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UNIVERSITY OF CALIFORNIA.
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Zeitschrift
Mathematik und Physik
heraasgegeben
unter der verantwortlichen Bedaction
Dr. O. Sohlömiloh, Dr. E. EaM
Dr. M. Cantor.
PUnfter Jahrgang.
Mit 7 lithogpraphirten Tafeln und Holzschnitten.
LEIPZIG,
Verlftg von B. 6. Tenbner.
1860.
Digitized by VjOOQIC
75-^7'
v',5
Digitized by
Google
Inhalt.
Arithmetik und AnalyBis« Seife
Bemerkung über discontinairliche Functionen. Von O. SchlÖwlcb .... 55
Gelegentliche Bemerkung über anendliche Reihen. Von O. ScblÖmii:.ch . . . 182
Wiederholung, Interpolation und Inrersion einer Function unter gemeinschaft-
licher Form. Von Dr. Hoppb % ., 136
TJeber ein gewisses mathematisches Princip. Von Dr. Zbhfüss 210
Beurtheilung der bis jetzt üblichen Auflösungen der Aufgaben über Verlegung •
der Zahlungrstermine und Qesellschaftsrechnungcn. Von Dr. ScHLscaTEB 215
Ueber einen arithmetischen Satz. Von O. Scblömilch 228
Ueber die Anzahl derPrimzahlen unter einer beliebigenQrenze.
Von Professor Dr. Scbeibneb 233
fsinPaf
Ueber das bestimmte Integral J — dx. Von O. Schlömilcb 286
Ueber die Differentiation unendlicher Potenzenreihen. Von O. Scblömilcb . . 292
Ueber den Integralsinus und Integral cosinus. Von O. Scblömilcb 204
Die Integration der linearen Differentialgleichungen zweiter Ordnung. Von
O. SCHLdMILCB 328
Zusammenhang unter den Coefficienten zweier gleichen Kettenbrüche von ver-
schiedener Form. Von Dr. Hkilbbmabb 362
Integration einiger partiellen Differentialgleichungen. Von Dr. Stebh . . . 427
Berichtigung. Von Professor Dr. Oettihoeb 435
TheoretlBclie und praktisohe Q^ometrie.
Von den Fusspunktlinien. Von Dr. Wbtziq 1
Fortsetzung und Schluss der yorigen Abhandlung 81
Differentialformeln der Tetraedrometrie. Von Oberschulrath Dr. Müllbb . . 49
Construction flächengleicher Figuren. Von Dr. Fiedbeb 56
Eine Aufgabe aus der descriptiven Geometrie. Von E. Bacaloolo 59
Einige Eigenschaften der Kegelschnitte. Von Dr. Wetzio 63
Einige neue Sätze über Fusspunktflächen. Von £. Bacaloolo 67
Bemerkungen über Curven und Flächen zweiten Grades. Von Dr. Heilbbmabb 69
Ueber einige bei trigonometrischen Messungen yorkommende Aufgaben. Von
Prof. Dr. WiHCKLEB . . ^ 139
Elementarer Beweis des Vdller'sdien Satzes und Uebertragung desselben auf
räumliche Verhältnisse. Von Dr. Mattbissseh 146
Ueber einige merkwürdige Beziehungen, in denen dieFlächen
zweiten Grades zu einander stehen. Von Dr. Scböbbebb . • 153
Zur Theorie der parallelen Gurren. Von Dr. Cahtob 219
Der Distanzmesser von Biagio de Benedictis. Von Dr. Zbtzbcbb . . 228
Ueber Loxodromen auf Umdrehungsflächen. Von Prof. Dr. Juhob 296
Ueber die geometrische Darstellung der Werthe einer Potenz
mit complexer Basis und complezen Exponenten. Von
Dr. Dubbob 345
Ueber die grössten Polygone, die sich über eine gegebene Gerade einer Parabel
einschreiben lassen. Von Prof. Spitbbb 363
IV Inhalt.
Seite
Uebcr die grösaten Dreiecke , die sich über eine gegebene Gerade einer Ellipse
oder Hyperbel einschreiben lassen. Von Prof. Spitzbb 364
Die Beziehung zwischen den Halbmessern von vier sich gegenseitig berühren-
den Kreisen , sowie von fünf derartigen Kugeln. Von Prof. Dr. Baub . 305
Das Problem des Pappus und die Gesetze der Doppelschnitts-
yerhältnisse bei Gurven höherer Ordnungen und Glassen.
Von Dr. Fiedler 377
Mechanik.
Ueber die Festigkeit einer am Rande aufgelötheten kreisför-
migen Platte. Von Dr. Zehfuss 14
Ueber die Richtungsänderung der Verticale. Von E. Bacaloolo 59
Eine Methode , das specifische Gewicht fester Körper ohne Gewichte nur mit
Hülfe eines g^aduirten Waagebalkens zu bestimmen. Von Dr. Kahl . . 77
Bestimmung der Trägheitsmomente namentlich für schiefe
Prismen und Pyramiden. Von Dr..ZaTBSGHa 104
Mechanische Aufgabe. Von Dr. Kahi^ 298
Ueber den Satz vom Parallelogramm der Kräfte. Von O. ScblÖmilch .... 435
Bemerkung zu einer Stelle der M^canique Celeste. Von A. Mcemabv .... 438
Akustik.
Helmholtz*8 Versuche , die Vocale durch Mischung einfacher Töne nachzu-
ahmen. Von Dr. Kabl 78
Optik.
Üeber die Lichtempfindlichkeit des Asphalts. Von A, v. Püboeb. Mitgetheilt
▼on Dr. Karl 150
Doyens Vorschlag zur Schwächung des Lichts intensiver Lichtquellen. Von
Dr. Kahl 151
Einige Bemerkungen über die Bedeutung der Fusspunktcurven und Fusspunkt-
flächen in der Katoptrik. Von Dr. Msldb 223
Notiz über die photographirten Lichtspectren des Dr. J, Müller. Von Dr. Kahl 374
Ueber die Fraunhofer'schen Linien. Von Kibcbboff. Mitgeth. von Dr. Kahl 376
Wärmelehre und MoleotQarphyBik.
Beiträge zur Theorie der Gase. Von Dr. Jochvakh 24
Fortsetzung und Schluss der vorigen Abh^uidlung 96
Elektrioitat tuid ICagnetifonuB.
Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektrischen
Telegraphie. Von Dr. Zbtzscrb 39
Fortsetzung und Schluss der vorigen Abhandlung 395
Bemerkung zur Theorie der elektrischen Ströme. Von Stud. Roch 151
Dr. Reitlinger*s Versuche über flüssige Isolatoren der Elektridtät. Von
Dr. Kahl 229
Die Fundamente der Elektrodynamik, Von X>r. Kahl . • . • . 253
Fortsetzung und Schluss der vorigen Abhandlung. .....<.... 305
Du Bois-Beymond^s Versuche über die Polarisation d«r Elektroden. Von
Dr. Kabl 301
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Google
^M/
I.
Von den Fnsspnnktlinien.
Von Dr. Franz Wetzig in Leipzig.
(Zweiter Artikel.)
m Benelraiig«ii switehen d«& Tlftohenialialten tob Fnsspiiiücflinien
derselben Basis von TencMedenen Polen aus.
# 7.
Steiner hat in der Abhandlang: „Vom Krümmnngsschwerpnnkt ebe-
ner Curven" (Crelle's Journal, Bd. 21) folgenden merkwürdigen Satz anf
geometrischem Wege bewiesen :
„Unter allen Fusspunktlinien einer gegebenen geschlossenen nnd überall
convexen Cnnre hat diejenige den kleinsten Inhalt, welche dem Krümmungs-
schwerpnnkt entspricht. (Krümmnngsschwerpnnkt ist der Schwerpunkt einer
Carve, deren Belastung umgekehrt proportional dem Krümmungshalbmesser
vertheilt ist.) Der Inhalt der Fusspunktlinie für einen beliebigen Pol ist
gleich (^esem Minimalinhalt, vermehrt um die halbe Kreisflilche, welche
den Abstand dieses Pols vom Krümmungsschwerpunkt zum Halbmesser hat«
Sind n geschlossene und überall convexe Curven gegeben, so ist der Schwer-
punkt ihrer Krüm'mnngsschwerpunkte Minimnmpol, .und wird die Summe
der Inhalte in Bezug auf einen anderen Pol um die n fache halbe Kreis-
fläche übertroffen , welche den Abstand beider Pole zum Halbmesser hat.
Der Ort des Pols für constanten Flächeninhalt ist also ein Kreis , dessen
Mittelpunkt der Minimumpol ist.** Raabe hat (Crelle^s Journal, Bd. 50) ana-
lytisch gezeigt, dass für eine nicht geschlossene Curve der Ort des Pols für
Constanten Flächeninhalt eine Ellipse ist.
Um diesen Sätzen eine allgemeine Ausdehnung ai|f beliebige Curven
zu geben , ist nöthig , das Vorzeichen des Krümmungshalbmessers anf eine
von der Lage des Pols und überhaupt des Coordinatensystems unabhängige
Weise zu bestimmen. /^ i
?eU.chrin f. Mathematik u. Physik. V. ^'9'^'^f^ ^^ V^OOglC
2 Von den Fusspunktlinien.
Lässt man eine Gerade an einer Curve sich berührend fortbewegen,
welche Bewegung man als eine Drehung mit stetiger Veränderung des
Drehpunktes ansehen kann, so ist die Richtung dieser Drehung stets die-
selbe, so kinffe die;Purve keinen Wendepunkt hat; geht aber die Krüm-
mung der Oir^^f^^cch^ einen Wendepunkt in die entgegengesetzte Über, so
wird auch ^ie^ Drehungsrichtung der Berührenden die entgegengesetzte.
Der Krümmungshalbmesser soll daher positiv oder negativ genommen wer-
den, je nachdem die Drehung der Berührenden in positiver oder negativer
Richtung erfolgt. Da hiernach das Vorzeichen der Krümmung eines Cur-
venstückes AB davon abhängt, ob man die Berührende ihren Weg von A
nach B oder von B nach A machen lässt, so soll stets der Punkt als An-
fangspunkt genommen werden , für den die Gesaramtdrehung der Berüh-
renden bei ihrer Fortbewegung bis zum Endpunkte eine positive ist.
Die Drehung des Vectors der Fusspunktlinie stimmt nun nach Grösse
und Richtung mit der der Berührenden der Basis überein , da er auf dieser
senkrecht steht. Mithin bewegt sich der Vector der Fasspunktlinie immer
parallel dem Krümmungshalbmesser der Basis, und ist daher das Winkel-
differential dtp^ der Fusspunktlinie gleich dem Contingenzwinkel der Basis
ds
— -. Da nun hier ds^ stets positiv zu nehmen ist. so gilt auch dem Vorzeichen
nach die Gleichung
Dieselbe folgt auch direct aus Gleichung 1) des §.5, wenn man statt dtp^
einführt d5j=-2: — ?, und die andere Vorzeichenbestimmung von q^ und
d$Q berücksichtigt.
8.
Vom Minimumpol einer Linie.
Es wird zunächst als Basis eine Linie vorausgesetzt, die ihre Richtung
nicht sprungweise ändert, also keine Ecken hat.
Sei df^z=s\r*dq>Q ein Flächenelement der Basis vom Pol 0 aus,
^/o'=^ 4'*o'*^<Po' <^*8 über demselben Bogenelement ds^ stehende Flächen-
element vom Pol 0' aus, wo r^ und q>^ Vector und Anomalie der Basis vom
Pol 0' aus bezeichnen, so verhalten sich beide Fläch enelemente zu einan-
der wie ihre Höhen, also wie ihre senkrechten Abstände von der Berühren*
den der Basis, d. i. wie die Vectoren r| und r/ der Fusspunktlinien der Basis
von den Polen 0 u«d 0' aus, also
Seien df^ und df^' die zugehörigen Flächenelemente der Fusspunktlinien
von 0 und 0' aus, so ist
uigiüzea Dy 'vj v^v_/pc Lv,
Von Franz Wetzig.
woraus folgl
\är^)~dfr
Es ist also das Quadrat des Verhältnisses zweier zu demselben Bogen-
element gehüriger Flächendififerentiale der Basis aus zwei verschiedenen
Pol«n gleich dem einfachen Verhältniss der zugehörigen Flächendifferentiale
der beiden Fusspnnktlinien.
Der Flächeninhalt der Fusspnnktlinien erhält positiven oder negativen
Zuwachs, je nachdem die Berührende der Basis sich in positiver oder ne-
gativer Richtung dreht.
Seien nun x und y die rechtwinkligen Coordinaten des Poles 0' in Be-
zug auf 0, so ist
' r^ =zr^ — X cos 9, — y sin qp, ,
daher
2dfi' = (r, — a; cosq>i — y sin (p^y rfg), .
Entspreche dem Anfangspunkte der Basis <Pi = y und dem Endpunkte
^, = J, wo, wie schon gesagt, als Anfangspunkt der Funkt zu nehmen ist,
flör welchen die Gesammtdrehung der Berührenden eine positive ist, so
erhält man durch Integration von q>i = y bis fpi = 8 die Summe /",' der vom
Vector r/ überstrich enen Flächeuelemente. Es sei ferner f^ die Summe der
vom parallelen Vector Tj überstrichen en Flächenelemente, also der Flächen-
inhalt der Fusspunktlinie vom Pol 0 aus. Es sind nun folgende Fälle zu
unterscheiden :
1) Die Basis hat keinen Wendepunkt und lässt sich keine Berührende
vom Pol 0 an sie legen. Wenn man die Integration
9 a
2 I dfi zz^ j(r^ — xcos(p^ — y sin 9,)* dq)^
* y y
ausführt, so erhält man die Gleichung
/ S d
12/"/ = 2/', — 2x j r^ cos g>| dg> — 2y 1 r, 51« q>^ dxp^
7 y
1)< I ^V* .sin2d — sin2y\ xy
1 +^(^* — y + 1 / T (^^*^^ — ^^*2y)
sin28 — sin2y\
2 /
Die Differenz 8 -/ist dasselbe als die Grösse der Drehung der Berühren-
den bei ihrer Fortbewegung vom Anfangs - bis zum Endpunkte der Basis.
2) Die Basis bat einen Wendepunkt; es lässt sich keine Berührende
vom Pol 0 an sie legen. Entspreche dann dem Wendepunkte qjjj^o^.so^
1 * o
?('-.
Von den Fusspunktlinien.
kehrt von diesem Punkte an, welcher eine Spitze der FnsBpnnktlinie ist,
ihr Vector in entgegengesetzter Richtung znrtlck. Daher hat man , je nach-
dem die Anfangsdrehnng der Berührenden der Basis negativ oder posi*
tiv ist,
y J tf *
2f:=^—JrrdiPi+Jrrdip^=Jr^*d<p,+ßrdfp^,
a a y a
oder
a a a 9
2f/ = —frrdiPt-fr:*dq>,=Jr:'dq>,+Jrrd<p,. .
y 9 y «
Daraus folgt, dass durch Ausführung der Integration man eine Gleichung
erhält, die sich von 1) nur dadurch unterscheidet, dass an die Stelle von
9 a 9
fr, '"!' ^* dw, tritt A """' ^' d<p, + fr, ^?' ^« dg>, . '
7 y «
3) Die Basis hat keinen Wendepunkt; es lässt sich vom Pol 0 eine
Berührende an sie legen. Entspreche dann dem Berührungspunkte ^i =^,
so hat man, weil die Fusspunktlinie durch den Pol 0 geht und in diesem
senkrecht auf der Berührenden der Basis steht ,
\=Jr,^dip,+Jri'*d(pt,
2/;
Führt man die Integration aus, so ist wie oben / Tj* d^, 4- / r^^ dg}, der
y n^ß
doppelte Flächeninhalt 2fi der Fusspunktlinie von 0 aus. An die Stelle von
9 ß 2»4-d
/cos ^, / cos <p, /• cos q>. ^
"-^sin^l^^^ *"V''*«>*9>i ^'^^+J''^sin^l^^^'^
7 7 * + P
an die Stelle von 9 — y tritt
/S — y + (2» + ^) -r (/S + 7r) = ^ + « -y,
was wieder die Grösse der Drehung der Berührenden der Basis ist, und
statt sin 2 9 — sin 2y kommt
sin iß— sin2y — sin{4n + 23) — sin(2ß+ 27t)^=sin29 — m2y;
es bleibt also diese Differenz ebenso wie cos 29 — co5 2y ungeändert.
4) Hat die Basis einen Wendepunkt und lässt sich vom Pol 0 aus eine
Berührende an sie legen , so gilt das für den zweiten und dritten Fall Ge-
sagte.
Die Gleichung l) ist daher allgemein gütig, wenn man unter 9 — y
die Grösse der Drehung der Berührenden der Basis bei ihrer Fortbeweg-
uigiTizea oy v_j v^v^^'i lv-
Von Franz Wetziq.
ung vom Anfangs- bis znm Endpunkte versteht, und man die Integrale
9
/•
r, ^l^^^ dg>i auf die angegebene Weise bildet. Unter dieser Voraus-
y
Setzung sei
9 d
J r, cos <pi d<pi = i>, /r, sin 9, dg>, = ß,
y y
wo daher P und Q Functionen von y und 8 sind. Ferner sei der Drehungs-
winkel dpr Berührenden = r, so ist zu setzen
sin2d — sin2y , ,
'- == 5IIIT . COS (t + 2y)
C0S2S — cos2y . , . V
L s= — smx ,sm{t+2y).
Führt man diese Grössen in die Gleichung 1) ein, so erhAlt man :
2/;' = 2/, — 2iPi>— 2yö+ — [T + «>itco*(T + 2y)]
+ T [^ — **^* C05 (r + 2y)] + xy sin t sin (t + 2y);
WO der Anfangswerth y so zunehmen ist, dass r positiv ausfüllt.
Setzt man y = 0, d. h. nimmt man die Senkrechte auf die Berührende
des Anfangspunktes als Nulllinie, so wird
3) I ^(A'— /!) = — *^* — *öy + **(^ + **^^^^*^)
^ ) +y*(» — sinxcosT) +2xysin*t.
Es sind nun die beiden Fälle t>0 und t^=0 zu unterscheiden. Sei
Um dann die Gleichung 3) auf ihre einfachste Gestalt zu bringen, drehe
man die Nulllinie nm •—, wo sie dann senkrecht auf der Halbirungslinie
des von den Berührenden des Anfangs - und Endpunktes der Basis etngO'-
schlossenen Winkels t steht, und verschiebe dann das Coordinatensjstem
panJlel um die Grössen
9 = 2
Pcos — + ö sin —
2 ^ 2
x + sinx '
Qcos P sin —
Ä = 2
X — smx
setze also, wenn x' und y die Coordinaten des Pols 0' in Bezug auf das
neue Coordinatensystem bezeichnen , ^^^ ^^^ ^^ GoOglc
Von den Fusspunktlinien.
x= {x+g) cos ^ — {y+h) sin^,
y={x+g)sin 1 _ (y' + Ä) co* |- ;
so erhält man :
14 (fi—fi) = ^'* (t + sin t) + y« (r — sin t)
T (P* -h 0*) — m t C05 T (P*— 0*) — 2P0sin* t
T* — 5fn*T
Diese Gleichung hat aber eine geometrische Bedeutung. Es wird
nämlich der Inhalt /",', der dem Pol {x\ y) entspricht, darge-
stellt durch die zu x\ y gehörige dritte rechtwinklfge Co-
ordinate eines elliptischen Paraboloids/ dessen Scheitel
senkrecht über dem Coordinatenanfang liegt und dessen
Achse diese dritte Coordinatenachse ist: Der jetzige Coordina-
tenanfang ist daher Minimumpol ; seine Coordinaten in Bezug auf das Co-
ordinatensjstem in Gleichung 2) folgen für a:' = y' = 0
x=igco9— — /i 5m — ,
2 2 '
y = fl^««-| +ÄC05 j,
d i., wenn man die Werthe von g und h einsetzt,
Pix — sin X cos x) — 0 sin* x
J 0 (f + sin X cos x) — P sin^x
^' = ' ?=w^»-, •
und ist die Grösse des zugehörigen Minimalinhaltes gleich der Coordinate
des Seheiteis, d. i. .
ß. .. _ . T (P* + (?) — sintcosx (P' — jp*) — 2PQ sin^x
Es wird daher die Inhaltszunahme
n n min, = ^»
welebe beim Uebergange vom Minimumpol im Coordinatenanfang zu einem
Pol mit den rechtwinkligen Coordinaten a:\ y in Bezug auf die Senkrechte
auf die Halbirungslinie von r als Nulllinie eintritt, durch die Gleichung
eines elliptischen Paraboloids
7) 4z = x^ (t + sinx) + y^ (r — sinx)
dargestellt.
Hieran knüpfen sich folgende Betrachtungen :
1) Es bestehe zwischen x' und y die Gleichung
«* , y
so kann man die Gleichung 7) auf die Form briniren
^ ' ^ Digitizedby
-- 4- — =1
Google
Von Fbaü^z Wetzig.
d.h.
Bewegt sich der Pol auf einer Ellipse oder Hjper-
bely deren Mittelpunkt der Minimumpol ist and de^
ren Axen die von den Berührenden des Anfangs- und
Endpunktes der Basis eingeschlossenen Winkel hal«
biren^ so ist die um eine Constante vermehrte oder
verminderte Inhaltszunahme proportional dem Qua-
drat der Entfernung des Pols vom Minimumpol.
Dicr Inhaltszunahme wird dann dargestellt durch die dritte Goordinate
einer doppelt gekrümmten Linie, welche der Durchschnitt eines elliptischen
oder hyperbolischen Cylinders mit dem elliptischen Paraboloid ist.
Für die gleichseitige Hyperbel z. B. vereinfacht sich die Gleichung 8)
in die folgende :
4« = (a;'« +y'«) t + a" sinx.
Für den Kreis allein gilt obiger Satz nicht. Für diesen erhält man, wenn
man y'*= 6* ( i j- j einführt und dann a = ft setzt,
4« = a*T + («'■ — y •) sint,
2) Lässt man in Gleichung 8) die Constante, d. i. -^ — ^ verschwinden,
so geht der Kegelschnitt in zwei gegen die Senkrechte zur Halbiriingslinie
von r symmetrisch liegende Gerade über; ihr Neigungswinkel gegen die-
selbe sei + /3, 80 hat man
4z = {x* + y'*) (r + sintcos2ß)y
woraus für jS =5: -j- folgt :
4z = (cc'« + y'*)T,
d.h.
Bewegt sich der Pol auf einer der beiden gegen die
Halbirungslinie von t um 45^ geneigten Geraden, so
ist die Inhaltszunahme gleich dem halben mit der
Entfernung vom Minimumpol und mit t als Centri-
winkel beschriebenen Kreissector.
3) Besteht zwischen den Halbachsen des Kegelschnittes die Gleichung
fl* + 6« t_
welche wegen v>8mt nur eine Ellipse erfüllen kann , so ist die Inhaltszu-
nahme oonstant, nämlich
2^h*
4z =
Digitized by
Google
Ueber EueBpnnktlimen.
Für jeden Punkt einer solchen Ellipse übertrifft also der
Inhalt den Minimalinhalt um den halben, mit dem mittleren
(d. i. das Axenkreuz halbirenden) Vector der Ellipse als Habmes-
ser und den Drehnugswinkel der Berührenden als Centri-
winkel beschriebenen Kreissector. Diese Ellipsen sind die Durch-
schnitte einer der a?y- Ebene parallelen Ebene mit dem elliptischen Para-
boloid.
4) Sei t ein Vielfaches von n^ etwa r = m », so folgt:
4 2 SS {x* + y'*) mn*
Es ist dann die Inhaltszunahme gleich der mit der Ent-
fernung des Pols von dem Minimnmpol beschriebenen hal-
ben Kreisfläche, soviel mal genommen, als die Berührende
der Basis Umdrehungen gemacht hat.
Hierin liegt für m = 2 der oben genannte Steiner'sche Satz.
5) Keducirt man Gleichung 5) auf P und Q^ so erhält man :
2 P =s X {j + sint cost) + ysin^T
2 jß = d? f fV t + y (t •— «f n T ro J t),
woraus für a: = y = 0 folgt
i>=0, 0 = 0;
d. h. für die dem Minimumpol' entsprechende Fusspunktlinie verschwinden
die Integrale P and Q.
In dem besonderen Falle
% =0
ergiebt die Gleichung 3)
f,'=f,—Px — Qy.
Wenn also die Gesammtdrehung der Berührenden Null ist — wie bei
einer /förmigen Curve, deren Berührenden im Anfangs- und Endpunkte
einander parallel sind — , so hängt /*/ auf lineare Weise von x und y ab
und wird also durch die dritte zu x und y gehörige Coordinate einer Ebene
dargestellt. Es giebt daher dann kein Minimum des Flächeninhalts im bis-
herigen Sinne. Der Ort des Pols für constanten Flächeninhalt
sind parallele Gerade, und unter diesen giebt es eine, für
welche der Inhalt gleich Null ist, welche die Gleichung hat
fi fi
9.
Vom Minimumpole mehrerer Linien.
Die Besultate des vorigen $. lassen sich leicht auf den allgemeinen
Fall ausdehnen, dass beliebig viel getrennte Curvenstücke als Basis gege-
ben sind. Werde durch das Zeichen wS die über alle einzelnen Curven und
deren Fusspunktlinien auszudehnende Summation bezeichnet, so ist
uigiüzea oy -"
) ISli T
Von Fbanz WETZia.
y y
und folgt hieraus durch Integration
, \yA{Ef:—Zf,)=^ — AxEP-Ayi:Q
+ a? Z[x'\'Sinx cos (t+ 2y)] +y* 5[r — sint cos{t + 2y)}...
+ 2ary ^«nr «h (r + 2y) ;
Hierin bedeutet also £f^' die Summe der Flächeninhalte der Fusspunktli-
nien vom Pol 0' aus, 2fi die der Fusspunktlinien vom Pol und Goordina-
tenanfang 0 aus.
Um dieser Gleichung ihre einfachste Gestalt zu geben, drehe man die
Nulllinie um einen Winkel m und verschiebe dann das Coordinatensjstem
parallel um g und k , welche Grössen gegeben sind durch die Gleichungen
Z sint sin (r4'2y)
2sinTC0s{z + 2y)
I nämlich
2) . < £ sint cos (T'^2y)
' ^ cos2m^=i ~^ — ^,
R
Z sint sin {f^2y)
^m 2o9 = ^ '-^ ,
H
wo zur Abkürzung gesetzt ist
n = j/^« sin t sin (r + 2 y) + 2?* sin t cos (x + 2 y) ;
ferner
!coS(o £P + sinoiZQ
^=* 57+Ä '
^eostoZO — sinm £P
*=^ z7=Ä '
Alsdann hat man in Gleichung 1) einzusetzen
x=(x' + g) cos (o — {y+h)sinu^
y = (« + g) sinta + (y + Ä) cost»,
wo x' und y die Coordinaten des Pols (f in Bezug auf das neue Coordina-
tensystem bezeichnen. Man erhält
4) < £t {S?P'\-2?Q) Ssintcos {t+2y){£^P-2:^Q) -22?m t sin {t'j-2Y)£P£0
( 2;'t — Ä«
Es sind nun die Fälle £t>R und 2t<R zu unterscheiden.
Sei zuerst r£T>Ä.
Diese Bedingung wird allemal dann erfüllt , wenn man die Anfangspunkte
jedes Curvenstückes so nimmt, dass jedes x positiv ist. Denn den Aus-
druck
Ä* = £^sint sin (r + 2y) + 2^ sint cos {t + 2y)
kann man, wenn man die Quadraten der Summen wirklich bildet, auch auf
die Form bringen uigmzeaDy^.^vyv^gLv,
10 lieber Fusspnnktlimen.
n*=:2sin^T + 2Zsint^ sinxn . cos [(t« + 2y«,) — (t« + 2y„)],
wo für Ttn nnd t„ und die zagehörigen y«» und Yn alle möglichen Combina-
tiouen je zweier verschiedenen Werthe von t«, nnd r», y« und y„ zu setzen
sind. Es ist aber
£*8inT = Zsin^x + 2ZsiHXm sinx^^
daher, wenn man jedes t <C9t» also ^mv > 0 voraassetzt,
and um so mehr .
R<Ex.
Denkt man sich nun t« am n vermehrt, so bleibt das 61ied
«WT« , sin xn cos [(r« + 2y^) — (t^ + 2y»)]
auch im Vorzeichen angeändert, aber £x wächst um tc. Daher gilt die
Ungleichang
R<£x
für alle positiven r.
Dann wird, ganz wie im vorigen $., die Summe der Inhalte
Ufi dargestellt durch die zu x\y gehörige dritte Coordinate
eines elliptischen Paraboloids, dessen Seheitel senkrecht
über dem Coordinatenanfang liegt und dessen Axe die dritte
Coordinatenaxe ist. Der jetzige Coordinatenanfang ist daher M i n i -
mumpol, dessen Coordinaten in Bezag auf das alte Coordinatensystem
(auf dessen Anfang sich 27/", bezieht) für a?' = y'=r=0 folgen
x = g cos m — Ä sin o,
y:=g sinia+ kcosoDy
wofür man durch Einsetzung der Werthe von ^, A, sinm^ eosm aus den
Gleichungen 2) und 3) erhält
. _^^P [^r — Ssinx cos {x + 2y)] — UQ.Esinx sin (T+2y)
^ » 27g [St + Stint cot (r-j-Zy)] - SPSsmxsm (T + 2y)
ry=2
r%-Bf
1
Die Grösse der Minimalsumme der Flächeninhalte, dargestellt dureh die
Ordinate des Scheitels, ergiebt sich aus Gleichung 4) für o:' = y' =: 0
6) . Z^f.'^En-
Ex{IfP+2?Q)— Zsinxcos {x+2Y){I?P—2^0)'-2£sinxsin(x+2Y)£P£0
S^x^-ie 5
Es wird daher die Inhaltszunahme
die beim Uebergange vom Minimumpole im Coordinatenanfang zu einem
Pole {a:\ y) eintritt , dargestellt durch die dritte Coordinate jenes ellipti-
schen Paraboloids von der Gleichung
7) 4 z = x^ {£x + R)+ y * {£x - R) ;Dig,,ed by GoOglc
Von Franz Wetzig. 11
Hieraas ergeben sich nun ganz dieselben Folgemngen , wie in vorigen S^
man hat nur v mit £% und sin x mit JR zn veitauschen.
1) Setzt man *
so erhält man ans Oleiehnng 7)
d.h.
Bewegt sich d^r Pol auf einem centralen Kegel-
schnitt — den Kreis allein ansgenommen — , dessen Mittel-
punkt der Minimumpol ist, und dessen Axenkren«
die durch Gleichung 2) bestimmte Lage hat^ so ist
die um eine Constante reränderte Zunahme dev
Summe der Flächeninhalte proportional dem Qua-
drate der Entfernung des Pols vom Minimumpol.
2) Bewegt sich der Pol auf einer gegen die Axe der x um + ß ga*
neigten durch den Minimnmpol gehenden Geraden, so verschwindet die
Constante und wird
4z = (j?'* + y'*) {2t + Rcos2ß) ;
Bewegt sich daher der Pol auf einer unter 45° geneigten Geraden, so ist
die Inhaltsaunafame gleich -den halben mit der Entfernung rom Minimumpol
und der Summe der Drehungswinkel der Berührenden beschriebenen Kreis-
sector.
3) Die Inhahszunahme bleibt constant, wenn sich der Pol auf einer
Ellipse bewegt, zwischen deren Halbachsen die Kelation
a«— ^~ Ä
stattfindet und ist dieser constante Werth
also die Hälfte des mit dem das Axenkreuz halbirenden Halbmesser der
Ellipse und der Summe der Drehungswinkel der Berührenden besehriebe*
neu Kreisseetors.
4) Es bestehe die Basis aus m Curvenstückeü , für welche die Beruh-
renden der Anfangspunkte einander parallel und die Winkel t dieselben
sind, so wird R= msinv, Zx^=m,x und )9rhält man
%
4z = m [x^ (t + sinx) + y * (t — smx)\.
Die Axen der x\ y sind also in diesem Falle parallel mit denen für ein
einziges dieser Curvenstücke, und ist die Zunahme der Inhaltssumme beim
Uebergange vom Minimumpole aller m Curven zu einem andern Pole gleich
12 Von den BVisspanktlinien.
der m fachen Inhaltszonahme für eines der Cnnrenstücke beim Uebergange
von seinem Minimampol zu einem andern , dessen Entfernung gleich und
parallel ist der des vorigen Pols vom Gesammtminimumpol.
5) Seien endlich als Basis lauter Curvenstücke gegeben, deren jedes-
zwischen zwei parallelen Tangenten liegt — worin der Fall geschlossener
Curven mit enthalten ist — , so ist jedes r ein ganzes Vielfaches von n» Sei
daher £x = ^.n^ bo folgt aus Gleichung 7)
4z=(a?'* + y«)^Ä.
Der Ort des constanten Flächeninhaltes ist dann ein Kreis und die Summe
der Inhaltszunahmen das ^ fache der mit der Entfernung des Pols vom Mi-
mmnmpol beschriebenen Kreisfläche.
6) Drückt man die Integralsumme ^Pund SQ durch die Coordinaten
des Minimumpols aus, so erhält man
%SP=sw[£j 't£sinxcos{T+2y)]+y£sintsin(x + 2y),
Z£0^s^s2smxsin(T + 2y) + y[£v — Zsinx cos{x + 2y)];
woraus, wenn man a::=2^s= 0 setzt, der Satz folgt:
Für die FusspunkÜinien der gegebenen Basen in Bezug auf ihren Mi-
nimumpol verschwinden die Integralsumme £Pnni £Q.
Im zweiten Falle
£t<R
geht die Gleichung 7) in die eines hyperbolischen Paraboloids
4« = « * (Ä + £x) — y • {R->£x)
über. Daher giebt es dann keinen Minimumpol , aber dem jetzigen Coor-
dinatenanfang , d. i. dem durch die Gleichungen 2) und 3) bestimmten Pol,
kommen ganz dieselben oder doch analoge Eigenschaften zu , wie dem Mi*
nimumpol im vorigen Falle. Er werde der Hauptpol genannt und der
ihm entsprechende Inhalt der Hauptinhalt. Die Eigenthümlichkeit des
hyperbolischen Paraboloids bedingt einige hervorzuhebende Unterschiede
gegen den vorigen Fall. Der Art constanten Flächeninhaltes sind zwei
Systeme von Hyperbeln (die Durchschnitte von der x'y- Ebene parallelen
Ebenen mit dem Paraboloid), deren gleiche Achsen bei entgegengesetzt
gleiclier Zunahme der Flächeninhaltssnmme senkrecht anf einander stehen.
Den Uebergang zwischen beiden Systemen bilden zwei durch den Haupt-
pol gehende Gerade, in denen das Paraboloid die Ebene der x'y schneidet,
für welche der Inhalt gleich dem Hauptinhalte ist. Femer giebt es dann
zwei gegen die x'- Achse symmetrisch liegende Systeme obiger zwei Gera-
den paralleler Geraden (die Projectionen der auf dem Paraboloid möglichen
Geraden) , für welche die Inhaltszunahme proportional ist der Entfernung
des Pols von dem Punkt der Geraden , dem ein Inhalt gleich dem Haupt-
inhalt zukommt, d. i. von ihrem Durchschnitt mit der Geraden, welcher der
Hauptinhalt entspricht.
Endlich werde noch der Fall oigitized by GoOqIc
Von Franz Wetzig. 13
erwähnt« Alsdann geht die Oleichnng 1) dnrch Drehung der Nalllinie um
den durch Gleichung 2) hestimmten Winkel und durch parallele Verschie-
bung der Achse der y um
co8i»ZP + sinmZQ
^= R
über in
2 {Zf^' — £f^) = Aar'* — 2y {cos u£Q — sin co HP)
{cos m2P+ sinia ZQ)*
B '
wo flir cos m und sin m ihre durch Gleichung 2) bestimmten Werthe einzu-
setzen sind. Die Inhaltszunahme wird also dann durch die dritte Coordi-
nate eines parabolischen Cjlinders dargestellt, und lassen sich hieran
ähnliche Folgerungen knüpfen , wie in den vorigen Fällen.
Die Formeln dieses Paragraphen reduciren sich auf die des vorigen,
wenn die Basis aus verschiedenen Curven besteht, die sich berührend an
einander schliessen; denn dann scbliessen sich auch ihre Fusspunktlinien
berührend an einander an , und ist daher die Basis als eine einzige Linie
zu betrachten, für welche die Formeln des vorigen Paragraphen gelten,
wenn man unter r die G^sammtdrehung der Berührenden der Basis und
unter P und Q die Summe der für die einzelnen Curven gebildeten Inte-
grale versteht Man überzeugt sich auch leicht davon, wenn man die Sum-
mation nach Gleichung l) des vorigen Paragraphen bildet und dann jedes
d gleich dem folgenden y setzt. Man kann diese Betrachtungsweise aber
auch auf den Fall ausdehnen, dass die Curvenstücke unter beliebigen Win-
keln an einander stossen , alsoEckenbilden. Man denke sich nämlich
die beiden Curvenstücke durch einen Kreis von verschwindend kleinem
Halbmesser berührend verbunden, dessen Centriwinkel daher gleich dem
Winkel ist, um den die Berührende ihre Bichtung plötzlich ändert, so
werden die entsprechenden Fusspunktlinien berührend verbunden durch
einen Kreisbogen, der die Mitte der Verbindungslinie des Pols mit der
Ecke als Mittelpunkt hat und durch letztere geht. Eine Basis mit Ecken
kann man also hinsichtlich ihrer Fusspunktlinien auf zwei Arten betrach-
ten. Entweder lässt man die Berührende an den Ecken ihre Richtung
sprungweise ändern und unterbricht nicht die Bewegung ihres Drehpunktes,
wo man dann -eine aus getrennten Stücken bestehende Fusspunktlinie er-
hält, oder man denkt sich die Bewegung des Drehpunktes der Berühren-
den unterbrochen und lässt die Berührende ihre Richtung stetig ändern,
wo dann die vorhin getrennten Stücke der Fusspunktlinie durch Kreis-
bögen, welche als Fusspunktlinien der Ecken zu betrachten sind, berührend
verbunden werden. Die Lage des Minimumpols ist natürlich in beiden
Fällen eine verschiedene.
(Schloss im nächsten Heft.) ^ t
DigitizedbyLjOOglC i
n.
üebw die Fettigkeit einer am Rande anfgelötheten
kreisförmigen Platte.
Von Dr. Qustav Zehfüss,
Privatdooe&t in Heidelberg.
Wenn man einen Körper über gewisse Grenzen ausdehnt oder znsam-
menpresst, so verliert er seinen Zasammenbang , und man sagt, dass die
Grenzen der Festigkeit bei der Formänderung überschritten worden seien.
Innerhalb gewisser Grenzen ist jeder Körper elastisch, wenn auch nahe der
Festigkeitsgrenze der Elasticitätsmodul nicht mehr constant, sondern va*
riabel ist nach der Stärke der bereits erfolgten Ausdehnung oder Zusam-
mendrückung. Diese Veränderungen der Elasticitätsverhältnisse bei zu-
nehmender Formänderung pflegt man in der Lehre von der Festigkeit zu
vernachlässigen y weil unsere dermalige Kenutniss der Molekularwirkungen
noch nicht weit genug gediehen ist. In der Ausübung pflegt man deshalb
einen mittleren innerhalb der !Elasticitätsgrenzen liegenden Modul anzuneh-
men, was von keinem erheblichen Nachtheile ist, weil man meist durch Ver-
stärkung der sogenannten theoretischen Dimensionen der rücksichtlich ih-
rer Festigkeit zu verwendenden Körper eine mehrfache Sicherheit zu ge-
währen pflegt. Von diesem Gesichtspunkte ausgehend , soll in gegenwär-
tigem Aufsatze die Festigkeit einer ebenen kreisförmigen Platte ermittelt
werden. Es ist jedoch nöthig, zuvor einen Satz aus der Lehre von der
Elasticität anzuführen, welchen C auch 7 in den Exerdces de Mathemaiiques
als eine Art von Hypothese aufgestellt hat.
Man denke sich aus einem elastischen Stoffe ein Parallelepiped ge-
schnitten, dessen Seitenkanten gleich /|, /a, /s* Wird auf eine Seitenfläche,
z. B. /t /s parallel der Kante /j per Flächeneinheit eine kleine Zug - oder
Druckkraft A^ ausgeübt, so entsteht eine kleine Verlängerung der Kante /|
(Verkürzungen werden als negative Dilatationen angesehen), zugleich aber
eine Verminderung des Querschnittes, welche jedoch beide mit A^ propor-
tional sind. Es seien e und 9 constante von der Natur der elastischen Sab-
Ueber die Festigkeit einer am Rande etc. Ton Dr. O. Zehpüss. 15
stanz abhängige Erfahrnngscoefficienten, so sind, naebdem die Kraft jii ge-
wirkt hat, die Kanten /i, /^i ^s der Reihe nach zu
geworden, voransgesetzt, dass der Körper ein isotropes Medium darstellt,
widrigenfalls noch eine dritte Constaate e" in Anwendung zu bringen wäre
Wird nun ebenso parallel der Kante /^ eine Zugkraft Jf angebracht, so
werden dieselben drei Kanten, unter Vernachlässigung der kleinen Grössen
aweiter Ordnung beziehungsweise zu ^
und endlich sind deren Wertbe in Folge einer gleichzeitig parallel der
Kante l^ wirkenden Kraft ^, gleich '
/, (l — «V, — sJf + e A^
Die Dilationen iSi , ^ , J« von /| , /t , /$ ^^^^ demnach
I) k = /.M.-*'(^i + ^,)l,
Wären /(, /«, /g ursprünglich gleich 1 gewesen, so würden ^,, d„ d, die
linearen Dilatationen der Längeneinheiten der drei Kanten darstellen. Be-
zeichnen wir sie in diesem Falle durch ii , iL, , A« , so entsteht
Hieraus folgt, wenn wir
setzen :
2) U = A-A, + ir'(A,+A,),
welches die Cauchy 'sehen Formeln zur Berechnung der Kräfte mit den
Dilatationen sind. Es möge dabei K der Longitudinal - , K' der Lateral-
Elasticitätscoefificient genannt worden, letzteres wegen der gleichzeitigen
lateralen Conpression, welche wegfällt, sobald man £'= 0 annimmt. Es ist
mir nicht bekannt, dass Jemand eine Anwendung der lateralen Elasticitäts-
eoef&cienten, welche nach meinen Versuchen bei einigen lockeren Stoffen,
z. B. bei Korkholz, gegen die longitndinalen sehr klein sind, auf die Lehre
von der Festigkeit gemacht hätte. Nicht minder beschränkt sich diese
Lehre nach ihrem jetzigen Standpunkte meines Wissens nur auf die Theorie
der Stäbe und Stabverbindungen , die nur in einer Hauptrichtung gezogen,
comprimirt, gebogen oder gewunden werden. Dagegen scheint noch Nie-
mand eine Untersuchung über Festigkeit eigentlicher Platten angestellt ztf"
1^ lieber die FeBtigkeit einer am Rande aufgelötheten kreisförm. PUtte..
zn haben^ welche einer gleiehförmigen Belastung oder einem gleichförmi-
gen Drucke ausgesetzt sind , wie dies 2. B. bei denjenigen Platten stattfin-
det, welche als Theile einer Maschine einem einseitigen gleichförmigen
Dampfdrücke widerstehen sollen.
Um die für einen gegebenen Dampfdruck P nöthige Festigkeit za ent-
wickeln, bestimme ich erst die Gestalt der demselben ausgesetzten Platte,
was den weitläufigeren Theil der Untersuchung ausmacht, und suche so-
dann die am stärksten gekrümmte Stelle. Daselbst ist die auf die Längen-
einheit reducirte stärkste Ausdehnung oder Zusammendrückung der Fasern
bezüglich kleiner oder grösser zu setzen, als diejenige , welche der Grenze
der Festigkeit entspricht, woraus sich die fragliche Bedingung ergiebt. Ich
gehe also zur Bestimmung der Gestalt der gebogenen Platte oder Scheibe
über. Die Differentialgleichung derselben ist von Poisson {M6m. de V Inst.
1858, von Cauchy in den Exercices de Maihem. und auf die kürzeste und
strengste Weise von Kirchhoff im 40. Bande von Grelle^s Journal gege-
ben worden, jedoch erfordern alle diese verschiedenen Ableitung^ einen
ziemlichen mathematischen Aufwand, so dass es gerechtfertigt sein möchte,
eine äusserst kurze und dabei sehr einfache Begründung dieser Differential-
gleichung anzufahren.
Die Scheibe sei in natürlichem Zustande, d. h. wenn an feinem Punkte
eine Verdünnung oder Verdichtung des homogenen elastischen Stoffes statt-
findet, ein zwischen zwei in geringem Abstände h befindlichen zur Ebene
^jf parallelen Ebenen eingeschlossener elastischer Körper , welcher durch
eine zu dieser Grundebene senkrechte Oylinderfläche, die sogenannte Con-
tour, begrenzt werde, und dessen Dicke h klein sei im Vergleiche zu seiner
Ausdehnung in die Länge und Breite.
Die Gleichungen des Gleichgewichts ergeben sich nun, wenn man
jeden Theil einer solchen Scheibe vermöge der Kräfte, welche ihn von
Aussen angreifen, in das Gleichgewicht bringt.
Als einen solchen Theil betrachten wir den Körper, welcher im natür-
lichen Zustande der Scheibe ein rechtwinkliges Parallelepiped von der
Dicke dx dy^ und dessen Seitenkanten A zur ursprünglichen Oberfläche der
Scheibe senkrecht , also parallel der Achse Z laufen. Wir bedienen uns
nun zweier von Jacob Bernoulli zunächst für die elastischen Stäbe
gemachten und auch von Kirchhoff adoptirten Hypothesen:
1) Die Massetheilchen der Platte, welche sich in deren natürliohem
Zustande in einer zur Oberfläche der Platte senkrechten Geraden befan-
den, liegen auch nach einer Formänderung derselben in einer Normalen zu
der alsdann gekrümmten Oberfläche.
2) Die Elemente der Mittelfläche, d. h. derjenigen Fläche, welche in
natürlichem Zustande der Platte eine in gleichem Abstände zwischen bei-
den Grundflächen befindliche Ebene ausmacht), erleiden bei der Formän-
uigiTizea oy x^j ww Ti ln^
Von Dr. G. Zehfuss. 17
dening keiae merkltohe Dilatation. Dieae Mittelfläehe heisst desahalb aocb
die neutrale Schiebt.
Wir haben nun die Krftfte kennen zu lernen , welche den genannten
parallelepipedischen Körper, der im gebogenen Znstande der Platte, der
«weiten Hypotheae^sn Folge einen Obelisken darstellt, angreifen. Diese
sind einerseits die auf seine inneren Massetheilehen wirkenden beschleuni-
genden Kräfte X^ F, Z, von welchen wir AT = F :s 0 annehmen , anderer-
seits die durch die Umgebung geäusserten elastischen Kräfte , welche vor-
sttglich unsere Aufmerksamkeit verdienen.
Da die gebogene Scheibe vermöge der äusseren Kräfte im Oleicbge»
Wichte ist, so muss ein Bestreben zur Bewegung entstehen, sobald diese
aufgehoben werden , d. h. im Gleichgewichtszustande hat jedes Massetheil-
chen gewisse Spannungen oder Pressungen auszuhalten, welche, indem sie
mit gleichen Intensitäten je zwei nach entgegengesetzten Richtungen wir-
ken, sich gegenseitig aufheben. Betrachten wir nun zunächst die verticale,
d. h. in der Bichtnng Z wirkende Componente dieser elastischen Kräfte,
und zwar diejenigen , welche z.B. die vordere, d.h. dem Ursprünge der
Coordinaten zugekehrte Seitenfläche hdy des Obelisken angreifen, so ist
klar, da diese Verticalkräfte von der Biegung der Fläche herrühren, dass
sie über die ganze Ausdehnung der Fläche hdy in einerlei Sinne wirken,
also zusammen eine dieser Fläche hdy proportionale Verticalkraft erzeu-
gen, welche per Flächeneinheit durch P^y bezeichnet werden mag, und,
wenn der Dampf von oben drückt, also die concave Seite nach Oben ge-
richtet ist, abwärts wirkt. Die ganze im Schwerpunkte der vorderen Fläche
hdy abwärts wirkende Kraft wäre demnach gleich hdy . Pjkay.
Wir betrachten femer die Kräfte, welche den Ausdehnungen oderZu-
aammendrückungen der Massetheilchen parallel der Oberfläche der Stjjieibe
ihr Dasein, verdanken. Nehmen wir irgend eine im ursprünglichen Zustande
der Scheibe gerade und der Ebene ZF, d.h. der Oberfläche oder der Mittel-
fläche parallele Faser von unendlich kleinem Querschnitte an, so wird die-
selbe in der gebogenen Scheibe 1) eine Biegung nach oben oder untefr,
2) eine Veränderung des Querschnittes, 3) eine seitliche Biegung, 4) eine
-Torsion , ö) eine Dehnung oder Verkürzung nach der Länge erfahren kön-
nen. Die von der Biegung nach oben oder unten herrührenden Kräfte
geben die bereits betrachteten P. Die Veränderungen des Querschnittes
können auf Längsänderungen der gegen die fragliche Faser senkrechten
Fasern zurückgeführt werden.
Dagegen verursachen die durch seitliche Biegung und Torsion entstehen-
den Kräfte eine gewisse Unbequemlichkeit. Wir können jedoch dieselben
ganz vermeiden^wenn wir solche Fasern betrachten, welche innerhalb des un-
endlich kleinen Umfanges, in welchem wir sie zu verfolgen haben, keiner seit-
lichen Biegung und Windung unterworfen sind. Um die Lage solcher Fasern
zu finden , ziehen wir uns die Normalen zu zwei unendlich ,n|he l>^|^^o4c
ZelUchrin f. Malhematik a. Physik. V. 2 ^
18 Ueber die Festigkeit einer am Rande aufgelötheten kreisförni. Platte.
Punkten der Achse einer in der mittleren (neutralen) Schicht gelegenen
Faser. Alsdann leuchtet ein, dass eine seitliche Biegung und Torsion der zwi-
schen beiden benachbarten Normalen ausgespannten Fasern stattfinde, wenn
diese Normalen auf der später gebogenen Scheibe sich nicht schneiden, son-
dern nach verschiedenen Richtungen des Raumes auseinandergehen. Die
Richtungen aber, welche eine der neutrale» Schicht parallele Faser haben
muss, damit die benachbarten Normalen sich schneiden, sind bekanntlich die
aufeinander senkrechten Richtungen der stirksten und schwächsten Krüm-
mung der von der neutralen Schicht gebildeten krummen Fläche. Indem wir
den Fasern diese Richtungen geben , kommen wir bezfiglich der Verände-
rungen ihrer Querschnitte auf den oben vorausgesetzten Fall zurfick , dass
die Ausdehnungen nach aufeinander senkrechten Richtungen vor sich gehen.
Die Projectionen der Richtungen der stärksten und schwächsten Krüm-
mung auf die Ebene X Y bilden nun mit der Achse X die Winkel a und a^
für welche
ist, wo Ä für das Polynom
steht, und p, ^, r, 5, t der Kürze halber für
dj^ dj^ d^z d^z d^z
ä^' dy' ä^' dJJ^' ap
gelten. Da aber die Neigungen der krummen Oberfläche gegen den Hori-
zont sehr klein sind, 60 können wir p und q gegen 1 vernachlässigen, so
dass
Unter denselben Bedingungen findet man auch, dass die beiden Haupt-
richtungen a und a entsprechenden Krümmungshalbmesser durch
»1:1
^) :■)=:
^ r + t±j/R
gegeben sind.
Gehen wir nun zur Betrachtung derjenigen Kräfte über, welche aus
der Verlängerung oder Verkürzung der Fasern entstehen. Denken wir
uns eine unendlich dünne, der neutralen parallele Schicht, so erleidet ein
kleines Stück derselben nach allen Seiten, wie auch in Richtung der Nor-
malen Ausdehnungen oder Znsammenpressungen. Ein solches Flächenstück
theilen wir uns in natürlichem Zustande der Scheibe durch zwei Systeme
den Richtungen der stärksten und schwächsten Krümmung paralleler
Schnitte in zwei Reihen sich rechtwinklig durchkreuzender Fasern; als-
dann erleiden dieselben nach der Biegung der Fläche die^enaj\n|^gpDyata-
Voh Dr. G. Zehpus«. 19
Honen, welche der geringen Ausdehnung des Flächenstückes halber für jede
Faserreihe per Längeneinheit constant, für beide Reihen aber im Allgemei-
nen versehreden eind, und zwar messen dieLängenverändeningen der einen
zugleich die horizontalen Veränderungen des Querschnitts der anderen;
Zugleich sind es diese Veränderungen allein, welche Dilationen in der
Richtung der Normalen hervorrufen , weil im Inneren der Scheibe keine
vertical spannenden Kräfte angenommen werden. Ehe wir nun weiter gehen,
soUea einige Definitionen Aufgestellt werdem
Es sei
k^ die Dilatation der Längeneinheit der Faserig in der Richtung. der
durch den Winkel a bezeiehueten Hauptkrümmungslinie. Der
Abstand der Fasern von der MitteMftche sei = Uj
Xa' diese Verlängerung der Fasern in der Richtung c,
Xg die Dilatation der Längeneinheit in der Biefatiuig j?,
Pj^y die auf die FUcheneinbett der vorderen ITlacbe hdy des Obe-
lisken in der Richtung — Z wirkende aus Biegung der Fasern
entstandene Kraft,
Pjkdx ebenso die auf die Fläche hda: nach — Z wirkende Kraft,
A„ die in der Richtung a auf eine zu derselben denkrechte , in der
Höhe u befindliche Flächeneinheit wirkende, vom Obelisken
ab gerichtete Kraft, entstanden aus Dilatation der in der Rich-
tung tt laufenden Fasern,
J^ die in der Richtung a auf eine au derselben senkrechte in der
Höhe u befindliche Flächeneinheit wirkende Kraft,
^'tJUiar die per Flächeneinheit parallel der Richtung a auf die vor-
dere Fläche hdx in der Höbe u über der neutralen Schicht an-
greifende vomObeliaken abgerichtete, aus J^ entstehende Kraft,
^a'j hda die pev Flächeneinheit auf hdx in der Höhe u abwärts vom
Obelisken wirkende aus A^^ entstehende Kraft,
^at hdg die per Flächeneinheit Kui hdy in der Höhe u abwärts vom
Obelisken wirkende aus Aot entstehende Kraft.
Aa'^hdx die per Flächeneinheit anf hdx in der Höhe u wirkende
vom Obelisken abwirkende aus A^^» entstehende Kraft*
^x^hdy die in der Höhe u auf die Fläche hdy in der Richtung — X
per Flächeneinheit wirkende, durch Zerlegung von ^a>>^ ^^^
^a^f hdy gewonnene Kraft.
-^yyhdy die ähulicherwelse auf hdy in der Richtung — Y wirkende
Zugkraft,
^»yhdx die analog auf hdx in der Richtung ^—X wirkende Zugkraft,
'^i käs ebenso die auf Adx in der Richtung — Y wirkende Zugkraft.
Wir müssen nun die zwischen diesen verschiedenen Ausdrücken statt-
findenden Beaiehungen entwickeln. Wie man leicht aus einer Figur ab-
Strahirt, ist ' uigmzeaoy v_jv>OQ1C
2* ^
20 lieber die Festigkeit einer am Rande aufgelötheten kreisförm. Platte.
UM
5) A« = — , Aiif's^ -7 •
Sodann ergeben die Formeln 2), da anf die inneren Theile der Scbeibe
keine Druckkräfte wirken, also Ax=^0 ist:
0 «= ATA, +ir'(A« + *«').
Hieraus folgt nach Elimination von X^ and nnter Berücksichtigung der
Werthe 5):
Ebenso sieht man leicht aus einer Figur, dass
^ '^«',ju:är = ^.<^o*o; irf«', iUy = — ^«'*»l«,
desgleichen, dass
^f» JW» =5 ^«1 iUte • *»«« + ^'» *rf* • ^<>*«»
A^i A^ tss Aa, hdy ' sina + Aa', kd^ . cof «.
Substituirt man hier die Werthe aus 6) und 7), so wird
■!<*. JWr = -^ Mir ^
« L-^r- U " ^^^ "** "~^~ V ~ 7>'J """ '""••
d. h. anter Berttckaichtigaiig der Formeln 3) und 4) :
K da*'*' K ay«J'
\ __ {-jr«— r'yz ^ KK'—K'*d*t\
8) ^^.«« — «L I^^ay»"^ AT ä^J'
Ag « Alf« = -« y > Ad^ =
"L AT dxdy K dxZyX
Hiernach können wir zur Aufstellung der sechs Bedingungsgleichun-
gen des Gleichgewichts des Obelisken schreiten. Diejenigen beiden, welche
sich über das Verschwinden der Projectionen aller Kräfte auf die Achsen
Xund raussprechen, nehmen wir als von selbst erfüllt an, weil wir die
geringen horizontalen Spannungen der neutralen Schicht vernachlässigen,
und jeder Kraft A^ als den Factor u enthaltend, in dj»,^^n^op^lp^j|ction
-^«,w^ = tt[-
Von Dr. 6. Zehpuss. 21
eine gleiche mit dem Factor — u behaftete entgegenwirkt. Aehnliches gilt
anch für diejenige Momentengleichung , welche sich auf die Projectionea
aller Krftfte anf die Bbene JT 7 bezieht.
£8 bleiben also nor noch drei Gleichnngen ttbrig , nämlich die für die
Projectionen aller Krftfte anf die Achse Z, so wie die Momentengleichnngen
aller Krftfte anf die Richtungen der Ebenen ZZ und YZ. Nehmen wir die
Seitenflftchen hdx nnd hdy, so wie die Mittelflftche als die drei Projections-
ebenen an , nnd bemerken wir noch tiberdiess , dass in der Gleichung für
die Projectionen anf Z die Kräfte — P nnd auf der entgegengesetzten Seite
des Obelisken die Krftfte P+dP vorkommen, dass also nur dP^ ein par-
tielles Differettial, übrig bleibt; dass ebenso parallel den Achsen X» F die
Krftfte — A^ anf der entgegengesetzten Seite des Obelisken aber die Kräfte
J+dA wirken, dass also nur dA^ ein partielles Differential, in den Momen-
tengleichungen eingeht; dass überdiess die Kräfte P an den Hebelarmen
dx und dyj die Kräfte A an den Hebelarmen u wirken, so gewinnen wir,
wenn Q den Druck des Dampfes auf die Flächeneinheit bezeichnet , unter
Weglassung der Unendlichkleinen höherer Ordnung, z. B. des Momentes von
0 folgende drei Bedingungsgleichungen :
— Odxdff'i.hdy^P^dx + kdx^^dtf^O,
ox oy
h
%
hdyPj^dx+ßi(y^dx.dydu + ^^^^
3
hdx PMsdy+Ju(^^^^ dy .dx du + ^^^^
""5
oder, nach einer kleinen Vereinfachung, und in Bücksicht auf die aus 8) zu
entnehmenden Werthe von A:
0 dPj^ ^^^ — 0
h d X dy '
Diese drei Gleichungen ergeben eine Differentialgleichung fttr z , und
lehren nachher die Werthe von P kennen. Um die Differentialgleichung
SU erhalten, eliminire man Pkdy ^i^d P^dg, Es entsteht
welche Differentialgleichung auch genau aus der von Kirchhoff gefunj^.
•* " ** uigiTizea Dy x^j vy vy'i Iv^
22 lieber die Festigkeit einer Am Sande aiifgelötheten kreisförm. Platte.
denen abgeleitet wetden kann« Die Gestalt der Scheibe evgiebt ftieh nun
mit dem Integrale der partiellen DifferentialgleicbuBg 9) , welches sich für
verschiedene Zwecke unter verschiedenen Formea darstellen lässt, je nach-
dem die darin vorkommenden willkührlicben Functionen modificirl werden.
Ist die Scheibe kreisförmig, und ihr Halbmesser gleich /« so dürfte naoh-
stehende Form die geeignetste sein:
wo 1==:^— ' 1, und (p, (p,, T^, i/>, vier willhährliche Functionen vorstellen. Ist
nun das Centrum der Scheibe im Ursprünge der rechtwinkligen Coordina-
ten, so bestimmen sich die vier willkührlichen Functionen ans den Bedhig-
dz
ungen, dass für a:* + y*=/" sowohl «?=0, als auch ^ =0 sein muss, wo
or
r =^/^^^, sobald die Scheibe am Kande fest aufgelothet ist. Setzt man
x + yi = re**y so heisst dies so viel, als dass für r=l sowohl der Ausdruck
r« [q> (re^) + tp, (r«-«*)] + tf; {re*^) + if;, (r^-"')»
als auch dessen partieller Differentialquotient nach r, ftir jeden Werth von *
fp verschwinden muss. Die Ausdrücke <p + <Pi nnd t// + tf^i lassen sich aber,
wenn man die einzelnen Functionen von re*^ nach Sinus und Cosinus der
Vielfachen von l entwickelt, offenbar auf nachstehende Form bringen :
flo + fli r cosi+ a, r*co*2/ + Ä, r*(?0Ä3/+ ...
+ ft, r sini -^^ h^r* sin2t -{^ h^r^ sinZi + .. .,
also entsteht eine Gleichung von der Form
>0 3=5 -<^o + -^1 r cosi + A^ r* C082i + A^ r* co«3f +•. . .
+ 5, r sin t + B^r* sin 2t+ B^r^ sinZt + . . .
jöp + «1 r cost+ a, r* cos2t + a^r^ cosZt + . . .
+ 6^ rsint + b^r* stn2t + b^r*sinZt+ . , .^
in welcher die Coefficienten a, ft, A^ B von r und i unabhängig sind. Für
r = / muss ausser derselben auch noch ihre Derivirte nach r bestehen, so
dass weiter entsteht:
0 = idf, cos t + 2A^ r cos 2t + S A^ r^ cos ^t + . . .
+ BiSint + 2B^r$in2t + SB^T^sinZi + . ..
J2ao + Za^rcost + 4air'co5 2/ + öa, r'cos3^ + . . .
+ Zb^rsint + 4b^r*sin2t + bb^ r^sinZi + . . .
Sollen nun diese beiden Gleichungen für jeden Werth von / bei r = /
erfüllt sein, so müssen nach Fourier die Coefficienten von sinnt und cosnt
einzeln verschwinden.*) Hieraus folgt
*) Dies leuchtet ein, sobald man nach beiderseitiger Multiplication mit sinnC
oder cosHt zwischen den Greneen 2n und 0 integrirt.
uigiTizea oy v_j v^v^p^ lv.
+"!'
+'!'
Von Dr. Q. Zehfuss. 23
^« + /•«o = 0, ^, +/•«, = 0, .^, 4- /* «t = 0, ^, + /• «j = 0, . . .
wonach Bämaiillche Coefficienien, also auoh die von iknen beatimmten Func-
tionen q>f 9|, ^, ^1 gleich Nall sind. Die Gleichung der gekrümmten Scheibe
ist mithin
Der kleinste Werth des Krümmungshalbmessers ergiebt sich hiernach
Setst man nun die Verl&ngerung, bei welcher eine Faser von derL&n^e
1 aerreisst, gleich A, so darf dieselbe höchstens gleich sein der dem Werthe
▼on p entsprechenden Dilatation — der Längeneinheit der Stärkstgespann-
ten, d. h. auf der Oberfläche in dem Abstände \h von der neutralen Schicht
entfernten Faser. Hiemach ist die Festigkeitsbedingung : 1 = ^ A : ^, oder
''CQ' K '
d.h.
H) * = '/»fj^^-
Es bezeichnet dies diejenige Dicke , welche man der Platte bei gege-
benem Dampfdrucke zu geben hat, wenn kein Zerreissen stattfinden soll.
Man zieht daraus folgende zwei Sätze:
Bei gleichem Dampfdrucke müssen die Dicken zweier
Platten in directem Terhältnisse ihrer Durchmesser stehen.
Bei gleichen Durchmessern zweier kreisförmigen Plat-
ten müssen ihre Dicken der Quadratwurzel aus demDampf«
drucke proportional sein, wenn sie die erforderliche Fes-
tigkeit darbieten sollen.
Die Grösse A entspricht hier der auf Ausdehnung in Anspruch genom-
menen Festigkeit des Materiales. Auf der dem st&rkstgespannten«Punkte
entgegengesetzten Seite der Scheibe findet die stärste Compression statt«
Ist nnn das Material für Compression empfindlicher, als für Dilatation, so
hat man für l in der Formel 14) die Grenze der Compressionslänge der Län-
geneinheit zu setzen.
Schliesslich werde noch bemerkt, dass in beiden Fällen die Fasern
nicht nur der Länge nach, sondern auch in gleichem Sinne eine Verände-
rung des Querschnittes erfahren. Allein es ist klar, dass wenn die blos auf
Stäbe mit freiem Querschnitte sich beziehenden Yersuchswerthe von A in
die letzte Formel eingesetzt werden, die Festigkeitsbedingung um so mehr
uigaizea oy v_j vy v^' x, Iv^
24 Ueber die Festigkeit einer am Rande etc. Von Dr. G. Zehfüss«
erfüllt ist, weil z. B. eine der Länge nach gespannte nnd im Momente des
Zerreissens befindliche Faser um so sicherer zerr eisst, wenn sie. bei gleich-
bleibender Länge auch noch eine Aasdehnang des Querschnittes erfährt.
Es würde leicht sein , die Bedingung 14) durch eine andere , welche die
Grösse A in noch kleinere Grenzen bannen würde, zu ersetzen, wenn man
eine zwar sehr wahrscheinliche, aber doch an Sicherheit der obigen Voraus-
setzung nachstehende Hypothese benutzte. Diese Hypothese besteht darin,
dass, wenn eine Faser mit freiem Querschnitte bei einer Dilatation V zer-
reisst, dasselbe sehr wahrscheinlich noch stattfindet , wenn laterale Kräfte
eine Veränderung des Querschnittes und eine modificirte Verlängerung
il < iL' hervorbringen. Der Zusammenhang zwischen A und X' wäre nach
den eingangs dieser Abhandlung entwickelten Formeln leicht abzuleiten,
und es würde h in der Formel 14) kleiner ausfallen , wenn man X durch l'
ersetzte.
m.
Beiträge zur Theorie der Oase.
Von Dr. E. Jochmank in Berlin.
L Das ideal permanente Gas.
unter einem ideal permanenten Gase soll im Folgenden ein solches
Gas verstanden werden , auf welches die beiden Grundgesetze der das.
tischen Flüssigkeiten , die man unter dem Namen des Mariotte*Gaj-
Lussac'schen Gesetzes zusammenfassen kann, in voller Strenge anwendbar
sind. Wir wollen ferner für das ideale Gas die Richtigkeit der Mayer'schen
Annahme*) voraussetzen, dass die bei der Compression eines Gases frei-
werdende calorimetrisch messbare Wärmemenge das volle Aequivalent der
zur Compression des Gases erforderlichen äusseren Arbeit ist. Es folgt
dies übrigens unmittelbar aus der Erfahrungsthatsache, dass ein Gas, wel-
ches sich ausdehnt, ohne äussere Arbeit zu leisten, seine Temperatur nicht
ändert und aus dem Princip der Aequivalenz der Arbeit und Wärme.
In der That giebt es kein Gas , welches diesen Voraussetzungen voll-
ständig genügt. Da aber alle permanenten und ein Theil der co(^rciblen
*) Mayer: Bemerkungen über die Kräfte der unbelebten Natur. Wöhler undLie-
big*8 Annalen der Chemie und Pharmacie XLII. p. 240.
Digitized by VjOOQIC
Beiträge zur Theorie der Gase. Von Dr. E. Jochmann. 25
Oase sich denselben mit einer fttr alle praktiselien Zwecke hinreichenden
Oenanigkeit annähern , so ist es voh Nutzen, die Theorie der Grase zuerst
80 SU entwickeln, als ob dieselben jene Gesetze streng befolgten. Man hat
dann bei Betrachtung der Abweichungen von den Grundgesetzen den
Vortheil, dieselben als kleine Grössen behandeln zu können, deren Poten-
zen und Produkte yemachlftssigt werden dürfen.
Das Mariotte'sohe und Gaj-Lussac^sche Gesetz lassen sich in der
Formel zusammenfassen
p.r==«.(l + ot)
wo p den Druck, v das Volum, x die Temperatur in Graden des Centesimal-
Luftthermometers*), a den thermischen AusdehnungscoSfficienten des Gases
bei constantem Druck bezeichnet. Diese Formel nimmt eine noch ein-
fachere Gestalt an , wenn man einen andern Nullpunkt fdr die Thermo-
meterscala wählt. Setzt man
a
80 wird
1) p.v=^k.t
Die 80 eingeftihrte Grösse t nennt man die absolute Temperatur«
Die Constante k steht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der
Differenz der beiden specifischen Wärmen des Gases bei constantem Druck
und bei constantem Volum. Wird der Masseneinheit des Gases bei con-
stantem Volum eine Wärmemenge dq zugeführt '^''') so erfährt das Gas
eine gewisse Temperaturerhöhung dl. Den Quotienten — nennt man die
specifische Wärme des Gases bei constantem Volum. Wir wollen den-/
selben mit c bezeichnen. Um eine Gasmasse m bei constantem Volum um
dt zu erwärmen, würde die Wärmemenge
m ,c .dt
erforderlich sein. Will man dagegen dieselbe Temperaturerhöhung her-
Torbringen, indem man den Druck constant erhält, wobei das Gas also eine
Auadehnung erfährt, so ist dazu eine grössere Wärmeinenge
m • Cf » dt
erforderlich, wo C| die Grösse. ist", welche man die specifische Wärme* bei
constantem Drucke zu nennen pflegt. Ist dv die Volnmzunahme , so ist
p • dv die im letzteren Falle bei der Ausdehnung geleistete äussere Ar-
*) Diese Gleichung dient also vorläufig als Definition der Temperatur und die
Constante a wird so bestimmt, dnss die Dififerenz der Temperaturen des Siedepunkts
und des Gefrierpunkts = 100 ist.
••) Will man von vom herein mit dem ,, Zufuhren einer Wärmemenge" einen prä-
ciseren Begriff verbinden, so heisst, einem Korper Wärme zuführen, soviel , als seine
Wirknngsfunction vergrössem (siehe Art. 3, 5 und 6). Ich habe es jedoch vorgezo-
gen, zunächst an den gewöhnlichen Sprachgebrauch, der auf der unmittelbaren physi-
kalischen Anschauung beruht, anzuknüpfen. J'
uigiTizea oy v_j vy v_/ 'i IV^
26 Beiträge fsnr Theorie der Gase.
beit. In Folge der Majer 'sehen Annahme nrnns die Differenz der in bei-
den Fällen gebraachten Wärmemengen
1» (ci — c) ,dt
das genaue Aequiralent der geleisteten Arbeit «ein; denn erwärmte maa
das Ghis erst bei constantem Volum um df und Hesse dasselbe dann sich
um dv ausdehnen ohne äussere Arbeit zu leisten , wobei seine Temperatur
unrerftndert bliebe, so wären Anfangs- und Endzustand dieselben wie bei
der Erwärmung unter constantem Druck, die Ueberführung wäre aber er-
folgt, ohne dass dabei äussere Arbeit geleistet wurde. Die in diesem Fall
weniger gebrauchte Wärmemenge m{Ci — c\df ist also das Aequivalent
der Arbeitsmenge p • dv. Bezeichnet man daher das mechanische Aequi*
▼alent der Wärmeeinheit durch d, so folgt daraus
p ,dv = A.m . {ci — c) dt.
Die Gleichung 1) giebt aber, indem man dieselbe mit Bücksicht auf die Be*
dingung p = const» differentiirt
p ,dv=^k .dt
und indem man durch Vergleichung dieser beiden Ausdrücke den Werth
der Gonstante k bestimmt, geht l) über in
2) p ,v^=:A ,m{ci — c) .i.
Bezeichnet man die Dichtigkeit des Gases d. h. die Masse derVolumeinheit
mit ^, so ist
3) i? = ui ; ^ • (cj — c) . t
Wählen wir als Einheit der Wärmemenge, wie es üblich ist, diejenige
Wärmemenge, welche erforderlich ist, um 1 kgr. Wasser von 0* auf 1° C,
zu erwärmen, so ist bekanntlich nach den zuverlässigsten Versuchen von
^ Joule*) die Gonstante
4) ^ = 423,55 Kilogramm-Meter
= 415500 . 10^^ absol. Arbeitseinheiten,
wenn man die Intensität der Schwere = 9810 annimmt und unter der abso-
luten Arbeitseinheit die Arbeit versteht, durch welche die Masse eines Mil-
ligramms um ein Millimeter der Richtung der Kraft 1 entgegenbewegt
wird.
Aus der Gleichung 2) folgt zunächst, dass die Differenz der beiden
specifischen Wärmen e^ — e für das ideale Gas einen constanten, von Dich*
tigkeit und Temperatur unabhängigen Werth hat. Dasselbe gilt daher für
alle wirklichen Gase nur in dem Maasse, als sich ihre Eigenschaften denen
des idealen Gases annähern. Von einem zum andern Gase ändert sich die
Gonstante. Aus der Gleichung 3) folgt aber, dass das Product ^(c, — c) für
alle Gase denselben Werth hat oder dass die Differenz der speciiischen Wär-
men der Dichtigkeit umgekehrt proportional ist. Bezieht man die specifi-
schen Wärmen auf die Volumeinheit, anstatt auf die Masseneinheit, so ist die
*) J. P. Joule i On the meckanical eqtäoaleni ofheat. PhUosaphical Transactions of
the London Royal Society 1850 p. ÖL. Pogg. Ann. Ergänsangsband IV. p. 61.
uigiTizea Dy v_j vyv.^T'i Lv,
Von Dr. E. Jochmakn. 27
DtfFerens für alle Qnse dieselbe. Setet man nmgekehrt .diese Differens als
eonstant voraus, so kann man daraus, wie es Hoppe*) gethan, den Beweis
der Gültigkeit des Pfincips der Aequivalenz von Arbeit und Wärme für
alle Kireisproeeasa mit Grasen berleiten. Die 4>ei den wirklieben Oasen vor»
kommenden Abweichungen werden am Scbluss des vierten Artikels bespro-
chen werden. Die Versuche von Regnault**) haben übrigens ergeben, dass
die specifische Wärme Cj, also auch c für atmosphärische Lufit und andere
permanente Gase von Druck und Temperatur nicht merklich abhängig ist.
Wir werden dies für das ideale Gas um so mehr annehmen dürfen.
Wird ein Gas comprimirt,. indem man ihm alle dabei erzeugte Wärme
von aussen entzieht, so dass seine Temperatur eonstant bleibt, so ist
die dabei verbranchte Arbeit und gleichseitig das Aequivalent der ge-
wonnenen Wärme
/?* /f*
5) — /p . rfr = *— ^m (c, ^ c).i I — = A.m(€i — c)tlog —
indem bei der Integration t als Constante zu betracliten ist. Daraus folgt
das von Dulong***) auf empirischem Wege gefundene und mit folgenden
Worten ausgesprochene Gesetz „dass alle Oase, wenn man bei gleicher Tem-
peratur und unter gleichem Druck ein gleiches Volumen von ihnen nimmt
und plötzlich um einen gleichen Bruchwerth dieses Volumens zusammen-
drückt oder ausdehnt, eine gleiche absolute Wärmemenge entwickeln oder
verschluck <in." Der Werth des Products m (c, — c) ist nämlich , wie wir
oben gesehen, für alle gleichen Oasvolumina derselbe.
Wir haben die Gleichung 2) aus der Vergleich ang der beiden Processe
hergeleitet, dass man einem Gase von aussen eine Wärmemenge zuführt,
während entweder das Volumen oder der Druck unverändert bleibt ; bei
Herleitung der Gleichung 5) liessen wir Druck und Volum variiren und
setzten die Temperatur eonstant. Wir wollen endlich noch den Fall be-
trachten, dass man das Gas comprimirt oder unter Ueberwindnng eines Ge-
gendruckes sich ausdehnen lässt, ohne ihm von aussen Wärme zuzusetzen
oder zu entzieiMn.
Wenn ein ideales Gas sich vomVolnm v zum Volum v+Jv ausdehnt,
ohne ^nen Druck su überwinden , so bleibt die in ihm enthaltene Wärme-
menge, sowie seine Temperatur ungeändert. Dehnt es sieh dagegen unter
Ueberwindung des Druckes p aus, so wird dabei die Atheitp.Jv geleistet,
mithin die Wärmemenge ~ .p .Jv verbraucht, und das Gas erleidet eine
Temperatur -Erniedrigung, die zu bestimmen ist Um die ursprüngliche
*) Poggendorffs Annalen XCYU. 30.
••) Comptes rendus de Vacad. des sciences de Paris XXXVL 676. Pogg. Annalen
LXXXJX. 335.
♦**) Pogg. Ann. XVI. 476. Vergl. Carnot : Reßexions sw la ptdssance motrice du
feu. PatiM 1824 p. 41, p. 52. ^
uigiTizea oy '"
ioogle
28 BeitHlge znr Theorie d^r Gase.
Temperatur wieder hersiutellen, mttsste dem Oase bei constantem Volum
die Wärmemenge -j ,p .^v zugeführt werden. Da aber m.c Wärmeein-
heiten die Temperatur dea Oasea bei constantem Volum um 1* erhahen, so
beträgt der durch die Wärmemenge -j p »Jv zu ersetzende Temperatur-
tt yf ff
Verlust -j-^ oder wenn wir den Temperaturzuwachs mitJt bezeichnen,
so ist
6) J.m.c.Ji:s=i — p.Jv.
Aus 2) folgt
^.m. (C| — c) .Ji==ip,Jv+p.Jp
und durch Addition dieser beiden Gleichungen
7) AmCiJt=^v . Jp,
Durch Combination der Gleichungen 6) und 7) mit 2) folgt leicht, indem
man den Quotienten der specifischen Wärmen -^ mit y bezeichnet,
• 8)
10)
Das Symbol d ist anstatt d in obigen Formeln gebraucht , um Verwechsel-
ungen zu verhüten, da die Incremente in diesen Formeln eine andere Be-
deutung haben als in den früheren. Durch Integration erhält man
y
Jp
r ^^
p
r
— 1 t
p
= -
Jv
1
y— 1"
' t
Jv
V
;-:=ar"©' •
Diese Formeln stimmen übrigens mit denjenigen vollkommen ttberein, welche
Poisson*) auf andre Weise aus derDefinition der specifischen Wärmen und
unter der Voraussetzung, dass das Verhältniss derselben eine Constante ist,
hergeleitet hat. Auf der Gleichung 8) beruht das Verfahren, dessen sich
Clement und D^sormes*'*), sowie nach einer nur wenig verschiedenen
*) TxaUi de micanique T, II. §§. 634, 638. Der Unterschied beider Herleitangen
liegt im Wesentlichen darin , dass die mechanische Wärmetheorie tiher den Grand
Rechenschaft gieht, weshalb die specifische Wärme et grösser als c ist , während man
dies früher einfach als Erfahmngsthatsache hinnahm oder mit dem unklaren Ansdmck
von frei oder latent werdender Wärme zu erklären suchte. Die Laplace*sche Formel
für die Schallgeschwindigkeit bleibt daher anch bei der neuen Auffassungsweise g^anz
angeändert. Herr D e c h e r hat also Unrecht, wenn er meint (Dinglers pol jtechn. Journ.
CXLVm. 178. Mai 1858) dass das Verhältniss y in der mechanischen Wärmetheorie
gar keine Bedeutung habe.
**) Joum, dephysique Nov. 1819; Laplace: Micanique <^^fi»ff.e^Dy^<J?vJös: l^
Von Dr. E. JochhAkn. 29
Methode Gaj-Lnssae tmd Weiter*) bedient baben, um die Constante y
KU bestimmen. Clement und D^sormes fanden im Mittel y =s 1,35 ; G-a y «
Lnssae und WeJIter )r= 1,^748. Wie bekannt, geht die Gtöste y in die
Yon Laplace**) anfgestellte Formel für die Schallgeschwindigkeit ein und
die directe Beobachtung der letateren giebt ein Mittel sn emer sicheren
Bestimmnng ron y* Dnlong***) leitet an« der Schallgeschwindigkeit von
333* (genauer S32,05) wie sie sich ans den im Jahre 182a von Mollf), von
Beek nnd Knytenbronwer angestellten Versuchen ergeben, den Werth
1,421 ab, der sich mit Bücksicht auf die Correction wegen des Wasser-
dampfgehalts der Luft auf
12) y = 1,418
redncirttt) Natfirlieh gilt dieser Werth nur für atmosphftrisehe Luft. Für
andere Gase ergiebt sich y durch Vergleichung der Schallgeschwindigkeit
mit der in atmosphärischer Lnft stattfindenden durch die Tonhöhe von Pfei-
fen, die mit diesen Oaeen gefällt sind. Die Formel 10) enthält den zweiten
Theil des yon Duleng (a.a.O.) aufgestellten Gesetzes, welches übrigens
nur für kleine Compressionen gilt, „dass nämlich die bei der oben erwähn-
ten Compression erfolgenden Temperaturände^ungen sich umgekehrt
wie die specifischen Wärmen bei eonstantem Volum (bezogen auf die Vo-
lumeinheit) rerhalten." Es ist nämlich
Ai c, — c Av «4* — c* Av
T V '"r c* * V'
wenn c^ und c^ die specifischen Wärmen, bezogen auf gleiche Voln)nina,
bezeichnen; c^ — c' hat, wie oben bewiesen, für alle Gase denselben eon-
stanten Werth; <, v nnd Av sollen bei den verschiedenen Gasen gleichge-
nonunen werden« also ist die Temperaturerhdhnng At umgekehrt proper«
tlonal c*.
Das Carnot^sche Prineip in der mechanischen Wärmetheorie be-
steht bekanntlich darin, dass, wenn in irgend einem Kreisproceas , bei wel-
chem also der vermittelnde Körper schliesslich wieder in seinen Anfangs-
zustand ansückkehrt, eine Quantität Wärme in Arbeit umgewandelt wird^
gleichzeitig ein anderes Wärmequantnm von einem Körper höherer, zu
einem Körper niederer Temperatur zurückgehen muss. Ein Maximum ist
für dieses Wärmequantum nicht angebbar, da ja beliebige Wärmemengen
von höherer zu niederer Temperatur durch Leitung und Strahlung über-
gehen können, ohne dass gleichzeitig Wärme in Arbeit verwandelt wird«
Wohl aber giebt das Carnot'sche Prineip ein Minimum an und zwar findet
•) Aim, dt dUmie et depkysique (2. ser,) XX. 266; Lttpiace: Mic, m. V, iö3.
**) Ann. dt chiade et dephyaique (2. «^.) ///. 238; M4c. eil, V. 123.
••*) Ann. de chimie (2. ser.) XLL 113; Pogg. Ann. XVI. 438.
t) Pogg.Ann.V. 351,469.
tj) Vergl. Aflsmann: Pogg. Ann. LXXXV. 1. Die Correction ist unter der aller-
dings nicht sntreffenden Voranssetzung gemacht, dass y für Wassergas denselben
Werth hat, wie für Luft. Da aber die Correction nur gering nnd der Werth von yj
überhaupt nicht sehr sicher ist, so lassen wir obigen Werth als Annäherung gelteir^ l^
30 Beitr&ge vor Theorie der Oase.
ein solches Minimum des Debergangs statt, wenn der Kreiaproeess ein um-
kehrbarer ist.
Wir wollen uns annächst dazu wenden, nachsuweisen , dass fttr jeden
Kreisprocess, in welehem Wfirme in Arbeit oder Arbeit in Wdrme durch
Dilatation und Compression idealer Gase umgewandelt wird, das Carnot-
scbe Princip nieht eine neue . der Erfahrung entlehnte Annahme , sondern
eine nothwendige Folge der Grundgesetse, welche Druck, Volum und Tem-
peratur der Grase mit einander verbinden und des Prinoips der Aequivalena
Ton WMrrae und Arb^ ist.
Um den Beweis sogleich mit aller erforderlichen AUgeueinheit zu fuh-
ren, werden wir uns eine Gasmasse m au denken haben, welche von einem
beliebigen Anfangszustand, der durch bestimmte Werthe der unabhängigen
Variabein r, / gegeben ist, in ihrem Volum, ihrem Druck und ihrer Tempe-
ratur irgendwelche mit der Gleichung 2) verträgUche Verflnd«ruBgen er*
leidet, indem derselben in jedem Augenblick beliebige Wllrmemengen von
aussen zugeführt oder entzogen werden, und schliesslich wieder zu ihrem
Anfangszustand zurückkehrt. In Betreff dieser Veränderungen soll nur
Vorausgesetzt werden , /lass sie sttmmtlicli auch in umgekehrter Ordnung
vorgenommen werden können , oder dass der Kreisprocess ein vollstftndig
umkehrbarer sei. Dazu sind folgende Bedingungen erforderlich : 1)> Das
Gas muss, indem es sich ausdehnt, immer einen Druck Überwinden, der dem
seinigen gleich ist (ausgeschlossen ist also z. B. das Einströmen des Gases
in einen luftleeren Baum). 2) Das Gas darf nur von solchen Wärmequel«
len Wärme aufhehmen, und an solche Kdrper Wärme abgeben, deren Tem-
peratur von der seinigen unendlich wenig verschieden ist. Dass diese Be-
dingungen praktisch nie vollkommen erfüllt werden können, ist an sich
klar. Wenn an der Hülle eines Gases Druck und Gegendruck vollkommen
gleich sind, so kann eine Aenderung der Bewegung nicht eintreten , oder
wenn vorher Buhe war, überhaupt keine Bewegung erzeugt werden. Aber
die Druckdifferenz, welche erforderlich ist, damit das Gas seine Hülle aus-
dehnt, kann unter jede gegebene Grösse sinken. Wir schreiben zwei Kör-
pern gleiche Temperatur zu, wenn zwischen denselben bei unmittelbarer
Berührung kein Wärmeaustausch stattfindet, aber die Temperatardifferenz,
welche fttr die Wärmeabgabe erforderlich ist, kann beliebig klein sein«*)
Die Bedingungen der Umkehrbarkeit des Kreisprocesses sind also praktisch
nicht streng zu erfüllen, aber man kann sich denselben beliebig annähern
und je grösser diese Annäherung ist, desto besser ist die thermodynamische
Maschine, weil der Verlust nutzbarer Wärme durch Uebergang von höhe-
rer zu niederer Temperatur sich in demselben Maasse dem vom Carnot-
sehen Princip gebotenen Minimum annähert.
Sind p, Vj /, Druck; Volum und Temperatur des Gases in einem belie-
♦) Vergl. Carnot, a. ». O. p. 18 Note; p. 25. oigitized by GoOglc
Von Dr. E. Jochmann. 31
bigen Zeitpunkt des Kreisprocesses, so sind diese Variabeln nnr durch die
Gleiehnng 2)
p.v^=j4.m{Ci — c) .i
▼erbunden und nm den Process yöUig zu bestimmen, kann man noch eine
zweite willkttbrliche Relation zwischen denselben annehmen, von deren Be*
Bchaffenheit die Wärmemenge abhängt, welche dem Gase in jedem Theile
des Kreisprocesses zugeführt oder entzogen werden muss. Ist umgekehrt
diese Wärmemenge gegeben, so fblgt daraus die Relation zwischen den Va-
riabeln. In jedem Fall kann man sich zwischen dieser Relation und der
Gleichung 2) die Temperatur / eliminirt denken, so dass man eine Gleich-
ung zwischen p und v
erhält. Denkt man sich den Kreisprocess durch eine Curve dargestellt,
indem man v als Abscisse, p als Ordinate nimmt, so kann diese Curve alge-
braisch oder transcendent sein, sie kann, wie es in der Praxis immer der
Fall sein wird, in ihren verschiedeneu Theilen verschiedenen Gesetzen fol-
gen, kann beliebige Einknickungen (Stetigkeitsunterbrechungen hCheret
Ordnung) erleiden, nnr muss sie in sich geschlossen sein. Der von der Curve
begrenzte Flächenraum stellt, wie schon J. Watt bemerkt, die mechanische
Arbeft vor, welche in dem Kreisprocess erzeugt oder verbraucht wird, je
nachdem man denselben in einer oder der andern Richtung vor sich gehen
lässL Damit die Curve in sich selbst zurücklaufe, genügt die Bedingung,
dass, wenn v zu seinem ursprünglichen Werth zurückkehrt, die algebraische
Summe aller dem Gase zugeführten Wärmemengen — die entzogenen als
negativ gerechnet — ein vollständiges Aequivalent der geleisteten Arbeit
bilde ; denn wenn diese Bedingung erfüllt ist , so hat das Gas am Ende des
Processes dieselbe Temperatur wie am Anfang, also ist auch der Werlh
von p derselbe. Wir bestimmen die positive und negative Wärtnemenge,
welche dem Gase in jedem Theile des Kreisprocesses zugeführt werden
muss, damit zwischen p und v die gegebene Relation 13) stattfinde. Denken
wir uns, dass in einem beliebigen Element des Kreisprocesses v um d&, tum
dt^p um dp wächst. Nach 2) ist
p .vzss A.m.{c^ — c) .t
mithin
14) ^^^ pd. + Mp
die während dieses Elements zur Temperaturerhöhung verbrauchte Wärme-
menge ist daher
m.c . dt= .4- (pdv + vdp),
C| — c A
Die geleistete Arbeit ist p . dv^ die dazu erforderliche Wärmemenge
Ä'^^^' Digitizedby Google
32 Beitrfige zur Theorie der Gase.
Also ist die ganze Wärmemenge, welche dem Gase während dieses Vor-
ganges von einem Körper von der Temperatur t mitgetheilt werden muss »
15) ^p = £i£^£±£Ei£.
Die während des ganzen E^eisprocesses aufgenommene Wärmemenge ist :
16) Q^—±^^ßc^pav + cvdp),
wobei bemerkt werden muss, dass das Integral, über den ganzen Kreis-
process ausgedehnt, nicht verschwindet. Da nämlich das Integral
I (cpdv + cvdp) =ic I d{pv)
über den geschlossenen Kreisprocess ausgedehnt, Null ist, so reducirt sich
die gesammte verbratichte Wärmemenge auf
Die Wärmemenge Q ist also das Aequivalent der während des ganzen Kreis^
processes geleisteten Arbeit Jpdv,
Nach 2) ist
nnd indem man ^Q durch diesen Werth dividirt, erhält man
17) ^ = m[c,d {log v) + cd (log p)].
Durch Integration über den ganzen Kreisprocess verschwinden beide Theile
des in Klammern stehenden Differentialausdrucks einzeln und unabhän-
gig von der zwischen p und v bestehenden willkürlichen Re-
lation und man hat für jeden beliebigen Kreisprocess die merkwürdige
Gleichung
/f = 0,
welche den Ausdruck des Carnot'schen Princips bildet in der Form, unter
welcher dasselbe zuerst von Clausius*) aufgestellt wurde*
Ist nur eine endliche Anzahl constanter Wärmequellen vorhanden, de-
ren Temperaturen ^n ^ • • • ^ sind , und sind die von ihiren an das Gas ab-
gegebenen positiven oder negativen Wärmemengen g'j, ^t . • • 9.) so ver-
wandelt sich das Integral in eine Summe :
Reducirt sich die Zahl der Wärmequellen auf 2, so ist
20) T+T^'^-
*) Claasios : Ueber eine veränderte Form des zweiten Hauptsatzes der mecliaifi-
schen Wärmetheorie. Pogg. Ann. XCIII. 481. ^ r\r\n
uigiTizea oy <^jOOVlv-
Von Dr. E. Joc^mann, 33
Ist /| ^ ^ , 80 ist auch , abgesehen Tom Vorzeichen der Wärmem^nf e,
9t grösser als g^ und zwar sind beide Wärmemengen den Temperaturen
proportional. Ist bei dem Process Wärme in Arbeit umgewandelt worden,
so ist die grössere Wärmemenge qi positiv, g^ negativ. Die Differenz der
absoluten Werthe beider Wärmemengen oder ihre algebraische Summe
f?i + g^t wt in Arbeit verwandelt. Der wärmere Körper hat aber nicht nur
diese Wärmequantität verloreh sondern ausserdem noch die positive- Wärme-
menge — 5',, welche von der Temperatur fj zu der niederen Temperatur /,
übergegangen ist. Ist umgekehrt in dem Process Arbeit in Wärme umge-
wandelt worden, so ist gi + g^ negativ, und da dem absoluten Werthe nach
9t< 9i 8^^n muss, so ist gi negativ, g, positiv, d. h. der kältere Körper hat
Wärme abgegeben, der wärmere Wärme aufgenommen und zwar hat der
letztere mehr aufgenommen als der erstere abgegeben hat. DerUeberschuss
von Wärme ist als Arbeit gewonnen, während gleicbzeftig die Menge 9,
von der Temperatur ü, zu der höhten Temperatur /| überging.
Die Gleichung 18) gilt ganz allgemein für alle umkehrbaren Kreis-
processe mit idealen Oasen. Es folgt daraus, dass man auf keine Weise
eine Arbeitsmenge aus Wärme erzeugen kann, ohne dass gleichzeitig Wärme
von einem wärmeren zu einem kälteren Körper übergeht« Umgekehrt kann
nicht Wärme van einem kalten zu einem warmen Körper übei^eföhrt wer-
den ^ ohne dass gleichzeitig Arbeit in Wärme umgewandelt wird. So weit
die Consequenzen der Eigenschaften eines idealen Gases. Die neue
Annahme nun, welche im Carnot^schen Princip liegt, ist die, dass diese
üeberführung überhaupt auf keine Weise auch durch Vermittelnng. beliebi-
ger anderer Körper möglieh sei. Daraus folgt die Giltigkeit der Gleichung
18) für alle umkehrbaren Kreisprocesse mit beliebigen Körpern. Im ent-
gegengesetzten Fall würde sich nämlich nachweisen lassen , dass es durch
Verbindung zweier Kreisprocesse möglich wäre, Arbeit aus Wärme zu ge-
winnen , ohne dass gleichzeitig Wärme von einem wärmeren zu einem käl-
teren Körper überginge.
Die in der Gleichung 18) enthaltene Grösse / ist die durch das Volum
eines idealen Gases bei constantem Druck gemessene Temperatur. Da je-
doch ein solches ideales Gas eine Abstraction ist, so soll im folgenden Ab-
schnitt eine Definition der Temperatur gegeben werden, welche mit der
bisher gebrauchten identisch, aber von der Abstraction eines idealen Gases
unabhängig ist und sich auf die mindestens äusserst wahrscheinliche An-
nahme der Giltigkeit der Gleichungen 18) und 20) für alle umkehrbaren
Kreisprocesse mit beliebigen Körpern gründet.
Anmerkung. Es verdient bemerkt zu werden, dass, wenn man unter
i nicht die absolute Temperatur der an das Gas Wärme abgebenden oder
von demselben Wärme aufnehmenden Wärmequellen , sondern die Tempe-
ratur des Gases selbst versteht, wie es in der Ableitung der Gleich-
ung 18) geschehen ist, diese Gleichung auch noch giltig bleibt, wenn di^
Zeitschrift f. Mathematik u. Phyuik. V. 3
34 Beiträge ztir Theorie der Gase.
oben angegebene zweite Bedingung für die Umkehrbarkeit des Kreispro-
cesses nicht erfüllt ist. Verstösst dagegen ein Theil des Kreisprocesses
gegen die erste Bedingung, so erhält das Integral 18) einen ron Null ver-
schiedenen, immer negativen Werth, der sich in jedem speciellen Falle
nach den gegebenen Gleichungen leicht berechnen lässt. Wenn z. B. das
Gas sich vom Volum 9, zum Volum v^ ausdehnt, ohne einen fiasseren Druck
zu überwinden , so wird
/
(Vergl. die Bemerkung von Clausius in Pogg. Ann. XCVII. p. 449.)
n. Definition der absoluten Temperatur.
Seit dem Zeitalter Galilei's und der Academia del Cimento haben die
Fortschritte der Physik nach und nach eine immer genauere BegriffSsbe Stim-
mung des Temperaturmaasses mit sich gebracht. Bald erkannte man, dass
es nicht gleichgiltig war, welche thermometrische Substanz man anwandte,
indem Thermometer, mit verschiedenen Flüssigkeiten gefüllt, von einander
abwichen, selbst wenn die Fnndamentalpunkte in Uebereinstimmung ge-
bracht waren. Die dadurch entstehende Verlegenheit schien beseitigt, als
man in den elastischen Flüssigkeiten eine ganze Grtippe von Körpern auf-
fand , welche in ihrer Ausdehnung durch die Wftrme übereinstimmen. Man
nahm daher an, dass die Ausdehnung der Gase durch die Wurme dem Tem-
peratur zu wachs proportional sei , oder vielmehr man deiinirte die Tempera-
tur dadurch, dass man einer bestimmten Volumzunahme jedesmal einen
Temperaturgrad entsprechen Hess. Spätere genauere Untersuchungen führ-
ten zu dem Resultat, dass auch die Gase in ihrer Ausdehnung durch die
Wärme kleine Abweichungen von einander zeigen, dass somit jedes Gas-
thermometer nur ein einseitiges, von der individuellen Natur des ange*
wandten Gases abhängiges Temperaturmaass liefert. Nichtsdestoweniger
hat das Luftthermometer bis heute seinen Rang als Normalthermometer be-
hauptet und gewiss mit vollem Recht, da die Abweichungen in der Aus-
dehnung der permanenten Gase so gering sind, dass sie für alle praktischen
thermometrischen Zwecke ausser Acht gelassen werden können. Theoretisch
aber stellt sich das Bedürfniss heraus, eine von den individuellen Eigen-
schaften jedes Körpers unabhängige Definition eines Temperaturgrades zu
geben. Man wäre um nichts gebessert, wenn man die Grösse der Tempe-
raturgrade dadurch definirte, dass man einem Körper immer gleiche Wärme-
mengen mittheilt und seine Temperatur der in ihm enthaltenen Wärme-
menge proportional setzte — mit anderen Worten , dass man die Wärme-
capacität des Körpers constant setzte — denn wir wissen , dass das Ver-
hältniss der Wärmecapacitäten verschiedener Körper sich mit der Tempe-
ratur ändert, und wenn auch gerade wieder bei den permanenten Gasen die
Von Dr. E. Jochmann. 35
Abweichnngen bei den nnserer Beobachtung zugänglichen Temperaturen
innerhalb der Grenzen der unvermeidlichen Beobachtungsfehler zu Hegen
scheinen, so können wir doch für gewiss annehmen, dass sie vorhanden
sind, und auch dieses Temperatnrmaass wäre nur ein Nothbehelf für die
Praxis.
Wenn wir aber das Carnot*sche Princip als ein strenges Naturgesetz
annehmen, welches, wie das Newton'sche Gravitationsgesetz, seine Bestä-
tigung oder Widerlegung nur in der Erfährung finden kann , so giebt uns
dasselbe ein Mittel an die Hand, ein allgemeines von der besondern Natur
Jodes einzelnen Körpers unabhängiges Maass der Temperatur aufzustellen,
indem wir folgende von Thom-son'*) aufgestellte Definition des abso-
luten Temperaturmaasses annehmen:
Wenn irgend ein^ Substanz, die einem vollkommen um-
kehrbaren Kreisprocess unterworfe-n .wird, nur von einer
Wärmequelle von constanter Temperatur Wärme aufnimmt
und nur an einen zweiten Körper von constanter Temperatur
Wärme abgiebt, so sind die Temperaturen beider Körper
proportional den während des Kreisprocesses aufgenomme-
nen und abgegebenen Wärmemengen**).
Will man noch eine bestimmte Temperatur einheit festsetzen, so kann
man die Temperaturdifferenz des schmelzenden Eises und des bei 760™*"
Quecksilberdruck siedenden Wassers = 100 setzen , um die Eeduction der
Angaben des Centesimalluftthermometers möglichst zu erleichtern. Auf
welche Weise es möglich wird, eine Vergleichuog zwischen der dieser De-
finition entsprechenden Thermometerscala und der des Luftthermometers
zu gewinnen, werden wir im vierten Abschnitt untersuchen.
m Einige allgemeine Formeln der meehanischen Wftrmetheorie.
Bevor wir zur Betrachtung der vom Mariotte-Gay-Luss a c'sehen
Gesetz abweichenden Gase übergehen, ist es erforderlich, an einige allge-
meine Formeln der mechanischen Wärmetheorie zu erinnern , deren wir im
Folgenden bedürfen.
Der Zustand einer Flüssigkeitsmasse , welche wir gleich 1 nehmen
wollen , lässt sich im Allgemeinen durch die drei Variabein p, Vy t aus-
drücken, zwischen welchen eine Bedingungsgleichung stattfindet, .welche
*) Philosopfdcal Trattsactiowt of tke Royal Society of London, 1854. I. p. 351.
**) Diese Definition soll also nicht etwa das We s e n der Temperatur erklären,
eben so wenig als man das Wesen der Kraft erklärt, indena man die Beschleonigung
aU Maass für dieselbe annimmt, sondern sie soll nur die verschiedenen Temperaturen
numerisch vergleichbar machen. Der Begriff der Temperatur kann nur von der
Molecularraechanik erklärt, d. h. mit anderen mechanischen Begriffen in nothwendi|
gen Zusammenhang gebracht werden. Vergl. den sechsten Abschnitt, a oy ^«^^ v^v^^lC
3*
36 Beiträge zur Theorie der Gase.
je nach der Natnr der Flüssigkeit verschieden und von welcher die tf a -
riotte-Gay-Lnssac^sche ein specieller Fall ist. Man kann daher p als
Funption der beiden andern, als unabhängigen Variabein, betrachten.
Wachsen diese respective um dv und <f/, so wird dabei eine gewisse Wärme-
menge JQ aufgenommen. Man kann daher setzen
21) /tQ = Mdv + Ndt,
wo also Mdv die Wärmemenge ist, welche bei constanter Temperatur dem
dem Volumzuwachs dv und Ndt die Wärmemenge, welche bei constantem
Volum dem Temperaturzuwachs dt entsprechen würde. Es ist daher N die
specifische Wärme bei constantem Volum oder
22) N=c.
Soll der Druck constant bleiben , so muss die Bedingung "
dv dt
erfüllt sein , und daraus ergiebt sich der Werth für die specifische Wärme
bei constantem Druck
dp
dv
oder ■
dp
23) ei~c = — ilf.|i..
d_p
dv
Die Grösse M könnte man die specifische Wärme bei constanter Temperatur
nennen.
Von der Wärmemenge /iQ wird ein Theil in äussere Arbeit umgewan-
delt. Die geleistete äussere Arbeit ist nämlich p . dv. Die übrige Wärme-
menge
24) dQ = (m— l\dv + N.dt
wird zur Temperaturerhöhung (Vermehrung der lebendigen Kraft der Mo-
lecularbewegung , welche wir Wärme nennen) und zu innerer Arbeit (Ent-
fernung der Molecüle, Aenderung des Aggregat- oder Molecularzustandes)
verbraucht. Macht die Flüssigkeit einen Kreisprocess durch , bei welchem
V und i schliesslich ihre ursprünglichen Werthe wiedererhalten , auch der
Molecularzustand am Ende derselbe ist, wie am Anfang, also die Summe
der im ganzen Kreisprocess geleisteten innern Arbeit gleich Null, so ver-
schwindet das über den ganzen Kreisprocess ausgedehnte Integral von rfß,
welches auch die Form des Kreisprocesses sein möge^goieibder Ausdruck 24)
Von Dr. E. Jochmank. 37
ist ein vollständiges Differential. Aasnahmefälle, in welchen eine. Um-
wandlung allotroper oder isomerer Zustände in einander, z. B. von Ozon in
Sauerstoff, innerhalb des Kroisprocesses vorkämen, würden eine besondere
Betrachtung erfordern.
Setzen wir AdQ = dfF, bo ist
25) dFF= {AM —p) dv + ANdi,
~) ^=-'»-'. ^=-
Die Function W ist in der mechanischen Wärmetbeorie unter dem Namen
der Wirkungsfunction*) oder mechamcal energy**) bekannt. Es ist
nämlich nach dem Vorhergehenden klar, dass die Summe mechanischen
Effects, welche aus der Masseneinheit der Flüssigkeit gewonnen werden
kann, indem sie von einem beliebigen Zustand {v, t) in einen andern (t^(»iO
übergeht, oder umgekehrt die Arbeitsmenge, welche erforderlich ist, die-
selbe aus dem letzteren in den ersteren tiberzuführen, durch die Differenz . •
W{v,t)^W{v,,U)
repräsentlrt wird.
Da der Differentialausdruck 25) der Bedingung der Integrabilität ge-
nügen muss , so ergiebt sich daraus die Gleichung
d{AM—p)_d{AN)
dl ~ dv
oder
^'^ dt dv~A'di'
welche als der analytische Ausdruck des Princips der Aequivalenz der
Wärme und Arbeit betrachtet zu werden pflegt.
Diese Gleichung kann dazu dienen , aus dem früher gewonnenen Aus-
druck des Camot'schen Princips 18) die analytische Form herzuleiten , in
welcher dasselbe zuerst von Thomson aufgestellt wurde. Setzt man näm-
lich in 18) für /iQ seinen Werth 21) und berücksichtigt, dass in Folge von 18)
— ein vollständiges Differential sein muss für alle umkehrbaren Processe,
so folgt
oder
und mit Rücksicht auf 27)
*) Kirchhoff: Ueber einen Satz der mechanischen W&rmetheorie. Poggend.
Ann. Cni. 177.
♦*) W. Thomson: On the qmnfUies of mechamcal enerffy contained in a fluid.
Phä. Mag, (4. ßer.) IX. 523. ^.g,,,^^ ^y ^^^^
dt
dv
BM
dt
dN M
dv~ l
LV-
38 Beiträge zur Theorie der Gase.
28) ^.J!f = <.|£,
Welches der von Thomson'*) gegebene Ausdrack ist, wenn man in diesem
die Car not 'sehe Temperaturfunction ^ = — setzt. Wird dieOleicbnng 28)
in Beziehung auf t differentiirt , so erhält man mit Rücksicht auf 27):
29)
Ans 36) und 28) folgt
dW 8p
30)
■ 0»-'ä7— ^'
V
31) w^J{i^±-p)dv + ^{i),
»0
wo »0 ®i^ beliebig zu wählender Anfangswerth von v und (p{t) diejenige
noch zu bestimmende Function von t ist, auf welche sich W für » = Vo re-
ducirt. Bezeichnen wir die Function von /, auf welche sich N für t> =»o ro-
ducirt, mit JV^,, so wird nach 26):
folglich
V t
32) W = C(i ^± — ^dv + A JN^dt + consU
Die Constante ist ofiFenbar W (v^^Q.
Wenden wir diese Gleichungen auf das ideal permanente Gas an , so
ist nach 1)
k.t dp k dp
W=AfN,dt,
oder , da die specifische Wärme bei constantem Volum c für das ideale Gas
von der Temperatur unabhängig ist,
33) w—W,^A.c.{t — Q,
"' '■^-^■" ^=«. «=f. "-'■
Die Wirkungsfunction des idealen Gases ist also eine Function der
Temperatur allein und vom Volum (der Dichtigkeit) unabhängig. Es ist
dies das Wesentliche der Mayer'schen Annahme. Da nämlich ein ideales
Gas, welches sich ausdehnt, ohne Arbeit zu leisten, seine Temperatur nicht
ändert , oder da bei Gompression des Gases das genaue Acquivalent der ge-
♦) Pmo,ophical Magazine. (4. 8.) IV. p. 169. ^.g,,.^^^ ^^ GoOglc
Von Dr. E. Jochmann. 39
leisteten Arbeit als Wärme wieder gewonnen wird , welche man demselben
Ton aussen wieder entsiehen kann , indem man es auf seine ursprüngliche
Temperatur surttckbringt^ so folgt daraus, dass die Wirkungsfunction in
beiden Fällen nngeändert geblieben sein muss, indem die Summe der von
dem Gase gewonnenen Arbeit und Wärme gleich Null ist.
(Fortsetzong folgt.)
IV.
Beitrftge znr Geschichte der Fortschritte in der elektrische
Telegraphie.
Von Dr. Eduard Zetzsche.
L Die Copirtelegraphen.
Bei den im ersten Jahrgange dieser Zeitschrift Seite 89 iL kurz be-
schriebeneu Telegraphenapparaten werden die verschiedenen Wirkungen,
welche sich mittels elektrischer Ströme fast ohne Zeitverbrauch in beträcht-
licher Ferne hervorbringen lassen, benutzt, um eine Nachricht an einen
entfernten Ort zu befordern. Bei den Nadeltelegraphen dient die
durch den elektrischen Strom herbeigeführte Ablenkung einer oder meh-
rerer Magnetnadeln oder Stabmagnete , oder zweier mit einander verbun-
dener, um eine Axe drehbarer halbkreisförmiger Magnete (im Bain-Ek-
1 in gesehen Telegraph) als telegraphisches Zeichen, aus welchem sich durch
Wiederholung und Abwechselung in der Ablenktgigsrichtung eine Reihe
Zeichengruppcn bilden lassen, um durch sie die Buchstaben des Alphabetes
für die Schriftsprache auszudrücken mit einer Genauigkeit und Bestimmt-
heit, welche mit der Anzahl der gewählten Gruppen wächst. Bei den Zei-
gertelegraphen rückt durch abwechselnd hergestellte und unterbrochene
elektrische Ströme (entweder in Folge der dabei eintretenden und wieder
verschwindenden elektromagnetischen Anziehung allein, oder durch das
Zusammenwirken derselben mit einem Uhrwerke, einem Gewichte, einer
Feder u. dergl.) ein Zeiger auf einem mit den Buchstaben, Ziffern und
anderen Zeichen beschriebenen Zifferblatte schrittweise fort, bleibt endlich
auf dem jedesmal zu telegraphirenden Buchstaben u. s. w. stehen und buch-
stabirt so dem Telegraphisten die Depesche vor. Die elektromagnetischen
und elektrochemischen Schreib - und Drucktelegraphen endlich
lassen auf einem durch ein Bäderwerk mit Gewicht in Bewegung gesetzter
uigiTizea oy v_j vy v_/ 'i ILv^
40 Beiträge zur Geschichte d* Fortschritte i. d; elektr. Telegraphie.
Papierstreifen gewisse Zeichen (Punkte und Striche) entstehen*), aus denen
ebenfalls Gruppen zur Bezeichnung der Buchstaben, Ziffern und anderer
Schriftzeichen gebildet werdeu; und zwar erzeugt bei den elektrochemi-
schen Telegraphen der Strom unmittelbar die Zeichen als farbige Linien
auf und in dem feuchten, vorher mit Cyankalium- oder Jodkaliumlösung
und Stärkekleister getränkten Papiere , da er durch das Papier selbst ge-
leitet wird und dasselbe so ok und so lange er hindarch geht , unter Zer-
setzung des Jod- oder Cyankaliinus violet oder braun färbt; während bei
den Druckapparaten ein Hebel durch elektromagnetische Anziehung vom
Strome in Bewegung gesetzt wird -und durch einen rein mechanischen Vor-
gang die Zeichen auf dem Papiere eingräbt, oder mit einer farbigen Flüs-
sigkeit auf dem Papiere aufträgt.
• Alle diese Telegraphenapparate sind nun in ihrem Gebrauche insofern
einer Beschränkung unterworfen, als man durch sie eben nur eine gewisse,
wenn auch beliebig grosse Anzahl vorher verabredeter Zeichen von be-
stimmter Bedeutung in die Ferne senden kann; wenn man durch sie auch
jede in Worten ausgedrückte Nachricht telegraphiren kann, so lassen sich
doch z. B. Zeichnungen , Karten , Pläne , Copien von Handschriften und
Stenographien u. s. w. durch sie nicht weiter geben. Gleichwohl kann dies
untBr Umständen höchst wünschenswerth sein, wäre es auch nur, um in
allen Fällen in einer treuen Nachbildung der Unterschrift des Aufgebers
einer einlangenden Mittheilung ein sicherers Merkmal für die Beurtheilang
der Aechtheit der Mittheilung zu besitzen. Noch wichtiger aber würde es
sein, wenn man durch die Anwendung eines solchen Copirtelegraphen
(d. h. eines Apparates, welcher telegraphisch an einem entfernten Orte eine
getreue Abbildung irgend eines Schriftstückes entstehen lässt) die Mitthei-
lung zugleich von dem die Mittheilung vermittelnden Telegraphisten unab-
hängig machen könnte, weil dadurch jede sonst vielleicht mögliche Irrung
unmöglich gemacht würde. Die Lösung der in Rede stehenden Aufgabe
ist von verschiedenen Seiten versucht worden , ohne dass sie bis jetzt voll-
kommen und für die Praxis anwendbar geglückt wäre.
Wenn eine Walze sich um ihre Axe dreht und dabei gleichzeitig in
ihrer Axenrichtung in einer mit der Umdrehung gleichen Schritt haltenden
Weise verschoben wird, so beschreibt ein fester Punkt auf ihrer Oberfläche
eine Schraubenlinie, denn es kommen nach und nach alle auf dieser
Schraubenlinie liegenden Punkte an dem festen Punkte vorbei. Ist der
feste Punkt irgend ein die Walze berührender Schreibstift, so wird die
Schraubenlinie auf der Walze selbst sichtbar; genau dieselbe Wirkung er-
hält man aber auch, wenn man der Walze blos eine drehende Bewegung
ertheilt und gleichzeitig den Schreibstift über die Walze hin- und herführt.
*) Duselbe gesobioht zwar aach bei dem Steinhei Tscheu Telegraph, welcher
jedoch nach seiner sonstigen Einrichtung (vergl. Jahrg. I., S. 00} zu den Nadeltele-
graphen gehört.
Digitized by VjOOQIC
Von Dr. Eduard Zetzsghb. 41
Die einseinen Windungen dieser Schraubenlinie liegen um so enger &nein-
der, eine je kleinere Lftngenversehiebnng der Walze während einer Um-
drehnng ertheilt wird, und man hat es sonach in der Hand, den Schreibstift
möglichst viel Punkte der Oberfläche berühren zu lassen. Denken wir uns
nun auf zwei mit einander in Verbindung gesetzten Telegraphenfltationen
zwei solche Walzen von Metall von gleicher Grösse , welche auch durch
zwei gleiche Uhrwerke in einem vöUig übereinstimmenden und gleich-
massigen Gange erhalten werden ^ so beschreiben die beiden metallenen
Sehreibstifte auf den beiden Walzen genau dieselbe Schraubenlinie. Wird
jetzt die telegraphisch zu copirende Zeichnung mit einem die Elektrioität
nicht leitenden Materiale (z. B. Harzfirniss) auf eine leitende Platte (etwa
Stanniol, angefeuchtetes Goldpapier u. dergl.) aufgetragen und auf die
Walze der telegraphirenden Station gelegt, so dass der mit dem einen Bat-
teriepole verbundene Schreibstift darauf ruht, während die Walze selbst
durch die Luftleitung mit dem Schreibstifte der empfangenden Station ver-
bunden ist, steht ferner die dortige Walze ebensowohl, als der zweite Bat-
teriepol der gebenden Station mit der Erde in leitender Verbindung, und ist
endlich zwischen dem Schreibstifte und der Walze der Empfangsstation ein
leitendes Zwischenmittel vorhanden, so ist der Kreis der Batterie ge-
schlossen, so lange der Schreibstift der gebenden Station über einen Theil
der leitenden Platte hinweggeht, und der demnach beständig vorhandene
Strom wird nur unterbrochen, wenn der Schreibstift über einen Zug der zu
copirenden Zeichnung gleitet. Ist aber auf der Empfangsstation das lei-
tende Zwischenmittel zwischen Stift und Walze ein mit Cjankalium- oder
Jodkalinmlösung und Stärkekleister getränktes feuchtes Papierblatt, so
wird dieses ganze Blatt mit engen, farbigen Schraubenlinien überzogen und
bleibt nur an den Stellen weiss , welche den mit der Zeichnung versehenen
Stellen des Originals entsprechen. Original und Copie würden sich dann
zu einander verhalten , wie es Fig. 1 u. 2 auf Taf. I. anschaulich machen.
Wären dagegen in der Origiualdepesche nur die Züge der Zeichnung lei-
tend , der übrige Grund aber nicht leitend , so entstünde in der Copie die
Zeichnung als ein aus lauter kleinen Strichen bestehender farbiger Zug auf
weissem Grunde , wie es Fig. 3 auf Taf. I. zeigt.
Der erste Apparat dieser Art wurde von deiu Amerikaner F. C. Bake «
well (in Hampstead) vorgeschlagen*) und im Modell im November 1860 in
London behufs der Anstellung von Versuchen ausgestellt; die Illustrated
London News brachte die erste Mittheilung darüber in der Nummer vom
*) Nicht Ton dem englischen Mechaniker Ba in, welcher sich aber am 12. De-
cember 18 16 einen elektrochemischen Teleg^rnphen hatte patentiren lassen , der ge-
wLssermaassen aach copirt ; zwei Schreibstifte liegen auf einer Metallwalze auf und
schreiben die Depesche in Zeicheugruppen auf einen zwischen beiden durchgehenden
chemisch präparirten Papierstreifen ; in dieselben Zeichengruppen Übersetzt wird die
Originaldepesche auf einen Papierstreifen übertragen, auf welchem sie zwei Reihen
(ausffeschlaffener] L5cher bildet; auf der telefrraphirenden Station läuft der Streifen (/>
** •^ o «r uigiTizea Dy v_i vyv./'i Iv^
42 Beiträge zur Geschichte d. Fortschritte i. d. elektr. Telegraphie.
16« No7ember) die Beschreibung und Abbildung in der Nummer vom 23. No*
vember 1850. Danach wurde die Depesche mit Firniss auf Zinnfolie ge-
schrieben und auf die durch ein Gewicht in Umdrehung versetzte Waise
aufgelegt; ein Zahnrad an der Walze greift in ein anderes ein und dreht
durch dasselbe eine parallel zur Walze liegende, fein geschnittene Sehrau-
benspindel um, auf welcher als Mutter eine Hülse sitzt, die den Schreibstift
tr> letzterer wird sich somit beim Umdrehen der Walze über dieselbe
hinbewegen. Auf der Empfangsstation liegt auf der Walze ein mit blau-
sauerem Kali (besser mit gelbem Blutlaugensalz) getränktes und mit ver-
dünnter Salzsäure befeuchtetes Papier, auf welchem der Strom durch Zer-
setzung der Salzsäure blaue Linien von Berlinerblau entstehen lässt,
welche entlang den Zeilen der Schrift laufen, wie in Fig. 2. Die Geschwin-
digkeit der Mittheilung hängt von der Grösse der Schrift und dem grösseren
oder geringeren Abstände der Schraubenlinien von einander ab. Dhb ^e-
peschengeheimniss lässt sich durch Anwendung einer Geheimschrift , oder
auch dadurch gewährleisten, dass man den Papierstreifen Mos mit ver-
dünnter Salzsäure befeuchtet, wodurch die Depesche unsichtbar wird und
erst auf dem Streifen sichtbar hervortritt, wenn der Empfänger den Strei-
fen in eine Lösung von blausauerem Kali taucht. — So einfach indessen
auch der von Bake well angegebene Apparat erscheint, so sind doch die der
Anwendung desselben entgegenstehenden praktischen Schwierigkeiten zu
wesentlich, als dass der Apparat eine allgemeinere Verbreitung hätte finden
können. Denn abgesehen davon, dass der Apparat, wie alle. chemischen,
wenig zuverlässig ist, wenn nicht das präparirte Papier einen durch und
durch gleichen Feuchtigkeitsgrad besitzt und in ihm erhalten wird, dass
beim Austrocknen des Papiers die Leitung förmlich unterbrochen und "^in
Telegraphiren völlig unmögHch wird , und dass er endlich auch kein hör-
bares Zeichen giebt und deshalb fasst unentbehrlich noch mit einer Weck-
und Ruf -Vorrichtung zu verbinden wäre: so ist es durchaus nicht leicht,
die Hauptbedingung zu erfüllen, nämlich zwei oder gar mehrere (obendrein
wiederholt zu arretirende und an verschiedenen Orten befindliche) Appa-
rate durch Uhrwerke in einem ganz gleichmässigen Gange zu erhalten,
ohne welchen doch die Schriftzüge verzerrt erscheinen würden. Deshalb
brachte schon Bakewell einen elektromagnetischen Regulator an; entweder
ein Pendel auf jeder Station, welches an einer gewissen Stelle seiner
Schwingutigsbahn an eine Feder anstreifte und so eine Batterie schloss , in
deren Kreis ein Elektromagnet eingeschaltet war und durch Einrückung
über eine Walze mit 2 gegen einander isolirten Metallringen, und auf ihm schleifen 2
mit 2 Batterien verbundene Federn, welche jedesmal einen Strom dnrch die Linie
senden, so oft ihre Spitze dnrch ein Loch im Streifen hindarch den darunter liegen-
den Metallring berührt. 1851 Hess Bain den einen Stift weg und ersetzte den präpa-
rirten Papierstreifen durch ein auf einer ebenen Metallscheibe liegendes Blatt Papier,
auf welches der Schreibstift die durch Gruppen von Strichen und Punkten in einer
Reihe ausgedrückten Buchstaben in einer Spirallinie niederschrieb. ^^ ^^^^^]^
uigiüzea oy ^^jOOV IV^
Von Dr.JEDüARD Zetzsche. 43
einer Sperrklinke in ein Rad des Appat ates dessen Gang regulirte; oder
ein kleines Metallrad am gebenden Apparate ^ welches durch Scbliessen
nnd OeSnen einer Batterie auf einen Elektromagnet auf der Empfangssta-
tion wirkte und durch diesen den Gang des empfangenden Apparates re-
gulirte.
Die Nachricht dieser Erfindung verbreitete sich bald auch in Deutsch-
land. Die deutsche allgemeine Zeitung brachte 1851 in Nr. 181 einen Be-
richt über die am 3. April d. J. zwischen London und Brigston angestellten
gelungenen Versuche, und die Weserzeituug theilte nach einer Correspon-
denz aus New- York von einer Modification des Apparates unter Anderm
mit , dass „die sich drehende Walze bei jeder Umdrehung um ^ Zoll zur
Seite rücke*), so dass ein Zeitungsbogen von 20 Zoll Breite in 1300 Umdreh-
ungen auf 1 Seite mit schraffirten Linien bedeckt worden sei. Bei einer
Umdrehungsgeschwindigkeit von Ö Fuss könne man in einer Minute 86
Qnadratzoll Papierfläche, oder die Seite eines massigen Briefbogens mit
telegraphischer Schrift bedecken.** Durch die Zeitungsnachrichten veran-
lasst, construirte der Mechanikus Matth. Hipp in Reutlingen 1851 einen
ähnlichen Oopirtelegraph , dem er folgende Einrichtung gab: Die Walzen
werden durch ein Uhrwerk um ihre Axe gedreht und gleichzeitig in ihrer
Axenrichtung verschoben; die Depesche wird mit einer die Elektricität
nicht leitenden Tinte auf Gold - oder Silberpapier geschrieben , über wel*
chem der metallene Stift befestigt ist; auf der Empfangsstation wirkt der
8tron> luif einen Elektromagnet, mit welchem ein Schreibstift (eine Glas-
feder) verbunden ist, welcher „innen mit Tinte gefüllt** ist und das auf der
Walze liegende gewöhnliche Papier berührt, wenn der Anker des Elektro*
magnetes abfallt, sich dagegen von ihm entfernt, wenn der Anker ange-
zogen ist. Werden also die beiden gleichen Walzen gleichmässig bewegt,
so lässt der Schreibstift auf dem Papiere auf weissem Grunde eine aus
kleinen Strichen gebildete Nachbildung der Schriftzüge des Originals ent-
stehen. (Vergl. Fig. 8, Taf. L)
Auf der Londoner Ausstellung hatte auch Th. du Moncel in Paris eine
Probe der mit dem Apparate von Bakewell erzeugten Schrift gesehen und
construirte danach kurz darauf einen Oopirtelegraph, bei welchem die
Walze A (in Fig. b^ Taf. L) durch ein Uhrwerk (mit einem conischen Pen«
del von Bain als Regulator) umgedreht wird; über die Walze läuft ein
langer Papierstreifen CD von der Bolle B^ und auf diesem liegt der Stift E^
welcher von demselben Uhrwerke aus durch die excentrische Scheibe F
und den um H drehbaren Hebel GE in einer zickzackförmigen Bewegung
*) Um diess zu bewerkstelligen, dürfte man nur die Walzen W und W^ in Fi-
gur 4 (Taf. X.) auf Schraubenspindeln S und S^ stecken, auf denen sie sich dann bei
ihrer Umdrehung fortschrauben; die Schreibstifte a und a^ liegen dann fest, und der
Strom geht von der Batterie B der telegraphirenden Station durch «i nach W^ S
durch die Luftleitung L durch «i und ^| und durch die Erdplatten £| und E nach B
surück. i (>
44 Beiträge zur Gescbichte d. FortscbriUe i. d. elektr. Telegraphie.
über den Streifen hin« und hergeführt wird. Auf der gebenden Station ist
der Streifen von Zinnfolie und die nicht leitende Schrift läuft entlang dem-
selben, auf der empfangenden aber ist der Streifen ein mit blausauerm Kali
getränktes Papier« AU Regulator dient auf jeder Station ein durch ein
Relais in und ausser Thätigkeit gesetzter Elektromagnet, welcher auf die
Linse des Pendels im Uhrwerk wirkt und dieselbe nach Bedarf in einer
Lage ausser der Verticalen festhält. Beim Beginn des Telegraphirens
lassen diese Elektromagnete auf den beiden correspondirenden Stationen
die Uhrwerke los und reguliren dann deren Gang.
Am 26. Februar 1855 legte Seng raff der Academie der Wissenschaf-
ten in Paris einen Vorschlag zu einem Copirtelegraph vor, über dessen
Einrichtung aber weiter Nichts bekannt geworden ist.
Im Juni 1856 (also 6 Jahre nach Bakowell) trat der Abb^ Giovanni
Caselli in Florenz mit einem „ neuerfundenen *^ Copirtelegraph hervor,
den erPantelegraph taufte; aber erst im December 1858 wurde die neue
Erfindung einigermaassen näher beschrieben. Die Depesche wird mit ge-
wöhnlicher Feder und gewöhnlicher Tinte auf ein Papier geschrieben, wel-
ches durch einen dünnen Ueberzug von Zinn oder Silber metallisirt ist;
dieses Papier wird in dem Apparat zum Zeichengeben zwischen zwei Me-
tallwalzen gebracht, welche sich durch ein Uhrwerk in entgegengesetztem
Sinne umdrehen, und während das Papier durch die Umdrehung der beiden
Walzen gleichmässig um einen Bruchtheil eines Millimeters fortrückt, läuft
eine Platinspitze in gerader Linie quer über seine Oberfläche. Gleichzeitig
rückt auf der Empfangsstation ein chemisch vorbereitetes Papier zwischen
zwei ähnliche Metallwalzen um einen gleichen Millimeterbruchtheil fort,
und es läuft über dasselbe ebenfalls eine Eisen- oder Stahlspitze und lässt
auf ihm eine getreue Abbildung der Züge der Originaldepesche entstehen,
und zwar in blauer, rother oder gelber Farbe auf weissem Grunde. Die
Uebereinstimmung und Gleichzeitigkeit in den mechanischen Bewegungen
sucht Caselli durch zwei Pendel von gleicher Schwingungszeit auf folgende
Weise zu erlangen : die beiden gleichen Pendel sind auf den beiden Sta-
tionen an einer horizontalen Axe aufgehängt, mit einem Elektromagnetstab
von 20 Kilogramm Gewicht belaetet , und stehen durch den telegraphischen
Leitungsdraht unter einander der Art in Verbindung, dass der Strom, wel-
cher durch die Leitung geht, auch durch die Pendelstäbe gehen mustf.
Wenn diese nun den Elektromagnet an ihrem Ende ein wenig aus der Ver-
ticalen heraustreten lassen, so wird jeder Elektromagnet durch eine (von
der Linien- oder Telegraphirbatterie unabhängige) Localbatterie magneti-
sirt und von einem im Endpunkte der Schwingung aufgestellten Anker aus
weichem Eisen angezogen und festgehalten. Kaum sind aber die Pendel
in diese Lage gekommen , so wird der Kreis der Localbatterie durch den
Linienstrom unterbrochen, die Elektromagnete entmagnetisirt und durch
ihre Schwere zurückgeführt; sie vollbringen nun einen Pendelschlag, bis
uigiüzea oy x_j vyv^'i lv.
Von Dr. Eduard Zetzsche, 45
sie auf der andern Seite der Vertikalen in gleichem Abstände dnreli einen
■weiten Anker ans weichem Eisen fest gehalten werden, welcher seinerseits
ebenfalls gleich daranf von dem Linienstrom durchflössen wird ; die Local-
batterie wird dadurch wieder anterbrocheu , der Elektromagnetismus besei-
tigt , und das Pendel macht einen neuen Schlag u. s. f. Auf diese Weise
r^ulirt der Linienstrom das Zusammenfallen der Pendelschwingungen und
bringt durch sie üebereinstimmung in die Bewegungen auf beiden Sta-
tionen ^ da sich bei jedem Pendelschlage die beiden Spitzen und Papiere
ga^z gleich weit bewegen. Dann bleibt der Linienstrom während des
ganzen Pendelschlages selbst zur freien Verfügung und cirouiirt während'
dieser Zeit wirklich von der Piatinspitze der telegraphirendeu Station
durch die Leitung zur Stahlspitze der Empfangsstation, durch die me-
tallenen Walze, die Papiere u. s. w. Da nun die Tinte, mit welcher die
Originaldepesche geschrieben wurde , ein schlechter Leiter ist, so wird der
Linienstrom jedesmal, wenn die Platinspitze tlber einen Schriftzug hinweg-
geht, minder intensiv, und es tritt eine Aenderung in der steten Einwirkung
des Stromes auf das chemische Papier der Empfangsstation ein; auf eine
ganz einfache, aber von Caselli noch g.eheim gehaltene Weise ^ nämlich
kehrt sich zugleich mit der Abnahme der Stromstärke plötzlich die Polari-
tät der Stahlspitze auf der Empfangsstation aus dem positiven ins negative
um, und diese Umkehrung lässt auf dem Papierstreifen die Züge der De-
pesche farbig hmvortreten. — Oaselli behauptet, dass man zwei Depeschen
zugleich in entgegengesetzter Richtung auf demselben Drahte befördern
könne; dabei wäre die Beförderung äusserst schnell und bei Anwendung
der Stenographie könne man den absolut höchsten Orad von Schnelligkeit
erreichen. Nach den Versuchen des Erfinders kann man in einer Minute
eine Depesche von einem Qnadratdecimeter (= 16 Quadratzoll) abtelegra-
phiren; auf diesen Raum gehen aber etwa 500 Buchstaben bei gewöhnlicher
Schrift, oder 3000 bei Stenographien. Jenachdem die Spitzen in kleineren
oder grösseren Zwischenräumen quer über das fortrückende Papier rttcken
und engere oder weitere Linien darauf beschreiben, wird die Depesche
mehr oder weniger vollkommen, natürlich auf Kosten der Geschwindigkeit
der Befördert^ng, welche indessen selbst bei den vollkommensten, dem
Originale völlig gleiche Depeschen die Beförderung mittels sonst üblicher
Telegraphen bei weitem übertreflFen soll. — Während nicht telegraphirt
wird, dürften die Pendel in den Endpunkten ihrer Schwingung festgehalten
werden. Der Umstand, dass bei der Intensitätsveränderung des Linien-
stroms die Polarität der Stahlspitze in die entgegengesetzte umschlägt und
dadurch eben die chemische Einwirkung erfolgt, lässt befürchten, das der
Pantelegraph auch jede zufällige Schwächung des Linienstroms mit ver-
zeichnet und niederschreibt, wodurch seine Zuverlässigkeit sehr in Frage
gestellt werden würde. Ein bestimmteres ürtheil darüber ist mt Zeit
nicht möglich, da eine ausführlichere Beschreibung noch fi^j^aoy ^i^OOQLC
46 Beiträge zur Geschichte d. Fortschritte i, d. elektr. Telegraphie.
Am 9. November 18^ endlich wurde Richard Archibald Brooman in.
London ein Copirteiegraph als Mittheilung patentirt, zugleich mit einem
Vorschlage zur Beseitigung der Bückschläge beim Telegraphiren. Wenn
nXmlich ein elektrischer Strom unterbrochen wird, so durchläuft eine Reac-
tion den ganzen Schliessungskreis, deren Dauer der Länge des Schlies-
sungskreises proportional ist. Wurde z. B. beim Atlantischen Telegraphen-
tau der Kreis nach dem Geben eines Zeichens unterbrochen, so musste man
eine lange Zeit verfliessen lassen, bevor man ein neues Zeichen geben
konnte , nämlich bis die Räckstiröme zur Ruhe gekommen waren und der
Schliessungskreis seine normale Beschaffenheit wieder angenommen hatte.
Um diesen Verzug zu umgehen und die Beförderung der Depesche mit der
Schnelligkeit zu ermöglichen , welche die mechanische Handhabung der
Apparate zulässt, ordnet Brooman die Linienbatterie so an , dass der Kreis
beständig, geschlossen bleibt und nie unterbrochen wird. Dabei wird vor-
ausgesetzt, dass der Linienstrom auf der andern Station die Zeichen durch
eine magnetische Einwirkung hervorruft. Wenn man zwei entfernte Sta-
tionen durch einen Leiter verbindet , und beide in denselben Schliessungs-
kreis dergestalt einschaltet, dass .der Linienstrom an beiden Stationen Kör-
per umkreist, auf die er eine elektromagnetische Wirkung äussern kann,
z» B. die Ablenkung einer Magnetnadel oder die magnetische Induction in
den Eisenkern eines Elektromagnetes, so ist die Induction oder Ablenkung
abhängig von der Starke des elektrischen Stromes. Lässt also ein elek-
trischer Strom einen Elektromagnet seinen Anker in einer gewissen Entfer-
nung etwa mit einer Kraft von 1 Pfunde anziehen, so bleibt der Anker trotz
der Einwirkung des Stromes unbeweglich, wenn wir den Anker so einrich-
ten , dass erst eine Kraft von 2 Pfund ihn in Bewegung setzen kann , und
wir müssen die Batteriekraft vergrössern , wenn der Strom den Anker be-
wegen soll. Es würde daher der Anker zwar angezogen werden und wie-
der zurückgehen, aber es würden keine Rückschläge erfolgen (od«r sie
würden von dem beständig in der Linie beibehaltenen Strom überdeckt),
wenn wir die Batteriekraft verstärken und vermindern könnten, ohne da-
bei den Kreis zu unterbrechen. Um diess zu erreichen, theilt Brooman die
Batterie in zwei oder mehrere Gruppen, von denen die eine zwar beständig
in den Kreis eingeschaltet ist, aber einen Strom in die Linie sendet, wel-
cher auch stark genug ist, um den Anker vom Elektromagnet anziehen zu
lassen, während die anderen Gruppen beim Telegraphiren durch den
Zeichengeber eingeschaltet werden und dann die telegraphischen Zeichen
auf der andern Station hervorrufen. — Um nun auf einer zweiten Station
eine genaue Nachbildung einer geschriebenen oder gedruckten Depesche
schnell und zuverlässig entstehen zu lassen , wird letztere mit einer so sub-
stantiellen (nicht leitenden) Tinte niedergeschrieben, dass sie von dem
Papiere auf eine Metallfläche übertragen werden kann, nämlich auf eine
Metallwalze, welche durch ein niedergehendes Gewicht an einem Uhrwerke
uigiTizea oy vj^^yv^'i lv-
Von Dr. Eduard Zetzschb. 47
in Umdrehung Tersetat wird. An dem Gestell der Waise ist ein Hebel be-
festigt, jedoch isolirt gegen die Walze; derselbe liegt mit einer kleinen Rolle
an dem einen seiner Enden anf der Walze und ist am andern Ende mit
dem Schliessungskreise Terbnnden; wenn nun die Rolle die blanke Ober-
fläche der Walze berührt, so ist der Kreis geschlossen, wird aber unter-
brochen , sowie dio' RoUe über einen beschriebenen Theil der Walze hin-
weggeht. Der Stützpnnkt des Hebels erhält eine seitliche Bewegung,
durch welche der Hebel nach und nach von einem Ende der Walze bis zum
andern hinbewegt wird, mit einer der Umdrehung der Walze angemessenen
Geschwindigkeit, so dass die Rolle nach und nach die ganze Oberfläche der
Walze überstreicht. Diess ist der Apparat zum Zeichengeben. In dem
Apparate zum Aufnehmen und Niederschreiben der Depesche befindet sich
eine Walze von gleichem Durchmesser und gleicher Länge mit derselben
Hebelvorrichtung, nur dass der Hebel einen Schreibstift an dem einen und
einen Anker ans weichem Eisen an dem andern Ende trägt. Unter dem
Anker steht ein Elektromagnet, dessen Spulen in den Sehliessungskreis des
Linienstroms eingeschaltet sind. So oft nun auf der telegraphirenden Sta-
tion die Rolle des Hebels auf einer blanken Stelle der Walze liegt, geht
der Strom auf der empfangenden Station durch die Spulen des Elektro-
magnetee, der Ankeif geht nieder, und der Schreibstift legt sich auf die
Walze und schreibt auf das Papier, mit dem sie tiberkleidet ist, ein •
schwarzes Zeichen, setzt aber ab, sobald die Rolle auf eine beschriebene
Stelle kommt. — Dieser Copirtelegraph ist also von den oben genannten
Mängeln der chemischen Telegraphen frei; da er schwarze Zeichen auf
das Papier schreibt, so lässt sich vermuthen, dass es in ähnlicher Weiae ge-
schieht, wie bei dem bereits erwähnten Telegraph von Hipp , und demnach
dürfte nach den vorliegenden Erfahrungen an ähnlichen Apparaten seine
Leistung minder ausgezeichnet und zuverlässig sein. Bei der eben mitge-
theilten Anordnung erscheint die copirte Schrift als weisse Zwischenräume
auf schrafifirtem Grunde. Die Schrift würde dagegen in farbiger Schraf-
flrung auf weissem Grunde erscheinen, wenn der Schreibstift für gewöhn-
lich auf der Walze aufläge und durch die Stromwirkung abgezogen würde,
wenn die Rolle auf eine blanke Stelle gelangt. Gleiches erlangt man, wenn
man di^ beiden correspondirenden Stationen so 'mit einander verbindet, wie
Fig. 6, Taf. L zeigt; liegt hier der Hebel ab anf einer blanken Stelle, so
ist die Batterieabtheilung // durch die Walze c, durch b und die Schliess-
nngsdrähte d und e kurz geschlossen, und nur die Abtheilung /sendet durch
d und e zugleich über a und die Luftleitung L einen Strom durch die Rollen
des Elektromagnets M (dessen Anker daher nicht angezogen wird), und der
Strom kehrt durch die Erde J^ nach /zurück; liegt dagegen ab auf einem iso-
lirenden Schriftzuge, so senden 1 und // vereinigt ihren Strom durch M, wel-
cher jetzt seinen Anker A anzieht, so dass der am andern Ende des Hebels
befindliche Reibstift (vielleicht mittels eines Relais) auf CigSfifareibiii^^w^lC
48 Beiträge zur Geschichte <!• Fortschritte i, d. elektr. Telegraphie-
Schliesslich haben wir noch einen von Hipp erfundenen elektro-
chemischen Copirtelegraph zu erwähnen, welcher ron den bisher aufge-
führten gänzlich abweicht. Auf jeder Station wird nämlich*) ein metallener
Stift über einer Metallplatte durch ein Uhrwerk so bewegt, dass er be-
ständig und auch gleichzeitig mit allen andern Stiften den in Fig. 7, Taf. I.
abgebildeten Zug beschreibt. In diesem Zuge sind aber unter Andern die
Elemente aller Buchstaben des Alphabetes enthalten. Wenn man daher
auf der einen Station auf die Metallplatte einen angefeuchteten, mit der
.Originaldepesche beschriebenen Papierstreifen legt, und auf der andern
Station einen chemisch präparirten Fapierstreifen , und wenn man beide
durch das Uhrwerk ganz gleichmässig, aber nicht stetig, sondern ruckweise
bewegen lässt, und zwar jedesmal , nachdem der Stift seinen Zug yollendet
hat; wenn ferner auf beiden Stationen der Stift auf dem Papiere aufliegt
und wenn endlich der Telegraphist mittels eines beliebigen Tasters oder
Schlüssels einen Strom durch die Linie nach der andern Station senden
kann, so oft die Bewegung des Stiftes auf seiner Station mit einem Theile
de& zu telegraphierenden Schriftzuges zusammenfällt: so wird auf der an-
dern Station ein treues Bild der Schrift entstehen. Ebenso würde man die
Umrisse von Zeichnungen copiren können. — Sehr nahe ist dieser Apparat
mit dem von Hipp im Jahre 1851 construirten Buchst abentelegraph
verwandt, welcher die Depesche gleich in einer für den Ehnpfänger les-
Uchen Schrift mit lateinischen Buchstfiben niederschreibt. Ein kleiner
Heber reicht mit einem Ende in ein Tintengefäss und hat am andern Ende
eine so feine Mündung, das aus ihr die Tinte nur ausfiiesst, wenn die Mün-
dung das Papier berührt. Dieser Heber sitzt am Ende eines Doppelhebels,
welches durch zwei auf derselben Axe steckende , an ihrem Umfange ver-
schieden gestaltete Scheiben so geführt wird, dass es beständig den Zag
Fig. 8, Taf. I. beschreibt. Die Scheiben werden durch ein Gewicht in Um-
drehung versetzt und dieses Gewicht bewegt zugleich das Papier unter der
Schraubspitze fort, und diese liegt auf dem Papiere auf, sofern sie nicht
bei Unterbrechung des Stroms durch eine Feder abgehoben wird. Dns
Unterbrechen des Stroms erfolgt von der telegraphirenden Station aus
durch ein System von Tasten; jede Taste legt, wenn sie niedergedrückt
wird, einen Hebel auf eine Walze, welche an verschiedenen SteHen ihrer
Oberfläche verschieden gestaltete Erhöhungen trägt, und so lange der
Hebel auf einer solchen Erhöhung liegt, ist der Strom geschlossen. Von
der Länge der Erhöhungen und von ihrer Stellung hängt es also ab , wel-
chen und einen wie langen Theil seines Wegs der Schreibstift der empfan-
genden Station auf dem Papiere niederschreibt ; in dem Zug Fig. 8, Taf. T.
sind aber ebenfalls alle lateinischen Buchstaben enthalten , und man
braucht blos für jeden Buchstaben eine lesende Taste. Ein solcher Appa-
*) Nach Th. du Moncel, ezpoB^ des applications de r^lectricl
*^ uigiiizea oy
Von Dn Eduard Zetzsche. 49
rat soll lao bis lao Bnohstaben in einer Minute schreiben, dooh rnoBs er in
allen seinen Theilen sehr genau gearbeitet sein; die Gleichzeitigkeit der
Bewegungen wird hier durch denselben Regulator herbeigeführt, welchen
Hipp an seinem Chronoskop in Anwendung gebracht hat.
Kleinere Mittheilungen«
L DifferentialfoTlkii^ der Tetraedrometrie. Von Oberschulrath Dr.
J. H. F. lüüiiLEB ZU Wiesbaden. Die Differentialformeln für die ebenen
und sphärischen Dreiecke eignen sich, abgesehen von deren praktischer
Brauchbarkeit, besonders zu leichteren Uebungsaufgaben in der Differen-
tialrechnung , wofür sie auch mehrfach verwendet worden sind. "Sie bilden
kleinere in sich abgeschlossene Gebiete j deren Behandlung dem Anfänger
Freude an zusammenhängenden Arbeiten und jene innere Befriedigung ge-
währt, auf welche bei unserer heutigen Yielerleibetreiberei überall hinzu-
wirken ist.
Für diesen Zweck der Abrundung dürften übrigens selbst jene Gleich-
ungen noch zu ergänzen sein, indem man .mehr das praktische Bedürhiistf
im Auge gehabt hat. Hier aber sollen , in gleicher Absicht, die wichtigsten
Differentialformeln der Tetraedrometrie abgeleitet werden, welche, wie
es scheint^ bisher noch nicht aufgestellt worden sind. Die Differentiirung
dieser Gleichungen wird nebenbei dem Rechner dieselben wieder im Ge-
dächtnisse anfrischen und ihn veranlassen, auch hier nicht Mitgetheiltes aus
diesem Gebiete einer ähnlichen Behandlung zu unterwerfen:
1) Seien in einem beliebigen Tetraeder, dessen Inhalt --^C,
a , b , c , )) die Scheitel ,
A^ B, Cy D deren Gegenflächen,
A'^B, A^C, A^J), B'-C, B'^D, CD
oder t!"^, V%y b'^f, o^b, a^r, a'^b die sechs Keile,
bei welchen übrigens, wo keine Zweideutigkeit stattfinden kann, die Zei-
chen (^) wegbleiben werden.
Sind ferner in dem irgend eine dreiflächige Ecke messenden sphäri-
schen Dreiecke a, b^ c die Seiten und a, ßy y deren Gegenwinkel, so be-
zeichnet man uigmzea oy <jOOQ[^
Zeilschrin f. Malheinalik n. Physik. V. 4
50 Kleioere Mittheihm^n.
die Seitenfmiction 1 — cqsoF^^ cosb* — €o$i^+ 2 coia cösl^rosc mit 4l?
«ad
did Winkelf tmetiOQ 1 — coftf^^cosf^ — cosy^ — 2ces^ cos ß cos y mit 4^*>
weil bekanntlich
4Z«=== + 4sm\{a'\'b+c)smi{—a+b+c)sinl{a—b+c)sin\{a+b—c),
sowie
AA*= - 4cosi{a+ß+Y)cosl{—a+ß+y)cos^{a-^ß+y)cos\{a+ß'-r)
ist, nnd nennt jenes die X-Function, dieses die ^-Function der betreffenden
Ecke. Demnach haben wir im Tetraeder zu den vier Ecken
tt, b, f, b
die Functionen
■^«» Zfci -^e» ^i
nnd
-^«1 ^n -^«1 -^fc.
2) Aus der Gleichung zwischen den vier Flächen und den drei je einer
Fläche anliegenden Keilen
A=:zBcosjiS + €c<n4C+ Jücot^P
erhält man unmittelbar die Differentialgleichung :
3) dAz=zcosAB.dB + cosAC.dC + cosJl>.9B
— BsinAB .dA^'B — CsinAC .dA^C — B sinAB . dA^B,
welcher sich auch die Gestalt
— y m AB . dA^'B— ^ sinACdA^'C— ^ sin AB . dA^'B
geben lässt.
5) Aus der Gleichung zwischen den vier Flächen und den drei je
einem Scheitel anliegenden Keilen, wie
D* =r ^« + ^« + C* — 2AB cosAB — 2ACcosAC~ 2BCcosBC,
ergiebt sich zunächst, nach Aussonderung der gemeinschaftlichen Factoren,
6> B.dB:^{A — B cos AB — CcosAC) . dA + BCsin BC^dB'^C
+ {B — AcosAB — CcosBC).dB + AC sin ACdA^'C
+ {C —AcosAC — BcosBC) .dC+ ABsinAB ! dA^B
Aus den Gleichungen in 2) folgt aber, dass auch
B.dB = B cos AB .dA-^B cosBB .dB + B cosCB . dC
+ BCsinBC.dB^C+ ACsinAC. dA^C+ ABsinAB . dA'^B
wird oder
7) B,dB = B {cos AB . dA + cosBB . dB + cosCB . 30)
+ BCsinBC.dB''C+ ACsinAC. dA^C + ABsinAB. dA^B
wird. ^ j
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Kleinere MHAeiliingeii. 51
Nach 3) war
—Asm AD . dA''!) ~Bsin6D. dB^D — CsinCD .dCD.
Die Terbtndtmg dieser Gleichung mit der ersten Seite ron 7) giebt,
wenn man svletet B*9B weglftsst:
S)Q = + ABsinAB.dA''B + ACsinAC.dA''C + B€iinB€.dB^C
+ CBBtnCD.dC^B + BD sinBD . dB^D + AD sin AD . dA'^D,
oder
0^ S{AB sihAB . dA'^B). .
Da « = f . r od^r m der andern Bezeichnung =f .
etc, 80 Terwandelt sich die Oleiehung 7) in
9) D.dD==D. {eos^c. dA + costft . d B+ coitl^ .cC)
+ 1« . (ab . dort + h^ . ab^H + r^ . dc^l).
Wird dieselbe Substitution in 8) gemacht^ so ergiebt sich :
10) 0 :^ js (t% . dtri)
11) Aus den Gleichungen zwischen den Tier Flfichen und je zwei Ge-
genkeilen, wie ,
A^+B^ — 2ABcosAB=zC* + D^—2CDcpsCD,
leiten sich die Differentialgleichungen, wie
12). (A — BcosAB) .dA + {B — A cos AB) .dB + AB sinAB .dAI'B
fc=i Ic—DcosCD) . d C+ {D — CcosCD) .dD+CDsinCD.dO^D
ab, oder mit Anwendung von 2)
l3){CcosAC+D€08AD).dA + {CcosBC+DcosBD).dB + ABsinAB.dA:'B
^{Äco9AC'^BcosB(r).dC+lAcosAD+BeosBD).dD + CDsinCD.»C''D,
welche durch eine leichte Umformung in
14) {ACcosAC+AD cbsAD) . — + {BCcosBC^BPcosBD) .— ^ABsinAB, dA^B
o /TT o n
= {ACcosAC+BCcosBC) . '•^+{AD cosAD+BDcosBD). ^+CD sinCD .dCD
flbergeht.
Nun ist
, ABcosAB=^AB sinAB .cotABss9\%.tl.€al€%s
Demzufolge wird aus 14), nach Wegwerfung von |C,
15) (bli.co/irii + bf.co/b"c). — + (ali.^o/t^^+ac.co/<ric). — + fl.ac^
===(b^.co/irb+ab.co/tt^b).— + (bf.co/b^c+ttf. CO/ ii*f). — + ab. aof^b.
16) Von den Gleichungen zwischen je zwei Paaren von Gcgenkeilen
und irgend drei Flächen, die sich aus je zwei Gleichuogen 11) ableiten
lassen, möge hier eine Platz finden, z. B. die zwischen
a^bj ^'b, a\, bn>, A, B, C.
Es ist nämlich : ^.^.^.^^^^ ^^ GoOglc
5^ Kleinere Mittheiluxigeii.
0 = (^ — C* — ^i> cosac+CD cosahy
wo das Abh&ogigkeitogesetz sich aas der Aufstellungsweise erselieot iftsst
Die hieraus abzuleitende Differentialgleichung würde hier au viel Raum
in Anspruch nehmen.
17) Die, wohl von C aruot zuerst gefundene, Gleichung «wischen den
Cosinus der sechs Tetraederkeiie ist
1= + cosah* + cosa^ + cos^^ + cosbif+cosW^costl*
+ 2cosabcosatcosa'b+2coshtcosh'bcosha + 2con:}^coscüCQ8th
+2cos't^costbcos}fc
— coiaV coscl* — cosa^cosW — cos^V cosb^
+ 2co8^bcostbcosttcosh'^ + 2cos€hcass'heos^tcoshc
^2co8tkccosh^costi^coshc.
Differentiirt man diese Gleichung, so erhält man nach gehöriger Zusam-
menziehung sephs Producte mit den zweiten Factoren
ao^b, a«^f, aa% ab^c, ab^, ac^>,
von denen es ausreicht, nur eines, z. B. das mit d ü!^ behaftete aufzustellen
und zu untersuchen.
Man erhält darnach^ wenn durchgängig mit ( — 2) dividirt wird,
O=z8mab.d0rb.i€O8üb . . .. —co^abco^cV ; ^ / { + etc«
' +cosbccosbb +cosabcosbccoscb^
d hieraus entweder
18a) e = ma.b,at^b.Uab*i.cy + "^*t'(/^'*^ + ^^*''^^^''^)| + etc,
er
' +COS bb (co8bc + C08 a c cosUy ^ ^'
und hieraus entweder
* 18i
oder
Da
co# ab + co*b> co8tb = sinbb sin tb cos bbt, u. s. w.
so gehen diese Gleichungen in folgende über^ welche aber zugleich Kan-
tenwinkel enthalten :
19a)0=««ak««.tt.8.*k.U.b**.«> + '^*'*"'*''''"'^*"*'"} + etc.
' +cosbC8inabcosübt'
' +cosbbsinaccosatb^
Das Bildungsgesetz wird übrigens am anschaulichsten, wenn der an-
föngliche Ausdruck folgende Gestalt erhält:
20) O=8iniib.dahAco80b8incb'+'''''^'''''^^
Mit Uebergehung anderer Tetraedergleichungen*) will der Verfasser
*) Vergl. u. a. des Verfasaers Lehrbuch der ebenen und spfiärischen Triironome-
trie und der Tetraedrometrie. Halle 1851. »p/i»™cDen njfonome
uigiüzea oy 'vj vj'\_/pc lv.
Kleinere Mittheiltmgen. / 53
hier nar noch einige den Tetraederinhalt 9 betreffende Beziehungen für
den gegenwärtigen Zweck verwenden, wobei die ü-nnÄ die-^-fhnctionen
der Ecken mehrfach in Anwendung kommen.
Ans 1) erhält man durch Differentiirung
21) 4L.dL='i^sina(€Osa'^c,osb€OSc),da
+ sinb {cosb — cosa cosc) . db
+ sin c {cos c — cosa cos b) .de
und wegen der Grandgleichung der sphärischen Trigonometrie
22) ^L .dL^=zsinasiHbsinc(cosu.da'-\-cosß.db-\-cosy .de).
Ebenso wird:
23) AA . dA.;c=z + sin a {cosa + cosß cosy) . d a
+ smß {cos ß+ cos a cosy) . d ß
+ sin y {cos y + cos^a cos ß) .dy
und
24) 4A.djl^=ssinasinßsiny{co»a,d€i + cosb.dß + eo8c:dy). '
Da fismer
und
sm a stn b smc = — --
. ... 2^
stnasmßsmy = —=-y
so gehen die Gleichungen 22) und 24) über in
25) — = — T {cosa . da + cosß . Ö6 + cosy . de)
L 2^
und
26) -r = -7 (<^<>*« . 8« + cosb .dß + cosc . dy)
Werden dagegen L* und jf beziehungsweise durch die Producte der
Sinus der halben Seitentrinome und der Cosinus der halben Winkeltrinome
ausgedrückt (vergl. 1) und der Kürze halber
4(a + 6+c), l(-a.+ ft+c),..; \{a + ß'+y\ ^{-a + ß + y},.. .
mit
bezeichnet, $o erhält man nach einigen Vereinfachungen
/i T
27) 4 y- = {cot So cot Sa + COt S^ + COt Sc) • da
+ {cotSo + cotSa — cois^ + cotSe) • db
+ {cot So + cot Sa + cotSk — cots^ ,dc
und
28) 4 — ={t9Co — igCa'¥igc^ + i^^y).da
+ (<&<^o + ^tf« — i99ß + tßCy) . dß
+ Qg ^o + HfOn+igoß — ig c) . d y.oig,,;^^ö by Google
54 Kleinere Mitttieilangen.
Da
tt = ^ . • b . ac . ab . Z, == I . Iit . kk . k« . Z» = et«.
>o erhält man leicht
• • • • •
Ebenso folgt aus
• = I YbCDA^ = f j/2c^^= etc.
^ % B^ C ^ J) ^4.
Bemerkenswerth sind übrigens die Tetraederconstanten , welche aich
ans den Grundgleichnngen zn 20) und 30) ergeben, wenn man mit jelien in
das Prodnct aller Kanten , und mit den Quadraten von diesen in das Pro-
dact aller Flächen des Tetraeders dividirt« Man erh< alsdann
L^ L^ Lt Xj
nnd
32) £=^ = ^ = ^.
^ A. A^ A, A,
Letztere Quotienteneinheit namentlich entspricht im geradlinigen Dreiecke
der
a b c
sin a sin ß- sin y
vollständig.
\lireil ferner
^ ^ CD sin ^ ^ BDs$n$rc
C=f . r =}. = etc.
• ab • ac
so wird • ,
Oft a Dsinalf DsinoTb ^^^. CDcosoTb ^ ^. . CDsm^ls . ^
^ CDsins:^ dC . , GDsinsTh dD . ^ CDsi^isTh ^ , ^..
CDsing^ a«b
~» «b -Tk'
folglich
,,/ a« dC.dDdilt dab
während man für 7 als Flächeninhalt des geradlinigen Dreiecka-.^!^
L^giüzea Dy x^j vJVJV Iv^
Kleinere Mittheilangen. 55
dT_db d& da
T ~ b ^ c '^^tga
erhllU
Bezeichnet man im Tetraeder die Abst&nde der Halbirang«pankte je
Kreier Gegenkanten
wie bc nnd a) mit a,
„ ac „ bH „ 6,
.„ ab „ cb „ c,
lo iat nach dem Enler'schen Satze
— bc»—ab* + ac« + bb» + «!»• + cb« = 4a»;
^ bc* -t ab« — ac* — bb« + ab« + <:b* = 46»;
+ bc« + ab* + ac« + bb» — ab« — fb« = 4c«.
Werden ferner die Prpducte au9 je drei Fläcbenkanten, nämlich
bc.bb.cb^ ac.ab.cb; ab.ab.bb; ab.ac.bc '
dnrch
■^; »; «; ?
anagedrückt , so erhält die Gleichung für den Tetraederinhalt dnrch alle
sechs Kanten folgende Gestalt :
34) 144.W = 4a«.bc«.ab« + 46«.ac«.bb«. + 4c».ab«.cb«
-<Ä«-r— «'-r.
Die hierans abgeleitete Differentialgleichung enthält rechts nach ge-
höriger Znsammenziehung sechs der Reihe nach mit
bc.abr, ab.dab, ac.dae, bb.^bb, ab.dab, tl.dtl
behaftete Aggregate von Kantenproducten* Hier genilgt es, nur zwei der-
selben aufzustellen.
35) 144.«.c?e= + bc.abc.[bc«(4a« — ab«) — (ba«-bb«)(ra« — cV)]
4- ab . aab . [ab« (4ä« — b(«) — (ab« - ac«) (bb« — bc«)]
+ etc. .
Das Bildungsgesetz der einzelnen Glieder lässt sich hieraus vollständig
erkennen.
IL Bemerkung Hber disoontinuirliolie FuneüeneiL Man hat hier
und da bezweifelt, ob es analytisch gut definirte Functionen geben könne,
die sich an einer bestimmten Stelle x=a discontinuirlich und zwar so än-
dern, dass die beiden entsprechenden Functionswerthe f{a—0) und f{a+0)
gleichzeitig endliche Grössen sind. Vielleicht ist daher der Nachweis
nicht überflüssig, dass man solcher Functionen beliebig viele bilden kann.
Wenn das Integral / y (*«) d(j zwischen den Grenzen /=0 und i=(x>
genommen, einen endlichen Werth besitzt, etwa ^ i
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56 Kleinere Mittheilimgen.
OD
Cq>(f)dt=k,
0
und
ß
gesetzt wird, so hat man
OD
0 ,
^ (a + 0) = ß if^) dt=:z + ki
0
die Function i^ {x) geht demnach an der Stelle x=a sjjrungweis von — k
nach + k über. Hieraus ist leicht eine neue discontinuirliche Function ab-
zuleiten, die an der Stelle x=a tou bi nach b^ überspringt, wo b^ und 6,
willkührlich gewählte endliche Grössen bedeuten. Diese Function ist
w—a
fW=^' + ^'/'('V'.
u
in der That hat man
Das einfachste Beispiel hierzu liefert die Annahme 9>('') =7'jrjii nÄmlich
ein zweites ist
a
dt.
/<-)"^'+^/«-"
SCHLÖHIIiCH.
nL Constrnotioii flftohengleioher Figuren. Zwei Paralleljectionen der-
selben ebenen Figur sind aus leicht erkennbaren Gründen einander affin
und in affiner Lage. Siebesitzen daher auch eine Af finita tsachse
d. h. es giebt eine gerade Linie, in welcher sich alle Paare von homologen
geraden Linien in beiden Figuren schneiden , oder in der jeder Punkt sich
uigiüzea oy 'vj vj'v_/pc lv.
Kleinere Mittheilungen. 57
selbst homolog ist. Diese Achse ist fftr die Construetioa äffiner Systeme
10 «flnerLuge ebenso ntitBlich, wie die Colllneationsachse für dieConstrnc*
tion perspectivischer Systeme.
Nun besteht in affinen Figuren die Verhältnissgleiehheit homologer
Fläohenstücke ebenso wie in cöllinearen Figuren die Gleiehheit det Dop?
pelschnittverhältnisse, welche man ans solchen Flächenstücken bildet und
Herr Prof. Möbinft hat bekanntlich die speciellO' Art der Affinit&t zweier
Systeme, bei welcher zwei homologe Flächenetücke gleichen Inhalt haben,
ab Verwandtschaft der Gleichheit bezeichnet. Nach ditoer Definition
müssen Parallelprojectionen derselben ebenen Fignr fl&ohengleiche Figuren
sein, wenn die Ebene der Figur gegen die Bildebene gleich geneigt ist.
Die Figur (s. Fig. 9, Taf. I) zeigt dieses Yerhältniss eines Grund und. Auf«
risses a'h'cde und d'lt'ci'e' für eine auf der Ebene E gelegene Figur {ßx
E^ sind die Spuren dieser Ebene) und die Affiuitätsachse AA (jetat Achse
d9rGleichheit)fÜr diesen Fall. Sie steht auf der Projeetionsachse s^ik-
recht.
In diesem einfachen nnd übersichtlichen Zusammenhange ist das Mittel
gegeben, solche flüchengleiche Figuren zu.construiren.
Ich meine aber nicht, dass diese Aufgabe der Gonstruotion flächenglei*
eher Figuren als eine solche anzusehen sei, die der analytischen Theorie
derVerwandtsobaften angehört, sondern ich rechne sie unter die elementar-
geometrischen Constructionen; ich meine, dass sie dem Kapitel der Flächen-
Verwandlung udd Berechnung eingereiht werden müsse. Dean in der That
man behandelt in der Elementargeometrie die Congruenz, dieAehnlicbkeit,
dieFlächengleicbheit der Figuren, und während bei den beiden ersten inBe-
zug auf die ins Auge gefassten Griterien nicht blos die Uebereinstimmung
der Figuren im Ganzen,' sondern in allen einzelnen Theilen gefordert. wird
«-* wie es allerdings bei der Natur dieser Criterjen; nicht anders sein kann
— so lässt man diese Forderung der Uebereinstimmung der einzelnen ho-
mologen Theile bei der Behandlung deor Flttchengleichheit ohne Weiteres
ToUartändig fallen« als wenn sie ga^ überhsupt nicht logisch gestellt wer-
den könnte oder mtlsste» und huldigt gadz allein dem Zweck, did Verwand-
lonf^onstructionen dem rechnenden Ausdruck der Flächeninhalte: durch
quadratische Einheiten en^egenzuführen.
Warum stellt und löst man nicht vorher oder wenigstens im Verlauf die
Aufgabe:Man soll ein gegebenes Vieleck il^CD .... in^ ein an-
deres von gleicher Eckenzahl ahcd..,, so verwandeln, dass
die der Seite, J^ entsprechende Seite ah eine vorgeschrie-
bene Länge erhalte und dass beide Vielecke im Ganzen so
wie in allen einzelneij Theilen von gleicher Fläche seien.
Die Construction zu ihrer Auflösung ergiebt sich aus der vorigen Skizze
ganz von selbst, denn — im Sinne der Projectionslehre gesprochen — hat
man nur zu bewirken, dass die beiden Figuren zu einande^i^jyi^ ^^jis^fe^C
'}
58 Kleinere Mittheilungen«
▼on Srand- und Aafriiia in der Weise steheo, dass die Affinitfttsachse zur
ProjeotioAgAchse senkrecht, oder cn dem projieirendett Perpendikel pa^
rallel sei.
Man wird jedoch leicht sehen, dass die Constmetion) auch abgesehen
yen allen Vorstellnngen der Projectionslehre, sehr elementar bewiesen
werden kann; sie ist sicher elementar genug, um die bemerkte Stelle
im System der Elementargeometrie einsnnehmen. In der Figur (s.Fig.lO«
Taf. I) ist ABC ... das gegebene Yieleek, ak soll die. Länge der zu AB
homolegen Seite des geforderten ne«en Vielecks aba. werden. DieZsiok*«
nnng iXsst die £cken A und a beider Vielecke sich decken; inPolge dessen
gebt die Affinitätsachse , oder vielmehr die Achse der Gleichheit dnrck J»
um das neue Vieleek zu erhalten, hat man dnrch die Ecken des alten ein
Syutem ron Parallelen so zn legen, dass ein von A aus mit ab als Halbmes*
ser beschriebener Kreis die Parallele durch B schneidet oder berührt; der
Punkt oder einer der Pnnkte, wo es geschieht, ist 6, die Parallele durch A
ist die Achse der Gleichheit und der Reihe nach ergeben sich nun aus der
Eigenschaft derselben, dass sich in ihr die homologen Seiten beider Figuren
schneiden müssen, die ^ />,£... entsprechenden Ecken Cyd^e... auf den
betrefPenden Parallelen.
Alle homologen Tfaeile beider Figuren, d. h. solche; die durch homo-
lege Linien begrenst werden, sind flächengleich. Dass sich dasselbe Ver«
fahren auf beliebige krummlinige Figuren anwenden läset ^ ist selbstver«
ständlich; man löst damit s. B. die allgemeine Aufgabe : Einen Kegel-
schnitt in einen flächengleichen andern derselben Art su
verwandeln, wenn irgend eine damit verbundene Gerade von
bestimmter Länge sich in einem vorgschriebenen Verhält*»
niss ändern soll.
Und endlich bedarf es weh} nur der E#rwähnung , dass die nämlichen
Betrachtungen auch sur Auflösung dieser allgemeinen Aufgabe dienen :
Man soll 2u einer bestimmten ebenen Figur eine gleicher*
tige construiren, in der die Flächeninhalte aller einselnen
Tbeile zu denen der homologen Flächentheile der gegebe*
neu Figur in einem vorgeschriebenen Verkältniss stehen.
(Dabei darf überdies eine Seite der neuen Figur gegeben sein.) Denn dt^
eoDStante Verhältniss homologer Flächentheile ist eine characteristische
Eigenschaft affiner Figuren. (Gleiche Figuren unterscheiden sich nur da*
durch von jenen, dass bei ihnen dies Verhältniss =1 ist.) Man hat daher
zur Lösung dieser Aufgabe nur dafür zu sorgen , dass die neue Figur
zur alten in der Beziehung des Aufrisses einer ebenen Figur zu ihrem
Grundrisse steht , bei einer gewissen zu bestimmenden schiefen Lage der
Affinitätsachse. Die Bestimmung dieser entsprechenden Lage der Affini-
tätsachse ist leicht genug. Die Figur (s. Fig. 11, Taf. I) zeigt die Ausführ-
ung für ein constantes FlächenverhKltniss 25:36. ^^ ni^eoo <jOOQl^
Kleinere Mittheilufigen. 59
Alles die» mnd endlicli nur besondere Formen ^er allgemeinen Wahr«
beit, dass die Achsen, die den Hanptgegenstand dieser Mittheilnng bilden,
von grossem Notaen für die Consirnetion von ebenen Systemen sind, welche
in der Verwandtschaft der Affinität odei; der der Gleichheit stehen.
Möge man den Inhalt dieser Mittheilang als einen bescheidenen Bei-
trag snr Anwendung der Projeetionslehre auf die Geometrie gelten lassen.
GhemnitE. Wilhelm FisDiiSn.
DT. Kne Anhake ant der deMripthrw Geometrie. Von E. Bacalo«lo.
Eine Ebene zn legen , welche die in einem gegebenen Kegel aweiten Gra*
des, einer gegebenen Geraden parallel gezogenen Ghiraden halbirt.
Man lege durch den Scheitel O (s. Fig* 12, Taf. I) des Kegels die Ge-
rade OP parallel der gegebenen Gerade, und durch die horiaontale Spur P
derselben die Tangenten PM^PN hn die Basis des Kegels; die Verbindungs-
linie MN der Berührungspunkte wird* die horizontale Spar der gesuchten
Ebene sein; diese müss noch durch den Scheitel 0 gehen. Diese Construc-
tion ergiebt sich aus folgenden Betrachtangen:
1) Alle durch den Scheitel 0, parallel der gegebenen Geraden geleg*
ten Ebenen haben eine gemeinschaftliche Dnrchschnittslinie OP^ welehe
selbst // der gegebenen Geraden ist;
2) In jedem dieser ebenen Schnitte wird die Gerade PL' durch die
Erzeugenden OZ, OL' und die Halbirungslinie OR der Parallelen if har-
monisch getheilt; denn es ist:
sin POL sinl OT
8inP0L'~sint~ Ol''
smLOR lr.8inr(r.sinr_0T sfa POL
9inrOR~ Ol '" Or ~Vi~smPOL'''
3) Daraus folgt, dass die horizontalen Spuren der suecessiven Hai-
birungslinien OR auf der Polare MN des Punktes P liegen, dass also der
geometrische Ort derselben eine Ebene , und deren horiaontale Spur die
Gerade üfiTist.
T. Veber die Siolitungsändenmg der Tertioale. Von E. Bacaloolo.
In einer kurzen Notiz von Pulsen x {CompU rend. 1856, B. 42, S. 683) wird
auf die Wirkung der Umdrehung der Erde und anderer Himmelserscheinun-
gen auf die Bewegung irdischer Körper, hauptsächlich aber auf die da-
durch yerursachte Richtungsänderung der Verticale aufmerksam gemacht.
Da der Verfasser in sehr gesuchter Weise blos auf die Resultate hindeutet,
so versuchte ich^ die dazu führenden Formeln aufzastellen^iweli^o^miob^lC
60 Kleinere Mittheilungen.
doch auf znm Tbeil entgegengesetste Resnltate als die Pn i seil x* sehen
fährten.
Begeichnet nämlieh M (s. Eig. 13, Taf. I) einen Punkt der Erdober*
fläche AB, M^ einen auf der Verlängerung der Normale JV^ilf dieses Punktes
in der Entfernung üf Jf, =s ö liegenden Punkt, so meint Puisenx, dass die
Yerticale des letztern von der des erstem abweicht und zwar um den klei»
nen Winkel 0".17 für die geographische Breite 45* und j= 1000 Meter, giebt
aber, wenn man in einem Meridiane stehen bleibt, nicht auch die Rich-
tung dieser Abweichung und scheint überhaupt von dem umstände , dass
die Gesammt Wirkung des Erdellipsoides auf den äusseren Punkt M^ in der
Richtung der Normale if| jY, au dem durch M^ gelegten bomofocalen Ellip-
soide A^B^ stattfindet, abgesehen zu haben^
Sieht dian vorläufig Ton der Umdrehung der Erde ab und sucht den
Winkel ai = A^ N^ M^, so findet man, wenn
er, h die Halbachsen des Erdellipsoides,
tfi, b^ die des bomofocalen Ellipsoides,
0, tf| die respectiven Abplattungen,
c, € die gemeinschaftlichen Excentricitäten der beiden Meridianellipseo,
r, Ti die respectiven Vectoren der Punkte M, M^^ .
9», 9t die Neigung derselben gegen die Achse OA bezeichnen, zu-
nächst: ^ '
1) iangq)= --^tanga^==i{l — 0fianga
und
r sin w + d sina
2) iangg>i= —r; •
' *^ rcosg> + ocosa
Aus der Gleichung der Ellipse folgt
3) r= . — . — = . . — =ay
cosa
9 ,/ fl» . C08q> yi+tngatng<p f cos q> C08{a-q))
und wenn rsiniipsini^z=:^i costtcosip gesetzt wird, woraus
4) tang
so ergiebt sich aus 2)
^. dcosa 6 l/cosaCosweosia^^Q))
' rstnq) a smg)
5) tangg>i= — -^ f ^.
' cos a cos {q) — tff)
Es ist femer
80 dass zur Berechnung von a^ noch nöthig ist, öi zu bestimmen. Es ist
aber
«,« _ 6,« = «« — 6* s= c« =^aV,
woraus Digitized.by GoOglC
Kleinere Mittheilungen. .61
und
indem man ohne merklichen Fehler Aj = a + ' setzen kann.
Es ist übrigens leicht zn sehen, dass homofocale Ellipsen,^ bei wach-
senden Dimensionen, in der Bichtoiig der kleinen Achse stftrker als in der
der grossen zunehmen ; denn es ist
**
^z=zj/i — ?, ^^y\ — e,\ «<? = ff,e,,
woraus für a, > a :
und auch
t<h oder ^>^,
^ ^<^ oder ^>'^,
X m^ y X
indem tofi^ 9 ^ ton^ 9i.
Fahrt man nun die Umdrehung der Erde ein, so ist, wenn — , -^
die den Punkten Jf , M^ ^espective entsprechenden Centrifngalkräfte be-
Vi* v"
zeichnen, noch auf die Wirkung der Kraft // s=ä -i Rücksicht zu neh-
men. Bezeichnet ttf die durch diese letztere Kraft bedingte Bichtung der
Normale MiN^^g^G die Beschleunigung der Schwere an den Punkten MjM^^
m die Winkelgeschwindigkeit der Erde, so ergiebt sich
stn a^ G
oder
1 + 1
8) tang (^a,— ^J = ^ fang ^
-^ '
Es ist ferner
z/_^ »* (rj €08 fpi — r eo8^) r/
G ~ g • H'
oder approximativ
^J a^ 6cosq>i/ 2S\ J^ 8 cosq>^ f , 2ä ^1
C~"^* ö \ T/~2i9* Ä L a(l — a.W;i»a)J
9) ^oder auch
J 1 Scosg>i sin* (« — y)
G 289' a * sin* {a — 9,)
da ==rrr (^«Ä. Mic. J, 341, 1853; oder 8. 338 der deutschen Ausg.). ,
•^ . uigiTizea Dy v_j v>\^V Iv^
62 Kleinere Mittheilnngen*
Wendet man diese Formeln anf ein Beispiel, z. B. wenn a=:45^ 4=1000
Meter, so ergiebt sich wenn a = 6377398 Meter, ö = = 0,003345 an-
299.153
genommen wird:
(1 — <f)« = 0 . 993325, (1 — <F,)* = 0 . 993328, a, = 0 . 003342,
9? = 44*^ 48' 29^ 38, 1»; = 0» 0' 32". 51, 9>, = 44* 48' 19".46,
a, = 44»59'ö9''.90, ^=O.00Q00038ö, «1 = 44H9'69".95,
« — «, = + 0". 10, a— ff, = + 0". 05,
und zuletzt, wenn a=cr, gesetzt, also die Betrathtnng der Homofocalit&t
vernachlftssigt wird :
a\ = 45«0'0".05 und a — a, = — 0".05.
Aus dem Obigen ergiebt sich, dass ein freib&ngender, homogener Fa-
den eine krumme Linie bildet, welche ihre convexe Seite dem nächsten
Erdpole zuwendet. Die Gleichung derselben ergiebt sich aus
iin
10) y = mx + ni 0=zx+ —-, n:=F(Xyy,m),
am
wo F eine gewisse Function bedeutet. Ob es nun Puiseux, der die Gestalt
des Fadens für eine parabolische angiebt, gelungen ist, dies streng zu be-
weisen, Iftsst sich aus seiner Notiz nicht schliessen ; dies wäre jedoch nur
dann möglich, wenn die Funktion F unabhängig Ton der grösseren oder ge-
ringeren Anzahl der dieEichtungsänderung derVerticale bedingendeaUm*
stände sein sollte ; es kann sogar vorkommen , dass die oben gedachte con-
Vexe Seite eine umgekehrte Lage habe.
Es ergiebt sich femer, dass ein an seinem Schwerpunkte aufgehäng-
ter, in der Meridianebene liegender Stab sich so zu stellen strebt, dass der-
selbe mit der Verticale seines Schwerpunktes einen kleinen Winkel bildet,
und sein unteres Ende in der nördlichen Halbkugel nach Süden zu liegt;
nach Puiseux soll dieses Ende nach Norden. liegen und wird in der Breite
45® um 6' abgelenkt. Es findet nämlich , wegen der Abweichung der Ver-
ticale oberhalb und unterhalb des Schwerpunktes G (s. Fig. 14, Taf. I) eine
Drehung des Stabes ^^ in der durch den Pfeil angegebenen Richtung statt,
bis die zum Stabe senkrechten Gomponenten der Schwere in 6 a sich den
in Qb wirkenden ausgeglichen haben. Bezeichnet man miF(d==Cp^=Gq)
das Trägheitsmoment jeder Hälfte des Stabes , % die Ablenkung desselben
von seiner ursprünglichen Lage, s den Winkel (FF,) oder (FF,), ^,, g^ die
Intensität der Schwere bei p und q, r den zum Punkte G gehörenden Ra-
diusvector des Erdellipsoides, so findet man
9i sin (z — 0 = ö^t sin (% + 0 «ind yi • ^t = (^ + *)* ' {r — ^)\
woraus
11) tangt = tang.'^ = iang,.^,^^-^^^
^* Digitizedby Google
JElein^re Hitiheilungen. ISS
oder auch, da i sehr klein im Verhftltnifts sa r ist:
.12) tangi=^^^^ oder Z=-.;j.
Man kann c für kleine Werthe von i^ diesem letztern proportional setzen;
es folgt daraus, dass die Ablenkung x^ ^ür beliebige Stäbe, unter derselben
geographischen Breite, constant ist. Ffir die Breite 45^ ist ^^^ 2' 30''« 17.
Es folgt femer aus rein geometrischen Betrachtungen , dase bei der
abgelenkten Lage des Stabes f<ii — ort> >o ^^^^ eigendich % kleiner ist
als der aus 12) folgende Werth. Wegen der Kleinheit dieser Abweichun-
gen nnct der llannigfaltigkeit der dieselben bedingenden Uraaefaen ^ - welche
sieh gegenseitig gana oder theilweiae aufheben « dttyfte man wohl jene Abr
weichnngen, trotz der von Pubenx empfohlenenStrenge^ faalin allen Fäl-
len völlig Ternachlässigen.
YL Einige Bigeniehafken der Kegelschnitte. Seien J und B zwei
beliebige Punkte euies Kegelsdinittes, jtfPcsc die sie verbiiidende Sehnen
e und h die Bertthrenden des Kegelschnittes in den Punkten A und B^ m
und it, p und q zwei Paare von Strahlen aus A und B nach zwei beliebigen
Punkten des Kegelschnittes, so bilden, nach einer bekannten Eigenschaft
der Kegelschnitte, diese Geraden zwei collineare Strahlenbüsehel , deren
Mittelpunkte A und B sind, und wo der Bertthrenden a als Strahl des er«
sten Büschels die Sehne c als Strahl des zweiten, und der Sehne e als Strahl
des ersten Büschels die Berührende b als Strahl des zweiten Büschels ent-
spricht. Diese Collinealion werde bezeichnet durch
(a, <r,m,pf)a»(c,*,»,5').
Eine beliebige Gerade l schneidet die beiden Strahlenbüschel in zwei colU-
nearen Punktreihen, was ausgedrückt werde durch
(/•a, /• c.l'mj'p) = (/-c, /-d, /•», hq).
Es soHen n,un die Durchschniitspnnkte bezeichne! werden^ wie fo%t :
so hat man
oder ee sind die beiden Doppelscfanittsverhältnisse einander gleich ^
fd,mp_i)g.no
dm.pf~gn.qd'
Es werde nun die schneidende Gerade / durch den Durchschnittspunkt C
der beiden Berührenden a und h gelegt, welchen bekanntlich der Pol in
Bezug auf A B als Polare heisst, so hat man
F=G:=:m'b = C '
zu setzen, und geht die vorige Gleichung in die folgende ü)^)^edbyOoOQlc
84 Elein^e Mittheiltingen.
cd.mp_dc.nq
dm.pc~cn.qd\
oder, wegen C2> = — DC^
MP.CN.QD _
PC.NQ.DM~~^'
Der Aafldruek links etellt aber ein sogenanntes Dreiecks sjelinittTer-
fa'ftItBiss dar, und da dieses den Wertb — 1 hat, so sind die drei Pnnkten-
paare Cand D, M und N^ P und Q in Ihvolntion. Diesen Sats kann man
80 in Worten aussprechen :
Zieht man von swei beliebigen Punkten eines Kegel-
schnittes Veotoren nach beliebigen andern Punkten de^sel-
beii, so schneiden dieselben jede durch den, sur Verbind-
ungslinie jener zwei Punkte als Polare gehörigen, Pol
gehende Gerade in zwei in Involution befindlichen Pnnk-
tenreihen. Ihre Doppelpunkte sind offenbar die beiden Durchschnitts-
punkte S und T der Geraden / mit dem Kegelschnitt, und sind daher die
beiden Fälle zu unterscheiden, ob diese Durchschnittspunkte reell oder
imaginär »nd.
