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Full text of "Zentralblatt für Chirurgie 42.1915, Teil 2"

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Zentralblatt 


CHIRURGIE 


herausgegeben 


von 


K. GARRE G. PERTHES E. RICHTER 


in Bona in Tübingen in Breslau 


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- 42. Jahrgang Nr. 27—52 
1915 


Juli — Dezember 





LEIPZIG 
Verlag von Johann Ambrosius Barth 
1915 
5 


473 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K.GARRE, G. PERTHES, E. RICHTER, 

















in Bonn, in Tübingen, in Breslau. 
42. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 27. Sonnabend, den 3. Juli 1915. 
Inhalt. 


I. F. Oehleeker, Die Verwendung des Fersenbeins und der Kniescheibe zur sekundären 
Stumpfdeckung nach Amputationen wegen Eiterungen. (S. 473.) — II. Weischer, Ein Beitrag zur 
Lokalisation der Fremdkörper nach Levy-Dorn. (S. 477.) (Originalmitteilungen.) : 

1) Rothmann, Die Hirnphysiologie im Dienste des Krieges. (S. 479.) — 2) Weber, 3) Sauer, 
4) Cushing, Zur Chirurgie des Schädels und Gehirns. ($. 479.) — 5) Schmiegelow, Acusticus- 
geschwäülste. (S. 480.) — 6) Gerber, Kronenberg, Hölscher, Chirurgie des Ohres und der oberen 
Luftwege. (S. 481.) — 7) Babeock, Osteoplastik im Gesicht. (S. 481.) — 8) Dunning, Unterkiefer- 
brüche. (S. 482.) — 9) v. Haberer, Zungen- und branchiogene Krebse. (5. 482.) — 10) Stropeni, 
Zungentuberkulose. (S. 482.) 

11) Galli, Spondylitis typhosa. (S. 483.) — 12) Elsberg, Laminektomie. (S. 483.) — 13) Rie- 
dinger, Carotisunterbindung. (S. 483.) — 14) Sternberg, Sekretentfernung bei der Osophago- 
skopie. (S. 483.) — 15) Torek, Speiseröhrenkrebs. (S. 484.) — 16) Porter, Hyperthyroidismus. 
(S. 484.) — 17) Rautmann, Basedow. (S. 485.) — 18) Morgan, Asthma thymicum. (S. 485.) — 
19) Zachariae, Osteomyelitis der Rippe. (S. 485.) — 20) Maresch, Peripherieschüsse. (S. 486.) — 
21) Jessen, Operative Behandlung der Lungentuberkulose. (S. 486.) — 22) Ehret, 23) Krez, 
84) Unverricht, 25) Herrenschneider, 26) Schultze, Schuß- u. Stichverletzungen der Lunge. (S. 487.) 





I. 
Aus Reservelazaretten Hamburgs. 


Die Verwendung des Fersenbeins und der Kniescheibe 
zur sekundären Stumpfdeckung nach Amputationen 
wegen Eiterungen. 


Von 


Dr. F. Oehlecker, 


Stabsarzt der Reserve. 


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Zur Kriegszeit sind wir häufig gezwungen, Amputationen an der unteren 
Extremität derart vorzunehmen, daß zunächst keinerlei Rücksicht auf eine spätere 
Stumpfform genommen wird. Meist wird uns die Aufgabe gestellt, übersichtliche, 
entspannte Wundflächen zu schaffen, aus denen Sekrete gut abfließen können. 
Es wird daher in vielen Fällen der Petit’sche Zirkelschnitt oder die lineare Am- 
putation (Kausch) vorgenommen, die man mit Nordmann wohl besser als plane 
Amputation bezeichnet. Wir sollen der Indicatio vitalis genügen. Ob ein Dia- 
physenstumpf nach Bier osteoplastisch zu decken ist, ob wir die aperiostale 
Methode (Bunge) zu bevorzugen haben, oder ob wir die Schaftsägefläche mit 
einer Sehne (Wilms) oder einer frei transplantierten Fascie (Ritter) überziehen 
sollen, das sind alles Erwägungen, die zunächst nicht in Frage kommen und meist 
einer späteren Behandiungsperiode vorbehalten bleiben. 


27 


474 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 27. 


Nun kann man aber bei dringlichen Amputationen des Unterschenkels wie 
des Oberschenkels im unteren Drittel (und auch noch etwas höher hinauf) in 
manchen Fällen bei der Absetzung des Gliedes sehr gut auf den späteren Knochen- 
stumpf Rücksicht nehmen, ohne daß dadurch die Indicatio vitalis außer acht 
gelassen wird: ich habe in geeigneten Fällen treppenförmige Amputationen 
nach dem Prinzip der Pirogoff’schen bzw. Gritti’schen Methode gemacht 
und die Wunde offen behandelt. Nach Bekämpfung der Infektion, nach 
Reinigung der Wundfläche, nach Schrumpfung des Knochen-Weichteil- 
lappens habe ich dann 3—4 Monate später eine sekundäre Knochenver- 
einigung herbeigeführt und das Diaphysenende osteoplastisch bedeckt. Bei 
schweren Zertrümmerungen und Infektionen wird man gegen eine derartige 
Lappenmethode eine Reihe Einwendungen erheben, wie ich es auch selbst getan 
habe. Da aber diese Einwendungen durch praktische Erfolge entkräftet sind, 
so möchte ich diese Art der Amputation in geeigneten Fällen zur Nachahmung 
empfehlen. 


Fall 1. Verjauchung des rechten Fußgelenkes mit Nekrose des Talus und 
weit hinaufreichender Unterschenkelphlegmone. Treppenförmige Absetzung des 
Unterschenkels auf der Grenze zwischen mittlerem und unterem Drittel mit 
hinterem Lappen, der einen Teil des Calcaneus enthält (siehe Fig. la). Offene 
Wundbehandlung. 4 Monate später, als die Wunde sich gereinigt und wesentlich 
verkleinert hatte und der Calcaneusrest durch Schrumpfung des Weichteillappens 
den Unterschenkelknochen nahegekommen war, werden nach Anfrischung mit 





Fig. 1a. Treppenförmige Absetzung des Unter- Fig. 1b. Sekundäre osteoplastische Deckung der 
schenkels auf der Grenze zwischen unterem und Diaphysenstümpfe mit dem Tuber calcanei, 4 Monate 
mittlerem Drittel wegen Verjauchung des Fuß- nach der treppenförmigen Amputation. 
gelenkes und schwerer Unterschenkelphlegmone., Befund bei der Entlassung. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 27. 475 


dem scharfen Löffel die Knochen mit- 
einander in Verbindung gebracht. 
Drainage einiger Nahtlücken. In der 
Folgezeit sorgfältige Heftpflasterfixie- 
rung des Fersenbeinstückes. Über 
alles Erwarten trat eine schnelle und 
feste Knoochenvereinigung ein. Pat. 
wird mit Prothese entlassen. Der 
Stumpf ist gegen jeden Druck un- 
empfindlich und tadellos tragfähig 
(siehe Fig. 1b). 

Fall 2. Schwerer, infizierter 
Splitterschußbruch des oberen Drittels 





g.22. Treppenförmige Absetzung des Oberschen- Fig. 2b. Sekundäre osteoplastische Deckung des 
els wegen schwerer, infizierter Schrapnellschußver- Femurstumpfes mit der Patella, 3 Monate nach 
letzung des Kniegelenks usw. der Amputation. (Periostale Knochenwucherung 
am Femurstumpf in der Zeit zwischen den beiden 

Operationen entstanden.) 

Befund bei der Entlassung. 


27? 


476 . Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 27. 


der Tibia mit Lädierung der Femurkondylen. Vereiterung des Kniegelenkes und 
ausgedehnte Phlegmone. Da Inzisionen, ausgedehnte Gelenkdrainage usw. Keine 
Besserung des schwer septischen Zustandes bringen, wird der Oberschenkel etwas 
oberhalb der Grenze zwischen mittlerem und unterem Drittel treppenförmig ab- 
gesetzt. Die Patella bleibt mit einem vorderen Weichteillappen am Stumpfe 
hängen (siehe Fig. 2a). Lockere Bedeckung der Wunde mit Gaze. Nach Verlauf 
von 3 Monaten wird nach leichter Anfrischung der Knochen die Femurdiaphyse 
mit dem erhaltenen Teil der Patella in Verbindung gebracht. Anfänglich etwas 
eitrige Sekretion aus einigen Nahtlücken, dann aber tadellose Anheilung der 
Kniescheibe. Pat. wird mit einem ausgezeichneten, tragfesten und auf jeden 
Druck unempfindlichen Stumpfe entlassen (Röntgenbild siehe Fig. 2b). 

Gegen die angeführte Amputationsart, die gewissermaßen einen modi- 
fizierten Pirogoff und Gritti mit sekundärer Knochenvereinigung 
darstellt, läßt sich einwenden, daß sie bei schweren Eiterungen die Nachteile einer 
Lappenmethode hat. Ich habe treppenförmig abgesetzt, so daß ich nach 
Bildung eines verhältnismäßig schmalen Weichteillappens, der ja in den vor- 
liegenden Fällen keine großen Saftstraßen enthält, den übrigen Teil des Gliedes 
glatt in einer Ebene durchtrennt habe, um auf diese Weise möglichst die Vorteile 
der linearen Amputation für die offene Wundbehandlung zu wahren. 

Bei meinen Fällen habe ich mit einiger Verwunderung gesehen, wie gut sich 
die immerhin sehr langen und schmalen Weichteillappen gehalten haben; noch 
mehr war ich erstaunt, daß das Fersenbeinstück und die Kniescheibe 
sich trotz der Eiterung und trotz der schlechten Ernährungsver- 
hältnisse ganz fest im Weichteillappen hielten. Die Knochenstücke 
waren während des Wundverlaufes bald unter Granulationen verschwunden; 
sie waren selbstverständlich in den 3—4 Monaten, die bis zur sekundären Stumpf- 
bildung verstrichen, atrophisch geworden, aber trotzdem trat eine auffällig gute 
und schnelle Knochenzusammenheilung auf, und die Knochenatrophie geht ja 
durch physiologische Belastung (Tretübungen usw.) bald zurück. 

Bekannt ist, wie Weichteillappen schrumpfen und sich retrahieren. Gleich 
nach der treppenförmigen Amputation ist der Weichteillappen, besonders wenn 
die Absetzung etwas unterhalb der Mitte des Oberschenkels bzw. Unterschenkels 
erfolgt, im Gegensatz zum regelrechten Gritti oder Pirogoff oft derartig lang 
und ungefüge, daß eine exakte Aneinanderbringung der Knochen schlecht möglich 
wäre und daß die verbindende Weichteilbrücke als henkelartiger Bügel seitlich 
abstehen würde. Diese Verhältnisse ändern sich in den nächsten Wochen durch 
Schrumpfung ganz von selbst, und Fersenbeinstück oder Kniescheibe rücken all- 
mählich dem Diaphysenstumpfe näher. Die Retraktion der Achillessehne oder 
des Quadriceps, die beim Pirogoff! bzw. Gritti etwas Nachteiliges ist, die den 
Gritti geradezu einige Zeit in Mißkredit brachte und zu einer höheren Absetzung 
des Femur führte, wird hier also vorteilhaft ausgenutzt. Man wird natürlich 
nach der Amputation bei jedem Verbandwechsel den losen Lappen derartig lagern, 
daß die Knochenstücke des Lappens eine möglichste Direktion nach ihrem späteren 
Bestimmungsort bekommen. Bei der sekundären Knochenvereinigung wird man, 
wenn die Wunde noch nicht völlig geschlossen war, mit der Anfrischung der Dia- 
physe — meist kommt man mit dem scharfen Löffel aus — vorsichtig sein und 
wird bei einer sekundären Naht nicht des Guten zuviel tun und kleine Drainage- 
lücken lassen. i 


1 Beim Pirogoff pflocke ich, wenn irgend möglich, das Fersenbeinstück und die Tibia durch 
einen Mittelfußknochen autoplastisch. Siehe Bruns’ Beiträge Bd. XCII. 1914. S. 663. 


. Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 27. 477 


Nach meinen Beobachtungen glaube ich raten zu können, daß man bei Ab- 
setzungen des Oberschenkels bzw. Unterschenkels im unteren Drittel bzw. in der 
unteren Hälfte in vielen Fällen, wo wegen Infektion oder Zertrümmerung eine 
offene Wundbehandlung nötig ist, eine solche treppenförmige Amputation machen 
soll. Bei Amputationen wegen diabetischer Gangrän usw. Kommt dieses natürlich 
nicht in Frage. In vielen Fällen soll man wenigstens den Versuch mit einem 
derartigen, modifizierten Gritti oder Pirogoff machen. Gelingt der Versuch nicht, 
hält sich der Lappen nicht, oder ist die Indicatio vitalis irgendwie beeinträchtigt, 
so kann der Lappen in den nächsten Tagen nach der Amputation im Sudeck’schen 
Ätherrausch beim Verbandwechsel schnell abgetragen werden. Es wird selbst- 
verständlich von Fall zu Fall zu entscheiden sein, ob ein solcher Versuch gemacht 
werden darf oder ob sofort die Zirkelschnittmethode, die lineare Amputation usw. 
vorzunehmen ist. Gelingt aber der Versuch, wie ich es oben in zwei Fällen de- 
monstriert habe, so ist sehr viel gewonnen und geschafft worden: durch die se- 
kundäre Knochenvereinigung ist das Bier’sche Ideal erfüllt, d.h. die Diaphyse 
ist osteoplastisch gedeckt, und wir haben ein tragfestes und druckunempfindliches 
Stumpfende gewonnen. Ja, wir haben durch diese sekundäre Stumpfoperation 
sogar noch den großen Vorteil einer Knochenstumpfverlängerung geschaffen. 

Die Behandlung der Amputationsstümpfe und die damit zusammenhängende 
Prothesenfrage wird noch zu mancher Diskussion führen®. Das Bier’sche und. 
dann das Bunge’sche Verfahren gelten zurzeit als die besten Methoden der 
Stumpfbildung. Man wird aber Müller (Rostock) zustimmen, der sagt, daß 
auch ältere Knochenstumpfversorgungen wie das Petit’sche Verfahren gute 
Resultate liefern können, wenn nur nach den Hirsch’schen Regeln die Stümpfe 
frühzeitig zur Schmerzlosigkeit und Tragfähigkeit erzogen werden. Müller 
spricht prinzipiell gegen entlastende Prothesen, die den Stumpf in allen Teilen 
atrophisch machen, wie es besonders die Untersuchungen von Sick’ gezeigt 
haben. — Ich wollte im obigen lediglich auf die Möglichkeit hinweisen, daß man 
bei Amputationen der unteren Extremität, die zunächst eine weite, offene Wund- 
behandlung erfordern, doch schon auf eine spätere, sekundäre osteoplastische 
Deckung der Diaphysen Rücksicht nehmen und hinarbeiten kann, die bald schmerz- 
lose und tragfähige Stümpfe liefern. 


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II. 


Ein Beitrag zur Lokalisation der Fremdkörper 
nach Levy-Dorn. 


Von 


Sanitätsrat Dr. Weischer, 
dirigierender Arzt des kath. Krankenhauses Hamm i. W. 


Die Methoden, die Lage von Fremdkörpern im menschlichen Organismus zu 
bestimmen, sind wohl sehr zahlreich geworden; aber zu ihrer Ausführung bedarf 
es zumeist sehr kostspieliger Instrumente, deren Ankauf die Mehrzahl der Kol- 
legen scheut. Hinzu kommt der Gedanke, daß diese Apparate nach dem Kriege 


2 Siehe Veröffentlichung von Riedel, Chlumsky, Schanz, Suchier in Nr. 12, 18, 22 
dieser Zeitschrift. 
3 Bruns’ Beiträge Bd. XCIV. 1914. S. 106. 


4778 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 27. 


sicher ein beschauliches, nur selten durch Arbeit unterbrochenes Dasein führen 
werden. 

Den Kollegen, die in ähnlicher Lage sich befinden, möchte ich die altbewährte 
Methode Levy-Dorn’s empfehlen. Die notwendigen Apparate kann jeder Arzt, 
der über eine Röntgeneinrichtung verfügt, sich selbst anfertigen. Wir besitzen 
ein Stativ mit beweglichem Kasten, in dem die Röhre leicht so einzustellen ist, 
daß die Lichtachse durch die Mitte der Blendenöffnung geht. Die Antikathode 
wird in die Mitte eines kleinen seitlich angebrachten Bleifensters eingestellt, und 
die Röhre durch ein Stäbchen in dieser Lage fixiert. Hat man einen Halter mit 
Autozentrierung, so fällt selbstredend diese kleine Unbequemlichkeit fort. 

Um genau zu wissen, daß die Lichtachse durch die Mitte der Blende geht, 
nehme ich einen leichten, zylindrischen Körper, z. B. einen Bleistift, Feder- 
halter u. dgl. und klemme ihn senkrecht zur Öffnung durch Schluß der Blende 
mit den Rändern fest. Ich habe eine viereckige Blende; es bleiben also neben 
dem zylindrischen Stift vier kleine dreieckartige Räume übrig, durch die das 
Röntgenlicht den Schirm erhellt. Fällt der Schatten des Bleistiftes, des Halters ; 
in sich zusammen, erscheint also in der Mitte eine kreisrunde, dunkle Scheibe, 
so geht die Lichtachse durch die Mitte der Blende. Hat man eine Irisblende, 
so schneidet man in das Stäbchen vier Furchen, von denen. je zwei sich gegenüber- 
liegen und von den anderen durch 90° getrennt sind. So kann genügend Röntgen- 
licht passieren. 

Hat man kein. Stativ mit Kasten, an dem die Blende befestigt werden kann, 
so sucht man sich mit dem in der Blende festgeklemmten Stäbchen die Lichtachse 
und fixiert in dieser Stellung den Apparat. Der Kasten und damit auch die Licht- 
achse wird wagerecht gestellt mit einer kleinen Wasserwage, die der Arzt sich 
auch mit Hilfe eines mit Wasser gefüllten Reagenzglases und eines Pfropfens 
improvisieren kann. 

Jetzt öffnet man die Blende, sucht den Fremdkörper und stellt ihn mit 
kleinster Öffnung ein. Den Schatten des Fremdkörpers fixiert man in zwei ver- 
schiedenen Stellungen auf den beiden sich gegenüberliegenden Seiten der Haut 
mit dem Blaustift. Dieser muß, um seinen Zweck zu erfüllen, an der Spitze einen 
Schatten werfen. Er wird daher an dieser Stelle mit einem schmalen, 0,5 cm 
breiten Aluminium- oder Bleistreifen umgeben, den man als geschlossenen Ring 
anfertigt oder mit Heftpflaster befestigt. Je dünner der Stift an seiner Spitze 
ist, desto leichter läßt sich die Stelle des Schattens auf die Haut zeichnen. Keinen- 
falls darf das vordere Ende stärker sein, als der Rest des Schaftes; man trägt 
zu dem Zweck die Dicke des Belages von dem Holz des Blaustiftes ab. Die kor- 
respondierenden Stellen des Fremdkörpers markiert man praktisch mit einem 
Kreuz und einem Kreis, um sie bei gewöhnlichem Licht sofort als zusammen- 
gehörig zu erkennen. 

Das letzte notwendige Instrument, den Bleistab, kann sich jeder Arzt in 
einer Lehm- oder Gipsrinne selbst gießen oder von einem Installateur gießen lassen. 
Um in bequemer Weise eine gleichmäßige Rinne zu erhalten, preßt man ein 
rundes Stöckchen von der Länge und Dicke des gewünschten Bleistabes in die 
plastische Masse. 

Man drückt den Stab fest an den Körper, um genau den richtigen Umriß zu 
erhalten, kennzeichnet an ihm die blauen Hautmarken und nimmt ihn vorsichtig 
ab. Die jetzige Form des Stabes überträgt man mit den Marken auf einen Bogen 
Papier. Verbindet man mit Lineal und Bleistift die korrespondierenden Punkte, 
so liegt der Fremdkörper in der Kreuzungsstelle der beiden Linien. 


— DD run 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 27. 479 


1) Max Rothmann. Die Hirnphysiologie im Dienste des Krieges. 
(Berliner Klin. Wochenschrift 1915. Nr. 14.) 

Alle Beobachtungen an den Kriegsverletzungen des Gehirns zeigen wieder, 
daß uns tatsächlich eine sehr ausgedehnte und verhältnismäßig genaue funktio- 
nelle Lokalisation bei den Affektionen der verschiedenen Abschnitte der Groß- 
hinrinde möglich ist. Es ergibt sich weiter die wichtige Tatsache, daß bei diesen 
Hirnschädigungen;, die meist nur begrenzte Abschnitte der einzelnen Hirnzentren 
ausschalten, eine außerordentlich weitgehende Wiederherstellung der Funktion 
zu erwarten ist, die sich durch planmäßige Übung fördern und beschleunigen läßt. 
Auf dem Fundament der Lehre von der Hirnlokalisation zeigt die Hirnchirurgie 
jetzt, was sie zu leisten imstande ist. Glimm (Klütz). 


2) Ernst Weber. Die Behandlung der Folgezustände von Gehirn- 

erschütterung. (Med. Klinik 1915. Nr. 17. S. 474.) 

Durch frühere Untersuchungen hatte W. eine Methode gefunden, mit der 
es ihm gelang, unter Benutzung von Registrierung der Blutverteilung im Körper 
Schlüsse zu ziehen auf die Innervation der Hirngefäße. In einwandfreier, weil 
ganz objektiver Weise konnte nun gezeigt werden, daß bei den Folgezuständen 
von Gehirnerschütterung, Kopfschmerzen, Schwindel usw., die Wechselduschen 
von vorzüglichster Wirkung sind; sie wurden in der Weise gegeben, daß etwa 
6 bis 7 Minuten lang abwechselnd je }/, Minute lang heiße und kalte Dusche ge- 
geben wurde, wobei die kalte eher etwas an Dauer die heiße übertreffen und in 
jedem Falle den Abschluß bilden muß. 7 Krankengeschichten und Bemerkungen 
von Neubert, auf dessen Abteilung die Kranken lagen, bilden den Abschluß. 

B. Valentin (Berlin). 


3) Franz Sauer. Welche Erfolge hat die operative Behandlung 
der Tangentialschüsse des Schädels. (Berliner klin. Wochen- 
schrift 1915. Nr. 18.) 

24 Tangentialschüsse des Schädels wurden sofort operativ behandelt; der 
primäre Effekt dieser relativ recht einfachen Operationen war sehr zufriedenstellend. 
Kein Verletzter starb im Anschluß an die Operation; wiederholt gingen Lähmungs- 
erscheinungen rasch zurück. Diese eigenen und die günstigen Erfahrungen anderer 
Chirurgen führten dazu, auch solche Tangentialschüsse, bei denen nach dem Ver-. 
lauf des Wundkanals eine schwere Gehirnschädigung zweifelhaft erschien, grund- 
sätzlich einer eingehenden Revision zu unterziehen. Dabei wurden oft schwere 
Schädelverletzungen entdeckt. Auch hier war der primäre Erfolg zunächst gut. 
Aber später zeigte sich öfter ein ungünstiger Verlauf infolge Infektion durch Hirn- 
vorfallbildung usw. ‘Diese Beobachtungen führten zur Erwägung der Frage, ob 
es nicht besser sei, mit der Schädeloperation nach Revision der Weichteile zu 
warten in den Fällen, bei denen nur eine mehr oder minder tiefe Impression des 
Schädelknochens mit seitlichen Sprüngen vorliegt, die vermuten läßt, daß ein 
größeres Stück der Tabula interna auf das Gehirn drückt oder in dieses Organ 
eingedrungen ist. Eine zuwartende Behandlung dürfte sich zumal bei ungünstigen 
äußeren Bedingungen rechtfertigen. Glimm (Klütz). 


4) Harvey Cushing. Concerning the results of operations for 
braintumor. (Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 3. S. 189.) 
Verf. hat in Baltimore 324 und in Boston 142 Fälle von Hirngeschwulst 

beobachtet. Von den letzteren wurden 136 operiert. 55 Fälle betrafen Hirn- 


480 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 27. 


geschwülste oberhalb des Tentorium, von denen 48 operiert wurden, und zwar 
13 mit subtemporaler Dekompression wegen unlokalisierbarer Geschwulst, 18 mit 
osteoplastischer Exploration und Dekompression, 24 mit totaler oder partieller 
Entfernung der Geschwulst. Die operative Sterblichkeit betraf 4 Fälle, darunter 
1 Pat. in extremis und Status epilepticus, 1 Hämorrhagie des Sinus longitudinalis, 
1 Fall mit multiplen Tuberkulomen und 1 Fall von Gliomrezidiv. Bei 37 Ge- 
schwülsten der Hypophyse und ihrer Nachbarschaft wurden 42 Operationen aus- 
geführt, darunter 20 subtemporale Dekompressionen, 2 transsphenoidale Opera- 
tionen, 15 Partialexstirpationen und 5 osteoplastische frontale Operationen. 
2 Patt. starben an der Operation. Von den 32 Kleinhirngeschwülsten wurden 
29 operiert, und zwar mit breiter, doppelseitiger Freilegung und Entfernung der 
Hinterwand des Foramen magnum, außer in einem Falle einzeitig. In 18 Fällen 
konnte wegen mangelnden Befundes oder Inoperabilität nur die Dekompression 
ausgeführt werden, während in 17 Fällen die teilweise oder vollständige Ent- 
fernung der Geschwulst ausgeführt wurde. Unter letzteren war in 2 Fällen schon 
einmal mit negativem Erfolge exploriert und 7 waren bereits früher partiell ent- 
fernt worden. Die 5 Todesfälle nach der Operation betrafen: einen Fall, der schon 
bei der Aufnahme eine plötzliche Atemlähmung bekam und durch die Notdekom- 
pression nicht gerettet werden konnte (also kein eigentlicher operativer Todesfall, 
vom Verf. aber dazu gezählt, weil er bereits einmal einen Pat. durch die Trepana- 
tion und Entleerung einer Cyste 45 Minuten nach Erlöschen der Atmung gerettet 
hat), ferner 2 Atemlähmungen nach Entfernung großer Geschwülste, einen Todes- 
fall bei Gliom der Hirnbasis und des Rückenmarks, schließlich einen Todes- 
fall an Streptokokkenmeningitis, wahrscheinlich durch Infektion von dem Assi- 
stenten, der den Kopf hielt und der am folgenden Tage mit Streptokokkenangina 
und Scharlach erkrankte. Von 23 Fällen von Pseudogeschwulst wurden 11 wegen 
Druckerscheinungen operiert, ohne Todesfall. Von diesen Pseudogeschwülsten 
erwiesen sich später 3 als echte Geschwülste, andere als Abszeß, Gefäßerkrankung, 
Lues cerebrospinalis oder Meningitis serosa, die Geschwulsterscheinungen gemacht 
hatten. Die operative Sterblichkeit war also nur 8,4%, auf die 136 Patt. bezogen 
und 7,3%, auf die 149 Operationen bezogen. Maßgebend für diese günstigen Er- 
folge sind: Spezialisation mit gründlicher neurologischer Bildung, »respektvolles 
Handhaben des Zentralnervengewebes«, was am besten durch viele Tierversuche 

- erlernt wird, sorgfältigste Technik mit genauer Blutstillung und primärem Wund- 
verschluß ohne Drainage. Die Operation der Hirngeschwülste soll nicht als Ultimum 
refugium ausgeführt werden, sondern so früh als möglich. 

: Erich Leschke (Berlin). 


5) E. Schmiegelow. Ein Beitrag zur translabyrinthären Operation 
der Acusticustumoren. (Hospitalstidende 58. Jahrg. Nr.8 u.9. 1915. 
[Dänisch.]) 

Verf. berichtet über 2 erfolgreich mit dem translabyrinthären Verfahren ope- 
rierte Fälle von Acusticusgeschwülsten. Er faßt seine Ausführungen in folgenden 
Punkten zusammen: 1) Die translabyrinthäre Operationsmethode ist eine ziemlich 
ungefährliche Operation, die, richtig ausgeführt, das Leben des Pat. nicht gefährdet, 
wenn man nur streng extradural auf die Geschwulst vorgeht. 2) Die translabyrin- 
thäre Methode schließt die parazerebellare Methode nicht aus, wenn sich bei der 
Operation zeigensollte, daß die Geschwulst wegen ihrer Größe nicht translabyrinthär 
entfernt werden kann. 3) Die translabyrinthäre Methode ist das einzige Verfahren, 
das man bei eigentlichen Acusticustumoren anwenden kann, deren primäre Ur- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 27. 481 


sprungsstelle der Boden des Meatus auditorius internus ist. Nur durch Entfernung 
der Pars petrosa und die Eröffnung des Meatus auditorius internus kann man die 
Entfernung des Teiles der Geschwulst durchführen, der im inneren Gehörgang 
gelegen ist, und dem man durch keine andere Methode beikommen kann. 4) Die 
Operation gibt die besten Resultate, wenn sie ausgeführt wird, bevor die Geschwulst 
zu groß geworden ist. Deshalb ist 5) eine frühzeitige Diagnose erforderlich. Um 
nachzuweisen, ein wie großer Teil der Pars petrosa bei der Operation entfernt 
worden ist, empfiehlt Verf., die betreffenden Patt. vor und einige Zeit nach der 
Operation zu röntgenen. Fritz Geiges (Freiburg). 


6) Handbuch der speziellen Chirurgie des Ohres und der oberen 
Luftwege. Bd. Il. Lieferung 3. Intrabukkale und intrapharyn- 
geale Chirurgie des Mundes und des Nasenrachens: 1) Die 
intrapharyngeale Chirurgie des Nasenrachens von Prof. Dr. 
Gerber-Königsberg. Mit 51 Abbildungen im Text und auf 4 farbigen 
Tafeln. — 2) Die Chirurgie der Mundhöhle von Dr. Kronen- 
berg-Solingen. Mit 16 Abbildungen im Text und 7 farbigen Tafeln. — 
3) Die Erkrankungen des Zungengrundes von Dr. Kronen- 
berg-Solingen. Mit 6 Abbildungen im Text und I Tafel. — 4) Die 
Schwebelaryngoskopie von Oberstabsarzt Dr. Hölscher- 
Ludwigsburg. Mit 13 Abbildungen im Text und auf 2 Tafeln. 

Mit gewohnter Meisterschaft behandelt Gerber die intrapharyngeale Chirurgie 
des Nasenrachens, wobei ihm seine eigene große Erfahrung zustatten kommt. 
Besonderes Interesse verdient die Abhandlung über die Nasenrachenfibrome, die 
in Übereinstimmung mit, man kann wohl sagen sämtlichen Rhinologen, die eigene 
Erfahrungen besitzen, zeigt, daß hier die intrapharyngeale Chirurgie der großen 
äußeren überlegen ist. 

Die Chirurgie der Mundhöhle hat in Kronenberg einen kompetenten Be- 
arbeiter gefunden. Da alle Krankheiten abgehandelt werden, bei denen eventuell 
äußere, auch kleine Eingriffe in Frage kommen, greift Verf. auch auf die differential 
diagnostisch wichtigen chronischen Infektionskrankheiten, Dermatosen usw. der 
Mundhöhle zurück. Die Kapitel über Differentialdiagnose sind besonders an- 
regend geschrieben, während der Abschnitt über bösartige Geschwülste der Mund- 
höhle, namentlich was die operative Behandlung anlangt, erschöpfender in den 
großchirurgischen Handbüchern bearbeitet sein dürfte. Dagegen wird sich das 
Kapitel über die Erkrankungen des Zungengrundes einer ungeteilten Anerkennung 
der Fachgenossen erfreuen. 

Einen guten Überblick über den gegenwärtigen Stand der Technik der Schwebe- 
laryngoskopie gibt schließlich der Beitrag von Hölscher. 

Engelhardt (Ulm). 


7) Wayne Babcock. Östeoplastic surgery of the face. (Journ. of 
the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 3. S. 203. 1915.) 

Verf. empfiehlt für die Ausfüllung von Gesichtsdefekten die Fettimplantation, 
für die Korrektur der Sattelnase die Transplantation eines Knochenstreifens aus 
der Tibia, für die Überbrückung von Knochendefekten am Schädel die Anwendung 
von »Lane«-Platten statt Silberplatten und für die Erweiterung zu enger Nasen- 
löcher die Entfernung von Haut- und Knochenstreifen am Naseneingang. 

E. Leschke (Berlin). 


482 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 27. 


8) Dunning. Fractures of the inferior maxilla. A report of 
1065 cases treated. (Journ. of the amer. med. assoc. Vols XLIV. Nr. 2. 
S. 132. 1915.) 

98%, aller Unterkieferbrüche sind kompliziert. Sie betreffen Männer 10mal 
häufiger als Frauen und kommen meist zwischen 30 und 40 Jahren vor. Brüche 
der Kondylen sind selten und führen oft zu Ankylose. Brüche des Processus 
coronoides sind sehr selten und bedingen vorherige Zertrümmerung des Joch- 
bogens. Bei erhaltenen Zähnen ist eine bogen- oder haubenförmige Schiene an- 
zuwenden, bei Kindern und zahnlosen Greisen sowie bei Brüchen hinter dem 
Ill. Backzahn eine interdentale oder intermaxillare Schiene. Operative Er- 
öffnung ist unnötig und führt meist zu Infektion und Nekrose. In jedem Falle 
ist ein Röntgenogramm notwendig. E. Leschke (Berlin). 


9) H. v. Haberer. Kasuistischer Beitrag zu den Erfolgen opera- 
tiver Therapie beim Zungen- und branchiogenen Karzinom. 
(Zeitschrift für Mund- u. Kieferchirurgie usw. Bd. I. Hft. 1. Separatabdruck 
1915.) ' 

Zwei Beobachtungen von operativ behandelten Karzinomen, die einen unge- 
wöhnlich gutartigen Verlauf nahmen, werfen ein Streiflicht auf die gelegentliche 
Möglichkeit besonders günstiger Erfolge der konservativen spezifischen Strahlen- 
therapie, die aber eben wegen der vorkommenden individuellen Schwankungen 
der Karzinommalignität deshalb noch keine allgemeinen Schlüsse zulassen. 

Fall 1. 29jährige Frau. Ulcus linguae seit 3 Monaten, Probeexzision: Kar- 
zinom, keine tastbaren regionären Drüsen. Trotz des Ausfalls der Probeexzision 
macht klinisch die Erkrankung nicht recht einen karzinomatösen Eindruck; nach 
Versagen der inneren Therapie wird das Geschwür exzidiert, die Krebsnatur ana- 
tomisch bestätigt. Keine Drüsenausräumung. Arsenkur. Ca. 1 Jahr später 
wird bei sonstiger Rezidivfreiheit eine »vogeleigroße«, harte Drüse der Mitte des 
Kopfnickers entsprechend festgestellt; nunmehr ausgedehnte Drüsenausräumung; 
auch in der entsprechenden Supraclaviculargrube eine karzinomatöse Drüse. 
Weitere Arsenkuren. Pat. ist jetzt über 5 Jahre seit der Karzinomoperation 
geheilt. 

2) 65jähriger Mann. Exstirpation eines apfelgroßen, seit 4 Monaten bemerkten 
branchiogenen Karzinoms der linken Halsseite. Ca. ?/, Jahr später Exstirpation 
einer karzinomatösen, dem Kehlkopf aufsitzenden Lymphdrüse mit Resektion 
des N. recurrens. Seit über 2 Jahren vollkommen rezidivfrei und gesund. 

E. Melchior (Breslau). 


10) L. Stropeni. Contributo alla prognosi e alla cura della tuber- 

colosi della lingua. (Policlinico, sez. chir. XXII. 4. 1915.) 

An der Hand der ausführlich berücksichtigten Literatur und eines selbst 
beobachteten, anscheinend inoperablen Falles betont S., daß die primäre Zungen- 
tuberkulose bei entsprechender Behandlung eine gute Prognose gibt, ohne daß 
verstümmelnde Operationen nötig sind. In beginnenden Fällen ist rein chirur- 
gische Therapie nötig. Exzision im Gesunden in Lokalanästhesie, um sekundäre 
Lungeninfektion durch Aspiration in Narkose zu vermeiden. Auskratzungen 
und Kauterisationen sind zu verwerfen, lokale Mittel (Jodtinktur, Jodoformäther, 
Milchsäure) sind von Vorteil, da sie den Vernarbungsprozeß begünstigen. Bei 
vorgeschrittener primärer Zungentuberkulose ergibt die Radiotherapie rasche 
und dauernde Heilung. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 27. 483 


Bei sekundärer Zungentuberkulose kommen chirurgische Eingriffe nur dann 
in Betracht, wenn der primäre Herd nicht in der Lunge ist. In diesen Fällen 
ist die Radiotherapie und die lokale Verwendung von Topicis heranzuziehen. In 
allen Fällen kann die örtliche Behandlung durch allgemeine Jodbehandlung unter- 


stützt werden. M. Strauss (Nürnberg). 
Gm 





11) G. Galli (Bordighera). Über Spondylitis typhosa (Quincke). 
(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 15.) ; g 
G. teilt einen einen 54jährigen Pat. betreffenden Fall von Spondylitis lumbatis 
gegen Ende einer Erkrankung an Typhus mit; die Wirbelentzündung verlief mit 
hohem Fieber, das monatelang andauerte, und heftigen Schmerzen, kam aber 
schließlich unter Gipskorsettbehandlung ohne Eiterung zur Ausheilung. 
Kramer (Glogau). 


12) Elsberg. Laminectomy for spinal tumor. (Annals of surgery 
1915. Nr. 4.) 

Bericht über 58 wegen Verdacht auf Rückenmarksgeschwulst ausgeführte 
Laminektomien. In 37 Fällen wurde die Diagnose bestätigt und eine Geschwulst 
angetroffen, in 32 Fällen ließ sie sich entfernen. Von den 32 Geschwülsten saßen 
9 intra- und 23 extramedullär. Von den ersteren lagen 8 im Halsteil, 1 im Rücken- 
teil des Halsmarks; 2 Patt. starben unmittelbar im Anschluß an die Operation, 
2 sind völlig geheilt, 2 gebessert, 2 starben 6—8 Monate nach der Operation, 
l blieb ungebessert. Von den 23 Patt. mit extramedullär gelegenen Geschwülsten 
wurden 6 $anz wieder hergestellt, 10 gebessert, die übrigen blieben ungebessert 
und 2 starben. Nach des Verf.s Ansicht gibt die Operation gute Resultate, wenn 
die Geschwulst lokalisiert ist und die Operation früh ausgeführt wird.- 

Herhold (z. Z. im Felde). 


13) Riedinger (Würzburg). Zur Unterbindung der Carotis com- 
munis nach Schußverletzung. (Münchener med. Wochenschrift 1915. 
Nr. 16. FBeldärztl. Beil. 16.) 

Bei dem betreffenden Soldaten war das Geschoß unterhalb des rechten Warzen- 
fortsatzes eingedrungen, hatte den Unterkiefer zersplittert und Mundboden und 
Zunge durchsetzt. Blutung nach der Verletzung gering, nach 8 Tagen und weiterhin 
erneut und sehr stark auftretend, so daß schließlich die Unterbindung der Carotis 
communis und — nach Ceci’s Empfehlung — gleichzeitig die der Vena jugularis 
int. gemacht werden mußte. Weiterhin guter Verlauf ohne die geringsten Störungen 
seitens des Gehirns, aus dem wahrscheinlich durch die Venenunterbindung der 
Rückfluß des Blutes verlangsamt wurde. Kramer (Glogau). 


14) W.Sternberg (Berlin). DieSekretentfernung bei der Ösophago- 
skopie. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 14.) 


-In der von S. zur endoskopischen Speiseröhrenuntersuchung empfohlenen 
Bauchlage des Kranken (s. Ref. in diesem Ztrlbl. 1915, Nr. 20) entleeren sich 
zwar die Sekrete aus der Speiseröhre von selbst, doch ist es zweckmäßig, schon 
längere Zeit vorher für spontanen Abfluß durch Einnehmenlassen dieser Lage 
oder einer sitzenden Stellung Sorge zu tragen. Die Anwendung der Saugpumpe, 
das Einführen eines Magenschlauches bis zur Stenose, die Ansaugung durch ein 


484 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 27. 


an jenem angebrachten Gebläses sind geeignete Unterstützungsmittel zur Ent- 
fernung des Sekretes vor der Ösophagoskopie. Kramer (Glogau). 


15) Torek. The operative treatment of carcinoma of the oeso- 

phagus. (Annals of surgery 1914. Nr. 4.) 

Die Frühdiagnose des Speiseröhrenkrebses ist praktisch unbekannt, daher 
sind die meisten Fälle unoperierbar. Bei der Operation des im Halsteil der Speise- 
röhre sitzenden Krebses bevorzugt T. nach der Resektion den Ersatz des resezierten 
Stückes durch Hautlappenbildung aus der Halshaut nach Hacker. Die Re- 
sektion des Brustteils darf nur ausgeführt werden, wenn der Krebs umschrieben 
ist und Metastasen fehlen. Nach vorhergegangener Gastrostomie eröffnet Verf. 
unter intratrachealer Insufflation den VII. Zwischenrippenraum, dabei den Haut- 
Muskelschnitt nach hinten um den Schulterblattwinkel und parallel dem Schulter- 
blattrande nach oben bis zur III. Rippe führend. Die III. bis VII. Rippe werden 
durchtrennt, um eine bessere Spreizungsmöglichkeit im VII. Zwischenrippenraum 
zu erlangen. Der weitere Gang der Operation ist der übliche: Unterbindung 
oberhalb und unterhalb der Geschwulst, Versorgen des proximalen Stumpfes, 
Herausziehen des distalen durch einen oberhalb des Schlüsselbeins gelegenen 
Schnitt, Durchführen unter einem Hauttunnel und Einnähen nach Abtragen der 
Geschwulst in einer Öffnung der Brusthaut, endlich Einsetzen eines Gummi- 
schlauches in das distale Speiseröhrenende und die künstliche Magenöffnung. 

Herhold (z. Z. im Felde). 


16) M. F. Porter. Boiling water injections into the thyroid gland 

for hyperthyroidism. (Surgery, gynecology and obstetrics Vol. XX. 

Nr. 1. 1915. Januar.) 

P. hat die Behandlung von Kröpfen mit Hyperthyroidismus mittels Ein- 
spritzungen von kochendem Wasser im Jahre 1911 und 1913 empfohlen. Man 
nimmt dazu am besten eine 10—20 ccm fassende Spritze mit langer, biegsamer, 
feiner Nadel und injiziert nach vorhergegangener Infiltration mit 1%,iger Novo- 
kainlösung 5—20 ccm von einem Einstich aus immer nach verschiedenen Rich- 
tungen. Die Nadel soll die Haut senkrecht durchdringen, um die Verbrennung 
auf ein Mindestmaß zu beschränken. Zum Schutz der Hände zieht man 3 Hand- 
schuhe übereinander, Gummi, Baumwolle und wieder Gummi. Die Kranken 
haben nach der Injektion ein leichtes Druckgefühl und Schmerzen im Hinterkopf, 
ernstlichere Begleiterscheinungen konnten in 100 so behandelten Fällen nie gefunden 
werden. Nach 2—3 Tagen können die Injektionen wiederholt werden, falls sie 
zur Vorbereitung zur Thyroidektomie dienen sollen; kommen sie als alleinige Be- 
handlung in’ Betracht, so wartet man besser 8-10 Tage. Bei größeren Kröpfen 
gibt man in einer Sitzung von 2—3 Stellen aus Einspritzungen, bei schwerer Ab- 
grenzbarkeit am besten von einer kleinen medianen Inzision aus. Besser ist es, 
größere und zahlreichere Injektionen in einer Sitzung vorzunehmen, als kleinere 
in häufig wiederholten Sitzungen. | 

Die Injektionen mit kochendem Wasser sollen die medikamentöse Behand- 
lung von kleinen Kröpfen mit mäßigen Symptomen von Hyperthyroidismus er- 
setzen; in schweren Fällen von Hyperthyroidismus sollen sie als Vorbereitung 
zur Operation dienen, nach Operation nötigenfalls auch zur Nachbehandlung. 
Bei nicht toxischen Kröpfen wird diese Behandlung nicht empfohlen, dagegen 
ist sie zu versuchen bei substernalen, der Operation schwer zugänglichen Kröpfen. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 27. 485 


An Tierversuchen konnte gezeigt werden, daß der Erfolg der Injektionen eine 
sofortige Zerstörung von Drüsenzellen und Kolloid und deren späterer Ersatz 
durch Bindegewebe ist. Beim Hunde kann der Kropf dadurch dauernd geheilt 
werden. Bildung von Verwachsungen wird nicht angeregt, falls die Injektionen 
ins Kropfgewebe erfolgen. Deshalb sind unangenehme Folgen für die spätere 
Operation nicht zu befürchten. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


17) Hermann Rautmann. Pathologisch-anatomische Untersu- 
chungen über die Basedow’sche Krankheit. (Mitteilungen a. d. 
Grenzgebieten d. Medizin u. Chirurgie 1915. Hft. 3.) 

Verf. hat 2 schwere und 1 leichten Fall von Basedow pathologisch-anatomisch 
gründlich untersucht und unter Beifügung von Mikrophotogrammen ausführlich 
beschrieben. Alle in der Literatur niedergelegten Erfahrungen werden ausgiebig 
herangezogen. Sämtliche Untersuchungsergebnisse werden systematisch und über- 
sichtlich zusammengestellt. Verf. kommt zu dem Ergebnis, daß in der ana- 
tomischen Grundlage des Morbus Basedowii eine charakteristische, infantile 
Struktur enthalten ist, daß der Morb. Basedowii sehr wahrscheinlich als eine 
Intoxikation aufzufassen ist, deren Quelle in einer Funktionsstörung des inner- 
sekretorischen Drüsensystems zu suchen ist. Aus diesen Störungen werden der 
Reihe nach die einzelnen Basedowsymptome erklärt. Die verschiedenartigen 
Dispositionen finden eine ungezwungene Erklärung in der Labilität der inner- 
sekretorischen Drüsen beim Weibe und in den verschiedenen Lebensaltern. Zum 
Schluß weist Verf. auf weitere Aufgaben der anatomischen Basedowforschung hin, 
gibt einen Ausblick auf die therapeutischen Schlußfolgerungen und streift kurz 
noch einige angrenzende Forschungsgebiete. 

Einzelheiten sind in dieser großzügigen, dankenswerten Arbeit im Original 
nachzulesen. | ‘Thom (z. Z. im .Felde). 


. 18) H. J. Morgan. Thymic asthma successfully treated by X-rays. 
Report of two cases. (Surgery, gynecology and obstetrics Vol. XIX. 
Nr. 6. Dez. 1914.) 

1) 20 Wochen altes Mädchen, 7-Monatkind, mit Schluck- und Atembeschwer- 
den. Suprasternale und substernale inspiratorische Einziehungen mit gleichzei- 
tiger Vorbuchtung der vorderen Fontanelle. Thymusdämpfung bis zur zweiten 
Rippe. Sechs Bestrahlungen durch Lederfilter innerhalb von 3 Wochen mit im 
ganzen 43/, Holzknechteinheiten. Die Heilung konnte 4 Monate lang verfolgt 
werden. 

2) Junge von 18 Monaten mit Erstickungsanfällen. Thymusdämpfung bis 
21/. cm links vom Brustbein und bis zur zweiten Rippe. Nach vier Bestrahlun- 
gen waren alle Erscheinungen verschwunden. 

Die beigefügten Röntgenbilder zeigen in beiden Fällen das Verschwinden der 
Thymushypertrophie. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


19) Poul Zachariae. Ein Fall von Osteomyelitis costae. (Hospitals- 
tidende Jahrg. 58. Nr.6. 1915. [Dänisch.]) 

Verf. kann von einem 38jährigen unverheirateten Arbeiter berichten, bei 
dem zuerst eine Lungentuberkulose vermutet wurde. Bald entwickelte sich der 
Zustand einer Septhämie, als dessen möglicher Ausgangspunkt sich nur ein kleiner 
begrenzter Prozeß in der linken Lunge fand. Erst spät zeigte sich ein Abszeß 


486 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 27. 


unter dem linken Schlüsselbein. In der Meinung, es handle sich um Empyema 
interlobare necessitatis oder um eine von einer tuberkulösen Rippe ausgehende 
Abszeßbildung mit ungewöhnlichem Verlauf, wurde inzidiert. Dabei zeigte sich, 
daß es sich um eine Osteomyelitis der I. Rippe handelte, die wegen ihrer tiefen, 
versteckten Lage nur ganz geringe lokale Symptome gemacht hatte. Im Eiter 
fand sich Mikrokokkus tetragenus. 2 Tage nach der Operation starb Pat. Bei 
der Obduktion wurde die Diagnose Ostitis der II. Rippe bestätigt. Außerdem 
fand sich ein subpektoral gelegener Abszeß, ein Empyem der rechten Pleurahöhle, 
Atelektase der rechten Lunge, septischer Infarkt der linken Lunge, septische De- 
generation des Myokards. Fritz Geiges (Freiburg). | 


20) M. Maresch. Zur Kasuistik der Peripherieschüsse, Aus dem 
k.u. k. Feldspital 2/14. (Wiener klin. Wochenschrift 1915. Nr. 10. S. 268.) 
Peripherieschuß, der auch wegen der Art des Geschosses von besonderem 

Interesse ist: 

Der Stoßspiegel eines Schrapnells, eine kreisrunde, etwas konvexe Eisen- 
scheibe von 58 mm Durchmesser und 7 mm Dicke, in der Mitte durchlocht, war 
neben der Wirbelsäule in den Körper gedrungen, hatte seinen Weg über der VIII., 
IX. und X. Rippe zurückgelegt und war endlich unterhalb der Mammilla stecken 
geblieben. Der zurückgelegte Weg entspricht somit fast der halben Thorax- 
peripherie. Kraef (Zittau). 


