige Herausgabe.
Der gelehrte Archimandrit Arsenij, Vorsteher des Zaiko-
nospasschen Klosters, veröffentlichte, wie ich den Mitteilungen
1) Vgl. Spyr. P. Lambros’ Nachruf in der Byzantinischen Zeit-
schrift VI, S. 218.
DRÄSERE, EIN UNBEKANNTER GEGNER DER LATEINEN. 547
E. Kurtz’ in der Byz. Zeitschr. IV, 8. 370, Anm. 2 ent-
nehme, aus einer Moskauer Handschrift des 14. Jahrhunderts
Nr. 368) „Drei Abhandlungen eines unbekannten
griechischen Schriftstellers aus dem Anfang des
13. Jahrhunderts“ (Moskau 1892, IV, 115 8. 89%:
„„% Über den Ausgang des hl. Geistes, hauptsächlich gegen
die Schriften des römischen Theologen Hugo Etherianus (1170)
gerichtet. Anfung: Alyudkoro rag” alyuwehbry Zuol Eyılı)-
aavrös rıres Yoored us" Ürep 5’Irahög olde d Ilrenua odaiar
Looa alyerröeraroy‘. b. Über den Gebrauch des ungesäuerten
Brotes beim Abendmahl. Anfang: 492° oBroı wai rrdhır
aba dndornoav dp’ iuav, Mcaı dE nal za mwegk ron Klon
Heguas magen)jrevon, e. Über den Primat des Papstes.
Anfang: "ALU riva nai adhır 1a rırwv Öterrogfuaru; Ei
dvaasds 6 Aarivos, was Yearo ueya wödos xal alrdg wer
ward Baoıheds wel iegeis, bud de eFerinafe zai regqegopan
direohız, &9gor0s, srhavheng.“ Diese Ausgabe Arsenijs mir zu
verschaffen gelang mir ebenso wenig, als es mir vor einigen
Jahren möglich war, die von Vasiljevskij herausgegebenen
Epiphanios-Schriften zu der von mir in meiner Abhandlung
„Der Mönch und Presbyter Epiphanios“ (Byz. Ztschr. IV,
8.346— 362) allein benutzten Dresselschen Ausgabe (Paris und
Leipzig 1843) hinzuzuziehen * Unbekümmert um etwaige
1) Sollte die von A. Ehrhard (Byz. Zeitschr. VI, 412) aus Cod. A
VIE, 25 (n. 1287) der Bibl. comun. Queriniana zu Brescia verzeichnete,
„bisher nicht bekannte Disputation des Nikolaos von Methone mit Hugo
Eiherianus* dieselbe Schrift sein, wie die oben genannte?
2) Ich bin genötigt, dies hier besonders zu erwähnen mit Rücksicht
auf E. Kurtz’ mir auf Grund meiner Nichtbeachtung dieser Ausgabe
erteiltes „Bibliographisches Monitum‘ (Byz. Zeitschr. VI, 8. 214). Zur
Sache möchte ich nur bemerken, dufs ich durchaus keinen Grund zu
dem Bedauern habe, mich vor Veröffentlichung meiner Arbeit nicht „ernst-
haft um ‚genauere Einsicht in die gründliche Arbeit" Vasiljerskijs
und ihre über mein „Ergebnis weit hinausgehenden Resultate“ bemüht
zu haben. Die hier in Betracht kommenden textkritischen und Ver-
fasserfragen sind bisher weder durch mich, trotzdem mir A. Ehrhard
in Krumbachers Geschichte der Byz. Litt.*, 8. 198 zumeist beistimint,
soch durch Vasiljevskij entschieden N Auch die van Kurtz nach
seinem Gewührsmann betonte Unterscheidung zwischen dem Verfasser
des Lebens des Andreas und des der Maria ist eine höchst fragliche
B5*
2. -
Sinnen, die Griechen jedenfalls abstofßenden Äufseron
des Patriarchen entworfen hat. Jetzt, wo in Kulogeras’ Aus-
‚gabe der Wortlaut seiner Ansprache an die Griechen vorliegt,
erkennt man die wichtigere Seite seiner Persönlichkeit, die Be-
‚sonderheit derselben, sein Inneres, Klar und unverhüllt' läfst
Thomss darin die Anmafsung seines Wesens, das Unevan-
‚gelische und Abstofsende seiner Gesinnung zum Ausdruck
kommen, er zeigt sich als ein Mann, der die schlimme Mischung
‚seiner körperlichen und seelischen Fühigkeiten in voller Ein-
tracht zu halten weils. Und so bekommen wir jetzt erst ein
volles, anschauliches Bild von der Persönlichkeit dieses Mannes,
Es stimmt in allen Stücken zu seinen und seiner Gesinnungs-
genossen Thnten in Konstantinopel, die von der wahrheits-
iebenden Geschichte klagend verzeichnet, vom Christentum
“und von der Politik gleicherweise verabscheut werden. Wenn
Papst Innocenz IIL, der Thomas zum Patriarchen er-
hob, ihm uns mit vielen Vorzügen ausgestattet schildert,
seine Person ! honestam moribus, providentia eireumspectam
‚et eompetenter litteris erudifam nennt, so ist das nicht zu
verwundern, Thomas Morosini war in eigentlichstem Sinne
ein Geschöpf der päpstlichen Politik. Das Glück zeigte sich
ibm besonders günstig, es stattete ihn reich mit Ansehen
und Rahm aus, Niemals jedoch, erinnert Kalogeras (8. 7"),
sollte es vergessen werden, dafs er der berüchtigte Vorfahr
eines berüchtigteren Nachkommen ist, jenes Francesco Moro-
sini, der 1685 den herrlichen Parthenon auf der Akropolis
von Athen, der die Stürme von mehr als 2000 Jahren über-
dauert hatte, durch Bomben zertrümmern liefs und die Reste
in reher Weise schändete und plünderte %,
"Was wollte der Verfasser? Zweck und Ziel seiner
stantinopel kam ans Venedig ein gowisser Thomas, ein Mann von mitt-
lerem Wuchs, aber wohlgenährt wie ein gemästetes Schwein. Er war
im Gesicht wie seine übrigen Landsleute ... und trug
ein enges Gewand, das seinem Leibe wie angewebt und mit Nadeln fest-
jeckt schien.“
Innocent 111. Gesta, T. II, p. 516, ed. Migne.
2) Gregorovius, Geschichte der Stadt Athen im Mittelalter IT,
1
fe
EIN UNBEKANNTER GEGNER DER LATEINER. 551
gerufen, befestigt jedoch offenbar auch durch politische
Gründe wurde. Aber wenn auch der Name des römischen
Bischofs seitdem mit den Namen der vier Patriarchen des
Ostens alter Sitte zufolge fort und fort nicht mehr zusammen
genannt wurde, 0 hat doch die Zeit, welche die Hitze der
politischen Leidenschaften auf beiden Seiten gesänftigt hat,
die dogmatischen Unterschiede fast zum Gegenstand wissen-
schaftlicher Untersuchung allein bei den Theologen beider
Kirchen werden lassen. Die grolse Masse des Volkes im
Morgen- wie im Abendlande hat, von den theologischen
‚Streitigkeiten am wenigsten beeinflulst, in seinem Bewulst-
sein die alte Glaubenseinigkeit unentwegt festgehalten. So
stand die Sache vier ganze Jahrhunderte lang. Und der
‚ersehnte Tag der Rückkehr beider Kirchen zu der vor-
maligen Gemeinschaft und Einheit in Christo würde durch-
aus im Laufe der Zeit heraufgezogen sein, wenn nicht die
‚Scharen der Kreuzfahrer die schlummernden Leidenschaften
geweckt und ihr Feuer wieder entzündet hätten. Sie ent-
zündeten dasselbe aber, indem sie sich roher und ruchloser
[Niketas Akominatos ist dessen Zeuge] erwiesen, als alle
Barbaren und Christenfeinde, die je vor und nach ihnen das
Morgenland raubend durchzogen. Und sie waren Christen,
die den Bischof der römischen Kirche zum Haupt hatten
und das Kreuz des Herrn zu offenem Hohn auf ihren
Schultern trugen!“ — Doch wenden wir uns nunmehr den
Gedanken der Schrift selbst zu.
Trotzdem der Eingang im Cod. Mosqu. 204 nicht ganz
vollständig überliefert ist, so ist doch so viel klar; Der Ver-
fasser sucht eine Antwort auf die Frage: Wie ist der Lateiner
zu Ruhm und Herrschaft gelangt, während der Grieche jetzt
heimatlos umherschweilt? Göttlicher Zulassung zufolge, sagt
er, nahm er gegen uns die gelegene Zeit wahr und enthüllte
sich als ein noch schlimmerer Spötter über die göttlichen
Geheimnisse, als er es schon früher war. „Wie ward er
‚denn ein solcher Gottesruhm? Welch’ furchtbare und Ab-
scheu erregende Thaten giebt es denn, deren er sich nicht
rühmte? Nicht die Gotteshäuser hat er geehrt, nicht das
Allerheiligste, worin die göttliche Kelter, die der Herr allein
GEGNER DER LATEINER. 553
es dee ei Bons, der Mutter aller
Kirchen nicht folgt und euch dem zweiten Petrus, dem
Fapste, als Haupt nicht unterordnet, seid ihr aus eurer
Vaterstadt und aus eurer Kirche verstolsen und des Priester-
tums beraubt worden. Gleichwohl würde Gott und der
‚Papst selbst sich euch gnädig erweisen, wenn ihr zu unserm
gemeinsamen Vater und Hirten euch hinwenden wolltet.
Denn wie Gott nur einer ist, so hat er jedem seiner Ge-
‚schöpfe die Macht verlichen, in einzigartiger Weise zu herr-
schen, der Sonne über den Tag, dem Mond über die Nacht;
dem Adem, eiozig und allein Urahn und Herr aller Ge-
schöpfe auf Erden zu sein, dem Abraham Stammvater, dein
"Moses und seinem Nachfolger Josua, dem Sohne Nuns,
Führer und Feldherr zu sein, dem Petrus, das Haupt der
‚Apostel zu sein und die Verheilsung, dafs diese sich ihm
unterordnen und von seiner Lehre abhängig sein sollen.
Deswegen hat er ihm auch in besonderer Weise die Schlüssel
anvertraut und zu ihm gesprochen: ‚Weide meine Schafe!‘
(Joh. 21, 16) und ‚Stärke deine Brüder!‘ (Luk. 22, 32)
und ‚Auf dich will ich die Gemeinde bauen‘ (Matth. 16, 18)
Daher ist er es auch, der den Matthias zum Apostel salbt
und den Lahmen an der schönen Thür des Tempels auf-
richtet, obwohl der erhabene Johannes dabei zugegen ist
und der Leidende zugleich ihm Scheu einflößsen mußte; er
ist es, der Gesetze giebt. Da aber Alt-Rom der Stuhl Petri
ist, so ist durch denselben Vorzug auch dessen Nachfolger
geehrt. Und der Bischof von Rom war der einzige Lehrer
und Hirt in der ganzen Welt. Seitdem ihr euch aber von
uns getrennt habt, habt ihr in reichem Mafse dafür eure
Strafe empfangen und zum Schlufs Knechtschaft und Ver-
bannung.“
Diese Kundgebung Thomas Morosinis widerlegt nun der
Verfasser Satz für Satz, ja fast Wort für Wort mit so
schlagfertiger, des Gegners geheimste Gedanken ans Licht
ziehender und sie oft in äulserst geschickter Frage und Ant-
wort hin und her wendender Dialektik, wie man Ähnliches
in den die Lehren und Ansprüche der römischen Kirche
bekämpfenden Schriften der Griechen nur wenig finden
-n
‚EIN UNBEKANNTER GEGNER DER LATEINER. 555
sammler am Sabbat (4 Mose 15, 32. 36), bei Achar, dem
(Jos, 8, 20. 22. 25) und Ananias, der dem
hl. Geiste log? Aber fürwahr, cher würde ich dem Schnee
Hitze zum Vorwurf machen, als meinem Christus, dafs er
mir Unrecht gethan. So ist also meine Vertreibung aus
“einem Verfolger, Elias und Isebel, Potrus samt Paulus und
Nero, weist der Verfasser die Sinnlosigkeit jener gegen-
teiligen Behauptung des Römers nach. Und im Anschlufs
der Thebaischen Wüste durch die Araber im Jahre 779%,
die furchtbare Zerstörung von Syrakus im Jahre 874 %
„Deine Lehre zeugt wider dich“, herrscht er seinen Gegner
an, „von deinen eigenen Lippen droht dir Schlinge und
Fallstrick. Auch du wurdest vor nicht langer Zeit (im J.
1187 darch Saladin) aus Jerusalem vertrieben. Dein Ver-
folger war ein Araber. So sind also nach deinen eigenen
Vordereätzen die Araber hinsichtlich ihres Glaubens (oder
vielmehr nach ihrer milden, menschenfreundlichen Gesinnung,
die sie, wie die Schriltsteller berichten, gerade den geschla-
genen Lateinern bewiesen) bessere Leute als die deiner Kirche
und die unter ihrem Haupte Stehenden. Aber“ — und du-
mit spielt der Verfasser auf einen grauenvollen Vorgang des
Jahres 1205 an — „auch der Skythe und Bulgare bewies
dir seine Obmacht, er schlachtete dich ab (zardogyast ve)"
1) Theophanes (C. de Boors Ausgabe, 1883), 5. 499.
2) Tu Fi xer& riw molsogetuv, sugt Kalogeras, S. 5 Anm, 11,
zul vi Khmorm wurjg wegueygare diefodinng Broddaros d movayöc,
alrönens yerdusros wigrus, Ev Ta mpös Alovre vor Agyıdıdxovos Ine-
aroig. Er verweist auf die Iateinische Übersetzung dieses Briefes in
Ph. Hausleutners Geschichte der Araber in Sizilien (Königsberg 1792),
Ba. III, 5. 223; desgl. Kedrenos, Bonn. Ausg, 5. 234.
8) Gemeint ist Kaiser Balduins martervoller Tod bei den Bulgaren,
von dem Georgios Akropolites (Bonn. Ausg., 8. 24) berichtet. Die
grauenvollen Einzelheiten bei Niketas (a a. 0. $. 847): König Johannes
„les älın die Beine am Knie, die Arme am Ellenbogen abhauen und
lich, „schwere Sünden erbittern Gott. Bei der uns infolge
unserer Saumseligkeit widerfahrenen Heimsuchung sehe ich
zugleich Neid und Herrschsucht und Hinterlist mit im Spiele,
‘Wo war denn unsere Flotte, die der feindlichen hätte ent-
gegentreten sollen? Wo der Gehorsam gegen den Herrscher,
wenn mehrere neidisch nach den Purpurschuhen schielten
woggqugeigs welä4, Homerisch, Od. 14, 23; 15, 550.
1 24, 340)? Wo die gemeinsame Losung aller, dafs wir
Männer sind und stürmender Abwehr gedenken sollen (Hom.
Od. 4, 527 ujaaıro d£ Horgıdos dAxng, in der Ilias zwanzig-
mal Versschlufs) — wenn, eine Folge mannigiacher Bosheit,
gegenüber den Feinden Verrat sich regte? Wie hast du
mich denn besiegt? Etwa durch des Speeres Kraft (die
Sögaros — durch Kampf, Homerisch, douge sröhır relgdaı
I. 16, 708)? Und worin bestand das Ringen zwischen
Ares und Hermes, dem Über des Faustrechts und dem
Herrscher des Worts? Stelle dich mir zu heiligem Kampfe
(dög gor iegd» uödor, wieder Homerisch, Il. 7, 117 uödon
oe” &xöoneos), der nicht mit Blut und Mord befleckt wird,
wo Einsicht gegen Einsicht, Verstand gegen Verstand streitet,
dann wirst du sehen, wem der Kranz des Sieges zußällt.“
„Auch mein Meister ist Christus, der zu meinem h. Pe-
trus gesagt hat: ‚Stecke dein Schwert in die Scheide, denn
wer mit dem Schwert tötet, der soll dureh das Schwert um-
kommen‘ (Matth. 26, 52), der das unblutige Opfer uns auf-
getragen, der uns ermahnt hat: ‚Keinen andern auf Erden
sollt ihr Meister nennen‘ (Matth. 23, 8. 10). Nicht der lang-
schattige Speer (dol1ydozıor Hom. Il. 3, 346. Od. 19, 438)
ist mein Feldzeichen, sondern das Kreuz Christi.“
‚Dem Prahlen des Gegners (S. 8), der dem Griechen alles
genommen zu haben vermeint, hält der Verfasser die That-
sache entgegen, dafs er des Glaubens Senfkorn sich gerettet,
eingedenk der Mahnung des Herm: „Seid klug wie die
Konstantinopels“, in B. Todts höchst verdienstlicher und ansprechender
Übersetzung (Halle, Buchhandl, d. Waisenhauses, 1870) allgemeiner zu-
gänglich geworden, bringt manche dankenswerte Ergänzung zu Niketas.
Zum oben Erwähnten vgl. besonders $. 328,
vr
Be... -
4.
Bix UNBEKANNTER ‚GEGNER DER LATEINER. 559
rertdog Zorn vor Augen hatte. Er wird daher etwa gesagt
"haben: Die Kirche weifs freilich auch von der Einheit Gottes,
aber nur von einer Einheit, die von Anfang sich zur Zwei-
heit fortbewegte, bis sie in der Dreiheit zum Stillstand kam
(uyge verados oräcar). „Und das ist Vater, Sohn und hei-
liger Geist, der unendliche Einklang dreier Unendlichen
(2109 drreigwr &rreigos auupenia). Daher ruht die göttliche
Gewalt nicht in einer Person.“
Wichtiger als diese und andere aus der kirchlichen
Lehre gezogene Schlulsfolgerungen ($. 9/10) sind des Ver-
fassers Schriftbeweise.
„Wohlan, komm her“ — sagt er zum Gegner (S. 11) —
„und lies mit mir die Aussprüche des Herrn. Ein Wort
ist an alle Jünger gerichtet: ‚Kommt, ich will euch zu
Menschenfischern machen‘ (Mattb. 4, 19. Mark. 1, 17). Wie-
derum eins an alle: „Ziehet nicht auf der Heiden Strafse,
gehet vielmehr zu den Schafen vom Hause Israel“ (Matth.
10, 5. 6). Allen ward die Macht gegeben, Teufel aus-
zutreiben, und einstimmig sprachen sie heimkehrend: ‚Herr,
auch die Teufel sind uns unterthan‘ (Luk, 10, 17), Ein
anderes Mal sprach der Meister, die Jünger demütigend:
‚Ich salı den Satanas vom Himmel fallen wie einen Blitz‘
(Luk. 10, 18), indem er sie zu der Erkenntnis leiten wollte,
Gottes Werk sei es, der ihn hinabgestürzt,. Der Vater des
Besessenen tadelt es, dals die Jünger den Teufel nicht aus-
trieben, und die Klage war wider alle gerichtet (Matth. 17,
15. 16)... Gemeinsam an alle ergeht das Wort: ‚Ihr seid
das Salz der Welt‘ (Matth. 5, 18), ferner: ‚Ihr seid das
Licht der Welt‘ (Matth. 6, 14), und nach der Auferstehung:
‚Gehet hin und machet alle Völker zu Jüngern* (Matth. 26,
19). Nicht Petrus, nicht Johannes, nicht Andreas bevorzugt
er da... Und wenn Christus zu Petrus das Wort spricht:
‚Du bist Petrus und auf diesen Felsen will ich erbauen die
Gemeinde‘ (Matth. 16, 18), so preist er damit nicht so ohne
weiteres den Apostel glücklich, sondern er thut es um seines
festen Bekenntnisses willen. Damals ja ward sein Name
Simon zu Petrus gewandelt (Joh. 1, 43), und er empfing die
Verheifsung, er solle des Himmelreichs Schlüssel erhalten
Kain.