Die Gerade l echneide den Kegelschnitt' in zwei reellen Punkten, 8
und r, so ist, weil der gemeinschaftliche Brennpunkt zweier in Involation
befindUcher Punktreihen in der Mitte zwischen ihren Doppelpunkten liegt,
der Halbirungspnnkt 0 der Sehne ST dieser Brennpunkt; und weil der
swisohen den beiden Doppelpunkten enthaltene Abschnitt von jedem Ptank*
tenpaar harmonisch getheilt wird , so geschieht dies mit S T durch jedea
Punkteapaar M und N^ i'und ip, d. b.
' Zieht man von zwei beliebigen Puiikten A und B eines
Kegelschnittes Vectoren nach beliebigen andern Punkten
desselben, so theilen dieselben jede durch den, zu AB als*
Polare gehörigen, Pol gehende Sehne harmonisch. Die< wird
auch dadurch ausgedrückt, dass das Produkt OM,ON^ssOP.OQ eine cen**
stante positive Grösse ist.
Hierin ist als specteller Fall der bekannte Satz enthalten , dass eine
durcK deif Pol gelegte Gerade von diesem, der Polare «nd dem .Kegel-
schnitt harmonisch getheilt wird. Schneiden zwei durch A und B gele^gte
Parallele zu ST den Kegelschnitt in den Punkten H und J, so müssen die
Geraden .9 J7 und AJ sich im Mittelpunkt 0 der Sehne, als dem gemein-
schaftlichen Brennpunkte, schneiden.
Sind die beiden Berührenden in A und B einander parallel, d. h. ist
^ P ein Durchmesser des Kegelschnittes , so geht obiger Satz in folgenden
tiber:
Zieht man von den beiden Endpunkten eines Durchmes-
sers eines Kegelschnittes Vectoren nach einem beliebigen
Punkte desselben, so theil^n dieselben jede dem, zu jenem
•' uigiüzea oy x^vy v^'p^'LN^
Kleinere Mittheilungen. 65
eonJQgirteii', DnrchmeBser parallele Sehne harmonisch. Der
Mittelpunkt 0 dieser Sehne ist zugleich der Durchschnittspunkt mit dem
Durchmesser JB. — Hieraas lassen snch sehr einfach die Gleichungen von
EU^ise und Hyperbel in , zu zwei conjugirten Durchmessern pjarallelen,
Coordinaten und aqdere damit im Zusammenhange stehende Eigenschaften
derselben herleheii. Seien 2y und 2y die L&ngen zweier, zu dem, zum
Durchmesser AB conjugirten , Durchmesser paralleler Sehnen der Ellipse,
und werden dieselben von den beiden Vectoren aus A und B eines Punktes
der Ellipse in M und N, M' und N' und vom Durchmesser ^^^ in 0 und 0'
geschnitteuy so ist nach obigem Satze
OM.ON = ^,
0'M\tffr=y\
daher
OM ON_y*
dm'' p''^'~y^'
Aus der Figur folgt aber sogleich
OM _A0 '0J[^_ BO
Q'M'~ AO" 0'N'~'bW'
mithin int
AO.BO _ y «
AO\Bff~y^'
Die Producte AO.BO und AO'.BO' bedeuten aber die Quadrate der zu AB
rechtwinkligen in 0 und 0* errichteten Ordinate» des über AB als Durch-
messer beschriebenen Kreises. . Man hat daher den Satz :
Die durch Punkte eines Durchmessers der Ellipse dem conjugirten
Durchmesser parallel gezogenen Sehnen sind proportional den durch die-
selben Punkte a^m Durchmesser rechtwinklig gelegten Sehnen des über
diesen Durchmesser beschriebenen Kreises.
Legt man die Gerade / parallel einer Asymptote der Hyperbel oder
der Axe der Parabel, wo daher der eine Doppelpunkt im Unendlichen liegt,
so musa die Gleichung
MP CN QB__
PC'NQ'BM~ ^
auch noch gelten, wenn zwei Vectoren AP und BQ nach einem unendlich
entfernten Punkte der Hyperbel, oder dem der Parabel, gehen, wo dann P
und 0 selbst ins Unendliche rücken. Dann geht wegen
MP_QD^
PC~JSQ~
obige Gleichung über in
CN — — DM,
oder
^•^- Digitizedby Google
ZcitRchrtft f. Malhoinalik a. Physik. V. 5 ^
Kleinere Mittheilangen.
Zieht man ron zwei beliebigen Punkten A nnd B der
Hyperbel (Parabel) nach einem beliebigen Punkte
derselben zwei Vectoreh, so schneiden dieselben
»die durch den, zur Sehne AB als Polare gebiörigen,
Pol gelegte und zur Asymptote (zur Axe) parallele
Gerade in entgegengesetzt gleichen Abstftnden yon
€ nnd vom Durchechnittspunkt D der Geraden m^it
der Sehne AB,
Mittelst dieses Satzes kann man die Hyperbel sehr leicht constmiren,
wenn zwei Tangenten, die zugehörigen Ber(ihnnig8punkte\^ nnd B nnd die
Riclitung der einen Asymptote (// CD) gegeben sind. Trägt man alsdann
von A aus auf AB die Strecke AE^= -- BD auf, so ist CE die Richtung
der andern A.symptote; denn zieht man parallel mit CE durch A und B zwei
Gerade, welche CD in M und N schneiden, so ist, der Forderung gemäss,
CM=^ — DN, und zwar gehen -^^und BN, weil sie parallel sind, nach
dem andern unendlich entfernten Punkt der Hyperbel. Liegt aber JD in d^r
Mitte zwischen A und B, so fällt E mit i> zusammei^, d. h. der Kegelschnitt
hat nur einen unendlich entfernten Punkt, ist also eine Parabel und CD
die Richtung ihrer Axe. Umgekehrt folgt daher : Eine durch den Pol snr
Parabelaxe parallele Gerade halbirt die Polare.
Im zweiten Falle, wenn die Gerade / den Kegelschnitt nicht schneidet,
also die beiden Doppelpunkte imaginär sind, entsprechen denselben, nach
einer bekannten Eigenschaft der Involution, die beiden Punkte S und jT, in
denen sich die über CD, M'N, PQ als Durchmessern beschriebenen Kreise
schneiden. Der Durchschnittspnnkt 0 der gemein schaflliehen Sehne S T
dieser Kreise mit den Geraden / ist der gemeinschaftliche Brennpunkt, dien
man auch erhalten kann, wenn man durch A nnd B Parallele mit CD ziekt,
welche den Kegelschnitt in H nnd / schneiden, so schneiden sieb jOnnd
^iSr mit CI> im Punkte 0.
Zieht man von zwei beliebigen Punkten A und B eines
Kegelschnittes Vectoren nach andern beliebigen Punkten
desselben und legt durch den zn AB als Polare gehörigen
Pol eine beliebige, den Kegelschnitt nicht schneidende Ge-
rade, so schneiden sieh alle die Kreise, welche man ober
den von je zwei Vectoren auf der Geraden gebildeten Ab-
schnitten als Durchmessern beschreibt, in denselben zwei
Punkten.
Ist A B ein Durchmesser des Kegelschnittes , so ist der Durchschnitt
von A B mit der Geraden der gemeinschaftliche Brennpunkt.
Als specielle Fälle sind bemerkenswerth :
1) Ist der Kegelschnitt eine Hyperbel , nimmt man für die Punkte A
und B deren Scheitel und leg^ die zu AB senkrechte Gerade / durch den
Mittelpunkt der Hyperbel, so müssen die Punkte S und T auf der Axe A B
• jignizea Dy x^j vy v^^'i LV-
Kleinere Mittheilnngen. 67
liegen nnd zvar mass ihre Entfernung gleich sein dem Darchraesser des
Kreises, der den den Asymptoten parallelen Vectoren aus A nnd B ent-
spricht. Ist daher « die Haupthalbaxe, tt der halbe Asymptotenwinkel, so
liegen die beiden Punkte S nnd T yqvI Mittelpunkte der Hyperbel auf bei-
den Seiten vaaa.cota entfernt. Bei der gleichseitigen Hyperbel schneiden
sich daher alle Kreise in den Scheiteln dei^selben, bei einer Hyperbel, für
welche co^a=^ sina ist, in den Brennpunkten.
2) Ist der gegebene Kegelschnitt ein Kreis, so f^Ult, wie leicht ans der
Constmction des Punktes 0 zn sehen, die gemeinschaftliche Sehne ST mit
der ans dem Mittelpunkt des gegebenen Kreises auf die Gerade CD gefäll-
ten Senkrechten zusammen; ferner zeigt eine einfache Betrachtung, dass
dann dieser Durchmesser des gegebenen Kreises in den Punkten S nnd T
harmonisch getheilt wird, woraus weiter folgt, dass alle die Kroise sich mit
dem gegebenen rechtwinklig schneiden. Dr. F. Wetzig.
Vn. Billige neae Utse Über Fnsspnnktilidien. Von E. 6acalogi.o.
I. Analog den yon Wetz ig nnd Raabe für Fnsspnnktearven gefundenen
Sfttzen gilt für FassponktflUchen der Satz: „l^^i' Winkel zwischen Leit*
strahl nnd Berührungsebene bleibt constant für «11 e sich entsprechenden
Punkte der snccessiven FusspnnktflHchen einer gegebenen Flüche J^ nnd
die Normale an einem Punkte der FusspnnktflHche ;?ter Ordnung geht
durch die Mitte des Leitstrkhles des entsprechenden Punktes der Fuss-
pnnktiäche der (7i'-^l)ten Ordnung. Man denke sich nKmlich eine die
Fläche F in der Nähe des Punktes M umhüllende Kegelfläche. Die Fuss-
punktcurve dieser letztem, welche bekanntlich eine sphärische Cnrve ist,
liegt zugleich auf der Fusspunktfläche F\ Geht man zur Grenze über , so
reducirt sich jene sphärische Curve zu dem gemeinschaftlichen Elemente
M* der Fläche F' nnd der Kugel , deren Durchmesser gleich ist dem Leit-
strahle des Punktes M, und giebt mithin die Bichtung der gemeinschaft-
lichen Berührnngsebene. Daraus folgt: 1) dass die Normale des Punktes
M' durch die Mitte des Leitstrahles GM geht (wenn 0 den Pol bezeichnet), • •
und' mithin der erwähnte Winkel constant bleibt, und 2) dass die snccessi-
ven Normalen der Punkte M^ M\ . . in einer Ebene liegen, welche durch
den Pol geht, und gegen einander gleichgeneigt sind. Ist die Fläche jPbei
M doppelt gekrümmt , so kann man statt einer zwei Kegelflächen sich den-
ken , von deren Scheiteln der eine über und ^er andere unter der Fläche
F liegt.
Analytisch lässt sich derselbe Satz durch Umkehrung der Aufgabe der
Fnsspnnktflächen beweisen , d. i. wenn man zu der Fusspunktfläche F' die
Basis jP sucht ^ergiebt sich alsdann, als Umhüllungsfläche der Ebenen
1) XX + yy + zz = x » + y* + t\
durch Elimination von x\ y\ z aus vorstehender Gleichung, der Gleichung (^
TJigiTizea Dy x^j vy v./'i Iv.
68 Kleinere Mittfaeilungen.
der Fläche F' und den aus 1) durch partielle DifferenttatioB abgeleiteten
Gleichungen
2) a:+p>=2(a:' + pV), y +V« = 2(y' + jV).
Diese letztem Gleichungen zeigen, dass die Projektionen der Normalen
zur Fläche F' dnrch die Mitte der Projectionen desKadionv^ectors der Fläche
F gehen , womit der Satz völlig bewiesen ist.
II. Die den Curven der gleichgeneigten Berührnngsebenen der Fläche
F auf F' entsprechenden Cnrven sind Durchschnitte von F' mit geraden
Kreiskegeln , denn man findet mit Hilfe der Gleichungen
y + ^ = einer Constanten A:*,
3) ar' = — p«', yz:^ — qz\
folgende Relation
III. Denkt man sich eine Fläche /*, das ihr entspreehende reeiproke
System von Flächen F, , F,, Fj . . . (im Monge'schen Sinne) und die Fuss-
punktflächen F^\ /*/, F,' . . . jeder derselben, so liegen die in einem Punkte
M der Fläche F entsprechenden Punkte der Flächen Fi\ jP,'» F^,. . . auf
einer Kugel , deren Durchmesser gleich dem z des Punktes M ist. Da die
Berühmngsebenen an den dem Punkte M entsprechenden Punkten der
Flächen F|, F,, F, . . . in einen gewissen Punkt der t- Achse zusammen-
laufen , so ist der Satz von selbst einleuchtend. Der analoge Satz findet
für ebene Curven statt.
IV . Werden die Gleichungen 3) nach x und y differeneirt , indem der
Reihe nach y und x als constant betrachtet wird, so ergiebt sich
dx dy_px-z dx dy_qx
dx dx 2 ' dy dy z * .
^äx^,dy_p'y J^ a , ^V _9y —^' . '
d.v' • dx' ~~ z*' dy^dy • z^ '
hieraus durch Multiplication der ersten mit der letzten dieser Gleichungen
und Subtraotion des Productes der beiden mittleren :
{ — ^ ^^ rfy __ (p Jg' — z) {qy — z) --pqxy
] dx dy dy dx z'* {ri — «')
Diffeienzirt man auf ähnliche Weise die Gleichungen 2) , so findet man :
^^ + ''^'^ 57 + *''' ^ = =^ ("'*' + *'*'^ - " •
''^'S? "*■ (^ "•" **') ^ ^ * ^'''*' "'" *'*'^ ~ * *•
" * uigmzedbyLiOOgle
Kleinere Mittheilungen. 69
hieraus folgt wie früher:
= 4(1 +p'' + rV) (l + gr-t + i-/) _4(pV + »V)« + (rY-»'») z*
-2[(l+p'» + rV)<' + (l+?'»+r'0'-'-2«'(pY + *V)]z,
oder •
dx dy dx dy 4(r't' — »'•)
iUc~dy dy'dx l + Pp'+S'S''
Kz — 2t'\* (1 + p »)<^+ (l+g'')r -2p gV z~2z ^ |+/« + y-«-]
2 / r'/'— *'» ' 2 "^ ri'^^^T^J
Bezeichnen A, , A, und A,', A/ die respectiven HauptkrfimmangsTsdien
der Basis und der FusspunktflSche, ^, (f die entsprechenden Leitstrahlen,
so kann vorstehende Gleichnng, da
(z - 2 * vnTT^T^ = «
ist , wie folgt geschrieben werden : ^ !
. . . . 4(rY-»'»)(Ä,'-i.)fÄ.'--?-)
djgrfy dxdy_^ ^\ ' 2/\ * 2/
^' rfx'57 dy'dl».' (! + /*+ ?'*)(! + pp'+?/)
Daraus ergiebt sich in Verbindung mit 4) und da
co,x=, ^+PP+g/
wenn j den Winkel (9, 9') oder den der entsprechenden Normalen bezeich-
net, folgende bemerkenswerthe Relation:
(g.-|)(^-f) Ä^^
Man findet ferner, wenn dFy dF' die entsprechenden Flächenelemente
bezeichnen ,
oder
7)
dp ""ÄjÄ,'
VnL Bemerkungen ftber Cnrven und Flächen zweiten Grades. Von
Dr. Heilermann, Director der Provinzial- Gewerbschule zu Koblenz. Auf
jeder Normale eines Kegelschnittes werden sowohl durch die Achsen als
durch die um den Mittelpunkt mit den Summen oder Differenz der Halb-
achsen beschriebenen Kreise Stücke abgeschnitten, welche mit der Entfern-
ung der zugehörigen Berührenden vom Mittelpunkte Rechtecke ^u^con-[^
y y ^-v
70 Kleinere Mittheilungen.
Staaten Grössen bilden. Von dieser Eigenschaft ausgehend , habe ieh im
Allgemeinen den geometrischen Ort eines Pnnktes, welcher auf der Nor-
male ein der obigen Bedingung genfige^ndes Stück begrftnzt, untersucht
und erlaube mir im Naohfotgenden einige Resultate, zu welchen ich gelangt
bin, den Lesern dieser Zeitschrift vorzulegen.
§.1. *
Wird vom Mittelpookt 0 der Ellipse
auf die Gerade
a*
6«'
welche dieselbe im Punkte m=r{xy) berührt^ die Senkrechte £ gefällt, so
ist bekanntlich
3) CO, ({«) = «^, CO« (£6) = 1^,1 = ^+^.
Trägt man nun auf der Normale desselben Punktes vom Fnsspunkte ans
nach beiden Seiten die Strecken
mn z:=mni == ^
ab, so sind
t
die Coordinaten der Endpunkten h und 7i|,.weil -^ und— zugleich die Co-
a 0
sinus der Winkel sind, welche die Normale mit den Achsen bildet.
Wenn nun die Strecke e der vom Mittelpunkte auf die Bertihrende
des Punktes m gefällten Senkrechten | umgekehrt proportional ist, so steht
dieselbe zugleich zu dem Durchmesser , welcher der Berührenden parallel
ist, in directem Verhältnisse. Wenn also 2£f, diesen Durchmesser und k
irgend eine constante Linie darstellt, so ist
e=-- = — rf,.
I ab
Durch Einsetzung dieses Werthes erhalten die Coordinaten der Punkte n
und n^ folgende Form
Mithin liegen die Punkte n und »i in den Ellipsen
und diese sind immer confocal, denn das Quadrat ihrer Excentricität ist
uigiiizea oy v^jOO V IV^
Kleinere Mittheilangen. 71
Werden aide Muf einer Normale einer'Ellipse Yom Fiiss-
paakte ans uacb beiden Seiten Stücke abgesohnitten« wel-
che mit der Entfernung der zugehörigen Berührungslinie
vom Mittelpunkte Rechtecke von constanter Grösse bilden,
80 sind die Ortscurven dieser Schnittpunkt^. zwei confocale
Ellipsen.
Die Punkte m, n und »j sind entsprechende Punkte in den Kegel-
schnitten 1) und 5), denn es verhält sich
y + l^ .flu** _ y + ^ a«— Ä«
Durch ümkehrung ergiebt sich hieraus folgender Satz :
Die tiinie, welche zwei entsprechende Punkte zweier
coufocalen Ellipsen verbindet, ist in allen Lagen Normale
einer dritten Ellipse, von welcher sie halbirt wird.
Drei specielle Werthe von fc^ sind hier beachtenswerth , nämlich die
beiden, für welche eine der Coordinaten 4) Null wird, und derjenige, durch
welchen die Excentricität 6) verschwindet. Bezeichnet man die Punkte der
Normalen, welche in den Axen der Ellipse 1) liegt mit Pq und P^, so Ist
7) mi>o = j,»*Oo=T-
Sind femer r und r, die Punkte der Normale, für welche
so ist
ab
und die Punkte selbst liegen in den Kreisen
9) ^i'+y,' = {a±by,
deren Gleichungen man aus 5) erhält, wenn man darin l^^r^ah setzt.
Wenn k^^aby also ^^C^^i, so liegen die Brennpunkte der Kegelschnitte.
5) In der grossen Axe der Ellipse 1), und wenn dagegen ^'>ad, also c>efi,
so liegen sie in der kleinen.
Verbindet man äiß Gleichungen 7) und 8), so entsteht zunächst '
^ + ^u r. a — b, ^ a + b ' a—b
und hieraus folgt die Proportion
rQo:rP^=r^Q^:r^Po = b:a.
Wird also das von den Achsen begrenzte Stück einer Nor-
male einer Ellipse nach dem umgekehrten Verhältnisse der
Achsen, in welchem die Endpunkte liegen, harmonisch ge-
theilt, so liegen die The il punkte in den Kreisen, welche um
den Mittelpunkt der Ellipse mit der Summe und Differenz
der Halbachsen der Ellipse beschrieben sind. ^ t
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72 Kleinere Mittheilangen,
£>ie vorstehende Batwicklang kann in derselben Weise auch für die
Hyperbel und Parabel ausgeführt und hier also dem Leser überlassen
werden.
§.2.
Legt man durcH den Punkt fnz=z{xy) ausser der Ellipse 1) auch nock
eine Hyperbel
a^ 1/*
welche mit jener die Brennpunkte gemeins.am hat, so ist bekanntlich
und es stehen die Kegelschnitte 1) und ll) im Punhte m = (o;^) aufeinan-
der senkrecht. Denkt man sich ferner die Kegelschnitte, welche die im
Punkte m aufeinander senkrecht stehenden Normalen der Kegelschnitte 1)
und 11) als Achsen enthalten und die Achsen derselben im Mittelpunkte 0
berühren, so sind
»2) -S+i^-»-
a* a.
die Gleichungen der letztem und zeigen sogleich , dass auch diese Kegel-
schnitte die Brennpunkte gemeinsam haben.
Das Quadrat der gemeinsamen Excentricität ist
ö* — flj« = 6« — 6^* = dl«,
also begränzen ihre Brennpunkte auf der Normale der Ellipse 1) nach bei-
den Seiten vom Fusspunkt' m eine Strecke
e==di
mithin liegen sie in den Kreisen 9).
Werden also für irgend einen Punkt einer Ellipse die
Kegelschnitte gezeichnet, welche die Achsen derselben im
Mittelpunkte berühren und die Normale und Tangente des-
selben Punktes als Achsen enthalten, so liegen die gemein-
samen Brennpunkte dieser Kegelschnitte in den Kreisen,
welche um den Mittelpunkt der Ellipse mit der Summe und
Differenz ihrer Halbachsen beschrieben worden sind.
Die bekannten Eigenschaften der Kegelschnitte in Bezug auf ihre
Brennpunkte ergeben sich hier für die Curven 8) mit besonderer Leichtig-
keit.
§.3.
Wenn von dem Mittelpunkte 0 des Ellipsoides
X» «« t«
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Kleinere Mittheilungen. 73
auf die Ebene
welche dasselbe im Punkte m={xyz) berührt, die Senkrechte £ gefallt
wird, so ist .
15) co*(S«)=^,co,(66) = |^, co5(|c) = i?,i = :^ + g+^.
Trägt man nun auf der Normale des Punktes m = {xy z) vom Fusspunkte
ans nach beiden Seiten die Strecken
mn = m«! = e
ab, 80 sind
{ j? £ y äz
J^X ^ V ^ z
die Coordinaten der Punkte n und Wj, weil =~^, ^, ^ »ugleich die Cosinus
der Winkel sind, welche die Normale mit den Achsen bildet. Wird nun die
Strecke e so gew&hlt, dass sie der Senkrechten umgekehrt proportional ist,
80 steht dieselbe zugleich zur Flftche des Centralschnittes, welcher der Be-
rfihrungsebene des Punktes m parallel ist, in directem VerhAltnisse. Wenn
also dl und ef, die Halbachsen dieses Schnittes und Ar irgend eine eonstante
Linie darstellt, so ist
Durch Einsetzung, dieses Werthes erhalten die Coordinaten der*Punkte n
und iij folgende Form
a« + A* *•+*« c« + Ä*
Mithin liegen die Punkte n und n^ in den Flächen
and diese sind immer eonfocal, da die Quadrate der Excentricitäten der
Achsenschnitte für beide Flächen denselben Werth haben, nämlich
■8.) (»±f)-(«±f)=(»--^('-j^>
Werden also auf einer Normale eines Ellipsoides nach
beiden Seiten vom Fusspunkte aus Stücke abgeschnitten,
welche. mit der Entfernung der zugehörigen Berührungs-
ebene vom Mittelpunkte Rechtecke von constanten Grössen
bilden, so liegen die Endpunkte dieser Stücke in zwei con-
focalen Flächen. ugmzeaDyGoOgle
74 Kleinere Mittbeilongen.
a
a
** + **
6»-
*»
• b '
b
c»+A»
<*-
Ä»
Die Punkte m , ;i und n| in den Ellipsoiden 13) und 17) aind für alle
Werthe von 1^ entsprechende Punkte, denn das Verhältniss ihrer Coordi-^
naten ist gleich dem Verhältnisse d^r gleichliegenden Achsen , oder
«t + Ä* a* — Ä» a« + Ä««» — A»
a* (T a a
6« + Ä* 6« -^ Ä*
c« + ;t« c» — *•
z : — z : — -r — t = c • ^ . ^ —
C^ €* C C
Wenn man diesen Zusammenhang umkehrt, so erhält man folgenden
Satz :
Die Linie, welche ewei entsprechende Punkte zweier«
confocalen Ellipsoide verbindet, ist in allen Lagen Nor-
male eines dritten Ellipsoides, von welchem sie hatbirt
wird*
Sechs specielle Werthe von k^ verdienen hier beachtet zu warden^
nämlich die drei, für welche eine der Coordinaten 16) Null wird, und die
diei, für wel<^he eine der Excentricitäten unter 18) verschwindet oder die
confocalen Ellipsoide 17) zu Sphäroiden werden« Bezeichnet man die
Punkte der Normalen , für welche die Coordinaten iCi , y, , ^^ Null werden^
der Reihe nach mit Pq^ Qq, Rot ^o ^^^
dF ^ c'
19) . »iA = T» ^öo=Y» OTi?o— T'
s 5 s '
Bezeichnet man ferner die Punkte der Normalen , für welche
mit p und pi , so ist
20) mp^mp^:=—=-^
und die Punkte liegen in den cotifbcalen Sphäroiden
deren gemeinsame Excentricität
22) y{a±'iJ-ib±cy=.A'''J''-'^.
Setzt man zweitens
und bezeichnet die zugehörigen Punkte in der Normalen mit q und gi , so ist
2üa) mg = m^, = -r- = -^
und es liegen diese Punkte in den confocalen Sphäroiden
^'•) (^)"+(ä^)"+(^)=''
deren gemeinsame Excentricität . Digi.izedbyGoOgk
Kleinero Mitlheiliingen. 75
22a) /(^jYi^:7:^^y:Ei^Eii.
Wenn zuletzt r und r^ diejenigen Punkte der Normalen sind, für welche
l^ z=^aby 80 ist
20b) ,„r = mr.= $ = ^
und die Punkte Uegen in den confocalen Sphärotden
deren Ejccentrieität
22b) /(c±ff-(a±6)«=: Vi^^-'^H'^-''*).
Nehmen wir an, dass
a>h>c
so ist die Exoentricilät unter 22) nnd 22b) real, dagegen die unter 22a)
imaginär , mithin sind zugleich die Flächen 21) und 21 b) verlängerte Spbä-
roide » während die unter 21 a) abgeplattet sind. Wenn man nun noch be-
achtet, dass die Brennpunkte dieser Sphäroide, sowohl die realen in den
verlängerten als die imaginären in den abgeplatteten, auch die Focalpunkte
de» Ellipsoids 13) sind *), so ergiebt sich aus den vorstehenden Gleichungen
folgender Satz:
Werden auf einer Normalen eines Ellipseids nach bei-
den Seiten vom Fusapunkte aus solche Stücke abgeschnit-
ten, dass diese mit der Hälfte einer Achse des EUipsoides
ein Keehteckt gleieh A^m ans den Halbachsen dea aar Nor*
male seakreehten Gentralachnittea, bilden, so liegen di«
Endpunkte der abgeschnittenen Stücke in awei confocalen
Sphäroiden, derefk gemeinsame (reale oder imaginäre) Brenn-
punkte die in jener Achse liegenden (realen oder imaginä-
ren) Focalpunkte des EUipsoides sind und deren Aequator
die Summe der Differenz der andern Achsen als Durchmes-
ser enthält.
Durch Verbindung der Gleichungen 19) und 20) erhält man zunächst
_ ft + c _ a + c ^ a + b ,
PÄo=— |— .c, jri>,= -— -.41, ^ß^=__-.ft^
und hieraus folgen die Proportionen
-, b — c ^ ^ a — c ^ a
♦) S. Crelle'8 Journal. Bd. 5ö.
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76 Kleinere Mittheilungen.
23) pR, :pO, ^p,R^ :PtQo = c -b,
23 a) ^Po:!?Äo = 5'i^o-3'iÄo = ö-^»
23b) rßo : rP, =:= r,Q^ ir,P^::^b : ß.
Wird also das Stück der Normale eines EHipsoides, wel-
ches zwei Achsenebenen begrenzen, nach dem Verhältnisse
der Achsen, welche auf den Begrenzangsebenen senkrecht
stehen, harmonisch getheilt, so liegen die Theilpunkte in
zwei confocalen Sphäroide.n, deren Aequator die Summe
oder Differenz jener zwei Achsen als Durohmesser enthält
und deren gemeinsame (reale oder imaginäre) Brennpunkte
die in der dritten Achse liegenden Focalpunkte des Ellip-
soides sind.
§.4.
Werden durch den Punkt m^={xyz) ausser dem ElHpsoide 13) auch
noch die beiden Hyperboloide
^*) ^+ #+$=•■
^^•) l+.7 + $='
gelegt , 80 ist bekanntlich
««--ö,» = A»— V = c»— <;,»=ss<i,», a» — a,»=6»— V=«*-
*.'
und es stehen die Flächen 13) und 24) im Punkte m{x^z) auf eiuander
senkrecht. Denkt man sich ferner die Flächen zweiten Grades, welche die
im Punkte m senkrecht stehenden Normalen der Flächen 13) und 24) aia
Achsen enthalten. und die Achsenebenen derselben fin Mittelpunkte 0 be-
rühren, so sind
'''^ ?+? + § = *
die Gleichungen der letztern und zeigen sogleich, dass auch diese Flächen
confocal sind.
Die in der Normale des Punktes m liegenden Focalpunkte dieser Flä-
chen sind die oben erwähnten Punkte p^Px^ g,qi nnd r, Tj , denn es ist
^„_^„ _rftrf,_l^(a'-a»')(a'-at')
mp = mp, =— -= ,
a a
„„ _ .„„ __<*.«'._ ?^(6'-V)(fe'-V)
mq = mq^ — — , ^^ ,
^ ^ ugmzedbyLiOOgle
Kleinere MittheilungeU. 77
' c c
Hieraus erhält man folgenden Satz :
Wenn man eine Normale eines Ellipsoides und die Nor-
malen der beiden durch ihren Fusspunkt gehenden Hyper-
boloide, welche mit dem Ellipsoide confocal sind, als ge-
meinsame Achsen von drei Flächen asweiten Grades betrach-
tet, welche die Achsenebenen jener Flächen im Mittelpunkte
berühren, so liegen die der Normale des Ellipsoides ange-
börigen Focalpunkte dieser Flächen in drei Paaren von
confocalen Sphftroiden, von denen jedes Paar die in einer
Achse des Ellipsoides gelegenen Focalpunkte als Brenn-
punkte und die Summe oder Differenz der «ndern Achsen
des Ellipso'ides als Durchmesser des Aequators enthält.
Die in dem Vorstehenden entwickelten Eigenschaften des Ellipsoides
sind natürlich nicht auf diese Flächen beschränkt, sondern lassen sich in
ähnlieh'er Weise ftir die Hyperboloide und theilweise auch für die Parabo-
loide herleiten.
IX. Eine Methode, das specifliche Oewicht fester Körper ohne Ge-
wichte» nur mit Hülfe eines gradnixten Wagbalkens m bestimmen. Die
bisher bekannten Methoden zur Bestimmung des specifischen Gewichts
fester Körper erfordern sämmtlich die Anwendung von Gewichten und sind
sonach weniger bequem für den reisenden Mineralogen, welcher an Ort
und Stelle das specifische Gewicht einer Mineralsubstanz bestimmen will.
Letzteres idtoft wünsohenswerth ^ wo es sich tim die Unterscheidung ähn-
licher Mineralspecies, 2. B. der Feldspatharten handelt; für diesen Zweck
ist die Methode vom russischen Gardeartilleriecapitän Gadolin (Poggend.
Ann. Bd. 106, 8. 213) sehr geeignet, indem dieselbe nur einen Apparat —
nicht grosser als ein langer Bleistift — erfordert.
Die Theorie dieser Methode ist folgende: An einen zweiarmigen Hebel
werden tai Seidenfäden die beiden Körper aufgehangen , deren specifische
Gewichte s und s' verglichen werden sollen. Der Hebel sei vor dem An-
hängen bei horizontaler Lage im Gleichgewicht, hierauf hängt nüan die bei-
den Körper von den absoluten Gewichten P und P' so an den Wagbalken,
dass wieder Gleichgewicht stattfindet, wobei ihre Entfernungen von der
durch die Schneide gelegten Yerticalebene resp. p und p' sein möge. Dieser
zweite Gleichgewichtszustand wird durch die Gleichung :
I) Pp = py
repräsentirt. Nun senkt man beide Körper in ein Gefäss mit Wasser und
verschiebt den einen z. B. P so lange , bis wieder Gleichgewicht statt hatl^
DigiTizea Dy x^j vy v_/Ti Iv^
78 Kleinere Mittheilungea.
Hat die Grösse der Verschiebung ö betragen , so ist der Aasdruck dieses
neuen Gleichgewichtes:
Indem man 2) durch 1) diWdirt, erhält man:
(-^)(-f) = (-7>
Diese letzte Gleichung dient daau, um 8 zu berechnen, wenn $' gegeben ist
oder umgekehrt und di« Bestimmung des specifischen Gewichts nach dieser
Methode erfordert nur, dass man mit einem oder einigen Körpern P' ver-
Mhen sei, deren specifisches Gewicht s' man bereits genau kennt, so wie
dass man die Entfernungen p und i möglichßt genau beobachte« Um sich
wegen Beurtheilung des Gleichgewichtszustandes von der horizontalen Lage
des Balkens zu tiberzeugen, braucht man nach Gadolin ilur über selbi-
gen hinweg nach einem Fenster oder nach der Kante eines Hauses zu vi-
siren.
Der Erfinder dieser neuen Methode giebt in dem oben erwähnten Auf <
satz zugleich die Discussion der Fehlerquellen und findet durch eine den
Umständen gemäss längere und deswegen hier nicht mitgetheilteBechnung,
dass der möglich grösste Fehler, welcher unter ungünstigen Umständen bei
sonst guter Beobachtung und guter Construction des Instrumentes, dem nach
dieser Methode bestimmten speeifischen Gewichte anhingen kann, höch-
stens 0,02 betragen kann. Demnach reicht diese Methode für die Zwecke
vollkommen aus, für welche sie der Erfinder bestimmt hat.
£. Kahl.
X. Belmholts* YerBUohe, die Toeale dureh Kisohnng eisfkeher Ttoe
Bsehzuahmen. (Aus Poggendorfs Annalen, Bd. 108, 8. 280.) Es ist be-
kannt, dass die Elongation eines Punktes einer schwingenden Saite oder
die Verdichtung und Geschwindigkeit an einer Stelle einer tönenden Luft-
säule durch Rechnung gefunden werden kann , und dass für diese Elonga-
tion in d«n meisten Fällen ein Ausdruck erhalten* wird , welcher aus einer
unendlichen Anzahl von Gliedern besteht, von denen jedes die Formt
Asin {27ifn(+ c)
besitzt. Hierbei hat m in den verschiedenen Gliedern der unendlichen
Eethe die Werthe w, 2w, 3n etc., wobei das Glied A sin {2nnl + c) das
Anfangsglied der Reihe und n unabhängig von c und J ist. Die Zahl m
bedeutet die Anzahl der einander völlig gleichen Schwingungfperioden,
welche vermöge eines Gliedes der Reihe in einer Secunde auftreten; die
unendliche Reihe entspricht daher der Uebereinanderlagerung von unend-
lich vielen einfachen Schwingungen, deren Schwingungsmengen », 2n,
3« etc. sind. Cooalp
uigiiizea oy V^Jv^\^V Iv^
. Kleinere Mitthcilungcn. 79
In Betreff der Wahrnehmnng solcher über einander gelagerter
Schwingungen gingen die Meinnngen von Ohm und von See heck ans
einander. Ersterer war der Ansieht, dass man bei gehörig angestr^igter
Aufmerksamkeit die stärksten der den einzerften Schwingungen angehörigen
Eindrtteke auf das Gehör unterscheiden und aus einer solchen Uebereinan-
derlagerung durch das Gehör einzelne Eindrucke ebenso ausscheiden könne,
als man durch Anwendung der Fouri er 'sehen Reihen alle einzelnen Glie-
der mathematisch darstellen kann. Seebeck war dieser Anöicht heftig
entgegen , indem er die unmittelbare Empfindung durch den Gehörnerven
im Auge hatte, die meist eine einfache zu sein scheint, weil die Aufmerk-
samkeit des Hörenden auf den Totaleindruck aller einzelnen Schwingungen
gerichtet ist, aus weichen der Klang und mithin die Natur der Tonquelle
erkannt werden kann. Den verschiedenen Ansichten von Ohm und See-
beck entspreehen die Definitionen , welche die genannten Gelehrten vom
Tone gegeben haben. Nach Ohm ist jede einzelne Bewegung von der
Form Asin{2nnl + c) Ursache eines Tones, während Seebeck den Ge-
sammtetndruck Ton nennt, welcher durch Uebereinanderlagerung der
Schwingungen eines Instrumentes entsteht, welche die Form Asin{2nmi'i'e)
haben , wobei m die Werthe it , 2 n , 3 n etc. besitzt.
Helmholtz bekennt sich znr Ohm'scTien Definition des Tones und
ist von ihm , wie es scheint , später eine vollständige Widerlegung der von
Seebeck gemachten Einwürfe gegen Ohm's Definition zu erwarten (s.
gen. Abb. S. 282). Ohne auf die bisherige Polemik über die Definition
des Tones einzugehen, möge doch hier die bekannte für Ohm und Helm-
holtz sprechende Thatsache ins Gedächtniss zurückgerufen werden, dass
Helmholtz bereits vor einigen Jahren Schwingungen hervorzubringen
vermochte, welche einem Tone im Sinne Ohm's sehr nahe kommen. Das
Mittel, welches Helmholtz anwendete, bestand in dem Zusammenwirken
von Stimmgabeln und Resonanzröhren, deren Grundtöne zusammenfielen,
während die Obertöne nicht überein trafen. Wird eine solche Stimmgabel
vor dev zugehörigen Resonanzröhre ins Tönen gebracht, so verstärken sich
die Grundtöne beider, während die Obertöne, welche nicht über eintreffen,
sich nicht verstärken können und daher neben dem starken Grundtone nicht
gehört werden.
Die Herstellung einfacher Töne auf die oben angegebene Weise machte
für Helmholtz eine Untersuchung Über das Zusammenwirken einfacher
Töne möglich ; bei einer früheren Arbeit der Art entdeckte er bekanntlich
die Summationstöne , während er durch die vorliegende Arbeit schätzbare
Beiträge zur Kenntniss von den Ursachen des Klanges geliefert hat. Für
Das, was Seebeck Ton nennt, hat Helmholtz den Namen Klang vor-
geschlagen und nennt Grundton des Klanges den tiefsten von denjenigen
einfachen Tönen, durch deren Zusammenwirken der Klang entsteht. Wäh-
rend nun der Klane: des S e e b e c k'schen Tones durch die verschiedene} />
° uigiüzea Dy x^j vyv^'i Iv^
80 Kleinere Mittheilut^en.
Wellongestalt bei gleieher Peri<»dicitftt za erklSren igt, kftnn dasselbe, d. h.
die sogenannte Klangfarbe des Helmholtz*Bchen Klanges, dorcli das
Znsammenwirken des Grundtones mit Obertönen Terscliiedener Stärke er-
klärt werden (das Wort Ton'Vird von nan an hier immer im Oh mischen
Sinne gebraacdt werden). Helmholte stellte sieb, was die Klangfarbe
anbetrifft') noch die Frage: Bernht die Unterscheidung der musi-
kaliseken Klangfarbe nur in der Empfindung von Obertönen
verschiedener Stärke oder unterscheidet das Ohr auch die
Phasen unterschiede?
Diese Frage beantwortete Helmholtz, indem er die Vocale der
menschlichen Stimme^ diQ als anhaltende musikalische Klänge und fast
ganz frei von unmusikalischem Geräusch hervorgebracht werden können,
durch die Combination von Tönen nachzuahmen suchte, welche durch
Stimmgabeln mit Anwendung von Resonanzröhren rein erhalten wurden.
Er bediente sich hierzu einer Reihe von 8 Stimmgabeln , die dem B in der
tiefsten Octave der Männerstimmen und dessen harmonischen Obertönen
^) Ai ^1) ^) ftt ^h ^^^ ^t entsprachen. Die regelmässige schwingende
Bewegung wurde den Gabeln durch einen galvanischen Apparat nach Art
des Neef 'sehen Hammers ertheilt, die verschiedene Stärke der Töne durch
das stärkere oder geringere Lüften des auf den Resonanzröhren befindlichen
Deckels bewirkt« Den Phasenunterschied konnte Helmholtz willkürlich
hervorbringen und beobachten , wozu er sich mehrerer Methoden bediente,
dtsren Mittheilnng die Kürze des Raumes hier nicht gestattet. Das bisher
von Helmholtz gefundene Resultat ist wesentlich folgendes: Die musi-
kalische Klangfarbe hängt nur von der Anwesenheit und
Stärke der Obertöne, die in dem Klange enthalten sind^ ab,
nicht von ihren Phasenunterschieden.
Was nun die Vocale der männlichen Stimme anbelangt, so fand Helm-
holtz unter Anderem:
Das ü erhält man am deutlichsten durch den Grundton mit
ganz schwacher Begleitung des dritten Tones.
Das 0 entsteht durch kräftige Begleitung des Grundtones von
der höheren Octave.
Das E wird namentlich durch den dritten Ton charakterisirt,
bei massiger Stärke des zweiten etc.
Es sind noch viele andere schätzbare Angaben in der eingangs erwähn-
ten Abhandlung enthalten, in Betreff deren wir jedoch auf diese selbst ver-
weisen müssen. £. Kahl.
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Im
V.
Von den Fnsspunktlinien.
Von Dr. Franz Wetzig in Leipzig.
(Dritter Artikel.)
10.
Beziehungen zwischen dem Minimumpol und dem
Krümmungssch werpnnkt einer Linie.
Unter dem Krümmungsschwerpunkt einer Linie versteht Steiner
ihren Schwerpunkt bei einer Belastung, die umgekehrt proportional dem
Krümmungshalbmesser, also direct proportional der Krümmung vertheilt
ist. Um auch Curven betrachten zu können , bei denen das Vorzeichen der
Krümmung wechselt, muss man diese Definition dahin erweitem: Krüm«
mangsschwerpunkt einer Linie ist ihr Schwerpunkt, wenn jeder Punkt der-
selben mit einem Coefficienten versehen ist, dessen Grösse dem jedesmaligen
Krümmungshalbmesser proportional ist und dessen Vorzeichen mit dem des
Krümmungshalbmessers übereinstimmt; oder: er ist der Mittelpunkt pa-
ralleler an der Curve angebrachter Kräfte, deren Intensität umgekehrt pro-
portional dem Krümmungshalbmesser und deren Richtung bei gleichem oder
entgegengesetztem Vorzeichen desselben gleich oder entgegengesetzt ist.
Nennt man die Summe der Coefficienten, die auf ein Bogenstück kom-
men, kurzweg dessen Gewicht, so sei die Einheit des Gewichts das Ge-
wicht des Kreisbogens von der Längö 1 und dem Halbmesser 1. Dann ist
das Gewicht des Bogenelements ds^ vom Krümmungshalbmesser ^^
j
wird also durch den Contingenzwinkel gemessen , welcher nach §. 7 gleich
ist dem Winkeldifferential dtp^ der Fusspunktlinie , wenn der Coordinaten-
anfang der Pol ist.
Die Basis wird zunächst als eine Linie vorausgesetzt, die ihre Rich-
tung nicht sprungweise ändert. ^.g,,,^^ ,y GoOglc
ZcitRchrift f. Mathematik u. Physik. V. 0
82 Von den Fusspunktlinien.
Seien nun or^, y^ die rechtwinkligen Coordinaten des Bogenelements
dSQ , g und fi die des Krümmungsschwerpunktes der Basis , entspreche dem
Anfangä)(j}njkt%der^asis ^^ = y , dem Endpunkt ^i = j , so ist der Krüm-
mungssckw^ä^frfMriLf^stimmt durch die Gleichungen
9 d
7 y
8 8
fl j dtpi=:= I yodtpt
7 7
d
7
d
7
Berücksichtigt man nun
x^ = r^ cos 9)e, yo = ''o «>* <Poi
so erhält man
1 rfr,
cota~— -— -,
O ff
|(d — y) = jr^ cos q>^ dq>^ — j sin y^ dr,
y- y
8 d
V i^-^y) = f^i sin g), dy, — jcostp^ dr^
an
y y
Wendet man auf jcostp^dqt^ und jsinq>^d(p^ die partielle Integration
y y
und bezeichnet mit r^ j den zur Anomalie i und mit ryy den zur Anomalie y
gehörigen Vector der Fusspunktlinie , d. i. die beiden Senkrechten auf die
Berührenden des Anfangs- und Endpunktes der Basis, so erhält man
f 8
i ß (* — y) = 2 /rj cos q>^ dtpi — (ri^ 5t>i d — ny sin y) ,
}V (* — y)=ijr^sin tp^ dtpi + (n^ co» d — r,y «n y).
uigiiizea oy ^
Von Dr. Franz Wetz ig. 83
Durch diese Gleichungen sind die Coordinaten des Krümmangsschwerpank-
tes gegeben , wenn man die Gleichung ihrer Fusspunk^linie kennt.
Ist die Basis eine nach einem Umlauf der Berührenden geschlossene
Linie, so ist einfacher
2n
i*=i - J Vi cos <pi d(pi,
'o
2«
, = Ifr, sin
sin q)x dq>^ ,
0
Nimmt man den Krtimmungsschwerpinikt der Basis selbst als Pol, so
gölten für die Fusspunktlinie die Relationen
d
2 I r^ cos <pi d<pi =riß sin ö — riy sin y ,
y
8
2 I r^ sin q)i d<pi = riy cos y — rj ^ cos ö.
Y ^
Ist speciell die Basis eine nach einem Umlauf der Berührenden ge-
schlossene Linie, so gilt für die Fusspunktlinie aus dem Krümmungs-^
Schwerpunkt
2«
r, cos 9?i dq>i =0
/'■
und
2n
J
rj sinqf^ d(pi = 0.
Hat die Basis einen Wendepunkt oder lassen sich Berührende vom
Coordinatenanfang (Pol) an sie legen, so gelten die §. 8 gemachten Be-
merkungen. Es sind (lann die beiden Integrale in 1) auf die dort angege-
bene W^Jse zu zerlegen, und ist unter i — y allgemein der Drehungswinkel
T der Berührenden der Basis au verstehen. DerDrehungswinkel der
Berührenden ist also das Maass des Gewichts. Ist derselbe
gleich Null, so kann man natürlich nicht vom Krömmungsschwerpunkt
reden.
Es werde daher % statt d — y eingeführt. Femer werde mit s die
Sehne der Fusspunktlinie, welche Anfangs- mit Endpunkt verbindet, mit
a ihre Winkel gegen die Nulllinie bezeichnet, so ist
rj ^ sin ö — riysiny = s , sin 0,
r\ ^ cos 6 — ri y cosy = s , cos a.
Endlich sei nach der früheren Bezeichnung oigitizedbyGoOQlc
84 * Von den Fusspunktlinien.
/
r^ cos <pi d(p^=^ P,
/
9
Tj sin 91 rf<Pi = Qt
80 geht die Oleichung l) über in
l S .T = 2P — s .sinöy
^ ) fl . X r= 2Q + s . cos a.
Werden nun die hieraus sich ergebenden Werthe von P und Q in die
Gleichung 5) des S. 8 eingesetzt und wird deshalb die Senkrechte auf die
Berührende des Anfangspunktes der Basis als Nulllinie angenommen, so
erhält man die Coordinaten des Minimumpols, ausgedrückt durch die des
Krümmungsschwerpunktes, durch die Gleichungen:
^ (t — sin X cos t) (I T + 5 sin a) — sin*x (ij t — * cos a)
X'
3)
(t + sinxcosx) {rix — s cos a) — sin* x (Jt + ssinc)
Ebenso kann. man den Minimalinhalt durch die Coordinaten des Krüm-
mungsschwerpunktes ausdrücken , indetp man die Werthe von P und Q aus
Gleichung 2) in Gleichung 6) des S. 8 einsetzt.
Umgekehrt erhält man die Coordinaten des Krümmungsschwerpunktes
ausgedrückt durch die des Minimumpols durch die Gleichungen
A\ ^ iv + s sin a = x {x + sinxcosx) + y sin* r,
\ riv — s cos a =x stn* r + y (t — sinx cos t).
Um hiemach die gegenseitige Lage vom Minimumpol und Krümmungs-
schwerpunkt zu betrachten, kann man von ersterem oder letzterem aus-
gehen.
I. Es werde der Minimunipol als bekannt vorausgesetzt und daher als
Coordinatenanfang genommen. Dann erhält man für o: = y === 0 aus Glei-
chung 4)
f T = — ssinCj
5)
'iyT= scosa,
worin s die Sehne der Fusspunktlinie vom Minimumpol aus, d. i. die Ver*
bindungslinie der Fusspunkte der vom Minimumpol auf die Berührenden
des Anfangs- und Endpunktes der Basis gefällten Lothe bezeichnet, so-
wie 0 deren Neigung gegen die erste Senkrechte« Sei / die Entfernung des
Krttmmungsschwerpunktes vom Minimumpol, X deren Anomalie, so folgt
tanl = — cot a.
Es liegt also der Krümmung sschwerp onkt in einer zurSehne s
senkrechten Entfernung vom Minimumpol gleich der des
uigiüzea Dy v_j v>'v^'i ln^
Von Dr. Franz Wetzig. 85
Schwerpunktes dee Kreisbogens, den man über der Sebne $
und mit dem Centriwinkel x beschreibt, von dessen Mittel-
punkt.
Als specielle Fälle sind erwähnenswerth :
1) Liegt die Basis zu einer sie halbirenden Achse symmetrisch,
80 ist klar, dass Mininmmpol und Krümmungsschwerpunkt auf dieser Achse
liegen, und zwar erhält man den letzteren, wenn man die Entfernung des
Schwerpunktes des aus dem Minimumpol beschriebenen Kreisbogens, wel-
cher die Schenkel des Winkels t berührt^ nach der entgegengesetzten
Kichtung aufträgt.
2) Sei T ein ganzes Vielfaches von tt, = mir, d. h. sind die Berühren-
den des Anfangs- und Endpunktes der Basis einander parallel, so ist auch
a = m 9s zu setzen und erhält man
1 = 0,
f bedeutet hier die senkrechte Entfernung der beiden Berührenden, und
kann man daher sagen : Der Minimumpol und Krümmungsschwerpunkt einer
Linie, deren Berührende sich vnn mn dreht und um s fortschreitet, liegen
in einer zu s senkrechten Entfernung von einander gleich dem Durchmesser
eines Kreises vom Umfang — .
^ m
3) Dem vorigen Satz kann man einen andern Ausdru<!k geben im Fall
die Basis eine gegen einen Punkt, ihren Mittelpunkt, symmetrisch liegende
Curve idt, wo- dann die Berührenden an den beiden Endpunkten jedes
Durchmessers einander parallel sind. Nimmt man daher eine von einem
Durchmesser abgetheilte Hälfte der Linie als Basis , so ist für dieselbe s
gleich dem parallelen Durchmesser der Fusspunktlinie der gegebenen Curve
aus dem Mittelpunkte. Dreht sich der Durchmesser, so ändern Krümmungs-
schwerpunkt und Minimumpol der von ihm begrenzten halben Linie ihre
gegenseitige Lage so , dass sie sich immer in einer zu s senkrechten Ent-
fernung — von einander befinden. Dies kann man so ausdrücken :
n
Dreht sich der Durchmesser einer gegen einen Punkt symmetrischen
Linie , so bewegt sich der Minimumpol der vom Durchmesser abgeschnitte»-
nen Hälfte gegen deren Krümmungsschwerpunkt auf einer der Fusspunkt-
linie der gegebenen Curve aus dem Mittelpunkt ähnlichen und gegen sie
um 90^ gewendeten Curve.
Da auch bei der logarithmischen Spirale die Berührenden an
den Endpunkten jeder durch den Mittelpunkt gehenden Sehne einander
parallel sind und die Fusspunktlinie aus dem Mittelpunkt eine gleiche lo-
garithmische Spirale ist, so bewegt sich bei Drehung einer Sehne um
den Mittelpunkt der Minimumpol des von der Sehne bep^isj^eiLjBog/^IC
86 Von den Fusspunktlinien.
gegen dessen Krümmungsscbwerpunkt auf einer gleichen Ipgarithmiscben
Spirale.
4) Es wird / = 0 dann und nnr dann , wenn s = 0 ist. Dies kann in
zwei Fällen eintreten:
a) Wenn Anfangs- und Endpunkt der Linie eine gemeinsame Berüh-
rende haben. Hierin liegt der Satz: Krümmungsscbwerpunkt und
Minimumpol geschlossener Linien (die keine Ecken haben) fallen
in einen Punkt zusammen.
b) Wenn der Coordinatenanfang , d. i. der Minimumpol, in den Durch-
schnittspunkt der Berührenden des Anfangs- und Endpunktes der Basis
fällt. Da aber nach §. 8, 5) in Bezug auf den Minimumpol als Coordinaten-
anfang die Integrale P und Q verschwinden, so ist dazu nöthig, dass in
Bezug auf den Durchschnittspunkt der beiden Berührenden als Coordina-
tenanfang P^^ 0 und Q = 0 werde; und umgekehrt, setzt man P= Q = 0,
so ist sowohl a: = y = 0, als auch , für 5 = 0, Jrz=7y=.o.
Krümmungsschwerpunkt und Minimumpol einer nicht
gechlossenen Linie fallen dann und nur dann zusammen, und*
zwar in dem Durchschnittspunkte der Berührenden des An-
fangs- und Endpunktes, wenn in Bezug auf denselben als
Coordinatenanfang und Pol die Integrale P und Q ver-
schwinden.
II. Es werde der Krümmungsscbwerpunkt als bekannt vorausgesetzt
und daher aLs Coordinatenanfang und Pol genommen. Dann erhält man,
indem man in Gleichung 3) J = ly == 0 setzt,
/ t sin a + sinz sin (r — a)
j T COS a + sin r cos (r — a)
[ T* — sur X
Hier bedeutet s die Verbindungslinie der Fusspunkte der von dem
Krümmungsscbwerpunkt auf die Berührenden des Anfangs- und Endpunktes
gefällten Lothe und 9 deren Neigung gegen die auf der ersten Berührenden
senkrechten Nulllinie.
Sei / die Entfernung des Minimumpols vom Krümmungsschwerpunkte,
l ihre Neigung gegen die Nulllinie, so folgt
Ig . 1^ + %z sin X cos (2tf — t) + wt' x
'-^ (t» -«•«',)• •
^ , x + sinxcosx + sin^x ,tano
tan k = r — ,
sirr X + [x — sin x 6os x) iana
wo / mit dem vorigen / identisch, X von dem vorigen A um tt verschieden
ist. Es lassen sich daher leicht Beziehungen zwischen den Grössen «, 0 im
einen und andern Falle aufstellen. Bemerkenswerth ist noch, dass die
zweite Gleichung in Beziehung auf tank und tanc symmetrisch ist, was
man leicht geometrisch deuten kann, wenn man sich x als bestimmt durch
uigiüzea Dy x^j vyvypi LV-
Von Dr. Fkakz Wetzig. 87
a and i denkt Aus diesen Gleichungen kann man ebenfalls die vorhin
unter 2), 3) und 4) erwähnten Sätze folgern.
Bedncirt man die Gleichung 6) auf s sin a und s cos a oder kürzer,
setzt man in Gleichung 4) | = 17 = 0 , so erhält man
5 sin a =tt (t + sinx cos x) + y sir^x^
— scosc = x sin* T + y (r — sin x cos t).
Diese Gleichungen quadrirt und addirt giebt:
*« = X* (t* + sin* X + 2v sinx cos x) + y« (r* + sin* x — 2x sin x cos x)
+ 4xy sin*x,
welche Gleichung die einer Ellipse ist von den Halbachsen
6 = . *
t + 5i>it' t — sinx^
deren Achse a mit^der Nulllinie den Winkel — einschliesst , also auf der
2 . '
Halbirnngslinie von x senkrecht steht.
Durch partielle Differentiation des Werthes von /• in Gleichung 7)
nach c ergiebt sich aber, dass bei veränderlichem a die Maximal- und Mi-
nimalwerthe von / sind
/= : — für a = mnA
X — sm 1 2
und ist dann
also
ferner
tan A = — cot —.
^-.+l•n.^^^-('^+^)-+^
und ist dann
tan X = tan ~ .
2
also
l#a.
Dies kann man so in Worten aussprechen :
Der Minimumpol Hegt auf einer Ellipse, deren Mittelpunkt derKrüm-
g
mungsschwerpunkt ist , deren Halbachse a = . — auf der Halbirungs-
o
linie von t senkrecht steht, deren Halbachse 6= : — ihr parallel ist,
X — stnx ^
deren Achsenkreuz daher parallel ist dem der Ellipsen für constanten Flä-
cheninhalt Diese Achsen sind zugleich Maximal • und Minimalwerth der
Entfernung des Pols vom Krümmungsschwerpunkt bei unveränderlichem a;
und hat a den Werth, welchem ein Maximum oder Minimum von / entspricht,
so liegt der Minimumpol auf einem der beiden Endpunkte der beiden Ach-r
uigiüzea oy x_j v-^ \_/p^ IV^
88 Von den Fusspunktlmien.
Ben, nämlich für a = mn + -^ auf dem einen Endpunkt der Achse 6, für
ff = — + (m + i) « auf dem von a.
Von diesen beiden Fällen tritt der zweiie ein, wenn die Basis zu einer
sie halbirenden Achse symii^ietrisch liegt Dann ist nämlich a=
zu setzen und erhält man
t . X
s .cos — $ . stn —
2 2
HC r - •! ' - - - -
T + «« t ' X — sinx^
s
X + sin X '
X *
ianX^=ian — .
2
Ein einfaches Beispiel hierzu giebt der Kreisbogen. Dessen Krüm-
mungsschwerpunkt fällt offenbar mit dem gewöhnlichen Schwerpunkt zu-
sammen und liegt daher auf der Halbirungslinie desBogens in der Entfernung
2a sin —
2
vom Mittelpunkte, wenn a den Halbmesser des Kreises bezeichnet.
Hieraus ergiebt sich leicht für s der Werth
X X — sinx
s = 2a stn — ' .
2 2 *
und wenn man diesen einsetzt, erhält man als Entfernung des Minimumpols
vom Schwerpunkt
. .T X — sinx
'2 x(x + sinv)
Addirt man hierzu die Entfernung des Schwerpunktes vom Mittelpunkte,
T
2a Sin —
2
, so erhält man als Entfernung des Minimumpols vom Mittelpunkte
den Ausdruck
X
4a sm —
2^
X + sin X
2a
Für den Halbkreis ist t = » zu setzen und wird /= — ^ es liegt
n
also der Schwerpunkt in der Mitte zwischen Mittelpunkt und Minimumpol.
Der zugehörige Minimalinhalt ist
/.' «r^ 2{i—cosx)']
L 2 X + sin X J
für den Halbkreis daher
2 a"^ 7c)'
Digitized by
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Von Dr. Franz Wetzig, 89
11.
Beziehungen zwischen KrttmmnngsscJiwerpnnkt und
Minimnmpol mehrerer Linien.
Unter dem Erümmnngsschwerpnnkt mehrerer Linien wird der Schwer-
punkt der mit den ihnen zukommenden Gewichten verBehenen Krümmangs-
sehwerpunkte der einzelnen Linien verstanden. Seien x , x\ x' »
y» y'y y"' • • die Coordin&ten der letztem, t, t, t\ . . ihre Gewichte, g und i|
die Coordinaten des gemeinsamen Schwerpunktes, so hat man demnach
{ (r + T + t" + ...)= OTT + ojY + x'W + • • • >
ri{x + t +x' + ...) = y'x + yx + y '»" + . . . ,
wofür abgekürzt geschrieben werde
riZx=:^Ilyx,
d. i. nach Gleichung 2) des vorigen Paragraphen
il£x = 2£0 + 2s cos c.
Sei 5 die geometrische Summe der Anfangs- und Endpunkt der Fuss-
punktlinien verbindenden Sehnen ^ , T ihr Winkel gegen die Nulllinie, also
S .sin T=:21ssin a^
S .cosT= 21s cos a ,
so hat man statt obiger Gleichungen
i2x = 22P—SsinT,
fl£x = 2£Q + ScosT.
Setzt man die hieraus sich ergebenden Werthe von 22 P und 22Q in die
Gleichung 5) des S. 0 ein, so erhält man die Coordinaten des Minimumpols
ausgedrückt durch die des Krümmungsschwerpunktes, nämlich
/ [2x -28inxcos(x+2y)] [i2x+Ssin T] - 2sinxsin{t+2y) . [vi2x-Sco8T]
M _ 2sinx8in{t+2Y).[i2h!+SsinT]'-'[2x+2smxco8{x+2Y)] [fi2T—ScosT]
umgekehrt werden die Coordinaten des Krümmungsschwerpunktes aus-
gedrückt durch die des Minimumpols in den Gleichungen
^ { i2x+SsinT=zx\2x+2sinxcos(x+2y)]-^y2smxsm{x+2f)y
' \il2x—Sco8T=ix2$inxsin{x+2y)+y[2x — 2sinxcos{x + 2Y)].
L Es werde der Minimumpol resp. der Hauptpol als bekannt voraus-
gesetzt und daher als Coordinatenanfang genommen. Dann erhält man aus
Gleichung 2) für a: = y = 0
|2:t=— ÄswT,
fj2x=iS cos r,
woraus für die Entfernung / des Krümmungsschwerpunktes vom Minimum-
pol und deren Neigung k folgt uigmzea oy v_j v^w^^lc
90 Von den Fuß8punktlinien,
Es liegt also der Krüramungsschwerpnnkt in einer zur geo-
metrischen Summe der Sehnen der Fusspanktlinien aus dem
Mininiumpol senkrechten Entfernung von diesem gleich der
des Schwerpunktes des, über dieser geometrischen Summe
als Sehne und mit der Summe der Dr^hungswinkel der Be-
rührenden als Centriwinkel beschriebenen, Kreisbogens
von dessen Mittelpunkt.
Ebenso lassen sich die übrigen Sätze des vorigen Paragraphen auf
diesen. Fall übertragen. Hervorgehoben werde nur noch der Fall
S = 0, wo dann /'= 0 wird,
d. h.
Der Krümmungschwerpunkt und Minimumpol belie-
big vieler gegebener Curveu fallen zusammen:
1) wenn für jede derselben ihr Krümmungsschwerpunkt
und Minimumpol zusammenfallen, die Carven also geschlossene
oder solche sind , für welche beide Punkte in den Durchschnittspunkt der
Berührenden des Anfangs- und Endpunktes fallen ;
2) wenn die geometrische Summe der, Anfangs- und End-
punkte der Fusspunktlinien aus dem Minimumpol verbin-
denden. Sehnen verschwinde t> d. i. wenn diese Sehnen durcb
parallele Verschiebung an einander gerückt, ein geschlos-
senes Vieleck bilden.
IL Es werde der Krümmungsschwerpnnkt als Coordinatenanfang und
Pol genommen und hiernach die Lage des Minimumpols bestimmt, so hat
man in Gleichung 1) 5 = »?==0 zu setzen, wodurch man erhält:
^ sin T [£z — Zsin tcos{t + 2y)]+ cos TE sin r sin (t + 2 y)
x—S 2:«T — Ä« '
cos T[Ez + 2sin,T cos {v+2y)] + sinT. Ssinxsin (t + 2 y) .
«
wo nun S die geometrische Summe der dem Krümmungssohwerpunkt ent-
sprechenden Sehnen und T ihre Neigung bezeichnet.
Seien wieder l und jl Vector und Anamalie des Minimumpels in Bezug
auf den Krümmungsschwerpunkt, so folgt
^ 1?% + I^ + 2Ez {cos2 TEsinx cos (T-i-2y) + sxn2 TEsinrsin (T+2y)]
^^^ (2:«T-i?)« '
Ex + Esinx cos (r + 2y) + ton TEsinx sin (t +2y)
Esinx sin (x + 2y) + tan T[Ex — Esinx cos (x + 2y)] '
wo ebenfalls tan k von tan T dieselbe Function ist , als ton T von- ton jl.
Setzt man in den Gleichungen 2) J = iy = 0, so erhält man
uigiüzea oy v_j vJ
ogle
Von Dr. Franz Wetzig. 91
SsinTz^x [Sx+ Esinx cos{;c^2y)] + yEsinx sin{x + 2y)\
— S cosT=r X Hsin x sin (r + 2y) + y [ä — Ssin% cos (r + 2 y)] ;
Qnadxirt und addirt man diese Gleiebungen, so folgt
S^r=^^[£''f + ^+^2tZsinxcos{x + 2Y)]
+ 1^ [£«1 + Ä* — 2St £sinx cos (t + 2y)]
+ 4xy2xSsinx8m{r + 2y)-^
Die» ist die Gleichung einer Ellipse
deieu Halbachse a gegen die Nulllinie geneigt ist um einen Winkel©), der
gegeben ist durch
C05 2 00 =^ ~ -S sin r cos (t + 2y),
5m 2 o> =^= — Z sin x sin (t + 2 yj ,
und wo die Halbachsen die Werthe haben
b =
S
Ex—R'
Durch partielle Differentiation des Werthes von /* nach T erhält man
aber, dass / seinen Maximal- und Minimalwerth bei un,veränderlicheuj T
hat für
E sin X sin (r + 2 y)
Es%nxcos\x + 2y)
nämlich :
^ coslT'=i--Esxnxcos (T + 2y) = co52co,
8in2T=z ■- Esinrsin (T + 2y) = W/i2a),
R
und folgt hieraus
tan T= tan co = — ^ . . , . ^ v »
£stnxsin{x+.2y) %
und wenn man diesen Werth in den von tank einsetzt, ^
iank = — cot ©.
Es ist also in diesem Falle l^b,
^ cos2T= — Esinxcos (T + 2y),
sin 2 T=i= — Esinxsin (r + 2y),
woraus folgt
R + Esinxcos{x + 2y)
tan T= — colco = — =^-^ r , \ ^ ^ '
E stn X stn{x + 2y)
und Digitized by CiOOglC
92 Von den Fusspunktlinien.
tan X SS tan . w ;
Es ist also in diesem Falle l'^a.
Es liegt also der Minimampol auf einer Ellipse, deren Mittelpunkt der
Krümmungsschwerpankt ist und deren Achsenkreuz parallel ist dem der
Ellipsen oder Hyperbeln für coni^tanten FlAcheninbalt. Ihre Halbaxen sind
der Maximal- und der Minimalwertb der Entfernung des Miuimumpols vom
KrümmungsBchwerpunkt bei veränderlichem T und der eine Endpunkt der
grösseren oder kleineren ist Minimumpol, wenn T einen Werth hat, dem ein
Maximum oder Minimum von / entspricht.
Besteht die Basis aus verschiedenen Linien, die berührend in einander
übergehen , so ist sie auch hinsichtlich ihres Krümmungsschwerpunktes als
eine einzige Linie zu behandeln (vergLS.O am Schlüsse). Dasselbe kann man .
auch mit einer Basis thun, die aus Curvenstücken besteht, welche unter
beliebigen Winkeln aufeinander stossen, indem man nämlich die Berüh-
rende ihre Richtung an der Ecke nicht sprungweise , sondern stetig ändern
lässt und der Ecke eine Belastung giebt gleich dem Winkel , um den sich
die Berührende drehen muss , um von einer Cnrve auf die andere überzu-
gehen. Denn sieht man die Ecke als einen unendlich kleinen Kreisbogen
an , so kommt ihr eine Belastung gleich dem Centriwinkel dieses Kreisbo-
gens zu, welcher gleich ist dem Drehungswinkel der Berührenden an der
Ecke. Bei dieser Betrachtungsweise gelten die Resultate des vorigen Pa-
ragraphen auch für eine Basis, welche JBcken hat
Die Formeln dieses Paragraphen gelten nicht für den Fall £t = R.
Will man denselben in Betrachtung ziehen, so muss man von dem am Ende
von S. 9 für diesen Fall gegebenen Formeln ausgehen.
12.
Bestimmung des Krümmungsschwerpunktes einiger Curven.
1) Die Ellipse. Ihr Mittelpunkt sei Goordinatenanfang und Pol;
ihre Halbachsen seien a, welche zugleich Nulllinie sei, und 6<^a, und
werde mit e die numerische Excentricität ' bezeichnet, so ist die
Oleichung der Fusspunktlinie .
r, = aj/l — ^$in*<pi.
Daher hat man nach Gleichung 1) des $. 10 für die Coordinaten des Krtim-
mungsschwerpunktes die GleichunglBn
S
y
Führt man die Integration aus und setzt zur Abkürzung OoOCjIp
Von Dr. Fbanz Wetzio. 93
so erhält man
J {d — y) = — [arc sin (« sin i) — arc sin (g sin y)],
Für die halbe durch die kleine Achse begrenzte Ellipae erhält man hieraus
12 = 0
. 2 a
I = arc stn € ,
n e
d. h. der Krümmungsschwerpunkt liegt auf der grossen Achse in einer Ent-
fernung vom Mittelpunkte gleich dem Durchmesser eines Kreises , dessen
2a
Umfang gleich dem Bogen — arc sine ist, der sich sehr einfach construiren
7t
lässt. Der Mini mump ol liegt in diesem Falle nach S. 10, 2) in einer Ent-
fernung vom Mittelpunkt
2 a . .26 2a iarc sins , / ^i
arc stn B -< = — J ry^ — « i
» € * n n ^ t '
2) Die Coordinaten des Krümmungsschwerpunktes der Hyperbel
erhält man aus denen der Ellipse, wenn man statt des dortigen X setzt,
i=-;==r, wo «=^ >
/«' — 1 «
nämlich
J (Ä — y) = — [ar c «'« (« sinS) — arc sin (f sin y)]
17(0 — y)=-/öf l \ z=^].
^ . ^ico«y + ^A"co5*y — 1/
Für den ganzen Hjperbelast ist, wenn ß den Winkel der Asymptote gegen
die Nebenachse bezeichnet, zu setzen
•y = — /3, i = jS,
wo
Man erhält daher
17 = 0,
an sin ß
1=
2 ^
Es ist also der mit der Entfernung des Krümmungsschwerpnnktes vom Mit-
telpunkt und dem Centriwinkel ß beschriebene Kreisbogen gleich dem mit
der Protection der Haupthalbachse auf äie Asymptote beschriebenen Vier-
telkreis. Mit wachsendem Asymptotenwinkel (abnehmendem ß) nähert sich^
uigiTized Dy v_i vyv^T'i Iv^
94 Von den Fiisspunktlinion.
I immer mehr der Grenze — , also dem Umfange des mit a beschriebenen
Viertelkreises*); mit abnehmendem Asymptotenwinkel nähert sich der
Krümmungsschwerpunkt immer mehr dem Scheitel d«r Hyperbel, indem
für ß= —, J=a wird. Für j3= -~, m'o das Verhältniss der Hauptachse
zur Nebenachse =1:^^ ist, wird
n 1
Für die gleichseitige Hyperbel ist j5=— , sin j5= — zu setzen,
und ist daher
d. h.
der Krümmungsschwerpunkt eines Astes der gleich-
seitigen Hyperbel fällt mit dessen Brennpunkt 2U*
sammen. «
Die Lage des Minimnmpols und die Grösse des sugehörigen Inhalts
bestimmen sich für die gleichseitige Hyperbel sehr einfach. Man nehme
den Mittelpunkt als Coordinatenanfang, die Asymptote als Nulllinie, so hat
man zu setzen
t=:-, 5 = 0, | = a, i? = a
und erhält aus Gleichung 3) des $. 10
n
~i
x — y = a;
2 ^
der Minimumpol liegt also auf der Achse in einer Entfernung vom Mittel-
punkt
Für den zugehörigen Minimalinhalt erhält man nach Gleichung 6) des S- 8,
indem man statt P und Q die Coordinaten des Krümmungsschwerpunktes
einführt und 2/*|==a' als Inhalt der Lemniscate einsetzt,
1 1 mvn» 2
3) Der Kreis wurde schon in $. 10 betrachtet.
'i') Dieses scheinbar paradoxe Resultat erklärt sich einfach dadurch, dass füi* /?s=0
die Hyperbel nicht zar Qeraden degenerirt, sondern ihre zum Pimkte von der Abscisse
X gehörige Berührende die Aze immer in einer Entfernung — vom Mittelpunkt
schneidet.
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Von Dr. Franz Wetzig. , 95
4) Für die Parabel, deren Brennpunkt Pol und Coordinatenanfang
und deren Achse Nulllinie ist, ist die Gleichung der Fusspunktlinie /
a
* costpy
wo a die Entfernung des Brennpunktes vom Scheitel bedeutet. Demnach
erhJilt man
g (Ä — y) = 2a (Ä — y) — fl (te«5 — tany),
V (^ — y) = 2ä {lg cosy — lg cosö).
Rechnet man den Bögest vom Scheitel aus^ setzt also y =s 0, so folgt
2alg€0sd
"= ö —
Die ganase Parabel hat nicht, wie der Hyperbelast, einen im Endlichen ge-
legenen Krümmungsschwerpunkt.
5) Der Krümmungsschwerpunkt der logarithmischen Spirale
wird am einfachsten direct bestimmt. Sei ihre Gleichung
wo er den constanten Winkel des Vectors mit der Berührenden bezeichnet,
so ist in den Gleichungen
l(a-„=/k
y
d
inzu
setzen
r
stnei
rodu
rch man erhält
d
{ (i — y) = a /«V.^^^« cos ff rfy.
y
ij(a — y)^=ia I e^''^'f*sing>dg>',
y
Führt man die Integration aus und bezeichnet mit ö=y — 6 den Centri-
winkel des Bogens der logarithmischen Spirale, mit s die Anfangs- und
Endpunkt verbindende Sehne, mit / ihren Winkel gegen die NuUlinie, so
erhalt man L^g, izea oy GoOglc
96 Von den Fusspunktlinien. Von Dr. Franz Wetzig.
I . cz=:s .8inaco8{t--^a)
iy . cf = * . sinasin (t — a) ;
Sei i und ^ Vector and Anomalie des Krfimmnngsschwerpanktes , so folgt
hieraus
s .sina
^— "T~'
ton*^ =to/i (/ — a).
Trägt man also vom Mittelpunkt aus an den Vector des Anfangspunktes
des Anfangspunktes den Winkel der zugehörigen Berührenden mit der
Sehne und auf dessen Schenkel eine Entfernung auf n;leich der Sehne divi-
dirt durch Centriwinkel und multiplicirt mit dem co. stauten Werth sina^
so erhalt man den Krümmungsschwerpunkt. Bemerkenswerth ist die Ana-
logie mit dem Schwerpunkt des Kreisbogens, indem fär diesen der Winkel
der Berührenden gegen die Sehne gleich dem halben Centriwinkel und,
wegen sina = 1, (^ der Quotient aus Winkel in Sehne ist.
VL
Beiträge zur Theorie der Oase.
Von Dr. E. Jochmann in Berlin.
(S chluss.)
IT. Die Oase, welche nur wenig yom Hariotte'iclien Oeseti abweichen.
Yergleichnng Aer Scala dei Lnftthennometen mit der abiolnten Tem-
peratorscala.
Fttr die ideal permanenten Gase gilt die Gleichung
35) p.v=ik.i
in welcher ic eine Constante bezeichnet. Dieselbe Gleichung wird genügen,
die Gesetze der wirklichen Gase darzustellen, sofern wir uns unter k nicht
mehr eine Constante , sondern eine aus den empirischen Daten zu bestim-
mende Function der unabhängig Variablen t;, ( denken, welche sich aber
dk dk
mit V und / sehr langsam ändert, deren Differentialquotienten -^ , ~ also
sehr kleine Grössen sind, so dass ihre Producte und Potenzen höherer Ord-
nungen gegen k selbst vernachlässigt werden können. Durch successive
Differentiation der Gleichung 35) in Beziehung auf v und i ergiebt sich
uigiüzea oy 'vj v^'v^p
Beiträge zur Theorie der Gase. Von Dr. E. Jochmann. 97
*Ö
p+i
''/ = '
dv
dk
'dv
"Vi
= A + <.
dk
dt
)dv'
_ t dk
~ V dv
V
[dl'
t dk
~ V dt
+ f
mithin
36)
und ans 32) respectiveaus 28) die Wirkangsfunction
w i
38) ^Jr|_*^.«=.p + il*.
^ dv V dt V dt
Geben wir, ün^ die Bedeutung dieser Fesmeln mit einigen Worten zu
erläutern, auf die Bedeutung der Grössen M und N zurück. Wenn die Tem-
peratur der Masseneinheit des Gases bei dem constantem Volum Vq um dt
wächst, so muss dem Gase die Wärmemenge N^dt zugeführt werden. IHq
ist also die specifische Wärme der Masseneinheit des Gases bei constantem
Volum fp« Man kann sich diese Wärmemenge in zwei Theile zerlegt den-
ken, deren einer den Zuwachs der lebendigen Kraft der Mblekularbeweg-
iDg ausdrückt, während der andere zu den mit der TemperaturerfaShung
▼erbnndenen Aenderungen des Molekularzustandes oder zur inneren Arbeit
▼erwendet wird. Da man jedoch beide Theile in der Beobachtung nietnals
trennen kann, so ist die Trennung auch in der Rechnung zwecklos. Anders
▼erhält es sich mit der Grösse M. Die Wärmemenge, welche der Massen-
einheit des Gases bei constanter Temperatur zugeführt werden muss , um
das Volum v um dv zu vergrössem, ist Mdv^ ihr Aequivalent ÄMdv. Das-
selbe serfSiHt aber in zwei Theile. Der eine Theil p .dv drückt die bei der
Volumzunahme geleistete äussere Arbeit aius, der andere aber -^—.dv ist
die gleiohzeitige Zunahme der Wirkungafnnction , d. h. eine Arbeitsnxenge,
welehe in Form von äusserer Arbeit oder Wärme wiedergewonnen werden
kann, indem man« das Gas auf sein ursprüngliche» Volum zurückbringt, wö-
be^ etwas mehr Wärme entwickelt . wird , als der geleisteten Arbeit ent-
spricht; wir werden auf diese Abweichung von der Mayer*8chen Annahme
weiter unten zurückkommen. Man pflegt nun diese Arbeitsmenge in der
Regel mit der zur Ausdehnung eines Gases erforderlichen inneren Ar-
beit zu verwechseln, und auch das May er 'sehe Princip in der Form aus-
zubrechen, dass die innere Arbeit bei der Ausdehnung eines Gases Null
sei. Ich glaube aber und werde diese Ansicht im fünften Artikel genauer
motiviren, dass eine solche Auffassungs weise im Allgemei|]y^^g j^gey^^— [^
ZeiUchrifl T. Malliematik a. Physik. V. 7
&S Beiträge zur Theorie der Oase.
fertigt ist, insofern dieselbe riicht als eine nothwendige Folge der Principien
der mechanischen WÄrmetheorie erscheint, sondern nnr unter gewissen spe-
ciellen Annahmen über die Moleknlarconstitution der Gase zulässig und
erforderlich ist, für deren Richtigkeit man umgekehrt darin einen Beweis
finden wollte, dass die zur Ausdehnung der Gase erforderliche innere ^Ar-
beit Null oder sehr klein sei.*)
Wollen wir, wie oben bei den idealen Gasen, die beiden speeifischen
Wärmen bei constantem Volum und bei constantera Druck in die Rechnung
einführen, so ist zuvörderst für die Masseneinheit des Gases N=c und aus
23) folgt mit Berücksichtigung der Werthe 36) für -~ und ^ und 38) für M
V dv V .
und. nach einigen kleinen R^ductionea, mit Vernachlässigung der Quadrate
dk dk
und Producte von r— und -;r-, erhält man
dv dt
39) . A{c,^c)^k + 2i^~ + v.^^^\
Pik rik
40) p , V ^ A {c, ^ c) . t — 2t^^-f — vi T^ .
• ^ ^ dt dv
Hätte man die Formeln nicht auf die Masseneinheit, sondern auf die Masse
m bezogen, so erhielte das erste Glied rechts noch den Factor m. Aas der
Gleichung 40), welche das Analogen der Gleichung Z) für die idealen Gase
bildet, is| ersichtlich, dass die Differenz der auf gleiche Volumina besoge-^
nen speeifischen Wärmen nicht mehr genau constant für alle Gase sein
wird, sondern dass eine von der Abweichung vom Mariotte-Gay-Lna*
8 ac^ sehen Gesetz abhängige Correction erforderlich ist.
Wenden wir uns nun zur Betrachtung der experimentellen Data, weldie
zur Bestimmung der wirklichen Relation zwischen p, v und t dienen können.
Die Herren J. Prescott Joule und William Thomson haben bei Gele-
genheit ihi;er fortgesetzten Versuche über die Abkühlung, welefae Gase bei
ihrer Ausdehpung erleiden, indem sie durch enge Aasströmnugsäffnungen
oder poröse Körper gepresst werden,**) aus den voriiegenden empixiscben
Daten eine empirische Formel abgeleitet , welche die Relation zwischen p^
V und i für atmosphärische Luft darstellen soll. In dieser Formel soll t die
(oben Art. 2 definirte) absolute Temperatur bezeichnen und dieselbe wird
*) Vergl. C.F.Eiaenlohr, in der Heidelberger krit. Zeitschr. f. Chemie, Physik
und Mathematik I. p. 56, u. Pogg. Ann. CIV. p.ö5:i, und Clansias: Pogg. Ann. CV.
p. 255.
*♦) J o n 1 e und T h o m s o n : On Mc thermal effects offluids in motion. PkHosophical
Tramitcthns ofthe RoyM Society of London for 1854 p. 321 fffff^^g^ ^ CjOO^
L^
Von Dr, E. Jochmanv. 99
dann mr Yergleiehdiiig der absoluten Temperaturscala mit der Scala des
Lnfttfaemiometers benntst» Die bypotheUscbd Form, wekhe Joule und
Tbom8«D>der su beetimmebden Relation geben, ist folgende:
'■•=^'+»+(<^+7+7.)7
WO V das Volum der Masseneinbeit Lu^t unter dem Druek einer 760 Milli-
meter hoben Quecksüberaäule, A^ B^ C, /), ^ aber fünf au bestimmende Zab-
lencoefficienten sind. Aus den Versuchen von Regnault über die Com-
pressibilität der Luft, über den thermischen Ausdebnungscoefficienten der-
selben bei verschiedenen Drucken und aus den eigenen Versucben der
Herren Joule und Thomson bestimmen sich die Constanten so, dassman
erhält
41) p.v = K\i-{om^n-'^ + ^)Z\.
Abgesehen davon , dass schon die Form dieser Formel nicht geeignet
ist, z. B. für irgend einen öonstänten Werth von /, wo also der Ausdruck
y . .
fbrp . p die Form A-^B.— annimmt, die Beobachtungsresultate von Reg-
naul trüber die Abweichungen vom Mari otte* sehen Gesetz auch nur mit
einigermassmi befriedigender Annäherung darssustellen , behaupte ich je-
doch, dass die Formel von Joule und Thomson illusorisch ist, und zwar
aus folgenden Gründen :
• Srsteos glauben dieselben in den Gleichungen, welche zur Bestim-
mung der Constanten A, B dienen, mit absoluten Temperaturen zu '
reobneB. Bei Aufstellung dieser Gleichungen iet aber die von Herrn
Thomson selbst gegebene Definition der absoluten Temperatur in keiner
Weise benutst und kommt bei der ganzen Rechnung gar nicht in Betracht.
Daraus folgt schon, dass die ans den Gleichungen gezogenen Resultate
ttothwendig illusorisch sein müssen, sofern man unter t die absolute Tem-
peratur versteht. Insbesondere gilt dies von der daraus abgeleiteten Ver-
gleiclittug der absoluten Temperatursoala mit der des Luftthermometers.
In der Rechnung, welche gerade dazu dienen soll, die Abweichungen beider
Scalen zu ermitteln, werden die absoluten Temperaturen, welche den Tem-
perataren 4,75* C. und 17* C. entsprechen , gleich t^ + 4,75 und r^ + 17 ge-
setzt. Die Bestimmung der absoluten Temperatnr des Gefrierpnnkts
^0 = 263,72 benüit, wie aus der Rechnung hervorgeht, lediglich auf der hy-
pothetischen Form, welche Joule und Thomson der gesuchten Function
p . V gegeben haben. Der obige Werth ist der reciproke Werth des Coeffi-
eienten 0,00365343, welcher die Zunahme des Drucks mit der Temperatur
für 1°X]J. bei constanter und sehr geringer Dichtigkeit ausdrücken soll.
Dieser Coefficient, welcher bei 760 Millimeter Druck =0,003665 ist, nimmt
bekanntlich nach R'egnaults Versuchen mit der Dichtigkeit ab. Den
reciproken Werth der Grenze, welcher sich derselbe bei sehr geringen Dich- j
100 Beiträge zur Theorie der Gase.
tigkeiten annähert, kann man allerdings ala einen Annähernngswerth der
absolaten Temperatar des Gefrierpunktes betraehten. Bei abnehmender
Dichtigkeit nähert sich nämlich das Verhalten der atmosphärischen Lnft,
wie die Erfahrung lehrt, mehr nnd mehr dem Mariotte^schen Gesetz,
also dem Zustand eines idealen Gases an. Der von Joule und Thomson
angenommene Wertk ist aber jedenfalls ungenau, denn
Zweitens benutaen dieselben bei Bestimmung des Goefficienten die
aus den Beobachtungen von Regnault abgeleitete Formel
0,0000441 /r \
« = 0,003665 + ^^^gj-(--lj.
aus welcher sich für t; t=s qo der oben angegebene Grenswerth von o er-
giebt. Diese Formel schliesst sich aber den Versuchen nur für Drucke^
welche grösser als %ine Atmosphäre sind , mit leidlicher Genauigkeit an,
weicht dagegen von denselben bei geringeren Drucken so bedeutend ab,
V
dass z. B. schon für — = 0,1444 der voix. Regnault beobachtete Werth
0 = 0,0036382 also kleiner als der von Joule und Thomson angenom-
mene Grenzwerth ist. Wir werden unten auf eine wahrscheinlichere
Bestimmung des Grenz werthes zurückkommen.*)
Wenn ich es daher unternommen habe, das Problem in einer andern
Weise anzugreifen, so leg^ ich keineswegs grossen Werth auf die Genanig^
keit der gewonnenen numerischen Resultate, denn je mehr man die Ergeb*
nisse der verschiedenen vorliegenden Beobachtungen mit einander ver-
' gleieht, desto mehr wird man inne, dass zwischen denselben durchaus nicht
die wtinschenswerthe Uebereinstimmung herrscht. Man muss zu empiri*
sehen Formeln seine Zuflucht nehmen , welche sich an die directen Be-
obachtungen nur sehr unvollkommen anschmiegen. Es hat dies seinen
Grund ohne Zweifel in der delicaten Natur der Beobachtungen selbst, in
der Kleinheit der zu beobachtenden Abweichungen, in der unvermeidlichen
Complication ^er Versuche und den dadurch auch bei der umsichtigsten
Anordnung der Apparate herbeigeführten Fehlerquellen. Doch ist die Auf-
stellung von Interpolationsformeln keineswegs unnütz , da sie gerade dazu
dienen können, auf dietFehlerqnellen aufmerksam zu machen. Hauptsache
lieh ist es aber mein Zweck, den Wog anzudeuten, auf welchem man mit
Hülfe der empirischen Data zur Kenntniss der allgemeinen Relation zwi- '
sehen Druck, Volum und absoluter Temperatar gelangen kann.'
Setzen wir zuerst, als den einfacheren Fall, die eine Veränderlichkeit
t constant voraus, so handelt es sich darum, das Gesetz der Abhängigkeit
•) Jedenfalls in Folge eines Schreibfehlers ist in den Rechnnngen der Herren J.
und'Th. der Werth des Coefficienten 0,000H16d , welcher die Abweichung der Lnft
vom Mariotte'schcn Gesetz ausdrücken soll, in den Gleichungen 19), 31) und 37) zehn-
mal zu gross angegeben. Bei der numerischen Rechnung ist aber, wie auch weiter
oben (p. 340), der richtige Werth benutzt. r^^^^T^
Digitized by VjOOv IC
Von Dr. E. Jöchmann. itfl
von p and v zu bestimmen. Zu diesem Zweck sind von Regnanlt*) nm-
fangreiche Beobacbtungsreihen mit verschiedenen Gasen angestellt worden,
von welchen wir zun&chst'diejenigen in Betracht sieben wollen, welche sieh
auf atmosphärische Laft beziehen. Die Versnche reichen bis aaf etwa SO
Atmosphären. Die Oompression geschah in den meisten Versuchsreihen
im Verhältniss von 1 : 2. Sind po, v^ Druck und Volum vor, und />„ Vj nach
der Compression. so müsste der Quotient -^ nach dem Mariotte^schen 6e-
Bots genau gleich 1 sein. Derselbe ist aber immer kleiner als 1 , wenn
J^i^Po ^^ Bezeichnen wir mit n den Druck einer Quecksilbersäule von
1000 Millimeter Höhe, mit O das Volum der Masseneinheit (eines Milligram-
mes) atmosphäriaeher Luft bei diesem Druck , mit p und v zwei beliebige
zusammengehörige Werthe von Druck und Volum, so wird auch der Quo-
pv
tient -^> oder < 1 sein, je nachdem j»> oder < n ist. Die durch expe-
rimentelle Rücksichten gebotene Form der Beobachtungen ist nicht für die
durecte Entwickelung einer Interpolationsformel geeignet, da die einzelnen
Beobacfatunggreihen nicht auf den constantea Normaldruck n bezogene
Werthe des Quotienten geben , sondern immer zwei verschiedene Drucke,
welche nahe im Verhältniss 2 ; 1 stehen , im übrigen aber willkührlich ge-
wählt sind , mit einander verglichen werden. Regnault hat daher zuerst
durch ein graphisches Interpolationsverfahren die Mittelwerthe des Quo-
tienten ^^ bestimmt, welche den genauen Dmckverhältnissen 1:2:4:8:16
Meter entsprechen und aus diesen Zahlen durch Multiplication die Werthe
pv
YOQ ^-^ für 4 verschiedene Werthe von p bestimmt, nämlich
beobachtet ' berechnet
42)
für - =^y~ = 0,008782
0,008014
Ifür ^ = 4,-^ = 0,006400
0,006858
Ifür ^ = 8, 1^ = 0,008212
0,003212
für -^=16,^ = 0,087780
0,087780
(reducirt auf die mittlere Temperatur von 4,75^ C).
El
diese Werthe durch eine Formel von der Form
Da für p = 9K der Quotient -^ genau =1 werden muss^^so kann man
•) RitatUm des expitiences enireprises pour diterminer les prindpaleM lots et domies
nmirique*, qui entrent dans U calcul des macMnes d vapeur. Mim, de Vacad, des sciences j
de Paris 1847. T, XX/; 6«^ nUm, : Sw la compressibiiüi des fluides elafi§i^mof'4,^^^^&^[C
102 BeitrÄge zur ' Theorie der Gase.
"> ■ S='-^(v-') + *(;-')'
«) I1
darstellen. Aas den. beiden letzten Werthen 42) bestimmt Regnaalt den
WertU der Gonstanten A und B^ nämlich
1^ = 0,00110538, /o^ ^ =s 0,0435120 —.3
\ B =. 0,000019381 , log Bz=z 0,2873751 — 5.
Nach dieser Formel sind oben die nebenstehenden Werthe berechnet* Es
ist nicht zu verkennen, dass die Abweichungen ziemlich beträchtlich sind
und dies stellt sich noch mehr heraus, wenn man die Mittel aus den wirk-
lichen Beobachtungsreifaen mit dea aas der Formel 45) berechneten Wertbea
vergleicht. Man erhält jedoch eine wenig bessere Uebereinstimmung, wenn
man die Constanten A und B aus den 4 Werthen 42) oder aus den Mitteln
der Beobachtungsreihen selbst nach der Methode der kleinsten Quadrat-
summen bestimmt. Zwingt man ferner, indem man bis zur vierten Potenz von
( I ) geht, die gesuchte Function, durch Bestimmung von 4 Constanten,
den vier Mittelwerthen 42) au gentigen, so erhält die Ourve, welche die
Function darstellt, innerhalb des Beobaohtungsintervalls zwei Inflexions*
punkte, was wenig wahrscheinlich ist. Ich behalte daher die von Regnault
gegebene und auch schon von Anderen benutzte Formel bei. In dieser
Form ist dieselbe geeignet, um v aus p zu berechnen. Wollte man umge*
kehrt p aus v finden, so würde die analoge Form zweckmässiger sein
45)
i^=.-.(?_.)+.(i-.)'.
Aus den beiden letzten Werthen 42) ergiebt sich dann:
für -^ = 8,05467 , ^ = 0,99821t
V Ted) '
für — = 16,19794, -^ = 0,987780
und daraus
^ = 0,0010992, ^ = 0,00001942. .
Auch über die Abhängigkeit des Drucks und Volums von der Tempe-
ratur verdanken wir 4i^ zahlreichsten Beobachtungen Herrn Regnault.*)
Derselbe hat die Ausdehnungscoefficienten einer grossen Anzahl von Gasen
nach verschiedenen Methoden bestimmt. Man kann nämlich , wie schon
Rudberg**) gethan, zwei wesentlich verschiedene Methoden anwenden.
Entweder bestimmt man bei constantem Druck die durch eine gegebene
Temperaturerhöhung bewirkte Volumzunahme, oder bei constantem Volum
die Zunahme des Drucks. Letztere Methode lässt eine grössere Schärfe
der Bestimmung zu. Wenn das Gas bei allen Temperaturen das Mariotte-
sehe Gesetz genau befolgte, so ist es klar, dass man nach beiden Methoden
*) A. a. O. p. 15 Bcqq.
'•; Pogg. Ann. XLI. 271 uud XLIV. 1 19. ^.g^,,,, ,y GoOglc
Von Dr. E. Jochmann.
103
denselben Cotifficienten erhalten nüBste. In der That erbielt aber Regnauh
aaeb beiden Methoden verschiedene Werthe. Bei atmosphärischer Lnft
betrag nämlich die VolumsKanahme bei constantem Druck zwischen 0 und
100^ C. 0,3670 des ursprünglichen Volums oder es war
46)
f Kr p = const.^ E^=
'=0,3670.
Dagegen wurde in üebereinstimmung mit Magnus*) die Zunahme des
Drucks l»ei constantem Volum = 0,3665 gefunden, oder es war
.Pioo ~ Po,
47)
für v = consty E = -
Po
= 0,3065.
Die Verscbiedenheit beider Coefücienten^ l^äest »ich mit Rücksicht auf die
Abweicbung der atmoepbärischeir Luft vom Mariotte^schett Geeeta roraus»
sehen. Doch scheint der von Regnauh gefundene Unterschied zu gross zu
sein. Es wäre nämlich nach Regnaults Beobachtungen
PfM • Vq — li3ÖÖ5 Po Vo und Po • «^100 == 1,3670 Po^'o
und daraus würde folgen, dass die Luft bei 100^ C. noch beträchtlich vom
Mariotte'schen Gesetze abwicher indem nämlich eine Compression im Volum«
erhältniss 1,3670:1 bei der Temperatur 100® den Quotienten ^^^^=0,90964
Pq.»IOO
ergeben, während andere Versudie vonRegnault es wahrscheinlich machen,
dass die Abweichung vom Mariotte^schen Gesetz bei 100® beträchtlioh Uei-
ner ist, als bei (f.
Regnault hat ferner Versuche angestellt über den Ansdehnongscoeffi«
cieatea der Luft bei verschiedenen Dichtigkeiten, indem er sich der beiden
oben besseichneten Methoden bediente. Die Resultate, welche nach der
Methode der constanten Volumina gewonnen und als die siehevsten za be-
trachten sind^ sind in folgender Tabelle enthalten :
1
V
100 a 1
p«
Pioo
V
beobachtet
berechnet
109,72
149,31
0,1444
0,36482
0,36482
174,36
287,17
0,2294
0,36513
0,36^
266,06
895,07
0,3601
0,36542
0^36542
374,67
510,35
0,4930
0,36587
0,36576
375,23
510,97
0,4937
0,36572
0,36577
760,00
1038,54
1,0000
0,36650
0,36650
1678,40
2286,09
2^2084
0,36760
0,36790
1692,53
2306,23
2,2270
0,36800
0,36792
2144,18
2924,04
2,8213
0,36894
0,36861
3655,56
4992,09
4,8100
0,37091
0,37092
♦) Pogg. Ann, LI. I.
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104 Beiträge zur Theorie der Gase.
^>.^^^»i»»#S^»^W»^^^S^^^M^^i^W>^*
Die erste Bpalte entbält den beobachteten Drnck bei 0^ C, die «weite den
Druck bei 100°, die dritte die Dichtigkeit, die vierte den an» den beiden
ersten abgeleiteten Werth 100 a = ^^ — 1, Für Drucke , welche grösser
Po
sind, als eine Atmosphäre, werden die Beobachtungen ziemlich annähernd
durch die von Thomson benutzte Formel
a„ = 0,003665 + 0,0000116 ( 1 ]
dargestellt, in welcher V das Volum der Masseneinheit Luft bei 0^ and 760
Millimeter Quecksilberdruck bezeichnet. Für Dichtigkeiten hingegen,
welche kleiner als 1 sind, ist man^nlithigt, eine andere Formel anzuwen-
den und poch ein quadratisches Glied hinsuznnehmen. Die Formel ^
49) a„ = 0,003665 — 0,00000703 (l — — j — 0,00001474 f 1 j
gewährt eine befriedigende Uebereinstimmung. Nach diesen beiden For-
meln sind die Werthe in der flinften Spalte obiger Tabelle berechnet.*)
Für V =00 giebt die Formel 49)
«00=0,00364323
— = 247,48
OD
einen Annähernngswertb für die absolute Temperatur des Gefrierpunkte«,
der wenigstens mehr Wahrscheinlichkeit für sich hat, als der von Joule
und Thomson angenommene.**)
Mit Hülfe dieser Data lässt sich nun, wie man leicht einsiebt, gasz all-
gemein ^ie Belation zwischen p und v bei jeder beliebigen Tempefatttr an-
geben, während die Versuche von Regnault sich direot nur airf die mittlere
Temperatur 4,75 C. beziehen. Wir bemerken dabei vorher, dass im FeU
genden mit r immer die an dem Centesimal-Luftthermometer mit constan-
tem Volum gemessene Temperatur, im Gegensatz zu der in Art. 2 definir-
ten absoluten Temperatur t bezeichnet werden soll. Um die folgenden
Entwickelungen in einfacherer Form zu erhalten , suchen wit zuerst die
Kelation zwischen p und v für r = 0 und legen anstatt n den' Normaldruck
P einer Atmosphäre (oder 760 Millimeter Quecksilberdruck) zu Grunde. Das
diesem Druck entsprechende Volum der Masseneinheit Luft bei der Tem-
peratur r bezeichnen wir mit r(r). Dann ist nach 43)
*) Rankin e ^ebt für m^ die empirische Formel a» =« . —: 1 1 +.* (— ) J» wo
a und b Oonstanten sind. Die nach dieser Formel berechneten Resnltate stimmen mit
den beobachteten etwa mit derselben Genanigkeit, wie die obigen, aber die Form ist
für die Rechnung sehr unbequem. Siehe Phil. Mag. (4) II. p. 529.
**) Rank ine berechnet aus Regnault^s Beobachtungen an rerschiedenen
Oasen den wahrscheinlichsten Grenzwerth a^ =: 0,00364166 und daraus die Tempe-
ratur des absoluten Nullpunktes = — 274,6PC. Vergl. Tranaactiom oftht Royal Society
of Edinburgh, 1853. XX. p. 561 und PhU. Mag. (4. ser.) II. p. 525.
/Google
uigiiized by *
Von Dr. E. Jochhank. 40!J
(4.75)'_ ^ _ Q QQ11Q538 ^ (_ Q 24) + 0,0000194 (— 0,24)« = 1,0002664.
Die Beobachtttiigeii, aas denen Formel 43) abgeleitet ist, geben bei 4,75*^
für - = 8, -^ = 6,993212
für — = 16, ^ = 0,987780
oder in unserer nenen Bezeichnnngsweise für
p 8 p .V ^_ 0,993212
P~0^' P. F(4,75) ~ 1,0002604 '
daraus
für
-^tZy = 10,60108, a, ==s 0,008776,
daraus
p 16 p.P 0,987780
P ~Öi75' P . ^(4,75) ~ 1,0002664 '
S*^ =: 21,31876, «p == 0,003901 ,
V
Ist Po der Druck, welcher dem Volum v bei 0^ entspricht, so ist
ferner
^(4,75)=« ^0. 1,017432.
pv V
Mit Hülfe dieser Werthe lassen sich obige Data für -— und für — auf die
^ py V
Temperatur 0^ reduciren ; man erhält nämilch für r = O'
^ p^v^ 0,993212 1,017432 , V^ 10,60108
PVg 1,0002664 1,017934 v 1,017432
^„ PqV 0,987780 1,017432 , V^ 21,31876
für £JL_ r=z ~ . -^ und -^c= — •
/>Fo 1,0002664 1,018534 V 1,017432
Setzt man daher bei der Temperatur 0^
„) .^;=.-.(-r-0+'.(f-0"
in welcher Formel V das Volum eines MiUigrames Luft bei (f und" unter
dem Druck P (= 760 Millimeter Quecksilber) , /?« aber den Druck beaeich-
net, welcher bei 0^ dem Volum v entspricht, so erhält man
- 2^ { «0 = 0,00090935
^ • <fto = 0,00001154.
Es sei P(x) der Druck der Masseneinheit Luft bei dem Normalvolum
V und der Temperatur t, p (t) der Druck bei dem Volum v und der Tem-
peratur T, so kann man für eine beliebige Temperatur setzen
P{t).r \V ) \V /igmzedbyCaOOgk
166 Beiträge cur Theorie der Gase.
Für t? = F wird n&mlich p (i) = P(t).*) Nun ist aber nach der Definition
der Temperatur t**):
;»(T)=p(0).(l + a,.T),
P(x) = />(! + 0,0036650 t)
mithin
p (t) . p p (0) . g 1 + gp . T
/>(r).r*^ />.r "1 +0,003665 r
oder, indem man 51) und 53) vergleicht:
(1+0,003665t).[i-«,(I_i) +6, (f ~^1
= (!+«...). [l-ao(:^-l) + 6o(i:-l)].
Setzt man für o^ seinen Werth 48) und entwickelt die Producte rechts
und links nach Potenzen von ( 1 j , so steigt die Entwickelung rechts '
bis auf die dritte Potena, deren Coefficient 6« •OjÖOOOUOt jedoch in Folge
der beiden sehr kleinen Factoren gegen die Coefficienten der andern /Po-
tenzen verschwindet und indem man d;e Coefficienten gleicher Potenzen
auf beiden Seiten gleich setzt, da die Oleichung für jedes beliebige v be-
stehen soll, erhält man
1 ) identisch J + 0,003665 t = 1 +'0,003665 x
2) (a^ — flo) (1 + 0,003665 t) = — 0,00001 16 t
3) {bt — bo) (1 + 0/)03665 1) = — «« • 0,0000116 t
oder endlich, indem man in 53) P anstatt P(t) einführt und a^ und 6, mit
Rücksicht auf 52) berechnet , erhält man die allgemeine Belation zwischen
p, V und t
54) 1^ = -^ 0,00090935 T- — 1 j + 0,00001154 T- — 1 j
+ |o,003665 + 0,00000827 ( 1 j + 0,000000032 U^ _ i j | . r .
Natürlich gilt dieselbe nur innerhalb der Grenzen der Beobachtungen , aus
welchen sie hergeleitet ist Das quadratis<ihe Qlied in der mit r multipli-
cirten Klammer ist nur bei Temperaturen nahe an 100^ von Einfluss. Für
V qss 100 wird nach dieser Formel
^ =1,3665 - 0,000082 ( 1 j+ 0,00001474 ( 1 j
Für diese Temperatur liegen die Abweichungen vom Mariotte^schen Gesetz
bei nicht zu starken Compressionen innerhalb der Grenzen der*Beobacht-
*) Auf dieselbe Form redacirt sich die von Rankine Phil Mag. (4) II. p.527 ge-
ge1>ene Formel, in welcher a und ß ebenfalls Functionen der Temperatur sind.
'^*) Nach den Versuchen yonltegnault weichen zwei Iiuftthermometer, aiit
Luft von verschiedenen Dichtigkeiten gefüllt, in ihrem Gange zwischen 0 und 100^
nicht merklich von einander ab, wenn die fixen Punkte in Uebereinstimmung gebracht
werden, oder a» ändert sich innerhalb dieser Grenzen nicht mei;||jL^.^y ^^x^x^^l^^
Vou Dr. E. Jochmann.
107
nngsfehler. Die Formel giebt daher aneh für die beiden mittleren Ans?
dehnniigscoeffieieiitett swisehen 0 und 100^, E und JS den gemeinschaftlichen
Werth 0,30tö,*) dagegen sind die beiden wahren Ausdehnungscoefficienten
s und e bei (P yerBchieden. Es ist nämlich
— ^»^für/=F,e = i.^furp = P
P dt
wo der Quotient -r- aus der Bedingung
dt
r dt
O X
zu bestimmen ist, oder
dp
e=--.-fürp=P.
dv
Man erhält
• £ = 0,0036650, e = 0036683.
Die Formel 54) kann daan dienen, die Scalen der Luftthermometer mit con-
Btantera Druck und mit constantem Volum zu vergleichen, wie in folgender
Tabelle geachehen ist:
Luftthi
mit coDSt.
Volum
T
)rmometer
m. const. Druck
Diff.
DiiF. nach
Thomson
und Joule **)
(fi
0
0,0000
10
10,0074
,0074
26
^0,0127
.0127
.0106
30
30,0162
.0162
40
40,0178
.0178
.0074
50
50,0180
,0180
00
60,0166
.0166
.0101
70
70,0141
.0141
80
80,0105
.0105
.0054
90
00,0058
.0058
100
100
0,0000
Ich habe dieselben Rechnungen für Kohlensäur^ durchgeführt, weil einer^
seits die Abweichungen von den Gesetzen der idealen Gase bei derselben
grösser und darum verhältnissmässig schärfer zu beobachten sind, als bei
^ Die Formel von Joule und Thomson giebt den beträchtlich von der Er-
fahrung abweichenden Werth E = £= 0,36534, /^-^ i
•*) Siehe a. a. O. p. 353. uigmzed by V^OOglC
108
Beiträge aur Theorie der Gase.
atmOBphlU-wcher Luft, was sich auch in besserer Uebereinstimmung der
Formeln mit den Beobachtungen ausspricht, andrerseits aber die spater au
benutzenden Resultate der Versuche von Joule und Thomson für Koh*
lensäure bei verschiedenen Temperaturen zu Gebote stehen^ was bei atmo-
sphärischer Luft nicht der Fall ist. Ich gebe nur kurz die Resultate. Reg-
uault leitet aus seinen Beobachtungen über die Compressibilität der Koh-
lensäure folgende Mittelwerthe her
beobnehtct berechnet
für - = 2, ^ = 0,90147 0,09157,
für ^ = 4, ^ = 0,97423 0,97447,
I für ^ = 8, ^ = 0,93992 0,93992,
für ^ = 16, ^ = 0,87038 0,87038.
Aus den beiden letzten Werthen bestimmen sich die Constanten der Formel
pv
42 b)
43 b) -i-- « 1 — 0,0086318 J
1 /^ — 1 j + 0,000007286 Ct—iJ
für die mittlere Temperatur t = 3;26. Aus denselben Werthen erhält man
45 b) ^ = 1 — 0,0084637 (7 — 7 + 0,00003077 ( * — 1 Y
Die Beobachtungen Aber die Abhängigkeit des Volums und des Druckes
von der Temperatur ergeben
46b) fiir p = />, E= ?152_^J!? — o,37099 ,
für » = r, E=^?^i5^-==^ = 0,36856 .
Po
47 b)
Die beobachteten Werthe von a, sind in folgender Tabelle enthalten :
Po
100 a
beobachtet berechnet
758,47 1034,54 | 1,0000 0,36856 0,36856
901,09* 1230,37 1,1879 0,36943 0,36944
1742,7? 2387,72 2,2976 0,37523 0,37462
3589,07 4759,03 4,7318 0,38598 0,38598
Sie werden befriedigend dftrch die Formel dargestellt:
48 b) «1, = 0,0036856 + 0,00004668 ( 1 Y
Ferner findet man durch Reduction auf 0^
52 b)
Uo=0,(
Jöo = 0,0065144,
^,0000331,
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Von Dr. E. Jochhann. 109
54 b) ^ = 1 — 0,0065144 ( 1 j + 0,0000331 ( 1 j
+ {o,0036856 + 0,00002267 ( 1 j — 0,000000182 ( 0 I ' ^
«=.= 0,0036856, « = 0,0087098
E = 0,36851, ^=0,36971
Letsterer Werth weicht von dem beobachteten 46 b) nicht bedentend ab.
Die Temperatur t in den Formeln jK) and 54 b) ist die am Lnftthemto»
meter mit constantem Drack beobachtete. Wie Regnanlt nacfagewieaen,
weicht das Kohlensäarethermometer von dem Laftthermometer zwischen 0
and 100*^ nicht merklich ab, wenn diese beiden Punkte in Uebereinstimmang
gebracht werden. Funden sich Abweichungen, die ausserhalb der Orenaen
der Beobach tangsfehler liegen, so wftre fitr r in 54b) die Angabe des Koh*
lenttüarethermometers zu nehmen.
Um die Temperatur t mit der absoluten Temperatur i zu vergleichen,
müssen wir nothwendig auf die Definition der letzteren znrdckgehen. Um
die Vergleichung durchzuführen, ist es aber ndthig, dass wir vorher die
Aenderung der Wirknngsfnnction kennen, welche mit einer Volumändernng
des Gases bei constanter Temperatur verbunden ist.
Beladen Versuchen von Joule und Thomson werden die Gase ans
einem Gefftss, wo sie unter hohem Druck stehen, durch eine enge Oeffnung
oder eine poröse Scheidewand in ein zweites gepresst , das mit der Atmo-»
Sphäre communicirt. Der Versuch ist so eingerichtet , dass weder Wärme
von Aussen aufgenommen, noch abgegeben wird. Es findet sich nun, dass
das Gas, sobald es in einiger Entfernung vom der Ausströmungsöfinung aus
dem tumultuarischen Bewegungszustand wieder zu einer ruhigen, gleich*
massigen Bewegung zurückgekehrt ist, oder bei Anwendung poröser Seheide-
wände, durch welche die Ausströmung ruhig und mit constanter Geschwin-
digkeit vor sich geht, sogleich, eine nur sehr wenig von der ursprünglichen
verschiedene Temperatur zeigt. Die geringe Abkühlung i ist der Druck-
differenz in beiden Gefüssen proportional. Um den Gastheilen die Ge-
schwindigkeit zu ertheilen , mit welcher sie durch die Oeffnung hindnrch-
strömen, ist jedenfalls eine Arbeitsmenge erforderlich und in der That zeigt
das Thermometer, wenn es von dem stürmischen Gasstrom getroffen wird,
eine merklieh niedrigere Temperatur. Sobald sich aber der ruhige Be»
wegungsznstand wieder hergestellt hat, ist auch das aufgewendete Arbeits-
quantnm wieder in Wärme verwandelt und die Temperatur ist wieder die
ursprüngliche. Auf welche Weise diese Umwandlung vorgeht, ob durch
Reibung an den Gefässwänden , durcli innere Reibung des Gases oder in
Folge der bekannten eigenthümlichen Druckverhältnisse , welche bei der .
Ausbreitung eines aus enger Oeffnung ausströmenden Flüssigkeitsstrahls
stattfinden, darüber sind mehrfache Discussionen geführt worden, aufweiche
wir hier um so weniger eingehen wollen , als einerseits die Beantwortung
uigiTizea Dy v_j v^v^^Ti Tv^
110 Beiträge «ur Theorie der Gase.
der Frage wesentlich von den Ansichten abhängt, welche man sich von
der Constitution der Gase bildet, und in Betreff deren an dieser Stelle ab-
sichtlich keine specielle Annahme gemacht werden soll, andererseits aber
unsere Betrachtungsweise Resultate liefert; welche nur vom Anfangs- und
Endzustande abhängen, von der speeiellen Natur der Zwischenprocesse
aber unabhängig sind.
Der Drtiek im ersten Gef^ss sei p\ im zweiten Gefass p. Wir k^nen
nit« denken, dass das Gns mittels^ eines Stempels durch die Oeffnmig ge-
presst wird, der «ich- mit con^tanter Geschwindigkeit bewegt und ebenso im
B weiten GefKss einen Stem'pel vor eich hertreibt. Ist v da« Volum der
Maaseneinheit des Gases unter dem Druck p' und bei der Temperatur x
des ersten Gefässes, & das Volum beim Druck p und bei derTemperar
tur T des aweiten Grefässes, so ist die äussere Arbeit, welche geleistet l^ird,
während die Masseneinheit des Gases durch die Oeffnung strömt, p9 — pv\
Daa^u käme nach die Arbeitsmenge, welche erforderlich ist, um den Gas-
theilen im zweiten Gefäss die constante grössere Geschwindigkeit zu erthei-
len, welche sie z. B. besitzen, wenn beide Gefäsae Oylinder von gleichem
Querschnitt sind. Diese Arbeitsmenge ist indess in. den Versuchen von
Joule und Thomson von verschwindend kldnem Einfluss. iy\G Differenz
der Temperaturen z — x ist die beobachtete Abktihlung, die wir mit d be-
zeichnen. Die Zunahme der Wirkungsfunction der Masseneinheit des Ga-
ses ist
Da nun von aussen dem Gase weder Wärme zugeführt noch entzogen wor^^
den ist, so mass die Zunahme der Wirkungsfunction mit der geleisteten
äusseren Arbeit die Summe Null geben oder es ist
55) ♦ W{v, t) — W(^v\ %) +pr — JpV =0.
Wegen der geringen Grösse der Abkühlung 6 kann man setzen
et
wo A' die W^rtnecapacität bei dem con stauten Voluui v bezeichnet. Nach
den Versuchen von Kegnault «ind übrigens die Aenderungen der Wärme*
capacität N mit der Dichtigkeit jedenfalls so klein, dass sie mit Kücksicht
auf die Unsicherheiten, mit welchen die Beobachtung der Grösse 6 behaftet
itit, gar, nicht in Betracht kommen. Daraus erhält man die Zunahme der
Wirkungsfunction bei der Ausdehnung vom Voluim v zum
Volujn V und constant bleibender Temperatur (oder die Grösse,
welche in der Regel schlechthin mit der zur Ausdehnung erforderlichen in*
aeren Arbeit verwechselt wird)
. 56) W{v,t) — W (v', r;.= ^ . ^ . d — (it?i; — pv). *)
*) Herr Watemton sucht in einer Notiz im P/nfosophical Mag. 1857 (Ser. 4.)
XIV. 27U nachzuweiseu, dasB die Abkühluug S uur das Aequivalent der äusseren Ar-
beit pv — pv sei, welche das Gas bei seiner Ausdehnung in Folge der AbweichoJig
uigiüzea oy "
Von Dr. E. Jochmann* lU
Bei eiBem idealen Okse mtimte dhs Zimafatne der Wirkuiigsfunetion ttaeb
der Mayer'scben Ani^ahme Null sein und dies wäre der Fall, wenn ^==0
wäre, denn es würde dann aneh das zweite Glied der rechten Seite in Folge
des Mariotte 'sehen Gesetzes verscliwinden. Bei den wirklichen Gasen
aber sind beide Glieder der rechten Seite von Null verschiedene, wiewohl
nnr kleine Grössen. Die Grösse 6 finden Jonle und Thomson der
Drnckdifferenz /?' — p proportional und zwar für atmosphärische Luft bei
T = 17öC.:
57) ^ = 0,26^?^,
wo P der früher bezeichnete Normaldruck ist. Die specifiscbe Wärme eines
Milligramms Luft bei constantem Dinek können wir nach den Bestimmun- ,
gen vott Regnaült*) x= 0,2877 . lO""^ Wärmeeinheiten annehtfien und in-
dem wk ^ür das Verfaältniss der beiden iBpöciüscben Wärmen den früher
bezeiekneten wabrseheinlicbsten Wertk 1,413 annehmen, ergiebt sich die
flipeciftaebe Wärme bei constautem Volum
M) . ^ = 0,1682 . IQrr»,
Setzen wir beispielsweise r = F, v =:r ^ F, so wird 6 = 0,26 und nach 54)
mit Rücksicht auf die Verschiedenheit der Temperatur
pv oV
■^=1,06230,/^=^ 1,06250,
mitkijr die geleistete äussere Arbeit
59) p» — pV=i=:-- 0,00020 PK.
P ist der Druck einer Quecksilbersäule vou 760 Millimeter Höhe unter dem
Einfluss der Schwere $f==9810 oder, das specifische Gewicht des Queck-
silbers = 13,607 angenommen ,
60) /> = 760 . 13,506 . 0810 = 101366 . 10*.
Das Gewicht eines Liters lyuft bei 0^ und iem Druck P ist zu Paris nach
Yom Mario tte^schen Gesetz leistet. Es scheint äerrn Wat ersten entgangen eu
sein, dass in der Abhandlung von Joule und Thomson ausdrücjclich nachgewieseii
ist, daijs die Abweichung vom Marlotte'sehcn Gesetz nicht hinreicht, die Abküh-
lung zu arklär«Q. Die obige Pormei 56) ist von der von Jonle and Thoros o n (PkU^
Trans. 1854) gegebenen in der Form insofern •Verschieden, als Joule und Thomson
die specifische Wftrme bei constantem Druck einfuhren. In Folge dessen bleibt aber
die Ableitung der Formel an dieser Stelle mit einer erheblichen Unklarheit behaftet.
Die Differenz pv — p'v' in ihrer Formel ist nämlich gar nicht die wirklich geleistete
äussere Arbeit, da beide Produetepv undpV bei Joule und Thomson auf dieselbe
Temperatur bezogen werden, während in der That die Temperatur im zweiten Gefäss
iiiedriger ist und die durch die Abkühlung 8 bewirkte Contraction sogar die Wirkung
der Abweichung vom Mariotte'schen Gesetz überwiegen kann, so dass die wirklich
geleistete lUisaere Arbeit negativ ist, wie wir sogleich an einem numerischen Beispiel
sehen werden. Ein (negativer) Theil der wirklich geleisteten äusseren Arbeit, näm-
Ueh — Aici — c),8, ist also bei Joule und Thomson mit in dem die Abkiihlung
ausdrückenden Gliede enthalten. Die von Thomson an einem anderen Orte (im
PAil. Mag. . Ser. 4, IX. p. 530) gegebene Gleichung 17) irfl mit unserer Gleichung 5ö)
völlig identisch.
♦) CoMpien rendwf de tacademie de »cien^^es de Patis. XXXV l', p. 676.i
uigiiized by *
'Google
llj! Beiträge sur Theorie der Gase.
Regnanlt (L I. p. 157) = 1203^X87 Milligmmm. Dmraas ergiebt sich das
Volnm eines MiUigKamn» Laft .
61) F=:7 772^875 Cabik-Millimeter,
mitbin
92) /»•F=.78343.1ö»
imd pv — pV r=. — 157 . 10^ absolute Arbeitgeinbeiten. Ferner ist nach 4)
^ = 43d,ö5 KiIograBim-<Meter
= 4155 . lO^'absolate Arbeitseinheiten, -
J iVa = 1817. 10'\
mithin
W{v,r) — W {vy r) = 1Ö74 . 10* absolate Arbeitoeinlieken
=: 0,00002012 Kilegramm^Meter«
oder dies ist die Zunahme der Wirkungsfunction bei Ausdehiuing eines
MilHgramfins Luft ron 2 auf 1 AtmosphÜre Druck bei 17* C Wird umge-
kehrt ein Kilogramm Luft von der Dichtigkeit der Atmoqibäre auf die
Hälfte seines Volums comprimirt, so werden über 20 Kilogramm-Meter an
Wärme mehr gewonnen, als das Aequivalent der zur Compression erforder-
lichen Arbeit.
Leider fehlen uns einigermaassea zuverlässige Angaben Aber die
Grösse ö für atmosphärische Luft bei anderen Temperaturen. £s scheint
nur aus den Versuchen von Joule und 'Thomson hervorzugehen, dass
diese Grösse bei höheren Temperaturen geringer ist, was sich anoh a priori
erwarten Hess. Etwas sicherer scheinen die Angaben für Kohlensäure.
Joule und Thomson finden nämlich bei diesem Oase:
beobachtet berechnet
bei T = 12^,844, i = 1,225 ^ ~^ , ö == 1,215 ^~^
P ' '^*'' P '
bei r^l0,<l77, «=il,lö0 ^ ~^, <!=: 1,164^-^^,
bei T= 01,516, Ä = 0,7037^^-^, 6 = 0,749^ ~^,
Rankine hat eine empirische Formel aufgestellt, welche diese Beobach-
tungen darstellt , tind indem wir d\& Form derselben mit einer kleinen Ver-
einfachung beibehalten und nur die Constanten der andern Einheiten wegen
ändern , wird
5Tb) 100650 p;-p
^ (275 -(-t)« P
Die specifische Wärme eines Milligramms Kohlensäure bei constantem
Druck ist nach Regnault =0,2164 . 10-^ Für das Verbältniss der beiden
specifischen Wärmen — leitete Du long aus seinen Versuchen die Zahl 1,39
her. Er fand nämlich Sie Schallgeschwindigkeit in Kohlensäure = 0,787,
die Geschwindigkeit in atmosphärischer Luft =i gesetzt. In neuester Zeit
uigiüzea oy v_j v^v^p^ lv-
Von Dr. E. Jochmann. 113
hat Mass OD*) die Scliallgesch windigkeit in einer grossen Reibe von Ga-
sen nnd Dämpfen bestimmt. Er findet für Kohlensäure einen etwas klei-
neren Werth als Dalong, nämlich 0,77126. Die Dichtigkeit der Kohlen-
sänre ist 1,520. Daraus ergiebt sich — = 1,413 . 1,529 . 0,77126* = 1,285, wel-
che Zahl ans später zu erörternden Gründen wahrscheinlicher ist, als die
von Dnlong gefundene. Demnach wird für Kohlensäure die specifische
• ^ 0,2164. 10-ß ,
Wärme N = — — nnd
1 ,2oD ,
log ANd — 13,84774 — 2 log (275 + t) + log
P —P
P
Nehmen wir wieder den Fall , wo eine auf ihr halbes Volum comprimirte
Kohlensänremasse sich bis zu ihrem ursprünglichen Volum ausdehnt, so
giebt die Formel 54 b)
für v = V, fp-= 1 + 0,0036856 x
und für »'== ^F, ^= 0,dOB5187 + 0,0037081 (x + 6).
Für Kohlensäure ist
öl b) F = 505,712 Cnbik-Millimeter ,
62 b) PF = 51262 . 10*.
Ferner wird
^ ~^ = 0,987 + 0,00373 r.
Aus diesen Datis erhält man z. B. für
T = 0°, ^ W = 9192 . 10*, pr ~ pv — 825 . 10*, W{v, x) - W{v\ x) = 8367 . 10*
794 8084
764 ' 7821
723 7597
682 7331
035 7190
506 7032
628 6857
472 6710
410 6582
343 6468
Die Zunahme der Wirkungsfunction wird also bei höheren Tempera-
turen geringer. Im vorliegenden Falle beträgt sie bei 0® in Kilogramm-
Metern ausgedrückt 0,0000853, bei 100^ 0,0000659 und ist etwa 4 mal so gross
als bei atmosphärischer Luft.
Für unsern Zweck der Vergleichung der Temperaturscalen kommt es
10»
8878
20»
8586
30»
8320
40»
8013
50»
7825
60»
7598
70»
7385
80»
7182
00»
6092
00»
6811
*) Arm. de chimie. 1858. ^3. Ser.) LTII. 257. Digitized by GOOglC
Zeitschrirt f. Malhematik u. Physik. V. 8
114 Beiträge zur Theorie der Gase.
darauf an, den Differentialquotienten -^ für einen beliebig gewählten
Werth von v als Function von t zu kennen. Differentiirt man zu dieseon
Zweck 36) in Beziehung auf v\ indem man v als constant ansieht, so er-
hält man
?^_ .v^^ ^(P'^1).
cv
nach 57) und 57 b) ist
63) ,^ = — ^iV— , ^-^,
ö = r,.P
p '
wo b eine Function von t allein bezeichnet, mithin
64) ^ = l.?i.
^ . dv p dv
Die Gleichung M) resp. 54 b) kann mit Rücksicht darauf, dass p den Dmek
bei dem Volum v und der Temperatur r + i bezeichnet , unter der Form
geschrieben werden
daraus
Indem man letztere Gleichung in Beziehung auf v differentiirt und dann,
als den einfachsten Fall , &' = F setzt , erhält man
F (17')= -7 [«+ 2*+ 3<'+ ('+2«■^ »«)('+«)] +('+«+«) i^)^^/
Indem man diesen Werth für —; in 64) einsetzt und aus der so erhaltenen
dv
Gleichung (^j bestimmt, wird
\dv/t^^y
|,[a+2& + 3c + (/+2m + 3n)(r + d)]
Der Nenner dieses Ausdrucks ist so wenig von 1 verschieden , dass er ohne
merklichen Einfluss auf die Rechnung ganz weggelassen werden kann. Fer-
ner Erhält man aus 65)
Mit Rücksicht auf diese Werthe erhält man aus 63) mit Vernachlässigung
einiger Glieder von verschwindend kleinem Einflnss auf das Resultat :
dW
Ist nun ^ als Function von t bekannt, so ist es auch -r—- Für atmo-
uigiüzea i^tV_j v^v^'Ti lv-
Von Dr. E. Jochmann. 115
sphärische Luft wissen wir nur, dass für t = 17, ^ = 0,26 ist. Ferner
esgiebt sich aus 54)
/ a = 1,0009209 , / = 0,00365676 ,
I 6 = — 0,00003243, m = 0,00000821 ,
^) |c = 0,00001154, « = 0,00000003,
/ AN
[ ^ = 0,008755,
mithin
67) «- = l'.Mi?)=/'«^-
Fttr Kohlensäure folgt aus 54b)
/ a ~ 1,0065475 , / = 0,0036628 ,
I A = — 0,0065806, m = 0,00002303,
B) }c=z 0,0000331 , n = ~ 0,00000018 ,
i AN
f 7^ = 0,013650,
mithin
-^ (-ä— ) = (0,0172213 + 0,00006430 t)1 — 0,0065144 + 0,00002267 r.
Die Beobachtung hat ergeben
!für T = 12,844, b = 1,225 , mithin ^ (^) = 0,015884,
für T == 19,077, H = 1,160 1 ( -^ ) = 0,015118 ,
für T = 91,516,- ^ = 0,7037 j V^J ~ ^'^^ ^®^^-
Nach diesen Vorbereitungen können wir zur Vergleichnng der Tempe-
ratur T mit der absoluten Temperatur t übergehen. Aus der Definition der
letzteren folgt, dass für jeden umkehrbaren Kreisprocess, welchen man das
Gas durchlaufen lässt, die Gleichung 18) erfüllt sein muss, dass daher auch
für jeden beliebigen Werth von v und t die Gleichung 28) , welche eine
Transformation von 18) ist, gelten muss. Es muss also mit Bücksicht
auf 26)
dt ^^ dv
sein^ oder
^ P dr' ät P^ P dv'
In dieser Gleichung lassen sich nun für 9 = F nach dem Vorhergehenden
\t nämlich, wenn
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alle Grössen bestimmen , mit Ausnahme von ^ . t- • Es ist nämlich , wenn
at
man p = F setzt:
8
116 Beiträge zur Theorie der Gase.
für atmosphärische Luft -^ =1 + 0,0036050 t, p^~ 0,0036650 ,
für Kohlensäure ^ = 1 + 0,0036856 r , 1-^ = 0,0036856.
P F-ot
Man erhält daher ftir atmosphärische Luft
69) bei t = 17*», ' ^ = 290,58.
Leider besitzen wir für atmosphärische Luft keine einigermaassen sichere
Data, um die Grösse l-j- für andere Temperaturen zu bestimmen, und je-
dt
des Verfahren , wodurch man aus der einen bei 17® angestellten Beobach-
tungsreihe die anderen Werthen von t entsprechenden absoluten Teropera-
dr
turen bestimmen wollte , müsste zu illusorischen Besultaten führen. Da -r-
at
nahe =1 ist , so folgt daraus nur , dass die absolute Temperatur für t = 17
nicht bedeutend von 200,58® verschieden ist.
Für Kohlensäure erhält man: -m- i t^ i -^i^n
Nach Formel 76 b)
für T = 12,844, '-37 = 288,28, 288,31,
69b) < für T = 19,077, /. -^ = 294,51, 294,47,
' at
dz
für z = 91,516 , < . T- = 306,05 , 366,05 ,
ai
Diese Werthe werden am besten dargestellt durch die Formel
70b) ^==a + 6^T + cf«,
in welcher
a = 275,10
h= 0,9982
c= 0,000018
zu setzen ist. Dieselbe genügt zugleich der Bedingung fjoo — '0 = ^^- ^^
wird nämlich
fo = 275^10,
/,oo = 375,10.
Nach dieser Formel sind die nebenstehenden Zahlen berechnet. Ich halte
daher die Formel 70 b) für den wahrscheinlichsten Ausdruck der absoluten
Temperatur als Function der Temperatur des Luftthermometers mit con-
stantem Volum , der sich nach den bisher vorliegenden Beobachtungen an-
geben lässt. Die Temperatur t ist am Kohlensäurethermometer gemessen ;
über die Anwendbarkeit der Formel auf die Temperatur des atmosphäri-
schen Luftthermometers gilt die früher gemachte Bemerkung.
Nach der Formel 70 b) ist folgende Tabelle zur Vergleichung von i und r
berechnet: '
uigiTizea Dy v_j vy
ogle
Von Dr. E. Jochhann.
117
r.
/ — 275.10.
Abweichung
Abweichung
T—(^— 275,10).
nach Thomson.
(fi
0
0,000
0,000
10
9,984
0,016
20
19,971
0,029
0,0298
.30
29,962
0,038
40
39,957
0,043
0,0403
50
49,955
0,045
60
59^957
0,043
0,0366
70
69,962
0,038
80
. 79,971
0,029
0,0233
90
89,984
0,016
100
100
0,000
0,0000
Das Kesultat der VergleicfauDg stimmt übrigens, wie man sieht, mit
dem Ton Thomson und Joule nahe tiberein. Dass die Abweichung ge-
rade bei 50^ am grössten und für Temperaturen, die um gleichviel von 50^
verschieden sind , gleich gross erscheint , liegt in der Form der Gleichung
70b). Es wird mit Rücksicht auf die geringe Grösse der ganzen Abweichung
anch wirklich nahezu der Fall sein. Leider erlauben die vorliegenden Be-
obachtungen eine genauere Bestimmung nicht , da es an einer Beobachtung
feblt, welche, nahe in der Mitte des Intervalles zwischen 0^ und 100*^ läge.
Man könnte die Werthe von ) für zwischenliegende Temperaturen nach der
Interpolationsformel 57 b) berechnen. Da sich diese aber nur unvollkommen
an die Beobachtung anschliesst, so dürfte dadurch schwerlich grössere Ge-
nauigkeit erreicht werden und wir begnügen uns mit dem Resultat, dass die
absolute Temperatnrscala innerhalb des Intervalles von 0^ bis 100^ höchstens
um j^ von der des Luftthermometers abweicht.
Man kann umgekehrt t durch i ausdrücken , indem man setast
7!b) t^a{t—t;) + b{t~t,)\
Man erhält dann
ig = 275,10 , a = 1,0018 , 6 = — 0,000018.
Setzt man den Ausdruck 71b) anstatt t in 54b) ein, so erhält man schliess-
lich die Relation zwischen p, v und t
Die bisherigen Betrachtungen sollen uns noch dazu dienen, auf die
Bestimipung des mechanischen Wärmeäquivalents aus der Dififerenz der
specifischen Wärmen {?, — c zurückzukommen.
Setzt man nämlich in 54b) für p . v seinen Werth 35), so erhält miw
eine Gleichung, welche k als Function von v und / giebt, da z als Function
von t bekannt ist. Wählen wir anstatt 54) die für die Rechnung bequemere
Form 65) , sq erhalten wir die Gleichung
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118 • Beiträge zur Theorie der Gase.
72) per = « + *-7 + *^-;T + (^ + "'-7 + ''-v)*'
in welcher für a^b, c^l^m bei Luft die Werthe A)^ bei Kohlensäure die
Werthe B) zu setzen sind. Wenn wir diese Gleichung in Beziehung auf v
difPerentiiren und dann v =^V setzen , so folgt , mit Umkehrung der Vor-
zeichen :
'^^ -i{^)~/ + ''^ + ^'^+'''^-'-
Nach 38) ist
Diese Werthe können dazu dienen, die unbekannten Grössen in der Glei-
chung 40) zu bestimmen. Diese giebt nämlich durch PV dividirt :
pv _^{Ci—c).i t* aA v.t dk^
pv~ PV ~ Pv' dT~v7p' dv'
oder für » = r mit Rücksicht auf 73) und 74)
Für atmosphärische Luft ist ^ =r l -|- 0,0036650 . v und mit Eücksicht
auf die Werthe 62) , A) und 67) erhält man
für T = 17, ^ . (c, — c) . / = 1,068393 PV= 83701 . 10«
.4 . (c, — 6-) = 280550 . 10".
Die specifiscbe Wärme 0| auf das Milligramm als Masseneinh^it bezogen
ist nach Regnault 0,2377 . la-^ ~ = 1,413, mithin c = 0,1682 . 10*-« und
Cj — c =^ 0,0695 . 10-®. Daraus erhält man
^ = 4123.10^' absolute Arbeitseinheiten ,
= 420,29 Kilogramm-Meter.
£ine genauere Uebereinstimmung mit den von Joule bei seinen Versuchen
über die Reibung von Quecksilber und Gusseisen gefundenen Werth 423,55
ist kaum zu verlangen.
Bei Kohlensäure wird für t = 12,844, t = 287,920
^ . (Ci — c) . t= 1,085329 PV
A.{Ci — c) = 0,0037695 PV = 193230 . 10».
Nach den Versuchen von Regnault ist Cj = 0,2164 . 10^ und nach dem
früher auf Grund der Versuche von Massen angenommenen Werth für —^
c
war c c= 0,1684 . 10""^ mithin c, — c = 0,0480 . 10-^ Daraus folgt
A = 4026 . 10" absolute Arbeitseinheiten ,
= 410,37 Kilogramm -Meter.
Ueber die unbedeutende Abweichung dieser Zahl von der obigen braaeht
, ' uigiüzea Dy v_j Vv'v^'i LV-
Von Dr. E. JocHifANK. 119
man sich nra so weniger zu wundern, da ein kleiner Fehler in ~ einen ver-
c
hXltnissmfUflig bedeutenden Einfluss auf A hat. Berechnet man rückwärta
aus A s= 423,5& und C| = 0,2104 * 10^^ den Quotienten der specifischen War-
Ci
men, so erhält man — = 1,274, woraus die Schallgeschwindigkeit 0,703
folgen würde, während Masson 0,771 und Dnlong 0,780 beobachtet hat.
Damm acheint mir der von Masson beobachtete Werth, wie bereits oben
bemerkt, der richtigere zu sein. Ueberhaupt möchte die Bestimmung des
Quotienten — für andere Gase als atmosphärische Luft aus dem Wäi'me-
äquiTalent sicherer sein, als die Bestimmung aus der Schallgeschwindig-
keit'»).
V. Bemerkungen tlber das Princip der Aeqmvalenc
der Arbeit und Wärme.
Der vorstehenden Darstellung der Theorie der Oase sind absichtlich
aoBser rein empirischen Thataachen nur diejenigen Annahmen zu Grunde
*) Mayer hat zuerst das Wärmeäquivalent aus der darch Ooropression einer
Lnftmasse frei werdenden Wärmemenge su 305 Kilogramm-Meter bestimmt. (Bemer-
kungen über di« Kräfte der unbelebten Natur: Liebig^a Annalen der Chemie und
Pharipacie. 1842. LXII. p. 240.) Holtzmann findet unter derselben Voraussetzung
'wie Mayer mit Zugrundelegung anderer Data als wahrscheinlichsten Werth 374 Kilo-
gramm o Meter. (Ueber die Wärme und d(e £la8ticität der Gase und Dämpfe. Mann»
heim 1845. p. 12.) Clansins findet 370 Kilogramm-Meter. (Pogg. Ann. LXXIX. 522.)
Diesen Bestimmungen liegen noch die älteren Angaben über die specifische Wärme
der Lfuft Yon de Larache und B^rard zu Qnuide. Thomson berechnet aus dem
▼on Joule gefundenen Wärineäquivalent und für <^£i=l,41 bei atmosphärischer Luft
c
<?, = 0,2374, c = 0,l689. (Phü. Trtms. p. 78.) Burdin undBourget berechnen in
gleicher Weise den Werth Ton ~ für zehn verschiedene Gase aus den von Regnaul t
beobachteten Wertben von q , indem sie annehmen , dass das Prodact A.q . (q — c)
für alle Gase constant sei. Für Kohlensäure finden sie -^ =?= 1,29. {Comptes vnidtts.
XLV. ''43.) Person berechnet umgekehrt aus den von RegnauU beobachteten
Werthen für c, =0,2371 und ^ = 1,410 das Wärmeäquivalent zu 424 KilogramSi-
Meter. (Compie9 rwdits» XXXIX. 1131.) Es ist Unrecht, wenn in einem deutschen
Lehrbuche (Eisenlohr, Lehrbuch der Physik. 7. Aufl. p. 417) Person als Ent-
decker dieser Relation bezeichnet wird ; die Franzosen erweisen uns nicht gleiche
Ehre. De eher eudlich führt diese Rechnung für vier verschiedene Gaae mit den
▼on Dnlong gegebenen Werthen für ~ aus. Er erhält verschiedene Werthe für das
c
Wärmeäquivalent. Bei Kohlensäure ist die Abweichung am grössten, nämlich A=^^,
(Dingler's polytecbn. Journal. Bd. CXLVIIL) Daraus ist jedoch nur zu so&Uessen,
dass der Werth von Dnlong— = 1,339 zu gross ist. Wie bekannt, lassen sich ge-
gen die Genauigkeit der Bestimmung der Schallgeschwindigkeit aus der Tonhöhe von
Pfeifen mancherlei Einwendungen machen. Die Abweichungen vom idealen Gaszu-
stand sind von keinem der angeführten Pbysiker dei der Rechnung berücksichtigt word en
und in der That ist ihr Einfluss , wie sich aus obigen Zahlen ergiebt, niv ein geringer.
uigiüzea oy 'v_jvj'v_/
ö
(e
120 Beiträge zur Theorie der Gase.
%^i^*^^N^fc^*^
gelegt worden, welche in den allgemeinen Principien der mechanischen
Wärmetheorie enthalten sind , das Princip der Aequivalenz der Arbeit und
Wärme und das Carno tische Princip, auf welchem die Definition der ab-
soluten Temperatu^r beruht. Von jeder speciellen Hypothese , die auf Oil-
tigkeit Anspruch macht , muss von vorn herein verlangt werden , dass sie
die empirischen Facta, aufweichen die /ruberen Entwickelnhgen beruhen,
mit genügender Genauigkeit darstellt, so dass diese giltig bleiben, von
welcher Hypothese man auch ausgehen mag. Schliesslieh aber dürl^ es
angemessen sein , mit einigen Worten die Ansichten , welche in neuerer
Zeit über die Molekularconstitution der Gase aufgestellt worden sind , und
ihr Verhältniss zum Grundprincip der mechanischen Wärmetheorie zu er-
örtern. Eine specielle Veranlassung dazu geben die Angriffe, welche in
neuester Zeit*) von Herrn Decher gegen die mechanische Wärmetheorie
überhaupt gerichtet werden, und welche ein praktisches Beispiel liefern,
dass das Wesen dieses jungen Zweiges der theoretischen Physik von vielen
Seiten sehr unrichtig aufgefasst wird. Ich behaupte nämlich, dass Herr
Deeher, obwohl er sich selbst einbildet, ein heftiger Gegner der mechani^
sehen Wärmetheorie zu sein, doch «einen eigenen Prämissen zufolge gaas
auf dem Boden derselben steht. Herr Decher meint nämlich, „dass das
Warmsein eines Körpers nicht durch die Anwesenheit eines Stoffes an und
für sich und der höhere oder niedere Grad des Warmseins nicht durch die
in dem Körper enthaltene Menge desselben bedingt wird,, eiondern durch-
einen veränderten Zustand oder eine Eigenschaft des Wärmestoffes,*' wel«
eben Herr Decher nachher selbst mit dem Aether identificirt. Dies ist
aber gerade die einzig charakteristische Grundftnnahme der mechanischen
Wärmetheorie. Ich bebe dies besonders hervor , weil auch wohl Andere
diese Prämisse den Thatsachen gegenüber zugeben^ sich aber dennoch
nicht mit den nothwendig daraus folgenden Conseq^uenzen einverstanden
erklären und sich nicht zu der mechanischen Wärmetheorie bekennen
wollen.
Das Princip der Aequivalenz der Arbeit und Wärme, wie das allge-
meinere „Princip der Erhaltung der Kraft'! beruht bekanntlich auf dem
Princip der lebendigen Kräfte der analytischen Mechanik. Dieses Princip
gilt zunächst von einem System materieller Punkte, zwischen denen Kräfte
wirksam sin4) welche nach den Verbindungslinien gerichtet und Functionen
der Entfernung sind. Die atomistische Anschauungsweise führt, einiger-
maassen consequent durchgeführt, wie' schon mehrfach erörtert worden
ist **) , auf die Annahme unausgedehnter Atome und auf ein solches System
ist das Princip der lebendigen Kräfte ohne weiteres anwendbar. Ich glaube.
♦) Dingler's polytechn. Journ. 1858. Bd. CXLVIII. p. 1—10, 81—93, 161—173,
241—257.
•♦*) Vergl. z. B. Fe ebner; Atomlehre, Leipzig 1855, und Hoppe in Pogrgend.
Ann. CIV. p.28«.
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Von Dp. E. Jochmann. 121
selbst bei der dynamischen Ansiebt, d. b. wenn man sieb die Materie den
Ranm stetig erfüllend däohte, würden die anf dasselbe gegründete^ Scblüsse
noch giltig bleiben. Da ai^er die Erörterung dieses Pnnktes auf Fragen
führt, welche mehr der metaphysischen Speculatinn als der Physik ange-
hören, so will ich hier nicht darauf eingehen. ^- Ein Atom ist also ein
Punkt im Räume, der die besondere Eigenschaft hat, dass ein anderes
gleiches Atom, welches sich in einer gewissen Entfernung von demselben
befindet, eine Beschleunigung in der Richtung der VerbindungsliniiB erfährt,
deren Orösse von der besondem Nator (Masse) des ersten Atoms und von
der Entfernung beider Atome abhängt. Man hat das Product der Masse
eines Atoms und der Beschleunigung, welche dasselbe erfährt, in der Me-
chanik mit einem eigenen Namen bezeichnet und nennt dasselbe, „be-
wegende i£raft" oder ,, Kraft ^^ schlechthin, weil sich mit Hilfe dieses
Products, dem ich einer gewissen rein phoronomischen Auffassung der me-
chanischen Principien gegenüber keine andep, als eine blose analytische
Bedeutung vindiciren will , gewisse Sätze der Mechanik , z. B. das Pri&cip
der Gleichheit der Wirkung und Gegenwirkung und das auf demselben be-
ruhende Princip der lebendigen Kräfte, leichter aussprechen lassen. Die-
ses Product soll also im Folgenden unter dem Worte „Kraff verstanden
werden.
Es wäre nun der Fall denkbar, dass das Gesetz der Beschleunigung
und die Anordnung der Atome zu einer gewissen Zeit von der Art wäre,
dass die Geschwindigkeit und die Resultate der Beschleunigung jedes
Atoms Null wären und dann wäre das System im stetigen Gleichgewicht,
möchten nun die Atome alle von gleicher Natur (ponderable Körperatome)
oder von verschiedener Beschaffenheit (Körper- oder Aetheratome) sein.
Entgegengesetzten Falls fände Bewegung statt , über deren specielle Nator
wit vor der Hand keine Annahmen zu machen brauchen. Die zwischen den
Punkten des Systems wirkenden Kräfte lassen sich durch eine Potential-
fünction darstellen. Ist R das Potential aller Kräfte , welche auf ein be-
stimmtes Atom wirken, so liefert das Princip der lebendigen Kräfte be-
kanntlich die Gleichung
d£Ri=d£^mv^
und daher
£^mt^ — £B=icon8i,
Die erste Summe ist die Summe der lebendigen Kräfte des Systems , die
zweite Summe, mit umgekehrten Vorzeichen, nennt Helmholtz^) die
Summe der Spannkräfte. Diese Bezeichnung ist nicht glücklich gewählt,
weil man z. B. bei der Ausdehnung einer gespannten Feder, an welche man
zunächst .denkt, nicht etwa die Summe der auf einander folgenden Span-
nungen darunter verstehen darf, mit welcher das Potential gar nicht homogen
♦) Die Erhaltung der Kraft. Berlin 1847. p. 14. GoOqIc
122 BeitrÄge zur Theorie der Gase.
ist, und weil, wie die Erf&hrung gelehrt hat, die Anwendung des Wortes
„Kraft" zu beklagenswerthen Missveirständnissen führen kann. Ich bleibe
daher bei dem Ausdrucke Potential stehen und nenne die letzte Summe
das Potential des Systems auf sich selbst. Die Difierenz beider Summen
soll die Wirkungsfunction des Systems heissen. Das Princip der Er-
haltung der Arbeit lautet also: So lange auf das System keine
äusseren Kräfte einwirken, bleibt seine Wirknngsfunctioa
constai^t.
Die Anwendung auf die Wärmetheorie ist einfach die: Mag man sich
einen Körper wie immer aus Körperatomen and Aetheratomen zusammen-
gesetzt denken und will man die Wärmeer scheinungen durch Aenderungen
des Zustandes dieser Theile, nicht aber durch Uebergang eines Wärme-
Stoffes von einem Körper zum andern erklären, so ist eine solche Aenderung
nur denkbar durch eine veränderte Anordnung der Theile, denn auch die
Aenderung der „Spannung'^ des Aethers oder der Wechselwirkung zwischen
Körpertheilen und Aethertheilen , von welchen Herr D e c h e r redet , kann
offenbar nur durch Aenderung ihrer gegenseitigen Lage eintreten. Geht
also das System ans einem Wärmezustand in einen anderen, über, so wird
sich entweder das Potential des Systems auf sich selbst ändern , oder die
Summe der lebendigen Kräfte des Systems, oder — was die allgen^eine
Annahme ist — beide. Das Wesen der mechanischen Wärme-
theorie schliesst keinen der beiden erstgenannten Fälle
aus. Naturgemäss legt man aber allen Betrachtungen am besten den drit-
ten Fall als den allgemeinen zu Grunde. Das Princip der Erhaltung der
Arbeit sagt nun, dass, wenn zwei Systeme in Wechselwirkung treten, so
dass ihre Wirkungsfunctionen sich ändern , dennoch die Wirkungsfunction
des Gesammtsystems ungeändert bleibt. Werden also nach der gegenseiti-
gen Einwirkung beide Systeme wieder getrennt, so dass das Potential der-
selben auf einander Null ist, so hat die Wirkungsfunction des einen um
eben soviel zugenommen, wie die des andern abgenommen hat. Ich halte
es für ttberflüsaig , dies durch specielle Beispiele zu erläutern. ^ — Um die
Werthe des Potentials des Systems auf sich selbst bei verschiedenen Zu*
ständen vergleichen zu können, ist natürlich die additive Constante, welche
jede Potentialfunction ihrem Wesen nach enthält, jedesmal auf gleiche
Weise zu bestimmen, so z. B. dass das Potential bei unendlicher Entfer-
nung aller Punkte des Systems Null wird. Die Aenderung des Potentials
des Systems auf sich selbst pflegt man gewöhnlich die „innere Arbeit**
des Systems zu nennen. Merkwürdigerweise sagt nun Herr Decher an
verschiedenen Stellen seiner Abhandlung, ganz im Widerspruch mit seinen
sonstigen Ansichten, dass innere Arbeit bei Gasen nicht denkbar sei. Herr
Decher deffnirt nicht, was er unter innerer Arbeit versteht. Ich kann
jedoch mit dem Worte keinen andern präcisen Begriff verbinden , als den
soeben angegebenen. Dann müsste aber, wenn innere Arbeit bei den Gasen
uigiüzea oy x_j vj'v_/'i ln^
Von Dr. E. Jochmann. 123
nicht möglich wäre, das Potential einer Gasmasee auf sich selbst einen con-
stanten, von Dichtigkeit und Temperatur unabhängigen Werth liaben.
Nimmt «man dies an , so folgt daraus , das« die Aendernng der Wirkungs-
function, also auch dea Wärmeaustandes, nur in der Aenderung der leben-
digen Kraft der einzelnen Atome ihren Grund haben kann, mit andern
Worten, es folgt daraus gerade die Anschauungsweise, die man sich in
neuester Zeit von der Molecnlarconstitution der Gase -gebildet hat und die
Herrn De eher besonders anstössig zu sein scheint. Untersuchen wir im
Folgenden, inwieweit diese AnschauungsVeise geeignet ist, genügende
Kechenschaft Über die Eigenschaften der Gase zu geben und wie sich b«i
denselben insbesondere der Begriff der Temperatur gestaltet.
VL Die Moleknlarconstitatioii der G^ite.
Als Repräsentanten der verschiedenen Ansichten über die Moiekular-
constitution der Gase, welche in neuerer Zeit im Zusammenhang mit der
mechanischen Wärmetheorie aufgestellt worden sind, erwähne ich die von
Rankine *), von Redtönbacher **), und endlich die von Krönig***)
and Clansius t)-
Wir ziehen zunächst die letztere Ansicht in Betracht, weil- sie sich
durch die Einfachheit empfiehlt, mit welcher sich aus derselben die be«
kannten Relationen zwischen Volum, Druck und Temperatur, sowie zwi^
sehen der Wärmecapacität und dem Atomgewicht der gasförmigen Körper
ergeben. Das Wesentliche der Hypothese besteht bekanntlich in der An-
nahme, dass die Wirkungssphären der zwischen den Oastheilchen wirk*
samen Molekularkräfte sehr klein sind gegen die mittleren Entfernungen '
der Moleküle im gasförmigen Zustand, so dass sich diese in allen möglichen
Richtungen in geradlinigen Bahnen bewegen, ans welchen sie nur abgelenkt
werden, wenn zwei Moleküle einander so nahe kommen, dass sie in ihre
gegenseitige Wirkungssphäre gerathen. Das Bild, welches Herr Krön ig
zur Veranschaulichung einer solchen Bewegungsweise braucht, indem er
die Gasatome mit aneinander prallenden vollkommen elastischen Kugeln
vergleicht , soll eben nur ein Bild sein. Das Wesen der Ansicht bleibt un>
geändert, wenn man sich anstatt der elastischen Kugeln unausgedehnte
Atome, oder wie es bei chemisch zusammengesetzten Gasen unbedingt
nothwendig ist, Atomgruppen denkt, welche einander nach einem seiner
Form nach nicht zu bestimmenden Gesetz abstossen oder anziehen. Welches
•) W. J. Macquorn 'R&nls.ine: On thp centrifugal theovy of elastidty^ as applied to
gases and vapoitrs, Phil. Mag. (4. Ser.) II. 509.
**) F. Redtenbacher: Das Dynamidensystem. Mannheim 1857.
•♦*) A. Krön ig: Grundsüge einer Theorie der Gase. Berlin 1850 und Pogg.
Ann. XCIX. 312.
t) R. Clausias: Ueber die Art der Bewegung, welche wir Wärme nennen.
Pogg. Ann. C. 353. (^
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124 Beiträge zur Theorie der Gase.
von beiden der Fall sei, lässt sieh a priori nicht entscheiden, denn es ist
klar, dass zwei einander begegnende Moleküle, welche sich anziehen, um
einander geschlossene oder hyperbeltthniiche nngeschlossene Bahpen mit
zwei geradlinigen Asymptoten beschreiben können, je nachdem ihre relative
Geschwindigkeit eine geringere oder grössere ist. Die Art der Abweichun-
gen vom idealen Gaszustand macht, wie wir bald sehen werden, das Vor-
handensein anziehender Kräfte wahrseheinlich. Wem es übrigens Gewissens-
scrupel macht, dass bei Annahme nur anziehender Kräfte (freilich mit un-
endlich kleiner Wahrscheinlichkeit) der Fall eintreten könnte, dass die
Bahnen zweier Atome sich in einem Punkte durchkreuzten und beide zu
derselben Zeit denselben Punkt des Haumes einnähmen, dem bleibt es
überlassen, bei Annäherung zu einer gewissen Nähe die Anziehung in eine
Abstossung übergehen zu lassen, die bei abnehmender Entfernung über
jede endliche Gränce wächst. Ohnedies scheint es ebne die Annahme von
Abstossungskräften nicht wohl begreiflich, dass ein Körper, dessen Atome
einander so nahe stehen wie im festen Aggregatzustand, eine für ein Gas
undurchdringliche Hülle bilden kann.
Wenn gleich die Vorstellung vom inneren Druck eines Gases, welche
man der Ae'romecbanik bisher zu Grunde gelegt hat, wesentlich auf die
Annahme basirt ist, dass die Fxpansivkraft der Gase von der Abstossung
ihrer kleinsten Theile herrührt , wenn also alle Gesetze der Aerodynamik
einer neuen Herleitung durch die neue Hypothese bedürfen, so acheint man
sich andererseits mehrfach die irrige Vorstellung zu machen, als ob die Art
des Druckes, welchen solche bewegte Gasatome auf eine feste Wand aus-
üben, eine wesentlich von derjenigen verschiedene wäre, welche wir uns
'überhaupt beim Druck flüssiger oder elastischer Körper vorzustellen ge-
wohnt sind*). Den Standpunkt, von welchem man Druck und Stoss für
zwei ihrem Wesen nach verschiedene Wirkungsweisen ansah , hat die Me-
chanik glücklichweise schon längst überwunden, und wenn die Lehrbücher
noch ein Capitel über sogenannte Momentankräfte enthalten, so ist es eben
nur, um ihre Identität mit den stetig wirkenden nachzuweisen. £s ist klar,
dass der Druck auch hier nur von den stetig wirkenden Kräften herrührt,
welche zwischen den Wandmolekülen und den in jedem Augenblick in ihrer
Wirkungssphäre befindlichen Gasmolekülen thätig sind, und dass der. in
einem beliebigen Zeitmoment stattfindende Druck ungeändert bleiben würde,
wenn man sich sämmtliche Atome in ihrer augenblicklichen Lage fixirt
dächte. Da sich die Gasmoleküle der Annahme zufolge grösstentheils in
solchen Entfernungen befinden, in welchen sie auf einander keine Be-
schleunigung ausüben, so rührt die zur Grenzfläche normale Beschleuni-
gungscomponente , welche ein Gasmolekül erfahrt, das sich augenblicklich
in der Wirkungssphäre der festen Wand befindet, ausschliesslich von den
*} Lamd: Lepons sitr la thöoHe ntathdimtique de relasticü^ ,,§. 5.
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Von Dr. E. Jochmank. 125
Kräften her, die von den Molekülen der festen Wand aasgehen, oder die
während des Zekelementes di anf dasselbe wirkende Ncmnalcoraponeüte
dieser Kräfte ist m —j. Gleich gross and entgegengesetzt ist die Summe
der Wirkungen des Oasmolektils anf die während dieses Zeitelementes in
seiner Wirkungssphäre befindlichen Wandatome. Tritt also ein Gasmolekül
von der Masse m zur Zeit t^ in die Wirkungssphäre der Wand mit der zur
Trennungsfläche senkrechten Geschwindigkeitscomponente ( jr ) oin und
verlässt dieselbe zur Zeit /| mit der Geschwindigkeitscomponente ( tt ) 9 so
ist die Gesammtwirkung dieses Oasatoms m j —^ dr = m 1 f — j — (3") r
Da die Moleküle in fortwährender Bewegung sind, so rtlhrt der wirk-
lich stattfindende Druck in jedem Augenblick von andern Molekülen her,
die in die Wirkungssphäre einfoeten , und ist in jedem Augenblick ein an-
derer. Bei der sehr grossen Zahl der Gasmoleküle aber, \^elcbe in jedem
messbaren Zeittheil gegen jedes messbare Flächenstück der Wand stossen,
behält der Druck für unsere Wahrnehmung einen constanten Mittelwerth.
Die von jedem einzeihen Molekül herrührende Wirkung ist, wie aus Obigem
erhellt, seiner Masse und der Aenderung seiner normalen Goschwindigkeits-
componente proportional ; da Aber keine Richtung bevorzugt, und da ferner
die Anzahl der Gasmoleküle, welche in einer gegebenen Zeit gegen die
Wand stossen, selbst der Dichtigkeit (Anzahl der in der Volumeinheit ent-
haltenen Gasmoleküle) und der mittleren Geschwindigkeit der Moleküle
proportional ist, so resultirt daraus ein Druck anf die Wand, der proportio-
nal ist der Masse und dem Quadrat der mittleren Geschwindigkeit, d. h. der
mittleren lebendigen Kraft eines Moleküls und der Zahl der in der Volum-
einheit enthaltenen Moleküle. Identificirt man die mittlere lebendige Kraft
eines Moleküls mit der absoluten Temperatur, so hat man das Mariotte-
Gay-Lussac'sche Gesetz. Wenden wit nun die oben aus dem Satz der
lebendigen Kräfte gewonnenen allgemeinen Principien auf diese specielle
Hypothese an.
Das Potential jedes Moleküle auf sich selbst ist eineconstante Grösse,
so lange die Anordnung der Atome im Molekül unverändert bleibt; dasselbe
ist Null, wenn man sich an Stelle der Moleküle einfache unausgedehnte
Atome denkt, es ist aber gewiss nicht Kuli bei den chemisch zusammen-
gesetzten Gasen. Das Potential der Moleküle auf einander ist, da sie sich
ausserhalb ihrer gegenseitigen Wirkungssphäre befinden, bei einem idealen
Grase verschwindend klein und bei den wirklichen Gasen um so kleiner, je
geringer die Abweichung vom idealen Gaszustand. Kommen zwei Moleküle
in ihre gegenseitige Wirkungssphäre, so werden ihre Geschwindigkeiten
126 Beiträge zur Theorie der Gase.
grösser oder kleiner als vor- nnd nachher , je nachdem sie einander an-
ziehen oder abstossen ; in jedem Fall aber nimmt die Summe ihrer lebendi-
gen Kräfte um eben so viel zu oder ab, als ihr Potential aufeinander. Ha-
ben sie sich wieder aus ihrer Wirkungsspbäre entfernt, so ist das Potential
wieder Null und die Summe der lebendigen Kr&fte wieder so gross als vor-
her. Da die wirklichen Gase, wenn sie sich ausdehnen, ohne äussere Ar-
beit zu leisten, eine geringe Temperaturerniedrigung zeigen , so hat nach
der Annahme die mittlere lebendige Kraft um eine geringe Grösse abge-
nommen, mithin ist, da die Wirkungsfun ction ungeändert geblieben, auch
das Potential verkleinert, d. h. die zwischen den Molekülen wirkenden
Kräfte sind anziehende, bei denjenigen Entfernungen wenigstens, in wel-
chen sie der Mehrzahl nach auf einander einwirken. Das gleiche Resultat
ergiebt sich auch daraus, dass der Druck langsamer wächst, als die Dichte,
indem der den Druck auf die Hülle vermindernde Einfluss der gegenseiti-
gen Anziehung der Gasmoleküle um so mehr hervortritt, je geringer die <
Entfernungen derselben werden. Das Wasserstoffgas macht bekanntlich
eine merkwürdige Ausnahme, indem es von dem Mariotte'schen Gesetz im
entgegengesetzten Sinne abweicht, während doch nach den allerdings wohl
nicht ganz sicheren Beobachtungen von Thomson und Joule bei der
Expansion desselben eine geringe Abkühlung stattfindet.
Will man nach der bisher üblichen Yorstellung^eise den Druck der
Gase auf ihre füllen durch eine gegenseitige Abstossung der Gasmoleküle
erklären, so folgt daraus, dass mit der Entfernung der Gasmoleküle von
einander auch das Potential der Moleküle auf einander wächst und daher
bei der Expansion ohne äussere Arbeit auch die lebendige Kraft. Nach-
dem also die fortschreitende Bewegung des Einströmens in den leeren
Raumsich in Molekular bewegung umgesetzt hätte, müsste die Tem-
peratur des Gases höher sein, als zuvor. Diese ' Bemerkung ist
übrigens auch von Herrn Bujs- Bailot in einer Abhandlung gemacht wor-
den,*) die sonst an Klarheit der Auffassung manches zu wünschen übrig
lä»8t. Insbesondere trifft dieselbe die Hypothese der Molekularwirbel von
Rankine sowie das Dynamideosystem von Redtenbacher, aufweiche
näher einzugehen hier leider des beschränkteir Raumes wegen nicht mög-
lich ist. Bei beiden wird nämlich der Zuwachs der Temperatur dem Zu-
wachs der lebendigen Kraft eines Moleküls (Aetheratoms) proportional ge-
setzt, und dabei doch der Druck des Gases durch die gegenseitige Abstos-
sung der Moleküle erklärt. Ist die Temperatur der lebendigen
Kraft der Molekularbewegung proportional oder überhaupt eine
Function derselben allein, so folgt aus den Thomson- Joule'schen Ver-
suchen, dass die lebendige Kraft dieselbe bleibt, wenn das Gas sich ohne
Aenderung der Wirkungsftinction ausdehnt. Das Potential der Gasmasse
*) Pogg. Ann. 1858. CUL p. 249. Digitized by GoOglc
Von Dr. E. Jochmanit. 127
auf sich eelbet ist also — unter dieser Voranssetenng — ebenfalls
Ton ^er Dichtigkeit nnabhflngig (oder die znr AasdehBQng erforderliche
innere Arbeit gleich Null) mithin ändert sich dasselbe nicht mit der gegen-
seitigen Entfernung der Moleküle, oder dieselben befinden sich ausserhalb
ihrer gegenseitigen Wirkungssphäre. Man wird somit nothwendig auf die-
jenige Ansicht von der Molekularconstitation der Oase geführt, welche von
Herrn KrÖnIg und Glausius ausgeführt worden ist: Es bleibt dabei un-
bestimmt, ob die lebendige Kraft nur von der fortschreitenden Bewegung*
der Moleküle oder ausserdem von einer rotirenden oder schwingenden Be-
wegung der das Molekül bildenden Atome herrührt. Herr Clausius ge-
langt zu der letztern Ansicht,*) indem er die mittlere Geschwindigkeit
der Moleküle berechnet, welche erforderlich ist, um den Druck einer Atmo-*
Sphäre hervorzubringen und findet, dass die lebendige Kraft der fortschrei*
tenden Bewegung nur etwa 0;6315 von der in der Luft enthaltenen Wärme-
menge, d. h. dem Product des Arbeitsaequivalents der specifisehen Wärme
bei constantem Volum und der absoluten Temperatur beträgt. Dies nöthigt
weiter zu der Annahme, die man schwerlich ohne Weiteres zugeben kann,
dass die lebendige.Kraft der fortschreitenden Bewegung zu der der inneren
Bewegung det Moleküle in einem constanten von der Temperatur, also von
der Geschwindigkeit der Bewegung unabhängigen Verhältniss steht.**)
Vergleicht man die Temperaturen verschiedener Gas^ , so führt das
Dulong- Petit' sehe Gesetz, nach welchem das Product aus der specifi-
sehen Wärme und dem Atomgewicht einen für alle chemisch - einfachen
Gase und wieder für alle zusammengesetzten Gase mit gleichem Conden*
sationsverhältniss eine constante Zahl ist, zu der Annahme, dass die*T'em-
peratnr der lebendigen Kraft eines Atoms (chemischen Aequivalents) pro-
portional zu setzen ist. Man muss sich vor der Illusion hüten , damit um-
gekehrt das Dulong'sche Gesetz erklärt zu haben; denn es ist bis jetzt we-
nigstens nicht nachgewiesen worden, warum zwei Gase sich im Wärme-
gleichgewicht befinden , wenn die mittlere lebendige Kraft eines Atoms in
♦) Pogg. Ann. 1867. C. p. 380.
*♦) Die Unabhängigkeit von der Temperatur dürfte auch Herr Hoppe schwer-
lich nach Grandsätseu der Wahrscheinlichkeit zugestehen (vgl. die Bemerkungen Von
Hopp e in Pegg« Ann. CIV. p. 285 imd die Erwiderungen von Cl aus in 8 Pogg. Ann*
p. 257). Die Rechnung des Herrn Clausius beruht auf der Annahme, dass die Tem-
peratur eines Gases der in ihm enthaltenen Wärmemenge proportional, oder dass die
Integrationseonstante der Gleichung 9) (Pogg. Ann. C. p. 377) Null ist. Diese An-
nahme ist jedoch nicht gerechtfertigt, selbst wenn man die specitische Wärme c inner-
halb der uns z\t Gebote stehenden Temperaturgrenzen als con^tant betrachtet. Denn
sicher wird kein Gas den gasförmigen Zustand bis in die Nähe des Nullpunkts der at>*
solnten Temperatorscala beibehalten und im festen und flüssigen Zustand ist die sp^*
cifische Wärme jedenfalls eine andre als im gasförmigen. Ich glaube' ni<5ht, dass man
gegen die Hypothese von Rankine einen Vorwurf aus der von Herrn Rankine selbst
gemachten Folgerung herleiten kann „dass der absolute Nullpunkt der im Gase ent-
haltenen Wärmemenge nicht mit dem absoluten Nullpunkt der Temperaturscala su-
sammenrällt." (Phil. Mag. (4) II. p. 52».) uigmzea oy v_j v^wp^lC
198 Beiträge zur Theorie der Oase.
bieiden gleich gross ist.*^) Bleibt man sich conseqaent, so wird man auch
bei den festen und flassigen Körpern, für welche das Dulong-PetiCscke
Gesetz ebenfalls gilt, unter Temperatur die mittlere lebendige Kraft eines
Atoms verstehen müssen. Da man aber annehmen muss, daas .die Atome
fester Körper um stabile Gleichgewichtslagen schwingen , so findet hier in
jeder Elementarschwingung eine stetige Umsetzung von lebendiger Kraft
in innere Arbeit and umgekehrt statt. Da sich die Atome in sehr vielen
«verschiedenen Schwingungsphasen befinden , so kann man allerdings an-
nehmen, dass die Summe der lebendigen Krttfte der in einem endlichen
Körperstück enthaltenen Atome einen constanten, von der Zeit unab-
hängigen, Mittelwerth haben wird. Es müsste nun wieder gezeigt werden,
dass die Bedingung fttr das Wärmegleichgewicht zwischen zwei einander
berührenden heterogenen Körpern darin besteht, dass die mittlere leben-
dige Kraft eines Atoms in beiden gleich gross sein muss.
Es sind gegen die Theorie der Herren Krönig und Clausens von
verschiedenen Seiten Einwürfe gemacht worden, welche sich namentlich
darauf beziehen, dass die Diffasion der Gase nicht, wie aus der Theorie zu
folgen scheint,. augenblicklich, erfolgt. Herr Clausius widerlegt diesen
Einwurf, indem er zeigt, dass es dem Wesen der HTpothese keineswegs
widerspricht, die Zusammen stösse der Moleküle so häufig anzunehmen, dass
dadarcfi die Langsamkeit der Difi'usion hinreichend erklärt wird. Aehn-
liehe Ansichten hat Herr Krön ig in der physikalischen Gesellschaft aus-
gesprochen. Wenn man dadurch den Einwurf , der sich auf die Yermeng-
ung der Gase bezieht, als widerlegt betrachten darf, so gilt dies keineswegs
von dem andern , dass locale Temperaturverschiedenbeiten in einer Gas-
masse nicht möglich wären, sondern sehr schnell eine Ausgleichung der
mittleren Geschwind igkeiteu durch die ganze Gasmasse stattfinden müsste.
Um die wesentliche Verschiedenheit beider Punkte nachzuweisen, wählen
wir, da die onregelmässigc Bewegung der Gasatome der Anschauung we-
nig zugänglich ist, ein' einfaches Analogon. Man denke sich eine Reihe
gleicher vollkommen elastischer Kugeln in gleichen Abständen in einer ge-
raden Linie aufgestellt. Theilt man der ersten eine Geschwindigkeit mit,
vermöge deren sie die zweite central stösst, so wird zwar, indem die Be-
wegung sich durch die ganze Beihe fortpflanzt, jede Kugel ihren Ort nur
um so viel verändern, als der Abstand je zweier Kugeln beträgt ; die Ge-
schwindigkeit, welche der ersten mitgetheilt wurde , wird sich aber durch
die ganze Beihe ungefähr ebenso schnell fortpflanzen, als ob die erste,
ohne auf ein Hinderniss zu stossen, sich weiter bewegt hätte.^. Fände übri-
^ns eine solche schnelle Ausgleichung der Geschwindigkeiten durch die
Gasmasse nicht statt, so würde andrerseits daraus folgen, dass ein Gas,
*) Wenn zwei elastische Kageln susammenstossen , deren lebendige Kräfte vor
dem StoBs gleick, deren Mass en aber ungleich sind, so findet nach dem Stoss
die Qleichheit der lebendigen Kräfte im Allgemeinen nicht n^gf^f ^t^^^ ^
j vy v^x*^^-
Von Dr. E. Jochmann. 129
wdckes durch einen beweglichen Stempel camprimirt wird, sich nur an der
BteDe erwSrmte, wo ea an den Stempel grenzt. Ee wäre dies ein Experi-
mentam crucis für die Theerie.
Ans den Versachen von Joule und Thomson ist bekannt, dass ein
. Gas, welches unter hohem Druck durch eine enge Oeffnung gepresst wird,
sobald der 6a«strom aus dem stürmischen* BewQgungs^ustand , welchen er
l>eim Ausströmen angenommen hat, wieder in eine ruhige gleichförmige Be-
wegung übergegangen ist, seine ursprüngliche Temperatur fast genau,
oder nnter Voraussetzung eines ideale Gases, vollkommen genau wieder
erlangt hat. Dies steht vollkommen in Einklang mit der Theorie» denn
nach dijBser J>esteht das Ausströmen des Gases aus der Oeffnung eben nur
darin, dass durch dieselbe von der S^te her, wo die Dichtigkeit am gröse-
ten ist, nach der andern Seite mehr Atome passiren , als in entgegenge-
setzter Riohtung, ohne dass sie dabei ihre mittlere Geschwindigkeit ändern.
Gegen ein dkht vor der Oeffnung stehendes Thermometer würden also nur
von einer Seite mehr Atome, aber mit derselben mittleren lebendigen Kraft
stossen, als von der andern Seite. Nun zeigt aber die Beobachtung, dass
das Thermometer eine bedeutend niedrigere Temperatur angiebt, wenn es
dicht vor die Oeffnung in den Gasstrom gebracht wird , dass also in der
Tfaat eine Umsetzung von W&rme in fortschreitende Belegung und wieder
von fortschreitender Bewegung in Wärme stattfindet. Dasselbe beweist der
Versuch, welcher schon von Gaj-Luasac*) angestellt und später unter
dem Namen des Joule 'sehen Fundamental Versuchs bekannt geworden ist.
Wenn nämlich ein mit Luft gefälltes Gefäss mit einem gleich grossen luft-
leeren plötzHch in Verbindung gesetzt wird, so zeigt nach Ausgleichung
des Druckes die Luft im ersten Gefäss eine Temperaturerniedrigung , im
zweiten eine gleich grosse Temperaturerhöhung« Von einer solchen Um-
setzung der Wärme des Gases in fortschreitende Bewegung und umgekehrt
vermag' aber die fVagliche Theorie keine Rechenschaft zu geben , wie sie
sieh überhaupt in der Verlegenheit befindet, die Wärmebewegung von der
fortschreitenden nicht unterscheiden zu können. Letzter;e besteht nämlich
nach derselben nur darin, dass entweder die Anzahl oder die Geschwin-
digkeit der nach einer Richtung bewegten Gaamoleküle grösser ist, als nach
der entgegengesetzten; ersteres würde im oben erwähnten Beispiel des
Ausströmens aus einer Oeffnung der Fall sein^ letzteres wenn man einer
Gasmasse mit ihrer Hülle eine gleichförmige fortschreitende Bewegung mit-
theilte. Im letzteren Fall kann man sich -^ um sehr paradoxe Oonsequen-
zen, die leicht in die Augen fallen, zu vermeiden -^ dadurch helfen, dass
man die. Geschwindigkeit relativ gegen die mitbewegte Hülle nimmt; wie
man aber die Erscheinungen beim Ausströmen des Gases mit der Theorie
in Einklang bringen will, ist nicht abzusehen.
*) Gilbert« Annalen, Band XXX. p. 249. Digitized by GoOglc
ZeiUehrifl f. Malhemalik u. Physik. V. 0
130 Beitr&ge zur Theorie der Oase.
ScUiesalicli erwähne ich noch einer Schwierigkeit ^ ohne de» leider
besehrSnkten Ranmea wegen näher auf ihre Discussien eingehen zu kön-
nen , nämlich der von mehreren Seiten*^) in Anregung gebrachton Frage,
ob die Gesetse der Schallbewegung aUs der Theorie, von Krön ig und
Clausius herzuleiten seien. Herr Helmholtz scheint es für möglich zm
halten, wenn man die Hjpotheae in der Weise auffasst, wie es von Clau-
sius in seiner . neueren Abhandlung geschehen ist. Es ist mir dies aber
mehr als zweifelhaft, wenigstens verliert die Herleitung der Differential-
gleichungen der Sohallbewegnng , wie sie in der Hydrodynamik gegeben
wird, jeden Halt, da ein Gas nur einen Druck ausübt, wo es an eine feste
Wand grenzt, von einem Druck der Gastheile gegen einander .aber, in dem
Sinne, wie er in der Aerostatik aufgefasst wird, durchaus nicht die Bede
sein kann. Da immer nur von mittleren Geschwindigkeiten die Rede ist,
und die Wege und Geschwindigkeit der. einzelnen Atome, wie sich Hoppe
ausdruckt, gar nicht controlirt werden können, so scheint mir eine r^el-
mässige Fortpflanzung einer Schallwelle überhaupt nicht nM)glich au sein.
Die Resultate der vorstehenden Betrachtungen lassen sich kurz in fol-
genden Sätzen zusammenfassen:
t. Wenn man annimmt, dass die in einem Körper enthaltene Wärme-
menge der lebendigen Kraft seiner Molekille proportional und dass die
Temperatur eine Function der lebendigen Kraft allein ist , so wird man
duxch die. an Gasen zu beobachtenden Thatsaehen mit Nothwendigkeit auf
die von Krön ig und Clausius ausgeführte Ansicht über die Molekulat-
constitution der Giise. geführt
2. Diese Hypothese ist bis jetzt mindestens noch den Nachweis schu^
dig, warum die Bedingung des Wärmegleichgewichts zwischen zwei hete-
rogeuen Körpern darin besteht, dass die mittlere lebendige Kraft eines
(chemischen) Atoms in beiden Körpern gleich gross ist.
d. Man stösst bei dieser Hypothese auf die Schwierigkeit, dass die Wär-
mebewegung von der fortschreitenden Bewegung einer Gasmasse überhaupt
nicht zu unterscheiden ist; dieselbe führt bei der Ausströmung eines Gases
in einen luftleeren oder hiftverdünnten Raum zu Conseqnenzen, welche mit
der Erfahrung im Widerspruch stehen.
4. Die Argumente, durch welche Herr Clausius gewisse gegen die
Hypothese gerichtete Einwürfe zu widerlegen gesucht bat, erreichen diesen
Zweck nur theilweise. Insbesondere treffen sie nicht den Einwand , dass
lecale Temperaturverschiedenheiten in einem luftförmigen Medium sich in
ausserordentlich kurzer Zeit ausgleichen müssten.
5. Die Hypothese ist ferner nicht im Stande, über die Gesetze der
Fortpflanzung des Schalls in luftförmigen Medien genügende Rechenschaft
zi> geben.
*) c. B. von Helmholtz: Die Fortschritte der Physik im Jahre 1856, darge-
stellt von der physikalischen Gesellschaft, p. 354.
uigiTizea oy v_j v^v^p^ lv-
Von Dr. E. Jochmann. 131
6. Ana alledem ergiebt sich die Folgerung, dass es wenigstens vor der
Hand noch ungerechtfertigt ist, die in einem Körper enthaltene Wärme-
menge ohne Weiteres, wie es zu geschehen pflegt, mit der lebendigen Kraft
der Molekularbewegung zu identificiren oder die Temperatur der lebendi-
gen Kraft eines Atoms proportional zu setzen.
Ueberhaopt ist es der Natur der mechanischen Wärmetheorie nach
misslich, von der „in einem Körper enthaltenen" Wärmemenge zu reden.
Versteht man darunter die lebendige Kraft der Moleknlarbewegung, so
muss man mit Kankine zwischen wahrer und scheinbarer Wärmeoapaci-
tät unterscheiden. Erstere ist der Quotient der/l^endigen Kraft der in
der Masseneinheit enthaltenen Atome durch die Temperatur , welche für
jeden Körper einen constanten Werth hat. In der That aber können wir
immer nur die scheinbare specifische Wärme, nämlich den Differential-
qootienten der WirkuBgsfnnotion in Beziehung., auf did Temj^eratur, be-
stimmen , da man nie wiasen kann , wie viel von der einem Körper suge-
führt^n Wärme zur inneren Arbeit (Verminderung des Potentials) und wie
viel zur Vermehrung der lebendigen Kraft verbraucht wird. Die von
Helm hol tz (Fortechritte 4er Physik.f. 1851, 1851 p, 508) mit sehr richtigem
Takt adoptirte Definition der in einem Körper enthaltenen Wärmemenge,
ist mit dem Wärmeäquivalent der Wirkungsfunction identisch. Um all«
Zweideutigkeiten zu vermeiden, wäre es das Beste, überhaupt nicht mehr
von der in einem Körper enthaltenen Wärmemenge, sondern nur von seiner
Wirkungsfunction ztr reden.
Jedenfalls ist durch die mechanische Wärmetheorie selbst die Mög-
lichkeit nicht ausgeschlossen , dass die TeroperaturverschLedenheiten über-
haupt nur auf einer Verschiedenheit des Potentials (verschiedenen Anord-
nung der Atome) beruhten und es wäre vielleicht nicht unangemessen, der
gangbaren Auffassung der mechanischen Wärmetbeorie gegenüber auch
einmal einen Versuch in dieser Richtung zu machen. Bemerkenswerth sind
die Andetitungen, welche Herr Koosen hierzu in seiner Abhandlung über
die Gesetze, der Eiasticität homogener Körper (Pogg. Ann. CI. 401) gege-
ben hat, wiewohl man sich den dort ausgesprochenen Ansichten schwerlich
ohne Weiteres anschliessen wird.
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Kleinere Mittheilungen.
ZI. Oelegentliche Bemerkimg tllMr nnendliclie Beulen. Bekanntlich
hat stierst LejeuneDirichlet bemerkt, dass bei einer unendlichen Reihe
ans dem Verschwinden ihrer einzelnen Glieder nicht auf das Verschwinden
der Keihensamme geschlossen werden darf; — vielleicht sind ein paar er-
läuternde Worte, zn dem von Dirichlet gegebenen Beispiele, sowie die
Mittheilnng weiterer F&lle der Art den Lehrern der Analjsis nicht anwill*
kommen.
Dass die Stimme /*(^) der Reihe
1) /'(«) = r5:? + ii7? + iT5:?+-
ffir ^ = 0 nicht nothwendig Null zn sein braucht, .obschon jedes einzelne
Glied bei jenem Werthe verschwindet, kann man schon ersehen, wenn man
der obigen Gleichung die Form
Art = f (jT+?+ JT+l? + ^1+5 + •••)
ertheilt) es wird dann /'(0)=0. oo, also nicht unzweifelhaft ssO. Will
man den Betrag von /'(Q) auf elementarem Wege finden , so bedarf es nur
der Bemerkung, dass
f^^ ~ 21+? ^^^ ~ iH^~2>+? "*" 3«+? — • • •
ist, woraus folgt
A^^~2^ — 1 \li+^ 2*+^"^3>+* "7'
mithin
A0) = 7V(|-4 + i-i + -..) = i.
/2
um für sehr kleine ^ den Werth von /'(^) mit grosser Genauigkeit zu
ermitteln, ist es am besten, die Reihe in zwei Theile zu zerlegen, nämlich
uigiTizea oy x^j vyv_/p^LN^
Kleinere Mittheihmgeu. 133
^ ^ [f+? "•■ (F+TjTTi + (F+IJTT* "^ •; ' J •
den ersten Theil direet numerisch 2u berechnen nnd den sweiteii in eine
andere st&rker eonrergirende Reihe umasiwetzen. Man hat xinn
mithin
+ n-r^nxo +
0
andererseits ist nach einem sehr bekannten Satze
««• , u
:u +
worin j9, , ^^ etc. die Bernonlli 'sehen Zahlen. bedeuten nnd ^ zwischen
0 und 1 liegt; nach Substitution dieses Ausdrucks lassen sich die einzelnen
Glieder leicht integriren, so dass man erhält
^- + _L_+__J_4.