21) F. Jessen (Davos). Die operative Behandlung der Lungen- 
tuberkulose. (Würzburger Abhandlungen a. d. Gesamtgebiet d. prakt. 
Medizin Bd. XV. Hft.4 u.5. 1915.) 

Den Schwerpunkt der vorliegenden Schrift bildet die eingehende Darstellung 
der Beeinflußbarkeit der Lungenphthise durch den Pneumothorax, ein Gebiet, 
auf dem Verf. offenbar eine besonders ausgedehnte persönliche Erfahrung besitzt. 
Die Technik des Verfahrens wird eingehend geschildert. Die bestimmte Indikation 
für die Anlegung eines N-Pneumothorax gibt nach J. eine schwere einseitige 
Erkrankung der Lunge bei gesunder anderer Seite und keinen oder geringen 
Adhäsionen auf der kranken Seite. 

Die relative (»erlaubte«) Indikation gibt: 

1) Schwere Erkrankung einer Seite bei gesunder anderer Seite und frischen 
oder nicht zu alten Adhäsionen auf der kranken Seite. 

2) Schwere Erkrankung einer Seite und geringe Erkrankung der anderen, 
die nicht über ein Drittel der anderen Lunge betrifft und möglichst ohne Zerfall 
sein soll. Oberlappenerkrankung auf der besseren Seite gibt hierbei die günstigeren 
Resultate. 

3) Schwere Erkrankung einer Seite ohne Adhäsionen mit protrahierter be- 
drohlicher Blutung bei gesunder anderer Seite. Ä 

Unter den Begriff der zweifelhaften Indikation fällt die schwere Erkrankung 
einer Seite und wenig zerfallene Erkrankung des anderen Unterlappens. Auch 
bei schwerer Blutung einer Seite und nicht zu ausgedehnter Erkrankung der 
anderen ist vorübergehend die Anlegung eines Pneumothorax statthaft; das 
gleiche gilt gelegentlich für Fälle von leichterer Erkrankung, die sich sonst als 
intraktabel erweisen. 

Nicht statthaft ist die Anlegung des künstlichen Pneumothorax bei aus- 
gedehnter, mit Zerfall einhergehender Erkrankung der »besseren« Seite, bei 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 27. 487 


schwerer tuberkulöser Komplikation seitens anderer Organe. Vorhandene aus- 

gedehnte Schwarten machen natürlich technisch den Pneumothorax unmöglich. 

Die unmittelbaren Resultate sind bei einer derartigen Auswahl der Fälle 

gewöhnlich recht günstige, leider hält der Dauererfolg hiermit nicht Schritt. Die 
hierfür angegebenen Heilungsziffern schwanken zwischen ca. 8 und 30%. 
E. Melchior (Breslau). 


22) Ehret (Straßburg). Über Lungenschüsse und deren Behand- 
lung durch Punktion und Einlassen von Luft in die Brust- 
höhle. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 16. Feldärztl. Beil. 16.) 

23) Krez (Reichenhall). Uber Lungenschüsse. (Ibid.) 

24) W. Unverricht (Davos). Lungenschuß ohne Lungenerschei- 
nungen. (Ibid.) 

25) Herrenschneider (Hamburg-St. Georg). Zur Frage der Be- 
handlung von Bajonettstichverletzungen der Lunge. (Ibid.) 
Nach E.’s umfangreichen Erfahrungen haben wir in der Punktion mit künst- 

lichem Pneumothorax ein wirksames Mittel, um an und für sich infolge der Ver- 
drängungserscheinungen gefährliche Exsudate zu entfernen, nicht nur unter Ver- 
meidung der Blutungsgefahr, sondern unter direkter Bekämpfung der Blutung. 
Diese Behandlungsweise ist ferner geeignet, Exsudate, die unter die Trousseau- 
sche Indikation fallen, zu entfernen, was um so wünschenswerter erscheint, als 
besonders die Exsudate bei und nach Lungenschüssen häufig zu dicken Schwarten 
und Retraktionen führen. Auch bei kleineren, der Punktion an und für sich nicht 
bedürfenden Exsudaten ist das Verfahren zweckmäßig, um ausgedehntere Ver- 
wachsungen zu vermeiden. Ob der künstliche Pneumothorax schon bestehende 
frischere Verwachsungen zu lösen vermag, bleibt weiteren Beobachtungen vor- 
behalten. E. hat mit der Behandlungsweise bis jetzt Unangenehmes nicht erlebt, 
obwohl er den künstlichen Pneumothorax einfach durch Einlassen gewöhnlicher 
atmosphärischer Luft herbeiführte. 

Nach K.’s Erfahrungen dauert es trotz Freiluftkur, Solbädern, pneumatischer 
Kammer, hydrotherapeutischen Maßnahmen recht lange, bis ein befriedigender 
Ausgleich erzielt wird und eine gewisse Minderwertigkeit der schußverletzten 
Lunge, in der Neigung zu frischen, hartnäckigen Katarrhen besteht, wieder voll 
überwunden wird. 

In U.’s Fall wurde durch Röntgenaufnahme ein Geschoß in der linken Lunge 
nachgewiesen, ohne daß bei dem Pat., als er einen Gewehrschuß am linken Ober- 
arm erhalten hatte, irgendwelche Erscheinungen von seiten der Lunge aufgetreten 
waren; das Geschoß hatte sich umgedreht und lag mit der Spitze nach der linken 
Achsel zu. Pat. war wegen leichter Lungentuberkulose in Davos. 

H.’s Fall ist bei konservativer Behandlung günstig verlaufen; die aus dem 
Pleurapunktat angelegten Kulturen waren steril. Kramer (Glogau). 


26) Eugen Schultze. Brust-Lungenschüsse. (Deutsche med. Wochen- 
schrift 1915. Nr. 16. S. 462 — 464.) 

Wenn eine Verletzung der knöchernen Teile des Brustkorbes nicht vorhanden 
ist, so sind die Lungenschüsse relativ harmlos zu nennen. Besteht aber diese 
Komplikation, so ist das Vorhandensein eines Pneumothorax so gut wie unver- 
meidlich und damit die Gefahr der gangränösen Zersetzung an der Stelle der 


488 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 27. 


Knochenverletzung oder der Bildung eines Pyothorax. Beide Komplikationen 
treten sehr häufig gemeinsam auf und sind sehr ernster Natur. Was man in erster 
Linie immer fürchtet, ist die Infektion, ganz abgesehen von der Größe der Ver- 
letzung. Die abenteuerlichsten Komplikationen läßt die Richtung der Geschoß- 
bahn zu. S. hat im Kriegslazarett folgende Beobachtungen gemacht: 

1) Flüssigkeitserguß in der Pleura (ohne Pneumothorax); 

2) offener Pneumothorax (ohne Flüssigkeitserguß); 

3) offener Pyopneumothorax mit (leicht erkennbaren, offen liegenden) Rippen- 
frakturen; 

4) Leber-Lungenschüsse. 

Der Flüssigkeitserguß in der Pleura (ohne Pneumothorax) wird stets ein 
blutiger sein und gibt im allgemeinen, wenn ein kleiner, glatter, gut versorgter, 
verklebter Ein- und Ausschuß da ist, keine Indikation zu einem Eingriff. Die 
Probepunktion ist eventuell nötig; bei Vereiterung wird eine Rippe reseziert. 
Zur sicheren Diagnosenstellung ist es nötig, daß das Punktat bakteriologisch unter- 
sucht wird. Die zweite Gruppe, der offene Pneumothorax (ohne Flüssigkeits- 
erguß) ist sehr gefahrvoll. Die Veranlassung dazu ist immer eine große Geschoß- 
wirkung; die Verletzung ist schwer und geht mit fataler Weichteil- und Knochen- 
zerstörung einher. Für diese Fälle hält S. die primäre Wundrevision, wie sie bei 
Schädelschüssen geübt wird, für das Gegebene. Die Knochenbruchstücke werden 
entfernt, die Weichteile umschnitten. Man schafft so bessere Wundverhältnisse, 
beseitigt die Wirkungen des Ventilverschlusses bei dieser Komplikation und gibt 
so den Wundsekreten Abfluß. Der offene Pyopneumothorax mit offenliegenden 
Rippenfrakturen ist die für den Chirurgen dankbarste Komplikation der Lungen- 
schüsse. Aber häufig werden diese Fälle verkannt. Der Grund dazu ist wahr- 
scheinlich der, daß diese Empyeme meistens keine totalen sind. Auffallend sind 
die Herzverdrängungserscheinungen. Die schwappende Eiterentleerung bei jedem 
Atemzuge sagt dem Kundigen genug. Neben den Ergebnissen der sorgsamen 
physikalischen Untersuchung wird die Röntgenographie die Sachlage immer 
klären. Die Stelle der Verletzung ist der Angriffspunkt der Operation. Das 
Besondere, was uns hier bei den Leber-Lungenverletzungen interessiert, ist der 
Gallenerguß in die Pleurahöhle, der die breite Kommunikation größerer Gallen- 
gänge mit dem Brustfellraum dokumentiert. S. hat zwei sichere Leber-Lungen- 
schüsse beobachtet, beide mit Pleuraexsudat, die er gut durchgebracht hat. Die 
offenen Verletzungen des knöchernen Brustkorbes ohne Betroffensein von Pleura 
und Lunge sind Seltenheiten. Davon hat S. zwei sichere Fälle behandelt und rät 
dringend, auch hier nicht zu lange mit dem notwendigen Eingriff der Entfernung 
der zerschmetterten, knöchernen Brustwandteile zu warten. Der nicht kleine 
Eingriff wird bei schneller und subtiler Ausführung gut überstanden werden. 
Zu jeder Gruppe: gibt uns S. verschiedene Beispiele. 

Kolb (Schwenningen a.N.). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 





Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


489 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K.GARRE, G. PERTHES, E. RICHTER, 





in Bonn, in Tübingen, “ in Breslau. 
42. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 28. Sonnabend, den 10. Juli _ 1915. 
Inhalt. 


I. W. Levy, Osteoplastischer Ersatz des Infraorbitalrandes nach Kriegsverletzungen. (S. 489.) 
— II. R. Morian, Nierenreizung nach Novokainanästhesie. (S. 493). — II. Ansinn, Frakturen- 
hebel. (S. 495.) (Originalmitteilungen.) 

1) Willimezik, Typhusabszesse. (S. 496.) — 2) Stein, Pyocyaneuseiterung. (S. 496.) — 3) Wieting- 
Pascha, Nekrose- und Gangränformen. (8. 496.) — 4) Rossie, Ortizon. (S. 497.) 

5) Ziembicki, Kasuistik. (S. 497.) — 6) Zikmund, Desmoidgeschwülste der Bauchwand. (S. 497.) 
— 7) Trnka, 8) Precechtel, Peritonitis. (S. 498.) — 9) Dialti, Pseudomyxom des Bauchfells. 
(S. 499.) — 10) Frankenstein, 11) Pfeiffer, 12) Znojemsky, Zur Appendicitisfrage. (S. 499.) — 
13) Wilson und Me Dowell, 14) Gibson, 15) Peck, 16) Rodman, Zur Chirurgie des Magens. (S. 501.) 
— 17) Ehler, Darmligatur. (S. 502.) — 18) Sil, Ileus. (S. 503.) — 19) Hedlund, Arteriosklerose der 
Darmgefäße. (S. 503.) — 20) Gregor, 21) Horak, Chronische Verstopfung. (S. 504.) 





I. 


Osteoplastischer Ersatz des Infraorbitalrandes 
nach Kriegsverletzungen. 


Von 


Dr. William Levy, 


Beratender Chifurg am Kriegsgefangenenlazarett Berlin-Alexandrinenstraße. 


Wir sehen in der Friedenspraxis häßliche Narben unterhalb des Auges mit 
oder ohne Verziehung des unteren Augenlides. Sie sind im Kindesalter entstanden 
durch Tuberkulose des Infraorbitalrandes, an dem ein Stück verloren gegangen 
ist, manchmal vielleicht nur ein kleines. In diesen Knochendefekt ist die fettarme 
Narbenhaut tief eingezogen und das Gesicht dadurch recht entstellt. 

Entstellungen ähnlicher Art, oft in viel schwererer Form, beobachten wir 
bei den Schußverletzungen des Gesichts, die geradezu etwas Typisches haben. 

Ich möchte hier zwei Gruppen trennen. Bei der einen ist das Auge erhalten; 
zertriüimmert ist mit der Haut der Wange der Infraorbitalrand in größerer oder 
geringerer Ausdehnung, vielleicht noch mit einem Stück vom Boden der knö- 
chernen Augenhöhle, von der vorderen Wand der Oberkieferhöhle, vom Jochbein. 

Bei der anderen Gruppe ist die Zerstörung von Knochen und Weichteilen 
größer. Verloren gegangen ist außerdem das Auge; seine Bindehaut teilweise 
weggerissen oder in Lappen zerfetzt. Die Gesichtshaut ist in großer Ausdehnung 
auseinander gerissen; ihre Wundränder können nach innen oben über die Nasen- 
wurzel bis in die Stirngegend, nach außen bis an die hintere Grenze der Wangen 
reichen. Ich sah (Fig. 4a, 4b) die Vorderwand der Oberkieferhöhle und medial- 


28 


490 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 28. 





Fig. 1. Mc.C., Reservist, 2. Royal-Drag.-Rgt., 31 Jahre. Kriegsgefangenenlazarett Alexan- 
drinenstraße. 


Am 26. VIII. 14 bei Cambray Gewehrschuß aus 100 m. Einschuß im Nacken, klein, 4 cm nach 
rechts vom Dornfortsatz des zweiten Halswirbels. Ausschuß unter dem rechten Auge, aus- 
gedehnte Zerstörung am Boden der rechten Augenhöhle. 





Fig. 2. Ch, E., Sergeant, franz. Infant.-Rgt. 119, 25 Jahre. Kriegsgefangenenlazarett Alexan- 
drinenstraße. 


Verletzt am 22. VIII. 14 durch Granatsplitter. Linkes Auge fast blind durch Netzhautbeschä- 

digung. Handbewegungen werden erkannt im unteren und äußeren Teil des Gesichtsfeldes, 

dagegen nicht oben und rechts. Im unteren Teil der Netzhaut weißliche und rote Auflage- 
rungen. Röntgenbild: Splitterbruch des Oberkiefers und Jochbeins. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 28. 491 


wärts noch ein Stück der knöchernen Nase weggerissen; lateralwärts weite Zer- 
störungen im Process. zygomatic. des Oberkiefers und am Jochbein. Hier waren 
die Knochen in Trümmerhaufen verwandelt und mit den bedeckenden Weich- 
teilen weit auseinander gesprengt. 

In beiden Fällen, d.h. mag das Auge in seiner äußeren Form erhalten oder 
bis auf winzige Reste seiner Sklera fortgerissen sein, kann die Benarbung, sich 
selbst überlassen, zu den schwersten Verunstaltungen führen. Schon verhältnis- 
mäßig geringe Verletzungen führen, wie Fig. 1 und 2 zeigen, zu häßlichen Ent- 
stellungen; noch böser müssen natürlich die Folgen in Fällen sein wie sie die Ab- 
bildungen Fig. 3, 4a, 4b zeigen. 





Fig. 3. Friedr. W., Unteroffizier, Res.-Inf.-Rgt. 59, 27 Jahre. Klinik Prof. Dr. Gutmann. 


Am 23. II. 15 bei Przasznysz (Russ.-Polen) Schußverletzung der rechten Gesichtshälfte (Gewehr- 
schuß?). Entfernung unbekannt. 


Viel läßt sich erreichen, wenn man, sobald die Wunde gereinigt ist, nicht nur 
die Weichteile plastisch wiederherstellt, dabei etwa noch vorhandene Fetzen der 
Conjunctiva sorgfältig verwendend, sondern — und das erscheint mir außerordent- 
lich wichtig — auch die Zerstörungen am Infraorbitalrand und am 
Jochbein durch Osteoplastik ersetzt. 

Anfangs dachte ich daran, für diesen letzteren Zweck ein Knochenstück zu 
verwenden, welches annähernd die Form des Infraorbitalrandes hat, ein Stück 
aus einer Rippe oder aus dem Rande einer Darmbeinschaufel. Es würde also 
notwendig sein, noch einen zweiten Eingriff zu machen, der wenigstens bei der 
Nachbehandlung für den Verletzten nicht gerade angenehm ist. 


28* 


492 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 28. 


Die Erfahrungen, welche ich heute Vormittag machte, haben mich zu einer 
anderen Ansicht gebracht. Zur Heilung von Pseudarthrose des Radius dicht 
oberhalb des Handgelenks nach schweren Schußverletzungen wollte ich in zwei 
Fällen Stücke aus dem Schienbein verwenden. Ich hatte damit gerechnet, daß 
ein Knochenstück, in bekannter Weise aus der Tibia abgetragen, für beide Patt. 
genügen würde. Das stimmte; aber ich behielt außerdem noch so viel Knochen 
übrig, um bei drei Verwundeten, einem Deutschen (Klinik Prof. Dr. Gutmann), 
einem Franzosen und einem Engländer (Kriegsgefangenenlazarett) den Infra- 
orbitalrand zu ersetzen. Ich überzeugte mich dabei, wie wenig Knochensubstanz 
schon genügt, um außerordentlich viel für die Wiederherstellung der normalen 
Gesichtsform zu tun. Die Technik ist einfach. Muß man schon die Stelle des 





Fig. 4a. Albert St., Wehrmann, Res.-Inf.-Rgt. 24, 21 Jahre. Klinik Prof. Dr. Gutmann. 
Am 21. V.15 bei Schawle während des Sturmangriffs Gewehrschuß in die linke Wange aus 
300—400 m. 


Defektes im Infraorbitalrand zum Zwecke der Weichteilplastik freilegen, dann 
wird das zur Transplantation verwandte Knochenstück — eine nicht allzu dicke 
Knochenplatte von der Länge der Defektbreite, deren oberen Rand man mit einer 
starken Schere gerade oder leicht konkav geschnitten hat — in die Knochenlücke 
gelegt, die Haut darüber durch Nähte vereinigt. Ist das nicht der Fall, dann wird 
lateral von der Knochenlücke, also ungefähr in der Jochbeingegend, ein kleiner 
Hautschnitt gemacht in der Richtung der Facialisäste; von hier aus werden mit 
einer geschlossenen Arterienklemme, einer geschlossenen Schere die Weichteile 
bis zu der Stelle der Knochentransplantation unterminiert, durch den kleinen 
Tunnelgang wird die Knochenplatte an Ort und Stelle geschoben, die Hautwunde 
durch Naht geschlossen. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 28. 493 


Durch diesen kleinen Eingriff wird bei unseren Verwundeten, wenn das Auge 
wenigstens in seiner äußeren Form erhalten war, die tief eingezogene Narbe be- 
seitigt, der vielleicht nach unten gezogene Augapfel gehoben. Noch wichtiger 
ist das Resultat, wenn der Augapfel verloren gegangen ist, die ganze Wange tief 
eingezogen und abgeplattet erscheint. Hier kann nicht nur die Form der Wange 
gebessert werden, die erst durch Wiederherstellung des vorspringenden Jochbeins 





* Fig. 4b, Bei T das stark geschwollene obere Lid, der Bulbus fehlt. 


ihre charakteristische Form wiedergewinnt; hier kann man überhaupt erst ein 
künstliches Auge einsetzen, wenn ein neuer Boden für die Augenhöhle geschaffen 
ist. Und wie wertvoll das für unsere Wackeren ist, wenn sie in Zukunft sich ihren 
bürgerlichen Beruf schaffen müssen, das bedarf keiner weiteren Erörterung. Meiner 
Ansicht nach lösen wir durch die kleine, von mir vorgeschlagene Osteoplastik eine 
wichtige Aufgabe der Krüppelfürsorge. 








II. 
Nierenreizung nach Novokainanästhesie. 
Von 


Dr. Richard Morian (Essen, Huyssensstiftung). 
Bei der steigenden Beliebtheit, der sich das Novokain als Lokalanästhetikum 
erfreut, ist es verwunderlich, daß man von einer Nebenwirkung, auf die ich im 


494 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 28. 


letzten Winter aufmerksam wurde, bisher in der Literatur gar nichts erwähnt 
findet, nämlich der Nierenreizung; und doch ist diese Nachwirkung nach meinen 
Erfahrungen nicht so gar selten, sie trat in etwa 5—10% der Fälle auf. Die 
Eiweißmengen wechselten von einer Spur bis zu !/,0/oo, und die Eiweißausschei- 
dung begann meist einige Stunden nach der Einspritzung und hielt sich selten 
bis zu 2mal 24 Stunden, um dann spurlos zu verschwinden. Auch in den Form- 
bestandteilen wechselte der Befund erheblich; zuweilen konnte man gar keine 
nachweisen, ein andermal wieder waren Zylinder vorhanden, und zwar sowohl 
hyaline als auch gekörnte; einige Male fand man auch wenige rote Blutkörperchen 
und Leukocyten. Die Urinmenge pflegte durch die Nierenreizung nicht nennens- 
wert beeinflußt zu werden, zuweilen schien sie ungleichmäßig und zeigte eine 
Verminderung. Bemerken muß ich, daß wir, von den Kindern abgesehen, unseren 
Patt. eine halbe und eine Viertelstunde vor der Operation, um die Schmerzemp- 
findung im allgemeinen herabzusetzen, 2—3mal 0,01 Morphium einspritzen. Es 
machte keinen Unterschied aus, ob wir der Novokainlösung, die wir stets mit 
destilliertem Wasser frisch bereiten und sogleich verwenden, das Suprarenin in 
Tropfen oder trocken in den Höchster Tabletten zusetzten. Die Eiweißaus- 
scheidung zeigte sich durchaus nicht abhängig von der Menge der gebrauchten 
Novokainlösung, auch nicht von der Stärke der Lösungen; denn es war gleich, 
ob wir, wie gewöhnlich, !/,%sige Lösungen verwandten, oder, wie bei Plexus- 
anästhesie, 2%,ige. Kalium sulphuricum setzten wir nur eine Zeitlang hinzu, weil 
wir nicht den gerühmten Vorteil davon sahen. Die Gegend der Einspritzung 
war gleichgültig; denn wir beobachteten Eiweißausscheidung sowohl nach Hals- 
drüsenausschneidung, wie nach Nervennaht der Glieder, bei der Radikaloperation 
von Hernien, wie bei der Entfernung von Hämorrhoiden. 

Nicht unerwähnt bleibe, daß unsere unter örtlicher Betäubung Operierten, 
ich möchte fast sagen in der Regel unter Erbrechen zu leiden hatten, selten gegen 
Schluß der Operation, meist Stunden nachher. 

Gehen wir die einzelnen Faktoren durch, auf die wir die Reizerscheinungen 
der Nieren zurückführen könnten, so möchte ich zunächst die seelische Erregung, 
die sich der Operierten bemächtigt, als einen nicht hinreichenden Grund ansehen. 
Auch darf man weder das Morphium noch das Suprarenin anschuldigen; ersteres 
bewirkt wohl die Ausscheidung reduzierender Substanzen, letzteres in hohen Dosen 
bei Tieren Glykosurie, aber beide führen keine Albuminurie herbei. Somit bliebe 
nur das Novokain übrig, obgleich bei der pharmakologischen.Durchprüfung dieses 
Mittels von einer Albuminurie bisher nichts berichtet worden ist. Novokain hat 
die gute Eigenschaft, den Blutdruck unbeeinflußt zu lassen; davon haben wir uns 
auch während der Operation in Novokainanästhesie durch die Messung mit dem 
Riva-Rocci’schen Apparat wiederholt überzeugt. Also kann die Albuminurie 
nicht durch Blutdruckschwankung erklärt werden. Es bleibt mir daher nur die 
Annahme übrig, daß das Novokain, ähnlich wie man es von Chloroform und Äther 
schon seit Jahren weiß, bei gewissen Menschen eine Nierenreizung hervorruft, 
bei anderen nicht. Im Zentralblatt für Chirurgie 1907 hat Schwarz darauf 
hingewiesen, daß.nach Lumbalanästhesie mit Stovainlösung oft eine schwerere 
Nierenreizung (bis zu 70/,, Eiweißgehalt) auftritt, obgleich auch bei der pharma- 
kologischen Durchprüfung des Stovains eine Nierenreizung nicht hat festgestellt 
werden können. Bei der intralumbalen Anwendungsweise dieses Mittels könnte 
man sich aber die Einwirkung auf die Nieren durch zentrale Bahnen vorstellen, 
während bei der Infiltrationsanästhesie auch bei Nervenfernwirkung eine solche 
Erklärung gezwungen wäre. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 28. 495 


Hoffentlich regen meine Zeilen Berufenere dazu an, die erwähnten Nieren- 
reizerscheinungen in ihren Ursachen weiter aufzuklären. 


On. 


II. 
Frakturenhebel. 


Von 


Dr. Ansinn, 
Chirurg am Reservelazarett Bromberg, Kriegsschule. 





Unter den zahlreichen komplizierten Ober- und Unterschenkelfrakturen gibt 
es besonders in der jetzigen Kriegschirurgie leider eine ganze Reihe von Fällen, 
die wir infolge ungünstiger äußerer Verhältnisse mit Verkürzungen von 5—15 cm 
zu sehen bekommen. Bei diesen Patt. sind meist außerdem noch die statischen 
Verhältnisse so ungünstig, daß die Leute völlige Krüppel sind und sich nur an 
Krücken fortbewegen können. Da bisher unsere Kraft nicht ausreichte, um diese 
Verkürzungen auszugleichen und gute statische Verhältnisse herzustellen, so kam 
ich auf den Gedanken, die Hebelkraft anzuwenden. Ich konstruierte mir daher 
einen Frakturenhebel. Derselbe ist so einfach, daß sich die Beschreibung durch 
die Abbildung erübrigt. Die beiden umgebogenen Hebel habe ich nur abgebildet, 
um zu zeigen, welche Kraft oft notwendig ist, um die übereinander geschobenen 
Knochen zu redressieren. Mit dem neuesten Modell, das auf eine Belastung von 





110 kg eingerichtet ist, gelingt dies stets. Der Sporn an der Spitze des Hebels 
wird in das eine Frakturende eingehakt, darauf der Stirnbalken mittels des Zahn- 
rades soweit vorgeschoben, daß sich das andere Frakturenende dagegen stemmt 
und nun so lange hochgehebelt, bis sich die Frakturenenden in gleicher Ebene be- 
finden. Dann kann man durch das Zahnrad die Frakturenenden aufeinander 
schieben. Es ist zweckmäßig, einen Gehilfen während der Operation zur Unter- 
stützung am Bein ziehen zu lassen. 

Durch die große Kraft, die man mit dem Hebel ausüben kann, werden die 
Muskeln, Narben und Schwielen so stark gedehnt, daß die Bruchenden nicht 
zurückfedern, sondern man kann sie in aller Ruhe mit Nagel, Drahtnaht oder 
sonst nach Belieben aneinander befestigen. 


496 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 28. 


Es ist mir auf diese Weise gelungen, Verkürzungen von 15 cm auszugleichen 
und volle Gebrauchsfähigkeit der Glieder zu erzielen. 

Die Fälle werden anderweitig veröffentlicht werden. 

Der Frakturenhebel ist durch jede Instrumentenhandlung zu beziehen. 


un 





1) M. Willimezik. Über Typhusabszesse. (Kriegsseuchenlazarett 

Bartenstein, Prof. Dr. Fr. Meyer.) (Berliner klin. Wochenschrift 1915. 

Nr. 18.) 

Unter den mancherlei Eiterungen .bei Typhuskranken fanden sich in vier Fällen 
Typhusbazillen im Eiter; genauer Bericht über diese Fälle. Zusammenfassend 
läßt sich behaupten, daß spezifische subkutane Typhusabszesse kalte, reizlose 
Abszesse mit glasigen, blassen, graurötlichen Granulationen sind. 

Zu ihrer Entstehung ist ein Locus minoris resistentiae erforderlich, da es sich 
um innere Metastasen und nicht um äußere Infektionen handelt. Naturgemäß 
ist im Kriege die Möglichkeit zur Entstehung derartiger Abszesse am größten. 

Glimm (Klütz). 


2) A. E. Stein (Wiesbaden). Zur Behandlung der Pyocyaneus- 
eiterung. (Berliner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 17.) 


Die Beseitigung der Pyocyaneuseiterungen erfolgte schnell bei Anwendung 
der künstlichen Höhensonne. Bei großen Wunden mußte man besonders dafür 
sorgen, daß die ultravioletten Strahlen auch wirklich in alle Buchten und Winkel 
der Wunde hineingelangten. Glimm (Klütz). 


3) Wieting-Pascha. Über einige Nekrose- und Gangränformen. 

(Sonderabdruck aus Hamburgische med. Überseehefte 1914. Nr. 6.) 

W. beschreibt hier aus seinen Beobachtungen am Fortbildungskrankenhaus 
Gülhane in Konstantinopel einige Formen der Nekrose. Die angiosklerotische 
oder spontane Gangrän befällt in der Türkei auffallend viele Menschen in den 
mittleren Jahren. Schmerzhafte Gefäßkrämpfe gehen lange Zeit voraus, dann 
kommt klinisch das Stadium der symmetrischen Nekrose durch Verlegung der 
Gefäßlichtung. Die Hauptursache ist der ausgedehnte Tabakmißbrauch. Ein 
von W. bereits mehrfach beschriebenes Krankheitsbild ist die von ihm sogenannte 
»Gefäßparalytische Kältegangrän«. Mehrere hundert Beobachtungen von Zehen- 
und Fußnekrose nach längerer Einwirkung niedriger, aber den Gefrierpunkt nicht 
erreichender Wärmegrade gaben ihm die Grundlage zur Aufstellung dieser Form 
der Nekrose.. Der klinische und anatomische Vorgang ist recht verwickelter 
Art. Es wirken begünstigend ein die Unterernährung, Schwächung durch 
Anstrengungen, Infektionen, das Naßwerden des Schuhzeugs, die mangel- 
hafte Fußpflege, die Wickelgamaschen, wahrscheinlich auch der Mißbrauch des 
Tabaks. Aber die eigentliche Ursache ist doch die dauernde Einwirkung der Kälte- 
reize. Die Beobachtungen stammen meistens aus dem Balkankrieg. Auch Darm- 
erkrankungen wie Cholera und Typhus spielen ihre begünstigende Rolle, aber es 
ist unzulässig, diese Gangränformen als nur hierdurch verursacht ansehen zu 
wollen. W. Weber (Dresden). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 28. 497 


4) J. Rossi6. Ortizon und Ortizonstifte in der Wundbehand- 

lung. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 13.) 

Die jetzt vielfach in Gebrauch genommenen Ortizonstifte werden auch von 
R. wegen ihrer Dauerwirkung und bequemen Handhabung gerühmt; sie haben 
vor den gewöhnlichen Wasserstoffsuperoxydlösungen zweifellos Vorzüge und 
eignen sich besonders für Fistelgänge, Schußkanäle, aus denen sie durch den sich 
bald nach Einführung des Stiftes bildenden Schaum Fremdkörper nach außen 
treiben. Der Fistelgang, bzw. die Wundhöhle wird gedehnt, entleert besser den 
Eiter und kommt so rascher zur Heilung. Das im Ortizon enthaltene Karbamid 
ist unschädlich; allerdings Kann der Stift, wenn er aus dem Wundkanal wieder 
nach außen gedrängt wird, an der Haut leicht Ätzungen hervorrufen. 

Kramer (Glogau). 





5) Ziembicki (Lemberg). A. Série de faits cliniques. B. Con- 
tribution à la pathologie chirurgicale de Pâge de croissance. 
(Communication à la soc. nationale de chir. de Paris, Séance du 6. Mai 1914.) 
Kurze Mitteilung über einen Fall von schwerer Nachblutung in die Bauchhöhle 

aus einer bei Gelegenheit einer Schenkelbruchoperation angestochenen, abnorm 

verlaufenden Obturatoria. Heilung nach Bauchschnitt. Tod nach Entfernung 
eines Oxalatblasensteins an Anurie durch Kompression des Trigonum infolge 
großer Nachblutung. 

Bei einer Frau in mittleren Jahren mit Mitralfehler und plötzlich entstandener 
Gangrän beider Unterschenkel entfernte Z. durch Bauchschnitt aus der nicht 
pulsierenden rechten Iliaca einen Embolus. Naht der Arterie. Gangrän geht 
weiter. Tod nach 6 Wochen. 

Ein 42jähriger Mann wird wegen einer riesigen fluktuierenden Cyste im Bauch 
operiert. Man findet eine hinter dem Bauchfell befindliche große Ansammlung 
alter Galle. Von der Gallenblase ist nichts nachzuweisen. Drainage des Sackes. 
Heilung seit einem Jahre. Die Deutung ist nach Verf. so: Die Gallenblase ist 
durch das Winslow’sche Loch hinter das Bauchfell geraten und durch Knickung 
behindert gewesen, sich zu entleeren. Im Laufe der Zeit hat sie sich zu dieser 
großen Cyste entwickelt. 

Angeblich einzigartiger Fall einer rechtseitigen iliakalen und einer linkseitigen 
zentralen Verrenkung der Hüftgelenke bei einem 13jährigen Mädchen. Diese 
Stellung war ganz allmählich im Laufe von 5 Monaten zustande gekommen, 
während welcher das Kind an einer mit leichtem Fieber einhergehenden, sehr 
schmerzhaften Erkrankung des ganzen Körpers nicht mehr bestimmbarer Art 
gelitten hatte. Während dieser Zeit hatte das Kind immer auf dem gleichen 
Fleck und in der gleichen Stellung gelegen. Hierdurch war nach der Meinung 
des Verf.s ganz allmählich eine Verschiebung der Knochen in der noch weichen 
Pfanne zustande gekommen und hatte schließlich zur Verrenkung geführt. Wieder- 
einrenkung und subtrochantäre Osteotomie erzielten im Laufe einer langen Be- 
handlung ein günstiges Ergebnis. W. Weber (Dresden). 





6) E. Zikmund. Desmoidgeschwülste der Bauchwand. (5. Kongreß 
tschechischer Naturforscher u. Ärzte 1914.) 
Der Autor beobachtete 4 Fälle. In Hinsicht auf die Genese bot der 1. Fall 
das Bild des reinen soliden Fibroms, das von einem chronisch-entzündlichen 
Infiltrat umgeben war; es war aus einer Operationsnarbe hervorgegangen. Die 


498 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 28. 


Ätiologie des 2. und 3. Falles ist dunkel; es wurde nur ein Zusammenhang mit 
Schwangerschaft und Geburt angegeben. Fall 4 gehört durch seine Größe zu 
den Raritäten; die Geschwulst war 22 cm breit, 28cm lang und 18cm hoch und 
6kg schwer. Das rasche, durch eine Schwangerschaft begünstigte Wachstum 
bedingte die Diagnose auf Fibrosarkom des M. rectus; die histologische Unter- 
suchung, die das Vorhandensein Iymphatischer Räume und Gefäße ergab, führte 
zur Diagnose eines Fibroma Iymphangiectodes; der weitere Verlauf war gutartig. — 
Sämtliche Geschwülste gingen von den tiefen Schichten der Bauchwand aus, 
drängten die Muskelelemente auseinander und gelangten bis unter die Haut. 

G. Mühlstein (Prag). 


7) P. Trnka. Die chirurgische Behandlung der tuberkulösen 

Peritonitis. (5. Kongreß tschechischer Naturforscher u. Ärzte 1914.) 

Während der letzten 15 Jahre wurden im Deutschbroder Krankenhaus 64 Fälle 
von tuberkulöser Peritonitis chirurgisch behandelt, von denen 47 in der vor- 
liegenden Arbeit verwertet werden, da sie mindestens 3 Jahre kontrolliert werden 
konnten. Als geheilt gilt jener Pat., der 3 Jahre nach der Operation frei von Be- 
schwerden und zu jeder Arbeit geeignet ist. Der Autor ordnet sein Material nach 
4 Gruppen: 1) Die seröse Peritonitis, 2) die adhäsive Form mit Exsudat, 3) die 
trockene adhäsive Form und 4) die ulzeröse Form. 80° der Patt. waren Frauen, 
20%, Männer; die meisten Patt. standen im Alter von 10—20 Jahren. Die Gruppe 1 
zählt 15 operierte Fälle; von diesen sind dauernd gesund 8 = 53%, tot 7 = 47%. 
Gruppe 2: 15 Fälle, davon gesund 6 = 40%, tot 9 = 60%. Gruppe 3: 14 Fälle; 
davon gesund 8 == 57%, tot 5 = 36%, gebessert 1 Fall = 7%. Gruppe 4: 3 Fälle, 
davon 2 = 66% tot, 1 Fall = 33%, gesund. Im ganzen genasen 49%, starben 
49%, und waren gebessert 2%. Von den 23 geheilten Patt. sind dauernd gesund 
8 über 3 Jahre, 3 über 4 Jahre, 4 über 5 Jahre, 1 über 6 Jahre, 2 über 7 Jahre, 
2 über 8 Jahre, 2 über 10 Jahre und I Pat. über 11 Jahre. Interessant ist die Tat- 
sache, daß die Operation bei der adhäsiven trockenen Peritonitis, die allgemein 
als die schwerste Form mit ungünstiger Prognose gilt, die besten Resultate, näm- 
lich 57%, Heilungen aufweist. Die Operation bestand zumeist in der einfachen 
Laparotomie. Manchmal wurde Jodoformemulsion in die Bauchhöhle gegossen, 
einmal diese mit Jodtinktur ausgewischt. Bei den exsudativen Formen wurde 
das Exsudat sorgfältig entfernt. — Auf Grund dieser Erfahrungen ist bei tuber- 
kulöser Peritonitis, besonders aber bei der adhäsiven Form, die Laparotomie an- 
gezeigt, die Adhäsionen sind aber nicht zu lösen, da dadurch die Bildung einer 
Sterkoralfistel begünstigt und damit die Prognose verschlechtert wird. 

G. Mühlstein (Prag). 


8) A. Precechtel. Zirkulationsstörungen bei Peritonitiden und 

deren Therapie. (5. Kongreß tschechischer Naturforscher u.Ärzte 1914.) 

Die Zirkulationsstörungen bei Peritonitis, die sich durch Kollaps äußern, 
sind nicht durch primäre Herzschwäche, sondern durch Parese oder Paralyse 
des vasomotorischen Zentrums im verlängerten Mark bedingt. In 80 Fällen 
wurde die tonometrische Messung vorgenommen, und mittels derselben wurden 
konstante Zirkulationsstörungen bei freien beginnenden und diffusen Peritonitiden 
konstatiert, die sich in schwereren Fällen schon vor der Operation durch eine 
Abnahme der Amplitude äußerten; in allen Fällen war nach der Operation die 
Amplitude kleiner, in schweren Fällen der Maximaldruck verringert und ig ver- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 28. 499 


zweifelten Fällen gegen Ende des Lebens auch der diastolische Druck herabgesetzt. 
Eine dauernde Abnahme der Amplitude, eventuell kompliziert mit einer Senkung 
des Maximaldrucks, deutet auf eine Erschöpfung der kompensatorischen Funktion 
des Organismus. Um den Druck zu heben, reizt man das vasomotorische Zentrum 
mit Koffein oder Kampfer, appliziert Infusionen und Medikamente, die eine peri- 
phere Vasokonstriktion bewirken (Adrenalin, Hypophysenextrakt). Zur Diagnose 
sind die tonometrischen Messungen nicht geeignet, da die Zirkulationsstörungen 
durch die kompensatorische Funktion des Organismus noch verschleiert sind, 
wenn schon Pulsänderung, lokale Schmerzhaftigkeit, Kontraktur der Bauch- 

wand die Diagnose sichern. Wohl dienen sie aber der Prognose. Wenn der Blut- 
druck durch kein Mittel mehr zu heben ist, ist Pat. verloren. 

G. Mühlstein (Prag). 


9) G. Dialti. Pseudomixoma del’ peritoneo di origine appendi- 

colare. (Clin. chir. XXII. 9. 1914.) 

Verf. geht zunächst von einem genau beobachteten und histologisch unter- 
suchten Falle von lokalisiertem Pseudomyxom des Peritoneums aus, das sich in 
einer abgesackten Hernie mit dem Wurmfortsatz als Bruchinhalt gebildet hatte 
und akut unter den Erscheinungen der Brucheinklemmung aufgetreten war, 
nachdem die seit 30 Jahren bestehende Hernie seit 2 Jahren schmerzhaft und 
seit 20 Tagen irreponibel geworden war. Auf Grund der histologischen Unter- 
suchung und unter Hinweis auf die 19 bisher in der Literatur berichteten Fälle, 
von denen 16 ausführlich mitgeteilt werden, wird die Genese dieses Pseudomyxoms, 
das mit den von Eierstocksgeschwülsten ausgehenden Pseudomyxomen nicht 
identisch ist, ausführlich erörtert. Verf. kommt zum Schluß, daß das vom Wurm 
ausgehende Pseudomyxom durch chronisch entzündliche, nicht eitrige Prozesse 
im Wurm bedingt ist. Diese führen zur Obliteration bei erhaltener Schleimhaut- 
sekretion, Retention der Schleimmassen, Bruch der Wurmwand und schließlich 
zum Schleimerguß ins Bauchfell. Oft ist die Schleimhautsekretion durch eine 
Hyperplasie der Schleimhaut gesteigert, die sogar zur Adenombildung führen 
kann. Bei teilweiser oder totaler Schleimhautdegeneration ist der Bruch der 
Appendixwand, der durch Traumen oder Entzündung ausgelöst wird, nicht nötig. 
Der Prozeß verläuft außerordentlich chronisch und ist nur dann möglich, wenn 
alle eitrigen oder adhäsiven Momente fehlen und wenn das Bauchfell zum An- 
wachsen der Schleimmassen geeignet ist. Die Notwendigkeit der vielen Vor- 
bedingungen erklärt das seltene Vorkommen des appendikulären Pseudomyxoms, 
das trotz dieser Bezeichnung nicht als Geschwulst betrachtet werden darf. 

Klinisch ist die Schwierigkeit der Diagnose zu betonen, die bisher vor der 
Operation noch nicht gestellt wurde. Die Symptomatologie ist die der chronisch 
rezidivierenden Appendicitis, deren einzelner Anfall nur mit geringer peritonealer 
Reizung einhergeht. Die Prognose ist gut, da die Operation Heilung ohne Rezidiv 
ermöglicht und zudem noch die Möglichkeit der Spontanheilung besteht. 

M. Strauss (Nürnberg). 


10) O. Frankenstein. Entzündungen der Appendix und der recht- 
seitigen Adnexe. (5. Kongreß tschechischer Naturforscher u. Ärzte 
1914.) 

Nach den Erfahrungen an dem Material der Klinik Pitha sind die Wechsel- 
beziehungen zwischen Appendicitis und rechtseitiger Adnexentzündung nicht von 


500 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 28. 


so großer Bedeutung, als manche Autoren annehmen; nichtsdestoweniger ist der 
Standpunkt begründet, bei allen Laparotomien, bei denen sich entzündliche, 
wenn auch sekundäre Veränderungen am Wurm vorfinden, diesen mitzuentfernen. 
Differentialdiagnostisch ist kein einziges Symptom sicher entscheidend. F. fand 
große Schmerzen und verschiedene Störungen bei der Menstruation. Bei appen- 
dikulären Pelveoperitonitiden fand er eine breite entzündliche Infiltration der 
oberen Partien des Septum rectovaginale, die oft bis ins Cavum ischii hinab- 
reichte. — F. 'beschreibt 3 Fälle von Ovarialabszeß appendikulären Ursprungs, 
die vor der Operation als eine vom Wurm ausgehende Entzündung diagnostiziert 
wurden. Der Wurm war samt dem Mesenteriolum zu zwei Dritteln in die Abszeß- 
wand eingeschlossen. Die histologische Untersuchung ergab, daß es sich in allen 
Fällen um ein infolge chronischer Appendicitis vereitertes Corpus luteum des 
rechten Eierstocks handelte. Die bakteriologische Untersuchung des Eiters ergab 
in 2 Fällen Bakterium coli (einmal in Reinkultur, einmal gemischt), im 3. Falle 
nicht pathogene, anaerobe Streptobazillen sekundärer Infektion. Bei Berück- 
sichtigung des histologischen und bakteriologischen Befundes und Anschluß 
einer metastatischen und lokalen Infektion (von den Geschlechtsorganen) kommt 
F. zu dem Schluß, daß die Infektion aus dem Wurm auf transperitonealem Wege 
auf den rechten Eierstock übergegriffen habe. Aus den Erfahrungen des Autors 
ergeben sich folgende Ratschläge: 1) Jede Frau, die unter den Symptomen der 
Perityphlitis erkrankt, ist stets per vaginam zu untersuchen; 2) die rechtseitigen 
Adnexgeschwülste sind nicht durch die Scheide zu operieren; 3) bei positivem Be- 
funde per vaginam ist auch bei Perityphlitis der Schnitt in der Mittellinie zu 
führen; 4) bei entzündlichen rechtseitigen Geschwülsten ist weniger konservativ, 
mehr operativ vorzugehen. G. Mühlstein (Prag). 


11) Pfeiffer. Appendicular obliteration. (Annals of surgery 1914. 
Nr. 4.) 

Die obliterierende Appendicitis stellt nicht einen physiologischen Altersprozeß 
vor, sondern ist eine Krankheit für sich. Hierfür spricht, daß sie auch im frühen 
Alter vorkommt, mit klinischen Erscheinungen einhergeht und entzündliche Er- 
scheinungen in der Umgebung des Wurmes aufweist. Die klinischen Erscheinungen 
sind nicht durch die Entzündung des Wurmes, sondern durch die in der Umgebung 
desselben eingetretenen adhäsiven Veränderungen bedingt, die besonders das 
leum, Coecum und Colon ascendens in Mitleidenschaft ziehen. Es kommen 
auch reflektorische, durch Reizung des nervösen Mechanismus des Wurmes ent- 
standene Symptome vor. Herhold (z. Z. im Felde). 


12) J. Znojemsky. Coecum mobile. (5. Kongreß tschechischer Natur- 
forscher u. Ärzte 1914.) 

Z. beobachtete 8 Fälle von Coecum mobile, von denen 7 operiert wurden; es 
handelte sich um 5 Männer im Alter von 20 bis 38 Jahren und um 3 Weiber von 
38 bis 42 Jahren. Das Leiden dauerte ®/, bis 25 Jahre. In allen Fällen bestanden 
als auffallendstes Symptom Koliken, die in der Blinddarmgegend begannen und 
ins Epigastrium oder ins linke Hypogastrium ausstrahlten; sie traten in einwöchigen, 
einmonatigen und auch einjährigen Intervallen auf. In 6 Fällen besgand Ver- 
stopfung, in 1 Falle Verstopfung, aber Diarrhöe im Kolikanfall, in 1 Fall Diarrhöe. 
In 3 Fällen war eine Geschwulst zu tasten, die als Wanderniere imponierte; in 
5 Fällen war nichts zu tasten. Stets war Gurren nachweisbar. Röntgenographisch 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 28. 501 


wurden nur die letzten 5 Fälle untersucht; 3mal war der Befund normal: der 
Blinddarm war nach 36 Stunden leer, enthielt Keine Baradiol und zeigte keine 
Vergrößerung. 4. Fall: Nach 12 Stunden war das ganze Kolon bis unter die 
S-förmige Flexur gefüllt, der Blinddarm noch nicht dilatiert; nach 48 Stunden 
war das ganze Kolon enorm dilatiert und gefüllt; nach 72 Stunden enthielt der 
Blinddarm noch immer Baradiol, der übrige Dickdarm war leer. — 5. Fall: 
Nach 12 Stunden Blinddarm gefüllt, Colon ascendens und Flexur dicht unter 
dem Rippenbogen; nach 36 Stunden Blinddarm gefüllt, nicht dilatiert, Flexura 
hepatica bis zur Crista ilei gesenkt. Wurde das Baradiol durch Klysma gegeben, 
reichte das Barium bis zur Flexura hepatica, über welche es infolge der Knickung 
nicht weiter gelangte. 

Bezüglich des Befundes bei der Operation teilt Z. sein Material in 3 Gruppen. 
I. Der Blinddarm ist normal oder nur wenig dilatiert, das Mesenterium ist lang 
(2 Fälle). II. Stark dilatierter Blinddarm mit langem oder normalem Mesenterium 
(4 Fälle). III. Normaler Blinddarm, kurzes Mesenterium desselben, dagegen freies 
-Mesocolon ascendens und Flexura hepatica (1 Fall). Von 7 operierten Fällen 
wurden 5 geheilt, 2 blieben ungebessert, wohl wegen unrichtiger Wahl der Me- 
thode. Bei langem Mesenterium des Blinddarms ist die Coecopexie angezeigt; 
bei dilatiertem Blinddarm und mehr oder weniger langem Mesenterium die Coeco- 
plicatio, wenn keine totale Atonie vorliegt, die man röntgenographisch daran er- 
kennt, daß nach 60 Stunden noch ein Schatten im Blinddarm vorhanden ist; 
bei Atonie des Blinddarms die Ausschaltung desselben durch die Kolenteroana- 
stomosis; diese empfiehlt sich auch für jene Fälle, in denen das Coecum mobile 
durch Torsion entstanden ist. — Die histologische Untersuchung der exstir- 
pierten Blinddarmpartien und des Wurmfortsatzes ergab niemals (5 Fälle) Spuren 
einer Entzündung; trotzdem möchte der Autor die ätiologische Bedeutung der 
primären Typhlitis nicht unbedingt ausschließen. — Die Resultate des Autors 
sind nicht definitiv, da erst längstens 1 Jahr seit der Operation verflossen ist. 