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fierr seibst Ja ans gersmer- [Ne Apustei aber
an Tei des Banes ımi zwır der ere in den
Jersen na Antasır 12 Wachstums der Gemeinie.-
„Nr. 2a aber Uzwerebied ami Sıoderunz einführst
1 ae Laeung der wiwiergeren Dinge dem Petras zu-
was, dr g-rıgrigigeren den übrigen Jüngem. »
Ihnat da daa, riet
umdern deisem >U:mz
dadurch, aala da dich seibet azs eigener Machtvollkommen-
heit an die >telie des Petrus setzest {fr 10 za O8arrör eis
Wirgen attmugniaiee,; £zaogegoir, und von da nun den
Sehlufs ziehat, da seist Paulus und Johannes überlegen, weil
Yıarus höher als sie stehe. Erweisest da dich da nicht
ala einen eigenmärhtigen Schiedsrichter? Angenommen, zwei
Memschen haben dieselbe Sünde begangen und nahen sich
nun zur gebührenden Zeit, der eine dem Petrus, der andere
dem V’aulus und begehren inständigst gleicbermafsen Ver-
gebung, und der bei Petrus hat das Wort vernommen: Deine
Klinde int dir vergeben, der bei Paulus dagegen hat es nicht
1) Vol. aber dieselben Stellen den Anbang zu den Schmalkallischen
Artikeln „Von der Gewalt und Obeikeit des Papstes. durch die Gelehrten
zummmenpezogen zu Schmalkalden Anno MDXXXVIL“ (S. 270—280
der deutschen Ausgabe, Berlin 1868), $. 274; bei Hase, Libri sym-
balleh, B. 54h.
——
EIN UNBEKANNTER GEGNER DER LATEINER. 561
vernommen, weil dem Paulus nicht dieselbe Gnade wider-
fahren wie Petrus, oder hat er es vernommen, so war es
‚doch zum Trug: ist da nicht die Ungleichheit der Apostel-
schaft zum Widersinn geworden ?“
Ich übergehe die übrigen Beispiele (S. 12/15), aus denen
‚der Verfasser Petrus’ wirkliche Stellung innerhalb des Apostel-
kreises erläutert. Die Ansprache des Patriarchen hatte Pe-
rus’ Thätigkeit bei der Wahl des Matthias besonders her-
vorgehoben. Was thut der Verfasser? Er verweist einfach
auf den ausdrücklichen Bericht des Lukas. „Sie stellten“,
heißt es da (Apg. 1, 23. 24. 26), „zwei, Joses den Barsabas
und Matthias hin, beteten und sprachen: Du, Herr, der
Herzen Kündiger, zeige an, welchen du erwählt hast. Und
sie warfen Lose, und das Los fiel auf Matthias, und er ward
zugeordnet den Zwölfen.“ „Da ist“, schliefst er sinngemäßs,
„alles von gleicher Schätzung, das Aufstellen, das Beten,
‚das Loswerfen, das Zuordnen. Aber Petrus, behauptest du,
heilte den Lahmen an der schönen Thür des Tempels, nicht
Johannes, der dabei war. Dem stimme ich bei. Wenn auch
dir die Wundergabe verliehen ist, nun so beweise sie. Rings-
um liegen die Kranken, dann werde ich erkennen, dafs du
des Petrus Schatten bist. Bis dahin aber heifst es zunächst:
Arzt, hilf dir selber.“
Alle von Petrus hergeleiteten Sonderansprüche des römi-
schen Bischofs, wie sie Thomas Morosini zum Ausdruck ge-
bracht, weist der Verfasser scharfsinnig aus der bl. Schrift
zurück (8. 14 u. 15). „Doch zugegeben“, fährt er fort (8. 15),
„der grofse Petrus nimmt eine hervorragende Stellung unter
‚den Aposteln ein. Hat etwa Gott damit auch dir, als einem
zweiten Petrus, diese Auszeichnung verliehen? Wohlan, zeige
mir die Wirkungen derselben, denn sie sind bezeichnend
für den inwendigen Menschen, und ich erkenne dich an
Die Behauptung des römischen Bischofs, sein Bischofs-
sitz sei der des Petrus, widerlegt der Verfasser als unwahr.
„Wir haben“, hält er entgegen, „Paulus nicht sagen gehört,
Rom sei das Arbeitsgebiet des Petrus, sondern vielmehr Judäa
«Gal. 2, 7. 8), wie sein eigenes eben die Heidenwelt (Gal.
2,7. 8. Röm. 11, 13). Ich habe nicht gehört, dafs Row
eitsehr. 1. 6-0, XVII, 4. 36
L
i:
er
weiteifernd, die ihn zwar nach dem Sitze neben Gott trachten,
dann aber in die Hölle hinabstürzen lassen’. Du bist ein
Gegner Christi, mit seinem Evangelium treibst du Wucher,
du erneuerst das Judentum und entweihest das Heilige.“
Und nun ist's, als ob dem Verfasser die Schale des Zorns
und der Erbitterung überläuft. Alles, was je von Griechen
in irgendeinem Abschnitt des langen, unseligen, erbitterten
Streites zwischen beiden Kirchen gegen römisches Kirchen-
wesen und römische Lehre vorgebracht ist, das schüttet der
Verfasser ($. 17 u. 18) in immer steigender Erregung aus.
Die kurzen, abgerissenen Sätze, meist in unverbundenen Par-
tizipien dahineilend, sind dessen Zeuge. Durch genaue Über-
setzung diese Vorwürfe einer fernen Vergangenheit, deren
Söhne durch die ruchlosen Gewalttbaten der kirchenschän-
derischen Lateiner auf das tiefste erbittert waren, in unseren
Tagen wieder zum Leben zu erwecken, wo man mit Recht
auf Versöhnung und Verständigung der christlichen Kirchen
bedacht ist, daran kann weder das Leben der Kirche Jesu
Christi noch die Geschichtswissenschaft Freude haben ®,
Sicher hat kaum irgendeiner ® der Gegner Roms auf griechi-
scher Seite je einen so scharfen Griffel geführt, ist mit so
wuchtigen Gründen dem aufgezwungenen, durch den Gegen-
satz des Volkstums geschärften und wegen des Übermuts
des Siegers so bitter gehafsten abendländischen Kirchenwesen
1) Ganz ähnlich Luther in den Schmalk. Artikeln (II, 4 a. a. O.
8, 254; bei Hase, $. 815, 14): „Zuletzt ist nichts denn eitel Teufel,
da er seine Lügen von Messen, Fegfener, Klösterei, eigen Werk und
Gottesdienst (welches denn das rechte Papsttum ist) treibet, über und
wider Gott, verdammt, tötet und plaget alle Christen, s0 solchen Greuel
nicht über alles heben und ehren. Darum so wenig wir den Teufel
selbst für einen Herrn oder Gott anbeten können, so wenig können wir
anch seinen Apostel, den Papst oder Eudechrist (Antichrist), in seinem
Regiment zum Haupt und Herm leiden. Denn Lügen und Mord, Leib
und Seele zu verderben ewiglich, das ist sein päpstlich Regiment eigent-
lich, wie ich dasselbe in vielen Büchern bewiesen habe.“
2) Vgl. Hertzberg, Geschichte der Byzantiner und des Osmani-
schen Reiches bis gegen Ende des 16. Jahrhı. (Berlin 1888), 8. $71.
9) Zu vergleichen wäre höchstens das, was in Ooteliers Ecelesine
Graeeae Monumenta (Bd. II, 5. 4964.) zu lesen steht.
so*
www
fü
564 DRÄSEKE, Zn .
zu Leibe gegangen, hat so rücksichtelos seine Sünden und
Schwächen ans Licht gezogen und die Überlegenheit griechi-
schen Geistes und griechischer Auffassung im Streite zu
wahren gewulst wie dieser unbekannte Gegner der Lateiner,
dem wir bis hierher gefolgt sind. Hören wir nur noch seinen
Schlufssatz, der gegen den römischen Papst gerichtet ist,
und seien wir dessen eingedenk, dals dieser Papst der go-
waltige Innocenz III. iet, der damals auf der Höhe seiner
Macht und seines Ansehens stand:
„Da also deine Erhöhung weder eine Folge der Größe
des heiligsten Erzhirten Petrus ist, noch daher stammt, dafs
Roms Bischofssitz als Bischofssitz des Petrus bezeichnet
wurde, ... du aber alle Satzungen Gottes aufgehoben und
sein Erbe entweiht hast: „.- #0 ist es für uns und für
jeden Gläubigen durchaus notwendig, uns noch
weiter als bisher von dir zu trennen. Denn je
weiter wir uns von dir entfernen, desto mehr
nähern wir uns dem heiligsten Petrus und Gott
selbst.“
Sind das nicht furchtbare, betrübende Worte, in denen
vonseiten dieses zielbewulsten Griechen die Notwendigkeit
einer immer weiteren Trennung von der römischen Kirche
0 schlicht und hart ausgesprochen wird? Kalogeras er-
blickt in ihnen „die kurzgefafste Summe des bleibenden,
aber beklagenswerten Werkes, das die Kreuzzüge geschaffen
und leider der christlichen Welt übermittelt haben“ Er
denkt dabei zunächst nicht daran, dafs die Kreuzzüge die
griechischen Städte auf das greulichste verwüstet haben, die
bis dahin reich an Bibliotheken und mit den schönsten Denk-
mälern des Altertums ausgestattet und gerade dadurch aus-
gezeichnete Sitze der Kunst und Wissenschaft waren; nicht
daran, dals sie in ungerechter und unvernünftiger Weise
das christliche Kaisertum des Ustens, das den letzten Rest
eines geordneten Staatswesens bewahrt und dem Abendlande
ein ganzes Jahrtausend als Vorkämpfer und Schutz gedient
hatte, zugrunde richteten; nicht daran, dafs die Kreuzfahrer
unter dem Deckmantel und ira Namen des Kreuzes Christi
die eigentlichen Aufrichter des Halbmondes und wirksam-
4 = |
—
‚EIN UNBEKANNTER GEGNER DER EATEINER. 565
sten Bahubrecher und Vorläufer des barbarischen Einbruchs
der Türken wurden; oder was sonst noch derartiges jener
dämonische und krankhafte Geist des Zeitalters zustande
gebracht hat, der jene bluttriefenden Kreuzzüge, was heut-
zutage allgemeiner zugestanden wird, ins Leben rief!. „Alle
diese Dinge“, sagt er (S. 0’) „lassen wir auf sich beruhen,
wir führen auf jenen rasenden Drang in die Fremde das
Übermals des Unglücks zurück, über welches, mehr als über
alles andere, wir und mit uns — wir wissen es wohl —
jedes christliche Herz Schmerz und Trauer empfindet. Worauf
es hier aber ankommt, ist die Thatsache, dafs dadurch die
Wunde der Spaltung weiter aufgerissen und vertielt und
nach menschlichem Ermessen zu einer unheilbaren gemacht
worden ist.“
Wenn endlich der Verfasser zum Schlufs aus der Ent-
fernung vom Papste desto größsere Annäherung an Petrus
und Gott selbst folgert und darin die einzig richtige Ver-
haltungsmafsregel für sich und sein Volk erblickt, so sind
das Worte von solcher Wucht und solch verhängnisvoller
Bedeutung, wie sie in den kirchlichen Streitigkeiten zwischen
Morgen- und Abendland niemals bisher ausgesprochen wor-
den waren. Sie enthalten die letzte Rechtfertigung, das letzte
Zeugnis der vergewaltigten Kirche des Morgenlandes gegen
die Lieblosigkeit und die Kränkungen vonseiten der Schwester-
kirche des Abendlandes. Sie beweisen, dafs es zur voll=-
1) Ich führe nur ein Urteil an, dasjenige Hertzbergs (a. a, 0.
8. 371): „Das objektive Urteil der Nachwelt kann in dem Siege der
Venetianer und Kreuzfahrer nur ein schweres Unglück erkennen. Vor
allem, weil den Siegern die Kraft und das Geschick fehlte, auf dem
Ruinen einen wirklichen soliden Neubau aufzuführen, der das durch sie
zerstörte imposante, wenn immerhin vielfach morsche byzantinische Stants-
gebäude zum Vorteil der Christenheit, der Kultur und der Civilisation,
des Schutzes der Welt des Westens gegen die asiatischen Barbaren-
völker in glücklicher Weise zu ersetzen vermocht hätte.“ In dem ganzen
Auftreten der Lateinor sieht auch B. Todt (a. a. O. $. 273) „ein
wesentliches Hindernis, die Kirchenunion durchzuführen, und die Selb-
Ständigkeit der griechischen Kirche war die letzte Stütze der griechischen
Nationalität; mit Hilfe der Kirche hat ja auch die griechische Nation
den damals verlorenen Boden wieder gewonnen *,
BE... -
bibliothek (a. a: O. Hgöhoyos, 8.9 us‘) die Reihenfolge
dieser beiden Sehriften die umgekehrte wie in Arsenijs Cod:
Mosqu. 368, aber Demetrakopulos befand sich mit seiner
‚Schlufßsfolgerung durchaus nicht so fern von der Wahrheit.
Natürlich „ist an Nikolaos von Methone (gest. ©. 1160) nicht
zu denken“, darin hat E, Kurtz recht. Aber wie wäre es
‚denn, wenn der Verfasser wirklich doch Nikolaos
von Methone hiefse und hier wiederum nur einer der
zahlreichen Fälle vorlüge, wo die Schriften zweier gleich-
namigen Verfasser aus Unkunde einfach aneinandergereiht
wurden?
Ich denke an den jüngeren Nikolaos von Me-
thone, einen Freund und älteren Zeitgenossen
des Nikephoros Blemmydes, den dieser in einem von
mir in meinen auf diese Zeit bezüglichen Forschungen wie-
derholt verwendeten, von Demetrakopulos! irrtümlich
auf Nikolaos von Methone, den Freund des Kaisers Manuel
Komnenos (1143—1180) bezogenen Gedichte in ganz aus-
gezeichneter und höchst beachtenswerter Weise feierte *. Um
1) A. a. 0. Modkopos, 8. 3" und 'Op96Wofoz 'Elld; (Leipzig 1872),
8. 24, woseibst der Verfasser sogar ganz unbestimmt als yrldoagös tus
Nixnipögog bezeichnet wird,
2) Nachdem Spyr. P. Lambros in der Byz. Zeitschr. (I, 609.)
sehr anschaulich gezeigt, in welcher Weise der bekannte Uraniosfälscher
Simonides im /7odloyo; und in den Zyusuarz seiner Sammelschrift
OgH0ddtem "Elljvow Heokoyızei yoapel reaoeges (London 1859) Wahres
und Falsches zu einem oft unentwirrbaren Lügengewobe vereinte, muls
ich durchaus Bedenken tragen, dessen Nachrichten über diesen Niko-
laos von Methone ferner Glauben zu schenken. Simonides bringt
fa. a. O. 8. #’) einen vollständigen Lebensabrifs desselben, aus dem nar
die beiden Jahre 1244 und 1257 hervorgehoben sein mögen. In ersterem
soll Nikolaos, 42 Jahre alt, zum Bischof des peloponnesischen Methone
‚ermählt worden, in letzterem ebendaselbst gestorben sein. Simonides
beruft sich für diese Nachrichten auf Stephanos’ Schrift regt zw
100 Ad Bde dvdgme, der, seinen Angaben zufolge (a. a. 0. S. 116),
fm Jahre 1692 zu Athen geboren, 1705 im Xenophonskloster auf dem
Athos gestorben, zahlreiche gelehrte Worke schrieb, die handschriftlich
vorhanden, zumeist aber noch ungedruckt sind. Vergeblich habe ich
Mich bemüht, Aber diesen Athenor Steplianos und seine Schrift Genaneres
zu erfahren. Weder Ehrhard noch Krumbacher (Geschichte der
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EIN UNBEKANNTER GEGNER DER LATEINER. 56%
' Öffenbar spricht der Dichter von einem noch Lebenden,
wenn er seine Zeitgenossen auffordert:
deüre gie 19 voyR didaozchu
Nirohdip Adunlarrı ve Meydhvng.
Er nennt den Nikolaos von Methone gerade den neuen,
jüngeren (vor), wie auch Heisenberg a. a. O. das Wort
richtig deutet (Überschrift: In Nicolaum iuniorem Metho-
nensem), im Gegensatze nicht zu irgend einem anderen Ni-
kolaos, etwa, wie Simonides (a. a. O. IIgöAoyog, 8. #’)
und Demetrakopulos (a. a. O. IgdAoyos, S. y') meinen,
zu Nikolaos von Myra in Lyeien, sondern zu eben jenem
älteren Bischof Nikolaos von Methone, dessen theologisches
Licht einst von seiner kleinen messenischen Stadt hell in die
ehristliehe Welt hinausleuchtete. Der Gegensatz, den das
Beiwort (»Zog) andeutet, ruht also nicht auf dem Namen Ni-
kolaos als solchem, sondern auf der Bezeichnung des Bischofs-
sitzes (Meddwng) in Verbindung mit jenem. Schon Leo
Allatius! wie auch Fabrieius? haben daher aus dieser
Stelle durchaus richtig auf zwei Bischöfe von Methone
Namens Nikolaos geschlossen.
Was sagt denn nun aber Blemmydes von Nikolaos
dem Jüngeren von Methone aus?
„Alle, die ihr die Satzungen der yon Christus erfüllten
Väter, die gotteingegebenen Überlieferungen der Apostel, die
untadelig rechtgläubigen Synodalbestimmungen , schlichten
Glaubens wahrhafte Zeugen, kennen zu lernen wünscht,
wohlan, nahet euch dem weisen Lehrer, dem leuchtenden,
Nikolaos dem Jüngeren von Methone. Ein gottbegeisterter
Herold der Tugend und besonnenen Gemeinschaft, wie sie
das übereinstimmende Gepräge seiner Schriften bestätigt, ist
er der Vater jener echten Gedanken, durch welche er die
unechten Sprossen ehebrecherischen Samens als fremdstam-
miges Geschlecht ans Licht zog, sie die Schwätzer und
Worthelden ihres Betruges überführte und in das Nichts
1) De ecclesiae oceident. et orient. perpet. eonsena., p. 682.
2) Bibliotheca Gracen, T. XI, p. 290, ed. Harles.
EIN UNBEKANNTER GEGNER DER LATEINER. 571
des jüngeren Nikolaos von Methone in die Geschichte der
byzantinischen Theologie, und zwar jetzt in völliger Um-
kleidung mit Fleisch und Blut geschichtlichen Lebens, d. h.
in seiner auf Grund, wenn auch nur einer seiner Schriften
gegebenen Kennzeichnung und Schilderung als eines aus-
‚gezeichneten Theologen und Gegners der Lateiner, der jener
Lobsprüche des Nikephoros Blemmydes wohl würdig ist, un-
umwunden zuzustimmen.
KÖHLER, DAS PERSÖNLICHE SCKICKSAL DES MOLINOS. 573
Bossuct ! und übersetzt bei Heppe®, aber unter unrichtigem
Datum. In diesem Brief schreibt der Kardinal, dafs in
Neapel und anderen Orten des Königreichs häufig die Übung
des sogen. „passiven Gebetes“ angetroffen werde, bald unter
em Titel „Gebet des reinen Glaubens“, bald unter dem
Titel „Gebet der Ruhe“. Die Anhänger dieses Brauches
diebten es, sich „Quietisten“ zu nennen ®, sofern sie weder
Meditation noch mündliches Gebet übten.
Dieses ungewöhnliche Verfahren sei jedoch nur eine
Handhabe des Teufels, vermöge deren er in einen Engel des
Lichtes sich verwandele; und so richtet denn der Kardinal
an Seine Heiligkeit die dringende Bitte, gegenüber diesem
schrecklichen Notstand eine entsprechende Abhilfe unzu-
‚ordnen #,
Dieses Schreiben des hohen kirchlichen Würdenträgers
beweist demnach nicht blofs die weite Verbreitung „des prak-
tischen Quietismus“ ®, sondern es bezeugt auch, dafs man
begann, eben diese quietistische Praxis für einen Schaden
der katholischen Kirche anzusehen, dem gesteuert werden
müsse. Der Brief des Kardinals Carraccioli ist also bedeut-
sam als ein Anzeichen der gegen den Quietismus des Mo-
linos sich erhebenden katholisch-kirchlichen Reaktion.