~r(i+^)L"*«"^* &•+! ^1.2 i«+» '•'
Setzt man für ^seinen kleinsten und grössten Werth, so liegt R zwischen
0 nnd
I.2...(2n + 2)J" "^ '''* l;2...(2«+2) Jt*-l-2»+2 •
Der Best beträgt also einen Bruchtheil desjenigen Gliedes, das bei weiterer
Fortsetzung der Beihe folgen würde. Wir multiplidren beide Seiten der
vorigen Gleichung mit ^, substituiren
r(e+i) = jr((f), r(« + 2) = *(« + i)rC^),
.«taen zur Abk««mg .,g,„zedbyGoOgle
/\
134 Kleinere Mittheilungen.
und erhalten nunmehr folgendes Kesnltat:
worin 9 einen nicht näher bestimmten positiven ächten Bruch bezeichnet.
Nimmt man A: = 10 , 00 wird
3)
, J_ r. . 1 , ^ _ 9* j ?6 1
"^lO^L *^ 600 300000 42000000 "j
und der Rest beträgt jedesmal einen Bruchtheil des folgenden Gliedes; diese
Formel gewährt eine ansehnliche Genauigkeit *).
Aus dem Dirichle tischen Satze folgt z. B., dass die Keihensumme
, . sin X . sin igX . sin ix .
für x=^0 nicht verschwindet. Es ist nämlich, wenn z einen Bogen des
ersten Quadranten beseichnet^
mithin liegt q>{x) zwischen den Grössen
. ix^i ^2'+^^3'+»
und
beide nähern sich der gemeinschaftlichen Grenze 1, mithin ist 97(0)-^ 1.
Eine andere hierher gehörende Reihensumme ist
die Reihe convergirt für alle positiven x\ für :r = 0 verschwindet jedes
einzelne Glied derselben, da^aber
^ (o:) = a; |^^^ ^ ^^ + ^^ ^ ^^^, + (1 + 3a:)« + " ' 'J'
wird ^ (0) =::= 0 . 00 , also unbestimmt Dass in der That '^(0) nicht den
Werth Null hat, kann man auf folgende Weise sehen. Es iät
*) Dirichlet "benutzt in der Hauptsacjie dasselbe Verfahren, entwickelt aber
nur das erste Glied der zweiten Reihe (s. Crelle'8 Journal, Bd. 19 S. 320).
uigiüzea oy v_j vyv^'i lv.
Kleinere Mittheilungen. 135
^(a:)_^(2a:)=;
(1 + a;)« (l+2ar/ (l + Zxy '"
_ 2a:* + 3ar' 20:* + 5a:* ,
~ (1 + xy (I +2xy^ (1+ 3a:)« (1 + 4*)« "'^ • • • '
mithin i(;(a:) — ^(2a:) eine positive Grösse oder
ij;(2^)<^(a:).
Hieraus folgt für ar== |, J, |^, j'^. etc.
mithin betrügt ^(0) mehr als -^(1) = ^ + | + ^^ + . . . = 0,64493^ j über-
haupt zeigt sich, dass ^(a?) wächst, wenn x abnimmt.
Um -^ (x) für ein der Null nahe kommendes x mit grosser Genauigkeit
berechnen zu können, benutzen wir ein ähnliches Verfahren wie vorhin.
Mit Hilfe der Formel
-= /tte-<^+"*>" du
(l+nxy '
erhalten wir zunächst
(1 + nxy
<->V^'
und setzen hierin
<?'• — 1 ' ^1.2 1.2.3.4
•^ ^ l...(2n) ^/^ '^ l...(2n + 2)
Nach Ausführung dieser Integrationen findet sich
5) ^{x) = l--lx + B,a^ — B,x' + ...+(-iy-^B2n^iX^*
worin 0 wieder einen positiven ächten Bruch bezeichnet. Die vorstehende
Gleichung ist bei kleinen j?, wie z. B. ar = 0,01, sehr bequem zur Berech-
nung von ^(a:); zugleich ersieht man, dass t/;(0) = l ist.
Da die Bernoulli'schen Zahlen zwar anfangs abnehmen, später aber
rascher als eine geometrische Progression wachsen , so convergirt die vor-
stehende Keihe nur im Anfange und würde divergent werden, wenn man
sie ins Unendliche fortsetzen wollte. Man kann aber auch eine jederzeit
eonvergirende Reihe für ^ {x) finden. Mittelst der Substitution
1 — «-*~ = v, are-'« = rf»,
erhält man nämlich
1
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136 Kleinere Mittheilungen.
hier lässt sich der Logarithmus nach steigenden Potenzen von v entwickeln
und nachher jedes einzelne Glied mittelst der Formel
f^o-vrä,^ 1.2.3...»
/"
(ö + l)(a + 2)...(a + n + l)
integriren. Damit gelangt man zu dem Besultate
,. l ^t l.x ,, 1.2.jr» •
t)) *W — 1 + ^ + 4(1 + ^^(1+2^) -t-i(l+^^(l^.2a:) (1+3^) '*'•••
wohei die Reihe fttr alle positiven x convergirt; für j? = 0'wird wieder
^(0) = 1.
Eine ganz ähnliche Behandlung gestattet die allgemeinere Function
7) ^(^,^) = (j^^y+^ + (j^2x)i+^ + (l + 3^)i+* + **''
man findet dafür leicht die halbconvergirende Reibe
8) ' F(x,Q) = l — lQX+B,g^x^''B^Q^x/^ + ...,
worin ^, ^4 etc. die frühere Bedeutung haben und der jedesmalige Rest
einen Bruchtheil desjenigen Gliedes ausmacht, das bei weiterer Fortsetzung
der Reihe folgen würde.
Die Function F{x^ q) besitzt die besprochene Eigenschaft zweimal ;
sowohl für a? = 0 als für ^ = 0 verschwindet jedes einzelne Glied der
Reihe, aber in keinem der beiden Fälle wird F{äs^Q)=^Oy vielmehr ist
^(0, ^) = F{x^O) = 1* Nimmt man :r = -r , so kommt man auf eines der
früheren Resultate zurück. Schlömilch.
Zn. Wiederholung, Inteipolation und Inversion einer Function unter
gemeinschaftlieher Form. Von Dr. R. Hoppe, Privatdecent in Berlin.
Die nmal wiederholte Function ^(x), d. i. das Resultat einer n maligen
Substitution von q>{x) für a:, sei bezeichnet durch «p^Co:), so dass 9^{x) =sa:,
9* (a:) = g) (ar) , 9 "+ ^ (o:) = 9* [q> {x)]. Dem entsprechend kann man die
in theilige Interpolation, d. i. diejenige Function, welche m mal wiederholt
M
9" (x) giebt, durch q>^ (x) und die inverse Function von q>^{x) durch 9~*far)
bezeichnen. Eine Function, deren Wiederholung, Interpolation und Inver-
sion einen gemeinschaftlichen independenten Ausdruck hat, der demnach
9"(a:) für positive und negative, ganze und gebrochene n darstellt, ist
i\ . a + bx
Die genannte Beziehung zwischen den drei Arten von Functionsbil-
düng ist offenbar eine allgemein giltige und beschränkt sich nicht auf Fälle,
uigiüzea Dy x^jvj'v./pc Lv,
Kleinere MiUheilungen. 137
wo sich deren Resultate algebraisch darstellen lassen; doch ist TioUeicbt
die Aufstellung eines solchen Falles um so mehr von Interesse.
Zunächst bemerkt mau, dass bei der Wiederholung nicht nur die
Functionsform , sondern auch die Constanten a, d und b — c unverändert
bleiben, was sich sogleich bestätigen wird. Man kann daher setzen
' ^ ^ ' tn — a + dw'
wo fr =s r| + «> e s= r, — a zu setzen ist. Hieraas geht dnrch Snbstitation
TOD g>{x) für « hervor:
/ad+ tf+ r^r^ \
wodurch die obige Bemerkung bewiesen und zugleich zur Berechnnug der
r die Relation
ad+ tf + rnr^
gewonnen ist. Es sei
1 — — 2]|
Dies in die vorige Gleichung eingeführt giebt
woraus
folglich , wenn z, 1= z,
Zn = Z".
Setzt man, da eine der Constanten a^ b^ c^ d willktthrlioh ist, d = l, bo
geht Gleichung 2) ttber in -;
3) 9>«(«) = -
wo u, ß, t keiner Relation unterworfen, also entweder beliebig gegeben,
oder durch die Gleichungen
> — c „ t/a , , h + c — ißd
«=-^. /» = f 7 + "*. ' = rfT+2p
ans den gegebenen Grössen a , 6 , c , d abgeleitet sind.
Soll nun umgekehrt q>[x) aus q>^(pc) gefunden werden, so ist t", wie
vorher z, als gegeben zu betrachten und z geht daraus durch Wurzelaus-
ziehung hervor. Die Interpolation wird demnach durch Division des Ex-
ponenten von z vollzogen, oder, was dasselbe ist, die Gleichung 3) gilt
noch für gebrochene Werthe von n. ^,g ,^^^ ^^ GoOglc
138 Kleinere Mittheilangen.
Ist m der Neuner des Exponenten, also m — 1 die Anxahl der zwi-
M n
sehen x und (p'^ix) interpolirten Functionen, so hat z" , mithin auch g)"* (x),
m verschiedene Werthe, zu deren Beurtheilung drei Fälle unterschieden
werden müssen.
1) z ist reell und positiv, wenn
— JL
ist. Hier hat «*•, mithin auch g)'"(x), jederzeit einen, fttr gerade m zWei
reelle Werthe. Betrachtet man nur den positiven Werth der Potenz als
giltig, so wird q)'^{x) eine einförmige stetige Function von «.
2) z ist reell und negativ , wenn
aä^bc
ist. Hier hatz"*, mithin auch ^'"(a;), nur für ungerade m einen reellen
Werth und q>\x) kann als reelle Grösse nicht mit n stetig variiren.
3) z ist imaginär und hat den Modul 1 , wenn
ist. Setzt man in diesem Falle iß statt ß
so geht Gleichung 3) üher in
4^ „n i^^ ^ -^ — ß^+[ßcotn{^ + kn) + a]x
^ ^^^ ßcoin{^^k7t) — a + x ' •• '
wo k eine beliebige ganze Zahl und
2d ' '^ y d ' " b + c
ist. Ist hier n ein Bmch vom Nenner m, so fiat ^{x) m versehiedene
reelle Werthe, entsprechend Ar = 0,l,2..., m-^1. Bei stetig variiren-
dem n wird also q>^ (^) eipe unendlich vielförmige stetige Function von n,
deren unendlich viele, den einzelnen k entsprechende Zweige für jedes
ganze n in einen Werth zusammenlaufen , während sie sich für jedes ratio-
nal gebrochene n in eine dem Nenner gleiche Anzahl von Werthen ver-
einigen.
Löst man ferner Gleichung 3) und 4) nach w attf , so kommt
« =
1 4- z~*
ßl±—-^-a + r{x)
^ — ^t_ßt^^_ ß cotn{^ + kn) + a]ip''ix)
^ßcotn{'» + kn) — a + g>''{x)
Da g)^ [q)^" {x)] = q/* {x) =^ X ist, so gehen diese zwei Gleichungen nach
Substitution von w^^ipc) für x in die Gleichungen 3) und 4) mit vertauseh-
Kleinere MittheilungeD^ 139
tem Vorzeichen von n über. Folglich gelten beide fär positive nnd negative,
ganze und gebrochene Werthe von n, nnd jede von ihnen enthält unter ge-
meinscbaftlicher Form dag Resultat jeder Wiederholung, Interpolation und
Inversion. '
Nur im letzten der oben genannten Fälle, d« i. für imaginfire z (eine
specielle Ausnahme ungerechnet), wird 9"(^) periodische Function von n,
indem sie für
mn
wo m beliebige ganze Zahl , in ihren Anfangswerth o; übergeht. Wird also
eine Function von der. Form 1) verlangt, welche nach je n
Wiederholungen wie4er =±=ar wird, so erhält man unmittelbar aus
Gleichung 4) die folgende allgemeinste Lösung :
<p {x) = ,
ß cot a + X
«
wo a und ß willkürlich und m eine beliebige ganze Zahl ist , die jedoch re*-
lative Primzahl zu n sein muss , wenn die Periode nicht in kleinere Perio-
den zerfallen soll, und deren Werthe sich überdies auf das Intervall von 1
bis n — 1' beschränken lassen. Insofern für ii=::2, wo ß nicht im Aus-
druck vorkommt, ß^ auch negativ sein kann, giebt auch der zweite der
drei Fälle hier eine Lösung.
TTTT. Heber einige bei trigonometrischen Messungen ▼orkommende
Aufgaben. Von Dr. A. Wikckle» in Grata. Den im zweiten Bande die-
ser Zeitschrift, Seite 334, erörterten Angaben über das Centriren der Win-
kel und das Höhenmessen füge ich im Folgenden einige weitere hiitzu,
welche, meines Wissens neu. vermöge der einfachen Lösung, deren sie
fähig sind, und wegen des Nutzens^ welchen sie in praktischen Fällen mir
gewährten, von Seiten der Geemeti^r einige Beachtung an verdienen schei-
nen. Die Lösung derselben habe ich auf einen bekannten Satz gegründet,
der, wie sich bei einer grossen Anzahl von Fällen zeigen lässt, in durch-
aus gleichförmiger Weise für Aufgaben, welche nur e i n e Auflösung zu-
lassen, die vortheilhaf teste Berechnung der Winkel, nämlich durch deren
Tangenten , und in der bequemsten Form vermittelst Logarithmen liefert.
Dieser Satz besteht einfach darin, dass mit der trigonometrischen
Gleichung
$in P
gleiclweitig auch die folgende DigitizedbyGoOgle
140 Kleinere Mittheilungen.
stattfindet, dass also die Winkel Paad Q gefonden werden können, wenn
ausser jener Oleicbung und ausser dem Werthe von <p entweder noch die
Samme P+ 10 oder die Differenz P — jß gegeben ist.
1.
Die Anflösnng der Pothenot 'sehen Aufgabe in einer Form, welche
von der gewöhnlichen abweicht, möge als erste Anwendung des soeben be*
leichneten Satzes dienen.
Die gegenseitige Lage dreier Punkte A, B^ C (Fig. 1, Taf. II.) ist durch
die auf einen derselben, C, beaogenen Azimuthe tt, ß und Distanzen a, h ge-
geben. Man soll die Lage eines vierten Punktes 0 durch die auf ihn bezo-
genen Azimuthe und Distanzen der gegebenen Punkte bestimmen, wenn
von 0 aus nur die Winkel AGB =s iL, BOC=^ fi gemessen worden sind.
Es seien von 0 aus gesehen die Azimuthe der Punkte A^ B, C, resp.
a, ß\ y und die Distanzen jener Punkte von 0, nttmlich AO^=^a\ BO^=b\
Setzt man
SO ist
P- Q = {a'-ß')-{a-ß) = -{a^ß + k)
und man findet für die Dreiecke ACQ und BCO die Proportionen:
a^ sin (g ■ — a) b sin (ß' — ß)
c shik ' c' sin^ '
woraus folgt:
sin{a — tt) b sinl
8in{ß' — ß) asififk*
Wenn man also aus der Oleicbung
b sin l
fang cp = : — ■
*^ ^ a stn\k
den Winkel berechnet, so kann man aus der Relation
sin P ^
-^-— = fang <p ,
stnQ *
welche sich durch
tang-^Y^'^^^^^^~% ta«öf(y — 45^)
ersetzen lässt, und aus
P — Q ^irrl+A
2 2
die Winkel P und Q finden. Zur Verification dieser Bestimmung und zu-
gleich zur Bestimmung von c\ b\ a dienen dann sofor^ m^f a^^t!?^^)^?C.
Klein^e Mittheilntigen. 141
smP* ^9inQ
c =a-r-~ = ^-^ — ,
9tnk stn^i
sinfi.
Wie man bemerkt, ist in der hier gewäblten Form die Lösnng der
Aufgabe ebenso einfaeh als in der gewöbnlichen und betrSchtlich einfacher
als die Bestimmung de^ vierten Pnnktes ans den rechtwinkeligen Coordi-
naten der Punkte A^ B^ C gemäss deü zuerst von B es sei aufgestellten
Formeln.
2.
Wenn von dem zu bestimmenden vierten Punkte D (Fig. 2, Taf. 11.)
aus keine Winkelmessung möglich ist , dafHr aber auf den Punkten A und
B die Winkel CAD = a, CBJ)=^ß gemessen werden können, so hat man
es mit einer der Potheno tischen ganz ähnlichen Aufgabe zu thun, deren
bequemste Lösung auf die folgende Art erhalten wird.
Es seien P und Q die beiden Winkel am vierten Punkte und
80 ergeben sich die Proportionen :
s sina s sinß
7 sinP^ T~8iHQ^
ans welchen die Gleichung
folgt. Setzt man nun
sinP b sina
sin Q a sin ß
b sina
iangq>=^~--
a stn p
berechnet hieraus den Winkel 9 und bemerkt, dass
2 2 '
SO liefert diese Gleichung in Verbindung mit der folgenden
iang — — ^ = tang — ^ tang (45® — tp)
die Werthe von P und Q^ und für die Richtigkeit der Rechnung liefern,
nebst dem Werthe von s , die Gleichungen
sin a , sin 8
stn P stn 0
die Probe.
3.
Zur Bestimmung der gegenseitigen Lage dreier Punkte A^ By C (Fig. 8,
Taf. n.) , wovon der letztere durchaus unzngängig nn^,^§|(f o^^€5BkJ^J79i^
142 Kleinere Mittheilungen.
überhaupt nur durch die Sichtungen AA' und Bit bestimmt ist, konnten
nur zwei Stücke der Seiten des Dreiecks ABO^ nämlich
AA'z=,a, Bff=a\
direct gemessen werden. Es fanden sich aber zwei gegenseitig sichtbare
Punkte 0 und 0\ von welchen aas die Punkte A^ A\ B^ B' sichtbar waren
und daher die Winkel er, ßy y^ j, a', ß\ y\ 6' gemessen werden konnten.
Es entsteht die Frage, wie die Lage der Punkte A, B^ C, sowie auch
der Standorte 0, 0' zu einander sich bestimmen lassen. *•— Setzt man zur
Abkürzung die Winkel
A'AO'^P, AA'0=;zQ,
B^BO —P;, BB'O'^Q',
so wird man zwischen diesen und den beobachteten Winkeln die Relationen
P +0 =« +ß +6 ^-a-,
• p'+ff^a'+ß^ + l^ + d,
bemerken. Setzt man ferner die Distanzen
A'O'-^p, AO = q, Off — 8,
B'ff=^p\ BO=zq\
80 ei^eben sich die Proportionen:
P ^^sin P q sin Q
a sin €t^ a «tn y '
p «n (o + j8 4" ^) q sin i*
7~sin{a+ß+ö + a+öy 7 ~ 5m (a + /5 + y + Ä + «') '
aus welchen, wenn man p, 9, a, s elimiuirt, sich akbald die Gleichung
sin P sin a sin (a + /5 + 6) 5i>i (a + ^ + y 4- ^ + O
sin 0 sino siny sin {a + ß '\' ö + a + f)
finden lässt. — Durch ein ganz analoges Verfahren erhält man
sinP' _8ina sin {a + ßf + 8") sin {a + ß^ + y + 6' +^S)
sin Q' sin ö sin y sin (a + j3' + d' + a + d)
und kann nun die vier Winkel P, P, P\ ff einfach durch die. folgende fieoh-
nung erhalten.
4.
Man bestimme den Winkel 9 gemäss der Gleichung :
_ sin a sin{a + ß + S) sin {a + ß + y + 6 + i')
^^»99> — ^^r sinysin{tt + ßJ^S + a+6') '
so hat man
p^Q a + ß + ö + S"
iang~-^ = tang ^——L—tang {q> — 45«),
P-^ O^a + ß + ö + ii
2 2 '
woraus sich P und Q ergeben.
Man bestimme ferner den Winkel ip' gemäss der,
Kleinere. Mittheilnngen. 143
80 hat man
fang — - — = lang !— fang (ip — 45") ,
2 2'
woraus P und iß zu finden sind.
Für die Kichtigkeit der vier Winkel erhält man nnn gleichzeitig mit
der Berechnung yoq s eine Prohe , indem
_ WnP 5tw (er + /? + tf + c + h') _ sin Q m (et + j? +y + ^ + y)
Ätna' «m(a-^j3 + ^) «nd' siny '
sowie auch
^^.wiP' j?iii(«+/r-fy+cp+a)^ . 5i« g' 5t« (tt + /?> y+a' + d)
$m a sin {a + ß> +d') sin S sitt y
sein mnss. Sind zwei Winkel richtig befanden , so kann man nun auch die
Werthe von
sinP sinQ
p=a—, — ;, ^=0— : ,
sma smy
,sinP' , r sinQ'
p^^a—, , q=a— — r,
sin a smy
ACB = l9(f—{P+P') + i + 8'^lS(P + Q+Or-^{a + ß + ö + a+fi^+6')
berechnen.
Will man ferner auch die Winkel
JCO^R, BCOz:^$
bestimmen, so bemerke man zunächst, dass
0€_sinQ^ 00^ ^•«(«+^+/+^+ J)
OA'~sinR' OB"^ sin{ct+ß'+y + 6') '
OA' _ sin{d+f) OB _ sin S
a&~sin{a + ß+ö+a + ßy OC~sin~F
und dass, wenn man alle diese Gleichungen mit einander, multiplicirt, so-
dann
_ sin 0 sin {a + f) sin (a + ß+ y + ^ + i)
setzt, die Gleichung
sin R
jr^=tangn>
erhalten wird. Da aber Ä + S = AGB , so findet man für die Bestimmung
von R und S die Gleichungen :
fang — -— = cotg — * ~ iang {^f — 45^) ,
7. 2 2
*" Ä, *- Digitizedby
Google
144 Kleinere Mittheilungen.
Es bedarf nnnmehr keiner weitern Auseinandersetzung, wie alle Seiten
und Winkel des Dreiecks ABC berechnet werden können.
Der praktische Nutzen dieser Aufgabe lässt sich nicht verkennen, denn
sie liefert in Fällen^ wo es sich z. B. um die Verbindung zweier Tracen
AA' und BB' handelt, deren Punkte gegenseitig nicht sichtbar sind, ohne
viele directe Messungen die zu jener Verbindung nöthigen Elemente.
6.
Drei Punkte A, B, C (Fig. 4, Taf. II.), deren gegenseitige Lage nicht .
bekannt ist, und welche keinen Standort für ein Instrument darbieten, kön-
nen von drei andern , gegenseitig sichtbaren Punkten 0, 0| , O^ aus beob-
achtet werden , so dass die zehn Winkel a, ß, yi ^) «j » /3i » /i > ^ht ßtj ^t ^^^
bekannt zu betrachten sind. Es entsteht die Frage, wie man, ohne eine
Linie zu messen, die Winkel des Dreiecks ABC, sowie überhaupt alle Win-
kel der Figur ABCOO^O^ finden köuna
Zur Bestimmung der Winkel
CAO^ = P,, CBOi = P^,
CAO^ = Q,, CBO^z=zQ^^
hat man zun&ehst die Proportionen :
AC^ sin CT, PC sjnjßy + y^
Ö^C~sinPi' O^C *iVi(a-fa) '
OiC_ sin(ß+Y) 0^£_sinO^ ;
OC sin(a^ + ö^^ AC ~ sin c, '
aus welchen , wenn man sämmtliche mnltiplicirt und
^ sin cf, sin (ft -f y,) sin (ß + y)
^ ^ sin a, sin (o, + d«) «« (a + d)
setzt, die Gleichung
sin />,
stn £),
sich ergiebt. Bemerkt man weiter, dass
ft— i>,=360»-(a + ^ + y + a + «, + Ä+y,+«.),
so gelangt man für die Bestimmung von P^ und Q^ zu den beiden ^Gleich-
ungen : ^
iang — = lang cotg {tp^ — ASP) ,
fi-Oi^« + /?+y-H + «i + ft + y« + <« ^^
2*2
Durch ein ganz analoges Verfahren findet man, wenn
fj^ -^ ^>'^ ft ^'^ (""t + ^«) ^^ (« t ^)
^^ sinß^sin{ß,^y,)sin{ß + y)
gesetzt und daraus ^,. berechnet wird, die Gleichungen OoOqIp
Kleinere Mittfaeilangen. 145
Umg ^ — = lang cotg (y, — 45'*) ,
Pf-02^a + ß + Y + ^ + ^t + ßt + *t+Yi ^^
2 2 '
aiiB welchen P, und 0, leicht gefcinden werden können , da mehrere hierza
nSthige Westhe ans der Berechnung von Pj nnd Qi benntst werden könnbn«
6.
Sobald diese vier Winkel gefanden worden sind , erhält man nun auch
einen der gesuchten Winkel, nämlich
^Ci?===360^— (a, + PJ~(P. + A)=360f»-(«,+ft)-.(P, + ()a,
und damit zugleich eine Sechnungspiobe , indem hieraus , wie man sieht,
die Gleichung
^t + ßt + Pi—Pf^^+ßi + Qi-Qt
folgt.
Um nun schliesslich auch die beiden anderen Winkel des Dreiecks,
nämlich
BAC—P und ABC = 0
zu finden , ergeben sich die Proportionen
ßC sinß, OC^ sin (g, + 8^)
OiC^^inP^' 0^C~ sin(ß + y) '
OjC _ sin(a + 8) OtC^shiPt
AC sinQ
BC~9inP'
aus welchen , wenn man sie insgesammt multiplicirt und wenn man
,^^ ^Pj 9inß, sin (a + 8)sin (a^ +<,) _ m P, sin fe ^
^^ mP, sinßf sin(ß + y)sin{ß^+y^) sin P^ sin a^
setst, die Gleichung
sinP ^
smQ
hervorgeht. •
Hieraus folgt nun, dass, wenn der Winkel q> der angefahrten Gleichung
gemäss berechnet und die Relation
^ + ö = «t + ft + ^1 + Ö, — 180° = « . + ft + ^. + ft — 1 80^
berücksichtigt wird , zur Bestimmung von P und Q die Gleichungen
P^O^^^ + ßi + Pt + Ot ^
2 2
angewendet werden können.
Wie man sieht, sind hiermit alle in der Figur vorkommenden Wiu^yC
ZeitMhrifl f. Mathematik a. Physik. V. 10
146 Kleinere Mittheilinigen«
nnd zwar sowohl jene der Diagonalen als der Seiten bestimmt und es ist
also die Aufgabe gelöst.
7.
Die soeben betraehtete Aufgabe hat Aehnliehkeit mit deijeaigeQ,
welche zuerst Lambert in seinen Beiträgen zut Mathematik, I. l^tuady
Seite 78, gestellt bat, und deren richtige Auflösung in der Sammlung geo-
metrischer Aufgaben von Meier Hirsch, I. Band, Seite 83, ausführlich
angegeben ist. Diese wegen ihres praktischen Nutzens vielfach gerühmte
„ Lambert'sche Aufgabe" bezweckt. nämlich ebenfalls die Bestimmung der
Lage von sechs Punkten -4, /?, C, 0, 0,, 0,, soweit dieselbe von Winkeln
abhängt, aber es wird bei ihr vorausgesetzt, dass man sich nicht nur in
den drei Standpunkten 0, 0|,02, sondern auch noch in einem der drei Punkte
A^ Bf C mit dem Instrumente aufstellen und daselbst die Winkel messen
könne, welche 0, Ot, 0, mit einander bilden, so dass also im Ganzen vier
Aufstellungen erforderlich sind. Aber gerade jene Voraussetzung thut der
häufigem Anwendbarkeit dieser Aufgabe wesentlichen Eintrag. Ist nämlich
in einem vierten Punkte, z. B. in i^, eine Aufstellung möglich, so wird man
fast immer auch die Winkel BAC und BAO^ messen können, und dann be-
darf es, um die übrigen Winkel zu finden, nicht mehr der Lambert'schen
Aufgabe ; kann dagegen jene vierte Aufstellung nicht genommen werden,
während sich doch 0, Oj , 0, so wählen lassen , dass diese Punkte gegen-
seitig sichtbar sind — was gewiss am läufigsten der Fall ist , — so sind
schon alle Bedingungen erfüllt, um die Lösung der Aufgabe des Art. 5
anzuwenden, welche um ein Beträchtliches einfacher, für die logarithmische
Rechnung bequemer und vermöge der wiederholten Controlen in der Aus-
führung sicherer ist als die Auflösung der Lambert^schen Aufgabe, wie
schon ein Blick auf die von Meier Hirsch a. a. 0. Seite 86 aufgestellten
Formeln hinreichend deutlich zeigt.
Schliesslich scheint mir noch die Bemerkung von Interesse zu sein,
dass mit der in den beiden vorigen Artikeln erörterten Aufgabe zugleich
eine wesentlich allgemeinere ihre Lösung gefunden hat, nämlich die Auf-
gabe: Aus blos drei gegenseitig sichtbaren Standpunkten
O, 0,, 0, die Winkel irgend eines Polygons ABCB,,, zu be-
stimmen, dessen Endpunkte von 0, Of, 0, aus insgesamrat
sichtbar sind.
ZIV. Blementarer Beweis des yöUer'seh^n 8atit8 und Vebertragnng
desselben anf rftnmliolie Verhältnisse. (Vergl. Jahrg. IV. pag. 143 u. 366.)
Der in letzterer Zeit mehrfach zur Sprache gekommene Völler ^sohe Lehr*
satz von einer allgemeinen Eigenschaft aller ebenen (/Jj^f^Kl^f^Ui^Mu^
Kleinere HittheiluQgeo. ' H7
Corven doppelter KrUmmaiig atudehnen und giebt Veranlassaag zn HBdem
vevwandten Probleniei). Ohne ihn (der Kürae wegen) hier au wiederholen,
ittöge hier ein Beweis des Sataes folgen^ der sich auf eine durch Hnjghen«
in seinem Werke: „/>6 circtäi magnihiäme invenia: Lugd. BcU. 1454'' begannt
gevordeaen Belation gründet. Hiernach ist da» Areal eines Kreises hlei*
ner als ein umsehriebenes reguläi-es Vieleck yerniindert um den dritte^
Theil des Unterschiedes zwischen diesem Vieleck und einen» eingeschrie-
benen von eben so viel Seiten und nähert sich fort und fort dem Orena-
werthe dieser Differenz, wenn die Seitenzahl der Polygone in« Unfl^adlicl^e
zunimmt, also
Dividirt man diese Gleichung durch n und bringt sie auf die ITorni^
-(^■)=-»(^^-)
and erwjigt, dass daa in Bede stehende unendlich kleine Bogenelement der
Cnrve das Bogenelement eines Kreises ist, dessen Radius dem Krümmungs-
halbmesser ^ desselben Bogenelements gleichkommt, ferner dass K dividirt
durch n der angehörige unendlich schmale Sector des Kreises, E^ dividirt
durch n aber zugleich den nten Tbeil des eingeschriebenen nEcks» Vn di-
vidirt darch n denselben Theil des umschriebenen nEcks beaeichnet, so ist
offenbar der gesuchte Grenawerth gleich
1) Lim ( — -^ ) = 1 d. h. Tangentendreieck : Segment = 3:2.
Da dieser Sata nur für den unendlich schmalen Kreissector gilt, so l&sat
sich derselbe auf alle Curven sowohl der Ebene als des Baumes anwenden,
woraus umgekehrt eine Ausdehnung des Uuyghena'schen ]>ebr«AtzQS auf
alle Curven folgt. .Beaeichnet nämlich F das Areal, welches zwischen einer
Evolute und ihrer Evolvente liegt, U^ ein beliebiges der Evolvente einge«
schriebenes Polygon von n Seiten und E^ das eingeschriebene von dersel-
ben Seitenaahl, so findet stets die Relation statt
vorausgesetzt, dass unter E^ dasjenige eingeschriebene Polypen verstanden
wird, dessen Seiteif die Berührungspunkte des umschriebenen mit einander
verbindet. Hierbei ist es natürlich, jedoch nicht nothwendig, die Polygqnei
so apaan^men, dass die abgeschnittenen Bogenelemente beim Uebergange
zur Gränze den augehörigen Krümmungshalbmessern proportional seien;
der Satz gilt aber auch ohne diese Annahme.
Sine aweite Formel von Hnyghens lautet
E=Lifn{En')r\(En — E^^^]
welche die neue merkwürdige Beaiehung liefert
" "'* Digitizedby Google
148 Kleinere Hittheilunges.
Um aach diese Oleichnog auf alle CarTen aasdehnen za kennen , ist es
nötbig, das Bogenelement AB (Fig. 5, Taf. 11) zu halbiren in D und die
Sehnen AD und BD zu ziehen. Für unendlich kleine Bögen (Kreisbligen)
ist AC^BC und AD = DB, folglich AG = GB. Legt man durch den
Punkt D die Tangente DE, so ist sie auch parallel zur Sehne AB. Nqq
gilt der erste Satz fttr das Tangentendreieck DEB und das Segment BD.
Die Interpretation des zweiten Satzes ergiebt
{Segm.AD+Segm.BD):AADB==i:9,
also Termöge einer leichten Verwandlung derselben Proportion
2) Segment : Sehnendreieck = 4:3.
Hieraus ergiebt sich in Verbindung mit dem von Völler angegebenen
Satze , dass der Inhalt vom ^ABC doppelt so gross , als der des ^ABD
ist; deswegen ist GD=^ CD, Betrachtet man also die Linie DG oder die
Normale des Punktes D als Abscissenachse und die Tangente DE b^b Ot*
dinatenachse des unendlich kleinen Bogenelementes AB, so besitzt dieses
alle Eigenschaften einer Parabel und zwar die Gleichung
GB^ = CG{q — DG),
welche fttr unendlich kleine Grössen übergeht in GBs:^2q . DG.
Um zu denselben Sätzen zu gelangen, kann man auch, sich auf die
Theorie des Krümmnngskreises stützend, ausgehen von der Kreisgleiehnng
GB* = 2gDG — DG*, woraus beim Uebergange zu unendlich kleinen
Grössen die Reduction der Kreisgleichung in die der Parabel sogleich er-
folgt. Man erhält auf diesem Wege zugleich einen sehr einfachen Beweis
der beiden Huyghens'schen Sätze, sowie endlich auch vermittelst dieser
eine einfache Methode die Parabel zu quadriren.
Bemerkenswerther noch als die ' obigen Sätze möchte folgender sein,
der sich aus einer Uebertragung dieser Grenzbtrachtungen auf krumme
Flilchen ergiebt. Denkt man sich durch einen Funkt einer krum*
men Fläche eine Bertthrungsebene, und unendlich nahe mit
derselben parallel durch die Fläche eine Secantenebene
gelegt, sowie an der Durchschnittscurve durcn die Normale
des Berührungspunktes Tangenten an allen Normalschnit-
ten gezogen, so entsteht hierdurch ein elliptischer Kegel,
dessen Inhalt sieh zu dem Inhalte der abgeschnittenen Ca-
lotte verhält wie 4 zu 3. ^
Sei ^^(7 (Fig. 6, Taf. II) der gedachte Schnitt der mit der Bertthrungs-
ebene des Punktes S parallel gelegten Secantenebene, OSTdit Normale,
ferner ASA' und BSB' die Hauptnormalschnitte, q^ und 9' die beiden zuge-
hörigen Hauptkrümmnngshalbmesser , CSC* ein andrer Normalschnitt und
Q sein Krümmungsradius, so gilt nach dem Obigen die Gleichung OS=STi
wo T den Durchschnittspunkt der in C an den Schnitt durch die Norniale
gelegten Tangente bedeutet. Da aber OS allen Schnitten gemeinschaftlich
ist, so gehen auch alle Tangenten ohne Ausnahme durch T und dies ist die
uigiüzea Dy x^jOOvIv^
Kleinere Mittbeiliiiigea. 140
SpItM des Kegels. Aber die Figur des Sehaittes ABCjf ist fttr nneiidiieh
kleine Dimensionen stets eine Linie des sweiten Grades. Denn sei n -acs o
die Gneielunig der FiKche nnd nehmen wir an, dass die Tangentialebene
der dr^ Ebene, also die Normale der zAebse nnd sogleiefa die xz nnd yz
Ebenen den beiden Haoptscbnitten parallel seien nnd dass a den Winkel
beseiebne, den ein beliebiger Normalscbnitt CSC mit dem Hanptscbnitte
ASJ bildet, so ist bekanntlieh
wenn die sweiten Differentialquotienten =r^ nnd r-^ dasselbe Zeichen nnd
i = -^ CO» «■ ; Sm AT,
wenn sie «atgegengesetste Voraeiehen haben. Nun sind die Qleiehangee
d«a Nonnalschnttts JSj^, des sweiten Querschnitts und des dritten belier
bigea Nomudschnitts ßSC resp.
Beisen wir jiOz=sa, BO==^b nnd COsxr^ so findet man leicht für den
Punkt C die Gleichung
oder
— ^-co^a' + ^nne«,
und wenn man die »weite Gleichung susieht
y* = ^ («• T «^ {Byperbd).
Die gedachte Cnrve ist abo ein Kegelschnitt» nnter denen natttrlich nur die
geschlossenen Curren hier branchbar sind, also die Ellipse und wenn r— ^
Vu
gleich r-n wird, der Kreis. Nun ist der Inhalt des elliptischen Kegels gleich
\0T . abx =: 1» /^* . q\ «*, nnd der Inhalt der Calotte, welche offenbar in
ein elliptisches Paraboloid ttbergeht, gleich
z z
njab . dz = 2ny^Jz dzssnj/^.zK
Das Verhtttaiss beider Volumina ergiebt sieh als
3) Meg€i:€aloUe=iA:Z.
Wenn man andererseits wiederum alle möglichen Sehnen Ton der Durch-
sehttittseurre ABCÄ nach dem Scheitel S sieht, so entsieht ein aweiter
elliptischer Kegel, für welche die Gleichung besteht
150 Eieinere Mäthailangeii.
Hierin sftnd nun merkwürdige Anslogieo au den Fortnela 1) utd 2) «lige-
sproehen, sofern naob d«n beiden letstea die Prodocte aus dmn nnmerieelieii
.Verhültnissen- der gleMhen begriffliohen VerhältniMe dieseibeit W^rthe
haban^ nftmltob | « | ^==»7 « |*
' • Jeyer, im-December 1859; LuDwio MATTttfEaawi. *
ZV. Vebar die Lichtempflndlichkeit des Aipbaltea von A. R. v. Perger^
(Ber. d. Wien. Acad. d. W., Bd. 85, S. 489.) Durch W oll ästen wurde zu
erst (1^) die Ejigensehaft der Lichtempfindlichkeit an einem Har2;e, dem
Guajac-Harze nachgewiesen. Hierauf lernte Jos. Nic^phore Ni^pce von
Chalons (1814) die lichtempfindlichen Eigenschaften des Asphaltes kennen
und versuchte wiederholt, dieselben zur Herstellung metallener Druckplat-
te)! mit Httlfe der Oainera obseura au benutzen. Zu diesem Zweoke wendete
tr eine Auflösung von gepulvertem Asphalt in Lavendel6t an, vwt welohidr
eine dünne Schicht auf eine versilberte Platte au%etFiigen wvrde, 'woranf
die Platte — tfach dem Trockneb deir Schicht — acht Stundet! lang in der
Cämem obseura exponirt %uide. Durch einto Mischutig von L^endfeUl 'atid
Naphta wurde nun der durch das Licht nicht veränderte Asphalt hinweg-
genommen und die Platte höchst vorsichtig geätzt. Diese Versuche wur-
den mit grosser Ausdauer von-Ni^pöe und später von Lemaitre fortge-
führt, lieferten aber doch kein Resultat, mit dem man hätte ganz zufrieden
sein können. Im- Jahre 1856 gab Bobert Macpherson Vorschriften über
die Herstellung einer Druckplatte auf lithographischem Stein, woftei eben-
falls die Lichtempfindlichkeit des Asphaltes benutzt wurde. Wälireiid
N i ep c e eine vorzüglich gee^ete Aq^haltlösung durch Anwendung beson-
ders geeigneter Asphaltsorten und durch Anwendung besonders qualificir-
ter Lösungtirmittel herstellte, suchte Macpherson den Uchtempfindliehsten
Theil zu, gewinnen,, indem er Judenpech mit Aether auszog, diesen hierauf
entfernte und dann durch nochmalige Extraction des Kückstandes eine für
teioen {^wep^ genügende ätherische Xfösung ereieltet Nach Macpherson
hat sich der unermüdliche Nidpce ebenfalls mit der Herstellung lithogra-
phischer Druckplatten beschäftigt, wobei er in der oben angegebenen Weise
zu einer tauglichen Asphaltlösung gelangte; die auf dem Steine getrocknete
Schicht wurde hierauf mit einem photographischen Glasbilde bedeckt den
Lichtstrahlen ausgesetzt oder in einer Camera exponirt. Der oben genannte
A. R. V. Perger hat nun über den besprochenen Gegenstand seit 1857 Ver-
suche angestellt und ist zunächst bemfliit gewesen , den liehteitipfindliekeh
Theil des Asphaltes auszuscheiden. Er findet, dass, wenn man Asphalt
trocken d«9ti1Hrt , »uerst ein weissliches Hara als DegtiilntionHprad ukt er-
scheint, hierAtrf sMzt sich ehi braunrodies Harz an den Wänden der Retorte
ab , worauf noch zWei Destillationeprodokte von Terscfaiedenem Anroefcan
erscheinen. Das braunrothe Harz im zweiten Sti^j^^^p^ „^qt^^jmifl^nach
Kidinctre ]lit(!keihin9«h. 1«
A. R. r. Fevg^t dan iiohtempfindliohen TheildesAspliatteff-iiBd ist aiBlbK
gBT von ihm bemOzi worden, nm sehr schöne rtm^ Bilde» ftaf Kthogritphi-
sehen Stein hervorzubringen, die nach seiner Angabe auch die Aetznng gnt
vertragen. Desgleichen berichtet der Genannte, dass die Herstellung von
Asphftldilklera auf Papier sehr einfkohiiiid bequem sei ^ wie wohl «albige
keine recht weissen Liobter auf dcFft Bildern liefert. Bei dej* HeKrteHung^
v<m dergieieheti Bildern (Asphakograramen) b»Aueht nätnlieh des Tagett"
liekt nkht abgebaiteh «i werden ^ die Lösnmg des liolitiompfifidlfoheii Thpei<-
les vom Asphalt wird mit einem langhaarigen Pinsel auf das Papier aufge»
tragen und hierauf selbiges getrocknet. Nach der Exposttiou brau/eht das
Papier nur mit Wasser abgewasehei^ an werden , um den durefa das Liolit
nlobt verHnderten haraigeu Ueberang fortsuschafßeB. Ei. Kahi..
ZVI, D<nre*s Voiteklag snr Sdiwfteliwig de« Lichtee intensiTer Lkli^
qMllen. (Monataber. d. Königl. Preuse. Acad. d. Wissensch., Apvil 1669.)
Diese geaehieht gewöbnüek durcfa Anwendung von gerbten OlXsern , wa-^
durek allerdings der Uebelstand herbeigeftibrt wird , dass- das Bild dei* be^
trachteten. I/ichtquellei geftirbt erscheint. Es sind au dieisem i^wecke auch'
polarisirende Vorrichtungen vorgeschlagen worden, bei denen man das ein-
fallende Licht beliebig schwächen kann, ohne dass dasselbe gefärbt er-
scheint. D 0 V e empfiehlt nun dünne Metallüberzüge auf Glas , insbeson-
dere den des Silbers, mit dem er sich speciell beschäftigt hat, zu diesem
Zwecke. • Man kann diese Ueberzüge beliebig dick herstellen und daher
beliebig verdunkeln, die blaue Färbung, die die Silbergläser, die sich auch
als Spiegel benutzen lassen, den Gegenständen ertheilen, stört wenigstens
bei weissen Objecten nicht. £. Kahl.
XVL Bemerkung snr Theorie der elektrisohen Ströme. In einem
früheren Aufsatze habe ich nachgewiesen , dass es keine Potential functiou
giebt für die Anziehung zweier Stromelemente und ich will jetzt aus diesem
Satze eine wichtige Folgerung ziehen.
Die Anziehung zweier Stromelemente ist durch Weber bis jetzt auf
die principiell einfachste Form gebracht, man hat aber immer geglaubt, auf
ein noch einfacheres Princip kommen zu können. Es wäre gewiss sehr
interessant, wenn man die Ampere 'sehe Formel in der Weise entwickeln
könnte, dass man eine gewisse Bewegung der elektrischen Fluida im In-
nern des Elementes annähme und die Anziehung oder Abstossung dieser
Fluida unabhängig von den Bewegungszuständen gedacht werden dürfte.
In der Form, die Weber für die Anziehung der Stromelep|j|J^ g;ef^)\gn.|^
16S Kleinere Mitdieihiiigeiu
»i^^»<»,<M»^»^i^^i^^^^^**»»*^^^*N^»*V^>^»*»^i*»<
tl^t, kommen noch Orössen Tor, die von den Bewegnngssuatllttden der Tiel»
leicht nnr fechten Fluide herrUhren« Nnn weiss men aber, deos flir jede
Aniiehung nach der Formel ' ' , wenn m and m^ die Massen, r die Ent-
femnof , die Oompimenten der Ansiehnng als DiSerentialqaotienten ge-
sehrieben werden ktfnnen, nnd es mttsste daher, wäre die angefilhrte Hj*
pothese richtig, ftr jedes Zeitmoment die Aniiehung iweier Stromelemeate
dieselbe JBigenthfimUohkeit haben. Die mittlere Ansiehunf nun wahrend
einer Zeit t wttrde man erhalten durch Mnltipliciren mit dij Integrirea
nach i und Dividiren mit t; es mttsstea also nach dieser Hypothese die
Oomponenten der elekiro-dynaraisehen Anitehung als Difierentiidquotienten
des Potentials geschrieben werden können und da dies nicht geht, so ist
die angedentete Transformation der Ampire^schen Formel nicht möglich.
Diese Transformation hat schon Ampire angedentet und für möglich ge-
halten. Ihre Unmöglichkeit wttrde, wie ich glaube, auf einem andern Wege
nur mit sehr grossen Anstrengungen darsulegea san, wei^alb ich diese
Bemerkung nicht fttr flberflttssig gehalten habe, aumal sie liinen Gegenstand
betrifft, der fUr die Elektrodynamik Äusserst wichtig ist Es ist nach die*
ser Bemerkung wahrscheinlich, dass die Formel Web er 's der wahrhafte
Ausdruck der Wechselwirkung bewegter elektrischer Mol^flle ist.
Qu8TA¥ Roch.
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VII.
Ueber einige merkwürdige Benehtmgeii, in denen die
Flächen zweiter Ordnung sra einander stehen«
Von Dr. phil. H. Schönhebb in Dresden.
Die nächstfolgende kurze Abhandlung soll einen kleinen Beitrag zu
den merkwürdigen Eigenschaften der Flächen zweiter Ordnung geben. Ich
habe mich in derselben der Ermittelung einiger Beziehungen zugewendet,
welche zwischen diesen Flächen und ihren Durchschnittscurven stattfinden.
Dergleichen Curven sind schon in mehrfacher Hinsicht behandelt worden,
und besonders hat das Florentiner Problem zur Entdeckung einer grossen
Reihe von höchst interessanten Eigenschaften derselben Veranlassung ge-
geben. Diese Untersuchungen beziehen sich aber hauptsächlich nur auf
die Kegel - und Cylinderflächen in ihren Durchschnitten mit der Kugel^
und hierbei wiederum vorzugsweise auf den Inhalt der Figuren , welche sie
auf diesen Flächen begrenzen, oder auf den Inhalt der Körper,, welche von
jenen Flächen umschlossen werden , sowie auf die Gestalt und auf die ver-
schiedenen Arten der Erzeugung der Curve selbst. In den nächstfolgen-
den Betrachtungen sollen einige von denjenigen Eigenschaften der Flächen
zweiter Ordnung abgeleitet werden, durch welche sie in ihrer Gesammtheit
als ein harmonisches Ganzes sich darstellen.
Ich habe mich dabei der Rechnung möglichst zu enthalten, und, so
weit es anging, auf Grund der allgemein bekannten Eigenschaften der Flä-
chen und Curven zweiter Ordnung durch rein geometrische Betrachtungen
weiter vorwärts zu schreiten gesucht. Doch konnte ich es nicht umgehen,
einige Hilfssätze aus der Lehre von den Curven und Flächen zweiter Ord-
nung besonders namhaft zu machen und einige Erklärungen einzuschalten,
welche nicht allgemein sanctionirt sein dürften. Die Hilfssätze habe ich,
soweit sie als allgemein bekannt vorausgesetzt werden konnten , ohne Be-
weis beigefügt.
a) Alle Linien zweiter Ordnung werden von einer in ihrer Ebene lie-
genden Geraden entweder in zwei Punkten, oder in keinem getroffen. Dies^
ZeiUcbrirt f. Mathematik u. Physik. V. 11
154 lieber einige merkwürdige Beziehungen, in denen die Flächen etc.
zwei Funkte köQj^en auch in einen zuBammenfallen , in welchem Falle die
Curr^^j^ ^T finden berührt wird, oder es kann einer derselben, oder
beid%, imUnendlichen liegen.
b) M^enn zwei parallele Sehnen einer Curve zweiter Ordnung von einer
dritten halbirt werden, so halbirt diese auch alle übrigen mit jenen parallele
Sehnen. Eine Gerade^ welche ein System paralleler Sehnen halbirt, wird
ein Durchmesser genannt.
c) Bei der Ellipse und Hyperbel schneiden sich alle Durchmesser in
einem Punkte, welcher der Mittelpunkt der Curve genannt wird. Die
Durchmesser der Parabel sind sSmmtlich parallel , und ihr Durchschnitts-
punkt liegt daher im Unendlichen. Eine Parabel kann somit als eine solche
Curve ^zweiter Ordnung aufgefasst werden, deren Mittelpunkt im Unend-
lichen liegt.
d) Eine Ellipse oder Hyperbel hat stets zwei senkrecht auf einander
stehende Durchmesser» gegen welche dieselbe symmetrisch liegt. Diese
Durchmesser heissen die Achsen der Curve, Eine Parabel hat somit
eigentlich nur. eine Achse. Allein wenn im Folgenden schlechthin von den
Achsen einer Curve gesprochen werden wird, so soll eine auf der Achse
der Parabel senkrechte und in ihrer Ebene gelegene Gerade ihrer Richtung
nach als zweite Achse der Parabel betrachlet werden.
e) Sind zwei Durchmesser eines Kegelschnittes einander gleich, so
sind die Achsen desselben die Halbirungslinien der Winkel, welche von
jenen Durchmessern gebildet werden.
IL
a) Zwei ähnliche Figuren heissen ähnlich gelegen, wenn die Geraden
welche zwei entsprechende Punkte derselben verbinden , sich sHmmtlieh in
einem Punkte schneiden. Zwei ähnliche Kegelschnitte sind jedenfalls ähn-
lich gelegen, wenn jede Achse des einen der entsprechendendes andern
parallel ist.
b) Zwei Hyperbeln, von deren Asymptoten diejenigen der einen denen
der andern parallel sind^ sind entweder ähnlich und ähnlich gelegen , oder
es stehen die reellen und imaginären Durchmesser beider Hyperbeln im
umgekehrtem Verhältnisse zu einander. Wir wollen zwei Hyperbeln bei
letzter Gestalt und Lage der Kürze willen supplementäre Hyperbeln
nennen«
HL
Im Allgemeinen haben zwei in einer Ebene gelegene Kegelschnitte 4
Punkte mit einander gemein, die jedoch auch paarweise zusammenfallen
oder imaginär sein können, oder auch zum Theile im Unendlicheu Hegen
können. uigmzeaDy x>_jv>'v^'iLV-
Von Dr. phü. H. Schönhebr. t55
IV.
Lehrsatz: Zwei ähnlicbe und in einer Ebene ähnlich gelegener Ke*
gelschnitte, oder zwei supplementäre Hyperbeln schneiden einander ent^
weder in awei Punkten, oder in gar keinem.
Beweis: Die Oleichung eines Kegelschnittes zwischen rechtwinkligen
Coordinaten kann stets auf die Form
ax* + bi^ + cx + dff + e:=^0
gebracht werden, wobei seine Achsen den Ooordinatenachsen parallel sind,
r^/i'
und ihrer Grösse nach in dem Verhältnisse y '"'1/ 'r^^ einander stehen.
Ein diesem ähnlicher Kegelschnitt muss dasselbe Verbal tniss der Achsen
haben, und soll er in derselben Ebene mit jenem ähnlich gelegen sein , so
muss er sich nach IL a) ausdrücken lassen durch eine Gleichung von der
Form
Subtrahirt man die eine Gleichung von der andern, so erhält man die
Oleichung einer Geraden, da die zweiten Potenzen von x und y eich gegen*
seitig haben. Diese Gerade muss aber durch dieselben Punkte gehen , in
welchen beide Kegelschnitte eüoander schneiden , und somit haben (I. a)
beide Kegelschnitte entweder zwei Punkte oder gar keinen gemein.
Weil obige Gleichungen auch supplementäre Hyperbeln ansdrüekeu
können, so ist hiermit der Satz vollkommen bewiesen.
Lehrsatz: Liegen die 4 Durchschnittspunkte zweier Kegelschnitte
in einem Kreise, so sind die Achsen des einen denen des andern parallel.
Beweis: Die Gleichungen beider Kegelschnitte für rechtwinklige Co«
ordinaten seien
aar* + *y* + cxy + rfx + /*y + ^ = 0,
und
a «• + ^y + cxy + ttx + fy + g's=s 0.
Sollen die Durchschnittspunkte beider in einem Kreise liegen, so muss
man durch Gombination der Gleichungen beider die Gleichung eines Kreises
erhalten können. Da eine solche Gleichung zweiten Grades sein muss, so
kann diese Gombination nur in einer Addition (oder Subtraction) beider
Gleichungen bestehen, nachdem zuvor die eine mit einer leicht zu bestim-
menden Grösse z multiplicirt worden ist. Durch eine derartige Gombination
erhalt man
{az+a)a^ + {bz+b')y'+(cz+c)xy + {dz+(r)x+{fz+ny^9z+9^0.
Soll dies die Gleichung eines Kreises sein, so müssen die Coefficienten von
a^ und 1^ einander gleich, der von xy aber := 0 sein, daher
a) az + a=s bz+b\
^) CZ + C = 0. Digitized by GoOQIc
11* "^
1 56 Ueber einige merkwürdige BeziebuDgen^ in denen die Flächen etc.
Ans den ersten beiden Gleichungen bestimmt sich die Grösse z. Die
zweite spricht die Bedingung aus , welche betreffs der Gleichungen beider
Kegelschnitte erfüllt sein mnss. Diese Bedingung ist aber, daas für c=:0
auch c'= 0 sein muss. Sind daher die Achsen des einen Kegelschnittes den
Coordinatenaohsen parallel, so sind es auch die des andern. Die Achsen
eines Kegelschnittes sind daher in der That denen des andern parallel,
wenn ihre 4 Durchschnittspunkte in einem Kreise liegen.
Zu 8 ata. Weil die Gleichung a) stets erfüllt werden kann, wenn man
c = 0 und c'=0 setzt, so gilt dieser Satz auch umgekehrt: Sind die Achsen
eines Kegelschnittes denen eines andern parallel, so liegen ihre 4 Durch-
schnittspunkte in einem Kreise«
VI.
a) Eine Fläche zweiter Ordnung wird von einer Geraden entweder in
zwei Punkten , oder in gar keinem getroffen. Jene zwei Punkte können
wiederum zusammenfallen oder es kann der eine oder beide im Unendli-
chen gelegen sein.
b) Für ein System paralleler Sehnen 'einer Fläche aweiter Ordnung
giebt es immer eine Ebene, welche jene Sehnen eämmtlich halbirt* Man
nennt eine solche Ebene eine Diametralebene der Fläche.
c) Alle Diametralebenen schneiden sich entweder in einem Punkte,
oder in einer Geraden , oder sie sind einer Geladen oder einer Ebene pa-
rallel.
Scheiden sich die Diametralebenen in einem Punkte, so ist die Fläche
entweder ein EUipsoid, oder eins der beiden Hyperboloide, oder ein Kegel.
Dieser Punkt wird dann der Mittelpunkt der Fläche genannt, nnd er
besitzt die Eigenschaft, dass alle durch ihn gelegten Sehnen in ihm halbirt
werden.
Schneiden sich die Diametralebenen in einer Geraden, so ist die Fläche
entweder ein elliptischer oder hyperbolischer Cylinder, und die Gerade
heisst die Achse des Cylinders. Man sieht aber sofort, dass alle mit die-
ser Achse parallelen Geraden gleichfalls als Sehnen der Fläche betrachtet
werden können aber als nach beiden Seiten hin unendlich grosse, und dass
somit jeder Punkt einer solchen Ebene als Halbimngspunkt angesehen wer-
den darf. Man kann daher einen beliebigen Punkt in der Achse eines
solchen Cylinders als Mittelpunkt desselben betrachten , nnd demnach den
elliptischen und hyperbolischen Cylinder den vorhin genannten Mittel«
pnnktsflächen beizählen.
Sind die Diametralebenen sämmtlich einer Geraden parallel, so ist die
Fläche ein elliptisches oder ein hyperbolisches Paraboloid. Der gemein-
same Dnrchschnittspunkt jener Ebenen liegt alsdann in der Richtung die-
ser Geraden im Unendlichen, nnd es lassen sich 8omi|g,^|»^ D^^W^t'A^^"
Von Dr. phil. H. Schönhbbb. 157
loide als solche Flächen zweiter Ordnung hetrachten, deren Mittelpunkt im
Unendlichen liegt. •
Sind endlich sämmtliche Diametralehenen einer und derselben Ebene
parallel, wie es bei dem parabolischen Cylinder der Fall ist, so ist die im
Unendlichen gelegene und mit den Seiten des Cyliuders parallele Gerade^
in welcher man annehmen kann, dass sftmmtliche Diametralebenen einan-
der scheiden , als Achse des Cylinders , und wiederum , wie bei dem elliptio
sehen und hyperbolischen Cylinder, ein beliebiger Punkt dieser Achse als
Mittelpunkt zu betrachten* Der parabolische Oylinder ist somit gleiekfalls
als eine Fläche anzusehen, deren Mittelpunkt im Unendlichen liegt.
Die Flächen zweiter Ordnung lassen sich somit in zwei Gruppen tren-
nen* Zur einen nämlich gehören diejenigen, deren Mittelpunkt im End*
liehen liegt und entweder ein bestimmter Funkt oder ein beliebiger Punkt
in einer bestimmten Geraden ist, zur andern diejenigen , deren Mittelpunkt
im Unendlichen liegt.
vn.
a) Fttr eine jede Fläche zweiter Ordnung giebt es wenigstens drei in
ihrem Afittelpunkte sich rechtwinklig schneidende Diametralebenen , gegen
welche die Fläche symmetrisch liegt und welche die Hauptebenen der
Fläche genannt werden mögen. Bei einer Fläche , deren Mittelpunkt im
Unendlichen liegt, ist auch eine dieser Hauptebenen im Unendlichen gele«
gen. Bei einer Rotationsfläche kann jede durch die Rotationsachse gelegte
Ebene als eine Hauptebene betrachtet werden.
b) Die drei Geraden, in welchen die drei Hauptebenen einander recht*
winklig schneiden, werden die Achsen der Fläche genannt. Bei einer
Fläche, deren Mittelpunkt im Unendlichen liegt, sind auch zwei Achsen im
Unendlichen gelegen. Es können somit dieselben als einachsige, die
übrigen ak dreiachsige Flächen bezeichnet werden.
vm.
a) Eine Fläche zweiter Ordnung wird von zwei parallelen Ebenen
entweder in ähnlichen und ähnlich gelegenen Kegelschnitten oder in supp*
lementären Hyperbeln geschnitten. Der letzte Fall kann nur bei dem by^
perbolisehen Hyperboloid und d^m hyperbolischen Paraboloid stattfinden.
Bei allen übrigen Flächen tritt immer der erste Fall ein. Doch ist zu be-
merken, dass ein System von zwei einander schneidenden Geraden hierbei
als eine Hyperbel anzusehen ist, welche mit ihren Asymptoten zusammenfällt.
b) Ein elliptisches Hyperboloid und ein hyperbolisches, welche dem-
selben Asymptotenkegel zugehören, werden von einer Ebene stets in ähn-
lichen und ähnlich gelegenen Kegelschnitten, oder in supplementären Hy-
perbeln geschnitten. Dasselbe findet statt in Bezug auf jedes der beiden
Hyperboloide und dem zugehörigen Asymptotenkegel. igiizeaDy v^v^rw^lC
1 58 Ueber einige merkwürdige Beziehungen, in denen die Flächen etc.
IX.
Für eine jede Fläche zweiter Ordnung gi^bt es zwei Sjsteme paralle-
ler Ebenen, von denen jede die Fläche entweder in einem Kreise, der anch
imaginär sein kann, oder in einer einzigen Geraden schneidet. Der erste
Fall findet statt bei dem Ellipsoide, den beiden Hyperboloiden, dem Kegel,
dem elliptischen Paraboloid and dem elliptischen Cjlinder ; der zweite Fall
tritt bei dem hyperbolischen Paraboloid und dem hyperbelischen Cylinder
ein. Diese beiden Ebenensysteme können auch unter sich parallel sein,
und somit in ein einziges zusammenfallen, wie dies bei deu Rotationsflächen
und dem parabolischen Cylinder der Fall ist. Im Folgenden mögen nun
diese Systeme paralleler Ebenen die Kreisschnitte einer Fläche zwei-
ter Ordnung heissen , auch wenn sie die Fläche nicht in Kreisen , sondern
in Oeraden schneiden.
Bei dem Ellipsoid, dem hyperbolischen Hyperboloid und dem ellipti-
schen Cylinder kann man durch den Mittelpunkt der Fläche zwei Ebenen
legen, welche dieselbe in reellen Kreisen schneiden. Diese zwei Kreise
sind congruent, und fallen mit ihrem Mittelpunkte in den der Fläche. Eine
jede andere durch den Mittelpunkt einer solchen Flüche gelegte Ebene wird
dieselbe in einer Curve E schneiden, deren Mittelpunkt gleichfalls mit dem
der Fläche, also auch mit dem der beiden Kreise zusammenfällt, und welche
daher mit jedem der beiden Kreise einen Durchmesser gemein hat. Da
diese Durchmesser wegen der Congruenz der beiden Kreise gleich gross
sind, so sind durch sie die Richtungen der Achsen der Ourve K unzweideu-
tig bestimmt (I. e). Hieraus folgt also der Satz :
Wird eine der vorhin genannten Flächen von einer Ebene geschnitten,
so sind die Richtungen der Achsen des Schnittes durch die Lage seiner
Ebene gegen die Kreissehnitte der Fläche vollkommen bestimmt.
Dieser Satz gilt auch für den hyperbolischen Cylinder, bei welchem
unter den durch seinen Mittelpunkt gehenden Kreisschnitten seine Asymp-
totenebenen zu verstehen sind. Die beiden Geraden, in welchen diese Ebe-
nen von einander geschnitten werden, sind nämlich die Asymptoten^der
Hyperbel, in welchen die letztere Ebene den Cylinder schneidet. Die
Achsen einer Hyperbel halbiren aber die Winkel, welche ihre Asymptoten
mit einander bilden. Somit ist der obige Satz in der That auch für den
hyperbolischen Cylinder bewiesen.
XL
a) Weil zwei parallele Ebenen eine Fläche zweiter Ordnung in ähnli-
chen und ähnlich gelegenen Kegelschnitten oder in supplementären Hyper-
beln schneiden (VIII. a), die Achsen des einen zweier solcher Kegelschnitte
aber immer denen des andern parallel sind, so flcUi|^^^o|^4£jiviiU)kBezug-
Von. Dr. phit. H. Schönherr. 150
^^^^.^^.^^^^^^^^^^^.^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^ /
nähme auf den Yorigea Paragraphen, dass, wenn. eine der Fläoben, die in
diesem Paragraphen genannt sind, yon einer beliebigen Ebene geschpit-r
ten wird, die Eichtangen der Achsen des Schnittes durch die Lage seiner
Ebene gegen die Kreisschnitte der Fläche unzweidentig bestimmt sind.
b) Wegen VIII, b) gilt aber dieser Satz auch von dem Kegel nnd dem
elliptischen Hyperboloid , also von allen dreichsigen oder solchen Flächent
deren Mittelpunkt im Endlichen liegt.
XII.
Da femer einachsige Flächen als solche zu betrachten sind» deren
Mittelpunkt im Unendlichen liegt , so gilt der letzte für die dreiachsigen
Fl&chen aufgestellte Satz allgemein für alle Flächen zweiter Ordnung.
Wird also eine Fläche zweiter Ordnung yon einer beliebt*
gen Ebene geschnitten« so sind die Richtungen der Achsen
dieses Schnittes durch die Lage seiner Ebene gegen*die
Kreiflschnitte der Fläche unzweideutig bestimmt
xra.
9ind demnach die Kreisschnitte einer Fläche zweiter Ordnung mit
denen einer .andern solchen Fläche parallel, und werden beide Flächen von
einer Ebene in den Cnrven p nnd q geschnitten , so sind die Achsen von p
denen von q parallel. Die vier Durchsehnittspunkte beider Curven liegen
somit nach V. in einem Kreise.
XIV.
Lehrsatz. Die Durchschnittscnrve zweier Flächen zweiter Ordnung
kann von einer Ebene höchstens in 4, von einer dritten Fläche zweiter Ord-
nung höchstens in 8 Punkten geschnitten werden. Hat eine solche Curve
mehr als 4 Punkte mit einer Ebene, oder mehr als 8 mit einer Fläche zwei-
ter Ordnung gemein, so fällt sie ganz in die Ebene oder in die Fläche.
Beweis. Eliminirt man aus den allgemeinen Gleichungen zweier
Flächen zweiter Ordnung und einer Ebene zweiter Coordinaten , so erhält
man ffir die dritte (im Allgemeinen) eine Gleichung vierten Grades ; ebenso
erhält man für die dritte Coordinate eine Gleichung achten Grades, wenn
man ans den allgemeinen Gleichungen dreier Flächen zweiter Ordnung
zwei der Coordinaten eliminirt. Hieraus ergiebt sich aber ohne Weiteres
der zu beweisende Satz.
XV.
Ist die Durchschnittscnrve PQ zweier Flächen zweiter Ordnung P nnd
Q von doppelter Krümmung, so kann man durch dieselbe immer eine Ebene
legen, welche sie in 4 reellen Punkten ^, By C, J) schneidet. Durch zwei
dieser Punkte, A und ß^ wird man ferner eine zweite Ebene legen könne4t>
uigiüzea Dy v_i vyv^^'i Iv^
\60 Ueber einige morkWftrdige Beziehnngeti, in denen die Flächen etc.
welche die Cnrve in ewei anderweitigen reellen Punkten 1^ imd F schnei-
det Da Yon diesen 6 Pnnkten keine 3 in einer Geraden (VI. a) nnd keine
li in einer Ebene (XIV.) gelegen sein können , so giebt es unter ihnen kei-
nen , welcher mit B, C, E in einer Ebene gelegen sein könnte , weil sonst^
wie man sich leicht überzengen kann, alle 6 Punkte fn dieser Ebene Hegen
müssten. Eine durch B^ (?, E gelegte Ebene wird somit die CuiVe noch in
einem neuen Punkte G schneiden. Ebenso wird eine durch By C, F an le-
gende Ebene die Curye PQ in einem unter den tlbrigen 4 Punkten noch
nicht Yorhandenen Punkte H schneiden mtlssen , weil keiner dieser Punkte
In der Ebene BC F^nth»\itn sein kann, wenn sie nicht alle in- dieser Ebene
liegen. Schliesslich erhält man noch einen neunten Punkt J der Curre,
wenn man durch ^, C, E eine Ebene legt. Es leuchtet ein , dass die Will-
ktir, welche hinsichtlich der Lage der beiden Ebenen AB CD und ABEF
stattfindet, es immer möglich macht, diese Ebenen so ea legen , dass keine
2wei der neun Punkte zusammenfallen, in welchem Falle indessen ein aol-
cher Punkt immer als ein doppelter siu betrachten witre. Von den neun
Punkten liegen nun nach dem Vorhergehenden folgende 5 Systeme in einer
Ebene :
\) AyB,C,I>\ 2) A,B,EF] d)B,C,E,G] A)B,C,F,H; h)A,C,E,F. '
. Jede der 5 Ebenen schneidet aber die beiden Flftchen P nnd 0 in zwei Ke-
gelschnitten p und qy und die 4 Paukte welche diese Ebene mit der Curre
PQ gemein hat, sind natürlich die Durchsehnittspunkte der Kegelschnitte j9
und q. Sind daher die Kreisscbuitte von P denen von Q parallel, und folg-
lich nach XIII. die Achsen von p parallel denen von q^ so liegen die Durch-
schnittspunkte Ton p und q nach V. in einem Kreise. Somit liegen in die-
sem Falle von den obigen 9 Punkten je 4 in einer Ebene gelegene in einem
Kreise. Der Kreis AB CD hat aber mit dem Kreise ABEFAie^ Sehne AB
gemein, woraus folgt, dass sich durch beide Kreise eine Kugel legen Iftsst.
Diese Kugel hat mit den Kreisen BCEG^ BCFH^ ACEJ respective die
Punkte By C, £; JP, C, F\ A^ C, E gemein , und es mfissen demnach auch die
Punkte G, Hy J auf ihr gelegen sein. Demgemäss liegen aber alle 0 Punkte
auf dieser Kugel. Da nun die Durch scbnittscurve PQ zweier Flächen zwei-
ter Ordnung mit einer dritten Fläche zweiter Ordnting, und folglich auch
mit einer Kugel nach XIV. nur 8 Punkte gemein haben kann, wenn sie
nicht ganz in die Fläche fällt, so folgt, dass die Ourve PQ ganz auf jener
Kugel gelegen sein muss. Hiernach haben wir folgenden Satz :
Sind die Kreisschnitte einer Fläche zw^eiter Ordnung de-
nen einer andern solchen Fläche parallel, so ist der Durch-
schnitt beider eine sphärische Curve.
XVL
Der letzte Satz gilt auch umgekehrt: Ist der Durchschnitt zweier Flä-
efaen zweiter Ordnung eine sphärische Curve doppelter Krümmung, so sind
uigiüzea Dy x.-j vyv^^'i LN^
Vott Dr. phil. H. 8ch6khebr. 161
die Kreissehttitte der einen denen der andern paraHel. Denn BchMidet man
die Dnrchscbnitt^arve PQ beider Flficheu P nnd Q darch eine Bbene E^ so
liegen die 4 DnrebBcbnSttspnnkte in einem Kreise,' weil sie Punkte anf einer
Kvgel sind. Da aber diese 4 Punkte zugleich Durcbscbnittspunkte der
Cnrven p nnd q sind, in welchen P und Q von einer Ebene E geschnitten
Verden, so sind die Achsen von p denen von q parallel (V.). Es werden
daher beide Flächen yon jeder beliebigen Ebene in swei Curven geschnit-
ten, Ton deren Achsen die der einen denen der andern parallel sind. Die
Bichtnngen dieser Achsen sind aber allein abhängig von der Lage ihrer
Ebene zu den Kreisschnitten der Flächen P und Q (XII.), und es ergiebt
sich hieraus sehr leicht, dass die Kreisschnitte der einen Fläche denen der
andern parallel sein mfissen.
XVII.
Die Verbindung der beiden letzten Sätze giebt somit den Satz :
Der Durchschnitt zweier Flächen zweiter Ordnung ist
immer nnd nur dann eine sphärische Curve, wenn die-Kreis-
• ohnitte der einen denen der andern parallel sind.
xvnL
Folgerungen. 1) Weil bei den Rotationsflächen und dem parabo-
lischeii Cy^linder jene 2wei Bjsteme paraller Ebenen , welche mit dem Na*-
men der Kreisschnitte bezeichnet worden sind, unter eich parallel sind, und
somit in eins zusammenfallen, so folgt, dass solche Flächen sich nur gegen-
seitig in sphärischen Ourven scheiden können. Ist daher der Durchschnitt
einer Kotationsfläehe zweiter Ordnung mit einer andern Fläche zweiter
Ordnung eine sphärische Curve, so ist letztere entweder gleichfiills eine
Rotationsfläche, oder ein parabolbeher Cjlinder.
2) Durch zwei Kreise, welche man als Schnitte zweier nicht paralleler
Ebenen mit einer Fläche zweiter Ordnung erhaben kann , lässt sich immer *
eine Kugel legen. Denn ein System von zwei solchen Ebenen lässt sich
auch als^eine Fläche zweiter Ordnung betrachten, deren Kreisschnitte der
obigen Erklärung zufolge ihnen selbst parallel sind. Hieraus fblgt aber
ohne Weiteres , dass die beiden Kreise , in welchem sie die Fläche sehnei-
den, eine sphärische Curve sein müssen. — Bei einer Rotationsfläche kann
man natürlich durch je zwei in ihr gelegene Kreise eine Kugel legen.
3) Besteht der Durchschnitt zweier Flächen zweiter Ordnung, von de-
ren'Kreisschpitten die der einen denen der andern parallel sind, aus zwei
Theilen/> und ^, und ist bekannt, dass der eine dieser Theile, z. B.p, ein
Kreis ist,' so ist der andere q auch ein Kreis. Denn gesetzt, q sei kein
Kreis, und A sei ein nicht in p gelegener Punkt in ^, so kann man durch A
immer eine Ebene legen, welche die eine beider Flächen in einem Kreise
q' sehneidet, der mit p eine sphärische Curve bildet. Hiernach kann manf ^
uigiüzea Dy v_j vyv^'i Iv.
1 62 Ueber einige merkwürdige Beziehungen, in denen die Flächen etc.
Bowohl durch p and q^ als auch durch p und q' eine Kugel legen, und beide
Kugeln haben den Kreis p und den Punkt Ä gemein, können also nicht von
einander verschieden sein. Somit können aber auch q und q nicht ver^
schieden sein, weil die Kugel p^ mit beiden Flächen denselben Durch-
schnitt haben muss.
4) Weil zwei Kugelkreise immer eine gemeinschaftliche Chordale ha'
ben, welche die Dnrchschnittslinie ihrer Ebenen ist, so folgt aus 2) ferner,
dass auch zwei nicht parallele in einer Fläche aweiter Ordnung gelegene
Kreise den Durchschnitt ihrer Ebenen zur gemeinsamen Ohoxdale haben.
XIX.
Die allgemeinste Gleichung einer Fläche zweiter Ordnung für recht«-
winklige Coordinaten ist bekanntlich von der Form
Die La<i;e der Fläche gegen das Coordinaten^ystem ist hierbei voll-
kommen willkürlich; sie wird es daher auch gegen eine Kugel sein, .deren
Mittelpunkt der Goordinatenanfang ist. Bezeichnet man aber den Halb-
messer dieser Kugel durch r, so ist deren Gleichung in Bezug auf dasselbe
Goordinatensystem
S) :r« + ir« + t» = r«,
und die Gleichungen F) und S) drücken somit in ihrer Verbindung alle
Curven aus , in denen eine Fläche zweiter Ordnung von einer Kugel ge.-
schnitten werden kann.
Indem man nun aus den Gleichungen F) und S) eine der Variabeln
x^y^z eliminirt, erhält man zwischen den beiden andern im Allgemeinen
eine Gleichung 4ten Grades, und die rechtwinklige Projection des Durch-
schnittes beider Flächen auf eine beliebige Ebene ist somit im Allgemeinen
eine Gurve vierter Ordnung, Allein bei gewissen Lagen der Fläche gegen
die Kugel kann es auch vorkommen, dass die rechtwinklige Projection des
Durchschnitts beider auf eine durch den Mittelpunkt der letzteren zu le-
gende Ebene E und somit auf jede mit dieser parallele Ebene eine Gurye
zweiter Ordnung ist, und somit jener Durchschnitt auch als Schnitt eines
Cylindera zweiter Ordnung mit der Kugel oder Fläche erhalten werden
kann*
Um nun zu ermitteln , unter welchen Umständen dieser Fall eintritt,
nehmen wir die Ebene E zur ory- Ebene unseres Coordinatensystems , und
lassen seinen Anfang nach wie vor den Mittelpunkt der Kugel sein. Hier-
durch erleidet die Gleichung S der Kugel keine Veränderung, während die
Bedingung, welche betreffs der Gleichung J* erfüllt sein muss, offenbar die
ist, dass in ihr z nur in der zweiten Potenz vorkomme, damit durch Elimi-
nation von z aus beiden Gleichungen die resultirende Gleichung arischen
X und y wieder vom zweiten Grade sei. Die geometrische Bedeutung die-
ser Bedingung ist aber, dass die Fläche gegen die £^bene E symmetrisch
uigiTizea oy x_j v^v^^i ln^
Von Dr. phil. H. Schönherb, 168
gelegen , also die«e Ebene eine Haaptebene (YII,) der Fläche sein niuss.
Hiernach haben wir den Säte :
Der Darchschnitt zweier Flächen zweiter Ordnung mit
einer Kngel kann nnr dann nnd dann immer al« Schnitt
eines Cylinders zweiter Ordnung mit der Xugel erhalten
werden, wenn eine Hanptebene der Fläche durch den Mit-
telpunkt der Kugel geht.
XX.
a) Bei einer Rotationsfläche kann ausser der durch ihren Mittelpunkt
gehenden, auf der Rotationsachse senkrechten Ebene noch jede durch die
Rotationsachse selbst zu legende Ebene als Hauptebene betrachtet werdei}.
unter diesen Ebenen giebt es daher bei jeder Lage der Fläche gegen die
Kugel stets wenigstens eine, welche durch den Mittelpunkt der Kugel geht.
Hieraus folgt aber, dass der Schnitt einer Rotatiousfläcbe zweiter Ordnung
mit einer Kugel stets auch als Schnitt eines Gjlinders zweiter Ordnung mit
dieser Kugel erhalten werden kann.
b) Da ferner nach XVIII. 1) eine Rotationsfläche zweiter Ordnung nnr
von einer andern Rotationsfläche ^der von einem parabolischen Cylinder
in einer, sphärischen Cnrve geschnitten werden kann, so folgt, dass der Cj-
linder zweiter Ordnung , welcher sich durch den Schnitt einer Kugel mit
einer Rotationsfläche zweiter Ordnung legen läset, nur ein Rotations- oder
parabolischer Gylinder sein kann.
XXI.
Werden zwei Flächen zweiter Ordnung F und G von jeder dreier nicht
paralleler Ebenen in zwei ähnlichen und ähnlich gelegenen Curven oder in
supplementären Hyperbeln geschnitten, so werden sie auch von jeder andern
Ebene in zwei solchen Curven f und g geschnitten. Da nun zwei derartige
Curven, weil sie Kegelschnitte sind nach IV., nur zwei Punkte mit einan-
der gemein haben können wenn sie nicht ganz zusammenfallen, diese
Punkte aber zugleich diejenigen sind, in welchen der Durchschnitt FG der
beiden Flächen -Fund G von der Ebene fg geschnitten wird, so folgt, dass
bei solcher Gestalt und Lage der Flächen F und G ihr Durchschnitt FG von
einer Ebene nur in zwei Punkten geschnitten werden kann, wenn er nicht
ganz in dieser Ebene zu liegen kommt. Es ist daher dieser Durchschnitt
FG eine ebene Curve.
Zwei Kreise sind in einer Ebene stets ähnlich und ähnlich gelegen.
Sind daher die Kreisschnitte einer Fläche zweiter Ordnung denen einer an-
dern parallel und werden sie von einer mit den Kreisschnitten nicht pa-
rallelen Ebene in ähnlichen und ähnlich gelegenen Curven oder in supple-
mentären Hyperbeln geschnitten, so ist ihr Durchschnitt selbst eine ebene
Curve.
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164 üeber einige merkw. Beziehungen etc. Von Dr. H. ScHöi^HERR«
Demnach schneiden sich fthnliohe und Ähnlich gelegene Flächen zwei-
ter Ordnung immer in einer ebenen Carve. Ebenso wird ein elliptisches
Hyperboloid von einem hyperbolischen', wenn die Asymptotenkegei beider
congruent sind und durch parallele Verschiebung zar Deckung gebracht
werden können, sowie jedes dieser beiden Hyperboloide von einem Kegel,
der seinem Asymptotenkegel congruent und mit ihm ähnlich gelegen ist, in
einer ebenen Gurve geschnitten.
Anmerkung. Da man die Ebene als eine Kugel betrachten kann,
deren Mittelpunkt im Unendlichen liegt, so widerspricht dieser Satz durch-
aus nicht dem obigen, nach welchem der Durchschnitt zweier solcher Flä-
chen eine sphärische Curve sein müsste.
vin.
Bestünmüiig der Trägheitsmomente, namentlich für Bchiefe
Prismen und Pyramiden.
Von Dr. Eduard Zetzsche,
Lehrer an der k. Gewerbschule zu Chemnitz.
L Trftgheitimoment
Um einem materiellen Punkte von der Masse m die Beschleunigung p
zu ertheilen, bedarf es der Kraft P=zmp, Bezeichnen wir bei der Dreh-
bewegung um eine feste Achse die Beschleunigung eines Punktes in der
Entfernung I von der Drehachse als Winkelbeschleunigung mit A:,
so ist, wenn der materielle Punkt um r von der Drehachse absteht, dessen
Beschleunigung />r=Arr, also die Kraft P=mkr^ und wenn dieselbe an
dem Hebelsarme q wirkt, muss ihr Moment für die Drehung P,q^= mkr.r
= fnkr^ sein. Ebenso müsste für ein System materieller Punkte
pQ = £(mkr^) = k£{mT^),
und für eine im Räume stetig vertheilte Masse
P.^kfr
T^dM
sein, worin dM das Differential der Masse bedeutet. Dieser Ausdruck er-
hält eine mit P = mp Übereinstimmende Form, sobald man
/
r^dM=if^M
Digitized by VjOOQIC
Bcstimmiing der Trägbeitsroomente. Von Dr. Eduabd Zetzsche. 165
^etMty wobei M eine Masse im Abstände p von der Drebacfase; detin dann
wäre P.Q^ssM ,kQ.Q. Am einfaobsten gestaltet es sicfa^ wenn man pcs i
und die fllr diesen Fall nötbige Masse := T setat; dann ist:
und T ist das als Maas für die'Beharrnng an benntaende Trftgbeits^ oder
Massenmoment; dasselbe ist mithin nichts Anderes, als die anf Ent-
fernung 1 von der Drehachse redncirte Masse des Systems materieller
Pnnkte. l
IL Allgemeine Formeln,
Ist ^ die Masse im Volnmen 1 und für rechtwinklige Coordinaten d K
=zdxdydz das Yolamendifferential, so ist
2) T=J fff^ii dx dy dz ^fr^ik d V.
Sehliesst nun die Drehachse mit den Coordinatenacbsen die Winkel a, /}, y
ein, so ist ^
r* = «*+y*+2' — {x cos a + y cosß + zcos y)' *)
nnd
3) T=sin*aJa*iiidr+sin*ßJ]/'lidV+8ifi^Yjz^(idV
— 2lcosßco8y I yziidV+cosacosy j xzfidV+cosacosß I xyndVY
Wählt man die Drehachse als Achse der z, so wird a s= /} = 90® nnd y=0,
folglich:
4) T^J^{x' + y')^dV=J^jy{x*+t^)lidxdydz.
Für ein gemischtes Coonlinatensystem endlich, nämlich für x=:r8tnw und
y=^r cos fVy ist d V'= r dw dr dz zu setzen und
5) T=l I ff^ikdwdrdz.
In XL, C) und XIL, C) kommen wir nochmals darauf surück. Die allge*
meinen Formeln für ein anderes Coordinatensystem folgen später in VIII./))»
IX. D) und X.
Bei homogenen Körpern ist die Dichte überall gleich gross, mithin fi
coostant und kann vor das Integralzeichen gesetzt werden.
nL Beduction der Trägheitsmomente,
Aus dem Trägheitsmomente T^ für eine Drehachse parallel anr Achse
der z lässt sich bekanntlieh das Trllgheitsmoment 7^ fttr eine snr ersten pa-
rallelen Achse finden nach der Formel
6) T, = T^ + 2dMi + d*M,
♦) Vergl. Lehrbach der analjtüchen Mechanik von Dnham el, deutsch^
gegeben von Bchlömilch, 2. Aufl., II. Bd., 8. 111. /^'^•^iArrT/^
166 Bestimmung der Trägheitsmomente etc.
worin d die Entfernung der beiden Aehsen , g äie Entfernung des Schwer*
pnnktes des Systems von der ersten Achse, gemessen in Bichtang der Nor-
malen zu den beiden Aehsen , nnd M die gesammte Haine des Systeibs be«-
deutet.
Geht aber die erste Achse durch den Schwerpunkt des Systems, so
wird 1 = 0, und setzen wir in diesem Falle T anstatt T,, so wird
7) r, = r+a»jif,
also Ti>T.
Dieselbe Formel muss aber auch gelten , wenn die erste Achse «war
nicht durch den Schwerpunkt geht, wohl aber der Schwerpunkt in der
Ebene liegt, welche durch die erste Achse sich normal zu der gemeinschaft-
lichen Normalen auf den beiden Achsen legen lässt; denn auch in diesem
Falle ist $ =0. Der Beweis dafür iKsst sich auch aus Formel 7) geben;
ist nämlich in Fig. 1, Taf. III., S der Schwerpunkt, JODf/D^DJ/DtD^, Ebene
ABC ^ auf der Ebene durch DD und />< A, so ist
r, = r + Je" • ijf = r+ (i^* + Sc*) . m,
und bezeichnen wir der spätem Anwendung wegen AB mit y, so wird
8) T, = T^ + fM,
und es gilt diese Formel immer, wenn die Parallele DD durch den Schwer-
punkt die Senkrechte BC auf AB schneidet.
Setzen wir 5S=e und Z- i?C?5 = 'Z-a, so wird BC=BS,sina und
9) r, = r-f (y* + e*«Vo)ji/,
worin y der Abstand eines Punktes in />| D^ von der Schwerebene BSC nnd.
e der Abstand des Perpendikelfusspunktes B vom Schwerpunkt S ist, sowie
«r der Neigungswinkel von BS gegen DD, welche parallel D^D^ genommen
werden mujss.
Legt man durch denselben Punkt 0 zwei Paare rechtwinkliger Coor-
dinatenachsen XX nnd YY, VF und üü(ß. Taf. HI, Fig. 2), so ist:
folglich ist auch :
oder:
Ferper ist us=]l/0^=^ML — LQ = ycQia — xsma^ wenn LVOXc=a
ist, somit auch :
/ w*|[A d V= sin^a 1 x' (i d V+ co$^a f y*(i d V — 2 «Vi a cosa 1 xy fidV'^
ist aber der Körper symmetrisch bezüglich der Ebene der orz, so giebt
uigiüzea oy v_i vy v^'Ti ln^
Von Dr. Eduard Zetzschb. 167
es zu jedem +y ein gleichgrosses — y; desshalb ist dann / xyfidV=^0*) und
11) r, = «n«ary + co^a J^.
In dem Nachfolgenden sollen nun die Trägbeitsmomente für verschie-
dene homogene Körper als einfache Integrale dargestellt werden , und am
Schlüsse nicht homogene Körper eine kurze Berücksichtigung finden.
nr. Trftgheitimoment ^i glaioh«r Sntfemimg aller MasiMitheilchen Yon
der SrehachBf .
Die Formel 7\ = p'Jlf giebt das Trägheitsmoment nicht allein für
einen materiellen Punkt (1.), sondern ebenso auch für eine Masse, welche
auf einem geraden Cylindermantel vertheilt ist, sobald die Drehachse
mit der geometrischen Achse der Cjlinderfläcfae zusammenfällt; ferner auch ^
für eine Masse, welche in einer Linie yertbeilt ist, die sich auf der Cylinder*
fläche beschreiben l&sst, wie z. B. in einer Kreislinie, einer Schrau-
benlinie, u. 8. w.
y. Trägheitsmoment ebener Liiüen fär eine Achse in ihrer Ebene.
1) Für eine Gerade AB (s. Taf. IIE, Fig. 3) bezüglich einer Achse
DD durch deren Schwerpunkt 5. Bezeichnen wir den Querschnitt der Linie
mit ^ die Länge AB mit l, also 5^=5^=—, SP mit x.LASN mit a, den
Abstand NP des Punktes P von der Drehachse DD mit r und endlich ^AC
= — sin a mit a, so ist :
dVs=fdx; r=:x9ina^
folglich M =zlfAf and
T^^fft, 5IM» a j x'^dx^iy-A f^ sin* «,
12) T = ^\M{lsinay = iM(f
Ist a = 0, so ist r= 0. Ist a = ÖO", so ist
(i2)r=iiif(ij
und nach 7) für eine Achse durch einen Endpunkt der Linie
2) Für eine Gerade AB (s. Taf. III, Fig. 3) bezüglich einer Achse
2>i/>i welche um SL = y von dem Schwerpunkte S der Geraden absteht,
wenn die Parallele D D zur Drehachse mit der Geraden den LASN^=^a
einschliesst, ist nach 7) "^
13) Ti^T+My* = lM(jsinay+My'=M{^a' + !/^.
*) Sofern ^ dem nicht widerstreitet; ist fi unabhängig Ton y, so ist das Integral i
sicher ^=0. uigmzea oy v_iv>'v^'ilC
^68 BeBtimimmg der Trägheitsmöniente etc.
3) Für einen Kreisbogen LN (s. Taf. HI, Fig. 4) bezüglich eines
Durchmessers als Drehachse. Ist der Halbmesser CD = R, die erste und
letzte Abscisse des Bogens CAt^z^imA CB = Zi, die Coordinaten des Bo-
genelementes P=:ds aber €Q==iz und jPP=r, so lantet die Gleichung
des Bogens : Ä* = z* + r« oder r = j//? — z* und es ist
, »zdz
dr:=:z
sowie
T,^ßdM=,fEf^^d. ■
Bezeichnen wir nun LPCQ mit ^, so ist a;=Äco*9; r=j/Ä"-r2*=Ä»i>iffij
(f2 = — R sing> d(p] mithin
/' - ■
V»
Ti = — IAf^ I sin*q>d<p = fifl^ jsin^qtdip.
Bekanntlich ist aber, wenn m eine ganze, gerade Zahl ist,
J4) Isin'^tpdtp = — ^^^(sin'^-i^ + ÜLrJ^V,—3y ^ _ ,
t/ m \ ^ tn — 2
(m — l).(m— 3) 3 . >^ ^ (m — l).(m~3) 3-1
0
und
15) fsm'^^dg>= (m-l)(m-3) 3.1 «
V m(i»— 2)(m — 4^ 4.
1 6) fsin-^ d^^ (^-i)(^-3) 3.1
y m(m — 2)(m— 4) 4.2
0
Es ist demnach :
j r-r n / jy /^^^ "*" ^^^ '^^^ ^^ ^^ 91 — cosipiSin(pi\
' ^^ \ 2 ^ 2 )
9o — 9i
und f^r den Quadranten, bei welchem ^i = 0 und ^o =3 ^ ist^ t
uigii!ze(?Dy 'CjOOQIC
Von Dr. Eduabd Zetzsche. 169
18) T,=\IPM.
4) Für eine Parabel, welche eich um die Parabelachse dreht, ist
r* = 2pz',2rdr = 2pdz, ^=p ds = dzj/l +(^^Jsrly^+?dr
nnd
r, = ^Jr»yp* + T*dr = ^Jipz yp* + 2pz t dz
=^fy^V^+^zdz=,fp{?±^.-f^ lg ni ü±^^?^£i±E).
In ganz Khnlicher Weise iSsst sieb auch das Trägheitsmoment ftlr ebene
Linien bestimmen bezüglich einer Drehachse, welche gegen die Ebene der
Linie unter irgend einem Winkel geneigt ist. Auch Linien im Räume las-
sen sieb ähnlich bebandeln, nur ist für diese <f » = ^c/^ + ^^ + <^2' and,
wenn die Drehachse mit der Achse der z zusammenfällt, r* = o:* + !/*•
▼L Träglieitimoment ebener PlftoheiL
Die Fläche habe die con staute Dicke d.
£) Die Drehachse liegt in der Ebene. Der Abstand eines
Fläcbenelementes dz dr sei r, also das Massenelement dM=^6 dz dr und
^=''«/J'
f^dz dr.
1) Das Rechteck für eine Seite als Drehachse (s. Taf. III,
Fig. 5); sind die Seiten k und &, so ist itf = fi 4 6A und
h b
19) T^ = iiSjJf^drdz==^liibf^ = iMf^.
0 0
Für eine Achse durch den Schwerpunkt parallel zu einer Seite ergiebt
sich darauB:
20) r = I Mff — ^(|Y= A ^Ä«.
2) Das Dreieck.
a) Das rechtwinklige ABC (a. Taf. III, Fig. 6) für eine Kathete AC als
Drehachse; bezeichnen wir L BAC mit er, so ist die Gleichung der Geraden
ABj sofern man die z von A aus und die r, von BD aus zählt, r, = z tan tf,
und wenn ^C = f)r, (?i? = A ist, so ist für den Punkt C auch h=gtana] fer-
ner ist 3f=^fid 6 A und
zUtna
g zuma
r^=(idjrr*dzdr==s
21) T^=(idlJr*dzdr==:^^^^ö(f*ian^a = j\giiögh^ = ^Mfi^.
b) das beliebige Dreieck ABG für eine Seite AG als Drehachse pUie
ZeilMhrtn f. Malhemalik a.Physik. V. 12
170 Bestimmung der Trägheitsmomente.
BC-^ AG, AC=g, CG=gx und CB = h, so ist M=^ l(iö{g + gt) h und
nach 21)
22) T, = T>,f*d ((/ + g,) Ä» = ^MhK
c) Das beliebige Dreieck ABE (s, Taf. III, Fig. ö) für eine Achse
durch seine Spitze A] es schneide die Seite BE die Achse DD in (7, und ea
sei AG=g, BC=h, EF=:=ki'y dann ist Mz=: ^fiö g {h — h^) und nach 21):
23) r, = ,«,^Ä^(Ä«-V) = e*^^^*-=*^(A' + ÄÄ,+V).
W&re £BJ/ DD, so hätten wir Ä = Ä, und demnach
24) r, = J.Af(3Ä») = i;j/A».
Von der Richtigkeit dieser Formel kann man sich dadurch überzeugen, dass
man das Dreieck in Streifen parallel BEJJ DD zerlegt; die Länge eines
solchen Streifens sei z, seine Breite dr, sein Abstand von DD sei r und end-
r z
lieh BE=ib\ dann ist -r^=^T ^^^
n 0
h h
e 0
Wäre A, = — Ä, so wäre die Achse eine Schwerlinie und
25) T=iMkK
3) Kreisfläche für einen Durchmesser als Achse. Ist in
Fig. 4 wieder die Gleichung der Kreislinie R^ = r* + z\ LPCO=^q>, sowie
CA=ZQy CB = z^ und der Abstand des Fiächenelementes dxdz voa der
Drehachse =«, endlich r = j/Ä' — z^^Bsintp^ z = 22 üos 9 ^ also dz
= — 72 8in<p dtp, so ist für die Fläche ABLN:
fi * fo
M==iki Irdzi^lidlP lsin*q>d<p
r^ = fiilla^dzdx = l(idlT^dz=i—ifidR*lsin*<pd(p
} sin^fp dq>
«0 ^ 2p 9o
/
= ^MÄ'^
!•
^ sin*(pdip
<Pi
Mit Benutzung der Formeln 15) und 16) ergiebt sich hieraus :
• für den Quadranten bei To = ö °^d -1 =^
26) r,=|ilfÄ»,
für den Halbkreis und Kreis
27) r, = i ^Ä*. Digitized by GOOglC
Von Dr. Eduard Zetzsche. 17t
In Fig. 7 (Taf. III) ist für den Halbkreis ttber der Achse der y nach
2Ö) nnd27):
Ty = j.iBfÄ* und r^ = ^ ^Ä«
folglich nach 11) fUr die Achse />, D^ , welche mit der Symmetrieachse XX
den L a einschliesst:
28) r| = («n*d + co5«a)iJ«fÄ* = j;ifÄ*;
es ist ja das Moment der beiden- gleichen ung gleichliegenden Sectoren ABC
nnd EFC gleich gross. Ist nnn S der Schwerpunkt des^Halbkreisi^s, so ist
GS=^CS. sina ^m-^sina und desshalb das Trägheitsmoment für die Achse
DD durch den Schwerpunkt :
29) T= T, -^ (i^5«ajüf = (i_^ ««««) Mlf*)
Für einen ringförmigen Kreissector ABCE (s. Taf. HI, Fig, 8),
in welchem FC=^tt^ und FB=zR ist, wäre dM=^ iid rdr dm] ist nun
L PFG = flo, so wäre
R ai|
J|f = ^a/yrrfrdrt=== J,i*(Ä«--Äo*)(«i — «o)
=- f{r sinmy dM^=:iiö f jr^sirftä dr dto = J|** (Ä* — Äq^) / m*» efo»
'Wh* (Ulf«»
30) y, = 4(Ä* + Äo*)^ —
/•
»
I — »0
\ C»| — 00 /
Für den Quadranten ist 10, = ^i =3 0, », = 9», = — , folglich :
31) r,=i*(Ä»+i?,»)
und wenn i?^ = 0 ist, so ist wieder T, = ^ iüf Ä*.
In Fig. 6 sei LP^r, LPLG=-PMl = u\ LH=^%H^c\ dann ist
r=-=c sin u, also für den Halbkreis bezüglich LG als Drehachse
r 4« 2
T^ = j{r sinuy . dM== ^6 j jr^siH^udrdu^yid^ j sin^udu^{^Mi^=iMI^
0 ü ü
in Uebereinstimmung mit 27).
♦) Andere Anwendangen der Formel 11) finden sich in Welsbach, Mechanik I,
S. 365 flg. ; woselbst auch nachgewiesen wird, dasd das Trägheiten oment eines regel-
massigen Vielecks ftir jede Achse durch den Mittelpunkt gleich gross ist , ntimlich
p
7*= - (V+i^i «*), wenn F der Flficheninhalt des Vielecks, 8 eine Vieleckseite und h
deren Abstand vom Mittelpunkte. uiginzea oy ^^^jOOQ IC
12*
172 Bestimmung der Trägheitsmomente etc.
4) Bllipflenflftche für eine Ellipsenachse als Drehachse.
Ist in Fig. 9, Taf. UI, CA= b, NP:=a:, NQ=r, CB=a, CNz=;zz, LP.CN
= 9, so ist
^ «t h
— + -5 = 1, z=^acos(py 0?= — i/ä* — 2*==* «119, dz=: — asm^dq>
und mr EFGH
M^^=^9 j f drdzz=ii6^ 1 j/aF — z* dz^= ii^öba i 8in*^dq>
0 «t «0 9i
T^ = (id f fT^drdz = ^li8la:Fdz=^^(iSb^alsin*(pd(p
0 K H 9i
32) r, = iiJfft»5?t
I sifi*q>dq>
Vi
] sin^^dip
und für den Quadranten, die halbe und die ganze Ellipsenfläche
33) T, = ^Mb\
worin ilf beziehentlich die Masse des Quadranten, der halben oder ganzen
Ellipse bedeutet.
Die der Formel 28) entsprechende Formel würde lauten:
T,=Im {b* sin^a + a* co^a),
wobei die Halbellipse symmetrisch gegen b liegt.
5) Parabelfläche, begrenzt von der Farabelachse , den beiden zu
den Abscissen Zq und k gehörigen Ordmaten x^ und b , so wie dem zwi-
schenliegenden Parabelbogen^ dessen Gleichung x = }/2pz sein möge.
a) Parabelachse als Drehachse :
h h
M^ßdlxdz^fiö}^J}/^dz = ^liö]/2^(yV—y^^)
h X h
' T.^^iJJf^dzdr^l^^yTp^Jf'zUzz^^^y^byTp^iyi}--^^^
34)r.=jiif2p^=^'
yh - yz^
oder, wenn 2^=:0 ist:
35) r, = fpAAf = |AfM.
6) Letzte Ordinate als Drehachse und zugleich t« = 0,/4s= — :t
DigitizedbyLjOOglC
Von Dr. Edua&d Zetzsche. 173
T, = ^iJJi»dxdr=z\ijLij{h—t'fdx
0 0 0
^ b h b b
= \ii,»{ffJdx--Zf^Jzdx + üf^dx—Cz^dx
0 0 0 0*
= Ifi« (Ä»6 — Ä«6 + f Ä»6 — f Ä»ft) = 1,4 d ^ 6 V
M=\iLSbh
36) r, = ,v^Ä«;
c) Für eine Achse darch den Schwerpunkt parallel znr letzten Ordi-
nate ist mit Benutzung von 7)
37) r= r, - (f Ä)' Jif = (,v - iV) **• = tV^ «^-
B) Die Drehachse steht senkrecht auf der Ebene. Der
Abstand des Flächenelementes dx dy von der Drehachse ist = j^a* + y*,^
das Massenelement dMs=s ^idxdy^ also
^,y, . ..- ...dxdy
T=^ifj[x^ + y^)dxdy=M''^,'''
ffdxdy
1) Rechteck für eine Drehachse durch den Schwerpunkt; sind die
Seiten a und 6, die Diagonale =d, ihre Hälfte --- = dj , so ist
38) r=jtf=ü:=iLj^— ^^^ = ,!,*(«»+ 6«) = iJira,«. •
2) Dreieck für eine Aclise dnrch eine Ecke.
«) Rechtwinklig bei C in Fig. 10, Taf. in ; AC = b,CB = a,AB = c,
X y
Gleichang der Hypotennse AB in der Ebene XTi — = T j M=z\ab^i
r, = i^8fß
39) 7',=4ilf(a» + f6») = iilf(a»+D-
b) Beliebige» Dreieck EBA (b. Taf. m, Fig. 10); zieht man BCj- EA,
80 ist, wenn man ^2? = c„ EB = c„ AC= 6„ ÄC=6.,„|C=«^u3d^di^
#
174 BestimmaDg der .Trägbcitattiomente etc.
den Dreiecken CBA und CBE entsprechenden Massen mit M^ und Jlf, be-
zeichnet werden, nach 39)
r, = J^lf K + i (ft, c» +*.r,')] = tüf (a»+ i«» + ^1^*)
40) r, = 4 Af «« + ^ Jlf (6.« - 6, fr. + V).
c) Gleichschenkliges Dreieck; wenn c,'= c, 5= c oder ^, = 6^ = 4*
und M^ = Mi = \M ist, so liefert 40)
41) r.=Ji»f(a»+0 = 4^[«» + i(i)],
und für eine Achse durch den Schwörpunkt :
(«) r=r,J(,.)., = j»(|-|)=j4^+(|)'].
Für einen Kreissector wäre a = c es= Ä, Tj = ^ ilf Ä*.
3) Kreisringsector für eine Drehachse durch den Mittelpunkt F
(Fig. 8, Taf. m, vergl. (30),
dM = iiör dm dr; ilf = J^d (7? — R^) (a, — a«)
Für deo VoUkieis ist ^o = 0, also
43) T=\MB'.
4) Ellipsen fläche für eine Drehachse durch den Mittelpunkt C der
Ellipse (Fig. 9, Taf. III). Es sei CN=x, CB:=^CP^ = a, CG^x^, Cir=a:„
CJ=by NP=y^y Z-P, CiV==g), also x==iacos<py und die Ellipsengleichnng
dann ist für die Fläche FGBE:
M = fi6 I ldxdy=in,6 -- JY^^ — x^ dx = fiö — 1 a* sin^tpdq)
T/==iiiJ^J{x' + y')dxdy±=li6jx'y,dx+lli8Jy,^dx
= (tt^J !>a* I co^cp sin^ip dtp + {(ih^ j sin^tp d q> j
= ^ 6 tö» 1 jsin^tp dtp + (l^ — ij jsin^ipd^y
<Pi 9i
uigiüzea oy '"
lOogle
r.^.sfß^
Von Dr. Eduabd Zetzschjs* 176
Für des Ellipsenqi^adraiit AGB ist (p^ss^^ 9q ^ — ) C^lso:
44) r.=ilf(a« + n
welche Formel auch für die halbe nnd ganze Ellipsenfläche gilt.
5) Parabelfl&che vom Scheitel aus bis zur Ordinate b^=j/2ph.
a) Für eine Drehachse durch den Durchschnitt der letzten Ordinate
mit der Parabelachse erhalten wir nach .10) aus 3$) und 30) :
45) r, = iJf(^« + |Ä«).
b) Für eine Drehachse durch den Scheitel der Parabel, deren Gleich^
VDg yi = y^px ist, w&re
//• -r-
M:=^ii8l fdxdy^=:ii8y2p Ij/x dx=s:^fiSbh
0 0
h
* + y*) dx dy^=nöl yia*dx+ifid j y^^da
0 0 0 0
46) r=3il/(^Ä»+Afr')=i^(^+V*')-
c) Für eine Drehachse durch den Schwerpunkt der Parabel , welcher
um JA Tom Scheitel absteht, ist
47) r=|Af(fe«+yA')-(|Ä)»üf = |ilf(ft^+l|Ä«), .
wobei jedoch die Fläche auf beiden Seiten der Parabelachse genommen Ist,
weil sonst der Schwerpunkt nicht in der Parabelachse läge.
C) Die Drehachse DD ist unter dem Winkel a gegen die
Ebene geneigt, Ih der Ebene legen wir ein rechtwinkliges Achsenkreuz
so, dass die Achse der x, mit der Drehachse DD den Neigungswinkel DAX
=n= a einschliesst,
«) Zerlegen in Fig. 11, Taf. III, die Fläche NN' in Streifen parallel zu
Xä'^ der Streifen OQ z.B. gehöre zu der Abscisse AB = y nnd habe die
Länge 00=fOB + BQi^x + x' und die Breite dy, also die Masse äM
= ^ 4 (a: + ar') dy ; sein Schwerpunkt 5' aber liegt in der Mitte , nnd Ton B
entfernt um ^5'=c= ^0 — 50 = ar — ^^^tf. =:=?LZ1^; nun ist das
2 2
Trägheitsmoment des Streifens für eine Achse D'D'fjDD durch den Schwer-
punkt S' nach 12) :
r=^^dM(x + xysifeu,
denn es ist ja auch LD'S'O = L BS'C= LDAJ=^a; demnach ist das
Trägheitsmoment des Streifens für die Achse DD selbst nach 0)
r= r+ 0« + e^sin'a) dM= |[^ {x + xj+ (^IZ^)*],,««« + y«)rfAf
== [i jm«o (jr« — a-or' + x^) + y*] dM,
woraus sich als Trägheitsmoment der ganzen Figur NN' ergiebt^ ,
uigiiizea oy v^jOO V IV^
176 Bestimmung dor Trägheitsmomente etc.
48) r, =£r'=i,6f[^sin*a (x^ — xx + x") -h t/*] (x+x) dy
= iiijy*{x + x)dy+^fi5 8in^aj^(x» + x*)dy.
a) Sind x and x' constant, so wird:
49) T, =i,6{x + x) [i {a^— xx+ x') sin^ajdy + Jy' dy]
z. B. beim Kechteok, dessen Seiten mit den Achsen der x and y parallel
laufen, seiar = fto> a:'=ft, , 6o + 6|=6 und — h^rm^h^ die Integrations-
grenzen für y, A^ + Aj s=s A, also M =s fiöhb'^ dann ist
Geht die Drehachse durch den Schwerpunkt des liechtecks, so ist
A|=^o="5r ^^^ ^i'=^o=o"i mithin
50) rt=tif[(|-«n«J+(|)] = ,>jif(6««>i«a + n
welche Formel in 38) tibergeht, sobald o=90^ und a für A, dagegen in 20),
sobald 0 = 0 gesetzt wird.
b) Ist die Fläche symmetrisch bezüglich YY\ so ist x'=zx und
51) r, = fkt 2J{\ sin^a .x' + f^)x dy.
1) Beim gleichschenkeligen Dreiecke für eine Achse durch des-
sen Spitze, wenn dessen Grundlinie b parallel zu XZ', also die Höhe a in
7riiegt,ista:=— y ^
M=z2fii8 1 xdy=z^fidba
52) r,=til/(^J^6»m*a + a*),
welche Formel in 41) übergeht^ sobald a = 00^ wird, dagegen in 24), wenn
M^s^O und h für a gesetzt wird.
2) Beim Halbkreis, dessen Durchmesser mit XÄ' zusammenfallt,
für eine Achse durch den Mittelpunkt. Hier ist
0? = j/ä* — y* ssR$m([p-^ y=:Rcos^'^ dy = — Rsinq>d^
T,^-2^iJ{\If
T^t=z--^2^i / (i ^ siffq>siv^a + Ä* co^qi) -R* sin^q> dtp
5-
JE
2
=s=2|»dÄ* /[(i*tn»rt— l)siV9? + «/iV]rf9>===f*ÄÄ*«f^^-^ +4j
Google
53) T.^lMRUsin'a + l),
' " * ^ ^ Digitizedby
Von Dr. Eduard Zetzsche. 177
welcbe Formel für « = 90^ m 42) (für Ä© = 0), und für a = 0 in 27) über-
geht,
3) Bei der Parabelfläcbe zu beiden Seiten der Parabelachse,
welcbe mit der Achse der y zusammenfällt , für eine Drehachse durch den
Scheitel der Parabel« Hier ist x = '^2py<, mithin
h
T,= 2fidJ(^2pysm^ia + u')]/2pydy
0
k h
=.2fi*/2p [}p sm^ajyj/ydy +Jy^yy dy]
= 2fi« j/2p [-r\p «•«*« äP /ä + f Ä» /*]
54) T, =5 ^M[^gpfi «««« + j Ä«] = i if [b* «»•o + V Ä*],
woraus für a = 00^ sich 46) ergiebt.
Für eine parallele Achse durch den Schwcrpnnkt wäre
55) T=T, — ilhyM==iM(b^sin'a + llh*),
in Uebereinstimmung mit 47) und 37).
c) Die Figur ist unsymmetrisch gegen YY\
1) Parabelfläche auf der einen Seite der mit der Achse der y äu-
sammenfallenden Parabelachse für eine Drehachse durch den Scheitel der
Parabel. Hier ist «'== 0, ar = j/2py, b = }/Tphy M~lyL6bh,
h
T, = fi6y2pj{i2py8in*a + y")}^ dy z=zZM{^^\f sin^a+ |Ä«)
0
56) r, = iiV(6*«n«o+»/Ä*).
2) Für ein beliebiges Dreieck für eine Achse durch eine Ecke
B (s. Taf. III, Fig. 13), wenn die gegenüberliegende Seite CE parallel zur
Achse der x liegt. Hier sei in Uebereinstimmung mit VI. B^ 2. b) :
bi , ft,
a a
a
ü
|f=4^^a(6, +ft,)
57) T. = 4 ^ [a« + J (6/ — 6| 6, + V) ««' «1,
übereinstimmend mit 40), 24) und 52).
3) Beim Halbkreis, dejssen Durchmesser mit YT znsammenHillt, ist
a:'= 0 , ar = ^Ä* — y* = R sin q)^ y z=z R cos y, ilf = ^liöftB^i also für eine
Drchaehse durch den Mittelpunkt uigiizeaDy v_jww-<:l^
178 Bestimmung der Trägheitsmomente etc.
0
Tj = — fiöB^jil Ä* sin^a sin*q> + /? C08*q>) sin*(p dq>
= fiöR* I [(^ ««• a — 1) sin*q> + sm*<p] dq>^
0
was mit Benutzung von 16) giebt :
58) J, = ii»f/?(«>i«a+l),
gleichlautend mit 53) , wie sich von selbst versteht.
ß) Zerlegen wir in Fig. 12 die Figu|: NN' In Streifen parallel zu FF';
der Streifen 61^ A!* gehöre zur Abscisse JL = x und habe die Länge GK
= LIC+ LG = y + y\ die Breite rfa:, also die Masse dM = ^ ^ (y + y') dx]
sein Schwerpunkt S' ist dann von der ^ Achse um LS*=LIC — 'S'K=-y
y-ty — y~y entfernt; für eine Achse UD' durch 5' parallel au DD ist
2 2
dann das Trägheitsmoment des Streifens (weil LDAY=:LD'S^K^=:i^
nach 12)
r=^\dM{y + yJ',
ziehen wir nun S'5 // i ^, so ist S'^ = i ^ = a:, ^ Ä = Z 5'= ^~^ und
nach 9) das Trägheitsmoment des Streifens für die Achse DD
das Trägheitsmoment der ganzen Figur iV^iV^' aber fttr die Achse DD ist:
59) ri==2:r:===ftdy[i(y« — yy+y*) + a:^m*«](y+y)^'^==
^===ll^il {l^+y')d^ + l^Ssm*al {jy^y)a*dx.
«) Sind $r und y constant, so wird:
60) T,^fi8{y + y)[l(t/' — yy'+y')fdx+J^a^8m^adx]
K. B. beim Rechteck, dessen Seiten parallel mit den Achsen der x und y
laufen, sei y = Äq, y'= ä,, ä© + ä, = ä und 6o und b^ die Integrationsgren-
zen für ;r, 6^ + 6, = 6, also M^=z^S bh] dann ist
und wenn die Drehachse durch den Schwerpunkt des Rechtecks geht, wo-
bei Ä, == Ä^, = -- und 6| = fto = -r I so ist
gleichlautend mit 50).
b) Ist die Figur symmetrisch gegen ^ ^'^,,9gls^^(if^
Von Dr. Eduard Zetzsche. 179
61) Tt=2fisl{ly* + s'svfa)ydx, •
z. B. beim Halbkreis, dessen Dnrcbmesser mit YT' asusammenfäUt , für
eine Achse dnrch den Mittelpunkt. Hier ist
folglich ^
Ti=x2fk6 h^n^ sin^ip + Ä» co5»9 wi*a) Ii^sin*(p dtp
sfüB^sin'
= 2^6 /J* [(I -«Vi««) I + 1 sin'a] ^
was wir bereits in 58) gefVinden haben.
c) Die Figur sei unsymmetrisch gegen XX\
t) Parabelfläcbe auf der einen Seite der Parabelachse; welche mit
ZX^ zusammenfällt, für eine Achse durch den Scheitel ; hier ist
y=0, y = y2px^ ft = /2pÄ, M=^i^6bh
und
h
Ti====iid I{l2px+a^sin*a)y2]p^dx==iiö{l.l.2ph.h+lfh*)y^
0
62) r, = jj«f(6«+yÄ«w«««),
welche Formel für a = 0 in 35) und tilr « = go'' in 46) übergeht.
2) Parabelfläche zu beiden Seiten der Parabelachse, welche mit
7Y' zusammenfallt, für eine Drechachse durch den Scheitel der Parabel;
a^ b*
hier i8ty'= — --, y = *=---,
* 2p 2p
gleichlautend mit 54).
TIL Trftgheitfmcaiient gerader prismatisoher Xörpeii
deren Länge /, deren Querschnitt =sF, und deren Masse demnach
M=iiFl ist.
J) Die Drehachse sei parallel zur geometrischen Achse
des Körpers ) dann ist ugmzea oy GoOglc
180 Bestimmang der Trägheitsmomente etc.
M=fiLJdV—fijjJdxdydz = ^lJjdxdy,
Tt =y*^ dM^ ^fjj^^^^^ ^"^ ^^ "^^ = V^lfjiP^+}t)dx dy,
(i^ + y')dxdy
«0 y© <> «0 yo
fß
63) r, = jy'"«yo = Mt=9*M,
//
' dxdy
«?oyo
worin T^^^q^M* das nach VI. 5) für die Masse M* eines Querschnittes (parallel
zn den Grundflächen) in Bezug auf eine Drehachse, welche mit der obigen
zusammenfällt, zu bestimmende Trägheitsmoment bedeutet Verstehen wir
aber in den in VI. B) gefundenen Formeln unter M die Masse eines gera-
den Prismas von der Länge / über der betreffenden Figur als Querschnitt,
so geben die dort gefundenen Trägheitsmomente [38) bis 47)] zugleich das
Trägheitsmoment des Prismas. Also z. B. :
Kreis cy linder, Drehachse durch den Mittelpunkt der Grundfläche
64) r=lilfÄ*;
Hohler Kreiscylinder, Drehachse durch den Mittelpunkt der
Grundfläche
65) r=4^(Ä« + i2,«);
Elliptischer Cylinder, Drehachse durch den Mittelpunkt der
Grundfläche
66) T=\M{a^ + V)',
Parallelepiped, Drehachse durch den Schwerpunkt der Grund-
fläche
67) r=JJIf8,*;
Dreisei tigesPrisma, eine Kante als Drehachse
68) r.= {«(^+''--Y-+'-'),
Prisma mit regelmässiger Figur als Grundfläche, Dreh-
achse durch deren Mittelpunkt
69) r=JiJf(««+|);
Prisma, dessen Grundfläche von zwei congruenten Pa-
rabeln begrenzt ist, die mit ihren letzten Coordinaten an einander
stossen, Drehachse durch den Schwerpunkt der Grundfläche
(69) r=i^(ft» + |Ä»).
B) Die Drehachse DD (s. Taf. III, Fig. Ij^eg.^kiQieoJS' den
Von Dr. Eduard Zstzschs. 181
Schwerpunkt S dea Prismas und liege parallel zur Orund-
fläche. Zerlegen wir das Prisma in Elemente durch Schnitte parallel su
den Gmndfläohen, so ist äVr=Fdz\ für das Element MN in der Entfemong
SSi = z von S läast sich nach VI. A) das Trägheitsmoment T'^r Q^dM in
Bezug auf eine Drehachse D^ D^ parallel zu DD durch den Schwerpunkt S^
des Elementes bestimmen; dann ist das Trägheitsmoment des Elementes in
Bezug auf DD nach 7)
r'== r+ z^dM=r ^t!'dM+ z^dM,
und das Trägheitsmoment des ganzen Prismas in Bezug auf DD :
T=^£r'=jQ,*dM+jz*dM;
weil aber alle Querschnitte des Prismas gleich gross sind und jeder dersel-
ben auch genau gleiche Lage gegen die zu ihm gehörige Achse />i />| bat,
80 sind F und ^ constant, mithin ^
T=Q*fdM+i,Ff^dz===if,*M + if,F(^J
70) T={if* + ^^nM.
Die Werthe für ^o' sind aus VL J) zu entnehmen, indem man die dort
gefundenen Trägheitsmomente mit der dort betrachteten Masse dividirt;
T'
denn es ist o©* = -piT .
dm
Z.B. 1) Kreiscylinder; för eine Drehachse durch den Schwer-
pankt; nach 27) ist ^„«s^Ä*, also
71) r=(iiP + T'f^)^=l(Ä* + fO^-
Ffir eine Achse durch den Mittelpunkt einer Grundfläche ist
72) r. = [iiP + ,«,/«+(|)]i«f=(iÄ«+|?)-V.
Wäre Ä =sO, so würde T= ^^^M und T, =iz^l^M^ in Uebereinstimmung
mit V. l), wenn daselbst o = 90^ genommen wird.
2) Parallelepiped; nach 20) ist q^—^^lf (s.Taf. III, Fig. 15),
folglich bezüglich DD\
73) r=^i,(A*+?)Jlf.
Wählt man eine Kante />, />| als Drehachse, so ist
74) T,=^\{l^ + t^M^y[\^+(^^^^
3) Dreiseitiges Priisma, dessen Querschnitte gleichschenklige Drei-
ecke sind; die Drehachse DD (s. Taf. III, Fig. 16) durch den Schwerpunkt
laufe parallel zu der Linie, weldie in einer Endfläche sich durch die Spitze
und die Mitte der Grundlinie legen lässt; dann ist nach 25):
*.*=***=* (IT
»nd Digitizedby Google
182 Bestimnmtig der Trägheitsmomente etc.
75) r=Vi(|+'*)^-
Für eine parallele Achse Z>| D^ durch die Spitze einer Ornndflüche wAre
76) T, =.^, (I + /«) M+(i)V= i ilf'd +/•).
LXnft die Drehachse 2>t2>» (b. Taf. III, Fig. 16) durch die Spitae X des
mittelsten Querschnittes und zwar parallel zu dessen Grundlinie MN, so ist
nach 24) : ^0* = 4 ö* = 4 ^*. ^Igüch
77) r, = 4(«« + ^Oüf,
und für eine parallele Achse durch den Schwerpunkt S:
78) r=(ia' + TVO^-(l«)*^=i(K + i'')^-
C) Die Drehachse DD (s. Taf. III, Fig. 17) gehe durch den
Schwerpunkt 5 des Prismas un.d sei gegen eine Grundfläche
unter dem La geneigt. Ist das Element ^iV^=F(fz parallel zur Grund
fläche, so ist sein Trägheitsmoment für die zu DD parallele Drehachse D^ D^
durch den Schwerpunkt S^ des Elementes T'^=Tq^dM^ worin ^o* nach VI.C)
zu bestimmen ist; ziehen wir nun S^R-^DD durch <S,, so ist LRSß^a^ weil
die geometrische Achse AA auch senkrecht auf den Querschnitten (Elemen-
ten) parallel zur Grundfläche steht; demnach ist das Trägheitsmoment des
Elementes MN bezüglich der Achse DD, wenn SS^ = z gesetzt wird,
T"= Qo* dM + RS^\ dM= {q^ + «• co5* «) d M,
folglich das Trägheitsmoment des ganzen Prismas für DD :
79) T~£r[=Q^*JdM+ Fcos'ajz^ dz = (^o*+ ^^l*cos*a) M, .
1 ^* siti o ^
z. B. 1) Kreiscy linder; nach 53) ist ^o* = ^> folglich
4
80) r = ^[(H-«;i«a).Ä«-f|/«f05*«j;jf;
fiir a = 0,
wie 71) ; für « = 90*,
r=4Ä»^, wie 64).
2) Parabolischer Cylinder; fällt die Achse der Parabel mit YY'
(in Fig. II und 12) zusammen, so ist nach 55) Qo* = ^(b*sin^a+l^h^)j mithin
81) r=:=(J*'*m«a+iVVA' + tVi*cö*«a)if;
für « = 0,
•82) y=(TWÄ' + A'*)^,
für «"=90^,
83) y=(ifr' + iWÄ«)J!f=i(6« + «Ä«)A .
Geht die Drehachse nicht durch den Schwerpunkt, sondern im mittelsten
Querschnitte durch den Durchschnitt der letzten Ordinate mit der Para-
belachse , so ist ^0* = i (** *««**« + if ^) + sV ^*> ^^^^ ^^® Parabelachse
steht senkrecht auf der Drehachse ; folglich ^.g.^.^^^ ^^ GoOQl^
Von Dr. Eduard Zetzsche. 183
84) T, = (i^«>t««4-A>^ + A/*co^«)Af,
wie (69).
3) Dreiseitiges Prisma, dessen Querschnitte gleichschenklige
Dreiecke sind; bt. die MittellHnie der Querschnitte senkrecht zar Dreh*
achse (wie in VI. C, a, b^ 1), so ist nach 52) and 7):
also
85) r= i- (4 «• + i ^* «»«•« + f ^ <^o««o) Mi
für a = 0,
wie 78) ; für a = 90»,
86) r=J(i«' + ift')^.
Liegt dagegen die Mittellinie des mittelsten Querschnittes in Xä\ so wäre
nach 61) und 7), weil y = :--*, nnd dM=s:^ zcz^ — dz,
2a 2 2
r= 2f y (i;^, + ««*«)^ a^dx — {ia$in a)* dM
87) r==i (i 6* + ia*«n*«+ 4/»m»o) üf;
für « a= 0,
. r=i(iA' + i^)-ir,
wie75)i für « = 00»,
88) T=lQb*'hi<^)M,
«od wenn hier die Drehachse noch in die Kante durch die Spitze gelegt
wird,
wie 68, wenn ft, = ft, = —.
Vm Trägheitsmoment schiefer ptismatiseher Körper,-
deren Querschnitte parallel zu den Grundflächen =F, deren Achsen- bdei;
Kantonlänge =^ /, deren geometrische Achse gegen die Querschnitte unter
den Winkel DLX-= a geneigt ist, deren Höhe also h = lsina, und deren
Masse M=: iiFl sin a ist.
^)DieDreh achse liege parallel zurgeometrischenAchse*
Das Element i^/iV(8.Taf.III,Fig, 18) parallel zur Grundfläche hat die Masse
dM-^^^-ILFsmadz'y seia Trägheitsmoment in Bezug auf die Drehachse
sei T'^=^Q^dM und kann nach VI. C) bestimmt werden; da nun Da für all» Ip
^^ ' ' uigiüzea c^v_j vy v^Ti Iv^
184 Bestimmung der Tr^igheitsmooiente etc.
znr Ornndfläche parallele Querschnitte dasselbe sein imisii, weil alle gleich
gross und gegen DD gleichliegend sind , so mnss das Trägheitsmoment des
ganzen Prismas sein : •
89) Ti=^£rz=J^f*dM==Q*JdM==Q*M.
Verstehen wir aber in den in YLC) gefundenen Formeln unter if die Masse
des schiefen Prismas y so geben die dortigen Formeln zugleich das Träg-
heitsmoment desselben; z.B.
schiefes Prisma mit rechteckigem Querschnitt, Drehachse durch
den Schwerpunkt (nach 50),
90) T^^^M (6« sin^a + A«);
schiefer Kreiscylinder, geometrische Achse als Drehachse (nach 53),
91) T—^MB^{sin*a+i)\
parabolischer Cylinder, Drehachse durch den Scheitel (nach M)
und 56)
92) T, = iilf(6»^Va+yÄ«);
dreiseitiges Prisma, Q uerschnitte gleichschenkelig, Kante
durch die Spitze der gleichschenkligen Dreiecke als Drehachse (nach 52),
93) ^1 = i ^ (iV ö* sir^u + «•);
beliebiges dreiseitiges Prisma, eine Kante als Drehachse (nach 57)
94) T, = iM[i{b,* - ft, &, + b^) «h«« + ««].
Für 0 = 00® erhält man aus 89) die entsprechenden Formeln in VII. J).
B) Die Drehachse DD (s. Taf. III, Fig. 19) gehe durch den
Schwerpunkt ^ des Prismas und liege parallel zu ein erGrund-
fläche. Das Element MN^ dessen Schwerpunkt 5, um Ä^, =z von S ent-
fernt ist, hat das Trägheitsmoment T'=st^*dMy bezüglich der Achse D, />„
wekhe sich durch S^ parallel zu DD legen lässt; dieses Trägheitsmoment
kann nach VI. J) bestimmt werden. Ist nun LSLX = LSSxA^ der Neig-
ungswinkel a der geometrischen Achse gegen die Gründfläche, LSAL
= L SAy St == 90S AtCMD^ D, und L A^ S, D^ = ß, so ist nach 9) das Träg-
heitsmoment des Elementes MN bezüglich der Achse DD-,
r'^ r+ {SA^* + A^,^ sin^ß) dM
= («»• + «• sin*» + 2* co8*€i sin^ß) dM
= [^^« + j« (1 -_ cos* a cosF ß)] d M.
Bezeichnen wir aber mit & den L SS^ D^ , welchen die geometrische Achse
mit der Drehachse einschliesst , so ist bekanntlich cos^ = cosacosßy und«
8in*^= 1 — co^a cos*ß; ferner ist
dM==ft.Fd{SAi) = fiF8inadz]
demnach
r'= {q* + z* iif^d) (iFsintt dzy
und weil ^o wieder constant ist, so ist dasTrägheitsmoment des ganzen Pris-
mas für die Dreliachse DD: ^mr\n]i>
uigiTizea oy ^^jVJwVlv.
Von Dr. Eduard ZET2SCHE« 185
95) T={Q^* + ^^p8in*^)Mz^[Q^^ + ^^P{l~cos^aco^ß)]M,
S.B. 1) Geht bei einem fichiefen dreiseitigen Prisma, dessen Qner-
sehnitte (s. Taf..ni, Fig. 20) gleichschenklige Dreiecke sind, die Aehse
ZXdnrefa das eine Ende der Orundlinie, wöhrend die Drehachse DD durch
die Mitte der GrandUnie und die Spitze gelegt ist, so ist (yergL VIL B, 3)
. o ^ to 1 4ä« .
-•=*(!)'
nach 25), folglich
Für eine gleichliegen'de Achse in der Endfl&che wäre
Für o = 90» wird
wie bereits in 70) gefanden wurde.
2) Für den schiefen Kreiseylinder ist po'==«l-^> ^Iso
98) r=|[i? + i/«(l— co«««cos«^)]ilf.
Wenn man in Formel 95) «=90® oder j8=90» setpt, so wird ««'^ = 1,
0 == 90», und man erhält
99) 7'=((>o' + V,^)^,
welche mit 70) Übereinstimmt. Wäre dagegen /? = 0 , d. h. träfe das Per-
pendikel 5 ^i das Element in D^D^^ oder läge DD in der Ebene des
Neigungswinkels SS^A^ der geometrischen Achse, so wäre
sin ^ = sinu und
lOÜ) r=((»o* + ^'4/»m««)ilf.
C) Die Drehachse DD (s. Taf. III, Fig. 21) geht durch den
Schwerpunkt S des Prismas und steht senkrecht auf einer
Endfläche. Der Bohwerpunkt S^ des. Elementes Mff parallel zur End-
fläche sei um SS^^ssz von S entfernt; das Trägheitsmoment T'^^q^üM
des Elementes in JBesug auf eine Achse D^D^ jjDD durch 8^ sei nach VI. ^)
bestimmt ;• der Winkel SS{Z ist der Neigungswinkel a der geometrischen
Achse gegen die Endfläche; folglich ist das Trägheitsmoment des Elemen- .
tea besttgiich der Achse DDi
und das Trägheitsmoment des ganzen Prismas für DD ist Digitizedby V^OOg IC
Zeitschrift f. Mathematik «. Physik. V. 13
186 Bestimmting der Trägheitsmomente etc.
4-4/
10t) r=(^o' + i*f^eo5*«)jif.
Wenn sich die. geometrische Achse auf einer Kegelfläohe um J)I> als Kegel*
achse hernmbewegt, ändert sich also T keineswegs , was gi^ns natürlich itt^
weil der Trftgheitshalbniesser nie einen Pnnkt, sondern einQ Cjlinder-
flftche als Trägheitsmittelpmikt bestimmt. Es ist also im vorliegenden Falle
die Grösse von T nur von der Grösse der Neigang, nicht von der
Lage der Achse gegen die Drehachse abhängig.
Für ö = 90® liefert 101) die Formeln in VIL Ä) , nämlich allgemein
T= Q^My und für /•=0 die damit gleichlautenden Formeln in VI. B).
1) Kreise ylinder; Po*= h ^» folglich
102) T = i (i? + I /* co5«a) Af.
Wird Ä = 0, so wird der Cylinder aur geraden Linie, welche mit der Dreh-
achse den Lai=Wf—a einschliesst; dann ist aber übereinstimmend mit 12)
2) Parabolischer Cylinder; nach 47) ist ^o" = i (^* + i?Ä*),
daher
103) r=;=(Jft«+^VtÄ»+y3/»co*««)Jlf;
für eine parallele Achse durch den Scheitel des mittelsten Querschnittes ist:
104) r. = r+ (j hy i»f = (^ ä« + f a« + Vib ^ ^ö**«) ^»
was man auch aus 101) erhalten hätte, wenn man ^o' == i ^ + f ä* ans 46)
genommen hätte; für eine Achse durch den Schwerpunkt einer Grundfläche
endlich wäre
105) r,= T+ (^cosayM= (| 6* + ^V*(f **+ t ^ <?öä««) M,
welche Formel auch aus
Tz=^^^ I dM+Fncos^msinti fT^dz
0
hergeleitet werden konnte.
3) Für ein schiefes Prisma mit rechteckigem Querschnitte
ist nach 38) ^o* = A («* + *•), folglich
106) T=^^^{ä^ + b^ + Peos'a)M.
Lässt man aber das Rechteck sar geraden Linie (senkrecht zur geometri-
scken Achse) werden, indem man a = h und & s= 0 setct, oder indem man
Qq* =s ^1, h^ aus (12) entnimmt, wobei- A für / gesetst würde, so wird
was das Trägheitsmoment für ein Rechteck bezüglich einer Drehachse
sein müsste , welche mit der Rechtecktsfläche einen Z. «( sfc Qdf^ — u eia-
schliesst; schreibt man aber h für /, so wird in der That Tt=^^{}f+b*sin*a)M^
überpiDStimmend mit 50). uignizea oy ^^^\^\^--<i
L LV,
Von Dr. Eduard Zetzsche. 187
D) Die unter VIII. ^.,i^. und C. und unter VII.^., B. nnd C. entwickel-
ten Formeln sind sämmtlloh in emer allgemeinen Formel enthalten, welche
sich ergiebt, wenn man das Trägheitsmoment eines Prismas be-
stimmt, dessen geometrische Achse iS5| (s. Taf. III, Fig. 22) unter
dem LSSiR=ia gegen eine Grandfläche geneigt ist, bezüg-
lich einer Drehachse DD durch den Schwerpunkt S^es Pris-
mas, welche mit der Grundfläche den Z.2>,S|F=ai einscfali-ejst.
Bezeichnen wir den LDSS^y welchen die Drehachse DD mit der geometri-
schen Achse S Sj einschliesst , mit d' und den LRSiQ^ welchen die Kor«
malebenen SS^ R und />, 5i Q durch die beiden Achsen auf die Grundfläche
mit einander einschliessen, mit /?; zerlegen wir femer wieder in Elemente
parallel zu ^^n Grundflächen, und sei ^i der Schwerpunkt eines solchen
Elementes in der Entfernung SSi =z von S\ legen wir endlich durch S^
die Drehachse D^ 2>] // DD , machen SL -i- />, 2>i und bestimmen nach VI. A.,
B, oder C,, wie es «i erfordert, das Trägheitsmoment Tzuszg^dM dos Ele-
mentes fttr i>i i>i « so ist das Trägheitsmoment desselben för DD
r"= r'+ SL^ . dM= (^0* + «• ««•'^) dM,
mithin das Trägheitsmoment des ganzen Prismas für DD
T— ST"=zgQ* IdM+^Fsm^^sinaf^dz.
Der Winkel d- bestimmt sieh auf folgende Weise; legen wir SR und LQ
senkrecht auf die Ebene ÄSjö des Elementes, LU^SR und ÄF-lSjÖ,
so ist:
SL = SS^sin SS^L=izsm^;
sV = SÜ^+Wr = {SR — LQy+'RÖ*^ {SR — LOy +^*+ FÖ'
«• sinFd' = (z sina— z cos^ 5i«a, )*+ z* co^a sin*ß+ {z cos^ cos «i —z cos a cosß)*
sin^d' = sin*a — 2 cos d (sin a sin Of+cos et cos «^ cos (l) + {sin^dy + cos*cr,) cos*^
-f- C05» a {ca^ß + sin^ß)
1 — co«*^ = l — 2 cos<&(sthastha| +cosacos€ii cosß) + co^9'
co$d^ = stn a sin a^ -f- cosa cos ort cos /3
und
107) r=(^^»-f y,?sm*^)Jf.
Setzen wir in dieser Formel :
1) aj = 90*, so wird
C0€^ = nna, «Vd == co^a und T= (^o* + A ^ ^•**<«) Ji^>
wie 101) in VIILC);
2) «j =3 0, so wird
cos ^= cos a cos ß^ siVi*^=l -cos»acos«/J und T^QQ*+j^^P{l—co^aco^ß)]M,
wie 95) in VIII. 5);
3) /J = 0, «=«1, so wird
cos^ = sin^a + cos^m = 1, sin*9 = 0 und r= Qo^M, ^ I
wie 89) in VIII. A) ; ^'9'^'^"° °y ^OOg IC
13*
188 BestimmuDg der Trägheitsmomente etc.
«
4) « s=s 90^, 80 wird
co«0=3:ftnO|,m*0 = coj'at und r=(^o* + T*«'*^^**«i) ^»
wie 70) in VH. q-,
5) a = 90^, tfi = 0, 80 wird
cofd' t= 0, sin* 9— i and T = (^o* + i^ 0 ^»
wie 70) in VH. B)\
6) « =5 90^ = «1, flo wird
co«d = l, «m*^=:=0 und T=^o*^i
wie 63) in Vn.^).
IX. Trägheitsmomente pyramidaler Körper, .
deren Grundfläche =■ F^ deren Höhe = /, und deren Masse M = - — sein
möge. Zerlegen wir die Pyramide in Elemente parallel zur Orundfläche,
80 sind dieselben ähnliche Figuren, und die Fläche /'des Schnittes in der
Entfernung z von der Spitze bestimmt sich aus f\F^=^7?il*\ daher ist die
aF
Masse dieses Elementes dMzzrz^ifdz = ^ z^dz. Wegen der Aehnlichkeit
der Schnitte wachsen auch die Trägheitshalbmesser der Schnitte für ähn-
lich liegende Achsen wie irgend eine andere lineare Strecke in dem Schnitte,
und da die letztere der Entfernung des Schnittes oder Elementes von der
Spitze proportional ist, so muss es auch der Trägheitshalbmesser sein ; ist
also der Trägheitshalbmesser des Elementes in der Entfernung z von der
Spitze =Q, und der Trägheitshalbmesser der Grundfläche =^i, so ist auch
q:q^=z:1', •q = ^z.
Ä) Die Drehachse gehe durch die Spitze der Pyramide
nnd stehe senkrecht auf der Grundfläche. Nach VI, ^) ermittelt
man das Trägheitsmoment T'^=^Q*dM des Elementes im Abstände z von
der Spitze und findet daraus das der ganzen Pyramide
/
T, = 2r=^^J^^Ifz^dz
0
oder
108) T,=iMQ,*',
sK.B. 1) Querschnitt ein gleichschenkliges Dreieck; die Dreh-
achse treffe die Grundfläche in in deren Schwerpunkt. Nach (41) ist
•■•=>(i-0
folglich
,09, r=j,(|_D.
Trifft die Drehachse die Grundfläche in deren Spitze, Ibo ist naciTii^'^^
Von Dr. Eduard Zetzsche. 189
folglieh
110) T,=^u(f+f).
Diese Formel 110) gilt zugleich fbr alle geraden Pyramiden, weil bd
diesen alle Querschnitte regelmässige Figuren sind und das Perpendikel
(Drehachse) von der Spitze auf die Grundfläche die letztere in ihrem Mittel-
und Schwerpunkte trifft, also :
2) Querschnitte Quadrate, die Drehachse gehe durch den Mittel-
em
punkt derselben ; hier ist a* = — , folglieh
i
111) r=iJlfc,«;
oder ^,* = I c,« nach 38), folglieh 7= J Jfc,*.
3) Gerader Kreiskegel, geometrische Achse als Drehachse
a=scs=3^, oder ^i* = ^i?
nach 43), folglich
112) T=j\gMB'.
4) Elliptischer Kegel, Drehachse durch den Mittelpunkt; nach
44) ist ^,« = i (a« + 6«), folglich
113) T=^M{ai' + b*).
5) Parabolischer Kegel. Geht die Drehachse durch den Scheitel
der Grundfläche, so ist nach 46) ^,* = ^ (6» + ^ Ä«), folglich
114) r, = ,»yil/(6«+yA«);
geht die Drehachse durch den Durchschnitt der Parabelachse mit der letz-
ten Ordinatö, so ist nach 45) ^,« == J (6« + f ^»), folglich
geht endlich die Drehachse durch den Schwerpunkt der Grundfläche, so ist
nach 47) ^,« = ^ (6« + J| Ä»), folglich
116) T=4^M{b'+ilh^).
B) Die Drehachse stehe senkrecht auf der Grundfläche
und gehe durch den Schwerpunkt der Pyramide, welcher nicht
senkrecht unter der Spitze liegt. Der Schwerpunkt der Pyramide liegt in
^ der Höhe auf der Linie von der Spitze nach dem Schwerpunkte der
Grundfläche; ist nun der letztere um e von dem Fusspunkte des Perpen-
dikels dofrch die Spitze auf die Grundfläche entfernt, so ist die Achse durch
den Schwerpunkt um |6 von jenem Perpendikel entfernt und mithin:
117) T=iMQ*-(ie)*M^fMi(f,*-U^;
Z.B. bei gleichschenklig dreieckigem Querschnitte treffe das
. Perpendikel durch die Spitze der Pyramide die Grundfläche in der Spitze des
gleichschenkligen Dreiecks ; dann ist e= { a und ^i' nach 41) ;^i( a* + ~- )•
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190 Bestimmung der Trägheitamomeiite etc.
108) T = iilf(fl'+|*~|ffl«) = ^V^(^'-4«*)-
C) Die Drehachse DD (s. Taf. III, Fig. 23) gehe darch die
Spitze E parallel zur Grundfläche ABC. Das Perpendikel EL = l
Yon der Spitze auf die Grundfläche trifft das Element MN in Z, , und es sei
f Xi r= z. Legen wir nun durch £, eine Achse 2>| D^jj DD und bestimmen
für diese nach VL^) das Trägheitsmoment T'=3p'tfilf, des Elementes MN^
so ist nach S) (oder, wenn X, der Schwerpunkt des Elementes wäre, nach
7) das Trägheitsmoment des Elementes bezüglich der Achse DDx
T''=r+z'dM={Q*+z')dM=^(^ + iydz
und das Trägheitsmoment der ganzen Pyramide in Bezug auf DD:
l
119) T, =zr = ^(^/ + nfz'dz = {- iir(^,«+ 0,
0
wobei ^1 der Trägheitshalbmesser der Grundfläche für eine parallele Achse
durch den Fusspunkt des Perpendikels von der Spitze auf die Grundfläche
bedeutet ; z. B.
l)Quer8chnitteEllipsen; das Perpendikel darch die Spitze treffie
die Grundfläche in dem Mittelpunkte der Ellipse, die Drehachse liege parallel
zur Halbachse CA = a (in Fig. 9, Taf. III) ; dann ist nach 33) : ^i* = | ft*,
folglich :
120) r,=|jif(|+/«p
uad fttr eine parallele Achse darch den Schwerpunkt :
f2i) r=T, — (!/)•;» =,V^(*'+in-
2) Parabolischer Kegel; Drehachse parallel zur Parabelachte der
Grundfläche, das Perpendikel durch dieSpitze treffe die Grundfläche in deren
Schwerpunkte ; dann ist nach 35) : ^j' =£ ^ b\^
122)- T,= iM(^ + l'y
Ist die Drehachse normal zur Parabelachse und trifft das Perpendikel von
der Spitze die Grundfläche in dem Durchschnitt der letzten Ordinate and
der Parabelachse, so ist ^,* = ^^ h* nach 36), folglich :
^ 123) T, = lM{i^f^ + P)'
f3) Bei gleichschenklig dreieckigem Qaerachnitte freffe das
Perpendikel durch die Spitze die Grundfläche in deren Spitze, die Dreh-
achse laufe der Grundlinie der Dreiecke parallel; dann ist 91*= ^h* nach
24)» folglich :
124) T, = iM{^h* + I^).
Ist der Schwerpunkt S der Grundfläche um LS = e von dem Pusspnnkte
♦) Bei kreisförmigem Querschnitte : (I20j 7\ = | M (J R* + /•)..
uigiTizea oy '
ioogle
Von Dr. Eduard Zetzsche. 191
L des PerpendikelB dvrdi die Bpitse auf die Gnmdfläche entfernt, so ist sein
Abstand SE von der Spitze X = ^^ + ^; ist ferner ^o der Trügheitsbalb-
messer der Grnndfläcke für eine parallele Achse 2>2 D^ dnrch den Schwer-
punkt der GhmndflÄche , L LSD^ =3= ß nüd L ESL = «, so ist nach 7)r
q! =x= p,* — «* «m*iJ; p,* = ^^« + Ä* m»/3 =r ^/ + e« — e« co**/3,
^,t + /• = ^,« +e« m«/3 + ? = ^0* + A« (1 — co^a cos'ß),
weil ja ^ = il €08 a ist; folglieh ist anch
125) r,=i^f(^|« + ?) = filfko' + A*(l — co^«co^/J)].
Schliesst nun 5j& mit J)D den Winkel SEF= ^ ein, so ist das Trägheits-
moment der Pyramide für die parallele Achse durch den Schwerpunkt der
Pyramide
T=T.-FC*.JIf(J)» = |lf[^o' + (l-l*)i««fn»d];
wobei wir wie in YIII. B) wieder cof ^ = cosacosß setze« müssen, also :
126) r= f ilf [(,0* + iV ^' (1 — ^0«*« co^ß)]>
Fällt aber der Schwerpunkt S mich Ly so ist a =3 00^ und il = /, daher
(126) r==*itf(ft,*+rV?)-
/>) Die Drehachse gehe dnrch die Spitze der Pyramide
und treffe die Grundfläche unter dem Winkel «i. Für ein Ele-
ment paraHel zur Qmndfläehe ist nach VI. C)
mithin das Trägheitsmoment der ganzen Pyramide
127) T,^2T:^^^Jz'dz^iM^,K
0
1) Schiefer Kreiskegel, Drehachse durch den Mittelpunkt der
Grundfläche ; ^i* = J iP (wi»«f, -f l) ;
J28) T, = ^JIf(«n««,+l)il«.
2) Querschnitte gleichschenkelige Dreiecke; die Dreh-
achse treffe die Gkrundfläche In ihrer Spitze und die Nortnalebene durch die
Achse auf die Grundfläche laufe mit der Grundlinie parallel; dann ist nach
62) :^,« = 1 («• + A *^ ««• «f|), folglich
129) T. = A^(«' + tV^*^^«i)-
Wird «,== OOP, so geht 127) in 108) über; für «,=0 ist die Formel nicht zu
gebrauchep , weil da die Drehachse die Querschnitte erst in unendlicher
Ferne schneidet, und nicht in ähnlich liegenden Punkten.
Ist in Fig. 24, Taf. HI, die Drehachse DD durch die Spitze 0 unter
dem Winkel D EQ =^ D^S^Q^^^u^ gegen die Grundfläche geneigt, während
die Schwerachse SO durch die Spitze den Winkel OSR =iOS^R^=ia mit
der Grundfläche einschiiesst, und legt man durch den Schwerpunkt S^ des
Elementes MN eine Achse />, Z>, // DD, so lässt sich für diese nach VI. C)
das Trägheitsmoment des Elementes: T=:^i^^dM bestimmen und^ wenn
' uigiTizea Dy <^jOOy Iv^
192 Bestimmutig der Trägheitsmomente etc.
L SO£=:ia und L Rt S, Q^ssL{RS^ EQ) s=s|3 gesetzt wird, so ist nieder wie
in Vin.Ä (Fig. 22):
cos^^=i Binu sinux -^ cos a cos a^ c<^ß%
und das Trägheitsmoment des Elementes für die Dreh&ahse J)D ist;
r"= T+ (OS, sin&y dM = (^«+ {• m«d) d J/;
da aber
z l
iz^iOSt^^-r— und A=Ä.^—
stn a sma
ist, 80 haben wir:
^^l'c^l^i; dM=^^i'sinadi; ^ = i^FA«ii«;
und das Trägheitsmoment der ganzen Pyramide für die Drehachse DP ist:
l
0
130) r.=|-^(^,»+i«5m'^),
wobei ^0 den Trägheitshalbmesser der Grandfläche für eine parallele Dreh-
achse durch ihren Schwerpunkt S bedeutet.
Xsin^ ist die Entfernung des Schwerpunktes S der Grundfläche von
der Drehachse ; nach 7) muss daher pj* = Qq* + ^* sin^^ sein, und es sind
demnach die beiden ForuLeln 130) und 127) nicht wesentlich von einander
verschieden. Setzt man »1=0, so wird cos&= cos a cos ß und Formel 130)
geht in 125) über. Setzt man a, =^ 00", so wird cos^^==isinu und X cosa Ist
der Abstand des Schwerpunktes S der Grundfläche von dem Fasspunkte
der Perpendikels duroh die Spitze a^f die Grundfläche, folglich
und übereinstimmend mit 108) wird
T=tM (^; + 1* cos'a) = t Mq,\
X« Trägheitsmomente abgestutzter Pyramiden»
deren Höhe ^ssh sein möge und welche entstanden sind aus Pyramiden «von
der Höhe / durch Wegschneiden eines Stückes von der Höhe l ^ fu Da
sich hier gegen IX. ausser der geänderten unteren Integrationsgrenze kein
Unterschied findet, so haben wir ohne Weiteres:
l
l
/— A
.^.s « , wx : 5 — lOn + 10»"— ön' + n*
131) T, = lM(Q.* + k'stn'&) 3_3^4,^ >
COS& =^sina sinai + cosacosui eospi ^ 't
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Von Dr. Eduabd Zetzsche. 193
^A^^kA^%M«>«V^^«A^^«M^^IM^MWS««^rf%MM^i^M>^rf«tf««M««^i«««A«V««VM^^
wobei n = y das Abstatzangsverfaftltniss, ^ der Neigungswinkel der Dreh-
achse durch die Spitze gegen die Schwerachse durch die Spitze, a der Neig-
ungswinkel der letzteren, oi der Neigungswinkel der ersteren gegen die
Grundfläche , ß der Neigungswinkel der Normalebenen durch die beiden
Achsen auf die Grundfläche und k r=: -; — ist.
stna
Der Abstand des Schwerpunktes der abgestutzten Pyramide von der
Grundfläche ist bekanntlich
_ JI^+2{l-^h)l+Z{l-'hY _ nl l-^2(l-n) + 3(l-y|)*_ £ ^nSn^+Sn\
''~* /•+(/-Ä)/+(/—Ä)«~4* r+(l-w)+(l-n)» ~4' 3'-S;i-fn« '
der von der Spitze aber ist :
iy _/— iy_ 3/ 4-6n + 4n»-n'_ Zh 4~eyi + 4n*-n*
^' sin« $intt isinci 3— 3w + «' ~"4n5ma 3 — 3n + n* '
daher ist das Trägheitsmoment der abgestutzten Pyramide für eine Dreh-
achse durch den Schwerpunkt: *
j sin* &\ 5j-- lOn + lOfi' — 5w' + n^
3 — Zn+n*
_ /3Ä 4— ö» + 4«» — n^Y^^^*^]
~ * \4n * 3_3» + w« / sin* <rj '
s. B. 1) Gerader Kreiskegel, Drehach^se durch die Spitze «nd
den Schwerpunkt:
133) r^^v^i^l^J = ÄV^*.
2) Gerader Kreiskegel, Drehachse durch den Schwer-
punkt und patallel zu einem Durchmesser der Grundfläche;
a = 90«, a, = 0, sir^^ = 1, ^o' = y -R"» « = 1» i? = H ^
134) r==filf[(^'+i«)|i-|-($|Ä)«]==^^if(31i?+VA*);
und für eine parallele Achse durch den Mittelpunkt der Abstutzungsfläche :
' 135) T,==r+(Ä — i;)'ilf=,Vo^(|Ä* + 2Ä«).
3) Schiefer Kreiskegel, Schwerachse durch die Spitze
als Drehachse, po* = i Ä* (m*a-fl), a = a,, /J = 0, *m«d = 0, « = 4
und
136) T=^\\MR'{sin'a+i).
4) Halber gerader Kreiskegel, Drehachse durch ^en
Schwerpunkt, senkrecht zur Grundfläche; tt|=0O«, daderSchwer-
4Ä
punkt der Grundfläche von deren Mittelpunkte um e -= — absteht , so ist
on
Znt ^ 4R ^ , ,
totna= — ^, cot a == - — :, cosd = sm a, n = 4,
Ali dJKI
folglich :
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194 Bestimmung der Trägheitsmomente etc.
-=«*l[-'+(S"]«-«<«»)-0'
nun ist aber Qo* + ( — j = (ij* = 1 R\ folglich:
137) ' r4^_J-^W.
^^ \280 196 W
XL Trägheitsmomente von Seotbren der Sotaüonsfläehen.
Der Centriwinkel des Sectors sei lo, and die geometrische (Rotations«)
Achse fftlle mit der Achse der z znsammen, welche von 0 (s. Taf. III, Fig.
25) aus gerechnet werden, wobei OC=^z^ OA=^z^ OB=z^ und z^'—z^z=JB=sl
sein möge. Zerlegen wir nun die Rotationsfläche in Elemente durch Ebenen
o. zur Achse der z, so lässt sich jedes derselben, z. B. EF, betrachten als
ein kleines Rechteck , dessen eine Seite ein Kreisbogen , beschrieben mit
dem zugehörigen Halbmesser CE^=ry ist, während die andere Seite das
• Bogendifferential äs der (die Rotationsfläche erzeugenden) Linie GH ist,
in welcher die Ebene ABG&H die Rotationsfläche schneidet; lautet die
Gleichung von HEG : r=f(z), so ist ds =^ }/dr*+dz* ^äzj/l + (^) ;
die Masse des Elementes ist daher dM^=:fidF=(i6.r,m.d8'^ die Dicke
6 der Fläche und der Centriwinkel o» i^t für alle Elemente gleich gross,
daher ist die Masse des Sectors:
z
J|f=|Lido> fr
i
r ds.
Ä) Wählen wir die Rotationsachse als Drehachse, so hat das
Massenelement dM von dieser den Abstand r, .folglich ist sein Trägheits-
Btonient T'^=szi* dMz=. ^Sm ,r*d$ and das Trägheitsmoment des ganzen
Sectors :
/
1
r*ds
138) r,=2;r=.
ß
}rds
1) Cjlind erfläch e; r = Ä constant, rfr = 0; ds^=idz^ M=fid4ßl^
A
^ß
139) Tt = M-^^—^=Ml?;
Rjäs
vergl. IV.
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Von Dr, Eduard Zetzsche. 195
2) Eegelflftche; die Spitze liege in 0, z^ sei =0, z, =;= /, der Halb-
messer der Orandfläche = /{, mithin
i
z*dz
140) T,=M —^ ^^^M=lMie.
y-
]zdz
0
3) Kugel fläche, deren Mittelpunkt 0, deren Gleichung r"=Ä*-r2t
sein möge;
zdz , Rdz
dr = y d9 = --== ,
und
/(Ä» — t«)rfz
141) r, = i«f (ä*~ lL±ilA±i£^
Ist der erzeugende Kreisbogen ein Quadrant, so ist Zg=iOy z^^=iR^
mithin
142) r, = Jlf(i? — |Ä*) = |JlfÄ*.
Setzext wir dagegen Zj==z,=«, so wird r|=(7? — z") if = ^r", in Ueber-
einstimmung mit IT..
4) Paraboloidflfiche, deren Scheitel in 0 liegt; die Gleichung der
erzeugenden Parabel sei : r^ = 2pzy rdr =:pdZy rds = dz}/r^ + p*, folg-
lich bei Zo = 0 und z^=l^ 2pl = b*
l
j^pzj/p'^ + tpzdz
0
>*+2pzrfz
Setzen wir j/^pz +/?* = ?» 2pz = {* — p*, p rfz = f rff, so wird
uigiTizea oy '"
ioogle
196 Bestimmung der Trägheitsmomente etc.
ßp z yp* + 2pzdz = ^J{X*-p*) t» rfj = i (J j/fiTf^ _^p»
0 P •
und
143V r = » Ä 3 /feM^** + 5^/6M^ - 3p' - 5p'
\ yh*+i^—p*J
jP)*Die Drehachse 2>2> (s.Taf.III,Fig. 26) gehe durch denCo-
ordinatenanfang Ound stehe senkrecht auf der geometri sehen
Achs 9 OZ, Der Schwerpunkt S, des Elementes EF=zdM liegt auf der
Linie CL durch die Mitte des Elementes und zwar in der Entfernung
ru iti
C5, = r-r- '' = -T^-r- '^ von C. Legen wir aber durch C eine Achse
2rsm^u stn ^u ^
D^D^JI DD und bestimmen für diese nach 17) das Trägheitsmoment des
Elementes T = ^ r* diJf ( 1 --^ — ^ ^ ), wobei LECDy^tp^,
FC Di = (p, lind <Py — <pj = », so ist nach 8) das Trägheitsmoment des Ele-
mentes für die Achse DD :
r"= r+ ÖC^ .dS!= T'+ z^dMi
das Trägheitsmoment des ganzen S^ctors ist demnach :
144) T^=2r'
TT
Ist aber ^^ein Quadrant von D^D^ aus, also 91 = 0 und 90= ^1 so ist:
145) r. = f»a»/r(l^+t»)^H.(l:Jdr;
ist dagegen 91 = — ^p, also EF symmetrisch gegen Z>, 2>, , so ist
ist endlich £ F ein voller Kreis, d. h. q>i =0, g>Q=:2ff =:y^ ^^ ^^T
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Von Dr. Eduard Zbtzschs. 197
^ ^1
147) 5P,= 2t.injr (J r* + z^) j/i + (^J^,.
z. B. Kngelflftche, deren Mittelpunkt 0 ist;
r»=i?-.««, - = --—==; z, = — Ä, 2, = Ä,
+ Ä +Ä
Ä
-Ä . ^
148) r=|Jf>,
wie 142).
€) Die unter ^) und B) entwickelten Formeln lassen sich auch aus der
allgemeinen Formel 2) herleiten. Setzen wir nämlich in
2) T=itjjjr,^dxdydzi
x = r sinok, y=zr cosn, r=:if(z), dr=d—y dV=:ir dmdz-j-^
uz dz
80 wird nach 3)
149) r, = fi6 Ufw*« / Ir^sin^ndmds + sin^ßl j r^cos^wdmds
+ sin*y I jz^rdmds — 2cosßcosy 1 j r* z costadnds
— 2cof acosy t jr^z iinn dm ds-'2cosa cosß j j r^sin » cos ndmdsh
Ist die geometrische Achse die Drehachse, so wird a = /} = OOP, y=o und
7\ = ^J / ji* sin*md(ads + j jr^co^mdadsl
= fid/ jr^dmds^^iiim jr^ds
in Uebereinstimmung mit 138).
Steht die geometrische Achse senkrecht auf der Drehachse, ist —«— y90^,
^ = 0, so wird
r, = |Äd I Ir^sin^mdmds + j jz^rdmdsl
in Uebereinstimmung mit 144). ^
Setzen wir die Elemente als Vollkreise voraus, so wii^Ä J^^OOglC
19S Bestimmnng der TrügheiUmoniente etc.
2« 2% 2%
1 studio rf» = I cosF<ad»=^ig\ /do>s=:2fc;
0 0 0
2% 2x 2%
0
folglich allgemein:
lcospdm= j $in(»d<»=^ 1 cos m sinn doi^^^O;
*i *t
. 150) T^=:iiÖ7e[{sin*a + sin*ß)jr^ds + 2sin*Ylr:^ds].
Zn. Trftgheittmomente von Beotoren der Sotationikörper.
Der Centriwinkel des Sectors sei wieder o, auch werde die übrige Be-
zeichnung aus XL beibehalten und die geometrische Achse als Achse der z
genommen; setzen wir nun nicht volle, sondern ringförmige Sectüreii
(im Querschnitte wie ABCEm Fig. 8) voraus, und sei bei dem Elemente
FKLEf Fig. 25, (senkrecht zur geometrischen Achse) der äussere Radius
CE=szr^ der innere CL = r^, so ist die Masse des Elementes :
dM=fi^(r^ — r^)(a.dz
und die Masse des ganzen Sectors:
M=iiia>J^(r^-r,')dz', r = f{z), r, = f,{z).
^) Ist die geometrische Achse die Drehachse, so ist nach 42)
das Trägheitsmoment des Elementes 7*'= \dM{r^+r^) und das Trägheits-
moment des ganzen Sectors:
/(^-roV^
151) Tf =ifiß)J(r*- V) dz = \ M^-^ ;
ßr,'-r,^)dz
wäre der Seotor voll, so wäre r^sO zu setzen.
1) Cylinder; ro = 0, r = Ä,
wie 64),
2) Kegel; rj=^0, Halbmesser der Grundfläche =Ä, r=y «
wie 112). Digitized by VjOOQ IC
Von Dr. Edüabd Zstzschb. 199
3) Kngel; r^r^^O, r^^j/B^—^
Ist aber die erzeagende Kreisfläche ein Quadrant, und zwar z^ = 0,
r, = /?, 80 ist
152) Ti = iM^^iMIC
4) Rotationsellipsoid; r^^ ä= 0, r s=5 — j^a* — «*
/ (a» — «•) dz
oder wenn die erzeugende Fläche ein Ellipsenqnadrant, 2^ = ^ ^^^
Z| = a ist, so ist
153) y. = i*5"J^=-l*«'*.
5) Rotationshjperboloid, Drehung um die groeae Achse, r0£=O;
= 1 /?zr^
r
a
hz*^f^)dz
u
Ist aber z, = 2a, so ist:
6) Rotationsparaboloid; r* = 2pz, b^^==^%ph^ rj = 0
A
l^p*z*dz
165) r, = iif?^ = |irpA = jir6«. .
j^pzdz
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200 Bestimmang d^ Trägheitsnioraentc etc.
7) Ringstück mit rechtwinkelig dreieckigem Querschnitt
ABC (u. Taf. ni, Fig. 27), dessen eine Kathete AB^^l parallel zur Dreh-
achse*/) 2> in der Entfernung EA = a] ist ^(7=5, so ist
fr • . 2a6 &«
rp = a, i^'C^rr, =a + ^2, r,^ — r^* = — z + j z%
und
^ _ 1 .. 2a'bl + 2(^bn + ab^l + ib'l
^•-*^ abl + ^bU
156) r, = iir ^^^-j^ .
Für a = 0 wird T, = ^^- Mb\ wie bereits 112).
8) Ringstück, dessen Querschnitt FBG (s. Taf. III, Fig. 28)
im Innern einen Kreisquadrant (r^*«/?* — «*) und nach aussen
einen damit concentrischen Ellipsenquadrant r/= — ^ (Ä* — 2*)
zur Grenze hat.
r.'-r.« = *-l^(iP-:r»), r/ - r,* = ^1=^ (iP - *«)•
und
R
157) r, = 4^*l±^.i^ j-^ ^^MR^.
0
9) Ringstück mit elliptischem Querschnitte; der Mittel-
punkt der Ellipse ( y== — ^a*~t* j, istehe um c von der Drehachse ab, welche
mit der Halbachse a parallel sein möge \ dann ist
Ifc
ro = c — y, ri = c + y, r,* — ^ = 4 cy = 4 - ya*—^,
r.« - r,* == 8 cy (c« + y») = ^ /«»—z« [c»a» -h 6« («•-««)]
+« . a
ßr,*-r,*)dt J{r<-r*)dz
'"' = i*=l^ =4*-*
ßr,*-r*)dz ßr*-r,')
dt
oder, wenn 2=acos^», dt= — asin^dipfj/a* — z* ^^lOeSk^ip^^setzt wird:
Von Dr. Epuabd ZETasoHJL 201
2
-^ a»m*^ («*«•+ b^a^sin* p)dfp
ß.
I a*strr<p dtp . .
158) T, = M ?:^jLjL=ilf(c«+|6«)j
IUI
^2
nach der Onldin'flchen Regel hsi M^=^iik.abn.n>c.
S) Die Drebaehse gehe doreh den Coordinatena'nfang
nnd stehe senkrecht auf der geometrischen Achse. (VergL
XI. B.) Legen wir dnrch den Mittelpunkt des sectorförmigen Elementes
eine Drehachse parallel zu der durch den Coordinatenanfang gehenden , so
ist für erstere nach 30) r= ^ rf Jf (r* + r^) (1 ^^ ^^ — ^u
wobei tt=E», — «0== go^ — 97,, nnd nach 8) das Trägheitsmoment des Ele-
mentes für die Drehachse durch den Coordinatenanfang 7^*^=^ T'+^ dM
nnd da« Trägheitsmoment des Sectors für diese Achse:
T, = £1"=. |^,j['l±rL(i _ cosvosi»g,,-.co*v,sin<p,y ^y_^^^az
Jt-
159) ?, = *-•-
/<
(r>_ro«)rfz
z.B. 1) Quadrant eines Rotationsparaboloides;
fiiy^pz^+x^y^ph^) dz
'160) n^lf? ^ ; = (fpÄ+4Ä«)lf=i(A«+l/^)Jf.
/^
2pzifz
0
2) Abgestutzter Kegel mit c jHndrischer Aushöhlung, r
ein Durchmesser, EJ (8.Taf. III, Fig. 27) der AbstutzungsflXche als Dreh- ^^
Z«iffchrifl f. Bitthematik n. Physik. V. 14
202 Bestimmung der Trägheitsmomente etc.
achse und zwar wieder q>^ = 0, 9^ = ~ -= cd^ der Schnitt durch die geo-
metrische Achse sei MACN und es sei
SC c
r^^ EM=a, r = j&^+ — «=»6 + — t,
und
lei) r, = » „_^^t,+^^ i
Ist aber a = 0 und 6.= c=4Ä, so wird:
wie schon 135).
3) KH)tatioBselIipsoid, dessen Mittelpunkt um/ von der prehachse
entfernt ist;
SPo = ^> g), = 2w = «, r^ = 0, r* = -^ (a* — a*), x = z = l,
6'
/+«
-^) ^.=,4.« '^ — 7^^ —<"¥*')
r-„
Setzt man a=bz=R^ so wird das Sotationsellipsoid zur Kugel und ffir
diese ist:
163) r, = if(|ir+/')
und wenn / = 0 ist :
wie schon 152).
6') Auch Formel 151) und 159) lassen sich unmittelbar ableiten. Setzen
wir nämlich in
(2) T=jjjr,^dxdydz
wieder
so wird nach 3) :
164) r, = Jlf Liw'a / / jr^sin^mdmdrdz + sin^ß j j f t^eo^ndiadrdz
+ 8in^yj I jz^rdmdrdz — ^lcosßcosyjjjr^zcoBiadiQdrdz
'-2cosacosyJ J J r^zsinmdmdrdz-tcasacosß I 1 j r^dfi^dzy
Von Dr. Eduard Zetzsche. 203
Ist aber die geometrische Achse die Drehachse, so wird a=/?=90°, ^=0
und
r, =-= iy yY^'^«> drdz = ^ ^cö/(r*--ro*) dz,
wie 151); steht dagegen die Drehachse senkrecht auf der geometrischen
Achse, so wird bei « = y = 90°, |P = 0 : , '
Ti = ii iJJJ^^^^^'^ ^^ ^^ d^ +jfjz*rd<o drdzj
H
wie 159).
Setzen wir wieder die Elemente als Vollkreise voraus, so wird in 164):
2 » 2 « 2 s
/ ««*« dn drdz==jco8^(o dmdrdz = n\ f d(o^=2n\
0 0 Ü
2« . 2« 2«
/ cosm dm = Isincadfo^^i j cosm sin m da = 0, \
ü 0 ü
und allgemein:
165) r,=^Ä[(5iV« + ««*/3)r^ll^^
Ist die Drehachse unter den Winkel y g^gon die geometrische Achse
geneigt und man legt die ZwT- Ebene durch die Drehachse, so ist a=90^=)f
und ß=:9&^, folglich
r, = ^lcoi»y / / jf^sm*wd(»drdz+ j j j r^co^mdwdrdz
-{-sin^yj'j 1 3^r dmdr dz — 2sinycosy 1 f j f^Xßinmdmdrdz 1
166) T, = ^ l[l - ^ sin^y (^^^<Po^>^yo-^^>yi ^<ng>,)ß g^ßziTl dz
H
+ msin^y 1 z*dz+2smy cos y (cos tpQ- cos (pi) I ^srf«}.
Für diesen Fall kann man aber auch mit Hilfe der Formeln in VI. C)
einen Ausdruck für das Trägheitsmoment erlangen. Die Drehachse gehe
a. B. durch den Coordinatenanfang; legen wir aber durch den Mittelpunkt
des Elementes eine parallele Drehachse, so ist für diese das Trägheitsmo-
ment des Elementes T'= ^*<j Jf , für die Drehachse aber igmzea oy v_j oOqIc
14*
204 Bestimmnng der TrAgbeitsmomenfe etc.
mithin das TrXgheitsinomeiit des Sectors :
1 67) r, ==/(?* + ** iin*y) dM*)
R
Ist r« = 0, r = y 2 und sind die Elemente VoUkreiie » = 2^ , so ist
und nach 53) :
folglich :
/
0
168) r, = f Jlf[i(l + *'«*«)^ + ''co*««]
was sich nnch ans 166) ergieht, wenn man nur, wie nöthig, fp^>=i2n und
gj, = 0 setzt. Für a = 0 und «== 90* erhält man wieder (120) und 112).
XnL Trägheitsmomente von Körpern, bei denen sämmtliehe parallele
Ctuersehnitte Figuren dertelhen Art sind nnd naoli einem bestimmten
Gesetie waehsdn.
1) Oetant des dreiachsigen Ellipsoides mit den Halb-
achsen Af, 5, und Cy für eine seiner Achsen als Drehachse;
das Element senkrecht zur Drehachse hat die Masse dMs=s ~ abfkdz und
4
nach 44) das Trägheitsmoment 1*'= — '^—dM, folglich ist das Trägheits-
moment des Oetanten, weil *
««,/ri — 15 «^j !._ *i,
a = -J f/c.^—z^ und ft = - f/c^—z^
0
169) r. = t «(«.* + *.•)•
•) Vergl. 107) und 180). DigitizedbyGoOgle
Von Dr. Eduabd Z£TZ8CU£« 105
Rotationsellipsoid:
wie 153);
Kugel:
wie 152).
2) Elliptisches Paraboloid:
z 6« a*
a) geoiaetrische Achse als Drehachse:
T'=i{<^ + b*)dM,
l
>^/-.
170) r=4ir.?l!l±iL.
■ 3
6) Drehachse senkrecht zur geometrischen Achse und parallel zu b^
durch den Scheitel ; nach 33) und 7) ist :
r=idMa* + 2^dM
0
^. = 4^(JV+/*).
3) Die Querschnitte seien Quadrate, deren Bckpun^kte
in zwei congruenten Parabeln liegen, deren Ebenen sich
senkrecht schneiden; die Drehachse stehe normal auf den Quadra-
ten in deren Schwerpunkte und sei zugleich die geometrische Achse. Ist
d •
die halbe Diagonale ^' s= -—- z , so ist
/
dM=2d*ndz] M—2^^Jzdt = iid^U',
0
i
17i) T=^fi^fz^dz^^Md^\
0
4) Alle Querschnitte sefen Kreise, die geometrische
Achse abev, welche die Mittelpunkte derselben rerbindety
stehe unter dem Winkel a auf der Ebene jedes Kreises; die
Halbmesser der Kreise mögen proportinal z' wachsen, also r=: A«'; ist
die geometrische Achse Drehachse, so ist ^OOqIc
206 Bestimmung der Trägheitsmomente etc.
nach 53);
l
173) T^^JR^fkn{sin^a + l)JzUzz==^\Ii'fin{sin*a+l)n
0
Wäre dagegen r^ = Ii^z, so wäre
dM=i^nr*dz; M=^^(inRU*
l
174) r= ^R^iiTc («n»a + i) jz^dz ^^ J. ilfÄ»/ («m*a + l),
0
setzen wir aber I^l=zb*j so wird für a = W :
wie 155).
5) Querschnitte regelmässige Sechsecke, deren Ecken
auf einer Kngeloberfläche liegen; die Drehachse sei der Dnrch-
messer der Kugel, welcher die geometrische Achse des Körpers ist und nor-
mal auf den Querschnitten steht ; ist c^ der Radius der Kugelfläche, so laa-
tet deren Gleichung c*=iCi* — «*; und in 41) haben wir ft=c, a*=c*— ( - j
=^ l'C' ztt setzen; es ist daher:
r=:^ dM (l + ^) c^ ^j^^dM c\ £/.V=^6ft~rfj = y^f*c»</z,
31/3 r ~
^=2^J (^1*— ^') ^^ — '^ y^ .*^^t'
— q
•4-r,
175) T. = ^^y(V-2«)M2==|yr^r.^ = i.Vc/.
— ^1
XIV. Trägheitsmomente von Körpern, welehe ans einzelnen hoBMgenen
Theilen von verichiadener Dichte bestehen.
Nach dem Vorhergehenden besthnmt man die Trägheitsmomente der
einzelnen homogenen Theile und addirt dieselben, z. B. Eine homogene
Kugel von Halbmesser R der Geaammtmasse itf := ^ fi, isil* nnd der Masse
^, in der Volumeinheit befindet sich am Ende eines ebenfalls homogenen
Kreiscy linders von der Länge /, dem Halbmesser r der Gesammtmasse
uigiüzea oy v_j vy v^'Ti ln^
Von Dr. £i>uärd Zetzsche. 307
M^^^npt^r^l und der Masse fi, in der Yolnmeinheit; Drehachse sei ein
Durchmesser der andern Endfl&che des Cjrlinders.
* Trägheitsmoment der Kugel
für eine parallele Achse durch ihren Mittelpunkt nach 152) :
für die Drehachse:
Trägheitsmoment des Cjlinders nach 72) :
Trägheitsmoment des ganeen Körpers :
176) r, = r,+ r, = t>.«Ä»(jÄ- + 2/Ä + /«) + ;rf*,r«/(|r'+J/«).
ZV. TräghtitimoiBeiite yen Xörpam mit Twiabeler Biohta.
Allgemein ist ^ = /*(a?,y, «), T:=^J^r*dV=Jf(x,y,t)t*dV und
M=Jf{x,y,z)dV.
Ä) Ist fi Ton X und y unabhängig, also ^=zf[z)^ so ist allge-
mein T= jf(z)t^dV. Sind aber die Querschnitte senkrecht aur Achse
der z (Schwerachse) ähnliche Figuren, also der Querschnitt in der Entfer-
nung z Tom Coordinatenanfang gegeben als q^=^fi {z)y so ist dM^^q^ dz
= fi («) • /" W rf«i sein Trägheitsmoment r'= q^dM lÄsst sich nach VI. für
eine parallele Achse durch seinen Schwerpunkt ermitteln ; daraus findet sich
für die wirkliche Drehachse durch den Coordinatenanfang
r'=(^* + z»m*0)rfilf,
durch ähnliche Schlüsse wie in VIII. D\ IX. i>), X. und XII. C) und endlich
177) • T=i:r'=zJ{f^^ + z» m* a) dM-,
z.B. für einen geraden Cjlin der, dessen geometrische Achse Drehachse
ist, ist ^ = Ä"«, ^» = 4 R\ «n*d = 0, folglich
/ /
J= A Ä«./*(2)i?«dt = 4,j Rjf (z) dt,
0 \}
l
M—nIfjf{t)dz
0
178) T=\ie.M = q^M.
J)ie Formel T=sq*M gilt allgemein für alle Prismen, wenn ^tszO ist,
weil dann T=:q* j dMf da alle Elemente dasselbe ^ haben.
Wäre nun j* :-^ /i, (l •+- z) , so wäre in 178):
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208 Bestimmvmg der Trägheitsmomente.
worin V=nlPl das Volumen det CjrKnders ist
B) Ist fi nnabl)ängig von z, also fis=r/'(a:, y), md der Körper
also ein gerades Prifltiia, mithin ^ constaht, so Usst sich
dM= jdm^r^dz I f fidx dy==^clz j f f{x,y) dx dy = dzFt
setzen und es ist das Trägheitsmoment des Blementea für eine parallele
Achse durch seinen in der Achse der z liegenden Schwerpunkt
r = JT^dm = dzjjr*f{x,y)dxdy, =dzF^*)
und für die wirkliche Drehachse dtun^h den Ooordinatenanfang:
T'~r+z^sin^9dM,
und endlich das Trägheitsmoment des ganzen Prismas für die Drehiaelise
179) r = 2:r'= F^fdz + F, fz^ sin^d' dz = F^l + ^F, sin"^ I» . '
z. B, Querschnitt ein Rechteck =a6, jx = fio (l+a:*)=/'(ar,y), -^=0,
d. h. Achse der z als Drehachse :
^i — fio/ J{^'+y'y(l+^)dxdy=f;L,h^Jx\l + x')dx+^^^b'ßl+^^
180) T=fioabl y, a« + 5\, «^ + r'% ^' + tU «'^•J-
Aehnlich ist es bei schiefen Prismen, nur dass da z=|;Wna zu setzen
wäre.
C) Aendert sich die Dichte nach andern Gesetzen, so kann ^an in
einer Weise verfahren., welche aus folgenden 2 Beispielen ersichtich wird.
1) Trägheitsmoment einer hohlen Kugel, welche aus
gleich dichten; conoentrisch um den Mittelpunkt liegenden
Kugelschalen besteht; die Drehachse gehe durch den Mittelpunkt und
die Dichte ändere sich sich von Schale zu Schale nach der Gleichung
|n = /(Ä) = |[4,,~. Nach 152) ist das Trägheitsmoment einer Kugel für
♦) Es ist hier nicht Allgemein rss.ya?^^ bu satoea, sondern r Ä=tttt^f«*+y«
wobei sm^ der mit x und y veränderliche Winkel r ui^ der Drehachse ist; bei ^=0
ist «mi^ ^= i ; bei ^ ;= 9.0° ist r s= y, wann die X-Achse Drehachse ist ; liegt die Dreh-
•/ ""^ x"^ ' '
Achse in der ZX- Ebene, so ist allgemein siniff^y l-r-wV^" ^ , und V y^'^3^co8^9,
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Von Dr. Eduard Zetzsche. 209
einen Darcbmesser als Drehachse 7's=| ^/{*=r ^^?c^i2^; wächst E um
dR, so wächst r' um dr'==:^*y «^5Ä*rfÄ = |«f*Ä*rfÄ oder es ist:
dr=i7iR^f{R)dR*)
das Trägheitsmoment isinor kugelförmigen Schicht von der Dicke dRy dem
Halbmesser R und der Masse ^ = f (R) in der Volnmeneinheit. Das Träg-
heitsmoment der Hohlkugel ist demnach :
lSl)Ts:^finR^/{R)dR=^iniiJ*R'dRz=^i^fi^iR,'—R,)
Rq Rq
und ihre Masse
»=/i,
^=l^(,itZR'dR=:4f,,K{R, — Ro),
ako
2) Trägheitsmoment eines hohlen Würfels, welcher aus
gleichdichten, kastenartig würfeligen Schichten besteht,
die mit dem Würfel parallelen Seiten und denselben Mittelpunkt besitzen j
die Drehachse /^t-^i Hege in einer Kante, und die veränderliche Dichte sei
^ = ^^ — = f{a). Nach 63) und 38)**) ist das Trägheitsmoment eines Wär^
fels von der Seite a für eine Achse durch den Mittel- und Schwerpunkt
r'=^»jM(2a*)=i:^a^^'; wächst a nm da, so wächst T* um dT*^^ -^a^fi da
:= 2 fia' da, mithin ist das Trägheitsmoment des ganzen Würfels für diese
Achse ßJJ:
182) r= f MoJ «• da = ,\ fto («/ - V) == sV ^ « + «••),
weil
«1 "t
«0 ''o
folgliefa ist das Trägheitsmoment des ganaen Würfels für die Kante />,/>;
als Drehachse:
=(I|V-{«,V-ä«.*)n.
*) Vergl. Lehrbuch der analytischen Mechanik von Duhamel, deutach heraas-
gegebenroaSehlöinilch, 2. Anfl. 2. Bd. 8. W8.
**) Oder auch nach 73) ; falsch dagegen wUre es , wollte man aus 74) nehmen
dT'si: I <i(A/rt«) = Y Po«' da und T'ä V^^ la'rfö aetsen; denn man hätte dann das
Trägheitsmoment je^es Klementcs auf eine andere Drehachse bezogen.
uigiTizea oy ^^nOOS? IV^
Kleinere Mittheilungen.
2LYJLJLL lieber ein gewities mathematifohet Frinoip. Von O. Zehfuss,
Privatdocent in Heidelberg. 1) Manche Betrachtangen der höheren Ana-
lysis fähren zu Gleichungen, welche gleichzeitig algebraische and transcen-
dente Functionen enthalten, und somit meist wenig weitere Behandlung zu-
lassen. In manchen Fällen jedoch kann man ans derartigen Gleichungen
andere einfachere durch Zerflillung ableiten , was. nachstehender Lehrsatz,
der das in der Ueberschrift dieses Aufsatzes erwähnte Princip enthält , be-
stätigen möge«
Wenn F ein transcendentes Functionszeichen bedeutet,
und die Function Ä irgend einer Yariabeln t algebraisch
durch die Function a von t ausdrückbar ist, so kabn die
Gleichung
«) F(a) = A
nur bestehen, wenn das Argument a, mithin auch A und F^ die
Variable / nicht mehr enthalten, sondern sich atif Constante
reduciren, d. h. aus der Gleichung a folgt
ß) a=:c, J=Cy und F {a) = C.
In der That, so lange die Gleichniigen ß) nicht besteben, enthält die
Gleichung a) den Widerspruch, dass eine transcendente Function einer
Yariabeln « einer algebraischen Fnnction derselben Yariabeln gleieh sein
köpne.
Unser Lehrsatz findet unter anderen bei allen solchen Aufgaben An-
wendung, wo mehrere Transcendenten sich mit Zuziehung^ algebraischer
Functionen durch eine einzige Transcendente ausdrücken lassen, wie dies
z. B. bei der Gleichung
-f(«.)±^(«.)=-<i
statthat, wenn F ein elliptisches oder nltraelliptisches Integral bedeutet , in
welchem y&We sich dieselbe auf die Form o) zurückführen lässt.