G. Mühlstein (Prag). 


13) Louis B. Wilson und Ivan McDowell. A further report of 
the pathologic evidence of the relationship of gastric ulcer 
and gastric carcinoma. (Amer. journ. of med. science 1914. Dezember.) 

Der aus der Klinik Mayo, Rochester, stammende Bericht bildet die Fort- 
setzung einer 1909 veröffentlichten Studie über Magengeschwür und Krebs und 
bezieht sich auf den Zeitraum vom 1. Januar 1905 bis 1. Januar 1914. Sie gelangt 
zu folgendem Ergebnis: 

Unter 399 Fällen von Krebs, an denen in der Mayo’schen Klinik die Magen- 
resektion vorgenommen wurde, ergab bei 4,8%, die histologische Untersuchung: 
Geschwür mit zweifelhafter Karzinombildung am Rande, bei 15,8%: Geschwür 
mit unzweifelhafter Karzinombildung nur an den Rändern, bei 36,8%, : Geschwür 
mit vorgeschrittenem Karzinom und bei 42,6%: Karzinom ohne sicher vorauf- 
gegangenes Geschwür. 

Unter 46 Fällen von Karzinom, die bei der Sektion gewonnen wurden, zeigten: 
1 Fall (2,2%) ein Geschwür mit zweifelhafter Krebsbildung, 7 Fälle (15%) Ge- 
schwür mit vorgeschrittenem Karzinom, während in 38 Fällen (82%) der Nach- | 
weis eines dem Karzinom voraufgegangenen Geschwürs zweifelhaft war. 

Die Ergebnisse der klinischen und pathologischen Beobachtung stimmten 
im wesentlichen überein. Daher ist es auf Grund des hier mitgeteilten Materiales 


502 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 28. 


wahrscheinlich, daß der Magenkrebs sich meistens im Anschluß an ein vorauf- 
gehendes Geschwür der Schleimhaut entwickelt. Wegen der Einzelheiten sei 
auf das Original verwiesen. Lauenstein (Hamburg). 


14) Gibson. Occlusion of the pylorus. (Annals of surgery 1914. Nr. 4.) 

Verf. hat die verschiedenen, zur Ausschaltung des Pylorus empfohlenen 
Methoden an Hunden experimentell studiert. Er kommt zu dem Schluß, daß die 
einfachen Methoden, welche ohne Durchtrennung des Pylorus und Magens durch- 
geführt werden, die empfehlenswerteren seien. Und zwar empfiehlt er bei nicht 
durch Verwachsungen befestigtem Pylorus die von Eiselsberg angegebene 
Fascienumschnürung, bei verwachsenem Pylorus hingegen die Faltung und Raf- 
fung durch Nähte. Die Biondi’sche Operation, welche darin besteht, daß durch 
einen über dem Pylorus geführten Schnitt die Serosa und Muscularis durchtrennt 
und von der Schleimhaut rings stumpf abpräpariert und dann der hierdurch 
gebildete Schleimhautzylinder unterbunden und durchtrennt wird, hält G. für 
zu kompliziert. Herhold (z. Z. im Felde). 


15) Peck. Gastric and duodenal ulcer. (Annals of surgery 1914. 

Nr. 4.) 

Bericht über 120 Fälle operierter, gutartiger Magen- und Zwölffingerdarm- 
geschwüre. . 73%, betrafen den Zwölffingerdarm, 26,7%, den Magen; vorwiegend 
war das männliche Geschlecht beteiligt. Von 71 Fällen chronischen operierten 
Zwölffingerdarmgeschwürs heilten 65, die Mortalität betrug 8,4%,. Die Operation 
bestand in der Gastroenterostomie und im Übernähen des Geschwürs. Von 
19 wegen chronischen Magengeschwürs Operierten starben 3, von 17 wegen per- 
forierten Zwölffingerdarmgeschwürs Operierten 2, von 13 wegen perforierten 
Magengeschwürs Operierten 6. Herhold (z. Z. im Felde). 


16) W. L. Rodman. Pylorectomy and partial gastrectomy or 
excision of the ulcer-bearing area in the treatment of gastric 
ulcer. (Surgery, gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr. 1. 1915. Januar.) 
Da die Gastrektomie nicht weniger als 5% Todesfälle hat, da weiter 

ihre Dauererfolge oft recht unzulänglich sind, und da die Gefahr der krebsigen 
Entartung groß ist, so hält R. bei Sitz des Geschwürs nahe dem Pylorus und 
leichter Mobilisation die Pylorektomie für die Operation der Wahl. Ist nach 
‘einer Gastrektomie der Kranke nicht bald beschwerdefrei, so ist sekundär 
die Resektion vorzunehmen. Geschwüre entfernt vom Pylorus sind mit Resektion 
oder Ausschneidung zu behandeln. Bei Blutungen empfiehlt R. Magenspülungen 
mit heißem Wasser. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


17) F. Ehler. Die Darmligatur und ihre Anwendung in der 
Chirurgie. (5. Kongreß tschechischer Naturforscher u. Ärzte 1914.) 

Versuche an Hunden und in günstigen Fällen auch an Menschen führten zu 
folgenden Resultaten: 

1) Jeder Abschnitt des Magens und Darmes verhält sich bei der Ligatur anders; 
beim Dünndarm schneidet die Seidenligatur stets durch, und der Darmweg stellt 
sich wieder her. Dies geschieht bei allen, auch bei den komplizierten Ligaturen. 
Die Ligatur des Pylorus schließt den Magen sicher ab. Beim Dickdarm schneidet 
die Ligatur nicht durch, es entsteht ein echter Ileus. Dies gilt von der einfachen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 28. 503 


Ligatur; kompliziert man die Ligatur mit Regulierung des Darmweges (Gastro- 
entero-, Enteroenterostomie u. a.), so schließt die Ligatur auch am Dünndarm 
sicher ab. 

2) Die geeignetste Ligatur ist jene mit dicker Seide; bei dieser Methode 

verwendete der. Autor, speziell am Pylorus, die freie Netzplastik, die für Ligaturen 
überhaupt eine entscheidende Bedeutung besitzt. Die Fascienligatur hat sich nicht 
bewährt. 
| 3) Am dankbarsten ist die Anwendung der Ligatur bei der Gastroentero- 
anastomose behufs Ausschaltung des Pylorus bei Magen- und Duodenalgeschwür 
und Fistel, ferner bei Darmfisteln, speziell nach gangränösen Hernien, und bei 
der Bildung von Recessus im Dickdarm, wie z. B. bei der Maydl’schen Opera- 
tion der Blasenexstrophie. G. Mühlstein (Prag). 


18) J. Sil. Ileus durch Fremdkörper. (5. Kongreß tschechischer Natur- 

forscher u. Ärzte 1914.) 

1. Fall: Bei einer 4ljährigen Frau bestand seit einer Woche Ileus. Bei der 
Laparotomie fand man die gequollene Hälfte eines Apfels, die den Dünndarm 
verschloß. Enteroanastomose. Heilung. — 2. Fall: Ileus bei einem 62jäh- 
rigen Mann, der seit einem Jahre an Bauchschmerzen und Verstopfung litt. La- 
parotomie. Es fand sich eine kaum für den Kleinfinger passierbare Stenose des 
Jeiunum, die durch eine gequollene Pflaume total verschlossen war. Resektion. 
Heilung. — 3. Fall: 59jähriger Mann; nach dem Genuß von Pilzen sehr bald 
Ileussymptome. Laparotomie. Volvulus infolge Drehung des Mesenterium; 
oberhalb des Hindernisses ist die Dünndarmschlinge dilatiert und mit Pilzen ge- 
füllt. Resektion des gangränösen Darmes; Tod am nächsten Tage an Herzläh- 
mung, die eine Folge der Ptomainvergiftung gewesen sein dürfte. 

G. Mühlstein (Prag). 


19) J. Aug. Hedlund. Arteriosklerose der Darmgefäße und Ileus. 

(Hygiea Bd. LXXVII. Hft. 9. 1915. [Schwedisch.]) 

Verf. berichtet über den Fall eines 6ljährigen Arbeiters, der ins Krankenhaus 
zur Aufnahme kam und nach 2 Tagen starb. Seit 2 Jahren hatte Pat. Magen- 
beschwerden gehabt. Nach zwei schweren kolikartigen Anfällen am 28. VII. und 
am 3. VIII. trat am 5. VIII. Ileus auf. Am folgenden Tage wurde Pat. operiert, 
und dabei zeigte sich die Darmwand im unteren Teil des Ileum und im größten Teil 
des Dickdarms rigide, grauweiß, verdickt und ohne Peristaltik. Die Serosa war 
rissig. 1!/,m Ileum wurden reseziert und eine Ileo-Sigmoideostomie hergestellt. 
Am folgenden Tage Tod im Kollaps. Bei. der Sektion fand man mäßige Ver- 
größerung des Herzens, geringe Arteriosklerose der Aorta und der größeren Darm- 
gefäße. Dagegen fand sich hochgradige Sklerose, bis zur Obliteration der Gefäße 
gehend, in der Subserosa der Darmwand, des unteren Dünndarmteiles und des 
Dickdarmes, einhergehend mit Verdickung der Subserosa, Muscularis und der Sub- 
mucosa, mit starker Bindegewebsbildung. — Ähnliche Fälle sind 1903 von Ortner 
und 1905 von Warburg beschrieben worden. Als klinische Symptome sind be- 
schrieben worden Schmerzen stenokardischer Art, gastrischer Natur oder Me- 
teorismus. In des Verf.s Falle handelte es sich um ausgesprochenen Ileus. Das 
wechselnde Symptomenbild wird bei der Seltenheit der Erkrankung eine sichere 
Differentialdiagnose kaum möglich machen. Im Falle Ortner’s fanden sich am 
Herzen und an den großen Gefäßen sehr hochgradige arteriosklerotische Ver- 


i 


504 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 28. 


änderungen, vor allem an den großen Bauchgefäßen. In des Verf.s Fall dagegen 
waren die Veränderungen der Arterien der Darmwand besonders hervortretend. 
Fritz Geiges (Freiburg). 


20) J. Gregor. Zur chirurgischen Therapie schwerer chronischer 
Verstopfung. (5. Kongreß tschechischer Naturfocher u. Ärzte 1914.) 


Der Autor operierte den folgenden Fall: 59jährige Frau, die niemals krank 
war. Sieben normale Geburten. Seit 5 Jahren Appetitlosigkeit und Verstopfung; 
seit 1!/, Jahren stechende Schmerzen im Bauch, namentlich auf der rechten 
Seite, die sich nach dem Essen verstärken, wobei sich Meteorismus einstellt. Sie 
fürchtet sich daher zu essen und magert ab. Hat fortwährend dumpfe Kopf- 
schmerzen und ist müde. Interne und Badekuren waren erfolglos. Objektiv: 
Magere, herabgekommene Frau mit schlaffen Bauchdecken und Ptose sämtlicher 
Bauchorgane. Operation: In Bier’scher Anästhesie Laparotomie; Colon trans- 
versum herabgesunken, U-förmig, sein tiefster Punkt reicht bis ins kleine Becken; 
Flexura hepatica scharf gekrümmt, mit dem rechten Leberlappen verwachsen; 
Colon ascendens aufgetrieben, dünnwandig, mit Inhalt voll gefüllt; Colon trans- 
versum hat normale Wandung, ist leer, zusammengefallen. Es wurde eine Ana- 
stomose zwischen Blinddarm und aufsteigendem Abschnitt des Colon transversum 
angelegt. Die Wunde heilte per primam. Schon nach einer Woche entleerte 
Pat. täglich spontan den Stuhl und war frei von allen Beschwerden. 4 Monate 
nach der Operation war der Zustand unverändert günstig. | 

G. Mühlstein (Prag). 


21) J. Horak. Chronische Verstopfung. (5. Kongreß tschechischer 

Naturforscher u. Ärzte 1914.) 

In der Klinik Kukula wurde 3mal die Kolopexie ausgeführt; 2 Fälle konnten 
nicht kontrollliert werden; im 3. Falle dauerte die Besserung nur 6 Wochen; dann 
kehrten die alten Beschwerden wieder; röntgenographisch wurde festgestellt, daß 
sich das Colon transversum wieder gelockert hatte und bis ins kleine Becken 
hinabhing. — In einem Falle wurde die Ileotransversostomie bei Koloptose aus- 
geführt; Pat. hat ein Jahr seit der Operation täglich spontanen Stuhl. — Bei 
2 Fällen von Koloptose mit langer, S-förmiger Flexur ging Kukula folgendermaßen 
vor: Das Querkolon wurde am tiefsten Punkt durchtrennt; der orale Teil wurde in 
den Scheitel der Flexura sigmoidea eingenäht; der aborale Teil blind geschlossen. 
Dadurch wurde der distale Teil des Querkolon und das absteigende Kolon aus- 
geschaltet. Alle Patt. befanden sich 3—4 Monate nach der Operation ganz wohl. 
In einem dritten Falle resezierte K. die ganze, über I m lange Flexur. Bei allen 
Fällen verschwanden die Beschwerden wie mit einem Schlage, der Stuhl ist normal. 

G. Mühlstein (Prag). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 





Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K.GARRE, G. PERTHES, E. RICHTER, 


50 


un 











in Bonn, in Tübingen, in Breslau. 
42. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 29. Sonnabend, den 17. Juli 1915. 
Inhalt. 


I. A. Wildt, Zar Vereinfachung der Extensionsbehandlang. (S. 505.) (Originalmitteilung.) 

1) Uffreduzzi, 2) Sisto, Fährer für den Feldarzt. (S. 510.) — 3) Sehönwerth u. a., Taschen- 
buch des Feldarztes. (S. 510.) — 4) Valentin, Damdumgeschosse. (S. 511.) — 5) Schönfeld, Steck- 
schüsse. (S. 511.) — 6) Demmer, Kriegschirurgische Erfahrungen. (S. 511.) — 7) Demmer, Kriegs- 
chirurgischer Fortbildungskurs. (S.512.) — 8) Uffreduzzi, Zam ersten Verband auf dem Felde. 
(S. 513.) — 9) Oppenheim, 10) Rothmann, Kriegsverletzungen des Nervensystems. (S. 513.) — 
11) Berger, Trauma und Psychose. (S.513.) — 12) Kremer und Niessen, Vernisan. (S. 514.) 
18) v. Hochenegg, Scharpieverwendung. (S. 515.) — 14) Edel, 15) Münch, 16) Knaffl-Lenz, Wund- 
streapulver. (S. 515.) — 17) Hüssy, Behandlung der septischen Allgemeininfektion. (S. 516.) — 
18) Magi, 19) Semorad, 20) Polak, Erysipel. (S. 5617.) — 21) Teutschländer, Tetanus. (S. 517.) — 
22) Pontano, Pseadotetanus. (S. 518.) — 23) Jaklin, Keimprophylaxe in der Chirurgie. (S. 518.) — 
24) v. Horff, Bokämpfang lokaler Wundentzündungen. (S. 518.) — 25) Finekh, Gasphlegmone. 
(S. 519.) — 26) Siegel, Ortizon. (S. 519.) — 27) Simmonds, 28) Frankenthal, Gasembolie bei 
Bauerstoffinjektion. (S. 519.) 

239) Clopton, 80) Phemister, 31) Landon, 32) Bolognesi, 33) Coley, Zur Chirurgie der Knochen. 
(S.519.) — 34) Stein, Heißluftmassage. (S. 581.) — 85) Stein, Diathermie. (S. 521.) — 86) Lange, 
87) Bier, Prophylaxe des Kriegskrüppeltums. (S. 532.) — 88) Nagy, Sohnenplastik zur Bewegung 
von Prothesen. (S. 522.) — 89) Schütz, Massage und medikomechanische Behandlung. (S. 522.) — 
40) Goeht, 41) Heusner, Verbandanfertigung. (S. 533.) — 42) Bojesen, Chondromatose. (S. 524.) — 
438) Wachsner, Bilaterale Asymmetrie des Körpers. (S. 524) — 44) Helbing, Pseudarthrosen. 
(S. 584.) — 45) Wunseh, Orthopädischer Kombinationsapparat. (S. 534.) 

46) Axhausen, Schußverletzung der Extremitäten. (S. 524.) — 47) Fleuster, Extensions- 
verbände. (S. 525.) — 48) v. Haberer, Varietät des N. ulnaris. (S. 535.) — 49) Crueillä, Myelom 
der Beugesehne des Daumens. (S. 526.) — 50) Bryan, Aneurysma der A. ischiadica. (S. 526.) — 
51) Böcker, Angeborene Hüftverrenkung. (S. 526.) — 52) Whitman, Schenkelhalsbruch. (S. 527). — 
53) Ridion, 54) Steindler, Coxa vara. (S. 527.) — 55) Witzenhausen, Oberschenkelbrüche. (S. 527.) 
— 56) Calderara, Echinokokken des Ileopsoas (S. 537.) — 57) Henderson, Knieresektion bei 
Tuberkulose. (S. 588.) — 58) Steopeni, Schienbeinbruch. (S. 528.) — 59) Freiberg, Infraktion des 
II. Metatarsus. (S. 538.) 





Zur Vereinfachung der Extensionsbehandlung. 
Von 


Oberarzt Dr. A. Wildt, 
Chirurg am Festungslazarett Köln, Abteilung 12. 


Zug bedingt Gegenzug, wirksame Extension wirksame Gegenextension. Bei 
der Streckbehandlung genügt die Hochstellung des unteren Bettrandes erfahrungs- 
gemäß nicht, um das Gleiten des Körpers fußwärts zu verhüten. Beschränkt 
man die Hochlagerung auf den Teil des Körpers, der ihrer bedarf, legt das verletzte 
Bein auf ein Brett und erhöht dessen Fußende, indem man es dem unteren Bett- 
rande auflegt, so wird die Neigung der schiefen Ebene sehr steil gestaltet. Stellt 
man nun noch das Bein in Semiflexion zur Entspannung der Muskeln nach Zup- 
pinger und legt zu diesem Zweck ein entsprechend geformtes Polster auf das 


29 


506 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 29. 


Brett, so erhält man für den Oberschenkel eine so stark geneigte schiefe Ebene 
(ca. 45—50 Grad), daß es fast unmöglich erscheint, den Körper durch eine Strecke 
hier heraufzuziehen. Auf dies: Weise läßt sich eine wirksame Gegenextension 
leicht erzielen. Ein Vorteil der Konstruktion ist, daß die das Gewicht tragende 
Schnur über nur eine Rolle umgeleitet zu werden braucht. 

Da bei wirksamer Gegenextension das Bein ruhig liegt, so kann von der 
innigen Verbindung der seitlichen Züge (Heftpflasterzüge) mit dem Bein ab- 
gesehen werden, der seitliche Zug kann durch seitlichen Druck ersetzt werden: 





Fig. 1. Knöchelbruch. 


Die Längsstreifen der Strecke, kurz unterhalb des Fußes mit einer Schnalle zusammengefaßt, 
komprimieren seitlich die Knöchel. Der Rollenteil des Apparatesist umeine an der Unterseitedes 
Polsters angebrachte, indem Schlitz des Rollenteiles laufende Flügelschraube — in der Zeichnung 
nicht sichtbar — gegen das Polsterteil schräg nach innen gestellt. Um das hochgestellte Sei- 
tenbrett I als Stützpunkt wird der Fuß herumgehebelt in Supinationsstellung, Gegenhalt gibt 
Seitenbrett II. Damit das Polster die nötige Höhe behält, ist die obere Kante des Apparates 
durch ein zwischen Leib- und Drahtmatratze eingeschobenes Brett unterstützt, was besonders 
bei weichen Matratzen erforderlich ist. Das Knie liegt auf der Höhe des Polsters, Kniespalt 
in der Höhe desPfeils. Durch die im Schlitz des Rollenteiles sichtbare Flügelschraube ist eine 
damit verbundene, an der Unterseite befindliche, verschiebbare Holzfläche gegen die Außenseite 
des Brettes fixiert und fängt den kopfwärts gerichteten Druck der Gewichte auf. 


Die Verstellung eines Fragmentendes nach vorn bekämpft man durch Um- 
legen eines Gummizuges um das Bein und Kissen, die Verstellung nach hinten 
durch Zwischenschieben eines Kissens zwischen Glied und Lagerungsfläche; da 
das Bein gebeugt steht, sucht der Längszug es zu strecken, drückt es gegen die 
Unterlage; der Längszug ergibt hier die permanent wirkende Kraft. 

Bei seitlicher Verstellung werden die Knochenenden sich stets mehr oder 
weniger winkelig stellen. Macht mannun den Teil des Apparates, der das Polster, 
und den, der die Rolle trägt, durch einen in der Grundfläche des letzteren an- 
gebrachten Längsschlitz gegeneinander verschieblich, so können die beiden 
Teile nicht nur in der Längsrichtung, sondern auch in seitlicher Richtung gegen- 
einander verschoben werden. Schafft man nun an den Seiten des Polsters einen 


. Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 29. 507 


festen Stützpunkt, so kann über diesen der Längszug seitlich abgehebelt werden, 
Den Stützpunkt gewinnt man durch an den Seiten des Polsters angebrachte ver- 
stellbare Holzflächen; zwischen sie und das Bein wird ein Kissen von angemessener 
Dicke gelegt. Den nötigen Gegenhalt ergibt ein zweites Seitenbrett. 
Verstellung im Sinne der Drehung beseitigt man entweder, indem man den 
Apparat mit samt dem aufliegenden Bein schräg stellt durch Unterschieben einer 
auf den Bettrand aufgeschobenen keilförmigen Vorrichtung, welche auch die Ver- 
wendung des Apparates bei geschweifter Form des unteren Bettrandes ermöglicht; 
oder es wird eine der Holzflächen an der Seite des Apparates abgeschraubt und 
an der Fußsohle, mit Mullbinden angewickelt, als Fußbrett verwendet. Das Fuß- 
brett ermöglicht, wenn die Längszüge kurz unterhalb desselben mit einer Schnalle 
zusammengefaßt werden, eine bessere Übertragung des Zuges auf das untere 
Fragment, bei Unterschenkelfraktur, ferner, bei Anbringung eines geringen, seit- 
lich abfallenden Gewichtszuges am vorderen Fußende eine starke Drehwirkung. 


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Fig. 2. Unterschenkelbruch mit seitlicher Verstellung der Fragmente nach innen. 
Das Seitenbrett an der Außenseite des Unterschenkels ist abgeschraubt, mit drei Mullbinden 
an die Fußsohle angewickelt; die kurz unterhalb desselben scharf zusammengefaßten Längszüge 
erfassen scharf dessen Kanten, ergeben bessere Übertragung des Zuges auf das untere Fragment. 
Das untere Fragment wird um ein zwischen Unterschenkel und Polster eingeschobenes Kissen 
so herumgehebelt, daß seine obere Spitze nach vorn, sein unteres Ende mit dem Fuß nach hin- 
ten gehebelt wird. Die Spitze des oberen Fragmentes wird durch einen um Bein und Polster 
gelegten Gummizug nach hinten gedrückt. Die seitliche Verstellung wird durch Abhebelung 
um das Seitenbrett I mit Gegenhalt bei II bekämpft. Jede stärkere seitliche Verstellung des 
Rollen- und Polsterteiles gegeneinander ergibt eine Rotation des ganzen Apparates nach der 
betreffenden Seite, welche durch Unterschieben einer Keilvorrichtung unter die betreffende 
Kante des Apparates behoben wird (beim Knöchelbruch als dort unwesentlich vernachlässigt). 


Falls ein Zug am Fuß nach vorn erforderlich wird, schraubt man von den 
von mir angegebenen Armschienen (cf. Lambertz, Über die Behandlung von 
Armbrüchen nach Dr. Wildt, Münchener med. Wochenschrift 1914, Nr. 48) eine 
der die Schnallen tragenden Platten ab und klemmt den betreffenden Querteil 
zwischen Rollen- und Polsterteil ein, so daß die Schiene neben dem Fuß nach 
vorn bzw. oben vorragt. Die abgeschraubte Platte dient als Spreitzbrett (Fig. 3). 


29* 


508 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 29, 


Bei Oberschenkelbrüchen wird der Ausgleich der seitlichen Verstellung ent- 
weder durch Abhebelung allein besorgt (Fig. 3) oder durch diese plus Abduktions- 
stellung des Beines. Letztere erzielt man dadurch, daß man das Fußende des 
Bettes durch Anschrauben eines Brettes seitlich verlängert und den in der Längs- 
richtung ausgezogenen Apparat auflegt. Leicht eintretende zu starke Außendre- 
hung wird durch Innendrehung des Apparates mittels Unterschieben des Keiles 
beseitigt (Fig. 4). Die Verstellung nach vorn, die starke Beugestellung des oberen 
Fragments wird ausgeglichen einmal durch die Lagerung; ferner wirkt die infolge 





mom [tr 


Fig. 3. Oberschenkelbruch am unteren Ende mit geringer seitlicher Dislokation nach außen. 


Die Strecke ist auch am Oberschenkel angelegt, der Ober- und Unterschenkelteil der Strecke 
sind in Kniehöhe nach Art eines Scharniers durch einen Stift verbunden. Abhebelung seitlich 
nach außen um das Seitenbrett I, Gegenhalt durch Seitenbrett II. Ausgleich der Kantung 
des Apparates durch die Keilvorrichtung. Hochzug am Fuß zur Bekämpfung der Außendrehung 
des unteren Fragmentes und Vermeidung der Spitzfußstellung mit Hilfe einer Armschiene, deren 
einer Querteil zwischen Rollen- und Polsterteil eingeklemmt ist. Die zu diesem Querteil der 
Schiene gehörige Platte mit Schnallen dient abgeschraubt als Spreizbrett. Die Ferse wird durch 
ein untergeschobenes flaches Polster, sowie durch Hochleitung des Zuges — die Rolle ist auf 
die Oberseite verlegt — freischwebend erhalten. Die genaue Lagerung des Beines auf dem 
Polster, Knie auf der Höhe des Polsters, Kniespalte in Höhe des Pfeiles, ist besonders wichtig, 
damit die Konvexität des Oberschenkelteiles des Polsters das untere Fragment mit seiner Spitze 
nach vorn hebeln kann. Die Erhaltung der Höhe des Polsters durch das in der Höhe des 
oberen Endes des Apparates eingeschobene Brett ist bei Oberschenkelbruch unerläßlich. 


der starken Abflachung der Höhe des Polsters (Kniegegend) und der starken Ab- 
rundung des oberen Endes (Beckengegend) — diese sind ursprünglich zur Ver- 
meidung von Dekubitus bestimmt — entstehende Wölbung des Oberschenkelteils 
des Kissens so, daß das untere Fragment mit seiner Spitze nach vorn gehebelt 
wird (cf. Ens, Über dieSchußfrakturen langer Röhrenknochen und ihre Behand- 
lung in den Heimatlazaretten. Münchener med. Wochenschrift 1915, Nr. 5 u. 6). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 29. 509 


Die Lagerung des Beines auf dem Polster erfolgt so, daß der Kniegelenkspalt auf 
die Höhe des Polsters zu liegen kommt; der Oberschenkel soll bei der Betrachtung 
von vorn wie von der Seite die normale Form zeigen. Die Hüfte soll leicht an- 
gehoben sein; erst dann ist gewährleistet, daß der Zug sich auch auf das obere 





Fig. 4. Oberschenkelbruch mit starker winkeliger Verstellung. 


Der Verband in Abduktionsstellung ist ermöglicht durch ein an der Innen- oder besser an der 
Außenseite des Fußendes des Bettes in dessen Verlängerung angeschraubtes Brett, welches 
seinen ersten Unterstützungspunkt findet an der Schraube, den zweiten, zum festen Halt nöti- 
gen Unterstützungspunkt erhält durch den gegen die Seitenkante des Bettendes sich stützenden 
Querteil einer starken Schraubzwinge (seitliche Skizze), Abhebelung wie Fig. 3. Die Außen- 
drehung des Fußes ist statt durch einen Hochzug durch das seitlich dem Fuß anliegende untere 
Seitenbrett bekämpft. Die Strecke reicht nur bis zum Knie, was in den allermeisten Fällen 
ausreicht. Die durch das starke Ausziehen des Apparates bedingte Verlängerung desselben 
ergibt eine Verminderung des Neigungswinkels des Apparates gegen die Horizontale, welche 
dadurch ausgeglichen wird, daß das Brett über das Fußende nach oben hervorragt. Die Kan- 
tung des Apparates wird in derselben Weise bekämpft wie Fig. 3, ebenso wird das Freischwe- 
ben der Ferse erzielt. Genaue Lagerung des Beines auf dem Polster, Einschieben des Brettes 
zwischen Leib- und Drahtmatratze in der Höhe des oberen Endes des Apparates unerläßlich 
wie bei Fig. 3. Das ganze Bett ist durch Unterstellen von Holzklötzen unter das Kopf- und 
Fußende der gesunden Seite leicht schräg geneigt nach der kranken Seite, wodurch verhindert 
wird, daß der Oberkörper sich in die Verlängerung des Apparates einstellt und so die Ab- 
duktionsstellung unwirksam macht. 


Fragment erstreckt. Es wird also beim Oberschenkelbruch das untere, leicht zu 
beeinflussende Fragment dem oberen, schwer zu beeinflussenden in seiner Stellung 
angepaßt. 

Für gewöhnlich wird die Strecke nur am Unterschenkel angelegt; soll sie bis 
auf den Oberschenkel reichen, . so ist die Einschaltung eines Gelenks in Kniehöhe 


510 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 29. 


erforderlich. Die Streifen für Ober- und Unterschenkel werden getrennt angelegt 
und durch einen durchgesteckten Stift verbunden. (Hosenknopf zum Durch- 
stecken statt Annähen.) Zeichnung 3. 

Das Weitere ergibt sich aus den Zeichnungen. 


Den Alleinvertrieb des Extensionsapparates (Mk. 18,—) hat die Firma 
Eschbaum, Bonn und Köln, übernommen, welche auch auf Wunsch nähere 
Auskunft gibt. 


—_— O O 


1) 0. Uffreduzzi. Guida per il chirurgo in guerra. 1978. 
2) P. Sisto. Guida per il medico in guerra. 184S. Torino 1915. . 
Diese italienischen Führer für den Feldarzt und für den Feldchirurgen waren 
schon vorhanden, als Italien seinen langjährigen Bundesgenossen in den Rücken 
fiel; vielleicht bildeten sie einen Teil der 9 Monate lang dauernden Kriegsvor- 
bereitung. Sie sind auf eigene Erfahrungen in Tripolis, auf den mandschurischen 
und teilweise auch auf Berichte aus dem jetzigen Weltkriege aufgebaut und ent- 
halten für uns nichts Neues. Ich möchte nur vor der historischen Einleitung 
warnen, die U. seinem Leitfaden voraufschickt. »Braunsch« (S. VII) soll wohl 
»Braunschweig« heißen; daß die Behandlung der Schußwunden mit siedendem 
Öl auf den braven Hans von Gersdorf zurückzuführen ist, ist ein grober Irr- 
tum. Das war eine italienische Erfindung (Vigo, Maggi, wie bei Ambr. Paré 
zu lesen ist), und Gersdorf spricht nur von »warmem Leinsamenöl«. Daß Paré, 
wie er ebenfalls selbst berichtet, nur durch einen Zufall von dieser grausamen 
italienischen, den deutschen Chirurgen unbekannten Behandlungsmethode ab- 
kam, scheint der Verf. auch nicht zu wissen. A. Köhler (Berlin). 


3) Taschenbuch des Feldarztes. 3 Teile. I. Kriegschirurgie von 
A. Schönwerth. 189S.,114Fig. II. Teil von Dieudonné, 
v. Gruber, Gudden u. a. 238s. II. Kriegsorthopädie von 
Lange und Trumpp. 189S.,114 Fig. Jeder Band 4 Mk. München, 
J. F. Lehmann’s Verlag. 

Wenn man bedenkt, daß diese 3 Bände von zusammen 616 Seiten für den 
Arzt im Felde bestimmt sind, also für den Arzt auf dem Kriegsschauplatz und 
höchstens noch auf der Etappe — weiter zurück braucht er kein »Taschenbuch«, 
keinen besonderen Ratgeber mehr — , dann ist es etwas reichlich; und wenn man 
näher auf den Inhalt eingeht, dann wird man sehen, daß bei allen Vorzügen, bei 
ailer Anerkennung des Gebotenen sich doch manches findet, was die genannte 
Begrenzung nicht erkennen läßt, manches, was dem »Feldarzte« nicht zukommt, 
was erst viel später, in den Lazaretten der Heimat besorgt werden muß. — Davon 
abgesehen, können alle 3 Bände als brauchbare Führer oder Leitfäden zum Nach- 
schlagen bestens empfohlen werden. Der I. Band, Schönwerth’s Kriegschirurgie, 
4. Auflage seines »Vademekum des Feldarztes«, das dabei stark umgearbeitet 
wurde, ist in seinem I. Teile für den Feldarzt bestimmt, während die beiden anderen 
die allgemeine und spezielle Chirurgie, auch eine Art Operationslehre in der Art 
von Esmarch’s kriegschirurgischer Technik bringen. — Für den II. Band haben 
eine Reihe bekannter Autoren die ansteckenden und andere innere Krankheiten 
für den Feldarzt besonders in ihrer Diagnose und Behandlung, bzw. Verhütung 
dargestellt, während der III. Band statt des Titels »Kriegsorthopädie« (man 
übersetze ihn einmal wörtlich!) dem Inhalte nach: »Transport, Behandiung und 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 29, 511 


Nachbehandlung Kriegsverletzter« heißen müßte, also eine Ergänzung, allerdings 
eine wertvolle Ergänzung des I. Bandes darstellt, A. Köhler (Berlin). 


4) B. Valentin. Zur Frage der Dumdumgeschosse und ihrer 

Wirkungen. (Berliner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 21.) 

Die Franzosen verwenden das alte Bleigeschoß mit Nickelmantel als Dum- 
dumgeschoß, indem maschinenmäßig die Spitze ausgebohrt wird. Die Engländer 
benutzen einmal das Bleispitzengeschoß durch Abbrechen der Spitze als Dum- 
dumgeschoß, zum anderen gebrauchen sie als gleich wirkendes Geschoß eine 
Patrone, die äußerlich wie eine gewöhnliche aussieht, in ihrem Innern aber unter 
dem ziemlich dünnen Mantel zwei Kerne birgt. Die Spitze wird von einem Alu- 
miniumkegel ausgefüllt; dahinter kommt ein quer abgesetzter, zylindrischer 
Bleikern. Aus ballistischen Gründen kann die zertrümmernde Wirkung ent- 
stehen, ohne daß an dem Geschoß noch etwas abgebrochen werden muß, weil der 
Bleikern im Moment des Aufschlagens den leichteren Aluminiumkern überholt. 
Für die Richtigkeit dieser Anschauung wird ein beweisender Fall mitgeteilt. Schuß 
in den Oberarm und Brustkorb. Auf den Röntgenbildern sieht man den Alumi- 
niumkern mit dem Mantel am nächsten der Einschußstelle; der Oberarmknochen 
ist zersplittert ; zwischen den Splittern zahlreiche kleine Bleiteilchen und ein Geschoß- 
teil im Brustkorb. Die Geschoßspitze mit dem Aluminiumkern wird operativ 
entfernt. Die Wirkung der Patrone als Dumdumgeschoß ist also zweifellos 
hierdurch festgestellt. Glimm (Klütz). 


5) August Schönfeld. Echte und unechte Steckschüsse. (Militär- 
arzt 1915. Nr. 10.) 


Echte Steckschüsse sind jene, bei welchen das Geschoß im Körper steckt, 
wenn es nicht operativ entfernt ist. Genaue klinische Untersuchung und aus- 
giebige Verwendung des Durchleuchtungsschirms schützen vor Verwechslung 
und lassen das Geschoß selbst fern vom Einschuß nachweisen. Röntgenaufnahmen 
in zwei senkrecht zueinander stehenden Ebenen bestimmen den genauen Sitz 
des Geschosses. Verf. ist es auf diese Weise gelungen, Fehldiagnosen zu berichtigen 
(Krankengeschichten und Abbildungen). Als unechte Steckschüsse bezeichnet 
Verf. jene, bei denen das Geschoß in eine Körperhöhle gelangt und auf natürlichem 
Wege abgegangen ist. Dazu eine Krankengeschichte. Ref. scheint es, daß die 
Bezeichnung »unechte Steckschüsse« nicht richtig gewählt ist. 

Thom (z. Z. im Felde). 


6) Fritz Demmer. Erfahrungen einer Chirurgengruppe im öster- 
reichisch-russischen Feldzuge 1914/15. (Wiener med. Wochenschr. 
1915. Nr. 12—15.) 

Verf. schildert in anschaulicher Form seine Erlebnisse und ärztlichen Er- 
fahrungen, seine chirurgische Tätigkeit und seinen Standpunkt betreffs Indikation 
zu operativem Eingreifen während des Bewegungskrieges, der sich im wesent- 
lichen mit unseren Anschauungen deckt, und macht auch für uns beachtenswerte 
und begründete Reformvorschläge für das österreichische Militärsanitätswesen. 

Thom (z. Z. im Felde). 


512 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 29. 


7) Fritz Demmer. Kriegschirurgischer Fortbildungskurs, gehal- 
ten für Truppenärzte. (Militärarzt 1915. Nr. 12.) 

Ein lesenswerter Vortrag eines Österreichischen Kollegen. Im Bewegungs- 
kriege sind nur zwei Operationen absolut dringend: Unterbindung von Gefäßen 
und Tracheotomie. Relativ dringlich sind Operationen bei Bauch- und Schädel- 
schüssen. Prinzipiell sollen Bauchschüsse gleich operiert werden, doch muß man 
der Situation Rechnung tragen. Bezüglich der Schädelschüsse ist Vortr. kon- 
servativer als wir. Die erste Wundversorgung muß womöglich derart sein, daß 
der beliebte Verbandwechsel und die dadurch bedingte Stauung und unzweck- 
mäßige Auswahl der Abzutransportierenden in der Etappe fortfällt. Dazu helfen 
typische Verbände, Vermerke auf den Wundtäfelchen, ordentliche Fixation der 
Frakturen. Gips und Blechstiefel werden verworfen. Einige Abbildungen und eine 
tabellarische Aufzählung der wichtigsten Handreichungen sind der Arbeit bei- 
gegeben. Thom (z. Z. im Felde). 


8) 0. Uffreduzzi. Per un particolare importante della pre- 
parazione sanitaria della guerra. (Policlinico, sez. prat. XXII. 
16. 1915.) 

Verf. betont die Notwendigkeit, den ersten Verband auf dem Felde zu fixieren 
und schlägt als Mastisolersatz die Fiessler-Bossert’sche Mischung aus 300 Teilen 
Resina pinealis, 1000 Teilen Äther und 10 Teilen Ol. Lini vor. 

M. Strauss (Nürnberg). 


9) Hermann Oppenheim (Berlin). Über Kriegsverletzungen des 
peripheren und zentralen Nervensystems. (Zeitschrift für ärztl. 
Fortbildung 1915. Nr. 4.) 

Unter Ausschluß der Schädel- und Gehirnverletzungen behandelt Verf. unter 
jeweiliger Anführung interessanter und instruktiver Krankengeschichten zunächst 
die Kriegsverletzungen des Rückenmarks. Die volle Kontinuitätsunterbrechung 
hat eine ungünstige, die partielle und die disseminierte oder die auf einem Haupt- 
herd und versprengten, kleineren Herden beruhende eine bessere Prognose. Bei 
diesen fällt auf, daß das Geschoß immer außerhalb des Wirbelkanals sitzt, manch- 
mal recht weit, daß es zweifellos wandert. Bei der Autopsie ist die Verletzungs- 
stelle oft sehr schwer zu erkennen, das Röntgenbild negativ. Selbst durch Anprali 
oder Fernwirkung können eine Hämatomyelie, Myelomalakie, Nekrose, Arachnitis 
circumscripta fibrosa, die disseminierte Myelitis und Myeloencephalitis hervor- 
gerufen werden. Im allgemeinen zieht Verf. die konservative Therapie der chirur- 
gischen vor. — Von den Verletzungen der peripheren Nerven werden nur die des 
N. ischiadicus und seiner Äste besprochen. Es treten hierbei oft Ausfallserschei- 
nungen nicht. nur am Peroneus allein auf, sondern lediglich oder ganz vorwiegend 
am N. tibialis oder gar nur an dessen Plantarästen; die sensiblen Fasern sind dabei 
am meisten beteiligt. Schmerzen, Parästhesien und Hyperästhesien, sekretorische, 
trophische und vasomotorische Störungen, Hypertrichosis und geringes Wachstum 
des Nagels auf der verletzten Seite sind die Erscheinungen. Bei der Restitution 
der peripheren Nerven werden einzelne Muskeln besonders benachteiligt. Bei 
Verletzungen des Plexus hat die definitive Sensibilitätsstörung ihren Sitz zu- 
weilen in ganz anderen Nervengebieten wie die motorische und trophische. Ferner 
versetzt die Geschoßlähmung eines peripheren Nerven oft auch seinen nicht 
getroffenen Antagonisten in einen Zustand von Funktionsbehinderung. Nicht 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 29. 513 


nur der distale, sondern auch der zentrale Nervenabschnitt kann durch direkte 
Dehnung, Zerrung und Erschütterung in Mitleidenschaft gezogen werden. — 
Unter den Neurosen finden sich weit häufiger als die reine Hysterie die Neur- 
asthenie, Hysteroneurasthenie, die Neurasthenie mit epileptiformen Anfällen und 
andere Neurosen. Es handelt sich hierbei um durchaus reelle Krankheitszustände, 
bei denen wohl einzelne Symptome und Symptomenkomplexe auf psychogenem 
Wege entstanden sind, aber nicht Kunstprodukte und auch nicht Ergebnisse 
von Begehrungsvorstellungen bilden. Zwei Erscheinungen werden noch besonders 
erwähnt: Nasenbluten und Neigung zu echten Temperatursteigerungen. Als 
Symptome dieser Neurosen wird noch eine Reihe von motorischen Phänomenen 
erwähnt: Steigerung der Sehnenphänomene, Neigung zum Tic, zu Crampi, ver- 
schiedene Tremorformen, die nicht den Charakter idiogener Symptome haben, 
sondern sich unabhängig von der Bewußtseinssphäre abspielen, Harnverhaltung 
und Inkontinenz. 

Der Vortrag aus so berufenem Munde verdient, im Original nachgelesen 
zu werden. Thom (z. Z. im Felde). 


10) Max Rothmann (Berlin). Nachbehandlung der Verletzungen 
des zentralen und peripheren Nervensystems. (Zeitschrift für 
ärztl. Fortbildung 1915. Nr. 8.) 

Verf. widerrät im Gegensatz zu Bier in den meisten Fällen die Laminektomie; 
er tritt für gewisse Fälle für Nervenheilanstalten auf dem Lande ein und empfiehlt 
eine einmalige, eventuell reichliche Abfindung zur Vermeidung der Rentenkämpfe. 

Thom (z. Z. im Felde). 


11) Hans Berger. Trauma und Psychose mit besonderer Be- 
rücksichtigung der Unfallbegutachtung. VI u. 208 S. Berlin, 
Julius Springer, 1915. 

Das Buch ist größtenteils vor dem Krieg geschrieben und behandelt deshalb 
noch keine »Kriegspsychosen«. Da jedoch anerkanntermaßen das Kriegstrauma 
ebensowenig wie das Friedenstrauma spezifische Formen der Psychose im Ge- 
folge hat, wird die vorliegende Arbeit für den Psychiater und auch für den Nicht- 
“ fachmann gerade jetzt von großem Werte sein. 

In der Abhandlung sind verarbeitet 100 Fälle der psychiatrischen Klinik in 
Jena, 152 Fälle, die das Reichsversicherungsamt zur Verfügung gestellt hat, und 
136 kasuistische Mitteilungen der Literatur. Meist sind es Fälle von geistiger 
Erkrankung im Anschluß an Betriebsunfälle. 

Im allgemeinen Teil werden die hierhergehörigen Bestimmungen der Unfall- 
gesetzgebung besprochen, der Begriff des »Unfalls« umschrieben, die Ursachen 
der Geisteskrankheiten und die Bedeutung der Erblichkeit, die ursächlichen Be- 
ziehungen zwischen Trauma und geistiger Erkrankung, die Wirkung des Trauma, 
die Bedeutung der Hirnerschütterung, der Schädelbrüche und anderer Verletzungen 
erörtert. 

Der besondere Teil ist in fünf Abschnitte geteilt. Im ersten Abschnitt sind 
behandelt die traumatischen Psychosen im engeren Sinne: Kommotionspsychosen, 
traumatische Demenz, traumatische Dämmerzustände; im zweiten Abschnitt 
die Epilepsie: traumatische Epilepsie, Reflexepilepsie, genuine Epilepsie; im 
dritten Abschnitt andere organische Psychosen: Alkoholkrankheiten, Dementia 
paralytica, Lues cerebri, Arteriosclerosis cerebri, Dementia senilis, Dementia 


29% 


514 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 29. 


praecox; im vierten Abschnitt funktionelle Psychosen: hypochondrische Form 
der traumatischen Neurasthenie, hysterische Psychosen, Melancholie, manisch- 
depressives Irresein, Paranoia chronica, halluzinatorische Verwirrtheit, Infek- 
tions-, Erschöpfungs- und postoperative Psychosen; im fünften Abschnitt Psy- 
chosen nach besonderen Formen des Trauma: Schreckpsychosen, Psychosen 
nach Blitzschlag und elektrischem Trauma, nach Sonnenstich und Hitzschlag, 
nach Kohlenoxyd-, Schwefelkohlenstoff-, Benzol- und Toluolvergiftungen. 

Im Schlußteil wird auf die Übergänge zwischen Neurose und Psychose, auf 
die nach Ansicht des Verf.s meist überschätzte Bedeutung der Simulation und 
auf den Zusammenhang zwischen Schwachsinn und Simulation hingewiesen. 

Am Schluß jedes Kapitels findet sich ein Verzeichnis der zugehörigen Literatur, 
soweit sie Verf. selbst gelesen hat. Das Nachschlagen in dem leider nicht sehr 
übersichtlich angeordneten Text wird erleichtert durch ein alphabetisches Sach- 
verzeichnis. Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


12) G. M. Kremer und W. Niessen. Vernisanum purum als Anti- 
septikum und zur Wundbehandlung. (Deutsche med. Wochenschr. 
1915. Nr. 17. S. 487—489.) 

Die Frage nach der besten Desinfektionsbehandlung der Wunde wurde schon 
lebhaft erörtert. Der Bepinselung der Haut mit 5—10% iger Jodtinktur scheint 
man vor anderen Behandlungsarten bis jetzt den Vorzug gegeben zu haben. Die 
bis jetzt gebräuchlichen Desinfektionsmittel werden entweder in Wasser oder in 
Spiritus gelöst und bewirken im ersten Falle nur eine Oberflächendesinfektion 
oder sie verätzen und verschorfen die Haut. K. und N. glauben in ihrem Vernisan, 
das eine Verbindung von Jod-Phenol-Kampfer darstellt, ein Mittel gefunden zu 
haben, das bei stärkster Desinfektionskraft die Haut nicht wesentlich ätzt und 
dabei leicht durch die Poren resorbiert wird. Das Vernisan wird durch die Haut- 
drüsen wie ein Pumpwerk in die Tiefe gebracht und verschwindet allmählich. 
Nach einer Stunde kann man etwa die gleiche Menge einreiben. Vernisan eignet 
sich, außer zur Behandlung der unverletzten Haut, auch bei Wunden, Fisteln 
und Abszeßhöhlen. Nach einigen Minuten erträglichen Brennens verschwindet 
dieses gewöhnlich, und gleichzeitig auch der Wundschmerz. In der chirurgisch- 
orthopädischen Klinik des Bürgerhospitales zu Köln wurden in einer Zeit von 
3—4 Monaten etwa 100 schwer verletzte Soldaten und 50 Zivilpatienten nach der 
neuen Methode behandelt; außerdem 200 Fälle von Leichtverwundeten und Zivil- 
patienten; teils stationär, teils ambulant, und damit gute Erfolge erzielt. Es 
handelt sich bei dem Vernisan um ein äußerst reizloses, sehr antiseptisch und 
entzündungshemmend wirkendes Mittel, das in der Friedenschirurgie, besonders 
aber auch auf dem Gebiete der Kriegschirurgie, wertvolle Dienste zu leisten ver- 
mag. Bei der Anwendung des Vernisans wurde weder eine Nierenschädigung 
noch eine Beeinträchtigung des Herzens oder des Zirkulationsapparates wahr- 
genommen. Das Vernisarı wird derart angewendet, daß man größere Wundhöhlen 
bei dem ersten Verband mit einem vernisangetränkten Tupfer austupft, dann 
wird die Wundhöhle locker mit steriler Gaze tamponiert; eine Erneuerung des 
Verbandes wird am 3. Tage vorgenommen; dabei läßt sich der inzwischen locker 
gewordene Tampon leicht schmerzlos entfernen und kann erneuert werden. 

Kolb (Schwenningen a.N.). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 29. 515 


13) J. v. Hochenegg. Unsere Erfahrungen über Scharpieverwen- 
dung. (Militärarzt 1915. Nr. 9.) 


Verf. hat mit Scharpieverwendung gute Erfahrungen gemacht. Das Mate- 
rial wird in feines und grobes sortiert, ersteres zu Verbandzwecken, letzteres zur 
Polsterung gebraucht. Wie durch Untersuchungen einwandfrei festgestellt wurde, 
genügt bei dem feinen Material die gebräuchliche, bei dem anderen eine zwei- 
fache (fraktionierte) Sterilisation. Thom (z. Z. im Felde). 


14) Max Edel. Erfahrungen mit dem billigen Wundstreupulver 
Chlorkalk-Bolus alba. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 21. 
S. 620—621.) 