Dieselbe hatte sich übrigens schon im Jahre vorher gel-
tend gemacht durch das vom Jesuiten P. Segneri verfafste
Buch „Concordia tra la fatica et la quiete nell’ orazione“,
Bologna 1681. Doch Segneri hat sich da nach den in
„Three letters concerning the present State of Italy“ ® und
in „Recueuil de diverses pieces concernant le Quietisme et
1) „Instruction sur les Etats d’oraison“ (Paris 1697), Anhang
p. IN—VI.
2) Geschichte der quietistischen Mystik, S. 180.
8) Bossuet a. a. O. IV.
4) Bossuet a. a. O, IV, VII.
5) Der Name „Quietismus“ soll nach Heppe p. 133 bier zuerst
genannt sein, während nach Arnold, Unpartlieyische Kirchen- und
‚Kotzerhistorie, $. 172a die Jesuiten jene Bezeichnung zuerst gebraucht
haben sollen.
6) 1697/88 p. 24.
DAS PERSÖNLICHE SCHICKSAL, DES MOLINOS. 575-
Entgeguung auf das Buch des Segneri seinen „Trattato della
eotidiana communione“ geschrieben habe, Letzterer ist
vielmehr 1675 (also in demselben Jahre wie der Guida
spirituale) approbiert worden. Freilich werden die Schüler
des Molinos (gerade in dem Streit gegen die Jesuiten) be-
sonders häufig auf jenen Trattato verwiesen haben, um dar-
zufhun, dafs sie keine Verächter des kirchlichen Gottesdienstes:
seien ®,
Die Bewegung nun, die sich an die Veröffentlichung der
Schrift des Segneri anschlofs, nötigte auch die Inquisition sich
der Angelegenheit zuzuwenden. Sie unterzog den „Guida spiri-
tuale“ des Molinos, sowie die Abhandlungen und Briefe des.
ihm eng befreundeten Petrucei einer scharfen Prüfung, be-
sonders auf Betreiben der Jesuiten, die sich — durch die
zunehmende Volkstümlichkeit der quietistischen Richtung —
in ihrer Wirksamkeit empfindlich beeinträchtigt sahen. Uim
#0 unbequemer war es ihnen freilich, dals einer ihres Ordens,
der gelehrte Esparza, den „Guida spirituale“ ausdrücklich
mit approbiert hatte®. Der Unbequeme ward, nach den in
Three letters enthaltenen Angaben *, anscheinend beseitigt,
Jedenfalls verschwand er aus Rom; wie und wohin, ist ein
Rätsel blieben.
Das peinliche Examen der Inquisition hatte für Molinos
und Petrucei das überaus günstige Ergebnis, dafs ihre Bü-
cher aufs neue approbiert, die Gegenschriften der Jesuiten
aber als „Ärgernis gebend“ verurteilt wurden („were cen-
sured as scandalous“)®. Ja, der Papst verlieh zum Aus-
druck seines besonderen Wohlwollens dem Petrucci die
"Würde eines Bischofs von Jesi. Natürlich erhob sich der
arg bedrohte Quietismus, nachdem die Gefahr so glücklich
überstanden war, zu neuer, fast üppigerer Blüte. Seine Exi-
stenz schien fortan gesichert.
1) 80 Köhler, Historische Münzbelustigungen 11, 540,
2) Vgl. übrigens Three letters, p. 28sgq-
3) Vgl. die — aufser der Vorrede — dem Buch vorgedruckte fünf-
fache Approbation.
4) p- 25, ib. p. 23q4.
5) Three letters, p. 26,
u
—
DAS PERSÖNLICHE SCHICKSAL DES MOLINOS, 577
möglich war, so bot sich jetzt die aussichtsvollste Gelegen-
heit, du auf Frankreichs Thron Ludwig XIV, safe, der „aller-
‚ehristlichste“ König, zugleich der kräftigste Absolutist im
‚Staats- und Kirchenregiment, sehr gefügig seinem jesuitischen
Beichtvater La Chaise, aber schr selbstbewulst gegenüber
dem Haupt der Christenheit in Rom.
Fein ward, in Benutzung dieser Sachlage, die jesuitische
Intrigue yon Rom nach Paris gesponnen !; und glänzend
war der Erfolg. In dem Augenblick, als es wirklich ge-
lungen war, Louis XIV. in das jesuitische Interesse zu
ziehen, war das Schicksal des Molinos besiegelt. Denn nun
vermochte selbst püpstliche Gunst ihn nicht mehr zu retten;
und die intime Freundschaft mit dem französischen Kardinal
WEtrdes beschleunigte und vertiefte nur sein Verderben.
Schonungslos brachte der französische Hierarch seinem Ehr-
geiz alle erforderlichen Opfer, Erst im Geheimen ?, dann
öffentlich ® gab er, dem königlichen Befehl zufolge *, den
Inquisitoren seinen Freund Molinos preis, — denselben, mit
‚dem er noch kurz zuvor bedeutsame Reformpläne zu ver-
wirklichen gedachte! ®
Mit diplomatischem Raffinement erbot sich der Kardinal,
‚gravierende Beweise für die Häresie des Molinos zu erbrin-
gen, indem er zugleich erklärte, dafs er nur deshalb als
trauten Freund des Molinos sich gezeigt habe, um so die
wahre Gesinnung des Ketzers erlauschen zu können und
dudurch genügendes Material für seine Überführung zu er-
Der Papst erwiderte auf diesen Vortrag des Kardinals
kein Wort. Er war zu vornehm, um sich auf solches Ni-
veau zu begeben, aber er war doch auch zu schwach, um
den offenen Kampf für die Wahrheit zu wagen. So liefs er
schweigend den Dingen seinen Lauf, die er, ohne Gefahr
1) Die Einzelheiten in Three letters, p- 34 8qq,, welcher Quelle auch
Heppe in seiner Geschichte der quietistischen Mystik $, 44 folgt.
2) Three letters, p. 36. Recueuil p. 305.
8) Recneuil p. 806.
4) Three letters, p. 35.
5) Three letters, pı 21.
Zeitschr. f. K.-G, XVII, 4, 3
| i
DAS PERSÖNLICHE SCHICKSAL DES MOLINOS. 579
sonst üblich, in lateinischer, sondern in italienischer
Sprache konzipiert ist; in materieller: sofern hier zum ersten-
mal eine offizielle, „sachliehe* Kritik an dem bis da-
hin approbierten Quietismus des Molinos versucht wird, ins-
besondere an dem — damit verknüpften und der strikt-kirch-
lichen Bevormundung vielfach sich entziehenden — Kon-
ventikelwesen. Der Inhalt des Skriptums ist näher etwa fol-
gender: Die heilige Kongregation habe Kenntnis davon er-
halten, dafs an verschiedenen Orten Italiens entweder Schulen
oder Gesellschaften, Bruderschaften oder Verbindungen ete.
in Kirchen, Betsälen oder auch in Privathäusern unter der
der Firma „geistliche Zuammenkünfte“ sich gebildet hätten,
teils unter Trennung, teils unter Vereinigung der Geschlechter.
Gewisse Beichtväter, denen die Erfahrung mangle, vielleicht
gar boshaft gesinnte, geben sich nun dort den Anstrich, als
führten sie die Seelen zur Gebetsandacht, die sie dann „Ruhe“
resp. „reinen und innerlichen Glauben“ nennen. In Wirk-
lichkeit sei das aber ein Verführen der Seelen zu den
schwersten und verderblichsten Irrtümern.
Die Bischöfe werden alsdann aufgefordert, solchen Ge-
sellsehaften nachzuspüren und keine mehr zu gestatten, Ins-
besondere aber sollen sie den Beichtvätern Anweisung geben,
nur an den bewährten „grofsen Weg der Vollkommenheit“
obne irgendwelche Separation sich zu halten. Den Ordens-
oberen wird eingeschärft, darüber zu wachen, dafs nicht
in den Klöstern diese Pest um sich greife und „die Bräute
des Herrn“ verderbe. Gegen alle die, welche der erwähnten
„unerträglichen‘“ Irrtümer überführt seien, solle man mit ge-
riehtlichen Mitteln einschreiten.
Dies Rundschreiben der Inquisition an die Bischöfe ete,
hatte vorerst weniger praktischen Erfolg als die gleichzeitig
angeordneten Visitationen in den römischen Nonnenklöstern !,
teils weil die italienischen Kirchenoberen für die betreffende
Angelegenheit kein tieferes Interesse bekundeten, teils weil
sie selbst der Richtung des Molinos sich zuneigten. Dabei
war es für die Inquisitoren noch besonders peinlich, dafs
1) Throe letters, p. 4284.
37*
DAS PERSÖNLICHE SCHICKSAL DES MOLINOS. 581
genau in der Terminologie ' und in ihrer Isolierung aus dem
Zusammenhang besonders paradox, so dals diese Art der
en an war, viele Anhänger der
quietistischen Sache stutzig und gegen den bis dahin ver-
ehrten Lehrer milstrauisch zu machen ®.
Nicht lange nach Veröffentlichung dieser 19 Artikel ward
— am 28. August 1687 — von der Inquisition das defini-
tive Verurteilungsdekret gegen Molinos erlassen ®. Zugleich
ward eine päpstliche Bulle publiziert, welche ausdrücklich
68 in Molinos’ Schriften enthaltene häretische Sätze mit dem
Anathem belegte *. Diese Sätze sind zumeist eine — frei-
lich breiter ausgeführte — Wiedergabe des bereits in den
19 Artikeln Gesagten. Deutlicher, insbesondere auch mit
klarerer Erfassung der betreffenden Terminologie, ist hier
die von Molinos empfohlene Passivität der seelischen Funk-
tionen, d. h. die völlige Entsagung von allen Kräften und
Affekten, als häretisch charakterisiert und verworfen ®. Ferner
wird die Anschauung besonders nachdrücklich bekämpft, dafs
äußere Sünde die innere Reinheit nicht gefährde *. Zum
Teil aber ? sind die Propositionen auch hier — leicht wider-
legliche — Karikaturen der im „Guida spirituale“ ent-
haltenen Gedanken. — Natürlich werden zugleich alle son-
stigen Manuskripte des Molinos, ebenso überhaupt alle Bücher,
in denen die verworfenen Sätze oder ihnen ähnliche vor-
kommen, zur Verbrennung verdammt * Wer sie liest, ver-
Aillt dem Bann.
Molinos selbst wird in dem Inquisitionsdekret ein
Sohn des Verderbens genannt, der durch Wort und Schrift
1) Vgl. nur I, IT, XII, XII, XV, XVII, XIX,
2) Vgl. Zeitschrift für historische "Theologie 1855, 39.
8) Als Aktenstück in französischer Version bei Bossnet, Anhang
p- XiVagg.
4) Bossuet, Anhang p. XVIlsgg. Deutsch in Arnolds Ketzer-
bistorie S. 175 ff.
6) Vgl. These: 1, 5, 6, 8, 12, 48, 46, 47, 55, 61, 68.
6) These: 41, 42, 44, 48, 49-53.
7) Vel. oben Anm. 1.
8) Bossuet, Instruction, Anhang p- XVI.
582 KÖHLER,
seine göttlosen Grundsätze in Praxis übersetzt und die Gläu-
bigen von dem Wege wahrer Religiosität und reiner ehrist-
licher Frömmigkeit in gröfste Irrtümer und schimpfliche Schänd-
lichkeiten gestürzt habe. Die päpstliche Bulle aber ver-
ordnet: „ut praedietus Michael de Molinos ob haereses,
errores et turpia facta praedieta debitis poenis in aliorum
exemplum et ipsius emendationem plecteretur; leeto in endem
nostra Congregatione toto processu et auditis dileetia filis p. p-
Inquisitionis dietum Michatlem de Molinos tanguam reum
et confessum respective et uti haereticum formalem licet
poenitentem in poenam areti et perpetui carcoris et ad
peragendas alias poenitentias salutares praevia tamen ab-
juratione de formali per ipsum emittenda seryato inris ordine
damnavimus‘ ®.
Weiterhin bestimmt der Papst, dafs am 3. September
1687 M. Molinos in der Kirche der heiligen Maria „supra
Minervam huius almae urbis“, in Anwesenheit der Kar-
dinäle und der Prälaten der römischen Kurie sowie des ge-
samten Volkes — dem ein Ablals zugesichert wird —, seine
Ketzereien abschwören und dann absolviert werden solle %,
Man wird es nun gewils psychologisch begreiflich finden,
dafs die Inquisitoren bei Verdammung des „‚Guida spiritunle®
ihre frühere günstige Beurteilung des Buches * vergessen zu
machen suchten, indem sie die nunmehr entdeckten Häresieen
mit einer Fülle von Verdammungsprädikaten überhäuften ®, —
schwerlich aber wird man es ebenso wohl verstehen, dafs sie,
ohne zureichenden Beweis, die Person des Molinos durch
Verdächtigungen unsittlicher Art kompromittierten. Das
Aktenmaterial, das doch allein die Wirklichkeit der dem
Meolinos zur Last gelegten unsittlichen Handlungsweise
zu erhärten vermöchte, ist nicht an die Öffentlichkeit ge-
1) Bossuot, Anhang p. XIVsq.
2) Bossuet, ib. p. XLIsg.
8) Bossuet, ib. p. XLI.
4) Vgl. oben 8. 575.
5) Sie lauten: „Ketzerisch, verdächtig, irrtümlich, skandalös, gottes-
lästerlich, frommen Ohren anstöfsig, unbesonnen, christliche Zucht auf-
lösend und umkehrend, aufrührerisch“ (Bossuet p. IXXIX)
u —
4
TEE
DAS PERSÖNLICHE SCHICKSAL DES MOLINOS. 583
langt Es sollen freilich vierzehn Belastungszeugen }, Hg
freiwillig, sechs unter Anwendung von Zi
vernommen sein, und os bleibt also, formell betrachtet, =
Möglichkeit offen, dafs die Aussagen jener Leute den Mo-
linos Besähukdigten, er habe unter der Maske der Fröümmig-
keit „ein abscheuliches Leben geführt“ ®, er habe die Un-
schuld der römischen Jungfrauen heimlich bedroht und an-
‚deren unsauberen Lastern gehuldigt. So habe er eben seinem
zügellosen Leben zuliebe den Unterschied zwischen „innerem“
und „äulserem“ Menschen statuiert und behauptet, dafs der
„äufsere“ Mensch wohl sündigen könne, wenn nur der
„innere“ in andüchtiger Kontemplation sei 4. Jedenfalls aber
wagen sich das Ingaisitionsdekret und die päpstliche Bulle
mit ihren diesbezüglichen Beschuldigungen nicht offen her-
vor. Sie befolgen vielmehr die Taktik, sich hinter den durch-
aus allgemein gehaltenen Floskeln zu verschanzen, wie:
„Molinos habe die Gläubigen in schimpfliche Schändlich-
keiten gestürzt“ oder: „er habe seine nichtigen Lehren in die
Praxis übersetzt“ ® und werde nun wegen seiner Häresieen,
Irrtümer und „schändlichen Thaten“ (turpia facta) gebührend
gestraft ®, Selbstverständlich müssen derartige Ausdrücke der
‚ofliziellen Erlasse ohne Detailbeweis für völlig belanglos
‚gelten.
Auch Bossuet, der doch in einer ca. 500 Seiten um-
dässenden Abhandlung sich wit dem Quietismus beschäftigt,
bringt keine den Wandel des Molinos befleckende, be-
weiskräftige Thatsache vor, Auch er liebt eine schil-
lernde Ausdrucksweise, indem er zwar schr bestimmt Mo-
linos „un earactere affreux“ nennt ', das begründende Urteil
aber in die allgemeinen Worte falst: „Il fut condamnd pour
1) Recuenil p. 825.
2) Three letters, p. 90 (Reeueuil p. 325).
3) Three letters p. 89.
4) Cf. Weismann, Memorabilia occl, pars I, 281,
5) Bossuets Aktensammlung Anhang 8. XIX,
%) Ebd. 8. XXI,
7) Instruction, geschichtlich-darstellender Teil, 8. 381.
DAS PERSÖNLICHE SCHICKSAL DES MOLINOS, 585
koll Der päpstliche Kommissar erteilte die Absolution.
Dann ward Molinos in das Gefingnis zurückgeführt 4, —
Trotz seiner Widerlegung durch die Inquisition und trotz
seines Widerrufes scheint er indes bis an das Ende seines
Lebens in seiner Häresis verharrt zu haben. Darauf deutet
die Umschrift jener Denkmünze ®, die in den Tagen der
Gefangenschaft des Molinoes — zur Erinnerung an den
3. September 1687 — geprägt worden ist: „Tamen et ad-
hue quietus“, sowie auch das in „Three letters “® berichtete
Abschiedswort des Molinos an den ihn begleitenden Priester.
Der Widerruf der „Irrtümer“, den Molinos öffentlich
leistete, ist ihm demnach entweder — wider Überzeugung —
abgepre/st, oder er bezog sich nur auf die ihm in der
päpstlichen Bulle vorgeworfenen, teils milsverstandenen, teils
in ihrer abrupten Form besonders milsverständlichen Einzel-
heiten, nicht aber auf das Prinzip seiner Lehre,
Bossuet redet zwar auch von der „fausse persdverance *
des Molinos „malgre ses retractations — si ’on en croit les
bruits“ #, aber er fügt im Anhange hinzu, dafs Molinos sich
in der Sterbestunde bekehrt habe: „On a appris Ia mort de
Molinos arrivde dans la prison le 29. de Decembre dernier
(1697) apr&s avoir regü tous les Sacrements avec beaucoup
de marques de repentance.“ Vorsichtiger ist die von Weis-
mann® referierte Äufserung des Dominikaners Felle über
Molinos: „Forte in artieulo mortis egit poenitentiam “.
Mit Sicherheit läfst sich über das Verhalten des Molinos
während der Gefangenschaft nichts sagen. Er war für die
Welt tot, als sich die Thür der Zelle hinter ihm schloß.
Angeblich ? ist bereits 1693 ein Gerücht vom Ableben des
1) Zeitschrift für historische Theologie 1855, 8. 82, und Weis-
menn, Memorabilia EI, 231. Vgl. die interessanten Einzelheiten in
Recuouil p. 329; Arnold, Ketzerhistorie, 8. 185.
2) Abbildung und Beschreibung bei Köhler, Historische Münz-
belustigungen II, 337.
3) pı 94.
4) Instruetion, p- 385.
5) ib. p. OXXX.
6) Memorabilia II, 282.
7) Vgl. Arnold, Vorrede zur deutschen Übersetzung des „Guida“.
m 4
Molinos verbreitet gewesen. Die Zeitungen hingegen mel-
deten (und Bossuets oben * eitierte Äufserung bestltigt es we-
nigstens hinsichtlich der Jahreszahl), dafs Molinos am 29. März
1697 verschieden sei, ob thatsüchlich infolge einer Vergif-
tung, wie — nach Arnolds® und Weismanns® Angaben —
damals vermutet wurde, ist nicht zu ermitteln. Im Domini-
kanerkloster San Pedro Montorio', woselbst Molinos als Ge-
fangener geweilt hatte, ward sein Leib bestattet, und die
Aufschrift des Grabsteins „Qui & il Corpo del DD Molinos —
Il gran Herit“ widerspricht doch wohl, wie Seharling mit
Recht ausführt +, der anscheinend mehr gewünschten als ver-
bürgten Kunde von Bossuet und Genossen, dafs Molinvs in
Reue und Bekehrung gestorben sei.
Jedenfalls ist deutlich, dafs das persönliche Schiek-
sal des Molinos (völlig ungeachtet seiner inneren Stellung)
mit dem Moment seiner Denunziation, also durch den Macht-
spruch des Königs von Frankreich, im Frühjahr 1685 fük-
tisch bereits besiegelt war, mochte auch das formelle Ver-
fahren sich länger hinziehen und die definitive Verurteilung
erst im Herbst 1687 erfolgen.
Dieser tragischen Thatsache gegenüber erhebt aber nur
um s0 bedeutungsvoller sich die Frage: Welche Tragweite
ist denn nun dem Wirken des Molinos beizumessen? Hat
es, trotz des jühen Schicksals, das ihn selbst ereilte, dauernde
Früchte gezeitigt? Wie steht es mit der quietistischen An-
hängerschaft des Molinos?
u.