Eine geometrische Aufgabe von einiger Allgemeinheit ist nachstehende:
Um eine Curve wird ein sich zurücklaufender, also ge-
schlossener Faden geschlungen, dessen Länge deja Umfang
uigiüzea oy x^jOOV lv-
Kleinere MittheilnngeQ. 2t t
jener Cnrve übertrifft, und auBserhalb mittelst ein^s Stif-
tes angespannt, den man nm die Cntre heramffihrt« Welche
krumme Linie beschreibt der Stift?
Es sei M irgend eine Lage des Stiftes, P^ und P^ seien die Bertthrnngs*
punkte der von ihm auslaufenden geraden Fadenstücke mit der Curve, de-
ren Längen MPi und MP^ algebraische Wurzelausdrücke ^, und J^ der Co-
ordinaten der Punkte M, P^^ P^ sind, welche man überdies mittelst der bei-
den Gleichungen der Tangenten JlfP| nnd MP^ nach Elimination der Coor^
dinaten von |f als blose Functionen der Coordinaten von P^ und P, «us-
drücken kann. Alsdann liefert die Bedingung, dass der Faden immer
einerlei Länge l behalten solle, die Gleichuug
ft ^%
y) jdB—jds=L — l + A,+A^,
wo die Grössen Aj, a, von der Art des Coordinatensystems abhängen, L den
Umfang der Curve bezeichnet, nnd J^ , J^ algebraische Functionen von aj,
a, sein sollen.
So oft nun die durch j ds, j ds dargestellten, im Allgemeinen trans^»
eendenten Functionen /"(aj), f{fti) sich auf eine einzige Transcendente zu-
rückführen lassen, z. B. wenn
ist, wo a und a, algebraisch von a^ nnd a, abhängen, so geht die Gleichung
y) in die Form ti) über, und
a =s Const
giebt, wenn A durch a algebraisch ausdrückbar ist, die algebraische
Bedingung, welche zwischen den Coordinaten a^ und «^ stattfindet. Um
die Gleichung der von dem Stifte beschriebenen Curve zu finden f genügt
es, 0| und o, zwischen der vorigen Gleichung und denjenigen der Tangen*
ten MPf nnd MP^ zu eliminiren. — Zwar drückt schon die Gleichung y)
dieselbe Relation, wie die in der letsten GlMchong ausgesprochene, zwi-
schen fli und Of ans, allein die Elimination würde mit ihrer Hülfe auf eine
transcendente Gleichung zwischen den Coordinaten des Punktes M führen.
Unser Prineip lehrt also , an die Stelle einer transcendenten Relation eine
algebraische zu setzen.
Diese avs F{a)s=A abgeleitete algebraisohe Gleichung a^=ieon$i
könnte auch durch die zweite algebraische Gleichung A^= F {conti) ersetat
werden. Beide drücken das Additionstheorem der Functionen /»(a,), f{a^
ans, und ergänzen einander, indem aus der Gleichung A=^F{coHSt) deren
linke Seite sich nach Substitution von a = const von selbst auf eine Oon-
staute reduciren muss, die in die Auflösung eingeführte willkührliche Con-
stante bestimmbar ist. r^ T
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212 Kleinere Mittfaeilmigexii
2) Als erste AnwBndttng ünsereg Lehrsatzes wollen wir den Fall eines
nm die Lemniscate geschlungenen Fadens betrachten, wobei, wenn a« und
a^ die Radiivectores der auf Polarcoordinaten belogenen Bei^ihrungepnnkte
der tangirenden Fadenstttcke mit der Lemniscate vorstellen, die Integrale
elliptische Integrale der ersten Art sind , und sich mithii\ auf ein einsi^es
elliptisches Integral derselben Art zurückführen lassen, so dass ans
Are («„ a;) = f{a,)^f{a,)^f{a)^A
folgt a = consij also auch f(a)==:Consi und Jrc (a<, a^)=:'C6nft] d- h. Wird
um die Lemniscate ein geschlossener ausserhalb mittelst
eines Stiftes gespannter Faden geschlungen, so ist zwischen
den Berührungspunkten der gerade angespannten Faden-
stücke in jeder Lage des Stiftes dieselbe Bogenliluge der
Lemniscate enthalten, woraus zugleich folgt, dass alle gleichen Lem-
niscatenbögen auch für die Summe der an ihren Endpunkten gezogenen
Tangeutenstücke, vom Berührungspunkte bis zum gemeinschaftlichen Dnrch-
achnittspunkte gezählt, gleiche Werthe liefern. — Dieselben Figenscbaften
gelten nicht allein für die Lemniscate, sondern für alle algebraischen Cur-
ven, deren Bögen transcendente , der Gleichung 6) gehorchende Functionen
sind, wenn darin a, = 0 ist.
3) Eine andere Anwendung bietet unser Theorem dar , wenn man als
ursprüngliche Curve einen Kegelschnitt anwendet, in welchem Falle die
Eechnung eine sehr elegante Durchführung gestattet^ Im U. Bande von
Liouville*6 Journ. de malh. beweist Chasles, angeregt durch die Vor-
theile', welche Liouville und Roberts aus einer Transformation der
Differentialgleichung gezogen hatten, {CompL rend. T. XLX.p, i26l) die von
Jüoebi für die geodätische Linie auf dem Ellipsoide aufgestellt worden
ist, folgenden Lehrsatz (F. Sur les lign. geod, et les ligtu de caurb, des surf, du
Ilddffre'):
Wenn um eine.KrümmungsHnie des Eilipsoidee ein geBchlessener, aus-
serhalb mittelst eines Stiftes auf das i^ipsoid festgespannter Faden- ge-
aehlnngen wird, so ist der geometrische Ort des Stiftes gleichfalls eine
Krümmungslinie des Ellipsoides. — Lassen wir die kleinste Aclise des
Ellipsoides in Null übergehen, so entsteht ein Satz für die ebene Ellipse,
den man übrigens auch auch auf die Kegelschnitte im Allgenseinen ausdeh-
nen kann:
Wird um einen Kegelschnitt ein ausserlialb desselben
mittelst eines Stiftes straff gespannter Faden gelegt, so be-
schreibt der Stift in allen seinen möglichen Lagen gicichr
falls einen Kegelschnitt, der überdies dem gegebenen eon«
foeal ist.
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Kleinere Mittheilangen« '219
Es seien (;r,, y,), {cc^y^) die orthogonalen Coordinaten der Berührnngs-
pnnkte der geraden Fadenstücke, und es sei
*- — = !
die Gleichnng des Kegelschnittes* Man setze
xTi s=3 a jm ^, also ^i =:= 6 co« 9
alsdann sind die geraden Fadenstücke ^1 und J^ gleich
d. h. nach Substitution der vorigen Werthe, denen man noch aus den Gleich-
ungen der tangirenden Fadenstücke
^ _ «' (yt — Vi) ^'(^1— ar,)
beifügen kann :
_ l — cosi(p — ^) l-^cos{q) — ^)
stn{(p — rj;) ^' *i«(^ — ^) ^'
wo
^^ = ]f/l — Ä'smVi
gesetzt worden. Die Bedingungsgleichung, welche direet den Sinn der
Aufgabe ausdrückt, ist nun , wenn wir uns den Kegelschnitt im normalen
Falle als eine Ellipse denken, und
ß^^'
gesetKt wird, augenscheinlich nach (y)
Nach einem bekannten Satze ist aber
Eq, — Etff=:E^ — A:* sin d sintp sin ^ ,
wobei, wenn c eine Hilfsgrösse vorstellt, und
(p=zam(u + c^ K)^ 1^ == am (1/ — c^ ^
gesetzt wird, d bekanntlich den Werth hat
d =;=r am [(tt + c) — (ti — c)] = am2c.
Also entsteht:
Unserem. Pxincip zufolge mnss nun i=^am2c constant sein, d. h. c ist
gleichfalls coiistant. Um die Gleichung der resultirenden Curve zu
finden, und c zu bestimmen , müssen nun die nöthigen Eliminationen vor-
genoi^men werden. Die ans den Tangenteogleichungen gefundenen Werthe
▼On S and y^ näOlUch uigmzea oy ^^^^Q Lv.
214 Kleinere Mittheihingen.
$in<p — sififlß costif — dosip
a? = a- — : — ; r- , y = b, — : — —
stn {<p — t^) stn (9 — ^)
verwandeln sich, da sin q> = sin am (ti + c) , Wn-^ = sin am (u — c) , nnter
Berücksichtigung der Formel
, , ' . 2sinamc cosamcJamu
welche sich nebst anderen hierhergehörigen Formeln aus den fund. nov. pag.
32 — 34 entnehmen lässt, in
Jamc . ,1
x = a . , smamui y=b » . cos am «,
cos am c cos am c
woraus durch Elimination von u folgt
die Gleichung einer Ellipse, deren Halbachsen durch
*\ j ^amc i
t) j1=a. , B = b,
COS am c
gegeben sind. Aus diesen Werthen ergiebt sich durch Elimination von c :
ri) A^ — S^ = a*—b\
die Curve ist also der ursprünglichen confocal.
Ein bemerkenswerther Umstand ist, dass der Schnittpunkt (a:,y) Bweier
Tangenten immer den Gleichungen «), ^), ri) genügt, nur ist r, also auch
A und B im Allgemeineq variabel.
Um die Constante c zu bestimmen, müssen die Werthe 9 und ^ in die
letzte transcendente Gleichung eingesetzt werden, deren rechte Seite dann
sich bezüglich der Variabein u als constant herausstellen und auf eine
Function von c reduciren mnss. Diese Forderung unseres Principes wird
in der That erfüllt. Setzt man nämlich daselbst {vidi, c).
• iV = 1 — »Ar* sin* am c siti^ amu^
cos (ff — tlJ>) = {cos^ amc — sin* am c d* am ü) : N
sin (g> — ^) = (2 sin am c cos amc J am u) : N
Jq> + J tjj = {2 J am c ^t amu) : N
sintp «Vit/; = {sin* amu — sin* am c) : N
sin d = 2 sin am c cos am c J am c : N
so entsteht nach einigen Reductionen die von u unabhängige Gleichung
L — / J* amc sin amc
E(am2c) = T 2 . •
a cos amc
Die Form der Rechnung bleibt dieselbe, wenn die ursprüngliche Curve eine
Hyperbel ist, in welchem Falle nämlich B* mit b* nach Formel i) gleich-
seitig negativ ausflillt, da cos am c auch für k>l nach den Formeln
ßt ^t
J(p=s}/l — k* sin*(p, k* = — -j — ,
wenigstens für alle in Betracht kommenden Werthe von ip una ^, reel aus-
fällt. — Im üebergangsfalle von Ellipse zu Hjperb^gg|jj3|ilj9^^Si|te,
Kleinere Mittheilungen. 215
dass die von dem Stifte beschriebene Ctirve ein confocftler Kegelschnitt seii
auch noch für die Parabel, wenn man eine leicht zu errathende Modification
in der Art, den Faden anzulegen, anbringt« wie dies auch schon für die Hy-
perbel erfordert wird. Der Faden mnss nämlich an zw^i Punkten des Ke-
gelschnittes befestigt werden, jedoch von hinreichender Kürie sein, damit
nach dem Anspannen die geraden Theile noch tangiren.
XDL Benithttiliing der bis jetrt tbliohen Anflösnngen der Angaben
tbet Verlegung der Zahlungstennine» mittlere Zahlungstermine nnd Ge-
sellsehaftsreclmungen. Von Dr. Schlechter. Ist man ein Kapital k
nach n Jahren unverzinslich zu zahlen schuldig und es wird die jährliche
Vergütung fürs Hundert zu p % und der gegenwärtige Werth zu x ange-
nommen, so ist k EU zerschlagen in den haaren gegenwärtigen Werth %
und den Abzog, Rabatt, Disconto i> ; somit Ar s= x +^- ^ drückt offenbar
die Benutzung des Kapitals x zu p % für n Jahre aus, so dass dann P = — -
gesetzt werden kann:
1) /r = x+~ — ;
folglich
2)
100 Ar
100
100 A:
100+jon
wird ztim Zinsfusse p in n Jahren zu k wieder anwachsen. 6e-
100 + pit
deutet n Tage, so erhält man :
36500 Ar
lOO + pn
Der Disconto beträgt : i) = Ar — --— .
® 100 +pn
pnk
4) D =
100 + pn
Sind also Ati, Ar,, Ar,.. . . . , Arr Kapitalien nach a, &, c, • . . , ^ Jahren unver-
zinslich fitu entrichten, so ist ihr gegenwärtiger Werth W
^^ ^""l00 + a/>"'"l00 + 6p"^'--"^100+p/
8ind «(, ^, r, • . • y. Tage, so ist :
j^^ 36500A:| 365pQAr, 36500A:r
maO + ap 3«/600 + bp ' 36500 + pif
Abt DieeoDto
//_*, + *, + .. . + «, j^^ loo+bp " m+pw' \r>
* jigiiizea oy x^vS^C^^Ti Iv^
216 Kleinere Miitheilungen.
somit:
100 + rt/) ^ 100 + 6p ^ " • ^ lOO + py*
Die Gleichnngeir, wenn a, 6, e etc. Monate oder Tage beaeicknciii, sind leicht
aTE8 7) abznleiteii^
Wird nun die Aufgabe so gestellt, dass die Kapitalien i(r, , Ati, » . « Arr,
welche man unverzinslich nach a, d, c . . . y Jahren schuldig ist , an einem
und demselben Tage bezahlt werden sollen, so wird also der Nutzmesser
bei baarer Zahlung aller Kapitahen den Werth
^^ 100 + flp 100 + 6p'^*'"'^lC()+py
Entrichten ; 'der Minderbetrag, Disconto D wKre
^) " — IAA j. «^ "T- ,^ , , ^ i- . . . i-
lOO + ap 100 + 6p ' ' 100+py
Es muss daher dem Schuldner der Werth W so lange in Händen gelassen
werden , bis durch Verzinsung desselben au p % der Disconto 2> erzielt
worden ist Nennt man diese Zeit %^ so ist
9) i)=e^*;
oder
10)
100
100 />
*"^pfr'
in K=— r ^^^ + ^^■. + I y^- ">
^ fF\l00 + ap^l00 + ^P ^'*^100+py/"
Oder was offenbar dasselbe ist; der baare Werth ^und der Zins von PFsum
Zinsfusse p muss gleich sein der Summe der in den einzelnen Terminen cn
aahlen^en Kapitalien. Somit
^^^ ^+~^=A:, + Ar, + ... + ^,,
was wiederum
^100/ ak, bk^ ykr \
* W \100 + ap"^lö0+6p^*""^100 + py/
giebt. Es kann somit dieser Äufl^sungsweise die Hichtigkeit nicht wider-
sprochen werden; um so mehr, wenn man sich überzeugt, dass wenn der
Werth von x in 11,) eingesetzt ^i + Ar, + .. . + Arr = Ar, + Ar, + *,+ <•. + *♦■
giebt.
BeiBetrachtnng der Gleichung 11) wird in die Augen fallen, dass jeder
einzelne Posten in der Klammer im Nenner p hat, somit wird die ganze
Summe um so grösser sein, je kleiner p ist und so umgekehrt; dasselbe gilt
für die Zeit %. Die gemeinschaftliche Verfalkeit aller Kapitalien wird
also um so früher fallen , je grösser der Zinsfuss p angenommen wird nnd
umgekehrt. ^-^ t
Man erkennt aus dieser Entwickelung , dass der mittlere Zalilungster'
Kleinere Mittheilungen; 217
min nicht allein von der Zeit, nach welcher die Kapitalien zn entrichten
sind nnd von ihrer Grösse, sondern auch vom Zinsfasse abhängt. Die ge*
stellte Aufgabe ist daher so lange eine röllig unbestimmte, so lange nicht
der Werthp gegeben und durch Vereinbarung festgestellt ist. Die Rich-
tigkeit dieser Behauptung kann unmöglich bestritten werden. Gegen diese
Wahrheit werden in allen mir bekannten Lehrbüchern Verstösse gemacht.
Es soll nun der innere Grund, wie man zu dieser falschen Aufgabenstellung
and natürlich dann auch zur falschen Lösung kam, näher erläutert werden.
Wir stellen zu diesem Behufe die Aufgabe, wie sie gewöhnlich gestellt und
gelöst wird.
Man habe Ar^ , Ac, , • . . Ar^ nach a, 6, c etc. Jahren unverzinslich zn be-
zahlen, welches ist die mittlere Verfallzeit?
Auflösung 1. Zahlt dftr Schuldner alle Kapitalien statt nach seinem
▼orgeschriebenen Termine haar und man nimmt den Zinsfuss , zu welchem
die Verzin3ung geschehen könne, zn p an, so sind die Verluste des Nutz-
Biessers
^^^ ^— 100 + 100 +••'+ 100 '
Die Kapitalien (A^iy Ac,...Arr) müssen dem Schuldner so lange gelassen
werden, bis er zum Zinsftisse p den Disconto B gewonnen hat. Es ist also
^"^^ ■1ÖÖ"'*"1ÖÖ""^-"'*'15Ö 100 ^'''
- .. aki+bk^ + ... + ykr
^^^ k,+k,+ ...+kr -*•
Auflösung 2. Entrichtet der Nntzniesser diese Kapitalien haar, so
▼erliert er die Benützung von k^ a Jahren, also a/r,, 1 Jahr; ebenso von
kt^bkfy von bk^ etc. 1 Jahr. Es müssen ihm also sämmtliche Kapitalien
{ki+k^+ ... + kr) so lange gelassen werden, bis er die Benützung von
{aki + bk^ + ... + i/kr) für ein Jahr gewonnen hat. Nennen wir diese Zeit
X, so ist
^^^ ''~ k,+k, + ... + kr '
Es ist also nach diesen Auflösungen der mittlere Zahlungstermin vom Zins-
fuss unabhängig. Auflösung 2 ist jedenfalls aus Auflösung 1 hervorgegan-
gen. Schon darin liegt offenbar ein Widerspruch, dass man einen Zinsfuss
annimmt, durch die Art und Weise der Auflösung der Aufgabe aber erkennt,
dass er gar nicht in Anschlag gebracht wird. Dies tritt noch greller in die
Augen, wenn man in Gleichung 11) p = 0 setzt, d. h. gar keine Nntznies-
snng fttr's Hundert jährlich annimmt* Es wird dann
akt + bk^ + ... + ykr
^^^ *~ k, + k, + ....+ kr '
man erhält also aus 11) durch diese Annahme die Gleichung 15. Meier
Hirsch, 8. 105, Frage 125—132. Es soll nun die Unrichtj^|||,yn^t^^ll^le
ZeitMchrifl fttr Mathematik n. Physik. V. . 15
218 Kleinere Mittheilungen.
beieachtet werden. Der auf diese Weise berechnete Disconto bei baarer
Zahlang beträgt nach Gleichung 12)
daher der baare Wertii W aller Kapitalien
apki bpk^ ypkr
18) W=k, + k^ + .., + kr
100 100 100
"' -=*.('-^)+*-(-^)+-+''('-s>
Da aber a, 6, r, . . . ^ und p alle mögliche positive Werthe annehmen kann,
so wird, wenn man öp = 100 , 6/) = 100 , y p = 100 setzt,
20) w=e.
Der Schuldner oder Nutzniesser hat also gar kein Kapital mehr in Händen,
nm seine Verlaste durch Umsetzung zu decken. Dass der Schuldner au8>
den Kapitalien (^i + Ar2 + ... + Ar) den Verlust in zu bestimmender Zeit
wieder gewinne , ist eine beliebige Annahme und entbehrt jeden Gruqdes,
da offenbar die Abzüge so beschaffen sein müssen, dass die Ret^te die haa-
ren Werthe der Kapitalien zur Verzinsung ausgeliehen, zur ursprünglichen
Summe wieder anwachsen müssen. Es müsste fF == = /r,+^t + «*+^r
und wenn .man den Werth x aus 16) einsetzt Ar,+Arj+../f, =^i+Ar, + . .+A-r
sein, was unmöglich ist.
Diese Lösungsweise ist durch die Feickard'sche oder Carpzow-
sche Berechnung des Interusuriums hervorgerufen worden und Oettinger
sagt mit Becht Seite 111 seiner politischen und juridischen Arithmetik» dass
dieser Methode schon längst kein Denkender mehr beipflichtet. Er selbst
lösst zwar keine Aufgabe über mittlere Zahlungstermine, welche zwar in
einem solchen Werke nicht fehlen sollten, spricht sich aber, gestützt auf die
Ansicht vieler Gelehrten, dahin aus, dass jeweils bei unverzinslichen Kapi-
talien, die erst später zu entrichten sind , der Werth der Nutz.niessung an-
gegeben werden müsse, denn sonst könnte die Mathematik solche Aufgaben
nicht lösen.
Es soll nun ein Zahlenbeispiel gelöst werden. iVsoll 500 fl. in 5 Jahren,
nämlich nach jedem Jahre 100 fl. bezahlen; wenn kann er dieses Geld auf
einmal erlegen, damit es eben so viel Zins trage, .als wenn es nach und nach
abgetragen würde. (Gruber Aufgabenbuch S. 67 e; Auflösungen S. 187.) —
Auflösung. Nach Gleichung 16) ist nach der unrichtigen Lösung die Zeit
3 Jahre. Nach Gleichung 11) der richtigen Lösung ist die Zeit 2 Jahre
und 28, . . . Tage; ein Unterschied von 1 Monat und 2 Tage. So werden
dergleichen Aufgaben, wie Grober sie löst, in allen Rechenbüchern gelöst;
Meier Hirsch verfahrt ebenso.
Wird einmal angenommen, dass nach dem ein£aohen Zins die Natz-
niessuns: stattfinden soll, so kann die Mathematik ditse Aufgaben nur nach
D ' uigiüzea D^Pv_j v^v^p^LV-
Kleinere Mittheilungen. 219,
der Ton mir aufgestellten Methode I^sen. Schweins verfährt durch An-
wendung von Ziniessins ganz analog. S. 71, Nr. 49, Zinsrechnungen für
Geschäftsmänner.
In gleicher Weise yerhält es sich mit den meisten sogenannten Gesell-
schaftsrechnnngen. Dies soll ebenfalls an einem Beispiele gezeigt werden.
A verwendet am Anfange des Jahres zu einem Gesellschaftshandel a fl.
Am 1. April desselben Jahres trat B mit h nnd am 1. Juni C mit c fl. bei.
Am Ende dieses Jahres theilen sie den Gewinn mit d fl.; wie viel erhält A^
B nnd C am Gewinne , wenn der landesübliche Zinsfuss zu p angenommen
wird?
Auflösung. Da B am 1. April beigetreten ist, so hat er eigentlich
400^ 1200c
Saar fl. eingelegt. Desgleichen ist der baare Einsatz vonC=-
400 + p "^ ^ ^ 1200+5C'
Kach der haaren Einlage vertheilt sich der Gewinn wie folgt:
A erhält
arf(400 + p)(l200 + 5/?) -
B —
a (400 +p) (1200 + 5p) + 4006 (1200 + 5c) + 1200 c (400 + p)'
ai>(400 + p)(l200 + 5p)
C =
ö (400 -Hp) (1200 + 5p) + 4006 (1200 -f bc) + 1200C (400 + p)'
ac(400 + P)(l200 + 5c)
"ö(400 +p) (1200 + 5 c) + 4006 (1200 4- 5 c) + 1200C (400+;;)'
Nach der gewöhnlichen Auflösung erhält
ad
12«+96 + 7c'
bd
12a + 96+7c'
cd
B
und
12a + 96+7c
Das Vorgetragene wird boteuchten, dass auch letzte Aufgabe unrichtig ge-
löst ist.
ZX. Zur TlMoxie paralleler Cnrven. Bekanntlich nennt man eine
Curve A einer zweiten B in der Entfernung a parallel, wenn sie den geo-
metrischen Ort derjenigen Punkte der Normalen zu B ist, welche von letz«
terer Cnrve um a abstehen. Die Theorie dieses Gegenstandes ist von den
ältesten Zeiten der Differentialrechnung an mehrfacher Bearbeitung unter*
werfen worden«
Leibnitz entwickelte den Gedanken des Parallelismns aus dem der
Evolntton, indem die zu einer und derselben Evolution gehörigen Evolven-
ten in dem angegebenen Sinne parallel sind. In dem Aufsatze De novo usdc>
*-> ^ * uiqiTizea DV x^j vyv_7x IV^
15* O
220 Kleinere Mittheilungen«
ceniri gravüatis ad dimensioncs (acta erudiiorum 1095) veraUgemeinerte er die
Betraehtung darch die Bemerkung, dass wenn man einen Kreis auf irgend
einer Curve rollen lasse , der Mittelpunkt des Kreises eine der gegebenen
Curve parallele Curve beschreibe. Derselbe Aufsatz wurde in der 6e-
sammtausgabe von Job. Bernoulli^s Werken 1 , 150 abgedruckt , woran
sieh alsdann Zusätze von Bernoulli anschliessen. In diesen heiast es
(8. 158) : Quae insuper habet G. G. L. de curvis paraüelis pro more ejus ingeniöse
ercogitaia sunt. Omnino mihi placet ejus consiruclio ducendarum paraüelarum
non adhibila cvolulione^ quam eliam contra ac ipse sentit praef er o allero Uli per
evolutionem faclae ; tum quod facilius circulus construatur quam evoltUa, tum eiium
quod per roiationem non minus quam per evolutionem parallela per punctum datum
duci possit, si modo radius circuli ßat aequalis perpendiculari ex puncto dato a^
curvam ductae. Der dritte Mathematiker, welcher mit dem genannten Ge-
genstande sich beschäftigte, war Kästner, welcher seine Untersuchungen
zuerst in Weltmannes Beiträgen zur hydraulischen Architectur(Götiingen
1792, Bd. II, S. 24, S. 33 — 34) dann in ausführlicherer Weise in der Abhand-
lung De curvis aequidisiantibus (Commenicdiones soc, reg. scieni. Gotting. ad a.
1791 et 92. Vol. XL) mittheilte. Er beantwortete die Frage, wie man die
Gleichung der Curve finde, welche einer gegebenen Curve in gleichfalls ge-
gebener Entfernung parallel laufe und fand die meisten Sätze, welche da-
bei auftreten. So die Gegenseitigkeit des Parallelismus, Sätze über die
Rectification, sowie über die Quadratur der Parallelcurve u. s. w. In dem-
selben Jahre 1792 scheinen zwei italienische Mathematiker Cagnazzi und
L Otter i den Gegenstand so weit bewältigt zu haben, dass sie die Gleich-
ung der Parallelcurve zu einer Curve derselben Ebene fanden. So citirt
wenigstens Bordoni ohne weitere Angabe , wo jene Untersuchungen zu
finden seien. Bordoni 's Abhandlung selbst wäre nun zunächst anzufüh-
ren. Sie führt die Ueberschrift : Sopra le linee e le superficie parallele und
ist abgedruckt im XVI. Bande der Memorie di matematica e di fisica deUa So-
cietä Jtaliane delle scienze, Verona 1813. Der Titel bezeugt schon, dass in
diesem Aufsatze ein Fortschritt vorhanden ist, indem nicht blos einfach
gekrümmte Curven besprochen werden, sondern auch Curven doppelter
Krümmung, sowie Oberflächen. Bei den Betrachtungen , die sich auf die
Ebene beschränken, finden sich indessen auch zwei Bemerkungen, auf
die man zu wenig Bücksickt genommen hat. Die eine, daas die Paral-
lelcurve die Einhüllende jenes rollenden Kreises sei, den schon Leibnitz
annahm , dass also die Theorie der singnlären Lösungen hier in Betracht
komme (/. e. pag, 73) ; die andere , dass man von der Differentialgleichung
der Parallelcurve zu ihrer Gleichung durch Elimination der Differential-
quotienten gelangen könne , dass es aber in jedem gegebenen Falle auch
möglich sein müsse, eine directe Integration eintreten zu lassen (pa^. 78).
Die chronologische Angabe der einschlagenden Literatur fuhrt nun zu dem
Aufsatze von C r e 1 1 e , Memoire sur le parallelisme des 1^^^^% e^ ^fyOi^S^^^
Kleinere Mittheilungeil. ^221
welcher zuerst in den Gergonn ersehen Annales de Maihe'matiques, Bd. XII,
1821 — 22 erschien und dann ein Jahr später in deutscher Uebersetzuug im
2. Bande von Grelle 's Sammlung mathematischer Aufsätze und Bemerk-
ungen. Ein Aufsatz, der indessen nur in dem französischen Texte lesbar
ist, da in dem deutschen Abdrucke die Grelle eigenthümlichen Bezeichnung
der Differentialquotienten ihn fast unverständlich , jedenfalls ungeniessbar
macht, während der eigentliche Inhalt eine recht klare Uebersicht des Ge-
genstandes liefert. Unabhängig von diesen Schriften ist die in Göttingen
1826 vertheidigte Inauguraldissertation von Dr. Michael Reiss: De lineis
et fuperficiebus aequidistaniibus. Der Verfasser, welcher ausserdem durch in-
teressante Abhandlungen über Determinanten (in Quelelel Correspondance ma-
thematique 1829) und in neuester Zeit über das Solitairespiel und ähnliche
Gegenstände der mit Zahlentheorie gemischten Gombinatorik den Mathe«
matikern wohl bekannt ist, gelangte dabei zu denselben Resultaten, wie
seine Vorgänger durch Anwendung geometrischer Methoden , welche den
Exhaustionsmethoden der Alten sehr nahe stehen ; dadurch wird die Ab-
handlung zu einer höchst lesenswerthen, auch für den, welcher mit den be-
wiesenen Sätzen schon bekannt ist. Von hoch neueren Arbeiten endlich
ist dem Verfasser nur eine Note sur les courbes paralleles ä tellipse von
Breton (deChamp) in dem 3. Bde. der Nouvelles annales de mathemaHques
und eine Abhandlung von Brenner über Normallinien und Normalcurven
im 13. Bde. von Grunert*s Archiv bekannt geworden, welche der Vollstän-
digkeit wegen erwähnt werden müssen.
Es scheint nun auffallend, dass selbst nach der Abhandlung Bordoni's
kein Mathematiker den Versuch gemacht hat, die Differentialgleichung der
Parallelcurve zu einer gegebenen Gnrve in allgemeinster Form zu integri-
ren, ein Versuch, der nach einer Methode, welche Woisard im 15. Bande
der Gergonne*fthen Annalen gelehrt hat, sehr leicht zum 2iele fübrt.
Es sei nämlich die Curve
1) /'(^,y) = o
bekannt und die derselben in der Entfernung a parallele Curve sei
2) F(^, F,a)=30.
Aus irgend einer der citirten Abhandlungen entnimmt man leicht die
Formeln
wo p = --^. Der gewöhnliche Weg, die Gleichung 2) zu finden, ist nun
der der Elimination. Man sucht nätnlich p aus der Gleichung 1) durch
Differentiation, substitnirt diesen Werth in die Doppelgleichung 3) und
schafft alsdann aus 1) und der umgewandelten 3) die .t, y weg. Allein
wegen der Reciprocität des Parallelismus ist bekanntlJfJiatß^^v^^pC
222 Kleinere Hittheilungen.
J TT
P=-— -, darnach lässt sich aus 3) eine neue Doppelgleichnng ableiten:
aP '»
4) :^^x--—==. y=Y +
^l + i>* }/i + P^
und die Differentialgleichung der gesuchten Parallelcurve heisat
5) fix — j^^—, r-H-— ^ )— 0
d. i. eine Gleichung von der Gestalt
I) /(X-Ä, r-iV)=o,
wo if, iV Functionen von P sind, und diese Gleichungen können nach Woi-
sard immer integrirt werden, wenn, wie es hier der Fall ist,
. ' dP dP
Setzen wir nämlich zur Abkürzung ■ ■ = G und ■ = /T,
80 liefert die Differentiation von I) die neue Gleichung :
ni) G.dX—G.l^:dP+E.dY—HM.dP=0
0 " c P
und
dY=.P.dX, |^ = P.|?
' dP dP
(wegen II) gesetzt, giebt:
oder
G.dX-G.j^.dP'\'H.P.dX-H.P.^JL,dP = 0
{G+BP)(dX-'^.dI^=Q;
dieser Gleichung wird aber genügt, wenn
dM
d. h. wenn
IV) Xz=:M+C^,
Wird in in) die umgekehrte Subaititution J/X^ -^, ?j?_ i^_^ vollzo-
ö P' dP P dP
gen, so geht si^ über in
und dieser wird gentigt, wenn
d. h. wenn
^^ r= iv + cv jj.g,,.^^^ ^y Google
Kleinere Mittbeitungen. 223
Nan kann P zwischen IV) nnd V) eliminirt werden und es entsteht die
Gleichung
VI) ^ F{X,Y,C,,C,) = 0
die beiden willkührlichen Constanten, welche dabei vorkommen, repräsen-
tiren nur eine einzige, da zwischen ihnen durch Verbindung der Gleichun-
gen I), IV), V) der Zusammenhang besteht:
VII) ^ nc,,c,)^o.
Wenden wir diese allgemeinen Betrachtungen auf unsere Differential-
gleichung 5) an, so entsprechen den Gleichungen IV), V jetzt die specielle-
ren Formeln:
Folglich
7) ^[=5 = -P
ond durch Substitution dieses Wbrthes in 6)
oder endlich
8) . a'={X-C,Y + (Y-C,)\
während
9) /'(C|,C,) = 0.
Das allgemeine, mit einer willkührlichen Constante versehiBne Integral be-
deutet folglich einen Kreis und zwar, wie aus der Bedingungsgleichung 9)
mit l) zusammengehalten hervorgeht, einen Kreis, dessen Mittelpunkt auf
der ursprünglich gegebenen Curve sich befindet; d.h. es ist derselbe Kreis,
der in seinen Rollen die wirkliche Parallelcurve als Einhüllende , als sin-
gulare^ Integral erzeugt. Cantor.
XXL Einige Bemerkungen ttber die Bedeutung der EBSspimktenrTeii
«Ad Suflfpiuüctiäehen in der Katoptrik. Von Dr. Franz Mrldb in Marburg.
§. 1. Die ebene Curve L möge als Basis ein in der Ebene dersel-
ben gelegener Punkt C als Pol einer Fusspunktcurve betrachtet werden.
Zieht man demnach in einem Punkt M der Basis eine Tangente und fällt
von C aus ein Perpendikel auf diese, so erhält man einen bestimmten Fuss-
punkt p, (besetzt nun, wir hätten dieses Perpendikel in der Richtung Cp
verlängert, um ein Stück pqz=sn.Cp (wo n eine constante ^Srösse bedeutet)
nnd diese Constructien für alle Punkte ausgeführt, so werden die Punkte
q eine der ursprünglichen Fusspunktcurve ähnliche Curve liefern. Wird
zugleich C als Mittelpunkt eiües rechtwinkligen Coordinatenkreuzes angef^
uigiüzea oy x^j vy v_/ 'i Iv^
224 * Kleinere Mittheilungcn.
nommen, so leuchtet ein, dass man aus der Gleichung der eigentlichen Fnss-
punktcurve sofort die für die ähnliche Fusspunktcurve erhält, wenn man in
jener statt x und y nur — und — setzt.
•* n n
Für den Fall, dass die Basis L eine Gerade, erhält man nur einen
Fuss p u n k t und auch nur einen ähnlichen Fuss p u n k t.
§. 2. Denken wir ferner, es* wäre F eine beliehige Fläche , C ein be-
liebig im Raum gelegener Punkt, so. wird ein von letzterem auf eine im
Punkte M an die Fläche gelegte Tangentialebene gefälltes Perpendikel
diese Tangentialebene in einem bestimmten Punkte P treffen. Alle diese
Punkte P liefern das der Basis F und dem Pol C zugehörende Fusspnnkt-
gebilde, das nach der Beschaffenheit der Fläche F entweder sein kann eine
Fusspunkt f 1 ä c h e , oder eine Fusspunktcurve sowohl eben wie dop-
peltgekrümmt, oder auch nur ein Fusspunkt, wenn F eine Ebene ist.
Gesetzt wiederum wir hätten sämmtliche Perpendikel CP verlängert, um
ein Stück PQ = n . CPy so werden die Punkte Q ein zur Fläche jFund dem
Pol C gehörendes Fusspunktgebilde liefern , welches dem ursprünglichen
ähnlich ist.
§. 3. Unter der bestimmten Voraussetzung , dass n = 1 , gewinnen
diese ähnlichen Fusspunktgebilde, eine Bedeutung in der Katoptrik, worauf
ich in der Kürze hinweisen möchte. Ich werde im folgenden demgemäss
unter der Benennung „ähnlicher Fusspunkt," „ähnliche Fusspunktcurve,"
„ähnliche Fusspunktfläche" also nur solche Gebilde verstehen, für welche
obige Annahme gilt.
Gesetzt nämlich, die Curve Z S.l sei spiegelnd, C ein leuchtender
Punkt, von dem aus ein Lichtstrahl CM ein Lichtstrahl die spiegelnde Linie
im Punkte M treffe, so ist klar, dass der im Punkte M reflectirte Strahl
so reflectirt wird, als käme er von dem zum Punkte üf gehörenden ähn-
lich e n Fusspunkt q und da dies an für jeden Punkt M gilt, an welchem ein
Strahl reflectirt wird, so ergiebt sich der Satz :
„Die von irgend welchen Punkten einer (Siegelnden ebenen Linie re-
flectirten Strahlen werden so reflectirt, als kämen sie von den zugehöiipn-
den Punkten der ähnlichen Fusspunktcurve."
Gehen wir zu einer spiegelnden Fläche über> so leachtet ebensoleicht
ein, dass der Satz gilt:
„Die von irgend welchem Punkte einer Spiegelfläche reflectirte Strah-
len werden so reflectirt, als kämen sie von den zngehörenden Punkten des
zur Fläche gehörenden ähnlichen Fusspunktgebildes."
§.4. Conische Flächen besitzen als ähnliches Fuespunktgebilde
im Allgemeinen eine doppeltgekrümmte Curve, cylindrische Flä-
chen dagegen eine ebene, welche liegt in der Ebene, die senkrecht zu
irgend einer Lage der Erzeugungalinie und zugleich A^uttAi den Pol läuft.
Sind diese Flächen spiegelnd, so gewinnen die ähnlichen Fusspunktcurven
* ^ ' o uigiTizea Dy xj vy v^^'i LN^
Kleinere Mittheiluogen. 225
noch eine weitere Bedentnng. Der Ort nftmlich , wo sich zwei refleetirte
Strahlen schneiden, ist ein Bildort; liegt dieser Bildort ffir das Ange hinter
dem Spiegel, so kann man ihn einen virtuellen, liegt er vor demselben,
80 kann man ihn einen reellen nennen. Sämmtliche Strahlen nun, welche
Iftngs einer und derselben Erzengslinie reflectirt werden, scheinen von dem
SU dieser Erzengslinie gehörenden ähnlichen Fnsspnnkt zu kommen, schnei-
den sich mithin in diesem, wodnrch er zugleich die Eigenschaft eines Bild«>
punktes erhält. Betrachtet man die Erzeugslinien in allen ihren Lagen,
so ergiebt sich der Satz:
„Die zu einem conischen und cjlindrischen Spiegel gehörende ähn-
liche Fusspunktcurve ist aus lauter Btldpunkten zusammengesetzt und kann
also zugleich eine Bildcurve genannt werden.*^
Ob aber diese Bildcurve lauter virtuelle oder lauter reelle oder beide
Arten von Btldpunkten enthält, wird aus der Beschaffenheit der Spiegel-
fläche sich ergeben mtlssen. Desgleichen ist in obigem Satze durchaus
nicht gesagt, dass die ähnliche Bildcurve alle Bildorte, welche der Spiegel
liefert , enthielte , sondern es ist wohl zu denken , wie gewisse refleetirte
Strahlen, die zweien Erzeugungslinien angehören, sich noch in anderen
Punkten schneiden, als in den zwei betreffenden ähnlichen Fnsspunkten.
Ich theile diese Betrachtungen hier- mit nicht als das Resultat allge-
meiner Untersuchungen, sondern nur eine als idee , deren weitere Verfolg-
ung mir eben nicht gestattet ist, von der sich aber ohne Zweifel weiteres er-
warten lätfst.
XZIL Der Distensmesaer des Oeni« - Oberlimitenanbi Biagio de
Benedictis in NeapeL Die Beziehung zwischen der wirklichen linearen
Grösse A eines Oegenstandes , welcher sich in der Entfernung d von dem
Mittelpunkte des Objectivs eines Femrohrs befindet, u^d der linearen
Grösse h des dnrch das Objectiv erzeugten Bildes lautet: ^
wobei f die Brennweite des Objectivs ist. Löst man diese Gleichung nach
d auf, so geht siejtiber in:
2) '' = /'+T
• und kann zur Bestimmung der Entfernung d des Gegenstandes dienen , so-
bald man dessen Grösse Ä und die Brennweite f kennt und das Fernrohr
selbst so einrichtet, dass man die Bildhöhe h messen kann. Bei den ver-
schiedenen Distanzmessern , welche die Distanz d^ nach der Gleichung 2)
ermittelt, angeben,' ist Ä entweder ein beliebiges Stück einer Scalenlatte,
welches man beim Visiren auf letzterer abliest, oder man visirt stets di<f7>
uigiTizea oy x^j vy v_/ 'i l v.
226 Kleinere MittheilungeD^
selbe, constante Höhe der Distanalatte au. In beiden Fällen muss die
Latte anf dem Punkte aufgestellt werden, dessen Entfernung vom Stand-
punkte des Femrohrs man messen will. Dies ist aber für militärische
Zwecke besonders häufig unmöglich, oder doch unthunlich, und man nehm
deshalb seine Zuflucht zu mittleren Grössen und bestimmte die Distanz an-
genähert aus der Bildgrösse eines auf dem entfernten Funkte befindlichen
Gegenstandes, z. B. eines Mannes, eines Eeiters, eines Hauses, einer Wind-
mühle u. dergl.*^), indem man eine der Erfahrung entnommene mittlere
Grösse dieser Gegenstände als wirkliche Grösse J des beobachteten Ge-
genstandes gelten lässt. Wenn man denselben Gegenstand zweimal beob-
achtet und zwar von zwei in gerader Linie mit dem Gegenstände liegenden,
hinreichend weit von einander entfernten Funkten, deren gegenseitige Ent-
fernung bekannt ist, so kann man aus diesen beiden Beobachtungen der
Distanz d mittels eines Fernrohres mit gutem Micrometer bestimmen,**)
denn man erhält so zwei von einander unabhängige Gleichungen zwischen
d und J. Mit einem solchen Distanzmesser , deren Biagio de Beneäictis in
seinem Schriftchen : dt un nuovo instrumento per mimrare le di$tanze inaccesH-
bili, Napoli 1850, mehrere erwähnt und näher bezeichnet, wird die Distanz-
messnng zwar genauer als bei Benutzung von Mittelgrössen, aber auch um
vieles unbequemer und aufhältlicher; deshalb schlägt Biagio de Benediciis
folgenden Ausweg vor, durch welchen man bequem, und ohne die Genauig-
keit zu opfern, die Distanzmessung von der Grösse J des beobachteten Ge-
genstandes unabhängig, mithin eine Distanzlatte entbehrlich machen
kann.
Man beobachte denselben Gegenstand noch mit einem zweiten Fern-
rohre, dessen Objectiv die Brennweite /*, hat, von demselben Standpunkte
aus; hat nun in diesem Fernrohre das Bild die Grösse 61 , so iat natürlich
auch
3) *' = d=7/'
aus di^er Gleichung und aus 1) lässt sich aber A eliminiren; man erhält
oder
f f
wobei -7- = a gesetzt wurde. Ist /*>/*„ so ist -— = o > 1, d — /*, > d — /;
M /i
b > frj, und weil nach 4) ft = a - — ^ b^ ist, so ist auch
d — f
*) V'ergl. u. A.: Le Louterel^ delie i'icofpdzifmi nnliiari, Turino 185?, pag. 54.
**) Oueßfrnite, problemes d'astronomie fumtique et de «'n'»l^<*'fe|^^^^*(Ji^^^Ic
Kleinere Mittheilungen« 227
6 - «6, = «6, Q^.— 1)>0.
Man braucht abef in Formel 5) gar nicht einmal die absoluten Werthe von
b nnd ^i einsasetsen, sondern es genügt, wenn man nur Zahlen hat, welche
den absolaten Zahlen proportional sind; denn setzt man nb anstatt b und
nbi anstatt ^i^ so liefert Formel 5) dennoch denselben Werth für tf. Dies
ist gerade von grossem Vortheil, weil man da ans den Micrometerablesan*
gen nicht erst die absoluten Werthe von b und ^i zn berechnen braucht,
sondern die Ablesungen an einem beliebigen Micrometer ohne Weiteres
einführen kann. Derselbe Distanzmesser kann natürlich auch, ebenfalis
ohne Latte , zur Bestimmung einer unzugänglichen Höhe gebraucht
werden; denn wenn man d anstatt A aus I) und 3), oder aus 8) und 6) eli^
mitiirt, findet man:
Um ^en Genanigkeitsgrad des Distanzmessers in einem bestimmten
Falle zu ermitteln, wählt Bi€^o de Benedictis folgendes Beispiel : es sei die
Brennweite f des einen Fernrohres =? 1,4 palmo*)y die des andern A = 1
paltno^ mithin a s=s 1,4; es sei ferner die Bildhöhe b (zwischen zwei feststeh-
enden Kreuzfäden enthalten, mithin ganz genau) =0,02 Palmen und die
Distanz d = 500 Palmen; dann wäre nach 1)
^=^'^<^-^'*> = 7,122857 Palmen
und dies in 8) eingesetzt, giebt:
ftj ===--—— . 7,122857 =0,014274 Palmen,
und dieses fr| ist nur mit einem Fehler behaftet, welcher kleiner ist als
0,000001 palmo ; setzen wir nun voraus, b und fr, wären bei der Beobachtung
abgelesen worden, so würden wir nach 5) erhalten :
0,02 — 0,014774 „ ,
^ = 1.4 -r^ , \^, ,^^, = 488,8 Palmen,
' 0,02 — 1,4 . 0,014274
also eine Unrichtigkeit ron 11,2 Palmen, d. h. 2/89 oder 2,24 % der Distanz.
Die Qenauigkeit der Ablesung selbst hängt natürlich von der Oüte der
Femröhre, von der Feinheit der Theilung der Micrometer und der Sorgfalt
des Arbeiters ab«
Das Verhältniss der absoluten Werthe der Bildhöhen b und b^ nähert
sich aber um so mehr dem Verhältniss der Brennweiten, je grösser d ist;
denn die Formel 4) — = 4r . - — -^ geht um so mehr in — = -^ = « über,
6, ^ d — f öl A
je grösser d gegen f und f, ist und je weniger f und /*, von einander ver-
schieden sind; im obigen Beispiele war o = 1,4 , r- aber ist = 1,40114.
^1
*) 1 pci/fiio = 0,2645 Meter, also 88 palnd nshesa « 10 Meter..^ .^^^ ^^ GoOqIc
228 Kleinere Mittbeilungen.
Biagio de Benediciis versieht demnach seineu Distanzmesser mit 2 Fern-
rohren von verschiedener Brennweite nnd in beiden mnss die Bildböbe des-
selben Gegenstandes gemessen werden; zu diesem Behnfe werden nnn ent-
weder in beiden Fernröhren die Fäden des Fadenkreuzes beweglich ge-
macht, oder blos in dem einen und in dem andern werden sie festgestellt;
im letztern Falle wäre zwar die eine Bildhöhe constant und deshalb frei
von einem Fehler beim Ablesen, allein man würde auch eben nur einen
Gegenstand von einer gewissen Grösse anvisiren können, wenn sein Bild
ganz zwischen den beiden Kreuzfäden enthalten sein soll; weit häufiger
würde nur ein Theil des anvisirten Gegenstandes zwischen die KreuzfUden
fallen und denselben Theil müsste man dann auch zwischen die verstellba«
ren Fäden des andern Fernrohrs fassen. Damit man nun in diesem Falle
leichter einen scharf begrenzten Theil des Gegenstandes wählen kann, wird
man am besten in dem Fernrohre mit den festen Kreuzfäden mehrere
Fäden ausspannen und es so einrichten, dass die äussersten die Bildhöhe 6,
ein anderes Paar ^6, ein drittes Paar ^6 u. s. f. zwischen sich enthalten.
Das Micrometer besteht aus zwei Fädeif , von denen der eine im In-
strumente fest liegt, während der andere durch eine Schraube parallel zu
sich bewegt werden kann. Diese Schraube ist in dem Fernrohre senk-
recht zu dessen Achse angebracht, ihr Kopf steht daraus hervor und es ist
an ihm ein horizontaler Zeiger angebracht, welcher auf einem Theilkreise
der Bewegung der Schraube folgt; wenn die beiden Kreuzfäden sich berüh-
ren, steht der Zeiger auf dem Nullpunkte, bei jeder vollen Umdrehung des
Zeigers entfernen sich die beiden Fäden um eine Ganghöhe der Schraube;
die ganzen Umdrehungen zählt ein kleines Zahnrad, das bei jeder um 1
Zahn fortschreitet. Je grösser der Theilkreis, desto genauer kann man
die Entfernung der Fäden von einander ablesen.
Wenn die Fäden in beiden Fernröhren verstellbar gemacht werden,
so muss man einen und denselben Theilkreis für beide Micrometer verwend-
bar zu machen suchen.
Wenn man die Bildhöhe h constant, also die Fäden in dem einen Fern-
rohre fest macht, so kann man leicht Tafeln berechnen, in denen neben den
Bildhöhen b^ die zugehörigen Distanzen stehen, z. B. von 10 zu 10 Palmen;
noch einfacher aber schreibt man dann diese berechneten Distanzen gleich
auf den Theilkreis. Dr. Zbtzschs.
xxhi. Veber einen arithmetisclien Sats. Bei manchen elementaren
Betrachtungen über unendliche Reihen braucht man die Ungleichung
1 .2.3...«>(^)*;
diese lässt sich am einfachsten auf folgende Weise entwickeln.
/Google
Für a > A> 0 ist bekanntlich
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Kleinere Hittfaeilungeii« 229
ma^^^> --»
mithin, wenn a^=m+l nnd b=ztn gesetzt wird,
m (m+ l)~-^>(»i + 1)"»— m~
oder
»i~>(m + l)"'-i
nnd
Mnltiplicirt man die fttt n = 1 , 2 . . . (n — 1) hieraas entspringenden Un-
gleichnngen , so erhält man
2*. 8« n«>ii»,
worans der obige Sata angenblicklich folgt.
Als gelegentliche Awendung desselben mag hier der Beweis stehen,
dass die Grösse
« Jogi ^ %2 , j iogn
bei unendlich wachsenden n nicht verschwindet , sondern unendlich wird.
Setzt man nämlich statt jedes Nenners den letzten, so hat man
^ log{l.2.Z...n)
* 2n '
d. i. nach dem Vorigen
Sn>ilogn,
mithin S^x=^<x) ^ wie behauptet wurde. Schlöhilob.
XY. Dr. Beitlinger*s Yertuehe ttber tttatige Isolatoren der Elektri-
eitit. (Sitzungsber. der Wiener Akademie, Bd. 35, S. 73). Sobald man einen
festen Körper an dem einen Ende mit der Hand anfasst und hierauf sein
anderes Ende an den Knopf eines geladenen Elektroscopes bringt^ flieset
die auf der Oberfläche des Elektroscopes befindliche EUektricität je nach
der Beschaffenheit des Körpers mehr oder minder schnell nach der Erde
ab. Erfolgt die Entladung des Elektroscopes durch den Körper hindurch
fast augenblicklich, so pflegt man den Körper unter die Leiter der Elek-
tricität zu zählen , beträgt die Entladungszeit jedoch einige Secunden bis
nahe eine Minute, so rechnet man ihn zu den Halbleitern; Nicht-
leiter pflegt man jedoch diejenigen Körper zu nennen, bei welchen die
Entladung erst nach mehr als einer Minute erfolgt (Riess , Reibungselek-
tricität, Th. I. S. 27.) Diese Eintheilung der Körper in Beziehung auf ihr
elektrisches Verhalten ist allerdings nicht aus einem tieferen Studium der
elektrischen Bewegung in Körpern hervorgegangen, genügt jedoch für den
praktischen Zweck elektrischer Experimente vollkommen.„g,](||^j|i|c^i,J^&i{e
230 Kleinere Mittheiiungen.
«^p%^S/^^^^^^^^^^^^h^k^S^»<
gen Körpern ihren Platz nnter einer der drei Classen anzuweisen , pflegte
n^an dieselben in isolirende Oeftsse einznschliessen , das eine Ende der
flüssigen Schiebt mit dem Elektroscope , das andere Ende jedoeh mit dem
Erdboden in leitende Verbindung zu setzen, oder man wendete irgend ein
anderes dem genannten ähnliches Verfahren an, wobei Elektricität von ge-
ringer Spannung genöthigt war, durch die zu prüfende Flüssigkeit hindurch
zu gehen. Auf diesem Wege ist man zu dem Kesultate gelangt, dass unter
anderen ätherische Oele Nichtleiter der Elektricität sind ; ein Resultat, wel-
ches hier besonders hervorzuheben sein möchte, da sich die Versuche des
Dr. Reltlinger vorzugsweise auch auf ein ätherisches Oel, das Terpentin-
öl, beziehen.
Das Verhalten der Körper zur Elektricität lässt sich sicherlich nur
durch genaue messende Versuche mit gewünschter Schärfe ermitteln, wo-
zu freilich eine lange Reihe mühsamer Experimente erforderlich sein wird.
Durch einen Halbleiter von regelmässiger Form z. 6. müssten genau ge-
messene Elektricitätsmengen nach der Erde entladen werden, an den Re-
sultaten solcher Versuche waten die Hypothesen zu prüfen , die man sich
über die Entladung machen kann etc., so dass man endlich zu bestimmteren
Vorstellungen über die Vertheilung oder Bewegung der Elektricität in Kör-
pern gelangt, welche einerseits mit dem Erdboden, andrerseits mit der auf
gut isolirten Leitern aufgehäuften Elektricität in Verbindung stehen. Die
messenden Versuche, die bis jetzt in dem angegebenen Sinne angestellt
worden sind, verdankt man hauptsächlich Kohlrausch (Pogg. Ann.Bd.91)
welcher in der citirten Abhandlung 4ie Resultate seiner Versuche über den
elektrischen Rückstand der Lejdener Flasche mittheilt. Bekanntlich sinkt
ein mit einer ebengeladenen Leydener Flasche in Verbindung gebrachtes
Elektrometer zuerst rasch, dann langsam, indem die Spannung der auf
ihrem inneren Belege befindlichen Elektricität allmälig abnimmt. Entladet
man die Flasche zur Erde, indem man beide Belege momentan mit den En-
den eines zur Erde geführten Drahtes in metallischen Gontact bringt, so
zeigt sich dennoch hierauf wieder Elektricität auf dem inneren Belege, de-
ren Spannung allmälig zunimmt. Man nennt nach Kohlrausch die Elektri-
cität, welche in der geladenen Flasche keine Einwirkung auf das Elektro-
meter mehr hervorbringt, den verborgenen Rückstand , diejenige Elektrici-
tät jedoch , welche nach dem Entladen der Flasche aufs Neue zum Vor-
sehein kommt, den wiederaufgetretenen Rückstand. Man glaubte firüher,
dass der verborgene Rückstand dadurch zu Stande käme, dass die auf je-
dem Belege vorhandene Elektricität ihre eigenen Theüe in das Glas hinein-
presse, während sich Kohlrausch auf Grund seiner Versuche veranlasst fand,
anzunehmen, dass durch die Fernewirkung der Elektricität auf den Bele-^
gen die neutrale Elektricität im Innern des Glases geschieden werde, so
dass sich eine eine elektrische Wirkung vom Glas« ans auf die Elektricität
der Belege ergebe, welche einen Theil der Ladung festhalte. J^^^^t-
Kleinere Mittfaeilangen. 231
gliche von Koblrausch sind die ersten, welcbe einen etwas tieferen Blick in
das Verhalten der Isolatoren zar ElektricitSt gestatten. Dr. Beitlinger,
welcher leider noch nicht bis su messenden Versnchen gekommen ist, theilt
in der Eingangs citirten Abbandiang seine Versuche übdr den Durchgang
stark gespannter Elektricität durch Terpentinöl mit, aus denen da» Re-
sultat hervorgeht, dass dasselbe und wahrscheinlich auch andere flttssige
Isolatoren, das elektrische FInidum in diesem Falle nicht zu isoliren ver-
mögen.
Der genannte Verfasser eonstrairte sich Leydener Flaschen, bei denen
Terpentinöl, welches zwischen die die Belege bildenden Metallplatten ge-
gossen worden war, dieselben isoliren sollte. Die metallischen Belege
hatten oben isolirende Fortsätze, so dass die Elektricität nur durch das
Terpentinöl hindurchgehen konnte, welches die Belege ttberragte. Als nun
Dr. Reitlinger den Knopf des inneren Beleges mit dem Conductor einer in
Thätigkeit versetzten Winter^schenElektrisirniascbine in Verbindung setzte,
während das äussere Belege leitend mit der Erde verbunden war, gerieth
das Terpentinöl in lebhaft wallende Bewegungen , an dem äusseren Belege
stieg eine scharf geränderte Schicht von Terpentinöl empor, welche bei
recht energischer Thätigkeit der Elektrisirmaschine sogar zum Ueberflies-
sen gebracht werden konnte. Wurde hierauf die Flasche auf ihre Ladung
untersucht, so fand sich keine dergleichen vor. Für die Erklärung der Er-
scheinung ist folgender Versuch wichtig : ein OlasgeHiss ohne Belegungen
wurdo mit Terpentinöl bis nahe an den obern Rand gefüllt, hierauf eine
Metallröhre in selbiges gestellt, welche mit dem Conductor der Elektrisir-
maschine verbunden wurde. Das Terpentinöl wurde nun durch eine genü-
gende Anzahl von Umdrehungen der Elektrisirmaschine geladen, wobei das-
selbe in lebhafte Bewegung gerieth und starkes Bestreben zur Schichten-
aufsteignng zeigte. Die metallene Ladungsröhre wurde .hierauf herausge-
nommen und der FingBr der Oberfläche des Terpentinöls allmälig genähert*
Das Terpentinöl stieg hierbei im Allgemeinen dem genäherten Finger trom-
ponfönnig entgegen, während, wie bekannt ist, Wasser bei einem solchen
Versuche seine Elektricität durch Funkenentladung an den genäherten Lei-
ter abgiebt.
Hält man diese Versuche zusammen, so erkennt man, dass Terpentin-
öl, welches mit Elektricität geladen worden ist , an jeder Stelle im Innern
der Flüssigkeit mit elektrischem Fluidum versehen sein muss, und dass sich
in ihm die Elektricität nur .sehr langsam von einem Körpertheilchen zum
andern hin bewegen kann, denn sonst würde ebenfalls Funkenentladung
zwischen geladenem Terpentinöl und einem Leiter stattfinden. Das Ter-
pentinöl lässt sich leicht laden, weil es sehr beweglich ist, die am Leiter
anliegenden Theile werden elektrisch und von diesen abgestossen, so dass
immer neue Theilchen zu der ElektricitätsUbertragung an den Leiter hin-
geführt werden. Terpentinöl ist wegen der leichten Beweglichkeit seinerl^
^ * w uigriizea Dy v_j v^vy'i Iv^
232 Kleinere MittheiluDgen.
Tlieile nicht geeignet, als Isolator bei einer Lejdener Flasche zn dienen,
welche stark geladen werden soll , da in diesem Falle die stärkere elek-
trische Abstossung der gleichartig elektrischen Theilchen« eine schnelle Hin-
nnd Herbewegung der flüssigen Theile veranlasst und somit eine schnelle
Ausgleichnog der entgegengesetzten Elektricitftten stattfindet. Diese Er-
klärung gewinnt nm so mehr an Wahrscheinlichkeit, als durch Kohlrausch^s
Versuche bekannt geworden ist, dass die Bildung eines Rückstandes im
Olase, also die Scheidung der Elektricitäten in demselben durch die Elek-
tricität auf den Belegen längere Zeit erfordert, so dass von der Bildung
eines solchen Rückstandes im Terpentinöl und vom Beitrag desselben zur
Ausgleichung der Elektricitäten der Belege überhaupt nicht die Rede sein
kann..
Die eben gegebenen Erklärungen stimmen mit den Ansichten Dr,
Reitlinger^s überein und es geben die aus seinen Versuchen gesogenen
Schlüsse einen Fingerzeig über die Anstellung von messenden Versuchen
zur Ausmittelung des Verhaltens der Elektricität gegen Flüssigkeiten, wo-
bei man ebenfalls Kohlrausch's werthvolle Versuche über den elektrischen
Rückstand immer im Auge behalten muss. Zunächst erkennt man , dass
man die Versuche von der Bewegung der Flüssigkeitstheilchen um so mehr
unabhängig macht, je schwächer die Spannung der mit der Flüssigkeit in
Berührung gelassenen Elektricitätsquelle ist^ femer bemerkt man, dass bei
schwachen Elektricitätsquellen die Bildung eines elektrischen Rückstandes
in Flüssigkeiten a priori nicht in Abrede gestellt werden darf, da die Mög-
lichkeit nicht fem liegt, dass die elektrischen Kräfte hierbei zu schwach
sind, um eine merkliche elektrische Bewegung hervorzubringen. Endlich
möchte noch hervorzuheben sein, das» sich die Methode, die Isolationsfähig-
keit von Flüssigkeiten in der Eingangs erwähnten Weise zu bestimmeui um
so mehr an diejenige für feste Körper anschliesst, je schwächer die ange-
wendete Elektricitätsquelle ist, weil dann um so mehr die Fortbewegung
der Elektricität durch den ponderabeln Träger vermieden wird.
Dr. E. Kahz«.
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l:^zf.
üeber die Anzahl der Primzahlen unter einer beliebigen
Grenze.
Von Dr. W. Scheibner,
Professor an der Universität zu Leipzig.
. 1.
Die BeantwortODg der Frage, wie viele Primzahlen in einer arithmeti-
»chen Reihe von der Form a, a+6, a+2 6, a-|-36. ..«+«& enthalten seien,
— wo natürlich a und h ohne gemeinschaftlichen Divisor vorausgesetzt wer-
den, — ist von jeher als eines der schwierigsten Probleme auf dem Gebiete
der höheren Arithmetik angesehen worden. Selbst wenn man sich zunächst
2ur Vereinfachung der Aufgabe specielle Annahmen gestattet und z.B. n=:oo
oder 6 = 1 setzt, ist die Lösung mit grossen Schwierigkeiten verbunden^
deren Beseitigung erst in neuerer Zeit gelungen ist. Nur^r den Fall des
gleichzeitigen Stattfindens der beiden erwähnten Specialisirungen ist der
betreffende Satz alt und schon in den Elementen desEuklides enthalten,
welcher beweist,*) „dass es der Primzahlen mehrere gibt, als jede vorge-
legte Menge von Primzahlen." In der unbegrenzten Keihe der aufeinan-
derfolgenden ganzen Zahlen gibt es folglich unendlich viele Primzahlen.
Den gleichen Satz hat im Jahre 1837 mittelst einer „glänzenden Ana-
lysis" Diriehlet für die unbegrenzte Reihe a, a + ^i a + 2ft . . . . streng
bewiesen , nachdem die früheren Versuche Legendre*8**) gescheitert
waren. Der Nerv dieses berühmten Beweises***) beruhet in einer kunst-
vollen Transformation der -unendlichen Reihe
*) Ol ff^oroi apiO^ol nXüov^ tiel nttptog tov nifot^imog nXijd'ovg wifmvmv
d(fi^fimPf Eucl. efem, lib. IX. prop. '20.
*♦) Vergl. Throne des Nomhres, Tome 11, p. 77.
••♦) Abhandlangen der Berliner Akademie aus dem Jahre 1837. C^OOCjIp
ZaiUchrift f. Mathematik a. Physik. V. ^m^ze ^^ ^
234 lieber die Anzahl der Primzahlen unter einer beliebigen Grenze.
wo öich die einzelnen Snmmen reap. auf alle Primzahlen Pi,i>t» Ps • • • er-
strecken, deren erste, zweite, dritte . 1 . Potenzen in der vorgelegten arith-
metischen Reihe yo]!4u)mmen , so dass nach einer bekannten Bezeichnung
allgemein \^^^ -^.
V Pn^ ^ a tnod b
sein muss. Es ist leicht zu sehen, dass der Ansdrnck g>s eine endliche nnd
stetige Function von s bedeutet, so lange s grösser als 1 ist, da offenbar
Nähert sich s ohne Ende der Einheit, so bleibt zwar die Summe
endlich, es muss aber q>8 über alle Grenzen wachsen, sobald 2 — unendlich
Pi
wird und umgekehrt. Durch die vorhin erwähnte Transformation ist von
Dirichlet gezeigt worden, dass dieser Fall in Bezug auf 9 «in der That
eintritt, woraus man schliesst, dass 27— =00, d. h. dass es' unendlich viele
Pi
Primzahlen Pi^a gibt.
Was die zweite der oben angedeuteten Annahmen 6=1 betrifft, so fährt
dieselbe auf die Frage nach der Anzahl der unter einer beliebigen Grenae
liegenden Primzahlen. Fragt man zunächst nach einem approximativen
Ausdrucke für diese Anzahl, so hat sich Gauss sehr zeitig die Bemerkung
dargeboten, dass das Integral
f-
-=^Lix
logx
mit der Anzahl der Primzahlen kleiner als x in Verbindung zu stehen
scheine, und es hat Bessel,*) dadurch veranlasst, schon im Jahre 1810 die
folgende Tabelle berechnet und an Gauss geschickt:
Argument. Integral. Primzahlen« Diff.
1000 177.609655 10» + 8.61
10000 1240.137247 1230 +16.14^
100000 96190.809041 9593 +36.81
200000 18036.052150 17983 +53.05
300000 26080.215589 25997 +83.21
400000 33922.621995 33859 +63.62
1000000 78627.549277 78493 (Legendre.)
Für kleinere Zahlen, fügt Bessel hinzu, sind die Unterschiede der Prim-
zahlen und der Logarühmes integraux:
*) Olbers and Bessel, Briefwechsel, Bd. I, S. 235 and^2d8^^1 . S^^^JSJip^
Von Dr. W. Scheibner. 235
100 200 300 400 500
+ 4.13 +3.10 +5.33 +6.42 +5.78
Legendre hat in seiner Theorie des Nombres*) darch Indnction den
genäherten Aasdruck
X
lognatx — 1.08366
für die Anzahl der Primzahlen unter x geflinden, und Dirichlet erwähnt
in einer auf dergleichen von ihm genannte asymptotischeFunctio-
nen (expressions-Umites ou lots finales) sich beziehenden Mittheilung,**) dass
ihm die Ableitung der Legendr ersehen Formel durch strenge Methoden
gelungen sei. Doch findet sich eine speciellere Auslassung darüber weder
in Cr eile 's Journal,***) noch in den Abhandlungen der Berliner Akade-
mie für 1849.t)
Spätere Untersuchungen Über die Genauigkeit, mit welcher die Aus-
drücke
-^— und fe
logx' — 1 €/ logx
2
die Anzahl der Primzahlen ,. die eine gegebene Grenze nicht tibersteigen,
darstellen, sind von Tchebicheffin den Jahren 1848 und 1850 der Peters-
burger Akademie mitgctheilt und im 17. Bande des L i o u v i 1 1 ersehen Journals
abgedruckt worden. In neuester Zeit endlich hat Polignacff) den allge-
meineren Satz aufgestellt, dass das Integral
f:
dx
logx
eine asymptotische Function für die Summe der Keihe
n+f2 + fZ + fh...+fp
ausdrücke, in welcher die successiven Primzahlen die Argumente der
Functionen bilden. Was die Convergenzbedingungen einer solchen ins
Unendliche fortgesetzten Reihe betrifft, so hat darüber Tchebicheff in
deinen erwähnten Arbeiten ftt) gehandelt.
Eine strenge Auflösung der Aufgabe, für die Häufigkeit der Primzah-
len einen 'analytifichen Ausdruck abzuleiten, hat zuerst Prof. Riemannin
Göttingen , im Novemberheft 1859 der Monatsberichte der Berliner Akade-
mie, S. 171 — 1^, gegeben. Es möge mir vergönnt sein, den Lesern dieser
Zeitschrift die Hauptzüge dieser neuen eben so wichtigen wie originellen
Untersuchung des geistvollen Mathematikers im Folgenden vorzuführen.
♦) Tome 11, p, 65.
**) Monatsberichte der Berliner Akademie, Februar 1838.
♦♦♦) Bd- 18, S. 272.
t) Ueber dio BestimniHng der mittleren Werthe in der Zahlentheorie, 8. 69.
ff) Siehe die Comptes rendtts der Pariser Akademie, 1850, 2.s4me$ire.
fff) LiouoiUe, Journal de muthimatiqueSy Tome X^II^ 8. 384. igi^i^ea oy ^»^ viOQlC
16*
236 Ueber die Anzahl der Primzahlen unter einer beliebigen Grenze.
Den Ausgangspunkt bildet die unendliche Reihe
WO jetzt die einzelnen Summationen in Bezug auf alle Primzahlen p aus-
zuführen sind. Die Stetigkeit und Endlichkeit der Function q> s leuchtet
ein, so lange der reelle Theil von $ grösser als 1 genommen wird. Denn
wenn s den imaginären Zuwachs ii erhält, so wird
^.= i e-'^'^P^^ [cos {tlogp) — isin (/ U,gp%
und es kann die Convergenz durch das Hinzutreten solcher periodischen
Experimentalfactoren keine Aenderung erleiden.
Es kommt zunächst darauf an , die obige Reihe umzukehren , d. h. die
Summe
durch die Function q> s auszudrücken. Die Vorschriften für eine derartige
Reversion sind in einer sehr merkwürdigen Abhandlung von Möbius ent-
halten, der im O.Bande des Crelle'schen Jonmals für Mathematik*) für
zwei beliebige Functionen fx und Fx die zusammengehörigen Formeln auf-
gestellt und bewiesen hat:
2) fx=^Fx + 2" F(ar») + 3" F{ix^) + \^F{a^) + 5» F{x^) + . . .
3) Fx=fx-^ 2"/'(^) — S^/'M — S'/'Ca:*) + 6«/^(a:«) — . . .
Setzt man hier
s = logx, n =s — 1, fx = q>s^ Fx = x^i
80 wird die Gleichung 2) mit 1) identisch , und die Gleichung 3) geht über
in die gesuchte
4) ls = q>s-\<p(2s) — lip{Zs) — iip{bs) + ^q>{6s)..,
wo nur solche Vielfachen von s vorkommen, welche durch eine gerade
oder ungerade Anzahl von lauter ungleichen Primfactoren theilbar
sind. Im ersten Falle ist das Vorzeichen positiv , im zweiten negativ.
Wir drücken jetzt % s durch ein bestimmtes Integral aus und erhalten
wegen
/^
X
00
%s^=2 — = Es je-" dx.
iogp
Wenn Fx die Anzahl der Primzahlen kleiner als x bezeichnet, so überzeugt
man sich leicht, dass die Summe von Integralen sich auf das Integral
*) ^-l^^- Digitizedby Google
Von Dr. W. Scheibneb. 237
<••
5) -^ =jF{e') e-"dx
0
redacirt. Denn bedenkt man, dass F{e*) die Werthe 0, 1, 2, 3 . . . annimmt,
je nachdem x in einem der Intervalle y^n 0 bis log2 bis logZ bis logh bis
log! u. s. w. enthalten ist, so folgt
c^ igZ igh igl Jgli
JF{i^) e—* dx = I j + 2 r+ 3 /+ 4 /+ . .| e— dx
0 ^ ^^2 ^3 /^5 /^7
/» /» /» /»
ig^ ^3 /^d
4.
Es handelt sich jetzt darum , auch die Oleichnng 5) umzukehren , um
F{e*) durch ein von %s abhängiges Integral auszudrücken. Diess geschieht
durch Anwendung des FourierVhei^ Theorems
00 b
6) fx = -i- jdt ^** jfx e-*^^dx,
welches auch unter der Form zweier einander gegenseitig sich bedingenden
Gleichungen geschrieben werden kann :
7a) fx=:-^ iq>ie^*'dt
b
7b) 9< = -i=: ffxe-^'*dx.
j/2n
Auf die Keciprocität dieser Formeln haben Cauchy und Foisson in ihren
Arbeiten über die Theorie der Wellen aufmerksam gemacht,*) und diese
Eigenschaft zu interessanten Folgerungen benutzt. Die hingeschriebenen
Gleichungen werden übrigens nicht specieller , wenn man, um die Becipro-
b
cität in der äusseren Form vollständig zu machen, in 7b) statt / die Inte-
a
grationsgprenzen +oO einführt, weil man über die ganz beliebige Function
fx offenbar so disponiren kann, dass dieselbe ausserhalb des Intervalles von
a bis 6 verschwindet. Die Gültigkeit der obigen Gleichungen ist bekanntlich
für das Argument o; in 7 a) auf alle diejenigen (reellen) Werthe beschränkt,
welche in 7b) die Integrationsvariable x zwischen a und b durchläuft, um
•) Vergl. zwei Notizen von Cauchy „Sur une loi de riciprocite qui exüte entre
certaines fonclio/u'- im BuOetm de Ut eoäiti phaomatique, 1817, p. 121 und 1818, p. 178.
238 Ueber die Anzahl der Primzahren unter einer beliebigen Grenze.
von der unteren zur oberen Grenze zu gelangen ; für jeden anderen Werth des
Arguments x verschwindet das Fourier'sche Doppelintegral. Auch sind
solche Functionen auszuschliessen, für welche das Integral j fxdx unste-
a
tig wird , so lange x auf dem gedachten Wege zwischen a und b variitt.*)
Bei eintretender Unstetigkeit der Function fx aber geben die Gleichungen
6) oder 7 a) an einer solchen Stelle das arithmetische Mittel aus den Bprung-
werthen; an den Grenzen erhält man daher bloss die halben Werthe ^fa
und ^fb.
Zur Anwendung auf 5) schreiben ^nr s-^ti an der Stelle von $ und
setzen
dann folgt aus 7 a) der gesuchte Ausdruck
^ ' 27tJ s + lt
OD
Derselbe ist für alle positiven Werthe von x gültig, wird unstetige so oft x
dem Logarithmus einer Primzahl gleich wird , und setzt ausserdem voraus,
dass «>1 angenommen ist. Schreibt man der Kürze halber wieder s statt
s+ii (wodurch s eine Function von t mit constantem reellen Theile grösser
als 1 wird), so folgt
— X
Dieser Ausdruck ist der weiteren Discussion zu unterwerfen.
5.
Da im Vorhergehenden mittelst Gleichung 4) die Function % s auf li-
neare Weise durch die Function tps ausgedrückt worden ist, so genügt die
Untersuchung des Integrals
9) . f.^l-f^<
' ' Inj i
frfl.
— 00
Zunltehst lässt sich ^b durch den Logarithmus einer bekannten Reihe dar-
stellen. Denn wie längst bekannt**) besteht die Gleichung
271 — -
*) Siehe Dirichlet in Crelle's Journal, Bd.XVU, S.55.
*♦) Vergl. Euler, barod, in anal, vtftn., T. 1, cap. Xf^|. 274^^ GoÖqIc
Von Dt- W. Scheibneb. 289
wo die Srnnme auf alle Zahlen <ler natürlichen Zahlenreihe , das Prodact
auf alle Primzahlen sieh erstreckt, und wiederum der reelle Theil von s^l
zn nehmen ist. Nimmt man auf beiden Seiten die I^ogarithmen , so folgt
sogleich
11) logi^ssilog -- = 9#.
Wir werden im Folgenden versuchen, die Function ^s in Factoreii auf-
zulösen, und hierzu Ausdrücke durch bestimmte Integrale aufsuchen« Be-
zeichnet man das Eni er 'sehe Integral der zweiten Gattung wie üblich
durch r* > so wird, wie bekannt,
0
und folglich
00
9-ß
19)
'•=4=?;/;£i'"
so lange der reelle Theil von s die Einheit übersteigt. Das Product nähert
sieh gleichzeitig mit s ohne Ende der Einheit, während i^ über alle Gren-
zen wächst. Dieser auch sonst bekannte*) Satz ergibt sich aus Gleichung
13), wenn man sie unter der Gestalt schreibt
OD
0
oder was dasselbe ist,
OD
14) (,_,):, = i + ^/(j-J_^-i).-'a:-d. = n,.
0
Hiernach kann man setzen
^$ =5 log is = log 7 + logifi9
00 00
6.
In vorstehendem Ausdrucke lässt sich der Werth des ersten Integrals
ohne besondere Schwierigkeit finden. Man gelangt am einfachsten zum
Ziele, wenn man
*) Vergl. Lejeune-Dirichletin den mathematisehen Abhandlaogen der Ber-
Uner Akademie für 1837, 8. 50. ^ '
uigiüzea oy '"
ioogle
240 Ueber die Anzahl der Prirnzdilen anter einer beliebigen Grenze.
1 1 / l\ * 1
log - = log logii )== -S—r —
logs
setzt, wo die Reihe convergirt, da mod{s + tt)i=]/^ + i* für jeden Werth
von t die £inheit tibersteigen mnss. Diunit wird
16) -^ log—^ — di==£' dt—— hogs — dt.
— 00 ' ^-00 — 00
* Zur Ansftihrang der Integration setzen wir in Gleichung 6) des Fou-
ri er 'sehen Integrals
wo l und s positive Grössen (oder mit positivem reellen Theile) bedenten
mögen, und erhalten
a:*-*=r — fdt /y^-i <?(*-») ('+^')dy.
—00 0
Substituirt man hier den bekannten Werth des Integrals nach y
und schreibt zur AbkUrznng wieder s statt 9 + ^^ ^ ^i^^ ^^^ ^Ho positiven
Werthe von x
CD
1-i
/«
1 /V* a:*-i
— «
wfthrend für negative Werthe von x die linke Seite der Gleichung ver-
schwindet.*) Differentiirt man die gefundene Formel nach it, so folgt
00
00
Die Anwendung dieser Ausdrücke ergibt sogleich
4A('-i)^'-=--.^
_ aff^'
2nJ '"^ V* sj sl"^~ "n.r{n+k)
00
und wenn man A^=:l setzt
00
—30
Bezeichnet man endlich für positive Werth von x durch das Functionszei-
chen des Integrallogarithmus das stets convergirende Aggregat
*) Siehe L a p 1 a e e , Theorie des ProbabiliUs, p. 1 34, P o i s s o n im Journal de Cicole
polyieehnique, cah, XIX, S.481, und Canchj, ebendas. 6.560, sowie in seinem Memoire
ew Its huigrale» difinies, prises entre des limites imaginairts, p, 84 and 86.
uigiTizea oy v_j v^v^p^ lv.
Von Dr, W. Scheibner. 24 t
20) Xj(^) = %a: — r'l+/-^i
80 folgt für den ersten Theil der Function fx :
OD
21) fx^li {f) + ^^Jlog ns^-^dL
7.
f Weit schwieriger ist die Untersnchnng des von log r^s abhängigen In-
tegrals, welche im Wesentlichen darauf bin auskommt, den Differentialquo-
tienten dieses Logarithmen nach den absteigenden Potenzen von s in Reihen
von der Form
zu entwickeln. Durch Integration folgt hieraus zunächst
c c
log f^s z=x c^-^- CS + Ci log $ ? — »—....,
wo der imaginäre Theil der Constante Cq mit Rücksicht auf die Vieldeutig-
keit des Logarithmen so zu bestimmen ist, dass der Werth der Reihe für
<=0 reell wird. Aus der erwähnten Vieldeutigkeit entspringt eine schein-
bare Indetermination, sofern das der ersten Potenz von « proportionale Glied
in der Entwickelung von rj s auf das Integral
27t J
— e
führen würde, dessen Werth mit wachsendem t sich offenbar keiner Grrenze
nähert. Man vermeidet diese Schwierigkeit, wenn man das vorliegende In-
tegral durch partielle Integration transformirt. Dann wird
u = ;-- I — logrisdl=s — ' — I e" — - —dt,
2nJ 8 ^ ' 2axJ ds s
lim— le'^dt
weil das Glied
-.e'
27t xi s
an den Integrationsgrenzen verschwindet.
Die Entwickelung von logijs gibt
Damit folgt durch Anwendung von 17) ähnlich wie in dem vorhergehenden
Paragraphen, wenn man bedenkt, dass ^g,,,^^ oy v_. ^ wp. l^
242 Üeber die Anzahl der Primzahlen unter einer beliebigen Grenze.
27tJ 8 2nxJ ds s ^
— 00 — 00
M = Cc + Ci {J^X — logx) _ c,a: — ^j — ^ — etc.,
wo die geeignete Bestimmung des imaginären Theils der Constante c^ be-
wirkt^ dass das Kesnltat, wie es seiner Natur nach sein muss, reell wird.
8-
Um die Ausführung der im Vorigen angedeuteten Entwickelung zu be-
werkstelligen, construirt Eiemann einen neuen Ausdruck für die Function
{;«. Setzen wir hierzu in Gleichung Vi)nn^ statt x und ^ statt ^^ so wird
und damit,
22)
^ /** OD
Bezeichnet man die Summe unter dem Integralzeichen durch if}Xj und re-
ducirt das Integral auf das Intervall von 1 bis 6o, indem man zwischen den
Grenzen 0 und 1 den reciproken Werth von x als Variable einfahrt, so fblgt
In dieser Formel Iftsst sieh die Function ^(-^) mittelst einer merk'»
würdigen, von Cauchy erfundenen,*) durch Jacobi und Abel der Theo-
rie der elliptischen Functionen einverleibten Relation zwischen ^x und ^—
wegschaffen.
Die a.a.O. mehr angedeutete als ausgeführte Ableitung Cauchy^s
beruht im Wesentlichen auf folgenden Schlüssen. In Gleichung 7 a) des
Art. 4 schreibe man nx statt x und bilde die Summe
OD
, '^ 00
2t
oder wenn man die fixponentialgrössen sommirt, und— an der Stelle von t
X
einführt :
*) Bulletin de la socUU phüomalique, Aoui 1817, p. 124.
Digitized by
Google
Von Dr. W. Sobeibneb. 243
——OD
Lässt man auf beiden Seiten dieser Gleichung n über alle Grenzen wach-
sen, so nähert sich nach den bekannten nnd vielfach reproducirten Unter-
suchungen Dirichlet^s das Integral demWerthe der Summe n£(pl h
während auf der linken Seite Zf{nx) über alle ArguHtentenwerthe von der
Form nx auszudehnen ist, welche zwischen den Grenzen a und b der
Gleichung 7 b)
b
fx er'**dx
enthalten sind. Fällt nx mit a oder b zusammen, so ist der betreffende
Functionswerth halb zu nehmen. Setzt man daher xy=27t^ so ergibt sich
die bemerkenswerthe symmetrische Relation
24) yx£f{7ix)=yy2(p{ny)
Um zur Function i\fx Überzugehen, setzen wir zunächst ^twas allge-
meiner als Gauch 7
und dehnen das Intervall von a bis b über alle reellen Werthe aus, wodurch
wird. Die Substitution dieser Werthe in 24) gibt
25) ■ X £ er*^»^^^^ = S e ' ^.
Die hier bewiesene Formel rührt von Jacobi her,*) und spielt in der
Theorie der elliptischen Functionen eind wichtige Rolle zur Reduction ifna-
ginärer Amplituden auf reelle. Man kann sie ohne Schwierigkeit auf di-
rectem Wege aus der Bemerkung herleiten, dass die Summe auf der linken
Seite eine periodiaehe Function von h mit dem Modul x ist, denn eine
Aenderung von«A um x entspricht einer Yermehrung des Sumntenindex n
um die Einheit. Jede in der gedachten Weise periodische Fanction aber
2hni
lässt sich in eine nach den Potenzen von e * fortschreitende Fourier-
sche Reihe entwickeln , deren Coefficienten durch bestimmte Integr^e ge-
geben sind. Die Ausführung dieser Operation ergibt genau die oben ge-
fundene Formel. >
♦) Fimdofitenta nova tK fmct. eil. p. 165, No. 9. Digitized by GoOqIc
^44 lieber die Anzahl der Primsahlen unter einer beliebigen Grenze.
Canchj betrachtet in seiner üntersachnng den speciellen Fall A=0,*)
welcher sofort auf die von ans anzuwendende Kelation
26) x{l + 2^fa:) = l+2^(^)
fährt. Dieselbe zeigt zugleich, dass für abnehmende Werthe von x das
Prodnct 2xri;{x) die Einheit zur Grenze hat. Durch Differentiation leitet
man leicht die Gleichung
l + 2ißX+2xflß'x= 5 V(— j
ab, welche für o: = 1 sich auf die einfachere reducirt :
27) l + 2t|;l-l-4yi = 0.
Eliminirt man jetzt ^ ( — j in der Gleichung 23) für ^«, so erhält man
i «
oder nseh theilweiser AasfUhmng der Integration
28)
*(*-!) I7
00
- [1 + 2s{s — l)l{x'-^ + X-') ilßx dx\
Dieser Ausdruck ist vor Allem dadurch wichtig, dass seine rechte Seite
einen Sinn behält, auch wenn der reelle Theil von s kleiner als 1 ist, und
somit eine Definition der Function is für jeden beliebigen complexen Werth
von s liefert. Diese Eigenschaft fehlte den früheren Ausdrücken 13) und
22), in denen der reelle Thcil von s die Einheit übersteigen musste, wenn
die Elemente an der unteren Integrationsgrenze die Werthe der Integrale
nicht unendlich machen sollten.
Die neue Gleichung zeigt ferner, dass das Product
29) ^(*-i)r|«-U5 = |(*-i)
seinen Werth nicht ändert, wenn man 9 mit 1 — 8 vertauscht, oder was das-
selbe ist, wenn man das Zeichen von s — ^ umkehrt.**^) Die dadurch ein-
geführte Function
*) Vergl. auch PoissonimlO. Hefte des Journal de Vieole polyiechnique, S. 420 ;
C au c hy im 2. Bande der Extrcices de mnihSmatiques, S. 141 — X^t ; Ja cob i in CrcUe^s
Jonrnal, III, 8. 307; Ab e 1 ebendas. IV, S. 03; u. s. w.
**) Ein hierher gehöriges Beispiel hat Schlömilch gegeben ; s. Zeitsehr. Jahrg.
III, S. 130, wo der in folgender Formel enthaltene Satz ausgesprochen ist:
Man kann die analoge Gleichung hiniafügen:
uigiTizea oy v_j vy v_7 'i l v^
Von Dr. W. Sghkibneb. 245
30) is=l + {2^-i)ßx'+x-')i,^^^
ist folglich eine gerade Function von Sy und lässt sich nach den aufsteigen-
den Potenzen von s*. entwickeln. Es bedarf kaum der Bemerkung, dass,
wenn durch die erwähnte Vertauschung von s und 1 — s der reelle Theil
des Arguments negativ wird, die T-Function nicht mehr als Enler'sches
Integral, sondern nach Gauss und Bessel^) allgemeiner als Grenze dea
unendlichen Products
.* ,. 1,2.3....« -j—i
31) r^==&fi «2-* för n=oo
definirt werden muss.
— .— + 1.— +2... — +n — 1
2 2^ 2 ^ 2 ^
10.
Die für is und |f aufgestellten Gleichungen zeigen, dass beide Func-
tionen für alle endlichen (complexen) Werthe des Arguments endlich und
eindeutig bleiben; nur für «=1 nähert sich das Prodnct {9 — 1) f;s der Ein-
heit (i;0 = — 1), während fär jede gerade negative Zahl i$ verschwindet
s
Letzteres wird durch den unendlich werdenden Factor F-^v herbeigefährt,
während gleichzeitig ^(s — () '^^^ ^^^^ ^^^ Unendlich verschieden bleibt.
Ausserdem können die Functionen ^s und ^($ — \) nur verschwinden, wenn
der reelle Theil von s kleiner als 1 (und positiv) ist, weil entgegengesetzten
Falles log is=z(ps über alle Grenzen wachsen müsste, w^ nnmöglich ist,
so lange die Reihe l) convergirt. Die einander entgegengesetzten Wurzeln
der Gleichung £f =:0 müssen daher ihren reellen Theil zwischen + ^ ha-
ben, und man überzeugt sich leicht, dass keine derselben reell sein kann.
Diess folgt z.B. aus dem blossen Anblicke einer von Riemann gege-
benen Transformation der Gleichung für ^s durch zweimalige partielle In-
tegration. Man erhält ohne Mühe durch Integration nach dem Factor
|5 = l+2^1-(2^«-i)J,/;'^(^~- — jdx.
Wenn man jetzt die Function unter dem Integralzeichen in die beiden
Factoren
*) Gans« in seiner berühmten Abhandlnnj^ über die bypergeometrische BeS&e,
▼om Januar 1812; Beisel beschäftigt sich mit dieser Verallgemeinening in iwei an
01b er 8 gerichteten Briefes vom Mars 1811 nndJminfir 1812 , wo die Beieiehnung
Fx 1
Aar für hg und (nach Kramp) F— für Slx'^x — (a? ''i)logx gebrancht wird.
246 Ueber die Anzahl der Primzahlen anlor einer beliebigen Grenze.
;.>(ar)und^-^-— ^
sondert, und nach dem zweiten partiell integrirt, so wird
Hier verschwinden die ausserhalb des Integralzeichens stehenden GHeder
vermöge Gleichnng 27) des Art. 9, und man erhält, wenn zur Abkürzung
die zwischen den Grenzen 1 und oo beständig positiv bleibende Function
32) S"« = 4^ (x'^'x) = Snx^ 2 (2«« wa:« — 3) ii«e-**«'*
eingeführt wird:
3a, ,.=/s«5:±£riJ
1
Zar Batwickelung nach den aufsteigenden Potenzen van ^ hat man
zu setzen , oder wenn man die von n abhängigen Integrale durch 4n be-
zeichnet, " •
35) |, = /, + ij/.^+i^,.^.... + -L^,,^»+...,
eine r^sch cbnvergirende Reihe, weil ausser den Facultätencoefßcienten
auch die Grössen l^ mit wachsendem Index eine abnehmende ßeibe bilden*
Da nämlich wegen der Exponentialfactoren mit negativen Exponenten in
Sx^ die Elemente in der Nähe der unteren Grenze den Haupteinfluss auf
den Werth dieser Integrale haben, so wird die Abnahme derselben durch
das Abnehmen von log'^'^x für Werthe von x zwischen 1 und e bedingiK.
11.
Wie im Art. 7 gezeigt worden , kommt es auf die Entwickelang von
' ^-^ nach den absteigenden Potenzen von s an. Zufolge des Vorher-
gehenden ist
t
36) ,. = (,-.l)£. = -^.{(.-l)
folglich
/OJ» tj* =a — %» — %S — /oyj"— + /0# g(« — ^)
^ 2
und hier darf man nach 31) uncl 35) setzen oigitizedbyGoOQlc
Von Dr. W. Soheibneb. 247
%j(-|)=«».^o,[/.+ i..(.-i/+l/.(,-i;...+^-^,,.(,-if]
oder wenn man rick das Polynom vom Orade 2n in lineare Factoren aufge-
löflt denkt:
37) logHs~i)=lim\logj^ + £log[{s-iy^Cn']\^
Die Snmmation bezieht sich auf die sämmtlichen Wurzeln <J|.S welche hier
natürlich Functionen der Zahl n sind , und eventuell erst mit wachsendem
n in die Wurzeln der Gleichung |5 = 0 übergehen. Die Substitution die-
ser Werthe ergibt
38) %ij» = /i«[|%J-/oi^2 + %^ + J%(7:i|"-<i.«)
und mit Hülfe dieses Ausdrucks lässt sich der Werth des Integrals
39), u==^ f^iognsä,^:.--!- (l4!2£niat
' 2nJ s ' 2nxt/ ds s
—00 — OD
ermitteln.
Wir beginnen mit der auf o bezüglichen Summe und setzen
^2!ogs-^ittk±ltz^. ■ .
w— 1 m**"
wen^ man den reellen Theil von s grösser nimmt, als den Modul von 4 + ü.
Dieser Annahme steht Nichts entgegen, da nur die Bedingung festgehalten
werden muss, dass der reelle Theil von 5 > 1 ist. Im Integral u entspringen
hieraus nach dem Früheren die Glieder
2 (n - %*) - Zjj^ [(4+a)-+(4_a)-].
Der Definition des InUgrallogarithmus zufolge ist aber
SO dass wir die Summe schreiben können
Hier dürfen die beiden «rsten Glieder weggelasseu werden , weil für 5 = 1
aus 37) und 30) * .
sefonden wird, ihre Summe sich also mit wachsendem n der Null n&hertlp
*» ' uigiüzea Dy x_j Vv'v^'S^lv^
248 Ueber die Anzahl der Primzahlen nüter einer beliebigen Grenze.
Da nach Art. 10 die Wurzeln c nicht reell sein können , se werden
durch die entwickelte Summe von Integrallogarithmen im Ausdruck fttr u
periodische Glieder mit wechselnden Vorzeichen erzengt , . deren Werthe
Übrigens reell sein mflssen. Diess ist ohne Weiteres ersichtlich, sobald
die Wurzeln der Gleichung {« = 0 die Form 0=scrt haben; aber auch im
Falle <r=::=ao-|-ai ist, muss sich das Imagin&re wegheben, weil neben o
auch 01 = «0 — ai die Gleichung erMlt. Riemann hält es indessen für
sehr wahrscheinlich, dass «o stets verschwindet.
12.
Die aus der Ffunction entspringende Summe lässt sich ganz analog
behandeln,
WO wiederum dafür zu sorgen, dass der reelle Tbeil von *>2m sei. Dann
g^bt die Integration die Reihe
40) r«,== r'l — % {2mx) — f (— 1)« ^lü!^^
«=1 n . n I
welches Aggregat als der negative Werth des zum Argumente «""*•** gehö-
rigen Integrallogarithmns durch das bestimmte Integral '
00
. 41) ^'-^V^'^^'T
ausgedrückt werden kann. Will man diesen Satz nicht als bekannt voraus-
setzen, so erhält man den Beweis sofort durch die Betrachtung, dass v^ als
die Grenze angesehen werden kann , welcher sich mit abnehmenden i» das
Integral
jo j»
W SB
X 0 0 0
nähert. Fülirt man die Integration aus, so folgt der Werth
dessen Identität mit 40) durch eine leichte Rechnung erhellt.
Es bleibt die Summation in Bezug auf m auszuführen« Han erhält
X X
wo der Uebergang zur Grenze für » = 00 von selbst klar ist. Was endlieh
die beiden Glieder uigmzeaoy ^^OOQl^
VoD Dr. W. Scheibner. 249
s , n
-log-- —log2
im Ausdrucke für logt^s bätrifTt, flo hat das erstere nach Art. 7 auf den
Werth des Integrals u keinen Einflnss, während das zweite unverändert
übergeht. Fasst man daher die gefundenen Ausdrücke zusammen, so wird
1 Pe" r 1 dx
— Mm £ [Li ^ (4 + <^) + £i e^ (4"-*)]
ü
und durch Vereinigung mit dem Resultate des Art. 6 :
43) fx = Li (^) — lim 2 [Li e^ (* + ^) + Li e^ (4 - *)]
r dx
J arCe-' — ]
-0.69314718
:(e''-l)
X
Dieser Ausdruck stimmt mit dem von Riemann gegebenen überein, wenn
man zufolge der am Schlüsse des vorigen Artikels gemachten Bemerkung
c durch ai ersetzt, und ausserdem x statt ^ schreibt; dass hier log \ an die
Stelle von log J (0) = — 0.69892 bei Riemann*) getreten ist , mag seinen
Grund in der verschiedenen Bedeutung der auf die Wurzeln tf bezüglichen
Summen haben. Man weiss durch Dirichlet,**) dass die Summen gewis-
ser unendlichen Reihen von der Anordnung ihrer Glieder abhängen : nach
dem Vorigen ist £c als die Grenze zu betrachten, welcher sich die auf die
Wurzeln <y„ einer Gleichung vom 2»ten Grade bezügliche Summe bei wach-
sendem n nähert, während bei Riemann die Wurzeln a der Gleichung
1^ = 0 ihrer Grösse nach geordnet sind.
J3.
Nachdem der Werth des Integrals 9)
00
fx = — ("^e^dt
' 2nJ s
* —00
ermittolt worden, bleibt noch der Werth der Function 8)
00
^ ' 2nJ s ,
00
00
=r- /[<p^ — 49(20 -i9>(3*)--i>(5«) + ..]^rfr
*) Zur Vermeidung von Missverständnissen mag hier bemerkt werden, dass
Riemann's Function J(*) nach unserer Boseichnung durch i|(/i) ausgedrückt wird.
♦♦) Abhandl. der Berliner Akademie für i837, p. 48. uigiiizea oy v_j wv^r-^lC
ZeiUchrift f. Malhemalik a. Physik. V. 17
250 Ueber die Anzahl der Primzahlen unter einer beliebigen Grenze,
aufzusuchen. Dieser ergibt sich infolge der Relation
\n/ Inj s %nj 9
— 00 — 00
wenn der reelle jrheil von « grösser als n genommen wird , durch die
Gleichung
44)n.')=A-u(f)-lr(f)-iKf)+*Kl)T-
Wenn man eine solche Summe dorch Sfx bezeichnet, so wird
45) F(e') = 5Zi e'— /fmS2;[Zie«(4 + ^) + Zfß^^i--*)] + (— S -^-?— ;
(f ^ O X e^' — 1
das constante Glied verschwindet, weil nach einem bekannten Satze
Eulor's*)
46) 0 = l-J-i-i + J~f + ,V-...
Untersucht man die Summen der Reihen
S logx = logx — \ log j-^^log j—^log - + ^log - . ..
-=— *(f)"-i(f)-*(irH-*(fr- .
so ist leicht zu sehen, dass die erste verschwindet. Denn offenbar ist für
abnehmende Werthe von o
S%a: — Am [(1 — J — J..) /oöTo; +/oflf ^-— — l^j-;^
oder was wegen 46) dasselbe ist,
47) Slogx=ilim[—log{l — €i)±llog(l — af)+\log{l--o/)..]===:!imio==0
zufolge der im Art. 3 angeführten Möbius^schen Urakehrungsformel.**)
Für die zweite der obigen Reihen erhält man
- S Ä- = a:«" Fl ^ ^ ^ + — ^ . .1
L 2"»+* 3**+* 5"+* 6"+* J
und da Euler**'^) die in der Parenthese enthaltene Summe dem recipro-
ken Werthe der Summe
gleich gefunden hat:
48) . Saf^ = —^^
f (ot -h 1)
Nach der Definitionsgleichung des Art. 6 aber ist
♦) Inirod. in aned. infin. /, §. 277.
•*) C r e 1 1 e 'ö Journal, IX, p. 1 1 9, Nr. 10 ; vorgl. T h om a n in den Comptes rendtts
der Pariser Akademie, nebst Bericht von Cau ohj, Bd. 30, B. IG'i. ^
**♦) Introd. in anal, infin. /, §. 276. ^jigiizea oy ^OOglC
Von Dr. W. Scheibner. 251
Li{e')=ziogx—r'l+ 2 ~
folglich
49) 5Zi(^) = £ -— rn-XTT =^^-
Um endlich auch das Integral
A
^s- '
X
auf die Function A zu feduciren, bilde man die Summe Sv^^ mit Rücksicht
auf die Gleichung 40/41) des Art. 12. Diese gibt sogleich .
50) Sv^=SJer-^'"—= — ^i—2mx),
X
welcher Werth wie »„, und «— 2*»x mit wachsendem Argumente sich der Null
n&hern muss. Damit wird
51) Fifi') =Ax — Um 1 [A {\ + c.x) + A (\—a.x)] — £ A{—2mx)
« 01=1
14.
Reihen, durch welche unstetige Functionen ausgedrückt werden, lassen
sich im Allgemeinen nicht dififerentiiren. Ein einfaches Beispiel für diesen Satz
liefern z.B. die Fouri er 'sehen Reihen, welche eine unstetige Function dar-
stellen und bei der Dififerentiation zu convergiren aufhören. Wenn man die
Function F{e*) dififerentiirt , deren Werth seiner Bedeutung nach constant
bleibt, so lange logx zwischen zwei aufeinander folgenden Primzahlen liegt,
so muss die Derivirte stets verschwinden, und nur an der Stelle unendlich
oder unbestimmt werden, wo logx einer Primzahl gleich ist. Wollte man
daher die rechte Seite der im Vorigen für F^e*) aufgestellten Gleichung in
ihrer Totalität differentiiren , so würde sich die auf die Wurzeln c bezüg-
liche Summe keiner Grenze mehr nähern. Beschränkt man diese Summe
aber auf eine endliche Anzahl von Gliedern, so lässt sich die Derivirte un-
seres Ausdrucks bilden, und erhält eine bestimmte Bedeutung.- Man kann
dieselbe dann als einen genäherten Ausdruck für die Dichtigkeit der
Primzahlen von der Grösse e* ansehen, und findet leicht, wenn man von
der Bezeichnung
52) ^, = ,^(,)=£__^^
Oebrauch macht:
53) F'{e*) = — lEx — £[E{T+J.x)+E(P^.x)]-ZE{-2mx)\.
X ff m
Kehrt man zur Function fx zurück, so geht Ex in c* über^gfli^ ^^ ,e;;feW4e
252 Ueber die Anzahl der Primzahlen etc. Von Dr. W. Scheibner.
- 54) «-*/^(;c) = i [i-e-4^ .£(««' + «-«') -p^£^J,
einen angenäherten Ansdrnck für die Dichtigkeit der Primzahlen + der
halhen Dichtigkeit der Primzahlquadrate +^ von der Dichtigkeit derPrim-
zahlcuben n. s. w. von der Grösse e*^ dem Kesnltate Riemann's (a. a. O.
S. 679} entsprechend.
Was die im Vorigen angewandten Functionen Ax and Ex betrifft, so
ist die Bemerkung vielleicht nicht überflüssig, dass wenn dieselben auch
durch stets convergirende Reihen defiuirt worden sind, doch die numerische
Berechnung füc eintgermassen grosse Werthe des Arguments danach so
wenig ausführbar erscheint, wie etwa die directe Summitung der Exponen-
tialreihe für hohe Exponenten. Um so weniger lassen sich daher die Werthe
von Summen wie
2;^(4 + tf.a:), £A{—2mx), £E{^±a.x), £E{—2mx)
durch directe Rechnung finden, und es müsston , falls dieses beabsichtigt
würde, die gegebenen Ausdrücke vorher geeigneten analytischen Transfor-
mationen unterworfen werden. Ueberhaupt aber können Reihen, welche
unstetige Functionen wie Fx und fx darstellen, wenigstens in der Nähe der
Sprungstellen ihrer Natur nach nur eine unendlich geringe Convergens
besitzen.
Digitized by
Google
X.
Die Fimdamente der Elektrodynamik,
nach den neuesten Untersuchungen bearbeitet
von Dr. Emil Kahl.
§. I Bmltitiuig.
Es ist bekannt, dass Oerstedt im Jahre 1820 die Eigenschaft des gal-
Tanischen Stromes entdeckte, unter geeigneten Verhältnissen eine in seiner
Nähe befindliche Magnetnadel abzulenken. Diese Entdeckung war flir die
Wissenschaft von den erheblichsten Folgen; sie regte die Physiker an, aaf
dem Wege des Versuches Beziehungen zwischen Magnetismus und Elektri*
cität aufzusuchen und hatte eine Reihe der glänzendsten Entdeckungen in
ihrem Gefolge. 80 fanden zunäclist Laplace und Ampere aus den vor-
handenen zahlreichen Beobachtungen das Gesetz der Einwirkung eines
Stroraelementes auf ein magnetisches Theilchen, ein Gesetz, welches nach-
trügÜch noch oft durch die Beobachtungen der Physiker bestätigt wurde.
Nioht lange nach Oerstedt's Entdeckung, noch im Jahre 1820, zeigte
Arago, dftss man durch galvanische Ströme, sowie durch den Entladungs-
strom der Leidener*Flasche solche Körper magnetisch machen könne, die
überhaupt fähig sind, Magnetismus aufzunehmen. Physiker und Techniker
haben diese Endeckung weiter verfolgt und wenn auch die Wissenschaft
noch manches Resultat im Gebiete des Elektromagnetismus zu erwarten hat,
so haben doch Oerstedt 's und Arago 's Entdeckung unter anderm die
unberechenbar wichtige Folge gehabt, dass man die Aufgabe der Telegra-
phie aufs Neue aufnehmen und in befriedigender Weise lösen konnte.
Zwei andere Entdeckungen, welche derjenigen Oerstedt^s folgten,
sind noch besonders hervorzuheben. Die eine von Ampere herrührend,
constatirte dessen Vermuthung, dass Stromleiter gegen einander ebenso
Ansiehung und Abstossung ausüben möchten, als Stromleiter auf Magneten
einwirken, die andere Entdeckung geschah durch Faraday und zeigte,
dass die Aenderung der Stromstärke in einem Leiter oder die Bewegung
desselben in der Nähe eines neutralen Electricitätsleiters in letzterem einen
Strom iudueirt. Ampfere's Entdeckung fällt in das Jahr 1820, die Eutric
254 Die Fundaraente der Elektrodynamik.
decknng der Voltainduction von Faradayin das Jahr 1831. Beiden Eni«
deckungen folgten die Arbeiten der vorzüglichsten Gelehrten über die ge-
nannten Gegenstände und es sind deren Bemühungen' von einem solchen
Erfolge gekrönt worden , da^s die erhaltenen Resultate unser Interesse in
hohem Grade in Anspruch nehmen müssen. Zunächst war es Ampere
selbst, welcher aus seinen Versuchen mit grossem Scharfsinne das Gesetz
auffand, nach welchem die Wirkungen der Elemente von Sfromleit^rn auf
einander sich richten. Dann hat Lenz auf seine eigenen, auf Faraday^s
und No biliös Arbeiten fusacnd, ein Gesetz bekannt gemacht, nach welchem
die Richtung derlnductionsströme aus den obwaltenden Umständen bestimmt
werden kann. Hierauf hat endlich Neu mann, auf den Satz von Lenz
und auf andere Erfahrungsresultate bauend , allgemeine Sätze über die In-
duction in Leitern entwickelt und dadurch sehr schätzbare Beiträge zur
Lehre von der Induction geliefert.
Der innere Zusammenhang unter allen Femewirkungen, die nothwen-
digen Beziehungen von Arap6re^8 electrodynamischen Erscheinungen mit
den Inductionserschemungen und mit den statischen Wirkungen der Elck-
tricität sind aber durch di^ Arbeiten von Wilhelm Weber In einer so
befriedigenden Weise aufgedeckt worden, dass die Wissenschaft diesem
ausgezeichneten Gelehrten zu grossem Danke verpflichtet sein mnss. Dem
genannten Gelehrten gelang es, denjenigen obersten Grundsatz der Elek*
tricitätslehre aufzufinden, aus dem sich alle bekannten Erscheinungen rein
elektrischer Natur — vielleicht mit alleihiger Aufnahme der elektrischen
Molekular Wirkungen — ableiten lassen. Von Webeir und dem leider
zu früh verstorbenen Kohlrausch sind noch vor Kurzem die letzten Ar*
beiten vollendet worden, die die Vollständigkeit erforderte, die BestimmuBg
einer noch fehlenden Constanten im elektrischen Grundgesetze. Es ist nuD
der Zweck vorliegender Arbeit, die meist in einzelnen Gesellschaftascbrif-
ten zerstreuten Arbeiten von Weber, Kohlrausch, Neumann etc., in-
sofern sie sich auf Wirkung von Elementen gegen Elemente ; auf die Wir«
kung von geschlossenen Leitern gegen Elemente und auf die Bewegung der
Elektricität in geschlossenen Leitern in denjenigen Fällen beziehen, wo
das Ohm 'sehe Gesetz noch gilt, in möglichst kurzer und übersichtlicher
Darstellung wiederzugeben.
§• 2. Weheres experimentelle Prüfung des Oesetzea von Amp^rar
Ampere hatte sein Gesetz nicht aus genauen Messungen der Wechsel-
wirkungen von Stromleitern auf einander abgeleitet, namentlich weil die
Gonstruction eines zu Messungen geeigneten Apparates grosse Schwierig-*
keiten darbot. Sein Apparat gestattete den Leitern wegen nicht ausge-
glichener Reibung keine vollkommen freie Beweglichkeit , an diesem
mangelhaften Apparate nun beobachtete der geistreich« Forscher in ein-
zelnen Fällen das Ausbleiben von elektrodynamischen ^r^chdip^ngen
Von Dr. Emil Kahl. 255
und gelangte durch deren Dkcttseion zu dem bekannten Gesetse, welches
nach ibm^ als Entdecker, benannt worden ist. Da nun dieses Gesetz aus
so mangelbaflen , bei dessen Publication nicht einmal hinlänglich beschrie-
benen Beobachtungen abgeleitet worden war, so fand sich Weber veran-
lasst, dasselbe einer genauen exp crimen teilen Prüfung zu unterwerfen.*)
Ehe diese Prüfung, welche das genannte Gesetz vollkommen bestätigte,
hier ausführlich erörtert werden wird, möge vorerst der Vollständigkeit
wegen Ampite's Gesetz selbst seine Mittheilung finden.
Die Bewegung des elektrischen Stromes in dünnen Drähten darf bei
den Fernewirkungen des Stromes, ohne einen Fehler von bemerkbarer
Grösse zu begehen, so in Eechnong gezogen werden, als ob dieselbe nur in
einer im Drahte enthaltenen Linie, etwa z. B. in dessen Achse stattfinde.
Auf die Rechnung hat diese Vorstellung keinen schädKchen Einfluss, sobald
nur die Dicken der aufeinander einwirkenden durchströmten Drahtelemente
sehr klein gegen die Entfernung der Drahtelemente von einander sind. Die
gedachte Vorstellung bleibt jedoch immer unrichtig , denn eine Bewegung
der strömenden Elektricitäten in einer und derselben Curve ist nicht denk-
bar (s.S. 4). — In dem Ausdrucke I. des Gesetzes von Ampere bedeuten:
^ da und ds' die Längen der Achsen zweier vom Strome durcbfiosse-
nen Drahtelemente,
t die Stromintensität des durch df, t' die Stromintendität des durch
ds' hindvrehfliessenden Stromes, beide Intensitäten nach einem
und demselben, sonst aber beliebigem Masse gemessen,
r sei die* Entfernung von der Mitte von ds bis zur Mitte von ds\
S sei der Winkel, welchen die Richtung des Stromes in ds mit der
Geraden r bildet. Als Richtung von r kann man entweder die
Richtung von ds nach ds' oder die Richtung von ds' nach ds an-
sehen. Es bleibt, wie der später folgende Ausdruck des Ampere-
schen Gesetzes gleichgültig zeigt, für welche der beiden Richtun-
gen man sich entscheidet, beide führen zu demselben Werthe der
Einwirkung von ds auf ds\
ß' sei der Winkel, weldien die Richtung des Stromes in ds' mit
der Richtung der Linie r bildet,
s sei der Winkel zwischen den Richtungen des Stromes ds und ds'.
Die abstossende oder anziehende Kraft, welche ds auf ds' ausübt, ist
jederzeit derjenigen gleich, welche ds' auf ds ausübt und erfolgt immer in
der Verbindungslinie r beider Elemente. Die Grösse dieser Kraft ist:
I) — f^.'-^dsds'^cosi — \cosBcose^).
Ein positives Vorzeichen dieses Ausdruckes bedeutet eine abstossende, ein
negatives Vorzeichen eine anziehende Kraft.
*) Weber, elektrodynamische Massbestlmmungen. Leipsig, 1840.
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256 Die Fundamente der Elektrodynamik.
Es ist in obigem Ansdracke k eine Constante, die nur abkängig Ist von
den Stroromaasen und von den Längemaasen, in denen ds^ ds und r aus«
gedrückt sind. Der Werth der Constanten k Iftsst aick aus gewiss^oi Be-
ziehungen zwischen Elektromagn^tlsmns und Elektrodynamik für den Fall
bestimmen» wo i und t" in dem sogenannten magnetischen Maase ausge-
drückt sind. Wie diese Bestimmung von k ausgeführt werden kann und
zu welchem Resultate sie führt , soll hier schematisch angedeutet werden,
wobei die Maassysteme, deren Kenntnks hierbei erforderlich ist, kurz an«
gegeben werden mögen*
Die Einheit der absoluten Kraft ist diejenige, welche der Masse von I
Milligramm (=3 1 KubikmHlimeter Wasser von 4^ C.) in einer Secnnde mitt*
lerer Zeit die Beschleunigung von 1 Millimeter ertheilt. Die Einheit des
freien Magnetismus ist diejenige Menge, welche auf die ihr gleiche Menge
in der Entfernung von 1 Millimeter die abstossendo absolute Kraft 1 ausübt.
Die Einheit d es nördlichea Magnetismus übt auf die Einheit des südlichen Mag*-
netismus in der Entfernung von 1 Millimeter die anziehende Kraft 1 aus. Ein
Magnetstab von cylindrischer oder parallelopipedischerForm,inwelehemder
Magnetismus um die Achse herum ebenso gleichmässig vertheilt ist, als von
seiner Mitte aus nach seinen Polen hin der südHche und nördliche Magnetis-
mus gleichmassig vertheilt ist, hat eine magnetische Achse, welche mit seiner
geometrischen Achse susammenfallt. Ein solcher Magnetstab besitzt die Kraft
M^ wenn derselbe auf einen andern, ihm ganz gleichen iü beliebiger Stellung
festgehaltenen Magnetstab in einer Entfernung, die beiden Längen vielmals
übersteigt, ein ebenso grosses Drehungsmoment ausübt, als t^^un beide durch
folgende ideale Magnete ersetzt würden. Die idealen Magnbte sind ^gerade
Linien von 1 Millimeter Länge, an dem einen Ende die Menge M von nörd-
lichem, am andern Ende die Menge iüf von südlichem Magnetismus, diese
geraden Linien von 1 Millimeter Länge muss man sich mit ihren Mittel-
punkten und ihren Richtungen mit den Mittelpunkten und Achsen der wirk-
lichen Magnete zusammenfallend denken. — Man erhält die Stromstärke
eines galvanischen Stromes in magnetischem Maase ausgedrückt, wenn
man 1) das Drehungsmomjnt in absoluten Krafteinheiten durch den Ver-
such bestimmt, welches der geschlossene, kreisförmig geleitete Strom auf
einen Magneten von bekannter Kraft K aus einer Entfernung hervorbringt,
die so gross ist, dass das Verhältniss ~ der Länge des wirklichen Magneten
R
zur Entfernung R in seiner zweiten und in den höhern Potenzen als sehr
klein vernachlässigt werden darf, wobei R die kleinste Entfernung bedeutet,
welche zwischen irgend einem Punkte des Magneten und des Stromleiters
stattfindet. Dieses durch den Versuoh bestimmte Moment sei H. 2) Indem
man sich an die Stelle des wirklichen Magneten den idealen Magneten
von der Kraft K eingesetzt denkt, berechnet man nun nach folgendem be-
kannten Gesetze und in folgender Weise die Einwirkung des kreisförmigen
uigiüzea oy x_j v^v_/pc lv.
Von Dr. Emil Kahl. 257
Leiters auf den Magneten. Das Gesetz ist dieses: ein Stromelement von
der Lunge ds und der Intensität t wirkt in der Entfernung r anf ein nord-
oder Süd magnetisches Element von der absoluten in dem vorhin angegebe-
nen Maase gemessenen Stärke mit der Kraft c* ~ sind . ds ein, wobei ö
der spitse Winkel ist, den das Element ds mit der Linie r einschliesst nnd
c* eine Constante bedeutet, die erst eimüi bestimmten Werth erhalten kann,
wenn das Liingenmaas, Intensitätsmaas des Stromes und Kraftmaas be-
stimmt ist. Die Kraft, mit der m bewegt wird, ist rechtwinklig gegen die
durch m tind ds gelegte Ebene und ausserdem so gerichtet, dass ein mit
dem Strome, Kopf voran, schwimmendes Phantom die Ablenkung von m
nach links erfolgen sehen würde, wenn m ein nordmagnetisehe» Theilchen
wAre , jedoch nach rechts , wenn m ein sttdmagnetisches Theilchen wäre.
Bei dieser Berechnung drückt man alle Entfernungen in Millimetern aus und
erhält dann für das auf den Magnet K ausgeübte Drehungsmoment einen Aus-
druck, in welchem nur t und c als Unbekannte vorkommen, etwa den Aus-
druck /*(t, c). Setzt man nun, indem man das Versuch sresut tat berücksichtigt:
so erhält man i durch AuflöHung dieser Gleichung etwa in der Form
Die Gonstante c darf mau willkührlich Wählen, denn hat man eine beliebige
Wahl getroffen nnd nun t in reinen Zahlen erhalten, so müsste dann die
nochmalige Berechnung des Drehungsmomentes stets den Werth H für das-
selbe ergeben. '*Das Maas, in welchem man t ausgedrückt erhält, wenn man
c=:l setzt, nennt man das magnetische Maas des elektrischen Stromes,
• für welches sich übrigens noch andere im Wesen mit der Vorigen tiberein-
stimmende Definitionen auffinden lasi^en.
Nachdem diese eigentlich als bekannt vorausgesetzten und nur der
Deutlichkeit «nd Vollständigkeit halber wiederholten Maaserklärungen Platz
gefunden haben, möge nun die Thatsache mitgetheilt werden, die zur Be-
stimmung von k führt, sobald man t und t' in Amp^re^s Gesetz in mag-
netischem Strominte nsitätsm aase ausdrückt. Man denke sich in ganz be-
stimmten Stellungen zwei Magneten, deren magnetische Kräfte if und iT'
als bekannt vorausgesetzt werden , in einer so grossen Entfernung r ihrer
Mittelpunkte von einander aufgestellt , dass die Verhältnisse ihrer Längen
l l\
zu r, nämlich — und — in der zweiten und höheren Potenz vernachlässigt
t r r
werden dürfen. Denkt man sich an der Stelle von K und K' in der früher
angegebenen Weise die idealen Magneten von gleicher Wirkung aufgestellt,
so kann man nun das Drehungsmoment, welches der eine auf den andern
ausübt, berechnen. Nun möge man sich votstellen, K würde weggenommen
und an dessen Stelle ein constanter Kreisstrom eingesetzt, dessen Mittel-
punkt und Achse mit dem Mittelpunkt und Achse von K 7^^%^^^^^i^i^3^^
258 Die Fundamente der Elektrodynamik.
der auf K' dasselbe Drehaogsmoment ausübt, als K auf K\ Die Stärke S
dieses Stromes kann man bei beliebig angenommenen Radins i? desselben
dem Früheren zufolge, in magnetischem Maase ausgedrückt, berechnen.
Hierauf denke man sich den Magnet K wieder an seine Stelle gesetzt, aber
• K' hinweggenommen und in derselben Weise, wie vorhin angegeben wurde,
durch einen Kreisstrom S' von beliebigem Radius B, ersetzt. Die awischen
Elektromagnetismus und Elektrodynamik bestehende Beziehung, wekhe
zur Bestimmung von k führt, ist nun folgende :
Werden K und K' zugleich entfernt und an ihre Stelle die sie vertre-
tenden Ströme S und S' gesetzt, so übt jeder auf den andern dasselbe Dreh-
ungsmoment aus, als der entsprechende Magnet auf den andern ausgeübt
haben würde. Die Berechnung der Wirkung von K auf K* und umgekehrt,
hatte das Drehungsmoment in absolutem Kraftmaase gegeben^ mit welchem
jeder Magnet den andern zu drehen sucht ; setzt man dieses Drehungsmo».
ment demjenigen gleich, welches man erhält, sobald man das Drehangsmo-
ment der Ströme S und S* mit Hülfe von Amp&re*s Gesetz ausrechnet, so
erhält man eine Gleichung , aus welcher sich die Constante k für den Fall
ergiebt, dass die Intensitäten des Stromes in Amp^re*a Gesetz in mag-
netischem Maase ausgedrückt sind.
Wird die hier angedeutete Methode zur Bestimmung von k angewen-
det, so findet man A* =^ 2, so dass also das Gesetz Amp^re's, die Wech-
selwirkung zweier Stromelemente in absolutem Maase gebend, wenn die
Entfernungen in Millimetern, die Stromstärken in magnetischem Maase aus-
gedrückt werden, durch folgenden Ausdruck repräsentirt wird :
II) j {cosB — \cosBcosB)
Die Prüfung von Amp^re's Gesetz durch Wilhelm Weber geschah
mit Hülfe des Elektrodynamometers. Dies Instrument besteht aus einer
bifilar aufgehängten MultiplicaJkorrolle , deren Windungsebenen perpendi-
kulär sind und bei welcher die Drähte zur bifilaren Aufhängung zugleich
für die Hin- und Rückleitnng benutzt werden. Die Achse des Dynameters
wurde bei Weheres Versuchen in den magnetischen Meridian gebracht, so
dass der Erdmagnetismus die^tellung der BifiUarroUe nicht änderte, sobald
der Strom durch sie hindurchgeleitet wurde. Ausser der Bifilarrolle wurde
bei diesen Versuchen eine feste^ d« h. nicht aufgehängte Multiplicatorrolle
angewendet, deren Windungen ebenfalls porpendikular waren und welche
sich durch Hin- und Herschieben in beliebige Entfernung zum Dynamometer,
bringen Hess. D^r Strom wurde durch die feste Rolle und hierauf durch
die BifiUarroUe, oder wenn deren Ablenkung dadurch fclr die Beobachtung
zu gross geworden wäre, nur ein Zweig desselben durch die Bifilarrolle* ge-
leitet. Letzteren Fall anlangend , war das Verhältniss des Leitungswider*
Standes des Zweiges zu dem der ganzen Leitung durch genaue Versuche
ermittelt worden , demnach war auch das Verhältniss der Intensitätea des
uigiTizea Dy x^j vyv^/'i LN^
Von Dr. Emil Kahl. 25^
Stromes in Zweig and Leitung bekannt. Die IntensitHt des durch die feste
und und die BifilarroUe geleiteten Stromes konnte nach bekannten elektro-
magnetisehon Gesetzen in magnetischem Maase aus der beobachteten Ab-
lenkung berechnet werden, welche ein Magnetometer dnroh eine aus der
Ferne auf dasselbe wirkjande feste Drahtrolle erlitt, durch welche der
Strom ebenfalls mit hindurch geleitet wurde.
Gab man nun bei yerschiedenen IntensitSten des Stromes der festen
Rolle Terschiedene Stellnngen zur Bifilarrolle, so konnte man 1) die Ablen-
kung der Bifilarrolle, hervorgebracht durch die Einwirkung der festen
Drahtrolle und der bekannten Horizontalintensität des Erdmagnetismus am
Beobachtangsorte beobachten und 2) diese Ablenkung mit Anwendung
des Ampere 'sehen Gesetzes No« U) aus der Grösse und Lage beider Mul-
tiplicatoren und der Horizontalintensität des Erdmagnetismus berechnen.
Da nun bei den zahlreichen Versuchen W e b e r 's die berechneten und
beobachteten Werthe bis auf sehr geringe Abweichungen , die von unver-
meidlichen Beobachtungsfehlern herrührten , sftmmtlich ein und dasselbe
Yerhältniss unter einander zeigten, so war hierdurch die Richtigkeit des
Ampere 'sehen Gesetzes bis auf die Constante /r*:=2 vollkommen erwie-
sen. Das Verhältniss der beobachteten und berechneten Drehungsmomente,
welches der Einheit hätte gleich sein sollen, differirte um ea. 6 Procent von
der Einheit. Die Versuche waren nämlich von vorn herein nicht darauf
angelegt, dieses Verliältniss zu bestimmen, welches nur beiläufig ermittelt
wurde und da bei seiner Ermittelung eine Menge aus der Erfahrung ent-
nommene Elemente benutzt werden musste, eine grössere Uebereinstimmnng
nicht erwarten Hess. Es ergiebt sich übrigens aus der beiläufig gefundenen
nahen Uebereinstimmnng der Constanten von Ampere 's Gesetz mit der
von Weber gefundenen, dass die Beziehung zwischen Elektromagnetismus
und Elektrodynamik, die zu jener geführt hat, keinesfalls unrichtig ist.
§. 8. Hofhwendigkeit, die elektrodynamischen Erscheinungen ans den
Wechselwirkungen der in Bewegung befindlichen elektrischen Theilchen
selbst abzuleiten.
A m p i r e 's Gesetz giebt direet die Richtung und Grösse der Kraft an,
mit welcher der eonstante elektrische Strom t in einem sehr dünnen Draht-
elemente ds auf den ponderabeln Träger eines andern consfanten Stro«-
elementes i' ds' wirkt. Nun ist bekannt, dass der Strom t in ds nicht
direel^anf den ponderabeln Träger von i'ds wirken kann, sonst müsste
ds' vom Strome t auch noch in Bewegung gesetzt werden, selbst wenn die-
ses genannte Element ds keinen Strom enthielte. Man kann sich wohl von
der Uebertragung der elektrischen Wirkungen etwa folgende Vorstellung
machen : Der Strom t in ds übt zunächst auf den Strom i' in ds' eine an-
ziehende oder abstossende Wirkung aus, diese wird vollständig oder
zum Theil auf den Träger ds' des Stromes t" üb(^||ii§gi(^aoMld^hringt
260 Die FundamoDto der Elektrodynamik.
Bewegang im Sinäe von Ampere *8 Gesetz herror, wenn der Leiter be-
weglich ist. Diese Vorstellung fordert aaf, das Gesetz Ampere^s so umza-
formen, dass man einen Ausdruck erhält, welcher die Wechselwirkung der
in dem Leiter fliessenden Elektricität repr&sentirt, ausserdem machen aber
die Erscheinungen der Voltainduction eine solche /Umformung ebenfalls
dringend nothwendig.
Bei der Voltainduction ist in dem einen Leiter ursprünglich kein Strom
vorhanden, ein solcher wird jedoch hervorgebracht l) indem der neutrale
Leiter plötzlich dem Stromleiter genähert oder von ihm entfernt wird,
2) indem der Stromleiter plötzlich dem neutralen Leiter genähert oder von
ihm entfernt wird, 3) indem die Intensität des StiM)mes im Stromleiter plötz-
lich vermehrt oder vermindert wird, sowie endlich 4) wenn mehrere der an-
gegebenen Veränderungen gleichzeitig hervorgebracht werden^ Der indu-
cirte Strom entsteht hier offenbar nur durch die Einwirkung der bewegten
Elektricität im Stromleiter auf die neutrale Elektricität im stromlosen Lei-
ter; dies veranlasst zu der Frage, wie die in Strömung befindliche Elektri-
cität auf andere in Ruhe befindliche elektrische Massen einwirken möge?
W.ie der folgende Paragraph zeigen wird, ist es nicht möglich, diese Frage
durch Anwendung dos bekannten Grundgesetzes für statische Elektricität
zu beantworten, eawird sich vielmehr ergeben, dass dieses Gesetz für be-
wegte Elektricitäten einer Ergänzung bedarf. Es versteht sich von selbst,
dass diese Frage nur dann erst weiter besprochen werden kann, sobald die
Vorstellung, welche man sich von der Bewegung der Elektricitäten in einem
constanten oder variabeln elektrischen Strome den Erscheinungen gemäss
machen muss, hinlänglich festgestellt ist.
^ 4. Die Bewegung der elektrischen Maisen bei» elektriaehen Strome.
Die Erscheinungen, bei denen Elektricität wirksam ist, haben bereits
vor langer Zeit zu der Annahme geführt, dass an jeder Stelle eines im so-
genannten unelektrischen Zustande befindlichen Leiters gleich grosse Men-
gen positiver und negativer Elektricität sich gebunden halten, so dass die-
selben dem elektrostatischen Grundgesetze zufolge nach Aussen hin keine
Wirkung ausüben können. Die Trennung beider Elektricitäten kann durch
Reibung, Druck, Temperaturveränderung, Contact etc. hervorgebracht wer-
den; die Kraft, welche hierbei die sich festhaltenden elektrischen Flnida
von einander reisst und von einander bewegt, ist schon von Volt a elektro^
motorische Kraft genannt worden. In einer ofienen Volta' sehen Kette trei-
ben die an den Berührungsstellen thätigen elektromotorischen Kräfte die
entgegengesetzten Elektricitäten nach entgegengesetzten Richtungen aus-
einander, dieselben hänfen sich nach den Polen der Kette zu an und nach
dem Eintritt des Gleichgewichtszustandes befinden sich an jeder Stelle die
auf die daselbst befindliche Elektricität ausgeübten electromotorischen
Kräfte mit denjenigen elektrostatischen Kräften im Glei$]^^3fi^td/>9^1cfae
Von Dr. Emil Kahl« 261
von der freien Elektrieität in der Kette ausgeübt worden. Hierbei ist, wie
die Versnche an der isolirten offenen Kette zeigen , an dem einen Pole po-
sitive, an dem andern Pole negative Elektricit&t, beide von gleicher Span-
nung. Schliest man nun die Kette, so neatralisiren sich die ElektrScitäten
im Behliessmngsbogen und in demselben Momente treten aneh gewisse Wir-
kungen auf, die der fiiessenden Elektrieität eigen sind, a. B. Wassersetzung
und Erwärmung im Schliessungsbogen. Da non diese Wirkungen bei ge-
schlossener Kette fortdauern , so nimmt man an , dass wie beim Scbliesseu
selbst auch noch nach dem Schliessen fortwährend positive Elektrieität in
der einen Richtung, negative Elektrieität in der entgegengesetzten Kichtuug
durch den Schliessungsbogen hindurehfliesse. Der Umstand , dass die ge-
schlossene Kette keine Spannungserscheinangen zeigt, nöthigt dazu, diese
Annahme dahin zu vervollständigen , dass durch jeden Querschnitt der
Kette in einem beliebigen kleinen Zeitabschnitte ebensoviel positive Elek«-
tricität^n«eh der einen Seite hinfliesse , als negative Elektrieität nach der
entgegengesetzten Richtung bewegt wird,, denn wären die durch den Quer-
schnitt ^iessenden Mengen beider Elektricitäten ungleich gross , so würden
örtliche Anhäufungen der positiven oder negativen Elektrieität stattfinden,-
welche sich durch Spannungserscheinungen zu erkennen geben würden.
Bei Constanten Strömen bleibt die Ablenkung einer eingeschalteten Tan-
gentenbussole immer dieselbe, nimmt man nun statt einer Umwindung der
Nadel n solche dicht neben einander liegende Umwindungen , so muss der
Druck gegen die Pole der Nadel n Mal grösser werden. Denkt man sich
statt n dicht neben einander geführten Windungen , den Strom , der durch,
alle hindurehfiiesst, in einer eiifzigen solchen Windung fliessend, so muss der
Druck gegen die Pole der Nadel immer noch n Mal so gross sein, als bei
einer Umwindung der früheren Art. Hieraus ergiebt sich ganz von selbst,
dass die Stromstärke, d.h. die Menge der durch den Querschnitt fliessenden
Elektrieität bei cons tauten Strömen in jeder Zeiteinheit ein und dieselbe ist..
Sehliesst man eine Kette durch einen sehr langen metallischen Schlies-
sungsbogen , so tritt doch der Strom in unmerklich kurzer Zeit nach dem
Kettenschlnss an allen auch denjenigen Stellen des Scliiiessungsbögens auf^
welche sehr entfernt von den Contaetstellen liegen , wo sich die elektromo*
torischen Kräfto äussern. Man nimmt daher an, dass die elektromotorischen
Kräfte durch einen Anstoss wirken , weleher zunächst der Elektrieität in
unmittelbarer Nähe an den Contaetstellen ertheilt wird, in der Weise, dass
die positive Elektrieität ^ach der einen Richtung, die negative Elektrieität
naeh der entgegengesetzten Richtung fortgetrieben wird. Die verdrängten
elektrischen Massen setzen durch Abstossnng die in ihrer Bewegungsrieh-
tnng liegenden gleichartigen Massen naeh dieser hin in Bewegung. So wird
dann der Bewegungsanatosa von den Contaetstellen aus vielleicht in ähnli-
cher Art, wie bei der Wellenbewegung der Luft durch alle Theile der Kette«
fortgepflanzt. Die Geschwindigkeit dieser Fortpflanzung ist wenigstens in
262 Die Fundamente der Elektrodynamik.
metallischen Leitern aud in der Erde sehr grogs , wie aus W a 1 k e r 's Ver*
fiuchen herorgeht, der dieselbe bei den Telegraphenleitnngen der Vereinig-
tea Staaten im Mittel ea circa 16,000 eagHsclien Meilen pro Secunde be-
stimmte.
Die von Querschnitt zu Querschnitt fortgepflanzte elektromotorische
Kraft bewirkt an jeder Stelle Verschiebung der positiven Elektricität nach
der einen Richtung und Verschiebung der negativen Elektricität nach der
entgegengesetzten Kichtung. Die Geschwindigkeit, mit der die Elektrtcit&t
durch die elektromotorische Kraft verschoben wird, ist o£Fenbar etwas gana
anderes, als die oben ausführlicher erwähnte Fortpflanzungageschwindigkek
der Elektricität. Denkt man sich beispielsweise, auf einem Stück des Lei»
ters von der Länge u sei im stromlosen Zustande die Menge + e von Elek-
tricität zugleich enthalten. Durch einen hierauf eintretenden Strom werde
die Menge -^e in einer Secunde um das Stück u nach j^ec^ts, die Menge
— ß in derselben Zeit um das Stück u naoh links verschoben , dann fliessft
in einer Secunde die Menge + e von Elektricität den Querschnitt des Lei-
ters hindurch und die Verschiebnngsgesehwindigkeit der Elektri-
cität ist u. Bei einer und derselben Versohiebungskraft muss die Geschwin-
digkeit, mit welcher die Elektricität im Leiter verschoben wird, um so klei-*
ner sein, je mehr von den elektrischen Fluidis vorhanden ist. Es geht min
aus vielen, z.B. auch aus elektrolytischen Erfahrungen hervor, dass die
Menge neutraler Elektricität, die in einem Körper vorhanden, sehr gross,
und die Verschiebungsgesch windigkeit derselben sehr klein sein muss. Bei
der Wasserzerseteung durch den galvanischen Strom bewegen sich der
Sauerstoff und Wasserstoff in der Zersetzungszelle jedenfalls nur deswegen
nach entgegengesetzten Richtungen, weil ersterer an die positive, letzterer
an die negative Elektricität fest angeknüpft ist und weil diese Elemente nur
mit der Elektricität durch die elektromotorische Kraft fortbewegt werden.
Die Menge der an den Polen frei werdenden Elemente ist hierbei so geringe
dass die Geschwindigkeit, mit der die Eleetricitätsträger nach entgegenge-
setzten Seiten bewegt werden, sehr unbedeutend sein muss. Die Menge der
Elektricität, welche sie fortführt, ist aber sehr bedeutend, wie man dadurch
ermittelte , dass man die Wirkung eines constanten galvanischen Stromes
durch den durch nasse Schnuren verzögerten Entladungsstrom der Leidner
Flasche zu ersetzen suchte. Es würde eine sehr grosso Menge statisch auf-
geiiäufter Elektricität dazu gehören, um die oben beispielsweise erwähnte
Zersetzung von Wasser selbst nur bei geringen Mengen des letzteren her-
vorsubringen , st> dass also, selbst bei schwachen Strömen die durch den
Querschnitt der Kette fliessende Menge der Elektricität sehr gtoas, die Ver*
flohiebungsgesohwindigkeit derselben sehr klein sein muss.
Schiebt man bei einer Thermokette von geeigneter Constniction die
heimsen- Contactstellen plötzlich hinweg^ dafür aber, ohne dass je die metal-
lische Berührung gestört wird, ein Schliessungsstüok vo,|,^gif ^l^^i^fiktefial
Von Dr. Emil Kahl. 263
nnd gleicher Temperatnr, als der übrigbleibende Theil der Kette zugleich
hinein , so hört augenblicklich der vorher vorhandene constante Strom auf,
denn die Leitung wirkt nun nicht mehr auf eine in der Nähe befindliche
Magnetnadel. Da die elektrische Bewegung aufhört, sobald die elektro-
motorische Kraft aufhört, so muas im Schlies^uugsbogen ein Widerstand
vorhanden sein, denn sonst müsste sich die Elektricitat auch noch nach dem
Aufhören der elektromotorischen Kraft gleichförmig im Scfaliessnngsbogen
fortbewegen und magnetische Femewirkungen hervorbringen. Um die Ur*
Bachen eines solchen Widerstandes aufsufinden, möge man sich Weber's
Discussion über diesen Gegenstand anschliessen Der Widerstand der Lei«'
ter könnte davon herrühren, dass dieselben engere oder weitere Canäle für
die Bewegung der Elektricitat be«ftBsen, in der Weise, dass dem Leiter von
grösserem Widerstand engere, dem Leiter von geringerem Widerstand wei-*
tere Canälo entsprächen. Diese Annahme würde allerdings die geringere
Stromstärke bei grösserem Widerstände erklären , sie würde jedoch das
Factum unerklärt lassen, dass der Strom mit dem Verschwinden der elektro-
motorischen Kraft aufhört. Es liegt indess sehr nahe, die Ursache des
Widerstandes durch die Einwirkung der sich entgegenkommenden elektri«
sehen Fluid a selbst zu erklären, da aus dieser Annahme leicht £u beweisen
ist, dass das Aufhören der elektromotorischen Kraft wegen Vereinigang
beider entgegengesetzter Elektricitäten das Aufhören der Strömung be-
dingt. Im constanten Strome werden die sich begegnenden elektrischen
Fluida sich zu neutralem Gemisch verbinden, dessen Scheidung immer wie-
der durch eine neue eleotromotorische Kraft geschieht , welche , da sie un-
ansgeselat clies&lbe Grös&e behält, einen Strom von unausgesetzt gleicher
Stärke hervorbringt. .
Das Factum, dass die Substanz des Leiters ebenfalls auf den Wider-
stand inüuirt, sowie Web er 's Erklärung des Magnetismus und Diamagne--
tismuB durch Molecnlarströrae macht jedenfalls die Hinzuziehung von Mole-
cularwirkungen der ponderabeln Theile auf die Elektricitat notliwendig.
Derjenige) der die Theorie des Widerstandes aus den hier gegebenen, von
Weber herrührenden Grundzügen derselben logisch entwickeln wollte,
müaste jedenfalls die Wirkungen der ponderabeln Theile ebenfalls einer
sorgfiütigen Betrachtung unterwerfen. So lange aber ein solcher Aiuban
der Theorie nicht erfolgt ist, kann man sich mit Weber von der Vereinig-
ung nnd Scheidung der elektrischen Massen im Doppelstrome folgende Vor-
stellung machen, Welche von einer Hypothese über die Molecnlarwirkungen
keinen Gebrauch macht , sondern sich nur auf das elektrostadsche Grund*
gesets stützt. Der Fehler, den man begeht, indem man dieses Gesetz an
der Stelle des später zu deducirenden elektrodynamischen Grundgesetzea
anwendet, ist nur unerheblich, da, wie sich später herausstellen wird, der
Einfluss sehr gering ist, den die Bewegung elektrischer Massen auf ihre ge-
genseitige Anziehung aasübt nnd nur in einzelnen Fällen recht deutlich
*' ** ^ uigiiizea Dy x^j vy vy^LV-
264 Die Fandamente dör Elektrodynamik.
hervortritt. Die genannte Vorstellang ist nun diese: Es seien a, fr, c (Fig. 1)
p. . drei positiv elektrische Mas-
sen, von welchen der Eiu-
a 2 e «11.
• fachheit wegen angenommen
>- wird, dass dieselben an den
~^ Orten, wo sie sich befinden,
festgehalten werden. In Kiehtang der pnnktirten Linie bewege sich die
negativ elektrische Masse> — e\ sowie dieselbe in die Anzdehnngssphäre
von a gelangt, beschreibt sie nach den Keppler 'sehen Gesetzen eine Ellipse
um o. Die fortgesetzte Einwirkung ^^t elektromotorischen Kraft wirkt nach
Art der Störungen auf die Elemente der Bahn von — «, macht- dieselbe
immer langgestreckter, bis endlich -^-^ in die Anzieh nngssphäre von h ge-
langt, wo sieh nun dasselbe begiebt, was vorher um a durch die Anziehung
von a geschah. Man sieht leicht ein , wie auf diese Weise die elektromo*
torische Kraft das negativ-elektrische Theilchen zum umlaufe in den Lei-
ter nöthigt. Um diese Vorstellung dem wirklichen Vorgange gemäss abzu-
ändern, braucht man nur weiter anzunehmen, dass sich auch die posittv-
elektrischen Massen in Bewegung befinden und die neue Vorstellung dieser
weiteren Annahme gemäss auszubilden.
'§. ff. Die Ergänzung dea elektrischen Gtnmdgeaetzes durch Wilhelm Weber.
Das elektröstatiselm Grundgesetz lässt sich bekanntlich in folgender
Weise aussprechen :
„Die Wirkung zweier elektrischen Massen erfolgt in der Bichtung ihrer
Verbindungslinie nnd ist dem Producte beider Massen direot, dem Quadrate
der Entfernung beider Massen umgekehrt proportional,**
Dieses Gesetz erklärt jedoch die Wechselwirkung zwischen zwei Strom-
leitern nicht; denn befinden sich in einem Elemente d$ dea einen Strom-
leiters gleichzeitig zwei elektrische Massen + ^ und in einem Elemente ds
des andern Stromleiters gleichzeitig die Massen + e\ so ergeben sich nach
dem elektrostatischen Grundgesetz vier Wechselwirkungen, deren Resultante
Null sein muss. Hieraus folgt zugleich, dass das elektrostatische Grund-
gesetz auch die Wechselwirkung von einem ganzen Stromleitor auf einen
andern ganzen Stromleiter nicht zu erklären vermöge. Die wirkliche
Existenz der Einwirkung von Stromlettern auf einander erfordert daher ein
andres elektrisches Grundgesetz für bewegte elektrische Massen, als ftir
ruhende Massen. Soll dieses Gesetz ganz allgemein sein, so muss es das
elektrostatische Grundgesetz in sieh enthalten, d. h. es muis, wenn man
die Geschwindigkeit oder Beschleunigung oder andere in ihm vorkommende
auf die Bewegung sich beziehende Grössen der Null gleich setzt, in das
elektrostatische Grundgesetz tibergehen. Weber glangte durch Discussion
dreier specieller Fälle zu einem Gesetze der Einwirkung bewegter Massen
aufeinander, dasselbe Gesetz leitete er später allgemei|if|'e|i$^8^d|syp#e8etze
Von Dr. Emil Kahl. 265
Amp^re's ab and konnte sehliesalich a^ch die Erseheinnngen derVoltain-
daction in einer völlig mit der Erfahrang überPinfttimmenden Weise erklU-
ren. Die drei speciellen Thatsachen, welche auf das elektrische Grundgesetz
führten, waren folgende :
a) Zwei Stromeiemente^ welche in einer geraden Linie liegen, mit wel-
cher ihre Bichtang zusaromenfftUt, stossen einander ab, oder
ziehen einander an , jenachdem sie vom Strome in gleichem oder
in entgegengesetztem Sinne durchlaufen werden.
ß) Zwei Stromelemente, welche mit ihrer Verbindungslinie rechte Win-
kel bilden, werden angezogen oder abgestossen, jenachdem
sie vom Strome iu gleichem oder entgegongesetastem Sinne
durchlaufen werden.
y) Ein Stromelement, welches mit einem Drahtelement in gerader Linie
liegt, mit welcher die Kichtungeii beider Elemente zusammenfallen,
inducirt einen gleich oder entgegengesetzt gerichteten Strom
im Drahtelemente, je nachdem seine eigene Stromintensität ab- oder
zunimmt.
Die ersten beiden Thatsachen ergeben sich direct aus dem durch die
Erfahrung geprüften Ampfere'schen Gesetze, die dritte Thatsache ist durch
lud uctions versuche bekannt geworden.
a) Discussion der ersten Thatsache.
Zwei Stromelemente, in einer Geraden gelegen , mit welcher ihre
Kichtbng zusammenfHllt, stossen sich ab bei gleichgerichtetem Stro-
me und ziehen sich an bei entgegengesetzt gerichtetem Strome.
Das Amp^re^sche Gesetz I) ergiebt für die Wechselwirkung :
Ä* ds ds'
a\) weil « = 0, d = 0, 6'= 0 die Kraft + — 1 1" ^-, also Ab-
. stossnng.
fc^ ^ ds , ds'
a\) weil € = Ä, 6 = 0, 6'= tu, die Kraft ii '- — , dem-
nach Anziehung.
Für das Element ds ist i die Stromstarke ; ist m die Verschiebungsge-
scfawindigkeit derElektricität inds, so ist im stromlosen Zustande die Menge
i auf die Strecke u vertheilt gewesen, daher ist im Elemente ds die Menge
von El. enthalten, ebenso soll irn Elemente ds' die Menge — ~ enthal-
u u
ten sein, wobei u die Verschiebungsgeschwindigkeit für das zweite Strom-
element bedeuten möge. Die elektrostatischen Wirkungen der vier elektri-
schen Massen sind im betrachteten Augenblicke in den Fällen a i und (t\ :
it ds . ds' n ds . ds' it ds . ds' ix ds , ds'
Die Resultante dieser vier Wirkungen ist Null , die wirklich stattfin-
dende Wirkunff der Stromoleniente auf einander rührt demnach nicht von
° • uigiiizea Dy x^j vyv^T'i LV-
Züiihclirin für Malheiiialik u. l'hysMk. V. 18 ^
266 Die Fundamente der Elektrodynamik.
der relativen Entfernung r der Massen von einander her, sie mass vielmehr
von dem Bewegnngszuatande, also etwa von der relattve« Geschwin-
digkeit — , oder der relativen Beschleunigung -—j- , wie sie im betrachteten
Augenblicke je zweien der elektrischen Massen ankommt, abhängig sein.
Nun berücksichtige man : das Quadrat der relativen Geschwindigkeit ist bei
den in gleichem Sinne bewegten elektrischen Massen (u — u)*^ daher stets
kleiner als bei den in entgegengesetztem Sinne bewegten elektrischen
Massen, bei denen dasselbe {u + uy ist. Die dynamische Wirkung der
vier elektrischen Massen erkl&rt sich , wie man leicht erkennt , durch die
Hypothese , dass diese Wirkung proportional sei dem Produete der elek-
trischen Massen und femer proportional sei dem negativen Quadrate der
(drV
— 1 ; man erhält nämlich für glei-
che Stromesrichtung (Fall a ,) die Wechselwirkungen :
ids tds itds.ds"^. , ,.,,
von H auf H ;- : H -, x[— (w — w)'],
. ids « tds ii'ds.ds' ^, , . ,.,,
von + auf r- : ; X[— (" + «7,
ids . i'ds' , ii'ds.ds , , ,.,,
von auf r- : + , — X[- (w — u)%
u u uu t \ / j»
ids ^ . t ds' ii'äs.ds' ^^ , .. ,,,,
von auf +— ^ : , x[— (w + « '.
M M UU ■ ^ *
Daher ist die Gesamnitwirkuug der in gleichem Sinne bewegten elektri-
schen Massen:
2ii'dsds',
; — (w — w)';
MW
die Wirkung der in ungleichem Sinne bewegten elektrischen Massen ist
jedoch:
2ii'dsds\ . ,.,
n
Die Resultante beider Wirkungen ist positiv, weil (« + «)'> {u — «')*, da-
her ist die gemachte Hypothese ^— wie sich übrigens auch durch Anwen-
dung auf den Fall « t ergeben würde — wenigstens nicht mit der ersten
Thatsache in offenbarem Widerspruche. Da nun bei dem aufzufindenden
allgemeinen Grundgesetze der Eiektricitätslehre jedenfalls das elektrösta
tische Grundgesetz herauskommen muss, wenn die relative Geschwindigkeit
Nnll ist, so hat Weber folgende Hypothese für die Einwirkung zweier
elektrischen Massen e und e an die Stelle der vorigen gesetzt :
dt* 6 B
welcher Ausdrnck für — - übergeht in — -, d. i. also in den Ausdruck des
dl r
uigiiizea oy >^j vyv^'i lv.
Von Dr. Emil Kahl. 267
elektrostatischeo GrniidgeHetzes. In diesem Ausdrucke bedeutet a^ eine
Constante, dercu Grösse abhängig i»t vt)n dem Elektricitätsmaas, in wel-
chem e und e ausgedrückt sind, von dem Längenmaase , in welchem r und
— .ausgedrückt ist und endlich von dem Kraftmaase, in welchem der ganze
Ausdruck dfe'Grösge der Wechsehvirkui^g ergiebt. Der gegebene Ausdruck'
erklMnt die Speoialfälle der ersten Thatsache vollkommen, denn man hat :
I) im .Falle a\ füi* die Einwirkup«; von + — auf H y :
u u
ii'dsds. -,, • ,, ,,,. ii'dsds' f.i » " .* « • w'\
r* M M i r* \« M u u J
Hieraus erhält man durch Vertauschnng von + u mit — u die Wechsel wir-
ids i ds
kung von auf -\ Bildet man auf diese Weise die Ausdrücke,
die noch fehlen, so erhält man als Resultante aller Wechselwirknhgen, wel-
che gleich ihrer Summe ist :
. ifds ds'
8a*. — 5 — .
Dieser Ausdruck stimmt mit dem ans dem Ampfere'schen Gesetz erhaltenen
H ff' — -j— bei gehöriger Bestimmung der Constanten a* überein. Es ist
hierbei stillschweigend die Voraussetzung gemacht worden, dass die Wech-
selwirkung der elektrischen Massen ganz auf den ponderabeln Träger
übertragen wird« Die Annahme, dass die elektrischen Massen in KichtUBg
des Leiters ohne allen Widerstand verschoben werden , wenn sie .von ihren
eigenen Wechselwirkungen afficirt werden, ist hier völlig^unstatthaft, denn
es könnte hieraus die XJebertragung der Wirkung auf den Leiter nicht er-
erklärt werden. Die Hypothese, dass die Wirkung der elektrischen Massen
auf einander vollständig auf den ponderabeln Träger übergehe, führt
übrigens, wie sich später herausstellen wird, zu einem mit der Erfahrung
▼öllig überejustiBunenden Gesetze.
II) Im Falle a\ hat man für die Einwirkung von -\ auf H ?-:
ii'ds ds\ . , • . / . /*xi
Indem man auch hier auf gehörige Weise die Geaeh windigkeiten +u und
+ m' in — « und — u umwandelt, erhält man die Einwirkung der übrigen
drei Massen auf einander , die Besnltante aller vier Wirkungen ist ihrer
Summfii gleich und beträgt :
Ji'dsds
8ft* ; .
Auch hier stimmt das Resultat mit dem durch Anwendung von Amp^re's
Gesetz gewonnenen : ^^^^^^^^^ GoOglc
268 Die Fundamente der Elektrodynamik.
I^ii'dsds
~1 ^^~"
übereiQ.
ß^) Discussion der zweiten Thatsache.
Zwei Stromelemente, welche mit ihrer Verhindungslinie rechte Winkel
hilden^ werden angezogen, sobald sie vom Strome in gleichem Sinne
durchlaufen werden, abgestossen, sobald der Strom in ihnen entge-
gengesetzte Hichtung hat.
Wendet man auf diese zwi^i Fälle der zweiten Thatsache das Gesets
Amp^re^s an, so* erhält man :
/y,) wegen « = 0, 0=—, ^=— den Ausdruck
j^ii'ds äs
demnach Anziehung.
fft) wegen « = «, 6==--, ö'== - den Ausdruck
. .'ii'dsds
demnach Abstossung.
Die relative Geschwindigkeit ist hier immer Null, denn beträgt z. B.
die Entfernung der beiden positiv elektrischen Massen im Speciiilfalle «',
im betrachteten Augenblicke, von welchem an etwa die Zeit gezählt werden
möge, r, so ist sie dann am Ende der Zeit / dem Ausdrucke
gleich, daher ist die relative Geschwindigkeit am Ende der Zeit /:
dQ_ (m — m'»)<
Um aus diesem Ausdrucke die relative Gt^sokwindigkek der übrigen Massen
zu finden, braucht man nur auf geeignete Weise die Zeichen der Geschwin-
digkeiten Uf u einzeln oder beide zugleich zu wechseln. Setzt man hierauf
/ = 0 , so erhält man für die relative Geschwindigkeit in dem betrachteten
Augenblicke — =: 0. In den vorliegenden beiden Specialfällen hat man
demnach eine anderweite Ergänzung des statischen Grundgesetzes der
Elektricität eintreten zu lassen ; man wird hierbei am Besten die Wirkung
zweier elektrischen Massen abhängig machen von ihrer relativen Beschleu-
nigung, denn diese ist bei den Specialfällen der Thatsache ß nirgend» Nnll,
während sie in allen Fällen der Thatsache a der Null gleich ist. Die vor-
geschlagene Ergänzung stösst demnach die Discussion über a keineswegs
um, ist aber, wie sich bald ergeben wird, geeignet, die Thatsache ß zu er-
klären. r^^^^T^
Digitized by VjOOQ IC
Von J)r. Emil Kahl. 269
Fassen wir zunächst den Fall /)',) ins Auge, so erhalten wir für die* re-
lative Beschletmignng der beiden positiv elektrischen Massen am Ende der
Zeit/:
tf«p^ {u — u') {u-u'yt*
dl^ [r«+(ii — ti7/«]4 [r» + (M-ti')«/«}l'
daher für die relative BeBchlennigung im betrachteten Angenblicke (<=:0):
dt*~ r '
Für die elektrischen Massen :
H und ;- ist demnach die relative Beschleunigung ^ ,
und r- - - ^ - - ^^ i- ,
u u r
tds ^ . i'ds ' iu + uj
und H r- - - - - - ^ — ? — i-,
u > u r
Die relative Beschleunigung der in demselben Sinne bewegten elektri-
schen Massen ist daher gleich gross, ebenso ist die relative Beschleunigung
der in entgegengesetztem Sinne bewegten elektrischen Massen unter sich
gleich. Nehmen wir versuchsweise an, die Wirkung der elektrischen Mas-
sen geschehe in Richtung ihrer Verbindungslinie und setzen dieselbe pro-
portional ihrer relativen Beschleunigung, so erkennen wir , dass die Wech-
selwirkung der in gleichem Sinne bewegten elektrischen Massen folgen-
dem Ausdruck proportional ist: •
ruu ^ ^
während die Wechselwirkung der in entgegengesetzter Richtung be-
wegten elektrischMi Massen proportional ist:
ii'dsds ,
ruu ^
Die Resultante- aller Wechselwirkungen ist negativ, weil (w+w')*>(m — m')*,
d. h. es findet hier noch Anziehung statt. Ein gleich günstiges Resultat
für den Erklärungsversuch würde man erhalten , wenn man in ähnlicher
Weisenden Fall /}", in Betracht ziehen würde. Weber schlägt in Folge
dieser von ihm angestellten Betrachtungen vor, die Wechselwirkung zweier
elektrischen Massen c und Cy die in der Verbindungslinie beider stattfindet,
dem Ausdrucke:
^■[-'(SV'&]
gleichzusetzen, wobei a*'eine Constante und b eine von der Beschleunigung
und Geschwindigkeit unabhängige, später zu bestimmende Grösse bedeutet.
I) Im Falle ß^i ist die Einwirkung der positiv elektrischen Masse
— auf die positiv elektrische Masse — 7-' /^^^^^T^
M . U DigitizedbyV^OOglC
270 Die Fundamente der Elektrodynanrik.
id5 I ds . - . »
Maa erhalt hieraus die Einwirkung von — auf r- i indem man in obi-
gem Ausdrucke statt +u die Geschwindigkeit — h einfuhrt; überhaupt hat
man, um von einer positiven Masse ausgehend, die Wirkung der zugeordne-
ten negativen Masse zu finden, anstatt der zugehörigen Geschwindigkeit
deren negativen Werth einzusetzen. Um nun die zu dem obigen Ausdrucke
gehörigen drei andern Ausdrücke der Wechselwhrkung zu findep, muse
man demnach anstatt -j-u und +u der Reihe nach einführen +u und — u\
— u und — «', — w und + «'. Die Gesammtwirkung ist die Summe der so
erhaltenen Ausdrücke, bei deren Herstellung sich, wie man leicht erkennt,
II d s d s
alle Glieder in der Parenthese neben ^ paarweise heben, die»M und
u enthalten, so dass nur übrig bleibt:
.Sii'ds . ds' b
• ? '7*
Nimmt man b als positiv utid in geeigneter Weise abhängig von r an, bo
erhält man für die Wechselwirkung denselben Werth, als durch das Anp^re-
sche Gesetz, nämlich :
,^..,dsds'
— k^tt — ^r— .
r*
II) Im Falle /5',) erhält man in der im vorigen Falle angegebenen Weise
für die Resultante der vier Wechselwirkungen :
, ..,dsds ^b
und es würde derselbe Werth von A, wie im vorigen Falle, diesen Aasdruck
identisch machen dem durch Anwendung von Ampere's Gesetz erhaltenen:
.j^..,dsds
r*
Die Discussion der Thatsacken a und ß' wird endlich erschöpft mit
der Auffindung der Beziehung, welche zwischen den Grössen b nnd a statt-
findet. Bezeichnen wir -auch die Grösse der Wechselwirkung in den vier
Fällen mit a'i, jS'i, a^, ^'2, so lassen sich die durch Amp^re's Gesetz ge-
fundenen Wechselwirkungen in ihrem gegenseitigen Verhältnisse auf fol-
gende Weise ausdrücken:
/ ^. k^ii'dsds \.ii'dsds
wenp man in allen vier Fällen die t, i" etc. gleich gross annimmt Die durch
das hypothetische elektrische Grundgesetz gefundenen Wechselwirkungen
ergeben jedoch: ^ r\r\c^
uigiüzea oy x^JwwVlv-
Von Dr. Emil Kahl. 271
-, Sa^ ii'ds ds' Sii'dsds b ^ b
r* r r r
^, ^a^ii' ds ds , Sii'dsds' b ' b
Die Gleichung der gleichen Verhältnisse in den Proportionen erglebt über-
einstimttaend :
ft==2a«r,
so dass man nun das hypothetische Anziehungsgesetz zwischen zwei elek-
trischen Massen e und e bei der Entfernung r , relativen Geschwindigkeit
und Beschleunigung — und —^ ausdrücken kann, wie folgt :
A'''''\dl)+'^'^äF}
wobei a eine Constante, die später zu bestimmen ist, bedeutet.
/) Liegt ein Drahtelement mit einem Stromelement in gerader Linie,
in welchem auch die Stromrichtung des letzteren enthalten ist, so wird in
ersterem ein gleich- oder entgegengesetzt gerichteter Strom inducirt,
jenachdem die Intensität des Stromelementes ab- oder zunimmt.
In c (Fig. l) möge das Stromelement sein, dessen Stärke im betrachte-
ten Augenblicke Iq sein möge, dessen Intensität sich aber von da an da-
durch ändern möge, dass die anfängliche Geschwindigkeit +u^ der in dem-
selben befindlichen Elektricität grösser oder kleiner werde. In dem mit
diesem Elemente zusadtnenhängenden Strome kommt Sie Menge } von Elek-
tricität auf die Strecke u des Leiters, daher die Menge — auf die Strecke 1;
du
geht nun die Geschwindigkeit t/ in u-j-— dt über, so geht die Menge i der
Elektricität, welche in einer Secnude durch den Querschnitt des Leiters
fliesst, über in
'^dt
■^'-7 ('+:-:-).
hieraus ergiebt sich :
di i du
Jl 'üdJ'
ZuaKchst soll die Einwirkung betrachtet werden, welche das Strom-
element c auf das Drahtelement b hervorbringt, in welchem sich die elek-
trischen Massen +eds' befinden mögen (d. h. auf der Strecke 1 die Menge
e' von Elektricität). Der Strom in c möge die Kichtifng bc besitzen, so dass
man am besten dieselbe Richtung als die positive für u annimmt, die Ent-
fernung r, welche von b aus nach c hin gerechnet wird, ist deshalb auch
als positiv anzunehmen. I«t ab anfänglich gleich Tq, so ist am Ende der
Zeit/:
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272 Die Fundamente der Elektrodynamik.
für + — d$ und + e'ds- die Entfernung r = rf^+ fudi^ '
U
i
ftir -ds and + eds „ „ r 5=s r^,— 1 «dr,
0
und deswegen — = + m , sowie -—T ^^ "1" w7 ^° ^®" beiden ersten Fällen
und -7- == — M, sowie -rr= — ^-7- in den beiden letzten FftUen. Man er-
dt dr dl
du du u di
hält daher , zugleich für -— seinen Werth t" = "t t: einsetzend , für die
^ dt dt \ dl \
Einwirkung der beiden Massen + — auf + ed$ die beiden Ausdrücke :
ids eds/ ,. , u di\ edsdsfi ,. , ^ . rf«\
M r* \ ^ i dt/ r* \M ^ dt/
und (im vorigen — u statt +m gesetzt!):
e'dsds ( % . , . , d\\
Die Kesultante dieser beiden auf + eds wirkenden Kräfte isti
Aa^eds\d8 di
+ r 'di'
Setzt man in den vQ^igen Ausdrücken — e' statt '^ e\ so erhält man die
ids
Einwirkungen von + — auf — eds\ deren Resultante hiernach ist:
Ad^edsds di
r dl'
Man erkennt hieraus : Es wird auf die positive Masse in b eine abstossende,
d. i. nach ha gerichtete Kraft, auf die negative Masse eine nach ab gerich-
tete anziehende Kraft ausgeübt, wenn -~ positiv ist, d. h. es wird bei Zu-
nahm e der Stromintensität ein entgegengesetzt gerichteter Strom
bei Abnahme der Stromintensität ein gleichgerichteter Strom in b
inducirt.
Besitzt der Strom in c die Richtung c6, so ist auch ca die positive
Richtung für u und r, daher ist r (unter Tq die anfangtiche absolute Ent-
fernung verstanden) :
t
für + ~ nni^ + eds die Entfernung r«— ro+ judi,
Uq J
0
t
für 5 und + edf' die Entfernung r= — r^ — \udt*
Wo %J ^^
uigiiizea oy v^nOOS? IV^
Von Dr. Emil Kahl. 273
Demnach erhftlt man für die Einwirknag auf + f^'ds wieder :
A(^ed$dsdi
und för die Einwirkung auf — ed8\ wie vorhin : ' /
4a*€'dsds di
r, dl'
d. h. man gelangt zu demselben Keanltate, wie bei dem in der Richtung bc
angenommenen Strome.
Führt man die Rechnung für ein in a befindliches Stromelement durch,
Bo gelangt man ebenfalls zu dem Resultate, dass abnehmende Strominten-
sität einen gleichgerichteten , zunehmende Stromintensitüt einen entgegen-
gesetzt gerichteten Strom indncirt. Es ist hiemach als bewiesen zu be-
trachten, dass das elektrische Grundgesetz in setner allgemeinen Form auch
die dritte der Thatsachen erklärt, die zu vorläufiger Prüfung desselben
ausgesprochen worden ist. <
§. 6. AbMtnng des Amptee'ichen Oesetsoa ana dem aUgemeinen Onmd-
gesets der ElektrioitfttBlehre.
Nachdem Wilhelm Weber das Grundgesetz der Elefctricitätslehre
aus den zwei ersten Thatsachen des vorigen Paragraphen hypothetisch ab-
geleitet und an der dritten Thatsache vorläufig geprüft hatte, zeigte; er, dass
sich das Gesetz Ampere's so transformiren lässt,*) dass man es in vier
Theile zerfiillen kann , von denen der erste Theil der positiv elektrischen
Masse 4* ^ des ersten Elements auf die positiv elektrische ,+ e des zweiten
entspricht, während die übrigen Theile den Wirkungen von +e auf ^— -e,
von — e auf — e und von — e auf + e entsprechen. Jeder dieser vier
Ausdrücke besass dieselbe Form, als das aus der Discussion der drei spe-
dellen Thatsachen hervorgegangene Gesetz, nämlich :
dr d*r , •
wobei r die Entfernung, sowie — und — ^ die relative Geschwindigkeit und
Beschleunigung der elektrischen Massen bedeuten und a eine Constante ist,
welche durch Versuche zu bestimmen ist. — Hierauf zeigte Weber, dass
man umgekehrt das Gesetz Amp^re^s wiederum aus dem allgemeinen
Grundgesetze ableiten könne.
Es soll in diesem Aufsatze — um kurz zu sein — nur eine der beiden
Ableitungen gegeben werden und zwar die letztere, es wird leicht sein, dar-
nach zu ersehen, auf welche Weise die erstere zu bewerkstelligen sein würde.
Die Elemente 9 deren Wirkungen auf einander in Betracht gezogen
werden sollen, mögen Curven angehören, äeren Gleichungen auf ein recht-
winkliges Raumcoordinatensystem bezogen, folgende sind:
*) Elektrodynamische Maasbestiminungen, 1846, 8. 113.
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274 Die Fundamente der Elektrodynamik.
femer möge t die Intensität, u die VerBchiebungsgeschwiudigkeit des durch
die erste Curve hindarchfliessenden Stromes sein, sowie t ' die Strominten-
sität und u die Verschiebungsgeschwindigkeit in der zweiten. Curve bedeu-
ten, wobei unter u und u die absoluten Werthe der Geschwindigkeiten
zu verstehen sind. Die Coordinaten x ^ y^ 2;, $1 17» t können aber zugleich
zur Bezeichnung der Stellen im ßaume benutzt werden , an welchen sich
am Ende einer beliebigen Zeit / die elektrischen Massea befinden. Es ver-
ids
steht sich hiernach von selbst, dass a:, y, z für die Masse H andre
ids
Werthe besitzen müssen, als für die elektrische Masse etc.
u
Es möge nun zunächst die Einwirkung der positiv elektHschen Masseu
1 ds t ds
H und H ;- auf einander bestimmt werden , aus dieser lassen sich
u u
die Einwirkungen der übrigen elektrischen Massen auf einander durch Zei-
chenvertauschung leicht ableiten. Das allgemeine elektrische Grundgesetz
enthält die Grössen -— und — ^, welche durch Differentiation folgender
Gleichung erhalten werden können:
1) r' = (g-»)« + (i,-y)» + «-«)«.
Man hat bei dieser Differentiation immer zu berücksichtigeB, dass, wenn
.man ixxmdt wachsen lässt, die Curvenbögen s (den Xy y, z zugehörig) um
</«=2ti d^ .und / (den £, 1}, ^ angehörig) um ds=:udl zunehmen. Man
kann daher achreiben:
(d^ds
dr . \(^^ dxds\
'^— (§ ^^\ds dt dsdij
. , x(dnds dyd8\
+ (^-y)U.77-T::77)
dl dsdtJ
oder:
dr
'dl
. , [ /dt ds dzds\
+ ('-»)("-S-"r:)
Die Anordnung der Glieder dieses Ausdruckes nach u und u und die Divi-
sion der ganzen Gleichung durch r ergiebt:
it " \ r d*'"*" r ds'^ r ds')
dt
\ r ds r ds r ds) <^ 1
uigiiizea oy ^
Von Dr. Emil Kahl, 275
oder :
2) — = m' cos 6' — u cos 6,
wobei S der Winkel ist, den r mit ds einschliesst und ©' der Winkel, den
r mit ds' einschliesst.
<ir
Differentiirt man nun r—- nochmals, so erhält maij unter Berücksich-
ät
^ , , ds ^ ds'
tigung der Beziehungen: -— = w und — =« :
Oder, wenn uau die Glieder nach den Grössen u nod u anordnet:
\ds ds ' dsds dsds /
Indem man nnter Anderem berücksichtigt ^ dass der Ausdruck unter der
letzten Klammer den cosb darstellt^ wobei £ den Winkel bedeutet, welchen
die Stromrichtungen in den Elementen i/^ und ds mit einander einschlios-
sen, erhält man schlienslich:
— Zun •COS f.
Die Anwendung des allgemeinen Grundgesetzes :
ee
';^l'--[-©'+-^]l
erfordert den Ausdruck für :
rdr\*^ d*r
den man erhält, sobald man die Gleichung i) mit 2 multiplicirt und dann
oogle
das dreifache Quadrat von 2) addirt, denn:
*" ' uigiüzea oy
276 Die Fundamente der Elektrodynamik.
Man erhält bei Aasführang dieser Operation und indem man sogleich den
Factor «• und die Factoren H und H ;-, wie es das Grundgesetz ver-
u u
langt, hinzusetzt, fUr die Einwirkung der positiven Massen :
^ ^i) a^ii'ds ds*
— ^cos B+ 6 CO80 cosß} — .
Die Gleichung 4) enthält alles, was sofort zur vollständigen Anflösung
der Aufgabe führen kann, denn das dritte Glied des Grundgesetze«
ee idsi'ds 1
r* M u * r*
braucht man nicht, weil dieses die statische Wirkung der Massen repräsen-
tirend, bei dem Zusammenziehen mit den statischen Wirkungen der andern
drei Masseu mit diesen zusammen der Null gleich wird. Der Ausdruck 4)
stellt die dynamischen Wirkungen der positiven Massen dar, wie sie sich
im betrachteten Augenblicke (/ = O) herausstellen , wenn man jetzt unter
6, &\ f, ä:, y, z, f , 1], f, und unter dem zweiten Differentialquotienten der
letzten sechs Grössen diejenigen Werthe dieser Functionen von i versteht,
welche sie für f = 0 annehmen. Derselbe Ausdruck 4) stellt auch die dy-
aamischen Wirkufrgen der übrigen drei Massen vor, sobald man: — u statt
u schreibt, um von der Masse -| auf die Masse , und — m' statt
u u
. . t ''j '
u schreibt, um von der Masse + — 7- auf die Masse 7- zu (gelangen.
u u
Die oben genannten Grössen 6, 0\ e, x, y, z, £, rj, {; etc. bleiben hierbei un-
geäudert, denn dieselben müssen für /=:0 Coordinaten- und Winkel-
wertlie an denselben zwei Punkten der Curven geben. Bildet man nun,
um die noch fehlenden drei dynamischen Wechselwirkungen zu erhalten,
aus 4) die drei entsprechenden Ausdrücke, indem man die geeigneten Zei-
chen vertauschungen vornimmt, und addirt dann die den vier Wechselwir-
kungen entsprechenden Ausdrücke, so erkennt man: die Glieder, die — ,
und — enthalten, geben in Summa Null, die von u und u freien Glieder be-
halten jedoch bei allen Zeichenvertauschungen dasselbe VörzeichoUf so dass
man als Gcsammtwcchselwirkuug erhält: uigizea oy vjOOQl^
Von Dr. Emil Kahl. 277
5) — 16«* . j — \cos f — I CO* 6 cos 0 ).
Man erkennt hieran», dass Weber '9 allgemeines Grundgeset« das Am-
pere*8che Gesetz als einen speciellen Fall in sich enthält, was zu bewei-
sen war. Gleichzeitig bemerkt man, dass der Ausdruck 5) zur Bestimmnng
der Constantea a benutzt werden kann. Hierzu ist erforderlich, dass man
a) eine Maaseinheit für das elektrische Flufduni, aus seinen Ferne Wirkungen
definirt, z. B. folgende, festsetzt: die Einheit des elektrischen Fluidums ist
diejenige Menge, welche in einem Punkte concentrirt, auf die ihr gleiche
Menge in der Entfemnngseinheit die abstossende Kraft 1 ausübt; b') dass man
statisch eine grössere Menge Elektricität nach dem angegebenen 3Iaase messe
und dann c) in einer genau bekannten Zeit durch Leiter hindurchfiiessen lasse,
welche beweglich aufgehangen sind und deren Wirkung auf einander man
beobachtet. Die beobachtete und aus 5) berechnete Wirkung wird dann
auf den numerisehen Werth der Constanten a führen. Wie man es hierbei
möglich machen kann, einen Strom durch statisch aufgehäufte Elektrici-
tät herzustellen, welcher einem galvanischen Strome so viel als möglich
gleicht, soll in einem späteren Capitel gezeigt werden, wo die Bestimmung
der Constanten a ausführlicher besprochen werden wird. Es möge hierbei
noch folgende Bemerkung Platz finden. Berechnet man mit Hülfe von 4)
den Unterschied der Kraft, welche vom Strome \ va^dt auf die positiv
elektrische Masse in dr und derjenigen Kraft, welche vom Strome i' in ds
auf die negativ elektrische Masse in ds ausgeübt wird, so findet man, dass
dieser Unterschied der Null gleich ist, d.h. durch den Strom % in ds werden
neue scheidende Kräfte im Elemente ds nicht hervorgerufen, die Strom-
stärke bleibt ungeändert. Ebenso wird durch den Strom t in e/« die Strom-
stärke im Elemente ds nicht verändert.
§. 7. Indaotioii durch Bewegung eines neutralen Drahtelementes i|i der
Vähe eines ruhenden Stromelementäs.
Die Coordinaten des ruhenden Drafatelementes ds^ in welchem ein
Strom von der Stärke i vorhanden ist (Verschiebungsgeschwindigkeit + u
der Elektricität) seien am Ende der Zeit i in Bezug auf ein rechtwinkliges
Coordinatensystem ^r, y, z, im betrachteten Augenblicke (/=:0) jedoch j?oi
^0) ^0 9 di^ Coordinaten des Elementes ds seien \^ t;, t aip Ende der Zeit i\
lot ^0» ?« '°™ betrachteten Augenblicke f = 0. Die Men^e der Elektricität,
welche im neutralen Leiter auf die Strecke 1 kommt, sei Hh c\ die Induction
werde bewerkstelligt, indem der Leiter ds inr einer Bichtung mit der Ge-
sehwindigkeit xi fortbewegt wird , welche mit der von ds nach ds' gezoge-
nen Verbindungslinie r beider Elemente den L^' und mit den positiven Co-
ordinatenachsen die Winkel o, iS, y einschliesst. Ferner möge der Winkel,
uigiüzea Dy x-j v>'v^p^Lv,
278 Die Fandaxucnte der EUektrodynamik.
den r mit ds bildet, durch S und der Winkel, den ds mit der Richtung von
u einschliesst^ durch e bezeichnet werden.
• Der gegenwärtige Fall unterscheidet sich von dem vorigen dadurch,
dass hier die beiden elektrischen Maesen +eds im neutralen Leiter mit
derselben Geschwindigkeit u nach derselben' Kichtung hin fortbewegt wer-
den. Daher haben wir zunächst ftir^die beiden positiv elektrischen Massen
I ^if
-j und eds' am Ende der Zeit t:
u
Die Differentiation nach / ergiebt unter Berücksichtigung der Beziehungen
dx dx ds dx ^
-- a:*-— .-—=11-— etc.:
dl ds dt ds
dr ,v I '^ \/ ' ^^\
•-- = (lo + M icosa-^x^yu cosa — Uj^J
+ {rio+ntc6sß--'y)[ucosß^u^j
oder:
dt
-==M ( ^^-^ .COS OL ^ -^ ; ^ ^ COSß
t \ r r ^
+ — '- CQSyj
f^o + u'ifosa — X dx rj^ + ufcosß — p dy
\ r ds r ds
io'h ui cos Y — z dz\
"*" r Ml)
oder
2) ~z=u cos & — ti cos S.
dr
Die nochmalige Differentiation der Gleichung r — ergiebt:
d'r^/dry ( , dxV. ( , ^ dy\« / , d%y
*-r-« +\-7~/ =1 « cosa-^u—- 1 + l tt cosa — n-f-] 4- 1 u cosy — «-— /
dt*^\dt/ \ dsj^\ ^ ds/^\ ^ ds)
-&''^
d^y
+ «'( costt — ir) + — (i;<, + utcosß — z)
Ordnet mau die Glieder nach den Grössen t/, u' an, so erhält man,
wenn man zugleich die Formeln dem betrachteten Augenblicke / = 0 an-
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Von Dn Emil Kahl. 27»
+ «'* [cos* a^ + cos* ßo + co^Yo]
— «'!«»'«.(^).+ -AC^). + "".(r:).t.
oder:
+ u*'—2uucost.
Bildet man d«]i denjenigen Ansdnick, welcher dem djnamisehe n
Theile der Wechselwirkung der beiden positiven elektrischen Massen -|
nnd + eds entspricht, indem man berücksichtiget:
f d*r , /rfrYl (dr\ d*r /drV
so erhalt man für diesen dynamischen Theil die Wirkung:
i^ie'dsdt'i r ,^ /rf*a:\ ,,. s {^'A , ^
H [2 — 3ro5«e'] — 4//co5e + 6MVo5eco5Ö'|.
Dieser Ausdrnck giebt die Weckseiwirkung von auf + eds\
wenn man — u statt +u schreibt; um dann aus diesen beiden Wirkungen
von + — Auf eds' die Wirkung beider Massen + — auf — eds' zu fin- *
'-"II ^ — M
den, braucht man nur in den ersten beiden Ausdrücken — e statt +e' zu
schreiben. Die Grössen |oi Vo^ to ®**^* bleiben in allen Fällen dieselben, da
sie Beziehungen der Lage der elektrischen Massen zu Anfange der Zeit
/ = 0 darstellen, welche Lage für alle Massen !m betrachteten Augenblicke
ids
dieselbe ist. Addirt man nun die Wechselwirkung von H nnd von
° u
9k\i£ eds\ so erhält man als Ausdruck für die Kraft:
Sa*ie'udsd8 .
■ "5 {ras i — ^rosQ cos S ).
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280 Die Fundamente der Elektrodynamik.
Durch Vertauschung von + % mit — e erhftlt man hieraus die Kraft,
mit welcher die Massen H und auf die Masse — cdi wirkt,
u . w
nämlich :
%a*iextdsd$ , . ^ _^,.
-|- -j^ [cos € — \cosS cos S ).
Die Summe dieser beiden Kräfte ist hiemach der Null gleich , so dass also
auf das neutrale Element keine Kraft übertragen werden kann, welche das-
selbe in Bewegung setzen könnte; die Differene beider ELräfte aber, d.i. die
Kraft, mit welcher die beiden elektrischen Massen von einander bewegt
worden sind, ist feigende:
Wa^ieuds ds\ , ^ ^,.
j^ [coss — ^cosB cos ß ).
Das negative Vorzeichen bedeutet das Bestreben, die positive Elektri-
eität in ds' in der Richtung von ds' nach ds zu bewegen. Da indess die
Scheidung bei linearen Leitern nur in deren Richtung stattfinden kann , so
muss die gefundene elektromotorische Kraft in eine Componente , die mit
ds' zusammenfUllt und in eine gegen ds senkrechte Componente zerlegt
werden. Für die erstere, welche hier allein wirkt, kann der Ausdruck ge-
funden werden, indem man die ganze elektromotorische Kraft mit dem Co-
sinus des spitzen Winkels <p multiplicirt , welchen das Element ds' mit der
von ds nach ds' gezogenen und darüber hinaus verlängerten Richtung r
bildet. Die elektromotorische Kraft, die auf ein Element wirkt, wird ge-
wöhnlich als der Unterschied derjenigen gleich grossen aber entgegengesetzt
gerichteten Kräfte definirt, welche auf die im Leiter ds' vereinigte Elektri-
cität einwirken würden, sobald in der Längeneinheit des Leiters nur die Ein-
heit der positiven Elektricität, vereinigt mit der Einheit der negativen Elek-
tricität, enthalten wäre. Hiernach ist die elektromotorische Kraft in gegen-
wärtigem FaUe :
l^a*iuds ds' , , ^ ^,^
5) -j {cos€ — \cosßcosß) ,costp.
Ein positives Vorzeichen dieses Ausdruckes bedeutet, dass sich die po-
sitive Elektricität im Elemente ds' nach der Richtung bewegt, welche mit
r den Winkel 9 eiuschliesst.
§• 8. Induotion in einem ruhenden Drahtelemente durch ein in der Vfthe
bewegtet conatantaa Stromelement.
Das Inductiousgesetz braucht für den Fall, dass der luducent ds einen
Constanten Strom enthält und mit der Geschwindigkeit v bewegt wird,
nicht besonders entwickelt zu werden, denn es lässt sich durch dieselbe Un-
tersuchung wie in S. 7 auffinden. Denkt man sich nämlich beiden Elemen-
ten ds und ds' die Geschwindigkeit — v' ^^^ u ertheHt, so findet man, dass
ds' in die Geschwindigkeit u übergehen, ds aber in Ruhe kommen würde.
uigiüzea oy 'vj vyv^'i ln^
Von Dr. Eiql Kahi«. 28t
Dabei bleibt die relative Entfernung r beider Elemente in jedem Augen-
blicke ebensogross, als wenn die Geschwindigkeit — v =ti' nicbt einge-
führt worden wäre. Ans diesem Grunde gilt der Ausdruck r* ($. 7, 1)
auch für den vorliegenden Fall, wenn man dieselbe Beseichnung beibehält,
und alles, was ans r* abgeleitet wird, muss für den gegenwärtigen Fall den-
selben Ausdruck erhalten, wie für den vorhergehenden, so dass man schliess-
lich auch den Ausdrucks) ($.7) fdr die elektromotorische Kraf^bekommen
wird, in welcher sich die Winkel «, & auf die Geschwindigkeit — »'=«'
beziehen.