Im 2. Heft der Med. Klinik 1915 schlägt Riehl chlorhaltige Substanzen zur 
Desinfektion verschmutzter Wunden und gegen Tetanus vor. Er empfiehlt 
auch ein Gemisch von Calcium hypochloricum und Bolus alba im Verhältnis 1 :9. 
E. berichtet, daß sie bei Wunden mit schmierig belegtem Grunde und auch gegen 
Tetanus das Pulver angewendet haben; daneben haben sie zugleich auch Tetanus- 
antitoxin gegeben. Der Erfolg der Reinigung der Wunde war sehr gut. Nach 
3 bis 5 Tagen traten gute Granulationen auf; der starke Geruch der Wunde ver- 
ringerte sich und verschwand bald ganz. Das Wundsekret war auch viel kleiner 
als bei einer Behandlung mit einfachem trockenen Verband. Fünf besonders 
charakteristische Fälle führt E. spezieller an. Eine Mischung von Chlorkalk 
und Bolus alba im Verhältnis 1 :9 als Wundstreumittel wirkt desodorierend und 
erzeugt Granulationsbildung. Kolb (Schwenningen a.N.). 


15) W. Münch. Die Verwendung von Tierkohle-, Ton- und Chlor- 
kalkpulver beim ersten Verbande im Felde. (Deutsche med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 22. S. 642—643.) 

Unter den Wundpulvern sind besonders das Tierkohle- und das Chlorkalk- 
pulver zur Wundbehandlung vorgeschlagen worden. Kürzlich haben R. Paltauf, 
G. Riehl und Wiesel in Wien auf den Wert des Chlorkalks bei der äußeren Be- 
handlung verunreinigter Wunden hingewiesen. Der Chlorkalk ist stark alkalisch 
und wirkt als energisches Antiseptikum; dann desodoriert er gut und scheint 
auf Grund seiner chemischen Eigenschaften imstande zu sein, das Wachstum 
der eingeführten Tetanusbazillen zu hindern sowie der Entstehung der Toxine 
vorzubeugen. Die Tierkohle hat stark aufsaugende, desodorierende antiseptische 
Eigenschaften. Die Versuche von R. Kraus haben bewiesen, daß die Kohle 
gegenüber Tetanusantitoxin, dem Botulismus- und Diphtheriegift eine hohe ent- 
giftende Wirkung besitzt. Ein Zusatz von Magnesiumsulfat erhöht die Absorp- 
tionskraft bedeutend. Das Wundpulver besteht aus je 5 gleichen Teilen ge- 
pulverter Tierkohle und weißen Tons, 21/, Teilen Magnesiumsulfat und 1 Teil 
gutem, trockenem Chlorkalk; die Bestandteile müssen alle gut gemischt sein. 

Kolb (Schwenningen a.N.). 


16) E. v. Knaffl-Lenz. Über Wundbehandlung mit Tierkohle. Aus 
d. pharmakol. Institut (Hofrat H. H. Meyer) u. d. I. chir. Klinik (Prof. 
v. Eiselsberg) in Wien. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 18. 
Feldärztl. Beil 18.) 
Die Wunden werden mit Wasserstoffsuperoxyd abgespült, mit steriler Gaze 
abgetupft, hierauf mittels Pulverbläsers mit Merck’scher oder von Prof Wie- 


516 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 29. 


chowski hergestellter Tierkohle bis zur intensiven Schwarzfärbung überdeckt 
und trocken verbunden. Die Kohle läßt sich beim Verbandwechsel leicht abspülen, 
haftet nur an den stark speckig belegten Stellen fest. Die Behandlung bewährte 
sich besonders bei frischen, stark infizierten Wunden, die sich rasch reinigten und 
überhäuteten, während bei alten eiternden Wunden die Erfolge nicht so rasch 
auftraten; bei tiefen Wunden waren Spülungen mit 2—3%igen Kohleaufschwem- 
mungen von Nutzen. Kramer (Glogau). 


17) O0. Hüssy. Zur Behandlung der septischen Allgemeininfektion. 
(Aus dem Frauenspital Basel. Prof. v. Herff.) (Münchener med. Wochen- 
schrift 1915. Nr. 17.) 

Die septische Allgemeininfektion wird am besten durch Hemmung der spe- 
zifischen Virulenz der Erreger beeinflußt. Hierfür glaubt H. das von E. Merck 
hergestellte Methylenblausilber empfehlen zu dürfen, das angeblich auch den 
Organismus nicht schädige. Es soll in 2%iger Lösung in Dosen von 1—2 ccm 
täglich intramuskulär gegeben werden; wegen der Schmerzhaftigkeit der Ein- 
spritzungen empfehle sich Alypinzusatz. Besonders die durch Streptokokken 
und den Erreger der Gasphlegmone hervorgerufenen septischen Allgemeininfek- 
tionen würden günstig beeinflußt werden; frühzeitige Anwendung sei erforder- 
lich. Krankengeschichten zum Beweise der Behauptungen werden nicht gebracht. 

Kramer (Glogau). 


18) A. Magi. La tintura di iodio nella erisipela. (Policlinico, sez. 

prat. XXII. 16. 1915.) 

Verf. beobachtete, daß Jodtinkturanstriche nicht allein Lymphangitiden 
rasch beseitigte, sondern auch das Erysipel in seiner weiteren Ausdehnung hemmte 
und empfiehlt daher diese einfache Methode zur lokalen Therapie des Erysipels. 
Die gute Wirkung der Jodtinktur wird auf die Penetrationsfähigkeit des Jods und 
auf die geringe Resistenz der Streptokokken zurückgeführt. 

M. Strauss (Nürnberg). 


19) J. Semerad. Behandlung des Erysipels mit Antistreptokokken- 
serum. (5. Kongreß tschechischer Naturforscher u. Ärzte 1914.) 

Von 365 Fällen von Erysipel endeten tödlich 34 = 9,21%,. Mit Serum wurden 
190 behandelt, von denen 22 = 11,1% starben; ohne Serum wurden 175 behandelt, 
von denen 12 = 6,8%, starben. Von den trotz Serum Gestorbenen glaubt der 
Autor 9 Fälle abziehen zu müssen, so daß nur 13 Todesfälle übrig bleiben, also die 
Mortalität der mit Serum behandelten Fälle 7,07%, beträgt, demnach noch immer 
mehr als die Mortalität der nicht mit Serum behandelten Fälle. Nichtsdestoweniger 
erblickt S. in dem Antistreptokokkenserum ein ausgiebiges Hilfsmittel der internen 
symptomatischen und lokalen Therapie. Zur Anwendung gelangte zumeist das 
Serum aus dem Pasteur-Institut, nur 8mal das Aronson’sche Serum. Sofort 
bei Ausbruch der Krankheit oder Einlieferung des Kranken wurde anfangs eine 
Flasche, später die doppelte Dosis injiziert; das Maximum der verwendeten Menge 
betrug 6 Flaschen; die Temperatur sank nach 1—6, meistens nach 2, im Durch- 
schnitt in 3 Tagen. Üble Folgen wurden nie beobachtet. Auch bei den injizierten 
Fällen wurde allgemein symptomatisch und lokal behandelt. (Thiol oder Thiolan, 
Umschläge mit essigsaurer Tonerde, reichliche Zufuhr alkalischer Getränke). 

6. Mühlstein (Prag.) 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 29. 517 


20) 0. Polak. Therapie des Erysipels mit Antidiphtherieserum. 
(5. Kongreß tschechischer Naturforscher und Ärzte 1914.) 

Seit dem Jahre 1905 wurden 73 Fälle von Erysipel mit subkutanen oder intra- 
muskulären Injektionen des Antidiphtherieserums behandelt; von diesen genasen 
64 = 87,6%. Die Anfangsdosis muß hoch sein, mindestens 3—4000 Einheiten; 
diese Dose wird wiederholt, wenn bei nicht komplizierten Fällen nicht binnen 
48 Stunden Apyrexie und Euphorie eintritt. In (mit Phlegmone, Gangrän, Pneu- 
monie usw.) komplizierten Fällen verschwindet nur die Rötung und Schwellung 
der Haut. In typischen Fällen sinkt die Temperatur binnen 24 bis 48 Stunden 
zur Norm, Rötung und Schwellung der Haut verschwinden, und es stellt sich 
Euphorie ein. Das Serum wirkt nicht auf die Streptokokken, sondern auf deren 
Produkte oder auf das eigentliche erysipelatöse Agens. Die Aufenthaltsdauer 
im Krankenhause wird im Durchschnitt um 8 Tage abgekürzt. Die Seren ver- 
schiedener Herkunft sind gleichwertig, Reines Pferdeserum ist unwirksam; 
Kombinationen mit anderen Seren steigern die Wirksamkeit des Antidiphtherie- 
serum nicht. G. Mühlstein (Prag). 


21) Otto Teutschländer. Tetanusinfektion und Abortivbehandiung 
des Wundstarrkrampfes. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 20. 
S. 582 —585.) 

T. berichtet über zwei Fälle, bei denen in den Wunden Tetanusbazillen nach- 
gewiesen wurden, ohne daß es zum Ausbruch des Starrkrampfes kam. Im ersten 
Falle war die Beobachtung (latente Tetanusinfektion) nur durch die morpho- 
logische Untersuchung gestützt, währenddem im zweiten Falle der Erreger ge- 
züchtet, der Nachweis von tetanusähnlichen Bazillen mikroskopisch erbracht 
wurde. Die Beobachtung war um so überraschender, weil der Mensch Tetanusgift 
gegenüber besonders empfindlich ist, und da im zweiten Falle Mäuse und Meer- 
schweinchen, die mit den gezüchteten Erregern geimpft waren, schnell zugrunde 
gingen. 

In der Literatur sind von Wirtz, Jesser, Kolb und Laubenheimer schon 
Fälle berichtet worden, wo Tetanusbazillen in der Wunde festgestellt waren, 
ohne daß es zum Ausbruch des Tetanus kam. Zur Diagnosenstellung ist eine 
mikroskopische Untersuchung von Gewebs- und Sekretausstrichen verdächtiger 
Wunden nötig. Besteht Zweifel an der mikroskopischen Diagnose, so ist, wenn 
möglich, eine (Mäuse) Impfung mit verdächtigem Wundmaterial vorzunehmen. 
Das positive ‚Ergebnis der Impfung allein ist ausschlaggebend für die Sicher- 
stellung der Keime. Die im zweiten Falle an dem verletzten Gliede beobachteten 
Krämpfe glaubt T. als Abortivsymptome auffassen zu dürfen. Die Möglichkeit 
einer Infektion mit Tetanusbazillen ist bei allen Wunden vorhanden. Die Granat- 
splitterwunden stehen im allgemeinen als tetanusverdächtige Kriegsverletzungen 
obenan. Schlecht ventilierte, kanal- oder höhlenförmige Wunden und oberfläch- 
liche Rißwunden oder Kratzeffekte sind tetanusgünstig und sind durch genügende 
Ventilation und. Drainierung der Wunden in tetanusungünstige Wunden umzu- 
wandeln. Jede verdächtige Wunde ist offen zu behandeln. Häufiger Verband- 
wechsel, T. hält besonders feuchte Verbände und Spülungen mit H,O, für emp- 
fehlenswert. Gleichzeitig ist stets eine antitoxische Behandlung einzuleiten, 
bei dem geringsten Verdacht auf Tetanusinfektion, womöglich schon nahe hinter 
der Front. Kolb (Schwenningen a. N.). 


518 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 29. 


22) T. Pontano. Pseudotetano da setticaemia diplococcica. (Poli- 
clinico, sez. prat. XXII. 17. 1915.) 


Bei einem 79jährigen Manne, der ein Jahr vorher an einer kruppösen Pneu- 
monie erkrankt gewesen war, kam es plötzlich zu einer septischen Allgemein- 
erkrankung, die mit Spasmen im Bereiche des Rumpfes, der Extremitäten und 
des Nackens einherging. Trismus und Krampfanfälle fehlten. Der Liquor cerebro- 
spinalis war nicht getrübt. Im Blute fanden sich Kapseldiplokokken. Die Er- 
krankung führte im Laufe von 29 Tagen zum Tode. Behandlung mit kolloidalem 
Silber war wirkungslos, indem 190 ccm Argysol, intravenös im Laufe von 19 Tagen 
appliziert, nicht imstande waren, die Virulenz der Diplokokken im Blute zu ver- 
nichten. Verf. nimmt an, daß nach der Pneumonie Diplokokken im Blute zurück- 
geblieben seien, die plötzlich virulent wurden. M. Strauss (Nürnberg). 


23) J. Jaklin. Die Keimprophylaxe in der Chirurgie. (5. Kongreß 

tschechischer Naturforscher und Ärzte 1914.) 

Um die Infektion aseptischer Wunden durch exogene Keime, die bei der 
Wanderung durch einen septischen Organismus virulent werden können, zu ver- 
hüten, gibt es nur eine Prophylaxe: die totale Enthaltung von der septischen 
Chirurgie. Während der Autor gemischte Chirurgie pflegte, erlebte er binnen 
7 Jahren unter 1276 aseptischen Operationen 65 = 5,1%, Infektionen. Während 
der letzten 16 Jahre hat er nur aseptische Operationen vorgenommen; von 
4233 Fällen eiterten nur 14 = 0,33%. — Verf. beantragt daher die Teilung der 
chirurgischen Praxis in eine septische und aseptische mit allen Konsequenzen: 
Errichtung septischer und aseptischer Institute mit eigenen Chirurgen, Ärzten, 
Pflegern und Verwaltungen. Die in den aseptischen Instituten tätigen Ärzte 
müßten sich auch in der Privatpraxis jeder septischen Chirurgie enthalten. 

G. Mühlstein (Prag). 


24) 0. v. Herff (Basel). Prinzipien in der Bekämpfung einzelner 
lokaler Wundentzündungen. (Münchener med. Wochenschrift 1915. 
Nr. 17.) 


v. H. stellt fest, daß es zurzeit kein Desinfektionsmittel gibt, das imstande 
wäre, in Gewebe eingedrungene Wundkeime in sicherer Weise (ohne Schädigung 
des Organismus? Ref.) direkt abzutöten, andererseits aber auch, daß ein Gemisch 
verschiedener Desinfizientien, bei organischen Verbindungen ein solches von 
isomerem Charakter, in der Regel stärker wirkt, als die reine Substanz. Bezüglich 
des Wasserstoffsuperoxyds hat v. H. beobachtet, daß durch Erwärmung auf 37° 
und bei Anwendung saurer Lösungen die Desinfektionskraft außerordentlich 
vermehrt werde. Im übrigen hat er zur 4—5%,igen Karbolsäure noch das größte 
Vertrauen; sie hält die gewöhnlichen Eitererreger am raschesten in ihrem Wachs- 
tum auf, muß aber an Ort und Stelle bis in alle Buchten eiternder Höhlen gebracht 
und mit Abschwemmung durch Ausspülung verbunden werden. 

Im Zucker hat Verf. ein ausgezeichnetes Verbandmittel bei granulierenden 
nekrotisierenden Wunden (Dekubitus usw.), damit die Berichte anderer bestätigend, 
gefunden. Kramer (Glogau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 29. 519 


25) Ludwig Fineckh. Die frühzeitige Erkennung der Gasphleg- 
mone durch das Röntgenbild. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. 
Nr. 20. S. 585.) 


Bei der Infektion durch den Bacillus phlegmones emphysematosae unter- 
scheidet man zwei Formen; die bösartige Form und die mildere, unscheinbare 
Form. Die letzteren Fälle gehen gelegentlich doch in das bösartige Stadium 
über, weil sie zunächst keine tieferen Erscheinungen machen. Die äußeren Er- 
scheinungen sind meist so unbedeutend, daß man mit den gewöhnlichen klinischen 
Hilfsmitteln die schwere Erkrankung nicht feststellen kann. Da leistet nun die 
Röntgenphotographie große Dienste und ist ein ausgezeichnetes Hilfsmittel, um 
die Gasphlegmone, wenn sie noch auf keine andere Weise zu erkennen ist, fest- 
zustellen, ehe es zu schweren septischen Erscheinungen kommt. F. berichtet 
über verschiedene Fälle, wo man erst durch die Röntgenaufnahme aufmerksam 
wurde, daß man es mit einem schweren Falle zu tun hatte. Da zeigen sich auf den 
Röntgenbildern kleine dunkle Flecken mit runden Konturen, die sich für das 
geübte Auge mit Sicherheit als Luftblase erkennen lassen. 

Kolb (Schwenningen a.N.). 


26) Erich Siegel. Über Nachbehandlung von Kriegsverletzungen 
mit Ortizon. (Berliner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 18.) 

Die Beobachtungen ergeben, daß man die Heilungsdauer schlecht heilender 
Wunden und alter Fisteln durch die Behandlung mit Ortizon wesentlich abkürzen 
kann. Ortizon ist ein Wasserstoffsuperoxydpräparat der Firma Bayer und 
gelangt in Form von Streupuder oder Stiften zur Anwendung. 

Glimm (Klütz). 


27) M. Simmonds. Gasembolie bei Sauerstoffinjektion. (Münchener 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 19. Feldärztl. Beil. 19.) 

28) L. Frankenthal. Luftembolie nach subkutaner Sauerstoff- 
applikation bei Gasgangrän. (Ibid.) 

Wie in F.’s Fall war auch in dem von S. berichteten die Sauerstoffinjektion 
in die Gewebe wegen Gasgangrän gemacht worden. Der Tod trat in letzterem 
Falle noch während des Eingriffes, bei F.’s Pat. !/, Minute danach ein; einen 
gleichen Ausgang hatte ein Fall, über den S. aus einem Lazarett in Belgien Mit- 
teilung erhalten hat. Die Sektion ergab in allen drei Fällen ballonartige Auf- 
treibung der rechten Herzhälfte durch Gas. Sie mahnen zur Vorsicht bei An- 
wendung der Sauerstoffeinblasung, um die Eröffnung von Venen möglichst zu 
vermeiden. Kramer (Glogau). 


—i53 Cu O 


29) M. B. Clopton. The diagnosis and treatment of osteomyelitis. 
(Surgery, gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr. 1. 1915. Januar.) 

Röntgenologisch kommt schon kurze Zeit nach Beginn der Erkrankung 
Verdickung durch periostale Reizung differentialdiagnostisch in Betracht. 

In akuten Fällen ist das Knochenmark sofort freizulegen, aber nur in be- 
schränkter Ausdehnung von einer Seite her und niemals zu entfernen, da es zur 
endostealen Regeneration notwendig ist. Die Knochenhöhle ist mit Guttapercha 
zu drainieren, nicht mit Gaze. Röntgenologisch stark veränderte Knochen sind 
bei dieser Behandlung nach Monaten oft zu normalem Aussehen zurückgebildet. 


520 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 20. 


In subakuten und chronischen Fällen wendet C. statt der Drainage die Mosetig- 
Moorhof’sche Jodoformknochenfüllung an. Die Wunden können dabei genäht 
werden oder offen bleiben, wobei Eiter nebenbei abfließen kann. Zur Sequester- 
entfernung beschränkt C. sich auch auf möglichst kleine Eingriffe. Auch hierbei 
sind Auskratzungen möglichst zu vermeiden. OftvernähtVerf. auch diese Wunden 
bis auf die Stelle, wo das Gummidrain liegt. 

Bei ausgedehnter Erkrankung nur eines Knochens an Vorderarm und Unter- 
schenkel tritt die subperiostale Resektion in ihr Recht, die aber zu geeigneter Zeit 
vorgenommen werden muß, wenn das Periost anfängt Knochen zu bilden. Das 
erfolgt meist ungefähr 6 Wochen nach Beginn der Erkrankung. Der Schaft wird 
ganz oder teilweis reseziert, der Hohlraum des Periosts durch Vernähung mit 
feinem Catgut geschlossen, am Übergang zum Knochen mit Jodoform ausgefüllt 
und die Wunde vernäht. Nach 4—6 Wochen kann man auf Röntgenbildern die 
Knochenneubildung bemerken, nach einigen Monaten mit Stützapparat gehen 
lassen. Auch der Humerus ist mit Erfolg entfernt worden, ohne spätere Ver- 
kürzung des Gliedes, und ist vielleicht in schweren Fällen auch diese Resektion 
empfehlenswert, ehe es zur Sequesterbildung kommt. In 3 Fällen der mitgeteilten 
Krankengeschichten, in denen nach der Resektion Knochenneubildung ausblieb, 
wurde mit Erfolg Knochentransplantation vorgenommen. Ausbleiben der Knochen- 
neubildung muß als Folge anhaltender Erkrankung des Periostes angesehen 
werden, wobei die knochenbildenden Elemente zugrunde gehen. 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


30) Phemister. Necrotic bone and the subsequent changes which 
it undergoes. (Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 3. S. 211. 
1915.) 

Nekrotischer Knochen erleidet bei Transplantation, bei Osteomyelitis, Tuber- 
kulose und Lues eine Reihe von verschiedenartigen Veränderungen je nach der 
Natur und Schwere der Infektion, welche bestehen können in rascher Absorption, 
Sequesterbildung, fortschreitendem Ersatz durch neue Knochen oder Kalzifikation. 
Daher darf man, wie auch Axhausen hervorhebt, die Ausdrücke Sequester und 
nekrotischer Knochen nicht als synonym gebrauchen. 

E. Leschke (Berlin). 


31) Landon. Ostitis fibrosa cystica. (Annals of surgery 1914. Nr. 25. 
November.) 

Die in der Überschrift genannte Krankheit hat keinen entzündlichen, son- 
dern einen metaplastischen Charakter, sie besteht in der Umwandlung des Knochen- 
marks in fibröses Gewebe mit nachfolgender seröser, zur Cystenbildung führender 
‚Entartung. Es ist stets nur eine einzelne Cyste vorhanden, die in der Diaphyse 
nahe der Epiphyse, und zwar meistens am proximalen Ende sitzt. Die Krankheit 
kommt gewöhnlich nur in der Kindheit oder im Pubertätsalter vor, sie repräsen- 
tiert ein gutartiges Leiden, das in allen Knochen auftreten kann, wenn auch vor- 
wiegend die langen Knochen befallen werden. Die Ätiologie ist noch nicht geklärt, 
das Trauma spielt eine nicht unwichtige Rolle. Die Anfangserscheinungen 
bestehen in Schmerzen und Schwellung, bald kommt es zum Knochenbruch, die 
Neubildung wächst im Gegensatz zum Sarkom und Myelom langsam. Die ope- 
rative Behandlung besteht in Auskratzen und nur in seltenen Fällen in Resektion 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 29. 521 


des Knochens. Die Prognose ist durchaus gut. Drei selbst beobachtete Fälle 
werden unter Beigabe guter Röntgenbilder beschrieben. 
Herhold (z. Z. im Felde). 


32) Giuseppe Bolognesi. Sporotricosi ossea sperimentale. Bologna 
1914. (Sonderabdruck a. d. Jubiläumsbande f. Prof. A. Poggi.) 

B. impfte bei 12 Kaninchen kulturelles Material des Sporotrichon Beurmannii 
direkt in die Substanz des Femur ein. Die Tiere wurden nach 1—4 Monaten ge- 
tötet. In 8 von diesen Versuchen fand sich lokal an der Impfstelle ein medullärer 
granulomartiger Herd, der seine Gegenwart auch nach außen hin durch die An- 
wesenheit peripherer Knochenneubildung dokumentierte. Kulturell ergaben diese 
Herde allerdings »in der Mehrzahl« keine positiven Befunde; B. denkt daher 
vorzugsweise an eine »Toxinwirkung«. — Abbildungen auf 5 Tafeln. 

E. Melchior (Breslau). 


33) Coley. Some problems in the early diagnosis and treatment 
of sarcoma of the long bones. (Annals of surgery 1914. Nr.5. 
November.) 

Verf. empfiehlt in der Arbeit wieder einmal seine Toxinbehandlung bei den 
Sarkomen der langen Röhrenknochen. Das Toxin besteht aus einer Mischung 
von Erysipelaskokken und Bacillus prodigiosus; es wird sowohl verwandt, um 
Knochensarkome vor der Operation zu verkleinern, als auch, um nach der Opera- 
tion Rezidive zu verhüten. Seine verhältnismäßig gute Statistik bei operierten 
Knochensarkomen führt C. auf die Wirkung seines Toxins zurück. Auf die Schwie- 
rigkeit der Frühdiagnose des periostalen Knochensarkoms wird hingewiesen. 
Infolge dieser Schwierigkeit sind die operativen Resultate nach C.’s Ansicht noch 
keineswegs befriedigende. Herhold (z. Z. im Felde). 


34) Alb. Stein (Wiesbaden). Heißluftmassage. (Münchener med. 

Wochenschrift 1915. Nr. 14. Feldärztl. Beil. 14.) 

S. empfiehlt erneut die gleichzeitige Behandlung mit Massage und heißer 
Luft. Die hierzu notwendige Vorrichtung, die die bimanuelle Massage unter Ein- 
wirkung der heißen Luft ermöglicht, wird beschrieben. Bezugsquelle Firma 
Sanitas in Berlin. Kramer (Glogau). 


35) A. E. Stein (Wiesbaden. Die Anwendung der Diathermie 
bei der Behandlung der Kriegsverletzungen und der Kriegs- 
krankheiten. (Berliner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 16.) 

Die bei der Behandlung von Folgezuständen von Schußfrakturen der Knochen 
und Gelenke, besonders von Gelenkversteifungen mit der Diathermie gewonnenen 
Erfahrungen sind recht günstig; diese Therapie zeigt sich auch als sehr zweckmäßig 
bei Gelenk-, Muskelrheumatismus, Neuralgie, vor allem bei Ischias und ver- 
schiedenen Organerkrankungen. Notwendig ist genaueste Kenntnis der An- 
wendung, Dosierung, für die bestimmte Anweisungen gegeben werden. 

Glimm (Klütz). 


522 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 29. 


36) Lange (München). Prophylaxe des Kriegskrüppeltums vom 

orthopädischen Standpunkte. (Zeitschrift für ärztl. Fortbildung 1915. 

Nr. 8.) 

Zur Prophylaxe der Deformitäten gehört ein guter Transport der Frakturen. 
Bei Benutzung von Lastautomobilen spannt man Zeltbahnen ein, beim Transport 
in Güterwagen benutzt man Tragen, bei denen die Anordnung untergespannter 
Gurte einen bequemen und langen Transport gestattet. In Lazaretten macht man 
zu Transporten am besten einen Gipsverband, bei Oberschenkelbrüchen Lagerung 
auf einem leicht zu improvisierenden Tisch, zur Ersparnis von Watte mit Filz- 
polsterung. Sonst kann man sich leicht mit Schienen helfen, aus gehämmertem 
Bandeisen und Pappe hergestellt. Knochenbrüche gehören möglichst bald zur 
Dauerbehandlung in die Heimat. Zur Mobilisierung versteifter Gelenke genügen 
leicht und billig herzustellende Apparate. — Zahlreiche, leicht verständliche Ab- 
bildungen erläutern den Text. Thom (z. Z. im Felde). 


37) Bier (Berlin). Prophylaxe des Kriegskrüppeltums vom chir- 
urgischen Standpunkte. (Zeitschrift für ärztl. Fortbildung 1915. Nr. 6.) 
Verf. stellt in dem Vortrage seine Erfahrungen in Heimatlazaretten in knappen 

Sätzen zusammen. Zu jedem Lazarett gehört ein Röntgenapparat. Die Lokal- 

anästhesie ist einzuschränken, dafür Mischnarkose. Steckschüsse dürfen erst nach 

genauester Lokalisation operiert werden. Es wird im Heimatgebiet zu viel am- 
putiert. Fiebersteigerung und schlechter Wundzustand nach Transport bessern 
sich in der Ruhe von selbst. Zu feuchten Verbänden verwende man Kamillen. 

Nervenoperationen sind baldmöglichst zu machen. Bei Zweifeln, ob Aneurysma 

oder Abszeß, ist zu punktieren, bei Aneurysmaoperationen ist die Naht von geübter 

Hand zu machen. Spätabszesse nach Schädelschüssen soll man baldmöglichst 

unter Entfernung von Splittern und Fremdkörpern operieren, ebenso die Rücken- 

marksverletzten. Bei diesen ist ein negativer Befund auf dem Röntgenbilde nicht 
maßgebend. Bei Lungenaffektionen nach Schußverletzung denke man an Em- 
pyem und punktiere, bei Bauchschüssen an Spätabszesse (Douglas). Bei Frak- 
turen ist auf jeden Fall eine Verkürzung und Gelenkversteifung zu vermeiden. 
Thom (z. Z. im Felde). 


38) A. Nagy. Vorschlag einer neuartigen Sehnenplastik zur Be- 
wegung mechanischer Prothesen. (Militärarzt 1915. Nr. 10.) 
Verf. macht den Vorschlag, bei Verlust der Finger oder teilweisem Verlust 

der Hand die kräftigen, langen Beugesehnen, die sonst der Atrophie verfallen, 
herauszupräparieren und mit einem beim Präparieren gewonnenen Hautlappen 
zu umhüllen. Diese Stümpfe könnten zur Bewegung von Prothesenteilen benutzt 
werden. Einige Abbildungen illustrieren den ausgedachten Vorschlag, welcher 
eine praktische Prüfung verdient. Thom (z. Z. im Felde). 


39) Schütz (Berlin). Massage und medikomechanische Behand- 
lung bei Kriegsverletzungen, (Zeitschrift für ärztl. Fortbildung 1915. 
Nr. ô.) 
Verf. bespricht in diesem Vortrage in allgemein gehaltener Form Zweck und 

Arten der Massage, medikomechanische und Heißluftbehandlung. Die Arbeit 

bringt nur Allbekanntes. Thom (z. Z. im Felde). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 29. 523 


40) H. Gocht. Anleitung zur Anfertigung von Schienenverbänden. 

20S., 35 Textabbildungen. Stuttgart, Ferdinand Enke, 1915. 

Die hier beschriebene Verbandtechnik hat sich dem Verf. in 6monatiger 
Tätigkeit im Felde bewährt. Sie bezieht sich auf exakt und rasch anzulegende 
Transportverbände für die Extremitäten. Zuerst werden zwölf wichtige allge- 
meine Grundsätze über die Verbandtechnik aufgeführt. 

Dem besonderen Teil ist die Regel vorausgeschickt, daß man Überarbeit 
nur dann bewältigen kann, wenn man sich beim Anlegen von Verbänden nicht mit 
Künsteleien abgibt, sondern möglichst systematisch schematisiert. 

Die Schienen und Verstärkungsschienen fertigt G. aus Schusterspan, Band- 
eisen, Leukoplast, Mullbinden und Stärkegazebinden. Als Instrumentarium be- 
nötigt er dazu eine Blechschere, einen Hammer, ein Taschenmesser, eine kräftige 
Schere, eine gewöhnliche Schere und ein Zentimetermaß. Die damit hergestellte 
Bandeisen-Spanschiene ist ihm die Grundform für alle Schienenverbände; sie sei 
das haltbarste und billigste biegsame Schienenmaterial. Durch Zusammensetzen 
mehrerer solcher Schienen lassen sich alle Arten von komplizierten Schienen- 
verbänden herstellen für die obere und für die untere Extremität. 

Auch für Brückenverbände an der oberen Extremität verwendet Verf. zur 
Erzielung eines möglichst leichten Verbandes die Bandeisen-Spanschiene. — Die 
Brückenverbände an der unteren Extremität werden stets als zweiteilige Gips- 
verbände mit einem festangegipsten Schienensystem angelegt. Als Materialien 
zur Fertigung des Schienensystems dienen: Stangeneisen, Bandeisen. Eisen- 
nieten; als Instrumentarium: ein kleiner Amboß, eine Schablone aus Eisenblech, 
zwei Durchschläge zu der Nietstärke passend, zwei Meißel zum Durchhauen des 
Bandeisens, zwei Biegeeisen. 

Die kleine Schrift ist zur Benutzung im Felde bestimmt und deshalb wohl 
in gedrängter Kürze geschrieben. Was infolge davon aus dem Text nicht sofort 
klar ist, das wird durch die 35 guten Abbildungen verdeutlicht. Vielen, besonders 
solchen Ärzten, die in Friedenszeiten wenig Extremitätenchirurgie getrieben 
haben, wird die Arbeit ein hochwillkommener Ratgeber sein. 

Paul Müller (Uim, z. Z. Stuttgart). 


41) Hans L. Heusner. Zelluloidfensterverbände, eine neue Ver- 
wendung für Zelluloidplatten. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. 
Nr. 20. S. 589—590.) 

H. behandelte einen 60jährigen Pat., von Beruf Landwirt und zugleich 
Schmied, der an einem Beingeschwür litt. Pat. hatte sowohl auf dem Felde wie 
auch als Schmied dauernd schwer zu arbeiten, so daß es häufig vorkam, daß der 
Verband von Wasser durchtränkt wurde. H. versuchte alle möglichen Verbände, 
auch die Harzklebeverbände, die er sonst mit gutem Erfolge verwendet hatte; 
aber auch sie boten auf die Dauer keinen Schutz. Deshalb versuchte er es, Zellu- 
loidplatten als Grundlage für den Verband zu verwenden, Platten von höchstens 
0,4 mm Dicke und einer Maximalgröße von 13 : 18 cm, und erreichte mit ihnen bei 
dem Pat. den Erfolg vollen Verschlusses des Geschwürs in 8 Wochen bei viermaligem 
Verbandwechsel. Er empfiehlt darauf hin die Zelluloidverbände für chirurgische 
Verbände besonders bei Kriegsverletzungen. Der Verband ist sehr einfach und 
billig und bedeckt dieWunde mit einer durch ihre bakterizide Wirkung schützenden 
Schicht. Auch kann die Wunde jederzeit einer Bestrahlung ausgesetzt werden 
und gestattet daneben die Anwendung von Schienen und Streckvorrichtungen. 

Kolb (Schwenningen a. N.). 


524 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 29. 


42) Aage Bojesen. Ein Fall von halbseitiger multipler Chondro- 
matose (Ollier’s Wachstumsstörung. (Hospitalstidende Jahrg.’ 57. 
Nr. 33 u. 34. 1914. [Dänisch.]) 
Verf. berichtet über einen Fall dieses Krankheitsbildes bei einem 6/,jährigen 
Mädchen. Fünf Tafeln mit Röntgenbildern sind beigegeben. 
Fritz Geiges (Freiburg).*; 75; 


43) F. Wachsner!. Zur Kenntnis der bilateralen Asymmetrie des 

menschlichen Körpers. (Berliner klin. Wochenschrift 1914. Nr. 52.) 

Bei einem 8jährigen Mädchen, das behufs Anfertigung eines Mieders in Be- 
handlung trat, fand Verf. eine Unterentwicklung der ganzen rechten Körper- 
hälfte, einschließlich des Gesichts und der Extremitäten. Diese Asymmetrie muß 
als angeboren betrachtet werden, wie Verf. in überzeugender Beweisführung 
zeigt. Die Literatur über derartige Fälle ist sehr gering; der letzte Grund für 
diese bilateralen Asymmetrien entzieht sich unserer Kenntnis. 

Glimm (Klütz). 


44) Carl Helbing (Berlin). Über Pseudarthrosen und Nachbehand- 
lung der Frakturen. (Zeitschrift für ärztl. Fortbildung 1915. Nr. 7.) 
In dem Vortrage gibt uns Verf. eine allgemeine Übersicht über obiges Thema 
und bringt uns Allbekanntes in Erinnerung. Es verdient vielleicht hervorgehoben 
zu werden, daß die unvorsichtige und kritiklose Entfernung von größeren Knochen- 
splittern die Hauptgefahr für eine Pseudarthrose ist. Zur Distraktion der Bruch- 
stücke rühmt Verf. die Hackenbruch’schen Klammern. Einige Abbildungen 
sind beigefügt. Thom (z. Z. im Felde). 


45) M. Wunsch. Ein orthopädischer Kombinationsapparat. (Berliner 
klin. Wochenschrift 1915. Nr. 19.) 

Verf. hat sich einen außerordentlich einfachen, überall selbst improvisier- 
baren Apparat hergestellt, der in der Hauptsache aus zwei Holzstangen und fester 
Schnur besteht. Die durch Abbildungen erläuterte Beschreibung des Apparates 
muß im Original nachgelesen werden. Außer für Übungen der Extremitäten 
kann man den Apparat auch für Atemgymnastik verwenden. 

Glimm (Klütz). 


14, 2 a 


46) Axhausen. Zur Versorgung der Schußverletzungen der Ex- 
tremitäten. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 22. S. 640—643.) 
Zu Beginn des Krieges waren für die Schußverletzungen der Extremitäten 
die Regeln Bergmann’s die Fundamente; er verlangte eine ausschließlich kon- 
servative Wundbehandlung der Extremitätenschüsse.. Auch A. hat zunächst 
diese Grundsätze befolgt, die ihn aber bei vielen Fällen nicht befriedigten. Der 
Wundverlauf unter der einfachen Okklusion vor allem war bei einer großen Gruppe 
der Verletzungen so schwer, daß in ihm Zweifel an der Zweckmäßigkeit der aus- 
schließlich konservativen Behandlung entstehen mußten. A. kam schließlich zu 
der Ansicht, daß gewisse Einschränkungen der konservativen Behandlung ge- 
boten sind. Er bezeichnet die Verletzungen mit großen, weitklaffenden Wunden 


1 Gefallen vor dem Feinde. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr, 29, 525 


als Trümmerschüsse. Während man bei den einfachen Durchschüssen unter der 
einfachen Okklusion in der, Regel glatte Heilung beobachtete, so sah man bei den 
Trümmerschüssen bei konservativer Behandlung einen sehr großen Prozentsatz 
schwerster Wundkrankheiten. Die Häufigkeit dieser schweren Infektionen bei 
Trümmerschüssen hat ihre Ursache in der anatomischen Verletzungsform. Die 
konservative Behandlung ist bei diesen Verletzungen nicht am Platze; hier muß 
allein die primäre operative Behandlung einsetzen. Die lokale Resistenz der 
Wunde wird dadurch erhöht und die Zahl der anhaftenden Bakterien verringert. 
Im zweiten Teile seiner Feldlazarettätigkeit hat A. zwar bei einfachen Durch- 
schüssen die konservative Behandlung der Wunde nach den Bergmann’schen 
Regeln befolgt, bei den Trümmerschüssen dagegen der primären operativen 
Therapie, der gediegenen operativen Anfrischung in Narkose den Vorzug gegeben. 
Sämtliche Trümmerschüsse wurden, wenn irgend möglich, gleich nach Einlieferung 
erledigt; aber auch am nächsten, selbst am übernächsten Tage erwies sich die 
operative Anfrischung als wirksam. Dabei bedarf es nicht der strengen Aseptik 
des klinischen Betriebes. A. hat bei allen Fällen die gleichen Instrumente be- 
nutzt, die nur im Anfang einmal ausgekocht waren. Die Temperatursteigerung 
ging rasch zurück; nach 8—12 Tagen konnten die Tampons und Drains entfernt 
werden. Die Wunden gingen rasch in ein glattes Granulationsstadium über. A. hat 
in keinem einzigen der so behandelten Fälle einen Starrkrampf oder eine Gasphleg- 
mone eintreten sehen. Kolb (Schwenningen a.N.). 


47) O0. Fleuster (Bonn). Extensionsverbände mit dem Heusner- 
schen Wundfirnis. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 16. 
Feldärztl. Beil. 16.) 

Der von Dr. Wilhelmi, Taucha, Bez. Leipzig, fabrikmäßig hergestellte 
»Wundfirnis« hat sich durch seine vorzügliche und schnelle Klebekraft bei Aus- 
bleiben jeglicher Reizerscheinungen auf der Haut selbst bei langer Liegedauer der 
.Extensionsverbände sehr bewährt. Er wird mit einem Zerstäubungsapparat in 
dünner Schicht auf die Haut gebracht; die Flanell- oder Moltonextensionsstreifen 
werden sodann aufgeklebt und durch zirkuläre Flanellbindentouren fixiert. Die 
Entfernung der Streifen bei späterer Abnahme des Zugverbandes erfolgt leicht 
ohne Lösungsmittel; sie können mit den Binden nach Auswaschen in Seifenlösung 
wieder benutzt werden. Kramer (Glogau). 


48) H. v. Haberer. Eine sehr seltene Varietät des Nervus ulnaris. 

(Anatom. Anzeiger Bd. XLVII. 1914. Nr. 22 u. 23. S. 596.) 

Bei der Operation einer Schußverletzung des rechten Oberarmes zeigte sich 
eine schwielige Verdickung des Nervus ulnaris, die bedingt war durch eine Narbe, 
die sich von der obliterierten A. brachialis zum Nerven hinzog. Vom Nervenstamm 
"gingen in der Höhe der Schußverletzung — oberes Drittel des Oberarmes — drei 
ziemlich starke Nervenäste ab, welche fächerförmig nach hinten auseinander 
‚strahlten und sich in den medialen Tricepskopf verfolgen ließen. Der Hauptstamm 
war doppelt so dick als der N. medianus; daß es sich aber sicher um den N. ulnaris 
handelte, ergab neben der Verlaufsrichtung die elektrische Reizung. Eine Ab- 
bildung erläutert diese außerordentliche Seltenheit, die bisher wohl noch nicht 
‚beobachtet wurde. B. Valentin (Berlin). 


526 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 29, 


49) G. Crucillä. Tumore mieloide della guaina flessoria del pol- 
lice della mano destra. (Clin. chir. XXII. 9. 1914.) 


Beschreibung eines Myeloms an der Beugersehne des rechten Daumens, das 
im Laufe eines Jahres langsam gewachsen war und sich ohne Schwierigkeit ent- 
fernen ließ. Verf. betont, daß diese Geschwülste, die meist durch chronische 
Traumen bedingt sind, nicht als Sarkome, sondern als chronisch entzündliche 
Geschwülste betrachtet werden müssen, da sie klinisch gutartig sind, niemals 
metastasieren, nur bei unvollkommener Entfernung rezidivieren und endlich aus 
Zellen — Myeloiden — bestehen, die im wesentlichen den Bindegewebszellen 
der Sehnenscheide homolog sind, während die gleichzeitig beobachteten Riesen- 
zellen durch Verbindung und Verschmelzung mehrerer Myeloidzellen entstehen. 

M. Strauss (Nürnberg). 


50) Bryan. Aneurism of the sciatic artery. (Annals of surgery 1914. 

Nr. 4.) 

22jähriger Schiffskellner erhält beim Schlingern des Schiffes einen Stoß in 
die linke Gesäßgegend, an welcher sich infolgedessen eine fluktuierende Anschwel- 
lung entwickelte. Da über dieser ein systolisches Geräusch gehört wurde, stellte 
B. die Diagnose auf Aneurysma. Bei der Operation wurde ein wahres Aneurysma 
der Arteria ischiadica von 8 Zoll Länge gefunden, das nach Unterbindung des zu- 
und abführenden Gefäßrohrs entfernt wurde. Heilung. B. weist darauf hin, daß 
Verwechslungen dieser Geschwülste mit Abszessen, Hygromen, Hernien usw. 
sehr wohl möglich sind. Die in der Literatur veröffentlichten 25 Fälle werden 
kurz referiert, 18mal handelte es sich um Männer, 7mal um Frauen. 

Herhold (z. Z. im Felde). 


51) W. Böcker. Die Vorzüge der unblutigen Einrenkung bei der 
Behandlung der angeborenen Hüftverrenkung. (Deutsche med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 19. S. 553 —555.) 

B. gibt eine genaue Beschreibung der unblutigen Einrenkung nach Lorenz, 
wie er sie selbst an sehr zahlreichen Fällen geübt hat. Der nach der Einrichtung 
angelegte Verband bleibt, wenn angängig, mehrere Monate liegen. Bei primärer 
Stabilität des Kopfes in der Pfanne begnügt sich B. bei jüngeren Kindern mit 
3 Monaten; bei geringer Stabilität wird die Verbandperiode auf 5 Monate aus- 
gedehnt. In älteren Fällen, wo Kopf und Pfanne eine mehr oder weniger starke 
Deformierung aufweisen, genügt ein Zeitraum von 6 Wochen. Das beste Alter 
zum Einrenken ist das 2. Lebensjahr, wenn die Kinder sauber sind. Dank der 
Vervollkommnung der Technik sind die Erfolge von Jahr zu Jahr besser geworden. 
Nach der letzten Forschung stellt sich das Ergebnis auf 80%, anatomische und 
funktionelle Heilungen. Bei der einseitigen Verrenkung sind die Aussichten auf 
Heilung sehr günstig. Wegen der meist vorhandenen Asymmetrie in der Ent- 
wicklung der Deformität liegen die Verhältnisse bei doppelseitiger Verrenkung 
weniger günstig. Nur in älteren Fällen doppelseitiger Verrenkung renkt B. in 
zwei Sitzungen ein. Die unblutige Einrenkung nach Lorenz vermag heute im 
entsprechenden Alter bei einseitiger Hüftverrenkung nahezu alle Fälle, bei doppel- 
seitiger etwa 2/ zu heilen. Kolb (Schwenningen a. N.). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 29. 527 


52) Whitman. A critical analysis of the treatment of fracture of 
the neck of the femur. (Annals of surgery 1914. Nr. 4.) 

Verf. bricht bei Oberschenkelhalsbrüchen eine Lanze für den Gipsverband, 
dessen Technik er genau beschreibt. In Narkose wird das verletzte Bein zunächst 
in Beugestellung rotiert, um zwischen die Bruchenden gelagerte Weichteile zu 
entfernen, dann völlig gestreckt, auswärts gedreht und nun in guter Abduktion 
eingegipst. Der Gipsverband umfaßt beide Beckenhälften mit. Diese Obduktions- 
behandlung erfordert nach W. eine besonders gute Technik, dann sind aber auch 
die Resultate sehr gute. Herhold (z. Z. im Felde). 


53) John Ridlon. Coxa vara. (Journ. of the amer. med. asso« Vol. XLIV; 

Nr. 3. S. 219. 1915.) 

Verf. berichtet über 5 Fälle der Coxa vara unter eingehender Berücksichtigung 
der Arbeiten von Elmslie. Die Behandlung bestand in starker Extension in 
Abduktionsstellung und Gipsverband vom Fuß bis zum Nabel, der erst 4 Monate 
nach Aufhören der Schmerzen entfernt wurde. E. Leschke (Berlin). 


54) Arthur Steindler. Coxa vara adolescentium traumatica. (Journ. 
of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 3. S. 216. 1915.) 

Verf. berichtet über 10 Fälle der genannten Krankheit. Die Hauptpunkte 
für die Diagnose sind: mäßig starkes Trauma der Hüfte, eine Zwischenzeit ohne 
funktionelle Störungen, keine oder geringe subjektive Symptome, späte und 
langsame Entwicklung der Coxa vara mit zunehmender Behinderung, das jugend- 
liche Alter der Patt. Die Röntgenuntersuchung kann zwar bei sehr geringfügigen 
Verletzungen im Stiche lassen, ist aber von größtem Wert für die Diagnosen- 
stellung. E. Leschke (Berlin). 


55) Witzenhausen. Zur Behandlung der Oberschenkelfrakturen. 

(Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 20. S. 589.) 

Das gesunde Bein wird in eine im Hüftgelenk etwa 45°, im Kniegelenk etwa 90°, 
im Fußgelenk auch ungefähr 90° gebeugte Stellung gebracht. Nach diesem Bein 
wird eine biegsame Drahtschiene modelliert, diese dann bepolstert und danach 
noch einmal auf dem gesunden Bein probiert, um zu sehen, ob sie paßt. Das 
verletzte Bein wird nun, wenn keine Knochenverschiebung besteht, in die nach 
der gesunden Seite modellierte Schiene gelagert und auf ihr mit Binden fixiert. 
Der Umstand, daß die Schiene die Länge des gesunden Beines wiedergibt, be- 
wirkt, daß sich die etwa vorhandene Knochendislokation durch das eigene Körper- 
gewicht des Verletzten ohne irgendwelchen Gegenzug herstellt. 

Kolb (Schwenningen a.N.). 


56) A. Calderara. Contributo alla casistica delle cisti da echino- 
cocco a sede rara. (Clin. chir. XXIII. 3. 1915.) 

Bei einem 4ljährigen Manne war seit 4 Jahren eine langsam größer werdende 
Geschwulst in der rechten Leistenbeuge entstanden, die nach monatelangen 
Perioden von Stillstand zeitweise stärkeres Wachstum zeigte, das mit Bewegungs- 
behinderung des Beines einherging, die bis zu spastisch-paretischem Gange führte. 
Zuletzt war die Geschwulst kindskopfgroß geworden und führte zu einem ge- 
waltigen Ödem. Die Probepunktion ergab keinen Anhaltspunkt für die Genese 
der cystischen Geschwulst. Die Inzision ergab vielfächerige Echinokokkuscysten, 
die sich nicht isolieren ließen und den ganzen Bereich des Ileopsoas einnahmen, 


528 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 29. 


ohne daß sich gleichzeitige Knochenänderungen fanden. Die Cysten wurden 
ausgeräumt, ebenso ein Rezidiv, das bald nach der ersten Ausräumung auftrat, 
worauf völlige Heilung eintrat. M. Strauss (Nürnberg). 


57) Henderson. Resection of the knee-joint for tuberculosis. 
(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 2. S. 140. 1915.) 

Bericht über 37 Fälle von Kniegelenksresektion bei Tuberkulose aus der 
Mayo’schen Klinik, die nach der Methode von Fergusson operiert wurden. Die 
Versteifung war in einigen Fällen schon nach 4 Monaten fest genug, um das Gehen 
zu verstatten, gewöhnlich aber erst nach einem Jahre. Verf. rät zu dieser Operation 
in allea Fällen von Kniegelenkstuberkulose, auch wenn das Röntgenbild nur 
eine leichte Zerstörung des Knochens zeigt. E. Leschke (Berlin). 