Es ist schwerlich möglich — wie Leibniz das bereits
richtig gesehen und nachdrücklich ausgesprochen hat ® — die
1) 8. 586,
2) Unpartheyische Kirchen- und Ketzerhistorie, 8. 185 b,
8) Memorabilia, p. 232,
4) Vgl. die treffliche Erörterung in Zeitschrift für historische Theo-
logie 1865, 8, Tl.
5) Briefwechsel zwischen Leibniz und dem Landgrafen von Hessen
(edidit v. Rommel), T. Il, p- 194 (ef. 181).
1 E
DAS PERSÖNLICHE SCHICKSAL DES MOLINOS. 587
Wirksamkeit von Michael de Molinos historisch richtig zu
würdigen dadurch, dafs man den Inhalt seiner uns erhal-
tenen Hauptschriften, des „Guida spirituale“ und des „Trat-
tato della eotidiana communione“, mit dem Gedankengehalt
der quietistischen Schriften aus der Zeit vor und nach ihm
vergleicht. Denn das Charakteristische an dem Wirken des
Molinos ist weniger ein bis dahin unerhörter Inhalt seiner
Lehre, als vielmehr die ungewöhnliche, im guten Sinne des
Wortes populäre Art seines ganzen Auftretens, Ihr be-
sonders verdankt Malinos jenen ungeheueren Einfluß, den
der Dominikaner Felle mit Staunen bezeugt!. In zweiter
Linie wird man zur Erklärung jenes schnell gewachsenen
Einflusses dann auch an die für jedwede Propaganda beson-
ders günstigen Verkehrsverhältnisse der Weltstadt Rom mit
zu denken haben. .
So ist denn als der Volksmann unter den Quietisten
Molinos dem hierarchischen Absolutismus gefährlich gewor-
den. Sobald nämlich, infolge der Wirksamkeit des Molinos,
die — bis dahin nur erst von einzelnen Persönlichkeiten und
in einigen Ordensgesellschaften vertretene — Anschauung,
dafs man olme priesterliche Vermittelung in das unmittel-
barste Verhältnis zu Gott treten könne® in das allgemeine
Bewulstsein drang, war ja die dogmatische Macht der Hier-
archie gebrochen.
Noch rechtzeitig ward dieser dem kurialistischen System
drohenden Gefahr durch Beseitigung des Molinos gesteuert;
und es ist wohl begreiflich, dafs nun auch der von ihm aus-
gegangene Einflußs, trotz seiner ursprünglichen Intensivität,
— eben wegen der oben hervorgehobenen, wesentlich per-
sönlichen Bedingtheit — nach der Verdammung des Mo-
linos schnell reduziert wurde.
1) Eberh. Weismann, Introduetio in Memorabilia ecclesinstica
1745, p. 228, 5.
2) Die Beichtväter sind ja nach Molinos nicht Vermittler im stren-
gen Sinne, sondern vielmehr Wegzeiger, die, wenn das Ziel der Kon-
templation erreicht ist, keine Bedeutung mehr haben. Vgl. z.B. Guida
E, 64. 88. 84. 85. 100—107; III, 126; I, 128:qg,; III, 140—148; III,
182209.
in 4
m
DAS PERSÖNLICHE SCHICKSAL DES MOLINOS. 589
gregation der Oratorianer zu Fermo in Italien, auf den
Index“ gesetzt !.
Am 1. April 1688 erfolgte durch Dekret die Verurteilung
des Frangois Malaval®, dessen Buch „Pratique facile pour
<lever läme A la contemplation“, auf Betrieb des vormals
mit Molinos eng befreundeten Kardinals d’Etrdes, durch
Lucio Labacei in das Italienische übersetzt war ®,
Durch gleiches Dekret wurden ein grölseres Werk und
drei Briefe von Giovanni Faleoni verdammt. Das Werk
trag den Titel „Alphabet, in Jesu Christo lesen zu lernen“,
Es war, wie auch die Briefe, ursprünglich spanisch geschrie-
ben, dann in das Italienische übersetzt *, — Am. 30. No-
vermber verurteilte die Inquisition das Buch „Le chretien
interieur“. Dasselbe war von Alexander Cenani in das
Italienische übertragen ® Die „Oeuvres spirituelles“ von
ME. de Bernieres Souvigny — gleichfalls italienisch über-
setzt — wurden durch Inquisitionsdekret vom 19. März
1692 mit dem Anathem belegt ®.
Die Existenz dieser italienischen Übersetzungen mag zum
Beweise dafür dienen, dafs es in Italien doch auch nach der
Gefangennahme des Molinos noch manche eifrige Anhänger
seiner quietistischen Sache gab. Anderseits ersieht man eben
daraus, dals die genannten, von der römischen Inquisition
verworfenen Schriften meist nicht italienische Originale,
sondern Übersetzungen sind, hinreichend deutlich: der Quie-
tiemus hatte nach Molinos (und Petrucei) nur wenige her-
vorragende und vor allem selbständige Vertreter mehr auf-
zuweisen.
Blofs einer noch entfaltete am Ende des 17. und zu An-
fang des 18. Jahrhunderts eine größere Wirksamkeit im
Sinne des Molinos: Joseph Beccarelli von Brescia, Aber sein
Werk wird gerade im schönsten Werden zerstört, seine
1) Bossuet a. ©. O, Anhang, p. XLVI.
2) Ib. Anhang, p. XLVlIsgq.
3) Three letters, p. 21. 22.
4) Bossuet, ib. XLVIL
5) Ib. XLVIIE
6) Ib. XLIX.
=>
>
PERSÖNLICHE SCHICKSAL DES MOLINOS. 591
* „quietismusfreundlichen“ Haltung auf den Index zu
setzen !, — Auch die Thatsache, dafs den oben angeführten
italienischen Übersetzungen quietistischer Richtung teilweis
französische Originale zugrunde liegen, sowie anderseits
die Existenz der von dem englischen Kapuziner Benedict
v. Canfeld verfafsten quiotistischen Schrift * mögen allenfalls
als Anzeichen dafür gelten, dafs der Einflufs des Molinos
sich in Frankreich und England, auch nach dem Abschlufs
seines persönlichen Auftretens, noch einigermalsen, freilich
nieht näher bestimmbar, wirksam erwiesen hat.
Nur wenn der Nachweis gelänge, dals die bedeutsame
quietistische Strömung in Frankreich, sofern sie durch Frau
de la Mothe-Guyon (1648—1717) und durch den Erzbischof
von Cambray, Frangvis de Salignac Fendlon (gest. 1715),
tepräsentiert ist, direkt auf Michael de Molinos zurück-
ginge, — nur dann hätte man ein Recht zu der Behaup-
tung, dafs das Wirken des Molinos aufserhalb Italiens, in
romanischen Landen, eine nachhaltige, wenn man will,
„epochemachende“ Bedeutung gehabt habe. Dieser Nach-
weis aber kann, abgesehen von anderem, schon aus folgen-
den Gründen nicht gelingen:
1) Frau von Guyon erzählt in ihrer Selbstbiographie ®,
dafs sie in ihrer frühen Jugend die Werke des heiligen
Franz von Sales und das „Leben“ der Frau von Chantal
gelesen und daraus ersehen habe, „dafs man betete“, Frau
von Guyon beruft sich also auf die Anregung von Re-
präsentanten quietistischer Frömmigkeit, die älter als Mo-
linos sind und auch von diesem oft als Lehrer und Zeugen
der quietistischen Sache angeführt werden. Durch diese
wurde Frau von Guyon bereits angeregt, ehe Molinos iber-
haupt schriftstellerisch thätig war. Aber auch von einer
späteren Einwirkung seitens des Molinos erzählt Frau
von Guyon nichts. Das hätte sie doch thun müssen und
nach ihrer ganzen Art auch zweifelsohne gethan, wenn
1) Durch Dekret vom 19, März 1892, abgedruckt bei Bossuet,
Instruction, Anhang, p. XLIX.
2) Ib. XLVIl.
3) Buch I, Kap. 4.
Ki
| "DAS PERSÖNLICHE SCHICKSAL. DES MOLINOS. 593
2) Über Fönelon nur eine kurze Notiz, die indes hin-
reichen dürfte, eine wesentliche Beeinflussung durch Molinos
als mindestens unwahrscheinlich zu erweisen.
Gleich in der Vorrede der „Expliention des maximes
des Saints sur la vie interieure“ führt Fönelon eine Reihe
von Autoritäten an, die den Quietismus in ausgeprägter und
ihm selbst anscheinend kongenialer Weise vertreten: die heilige
Therese, Balthasar Alvarez, Johannes a Cruze, Tauler u. a,
vor allem aber Frangois de Sales!. Mag man nun auch
geneigt sein, die Nichterwähnung des Molinos aus diploma-
tischer Vorsicht zu verstehen, so wird man doch die beson-
ders häufige Erwähnung des Franz von Sales und der
älteren Spanier nur daraus erklären können, dafs Fenslon
damit den eigentlichen Ausgangspunkt seines Gedanken-
kreises bezeichnen will. Dieser liegt also, wie unzweifelhaft
erscheint, im Bereich der älteren spanischen und vor allem
der französischen Kirche.
Dals Fenelon im einzelnen bei Schilderung des Weges
zur Vollkommenheit und bei Beschreibung der Vollendung
selbst auch Berührungspunkte mit den Ausführungen des
Molinos im Guida spirituale aufweist, ist natürlich und hin-
reichend erklärt aus der ihm und ‚Molinos gemeinsamen
Quelle des älteren (spanischen und französischen) Quietismus.
Anderseits aber findet sich nun gerade bei Fendlon
manches ganz eutschieden Eigentümliche, nicht blols in Prü-
gung der Termini (amour interesse, amour dösinteressd),
sondern auch in materieller Beziehung. Ich will nur hin-
weisen auf die, im Gegensatz zu Molinos, bei ihm vor-
bandene starke Betonung der kirchlichen Autorität und ihrer
unbedingten Geltung such noch für die im Zustand der
amour dösinteress@ befindliche Seele: „Elle doit ndanmoins
se soumettre de coeur aussi bien que de bouche & toutes
dssisions de l’Eglise“ 2,
Indem wir nun, auf Grund des vorhandenen Materials,
entschieden jede Geschichtskonstruktion ablehnen, welche die
1) Avertissement IX.
1) Explications des maxiınes des Saints (1697), p- A
Zeitschr, 1, K.-@, XVII, &,
chtung in ein Hrcktos Abk Se
in ein direktes Abhängij
linos versetzt, scheint sich uns deutlich zu ergeben, dafs der
Quietismus in Italien und der Quietismus in Frankreich
Parallelerscheinungen sind. So selbstverständlich es
ist, dafs Einflüsse von Italien sich in Frankreich geltend
machten und umgekehrt, — so ist die gemeinschaftliche
Wurzel der in beiden Ländern hervorgetretenen religiösen
Bewegungen doch in dem älteren spanischen Quietismus zu
suchen. Im einzelnen erscheint Molinos mehr direkt durch
die spanische Geistesrichtung. bestimmt; Frau‘ von Guyon
und Fenelon hingegen sind mit ihr, nach allem Anschein,
hauptsächlich mittelbar, durch den älteren französischen
Quietismus hindurch, verbunden.
Wohl ist es begreiflich, dafs die römische Geschichts-
betrachtung, wie sie schon in den offiziellen Dekreten sich
geltend macht, darauf aus war, den Quietismus des Molinos
und der Frau von Guyon möglichst von der e
Wurzel zu lösen und vielmehr unter sich in ein Abstam-
mungsverhältnis zu bringen. Denn wie sollte die römische
Kirche sonst dem Dilemma entrinnen, das sie selbst sich
geschaffen, indem sie die älteren spanischen und französi-
schen Repräsentanten des Quietismus kanonisierte,
sie den auf jene sich berufenden Molinos mit dem Anathem
belegte? Da gab es eben nur, wie schon Weismann und,
in wesentlicher Übereinstimmung mit ihm, Heppe andeuten,
den einen Ausweg: Molinos mußste von der kanonisierten
Vergangenheit, auf die er sich berief, isoliert werden. Nach-
dem dies durch die Machtmittel der Inquisition erreicht war,
hatte man gegen Frau von Guyon und Fenelon leichtes
Spiel. Denn ob sie auch auf Franz von Sales sich beriefen
und den Beweis erbrachten, dals sie über ihn nicht hinaus-
gingen, — die tödliche Waffe, mit der man den alten, aber
allmählich für die Hierarchie gefährlich gewordenen Quietis-
mus nunmehr unfehlbar niederstreckte, war die „nova hueresis
Molinosüi“, zu deren Anhängern alle „jüngeren“ Quietisten
kurzerhand gestempelt wurden. Ja, dies „rettende“ Schlag-
wort erwies sich sogar wirksam iin Bereich der griechisch-ortho-
4
k —
—
DAS PERSÖNLICHE SCHICKSAL DES MULINOS. 595
‚doxen Kirche. Denn dort wurden — wie aus den neuer-
dings von Ph. Meyer besprochenen Aktenstücken hervor-
geht — Mönche wegen der „Ketzerei des Molinos“ zur
Verantwortung .
So ist denn nach allem Angeführten wohl nur dieses
gesichert: dals Molinos eine Zeit lang der Mittelpunkt einer
starken quietistischen Bewegung in Italien war. Hat nun
dieselbe auch zweifellos im Stadium ihrer Kulmination weite
Kreise gezogen ?, so sind doch die Peripherieen dieser Kreise
undeutlich und um so schwächer markiert, je weiter ihr Ab-
stand vom Zentrum der Bewegung ist. Darum ist der Ein-
Aufs des Molinos auf das Ausland und der Bereich seiner
‚quietistischen Anhängerschaft weder im ganzen mefsbar, noch
im einzelnen stringent zu erweisen.
Ob auch das harte Schicksal des Verurteilten weithin
über die Grenzen Italiens hinaus lebhaften Anteil weckte ®,
so ist doch sein, wie wir saben, wesentlich auf persön-
licher Einwirkung ruhender Einfluß weder eindringend
zıoch nachhaltig nach aufsenhin gewesen.
1) Theologische Litteraturzeitung 1898, Nr, 17.
2) Three letters, p. 95; Weismann, Memorabilia II; Köhler,
Münzbelustigungen II.
3) Vgl. z. B. Speners Auslassungen in „Theologische Bedenken "
1, p. 317. 818 und die Stellungnahme der Pietisten in Deutschland sonst,
aus deren Kreis ja auch die deutschen Übersetzungen des „Guida spiri-
#unle“ hervorgingen,
In*
ANALEKTEN.
ie
Beiträge zum Briefwechsel
der katholischen Gelehrten Deutschlands
im Reformationszeitalter.
Aus italienischen Archiven und Bibliotheken
mitgeteilt von
Walter Friedensburg.
(Fortsetzung }).
82. Coohlaeus an Cervwino: Dank für ein von Kardinal
Ardinghello ausgebendes Geldgeschenk. Zu Kolloquenten und
Auditoren der katholischen Seite geeignete Persönlichkeiten. Man
verlangt die Teilnahme des Cochlaeus. Vauchop; A. Catherinus;
Kardinal Monte. 1545 November 13 Eichstädt.
Aus Florenz Carte Cervin. filza 40 fol. 88, eigenh. Orig.
S. quarta hujas mensis binas a R"* D. T. literas una cum
epistola R=! domini cardinalis Ardinghelli et cum literis cambii ®
maximo cum gaudio recepi et mox conduxi fidelem cursorem, qui
Monachium afferret literas cambii. res itaqne ex animi sententia
prospere cecidit; reportavit nuncius hesterno vespere in bona et
probata moneta argentea valorem centum scutorum coronatorum
1) Vgl. Bd. XVI, S. 470ff, Bd. XVIII, S. 106. 233#. u. 420.
dieser Zeitschrift.
1) Kardinal Ardinghello schickte dem Cochlaeus durch Cervino
100 Scudi: Massarelli bei Döllinger S. 125. 186.
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL 597
Jjuxts cambii dielamen, ago igitur et illi et R"= D. T. immor-
gratis... -
Religua que ad R"*= p. T. scribenda erant, scripsi nuper hic
per nuncium proprium, quo et antea usus foi, nisi forte hoc ad-
im est quod cum RB" ot II”®* dominus cardinalis et epi-
scopus Augustensis per sacellanum suum peteret a me ut indi-
carem quosnam ad colloquii peragendum negocium idoneos ex parte
Catholicorum putem, indieavi igitur quatuor pro colloeutoribus:
Rey. d. Jolium electum Numbergensem et d. Jo. Groperum (hi
enim duo et anten colloeutores fuerunt), et addidi alios duos Rev.
patrem provincialem Carmelitarum Coloniae ', qui et ipse Ratis-
anten cum d. Gropero fuit, et d. Martinum Kugelin ordi-
narium theologiae in studio Friburgensi, qui Wormaciae et Ratis-
ponas mecum fait. pro anditoribus itidem quatnor indieavi: Rev,
patrem ‚Jo, Hofmeisterum provincialem Augustinianorum, d. Jo. Arm-
brosterum Herbipolensem, qui nuper Tridonti fuit, d. Bartlıolo-
ınasum Latomum Buceri adversarium, et magistrum Vitum Amer-
pachium, qui plorimis annis Wittenbergae praelegit ot nune Ingol-
stadii pbilosophiae professor est ?, vir egregie doctus graece et
latine, roscripsit tamen idem cardinalis necossarium sibi videri
ut men quogue parvitas illi intersit colloquio. quod si forte a
Cassaren Majestate ad illud deputatus fuero, non video quomodo
possim honeste recusare, et expedire mihi videtur ut omnino
ideles deputentur, qui contra sedis apostolicne autoritatem et fidem
nibil temere admittant. ınallem alioqui meo insistere proposito ad
redigendum diversa opuscula mea in unum volumen. bone valsat
Ex Eystet die 13 novembris 1545.
D. Julius e Moguntin ad me seripsit a Protestantibus depu-
4atos esse Philippum, Bucerum, Brentium et Schneppiam.
Supplieo humiliter ne E®* D. T. graviter aceipiat quod literas
ad ulios datas hisce adjungo, quia commodiorem mittendi modum
et viam non habeo.
Ad Rev. patres archiepiscopum Armachanum et Ambrosium
Catbarinum none non scribo, eo quod ex proximis Catharini ad
me Jiteris intellexi 605 nunc Tridenti non esse, sed unum ex eis
Florenciae decumbere, alterum Venetias abiisse. quod autem ad
Rem dominum cardinaleın de Monte sedis apostolicae legatum con-
iii tertium non seribo, non ex negligentia fit, sed ex verecundie,
quis ignotus sum R"* Di ejus, et soribendi causus ullas spe-
1} Eberhard Billick,
Veit Amerbach war vom Protestantismus zur alten Kirche zurück-
1 —
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEPWECHSEL. 599
Erhielt dessen Briefe vom 13. und 26. November. quod
autem seribis te apud Rev. d. episcopum Eystetensem colloquio,
i ipse praserit, interfuturom, quoad in re non bona fieri potest,
laetor. etsi enim in oecumenico coneilio, quod heri cum gratia
Dei a nobis ceptum est, tun opera valde opportuna esse potuisset,
tamen ubienmque fueris, ehristianae reipubliene ac religioni te
utilem futurum certo scio. In Regensburg möge Cochlaeus sorgen,
ne fidei ae religionis saerosanetaeque sedis apostolicae anthoritati
aliquid detrimenti ao praejudicii afferatur neque de oecumenico
soneilio, quod universalem #cclesium repraesentat, quicquam in
isto volloquio statuatur.
85. Cochlaeus an Cervino: Lage dor Dinge in Regensburg.
[Regensburg] 8. Januar [1546].