§. 9. Induction duroh Aendanmg der Stromftftrke im Indueenten.
Die Intensität t des Stromes im Elemente ds ändere sich in der Zeit
dt um -- .di^ in der Nähe befinde sich ein Element dSy welches bereits
dt
den Constanten Strom i' vor der Induction durch ds enthielt. Die Entfer-
nung beider Elemente sei r (r von ds nach ds' gezogen gedacht), die Win-
kel von ds und ds mit r seien 6 und B\ der Winkel von ds und ds sei e.
Die übrigen Bezeichnungen mögen dieselben sein , wie in $• 6 , man erhält
dann durch nochmalige Differentiation des Ausdruckes 1) daselbst, ebenso
wie dort, den Ausdruck:
--- = u cosß — ucos &,
dt
Bei der zweiten Differentiation von H hat man jedoch zu berücksichtigen,
dass u auch mit der Zeit variirt und es bedürfen daher die Gleichungen des
S. 6, von No. 2 ab bis mit No. 3 noch folgenden Zusatzes, um dieselbe auf
gegenwärtigen Fall anwenden zu können :
80 dass man nnn erhült:
— 2uu cose — rcosß-r:.
dt
Bildet man im allgemeinen Grundgesetze :
den djnamischen Theil zunächst für die Einwirkung der beiden positiven
elektrischen Mass&n aufeinander mit Hülfe des Schema's:
und berücksichtigt, dass : LJigmzed by LjOOglC
Zeitschrift f. Mathematik q. Physik. V. l^
du
rcosB-j-^
dl
282 Die Fundamente der Elektrodynamik.
ids \ tds
)
c =
u
80 erbJllt man :
1 ) Wirkung von H aar H r-
dt
— 2 — i'd» d«'— ; €0$ 6+6 -i II 'd^ rf/. CO« 6 cos &
r u r*
— 4-i tt d^d« cos 5,
r"
Vertauscht man in 1) w durch — «, so erhält man die Einwirkung von
ids ^,i'ds ,,_ ,., -,. ., ids ^ i'ds'
auf + — 7— f addirt man diese aur Einwirkung von -4 aut i 7-
i'ds*
80 erhält man als vereinigte Wirkung auf + — r- •
«\ 4^'j j' •' Ä^* Sa*ii*dsds' . . _ ^..
2) — . — dsds .—,cos&-r, r (coss — i cosBcosQu
* r u dt r^ ^ ^ '
Schreibt man in der vorigen Gleichung — u statt +m', so erhält man die
i'ds
vereinigte Wirkung der Massen auf r- , nämlich :
o\ I 4**j ji ' •' ^^^ %<^%%dsds . , ^ \q'n
3) i dsds .—,cos%rL z (coss — |co«6cos6).
Die Summe dieser beiden Kräfte ist die elektrodynamische Wirkung des
Stromtheilchens ds auf das Stromtlieilchen ds\ nämlich :
A^ \^aHi'dsds . , . .,^
während die Differenz beider Kräfte die in Richtung von r ausgeübte
elektromotorische Kraft bedeutet, sie ist:
5) dS ,d6 .—tCOSBrr <
' r u d/
Versteht man, wie gewöhnlich, unter elektromotorischer Kraft die
Kraft, welche auf die im Elemente ds befindliehe Elektricität scheidend
einwirken würde, sobald in der Längeneinheit des Leiters nur die Einheit
der positiven Elektricität mit der Einheit der negativen Elektricität ver-
einigt wäre , so erhält man für die elektromotorische in der Richtung des
Elementes ds wirkende Kraft den Ausdruck: uigmzeaoy '«^v^w^l^
Von Dr. Emil Kahl. 283
6) dsds'.cosBcosS' -r.
r dt
Der positive Werth dieses Aaadnickes bezeichnet einen im Elemente d«
indncirten elektrischen Strom nach derjenigen Richtung , welche mit der
yerläpgerten Geraden r den Winkel 8 bildet, ein negativer Werth dieses
Ausdruckes bezeichnet daher .einen Strom ia entgegengesetzter Richtung.
§. 10. Das aUgemeine Induotionsgesets.
Im S« 7 war die elektromotorische Kraft in demjenigen Falle berechnet
worden, in welchem in der Nähe eines von einem constanten Strome t dnrch-
flossenen Elementes ds ein neutrales Element ds mit der Geschwindigkeit
u bewegt wird, wobei die Winkel L(rf*, r) = 8, L{ds,u)=s:S' und
L{d$,u)=iSy L{d8\/) = (p genannt wurden. Vervollständigt man nun
diesen Fall dahin, dass man annimmt > i sei nicht constant, sondern in der
Zeit d( ändere sich t um dt, so erhält man für die elektromotorische Kraft,
welche auf die in der Längeneinheit des Leiters ds enthaltene Elektricität
ausgeübt wird, folgenden Ausdruck , welcher , um die der vorigen ähnliehe,
etwas umständliche Rechnung nicht zu wiederholen , hier nur im Resultate
gegeben werden möge :
r- t ds diu (cos e — ^ cosQ cos &) cosw — B — ds ds\ cos S cos &— >
d. h. die elektromotorische, Kraft ist in diesem Falle der Summe derjenigen
elektromotorischen Kräfte gleich, welche «taitfinden würden, wenn 1) der
Strom i in ds constant wäre und der Leiter ds mit der Geschwindigkeit u
bewegt würde, ^) wenn der Strom t in ds variabel wäre und der Leiter ds'
sieh in Ruhe befKnde.
§• IL Vergleicli dar erbalteven Aasultata über die Indoction mit der
ErÜEüining.
Lenz hat aus der Erfahrung, speciell aus drei Inductionsversuchen,
vom denen der eine von ihm selbst, die beiden andern von Faraday und
Nobili angestellt wurden, folgende allgemeine Regel über die Richtung
des Stromes aufgestellt, welcher in einem neutralen Leiter bei Bewegung
desselben in der Nähe eines festen Stromleiters inducirt wird. Man denke
sich zunächst beide Leiter in derjenigen Lage, welche sie beim Beginn des
Inductionsversuches haben , dabei den beweglichen Leiter nur in der Rieh*
tung beweglich, in welcher er beim Inductionsversuche durch äussere Kräfte
wirklieh bewegt wird. Nun denke man sieh plötzlich in den neutralen
Leiter einen Strom von beliebiger Stärke versetzt; die Richtung dieses
Stromes möge in dem Falle A genannt werden , in welchem der Strom im
festen Leiter auf erste ren eine elektrodynamische Wirkung ausübt, welche
den beweglichen Leiter in der Richtung verschiebt, in welcher er beim Iif-
ductionsversuche durch äussere Kräfte wirklich bewegt wird. Die Regef
19*
284 Die Fundamente der Elektrodynamik.
von Lenz ist nun die , dass der Inductionsstrom stets der Kichtnng von A
entgegonfliesst. Es ist dies auch so ausgedrückt worden : der Indactions-
tftrom ist immer so gerichtet, dass die elektrodynamische Wirkung des festen
Leiters auf ihn Widerstand gegen die durch äussere Kräfte hervorgehrachte
Bewegung des beweglichen Leiters hervorbringt.
Neumann''') hat ana dem oben erwähnten Satze von Lenz mit Hin-
zuziehung der empirischen Regel, dass die Stärke der momentanen Induc-
tion bei der Bewegung des neutralen Leiters der Geschwindigkeit von des-
sen Bewegung proportional sei, einen Satz abgeleitet, welcher sich zunächst
auf die inducirende Wirkung eines geschlossenen Stromes oder Magneten
auf ein Element eines in der Nähe bewegten neutralen Leiters bezieht.
Dieses Gesetz wird in..^; 10 mitgetheilt werden, woselbst auch der Nachweis
geführt werden wird, dass Weber's allgemeines Grundgesetz der Elektrici-
tätslehre ebenfalls auf das Inductionsgesetz von Neumann führt. Da nun
letzteres eine hohe Wahrscheinlichkeit für sich in Anspruch nehmen darf,
da es aus allgemein gültigen empirischen Regeln abgeleitet wurde, so liegt
in derUebereinstimmung beider Gesetze eine neue Bestätigung von Weber'«
Grundgesetz der Elektricitätslehre«
Eine weitere Bestätigung finden die ans dem allgemeinen Grundgesetze
Weber's abgeleiteten Inductionagesetze in Schwingungsversuchen, die von
dem genannten Gelehrten mit dem Elektrodynamometer angestellt wurden.
Weber wendete hierbei eine grössere feste Drahtrolle Fan, in deren Zwi-
schenraum eine bewegliche Bifilarrolle so . aufgehangen war, dass die Win-
dnngsebenen beider Rollen senkrecht gegen einander waren und dass die
Mittelpunkte derselben zusammenfielen. Nun wurde ein Strom dnrch F
hindurchgeleitet, wobei die Drahtenden der Bifilarrolle J^ nicht verknüpft
waren , hierauf wurde B in Schwingungen versetzt und die Elongationen
der schwingenden Rolle beobachtet. Die Elongationen nehmen hierbei des
Luftwiderstandes wegen, welcher In jedem Augenblicke der Winkelge-
schwindigkeit der schwingenden Rolle proportional ist, in einer geometri-
schen Reihe ah. Derselbe Versuch wurde hierauf mit dem Unterschiade
wiederholt, dass die Drahtenden der beweglichen Rolle mit einander ver-
knüpft wurden; die Schwingungen der Bifilarrolle erlitten nun ausser durch
den Luftwiderstand auch noch durch die elektrodynamische Wirkung der
Rolle F auf den in B durch die Schwingungsbewegung inducirten Strom
eine Dämpfung; Die Dämpfung geschah, wie vorhin in der Weise, dass
die aufeinander folgenden Elongationen in einer geometrischen Reihe
abnahmen, deren Exponent jedoch grösser war, als in dem Falle, wo der
Luftwiderstand allein wirkte, die Dämpfung musste deshalb auch in diesem
Falle der Winkelgeschwindigkeit der Bifilarrolle proportional gewesen sein.
Dieses Erfahrungsresnltat stimmt ganz mit dem ans Weber's Grundgesets
*) K e u m a n n , die mathematischen Gesetze der indacirten elektrischen Ströme,
Berlin 1846, 8. 13. uigmzeaoy ^^jv^w^l^
Von Dr. Emil Kahl. 285
sich ergebenden Resultate ifberein^ nach welchem in diesem Falle die elek- ,
trodynamische Dämpfung in jedem Augenblicke der Geschwindigkeit , mit
welcher sich B bewegt, proportional sein mnss. *
Endlich hat Weber noch eine Reihe wichtiger Versuche angestellt, bei
denen die Voltainduction mit dpr Magnetin dnction verglichen wurde. Er
bewies durch diese Versuche^ dass ein geschlossener Strom S^ welcher das^
selbe Drehungsmoment auf die von einem coustanten Strome durchiiossene
Bifilarrolle hervorbringt, als ein an seine Stelle gebrachter Magnet M, einen
Strom von derselben Stärke, als der Magnet ^ in der Bifilarrolle inducirt,
sobald die letztere, wenn sie keinen Strom enthält, in der Nähe beider In-
ducenten in derselben Weise sehr kleine Schwingungen macht* Dieses Er-
fahrungsresultat lässt sich nun ebenfalls theoretisch aus dem Gesetze der
Magnetinduction und aus den luductiousgosetzen ableiteu; die aus Weber's
Grundgesetzen hervorgehen , wodurch die Ueberoinstimmung von letzteren
mit der Erfahrung aufs Neue nachgewiesen wurde.
Nach Anführung dieser Inductionsversnche erscheint es nothwendig,
eine Erörterung ttber die Bewegung der Elektricität bei den Inductions-
strömen anzustellen. In der Mehrzahl der Fälle werden auf die Elektrici-
tät in den einzelnen Elementen des Leiters elektromotorische Kräfte ausge-
übt , die den Widerständen in dieseti Elementen nicht proportional sind ;
2. B. wenn ein Magnetstab zwar rechtwinklig gegen die Winduugsebenen
eines Multiplicators^ aber nicht durch dessen Mitte hindurchgezogen wird.
Es häuft sich dann dieEIektricität-an einzelnen Stellen der Kette an, allein
es entsteht demohngeachtet, wie die Erfahrung lehrt, in den meisten Fällen
sehr bald ein Strom, für welchen das Obm'sche Gesetz Geltung besitzt. Die
anfängliche ungleichförmige Strömung. hat übrigens auf elektrodyna-
mische Einwirkungen entweder gar keinen oder nur einen sehr geringen
Einfluss, wie Weber aus dem allgemeinen Grundgesetz der Elektricitäts-
lehre bewiesen hat Bei den bis jetzt beschriebenen und noch zu beschrei-
benden Inductionsversuchen Webers ist übrigens der Strom jedc^rzeit ein
Stecher gewesen , dass er einem kurz andauernden constanten Strom gleich
BU setzen war, so dassf der oft vorkommende Vergleich von constanten und
inducirten Strömen nichts Bedenkliches haben kann (s. S. 17).
Die Vorstellung vom Widerstände, welche in §. 4 gegeben wurde,
könnte endlich zu dem Bedenken Veranlassung geben , dass die elektrody-
namischen Grundgesetze einer Correction bedürften , indem bei ihrer Ab-
leitung aus dem allgemeinen Grundgesetze eine gleichförmige Bewegung
der Elektricität in dem Umfange einer Curve supponirt wurde, während in
Wirklichkeit die Bewegung der elektrischen Massen in der Nähe ihres Be-
wegungspunktes eine beschleunigte oder verzögerte sein wird und während
die Bahn derselben nicht immer mit der Achse des Stromleiters zusammen-
fallen kann. Was diesen letzten Punkt anbetrifft, so* hat Weber*) gerade
wiederum mit Hülfe seines elektrischen Grundgesetzes gezeigt, dass di43>
■^\
286 Die Fundamente der Elektrodynamik. Von Dr. E. Kahl.
, Annahme solcher Abweichungen keinen Einflüss auf die elektrodTnami*
sehen Gesetze haben kann, sobald jene Abweichungen so klein sind, dass in
endlicher Zeit nur eine mittlere gleichförmigeVerschiebung derElek-
tricitKt in derAehse des Stromleiters zu bemerken ist. Die elektrody-
namischen Gesetze sind im Gegentheil dieselben, als wenn von vorn herein
eine solche gleichförmige Verschiebung in der Achse des Stromleiters an-
genommen wird« Diese Untersuchungen mögen hier nur im Resultate mit-
getheilt werden, um den Umfang dieser Abhandlung nicht allzusehr zu ver-
grössern.
*) Web er j elektrodynamische Maasbestimmungen, Leipzig 1840, S. 160.
(Schlass im nächsten Heft.)
Kleinere Mittheilungen.
XXV. Veber das bestimmte Integral
dx.
■ß
Setzt man in dem vorliegenden Integrale p als positiv voraus, ^o muss man
dafür auch eine ganze Zahl nehmen, weil sonst sinPa: innerhalb des Inte«
grationsintervalles theils reelle, theils in) aginäre Werthe erhalten wUrde;
dagegen kann q eine beliebige positive Grösse bedeuten. Die beiden Fälle,
wo q ^tweder eine ganze Zahl oder von der Form n+ ^ ist, sind bereits
von Bidone (Turiner Memoiren vom Jahre 1832) untersucht worden; für
die noch beschrHnkendere Annahme, dassp^g eine gerade Zahl aasmacht,
hat Lind man (in Grjiinert's Archiv, Th. 17) zwei Formeln aufgestellt,
welche mit den schon früher von Cauchy (im Journal de Veeöle polyteck*
nique. cahier 28, iome XVII^ p. 170 und 171) gegebenen übereinstimmen;
ausserdem scheint aber keine allgemeinere Untersuchung zu existiren und
auch in den sehr vollständigen Integral tafeln von Bierens de Haan fin*
det man nur die eben erwähnten Resultate. Demnach dürfte der Nachweia
nicht überflüssig sein, dass sich die Sache durch sehr einfache Betrachtun--
gen vollständig erledigen lädst.
I) Es sei isuorst 9 = 1 . Bei ungeraden p hat man bekanntlich
Kleinere Miitheilangen, 287
1) sinP X = ^y,i [(p)o««/>a:- (p)|5w(p-2)a:+(p),5tn(p-2) a:— ...
darch Sabstitution hiervon und Anwendung der Formel
j, /%£.x==, ^>.,
0
erhält man angenblicklich
3) /%5.,
0
Bei geraden p führt die unmittelbare Benutzung der Formel
4) gi>iyj;==^ J^ [(p)«C0Äpa; — (p),C05(p — 2)a: + (p),co«(p — 2)a: — ....
zu einzelnen Integralen von der Gestalt
00
\osßx
0
und da der Werth eines jeden derselben unendlich ist, so hat das Kesultat
die unbestimmte Form <x> — oo + qo — etc. Um letztere zu yermeiden,
setzen wir in No. 4) a: = 0, multipliciren die entstehende Gleichung
. 0 = ^=^'[(p)o-(p). + ...+ (-l)*'-«(p)i,_,+(-l)i»i(p)j,]
mit cosx und ziehen das ProductTon No. 4) ab; es ist dann
(—1)*''
sinPx=z ^ _^ [{p)\co8px — co8x\ — (p)i \co9{p — 2)x C08X\ + . . . .
. . . + (—1)4p-i (p)^j,_Jco«2ar— co»a;}
+ (-l)*'i(J»)l,{l-CMXj].
* dx
Multipliciren wir diese* Gleichung mit — und integriren zwischen den
Grenzen o: = 0 und x ==: oo , so haben wir es mit einzelnen Integralen zu
thun, die nach der Formel
OD
5) f'.2llfll£^äx=-iß,
entwickelbar sind. Diese haben endliche Werthe für ß=p, p — 2, p — 4,
...2; das letzte Integral aber, worin ^=0, ist unendlich gross und folglich
bei jedem geraden p
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288 Kleinere Mittheilungen.
6) I dx=^(X) .
0
II)' Es sei zweitens q eineganze positive Zahl > 1. Durch n- malige
Anwendung der theil weisen Integration findet man ganz allgemein (d. h.
auch für jedes andere q)
CsinPx sinPx D-sinPx
^ J 1^ ^~~{q — l)x^-^~{q — i){q — 2)x^-^~'"
D'^^sinPx
{q — l){q-^2)...{q — H)x^''-
_1 rP^sinPx
'^{q — l){q-2)...{q—n)J x^"- ^*
wohei nur n < ^ vorauszusetzen ist. Handelt es sich nun überhaupt um
einen Ausdruck von der Form
, ^ D^-^sinPa:
80 kann man die angedeutete (Ar — 1) malige Differentiation nach x immer
leicht ausführen, indem man eine der Formeln l) und 4) benutzt; jedenfalls
erhält man einen Zähler , worin nur die Sinus oder Cosinus der Vielfachen
von X vorkommen. Da im Nenner a:*~* steht und q>k ist , so folgt für
x= 00 »
9)(oo) = 0. .
Die angedeutete Differentiation lässt sich aber auch auf folgendeWeise
ausführen. Man setze zunächst für sinx die Reihe x —^x*+ etc.; die
Potenzirung giebt dann ein Resultat von der Form
sinPx = xP — ÄxP-^^ + BxP^^ — . . .
und daher ist durch Differentiation und Division mit a^~*
g)(a:)=p(/>— l)(p-2)...(p— yir + 2)j:P-^+i
— ^p{/? — l)(p— 2)...(p — Ar+3)j:^-«+^ + -..
Unter der Vorausstzung p^q folgt hieraus
fp (0) == 0.
Führt man jetzt in No. 7) die Grenzen a: = oo und a: = 0 ein, so
verschwinden die vom Integralzeichen freien Glieder in beiden Fällen und
es bleibt die Gleichung übrig y
o, PsinPx ^ 1 fD^sinPx^
^) J -^''•^=(,-l)(g-2)...(,r-«)/ ^i=^''"'
zu deren Gültigkeit nur die Bedingung
erforderlich ist, ohne dass aber q eine ganze Zahl zu sein braucht.
Bei ganzen q nimmt man am einfachsten n=zq — l und hat
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Kleinere Mittheilangen. 289
die AasfÜhrnng der auf der rechten Seite angedeuteten Operationen bietet
nicht die geringste Schwierigkeit dar, nöthigt aber zur Unterscheidung von
vier Fällen.
a) Wenn p und g gleichzeitig ungerade sind, so entwickelt man
D9—^sinPx mittelst der Formel 1); wegen des geraden q — 1 erhält man
eine Reihe von Sinus, deren Integration nach Formel 2) geschieht. Unter
Benutzung eines Summenzeichens kann das Resultat in folgender Form dar-
gestellt werden
,0) f^
p>q, * = 0,1,2, i(p— 1)-
Ftlr q-=l kommt man auf die Formel 3) zurück.
b) Sindp und q gleichzeitig gerade, so führt die Anwendung von
Formel 4) wieder zu einer Reihe von Sinus und das letzte Glied in No. 4)
verschwindet bei der Differentiation ; es ergiebt sich
p>q, /r = 0,l,2, Ip — 1.
Die Formeln 10) und 11) lassen sich übrigens in eine zusammenziehen,
sobald man beachtet, dass der Werth des Integrales immer positiv sein
niuss; man kann nämlich sagen: wenn die Differenz p — q eine ge-
rade Zahl ausmacht, so ist
und zwar gilt das obere oder untere Zeichen, jenachdem der
Werth der Werth der Summe, worin p — tk immer positiv
bleiben muss, positiv oder negativ ausfällt.
c) Bei ungeradem p und geradem q erhält man aus No. 1)
Di-^8inPx =
5^ ^1 [(p)oP«-* cospx — {p\ (p — 2)«-» cos (p — 2) X +...].
Wie schon gezeigt wurde , verschwindet der Ausdruck linker Hand für
a: = 0 und p^q^ mithin ist
0 = ^^l [0>)oP^"* - (P)i iP- 2)^-^ + ± (P)4(p..i)l^M;
multiplieirt man diese Oleiehung mit cosx und subtrahirt sie von der vori-
gen, so hat man ^ t
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290 Kleinere. MittheilangeD»
D9—^sinPx = - j [{p)oP^~^ \cospx — cos x\
— (p)i (P — 2)*~* { cos (p ~ 2) a: — cosx\
T (P)i(^-8) ^""^ l^ö« 3a: — cosx\].
dx
Indem man diese Gleichung mit — multiplicirt und nach Formel 5) inte-
X
grirt, gelangt man zu dem Ergebnisse
13) y%5..==(-;^;;;p'z(-i)> (p). (p-..).-. / ^.^^
p>qy A:=:0, l,2,....4(p — 3).
tif) Bei geradem jE? und ungeradem g>l liefert die Formel 4)
m-^sinPx^^^
^^ ^1 [(p)oP«-^ co^px — (p), (p— 2)«-i C05 (p-^2) a: + . . .
• • • + (P)jp - 1 2^"*"* CO« 2a:]
und da die linke Seite für a:=0 verschwindet, so kann man die vorstehende
Gleichung durch die folgende ersetzen
( i)i(p + ä'-i)
D^-^sin^x = ^^ ^--_^ [{p)oP^^ \cospx — cos x\
— (p)i (P — 2)«-^ {coÄ (p — 2) a: — cos x\
^. . . .
+ (P)ip_i2*~* {co5 2j: — cosx\]\
damit gelangt man leicht zu dem Resultate
OD
'^^- 2P-^r{q) -g(-0Mp);^(P-2A:)^-W(p^2A:),
p2ö'>l, Ar = 0, 1, 2, . . . . 4p — 1.
Die Formeln 13) und 14) geben zusammen den Satz: wenn die Dif-
ferenz p — q eine ungerade Zahl ausmacht, so ist
00
und zwar gilt das obere oder untere Zeichen, jenachdem der
Werth der Summe, worin p — 2Ar positiv bleiben muss, posi-
tiv oder negativ ausfällt.
Die Formeln 10), 11), 13) und 14) entwickelt auch Cauchj in der er-
wähnten Abhandlung aber nach einem anderen , weniger einfachen Ver-
fahren (durch doppelte Integration und nachherige Bildung endlicher Dif-
ferenzen).
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... PsinPx
Kleinere Mittheilungen. 29 t
III) Bei acht gebrochenem q entwickelt man Bin^x wie bisher und be«
nntsst die bekannten Foimoln
16) J -7^«'*=r— ^—
x^ 2 r{q)sin^qit^
00
fcosßx nßj^
' . J Xt 2 Tis) cos \q,t\
man gelangt augenblicklich zn dem Besultate, dass bei ungeraden p
Ar = 0,l,2,...,i(p — 1),
dagegen bei geradem />
00
4 AN • fsinPx ,
19) J-^dx==cc.
0
IV) Wenn endlich ^ ein onftchter Bruch iat« so benutzen wir erät die
Reductionsformel 8), indem wir für n die zunächst unter q liegende ganze
Zahl nehmen und zur Abkürzung
q=in + r ' ,
setzen, wo r einen positiven ächten Brück bezeichnet; dies giebt
/sinPx , 1 CD^sinPx ,
dX = -, ^-, r ; r f dx*
^ Off (^-l)(g— !)....(? — «)c/ X-
Die Ausführung der angedeuteten Differentiation geschieht hier auf ganz
•dieselbe Weise, wie in Abschnitt II) und die nachjberlge Integration wird
entweder nach No. 16) oder nach No. 17) bewerkstelligt- Bei gleichzeitig
ungeraden p und n + 1 erhält man
worin wieder n + r =; g' und
(j_l)...(y^„)r(r) = (y-l)...(j-n) /■(?-«) = r(y)
gesetzt werden kann. Zn einem ganz ähnlichen Kesultate führt die An*
nähme gleichzeitig gerader p und n + 1 , so dass man überhaupt folgenden
Satz aufstellen kann: wenn p — (» + l) eine gerade Zahl ausmacht,
so ist
00
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292 Kleinere Mittheilungen.
wolbei ^k<Cp bleiben und das Vorzeicke-n so genommen wer-
den muss, daüs derWerth des Integrales positiv ausfällt.
Für die Fälle, wo p und n+l nicht gleichzeitig gerade oder ungerade
sind , ändert sich an diesen Betrachtungen so weuig , dass die Angabe des
Kesultates hinreichen wird. Wennp — (n+l) eine ungerade Zahl
beträgt, so ist
wobei 2k ^p bleiben und das Vorzeichen so genommen wer-
den muss, dass das Integral einen positiven Werth erhält.
SCBLÖAIILCU.
XXVI Heber die Differentiation unendlicher Potenzenreihen. Be-
kanntlich hat zuerst Abel {Oeuvres completes^ T. 2, XXV) die Bemerkung
gemacht, dass man keine Criterien besitzt, um aus der Gleichung
f{x) = 9^ (^1 1) + 9 C-^» 2) + gp (ar*, 3) + . . . m inf.
sicher auf die Richtigkeit der abgeleiteten Gleichung
f\x) = 9?'(.r, 1) + q>\xy 2) + <p\x^ 3) + . . . in inf.
schliessen zu können und dass es sogar Fälle giebt, wo D [E(p (x, w)] nicht
= Z\P(p{Xyn)\ ist} später hat Dr. Arndt viel Scharfsinn aufgeboten
(Grunert's Archiv derMathem. u. Ph.), um jene Criterien zu finden, nnd ist zu
Ergebnissen gelangt, die namentlich bei Potenzenreihen sich sehr einfach
gestalten. Da gerade die letzteren Reihen am häufigsten vorkommen , so
ist es vielleicht nicht überflüssig, die Sache etwas elementarer zu behandeln
und namentlich den Gebrauch der Integralrechnung zu vermeiden.
Wir setzen zunächst alle Coefficienten der Reihe
«0 + «1 ^ + öf ^ + «• ^ + * • •
als positiv voraus und denken uns x gleichfalls positiv. Die Reihe conver-
girt dann sobald
oder a: < A ist, wenn zur Abkürzung
Lim — ^ = iL
gesetzt wird; die Summe der Reihe heisse f{x). Unter denselben Umstän-
den convergirt auch die Reihe
. 1 a, + 2 «t a? + 3 «» ^ + • • •
denn hier ist
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Kleinere Mittheilnngen. 293
mitbin besitzt die Reibe eine endliche Snmme, die <p(x) heisBen m6ge. Da
in den Gleichungen
1) /"(ic) = öo + ö, ar + Ä, o:« + a, o:« + . . .
2) y («) == 1 ö, + 2 «3 a; + S «j a:* + . . .
cc swiscben 0 und X liegt, so lässt sich immer eine willkfibrliclie Zfthl h von
der Beschaffenheit finden, dass auch x + h zwischen 0 und 1 enthalten ist
und dann gelten die Gleichungen
3) f{x + h)^a,+ a, {x + h)+a,(x + hy + ...
4) ^(a: + Ä) = lö, +2a,(a: + Ä) + 3«3(a; + Ä)« + ...
Von den Gleichungen i) und 3) nehmen wir die Differenz , dividiren mit k
und benutzen rechter Hand den Satz
oder specieller ,
und erhalten folgende Gleichung
f (x+h)— fix)
h
:rr= 1 a, + 2 fl, (o? + ^, Ä) + 3 «8 (ar + ^3Ä)« + 4 ^4 (a? + d, Ä)» + . . .
Bei positiven A ist nun die Summe der rechts stehenden Reihe grösser als
1 fl, + 2 a, a? + 3 «3 ar* + . . . = g> [x)^
dagegen kleiner als
1 a, + 2 ö, {ar + Ä) + 3 «a (x + Ä)* + • • • = <P (^ + *)>
mithin haben wir zusammen
dagegen bei negativen k
Aus beiden Ungleichungen folgt durch IJebergang zur Grenze für ver*
schwindende k y (jr) = /^(a?) ;
unter den genannten Voraussetzungen ist also die Differentiation der un-
endlichen Reihe ohne Weiteres erlaubt. -
Es kann sich in speciellen Fällen treffen, dass für a?=:A beide Reihen
ihre Convergenz behalten ; die vorige Betrachtung bleibt dann wörtlich die*
selbe, nur muss man k negativ und seinen absoluten Werth <il wählen, um
das Convergenzintervall nicht zu überschreiten.
Wir betraohten nun den allgemeinen Fall, wo die R^he 1) Glieder von
verschiedenen Vorzeichen besitzt und denken uns dabei x immer^s posj*
uigiiizea oy v^jOOv? Iv^
2Ö4 Kleinere Mitthethingcn.
tiv, indem wir die durch negative x entstehenden Zeichenveränderungen
auf Rechnung der Coefficienten schreiben. Werden nun alle positiven
Glieder zu einiBr Reihe und ebenso alle negativen Glieder zu einer Reihe
zusammeugefasst, so erscheint f{x) als die Differenz zweier Reihen, von
denen jede nur positive Glieder «athält Diese Reihen convergiren aber,
wenn der absolute Werth von Lim ( -^ x \ weniger als die Einheit, oder jp
weniger als der absolute Werth v^ A betritt, mithin besitzen jene Reihen
endliche Summeu/*! (or) und ft{x)y»o dass
Dasselbe gilt für die derivirte Reihe und man hat analog
q>{a>) = ip,{x) — q>t{x).
Bei der Differentiatioi^ liefert, wegen des positiven a?, jedes Glied in f{x)
ein mit demselben Zeichen versehenes Glied in 'q> (or), mitbin besteht g>| (:i:)
aus den Differentialquotienten aller in Yi (x) vorkommenden Glieder und
ebenso (pf {x) aus den Differentialquotieateu aller Glie4er von f^ {x). Nun
ist nach dem Vorigen
,(.,=,,-(.)_A'W= iKM=AMJ ='^),
demnach bleibt die Differentiation einer jeden Potenzenreihe so lange er-
laubt, als sie selbst und die derivirte Reihe gleichzeitig convergiren.
SCHLÖMILCH.
XXVn. Hebet den Integralsinns und Integralcosinus. Von den bei-
den Functionen Si {x) und Ci {x), welche durch die Gleichungen
X X
Si (x) = / dx, Ci {x) = / dx
ü CD
d Si (x) sin x d Ci {x) cos x
dx ^ * dx X
deünirt sind, besitzt die erste die Eigenschaft
^ c./ N ^'W . '^'■(2^) . ,Si{^7ü)—Si{n) . ^
— Si{x)= — ^-^ X H ^ — -' stn X H ^ — '- 1-^ sin2x
_^Si{4n)~Si{2n) . ^ .
welche indessen nur für n^x>0 gilt und unter dieser Bebcbränkung Si{x)
berechnen lehrt, wenn Si (n), Si{2n)j Si(ßjt) etc. bekannt sind (Literatur-
Zeitung, Jahrg. II, S. 101). Dieser Satz ist aber nur ein speeiellerer Fall
des allgemeineren, dass sich für Jedes x sowohl Si{x) als Ci{x) durch
iSi(gc), Si{27i^) etc. ausdrücken lässt; dies wollen wir im folgenden zeigen.
uigiiizea oy v^jOOV Iv^
Kleinere Mittheilangen. 295
Wir verstehe» unter k eine ganse positive Zahl, unter z eine ewiscfaen
0 und n enthaltene Variabele, und setzen
Si {kx) = A^ sin z + A^sinZz + A^ m 3z + . . ,;
dann ist bekanntlich
yi„t==— I Si{kz)sinnzdz.
Nun giebt die theilweise unbestimmte Integration
/• , „ ,, ^cosnz , Csinkz cosnz .
Si {kz) sin nzdz =— Si {kz) —^ + / —^ . —^ dz
^^Si{kz)'^2^ + ^ f^<^+^)^+'^i^'^)Ut,
^ ^ n ^2nJ z
folglich
setzt man rechter Hand in dem ersten Integrale (k+n)z^ im ziveiten {k—n)z
gleich einer neuen Variabelen, so erhält man
A -^ Siilcj,)'^-^^'^' I Si{(k + n)T^] + Si[ik-n)n]
" n ^ ^ n nn
Die gesuchte Entwickelung ist daher
«. /. N 2 ^. ., .fsinz sin2z , sinZz \
Si{kz)=^^Si{k7t)\^— ^ + -i --j
Si(k + l)n + Si{k-l)n^,^^ Si(k+2)n + Si{k^2)n^.^^^^
^ , 7C .2«
Für die Summe der eingeklammerten Reihe hat man bekanntlich ^2\ be-
zeichnet man nachher kz mit ar, so gelangt man zu folgend er^Formel
„ , , Si(k7t) . Si(k + l)7t + Si(k-^l)n . "x
n Si{x)==--^j^x+ ^ ^ ^ j— ^ ^ sm-^
Si{k+^^ + Si{k^2)n^^2x
"^2 k ^""
worin a: der Bedingung ti > ^ > 0 unterworfen ist. Bei gegebenen x muss
hiernach * gewählt und zwar > - genommen werden. Fttr *« 1 koni»i
n
man auf die anfangs erwähnte Formel zurttck, wedn min beachtet, dass
Si (0) = 0 und Si (— m) = — Si (w) ist.
Zur Entwickelung des Integralcosinus führt ein ganz ähnlicher Weg, .
nämlich '
Ci {kz) = Ai + A^ cos z-^Ai cos 2Z'^ A^cosZz+ . . .
Ao=- JCi{kz)dz, An = ^Jci{kz) cos nzdz.
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296
Kleiiiere Mittheiltingen.
Bei der grossen Leichtigkeit der Rechnung wird» die Angabe des Endresal-
tates hinreichen; für Ar z = 0? erhält man
2) nCi(x) = nCi{k7t)
Si{k+l)M — Si{k—l)ft X
i '''T
Si(k + i)it — Si{k~2)n 2x
' —^ ' — - — ^ ^ cos—-
2 k
wobei wieder /: > — sein muss.
SCHLÖMILCH.
XJLViU. Heber Loxodromen auf Vmdrehungsflächen. Die Drehungs-
achse sei diö Achse der z, die Gleichung der rotirenden Curve
oder
ferner APS dieLoxo-
drome , A'P'S' ihre
Horizontalprojection «
worin ein Punkt P'
durch die Polarcoor-
dinaten
ÖP'«OAf'=r,
LM'0'P' = ^
bestimmt wird, end-
-^ lieh y der constante
Winkel, unter wel-
chem die Loxodrome
die Meridiane schnei-
det; sind nun MPQ
und NRS zwei un-
endlich nahe Parallelkreise, CPR #nd CQS awei unendlich nahe Meridiane,
so hat man die Bedingung
cot
_PR_MN_ydf^+dz^_dry\ + ^\rf
'^~ RS~ PQ~ P'Q' ~ •"^-**
rd9
ao4 welcher sich durch Sonderung der Variabelen und Integration ergiebt
m»z= I —j/l + ^'iry + Ccnst., m^coty.
Dies ist die Gleichung der Horizontalprojection der Loxodrome.
Für den Kegel ist z = r ton a , mithin, wenn die Loxodrome mit dem
Halbmesser Tq anfangt,
ml^
= sec«.l(^J
oder r :
ß*»^.
r^e'^Vy n^=:^cosacoty.
Für das Paraboloid ist s = — also
2c
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m^ =
Kleinere Mittheilnngen. 297
c
Bei dem abgeplatteten Ellipsoid fange die Loxodrome imAequa-
tor an ; es ist für diesen Fall
91 =: 2m SS 2 CO/ }f.
FOr die Kugel wird einfacher e = 0,
nnd umgekehrt
Für das semicubische Paraboloid ist
j»^ = 2 iy - — l) oder r =^ ö (1 + Jml^)*,
wobei die Loxodrome mit r = ö anfängt.
Ein cycloidischesConoid sei durch Umdrehung einer Cycloide
um ihre Basis entstanden ; man hat in diesem Falle, wenn a den Radius des
erzeugenden Kreises und m den WäUnngswinkel bezeichnet,
zx=^a{(io — 5in cd), r = a (1 — cos w)
, . dz 1 — cosm -j/ r
mithin, wenn die Loxodrome im Aequator anf&ngt,
m^
nnd umgekehrt für «t=: 2ii
\y2a + }/2a—rJ
2ö 2 a
Für das Kettenconoid ist
■ — '(^±^?^.
folglieh, wenn die Loxodrome mit r = a anfangt,
— '(^±^)>
hier findet also die Eigenthünüicbkeit statt, dass am^ = z ist.
(Baefli die Mittheilung von Professor Dr. Junqb in Fxeib erg.) r
uigiTizea Dy v_j vy vy'i Lv^
ZeiUehrifl f. Mathematik u. Physik. V. • 20 ^
298 Kleinere Mittheilungen^
IXXX. Meohanisohe Anijpibe. Ein schwerer Funkt wird unter dem
Eleyationswinkel s in die Höhe geworfen, seine Anfangsgeschwindigkeit ist
c; während seiner Bewegung wirkt l) die Schwere auf ihn, d^ren Beschleu-
nigung g ist; 2) eine constante Kraft, welche ihm in jedem Augenblicke in
der Richtung der Tangente seiner Trajectorie einen der Beschleunigung y
entsprechenden Geschwindigkeitsznwachs ertheilt. Es ist die Gleichung
der Trajectorie des Massenpunktes aufzufinden.
Auf diese Aufgabe bin ich bei dem Versuche gekommen ^ die Beweg-
ungsgesetze einer Rakete zu bestimmen, welche schief in die Uöhe steigt.
Bei der Rakete wirkt in der Richtung der Bahntangente oder nahezu in de-
ren Richtung eine Kraft, von welcher man wohl annehmen kann, dass sie
so ziemlich constant bleibt; der Umstand jedoch, dass die Masse der Rakete
durch Verbrennung des Treibsatzes während der Bewegung um BetrÄclit-
liches ^.bnimmt, bewirkt, dass die Beschleunigung der treibenden Kraft im-
mer zunimmt. Da ich diese complicirtere Aufgabe nicht lösen konnte, ver-
suchte ich mich zuerst an der oben mitgetheilten einfachem Aufgabe, deren
Autlösung ich auf folgende Weise fand*
Der Anfang eines rechtwinkligen Coordinatensystems wurde in den
Ausgangspunkt der Bewegung des schweren Punktes gelegt, die o:- Achse
horizontal in der Ebene der Flugbahn angenommen, die Abscissen wurden
nach der Seite der Bewegung, die Ordinaten nach oben positiv gerechnet.
Die Differentialgleichungen der Bewegungen sind iu diesem Falle :
d^x y
1)
2) rfTi— ,-7rv=n-^.
wenn man mit y den DiSerentialqnotienten — bezeichnet. Man kann beide
Gleichungen in eine einzige vereinigen, nämlich in:
Durch nochmalige Differentiation von --^= — , — =w' — erhält man
dt dx dl dt
hierauf:
Der Vergleich von 3) und 4) führt nun- zn der Beziehung:
'■■(S)=-
g-
Indem man nun mit 5) in 1) dividirt, erhält man eine Gleichung, welche
sich integriren l&sst und von deren Integral aus man leicht dazu gelangt,
ar, y, die Geschwindigkeit v^ den Bogen s und die Zeit t als Function von
uigiüzea oy 'vj vj'v_/^lv-
Kleinere Mittheilungen. 299
y^^~ außzudrücken. Der Quotient von 5) und 1) ist nun :
d*x
Die nachfolgenden Integrationen fttkren zu einfacheren Ausdrücken diircb
die Substitution:
wenn man mit t den Tangentialwinkel bezeichnet. Dieser Substitution ent-
sprechen die Werthe:
t* — 1 2z , /ä t\
l 2t ,, rfi^' rfz , «•+ 1 rf2
i/l-|-y'« 2» + l ^ dz da: * «* dx
Berücksichtigt man diese Werthe, so erhalt man aus 6) :
d*x dz dz
7)
dt* _ y dx dx y dl .
(äx\ g z ' dl j; t '
\dtj
r)
das Integral dieser Gleichung ist:
wobei C die Integrationsconstante bedeutet. Berücksichtigt man, dass für
/ = 0 der Werth von -;— =.c cosb und z = cotg ( ) ist , so erhält
dt \ 4 2 /
man:-
Man fuhrt nun zur Abkürzung dieses und der folgenden Ausdrücke mit
Vortheil folgende Constante R ein, die, wie sich später ergeben wird, auch
eine geometrische Bedeutung besitzt:
2y
,0) .^tf.'[.^(^-i)Y.
9^
Der Ausdruck für die horizontale Geschwindigkeit erscheint dann in der
Form:
dx -I
11) - = Z '^Rg.
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300 Kleinere Mittheilangen.
Ferner ist:
Führt man nun 11) und y"=i — =— t~ in 5) ^in, so kommt:
z* dx
and durch Integration erhält man :
14) x = -Jlt 0 +z ' jdz.
Multiplicirt man 13) mit — = , so erhält man — und sodann durch
Integration :
15) y=^/(c^-r_r'-?)rfz.
Multiplicirt man 13) mit ^ = 1^^ 1 + ( ^ j = -r^ nnd integrirt, so giobt
dies:
16) s~jj\^z ' +-2t " +z »Jdt
Mj-i)
dl i t
Multiplicirt man endlich 13) mit — =s 2^, so ergiebt die nachfolgende
dx y H Q
Integration :
Die Grössen or, ^, v, s, ^ können demnach sämmtlich als Functionen von r
ausgedrückt werden, so dass man ihre correspondirenden Werthe berechnen
und hierauf auch die Curve construiren kann.
Die Bedeutung der Gonstanten B ergiebt sich , indem man den Krüm-
mungshalbmesser berechnet, dessen Ausdruck bekanntlich 4st: ,
uigiüzea oy x^jOOvlv^
Kleinere Mittheilnngen. 301
Man erhfllt nnter Berücksichtigiiiig von 5) :
18) n-R. -^^^
Am Scheitel der Curve ist r =33 0, desshalb ^ ;= R^ d. h. die. Consiaiite R ist
der KrüminangshalbmesBer am Scheitel der Curve.
Besonders heryorsahebende Eigenschaften habe ich übrigens an ror:
stehender Carve nicht auffinden können, weshalb ich auch anf eine Dlscus^
sion derselben nicht weiter eingehe. Dr. £mil KabZi.
XX3L Du Bois-Beymond's Versttoke ttter die Polarisation der
Elektroden. Du Boie-Beymond, dem die Elektrophysiologie zum
grösstenTheJl ihre rasche Entwickelung verdankt, hat umföngliche Versuchs-
reihen zur Prüfung einer von Jules Regnauld J854, später auch von
Matteucci in Mhulieher Weise gemachten Angabe über unpolarisirbare
Elektroden angestellt (Monatsberichte der K.Pr. Akademie der Wissensch«
1859, S. 443). Indem wir einen kurzen Bericht über die Versuche Du Bois"
Beymond's geben, versäumen wir nicht, aJle Freunde elektrophjsiologi*
seher und rein elektrischer Untersuchungen auf die gediegene Arbeit des
berühmten Forsehers aufmerksam zu machen. Ganz besonderes Interesse
würde das Durchlesen der oben citirten Abhandlung denen gewähren, die
sich selbst mit Versuchen über elektrische Polarisation beschäftigen und
denen durch vorliegenden sehr knrz gefassten Auszug nicht hinreichend
gedient sein würde.
Jules Regnauld hatte 1854 angegeben, dass es ihm gelungen sei,
dadurch unpolarisirbare Elektroden herzustellen, dass er Platten aus reinem,
mehrmals destillirtem Zink in eine Lösung von reinem schwefelsauren Zink-
oxyd in destillirtem Wasser eintauchte. Die Lösung sollte von der Gon-
centration sein^ bei welcher sie das Maximum ihrer Leitungsfähigkeit her
sitzt. Nach de laRive findet dieses statt, sobald man das Volum der ge«
sättigten Zinkvitriollösung durch Hinzugiessen von destillirtem Wasser ver-
doppelt. Später hatte Matteucci unverquicktes oder verquicktes reines
Zink in reiner gesättigter Zinkvilriollösung als unpolarisirbar anempfohlen.
— Da die Ausmittelung unpolarisirbarer Elektroden namentlich für die
Nachweisung von Muskel- und Nervenströmen ein wichtiges Moment ist, so
erregtenRegnauld's und Matteucci's Angaben das Interesse D u Bois-
^ ^ o uigiüzea Dy x^j vy v_>rpi LN^
302 Kleinere Mittheilungen.
Rejmond's in hohem Grade. 9ie forderten ihn um so mehr zu neuen
Versuchen auf, als Helm hol tz gefunden hatte, dass Kupfer in Kupfer-
yitriollösung, sowie Silber in Cjanstlberkaliumlösung nicht frei von Pola-
risation sind und da er selbst käufliches Zink in Zinkvitriollösung zwar
schwächer, aber viel ungleich massiger, polar isirt gefunden hatte, als. Platin
in Kochsalzlösung.
Der Apparat DuBois-Reymond's, von dem wir hier eine detaillirte
Beschreibung nicht geben können, gestattet l) einen primären Strom durch
*die zu untersuchende Combination, z. B. durch Zinkelektroden in Zink-
vitriollösung, hindurehzuleiten und dessen Stärke zu messen ; 2) die Inten-
sität des etwa sich zeigenden Polarisationsstromes mit Hülfe eines Multi^
plicators , ziemlich von der Empfindlichkeit eines Nervenmultlplicators zu
bestimmen. Meist wurde durch eine selbstthätige Wippe bei dem Auf«-
schwunge derselben der primäre Strom einen kurzen Moment durch die
Elektroden (Schliessungskreis A) geleitet , bei dem Rückschwünge wurde
der primäre Strom ausgeschlossen, dafür aber der von den Elektroden aus-
gehende Polarisationsstrom für kurze Zeit in einen andern Schliessungs-
kreis ^eingeschaltet. Bei dem einen Versuche war das Galvanometer
nur in A eingeschaltet, so dass die Ablenkung desselben ganz allein vom
nrsprttngliohen Strome herrührte, bei einem zweiten gleich darauf fol-
genden Versuche war dasselbe Galvanometer nnr in B eingeschaltet , die
Ablenkung desselben rührte dann ganz allein vom Polarisationsstrome her.
Es war bei den Versuchen dafür Sorge getragen, dass, mochte nun das
Galvanometer in A oder B eingeschlossen sein, doch in beiden Schliessongs-
kreissen genau derselbe Widerstand vorhanden war. — Ein Paar andre
Beobachtungsarten von Du Bois-Reymond, deren er sich jedoch selte-
ner bediente , als der beschriebenen , werden hier der Kürze wegen besser
weggelaasen.
Der Quotient, den man erhält,, wenn man mit der Intensität des ur-
sprünglichen Stromes in die des dadurch erregten Polarisationstftromes di-
vidirt, wird von DuBois-Reymond der Polarisationscoefficient genannt.
Da die Intensitäten auf dem im Vorigen beschriebenen Wege erhalten wor-
den sind, so hängt der Polarisationscoefficient auch noch von den Zeitver-
hältnissen der angewendeten Wippe ab.
Zur Prüfung einiger gewöhnlicher, oft untersuchter Combinationen
wandte DuBois-Rejmond meist Drähte von 0,5 Millim. Durchmesser,
1 Gentlmeter Abstand und 2 Centimeter Tiefe des Eintauchens an und fand
folgende Polarisationscoefficienten (o), wobei die Ströme gewöhnlieh von
der Ordnung der Muskelströme waren :
1) Platin in verdünnter Schwefelsäure {S0^.HO\H0 = \ :5 dem >
Volum nach) oder in gesättigter Koehsalzlösung a=\.
2) Platin in rauchender Salpetersäure (bei 26,9^ 0. 1,49 spec. Gew.).
Bei Strömen von der Ordnung des Muskdstremes a = ^V*
uigiüzea oy x^j v^v^r'i ln^
Kleinere Mittheilungen. 303
3) Silber in gesättigter Lösung von salpetersanrem Silberexjd , bei
Strömen von der Ordnung des Muskelstromes a = , bei stär-
1,6
keren Strömen nahm a bedeutend ab und sank bis — .
138
4) Kupfer in scfaw'efelsaarer Kupferoxjd-Lösung, a selnr klein und
nur bei sehr schwachen Strömen merklich.
5) Käufliches Zink in käuflicher Zinklösung a= — bis — (Ord-
5, & 2, 3
nung des Muskelstromes).
6) Reines Zink in reiner Zinklösung a = — - (Ordnung des Muskei-
2,9
Stromes).
7) Eisen in Zinklösung, Ordnung des Muskelstromes a = — - , — .
8) Verquicktes Zink in Chlorcaliuralösung verhält sich im Wider*
Spruche mit Matteucci's Angaben ungleichartig und ergab bei
Strömen von der Ordnung des Muskelstromes a = — .
4,1
9) Verquicktes Zink verhielt sieh in verdünnter SchwefelsÜare in
Serum von Pferdeblut und in Brunnenwasser so ungleichartig, dass
eine Bestimmung von a nicht möglich war.
10) Verquicktes Zink in gesättigter schwefelsaurer Zinklösung ver-
hielt sich schon nach wenigen Augenblicken am Nervenmultipli-
cator völlig gleichartig, d.h. wurden die Elektroden von verquick-
tem Zink mit den Enden des Nervenmultiplicators verbunden , so
gelangte die Nadel nach einigen Schwankungen sehr bald wieder
auf den Nullpunkt zurück und blieb nnverrückt auf demselben
stehen , selbst wenn die eine Elektrode etwas erschüttert wurde.
Diese Gleichartigkeit findet selbst statt, wenn man käufliches Zink
mit unreinem Quecksilber und roher Salzsäure verquickt und nach
gehörigem Abwaschen und Abspülen in käufliche Zinklösung
bringt Bei Drähten von Zink und bei Strömen von der Ordnung
des Muskelstromes wurde gar keine Polarisation bemerkt, bei
stärkeren Strömen wurde dieselbe noch äusserst klein befunden
a = ----. Als Zinkplatten von 6 ■— 7 Quadratcentimeter Ober-
5370 ^
fläche benutzt wurden, war die Polarisation bei jeder Stärke des
Stromes unmerklich, um nun auch den etwaigen Einwarf beant-
worten zu können, dass a bei dieser Combination so gering ausge-
fallen sein möge , weil nach dem Aufhören des primären Stromes
die Stärke der Polarisation sehr rasch abgenommen habe, unter-
suchte DuBois-Reymond die Polarisation bei nnanterbrochlir>
uigiüzea Dy x^j vyv_/N: Iv^
304 Kleinere Mittheilungen.
nem arBprünglichen Strome, indem er durch gesättigte schwefel-
saure Zinklösung einen starken primären Strom hindnrchleitete
und nun nachsah , oh nach dem Einsetzen von mehr verquickten
Zinkplatten, die den Querschnitt des Gefässes mit Zinkvitriollö-
sung vollkommen ausfüllten, eine Stromesänderung am eingeschal-
teten Galvanometer zu erkennen war. Bei allen Yersuchen die-
ser Art ergab sich, dass die Polarisation der Zinkolektroden höch-
stens nur spurweise auftrat. Verquicktes Zink lieferte in Zink-
vitriollösung vom Maximum der Leitungsfähigkeit ein etwas grös-
seres a, als in gesättigter Zinklösnng.
11) Verquicktes Zink in Chlorzinklösung verhielt sich etwas minder
gleichartig, als in Zinkvitriollösung, während a ungefähr ebenso
klein war, als in Zinkvitriollösung.
Aus alledem geht hervor, dass Elektroden von verquicktem Zink in
gesättigter Zinkvitriollösung ihrer Unpolarisirbarkeit wegen bei Reizversa-
chon den Vorzug vor allen anderen Combinationen verdienen , vorausge-
setzt, dass sich durch die Berührung der Zinklösung und der thierischen
Gewebe nicht etwa neue Uebelstände entwickeln. Ueber die Ursache
der Unpolarisirbarkeit von verquickten Zinkelektroden lässt sich augen-
blicklieh etwas Bestimmtes noch nicht sagen. Dr. Emil Kahl.
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S'^Sf,
Die Fundamente der Elektrodynamik ,
nach den neueBten Untersuchungen bearbeitet
von Dr. Emil Kahl.
(Schluss.)
§. 12. Das Maas ftr die freie Elektrioität
Dem Früheren gemäss ist das elektrische Grundgesetz von Weber als
richtig und als Grundlage sämmtlicher elektrodynamischer Femewirkungen
zu betrachten. Dieses Gesetz nun enthält eine Constante a , deren Grösse
ans dem Gesetze Ampere* s wohl bestimmt werden kann, sobald die Strom-
intensitäten I und i\ in magnetischem Maase ausgedrückt, aus letzterem
Gesetze mit in ersteres herübergenommen werden. Vergleicht man nämlich
die Gleichung 11) in 'S. 2 mit der Gleichung 5) in $• 6, so erhält man a'=^,
der entsprechende Ausdruck vom allgemeinen Grundgesetze Weber' s ist
demnach
\_ id8 i'ds' r i{^r\\ rd^rl
Hierin sind die LHngenmaase in Millimetern und i und T in magneti-
schen Stromintensitätseinheiten auszudrücken. Diese Constantenbestim-
muDg genügt für alle Fälle , in denen die Wirkungen von Strömen , deren
Intensität nach magnetischem Maase gemessen ist , zu bestimmen ist , allein
in dem Falle reicht sie nicht mehr aus , wo man statisch aufgehäufte Elek-
trieität durch einen Leitungsdraht abfliessen lässt. Die Menge statisch auf- ^
gehäufter Elektricität lässt sich nämlich am besten, wie die Menge des
Magnetismus, aus den Femewirkungen, die sie hervorbringt, bestimmen;
so lange nun der Versuch noch nicht gemacht war, e^ne gemessene Menge
statisch aufgehäufter Elektricität durch einen Multiplicatordraht abfliessen
zu lassen und die elektrodynamische Wirkung derselben auf ein Magneto-
meter oder Dynamometer zu messen, konnte von der Bestimmung der Con- ^
stauten a in einer für alle Fälle genügenden Weise nicht die Rede sein.
"Man erkennt ferner : sobald a bestimmt ist für den Fall , dass die auf ein-
ander wirkenden elektrischen Massen e und e' in einem elektrostatischen i
uiqmz(
Zeltschrifl f. M«ihematik a. Physik. V. 21
uigmzea oy vj v^v^p
306 Die Fundamente der Elektrodynamik.
Maase der Eiektricität ausgedrückt werden, so kann man diejenigen Mengen
Elektricität leicht bestimmen , die bei einem Strome von der magnetischen
Strom^€U|^im^ 1 i^^der Secnnde durch den Querschnitt der Kette fliessen.
Denn e!^^|({^yib ^Hl^seits aus Amp^re's Gesetz IL, $.2, die elektro-
dynamische Fernewirkung eines Stromelementes auf ein anderes berechnen,
wenn beide die magnetische Stromintensität 1 besitzen; andererseits lässt
sich aus dem vollständig besthnmteh elektrischen Grundgesetz die Intensität
des im vorigen Falle in beiden Elementen fliessenden Stromes in elektro-
statischem Maase berechnen , sobald die Fernewirkang der Stromelemente
dieselbe Grösse haben soll , als im vorigen Falle , wobei in beiden Füllen
natürlich die Lage der Elemente gegen einander genau dieselbe sein moss.
Die Bestimmung der Cons tauten a in dem im Vorigen angegebe.nen
Sinne ist durch Kohlrausch und Weber ausgeführt worden *). Hierbei
möge die Bemerkung eingeschalten werden , — ehe die Arbeiten der ge-
nannten Gelehrten weiter besprochen werden, — dass künftighin gewöhn-
lich statt der Gonstanten a eine andere Constante c, die mit der vorigen in
der Beziehung c=:— steht, in das allgemeine Grundgesetz eingeführt
werden wird , so dass
Die Constante c hat nämlich eine sehr einfache Bedeutung; man denke
sich zwei elektristhe Massen, deren relative Beschleunigung der Null gleich
ist , während ihre relative Geschwindigkeit demgem&s constant ist. Wenn
nun --- = c , so hört jede Einwirkung der beiden elektrischen Massen auf
einander auf. Es ist daher c die constante relative Geschwindigkeit , mit
welcher beide elektrischen Massen bewegt werden müssen, damit sie gar
keine elektrische Wirkung mehr auf einander ausüben. Das von Weber
und Kohlrausch gewählte sogenannte mechanische Maas der EHek-
tricität ist dem absoluten Maase des Magnetismus ganz gleich. Man denke
sich nämlich in zwei körperlichen Massenpunkten A und B^ welche in einer
Entfernung von 1 Millimeter von einander durch eine geeignete Vorrich-
tung festgehalten werden , in jedem eine und dieselbe Menge positiver oder
negativer Elektricität concentrirt. Die elektrischen Massen üben hierbei
eine abstossende Kraft auf einander aus, ohne dass sie Bewegung veran-
lassen können, weil dje elektrischen Massen wiederum von den körperlichen
Massen festgehalten werden. Ist nun hierbei der Druck , welchen beide
elektrische Massen auf einander ausüben , und welche auf die körperlichen
, Massen, an denen sie haften, übertragen wird, gleich einer absoluten Kraft-
einheit, so ist die Menge der in A oder in B enthaltenen Elektricität der
*) Abhandl. der math. - phvaik. Classe der k. sächs. Geselle eh. der Wiflsonsch.
Bd. III. S. 219. ^
uigiüzea oy '"
lOO
8-
Von Dr. Emil Kahl« 307
Maaseinheit dee elektfischen Fkiidains gleich. Ist in A di« MaaBoinheit
(das Maas) positiver Elektricität, in B eogleiek ein Haas positiver nnd ein
Maas negativer Elektricitllt concentrirt, so kann B keine Einwirkung von
Ä erleiden; daher wird ven'^ ans gegen B die anziehende Kraft 1 ausge-
übt, sobald in Ä die elektrische Menge + 1, in B die elektrische MengB — 1
ist. — Als Einheit der absoluten Kraft ist hier , wie beim Magnetismus,
diejenige Kraft ansunehmen, welche in ein«r Secunde mittlerer Zeit der
Masse von 1 Milligramm die Beschleunigung von 1 Millimeter ertheilt.
§.ld. Bestimmuig der ConstanteA e im elektrisolieii OniiidgMetie
durch KohlMuicb und Weber.
IHe Methode, welche die genannten Gelehrten angewendet hafoen^ war
im Wesentlichei^ folgende:
a) Es rat aunäehst die Menge positiver Elektricität nach mechanischem
Maase gemessen worden, welche auf dem'innern Belege einer geladenen
Leidner Flasche im disponibeln Zustande vorhanden war, d. h. es ist die«
jenige Menge Elektricität bestimmt worden , welche fast momentan in die
Erde abfliesst, sobald man das innere Belege in leitende metallische Ver-
bindung mit der Erde setzt , mit welcher schon vorher das äussere Belege
verbunden worden war«
fr) Die eben erwähnte Leidner Flasche wurde nun durch den Mul-
tiplicator einer Tangentenbussole nach der Erde hin entladen , indem ihr
inneres Belege mit dem einen Ende des Multiplicaterdrahtes , ihr äusseres
Belege mit dem andern Ende desselben verbunden wurde. Es war dabei
durch Einschaltung von Röhren voll destilirten Wassers in die Leitung
Sorge getragen worden, dass die Elektricität wirklich innerhalb der Drähte
floss und nicht etwa von einer Windung zur andern übersprang. Aus der
beobachteten Elongation der Nadel , der Horizontalintensität des Erdmag-
netismus und dem magnetischen Momente der Nadel konnte min die Winkel-
geschwindigkeit berechnet werden, welche de^ Nadel durch die Elektricität
ertheilt wurde^ Denn die Oeschwindigkeitsertheilung erfolgt, wie das Nach-
stehende zeigt, so schnell, dass sie beendet ist, ehe. die Nadel einen merk-
lichen Ausschlag bekommen hat. Die Winkelgeschwindigkeit der Nadel
ist nämlich bei einer solchen Entladung, wie schon Faraday nnd Riess
nachgewiesen hatten, nar abhängig von der Menge der durch den Mal-
tiplicator fliessenden Elektricität, vom magnetischeii Momente der Nadel,
sowie von der Intensität des Erdmagnetismus am Beobachtungsorte, jedoch
unabhängig von dem Widerstände und auch innerhalb weiter Grenzen un-
abhängig von der Entladungszeit. Bei einem und demselben Apparate und
an einem und demselben Orte ist daher die Winkelgeschwindigkeit der
Menge der durch den Multiplicator in der einen Richtung fliossenden posi-
tiven Elektricität propoiÜQuaL Dies könnte nicht stattfinden, wenn die(/>
* * uigiTizeaT)y v_j v^v^^'i Iv^
21* ^
306 Die Fundamente der Elektrodynamik,
ErtheiluBg der Geschwindigkeit nicht in bo kurzer Zeit geschehe , dass sie
Yom Anfange bis zn Ende fast in derselben Biefatang erfolgte, nämlich in
einer horizontalen, gegen den magnetischen Meridian senkrechten Richtung.
Durch den hier diskutirten Versuch wurde nun die Menge der positiven
Elektrieität bekannt, welche der K^adel der von Weber angewendeten
Tangentenbussole eine bestimmte Winkelgeschwindigkeit ertheilte.
c) Es wurde ein nach magnetischem Maase gemeasener constanter
Strom von sehr kurzer genau bekannter Dauer durch dieselbe Tangenten-
bussole entladen , welche zum vorigen Versuche gedient hatte , und ans der
beobachteten Elongation der Nadel die Winkelgeschwindigkeit berechnet,
welche dieselbe vom Strome während dessen Datier erhalten hatte. Hat
nun der Strom von der nach magnetischem Maase gemessenen Intensität t
in der kleinen Zeit t die Winkelgeschwindigkeit i hervorgebracht; hat fer-
ner beim Entladungs versuch der Leidner Flasche die Elektricit&tsmenge
+ E, welche vom innem Belege nach der Erde, und die Menge — £*, die
von der Erde gleichzeitig nach dem innem Belege strömte, die Winkel-
geschwindigkeit 1/ erzeugt , so ist die Menge positiver Elektricität, welche
beim Strome i in der Secunde durch die Kette fliesst*):
und es ist demnach die magnetische Stromintensitätseinheit gleich :
£i
mechanischen Stromintensitätseinheiten, Weber und Kohlrausch f an-
den aus fünf Versuchsreihen , dass die Grösse -~- im Mittel 195370 , 10^
2triv
betrage , wobei die Differenz des grössten und kleinsten der von ihnen^ er*
haltonen Werthe etwa 7 Procent des mittleren Werthes betrug. Dass bei
aller Genauigkeit und Sorgfalt im Beobachten ein genaueres Resultat nicht
erhalten wurde, liegt jedenfalls in der grossen Schwierigkeit, eine staUseh
aufgehäufte Menge Elektricität genau zu meesen* Die späteren Zusätze
zu dem, was bis jetzt über die Beobachtungsmethode gesagt wurde, wer-
den dies deutlich zeigen.
Das Gesetz Ampire's muss nun, wenn i und t' in mechanischem
Stromintensitätsmaase ausgedrückt werden, die Form annehmen:
Die Ableitung aus Weber 's Grundgesetz hatte jedoch die Form ergeben:
16 itdsds , - ^ ^».
— -j — -j — (cos s — \cos ß eos S ).
Durch die Vergleichung dieser beiden Aasdrücke erhält man :
•) Siehe die Erläuterttngen am £nde dieses Parltfraphen. r^r^r\n]o
uigiiized by VjVJw V Iv^
Von Dr. Emil Kahl. 309
c = 4dQ46d . 10^ Millimeter
oder aueh :
csrs 50320 geographische Meilen.
"Hiernach beträgt also die relative Geschwindigkeit, mit welcher zwei elek-
trische Massen gleichförmig bewegt werden müssen, damit sie gar keine
Wirkung mehr anf emander ausüben können, 50320 Meilen in der Seounde.
Dem Vorigen sind noch einige nothwendige Erläuterungen beisnfügen.
Wird eine Leidner Flasche geladea, so kann man die Menge der in sie
eingefüllten Elektricität nach Koblransch in einem willkürlichen Maase
ausgedrückt erhalten , wenn man sofort nach dem Laden der Flasche den
Knopf derselben mit einem Sinnselektromeier verbindet und hierauf aus
der Angabe desselben die Ladung berechnet'*'). Das Sinnselektrometer
aeigt, wenn es mit dem Knopfe der Flasche verbunden bleibt, eine anfangs
rasche Abnahme der Ladung,' die sich später verlangsamt Und zn1et«t einer
bestimmten Grense nähert. Diese Abnahme der Ladung rührt nur zuvk
Theil von Elektrtcitätsabgabe an die Luft her; nach Kohlrausch ist es
sehr wahrscheinlich, dass folgende Ursache die Ladnngsabnalime ganz vor^
EÜglich bedingt. Die Ladung auf dem inneren und die gebundene Elek-
tricität auf dem äusseren Belege scheiden allmälig die neutrale Elektrieität^
im Glase, so dass an manchen Stellen im Innern des Glases freie positive
Elektricität, an andern Stellen freie negative Elektricität vorhanden ist,
welche sich beide wegen der schlechten Leitungsflähigkeit des Glases nicht
▼ereinigen können. Die geschiedene Elektricität im Glase bindet einen
Theil der Ladung fest und da erstere um so grösser sein muss , je mehr
Zeit vom Laden der Flasche an verfloss, so muss auch die gebundene
Elektricität auf den Belegen mit der Zeit zunehmen. Der Theil der La-
dung, welcher Ton der geschiedenen Elektricität im Glase nicht gebunden
gehalten wird , fliesst bei der Entladung der Flasche ganz allein ab und
heisst die disponible liadung. Kohlrausch hat nun in der oben citirten
Abhandlung gezeigt, nach welchem Gesetze — zugleich mit Berücksichti-
gung des Elektricitätsverlustes in der Luft — die disponible Ladung von
der ursprünglichen Ladung und der Zeit abhängt, welche seit dem Laden
der. Flasche vergangen ist, und wie man die Constanten dieses Gesetzes für
jede beliebige Flasche und beliebige Luft bestimmen kann. Wird nun die
Flasche durch eine Tangentenbnssole hindurch entladen, so kennt man
durch das Sinuselektrometer die Menge der disponibeln Ladung, allerdings
nur in einem Willkürlichen Maase ausgedrückt. Die Rednetion des
willkürlichen Maases auf absolutes Maas geschah bei den Versuchen von
Weber und Kohlrausch dadurch, dass mit Hilfe des Sinuselektrometers
ermittelt wurde, der wievielte Theil der Ladung der Flasche in eine grosse
») Pogg. Ann. Bd. 91. ß. 50. I7th Digitized by GoOglc
310 Die Fundamente der Elektrodynamik.
isolirt aufgehängte Kugel abgegeben wurde, sobald dieselbe mit dem
Knopfe der Flasche in Berührung gebracht wurde. Diese Kugel wurde
nun mit der kleinern ßtändkugel eiper Goulomb^schen Drehwage berührt,
der Theil von Elektricität der grossen Kugel, welcher hierbei an die kleine
Kugel abgegeben wurde, wurde nach Plana's Arbeit {M4m^e mr la
dislribuUon de telectrUHti ä la ßurfaee de deux spkh'ee oanduciHces* Turin
1845. page 64. 6d.)beffeGhnet. Die Standkugel der GöuLomb^sehea Dreh-
wage wurde nun in letatere eingesetzt) worauf, da die Coasiatiten des In-
strumentes durch Tor^nsschwingungen ermittelt wordien waren, die avf
der Standkugel befindlich gewesene Menge von Elektricitfii in abseltttem
Maase ausgedrückt aus der Beobachtung und augehörigen Rechnung her-
iFOrgehen musste.
lieber die w&hrend der Entladung der Leidner Flascke durch dea
Querechnitt hitidurchfliessende Menge positiYär und negativer Elektrieii&t
kann man sieh Terscbiedene Vorstellungen machen. Betrug <He Ladung
der Flasche + E^ so kann man sieh vorstellen, die ganse Menge + E fliesse
allein naqh der Erde ab , so dass nur positive Elektricität durch den Mul-
tipUeator geht, oder die zur Neutralisation erforderliehe Menge — E flieset
ganz allein in entgegengesetzter Richtung nach dem. inneren Belege der
Flasche hinauf; oder ein Theil von E^ z, B. a£, fliesst UAcb der Erde ab,
der andere Theil (1 — a)i? wird nentralisirt, indem die dazu nöthigeMeng«
entgegengesetzte Elektricität — (1 — a)E gleichzeitig ans der Erde naek
dem Innern Belege strömt, Weldie Vorstellung man . sieh auch maehes
möge, so gelangt man doch zu dem Resultat, dass die. Wirkung auf die
Nadel genau so gross iat^ als wenn die Menge + \E nach der Erde, die
Menge — ^Eiu entgegengesetzter Richtung durch den Multiplicator flösse.
Man kann nämlich für die Nadel ein kleines Solenoid substitairen, welches
vom ErdmagnetisQ^us untrer gleichen Verhältnissen ein eben so grosses
Drehnngsmoment, als die Nadel, erleidet. Die Einwirkung von der Menge
4- €t£ und (1 — a)J^, welche durch ein Element des Multiplicators fitestfen,
auf' ein Element vom Solenoid kann man dann, die Betrachtung des S. 6
wiederholend, untersuchen. Man wird dann die obige Behauptung für
Elemente bestätigt finden und hat sie nur noch auf die ganzen Leiter ans*
zudehnen , um die Berechtigung einzusehen , diesen Strom in der -früher
angegebenen Weise mit einem constanten Strome zu vergleichen.
Was endlich die Berechnung der kurzen Zeit t anbelangt, während
welcher der constante Strom durch den Multiplicator der Ttngentenbussole
ging, so geschah diese mit Hilfe des bekannten Momentes d^r Magnetnadel.
Aus der Stärke des Stromes konnte., weil jenes bekannt war, das Kräfte-
paar berechnet werden, durch welches der Strom die im Meridian befind-
liche Nadel aus demselben herauszudrehen sucht. Dieses Kräftepaar giebt
bei der Division durch das bekannte Trägheitsmoment der Nadel die Win-
kelbeschleunigung. Dividirt man nun mit der Winkel beschleunignng in die
uiqiTizea DV x^j vy^X t^
Von Dr- Emil Kahl. 311
ans der beobaohletea Blongstioa berechnete Wiakelgeschwiiidigkeit, so er-
hält man die Zeit v.
§. IL Sie ekktroidyiiaaüiGlien Oesetce mit nnmeruclien Constauten.
Das elektrodynamische Grandgesetz von Weber nimmt nach £in-
setanng der Constaaten c folgende Form an :
^ • r« r*^193120.10"LW~*''rf^*J»
und drückt also in abcrolntem Maase die Kraft aus, mit welcher zwei nach
mechanischem Maase gemessene Elektricitätsmengen e und e in Richtung
%• df d^r
ihrer Verbindungslinie auf einander wirken , wobei r, — und -^-=- in Milli-
metem auszudrücken sind. Hat man positive Eleklrkitlttgmengen ^t po-
sitivem Vorzeichen, negative mit negativem Vorzeichen eingeführt, so ent-
spricht einem positiven Vorzeichen' obigen Ausdruckes eine abstossende,
einem negativen Vorzeichen eine anziehende Kraft.
Das aus dem allgemeinen Grundgesetze abgeleitete Gesetz Ampere*«
war Früherem zufolge:
ii'dsds 16, m ^ ^\
— ^ — . -j (cos » -^ I CO* Oco* w ) ,
d. i. nach Einsetzung des Werthes von c:
TT\ ^ fi'dsds. ^ ■ ^ ^.
^> ., -^i^o.ie"'—;^^"""^-*^^^"""^)"
Dieser Ausdruck giebt abo die Kraft in absolutem Maase ausgedrückt an,
mit welchem das Element d$ anf das Element d»', und umgekehrt ds' auf de
inBiohtung der Verbindungslinie r 4>eider Elemente einwiriLt. Das Element
d9 ist von einem Strome von der Intensität i (in mechanischem Maase aus-
gedrückt) durchflössen , das Element ds' ist vom Btrome i*, in demselben
Maase ausgedrückt, durchströmt, r ist in Millimetern einzusetzen.' Der
Winkel s ist der Winkel , den die beiden Elemente ds und ds' mit einander
eittscfaliessen, 6 ist der Winkel, den das Element di mit der Richtung von r
(z. 6. von ds nach ds') einschüesst , S' der Winkel, den ds' mit der ver-
längerten Linie r bildet.
Dem S^ 7. No. 5. zuMge würde nun das Gesetz flir die Voltainduction
eines vom Strome t (mechanisches Maas) durcbflossenen ruhenden Elemen-
tes ds, in dessen Nähe ein neutrales Element ds' mit der Geschwindigkeit
u bewegt wird, die elektromotorische Kraft, welche in der Richtung von ds'
auf letzteres ausgeübt wird, in folgender Grösse ergeben:
__. 1 iudsds . - -, ^,.
,ni) ~ iwiO . 10'« r« ^""^^ s — lcosBcose) cos y.
Hierbei bedeutet r die in Millimetern ausgedrückte Entfernung zwischen ds
und /ds\ die Richtung r möge die Richtung der von ds nach ds gezogenen
und darüber binaus verlagerten Geraden sein; es ist dann c der Wibkel, j
uigiüzea.oy x_j vy v^ p^ LV^
312 Die Fundamente der Elektrodynamik.
den die Richtung von n mit ds\ €f der Winkel , den die Riclitung von u
mit r bildet , S ist der Winkel von r und ds , und g> der spitxe Winkel, den
ds' mit r eiuBchliesst. Ist der Ausdruck TU) positiv , so inducirt die elek-
tromotorische Kraft einen Strom in ds^y dessen Richtung mit r den spitzen
Winkel tp einsckliesst.
Im Falle , wo die Strömintensit&t in einem Elemente ds in der Zeit di
um ^ 'dt geändert wird, wird auf die Elektricität in einem benachbarten
Elemente d$' nach S. 9. No. 0. die electromotorische Kraft ausgeübt :
^ 1 dsds' ^ ^,di
In diesem Ausdrucke ist r die in Millimetern ausgedrückte Entfernung von
ds und d8\ ß und ß' sind respective die Winkel , welche ds und ds mit der
Richtung r (von ds nach rf/ und darüber hinaus gezogen gedacht) bilden.
In dem complicirteren Falle , wo die Induction gleiehxeittg durch Be-
wegung des einen Leiters und durch Aenderung der Stromintensität hervor^
gebracht wird, erhält man den im $• iO angegebenen Ausdruck für die in-
ducirte elektromotorische Kraft; derselbe ist nun ebenfalls vollständig be-
stimmt , sobald man in denselben «• s=a — -rz einsetzt.
' 193120 . 10*®
§. 15. Elektrodynamische Einwirkung eines gevehloisenen constaaten
Stromes auf ein Element eines andern omistantea Stromes.
Das Element ds befinde sich im Anfange eines rechtwinkligen Coor^
dinatensystemes und es achliesse die Richtung des dureh dasselbe hindurch-
fliessenden Stromes von der in mechanischem Maase ausgedrückten Inten-
sität t' mit den Achsen Xy y^ z resp. die Winkel . I, ft, v ein. Das Element
ds gehöre einer Curve an , deren zwei Gleichungen als gegeben betrachtet
werden, so dass von den Coordinaten or, y^ z des Elementes ds immer zwei
als Function der dritten anzusehen sind. Die Richtung des Stromes (In-
tensität t) m ds bilde mit der Stromrichtung in ds' den Wihkel e, mit der
Linie r (von ds nach ds gezogen) den Winkel O, und die Stromrichtung in
ds mit r den Winkel ß\ .
Jedes Element ds des geschlossenen Stromes wirkt auf den Strom in
ds' mit der Kraft ein :
4N iQii'dsds' , ^ ^,^
1) — -j — -j^ — (cos i — .^cosßcosß).
Diese Kraft ist in drei Componenten , die die Richtung der drei Coordina-
tenachsen besitzen, zu zerlegen und hierauf alle Componenten in der
X-Achse, die den Einwirkungen aller Elemente des geschlossenen Stromes
auf das Element ds entsprechen, au addiren; man erhält so eine Compo-
nente, die mit X bezeichnet werden möge. Die Addition aller in der y-Ache
enthaltenen Componenten gebe die Kraft Jf, die Snmme alier Componenten
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Von Dr. Emil Kahl. 313
in der z* Achse gebe die Kraft Z Es soll nim zanftebst die Cottiponente X
bestiimnt werden. Die in der x - Achse enthaltene Gomponente der Etti-
Wirkung von <f^ auf ds ist :
o\ 16 ii'ds.ds x , . ^ .,.
2) — -j . -= • — [cos % — \coiB cos S ).
Diesem Ausdruck giebt man eine für die Folge Bweckmftssigere Form , in-
dem man setzt:
dx dy dz
3) CO« « == :r- co^ X + 3- cos ft + -7- CO« y ;
' ds ds ^ ds ^
X dx fi dy z dz
^ r ds r ds * r ds^
. X V z
5) CQS& r^:^ — COS X + — CO« tt + — COS V.
i r r ^ r
Man erhält dann für die Einwirkung ron ds auf ^2«':
ö) — -j • 1 3 {2xdx cos l + 2xdy cos p, + 2xdz cos v)
(Zxdx+Zydy + dzdz) 1
— i —-2 ' (ar cos A + xycos 11 + xz cos v) I .
Dieser Aus4ruck lässt sich weiter umformen , wenn man, geleitet durch die
Form des letzten Gliedes, das Differential von -r einzuführen sucht. Denn
es giebt:
7) d.i = -3.i.dr.
Ans r* =^ ^ + ^ + 2* erhält man jedoch :
8) dr= ^dx+^dy+^dz
und daher:
9) ^ 1 ^ jZxdx + Zydy^Zzdz)
Man findet nun nach diesen Erörterungen leicht, dass man statt der
Gleichung 6) die folgende setaen darf, welche den Yortheil besitzt, bei dBr
nachfolgenden Integration sich zu vereinfachen ,
-^v 16 ii'ds r x^cosl + xy cos (i + xz cos v
, {xdy ^ ydx) . cosvixdz — zdxXy
+ cos^^ ^ y ^+ ^ ^ ^ ^^J.
Das erste Glied in der Parenthese kamn man auch schreiben:
(X y z \
— cosX + — cos fi-^ — cos vi
iJ^cosX+xycos fi + xzcosv .
a . —— = a . .
, XCOS0
'. d . z — .
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314 Die Fundamente ier Mektrodynamik.
Idtegrirt man nun den Angdrack 10) md erstredkt , hierbei die Integratioji
auf -alle Elemj^ate der CurTe, so verseh windet das er^te Glied der Paren-
tbeee , weil — — — für beide Grenzen denselben Werth erbält Die Inte-
rn
gration giebt nun — wenn man den Werth der Constanten c einsetzt —
znnäehst:
Die Componente r wÄrd« man auf gleiche Weise finden, wenn man
denselben Untersnchongsgang anyrendete, jedoch von Anfang der Eat-
wickelung an überall x und k mit y nnd f& und nmgekehrt vertauschte. Man
erhält daher Y sofort ans No. V) durch Anwendung derselben Vertauschun-
gen. Ebenso findet man den entsprechenden Ausdruck für Z, sobald man
in Y) statt x und X die Grössen z und v und umgekehrt schreibt. Das Re-
sultat dieser Yertauschungen ist nun :
Diese drei Ausdrücke sind zuerst von Ampere, niUürlich mit der dem mag-
netischen Stromintensitätsmaas^ zukommenden Coitstanten, gegeben worden.
§. 16. Toltainduction eines gesclilostenen oonstaateH Stromes auf
das Element eines bewegten nentralm Leiters.
'Der Gang der Untersuchung ist genau so, wie in S. 15; wir nehmen
an, das Element ds' befinde sich anfanglich im Coordinateuanfange , das-
selbe werde aber in der kleinen Zeit dl mit einer Geschwindigkeit u vom
Coordinatenanfango hinbewegt , deren Richtung mit den Achsen x^ y^ z re-
spective die Winkel il, f»^ v bildet and mit r den Winkel 0% sowie mit der
Stromrichtung in ds den Winkel c einschliesst. Vermöge der Bewegung
des Elementes ds wird in selbigem eine elektromotorische Kraft inducirt,
deren in det «-Achse liegende Gomponente dem S* 14, No. Hl) zufolge ist:
16 iudsds X , % r^ zi'%
; — . — (cos s — icos & Cos B ).
Formt man diesen Ausdruck ebenso um, a)s die Gleichung 2) des $. 15,
so erhält mau nach und nach Ausdrücke, die denen des S. 15 ganz ähnlich
sind und sich von ihnen nur dadurch unterscheiden , dass überall u an der
Stelle von f ' steht, so dass das Endresultat der Rechnung, d. i. die Aus-
drücke der Componehten JT, 7, Z der totalen auf ds' augeübten elektro-
motorischen Kraft sich ebenfalls von den Ausdrücken V), VI), YII) des
vorigen Paragraphen nur durch Vertauschung von t" und u unterscheiden.
Wir erhalten deswegen, indem wir der Kürze wegen die Bezeichnungen
einführen :
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Von Dr. Emil Kahl. 315
1) ., ^f-JU^ , 2^ ^ ^JyA.-r,y ^y ^_J.
zdft — ajrft
VIII) X'^^^^^^,xudB'{^Äco,y.^Ccosvy,
IX) r=___-_^,Vrf*'(^co«v — ^cosA);
X) Z = ^' ^ itids (Ccos l — Bcos a).
^ 24140. lO** ^ •
§. 17^ Bas abfolnte WiderBtandsmaa«.
Ohm hat bekanntlich das nach ihm genannte Geseto tbeoretiseh zi|
begründen gesucht, indem er die H3rpothe8e zu Ornnde legte, dass die Be-
wegung der Elektricität in Stromleitern in Folge ähnlicher Ursachen ein-
trete , wie die Ausgleichung der Wärme in einem Körper , in welchem yer-
sebi«dene Stellen doreh WärmezufOhrnng auf eonstanter Tempfirator er-
halten werden*). Das auf diese Weise abgeleitete 6esets& entbehrt
derogemäs des strengen theoretischen Nachweises, der vielmehr nwc
g^efbrt werden kann, wenn man — wie bereits Weber und Kirch hoff
Yoraucbt haben. — you Weber 's aUgemeinem Grundgesetze der Blektrioir
Ifttslehre ausgeht. Eines solchen theoretisehen Nachweises darf maor sich
indessen, wo es auf Messungen ankommt, oft enteehlagen , sobald durch
den Versueh dargetiian wixd, dass das Ohm 'sehe Gesetz in den betreffen^
. den Fällen wirklich Geltung besitzt. Die Fälle nun,, in denen das genannte
Gesetz angewendet werden darf, sind der Construction der messend^a und
▼ielear anderer Indoelionsapparate zufolge wirklieh die hättfigereu« Soviel
man bis jetzt weiss, darf das mehrerwähnte Geseta, dessen Giftigkeit fär
hydroelektrische und thermoelektrische constante Ströme fest steht, auch
auf diejenigen magneto- oder stromelektrisehen Induotionsaj^arate ausge-
dehnt werden y bei denen sich die auf ein Leiterelement ausgeübte elektro-
moteorisciie Kraft nur nicht allznsehnell im Verhäitnissr milder Zeit ändert;
in speoieUeiL F^len ist, wie oben bereits erwähnt wurde, jedesmal die Zu-
lässigkeit von Ohm 's Geset» durch einen V^such zu entscheiden.
Ai»s den UmsUMiden, die Inductionsversuche der letzteren Art beglei-
ten, wird nun, wenn Ohm's Gesetz erfahrnngsgemäs gilt, die elektro-
motorische Kraft auf die Weise berechnet, dasS man mit Hilfe der Aus-
drücke Vin), IX), X) des vorhergehenden Paragraphen die elektromotori-
sche Wirkung ermittelt, welche ein £]ement ds des Inducenten am Ende
der Zeit t erleidet. Ist diese EdSy so ist die Summe aller am Ende der
Zeit I auf den Leiter ausgeübten Kräfte:
f£ds.
*) Ohm, die galvanischü Kette, mathematinck boarbttitot. Berlin i^^CjIp
' Eds.
316 Die Fundamento der Elektrodynamik.
irenn der Leiter die Länge i besitet« . Diese Kraft ist im AHgeaeinen eine
FanctioQ von der Zeit f , welche sich nur wenig mit letzterer ändert. Wirkt
nun der von dieser Kraft innerhalb der Zeiten ^o und /j hervorgebrachte
Indttctionsstrom auf einen sich gar nicht oder nur wenig bewegenden Leiter
oder Magneten (z. B. auf die Nadel einer Tangentenbussole), so erfolgt
die Wirkung des inducirten Stromes immer in derselben oder fast in der-
selben Richtung. In diesen, bei günstiger Wahl des Zeitintervalles i^ — f«
immer durch den Versuch herstellbaren Fällen wirkt der Indnctiousstrom
wie ein constanter Strom , dessen elektromotorische Kraft gleich dem arith-
metischen MitteT aller auf den Leiter s innerhalb dei Zeiten d, und li aus-
geübten elektromotorischen Kräfte ist, nämlich:
Diese Kraft ist die in absolutem Maase ausgedrückte mittlere Differens
derjenigen Kräfte, welche auf die im Leiter befindliche positive mit einer
gleich grossen Menge negativer Elektricität vereinigte Elektricität wirken
würde, wenn die Menge der in der Längeneinheit des Leiters befindlichen
positiven Elektricität 1 wäre. Es liegt in dem eben erörterten Verhalten
die Möglichkeit, Inductionsstcome mit constanlen Strömen zu vergleichen,
zugleich geht daraus hervor, dass Ohm 's Gesetz fiSr alle elektrischen
Ströme innerhalb gewisser Grenzen giltig ist, »o dass es gerechtfertigt er*
scheint, das absolute meehani^K^he Widerstandsmaas auf Ohm's Gettet« zu
gründen.
Ist nun e eine eonstante auf einen Leiter von überall gleichem Quer-
sehnitt und gleicher Substanz ausgeübte elektromotorische Kraft, so ist die
l^t^mstärke:
proportional der Menge a von Elektricität, die in einem Stück
des Leiters von der Länge 1 und dem Querschnitt 1 wirklich etit-
halten ist, uimI propoi-tional dem Querschnitt q, d. i. also proportional «7,
umgekelurt proportional der Menge gleich starken Hemmungen,
die ihrem Strömen durch die Substanz des Leiters gesetzt werden, also
umgekehrt proportional der Länge / des Leiters und einem von dessen
Substanz abhängigen Factor ß.
Demnach ist die Stromstärke t etwa:
e ,€iq e e
mq
wobei fv den Widerstand des Leiters und ^ eine Oonstante bedeutet, die
von dem Maase abhängt , in welchem w ausgedrückt ist.
Es möge nun der Fall ins Auge gefasst werden, in welchem der Leiter
aus Stücken von ungleichem Querschnitt, ungleicher Länge und ungleicher
Substanz besteht , deren Widerstände »^1, w^y «^«...n^« aind^ wobei die
uigiiizea oy v^jOOV Iv^
Von Dr. Emil Kahl. 817
Samme dieser Widenti&ndd w sein möge. Die Samme aller «af die Leiter-
stttcken ausgeübten elektromotorischen Kräfte möge hierbei e sein. Ueber
diese elektromotorisefae iCraft « macht man sich den Erscheinungen gemäss
die Vorstellung, dass sich dieselbe in einzelne Tbeile «i , ^t . . « e^ von selbst
spalte , die in den einzelnen Leiterstflcken nach Proportion der Widerstände
wirken, so dass die in jedem Leiterstiicke gleich grosse Stromstärke t tAöh
in jedem LeiterstUeke nach dem Ohm ^ sehen Gesetze richtet. Man hat
hiernach :
t == ^ — oder Wj 1 = 9 f 1 5
t = o — oder w, i = p e.
i=^ Q -^ oder w«i = ^ ^„ .
Die Addition der zweiten Reihe führt wieder auf das Ohm'sche (besetz,
nämlich :
Ist nun das Maas, nach dem die elektromotorische Kraft e und die Strom-
stärke t gemessen ist, das mechanische Maas, so kann man das Maas, in
welchem w gemessen wird, so bestimmen, dass ^?=l wird; man nennt dies
se definirte Widerstandsmaas das mechanische Widerstandsmaas,
so dass also :
tv
wenn i, e nnd w im absoluten mechanischen Maase gemessen werden. Sine
Kette bietet daher den mechanischen. Widerstand 1 dar, sobald die elektro-
motorisohe Kraft t'in ihr. die Stromstärke 1 herrorbringt, die beiden letzte*
ren nach absohttem mecUanlsohem Maase.gemessen.
$* U. BMtiBiiQiims 4eft abiolntea IR^darstandei dnreh Teranclie.
Es ist wtinschenswerth , den Widerstand yon Leitern nach absolutem
mechaniseben Maase zu bestimmen , da es kein relatives Widerstandsmaas
gtebt, welebes fUr wissenschaftliche Angaben hinreichende Zuverlässigkeit
besitzt Die firüher auch bei* wissenschaftlichen Arbeiten gebräuchliehMi
relativen Widerstandsmessungen geben an, wieviel mal ^össer der Wider^
stand einer untersuchten Drahtleitnng war, als der Widerstand eines Nor-
maldrahtes von bestimmter Länge, bestimmtem Querschnitt und bestimmter
Substanz. Da es sich jedoch heransgesielli hat, dass dies^be Substanz bei
gleichen Dimensionen nnd derselben chemisehen Beschaffenheit verschie*'
denen Widerstand zeigt, Je nachdem sie auf die oder jene Weise hergestellt
wurde, und danach wahrscfaeinlich verschiedene Moleciilarverhältnisse adp
y y ^-v
318 Die Fnadamerite der Elektrodynamik.
sie^^mgy ist es xrbthwendig geworden^ Widervt&ide in absolatem M<
ameageben.
Die Mittel ssur Bestimmung ^es Widerstandes nack abMintem Masse
iftind von Wilhelm Weber angegeben worden*) und sollen hier -^ aller-
dings nnr im Principe — wiedergegeben werdeuw Sie gründen sich auf die
Hagnetoinduction , deren Gesetz bereits seit längerer Zeit bekannt ist , und
auf folgende Weise ausgedrttckt werden kann: Wizki ein magnetieches
nach absolutem magnetischem Maase gemessenes Theilchen (i während s^-
ner Bewegung inducirend auf ein festes Leiterelement von der Länge di,
so wird auf letzteres in dessen Richtung eine elektromotorische in magneti-
schem Maase ausgedrückte Kraft ausgeübt, deren absolute Grösse
^ , sin S cos iD
fids.u — ^
ist. Hierbei ist v die Geschwindigkeit, mit der fn, bewegt wird, 6 ist der
spitze Winkel , den die von fi nach ds gezogene Gerade r mit dem Element
ds rbildet, 4ff ist der spitze Winkel, den die Normale auf der durch f» und
ds gelegten (sogenannten Wirkungs-) Ebene mit der Richtung von »bildet.
Da nun, wie Weber gezeigt hat, die elektromotorische Elraft nach me-
chanischem Maase erhalten wird , wenn man die nach magnetischem Maase
4 1
gemessene mit — =•== ^ multiplicirt, so ergiebt sich hieraus das
Cresets der Magnetoinduction , wie folgt:
1 ^ * , , sm^eosilf
155370.10»-'"'*" ? •
Dies Gesetz ergiebt die elektromotorische Kraft in gewöhnlichem mechani-
schem Kraftmaase, sobald die in demselben vorkommenden Grössen in
absolutem Maase ausgedrückt sind , die sieh auf das Millimeter als Einkeil
der Länge und auf die Secunde als Einheit der Zeit gründm.
Das angegebene Gesetz lässt Sich leieht in dasjenige nmfermen, wel-
ches die Induction eines bewegten Leiters gegen ein festes magnetisches
Element ausdrückt, indem man bei beiden Elementen eine Geschwindigkeit
von der Grösse und Richtung einfahrt , dass dadurdi die Geschwindigkeit
ies magnetischen «Elementes annuHirt wir 4*
Sobald man nun den Widerstand eine» MultipUcators nach absoUuem
meehanischem Maase bestimmen will ^ so^ hat man nar 1) eine elektromoto-
rische Kraft in selbigem zu indueiren, indem man um in der Nähe eines
Magneten oder den Magneten- in seiner Nähe bewegte Die Grösse dieser
Kraft lässt sich in absolutem Maase aus dem Moment des Magneten be-
redinen. 2) Man hat die durch diese elektromotorisehe Kraft hervoi^e-
brachte Strömstärke dureh galvanometrtsahe Messtingen zu beobachten.
Indem man mit der Stromstärke in die elektromoiorisehe Kraft divtdiri^
*) Abhandlungen der matK-phys. Classe der k. sHcbs. Gesellschaft der Wissen-
schaften. Bd. I. S. 107. • .
uigiiizea oy v_j v^ v_/ 'i t v.
Voü Dr. Emil KahLw 919
fiiidet^ nrna die Oi^sse ^es^ Widerstandes» Von "Weber «ind folgende Me»
tlioden zur Bestiiiimaag des absoloteü Widerstandes venmclit worde», die
ia einzelnen Fftllen durch aweckmässige Eiariclituiig der Apparate jede ge«
wünschte Genauigkeit erhalten ktonen :
1) Ein Muhiplieatov, dessen Windungen aiiftiigKch 'horizontal siad^
wird um eine gegen den magnetischen Meridian senkieohte und harizontale
Achse rasch bis zur senkreehten Lage ier Windungsebenen in die Hdh«
gedreht. Die in der horizontalen UmdrebimgsachejB befitidlichea Enden
der MidtipHoatordTtthte sind hierbei in Verbindung mit den Drahtenden
eines entfernten ruhenden Multiplieators; der vatn Erdmagnetismus im ei^
Bten MultipYicater indneirte Strom wirkt, indem er durch den zweiten fosten
Multiplicator geht, auf ein Magsetomelter. Die Elektrometer isebe
Kraft, welche der Elrdmagnetismus im beweglichea Multiplicator jnducict,
kann mit Hülfe des im Eingänge dieses Paragraphen angegebenen Gesetzes
berechnet werden; wenn man sieh statt des Erdmagnetismus in grtMerer
Entfernung vom Hittelpunkt des beweglichen Multiplieators einen Magne-
ten plaeirt -denkt, welcher auf eine im Mittelpunkt des Mnltiplioatots be-
findliche Magnetnadel dasselbe Drehungsmoment ansttben würde, ate tler
Erdmagnetismus am Beobachtangsorte. Aus der Ablenkung, welche hier-
bei die Magnetnadel vom festen Multiplicator aus erleidet, wird hierauf die
StromstSrke gefdnden.
2) Die 'Enden dines Multiplteator's sind mit einander verknöpfk, wobei
seine^ Windnngsebenen im maghetischen Meridian liegen^ im Mittelpunkte
des Multiplieators ist ein starker Magnet aufgehangen, weteher in Schwing-^
nngen 'versetzt wird und dadurch einen elektrischen Strom im Multiplieator
inducirt. Der Inductionsstrom dämpft durch elektromagnetiaohe Wirkung •
förtwIKhrend die Schwingungen des Magneten, dessen Elongationea in Folge
davon in einer geometrischen Reihe abnehmen ; aus äem durch Beobachtung
ge&ndeneä Exponenten dieserSeihe läset si<^ die Stärke deelnduetioas-
Stromes berechnen,*d i e elektromotorische, auf den Multiplicator
ausgeübte Kraft findet man aus dem Schwingungsgesetz und der Stärke
des Magneten mit HüMe des Magnetinductionsgesetzes.
Den Widerstand eines beliebigen Drahtes findet man nun nach be-
kannten Methoden, indem man selbigen mit dem Multiplicator 'w>n bek-ann«
tem Widerstände verbindet und die Sironlstärk« eines eonetanten Stromes
ermittelt, wenn er durch deü MultipKcater •allein oder dnroh^ Multiplieator
und Draht zugleich hindurchgeht.
Um das ungefähre Verhältniss des absoluten mechanischen Widerstands-
maases zu dem bisheir namentlich zu technischen Zwecken, mit Vortheü an-
gewendeten Ja eobiVchen Widerstandsmaases kennen zu lernen, -ktenen
einige Versuche W e b e r ' a Aufschluss geben. J a c o b i hatte bekanntlich,
wie viele andere Physiker , seine Widerstandsangaben auf den Widerstand
eines 1 Millimeter langen und 1 Millimeter dicken Drahtes y,^^|^^^^ j^^p|^
320 Die FandAmönte der Elektrodynamik.
als Einheit bezogen ; da Jaciibi aber den ümaliiiid kannte , daas.Knpfar
yon derselben ^Reinheit doch ▼erschiedenen Widerstand aeigt^ so war er vor
dem Bekanntwerden von Weber 's Arbeit über den Widerstand beoKükt
gewesen, allgemeine Vergleichbarkeit in die Widerstandsangaben der Phy-
siker dadurch su bringen , dass er bei den Physikern einen Widferstands-
etalan, bestehend in eiaem auf einem Brete aufgewundenen Kupferdraht
von bekannter Länge und Durchmeseer, wdilverwahrt vor atmosphäriseken
Einittssen^ umherwaadem liees; indem er die Physiker bat, ihre Wider-
standsmesser mit dem seinigen zn vergleichen« Weber hat nun später den
Widerstand dieses Euloos, dessen Kupfer 7,61i07ö Millhn. Länge und4),6e7
Millim« Durchmesser hatte« nach absolatem Maase bestimmt Es geht ans
dieaen JÜessungen hervor, dass reines Kupfer von 1 Millim. Länge und 1
14 47 *
Hillim. Durchmesser einen Widerstand von circa — ^ mechanischen Wider-
standjseinheiten darbietet, Eine genauere Angabe dieser Zahl wttrde niehts
helfen können, da, wie bereits erwähnt, die Widerstände anderer Drähte
von reinem Kupfer um mehrere Prozente von dem Wideretande des oben
erwähnten Drahtes abweichen können«
§. 19. Veumann's Induotioiiigeseti.
Wie bereits in S. 11 ausführlicher erwähnt wurde, bat Nenmann sein
IndnetionBgesetz auf empirische Grundlagen basirt,*) dasselbe kann jedoch
auch als eine Consequeaz von Weber's allgemeinem Orundgeseta der Elek-
tricitätslehre betrachtet werden. Letzteres soll hier geseigt werden, indem
folgende elektromotorisohe und elektrodynamische Wirkungen mit einander
verglichen werden :
1) Die Liduetions Wirkung eines geschlossenen Leiters auf ein Draht-
element von der Länge ds\. Wird letzteres in der Richtung der positiven
X-Achse mit der Geschwindigkeit u bewegt, so sind nach $. 16 die Compo-
nenten der elektromotorischen Kraft, weil X = 0, |ä = ---,v = ---:
3 3
X=0, T^ + ^iuAds\ Z = — ^iuCds.
Schliesflft nan das Element mit den positiven Halbachsen die Winkel «, ^« /
ein, so ist die in seiner Richtung auf dasselbe auflgeübte elektromotorische
Kraft, die mit E'äs' beseichniet werden möge :.
E'ds^= -j i uds {A cos ß — C cos y).
2) Mit voriger Wirkung soll die nach der Richtung von u zerlegte
Wirkung des Inducenten auf das von der Einheit des Stromes durchflössen
*) Neuinann,die mathematischeh Gesetze der induchion elektrischen Ströme,
Berlin 1846, B. td.
uigiüzea oy 'vj vj'v_/pc lv.
Von Dr. Emil Kahl. 321
gedachte Element ds verglicben werden. Letztere ist nach S. 15. V., wenn
selbige durch C'ds bezeichnet wird:
C dsz= — ^ i ds {A cosß — C cosy).
Man erkennt nnn ans dem Vorhergehenden, dass zwischen beiden Wirkun-
gen die Beeiehung stattfindet :
I) E'ds:=i — uC'ds.
Diese Beziehung gestattet, die elektromotorische Kraft ans elektrody«-
naraischen \^^§kungen zu berechnen und giebt erstere in absolutem mecha-
nischen Kraftmaase ausgedrückt an, sobald bei der Berechnung von C' und
bei u absolute auf Millimeter und Secunde basirte Maase zu Grande gelegt
wurden. Die in I) ausgedrückte Beziehung ist nnn im Wesentlichen das
zuerst von Neu mann, ausgesprochene Gesetz, welches Yon dem genannten
Gelehrten in folgender Form gegeben wurde :
II) • E"ds= — Bu'C"ds\
In diesem Ausdrucke haben E"y u\ C^ dieselbe Bedeutung, als oben JE'y u
C' mit dem Unterschiede jedoch, dass u' in beliebigem Längen-
maase ausgedrückt sein konnte , dass bei der Berechnung von C" das zu
Grunde gelegte InteasitätSBUias nicht bestimmt war, so dass also E" in ei-
nem Maase für elektromotorische Kraft ausgedrückt erhalten wurde, welches
so lange unbestimmt blieb, als die hinzugefügte Constante s nicht bestimmt
worden war. Die Constante e, welche sich aus Neumann 's Herleitung
des Gesetzes nicht ergeben konnte, weil es an experimentellen Grundlagen
fehlte, ist später durch Kirchhoff 's Versuche*) für bestimmte der Gleichung
II) zu Grunde gelegte Maase ermittelt worden. Das Resultat von Kirch-
hoffs Versuchen möge um so mehr hier noch Platz finden, als in demselben
eine Bestätigung von Weheres Messung des absoluten Widerstandes des
J a c o b i ' sehen Widerstandsetaions erblickt werden kann.
Das Resultat, welches Kirchhoff erhalten hatte, lässt sich auf folgende
Weise aussprechen: die Constante < in Gleichung II) ist = 1 zu setzen und
es ist dann die Intensität i" des Inductionsstromes aus der Gleichung zu
erhalten :
u"C"d8'
(0
wenn die Maase, i% denen i", ti' und der Widerstand o" ausgedrückt sind,
folgende sind. Das Maas, in welchem i" erhalten wii^d und welches bei der
Berechnung von C" zu Grunde zu legen ist, ist dasjenige, bei welchem
Amp^re's Gesetz ohne Constante, d. i. in folgender Form erscheint ui^d
dabei die elektrodynamische Wirkung in absoluten mechanischen Kraftein-
heiten ausgedrückt angiebt:
*) Pöggendorff '8 Annalen, Bd. 76, S. 412. Digitized by GoOQIc
Z^ilsohrift for Mathematik u. Physik. V. 22
322 Die Fundamente der Elektrodynamik.
• •'
. — -x-ds ds\cosB — \co8Scosß').
Durch Vergleiobung mit No. II) S, 14 erkennt man , dass die Einheit
dieser Stromintensität — mechanische Stromintensitätseinheiten in sich fasst.
4"
Die Einheit der Geschwindigkeit beträgt 313853 Millimeter in der Secnnde
und die Einheit des Widerstandes ist der Widerstand eines Knpferdrahtes
von 4,75 Quadratmillim. Querschnitt und 11,35 Millim. Länge.
Berechnet man nun die Stromintensität i' aus Oleichung I) in mecha-
nischem Maase, so erhält man :
i ., uCds
CD
in welchem Ausdruck« nun auch «/ in mechanischem Widerstandsmaase
auszudrücken ist. Zwischen t ' und f mvtas jedoch folgende Beziehung
stattfinden :
4
wenn derselbe Inductiousfall nach beiden Formeln berechnet wurde und
wenn Kirchhoff^s und Web er 's Widerstandsmessungen richtig sind.
Nennt man den absoluten mechanischen Widerstand von Kupfer von
1 MilHm. Länge and 1 Millim. Durchmesser x^ so enthält hiernach Kirch-
4
ho ff 's Maas o?. 0,01135 . — - mechanische Widerstandseinheiten, daher ist:
4,75
4 . 4,75
0,01135 .n.x *
ferner ist:
313853
Es war ferner für C' der Werth erhalten worden :
"8
C'ds= ~i ds\A cosß — C cos y)
und es würde für C" der Werth hervorgehen :
C''ds=^ • d$\Ä cosß — C cos y),
woraus folgt:
4
4
Man erhält nun für t"= — i' :
c
,„_ c.Ofin^n.uC'ds' _ 4 uC'ds
~ 313853 . 4* . 4,75. co' ^ c" ' w' "
Berechnet man aus vorstehendem Ausdrucke x. so findet man den Werth
uigiüzea oy x^j vyv./'i ln^
Die FuQdaoieiite de^^ Elektrodynamik« Vou.Pn Euih Kahl. 323
13 85
X = -~^ , d, h. es geht aus K i r c h h o f f 's Versuchen hervor, dass der Wider-
stand des von ihm angewendeten Kapferdrahtes bei i Meter Länge nnd 1
13d85
Millim. Dicke -^-^^ mechanischen Widerstandseinheiten gleich ist, während
ein Draht von gleichen Dimensionen vom Jacob i 'sehen Widerstandsetaion
14 47
nach Web er 's Versuchen den Widerstand -— ~- darbietet. Man kann die
nahe Uebereinstlmmung beider Werthe als einen Beweis für die Bichtigkeit
von Web er 's Messungen und für die Güte seiner Beobachtungsmethode
ansehen, indem man berücksichtigt, dass beide Experimentatoren nicht
dieselbe Kupfersorte anwendeten, und dass die Werthe —^^ und —^r- keine
. , 10" 10"
grössere Differenz des Widerstandes zeigen , als man auf anderem Wege
zwischen verschiedenen Kupfersorten gefunden hat.
XIL
Die Integration der linearen Difterenüalgleicliungen
zweiter Ordnung«
Von 0. SCHLÖMILCH.
Durch die "neueren Arbeiten von Weiler (Crelle's Journal, Bd. 51)
und Spitzer (Wien 1800) ist die Integration der linearen Differentialglei-
chung zweiter Ordnung
SO wesentlich gefordert worden, dass es wohl an der Zeit sein dürfte, die
gewonnenen Resultate zu einem Ganzen zu verschmelzen und hierbei das
nur theoretisch oder formell Interessante von dem praktisch Brauchbaren
zu sondern. Eine solche kritische Znsammenstellung wollen wir im Fol*
genden geben und gleichzeitig c|ie Theorie in einigen Punkten vervollstän-
digen.
1.
Zunächst möge die naheliegende Frage discutirt werden, unter welchen
Umständen die Differentialgleichung 1) ein particuläres Integral von der Form
324 Di^ Integration der linearen Differentialgleickungen etc.
2) y«r^'
besitzt, wo X eine nocb zn bestimmende Constante bezeicbnet. Die Sub-
stitution des genannten Ausdrucks giebt nun
was für jedes « richtig ist, wenn die Gleichungen
QN i«2Ä»+a|A + ao = 0,
^ h^X' + b.k + b.^O
zusammen bestehen. Diese Coexistenz findet erstens statt, sobald die vor-
liegenden Gleichungen zwei gemeinschaftliche Wurzeln haben; dann wurde
sich aber die zweite Gleichung nur durch einen gemeinschaMichen Factor
k von der ersten unterscheiden d. h.
/?^==Arat, ft|=Afai, b^z=ika^j
sein, und statt der Differentialgleichung l) hätte man die einfachere
deren vollständiges Integral bekanntlich ist
y = C, ^1 * + (7, A ',
*'~ 2^ ' **~ 2a,
Die Gleichungen 3) können aber auch zusammen bestehen, wenn sie
nur eine gemeinschaftliche Wurzel besitzen und diese für k genommen
wird. Eine solche gemeinschaftliche Wurzel ist vorhanden, sobald die Co-
efficienten a^, at^ a,^ b^^ b^^ b, der Bedingung
4) K^i — ö| fro) (ö| 6, — aM = («0 *« — «t hT
gentigen; diese ist gleichzeitig die gesuchte Bedingung, unter welcher
y z= e^^ ein particuläres Integral der Differentialgleichung 1) darstellt.
Um hieraus das allgemeine Integral abzuleiten, setzen wir
5) . y = ß**«,
wo A die vorige Bedeutung hat und z eine neue abhängige Yariabele be-
zeichnet. Wir erhalten jetzt
(«• + ^^) J^ + [2A («t + ^^) + («1 + ^ «)] ^1
hier verschwindet der Coe'fficient von z, und wenn
dx ' da^ dx
gesetzt wird, so giebt die Trennung der Variabelen
6) ^=_r2,+«_i+*ifW
z L a^+b^xj
Die Integration dieser Differentialgleichung ist sehr einfach, erfordert aber
die Unterscheidung der beiden Fälle ft, =0 und b^^O,
Für 6, = 0 erhält man aus No. 6)
Digitized by VjOOQIC
Von O, ScHLöMiLCH. 326
= — (2l + «)a:~fia:«+C,
worin irund \k QDmittelbar verständliche Abkürzungen sind; weiter ist
daraus findet sich % und nachher
7) y=e*'[Co + C, /e-(»+2l)*-^*«rfJ
a. 6,
Wegen 6, = 0 ist zufolge der zweiten Gleichung in No, 3)
und die Bedingungsgleichung 4) lautet einfacher
(«•^ — «• *o) ^ + «t V = 0.
Wenn zweitens ^^ einen von Null differirenden Werth besitzt, so liefert
die Gleichung 6)
sslich
und schliesslich
dabei ist X die gemeinschaftliche Wurzel der Gleichungen 3).
Wie man sieht, kann das allgemeine Integral der Differentialgleichung
1) immer entwickelt werden, wenn die Bedingung 4) erfüllt ist; im Folgen-
den setzen wir daher voraus, dass die Gleichung 4) nicht statt finde.
§.2.
Bevor wir an die Integration der allgemeinen Gleichung l) gehen,
wollen wir erst zeigen, wie letztere durch Transformationen vereinfach^,
und auf eine gewisse Normalform zurückgeführt werden kann. Der leich-
teren Uebersicht wegen unterscheiden wir drei HauptfttUe, ob nämlich
6, = 6, =0, oder nur 6, = 0, oder ob ft, ^0 ist; dieser Unterscheidung
liegt die Bemerkung zu Grunde, dass der Ausdruck 6,X' + 6,X + 6o entwe-
der constant oder linear oder höchstens quadratisch sein kann.
Erster Hauptfall: 6, = 6, =30, mithin
Setzt man
WO k vorläufig noch unbestimmt bleiben mag, so ergiebt sichymzedbyCriOOQlc
326 Die Integration der linearen Differentialgleichungen etc.
Diese Gleichung wird einfacher, wenn man
11) > i=-?-
nimmt und mit a,, welches keinenfalls Null ist, diVidirt; sie erhiHnftnlich
die Form
\ g + (« + ^^)'» = o,
( "- («.)• ' ^7^-
Hier sind wieder zwei verschiedene Transformationen möglich.
Führt man nämlich statt x eine neue unahhängige Variabele | ein mit
Hülfe der Gleichung
13) x = d + Bi,
so geht die Differentialgleichung über in
^ + [(«+^d).« + ^6-6]l, = 0
und für
wird daraus
15) 11' + ^" = '^
Hätte man das Integral dieser Differentialgleichung gefunden, etwa
15») v=m,
so würde
X — S a+ßx
zu substituiren sein; das Integral von No. 12) wäre dann J
und das Integral von No. 9)
worin für «, ß und h die angegebenen Werthe gelten.
Setzt man in No. 12) allgemeiner
16) *=-|+'»|»,
so hat man durch Differentiation in Beziehung auf die neue Variabele £
di dx'di dx' * Digitizedby Google
Von O. ScHLöMiLCii. 327
and amgekebrt
dx xn 'dj'
nochmalige Differentiation der vorhergehenden Gleichung giebt
^ V ^V I ,\ v.-_9 . ».—1 \dxJ dx
d{* dx ^ /» T^ * ^^ .^^
und umgekehrt
■"-r-rJ+S"-«--'
d^ £^ d'i; (1— w){t-g'» d^
d«* **ii*'dj»'*" »»n» dl'
Nach Substilotion clieaes Ansdrnckes and des Werthes von x verwan-
delt sich die Gleichung 12) in nachstehende
welche linear wird fittr n = f , nämlich
Setzt man weiter
18) « = c»8t,
so erhält man fUr die Unbekannte ( die Differentialgleichung
und wenn hier
,9) , = 4. « = -;^l6^
genommen wird^ 80 ergiebt sich
20) ^5^^+(*+örl+*^=*-
Diese Differentialgleichung steht unter der Form
21) |«0+(/> + ^ + S)^^+Pt=O,
f P = ^ = *,
und es ist dies insofern bemerkenswerth, als' sich nachher zeigen wird, dass
die Gleichung 21) als Normalform der atigemeinen Differentialgleichung 1)
gelten kann.
Nennen wir das Integral von No. 20)
20») i^nw
so haben wir für No. 17)
17»)' , = ci{f(|),
und erhalten hieraus das Integral von 12), indem wir, gemäss No. 16) j
uigiüzea oy x>_j v>Ovlv^
328 Die Integration der linearen Differentialgleichungen etc.
snbstitpiren ; zur Abkürzung sei liier
«"> '■ — fw- —Vi-
dann wird g = 2 (fi + vx)^^ und das Integral von No« 12) ist
12*) 17 = e^<^+^'>' F [2 j^^(^ + vxyi
sowie endlich das Integral von No. 9)
9 ♦) y = ^*'+ ^(/*+i">» jP [2 y{^ + va?)'],
worin A, fi, v durch a^ , «i , a, und b^ auszudrücken sind*
§> 3.
Zweiter Hauptfall: 6, ==:0, 2»i ^0, also
Mit Hülfe der Substitation
24) y = e*-.if,
worin X vorläufig unbestimmt bleibt, gelangt man zu der neuen Differential-
gleichung
welche sieb vereinfacht, wenn
* 6,'
«rN j 2g,t + a,_a,6, — 20^6, 6,
*•>; ^ «1 = —7 ) Pi = ~«
_c,t« + a,t + g,_a,(6t)«— «,6o6,+g»(ft.)*
gesetzt wird ; man erhält nämlich
Statt o: möge eine neue unabhängige Variabelo £ mittelst der Glei-
chung
27) x = i + %YY
eingeführt werden. Man findet zunächst
dx~ B 'de rfa?'~e*L^rf6«"*"rf|J'
und durch Substitution dieser Ausdrücke
Um die vorliegende Gleichung zu vereinfachen, nehmen wir
uigiTizea ßy ^^nOOS? IV^
28)
und erhalten
Von O. SCHLÖMILCH. 329
oder, was auf Dasselbe binauskommt, ^
29) { "« "* -
In dem speciellen Falle j3j == 0 ist diese TVansformatibn unausführbar
aber auch nicht ^nöthig; da nämlich ßi nur dann verschwinden kann, wenn
6| = 0 ist, so hätte man es mit einer Differentialgleichung der ersten Form
0) zu thun.
Vorausgesetzt, dass man das Integral der Differentialgleichung 29) in
der Form
29») n = m)
darstellen kann, ist nun das Integral von No. 26) :
und das Integral von No. 23)
23*) y='^'''P-^T|^']'
wobei «1, ßi und l die in No. 25) angegebenen Werthe besitzen.
§•4.
Dritter Haupt fall: Es verschwinde 6| nicht, und daher sei die
Differentialgleichung von der allgemeinen Form
30) {a^ + b,x)^^ + {a, + b,x)^ + {a,+ b,)y=0.
Wie früher benutzen wir zunächst die Substitution
31) y = e*'iy
und erhalten für ti die Differentialgleichung
{<h + b,x)^ + [2a,k + a,+ {2b,k + b,)x]^}^^
'^[atV + a,k + a,+ {b,k' + b,k + bo)x]fi j
Für l setzen wir eine Wurzel der Gleichung
32) 6,X«+6,A + 6o = 0,
und führen folgende Abkürzungen ein :
33) |*»~^' ft = Ä2» er, =2a,l + ai, ft=26jA + 6j,
wir haben dann einfacher /^ i
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330 Die Integration der liaearen Di£Ferentislgleichungon etc.
34) (•f.+A*)0 + («,+fta;)^ + «.ij=O.
Die weitereir Schritte der Rechnung sind davon abhängig, ob die Gleicbang
32) gleiche oder verschiedene Wurzeln besitzt.
A. Im ersten Falle hat man
35) ». = M, , = _i^, ft=o,
und daher die einfachere Form
worin ß^ =^ 6, von Null verBohieden ist. Die Substitution
37) * = -5+4«6»
giebt nun n
und daber wird die' Differentialgleichnng 37) snr folgenden
Wir setzen weiter
38) i|=c*6C
und erhalten für t ^^^ ^^^^ Differentialgleichung
t
39)
diese wird einfacher durch die Annahme
m B = T
und. stellt sich unter folgende, bereits erwähnte Form
Ans dem Integral der vorigen Gleicliang, welches wieder
40*) f=ni)
heissen möge , erhält man das Integral von 30) mit Hilfe der Gleichungen
wobei zur Abkürzung
sein möge ; das Integral von 36) ist dann
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Von O. SCHLÖMILCH. 331
36*) • n^e^^^^^^Fi^Yi^ + vx),
mitlun das Integral von 30)
30*) ^ = ^^' + ^"5+1^/(1$^^ + vor).
Drückt man X, fi, v, p durch die Coefficienten der Gleicbimg 30) anö, so
gelten folgende Werthe:
4g,(6,)'-2o,ft,ft, + a,(&,)«
"=-"*- (sr-- — -' .
4a,(ft,)«— 2g,fr,6. + a.(6,)'
"- (6,)»
a,6, — a,6,
pw=q
(fr,)»-
B. In dem allgemeinen Falle , wo die quadratische Gleichung 32) ver-
schiedene Wurzeln besitzt, wird die Sache am einfachsten. Durch Substi-
tution von
42) a: = -f + «{
Pt
erhält man nämlich aus No. 34)
und da hier ßx nicht Null ist , so lässt sich die Gleichung mittelst der An-
nahme
43) ae=|?
Pi
vereinfachen. Das Resultat i9t von der Form
44) < * *
I „ _ «0 „ _ «I ft — tft ßi «0
Nach No. 42) and 43) bai maa
. _ «t_+ftf ^ Mfl+iif)
«- ft* (ft)' '
«nd wenn duher das Integral von No. 44) mit
44») n^my
bezeichnet wird^ so ist das Integral von No. 94)
und das Integral von No. 30)
30.) ä' = «''^[^^].
wobei A, a% und ß^ durch die Coefficienten der gegebenen Gleichung aus-
zudrücken sind. • C"r\r\ciyo
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332 Die Integration der linearen Differentialgleichungen etc.
Die Nebenein anderstellung der letatten Formen (21 , 29, 40, 44), wozu
die vorigen Umwandlangen führten, zeigt angenblicklich die Richtigkeit
eines eleganten, von Weiler gefundenen Satzes, welcher lautet: Die
Differentialgleichung
(«« + b,x) g + (a, + 6, x) ^ + {a,+b^w)y = 0
kann durch gehörige Substitutionen immer auf die Normal-
form
45) ij^ + {p + 9 + i)^ + P'P = 0
gebracht werden. Mit dieser haben wir uns nur noch zu beschäftigen,
und zwar wollen wir in S. 5 vorläufig einige Eigenschaften von ihr ent-
wickeln , welche für die nachlierigen Integrationen Ton Wichtigkeit sind.
§. 5.
Durch Substitution von
46) 9=;^-fr^
geht die Gleichung 45) in die folgende über
und daraus wird für £ = — ||
47) l>g+(?+i' + l.)g + ?^=0;
dies ist, wie man sieht. Dasselbe, als hätte man q und p gegeneinander
vertauscht. Bezeichnet man das Integral von No. 45) mit 9>s=i^(Pf 9, |)»
so mnss das Integral von 47) mit 'f; = ^ (^, />, £|) bezeichnet werden und
die Gleichung 4&) giebt dann
^ (/>, 9, D = e'^F {q, p, S,) ^e-iF (g, p, — J) ,
oder auch
48) F(p, q, - J) = e^iF{q, p, + J)
und umgekehrt
49) F{q,p,+i) = er-iF{p,q,—l).
Die Formel 48) zeigt, dass der Fall eines negativea { auf den Fall eines
positiven | zurückgeführt und daher £ immer positiv genommen werden
kann; aus No. 49) ersieht man den Effect der gegenseitigen Vertauscfaung
von p und q.
Setzt man in der Gleichung 45)
so ergiebt sich nach Division mit |''"~*
l'^ + 6(2r+P+?+|)^ + [r(r+p+sr_l)+(r+/,){]« = 0;
die linke Seite wird durch | theilbar , sobald r den Werih
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erhält; es bleibt
Von O. ScHLöMiLCH. 333
rprzi^p — q
and dies ist dasselbe, als wäre in No. 45) 1 — q tut p und zagleich 1 — p
für q gesetzt worden. Man hat daher « = ^(1 — q,l — />, |) nnd wegen
50) ^(p,?,l) = l*-'-«>(i-y,i-P,l)
oder auch
51) Fl-p,-q,i) = i^'^P'^9F{l + g,l+p,i)',
diese Formel zeigt, wie der Fall negativer p und q auf den Fall positiver
p und q zurückgeführt werden kann.
Bemerkenswerth ist noch, dass eine mehrmalige Differentiation der
Gleichung 45) wieder eine Gleichung von derselben Form giebt. Durch
m - malige Differentiation erhält man nämlich
und wenn
ab-
gesetzt wird, so folgt weiter
nnd dies ist das Nämliche , als wenn in No. 45) p + m für p gesetzt worden
wäre. Man hat daher S = F{p + t», q^ {) und nach dem Vorigen
. 52) F{p + mj q, g) = ^ — .
Differenzirt man auch die Gleichung 47) n-mal in Beziehung auf £|, so ge-
langt man ebenso leicht zu der Formel
^ W + «» Pi ll) = ^li »
oder
d^[eiF{p,qA)]
eiF{p, q + n,i) • (^T^J)«
und es ist daher
53) F(p,q + n,i) = {-l)''e 6—' j^ .
Bei Ausführung der angedeuteten Differentiation erhält man F{p,q + n, g)
ausgedrückt durch F{p, q, {), F(p + hqA)y F{p + 2, q, |) u. s. w.
Mit Hülfe der vorigen Relationen lÄast sich zeigen, dass die Function
F{Pygii) immer gefunden werden kann, wenn sie für positive acht ge-
« brochene p nnd q bekannt ist. Wir betrachten nämlich folgende vier Fällel^
•* DTgiüzea Dy x^j v^v^^'i Iv^
S34 Die Integration der linearen Differentialgleichungen etc.
a. Es mögen p und q positive unfichta Brüche sein ; wir setzen dann
p = m + r, q = n + 8,
wo m und n ganze positive Zahlen ^ r und s positive ächte Bräche bezeich-
nen, die ancLNull sein können. Nach Formel 52) hftben mr jetzt, indem
wir die mehrmalige Differentiation durch D*^ and^aten^
J^(m + r, » + 5, ö =i>"^(r,n + Ä, ö;
wenden wir noch rechter Hand die Formel 53) an, so wird
54) F{m + r,n + s, J) = (- i)''D^[e-t D- \ e-^lF(r,s, |)}].
b. Bei gleichzeitig negativen p und q setzen wir ähnlich wie vorhin
^ = _(m^l+r), q = ^ (^n — i + s)
und erhalten zunächst aus No. 51)
ir(— m+l—r, -n + !—*,£) = 5«+«+''+'-l>(tt + ;^,m+r, 4);
nach Fo/mel ^4) giebt dies
i F{—m + l--r,-n + l — s,^)
^ ] = (—1)« {m+«+r+*-i 2)« [e-i 2?« {e-^iF{s, r, ^)}J.
c. Wenn p positiv, q negativ ist, so sei
p = «t+r, qzsz — ^+^s
indem man der Reihe nach die Formeln 52) und 51) anwendet, gelangt man
zu den Gleichungen
,F(m + r, — n + s,i)=:stJ)'^F{r, — n + s,^)
=ri>«[Sl-'-+'-'F(n + l-*,l — r,J)],
d. i.
56) F(m + r,— n + 5,J)=^/>'»[|'»+t-r-,2>n^(j-_,^l_^^5)j.
d» Bei negativen p und positiven q setzen wir
p^ — m^-r, q^=:n + s,
und benutzen der Reihe nach die Formeln 53) und 51) ; di<»s giebt
F{- m + r, ;, + 5,1) =<-!)'• «-S2>«[c+«F(—»i + r, 5, S)]
= (—1)* e-iD" [el|«*«— »— '/-(l-*, m+l-r, |)]
und bei Qocbmallger Anwendung von Formel 5a)
^ } = (— l)«+''e'-S/>«[5-+i-'— 'Z>«jc+£/'(l— 5,1— r,S)j].
Da r und* 5, mithin auch 1 — r und 1^ — s positive ächte Brüche sind,
so hat man den Satz: Das Integral der Differentialgleichung
I^ + Cp+^+ö^ + pv^o
lässt sich immer auf das Integral der ähnlich gefo]:mten
Differentialgleichung
zurückzuführen, worin pi und qi positive ächte Brüche sind.
Der eigentliche Erfinder dieses Theoremes ist Spitzer, obschpn der-
selbe es nicht in der vorliegenden kurzen Form ausgesprochen hat. Dies
liegt an dem Un^stande, dasa SpUser immer die Difiarentialgleichung 1)
uigiüzea oy x^j v^Op^ lv-
^=-(1+'^
. Von O. SCHLÖHIL€H. 335
direct nach der Laplaee* sehen Methode integrirt, statt auf die von Wei-
ler angegebene reducirte Form znrückeugehen.
§. 6.
Die Integration der Gleich ijng 45) ist sehr leicht, wenn entweder p
oder q verschwindet. Für p = p bat man nämlich, wenn -~ .mit q{ ha»
- «eiehnet wird,
nnd daraus findet sich
58) q>=cß'^e'idi + C,.
Wenn ^ = 0 ist, vertauscht man p und q gegen einahder , d. h. m^n inte-
grirt die Gleichung 47) und erhält nachher
59) (p = e-i\c I i-P e-^^d^ + cÄ.
unter welchen Umständen p oder ^ verschwinden, sieht man leicht
aus den früher angegebenen Werthen dieser Constanten , und daher möge
nur für den allgemeinen Fall ($. 4, B) eine Bemerkung folgen. Nach For-
mel 44) wird J9=0, wenn ofo^=0, d. h. wenn
60) a,l« + ö,i+ao==0,
und da iL durch die Gleichung
61) &,l« + ^A+&, = 0
bestimmt war, so kann das Verschwinden von p nur eintreten, sobald beide
quadratische Gleichungen eine gemeinschaftliche Wurzel iL besitzen , wozu
die Bedingung
62) (flofti — «1 *o) («f *t — öi&i) = (flo^ — «t W*
gehört, und wenn für iL diese gemeinschaftliche .Wurzel Ai genommen wird.
Damit kommt man auf den in $. 1 erörterten Fall zurück. Es verschwindet
ferner q unter der Bedingung
(«|ft-iy,ft)ft — ao(iJ,)« = 0,
welche niteh Substitution der Werthe von «b» ^'m ^> ^m /^t übergeht in
63) (a,^-'a<6|)(2^,A+M — (^)•(«2i• + «l^ + «o) = 0•
Durch Elimination von k aus Ol) und 63) gelangt man wieder zur Beding-
ungsgleichung 02) ; es ist daher wiederum erforderlich, dass die Gleichungen
60) und 61) eine gemeinschaftliche Wurzel A| besitzep ^ nur darf man nicht
diese für k nehmen und muss folglich die andere Wurzel der Bestiuuuungs-
gleichung 61) für k setzen. In der That überzeugt man sich a posteriori sehr
leicht, dass der Werth
die GleicHnng 63) befriedigt ^^ ,.^^^ ^^ GoOgle
336 Die Integration der linearen Differentialgleichangen etc.
Wir betrachten nun den etwas allgemeineren Fall, wo eine der Grössen
p und q eine ganze positive Zahl ist Bei ganzen positiven p = m erhält
man mittelst der Formeln 52) und 58)
^(i»,y,{) = 2>-^(0,^,i)
dies ist aber nur ein particnll&res Integral, nnd daher bedarf die Methode
einer kleinen Modification, Denken wir ans g> = F{mjq^^) als mten
Differentialqnotienten einer anderen Unbekannten m und substituiren dem-
gemäss
in die Gleichung
SO gelangen wir zu der neuen Differentialgleichung'
|i)-+2« + („, + g + 1) i)«4-i « + m2>-a) = 0,
welche übereinkommt mit
i>«[JZ>«a) + (g + g)i)i»] = 0.
Dieser Gleichung genügt ein o, für welches
^D'm + (q + i)DcB = €
wird oder, weil 2>fi) = co' ist,
Nach einem sehr bekannten Verfahren findet man als Integral diesor Dif-
ferentialgleichung
und wegen y = Z>*w = /)*•--* w' hat man schliesslich
65) (p = C/>— 1 [l-^ e-«A«-i e+£d|l + C, ^— * {!-♦ e-4]
als vollständiges Integral von No. 64).
Bei positiven q und g lässt sich dieser Ausdruck in eine andere Form
briogen, bei welcher die angedeuteten Differentiationen ausführbar wer-
den. Es ist nämlich
0
mithin durch Substitution dieser Ausdrücke und bei Aenderung der Con-
staaten C.
uigiiizea oy
Google
9
V<m O- ScHLoMiLCH. 337
Im ersten Integrale setzen wir / = |(1 — ü) und erhalten
i 1
2>— ijl-f c-W/*-* c4-^ d/ 1 =2>— W(l ^t«)ff-»e-{«d«
0 0
1
= (~ 1)-- 1 /m-- 1 (1 — tt)»-l«-l«dii;
im zweiten Integrale ist
0 0
mitbin ergiebt sieb, wenn der Factor ( — l)"*-^ in die willkührlicben Con-
stanten eingereebnet wird >
l 00
66) 9 = C|/ w~-* (1 - u)r-^ e-^ du + C, ^*/(l + w)«—^ uf-^ r^du.
0 0
Ist zweitens q eine ganze Zabl = + n , mitbin die gegebene Diffe-
rentialgleicbung
SO vertanscbt man znerst p und q gegeneinander wie in No. 47) und inte-
grirt die Gleicbnng
auf dieselbe Weise wie vorhin die Gleichung 64) ; dies giebt
^ = (72>«-^ Ur^ e-li /|,i^^ e+fii dg, j + (7, D^^ [S,-i» £r^6i].
Wegen |, = — g und vermöge Formel 46) folgt hieraus bei Aenderang der
Cons tauten
68) 9 = Ce-i D^^ [g-P e+Wj^^ e-« djl + Cr, e-fi Z>"~» [J-p e+«].
Bei positiven p und | lässt sich dieser Ausdruck auf ähnliche Weise
umwandeln , wie es vothin mit dem unter No. 65) angegebenen Werthe von
g) geschehen ist. Man bat nämlich einerseits
ßr-^e-^d^=JuP-U-^äu + C^
ü
und mit Uülfe der Substitution u = iv Digiti^d by GoOqIc
ZciUehriri r. Mathematik a. Physik. V. ^
338 Die Integration der linearen Differentialglcichangen etc.
1
|-p e-^ nv-^f^d^ = y »t-i e-fo-«* dv + .etc.;
u
andererseits ist .
0
nach Substitution dieser Werthe in No. 68) werden die ängedeutetea Diffe-
rentiationen ausführbar und man erhält
1 OD
69) <p = C, fvv-^ (1 - »)*-* e-^^dv + C^e-^ j{\+u)r^'^x^^e-'i*'du.
0 0
Auch in dem Falle, wo p oder q eine negative ganze Zahl ist, können
ähnliche Methoden angewendet werden, doch wollen wir uns bei diesen
Details nicht aufhalten.
§.7.
Durch die Formeln 66) und 69) wird man auf die Vermutlinng gefuhrt,
dass der Werth von 9, wenigstens in manchen Fällen, aujs zwei bestimm-
ten Integralen zusammengesetzt ist , in welchen die unabhängige Yariabele
(£) der Differentialgleichung die Bolle einer Const^nten spielt. Dies bedarf
einer genaueren Untersuchung.
Zu diesem Zwecke betrachten wir erstens den Ausdruck
1
70) M^JuP-'^ (1 — «)*-* e-«- du.
0
Durch zweimalige Differentiation in Beziehung auf $ erhalten wir
1
0
l
~^^= +JuP^^ (l - »l)«-> ^£"</l4,
und 08 ist djer ^.^.^.^^^ ^^ GoOglc
Von O. ScHLröMiLCH. 339
1
= /[P (1— w) — gv] tiP-^ (1 — «)«-! e-*«* dw — I /mP (l—u)9 e-l« dw. '
Wendet man anf das zweite Integral die theilweise Integration an, so hat
man weiter
^ j uP {l—u)9 er-^^ dti
== ^«P (1 — tf)««-*" + f[p\t—u)~qu] uP-^ (1— w)«-» e-^'^dui
vorausgesetzt nun, dass p und g gleichzeitig positiv und von Null verschie*
den sind, verschwindet wP(l — m)^ sowohl für w = l als für w=0, und es
ist daher
1
I fuP (1 — w)« ß"*" du=l[p{\— u\— q^] mP-1 (1 — w)«-^ er^*" du.
Nach Einführung dieses Werthes reducirt sich die rechte Seite der Gleich-
ung 71) auf Null y und man ersieht hieraus, dass M ein particuläres Integral
der Gleichung
darstellt. Uebrigens bann dasselbe leicht in eine nach Potenzen von |
fortschreitende Reihe verwandelt werden. Man braucht zu diesem Zwecke
nur e^S" durch die bekannte Beihe au ersetzen und die einzelnen Glieder
zu integriren; iPBr p +gc=Ä erhält man
70^ M^r{p)m\, P l +P(P + 1) V P(P+l)(p+2) V ]
il)m^ r(5) L ^1^5(^+1)1.2 5(5+l)(*+2)l.2.3"^*-J*
Wir betrachten zweitens den Ausdruck
73) N=j{\ + tt)P-^ ttf-i r-6<*+«). 4«.
Durch eiae der vorigen sehr ähnliche Beehnung ergiebt sicti die Gleichung
= — /[pw+j(l+tt)](H-w)'-»«»-»e-«('+")da + Uil+u)f «» .H(«+«) du,
wobei das zweite Integral mitteigt tbeilweiser Integration folgendermaasen
nrngeetaltet werden kann:
I /(l + «)' u».e^<i+") du
= _ (1 + „)p „, H(i-N) + f[pu+i(l + u)] (l + «)J'-i u«-> «-«(H*) du. .
340 Die Integration der linearen Differentialgleichungen etc«
Ist nun q positiv und £ positiv oder eine compleze Zahl mit positivem re-
ellen feestandtlieile , so verschwindet tt9e~f<*+") sowohl für ti=0 als für
ti = 00 , und daher bleiht*
l 1
i j{l + u)P u9 ^{(1-H) du = f[pu + q{l + u)] (1 +u)P'^ u9'^ «-{0+«><f n;
e -0
nach Substitution dieses Ausdrucks redncirt sich die rechte Seite der Glei-
chung 74) auf Null , und folglich ist N gleichfalls ein particuläros Integral
der besprochenen Differentialgleichung.
Das mit N bezeichnete Integral läest sich nicht unmittelbar in eine
nach steigenden Potenzen von J fortschreitende Reihe verwandeln , wohl
aber kann es leicht in eine sogenannte halbconvergente Reihe umgesetzt
werden, und es liegt hierin keine Gefahr, wenn man den Rest dieser Reihe
anzugeben weiss. Nach dem binomischen Satze i«t nun allgemein, wenn ^
einen positiven ächten Bruch bezeichnet,
(p — l)(p—2) .... (p-^n—l)
. 1.2 («— 1)
, (p---l)(p~2)...(/>— W) M«
1.2 n *(l + ^ti)H-J-p'
substituirt man dies in No. 73) , so kann man die n ersten Glieder leicht in-
tegriren und hat dann noch den Rest
(p-l)(P-2)>>>(/>-^) C tfl-^'^-^ .
1.2 n J(l-h^fO''+*-l»
u
hinzuzufügen. Der Werth des hierin vorkommenden Integrales ist positiv
und zugleich, wenn n>p — 1 genommen wirdi kleiner als der Werth von
/
er kann daher mit 9 ^(j' + ») |~f "*" bezeichnet werden, wo q zwischen O
und 1 enthalten ist. Nach diesen Bemerkungen znsammen erhält man ohne
Mtthe
75^ jy-n?)/'-^r. . (P-I)g ■ (P-l)(P-2)?(g+l):.
'5) ^ — ir-L' + — r|-+ — -iTii^ +••••
. (;>-!). ..(p — «-l)y(y+l)...(g + >»- 2)
'••"^ 1.2...(«-l)g— '
(p— 0...(p-«)g(» + l)...(g + n — 1)1
+ •? r27~r.i» J
Wie man sieht, beträgt der Rest der Reihe, sob«ild letztere Zeichen-
Wechsel erhalten hat, immer einen aliquoten Thoil desjenigen Terms, der
uigiüzea Dy x^jv^v-zpi LV-
Von O. SCHLÖMILCH. 341
bei weiterer Fortsetzung folgen würde. Hiermit ist gleichzeitig der Beweis
geliefert, dass N immer einen bestimmten angebbaren Werth besitzt.
§.8.
Nachdem man zwei particulftre Integrale der zu integrirenden Diffe-
rentialgleichung kennen gelernt hat, von welchen das erste für /)>0 und
^^O, das zweite für y>0 und { > 0 gilt, ist es sehr leicht, unter allen Um-
ständen das allgemeine Integral anzugeben. Wir müssen dabei auf fol-
gende vier Fälle eingehen.
a. Bei positiven p und q sind beide particuläre Integrale brauchbar,
wofern |, oder sein reeller Bestandtheil , positiv ist; man hat daher fttr
l>0
1 00
76) 9 = (7, /«P-^l— u)>-^e--6"rfti + (7»ß--fi/(l+tt)P-iM«^>e-8''dti.
0 0
Bei negativen § macht man von der Formel
F{p,qA) = e-iF{q,p,—^)
Gebrancfa, wo nun — $ positiv ist; indem man ^'(9, p, — |) nach No. 70)
bildet, erhält man zunächst
1 00
ip = C, e-iju^-^ {l—uy-^ efi«dfi + C, /(! + «)«-* uP-* eS« du
a 0
oder auch, wenn man im ersten Integrale 1 — u an ^ie Stelle von u treten
lässt,
1 00
77) g> = C, /«!»-* (1 — w)t-* er-i" du + C^Jttr-^ (l + u)9-^ d"*
d<u.
b. Der Fall gleichzeitig negativer p und q ist mittelst der Formel
F{P. q. S) = \^-^F{^—q, 1— />, I)
leicht auf den vorigen Fall zurückzuführen und man hat dann Tiy—q^-Pii)
nach No. 76) oder nach No. 77) zu bilden, indem man p durch 1 -«- ?, nnd q
durch 1 — p ersetzt. Die« giebt für positive J:
l OD
78) fp = l^-v-^\^A{y'-u)'^vr^e'l^du^C^e-li^
0 0
dagegen ftir negative §:
1 •
79) 9= |«-J»-9 Kl Al — w)-P«-» e-S« du + C, /(l + uY^ M^f e*« rftij.
ü ü
c. Wenn p positiv, q negativ ist, so zerlege man p in eine ganze posi-
tive Zahl 171 und den positiven ächten Bruch r; man hat dann nach For-
mel 52) uigmzea oy ^jOOglC
342 Die Integration der linearen Differentialgleichungen etc.
and nach No. 60)
80) q, = D- [1»—^ F{l-r,l-q, |)].
Hier sind 1 — r and 1 — q gleichzeitig positiv and daher ist bei positiven $
einzusetzen :
i 00. . . ; .
0 0
und bei "negativen |:
1 00
82) F{l—r,l — q,^)==^C,J^ur''{l--u)-^e-i''du+€^J{l'{-uy^tr-9€i* du.
0 0
d. Im Fall p negativ, q positiv ist, zerlegt man q in die ganze positive
Zahl n und den positiven Achten Brach « ; dies giebt nach Formel 53)
und nach Formel 50)
83) q>z=:e-iD» [ei S^-p-' F{i—s, 1—py ö],
wobei der Factor ( — 1)" weggelassen wurde, Weil er sich in die willktihrli-
chen Constanten Ci und C, einnehmen Iftsst. Da ntin 1 — s und 1 — -p po-
sitiv sind, so gilt in der Formel 83) bei positivem £ der ^erth :
8A)F{i-Syl-p,^)==Ctju''{l'-u)'-Pe'i''du+C^eriJ{i+u)-^u''Pe''i^du
und bei negativem §:
1 OD
85)F(l— 5,l~p,J)=r,/fr-*(l+iO--P«-^rfii+C,/^^
§. 9.
Die Formeln des vorigen Paragraphen sind vollkommen brauchbar so-
lange £ eine reelle Grösse oder eine complexe Variabele is^, deren reeller
Bestandtheil nicht verschwindet; sie verlieren dagegen ihre Allgemeingül-
tigkeit bei rein imaginftren |, Aus den Proberechnungen in S« 7 geht näm-
lich hervor, dass zwar M unter allen Umständen ein ^articuläres Integral
der betrachteten Differentialgleichung darstellt, dass hingegen ü bei rein
imaginären | keinen angebbaren Werth hat, weil
(l + oo)i'oofe-*^'^
eine unbestimmte Grösse ist. Der Fall eines rein imaginären | kann aber
voxkoBunen, nämlich dann, weni^ die Differentialgleichung
''s «S DigitizedbyCaOOgle
Von O. ScuLöMiLcn. 343
nicht von Elause ans gegeben, sondern durch Transformation hergeleitet
word«ii tst. Handoit es sich & B. unk di<i Differentialgleichung
so mÜKsen sunäcbst die in S'4, A erwähnten Umwandlttngen vorgenommen
werdeu, und d«hei erhält .man
«t==0, ft==:l, «,=0, /J,~0, (io = b\
lg + (-*+!) ^^-B=o,
in der That entspricht hier einem positiven o; ein rein imaginäres g. Unter
diesen Umständen ist es ein zweifelloses Verdienst Spitzers, solche For-
meln aufgestellt zu hivhen, die für jedes beliebige ^ passen , wenn auch da-
bei eine etwas grössere Anzahl einzelner Fälle unterschieden werden muss.
Die Sache wird aber weit einfacher als beim Erfinder, sobald man sich
nur auf die redneirte Differentialgleichung einlässt und die Formeln des S. 5
anwendet, welche den Algorithmus der Function F enthalten.
Wenn p und q positive ächte Brüche sipd, die wir mit r und s bezeich-
nen wollen, so ist ,^
1
fp = f(r, s, J) = /w*"'^ (1 — tt)'-^ e-<* du.
0
ein allgemein richtiges particuläres Integral der Differentialgleichung
86) l5^ + ('- + ' + l)5f + ''»' = 0;
es kommt also nur darauf an, eix) zweites particuläres Integral zu finden.
Nun führt aber die Substitution
zu der neuen Differentialgleichung
in dieser sind 1 — s und 1 — r wiederum positive ächte Brüche, mithin ge-
ntigt ihr der Ausdruck w = /*(l — ^, X — r, 5) und folglich wird die Glei-
chung 86) auch erfüllt dnrdi
Im Allgemeinen ist dieser Ausdruck verschieden von /'(r, s, |) mid
stellt demnach ein zweites particuläres Integral von 86) dar; hieraus
folgt als allgemeines Integral
9 == (7, /^(r, s, I) + C, gi-r-,^(x _,, i_r, J)
d. h. ><-> T
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344 Die Integration der linearea Differeoatialgleichungen ete.
87) (p =Ci /«'•-i (1 — ti)'-i e-i^'du + C^ 1^--^-* Cur' (1— tt)-^e-6« du.
0 0
Diese Formel bedarf einer Modification, wenn r + * = l, denn es wer-
den dann beide Particnlarintegrale einander gleich und «nmmiren sich 211
einem nur particulären Integrale. Um diesen Ausnahmefall zu erledigen,
setzen wir vorläufig r + ^= 1 — i und bezeichnen für den Augenblick die
beiden in No. 87) vorkommenden particulären Integrale mit ^^ und ^^ , so
dass
4P = Cj gp, + Ct ()p, ;
bei Aenderung der Constanten lässt sich dafür schreiben
d. i. vermöge der Werthe von q>^ und <p^
1
fp = C' IvT-^ (1 - uY"^ e- S« du
0
+ C'^fu^^ (l-«)-t ^iu [^«(l-^)F-i ^,^
0
wobei im zweiten particulären Integrale (<p^)
— r=:s — l + tf, —s=r—l+S
gesetzt wurde. Durch Uebergang zur Grenze für verschwindende i ergiebt
sich unter der Bedingung r + s=l
1
88) fp = C' fu^^ (1 — u)'-^ e-t" du
0
i
+ C" ft^^(l—uy-^eri»l[l^u(i—ü)]du.
0
Für acht gebrochene positive r und s ist also das Integral von No. 86) ent-
weder durch No. 87) oder durch No. 88) bestimmt, jenachdem r+5 von der
Einheit differirt oder nicht; wir bezeichnen dasselbe mit 9 = F(r, », £).
Die Formeln des S« 5 erledigen nun sogleich alle übrigen Fälle, wobei
immer m und n ganze positive Zahlen, r und s positive ächte Brüche bedeu-
ten mögen; man hat nur für F (r^ 5, |) den vorhin angegebenen Werth oder
den analog gebildeten Werth von F{\ — «, 1 — r, g) zu substituiren.
So ist z. B. für die im Anfange dieses Paragraphen erwähnte Diffe-
rentialgleichung
mithin nach Formel 55), wobei w = n = 1, r =» «.= 4*
J=-|»i)[e-S/)|e+e^(i,t,g)|];
wegen r + ^ = 1 hat man nach No. 88)
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Von O. ScHLÖMiLCH. 345
Substituirt man , diesen Aasdruck in die vorige Gleichong , so erliält man
durch Ausführung der angedeuteten Differentiationen
1 I
i
+ C"vjyu{l—u) e-6« /{Im (1 — «)] du.
ü
Am Schlüsse dieser Untersuchungen können wir deren Resultate in
zwei Worte zusammenfassen. Durch die Weiler^schen Transformationen
wird die ursprüngliche Differentialgleichung auf ihre einfachste Form ge-
bracht; der Spitz er 'sehe Satz zeigt, dass die in der reducirten Differen-
tialgleichung vorkommenden Coefficienten immer als positive ächte Brüche
vorausgesetzt werden dürfen; für diesen Fall gilt aber das von Spitzer
angegebene Integral, mithin ist die verlangte Integration unter allen Um-
ständen ausführbar. Was endlich die vorliegende Darstellung anbelangt,
so hat sie vielleicht das kleine Verdienst, jenen raschen Uoberblick, den
man an den Quellen nicht gewinnen wird, zuerst gewährt zu haben.
xni.
Heber die geometrische Darstellimg der Werthe einer
Potenz mit complezer Basis nnd complexem Ezp<mentMi,
Vpn Dr. H. Dubege,
Docent an der Universität Zürich.
Man kennt seit längerer Zeit die Art und Weise , wie sich complexe
Grössen durch Punkte in einer Ebene geometrisch darstellen lassen und wie
man dieselben durch die Operationen der Addition , Subtraction , Multipli-
eation und Division zu neuen Punkteb mit einander verbinden kann. We-
niger vollständig aber kennt man die geometrische Darstellung der ver-
schiedenen Werthe einer coinplcxen Potenz. Es existirt darüber meines
Wissens nur die folgende Abhandlung von John Warron: „'0;i the gcvniä-^
uigiTizea oy x^j O' vy t^Tv^
346 lieber die geometr. Darstellttfig der Worthe einer Potenz etc.
irical represcfUalion of tht power s, whose indices involve the Square roois of ue-
gatke qunntüies. Phtlösophicai TransacHons, 1329.*' 'Zur vollständigeren
Kenntniss dieses Gegenstandes etwas beizutragen, ist der Zweck des gegen-
wärtigen Aufs^tzejB.
l.
Es soll im Folgenden die Potenz als eine vieldeutige Grösse aufge-
fasst und die verschiedenen Wertbe einer solchen von einander unterschie-
den werden. Es ist daher nöthig, für dieselben eine besondere Bezeichnung
einzufuhren.
Bedeutet a eine positive reelle und ii eine beliebige reelle Grösse, 8o
befindet sich bekanntlich unter den verschiedenen Werthen der Potenz a'*
immer ein einziger positiver reeller Werth. Diesen werde ich mit
bezeichnen. Tritt an die Stelle von «die Grundzahl ^ der natürlichen Lo-
garithmen , so bedeutet e^f' zugleich die Summe der Expoiientialrcihe.
Irgend einen anderen Werth der Potenz a'*, der aus dem Ausdrucke
«0^ {cos 2n^7c +1 sin 2n fin)
(i = j/^— T gesetzt) hervorgeht, wenn man für n eine bestimmte positive
oder negative ganze Zahl setzt, Sverde ich mit
bezeichnen. Ist ferner
w = flf (cos « + I sin a)
eine beliebige complexe Grösse, so erhält man alle Werthe der Potenz m^,
wenn man in dem Ausdrucke
a^^ [cos fi (« + 2 fi n) + I sin ^{a + 2n n)]
für n alle positiven und negativen ganzen Zahlen und Null setzt. Wenn
nun o entweder Null ist, oder zwischen 0 und 2n liegt, werde ich den be-
stimmten Werth, den der vorige Ausdruck für einen bestimmten Werth
von n annimmt , mit
1) Un^ = «(/* [cos fi (a + 2n») + i sin (a + 2nn)]
bezeichnen. Denn es erhellt, dass nur unter einer derartigen Beschränkung
dieee Bezeiebnnngsart mit der vorigen conform sein wird. Wenn dagegen!
2m% das grösste in a enthaltene Vielfache von 2js ist, so wird man haben
M^.j^M = ÖQ^ [cos II {a + 2nn) + isinn{a + 2nn)].
Für einen rein imaginären Exponenten iß werde durch e^'^ wieder
die Summe der Exponentialreihe bezeichnet, oder es sei
e^^r =:cosß + I sin ß.
Ferner sei
wo unter log a der reelle Werth des natürlichen Logaxitbmen au verstehen
ist. Da nun auch für einen reellen Exponenten fi>
a^ll = C^ßtoga
ist, so kann man statt dßr Gleiehung 1) auch scbreibea ^^ t
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Von Dr. H. DüRfecE. »47
«„'* = ^oM/«i^« + «^(«H-2i.«)^ [0<«<2«].
Nun werden aber durch den Ausdruck
loga + I (a + 2n«)
alle Wcrtlie des Logarithmen von |ii ausgedrückt^ bezeichnet man daher mit
log„ u = log a + t (a + 2 « n)
deiijenig-en Werth des Logarithmen , der einer bestimmten positiven oder
negativen ganzen Zahl n entspricht, so hat man auch
Aehnlich möge nun auch die Bezeichnung seiü, wenn der Exponent
complex ist. Kämlicb, ist r == x + iy ein complexer Exponent, ferner wd
Vorhin 11 = « {£ös a + i sin a) und zugleich 0 < « < 2», so sei
Entwickelt man den Exponenten, so erhalt man vollständig:
2.
Hiernach ist es nun leicht, wenn irgend zwei complexe Grössen t/ und
V und damit auch die sie darstellenden Punkte gegeben sind, denjenigen
Punkt zu finden, welcher den «ten Werth der Potenz m" darstellt. Näm-
lich bezeichnen r« und tpn den Radiusvector und den Neigungswinkel des
Punktes w„*, so erhält man aus 2) :
QN i log rn = X log a — y{a+'2n 7t)
^ t <Pn = yloga + x{a + 2nft)
oder wenn man der Kürze wegen
Xlog^a — ya = R] yloga + aia=^^
setzt, - «
.. |/oörr«=:Ä — 2««.y
^ * 9n = (C + 2«jj .a?
Des kürzeren Ausdrucks halber mögen die Punkte, welche die ver-
schiedenen Werthe der Potenz «" darstellen, Potenzpunkte, und der-
jenige unter ihnen, welcher den, einem bestimmten Werthe von n entspre-
chenden Werth von w,," darstellt, der «te Potenzpunkt genannt werden.
Die vorstehenden Gleichungen bieten die Mittel dar, um die Prägen
Über die Construction der Potenzwerthe zn beantworten. Warren unter-
sucht vorzüglich, wie sich ein bestimmter n ter Potenzpunkt bewegt, wenn
man einen der Punkte u und v auf gewisse einfache Weisen sich bewegen
lässt. Besonders interessant aber erscheint die von Warren nur ober-
fiKchltch berührte Frage , auf welcher Curve die sämmtlichen Potenzputikte
liegen. Diese Curve erhält man, wenn man n ans den Gleichungen 3) oder
4) eliminirt. Alsdann ergiebt sich , wenn mit r und (p die laufenden Pölar^
coordinaten bezeichnet werden , eine lineare Gleichung zwischen log r nnd
9, also die Gleichung einer logarithmischen Spirale, die sich in den Formen
uigiüzea oy 'vj v^v^^i lv.
348 üeber die geometr. Dargtellung der Werthe einer Potenz etc.
oder
tog,^(**+^)%«_i^
logr = It—^{ip—0)
schreiben iHsst. Die sllmmtlichen Potenzponkte , d. h. die Punkte, welche
die sämmtlicben Werthe einer und derselben Potenz darstellen, liegten also
auf einer logaritb mischen Spirale*), und so vertheilt, dass die Radienvec-
toren je zweier auf einander folgender Potenzpunkte den constanten Winkel
2nx einsehliessen. Diese Spirale hat den Anfangspunkt zu ihrem Pole
und durchschneidet ihre Badienvectoren unter einem Winkel, der von der
Neigung des Exponenten & um 90® verschieden ist.
Von ihr ist zuerst zu bemerken, dass sie von der Neigung a der^Ba-
sis u unabhängig ist. Lässt man also den Punkt u sich in einem Kreise
mit dem Kadius a um den Anfangspunkt herumbewegen, so bewegen sich
die Potenzpunkte auf derselben Spirale fort, und zwar so, dass der Winkel
zwischen den Eadienvectoren je zweier auf einander folgender Potenz -
punkte oonstant gleich %nx bleibt. Jeder Radiusvector dreht sich also um
einen gleichen Winkel, nämlich, wenn der Radiusvector des Punktes u den
Winkel d — a beschreibt, um den Winkel {a — a)x.
Viel wesentlicher als von der Basis , hängt die Beschaffenheit der Spi-
rale von dem Exponenten ab. Ist dieser nämlich zuerst reell , also ^ = 0,
so geht die Spirale in einen Kreis über, der um den Anfangspunkt mit dem
Radius 6?o* ^'^^ * = «o* beschrieben ist. Auf der Peripherie desselben sind
die Potenzpunkte so vertheilt, dass die Radienvectoren je zweier aufein-
ander folgender Potenzpunkte wiederum den constanten Winkel 2nx bil-
den. Ist daher x ein rationaler Bruch , so fallen nach einer gewissen An-
zahl von Potenzpunkten alle späteren mit früheren zusammen, so dass die
Anzahl der Potenzpunkte dann eine endliche ist. Ist x aber eine ganze
Zahl, so fallen alle Potenzpunkte in einen zusammen ; die Potenz hat dann
nur einen Werth.
Ist zweitens der Exponent rein imaginär, also o; = 0, so geht die Spi-
rale in eine Gerade über, und zwat in eine Gerade, welche zwar auf der
einen Seite unbegräuzt, auf der andern Seite aber durch den Anfangspunkt
begränzt ist. Denn der Winkel zwischen den Radienvectoren je zweier auf
einander folgender Potenzpunkte ist dann ebenfalls Null , also fallen die
Radienvectoren sämmtlicher Potenzpunkte in einen zusammen, welcher um
den Winkel y log a gegen die Abscissenachse geneigt ist, und auf welchem
der nte Potenzpunkt die Entfernung ^^~y(a+2««) y^j^ Anfangspunkte hat.
Ist a = l, so fallt die Gerade, auf welcher alle Potenzpunkte liegen, mit
der positiven Abscisseuachse zusammen, folglich haben alle Potenzen von
der Form
*) Dicdcs Kesultat giebt Warreii schon an.
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Von Dr. H. Duregg. 349
{cM€t + isinayv
htuter reelle und positive Werthe.
Aus dieser Eigenschaft, dass die Potenzpnnkte einer PoteilE mit rein
imaginärem Exponenten auf einer dnrch den Anfangspunkt begrenasten
Geraden liegen, folgt ein auffallender Unterschied zwischen den Werthen
einer solchen Potenz und denjenigen einer Potenz mit reellem Exponenten.
Während nämlich die letzteren durchaus ungleichartig sind , indem höch-
stens zwei derselben reell und ebenso auch höchstens zwei rein imaginär,
alle übrigen aber complcx sind , so sind die sämmtlichen Werthe einer Po-
tenz mit r«in imaginärem Exponenten stets gleichartig, nämlich entweder
alle reell, oder alle rein imaginär, oder alle complex«, und zwar, wenn A
und B zwei reelle und positive Grössen bedeuten , alle von einer und der-
selben der fegenden acht Formen: + J^ — Ay +iB^ — t-^, +A + iB^
+ A^iBy -^A + iB, -^A--iB.
Dieselbe Eigenschaft, lauter gleichartige Werthe zu besitzen, hat auch
die allgemeine Potenz
wenn der reelle Theil x des Exponenten eine ganze Zahl ist. Auch dann
liegen sämmtliche Potenzpnnkte auf einer durch den Anfangspunkt gehen-
den Geraden, weil die verschiedenen Werthe von 9«= 0 + 2nn . x dann
nur um eine ganze Anzahl von Peripherieen von einander verschieden sind.
Dasselbe erhelh auch ans folgender Betrachtung. Wie sieh leicht zeigen
lässt, ist allgemein
Ist nun aber x eine ganze Zahl, so sind die Werthe Un* alle einander gleich,
die Werthe von uji^ dagegen werden durch Punkte dargestellt, welche in
gerader Linie liegen. Es seien (Fig. 1, Taf. IV) Pf, Pty Pf.> diese letzte-
ren und 8 der Punkt, der die einwerthige Potenz u^ darstellt. Alsdann ist
leicht zu sehen, dass die Producte der Punkte Pu Pty Pz>** in den Punkt s
die ebenfalls in gerader Linie liegenden Punkte ^d 9tf 9f* liefern, weil
die Dreiecke op, q^ , ops^g, op,^, ... dem Dreieck ois ähnlich sein müssen.
3.
Die Potenzpunkte einer beliebigen eomplexen Potenz, welche, wie
wir gesehen haben , auf einer logarithmischen Spirale liegen , besitzen die
bemerkenswerthe Eigenschaft, dass sich durch dieselbe noch unendlich
viele von der vorigen verschiedene logarithmische Spiralen hindurch legen
lassen. Diess beruht auf der behaupten Eigenschaft der Polarcoordinaten,
dass zwar durch einen bestimmten Werth r des Radinsvectors und einen
bestimmten Werth q> des Neigungswinkels ein bestimmter Punkt der Ebene
festgesetzt wird, dass aber, wenn umgekehrt der Punkt gegeben ist, dem-
selben nicht blos die vorigen Werthe von r und qf als Polarcoordinaten zu-
gehören, sondern dass man den Winkel <p um ein beliebiges Vielfaches
Jigiüzea Dy v_j vyv^'i Iv^
350 Ueber die geometr. Darstelluttg der Werthe einer Potenz etc.
von 2n vermehren oder vermindern kftnn, nnd dass dann diese nenen
Werthe der Polarcoordinaten denselben Punkt bestunmeg, wie r nnd ^.
Denken wir uns daher die Potehzpunkte als gegeben » so gehören
ihnen nicht allein die vorigen Werthe 4) von logrn tind §>» an, «ondern
dieselben Potenzpunkte werden auch durch die Werthe
logrn^^R — 2««y '
ipn = <P + 2nnx^-2mit
bestimmt, wenn m eine beliebige positive oder negative ganae Zahl beden-
tet. So lange nun m von n ganz unabhängig ist , erhalten wir hieraus aller-
dings keine neue Curve für die Potenzpunkte ; allein nehmen wir an, m sei
ein behebiges Vielfaches von n, setzen wir also
wo % wiederum eine beliebige pomtive oder negative ganze Zahl oder auch
Null bedeutet, so liefert die Elimination von n aus den Gleichungen
logrn = R — Sniry; 9« = 4> + 2n« (ar— X)
die Gleichung
5) /o^r=Ä + j^^(9,-a>),
welche fHr jeden Werth von k eine besondere logaritfamische Spirale dar-
stellt*). Es ergiebt sieh also, dass man durch die sämmtli(^n Poten&-
punkte eine Schaar von unendlich vielen logarith mischen Spiralenhindurch*
legen kann. Alle diese Spiralen haben den Anfangspunkt als gemein-
schaftlichen Pol und werden aus 5) erhalten, wenn man ftlr k alle positiven
und negativen ganzen Zahlen und Null setzt.
In dem Falle, dass der Exponent reell, also ys=0 ist, fallen alle diese
Spiralen mit dem schon früher geAindenen Kreise zusammen« Ist aber der
Exponent rein imaginär, also a; = 0, so geht nur die dem Werthe 1 = 0
zugehörige Spirale in eine Gerade tlber, während alle übrigen logarithmi-
sche Spiralen bleiben, die paarweise gleich, aber entgegengesetzt gewun-
den sind. Dasselbe tritt auch ein, wenn x eine ganze Zahl ist; dann geht
die Spirale ) welche dem Werthe k=^x angehört, in eine Gerade über,
und jeder Spiralen mit einem Werthe k=k' entspricht eine andere mit dem
Werthe k-=2x — A', welche ihr gleich ist, aber nach der entgegengesetzten
Richtung gewunden.
Zur Erläuterung des Vorigen ist die Fig. 2, Taf. IV, beigefügt worden,
bei deren Verzeichnung ich von der Potenz
{cos 60« + • sm 60«)«' 18° + ««yis»
' *) Man könnte für m irgend eine Function von n annehmen, von der Beschaffen-
heit, das» allen ganzzahligen Wert^ea von n auch ganzzahlige Werthe von m cnt-
sprcohen, z. B. die Anzahl der zu n relativen Primzahlen, welche kleiner als n sind;
die Anzahl der Divisoren von n u. dgl. Eine logarithmische Spirale erfaüU man aber
D«r dann, wenn m eine lineare Functioji von n mit ^anzz^hligen Cocfficienten ist.
Man überzeugt sich leicht, dass der letzte Fall von dem im Texte angenommenen im
Resultate nicht verschieden ist.
uigiüzea oy 'vj vj'v_/pc lv.
Von Dr. H. Diträge. 351
ausgegangen bin. In derselben 8ii>d P und P* zwei aufeinander folgende
Potenzpunkte, welche den Werthen n==0 und n =e — 1 angehören; ihre
Polarcoordinaten haben die absoluten Werthe
Zur Einheit würde die Länge von 10"™ genommenl Von deii durch fiämiftt-
liche Potenzpünkte hindurchgehenden Spiralen sind 7 gezeichnet worden,
nämlich diejenigen, welche den Werthen -— J?, — 1, O4 1, 2, 3, 4 von l zu-
gehören. Von denselben sind aber, damit die Figur nicht zu complicirt
werde, nur diejenigen Th^ile in der Zeichnung vorhanden, welche zwi-
schen den beiden Punkten P und P' liegen.
4,
Di« im Vorigen Abschnitte betrachteten Spiralen schtieiden sich fewar
alle in den Potenzpunkten, ausserdem besitzen sie jedoch noch andere
Durchschnittspunkte, welche nicht allen Spiralen zugleich angehören, und
die näher untersucht zu werden verdienen.
Betrachten wir zu dem Ende zunächst die Art and Weise, wie sich
zwei beliebige logarithmische Spiralen , welche denselben Pol haben, über-
haupt schneiden können.
Es seien
L) q — q+p>q>\ H) Q ^ q '\' P ^ ¥
die Gleichungen zweier beliebiger, um den Anfangspunkt als Pol ge-
schlungener, logarithmischer Spiralen, indem zur Abkürzung logr^iQ^
logr=Q^ gesetzt ist und darunter die reellen Logarithmen der stets als
positiv angesehenen Radienvectoren verstanden werden. Dann ist zunächst
klar, da diese Gleichungen in Bezug auf ^ und (p linear sind, dass es nur
einen einzigen Punkt giebt, für welchen zu gleicher Zeit r'= r und ^'=9
ist. Allein da der nämliche Punkt, welcher die Polarcoordinaten r und q>
hat, ftuch durch die Polarcoordinaten r und 9 + 2»» bestimmt ist, wenn n
eine ganze Zahl bedeutet, so folgt, dass auch alle diejenigen Punkte bei-
den Spiralen gemeinschaftlich sein werden, für welche zugleich
/.zrr und q{=g>'\-2nn
ist. Die beiden Spiralen durchschneiden sich daher in unendlich vielen
Punkten und man wird die Polarcoordinaten sämmtlicher Durchschnitts-
punkte ef halten , wenn man q und g> aus den Gleichungen
^ =c ^ + j» . g> , Q = q-bp\(p + *inn)
bestimmt und dem n alle ganzzahligen Werthe (Null eingeschlossen) zuer-
theilt« Bezeichnet mau daher mit q^ q>mj 9h\ 9>h die einem bestimmteu
n zukommenden Werthe der Polarcoordinaten der Durchschnittspunkte, so
erhält man
uigiTizea oy '"
ioogle
352 Ueber die geometr. Darstellung der Wcrthc einer Potenz etc.
i, p q — pq 4" 2pp'fi n
Qn=Qn= -? ,
P—P
_g— y + 2jpn:>
^^ — — ;;; — ;? — •
P—p
Alsdann sind die Winkel ff in der Spirale I) gez&hlt. Zählt man diese
Winkel in der Spirale II) , so erhält man
9ii = 9" r ^«» = ? .
P—P
Beide Spiralen nähern sich ihrem gemeinschaftlichen Pole in unendlich
vielen Windungen. Es gieht daher keine Windung, die man absolut ab
die erste oder nullte annehmen und von der aus man die übrigen zählen
könnte. Vielmehr kann dazu irgend eine beliebig angenommen werden.
Bezeichnet man nun dem Obigen gemäss mit q>^ und fp^ die demjenigen
Durchschnittspunkte angehörfgen Winkel, welchem in beiden Spiralen ge-
zählt derselbe Werth zukommt (was bestimmt ist, «obald die Constanten
Pi 9) P\ i g^g^b^^ ^xoSi) , so hat man successive
Vi'=<Pi + 2«, 9_i'=9>-i — 2«,
Daraus geht hervor, dass die Durchschnittspunkte der beiden Spiralen so
vertheilt sind, dass der Unterschied der, einem und demselben Durch-
schnittspunkte zugehörigen Winkel, wenn derselbe einmal in der einen
und dann in der anderen Spirale gezählt wird, bei jedem folgenden Durch-
schnittspunkte um eine ganze Peripherie grösser wird. Man erhält näm-
lich leicht
1p n , , 2pn 2p n , ^
p—p p—p P — P
(fn — 9« = 9>H~-{ — 9?«— 1 + 2 Ä ,
worin das ausgesprochene Gesetz liegt. Sind z. B. zwei gleich gewundene
Spiralen so beschaffen, dass vier ihrer Durschnittspunkte auf der Oteu,
Iteh, 2ten, 3ten Windung der einen Spirale liegen, so liegen dieselben
Punkte in der andern Spirale auf der Oten, 2ten, 4ten, 6ten Windung.
Oder nimmt man zwei gleiche aber entgegengesetzt gewundene Spiralen
an , welche immer auf jeder Windung zwei Durchschnittspunkte besitzen,
so liegen die Punkte, welche in der einen Spirale sich rosp. auf der Oten,
Oten, 1 ten, Iten, 2ten Windung befinden, in der anderen Spirale der Reihe
nach auf der Oten, — Iten, — Iten, — 2ten, — 2ten Windung.
Durch die sämmtlichen Durchschnittspunkte der beiden Spiralen I)
und II) kann man nun aufs Neue logarithraische Spiralen hindurch le-
gen. Ist
TTT\ "^ " I ** "
III) Q =q + p .fp
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Von Dr. H. Dube&e. 353
die Gliaicbttfig einev solchen, so müssen p" and q so lyestimmt werden kön-
nen, daas für jeden Werth von it zugleich
Pii"==^ und y«"= tfn +2««
werde , wo m wiederum eine ganze Zahl oder Nnil bedeutet. Man erhält
aber, wenn man in die Crleicbung
die Werthe d) von p« und 9»^ substitnirt ,
pq — pq2ppmt „ , ,, q~q . » %pnn ,^„
p — p p — p p — p p — p
welche Gleichung für jeden Werth von n erfüllt sein muss. Stebt nun m
in keiner Verbindung jnit n^ so erhält man daraus nur wieder die beiden
ersten Spiralen. Ist aber m ein Vielfaches von n, also mc^^in, so erhält
man die beiden Gleiehungen
pj>-— p^y q~q pp' p'p''
— — v" = ^+/'-i — 1>5 z — T'™;; — w^*-^
^ p — p p—p p — p p-^p
aas welchen sich
^N ,._ ,pp . f,_ pq + ^{pq—pq)
) ^~y+A(p-p)' ^- P+k{p~p)
ergiebt. Hierauff folgt, dass man durch alle Dorcbschniitspunkie aweier
beliebiger logaritbmischer Spiralen, die denselben Pol haben, unendlich
viele andere lo^arithmfsche Spiralen hindurch legen kann, deren Bestim-
mnngsfläehen aus den Ausdrücken 7) hervorgehen , wenn man A alle ganz-
lahligen Werthe zutheilt. Für die Wertbe A=0 und A=l erhält man die
Spirajen I) nnd II) selbst
Heben wir nun aus allen diesen Spiralen irgend eine heraus ^ welche
einem beliebigen, vooi 0 und 1 verschiedenen Werihe von l zugehört und
bezeichnen dieselbe wie vorhin durch
III) e == ? + P ■ 9> '
ao ist für die allen drei Spiralen gemeinschaftlichen Durchschnittspunkte
<p„"=^^ 4. 2 Ann. Diese Punkte. haben also folgende Winkelt
Inder Spirale I gezählt ...4p~ 2, ^'-ti ^09J9^i> ^f*
„ „ „. n „ ...g>_2 — 4«, 9-1 — 8», 4Po»%+2«t <?>»+^«-"
« n „ III „ ...9-2— 4A«, ^-1— 2Aff, gPo, <jt>i + 2A7j, y, + 4Ajr...
Betrachten wir jetzt aber die beiden Spiralen I) und II) für sich und
bezeichnen die ihren Durchschnittspunkten zugehörigen Winkel in der Spi-
rale I) gezählt mit ...^_2> 1/?-ti "«/^oj ^1» i/^f»» «o *•* ^^r irgend einen der-
selben , Uffs , gemäss 6) :
5"— q + 2p' kn
^k^= ?7 »
P— P
oder wenn man darin die Ausdrücke 7) für p'^ und q" substitnirt ,
q — q + 2pj^
p — p Digitized by
ZciUchrift f. Mathemalik a. Physik. V. 24
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354 üeber die geomctr. Darstf^Uung der Wcrthc einer Potenz etc.
Vergleicht man diesen Ausdruck mit dem für tpn in 6), soergiebt sich, dasB
jedesmal und nur dann t/;^ = g?« iat, no oit k = nl ist. Unter den Durch-
schnittspunkten der Spiralen I) und III) gehören alfio nur diejenigen auch
der Spirale II) an, für welche k ein Vielfaches von l ist, und dalier liegen
zwischen je zwei auf einander folgenden Durdiscbnittspunkten, welche
allen drei Spiralen gemeinsam sind, npch l^—l DurchschnitUpunkte, die
nur den Spiralen I) und III) angehören. Z. B. awischen den Punkten,
welche den Werthen 0 und 1 von n zugehören, liegen diejenigen Durch-
schnittspunkte der Spiralen I) und III), welche den Werthen 1, 2,3 ...X — 1
von k entsprechen. In ähnlicher Weise ergiebt sich aus der Vergleiehtng
irgend zweier Spiralen, welche den W^erthen A| und iL, von langehören,
wo ilc!>A| sei, dass diese Spiralen sich zwischen je zwei auf einander fol-
genden, allen gemeinschaftlichen Durchschnittspunkten noch in A,— ^A, — 1
Punkten schneijden. In Fig. 2, Taf. IV, z. B. treflFen sicli die beiden Spi-
ralen für A = — 2 und k = 4 zwischen P und P' in 5 Punkten, welche mit
1, 2, 3, 4, 5 bezeichnet worden sind. Je zwei Spiralen dagegen, welche
zweien auf einander folgenden Werthen von k angehören , schneiden sich
nur in den gemeinschaftlichen Durchschnittspunkten und in keinen andern.
Die durch die Reihenfolge der Zahlen k bedingte Aufeinanderfolge der
Spiralen tritt noch deutlicher hervor, wenn man die Tangenten untersucht,
welche man in einem der gemeinschaftlichen Dnrehschnittspnnfcte an
sXmmtliche Spiralen legen kann. Es sei (Fig. 3, Taf. IV) P einer der ge-
meinsehaftlichen Durchschnittspnnkte , 0 der gemeinschaftliche P»l. , Auf
dem Eadiusvector errichte man in 0 die Senkrechte ON (die Polarsubtan^
gente) und lege in P an alle durch' P hindurch gehende Spiralen Tangenten,
welche die Senkrechte ON in den Punkten Z^, £, , Z^... schneiden mögen.
Es seien PL^^ und PL^ die Tangenten an den Spiralea I) und II) «nd PL^
die Tangente an der einem beliebigem Werthe von k zugehörigen Spirale
III). Bezeichnen ferner }^o, y^, yi die Winkel, welche diese Tangenten mit
der Senliirechten ON bilden , so ist bekanntlich
P'—^Yo^ p — igyty p'=^ny
folglich hat man wegen der «wischen p, p\ p" bestehenden Relation 7) :
in — ^^ yo ^^ y«
woraus darch leichte Kechnnng
^« (yo — yj) _ j^ ^ ^»'^* (yo — n)
sm
n
sin
n
folgt.
Nun ist aber
sifi {y^-
-n).
_Lxh
««■'»()'« —
h)
LJ^o
sin
n
~ PI,'
sin Y,
PL,
folglicl
i ergiebt sich
h^o =
l.L,Lo
r
oder es
; ist
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Von Dr. H. Dürege. 355
Hiernach hat man folgenden Satz : Legt man durch die Durahschnktspankte
zweier logarithmiachen Spiralen alle möglichen logarithmiBchea Spiralen,
die mit den beiden gegebenen denselben Pol haben, und zioht in einem der
gemeinachaftlichen Durchschniitspnnkte P Tangenten an sämmtliche ^Spi*
ralen, so schneiden, die»^ die auf dem Radinsvector PO im Anfangspunkte 0
senkrecht «tehende Gerade (die Polarsubtangente) in gleichen Abstl&nden
vea einander.
Mit Kücksicht auf die hierdurch hervortretende Aufeinanderfolge der
Spiralen kann man das oben gefundene Gesetz über das g^ei\seitige
Durchschneiden derselben so aussprechen: Je zwei aufeinander {bigende
Spiralen schneiden sich nur in den allen gemeinschaftlichei^ Durchschnitts-
pankten; je zvrei nicht auf einander folgende Spiralen dagegen schneiden
eich zwiscbeyi je zwei auf einander folgenden , allen giemeinschaftlichen
Durchschnittspunkten noch so viele Male, als man Spiralen zwischen deif
beiden in Betrm^ht kommenden ziehen kann.
5.
Kehren wir nun zu der Form zurück, welche die Gleichungen der Spi-
rale erhielten, wenn wir von den Potenzpunkten ausgingen« nämlich zu der
Gleichung 5)
8) logr^R+ -^— (g) - <D),
80 gehen hier sämmtliehe Spiralen durch die Potenzpnnkte hindurch; diese
sind also die allen Spiralen gemeinschaftlichen Durchschnittspunkte. Es
werden sich daher irgend zwei Spiralen, welche zwei auf einander folgen-
'den Werthen-von A angehören, nur in den Potenzpu'nkten und in keinen
anderen schneiden und die im vorigen Abschnitt ermittelten Sätze werden
von diesen Spiralen gleichfalls gelten.
Man kann nun hier zuerst den oben betrachteten Winkel y^ noch auf
eine andere Weise constxuiren. Man hat nämlich ans 9)
Verbindet man also den Punkt v (Fig. 3, Taf. IV), welcher d«n Exponenten
v = x + iy darstellt, mit dem Punkteil, der die ganze Zahl auf der Ab-
scissenachse darstellt, so ist der Winkel, den die Gerade vi mit der Ab-
scissenachse bildet, ebenfalls der Winkel yj. Da nun dies für jeden Werth
von k gilt, so ist die Figur, welche aus den im Punkte P gezogenen Tan-
genten, dem Radiusvector und der Polarsubtangente OiV besteht, derjeni-
gen Figur ähnlich, welche entsteht, wenn man die alle positiven und ne-
gativen ganzen Zahlen reprä^entirenden Punkte ... — 1,.0, 1, 2, 3 .». mit v
verbindet und die Ordinate vx des letzteren zieht. Den Tangenten PZ^,
PI,, PI, ... entsprechen die Goraden »0, i?l, i;2 •,., der Polar>»ubtaiigent8j^
356 Ueber die geometr. Darstellung der Werthe einer Potenz etc.
entspricht die Absciasenachse und dem Rftdiasrector' die Ordinate des
Punktes v.
Ans dem Vorigen ergiebt sieb, dass die sämmtlichen Werthe einer Po-
tenz geometrisch dargestellt werden durch die sftmmtlichen DnrehscboitU-
pnnlcte zweier logarithmischer Spiralen, nämlich durch irgend zwei auf
einander folgende aus der durch die Gleichung S) dargestellten Scbaar.
Nur in dem Falle, dass der Exponent reell ist, degeneriren beide Spiralen
in den nämlichen Kreis. Derselbe hat dann den Radius a^^ und den An-
fangspunkt zum Mittelpunkt, und die Radienvectoren der Potenzpunkte
bilden mit der Abscissenachse die Winkel af{tt + 2nn). Man kann aber
auch die umgekehrte Aufgabe lösen , nämlich , wenn irgend swei um den-
selben Pol gewundene logarithmische Spiralen gegeben find , so kuin man
immer eine Potenz bestimmen, deren sämmtliche Werthe durch die Durch-
schnittdpunkte der gegebenen Spiralen geometrisch dargestellt werden.
TDenn, sind
p = % r = g + /^ . 9 ; ffc=Iogri=q'+ p.tp
die gegebenen Spiralen, so darf man nur die Werthe 6) den Ausdrücken 3)
fttr jeden Werth von n gleich setzen. Dann erhält man die Basis
ti 2= a [cos a + i sin o) und den Exponenten v=:zx + iy der gesuchten
Potenz , wenn man aus den Qlöicbungen
xloga — ya -7-, y = — -; -7.
P—p P—p
. a — q p
yloga + xa = -- ^7, ar= ^ ,
P~P P—P
die Werthe von x^ y, iog a und o bestimmt. Auf den Umstand, dass man
dabei verschiedene Potenzen finden kann, welche dieselben Werthe haben,
soll hier nicht näher eingegangen werden.
Anstatt zwei Spiralen durch die vier Constanten p, 9, p\ q zu bestim-
men, kann man auch in der Ebene zwei beliebige Punkte annehmen, ge-
geben durch ihre Polarcoordinaten r«, 90 und Tj, 9>|, und die Aufgabe stel-
len, durch diese beiden Punkte alle mögliche^ logarithmischen Spiralen
hindurch au legen, welche den Anfangspunkt zum Pol haben, wobei zu-
gleich festgesetzt sein möge , dass der dem ersten Punkte zugehörige Win-
kel, in allen Spiralen gezählt, denselben Werth ^0 habe.