58) L. Stropeni. Contributo alla conoscenza delle fratture mono- 
condiloidee della tibia con speziale riguardo al loro mec- 
canismo di produzione. (Clin. chir. XXII. 12. 1914.) 

Verf. betont zunächst die Seltenheit der monokondylären Frakturen des 
oberen Tibiaendes (39 Fälle nach Gümbel) und berichtet dann weiterhin über 
einen selbst beobachteten Fall, bei dem es durch Aufspringen auf den Boden 
aus 1!/, m Höhe bei gleichzeitigem Fall auf die eine Seite zur Fraktur des Con- 
dylus internus und Absprengung des Fibulaköpfchens kam. Dieser Umstand ließ 
die Annahme einer Zug- oder Druckfraktur nicht zu, weshalb Verf. unter kritischer 
Heranziehung der bisher beschriebenen Fälle eine neue Erklärung für den Me- 
chanismus dieser Frakturen suchte. Er kommt zum Schluß, daß es sich in vielen 
Fällen um eine Biegungsfraktur handelt, die durch die physiologische Krümmung 
der oberen Tibiahälfte begünstigt wird. Muskel- und Bänderzug befördert die 
Lostrennung des inneren Condylus, Muskelspannung und Druck der Fibula die 
des äußeren Schienbeinknorrens. Dieser Mechanismus erklärt auch die häufige 
Lostrennung der Eminentia intercondyloidea zusammen mit dem Condylus, die 
Fraktur des Wadenbeinhalses mit gleichzeitiger Lostrennung des inneren Schien- 
beinknorrens, das Fehlen von Quetschungsverletzungen der Gelenkoberfläche 
der Tibia, die Flexionsfrakturlinien an der inneren Seite des Schienbeins und 
endlich die Lostrennung eines Tibiaknorrens durch Stoß gegen die äußere 
Seite der Knochendiaphyse. M. Strauss (Nürnberg). 


59) Albert H. Freiberg. Infraction of the second metatarsal bone, 
a typical injury. (Surgery, gynecology and obstetrics 1913. August 14. 
S. 191.) 

F. beobachtete 6 Fälle von Infraktion des distalen Endes des II. Metatarsal- 
knochens; er hat in der Literatur darüber nichts finden können. Beim Tragen 
schwerer Lasten, beim Tennisspielen waren die Schmerzen aufgetreten, und das 
Röntgenbild klärte die Diagnose auf. Die Beziehungen dieser Verletzung zu dem be- 
kannten Schwellfuß, der so oft auf einen Bruch eines oder mehrerer Metatarsal- 
knochen zurückzuführen ist, erwähnt F. nicht. A. Köhler (Berlin). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 





Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härlel in Leipzig. 


529 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K.GARRE, G. PERTHES, E. RICHTER, 








in Bonn, in Tübingen, in Breslau. 
42. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 30. Sonnabend, den 24. Juli 1915. 
Inhalt. 


L. Riedel, Über den Stützpunkt des künstlichen Beines am Becken. (S. 529.) (Originalmitteilung.) 

1) Zahradnicky, Gefäßschüsse. (S. 531.) — 2%) Ploeger, 3) Precechtel, 4) Syring, Aneu- 
rysmen. (S. 531.) — 5) Kondoldon, Chirurgische Behandlung der elephantiastischen Lymphödeme. 
(S. 532.) — 6) Sehrt, Künstliche Blutleere. (S. 532.) — 7) Camacho, Aleppobeule. (S. 588.) — 
8) Hackenbruch, Tuberkulosebehandlung mit Tuberkulin »Rosenbach«. (S. 533.) — 9) Frumerie, 
Überempfindlichkeit der Haut für Tuberkulin. (S. 534.) — 10) Heald, Hautnaht. (S. 534) 

11) Koetzle, Bauchschüsse,. (S. 534.) — 12) Maleolm, Pneumoperitoneum. (S. 585.) — 13) Lyneh 
und Draper, Chronische Dickdarmverstopfung. (S. 535.) — 14) Eisendraht und Sehnoor, Jack- 
son’s Membran. (S. 585.) — 15) Costa, Pericolitis membranosa. (S. 586.) — 16) Coffey, Mastdarm- 
krebs. (S. 536.) — 17) Erdmann, 18) Picone, 19) Zahradnicky, 20) Jiräsek, Zur Chirurgie der 
Leber und der Gallenwege. (S. 536.) — 21) Niosi, Pankreasfettnekrose. (S. 538.) 

22) Hepburn, Priapismus. (S. 539.) — 23) Dalla Valle, 24) Ekehorn, 25) Lohnstein, 26) Herz- 
berg, Zur Chirurgie der Harnblase. (S. 539) — 27) Becceherle, Doppelter Harnleiter. (S. 541.) — 
28) Eisendraht, Pyelographie. (S. 541.) — 29) Braasch und Thomas, 80) Smith, Nierenfunktions- 
prüfung. (S. 541.) — 81) Barber und Draper, 82) MaeGowan, 33) Cunningham, Infektion der 
Niere. (S. 542.) — 34) Misch, Chronische Nephritis dolorosa. (S.548.) — 85) Kretschmer und 
Moody, 86) Jastram, Stieltorsion des Leistenhodens. (S. 548.) — 87) Klein, Kombinierte Strahlen- 
behandlung bei Karzinom des Uterus und der Mamma. (S. 544.) 





Über den Stützpunkt des künstlichen Beines 


am Becken. 
Von 


Prof. Riedel, Jena. 


Jeder Blick auf ein Skelett lehrt, daß das Tuber ischii ca. 2cm tiefer steht 
als der Treffpunkt von absteigendem Schambein- und aufsteigendem Sitzbeinaste, 
die dort entspringenden Adduktoren verringern die Höhendifferenz zwischen 
beiden genannten Punkten um 1 cm; immer wird aber das Tuber ischii die tiefste 
Ausladung des Beckens sein. Der obere Rand einer Prothese wird sich stets an 
den höchsten Punkt des Beckens, den er erreichen kann, anstemmen; wollte er 
eine tiefere Stelle wählen, so würde er unfehlbar nach oben rutschen. Dement- 
sprechend kann man bei jedem Amputierten, dessen Prothese sich auf das Becken 
stützt, Druckstellen an der oberen inneren Fläche des Schenkels finden; er macht 
auch auf Befragen entsprechende Angaben, und jeder Instrumentenmacher, der 
Prothesen repariert, kann bestätigen, daß letztere am meisten am oberen inneren 
Rande in Anspruch genommen sind. Das Tuber ischii steckt für gewöhnlich in 
der Hülse, aber weil es doch nur 1 cm tiefer steht, als die Adduktoren an genannter 
Stelle, so macht es sich auch gelegentlich geltend. Wenn ich z. B. die Treppe 
hinaufgehe, so sinkt die Prothese zuweilen bei jedem Schritte etwas nach abwärts; 


30 


530 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 30. 


das genügt, um beim nächsten Aufsetzen des künstlichen Beines auf die Treppen- 
stufe die Prothese so zu verschieben, daß ich mich auf das Tuber ischii für kurze 
Zeit stütze. Das gleiche passiert, wenn ich die Prothese im Kniegelenk etwas 
krümme; auch dann rutscht der obere hintere Rand der Prothese etwas nach 
unten, ich sitze mit dem Tuber auf demseiben. Das nutzt mir selbstverständlich 
nichts, weil ich nur gehen kann bei hyperextendiertem Kniegelenke; bei jedem 
Versuche, mit auch nur minimal flektiertem Gelenke zu gehen, würde ich sofort 
mit hyperflektiertem zusammenstürzen. Wenn ich das gesunde Bein erhebe, 
mich also lediglich auf die Prothese stütze, so sitze ich unbedingt auf den Ad- 
duktoren; mache ich dann möglichst lange Schritte, so sinkt die Prothese etwas 
nach abwärts, ich sitze vorübergehend auf dem Tuber; dasselbe ist der Fall, wenn 
ich mit einem Stocke (auf der kranken Seite) gehe; unwillkürlich macht man 
dann etwas größere Schritte. 

Immer handelt es sich um minimale Verschiebungen des oberen hinteren 
Prothesenrandes, wodurch gelegentlich der Sitz auf dem Tuber ischii zustande 
kommt; von Dauer ist derselbe niemals; nach wenigen Schritten stellt sich die 
Prothese wieder an die alte Stelle auf die Adduktoren. Diese Verhältnisse kann 
wirklich nur der Amputierte selbst richtig beurteilen; kein Arzt ist dazu imstande, 
sicherlich auch kein Arzt, der einen Stützapparat für sein krankes Knie trägt. 
Er hat volle Führung über sein ganzes Bein samt Fuß; sie hat der Amputierte, 
je nach der Länge des Stumpfes, entweder wenig oder gar nicht. 

Suchier? stützt sich auf eigene Erfahrungen; was er an sich selbst beobachtet 
hat, das wird schon zutreffend sein; ich würde wenigstens jede gegenteilige Äuße- 
rung vermeiden, weil ich keinen Stützapparat an meinem eigenen Beine aus- 
probiert habe; vielleicht täte der Träger eines Schienenapparates gut, die gleiche 
Vorsicht walten zu lassen. Probieren geht über Studieren. 

Zur Beruhigung der Amputierten die Notiz, daß sich die Adduktoren bald 
an den Druck gewöhnen; derselbe ist ja nicht beständig, sondern mit jedem 
Schritte intermittierend. Bei sorgfältiger Hautpflege, besonders in der heißen 
Jahreszeit, bekommt man keinen sog. Wolf; derselbe spielt meines Wissens auch 
nur in der Rima ani. 

Ein Amputierter wird auch nie sein Bein im Winkel von 35° nach außen 
gedreht halten, sondern den Fuß gerade nach vorn, höchstens »etwas« nach außen 
setzen. Ich glaube auch gar nicht, daß der Körper am sichersten durch eine Stel- 
lung der Füße im Winkel von 35° nach außen gestützt wird. So gehen nur Leute 
mit Plattfüßen, die ihre Füße nicht recht abwickeln können, weil Plattfüßige 
meist, besonders in späterem Alter leichte Arthritis deformans in den Fußgelenken 
haben; das gibt dann den bekannten unschönen, etwas stampfenden Gang, der 
ja für ganze Volksstämme, z. B. Neger, charakteristisch ist. Gesunde Menschen 
mit normaler Fußwölbung setzen die Füße nach vorn bzw. etwas nach vorn 
außen. 

Beginnt der Amputierte seine Gehübungen, so dreht sich der Fuß öfter leicht 
nach innen; das ist besonders beim Brustriemen der Fall, kommt aber auch bei 
der Mark’schen Bandage vor; man weiß gewöhnlich selbst nicht recht, worauf 
diese Drehung beruht; nur ganz geringe Verschiebungen der Prothese spielen dabei 
eine Rolle; nach und nach lernt man die Drehung vermeiden. 

Über die großen Vorzüge der Mark’schen Bandage bei Gritti bzw. tiefer 
Ober- und Unterschenkelamputation gegenüber dem Brustriemen habe ich mich 


1 Dieses Zentralblatt 1915. Nr. 22. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 30. 531 


schon wiederholt geäußert. Wie weit wir auf diesem Gebiete noch zurück sind, 
das beweist mir der Umstand, daß ein Bandagist, der mir kürzlich seine wirklich 
gute, mit beweglichem Fußgelenke versehene Prothese demonstrierte, diese Ban- 
dage noch gar nicht kannte, obwohl er mehr als 1000 Prothesen für Verwundete 
zu liefern hatte. Über die Leistungen eines zweiten, für ein großes Krankenhaus 
arbeitenden Künstlers schweige ich lieber ganz. 

Nur bei Exarticulatio oder ganz hoher Ablatio femoris ist ein bis auf die 
Rückseite der großen Zehe hinablaufender Brustriemen angezeigt. Dem Betref- 
fenden fehlt jede Führung der Prothese durch den Stumpf; sie muß durch den 
bei jedem Schritte sich verschiebenden Brustriemen, der gleichzeitig die Fußspitze 
hebt, ersetzt werden. Ich werde bald Gelegenheit haben, auszuprobieren, ob ich 
Mark’sche Bandage gleichzeitig mit Brustriemen anlegen kann. 


a ee (EEE —— 


1) F. Zahradnieky. Schußwunden der großen Gefäße und ihre 
Behandlung. (Casopis lekaruv ceskych 1915. Nr. 11—13.) 

Z. beschreibt 9 Fälle von Aneurysma spurium, von denen je 3 die Art. axillaris, 
femoralis und tibialis postica betrafen. 1) Art. axillaris; aseptisch; Operation 
nach 6 Tagen; Ligatur; Heilung. 2) Art. axillaris; aseptisch; nach 20 Tagen Pli- 
catio; Heilung. 3) Art. axillaris; septisch; Ligatur nach 35 Tagen; Gangrän 
des Vorderarms, Amputation. 4) Art. femoralis; aseptisch; Ligatur nach 5 Tagen; 
Heilung. 5) Art. femoralis; septisch; Ligatur nach 56 Tagen; Gangrän des Unter- 
schenkels; Amputation desselben. 6) Art. femoralis; aseptisch; Transplantation 
der Vena saphena nach 34 Tagen. Das Aneurysma saß dicht unterhalb des Pou- 
part’schen Bandes; der 4cm lange Defekt wurde durch die Vena saphena der 
anderen Seite ersetzt. Die Vene war anfangs durchgängig; am nächsten Tage 
war die Extremität kühl; bei der Revision fand man oberhalb der Naht einen 
Thrombus, der durch Inzision entfernt wurde, worauf die Blutbahn wieder- 
hergestellt war. Während der Naht der Inzisionswunde entstand in der Vene 
ein neuer Thrombus, der ebenfalls durch Inzision entfernt wurde. Nach vorüber- 
gehender Erholung der Extremität trat schließlich doch Gangrän ein, so daß nach 
Gritti amputiert werden mußte. 7—9) Art. tibialis postica; septisch; Ligatur 
der Art. poplitea nach 17, 14 und 18 Tagen; Gangrän in allen 3 Fällen und Am- 
putation des Unterschenkels (1mal) bzw. des Oberschenkels (2mal). Im Falle 2 
(Plicatio) war eine faustgroße Geschwulst in der Axilla vorhanden, die mit der 
Umgebung verwachsen war, so daß sie, da die Herztätigkeit schlecht war, nicht 
exstirpiert werden konnte. Der Sack wurde gespalten und ausgeräumt und seine 
Wand in vier Längsfalten gelegt und vernäht. Sofort nach der Operation ver- 
schwanden die Schmerzen, die Parese ging zurück, das Ödem verschwand; die 
Extremität ist funktionsfähig. G. Mühlstein (Prag). 


2) Aug. Ploeger (Oberwiesenfeld-München). Uber traumatische 

Aneurysmen. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 19.) 

P. berichtet über die von ihm bisher beobachteten 7 Fälle von Aneurysmen 
infolge Schußverletzungen; in einem bestand ein eigentlicher Aneurysmasack 
nicht, sondern nur eine kleine Kommunikation der Vene mit der Arterie (arterio- 
venöse Fistel). (Ref. hat 2 solcher Fälle ohne Geschwulstbildung, aber mit Be- 
stehen der sonstigen Aneurysmasymptome beobachtet.) — Bezüglich der Opera- 
tion steht P. auf dem Standpunkt, daß nur bei ausgesprochen positivem arteriellen 

30* 


532 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 30. 


Kollateralzeichen die Exstirpation die Methode der Wahl sei, bei etwas zweifel- 
haften die zirkuläre Vereinigung der Gefäßstümpfe, erforderlichenfalls mit Ein- 
pflanzung eines Venenstücks in den zu großen Defekt nach Exstirpation des Sackes 
in Betracht komme, selbstverständlich die seitliche quere Gefäßnaht bei kleinem 
Loch diesen vorgenannten Verfahren, wo ausführbar, vorzuziehen sei. Die Re- 
sektion oder Ligatur der Vene sei in den meisten Fällen empfehlenswert. 
Kramer (Glogau). 


3) Anton Precechtel. Erfahrungen in der Therapie der Aneurys- 
mata spuria der Gliedmaßen, gewonnen im letzten Balkan- 
kriege. (Militärarzt 1915. Nr. 8.) 

Aneurysmen werden am besten in den ersten 24—48 Stunden oder später im 
stationären Stadium operiert, dazwischen im floriden Stadium nur bei dringendster 
Indikation. Als Methode der Wahl bezeichnet Verf. die Unterbindung der Gefäße 
ober- und unterhalb des Aneurysma und Exstirpation des Sackes. Die anderen 
Operationsmethoden werden angeführt. Verf. hat 5 Fälle mit gutem Erfolg operiert. 

Thom (z. Z. im Felde). 


4) Syring. Traumatisches Aneurysma verum der Schlüsselbein- 

schlagader. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 18.) 

Das durch Gewehrschußverletzung gebildete Aneurysma hatte sich unter 
mehrfachen Nachblutungen aus der Wunde rasch vergrößert und platzte schließ- 
lich am 11. Tage nach der Verletzung, zum Teil wohl unter dem Einfluß der Wund- 
eiterung; ein Operationsversuch konnte nicht mehr Hilfe bringen. V. subclavia 
und Plexus brachialis waren zum Teil zerfetzt, das Aneurysma gut kirschgroß, 
seine Wand ziemlich morsch und quer eingerissen. Kramer (Glogau). 


5) G. Kondolöon (Athen). Die Dauerresultate der chirurgischen 
Behandlung der elephantiastischen Lymphödeme. (Münchener 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 16.) 

Von den von K. nach seiner Methode — Exzision der tiefen Fascie — ope- 
rierten 10 Fällen von Lymphödemn wurden 2 vollständig geheilt, 3 bedeutend 
und dauernd und 2 nur wenig gebessert; von 2 weiteren ist das Resultat nicht 
bekannt, in 1 blieb jede Besserung aus. Da, wo ein günstiger Erfolg eintrat, hatte 
es sich um Fälle von reiner Lymphstauung gehandelt; in den durch reiche Binde- 
gewebswucherung und vorgeschrittene Sklerose ausgezeichneten Fällen war die 
Besserung unbedeutend. Kramer (Glogau). 


6) E. Sehrt (Freiburg i. Br... Eine neue Methode der künst- 
lichen Blutleere. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 21. Feld- 
ärztliche Beil. 21.) 

Zu obigem Zweck wird eine tasterzirkelartige, aus bestem Stahl hergestellte 
Klemme benutzt, deren Branchen durch eine Flügelschraube festgeschlossen 
werden können, wobei sie sich dicht aneinander vorbeischieben;; sie sind mit einem 
Gummischlauch überzogen oder werden mit Gaze und Watte umwickelt, um die 
zusammengepreßten Gewebe nicht zu schädigen. Die Klemme wird geöffnet 
über das Glied gestülpt, wobei die eine Branche über den Lauf des betreffenden 
großen Gefäßes zu liegen kommt; die Blutleere ist dann vollständig. Bezugs- 
quelle Firma Fischer, Freiburg, Kaiserstraße. (Dem Ref. hat sich an Stelle 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 30. 533 


der Gummibinden, bzw. des Schlauches die sterilisierbare Henle’sche Spiralfeder- 
umschnürung immer aufs beste bewährt.) Kramer (Glogau). 


7) F. Camacho Alejandre. Die Aleppobeule. (Progresos de la clin. 
1914. Juli.) 

Verf. berichtet ausführlich an der Hand guter Abbildungen über 7 Fälle 
von Aleppobeule, die von ihm an der Südküste von Spanien beobachtet sind. 
In allen Fällen ergab die mikroskopische Untersuchung die Anwesenheit der 
Leishmania furunculosa. Die Krankheit, die in Asien, Afrika und auf den Phi- 
lippinen vielfach beobachtet und unter einer ganzen Reihe verschiedener Namen 
beschrieben worden ist, schien bisher in Europa auf Griechenland, Sizilien und 
Kalabrien beschränkt zu sein. Verf. kommt zu der Annahme, daß genaue Nach- 
forschungen eine noch weitere geographische Verbreitung ergeben werden. Was 
die Art der Übertragung betrifft, so erwähnt er die vorhandenen divergierenden 
Anschauungen; er selbst neigt dazu, im Floh des Hundes den häufigsten Über- 
träger zu sehen. Als Zeit der Übertragung soll nur der Sommer in Betracht 
kommen, die Dauer der Inkubation wenigstens 1 bis 2 Monate betragen. In Über- 
einstimmung mit den allgemeinen Anschauungen verwirft Verf. die Thermo- 
kauterbehandlung; er sah stets schnelle Heilungen von der Anwendung des über- 
mangansauren Kaliums in Substanz, das in dünner Schicht als Pulver aufgestreut 
werden soll. Salvarsan ist unwirksam. Radiotherapie hat C. noch nicht versucht, 
hält aber den Versuch für der Mühe wert. W. Schultz (z. Z. Hannover). 


8) Hackenbruch. Erfahrungen bei Behandlung chirurgischer 
Tuberkulosen mit Tuberkulin „Rosenbach“. (Deutsche med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 17. S. 485 — 487.) | 
Im Dezember 1911 wurde an der chirurgischen Abteilung des St. Josefkranken- 

hauses in Wiesbaden begonnen, Fälle von chirurgischer Tuberkulose mit Rosen- 

bach’s Tuberkulin zu behandeln. Die Injektionen wurden anfangs fernab vom 

Erkrankungsherd im gesunden Gewebe vorgenommen, zuerst subkutan, später 

subfascial. Nachdem man sich ein Jahr von der Unschädlichkeit des Tuberkulins 

Rosenbach überzeugt hatte, begann man damit, die Injektionen in den Er- 

krankungsherd oder in unmittelbarer Nähe desselben vorzunehmen. Außer der 

genauen klinischen Beobachtung der Krankheitssymptome wurde das Tuberkulin 

Rosenbach zur Injektion in Dosen von 0,01 —0,05 benutzt, um bei den einzelnen 

Krankheitsfällen sicher festzustellen, ob Tuberkulose vorhanden ist. Um ein 

möglichst reines Bild von der Beeinflussung der Krankheitsherde zu erhalten, 

wurden anfänglich außer den üblichen chirurgischen Eingriffen nur Tuberkulin 

Rosenbach-Injektionen vorgenommen, und später erst diätetische Hilfsmittel 

und die bewährten Maßnahmen Bier’s zu Hilfe genommen. Die Technik der 

Injektionen von Tuberkulin Rosenbach ist einfach, die Injektionsflüssigkeit 

wird direkt aus den von der Firma Kalle &Co. Aktiengesellschaft in Biebrich a.Rh. 

gelieferten Fläschchen (1,2,5 und 10 ccm Inhalt) mit einer 1 ccm fassenden Rekord- 
spritze ohne weitere Verdünnung angesaugt. Mit einem etwa erbsengroßen Gaze- 
tupfer wird die Hautstelle, wo die Injektionen vorgenommen werden sollen, braun 
gefärbt. Die Injektionsnadel wird dann an der Stelle des Jodfleckens schnell 
durch die Haut in die Tiefe gestoßen und die Injektion dort ausgeführt. Als 
höchste Einzeldosis wurde 1,0 benutzt. H. hält es für ratsam, die Injektions- 
behandlung nach vierteljährlichen Pausen zu wiederholen, bis vollständiges Ver- 
schwinden aller Krankheitserscheinungen erzielt ist. Er hat noch kein Mittel 


534 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 30. 


kennen gelernt, das so außerordentlich günstig sowohl auf das Allgemeinbefinden 
der chirurgisch-tuberkulös Erkrankten einwirkt, als auch den Erkrankungsherd 
in heilendem Sinne beeinflußt. Unter 81 Fällen von fast ausschließlich chirurgi- 
scher Tuberkulose sind 4 Todesfälle zu verzeichnen. Das Tuberkulin Rosenbach 
leistet bezüglich der Diagnose der tuberkulösen Erkrankungen hervorragende 
Dienste, dann ist es auch imstande, bei monatelanger Anwendung chirurgische 
Tuberkulosen unter gleichzeitiger Verwendung der sonst üblichen Mittel zur 
Ausheilung zu bringen. Kolb (Schwenningen a.N.). 


9) Karl Frumerie. Ein Fall von Erythema induratum mit starker 
Überempfindlichkeit derHautfür Tuberkulin. (Hygiea Bd.LXXVII. 
Hft.8. 1915. [Schwedisch.]) 

Verf. berichtet von einer 18jährigen Pat. mit tuberkulösen Lymphomen am 
Halse, die seit November 1912 an einer während der kälteren Jahreszeit exazer- 
bierenden Hautkrankheit litt, die hauptsächlich an der Außenseite beider Unter- 
schenkel lokalisiert war. Die Haut zeigt stellenweise blaurote Färbung, mit 
darunter liegenden größeren und kleineren kutanen Infiltraten. Die Diagnose 
war Erythema induratum. Schon nach !/,oo mg Alttuberkulin, injiziert an 
frischen Hautstellen, trat eine sehr starke Hautreaktion auf mit hämorrhagischer 
Blasenbildung und Ulzeration. Wegen dieser Tuberkulinüberempfindlichkeit 
glaubt Verf. an einen ätiologischen Zusammenhang des Erythema induratum mit 
den tuberkulösen Lymphomen am Halse. Fritz Geiges (Freiburg). 


10) C. L. Heald. Skin suture. (Surgery, gynec. and obstetrics Vol. XIX. 
Nr. 6. Dez. 1914.) 

Zur fortlaufenden Hautnaht empfiehlt H. nach Knüpfung des Fadens den 
ersten Einstich entfernter vom Wundrand, Ausstich näher dem Wundrand anzu- 
legen, beim zweitenmal umgekehrt, also Einstich unter dem Wundrand, Ausstich 
entfernter. Das drittemal wird die Naht wie beim ersten Stich geführt, das 
viertemal wie beim zweiten usf. Auf diese Weise liegt über der Wunde ab- 
wechselnd ein kürzerer und ein längerer Teil des Fadens. Die Wundränder 
sollen so besser aneinander gebracht werden. 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


nn En 


11) Koetzle. Über Bauchschüsse. (Münchener med. Wochenschrift 
1915. Nr. 19. Feldärztl. Beil. 19.) ; 

K. hat in seinem Feldlazarett 43 Bauchschüsse beobachtet, von denen 29 töd- 
lich endeten, die übrigen nach dem 10. Tage in gutem Zustande Abtransportierten 
voraussichtlich geheilt sind, allerdings wohl nicht eine Magen-Darmverletzung 
erlitten hatten. Nur 2 von ihnen, ohne Operation geheilt, zeigten peritonitische 
Erscheinungen, während solche selbst bei 2 Durchschüssen des Oberbauchs und 
3 des Unterbauchs ausgeblieben, also sicher Verletzungen des Magen-Darmkanals 
nicht erfolgt waren. Wo solche aber vorzuliegen scheinen, soll nach K. auch genau 
so wie im Frieden operiert werden, wenn der Transport im Kraftwagen nach dem 
Feldlazarett rasch ermöglicht werden konnte; Verf. selbst hatte allerdings bisher 
noch keine Gelegenheit zu operativem Vorgehen, weil die Fälle entweder zu spät 
ihm zukamen oder so leichte waren, daß ein Bauchschnitt nicht notwendig war. 
Er hofft, daß selbst nach 8-12 Stunden noch gute operative Resultate zu er- 
reichen seien. Kramer (Glogau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 30. 535 


12) John D. Malcolm (San Francisco). Pneumoperitoneum of 
three days duration following resection of a carcinomatous 
rectum. (Pacific med. journ. Vol. LVIII. Nr. 4.) 

Die 60jährige Pat. wurde wegen Mastdarmkarzinoms nach der Mayo’schen 
kombinierten abdominalen und perinealen Methode operiert. Zunächst glatter 
Verlauf, vom 6. Tage an zunehmender, schließlich sehr starker Meteorismus. Bei 
der Wiedereröffnung der Bauchhöhle entwichen starke Gasmengen, während die 
Därme stark zusammengedrängt waren; es bestand eine umschriebene, abgegrenzte 
eitrige Peritonitis im kleinen Becken, die nach Drainage abheilte. 

M. hält es für ausgeschlossen, daß die Gasentwicklung in der freien Bauch- 
höhle von irgendeiner Öffnung im Darme ausging und nimmt die Entstehung 
des Pneumoperitoneum im vorliegenden Falle durch Wirkung eines aerogene- 
tischen Organismus, wahrscheinlich des Bacillus aerogenes capsulatus an. 

Mohr (Bielefeld). 


13) Jerome M. Lynch and John W. Draper. Anastalsis and the 
surgical therapy of the colon. (Amer. journ. of med. science 1914. 
Dezember.) 

Den Verff. ist es darum zu tun, eine möglichst reichliche Entleerung des Dick- 
darmabschnittes des Darmes zu erreichen in den Fällen von chronischer Dick- 
darmverstopfung, wo nach operativen Eingriffen an Blinddarm oder Flexur dieser 
Darmteil nicht ausgeschaltet, sondern erhalten wird. Sie nehmen nämlich an, 
daß im Bereiche des Dickdarms neben der normalen peristaltischen eine »rück- 
läufige« Bewegung (Anastalsis) besteht, ja, sie sind geneigt, zu glauben, daß diese 
prückläufige« Bewegung des Dickdarmes der normalen, früher allein angenom- 
menen Peristaltik überlegen sei. Daraus möchten sie manchen übeln Ausgang 
nach Operationen an Blinddarm und Flexur erklären, deren Grund in einem 
Stagnieren des Dickdarminhalts zu suchen sei. Da nun der Dünndarm erwiesener- 
maßen nur eine »vorschiebende« Peristaltik besitzt, so empfehlen sie, in Fällen 
von lleo-Coeco-Sigmoidostomie und von lleo-Sigmo-Sigmoidostomie sich des 
Ileum und seiner Abschnitte zu Zwecken der Ergänzung der durch Exstirpation 
von Neubildungen entstandenen Lücken des Darmrohres zu bedienen. Indem 
sie für eine »physiologische« Benutzung der Darmschlingentätigkeit, im Gegen- 
satz zu einer rein morphologischen Verwertung, eintreten, erläutern sie an Ab- 
bildungen drei verschiedene Verfahren, die sie an Leichen und in Tierexperimenten 
ausgeführt haben, und in denen sie Stücke des Ileum unter Berücksichtigung 
seiner »peristaltischen Welle« verwenden, um so eine gründliche Entleerung des 
Kolon zu erreichen. Wegen der Einzelheiten sei auf das Original verwiesen. 

Lauenstein (Hamburg). 


14) Eisendraht and Schnoor. The significance of the Jackson 
veil. (Annals of surgery 1914. Nr. 5. November.) 

Die Verff. berichten über ihre Beobachtungen der Jackson’schen Membran 
gelegentlich ausgeführter Operationen, Leichenöffnungen und Untersuchungen 
an Föten. Bei Operationen wurde die Membran 25mal angetroffen, und zwar 
handelte es sich stets um wegen Appendicitis ausgeführter Laparotomien. Es 
wurden Membranen angetroffen, welche teils völlig der beim Fötus anzutreffenden 
schleierartigen normalen parieto-kolischen Falte entsprachen, teils dicker und 
vaskularisierter waren, teils mit der vom Wurmfortsatz zum Becken ziehenden 


536 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 30. 


Treves’schen Falte verschmolzen, teils endlich derartig pathologisch verdickt 
waren, daß sie Knickungen des Darmes hervorriefen. An Leichen fanden die 
Verff. die Membran 2mal, an Föten aber in jedem Falle, in welchem die Rotation 
des Blinddarms vollendet war. Während die Membran für gewöhnlich nur am 
Blind- und aufsteigenden Dickdarm sitzt, wurde sie bei Föten auch auf der linken 
Seite am Colon descendens angetroffen. Bei Erwachsenen bedeutet die Membran 
nicht immer einen pathologischen, der Operation bedürftigen Zustand, sondern 
sie ist nur dann als pathologisch anzusehen, wenn sie zu Knickungen oder Ab- 
schnürungen des Dickdarms führt. Herhold (z. Z. im Felde). 


15) A. Costa. Un caso di pericolite membranosa. (Clin. chir. 

XXII. 9. 1914.) 

Bei einer 38jährigen Frau waren 5 Jahre nach einer komplikationslos ver- 
laufenen Appendektomie à froid unbestimmte Beschwerden: Dyspepsie, Ver- 
stopfung, leichte Schmerzen in der rechten Bauchseite aufgetreten, die sich zur 
Zeit der Menses steigerten und schließlich zu hartnäckigster Verstopfung und 
starken Schmerzen führten, die den Allgemeinzustand beeinträchtigten. Die 
Untersuchung ergab vermehrte Peristaltik der rechten Bauchseite, starke Druck- 
empfindlichkeit der Blinddarmgegend und Ileocoecalgurren. 

Bei der Operation fand sich das Ileocoecum in einen derben membranösen 
Sack eingehüllt, der die Ausdehnung des Darmes hinderte und deshalb abgetragen 
wurde. In der Folge kam es zu dauernder Heilung. Verf. betont, daß die ein- 
fache Abtragung der bindegewebigen Membranen die Ausschaltung oder Re- 
sektion des Ileocoecum unnötig macht. M. Strauss (Nürnberg). 


16) Coffey. The major procedure first in the two stage operation 
for relief of cancer of the rectum. (Annals of surgery 1914. Nr. 4.) 
Verf. führt die Exstirpation des Mastdarmkrebses folgendermaßen aus. Nach 

Auslösen, Abklemmen und Durchtrennen der Flexura sigmoidea oberhalb der 
Geschwulst wird von außen in den After ein Gummirohr so weit eingeführt, daß 
es bis an die am distalen Ende liegende Klemme stößt. Jetzt wird das distale 
Ende so zugenäht, daß das Gummirohr durch starke Fäden mit eingenäht wird. 
Durch Zug am außerhalb des Afters liegenden Gummirohr wird nun das ganze 
distale, die Geschwulst enthaltende Stück invertiert und ein Teil aus dem Mast- 
darm herausgezogen. Über der in der Bauchhöhle gebliebenen Geschwulst wird 
das Bauchfell vernäht und das proximale Ende als widernatürlicher After ein- 
genäht, worauf die übrige Bauchhöhle geschlossen wird. 2 bis 3 Wochen später 
läßt sich das Mastdarmkarzinom durch Steißbeinschnitt völlig extraperitoneal 
entfernen. ' Herhold (z. Z. im Felde). 


17) Erdmann. Biliary surgery. (Annals of surgery 1914. Dezember.) 
Bericht über 270 Operationen an den Gallenwegen, unter diesen 13 Todes- 
fälle = 4%. Das Alter der Operierten wechselte von 22—74 Jahren; 154mal 
handelte es sich um Frauen, 88mal um Männer. In 169 Fällen lag Cholecystitis, 
in 34 gangränöse Cholecystitis, in 23 Cholangitis, in den übrigen maligne Ent- 
artung, Hydrops u. a. vor. Sowohl bei den einfachen als auch mit anderen Opera- 
tionen kombinierten Cholecystostomien und Cholecystektomien betrug die Mor- 
talität gleichmäßig 4%, bei der Choledochostomie 8%. Auf Grund seiner Er- 
fahrungen kommt Verf. zu dem Schluß, daß die Cholecystektomie mehr als die 
Cholecystostomie auszuführen sei. Herhold (z. Z. im Felde). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 30. 537 


18) E. Picone. La chirurgia epatica dal punto di vista emostatico. 
(Clin. chir. XXII. 9. 1914.) 

Verf. berichtet über 2 Fälle von Leberresektion. In dem einen Falle handelte 
es sich um ein intrahepatisch sitzendes, fast kindskopfgroßes Fibrosarkom des 
linken Leberlappens, das sich nicht stielen ließ; so daß eine Resektion der Leber 
im Gesunden nötig wurde. Zur temporären Blutstillung wurden die Lebergefäße 
mit Choledochus und Vena portae vom Foramen Wenslowii aus abgeklemmt (Ba- 
stianelli-Macaggi). Die Wirkung der Abklemmung zeigte sich in der raschen 
Hyperämie aller intraperitonealen Organe. Die definitive Blutstillung wurde 
nach Ceccherelli-Branchi durch U- und hufeisenförmige Nähte im Leber- 
gewebe erreicht, die sich auf rechteckige, flache Gummistreifen stützten. Diese 
wurden als Ersatz für die sonst gebrauchten Knochen- oder Magnesiumplatten 
gewählt, da sie sich besser dem Lebergewebe anschmiegen und immer zur Hand 
sein können. Weiterhin wurde die Blutstillung dadurch vervollständigt, daß 
größere Gefäße isoliert unterbunden wurden, und endlich dadurch, daß ein Netz- 
lappen mittels eines Mikulicz-Tampons an die Wundfläche angepreßt wurde. 

In einem 2. Falle, der eine verkalkte Echinokokkengeschwulst betraf, wurden 
als Stütze für die Lebernaht Catgutstränge mit bestem Erfolge verwendet. 

Verf. betont die Notwendigkeit, bei der Leberresektion die Blutstillung ent- 
sprechend dem vorliegenden Falle zu individualisieren. 

M. Strauss (Nürnberg). 


19) F. Zahradnicky. Operative Behandlung der Cholelithiasis. 

(5. Kongreß tschechischer Naturforscher u. Ärzte 1914.) | 

Der Autor operierte 126 Fälle mit durch Gallensteine bedingten Erkrankungen 
der großen Gallenwege; er vollführte 176 Operationen mit 11 Todesfällen — 8,7%. 
Es entfielen auf Cholecystolithiasis 75 Fälle (ideale Cholecystotomie 4 ohne Todes- 
fall; Cholecystostomie 11 mit 1 Todesfall an Pneumonie, Cholecystektomie 55 
mit 5 Todesfällen und Cholecystenteroanastomose 5 ohne Todesfall), auf Hydrops 
der Gallenblase 12 ohne Todesfall (3mal Cholecystostomie und 9mal Cholecyst- 
ektomie), auf Empyem der Gallenblase 15 ohne Todesfall (3mal Cholecystostomie 
und 12mal Ektomie), auf Choledochocalculosis 16 mit 5 Todesfällen (in allen 
Fällen neben Choledochotomie auch Cholecystektomie und Hepaticusdrainage), 
auf Fistel nach Cholecystostomie 1 Fall (Cholecystektomie, Heilung), auf Indura- 
tion des Pankreas 6 Fälle (Imal Cholecystostomie und 5mal Cholecystenteroana- 
stomosis) ohne Todesfall und auf Pericholecystitis 1 Fall (Lösung der Adhäsionen, 
Heilung). Es wurde ausgeführt: Cholecystotomie Amal, Cholecystostomie 17mal 
mit 1 Todesfalll, Cholecystektomie 9Imal mit 5 Todesfällen, Cholecystentero- 
anastomose 19mal, Choledochotomie 16mal mit 5 Todesfällen, Drainage des 
Ductus hepaticus Imal und Lösung von Adhäsionen des Ductus hepatici Imal. 

G. Mühlstein (Prag). 


20) A. Jiräsek. Übersicht der Therapie der Cholelithiasis an 
der Klinik Kukula in den Jahren 1908—1914. (5. Kongreß 
tschechischer Naturforscher u. Ärzte 1914.) 

Eine absolute Indikation zur Operation geben die akute furibunde Chole- 
cystitis und das chronische Empyem, eine relative der chronische Hydrops, 
die rezidivierende Cholecystitis und der chronische Verschluß des Choledochus; 
der chronische Hydrops wird operiert, wenn Verdacht auf Empyem besteht und 


538 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 30. 


dauernde Beschwerden vorhanden sind, die chronische Cholecystitis, wenn die 
interne Behandlung erfolglos blieb; bei chronischem Verschluß wird nicht operiert 
bei akuter Exazerbation des Ikterus, wobei man der internen Behandlung 6 Wochen 
einräumt. Zur objektiven Beurteilung der Cholämie dient die funktionelle Dia- 
gnostik, und zwar ist die Hämosurie wertvoll, wenn sie spektroskopisch oder 
nach Selivan ausgeführt und durch die Reaktion nach Boldyrev ergänzt 
wird; die Urobilinurie ist bei unvollständigem Verschluß wertvoll; sie kommt 
regelmäßig bei mechanischem Ikterus vor; sehr gut bewährte sich auch die Ad- 
renalinämie nach Kostlivy; unbrauchbar ist die extravaskuläre Blutgerinnung;; 
die Anwesenheit von Farbstoffen im Serum hat als diagnostisches Hilfsmittel nicht 
getäuscht; zur Differentialdiagnose zwischen Magen- und Leberkrankheiten hat 
sich die von Inojemsky modifizierte Methode von Sahli als verläßlich er- 
wiesen. 

Es wurden operiert: 4 Fälle von akuter furibunder Cholecystitis, 21 chronische 
Empyeme, 40 chronische Hydropse, 22 chronische Okklusionen des Choledochus, 
26 chronische Cholecystitiden und 3 Pericholecystitiden, zusammen 116 Fälle, 
und zwar wurden ausgeführt: Cholecystostomie 13mal, Cholecystektomie 73mal, 
Cholecystektomie mit Drainage des Hepaticus eventuell Choledochus 21mal, 
Ektomie mit Plastik der Ausführungskanäle 5mal, Cholecystoduodenostomie 1 mal, 
Lösung von Verwachsungen 3mal. 

Von den Operierten starben 12 = 10,3%. 58 Fälle wurden bezüglich des 
Dauerresultats kontrolliert. Vollständig frei von Beschwerden waren 86,2%, 
echte Rezidive waren in 1,7%,, unechte in 10,3%, vorhanden; Hernien in der Narbe 
zeigten 1,7%. G. Mühlstein (Prag). 


21) F. Niosi. Sulla patogenesi della citosteatonecrosi disseminata. 
(Clin. chir. XXII. 12. 1915.) 


Verf. gibt zunächst eine eingehende kritische Schilderung der Literatur der 
Pankreasfettnekrose und berichtet dann ausführlich über 54 eigene Experimente 
an Hunden, durch die er die Genese der Fettnekrose klarstellen will. Es ergab 
sich zunächst, daß die bakterielle Theorie der Fettnekrose nicht zu Recht besteht, 
indem die Injektion von aerobischen und anaerobischen Bakterien des Duodenal- 
inhalts in den Ductus pancreaticus ebensowenig zur Fettnekrose führte, als die 
Injektion von Streptokokken und Bakterium coli. Dagegen ergab sich das Bild 
des Fettzerfalls in Bauch- und Brusthöhle mit Leber-, Nieren- und Herzdegenera- 
tion bei gleichzeitiger mäßiger Parenchymschädigung des Pankreas, wenn der 
Pankreasausführungsgang durchschnitten wurde und das Pankreassekret unge- 
hindert in die Bauchhöhle gelangen konnte. Die Perforation des Duodenum in 
der Nähe der Einmündungsstelle des Ductus pancreaticus bedingt dagegen, wie 
schon die klinischen Tatsachen ergeben, nur ausnahmsweise und in sehr be- 
schränktem Maße Fettnekrose, was.Verf. auf den Einfluß der durch die Dünn- 
darmpeforation bedingten Entzündung zurückführt. Endlich untersuchte der 
Verf. noch den Einfluß traumatischer Schädigungen des Pankreas. Schnittwunden 
des Pankreas allein bedingen keine Fettgewebsnekrose; findet jedoch eine Dis- 
lokation des durchtrennten Gewebes statt, wie es klinisch bei der Pankreasruptur 
der Fall ist, so kommt es zur multiplen Fettgewebsnekrose und zum Tod unter 
Vergiftungserscheinungen. Quetschungen des Pankreas erzeugen keine Fett- 
gewebsnekrose, wenn der Ductus pancreaticus erhalten bleibt. Zerreißungen 
mäßigen Umfanges führen zu vereinzelten Herden von Nekrose in der Pankreas- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 30. 539 


umgebung, ausgedehntere Zerreißungen bedingen den Tod, nicht infolge der Re- 
sorption des Saftes, sondern durch die Aufhebung der Pankreasfunktion. 

Verf. gibt außerdem eine eingehende Darstellung des histologischen Befundes 
bei der Fettnekrose und erörtert zum Schluß die Frage der Todesursache bei der 
Fettnekrose, wobei er von der Tatsache ausgeht, daß die Fettnekrose allein nicht 
den Tod bedingt. Unter Anführung der verschiedenen bisher in der Literatur 
aufgetauchten Theorien schließt Verf., daß der Tod durch eine Reihe von Um- 
ständen bedingt ist, unter denen die toxische Wirkung des Pankreassaftes und die 
Toxine in dem nekrotisch veränderten Pankreas vor allem von Bedeutung sind. 

Entsprechend dieser Annahme erklärt sich die oft lebensrettende Wirkung 
der chirurgischen Therapie, die in erster Linie für den Abfluß des Pankreassaftes 
und der entstehenden Toxine sorgt. M. Strauss (Nürnberg). 


Emm 


22) D. S. Hepburn (Buffalo). Chronic lymphatic leucemia, com- 
plicated with priapism. (Buffalo med. journ. April 1915. Vol. LXX. 
Nr. 9.) 
52jähriger Mann mit chronischer Iymphatischer Leukämie und anfallsweisem 
Priapismus. Eröffnung des Corpus cavernosum und Entleerung von Blutge- 
finnseln. Mohr (Bielefeld). 





23) A. Dalla Valle. Contributo alla conoscenza dei tumori primi- 
tivi della vescica orinaria. (Clin. chir. XXII. 9. 1914.) 

Verf. berichtet über 49 Fälle primärer bösartiger Geschwülste der Blase, 
die unter 22 000 Autopsien gefunden wurden. Anschließend zieht er 4 chirurgisch 
entfernte Geschwülste in den Kreis der Betrachtung, die im wesentlichen 25 mikro- 
skopisch genau untersuchte Fälle umfaßt. In 18 Fällen handelt es sich um Epithel- 
zellengeschwülste (17 vom Blasenepithel, 1 vom Drüsenepithel ausgehend). 6mal 
um polymorphzellige Bindegewebsgeschwülste (Sarkome). Unter den bei der 
Autopsie gefundenen Fällen fanden sich nur 2 Papillome. Die 4 chirurgisch 
entfernten Geschwülste waren klinisch als Papillome bezeichnet worden, während 
die mikroskopische Untersuchung in 2 Fällen Karzinom ergab. Verf. betont 
weiterhin die von den Chirurgen angenommene Häufigkeit der Papillome (80%, 
aller Blasengeschwülste) und kommt auf Grund der Tatsache, daß die Papillome 
sich oft bösartig erweisen, zum Schluß, daß die Papillome ebenso wie die 
Adenome mit den Karzinomen eine Geschwulsteinheit bilden. In 34 der 49 Fälle 
waren Männer betroffen. Verf. führt diese häufigere Beteiligung des männlichen 
Geschlechtes darauf zurück, daß Bilasenerkrankungen und damit chronische 
Reizung bei Männern häufiger seien. Das höhere Alter wird in erster Linie be- 
troffen (24 Fälle zwischen 65. und 80. Lebensjahre). In der Regel sitzt die Ge- 
schwulst am Blasengrund (34 Fälle), seltener an der Blasenwand (12 Fälle). Ätio- 
logisch kommen vorzugsweise chronische Reizungen durch entzündliche Prozesse, 
Steinbildung in Betracht. Die Ausdehnung der Geschwülste auf die in die Blase 
einmündenden Gänge ist selten; häufiger wird das Einwuchern in Nachbarorgane 
per contiguitatem beobachtet; ebenso Metastasen in den Lymphdrüsen, den 
Lungen, Nieren und der Leber. Die Prognose ist immer ungünstig; auch die ope- 
rativ behandelten Fälle ergeben kein sehr gutes Resultat, wenn auch die von 
einzelnen Autoren gegebenen Ziffern eine niedrige Mortalität ersehen lassen. 

Literaturangaben und 4 Tafeln mit 13 Abbildungen ergänzen die im wesent- 
lichen statistische Arbeit. M. Strauss (Nürnberg). 


540 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 30. 


24) Ekehorn. Über Cysten in der Harnblase. (Folia urologica IX. 

3. 1915.) 

Bei einem 54jährigen Kranken fand sich in der Harnblase eine kirschengroße 
Cyste, die sich vom vorderen Umfange der inneren Harnröhrenmündung aus 
entwickelt hatte. Diese Cyste verursachte dem Kranken Schwierigkeiten beim 
Harnen, und innerhalb 13 Monaten kam es zweimal zu Totalretention. Diese 
Retention war ganz und gar von der durch Prostatahypertrophie hervorgerufenen 
Retention verschieden; sie hörte ganz plötzlich auf, wahrscheinlich weil sich die 
Cyste durch einen Riß ihrer Wand entleert hatte. Nach Exstirpation der Cyste 
konnte Pat. unmittelbar und auch späterhin seine Blase vollständig entleeren. 
Die histologische Untersuchung der entfernten Cystenwand ergab, daß sie von der 
Blasenwand und ihrem Epithel ausgegangen war. | 

Paul Wagner (Leipzig). 


25) H. Lohnstein. Zur Hochfrequenzbehandlung von Papillomen 
in der Nähe des Orificium internum vesicae. (Zeitschrift für 
Urologie IX. 5. 1915.) 

Es gibt ein Instrument, das gestattet, die engere Umgebung der Orificium 
internum zu besichtigen: das retrograde Cystoskop nach Schlagintweit. Für 
die Besichtigung der dem Orificium internum zunächst gelegenen Partien des 
Blasenhalses hat Verf. die Schlagintweit’sche Vorrichtung unverändert über- 
nommen. Außerdem hat er eine zweite Vorrichtung angefügt, die gestattet, 
eine Sonde, die durch den Harnröhrenkanal des Cystoskops durchgeführt wird, 
in der Weise umzulegen, daß auch sie retrograd, d. h. auf den Untersucher selbst 
zuläuft. Wie bei dem Schlagintweit’schen retrograden Cystoskop, so läßt 
sich auch bei dem Instrument des Verf.s der optische Apparat, während das Cysto- 
skoprohr in der Blase liegt, entfernen, um sie, wenn nötig, zwischendurch zu spülen. 
Man kann das Cystoskop als gewöhnliches Harnleitercystoskop und Hochfrequenz- 
operationscystoskop anwenden. Paul Wagner (Leipzig). 