Das Schreiben selbst hat sich nicht erhalten; vgl. aber was
Cervino am 23. Januar 1546 aus Trient an Bernardino Maffeo
darüber mitteilte: Dal Cocleo ho quasta sera lettere di 8 di
gennaro, per le quali mi scrive che il colloquio non era comin-
into ancora, aspettandosi il secondo prosidente il conte Friderico
de Furstenberg, perch& il vescovo di Aystet era arrivato l’ultimo
di dieembre. nspettavasi ancora messer Julio Phluc per la parte
de Catolici et Melantone per quella de Luterani, quali due ancora
non erano arrivati. che lui con li nostri tre collocutori, ciod
messer Pietro Malvenda Spagnolo, il provinciale di Colonia Car-
melitano, et il provinciale di sunto Agostino * ogni giorno con-
venivano insieme per trattare come si dovesse procedere in con-
futare la parte adversa, et che sperava bene. che non sapeva
guando jl colloquio dovesse cominciare. che il provinciale di
santo Agostino predicaru in la chiesn cathedrale di Ratisbona con
grande audientia et con speranza di frutto, ancora che quella
terra sia luterana, ultimamente esso Cocleo si raccommanda a
Sus Santitä et mostra desiderare di poter finire la vita sua 0 im
Italia 0 in Franeia, se ci potesse havere qualche entrata. —
Areb. Vat., Conc. di Trento, Lettere sciolte, Orig.
86. Cervino an Cochlaeus: das Religionsgespräch. Die
erste Sitzung des Konzils. 1546 Januar 10 Trient.
Aus Florenz Carte Cervin. filza 40 fol. 99, Konzept.
Eihielt heute seinen Brief aus Regensburg vom 25. Dezember;
er möge weiter berichten, interest enim christianae reipublicae ut
de his quae in colloquio isto agentur, certiores reddamar.
1) Johnunes Hoffmeister,
le —
Pr ——
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 601
IE ae Fıssstten tiert eonstituti, ex con-
fessione Augnstana Protestantium breviter commemorati, super
-quibus inter partes disceptandum est, deinde lecta est formula
Juramenti, quo astringendi sunt duo notarii a dominis praesiden-
tibus deputandi. utriusque rei datae sunt schedae Protestantibus,
‚qui super iis deliberantes ultero die per Bucerum longa orationo
petierant omnia conscribi colloquii acta per notarios binos mb
utrague parte deputandos. nos autem Catholici praeter eos quos
‚deputaturi sunt domini praesidentes, non alios petimns notarios
neque 6 re pacis ot concordiae esse putamus ut omnia eonseri-
bantur, tum gquia multum temporis ad hoc requiratur, tum quia
taediosum ac difficile foret imperatori et statibus imperii tum
longa scripta referre. mallemus igitar circa singulos artioulos
primum expedite et libera voce cum adversariis modeste ac paci-
ice dieceptare ac demum, ubi concordare non possemus, potiores
seripturas ot rationes nostras in seriptis tradere braviter, ut com-
mode referri possint coram imperatore et statibus. udversarii
autem, qui in odium eoneilii generalis quaerunt prolongare tem-
pas colloquii, pertinnciter petunt duos e parte sun notarios, per
“quos possint prineipes suos de singulis certiores facere, at domini
praesidentes objecerunt eis quod mens imperatoris et tenor im-
perislis reeessus Wormneiensis reqnirant ut relatio primum flat
imperstori et statibus. iam igitur interlocutionem per-
identes (quia nolla alia ratione
progressum eolloquii fieri posse vident) ut Protestantes unum aut
duos habeant 0 suis notarios, qui simul enm aliis dnobus notariis
acta consoribant, zed en lege ut ejusmodi scripta non remaneant
in manibus eorum, sed qnotidie post finem eollognii conforant inter
8es0 scripta sun notarii et mox collatione facta tradant prassiden-
Hibus ut illi omnia retinennt eluusa et serata usqns ad relationem
imperatori et statibus fuciendum. de hac conditione nunc bidui
‚spacium ad delihorandum petierunt Protestantes. quid responsnri
sinf, nondum seio. putabam profecto nullam prorsus fore diffieul-
tatem de notariis, quum formula juramenti tantam pras se ferat
aequitatem et cantelam ut neutra partium justam possit de en
‚querelam nut exceptionem habere.
Haec sunt R”® domins quae de eolloquio hoc R”= Dei refo-
renda esse putari, quibus addo duns schedas, unam personarom,
alteram articulorum, unde plenius intelligator id negochl. Bucerus
«uno superiore tres evulgaverat libros teuthonice ad imperatorem
regemque et status imperii, quibus verbose suadebat non generale,
sed nationale colebrandum esse coneilium. contra cujus son-
silium scripsi ad status catholicos epistolam latine, quae publice
lecta fnit coram omnibus promiscue considentibus imperii statibus.
nactus itaque illins epistolae copiam Bacerus integro contra eam
vw 4
FRIEDENSBUNG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL, Linz
dominns Petrus Malvenda dicebat placere Cassari), ut rebus hine
inde ponsitatis breviter unnotarent duo notarii dominorum prassi-
dentium in quo partes eoncordarent et in quo discordarent, at
Protestantes nequaquam in hoc consentire volehant. extorserunt
itague ut ommia seribanter et quidem a tribus notariis, quorum
unus esset pracsidentium, alter Catholicorum, tertius Protestan-
tium. nos itaque die 5 fobruarii per dominum Malvendam doc-
tissimum viram proposuimas summam doctrinae catholieae de justi-
Gestione; altero die coeperunt Protestuntes per suum Bucerum
respondere et extenderunt negotium partim scriptis exhibitis, par-
tim dietationibus prolixis per quatuor dies, deinde nos quoque
per quatuor dies ad eorum seripta et dietata respondimus. nung
ipsi rursus seribunt, dietant et omni astu atque malicin utuntur,
nescio quot diebus id extracturi sint. in summa res ipsa probat
Res D. T. sontentiam fuisse meliorem, ut omisso colloquio tota
religionis causa committeretur generali concilio. sed quis persua-
debit praetermissis hominibus istis ut generali coneilio aose sub-
jiciant? perdimus itague inaniter tantum temporis, tam multos
graves labores et sumptus. spero tamen, ubi Caesar advenerit
(quem ad 15 martii affuturum esse dicunt), brevi finem colloquio
huie impositum iri. quanto mitius et modestius nos agimus, tanto
ferocius et malignias cristas erigunt adversarii. timeo igitur totam-
Gormaniam extremis fore perieulis obnoxiam. R"* D, T. grutiose
in bonam partem aceipiat oro et R"'* ac Ni='* dominis cardina-
libus Farnesio, de Monte, Anglieo, Tridentino et Romae Sadoleto,
Bembo, Mantuano, item et Mutinensi, clementissimis dominis meis
data oportunitate parvitatem meam commendare dignetur.
Addo quaedam scripta quae collognium concernunt, et librum
R. d. Philippi Archinti, quem denuo exeudi ouravi. Dor Bischof
von Eichstädt, der molestissimis hujus colloquii curis invitus nune
premitur, empfiehlt sich.
Ex Ratisbona 21 die februarüi 1546.
R"* domine. quanguam domini prassidentes improbitate et
contumacia Protestantium concti sunt permittere ut omnia scri-
bantur in eolloquio, obtinuerunt tamen ut acta non debeant com-
municari aut evulgari aliis, antequam referantur ad Caesareum
Majestatem et ad status imperii. Itaque ineluduntur in eistum,
quae tres habet seras et tres claves; sed nihil proderit (ut vereor)
hace cautela et custodin, nam nos collocutores quoque seribimus,
ut ad singula possimus utrinque respondere, in summa non habeo
magnam spem de prospero hujus colloquii successu. Deus det
meliora quam ego spero,
Wird nächstens ausführlich dem Kardinal Ardinghello schreiben.
Datum ut supra in literis.
—
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL, 605
traditionibos apostolicis, quae (ut scis) scriptis minime man-
datae sunt, tractare aggressi sumus in üisque mature judiocio Per-
pendendis et examinandis versamur, hoc sedulo interim agentes
ut si quid erroris aut corruptelae (quod multis modis evenisse
potest ex ipsarım forte scripturarum abusu) apparuerit, id totum
amputetur a6 resecetur. hoc enim nostrum est institutum ut
simul cum decretis ac dogmatibus morum quoque et lapsse disei-
plinae reformatio conjunctim procedat, quod guidem Deo volente
reete successurum spero, maxime si Christus sua ineffabili henigni-
tate ooncesserit ut inter ohristianos principes pax conservetur,
Francorum qui hie erant episcopi, non recesserunt, quinimo heri
es Gallin eis significatum est permoltos alios adventare regemque
Christwv= oratorem saum, quem ad eoneilium mitteret, designasse
eumgue cum magna doctorum virorum multitudine iter mox in-
iturum esse. vale. Tridenti.
90. Cochlaeus an Cervini: Frende über dessen Brief. Still-
stand am Kolloquium. Einsendung einer Schrift. Entfernung
des Bischofs von Eichstädt aus Regensburg. Bestrafung eines
Katholiken daselbst. Evangelische Predigten. Thätigkeit der
katholischen Kolloquenten. Abreise der evangelischen. Clau-
dins Jajus. 1546 März 21 Regensburg,
‚Aus Florenz Carte Cervin. filsa 40 fol. 111, eigenh. Orig.; dazu
fol. 117—120 4 Zottel, eigenhändig.
8. Literas BR" Dominationis Tune datas Tridenti ultima fe-
broarii tempestive accepi hie stadio ac benefieio R"! domini car-
dinalis et episcopi Augustensis die 16 martii, pro quibus sane
quam devotissine amplissimas gratias ago et habeo. im multis
enim luetificaverunt animam meam, quae malignitute horum tem-
porum multum contristari solet. timebam autem ne forte aegre
tulisset R** D. T. importunitatem meam in fasce grandiori tot
Jiterarum et libellorum, quod certe hund injuria facere potuisset,
ab eo autem timore levaverunt me jam vlementer literne tuae.
quod autem de progressu eoneilii tam corta per literas tuas argu-
menta recepi, singnlare gaudium est non mihi ımodo, sed aliis
quoque permultis, quibus hoc partim retuli hie ore, partim scrip-
tis indicavi iis qui procul sunt et de concilii progressu hactenus
vehementer sollieiti fuerunt,
De nostro hie colloquio nihil habeo novi quod seribam. nuper
enim quinta martii scripsi quod nune omnino silet, «0 quod Pro-
testantium pars non vult acquiescere declarationi Öaesarene Maje-
statis, quae a dominis praesidentibus nuper 26 die februarii pu-
blice utrique parti proposita et recitata fuit, enjus coplam me
nuper misisso arbitror. quod si enm non recepit R"* D. T,
I
/
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 607
<ujus coplam nunc mitte. R"* D. T. gratiose accipiat precor in
bonum hacc omnia et oportunitate oblata commendet quaeso Ia-
bores et studia men summo pontiflei ot colendissimis patronis meis
‚dominis cardinalibus, ubi gratam putaverit mei commendationem
fore. Antworten und Sendungen erreichen ilın durch den Kardinal
won Augsburg wie auch durch den Bischof von Eichstädt.
Ex Ratisbona die 21 martii 1546.°
Seriptis jam literis accepi Saxones, qui ab eloctore Saxoniae
ad eollogquium huc missi fuerant, hesterno vespere hinc discos-
sisse; arbitror et alios Protestantium similiter discessuros esse.
nos hic Caesarem expectabimus.
Addo bistoriam de obitu Lutheri, quam ex tenthonico transtulit
amunuensis meus, excerptam ex epistola d. Jonae, quam mox post
«zcessum Lutheri scripsit ad electorem Saxoniae.
[Zettel.] 1. Eben kommt der Angastinerprovinzial und meldet,
dafs Bucer letzte Mitternacht davongegangen ist. si ita est, ridi-
culum erit hoc colloquium et meum Indibrium. datum ut supra
in literis [Rils im Papier] martii.
2. Der Überbringer ist ein hervorragender Theologe, den der
Erzbischof von Trier zum’ Konzil schickt, qui theologus inter-
fait hie nostro colloguio, ex quo plura perserutari poterit Rm»
DT.
3. Cochlaeus sehiekt nach Rom bestimmte Briefe, die er durch
Verallo befördern könnte, lieber an Cervino, ut per hoc habeat
R== D. T. occasionem eommendandae parvitatis mene.
4. Bittet zu sorgen, dafs, was er über das Kolloquium ge-
schrieben, nicht als von ihm herrührend am Kniserhofe bekannt
werde.
91. Cochlaeus an Cervino: Ankunft des Kaisers. An-
wesende Fürsten. Die Flucht der protestantischen Kolloquenten.
Der Brudermord zu Neuburg. Auf den Kaiser gesetzte Hoff-
nungen. Der Kardinal von Augsburg. Übersendung der eigenen
Schriften des letzten Jahres. Klagen über den Drucker. Behem.
Plan einer systematischen Edition seiner Schriften. Unter-
stützung jüngerer Gelehrten. 1546 April 16 Regensburg.
Aus Florenz Carte Cervin. filza 40 fol. 115, eigenh. Orig.
8. Norissimas R”** Dominationis Tune literas datas Tridenti
12 martii recepi hie debita cum reverentin et hilaritate 19 ejns-
dem mensis per quendam fratrem s. Francisci natione Danım,
1) Ambrosius Pelargus, dessen Abgang nach Trient sich freilich
verzögerte, % u, 8, 611 Aum. 1.
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 609
m a iypographo exeusa. attamen non modico eum juri sub-
quod et antea aliquando R”"® D. T. conquerendo seripsi.
‚in parata pecunia diversis vicibus recepit a me 330 florenos
Rbenenses, de quibus adhae nihil reddidit nisi aliquot exemplarin
“uae amieis donavi. anddidi etiam hoc anno 10 flo. et septem
taleros, quos promittebat statim reddere neque tamen reddit.
intendo igitur affinem meum Franciscum Behem typographum, qui
Moguntias ad s. Vietorem in rure moratur, adjuvare melius, ut is
gpossit opuscula mea in certos tomos aut classes digerenda dili-
gentius atıue ornatius exeudere, maxime propter Gallos et in-
ferioris Germaniae populos. qunpropter plurimas ago habeoque
gratias Amplitudini Tuae, quod dignata est me antiquis patronis
et dominis meis commendare et libellos illis dedicatos transmittere.
vellem equidem libenter javaro et alios quosdam fideles ot in-
geniosos juvenes ac viros, ut strenue pro catholica fide mecum
fatigaro 88 non reonsent, corte duos hie foreo oxpensis meis
‚satis ingeniosos et ad laborandum promptos. sunt et alii qui
anodieis & me munusculis illecti poterunt utiliter pro fide suam
impendere op:ram. mitto Äitaqne nunc tres articulos cujusdam
doctissimi viri, qui germanice contum edidit contra famosos hae-
reticorum libellos. hos breviter transtulit in latinum unus neo-
zum amanuensium et intendo procurare ut totus liber latinus Kat.
hie egregie concionatur Rev. pater Joannes Hofmeysterus, provin-
‚winlis Augustinensium, multo (ut spes est) cum fructu.
Empfiehlt sich R"'* dominis legatis collegis tuis, quibus nuper
‚scripsi,
Bene valent R"* D. T. gratiose memor mei et libelloram
meorum, ut cum fructu possint rectius et elegantius excudi in
unum eorpus bono ordine redacti, id quod nemo fidelius facturus
‚est unquam in Germania quam egomet ipse, si Deus senectae
mene tantas concesserit vires.
Ex Ratispona die 16 aprilis 1546.
55
92. Cochlaeus an Cervino: Brief un Kardinal Monte.
Fernerer Briefwechsel mit genannten Kurdinälen über die ge-
plante Gesamtedition seiner Schriften. Entwickelt deren Plan
und wünscht zu wissen, ob Cervino die Sache für nützlich er-
achtet. Angebliche Indiskretionen des Cochlaeus. 1546 April 30
Regensburg.
Aus Florenz Carte Ceryin. filza 40 fol. 122, eigenh. Orig.
8. Intellexi ex literis Rev. patris Ambrosii Catharini et magi-
stri Olaudii ) grutiose neceptam fuisse R"° domino cardinali de
1) Jajus & 0. Nr. 90.
Zeitschr. f. K.-0, KNIE. & 2)
|
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL.. 611
Malvendam propositos, quod et verum est, idque fecerim et in
illius laudem et in oonsolationem proximi. sed id secreto scrip-
tum sit. de silentio nihil certi statutum fuit, quia pars advorsa
molebat silentium prumittere neque item juramentum a nobis ex-
@ctum fult, et ii decem articuli Wittenbergae impresei sunt et
disputati per eontrarios eorum artienlus. nihil itaque periculi fore
spero. bene valeat etc.
Ex Ratisbona ultima die aprilis 1546 %
93. Cervino an Cochlaeus. 1546 Mai 3 Trient.
Aus Florenz Carto Corvin. filen 40 fol, 129, Konzept,
Hat dessen Briefe vom 21. März und 16. April erhalten.
Was die deutschen Dinge angeht, so glaubt er nicht ullam aut
"honestiorem aut tutiorem rationem iniri posse ea quae in concilio
generali conrocando et velebrando est inita,
Dankt für die am 16. April mitgesandten Schriften. Die für
die Kardinäle Sadolet, Bembo und Morone bestimmten sind diesen
riebtig zugekommen.
Über die Vorgänge am Konzil wird Verallo ihn unterrichten.
Tridenti die 3 maji 1546.
94. Cochlaeus an Cervino: Übersendet Schriften. Die von
den Schmalkaldenern ihren Bundesgenossen auferlegten Kontri-
butionen. Anwesendo und erwartete Fürsten. Gerücht vom
Kommen des Kardinals Farnese. 1546 Mai 17 Regensburg.
Aus Florenz Carte Cervin. filza 40 fol. 124, eigenh. Orig.
$. Hesterno vespere literas R"° Dominationis Tune datas
Tridenti 3 die maji recepi „... nec habeo nune multum re-
seribendi necessitatem, nisi quod duo brevia mitto seriptu et ter-
tium mittet R”" dominus nuncius apostolicus archiepiscopus Ros-
sanensis ete., eui illud tradidi, ut et ipse legeret ac R"* D. T.
mitteret a me translatum e germanico quod Rey. d. episcopus
Hildesheymensis mibi communicaverat. de contributione quam
Protestantes assignasse dieuntur, nescio quid dicam *, forsitan
1) Gleichzeitig schrieb der Bischof von Eichstädt an Cervino. Über
das Kolloguium verweist er auf den mündlichen Bericht des Überbringers
Ambrosius Pelargus, welcher den Erzbischof von Trier auf dem Kallo-
ulum vertreten hatte und jetzt für den nLalEDen als Vertreter zum
jonzil geht, Carte Cervin, filza 42 fol. 19, Os,
2) Vgl. Carte Cervin. filza 25 nr. 81b: Verzeichnis der von den
Evangelischen in Frankfurt (Ende 1545) beschlossenen ai Übuneha
welche die einzelnen Bundesglieder zu erlegen haben, mit Überschrift
von der Hand des Cochlaeus; ‚Ex literis suffraganei Eystetensis
Johsnnem Cochlaeum.
50*
FRIEDENSBURG, NEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 613
Inchoata jam sunt imperii publica negocia die sexta hujns
ınensis, sabbato post ascensionis festum, decantata prius missa pu-
blica in majore eoclesin prassentibus Cnesare regeque et mullis
prineipibus. ego aliquot diebus fui ocenputus in eolligendo com-
pendio de actis et sceleribus Lutheri per singulos annos, Pproce-
‚dens nempe ab anno 17, quando coepit, usquo ad annum hunc 46,
quando finivit. anni ultimi materiam nunc mitto R"" D, T.;
multi namgue mendaciorum libri eireumferuntur teuthoniee, qui-
bus in caelum attolitur sanctitas Luther. nuns autem quoniam
et de oulloquio hie habito multa a Lutheranis sparguntur men-
dacia, intra paucos dies edetur vera narratio, quam ego hisce
diebus in germanicum versurus sum Deo propicio. bene valent
R®* D, T. et gratiose resoribere dignetur quid de compendio meo,
enjus ultimam partem nune mitto, sentiat aut judicet, quod et
collegis auis (si non displicuerit omnino) ostendere dignetur. ex-
irazi sane ea potissimum quae in odium notorii et malissimi hae-
zetici lectorem trahere videntur. iterum valeat R”* D. T., olemen-
tissime domine promotor et patrone.