Setzt man '
und ist
die GHeichung von irgend einer der gesuehten Spiralen, so müssen dersel-
ben die Werthe ^q und p^ + / von ^ und die Werthe ^^ und «p^-f- ^^ 2)1«
von ^ genügen, und es kann dabei iL keine andere als eine ganze Zahl odi^r
Null sein, weil sonst durch ^0 + ' und ^'o+Ö — «i« niaCbt^wsdbe^^^
Von Dr. H. DiiafeGE. 357
bealioinirt wäre wie durch ^o+i und <;^a+^* ^*^ ^^^ ^^^^ die beiden
Gleichungen
Daraus folgt zaerdt
Da man aber den Grössen / und B immer die Form
geben kann , so kann man anch schreiben
und erhält dadurch die Gleichung
welche für jeden ganzzahligen Werth von X (Null eingeschlossen) eine
Spirale darstellt, die durch die beiden Punkte hindurchgeht, welche durch
die Werthe ^, ^^ und f« — 29r47, g'o+^'vi bestimmt' sind.
Nun hat aber die vorstehende Gleichung genau dieselbe Form, wie
die Gleichung 5) , welche alle durch die Potenzpunkte hindurchgehenden
Spiralen darstellt. Man kann also die durch zwei gegebene Punkte hin-
durchgehende Schaar immer als identisch mit der durch die Potenzpunkte
hindurchgehenden betrachten Bnd daher auch folgenden Satz aufstellen:
Durch zwei beliebig gegebene Punkte kann man unendlich viele, um den-
selben Pol sich windende logarithmische Spiralen hindurch legen. Diese
Spiralen sobaeiden sieh ausser ^in den gegebenen Punkten nooh in unendr
lieh vielen, allen gemeinsamen Durchschnittspnnkten und die letzteren
nebst den gegebenen Punkten kann man als geometrische Daxstellung der
sämmtlichen Werthe einer und derselben Potenz ansehen.
6.
Um das Gewebe der in Rede stehenden Schaar von Spiralen vollstän-
dig zu durchschauen, suchen wir noch diejenigen unter den nicht allen ge-
meinschaftlichen Durchschnittspunkten auf, durch welche drei oder mehrere
Spiralen zugleich hindurch gehen.
Heben wir aus den durch die Gleichung 9) dargestellten Spiralen ir-
gend drei heraus, welche den ganzen Zahlen il, X-i-d> A + d' angehören,
so erhalten wir die Durchschnittspunkte der beiden ersten durch Auflösung
der Gleichungen
^ = ^^'^IZTl ('P — <I^o)i 9 = 9o + ^^J_| (V — Va + 2A:«),
wo k jede ganze Zahl und Null sein kann. Daraus folgt
1J.2Ä:« (A — |)2Ar«
^ ^ ^« - ~¥~ ' 9^ -" ^« = ' d • Digitized by GoOglC
358 Ueber die geonietr. Darstellung der Werthe einer Potenz etc.
£benBo erhält man für die Darcbschnittsponkte der Spiralen l und
Q — 9o = ' — gf — > 9 — 9^0 = ' ji »
wo k' ebenfalls jede ganze Zahl und Null sein kann. Sollen nun die drei
Spiralen sich in einem Punkte schneiden , so müssen die entsprechenden
der obigen Ausdrücke einander gleich werden , also mu^s
•0) • 1=1 ,
sein. Halten wir jetzt irgend einen Werth von 6 und irgend einen von k
fest und bezeichnen mit s den grlissten gemeinschaftlichen Theiler von d
und A:, so folgt aus
£
itLBB k ein Vielfaches von — und daher 6' das nämliche Vielfache von — >
€ f
sein muss. Demnach gehen durch irgend einen Durchschnittspunkt der
Spiralen X und A + Ä, welcher irgend einem Werthe von k zugehört, auch
alle diejenigen Spiralen , welche durch die Zahlen .
bestimmt werden, wobei c den grössten gemeinschaftlichen Theiler von 6
und k bedeutet. Ist k ein Vielfaches von d, so ist — = 1 ; die vorige Zah-
lenreihe verwandelt sich dann in die aller ganzen Zahlen, und daher gehen
durch diejenigen Durchscbnittspunkte der Spiralen X und X + 6^ für welche
k ein Vielfaches von i ist, sämmtliche Spiralen liindurch, wie wir dies
auch schon früher gefunden haben. Ist S ein Vielfaches von d, so wird
der Gleichung 10) für jeden Werth von k genügt, wenn k' das gleiche Viel-
fache von k ist. Daher gehen die Spiralen, welche den Zahlen
X, X±i, X±2i, X±Zd, ...
angehören , durch alle Durchschnittspunkte der Spiralen iL und iL -{- i hin-
durch:
Beispiele zu dem Vorigen zeigt die Fig. 2, Taf. IV, in welcher im
Punkte 3 die Spiralen Jl= — 2,X=0,X = 2, il=4; in den Punkten 2 und
4 die Spiralen X= — 2^ A=l, A=4, und im Punkte c die Spiralen i= — I,
A = l, i= 3 zusammentreffen.
" 7.
Auch die von den Spiralen eingeschlossenen Flächenräume bieten
eigenthümliche Verhältnisse dar. Der Sector einer logarithmischen Spirale
vom Pole an bis zu einem beliebigen Punkte P d€||,i§pj5^le,i||j;J>c^kanntlich
Von Dn H. Dübkge. 359
gleich der Hftlfte des rechtwinkligeD Dreiecks POL^ (Fig. 3, Taf. IV), wel-
che» VOR dem RadioBvector PO^ der Polarsubtangente OLj^ und der Tan-
gente PLj^ gebildet wird; Wir wollen nun für P einen der allen Spiralen
gemeinsehaffclichen Darchscbnittspankte annehmen nnd den in der Spirale X
genommenen Sector mit Si bezeichnen , so ist
5o = \POLo , St = iPOZj , S^ ^^POL^ etc. ,
wobei wir diejenigen Sectoren und Dreiecke als positiv annehmen wollen,
welche anf derjenigen Seite des Radiusvectors liegen, auf welcher die Zah-
len k wachsen, die auf der entgegengesetzten Seite liegenden aber als ne-
gativ. Zieht man je zwei auf einander folgende Sectoren von einander ab,
so erhfilt man
Nnn sind aber die Dreiecke PLx^\Li für jeden Werth von l einander
gleich , weil sie^ alle eine gemeinschaftliche Spitze und nach dem im Ab-
schnitt 4 bewiesenen Satze auch gleiche Grundlinien haben/ Also ist
6» j — Sq = Äj — 5^1 = Sj — S^ = ...
Macht man dieselbe Betrachtung für den auf P folgenden Durchschnitts-
pnokt P' nnd bezeichnet die bis zu diesem Punkte reichenden Sectoren mit
S|\ so ist auch
5| •— 5„ s== Sj — S^ =n S^ — £,=,.,
und wenn man
setzt, gleichfalls
Nun bedeutet s^ den Sector der Spirale i, welcher zwischen den beiden
auf einander folgenden gemeinschaftlichen Durchschnittspunkten oder Po-
tenzpunkten P und P' enthalten ist; die Differenz sj^ — s^^\ bedeutet also
das Flächenstück, welches von zwei auf einander folgenden Spiralen A — i
und X begrenzt wird, wenn von diesen Spiralen nur die zwischen zwei auf
einander folgenden Potenzpunkten enthaltenen Theile in Betracht gezogen
werden. Wir erhalten daher folgenden Satz: Nimmt man von der durch
zwei Punkte hindurchgehenden Schaar von Spiralen diejenigen Theile,
welche zwischen zwei auf einander folgenden gemeinschaftlichen Durch-
schnittspunkten enthalten sind , so haben die von je zwei auf einander fol-
genden Spiralen eingeschlossenen Flächenräume gleichen Flächeninhalt.
Denselben Satz kann man noch in einer etwas anderen. Form aus-
spi^chen. Betrachtet man irgend drei auf einander folgende Spiralen , sa
haben die beiden von ihnen eingeschlossenen Flächenstücke stets ein ge^
wtsses Stück gemeinsohaftiich. Nämlich zwischen je zwei auf einander
folgenden Potenzpuukten p und P' liegt dann noch der Dnrchschnittsponkt
Q (Fig. 4 und 5, Taf. IV) der beiden äusseren Spiralen nnd das Stück , wel-
ches von den zwischen den Punkten P und Q liegenden Tfaeilen der beiden
äusseren Spiralen begrenzt ist, ist beiden Flächenräumen gemeinsdiaftlieh.
uigiüzea oy v_j vy v_/ 'i IV^
360 Ueber die geometr. Darstellung der Werthe einer Potenz etc.
Die 4ibrig bleibenden , einander ebenfalls gleichen Flüchenstfteke aber bil-
den zwei krammlinige Dreiecke, wekhe die Punkte Py Q und P' zu Ecken
und die drei Spiralen sca Seiten haben. Daher bat man auch folgenden
Satz : Von irgend drei auf einander folgenden logarithmSsehen Spiralen ans
der durch zwei Punkte hindurchgehenden Schaar schneiden »ich die beiden
äusseren zwischen je zwei auf ' einander folgenden gemeinschaftlichen
Durchschnittspunkten Pund P' in einem dritten Punkte jßf tind die beiden
krummlinigen Dreiecke, welche die Punkte Py Qy P' zu Ecken und^ie drei
Spiralen zu Seiten haben, sind an Flächeninhalt einander gleich. In Fig. 4
und 5, Taf. IV, sind die Spiralen für die Werthe 1,2,3 und 2,3,4 von X
aus Fig. 2 besonders gezeichnet, iind die zwischen zwei aufeinander fol-
genden Spiralen enthaltenen, einander gleichen Flächenräume durch ver-
schiedene Schraffirung unterschieden worden, wodurch die gemeinschaft*
liehen Stttcke und die übrig bleibenden krummlinigen Dreiecke deutlicher
hervortreten.
8.
Zum Schlüsse mögen noch einige Worte tiber die Construction der
Logarithmen der Potenzwerthe hinzugefügt werden. Versteht man unter
% (^»*) denselben Werth, welcher nach der Bezeichnung des Abschnitts 1
auch durch v . log^ u ausgedrückt ist , so erhält man aus 2)
log (wj,") =^xloga — y (« + 2«7t) -}- i [y log a -^ x (u -{- 2««)].
Bezeichnet man nun mit In und ijn die rechtwinkligen Coordinaten des
Punktes log {Un^) , setzt man also
%(«»•) = J„ + ii?„ , ^•
so ist
jjx I |« = a:%a — y(«H- 21171),
'«?«•-= y % fl + iT (cf + 2 wtt).
Eliminirt man daraus w, so erhält man für die Linie, auf welcher die Lo-
garithmen sämmtlicher Werthe der Potenz m* liegen, die Gleichung
a^i + y »J = (^ + y') % a 1
wenn | und i} die laufenden Coordinaten dieser Linie bedeuten. Diese
Gleichung schreibt sich auch, wenn mit b und ß der Radiusvector und der
Neigungswinkel des Exponenten v bezeichnet werden ,
I cos ß -^ fi sin ß ^=1 b log a\
und zeigt, dass die Punkte, welche die Logarithmen der Werthe der Po-
tenz ti* darstellen, auf einer Geraden liegen y welche senkrecht auf dem
Radiusvector des Exponenten v steht und denselben ia der Entfernung
b log a vom Anfangspunkte durchschneidet.
Die Werthe 11) sind dieselben , welche sich auch für log r^ und q>n er-
geben haben, wenn r^ und q>n die Polareoordinaten des Punktes u^* bedeu-
ten. Setzt .man nun
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Von Dr. H. Dürege. 361
w„* = F= r (cos q> + t sin g)),
80 dass r= ^0^ ist, so hat man stets
^=^logr und i? = g). ,
Baraus kann man den Scbluss ziehen, dass wenn der Pun)Lt ^ eine Cnrve
beschreibt, die in rechtwinkligen Coordinaten $ und ri durch die Gleichung
ausgedrückt ist, der Punkt Y in der besonderen isogonalen Verwandt-
schaft*), welche dureh die Gleichung
gegeben ist, eine Gurre durchläuft , deren Gleichung, in Polarcoordinaten
r und q> ausgedrückt, die folgende
f{logr,(p)=zO
iüt. In dem besonderen Falle, dass der Punkt iT eine Gerade durchläuft,
beschreibt der Punkt Y eine logarithmische Spirale. Jeder Geraden in Jl
entspricht also ein^ logarithmische Spirale in F; weil aber, wenn k eine
ganze Zahl bedeutet,
ist , so entspricht jeder logarithmischen Spirale in Y eine Schaar paralleler
Geraden in X^ deren Durchschnitte mit der Ordinatenachse den constanten
Abstand 27t von einander haben. Ebenso entspricht jeder durch die
Gleichung f {log r, 97) = 0 gegebenen Curve in Y eine Schaar von Curveii
in AT, die durch die Gleichung /*(|, 1} + 2/rs) = 0 bestimmt werden, worin
für k Null und alle ganzen Zahlen zu setzen sind.
*) Vgl. Seeheck. Ueber die graphische Darstellung imagioärer Funütionen.
Crelle's Jonrnal, Bd. 55.
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Kleinere' Mittheilungen.
XXXI. Zusammenliang unter den Ooefflcienten zweier gleichen Ket-
tenl^rüche von vetBchiedener Form. Von Dr. HBrLßRMANN, Director der
Prov.-Gewerbeäcfanle zu Koblenz. Wenn die Kettenbrüche
1 , und l:x
a: + a«
gleich sein sollen , so ist zunächst
1 i,x
l+/>2i.+ l
a? + «o 1 + Pl"«'
folglich
1) ao^Pi.
Zweitens ist
^0 Pi >
Gq — == ,
« + «1 , . Pt
1 +
ar + pa
oder
00 + Ol a; +/?, + />,'
folglich
Drittens ist
^1 Ps
1+ ''*
x + Pi
oder
g| a: + fli «, — &t _ {Pt +/?») a: + P»P4 + Jg2P> + PzPf.
und daraus folgt wieder ^ ,
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Kleinere Mittlieilangon. 363
3) ^t—Fi+Piy bl=PtP4'
Da diese Vergleiclmng fortgesetzt und aueli das Kästner^selie Induetions-
yerfahren in derselben Weise angewendet werden kann, so ist allgemein
4) fl«=/>2a + i^2ff+l> ^«-.1 =P2a-iP2a.
Zuletzt erhält man
5) «ii=P2ii +P2II + 1» ffn-l=^P2n—lp2n'
Die Torstehenden Gleichungen geben an, wie die Coef&cienten des
erstem Kettenbrncbes ans denen des zweiten gebildet werden; darch Um-
kehmng derselben erhUlt man den letztem ans dem erstem , und zwar
«0
P« = «1 — - , Pi = T- .
P» = «. ^^, Pe = ^;->
a,
a,-'-S
P2a-l = aa-i — " ^«-3
«a-^2
^0
^ ff*— 1 t
P2a = - Og-'Z .
öff-l Off-S
a«-2-
P2«= 0|.-2
an-2-;-
a.
bn-l .
öll-l — - —
ö»— 2 —
^
«I
0
TTTTT. iTeber die grtetteii PolygOBe^ die sich tber eine gegebene
Gerade einer Parabel einsdireiben laMen. Von Prof. Simon Spitzbb.
1. Aufgabe. Fig. 8, Taf. IV.) Es soll der Parabel über die S^te Aß das
Google
grösste Dreieck eingezeichnet worden
" ^ uigiiizea oy
364 Kleinere Mittheihingen,
Auflösnng. Halbirt maa JB in € und zieht durch C eine Gerade
CD parallel ant Achse dei* Parabel, so wird offenbar eine Tangente an D
parallel zn AB aein , der Funkt D ist also beztiglich der Geraden AB ein
höchster Punkt der Parabel, somit das. Dreieck ABD das grösste, was sich
über^^ in der Parabel construiren lässt.
2. Aufg. Fig. 7, Taf. IV. Es soll der Parabel über die Seite AB das
grösste Viereck eingezeichnet werden.
Aufl. Gesetzt, es sei AN MB daa grösste Viereck, welches sich der
Parabel einschreiben lässt. Zieht man die Diagonale BN^ so muss offenbar
BMN das grösste Dreieck sein, welches sich tiber BN der Parabel ein-
schreiben lässt, folglich muss nach dem Früheren die durch M znr Parabel-
achse gezogene Parallele die Sehne BN in m halbiren und folglich mnss,
der Aehnlichkeit der Dreiecke BmC und BND halber, BC^=CD sein. Ganz
ebenso lässt sich zeigen, dass CDs=:AD sein muss, folglich findet man das
grösste Viereck, das aich der Parabel über AB einzeichnen lässt, wenn man
AB in drei gleiche Theile theilt und durch die Theilpunkte parallele Ge-
rade znr Hauptachse zieht; da, wo diese Linien die Parabel schneiden, sind
zwei Eckpunkte des Vierecks.
Ebenso müsste man verfahren, wollte man über AB der Parabel das
grösste «Eck einzeichnen. Man theile nämlich AB in fi-^1 gleiche Theile,
ziehe durch die Theilpunkte parallele Gerade zur Achse der Parabel ; da,
Wo diese Linien die Parabel treffen, sind die gesuchten Eckpunkte des
grössten der Parabel eingezeichneten »Eckes.
Xiixtii. XTeber die gröisten Breiecke, die sich über eine gegebene
Gerade einer Ellipse oder Hyperbel einschreiben lassen. Von Prof. S.
Spitzer.. 1. Aufg. Fig. 8, Taf. IV. Es soll der Ellipse über die Seite AB
das grösste Dreieck eingezeichnet werden.
Aufl. Halbirt man AB in C und verbindet den Mittelpunkt der El-
lipse 0 mit C durch eine Gerade , welche die Ellipse in den zwei Punkten
M und N schneidet, so werden offenbar die Tangenten an M und N parallel
zu AB sein, folglich sind die Punkte M und N bezüglich der Geraden AB
die höchsten oder tiefsten Punkte der Ellipse, folglich die Dreiecke AMB
und ANB die grössten Dreiecke, die sich der Ellipse über AP einschreiben
lassen.
2. Aufg. Es soll der Hyperbel tiber die Seite ^^ das grösste Dreieck
eingezeichnet werden. (Figur ist leicht selbst zu entwerfen.)
Aufl. Halbirt man AB in C und verbindet den Mittelpunkt 0 der
Hyperbel mit C durch eine Gefade, welche die Hyperbel in den zwei
Punkten M und A' sdineidet, so werden offenbar die Tangenten an M mid
N parallel zu AB sein, folglich sind die Punkte M und N beaüglich der
Geraden AB die höchsten oder tiefsten Punkte der Hyperbel, folgUoh ist
uigiüzea oy x-j v^v^'i ln^
Kleinere Mittheilungen.
365
das Dreieck AT9B das grösste «nd das Dreieck AMB das kleinste Dreieck,
was sicli flber AB der Hyperbel einsckreiben läset. ^^ Würde die Sehne AB
beide Zweige dc^ Hjperbel schneiden, so fKnde man weder, ein grösstes
noch ein kleinstes Dreieck, was sich -der Hyperbel einschreiben liesse.
Gans analog lassen sich die Aufgaben lösen, wo es sieh nm Binschrei-
ben einer grössten Pyramide in eine Fläche zweiten Grades tiber eine ge-
gebene Grundfläche handelt.
ZXZIV. Die Beziehung swifchen den Halbmessen^ y^n yier «ieh
gegenseitig berührenden Xreiiany sowie Tcm fünf derartigen Kugeln.
Von C. VV. Baue. .
Vier Kreise.
1. Sind x«! und y^ die Coordtnaten eines Punktes Pm in einem ebenen
Systeme, so geben drei Punkte i^, , P,, P^ folgende identische Gleichung
zwischen ihren Coordinaten zu erkennen:
^n yi » 0 I*
= 0 a:,,y,, 0
oder nach der Vorschrift fttr die Multiplication zweier Determinanten mit
gleichviel Gliedern ( B a 1 1 z e r , Determinanten , $. G. 2) :
«"i* + ^1*1 ^i ^t + yi yt » Ä-, AT, + y, y,
1) 0 = a:,.r, + y,y,, x^^ + y^\ . oTjä-j + y,y,
*i ^f + yi y» » -T, .r, + yip^ , Ä,» + y.!
Ist das System ein rechtwinkliges und man bezeichnet den Abstand
des Punktes P« vom Ursprung 0 mit Om; den Abstand PmPm &ber mit a««,
so wird
aj — ;r^* + y«', a«* = ^n + y«*,
««y == (^-« — ^»y + ^« — y»)'
t
2)
und es folgt
3) 2 (a-« x„ + y,^ y^) — aj + «„« •
oder, wenn der hohle Winkel^7\„0P« mit (a„an) bezeichnet wird,
4) ÄT^ J^n + y«yii == «mfl» cos {a„ fl,).
In Folge der Gleichungen 2) und 4) geht die Identität 1) mit a,*««^«,*
durchdividirt in die Beziehung Über , welche zwischen den bohlen Winkeln
dreier von einem Punkt ausgehenden Geraden in einer Ebene stattfindet
und einen Ausdruck dafür darbietet, dasa der Rauminhalt des Tetraeders
0 Pt Pt Pt Null sein müsse. ( B a 1 1 z e r. S. 16. 2.)
In Folge der Gleichungen 2) und 3) dagegen giebt 1):
5) 0 =
2ö,«,
fl|" + «*• — «1 .*, ''f* + a.' — Cf\^;
2a,\
Dy '"
ogle
366
Kl^inete Mitthetlnjageit.
Diese Oleiobun^ zwischen den Abfitändea ^i , »i , a, eines Piinktea 0
von den Ecken eines durch seine Seken o«»« ««i, oit bestimmten Dreiecks
P^P^P^ bietet einen Ansgangspankt dar für die Auflösung der viel beban-
delten Aitftage, den Halbmesser eines Kreises zn bestimmen, der drei ge-
gebene Kreise berühren soll.
Nimmt man nämlich an , ein aus 0 mit r beschriebener Kreis berühre
die drei aus P| , P, , P^ mit r^^r^^ r, beschriebenen Kreise , fle wild , wenn
für die letzteren Halbmesser ihre absoluten Längen positiv oder negativ
eingeführt werden, je nachdem der betreffende Kreis den aus 0 beschrie-
benen von Aussen oder voYi Innen berührt-;
Setzt man diese Werthe in 5) ein und verwandelt die Determinante mit
neun in eine solche mit sechszehn Elementen, indem man den vorhandenen
Horizontalreihen links Nullön vorsetzt, eben die neue Hori«ontalreihe
-f 1, -2r(r + r,), _2r(r + ö, -2r(r + r3)
anfügt und diese zu den drei unteren addirt, so erhält man, wenn
gesetzt wird (Baltzer, $. 2. 6, $. 3. 4):
+ 1» — 2r(r + r,), —2r(r + r^),
+ 1, + 2r, (r + rO, + 2rr, + 2Ä:,,,
-fl, +2rr, + 2Är,,, + 2 r, (r + r.) ,
+ l, +2rr, + 2^,i, + 2rr, + 2^,,,
oder , wenn man abermals links Nullen vorsetst , oben die Horizontalreibe
+ 1, 0, +2r, +2r, +2r
anfügt und dieselbe mit beziehungsweise -fr, -^r, , — r,, — r^ mulliplicirt
zu den vier unteren addirt:
+ 1, 0, -f2r,
+ r, +1, — 2rr,,
Ö= — n, -f-1, +2r,«,
-r,, +i; +2A:,,,
.— ra, +1, +2A:ia,
Werden endlich, unbeschadet der Gleichheit, die *wei oberen Horiaontal-
reihen mit r, die drei letzten Vertikalreihen mit 2 durohdividirt und die
awei ersten links vertauscht , se ergiebt sich :
0, +1, +1,
0 =
+ 2rr, + 2Ar,a
+ 2rr, + 2Ar,3
+ 2r,
+ 2r
— 2rr,,
— 2rr,
+ 2A,„
+ 2*,,
+ W,
+ 2Är„
+ 2*,,,
+ 2r,«
6)
+ 1, +1
+ ;.
+ 1,
— r,,
—'Tt, —r.
+ 1,
—ri,-
+ r.',
T "I t » T *I s
+ 1,
— '•f.
+ *.,,
+ rt*, + *„
+ 1.
— f».
+ A^,,,
Jigiüzea oy <-j
vogle
Kleinere Mitthetluiigen. 367
Die EntwickeluDg der Detenninante liefert eine in Beziehung auf ~ qua-
dratische Gleichung, aus welcher r in den gegebenen Halbmessern auszu-
drücken wäre« Bemerkt man , dass ein gleichzeitig vor allen vier Halb-
messern ausgeführter Zeichenwechsel auf die Elemente in den drei letzten
Horizontal- und Vertikälreihen ohne Einfluss ist, also keine andere Wirk-
ung hat als eine Multiplication der zweiten Horizontal- und Vertikaireihe
mit — 1, d. h. die Gleichheit nicht stört, so wird man die Zweideutigkeit
der Auflösung dahin auszulegen haben, dass die eine Wurzel den positiven
Halbmesser desjenigen Kreises angebe , der von den gegebenen Kreisen so
berührt wird, wie es die Vorzeichen, mit denen ihre Halbmesser eingeführt
worden sind, erfordern ; die andere Wurzel aber den negativen Palbmesser
des anderen Kreises, der von allen drei gegebenen Kreisen anders berührt
wird, als der erstere. Die Erörterung der verschiedenen Fülle, welche in
Betreff der Vorzeichen der Halbmesser r, , r, , r, eintreten können , führt in
Verbindung mit der Beziehung zwischen dem Coefficienten des zweiten
Glieds einer quadratischen Gleichung und der Summe ihrer Wurzeln zu
dem von H. Wieg and*) mitgetheilten Satze des Engländers Mr. G. W.
Hearn:
Wenn drei Kreise in einer Ebene gegeben sind , so kann man im All-
gemeinen acht Kreise beschreiben, welche die drei gegebenen berühren.
Bezeichnet nun B^ den Radius eines Kreises, welcher von n der gegebenen
Kreise berührt wird, und £— die Summe der reciproken Werthe aller der-
artigen Kreise, so ist:
Ä, Ä, B^ /?,
2. Nimmt man aber den besonderen Fall an, dass sich die drei ge-
gebenen Kreise selbst änsserlich berühren, so vereinigen sich sechs von
diesen acht Kreisen in drei Paaren mit den drei gegebenen Kreisen und es
treten nur zwei neue auf, unter welchen der eine von allen drei gegebenen
von Aussen , der andere aber von Innen berührt wird. Der Halbmesser
des einen wird positiv, der des anderen negativ für r eingeführt werden
müssen , wenn unsere Gleichung 0) befriedigt werden soll, in dieser geht
aber die Veränderung vor sich, dass
2A:«„ = r^* + r««_a««« = r«« + r«« — (r« + r„)«=~2r„r^,
wird. Man hat also , wenn die drei letzten Horizotal- und Vertikälreihen
beziehungsweise mit r^^ r^^ r^ durchdividirt werden :
*) Die schwierigeren Aufgaben au» des Herrn Prof. Jacobi Anhängen zn van
8 winden* 8 Geometrie mit Ergänzungen englischer Mathematiker etc. von Dr. Ai
Wiegand. Halle, Schwetschke u. S. , 1840. 8. 154. uigmzea oy v_jww-^lC
368
Kleinere Mittheilttngen.
0 =
0,
H-;.
+ i. +^, +i
+ 7» +1.
+ -, -1.
+ 7.'-»'
— 1,
+ 1,
— 1,
+ -. —1, — 1,
-1, -1
— 1, ~^i
+ 1, -1
-X, +1
oder, wenn die Determinante ansgeftthrl nnd die Gleichung tnit 4 dnrch-
dividirt wird:
r* r, r, r, \rr, r,r, rr, r,r, rr, r,r,/
oder in abgekürzter Schreibart:
1
Dieses ist also die Beziehung« welche Bwischen den Halbmessern von
Tier sich gegenseitig berührenden Kreisen in der Art stattfindet, dass ftir
jeden Halbmesser seine. Länge positiv oder negativ einzuführen ist, je
nachdem den betreffenden Kreis die drei anderen alle von Aussen oder alle
von Innen berühren.
3. Da es für graphische Zwecke von Vortheil sein kann, in einen
gegebenen Kreis mit dem Halbmesser r drei andere sieh gegenseitig be-
rührende Kreise zu beschreiben , deren Halbmesser zu r in rationalen Ver-
hältnissen stehen, so mögen hier die Formeln entwickelt werden, welche
das Mittel zu diesem Zweck darbieten.
Durch Auflösung der Gieiohung 4) nach — erhSh ma&, nachdem r
negativ genommen worden ist:
8)
Der Bedingung wird daher genügt sein, wenn — unter u eine beliebige
rationale Zahl verstanden — *
l 1 1 «•
rn
rr^
Nimmt man daher beliebig das rationale VerhJlltniss :
Ö)
- = «,
so gibt die vorhergehende Gleichung mit r^r durchmultiplicirt :
TB
r.t-
:rur.
— also :
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Kleinere Mittheiltingeti. 369
10) '•i = '"TX^' r^=':r.
vermöge 8) also :
1 + » ' •" • • 1 + «'
oder
r ' e — - tt*
Die Gleichnngen 9), 10) und U) enthalten also die Auflösung der Aufgabe.
Nimmt man insbesondere 6=1, so wird
_ 1 — U« 1— II» l+u
Beide Werthe von r, dagegen werden einander gleich, wenn u = 0, in
Folge dessen, den Gleichungen 8) und 10) gem2(ss, Qieh herausstellt:
,11,11
Tg r, r, r
Auf den letztem Fall bezieht sich eine Schul- Aufgabe aus Sohne ke*s
Sammlung zur Differentialrechnung, wo in S. 11 unter No. 68 verlangt ist,
der Durchmesser 2r eines geigebenen Halbkreises solle in zwei solche
Theile getheilt werdein, da^s, wenn man über jedem Theile wieder einen
Halbkreis, sodann aber einen diese beiden von aussen und den gegebenen
von Innen berührenden Yollkreis beschreibt, der Flächeninhalt, welchen
diese drei neuen Figuren an der gegebenen übrig lassen, ein Maximum
werde« Eine etwas aufmerksame Behandlung zeigt, dass die im Buche
angegebene Auflösung, der Halbmesser jedes der beiden neuen Halbkreise
soll ^r, der des VoUkreises aber ^r werden, ein Minimum und nicht ein
Maximum des übrig bleibenden Flächeninhalts bestimmt; durch Auflösung
einer Gleichung des dritten Grades dagegen stösst man auf ein ziemlich
unerwartetes Maximum, welches dann eintritt, wenn die Halbmesser der
neuen Halbkreise die Werthe 0,64463. . .r und 0,35537. . .r erhalten.
•
Fünf Kugeln.
4. Sind otm, pm ^m die Coordinaten eines Punktes P«, in einem räum-
lichen Systeme, so geben vier Punkte Pi, Pfy P«, P« folgende Identität
swischen ihren Coordinaten zu erkennen:
a^f , yii «II 9
a:i,yi, *tiO
a^8,ys» ^8»0
«4» y*, «4, 9
oder durch Ausführung der Multiplication: ^.^ .^^^ by GoOqIc
' Zeit»chriri f. MalhaiuAtik n. Physik. V. 25 ^
3 70 Kleinere Mittheilungen .
12) 0 =
^i*+yi*+2i*, Är,ip,+y,y,+Zir„ ir,a:a+y,yg+z,r3, Xi^^+y^y^+z^z^
^1^4+yiy4+^1^4l ^2^4+yrfr4 + ^l«i, ^83:4+^,^4+^8^4, X^-k-y^+Z^
Wird wieder der Abstand des Punktes P« ▼om Ursprange 0 mit 0«,, der-
jenige der Punkte Pm und P^ aber mit 0«» bezeichnet, so ist im Falle eines
rechtwinkligen Systems:
13) a^^ = xj + yj + zj, ««• = o:«» + y„* + 1«*,
Omn = (ar«, — XnY + (y« — i^«)* + (2:« — «„)»,
somit
1 4) 2 (a-«ir^ + y«y„ + 2«z„) = o«* + a«* — a«„',
oder, wenn wieder {a^a^ der hohle Winkel PmOPn ist:
15) ix:^Xn + ymVn + ^m«« = «««i. C05 (a«a„).
Vermöge der Gleichungen 13) und 15) liefert 12) die Beziehung zwischen
den Cosinus der sechs hohlen Winkel , welche vier von einem Punkte aus-
gehende Geraden im Räume mit einander bilden , oder — wenn man sich
zu jedem Abstände O/^i eine !E^bene senkrecht gelegt denkt — die Bezieh-
ung zwischen den Cosinus der Neigungswinkel eines Tetraeders, wie solche
CarnotS. 407if. der Geometrie de position aufgestellt hat.
Dagegen liefern die Ausdrücke 13) in Verbindung mit 14) in 12) ein-
gesetzt, die Beziehung zwischen den vier Abständen eines Punktes 0 von
den Ecken eines durch seine sechs Kanten gegebenen Tetraeders, und eine
solche ist es, von welcher man bei Auflösung der folgenden Aufgabe aus-
zugehen hat:
Den Halbmesser einer Kugel zu bestimmen, welche
vier gegebene Kugeln berührt.
Carnot stellt diese Aufgabe auf 8.416 der Geom. de pos. auf und zeigt,
wie die obige Beziehung zwischen den Cosinus jener sechs hohlen Winkel
in eine solche zwischen den viei^ Halbmessern und den sechs Centralen der
gegebenen Kugeln nebst dem gesuchten Halbmpsser R umgesetzt werden
kann , fügt aber bei : „ ü viendra une Squaiion, oü ü fCy aura plus que R d'in-
cormue, ei quiy ä ce que je presume, ne sera que du second degre» Mais le ealcul
. etant fort long, quoique sans aucune difficulle, je me contmie de findiquer/^
Es erfordert aber weder lange noch schwierige Rechnungen, diese
quadratische Gleichung vermittelst einer Determinante darzustellen. Nimmt
man nämlich an , eine aus 0 mit dem Halbmesser r beschriebene Kugel
werde von den vier aus P^j P^^ P^^ P^ mit r^^r^^r^^ r^ beschriebenen Ku-
geln berührt , so hat man unter Beibehaltung der oben über die Vorzeichen
der Kreishalbmesser gegebenen Vorschriften: ^ mmn
^ ^ u\g\i\zea oy '<JVJvJWl\^
Kleinere Mittheilnngen.
a7i
Setzt man nan wieder
^ = r + r„
n+ rn^—Omn-
•^K
80 erhält man ganz auf demBelben Wege, wie oben 6) ans 5) abgeleitet wor-
den ist,
13)0 =
0,
+ 1,
+i.
+ 1, +1, +1, +1
+ 1, — n, —rt, —i
— '-4,
+ ^141
+ *.„
+ *.„
— ^
+ *.4
+ »•4*
Diese Darstellung der in Beziehung auf — quadratischen Gleichung ge^
währt wenigstens einen genügenden Einblick in den Bau , den die rechte
Seite durch Entwickelung der Determinante annehmen würde, um die Mit-
tel zum Beweis der folgenden Sätze , welche an die Stelle des oben ange-
führten Satzes von He am treten, darzubieten:
Sind vier Kugeln im Baume gegeben , so sind im Allgemeinen sechs*
zehn andere möglich, welche von denselben theils innerlich, theils äusser-
lich berührt werden. Es seien Rm ui^d i^«,' die Halbmesser zweier solchen
unter den sechszehn Kugeln, deren eine von m unter den gegebenen äusser-
lich, die andere aber von allen vier anders berührt wird als die erstem,
femer Sn und Sn die Halbmesser zweier solchen, deren eine ausser von
einer bestimmten unter den vieren noch von n unter den drei andern äusser-
lich, die andere aber von allen vier anders berührt wird als die erstere, so
finden folgende Besiehungen statt:
2 2 „1 ^1
1 1 _ 1
/»2 Mf R^ R^ •
Sämmtliche Glieder der zweiten Gleichung beziehen sich auf einerlei be- ,
stimmte Kugeln, es giebt also vier derartige Gleichungen; zusammen lie-
fern diese wieder die erste der drei obigen.
5. Gehen wir aber wieder au der besonderen Yoraussetsifng Über,
dass sich die vier gegebenen Kugeln selbst gegenseitig äusserlieh berühren,
80 giebt die Anwendung des oben mit Gleichung 6) vorgenommenen Ver-
fahrens auf Gleichung 13) : ^ g,^^^^. ^^ GoOgtc
372
Kleinere Mittbeilungon.
0,
+ ;,
-h
^i-
+ 7^,
-7.
+}.
+ 1,
— 1,
-1,
— 1,
— 1
0 =
-7,
— 1,
+ 1,
— 1,
— 1,
— 1
-^ 1>
— 1,
+ 1.
— 1>
— 1
»
-7,
— 1,
— 1,
— 1,
+ 1,
— 1
+ T,
l,
— 1,
+ 1,
— 1,
+ 1
oder dnrcl) Entwickelang der Determinante in abgekürzter Schreibart, nach
"welcher das Summenzeichen auf alle ftinf Halbmesser gleichmässig bezo-
gen wird:
14) -> -I
-r
rr.
Wollen wir diese Formel, um sie zu prüfen, auf die Bestimmung des Halb-
messers r einer Kugel anwenden, welche von vier gleichen, sich gegen-
seitig äusserlicb berührenden Kugeln berührt werden soll , so geht aus der
Aunahme
die Gleichung
hervor, welche die Wurzeln
r = r, (~l + ^|)
liefert. Die eine positiye giebt unmittelbar den Halbmesser der von allen
vier gegebenen Kugeln äusserlich , die andere negative mit gewechseltem
Vorzeichen denjenigen der von allen vier innerlich berührten Kugel an.
Die Nachweisung der Richtigkeit dieser Auadrücke aus geometrischen Be-
trachtungen unterliegt keinem Anstand.
Handelt es sich darum, in eine gegebene Kugel vom Halbmesser r
vier andere sich gegenseitig äusserlich berührende Kugeln zu beschreiben«
so giebt die Bestimmung von r^ aus den als gegeben angenommenen Halb-
messern — r, + r, , + r, , -^ r, nach Gleichung 14) , wenn nachfolgend das
• Summenzeichen nur auf die drei letzteren Halbmesser bezogen wird :
15) l=4(zi_i) + >|/(-^_z-L-l^i + 2^-L).
Di« WureelgrÖJBse verschwindet vermöge Gleichung 7) , wenn drei in einer
E bene mit dien Halbmessern r| ^ r, , r^ beschriebene, sich gegenseitig äusser-
lich berührende Kreise einen mit r beschriebenen innerlich berüliren , d. h*
beide Werthe von r« werden einander gleich , wenn die, Mittelx^inkte der
uigiüzea oy x^j vyv./'i lv-
Kleinere Mittheilungeti« 373
drei als gegeben angenommenen einbeschriebenen Kugeln io der Ebene
eines Qrosskreises der «mscbriebenen liegen, Dass in diesem Falle in der
That zwei gleiche, symmetrisch gegen die Ebene des Grosskreises liegende
Kugeln der an die vierte innere Kugel gestallten Bedingung gleichmässig
genügen , folgt unmittelbar aus der Natur der Aufgabe, nicht so aber, dass
der Halbmesser dieser vierten Kugel durch die einfache Beziehung
angegeben wird. '*
6. Die andere Aufgabe, r, , r,, r^, r^ In rationale Verhältnisse zu r
zu bringen, habe ich folgendermaassen aufzulösen versucht.
Setzt man
16) ?iy(_-L_^i,-*^;i + '2i;-L) = lü,
^ 2 r \ r* Ti* r r^ r, rj 2 r, '
so erhält man, nachdem qnadrirt und mit r^ durehmultipHcirt ist, durch
Auflösung nach -^, wenn
17) ' 5 = t, und J = j.
gesetzt wird:
18) 7 = - (1 + H+h) ± ?^4(f.+ e. + ..r,)-3«»;
niztimi mau daher
4 (f, + fg + €t«j).— 3i** = p«,
60 bestimmt sich ans dem beliebig gewählten rationalen Verhältniss t, eben^
falls rational:
^^^ '• 4(1 +0 '
Dadurch geht 18) , wenn wegen des nnr positiv verlangteo Werthes von f^
nur d«s obere Zeichen berflcksichtigt wird , Über in : '
9n^ . '-._'»», — 3»*— (2 + 2t, — r)»
^ r~ 4(1 +t.)
Dieser Ansdrnck giebt aber in Verbindung mit 15) und 16):
«n r,_3 (1 + f, + uf + (1 + t, - p)' — 4t.
^ rr 4(i + o:
Die Gleichungen 17), 19), 20) und. 21) enthalten jetzt die vollstitndige Auf-
lösung der Aufgabe.
Wi^d insbesondere r3==:r,=r| oder «,=?«,=*, verlangt, so sind ver-
möge 19) die rationalen Zahlen u und t^ i^ zu wählen, dass
Derartige Werthe lassen sich aber in einer beUebigen rationalen Zahl
/^ folgendermaassen augeben : r\fs\o
• uigiiizea Dy^^«:li w\l/ V Iv^
374 Kleinere Mittteilungen.
l + 3w*' 1 + 8«^
nnd führen vermöge 20) und 21) zu folgender doppelten Auflösung i
M\ « (8«> — 1) (1— ly) j r 1 — w - 8» — 1
22) r, = 3r . ^^ ^ / "^ ^ ^ und r^ = -- . oder r^ = r . — - — .
DuTck unmittelbare Behandlung diefles speciellen Falles habe ich, Ton
'Gleichung 15) mit rg=:r,=r| ausgehend, folgende Ausdrücke in einer be-
liebigen rationalen Zahl ^^8 erhalten:
t — Z i—i i — z
r4=6r.3-T-r und r^=^-- — oder r4 = r.----— -.
* /*+8 • * 2r • < + 8
Beide Auflösungen sind identisch , denn in die letzteren Ausdrücke gehen
diejenigen unter 22) über für
t — l
tV=s: ; .
t + ^
N.S. Nachdem vorstehende Arbeit schon geschrieben und auch ab-
gesendet war, wurde ich durch eine Veröffentlichung auf Seite 438 dea
XYIII. Bandes der Nouvelles Annales auf ein Memoire aufmerksam, das in
Ko. 80 und 81 des XVII. Bandes des Bulletin de la classe phy^co-maihema-
Uque de VAcademie imperiale des scietices de SL Pelersbourg unter folgendem
Titel erschienen ist : Des relations qui existent entre les rayons des Jmit cerclet
iangents ä trois autres et entre les rayons des setze spheres tangenies ä quatre
autres; par M, /. Mention Qu le 26 ]Sov. 1858).
Wie schon aus diesem Titel ersichtlich, hat die Abhandlung mit dem
Hauptgegenstsnd meiner Mittheilung, nämlich den vier sich gegenseitig
berührenden Kreisen und den vier derartigen Kugeln sieh nicht befasst,
dagegen ist der allgemeinere Fall, den ich nur vorübergehend berührt habe,
durch ausgeführtere Behandlung der Gleichungen , die ich in unentwickel-
ter Gestalt gelassen habe, erschöpfender betrachtet worden. Ich glaube
eine Pflicht gegen die Leser, di^ sich weiter für den Stoff interessiren, zu
erfüllen , indem ich sie auf die obige Abhandlung aufmerksam mache.
XXXV. Notiz über die photographirten Liohtspeotren des Hem
Dr. Julius Müller in Freibnrg. Der genannte Herr hat bekanntlich vor
zwei Jahren das mit Hülfe eines Glasspectrums erhaltene Sonnenspectrum
photographirt , um ^uch den chemisch wirksamen ultravioletten Theil des
Sonnenspectrums darzustellen. Da die Absorption des Glases gegen die
äussersten Strahlen um Vieles stärker ist, als die des Bergkrystalles , so
wendete Müller bei erneuten Versuchen eine Bergkrystalllinse und ein
Bergkrystallprisma an , um den ultravioletten Thei^ des Spectrums in grös-
serer Ausdehnung als bei den früheren Versuchen zu erhalten. Bei An-
wendung von nur einem Quarzprisma würden durch Doppelbrechung zwei
, uigiüzea Dy x-j vy v^'Ti LN^
Kleinere Mittheilungen. 375
theilweise sich deekende ßpeetren entstehen, deshalb schob Möller zwi-
schen Spalte und Quarsprisma das Yon ihm (Ponillet, 5. Aufl., 1. Bd. 671,
Flg. 747) angegebene achromatisirte Quärzpricrma ein, welches nur zwei
gänzlich von einander getrennte» senkrecht gegen einander polarisirte
Strahlen hindnrchlässt. Der eine derselben wird znr Abbildung des Spec-
troms benutzt, indem' die Kante des Beigkrystallprismas die geeignete Lage
znr Polarisationsebene des einfallenden Strahles erhält. Müller gelang*
es anf diese Weise, die über die letzte sichtbare Grnppe von H hinaus
liegenden Linien X, M^ N, 0, P, Qy R, S (nach Stokes und Esselbach)
darzustellen. Für diejenigen Herren Physiker^ welche «ich dergleichen
photographische Abbildungen des Sonnenspectrums käuflich zu verschaffen
wünschen , entnehmen wir ans Poggendorfs Annalen die Notiz , dass ver-
schiedene photographirte Spectren direct durch Herrn Hofphotographea
Theodor Hase oder durch die Buchhandlung von Diernfellner zu
Freiburg im Brei^gau oder endlich durch Herrn Job. VaL Albert Sohn
in Frankfurt a. M» zu beziehen sind , und zwar :
1 . Die Tafel mit 5 Glasspectren zu 1 Thlr. 10 Sgr. Das Spectrum ist
hier in derselben Weise erhalten, wie es Müller in seinem Lehrbnche der
Physik (4. Aufl. LBd. S.436) beschrieben hat; an die Stelle des Papier*
Schirmes war aber die mit photographischem CoUodium überzogene Glas-
platte gesetzt worden. Das Spectrum ist fünfmal, bei 1^ 2, 4, 10 und 1^ Se^
eunden Lichtwirkung abgebildet worden. Bei l" Lichtwirkung hatte sich
nur 4er Theil zwischen ß und G mit allen zwischenliegenden dunkeln Li-
nien abgebildet, übrigens hatten alle Strahlen von den hellblauen zwischen
G und F an bis zu den rothen Strahlen nicht mit gewirkt. Bei 2" Licht-
wirkung wurden noch die von Stokes*) mit l bezeichneten Linien oioht-
bar, welche indess bei 4^' Lichtwirkung am schönsten ausfielen. Die Gruppe
m trat am deutlichsten bei 10" Lichtwirkung hervor,
2. Die Tafel I. der Quarzspeclra zu 1 Thlr. Diese enthält zwei bei
l'^ und 2'' Lichtwirkung erbaltene Spectra* Die Partie zwischen G und L
ist hier weniger rein und scharf, als bei dem einen Glasspectrum. Die
Steeifen M, N sind bei l" Lichtwirkung, die Streifen M, N, 0 bei 2" Lieht
Wirkung sehr schön sichtbar.
3. Die Tafel IL der Quarzspectra, enthaltend fünf Abbildungen , bei
1,2,4,8 und 16 Secunden Lichtwirkung erhalten. Etwas weniger scharf
und kleiner als Tafel L, jedoch hinlänglich deutlich, um die Positionen der
dunkeln Linien zu bestimmen. Das erste Spectrum geht über 0 hinaus, das
zweite bis jß, das dritte über Q hinaus, das vierte und fünfte über R hinaus.
4. Die Tafel IH. der Quarzspectra, fünf Spectra enthaltend zu 1 Thlr.
*) Stokes giebt eine Abbildung des ultravioletten Theiles, zum Theil mit An-
wendung flurrescirkor Körper erhalten und übereinstimmend mit den damals von
Kingley verfertigten photographischen Speetren in Pogg. Ann. Ergäüzungsbd. lY.^
Tai. 1. rig* 1« ' uigiüzea Dy v_j vy vy'i Iv^
376 Kleinere Mittheilangen.
Die zwei letzten Spectren dieser Tafel enthalten^ eine besondere £igen-
thümlicbkeit , eine nebelartigo Erweiternng des Bpeetnims zwisehen F und
Gy welehe dadurcb hervortritt, dass man eine bromhaltige OoUodivm-
schiebt dem Lichte des Spectrams 45 bis 60 Secunden lang aussetzt.
An merk. Eine recht nette Abbildung des ganzen Spectrnms be-
findet sich in Karstens allgemeiner Encyklopädie der Physik. 7. Lieferang.
•Taf. IV. Fig. 1. Dr. Kahd.
XZXTL Veber die Vramhote'flolieii Linien (Pogg. Ann. Bd. 109.
B. 148 nach den Monatsber. der Berl. Akad. Oetbr. 1850) von Ck KiroUioC
Das Licht, welches ron den Himmelskörpern ausgestrahlt wird, giebtnns
Kunde von ihrer gegenseitigen Stellung zu einander; die Üntersnchttng
desselben zeigt, ob die Lichtquelle in dem ausstrahlenden Körper selbst
liegt oder ob selbiger nur fremdes Licht wiedergfebt; man kann indess auch
(nach dem oben citirten Aufsatze) durch die Analyse des Lichtes der Sonne
und der helleren Fixsterne Aufschlüsse über die Bestandtheile dieser selbst-
leuchteüden Körper erhalten. Bei einer noch nicht reröffentliehten Arbeit
über das Spectrum der bunten fiaramen haben Kirch ho ff und Bunsen
folgende Entdeckung gemacht: Treten im Spectrum einer Flamme helle
Linien auf, wie z. B. im Spectrum der durch Kochsalz oder Chlorlithiani
gef&rbten Spiritusflamme , und man lässt durch die Flamme Licht hmdnrch
geben, Welches die eben genannten hellen Linien auch hat (z. B. Ralk-
licht), so sieht man nun im Spectrum an der Stelle der hellen Linien scharfe
dunkle Linien entstehen , es scheint hiemach, als ob Strahlen von der Farbe
der hellen Linien am Meisten durch die Flamme geschwücht würden. Das
Sonnenspectrum nun zeigt dunkle Linien, wo nach Brewster im Spectrum
der Salpeterflamme und nach Ktrohhoff und Bunsen im Spectrum der
Natronflamme helle Linien sind; hieraus schliessen die letzteren auf die
Anwesenheit von Kali und Natron in der als Flamme wirkenden Photo^
sphXre der Sonne. Die hoffentlich bald erfolgenden Mittheilungen von
Kirchhoff und Bunsen werden uns Veranlassung geben, weitere Be-
richte Über den interessanten Gegenstand zu geben. Dr. Kahl.
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XIV.
Bas Problem des Pappiu und die OeeetBe der Doppelsobnitts-
yerhftltnisse bei Cnrven höherer Ordnungen und Classen.
Von Dr. Wilh. Fiedleb,
Lehrer der darstellenden Geometrie «n der Qewerbsehole in Chemnits.
Weon die Oleichungen von Yiet geraden Limen dur^h
a = 0, ai=0, ß^Oy ft=0
dargestellt werden und C eine Conetante beeeiebnet, so läsat sich die
Gleichung eines Kegelschnittes , welcher dem von diesen vier geraden Li-
nien, in der angegehimeQ Ordnung genommen, gebildeten Vierecke nm-
schrieben ist, durch
er . p := C , ttf • ßi
ausdrücken. Denn diese Oleichung repräsentirt einen Kegelschnitt und
derselbe muss durch die Punkte gehen, wo die geraden Linien a= 0^/3 =bO
von den beiden andern geraden Linien ff| s=r= 0, ^i = 0 geschnitten werden«
Indem man der Constanten C nach einander alle möglichen reellen
Werihe beilegt, erhält man die Gleichungen aller der Kegelschnitte, welche
diesem Viereck umschrieben werden können.
Dieselbe Gleichung spricht bei zweckmässiger Interpretation zugleich
die allgemeine Eigenschaft der Punkte jedes solchen Kegelschnittes aus,
die im 7. Buche der mathematischen Sammlungen des Pappus schon ge-
geben und von Newton in seinen Principiis math. philos. nat, neu bewiesen
and erfolgreich angewendet worden ist: In jedem einem Viereck um-
aclxriebenen Kegelschnitt besteht zwischen dem Product der
Entfernungen eines Punktes desselben von zwei Gegensei-
ten des Vierecks. und. dem Product seiner Entfernungen von
den zwei andern Gegenseiten ein constantes Verhältniss.
Dann führt eine leichte Erweiterung auch zu der allgemeinen Auf-
lösung des berühmten alten Problems ad ires aut plures lineas, welches for-
dert, den geometrischen Ort eines Punktes in Bezug auf eine Eeihe von
geraden Linien so zu bestimmen, das» das Product seiner Entfernungen
von einer Anzahl derselben zu dem Product seiner Entfernungen
Zeltaehrift f. Mathematik a, Physik. V. 26
le
378 Pappua' Problem ti. die Gesetze der DoppelschnittsverbältnisBe etc.
von allen übrigen in einem constanten Verhältnisse stehe, nnd von welchem
Problem der Satz des Pappus das enthält, was die Geometrie der Alten
zu seiner Auflösung gethan hat.
Man findet diesen Satz in der obigen Gleichung ausgedruckt, sobald
man die in ihr durch Symbole vertretenen Gleichungen der vier geraden
Linien in der Form
X cos « + ysina — n = 0
voraussetzt , wo a den von der geraden Linie mit der positiven Seite der
Achse der (v eingeschlossenen Winkel und n den senkrechten Abstand des
Coordinatenanfangspunktes von ihr unter Annahme reehtwinkliger Coordl-
naten bedeutet«
In dieser Form besitzt die Gleichung den Vorzug, die Länge der Nor-
male von einem beliebigen Punkte {x^ , y,) auf die durch sie dargestellte ge-
rade Linie anzugeben , denn diese letztere ist
a:, cos « -h yi sin a — n.
Man kann dies leicht direct beweisen ; es folgt aber auch aus der Regel zur
Bestimmung dieses Abstandes für die durch
Ax + By + C = 0
dargestellte gerade Linie, welche die Formel ausdrückt
Hiemach drückt offenbar die Gleichung
a • ß ^= C • &! . pi
den Satz des Pappus aus, sobald man die Symbole a=0, j8=-=0, o, ==0,
ßi = 0 als Abk.ürzungen für die Gleichungen der vier geraden Linien in
dieser Form betrachtet, nämlich
a für xcosa +ysincc — «, ß fiir x cos ß + y sin ß — n\
Ol für X cos «1 + y sin er, — /i, , |J, für x cos ßi + y sin (J, — n/.
Alles diess gilt auch unter der Voraussetzung, dass man sich zur ana-
lytischen Entwickelung des Systems dreiseitiger Punktcoordinaten be-
dient, bei welchem ein Punkt durch seine drei Abstände von drei festen
Fundamentallinien bestimmt und eine gerade Linie durch eine homogene
Gleichung ersten Grades zwischen diesen drei Veränderlichen ausgedrückt
wird. Und damit erlangt man den wesentlichen Vortheil , dass dieselben
Relationen auch nach dem System der drei^unktigen Liniencoördinaten
interpretirt werden können , bei welchem eine gerade Linie durch ihre drei
Abstände von drei festen Fundamentalpunkten bestimmt und ein Punkt
durch eine homogene Gleichung zwischen diesen Veränderlichen dargestellt
wird*). Dann liefert dieselbe Gleichung noch den Satz: Wenn ein
*) Ich darf wohl für diese beiden Coordinatensysteme und ihre gegenseitigen
Beziehungen auf meine Abhandlung: „Die Theorie der Pole und Polaren bei Curven
höherer Ordnung** in dieser Zeitschrift, 2. Hft. 1859, 8. M''i? u^^dXV^h^^erwoiscn,
Von Dr. Wilh, Fiedler* 37©
Kegelschnitt einem Viereck eingeschrieben ist, so besteht
zwischen demProduct ans den senkrechten Abständen einer
beliebigen Tangente desselben von zweien seiner Gegen*
ecken nnd dem Prodnct der Abstände derselben Tangente
von den zwei andern Gegenecken ein constantes Verhältniss.
Lädst( man in jener Symbolgleichnng die beiden geraden Linien Oi und
/3i zusammenfallen, so dass
80 wird die dadurch repräsentirte Curve zweiter Ordnung von den Linien
a s= 0 und |3 n=: 0 in je zwei zusammenfallenden Punkten geschnitten, näm-
lich in den Punkten, wo die Linie «, =a 0 ihr begegnet; a^sO und /3=3 0
sind Tangenten der Corve und «1=0 ist ihre Berührangssehne.
Für jeden Punkt eines Kegelschnittes ist das Product
der Entfernungen von zwei festen Tangenten desselben zu
dem Quadrat seiner Entfernung von ihrer Berührungssehne
in constanteiii Verhältniss.
Für jede Tangente eines Kegelschnittes ist das Product
der Entfernungen von zwei festen Punkten desselben zu dem
Quadrat ihrer Entfernung von dem Durchschnitt der in jenen
Punkten an die Curve gezogenen Tangenten in constantem
Verhältniss.
Da sich die Gleichung einer unendlich entfernten geraden Linie auf
eine Constante reducirt, so wird die letzte Sjmbolgleichung unter der Vor-
aussetzung, dass die Berührungssehne ort in unen41ieher Feme sei,
die Asymptotengleichung der Kegelschnitte, und drückt den Satz
auä: Für jeden Punkt eines Kegelschnitts ist das Product sei-
ner Abstände von den Asymptoten der Curve constant.
Alle diese Sjmbolgleichnngen enthalten fünf oder mehr Constanten
nnd drücken daher allgemeine Eigenschaften aller Kegelschnitte aus; auch
die aus ihnen ohne weitere speciellere Voraussetzungen gezogenen Folge-
rungen gelten allgemein. Ich gehe unter diesen nur auf die Eigen-
schaften von fünf Punkten und fünf Tangenten eines Kegel-
achnittes hinsichtlich der Doppelschnittsverhältnisse ein.
Sind a/, a^\ a/', a^' die Ecken des eingeschriebenen Vierecks, A| und
A, die Abstände eines beliebigen Punktes p auf dem Kegelschnitte vpn den
Gegenseiten ai'a/', a^'a^' respective, B^ und 11,^ die Abstände desselben
Punktes von dem andern Paare der Gegenseiten, so sagt der Satz des
Pappus, dads
— — -— =s consU :
indem man die Abstände Aj , /r, . . . als Höhen der entsprechenden Dreieckev
von der Spitze p und über den Seiten des Vierecks ausdrückt,^ °y^^^ö^^
26*
380 Pappas' Problem u« die Geeetsse der Doppeldchnittsyerhältniese etc.
Äj = ; — 77 U, 8, W. ,
evhält man
pa^ 'Pdi • Sin «1 pa^ . päf ^päf • sw OtJMi, a|. % . Oi a^
r* r, — : r, ;:; — ; — : 7 ? . / // 7—77= ConsL ,
pa^ .pa^ .stnüi pa^ . pa^ . pa^ . itn a^ pa^ a^Ox .OiO^
oder
stn fli pa^ stn o, pOi
: consL
stn a, pat ^tn o, pa^
Beseichne man ebenso durch a/, a,", Ot", Ot' die Seiten des umsckrie*
benen Yierseits , durch p eine fünfte Tangente des Kegelschnittes'nnd mit
denselben Buchstaben a/, ai";.. die Durcfaschnittspunkte dieser Tangeate
mit jenen Seiten, endlich mit A|, ^ die Entfernungen dieser Tangente von
ddrn Gegenecken (a/, a/') und (^t^ O) mitü^o ^t die Entfernungen der-
selben Tangente von den Gegenecken {a^\ a/') und (a/, «,') des Viereeksy
drücke man endlich die Entfernungen A|, A,«*. als Höhen der entspre-
chenden Dreiecke aus , welche von den paarweise genommenen Seiten dea
umschriebenen Vierecks mit der fünften Tangente gebildet werden, nämlich
a:ar.sifi{a,\p).sin(ar,p) ^.
^'~ sin{aC,a;') u. s. w, ;,
so geht aus
hervor
g/g/'. sin (at\p) . sin (fl/',p) . g/g/'. sin{a^\p) . sin(a^'\p) 8in{ai\ a^'). sin{a^^ <r/)
g/g,'. «in (g|',p) . Wn (fltP) . «i"flt''* ^''^ (^1 "»P) •^''* (^a">P) ' «»(g/,ö,"). ^'yi(a, »««")
= consLj
oder
gjg, fl^g,
g,g, g, gj
Man kann diese Sätze auch ohne weiteren Beweis aus dem
Princip des anharmonischen Entsprechens schliessen, von welchem, als
von einem sehr ausgedehnter Anwendungen fähigen allgemeinen Gesetze,
ich in dieser Zeitschrift demnächst handeln werde. Gewiss können sie
nur durch die Form, in der sie hier vorgetragen wurden, und durch die
Beziehung des Folgenden auf diese Darlegung an dieser Stelle berechtigt
sein ; ich verdanke die Anregung zu dieser Darstellungs weise der Kennt-
niss dSr Werke des Rev. George Salmon.
*) Aus den Seiten g, 6, c und den Gegenwinkeln a, /}, y ergiebt sich die ra «
gehörige Höhe ebensowohl
. b .c .sfna
a '
als auch
A = f_i^^'. DigitizedbyGoOgk
Von Dr. Wilh. Fiedleb. 881
Es liegt sehr nahey ron dem Satze des Pap]>tifl über zwei Gruppen
von swei geraden Linien in Bezug auf eine Curve zweiter Ordnung und
dem^ entsprechenden über zwei Gruppen to& zwei Punkten in Bezng auf
eine Chirve zweiter Classe zu Sätzen über zwei Systeme von drei geraden
Linien in Bezng auf eine Cnrre dritter Ordnung und über zwei S3r8teme
TOD drei Punkten in Bezug auf eine Gurre dritter Olasse überzugehen.
Diese Sfttze sind in der Symbolgleichung
« . /J . y t=r C . «, . ft . yi
enthalten; sie reprKsentirt eine Cnrve dritter Ordnung, welche durch die
neun Punkte geht , wo die geraden Linien tf = 0, /J = 0,y = 0 respective
den geraden Linien a|=:0, /?, = 0, yi=0 begegnen, und weil die Zahl
der in ihr enthaltenen Gonstanten grosser ist, als die Zahl der Gonstanten
in der allgemeinen Gleichung dritten Grades, so kann jede Cnrve dritter
Ordnung durch sie dargestellt werden.
Man findet in ihr, je nach der Interpretation in Punkt* oder in Linien-
eoordinaten , die folgenden beiden Sätze :
Für jeden Punkt einer Cnrve dritter Ordnu-ng, die durch
die neun Punkte geht, in denen ein System von drei geraden
Linien in einer £bene einem zweiten System ron drei gera-
den Linien in derselben Ebene begegnet, ist das Produet
seiner Entfernungen von den geraden Linien des einen Sy-
•tems zu dem Produet seiner Entfernungen von den geraden
Linien des andern Systems in cnnstantem Verbältniss*).
Für jede Tangente einer Gurve dritter Classe, we.lche
die neun geraden Linien berührt, welche drei Punkte eines
ersten Systems mit den drei Punkten eines zweiten Systems
in derselben Ebene verbinden, ist das Produet der Entfer-
nungen von den drei Punkten des ersten Systems zu dem
Produet dar Entfernnngen von den drei Punkten des zweiten
Systems in constantem Yerhältniss.
Andererseits liefert dieselbe Gleichung die Sätze: Wenn man zwei
gerade Linien («=?0, 0^=0) zieht, welcUe eine Curve dritter
Ordnung je in drei Punkten schneiden, und diese Schnitt-
punkte paarweise durch drei neue gerade Linien (n,83sO, A^^O,
^=sO) verbindet, ao liegen die drei Schnittpunkte, welche
*) Dieser 8atz ist von M. Terqaemin seinen Nouoeil, JnnaL Oct 1858 gegeben
worden und es int von ihm die damit zusammenhängende Verallgemeinerung der Re>
Itttion der Doppelschnittaverhältnisue angefahrt; M. Terquem hat auch neuestens
die Beziehung der Inrohilien in ähnltoher Weise auf Curven und Oberflächen höherer
Ordnung übertragdii , indem er von dem 8 türm* sehen Satze über die drei dem nftm-
Kehen Viereck umschriebenen Keg(*I schnitte ausging. {NouBell. AmmL Mttn 1859.)
Die Symbolgleichung dritter Ordnung haben jedoch schon Herr Plficker im
Byatem der analytiaehen Geometrie und Kev. 0« balmon im Treaiise en the higker .
ploHü eurves (1852) zum Thoil discutirt. uigmzea oy '«^j^v^-«: IC
382 PappuB^ Problem u. die Gesetee der DoppelscbnittsyerhältDisse etc.
diese letzterea auf der Carye feraer bestimmon^ in einer
geraden Linie.
Sind dnrck awei Punkte an eine Cnrve dritter Glaase je
drei Tangenten gelegt, welche sich paarweise in drei aeaen
Punkten sehneiden, so begegnen sich die drei Tangenten, die
man von diesen Punkten noch ferner an die Curve ziehen
kann, in einem Punkte.
Unter der Voraussetzung, dass zwei der geraden Linien des zweiten
Systems (ajci^a, ^|Scx0) in eine zusammenfellen , begegnen die drei ge-
raden Linien a = 0, /3 = 0, ys=0 der Curve da , wo sie diese Doppellinie
ft, c= 0 schneiden , in je zwei zusammenfallenden Punkten und sind somit
Tangenten der Curve, für welche a,=0 die gemeinschaftliche
Beriihrungssehne ist. Die Gleichung
« . /S . y = C cf,* . y^
lehrt, dass die drei Pnnkte, in denen diese Tangenten die
Curve ferner schneiden, in einer geraden Linie liegen mEs-
sen*). Diese Eigenschaft ist auch eine Folge des allgemeinen Satzes:
Wenn die Berührungspunkte von n Tangenten einer Cnrve
nten Grades in einer geraden Linie liegen, so sind die Pnnkte,
wo dieselben die Curve ferner schneiden, auf einer Onrve
(n — 2)ten Grades.
Für Curven dritter Olasse heisst das Analogon des vorigen Satzes:
Wenn von einem Punkte an eine Curve dritter Classe die
drei Tangenten gezogen werden, so begegnen die drei von
ihren Berührungspunkten an die Curve ferner m&glichea
Tangenten sich in einem Punkte.
Denkt man die Berührungssehne aj = D im Falle der Curven dritter
Ordnung oder den Ducohschnittspunkt «r, = 0 der drei Tangenten im Fall
der Curven dritter Classe in unendlicher Fntfernung, so dass in beiden
Fällen »1 zu einer Constanten wird und die Gleichung in
tibergebt, so sind «ssO, ß = 0, ^==0 die drei Asymptoten einer Curve
dritter Ordnung oder die drei parallelen Tangenten einer Curve
dritter Classe. Die Gleichung lehrt, dass jene die Curve dritter
Ordnung in drei Punkten einer geraden Linie durchschnei-
den, und dass die Tangenten, die man von den Berührnngs-
. *) Dieser Satz ist der YL iaMaelaurin^s Abhandlung über die Gurveii drit-
ter Ordnung. Man kann ihn auch aus dein allgemeineren Satze ableiten, welchen
M. Poncelet in seinem Memoire sur Vanalyse de» transversales (Grelle' s Journal,
VIII, S. 129) gegeben hat: Wennybn den neun Schnittpunkten einer
Linie dritter Ordnung mit drei Transversalen sechs auf einem
Kegelschnitt liegen, so sind die übrigen drei in einer geraden Li-
nie enthalten, ^-^ 1
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Von Dr, Wilh;, FfBDLJBB. 383
pmnkten dieser an die Curre dritter Olaase ferner eiehen
kann, sich in einem Paukte sehneiden. Wenn man endlich an*
nimmt, dass die drei geraden Linien des a weiten Systems alle in eine ein-
sige attsammenfaUeni so dass
« . ß . y = C? • «/»
so sind a=:0, ^=0, /«»O für Curven dritter Ordnung gerade
Linien, welche mit ihr je drei susammenfallende Punkte ge-
mein haben, {ür Gnrvea dritter Classe Punkte, in welchen je
drei zusammenfallende Tangenten an die Curve gelegt wer*
den. Die Gleichung lehrt, dass jene drei Punkte in einer gera-
den Linie liegen und dass diese drei Tangenten sich in einem
Punkte begegnen. Dass jede gerade Linie, welche swei Inflexions»
punkte einer Curve dritter Ordnung verbindet, auch durch den dritten geht,
ist der X. Satz von Maclaurin.
Alle diese Relationen sind allgemein ffir die Gurren drit-
ter Ordnung und Classe, weil die Zahl der Constanten in den
sie darstellenden Gleichungen in keinem Falle geringer ist,
als in der allgemeinen Gleichung dritten Grades. Wollte man
aber etwa yoraussetzen, dass an die Stelle des Symbols a^ in der letzten
Gleichung eine Constante trete, oder dass die Curve drei Inflexionspunkte
im UaendHehen oder drei parallele Inflexionstangenten hat, so gälte diesa
sammt den daran geknüpften Folgerungen nicht mehr von Curven dritter
Ordnung oder Classe im Allgemeinen.
In der Reihe der speciellen Fälle ist der einer der interessantesten^
wo die Curve dritter Ordnung zugleich von der dritten Classe
ist; sie muss dann einen stationären oder Rückkehrpunkt und eine
Rückkehrtangente in ihm besitzen. Man bezeichne diesen Punkt
durch j&, den Inflexi'onspunkt durch A und die in beiden Punkten an die
Curve gezogenen Tangenten durch BG und AC respective , das so entstan-
dene Dreieck betrachte man als Fnndamentaldreieck , beziehe auf die Sei-
ten BC, CA und AB desselben die Punkte der Curve durch ihre Coordinaten
Xj y, Zy wenn man Punktcoordinaten gebraucht, oder wenn man die Curve
als von der dritten Ordnung betrachten will, und auf seine Ecken A, By C
durch ihre Coordinaten o:, y, z die Tangenten der Curve, wenn man sie als
Curve dritter Classe in Tangentialcoordinaten ausdrücken will. Dieses
Dreieck repräsentirt in der ersten Voraussetzung zugleich zwei Systeme
von drei geraden Linien; das eine bildet die Verbindungslinie der Spitze
und des Inflexionspunktes ABj dM andere besteht aus der Tangente ^C*,
der Spitze als einer Doppellinie und der Tangente des Inflexionspunktes
AC0 In der zweiten Voraussetzung repräsentirt dasselbe Dreieck zwei
Systeme von drei Punkten; das eine bildet der Durchschuittspunkt C der
Inflexionstangente mit der Tangente der Spitze, das andere besteht aus
dem Inflexionspunkt A und der Spitze B.
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384 Pappus' Problem u« die Oesetse der Doppelschnittsver'hältmsse ete.
Darnaeh erscfaeiiit unt^r beiden Annahmen die GleitshaBg
der Curve nothwendig in der Form
a;«y ±=: (?«»,
wo C eine Constante bedeutet. Wenn übrigens diese Gleichnng die
nämliche Curve einmal in Punkt-, das andere Mal in Liniencoordinaten be-
deutet, so entsprechen der Constanten zwei verschiedene Werthe.
Für diese Curven hat Mr. G*. Salmon eine sehr elegante Methede
gegeben, Punkte oder Tangenten derselben' d«rch eine einzige VerlUider«^
liehe auszudrtLcken, und durch dieselbe mehrere allgemeine auf diese Cur*
ven bezügliche Aufgaben gelöst*).
Später hat Rev. Lawr. Smith über die Polarkegelsehnitte derselben
eine Abhandlung Teröffentlicht**).
Ich erwähne nur, dass man die Mittelpunkte dieser Curven
auf sehr einfache Art construiren kann.
Als Gurre dritter Ciasse besitzt jede derselben einen einzigen Mittel-
punkt*'**), welcher der punktförmige Pol der unendlich entfernten geraden
Linie in der £bene der Curve ist. I>a die Gleichung dieses Pole einer
geraden Linie allgemein durch '
'(S).+Km+'(S).=»
ausgedrückt wird, wenn U^^O die Gleichung der Ounre bedeutet, und
/dü\ /dü\ /dü\
Kdxji \dy)i \dz)i
die Bubstitutionsresultate von arj , ^i , z, als Coordinaten der geraden Linie
ffix X, y, z in die entsprechenden partiellen Di£Perentialquotienten sind, so
ist für die Gleichnng
x*y — Cz' = 0
die Gleichung des punktförmigen Pols der geraden Linie x, « ^i , ^i
2XiyiX+ x^^y — *C2,*2 = 0.
Liegt diese gerade Linie in unendlicher Entfernung^ so ist dr|=y,ss 2^
und die Gleichung ihres Pols wird zur Gleichung des Mittelpunktes
2a? +y — aC2==0.
Man construirt diesen Punkt, indem man die Strecke AB in D so theilt, dass
jpjT == — I , und auf der Verbindungslinie von D mit dem Punkte C den
Ttrn
Punkt M so bestimmt, dass -rr^^^ — C; oder man bestimmt auf ^C den
Punkt E so, dass -— sa3(7, und erhält M als Durchscbnittspunkt von CD
und BE.
*) Higher plane cwrves , 8. 165 f.
•♦) Quarterly Journal, May 1858, S. 327 f.
***) Theorie der Pole und Polaren o. s. w. Diese Zeitschrift, Bd. IV, Heft 2,
S. 129.
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Van Dr. Wilh. Fibdlbb. 385
Man sieht daraus, data die Mittelpniikte aller CulrTes
dritter Glasse, die zugleich dritter Ordnung sincl, und die
die Gleichang
darstellt, in einer nnd derselben geraden Linie CD llegeni
V.elche den Durehschnittspnnkt der Kückkehrtangente nnd
der Inflexionstangente mit dem Punkte verbindet, der die
gerade Strecke zwischen dem Inflexionspnnkt und derflpitae
in dem YerhUltnisfl «— ^.^^^U^* ^^^ Lage des Mittelpunktes
aof dieser Linie hängt von der Gröisse.der Constanten C ab«
So lange sie positiv ist, liegt er innerhalb der Strecke C7i>;
ist sie negativ und grösser als 1, so liegt er ausserhalb der-
selben auf derSeite von C, und. für negative acht gebrochene
Werthe auf der Seite von /}; fttr C^s: — 1 in nnendlieh^r Ent*'
fernung..
Indem man die Curve als von der dritten Ordnung betrachtet nnd die
Oleiohnng
anfPunktcoordinaten bezieht, erhalt man durch • dieselbe aUgemeine Sym-
bolgleichung
, , ^(S),+<h'(£).=»
die gerade Polare des Punktes x, y, z in der Form
2^1 y, » + Äi*y — 3 Czi*;j; =3 0.
Die Pole der geraden Linie
. . «fl5 + 6y + <?*==^
sind alsdann durch
a b €
bestimmt und die Pole der unendlich entfernten geraden Linie , d. h. die
Mittelpunkte der Curve dritter Ordnung durch
2ary_ x* _ ZCt}
sina sinß $iny^
weil für diese unendlich entfernte gerade Linie
a : 6 : c s= JW er : m /} : at /t y
ist Diese Bedingung liefert aber zur Bestimmung der Mittelpunkte die
swei Gleichungen
2y sin ß=six sina und af*my + 3C2*<«iß = 0,
Die erste von beiden ist genau die Linie CD der vorigen Con^
Btruction; in derselben liegen daher auch die Mittelpunkte
aller in der gegebenen Gleichung enthaltenen Curven drit-
ter Ordnung. Ihre Lage in dieser bestimmt sich durch die
Constante (7, denn die zweite Gleichung repräaentirt z^iyb£^'#iQj«^9(l
886 Pappns' Problem u« die Gesotse der Döppelflchnittsverhältnisse etc.
'WN»»»»»%^^^</»<»^rf^»»<N/%«'WN^V><'»^W^>\^>^»^%»^»i^«i<S<^»^«Wi^»#i>^>.<>l^^^^i^i^,^\^l»^i\^^|S,«<^<^.»>^.<N<S«^'N^«^>'<
= ±/5
dareh den Paokt Bj welche mit 4? =s 0 and z'= 0^ d. k. mit BA und B€ ein
harmonisches Büschel bilden^ dem das TheilangSTerhältniss
^ZCsinß
sin u
entspricht* Man sieht leicht, dass die Parabel -Evolnte oder die
NeiTsche Parabel eine besondere Curve dieser Art ist; ihre Gleichung
pa^=:=:z* lehrt, dass ihr besonderer Character darin besteht, dass die
tinendlich entfernte gerade Linie die Cnrye im Inflexions-
punkte berührt, dass aho dieser selbst. im Unendlichen liegt; ihre
Bpitfee liegt im Coordin&tenanfang und die Achse der x ist
die Bückkehrtangente.
Für die Cubische Parabel
liegt dagegen die Spitze unendlich entfernt und der Inflexions-
punkt im Anfangspunkt der Coordinaten; er ist auch der
Mittelpunkt der Curve.
Indem man zum allgemeinen Fall zurückkehrt, erkennt man, dass alle
die früheren Gleichungen Gorrelata des Satzes von Pappus für Curven
dritter Ordnung und Classe liefern, von denen hier nur die folgenden zwei
angeführt sein mögen :
Für jeden Punkt einer Curve dritter Ordnung ist das
Product seiner Entfernungen von den drei Asymptoten der
Curve in con^stantem Verhältniss su seinem Abstand von der
Verbindungslinie der drei Punkte, wo diese der Curve fer-
ner begegnen*).
Für jeden Punkt einer Curve dritter Ordnung ist das Pro-
duct der Entfernungen eines Punktes von den Tangenten
der drei Inflexionspunkte zu dem Cubus seiner Entfernung
von der Verbindungslinie dieser letzteren in constantem
Verhältniss.
Alle diese Sätze lassen sieh nun , ganz ebenso wie es oben mit dem
Satze von Pappus und seinem reciproken geschehen ist, in constante Re-
lationen zwischen den Siniks der Winkel eines Strahlenbüschels an dem die
Curve durchlaufenden Punkte übertragen, welches von den Verbindungs*
linien dieses Punktes mit den die Basis der Curve bildenden neun festen
Punkten zusammengesetzt wird, oder in constante Relationen zwischen den
Längen der Segmente zwischen den Punkten einer Reihe auf der die Curve
umhüllenden Tangente, welche von den nenn festen Tangenten, die die
Basis der Carve bilden , in ihr bestimmt werden. Ich werde die allgemei-
nen Relationen für die Strahlenbüschel und Punktreihen bei der Curve
*) H. Plucker hat diese gerade Linie durch S bezeichnet nnd sie in seiner
dassiAciition der Curven dritter Ordnung aar Bildang der Gruppen benati^^ ^^
Von Di*. Wilh* Fiedlbb» 387
dritter OrdnuBg und der Carvo dritter Glasse entwickeln , ohite aber Mi
die mannichfachen speoi eilen Fälle einzagehen, die «ich aus ihnen ableiten
lassen.
Dazu bezeichne ich mit «,', a,", a,'" die drei Pankte, in denen die drei
geraden Linien des zweiten Systems respective die erste gerade Linie de«
ersten Systems schneiden, mit p einen Punkt der bezüglichen Carve dritter
Ordnung und mit Aj die senkrechte Entfernung desselben von jener; dann ist ^
Äf ff
sma^pa^ sä—? ;?-
a^p .a^ p
und ebenso:
sm üi pOi = -7- 757-, «na, pa = l,
und das Product dieser drei Oleichnngen liefert : '
«na,pa, .««aji^ai .«naj pa^ « — ...^ _-L^^,._^j^ — .
«iP '«I P -flj P
Sind alsdann die Schnittpunkte der geraden Linien des zweiten Syatemi
mit der zweiten und dritten Geraden d^s ersten respeetive a^^ a^\ a^" und '
a/y a^\ a^" und die entsprechenden Entfernungen des Punktes p ron diei>
aen zwei geraden Linien \ und h^^ so ergeben sieh die entspreekendea
Sinusproducte : ^
sma^pa^ .sma^pa^ .sma^ P«t ^=5 ii-,^, .— -, _ -—, — ,
«tP -fliP '«t P
stna^pag .stna^ pa^ .«wo. »ö. = — — -- — _ >
•**• •*" •*• ^ s jf j ,„ I
«bP •«, /) -11, p
Um die entsprechenden Froducte für die drei geraden Linien des zwei-
ten Systeme zu bilden, ist nnr nöthig, die drei Entfernnngen dieser Linien
vom Punkte p als iT, , H^y JT, respective einzuführen , dann ist für die erste
Linie des zweiten Systems, als welche die Punkte a/, a,', «,' enthält,
sin a^pa^ , sm a^pa^ . sin a^pa^ =z — ^ T^ —-^
«iP *^tP 'OlP
und ebenso
rj % ff tt tt $f tf n
m a/ pa^ . stn a^ pa. . «« a. pa, = ' ' ' * ' ' ' ,
«1 p ' o^ p ' (^z p
««fli pfl, .5m ff, pa, .ma, pa, ^-= ^^, — -« -^^^^t •
«1 P •«! P -«8 P
Wenn man diese letzten drei Producte multiplicirt und damit in das
aus den drei auf die ersten drei geraden Linien bezüglichen Ausdrücken
gebildete Prodtict dividirt , so erhftlt man für die Sinusrelation
; — ; — r — ; — ; — : :; — 7 — : n — jt — : n — 77—, r» — ?? — . rr,- ~„~~ ~f — '—, — : m — tf* )
den folgenden Ausdruck:
•» Zur Abkürzmig ist überall der Scheitel ./i aus der liczeicbuung der Winkel
wegguluisen. uigmzea oy v-JV^'v^'^lC
388 Pappns' Problem n»die Gesetse der Doppelachnittever^iftltnisse etc.
(»»».. t M t» rf9 f»t t t *t ff t*t ff» f f ft ft t»t ff #
rir Bf rr f • » * ' '» ? ' »» ^7 #7 « n ff ttt tt§ *i* #7» TU 57? •
# t ""TT^t #// t - # t fr 2 ""77? t ' ■» I n X •## t
aip 'Qt p -a^ p -a^p '<hP -a^ p -a^p -a^p -a^ p
Von den drei Factoren dieses Ausdrucks sind aber die beiden ersten für
alle Lagen des Punktes p auf einer und derselben Curve dritter Ordnung
Unveränderlich, der dritte ist der Einheit gleich und man erhält den Satz:
Wenn eine Cnrve dritter Ordnung durch die neun Punkte
f ft »tf r ff in f ff ftt 1. X • J • ö i
^1 9 ^1 1 ^1 I ^t f ^t 9 ^t ) ^8 9 ^s t ^3 goht, in denen ein System yon
drei geraden Linien durch ein ^weites System solcher drei
geraden Linien geschnitten wird, so ist für alle Punkte p
dieser Curve:
_• _ '_ '* ^S "_*"_• fff f m t f» , ff ff» , ^ »ff f , t ff , ff ffl m fff m
^n a{a^. sin a^a^. sih a^a^, sin al'a^\ sin a^ '«,". sina^'a^. sin u^a{^. sin tt^a^\ sin a^a^
=:zconst.
Diese constante Fttnction ist aus zwei Producten von Sinne
gebildet, deren eines sich au? das erste, das andere auf das
zweite System. der geraden Linien bezieht; jedes derselben
et^thäit als Factoren die Sinus der neun Winkel, unter denen
die auf der Geraden des einen Systemes von denen des an-
dern gebildeten Segmente von dem Curvenpunkte aus ge-
sehen werden.
Der Ort der Scheitel aller Strahlenbüschel mit unverän-
derter Basis, fttr welche dieses Gesetz erfüllt ist, ist eine
Curve dritter Ordnung, der die Basis angehört; und durch
jeden speciellen Werth dieser Function ist eine dieser Cur-
ven individualisirt.
Ich bezeichne ferner durch a/, ai", a"' die drei eeraden Linien, welche
den ersten Punkt des ersten Systems mit den Punkten des zweiten verbin-
den, und zugleich auf dieselbe Weise die Punkte, wo diese Linie von einer
beliebigen Tangente p der Curve dritter Classe geschnitten werden, die
man betrachtet; desgleichen mit a,', a^", Qf" und a^\ ai'\ a^" die Linien,
die den zweiten und dritten Punkt des ersten respective mit den Punkten
des zweiten Systems verbinden und zugleich die Punkte, wo diese Linien
derselben Tangente begegnen; endlich durch Ai\ /i,, A, die Entfernungen
der Punkte des ersten und durch JSt , B^^ H^ die der Punkte des zweiten
(Systems von dieser Tangente.
Alsdann. ist das auf dieser Tangente von den geraden Linien a,', <x/'
bestimmte Segment
a 'a "= ^1 . sin (g/, a^")
sin {ax\ p) . sin {at\ p)
und das Product der drei durch die vom ersten Punkte des ersten Systems
ausgehenden geraden Linien auf dieser Tangeute bestimmten Sogisea^
Von Dr« WiLH. Fiedl;b«* 889
y. 'y. '^ - "^ '" ^ '">. ' A|*. fi« (g/, flj'^ . #1« (C|^, «/") * *^ («/"» «1*)
Analoge Prodokte liefern die vom zweiten und dritten Punkte des ersten
Systems ausgebenden Geraden, und dnrcb Multipltcatien dieser drei Pro*
ducte erhält man das Prodnct aller der Segment«, welche die von den
Punkten des ersten Systems ausgehenden geraden Linien, d« h. die Tangenten
der dürre Tom ersten System anf der ▼erftnderlichen Tangente p bestimmen«
Auf gleiche Weise bildet man das Product aller in ihr von den Tangen*
ten des zweiten Systems bestimmten Segmente; der erste Factor desselben ist
-'«'«'..' ^'^'^ ^/« ^ (g|\ gf') - sin (g/, ftf) . gm {a^, a/)
^ " • * *w«(Ä,,/>).««»(a,,/>).m*(«,,p)
Der Quotient
der beiden so gebildeten Segmentonproducte liefert einen Ausdruck, der
ftus einem constanten Theile und einem der Einheit gleichen Theile be-
steht. Der erstere ist:
\H^H^H^) * gtu («I , ffj ) . «in («'f *f*^)- »in {a^ , n/)
• nh (ä/'. O . «in (V. «•") . «V, C«,", O • ^ (O O . *w (««'".«.'"). «11(11,'", O »
der letztere :
«111' (<?;, p) . sin^ Ol,^ p) . ^m« (a;,p) . si^ ia;\ p) . sin^ {a^,p) , sJnF (a^", p)
Min^ (fl/, p) . sin* («i", p) • «i* (V- P) • «*«* i^t» P) • *'»' («t"> P) • «^ («t'"» J») *
«w« (flt"', p) . «fa« (tf,"^, p) . «fa' (af\ p)
' ^{iH.p).^{a^\p)^^{ar,p) •
Man erhält so eine charakteristische constante Function der
Segmente, welche von Jenen neun Verbindungslinien der
drei Punkte des ersten mit jenen des zweiteVi Systems auf
einer beliebigen Tangente der Cur re dritter Classe gebildet
werden; sie ist der Quotient zweier Producte, deren jedes auf eins der
beiden Punktsysteme sich bezieht und drei Faetoren enthält nach der Zahl
der Punkte in jedem System; jeder dieser Faetoren ist das Product der
drei Segmente, welche von den Verbmdungsiinien dieses Punktes mit d^
nen des zweiten Systems auf der Tangente bestimmt werden.
Die Enyeloppe aller der geraden Punktreihen, für wel-
che bei unveränderter Lage der beiden dreipunktigen Sy^»
Sterne diese Function einen constanten Werth behält, ist
eine durch diesen Werth obaracteristisch bestimmte Curva
dritter Classe«
Es werden somit auch die Btisehel von neun Strahlen an den Punkten
der Curven dritter Ordnung und die Reihen ven neun Punkten auf den
Tangenten der Curvea dritter Classe durch ein Gesetz der Constanz einer
gewissen einfach zu bildenden Function der Sinus der,|^^l^>^n^l|5^^
390 Pappus' Problem u* die GesetKe der DoppeUchnittsverhältnisse etc.
ihren Strahlen oder der Segmente zwisdhea ihren Punkten beherrscht, so-
fern nur das Punkte- oder Liniensystem , welches die Basis der Curve bil-
det, aaf die hier vorailsgenetate Weise bestimmt Ist; und diese characte-
ristischen Fanctiouen sind offenbar durch die grössere Zahl ihrer Strahlen
oder Punkte einer weit grossem Beihe von Particularitäten fähig als dio
entsprechenden Functionen bei den Kegelscfanittea. Man steht sich anf-
gefordert, analog den Eigenschaften der Kegelschnitte, die man die anhar-
monischen genannt hat, Eigenschaften der Cnrven dritter Ordnung and
dritter Classe durch eine Untersuchung derselben au entwickeln.
Hier liegt mir die Bemerkung näher, dass alle vorhergehenden £nt-
wickelungen sich auf Symbolgleichungen der Formen
a./J.y ,d = (7.a, .ft. y, . d|
and
a . j3 . y . 2 . e = C a| . j^i . yi . Ji . «1
leicht ausdehnen lassen, dass sie also analoge Eigenschaften und
entsprechende charakteristische Functionen für die Curven
des vierten und fünften Grades und der vierten und fünften
Classe liefern. Die Allgemeinheit solcher Gleichungen hört nur da auf,
wo die Zahl der Coefficienten, über die man in ihnen verfügen kann, nicht
die Zahl der Coeffiaienten erreicht, welche die allgemeine Gleichung des
entsprechenden Grades enthält. So darf man z. B. in der Gleichung des
vierten Grades, ohne die Allgemeinheit zu verlieren, zwei der geraden Li-
nien des einen Systems zusammenfallend annehmen, so dass sie die'Form.
annimmt :
' a . ^ . y . 4 = C «1*. yj . dj.
Na.n sind <i;==:09 /3=sO, y=:0,,d = 0 die Tangenten, welche in
den auf der geraden Linie at=0 gelegenen vier Punkten an
d4e Carve gezogen werden können, und mau sieht, dass die
acht Punkte, in denen diese der Curve noch ferner begegnen,
dem durch die Gleichung
dargestellten Orte angehören müssen, d. h» dass sie in einem
Kegelschnitte liegen.
Die den Curven vierter Ordnung entsprechende constante Function
der Sinus besteht im Zähler und Nenner aus vier Factoren , deren jeder
sechs Sintis enthält, ist also der Quotient aweier Prodncte von je vierund-
Bwanzig Sinus, and entsprechend bei den Curven vierter Classe der Quo-
tient zweier Producte aus je vierundzwanzig Segmenten; für die fünfte
Ordnung und Classe iat die Zahl der Sinus oder Segmente, welche jedes
dieser Producte zusammensetzen , fünfzig.
Wie bereits M. Terquem am angeführten Orte bemerkt hat, lassen
sieh analoge Sätze auch im Räume aussprechen. DifigDiQ^|^l^a,jp@t^Anwen«
Von Dr. WiLB. FiBDLER. 391
dting dürfte fttr dlMelbeo in der Theorie der OherflKohen dritter Ordnuof
möglich sTein; für diese gilt allgemein der Sats:
Hat man zwei Systeme von drei Ebenen) so gehen dnr^h
die nenn geradem Linien, in denen die Ebenen des ersten
Systems die des aweiten durchschneiden, nnendlich viele
Oberflächen dritter Ordnung; sie sind dargestellt dnreh die
Gleichung
A.B. C=zeon9i. A^.B^.C^y
in welcher --^ = 0, ^s=0, C==0 und ^j = 0, J^j=0, (7,=0 re-
spective die drei Ebenen des ersten und des zweiten Systems
reprftsentiren. Es geht aus der Zählung der Constanten her-
vor, dass jede Oberfläche dritter Ordnung analytisch ih
dieser Form ausgedrückt werden kann. Für alle Punkte
einer solchen Oberfläche ist das Product der Entfernungen
von den drei-Ebenen des ersten Systems zu demProduct der
Entfernungen von den drei Ebenen des zweiten Systems in
constantem Verhältniss.
Für die Oberflächen dritter Ordnung ist dieser Satz mehr als eine rein
analytische Belation, denn es ist bekannt und leicht zu beweisen, dass auf
einer jeden ^Oberfläche dritter Ordnung gerade Linien gezogen werden
können, und dass dies eben unter allen höhern Oberflächen nur den Ober-
flächen dritter Ordnung allgemein eigen ist. Ich erinnere an den schönen
Satz, nach welchem jeder Oberfläche dritter Ordnung sieben-
nndzwanzig gerade Linien angehören, über welchen in derletzteÄ
Zeit von so vielen namhaften Oeometern — ich nenne die Herren Hart,
Steiner, Salmon, Cayley, Brioschi, Schläfli — gehandelt word^
ist; er steht in nahem Zusammenhang mit der angegebenen Beziehung.
Ich kehre aber zu den Curven zurück, um noch eine andere Reihe von
Ergebnissen der allgemeinen symbolischen Gleichungen zu erörtern; dabei
unterdrücke ich die Beziehung auf die Curven der entsprechenden Classen
als selbstverständlich.
Man verbinde mit der Symbolgleichung der dritten Ordnung '
tf •/}./ = C. 0| . /}| •• /i
die andere
a . /J = C, . «1 . /J, ,
welche einen Kegelschnitt durstellt, der durch diejenigen vier von den
neun Basispunkten der Curve dritter Ordnung geht, welöhe den geraden
Linien «=^0, /9=80 und a|&2:0, /)i&sO angehi^en; man siebt sofort^
dass die zwei Punkte, welche dieser Kegelschnitt mit der Cnrve dritter
Ordnung ferner gemein hat, der Gleichung
^~Ci'^^ Digitized by GoOglC
99% Pappus' Problem u^die GeBotse der Ddj^elschnittsverh<nisse etc.
genügeo milisen, d. h* dasB sie stets mit dem Darehsehnittapunkt der der
Basis der Garve luigehörigen geraden Linien y = 0, ^| csO in ^einer gera-
den Linie liegen müssen. Man hat so den Sats :
Wenn eine Cur ve dritter Ordnung darck die nenn Schnitt-
pnnkte zweier Systeme von je drei geraden Linien gelegt
ist, so -wird sie Von jedem Kegelschnitt, der einem ans vier
von jenen geraden Linien — je zwei aus einem System — ge*
bildeten Viereck umscfarieben ist, in zwei ferneren Punkten
geschnitten, deren gerade Verbindungslinie 'stets durch den
festen Punkt derCurve geht, in welchem die jenem Viereck
nicht angehörigen geraden Linien beider Systeme sich
schneiden*).
Auf solche Weise correspondirt dem Büschelyon Kegel-
schnitten, welches durch jene vier Punkte bestimmt ist, ein
StrahienbUschel um den angegebenen Punkt, lyid zwar so, dass
jedem Kegelschnitt des Büschels ein Strahl und jedem Strahl ein K^el-
schnitt und nur einer entspricht. Das Entsprechen zwischen dem Strahlen-
büscbel und dem Büschel von Kegelschnitten ist somit ein anharmonisches,
ein Entsprechen nach gleichem Doppelschnittsverhältniss. Der Ort der
Durchschnittspunkte correspondirender Elemente beider
Büschel ist die Curve dritter Ordnung. *
So kehrt das Doppelschnittsverhältniss, welches für die Oebilde erster
Ordnung, die Strahlenbüschel and Punktereihen, einer zusammengesetzteren
Function gewichen war, als Gesetz bei Gebilden einer höheren Ordnung
aorück, die wie jene die Curve erzeugen.
Wenn ebenso die Symbolgleichungen
a •/}./. d = C Ol ./}]. /i . d| ,
c . ^ , y = C, . a^ . ft . yi
mit einander verbunden werden, deren erste eine Curve vierter Ordnung
durch die sechzehn Punkte darstellt , wo das System der vier geraden Li-
nien «=0, ^==0, y=0, d=0 von dem andern System a, =0, /J|=0,
y^rr^O, d,=0 geschnitten wird, und deren zweite eine Curve dritter Ord-
nung durch die neun Schnittpunkte der geraden Linien tf=:=0,/9=0, y=0
mit denen «1 = 0, /9i'=0, ^,=0 bezeichnet, so erkennt man, dass die drei
Punkte, welche beide Curven ferner mit einander gemein haben mttssen,
dem Orte
'=!•'■
angehören und daher immer in einer geraden Linie liegen, welche durch
*) Dieser Satz findet sich bereits in Mr. Salmon*8 Bigher plane curves (1852); et
nennt den Pankt (/t/i) ^6" ,.poini opposite** der vier gegebenen Punkte. — Mr.
ChasleB gab ihn in anderer Gestalt in dem XIV. Bande der Nouu. annal. 1855 als
eine Aufgabe; sie rief eine schöne analjtuche Auflösung darckiHßDiri^t^'clki^hGrvor.
Von Dl». WiLH* Fiedler. 393
den Punkt geht, in dem die geraden Linien i^ssO, j, =0 sieh sckneidenv
die zur Basis der Curve dritter Ordnung nicht gehören.. Durch jene neun
Punkte gehen unendlich Tiele Curven dritter Ordnung nnd jeder ron ihnen
entspricht auf diese Weise' ein bestimmter dur^h den ohen bezeichneten
Punkt gehender Strahl und umgekehrt jedem dieser Strahlen eine einzige
Ton jenen Curven dritter Ordnung. Demnach bilden diese Curven
ein Büschel, dessen einzelne Elemente denen des Strahlen-
büsehels nach gleichem Doppelscknittsverhältniss entspre«-
chen; der Durchschnittsort entsprechender Elemente beider
Bttschel ist die Curve vierter Ordnung*
Bezeichnet man dagegen durch *
einen der Kegelschnitte , die dem Viereck aus den geraden Linien ir =2 0,
ßs=Oy i»|=:^0, /3i=50 umschrieben sind , so schneidet derselbe die Curve
vierter Ordnung in ferneren vier Punkten, welche noth wendig dem Kegel-
schnitte
angehören; und man sieht, dass* die Curve vierter Ordnung der
Durehschnittsort der homologen Elemente zweier Büschel
von Kegelschnitten ist, zwischen deren Basen jene ^wei Sy-
steme.von vier geraden Linien, welche die Basis der Curve
vierter Ordnung bilden, so vertheilt sind, dass jede zwei aus
jedem Systam enthält und keine von allen beiden gemein-
sam ist.
Ich breche hier ab , denn das Gegebene ist völlig hinreichend , um zu
sehen , wie ans diesen einfachen Betrachtungen die Orundlagen der schö-
nen Erzeugungsmethoden der algebraischen Cnrven hervor-
geben, durch welche Mr. Chasles nnd andere Forseher die reine
Geometrie in der letzten Zeit bereichert haben. Auf die allgemeine
Begründung derselben für Curven aller Grade und Glassen , sowie auf ihre
specielle Ausbildung zu linearen Constrnctionsmethoden der
durch die hinreichende Anzahl von Punkten oder Tangenten
bestimmten Curven dritter und vierter Ordnung oderClasse
gedenke ich nächstens in dieser Zeitschrift ausführlich zurückzukommen.
Ueberall spielen in diesen Methoden Büschel von Curven, welche andern
solchen Büscheln nach gleichem Doppelscknittsverhältniss entsprechen, die
Rolle der Generatoren ; unter allen solchen Büscheln ist das erste und ein-
fachste und zugleich das für die Curven dritter, vierter und fünfter Ord-
nung wichtigste das Büschel der demselben Viereck umschrie-
benen Kegelschnitte. Obgleich man von diesem interessanten System
eine grosse Zahl höchst merkwürdiger Eigenschaften kennt, so ist doch
meines Wissens nach keine zusammenhängende Untersuchung des§db^
« ZeiUchrin f. Mathematik a. Physik. V« 27
394 Pappus' Problem u. die Gesetze der Doppelechnittsverhältnisee etc.
veröffexttlicht wordeo« Und doch scheint die Bemerkung , dass eine allge«
meine Gleichung zweiten Grades in Cartesischen Coordinaten ein solches
System darstellt, wenn man darin den Coefficienten des Rechtecks der
Veränderlichen yariiren, die übrigen Coefficienten aber beständig sein lässt,
ei^e solche ziemlich einfach zu machen.
Schon der Umstand, dass die dnrch die Voraussetzung der Ungleichheit
der Nenner in den allgemeinen Coliineationsgleichnngen entspringende allr
gemeinere geometrische Verwandtschaft, welche, ron H. Mob ins bereits
angedeutet, später von H. Magnus und H. Steiner untersucht worden ist,
sich auf dieses System stützt, indem zu jedem Punkte der Ebene des Systems
derjenige als entsprechend betrachtet wird, in dem die säramtlichen Polaren
des ersteren in Bezug auf die einem festen Viereck umschriebenen Kegel-
schnitte sich schneiden , fordert zu einer solchen Untersuchung lebhaft auf.
Es sei mir gestattet, für die Discussion eines solchen Systems eine
Methode vorläufig anzudeuten, welche vun besonderer Fruchtbarkeit ist
und aus mehreren Gründen als die der Aufgabe gemässeste angesehen
werden darf.
Ich setze die Benutzung dreiseitiger Coordinaten voraus, weil durch
sie den Gleichungen der Vorzug der Homogeneit&t gegeben wird , den die
neuere Algebra so hoch schätzen lehrt. Die allgemeine homogene Gleich-
ung zweiten Grades zwischen drei Veränderlichen kann durch lineare
Transformationen in unendlich vielen Arten auf die Summe der Quadrate
von drei Veränderlichen, als auf ihre canonische Form reducirt werden.
Der Sinn dieser Transformation, in der Sprache der Geometrie ausgedrückt^
ist der, dass man die Curve zweiter Ordnung auf ein Dreieck als Funda*
mentaldreieck bezieht, welches sich selbst conjugirt ist, d. b. in welchem
jede der drei Seiten die Polare des gegenüberliegenden Eckpunkteis in Be-
zug auf den betrachteten Kegelschnitt ist. Nun besitzen aber alle
die demselben Viereck umschriebenen Kegelschnitte einge-
meinschaftliehes sich selbst conjugirtes Dreieck, d. h. alge-
braisch: es ist möglich, für ein und dasselbe Coordinatenay-
stem die Gleichungen aller Kegelschnitte der Familie auf
die canonische Form zu reduciren.
Man kann diess ausgezeichnete Fund amen taldreieck auf die einfachste
Art mit dem System der Kegelschnitte verknüpfen und zagleich seine Lage
erkennen, wie folgt: Die in den Ecken des Vierecks, welches dem Büschel
zur Basis dient, an die Kegelschnitte gezogenen Tangenten bilden, Strah-
lenbüschel von gleichem Doppelschnittsverhältniss. v Diese Tangeaten-
büscbel erzeugen , paarweis genommen , durch den Durchschnitt ihrer ent-
sprechenden Strahlen Kegelschnitte, von denen man leicht erkennt, dass
sie sich auf gerade Linien reduciren; denn es treten unter den dem Viereck
umschriebenen Kegelschnitten auch die Paare der Gegenseiten und das
Diagonalenpaar des Vierecks auf ^ nämlich als Oren||||fg^^j[^Ql^t§r welche
Von Dr* Wilh. Fiedler. 396
die vetschiedenen Gruppen der Caryen, die der Familie angehören, von '
einander trennen , and dfi gerade Linien ihre eigenen Tangenten sind , so
fallen für jedes Paar der Tangentenhüsehel zwei correspondixende Strahlen
zusammen nnd die sechs Kegelschnitte rednciren sich anf die
drei geraden Linien, welche den Dnrchschnittspunkt der
Diagonalen und die Dnrchschnittspnnkte der Oegenseiten-
paare des Vierecks mit einander verbinden. Si« bilden das
Yon den einzigen Doppelpunkten der Kegelschnitte des Bü«
seh eis bestimmte Dreieck. Man kann leicht zeigen« dass dieses
Dreieck in der That fttr alle Kegelschnitte des Systems sich selbst conjn-
girt ist, nnd dass es das Dreieck der Cardinalpankte des Herrn
Hagnas ist. In welchen Beziehungen dasselbe au manchen allgemeinen
Fragen über die Theorie der Kegelschnitte ^ insbesondere auch zum Ortho-
gonalkreis dreier Kreise steht, wird man in meiner demnächst erscheinen-
den deutschen Bearbeitung von Mr. Salmon^s „Treatise on Conic Sections^\
auf welche ich mir hier zu verweisen erlaube , ausgefühit finden. (Art. 370|
998; Art. 353 f.)
Die Beziehung auf dieses Dreieck als Fundamentaldreieck sichert det
Untersuchung zwei grosse Vortheile zugleich, nftmlich die mächtigen Htilfs-
quellen der Algebra der homogenen Functionen und die der neueren Geo-
metrie. Eine solche Untersuchung wtirde durch die Allgemeinheit ihrer
Voraussetzungen zugleich den Weg bahnen für die Untersuchung der Bü-
schel von Curven dritter nnd höherer Ordnung.
XV,
Beiträge zur Gteschiehte der Fortsehritte in der elektrisehen
Telegraphier
Von Dr. Ed, Zetzsche.
IL Die Typondmoktelegraphen.
Wenn es in gewissen Beziehungen unbequem ist, dass die telegraphi-
schen Zeichen nicht für Jedermann lesbar und verständlich sind, vielmehr
nur bei Bekanntschaft mit einem besondern Zeichenalphabet entziffert wer-
den können , so bestünde , da es auf der andern Seite fast unerlässlich ist,
dass die Zeichen nicht vergänglich , sondern bleibend seien , in dieser Hin-
sicht die höchste Aufgabe der Telegraphie darin, die Depesche telegra-
phisch auf der Empfangsstation in Buchstaben anf Papier zu drucken , da-
mit man sie sofort nach ihrem Einlangen daselbst in ähnlicher Weise von
dem Papier ablesen könne, wie den gewöhnlichen Letterndruck in gedruck-
ten Büchern. Sehr frühzeitig hat man auch daran gedacht, diese Aufgabe
zu lösen und Apparate zu construiren, welche die Depesche in den gewöhn-
396 Beiträge zur Geschichte der Portschritfe in der elektr. Telegraphie.
liehen Bfichtftaben auf Papier drucken. Man nennt sölck« Apparate Ty«
pendrncktelegraphen, im Französiscken ielegraphes imprimeure oder
telegraphes-presses, im EngÜBchen prinlitig telegraphs. In jed^m Typen-
drucktelegraphen müssen nach einander oder gleichceitig folgende 4 Ver-
richtungen vollaogen werden:
1) es muss der zu telegraphirende Buchstabe an die Stelle gebracht
werden , wo er auf das Papier aufgedruckt werden soll ;
2} wenn er an dieser Stelle angelangt oder eingestellt ist, muss
er auf das Papier aufgedruckt werden;
3) es mttssen die Typen regelmässig mit Druckfarbe versehen und
4) es mulss nach jedem Aufdrucken eines Buchstabens das Papier um
ein angemessenes Stück fortgerückt werden , damit für den näch-
sten SU druckenden Buchstaben ein reiner Platz herbeigeschafft
wird.
Die beiden letzten Verrichtungen sind durch sehr einfache meohanisclie
MiUel zu erlangen; während die auf einem kleinen Rade aufgesteckten
Typen beständig an eine mit der Druckfarbe versehene Schwärzwalze an-
streifen, wird das Papier gewöhnlich beim Rückgange des Drackapparates
durch diesen selbst ein Stück fortgeschoben.. Es bleiben somit hauptsäch-
lich die beiden ersten Verrichtungen für die Thätigkeit des elektrischen
Stromes Übrig , und sie gerade werden in den verschiedenen Typendruck-
telegiraphen auf die verschiedenste Weise vermittelt. Die Typen befinden
sich ohne Ausnahme an einer Scheibe, dem.Typenrade^ und gelangen
bei der Umdrehung derselben nach einander an den Ort, wo das Aufdrucken
erfolgt; das Einstellen des jedesmal zu telegraphirenden Buchstabens er-
folgt aber :
.. 1) Purch zwei gleichgehende Uhrwerke, von denen das ein^
auf der telegraphirenden Station einen Zeiger auf einem Ziffer-
blatte oder einer Buchstabenscheibe, das andere uuf der Empfangs-
station das Typenrad gleichmässig fortbewegt. Die Zuverlässig-
keit des Telegraphirens ist hier an den dauernd übereinstimmenden
Gang der beiden Uhrwerke geknüpft und desshalb nicht zu gross.
Bei den Typendrucktelegraphen von Vai) und Bain werden die
beiden Uhrwerke durch die Unterbrechung eines elektrischen
Stromes losgelassen und nachdem sie das Typenrad eingestellt
haben, durch einen jetzt circulirenden Strom arretirt und zugleich
der Druckapparat in Thätigkeit gesetzt. Bei dem Telegraph von
Theiler dagegen lässt ein kurzer Strom die beiden Uhrwerke
los und ein zweiter kurzer Strom arretirt sie nach dem Einstellen
und vermittelt das Aufdrucken. Diese Classe von- Typendruck«
telegraphcn enthält die ältesten , aber minder vollkommenen*
2) Durch zwei beliebige Uhrwerke auf den beiden Stationen;
dabei wird der Gang derUhrwerko während des Einstellens darch
uigiTizea oy x^j v^v./'i lv-
Von Dr. Ed. Ze-^zsche, S97
die Wirkung etektrisoher Ströme auf ein Echappement regtilirt
und nach dem Einstelkn das Draekea durch einen 8trom von ent-
gegengesetater Richtung (Du Moncel und D i gn e y) oder durch
einen stärk ern gleichgerichteten. Strom (Fr eitel) herbeigeführt,
oder es ist eine besondere Ausrückungsrorrichtung vorhanden,
welche mit Hilfe einer FrictioHsknppelung (House) oder unter
Mitwirkung eines hydraulischen Apparates (Brett) den Druck-
apparat erst dann in Wirksamkeit treten lässt,' wedn das Tjpeir- '
rad, sei es durch einen dauernden Strom oder durch eine längere
Unterbrechung, still stehtr •
3) Durch abwechselnd hergestellte und unterbrochene elektrische
Ströme, welche (ohne Uhrwerk) untaittelbar durch ein Echappe-
ment das Typenrad fortrücken; das Drucken erfolgt dann erst bei
einer längern Unterbrechung des Stroms, während eine schnelle
Folge von Unterbrechungen den Druckapparat ebenso unthätig
erhält, wie ein dauernder Strom (Poole, Siemens). DerUeber-
S'^^S ^^^ ^^^ ersten Classe zur zweiten und dritten bezeichnet
den Fortschritt vom Unvollkommenen zum Vollkommenem.
Das zu bedruckende Papier war ursprünglich als Blatt auf einem Cy-
linder befestigt und die Depesche, wurde in Schraubenlinien auf dasselbe
aufgedruckt; später bediente man sich eines schmalen Streifens, auf wel-
chem die ganze Depesche nur eine Zeile bildete; der Telegraph von Frei-
tel (siehe später) endlich druckt die Depesche auf ein Blatt in unter ein-
ander liegenden Zeilen ab, so dass die Depesche genau so aussieht ^ wie
ein Blatt aus einem gedruckten Buche,
Die Typendrucktelegraphen arbeiten immer verhältnissmässig langsam,
da eine grosse Geschwindigkeit nur auf Kosten der Zuverlässigkeit zu er-
langen ist; denn entweder muss man sich dann auf die Uebereinstimmung
und iSleicheeitigkeit iin Gang zweier weit von einander entfernter, also
leicht der Einwirkung verschiedener Einflüsse ausgesetzter Uhrwerke ver^
lassen, oder man bedarf einer grossen Anzahl elektrischer Ströme und muss
jeden derselben doch wenigstens so lange andauern lassen , dass die Elek-
tromagnete die nöthige Stärke des Magnotismus erlangen. In diesem letztern
Falle bedarf man aber zur Einstellung eines Buchstabens 1 bis 36 und mehr
Ströme« während bei der Telegraphie mit dem Morse 'sehen Telegraph
nur 1 bis hi$chstens 6 Ströme für einen Buchstaben nöthig sind. Zudem ist
die Zahl der telegraphischen Zeichen mehr auf die in dem Typenrade ent^
haltenen beschränkt, während sich bei dem Morse 'sehen Telegraph leicht
und ohne Missverständnisse und Unklarheiten im Gefolge zu haben, belie-
big viele , angemessen kurze telegraphische Zeichen von gewählter Bedeu-
tung durch Combination der telegraphischen Grundzeichen, d. i. Punkt und
Strich, bilden lassen. Wenn man dabei erwägt, welche Schwierigkeiten
396 Beiträge sur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Telegraphie.
sich der Anwendang der Translation*) hei den Tjpendracktelegraphen
entgegensetzen, so wird man sich nicht darüber wandern, dass die Typen-
drucktelegraphen eine nicht sn ausgebreitete Anwendung gefunden haben.
In Deutschland , Frankreich , England und Russland sind sie nur vorttber-
gehend und auf kurzem Linien in Gebrauch gewesen; nur in Nordamerika
hat sich der House'sche Apparat weit ausgebreitet. Gleichwohl sind die
Tjpendrucktelegraphen besonders für telegraphisehe Anlagen in grösseren
weitlänfigen Etablissements und an Eisenbahnen nicht unwichtig j da eben
ihre Handhabung durchaus keine umständlichen Vorkenntnisse und kein
besonderes Vertrautsein mit dem Apparate erfordert.
Das Verdienst der Erfindung der Tjpendrucktelegraphen wird wohl
den Amerikanern nicht abgesprochen werden können; nach einer brief-
lichen Mittheilung des Prof. Samuel F. B. Morse, vom 8. Januar 1847,
machte der Nordamerikaner Vail bereits im Frühjahr 1837**) diese Erfin-
dung. Zwar behauptet Morse ebendaselbst, er selbst sei gleich zu An-
fang auf eine bleibende telegraphische Mittheilung der gewöhnlichen Buch-
staben bedacht gewesen und habe gefunden , dass eine solche auf verschie-
dene Weise möglich sei, doch habe er wegen der grösseren Leistungs-
fähigkeit und Einfachheit einem andern Systeme den Vorzug gegeben;
allein erst im Jahre 1847 trat Morse mit einem Tjpendrucktelegraphen
hervor. Etwa gleichzeitig und wahrscheinlich unabhängig von Vail machte
in England Charles Wheatstone, Prof. am King*8 College^ dieselbe
Erfindung. Nach Compies rendus, Bd. XX, S. 1753 (vom J. 1845) existirte
der Apparat von Wheatstone in England schon 1837 und in seiner letzten
Form seit 1840, wurde 1841 mehreren Mitgliedern der Academie vorgezeigt
und war 1845 auf einigen Stationen der Eisenbahnen von Paris nach Orleans
und von Paris nach Versailles in Betrieb. Seit 1837 arbeitete Wheatstone
gemeinschaftlich mit W. Fothergill Cooke, welcher 1836 in Heidelberg
bei Prof. Muncke die elektrotelegraphischen (Gauss^schen?) Experimente
mit dem Elektrometer gesehen hatte und nach seiner Kückkehr nach Eng-
land noch 183Ü einen Nadeltelegraph und einen Zeigertelegraph mitEchappe-
ment construirte. Ueberhaupt lag nach der Erfindung der Zeigertele-
graphen die Erfindung der Tjpendrucktelegraphen ziemlich nahe. Auch
F ar delj in Mannheim verwandelte seinen Zeigertelegraph in einen [durch
einen einzigen Leitungsdraht***) betriebenen] T jpendrucktelegraph , wel-
*) Der in den Campte» rendu», Bd. 26, 8. 367 (MSra 1848) besprochene 8 chl üs-
sel (iransmetteur) für einen magnetoelektrischen Zeigerielegraphon von Professor
Glaesener in Lüttich ist in Dingler's polytechnischem Journal, Bd. 109, 8. 270,
fälschlich Uebeftrager genannt.
**) Vergl. Mechanig's Magazine, Bd. 46, 8. 251; nacli Shaffner {telegrapk mo-
mtalf New-York, 1851), S. 38-2) aber erst im October 1887.
♦**) Henry und Edward Highton in London construirten unter andern
einen elektrischen Typendrucktelegraph mit ] , 2 oder S Leitungsdrähten. VergL
JJingler'a polytechnisches Journal, Bd. 1 13, S. 18, aus ReperUtry of Patent iHfcntions,
Von Dr. Ed. Zeizsche. 399
eber aaf der Taunusbahn in Anwendung kam, 1845 zwischen Kastei und
Wiesbaden, 1846 zwischen der Rheinlust und dem neuen Posthause inLud-
wigsbafen. Zur Vervollkommnung der Typendrucktelegraphen trugen seit-
dem Amerikaner, Engländer, Franzosen und Deutsche bei; in neuerer Zeit
abergingen Verbesserungen besonders von Amerika aus, wo 1856 Albert
J. Partridge am 22. April, HenrjN. Baker am 20. April, Moses O.
Farmer am 16. Juni Patente auf Verbesserungen an Typ endruck telegra*
phen, David £. Hughes aber am 20. Mai ein Patent auf einen für
Doppehelegraphie eingerichteten Typendrucktelegraph erlangte.
Da es immer interessant ist, die verschiedenen Wege kennen zu 1er-
,nen, welche zur Erreichung desselben Zieles eingesehlagen wurden und
wcffden können, so möge hier eine nähere Beschreibung mehrerer Typea-p
drucktelegraphen folgen.
L Der Typendrucktelegrapli von Alfred Yail.
Der Nordamerikaner Alfred Vail, welcher mit Prof. Mor.se arbei-
tete, erfand seinen Typendrucktelegraph im Jahre 1837*) und gab dem
Apparate zum Zeichengeben folgende ans Fig. 1 und 2, Taf. V, erbichtlicho
Einrichtung:
Auf dem metallenen Typenrade A selbst stehen 24 vorstehende Metall-
stifte in einer Spirallinie ^ um den Mittelpunkt des Bades herum; jeder
entspricht einem der 23 Buchstaben oder Typen {Ä^ B, C, 2>, JS^ F^ GyH^I,
k, Z, üf, N, 0, P, 0, Ä, S, r, Vy. r, Wy JSr), weiche an den Speichen des
Rades angebracht sind, der 24. aber bildet den Euhe- oder Ausgangspunkt,
auf welchen die Apparate eingestellt werden, wenn nicht telegraphirt wird.
Die Entfernung eines jeden Stiftes vom Mittelpunkte des Rades ist genau
so gross, als die eines dazu gehörigen Loches in dem vertical stehenden
Index C; dieser Index C ist von Elfenbein, mithin gegen den Gestelltheil
D isolirt, in das Elfenbein ist aber eine durchlöcherte Metallplatte einge^
legt, welche durch einen angelötheten isolirten Draht a mit den Multiplica-
tionsrollen des Elektromagnetes E^ verbunden ist, während das andere
Ende b der Rollen nach dem einen Pol der Batterie führt. Der andere Pol
der Batterie ist durch die Luftleitung mit der nächsten Station, den dorti-
gen Apparaten und schliesslich dort mit der Erd« verbunden. Das Typen-
rad Ä ist gegen das Messinggestell D des Apparates nicht isolirt, steht viel-
mehr durch dasselbe und den isolirten Draht c (Fig. 2, Taf. V) mit den
Rollen des Elektromagnetes J?, in leitender Verbindung; von diesen führt
der Draht d zu den Rollen des Elektromagnetes E^ und endlich der Draht e
zur Erde« Es ist somit der elektrische Kreis geschlossen , sobald nur die
Verbindung zwischen dem Index C und dem Typenrade A hergestellt wird,
*) AuiifUbrUcberes darüber enthält: Vau, iheAmerüuin Electro-Magnetic Telegraph,
Phüadelpkia 1847, S. 157 — 171. Yergl. £. Higkton, ihe eleciric ielegraph, S.63.
uigiüzea oy 'vj v-/\_/pc lv.
400 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Telegraphie,
und es sind dann alle drei Elektromagnete E^^ E^ und E^ des Apparates in
den Schliessnngskreis eingeschaltet. Die leitende Verbindung zwischen
dem Index C und dem Typenrad« A wird aber hergestellt, wenn man in ein
Loch des Index C einen metallenen Stift einsteckt; dann kommt der ent-
sprechende Stift auf dem Typenrade bei der Uradrehnng des letztem mit
dem in den Index eingesteckten Stifte in Berührung und sowie diess ge-
schieht, ziehen alle drei Elektromagnete ihre, den aus den Bollen heraus-
stehenden magnetischen Polen pi , p, und p, gegenüber liegenden Anker an.
Die Apparate von zwei zusammengehörigen Stationen sind nnn mit
zwei gleichgehenden Uhrwerken versehen, welche in dem Gestell D an-
gebracht sind, durch zwei gleiche Gewichte in Bewegung gesetzt und dnreh
zwei gleiche Pendel F mit Echappement und einem Echappementrad G mit
24 Zähnen in gleichem Gange erhalten werden; das Echappementrad Q
sitzt fest auf der Welle des Typenrades A und letzteres muss daher genan
der Bewegung des ersteren folgen. So lange nicht telegraphirt wird, ist
auf beiden Stationen durch einen besondern Wechsel , der einem Strom-
wender ähnlich ist, der Kreis des Stromes geschlossen, ohne dass der Index
nnd das Typenrad in den Kreis eingeschaltet ist*); es würde also z.B.
durch eine Wechselklemme q ganz einfach 9er Draht a direct mit dem
Drahte e leitend verbunden, wie Fig. 5, Taf. V, veranschaulicht; der Kreis
ist also geschlossen, die Batterien darin eingeschaltet, die drei Elektro-
magneten werden demnach magnetiseh und entweder E^ oder E^ hält das
Pendel F durch den daran befindlichen Anker f fest. Beim Beginn des
Telegraphirens wird blos auf der telegrapbirenden Station der Weehsd
umgeschaltet, d. h. durch Oeffnen der Wecbselklemme q die directe Ver-
bindung zwischen a und c aufgehoben, wie Fig. 6, Taf. V,. zeigt; dadurch
kommt das Typenrad und der Index in den Schliessungskreis, und somit
ist der Strom unterbrochen; beide Uhrwerke treten in gleichen Gang und
rücken die Typenräder in gleichem Schritte fort. Wird nun aber auf der
telegrapbirenden Station ein Stift in ein Loch des Index eingesteckt, so
wird die Batterie wieder geschlossen, wenn der entsprechende Stift am
Typenrade mit dem Stifte im Index in Berührung tritt; dadurch werden
beide Uhrwerke durch die Elektromagnete E^ oder E^ arretirt und gleich-
zeitig der am Typenrade eingestellte Buchstabe durch die Wirkung des
Elektromagnetes iß, auf den Papierstreifen PP aufgedruckt. Dieser Elek-
tromagnet El zieht nämlich seinen Anker J an nnd bewegt dabei den mit
seinem Zapfen h in dem messingenen Träger L eingelagerten und um h
drehbaren Hebel ff, auf welchem der Anker / sitzt, nach unten; dieser
Bewejgung muss der Rahmen E folgen, da er bei t mit ff verbunden ist ; der
Kahmen E (Fig. 3 und 4, Taf. V) ist aber oben o£Pen und des bessern Halts
wegen sind seine beiden Seitentheile oben durch ein Querstück / verbun-
*) Die abweichende Anordntmg, yrelchc S haffner, telegrapMc mamtal , S. 387,
beschreibt, ist nicht wohl denkbar. ^^ r\r\r\
uigiüzea oy ^^jOOV Ln^
Von Dr. Eb. Zbtzscbb. 4*1
den, dessea Enden seitKch eb Stück über den Rabmen yotsteheii, in nwei
ßcblitze des Gefltelk eingreifen und so aU Ftihmng ftir den Rahmen beim
Auf- und Niedergange dienen. Durch den Schlits im Rahmen gehen beim
Umdrehen des Typenrades die Typen der Reihe nach hindurch« Beim Nie-
dergange des Hebels B mit dem Rahmen IC legen sich dessen gescblha^
Enden gg an die beiden seitlichen Ansätee an dem Typen m «n und neh-
men denselben mit sich nieder, bis er auf den zwischen dem Typen m and
djer Walze W hindurchgehenden Papierstreifen PP auftrifft und sich auf
demselben aufdruckt; denn die Wake W ist in das Gestell fest eiitg^lagert,
kann also nicht aasweichen« Wenn dann der elektische Strom durch
Herausziehen des Stiftes aus dem Index C wieder unterbrochen wird, fülnft
die Feder i den Hebel JST, dessw Schwingung durch die Stellschranben kk
regulirt werden kann, in seine Ruhelage zurück; Auch der Rahmen iT geht
mit zurück und dabei legt sich der an demselben befindliche Sperrkegel n
in das Sperrrad M an der Walze W ein, dreht diese um einen Zahn fort
nnd zieht so den Papierstreifen PP zwischen dem WaUenpaare W und V
um ein Stück weiter, so dass nun ein neuer Buchstabe darauf gedruckt
werden kann. Der Type selbst aber, welcher in die beiden Ringe 0 und N
des Typenrades so eingelegt ist, dass er sich in radialer Richtung frei be>
wegen kann , wird beim Rttckgange des Hebels durch eine Spiralfeder r im.
seine Ruhelage zurückgeführt* Mit R sind die Holatheile des ApparMes
bezeichnet.
Das Telegraphiren ist höchst einfach: der Telegraphist schaltet seinen
Wechsel um und steckt einen Stift in dasjenige Loch des Index C ein, wel-
ches dem ersten zu telegraphirenden Buchstaben entspricht; das Typenrad
kommt durch das Uhrwerk in Bewegung; nachdem sich einer seiner Stifte
an den eingesteckten Stift in C angelegt hat, kommt es txua Stillstehen und
nun zieht der Telegraphist den Stift aus C wieder heraus und steckt ihn in
das Loch des folgenden Buchstabens des zu telegri^hirendeü Wortes ein
11« s. f.
Bezüglich des übereinstimmenden Ganges der beiden. Uhrwerke istxu
bemerken, dass die Zahlen der Pendelsehläge , welche zwischen je zwei
auf einander folgenden Arreturen der Pendel erfeigen, nicht um einen
halben Sehlag differiren dürfen. -
2. Der TypendrnoktelegTaph von Alezander Bain.
Bei diesem sinnreichen, schon 1840 erfundenen Apparate sind auf jeder
Station zwei Uhrwerke in Thätigkeit, und der elektrische Strom hat wei-
ter nichts zu thun, als das eine Paar dieser Uhrwerke auf beiden Stationen
zugleich in und ausser Gang zn setzen , während das. andere Paar von dem
ersten Paare losgelassen oder arretirt wird. Das erste Paar besorgt die
Einstellung des zu telegraplürenden Buchstabens oder Zeichens und daip
aweitc Paai' dessen Uebertragung auf das Papier uud das Fortriickeu. de^
402 Beiträge zur GeseWchte der FoilschriUe iti der elektr. Telegrapliie.
letzteren nach jedem einseinen Aafdrncken eines Zeichens. Das erste Paar
"wenigstens mass daher auf beiden Stationen vollkommen glelchmJissigen
Gang besitzen und in ihm stets erhalten werden ; dieser Umstand setst also
auch der Anwendung dieses Apparates auf langen Telegraphenlinien mit
rielen Stationen merkliche Schwierigkeiten entgegen, da die Apparate
sftmmtlicher Stationen in einem gleichrnftssigen Gange erhalten werden
mttssten.
Durch eine krftftige Feder in ^em Federhanse B (Fig. 7, Taf. VI) wird
der Rädersatz G, H, J in Umdrehung versetzt und von / aus der Zeiger X
auf dem Ziiferblatte dih pnd das als Regulator dienende Centrifugalpendel
W\ allein die Bewegung aller dieser Theile muss unterbleiben, sobald sich
der Arm T, welcher ersichtlich auch mit umgedreht wird , an den Arm L
anlegt { so lange dies aber nicht der Fall ist, wird auch das Typenrad C,
weil es auch auf der Welle c aufgesteckt ist, mit gedreht, und zwar müssen
auf den beiden in Correspondenz stehenden Stationen nicht allein die bei*
den Typenräder, sondern auch die beiden Zeiger X auf den Zifferblättern
gleichen Schritt halten. Eine zweite Feder befindet steh in dem Feder-
hause P und setzt dnrch den Rädersatz M, 0 die Welle f und den Wind-
flttgel 0 in Bewegung, und es wird diese Bewegung eben durch den Wind-
fitigel 0 regulirt. Aus der Welle / ragen zwei nicht vertical über einander
stehende Ansätze a und b hervor, welche sich beide an den Hebel Z anlegen
können , und wenn einer derselben an Z anliegt , so ist die ganze von der
Feder im Federhause P ausgehende Bewegung gehemmt; so lange aber die
Kugeln des Regulators W ihre tiefste Lage inne haben, liegt « an Z an;
geräth fV in Umdrehung , so heben sich die Kugeln und die mit ihnen ver^
bundene Hülse g nimmt die in ihr ruhende Spitze des Hebels Z mit in die
Höhe , das andere Ende des Hebels geht nieder, lässt den Ansatz o los und
die Welle f dreht sich, bis 6 an Z herankommt; wird W arretirt und senken
sich desshalb die Kugeln wieder, so geht das hintere Ende von Z wieder in
die Höhe , lässt den Ausatz b los und die Welle / ergänzt jetzt ihre vorige
Bewegung zu einer ganzen Umdrehung, denn sie muss sich jetzt Ao lange
drehen bis der Ansatz a wieder an Z sich anlegt. So oft also der von der
Feder im Federhause S aus getriebene Theil des Apparates einmal in Gang
kommt und darauf wieder angehalten wird, macht f eine Umdrehung. Die
Welle f ist aber bei V gekröpft und ertheilt bei jeder ihrer Umdrehungen
der Lenkstange T und durch dieselbe dem mit letzterer fest verbundenen,
um k drehbaren Hebel E eine einmalige hin und her gehende Bewegung;
durch ein Querstüek q ferner ist der Hebel E mit der Welle c des Typen-
rades C fest verbunden , so dass bei jeder Umdrehung der Welle f das Ty-
penrad C einmal an die Papierwalze A herangedrückt' und dann wieder von
ihr entfernt wird. Beim Herandrticken wird das eben der Papierwalze J
gegenüber stehende Zeichen auf das Papier aufgedruckt. Gleichzeitig legt
sich der an dem Queratüeke q angebrachte Sperrhaken e in das Rad D ein
Von I>r. Ed. Zetzrchs. 403
und dreht. dasselbe beim Rückgänge des Hebels E um einen Zahn fort; das
Rad D aber hat sdine Welle mit dem langen Getriebe F gemeinschaftlieh,
weiches in das an der Papierwalae J sitzende Rad eingreift. Bei jedem
Rückgänge des Hebels E wird also die Papierwalze A um einen Zahn um-
gedreht und nach einer vollen Umdrehnng ist es zugleich anf seiner schran-
benförmigen Welle nm einen Schraiibengang fortgerückt; somit kommt nach
jeder Umdrehnng der Welle f auch ein neuer Papierraum dem Typenrade
C gegenüber an stehen^ und die Zeichen werden in einer Schraubenlinie auf
das Papier der Papierwalze A aufgedruckt.
Die eigentlich telegraphisehe Einrichtung des Apparates besteht nun
in Folgendem : Ein in dem Gestell des Apparates unbeweglich befestigter,
aus mehreren über einander liegenden Lamellen bestehender permanenter
Magnet KK^^) ist mit Drahtwiudungen RB^ umgeben, welche um zwei
Zapfen sich frei bewegen können, aber auf jeder Seite, vor und hinter dem
Magnet EK^ , mit einer Spiralfeder versehen sind , durch welche der elek-
trische Strom in die Windungen ein- und austreten kann. So lange der
Strom hindurch geht, nehmen die Windungen die gezeichnete, horizontale
Stellung ein ; wird der Strom unterbrochen , so führen die Spiralfedern S
die Windungen in ihre natürliche Lage zurück und das Endo R hebt sich
in Richtung des Pfeils. Mit den Windungen fest verbunden ist der Arm X,
folgt demnach ihrer Drehung und lässt den Arm F frei, so oft der Strom
unterbrochen wird. So lange die Windungen vom Strom durchlaufen wer-
den, kann mithin die Feder im Federhause B keine Bewegung veranlassen.
Das Zifierblatt idh ist gegen die übrigen Theile des Apparates, auch gegen
die Axe des Zeigers JT isoli'rt und mit 12 Löchern (dieselben sind in Fig. 7,
Taf. VI, durch schwarze Punkte angedeutet) versehen, welche bis auf die
metallische Unterlage hinabreichen ; ein fihuliches Loch ist {7, und an einem
darin steckenden, die metallische Unterlage berührenden Metallstiflte liegt
für gewöhnlich der Zeiger Ä an. Setzen wir nun voraus, dass die eine
Spiralfeder S durch die Erdplatte N mit der Erde leitend verbunden sei,
dass die hintere Spiralfeder aber mit dem Zeiger Z (vermittelst dessen iso-
lirter Achse) verbunden sei , während von der metallischen Unterlage des
Apparates aus eine Leitung etwa über 1 oder 2 nach der andern Station
führe, woselbst ganz gleiche Verbindungen hergestellt sein mögen, und dass
irgendwo galvanische Batterien eingeschaltet seien, so wird ein Strom die
Windungen ^i?, durchkreisen, so lange die Zeiger auf beiden Stationen an den
in 17 steckenden Stiften anliegen; so lange sind auch alle Uhrwerke gehemmt.
Wird aber der Stift auf einer Station herausgezogen, so ist der Strom unter-
brochen , auf beiden Stationen hebt sich das Ende B der Windungen , Ifisst
der Arm L den Arm Y los, die Zeiger JC**) und die Tjpenrilder C gerathen
*) Auch /und «/| sind permanente Magnete.
*♦) Auch beim Bai naschen Apparat ist ähnlieh wie bei dem Ton Vail ein Wech-
sel oder eine ihn ersetzende Vorrichtong nöthig; mfirgl, S. 400 und Fig. & n.'^^^l^i^»
404 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Telegraphie.
in gl^ichsiftsgige Bewegung, der Hebel Z lässt den Ansats a 1^ ttnd h legt
fiich an Z. Wird dann der Stift in eins der Löcher auf dem Ziffcrblatte
eingesteckt, so legt sich endlich der Zeiger X an ihn an, sohiiesst den Strom
wieder, die Windungen stellen sich sogleich wieder horizontal , die Tjpen-
rKder und Zeiger bleiben stehen, der Hebel Z lässt d«n Ansati h los, worauf
die Welle f ihre Umdrehung vollendet, ein Zeichen auf die Papierwalze
aufgedruckt und dann die letztere um einen Zahn fortgerttckt wird. Zwi-
schen dem Papier auf der Papierwaize Ä Hegen zwei Lagen eines yoa zwei
Walzen festgehaltenen mit Druckschw^rze getränkten und gefT^rbten Ban-
des , so dass die Buchstaben schwarz aufgedruckt werden. Will man eine
doppelte Ausfertigung der Depesche haben, so legt man noch einen Streifen
weisses Papier swischen die Schwärzbänder hinein und auf diesem entsteht
dann gleichfalls ein Abdruck.
Der Vorgang beim Telegraphiren ist also höchst einfach : Der Tele-
graphist zieht den Stift aus V und steckt ihn in das Loch unter dem Zei-
chen , welches er zuerst telegraphiren will ; ist ^^i Zeiger seines Apparates
dort angekommen, so ist auch das Zeichen auf der Empfangsstation ge-
druckt, der Telegraphist zieht den Stift wieder heraus und steckt ihn in
das Loch unter dem nächsten zu telegraphirenden Zeichen und so fort bis
zu Ende der Depesche. In der Zeichnung sind blos zwölf telegraphische
Zeichen vorausgesetzt, die Zahlen von 0 bis 9 und zwei leere Räume; dem
entsprechend shid natürlich auch die Zifferblätter und die Typenräder mit
denselben zwölf Zeichen versehen. Ebenso könnten aber auch die sämmt-
liehen Buchstaben und einige andere Zeichen auf den Zifferblättern und den
Typenrädern angebracht sein*) und dann würde die' Depesche gleich in
den gewöhnlichen Buchstaben auf das Papier gedruckt.
Unvortheilhaft wegen des grösseren Aufwandes ftir die Batterien ist
der Apparat desshalb, weil bestandig ein Strom durch die Leitung gehen
muss , so lange nicht telegraphirt wird , da ja die Zeichen eben durch Un-
terbrechen des Stroms hervorgerufen werden. Ein Vorzug dagegen ist es
zu nennen , dass anf der Empfangsstation die ankommenden Zeichen auch
-durch den Zeiger auf dem Zifferblatte sichtbar gemacht werden.
Nach denselben Principien ist ein anderer Typendrucktelegraph con-
Btfuirt, welcher von den Herausgebern des Scientific American er-
funden, im Mechanic's Magazine, Bd. 46, S. 265, und von da aus in Dingler^s
polytechnischem Journale (1847), Bd. 105, S. 165, • besehrieben und abge-
bildet ist. Auch er erfordert einen grösseren Aufwand ftir die Batterien,
da bei ihm die Linienbatterie erst geschlossen wird , wenn der Kreis einer
Hilfs- oder Localbatterie unterbrochen- wird, da mithin stets die eine oder
die andere Batterie in Thätigkeit ist. Dieser Typendrucktelegraph hat mit
*) 6o eingepichtet beschreibt Du Mo nee 1, £aipos6 des appUcationg de Celeciri-
cii4, Paris 1856, //, p. 136, den i^parat vou Bain. ^'S '^^« °y ^ ww^l^
Von Dr. Ed. ZETi&sctiE. 405
den beiden bereits beschriebeneb Tjpendraoktelegraphen 'von Vai! ttikl
Pain auch da» gemein, dass wenn einmal eine kleine Ungleichheit oder
Unregelmässigkeit im Gange der Uhrwerke beim Telegraphiren eines
Buchstabens sieb einschleicht, nicht allein dieser eine Buchstabe falsch
telegraphirt wird, sondern auch alle noch nachfolgenden Buchstaben bis zu
dem Zeitpunkte hin, *wo die Uebereinstimmung swischen dem Zeiger der
telegraphirenden und dem Typenrade der Empfangsstation wieder berge-«
«teilt wird. . Ein solches Weitertragen einea Fehlere auf das Nachfolgende
ist natürlich um so störender, je leichter einmal ein Fehler Torkommen
kann^ um aber die EieÜtigkeit jedea Buchstabens nicht von der Richtigkeit
der vorhergehendea abhängig an machen, darf man d«m Apparate nur eine
solche* Einrichtung geben, daas nach dem Telegraphiren eines Buchstabens
der Apparat sich von selbst auf einen bestimmten Ausgangspunkt einstellt,
wie es z. B. bei dem gleich zu beflchreibenden Telegraph von T hei 1er de»
Fall ist. Er kann indessen diese vermehrte Zuverlässigkeit wiederum nur
auf Kosten der Greseh windigkeit des Telegrapliirens erreicht werden; denn
d*nii ist zum Telegvaphiren eines jeden Buchstabens eine volle Umdreh*
nng des Typenrades nothwendig, während sonst möglicher Weise bei einer
Umdrehung gelegentlieh zwei , drei und mehr Buchstaben telegraphirt wer-
den können , wenn die auf einander folgenden Buchstaben des zu telegra-
phirenden Wortes in derselben Reihen£alge stehen , wie d«r Zeiger auf dem '
Zifferblatte über sie hinwegschreiiet und wie sie am Typenraete eingestellt
werden.
3. Der Typendmoktel^n^ph von Xlieilar.
An die übrigens wesentlich von ihm verschiedenen Typend nxcktele^
graphen von Bain und von Vall sohliesst sich der Typendrucktelögraph
von Theiler insofern eng an, als seine Anwendung ebenfalls auf den bei«
den correspondirenden Stationen gleicbgeheade Uhrwerke voraussetzt, durch
welche dem Apparate zum Zeiehengeben auf der telegraphirenden und dem
Drnckapparate auf der Empfangsstation eine /übereinstimmende Bewegung
Mtkeiltwird.
Der Apparat zum Zeichmigeben ist in Fig. d, Taf. V, abgebildet. Er
besteht aus einer Claviatur mit im Kreise angeordneten Tasten; wird eind
derselben niedergedrückt, so wird sie durch einen besonderen Mechanismus
so lange niedergedrückt erhalten , bis der ihr entsprechende Buchstabe ab-
gedruckt ist; dann erst hebt sie sich wieder. Dabei wird der Kreiß der
elektrischen Batterie zweimal auf kurae Zeit geschlossen und gleich wie-
der unterbrochen; die erste Schliessung beim Niederdrücken der Tast«
Utsst die beiden gleichgehenden Uhrwerke los, die zweite erfolgt, wenn
durch die Uhrwerke der zu telegrapbirende Buchstabe eingesetzt ißl, Vfni
besorgt das Aufdrucken desselben auf den Papierstreifen. Der auf den
hintern Enden dslr Tasten liegende, um die Achse ZZ ^^yM§^f^&\&^0e
406 Beiträge zur Geschiohte der Fortschritte in der elektr. Tclefrraphie.
ist mit einem Ansätze e versehen, an welchen sich für gewöhnlich der An-
satz c des am die v^erticale Achse o drelibaren metallenen Gatters bff^
hemmend aalegt; sobald aber eine Taste niedergedrückt wird, hebt sich
der Bügel dd und der Ansatz t lässt den Ansatz c los , worauf das Gatter
bff^ durch das Uhrwerk in eine mit der Bewegung des Tjpenrades auf der
Empfangsstation gleichen Schritt haltende Umdrehung um seine Achse o
yersetzt wird. Beim Niederdrücken der Taste hebt sich zugleich von den
Stiften kk derjenige, welcher zu der Taste gehört, und bleibt gehoben, ae
lange die Taste niedergedrückt ist; beim Niederdrücken der Taste wirkt
ferner ein Ansatz an derselben mit einer schiefen Ebene drückend auf die
eine Seite eines Zahnes des Bades /, welches dadurch ein wenig nach recht»
bewegt, aber gleich darauf durch die Feder m in seine frühere Lage zu-
rückgeführt wird, sobald die Taste ganz niedergedrückt ist, und bei dieseui
Rückgange kommt ein Stift an dem Rade / unter das hintere Ende der
Taste und erhält fortan die Taste niedergedrückt. Wenn nun nach dem
Niederdrücken einer Taste das Gatter hff^^ sich um seine Achse a zu drehen
anfängt, schleift es mit f^ auf dem festsitzenden Ansätze g auf, wird da-
durch bei fx um die horizontale Achse üa gehoben und legt sich an das me-
tallene Verbindungsstück h an, wodurch der Stromkreis geschlossen wird.
Hinter g senkt sich das Gatter wieder und der Strom wird demnaoh unter-
brochen , das Gatter aber setzt seinen Weg fort und kommt endlich , wenn
/i über die niedergedrückte Taste gelangt, mit dem gehobenen Stifte k in
Berührung, fi wird von dem Strome gehoben und dadurch der Strom aber«
mals geschlossen ; hat endlich das Gatter seine Umdrehung fast vollendet,
so stösst die Sperrklinke n im Vorbeigehen gegen einen Ansatz am Rade /,
rückt es momentan ein wenig zur Seite und jetzt erst kann die niederge-
drückte Taste in die Höhe gehen, der Bügel dd senkt sich und das Gatter
wird angehalten.
Beim ersten Schliessen des Stromes wird auf der Eknpfangsstation der
Hebel des Elektromagnetes P (Fig. 10, Taf. V) des Relais R angezogen und
so eine Localbatterie geschlossen , deren Strom durch die Rollen des Elek-
tromagnetes M (Fig. 9, Taf. V) hindurchgeht; indem dadurch der auf dem
um e drehbaren Hebel EE befindliche Anker F angezogen wird, wird der
mit Flanell überzogene Druekstempel / am andern Ende des Hebels EE
gegen das kleine und leichte, aus Aluminiummetall hergestellte Tjpenrad
Jangedrückt, allein es kann kein Buchstabe abgedruckt werden, weil zur
Zeit der breite leere Ausschnitt q des Tjpenrades (welcher dem von den
Tasten freigelassenen Räume des Zeichengebers entspricht) dem Stempel /
gegenüber steht; wohl aber wird der ebenfalls auf der Welle e sitzende
Sperrhaken D gedreht und lässt den Sperrarm C los, so dass nun das
Eohappement BB^ B des Uhrwerks durch das i7zähnlge Echappementrad Ä^
welches mit dem Arme C und dem Typenrade T eine gemeinschaftliche
Achse besitzt^ das Typenrad in Umdrehung yerseteen^kann.^D^^Um-
: Von Dr. Ed. Zbtzsche. 407
drehting dauert nun nngestiSTt fort, bis der Strom Eum asweiten Male ge-
seblo0sen wird; bei dem jetzt erfolgenden Anstehen des Ankers F nämlich
greift die gleichfalls auf der Achse e sitzende Sperrklinke K zwischen zwei
der 29 Stifte auf dem Rade A ein und hemmt es, während gleichzeitig der
Stempel / den eben ihm. gegenüber stehenden Buchstaben abdruckt. Zur
Sicherung der Bewegungen dient der Winkelhebel H^ welcher sich federnd
mit dem einen Ende auf die kleine ausgeschnittene Scheibe G auf der Achse
des Typenrades auflegt; nach dem ersten Sohliessen des Stromes gleitet
nämlich das Ende des Hebels H vorübergehend in den Ausschnitt der
Scheibe Q und dabei drückt sein anderes Ende den Hebel des Relais P nie-
der , so dass der Localstrom durch den Elektromagnet M sicher unterbro-
chen, und durch die an ihm befindliche Feder /"der Hebel EE und mit ihm
auch die Sperrhaken D und K in ihre Ruhelage zurückgeführt werden;
denn sonst würde der Relaishebei durch den nicht augenblicklich wieder
verschwindenden Magnetismus angezogen bleiben können und in diesem
Falle würde sieh K zwischen die Stifte auf A einlegen und das Tjpenrad T
henunen*). Die 20 Stifte auf A stehen desshaib auch nicht im YoUkreisei
•ondemes ist ein Stück Bogen freigelassen, ähnlich wie im Tjpenrade
bei q. Wenn nach dem Aufdrucken eines Buchstabens der Stempel / und
die Sperr kaken i> und if in ihre Ruhelage zurückgekehrt sind , setzt das
Typenrad T in gleichem Schritte mit dem Gatter bff^ des Zeichengebers
seinen Weg fort, bis sich der Sperrarm C wieder an den Sperrhaken i> an«
legt, d. h. bis das Typenrad 7, wie das Gatter bff^^ auf den Ausgangs«
puttkt zurückgekehrt ist Nackdem also ein Buchstabe telegraphirt worden
ist, stellen sich die Apparate von selbst wieder auf den Ausgangspunkt eiUt
wesshalb ein etwa untergelaufener Fehler sich nicht weiter fortpflanzen
«ad auch nieht die nachfolgenden Buchstaben unrichtig machen kann. . ;
Der Papierstreifen wird durch das Walzenpaar £, N durch den Appa-
rat hindurohgeführt^ indem von dem Uhrwerke die Bewegung mit auf iT
übertragen wird, ü ist die Schwärz walze , welche die Typen mit der
Dmckschwärze versieht.
4 Der TypendracktelegTaph tob Boyal X. Honse.
Wesentlich abweichend von allen übrigen Telegraphenapparaten ist
der Typendrocktelegraph des Amerikaners Hon se durch die eigentfattm«
liehe Construction des Elektromagnetes und durch dessen originelle Be-
nutzung zur Bewegung eines Vertheilungsscliiebers , welcher den Zutritt
der Luft aus einem Windkessel in einen Cylinder regnlirt; der von der
verdichteten Luft in dem Cylinder hin und her bewegte Kolben setzt aber
das Typenrad in Bewegung.
*) Anch dfts Sperrrad r und die 8perrkegel « und i lollen zur Sicherang des
Ganges beitragen. uigmzea oy v_jv>OQIC
408 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Telegraphie.
Hau ff e erlangte hereit« den 18. April 1846 ein Patent auf seinen Tele-
graph, aber erst 1847 wurde derselbe darch Hevry O'Reilly vervoll-
kommnet and aap der Linie swisahen Oineinatti und Louisville angewendet
nnd die erste Depesche von Cinernätti auf eine Entfernung von 190 (engl.)
Meilen nach Jeffersonville, gegenüber Lonisville, gesandt. 1849 ward der
Apparat auf einer Linie von Philadelphia nach New-York angewendet und
erlangte da&n eine schnelle Yerbreitmig in Nordamerika» 8o war er i89ft
schon auf der 600 Meilen langen Linie von Böston nach New-York, auf den
Linien Von'Buffalo nach New-Ydrk, von New-York nach Philadelphia,
Poston, Washington u. a. in Betrieb*)* Das letate Patent Honse's datirt
vom 28. Deoember 189t.
Zum Zeicliengeben dient eine Cläviatur , deren 28 Tasten in awei
Beihen stehen, ganz wie bei einem Ciavier, durch Federn ii) der horison^
talen Lage erhalten werden und mit den 20 Buchstaben {J mit eingerech-
net) , einem Schlasapunkt und einem Gedankenstriche bezeichnet sind. Auf
der Unterseite hat jede -Taste einen kleinen Ansata, welcher beim Nieder-
drücken der Taste sich so weit senkt, dass ein Stift anfeiner quer unter
den Tasten liegenden Walze sich an ihn anlegen kann und dadurch die
Walze selbst in ihrer Umdrehung aufgehalten wird. Diese Walze , welche
mit der Walze in einem Leierkasten oder einer Drehorgel Aehnliehkeit hat,
sitzt auf ihrer Achse, nicht fast, sondern ist nnr durch eine Frictionsknppe-
lung mit ihr verbunden , damit die Achse sich ungestört fortdrehen kann,
auch wenn die Walze aufgehalten wird. Die Walze ruht mit den Zapfen
ihrer Achse in einem isolirten Eisenrahmen und bildet so gut wie dieser
einen Theil des Schliessungskreises fUr den elektrischen Strom. Auf der
einen Seite sitzt auf der Achse der Walze eine Riemenscheibe , durch
welche die Walze mit der Hand durch eine Kurbel mit Schwungrad in Um-
drehang versetzt wird. Die eine Speiehe des Schwungrades bildet einen
Krammsapfen, welcher den Kolben einer Luftpumpe* in Bewegung setzt
und durch diesen Luft in einen U Zoll langen Windkessel von 0 ZoU Durch*
messer einpumpt; dieser Windkessel muss mit einem Sicherheitsventile ver-
seilen sein , durch welches die zum Betrieb nicht nöthige , also überflüssige
Luft entweichen kann. An der Walze fest sitzt auf der ein^ Seite das
messingene Schliessungsrad {circuü wheel) ^ auf dessen Umfange 14 sec-
torförmige Ausschnitte von |^ Zoll Tiefe angebracht sind, welche sowohl
unter sich, als auch mit den dazwischen stehengebliebenen, zahnförmig
hervorragenden Sectoren von gleicher Grösse sind. Auf dieses Scbliessungs-
rad legt sich ejue metallene Feder auf und tritt bei seiner Umdrehung ab-
wechselnd in die leeren Ausschnitte ein oder legt sich auf einen stehen ge-
bliebenen Sector auf**) ; wenn nun die Feder nach der einen Seite hin und
*) Vgl.u. A. Zeitschrift d. dtutsch-österrcich. Tele^aphenvereins, I. Jahrg. S. 155.
'^) Ein solehcH l^hliessirag^srad i«t in Fig. 17, Taf. Vi, abgebildet; die Feder f
liegt gerade auf einem massiven Sector des Schliessangsru^^^^ä oy <^k^%^:^i
Liv,
Von Dr. Ed. Zetzschb. 409
das SehliessQngsmd durch die Walze und den Hahmen nach der andern
Seite hin mit dem Schliessungskreis der Batterie in Verbindung gesetzt
werden, so ist der Schliessnngskreis geschlossen oder unterbrochen» je
nachdem die Feder auf einem Sector oder in einem Ausschnitte liegt. So
lange keine Taste niedergedrückt ist, wird also bei der mit der Hand durch
die Kurbel hervorgebrachten Umdrehung der Walze und des Schliessungs-
rades abwechselnd ein Strom in die Liuie gesendet und wieder unterbro-
chen; sowie aber eine Taste niedergedrückt und die Walze dann aufgehal-
ten wird, sobald sich der entsprechende der 28 Stifte, welche ähnlich wie
die Tasten der Clayiatur in zwei Spiralreihen zu je 14 auf der Walze ver-
theilt sind, an den Ansatz der niedergedrückten Taste anlegt, hört die
Abwechselung auf und es circulirt entweder kein Strom oder ein ununter-
brochener, je nachdem die Feder in einem Ausschnitte oder auf einem
massiven Sector liegt. Wird die Taste wieder losgelassen, so folgt die
Walze wieder der Bewegung ihrer Achse, kommt wieder in Umdrehung,
die Abwechselung beginnt von Neuem und es wird bei jeder Umdrehung
14 Mal der Strom unterbrochen und 14 Mal wieder hergestellt.
Der Strom geht nun von dem einen Batteriepol durch die Luftleitung
nach der Empfangsstation, dort durch die Kollen des Elektromagnetes,
durch den Eisenrahmen, die Walze und das Schliessungsrad, durch die
Batterie , in der Erde zurück zur Ausgangsstation , nimmt daselbst einen
ähnlichen Weg durch die Apparate zum andern Batteriepol. Die abwech-
selnde Herstellung und Unterbrechung des Stromes erzeugt aber auf der
Empfangsstation eine hin und her gehende Bewegung: innerhalb der in
einer Messingbüchse E (Fig. 11, Taf. VI) befindlichen elektrischen Mul-
tiplicationsrollen A des Elektromagnetes der Empfangsstation steckt eine
8 bis 10 Zoll lange Messingröhje c, welche mit der Schraube D auf der
Grundplatte des Apparates befestigt ist. In dieser Köhre sind 6 bis 8 röhren-
förmige Reifen k von weichem Eisen in gleichen Entfernungen von einander
festgelöthet. Weiter oben über den Multiplicationsrollen ist ein elliptischer
King F^ in welchem ein elastischer Draht G diametral ausgespannt ist, des-
sen Spannung durch zwei Stellschrauben a und b mit der jeweiligen Strom-
stärke in Einklang gesetzt und regulirt werden kann. Von dem Drahte G
hängt ein Messingstab C in die erwähnte messingene Bohre herab, zwischen
den Eisenreifen k in derselben hindurch, und auf diesem Messingstabe C
sind 6 oder 8 schmale Röhren / von weichem Eisen in gleichen Abständen'
von einander aufgereiht; ihre unteren Enden sind glockenförmig ausge-
baucht , während die Reifen k an ihrem oberen Rander in gleicher Weise
nach Innen erweitert sind. Wenn nun ein Strom durch die Rollen geht, so
werden sowohl die Reifen k als die Röhrenstücke l magnetisch, und zwar
liegen bei beiden die gleichnamigen Pole nach derselben Richtung , z. B.
alle Nordpole nach oben, alle Südpole nach unten; es wird daher bei der
Zeitschrift f. Mathematik u, Phyaik. V. uigmz^lfty ^OOQIc
410 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Telegraphie.
gewählten Stellung der Reifen Ar gegen die Röhrenstücke / jedes Röhren-
stück / Ton dem darüber befindlichen Reifen abgestossen, von dem darnnter
befindlichen angezogen, die Stange C mitbin kräftig nach unten bewegt
Wenn aber der Strom aufhört, führt der federnde Draht G die Stange C
in ihre frühere Lage zurück. Die Stange C bewegt sich dabei nur um
ufj Zoll auf und nieder.
Anstatt aber die so erzielte hin und her gehende Bewegung der Stange
C, wie es wohl zunächst läge , gleich anfein Echappement zu tiberträgen,
bedient sich House erat der Veirnittelung des Kolbens in einem Cylinder;
die Kolbenstange setzt das Echappement in Bewegung, der Kolben selbst
aber wird durch Luftdruck abwechselnd hin und her geschoben und die
Stange C besorgt eben die Steuerung , reguUrt den Ein - und Anstritt der
comprimirten Luft in den Cylinder. Es ist nämlich an ibr ein cylindrischer
Schiebekasten B befestigt, welcher in seinem Umfange drei Rinnen 1, 2
und 3 hat und in der Luftkammer H auf und nieder gleitet; die Luftkammer
ist aber im Innern mit zwei Rinnen 4 und 5 versehen, welche durch die
Kanäle / und M nach dem Cylinder führen, in welchem der Kolben hin
und her gehen soll. Die comprimirte Luft tritt aus dem anfangs erwähnten
Windkessel durch die Oeffnung L in die Rinne 2 des Schiebekastens ein
und gelangt von da, je nach der Stellung des Schiebekastens, durcli 4 oder
5, / oder M, über oder unter den Kolben im Cylinder, Und nachdem sie
auf diesen gewirkt hat, beim nächsten Umsteuern durch den elektrischen
Strom entweicht sie durch die Rinne 1 oder 3 im Schiebekasten in die At-
mosphäre.
Der Kolben im Cylinder bewegt sich also in gleichem Takte mit dem
Stabe C und überträgt seine horizontal hin und her gehende Bewegung auf
den Hebel h des Echappements V (Fig. 12 und 13, Taf. VI), dessen Lappen
sich abwechselnd sperrend in das Echappementrad N einlegen , welches auf
derselben vertical stehenden Welle / (Fig. 12 und 14, Taf. VI) mit dem
2 Zoll im Durchmesser haltenden stählernen Typenrade AB CD sitzt; diese
Welle J aber ist durch Friction mit einer hohlen Rolle H (Fig. 14, Taf. VI)
verbunden, indem eine gewöhnliche Uhrfeder sich tnit dem einen Ende
immer mit gleicher Kraft an die innere Seite der Rolle anlegt, während die
Feder mit ihrem andern Ende an der Welle befestigt ist. So nimmt die
Rolle, welche in beständiger Umdrehung erhalten wird, das Typenrad mit,
so oft sich nicht ein Lappen des Echappements sperrend in das Echappe-
mentrad einlegt. Das Echappementrad hat 14 Zähne und rückt bei jeder
Schwingung des fcchappements um einen Zahn fort. Das Typenrad ent-
hält dieselben 28 Zeichen, wie die Claviatur, und rückt demnach sowohl
beim Hingange als beim Hergange des Echappements, des Kolbens oder
der Stange C um ein Zeichen fort, also jedesmal um ein Zeichen, wenn die
Feder auf dem Schliessungsrade des Zeichengebers von eix^em massiven
Sector in einen Ausschnitt eintritt oder umgekehrt. Digitizedby L^OOgi^
Von Dr, Ed. Zetzsche, 411
Durch die Schrauben m und n (Fig. 12, Taf. VI) ISsat sich jeder be«-
liebige Buchstabe des Typenrads einstellen und durch sie wird das Typen-
rad beim Beginn jeder Depesche auf den Gedankenstrich eingestellt; eben
80, wenn einmal während des Telegraphirens das Typen rad ausser Ein-
klang mit dem Zeichengeber der telegraphirenden Station gerathen ist.
Oberhalb des Typenrades sitzt an seiner Welle J noch ein Buchstabenrad
E^ welches durch ein kleines Fensterchen in der Haube des Apparates
denselben Buchstaben sichtbar werden lässt, welcher auf dem Typenrade
eben abgedruckt wird. So kann die Depesche auch gleichzeitig abgelesen
werden.
Auf seiner Obern Fläche hat das Typenrad 28 vorstehende Triebstöcke;
neben ihm steht eine kleine Stahlscheibe JC (Fig. 12 und 15, Taf. VI), zwei
Zoll im Durchmesser, welche ebenfalls nur durch Frictionskuppelung auf
ihrer verticalen, durch den Schnurlauf in steter, mit der des Typenrades
gleichsinniger Umdrehung erhaltenen Welle befestigt ist*); an der dem
Typenrade zugewandten Seite der Scheibe ist ein kleiner stählener Arm d,
} Zoll lang, angebracht, welcher sich au die Triebstöcke des Typeurades
anlegt und von ihnen mitgenommen wird, wenn das Typenrad sich um-
dreht, sich dagegen zwischen zwei Triebstöcke einlegt, wenn das Typenrad
still stellt; im letzteren Falle folgt die Scheibe ein Stückchen ihrer Welle
and erhält eine kleine entgegengesetzte Bewegung, wenn das Typenrad
sich wieder in Bewegung setzt. Auf der dem Arm d diametral entgegen-
gesetzten Seite der Scheibe JC sind zwei Aufhaltstifte t und e angebracht;
wenn das Typenrad still steht, so legt sicK an den ersten, t, ein Aufhalt-
arm üj welcher gleichfalls nur mit Frictionskuppelung auf eine verticale
Welle T aufgesteckt ist; diese Welle T aber wird durch den Scbnurlauf
stets in entgegengesetztem Sinne wie das Typenrad umgedreht. Fängt das
Typenrad an, sich umzudrehen, so wird die Scheibe ..Y durch den kleinen
stählernen Arm ein Stück mit fort genommen; dadurch wird U von dem
ersten Aufhaltstifte t der Scheibe losgelassen und legt sich an den gleich
daneben befindlichen zweiten, e, an, bis das Typenrad wieder ßtill steht;
geschieht diess, .so macht die Scheibe X eine kleine Bewegung durch den
Antrieb ihrer Welle und jetzt lässt wieder der zweite Aufhaltstift e den
Aufhaltarm ü los und dieser macht nahezu eine volle Umdrehung , bis er
sich wieder an den ersten .Aufhaltstift t anlegt **). So oft also das Typen-
rad still steht, macht der Aufhaltarm U eine Umdrehung und diese wird
nun zum Aufdrucken des Buchstabens auf das Papier benutzt. Auf der
*) Einfacher wäre es jedenfalls, wenn die Welle der Scheibe fest stünde und
mit der Scheibe durch eine Uhrfeder in derselben Weise, wie Fig. 14, Taf. VI, ver-
bunden wäre , und zwar so , dass ein Ende der Feder fest mit der unbeweglichen
W^elle J, das andere Ende aber fest mit der inneru Höhlung II der beweglichen
Scheibe verbunden wäre.
**) Eine ähnliche Vorrichtung wurde schon beim Typendrucktelegraph vöif
Bain beschrieben.
uigiiizea oy v_j v>
28»
ogle
412 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Telegraphie.
Nabe des Aufhaltarms V sitzt nftmlich noch eine excentrische Scheibe R
fest; von dieser geht die Zugstange S aus und zieht bei jeder Umdrehung
der Scheibe einen auf einem federnden Stahlstäbchen angebrachten, sich
drehenden , gekerbten Schaft p an den eben eingestellten Buchstaben dea
Typenrades heran. QQ ist das endlose Schwärzband*), welches von
einer kleinen Farbenwalze beständig mit der zum Drucken verwendeten
Farbe gespeist wird ; den von einer Rolle kommenden Papierstreifen L aber
zieht der geriffelte Schaft p bei seiner Utndrehung zwischen sich und einer
Stahlspange hindurch, welche, das Papier an den Schaft andrückt und ea
glatt erhält; die Spange ist durchbrochen und durch die Oeffnung in ihr
reicht der Type beim Aufdrucken hindurch. Nach jedem Aufdrucken eines
Buchstabens aber wird der Schaft p bei seinem ^Rückgänge durch eine
Sperrvorrichtung um ^ Umdrehung um seine Achse gedreht, so dass eine
neue unbedruckte Papierfläche vor die durchbrochene Oeffnung der Spange
zu stehen kommt.
Vor dem Beginn des Telegraphirens wird ein Signal durch die ein-
fache Bewegung des Elektromagnetes gegeben ; die Empfangsstation beant-
wortet dasselbe und meldet unter Einstellen des Typenrades auf den Ge-
dankenstrich zurück, sie sei zum Empfangen bereit; jetzt sind beide Ma-
schinerien in Gang und die Correspondenz beginnt, indem der Telegraph ist
die Depesche auf seinem Claviere abspielt. Das Typenrad muss dabei in
1 Secunde mindestens 25 Schritte fortrücken, damit der Druckapparat nicht
schon während des Einsteilens des Typenrades in Gang kommt. Der Ap-
parat soll sehr gut und sicher arbeiten und 300 Buchstaben in 1 Minute
drucken. — Anscheinend kann selbst von der Empfangsstation aus die
Correspondenz unterbrochen und so eine etwa nöthige Correctur leicht er-
langt werden, wenn einmal ein oder mehrere Zeichen undeutlich ausgeprägt
wären.
6. Ber Typendmoktelegraph von Jacob Brett
Der Engländer Jacob Brett arbeitete mehrere Jahre in Gesellschaft
mit dem Amerikaner Royal E. House an einem Typendrucktelegraph;
Letzterer nahm ein Patent in den Vereinigten Staaten, Ersterer in Gross-
britannien auf denselben Apparat {ve^r^l, Mechanic's Magazine, Bd. 51, S. 623).
Nach dem Ablauf dieser ersten Patente verbesserten beide ihren Telegraph;
der House'sche kam auf mehreren Linien der Vereinigten Staaten in Ge-
brauch , der Brett*sche dagegen nur vorübergehend auf europäischen Linien.
Der Zeichengeber ist eine Claviatur mit 28 (auch wohl 30 oder 40)
Tasten , unter welchen , ähnlich wie bei dem House'schen Telegraph , eine
Walze mit 28 Metallstiften angebracht ist, welche in einer Schraubenlinie
auf der Walze vertheilt sind, und von denen sich beim Niederdrücken einer
'^) Es ist aach versucht worden , die Bachstahen (ohne Druckfarbe) blos me-
chanisch in das Papier einzudrucken; vergl. Polytechnisch. Q|^||§]|^]m,JJ9^ 6. 713.
Von Dr. Ed. Zet2SCHE. 413
Taste immer einer an eioen Voraprung auf der Unterseite der Taste an-
legt und 80 die Walze arretirt; die Walze wird aber mittels eines Härder-
verkes mit Windflügel durch ein Gewicht in Umdrehung versetzt; auf der
Walze sitzt ferner ein ebensolches Schliessungsrad mit 14 (l5 oder 20)
zahnförmig vorstehenden Sectoren, wie bei dem Apparat von House; eine
Feder schleift auf dem Metall der Walze und eine andere daneben auf dem
metallischen Schliessungsrade; die erstere steht mit einem Batteriepol ^ die «
andere durch den Druckapparat hindurch mit der Luftleitung , mit den Ap-
paraten auf der Empfangsstation und durch die Erde mit dem andern Bat-
teriepol in leitender Verbindung; somit wird bei Umdrehung der Wal&e
durch die beiden Federn der Strom abwechselnd jgeschlossen und wieder
unterbrochen. Später eraetzte Brett die Claviatnr durch ein mit den tele*
graphischen Zeichen versehenes Zifferblatt (Fig. 16 und 17, Taf.. VI) , ani^.
welchem um die Drehachse Ä ein mit dem Zeiger K fest verbundener Hebel-
arm GHJy bei / auf einer kleinen Rolle rollend, nach beiden Seiten hin
herumgedreht werden kann; bei einer Drehung aus seiner jetzigen Stellun^^
nach links bewegt er sich allein und kann so beim Beginn des Telegraghi-
rens auf ein bestimmtes Zeichen eingestellt werden ; bei einer Drehung nach
rechts aber nimmt er durch die Sperrung / und D das Schliessungsrad $ mit,
welches sich ebenfalls nur nach dieser Richtung herumdrehen kann, da eine
Sperrvorrichtung e und B ein Umdrehen in der entgegengesetzten Richtung
verhindert; die Anordnung des Schliessuugsrades S und der beiden auf-
schleifenden, mit den Klemmen M und N leitend verbundenen Federn f
und g zeigt Fig. 17, Taf. VI, deutlich.
Der Anker B des Elektromagnetes 'E (Fig. 18, Taf. VI) des Druck«
apparates ist durch die Stange T mit dem als Feder wirkenden Arme r
verbunden und bewegt diesen nieder, so oft die Eisenkerne ^ und y^i in
den Multiplicationsrollen durch den Strom magnetisch werden ; bei Unter-
brechung des Stromes zieht die Feder r den Anker B wieder ab. Dieses
Spiel des Armes r tiberträgt sich zugleich auf den Winkelhebel LL^^ da
derselbe fest auf derselben Achse mit r sitzt; die beiden Arme L und Z|
dieses Winkelhebels bilden aber ein Echappement für das etwa 3 Zoll im
Durchmesser haltende und 1 Zoll dicke Typenradi? mit 28 Zähnen, au(
dessen Umfang die 28 Typen (26 Buchstaben , der Schlusspunkt 9nd ein
leerer Raum) angebracht sind. Auf dem Typenrade stehen ferner seitlich
14-Stifte hervor; an einen derselben legt sich abwechselnd L oder L^ an und
hemmt so das Typenrad, welches ein Uhrwerk mit Gewicht in beständige
Umdrehung zu versetzen strebt; bei jedem Spiele des Ankers B rückt also
das Typenrad um einen Stift oder zwei Zeichen weiter, mithin bei jeder
Unterbrechung und bei jedem Schliessen des Stroms um ein 2^ichen, und
es folgt demnach das Typen rad in gleichem Schritte dem Schliessungsrada
im Zeichengeber. Durch das Uhrwerk getrieben, macht das Typenrad,
wenn. es nicht arretirt wird, in der Hinute IdO Umdrehungen, a oy ^^ v^v^^lc
414 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Telegraphie.
Das Papier , auf welches die Buchstfthen aufgedruckt werden sollen,
ist entweder ein Blatt und gleich auf den Cylinder b aufgelegt, und dann
erhält der Cylinder durch eine Schraube eine seitliche Verschiebung, so
dass die Buchstaben in einer Schraubenlinie auf das Papier aufgedruckt
werden; oder es kommt ein Papierstreifen von der unter dem Cylinder b
liegenden Papierrolle 0, Der Cylinder b ist mit seinen Zapfen a in ein um
'P drehbares Gestell eingelagert, welches mittels zweier zu beiden Seiten
des Typenrades liegenden Zugstangen ce mit zwei excentrischen Scheiben
p verbunden ist. Die Welle der excentrischen Scheiben wird ebenfalls
durch ein Uhrwerk mit Gewicht in beständige Umdrehung und durch diese
der Cylinder b in eine hin und her gehende Bewegung versetzt, sofern die
excentrischen Scheiben nicht gehemmt werden. Die Hemmung jder Schei-
ben wird durch den (mit dem Winkelhebel ZX, in keinerlei Beziehung oder
Verbindung stehenden) Hebel //( bewirkt; derselbe dreht sich um eine im
Gestell befestigte Achse an seinem dicken Ende / und legt sich mit seinem
gebogenen andern Ende /, an das Typenrad R auf dessen Rfickseite an;
dazu hat das Typenrad auf der Rückseite 28 vorstehende Stifte, von denen
/, beim Umdrehen des Typenrades in schneller Folge gehoben wird. Dem
Heben steht kein Hindemiss entgegen, denn es folgt dem Hebel //^ leicht
der durch die Stange it damit verbundene kleine Kolben k (Fig. 19, Taf. VI)
in dem hydraulischen Regulator oder Governor S] das Wasser aus dem
äusseren Gefässe desselben dringt dabei durch die Löcher v in den innern
Raum t und hebt das Ventil s. Das so über das Ventil gelangte Wasser
setzt aber dem Niedergange des Kolbens und also auch des Hebels //| einen
Widerstand entgegen; da nämlich das' Ventil s sich gleich zu Anfang des
Niedergehens schliesst und dem Wasser nur ein ganz enger Ausweg zwi-
schen dem Kolben k und der Röhrenwand d gelassen ist, so kann der Kol-
ben und der Hebel //j nur sehr langsam niedergehen. Daher kommt es
denn auch, dass während der Umdrehung des Typenrades R der Hebel //,
sich eigentlich gar nicht senkt, sondern beständig gehoben und in der
Schwebe erhalten wird, und erst dann, wenn das Typenrad angehalten
wird, durch die Wirknng der Schwerkraft langsam niedergeht. An dem
Hebel //, befindet sich nun ein kleiner horizontaler Ansatz und zwei andere
dergleichen sitzen auf der einen excentrischen Scheibe p\ wenn der Hebel
gesenkt ist, also das Typenrad still steht, liegt der Ansatz des Hebels an
dem ersten Ansätze der Scheibe an und die Scheibe ist gehemmt; wird das
Typenrad in Umdrehung versetzt, so wird der Hebel //, gehoben, sein An-
satz läset den ersten Ansatz der Scheibe los, diese dreht sich ein Stück, bis
ihr zweiter, nahe an dem ersten befindlicher Ansatz dem Ansätze am Hebel
begegnet, wodurch die Scheibe wieder arretirt wird und arretirt bleibt, so
lange der Hebel gehoben ist; kommt endlich das Typenrad zum Stillstehen,
so senkt sich der Hebel, sein Ansatz lässt den zweiten der Scheibe frei
und diese macht jetzt nahezu eine volle Umdrehung , bis ihr erster Ansatz
Von Dr. Ed. Zetzsghe. 415
sich wieder an den des Hebels anlegt. Bei der Umdrehung der excentri-
schen Scheibe aber wird der Papiercylinder b durch die Zugstangen c an
das Typenrad R herangezogen , der eingestellte Buchstabe auf das Papier
aufgedruckt*) und dann der Papiercylinder b wieder zurückgeschoben, wo-
bei sich die Sperrfeder e in das Sperrrad -T am Papiercylinder einlegt und
letzteren um einen Zahn fortrückt, so dass eine neue Stelle des Papiers für
den Abdruck des nächsten Buchstabens in Bereitschaft gesetzt wird. Der
Sperrkegel e^ verhindert eine rückgängige Bewegung des Papiercylinders.
Zum Aufdrucken soll sich pulverisirter Graphit sehr empfehlen ; derselbe
wird in eine Binne in der kleinen Bolle über dem Typenrade eingetragen
und mit Leinwand Überzogen; so geht immer eine entsprechende Menge
zwischen den Fäden der Leinwand hindurch und schwärzt die Typen.
An dem Apparate ist auch eine Glocke M angebracht, gegen welche
der von dem Hebel //, oder der excentrischen Scheibe p aus in Bewegung
gesetzte Hammer N anschlägt und hörbare Zeichen giebt, was namentlich
bei Einleitung der Correspondenz von Werth ist.
Durch Hinzufügung sogenannter Aufhalträder {stop rvheels) bat
Brett seinem Apparate einen sicherern Gang verschafft; durch diese Vor-
richtung wird (der Zeiger und) das Typenrad nach jedem Aufdrucken eines
Buchstabens auf den Ausgangspunkt oder Nullpunkt zurückgeführt« In
diesem Falle ist natürlich darauf zu sehen , dass diejenigen Buchstaben des
Alphabets, welche am häufigsten vorkommen, dem Ausgangspunkte am
nächsten stehen , und demgemäss ist z. B. das Zifferblatt in Fig. 16, Taf. VI,
eingerichtet.
In einer neuem Form des Apparates hat Brett die bewegenden Ge-
wichte durch eine Feder ersetzt. Ferner wird die Bewegung des Typen-
rades nicht durch abwechselndes Schliessen und Unterbrechen des elektri-
schen Stromes in Umdrehung versetzt, sondern durch positive und negative
Ströme, welche in schneller Folge mit einander abwechseln, einen zwischen
zwei Elektromagneten stehenden und ihnen als Anker dienenden perma-
nenten Magnet hin und her bewegen und durch ihn vermittelst eines
Echappements das Echappementrad und das mit ihm auf gleicher Achse
steckende , aber nur durch Friction von ihr mitgenommene Typenrad um-
drehen; dabei wickelt sich die Schnur eines Gewichtes auf eine kleine
Kolle neben dem Typenrade auf und strebt dieses in die Ausgangsstellung
zurückzudrehen; das Typenrad kann dem Antriebe dieses Gewichts aber
erst dann folgen , wenn nach dem Aufdrucken des eingestellten Buchsta-
bens beim Rückgange des Druckapparates ein Sperrkegel in einem Sperr-
rädchen ansgerUckt wird.
*) Ursprünglich bestand der Druokapparat in einem Hammer oder Faljklotz,
welcher in einer verticalen Nuth auf and nieder ging. Yergl. Polytechnisches CenUral-
blatt, 1849, S. 1107, nach Polytechn. NoUzblatt, 1849, No. 9. Ip
' •' ' ' uigiTizea Dy v_j vy v^Ti Iv^
416 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Telegraphie.
6. Hoses Poole's Patent
Der Patentageni Moses Poole in London erhielt den 14. December
1846 ein Patent auf einen Typendrucktelegraph , bei welchem durch einen
fallenden Hebeibammer der Buchstabe auf das Papier aufgedruckt wird,
sowie derselbe eingestellt ist. Der elektrische Strom geht gleichzeitig durch
drei Elektromagnete; das Spiel des Ankers des ersten Elektromagnetes
rückt dls.s Typenrad schrittweise um einen Typen weiter, so oft ein Strom
durch die Linie gesandt wird; der zweite Elektromagnet rückt einen Fe-
derhaken am Schwänze des Hammers aus, so dass der nahezu rertical
stehende Hammer nun von Seiten des Federhakens nicht mehr am Nieder-
fallen gehindert ist, der dritte Elektromagnet hält aber den Hammer noch
fest, so lange der Strom circulirt, und lässt den Hammer erst fallen, wenn
der Strom aufbort. Während des Einsteilens eines Typen folgen sich aber
die Ströme so schnell (16 in 1 Secunde, durch ein Speichenrad gegeben
und unterbrochen), dass der Hammer beim Eintritte des nächstfolgenden
Stromes dem dritten Elektromagnet noch so nahe ist, dass er nicht nieder-
fallen kann, vielmehr fällt der Hammer erst dann auf den Typen herab,
wenn der. Strom nach dem Einstellen eine etwas längere Zeit hindurch un-
terbrochen wird. Gleich nach dem Niederfallen wird der Hammer durch
ein bei seinem Falle losgelassenes Uhrwerk wieder gehoben. (Vergl.
Dingler, polytechnisches Journal, Bd. 112, S. 1Ö7, aus Repertory of Patent
Inventions, Jan. and Febr. 1849; Mechanic's Magazine, Bd. 47, S. 42.)
7. Der Typendrucktelegraph von Siemens und Halsk«.
Siemens und Halske in Berlin construirten (1852) einen Typen-
drucktelegraph, welcher in Russland und auf einigen baierischen Eisen-
bahnen Anwendung gefunden hat und sich in seiner Einrichtung genau an
den elektromagnetischen Zeigertelegraph von Siemens und Halske*)
anschliesst. Bei diesem ist dafür gesorgt, d«ss der Strom in kurzen gleich-
massigen Pausen sich selbst unterbricht und wieder herstellt (Princip
der Selbstunterbrechung). Sowie nämlich der Anker des Elektro-
magnetes ein SKick seines Wegs in Folge der elektromagnetischen Anzieh-
ung zurückgelegt hat, unterbricht erden Schliessungskreis des elektrischen
Stromes und wird nun von einer Feder in seine Ruhelage zurückgeführt,
wobei er durch einen Federhaken das Zeigerrad um einen Zahn fortrückt;
hat der Anker seine Ruhelage erreicht, so ist der Stromkfeis wieder ge-
schlossen und das Spiel beginnt von Neuem. Da es aber nicht in steter
Gleichförmigkeit fortdauern darf, sondern aufhören soll, wenn der Zeiger
über dem zu^ telegraphirenden Buchstaben steht, so hst eine Claviatur mit
30 im Kreise stehenden Tasten vorhanden ; die mit dem zu telegrapliirenden
•*) AnsführlJcTi beschrieben in: Schellen, der elektromnfirnetiscbe Telegraph,
2. Aafl., Bratinschweig 1854, S. 115; Qalle, Kateehisimis der Telegraphie, 2. Aufl.
Leipzig 1859. 8. 97.
r o "• .»rf. w. uigiüzea Dy 'VJ vj-V-zpc Lv,
Von Dr. Ed, S^ssche. 417
BachBtaben beseichnete Taste wird niedergedrückt, und wenn nnn der Zei-
ger anf der Buclistabenscheibe ttber eben diesem Bachstaben stebt, stösst
ein Arm an seiner Welle an einen Stift der niedergedrückten Taste nnd
hält so den Zeiger, das Zeigerrad nnd dnrch den Federhaken auch den
Anker des Elektromagnetes mitten anf seinem Wege anf nnd der
Strcrni bleibt nnterbrocben.
Ersetzt man nnn den Zeiger durch ein Tjpenrad, stellt demselben an
irgend einer Stelle eine Sehwftrzwalze gegenüber, führt zwischen ihr und
dem Typenrade, den zu bedruckenden Papierstreifen hindurch und läset
dnrch die Wirkung eines besonderen , zu diesem Zwecke angebracbten
Elektromagnetes mittels eines Hammers den jedesmal d^r Schwilrzwalze ge-
genüberstehenden Typen an die Walze andrücken , wenn das Typenrad in
Folge einer langer dauernden Unterbrechung des Stromes still steht, so
hat man den Zeigerapparat in einen Typendrucktelegraph umgewandelt.
Der Elektromagnet für die Bewegung des Hammers ist in den Kreis einer
Localbatterie eingeschaltet, welche durch die Wirkung des Linienstromes
so oft und genau eben so lange und gleichzeitig geschlossen wird, als der
Irinienstrom unterbrochen wird und umgekehrt; da aber der Anker des
Hammerelektromagnetes ziemlich schwer ist, so kann er bei der schnellen
Abwechselung von Schliessung und Unterbrechung der Batterie während .
des Einstellens nicht angezogen werden, weil es immerhin eine längere Zeit
erfordert , bevor sein Elektromagnet so stark magnetisch wird , dass er den
schweren Anker anziehen kann. Wenn aber durch das Niederdrücken
einer Taste das Typenrad festgehalten wird, bleibt der Localstrom längere
Zeit geschlossen, der schwere Anker wird angezogen, der Hammer in Be-
wegung gesetzt , dabei "aber auch wieder der Localstrom selbst unterbrochen
und nach dorn Aufdrucken der Anker und der Hammer durch eine Fedor
in seine Ruhelage zurückgeführt. (Yergl. Dingler, polytechnisches Journal,
Bd. 127, S. 257, aus Praelical Mechanic's Journal, Mai 1852, S. 25. Polytech-
nisches Centralblatt 1853, S. 110<$.)