26) E. Herzberg. Über die Tiefenwirkung des elektrischen Stromes 
bei Thermokoagulation in der Blase. (Folia urologica IX. 3. 
1915.) 

Verf. hat Tierversuche angestellt, um die Tiefenwirkung des elektrischen 
Stromes bei Thermokoagulation kennen zu lernen. Für das Studium der Tiefen- 
wirkung sind am geeignetsten diejenigen Präparate, die unmittelbar oder nur 
wenige Tage nach der Koagulation angefertigt werden. Der Strom verteilt sich 
bei punktförmiger Berührungsstelle von dieser strahlenartig und gleichmäßig in 
die Blasenwand. Die koagulierte Partie entspricht daher einer Halbkugel, deren 
Mittelpunkt die Berührungsstelle der Elektrode ist. Die Ausdehnung der Koagu- 
lationswirkung ist abhängig von der Thermokoagulationszeit, sowie der ange- 
wandten Stromstärke. Für die Ausdehnung der Stromwirkung hat man in der 
Ausdehnung des sichtbaren Thermokoagulationskreises einen Maßstab, und zwar 
entspricht der Radius dieses Kreises der größten Tiefenwirkung in das Gewebe. 
Der Kreis selbst ist im cystoskopischen Bilde deutlich sichtbar durch seine gelblich- 
weiße Farbe in der roten Schleimhaut. Die durch die Elastizität und die Füllung 
der Blase bedingte Auseinanderzerrung der Koagulierten Partie spielt im Moment 
der Behandlung der Koagulation eine völlig zu vernachlässigende Rolle, wenn 
auch dadurch der Radius des Thermokoagulationskreises nicht als absolut mathe- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 30. 541 


matisch genaues Maß zu betrachten ist. Die Tierversuche lassen sich restlos 
auf den Menschen übertragen. Paul Wagner (Leipzig). 


27) G. Beccherle.. Su di un caso di duplicità incompleta dell’ 

uretere. (Policlinico, sez. chir. XXII. 4. 1915.) 

Beschreibung eines Falles von Wanderniere, die Erscheinungen der Hilus- 
einklemmung machte. Bei der Operation fand sich ein von der oberen Nieren- 
hälfte ausgehender zweiter Harnleiter, der vor den Gefäßen verlief und nach 
6—7 cm in den Hauptharnleiter mündete. Verf. weist darauf hin, daß es sich 
genetħch wahrscheinlich um eine überzählige Niere handelte, und betont, daß 
die Pyelographie voraussichtlich öfters analoge Anomalien zeigen wird. 

M. Strauss (Nürnberg). 


28) Eisendraht. The effects of Collargol as employed in pyelo- 

graph. (Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 2. S. 128. 1915.) 

Injektion von Collargol in das Nierenbecken unter gewöhnlichem Druck 

führte in Tierversuchen niemals zu Schädigungen der Niere, Injektionen mit 

erhöhtem Druck dagegen zu Ablagerungen von Silber in der Niere, Übertritt in 
die Blutbahn und Ablagerungen mit Infarkten in Milz, Leber und Lunge. 
E. Leschke (Berlin). 


29) Braasch and Thomas. The practicale value of chemical tests 
of renal function in surgical conditions of the urinary tract. 
(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 2. S. 104. 1915.) 

Verff. berichten über ihre Erfahrungen mit der Nierenfunktionsprüfung mit 
Phenolphthalein aus der Mayo’schen Klinik. Die Methode kann die anderen 
Untersuchungsmethoden nicht ersetzen, gibt aber zuweilen wertvolle differential- 
diagnostische Anhaltspunkte, ohne jedoch etwas über die Prognose aussagen zu 
können. Namentlich vor der Prostatektomie soll man stets die Nierenfunktion 
prüfen. Bericht über die Ergebnisse bei Urinretention, Nierenstein, Hydronephrose, 
Nierengeschwulst, essentieller Nierenblutung, Nierenatrophie, Niereninfektion, 
Nierentuberkulose, perinephritischem Abszeß und Cystenniere. 

= E. Leschke (Berlin). 


30) George Gilbert Smith. Separate renal function. (Journ. of the 

amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 3. S. 223. 1915.) 

Untersuchungen mit der Phenolsulfophthaleinprobe an Fällen mit einseitiger 
Nierenerkrankung führten zu folgenden Ergebnissen: Nach subkutaner oder 
intramuskulärer Injektion des Stoffes begann die Ausscheidung normalerweise 
in 7—13 Minuten, und innerhalb 15 Minuten wurden 3—6%, ausgeschieden. Bei 
intravenöser Injektion beginnt die Ausscheidung normalerweise nach 3 Minuten 
und beträgt in den nächsten 15 Minuten 15%. Wenn eine gesunde Niere bei Er- 
krankung der anderen 15%, ausscheidet, kann man sie als normal ansehen, scheidet 
sie mehr aus (bis zu 30%), so hat sie bereits die Funktion der anderen Niere mit 
übernommen. Die Ergebnisse der Nierenfunktionsprüfung nach Harnleiter- 
katheterismus stimmten regelmäßig mit den pathologischen Verhältnissen der 
Niere überein. E. Leschke (Berlin). 


542 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 30. 


31) Barber and Draper. Renal infection. (Journ. of the amer. med. 

assoc. Vol. XLIV. Nr. 3. S. 205. 1915.) 

Versuche an Hunden führten zu dem Ergebnis, daß bei infizierter Harnblase 
die ureterovesikalen Klappen entfernt werden können, ohne daß Niereninfektion 
eintritt. Zirkumzision des Harnleiters bei unversehrter Blasenschleimhaut läßt 
gleichfalls die Nieren unbeeinflußt. Verletzungen des Harnleiters dagegen, die 
zu einer Lähmung seiner prostatischen Funktion führten, ergaben in 85%, Hydro- 
nephrose, die in den frühen Stadien nicht infiziert wurde. Nach Exzision der 
Klappen dagegen und Lähmungen der Harnleiter kam es nicht zu Hyuronephrosen, 
wohl aber in der Hälfte der Fälle zu Niereninfektion. 

E. Leschke (Berlin). 


32) Granville MacGowan. Haematogenous kidney infections. (Journ. 

of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 3. S. 226. 1915.) 

Hämatogene Infektion der Nieren erfolgt durch folgende Bazillen, nach der 
Häufigkeit geordnet: Coli, Tuberkelbazillus, Staphylokokkus, Streptokokkus, 
Gonokokkus, Typhus, Paratyphus und Pneumokokkus. Die Infektion durch den 
Colibazillus tritt häufig durch Kotstauung bei chronischer Verstopfung ein. 
Nach Beseitigung der letzteren verschwanden die Bazillen bald aus dem Urin. 
Die Behandlung bestand in großen Saloldosen, reicher Durchspülung und Spülung 
des Nierenbeckens mit Quecksilberoxydcyanid oder Silbernitrat. Gute Erfolge 
gab auch die Injektion eines Autovaccins von 10-1000 Millionen in 4täglich 
steigenden Dosen. Die Pyelitis gravidarum wird in 70% der Fälle durch den 
Colibazillus verursacht, wobei eine Bakteriurie dem Ausbruch der ersten Sym- 
ptome monatelang vorher gehen kann. Von den Nierentuberkulosen sind 85%, 
im Beginn einseitig. Ohne chirurgisches Eingreifen erkrankt die zweite Niere 
innerhalb von 3 Jahren, und 80%, der Patt. sterben innerhalb von 5 Jahren. 
Durch die Operation werden 50%, der Fälle geheilt und weitere 25%, wesentlich 
gebessert. Nebenbei empfiehlt Verf. die Anwendung von Tuberkulin, wobei man 
mit sehr kleinen Dosen (1/1000000 Mg) beginnen soll. 

E. Leschke (Berlin). 


33) John Cunningham. Acute unilateral haem atogenous infections 
of the kidney. (Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 3. S. 231. 
1915.) 

Die hämatogene Niereninfektion kann entweder zu Bildung von Abszessen 
oder zur diffusen Entzündung führen. Verf. berichtet über 5 Fälle von einseitiger 
Abszeßbildung in der Niere, die akut unter Schüttelfrost einsetzten und ein schwer 
septisches Krankheitsbild darboten. In 7 anderen Fällen bestand eine diffuse 
Entzündung ohne Abszeßbildung meist infolge von Coliinfektion, während die 
Abszesse meist durch Staphylokokken hervorgerufen wurden. Bei der Abszeß- 
bildung mußte die kranke Niere entfernt werden außer in einem Falle, in dem 
nur der mittlere Teil entfernt zu werden brauchte und das obere und untere gesunde 
Nierenende zusammengenäht werden konnten. Bei der diffusen einseitigen Nieren- 
entzündung ist zunächst die interne Behandlung zu versuchen, und die Operation 
(Nephrektomie, Nephrotomie mit Drainage, Entkapselung, Nierenbeckendrainage 
je nach den vorliegenden Veränderungen) nur anzuwenden, wenn der Prozeß trotz 
der Behandlung fortschreitet. E. Leschke (Berlin). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 30. 543 


34) W. Misch. Zwei Fälle von Nephritis chronica dolorosa ohne 
jeglichen Harnbefund. (Zeitschrift für Urologie IX. 4. 1915.) 


Wenn schon die Nephritis chronica dolorosa als eine seltene Erkrankung 
betrachtet werden muß, so sind Fälle mit absolut negativem Harnbefund mit 
Recht als Unika anzusehen. Verf. teilt zwei Beobachtungen von einseitiger Ne- 
phritis dolorosa mit, wo die schmerzhafte Niere freigelegt und aus der verdickten 
Kapsel ausgelöst wurde. Danach Reposition der Niere, Etagennaht, Heilung. 
völlige Befreiung von den Schmerzen, die die Kranken vor der Operation lange 
Zeit gequält hatten. Zum Zweck der mikroskopischen Untersuchung waren von 
beiden Nieren Stückchen aus dem konvexen Rande ausgeschnitten worden. Das 
anatomische Substrat der klinisch sog. Nephritis dolorosa kann durchaus ver- 
schieden sein: in dem einen Falle bestand eine parenchymatöse, im anderen eine 
interstitielle Nephritis. In beiden Fällen war der Harn vollkommen normal. 

Bei der Spärlichkeit der bisher vorliegenden Beobachtungen ist es zurzeit 
unmöglich, eine genügend scharfe Charakteristik der Nephritis chronica dolorosa — 
Nephralgie, Neuralgie der Niere, Koliknephritis — zu geben. Jedenfalls dürfen 
hierher nur diejenigen Fälle gerechnet werden, wo die klinische Diagnose durch 
histologische Untersuchung eines probeexzidierten Nierenstückchens gesichert 
wurde. (Vollkommen sicher wird hierdurch die Diagnose natürlich auch nicht, 
da neben den nephritischen Veränderungen Tuberkelknoten, Geschwulstknoten 
oder auch Konkremente vorhanden sein können, die auch röntgenographisch 
nicht nachzuweisen sind. Eine wirklich sichere Diagnose gewährleistet nur eine 
genaueste mikroskopische Untersuchung der ganzen Niere in Serienschnitten. Ref.) 

Neben den verschiedenartigen histologischen Veränderungen in der Niere 
begegnet man beständig Veränderungen in der Capsula propria renis, die verdickt 
und inselartig sklerosiert ist; diese Sklerose findet man häufig auch in der Capsula 
adiposa. Der diagnostische Wert der Schmerzen, für sich selbst genommen, ist 
gering; sie haben gegenüber den Schmerzen bei Steinniere nichts Charakteristisches. 
Auch den Harnveränderungen kommt eine wesentliche Bedeutung nicht zu, 
da sie sehr gering sind oder auch ganz fehlen können. Wenn wir weiter bedenken, 
daß in den meisten Fällen von Nephritis dolorosa die Niere nicht tastbar ist, so 
wird die Schwierigkeit einer sicheren Diagnose immer klarer. 

Was die operative Therapie anbelangt, so kann die Nephrektomie nur dann 
angezeigt sein, wenn konservative Operationen erfolglos gewesen sind, und wenn 
die andere Niere funktionell normal ist. Die Normalmethode soll jedenfalls die 
Nierenenthülsung sein; bei ihrem Fehlschlagen ist die Nephrotomie zu versuchen. 

Paul Wagner (Leipzig). 


35) H. L. Kretschmer und A. M. Moody. Malignant papillary cyst- 
adenoma of the kidney with metastases. (Surgery, gynecology and 
obstetrics Vol. XIX. Nr. 6. Dez. 1914.) 

Der 17jähr. Kranke hatte schon im Alter von 9 und von 15 Jahren Blut- 
harnen, das sich mit gleichzeitigen Schmerzanfällen nach schwerem Heben wieder 
einstellte..e Der beiderseitige Harnleiterkatheterismus ergab klaren Harn, die 
Röntgenplatte zeigte einen pfirsichgroßen Schatten am oberen Pol der rechten 
Niere, Bei der Autopsie fanden sich die oberen drei Viertel der rechten Niere 
durch Geschwulstmasse ersetzt mit teilweis so starker Verkalkung, daß die Durch- 
trennung nur mittels Säge erfolgen konnte. Nierenbecken und Nierenvene waren 
frei von Geschwulstgewebe. Neben chylösem Ascites waren ausgedehnte Meta- 


544 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 30. 


stasen vorhanden in den retroperitonealen und mesenterialen Lymphdrüsen, 
Leber, Magen und Zwerchfell. 

Verff. konnten in der Literatur 75 Fälle von papillären Nierengeschwülsten 
finden, die vom Nierenbecken ausgingen, dagegen nur 10, deren Entstehung wie in 
diesem Fall im Nierenparenchym zu suchen war, und die gleichzeitig Metastasen 
bildeten. Nur einer der Patt. war unter 40 Jahre alt, und nur 3 betrafen das 
weibliche Geschlecht. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


36) Martin Jastram. Beitrag zur Stieltorsion des Leistenhodens. 

(Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 21. S. 613—616.) 

Die von Nicoladoni 1885 zuerst beschriebene Torsion des Samenstranges 
bei einem Leistenhoden ist eine sehr seltene Affektion. Die klinischen Erschei- 
nungen sind schwer, und die Gefährlichkeit des Leidens kann unter Umständen 
der eines eingeklemmten Bruchs gleichkommen. Aus diesem Grunde schildert 
uns J. zwei von ihm in der Königsberger Universitätsklinik beobachtete Fälle. 
Bei dem einen Pat. handelte es sich um eine Stieldrehung des Hodens, wozu der 
Leistenhoden besonders disponiert ist, weil eine besonders lange Anheftung des 
Hodens häufig vorliegt. Handelt es sich um einen zur Stieldrehung disponierten 
Fall, so sind die Gebilde des Samenstranges allseitig von Bauchfell umschlossen. 
Dann findet der Übergang des oberen viszeralen Blattes der Tunica vaginalis 
propria in das parietale Blatt nicht wie gewöhnlich in Form einer kurzen Um- 
schlagsfalte, sondern erst nach Bildung eines längeren Zwischenstückes statt. Der 
Samenstrang zieht sich dann dadurch, daß die untere und seitliche Umschlagsfalte 
des viszeralen ins parietale Blatt in die Länge gezogen ist, mehrere Zentimeter 
frei durch die seröse Höhle des Scheidenhautsackes hindurch, ehe er sich zwischen 
die übrigen Hüllen des Hodens begibt. Auf eine Restitutio ad integrum ist nach 
einer Torsionsdauer von 42 Stunden bei einem so empfindlichen Organ wie der 
Hoden nicht mehr zu rechnen. Wenn die Samenstrangtorsion einen retinierten 
oder einen ektopischen Hoden betroffen hat, so ist die Indikationsstellung eine 
wesentlich andere; das Alter des Pat. spielt hierbei eine große Rolle. Nach Till- 
manns ist die Veranlassung zur Samenstrangtorsion immer ein Trauma. 

Kolb (Schwenningen a.N.). 


37) G. Klein (München). Mehrjährige Erfolge der kombinierten 
Aktinotherapie bei Karzinom des Uterus und der Mamma. 
(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 15.) 

Das Ergebnis der Aktinotherapie — Mesothorium- oder Radiumbehandlung, 
Röntgenbestrahlung und intravenöse Injektionen von Enzytol oder Radium- 
Bariumselenat — war folgendes: Bei inoperablen Uterus- und Mammakarzinomen 
ist in zahlreichen Fällen eine vorläufige Heilung bis zur Dauer von 2 und 23/, Jahren 
erzielt worden. Als neuer Begriff muß die sekundäre Rezidivfreiheit aufgestellt 
werden. Nach der Operation sind 1-, 2- und 3malige Rezidive durch Aktino- 
therapie einer vorläufigen Heilung zugeführt worden; sie ist beim Uteruskarzinom 
bis zu 3 Jahren, beim Mammakarzinom bis zu 3%/, Jahren lang beobachtet worden. 

Kramer (Glogau). 


Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


pur die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


545 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K.GARRE, G. PERTHES, E. RICHTER, 











in Bonn, in Tübingen, in Breslau. 
42. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 31. Sonnabend, den 31. Juli | 1915. 
Inhalt. 


1) Haenisch, Dudumgeschosse. (S. 545.) — 2) Lossen, Entwicklung photographischer Platten. 
— (S. 546.). — 3) Brauer und Haenisch, 4) Lüppo-Cramer, 5) Kröncke, 6) Koch, 7) Meisel, 
8) Katz und Salow, Röntgenologisches. (S. 546.) — 9) Esdra, Radiotherapie. (S. 550.) — 10): Bian- 
cheri, 11) Davis und Hunnicut, Knochenbildung, Pseudathrose. (S. 551,) — 12) Macagno, Fett- 
embolie. (S. 552.) — 13) Hogan, Intravenöse Injektion von Gelatine. (S. 553.) — 14) Eloesser, Fett- 
verpflanzung bei Venendefekten. (S. 552.) — 15) Kahn und Gordon, Pituitrin bei Nasen- und 
Halsoperationen. (S. 552.) — 16) Weil, Zur Bluttransfusion. (S. 553.) 

17) Läwen, 18) Syring, 19) Thiemann, 20) Chiari, 21) Decken, 22) Börner, 22) Roemheld, 
34) Hosemann, Schädelschüsse. (S. 553.) — 25) Schüller, Schädeldefekte im Jugendalter. (S. 555.) 
— 26) Sharpe und Farrell, Spastische Paralyse. (S. 555.) — 27) Kahlmeter, Pseudotabes hypo- 
physarea. (S. 555.) — 28) Canestro, Hypopkyssktomie; (S. 556.) — 29) Byrnes, Alkoholinjektion 
in das Ganglion Gasseri. (S. 556.) 

80) Franeini, 31) Frankel, 32) Wolff, 83) Farrell, 84) Jacobs, Zar Chirurgie der Wirbel- 
säule. (S. 557.) — 85) Simmons, Torticollis. (S. 559.) — 36) Yeomans, Coccygodynie. ($. 559.) — 
37) Chiasserini, Alkoholinjektion in die Spinalganglien. (S. 559.) — 88) Voeleker, Nervenschüsse. 
(S. 561.) — 39) Cisler, 40) Jehn, 41 )Frazier, 43) Morhaut, 43) Waters, Kropf, Basedow. (S. 562.) — 
44) Kafemann, Schußverletzungen der oberen Laftwege. (S.564.) — 45) Eigart, Pleuraempyem. 
(S. 564.) — 46) Sikl, Pleurale Geschwülste (S. 565.) — 47) Entin, 48) Bles, Zur Lungenchirurgie. 
(S. 565.) — 49) Kornmann, Pneumothoraxapparat. (S.566.) — 50) Meltzer, Pharyngeale Insufflation. 
(S. 566.) — 51) Sehäfer, Herzwunden. (S. 567.) — 52) Müller, 58) Rodman, 54) Torek, 55) Ruben- 
son, Zur Chirurgie der Mamma. ($S. 567.) — 56) Pignati, Samenstranggeschwülste. (S. 568.) 





1) Haenisch. Dumdumartige Konstruktion der englischen In- 
fanteriegeschosse und ihre Wirkung im Röntgennachweis. 
(Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen Bd. XXIII. Hft. 1.) 


Das Prinzip des Dumdumgeschosses liegt in der Austrittsmöglichkeit des 
Bleikerns. Dies läßt sich bei dem improvisierten Dumdum durch Anfeilen, Ab- 
schleifen, Einkerben oder durch sonstige absichtliche Beschädigungen des Mantels 
erreichen. Dieses Prinzip ist nach Verf. auch bei dem offiziellen englischen In- 
fanteriegeschoß, absichtlich oder unabsichtlich, infolge seiner Konstruktion 
erreicht. Er fand englische Geschosse, bei denen die Röntgenaufnahme zeigte, 
daß der vordere Kern an der Spitze aus einem wesentlich leichteren Metall, wahr- 
scheinlich aus Aluminium, bestand, während der hintere, größere, zweifellos aus 
Blei war. Die physikalische und chemische Untersuchung ergab, daß der spitz- 
kegelige, vordere Kern aus Magnalium (Aluminium und Magnesium) besteht. 
Außerdem können diese Spitzen durch den »Zigarrenabschneider« am Gewehr 
der englischen Soldaten glatt abgeschnitten werden, so daß tatsächlich die eng- 
lische Regierung den Truppen ein Geschoß liefert, das ohne weiteres zum offen- 
kundigen Dumdum in jedem Augenblick umgewandelt werden kann. Zum Be- 

weis bringt Verf. mehrere Fälle. In der Tat sind die durch die englischen Geschosse 


31 


546 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 31. 


angerichteten Verletzungen viel schwerer als z.B. bei den französischen Ge- 
schossen; denn das englische Geschoß muß, auch wenn es die Soldaten nicht vorn 
abschneiden, beim Aufschlagen auf den Knochen in typischer Weise zerbersten, 
so daß die einzelnen Teile desselben in verschiedener Richtung im Körper weiter- 
dringen und so gröbere Verwüstungen anrichten. Dadurch, daß das Schwergewicht 
in dem Geschoß nach hinten verlegt ist, wird, da der schwere Bleikern bei einem 
plötzlichen Widerstand eine erheblich gewaltigere Energie aufweisen wird als 
der leichte Aluminiumkern, der Bleikern bestrebt sein, an diesem vorbeizukommen, 
also den Mantel zu zerreißen und auszutreten. Dieser Endzweck, grobe Ver- 
letzungen zu erzielen, muß beabsichtigt sein. Gaugele (Zwickau). 





2) Lossen. Ein neuer Schaukelapparat zur Entwicklung von 
photographischen Platten. (Fortschritte a. d. Gebiete der Röntgen- 
strahlen Bd. XXII. Hft. 6.) 

Beschreibung eines neuen Apparates, dessen Vorzüge, nach Verf., folgende 
sind: 

1) Die geringen Anschaffungskosten. 

2) Die minimale Abnutzung. 

3) Die geringen Betriebskosten. 

4) Die Unabhängigkeit von elektrischer und Wasserleitung, da das Betriebs- 
wasser auch aus einem durch Handeimer gefüllten Reservoir entnommen werden 
kann, ohne direkten Leitungsanschluß. 

5) Der geringe Raumverbrauch, da er bei Anordnung der Spülvorrichtung 
oberhalb des Entwicklungskastens nur ganz wenig mehr Raum benötigt, als die 
an und für sich notwendige Spülvorrichtung sowieso beansprucht. 

6) Die außerordentliche Einfachheit der Konstruktion. 

Der Apparat ist demnach überall auch für gewöhnliche photographische 
Dunkelkammern außerordentlich empfehlenswert. Gaugele (Zwickau). 


3) Brauer und Haenisch. Eine selbständige, transportable Feld- 
röntgenanlage für interne und chirurgische Untersuchungen 
nach Prof. L. Brauer und Dr. F. Haenisch (Hamburg). 
(Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen Bd. XXIII. Hft. 1.) 

H. hat auf Wunsch von Prof. Brauer zusammen mit der Firma R. Seifert 

& Co. in Hamburg die konstruktive Durchführung der Feldröntgenanlage über- 

nommen. Dadurch, daß Herzuntersuchungen vorgenommen werden sollten, 

mußte von vornherein die Anlage größer ausgeführt werden. Die Verwendung von 

Orthodiagraphen und Schlitzblendenverfahren konnte wegen ihrer Empfindlich- 

keit nicht in Frage kommen; also blieb nur die Fernaufnahme. Die Anlage ist 

nicht im Wagen montiert, sondern nur bei einem jeweilig erforderlichen Orts- 
wechsel in den Wagen verstaut. Die Einrichtung kann naturgemäß nur an 

Etappenorten zur Verwendung kommen, die relative Sicherheit und Arbeitsruhe 

garantieren. Die Kraftanlage enthält einen Automotor mit Dynamomaschine. 

Die Abbildungen zeigen die tadellose Einrichtung; die Anlage ist immer von 

einem Monteur begleitet. Sie ist dem Feldröntgenwagen gegenüber wesentlich 

unbeweglicher, dafür aber ungleich leistungsfähiger. 

Gaugele (Zwickau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 31. 547 


4) Lüppo-Cramer. Empfindlichkeitssteigerung der Quecksilber- 
oxalatlösung für das Schwarz’sche Fällungsradiometer. 
(Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen Bd. XXII. Hft. 6.) 

Gottwald Schwarz beschrieb 1906 eine Methode, die Röntgenstrahlen- 
energie mittels des Eder’schen Quecksilberoxalat-Aktinometers zu bestimmen. 
Inzwischen sind wichtige Arbeiten über die photochemische Zersetzung des Queck- 
silberoxalates, die sog. Eder’sche Flüssigkeit, erschienen, die von großer Be- 
deutung auch für die Anwendung dieser Lösung bei der Dosierung der Röntgen- 
strahlen sein dürften. 

Man setzt die Aktinometerlösung folgendermaßen zusammen: 2 Volumina 
einer 4%,igen Lösung von Ammoniumoxalat werden mit 1 Volum 5%, iger Sublimat- 
lösung gemischt. Zu je 100 ccm dieser Mischung fügt man 25 mg Eisenchlorid. 
Da die Anfangswirkung bei der Eder’schen Flüssigkeit dadurch etwas verzögert 
wird, daß sich erst dann sichtbar Kalomel abscheidet, wenn die Lösung damit 
gesättigt ist, so nimmt man eine kurze Vorbelichtung zu Hilfe. Man setzt die 
Lösung einige Augenblicke dem Tageslichte aus, bis sie sich eben trübt, und filtriert 
dann ab. Die Lösung ist im Dunkeln vollkommen beständig. 

Wie Verf. feststellte, ist die mit Eisenchlorid versetzte Quecksilberoxalat- 
lösung auch in ganz außerordentlich gesteigerter Weise empfindlich gegen die 
Röntgenstrahlen, so daß die neue Modifizierung der Eder’schen Flüssigkeit auch 
eine wesentliche Verbesserung der Schwarz’schen Röntgenstrahlendosierungs- 
methode mittels des Fällungsradiometers darstellt. Gaugele (Zwickau). 


5) Kröncke. Über die Charakteristiken von Röntgenröhren und 
ihre Beziehung zur Härte der Röntgenstrahlen. (Fortschritte 
a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen Bd. XXIlI. Hft. 6.) 

Es ist eine alte Erfahrungstatsache, daß man mit Gleichstrom eine Bogen- 
lampe nur dann dauernd betreiben kann, wenn vor den Lichtbogen ein Wider- 
stand von geeigneter Größe geschaltet wird. Ganz analog verhält es sich auch bei 
der Röntgenröhre. Die durch bestimmte Messungen erreichte statische Charak- 
teristik zeigt eine Kurve, welche von einem bestimmten Anfangswert der Span- 
nung an zunächst steil abfällt, aber bald ein Minimum erreicht, um dann all- 
mählich wieder zu steigen. Aus der Gestalt der Kurve kann man schließen, daß 
man bei schwacher Belastung einer mit Gleichspannung betriebenen Röhre ohne 
Vorschaltwiderstand unmöglich einen stabilen Betrieb erzielen Kann. 

Hat man eine Röntgenröhre eine Zeitlang in Betrieb gehabt und schaltet 
sie dann aus, um sofort wieder Spannung anzulegen, so ist eine gewisse Spannung 
erforderlich, um die Röhre wieder zu zünden. Diese Spannung nennt Verf. Zünd- 
spannung. je längere Zeit man nach dem Ausschalten der Röhre verstreichen 
läßt, ehe man wieder Spannung anlegt, um so höhere Spannung ist nötig. Aus 
der Art der verschiedenen, vom Verf. beschriebenen Charakteristiken ergibt sich, 
daß zum Betrieb weicher Röntgenröhren keine erhebliche Zündspannung er- 
forderlich ist. 

Als günstigste Apparatur würde demnach eine solche erscheinen, die zwar 
keine außerordentlich hohen Spannungen, aber dafür um so größere Energie liefert. 
Zum Betriebe einer weichen Röntgenröhre ist daher ein Funkeninduktor von sehr 
großer Schlagweite wenig geeignet, da hier der Nutzeffekt sehr gering werden 
muß. Ein Gleichrichterapparat, der ja verhältnismäßig niedrige Spannungen 
gibt, aber diese für den größten Teil der Periode, ist da bedeutend vorteilhafter. 


318 


548 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 31. 


Ebenso würde auch ein großer Funkeninduktor nicht ungünstig sein, der ein kleines 
Übersetzungsverhältnis hat und daher große sekundäre Stromstärke erzielen läßt. 
Ganz das Gegenteil ist bei harten Röntgenröhren der Fall. Hier ist die Zünd- 
spannung sehr groß, und wenn die verwendete Apparatur nicht sehr hohe Span- 
nungen zu liefern vermag, so zündet die Röhre nicht regelmäßig und flackert 
daher. Deshalb ist zum Betrieb sehr harter Röntgenröhren ein Funkeninduktor 
von großer Schlagweite am besten geeignet; solche Röhren wird man mit einem 
Gleichrichterapparat, dessen Transformator nicht ein außerordentlich großes 
Übersetzungsverhältnis hat, kaum betreiben können. Auch ist an den Charak- 
teristiken sofort zu erkennen, daß die noch jetzt vielfach erhobene Behauptung 
nicht zutrifft, zum Betriebe von Röntgenröhren wären kleine Induktoren aus- 
reichend. Mit einem kleinen Induktor ist es unmöglich, harte Röntgenröhren 
ohne Flackern und Aussetzen zu betreiben. Eine Apparatur, die bei ökonomischem 
Arbeiten für Röhren aller Härtegrade zu gebrauchen sein sollte, würde daher am 
besten aus einem Gleichrichterapparat für weiche und mittlere Härtegrade be- 
stehen, und aus einem Induktor von großer Schlagweite für harte Röhren. 
Gaugele (Zwickau). 


6) Koch. Die Röntgenröhre von Dr. J. E. Lilienfeld. (Fortschritte 

a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen Bd. XXIII. Hft. 1.) 

Durch eine neue Vorrichtung, nämlich die Einschaltung eines Hochspannungs- 
widerstandes, ist es ermöglicht, den Betrieb der Lilienfeldröhre an jedem be- 
stehenden Röntgenapparat einzuführen; außer dem Hochspannungswiderstand 
muß noch ein Heiztransformator angefügt werden. Bei lange andauernden Tiefen- 
bestrahlungen muß allerdings noch eine Kühlung der Antikathode mit durch- 
fließendem Wasser und eine kleine, an der Decke aufgehängte, elektrisch ange- 
triebene Kreiselpumpe zur Zirkulation des Wassers angebracht werden. Dem 
Ref. scheint, daß durch diese Anschaffungen doch immerhin der Betrieb sehr 
verteuert wird. 

Der Betrieb der Lilienfeldröhre kann mit Induktoreneinrichtung oder Trans- 
verter (Hochspannungsgleichrichter) erfolgen. Bei Dauerbelastung wird mit 
dem Transverter eine höhere Milliamperezahl zu erreichen sein als mit dem Funken- 
induktor. Der Funkeninduktor liefert jedoch einehomogenere Strahlung, so daß bei 
der Anwendung der Röhre für Tiefenbestrahlung nach den bisherigen Erfahrungen 
wohl auf Gleichwertigkeit der beiden Apparattypen gerechnet werden kann. Die 
Anwendung. spezieller Induktoren mit mindestens 40 cm Sekundärklemmenent- 
fernung und besonders hoher Feldkapazität ist im Sinne der Totalausnutzung der 
hohen Dauerbelastung der Röhre zu empfehlen. 

Im übrigen scheint die Lilienfeldröhre doch hervorragende Vorzüge vor den 
bisherigen Systemen zu haben. Diese sind folgende: 

1) Keine unbeabsichtigte Zustandsänderung der Röhre während des Be- 
triebes: das Vakuum der Lilienfeldröhre ist ein extrem hohes. Ihre inneren Metall- 
teile sind beim Evakuierungsprozeß vollständig entgast, so daß der Gasraum 
praktisch nicht leitend ist; natürlich sind hierbei organische Verunreinigungen 
(Siegellack, Kitt und Fettdichtungen) peinlichst zu vermeiden. Deshalb hält 
sich die Röhre während des Betriebes auch bei den höchsten Belastungen, die 
der Antikathodenspiegel gerade noch aushält, konstant. 

2) Augenblickliche Einstellung jedes beliebigen Härtegrades und beliebige 
Veränderung des Härtegrades während des Betriebes: Während bei den bisherigen 
Röntgenröhren die Durchdringungsfähigkeit der Röntgenstrahlen abhängt von der 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 31. 549 


Höhe des Vakuums, das während des Betriebes ständige Veränderungen erleidet, 
ist die Durchdringungsfähigkeit der Röntgenstrahlen bei der Lilienfeldröhre jeden 
Augenblick auf das gewünschte Maß einstellbar. Bei Anwendung einer besonderen 
Zündstromquelle ist lediglich die Stärke des Zündstromes vom Reguliertisch 
aus zu verändern, um verschiedene Härtegrade zu erzielen. 

3) Hohe Dauerleistung: Die höchste Dauerbelastung, welche einer gewöhn- 
lichen Röntgenröhre zugemutet werden kann, ist nach oben und unten begrenzt 
durch den Gasausscheidungs- und Gasabsorptionsprozeß. Belastet man eine 
gewöhnliche Röntgenröhre zu niedrig, so schlägt sie nach hart, belastet man sie 
zu hoch, so schlägt sie nach weich um. Es kann einer normalen Röntgenröhre 
demgemäß längere Zeit nur diejenige Belastung zugemutet werden, bei der sich 
der Gasausscheidungsprozeß mit dem Gasabsorptionsprozeß die Wage hält. Bei 
der Lilienfeldröhre gibt es eine derartige Begrenzung nicht. Ihr kann, ohne daß 
sich.ihr Zustand ändert, die niedrigste wie die höchste Belastung dauernd, also 
ohne jede Zeitbegrenzung zugemutet werden. Die höchste Dauerbelastung ist 
gegeben durch die Haltbarkeit des Antikathodenspiegels, die der Erfinder durch 
Anwendung einer starken Spiegelplatte, die ohne Schaden für die Röhre zwar 
ein-, aber nicht durchschmelzen kann, erhöht hat. 

4) Nutzbare Röntgenlichtmenge proportional der erzeugten Kathodenstrahlen- 
menge und demgemäß proportional der Röntgenstromstärke: Beim Betrieb üblicher 
Röntgenröhren läßt die Messung des arithmetischen Mittelwertes der Röhren- 
stromstärke keinen exakten Schluß auf die erzeugte Röntgenlichtmenge zu. Bei 
der gewöhnlichen Röntgenröhre erreicht nur ein Teil der erzeugten Kathoden- 
strahlen den Antikathodenspiegel. In der Lilienfeldröhre tritt diffuse Kathoden- 
strahlung nicht auf. Sämtliche erzeugte Kathodenstrahlen erreichen den Fokus 
auf dem Antikathodenspiegel; infolgedessen ist die Strahlenausbeute so groß, 
wie sie bei Verwendung des gegebenen Spiegelmateriales überhaupt nur sein kann. 
Die Glaswand der Röhre fluoresziert nicht und bleibt kalt. 

5) Feinere Differenzierung der Negative: Da in der Lilienfeldröhre weder 
diffuse noch reflektierte Kathodenstrahlen auftreten und demgemäß alle Röntgen- 
strahlen restlos vom Strahlenfokus auf dem Antikathodenspiegel ausgehen, so 
werden schärfere, feiner differenzierte Negative auch ohne Anwendung enger 
Blendenöffnungen erzielt. Die Röhren werden für universelle Anwendung mit 
einem Fokus mittlerer Ausdehnung ausgeführt. 

6) Erhöhte Lebensdauer, keine Regenerierung: Da die Lilienfeldröhre mit 
extrem hohem Vakuum und praktisch vollkommen entgasten inneren Metall- 
teilen arbeitet, altert sie nicht, und die Anbringung einer Regeneriervorrichtung 
erübrigt sich. Die Röhre bleibt gebrauchsfähig, solange der Glühdraht der Glüh- 
kathode intakt ist. 

7) Erhöhte Tiefenleistung: Da bei der Lilienfeldröhre die höchst zulässige 
und dauernd anwendbare Stromstärke nur durch die Haltbarkeit des Anti- 
kathodenspiegels begrenzt ist, so können bei dieser Röhre wesentlich erhöhte 
Tiefenleistungen erzielt werden, wie sie mit normalen, bisher üblichen Röntgen- 
röhren niemals erzielt werden konnten. Die Lilienfeldröhre ermöglicht, mit einer 
einzigen Röntgeneinrichtung eine tägliche Leistung zu übernehmen, die bisher 
nur durch gleichzeitige Anwendung von zwei oder mehr Röntgenapparaten unter 
ständigem Röhrenwechsel zu erzielen war. 

8) Homogenität: Vermittels einer durch einen Griff zu betätigenden Schal- 
tungsänderung ist man in der Lage, die Homogenität der Strahlung zu beein- 
flussen, indem die Röhre es zuläßt, nach Belieben entweder nur nahe am Scheitel- 


550 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 31. 


wert der Wechselstromkurve zu arbeiten oder auch die Teile niedrigerer Spannung 
mit durch die Röhre gehen zu lassen. 

9) Schließungslichtfrei: Die Lilienfeldröhre ist, da die Antikathode nicht 
glühend wird, nur für die richtige Stromrichtung leitend. Sie ist demgemäß für 
die durch die Schließungsinduktion erzeugten Spannungen unempfindlich, so daß 
die bisher auf diese Erscheinung zu verwendende Aufmerksamkeit seitens des Ge- 
brauchers entfällt. 

Ref. stimmt dem Verf. ohne weiteres bei, wenn er sagt, daß die Lilienfeldröhre 
einen wesentlichen Fortschritt bedeute. Ob sie aber tatsächlich weiten Eingang 
finden wird, erscheint ihm wegen des hohen Preises der Röhre und der dazuge- 
hörigen Apparatur sehr fraglich. Ref. verweist auch auf die Sitzung der Röntgen- 
vereinigung zu Berlin vom 5. Februar 1915, in welcher über die Prinzipe der 
offenbar ähnlich gebauten Coolidge-Röhre verhandelt worden ist. Obwohl für 
diese die Kosten nebst Heizmaterial nur auf 650 Mk. kommen, also viel niedriger 
wie bei der Lilienfeldröhre, empfiehlt H. E. Schmidt (Berlin) trotzdem, von 
der Anschaffung der Coolidgeröhre für tiefentherapeutische Zwecke abzusehen, 
da man um denselben Preis mehrere Röhren eines anderen Fabrikates bekommt, 
die sich ebenfalls leicht konstant erhalten lassen (z. B. Stabilröhre der Radiologie 
und gewisse Typen von Müller). Gaugele (Zwickau). 


7) Meisel (Konstanz). Ein neues Lokalisationsverfahren mittels 
metallischer Koordinatensysteme. (Münchener med. Wochenschrift 
1915. Nr. 15. Feldärztl. Beil. 15.) 

Zu einer mathematisch genauen Lagebestimmung braucht M. ein Stück ge- 
wöhnlichen Drahtgitters, das um die Extremität herumgelegt wird; jeder 10. Draht 
wird entfernt, und der dadurch entstehende breitere Raum dient zur Orientierung. 
Dann werden 2 Aufnahmen auf 2 Platten in verschiedenen Richtungen gemacht, 
wobei die Entfernung der Foci voneinander ganz gleichgültig ist. Das im einzelnen 
genau geschilderte Verfahren hat sich M. sehr bewährt, wenn es auch nicht ganz 
frei von Fehlerquellen ist. Kramer (Glogau). 


8) Katz und Salow. Zur Fremdkörperlokalisation. (Berliner klin. 

Wochenschrift 1915. Nr. 21.) 

In kurzen Zügen werden die mathematischen Grundlagen erörtert, auf denen 
die röntgenologische Fremdkörperlokalisation nach dem Verfahren von Fürstenau 
beruht. Die Verff. haben eine Tabelle ausgerechnet, nach der man sofort die Lage 
des Fremdkörpers feststellen kann. Durch diese Tabelle wird das Verfahren er- 
heblich erleichtert und sicher häufiger benutzt werden. 

Einen weiteren Ausbau der Methode behalten sich die Verff. für später vor. 
Glimm (Klütz). 


9) Cr. Esdra. Dieci anni di pratica radioterapica. (Policlinico, 

sez. prat. XXII. 14. 1915.) 

Übersicht über die in den Jahren 1905 bis 1914 erzielten Erfolge und Er- 
fahrungen auf dem Boden der Radiotherapie, die in den ersten 3 Jahren aus- 
schließlich mit Radium, später auch mit Röntgenstrahlen und der Quarzlampe 
geübt wurde. Bei Karzinomen, im ganzen 43 Fälle) wurden nur vorübergehende 
Erfolge erzielt, während die Sarkome (15 Fälle) etwas bessere Aussichten auf 
Dauererfolge boten. Dagegen ergab die Radiotherapie recht gute Resultate bei 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 31. 551 


den auf die Haut beschränkten Epitheliomen mit gutartigem Verlauf (203 Fälle 
mit 188 Dauerheilungen), ebenso bei den Angiomen, Warzen, Fibromen und Ke- 
loiden (302 Fälle — 24 Mißerfolge). Die Naevi (24 Heilungen, 8 Teilerfolge) ließen 
sich weniger leicht beeinflussen. Haut-, Knochen- und Drüsentuberkulose wurden 
durch die Röntgenbestrahlung vielfach völlig geheilt (153 Fälle). Auch die chro- 
nischen und subakuten Dermatopathien wurden durchweg günstig beeinflußt. 
Nur die Psoriasis und Prurigo essentialis zeigten häufige Rückfälle. Hyper- 
trichosis wurde fast durchweg geheilt. Endlich wurden in einzelnen Fällen von 
Morb. Basedow und Ischias überraschende Heilungen beobachtet. 

Verf. kommt zum Schluß, daß die Radiotherapie in vielen Fällen berechtigt 
ist, ohne jedoch in diesen medikamentöse oder chirurgische Behandlung auszu- 
schließen, die für einzelne Fälle zuweilen vorzuziehen ist. 

M. Strauss (Nürnberg). 


10) T. M. Biancheri. La pseudoartrosi e i ritardi di. consolida- 
zione delle fratture in rapporto alla terapia coll’ acido osmico. 
(Clin. chir. XXIII. 3. 1915.) 

Verf. betont zunächst die differentialdiagnostischen Schwierigkeiten zwischen 
Pseudarthrose und verlangsamter Callusbildung. Da die Therapie beider Er- 
krankungsformen eine verschiedene sein muß, empfiehlt Verf., alle Fälle zuerst 
als Fälle von verlangsamter Frakturheilung zu betrachten und dementsprechend 
mit den einfachsten therapeutischen Hilfsmitteln zu behandeln. Als solches 
muß die 1%ige wäßrige Osmiumsäurelösung betrachtet werden, die in Mengen 
von ca. 1 ccm eingespritzt wird und, ohne zu ätzen oder stärkere Schmerzen zu 
machen, rasch und sicher zur Heilung führt. Die Osmiumsäure stellt ein chemi- 
sches Osteoblastenreizmittel dar, das hypertrophischen Callus bedingt, wenn es 
in der Frakturlinie eingeführt wird, und bei subperiostaler oder endomedullärer 
Injektion zu knöchernen Neubildungen führt. Wenn die Osmiumsäure nicht 
wirkt, liegt eine echte Pseudarthrose vor, die durch Resektion oder Knochen- 
transplantation zu beheben ist. M. Strauss (Nürnberg). 


11) John Staige Davis and John A. Hunnicut. The osteogenic 
power of periosteum: With a note on bone transplan- 
tation. An experimental study. (Bull. of the Johns Hopkins hosp. 
Vol. XXVI. Nr. 289. S. 69. 1915.) 

167 Versuche an 50 Hunden und 70 Kaninchen führten zu folgenden Ergeb- 
nissen: Freie Periostüberpflanzungen sowie gestielte Periostlappen bildeten ent- 
sprechend der Ansicht Maceven’s keinen Knochen. Jedoch trat die Knochen- 
bildung ein, wenn am Periost eine dünne Knochenscheibe hängen geblieben war. 
Die Entfernung des Periostes ist ohne deutlichen Einfluß auf die Knochenernäh- 
rung. Ein Silberring um einen Knochen unterhalb der Knochenhaut führte zu 
keiner Neubildung von Knochen. Schädeldefekte konnten durch Knochen des- 
selben oder anderer Tiere auch ohne Knochenhaut gedeckt werden, ebenso Rippen- 
defekte. Nach subperiostaler Resektion eines Teiles eines Knochens trat die Re- 
paration nur von den Knochenstümpfen aus ein, während die Knochenhaut nur 
als begrenzende Membran fungierte. Wurde Knochen mit oder ohne Periost in 
Weichteile überpflanzt, so wurde er stets resorbiert. 

E. Leschke (Berlin). 


\ 


552 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 31. 


12) M. Macagno. Contributo allo studio sperimentale dell’ embolia 
grassosa. (Policlinico, sez. chir. XXII. 5. 1915.) 

Verf. gibt eine kurze Darstellung der bisherigen klinischen und experimen- 
tellen Erfahrungen über Fettembolie und schildert dann ausführlich seine viel- 
fachen Experimente an Kaninchen, denen Olivenöl oder Schweinefett in eine 
Ohrvene injiziert wurde. Die Experimente lassen erkennen, daß die Injektion 
von mehr als 1,06% /,. des Körpergewichts tödlich wirkt und daß das Fett lange 
in den einzelnen Organen bleibt, so daß sich noch nach 40 Tagen beträchtliche 
Mengen finden können und leicht Kumulation stattfinden kann. Die beachtens- 
wertesten Veränderungen, die durch die Fettembolie bedingt sind und die in der 
Regel auch zu Todesursachen werden, sind Lungenödem, Infarkte, Embolien im 
Herzen, die in einzelnen Fällen direkt zum Tode führen, in anderen das Lungen- 
ödem begünstigen. Auch Gehirnembolien werden beachtet. 

Als praktische Folgerung ergibt sich die Forderung, daß bei allen Frakturen 
bei dem Verdacht auf Lungenembolie absolute Ruhe geboten ist und wegen der 
Gefahr der Kumulation auch die Fragmentreposition in diesen Fällen erst nach 
Thrombosierung der Gefäße vorgenommen werden soll. 

M. Strauss (Nürnberg). 


13) James J. Hogan. The intravenous use of colloidal gelatin 

solutions in shock. (Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 9. 

S. 721. 1915.) 

Verf. empfiehlt als Ersatz von Blut oder Blutserum eine bezüglich ihrer 
kolloidalen Beschaffenheit demselben adäquate Lösung von Gelatine. Die zur 
theoretischen Begründung ausgeführten Tierversuche sind in der Arbeit nach- 
zulesen. Die Lösung wird hergestellt, indem 25g reinster Gelatine (die beste 
Gelatine ist die der Deutschen Gelatinefabriken und die von Stöss in Heidel- 
berg), 1,5 g Kochsalz und 100 ccm destilliertes Wasser in einer Flasche gekocht, 
filtriert und 1 Stunde bei 124 Grad sterilisiert werden. Diese Mischung hält man 
im Eisschrank, bis sie gebraucht wird. Für die Transfusion wird die Gelatine 
erwärmt und mit 0,9% iger Kochsalzlösung unter Zusatz von 2 cg Natriumkarbonat 
auf 1 Liter aufgefüllt. 7 Krankengeschichten veranschaulichen die gute Wir- 
kung dieser kolloidalen Infusion bei Shock und Verblutung. 

E. Leschke (Berlin). 


14) L. Eloesser. Repair of defects in blood vessels by free grafts 
of fatty tissue. (Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 5. S. 426. 
1915.) . 

Zur Deckung von Venendefekten empfiehlt Verf. bei Fehlen anderen ge- 
eigneteren Materials die freie Überpflanzung von etwas Fettgewebe oder Fascie, 
die durch adventitielle Nähte befestigt werden. Mikroskopische Zeichnung eines 
solchen Falles. E. Leschke (Berlin). 


15) H. Kahn and L. E. Gordon. The use of pituitary extract as 
-a coagulant in the surgery of the nose and throat. (Journ. 

. -of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 4. S. 301. 1915.) 

- Pituitrin, subkutan injiziert, setzt die Gerinnungszeit des Blutes erheblich 
herab und verringert die Blutung bei Nasen- und Halsoperationen. Der Blut- 
druck wurde dabei in über der Hälfte der Fälle vermehrt (55%), in 36%, ver- 
mindert, in 9%, nicht beeinflußt. E. Leschke (Berlin). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 31. 553 


16) Richard Weil. Sodium citrate in the transfusion of blood. 
(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 5. S. 425. 1915.) 