Ex Ratisbona die 11 junii 1546. hodie adventura est regina
uxor Ferdivandi regis, qui festinantius huc adrenit 27 maji, intra 5
dies e Vratislavia profectus.
98. Cochlacus an Cervino: die Narratio de actis colloquii.
Krieg in Sicht. Fouersbrunst. Cochlaeus soll als Vertreter
der Bischöfe von Eichstädt, Meifsen und Breslau zum Konzil
gehen, Lage der beiden letzteren. Wird in 2 Tagen nach
Eichstädt zurückgehen. Die Commentarii de Luthero. 1546
Juli 4 Regensburg.
Aus Florenz Carte Cervin. Klza 40 fol. 128, eigenh. Orig.
8. Multo jam tempore nilil literarum e Tridento recepi et
ego jam domum redire in Eystet desidero nactus abeundi licen-
tiamı, postguam narrationem de actis colloquii ex latino in ger-
manieum transtuli. latina sane narratio jam impressa est Ingol-
stadii. eras teuthonien quogue ibidem ineipietur ab eodem typo-
grapho, qui per triennium tam multos mihi libellos impressit '.
Magna hic atque adeo per totam Germaniam fümu est de
bellico apparatu Caosaris, quem Deus bene prosperare dignetur.
Lutberani variis suspicionibus agitantur meta perculsi, haec nox
incendio terribilis nobis fuit; nam dum abbatia s. Jacobi tota
conllugraret, non longe aberat nedes sacra, in quam deposuerat
Caesar ingentem vim pulveris tormentarii, cui # propringuis time-
batur ignibus #,
1) D. i. Alexander Weilsenhorn, 5. oben Nr. 76.
2) Vgl. v. Druffel, Des Viglius von Zwichem Tagebuch, S. 25 u, 84.
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 615
Dem Überbrivger nonnulla commisi, quae cum onjusmodi sint
ex 00 cognoveris, habebis facile quid eis respondeas qui pontificis
wilitibus summa calumnia aliena crimina ohjiciunt !, vale,
Ingolstadio 14 kalendas oetobres 1546.
100. Coohlaeus an Kardinal Farneso: die päpstlicher-
seits gewährten Indulgenzen und deren voraussichtlicher Nutzen
im gegenwärtigen Kriege. Eine anonyme Schrift über den letz-
teren in Briefform. Die kaiserliche Deklaration wider die Re-
bellen. Eine Neubearbeitung der Schrift Luthers wider die auf-
rührerischen Bauern. Cochlaeus’ Plan der Veranstaltung einer
Gesamtausgabe seiner Streitschriften. 1546 September 25
Eichstädt.
Aus Nespel Gr. Archivio Carte Farnes, fasc, 692, eigenh. Orig.
R"* domine, Illustriss, princeps, patrone clementissime salutem.
‚quanguam gratiosissime reseripsit mihi nuper R”* et IIl”* Celsi-
tudo Toa atqne etiam ad saepe scribendum ‚.. me invitarit, fre-
pide tamen id face ... -
Lator praesentinin, famulus meus *, ex Ingolstadio huo rediit
‚die 21 septembris, afferens mihi tum a R"° domino Rossanensi,
nuncio apostolico etc, copiam indulgentiarum recens publicatarum
in urbe, tum libellos aliquot germanicos a typographo meo. in-
Jdulgentiss desyderabam hie ad populum publicari, sed absente
R®° domino meo apiscopo Eystetensi non feit publicandi opor-
tunitas. ego scriptum istud a latino in germanicum verti, ut
sacris virginibug praecipne communicare possim; quarum devotioni
et ad Deum precibus multum sane tribao et spero per ens non
minus quam per milites imperatorem nostram in hoc bello tam
suncto et necessario auxilium a Deo habiturum esse. multum
enim valet apud Deum deprecatio justi assidua. unus erat homo
Moyses, qui orans in monte plus ad vietorium contulit quam Josua
«um sexcentis milibus pugnatorum. et unus homo erat Helias,
qui oratione plus potuit quam rex Achab cum totius regni sui
potentia. quid non speremas de preeibus tot monachorum monin-
liumque per tot regna et provincias, quibus indulgentise istae
oomitabuntur? go certe plurimum per eorum preces de vietoria
spei praesumo. gaudeo itugue et maxime probo salutarem hanc
summi pontifieis provisionem, qua de cnelestibns armis imperatori
nostro procnrat ajusque tam honorifcam in eo scripto mentionem
tam vere quam merito facit.
1) Über diesen Punkt verbreitet sich Farnese näher in einem Schrei»
ben vom gleichen Datum an den Bischof von Eichstädt: Konzept eben-
«laselbst fol. 1411428,
2) Vgl. Nr. 102,
'G, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 617
Gesundheit so grofsen Gefahren und Beschwerden ansgegetzt hatz
vergleicht beide mit Abraham und Isaak. Schickt den Über-
bringer dieses zu Einziehung von Erkundigangen über Farnese
nach München !, von wo ihm am 24. Oktober Jodocus Hoetfilter
dafa der Legat bis Aich gekommen sei, dort
Ärzte Halt gemacht habe. Elio möge ihm ein
- Empfleblt seinen Famulus für eine kleine Pfründe (sacerdo-
kiolı quo et sun stadia ad tempus prosequi et indo päuperri-
mam mairem cum parvulis suis sancte sustentare posset. domini
Fuggeri forent aliquos adolescentes in litterarum studiis aere suo.
puer iste per me notus jampridem est magnifico domino Antonio
Fuggero ante biennium Augustae factus, et hoo anno commendavi
eum magnifico domino Joanni Jacobo Fuggero Ratisponae, qui
gratiose promisit; sed haec rerum turbatio non sinit me nunc
apud illos instare, confidit puer plurimum de gratia et humani-
tate erga se tun.
Ex Eystet die 11 novembris 1546.
102. Coohlaeus an Antonio Elio: weshalb er nicht vor
Farneses Aufbruch zum zweitenmal ins Peldlager geschickt hat.
Empfehlung seines Famulus Johann Jakob Kuchner für ein
Benefiz. Der Krieg. Cochlaeus' Plan der Veranstaltung einer
Gesamtausgabe seiner Streitschriften. 1547 Januar 5 Eichstädt.
Aus Neapel Gr. Archivio Carte Farnes. füsc. 722, eigenh. Orig.
$. p. magnifßice domine secretarie, patrone pientissime. magna
tenet me poenitudo quod adolescenten fumulum meum ex castris
ad me reversum non misi denuo, antequam discessistig ot in Ita-
liaın rediistis. deterrebant me pericula non solum viarum, sed
etiam castrorum. marrabat enim puer qaod noctu aliquando peri-
onlose ex tentoriis vestris pervenisset ad tentoria Ri domini
nuneil; eumque mater ejus, quae in substantia nihil habet nisi
septem proles, maximam spem repositam habeat in hoo suo Mlio,
non audebam eum amplius pericnlis exponere, seripsi autem ad
Magnificentiam Tuam litteras, quando eravatis in via versus Mona-
chium e custris ®, sed ens reportavit nuncius; quas nuno si liest
1) Cochlaeus erwähnt hier in Parenthese, dafs am 22. Joannes
Paulus Ptolomaeus in München gestorben sei. Über diesen vermerkt
der ungenannte Verfasser von Ephemerides vel diarin rerum insignium
aceiderunt pontificatibus Clementis VII et Pauli IEI, im Cod. Vat.
ans: Die 5 novembris 1546 Romae fama fuit Joannem Paulum Pto-
m, auditorem rotae, virum alioqui acri ingenio, verum corrupt-
bilitate obnoxium, qui Germaniam una cum cardinali Farnesio petierat,
naturae concessisse.
2) Nr. 101.
618 ANALEKTEN. I
mitto, ut intelligat Magnificentia Taa me non
ınemorem humanitatis tune, de qua puer tam
Vacarunt interim hie duse bonae vionrine De
rum sacerdotum. quod si pmer habnisset gratinm
unam ex iis potaisset obtinere, ot sie perpetuo fuisset optine Pro-
visum non ei solumn, sed etiam matri ejus cum parrnlis et pauper-
enlis prolibus, ut saltem hine certam habuissent habitationem.
alteram ex iis vicariis contulistis vos in castris ad instantiam
eurare, nomen est ei Johannes Jacobus Kuchner, clericus Eyste-
tensis diocesis. multum profocto sporat de tun benivolentia et
humanitate et satis docile habet ingenium, qui multum posset pro-
Neore in litterarum studio, nisi obstaret puupertas.
De foelici successu rerum bellicarım per Caesaream Majosta-
tem arbitror vobis omnia certius eonstare quam mihi, qui priva-
tim hie age orationibus quidem et sucrificiis ad Deum pro sum-
mis ecelesiae capitibus, labore nutem et stylo contra hasretieos,
supio enim omnia soripta mea in unum redigere opus, quae intra
26 annos variis oceasionibus contra novas sectas partim latine
partim teuthonice seripsi. at nemo praster me ipsum vellet in
«0 opere .labores et impensas subire. certe gravi hie peste labo-
ratum est per aliquot menses; eram itaque sollicitus de mea vita,
von tum propter me quam propter eum Iaborem quam acelesine
utilem fore spero post mortem meam. Elio möge iln.dem Papste
oder dem Kardinal Farnese empfehlen, ut eorum provisione possim
opus intentum in ipsorum perpetuam memoriam et ad communem
ecelesine ntilitatem vol in Itulin vel in Gallia perficere; in Ger-
mania enim nune ita türbata sunt omnia mt non possit mihi opor-
tenitus esse nd opud illud porfieiendum. non libenter differo
diutius, quia senex sum et timeo ne mors me abripiat antequam
eompleatur quod intendo.
Ex Eystet die quinta januarli a Christo nato anno 1547.
103. Coohlaeus an Farnese: Plan einer Gesamtausgabe
seiner Schriften in lateinischer Sprache. Hoffnung auf eine Ge-
währung einer Pension als Beihilfe zu den Kosten der Suche,
1547 Januar 21 Richstädt.
Aus Noapel Grande Archivio Carte Farnesiam fusc. 739, eigenh. Orig.
Schrieb zuletzt am 5. d. und schickte den Brief an den Kar-
dinal von Augsburg, der aber inzwischen aus De
nach Speier begeben hat. Schreibt jetzt aufs neue, n; Am-
brosius von Gumppenborg, päpstlicher Kommissar, ihm von Ingol-
siudt aus angeboten hat, seine Briefe mit zu besorgen.
DM u Be
——
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 619
Samma igitur intentionis mene, de qua scribendum puto, Iaec
«st. dum nemo ad generale concilium me mittit et variis interim
subjaceo periculis atque etiam senectus ipsa quotidianum secum
affort vitae perioulum, constitui et decrevi apud me ipsum, eunets
mes opuscula in unum opus redigere et in lucem dare latine,
quasenmqus in Luthorum ingue complices ejus intra 26 annos
partim lutine partim germanice scripsi. in quam sune rem hie
toto fere hujus gravissimi belli tempore (contomptis nocessario et
ab hostibus et a peste periculis) sedule incubui atque adhue in-
«umbo ob multas profecto rationes quas pias et justas fore puto,
am sane potissime quod post obitum meum nemo in alieno
labore suam gratis welit impartiri oporam; seoundo qaod neme
sie cognitas habet causas et occasiones, propter quas scripsi, sieut
50 habeo; tertio quod neminem scio qui sie perpetuo per 26
annos teutlonice atque latine pro Romanı ecclesia et üde catho-
lien tam multa contra has sectas novas seripsit totque labores
et impensas huic negoeio impendit homo privatus, ut ego foci
(abeit jactuntia); quarto quod imalignitute Lutheranorum neglec-
tim et mendose impressa fuerunt opuscula men magna ex parte,
quas velim correctius imprimi denuo, euque omnia latine propter
reliquns nationes Germaniae linguae ignaras, quantulum igitur
in me est, totum oflere in honorem sanctae sedis apostolicue at-
‚que in decus et memoriam Farnesioram, quorum ope et auspicio
rem Doo propicio nggredi et perlicere volim. quod si in Italia
huie rei perficiundae nulla detur opportunitas, ausim senile hoc
sorpusculum nna cum libellis meis in Gallias hujus rei gratia
transferre. R’"* igitur ot Lil"* Cols. tune hac de re clementis-
sime voluntatem et responsum, velut oraculum quoddam, devotis-
sime expectabo, supplieissime orans ut alignid detur. esset qui-
dem ad eum rem pro sumptibus perferendis oportuna atque etiam
necessaria pensio centum Norenorum, quam seripserunt nonuwlli
‚assignatam ımihi esse a San"® domino nostro papa, tun maxime
intereessione; sed pro ea eonsequenda nequaguam ita solieitus ex-
isto sicut pro complendo hoc "ante morteın meam labore. nihil
‚enim habeo quod ntilius aut homestius saerae Romanne ecolesine
post me relinguere possim. bene valent R”* et Ill" Celsitudo
Ex Eystet die 21 januarii 1547,
Entschuldigt sich, dafs er an den Papst, sowie an die Kar-
dinäle Cervino, Pole, Ardinghello und Sadolet nicht schreibe.
Grülst den Sokretär Antonio Elio.
104. Cochlaeus an Cervino: Freude übor die Abweisung
aller Neuerungen in den Konzilsdekreten. Absicht die eigenen,
sowie fremde antilutherische Streitschriften gesammelt und neu
'FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 621
duo insiguia opuscula doctissimi enjusdam juris consulti !, quorum
unom est de cnerimoniis ecclesiae, alterum de haereticis, quod
sex bene longos compleotitur libros. harum rerum equidem
pleniorem aut magis ordinatam ac planam resolutionem antea non
vidi. si putassem R""" ot I11°® dominum cardinalem Farnesium,
elementissimum ac beneficentissimum patronum, tam eito abiturum
0858 61 castris Caesarene Majestatis, procul dubio vel ore vel seripto
Celsitudinem ejus de illo proposito meo informaturus fueram, scripsi
interim nonnihil eu de re ad eundem; sed an literae fideliter sint
redditse, hactenus intelligere non potui. quod igitur anten per-
saope rogavi, supplieiter iteram iterumque rogo, ut R”* D, T.
Zlie® Celsitudini ejus uno saltem verbo commendare dignetur, ut
‚qui forentem aotatis mese partem per 26 annos perpetuo in
laboribus adversus =. Romanae eccleeiae hostes contrivi, ultimam
quogque vitue meae partem utiliter eidem studio impendam. sum
prasterea vebementer sollieitus de valetudine R" ae Ill"! domini
vardinalis Poli Anglici, cujus nomen non video adjunctum eirca
decreta de justificatione; acceperan enim ex aliorum anten literis
quod secesserat Patavium curandae valetudinis gratia. R"° prae-
teren cardinali de Monte legato ete, misi ante annum parvum
libellum, in quo pro Honorio I papn contra sextae synodi deeretu
{quae impressa sunt) discoptavi. an viderit auf receperit ille,
nescio, R"* D. T. dignetur me suppliciter commendatam reddere
similiter et R"° atgne Ill"° domino cardinali Tridentino, domino
neo clementissimo,
Ex Eystet die 29 martii anno domivi 1547.
R"*“ dominus et patronus meus episcopus Eystetensis post
multas tribulationes, in quibus longo tempore absens fuit, rediit
uuper huc dominica Jaetare ? et hodie iterum abiit versus Nuren-
bergam, ut inyisat ibi Caesarsam Majestatem, quae hactenus
spe majores habuit tanto in bello per Dei gratinm successus.
faxit Deus ut haec suprema duo capita, Paulus IIT pontifex et
Carolus V imperator, nobis diu in prospera valetudine conserventur,
a quibus post Deum tota vita salasque universi «leri Germanine
dependet. R"" dominus meus concordiam tandem init cum suo
advorsario super praepositurn 9. ego utriqus congratulor.
1) Dr. Konrad Braun (s. Alle. Deutsche Biogr. Bd. III, $. 271, und
Paulus, Dr. Konad Braun, ein kathol. Rechtsgelehrter des 16 Jahrh.,
ia Histor. Jahrb. XIV, 8. 517, bzw. 5. 5340); vgl. Nr. 105, sowie den
Brief des Cochlaens an Julius Pflug 21. Februar 1647, bei Cyprianus
Tabular. eccl. Rom, p. 529.
20. März.
3 va Cochlaeus an Pflug 17. März, im Tabular. ecel. Rom,
54,
ee
FRIEDENSBURG, BEITLÄGE ZUM BRIEPWECHSEL. 623
Ingolstadii. deinde si quid ex venditis recnperari poterit, men
quoque opuseula in praelum dare constitui. de his omnibas nemo
mibi ne unam quidem literulam ex universn Italian rescribere
dignatur, neque ego seire possum ubinam agant nunc 8. sedis.
apostolicae legati et oneteri patres qui in concilio legitime con-
gregati fuerunt, Toam igitur R"® D, supplieiter oro ut apud
s. sedem apostolicam (pro cujus honore et anutoritate tot annis
non parvo et Inbore et impensarum onere studia men impendi)
ius promotione adhuc semel commendare dignetur conatus meos
in asdondis tam plis ac eruditis et contra haereticorum calumnias
hoc tempore adeo necessariis libris, qui procul dubio in futuris
sacculis apud posteros quoque pro veritate et sodis apostoliene
autoritate utiles erunt, ut absque confusione atque incommodo
coepta perficere quoam,. habeo quidem jam in hoc opus apıd
me collectos 600 florenos Rhenenses ex peculio meo atqne etiam
centum ex ultronen oollatione ipsius autoris; sed anxio timen
eam pecuniam suffeeturam non esse ad opus complendum; timeo
item ne mors me intercipiat ot post me non sit alius qui sie
in opus alienum quantumvis eruditum et utile tantum laboris
eurarumgue et impensarum convertere velit. si ergo sedes apo-
stolica unguam cogitavit in meos labores pietatis et clemen-
tias suae oculis respicere, ut nmunco faciat supplicissime oro. si
enim in his conatibus meis desertus et frustratus fuero, quae-
ram mibi deinceps quietiorem Vratislaviao rosidentiam, protesta-
turus eoram Deo et hominibus quod facere voluerim quantum in
ms fuerit.
Bene valeat R"* D. T. et sua commendatione inveniat mihi
prevor alium Ardingellum ... quod si adhue vivunt ac valent
amplissimi duo patres legati et college R"= D. T., ut opto
#0 spero, id sane imprimis ex B”®" D, T. literis rescire desidero
et me illis humilime commendari peto. vehementer enim de
cardinalis Poli (quem e vobis valetudinis causs discessisse audivi)
incolumitate solicitus existo.
Ex Eystet die 15 octobris 1547.
106. Cervino an Cochlaeus. 1547 November 7 [Bologna].
Erhielt Nr. 105; kann nach den ihm übersandten Bruch-
stücken kein sicheres Urteil über die Schriften des Dr. Braun
fallen; doch hat ihm gefallen, was er davon gelesen, und er wird
sich bemühen Cochlaeus einige Unterstützung für den Druck zu-
teil werden zu lassen.
Kardinal Monte befindet sich hier beim Bologneser Konzil;
Pole ist noch in Rom, aber bereits hergestellt a catarro qui ei
in humero insederat.
_ FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM DRIKPWECHSEI. 25
TEN, paupereula post mortem suam curao meae religuit),
Bau. 8 proles procreavit, inter quos quingue fili (sed
adhus superstites sunt, quorum ultimus auper 13 die
genitus est. huic igitur affini meo persmasi post obitum
ducis Georgis fel. re, laudatissimi principis ut e Dresda transmi-
graret buc ad Moguntiam factus novieius impressor. cumquo esset
pauper et aliis pro mercede imprimeret, adjnvi eum qualibus-
-eungque interdum ex tenuitate mer subsidiis, donee tandem nonnihil
‚pecunise nactus coepi cogitare quomodo per omnia fidelem nobis
Catholieis praeparare possim typographum. unde factum est ut
relicta ad tempus residentia Eystatensi huc me cum tota substantia
‚paratae pecuniae recoperim. putabam vero me per 600 florenos
‚Rhenenses (quorum tres valent duo scuta italica) in parata pecunia
anultum eflicere posse. et rem hie alacriter aggressus emi papyram.