8. Der Typendrucktelegrapli von Du XonceL
Du Moncel in Paris hat bei seinem Typendrucktelegrapb (185S) das
Typenrad A (Fig. 20 , Taf. VI) mit so vielen seitQch vorstehenden Stiften
versehen, als Typen darauf vorhanden sind; diese Stifte legen sich an das
eine Ende des Hebels a an, dessen anderes Ende den aus weichem Eisen
bestehenden Anker a^ des Elektromagnetes E trägt. Ein Uhrwerk strebt
nun zwar fortwährend, das Typenrad umzudrehen, kann es aber nur dann
wirklich fortrücken, wenn der Anker angezogen ist, weil sich sonst ein
Stift hemmend an den Hebel a anlegt. Dabei überträgt die Schwärzwalze G
beständig Druckschwärze auf die Typen; der Flanell Überzug der Schwärz-
walze ist nämlich mit einer fetten, nicht eintrocknenden Tinte getränkt,
und auf die Zapfen der Schwärzwalze wirken Federn, welche dies^be^teU^
4t8 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektr. Telegraphio.
an das Tjpenrad andrücken. Ein zweites Uhrwerk wirkt ununterbrochen
auf Umdrehung der Scheibe B-y diese ist indessen ebenfalls durch einen
seitlich vorstellenden Stift gehemmt, welcher sich an das untere Ende des
Hebels b anlegt; die Scheibe kann «ich desshalb nur umdrehen, wenn der
am andern Ende des Hebels b befindliche permanente Magnet ^|, welcher
als Anker für den Elektromagnet Ei dient, von dem Elektromagnete ange-
zogen wird; denn dann lässt der Hebel den Stift los und die Scheibe B
macht eine volle Umdrehung, wobei zugleich die auf ^ sitzende excentri-
sehe Scheibe K der Lenkstange C eine einmalige hin und her gehende Be*
wegnng ertheilt und den an dem Ende von C sitzenden Stempel J einmal
an das Typenrad J herandrückt und wieder zurückzieht. Durch die letztere
Bewegung wird der eben eingestellte Type auf den Papierstreifen P auf-
gedruckt, welcher von der Holle L kommt, über die Walze ^, durch die
auf J angebrachte Führung Q und zwischen dem Walzenpaare N, 0 hin-
darchgeht. Die Führung Q verhütet, dass der noch unbedruckte Theil des
Streifens durch Anstreifen an einen andern Typen beschmuzt werde. Beim
Rückgange der Lenkstange C legt sich der daran befindliche Sperrhaken p
in ein Sperrrad s ein, welches in ein zweites eingreift und dasselbe jedes-
mal um einen Zahn fortrückt; da aber das zweite Rad auf derselben Welle
wie N aufgesteckt ist, so wird auch N ein Stück umgedreht und das Wal-
zenpaar JV, 0 zieht, weil 0 durch auf seine Zapfen wirkende Federn an N
angedrückt wird, nach dem jedesmaligen Abdrucken eines Zeichens auf den
Streifen den Streifen um ein Stück fort, so dass ein neues Zeichen aufge-
druckt werden kann.
Die beiden Elektromagnete E und Ei sind in die Leitung eitigeschalr
tet ; während aber der Anker von E beim Durchgänge eines positiven und
auch eines negativen Stromes angezogen wird , weil er aus weichem Eisen
besteht , wird der Anker von Ei nur beim Durchgange eines Stromes von
einer bestimmten Richtung angezogen, z. B. beim Durchgange eines nega-
tiven. Das Telegraphiren bedingt demnach eine Vorrichtung zum Zeichen-
geben, durch welche der Telegraphist nach Bedarf einen positiven oder
negativen Strom in die Leitung senden kann; auch kann der Zeichengeber
gleich so eingerichtet sein, dass er selbst einen positiven oder negativen
Strom in die Linie schicjct, wie es gerade erforderlich ist*). So lange nun
blos das Typenrad gedreht werden soll , giebt der Telegraphist wiederholt
einen kurzen positiven Strom , dadurch rückt das Typenrad jedesmal um
einen Typen weiter, indem der Hebel a jedesmal einen Stift frei lässt, wo-
gegen der Anker b^ am Hebel b nicht angezogen wird, also die Scheibe B
gehemmt bleibt. Das letzte Mal jedoch, d. h. wenn eben der zu telegra-
phirende Buchstabe sich einzustellen im Begriff ist, lässt man das Typen-
rad durch einen negativen Strom fortrücken; die Folge davon ist, dass
*) Eines solchen Apparates Beschreibung folgt beim Typendrucktelegraph von
Digney. uigmzea oy v^iv^v^^^ii
Li>-
Von Dr. Ed. Zetzsche. 419
auch der Elektromagnet E^ seinen Anker anzieht, die Scheibe B eine Um-
drehung macht und der zu telegraphirende Buchstabe auf den Papierstreifen
aufgedruckt wird.
Eine Einrichtung , welche Sorge ti-Ägt , dass dejr Anker von E nicht z«
lange angezogen bleibt, damit nicht mehr als ein Stift auf einmal an a vor*
beigehen kann, rauss die Zuverlässigkeit des Apparates erhöhen. Ist der«
selbe Buchstabe zwei oder mehr Mal hintereinander zu drucken , so miiSB
zwischen jedem Mal das Tjpenrad eine volle Umdrehung machen, was
nicht gerade ein Vorzug des Apparates genannt werden kann.
9, Der T7pe]Ldruckt9legrapli Ton Freitel
paradirte auf der Pariser Industrieausstellung im Jahre 1855. Er unter-
acheidet sich von allen anderen schon dadurch , dass er die Depesche nicht
in einer einzigen Zeile auf einen schmalen Papierstreifen aufdruckt, son*
dorn auf einem breiten Blatte in übereinander liegenden Zeilen genau in
derselben Weise, wie die Zeilen auf jeder Seite eines gedruckten Buches
über einander liegen. Zur Bewegung des Apparates , welcher das Tjpen-
rad auf den zu telegraphirenden Buchstaben einstellt, und des anderen,
welcher dann das Aufdrucken d^s Buchstabens besorgt, ist nnr ein einziger
Elektromagnet E (Fig. 21, Taf. VI) vorhanden; dieser hat aber zwei (in
der Fig. 21 nicht sichtbare) neben einander liegende Anker, und es sind die
Federn, welche die Anker nach jeder Anziehung in die Ruhelage zurück*
führen, nicht gleich stark gespannt, so dass der eine Anker von Strömen,
dnrch welche der andere bereits angezogen wird, noch nicht angezogen
werden kann. Die Batterie ist in zwei Hälften getheilt und nach Bedarf
kann der Strom einer oder beider Hälften in die Leitung gesendet werden.
Der Strom der einen Hälfte lässt den Elektromagnet zwar den Anker mit
schwach gespannter Feder anziehen , nicht aber den Anker mit stark ge-
spannter Feder; wenn dagegen ein Strom von der ganzen Batterie durch
die Leitung und den Elektromagnet hindurchgeht, so werden beide Anker
angezogen.
Die Fig. 21 zeigt den Apparat im Aufrisse; das Typenrad \&/> erhält
von einer Uhrfeder in dem Federhause P mittels eines Räderwerkes einen
beständigen Antrieb zur Umdrehung , kann demselben aber nur dann fol-
gen , wenn sich der um A in horizontaler Richtung drehbare Hebel QQ nicht
sperrend in das Sperrrad H einlegt. Der Hebel QQ trägt nun an seinem
Ende links den Anker mit schwach gespannter Feder; so oft daher ein
Strom durch den Elektromagnet E geht, wird ff losgelassen und das Tjpen-
rad rückt einen Schritt weiter. Das Blatt Papier, auf welches die De*
pesche gedruckt werden soll, ist neben dem Typenrade BD auf einen Rah-
men JFOK vertical aufgespannt; der Rahmen aber befindet sich auf einem
kleinen Wagen, welcher auf einer Eisenbahn hin und her gehen kann; ^n
die Zahnstange XY an dem Wagen legt sieh ein Sperrhaken s der Spe«^
420 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektn Telegraphie.
Vorrichtung 3/ etwa in der durch Fig. 22, Taf. VI, angedeuteten Weiäe ein und
schiebt den Wagen mit dem Papierrahmen um einen Zahn von rechts nach
links fort, so oft der obere Theil g des um /"drehbaren Hebels gh durch die
mit dem um d drehbaren Winkelhebel cde verbundene Schubstange L voa
links nach rechts geschoben wird , d. h. so oft der mit der stark gespannten
Feder versehene Anker c des Elektromagnetes E angezogen wird, und
ausserdem wird hierbei gleichseitig noch ein Winkelhebelsystem in Be-
wegung versetzt, wodurch der Hebelarm NN' einen aweiten um S drehbaren
Hebel dreht, an dessen anderem Ende sich ein kleiner Hammer befindet
und das Papier auf den dem Hammer bei C eben gegenüberstehenden, vor-
her eingestellten Buchstaben andrückt, wodurch der Buchstabe sich auf
das Papier aufdruckt«
Wenn eine Zeile voUgedrnckt ist, befindet sich der Wagen am Ende
seiner Bahn und es hebt jetzt ein Ansatz am Wagen den Drücker R aus;
dadurch wird der Sperrhaken s aus der Zahnstange AT herausgehoben und
der Wagen mit dem Papierrahmen durch das jetzt niedergehende Gegen*
gewicht W von links nach rechts in seine anfängliche Stellung zurückge-
führt. Kurz bevor der Wagen in die änsserste Stellung rechts gelangt,
kommen die beiden Lanfwalzen a und a, am Wagen auf die beiden schiefen
Ebenen ü und 11^ und laufen auf ihnen hinauf, wobei die Sperrkegel b und
hi sieh in die beiden Zahnstangen JIC und FO an dem Papierrahmen einle-
gen und diesen um einen Zahn in die Höhe schieben, so dass nun eine
neue Zeile Buchstaben unter der ersten auf das Papier gedruckt werden
kann. Der Rückgang des Wagens wird zugleich dazu benutzt, durch das
Anstossen an ein Stäbchen eine neue Quantität Druckfarbe auf die Schwärz-
walzen ZZZ zu bringen.
Der Zeichengeber ist dem Zeichengeber an Zeigertelegraphen ahn*
lieh, nur dass der Griff nicht starr, sondern biegsam ist; wenn ein daran
befindlicher Stift durch einfachen Druck in «in Loch eintritt , welches unter
jedem Buchstaben vorhanden ist, so wird die ganze Batterie geschlossen
und ihr Strom setzt den Druckapparat in Gang; wenn dagegen der Grifft
ohne niedergedrückt zu werden , einfach herumgedreht wird , so wird dabei
die halbe Batterie wiederholt gesehlossen und unterbrochen und ihr Strom
dreht in gleichem Schritte mit dem Griffe das Typenrad um.
Der Telegraphist hat also beim Telegraphiren nur den Griff des Zei-
diengebers zu erfassen und ihn in der vorgeschriebenen Richtung umzu*
drehen, bis er .über dem zu telegraphirenden Buchstaben steht; dabei folgt
das Typenrad in gleichem Schritte, und wenn der Telegraphist nun den
Griff niederdrückt, so wird auch der Anker mit der stark gespannten Fe-
der noch angezogen und der Buchstabe auf das Papierblatt aufgedruckt.
So hübsch auch die Idee ist, welche dem Typendrucktelegraph von
Freitel zu Grunde liegt, so steht doch au befürchten, dass der Apparat
durch die bei ihm unvermeidlich wiederkehrenden §liiii^ dlmäbUch an
Von Dr. Ed, Zetzsche. 421
Zaverlässigkeit abnimmt , nnd ausserdem , dass der Kifckgang des Wageng,
der doch nicht zu schnell erfolgen darf, möglicher Weise noch nicht yoll-
endet ist, während der nächste Buchstabe schon gedruckt werden soll.
Dann würde aber ein Irrthnm oder wenigstens eine Undeutliehkeit. ent*
stehen, da dieser Buchstabe noch auf die bereits volle Zeile aufgedruckt
würde. Wenn man einmal die Depesche auf« ein breites Blatt und nieht auf
einen schmalen Papierstreifen aufdrucken will, so ist es offenbar vorzu-
sieben, die von B a i n^ gewählte Methode der Fortbewegung des Papiers
(vergl. oben unter 2.) anzuwenden, weil man bei derselben an die Stelle
der absatzweise geradlinig hin und her gehenden Wagenbewegung eine
schrittweise, stets in gleichem Sinne erfolgende Umdrehung einer Walzo
setzen kann*
10. Der Typendmoktelegraph von Digney.
Die Herren Digney in Paris haben (1858) den auf den französischen
Eisenbahnen gebräuchlichen Zeigertelegraph *) vonBr^guet in einen sehr
vollkommenen Typendrucktelegraph**) umgestaltet, an welchem der Zei-
chengeber oder Schlüssel von dem Receptor oder dem Apparate
zum Aufnehmen der Zeichen gänzlich getrennt ist; ihre Einrichtung nnd
die Bestimmung der einzelnen Theile lässt sich auch an einer gesonderten
Betrachtung beider Apparate am besten erkennen.
J. Der Schlüssel ist Fig. 23, Taf. VII, im Aufrisse, Fig. 24 im Grund-
risse dargestellt, in letzterem aber ein Tbeil des Zifferblattes JKT weggelassen
worden. Das messingene Zifferblatt iT ruht auf drei Säulen, von denen
zwei isolirt sind, während die dritte Säule Q durch einen von ihr nach L
gehenden Kupferstreifen das Zifferblatt mit der in L einmündenden Luft-
leitung in leitende Verbindung setzt. • Auf dem Zifferblatte stehen in zwei
concentrischen Kreisen die Zahlen von 1 bis 25 und die fünfundzwanzig
Buchstaben des Alphabetes; ausserdem ist aber zwischen den Buchstaben
A und Z und zwischen den Zahlen l und 25 noch ein 26. Feld vorhanden^
welches ein Kreuz enthält. Ueber diesem horizontalen Zifferblatte nun be*
findet sich ein um eine verticale Drehachse beweglicher metallener Zeiger
F mit einem kleinen Fensterchen , durch welches die Buchstaben nnd Zah*
len des Zifferblattes gesehen werden können. Die Achse dieses Zeigers F
ist durch Elfenbeinscheiben gegen das Zifferblatt /f isolirt, steht aber mit
dem Zinkpole Z der Linienbatterie in leitender Verbindung; der Zeiger
selbst aber ist nicht starr, sondern biegsam und kann ein. wenig niederge*
drückt werden, so oft der an ihm unterhalb befindliche Metallstift t gerade
über einem der Ausschnitte steht, welche am Kande des Zifferblattes in der
*) Vergl. Bulletin de la sociäU d' encouragement , Paris 1855 , S. 214.
**) Ausführlich beschrieben im BuUeihi de la socicU d*encouragcment, Paris 1859!,
8,3—8 und 12— 19. U
uigiüzea oy x>_j v-/ \_/p^ l v^
422 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elekt^ Telegraph le.
Mitte jedes Buchstaben feldes angebracht sind; wird der Zeiger niederge-
drückt, 60 legen sich zwei metallische Federn r auf das Zifferblatt auf and
stellen eine leitende Verbindung zwischen dem Zinkpole Z durch die Achse
des Zeigers und dem ZifFerblatte her. Mit der Achse des Zeigers F ist eine
Scheibe M fest verbunden, in welche auf der Unterseite eine geschl^ngelte
(in Fig. 24, Taf. VII, punktirte) Vertiefung eingearbeitet ist, mit doppelt
80 viel (d. h. 52) Bäuchen, als Felder auf dem Zifferblatte vorhanden sind;
20 von diesen Bäuchen sind concav gegen die Achse, 26 convex gegen die
Achse oder concav gegen den Umfang der Scheibe. Durch zwei Stifte a
und h an zwei Hebeln jp und iVn, welche in die geschlängelte Kinne hinein-
greifen, wird die drehende Bewegung des Zeigers Fy welcher die Söheiba
M gleichmässig folgt, auf die beiden Hebel übertragen und diese machea
jedesmal 26 Schwingungen um ihre Drehachse, während der Zeiger jPeine
volle Umdrehung macht. Der Hebel p dreht sich um die Achse 3 und seine
federnde Zunge liegt entweder an der Stellschraube q an oder nicht, je
nachdem der Stift a in einem gegen die Drehachse convexen oder concaven
Bauche der Kinne steht. Der aweite Hebel besteht aus zwei Theilen ü und
it, welche bei 0 durch ein Elfenbeincharnier derartig verbunden sind, dasa
ein elektrischer Strom niemals von iV auf n oder von ihnen auf die Scheibe
M tibergehen kann und umgekehrt; der längere Theil iV dieses Hebels dreht
sich um die Achse 1 und liegt mit seiner stählernen Zunge bald an der
Stellschraube m, bald an der Stellschraube / an, während der kürzere
Theil n sich um die Drehachse 2 dreht und mit seiner Stahlzange sich an
dre Stellschraube < anlegt oder von ihr absteht Die beiden Hebel JV»
und p sind übrigens ganz von Metall. Die punktirten Linien in Fig. 24
bedeuten in die nichtleitende Fussplatte des Schlüssels eingelegte Metall-
streifen , durch welche .die einzelnen Theile in leitende Verbindung gesetzt
sind. Jeder Schlüssel kann zum Sprechen nach zwei Seiten hin dienen,
und es münden die von zwei verschiedenen Stationen kommenden Luft-
leitungen in L und L ein, während die Erdleitung von der Klemme T ab-
geht; die Klemmen R und B, fuhren zu dem Keceptor, die Klemmen S und
S zu dem Wecker, und es ist die eine Luftleitung über R mit dem Keceptor,
die andere über S mit dem Wecker verbunden ; werden endlich die beiden
um L und L drehbaren Hebel auf den mit der Aufschrift „Durch spre-
chen^' bezeichneten Metallstreifen gestellt, so können die beiden Stationen,
von denen die Luftleitungen in L und L einmünden, mit einander corre-
spondiren , ohne dass die dazwischen liegende Station , durch deren Schlüs-
sel sie hindurchsprechen, die Zeichen sieht; letztere ist also ausge-
schlossen. Aus Fig. 24, Taf. VII, ist zugleich ersichtlich, dass der
Zinkpol Z der Linienbatterie und somit auch die Drehachse des Zeigers F
mit der Drehachse 2 dos Hebels n, dass hingegen der Knpferpol C mit der
Drehachse 1 des Hebels iV, dass ferner die Stellschraube m über E mit der
in L einmündenden Luftleitung, die Stellschrauben / und s aber mit der
uigiüzea Dy x^j vy v^'Ti LN^
Von Dr. Ed. Zetzhchb. 423
Erdleitung 7, dass endlich die Drehaclise 3 des Hebeh p mh E und die
Stellschraube q mit den Klemmen B in leitender Verbindung steht.
In der Ruhelage des Schlüssele nun steckt der Metatlstift t in einem
mit Elfenbein ausgekleideten Loche des Zifferblattes rechts neben dem
Kreuze , im er|ten Viertel des Zwischenraumes zwischen dem Kreuze und
dem Buchstaben A\ der Hebel p liegt an der Stellschraube ^, die Hebel N
und n stehen in einer geraden Linie, so dass sie an keiner der Stelläohran*
ben m, / und » anliegen. Es kann in dieser Stellung zwar ein von einer
der Nachbarstationen kommender Strom, wenn der Hebel L auf E (oder R)
steht, über 3, p und q (oder unmittelbar) nach R und von da zu dem Re«-
ceptoT, oder wenn der Hebel L auf ^ gestellt ist, unmittelbar zum Wecker
gelängen und dort telegraphische Zeiclien erscheinen lassen; dagegen kann
in dieser Stellung kein Strom von der Linienbatterie in die Luftleitung ge-
sendet werden. Der Apparat ist mithin wohl zum Empfangen, aber nioHt
zum Geben bereit. Genau ebenso verhält es sich auch , wenn bei der Um-
drehung des Zeigers F der Stift i eben über einen Buchstaben hinwegge-
gangen ist und sich in dem ersten Viertel des Zwischenraumes zwischen
irgend zwei Buchstaben befindet. Wenn dagegen der Stift t bei der Um-
drehung des Zeigers F über einen der Striche zu stehen kommt, welche
die Felder je zweier Buchstaben von einander trennen, so geht der Hebel p
von der Stellschraube q hinweg, aber die Hebel N und n liegen jetzt an
den Stellschrauben m und ^ und es geht somit ein (positiver) Strom vom
Kupferpol C der Linienbatterie über 1 , N^m^ E^ den noch auf E gestellten
Hebelarm EL und L in die Luftleitung, nach der nächsten Station und
kommt von da durch die Erde über 7, 9 und 2 zum Zinkpole Z zurück*
Wenn endlich der Zeiger F mitten über dem Felde eines Buchstabens,
also ^gleichzeitig auch der Stift t über einem der Randeinschnitte des Ziffer-
blattes K steht, so liegt der Hebel iV an /, wogegen die Hebel n udd p von
den Stellschrauben s und q entfernt sind; so lange dabei der Zeiger F nicht
niedergedrückt ist, ist zwar der Kupferpol C mit der Erde verbunden, der
Zinkpol Z dagegen ist isoHrt und es kann wieder kein Ström in die Luft-
leitung geschickt werden ; sowie aber der Zeiger /^niedergedrückt wird,
legen sich die Federn r auf das Zifferblatt K auf, es ist durch die Federn r
und den in einen Ausschnitt eingetretenen Stift t die metallische Verbin*
dnng zwischen der Achse des Zeigers und dem Zifferblatte hergestellt und
es geht ein (negativ.er) Strom vom Zinkpole Z über Fy r^ A\ 0 und L in
die Luftleitung, zur nächsten Station und kehrt durch die Erde über J, /,
N und 1 zu dem Kupferpole C zurück.
Bei dem Fortschreiten des Zeigers F über dem Zifferblatte E sendet
also der Schlüssel jedesmal einen positiven Strom in die Linie , wenn der
Zeiger von einem Buchstaben zum andern weiter geht, und dieser Strom
wird sogleich wieder unterbrochen , wenn der Zeiger seinen Weg noch wei-
ter fortsetzt: diese Aufeinanderfolge po'sitiver Ströme wird zum
' wp * uigiüzea Dy v_j vy v^'pi LN^
424 Beiträge zur Geschichte der Fortschritte in der elektf» Telegraphie.
Einstellen des Tjpenrades auf der Empfangsstation benutzt Wird dagegini
der Zeiger F^ während er mitten über einem Buchstaben steht, niederge-
drückt, so wird ein negativer Strom in die Linie gesendet, so lange F nie-
dergedrückt bleibt, nnd dieser negative Strom veranlasst auf der Em-
pfangsstation das Aufdrucken des eingestellten Buchstabens auf das Papier*
B, Der Receptorist für gew(ihnlich aum Schutz gegen Staub etc.
in ein hölzernes Kästchen eingeschlossen; er ist in Fig. 25, Taf. YII, in
der Vorderansicht (aus dem hölzernen Kästchen herausgenommen), in
Fig. 26 in der Kückansicht abgebildet, nnd Fig. 27 zeigt einen Vertical-
Bchnitt nach der Linie fVZ in Fig. 25. Der Strom, welcher von der tele-
graphirenden Station kommt, geht durch die Multiplicationsrollen A eines
Elektromagnetes; da aber die Eisenkerne in den beiden Bollen nicht zu
einem Hufeisen verbunden sind , so erhalten sie bei der Magnetisation vier
Pole und der Strom wird nun so durch die Rolle geführt, dass die nach
derselben Seite vorstehenden Enden der Kerne durch den Strom entgegen-
gesetzte magnetische Polarität bekommen; zu beiden Seiten des Elektro-
magnetes stehen als Anker zwei hufeisenförmige Stahlmagnete E und £„
welche so magnetisirt und so mit ihren Drehachsen j und h in den Rahmen
Y eingelagert sind, dass die beiden Schenkel von E die gleichnamige, die
Schenkel von £*, aber die entgegengesetzte magnetische Polarität von der,
welche der positive Linienstrom in dem jedem Ankerschenkel gegenüber-
stehenden Kernende hervorruft. Für gewöhnlich liegen die beiden
magnetischen Anker E und i?, in Folge ihrer magnetischen Anziehung ge-
gen die eisernen Kerne der Rollen an den Kernen an. Geht ein positiver
Strom durch die Rollen, so entstehen in den Kernen den Schenkeln von
£, gegenüber entgegengesetzte Magnetpole nnd E^ wird desshalb von den
Kernen nur um so stärker angezogen nnd festgehalten; die den Schenkeln
Ton E gegenüber liegenden Enden der Kerne werden gleichnamig magne-
tisch , desshalb wird der Anker E abgestossen , der an ihm befindliche An^
satz e dreht durch die Gabel d eine Welle um , auf welcher ein geschlitzter
Flügel c (Fig. 28, Taf. YII) sitzt; dabei kommt das 20zähnige Echappe-
mentrad b in den Schlitz des Flügels zu stehen nnd nun kann das Uhrwerk,
dessen Feder in dem Federhause C befindlich ist , das Echappementrad um
einen halben Zahn fortrücken, nämlich bis es an einen vorstehenden
Stift an dem Hebel / anstösst, dessen linker Arm durch ein Stäbchen mit
dem Flügelansatz c an der Welle des Flügels c verbunden ist und bei der
Umdrehung der Welle gesenkt wird; bei der darauf folgenden Unterbrech-
ung des Stromes führt die Feder ^, unterstützt von der Anziehung des
magnetischen Ankers E gegen die entmagnetisirten Kerne, den Ansatz e in
seine frühere Lage zurück nnd das Echappementrad b rückt abermals um
einen halben Zahn fort. Bei jedem Spiele des Ankers >E rückt also das
Echappementrad b um einen ganzen Zahn weiter und mit ihm gleichzeitig
und in gleichem Schritte der Zeiger a auf dem Zifier|Jli||^y4Li[£^;^l)L^^d
Von Dr. Ed. Zetzsohb. ' ' . 425
4a» Tyi^enrad Ar, welch« auf derselben Achse mit ^-sitzen, um einen Bneh-
stubeti^ alle drei folgen mitbin genau dem Fortrücken des Zeigers^ über
dein Zi£ferblatte K (Fig. M und 24) des Zeichengebers. Das Ecbappement«
rad kann man aber aach durch eineh Druck auf den Knopf P fortrückea
lassen; denn w^nn man den Knopf P niederdrückt , so wird durch die
Stange p der Arm f und der Fitigelansatz c an der Welle des Flügels c
abwärts bewegt, wodurch das Echappementrad in den Schlitz des Flügels c
gestellt wird., und das Echappementrad kann jetzt um einen halben Zalm
fortrücken, bis es an den vorstehenden Stift an dem andern Arme' des He«
Ms f anslüsst;' wird der Knopf P und die Stange p durch die daran befind-
liehen Spiralfedern wieder gehoben, So schreitet das Echappementrad aberi-
mals um einen halben Zahn weiter; man hat demnach die Füglichkeit, das
Typenrad k und den damit verbundenen Zeiger a zu jeder Zeit auf einen
beistimmten Buchstikben oder auf das Kreuz einzustellen.
Geht dagegen ein negativer Strom durch die MultiplicatioDsroUea
des Elektromag&etes Ä , so wird der Anker E festgehalten und d^r durch
das Gegengewicht X äquilibrirte Anker Ey abgestossen and der letztere legt
sich jetzt an die Stellschrauben t; an; da nun der Anker E^ selbst mit dem
einen Pole , die Contactscfarauben v aber mit dem andern Pole einer LocaN
batterie in Verbindung steht , so ist der Kreis dieser Localbatterie jetzt ge-
sehloasen , der in den Localkrei« eingeschlossene Elektromagnet A^ zieht
seinen Anker B an, das andere Ende B^ des Ankerhebels geht in die Höhe
und 4xückt dureh das Hämmerchen in den Papierstreifen T fest an den ihm
^rade gegenüberstehenden eingestellten Buchstaben des Typenrades k.
Deir Papierstreifen T kemmt von der KoUe 8 über die Fübrungswalzen 9
und q an dem Typenrade k varbei und wird durch die Walzen i und t'
(Fig. Ä, Taf, VII) , deren Druck durch das bewegliche Gewicht ü regulirt
wird., durch ein Paar von dem Hebelarm B^ bei dessen Hin- und Rück-
gänge in Bewegung gesetzte Sperrräder und Sperrkegel nach jedem Auf-
drucken eines Buchstabens um' die Breite eines Buchstabens fortgerückt.
Das Typenrad enthält auf seinem Umfange die 25 Buchstaben des Alpha^
betes und ein leeres Feld; die Typen werden durch die sich dagegen an-
stemmende Schwärzwalze / mit Druckfarbe versehen.
Während also der Telegraphist auf der telegraphirenden Station den
Zeiger F des Schlüssels , natürlich stets in derselben Kichtung des Drehens,
#ber da» Zifferblatt hinführt, bis er über dem zu telegraphirenden Buch«
•laben steht, macht auf der Empfangsstation der Zeiger a und das Typen-
cad h die Bewegung gleichzeitig und in gleichem Schritte mit; der Zeiger a
bleibt über dem zu telegraphirenden Buchstaben stehen , das Typenrad k
ist darauf eingestellt, und wenn der Telegraphist den Zeiger jP niederdrückt,
so wird def eingestellte Buchstabe auf den Papierstreifen aufgedruckt. Soll ^.
der eingestellte Buchstabe mehrere 3Iale hintereinander gedruckt werden,
wie z. B. in dem Worte „Schnellläufer" die drei „l", so braucht der Tsl^C
ZeiUchrin f. Mathematik u. Physik. V. 29
426 , Beiträge zur Geschichte etc. Von Dr. Ed. Zetbsche.
graphist blos den Zeiger F dreimal naeh einander nieder zn drücken , ohne
ihn dazwischen weiter zn drehen. Die Zwischenräume zwischen zwei Wör*
tern erzengt man durch Einstellen auf das Kreuz und Niederdrücken des
Zeigers F. Will man eine doppelte Ausfertigung der Depesche , so braucht
man nur zwei Typenräder neben einander auf derselben Achse anzubrin-
gen, ihnen zwei Hämmer gegenüber zu stellen, welche die beiden einge-
stellten gleichlautenden Buchstaben auf einen breiteren Papierstreifen auf-
drucken, worauf der Streifen mitten durchgeschnitten wird und auf jeder
Hälfte die Originaldepesche enthält.
Bei den Versuchen mit diesem Tjpendrncktelegrflph konnte man bei
Einschaltung in eine ziemlich lange Leitung 45 Buchstaben in der Minute
drucken.
Bei einem vergleichenden Rückblick anf die beschriebenen rerschie-
denen Typendrucktelegraphen findet man die Vorzüge sehr vertheilt und
zerstreut. Die erste Classe derselben steht wegen der schwer auf Dauer
zu erhaltenden Gleichförmigkeit im Gange mehrerer Uhrwerke an Zuver-
lässigkeit und bei jedesmaliger Einstellung auf den Nullpunkt (The Her)
auch an Leistungsfähigkeit den beiden andern Classen nach, obwohl bei
ihnen gerade der eigentlich telegraphische Apparat eihfacher ist. Auch die
Typendruck telegraphen der zweiten Classe, bei welchen der Gang der Uhr-
werke durch Stromwirkungen regulirt wird , sind offenbar noch nicht ein-
fach genug*, theils ist ein zusammengesetzter und desshalb leicht ^inraul
den Dienst ganz versagender oder wenigstens nicht pünktlich genug voll-
ziehender ZwischenmeclMinismus bei ihnen vorhanden; theils steht an be-
fürchten, dass einmal das Uhrwerk zwei Schritte auf einmal mache anstatt
eine^ einzigen (namentlich bei dem von Du Moncel), ein ander Mal aber
zu trag sei, besonders wenn die Ströme sehr kurz sind. Da aber überhaupt
das Uhrwerk gänzlich entbehrt werden kann und bei seiner Weglaseung
die Zuverlässigkeit nur gewinnen wird, so gebührt wohl der dritten Classe
der Vorzugs wären die Linienstrdme zu schwach, durch unmittelbare Hin-
und Herbewegung des Echappements das schwerere Typenrad in Umdreh*
ung zu versetzen , so darf man nur unter Vermittelung eines Relais die 6e-
"wegung des Echappements einem Localstrom übertragen; man wird dabei
entweder ein Schliessungsrad oder einen ähnlichen Schlüssel, wie der beim
Typendrucktelegraph von Digney beschriebene, verwenden, oder noch
besser die Geschwindigkeit und Sicherheit des Fortrückens und Einstellent
von dem Strome selbst regnliren und überwachen lassen unter Anwendung
des Princips der Selbstnnterbrechung (Siemens und Halske); das Auf-
drucken endlich dürfte am einfachsten, sichersten und zuverlässigsten durch
einen entgegengesetzten Strom oder durch einen stärkeren gleiehgerichte-
ten Strom herbeigeführt werden.
Digitized-byLjOOQlC
Kleinere MittheilungeiL
XXZYIL Integration einiger partiellen Difbrentialgleichnngen. Von
Prof. Dr. phil. Adolph Stebn m Kopenhagen,
1. Die partielle Differentialgleichnng erster Ordnung swieclien drei
Veränderlichen o: , y, z:
1) «=/>a: + 5'y + jF'(p,j),
wo p = ---, qz=z-j-\ ist hinsichtlich der Form mit der wohlbekannten
dx dy
Gleichung zweier Veränderlichen, y=/>ir + f{p)f welche Clairant auf
die particujären Auflösungen geführt hat {me'm. de Vacad. des sc. UTA) , so
verwandt, dass es sehr nahe liegt, die Integration nach vorhergehender
Differentiation auszuführen. Da indessen meines Wissens eine solche In-
tegrationsmethode nirgends angegeben ist, soll hiermit die Aufmerksamkeit
darauf hingelenkt werden. . Die vollständige primitive Gleichung sowohl
als die particuläre Auflösung findet sich übrigens in Lacroix, trotte du
calc.diff.ei int. t IL Paris 1814, p. 668, und durch das von Chorpih in einer
nicht gedruckten Abhandlung 1784 angegebene Verfahren wird femer das
von Lagrangue sogenannte allgemeine Integral gefunden {tndm. de Berlin
]774,p. 247)« Die nachfolgende Methode wird alle diese Gleichungen in
ihrem natürlichen Znsamn^enhange darstellen und zugleich zeigen, da^s
ißa sogenannte allgemeine Integral eigentlich nur eine particuläre Auf-
lösung ist, die ihren natürlichen Platz zwischen dem vollständigen Integral
nnd der oben genannten partieulären Auflösung findet.
2« Wird 1) differentiirt sowohl nach x als nach y^ so erhält man
/ dF , dF
i0 = rx + 8y + -—r + —$,
2) } "'' ^^
^t^ ^t^ ^«2
WO die gewöhnlichen Zeichen r, «, / für — j, -j — j-, -z-j eingeführt sind.
Erstens werden nun die Gleichungen Digitized by vjOOQIC
29*
428 Kleinere Mittheilungen.
|r = 0, 5 = 0, < = 0
und somit
/> = «> q = b
den Gleichungen 2) ein Genüge leisten. Hieraus entsteht das vollstän-
dige Integral
4) z — ax + by + F{a,b).
Dann, wenn 2) umgeschrieben wird in
dF dF
und daraus a: + ^-, y + 3— eliminirt, so entsteht
dp aq
die wohlbekannte, den developpabeln FlSehen eigenthümliche Differential-
gleichung zweiter Ordnung, die sich aus folgender Gleichung erster Ordnung
7) fp{P^q) = (> oder q = f{p)
findet , wo <p und f willkuhrliche Functionen darstellen. Die Gleichung 7)
ist aber schon lange durch folgendes System integrirt worden : .
wo p zu eliminiren ist. Dieses System wird demnach nur dann der gegebe-
nen Gleichung Genüge leisten, wenn die erste 8) mit 1) übereinstimmt,
folglich wenn
f^{p)dp = F[p,f{p)].
Dadurch gehen die Gleichungen 8) in die folgenden über :
iz^px + f{p)y + F[p,np)],
Denkt man sich nun die Elimination tob p wirklich ausgeführt , indeia
das aus der letzteren Gleichung 9) gefundene p in die erstere eingesetct
wird, so nrass die so gebildete Form der ersteren 9) das allgemeine Integral
von 1) mit einer willkührlichen Function f darstellen. Zugleich geli6rt
diese Gleichung der developpabeln FUche an, die durch die bewegliche
Ebene 4) erzeugt wird, b darin als abhängig von a betrachtet, bz=:f{a)
und namentlich so, dass man zufolge 3), 6) und 7)
dadb dadb
' dx dy dy dx
hat. Sie ist demnach als eine particuläre Auflösung aneusehen.
Endlich leistet man 5} und somit 2) auch durch
dF dF
5^—0, y + ^=0Digi,i,3dbyGoogle
Kleinere Mittfaeiltmgen. 420
•
Genüge. Die Elimination von p und ^zwischen 1) und II) giebt eine primi-
tive Gleichung zwischen o?, y, 2 ganz ohue willkührliche Constante oder
Function , aber doch keinen besonderen Fall der Gleichungen 4) oder 0) ;
das wird eine durchaus particnläre Auflösung sein. Die dieser
Gleichung entsprechende Fl&che wird zugleich von der Ebene 4) erzeugt^
wenn a und b sich von einander unabhängig ändern, indem man erhält
dF dF
welche mit 4) durch Elimination von a und h dasselbe giebt, als 1) und ll)
durch Elimination von p und q. Die Gleichung 4) bestimmt daher die
Tangentialebene beider letztgenannten Flächen.
d. Beispiel. Die Fläche zu bestimmen, deren Tangentialebene eine
gegebene Entfernung vom Anfangspunkte der Coordinaten hat.
Die Aufgabe in Gleichung gesetzt giebt
z =px + qy + n j/l+ p* + q*>
DavoQ ist das vollständige Integ*ral {siehe 4)]
z^=ax + by + n j/l + a* + 6»,
einem Systeme ebener Flächen entsprechend , indem a und b willkührliche
Constanten sind. Dagegen giebt die erstere 0) folgende particuläre
Auflösung (allgemeines Integral) :
zr=ax + f{a) y + nyi + a* + f{a)\
wo a eine ji>eliebige Function von x und y sein kann und f {a) durch die
letztere 9) bestimmt ist , nämlich
Diese Auflösung kann ai^h dargestellt werden durch
4 = öd? + 6y + rt j/i + a* + ft*,
wenn nut a und b Functionen von x und y sind, die der Gleichung 10) 6e-
X y
nttge leisten. Dieses ist z. B. der Fall, wenn a = ^ , b = :^
welches folgende Kegelfiäche giebt :
Endlieh wird die durchaus particuläre Auflösung aus II) ent-
stehen , indem aus .
VT+p^+q* J/I + /^* + (?•
folgt
= ±^«'— ^'— y't
£_y n
p~ q /rT7+7
und somit Digitized by GoOglc
430 Kleinere Mittheilungen.
P=^ + -y=====, q = ±
j/n«— a:* — y«
Durch Substitution dieser Ausdrücke in die gegebene Gleichung ergiebt
sich die Gleichung der Kugel :
« = + yn^—a^~y\
welche mit den oben genannten Kegeln umschrieben ist und die durch das
vollst&ndige Integral bestimmte Tangentialebene hat.
4. Die partielle Differentialgleichung
12) F[x—<pi (p, q),y—q>t {p, g), « — Vi {P> ?)] = <>
ist der von Woisord {Gergonne Ami. de math, i. ZV) behandelten Differen-
tialgleichung zweier Veränderlichen .
F[ic — tp^{p),y — ft (P)l = 0
sehr ähnlich. Während daher dieAe Gleichung sich integriren lässt, so-
bald nur
P9>i(P) = 9>t(p)*
so kann man die Integration von 12) zu Ende führen, wenn
und ferner, damit • ^' =i ' ' sei, wenn •
dq dp dp dq
^ dp dq '
Ebenso wie die Methode Clairaut^s sich auf die Gleichung l) anwenden
lässt, so gilt dasselbe von der Methode WeisordV rücksichtlich der Gleich-
ung 13), docji ist dabei zu bemerken, dass Woisord keine particuläre Auf-
lösung seiner Gleichung gefunden hat, obschon eine solche sich ganz leicht
darbietet und die Gleichung 12) auch zwei verschiedene Arten particnlärer
Auflösungen hat.
Durch Differentiation von 12) nach x findet sich
tf^ A _ l?l^_i?Lt A , dF / d<p,^ dy, \
^(* — 9i)V dp dq ) d(y — 9,)\ dp dq )
oder zufolge 13)
^K\ /" dF dF \/ dwt dfp^\
/ dF dF \ / dtpf rfv,\ _
'^\d{y-<P,)'^^diz-9»)){ '■rf? 'rf»;~"'
und auf ähnliche Weise durch Differentiation nach UfigitizedbyCjOOQlC
Kleinere Mittbcilangen. 43 i
Diese Gleichungen 15) können nun erstens gelöst werden durch
\ di> rfö' dp dg '
oder, indem in den beiden ersteren r =— -,« = --- , und in den beiden
äx dx
letzteren s^zz-ß- ^ < = -r^ gesetzt wird ,
dx' dy ^
d^ d^ d^ dp^^
^ dx äy dx dy
Aus diesen Gleichungen erhält man
welche wiederum mittels 12)
18a) fPz{p^q) = z- c^
geben, indem die drei Constanten durch folgende Gleichung verbunden sind:
. 19) F{€,,c^,c;)=0.
Die Elimination von p und q aus 18) giebt eine primitive Gleichnng zwi-
schen Xj y, Z'und drei Constanten, die wegen 19) nur für zwei zu rechnen
siüd. Dieses Resultat ist das vollständige Integral von 12), welches
natürlicher Weise auch gefunden wird ^ wenn man ans den beiden ersteren
18) Ausdrücke für p und q durch x — Ci und y — c, findet und diese in 12)
substituirt. Das vollständige Integral nimmt dann folgende Form an :
^[x— ifi,(a; — c,.y— c,), y — i*^,(a:— c, , y— c,), z— i»;,(a:— c,,y— c,)]=0.
Ferner leistet das Integral der durch Elimination der Differential-
coefficienten von F in 15) entstandenen partiellen Differentialgleichung
20) ^r + te + ^'),.+ ^/+(^-r0(^^-^^) = l
^ dp \dp dqj dq ^ \dp dq dq dp J
auch den Gleichungen 15) Genüge. Die Integration dieser Gleichung 20)
ist aber meines Wissens noch nicht gefunden; man muss sich folglich auf
die Bemerkung beschränken, dass sich durch ihre Integration eine primi-
tivö Gleichung mit willktthrlichen Functionen findet, die als eine parti-
euläre Auflösung von 12) anzusehen ist, ebenso wie die erstere 9) eine
solche Auflösung von 1) war. Denkt man sich die Integration von 20) so
ausgeführt, dass zwei partielle Differentialgleichungen erster Ordnung (mit
^ > ^1 ^ > P) 9 und willkührliche Functionen) entstehen , so wird die Elimina-
tion von p und q aus diesen und 12) die particuläre Au^g^n^jpig^^^^u^^
433 Kleinere Mittheilnngen.
geringeren Anzahl willkührlicher Functionen darstellen, als 'eine noch-
malige Integration geben würde.
Endlich ist 15) aufgelöst durch *
' dF dF _
^^^ ^ dF ^ dF
^iy — ^) (Hz-- sPs)
aus welchen in Verbindung mit 12) sich wiederum durch Elimination von p
und ^ die durchaus particuläre Auflösung ohne willkührliche Con-
stanten oder Functionen ergiebt.
5. Die Theorie der parallelen Flächen giebt ein gutes Bei-
spiel*). Es sei i^(a, /?,7) = 0 die Gleichung einer gegebenen Fläche;
eine Kugel mit ihrem ^Mittelpunkte in der Fläche und mit unveränderlichem
Halbmesser hat die GJeichung
A) (»-«)• + (y — «' + (z~y)' = «».
Die mit der gegebenen parallele Fläche wird gefunden durch EUminaiian
von a und ß zwischen A) und ihren partiellen Differentialgleichungen
Wird aber A) nach x und y differentiirt , erhftit man
(a: — o+(i — y)p = 0,
und somit
dy * dy
welche zeigen, dass parallele Flächen auch parallele Tangentialebenen und
gemeinschaftliche Normalen haben müssen. Gebraucht man nun C) für B),
80 erhält man
folglich
X — a = +
ap
yi'+p' + g"
Die hieraus gefiindenen Ausdrücke für a, /J, f, in die gegebene OleichaRg
der Fläche gesetzt, geben die partielle Differentialgleichung der parallelen
Fläche:
*) Vergl. 3. Hoft dieses. Jahrgangs der gegenwärtigen Zcitse^lft, wo Herr J}r»
Cantor die Theorie der parallelen Curven in Verbindung mit Woisord'a Gleichang
dargestellt hat. uigiüzea Dy ^^_j v./ v^-i lv.
Kleinere MitlTieilungen. 433
K^^^^^^h^^^b^^^^^sA^h^^dK^v^^^N^'^^^'N^*^
Diese Gleichung bat die durch 13) angegebene Form und die Beding-
tingen 13) und 14) gelten. Das vollständige Integral wird nach 18) und 19)
aq
oder
yi + p' + q'
folglich
. H) . («-c.)'+{y-cO*+(2-c.)»^a»,
WO doch
Dieses stimmt völlig mit A), der Gleichung der erzeugenden Fläche,
fiberein.
. Der Gleichung 9) entspricht
a[(l+^)r-2f>y^ + (l+p«)/3 (^.— rpa« _^
oder •
{^—ri)a*+l{l+q')r—2pgs + {l+f^)i]ayi+p' + q'-^{i^p^+q')^Q.
Diese Gleichung lehrt, dass F) allen den Flächen adgehdrt^ hei
welohen einer der Krümmungshalbmesser coustant ist; ihre
Gleichungen sind alle particnläre Auflösungen von F).
Die durchaus particulären Auflösungen lassen sich nicht dar-
stellen , so lange die dtirch F (ä, j3, y) 3= 0 bestimmte lläclie oder die Func-
tion F unbekannt ist.
JLUlVill Beriehtigimg. Im 3. Hefte des 5. Jahrgangs dieser Zeit-
-Schrift findet sich S. 215 u. f. eine Beurtheilung der bis Jetzt üblichen Auf-
lösungen der Aufgaben über Verlegung der Zahlungstermine, mittlere
.Zahlungstermine und Gesellschaftsrecbnnngen von Kerrn Dr. Schlechter.
Darin wird S. 218 mein Werk über politische Arithmetik (Anleitung ^n
finansiellen, politischen und juridischen liechnungen) angeführt und be-
merkt: dass dessen Verfasser selbst keine Aufgabe über mittlere Zahlungs-
termine, welche zwar in einem solclfen Werke nicht fehlen sollten, löst,
»ich aber, gestützt aiif die Ansicht vieler Gelehrten , dahin ausspricht, dass
jeweils bei unverzinslichen Capttalien , die erst «päter zu j^trkhten^sind,
4rj4 Kleinere MittheHungen.
der Werth der Nntzniessang angegeben werden mttsse , denn sonst könnte
die Mathematik solche Aufgaben nicht lösen.
Auf die hierin enthalten.en Unrichtigkeiten sehe ich mich veranlasst,
Folgendes zn entgegnen.
Die Behauptung, dass in meinem Werke keine Aufgabe über mittlere
Zahlungstermine gelöst ist, widerspricht dem Thatbestand, denn auf S. 22,
S. 15 desselben ist diese Aufgabe durch die Rechnung mit einfachen Zin*
sen (auf die gewöhnliche Methode) and in S. 40, d. 07, durch die mit Zin-
ses-Zinsen gelöst. Beide Fitlle sind auch im luhaltsyerzeichniss aufge-
führt, und 8. 98, S. 40, ist sogar bemerkt, dass die Reclinung mit einfachen
Zinsen auf ein unrichtiges Resultat, die mit Zinses-Zinsen aber auf das
richtige Resultat führe. Die fi'agliche Aufgabe fehlt daher in meinem
Werke nicht und dje Behauptung des Herrn Dr. Schlechter wird sich
wohl schwer aufrecht erhalten oder rechtfertigen lassen.
Der noch weiter beigefügte Satz findet sich unter der hier gegebenen
Fassung nirgends in meinem Werke. Im 4. Capitel, wo die richtige Be-
rechnung des Interusuriums, bekanntlich eine langjährige Streitfrage, be-
sprochen wird , habe ich ganz gelegentlich die sich von selbst verstehende
Bemerkung gemacht, dass auch der Werth der Nutzniessung des Schnldnera
in Berechnung gezogen werden müsse, was bisher nicht geschah, ihr aber
keine weitere als eine sekundäre Bedeutung, oder gar ein besonderes Ge-
wicht, beigelegt. Ebenso unrichtig ist die Behauptung, dass ich mich auf
die „Ansicht vieler Gelehrten*' stütze, sowie der darauf noch folgende Bei-
satz, denn ich habe mich einstig und allein auf die Resultate des Galcuk,
und zwar im Gegensatze mit der Ansicht vieler Gelehrten (vgl.
S, 49, S. 119 a. ff. meines Werks), als die einzige, in der Mathematik gel-
tende Basis gestützt.
Ich habe nämlich SS. 28 — 30, S. 50 u. ff. , SS- 44 — 49, S. 103 u. ff. , sowie
in der Vorrede S. VI m. Werks das Verhältniss zwischen der Rechnung mit
einfachen und der mit Zinseszinsen ausführlich eiörtert and als Ergebntss
hiervon den allgemeinen Satz (S. 69) gefunden und bewiesen:
„Werden die Kapitalzahlungen A*, , Ar^ , Ar, . . . Ath in beliebigen Zeit-
abschnitten gemacht und soll ihr Werth auf die Gegenwart oder auf
jeden beliebigen Zeitpunkt (also auch auf mittlere Zahlungstermine)
enrückgeführt werden , so muss dies unter folgenden Bedingungen ge-
schoben :
1. Der Rechnung müssen Zinseszinsen, nicht aber einfache
Zinsen zu Grunde gelegt werden.
2. Die Rnbattirung muss in den Zeitabschnitten gemacht werden,
worin die Zahlungen geschehen.
3. Ztnsfhss und Verzinsuitg hängen von der Uebereinknnffc ab,
dürfen aber, einmal festgestellt, nicht mehr willkührlich von
dem Rechner absreändert werden.'^
«•v«M ««wMMw» VQ ^^ ««^•w'«# • uigiiizea oy v_j v^vypi LV-
Kleinere Mitlheilungen« 435
Diese BAstinunnngen sUiUen sich nielit auf die Anhieb ten der Gelehr-
ten, w'elche über politische Arithmetik geschrieben haben, sondern stellen
sich ihnen gegenüber; namentlich No. 1 der Ansicht Hoffmann^s, von
Clansberg's, Michelsen's, Brnne's, Schwein's u. A.,m., welche
die RechniiDg mit eiufnchen oder Zinsei^zinsen df r freien Wahl o<ler andern
Motiven überlassen wollen (vgl. 8. 120 n. f. m. Werks), «od No.3 der An-
sicht von Teten 8 und Hey er, welche häufig mit dem conformen Zins*
fttss rechnen , statt mit dem relativen , was gleiclifalls zu nnrichtigen B»-
snltaten führt.
Man sollte erwarten, dass Jemand ein Werk, worüber er schreibt, ge-
lesen und mindestens richtig aafgefasat hat. Bei dem vorliegenden That*
bestand kann man sich aber der YeFmnthnng nicht erwehren, dass Herr
Dr. Schlechter die einschlagenden Stellen und Paragraphen meines
Werks, worüber er ein so unrichtiges nnd unbegründetes Urtheil füllt, gmr
nicht kennt, wenigstens, wenn er sie kennt, nicht richtig aufgefnsst hat.
Er btttte sonst zu einem ganz andern Resultate gelangen müssen, als wozu
er gelangte.* Nach dem von mir gegebenen Nachweis ist nftmlich die von
Herrn Dr. Schlechter in 20 Nummern gegebene und se hoch belobte
Auflösung gerade so falsch und unrichtig, als die von ihm bekämpfte,
denn sie beruht auf der Rechnung mit einfachen Zinsen, die in der von
ihm gebrauchten Anwendung immer auf ein unrichtiges Resultat führt
und fähren muss, obgleich ef sie als gleichsam bahnbrechend, angeblich
einzig richtige und auf innern Gründen beruhende erklärt. Von 4er Rich-
tigkeit des Gesagten kann sich Jeder tiberzengen , der ein Zahlenbeispiel
nach der von Dr. Schleohter angegebenen Methode berechnet, die For-
derung des Schuldners und Gläubigers fest und einander, gegenüber stellt
und Schritt für Schritt durch Rechnung prüft.
Fveiburg i. B., im Juli 1800. Dr. L. Oettingsr.
juulIa. Veber den Satz Tom Parallelogramm der Kräfte. In dem
speciellen Falle, wo die Richtungen zweier auf einen Punkt wirkenden
Kräfte einen rechten Winkel einschliessen, ist es bekanntlich sehr leicht,
die Grösse der Resultante R-^sj/p^ -f. Q* zu finden, dagegen verursacht
die Bestimmung ihrer Lage einige Mühe*) und führt immer auf eine
*) In der Vonrede su Dr. Wernicke^s Lefarbnch der Meobunik, Braunschweig
1858, wird ein von Dr. 8tader in Berlin herrührender Bewul» luitgetheiU, der darauf
hinauslänft, das Parallclograniin der Kräfte ,, durch sich seihst zu beweisen", also
nachzuweisen, da-ss die Annahme des Satzes keinen Widerspruch involvirt. Abgesehen
von dem Einwurfe, dass auf diesem Wege höeh^tens diu Möglichkeit, keineswegs aber
die Notliwendtgkeit eines Theoremes gezeigt werden kann, ist der Stade rasche
(ohnehin etwas unklar gefasste) Beweis «nch in so fern vöHig un$;enügend, als er
wörtUch derselbe bleiben würde, wenn man ein beliebiges anderes Viereck mit gleich
grosser Diagonale statt des ParaUeiogrammes oder speciell Hechteoks nehmen wolHc,
436 Kleiaere Mitthcilttngeir.
Fnnctiönalgleichimg ; auch seheint sich letztere nicht ^t Ternieideti zn las*
sen , da in der That der Winkel zwisehea P und B eine unbekannte Fnnc-
tion des Verbältnisses -^ ist. Unter diesen Umständen bleibt, wenn man
keine fVemden Angriffspunkte zu Hülfe nehmen will, nichts w^ter übrig,
als jene Fanctienalgleichubg möglichst einfach zu gestalten und sie dnroh
elementare Mittel aufzulösen« Das Folgende eath< einen Versuch dieser
Art , welcher auf einem neuen Grundgedanken beruht. (F%. 20, Taf. YII.)
Man denke sich im Baume drei auf einen Punkt wirkende gegen ein*
ander senkt echte Kräfte, welche durch die Geraden 0^=^ir, 0B= F,
OC = Z dargestellt werden mögen, und es sei 0I> die Resultante von X
und F, ferner OE die Resultante von F und Z, endlieh OF die Resnltanta
aller drei Kräfte Z, F, Z, Die letzte Resultante kann man' auf zwei Ter-
acbiedene Weisen bilden : leitet man eie aus OD und 00 her, so nmss sie in
der Ebene J>00 liegen , betrachtet man sie dagegen als «ntstanden aus OÄ
nnd OEy so gehört sie der Ebene AOE an ; sie fallt daher in den Durch-
schnitt der genannte^ Ebenen. Zwischen den Winkeln AOD^ BOE^ AOF
besteht nun die Relation
.^T, ^^ GffiOG tanAOD
tan AOF:= -— - = ^^ ^^ = — — -
OG GH'.FG cosBOE
oder ■
tan AOF=i tan AOD . j/i+tan*BOEi
und diese führt unter Berücksichtigung des Umstandes, dass die Grösse
von OE bekannt und =^F* + Z* ist, zu folgendem Satze:
Wenn der Winkel, welchen die Resultante zweier rechtwinklig
auf einen Punkt wirkenden Kräfte P und Q mit der ersten Kraft P
einschliesst, immer durch (P, Q) bezeichnet wird, so gilt die Gleichung
1)" tan (Z, ^F* + Z«) = ian (AT, T).yi + tan* (F, Z). *) *
In dem speciellen Falle , wo die beiden Componenten gleich sind , kennt
man die Richtung der Resultante; für X=Y=zZ ist nämlich Z.(^, F)
= L (F, Z) = 45^ mithin nach No. 1)
tan {X\2[}/2) = /l + tan* 45° = j/2,
wodnroh man die ia Theil II, S. 88, der Zeitschrift benntzte Figur erhaUen wfirde.
Ueberhanpt ist der Stade rasche Beweis identisch mit der dort erwähnten ersten
Hälfte des Lambert*schen Beweises; die Richtung der Resultante hat der Verfasser
ganz willkilhrlich angenommen.
*) Dies ist in der That eine Functionalgleichung. Setzt man nHmUch
und dem entsprechend ^__ • ♦
to Dimmt die obige Gleichung folgende Gestalt an :
/•(yjT+?)=/-<i,)>'l + [/ü)J*- Digitizedby Google
Eüeittere Mittbeilimgen. 437
Nebmen vir ferner itf No. l) F=X und der Reihe nach Z = Xj/2^
Jf j^S, Jty4 etc., so erhalten wir bei fortwährender Substitution von jeder
Gleichung in die fol^ißnde
tan (T, X}/Z):^yi + /««»(X, Xyf)=^yl, \
tan {X, xyl) = yi + tan^{X,Xy^) =a }/l
U. 8. W.
Ueberhanpt ist, wenn n eine ganze positive Zahl bedeutet,
tan {X, Xn) = n = -^
oder jn anderen Buchstaben
2) to„(zr,r)=^,
vorausgesetzt, dass V ein Vielfaches von U beträgt.
In der Gleichung I) substituiren wir ferner X = Py T=Qy Z=Oi
Oy^i Ö/S, Ö/4 «tc. und erhalten
lan (fi Q}/2)i=tm (/>, Q)\ /J",
tan {P,Oyi) = tan (/>, Q) . /l+ f^n« ((>, qj^ = tan (P, 0) ./» ,
ten (/>, ö /4) = ten (/>, ß) . j/l +'r^(i>, 0 y^) = ton (P, (?) . ]/4
U. 8. W. ,
überhaupt, wenn m eine ganze positive Zahl bezeichnet,
ian{P,Qm)=^tan{P,Q).m
und umgekehrt
oN ,^ ^v taniP.mQ)
3) tan{P,Q)^ J ''
Ol
Bei zwei Kräften, die sich wie die ganzen Zahlen m und n verhaken , ist
m 0 ein Vielfaches von P, nämlich mQ =snPy mithin nach No. 2) tan (P, mQ)
= — = « , folglich nach No. 3)
Hiermit ist die Lage der Resultante für alle rechtwinklig zu einander
wirkenden Kräfte bestimmt, deren Intensitäten in rationalem Verhältnisse
fftehen ; bei irrationalen Verhältnissen benutzt man die bekannte Methode
der Einschliessnng in rationale , einander immer näher rückende Grenzen«
Ebenso wenig braucht hier erörtert zu werden, wie nachher der allgemeine
Fall zn behandeln ist, wo P und Q einen beliebigen Winkel einschlieasen.
(Aus den fittziuigsberickten der K. S. Gesellschaft der Wisseasch. 1. JuU
1860.) SCHIiÖMlXCH.
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43S Kleinere Mitth^langen.
XL. Bemerknng n einer Stelle der lUeaniqm oOeste. Von Aüoüst
MuRtf ANN , Assistent an der Sternwarte zu Wien. In der Ableitung der
Attractionsgesetze , nach welchen die Wirkung einer Kugelschale auf einen
ausserhalb derselben gelegenen Punkt gleich ist derjenigen der im Mittel-
punkt der Kugelschale vereinigt gedachten Masse derselben, gelangt La-
place zu folgender Gleichung {mec. cel. II, 12):
d(L[M,(r + u)-n>ir-u)])
D) 2n .udu ,
= 4».M"rfw. fp (r);
dr
hierin bedeuten u den Halbmesser der Kugelschale, du deren Dicke, r den
Abstand des angezogenen Punktes vom Mittelpunkt der Kugelschale, q> das
zu ermittelnde Attractionsgesetz, ^ eine Function, die aus <p auf folgende
Weise erhalten wird :
Der Theil links vom Gleichheitszeichen der Gleichung D) stellt die Summe
der Attraction aller Theilchen der Kugelschale dar, der Theil rechts die
Masse der Kugelschale, multiplicirt in die zu suchende Function von r.
Dieselbe Gleichung Integrität giebt:
c) ^ (r + tt) ^— -^ (r — tt) = 2 ruCq> (r)dr^' rU^
unter Ü einen Ausdruck verstanden, der nur ans u und Constanten zusam-
mengesetzt ist. Hieraus leitet Laplace durch Gleichsetzung der identi-
schen zweiten Differentialquotienten nach r und u des Theiles rephts vom
Gleichheitszeichen folgende Gleichung ab :
r ^ dr ^
deren Integral
B
g) V{'') = ^r + p
sofort das gesuchte Attractionsgesetz darstellt.
Es ist aber hierzu zu bemerken, datifl durch diese Ableitung das nur
in ^ enthaltene Attractionsgesetz der Theilchen der Kugelschale als solcher
elimtnirt worden ist, dass somit in Gleichung f) die Function (p{r) nur das
Attractionsgesetz der im Mittelpunkt vereinigten Masse repräsentirt und
man zu derselben Gleichung f) gelangt wäre, wenn man fp eine beliebige
andere von tp verschiedene Function zu Grunde gelegt hätte » desgleichen
wenn man die unter den Functionsa^eichen fff in Gleichung D) befindlichen
Orenzgrössen r + u und r — u durch u + r und u — r ersetzt, d. b. den
äusseren Punkt mit einem inneren vertauscht hätte. Demgemäss besagt
das Integral g) nur Folgendes :
Wenn es möglich sein soll, die Attraction einer Kugelschale auf einen
ausser- oder innerhalb derselben gelegenen Punkt durch diejenige der im
Mittelpunkt vereinigt gedachten Masse der Kugelsch|4iba Sfix^^selaen , so
Kloinere Mitthciinngen. 439
mo88 »ich letztere Attractioii der Fanetion der Entfernang nach zurück «^
B
ziehen auf -^r-4- — .
r*
Diese Bedeutung der Gteichung g) dürfte veranlassen , die Ableitung
der in Hede stehenden Attraetionsgesetze sowohl bezüglich eines äusseren
als inneren Punktes in folgender Weise zu Ende zu führen :
Ob nämlich die Attraction der im Mittelpunkt vereinigt gedachten
Masse der Kugelschale auf einen äusseren Punkt nach dem Gesetze
^r-|-~| äquivalent sei der Attraction der Kugelschale als solcher nach
demselben, oder irgend einem anderen, oder mehreren anderen Gesetzen,
und ob und unter welcher näheren Bestimmung der Constanten A und B^
ergiebt sich offenbar aus der ursprünglichen Gleichung e), in welche für
q> (r) rechts vom Gleichheitszeichen der Ausdnick Ar + -^ zu substituiren
ist. Hierdurch geht diese Gleichung unter gleichzeitiger Berücksichtigung
der ans derselben ebenfalls für ü rcsultirenden Form über in
h) ^{r + u) — ^ {r — u) = u (^r»+ Cr — 2B) + r {At^ + Eu—2 D),
worin (7, 2), E wie A und B Integrationsconstante sind. Um hieraus die
Function i^ zu ermitteln, differentiiren wir viermal nach einer der Grössen
r und u; diess liefert
i/;""(r+«)-V;""(r-«)=0,
somit für jedeQ Werth von f
sofort
i) ^ ^ (/) = er + er + er + ^'7+ c"
mit c, c\ • . als Constante der Integration.
Hieraus ergiebt sich
k) ^(f)=^cf+Zc—j^
für das Gesetz, nach welchem die Attraction der Theilchen der Kugel-
schale vor sich zu gehen hat. Der unter i) für i^{f) gewonnene Ausdruck
hat aber noch die Gleichung h) zu erfüllen, oder besser: die Integrale ip{f)
und (p(r), Gleichung g) , haben zusammen die Gleichung e) zu einer iden-
tischen zn machen, was zu den folgenden llelatiouen führt:
B = -^c'\
C+ E = ^c\
2> = 0,
hiermit aber geht die Gleichung k) über in
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440 Kleinere Mittheilnngen;
d. h. : Die Attr^ction einer Ktigelschale auf einen aasa^rhalb d^selben be-
findlichen Punkt ist nur dann äquivalent derjenigen der im Mittelpunkt
vereinigt gedachten Masse der Kugelschale, wenn beiderlei Wirkungen
nach d^m und demselben Gesetz, und sVftr sowohl nach der directen
ersten Potenz als nach dem verkehrten Quadrat der Entfernung , vor sieh
gehen.
Bezliglioh eines Punktes innerhalb einer K^ugelschale wird man das
auch hier^r resultirende allgemeine Integral i) mit der Gleichung h) ver-
binden, nachdem man in dieser die unter den Functionssieichen i^; befind-
fichen Grössen r + u und r — u durch u + r und u — r ersetzt hat; diess
ergiebfc:
B — 0,
D = — c7,
80 dass sich das Binom der Gleichung g) auf sein erstes Glied redncirt,
w&hrend die Gleichung k) sich verwandelt in
d. h. : Die Attraction einer Kngelfläche auf einen innerhalb derselben be-
findlichen Punkt ist nur dann äquivalent derjenigen der im Mittelpunkt
vereinigt gedachten Masse der Kugelschale, wenn entweder beiderlei Wir-
kungen nach einem und demselben Gesetz, und zwar nach der directen
ersten Potenz der Entfernung, vor sich gehen, — oder aber, wenn die
erstere Wirkung nach ^em verkehrten Quadrat der Entfernung vor sich
geht, die letztere aber Null ist.
, rr--- » DigitizedbyLiOOgle
iSüogle
^! CA
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Literaturzeitung
der
Zeitschrift flir Mathematik und Physik
heransgegeben
unter der verantwortlicben Bedaction
Dr. O. Schlömiloh, Dr. E. Kahl
und
Dr. M. Cantor.
Fünfter Jahrgang.
LEIPZIG,
Verlag von B. G. Tenbner.
^860. Digitizedby Google
Digitized by
Google
Inhalt.
Arithmetik und Analysis. ^^.|^
TflOMAB , K. Das pythagoräUcbe Dreieck und die ungerade Zahl 5
Spitzbs, Prof. Stadien über die Integration linearer Differentialgleichungen 17
Bbbkham, Oberlehrer. Die Anwendung der Algebra auf praktische Arithmetik . 38
Kbist, Prof. Ueber Zahlensysteme und deren Geschichte 40
Baltzeb, Dr. Die Elemente der Mathematik ; I.Band: Arithmetik und Algebra 55
ScRELiJUCH , Prof. Mathematische Lehrstunden <$0
La Bbsoüb , Prof. Exercice* d* Analyse numerique 74
Catalax , Dr. Triäii iUmaUaire des s&ies 75
TheoretiBohe und praktisohe Geometrie«
LfiB8iH,H. Ausführliches Lehrbuch der Elemcntargeometrie 18
Adam , Prof. Das Entwerfen geographischer Kartennetae 42
Zbhxe , Director Dr. Die Geometrie der Körper 42
MüLLBB , Prof. Dr. Anfangsgründe der geometrisdien Disciplinen Ol
Uhdb , Schulrath Dr. Die ebene Trigonometrie 05
FiBDLBB, Dr. Die Centralprojection als geometrische Wissenschaft 79
Qeeohiolite der HAthematik.
MÜLLBB, Oberschulrath Dr. Beitrttge sur Terminologie der griechischen Mathe-
matiker 73
Mechanik«
Baubmbibtbb. Theorie der Körperbewegungen ö
— — Die Ursachen der zunehmenden Fallgeschwindigkeit 0
LüBSBN, H. Einleitung in die Mechanik ^ 33
Matthibsbbh, Dir. Neue Untersuchungen über frei rotireude Flüssigkeiten im
Zustande des Gleichgewichts 69
Labol^dbb, Prof. Einleitung in die technische Mechanik 75
Physik«
Zbubbb, Prof. Dr. Grundsüge der mechanischen Wärmethoorie 1
BouTiOHT, H. Studien Über die Körper im sphäroidalen Zustande 9
Stammbb, Dr. Lehrbuch der Physik 52
Bibliographie Seite 7, 20, 44, 58, 70, 83
MathematiBches Abhandlungsregister. Januar bis Juni 1859 ... 22
,, „ Juli bis December 1859 . . 86
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Digitized by
Google
Literaturzeitung.
Recensionen.
Ontndsttge der meduudschen Wftrmetheorie mit besonderer Kttcksiolit
auf das Yerhalten des Wasserdampfes von Dr. Gustav Zjsdnse,
Professor am eidgenössischen Polytechniknm zu Zürich. Freiberg,
Eogelhardt, 1860. 200 Seiten 8^
Der bedeutende Umfang , zu welchem die Literatur der mechanischen
WUnnetheorie im Laufe ^iner kuraen Reihe von Jahren angewachsen ist,
läset die in der Vorrede ausgesprochene Absicht des Verfassers, alle von
verschiedenen Schriftstellern bis sum heutigen Tage gegebenen Rechnnngs-
und Versuchsresultato vollständig und im Zusammenhang darzulegen , als
eine sehr zeitgemässe und dankenswerthe erscheinen, wenngleich das Buch
selbst moht in vollem Maasse Das leistet, was die Vorrede verspricht. Was
die experimentellen Grundlagen der mechanischen Wärmetheorie betrifft,
so sind fast immer nur die Versuchsresultate historisch mitgetheilt, ohne
dass es dem Leser durch eine, wenn auch nur kurze Andeutung der Metho-
den, durch welche dieselben gewonnen wurden, möglich gemacht wäre,
ein Urtheil über derep Zuverlässigkeit zu gewinnen. Und eine solche Kri-
tik von Seiten des Lesers hat der Verfasser nicht immer überflüssig ge-
macht. Während z. B« den Versuchen von Hirn an .Dampfmaschinen ein
grösseres Gewicht beigelegt wird , als ihnen vielleicht im Vergleich mit
manchen andern Versuchen zukommen möchte, wird nur beiläufig (p. 30)
erwähnt, dass Joule durch verschiedene Methoden das Wärmeäquivalent
bestimmt habe , ohne Über diese Methoden die geringste Andeutung zu ge-
ben. Die Namen eines Rumford und Davj hätten wohl auch wenigstens
eine historische Erwähnung verdient. Der von Perron für das mechanische
Wärmeäquivalent gegebene Zahlenwerth (424 Kgrm.) ist aus denselben nu-
merischen Datis und Formeln abgeleitet, wie die Zahl des Herrn Zeuner^
die Uebereinstimmung daher nicht eben wunderbar. Die Zahlen (pag. 38),
welche Massen und Dulong für das Verbal tniss der specifischen Wärme
der atmosphärischen Luft gegeben haben, sind gar keine Versucbsresultate,
sondern ebenso wie die vom Verfasser selbst gegebene Zahl ans der Formel
für die Schallgeschwindigkeit durch Rechnung abgeleitetjizeaDy ^OOglC
Lileiaturxtgr. U. Zeilscbr. f. Malh. a. I'hys. V. I
2 Literaturzeitung.
Wir lassen eine kurze Inhaltsangabe der theoretisclien Entwickelungen
des Verfassers folgen. Derselbe beginnt mit der Erklärung , dass man in
der mechaniscLen Wärmetbeorie die Wärme nicht als Stoff, sondern als
Bewegungsform betrachte. Da nun der Begriff einer Bewegungsform
an sich nichts Messbares enthält, so wäre es erwünscht, ehe überhaupt
von Aequivalenz der Wärme und Arbeit die Rede ist, zu erfahren, wo-
durch die in einem Körper enthaltene Wärmemenge gemessen werden soll,
ob etwa durch die lebendige Kraft der Molecularbewegung oder wodurch
sonst. Im §.2 erfahren wir nämlich historisch, dass die lebendige Kraft
der Wärmebevegung nicht die ganze im Körper enthaltene Wärmemenge
darstellt, sondern dass ein Theil der dem Körper zugefUhrten Wärme oder
mechanischen Arbeit noch zu Anderem verbraucht wird. Da man nun
a priori nicht wissen kann, wie gross dieser Theil ist, welcher zu innerer
Arbeit verwendet wird , so ist auch nicht abzusehen , auf welche Weise die
Richtigkeit des Priucips der Aequivalenz der Arbeit und Wärme geprüft
werden soll. Die im folgenden Par4igraphen gegebenen Beispiele beseitigen
die Schwierigkeit nicht, denn dass z. B. die bef der Expansion eines Gases
für das Gefühl verschwundene Wärmemenge überhaupt nicht mehr vorhan-
den oder verbraucht sei, folgt ebenso wenig mit Nothwendigkeit aus der
Vorstellung der Wärme als Bewegungsform, wie aus der altern Vorstellungs*
weise; es kann also nicht zum Beweise des Priucips der Aequivalenz der
Arbeit und Wärme dienen, sondern es ist im Gegentheil erst eine Folgerung
aus. diesem Princip. Der Beweis, dass wirklich Wärme verschwindet^
während Arbeit geleistet wird, und dass das verschwundene Wärmequantum
der geleisteten Arbeit proportional ist, kann nur ans der Betrachtung
eines vollständigen Kreisprocesses hergeleitet werden, wo der vermittelnde
Körper sich am Ende wieder in demselben Zustand befindet wie am Anfang.
Jedenfalls hätte die Darstellung des Grundprincips der mechanischen
Wärmetheorie an Schärfe nicht unerheblich gewonnen, wenn dasselbe, wie
es von Helmholtz geschehen ist, auf das mechanische Prineip der leben«
digen Kräfte gegründet worden wäpe^ woraus sich insbesondere von vom
herein eine präcisere Begriffsbestimmung der „innern Wärme'* des Körpers
ergeben hätte. Es ist dieselbe nämlich identisch mit der „mechanischen
Energie" von Thomson oder der „Wirkungsfunction" von Kirchhof^
Es folgt die Ableitung der Hauptgleichungen der mechanischen Wärme-
theorie, welche von der üblichen Form dadurch etwas abweichen, dass
Druck und Volumen als unabhängige Veränderliche genommen , die Tem-
peratur als Function beider betrachtet wird. Die Unabhängigkeit der
Car not 'scheu Temperaturfunction von der Natur des vermittelnden Kör-
pers wird ähnlich wie bei Clapeyron, Clausius und Reech aus der
Betrachtung eines umkehrbaren Kreisprocesses hergeleitet, indem aus der
entgegengesetzten Annahme folgen würde, dass ohne Aufwand von Wärme
oder Arbeit Wärme von einem Körper niederer Temperj||qLr ^u^%9© Körper
Literatorseitang.
bdherer Temperatur über^fUhrt werden könnte. Inwiefern dies ,>nnge-
reimt ^* wSre, ist nicht einzusehen, da nichts darin liegt, was der Grtind-
▼orstellnng oder dem ersten Grundsatz der mechanischen Wärmetheorie
widerspricht. Es ist yielmehr die Unmöglichkeit einer solchen Ueberftih-
rung eine völlig neue tind für sich bestehende Hypothese, was vom Ver-
fasser nicht genug hervorgehoben wird. -7- Ungern vermisst man an dieser
Stelle den Satz über die innere Wärme (Wirkungsfunction) eines Körpers,
welchen W. Thomson aus der Verbindung beider Prineipien der mecha»
nischen Wärmetheorie abgeleitet hat und der von Kirch hoff in verallge-
meinerter Form entwickelt und in so eleganter Weise zur Herleitung der
Gesetze der Dampfbildung, sowie der Absorption von Gasen und der Lö-
sung von Salzen im Wasser benutzt worden ist.
In dem Kapitel fiber die permanenten Gase werden diejenigen Gase
ausführlich behandelt, welche das M^ariott ersehe und Gay-Lussac'sche
Gesetz genau befolgen, unter der Voraussetzung, dass beide specifische'
Wärmen, bei constantem Druck und bei constantem Volumen, von Dichtig-
keit nnd Temperatur unabhängig sind. Es wird aus 'der Differenz der spe-
cifischen Wärme das Wärmeäquivalent = 424 Kgrm. bestimmt und nach-
gewiesen, dass die Ca^not^sche Temperaturfunction der absoluten Tem-
peratur proportional ist« Femer ergiebt sich , dass die innere Wärme der
Masseneinheit des Gases seiner absoluten Temperatur proportional, übrigens
aber von Druck und Dichte unabhängig ist (May er 'sehe Annahme). In
einigen Anmerkungen werden die Modificatiouen besprochen, welche die
Formeln erleiden würden, wenn man die specifischen Wärmen nicht als
constant, aber als Functionen der Temperatur allein betrachtete. Die so
gewonnenen allgemeinen Besultate wejden auf die speciellen Probleme der
Erwärmung eines Gases bei constantem Druck und bei constantem Volu-
men, der Volumenänderung bei constanter Temperatur, der Copipression
nnd Dilatation in einer für Wärme undurchdringlichen Hülle, des Verhal-
tens bei plötzlicher Aenderung des Druckes , endlich auf den Kreisprocess
der calorischen Luftmaschine angewendet. Der Einfluss der Abweichungen
vom Mariotte*8chen und Gaj-Lussrac'schen Gesetz, sowie die Ver-
suche, welche von Joule und Thomson über die Abkühlung der Gase
beim Ausströmen durch enge Oeffnungen oder poröse Körper zur PrüAing
der Richtigkeit der May er 'sehen Annahme angestellt worden sind, und
die von diesen Physikern aus ihren Versuchen gezogenen Folgerungen sind
leider nicht berücksichtigt worden.
Besonders ausführlich wird im dritten Kapitel über die Dämpfe im
gesättigten und überhitzten Zustand, das Verhalten des gesättigten Wasser-
dampfes untersucht, dessen Eigenschaften am besten bekannt und von der
grössten praktischen Wichtigkeit sind. Die Versuchsresultate von R e g -
nault über die Spannkraft und die Gesammtwärme des gesättigten Wasser-
dampfes werden der Untersuchung zu Grunde selegt. Die theils aus deh>
* w o o jigiüzea Dy x^j vyv_/p^nL
Literatnrzeituiig.
y^rsnchen von Begnault unmittelbar bekannten, theils durcb Anwendimg
der Principien der mecbanischen W&tmetheorie auf diese Versuchsresultaie
aicb ergebenden Zahlenwerthe der verschiedenen in Betracht kommendea
Fonetionen sind für Temperaturen von 5 au 5 6rade,n innerhalb des Inter-
valles von 0 bis 200^ und für Spannkräfte von Viertel- au Viertel- Atmosphäre
fdr das Intervall von ^ bis 10 Atmosphären auf zweckmässige , die Ueber-
sicht und den praktischen Gebrauch erleichternde Weise in Tabellen zu-
sammengestellt. Wie schon Clausius gezeigt^ lassen sich mit Hilfe des
Caroio tischen Princips die Volumina der Gewichtseinheit gesättigten
dp
Dampfes aus den bekannten Werthen des Differentialquotienten -— und der
Verdampfungswärme r berechnen. Die Verglelchung der numerischen
Resultate ergiebt, dass die Dämpfe im gesättigten Zustand nicht dem
Mariotte-Gay-Lussac'schen Gesetze folgen, sondern dass dieBelatioa
zwischen Druck (p), Volumen {v) und absoluter Temperatur (J) mit hin*
reichender Genauigkeit durch eine für die Rechnung bequeme empirische
Gleichung von der F<trm
T
Apv^=^ Blog —
n
dargestellt wird , wo A das Wärmeäquivalent der Arbeitseinheit (^i^) » B
und n aus den Versuchen zu bestimmende Constante sind. Nach Zusammen-
atelluDg der allgemeinen Formeln für gesättigte Dämpfe werden nach ein-
ander sieben passend ausgewählte specielle Probleme behandeH, welche
alle wiebtigern Fragen, die in der Theorie der Dampfmaschinen von Inter-
esse sein können, vollständig erschöpfen. Soweit diese Fragen schon früher
von Clausius behandelt worden sind, stimmen die Resultate des Verfas-
sers mit denen von Clausius überein. Dem Verfasser gebührt das un-
zweifelhafte Verdienst , durch weitere Ausführung der von Clausius auf-
gestellten Principien die Grundlsgen zu einer neuen vollständigen Theorie
der Dampfmaschinen gegeben zu haben , welche die veraltete Theorie des
Grafen P%mbour zu ersetzen bestimmt ist. Es steht zu hoffen, dass der
Verfasser sich des fernem Ausbaues dieser Theorie annehmen wird. Die
Discussion des vorhandenen Materials über überhitzte Dämpfe führt zu dem
Ergebniss, dass sich aus Mangel an experimentellen Grundlagen über deren
Verhalten noch keine hinreichend sichern Schlüsse ziehen lassen.
Das vierte und letzte Kapitel enthält die Anwendung der Grundsätze
der mechanischen Wärmetheorie auf feste und flüssige Körper. £s verdient
bemerkt zu werden, dass die Formeln des Verfassers auf feste Körper nur
insoweit anwendbar sind, als man berechtigt ist, ihren Zustand als durch
zwei unabhängige Veränderliche p und v vollständig bestimmt zu betrach-
ten, also z. B. unter Voraussetzung eines von allen Seiten gleichförmigen
Druckes. In diesem Sinne sind dieselben auch vom Verfasser stillschwei-
gend verstanden worden. Es werden zuerst die von W. Thomson
uigiiizea oy v^jOOV ln^
Literaturzeitung.
theoretisch al^eleiteten und durch Versuche von Joule bestätigten Resul-
tate über die Erwärmung von Flüssigkeiten durch Compression behandelt.
Es werden sodann die Bestimmungen von Aim^ und von CoUadon und
Sturm über die Compressibilitftt des .Wassers und Qaecksilbers benutzt,
um aus den entwickelten Formeln der Werth des VerhIÜtnisses der specific
sehen Wärmen bei constantem Druck und bei eonstantem Volumen abzulei-
ft
ten. Es ergiebt sich für Quecksilber — = 1^353 und da nach Regnault
c = 0,03332 ist, c, = 0,02935, ftir Wasser — = 1,0012 mithin c, =0,9088.
Den Schluss bildet die Untersuchung über die Abhängigkeit des
Schmelspunktes vom Druck. Die Entwickelungen von W.Thomson
über die Teraperaturveränderungen, welche mit Formänderungen elasti-
acher Körper verbunden sind {Quarierly Joum, of Math, i, 57) und die zu
ihrer Bestätigung von Joule angestellten Versuche {PhiLMag. [^$er.] XI V.
226, J'F.öSS, XVL 54) sind noch nicht benutzt.
* Die Darstellung ist, abgesehen von den anfangs erwähnten principiel-
len Schwierigkeiten, klar und anschaulich und das Ganze erscheint wohl
geeignet, den Leser auf leichtere Weise als das früher möglich war, mit
den bisher gewonnenen Besultaten der mechanischen Wärmetheorie be«
kannt zu machen. Die äussere Ausstattung lässt nichts zu wünschen Übrig.
JOCBMANN.
Das Pyfhagoxtisehe Dreieck und die ungerade Zahl. Ein Beitrag zur
Einleitung in das Studium des rechtwinkligen Dreiecks. Von
Karl Thomas. Berlin, Herbig.
Der Verfasser, der sich selbst für einen Nicht -Mathematiker erklärt,
will mit seiner Schrift den Beweis liefern, dass derjenige, der überhaupt
richtig zu denken verstehe, auch über mathematische Dinge richtig denken
werde (S. 8) , er glaubt ferner eine brauchbare Einleitung in das Studium
des rechtwinkligen Dreiecks geliefert zu haben (S.IO) und vindicirt endlich
seiner Arbeit eine, wenn auch nur kleine, wissenschaftliche Bedeutung,
welche in dem Satze gesucht werden soll: „dass für das^roblem vom
rechtwinkligen rationalen Dreieck die absoluten Primzahlen mit ihren
noch immer unbekannten Gesetzen fast in den Hintergrund gedrängt
werden, dass an die Stelle derselben zwei durchaus bestimmte Zahlenreihen
treten , für die geraden Zahlen die Zahlenreihe , die aus der Gleichung
d= 2f*' hervorgeht, für die ungeraden Zahlen die Zahlenreihe, deren all-
gemeines Glied d= (2f* — 1)* ist, beides für f4 = 1 bis f* = oo. Die Be-
deutung xdieser Zahlenreihen für das rationale rechtwinklige«.Dreieck liegt
in der Bedeutung des Buchstabens cf, der nach der einen Seite hin den Un-
terschied zwischen der Hypotenuse und einer der ^o^^^^i^J^^J^e^^o^o^^l^^iflc
6 Ijitcratttrzeitung.
net, näcb der andern Seite hin die Anzahl der unmittelbar aufeinander fol-
genden ungeraden Zahlen bedeutet, die sich zum Quadrate einer ganzen
Zahl aufi^ummiren. Die Methode, allgemein für die kleinste dieser d unge-
raden Zahlen die Stellenzahl zu finden, ist zugleich die Methode fUr die
Darstellung des Systems der rationalen rechtwinkligen Dreiecke. Diese
Methode bedarf der absoluten Primzahlen nicht und die Darstellung des
genannten Systems und dessen Zurückfuhrung auf die entferntesten For-
melelemente kann unabhängig von der absoluten Primzahl erfolgen/'
Hierauf ist zu antworten : ad l^ der erwähnte Beweis war vollkommen
überflüssig, da schon Plato wusste und den Sokrates an einem Beispiele
zeigen lässt, dass zur Mathematik keine absonderliche Logik, sondern nur
gesunder Menschenverstand erforderlich ist. Ad 2^ Die Lehre vom ratio-
nalen rechtwinkligen Dreieck gehört nicht zur Theorie des Dreiecks , son*
dem iu die unbestimmte Analytik; von einer Einleitung in das Studium
des rechtwinkligen Dreiecks kann hier gar keine Rede sein. Ad 3, Die all-
gemeine rationale Auflösung der unbestimmten Gleichung a^ + b*=st*y
nämlich
ist so alt, dass man sie dem Pythagoras, Archytas oder Plato enge-
schrieben hat, und eben so alt ist ohne Zweifel die Oonsequenz
c — 6 = 2^, c — a = {p^q)\
worüber der Verf. so viele Worte macht. Auch die Gleichung 1+3 + 5-f*,.
+ (2/1 — l)=n* kommt schon im Alterthume vor, z. B. bei Nicomachus.
Es war daher sehr überflüssig, dass der Verf. seine Studien drucken Hess.
SOHLÖMILOH.
Theorie der Zörperbeweg^gen in specieller Erörterung der Pendelbe-
wegungen. Von G. A. Baurmbistbr. . Leipzig, Eduard Heinrich
Mayer.
Die VrsaoheiL der xnnelimenden Fallgesohwindigkeit bei Körperbewegun-
gen. Von Demselben. Ebendaselbst.
Zur Charakteristik des Verfassers werden folgende Citate ausreichen.
In der zweiten Schrift heisst es S. 28 : „Der Verfasser macht keine An-
sprüche auf ipathematische Kenntnisse, er w€i8S aber, dass es eine physi-
kalische Mathematik noch nicht giebt, dass alle desfallsigen Rechnungen
der Physik nutzlos sind, theils weil sie auf falschen Prämissen beruhen,
theils weil man das Naturleben übersah und nur die Form im Auge hatte.*^
Auf S. 7 der ersten Schrift findet sich die ebenso apodiktische Behauptung:
„Eine Theorie der Pendelbewegung, welche der Kritik Stand halten könnte
und nur einigermassen ausreichend wäre, hat ihren Schöpfer noch nicht
gefunden." -Solch bodenloser Ignoranz gegenüber bedarf es begreiflicher-
weise keiner Erörterung. Schlömilch.
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Bibliographie
vom 1. November bis 1. December 1859.
Feriodische Bchriften.
Bericlite über die Verhandlungen der K.S.Gesellschaft der
Wissenschaften zu Leipzig. Mathem.-phys. Cl. 1859. I. u. IL
Leipzig, Hirzel. k % Thlr.
Beine Kathematik.
F^AUX, B., Buchstabenrechnung und Algebra nebst Uebungs-
au f g a b en. Paderborn, Schöningh. 11% Ngr.
Baltzer, R., Die Elemente der Mathematik. 1. Bd. Gemeine Arith-
metik, allgemeine Arithmetik und Algebra. Leipzig, Hirzel.
1 Thlr. 6 Ngr.
MooKiK, F., Lehrbuch der Arithmetik für Untergjmnasien.
1. Abth. 10. Aufl. Wien, Gerold's Sohn. 16 Ngr.
WiscKiiBR, A., Allgemeine Transformation der bestimmten
Doppelintegrale. (Akad.) Wien, Gerold's Sohn in Comm. 3 Ngr.
ScHLÖMiLCH, 0., Grundzüge einer wissenschaftlichen Darstel-
lung der Geometrie des Maasses. 1. Tbl. Planimetrie und
ebene Trigonometrie. 3. Aufl. Eisenach, Bäreke. 1% Thlr.
Sai/OUon, J., Lehrbuch der reinen Elementargeometrie. 4. Aufl.
Wien, Gerold's Sohn. 2% Tlr.
MocKiK, F., Geometrische Anschauungslehre. 1. Abth. 4. Aufl.
Ebendas. 12 Ngr.
FiALXowSKT, N., Theilung des Winkels u^d des Kreises oder
Bi-, Tri- und Polysection jedes Veliebigen Winkels in
72 neuen Methoden. Ebendas. 2 Thlr.
Angewandte ■ afhematik.
Schmidt, R., Theoretisch-praktische Anleitung zum geometri-
schen Zeichnen, zur Schattenconstruction und zur Perspective.
3. Ausg. Leipzig, Förstner'sche Buchhandlung. 1 Thlr.
Matthiessen, L., Neue Untersuchungen über frei rotirende
Flüssigkeiten im Zustande des Gleichgewichts. Kiel,
Akadem. Buchhandlung in Comm. ^g,^,^^^ ^^ OJÖfeg Ic
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Gewerbe- und Indastrieschalen. Frauenfeld, Haber.
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besonderer Rücksicht anf das Verhalten des Wasserdampfes, Freiberg,
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Kedtekbacher, f., Resultate für den Maschinenbau. 4. Auflage.
Mannheim, Bassermann. 5 Thlr.
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thode zur Berechnung der absoluten Störungen der klei-
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Ein Vortrag. Wien, Gerold's Sohn in Comm. 7 Ngr.
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Wien, Gerold's Sohn in Comm. 4 Ngr.
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Physik.
Emsmann', A. H., Physikalische Vorschule; ein Torbereitender Cur-
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PisKO, F. J., Lehrbuch der Physik für Oberrealschnlen. Brunn,
Winiker. ' 2 Thlr. 8 Ngr.
Ettingshausen , A. v., Anfangsgründe der Physik. 4. Auflage.
Wien, Gerold's Sohn. 8% Thlr.
ScHABUS, J., Leichtfassliche Anfangsgründe der Naturlehre.
7. Aufl. Ebendas. 18 Ngr.
Knochenhauer, K. W., üeber die Theilung des elektrischen
Stromes. (Akad.) Wien, G^rold*s Sohn in Comm. 4 Ngt.
Prestel, M. A. f., Beobachtungen über die mit der Höhe zu-
nehmende Temperatur in der unmittelbar auf der Erd-
oberfläche ruhenden Region der Atmosphäre. (Akad.)
Wien, Gerold's Sohn in Comm. 8 Ngr.
Reslhuber, A. , Berichte über' die am 21. und 29. April 1850 zu
Kremsmünster beobachteten Nordlichter. (Akad.) Wien,
Gerold's Sohn in Comm. 2 Ngr.
Wüllerstorf-Urbair, B. v., Zur Vertheilung der Winde auf der
Oberfläche der Erde; nebst Schreiben von M. F. Maurt an Hrn.
y. Wöllersdorf. (Akad.) Wien, Oerold's Sohn in Comm. % Thlr.
PÄCLET, E., Traite de la chaleur consi^eree dans ses applica-
Hans. S. edit, Tome I et IL Paris, Masson. 8 Thlr.
Digitized by
Google
Literaturzeitung.
Recensionen.
Stadien über die Körper im sphftroidalen Zustande. Neaer Zweig der
Physik. Von M. G. H. Boütigny. Nach der dritten Auflage des
französischen Originals übersetzt von R. Arendt. Leipzig, F. A.
Brockhaufi. 8. S. 801.
Die Erscheinung, um welche es sich in dem vorliegenden Buche han-
delt, ist in Deutschland unter dem Namen des Leidenfrost'schen Ver-
suchs bekannt. Der Versuch in seiner einfachsten Gestalt besteht darin,
dass man einen Löffel stark erhitzt und dann Wasser hineintröpfelt; der
Tropfen beh&tt seine Kugelgestalt bei und um so vollständiger , je höher
die Temperatur des Löffels ist, er verdampft sehr langsam und erst wenn
der Löffel nicht mehr erhitzt und abgekühlt wird, verwandelt sich der Trop-
fen itiit Explosion in Dampf. Was diese Erscheinung interessant macht
und sie als paradox erscheinen lässt, ist der Widerspruch , in welchem sie
sich mit der gemeinen Erfahrung befindet, dass wenn man Wasser in einem
Löffel über Feuer hSlt, dieses um so schneller verdampft, je heisser es
wird , bis es zuletzt bei einer bestimmten Temperatur ins Sieden kommt.
Leidenfrost war der Erste, der die Erscheinung genauer untersucht und
seine Experimente undSpeculationen 1756 in einer Schrift de aquae communis
qualitatibus veröffentlicht hat. Seit dieser Zeit sind die Versuche oft wieder-
holt und abgeändert «worden. Schon vor Boutignj (der seit 1836 sich mit
der Erforschung des merkwürdigen Phänomens ununterbrochen beschäftigt
hat) wurde beobachtet, dass beinahe alle Flüssigkeiten und selbst feste
Körper auf heissen MetaMächen die Gestalt eines Tropfens annehmen, der
nur langsam verdampft und dessen Temperatur ebenfalls constant ist. Eine
vollständige Erklärung der Erscheinung und der sie begleitenden tXmstände
haben wir bis heute noch nicht und der Grund davon liegt wohl darin, dass
die Massbestimmungen, auf welche hierbei theoretische Untersuchungen zu
fuss^n haben, sich hauptsächlich auf die Temperatur beziehen. Die Auf-
gabe, um deren Lösung es sich hierbei zunächst handelt, dürfte wohl so zu
fassen eein: „welchen Einfiuss hat die Temperatur auf die Adhäsion über- ,
hanipt und wie verhält sieh insbesondere ein Tropfen gegen strahlende unä^l^^
LUerfttarstf. d. Z«lUehr. f. Math. n. Phyi. V. 2
10 Literaturzeitung.
gegen geleitete Wärme?*' Unter diesem Gesichtspunkte betrachtet nun
freilich Boutignj die hierher gehörenden Erscheinungen nicht. Seinen
eigenthümlichen Ansichten zufolge gehen die Körper anf heissen Ober-
flächen in einen neuen Aggregatznstand über, der von dem festen, tropf-
bar flüssigen und gasförmigen Zustande verschieden ist; diesen neuen Zu-
stand nennt er den sphäroidalen Zustand und basirt die Erklärung
desselben auf folgende charakteristische Fund amen taleigenschaften :
1) Die abgerundete Form y welche die Materie auf einer bis zu einer
gewissen Temperatur erhitzten Fläche annimmt;
2) Die permanente Entfernung, welche zwischen dem sphäroidalisirten
und dem sphäroidalisirenden Körper besteht;
3) Die Eigenschaft, die strahlende Wärme zu reflectiren;
4) Die Aufhebung der chemischen Wirkung ;
5) Die Beständigkeit der Temperatur der Körper im sphäroidalen Zu-
stande.
Hiernach lautet die Definition folgendermassen : ^Ein auf eine
heisse Fläche geworfener Körper ist im späroidalen Zu-
stande, wenn er eine abgerundete Gestalt annimmt und auf
dieser Fläche ausserhalb der chemischen und phjsikali-
schenWir kungs Sphäre verharr t; dann reflectirt er die strah-
lende Wärme und seine Holecule sind, in Bezug auf die
Wärme, in einem Zustande von stabilem Gleichgewicht, das
heisst, sie zeigen eine unveränderliche oder nur zwischen
sehr engen Grenzen schwankende Temperatur, während die
der erhitzten Oberfläche unbestimmt erhöht werden kann/'
„Diese Definition, welche den Fehler hat, ein wenig lang zu sein und
an einigen Stellen gegen bekannte Begeln zu Verstössen, könnte kurz fol-
gendermassen gefasst werden" :
„Ein Körper befindet sich im sphäroidalen Zustande,
wenn seine Temperatur auf einer Oberfläche, die er nicht
berührt und deren Temperatur beliebig erhöht werden kann,
unabänderlich bleibt; oder: Alle Körper, deren Temperatur
auf einer Oberfläche, mit der sie nicht in Berührung stehen,
und deren Temperatur beliebig gesteigert werden kann,
unveränderlich bleibt, befinden sich in sphäroidalem Zu-
stande."
„Wenn man — fährt Boutignj weiter fort — mit dieser Erklärung
die von Liebig für flüssige Körper gegebene vergleicht, so erkennt man
ohne Weiteres die Grundverschiedenheiten dieser beiden Arten von Kör-
pern. Lieb ig sagt: „„Die flüssigen Körper nehmet^ die Form der Ge-
fasse an, in welchen sie enthalten sind , ihre Molecnle sind sehr beweglich«
Wenn sie in Ruhe sind, so nehmen sie eine horizontale Oberfläche an.""
Wir lassen auf diese Definitionen, nach deren ^^^ji^^^s^ji^jgjnaj^wohl
Literfttorseitiin^, 1 1
zireifbln darf, ob Bontigny überhaupt weiss , was tnan unter einem Aggre-
gatsnstand bh yersteben bat, ein R^nrn^ des gansen Werkes folgen, wobei
wir uns an das yom Verfasser selbst gegebene halten wollen. Der erste
Theil, welcher die üebersehrift „Physik" trägt, soeht folgende Fragen z^
beantworten :
1) Welehes ist die niedrigste Temperatur, bei welcher das Wasser in
den sphäroidalen Zustand übergehen kann?
2) Welches ist das Oesets der Verdampfung des Wassers im sphäroi-
dalen^ Znstande?
3) Welches ist die Temperatur der K5rper im sphäroidalen Zustande
und ihres Dampfes?
4) Durchdringt die strahlende Wärme die Körper im sphärdidalen Zn-
stande oder wird sie von denselben reflectirt?
5) Können alle Körper in den sphäroidalen Znstand übergehen?
6) Findet awischen den Körpern im sphäroidalen Znstande und den
Oberflächen, auf welchen sie entstehen, Berührung statt oder nicht?
7) Spielt ^er sphäroidale Zustand des Wassers irgend eine Rolle bei
den Explosionen der Dampfkessel?
8) Welches ist die physische Constitution der Körper im sphäroidalen
Zustande?
Die Resultate, zu denen Boutigny gelangt, sind folgende; Die niedrigste
Temperatur, bei der das Wasser den sphäroidalen Znstand annehmen kann,
ist + 142^ C; — die Temperatur des OefÜsses, in welchem man irgendeinen
Körper sphäroidaltsiren kann, mnss um so höher sein, je höher der Siede-
punkt derselben liegt; -*- das Wasser im Sphäroidalen Zustande verdampft
um so schneller, je höher die Temperatur des Oeftsses ist, und seine Ver-
dampfungsgesehwindigkeit ist speciell bei + 300^50mal geringer als beim Sie-
den; — die Temperatur der Körper im sphäroidalen Zustande
liegt, wie hoch auch die des einschliessenden Gefftsses sein
möge, stets tiefer als die, bei der sie sieden; sie ist der
letztern proportional und für Wasser =£ -f- 06,6® (?). Infolge
dieses Gesetzes gelang Boutigny die Lösung des Problems: innerhalb
eines sur Weissglut erhitzten Raumes ' Wasser zum Gefrieren zu brin^
gen; -^ die Temperatur des Dampfes der Körper im sphäroidalen
Zustande ist gleich der des einschüessenden GefÜsses, tiiit andern Wor-
ten: das Gleichgewicht der Wärme stellt sich stets zwischen detri
Dampf der sphäroidalisirten und dem Räume, welcher sie einsehüesst,
her, nie aber zwischen diesem Räume und den sphäroidaHsirten Körpern |
— die Körper ia»^ sphäroidalen Zustande besitzen ein fast absolutes Re-
flexionSYermögen für die Wärme; — alle Körper können in den sphäroida- '
len Zustand übergehen (?) ; — zwischen den Körpern im sphäroidalen Zn-
stande und den Oberflächen , auf welchen sie entstehen , findet keine Be-
rührung statt ; — der sphäroidale Zustand des Wassers ist die HauptursaoM C
i3 Literatafzeitmig,
der aogen^aoteo donnernden, ExploaloiiQn der DampfkeMel;. — die Metalle
sind bis jetst nur im fe9ten, sphäroidalen und gaBfÖrmigen Zustande Atiidirt;
— sänuntliche beobadktete and im vorliegenden Werke beschriebenen Er-
scheinungen verlaufen in der Muffel d. h. innerhalb eines aUenthalben von
weissglühenden Wänden eingeschlossenen Baumes, unter der Glocke der
Luftpumpe und im Focus eines Brennglases ebenso wie an freier Luft; —
ein zur Flüssigkeit verdichtetes Gas, schweflige Säure, welches in diesem
Zustand bei — 11^ siedet, in einer rotbglühenden- Schale unter die Glocke
der Luftpumpe gebracht , verflüchtigt sich nur langsam und siedet nicht
mehr, wenn es sphäroidalisirt ist.
Das sind die Resultate aus 72 Versuchen, die B. im ersten Theile mit-
theilt« Welcher Art diese Versuche zum Theil sind, und welches Vertrauen
die numerischen Angaben verdienen, werden wir unsern Lesern am anschau^
liebsten machen, wenn wir einige derselben hierhersetzen.
Die Temperatur des Wassers im sphäroidalen Zustande anlangend,
sagt B., dass aus seinen Versuchen hervorgeht, dass sie zwischen 96^ und
96° liegt, er abes geneigt ist, anzunehmen, dass sie wirklich 0i,5" ist.' B. hat
auf verschiedene Weise versucht , diese Temperatur zu messen , aber nur
einmal ist es ihm vollstäbdig gelungen, und diesen einzigen Fall beschreibt
er im zwölften Versuche wie folgt: „Eine halbkugelförmige Silberschale von
0,043 Meter Durehmesser, 45 Gramtn schwer und 23 Cubikeentimeter Inhalt
wurde ttber der Flamme einer guten Aeolipjle mit verticalem Blasrohr er-
hitzt. Sobald sie rothglühend war, goss man mit Vorsicht 12 — 15 Gramm
destillirtes Wasser hinein und senkte in dasselbe die Kugel eines äu diesem
Versuche construirten Thermometers. Das Quecksilber stieg stets bis 96,5®,
oft auch bis 109®, einigemale bis 103®. Daa Wasser kochte nicht, aber es
wurde durch Dampfblasen, Welche sich nur schwer zwiachen der Wand der
Schale und dem Tropfen entwickeln konnten, durchbrechen; diese berühr^
ten die Thermometerkugel und veranlassten ein Steigen ttber den Siede-
punkt des Wassers^ £ine andere Fehlerquelle war die erhöhte Temperatur
des Mittels, in dem sich die Thermometerröhre befand. Als das Thermo-
meter die Temperatur zwischen 96® und 102® zeigte, wurde die Flamme der
Aeolipyle ausgelöscht. Jetzt ist die Dampfeirtwickelung weniger beträcht-
lich und geschieht mit Leichtigkeit an der Wand der Schale ; das Thermo-
meter füllt schnell bis auf 96,5® und bleibt oonstant auf diesem Punkte, so.
lange sich das Wasser im sphäroidalen Zustande befindet. Sobald es jedoch
seinen Znstand ändei^t, und die Schale noch heiss genug ist, um es zum
Sieden zu bringen, was fast immer der Fall ist,, steigt das Thermometer auf
100®, um alsbald nach den Gesetzen der Abkühlung au sinken. Es wären
nun wohl hier einige Correctionea anaubringen für den Fall, dass die Ther-
memeterröhre isolirt w&re; allein man kann sich durch das G^ftdil vörai-
chern, dass ihre Temperatur der des Wassers, in welche die Kagel taoekt,
sehr nahe steht. Die Correetionen sind daher überfittsj^gie^^ai^C^/cU^hwia*-
literatarzeituDg. 13
d«nd klein ausfallen mitsstea/* — Dodh dies ist nkht der einzige Fall, wo
B. seine langer als Thermometer benutzt. Man lese z. B. den 65. Versnch :
,,£in eiserner Topf, zu drei Viertheilen mit Wasser gefüllt, wird mittels
eines Hakens über einem Feuer anfgeh&ngt. Sobald das Wasser im vollen
Sieden ist, zieht man das GefKss vom Feuer und hält unmittelbar darauf die
Hand darunter. Man bemerkt mit Erstaunen , dass der Boden kalt oder
fast kalt ist ; eine halbe Minute später erreicht er die Temperatur des Was-
sers und bringt man jetzt die Hand wieder an denselben Ort , so wird man
sie nicht ohhe Unbequemli<)hkeit dort lassen können." Wie undeutlich flbri-
gens bisweilen B.'s Beschreibungen seiner Versuche sind und wie wenig
Zutrauen seine Angaben verdient, mag man an dem 55. Versuch ersehen:
„Man mache die gusseiserne Schale, die zum fünfzigsten Versuche gedient
hat, glühend und hänge ein Stück Eis von I0O-— 150 Gramm derart an einem
feinen Eisendrahte auf, dass es sich vom Mittelpunkt der Schale in einer
gewissen Entfernung befindet. Ein Thermometer befestigt man so, dass
seine Kugel über dem Mittelpunkt der Schale und nur etwa 2 — 3 Millimeter
vom Boden entfernt ist. Das Eis schmilzt , geht in den sphäroidalen Zu-
stand über, ohne vorher den flüssigen zu passiren, und das Thermometer
zeigt constant eine Temperatur von 96,5^" Dieser Versuch , in welchem
die constante Temperatur von 96,5^ wohl etwas zu bezweifeln sein dürfte,
kann übrigens, wenn man kein geeignetes Thermometer hat, auch ohne
Thermometer folgendermassen angestellt werden : „56. Versuch. Man macht
eine Silberscbale von 5 — 6 Centimeter Durchmesser glühend und wirft ein
Stück Eis von 3 — 5 Gramm hinein. Sobald sich ungefähr die Hälfte davon
im sphäroidalen Zustande befindet ^ fasst man die Schale mit der Pincette
und schüttet den Inhalt schnell in die Hand oder auf den Bücken dersel-
ben. Man wird zuerst ein Gefühl von Wärme , danach von Kälte haben,
jenes durch das Wasser im sphäroidalen Zustande, dieses durch das Stück
Bis veranlasst, welches die Temperatur des Wassers'schnell auf C® erniedrigt."
Ebenso wenig wie mit diesem lässt sich mit dem 09. Versuch etwas anfan-
gen, „Man macht einen gusseisernen Cylinder von 0,067 Meter Höhe und
0,076 Meter Durchmesser, m welchem ein Kugelsegment von 0,028 Meter
Tiefe und 57 Cubikcentimeter Inhalt ausgehöhlt ist, glühend, zieht ihn vom
Feuer und reinigt ihn sorgfältig, darauf« giesst man destillirtes Wasser hi-
nein, welches in den sphäroidalen Zustand übergeht; dasselbe geräth in die
tumultuarische Bewegung, auf welche im zwölften Versuche aufmerksam
gemacht wurde. Ma» giesst so lange Wasser hinzu, bis die Schale benetzt
wird und ein deutliches Sieden stattfindet; fährt nian dann noch femer mit
dem Wasserzusatz fort , so kommt ein Augenblick , wo jedes Zeichen des
Siedens verschwindet: cHe Temperatur des Wassers kann jetzt bedeutend
unterhalb 100^ sein. Aber diese Euhe dauert nur einen Augenblick , das
Wasser kocht von Neuem sehr stark und verschwindet schnell. Giesst ma;i
eine Minute später einige Tropfen Wasser in das Gefäss, so gehen diese in
li LiteraturseitoBg.
den spbftroidalen ZusUnd über/' Diese Beispiele mögen genügen, um dem
Leser unser Urliheil begreiflicli zu machen, wonach wir die Bftutigny^schen
Versuche und Beobachtungon für völlig unzureichend halten , die expe-
perimentelle Grnndlage für eine Theorie des LeidenArost'schen Versuches
zu bilden. Vergleichen wir ausserdem den Inhalt des Boutigny'schen Buches
mit dem anderer Schriften, die denselben Gegenstand behandeln , z. B. mit
Abflchnitteil aus M, L. Frankenheim's Lehre von der Coh&siony
die 1835 erschienen ist, — und wir wählen gerade diese Schrift, weil sie
ein Jahr vor der Zeit erschienen ist» wo Boutiguj anfing, sich mit dem Lei-
denfrost'schen Phänoonen zu beschäftigen, so müssen wir allerdings ge-
stehen, dass B/s mehr als zwanzigjährige Bemühungen die Auflösung des
Problems, das wir oben nannten , nicht sehr gefördert haben. Wir finden
bei Boutigny eine unverzeihliche Unkenntniss in der Literatur des Gegen-
standes* dessen, Erforschung er sich zur Lebensaufgabe gestellt hat, und
was noch schlimmer ist, eine völlige Unbekanntschaft mit den AnfKogea
der rationellen' Physik. Der Gedanke , eine grosse Entdeckung gemacht
und hiermit ein neues Princip zur Erklärung aller Naturerscheinungen auf
der Erde und ^^ den Uimmelsräumen gefunden zu haben, hat ihn der Ruhe
eines nüchternen Forschers beraubt und ihn zum Verfasser des vorliegen«
den Buches gemacht, das in mehr als einer Hinsicht ein Curiosum genannt
zu werden verdient. Bleiben wir einstweilen jedoch noch beim ersten
Theile, bei der Physik, stehen, so finden wir in demselben allein 40 Seiten
den DampfkesselexplosioivBn gewidmet. Doch auch hier ist aus der Leetüre
nicht viel Frucht zu holen. Was eine Discuasion der Erscheinungen ist,
davon scheint Boutigny keine Idee zu haben. Er berichtet nach den Zei-
tungen von mehreren Dampf kesselexplosionen, aber nirgends erkennt man
ein Bestreben, die Umstände, unter denen sie erfolgten, zu sammeln ; doch
die Umstände mögen sein welche sie wollen, der Grund fiBr eine Explosion
oder für den Untergang diner Dampfmaschine überhaupt liegt für Boutigny
stets amr Hand und im sphäroidalen Zustande des Wassers : so raisonnirt er z.B.
über den Untergang des Dampfschiffes Butterfly^ der fern von den Blicken
der Menschen stattfand und bei welchem Ereignisse alle Diejenigen umkamen,
welche sich am Bord des Schiffes befanden! (S.7&.) Wir treffen hier übrigens
auf die Erklärung des genialen Mechanikers Perkins, dessen Name von
Boutigny ganz in den Hintergrund gedrängt wird. Die Ursache der einen
Art von Dampfkesselexplosionen, bei denen eine Oeffnung des Sicherheits-
ventils oder eine Abnahme in der Spannkraft des Dan^fes vorhergegangen
ist, hat Boutigny zur Construction einer neuen Art von Dampfgeneratoren
geführt, eines Systems welches ebensogut auf schwächere Dampfkessel (Vt
Pferdekraft) wie auf die grössten anwendbar ist. Er beschreibt diese
Dampfkessel auf S. 91 bis S. 123.
Der zweite Theil des vorliegenden Buches ist der Chemie gewidmet*
Der Verfasser giebt selbst folgendes R^snm^ darüber ;^i^J^^| ^^^;Ql|^|ning
Literaturzeitnng. 1 5
gewisser Körper m den sphäroidalen Zustand bietet ein vortrefVicfaes Mittel
der Oxydation oder der langsamen Verbrennung, der Action und Reaction,
der Analyse und Synthese, ond der Ozonisation. Der Dampf der Körper
im sphäroidalen Zustande, der sich sehr langsam entwickelt, be^det sich
so an sagen, m sUUn nascenft, d. h. tmter den günstigsten Bedingungen der
Zersetzung und Verbindung." Ueber die Erscheinung, welche B. die Be-
spiration der unorganischen Materie genannt hat,' können wir
hier nicht näher eingehen und verweisen Diejenigen , die Lust haben soll-
ten, Boutigny's eigenthümliche Ansichten kennen zu lernen , auf das Buch
selbst. Wir wenden uns vielmehr zu dem dritten, letzten und schwächsten
Theile, der Theorie, und folgen hier uin so lieber dem vom Verfasser ge-
gebenen R^sum^, als es uns schwer fallen würde, aus 190 Seiten voll wun-
derlicher Ansichten und Phantasien die Gedanken des Verfassers heraus-
zulesen. Die Definitionen, die Boutigny vom sphäroidalen Zustande giebt,
haben wir schon oben angeführt. Das folgende sind wieder die Worte un-
seres Autors: „Die Körper im sphäroidalen Zustande werden nicht durch
ihren eigenen Dampf, sondern durch die Repulsion skraft, welche die Wärme
in den Körpern erzeugt, ausserhalb ihrer chemischen Wirkunsgsphäre ge-
halten. Es besteht zwischen allen Theilen eines Körpers im sphäroidalen
Zustande eine Attraetionskraft, welche bewirkt, dass er sich so verhält, als
wäre er auf einen im Räume isolirten materiellen Punkt reducirt. Bis hier-
her ist das Wort sphäroidaler Zustand nur zur Vermeidung von Umschreib-
ungen angewendet worden ; jetzt suchen wir ihm eine ähnliche theoretische
Geltung zu erwerben, wie den Worten fester, flüssiger, gasförmi-
ger Zustand. Unter den zahlreichen Eigenschaften, welche die Körper
im sphäroidalen Zustande von den Körpern in den drei Aggregatzuständen
unterscheiden 9 heben wir hervor: die Temperatur der Körper im sphäroi-
dalen Zustande ist einzig und unveränderlich, während die der Kör-
per im festen, flüssigen und gasförmigen Zustande unendlich vielfältig
und veränderlich ist. Mit andern Worten: die Körper im sphäroidalen
Zustande befinden sich in Beziehung zur Wärme in einem Zustande stabi-
len Gleichgewichts, während in den drei andern Zuständen die Kör-'
per in der gleichen Beziehung in einem Zustande labilen Gleichge-
wichts sind. Man hat früher gesehen , dass die Körper im sphäroidalen
Zustande constant auf einer Temperatur unterhalb ihres Siedepunktes ver-
harren ; dies ist eine Eigenschaft der Materie in diesem Zustande, d. h. eine
Wirkung, deren Ursache unbekannt ist. Wenn man die Theorie Ampire^s
über die Ursache der Wärme annimmt, was meinerseits geschieht, so er-
giebt sich , dass die Temperatur für die Körper im sphäroidalen Zustande
dasselbe ist, was der Ton für die vibrirenden Körper , und dass die Ur-
sache des sphäroidalen Zustandes mit Recht in vibrirenden Bewegungen
gesucht werden kann. Die Volumina der Sphären der Körper im sphäroi-
dalen Zustande stehen in umgekehrten Verhältnisse zu ihrem specifischen
uigiüzea oy x_j v^ \_/p^ Iv^
16 LiteratumeituQg.
Gewicht, uad ihre Massen sind einander gleich. Hieraus folgt, . dass die
Körper im sphäroidalen Zustande dem Attractionsgesetze folgen und Satel*
Uten der Erde bilden. Da die Körper im sphäroidalon Znstande die Eigen-
schaft der planQtaren Körper besitzen^ kann man nach Analogie schiiessen,
dass diese die Eigenschaften jener haben, und so gelangt man aur Kosmo-
logie, — mit der wir aber den Leser verschonen wollen. Nur noch einige
theoretische Sätze Boutigny^s sei uns gestattet anzuführen : „Eine einzige
Kraft herrscht in der ganzen Natur : die Attraction , ihr Gegensatz ist die
Repulsion, welche nichts Anderes als geringe Attraction ist. AJle Körper ver~
halten sich gegen glühende Oberflächen gleich, woraus man schliessen kann,
dass die Materie homogen ist. Der. Aether bildet das primitive Holecül der
Materie. Der Wasserstoff ist der erste materielle Körper, den wir kennen, er
ist cpndensirtßr, wahrnehmbarer und wägbarer Aether. Sein Atomgewicht ist
ein Multiplum von dem des Aethers oder der unbekannten Z^ischenkörper,
deren Atomgewichte ihrerseits wieder Multipla von dem des Aethers sind.
Die Molecüle aller Gase sind kugelförmig, iiohl und gleichgross; sie unter-
scheiden sich nur durch eine mehr oder weniger grosse Wanddicke. Durch
Condensation und Fall auf eine bis zu einer gewissen Temperatur erhitzten
Oberfläche gehen die Körper in den sphäroidalen Zustand über.^^
Wir enden hiermit die Besprechung des Boutigny'schen Buches , das
nichts Thatsächliches über den Leidenfrost'gchen Versuch enthält, was nicht
schon in jedem guten Lehrbuche der Physik aufgenommen wäre. Unsere
Becension würde zu einem Buche so dick wie das Boutigny'sche selbst an-
schwellen, wollten wir alle Sonderbarkeiten und wunderlichen Speculatio-
nen, die jede Seite desselben füllen, anführen. Wenn Boutigny von sich
selbst sagt; „Ich bin ein Mann des Laboratoriums aber kein Schriftstel-
ler". — so wollen wir gegen diese letztere Einsicht keinen Widerspruch
erheben. Die Welt hätte genug gehabt, wenn Boutigny seine Versuche al-
lein mitgetheilt hätte« Doch können wir dem Uebersetzer nicht beistimmen,
der die Arbeiten des Verfassers als werthvolle Grundlagen ansieht, welche
einer weiteren Verbreitung wütdig sind , und welche die rechnende Physik
zum Aufbau einer vollständigen Theorie des Phänomens und aller damit
zusammenhängenden Erscheinungen benutzen kann. Das Bemühen des
Ueb^rsetzers , ein möglichst treues Abbild des Originals zu liefern, was
sicherlich keine leichte Arbeit gewesen war, ist ihm hinlänglich gelungen:
es ist nicht seine Schuld , wenn das Lesen des Buches keinen befriedigen-
den Eindruck hinteslässt. Die äussere Ausstattung des Buches ist sehr
gut. Dr. ß. HOFFMANK.
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Literatur^eitung. 17
Stadien tber die Integratioii linearer Difbrentialgleichnngen, Von Simon
Spitzbb, ProfesBor an der Wiener Handelsakademie. Wien,
Gerold'» Sohn. 18dO.
Wie den Lesern onserer Zeitschrift bekannt sein wird, liat sieh der
Verfasser bereits seit längerer Zeit mit der Integration verschiedener Diffe*
rentialgleichungen heschftitigt und die Resultate seiner Untersuchungen in
▼ielen kleineren, hier und da zerstreuten Abhandlungen veröffentlicht Die
vorliegende Schrift vereinigt die früheren und ausserdem bisher nqge-
druckte Arbeiten des Verfassers zu einem systematischen Ganzen, welches
zwar an Umfang (72 S.) nicht bedeutend , dem Inhalte nach aber sehr be-
merkenswerth ist.
Der erste Abschnitt beschSftfgt sich mit der linearen Differentialgleich-
ung zweiter Ordnung
(a, + b^x) y'+ («1 + 6,0?) y' + («o + ^o^) y = 0,
die bekanntücb schon von Euler, Laplacc, Mainardi, neuerdings auch
von Petzval und Weiler behandelt worden ist. Namentlich hatte La-
place gezeigt, dass ihr durch bestimmte Integrale von der Form
genügt werden kann, wenn die Function tp (u) und die Jntegrationsgrenzen
auf passende Weise bestimmt werden. Dieses sehr elegante Verfahren führt
aber in vielen Fällen nur tu particulären Integralen und es blieb daher
immer noch die Frage, ob die Laplace'sche Methode nicht so modificirt
werden könnte, dass. sie unter allen Umständen das allgemeine Integral lie«
fort. In dieser Richtung bewegen sich hauptsächlich die weitläufigen Un-
tersuchungen von Petzval,*) ^owie die vorliegende Arbeit des Verfassers;
durch die letztere ^tlrfte aber der Gegenstand wohl voUstäadig erledigt
sein. Der Verfasser geht nämlich alle möglichen einzelnen Fälle durch
ui^d weiss in jedem Falle durch glückliche Substitutionen das allgemeine
Integral zu entdecken. Gleichzeitig vermeidet, der Verfasser die doppelten
Formen, welche man sonst unterscheiden musate, jenacbdem x positiv oder
negativ war, auch besitzen die meisten der vom Verfasser gefundenen In-»
tegrale endliche Grenzen, sodass ein Fortschritt, in dreifacher Beziehong
vorhanden ist. .
Der zweite Al)8chnitt hat die Integration binomischer Gleichungen von
der allgemeinen Form
/
•) Trotzdem dass Prof. Petzval dieselben Bu^shstaben wie Laplace benutzt,
nimmt er gleichwohl mit einer merkwürdigen Hartnäckigkeit die ganze Methode,
nebst deren Anwendung auf binomische Differentialgleichungen und Differential-,
gleichungen für sich in Anspruch. Damit hängen jedenfalls auch die unrichtigen Ci-
tate zusammeii , deren sich Prof. Petzval da bedient, wo er zu längst bekannten Re-
sultaten gelang. uigmzea oy v_j v^' vy -^ IC
1 8 LiteratarzeituDg.
zum Gegenstande (wohin z. B. die Riocati'fldie Gleiclmng gehört), die
bereits Kummer für den Fall eines ganzen und positiTen m integrirt hat.
Indem der Verfasser die Kummer'sche Methode erweitert , gelangt er auch
in Fällen, wo m negativ ist, iu den Integralen solcher Differentialgleichun-
gen. So findet sich z. B. für die Differentialgleichung
x^yi^ = y
folgendes Integral
( _ ü „ 4d _ *!?i
worin {i eine primitive Wurzel der Einheit bedeutet. Daraus können nach*
her, wie der Verfasser zeigt, die Integrale der Differentialgleichungen
^2«-l y(«-l) _ y^ ^2«-2 y(i.-2) _ y u. S. W,
ohne Mühe abgeleitet werden.
Referent schliesst diese Anzeige mit dem Wunsche, dass der Verfasset
die nöthige Müsse zur Fortsetzung seiner Arbeiten nicht vermissen möge« .
SOHLÖMILCH.
AusfUirliohes Lehrbuch der Elementargeometri«, Ebene und körperliche
Geometrie. Von H. B. Lübsen. Vierte Auflage. , Hamburg, O.
Meissner.
Das Buch fängt mit folgenden Worten an: „Die ursprüngliche Ge-
schichte aller menschlichen Kenntnisse vor der Sündfluth ist bekanntlich in
d«r Sündfluth untergegangen, und Alles, was man über einzelne, vermeint-
lich gerettete Bruchstücke berichtet , verliert sich in reine Muthmassungen
und Fabeln , die keinen Glauben verdienen. Auch noch gleich nach der
Sündfluth, als man die Welt wieder von vorne anfing, hat sich
die erste Spur der allgemeinen Geschichte in tiefes, nie zu lichtendes Dun-
kel gehüllt. Erst lange nachher, als die egyp tische Finsternis 8
riss, (wovon in den meisten Schulen noch ein Stück zu sehen
ist) bricht eine Art Dämmerung in der Geschichte an u. s. w.'^ — Man
weiss in der That nicht, ob man bei dieser Einleitung sich mehr über die
Qieschmacklosigkeit im Vorbringen abgedroschener Witze oder über die
Dreistigkeit im Aburtheilen wundern soll ; wie viele Schulen Deutschlauds
hat denn der Verfasser so genau revidirt, dass er sein wegwerfendes ürtheil
auch nur einigermassen begründen könnte ?
Was nun den materiellen Inhalt des Buches betrifft, so besteht der-
selbe, streng genommen, nur in einem auf das nothdürftigste beschränkten
und möglichst populär augerichteten Auszüge aus Euklid. A«f die gewöhn-
lichen Erklärungen und einfachen Sätze von Linien und Winkeln folgt in
Buch 3 die Congruenz der Dreiecke, femer enthält Buch 4 die Lehre „von
den Perpendikeln** (sie muss sehr wichtig sein, da ihr ^r^erfasser ein
Literaturzeitong. 19
besonderes Bach widmet), B. 5: die Parallellinien, B. 6: Summe der inneren
und äusseren Winkel einer geradlinigten Figur, B. 7: Vom Kreise, B. 8:
Vom Parallelogramm und Flächenmaass , B. 0: Der Pjthagorüische Satz,*)
B. 10: Von den Proportionallinien, B. 11 : Von der Aehnlichkeit der Figu-
ren, B. 12: Proportionen am Kreise, B. 13: Regelmässige Vielecke, Quadra-
tur und Bectification des Kreises. Aeusserst dürftig ist der Inhalt des
«weiten Theiles; nach den gewöhnlichen Sätzen von der Lage der Ebenen
und Geraden kommt nur die Ausmessung der Körper, wobei die Inhalts-
gleichheit zweier Pyramiden tou gleichen Grundflächen und gleichen Höhen
einfach daraus geschlossen wird, dass Querschnitte , in gleichen Höhen ge-
nommen, gleiche Fläch^i besitzen. ^
Von einem Principe der Anordnung des Stoffes^ ja auch nur von einem
Streben nach Uebersichtlichkeit hat Beferent keine Spar entdecken können,
und während man sonst in den meuten neueren Werken anerkennenswert)^
Versuche zu einer natürlicheren Gmppirung der geometrischen Sätze findet,
steht der Verfasser noch auf jenem alten Standpunkte, wo man zufrieden
ist, wenn man nur Alles, gleichgültig in welcher Ordnung, bewiesen hat.
Möglich, dass dies Ma,nchem für ein in sehr bescheidenen Grenzen gehalte-
nes Privatstudium genügt; als SchuJbueh aber möchten wir Herrn LObsen^s
Werk' nicht empfehlen. SoHLÖiaiiCH. *
*) Der Verfasser erklärt ihn für den wichtigsten der ganzen Geometrie und sagt
dann : „Wir haben deathalb auch, dem Py thagoras za Ehren, diesem Satze ein ei^es
Buch gewidmet ; unter anderen Umständen würden wir ihm (dem Fjrthagoras oder
seinem Satze?) einen Tempel gebaut haben/*
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Bibliographie
vom 1. Deoomber 1859 bis 1. Februar 1860.
Periodische Sclirifteii.
j^b handlangen, mathematische, der K. Akademie der Wissensehaf-
ten za Berlin. Ans dem Jahre 1858. Berlin, IHmmlor's Verlagsfaand-
lang in Comm. ^ 1% Thlr.
Abhandlungen, phjsikalische, der K.Akademie der Wissenschaf'
ten zu Berlin. Ans dem Jahre 1858. Ebendas. 6 Thlr.
Memoires de Vacademie imperiale des sciences de P^iersbourg.
Serie 7. Tome L No, 1 — 1^. Peiersbourg. Leipzig, Voss.
Memoires präsentes ä Vaeademie de PSters-bourg pnr divers sn-
vanis. Ebeadas. Tome VIIl, 6 Thlr. Tome IX. 6 Thlr. 17 Ngr.
Melanges mathemaiiques et asironomiques iirde du buUetin de
Vacademie de Peiersbourg. Tome VJII, 1 livr. Ebendas, % Thlr.
Melanges physiques et chimiques tirds du bulletin de Vacademie
de Peiersbourg. Tome UL h.elQ.livr. Ebendas. 1 Thlr.
Astronomisches Jahrbuch für 1862. Herausgegeben von'J.F.ENCKE
unter Mitwirkung von Wolpeks. Berlin, Dümmler. 3 Thlr.
Astronomische Nachrichten, begründet von Schumacher, fortge-
setzt von A. Hansen und F. Peters. 52. Bd. No. 1 und 2. Hamburg,
Perthes, Besser & Mauke. pro compl. 5 Thlr.
Wochenschrift für Astronomie, Meteorologie und Geogra-
phie. Neue Folge« S.Jahrgang. 1860. Herausgegeben von Heis.
Halle, Schmidt. pro compl. 3 Thlr.
Archiv der Mathematik und Physik. Herausg. von J. A. Grunert.
34. Theil, 1. Heft. Greifswald, Koch. pro compl. 3 Thlr.
Beine Mathematik.
MossBRüGGER, L. , Auflösung der algebraischen Gleichungen
aller Grade. Aarau, Sauerländer. 27 Ngr.
Schwager, H., Die Elemente der Arithmetik und Algebra.
1. Tbl. Besondere Arithmetik. Würzburg, Kellner. % Thbr.
Zeume, W., Die Geometrie der Körper. Iserlohn, Bä4^cker. 24 Ngr.
ScHRÖN,L., Siebenstellige gemeine Logarithmen der Zahlen
von 1 bis 108000 und der Sinus, Cosinus etc. Nebst einer Intor-
polationstafel. Braunschweig, Vie weg. uigiizeaDy ^»^v^vj^X Thlr.
LiteratarzeituDg. 21
Hermite, Theorie des equaiions modulaires, et la resolution de
Vequation du cinquieme degre, Paris, 1% Thlr.
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Bremiker, C, Das Bisico bei Lebensyersichernngen. Berlin,
Nicolai^scbe Verlagshandlung. ^ % Thlr.
Koog, Abriss einer Geschichte der astronomisch-trigonome-
trischen Vermessungen im südHchen Deutachland und
der Schweiz. Tübingen, Fues in Comm. ^J^ Thlr.
TuxEN, 6. £. und J. C, Lehrbuch der Navigation mit zugehöri-
ge'U Tafeln. 2 Bde. Altena, Mentzel. 8 Thlr.
Weisbach, J., Lehrbuch der Ingenieur- und Maschinenrao-
chanik. 3. ThL 0. und 10» Liefrg. Braunschweig^ Vieweg & 6ohn.
pro Liefrg. 9 — 12 2 Tlilr^
Weisbach , J. , Der Ingenieur. Sammlung von Formeln , Tafeln etc.
1. Abth. 3. Aufl. Braunschweig, Vieweg. 24 Ngr.
Stefan, lieber ein neues Gesetz der lebendigen Kräfte in
bewegten Flüssigkeiten* (Akad.) Wien, Oerold^s Sohn in Comm.
4 Ngr.
Kennoott, A., Netze zur Anfertigung von Krjstallmodellen.
1. Heft. 6. Aufl. Wien, Lechner. 9 Ngr.
Phyiik.
Encyelopädie der Physik. Bearb. von Brix, Decher etc. Herausg.
von Karsten. 6. Liefrg. Leipzig, Voss. 2% Thlr.
Fortschritte der Physik im Jahre 1857. DnrgCBtellt von der physi-
kalischen Gesellschaft zu Berlin. 13. Jahrg. Bedigirt von A. Krönig
und 0. IIagen. 2. Abth. Berlin, Reimer. 1% Thlr.
Kunzek, A., Lehrbuch der Physik mit mathematischer Be-
gründung« 2. Aufl. Wien, Braumüller. 3% Thlr.
Moritz, A.^ Lebenslinien der meteorologischen Stationen am
Kaukasus. Petersburg, Leipzig, Voss. ^ Tbk.
Päclet's vollständiges Handbuch über die Wärme und deren
Anwendungen. Nach der 8. Aufl. des Originals deutsch bearbeitet
von Hartmann. 1. Lief. Leipzig, Gerhard. 1% Thlr.
Arago's Werke. Herausgegeben von W. 6. Hankel. 8. Bd. Leipzig, 0.
Wigand. 1% Thlr.
Fecilner, G. Th., Elemente der Psychophysik. 1. Tbl. Leipzig,
Breitkopf & Httrtel. 1 Thlr. U Ngr.
Araoo, f., Oeuvres compldles, publikes par A. BarRAL. Tome XL
Leipzig, 0. Weigek 2 Thlr.
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Mathematisches Abhandlungsregister.
lieber die AbkiirzuDgen und sonstige Einriclitang dieses Registers vergl. Bd. lY
dieser Zeitschrift. Auf Register eines anderen Bandes als des laufenden wird von nna
an durcli die dem betreffenden Bande zukommende römische Ziffer verwiesen. Eine
arabische Abhandlungsiiffer ohne römische Ziffer besieht sich stets auf den laufenden
Band.
1859.
Erste Hälfte: 1. Januar bis 30. Jani.
A.
Anolytiseli« Geometrie der Xbeae.
1. Ueber ^ine auf die Bestimmung der Lage der Punkte in einer Ebene durch ihre
Entfernungen von zwei gegebenen festen Punkten gegründete analytische
Geometrie mit Rücksicht auf niedore Geodäsie. Grunert. Grün. ArchiT
XXXII, 444.
2. Sur let eoardonn£e9 courvilignea pUmes queiconquet. Aoukt, Compt. rend. XLVIII, 84^.
3. Weitere Untersuchungen über Grenzverhältnisse bei Curven. Völler. Grün.
Archiv XXXII, 97. [Vergl. Bd. IV, No. 248.]
4. Ueber einen allgemeinen Satz aus der Cunrenlehre« Weile r. Grün. Archiv XXXII,
418 [vergl. Bd. IV, No. 248].
5. Sw te nombre des points midüples d'une curbe algäbngue, Abel Transon. N, am,
nuah, Xrill, 142.
0. On the form» ofinfinUe branches ofcurves, Frost. Quart, Joum, Math. Ill, 164.
7. l)imonstratUm de deux theorhnes de M. Steiner se rapportant aux namudes tibaissies de
detur pomts sur wie courbe du degrä n et ausc angles droit* drconsarits d cette
courbe. Dewulf. N, arm. maih, XVIII, 174.
8. Nöte on the incipient caustic, Holditc h. Quart. Journ, Math. III , 88.
9. On the nfh caustic by reflexion from a drcle, ffolditek. Quart. Joum. Math. II, 301.
10. Theorems on polar conics with respect to curves ofthe thbrd dass, Smith. Quart,
Joum. Math. II, 327.
11. Oft <A« intersecHon i>f tangents drawn trough two painta on a cwrve ofthe third degree.
S, Roberts. Quart. Joum. Math. III, HS.
Vergl. Ellipse, Kegelschnitte, Kreis^ Krümmungskreis, Normale, Quadratur.
Anolytisehe Oeometrie des TJanmee.
12. Die Theorie der Pole und Polaren bei Curven höherer Ordnung; mit einer Einlei-
tung: Zwei Coordinatensysteme. W. Fiedler. Zeitschr. Math. Phyg. IV, 93.
13. Ueber &ei geometrische Transformationen. O. B ö k 1 e n. Gran. Archiv XXXII, 83.
14. Ueber die mittleren Radien der Linien, Flächen und Körper. Drobisch.
Zeitschr. Math. Phys. IV, 1.
15. Sur quelques formides qidpeuoent itre utiles dans la thiorie des swrfaces courhes. Baehr,
Grün. Archiv XXXII, 221.
16. Thioräme sur le ebne. A. A. Ter quem. N. ann. math. XVIII, 205.
n . On curves of the third Order. Salmon. PhiL Mag. XVII, 71. ^nnn](>
^ u\gmzeo oy ^JVJvJWlK^
Literatorzeitang. 23
18. SuHe Hnee del terz'ordine a dojn^a curoatura. Cr emona. Amiali mal. IJ, 19.
VergL Oubfttor, Oeodftaie, isotherme Linien, Kriimmongskreis , Lozodromische
Linie, Normale, Oberfl&ohen, Oberflächen 2ter Ordnung, Sphärik.
19. Präposition in the planetary theory, Frost. Qtutrt. Jotcm. Math. JI, 353.
20. The planetary theory, Frost, Quart. Jotem. Math. II, 358.
21. Heber die Berechnung der planetarischen Stöningen. Grunert. Astr. Nachr.
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22. Allgemeine Störungen der Metis. L e s 8 e r. Astr. Nachr. L, 193.
23. Uebpr die Gauss* sehe Auflösung des Keppl er 'sehen Problems. Strehlke.
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24. Calcitl de Vacc^liration siadaire du moyen tHouüement de la lune. Adams. Compt.
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25. Calcul de raccSl&ation s^culmre du moyen mouvemenl de la lune. Delaunay. Compt,
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26. Equations ofmotion ofthe moon. M^ Clean. Qmrt. Joum. Math III, 86.
Vergl. Geschichte der Mathematik 87. .
AttEftOtittii»
27. Note ofthe theory of attracHon. Cayley. i}ttart, Joum, Math, II, 338.
28. On Rodrigues' method for the aitraction of elHpsoids. Cayley, Quart, Joum. Math.
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»Integnl«.
29. Sur un cas special, qui se prisente dans la transformation des iutiffrales rnidtiples, Bou-
n iakowsky, Petersb, Acad, BulL XVII, 437.
30. Swr les integrales tnnomes. Besge. Joum. Mathtfm. XXI F, 194.
31. Sur une integrale dS/hue midtipl^. Liouville, Joum. Mathim. XXI F, 155.
32. Bemerkungen über ein vielfaches Integral. Genocchi. Zeitschr. Math. Phy«.
IV, 75.
fi
33. On the mullipie integral fdx dy . . , dz, Schla efli, Quart. Jown, Math, II, 269,
///, 54, 97.
Vergl. Imagin&res 109, 110, Reihen 193.
BlquadratiMke Form.
34. Composizione di una funzione bxquadraiica ed a quattro indeterminate, Tortolini,
Annali mat, II, 9.
BrwttUii*.
Vergl. Analytische Geometrie der Ebene 9.
ۥ
GombinatAiik.
35. On the Classification of polygam of a ghen, manber of sides. De Morgan. Quart.
Joum, Math. II, 340.
Cnbatnr.
36. Ueber die Inhaltsberechnung der Körper. L i g o w s k y. Grün. Archiv XXXII, 24 1 .
Vergl. Quadratur 189, Stereometrie 219.
Cubische Formen.
37. Sur la rMuction des formes cubiques ä deux ind^lerminSes. ff er mite* Compt. rend,
XLVIII, 351.
Detamdiuuititt.
38. La teorica dei cooarianti e degli invarianti delle forme binarie e le stie principafi applh-
caziom. Brioschi. AnnaH mat. II, 82 [vgl. Bd. IV, No. d^a oy vj v^v^^lC
24 Literatarzeitang.
39. Sur Vlfttforiant le ptus simple d^vne foiustkn quadratique bv-temaire et sur fe Risultmd
de iroiM fanctums qundratiques temaires, Cayl cy. Grelle LVU, 189.
40. // Determinante dt Sylvester ed Ü risuttante di Etdero. Hesse, Annali mai, II, 5.
41. Vergleich zweier Formen der EliiaiiiAtioiifl-Kesaltaiite. Borchsrdt. Grelle LYII,
183.
42. Th^orhne de Michael Roberts. DelBeccaro. N, ann. math, XFIII, IZ,
43. Ueber die Determinante 17+(flu + Äj.)l»{rt.+ii)|»...(fl« + 6»)p. Zehfus». Zeü-
8chr. Math. Phys. IV, 233.
Vcrgl. Gleichungen, Sturm's Function.
I>et6mii2ia]iteA in geometrischer Anwendimg.
44. Application de la notwelle analyse mix svrfaces du second ordre. Painvin, jY. ann»
math. XVIII, 33, 49, 89.
45. Etant donnies trois courbes planes de Vordre m trouver le lieu des points de contad
des courbes d ordre m qui passefit par tes points dintersection des cowbes A ei B
touchant la troisieme C. Faure, N. ann» math, XFIII^ 237.
46. Equation d'un cercle touchant des droites. Cayley, N. arm. math. XVIII, 222.
47. üeber das grösste Tetraeder, welches sich einem Ellipsoid einschreiben lässt. S.
Spitzer. Grün. Archiv XXXIl, 194.
Differentialgleichungen.
48. Integration einiger Gleichungen durch Aufsuchung des intcgrirendeu' Factors.
W o 1 f e r 8. Grün. Archiv XXXII, 239.
49. On the integfating factor of Pdx^Qdy^Rdz = 0. De Morgan. Qwtrt. Joum.
Math. II, 323.
50; Zur Integration einiger linearen Differentialgleichungen der zweiten Ordnung.
Weiler. Grün. Arohiv XXXII, 184.
51. Sia* une Equation diffirentielle. Besge. Joym. MathSm. XXIV, 72.
52. Note über Differentialgleichungen. S.Spitzer. Grün, Archiv XXXII, 127.
53. Studien über Differentialgleichungen. S.Spitzer. Zeitschr. Math. Phys. IV, 37.
54. Heber die Integration der Differentialgleichung a?« . -~ = + y durch bestimmte
Integrale. S. Spitzer. Grelle LVII, 82 [vergl. Bd. IV, No. 375].
55. Note sur Vintegration des dquations de la forme ac« . ■— :r=By par des integrales dS-
finies, £ designant le nombre + 1, m e^ » des nombres eniiers et potUifs joumig a la
condäion m > n. S. Sp itzer. Compt. rend, XL VIII, 746.
. d^t
56. Note sur les iquations de la forme g*»» ■—r- = az dans lesqueües u est un nombre com-
stant. S. Spitzer. Compt. rend. XL VIII, 995.
57. Aufsuchung derjenigen Differentialgleichung, welcher durch eine gegebene Func-
tion genügt wird. S. Spitzer. Zeitschr. Math. Phys. IV, 73.
Vergl. Hypergeometrische Reihe, Isotherme Linien, Mechanik 150, Singulare Auf-
lösungen.
Differeniengleichnngen.
58. Neue Intcg^ationsmethode für Differenzen-Gleichungen, deren Goefficienten ganze
algebraische Functionen der unabhängig Verlinderlichen sind. 6. Spitzer.
Grün. Archiv XXXII, 334.
Ellipse.
59. Construction der Ellipse durch Zusammenfügung von vier Linealen. Grunert.
Grün. Archiv XXXn, 355.
60. On the conjugate diameters of an ellipse, Smythe. Quart. Jowti. Math. III, 185.
61. On the coincidence of the tno rays in a doubly refracting medium, ^ace. Quart.
Joum. Math. III, 47.
Slliptiiöhe Functionen.
Vergl. Gleichungen 96.
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Literatarzeitung. 25
F.
Fnaotioiioii.
O'i. iSuf les fonctiuns rationelles Unfaires prises aidoant un ntodiäe pr emier ei sitr les subsli-
tutions auxquelles conduit la considiratiün de ses fonctions. J. A. Serret, Compt.
rend.XLVni, 112. 178, 237.
Ö3. Mimoire sur le nombre des valeurt que peut acqnerir une /bnctioti, Mathieu. Contpi,
rend. XLFIII, 810 [vergl. Bd. IV, No. 327].
64. /o^(«4.|)< J + 44-..+ — < l + to^(t« + l). Michiiux. N. atm, rnath. XVIil
Ö9. — Astier, ibid 71. — Lemmonnier, ibid. 150. — Schloemilch ibid. 172.
rt5. Stir la limite de ——- H + ...+--. De Mofitebelio. N. ami. math. XriJL
n-4-ln-|-2 2n
6(5. — Chabirand. ibiä^ 147.
(Mi. 6'w la fonction y = log tang \J^ + ^)> Genocchi. N. arm. math. XVI 11, 1 1 8.
Veig>l. Gammafunctionen, Imagin&res, Sturm's Function, Trigonometrie 222.
Oamiiiafiuictloii.
(17. Leber eine mit der Gammafunction verwandte Transcendente und deren Anwend-
ung auf die Integralrechnung. Kinkelin. Grelle L VII, 122.
GeodAsie.
fS8. Formeln zur Berechnung der geodätischen Breiten, Längen und Asiranthe auf dem
Erd.sphäroid. v. Andrä. Afitr. Nachr. L, 1(51.
Oeometrie (desoriptlYe).
(50. Neue analytische Entwicklung der Theorie der stereographi»chcn Projt;ction mit
neuen Sätzen und Formeln und nouen Eigenschaften doTRolben. Grün er t.
Grün. Archiv XXXII, 250.
Geometrie < höhere ).
70. Transformation des propriiiis mitriques des figures. Fauri. N, ann, math, XFIII,
181.
71. ftinH-alisatimi de la thdorie de Vinvohition. De Jonquikres. Anunli mat. 11^ 86.
72. fiote sur le nombre de coniqttes qui sont determin^es pttr cinq condifions, lorsque^ pttrmi
ces conditions, il existe des normales donnies. De Jonquieres, Journ, Mathim.
XXIV, 4V).
73. Ucber einige geometrische Sätze, v. Staudt. Grelle LVII, 88.
74. Solution de detix problemes de giometrie ä trois dimettsions De Jonquierex. Jottm,
Malhem. XXIV, 81.
Ib. Note sur les cubiques gmiches. Cremona. N. ann. math. XVIII, 199,
7(5. Zur Theorie der dreiseitigen Pyramide. Joachimsthal. Grün. Archiv XXXII,
I07[vergl. Bd. IV, 458].
Vergl. Determinanten in geometri.«*cher Anwendung, Kegelschnitte.
Oesohidite der Xathematik..
77. Considerations sur les poiismes en gener al et sur ceux d'Euclide en particulier, . Exo-
men et refntation de l'intaprelation donnie par M. Breton {de Champ) aux lex lei-
de Pappus et de Provlus relatifs aux porismes. A.J,ff. Vincent. Journ. Malhem.
XXIV, 9.
78. Question des porismes. Breton {de Champ). Journ, Mathem, XXIV, 153.
70. Zur Biographie Kepl^r's. Michael. Astr. Nachr. L, 1 7.
80. Sar Vinvention des exposants f^actionnaires ou incommefisurables . Prouhet, N, arm,
math. MVIIl Bulletin de bibl. 42.
81. Note historique supplimenttnre sur le calcul de n. Bierens de Haan. N, arm, math.
XVIII, Bulletin de bibl. 46. -
82. Biographie von Abraham Sharp. Grüner t. Grün. Archiv XXXII ,- 337. i-^
N, ann, math, XVIII, Bulletin de bibl, 47. uigmzea oy ^j viOglC
Litcrataritg'. d. Zeittchr. f. Math. u. Phy*. V. 8
26 , Literatarzettung.
83. Swr la reciification de la mithode d'approximation de Netvton. Prouhet. N, arm,
nuith. Xvni, ßulletm de bihU 39,
84. Necrolog von Gustav Lejeune-Dirichlet. Borchardt. Orolle LVII, 91.
85. Necrolog von Wich mann. Peters. Astr. Nachr. L, 79.
80. Necrolog von Johnson. S latter. Astr. Nachr. L, 113.
87. Bemerkung über die Nomenclatur der Asteroiden. Laiigie r Astr. Nachr. L, 27.
Oleiohungan.
88. A proofthat eoery equation has tts many roots oh it fuis dimenswns, Gh tiUis. PhiL Mag.
XVUy 112. — Airy. ibid. 177. — ChaUis. ibid. 283.
89. OriUrium pour q'tme Agitation du deqre n ait au moina tm couple de racines imagiiudre»,
Brault, N. ann. math XFIII, 217.
90. Einfachere Ableitung der früher mitgethcllten Sätze über die reell&n Wurzeln der
dreigliedrigen algebraischen Gleichungen. Drobisch. Zeitsch. Math. Pbys.
^A IV, «j.
■«•* Ol. Sur la iiifdte superiettre des racines negatives deduUes de la formule tatx diffirences de
Newton. Vitasse N. mm. math. XFlIl, 213.
92. Sur la resolution par radicaux des Squatiotis dont le degre est tote pw'ssance d'un nombre
Premier. Betti. Compt. rend. XLFIIL IS2.
93. Zur Auflösung der cubischen Gleichungen. Spitz. Grün. Archiv XXXII, 435.
94. Methode pour la resolution des iquations littdrales du trois lerne et du quatrieme degre.
Jourdain, Jourti. Mathhn. XXIV, 205.
95. ffote sur les equtitions du qutUneme degre. Michael Roberts. N. ann. math.
XVIII, 87.
90. Die Transformation und Auflösung der Gleichungen fünften Gradi's nach Je r rard
und H e r m i t e. Zeitschr. Math. Phys. IV, 77.
97. Note sur la resolution de Täquation du cinquieme degri. P. Joubtrt. Compt.rend.
XLVIIly 290.
98. öbservations on the theory of eqxuilions of the fifth degree. Co ekle. Phil. Mag.
XVII, 350.
99. Ueher ein die Elimination betreffendes Problem. Borchairdt. Berl. Acad. Ber.
1 859, 370. — Grelle L VII, 111.
Vergl. Determinanten.
Eomogone Funetionen.
iOO. Neue Eigenschaften der linearen Substitutionen, welche gegebene homogene
Functionen des zweiten Grades in andere transformiren, die nur die Quadrate
der Variabein enthalten. Hesse. Grelle LVII, 175.
Hydrodynamik.
101. On the central motion of an ehistic fluid and on the theory ofTurtini's beats. Challis.
PhiL Mag. XVII, 21.
102. Ueber Difiusion von Salzlösungen im Wasser. Beez. Zeitschr. Math. PhjH.
IV, 212.
103. Ueber das Gleichgewicht schwimmender Körper. Clebsch. Grelle LVII, 149.
104. Theorie der Luftschwingungen in Röhren mit offenen Enden. Helmholt z.
Grelle LVII, 1.
Hyp0fb6L
Vergl. Functionen 05.
Eypergoometrisehe BeilM.
105. Ueber die Differentialgleichung der hypcrgeometrischcn R«uhe. S. Spitzer.
Grelle LVn, 78. - Borchardt. ibid. 81.
Vergl. Differentialgleichungen 54.
I.
Imaglains.
100. Sur le sens geom^trique des qumUU4s hnaginaires. Zehfuss. Gruur-Arehiv XXXII,
*^4. uigiiizea oy VjOOQ LN^
LiteratuTKeltttog. ^
1 17. Die Rechnung^ mit Bichtun^szahlen. Blecke. Grün. Archiv XXXII, 470.
108. Qtiaietmion investfgaiions connected mlh Fr esners nfmfesurface. Tait. Ouari Jatan
.VtfM. ///, 190 V««'« «/«m«.
100. Notwelie Ihäorie des fonctions de vftriables imayinaire$. Marie. Jaum. Mathim»
2L\Irf 1*1.
1 10. Siar ies fonctions d'mte variabie imaginmre Bertrand, Compt. rend. XLVIII, 427
IntcrpolatioiL .
11 1. Sttr Vinterpolatiun. Hermite, Compt, rend. XLVIII, (53.
1 12. Sur finterpofation. Houche. N, atm. math. XVIII, 2«.
113. Ueber das loterpolationsprobleoi. Grane rt. Grün. Archiv XXXII 140
Vergl. Gleichvngen 00. '
Itotti«nii« Unioi.
114. NouoeUe thiqrie gäneraie des Hg nes isothermes. HatondetaGoupilliere Commi
jend.XLVIII,mi. ^f^mpi
KagtL
Vergl. Analytische Geometrie des Raumes 16.
Xegelsehaitte.
li&. Ueber drei characteristische Eigenschaften der KegeLschnittslinien. 2«mpieri
Grün. Archiv XXXII, 3 1 0. — G r u n e r t. ibid. 330.
110. Conigue donnie par des points ou des tetngentes. De Jonqihres. N» ann. maih
XVIII, 215
117. Neue Methode, durch beliebig gegebene Punkte Berührende an Kegelschnitte zu
ziehen. Grunert. Grün Archiv XXXII, 425.
118. On the equaiion to the asymptotes ofany conic section /*(«, /J, y) = 0. Wolstenhotme,
Quart Joum. Math. III, 182.
110. On the conics whic/t touch four given lines. Cayley. Quart. Journ. Mathim, III ^ 04.
120. Sur le trianyle inscrit et circonscrit. Hart. N. ann. math. XV III, I||6^
121. Theoreme sur tm angle droit, dont le sommet est sur une courbe du second ordre,
ßeynac. N. ann. tnaih XVIII, 85.
122. Lieu giomitrique de certain point dans Ies conxques. Ter quem. N. ann. maih. XVIN,
163.
123. Par un point fixe donnäe dans le pfeoi d'une conique passe une sicante mobile ; trouoer
le lieu geometrique du point d'intersection des dettx normales mai^es ä la conique
aux deux points oit la sicante coupe la conique: A. Ter quem. N. ann. math.
XVIII, 77.
124. Ueber die Bestimmung der vier gemeinschaftliehen Durchschnittspunkte zweier
Kegelschnitte. Spitz.' Grün. Archiv XXXII, 108.
Vergl. Analytische Geometrie der Ebene 10, Ellipse, Geometrie, höhere 7, Hy-
perbel, Krümmungskreis 132, Normale 150, 100, Parabel, 8phlirik21l4 Ver-
wandtschaft 220.
K«tt«abrttAh«.
Vergl. Reihen 100, 107, Zahlentheorie 242.
Srdi.
125. Trouoer Viquaiion du cercle, qui coupe ä angle droit trois cercles donnis. S&uillart.
N.'ann. maih. XVIII, 224. ~ Chabiraud. ibid, 230.
126. Ona particular case of CastUlon's problem. Cayley. Quart, Journ. Math. III, 157.
127. Swr Ies quaire cercles qui touchent trois cötSs d*un triangle. N.ann. math. XVIII,22Z.
128. Des relaiions qui existent entre Ies rayons des hmt cercles tangents ä trois autres, et
entre Ies rayons des setze sphbres tangentes d quaire autres. Mention. Petersb.
Aead, Bull. XVII, 465, 481.
120. Ueber die Relation zwischen der Entfernung der Mittelpunkte und den Halbmes-
sern zweier Kreise, von denen der eine um und der andere in dasselbe Vieleck
beschrieben ist. Grunert. Grün. Archiv XXXII, 68.
130. On the circular points at inftniiy, S, Roberts. Quart. Journ. Math. III, W^^T^
uigiTizea oy v_jv>VJVlv».
28 Literatarseitnng.
XrttauBViiftkrflli.
131 . Note on the radius ofabsoluß^ ntrvatyre at tmy point of a curve. Quart. Joum. Math,
11, 356.
lÄ?. ünthe circte ofcurvature of a conic aection. Smythe. Qwo't, Joitm. Math. JU, 183.
133. Ueber Krümmnngshalbmesser. Lobatto. Grün. Archiv XXXII, 121 [vgl Bd.
IV, No. 138].
1 34 . Des centres de cauröure sticcessifs . Halon de In Goupill\er*i Joitm. Mntkim .
XX ly, 183. - ^
135. PropriHes den lignes de cotarbttre de feliipsoide, A ort st, Compt rend. XLVlIl, 880.
13«. Recherehes g4omitr\ques rehUives tat Heu des positiöns stteeessives des centres decow-
bitte d'une caurbe, qtäroule surune droite, Mannheim. Joum.Math4m. XX/r,93.
137. Sur la courbure d'une särie de «urfaces et de iignes Hirst. Annali mat. IJ, 95.
li.
LogaritlimexL
138. On the logoryclic curve mid the geometricat origin of logarithtns. • ßooth. Quart.
Joum. 111, 38, 127.
Loxodromif eh« Uni«.
139. Theorie der lozodromischen Linien auf dem Ellipsoid nnd anf der Ku^el. Pla-
fpemann. Gmn. Archiv XXXII. 1 .
Mazima imd Ifiniina.
140. Dei crileri per distingueve i massimi dei minimi valori di una funztone. ßrioschi.
Annali mat. 11 ^ Ol.
141. Zwei Sätze über das grö»sto Product aas ganzen Zahlen von gegebener Summe.
O e 1 1 i n g e r. Crello LVII, 90.
142. Sur ime qnestion de mtuiimtm relative atia: polygönes rcguliers. Morgue. N. tfnn.
math.XFill, 158
143. Veher grösste einem Kllipsoide oiniceschriebenc cckiere Körper. S.Spitzer.
Grün. Archiv XXXII, 439.
Vcrgl. Determinanten in geometrischer Anwendung 47.
Maohaiu)^.
144. Sur le principe de la movidre actiun. ßraschmunn Pelet-sb. Acad. Btill. Xyil, 487.
145. Entwicklungen über ein Kapitel von Po is so n^s Mechanik nach .T. Liou ville.
Fiedler. Zeitschr. Math.Phys. IV, 49.
1 4Ö. Sur la moniere de ramener ä la dynautique des corps libres celle des corps qu'on snp-
pose gen4s par des obstaclcs fixes. Poiusot. Joum. Mathim. XXJy, 171.
.147. On motion and (wceleration ofmotion. Frost. Quart. Joiarn. Math, 111, 71.
148. On the motion of a body referred to momng axes. Slesser. Quart. Joum. Math,
//, 341.
149. Sur la quantiU de mouvement, qid est transmise ä un corps pta- le c/toc d'un point
massif qui vient le frapper daus loie directum donuie. Poinsot. Joum. Mathäm.
XXI f^, 161.
1 50. Direct demonslration of JacobVs amonical formidae for the Variation of Clements in a
disturbed orbit, Bay-ward. Quart. Journ Math. HL 22.
151. Theoretical considerations respecting the relation of pressure to density, Challis.
Phil. Mag. X WA 401
152. Ueber die GleichgewichtHÜgur eine« biegHameu Faden.»*. Clebsch. Trelle
LVII, 93.
153. yote on the equilibriwu of ßexiblc surfaces. Behant. Qwtrt. Joum. Math. 1/1, OS.
151. Memoire sur la poussee des terres avec ou sans surchnrge. Saint-Guilhem. Joum.
Matkem. XXIV, hl.
155.. Ueber den geometrischen Zusanim(;nhang dor Maschinen. Noeggerath. Zeit-
schr. Math. Phys. IV, 171.
VergK Astronomie, Attraction, Hydrodynamik, Schwerpunkt, Trägheitsmoment.
uigiiizea oy >^j vyv./'i LV-
Literaturseitang. 29
MeOiod« der kl«taut«i Qnadnto.
156. Sur un hutrwuent destini A fadliter Vapplicaiion wm^rique de la mäi/toäe de» t/toindrett
carres et ä contrbler les räsulttiis ohtenus pnr cette methode. Bouniahomsky.
Pftersb.Acad. Butt. XVII, 289.
ModnlargleiohiingeiL.
157. Swla tk^orit den egwUitms vtodulmrea. Her mit*:, Compt. rend, XL V 111, 940.
158. Sur Vabiässemeni de Ciqitalwn imdulaire de hiiiiiemt deqi'i, Hermite. Annali iktU,
//, 5Ö, — Kronecker, ibid. 131.
M.
Hoxmale.
159. Ueber die Normalen der Kctjclschnitte. Grunert. Grün. Archiv XXXII, 129.
IW). Sur leg normales mix couröes du second ordre. Mention, Peiersb. Aead. BulL
XFII, 305.
161. Sur tene sur face engendp^epar des normales, 7" er quem. N. ann. maih, XV Uly 102.
Oberfläohea.
162. Investigatioh of ihe conditiunH /or tm umbilicus. Stone Quart, Jowit Muth. 111, 146.
\^Z. Onthewavesurface. Cayley. Quart. Journ, Math III, iQ, i 42.
164. Memoire sitr la figto'e de la terre consid^rie comme peu di/fevente d'tme sphere.
Ossian Bonnet. Annali mal. II, 46, 113.
165. Intomo alle super ficie della seconda classe inscritte in una stessu super fide sviluppa-
bile della quarta classe. Creme na. Annali mat. II. 65.
166. Des vinf/t'Sept droites^ gm en ge?i^al existent sur une sur face du troisieme degre. De
Jonquieres. N. ann. math XVIII, 1 29.
167. Sto' quelques propriMs des surfaces du troisieme ordre. Brioscki. N. ann. maih,
XVIII, 138. . '
Vergl. Imaginäres 108, Mechanik 153.
ObeiiULdien iweiten Chrftdos.
li'>8. lieber den mittleren Radius des dreiachsigen Ellipsoides. IS chlö milch. Zeit-
schr. Math. Phya. IV, •>4>. ,
169. Propriitis focales des surfaces du deuxikme ordr^: d' apres Mr, Heilermann. De-
wulf N. ann. math. XVIII, ^ü.
1 70. Sui punti focali nelle super ficie di secondo grado. I)el Beccaro, Annali mat. II, 30.
171. On a property of confocal sio'faces of the second degree. Ferrers. Quart. Journ,
Math. III, 155.
172. lieber confocale Ellipsoide. Zehfuss. Zeitschr. Math. Phys. IV, 166.
Vergl Attraclioo 28, Determinanten in geometrischer Anwendung 47, Geometrie,
höhere, 74, Loxodromische Linie, Maxima and Minima 143.
bpeimtloiuealoiiL
173. On an application of the cfUcuIus of Operations to the transformation of trigonoipetric
series. Donkin. Quart. Journ. Math. III, \.
174. A theorem in the calculus of Operations with some applications. Greer. Quart. Journ.
Math. III, 148.
P.
PanOMl.
Vergl. Quadratur 190, 191.
Perspective.
175. Neue Methode zur Entwerfung perspectivischer Zeichnungen nebbt einer streng
wissenschaftlichen Darstellnni? der Perspectivo Überhaupt. Grunert. Gmn.
Archiv XXXII, 361.
FUuiimetrie.
176. Construction der mittleren Proportional«'. Krüger, (irun. Archiv XXXII, 355 1
[vergl. Bd. IV, Xo. 433]. Digitized by <jwvy^lC
30 Literaturzeitung.
177. Ueber don goldnen Schnitt. Gran er t. Gran. Archiv XXXII, 360.
178. Ueber den Fermat* sehen (geometrischen LehrsaU. Blindo w. Grün. Archiv
XXXII, 125.
179. Ueber eine Aufgabe der Elementargeometrie. BchlÖ milch. Zeitschr. Math.
Phys. IV, 244.
180. Ueber eine durch einen Eckpunkt eines Dreiecks gezogene Linie. Lobatto.
Grnn. Archiv XXXII, 128.— Blindow ibid. 124. (Vgl. Bd. IV. No. 193 d. 430.)
181. Die Verhältnisse der Seiten eines rechtwinkligen Dreiecks zu bestimmen, in
dem sich die Abschnitte der Hypotenuse, in welche dieselbe von dem auf sie
von der Spitze des rechten Winkels gefällten Perpendikel getheilt wird, wie
m: n verhalten. Grün er t. Grün. Archiv XXXII, 479. *
182. Th^reme sur des transvertales en nombre impair passant par un mime poifii. Poi-
irassoH. N, arm. math. Xyill, 184. — De Chauliac et De Boysson.
ibid. 207.
183. Si on prend deux points quelcofiqttes M ei N sur les lignes AB, CD, gu*on Hre les
droites NFA, NEB, MED, MFC, qti'onjoigne EF, cHte draite pivote auiour
d*wi point /Lee. Vernier. N.am. math. Xrill, IdS. — ForLibid HO. —
Poitrasson. ibid. 186.
VergV Imaginäres 107.
PotiBtUL
184. MHnoire sur fa tk^oriedu potentiel cylindnque. H aton de Iti Goupilliere. Compt.
rend. XLVIII, 345.
185. Nowelie thione ginirale du potentiel cylindriqxte. Haton de la Goupilliere.
Compt.rend. XLVIII, 988.
Vergl. Hydrodynamik 104.
Qnadntiielit Fonn.
186. Sur la riduction des formes qiuidraliques positives d trois ind^terminies entieres, Lt
jeune-Dirichlei. Jonrn, Mitth^m XXIV, 209.
187. Ueber eine symbolische Formel, die sieh auf die Zusammensetzung der binären
quadratischen Formen bezieht. Schlaefli. Grelle LVII, 170.
188. Sro' la forme a?»+y«+5 (s»+/*). J> Liouv ille, Joum. MiUhäm. X7UV, 47.
Quadratur, v
189. Note on areas andvoUanesintriHnear andquadriplanar coordsnates. Slesser Quart.
Joum. Math. II, 357.
VM). Ueber einen allgemeinen Satz von den Flächen ebener Curven. Schlömilch.
Zeitschr. Math. Phys. IV, 163.
191. Neue Methode die Quadratur der Parabel zu bestimmen. Völler. Grün. Archiv
XXXII, 420.
192. Sur une aire logantfumque. Vernier, N.ann.math XVIII, \A%.
Vergl. Functionen 65, Stereometrie 214.
Bailiea.
193. Ueber die Discontinuität gewisser unendlicher Reihen. Schlömilch. Zeit-
schr. Math. Phys. IV, 161.
194. Note sur les sMes divergentes. Catalan, N. arm. math, XVIII, 195.
195. Ueber Summirung einer gewissen Art von Reihen. Lottner. Grün. Archiv
XXXII, 111 [vergl. Bd. IV, No. 234].
196. Sur une nouvelle sine. Tchibychef. Petersb. Acad. BuiL XVII, 257.
197. SeHe de Tchebichef. N. ann. math. XVIII, 193.
198. Sur lasirie de Schwab. De Virieu. N atui. math. XVIII, 234.
.^ , AiA — a) A{A''a){A^b) ^ a ^ ^ , ^ ^ r ^
199. l ^^ — T— ^ + --^ i ^-f...=:0,oi«üirfim desfacteuis A—a, A—b, A-c
ab a.b . c
deüient mä. N. ann. math. XVI 11, 219.
200. Sur Viquaiion 0 = ly — '^ -f"*^ f'^T '^^ -- Francoise. N.ann math XVIII •
^""' uigiiizea oy
Google
Literaturzeitnng. 31
201. Sur la vaiettr de la somme — +r- H +.-. + zi»«^«'' ^iftni ies termes et wie pro-
ffm ffm f>m fm
gressian arithmitigue croi$sante, Lebesgue, iV. ann. malh XFIII, S*2.
4
202. Sur UTie sirit dont la somme est — . De firieu. X ann. math. Xf^IlI, 129. —
Getto echt ibid 161.
Vergl. Operationscalctil, Trigonometrie 223.
m.
SehifBEfthrttknnd«.
20«'). Ueber die Schiflffahrt auf dem grdsBten Kreise, ein Beitrag zur Nautik. G r une rt.
Grün. Archiv XXXII, 303.
Bokwcfpiiiikt*
204. Elementare Ableitung der Guldin^schen Regel. Grnnert. Grün. Archiv XXXII,
348.
205. Ueber den Schwerpunkt eines dreieckigen gleichmässig beschwerten RahmeuB.
S t r e h 1 k e. Grün. Archiv XXXII, 433.
BingnUbre AxMvutgmL'
206 Note on the shigtUar sohtlions of di/ferentiid eguntions Ctiyley. fßwfrt Jowm. Math.
UL 36.
207. Eine Bemerkung über die besonderen Auflösungen der Diiferentialgleichnng der
zweiten Ordnung mit zwei Veränderliehen. Weiler. Grün, Archiv XXXII, 286.
SphflrUc.
208. Formulen fnndamentiHeR de Vanalyse spheriqne. Vannson, N. min. mat. Xf^IIL 5
[vergl. Bd. IV, No. 456].
209. Ueber die Gleichheit des Flächenraumes bei symmetrischliegenden sphärischen
Scheiteldreiecken. Feaux, Griene r t. Grün. Archiv XXXII, 1 18.
21ü. Die Radien der in und um die regulären Polyeder beschriebenen Kugeln. Som-
mer. Grün Archiv XXXII, 289.
211. On a theorem relating to spherical conics. Cayley. Quart, Jown Math. IIl^ 53.
Vergl. Kreis 128, Loxodromische Linie, Schifffahrtskunde.
BttffoOBivtfto«
212. On PoinsoVs fbur netv regidtn- soHds. Cayley. Pkil. Mag. XVII, 123, 209.
213. Remajqttes sur In pyramide triangulnire. Mention» Petersb. Acad. Buil XFII, 113.
214. Ueber den Mantel eines Kugelrumpfesx Esch er. Grün. Archiv XXXII, 188.
215. Proposition on the tetrahedroft. Wotstenholme. Quart, JoiamJMajh III, H9.
216. Sitr les hauteurs d'im tetraMre. De Chuutiac et Pugens N. atm. math. XV III,
206.
217. Thiorkme stcr les hauteurs du tetraedre. Chordonnel et Darboux, N. ann. math.
XVIII, 232
218. Determination of the nmtiial inclination of tnxj opposite edges of a tetrahedron in tei'ms
of the magnitudes of the edyes. Quart. Jown. Math. III, 145,
219. Sttr !e votume d'un tetraedre. De Chauliac et Pugens. S. ann. math, XVIII, 201.
Staxm'a Fonotionen.
220. Demonstration of a theorem of Mr. Cayley*s in relation to Sturm' s ftmetions.
Zeipel, Quart. Joum, Math, III, 108.
T.
Trigheitimomont
221. Zur Theorie der Trägheitsmomente und der Drehung um einen Punkt. C I e b s c h.
Grelle LVII, 73.
TrigonoiiMfcrio.
222. Beweis der allgemeinen Gültigkeit der Formeln für sin {a 4- ß) und cos (a 4- ß).
Spitz, Grün. Archiv XXXII, 2\^4,
223. Oeometrical summation oftfvo trigonotnetric series. Croker. Quart. Joitpi^ Math^\
///, 181. uigmzedby VjOOyiC
Zi LiteraturEeitang.
224. Bestimmung eines Dreiecks aus der Grundlinie , der Hohe und der Summe der
Quadrate der beiden andern Seiten. Grnnert. Grün. Archiv XXXII, 478.
225. Sohäion nouvelle de deux prohlemes relatifs au triangte. Mention. Peiersb. Acad
BuU. XVIl, 310
220. De prohlemUe quodam geometrico Lindmann Grün. Archiv XXXII, 94.
227. Zu der Lehre vom Viereck. Baur. Zeitsehr. Math. Phvs. IV, 236.
228. Note on a theorem in spherical trigonometry Cayley. Phil. Mag, XVJI, \^i. —
Air y. ibid. IIQ. ^
Vergrl. Spharik 209.
V.
▼ttiaüontreeh&iing.
Vcrgi. Mechanik 152.
y^rwaadttehaft.
229. On a theorem relnling to homoyrapMc ßgitren Cayley. Qumt. Jom». Math. III. 177.
230. Relation circuiairc dt- Moehins. N, ann. mnth Xyill, 1H7.
ZaUoafkearie.
23 1 . Sw quelques formutes gtnerales qui peuvent etre utiles dans ia theorie des nombre»
Liouvitle. Jovm. Mathem. XXIF, 1. 73, 111, 195 [vergl. Bd. IV, No. 483].
232. Eine unbestimmte Aufgabe. C a n t o r. Zeitsehr. Math. Phys. IV, 232.
233. 7rotiver ttn triangle dont les col^s et Iti swface formeiit tme ^qiddiff^ence en nombres
entiers. Lebesgue. N ann. math. XVIII, 44.
231. Der Fcrmat'sche und der W ilson 'sehe 8atz aus einer gemeinschaftlichen
Quelle abgeleitet. Toe plitz. Grün. Archiv XXXII, 104.
235. Le produit de quatre nombres entici-s m progression anthmetique ne saterait etre le
biciirre d^im nombre rationnel. B ertön. N. mm . math. X VIII, 191.
236. Sur la possibiliti dein decomposition des nombres en trois ctrtrds. LeJ eunc- Di-
r ich fei. Jowm Mathem. XXIV. 233.
237. Trotwer, parmi les puissances porfmies des nombres entiers, Celles qin ontpour racines
ta somme des chiffres necessaire ä leur cxpression dans tm systkme de numeratitm
donni. B ertön. N. fmn mat. XVIII, 209.
238. lieber vollkommene Zahlen. Cautor. Zeitsehr. Math. Phys. IV, 160.
239. Sttr la trans forma tion des modales dans les congruences dupremier degre. Bounia^
kowsky . Peiersb. Acad. Bidl. XVII, 128.
240. Transformalion fies modales dans les crmgructices du pi^emier dcgrc B oun iak o w .« -
ky. N. mn mal. XVIII, 168.
241. Resolutio congittentittrum primi gradiis per formtUas novas. Z ehfuss. (»run. Archiv
XXXII, 422,
242. Sur Viqnntion x} — ny^=\ dans laquellc on suppose^ que n reprcscnte im nombre
entier, positif, non carrt. Gerono. N. ann. nuith XVI IL 122, 153.
243. On the equation ''('«l "H ^(^ ll J ''^^^^^C ^)' ''f2)+...-f ÄC;«)^'^^^^^!
Sylvester, Qutirt. Jörnen . Math . III, 1 86 .
244. Ueber den biquadratischen Charakter der Zahl ,,zwei**. Dirichlet. Grelle
LVII, 187.
245. D^mnstration de Virriductibilitö de r equation aux racines primitives de t^mite. Le-
besgue Jown MathM. XXIV, lOb.
246. Tafel der aus 5*^" Einheitswurzeln zusammengesetzten primären complexen Prim-
factoren aller reellen Primzahlen von der Form 5fi-i- 1 in der ersten Viertel-
myriade . R e u s c h 1 e. Berl. Acad. Ber. 1859, 488.
Vergl. Biquadratische Form, Ciibische Form, Functionen 62, Qnadrati-rhe Fprui.
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Literaturzeitnng.
Recensionen.
•
Witoitttng iB die Xeebaidk. Zum Selbstonterrieht mit Rflcksicht auf die
Zwecke de» praktischen Lebens, von H. B. LIjssen « Zwei Bände.
Hamburg, O« Meissner. 1858 und 1850.
Das vorliegende Werk, welches dem Vorworte zufolge hauptsächlich
Leser Ton beschränkterem mathematischen Wissen, denen namentlich die
Sprache der Trigonometrie nicht geläufig ist, in das Studium der Mechanik
einführen soll, xerfUlt in sechs Theile, deren drei erste den ersten Band
bilden nnd sich* mit der Statik fester, tropfbar flüssiger und Inftformiger
Kdrper beschäftigen, während die drei letzten den Gesetzen der Dynamik,
bezogen auf die drei Aggregatzustände, gewidmet sind.
Der erste, die Statik fester Körper behandelnde Theil wendet. sich
ttadi einer Smleitungv in welcher die Grundbegriffe: Buhe, Bewegung, Zeit,
Geschwindigkdt und Kraft, sowie einige Grundsätze der Statik besprochen
werden, zunächst zur Zusammensetzung und Zerlegung Ton Kräften, welche
auf einen Punkt wirken. Das Kräfteparallelogramm wird hierbei häufig
als Bewegungsparallelogramra aufgefasst, in einer Weise, welche einer
strengen Kritik gegenüber dem Verfasser selbst ungenügend erschienen
sein mag; wenigstens wird es nur hierdurch erklärlich, dass derselbe Ge-
genstand an einer späteren Stelle wieder aufgenommen und durch einen
strengeren statischen Beweis in ein klareres Licht gestellt worden ist, —
Aus dem Kräfteparallelogramm werden in bekannter Weise die ftir Zusam-
mensetzung und Zerlegung paralleler Kräfte gültigen Grundgesetze herge-
leitet y an den hierbei erlangten Begriff des Mittelpunktes paralleler Kräfte
reiht sich- die Theorie des Schwerpunktes. Referent vermisst in dieser
Theorie sonächst einen al%emeineren Begriff des Schwerpunktes,, als den
Ton der Sehweskraft hergeleiteten, da an späteren Stellen des Werkes die-
-ser Punkt ohne Weiteres als Mittelpunkt paralleler, den Massen proportio-
naler Kräfte aufgefasst wird, ebne dass'irgeadwo die Berechtigung zu die-
ser Begriffserweiternng nachgewiesen ist. Was ferner über^dieJJh^oM^
Litenitnrztg-. d. Zcitschr. f. Math. u. Phys. V. 4
34 Literaturzeitung.
der Stabilität gesagt wird, dürfte den praktischen Bedürfnissen gegenüber,
welche der Verfasser an anderen Stellen besonders im Auge behält, nicht
Yollkommen genügend sein. Wie endlich die der Schwerpunktstheorie an-
gehängten Betrachtungen über die Bewegung eines Papierdrachens und
über die Wirkung des Windes auf ein Schiffssegel hierher gehören, ist
durchaus nicht abzusehen; wenigstens wäre die bei ersterem Beispiele
wahrscheinlich zur Vermittelung dienen sollende Voraussetzung, dass man
sich den Winddruck im Schwerpunkte jenes Kinderspielzeugs concentrirt
zu denken habe, soweit sie überhaupt wahr ist, nachzuweisen gewesen. —
Den in den drei ersten Büchern der Statik entwickelten allgemeinen Lebren
folgt im Buch IV. und V. die Theorie der einfachen Maschinen, nebst Anwend-
ungen auf einige zusammengesetztere Apparate, z. B. Käderwerk, Brücken-
wage u. 8. w. Endlich schliesst sich hieran die Theorie der Reibung , mit
Anwendung auf einige der vorher besprochenen Apparate. Was bei der
Lehre von den einfachen Maschinen über daa Princip der Tirtaellen Ge-
schwindigkeiten, hergeleitet aus der „um die Idee Tergrössert gedachten
Kraft" gesagt ist, möchte schwerlich geeignet sein, in den Lesern klare Be-
griffe zn erwecken ; wie aber als Folgerung aus diesem Principe hingestellt
werden kann, es sei, um eine Last im Gleichgewichte zu halten, oder sie
KU bewegen, eine Maschine anzuwenden, „1) wenn nioht Kfaft g^nug Tor-
banden ist, es unmittelbar zu thun, 2) wenn die Kraft billig zu haben ist,
3) wenn sie ganz umsonst zu haben ist," dies ist dem Referenten vollkommen
unverständlich. — Die Bücher VII. bis IX. enthalten für vorgerücktere Le-
ser Ergänzungen und Aufgaben zur Statik fester Körper, wobei lum Tbeil
auch von der Trigonometrie , sowie von den Grundlehren der Goordinaten-
Geometrie Gebrauch gemacht ist. Zunächst wird in strengerer Weise naek
Poinsot die Lehre von der Zusammensetzung der Kräfte wieder ange-
nommen, woran sich die Theorie der Kräftepaare nebst allgemeineren £nt-
wickelungen über die Znsammensetzung paralleler Kräfte anreiht. Die
Aufgaben enthalten Schwerpunktsbestimmungen, sowie die Theorie der
Kniepresse, der RobervaPschen Wage u. s. w.
Die Hydrostatik behandelt in drei Büchern die Ghmndeigenschaflen
tropfbar flüssiger K/>rper, die Gestalt der freien Oberfläche, den Drack aof
die Wände eines die Flüssigkeit einschliessenden Gefässes, sowie die Lehre
vom Auftriebe und vom Schwimmen der Körper. Bei den üntersnehungen
über die Oberflächenbeschaffenheit, sowie über den Druck einer tropfbaren
Flüssigkeit beschränkt sich der Verfasser auf den einfachen Fall , we nnr
die Schwerkraft in Frage kommt, was fttr eine Einleitung in das Studinnft
der Mechanik allerdings hinreichend ist. Nicht gerechtfertigt erscheint es
aber, dass die hieraus erwachsenden Beschränkungen der gewonnenen Re^
smltate nirgends genügend hervorgehoben sind ; so allgemein hingestellte
Lebrsätse, wie z. B. in S« 104: „Die freie Oberfläche einer ruhigen tropf-
baren Flüssigkeit ist immer horizontal ,** können sonst bei Anftngem , ftlr
uigiüzea Dy x^j vy v_/^LN^
Literaturzeitung. 35
weldie ja das Bach einzig bestimmt ist, grosse Missverständnisse hervor*
rufen.
Die Aerostatik beginnt mit einem zehn Seiten langen Excnrs über die
Geschichte der Theorie des Luftdruckes, welche, mit dem weissen Saloma
anhebend, sich zujc Arcbimedeischen Lehre yom Abscheu der Natur gegei^
den leeren Raum wendet, die richtigeren Ansichten Galilei's und Toricelli's
Yorftthrt, und mit Herrn v. Drieberg und dem auf Fanny Elsler's grosser
Zehe lastenden Drucke schliesst. Auf einer nicht viel grösseren Seitenzahl
werden dann das Mariotte'sche und Gay- Lussac 'sehe Gesetz, Auf-
trieb der Luft, Theorie der Pumpen nnd des Hebers, Höhe der Atmosphäre
und barometrisches Höhenmessen abgehandelt. Bei Gelegenheit des Gay-
Lassao'schen Gesetzes gedenkt der Verfasser der Idee, die durch Erwärmung
▼erdichtete Luft als Motor zu benutzen und fertigt dieselbe mit den Worten
ab, es lasse sich zur Erreichung dieses Zweckes keiue andere Vorschrift
geben, als welche man Knaben giebt, um Sperlinge zu fangen — eine läpr
pische Bemerkung, die gegenüber den ernsten auf. diesen Endzweck gerich«
taten praktischen und theoretischen Bestrebungen als einem wissenschaft-
liehen Werke nnangemessen bezeichnet werden muss. Noch ist zu bemer-
ken, da8s der Ansdehnungscoefficient 0,00366 für Erw&rmung der atmosphä-
rischen Luft um 1^ Gels, bekanntermassen nicht, wie Herr Lübsen an-
giebt, von Gay-Lussac herrührt, dass femer in der Laplace'schen Formel
für das barometrische Höhenmessen der mit Rücksicht auf den Feuchtig-
keitsgehalt der Luft aufgenommene Coefficient 0,004, sowie das arithmeti-
sche Mittel aus den an den Endstationen beobachtete Temperaturen nicht
„aufs Gerathewohl^' eingeführt sind.