Die einfachste Methode zur Bluttransfusion ist das Auffangen des Blutes 
vom Spender in 10%iger Natriumzitratlösung im Verhältnis von 1 Teil Lösung 
auf 10 Teile Blut. Dadurch wird die Gerinnung für viele Tage aufgehoben, so daß 
man auch mehrere Tage altes Blut zur Transfusion verwenden kann. Die Ein- 
führung selbst großer Mengen von Natr. citr. in die Blutbahn ist völlig irrelevant 
und setzt nicht einmal die Gerinnungsfähigkeit des Blutes herab. Um Agglu- 
tination oder Hämolyse des Empfängerblutes durch das des Spenders bei bio- 
logischen Verschiedenheiten der beiden auszuschließen, genügt es, in einem Vor- 
versuch 0,1 ccm des einen mit 0,9 ccm des anderen und umgekehrt 1 Stunde in 
den Brutschrank zu stellen und dann zu sehen, ob Hämolyse oder Agglutination 
in einem der beiden Röhrchen eingetreten ist oder nicht. 

E. Leschke (Berlin). 


VE nnen 





17) A. Läwen. Einige Beobachtungen über Schädelschußver- 
letzungen im Feldlazarett. (Münchener med. Wochenschrift 1915. 
Nr. 17. Feldärztl. Beil. 17.) 

18) Syring. Zur Behandlung der Schädelschüsse im Felde. (Ibid.) 

19) H. Thiemann. Schädelschüsse. (Ibid. u. Nr. 18.) 

20) H. Chiari (Straßburg i. E.). Zur Pathogenese der Meningitis 
bei Schußverletzungen des Gehirns. (Ibid.) 

21) J. Decken. Über zwei Fälle von intrakranieller Pneuma- 
tokele nach Schußverletzung. (Ibid.) 

22) Börner (Erfurt). Ein operatives Verfahren zur Verhütung 
des Hirnprolaps nach Schädelschüssen. (Ibid.) 

23) L. Roemheld. Über homolaterale Hemiplegien nach Kopf- 
verletzungen. (Ibid.) 

Aus L.’s Bericht über eine größere Zahl von Schädelschüssen ist hervor- 
zuheben, daß bei ihnen einige Male leichte Hirnerschütterung beobachtet worden 
ist; mit Recht weist L. aber darauf hin, daß deren Hauptsymptom, die Bewußt- 
losigkeit, bei längerem Bestehen auch durch Hirndruck infolge Gehirnblutung ver- 
anlaßt sein kann. Retrograde Amnesie hat L. nicht gesehen; im Gegenteil be- 
sannen sich die Verwundeten trotz schwerer Hirnverletzung genau auf den Moment 
der Verwundung. Bezüglich der Operation steht L. auf dem jetzt zur Genüge 
bekannten Standpunkt fast aller Chirurgen; er empfiehlt nach der Operation 
Fixation des Kopfes am Thorax durch einen gefensterten Gipsverband, der den 
Verbandwechsel erleichtert und auf den Pat. schmerzstillend wirkt. Doch soll 
der Abtransport der Verletzten dadurch nicht etwa verfrüht ermöglicht werden, 
sondern erst nach 2 und mehr Wochen erfolgen. Hirnabszesse traumatischen 
Ursprungs sah L. 4mal, ohne durch die Operation nützen zu können; Fieber fehlte 
entweder ganz oder war nur gering. Hirnvorfall kam bei diesen Fällen, wie auch 
in anderen, öfters zur Beobachtung. Einpflanzung eines Fascienstückes in den 
Schädeldefekt mit Nahtfixierung an der Dura wurde 2mal versucht; doch starben 
die betreffenden Verwundeten. 

Auch S. bestätigt die von fast allen anderen Chirurgen befolgten Richtlinien 
in der Behandlung der Schädelschüsse: baldige Operation bei Tangential- bzw. 
Rinnenschuß, operative Behandlung bei Steck- und Durchschüssen, wenn die 


31 ss 


554 . Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 31. 


Druckerscheinungen zunehmen, bei Depressionen im Bereich der motorischen 
Regionen und bei Hirnvorfall. 

T. teilt aus dem Reservelazarett Jena die Krankengeschichten von 12 (2 +) 
Schädelschüssen mit und beantwortet die Frage, ob ein Schädelschuß vor und nach 
der Operation transportiert werden dürfe, dahin, daß mit Ausnahme der sehr 
ausgedehnten Verletzungen des Schädels und Hirns, die in den vorderen Linien 
operiert werden sollen, es das Beste sei, sie möglichst schnell in Krankenhäuser 
des Hinterlandes, aber nicht nach langer Reise in die Reservelazarette zu bringen. 
T. fand in den seinigen die unoperierten Fälle bis auf einen sämtlich infiziert und 
infolge der langen Reise schwer leidend. Bei der Operation muß die Schädel- 
öffnung größer angelegt werden als der größere Umfang des Zertrümmerungsherdes 
oder Abszesses; eine Drainage der offen zu haltenden Wunde ist dann meist über- 
flüssig oder mittels weiter Gummiröhren oder Guttaperchastreifen zu bewerk- 
stelligen. Auffallend war die allmählich eintretende Verkleinerung der operativ 
hergestellten Schädellücken, sowie vielfach die Geringfügigkeit der Ausfallserschei- 
nungen im Verhältnis zur Größe der zerstörten Hirnmasse. 

C. hat 41 Fälle von Hirnschußverletzungen seziert, bei 33 eitrige Meningitis 
gefunden, die als eine basilare — trotz ganz verschiedener Lokalisation der Schuß- 
verletzung des Gehirns — in 26 Fällen eingesetzt hatte und auf einen Übergang 
der Hirneiterung auf den einen oder anderen Seitenventrikel zurückzuführen war. 
Wahrscheinlich wirkte hierbei in erster Linie der nicht genügende Abfluß des Eiters 
nach außen, durch das in die Schädellücke vorquellende Gehirn verhindert, mit. 

D. fand in den 2 Fällen bei der Röntgenaufnahme außer zwei kleinen Schädel- 
defekten, die dem Ein- und Ausschuß entsprachen, einige Knochensplitter und 
offenbar durch Luftansammlung bedingte Schattenaussparungen, die sich auf 
die seitlichen Stirnbein- und Schläfenpartien, bzw. das Hinterhauptbein proji- 
zierten; die Luft war durch eine Fissur in den Schädel hineingepreßt worden. 

B. hat zur Verhütung des Hirnvorfalls einen möglichst festen Verschluß des 
Schädeldefektes schon bei der Operation hergestellt — Türflügelschnitt unter 
Mitnahme des Periosts in die Hautlappen, Naht —, ohne aber die Drainage der 
Wunde zu verhindern. Seit diesem Vorgehen hat er einen wirklichen Hirnvorfall 
nicht mehr zu sehen bekommen. 

R.’s 2 Fälle waren durch das Auftreten ungekreuzter Hemiplegien, Imal 
bei Schädelschußverletzung, im anderen Falle bei einem subduralen Bluterguß 
infolge eines Sturzes) ausgezeichnet. Man muß wohl annehmen, daß das Fehlen 
von Pyramidenkreuzung gelegentlich vorkommt. Kramer (Glogau). 


24) Hosemann. Die chirurgische Frühbehandlung der Schädel- 
schüsse. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 21. S. 607—611.) 

H. hat unter 110 Verwundungen 79 Schußverletzungen des Gehirnschädels 
und seiner Bedeckungen gehabt. Jeder Schädelschuß wurde revidiert; die Wund- 
verhältnisse wenn möglich durch Inzision klargelegt. Bei 24 Fällen wurde operativ 
eingegriffen. Da in der Prognose bei Schädelschüssen eine Täuschung nicht 
selten ist und eine unerwartete Besserung oft noch spät eintritt, so wurde mancher 
von vornherein hoffnungslose Fall operiert. Unter den 24 Operierten kam es 
zu 10 Todesfällen, stets bei schwersten Schädelschüssen mit ausgedehntester Ge- 
hirnzertrümmerung und starkem Hirnfluß. H. hat auffallend wenig Infektionen 
beobachtet, nur einen Fall von Meningitis, nur einen oberflächlichen Hirnabszeß. 
Die frühzeitige, ausgiebige Wundreinigung ist sehr wichtig. Der Schußkanal 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 31. 555 


mit seinen Taschen wird freigelegt und gespalten, Fremdkörper und Knochen- 
splitter werden entfernt, und für Abflußmöglichkeit der Gewebstrümmer, des 
Blutes und der Wundsekrete wird gesorgt. Besonders ist die Frühoperation bei 
Tangentialschüssen zu fordern. Danach vor allem Ruhe. Die zweite Gefahr, 
die dem Schädelschuß noch droht, ist die des Hirndrucks. Ihr beugt die Ruhe, 
abgesehen vom Offenhalten des Ventils durch Operation und Verbandwechsel, 
vor; sie verhindert am besten Nachblutungen und stärkere Exsudation. Durch 
frühzeitige operative Versorgung des Schädelschusses lassen sich sehr viele Hirn- 
abszesse und Jauchungen verhüten. Kolb (Schwenningen a.N.). 


25) Schüller. Über eigenartige Schädeldefekte im Jugendalter. 

(Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen Bd. XXIII. Hft. 1.) 

Beschreibung dreier interessanter Fälle bei jugendlichen Personen. Bei 
einem 16jährigen Knaben fanden sich auf dem Röntgenbilde Aufhellungen des 
Knochenschattens entsprechend ausgedehnten Usuren der Schädelwand. Die 
Defekte sind unregelmäßig, annähernd rechteckig und haben einen Durchmesser 
von 3—4cm. Die Ränder sind scharf und wellig. An der Außenseite des Schädels 
sind aber diese Defekte nicht nachzuweisen. Im übrigen zeigt der Junge Zwerg- 
wuchs, Fettsucht und Genitalhypoplasie. Offenbar handelt es sich um Druck- 
usuren durch Annahme einer Geschwulst an der Hirnbasis. 

Bei einem zweiten Falle, einem 4jährigen Mädchen, zeigten sich ähnliche 
Defekte sowohl am Schädel wie am Darmbein, besonders am Schädeldach und 
an der Schädelbasis. Es bestand zu gleicher Zeit Diabetes insipidus. 

Bei einem letzten, 7jährigen Mädchen bestand eine Geschwulst am Kopf, 
die weich wurde und Sekret entleerte. Unter der Narbe fühlt man einen Defekt 
des Knochens, der auch am Röntgenbild deutlich zu sehen war. Nach 2 Monaten 
war der Defekt viel kleiner geworden. 

Es handelt sich also in allen drei Fällen um ausgedehnte Schädeldefekte 
ohne Symptom von seiten des Gehirns. Verf. bringt für diese merkwürdigen 
Schädel die sehr treffende un »Landkartenschädel« in Vorschlag. 

Gaugele (Zwickau). 


26) William Sharpe and Benjamin Farrell. A new operative 
treatment for selected cases of cerebral spastic paralysis. 
(Journ: of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 6. S. 482. 1915.) 

Verff. haben unter 201 Fällen von spastischer Paralyse bei Kindern 65mal 
eine Erhöhung des Hirndrucks bei der ophthalmoskopischen Untersuchung ge- 
funden und in diesen Fällen die subtemporale Dekompression ausgeführt. Die 
Erfolge bezüglich der Spasmen, der Lähmungen und der geistigen Fähigkeiten 
waren sehr gute. In vielen Fällen fanden sich Überreste von Blutungen bei der 
Geburt (Bindegewebswucherungen, Cysten) auf der Gehirnoberfläche. Alle Fälle 
wurden gebessert; nur bei 4 war die Besserung eine leichte, bei allen anderen 
dagegen eine sehr ausgesprochene. E. Leschke (Berlin). 


27) Gunnar Kahlmeter. Über Pseudotabes hypophysarea. (Hygiea 
Bd. LXXVII. Hft. 9. 1915. [Schwedisch.]) 

Verf. berichtet über die von Oppenheim betonte Erscheinung, daß Hypo- 

physengeschwülste ein der Tabes bzw. der Paralyse sehr ähnliches Krankheitsbild 

vortäuschen können. In 2 Fällen des Verf.s war nur mit der Röntgenuntersuchung 


556 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 31. 


eine richtige Diagnose möglich. Im ersten Falle handelte es sich um einen 40jäh- 
rigen Mann, bei dem die ersten Symptome vor einigen Jahren in Form einer 
vorübergehenden Augenmuskellähmung auftraten. Im Laufe der Jahre ent- 
wickelte sich eine einfache Opticusatrophie, Pat. bekam Schmerzen in den Beinen 
von lanzinierendem Typus, hatteSchwierigkeiten, beim Gehen das Gleichgewicht 
zu halten und hatte außerdem seine Libido und die Potenz verloren. Die bei 
der Untersuchung festgestellte Opticusatrophie glich vollständig einer tabischen 
Atrophie, die Patellarreflexe fehlten. Die gestellte Diagnose Tabes wurde durch 
den negativen Wassermann und durch die Röntgenuntersuchung berichtigt, die 
eine Zerstörung der Sella turcica zeigte. Der 2. Fall betraf einen 50jährigen Pat., 
der seit einigen Jahren an Abnahme des Sehvermögens und an Glykosurie litt. 
Dazu kam dann eine auffällige Charakterveränderung. Auch bei diesem Pat. 
zeigte sich das gleiche Untersuchungsergebnis wie bei dem ersten Falle. Die 
Röntgenuntersuchung zeigte wiederum eine Usurierung der Sella turcica. — 
Operiert wurden die Fälle nicht. Fritz Geiges (Freiburg). 


28) Canestro. Über die Hypophysektomie. (Fortschritte a. d. Gebiete 

d. Röntgenstrahlen Bd. XXIII. Hft. 1.) | 

Genaue Beschreibung der klinischen Geschichte eines derartigen Falles. Als 
Operationsmethode wurde von Bossi folgende gewählt: Ein Schnitt durch die 
Nase mit Entfernung eines Stückes aus der Nasenscheidewand derart, daß man 
die Nase nach Bruns auf die Seite stülpen konnte. Die mittlere und obere Muschel 
wird entfernt. Man kommt zur Keilbeinhöhle, ohne die Stirnbeinhöhle und die 
vorderen Siebbeinzellen verletzt zu haben, während man die mittleren und hinteren 
zum großen Teil opfern muß. Die Blutung kann durch Tamponierung gestillt 
werden. Schwieriger ist es, die zu öffnende Stelle, den Boden des Türkensattels, 
zu finden, weil die Hervorragung nicht sehr erheblich ist. Die kleine, im Türken- 
sattel gelegene Geschwulst wird entfernt, soweit das ohne größere Gefahr geht. 
Darauf Drainage und Schluß der Hautwunde. In den ersten Wochen nach der 
Operation erhielt Pat. nach Crowe täglich 1,50 g Urotropin. Der Kopfschmerz 
war nach 14 Tagen vollkommen verschwunden, das Sehvermögen zeigte leichte 
Besserung. Wahrscheinlich hat es sich um eine bösartige, sarkomatöse Geschwulst 
gehandelt. Nach Ansicht des Verf.s ist die transnasale Methode mit wesentlichen 
Vorzügen gegenüber der endonasalen verknüpft. Die endonasale Prozedur, welche 
am besten in den Händen der Rhinologen bleibt, ist dann angezeigt: 

1) Wenn eine allgemeine Anästhesie nicht zulässig erscheint. 

2) Wenn sich Pat. absolut dem Eingriff auf äußerem Wege widersetzt, und 
wenn sich die Geschwulst vorwiegend intrasellar entwickelt und vorwiegend 


cystisch. 
3) Wenn der allgemeine Zustand des Pat. ein schlechter ist. 
4) Wenn Giykosurie besteht. Gaugele (Zwickau). 


28) Charles Metcalfe Byrnes. Clinical and experimental studies 
upon the injection of alcohol into the Gasserian ganglion 
for the relief of the trigeminal neuralgia. (Bull. of the Johns 
Hopkins hosp. Vol. XXVI. Nr. 287. S. 1. 1915.) 

Klinische Erfahrungen an 14 Patt. zeigten, daß eine einzige erfolgreiche 

_Alkoholinjektion in das Gasser’sche Ganglion die Neuralgie unmittelbar behebt 

und zu vollkommener Unterbrechung der Nervenleitung führt. Auch ohne An- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 31. 557 


wendung der Narkose ist die Injektion nicht schmerzhafter als jede andere tiefe 
intraneurale Injektion. Zwischenfälle kamen nicht zur Beobachtung. Die vor- 
herige Freilegung des Ganglion nach Alexander und Unger ist unnötig. Wenn 
tiefe neurale Injektionen erfolglos geblieben sind, kann man den Versuch einer 
Injektion durch das freigelegte Foramen ovale machen, ehe man zur subtem- 
poralen Entfernung des Ganglion schreitet. Namentlich bei schwerer doppel- 
seitiger Trigeminusneuralgie bietet die Injektion in das Ganglion große Vorzüge 
vor allen anderen radikalen Methoden. Während die Sensibilität dauernd auf- 
gehoben wird, können sich die motorischen Funktionen regenerieren. Zahlreiche 
Tierversuche lehrten, daß man durch fraktionierte Injektion die Zerstörung des 
Ganglion auf den erkrankten Nerventeil beschränken kann, wobei häufig nament- 
lich die Hornhautfasern geschont werden können. Durch eine einzige Injektion 
kann das Ganglion wahrscheinlich nicht vollständig zerstört werden, wohl aber 
durch wiederholte Injektionen. E. Leschke (Berlin). 


30) M. Franeini. Contributo allo studio delle fratture vertebrali 
e specialmente dei corpi. (Clin. chir. XXIII 3. 1915.) 

v gibt zunächst eine kurze Schilderung der Mechanik, Symptomatologie 
und Folgen der Wirbelbrüche und betont, daß die Brüche der Wirbelkörper auch 
bei bester Heilung und beim Fehlen aller Begleit- und Folgeerscheinungen im 
günstigsten Falle zu einer gewissen Versteifúng der Wirbelsäule führen, die Last- 
arbeitern eine erhebliche Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit bedingt. An- 
schließend schildert Verf. einen Fall, bei dem es zu einer Kompressionsfraktur 
im Bereiche des XII. Rücken- und I. Lendenwirbels kam, indem ein Baum langsam 
über die Schulter eines 29jährigen Mannes fiel und diesen langsam zu Boden drückte. 
Es bestand zunächst lediglich stärkste Schmerzhaftigkeit an der Grenze von 
Rücken- und Lendenwirbelsäule, daneben eine Hautabschürfung im Bereiche der 
oberen Dorsalwirbel. Rückenmarkssymptome fehlten vollkommen, so daß zunächst 
noch keine exakte Diagnose gestellt werden konnte. Erst nach einigen Tagen 
entstand eine Kyphose an Stelle der Lendenlordose, so daß die vom Röntgen- 
bilde bestätigte Diagnose einer Kompressionsfraktur des XII. Rücken- und 
I. Lendenwirbels gestellt werden konnte. Ein Gipskorsett ermöglichte schmerz- 
loses Gehen, bis nach I Monat ein Gürtelgefühl um den Nabel und leichte Paresen 
im linken Bein auftraten, die trotz andauernder Gipskorsettbehandlung nicht 
wichen, wenn sich auch im Laufe der Monate keine Verschlechterung einstellte. 
Verf. betont, daß die Wirbelkörperbrüche auch bei bester Heilung stets die Elasti- 
zität der Wirbelsäule verringern, die für den Lastarbeiter von großer Bedeutung 
ist, so daß durch solche Frakturen stets die Erwerbsfähigkeit erheblich herab- 
gesetzt wird. M. Strauss (Nürnberg). 


31) Ernst Frankel. Zwei bemerkenswerte Fälle von Rücken- 
marksverletzung durch Gewehrschüsse. (Deutsche med. Wochen- 
schrift 1915. Nr. 19. S. 551 —552.) 

Da die Rückenmarksverletzungen in bezug auf Deutung, therapeutisches Ein- 
greifen und Prognose subtiler sind als Verletzungen innerer Organe und Extre- 
mitätenverletzungen, so schildert uns F. aus der Fülle seines Materials 2 Fälle. 
Trotzdem sich die beiden Fälle in bezug auf die sichtbaren Symptome sehr ähneln, 
so ist doch der Verlauf und die Prognose beider sehr verschieden. Im zweiten Falle 


558 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 31. 


ist das anfangs schwere Krankheitsbild fast völlig verschwunden, und die wieder- 
gekehrte Bewegungsfähigkeit beweist, daß sich das geschädigte Rückenmark 
wieder erholt hat, im ersten Falle hat sich der Zustand nicht gebessert. Es handelte 
sich im ersten Falle um eine Störung der Blasen- und Mastdarmfunktion. Die 
Bewegungsfähigkeit ist noch heute völlig aufgehoben; es besteht Spitzfußstellung. 
Die angewendete Therapie, Faradisation und Massage, hatte keinen Erfolg gebracht. 
Im zweiten Falle sind sämtliche Symptome zurückgegangen, der Pat. fühlt sich 
dauernd wohl; er führt die Bewegungen gut aus. Während bei dem ersten Falle 
die Prognose absolut ungünstig zu stellen ist, und der Zustand stationär bleiben 
wird, so werden sich bei dem zweiten Falle die Krankheitserscheinungen voraus- 
sichtlich immer weiter bessern und eine völlige Restitutio eintreten. 
Kolb (Schwenningen a.N.). 


32) A. Wolff. Wirbelosteomyelitis nach Schußverletzung. (Deutsche 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 17. S. 498—499.) 

Akute Osteomyelitis des Wirbels ist eine Seltenheit. W. hatte Gelegenheit, 
einen Fall von Schußverletzung des Wirbels mit nachfolgender Osteomyelitis 
zu beobachten und teilt diesen mit. Ein Hauptmann war im November 1914 
durch einen Granatschuß in die rechte Halsseite dicht unter dem Kieferwinkel 
verwundet worden, sofort wurde die Blutung gestillt und ein stark spritzendes 
Gefäß unterbunden. Nachdem 3 Wochen nach der Verletzung der Granatsplitter 
entfernt worden war, wurde der Hauptmann im Dezember auf Erholungsurlaub 
entlassen. Plötzlich traten Schmerzen im Nacken und in der Schultergegend 
auf, der Kopf wurde angstvoll steif gehalten. Anfangs Januar wurde die Nacken- 
muskulatur hinter dem rechten Kopfnicker an der Stelle der größten Druckemp- 
findlichkeit geöffnet; aber das Abtasten der Wunde bis zur Vorderseite der Wirbel- 
körper ergab, daß ein Abszeß nicht vorhanden war. Der Zustand verschlimmerte 
sich jedoch immer mehr, und bald trat der Tod ein. Die Sektion ergab Osteo- 
myelitis des Wirbelkörpers, umschriebene Pachymeningitis externa purulenta des 
oberen Halsmarks, eitrige Leptomeningitis spinalis, Bronchopneumonie des rechten 
Unterlappens. Dieser Fall lehrt uns, daß Schußverletzungen in der Nähe der 
Wirbelsäule mit dem leisesten Verdacht auf Wirbelverletzung mit Eingipsen oder 
Streckung zu behandeln sind, und daß Geschosse und Fremdkörper aus Schlund- 
verletzungen am besten von außen mit Schaffung breiter Abflußmöglichkeiten 
zu entfernen sind. Kolb (Schwenningen a.N.). 


33) Benjamin Farrell. Hibbs osteoplastic operation for Pott’s 
disease. (Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 5. $. 398. 1915.) 

Verf. berichtet über seine Erfahrungen mit der Hibb’schen Operation zur 
Behandlung der Wirbelcaries und ihrer Folgezustände, die sich auf 158 Fälle 
erstrecken und äußerst befriedigende Ergebnisse gezeitigt haben. Von allen diesen 
Fällen haben nur 7 tödlich geendet, jedoch nicht infolge der Operation, sondern 
meist erst nach vielen Monaten an Miliartuberkulose, Meningitis u. a. Versuche 
mit der Operation an Hunden zeigten, daß diese Tiere die Operation schlecht ver- 
tragen und in ®/, der Fälle sterben, obwohl keine Infektion zutrat und die Haut- 
wunde primär heilte. Auch war bei den überlebenden Tieren die Knochenbildung 
nach 60 Tagen gering und auch nach 100 Tagen nur in mäßiger Stärke vorhanden. 
E. Leschke (Berlin. _ 


‚Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 31. 559 


34) Charles Jacobs. Observation on bone transplantation (Albee 
method) for the cure of tuberculous spine disease. (Journ. of 

the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 5. S. 400. 1915.) 

Die chirurgische Behandlung der Wirbeltuberkulose bietet vor der konser- 
vativen viele Vorteile, muß aber auf geeignete Fälle beschränkt bleiben. Das 
 Knochentransplantat braucht Monate, bevor es tragfähig ist; daher muß die Nach- 
behandlung mit Stützverbänden eine sehr lange sein. In 9 Fällen gab die Methode 
gute Ergebnisse, nur in einem Falle wurde das Transplantat infiziert und mußte 
entfernt werden. E. Leschke (Berlin). 


35) Henry Fitz Simmons. Torticollis. (Journ. of the amer. med. assoc. 

Vol. XLIV. Nr. 8. S. 645. 1915.) 

Von 100 Fällen von Torticollis betrafen 51 Knaben und 49 Mädchen, 55 
die rechte und 45 die linke Seite. Von den kongenitalen Fällen hatten 20% 
eine normale Geburt gehabt. Die Behandlung bestand in möglichst vollstän- 
diger Entfernung alles die normale Haltung hindernden Gewebes. Von 45 Fällen, 
die lange Zeit nach der Operation verfolgt werden konnten, wurden 39 völlig 
geheilt. Die Ursache der Mißerfolge lag entweder in ungenügender Entfernung 
des anormalen Gewebes oder in ungenügender Nachbehandlung oder in knöcher- 
nen Veränderungen der Halswirbelsäule. E. Leschke (Berlin). 


36) Frank C. Yeomans (New York) On a new treatment of 
coccygodynia by injections with 80°/, alcohol. «Pacific med. 
journ, 1915. März. Vol. LVIII. Nr. 3.) 

Y. empfiehlt bei Coccygodynie, besonders bei der traumatisch entstandenen, 
folgendes Verfahren: Nach Einführung des Fingers in den Mastdarm und Be- 
stimmung des druckempfindlichsten Punktes des Steißbeins wird an diesem unter 
Leitung des Fingers eine Einspritzung von 1-2 ccm 70—80%igen Alkohols ge- 
macht. Gewöhnlich sind 3—5 Einspritzungen mit 5—10tägigen Pausen not- 
wendig. 7 durch Fall auf das Gesäß entstandene Fälle von Coccygodynie wurden 
auf diese Weise geheilt, Die Krankheit bestand längstens 4 Jahre, kürzestens 
1 Monat. | Mohr (Bielefeld). 


37) A. Chiasserini. L’iniezione di alcool nei gangli spinali, (Poli- 

clinico, sez. chir. XXII. 1—4. 1915.) 

Verf. geht davon aus, daß sowohl für die hartnäckigen Neuralgien im Bereich 
des Rückenmarkes (Interkostalneuralgien mit Herpes zoster, tabische Krisen) 
wie für die spastischen Erkrankungen der unteren Extremitäten trotz aller dahin 
zielenden Bemühungen noch keine sichere und dabei ungefährliche Heilmethode 
angegeben ist. Er stellte sich daher die Aufgabe, die bei der Trigeminusneuralgie 
erprobte Injektion von Alkohol in das Ganglion Gasseri auch bei den Spinal- 
ganglien zu erproben. 

Bei zehn Experimenten an Hunden, bei denen das Ganglion spinale nach 
breiter Laminektomie freigelegt und mit 70-90%igem Alkohol injiziert wurde, 
ergab sich, daß die Alkoholinjektion in keinem Falle zum Tode führte oder starke 
Intoxikationserscheinungen machte. Die in einigen Fällen beobachteten Krampf- 
oder Lähmungssymptome sind auf Kompression des Rückenmarks bei der Opera- 
tion oder auf das Einführen des Alkohols in den Subarachnoidealraum zu- 
rückzuführen. Histologisch fand sich am Rückenmark, abgesehen von den 
operativ bedingten — unmittelbar nach der Operation feststellbaren — Blutungs- 


560 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 31. 


und Erweichungsherden, Axolysis der Nervenfasern der Hinterstränge, die durch 
Veränderungen der korrespondierenden Ganglienzellen bedingt sein muß, da die 
Nervenfasern der Vorder-Seitenstränge und die Wurzelzellen des Vorderhorns 
keine Veränderung zeigen. Veränderungen finden sich dagegen an den Pachy- 
meningen und an dem Gewebe in der Nachbarschaft des injizierten Ganglion, 
indem die Alkoholinjektion zu Bindegewebsneubildung und damit zu Adhäsionen 
an der Außenfläche der Dura führt. Das Ganglion spinale selbst erscheint makro- 
skopisch wenig verändert, abgesehen von vereinzelter ödematöser Schwellung und 
Hyperämie. Histologisch finden sich dagegen Degenerationserscheinungen der 
Nervenzellen: periphere Chromatolysis, Verschwinden der endozellulären Netz- 
faserung in frischen Fällen und bei endoperigangliärer Injektion, totale Chromato- 
lysis, Verschwinden des Kerns, Auflösung der Zellen zu einem Schatten, wenn der 
Alkohol in einer gewissen Menge in das Ganglion eingedrungen ist. Außerdem 
finden sich Degenerationserscheinungen der endogangliären Fasern, kleinzellige 
Infiltration und Neigung zur Bindegewebsproliferation. In den Spinalwurzeln und 
im gemischten Nervenstamm findet sich fortgeleitete Degeneration der hinteren 
Fasern, weniger konstant Degeneration der vorderen Fasern, die auf direkte 
Alkoholwirkung zurückzuführen ist. 

Verf. kommt auf Grund dieser Tatsachen zu dem Schluß, daß die Alkohol- 
injektion der Spinalganglien das Leben und das Rückenmark nicht beeinträchtigt 
und eine sichere Unterbrechung des Reflexbogens bedingt. Leichenuntersuchungen 
ergaben weiterhin eine einfache und sichere Methode der Auffindung und Injektion 
des Ganglion spinale vom Foramen transversum aus, das Verf. auf Grund der 
anatomischen Daten besser als Kanal bezeichnet haben will. Im Bereiche des 
Lendenmarkes ist das Ganglion spinale leicht zu finden, da es an der Außenwand 
des Foramen transversum liegt, die es nach unten zu noch um 1/3 seiner Länge 
überragt. Schwieriger ist die Aufsuchung des Ganglion spinale im Bereich des 
Dorsalmarkes, da hier das Ganglion von Teilen des Querfortsatzes und des unteren 
Gelenkfortsatzes verdeckt wird. Das Ganglion liegt an der Hinterwand des 
Foramen transversum unmittelbar neben dem Apex des oberen Gelenkfortsatzes 
des nach unten folgenden Wirbels. Die Injektion wird am besten mit einer 10 cm 
langen Punktionsnadel mit runder oder ganz wenig abgeschrägter Spitze vor- 
genommen; die Nadel soll Millimetereinteilung tragen und an jeder beliebigen 
Stelle exakt fixiert werden können. Zur Injektion der Lumbalganglien wird die 
Nadel 3 cm lateral von der unteren Spitze des Dornfortsatzes eingestoßen und 
von hinten nach vorn vorgeschoben, bis sie in 4cm Tiefe eine unregelmäßige 
Knochenoberfläche: den Proc. mammillaris des oberen Gelenkfortsatzes des nach- 
folgenden Wirbels, trifft. Durch Heben der Nadelspitze, die gleichzeitig etwas 
nach innen gerichtet wird, kommt die Nadel am Knochen vorbei und kann 2?/, cm 
nach innen vorgeschoben werden, bis sie einen neuen knöchernen Widerstand: 
den Rand des For. intervertebrale, findet. Von hier aus kann man mit der Nadel 
den spezifischen Widerstand des etwas härteren Ganglion spinale fühlen und 
die Injektion machen. Diese wird erleichtert, wenn man durch einen 3 cm lateral 
von der Dornfortsatzlinie geführten Hautschnitt den Processus mammillaris und 
die Inzisur der Gelenkfortsätze freilegt. Die an der Umbiegungsstelle der Inzisur 
zur Medianlinie eingeführte und 11/, cm ventralwärts vorgeschobene Nadel trifft 
das Ganglion. 

Für die dorsalen Ganglien ist vom hinteren Angulus costae auszugehen. Die 
Nadel wird ein wenig nach innen von diesem Angulus in der Höhe des oberen 
Randes der Rippe eingestochen und medialwärts nach vorn und oben vorgeschoben, 


‚Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 31. 561 


bis sie die Außenfläche des unteren Gelenkfortsatzes dort erreicht, wo dieser dem 
unteren Rand des Querfortsatzes benachbart ist. In die durch die beiden Knochen- 
teile gebildete Öffnung dringt die Nadel ein, wird 1 cm nach vorn und gegen die 
Mittellinie geschoben und erreicht einen knöchernen Widerstand: die äußere 
Öffnung des For. intervertebrale, von dem aus das Ganglion mit der Nadelspitze 
ertastet werden muß. Die Hauptschwierigkeit ist das Erreichen der oben ge- 
nannten Apertur, die am besten durch eine Inzision der Weichteile freigelegt wird. 
Durch Wegnahme dieser Apertur mit der Luer’schen Zange läßt sich weiterhin 
das Ganglion direkt zugänglich machen. 

Zum Schluß weist Verf. darauf hin, daß sich die Hauptgefahr der Methode: 
Injektion des Alkohols in denSubduralraum, leicht vermeiden läßt, wenn vor der 
Injektion angesaugt wird. Die Injektion in die motorische Wurzel läßt sich durch 
Freilegen des distalen Poles des Ganglion vermeiden; außerdem bedingt sie nur 
vorübergehende Störungen, da die Zellen des Vorderhorns unversehrt bleiben. 
Hämorrhagien aus den .perigangliären Gefäßen sind nicht zu fürchten. 

Verf. empfiehlt zum Schluß die klinische Prüfung der Methode bei tabischen 
Krisen, hartnäckigen Interkostalneuralgien, bei der Little’schen Erkrankung 
als Ersatz der Foerster’schen Operation und ihrer Modifikationen. Auch bei 
komprimierenden Geschwülsten im Bereiche der Spinalwurzeln und bei entzünd- 
lichen Erkrankungen dieser Gegend kann die Alkoholinjektion versucht werden. 

150 Literaturangaben ergänzen die Arbeit, die auch das ganze Gebiet der 
Nerveninjektionen berücksichtigt. M. Strauss (Nürnberg). 


38) F. Voeleker. Operative Befunde bei Schußverletzungen peri- 

pherer Nerven. (Deutsche Zeitschrift für Chir. Bd. CXXXIII. S. 65.) 

V. hat als beratender Chirurg an den Reservelazaretten in Heidelberg bei 
16 Patt. Operationen an den peripheren Nerven vorzunehmen Gelegenheit gehabt. 
Solche Operationen dürfen nur unter aseptischen Verhältnissen, also bei ver- 
narbten oder doch ganz gereinigten Wunden vorgenommen werden; mit Bezug 
auf die sie indizierenden funktionellen nervösen Störungen sollen sie weder zu 
früh noch zu spät gemacht werden, sie kommen also selten vor der 3. Woche, 
häufig erst nach der 5. und 6. Woche nach der Verwundung zur Ausführung. Da 
die Operationen nicht in große Tiefe führen, sind sie gefahrlos, ihre Ausführung 
technisch ziemlich einfach; zur Anästhesie wurde Allgemeinnarkose als am zweck- 
mäßigsten befunden. Der zum verletzten Nerven führende Schußkanal wird meist 
schwielig degeneriert befunden, der Nerv häufig fest im Narbengewebe verwachsen, 
so daß er scharf herauspräpariert werden muß, zumal wenn er, von Narbenmassen 
umschnürt, gegen benachbarte Teile abnorm fixiert oder verschoben ist. Was die 
Dislokationen der Nerven betrifft, so unterscheidet V. ähnlich wie beim Schaft- 
knochenbruch die bekannten Dislokationen ad longitudinem, ad axin, ad latus 
und adperipheriam. In 21 Figuren, welche die Situsverhältsnisse verletzter Nerven 
und deren Repositionen nebst Vernähung in skizzenhafter Weise darstellen, finden 
sich gut erläuternde Bilder derartiger Form- und Lageveränderung von Nerven. 
Die kurz gegebenen Krankengeschichten der 16 Fälle ergeben die Details der 
klinischen Beobachtungen. Was die Erfolge betrifft, so wurden bestehende 
Schmerzen durch die präparatorische Lösung der Nerven meist rasch beseitigt. 
Von Beseitigung motorischer Lähmungen ist kaum etwas zu lesen, doch ist zu 
berücksichtigen, daß die Zeit, die nach den Operationen verfloß, noch zu kurz 
war, um die Endresultate übersehen zu können. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


562 Zentralblatt für Chirurgie. Nr.31. 


39) J. Cisier. Das Verhalten des N. recurrens zur benignen 
Struma und zu ihrer Operation. (5. Kongreß tschechischer Natur- 
forscher u. Ärzte 1914.) 

Der Autor laryngoskopierte gutartige Kröpfe vor und nach der Operation. 
Unter 75 Fällen wiesen 3 = 4%, eine Schädigung des N. recurrens schon vor der 
Operation auf, und mehr als die Hälfte aller Fälle nach der Operation. Von den 
letzteren zeigten 10 den leichtesten Grad der Störung. (1 Fall zeigte nur eine 
Verlangsamung der Bewegung, die übrigen zeigten das 1. Stadium nach dem 
Semon-Rosenbach’schen Gesetz; bei 2 derseiben trat in wenigen Tagen Re- 
staurierung ein, bei 1 ging das I. Stadium in das III. und dann wieder in das I. über, 
bei 1 ging I. in III. über, die übrigen Fälle blieben während der Wundheilung 
unverändert.) 7 weitere Fälle boten nach der Operation das II. Stadium dar 
(mediane Position), das sich bei 5 Fällen besserte und bei 2 Fällen verschlechterte. 
Bei 7 weiteren Fällen änderte sich das Il. Stadium nicht. 5 Fälle boten das Bild 
der totalen Recurrenslähmung dar, die sich aber besserte. 11 Fälle zeigten das 
Bild der Recurrensläihmung, doch schien bei 7 derselben die Kontinuität der 
Nerven unverletzt zu sein, während bei 4 Fällen eine Schädigung des Nerven 
wahrscheinlich war. Diese Beobachtungen erstreckten sich jedoch nur über die 
Zeit der Wundheilung. — Die Zahl der Verletzungen des N. recurrens ist in den 
letzten Jahren entschieden kleiner geworden, dank der Verbesserung der opera- 
tiven Technik (extrakapsuläre Methode). Wenn trotzdem noch Schädigungen 
des Nerven vorkommen, so erklären sich dieselben 1) durch mechanische Insulte 
während der Operation (Dehnung, Quetschung, Kompression des Nerven bei der 
Luxation des Kropfes, beim Fassen und Unterbinden der Gefäße, durch Blut- 
extravasate) und 2) durch verschiedene Prozesse bei der Heilung (Ernährungs- 
störungen durch Gefäßunterbindungen oder durch den Druck von Biutextra- 
vasaten auf Blut- und Lymphgefäße, indurierte Neuritiden, Narben). Mit diesen 
Prozessen nehmen die Schädigungen des N. recurrens zu und ab; es kann sogar 
zu einer kompletten Lähmung kommen. Da aber eine funktionelle Kompensation 
von seiten des gesunden Stimmbandes auch in den schwersten Fällen vorkommt 
(beiderseitige totale Lähmungen sind Seltenheiten) und da die Operation oft aus 
vitaler Indikation stattfindet, kann die Recurrenslähmung die Bedeutung der 
Strumektomie in keiner Weise beeinträchtigen. G. Mühlstein (Prag). 


40) W. Jehn. Die operative Entfernung großer intrathorakaler 
= Strumen. (Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. CXXXIII. S. 25.) 

Sauerbruch, aus dessen Klinik in Zürich die Arbeit hervorgegangen ist, 
bedient sich zur Heraushebung großer retrosternaler Kröpfe einer Einkerbung 
des Brustbeins von 5 cm, die genügt, um den Mittelraum um 1—2 cm zu erweitern 
und selbst größere Knollen unverkleinert zu entfernen. Hiermit ist die anfänglich 
von Sauerbruch geübte totale Längsspaltung des Brustbeins entbehrlich ge- 
macht. Daneben bewährte sich bei der Operation die von Sauerbruch überall 
bei Entfernung großer stenosierender Kröpfe gebrauchte Überdruckatmung mittels 
Sauerstoff, bei 3cm Wasserüberdruck unter Anwendung des Tiegel’schen Ap- 
parates. Bei diesem Verfahren schwindet selbst während der schwierigsten Mo- 
mente die Dyspnoe, die Patt. bleiben, sofern sie in Lokalanästhesie operiert werden, 
ruhig, können besser atmen, pressen nicht, die venöse Blutung ist geringer. Auch 
ist die Gefahr der Luftembolie beseitigt. Denn durch die Steigerung des Druckes 
im Herzen wird selbst bei tiefster Inspiration niemals Luft in das Herz aspiriert. 
Zur Einkerbung des Brustbeins wird die Listonschere gebraucht. 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 31. 563 


Die Leistungsfähigkeit dieser Maßregeln belegt J. durch Mitteilung von fünf 
Krankengeschichten, denen Photogramme und Röntgenogramme beigegeben 
sind. Die ersteren zeigen in den Gesichtern der Kranken vor und nach der Opera- 
tion deutlich die Wirksamkeit der Behandlung, sich kennzeichnend durch die 
starke Gedunsenheit des Kopfes, die nach der Operation verschwunden ist. Die 
Röntgenogramme interessieren durch den von der Struma intrathoracica gegebenen 
Schatten auf den Platten, ein Befund, dessen Wichtigkeit für die Diagnose auf 
der Hand liegt. Von 5 operierten Kranken genasen 4. Die Operationspräparate 
sind photographisch abgebildet. Bemerkenswert ist bei der Rekonvaleszenz nach 
Operationen im Mediastinum das Auftreten von Thrombosen der Armvenen. Von 
den 5 Berichtsfällen machte Fall 1 langdauernde derartige Thrombosen durch, 
Fall 3 endigte durch Lungenembolie 3 Wochen nach der glatt verlaufenen Opera- 
tion tödlich. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


41) Frazier. A review of 100 consecutive operations for goitre 
with especial reference to the treatment of hyperthyroidism. 
(Annals of surgery 1914. Nr. 5. November.) 

Verf. teilt die Kröpfe in vier Gruppen ein, 1) die nicht hyperplastischen 
atoxischen, 2) die nicht hyperplastischen toxischen, 3) die hyperplastischen 
toxischen und 4) die hyperplastischen atoxischen. Gruppe 2 kommt am häufigsten 
vor (57%), und zwar in jüngeren Jahren; das Durchschnittsalter betrug 22 Jahre. 
Gruppe 3 wurde am zweithäufigsten (48%) beobachtet, das mittlere Alter betrug 
32 Jahre. Unter den klinischen Symptomen der vom Verf. operierten 103 Fälle 
standen oben an nervöse Reizbarkeit, Pulsbeschleunigung, Herzinsuffizienz, 
Exophthalmus. Als selteneres Symptom wurde zuweilen eine ödematöse Schwel- 
lung der Oberlippe beobachtet. Verf. ist Anhänger der operativen Behandlung 
der Basedow’schen Krankheit, er führte die Operation in Lachgasnarkose aus 
und hatte unter 103 Operationen nur 3 Todesfälle, von welchen 1 auf die 83 Thy- 
reoidektomien und 2 auf die 17mal ausgeführten Unterbindungen der Schild- 
drüsenarterien entfielen. Eine Kontraindikation gegen die Operation sieht Verf. 
nur in einer mit Herzerweiterung einhergehenden Herzschwäche. 

Herhold (z. Z. im Felde). 


42) K. Morhaut. Operative Resultate beim Morbus Basedowii. 

(5. Kongreß tschechischer Naturforscher u. Ärzte 1914.) 

Von 61 operierten Hyperthyreosen wurden 30 kontrolliert; von diesen sind 
vollkommen gesund 14 = 40%, gebessert 7 = 20%, unverändert 2 = 5,7%, (von 
diesen starb 1 Fall nach 5 Monaten), tot 2 = 5,7%, Rezidive 5 = 14,3%, von denen 
3 zum zweitenmal operiert wurden. — Die konservative Behandlung vermag 
einzelne Fälle zur Besserung und Heilung zu bringen, aber die Mortalität ist bei 
der internen Therapie sehr hoch. Die operative Therapie weist einen größeren 
Prozentsatz von Besserungen, speziell von Heilungen auf und einen kleineren 
Prozentsatz von Mißerfoigen, speziell von Todesfällen; die Besserung tritt bei 
operativer Behandlung rascher ein als bei interner. Die Ursache der Mißerfolge 
der operativen Therapie liegt teils in zufälligen Komplikationen, teils in unge- 
nügender Entfernung des Schilddrüsenparenchyms, teils darin, daß der Fall zur 
Operation ungeeignet war. Akute und subakute Fälle sind von der Operation 
prinzipiell auszuschließen; bei chronischen Fällen hängt der Erfolg von der Dauer 
der Krankheit und von der Operationsmethode ab. 

k G. Mühlstein (Prag). 


564 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 31. 


43) Charles Waters. Röntgenisation of the thymus gland in 
Graves disease. (Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 17. 
1915.) 

Röntgenbestrahlungen des Thymus bei Basedowfällen gaben gute thera- 
peutische Ergebnisse. 60 Fälle wurden bestrahlt, davon 16 mit 3 vollen Serien 
mit 135 H-Einheiten. Von diesen wurden die Hälfte klinisch geheilt, 7 auffällig 
gebessert, I nicht beeinflußt. Die anderen Patt. erhielten nur eine Reihe von 
Bestrahlungen. Auch von ihnen wurden viele gebessert. 

E. Leschke (Berlin). 


44) R. Kafemann. Schußverletzung der oberen Luftwege (Nase 
und ihre Nebenhöhlen, Rachen und Kehlkopf). (Deutsche med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 17. S. 494— 497.) 

In der Kriegssanitätsliteratur findet man häufig die Angabe, daß Halsschüsse 
leicht seien und bald heilten. Dieser Auffassung stimmt K. nicht bei. Im Gegen- 
teil ist er der Ansicht, daß die Verletzungen, speziell des Kehlkopfes im Niveau 
der Stimmbänder, des Ringknorpels bzw. der Luftröhre, zu den ernstesten Ver- 
letzungen gehören, denen der Soldat in bezug auf unmittelbare Lebensgefahr 
oder spätere funktionelle Störungen ausgesetzt ist. Die Schußverletzungen der 
Nase und ihrer Nebenhöhlen sowie des Rachens sind im Gegensatz zu der Schwere 
der Schußverletzungen des Kehlkopfs leicht einzuschätzen. K. hat 9 echte Kehl- 
kopfschüsse, 7 Rachenschüsse und 21 Nasen- bzw. Nasennebenhöhlenschüsse 
mit und ohne Verletzung der Augen beobachtet. Zuerst berichtet er über einen 
Fall, bei dem eine Schrapnellkugel durch beide Augen ging. Eingang im lateralen 
Winkel der rechten Augenhöhle, Zertrümmerung des rechten Auges, Durchquerung 
der Nasenhöhle im Gebiet der Ansatzstelle der unteren Siebbeinmuschel, Austritt 
in die linke Augenhöhle, Zerstörung des linken Bulbus, Austritt aus der linken 
Schläfengrube, etwa 10cm vom lateralen Rande der Augenhöhle. Ein solcher 
Fall ist eine Seltenheit und auch im höchsten Grade gefährlich, da er nicht nur 
beide Bulbi, sondern auch das Gehirn bedroht. Den Nasenverletzungen ist, ab- 
gesehen von den schweren Zertrümmerungen, eine große Gutherzigkeit eigen. 
Die Nase ist geschwollen und behindert gewöhnlich 8-14 Tage die Atmung. 
Auch Schußverletzungen des Epi-, Meso- und Hypopharynx hält K. für harmlos. 
Alle eigentlichen Kehlkopfschüsse sind sehr gefährlich. Die gefährliche Zone 
umfaßt alle drei Kehlkopfräume, den oberen, mittleren und unteren. Es ver- 
einen sich hier eine Fülle von Teilen: Nerven, Muskeln, Knorpel, Gelenke usw., 
die alle in innigster funktioneller Verbindung vereinigt sind. Das erste, was eine 
Gewehrkugel verursachen kann, ist die entzündliche Reaktion, die in Gestalt des 
Ödems fast stets zum Tode führt. Ist durch einen zeitig ausgeführten Luft- 
röhrenschnitt diese Gefahr beseitigt, so lauern im Hintergrunde noch viele Ge- 
fahren, die funktionelle, eventuell lebenslängliche Störungen hervorrufen können. 

Kolb (Schwenningen a.N.). 


45) J. Elgart. Röntgenotherapie des Pleuraempyems. (Casopis 

lekaruv ceskych 1915. Nr. 22.) 