+6 typographo praemiseram nonnihil pecunise ad praeparanda
alias necessaria. video tamen rem fore longe supra vires mons,
-ei nulla sublevaverint me subsidia. bone Deus, vacarant per 28
‚annos (tot enim ego perpetuo contra novas sactas fidaliter laboravi
non absque magnis periculis et laboribus aliisqyue vexationibus)
tot tamgue pingues ecelesiarum per omnem Germaniam praeposi-
turae, quae absque contradictione spectarerunt ad collationem
sedis apostoliene: neque tamen ulla intercessione aut commendatione
etiam summorum virorum legatorum et nunciorum apostolicorum
Aquibus men fides fdelitasque perspectae fuerunt) effiei potait ut
vel minima ex omnibus tam multis conferretur mibi, qui non per
avariciam ad commoda propria, sed per zelum fidei catholicae
‚ad publicae causae religionis defensionem proventibus hujusmodi
praepositurse uti volebam. interim voro talibus permultis collatae
fuerunt qui aut nihil curae aut compassionis habuerunt de omni-
bus injuriis quas per novarum sectarum impietates et peotulantias
ilatas fuerunt s. sedi apostolicae et s. Romanae ecelesiae, matri
„mnium ecclesiarum, earum maxime quas ipsi per erangelium
generavit Christo in Germania, aut certe graviter scandulizaverunt
bonos improba vita, aut etiam ocoulte ox bonis osolesiarum perni-
‚ciosissimos ecolesine hostes juverunt et aluerunt.
Einzig Kardinal Alexander ! Farnese bat ihm sowohl früher
ine Pension von 100 Gulden aus den Gefällen der Würzburger
Dompropstei angewiesen, als auch neuerdings eine Pension in
gleicher Höhe auf die Propstei 8. Johannis Novimonasterii, eben-
falls in Würzburg; letztere aber ist durch eine Pension für Am-
‚brosius von Gumppenberg übermäfsig beschwert, und aufserdem ist
von einem Kölner ein Prozefs über die nämliche anhängig gemacht,
so dafs Cochlaeus inbetreff ihrer alle Hoffnung aufgegeben hat.
1) Der Name ganz in Majuskeln.
Zeitschr. f. E -G. IV, 4. 40
Kine
—
FIIEDENSDURG, BEITRÄGE ZUM BIIEFWECHSEL. 627
addo denigue quasdam vorba Jonnnis Calvin), quibus malignissime
tradncit acta ot decrota concilii Tridentini; postremo et partem
enjusdam epistolae mens adjicio non sine multo perienli timore,
ex qua intelliget R"* D. T. in secreto quid sentiam de novis
in Augusta tractatibus. intelligenti satis dietum esse puto. cneterum
de Jibris, ubi impressi fuerint, in Italiam quoque mittendis spero
me eommode bonam viam mittendi inventurum esse, si vixaro,
rogo autem ut R"* D. T. gratiose pro bonitate sua commenda-
tum habeat typographum hunc menm etiam post obitum meum,
de probitate enim et bona alque syncera fide ejus nihil prorsus
dubito. Bittet um Empfehlung an Morone.
Ex castello s. Vicstoris prope Moguneium die 29 aprilis 1548,
Supplieiter peto elemens et gratiosum responsum eito, unde
cognoscam Iunc literarum fasciculum fideliter redditum esse.
poterit enim ex Augusta huc ad me mitti responsum fideliter
per R""" dominum episcopnm Hildesheimensem vel per R"um et
Nree= archiepiscopum Moguntinum principem oleetorem wel per
Rev. d. Michaslem ! ejus suffraganeum.
108. Cervino an Cooblaeus. 1548 Juni 18 Rom.
Aus Florenz Carte Cerviniane filza 40 fol. 147. Konz,
Erbielt die Sendung vom 29. April und las die capita quae
23 libris Joannis Philoponii ? continenter. Staunt über Belesen-
heit und Fleifs des Autors, hat nber gegen den Inhalt einige
Bedenken und hält eine Prüfung durch bewährte Dogmatiker vor
der Veröffentlichung für unerläßslich. Fragt, ob Autor die von
ihm zitierten Märtyrergeschichten des Eusebius selbst vor sich
gehabt habe oder sie nur aus der Erwähnung bei Hieronymus
und Gregorius kenne.
Hofit dem Cochlasus ein Subsidium, um welches er sich schon
lange bemüht, bald zukommen lassen zu können. Einen Drucker
für die katholischen Autoren zu bestellen, hält er für sehr nütz-
lich. Wünscht Cochläus noch langes Leben zum Nutzen der ec-
elesin Iaborans. Erwartet die Schriften Brauns und die übrigen.
109. Cochlacus an Cervini: Philoponus; ein anderer katho-
lischer, auch nicht unverdächtiger Autor. Schlechte Verwendung
der kirchlichen Pfründen. Fortgang der Arbeiten an der Heraus-
1) Helding.
2) Philoponus war der Beiname eines Alexandrinischen Philosophen
Johannes im 7. Jahrhundert, hier offenbar Pseudonym für jenen Kölner
Mitschüler des Cochläus.
40°
u
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 629
est, propter quam possent illi adversus eum nliquid moliri aut
attentare. mitto nune R=“= D,. T. titulos trium operum d. Bruni,
quae hoc septembri Francfordiae aedentur; ipsa opera mittam ubi
eompleta fuerint. ego gravissimis certe none premor et laboribus
«orrigendi indicesque colligendi et impensarum onere sub tribus
typographi praelis. mitto et responsum Phil. Melanchthonis, quod
ille duci Mauritio teuthonice scripsisse fertur super libro quem
Interim vocant®, ot audio nunc aliquot libellos Lutheranorum
contra eumdem librum parari. si vixero per hyemem, meliora
quaedam et d. Bruni et aliorum uodere intendo, dummodo im-
pensarum onus mibi non obstiterit aut corporis infirmitas.
Bittet um Empfehlung an Farnese, welcher ihm ohne Schwierig-
*eit helfen könne, an den Erzbischof von Upsala und die Bischöfe
von Minori ®, Archinto von Saluzzo ®, Maffeo von Massa * und den
Elekten Hoetfilter von Lübeck, durch welchen letzteren ar Corvinos
Brief erhalten.
Ex enstello s. Victoris prope Moguntia in agro die 7 augusti
1548.
110. Bischof Aluigi Lippomano von Verona Nuntius ®
an Cochlaous: Unwille des Kaisers wegen Fortsetzung der
Polemik gegen die Lutherauer. 1549 Juni 3 Brüssel.
Auszug in Florenz Carte Corriniane filzea 40 fol. 149, gleichz,
Abschrift, mit Überschrift von Cochlaeus’ Hand.
Puer taus redditit mihi literas abs te datas Moguntias 4
ealendas majas una cum libro quem transmisisti. gratias ago et
de visitatione per literas ot de munere, lectis tuis diligentius
deerevi eum R”° domino Atrebatensi, Majestatis Caesarene secre-
tario ©, de persons tua prolixum sermonem habere, quo te Cnesari
ex bono corde commendarem, ut in hos sumptus quos facis, ali-
quid opis impenderet, quod et feci. inveni antem eum non ita
coeptis tuis faventem, sed potius aliquantulum incusantem quod
contra edietum Cassaris in ultimo recessu Augustae oditum, ne de
caetero tam adversarii quam Cutholici scriberent, quo omnis contro-
versiarum tolleretur materia, Paternitas Tua scripserit scribatque
rosius Catharinns 1546—1552. Über einen Brief dieses an
Coehlaeus vom 25. April 1548 s. Paulus, 8, 586, 2,
3) Filippo Archinto 1546—1556.
4) Bornardino Maffeo 1547—1549.
5) Über Lippomanos Nuntiatur beim Kaiser vgl. Pieper, Zur Ent-
E ir ständigen Nuntiaturen, 8. 150.
6) D. i. der jüngere Granvella, Anton Perrenot, Bischof von Arras
‚seit 1538, Kardinal 1861.
a) res Reformat. vol. VI, p. 924 qq,
2) Am
3
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL. 631
propediem, quamprimum oxcusa et in Italiam. transvecta fuerint
qua utique minore cum timore damni in Italian
iransmitti poterunt, si impetrari posset a» summo pontifice ‚privi-
legium pro duohbus typographis, Joanne Quentel Coloniensi ! et
Franeiseo Behem atque Theobaldo Spengel bibliopola ® Moguntino,
qui ad dispergendum in orbem bonos et erudite soriptos Catholi-
eorum libros inierunt inter se societatem, cum singuli totum im-
pensarum onus perferre non possent. jpsi vero non solum in Ger-
maniam, sed etinm in Italiam (si eis pro subditis Italiae dominiis
papa privilegium quantumcungue breve et modieum ad sex, septem
aut octo annos daret, ne alüis liceret imprimere contra eorum
woluntatem), quis timent ne minoribus impensis et laboribus alüi
imprimerent et ipsi sua exemplaria vondere non possent. alii autem
typographi fere omnes impetrant privilegia pro suis exemplaribus,
ideo non est insuetum talia dari privilegia. bene valeat R"* D. T.
‚et certo promittat summo pontifici, subsidium Sanctitatis Suae non
«esse male colloeatam, ex quo tum multa pro fide et doctrina
ecelesine commoda enascuntur,
Ex castello s. Viotoris prope Moguntiam 22 junii 1549.
112. Cochlaeus an Farnese: der Tod Pauls II. Die Be-
förderung Farneses zum Kardinalbischof von Albano. Übersendung
der Commentarii de gestis Lutheri; Zweck dieser Schrift. 1550
April 27 Breslau.
Aus Neapel Grande Archivio Carte Farnes. fasc. 752,
eigenhändiges Original.
8. Etsi ex obitu laudatissimi et omnium prudentissimi seonis
sanctae memoriae papue Pauli III? maxime contristätus fui et
verterritus, multom tamen exbilaravit me fama de gratia et
authoritate tu, qua longe ultra aetatem praecelluisti in conelavi
atque in eleotione novi pontifieis. nun enim per Dei grutiam
et virtutum tuarum merita videris faotus esse mujor, utpote
«piscopus Albanensis, quod uon eras unten %, licet sub Panlo III
‚erschienen sie auch in Paris apud Jacobum Dupuys ‚.. in vico d.
Joannis Lateranensis).
1) Über die berühmte Kölner Buchdruckerfamilie Quentel s. Allgem.
Deutsche Biogr,, Bd. XXVII, 5, 871.
2) Mainzer Buchhändler: s. Widmann, Eine Mainzer Presse, 8. 86
«die dort zu Nr, 9 mitgeteilte Vorrede).
B) Ciestorben am 10. November. Die Wahl des Nachfo) hr
ins” IIT. (des in den früheren Briefen gelegentlich erwähnten
Monte) war am 8, Februar 1550 erfolgt.
4) Farnese war bis dahin Kardinaldiakon tit, S. Laurentil in Da-
Enas0«
libros suis laboribus et impensis aeditos ad perpetuam rei me-
moriam, quos Romae unten nemo vidit
lorum aut Hispanorum potuissvt (abeit jaetantis) aeta Lutheri ex
ordine secundum seriem annorum ita commemorare ex teuthonicis
seriptis, sicat ego feci? seio quidem R"= ot IIl"= Celsitudinem
Tuam longe majoribus occupatam semper negociis quam uf possit
habere ociom ad legenda ea seripta quae nune mitte. me
et opto ut alicui e familiaribus tuis committas gratiose ut salteım
acta et seripta Lutheri porlegat et dieat breviter Sublimitati Tune
quid de hoc libro non admodum proliso sentiat: non dico de
eruditione aut de ornatu styli et venustate verborum, quas ibh
non sunt, sed de rerum commemoratione ex fide et veritale in
unum ex ordine colleetarum. si reperiatur alius vel ex anliquis
etinm
vel ex neotericis qui ullius haeretici libros et labores atque
malignitates, fraudes, calunnias et jactantias copiosius et diligen-
tius ex ordine recitaverit quam ego de Luthero feci, nulla sit
mibi gratia laborum. quamquam id feci non temere aut sine
causa, sed necessario, ex ea potissimum ratione quod magna pärs
hominum adhuc hodie viventium erassissimo errore putat Luthe-
rum fuisse virum bonum et sınctum ejus evangelium.
Hasc Colsitudini Tuas prolixius scribo, ut possit vers et cum
fidncia et summo pontifici et fratribas tuis de meis laboribus
eflicax perhibere testimonium . » -
Ex Vratislavia quinto enlendas majas anno domini 1550.
113. Coohlaeus an Cervino: vorzeitige Rückkehr des Johann
Günther aus Italien ; Sendung seines Bruders. Vertrieb der ka-
tholischen Schriften in Italien, besonders Rom. Fortdauernde
Ausgaben für diese Zwecke. Bedürfnisse Behems. Unwürdige
Vergebung der Benefizien. Die Feinde des Cochlasus und der
Religion in der Umgebung des Kaisers. Sorge um das Schick-
sal Behems. 1550 April 27 Breslau !,
Aus Florenz Carte Cerviniane filza 40 fol. 159, eigenh. Orig.
8, inter omnes eardinales, qui actu prassentes s. Ro. eeclesine
serviunt, nemo gratiosius ant diligentius promovit conatus meas
guam fecit R"® D. T., quod etiam testatur suis ad me literis
1) Über die Rückkehr nach Breslau s. Epistolae ad Nauscam, p. 462
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEFWECHSEL, 633
‚paulo ante ex Tridento et Moguntia, nuper iterum atque iterum
‚ex Colonia, nbi nuns in theologia studet, juvenis ille affinis mens
Joannes Guntherus, quem anno superiore Romae gratiose accepit
atque etiam liberaliter donatum (quod isthic aliorum cardinalium
ae praelatorum nemo prorsus focit) dimisit. quonlam vero ex
Italia redüt properantius quam negocium meum requirebat,
eogor nune fratrem ejus, qui in superiore quadragesima ex Lipsin
Moguntiam ad me venit nudus et pauperculus, mittere loco illius
in Italiam, ingenio quidem et literis minus idoneum, sed fide
parem fratri, ut arbitror; alioqui alium invenissem, sed rara est
jam fides juvenum apnd nos Catholicos in Germania; potius igitur
specto in hoo ndolescento fidem quam eruditionem. missa sunt
enim aliquot vasa librorum novorum in Italiam non sine meis
impensis, quorum bonam partem velim transmitti Bomam ad
homines pios et doctos, inter quos sane prascipua mihi spes
et Aiducia est ad R"“= D, Tuam, ut tua commendatione promotus
‚ot adjutus iste adolescens maximo apud locupletissimos tuos alumnos,
Farnesios inquam et alios Pauli III sanotae memoriae propinquos,
non omnino vacuis manibus post oblatos libros dimittatur, sed
in sumptus tam longi itineris aliquid subsidii consequatur. quid
enim tantos viros principes gravare quoat paryum honorarium pro
paupere adolescente in via tam longingun? ego enim satis gra-
vatus sum tot impensis apud typographum et sumptibus atque
reoturis librorum, certe typographus scripsit mihi nuper ex nun-
dinis Frankfordiae in bona quinta feria proxime ante paschn !,
quod nisi adjutus fuısset subsidiis meis undecungue collectis, non
potuisset hao transacta hyeme onus impensarum perferre. magna
profecto eonatur pro religione catholioa variis libris confirmanda
et contra haereticorum calumnias in orbem dispergendis libris,
idque facit fideliter nec omnino infoeliciter, nam per bibliopolas
iu nundinis Francfordiensibus dispergit libros nostros in omnem,
ut sic dicam) terram, in Gallias, in Hispanias, in Poloniam quo-
que ot Angliam atque Jatissime in omnem Germaniam,. ad quam
rem assumpsit in societatem suam aliquot expertos bibliopolas,
maxime ad imprimenda varia opuscnla R. d. suffraganei Moguntini
futuri in Merseburgo episcopi ?. sed queritur socios suos ad con-
tribusndas pecunias tardos esse et difficiles, so autem permultis
ad hanc rem nesessariis indigere non solum in quotidianos sumptus
pro domo sun proque stipendiis et mercedibus operariorum, sed
etiam pro diversis generibus scripturarum de novo fundendis ex
plumbo et stanno, 0 si supervixisset diutius piissimae memoriae
eardinalis Ardinghellus ®! .... am non procuraturus fuisset jam-
1) 1. April.
2 Der oben erwähnte Michael Helding.
3) Vg). oben Nr. 62.
FRIEDENSBURG, BEITRÄGE ZUM BRIEPWECHSEL. 635
bone valeat R"® D. T., patrone colendissime et promotor fide-
lissime.
Ex Vratislaria quinto enlendas majus 1550.
Nachtrag.
114. Coohlaeus an Farnese. 1541 Juni 15 Regensburg.
Aus Parma Arch. di Stato Carteggio Farnes., eigenh. Orig.
Daunkt für 50 scnta italien, die ihm Morone namens Far-
meses ausgezahlt hat in subsidium et relevamen quotidianorum
bie aumptuum „ . .!
Foit quidem aniımus meus jugiter ad serviendum ac bene me-
rendum paratus, non est tamen ulla mwibi hactenus data occasio
declarandi in facto et re ipsa hanc mentis meae devotionem ac
+bonam voluntatem.. testes habere potero, siquis desyderet, BR"
ac Rev. dominos, amplissimum virum R. d. curdinalem Contare-
num legatum etc., B. d. episcopum Mutinensem nunciem etc.
R. p. magistrum sacri palatii, R. d. Robertum Scotum etc. et
idem iste animus meus talis firmiter stabiliterque permanebit
“quoad vixero per omnes rerum casus, per omnia temporum curri-
euls. cumque videnm disputationibus non ita multum profiei,
‘deerevi aliis rationibus huie gliscenti per omnem Germaniam malo
resistere ac obniti, quantulum a Deo optimo maximo parvitati
meae concessum fuerit, id quod ab aliis quam a me ipso potius
referri velim, commendans me interen .. .
Ex Ratispona die 15 jwnii anno domini 1541.
115. Corvini an Cochlaeus: Antwort auf Nr. 77 * [c. 1543
November], Rom.
Redditae mihi fuerunt litterae tuae 4 cal, novembris datue, ex
quibus intellexi quod scribis de Cuesaris epistola ad Colonienses
deque ipso Coloniensi episcopo: quod etsi ante literis multorum
praeeipueque domini nuntii ® hic erat auditum, fuit tumen gratum
lud idem ex tuis literis intelligere. quapropter, cum prope lü-
benti ipsi eivitati subventum sit, maximas Deo optimo maxime
ee den gleichzeitigen Brief des Cochlaens an Cervini, Nr. 74
(oben
b Vgl. Au S. 452.
a Verallo, Nuntius ın Deutschland 1541—1544.
_
_
HIMMELREICH, ZUR SEKTENGESCHICHTE, 637
durch 2 Kirchenälteste insinuirt worden, dafs er sich alsobald
solte erklären, ob er von solch ürgerlichen Leben wollte abstehen
oder nicht, ob er wolte ins Künftige mitt den Seinigen in die
Kirche gehn oder nicht, so er nicht wolte, solte er alsobald ipso
facto soine Entlassung haben, weil er aber sich erkläret, dafs er
solches nicht then wolte, und Ihro Hochgräfl. Gnaden hätten
ihm hierin nichts zu sagen, hatt sich die Sache verweilat, der
Winter darüber eingefallen, und seine Frau schwanger gangen, als
aber dieselbe 1697 27. Mart. einen jungen Sohn zur Wolt gebohren,
und man vernommen, dafs er ihn Jakob genand, hatt der In-
spoktor Tecklenburg ! durch 2 Kirchenälteste den 7. April 1697
ihm lassen Glück wünschen zu seinem jungen Sohn und ver-
nehmen, wan er das Kind wolle zur H. Tauf bringen, weil er
darauf zur Antwort gegeben, dafs derselbe umb die Taufe seines
Kinds sich nicht zu kümmern hätte, und mit injuriosen Worten
auf den Inspektoren gescholten ®, ist solches Ihro Hochgräfl.