'In der Dynamik fester Körper, welche sich im Vergleich mit den vor-
hergehenden Abschnitten durch eine wunderliche Anordnung des Stoffes
auszeichnet, werden zunächst die phoronomischen Grundformeln für gleich-
förmige und gleichförmig geänderte Bewegung entwickelt, woran sich die
Bewegungen einer, vorläufig in einem Punkte concentrirt gedachten Masse
unter Wirkung der Schwerkraft, zunächst in verticaler Jäichtung, danji auf
der schiefen Ebene, endlich in krummer Linie bei der Wurfbewegung, an*
reihen. Was hierbei in $• 24 über die Berechtigung, bei einem excentrischen
Stosse die bewegende Kraft parallel zu sich selbst nach dem Schwerpunkte
sa verlegen, gesagt ist, muss als völlig verunglückt bezeichnet werden, da
vor Feststellm^ der dynamischen Bedeutung dieses Punktes die angewen-
dete Verlegung als eine reine Willkühr erscheint, und in ganz gleicher
Weise auf jeden andern Punkt bezogen werden konnte, üebrigens scheint
das ganze Kapitel von der Wurfbewegung für einen andern Leserkreis be-
stimmt, da in demselben mathematische Grundlagen vorausgesetzt werden,
deren Kenntniss an anderen Stellen höchstens in den Anmerkungen be-
rttoksicbtigt wird. In dem hierauf folgenden Abschnitte, welcher sich mit
der Theorie der Centrifiigalkraft beschäftigt, wird gelegentlich auch ein i
36 Literatnrzeitung.
Maas für die Massen eingeführt, und zwar benutst der Verfasser eu diesem
Endzwecke die Gewichtseinheit. Lässt sich nun auch bei der Proportiona-
lit&t von Masse und Gewicht vom rein praktischen Standpunkte aus die
Wahl dieses Maases vertheidigen, so erscheint sie doch namentlich deshalb
verwerflich, weil sie nur zn sehr geeignet ist, die bei AnfUngem so häufig
vorkommende Verwechselung der Begriffe von Masse und Gewicht zu be-
fördern. In einer Anmerkung zu S« H verwahrt sich zwar unser Verfasser
entschieden gegen diese Begriffsverwechselung, doch mag gerade das von
ihm gewählte Maas Veranlassung gewesen sein, dass sein eigener Ausdruck
nicht an allen Stellen eine strenge Trennung der beiden Begriffe erkennen
lässt. — Bis hierher war im ganzen Verlaufe der Dynamik noch nirgends
des Principes der Beharrlichkeit der Materie, wenigstens in bestimmter
Fassung, Erwähnung geschehen, wenn es auch selbstverständlich in ver-
steckter Weise allen vorhergehenden Entwickelungen zu Grunde lag; da»
folgende Buch ist daher bestimmt, in einer etwas weitschweifigen Abhand-
lung über das Trägheitsgesetz, das Princip von Gleichheit der Wirkung und
Gegenwirkung, Theorie des Kreisels, Gyroscop und Foucatilt's Pendel-
versuch diesem Uebelstande abzuhelfen. Hieran reihen sich in den drei
folgenden Büchern die Grundlehren vom Stosse fester Körper , femer eine
Beihe auf die geradlinige Bewegung unter Wirkung constanter Kräfte be-
züglicher Aufgaben und endlich die Theorie der Trägheitsmomente. Den
Schluss der Dynamik fester Körper bilden die Theorie des Pendels und ein
von der Wirkung oder Arbeit der Kräfte handelnder Abschnitt, in welchem
auch das Princip der lebendigen Kräfte zur Erwähnung gelangt und auf
die Theorie des Schwungrades angewendet wird. Die Herleitung des Ge-
setzes der Pendelschwingungen für kleine Schwingungsbögen mittektVer-
gleichung der ungleichförmigen Bewegung des einfachen Pendels mit einer
Componente der gleichförmigen Bewegung im Kreise ist zwar nicht unele-
gant, würde aber jedenfalls dem Verständnisse der Mehrzahl der Leser, für
welche das Lübsen^sche Buch bestimmt ist, näher gerückt worden sein,
wenn dabei die Anwendung der Trigonometrie hätte ausgeschlossen werden
können. Die von Möbius in den Elementen der Mechanik des Himmels
S. 26 benutzte Methode, die im Wesentlichen auf demselben Princip beruht^
hätte hierbei Nachahmung verdient. — In Betreff der Arbeit der Kräfte ist
noch zu erwähnen, dass dieser von der Dauer der Wirksamkeit einer Kraft
unabhängige Begriff nicht gehörig von dem das Element d^ Zeit in sich
schliessenden Begriffe des Effectes einer Maschine getrennt ist.
Die Hydrodynamik und Aerodynamik sind verhältnissmässig kurz be-
handelt ; der Verfasser beschränkt sich hierbei auf die Gesetze des Auaflna-
ses der Flüssigkeiten aus Gefässen und auf ihren Stoss und Widerstand ge-
gen feste Körper. Mit Rücksicht auf den noch unentwickelten Zustand der
hydrodynamischen Theorien ist für ein Buch, wekhes nur zur Einleitung in
das Studium der Mechanik dienen soll, diese BegchrSnkunff gerechtfeitigt.
uigiTizea d/V3 vy v./'i LV-
Juiteraiurzeitung. 3?
Was die DarsteUniigsweise in dem vprliegeadeu Werke betrifft, so em^
pfielilt sieh dieselbe im Allgemeinen, mit Ausnahme einzelner^ zum grossen
Theile in der vorhergehenden Inhaltsangabe ge^rügter Funkte, durch grosse
Klarheit der Behandlung der einzelnen Materien, die nur zuweilen aus Be-
sorgniss vor zu geringer Einsicht des Lesers gar zu sehr in die Breite geht.
Die mathematische Entwickelung derjenigen Disciplinen, welche mit Be-
quemlichkeit durch elementare Hülfsmittel bewältigt werden können, ist
grösstentheils tadellos. Weniger gelungen sind dagegen nicht selten die-
jenigen FartieeU; welche für eine strenge Behandlung die Einfährnng des
Begriffes der Grenze nothwendig machen; der Fundamentalsatz, dass eine
unendliche Zahl unendlich .kleiner Yeinachlässigungen sehr wohl einen end-
lichen Fehler erzeugen kann, ist hierbei in der Begel unbeaci^tet gelassen.
Noch hat sich Beferent gegen eine tadelnswerthe Methode auszuspre*
chen, mit welcher sich der Verfasser an einigen Stellen über schwierigere
Punkte hinweghilft und die im Grunde auf einer Täuschung des Lesers be-
ruht. Dieselbe besteht nämlich darin, ein zu entwickelndes Gesetz an
einem Beispiele, in welchem sich die Vorbedingungen besonders einfach ge-
stalten, klar darzulegen und hierauf die allgemeine Gültigkeit des gewon-
nenen Resultates sofort als selbstTerständlich hinzustellen. So wird, um nur
ein besonders grelles Beispiel dieser Art vorzuführen, in S. 105 und 106. der
Dynamik die Formel für die Lage des Stossmittelpunktes für den Fall ent-
wickelt, dass Massen über eine gerade, um einen ihrer Punkte drehbare
Linie vertheilt sind, und der Verfasser fährt hierauf in $• 107 fort: „Es ist
ohne Weiteres einleuchtend, dass die vorhergehende Formel nicht blos für
eine schwer gedachte gerade Linie (Stange) , sondern für alle solche um
eine Achse schwingender Körper gilt, welche durch eine durch den Schwer-
punkt und rechtwinklig durch die Drehachse gehende Ebene in zwei sym-
metrische Hälften getheilt werden und wo zugleich die Kichtnng des Stosses
in dieser Ebene rechtwinklig auf der vom Schwerpunkte auf die Achse ge-
dachten Senkrechten stattfindet." , Sollte Herr Lübsen wirt^lick geglaubt
haben, dass die Noihwendigkeit der in diesem Satze enthaltenen Bßding^
«ngen seinen Lesern „ohne Weiteres*' einleuchtend sein solle, «o hat er
denselben hier viel mehr zugetraut, als sich mit der von ihm anderwärts
gewählten Darstellungs weise in Einklang bringen lässt.
Das Vorstehende wird genügen, den Beweis zu liefern, dass Alles, was
im vorigen Jahrgange dieser Literaturzeitung S. 109 über die Vorzüge und
Mängel der Lübsen'schen Bücher gesagt ist, auch auf dieses Werk Auweud;
nng findet, mit welchem der Verfasser das Gebiet der angewandten Mathe-
matik betritt. Innerhalb der Kreise , unter denen seine anderen Bücher
vielfach verbreitet sind, wird auch das vorliegende güQstig aufgenommen
werden und Referent glaubt gern , dass es ungeachtet seiner Mängel da-
selbst manchen Nutzen bringen wird. 0. Fort. -
• , . , * _ , Digitizea Dy 'vj v>Ov IC
38 Literaturzeitang,
Die Anwendung der Algebra anf praktische Arithmetik, enthaltend die
Rechnungen des Geschäftslebens von W. Bbrkhan. Halle, H. W.
Schmidt.
Der Verfasser zeigt an gntgewählten Beispielen dnreh allgemeine Zahl-
seichen nnd dnrch Ziffern in den drei ersten Kapiteln die Anwendung di-
recter und indirecter^ der einfachen und zusammengesetzten geometrischen
Proportionen und der Kettenregel von der Einheit auf die Mehrheit schlies-
send in sehr klarer Weise und fasst die erkannten Wahrheiten in kurze
Kegeln und Lehrsätze zusammen. Es ist mit Hecht nur zu tadeln , dass
der Proportionsform von vornherein das Wort geredet wird , währenddem
der Verfasser selbst durch zwei gleiche Brüche zu dieser Form gelangt
Kef. glaubt, dass mau die Proportionen als antiquirt betrachten solle. Auch
wird es unzweckmässig erscheinen , in Gelehrtenschulen nach alten Regeln
zu rechnen , wo man namentlich für den theoretisch - mathematischen Un-
terricht, der insbesondere betrieben werden soll, die volle Zeit in Anspruch
nimmt.
Im rV. Kapitel werden die Theilungs - und 6 eselisch aftsrechnnngen
durch Anwendung der Algebra gelehrt. Die hier aufgeführten Beispiele
sind gut gewählt; nur sind einige Aufgaben nicht präcis gestellt; wie die
allgemeine S. 47, $. 47, in welcher es heisst: „nach Verlauf einer unbestimm-
ten Zeit gewinnen sie damit eine Summe von G Thlr. ; es muss offenbar die
Zeit, nach welcher der Gesellsohaftshandel abgeschlossen wurde, angegeben
werden, da die Gewinnste hiervon abhängen. Bef. hat sich bis jetzt mit
dieser sonst üblichen Auflösungsweise nie begnügen können. Der Verf.
giebt selbst in der Anmerkung $.32 zu, dass sich Capitalien, Zeiten und
Zinsen nicht wie Ursache, Zeit und Wirkung verhalten. 8. l&l wendet er
diese Verfahrungsw^ise wiederum an , giebt aber hier zu , dass sie streng
genommen nicht allgemein zulässig sei. Ref. wird später darauf zurück-
kommen.
Die Vermischiyigsrechnungen im V. Kapitel irind ausführlich behandelt
und auf Mischung mit Metallen, auf die Kronprobe von Archimedes, die
Richmann'sche Hegel etc. angewendet. In den unbestimmten Aufgaben
soll es offenbar statt: „wie viel muss man von jeder Sorte nehmen," „wie
viel kann man nehmen," heissen.
Der Verf. hat zur Lösung der Mischungen mit zwei und drei etc. Sor-
ten interessante Regeln aufgestellt. Ref. ist auch hier der Ansieht, solche
bestimmte oder unbestimmte Aufgaben immer durch die von Schülern ge-
bildeten Gleichungen lösen zu lassen. Das -viele Regeln bilden taugt nicht«;
sie bilden weder die Ein- noch die Umsicht, noch weniger die eigentliche
Fertigkeit; denn im weitesten Sinne hiess dies die mathematischen Kennt-
nisse in Form von Kochrecepten geben. Dass der Verfasser hiervon selbst
kein Freund ist, zeigen seine übrigen Schriften. ^
Die Vereinigungsrechnungen des VI. Kapitels können QIi)$clfäiischte
Literatuneitung. 39
Aafgaben zu den vorhergegangenen betrachtet werden. Beferent findet
swisoben den Arbeitarechnnngen und Terminrechnnngen keine Analogie}
etwa die, dass man in beiden multiplicirt?
Aufg. 4, S. 134, hält Ref. mit einfaeher Versinsung für unrichtig
gelöst; denn würde der Schuldner etwa nach 3 Monaten Z Thlr. be^ahleni
80 würde sich das Kapital um 1% Thlr. vermehren, statt vermindern; es
mttsste dann Zins von Zins bei der nXchsten Abaahlung gerechnet werden»
was die Aufgabe nicht verlangt. Eine Zinsrechnung kann überhaupt nur
durch die Mathematik richtig gelöst werden, wenn bestimmt ang^eben ist,
ob einfache oder ausammengesetzte Zinsen gerechnet werden sollen. Es
soll diese Aufgabe richtig mit einfacher Versinsung gelöst werden. Es ist
Jemand am Anfange des Jahres k fl. schuldig; er trXgt nun nach « Monaten
Ar, , nach b Monaten Ar« ab ; wie gross ist der Best der Schuld am Ende des
Jahres zn/»%?
Zahlt der Schuldner k^ nach a Monaten, so sind diese zu zerschlagen
in ein Kapital % am Anfange des Jahres fi&llfg und in den Zins aus diesem
Kapital vom 1. Januar für a Monaten, so dass
P ♦
12 _ 100 Af| _ 120QAf
^^-^^lÖo"' *~,_. ap — 1200 + ap""^'
100 + —
^12
ebenso
1200Ar,
' 1200 + 6p
Der Rest des Kapitals am Anfange des Jahres
_ 1200 Art 1200Ar,
~ 1200 +«p 1200 + 6p "^
Der Zins aus R vom 1. Januar bis Ende des Jahrejs^; also die Schuld
am Ende des Jahres = R + j— = (l + t^) ä-
Im VIII. Kapitel sind die allgemeinen Formeln für das Rabattiren und
Discontiren aufgestellt und viele Zahlenbeispiele schliessen sich auf das
Oeschäffcsleben angewendet an. Ref. hätte nur gewünscht, dass man hier
die Erklärung des Interusurinms von Hoffmana gegeben und allgemein
nachgewiesen hätte, dass das Discontiren in Hundert zu Ungereimthei-
ten führe. In Aufgabe 4, S. 149 ist von unverzinslichen Kapitalien ge-
geredet, sie wird auch m dreifacher Weise vom Verfasser richtig gelöst ;
in der 4. Auflösungsweise wird zuerst der mittlere Zahlungstermin gesucht
und dadurch gelöst; wenn sich hierdurch ein Unterschied ergiebt, so ist die
Ursache offenbar die, weil hier die Kapitaliw verzinslich betrachtet werden
oder Rabatt in Hundert gerechnet wird.
Das IX. und X. Kapitel enthält die sogenannten Terminrechnungen in
uigiüzea oy ^wJvJOV IC
40 Litefraturzeitnng*
sehr ansführliclier Weise, wie sie keine andere Schrift enthalten^ mag. Ob-
WoU der Verfasser selbst zngiebt (S* idl), dass die bisherige Löaang der
mittleren Zahlungstermine nicht allgemein aulässig sei, so giebt er weder
den innem Grund an, noch sacht er eine richtige Lösung mit einfachen
Zinsen. Das IX. Kapitel enthält lauter Aufgaben, die mit wenig Ausnah«
men enthalten, ob die Kapitalien „versinsHch*^ oder „unverzinslich^^ zu be-
trachten sind. Sind verschiedene Kapitalien nach verschiedenen Zeitfristen
verzinslich zu zahleu , so können an jedem Tage dieselben mit ihren ent-
{^rechenden Zinsen bezahlt werden ohne des Gläubigers oder Schuldners
Schaden ; es möchte somit das Sachen eines allgemeinen Verfalltages gar
keinen praktischen Werth haben, nur etwa dann, wenn der mittlere Zinsta^
gesucht werden soll , fttr mehrmonatliche Fristen. Für diesen Fall wird
richtig sein, wenn man mit Ar« , Ar^ . .kr die Kapitalien und mit eL^ b ,.^c die
die entsprechenden Zeiten und mit x den mittleren Verfalltag bezeichnet
*~~Ä:, + /r, + ... + /r,
In dieser Weise werden die Aufgaben vom Verfasser nicht aageachaut;
dies geht aus Anm. S. 151 hervor. Behalten wir die Bezeichnungen bei
und nehmen der Kürze wegen j^-^jp^ap^ etc. und die Kapitalien als unver-
zinslich an, so müssen die Ansprüche des Gläubigers und Schuldners gleich
sein Atj +Ar, + . . + Ar**. Sucht man den haaren Werth JF der Ansprüche
des Gläubigers, so erhält man
n ^_ 100 Art ^ 106 Ar, , lOOAr^
100 + ajp 100 + 6p • 100 + cp
Der haare Werth der Ansprüche des Schuldners, Nutzniess^s :
2)Z>_Ar, + Ar, + .. + Ar, ^^^^^^ + ___+.. + _^
somit
also
3)
100 + «p lOO + bp ' 100 + cjp
D+fV^k, + k, + ,.+kr]
WpH lOOZ)
^~ 100 ' *~ Wp
apkt ^ bpkt cpkr
_100 100 + qp 100 + 6p 100 + gp
*~7 lOOÄT, , lOOAr, , , lOO^r *
100 + ap lOO-t-^p ' lOO + cp
Nach gehöriger Reduetion wird im Allgemeinen dieser Ausdruck die
Form
. _€p + E_ C EF—CQ
^ ^~Fp + G~ f'^ 'f(Fp + G)
annehmen. Y^ ' t
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^ LiteraturseHttJi^. • 41
£s iBt ako. der Zinaftisa in der Weise abhängig, dasB derVetiaütag um
80 später fälH, je kleiner deo: Ztnsfuse.p i»t und so amgekebrt. Wird p = 0,
(Lii, der Schuldner hat keine Nutzniesauug ansBUspreehen , die Capitalien
sind verzinslich, so verwandelt sich 3) in
_ o^i + ^ Ar, + .. + ehr
^ "" *,+Ä, + .. + *^
Die Gleichung 3) giebt die richtige Lösung. Klarer tritt die Bichtigkeit
hervor, wenn man in derselben Weise diese Aufgabe mit Zinsessinsen l(>st;
es ist dann
Ar, ^. k^ _ j. 4. ^ **
('+^r ('+iSi)' ■ (-+1^)'.
*==^, + A:, + .. + /r,
So verfährt der Verf. S. 207 und 208 mit Zinaeszinsen.
Es sind demnach die meisten Aufgaben des Kap. IX und X un-r
ricfatiggelöst; zugleich wird einleuchten, warum die Auflösungen der
meisten Gesellschaftsrechnungen mit Recht Missteauen erregen» /
Ref. ist übrigens weit entfernt, dem Verf. den geringsten Vorwurf bu
machen; denn es wird in allen mir bekannten Schriften so verfahren«
Oettinger hat den Versuch gemacht, der politischen Arithmetik eine durch^^
greifend wissenschaftlicho Form zu geben, er verföhrt ebenso. Im Kapitel
über das Interusurinm greift er sogar in der T hat das vorher von ihm selbst
als richtig dargestellte, als unrichtig an. Meier Hirsch, Eisenlohr etc. ver-
fahren ebenso. Es wimmelt von arithmetischen Aufgabensammlungen, welr
che gar keinen Anspruch machen können auf die allgemeine Richtigkeit
ihres Inhalts. .
In den folgenden Kapiteln sind sehr interessante Aufgaben über Zin> <
sesziasrechnnngen^ Berechnung der.Volksmetigen, der Forsten, Ablösung«.*
kapitaiien, Waldberechnung enthalten. 14^ur wäre es wünsohenswerth ge-
wesen, wenn das Leinitz^sche Interusnrium mehr seine Anwendung bei den
Zinsessinsrechnungen gefunden hätte und gerade auf Aufgaben, wie sie im
IX. und X. Kapitel enthalten sind.
Als Anhatfg sind verschiedene Aufgaben über kaufmännisches Rechnen
die Regula falsi und die merkwürdige Eigenschaft der Zahl 9 als Divisor
beigegeben.
Wenn Ref. Manches sieh erlaubte zu tadeln, so geschah dies nur desr
wegen, um überhaupt auszusprechen, dass in der politischea Arithmetik
Ti^e Ungereimtheiten vorkommen , viel alter Kram , der als Ballast nach-
gescUeppt wird, den man abschütteln sollte.
Es enthält diese Schrift ein sehr schätzbares Material für Schüler und
Lehrer und zeichnet sich vor andern dergleichen Schriften aus und es kaun
somit deren Gebrauch nur empfohlen werden.
Bruchsal. Dr. Schlscuteb»
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42 Liieraturzeitang.
Das Batwerfen geographiiolier XarteimetBe in YerUadnng mit dem
fhemaÜMshaa Untorridhte am Obergymnatiam. Von Vinzens Adam,
Professor am k. k. Gjnmasmm in krünn (Separatabdrack aus dem
Programm für 1858 desselben Gymnasiums).
Der Herr Verfasser macht im Eingange der genannten Abhandlung die
gewiss sehr treffende Bemerkung, dass es zur Belebung des mathematischen
Unterrichts wesentlich beitragen würde, wenn man den rorgerflekteren
Schülern einen Gegenstand zur Anwendung darbieten würde, der, wie daa
Entwerfen von Eartennetzen ihr Interesse durch ihren geographischen
Unterricht ebensowohl, als durch die Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt,
•welche man in neuerer Zeit geographischen Studien und Darstellungen
überhaupt (insbesondere auch in Oesterreich) schenkt. Der Verfasser
hat nun in seinem Schriftchen das für den genannten Zweck Wissens-
wertheste und Wichtigste über Kartenprojectionen zusammengestellt und
wird dadurch sicherlich denjenigen seiner Herren Fachgenossen nützen,
welche diesem Gegenstande bis jetzt ihre Aufmerksamkeit noeh nicht ge-
schenkt haben sollten. 'Die mathematische Darstellung der Netzconstmc-
tionen setzt nur die einfachsten Begriffe in der Stereometrie und Kennt*
nisse in der Trigonometrie vorans und ist insofern gewiss dem beabsichtig-
ten Zwecke entsprechend. Der Construction des Netzes folgt in der Kegel
die Angabe der Eigenschaften desselben und die Angabe der Anforderun-
gen, die durch das Netz wirklich erreicht werden. Was die äussere Aas-
stattung anbelangt, so trägt es sehr zur Deutlichkeit bei, dass jede Netz-
eonstmction mit in den Text eingedrucktem Holzschnitte des betreffenden
Netzes versehen ist. Dr. Emil Kahl.
Die Oeometrie der Körper. Von Dr. W. Zshice, Director der Provinzial-
Gewerbschttle zu Hagen. Iserlohn, Julius Bädeker.
Unter Voraussetzung der Bekanntschaft mit den gewöhnlichen Sätzen
über die gegenseitige Lage unbegrenzter Geraden und Ebenen beschäftigt
sich das vorliegende, 118 Seiten zählende Werkehen vorzugsweise mit der
eigentlichen Ausmessung der Körper. Im ersten Theile , 'welcher nur 28
Seiten umfasst, werden die einfachsten Fälle behandelt, nämlich Oberfläche
und Inhalt von Prisma, Pyramide, Obelisk, Cjlinder, Kegel und Kugel be-
stimmt ; der zweite^ weit reichhaltigere Theil erörtert allgemeine Methoden
zur Berechnung der Körper und zeigt deren Gebrauch an einer grossen Zahl
geschickt gewählter praktischer Aufgaben ; im Anhange sind Erlänterungea
und Beweise einiger im zweiten Theile benutzten Eigenschaften der Kegel-
schnitte hinzugefügt. Dieser allgemeinea Inhaltsangabe mögen einige spe-
eielle Bemerkungen folgen.
Im ersten, gewissermaasen dem elementaren Theile flndet man, der
Natur der Sache nach, weniger Originelles als später, doch ist anerkennend
hervorzuheben , dass der Verfasser immer von möglichst allgemeinen Ge-
Digiüzea oy v3 v^v./'i ln^
Literatnrz^ituDg. 43
sichtspunkten ausgeht und hierbei manchen Satz beweiat , den man in den
Lehrbüchern der Stereometrie entweder gar nicht oder nicht begründet an-
trifft. Dahin gehört a. B. der fmchtbare Satz^ dasa zwei über denselben
Ornndflächen stehende Körper inhaltsgleioh sind, wenn ihre, in gleichet
Höhen genommenen Querschnitte gleiche Flächen besitzen ; der Verfasser
beweist dieses Theorem mit derselben Orenzenbetraehtung , die sonst nur
speciell für die Pyramide angewendet wird.
Von besonderem Interesse ist der zweite TheiL Hier wird zunächst
die barycentrisohe Methode der Körperberechnnng (Guldin*sche Begel) auf
elementarem Wege begründet und auf circa 24 Aufgaben angewendet. Hie«
ran knüpft sich eine Modification jenes Verfahrens , welche dem Verfasser
eigenthümlich zu sein scheint und auf folgendem Satze beruht: In einer
Ebene mögen zwei parallele Gerade x (Rotationsachse) und y (Hülfsachse)
liegen und um h von einander entfernt sein ; ausserhalb oder innerhalb die-
ser beiden Parallelen liege ferner in der nämlichen Ebene die Fläche Q^
welche bei der Drehung um x das Volum F, , dagegen bei der Drehung um
y das Volumen Vy erzeugt; dann gilt immer die Relation
worin das obere oder untere Zeichen zu nehmen ist, jenachdem Q aussei*-
halb der Parallelachsen oder zwischen denselben liegt. Durch dieses Theo-
rem wird man von der speciellen Lage des Schwerpunktes der Erzeugungs-
fläche unabhängig und kann daher von vielen, schon ziemlich complioirten
Körpern (Hohlkehlen, Schraubenmuttern, Walzen zur Eisenfabrication etc.)
die Volumina sehr leicht bestimmen. — Von nicht minderem Interesse sind
die folgenden Erörterungen über die Volumina schief abgeschnittener Kör-
per (Hufe), sowie die Anwendungen der Simpson'schen Regel und der Sum-
menformel ♦)
♦) Der Verfasser beweist dieselbe auf die gewöhnliche Weise mit Hülfe des bino-
mischen Satzes ; elementarer imd kürzer dürfte folgende Einleitung sein. Ersetzt man
in der Gleichung
a — 6
einmal jedes b durch das grössere a, so wird
ersetzt man dagegen jedes a darch das kleinere h^ so wird
In der ersten Ungleichung nehme man nach einander
ü =ss If 2, 3} • • • • K,
6 = 0, 1,2 n— 1,
in der zweiten
a=2, 3, 4, «• . .n+l)
6=1,2,3,..,./!,
und addire alle entstehenden Ungleichungen ; dies giebt
und hieraus folgt der obige Satz, wenn man mit (* + 1) n^-^^ dividirt und it in's l^nend-
Uche wachsen läset. ^ t
uigiiized by LjOOQIC
44 Literaturzeitang.
1*4.2*4. 3* + ... + «* 1 .,.
Z,m -^-^^ = j^-pj, für « = CO ,
snr Berechnung yon Kappen nnd Zoneii verocbieclener, von Flächen zweiten
Grades begrenzter Körper« Den Beschlctss macht die Berechnung regel-
müssiger Gewölbeformen.
Trotz seines geringen Umfanges enthält das Buch doch sehr viel
Schätzenswerthes und verdient^ selbst abgesehen von seiner nächsten Be-
stimmung (für Gewerbeschulen), schon als reiohaltige Sammlung elementar
und elegant behandelter stereometrischer Aufgaben auch in weiteren Krei-
sen bekannt und benutzt &u werden. Die äussere Ausstattung entspricht
dem Inhalte.
SOHLÖMILCU.
Bibliographie
vom 1- Februar biß l. April 1860.
PeriodiBche Schriften.
Monatsberichte der K. Preuss. Akademie der Wissenschaften
zu Berlin. Jahrg. 1860, 1. Heft. Berlin, Dümmler. pro compl. 1% Thlr.
Annalen der Physik und Chemie von PoaoENDORF. Jahrg. 1860.
No. 1. Leipzig, Barth. pro compl. 9% Thlr.
Memoires de Vacademie de soiences de Petersbourg. ViL seriey
Tome IL Leipzig, Voss. ' 4% Thlr,
Seine Hathematik.
Kummer, E. E., Die allgemeinen Reciprocitätsgesetze unter
den Besten und Nichtresten der Potenzen, deren Grad
einePrimzahl ist. (Akad.) Berlin, Dämmler in Oomm. 1^ Thlr.
Waqner, W., Bestimmung der Genauigkeit, welche die New-
ton^sche Methode zur Berechnung der Wurzeln darbie-
tet. Leipzig, E. Fleischer. 6 Ngr.
SiMBRKA, W., Die trinären Zahlformen und'Zahlwerthe. (Akad.)
Wien, Gerold's Sohn in Comm. 14 Ngr.
MüLLBR, J., Anfangsgründe der geometrischen Disciplinen.
3 Theile, Braunschweig, Vieweg. 1% Thlr.
Davon einzeln verkäuflich :
Geometrie und Stereometrie, 2. Aufl. ^t Thlr.
^ Ebene und sphärische Trigonometrie, 2. Aufl. % Thlr.
Analytische Geometrie der Ebene und des Raumes. % Thlr.
uigiTizea oy ^._j vyv^'i lv.
Literaturzeitnng. 4 5
FiftCHER, J. G., Leitfaden zum Unterricht in der Elementar*
geometrie. 1. CursoB. 3. Aufl. Hamburg, Perthes, Besser & Manke.
6Ngr.
Becker, P.W., Lehrbuch de^Elementargeometrie. 2. Tbl. l.Abth.
Stereometrie. Oppenheim a. R., Kern. 18 Ngr.
Ecklid, Sammlung geometrischer Aufgaben und Lehrsätse.
Aus dem Englischen von Potts, übersetzt von H. v. Aller. Hanno-
ver, Hahn. 24 Ngr.
M09NIK, F., Lehrbuch der Geometrie für Oberg'jmnasien. 6. Aufl.
Wien, Gerold's Sohn. 1 TWr.
Koppe, K., Anfangsgründe der reinen Mathematik. 4. Tbl. Ebene
Trigonometrie. 3. Aufl. Essen, Bädeker. 16 Ngr.
Uhde, A., Die ebene Trigonometrie. Braunschweig, Vieweg. ^Thlr.
•WiEGAND, A., Lehrbuch der ebenen Trigonometrie. 4. Aufl. Halle^
Schmidt. *A Thlt.
Wittstein, Th., Vierstellige logarithmisch - trigonometrische
Tafeln. Hannover, Hahn. % Thlr.
Angewandte Mathematik.
Fischer, Ph., Grundzüge des auf menschliche Sterblichkeit
gegründeten Vericherungswes.ens 1. Abth. Bestimmung der
Sterblichkeitsverhältnisse. Oppenheim a. R., Kern. 1 Thlr. 12 Ngr.
FOHLKE, K., Darstellende Geometrie. 1. Abthlg. Berlin, GKrtner.
1 ThlK.
ScHBLLBACH, K. H., Ncue Elemente der Mechanik; bearbeitet von
G. Arendt. Berlin, G. Keimer. 1% Thlr.
Lejeume-Dirichlet, Untersuchungen über ein Problem der Hy-
drodynamik. Aus dessen Nachlasse hergestellt von R. Dedekind.
Göttingen, Dietrich. 16 Ngr.
Riemann, B., Ueber die Fortpflanzung ebener Luftwellen von
endlicher Schwingungsweite. Ebendas. % Thlr.
ScHEFFLER, E., DieElasticitätsverhältnissevou Röhren, welche
einem hydrostatischen Drucke ausgesetzt sind. Wiesba-
den, Kreidel & Niedner. 12 Ngr.
Niemtschik, R., Ueber die directe Constructionsmethode der
verticalaxigen Krystallgestalten aus den Kantenwin-
keln. (Akad.) Wien, Gerold's Sohn in Comm. 16 Ngr.
Argelander , F. W. A. , Astronomische Beobachtungen auf der
Sternwarte zu Bonn. 3. Bd. Bonner Sternverzeichniss , 1. Sect.
Bonn, Marcus. 5 Thlr.
AlliS, M., Ueber die Bahn der Nemausa. (Akad.) Wien, Gerold's
Sohn in Comm. , 2 Ngr.
uigitizea oy -v^j vyv_>r Vl_\^
46 Literaturseituog.
LÖWT, M., Ueber die Bahn der Eagenia. Ebendas. 3 Ngr.
8gbi£Le, L., Theorie der Aasweichgeleise und Bahnkreazan-
gen. Leipzig, Schräg. 1 Thir.
Taschenbuch des In geniears, herausgegeben von dem Verein „die
Hütte.'' 1. Hälfte, 3. Aufl. Berlin, Ernst & Korn. 1% Thlr.
LowNDES, The Engineers Handbook, London^ Longman. 16 sh.
Physik.
Die Naturwissenschaften, bearbeitet von Dippbii, Gottlibb, Kopps
u. s. w. 2. Aufl. 1. Bd. 2. Abth. Essen, Bädeker. 1 Thlr.
ScROEDLfiB, F., DasBuchder Natur. 11. Aufl. 1. TU. Physik, phj-
sikal. Geogr., Astronomie und Chemie. Braunschweigi Vieweg. 1 Thlrl
£mshaiih, A. H., Leitfaden zur physikalischen Vorschule. Leip-
zig, O. Wigand. 6 Ngr.
Pisxo» F., Lehrbuch der Physik für Untergymnasien. 2. Aufl.
Wien, Gerold's Sohn. 1 Thlr-
ScRABUS, J., Orundzüge der Physik. 2. Aufl. Ebendas. 2 Thlr« 12 Ngr.
Weiss, F., Die Oeschichte der Satellitenbildung. Einleitung
zur Geschichte der Erde. 2% Thlr.
Blaserita, Mach und Peterin, üeber elektrische Entladung und
Induction. (Akad.) Wien, Gerold^s Sohn in Comm. 6 Ngr.
Clement, K. J., Das grosse Nordlicht am 29, Aug. X8&9 und die
Telegraphenverwirrung in Europa und {Nordamerika.
Hamburg, Perthes -Besser & Mauke. 1 Thlr.
Bjüion, P., Atlas du magnetisme ierresire avec un texte contenant
Vexplications de tout les faite magnitiques suivant lee loie
physiques. PariSj Mattet- Bachelier. 16 Fres.
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Literatnrzeitung. 47
Joannifl Kepler! opera omnia
edidit Chr. Frisch. Francofurti et Erlangae^ Heyder & Zimmer.
VoLL 1858.
Eine Ehre, deren sich mancher wenig bedeutende Schriftsteller in
Dentsohland rtihmt, war einem der grössten Namen unseres Vaterlandes
bisher nicht widerfahren: wir betassen keine Gesammtausgabe der Werke
Kepler's. Und doch gehört Kepler zu den wenigen Aaserwählten, bei de-
nen jedes Epithet überflüssig, die nicht dem Fachmanne allein» sondern
jedem Gebildeten bekannte^ rnhmgekrönte Gestalten sind. Kein besonderer
Gau kann ihn sein eigen nennen, die Orte seiner Gebart, seiner Ersiehang
and selbstständigen Thätigkeit machen ihn zum Deutschen im allgemein«-
steil Sinne des Wortes. Er hat den deatschen Geist für immer and alle
Zonen Terherrlicht durch Tiefe der Gedanken und unverwüstlichen Humor
durch Ausdauer sonder gleichen und angebrochene Phantasie , durch aner-
schütterliche Ehrenhaftigkeit und seltene Urtheilskraft. Und die Producte
dieses Geistes existiren grossentheils nur in wenigen Exemplaren oder sind
geradezu blos handschriftlich vorhanden. Sollen die widerlichen Erbärm-
lichkeiten, welche einen der edelsten Menschen^ die es je gab, sein ganzes
Leben hindurcb verfolgten, sich noch an seinen unsterblichen Arbeiten fort-
setzen, und uns Epigonen beschieden sein, die allenthalben zerstreuten Er-
zeugnisse seiner Hand nach und nach dem Untergange geweiht zu sehen,
wie seine Zeitgenossen einst umsonst die Stätte sachten, wo seine irdischen
Ueberreste ruhen?
In acht vaterländischer Weise hat Professor Frisch seit vielen Jahren
in aller Stille daran gearbeitet, diese Schmach von uns abzuwenden , und
tritt nun mit einem völlig geordneten, aus den verschiedensten Quellen mit
bewundernswürdiger Aufopferung gesammelten Materiale für nicht weniger
als acht ziemlich starke Bände vor die Verehrer Kepler's hin, deren Zahl
Legion — sein sollte. Zwei bereits erschienene, den ersten Band bildende
Hefte enthalten: Mysterium Cosmographkcum , Apologia Tychonis, Calendan'a
Opera Astrologica y mit wichtigen, hauptsächlich ans Kepler 's Briefwechsel
geschupften Commentaren, und zeugen für die Umsicht und Sorgfalt, welche
hier aafgewendet wurden, um uns die Werke des unvergänglichen Todten
in würdiger Gestalt vorzuführen. Aber das treffliche Unternehmen stockt
— aus Mangel an Theilnahme. Schon einmal*) erhob ich meine Stimme
♦) Angflbiirger Allgemeine Zeitung, 14. Juli 1857, Beilage.
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48 Literaturzeitung.
im Vereine mit meinen Collegen : Argelander, Hansen, Encke,
Grould, Peters, Rümker, Strnve d. ä. n.J., Zech, leider nicht mit
der gewünschten Wirkung zu Gunsten dieser so höchst verdienstlichen Pu-
blication, die nicht nur eine alte Schuld Deutschlands an einen seiner herr-
lichsten Söhne bezahlen^ sondern die heutige Welt in den Stand setzen soll,
an der Quelle zu schöpfen, was ihr nachgerade unzXhlige Male unlauter
geboten wurde. Ich wähle heute zu diesem wiederholten Aufrufe ein Or-
gan, das als Eeliquie des deutschen Reiches doppelt berufen ist, sich Sr.
Kömisch kaiserlichen Majestät Mathematikers anzunehmen. Möge die pa-
triotische Begeisterung für einen anderen grossen Deutschen , deren Nach-
klänge wir noch vernehmen, sich auch hier bewähren ! Kepler litt im Leben
hauptsächlich unter der unglückseligsten aller Spaltungen unseres Vater-
iJandes ; möge die Erinnerung an ihn versöhnt werden durch die Einigkeit,
mit der wir beitragen zur Errichtung eines Denkmales, das in unseren Ta^
gen von der Presse dauernder und erfolgreicher gegründet wird als durch
Meissel und Marmor ! Wenn nur einige Länder noch dem von Prenssen und
Oesterreich gegebenen schönen Beispiele in Unterstützung dieses Unter*
nehmens beitreten, wenn insbesondere öfiPentliche Biblioth eisen es nicht ver-
schmähen, ein Werk zu erwerben, das jeder derselben zur Zierde gereichen'
wird , so ist die Bereicherung nicht bloss der deutschen , sondern der ge-
sammten Literatur um einen wahren Schatz gesichert, dessen universeller
Charakter in der glänzenden Liberalität der russischen Regierung einen
sprechenden Ausdruck gefunden hat.*)
W i e n , 17. Dec. 1859. . 0. Y. littrow.
*) Die Redaction hofFt durch Abdruck dieses auf Veranlassang der Kaiserlich
Leopoldinlsch-CHrolinischen Academie zuerst in der Leopoldina No. 9 erschienenen
Aufrufes einer eben so mühevollen als überaus yerdienstUchen Arbeit neue Gönner
erwerben zu können.
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Literaturzeitung.
Recensionen.
Heber Zahlensysteme und deren Oesehiohte. Von Joseph Kri^t. Am
Schlüsse des Schuljahies 1859 yeröffentlicht vom Director der
k. k. Oberrealschale der königlich freien Hauptstadt Ofen.
„Das Menschengeschlecht als Eins, dnrch geistige Interessen zum Gan-
„zen verbundene, aufzufassen , das ist es', was uns mehr denn je noth thut,
„und was der Zweck des cnlturgeschichtlichen Unterrichtes sein soll.'* In
diesem Satze, welcher der kurzen fjinleitung des uns vorliegenden Pro-
gramms entnommen ist, spricht sich das pädagogische Olanbensbekenntniss
des Verfassers aus. Wohl ist es so, wie er sagt, und w^re unser Zweck
ein politischer statt eines wissenschaftlichen, wir könnten darüber Betrach*
tungen der ernstesten Art anstellen. Eine Betrachtung nur können wir
nicht zurückhalten, die freilich nichts weniger als neu ist aber zu denen ge-
hört, welche nie oft genug wiederholt werden können. An jenen Ausspruch
weiter knüpfend, stellt nämlich der Verfasser die Anforderung an dua Leh«-
rer de» verschiedensten Disciplinen , sich dessen zu erinnern , dass keine
Wissenschaft auf einmal entstanden, dass jede ihren Entwickelungsgang
gehabt, dessen Darstellung sicher mit in den Unterricht gehöre. Ganz be-
sonders lag es in seinem Wunsche, die Mathematiker seines' Vaterlandes
zur Berücksichtigung dieser Methode anzuregen, und wenn, wie es scheint,
diese Hoffnung nicht in Erfüllung geht, wenn bis jetzt noch kein österrei-
chisches Organ die vorliegende Abhandlung auch nur besprach, so mag der
Verfasser sich getrost sagen, dass nicht die Unrichtigkeit seines Principes
daran die Schuld trägt, sondern die Unzulänglichkeit derer, an die er sich
direct wandte. Es ist aber einer der reformbedürftigsten Missstände des
Unterrichtswesens in fast allen Ländern , dass man zu glauben pflegt , den
mathematischen Unterricht an Mittelschulen oder auch in niederen Klassen
höherer Schulen könne ein Jeder ertheilen , der nur selbst die Elemente
der Wissenschaft begriffen hat^ Man wird keinen Philologen mit der Er-
klärung des Cornelius Nepos beauftragen, von dem man nicht weiss^ dass
Liler.la«ly. d, Zeifchr. f. Math. u. Phys! V. uigmze^oy x^ v^v^glC
50 Literaturzeitung*
er Tacitas zu verstehen im Stande ist, allein bei der Mathematik genügt
es, wenn der Lehrer so viel weiss, als er mitzntheilen hat! Es giebt na-
türlich überall ehrenwerthe Ausnahmen, aber sie dienen nur dazu, die Regel
zu bestätigen. Und wie will man vonXeuten, denen das omnia secum poriare
so leicht fallt, verlangen, dass sie lehren , zu dessen Erlernung ihnen kaum
je Gelegenheit geboten war? Beferent ist gewiss davon entfernt, deshalb
weniger den Wunsch zu hegen , es möge in weitere und weiteste Praxis
übergehen, was er selbst mit aller Kraft zu verbreiten anstrebt, nur möchte
eres ermöglicht sehen, dass solchen Anforderungen genügt werde, und
deshalb muss immer und immer wiederholt werden: Soü die Mathematik an
den Schulen so segensreich wirken, wie sie es im Stande ist, so muss vor
Allem die Stellung des Mathematiklehrers eine höhere werden, dann erst
kann man denselben Maasstab an seine Leistungen legen. Um so erfreu-
licher ist es, wenn auch jetzt schon eine ganze Anzahl von strebsamen
Männern trotz der Ungunst der Verhältnisse ihre WissenschafI von einem
höheren Standpunkte zu betrachten wissen; wenn namentlich auch an Or-
ten, wo die literarischen Quellen nicht so leicht zugänglich sind , doch ein-
gehende Bearbeitungen einem gründlichen Studium unterworfen werden.
Von diesem Gesichtspunkte aus können wir dem vorliegenden Programme
nur unsere Anerkennung aussprechen.
Der Verfasser hat sich bestrebt, die bisherigen Forschungen über die
Geschichte der Zahlensysteme und der Zahlenreiben zusammenzustellen
und hat dadurch ein tibersichtliches Gesammtbild gewonnen, an welchem
nur wenig zu retouchiren scheint. £s sei uns erlaubt, aus Interesse an dem
Gegenstande, die geringen Ausstellungen zu machen, welche uns dabei sich
ergaben.
Ueber die verschiedenen Arten der Zahlensysteme spricht sich der
Verfasser im ersten Theile des Programms ziemlich vollständig aus. Neu
war uns dabei namentlich die Erwähnung, dass der magyarischen Sprache
vielleicht ein Siebenersystem zu Grunde liege. Hier könnte noch eines
anderen seltsameren Systems Erwähnung geschehen, wekhes bei den Osse-
ten, einem Volksstamme des Kaukasus, in Gebrauch sein soll. Der be-
kannte Reisende Kohl will nämlich bei denselben ein Octodeeimalsystem
gef^inden haben (vergl. dessen Reisen in Südrussland H, 216). Femer
möchten wir. auf die Vermengung des Decimal- und des Duodecimalsystems
aufmerksam machen, welche bei den alten Deutschen existirte und deren
Ueberbleibsel noch in den, wenn auch nicht durchweg deutschen Zahlen-
namen: Gross =Ä 144, Schock = 60, Mandel = 15, Dutzend = 12 nachklin-
gen, während das sogenannte grosse Hundert =120 in den skandinavischen
Sprachen als Storhundrud von dem kleinen Hundert, Lillehundrud =100
unterschieden wird. In der deutschen Sprache ist diese letztere Unter-
scheidung jetzt zwar verschollen, kam aber besonders bei den Strafbeding-
ungen germanischer Gesetzgebung vielfach in Betracht. Nähere Unter-
uigiTizea oy v_i v^v^'pi lv-
Literaturzeitung. 51
Buchungen über diegen Gegenstand wären von mathematischer Seite, noch
wünschenswerth ; Material dazu findet sich bei Sachse, historische Grund-
lagen des deutschen Staats- und Reclitslebens. Heidelberg 1844, S. 247 fig.
Das aweite Kapitel des Programmes behandelt die dem Gegenstande
nach weit yerwickeltere Geschichte der Zahlensysteme und Zahlenzeichon.
Der Verfasser unterscheidet S. 58 (nach Nesselmann, wie er selbst angiebt)
drei Klassen von einfachen Zahlenseichen: l) Willklihrliche von der Buch-
stabenschrift unabhängige Zeichen; 2) die Buchstaben des Alphabets in
ihrer gewöhnlichen Keihenfolge; 3) Anfangsbuchstaben oder Abkürzungen
der Zahlworte. Zu der ersten Klasse werden mit Nesselmann die indisch-
arabischen ZifiPern gerechnet, zu den Beispielen für die dritte Klasse fügt
der Verfasser „eine von Prinsep entdeckte indische Zahlenschrift" hinzu.
Hierin liegt aber ein offenbar aas einem Missverständnisse hervorgegange-
ner Widerspruch. Prinsep schreibt gerade den indisch -arabischen Ziffern
selbst einen solchen stenographischen Ursprung zu. Sie können also nur
entweder mit Nesselmann zur ersten oder mit Prinsep zur dritten Klasse
gerechnet werden. Beides zugleich ist unmöglich. Referent hatte seit
Veröffentlichung seiner letzten Untersuchungen über die Geschichte der
Zahlzeichen die Gelegenheit, Prinsep's Originalabhandlung zu studiren
{James Prinsep , Essays on Inöian antiquities, edited by Edward Thomas^ London
1858. I, 145; II, 70 — 84), ohne freilich dabei die volle Ueberzeugung von
der Kichtigkeit der Hypothese desselben gewinnen zu können« Unsere
Zweifel beziehen sich Indessen nur auf die Identität seiner Zahlzeichen mit
Buchstaben. Zugeben müssen wir hingegen , dass der Uebergang von den
Zeichen Prinsep^s in die spätere Form indischer Ziffern kein schwieriger
ist. Die allmäligen Veränderungen, welche z. B. die deutsche Buchstaben-
schrift noch in den letzten 4 bis 5 Jahrhunderten erlitten hat, sindnoch viel
bedeutender, und ähnlicher Weise haben in allen Kunstprodncten einzelne
Formverändernngen immer stattgefunden, sowohl beim Sichverbreiten von
Nation im Nation, als beim Wechsel der Zeiten f als auch bloss nach dem
Geschmacke des jedesmaligen Verfertigers. Warum sollte dieses bei den
Zahlzeichen sich anders verhalten ? Wir erinnern nur an unsere heutige
Sieben , deren verticaler Theil bald als gerader Strich , bald unten nach
rechts gekrümmt, bald mit, bald ohne Schleife abgebildet wird, und solche
Varianten, die uns heute nicht im Mindesten auffallen ^ kamen selbstver^
ständlich überall vor, wo die Zahlensehrift Volkseigenthum war» Wir müs-
sen deshalb auch dem Verfasser widersprechen, wenn er S. 70 unsere Ziffern
nicht formverwandt mit den von den Arabern gebrauchten Zahlzeichen
nennt. Eine Verwandtschaft findet allerdings statt, nur keine Identität.
Ja, eine Verwandtschaft, glauben wir, beabsichtigte der Verfasser an ande-
ren Stellen gar nicht in Zweifel zu ziehen, da er S. 66 an den semitischen
Ursprung der unseren Ziffern zunächst stehenden apices des Boethius
e^*"''^- u,gmzedby Google
52 Literaturzeitung.
Ein weiterer Pnnkt, worin wir nicht mit dem Verfasser tibereinstim-
men können, ist die Controverse, ob das Werk de numerortim divisione von
Gerbert oder von Beda herrühre. Der Verfasser meint S. 71, Ohasles habe
sich für die Antorschaft des letzteren ausgesprochen. Dieses ist nur theil-
weise richtig. Chasles sprach diese Meinung in seiner Geschichte der Geo-
metrie (Uebersetzung S. 529) freilich aus, aber schon S. 589^ desselben Wer-
kes treten bei ihm Bedenken über diese Ansicht auf, und in der etwa 7
Jahre späteren Abhandlung in den Comptes rendus vom 29. Januar 1843 ist
er vollständig «u der entgegengesetzten Meinung bekehrt, für welche auch
Heferent in seinen Untersuchungen Über diesen Gegenstand noch einige
weitere Gründe beibrachte.
Endlich fühlen wir uns verpflichtet, einen Irrthum zu berichtigen, dem
wir selbst früher huldigten. Wir fassten, wie der Verfasser S. 72, den Ur-
sprung des Werkes Algorithmus als durch Zusammensetzung aus AI und
Sgi'&Hog entstanden auf und verwarfen die Hypothese Rainaud^s (vrgl. diese
Zeitschrift!, 73). Neuere Forschungen von Buoncampagni , über welche
Chasles in der Academiesitzung vom 6. Juni 1859 Bericht erstattete , haben
dagegen aufs Glänzendste bestätigt, dass die Ableitung aus dem Namea
des arabischen Mathematikers Mohamed*ben Moussa Alkharesmi die einzig
richtige ist. Der Hauptbeweis gründet sich anf ein Manuscript der Univer-
sitätsbibliothek zu Cambridge, welches die Ueberschrift trägt : Algoritmi de
numero Indorum und mit den Worten beginnt: Dixit algoritmi u. s. w. So
wird auch die Orthographie des bekannten Werkes des Spaniers Savacorda
aus dem 12. Jahrhundert leicht erklärlich, während bisher Ysagoge alchorismi
immerhin Schwierigkeit machte.
Möge der Verfasser diese Bemerkungen, welche bei dem Lesen seiner
Abhandlung sich uns ergaben, nicht übel deuten. Das zur Anhänglichkeit
gesteigerte Interesse an einem Gegenstande, dem man jselbst'eine ganze
Reihe von Jahren nachgeforscht hat , steigert ebenso auch den Kriticismus
und lässt es wünscbenswerth erscheinen, jeden Mangel auszumerzen, so ge-
ringfügig er sein mag. Gantor.
Lehrbueh der Physik von Dr. Karl Stammer. Lahr, Verlag von Schauen-
burg & Co. Erster Band mit 170 Holzschnitten. 1858. Preis 1 Thlr.
10 Ngr. (Bei Einführung in Schulen 1 Thlr.) Zweiter Band mit
156 Holzschnitten. 1859. Preis 1 Thlr. (Bei Einführung in Schulen
25 Ngr.)
Dieses Lehrbuch gehört zu einem Cyclus organisch verbundener Lehr-
bücher der medicinischen Wissenschaften, welcher seit einiger Zeit bei
Scbauenbarg & Co, in Lahr erscheint. Der besondere Zweck des Werkes
erklärt die Menge und die im Interesse des Studirenden der Medicin ge-
uigiüzea oy x^ vj'v_/p^LV-
LiteraturzeitUDg. 53
troffene Auswahl des bebandelten Stoffefi , sowie die Methode der Darstd-
lang, welche m diesem Falle von einem ausgedehnten Gebrauche der Ma-
thematik abzusehen pflegt. Der Verfasser bemerkt in seinem Vorworte
ttber die Ausführung des Buches im Einzelnen folgendes : „Dieses Lehrbuch
der Physik soll die Vorlesungen nicht etwa überfltissig machen, sondern
Tielmehr zu deren Verst&ndniss behülfHch sein, den Lernenden zugleich
zum eigenen Stadium anführen und nützliches Wiederholen durch Hin*
Weisung auf Bekanntes und leicht Einzuprägendes b^fordei'n/^ Demgemäss
hat der Verfasser die Beschreibung von Experimenten hinweggelassen,
welche bei den Vorlesungen einzelne Thatsachen mit grösserer Deutlichkeit
erhellen, andererseits *— und dies empfiehlt das Lehrbuch zum Gebrauch
für die Schüler -^ hat der Verfasser durch Aufgaben und Beschreibung
leicht anzustellender Versuche anzuregen «gesucht , welche den einzelnen
Ajbtheilungen des Baches angefügt sind. Erstere erfordern nur die Kennt-
niss sehr einfacher arithmetischer Operationen, letztere, die Versuche, sind
so ausgewählt, dass sie von jedem angestellt werden können, der sich einige
üebung im Biegen von Glasröhren und im Gebrauche der Feile angeeignet,
wobei die Kosten der Versuche immer nar sehr unbedeutend sind.
Die beim Schüler zum Verständnisse des Buches noth wendigen mathe-
matischen Vorkenntnisse haben sich nur auf die einfachsten Begriffe der
Arithmetik, ebenen Geometrie und Stereometrie zu erstrecken. Die Reich«
baltigkeit des dargebotenen wissenschaftlichen Materiales lässt im Allge*
meinen nichts zu wünschen übrig und es ist besonders anzuerkennen, dass
der Verfasser auch durch ausführlichere Behandlung technischer Anwen-
dungen der Physik, z. B. Telegraphie, Photographie, sowie durch einen Ab-
schnitt über Meteorologie anregend ztt wirken gesucht hat. Was die An-
ordnung des Stoffes im Allgemeinen ' anbelangt , so finden wir im L Bande
folgende Abschnitte : 1) allgemeine Eigenschaften und Bewegungsgesetze
der Körper; 2) Gleichgewicht und Bewegung der Körper; 3) Wärmelehre ^
4) Magnetismus.; 5) Elektricität; 6) Elektrodynamik. Der IL Band enthält:
7) Anwendung des Elektromagnetismus; 8) die Wellenbewegungen; 9) Aku-
stik; 10) das Lieht; 11) Meteorologie.
Was die Anordnung des Stoffes und die Darstellung im Einzelnen an-
belangt, so erlaubt sich Referent gegen Einiges Bedenken zu erheben.
Dies betrifft zunächst den 1. Abschnitt, in welchem unter anderen die Gra-
vitation als allgemeine Eigenschaft der Körper aufgeführt und bereits das
Gravitionsgesetz ausgesprochen wird, ohne zu erklären, was man unter der
Entfernung zweier Körper von einander zu verstehen hat. Ebenso wird im
Eingange des zweiten Abschnittes ohne Weiteres von der gleichförmigen
und gleiehförmig beschleunigten Bewegung von Körpern gesprochen,
während der Leser mit Recht erwarten muss, dass man ihm erklärt, ob
man hierunter Bewegung der Körpertheile in parallelen Bahnen zu ver-
stehen habe oder vielleicht irgend eine andere Art Bewegung meint. £^^
54 Literaturzeitung.
Absicht des Verfassers, die Statik und Dynamik kurs zu bebandeln, konnte
auch erreicht werden, ohne der Deutlichkeit zu schaden, man muss sich im
Gegentheil gestehen, dass die gewünschte PrScisiou der Vorstellungen und
Begriffe bei einer sonst guten Anordnung sehr zur Kürze befähigt haben
würde, weil man in diesem Falle dem Schüler weit eher eine offengelassene
Lücke selbst auszufüllen zumuthen darf. Was den Abschnitt über Magne-
tismus anbetrifft, so bekennt Referent selbst, dass es einige Mühe und ^oit
kostet, die Begriffe, die magnetischen Messungen zn Omnde liegen , Schü-
lern beizubringen, welche nicht wenigstens das Binomialtheorem schon ken-
nen, allein es geht doch, namentlich wenn man gewisse einfache Vorstellun-
gen einführt, die dem Schuld das Lernen ungemein erleichtern. Denkt
man sich z. B. die Beschleunigung betrüge beim freien Fallen nur 1 Milli-
meter (während sie in unsern Breiten ca. 9800 ICilliraeter ist), so kann man
die absolute Krafteinheit definiren als die Schwere einer Masse von 1 Milli-
gramm« Man kann ferner als Nordpol eines Magneten den Mittelpunkt der
parallelen Kr&fte definiren , welche auf den gesammten freien Nordmagne-
tismus des Stabes in dem Falle wirken würden, in welchem man sich den
Magneten einem unendlich entfernten magnetischen Punkte ausgesetzt
dächte. Li derselben Weise kann man den Südpol definiren. Die Verbin-
dungsgerade beider Pole ist die magnetische Achse. Es sei d die Mittel-
punktsentfernung zweier Magneten, / und r seien die zwischen ihren Polen
enthaltenen Längen ihrer Achsen, beide so klein, dass die zweite und höhe-
ren Potenzen von / und l' gegen die nämlichen Potenzen von d ohne erheb-
lichen Fehler vernachlässigt werden dürfen, so lässt sieh für diesen Fall zei.
gen , dass die Magnete in der Entfernung ebenso auf einander wirken, als
wenn ihre freien magnetischen Fluida in ihren zugehörigen Polen concen-
trirt wären. Ein Magnet wird durch diese Vorstellung , was seine F«me-
wirkungen anbelangt, einer mathematischen Linie gleich, welche an beiden
Enden gleiche Mengen ungleichnamigen Magnetismus toägt. Man findet
ferner die Vorstellung berechtigt, dass die ebenbeschriebene Nadel wie eine
Nadel von der Kraft 1 wirkt, wenn ihre Länge 1 Millimeter beträgt und
wenn an jedem Endpunkte die Menge 1 von Magnetismus sich befindet.
Man denke sich eine solche Nadel von der Kraft i s^ikrecht gegen die
Ebene des magnetischen Meridianes und in horizontaler Lage festgehalten,
diese Nadel wird vom Erdmagnetismus an beiden Enden durch zwei gleiche
Kräfte angegriffen , beide der Iticlination parallel aber entgegengesetzt ge-
richtet. Jlian nennt die Grösse einer solchen Kraft die Grösse der Inten-
sität des Erdmagnetismus am Beobachtungsorte. — Li ähnlicher Weise, wie
oben, dabei gehörig elementar gehalten, ist es sicher möglich, dem Schüler
präcise Begriffe zu bieten. Dann werden Gesetze wie das der Fernewir-
kung von Magneten gehörig verstanden ; es ist dies in Dr. STAMiTKa's Werk
nicht wohl möglich, da das Gesetz angegeben ist, ohne nur zu erklären, was
man unter Kraft des Stabes, Entfernung zweier Stäbe au verstelu^ »kat.
Iiitoratiirz6ituiig« 55
Für das besprochene Werk bilden die Aufgaben (gegen 100), die dem
Vorwort des VerfatserB zufolge zum Theil den Sammlungen von Friek nnd
Fliedner entnommen sind, eine recht zweckmässige Zugabe; dasselbe ist
von den fast ebenso zahbeichen Versuchen zu sagen y die gewiss nicht ver-
fehlen werden , den Schüler zur eigenen Anschauung der Erscheinungen
und zum fleissigen Studium anzuregen.
Das Vorhergehende zeigt, ^ass das besprochene Lehrbuch, obwohl
über Einzelnes Ausstellungen gemacht werden mussten , doch andererseits
recht gute Seiten hat nnd dass es dem Schüler eine fruchtbare Anregung
zum Studium der Physik geben wird. Am Schlüsse dieser Besprechung
möge noch der netten äusseren AusstaUung gedacht werden , welche die
Verlagshandlung dem genannten Werke gegeben hat. Dr. Kahl.
Die Elemente der Hatliematik. Von Dr. RrcHARo Baltzbr, Oberlehrer
am städtischen Gymnasium zu Dresden. Erster Band, enthaltend :
Gemeine Arithmetik, allgemeine Arithmetik, Algebra. Leipzig,
S. Hirzel. 1860.
Wie der Titel andeutet, zerfallt der vorliegende Band in drei Bücher,
über deren Inhalt sich der Verfasser in der Vorrede folgendermaassen aus-
spricht:
„Das erste Buch, welches Ton der gemeinen Arithmetik handelt, ent-
hält einen kurzen Abriss des Rechenunterrichts zur Vorbereitung auf die
allgemeine Arithmetik. Es braucht heute nicht mehr gerechtfertigt zu
werden , dass ich die Hegel de tri , gegründet nicht auf die Lehre von den
Proportionen, sondern auf die Berechnung der Mehrheiten und Einheiten^
weit in den Vordergrund gerückt habe. Einige Aenderungen im Vortrag
der Lehre von den gemeinen Brüchen und den Decimalbrüchen mögen für
sich selbst sprechen; das Über die Genauigkeit von Zahlenangaben und
Rechnungsresultaten Mitgetheilte kann als eine Ergänzung vieler Rechen-
bücher betraehtet werden.
„Das zweite Buch, die allgemeine Arithmetik enthaltend, besteht
eigentlich aus vier Abschnitten , von denen der erste die vier Species , der
zweite die Potenzen, Wurzeln nnd Logarithmen, der dritte da« Binomial-
theorem, der vierte die Combinatorik znm Gegenstände hat. Man findet
darin insbesondere die Lehre von den Wurzeln der Einheit und den Loga*
ritbmensystemen, den Gebrauch der Gauss'schen Tabelle bei der Zinsrech-
nung, die Zerlegung der Exponentialreihe , die Bildung der Permutationen
durch Vertauschung von Paaren, die Determinanten, die figurirten Zahlen.
Zugaben zu den einzelnen Abschnitten bilden einige Elemente der Zahlen-
lehre , der Zinsrechnung , der Lehre von den Kettenbrtichen und von der
Wahrsch^nliehkeit
uigiTizea oy '"
ioogle
56 Literaturzeitung.
^jDsLS dritte Buch^ dessen Gegenstand die Algebra ist, handelt snerst
von den Proportionen, von den Fanctionen, von der analytischen Methode.
Das Bedenken ^ welches gegen die Aufnahme des Begriffs Function in die
Elemente erhoben werden kann, habe ich nach angestellten Versuchen auf-
gegeben; die schärfere Fassntag der algebraischen Grundbegriffe bietet
Veichlichen Ersatz für die kleine Mühe der Abstraction, durch, welche jener
Begriff gewonnen wird. Bei der Erklärung der analjtisehen Methode ist
die Znrttckführung von Rechnungsaufgaben auf die Auflösung von Glei-
chungen und die Zorückführung von Constructionsaufgaben auf die Con-
struction von Hülfsfiguren in genauerer Analogie aufgeaelgt, als es ge-
wöhnlich geschieht. Auf diese Einleitung folgt das gewöhnliche Material
der elementaren Algebra, wobei man die Eintheilung der Gleichungen in
identische und nicht identische, und der letztern in algebraische und trans-
cendente, sowie die Bestimmung von Unbekannten durch Systeme von
Gleichungen mit der erforderlichen Genauigkeit auseinandergesetzt findet.
Die Gauss^sche Auflösung der quadratischen Gleichungen, die Bestimmnn*
gen über die Wurzeln einer biqnadratischen Gleichung und die Keduction
der reciproken Gleichungen werden vielleicht nicht unwillkommene Zuga-
ben sein. Den letzten Abschnitt bilden zunächst einige Bemerkungen über
transcendente Gleichungen und die Auflösung der numerischen Gleichun-
gen, insbesondere der algebraischen nach Newton^s Methode , deren Werth
aus meiner der Urquelle entnommenen Darstellung besser einleuchten
dürfte , als aus den zumeist anzutreffenden Reproductionen« Die hierauf
folgende Behandlung der Diophantischen Aufgaben konnte wenigstens in
Betreff der Aufgaben ersten Grades einige Vollständigkeit erreichen. Den
Schluss macht der Fundamentalsatz der algebraischen Analysis von der
Zerlegbarkeit der ganzen rationalen Functionen, aus dem noch die Ratio-
nalisirung der irrationalen algebraischen Functionen abgeleitet worden ist«
„Wo es nöthig schien, habe ich Beispiele mit vollständiger Ausführung
als Paradigmen aufgenommen ; Beispiele zur Einübung sind unter den ein-
zelnen Paragraphentiteln aus der weit verbreiteten und anerkannten Samm-
lung von Heis citirt worden. Besondere Mühe aber erforderte die Auf-
suchung der geschichtlichen Nachweise , welche ich den einzelnen Sätzen
und Problemen hinzuzufügen wünschte; obgleich meine Arbeit in dieser
Beziehung von gegebenen Bibliothek - Beständen begrenzt war und von
den Mängeln eines ersten Versuches nicht frei sein mag, so wird man
doch mancherlei wissenswerthe und wenig bekannte Notizen angemerkt
finden.*^
Ein Blick auf diese Inhaltsangabe zeigt, dass der Verfasser bedeutend
mehr giebt, als in den gewöhnlichen Lehrbüchern der Arithmetik und Algebra
geboten wird ; dahin gehören z. B. die Bestimmung der Menge von Zahlen,
welche kleiner als eine gegebene Zahl und relativ prim zu ihr sind , die
Sätze von Format, Wilson, einige Theoreme von Gauss undLejeune-
uigiTizea oy v_i v^v^^'i lv-
Literaturzeitung. 57
Dirichlet, der allgemeine binomische Satz, die Reihen für e^, cosx^sinx^
Einiges über Determinanten und über algebraische Functionen etc. Eef.
gesteht, dass er diesen Reichthum nicht recht mit dem Begriffe von „Ele-
menten der Mathematik^' zu vereinigen weiss. Der grösste Theil der vom
Verfasser aufgenommenen zahlentheoretischen Sätze findet bei den nach-
herigen Operationen an dekadischen Zahlen keine Anwendung und gehört
eben desswegen nicht zu den Elementen; dasselbe gilt von den angeführten
Reihenentwickelnngen , welche ein ganz ungenügendes Bruchstück der al-
gebraischen Analysis bilden und womit kein Schüler irgend etwas anzufan-
gen wissen wird. So hätte z. B. auf die Entwickelnng von c* auch die von
ly folgen Ynüssen, wenn der Verfasser wenigstens die beiden conjngirten
Aufgaben „zu einer Zahl den Logarithmus und umgekehrt zu einem Loga-
rithmus die Zahl zu finden*' vollständig lösen wollte; dass aber nur die Lö-
sung der zweiten Aufgabe gegeben wird, ist eine offenbare Halbheit, und
ebenso verhält es sich mit den Entwickelnngen von cos x und *i>i Xy denen
die Reihen für Aresin x und Arctan x gegenüber gestellt werden müssen.
Jedenfalls hätte der Verfasser besser gethan, sich auf das Nothwendige zu
beschränken und der algebraischen Analysis einen besonderen Band zu
widmen. Die Sache hat aber ausserdem noch eine andere Seite. Jener
Reichthum auf dem geringen Räume von 17 Bogen ist nämlich nur dadurch
möglich geworden, dass der Verfasser, obschon er keine blossen Andeutun-
gen zu Beweisen geben wollte, doch zu einer Kürze der Beweisführung ge-
griffen hat, die vielen Lesern in der That nur Andeutungen liefern wird.
Eigentlichen Schülern dürfte beim Selbststadium ein grosser Theil des Bu-
ches anverständlich bleiben und Referent möchte es daher als Schnlbnch
keinem Lehrer empfehlen, der nicht das Glück hat, lauter Talente ersten
Ranges zu unterrichten. Um so bereitwilliger erkennt aber Referent an,
dass des Verfassers Werk für Lehrer von Werth sein wird; namentlich
sind es die sehr reichhaltigen historischen und literarischen Nachweise,
welche dem Buche viele Freunde erwerben werden. Schlömilch.
Literaturxtg. il. Zeit«chr. f. Math. a. Phys. V.
Bibliographie
vom 1. April bis 1. Juni 1860.
Periodische Schriften.
Berichte über die Yerhandlungen der K. S. Gesellschaft der
Wissenschaften zu Leipzig. Math.-pbys. Classe. 1859, III und
IV. Leipzig, Hirzel. % Thlr.
iilthandlungen der K. S. Gesellschaft der Wissenschaften zu
Göttingen. 8. Bd. (1858 und 1859.) Göttingen, Dieterich. 9% Thlr.
Sitzungsberichte der Kaiser 1. Akademie der Wissenschaften
zu Wien. Math.-naturw, Classe. Jahrg. 1800. 28 Nummern. Wien,
Gerold's Sohn in Comm. 16 Thlr.
Astronomische Nachrichten, begründet von Schumacher, fortgesetzt
von Hansen und Peters. 53. Bd. No. 1. Hamburg, Perthes, Besser
& Mauke in Comm. pro compl. 5 Thlr.
Bremiker, C, Nautisches Jahrbuch, oder vollständige Ephemeriden
und Tafeln f. d. J. 1802. Berlin, Reimer. % Thlr.
— — , Annuaire nautigue pour Van 1862. Ebendas. Vs Thlr.
Beobachtungen der Kaiser l.Universitäts-Sternw arte zuDor-
pat. 15. Bd. 1. Abth. Herausgegeben von Maedler. Dorpat, Gläser
in Comm. 2 Thlr.
Beine Mathematik.
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(Arithmetik, Algebra 1. Abth. und Planimetrie). Iserlohn, Bädeker.
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7. Ster.-Ausg. Leipzig, Tauchnitz. 27 Ngr.
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, Lehrbuch der Geometrie. 3. Aufl. Ebendas. 27 Ngr.
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Universitätsbuchhandlung in Comm. uigmzea oy ^^OOQlö Ngr.
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von A. BoDB nnd £. Fischer. Berlin, Reimer. 1 Thlr.
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' gelmässigen Polygone in Kreise von angenfihertem Flä-
cheninhalte. Wien, Gerold^s Sohn. 8 Ngr.
PiHAN, A. F.; Expose des signes de numeration usitis chez les
peupies orientaux anciens et modernes, PariSj Chaüamel aine.
7 Frcs,
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de transfartnation et des tnethodes d^ävaluation des inte-,
grales definies. Partie 1 e^ 2. Amsterdam^ van der Post 4 Fr. 60 C.
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Sonnenuhren herzustellen. Leipzig, Hunger. % Thlr.
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Braunschweig, Vieweg. 1% Thlr.
, Mathematischer Supplementband hierzu. Ebendas. % Thlr.
Abagg's sämmtlich^Wcrko. Herausgegeben von W. G. Hamkel. 15^
Band. Leipzig, 0. Wigand. uigmzeaDy ^•^2>'Tij^C
60 Literatarzoitung.
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Sehens. Leipzig, Hirzel. 1 Thlr, 20 Ngr.
PiSoLET^s vollständiges Handbuch über die Wärme nnd deren
Anwendungen. Deutsch bearbeitet von Hartmann. 2. Lieferung.
Leipzig, Gerhard. 2 Thlr. 12 Ngr.
Baumoartneb^ A. V., lieber de^ Grundder scheinbaren Abwei-
chung des mechanischen Wärmeäquivalentes bei ver-
schiedenen Gasen. (Akad.) Wien, Gerold's Sohn in Comm. 3 Ngr.
Du Bois-Reymond, Untersuchungen über thierische Elektrici-
tat. 2. Bd. 2. Abthlg. Berlin, Reimer. 2 Thlr.
Fritsch, K., Ueber die Störungen des täglichen Ganges eini-
ger wichtigen meteorologischen Elemente an Gewitter-
tagen. Wien, Gerold's Sohn in Comm. 14 Ngr.
Weisse, M., Variationen der Declination der Magnetnadel,
beobachtet in Krakau. Ebendas« 18 Ngr.
Schulze, F. E., Beobachtungen über Verdunstung im Sommer
1850. Gekrönte Preisschrift. Rostock, Stiller^sche Hofbuchhandlnng
in Comm. 8 Ngr.
Ritoen, F. V., Betrachtung der Kometen als Sterne in früher
Gestaltungszeit. Giessen^ Ricker. 2 Thlr.
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Literaturzeitung.
Recensionen.
AnfirngsgrOnd« der gaometriseheii BiaoipliiioiLy ftir Gymnasien, Real- und
Gewerbesebulen bearbeitet yon Dr. Joh. Müller, Professor der
Pbysik an der Universität an Freiburg. 1. Theil: Ebene Geo-
metrie ; 2. Theil : Ebene und sphärische Trigonometrie ; 3. Theil :
Analytische Geometrie der Ebene n. des Raumes. Braunschweig,
Vieweg & Bohn. 1860.
Gegenüber von Werken , die sich dur^^h elegante Ausstattung und an-
schauliche Figuren sehr bemerklich machen, wird Genauigkeit und Aus-
führlichkeit zur doppelten Pflicht für die Kritik, damit das Publikum sich
nicht von dem glänzenden Aeusseren bestechen lasse. Hierzu kommt im
vorliegenden Falle noch der Umstand, dass der* Verfassen durch seine Be-
arbeitung von PouiUefs Physik und der Verleger durch viele gute Ver-
lagsartikel sehr bekannt sind; man wird es daher natürlich finden, wenn
Referent, seiner sonstigen Gewohnheit entgegen, die vorliegenden Schul-
bücher etwas eingehender bespricht.
In der Vorrede nimmt es der Verfasser gleich anfangs als ausgemachte
Sache an, dass der Erfolg des mathematischen Unterrichts verbältniss-
mässig nnr sehr gering sei — ; dies mag vielleicht für die Nachbarschaft
des Verfassers gelten, im Allgemeinen aber muss Referent diese Behaup-
tung bestreiten. Wer. z. B. die preussiscken und die nach demselben Muster
eingerichteten Realschulen der Nachbarstaaten (z. E. die Gothaische unter
Looff's Leitung) kennt, wird wissen, dass gerade in der Mathematik sehr
Anerkennenswerthes geleistet wird ; das Gleiche kann man auch von den
Realschulen Oesterreich's sagen, die sich noch besonders durch ihre Pflege
der graphischen Methoden auszeichnen. Den Grund jenes angeblich ge-
ringen Erfolges sucht der Verfasser darin, dass der Vortrag der mathemati-
schen Disciplinen meistens zn abstract gehalten werde , wodurch er für die
Naturwissenschaften unfiuchtbar bleibe. Weiter heisst es: „Die mathe-
matischen Vorkenntnisse, deren man für ein gedeihliches Studium der
LUT«lar.M^. d. ZeiUchr. f. M.lh. u. Phy.. V. uigmzer^oy ^^^glC
62 Literaturzeitung.
Physik bedarf, sind, wenn es sich nicht gerade nm die schwierigsten Fra-
gen handelt, weder sehr umfangreich, noch schwer zugänglich; es bedarf
nur verhAltnissmässig weniger aber klar verstandener Sätze etc/' Mit einem
Worte , der Verfasser will den Leuten in der Geschwindigkeit soviel oder
sowenig Mathematik beibringen, als gerade zum Verständniss von Pouil*
let-Müller's Fhjsik nothwendig ist. Gegen diesen Zweck lässt sieh
direct nichts einwenden, jedoch müssen wir Mathematiker im Interesse un-
serer Wissenschaft verlangen, dass der Verfasser das Wenige ordentlich
und genau behandele und sich nicht etwa darauf beschränke, seinen Lesern
die. Sachen nur plausibel vorzusteUen. In wie weit diese Forderung erfüllt
ist, wird das Folgende zeigen^ •
Nach einer kleinen Einleitung und den einfachsten Sätzen von 'den
Winkeln und Parallellinien , welche letztere sehr kurz abgefertigt werden,
geht es an die Bestimmung des Dreiecks durch drei seiner Bestandtheile.
Den Anfang macht die Construction des Dreiecks aus seinen drei Seiten ;
dass hier zwei Dreiecke entstehen und sich mithin auch die Frage auf-
drängt, ob diese Dreiecke congruent oder verschieden sind, inoommodirt
den Verfasser nicht im Mindesten; es heisst einfach: „da sich die Kreise
sowohl über als unter der Basis schneiden, so lässt sich das verlangte Drei-
eck sowohl über als unter der Basis construiren**. Nach dieser Probe von
mathematischer Strenge wundert man sich nicht mehr, wenn die Ausmes-
sung eines Rechtecks (Verfasser sagt consequent „längliches Rechteck ^^)
durch schachbretfbrmige Zerlegung in Quadrate, und die Aehnlichkeit der
Dreiecke durch Theilung mittelst Parallelen zur Basis erledigt wird , ohne
dass irgendwo von irrationalen Verhältnissen die Rede ist, obschon der
Verfasser beim geometrisehen Mittel etc. auf irrationale Zahlen stüsst. Mit
gleicher Leichtigkeit wird auch die Rectification des Kreises abgemacht.
Den Begriff der Stereometrie nimmt der Verfasser so eng als möglich :
„die Elementar-Stereometrie beschränkt sich auf die Berechnung der Ober*
fläche und des körperlichen Inhalts von Prismen, Pyramiden, Cylindem,
Kegeln und Kugeln'^ Also nichts von den Lagen der Geraden gegen Ge-
rade oder geg%n Ebenen oder zweier Ebenen gegen einander. Glaubt denn
der Verfasser wirklich , dass es für ein „gedeihliches Studium'^ der Natur-
wissenschaften (b. B. Trägheitsmomente , Polarisation, Wellenbewegungen
etc.) ganz überflüssig sei, die Bedingungen kennen zu lernen, unter denen
z. B. eine €^erade auf einer Ebene senkrecht steht oder ihr parallel ist etc. ?
Diess wäre doeh nur möglich, wenn man unter Physik weiter nichts als
eine Sammlung von Thatsachen versteht, die in nothdürftiger Ordnung ne-
ben einander gestellt und durch Experimente (womöglich recht glänzende)
illnstrirt werden« Auf diesem Standpunkte ist der Physiker kaum mehr als
der höhere Feuerwerker; wer nur einen Schritt in der Theorie thun will,
muss solide mathematische Kenntnisse sur Basis haben, und weil alle phy-
sikalischen Prooesse nicht in der Ebene, sondern im Ranme ror sieh gehen,
uigiüzea oy x^j v^v^^'i ln^
Literatorzeitang. 63
ist gerade eine gewandte Anschanang der im Ranme m()glielien Lagen gans
nnerläaslicb. Hieraacii weiss Beferent in der That nicht recht za «iigen,
welchen Lesern er die ,,£Ieinente der ebenen Geometrie und Stereometrie'^
em]^fehlen sollte^ ein Gymnasium oder eine Bealdchnle , die' sieh mit einem
solchen Mangel an wisseaschaftHchem Geiste zufrieden gäbe , wftre in der
That zn beklagen , Und nur an Handwerker- und Sonntagasehulen dürfte
der Gebraoch des Werkchens unbedenklich sein.
Nicht viel höher steht die Trigonometrie. Der Verfasser beschränkt
sich auf die Betrachtung der Winkel zwischen 0* und 180*^ und auf die Be-
rechnung von Dreiecken. Auch hier ist zu bezweifeln , ob man damit aus*
kommen wird , denn schon in dem einfachoy Falle , wo mehrere Kräfte in
einer Ebene auf einen Funkt wirken , sind Winkel all^r vier Quadranten
nicht zu vermeiden, ebensowenig da, wo es sich um Vielecke handelt.
Eigenthümlich genug nimmt es sich aus , wenn in der sphärischen Trigono-
metrie plötzlich Normalen zu Ebenen , Neigungswinkel zwischen Ebenen
etc. auftauchen und gewisse Sätze der Stereometrie in Anspruch genommen
werden f während doch von all Dem kein Wort in dem, vorhergehenden
Bande zu lesen ist. Wo soll denn da jene vom Verfasser beabsichtigte
Klarheit und Verständlichkeit herkommen ? Endlich muss Referent noch*
die Bezeichnungsweise rügen ; in der ebenen Trigonometrie nennt der Ver-
fasser A, B^*C die Seiten, a, j?, y die Winkel, in der sphärischen Trigono-
metrie dagegen bezeichnet er mit a> ^> / die Seiten und mit a, &, c die
Winkel. Diess ist altmodisch und zugleich inconsequent , wobei die Ana-
logie zwischen Aen Formeln der ebenen und der sphärischen Trigonometrie
gänzlich yerloren geht.
Am dürftigsten ist der dritte TheiL Wer einmal bis zur analytischen
Geometrie der Ebene und des Raumes vordringt, hat schon gründlichere
Studien im Sinne nnd dann erscheint Das, was der Verfasser giebt, nach
allen Seiten hin ungenügend. Nimmt man hierzu die Unbehülflichkeit,
womit die Rechnung geführt wird, so kann man sich kaum des Gedankens
erwehven, dass der Verfasser hier nicht mehr in seinem Fahrwasser, dass
er überhaupt gar nicht Mathematiker genug ist, um eine analytische Geo-
metrie schreiben zu k^nen. Auf Seite 24 z. B. soll der Winkel bestimmt
werden r den eine Kreistangente mit der or- Achse bildet, und zu diesem
Zwecke sucht der Verfasser den Grenzwerth von
h
für verschwindende h. Statt nun diesen Bruch in
2x + h
}/r*—{x 4- Ä)* -f- ]|/r* — a:»
umzusetzen, benutzt der Verfasser den allgemeinen binomischen Satz,
ohne au bedenken, dass die Leser, für die er schreibt, 4^|^|pi^^liAh[e
64 Literäturzeitung.
etwas von diesem Theoreme wissen können. In dem allgemeineren Falle,
wo bei einer beliebigen Curve y^=zf(x) ist, postnlirter ganz analog, dass
f[x'{'h) in eine nach Potenzen von h fortschreitende Reihe verwandelbar
sei (Taylor'scher Satz!) — - ein ganz unnützer und für Anfänger ungang-
barer Umweg. — Der analytischen Geometrie dea Kaumes fehlen gerade
die wichtigsten Fundamentalformeln. Sind z. B. a, ^, f die Winkel, die
eine Gerade mit den Coordinatenachsen einschliesst, so hat man bekanntlieh
€0^ a + CO** ^ 4- co^ y = 1 •
aus den Bichtungswinkeln zweier Geraden bestimmt sich der Winkel ^ zwi-
schen den Geraden nach der Formel
coi % = cos tti cos/t^ + cos ßi cos /?£ + cos Yi cos yj ;
aus den Gleichungen einer Geraden
ya:zBx+by Z = CX + C '
erhält man fttr deren Richtungswinkel
cos u: cos ßicosy ==:^l : B :C]
ist ferner . . '
Ax + By + €z = J)
die Gleichung einer Ebene und sind «, /?, y die Richtungswinkel einer Norr
•malen auf derselben, so gilt die Proportion
cos tf : cos'ß : cos y^^AiBiC
u. s. w, •
Von allen diesen Hauptsachen findet sich gar nichter. — Der Verfasser laast
es einfach bei der Aufstellung der Gleichungen von Geraden und Ebenen
bewenden, ohne damit irgend etwas anzufangen, ja ohne auch nur die
Fundaroentalaufgaben (z. B. Senkrechte von einem Punkte auf eine Gerade
oder Ebene) zu berühren. Mit anderen Worten , es werden einige Werk-
zeuge der analytischen Geometrie producirt, aber vom Gebrauche derselben
ist nicht weiter die Rede. — Als Beispiele für krumme Flächen benutzt
der Verfasser die Cylinder-, Kegel- und Umdrehungsflächen; sonstige Flft-
cben zweiten Grades kommen nicht var, obsohon das dreiachsige E^ipsoid,
Hyperboloid etc. manche Anwendung in der Mechanik und Physik finden ;
ebenso fehlen die vielfach gebrauchten Schraubenlinien und Flächen. Gleich
ungenügend sind die Durchschnitte von Flächen mit Ebenen behandelt;
mit den einfachsten trigonometrischen Formeln für das rechtwinklige ebene
Dreieck können leicht die Gleichungen
a; = a + ic' cos 'tff-^y sin ^ cos O
y=:b + x'sin^ + y cos ^ cos d'
y = y sin d
entwickelt werden , welche den Durchschnitt jeder beliebigen Fläche mit
jeder beliebigen Ebene sofort bestimmen; statt dessen beschränkt sich der
Verfasser auf den ganz speciellen Fall, wo ein gerader Kegel von einer
Ebene geschnitten wird, und schweigt über jeden anderen Fall gänzlich.
Nach diesen Mittheilungen v^ird man es wohl nicht unbescheiden finden,
uigiüzea Dy ^^j vy v^'Ti LV-
IJteratarzeitang, 05
wena Referent dem Verfasser den Ratb erth^ih , seine Hterarisehe Thätig-
keit auf das Gebiet der Physik zu beschrfinken nnd die AbfaBsnng matbe-
malischer Lehrbücher den Leuten von Fach zu überlassen.
SCHLÖMILCH«
Di« «bene Trigonometrie , bearbeitet von Avo. Uhdb, Dr. phil., Sehnlrath
und Professor am Collegio Caroliao in Brannschweig. Braun-
schweig, Vieweg & Sohn. 1860.
So sicher man den Torhin besprochenen gleichzeitig erschienenen Wer-
ken von Prof. Müller ansieht, dass sie yon keinem Mathematiker herrührea,
so dentlidi merkt man an den ersten Seiten des Torliegenden Baches, dass
hier ein Mann von Fach und geübter Lehrer die Feder führt. Zunächst
wird in einer kurzen und klaren Einleitung die Aufgabe der Trigonometrie
bestimmt , dann werden die zu Gebote stehenden Mittel er(}rtert und es ist
hierbei recht gut motiyirt, warum man von dem rechtwinkligen Dreieck
und dessen Seitenverhältnissen ausgehen muss. Darauf folgt die lineare
Bedeutung der trigonometrischen Functionen , eine Erklärung der trigono-
metrischen Tafeln nnd dann sogleich die Berechnung des rechtwinkligen
Dreiecks, welche durch mehrere sehr gut gewählte Beispiele erläutert ist.
Nun erst geht der Verfasser an die Erweiterung der Begriffe der Winkel-
functionen auf stumpfe, übersturapfe und negative Winkel; zu diesem
Zwecke betrachtet er di« beiden rechtwinkligen Dreiecke , in welche ein
beliebiges Dreieck ABC durch die Höhe CD zerlegt wird und zeigt, dass die
Gledchnng c=^acosB+bcosA sowohl für spitzwinklige als für stumpf-
winklige Dreiecke gelten kann, wenn der Cosinus eines stumpfen Winkels
als negativ in Rechnung gebracht wird. Diese geschickte Motivirung des
Zeichenwechsels der trigonometrischen Functionen kommt im Wesentlichen
auf den Begriff der Projection zurück und wäre vielleicht noch einfacher
geworden , wenn der Verfasser den Begriff der Projection in den Vorder-
grund gerückt hätte ^ wie es Referent in seinen Grundzügen der Geometrie
gethan hat. Es folgen nun die Formeln für sin {a + ß), cos (a + ß) etc.
nebst den daraus entspringenden, wobei der Verfasser das rechte Maass zwi-
schen dem Zuwenig und dem Zuviel gut getroffen haben dürfte. Die Be-
rechnung des schiefwinkligen Dreiecks basirt der Verfasser auf die drei
Grundgleichuttgen
1) bsinA=zasinBj
2) bsinA^={c*'^bcosA)ianB^
3) Ä* = &*+ c* — 26cco*^,
denen er nachträglich
4) c = bcos A + acos B
und die beiden Mollweide'scheu Relationen hinzufür^t. j,y^9gg D^^£^i§^^^
66 Literatarzeitang,
Standpunkte ans («nd diesen hebt der YerfksserB beamiders kervor) können
jene Gleichungen nicht sämmtlioh als fundamentale gelten, denn da es sieh
immer um die Bestimmung von drei Unbekannten handelt , so brancht man
nur drei Gleichungen; eine derselben ist die geometrische A+B+C:=l&ify
mithin sind nur noch zwei trigonometrische Beeiehungen aufzustellen, und
hierzu eignen sich jedenfalls No. 1) und 4) am besten. Nach Entwickelung
der oben genannten sechs Formeln geht die Erörterung der einzelnen, bei
Dreiecksberechnungen Yorkommenden Fälle sehr rasch von statten und
wird durch Zahlenbeispiele erläutert. Den Beschluss bildet ein Anhang
mit zwei geodätischen Aufgaben und einem Abschnitte Aber die Bestimmung
des Dreiecks durch einen Winkel, eine Seite und die Summe oder Differenz
der beiden anderen Seiten.
Indem Referent bekennt, dass er der klaren und präoisen Darstellung
des Verfassers mit Vergnügen gefolgt ist, erlaubt er sich noch einige
Wünsche für eine etwaige zweite Auflage des netten Bücfaelchens» Erstens
möchten einige Andeutungen über die Berechnung der natürlichen trigono-
metrischen Tafeln gegeben werden ; der Verfasser verweist in $. 8 kurz auf
die Hülfsmittel der Analysis, was jedenfalls nicht historisch und ebenso-
wenig gut pädagogisch ist. Dabei fände sich auch Gelegenheit, über die
Functionen der Winkel nahe bei Null und nahe bei 00® das Nöthige zu sa-
gen ; Ungleichungen wie 1 — i#*<co*d<l, ^ — ^d^<,sin d.< & sind
nichts weniger als überflüssig und werden in der Analysis, sowie in der
praküschen Geodäsie häufig gebraucht. Femer wäre eine kurze Herleitung
der allgemeinen Formeln der Polygonometrie wünschenswerth, damit die
in den ersten Worten von S. 1 angedeutete allgemeine Aufgabe auch ana-
lytisch ihre allgemeine Lösung fände. ScBLÖMitCH.
Xathematisohe Lehrstondaii, von K. H. Sohellbach , Prof. am Friedrich-
Wilhelms- Gymnasium und an der Kriegsakademie zu Berlin. Auf-
gaben aus der Lehre vom Grössten und Kleinsten ; bearbeitet und
herausgegeben yon A. Bodb und E. Fischsr , Dr. phil. Berlin,
Reimer. 1860.
Schon bei verschiedenen Gelegenheiten hat Prof. Sehellbach in
kleineren Aufsätzen Proben der eigenthtimlichen Virtuosität geliefert, wo-
mit er Aufgaben, welche die Kräfte der Elementarmathematik zu über-
steigen scheinen, ebenso einfach als elegant zu lösen versteht (s. z. B.
Crelle's Journal , Bd. 16, 17, 45) , und Referent hat es im Interesse des Un-
terrichtes oft bedauert, dass der Verfasser , wahrscheinlich von Berufs-
geschäften vielfach in Anspruch genommen , niemals ein grösseres Werk
dieser Art veröffentlichte. Desto erfreulicher ist es, doch noch ein zusam-
menhängendes Ganzes erscheinen zuaehen, welches im Sinne des Meisters
** ' uigiüzea Dy ^wJ vyv./'i LN^
Lit«ratarzeitang, 67
von seinen Sckülenr bearbeitet und herausgegeben wurde; Referent beeilt .
sich, die Leser der Literatnrzeitang mit dem Inhalte des Baches bekannt
zn machen.
Es sind hauptsächlich drei Methoden zur elementaren Behandlung der
Aufgaben über Mazima und Minima, welche der Beihe nach erörtert und
auf sahlreiohey meistens auch sehr interessante Beispiele angewendet wer-
den. Das esste Verfahren besteht in einer blossen Umformung der gegebe-
nen Function, wobei es darauf ankommt, die letztere als Summe eines oon-
stanten und eines Teränderlicheu Theiles darzustellen. So kann z« B.
umgesetzt werden in
y = -\ac + 2yah) + \y7{^) + //^^]
woraus schleich erhellt, dass y den Minimalwerth — {ac + ^'^nb) bekommt,
wenn das noch übrige Quadrat verschwindet, also
:-.±/I
genommen wird. Besonders häufig ist diese Methode in dem Falle anwend-
bar, wo sich die gegebene Function auf eine einfache trigonometrische
Form bringen lässt. Ein sehr elegantes Beispiel hierzu bietet die Bestim-
mung des grössten Vierecks mit vier gegebenen Seiten a, 6, c, d. Setzt
man nämlich ,
\{a+h — c + d)^c\ \{a+h + c — d) = d\
ferner L (a, ft) = a und
y -777««%« = ^« g>, y -ryCOS^a = smi(f^
so findet sieh für den Inhalt des Vierecks die einfache Formel
V = j/ab'cd\ cos (g> — '^) ,
die sofort erkennen lässt, dass V den Maximalwerth "/ab'cd' erreicht,
wenn 9=1^;, mithin
genommen wird.
Die zweite Methode bezieht sich speciell auf quadratische Functionen
y = a;i(^+ bx + c
and beruht auf der bekannten Bemerkung, <das9 der Wertb von o: reell und
eindeutig sein muss; lösst man daher die Gleichung nach x auf, nämlich
I >
=.__i+7/zr
* a«*;' 4a'- « ' .-.-...Google
Digitized by ^
Literaturzeitong.
80 bestimmt sich der Maximal- oder Minimalwerth Ton y durch das Ver-
schwinden der Wurzel und ist
— — — — ^
Die dritte und allgemeinste Methode kommt im Grunde auf das Ver-
fahren der Differentialrechnung hinaus, erseheint aber hier in elementareai
Oewande. Wenn nämlich die Function y = ^ (a;) von x:ssa bis o: = |
wächst und von a: = | bis a;:=& abnimmt, mithin für a: = | ihr Maximuns
y = i} erreicht, so durchläuft y im aweiten Intervalle rückwärts die Werthe
(ganz oder theilweis), die es im ersten Intervalle hatte ; einem individuellen
Werthe des y entsprechen daher im Allgemeinen zwei verschiedene Werthe
des Xy deren einer < £ und der andere >»$ ist, und nur dem y=i7 ent-
spricht der eine Werth o: = |. Oder geometrisch, wenn y = f{x) als
Gleichung einer Curve angesehen wird, so schneidet eine in der Höhe
y < ij parallel zur x - Achse gelegte Gerade die Curve zweimal , während
eine in der Höhe ti gele^gte Parallele die Curve berührt. Demnach giebt
es zwei verschiedene Werthe x und x^ , welche dasselbe y liefern d. h. die
Gleichung /'(a;)=/'(a:,) oder ^(o:) — /'(a?i) = 0 befriedigen; diese lässt sich
meistens durch x — Xi diyidiren und enthält die Bedingung, welcher x und
Xi genügen müssen, wenn f{x) und f{x^) gleich sein sollen. Setzt man
nachher oti = x = £, so erhält man die nöthige Gleichung zur Bestimmung
Von |. Ganz ähnlich verhält sich die Sache, wenn rj ein Minimum ist.
Als erstes Beispiel benutzt der Verfasser die Ermittelung des grössten Cy-
linders, der aus einem geraden Kegel geschnitten werden kann und dessen
Basis auf der Kegelbasis ruht. Bezeichnet r den Radius der Basis, h die
Höhe des Kegeis, x den Halbmesser der Cylinderbasis und V das Cjlinder-
Volumen, so hat man
und für einen zweiten Cylinder von gleichem Inhalte und anderer Basis
woraus durch Vergleichung und Division mit x — iCj folgt
r {x + 0?,) — (a:' + xxi + x^*) = 0.
Der Radius von der Basis des grössten sich selbst entsprechenden Cjlin-
ders wird nun durch die Gleichung
r.2S— 3S* = 0 oder | = |r
bestimmt. — Nach dieser Methode behandelt der Verfasser eine grosse
Reihe von Aufgaben, welche theils der Geometrie, theils der Mechanik und
Physik entnommen sind. Wir nennen unter diesen: Rechtläufigkeit , Still-
stand und Rückläufigkeit der Planeten, die Gesetze der Spiegelung und
Brechung, Brechung des Lichts in einer Kugel (Theorie des Regenbogens),
Brechung des Lichts in einem Prisma (Theorie der Höfe, Nebensonnen und
uigiTizea Dy v_j Vv'v^'i LV-
Literaturzeitung« 69
Ndbenmonde) , grösster Gl ans der Veniis , Form des K^Jrpers Ton grösster
Ansiehang eto« Die Hierbei vorkommenden Oleichnngen höherer Grade
and transcendenter Form -werden sorgfältig disentirt nnd deren nähernngs-
weise Auflösungen an vollständig ausgerechneten Beispielen gezeigt.
Das vierte Capitel enthält Aufgaben mit mehreren Veränderlichen.
Das zu Grunde liegende Princip ist sehr einfach nnd lautet folgender-
maassen: Wenn u^=f{x, y, z) zu einem Maximum oder Minimum gemacht
werden soll, so denke man sich für den Augenblick zwei von den drei
Grössen x^ y, z als bekannt oder gebe denselben vorläufig irgend welche
von der dritten Variabelen unabhängige Werthe ; man hat es dann nur mit
einer Function einer einzigen Variabelen zu thun und verfährt daher wie
früher. Da aber die übrig bleibende Variabele ebensowohl x als y als z
sein kann, so hat man die Methode dreimal anzuwenden, indem man der
Reihe nach y und z» z und oc, x und y als Constanten ansieht.
Im fünften Capitel finden sich vermischte Aufgaben, von denen na-
mentlich die Untersuchungen über die kürzesten Linien auf Cylinder-,
Kegel- und abwickelbaren Flächen besonderes Interesse gewähren. An-
hangsweis wird die Stein er 'sehe Methode zur Lösung isoperimetrischer
Aufgaben mitgetheilt (Crelle^s Journal , Bd. 24).
Nach dieser Inhaltsangabe bedarf es wohl kaum noch einer Empfeh-
lung des Buches, welches auf dem kleinen Räume von 154 Seiten des Lehr-
reichen so Viel bietet. Schlömiloh.
Heue TTAtersuchungen über frei rotirende Flüssigkeiteii im Zustande des
Oleiehgewiehts. Von Dr. C. Matthiessen, Docent an der Kieler
Universität. Kiel, Akademische Buchhandlung.
Im Anschluss an seine früheren Arbeiten über denselben Gegenstand
liefert der Verfasser in dem vorliegenden Schriftchen eine Monographie,
welche alle bekannten und einige* neue partielle Lösungen des berühmten
PiH>blemes der Gleichgewichtsformen rotirender Flüssigkeiten enthält. An
die Möglichkeit einer allgemeinen analyttschen Lösung , selbst unter der
Voraussetzung homogener Flnida, glaubt der Verfasser nicht, er geht daher
auch nicht analytisch , sondern synthetisch und systematisch zu Werke, um
möglichst viele einzelne Figuren zu finden , welche den Bedingungen des
Gleichgewichts genügen. In der That empfiehlt sich dieses Verfahren durch
Einfachheit und Anschaulichkeit ebensowohl als doroh die Resultate, welche
der Verfasser damit ersielt hat, „indem als Vermehrung der bisher bekann-
ten Gleichgewichtsfiguren bezeichnet werden können: l) die absoluten
Ringkörper und concentrischen Ringsysteme, 2) die Hohlkörper (Hohlcylin-
der und Hohlkugel) , 3) die Kugel als Gleichgewichisfigur gewisser rotiren-
der Bewegungen, 4) die eiförmigen Sphäroide". ^OOqIc
LUoratarztg. d. ZeiUchr. f. Math. u. Phys. V. 8 ^
70 Literaiurzeituog«
Bei geriogem Umfang« (74 Seiten) ist des Inhalt des Werkchens ein
sehr reichhaltiger ; die Darstellung vereinigt Klarheit mit Eleganz und giebt
von dem Scharfsinn des Verfasser» ein sprechendes Zeugnis«.
SCHLÖMILCH.
Bibliographie
vom 1. Juni bis 1. August 1860.
Periodische Schriften.
Amtlicher Bericht tiber die 34. Natnrforscherversammlung in
Carlsrnhe 1858. Herausgegeben von Eisenlohr und Volz. Carls-
ruhe , Müller'sche Hofbuchhandlung. 2 Thlr.
Denkschriften der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu
Wien. Mathem. - naturwissensch. OL 18. Bd. Wien, Gerold's Sohn
in Comm. 10 Thlr.
Memoires de Vacademie des sciences de Peiersbourg. 7 serte.
Tome IL No. 4—6.. Leipzig, Voss. 1 Thlr. 27 Ngr,
Beine Mathematik.
Mdller, J. H. f. Beiträge zur Terminologie der griechischen
Mathematiker. Leipzig, Teubner« ^ 8 Ngr.
Schmidt, J. P. Die Lehre von der Quadrat- und Cubicwurzel,
den Gleichungen zweiten Grades und den Progressionen.
Trier, Lintz'sche Buohh. Verl.- Conto, % Thlr.
FüBSTENAü, E. Darstellung der reellen Wurzeln algebraischer
Gleichungen durch Determinanten. Marburgs Elwert^sche
Universitätsbuchhandlnng. 12 Ngr.
EoGNER, J. Die Multiplication mit Vortheil nebst besonderen
Erörterungen von Vortheilen bei der abgektirzten Multiplication.
Wien, Gerold*s Sohn. 8 Ngr.
Kdlik, J. P. Beiträge zur Auflösung höherer Gleichungen
und der cubischen Gleichungen insbesondere. Prag, Storch in Comm.
1 Thlr.
LüBSEN, H. B. Ausführliches Lehrbuch der Analjsis. 2. Aufl.
Hamburg, Meissner. /^ iVs Thlr.
Digitized by VjOvy^LV-
Literaturseitting. 71
WoLFF, F, Lehrbuch der Geometrie. 1. Theil: Planimetrie, Tri*
gonometrie, Theilangslehre. 7. Aufl. Berlin , G. Reimer. 1% Thlr.
Seeoer,H^ Die Elemente der Geometrie. Schwerin, Hildebrand.
% Thlr.
3auling,J. T. Geometrische Constructionsaafgaben. Altena,
MentzeL 2 Thlr.
WiBOAND, A. Lehrbuch der Mathematik. 2. Cursus der Planijpetrie.
5. Aufl. Halle, Schmidt. % Thlr.
F^üx, Lehrbuch der Planimetrie. 2. Aufl. Paderborn, Sche>ningh.
% Thlr.
Maok, L. Goniometrie und Trigonometrie. Stuttgart, Metzler's
Verlagsconto. 1% Thlr.
LüBSEN, H. B. Ausführliehee Lehrbuch der ebenen und sphft-
Tischen Trigonometrie. 3. Aufl. Hamburg, Meissner. 24 Ngr.
Gbrlach, H. Lehrbuch der Mathematik. 3. Theil. 2. Oursus der
Arithmetik; Elemente der ebenen Trigonometrie. Dessau, Aue's
Verl. -Conto. % Thlr,
Leibnitzen^s mathematische Schriften, herausgeg. von Gerhardt.
• 2. Abth. 2. Bd. Halle, Schmidt. % Thlr.
Catalan, E. Traiii ilimeniaire des sSries. Paris. 1% Thlr.
Serret, P. Thiorie nouvelle geometrique et mecanique des lignes
ä double courbure. Paris. 2% Thlr.
Angewandte Mathematik.
WiEOARD, A. Grundzttge der Feldmesskunde. 3. Aufl. Halle,
Schmidt. 6 Ngr.
FiALKOwSKY, B. Die zeichnende Geometrie (Constructionslehre)
mit Anwendung auf Maschinen-; Sitnationszeichnen etc. 2. Auflage.
Wien, Wallishauser. 3% Thlr.
Redtbnbachbr, f. Theorie und Bau der Turbinen. 2. Auflage.
Mannheim , Bassermann. 10 Thlr.
Magnus, G. Ueber die Abweichung der Geschosse. 2. Aufl.
Berlin, Dümmler. 24 Ngr.
Murmann, A. Ueber die Bahn der Europa. (Akad.) Wien, Ge-
Told's Sohn in Comm. 2 Ngr.
LittroW; K. y. Andeutungen über astronomische Beobach-
tungen bei totalen Sonnenfinsternissen. (Akad*.) Ebendas.
3 Ngr.
Heis, E. Die Sonnenfinsterniss vom 18. Juli 1860. Halle, Schmidt.
6 Ngr.
Schaub, f. Leitfaden für den Unterricht in der nautischen
Astronomie in der k. k. Marine. 2. Aufl. Wien, Gerold's Sohn.
1% ThWp
uigiiizea Dy x^j vyv^^'i Iv^
72 Literatnrzeitung.
Beech, M« Theorie de Vinjecteur aUtomoleur des chaudieres ä
vapeur de M. Giffard. Paris, MalUi-Bacheüer. 3 Frcs.
Dayid, E. Parties proporiionelles calculees de seconde en se-
conde pour la ddclinaison du soleil, la declinaison de la
lune, son ascension droitey son passage au tneridien etc. etc.
Paris. 1% Thlr.
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Gayarret, J. Lehrbuch der Elektricität. Deutsch bearbeitet von
B. Arendt. 4. Lief. Leipzig, Brockhaas. 1 Thlr.
Prestei., M. A. f. Die jährliche VeränderuDg der Temperatur
der Atmosphäre in Ostfriesland. Jena, Frommana. 1 Thlr.
GuTOT, A. Grandzüge der yergleichenden physikalischen
Erdkunde; nach des Verfassers Vorlesungen bearbeitet von Birn-
baum. Leipzig, Hinrich^s Verl.-Conto. 1^ Thlr.
MüiiLER, J. Auflösttugen der Aufgaben des mathematischen
Supplementbandes zum Grundriss der Physik und Me-
teorologie. Braunschweig, Vieweg. . % Thlr.
Knochenhauer, K. W. lieber das elektrische Luftthermometer.«
(Akad.) Wien, Gerold^s Sohn in Comm. 8 Ngr.
WüLLERSTOKF - Urbair, y. Ucber das Verhalten und die Verthei-
lung der Winde auf der Erdoberfläche, sowie insbeson-
dere über die Windverhältnisse am Gap Hörn. (Akad.)
Eben das. 16 Ngr.
Dauber, H. Ermittelung der krystallographischen Constan-
ten und des Grades ihrer Zuverlässigkeit. (Akad.) Eben-
das. 14 Ngr.
LiTTROW, K. V. Ueber das Mikrometer bei lichten Linien bei
den Wiener Meridianinstrumenten. (Ak.) Ebendas. 5 Ngr.
Beitlinger, E. Ueber die Einwirkung der Elektricität auf
Springbrunnen. (Akad.) Ebendas. 4 Ngr.
Hauer, K. v. Krystallogenetische Beobachtungen. Erste Belhe.
(Akad.) Ebendas. 2 Ngr.
P]£clbt's vollständiges Handbuch itber die Wärme. Nach der
3. Aufl. deutsch bearbeitet von Hartmann. 2. Bd. Leipeig, Gerhard.
4% Thlr.
Becquerel, M. jRecherches sur la tempirature des vegetaux et
de Vair et sur celle du sol ä diverses profondeurs, (Acad.)
Paris.
Digitized by
Google
Literaturzeitung.
Recensionen.
Beiträge sor Terminologie der griechisohen Mathematiker von Dr. J. H.
T. MüLLBR, Oberscbulrath und Direetor des Realgymnasioms sn
Wiesbaden. Leipzig bei B. G. Teubner. 1860.
Es sind nur 2% Druckbogen, welche der Verfasaer unter dem Titel
von Beiträgen veröffentlicht, aber wer den Inhalt prüft, wird über die Fülle
erstaunen, welche in dem kleinen Eauma zusammengedrängt ist, und da-
durch nur begieriger auf solche Gegenstände, wekhe in diesem Schriftchen
absichtlich unberührt gelassen wurden. Mit einei^ Worte, die ganze Kritik
der vorliegenden Brochüre' lässt sich durch den in Süddeutschland ge*
bräuchlichen Ausdruck wiedergeben-: „Sie schmeckt nach mehr^^ Wir
wollen versuchen, jetzt in Kurse zusammenzustellen, was uns alles geboten
wird, sowie was der Autor uns halbwegs für die Zukunft verspricht. Beides
sind wesentlich Worterklärungen. Wer nur irgend welche Zeit auf das
Studium der griechischen Mathematiker verwandt hat, wird aber wissen,
dass gerade in den Wörtern die grösste Schwierigkeit liegt, dass z. B. das
Wort Porigma zu weitschweifigen Streitschriften geführt hat und täglich
führt, wovon auch ein neues Werk von Chasles Zeugniss ablegt, auf
welches wir un« vorbehalten näher einzugehen. Nicht weniger bestritten
ist der eigentliche Sinn der Methoden, welche als Analysis und Syn-
thesis bezeichnet werden, und auch das Wort ötöo^isvov (z. B. die Data
des Euclid) bedarf nicht bloss für den Laien einer näheren Erörterung.
Solcherlei sind die Gegenstände, welche der Verfasser künftiger Bearbei-
tung vorbehalten bat. In dem bis jetzt Vorliegenden bat er sich nach sei-
nen eigenen Worten, um ein kleines abgeschlossenes Ganzes zu geben, auf
die Behandlung der Kugel, des Kegels und Cylinders, des parabolischen
und hyperbolischen Konoides und der Sphäroide, unter Einschaltung des
lediglich hierfür Erforderlichen aus der Lehre von den Kegelschnitten be-
schränkt» Die Schriftsteller, welche er .dabei benutzt ,iig,i)i^yh£6ond^lC
Lileralui-2tg. d. ZeiUchr. f. Math. u. Phys. V. 9
74 Literaturzeitung.
Euclid, Theodosius, Archimed und Apollonins von Pergae. Es
ist leicht begreiflich, dass, wie der Verfasser sagt, mit den Namen auch
die Sachen gekommen sind , und so finden wir wenigstens die Hauptsätze
erwähnt, welche den Griechen in Bezng auf die genannten Theile der Ma-
thematik bekannt waren. Ebenso natürlich ist es, dass das hier Gebotene
nicht bloss für den Mathematiker von Fach , sondern anch für den Philolo-
gen des Wissenswerthen genug enthält; wir erwähnen nur die Bemerkung,
dass die archimedischen Schriften mit geringen Ausnahmen nur im dori-
schen Dialecte existiren, ferner die Ableitung des Wortes „Sphäre*' als
„Knäuel aufgewickelten Garnes**, „Potenz** als schlechte Uebersetzung
von dvvafiig u. s. w. Der Verfasser würde daher durch Fortsetzung seiner
Arbeit Gelehrte der verschiedensten Eichtungen zum Danke verpflichten.
Cantor.
Exercice» d' Analyse numerique, extraits, cmnmentaires ei recherches
relalifs ä Vanalyse mdSlermmee et ä la iheorie det nombres. Par
V, A. Le Besgue, professeur de In FacuÜe de seienees de Bordeaux
etc. Paris , Leiber ^ Faraguet.
Der Verfasser, durch mehrere zahlentheoretische Arbeiten in Liou-
ville^s Journal rühmlichst bekannt, giebt in dem vorliegenden kleinen
Schriftchen (150 Seiten) eine Sammlung von Aufsätzen, deren nächster
Zweck ist „« faire voir en quoi consiste la tkeorie des nombres, et ä donner wie
idee des methodes qu'elle emploie, Uebrigens kann das Werkchen recht gut
als Elementarlehrbuch der Zahlentheorie gelten , wie man aus der folgen-
den Inhaltsangabe ersehen wird.
Nach einigen einleitenden Sätzen beschäftigt sich der Verfasser xv-
nächst ausführlich mit der Auflösung der unbestimmten Gleichungen ersten
Grades und mit den sich hieran knüpfenden Eigensehaflen der Zahlen,
z. B. Ermittelung der Menge von Zahlen, welche kleiner als «ine gegebene
Zahl und relativ prim zu ihr sind, Sätze von Gauss, Fermat und Enler
hierüber etc. Darauf folgt die Theorie der Congruenzen nebst den zahl-
reichen Consequenzen , die sich mittelst derselben ans dem Fermat'sehen
Satze ziehen lassen. Der nächste Abschnitt ist der Zerlegung der Zahlen
in Quadrate und Biquadrate gewidmet, woran sich dann verschiedene Un-
tersuchungen über Eigenschaften der Primzahlen reihen, z. B. Wilson^scher
Satz , Anzahl der Primzahlen unter einer gegebenen Grenze etc. Den Be-
schluss machen einige Mittheilungen über den Gebrauch imaginärer un4
irrationaler Zahlen , sowie über die Benutzung divergenter Reihen bei zah-
lentheoretischen Untersuchungen.
Der Verfasser verspricht im Fall einer günstigen Anfnahne das Werk
durch einen zweiten Thell zu ergänzen, welcher, i^^a^'^^PÜ^ßl^^vP^^i''
Literatttrzeitang. 75
^uensen Und besonders die Congruenzen zweiten Grades bebandeln soll;
Referent ist ab«rzeugt, dass der Verfasser Veranlassung zur Erfüllung sei-
nes Versprechens 6nden wird. Schlömilch.
Tratte elemenlaire des series par E. Caialan, docieur Ss sciences etc.
Paris , Leiber 4r Faraguet. 1860.
Das vorliegende, 132 Seiten zählende Werkchen zerfällt in VII Capi-
tel folgenden Inhalts. In Cap. I werden die Grundbegriffe über unendliche
Reihen festgestellt; der Verfasser unterscheidet convergirende, divergirende
und unbestimmte (oscillirende) Reihen. Cap. II enthält in grosser Aus-
führlichkeit die Kennzeichen für die Convergenz und Divergenz der Reihen,
wobei Referent nur den einfachen und leicht beweisbaren Satz vermisst,
dass die Reihen
dl cos n + a2cos2(o + a^cosZai + .••
Ol sin a> + ^t *•'* 2« + a, «m 3 w + . . .
jederzeit convergiren , wenn Lim ö„ = 0 und od kein Vielfaches von n ist.
Cap. III beschäftigt sich mit den elementaren Methoden der Reihensummi-
rung ; dieselben beruhen hauptsächlich auf dem^ freilich nur selten anwend-
baren Kunstgriffe, das allgemeine Glied (p(n) einer Reihe in eine Differen»
von der Form i/^ (« + l) — ip (n) zu zerlegen. In Cap. IV theilt der Ver-
fasser eigene Untersuchungen über die näherungsweise Summirung der
Reihen mit, wobei er sich auf einfache geometrische Betrachtungen stützt.
Üap. V enthält die Entwickelung der Functionen in Reihen theils mit Hülfe
des Maclaurin'schen Satzes, theils nach anderen Methoden. In Cap. VI wird
die Summirung der Reihen ausführlicher behandelt; die hauptsächlichsten
Methoden kommen darauf hinaus, die gesuchte Summe entweder als Integral
einer Differentialgleichung oder als bestimmtes Integral darzustellen. Der
Verfasser beschränkt sich hierbei auf die einfacheren Fälle. Cap. VII ent-
hält die Transforipation der Reihen; hierzu' giebt der Verfasser nur zwei
Methoden, die Bildung von Differenzen (nach Euler) und die Einführung
complexer Zahlen.
Einige Hauptfragen sind unerledigt geblieben, z. B. unter welchen
Umständen die Summe einer Reihe eine continuirliche Function ist , ob und
unter welchen Bedingungen die Differentiation einer Reihe erlaubt ist etc. ;
auch fehlt die Lehre von den Doppelreihen, die gerade bei Transformatio-
nen eine wichtige Rolle spielt. Schlömilch.
Einleitung in die teohnische Mechanik für Gewerbe- und Industrieschulen
und zugleich n^t Rücksicht auf das Regulativ- für die Aufnahms-
prüfungen am eidgenössischen Polytechnikum in^Zünch be^beitet^
76 Literaturzeitungi
von Anton Ph. Largiadeb, Professor an der Industrieschale in
Frauenfeld. Frauenfeld und Leipzig, Druck und Verlag Ton
J. Huber. 1860.
Nach dem Inhalte der Vorrede ist die vorliegende Schrift zunächst im
Interesse der schweizerischen kantonalen Gewerbe- und Industrieschulen
abgefasst, insofern dieselben Vorbereitungsschulen für das eidgenössische
Polytechnikum in Zürich sind. Sie soll nämlich „eine weitere Ausführung
derjenigen Lehren der' Mechanik, deren Kcnntniss von den Bewerbern am
Aufnahme in den ersten Jahrescurs der Bau-, Ingenieur- und mechanisch-
technischen Schule gefordert wird,*^ enthalten und ein Leitfaden sein, aus
welchem sich Jedermann Gewissheit über den Umfang der Kenntnisse in
der Mechanik verschaffen kann , die ein Aspirant für den ersten Jahres-
curs der erwähnten Fachschulen besitzen muss. Der Umfang des Buches
war hiernach im Wesentlichen von dem Regulativ für die Aufnahmeprüfun-
gen*) des Züricher Polytechnikums abhängig; doch hat sich der Verfasser
bemüht, demselben eine solche Abrundung zu geben, dass es ein auch
ausserhalb der angegebenen Grenzen gewiss brauchbares Lehrbuch der
Elemente der allgemeinen Mechanik nebst deren Anwendung auf die Gleich-
gewichtsbedingungen und Bewegungser^cheinungen an festen Körpern ge-
worden ist. Die nachfolgende Inhaltsangabe, welche der Referent zugleich
zur Erörterung einiger wenigen Punkte, in denen er mit dem Verfasser
nicht ganz einverstanden ist, benutzen will, möge dieses Urtheil recht-
fertigen.
Das ganze Buch zerfallt in dreiHaupttheile; der erste beschäftigt sich
mit der mathematischen Bewegungslehre, der zweite mit der Mechanik des
materiellen Punktes, der dritte enthält die Mechanik fester Körper; in
einem Anhange sind die einfachen Maschinen abgehandelt.
In der mathematischen Bewegungslehre werden nach Aufstellung der
nöthigen Vorbegriffe zunächst die Formeln für gleichförmige und gleich-
förmig geänderte Bewegung eines Punktes entwickelt, woran sich einige
allgemeine Bemerkungen über ungleichförmige Bewegungen, sowie über
die Bewegung eines Systems unter sich fest verbundener Punkte schliessen.
IJei diesem letzteren Theile fehlt der auch in elementarer Form leicht zu
führende Beweis, dass auf die hierbei betrachteten beiden Bewegungsarten:
„Fortschreiten" und „Drehung", jede Bewegung eines festen Systems von
Punkten zurückgeführt werden kann. Eine Sonderbarkeit ferner , welche
der Verfasser mit mehreren Lehrbüchern der Mechanik. gemein hat, besteht
darin, dass er bei Berechnung der Geschwindigkeit eines zu einem rotiren-
den System gehörenden Punktes die Radien als unbenannte Zahlen, die
Winkelgeschwindigkeiten dagegen als benannte Zahlen in Rechnung stellt.
*) Der Verfasser schreibt oonsequent „ Anfnahmsprüfungen " ; überhaupt ist
seine Schrift von Provinzialismen, wie „innert** für ,j innerhalb **, „ferners" statt
„ferner** n. dgl. m., sowie von stylistischon Härten nicht gäxiz frei. _jv^v^-c l^
Literatiirzeitung. 77
Da der Begriff der Winkelgeschwindigkeit von der Proportionalität der
Bogenlängen und Kadien bei gleichem Centriwinkol , also vom Verhältnisfei
des Bogens zum zugehörigen Halbmesser, nicht aber umgekehrt d^r Begriff
des Badius von einem Goschwindigkeitsverhältnisse abgeleitet ist, so dürfte
diese Eigenthümlichkeit schwer zu rechtfertigen sein. — An die Betrach-
tung der einfachen Bewegungen reiht sieh die Lehre von ihrer Zusammen-
setzung , die , soweit hierbei nur gleichförmige und gleichförmig geänderte
Bewegungen eines Punktes in Frage kommen, mit grosser Vollständigkeit
abgehandelt wird. Die aus gleichförmiger und gleichförmig geänderter
Bewegung zusammengesetzte parabolische Bewegung wird hierbei durch
das Beispiel der Wurfbewegung im leeren Haume weiter erläutert; ferner
giebt dieselbe Bewegungsart Gelegenheit, davon die Normalacceleration
abzuleiten. Den Schluss der mathematischen Bewegungslehre bildet die
Untersuchung der relativen Bewegung zweier Punkte, welche durch geo-
metrische Betrachtungen veranschaulicht wird. Einfacher würde sich diese
Untersuchung gestaltet haben, wenn der Verfasser die einfache Bemerkung
aufgenommen hätte, dass die relative Bewegung zweier Punkte durch eine
ihnen ertheilte gemeinschaftliche Bewegung nicht gestört wird , dass also,
wenn man dem System der beiden Punkte eine gemeinschaftliche Bewegung
ertheilt, welche die des einen aufhebt, dadurch die des anderen in eine
absolute umgewandelt wird.
Der zweite Theil, die Mechanik des materiellen Punktes, erörtert zu-
nächst die mechanischen Grundbegriffe, welche nachher auf die Unter-
suchung der Wirkung einer, sowie mehrerer Kräfte auf einen freien mate-
riellen Punkt angewendet werden. Die Lehre von der Zusammensetzung
der Kräfte stützt sieh hierbei auf das Kräfteparallelogramm, welches in be-
kannter Weise auf das Parallelogramm der Bewegungen zuritckgefiihrt
wird. Da die Berechtigung zu dieser Znrückftihrung sich auf den Grund-
satz stützt, dass bei gleichzeitiger Wirkung mehrerer Bewegungsnrsachen
in jedem Augenblicke jede derselben ihre Thätigkeit unabhängig von allen
anderen äussert, so wäre es zur schärferen Begründung der so wichtigen
Lehre yon der Zusammensetzung der Kräfte wünschenswerth gewesen,
dieses Princip mit Bestimmtheit hervorgehoben zu sehen. Es ist diess
übrigens ein Mangel, der sich nicht allein in dem vorliegenden Lehrbuche,
sondern in dem grösseren Thei)e derjenigen vorfindet, welche in gleicher
Weise das Kräfteparallelogramm ableiten. — Im weiteren Verlaufe des
zweiten Theiles wird der Begriff der mechanischen Arbeit erörtert und mit
den davon abhängigen lebendigen Kräften, sowie mit dem Princip der vir-
tuellen Geschwindigkeiten in Zusammenhang gebracht. Hieran reiht sich
die Untersuchung der W^irkung von Kräften auf einen unfreien materiellen
Punkt nebst der Theorie der Centrifugalkraft ; als besonderes Beispiel einer
Kraftwirkung auf einen nicht frei beweglichen Punkt wird zum Schlüsse
die Bewegung eines materiellen Punktes, der unter *^^^^^%^J^ea^^C^H58u4?lc
78 Litoraturzeitung.
Schwerkraft eine vorgeschriebene Bahn beschreibt, nähert erörtert, wobei
auch die Bewegnngsges&tze des einfachen Pendels , soweit dies in elemen-
tarer W^ise möglich ist, entwickelt werden.
Der dritte Hanpttheil, die Mechanik fester Körper, serfKlIt in zwei
Unterabtheilungen , die Gleichgewichts- und die Bewegnngslehre fester
Körper. Die Statik behandelt nach einem Einleitnngscapitel , in welchem
die nöthigen Grundbegriffe und Grnndgesetze festgestellt werden, in den
Capiteln 2 bis 5 die Lehre von der Zusammensetzung von Krftften, die an
einem festen Systeme materieller Punkte angreifen, in naturgemässem
Fortschritte von den einfachsten Fällen bis zu der allgemeinsten Znsam*
mensetzungsaufgabe. Namentlich ist dabei die Lehre von den Kräfte-
paaren in vollständigerer Weise erörtert und zur Anwendung gebracht, als
dies gewöhnlich in elementaren Lehrbüchern zu geschehen pflegt. An«
den allgemeinen Gleichungen für Zusammensetzung der Kräfte werden in
Capitel 6 die sechs allgemeinen Gleichgewichtsbedingungen abgeleitet,
worauf das Gleichgewicht an nicht ganz freien Körpern zur Besprechung
gelangt. Den Schluss der Statik bildet die Schwerpunktstheorie , wobei
Referent nur den allgemeinern , von der Schwerkraft unabhängigen Begriff
des Schwerpunktes als Mittelpunkt eines Systems gleichgerichteter, den
Massen proportionaler Kräfte, welche an allen Punkten eineii materiellen
Systems angreifen ^ vermisst. Die Aufnahme dieses Begriffes wäre um so
Wünschenswerther gewesen, da die Gesetze der Schwerpunktsbewegung
eines festen Körpers von ihm allein abhängig sind. — Die Dynamik fester
Körper beginnt mit der Wirkung von Kräften auf ein freies festes System.
Das hierbei Über die Bewegung des Schwerpunktes Gesagte entbehrt in
Folge des eben angegebenen Mangels einer strengeren Begründung. Im
2. Cap. der Bewegungslehre wird aus dem Begriffe der lebendigen Kraft
eines festen Körpers der Begriff des Trägheitsmomentes abgeleitet und
hierauf die zwischen den auf parallc^lele Achsen bezogeneuen Trägheits-
momenten stattfindende Relation entwickelt j die Berechnung von Träg-
heitsmomenten homogener Körper war durch den elementaren Standpunkt
des Lehrbuches ausgeschlossen. Das 3. Cap. beschäftigt sich mit der Zu-
sammensetzung der Centrifugalkraft an einem um eine feste Achse rotiren-
den Körper und dem hiervon herrührenden Druck auf die Achse; im 4. Gap.
werden die Bewegungsgesetze des materiellen Pendels auf die des ein-
fachen Pendels zurückgeführt; im 5. endlich sind die einfachsten Fälle der
Gesetze des Stosses fester Körper entwickelt. Man wird aus dem letzten
Theile dieser Inhaltsangabe ersehen, dass die in der Dynamik abgehan-
delten Theorieen in einem loseren Zusammenhange stehen , als dies in den
übrigen Abschnitten des vorliegenden Lehrbuches der Fall ist, bei denen
sieh überall eine naturgemässere Verbindung der einzelnen Lehren erken-
nen lässt. Finestheils der zunächstliegende Zweck des Buches, welcher
.dasselbe an ein feststehendes Programm anknüpft, andemtheils der elemen-
uigiiizea oy v_i vy v^'Ti ln^
Litcratarzeitung. 79
tare, allgemeineren dynamischeB Ui^ersnchungen widerstrebende Stand-
punkt desselben mag hierbei anr Reehtfertigung dieaen.
Im Anhange, welcher von den einfachen Maschinen handelt^ sind die
sogenannten mechanischen Potenzen als mathematische Maschinen (ohne
Berücksichtigung des Reibungswiderstandes) nach ihren Gleichgewichts«
bedingttngen untersucht. An die Theorie der schiefen Ebene knüpft sich
hierbei diel<ehre Von der Stabilität; die Bedingungen des Gleichgewichts
am Hebel sind durch die Theorie der gemeinen Waage und der sogenann"
ten Strassburger Brückenwaage näher erläutert.
Was die Behandlung des Stofifes betrifft, so hat der Verfasser naeh
der Vorrede neben möglichst grosser Anschaulichkeit überall eine möglichst
streng mathematische Durchführung der betreffenden Lehren au erzielen
gestrebt; der Referent kann nach Durchsicht des Buches das Urtheil ab-
geben, dass dieses Ziel grossentheils erreicht worden ist. Der Stellen, die
vor einem atreng mathematischen Gewissen nicht vollkommen zu rechtfer-
tigen sind, lassen sich nur wenige ausfindig machen; namentlich dürfte je-
doch hierher die Auffassung der Rotationsflächen als unendlich dünner
Rotationshohlkörper und der erzeugenden Linien als unendlich schmaler
Flächen bei Uerleitung dei^ Guldin^schen Regel zu rechnen sein. — Die
mathematischen Vorkenntnisse, welche das Lehrbuch bei seinen Lesern
voraussetzt, überschreiten nicht die elementaren Lehrsätze der Algebra,
der Geometrie und der ebenen Trigonometrie. Nur an wenigen Stellen,
namentlich bei der allgemeinen auf Zusammensetzung der Bewegungen
und Zusammensetzung der. Kräfte bezüglichen Untersuchungen sind die
Grundiehren der analytischen Geometrie benutzt worden ; doch finden die-
selben, soweit sie wir Anwendung gelangen, im Buche selbst ihre Erläu-
terung.
Zum Schlüsse hält sich Referent frot^ der gemachten Ausstellungen
berechtigt, auf das bereits im Eingange ausgesprochene Urtheil zurückzu-
kommen , dass die vorliegende Schrift wohl geeignet ist , auch ausserhalb
der Kreise, für welche sie zunächst bestimmt wurde, zur Einleitung in das
Studium der technischen Mechanik zu dienen.. Für das Privatstudium
dürfte sie sich noch durch die nicht unbeträchtliche Anzahl durchgerech-
neter numerischer Beispiele empfehlen , welche die vorgetragenen Lehren
in ein klareres Lieht zu setzen bestimmt sind. O. Fobt.
Die CentralprojeetMa ak geometrisohe Wifaenaeluift, von Dr. O. W.
Fiedler. Chemnitz 1800. 41 S. 4^
Wenn allen Wnkten A^ By C , . . einer geometrischen Gestalt gewisse
Punkte aybyC... einer Fläche nach einem bestimmten Gesetze entsprechen,
so nennt man dio Gesammthcit der letzteren das Bild oder die Projection
uigiüzea Dy %._j vyOy IV^
80 Literaturzeitünff,
o'
jener Gestalt und Ale Fläche, in der. sie liegen, die Bild- oder Projcc-
tionsfläche. Zu den einfacbaten Gesetzen der Abhängigkeit der Punkte
a, 5, c . . . von den Punkten A^ B^C , • , gelangt man, wenn man die Geraden
Aa^ Bb, Cc . . , in Betracht zieht und annimmt, dass dieselben entweder
einer bestimmten Richtung parallel sein oder sich in einem einzigen Punkte
schneiden sollen. Nimmt man ausserdem, wie dies am häufigsten geschieht,
zur Bildfläche eine Ebene , so erhält man die gewöhnliche Parallel - oder
Centralprojection der Gestalt ABC. Die Aufsuchung der Beziehung zwi-
schen einer geometrischen Gestalt und ihrem Bilde oder ihrer Projection
kann von einem zweifachen Gesichtspunkte aus unternommen werden : ein-
mal sucht man Vorschriften auf zur richtigen Projection des gegebenen
Gegenstandes oder sucht umgekehrt von der gegebenen Projection zur geo-
metrischen Bestimmung der dargestellten Raumgestalt xu gelangen, das
andere Mal will man aus den Eigenschaften der Projection Eigenschaften
des ursprünglichen Objectes herleiten. Im ersten Falle gelangt man -zn
einer Theorie des Zeichnens, im anderen zu einer Methode der geometri-
schen Untersuchung. Ist nun die Parallel- und Centralprojection als Me-
thode der Untersuchung in neueren Zeiten vielfach und mit grossem Er-
folge angewendet worden, und hat die Darstellung geometi*ischer Gebilde
mit Hülfe der Parallelprojection einen hohen Grad wissenschaftlicher Aus-
bildung erhalten, so ist dagegen der Darstellung geometrischer Gestalten
mit Hülfe der Centralprojection bis jetzt eine systematische Bearbeitung
noch nicht zu Theil geworden. Eine solche systematische Bearbeitung d«r
Centralprojection oder Perspective zu versuchen, ist der Zweck der vor-
liegenden Abhandlung. Sie beabsichtigt weder erschöpfende Vollständig-
keit noch nimmt sie Rücksicht auf das Praktische der Perspective ; sie will
weiter nichts als die Grundgedanken der Methode der Centralprojection
niederlegen, auf denen die Wissenschaft weiter gebaut werden kann. Wir
können dem Herrn Verfasser für seine Bemühungen nur Dank wissen und
wollen unsern Lesern eine nähere Angabe des Inhalts der Abhandlung
nicht vorenthalten.
Die Abhandlung zerfällt in zwei Abschnitte , von deneti der erste die
ebenflächigen Raumformen, der zweite die krummen Ober-
flächen, insbesondere die Kegelflächen behandelt. Die Theorie an-
derer Flächen, wie die der Drehungsflächen, der Rückungsiächen , der
Umhüllungsflächen, ist nicht gegeben. ^Der erste Abschnitt enthält drei
Theile mit folgenden Ueberschriften :
A, Von der Darstellung der geometrischen Grundgebilde
(Punkt, Gerade, Ebene) und ihrer Anwendung zur Auflösung von
Aufgaben.
In diesem Theile werden die Principien der Centralprojection ent-
wickelt. Die Grundgedanken aber sind in Kürze folgende: Das Projec-
tionscentrum ist bestimmt durch den Hauptpunkt und den Distanz-
uigiüzea oy %_j vj'\_/pc lv.
LiteralurzGitung, 81
kreis, d. b. durch dofi Eusspaiikt der Senkrechten vom Projectionacentmin
auf die Bildebene und durch den nm den Hauptpunkt als Mittelpunkt mh
der Distanz des Projectionscentrums von der Bildebene als Halbmesser be-
schriebenen Kreis. Eine Ebene ist bestimmt durch ihre Sp«r und ihre
Fluchtlinie, d. b« durch die beiden geraden Linien, in welchen jene
Ebene und eine Parallelebene durch das Projectionscentrum parallel mit
der ersten gezogen worden ist, die Bildebene durchstiiiht. Ein Punkt
endlieb ist bestimmt durch zwei sich schneidende G-erade, deren
eine seine projicirende Linie ist. Nach der Discnssion der Darstellung der
Ebene , der Geraden und des Punktes werden die Principien angewendet
zur Auflösung folgender Aufgaben, die sich aus der Verbindung der drei
geometrischen Grundgebilde ergeben« Aufgabe I. Durch einen Punkt zu
einer geraden Linie eine Parallele zu ziehen. Aufgabe IL Durch einen
Punkt und eine gerade Linie eine Ebene zu legen. Aufgabe HL Die ge-
rade Verbindungslinie zweier Punkte zu bestimmen. Aufgabe IV. Durch
eine gerade Liiiie eine Ebene zu legen, die einer anderen geraden Linie
.parallel ist. Aufgabe V. Durch einen Punkt eine Ebene zu legen, welche
zwei geraden Linien parallel ist; und als specieller Fall die Aufgabe:
durch einen Punkt eine Ebene zu legen , die einer gegebenen Ebene paral-
lel ist. Aufgabe VI. Eine Ebene darzustellen, die durch drei gegebene
Punkte geht. Aufgabe VII. Die Dnrchschnittslinie zweier Ebenen anzu-
geben. Hieran schliessen sich die beiden folgenden Aufgaben: den Durch-,
Schnittspunkt von drei Ebenen zu bestimmen und den Durchschnittspünkt
einer geraden Linie mit einer Ebene zu oonstruiren. Aufgabe VIIL Eine
Schaar Ebenen zu verzeichnen, die durch denselben Punkt gehen. Auf-
gabe IX« Durch einen Punkt eine gerade Linie so zu ziehen, dass sie zwei
andere gerade Linien durchschneidet. Und hierzu die Aufgabe: In einer
gegebenen Richtung ein€^ -Gerade zu ziehen , welche zwei gegebene Gerade
schneidet. Aufgabe X. Die Normale zu zeichnen, welche von einem
Punkte aus auf eine Ebene gefällt werden kann, und an diese sieh an-
schliessend die Aufgabe: Durch eine gerade Linie zu einer Ebene die
Normalebene zu legen. Aufgabe XL. Durch einen Punkt eine Ebene zu
legen ^ die zu einer geraden Linie normal ist. Hierbei die Aufgabe ; Die
Senkrechte von einem Punkt auf eine gerade Linie zu construiren. Auf-
gabe XII. Die gemeinschaftliche Normale zweier geraden Linien zu be-
stimmen.
B. Von der Ableitung der wahren Grösse und Lage proji-
cirter Kaumformen.
Die Bestimmung der wahren Gestalt und Grösse einer Eaumform re«
dueirt sich in ihren letzten Elementen auf die Bestimmung der wahren
Grösse einer begrenzten Geraden und eines Winkels. Diese Elemente
werden in ihrer wähnen Grösse dadurch dargestellt, dass man die Ebene,
in der sie liegen, um ihre Spur dreht, sie her ab seh lag; t« bis sie mit der
^ ' ■ * ' Lffgiiizea Dy x^j vy v./'i LN^
82 Literaturzeitnngi
Bildebene znsammenf&llt. An die Anflösnog des Hauptprobleme dieaes
Theiles: einen Punkt mit einer Ebene, welche ihn enthält, in die Bildebene
herabzuschlagen, reihen sich sur Erläuterung folgende vier Aufgaben:
1* die wahre Länge einer geradlinigen Strecke zu construiren; 2. die wahre
GrSsse des von zwei geraden Linien gebildeten Winkels zu bestimmen;
3. den Neigungswinkel einer geraden Linie gegen eine Ebene, und 4. den
Neigungswinkel zweier Ebenen zu construiren.
Wie dieser Theil die Lehre vom richtigen Qebrauch central-projectivi-
scher Zeichnungen enthält, so der folgende dritte die Anweisung zur rich-
tigen Projection einer gegebenen oder definirteu Raumform. Die lieber-
Schrift lautet:
C Von der Ableitung der Projection aus gegebenen Ele-
menten der Grösse und Lage.
Die Hauptaufgabe dieses Theiles ist: einen in der Bildebene gegebe-
nen Punkt in eine bestimmte Ebene zurückzuschlagen, d. h. eine
Ebene, welehe den gegebenen Punkt enthält, durch Drehung um ihre Spur
in die Lage zurückzuftthren , welche ihr zukommt. Als Aufgaben zur An-
wendung findet man hier die folgenden gelöst: 1. Auf einer geraden Linie
von einem ihrer Punkte aus eine gegebene Länge abzutragen; 2. durch
einen Punkt eine gerade Linie zu ziehen , die mit ein^r anderen geraden
Linie einen voi^eschriebenen Winkel bildet; d. eine gerade Linie zu be-
stimmen aus einem ihrer Punkte , ihrer projicirenden Ebene und dem Win-
kel , den sie mit der Bildebene einschiiesst ; 4. durch eine gerade Linie eine
Ebene zu legen, die mit der Bildebene einen vorgeschriebenen Winkel bil-
det; eine gerade Linie zu bestimmen durch einen ihrer Punkte, durch ihre
Ebene und den Winkel, den sie mit einer anderen Ebene einschiiesst;
6. durch eine gerade Linie eine Ebene so zu legen, dass sie mit einer an-
deren Ebene einen bestimmten Flächenwinkel bildet; 7. durch einen gege-
benen Punkt eine Ebene so zu legen , dass die geraden Linien , in denen
sie zwei bestimmte Ebenen sehneidet, mit der Durchscbnittslinie dieser
letzteren bestimmte Winkel bilden. — Der erste Abschnitt enthält, wie sich
aus der gegebenen Uebersicht seines Inhalts ergiebt, vollständig das System
der Mittel, durch welche von jeder bestimmten ebenfläohigen Raumgestalt
die Centralprojection gezeichnet werden kann. Der Verfasser lässt dem-
selben Betrachtungen über die Veränderung des Projectionscentrums und
über die Mittel folgen, durch welche Raumformen nach Zahl und Maasa
bestimmt werden können.
Der zweite Abschnitt der vorliegenden Abhandlung, welcher die Dar*
Stellung der krummen Oberflächen zum Gegenstande hat, bespricht aus-
führlicher die Darstellung der Kegel- und Cylinderflächen, ihrer Durch-
schnitte mit Ebenen und geraden' Linien, ihrer Tangentialebenen und Tan-
genten, ihrer Normalen, ihrer gegenseitigen Durchdringung. Daran sohlieast
sieh die Daratelluns: des eliiptiaeheB einfachen Hyperboloids und des hyper-
o X tf M. uigiTizea Dy >^J vy v^^'i rvf
Literaturzeittttig. 83
bauschen Parabaloids und die Angabe der wichtigsten Eigenschaften dieser
Oberflllcb^n in der Form, in welcher sie in der Gentralprojection auftreten.
Zuletzt folgen noch Andeutungen über die Darstellung anderer Regelflächen.
Im Schlusswort kommt der Herr Verfasser noch einmal auf die schon
in der Einleitung erwähnten Schriften von J. H. Lambert: „Die freie
Perspective, oder Anweisung, jeden perspectirischen Aufriss von freien
Stücken und ohne Grundriss zu verfertigen *S sowie auf das Werk von B.
£. Cousinery: j,Geome'irie perspective*'^ (Paris 1828) zurück. In beiden
Schriften finden sieh schon die Prindpien der CenU*alprojection aufgestellt,
die wir oben mitgetheilt haben.
Um die Besprechung der vorliegenden Abhandlang nicht su weit au»*
zudehnen, wollen wir von den Resultaten nicht sprechen, zu welchen eine
Yergleichung der selbstständig ausgebildeten Gentralprojection mit der
Parallelprojection führt; ebenso wenig auf die geometrische Bedeutung der
Centralprojection zurückkommen. Beiden Gegenständen sind die letzte«!
Seiten der Abhandlung gewidmet. Nur eine Bemerkung sei uns zum
Schlüsse noch erlaubt, nämlich die, dass es der Darstellung des interessan-
ten Inhalts der Abhandlung zum grossen Vortheil gereicht hätte, wenn dem
Styl mehr Sorgfalt gewidmet worden wäre, als dies an vielen Stellnn der
Fall gewesen ist. Der berühmte Verfasser der „Geometrie descripHve'' konnte
auch hierin als Muster gelten. Trotz dieser Bemerkung legen wir aber die
Abhandlung mit dem Wunsche ans der Hand , dass sie recht viele Leser
finden und zum weiteren Ausbau der geometrischen Wissenscliaft der Cen-
tralprojection anregen möge. Dr. Rddof Hoffmann. .
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LVII, 189.
261. Les propriitis commimes d tm Systeme de deuä: lignes de courbure d'une meme surfitce
du second ordre et d un Systeme de deux lignes droites situ6es däns tm meme plan:
Aoust. Compt. rend. XLIX, 729.
262. Auflösung einer geometrischen Aufgabe (Grelle LI, 100). Bacaloglo. Zeitsehr.
Math. Phys. IV, 366.
263. Sw les lignes de courbure et les lignes geodäsiques des swface» developpables doni les
gönöratrices sont paralleles d Celles d'ime surface rigUe queiconque, Mo lins,
Journ, Mathim. XXIV, 347. uigmzea oy '»^v^v^-c l^
Literaturzeitang* 87
264. üeber einige Sätze der höhern Geometrie. B o e k 1 e n. Grnn. Archiv XXXIII, 111.
2t$5. Note sitr. Ita seciions Umquts, Garlin. N. arm. nutlh, XVIII^ 310.
2tW. On Contour and Slope Ivtet. Cayley, Phil. Mag XFlii, 2Ö4.
7tl. SuUe figure imerse. Tortolinu Annali inat. II , \%\).
208. Sopra alcune linee e super/ide curve derioate, Tor to Uni. Annaii mal. //, 316. •
260. Note sur les covrbeg et siirfaces deiivdes. Roberts, Compl. rend, XLIX, 74?.
Yergl. Cubatur, Determinanten in geometrischer Anwendung 290, 291 , Krüm-
XQUiigslinieu, Oberflächen, Oberflächen 2ter Ordnung, Perspective, Sphärik.
Astronomie.
270. Entwickelung der rechtwinkligen Coordinfiten eines Planeten nach aufsteigen
den Dimensionen der planetarischen Massen nach Raabe. Fidler. Astr.
Nachr. LI , 280.
271. Calctd des variations siriilaires des mot/ens motivements du pirigee et du noettd de Cor-
bite de la Urne. De launag, Compt, rend. XLIX, 300.
272. Sta* VequaUon seculaire du mögen mouvement de la bäte. De Ponticoiilant. Compt,
rend. XLFIII, 1023, 1122. — Delaunay. ibid. 1031.
273. Ueber Declinationsänderung bei Circummeridianhöhen der Sonne. Schanb.
Astr. Nachr. LI, 109.
Vergl. Geschichte der Mathematik 334, 335, 338.
AttnutloB.
274. A matkemaiical theory 6f attraetive forcett. Challh. Phit, Mag. XFllI, 321.
275. Atkeory oftheforce ofgravity. Challis. Phil. Mag. XVIll, 442.
276. Rivherche analitiche sopra le attrazioni eservitate da ima Hnea piena verso un pimto
maleriale collocuto nel stto pttmo ed in pto'ticolare sulV attrazione dei quadrtmle di
un ellissa v erso ii centro . Tortolini, Annali mat 11, 244.
B.
BemouIIi^Bche Zahlen.
277. Sur les differences de iP et sur le calcul des nombres de Bemoulli, Catalan, An-
niUi mat. 11, 230.
Bestimmte Integrale.
278. Swr quelques in4galit6s concemant les integrales ordimnres et les integrale» aux diffi^
rences finies. Bouniakofsky Pelersb. Acad. Bull XVII, 535
279. Applicazione di una forntola d'integrale definito multiplo alt' integrazione di tma classe
di equazioni a derivate parziali e a coeffidenti constatUi. Tortolinu Atmali
mat, 11, 2ü0.
Vergl. Elliptische Functionen, Gammafunctionen.
Brennpunkte.
280. Note sur les foyers des courbes planes, Ter quem, N. ann. math, XVII I, 399.
Cartographie.
281. Sio' les eartes giographiques, Tissot, Compt. rend, XLIX, 673.
Ooubiuiloiik.
^2. On the analytical forms catted Trees. Cayley. Phü. Mag. XVIII^ZIA,
Convezität
283. Sur tme proposilion relative d la convexite des courbes, Gerono, N. mm. math.
XFIII, 397.
Cnbatnr.
284. Zur Bestimmung der Rauminhalte und Schwerpunkte von Körpern zwischen zwei
Parallelebenen und einer zusammenhängenden Umfläche. Matzka. Grün.
Archiv XXXIU, 121.
B«ciBi«lbrftehe.
285. Zur Theorie der periodiai.hen Decimalbrüche. Sturm. Grnn. Archiv XXXIII, 94
««>v«*^ uigiüzea Dy x^j vy v_7 V i>
LV-
88 Literaturzeitung.
Betomiijuuitoii.
286. yoiio7ts SUmentmre» sur les hmtrianfs, covariants, dlscrimtnanttt et kyperditermintmUt.
Terquem, N. ann. ma(h. XVIlIy 249, 2Ö9, 44(5. — Blerzy. ibid. AW.
[Vergl. Bd. IV, No. 288 J
* 287. La ieoritadei covaritmti e degti invarianti delle forme hmarie e le sue principaH appU-
cazioni. Brioschi, AnnaH mat. II, 265. [Vergl. No. 88.]
288. On the vtUue of cet'tain determinants, the terms of nMch are the sqttared diHances of
pointn in spinne or in Space, Cayley, Quart. Joum. Mtük, III, 275.
Vergl. Elimination , Gleichungen.
Determinanten In geottetrisclier Anwendung.
289. AppHcation de la noimelie analyse aux sierfaces du second ordre. Painvin, N, am.
mntk. X.FIII, 407. fVergl. No. 44.]
290. On a nem analyticai represetUation ofcuroes in Space. Cayley. Quart. Joum. Math,
in, 225.
291. On the relation whirh connects the mutual distances of five poinls in space. Salmon.
Quart. Journ. Math. III, 2H2.
292. Demonstration d*un theorevie de mecanique efionci par Euler. Oerono. N, ann.
math. XVIII, 390.
Differentialgleieliiingen.
293. On, the Solution of di/ferentiat equations. S Roberts. Quart. Jouni. Math. III, 216.
294. Integration der partiellen Differentialgleichungen erster und «weiter Ordnung.
Weiler. Grün. Archiv XXXUI^ 171.
295. Ditnonstration d'uii thdoreme de Jacob i par rapport auproblhne de Pf äff. Cay-
ley. CrelleLFII.2n.
296. Sur quelques iquations diffirentielles. Min ding. Joum. mathim. XXIV, 273.
297. Sur les integrales afgebriqnes des Equations diff&rentielles de la micanique. Mas sie u.
Compt: rend. XLIX, 352
298. Sur le changement de la variable independante. S. Spitzer. Compt. rend XLIX,
48.270. [Vergl. No. 56.]
299. Studien über Diffon ntialgleichnngen von der Form (OTj:*+na?+p)y"+rya?+r)+y'
4.«y = 0. S.Spitzer. Zeitschr. Math. Phys, IV^ "iöL
300. InteKJ^ation der linearen Differentialgleichung a?2»y« :=Axy4-ßy. S. Spitzer.
GruTi. Archiv XXXIII, 413.
301. Zur Integration einer linearen Differentialgleichung der Form y(«)=^x"»y"
^-Äa;«— Jy'4-Ca;«-2y. 8. Spitzer. Grün. Archiv XXXIII , 11».
302. Integration di-r Gleichung («« -f 6y + c) -; — r- + ai -—- + ft^ -- = 0. S. S pit-
ax ay ax ax
z e r. Grün. Archiv XXXIII , 46 1 .
303. Integration der partiellen Differentialgleichung (x + y) ^-.-l-^- m, (x + y) -y^
ax ay da:
+ in, (a? + y) -7-^ + w z r= 0. S.Spitzer. Grün. Archiv XXXIII , 476.
Vergl. Analytische Geometrie der Ebene 255, Bestimmte Integrale 279 , Diffe-
reuzengleichungen 306.
DUferentifllqaotient
304. Sur quelques formules poia* tu di/ferentiation. Cayley. Annali mat. II, 214.
305. Note über Differenz- und Differentialquotienten von allgemeiner OrdnungszahL
S.Spitzer. Grün. Archiv XXXIII , 1 16.
Vergl. Mechanik 405.
Differenzengleiehnngen.
306. Ueber ein zwischen Differenzcngleichungön und Differentialgleichnngen statt-
findendem Reciprocitätsgesetz. S.Spitzer. Griin. Archiv XXXIII, 415.
307. Svcr la diffirence w»V/w<r dtime fonction est eonstanle, la fonction est alg^brique entiere
et du degre m. Ger oho. N. ann. math. XVIII, 389.
Doppeltftngenten.
308. On the double tangent of aplane ciirve. Cayley. Phil. Mag. y^VIU, 471. [Vergl.
Bd. IV, No. 247.] ^,g,^,^^, ,y GoOgL^
LiteraturzeitttDg.
Batticitat.
309. Zar Theorie der Elastidtät. Ken mann. Grelle LYII, 281.
Xlimi]iatio&.
ZIO. Methode d'Himination. Cayley. N. ann. math. XVIII, ^91,
311. Ueber ein die Elimination betreffendes Problem. Borchardt. Annali tnat.
//, 2Ö2. [Vergl. Nr. 99.]
Sllipse.
312. Pf^opriiU de l'eliipse. Lino de Pombo. Compt, rend. XLIX, 756.
Vergl. Attraction 276.
SUiptische TtmotioAML
813. The higher theory of elHptic Integrals treated from JacobTs functions as üs hatis.
New man, PMl. Mag XV III, 394.
814. 8ttr fa transformation des fonctions eiliptiques de tapremiere esp^e, Baehr. Gnm.
Arthiv XXXm, 854
315. On the comp(trison ofhgperboiic arcs. Merrifield, Phil. Mag. XVIII, 4ÖI.
Vergl. Analytiache Geometrie der Ebene 248, Variationsrechnung.
Syolntion.
310. On the n^ tvolutes and isvmhUes of cumes. fHolditcK Quart. Joum, Math,
III, 23(5.
EiqpoiLt&tialgTttMe.
317. Uebor den Werth von ««+*». Dienger. Grün. Archiv XXXIII, 481.
F.
Taetoriell«.
318. tJe))er Facnitätenreihen.' Bchlömilch. Sächa. Acad. Ber. — Zeitschr. Math.
Pbya. IV, 390.
Flgnrlrt» ZaUea.
819. Ueber den Zosammelüiang der Gleichung «*^y*=sz* mit Dreiecknahleii.
8 1 n r m. Gran. Archiv XXXIII , 92.
7iuiotioii6&.
320. Fondamenti di tma teorica generale delle fi^nzioni di wul variahüe complessa. Rie-
mann. Annali mai. II, 288.
321. Bechnang mit rationellen symmetrischen Functionen. Hoppe. Zeitschr. Math.
Phy». IV, 353 ^
322. Sur ttne dasse de fotictions qui pewent s'expnmer rtxtionetfement les ttnes par Us
autres. Woepcke Joum. Mathim. XXIV, 339.
823. On an andfytical theorem relating to the distributitm of electricity npon spherical sur^
faces Cuyley. FhU Mag. XVIII, 119, ni3.
824. Ueber eine transcendente Function. Schlömilch. Zeitschr. Math. Phys.
IV, 4;«.
Vergl. Bemonlli'scho Zahlen, Elliptische Functionen, Ezponentialgrössen,
Gammafanctionen , PartialbrHche , Tabelle , Trigonometrie.
G.
Oa3B]iiafkiBetio&.
325. Entwickelung einer neuen Reihe für die Gammafunction. Schlömilch.
Zeitschr. Math. Phys. IV, 431.
326. Deduction simpte de fexpression r{x). Zehfuss. N. am. math. XVIII, 356.
[Vergl. Bd. IV, No. 87.]
327. Von den Gammafonctionen und einer besonderen Art unendlicher Producta.
Bauer. Grelle LVII, 256.
Geodlsia.
328. Ueber ^ie Genauigkeit einer besonderen Art von NivelUrinstrumenten. Winck-
Ur. Zei«.chr.M.ti..Phy».IV, 438. u,g„zea ov Goodc
LiteralurBtfr. d. Zeitschr. f: Math. a. Phys. V. 10 ^
dO Literaturzeitung.
Geometri» ( höhere )•
820. Sur diverses giomitries. Ter quem N. trnn. matk. XVIII, 445.
330. JSote sur lathimne des polaires röriproques. Mannheim, N ann. math. XVIII^ 308.
331. Discussion d'vn problewe relatif a la construction des coniques. De Jonquieres.
N. ann. nuäk. KV III, 404.
332. Par wie point fixe donne dans le plan d'ime conique passe une s^cante mobile, irouver
le Heu geomHrique du point d'intersection des deux jäormales metiees d la conique
aux denx points oü la sicanle coupe la conique. De Jonquieres. N. ann.
vuitk XVIII, 2öl, 406. [Vergl. No. 123.]
Yergl. Analytische Geometrie des Raumes 264, Krümmnngskreis 381«
Oesehiohte der Vathematik.
333. Les trois liwres de porismes d'ICueäde, ritablis pöur la premiere fois d apres la noiice
ei les lemmes de Pappus et conformiment au sentiment de R Simson sur la forme
des inonc^s de ces propositions. Chasles. Compt. rend. XLVIII, 1033.
334. Berechnung einiger alten Finsternisse mit Hülfe der Hansen*schen Sonnen- und
Mondtjifeln. Hartwig. Astr. Nachr. LI, 33.
335. Ueher eine Sternbedecknug in Ptolemäus^ Almagest. Encke. Astr. Nachr.
LI, »7.
336. Stir Vorigine du mot algorisme d'apres Boncompagtii, Chasles Compt, rend.
XLVIII, 1054.
337. Einige Aufgaben aus dem Arabischen des Abraham Aben Ezra. Schnitz-
1 e r. Zeitschr. Math. Phys. IV, 383.
338. Recherches sur Vastronomie indienne. Biot. Compt rend. XLIX, 571.
3Hft. Die Professur des Ramus. Cantor. Zeitschr. Math. Phys. IV, 314.
340. Note historique sur les vourbes planes. Ter quem. N. mm. math. XVIII, Bulletin
de bibl. 72.
341. Sitr le thöoreme de Tinseau. Prouhet, N. ann. math. XVIII, Bulletin de bibl. 59.
342. Bibliographie de la pm-tition des nombres, B ellavitis. N. ann. math. XVIII, 443.
343. Sur plusieurs Berits relatifs au comte Jacques Riceati. Bald. Buoncompagni.
N. ann. math. XVIII, Bulletin de bibl. 61. •
344. Lettre autographe de Legendre. N. ann. tnath. XVIII,, Bulletin de bibl. 49.
315. Necrolog von G. L ejeune-Dirichlet. Tortolini. Annali mat. II, 196.
346. Zum Andenken an Alexander v. Humboldt. Baer. Petersb. Acad, BuiL
XVII 529.
347. Ueber Alexander V. Humboldt. Encke. Berl. Acad. Ber. 1859, 637.
348. Fimerailles de M, Poinsot. Discours de M. Bertrand. — Discours de 3f. Ma-
thieu. Jowm. Mathem. XXIV, 427.
OleiehusgeB.
349. On the theorem ihat every tdgebraic eqiiation has a root. Airy. Phil. Mam.
XVIII, 230.
350. Sketch ofa proof of the theorem that every algebraic equation has a root. Cauleu.
Phil. Mag. XVIII, 436.
35 i . Sur la thäorie des iquations algebriques. Michael Roberts. Atfludi mat. II, 330.
352. £ssai de risolution des ^quations par les s&ries et les logianthmes. Valz, Compt.
rend. XLIX, 705.
353. Approxitnation to the roois of algebraic equations in a series of aliquot parts. Kor-
ner. Quart. Joum. Math. III, 251.
354. Sur les limites des racines, Toussaint. N, ann. math. XVIII,' 310. -[Vergl.
No. 91.J
355. Sur wie limite superieure du nombre des racines commensurables d*une iquation. De
Montebello N. tmn. math. XVIII, 256.
356. Sur les divisettrs commensurables du sccond degri, Prouhet. N. ann. math.
XVIII, 257.
*dbl . * Dimostrazione delV irreduitibilita dell' equazione formata con le radici primitive deW
uniiä* Lebesgue. Annali mat, 11^ 232^
358. On the theory of groups as depending on the symbolic equation ßf^zzi. Cayley.
Phil. Mag. XVIII, 34.
359. Solution abr^gSe des Equations du troisihne et du quatrüme degri dans wt cas parti-
eulier. Montucci. Compt. rend XLIX, 295.
360. Zur Auflösung biqnadratischer Gleichungen. Spitz« Grün. Archiv XjLXIII, 442.
uigiiizea oy x^j vy v^^p^ lv-
LiteratarzeitnDg.' 91
361 OUervaiim* tm ihe thear^ of equatiota af tke fiftk degret. Co ekle, Pkü, Mag»
XVIII, ftO, 342, hm, {Ver^l. No. 98.]
362. SvT la r680lution des ^qtuUioM du cinqideme degre, Fergola, Compt rend. KUX, 267.
363. Solution d'une Squaiiun transiendente. Burat et Bos. N. mm. ntath^ X^III, 282.
364. IntOTHO ad ima equazione trinomia. GenocchL Annali mat, II, 253.
365. Sur l'equation generale du «»^«»* degrä d deiuc variables dans laquelie on faxt Darier un
des coeffirients. Woepcke. Joum. Matkim. XXIV, 329.
Yergfl. Determinanten, Klimination, Functionen 321.
Hydrodynamik.
366. Ergebnisse vergleichender Versuche über d«n Ansflnss der LuTt und des Wassers
unter hohem Drucke. Weißbach. Der Civilingenieur, Neue Folge, V. Bd.,
1. Heft. — Zeitschr. Math. Phys. IV, 264.
EyperbeL
367. Si sur la diagondle dun recta^gee comme corde Ott dicrit wi cercle le Heu des exirimi-
t6s d'un diametre partdiele ä Vauire diagotiale est une hyperbole iquilatere* D ^«
Charme ei Banachiewicz, N. ami, math- XFIH, 280.
Vergl. £lliptii;che Functionen 315.
1.
Imagiaires.
368. Nouoelle thdorie des fonclions de variables imaginedres, Marie, Joum, Mathim.
XXIV, 305, 369. [Vergl. No. 100.]
Vergl. Exponentialgrösse, Functionen 320, Verwandtschaft.
teationalgrÖsMiL
369. lieber das Ration alraachen des Nenners in Brüchen Ton der Form
— T-r^ TZ TT—. Unferdinger. Gran. Archiv XZZIII, 104.
Xog^Uehnitle.
370. On ihe System ofconies hamng double contact mth each otker, Cayley* Quart. Jounu
III, 246.
371. Thioreme de M. Chasles sur un quadrilatere eirconscrit ä une conigue. Housel,
N. ann. math. XVIII, 352.
372. Intorno alle coniche inscrilte in una stessa superficie sviluppabile del quart* ordine («
terzaclasseU Cremona. Annali muL II, 201.
Vergl. Ellipse, Geometrie (höhere) 331, Gleichungen 360, Hyperbel, Kreis,
Parabel, Quadratur 438, Verwandtschaft«
XettenbrÜohe.
373. lieber die Zähler und Nenner der Näherungswerthe von Kettenbrüchen. Heine.
Grelle LVn, 231.
374. Einiges über Kettenbrüche. König. Grün. Archiv XXXIII, 309.
375. lieber periodische Kettenbrüche. Simon. Grün. Archiv XXXIII, 448.
376. lieber unendliche Kettenbrüche. S. Spitzer. Grün. Archiv XXXIII,. 418.
• 377. Darstellung des unendlichen Kettenbruches
^(aO==n(2a?-fl)-f "* m
in geschlossener Form. S.Spitzer. Grün. Archiv XXXIII, 474.
Kreis.
378. lieber den Kreis, der durch' die Aehnlichkeitspnnkte zweier Kreise bestimmt ist.
N o e gg e r a t h. Qrnn. Archiv XXXIII , 329. r
379. Cercle de neufpoints. fujet et Fraufoise, N. ann. mail^j,^m^^%^^lC
92 Literatunseitung.
360. Des retationtt gut existent entre les rayons des, hidt eercles tangents d ircis mUres ei
efttre les rayons des setze spheres tangentes ä quatre autres. Mentioiu N, ann,
matk, XVIll, 438. [Vergl. No. 128.]
Vergl. Anal} tische Geometrie der Ebene 249.
KrflmmwigBkreli.
381 Constniction du centre de eowrbure de VipicycMde» Mannheim. N, ann. wutth.
Xrill, 371.
382. Ueber die Krüromnng der Flächen. Bacaloglo. Zeitschr. Math. Phys. IV, 312.
383. Sw la coierbure des surfaces. B abinet. Compt. rend. XLIX, 418.
384. Sur Ui coitrbure dune s^e de surfaces et de lignes. Birst. Anncäi mat. //, 148.
[Vergl. No. 137.]
385. Note de giomitne inflnUisimale. Mannheim. Anmdi mat. II, 208. [Yergl. Bd. lY»
No. 389.]
Yergl. Analytische Geometrie der Ebene 251.
Tff4>mmMfiff«H-nlAii .
386 n Sur les lignes de courbure de la sur face des ondes. Combescure. Annali mal.
II, 278. — Brioscki. ihid 285.
387. Einige Bemerjcnngen über die von den KrümmungsTinien anf dem Eüipsoid ge-
bildeten Vierecke. Plagemann. Qnm. Archiv XXXIII, 390.
LogaritSimmi.
388. Sur la sdne logarithmique d'Euler. ^, «mh. math. XFIII, 362. [Yergl. No. 65.]
Yergl. Gleichungen 352.
IE.
Vailflui "*^ Mütfana.
389. Bettx tliSoremes de maxfmwns arithtnologiques. Oeitinge r. N. ann, math, XFllI, 443.
390. Sur wie ligne droite satisfaismtt ä une condition de minimum, Jaufroid, N. ann,
math. Xrill, 376.
391. Inßuence maximttm des erreurs dans la mesure des trois cotis d'un triangle sur les
angles. N. imn. math. XFIIl, 277.
Vergl. Oberflächen 414.
KaflhanilL
992. Fereussion d'un Corps animS par des /orces quelc&nques. Poinsot. Joum Mathfm.
XXIV, 421.
398. Sta^ la mtmih'e de ramener ä la dynandque des corps lihres cetle des corps que ton
supj)ose g^6s pm' des obstnctes fixes. Poinsot. Compt. rend. XLIX, 5.
394. AMT la qnmtiti de mouvement qin est iransmise ä un corps par le choc d'un point ma»sff
qui oienl le /rapper dans wie dire<tion donnie. Poinsot. Compt. rend. XL VIII,
1127. — Phil. Mag. XVIII, 211. [V«rgl. No. 149]
395. Ueber die Bewegung eines schweren Punktes auf einer vertieal stehenden Plan*
curve. S c h 1 ö m 11 c h. Zeitschr. Math. Phys. IV, 300
396. Zur Bestimmung des Querschnitts eines Körpers, dessen absolute Festigkeit in
Anspruch genommen wird. Zetzsche. Zeitschr. Math. Phys. IV, 3-11.
397. Ueber eine Aufgabe aus der analytischen Mechanik. Bacaloglo. Zeitschr.
Math. Ph^s. IV, 309.
398. Einige Theoreme der Mechanik. Dahlander. Zeitschr. Math. Phys. lY, 443.
399. Travail dans la poulic mobile. Buch. N. ann. math. XVIII, 3ö3.
400. Strr CinßncHce du moteoement de la roiation de la terre. Perrot. Compt. rend. •
XUX. «37. — Bahinet. ibid. 038, 659, 686, 769. — Bortrand ibid.
(558, Ötj5. 692. — Delannay. ibid. 688. — Picbert. ibid. 693.
401. Ueber die Berechnung der SteigLöhe der Raketen. Kahl. Zeitschr. Math.
Phys. IV, 279.
402. Mouvement des gaz de la poudre dans Väme des bouches d fett. Picbert. Compt.
rend. XLIX, 757. 829, 900, 953.-
403. Theorie der circularpolarisirenden Medien. Clebsch. Crelle LYII, 317.
4U4. Sopra alcune proprietä della propagazione della corrente elettrica nei flli telegrafici
dedotte daUa teoria di Ohm. Kelter. Annali mat. j^y,zM^^^^^^^L\^
Literaturzeitung. 93
405. Ueber eine Umfl^estaliniig der Ampere *8chen Fonnel. Roch. Zeitschr. Math.
Phjs. IV, 295.
406. Ueber magnetiäche Momente. Roch. Zeitschr. Math. Phys. IV, 37$.
407. Ueber Magnetismns. Roch. Zeitscbr. Math. Phys. IV, 415.
Vergl. Attraction, Determinanten in geometrischer Anwendung 292, Differen-
tialgleichungen 297, Elasticität, Functionen 323, Hydrodynamik, Schwer-
punkt, Trägheitsmoment.
Vathod« dar Uabiftaa Cknadrato.
408. Ueber die Bestimmung der drei Gleichungen, welche dienen, ans gemachten
Ablesungen am Limbus eines Winketinstrumentee die Excentricität desseU
ben zu berechnen. Andres. Gmn. Archiv XXXIII , 95.
Mlttelgrdsseiu
409. Moyennes gioiuilriques, arithmetiques, harmoniques, Schloemilch, N, mm, meth,
Xriir, 353. [Vergl. Bd. IV, No. 173 ]
Vergl. Bestimmte Integrale 278.
Vodvlaigleiohimgcn.
410. Sur tu thiorie des iquatknu modulairef, Hermite. Campi. rtnd. XLFIIl, 1079^
1095. XUX, 10, 110, 141. [Verg^ No. 157.]
Vermale.
Vergl. Geometrie (höhere) 332.
a.
OberflIehaA.
411. Ueber die Gleichung der Berührungäebene an eine Fläche. Baur. Zeitschr.
Math. Phys, IV, 3fi9.
412. Ueber den Grad der abwickelbaren Fläche ^ die einer Fläche mter Ordnung dop-
pelt umschrieben ist. Bischoff. Grelle LVII , 278
413. Sur la sur face qui est tettveloppe des pfans conduits par Ics points d'un elHpsoide per-
pendiculuirement aux ruyotis metüs par le cenire. Cayley Atmali nuU. II, 108.
414. Note sur une dasse partictUiire de surfaces ä aire minima. L am arte. Joum, Mo-
thim. XXI K 241.
AXfi. On derived surfaces. Birst. Quart, Joum. Math. III, 2i0.
410. Note ou the Cartesian equation to the roave-sta-face. Tait. Quart. Joum, Math,
III, 269.
417. On cones of the third arder. Cayley. Phil. Mag, XVIII, 4:^9.
418. Memob'S sur la figure-de la terre considMe comme peu diffirent d'une sphire. Os-
sian Bonnet. AtmaH mat. II, 180. [Vergl. No. 104]
Vergl. Carthographie , Krümmungskreis 382, 383, 384, Krümmungslinien 386.
dierfläohen nraiten Oradat.
419. Sur des surfaces du second oi^dre, qm passent par une comque et cortpent un plan.
Chabirand. N. ann. math, XVIII , 24-*.
420. Diterminer le Heu giomitiHque des milieux des cordes d'une sttrfuce du second degri
qui passe par tm point donni.- Oirono. N. ann. math, XVI II, 305.
421. Eine Eigenschaft der conjugirten Diametralebenen des Ellipsoids. Dahlander.
Zeitschr. M^th. Phys. IV, 437.
422. Equations les plus simples des hyperholoides ä une nappe et a deux nappes, Gärono,
N. ann. math. XVIII, 893.
-C« «« 2«
423. Condition pour que deux geniratrices rcctiiignes de Vhyperboloide -j + vt 3 =* 1
se coupent sous un angle droit, Gerono. N. aim. math. XV III, 343.
424. Les huuteus d'un tetracdre sont les geniratrices cTun meme hyperboloide ä une nappe,
Bellac. N. ann. math. XVIII, 350.
425. Thd&rhne sur un hyperboloide de rivotution. Chardonnet. N. an», math. XVIII, Z2f^.
Vergl. Krfimmungslinieii 387.
Oparatioaacale&L
420. On a theorem in the cm^ftlus of Operations, Waltoru Quart, Jäuhu
ifl/^'Mle
94 Literaturaeitung.
Parabel.
Vergl. Qnadratar 440.
PartialbrÜelie.
427. Sur la dScomposition des fracttotis raiioneüts et la theorie des risidus, Rouch^,
Compt. reiid. XLIX, 803.
42S, Sur In decompositiun des fraciians raiioneUes. V leite. Compt. rend, XLIX, 746-
[Vergl. Bd. IV. No. löL]
429. Decontposiäoji d'une fvaction ratwneüe irreduclible d'tme ceriaine forme. Gerono.
N. ann. inath. XFIII, 34tJ.
PenpeatiT«.
430. Elementare Theorie der azonomctrischen Projection. Schlö milch. Zeitachr.
Math. Phy». IV, 361.
431. Zur Axonometrie. Mann. Zeitschr. Math. Phya. IV, 284.
PiMiImctiie.
432. Zac Lehre vom Dreieck. Unferdini^rer. Gran. Archiv XXXIII , 420.
433. Les projections du som/tet d'un triangle rectiligne sur les quatre hissevtrices des deuac
autres angles sonl en Hgne droite. Figne. N. atm. math, Xf^III, 265.
duadratiaeha Torrn.
434. lieber die Anzahl der verschiedenen Klassen quadratischer Formen von nega-
tiver Determinante. Krouecker. Crellc LVII, 248.
435. Sur le resultant des trois formes quadratiques temaires. Her mite. Grelle LVII, 371.
436. De la composition des formes bbudres du second degri, Lejeune^Diricklet.
Jouim. MtUhHu. XXIP^, 389.
437. Thöoremes relatifs aux formes hinaires quadratiques qui reprisentent les viimes nom-
bres. Schering. Joum. Mai/iäm. XXI F', 253.
(Quadratur.
438. Quadratur sämmtlieher Kegelschnitte. Voeller. Gran. Archiv XXXIII, 433.
[Vergl. Bd. IV, No. 248.]
439. Beweis des Völler *schen Satzes. Baur. Zeitschr. Math. Phys. IV, 366.
[Vergl. No. 190.]
440. Demonstratio t/teoremtUis Lambertini de sectoribus paraboiicis quadrwidis. L in dm an.
Grün. Archiv XXXIII, 478.
441. Zu der Quadratur der Epicycloide und der Hypocycloide. Baur. Zeitschr.
Math. Phys. IV, 311.
Vergl. Geschichte der Mathematik, Mechanik.
QaadratwvneL
Vergl. Kettenbrüche 375, Tabellen.
Beetiilcation. *
442. TMorhne sur les roulettes. P, Serret. N. ann* math, XFIII, 341.
Vergl. Elliptische Functionen 315.
' BeiheiL.
443. Notes on certain infinite series. Grea. Quart. Joum, Math. III ^ 262.
444. Remarques sttr quelques sdries. Le Besge. N. ann. math. XFIIIf 433, 460.
1 1 1 ^_1
^^' 1.2.3...n"*" 2'".*37. (n^i) "*" 3.4.. (n + 2)"^ (n - 1). 1 .2 . »... («— 1)'
Boutery. N. ann. math. XVIII, 242. — De Virieu. ibid. 273. '
Vergl. Factorielle, Gammafunctionen 325, Gleichungen 352, 353, Logarithmen,
Taylor'sohe Reihe. ^ ,
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Literaturzeitung. 95
Sehwerpimkt
Yergl. Cjibatur.
Sphflrik.
446. Ditermination du centre et du rayon de la sphere reprisentie par une certcdn equation»
Gerono. N. ann. maih, ^iVlll, 346.
447. Si daiis un triangle spherique on donne un angle compris entre deux cötis vainahfes,
mais donl la sCmrne des tangentes est constaiUe le Heu de la rencontre des trois
• hauteus dans chnque triangle est une drconf&rence de grand cercle. Challiot,
N, ann, math. XVllI, 336.
448. Etant donni un angle forme par deux grtmds cercles et un pointy mener pm" ce point un
troisiemt cercle qid forme auec les deux autres un tfiangle sphdrique de surface
donnie. Chanson. N. ann. math. XV III, 335.
449. On the employment of the gnommdc projection of the sphere in Cryställography, Mil-
ler. Phil. Mag. XV III, 37.
Vergl. Trigonometrie 462, 463, 464.
Stereometrie. .
450. TMoremes sur la t^traedre. De Stau dt. N. ann. math. XVIII, 441.
451. Sectios du tore par un plan tangent ä cette surface et passant par son centre, N. ann.
math, XVIII, 258.
Vergl. Analytische Geometrie des Raumes 265 , Cnbator.
TabeUe.
452. Construction einer compendiösen Tafel der reciproken Werthe zur Erleichterung
sehr exacter Rechnungen. Lehmann. Astr. Nachr. LH , 1.
Vergl. Wahrscheinlichkeitsrechnnng 467, 468.
Taylor*B0he Beihe.
453. Neue Restbestimmung der Taylor^schen Reihe. Win ekler. Zeitschr. Math.
Phjs. IV, 291. — Annali mal. II, 185.
Tr&gheitsmc ment
454. Ueber die elementare Bestimmung der Trägheitsmomente. Zehme. Zeitschr,
Math. Phys. IV, 445.
Trigonometrie.
455. Ueber einige goniometrische Formeln, Wiegers. Grün. Archiv XXXIII , 338.
456. Gänöraltti des f&rmu/es pota' «m(/i + Ä) et C05 (« + ä). Spitzf N. ami. maih.
XVIII, 4.\9. [Vergl. No. 222.]
457. Einfache Begründung der ebenen Trigonometrie. Unferdinger. Grün. Ar-
chiv XXXIII, 42U.
458. Expression mn4monique de l'aire du tHangle rectiHgne, Sacchi. N. ann. math,
XVIII, 247.
459. Das pythagoräische Dreieck. Cantor. Zeitschr. Math. Phys. IV, 306.
460. A quelles con^ditions doioent satisftdre les c6t4s et les angles d'un Parallelogramme pottr
quil soit possible d'inscrire un carri dans ce Parallelogramme. Murent. N. ann.
math. XVIII, 451.
461. Essai sur le prohleme de Fiiss. Mention. Bull, Acad. Petersb. I. 15, 33.
462. Das sphärische Dreieck darge.stellt in seinen Beziehungen zum Kreis. Unfer-
dinger. Grün. Archiv XXXIII ,14.
463. Das sphärische Dreieck mit seinem Sehnendreiecke verglichen. Unferdinger.
Grnn. Archiv XXXIII, 89. ^
464. Ueber die Vergleichung sphärischer Dreiecke, deren Seiten gegen den Halb-
messer der Kugel, auf welcher sie liegen, sehr klein sind, mit ebenen Drei-
ecken von gleichen Selten. Grün er t. Astr. Nachr. LH, 49.
Vergl. Maxima und Minima 391.
V.
VariationBrechnQng.
405. Star- les 4quations diff4rentielles du vahul des variations. Hichelot. Compt. rend.
XUX, 64 1. — Annan mal. II, 333.
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Literatnrzcitung.
466. Die Brennpunkte eines Kegelschnittes als solche Punkte der Ebene anfgefasst,
in welchen je zwei entsprechende Pnnkte zweier kreis verwandten Systeme
vereinigt sind. Sieb eck. Gran. Archiv XXXIII, 462.
'Wahrseheinlichkeitsreohnuiig.
467. On a lest for ascertaining rvhelher an observed degree of uniforTnity or the reoecse in
Tables of Suuistics is to be iooked upon as retnarkable. Campbell. Phil. Maa,
XVni, 359. ^
468. On the conslruction of life -tables. Farr. Phil. Mag. XVUl, 467.
460* Sur laprobabUit4 des hypotheses d' apres les ivenementa, Ostrogrädskk, Petersb,
Acad. Bull. XFIl, 516.
Vergl. Methode der kleinsten Quadrate.
K.
Zahlentheorie.
470. Sur quelques farmules gin^ales qid peuvent itre utiles dans la thiorie des nombres,
Liouville. Journ. MalMm. XXIV, 281.
471. Swr la prendkre dimonstraixon donnie par Gauss de la loi de r4ciprocit4 dans la th4orie
des räsidus quadratiques. Lejeune- Dirichlet. Journ. Mathim. XXI V, 401.
472. Sur la cor acter e biquadratique du nombre 2. Dirichlet. Journ, Math6m. XXIV,
367. [Vergl. No. 244 ]
473. On a theorem in nttmbers. Lanavicensis. Phil, Mag. XVIII, 281.
474. lieber eine Eigenschaft der geometrischen Progression 1, 3, 9, 27. ünfer-
dinger. Gran. Archiv XXXIII, 106.
475. Theoreme arithmätique. Liouville. Journ. Math4m. XXIV, 271.
476. Nombre de solulüms d'une congruence du pr ender degrä d plutieurs inconnues. Xe-
besgue. Journ Mulhim XXIV, 366.
477. Zerlegung der Gleichung ä* — /'^^ = ±1 in Factoren. Koenig. Gmn. Ar-
chiv XXXIII, 1.
478. Allgemeiuste Auflösung der Gleichung a;' + y" = z* in relativen Primsahlen.
Hoppe. Zeitschr. Math. Phys. IV, 304. # .
479. Ueber die Auflösung der Gleichung ar^-f^^« — y in relativen Zahlen.
Hoppe. Zeitschr. Math. Phys. IV, 359.
480. Recher ches nouvelles lur les nomtres premiers. De Polignac. Campt, rend.
XLIX^ «50. 386. 624. 724.
481. Ueber die Anzahl der Primsahlen unter einer gegebenen Grösse. Biemann.
Berl. Acad. Ber. 1859, 671.
482. Zerfällung der Primzahlen innerhalb des ersten Tausend in ihre aus siebenten
Wurzeln der Einheit gebildeten coroplexen Primfactoren. Beuschle.
Berl. Acad. Ber. 1859, «94.
483. Thäoreme concemant les nombres premiers de la form 24 /» + 7. Liouville. Jotem.
MalMm. XXIV, 399.
484. Sulla partizione dei numeri, e sul numero degli inoarianti. Bellavit is. Annali mat.
II, 137.
486. Note on a theorem of M. Bellavitis on the partition of numbers. Lanavicensis,
Phil. Mag. XVIII, 283.
Vergl. Becimalbrüche , Figurirte Zahlen, Geschichte der Mathematik 342,
Mazima und Minima 389 , Quadratische Formen , Trigonometrie 459.
0
486. Note svr les vitMts instantanSs. Ter quem. N. ann. matk. XVIII ^ 834.
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Druck voD B. G. Tenbner in Dresden, pjgi^j^g^ ^^
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RETURN CIRCULATION DEPARTMENT ^^^^^
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