Gnaden beriebtet worden, welcher ihm anfänglich durch den ab-
geschickten Keller Böhm lassen ausagen, dafs er sein Kind zur
H. Tauf bringen, aber er hatt geantwortet, dafs Ihro Hochgräfl,
‘Gnaden ihm hierin nichts zu sagen, er dependire allein von sei-
nem Gott, sein Kind sei mit Feuer getauft von dem H. Geist
‚ehe es in Mutterleib empfangen, man hätte zwar gesagt, er hätte
+3 selbst getauft, aber seine Hand wäre zu gering darzu, der
H. Geist hätte es selbst getauft und Jakob genennet. Koller
Böhm und Ihro Hochgr. Gnaden solten nur wegen der Tauf still
schweigen, er dependire allein von seinem Gott, der hätte ihn
sonderlig erleuchtet und sich ihm offenbahret, Er ginge zwar
schlecht einber, aber es wäre lauter Geist an ihm etc,
Darauf des andern Tags vor der Predigt er Klopfor durch
den Schultheils und 2 Kirchenältesten noch mahl gefragt, ob er
Ihro Hochgräfl. Gnaden Befehl wolte respektiren und sein Kind
tauffen lassen oder nicht, gab er zur Antwort nein, er hätte es
ja schon gestern zu Keller Böhm gesagt, worauf er auf Hoch-
gräflichen Befehl mitt ettligen Monsguetieren aus seinem Gemach
in die Wachtstabe in Arrest geführet worden, darauf er dem
Inspektor Tecklenburg das höllische Feuer und den 11. Psalm
dem reformierten Gottesdienst für die lutherische Gräfin, Magdalene
Sophie von Hessen-Bingenheim, lutherischer Gottesdienst statt. Wilhelm
Moritz ist dadurch noch bekannt, dals er 1685 französische Emigranten
in sein Land aufnahm.
1) Hofprediger zu Greifenstein.
2) Bis 1695 hatte Klopfer seine Kinder taufen lassen, Bei der Taufe
seines Sohnes Emanuel Christian am 20, November 1695 waren unter den
Paten: „Joan Hetzel, Pfarrer zu Unterhörith in Franken, und Maria
‚Rebeeca Klopferin, Wittibe zu Waltenburg in Sachsen.“
|
ANALEKTEN. 639
auch wegen gleicher irriger Meinung seines Dienstes entlassen
worden wie auch Henrich Horch Doktor und Professor zu Her-
born, welcher auch wegen seiner irrigen Meinung seines Dienstes
i worden,
Berichtigung und Nachtrag.
Zu meinem Aufsatz über Hinne Rode u. s. w. 5. 346372
berichtige ich zu S. 356 Anm. 1, dafs Paläosphyra Gräeisierung
von Althamer ist, worauf mich Herr Prof. D. Kolde aufmerk-
sam zu machen die Güte hatte. Andreas Althamer war seit
Sommer 1521 moderator an der Schule von Schwäbisch -Hall
(Kolde, Andrens Althamer, der Humanist und Reformator in
Brandenburg-Ansbach [1895], 8. 5). Anf die Widmung der
Lotterschen Ausgabe der Farrugo Wessels hin antwortete er dem-
Johannes Arnoldus Bergellanus (Sommer 1515 in Leipzig im-
matrikuliert: Joannes Arnoldus de Bergel dt. totum VI, Cod dipl.
Sax. reg. IT, 16, 8. 542; vgl. noch ADB 1, 582) im April 1522
(Kolde 8. 7 Anm. 2): Nescio tamen, quis ille Wesselus ex-
titerit, nec unquam eins mentionem audiui et vnde in tuas manos
venerit ambigo, nisi quod aliquis Pbilosophiae Christianae amans
tibi tradiderit. Dadurch wird meine Vermutung (S. 368), diese
Ansgabe der Farrago möchte Anfang 1522 erschienen sein,
bestätigt. Die letzten Worte: nisi quod aliquis ... . klingen
geheimnisvoll, Alnte oder wulste Althomer etwas von Rode ale
dem Überbringer der Wesselschen Schriften, oder gab er sich
nur den Anschein, als ahne und errate er etwas? — Ferner
trage ich zu 8. 362 Anm. 1 nach, dafs die Johann von Wesel
zugeschriebene Schrift: de autoritate, oflicio et potestate pastornm
ecelesiasticorum aus dem dort angegebenen Urdruck nachgedruckt
als Anhängsel zu der Schrift des Simon Hessus gegen Joh. Fisher,
Bischof von Rochester (Juli 1523) erschien: APOLOGIA SI- |
MONIS HESSI ADVERSVS DONI-|NVM ROFFENSEM EPISCO.|
pum Anglicand, super concertatioe | eius cum Virico Veleno, An
Petr? | fuerit Romae, Et quid de pri-|matu Bomani Pontifi |eis
sit censendü. | Addita est Epistola eruditissima, de ecclesin|sti-
corum Pastorum antoritate & | officijs in subditos, & subditorn |
in aupiores obedietin. | Versa pagina, Lector conspicies | libelli
summam. | Titelbordüre, 26#. 26° weils. 1” Inhaltsverzeichnis.
640 ANALEKTEN.
A ij: AD REVERENDYM DOMINVM IOAN-|nem Roffensem
Episcopum Anglicanum, Epi-|stola apologetica, Simonis Hessi.
12°; Julio Mense Anni. M.D.xxij. D*: EPISTOLA CVIVSDAM
SACRA|RVM LITERARVM STVDIO|si responsius, tractäs de
Pötificii mu-|neris functione, & autoritate | superiorü in sub-
ditos & | subditorü in supe|riores obe-|dientia. (— 26%.) —
Vgl. Zwinglii opp. VII, 407. — Auf Simon Hessus und Ulrichus
Velenus hoffe ich zurückzukommen. Otto Clemen.
1.
Verzeichnis der abgedruckten Quellenstücke,
602: Statuten der heiligen Schule der Stadt Nisibis (Übersetzung)
212—229.
1518 Dezember: Melanchthon an Dr. Petrus Burckhard (Neu-
druck) 79.
1519: Christoph Scheurl an Amsdorf 397.
—: Derselbe an Carlstadt 397.
[1520] Fobr. 2: Hermann Tulken un Hioron. Rupert (Auszug)
406.
1520 Juni 4: Ulr. v. Huften an Mosellan (Verb Neudr.) 403.
1520 Dezember 10: Melanchthon, Anschlag betr. die Verbren-
nung der päpstlichen Dokrotulen 77.
11520] Pumphlet gegen die Wittenberger 11.
1520—1522: Auszüge aus Urkunden betr. Abla/s in Witten-
berg 4081.
1521 c. März — 1550 April 27: Korrespondenz des Cochlaeus
(100 Briefe) 107—131. 233—297. 420—463. 596 — 636.
[1521] Oktober 10: Joh. Glapion un Aleander 131.
1524: Melanchthon, Pruefutio zu den Klageliedern (Neudr.) 83£.
1525 [November]: Würzburger Instruktion für den „Mainzer
Ratschlag“ 415—418.
1) Die Bibliographie ist entgegen der Ankündigung S. 145 Anm.
nicht in das Register hineinbezogen worden, um dieses nicht unverhält-
nismäfsig anschwellen zu lassen. Dagegen wird auf eine weitere Vor
vollkommnung in der Anordnung der Bibliographie Bedacht genommen
werden. Sie soll in balbjährigen Lieferungen mit dem April- und
‚Oktober-Heft jedes Jahrgangs erscheinen.
Zeitschr, f. Ku-G, AYIL, 4. 4
642 REGISTER.
1525 [November]: Bedenken des Mainzer Domkapitels 419.
1527 März 9: Leonhard Käser an Michael Stiefel 230f.
1527 Juni 12: Luther an Lambertus Hemertus 231f.
1527: Melanchthon, Etliche epruch (verkürzter Neudruck) 85
bis 88.
1535: Melanchthon, Promotionsrede zur Graduierung des Andreas.
Winkler (Neudruck, Auszüge).
[1541 September 10]: N. an Philipp Melanchthon 91f.
1544 September 5: Rat der Stadt Göttingen an Philipp Me-
lanchthon 92.
1550: Urkunde betr. Verlobung Caspar Peucers mif Magdalene
Melanchthon 4631.
1551 Jannar 17: Der Rat der Stadt Göttingen an die theo-
logischen Fakultäten der Universitäten Wittenberg und Leipzig
94.
1551 Januar 17: Der Rat der Stadt Göttingen an Melanchthon
g6f.
1551 Januar 26: Philipp Melanchthon an den Rat der Stadt
Göttingen 97f.
1551 Januar 28: Die theol. Fak. der Univ. Leipsig an den
Rat der Stadt Göttingen 98f.
[1551 März 3] „Bedencken von dem Streit zu Göttingen‘‘ (Neu-
druck n. d. Orig.) 99—102.
[1551 März 3]: Melanchthon, „Principalia“ 103.
1551: Melanchthon, Autographon 104f.
1594—1609: Bologneser Juristenmatrikel (Auszüge) 132—140.
1616 Juni 27: Audr6s Velasques de V° an einen Unbek. [span.
Minister ?] (Übersetzung) 375f.
1618 Febr. 27: Bericht des Hierosme de Taride [oder de Leyre}
über protest. Propaganda in Spanien 380—383.
1618 Febr. 28: Uıkande des Herzogs von Monleon betr. Be-
lobnung des Hierosme (Übersetzung) 378—380.
1618 März 12: Herzog von Montleon an Philipp II. v. Spanien
(Übersetzung) 376—378.
1697 März 27: Auszug aus dem Greifensteiner Kirchenbuch betr.
Baltbasar Christoph Klopfer 636 — 639.
Saec. XVIII: Bekenntnis der Siebenbürgischen Unitarier (Über-
schrift u. Auszüge aus der Einleitung) 141ff.
Archiv f. kath. K-Recht LXXI
(Schmitz) 72.
Arsenij, Drei Abbandlungen eines
unbekannten Eier Schrift-
stellers 547 fl.
Bars: Der heil. Maurieius ete.
Borrasch, Der Mönch Gottschalk
von Orbais 1fl. 163. 182.
Chabot, L’ole de Nisibe . . .
229,
Clouet, Histoire de Verdun 183.
Crivellucei, Della fede storien
di Ensebio 321 ff.
GH editti di Corstantino ai
_ Proinili della Palestina e agli
ntali ebend.
Diesckhoff, Die evangel. Abend-
mahlsl. im R-formationszeitalter I
353,
Dräseke, Der MEpcR u. Presbyter
Epiphanjos 547 £.
Dümmler, Gesch, d, ostfränk.
Reiches 166. 179. 531.
Enders, Luthers Briefwechsel 353.
391-412,
Friedensburg, Zur Vorgeschichte
des Gotha-Torgauischen Bünd-
nisses 41217.
AAndard, Gottschalk 166.
SET ae rareaeBchNe des
613
1,
Verzeichnis der besprochenen Schriften.
| Hauck, Kirchengesch. Deutsch-
lands 1 681.
Hoop- Seheiten, Gesch, der Re-
den Niederlanden 358.
0"
Hümpel, E., Nieetas 465f.
Jäger, €. F., Carlstadt 37
Kulogeras, Ni) Ir
dnux Tayıae zus av
rivog Ex 546 lt. ie
Köstlin, Martin Inther 858,
are Augustiner = Kongregation
100
Au-
a tl „ Theol. 1888
253 (Kold
Loofs, Titinien der Dogmeng. 853.
Möller, Lehrb. d. Kircheng. IIE
358
Mommsen, Constitutiones duas
Cretenses 3214.
Beusch, Der Index der verbotenen
Bücher 362,
Schultze, V., Quellenuntersuchun-
gen zur Vita Constantini des
‚usebius 321 ff.
Seeck, Untersuchun;
des Nie. Konzils
sn, Albert Rizasus
n zur Gesch.
ı» Harden-
Eu
REGISTER.
Chantal 591M.
Christian von Anhalt SS6M.
Ciceri 580.
Clemens VIL: 234. 255. 258.
Cochlaeus: Briefwechsel 106 bis
ar 238—297. 420-463. 596
‚636,
Columba d. J. 58-76.
Consilium de emendanda ecelesia
Cochlaeus.
[3
Contarini 4231. 430M 449—452,
Cotton, Jesuit 373.
Cratander, Andr. 347.
Critius, Andrens 274.
Crolsner, Alexius 402%.
Crotus Rubeanus 428.
Cruciger, Casp. 407.
Dado v. Rouen 74.
De la Mothe-Gayon 591 fl.
Del Monte 596, 609. 628.
Devolution #. Bischofswablen,
Dominieus v. Flandern 43.
Donat v. Besangon 74.
Dorp, Martin 370.
Dorpius, Peter 258.
Dürer 397.
Duns Seotus 46.
Eck 253. 279.
Eligius v. Noyon 74.
Elio, Antonio 616.
Emser 108f. 113. 119.
Epp, Kigism. 398.
Erasmus 236. 245. 217. 268.
Esehhaus, Thomas 412.
Etröes, d’ 577£.
Eusebius v. Caesaren: Urkunden
der Vita Constantini 321 —345.
Eustasius v. Luxeuil TS.
Fabri, Joh. 251. 257. 271. 279.
295 T.
Fälconi, Giov. 589.
Farneseo, Aless. 278. 286. 432f,
458. ILL. 614f. 618. 631. 685.
Fendlon 5931.
Filibert v. ae 73.
Förster, Joh. 102.
Friedrich d. W. =. Cochlaeus,
Melanchthon.
Gennadius v. Massilia 171.
Georg v. Sachsen 247. 249. 270.
284. 286.
23—36. 465,
Giberti v. Verona 285. 245. MT.
263. 264. 268. 284. 420M.
Gislemar 533.
Glapion, Joh. 181.
Glanbe: bei Melanchthon 85 ff.
Göbel, Simon 94.
Göttingen IOM.
Gottfried v. Ville-Hardouin 556 f.
Gottschalk 1—22; 161— 182;
529 —545.
Granvella 437,
Gregor IV.: 178.
Gregor v. Nazianz 28,
Gronenberg, Joh. 81.
Günther, Joh. 630. 632,
Guido v. Mello 186M.
Guido v. Triagnel 184
Wabaner s. Wiedertäufer in Un-
jarn.
FH enau: Konvent (1540) #30.
Haldui ‚ Abt v. Hantvilliers 9.
Hanana v. Nisibis 212,
Hardenberg: vita Wesseli 349
Hasenberg 243. 251. 258.
Hauer 238. 245. 247. 250. 256.
266. 279,
Hedio 346.
Hegendorff 402
Heinrich VIII. v. England 266.
274. 284. 4%.
Heinrich IV. v. Frankreich 386.
Heinrich v. Sachsen 274.
Hemertus, Lamb. 231E.
Hertzheimer 891.
Hessus, Simon G39E.
Hieronymus s. Synteresis.
Hinkmar v. Reims s. Gottschalk.
Hippolytos v. Theben 548,
Hirtzheim, Joh Jordan v. 301.
Hoeck, Jac. 370.
Hoen 348. 370.
Hoetfilter 443. 455.
Honorius 1. 620.
Horehe, Heinr. 689,
Hornburg, Joh. 4061.
Hosea v. Nisibis 211.
REGISTER 617
Niketas Akominatos 549. ee ER an
Niketas v. Remesiann 4658. u. 1546) u. Worms (1521) ». »
Nikolaos v. Methone d. ält. SB6f, Ineus.
Nikolaos y. Methone d. jüng.
567 I.
Nikolaus I 540.
Nisibis, Schul: 211—229
Nizza: Der N'er 288,
Noting v. Brescia 165 M.
Occam 4
Olesehalet, Bened, 8.
1.
Ökolam pad 346, 357,
Örigenes 33.
Ostendorp 366.
Inno»
Papstinm: zuge mit dem
Kulsertum 184; s. Unionaver-
suche.
Parceus, Valentin 90f.
Paul III. 264. 266. 270. 288, 616.
63.
Petri, Adam 3467
Petrucci s. Molinos.
Petrus Capuccius 188.
Peucer, Casp. 468.
Philipp v. Ferrara 188.
Philipp v. Hessen
Philoponus 627,
Philymnus, Thil. 81.
Pigins 279.
Bee ttalien »
Pole 620. 623.
Polen: in a _ 253.
Polich, Martin 38. 398
Praedestination s. Goktscha.
Priesterehe 286.
Prudentins v. Troyıs s. Gott-
Columba
schalk.
Przypkowski, Sam. 140.
@uietismus s. Molinos.
KRabanus Maurus s. Gott
schalk.
Rangone 233.
Ratbert, Abt v. Corbie 9.
Ratramnus v. Curbie 164. 530.
Ratschlag, Mainzer 412#,
Begensburg: #. Reichstage, Re
ligionsgespräche,
Kerlaf en äch
an gionsgespräche: BE
Mi en 48. 598;
an nt Krzb. v. Lyon s. Gott-
Rlagins Aesticampianus 3961,
Riccins, Panlus
Richbold v. Reims 9.
Robert v. Mailand 191.
Rode, Hinne 946—872. 6891.
Rothad r. Soissons s. Gottschalk,
Rubius, Joh. 41.
Sabellianismus 18.
Sadolet 274. 428, sit.
Sales, Franz v. 591.
öbrulius, Rich. 44.
Schappeler, Christoph 40,
Scheurl, Christ. 45. 49.
Schulen: lath. der Reformations-
zeit 420.
Schurff, Hieron. 896.
Schurff, Joh. 402.
Segneri, P. 573,
N ee ei # Gott»
Siebenbürgen s. Wiedertäufer.
Siegfried JUL. von Mainz 197.
Simeon v. Nisibis 212.
Simoneta 4281.
Sozinianismus in Preufsen 140
bis 148.
een re
anien: Proi 1a im
"ht. 4. 17. Jahrh. nn
Stackmann, Heinr. 410ff.
Staupitz, Joh. von 56.
Stephanos 5671.
Stiefel, Mich. s. Käser.
Stromburger Of.
Sturm, Joh. 288.
Symbole: ». Niketas,
Synteresis 23—36. 465.
Szelepesenyi, Georg 208.
Taride, Hierosme de #. Spanien.
Tartaretus, Petrus 42.
Tecklenburg 637.
Theoderich d Gr. 73.
En as v. Aquin: über Gewissen
648
Thomas a Kempis 350.
Thomas Morosini 546 ff.
Thomisten s. Carlstadt, Univer-
sitäten (Wittenberg).
Translation s. Bischofswahlen.
Trebel, Herm. 81.
Trinitätsstreitigkeiten des
9. Jahrh. 18.
Truchsefs v. Augsburg 607.
Trutfetter, Jodocus 45. 55.
Tulken, Hermann 404ff.
Ulrich v. Württemberg 250.
Ungarn s. Wiedertäufer.
Unionsversuche: der röm. u.
griech. 546ff.; der roınfreien
Kirchen 297—301.
Universitäten: Bologna 132ff.;
Erfurt 87; Köln 37; Paris 288;
Wittenberg 38. 1141. 264. 398f.
Urban IV. 184.
Vakanz s. Bischofswablen.
Valentin v. Geltersheim 38.
Valera: Bibel 385.
Vauchop, Rob. 435ff. 596.
Velenus, Uln 639f
Verdun s. Bischofswahlen.
REGISTER.
Vergerio: Briefwechsel mit Coch-
Iaeus 241—245. 249. 251—255.
266f. 444—446.
Vida, Ottonello 267.
Vinnian 72.
Vokation Of.
Walahfrid Strabo 167. 172.
530f.
Waldenaer s. Cochlaeus.
Walter Corvinus, Joh. 396.
Wenilo, Erzb. v Sens 9.
Wessel, Joh. s. Bode.
Wiclif: Parallele zu den
Mauern Luthers 148f.
Wiedertäufer: in Ungarn 202 ff.;
in Westfalen 249.
Wilhelm Moritz v. Solms
Braunfels 636 f.
Winkler, Andr. 88f.
Wiszowaty, Bened. 141.
Witaus v. Cambray 9.
Witzel, G. 236. 238 245. 247.
250. 255 271. 274.279. 420. 435.
Wolrab, Nik. 267 271. 274. 279.
283 290. 292. 423. 430. 435.
drei
Zession s. Bischofswahlen.
Zwinglis.
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