Der Autor konstatiert eine deutliche Heilwirkung der X-Strahlen bei chro- 
nischen eitrigen Prozessen der Pleura. Schon früher gelang es ihm, einen Fall 
von Aktinomykose der Pleura (und der Lunge) durch Röntgenstrahlen zur Heilung 
zu bringen. Nunmehr konnte er auch den folgenden Fall von Pleuraempyem 


. Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 31. 565 


mit Röntgenstrahlen ausheilen. Ein 27jähriger Mann hatte ein bis zur Mitte des 
Thorax reichendes rechtseitiges Empyem. Zunächst wurde eine Rippenresektion 
vorgenommen. Als nach 8monatiger Dauer die Fistel noch immer stark sezernierte 
und eine Entfernung des Drainrohres unmöglich war und da ferner wegen un- 
kompensierter Mitralstenose ein größerer Eingriff (Thorakoplastik) ausgeschlossen 
war, machte der Autor einen Versuch mit Röntgenbestrahlung (5 Minuten mit 
halbharter Röhre, Abstand 30 cm, ohne Filter, von 3 Seiten). Schon nach der 
zweiten Bestrahlung hörte die Sekretion auf, und die Fistel schloß sich. — Bei 
2 Fällen von akutem Empyem erzielte E. mit Röntgenstrahlen keinen Erfolg; 
im ersten Falle ließen zwar die subjektiven Beschwerden und das Fieber nach, 
aber es mußte dennoch eine Rippenresektion vorgenommen werden; im anderen 
Falle brach das Empyem nach der Bestrahlung in die Lunge durch. 
G. Mühlstein (Prag). 


46) H. Sikl. Pleurale Geschwülste. (5. Kongreß tschechischer Natur- 
forscher u. Ärzte 1914.) 


Der Autor sezierte 2 Fälle seltener primärer Geschwülste der Pleura.. Im 
ersten Falle handelte es sich um eine diffus infiltrierende Geschwulst der Pleura, 
die in einen Sack mit starren Wänden von unebener Oberfläche verwandelt war 
und ein hämorrhagisches Exsudat enthielt. Mikroskopisch bestand die Sack- 
wand aus derbem, zum Teil entzündlich infiltriertem, fibrösem Bindegewebe; 
dieses enthält Herde polyedrischer Zellen von epithelialem Charakter, die teils 
eine alveoläre Struktur aufwiesen, teils in Form von Schläuchen und Streifen in 
den Bindegewebslücken angeordnet waren. Ein anderer primärer Herd konnte 
ausgeschlossen werden. Der Autor schließt sich in der Diagnose — primäres 
Karzinom der Pleura — den neueren Forschern an. — Im zweiten Falle fand 
sich ein riesiges solides Fibrosarkom, das 4,6 kg wog und die ganze linke Pleura- 
höhle ausfüllte. Wahrscheinlich ging dasselbe von der dem Perikard anliegenden 
Partie der Pleura aus. In der Literatur fand Verf. nur zwei analoge Fälle: Ep- 
pinger (1882) und Mehrdorf (1908). G. Mühlstein (Prag). 


47) Entin. Über Pneumonokoniosen. (Fortschritte a. dem Gebiete der 

Röntgenstrahlen Bd. XXIII. Hft. 1.) 

Nach Schilderung mehrerer Krankengeschichten und anschließender Epikrise 
faßt Verf. seine Erfahrungen folgendermaßen zusammen: 

»Bei Pneumonokoniosis ist eine Besserung oder ein Stillstehen der Krankheit 
nur dann zu erwarten, wenn die Patt. einen Beruf ergreifen, wo sie dem Staub 
nicht ausgesetzt sind. 

Dies wird nur dann erreicht, wenn eine frühzeitige Diagnose gestellt wird, da 
sich sonst der Pat. nur schwer entschließt, den Beruf zu wechseln, und auch der 
Arzt nicht mit genügendem Nachdruck dazu raten kann. 

Die älteren Mittel zur Diagnosestellung sind ungenügend. 

Gute Dienste leistet dagegen die Röntgenphotographie der Pneumonokoniose. 
Das Röntgenbild kennzeichnet sich durch eine ziemlich gleichmäßige Marmorie- 
rung der Lungen, ähnlich wie bei der Miliartuberkulose, nur sind die Flecken etwas 
größer und weniger scharf. — In anderen, weniger typischen Fällen sind die 
Schatten bei der Pneumokoniosis wenigstens auf beiden Seiten ziemlich gleich- 
mäßig stark und ziemlich gleichmäßig groß. 


566 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 31. 


Zur Differentialdiagnose gegenüber Emphysem dient das von Bäumler an- 
gegebene Zeichen der Retraktion der Lungenränder bei Pneumonokoniosis. 

In den angeführten 5 Fällen konnte, durch Kombination der alten diagnosti- 
schen Mittel mit den neueren, die Diagnose schon während des Lebens gestellt 
werden. Gaugele (Zwickau). 


48) Bles. Echinokokkus der Lunge. (Fortschritte a. d. Gebiete d. Rönt- 
genstrahlen Bd. XXIII. Hft. 1) 

Bei einer 5ljährigen Pat. ist auf dem Röntgenbild folgender Befund festgestellt 
worden: Der Medianschatten und das Herz sind nach der linken Seite verlagert, 
das linke laterale oder Lungenfeld ist bedeutend verkleinert, die Wirbelsäule ist 
nach links, also nach der gesunden Seite, verbogen. In dorsoventraler Richtung 
ist das ganze rechte Lungenfeld förmlich eine einzige Schattenmasse. In ventro- 
dorsaler Richtung bemerkt man etwas Helligkeit in der rechten Lungenspitze, 
darunter sieht man einen nach oben konvexen Schatten das ganze Lungenfeld 
einnehmen. In der Höhe der VI. Rippe sieht man diesen Schatten mit einem 
scharfen, auch nach oben konvexen Rand viel dunkler werden; nach unten wird 
er wieder heller.. Eine Untersuchung in querer und schräger Richtung ergibt, 
daß die den Schatten verursachende Masse den ganzen rechten Thoraxraum ein- 
nimmt, also nicht wandständig ist. Einfluß von Aus- und Einatmung auf diesen 
Teil des Röntgenbildes ist nicht wahrznehmen. 

Die Punktion ergab typische, wasserhelle Flüssigkeit mit Haken und Bern- 
steinsäure; auch kleine Spuren Eiweiß waren vorhanden. Nach der Punktion 
kamen große Mengen Cystenflüssigkeit zum Auswurf durch die Bronchien, ungefähr 
3 Liter. Die Operation ergab zahlreiche Tochterblasen; am 20. Tage nach der 
Operation konnte schließlich die ganze Mutterblase herausgeholt werden. Diese 
war enorm groß, sie füllte das ganze Eiterbecken. Endgültige Heilung trat ein. 

Gaugele (Zwickau). 


49) Fr. Kornmann (Davos). Ein neuer transportabler Pneumo- 
thoraxapparat mit Benutzung von Sauerstoff und Stickstoff 
in statu nascendi. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 15.) 
Der ausführlich beschriebene Apparat bietet alle Sicherheiten gegen eine 
technische Gasembolie und gestattet, in kleinen Flaschen Chemikalienlösungen 
mitzunehmen, um 12 Nachfüllungen A 1 Liter Stickstoff und 6 Nachfüllungen 
a !/, Liter Sauerstoff ausführen zu können. Bezugsquelle B. B. Cassel in Frank- 
furt a.M. Kramer (Glogau). 


50) Meltzer (Neuyork). Pharyngeale Insufflation, ein einfacher 
Apparat für künstliche Atmung am Menschen, nebst Bemer- 
kungen über andere Methoden der künstlichen Atmung. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 17.) 

Sämtliche Methoden der künstlichen Atmung erwiesen sich bei Tierversuchen 
als nicht ausreichend. Verf. konstruierte daher einen Apparat, der sich in Tier- 
versuchen und in einmaliger Anwendung beim Menschen als zuverlässig bewährte. 

Um das Entweichen der Luft in Mund und Nase zu verhüten, wird ein pharyn- 
geales Rohr hergestellt, dessen Umfang etwa dem eines mittelgroßen Rachens 
entsprach. Zur Verhütung der Ansammlung von Luft im Magen wird der Leib 
belastet und komprimiert, oder durch eine Öffnung in dem pharyngealen Rohr 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 31. 567 


ein Magenschlauch in den Magen eingeführt, durch den die überschüssige Luft 
entweicht. Zur Lufteinblasung benutzt man zweckmäßig einen mittelgroßen 
Fußblasebalg, der vermittels eines starken, etwa 150 cm langen Gummischlauches 
mit dem Rachenrohr verbunden wird. In der Nähe des Rohres wird in den Schlauch 
ein Respirationsventil eingeschaltet, das in einfacher Weise In- und Exspiration 
vermittelt. Zur Vermeidung von Überdruck in der Lunge wird in den Verbin- 
dungsschlauch dicht am Respirationsventil ein T-Rohr eingeschaltet, an dessen 
vertikalen Schenkel ein kurzer Gummischlauch mit Schraubenklemme angebracht 
ist. Die Lichtung des Schlauches wird mit Hilfe der Schraube langsam verkleinert, 
bis die Respirationsbewegungen am Thorax genügend erscheinen. Für den Erfolg 
ist absolut notwendig, daß der Eingang in den Kehlkopf ständig offen gehalten 
wird. Zu diesem Zweck befestigt man die stark vorgezogene Zunge mit einem 
Gazestreifen am pharyngealen Rohr. Wie man sieht, ist der Apparat einfach und 
leicht herzustellen. Für Behebung der Asphyxie der Neugeborenen wird ein etwas 
modifizierter Apparat empfohlen. Glimm (Klütz). 


51) A. Schäfer (Rathenow a. H.). Beitrag zur Frage der konser- 
vativen oder operativen Behandlung von Herzwunden. 
(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 19.) 

S. berichtet über zwei von ihm unter einfachsten äußeren Verhältnissen 
operativ behandelte Fälle von Stich-, bzw. Schußverletzung des Herzens. Der 
Äthernarkose wurden weder Morphium oder Skopolamin noch Exzitantien voraus- 
geschickt; sie begann im ersten Falle ca. 1 Stunde, im zweiten 2 Stunden 
nach der Verletzung. Ein Interkostalschnitt mit Resektion der IV. Rippe (tem- 
porär beim zweiten Pat.) legte den Herzbeutel frei. Die Naht der Herzwunde, 
die beide Male im linken Ventrikel gelegen war und rasch gefunden wurde, gelang 
unter Fixation des Herzens mit der eingeführten linken Hand. Keine Drainage 
des Herzbeutels, Fixation der Lunge an den vorderen Rippen, Kochsalzinfusion. 
Dauer der Operation selbst ca. 30—35 Minuten. Guter Verlauf im ersten Falle 
bis zur Felddienstfähigkeit, im zweiten nach Entleerung eines Lungenabszesses 
volle Heilung. — S. hält nach diesen Erfahrungen auch im Felde operative Ein- 
griffe bei Herzschüssen für empfehlenswert. Kramer (Glogau). 


52) Müller. Chronic cystic mastitis. (Annals of surgery 1914. Nr. 5. 
November.) 

Nach Greenough und Warren unterscheidet Verf. zwei Formen chroni- 
scher cystischer Brustdrüsenentzündung; bei der einen handelt es sich um vor- 
wiegend cystische Entartung mit Abplattung des azinösen Epithels, bei der anderen 
findet man eine vermehrte Proliferation des Epithels. Erscheinen die Zellen des 
proliferierenden Epithels im um die Acini gelegenen Bindegewebe, so muß auch 
an Karzinom gedacht werden. Verf. berichtet über 18 Fälle chronischer Mastitis, 
die von ihm behandelt wurden; das Durchschnittsalter betrug 38 Jahre; nur in 
zwei Fällen war ein Trauma vorhergegangen. 7mal wurden Teile der Brustdrüse 
reseziert; Imal die Brust amputiert und in den übrigen 11 Fällen nur Exzision 
des erkrankten Gewebes ausgeführt. In allen Fällen trat Heilung ein. Eine rein 
konservative Behandlung des Leidens bei Frauen über 40 Jahre hält Verf. für 
gefährlich. Herhold (z. Z. im Felde). 


568 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 31. 


53) Rodman. Cancer of the breast. (Journ. of the amer. med. assoc. 

Vol. XLIV. Nr. 9. S. 707. 1915.) 

Bericht über 36 Dauerheilungen von Patt. mit Brustkrebs, die in den Jahren 
1899—1911 operiert worden sind. Da 50 Patt. zur Operation gekommen und 
13 am Rezidiv bereits gestorben sind, 1 noch lebt, würde sich der Prozentsatz 
‚der Dauererfolge auf 72%, belaufen. Die Röntgenbestrahlung hat nur Sinn nach 
der Operation, um Rezidive verhüten zu helfen, kann aber allein keinen Brust- 
krebs heilen. E. Leschke (Berlin). 


54) Torek. Disappearance of recurrent mammary carcinoma 
after removal of the ovaries. (Annals of surgery 1914. Nr. 4.) 
57jährige Frau bekommt 5 Jahre nach wegen Karzinom aumputierter Brust- 
drüse in der Narbe mehrere Rezidivknoten. Nach Fortnahme beider Eierstöcke 
schwinden die Knoten innerhalb 8 Monaten völlig. Ob eine mikroskopische 
Untersuchung der Knoten stattgefunden hat, ist nicht erwähnt. 
Herhold (z. Z. im Felde). 


55) Albert Rubenson. Ein Fall von Carcinoma gelatinosum 
mammae. (Hygiea Bd. LXXVII. Hft. 9. 1915. [Schwedisch.]) 


Verf. teilt einen Fall von Carcinoma gelatinosum mammae bei einer 36jährigen 
Frau mit. Im Anschluß an die Besprechung des Falles berührt Verf. besonders 
die Frage der Schleimbildung in diesen Fällen. Auf Grund seiner Untersuchungen, 
und zwar auf Grund spezifisch schleimgefärbter Schnitte und ungefärbter Isolie- 
‚rungspräparate kommt Verf. zu der Anschauung, daß der Schleim von den Krebs- 
epithelien selbst durch einen pathologisch-sekretorischen, zu Degeneration und 
Tod der Krebszellen führenden Prozeß, ohne Beteiligung des Bindegewebes ge- 
bildet wird. Fritz Geiges (Freiburg). 


56) A. Pignati. Di un caso raro di tumore del cordone spermatico. 
(Clin. chir. XXII. 12. 1914.) 

Nach einem Hinweis auf die Seltenheit der Samenstranggeschwülste im all- 
gemeinen und der Karzinome im besonderen (bisher ist nur ein aus den Resten 
des Wolff’schen Körpers entstandener Fallvon Tédenat und Vieu beschrieben), 
berichtet Verf. über einen selbst beobachteten Fall. Bei einem 60jährigen Manne 
‚bestand seit I Jahre eine bohnengroße, schmerzlose Geschwulst oberhalb des 
Hodens. Nach !/, Jahre trat eine Vergrößerung des Hodens auf, weiterhin eine 
‚Schwellung im Bereich des Leistenkanals. Die Operation ergab eine 8cm lange 
.Geschwulst des Samenstrangs, die direkt dem Hoden aufsaß. Kastration. Nach 
1 Jahre Zeichen innerer Metastasen. Die histologische Untersuchung ergab ein 
Epitheliom, das von aberrierenden Samenkanälchen ausging und bereits zu einer 
isolierten Metastase innerhalb der Hodenalbuginea geführt hatte. 

M. Strauss (Nürnberg). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härlel in Leipzig. 


569 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K.GARRE, G.PERTHES, E. RICHTER, 











in Bonn, in Tübingen, in Breslau. 
42. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 32, Sonnabend, den 7. August 1915. 
Inhalt. 


I. C. Brunner, Erdinfektion und Antiseptik. (S. 569.) — II. W. Burk, Ersatz intermuskulärer 
Fascienscheiden durch frei transplantierte Fascie. (S. 573.) (Originalmitteilungen.) 

1) Riedel, Kriegserinnerungen. (S. 574.) — 2) Kolb, 8) Bujwid, 4) Volkmann, 5) Lewin, Ex- 
plosions- und Giftwirkung von Geschossen. (S. 575.) — 6) Merletti und Calcaterra, 7) Israël, 
8) Strauss, Behandlung von Geschoßverletzungen. (S. 576.) — 9) Schumacher, Tiefen- und Dauer- 
wirkung des Jodanstriches. (S. 577.) — 10) Doberauer, Konservative Kriegschirurgie. (S. 577.) — 
11) Lexer, Blutige Vereinigung von Knochenbrächen. (S. 578.) — 12) Burckhardt und Landois, 
Behandlung infizierter Gelenke im Kriege. (S. 579.) — 13) Liebold, Tetanusbehandlung. (S. 580.) 

14) Adäm, Anästhesierung der Bauchhöhle. (S. 580.) — 15) Brunzel, Kryptogenetische Peri- 
tənitis. (S. 5681.) — 16) Bonn, 17) Longo, 18) Ogilvie, 19) Neill, Zur Appendicitisfrage. (S. 581.) — 
2) Magnus, 231) Plasehkes, Herniologisches. (S. 583.) — 22) Brockhaus, Verdauung des Hundes 
bei der Einwirkung von Istizin und Atropin. (S. 584.) — 23) Krall, 24) Boit, Magen- und Darm- 
schüsse. (S. 584.) — 25) Doolin, Überpflanzung von Magenschleimhaut. (S. 586.) — 26) Lewis und 
Grulee, 27) Wulff, 28) Wydler, 29) Strauss, 30) Campbell, 31) Smithies, Zur Chirurgie des 
Magens und Duodenum. ($S. 586.) — 32) Watson, Meckel’s Divertikel. (S. 588.) — 83) Palmer, 
Protein- und Fettresorption nach Entfernung des halben Dünndarmes. (S. 588.) — 84) Niosi, Daım- 
tuberkulose. (S. 588.) — 35) Stetter, Ileus. (3. 589.) — 86) MacGlannan, Vertreter des Colon sig- 
moideum. (S. 589.) — 37) Stanton, Proktoskopie. (S. 590.) — 38) Dubs, Gekrösruptur. (S. 590.) — 
89) Paus, 40) Roblee, Zur Chirurgie der Milz. (S. 590.) — 41) Körte, 42) Rovsing, 48) Yeomans, 
Zur Chirurgie der Leber und Gallengänge. (S.591.) — 44) Crohn, Neubildungen an der Mündung 
des Choledochus oder Ductus Wirsungianus. (S. 592.) 





L. 
Erdinfektion und Antiseptik. 


Hauptergebnisse einer experimentellen Untersuchung. 
Von 


Dr. Conrad Brunner (Münsterlingen). 


Bei den vielen Granatsplitterverletzungen und Verwundungen im Schützen- 
grabenkrieg spielt die primäre und sekundäre Kontamination der Wunden mit 
Erde bekanntermaßen eine sehr wichtige Rolle. Tetanus sowie Gasphleg monen 
verschiedener bakterieller Genese sind davon die gefürchtete Folge. Daß diesen 
Infektionen gegenüber physiologische Autoantiseptik samt aseptischer Wund- 
behandlung unzureichend sind und Fiasko machen, ist kein Geheimnis. Nach dem, 
was ich selbst gesehen und gelesen, steht das nur zu fest. 

Kein Wunder, wenn im Drange, mehr zu leisten, die chemische Anti- 
septik wieder zu Hilfe gerufen wird in der Absicht, die eingedrungenen gefähr- 
lichen Wundfeinde unschädlich zu machen, zu zerstören oder in der Entwicklung 
zu hemmen, — entgegen dem Dogma, daß alle chemischen Antiseptika durch 


32 


570 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 32, 


verursachte Gewebsschädigung und Infektionsdisposition nur Schaden bringen. 
Massenhaft findet jetzt in der französischen und englischen Armee, zum Teil auch 
in der deutschen, die Jodtinktur, nicht nur als Haut-, sondern auch als Wund- 
desinfiziens Anwendung. Ampullen mit Jodtinktur sind an die französischen 
Soldaten zu raschester Anwendung gleich nach der Verwundung abgegeben worden. 
In der Friedenspraxis sind solche Jodtinkturampullen vor vielen Jahren schon 
zur Verhütung von Tetanus bei Unfällen empfohlen worden von Lardy in 
Genf. Derselbe war es auch, der lange schon mit Energie für die Verwendung 
der Jodtinktur bei Kriegsverletzungen (griechisch-türkischer Krieg 1898) einge- 
treten ist. Auf die weit zurückreichende Geschichte der Jodtinkturdesinfektion 
überhaupt kann hier nicht weiter eingegangen werden. Später und an anderem 
Orte mehr davon. 

Da es klinisch-empirisch bekanntermaßen außerordentlich schwierig ist, über 
die Wirkung eines Wundantiseptikums sich ein klares, sicheres Urteil zu bilden, 
suchte ich auf dem Wege des Experimentes, wo wir nicht im Reiche der Zufällig- 
keiten uns bewegen, dies zu erreichen. 

Meine Experimente gehen von den klassischen Versuchen Friedrich’s! aus 
über Infektion und Infektionsbekämpfung bei Verwendung nicht angepaßter 
Außenweltsbakterien. Dazu benutzte er Erde und Treppenstaub, wobei Infektion 
mit malignem Ödem die Hauptrolle spielt. Er kam dabei zu dem bekannten Re- 
sultate, daß die Infektion bei diesem Material 6—8 Stunden ein örtlicher Prozeß 
bleibt, entsprechend der Zeit, welche das Infektionsmaterial benötigt, um aus der 
Außenweltsform zum infizierenden Virus auszukeimen. »Die Auskeimung ist 
sonach zwischen der 6. und 8. Stunde im Infektionsgebiete als dem Abschluß nahe 
oder abgeschlossen zu betrachten; die Keimaufnahme in die Lymphbahnen und 
damit ihre Generalisierung im Organismus beginnt oder kann beginnen.« Wäh- 
rend dieser Auskeimungszeit gelang es nun Friedrich, durch Abtragung des mit 
Erde oder Staub kontaminierten Verletzungsgebietes auf 1—2 mm im Gesunden die 
Tiere am Leben zu erhalten; »bis zur 6. Stunde mit Sicherheit, bis zur 8. Stunde 
in ungleichmäßiger Weise«. 

Ohne allen Zweifel hat die Übertragung dieser hochwichtigen Ergebnisse in 
die Praxis großen Nutzen gestiftet. Allein die Anfrischungsdesinfektion 
hat leider ihre sehr engen Grenzen, und trotz der so viel behaupteten Aussichts- 
losigkeit aller chemischen Wunddesinfektion habe ich es doch noch einmal unter- 
nommen, deren Wirkung an Stelle der Anfrischung gegenüber der Erdinfektion 
während der Auskeimungszeit durch das Tierexperiment zu prüfen. 

Schon ist es Suter? gelungen, bei analogen Erdversuchen während der ersten 
6 Stunden nach erfolgter Erdverunreinigung durch nachträgliches Einbringen von 
Perubalsam Tiere am Leben zu erhalten, d.h. die septische Phlegmone zu 
verhindern. Keinen Schutz gewährt das Mittel, wie er ausdrücklich 
betont, gegen Tetanus! Meine bisher angestellten nachprüfenden Versuche 
bestätigen den Nutzen des Perubalsams sicher, so weit es sich um Infektions- 
verzögerung handelt. 

Meine Experimente über Bekämpfung der Erdinfektion durch chemische 
Antiseptik beziehen sich hauptsächlich auf die klinisch, wie gesagt, viel benutzte 


1 Friedrich, Die aseptische Versorgung frischer Wunden. Arch. f. klin. Chir. Bd. LVII. 
Hit. 2. 1898. 

2 Suter, Der Perubalsam als Mittel zur Wundbehandlung. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LIll. 
Hit. 3. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 32. 571 


Joddesinfektion, die speziell auch zur Tetanusprophylaxis geeignet sein 
soll. Versuche anderer Autoren sagten mir schon, daß mit Jodtinktur gegen die 
Infektionskeime innerhalb lebender Gewebe ein Nutzen erzielt werden kann. 
Dreyerhat bei mit Staphylokokken infizierten Kniegelenken am Kaninchen Erfolge 
erzielt (1911). Zur Bekämpfung der Erdinfektion in Wunden hat Lebsche 
12 Versuche angestellt*. Er folgert daraus: » Infiziert man Meerschweinchen nach 
dem Vorgang Friedrich’s mit Gartenerde, desinfiziert innerhalb der ersten 
6 Stunden mit Jodtinktur, so können bei geschlossener (!) Wundbehandiung 
die Tiere am Leben erhalten werden.« Die Methode leistet demnach »gleich gute 
Dienste wie die Friedrich’sche Anfrischung oder Suter’s Perubalsam und 
verhütet sogar eine spätere Erkrankung der Tiere an Tetanus.« 

Diese Ergebnisse schienen mir so wichtig, daß ich sie gemeinsam mit Dr. v. Gon- 
zenbach, Dozent für Hygiene in Zürich, in erweitertem Umfang, auch andere 
Desinfektionsmaßnahmen einbeziehend, aufnahm. Die folgenden zusammen- 
gezogenen Ergebnisse basieren auf über 100 Einzelversuchen. 

Alle Versuche wurden an Meerschweinchen gemacht. Schnitt am Rücken 
durch Haut und Fettgewebe in die Muskeln. Erde in das Gewebe hineingerieben. 
Wunde durch Naht geschlossen. Zuerst Bestimmung des Erdquantums, bei wel- 
chem die Tiere unter gegebenem Infektionsmodus unfehlbar innerhalb 72 Stunden 
meist an malignem Ödem, weniger häufig an Tetanus starben. Dabei wird das 
zu wenig berücksichtigte Faktum erhärtet, daß Erde und Erde verschieden ist; daß 
es sehr virulente und relativ wenig virulente, ausgesprochen tetanogene und wenig 
tetanogene gibt. Dann wird festgestellt, daß, wie a priori zu erwarten, nicht nur 
die Qualität, sondern auch die Quantität von größtem Einfluß ist. Ich fand 
z. B., daß bei einer bestimmten Qualität das Quantum 0,1 von 6 Tieren nur 3 
tötete. 

Bei den nachfolgend besprochenen Versuchen wurde ein sicher tötendes 
Quantum von 0,2 benutzt. Ich teile diese Versuche in zwei Kategorien, in pro- 
phylaktische und therapeutische. Bei denersteren wurden zugleich mit dem 
tödlichen Erdquantum6—8Tropfen offizineller(10% iger) Jodtinkturin dieWunde 
gegossen. Die Wunde geschlossen! Also die ungünstigeren Bedingungen 
der geschlossenen Wundbehandlung! Kontrolltiere bekommen nur das 
Erdquantum; andere nur das Jodtinkturquantum. Bei diesen prophylaktischen 
Versuchen konnte mit aller Sicherheit festgestellt werden, daß das gleichzeitige 
Einträufeln der Jodtinktur bei in der Wunde zurückgelassener Erde 
den Tod der Tiere durchweg bedeutend verzögert, auf Tage hinaus- 
schiebt. Ein Tier blieb am Leben. Das Dogma der Prädisposition der 
Wunde für die Infektion durch das Antiseptikum ist also hier ohne Zweifel durch- 
brochen. Dieselbe Todesverzögerung wurde erzielt, wenn an Stelle der offizinellen 
Jodtinktur 5% iger Jodalkohol (Alkohol 70%) benutzt wurde. Letztere 
weniger giftige und wegen des Wassergehalts relativ stärker antimykotisch 
wirkende Lösung wurde bei den nachfolgend besprochenen Therapieversuchen 
benutzt. 

Die Prophylaxisversuche entsprechen dem Vorgang in praxi, bei welchem 
unmittelbar nach dem Erdkontakt das Antiseptikum aus der Jodampulle in 


3 Dreyer, Experimentelle Untersuchungen zur Therapie der akuten eitrigen Gelenk- 
entzündung. Beitr. z. klin. Chir. Bd. LXXV. Hft. 1 u. 2. 

4 Lebsche, Klinische und experimentelle Untersuchungen über den Wert der modernen 
Methoden der Wundinfektion. Inaug.-Diss. München 1911. 


32* 


572 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 32, 


die zugänglich gemachten kontaminierten Gewebspartien gebracht werden 
kann, ohne daß es möglich ist, die eingedrungene Erde zu entfernen. Die Re- 
sultate gelten für die hier gegebenen Versuchsbedingungen. Der Erd- 
kontakt bei Granatsplitterverletzung ist damit nicht nachgeahmt. Man kann 
nicht mit Granaten auf Meerschweinchen schießen. Es fehlt die Gewebsmorti- 
fikation! Dagegen ist das Eindringen der Erdpartikel in das umgebende Gewebe 
durch kräftiges Hineinreiben bewirkt. 

Die therapeutischen Versuche sollten zunächst entscheiden, ob man unter 
gegebener Technik die Erdinfektion nach Verfluß von Stunden durch Ein- 
träufeln von Jodalkohol verhindern, die Tiere am Leben erhalten kann, nach- 
dem zugleich die eingebrachte Erde so sorgfältig als möglich entfernt 
worden. Supposition der Praxis: Der Verwundete kommt mit erdbeschmutzter 
Wunde nach Verfluß weniger Stunden in entsprechende fachtechnisch chirurgi- 
sche Behandlung. 

Versuchstechnik: Schnitt wie oben. Erdquantum 0,2. Einreiben in die 
Gewebe. Schluß der Wunde. Nach 1, 2, 3, 4, 5 Stunden sorgfältiges Aus- 
räumen, minutiöse mechanisch aseptische Entfernung alles Sichtbaren unter 
Benutzung von 3%, H,O,. Dann Einträufeln von 15—20 Tropfen Jodalkohol. 
Wunde durch Naht geschlossen. Es gelang damit bis und mit der4. Stunde 
einen Teil der Tiere am Leben zu erhalten, bei anderen das Leben 
zu verlängern. So weit konnte ich also die Resultate Lebsche’s bestätigen. 

Parallelversuche, bei denen ceteris paribus nur mechanische Säuberung 
der Wunde unter Benutzung von H,O ‚5 stattfand, ergaben, daß bis auf 3 Stunden 
Intervall Tiere gerettet werden konnten. Bei mechanischer Säuberung und An- 
frischungsdesinfektion nach Friedrich wurden Tiere bis zu 5 Stunden 
Intervall am Leben erhalten. Von der »sicheren« Wirkung bis zur 6. Stunde 
konnte ich mich nicht überzeugen. Friedrich benutzte viel weniger Erde (1 Öse). 

Bei weiteren Versuchen wurde die primäre Jodprophylaxis gemacht 
wie oben, dann nach Verfluß von Stunden die Erde ausgeräumt unter H,O, und 
nochmals 15 Tropfen Jodalkohol eingebracht. Supposition der Praxis: Es 
kann primär in der vorderen Linie nur die Notdesinfektion mit Jodeinträufeln 
ausgeführt werden. Nach Verfluß von Stunden ist es möglich, in weiter zurück- 
liegender Station sorgfältig zu reinigen und definitiv zu behandeln. Er- 
gebnis dieser kombinierten Behandlung: Lebensrettung bei einem maxi- 
malen Intervall von bis jetzt 30 Stunden zwischen erster und zweiter 
Behandlung. Dasalles bei durch Naht geschlossener Wunde! Diestets dem Tode 
verfallenen Kontrolltiere erlagen bei der hier benutzten Erde häufig dem Tetanus. 

Die Versuche lehren, daß es unter den gegebenen Bedingungen möglich ist, 
sowohl durch mechanisch-physikalische als durch chemische Antiseptik bei ge- 
schlossener Wunde innerhalb der Friedrich’schen Ursprungsfrist die 
Erdinfektion wirksam zu bekämpfen. Bei offener Wundbehandlung habe 
ich bis jetzt nicht experimentiert. A priori ist anzunehmen, daß sie ceteris 
paribus noch günstigere Chancen bietet. Deutlich ergibt sich aber weiter 
die große Überlegenheit der hier benutzten Kombination mechanischer 
und chemischer Maßnahmen. Durch dieselbe konnte weit über das 
Friedrich’sche Spatium hinaus lebensrettend gewirkt werden. Ich finde 
in diesen experimentellen Ergebnissen den Standpunkt von neuem bestätigt, 


5 Nach allem, was wir wissen, ist die direkte antimykotische desinfektorische Kraft des 
H,O; eine geringe; die mechanisch reinigende sehr intensiv. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 32. 573 


den ich immer, hauptsächlich aber in meinem Werke über Wundinfektion und 
Wundbehandlung (1898), hinsichtlich der akzidentellen Wunden verfochten 
habe: »Aseptik und Antiseptik sollen sich nicht ausschließen, sondern 
ergänzen.« Es seien hier die dort gesagten Worte wiederholt: »Die Zukunft wird 
es an den Heilresultaten zeigen, wer dem Fortschritt den Radschuh anlegt, ob 
derjenige, der die Antiseptika beiseite setzt, oder derjenige, der sie vernünftig 
gebraucht.« 

Viel Erkenntnistheoretisches knüpft sich an die Versuche. Ich hoffe später 
einiges in dieser Richtung nachholen zu können. Bis jetzt kam es mir vor allem 
darauf an, für diePraxis und speziell die Kriegspraxis, Wegleitendes und Nutzen- 
bringendes zu gewinnen. 

Was den Vorgang der infektionshemmenden Wirkung der Jodtinktur in 
der Wunde betrifft, so hat schon Lebsche, gestützt auf mikroskopische Unter- 
suchung, ihn so gedeutet, daß durch die entstehende Entzündung und Leukocytose 
eine rasch einsetzende Abwehrreaktion bedingt werde. Hierzu kommt zweifellos 
noch eine direkt antimykotische Wirkung. In vitro entfaltet schon eine 
1% ige Jodlösung mit 70%igem Alkohol nach den Untersuchungen v. Gonzen- 
bach’s gegenüber Sporen eine stark entwicklungshemmende Wirkung. Der ge- 
nannte Autor gelangte bei von mir veranlaßten, unabhängigvon mir ausgeführten 
Experimenten im hygienischen Institut Zürich zu ebenfalls günstigen Re- 
sultaten der Jodantiseptik gegenüber der Erdinfektion, und zwar unter Be- 
nutzung auch nur der I%igen Lösung. Nach seinem zusammenfassenden 
Berichte läßt sich sagen, »daß die Behandlung einer mit Erde (milzbrandhaltig!) 
infizierten tiefen Muskelwunde mit Jodtinktur oder mit Jodalkohol (1% 
Jod, 70% Alkohol) die Meerschweinchen in 2/, der Fälle vor dem sicheren 
Tode zu retten vermag, in den übrigen Fällen imstande ist, die Allgemeininfektion 
um 1—2 Tage zu verzögern.« 

Somit wäre der Nutzen der Joddesinfektion gegenüber der Erd- 
infektion und damit speziell auch gegenüber dem Tetanus experi- 
mentell von drei Seiten absolut sicher bewiesen; und geben die Experi- 
mente denen recht, die klinisch längst schon eine nützliche Wirkung bei den 
infektionsverdächtigen akzidentellen Wunden behauptet haben. 

Wir gedenken unsere Arbeit später gemeinsam mit den Versuchsprotokollen 
ausführlich zu veröffentlichen. Da ich die gewonnenen Resultate als für die 
Kriegswundbehandlung wichtig erachte, wurden sie jetzt schon im Resümee 
mitgeteilt. 


u Ben 


| II. 
(Aus dem Festungslazarett Kiel-Wik.) 


Ersatz intermuskulärer Fascienscheiden durch frei 
transplantierte Fascie. 
Von 
W. Burk, Marinestabsarzt d. S. 


Die infolge von Schußverletzungen häufigen Bewegungsstörungen an den 
Extremitäten sind nicht nur durch Gelenkversteifungen, Frakturen und Nerven- 
verletzungen bedingt, sondern sind vielfach muskulären Ursprungs. Letztere 


574 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 32, 


sind begründet in ausgedehnten Substanzverlusten der Muskulatur selbst. Oder 
aber sie entstehen auf dem Boden entzundlich-narbiger Veränderungen des inter- 
muskulären Bindegewebes im Anschluß an langdauernde Schußkanaleiterungen. 

In vielen Fällen wird zwar auch die Substanz des Muskels selbst narbig ver- 
ändert sein. Die Bewegungsstörung ist aber nur zum kleinsten Teil auf diese Narbe 
im Muskel zurückzuführen, eher auf ihre Verwachsung mit der Bindegewebs- 
scheide des Muskels, bzw. der Umgebung. Häufiger beschränken sich die narbigen 
Veränderungen auf das die einzelnen Muskeln umkleidende Perimysium. 

Gelingt es, den Muskel aus dieser entzündlich-narbigen Umklammerung 
dauernd zu befreien, so wird ihm seine Kontraktionsfähigkeit zurückgegeben 
und die Bewegungsstörung beseitigt. 

In einem von mir operierten Falle von Weichteilschuß des Vorderarmes mit 
erheblichen Bewegungsstörungen der Hand und des Il. bis V. Fingers fanden sich 
flächenhafte Verwachsungen der Hautnarbe, der Fascia antibrachii, des Flex. 
digit. prof., Extens. carpi uln., Flex. carpi uln. und des Extens. digit. com. 

Ich erreichte völlig freie Beweglichkeit des Handgelenks und der Finger durch 
exaktes Herauspräparieren der Muskeln, ausgedehnte Exzision der narbig ver- 
änderten Muskelscheiden und des mit der Muskulatur verwachsenen oberfläch- 
lichen Fascienblattes und Ersatz dieser Teile durch frei transplantierte Fascie 
aus dem Oberschenkel. 

Zur Technik bemerke ich noch, daß die transplantierten Fascienstücke mög- 
lichst tief zwischen die einzelnen Muskeln eingesenkt werden müssen und an diesen 
bzw. am Periost des benachbarten Knochens durch Catgutnähte fixiert werden. 
Der bei Exzision der Hautnarbe eventuell nicht ganz zu vermeidende Hautdefekt 
wird durch Transplantation nach Thiersch gedeckt. 

Das Transplantat heilt auf der darunter gelegenen Fascia lata glatt an. Ver- 
suche, ausgedehnte Muskeldefekte durch geeignetes frei transplantiertes Brücken- 
material mit gleichzeitiger Einscheidung in Fascie nach obigem Verfahren zu 
decken, sind noch nicht abgeschlossen. 





On 


1) Riedel. Kriegserinnerungen, Schußwunden 1870 und 1914. 

(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. CXXXIII. S. 113.) 

Der 45 Seiten starke Aufsatz ist der Text eines von R. in der medizinisch-natur- 
wissenschaftlichen Gesellschaft in Jena gehaltenen Vortrages. An Inhalt und 
Tonart ist dieser mehr für ein Auditorium von gebildeten Laien als für Ärzte, 
zumal Fachchirurgen, abgefaßt. Obwohl er großenteils rein persönliche Erinne- 
rungen und auch Betrachtungen des Verf.s aus der Kriegszeit 1870 enhält, welche 
R. nach eben im achten Semester in Rostock bestandenem Notdoktor (»er war 
auch danach« — sagt er) als Unterarzt mitgemacht hat, wird er doch jeden Leser 
vergnügen durch die frisch-flotte, stellenweise burschikose Art, mit der R. inter- 
essant zu erzählen und zu plaudern weiß. Wir vernehmen ferner mit Teilnahme, 
daß R. 1914 die Kriegserklärung auf einer Nordlandreise am Rande des ewigen 
Eises von Spitzbergen erfuhr. Nach Niederlegung seiner Klinik in Jena verblieben, 
behandelt R. jetzt daselbst im Vereinslazarett II verwundete Soldaten, worüber 
er einige Mitteilungen macht. Nachdem er daran erinnert, daß im Jahre 1870 noch 
die digitale Wundexploration zur berufsmäßigen Pflicht des Kriegschirurgen ge- 
hörte, wodurch zweifellos unzählige Wundinfektionen verbrochen wurden, gibt 
er einen populär gehaltenen historischen Rückblick auf die Wandlungen, Ver- 
besserungen und Fortschritte, die seitdem die Kunst der Wundbehandlung unter 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 32. 575 


Führung von Lister, Volkmann, Bergmann usw. durchgemacht, wie sich die 
Antisepsis in Asepsis gewandelt, wie sich die Kriegschirurgie geändert und ver- 
vollkommnet habe. Er hat den Eindruck bekommen, daß im Jahre 1870 zuviel, 
1914/15 etwas zu wenig operiert wird. Infizierte Wunden, namentlich Schuß- 
frakturen, sollen frühzeitig nach allgemein chirurgischen Grundsätzen operativ 
versorgt werden. Auch stimmt R. den Chirurgen bei, die für sofortige Laparo- 
tomie bei Bauchschüssen eintreten. — Den vielen Verehrern R.’s sei das Lesen 
‚seines lebendig anregenden Vortrages bestens ‘empfohlen. 
Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


2) K. Kolb (Schwenningen a. N.). Über Explosivwirkung des 
deutschen Infanteriemantelgeschosses (Mantelreißer). (Berliner 
klin. Wochenschrift 1915. Nr. 24.) 

Zerreißung der Wadenmuskulatur und Zerquetschung der Fibula; cın- und 
Ausschuß von gleicher Größe. Das Geschoß ließ sich aus der Wadenmuskulatur 
leicht entfernen. Es war ein deutsches Infanteriegeschoß, bei dem der Mantel 
aufgerissen und der Bleikern plattgedrückt war. Mantel und Kern wurden noch 
in inniger Vereinigung vorgefunden. Bei genauer Besichtigung ergab sich, daß 
etwa 2 mm unterhalb der Spitze des Mantelgeschosses eine Einkerbung am Mantel 
bestand, die nach der Basis des Geschosses zu immer breiter wurde. Der Mantel 
war ganz aufgerissen, etwa 5 mm unterhalb der Spitze des Geschosses; von da 
an war auch der Bleikern sichtbar. Man hatte den Eindruck, daß der Mantel 
auf seinem Weg von der Geschoßkammer durch den Lauf so beschädigt wurde, 
daß es beim Aufschlag des Geschosses zu einer Sprengung des Mantels kam, die 
diese Explosivwirkung am Ziel entfaltete. 

Verf. möchte annehmen, daß ein Sandkörnchen im Lauf die Schädigung des 
Mantels veranlaßt hatte. Glimm (Klütz). 


3) 0. Bujwid (Krakau). Über angebliche Giftwirkung eines Dum- 
dumgeschosses. (Med. Klinik 1915. Nr. 20.) 

Bei den Kämpfen um Krakau wurden auf dem Schlachtfeld russische Ge- 
schosse gefunden, die als Hohlgeschosse mit einer öligen Masse gefüllt waren, die 
sich bei der Untersuchung als rohes Vaselin herausstellte. Die Bedeutung der 
Vaselinfüllung läßt sich folgendermaßen erklären: Das Vaselin schmilzt bei sehr 
niedriger Temperatur und ist schon im gewöhnlichen Zustande fast halbflüssig. 
Beim Auftreffen des Geschosses wird die weiche und verhältnismäßig dünne Blei- 
hülle zusammengepreßt, das halbflüssige Vaselin aber nach allen Seiten durch die 
kleinen Öffnungen herausgeschleudert, so daß die Wunde durch die Kraft der 
ausgestoßenen Masse vergrößert wird. B. Valentin (Berlin). 

4) Joh. Volkmann. Zur chemischen Einwirkung von Geschoß- 
füllungen auf Wunden. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 19. 
Feldärztl. Beil. 19.) 

V. berichtet über einige Beobachtungen, in denen es sich um leichte, zum Teil 
ganz oberflächliche, aber nicht zur Heilung neigende Verletzungen handelte. Ur- 
sächlich kommt wahrscheinlich eine neue Art von Starkgranaten (amerikanischen 
Ursprungs?) in Betracht, die mit einem besondere chemische Wirkungen ent- 
faltenden Explosivgemisch gefüllt sind (Pikrinsäure, Kohlenoxyd usw.?). 

Kramer (Glogau). 


576 Zentralblatt für Chirurgle. Nr. 32. 


5) L. Lewin (Berlin). Über Vergiftung durch kohlenoxydhaltige 
Explosionsgase aus Geschossen. (Münchener med. Wochenschrift 
1915. Nr. 14.) 

Die aus explodierenden organischen Verbindungen freiwerdenden kohlenoxyd- 
haltigen Gase können Menschen in ebenso verschiedenartiger Weise vergiften, 
wie das aus anderen Quellen stammende Kohlenoxyd es tut. Die aus der Ex- 
plosionsbombe entnommenen Gasprodukte enthielten an Kohlenoxyd von Pikrin- 
säure 61,05% , Trinitrotoluol 57,01%. Der Gehalt der Explosionsgase an Kohlen- 
säure begünstigt das Zustandekommen einer Vergiftung. Die Wunden und das 
Blut aus ihnen zeigen durch das Eindringen von Kohlenoxyd eine hellrote Färbung 
der Muskulatur. Kramer (Glogau). 


6) C. Merletti e C. F. Calcaterra. Un perfezionamento ed una 
semplificazione note vole nella tecnica della antisepsi opera- 
tiva. (Clin. chir. XXII. 10. 1914.) - 

Die Verff. gehen davon aus, daß die Jodtinkturdesinfektion nach Grossich 
trotz ihrer anzuerkennenden Vorzüge noch eine Reihe von Nachteilen hat, vor 
allem den, daß sie lediglich für das Operationsgebiet verwertbar ist. Deshalb 
wurde nach einer noch besseren Methode geforscht, die vor allem auch die Des- 
infektion der operierenden Hand und des Nahtmaterials einwandfrei ermöglicht. 
Verff. kamen dabei nach zahlreichen Versuchen zu einer Desinfektion mit einer 
Mischung, die sie Antiseptikum nennen und die aus 1000 Teilen 60% igen Alkohols 
oder denaturiertem Spiritus, 400 Teilen Schwefeläther und 100 Teilen Lysols. 
besteht und mit der Hände und Operationsfeld einige Minuten abgerieben werden 
sollen. Vorbedingung der Wirkung ist die Trockenheit der zu desinfizierenden 
Haut, die auch während der Operation nicht mit wäßrigen Lösungen benetzt 
werden soll. Catgut bleibt je nach der Dicke 24—72 Stunden in dem Antiseptikum 
und kann dann steril in Lysolalkohol (1 : 100) dauernd haltbar aufbewahrt werden, 
ebenso Seide, die 24 Stunden im Antiseptikum liegen soll, nachdem sie vorher 
10 Minuten gekocht war. 

Bakteriologische Untersuchungen ergaben, daß die 10%,ige Lysolalkohol- 
lösung Strepto- und Staphylokokken bereits nach 3 Minuten abtötet, daß das 
Antiseptikum Milzbrandsporen in der gleichen Zeit vernichtet und in 24 Stunden 
streptokokken- oder milzbrandbeschickte Seiden- und Catgutstücke steril macht. 

Klinische Erfahrungen (110 geburtshilfliche, 90 gynäkologische Operationen, 
darunter 40 Laparotomien) ergaben nur gute Resultate, so daß die Verff. die ein- 
fache Methode empfehlen zu müssen glauben. M. Strauss (Nürnberg). 


7) Wilhelm Israël. Zur Behandlung der Granatverletzungen. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 22.) 

Neben der Prophylaxe des Tetanus ist die Verhütung der Gasphlegmone als 
wesentlichste Aufgabe der Behandlung der frischen Granatverletzung zu betrachten. 
Bei Gewehrschüssen, die man als aseptisch ansehen kann, hat man lediglich die 
sekundäre Infektion der Wunde zu verhüten; bei Granatverletzungen wird man 
die stets vorhandene und häufig so gefährliche primäre Infektion von Anfang an 
bekämpfen und den Granatsplitter, den Träger der Infektion, in jedem Falle sobald 
als möglich entfernen. Nach den Erfahrungen des Verf.s ist es zweckmäßig, jeden 
von einer Granatverletzung herrührenden Schußkanal, sei er penetrierend oder 
nicht, unbekümmert um das gute oder schlechte Aussehen der Wunden, in größt- 


. Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 32. 577 


möglichster Ausdehnung durch Spaltung der bedeckenden Weichteile freizulegen, 
und zwar so früh nach der Verletzung, als es die äußeren Umstände irgend ge- 
statten. Wenn die Eingriffe technisch einfach sind, ist es wünschenswert, daß 
sie schon in der Sanitätskompanie ausgeführt werden. 

Der trockene Verband wird nur beim Transport und bei. Blutungen ange- 
wendet, sonst empfiehlt sich der feuchte Verband, der täglich gewechselt werden 
muß. Glimm (Klütz). 


8) M. Strauss (Nürnberg). Zur Therapie der Granatsplitterver- 
 letzungen im Felde. (Med. Klinik 1915. Nr. 20.) | 
Der zusammenfassende Schlußsatz lautet: In die Tiefe dringende Artillerie- 
geschoßverletzungen verlangen bereits in den vorderen Sanitätsformationen eine 
von unseren sonstigen Methoden abweichende konservative Behandlung, deren 
Wesen in einer Revision der Wunden und Beschleunigung der Fremdkörper- 
entfernung bei gleichzeitiger Verhütung der Eiterbildung und -retention besteht. 
Diese Revision der Wunden, die bei Höhlen- und Gelenkverletzungen erst im 
Feldlazarett erfolgen kann, wird erleichtert und vereinfacht durch die Verwendung 
der festen Wasserstoffsuperoxyde des Handels in Stiftform (Ortizon), so daß aus- 
gedehnte Versuche in dieser Richtung zu fordern sind. 
| B. Valentin (Berlin). 


9) J. Schumacher. Die große Tiefenwirkung und lange Wirk- 

samkeit des Jodanstriches. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. 

Nr. 23. S. 681.) | 

Es ist noch nicht genau festgestellt, worauf die Wirkung der Jodtinktur 
beruht. Daß Jodeiweißverbindungen desinfizierende und entwicklungshemmende 
Eigenschaften haben, konnte S. nachweisen. Mit einer wäßrigen Emulsion einer 
Kultur von Bacillus pyogenes aureus impfte er mit zwei Tropfen 10 ccm eines eben 
bei etwa 40% noch flüssigen Agarnährbodens. Unzählige Kolonien sind darauf 
aufgegangen, währenddem bei derselben Behandlung auf einem jodierten Nähr- 
boden ein Wachstum nicht zu konstatieren war. Die organischen Jodeiweißver- 
bindungen, die bei der Jodierung entstehen, müssen durch den Säftestrom zu den 
tieferen Zellschichten gelangen, ohne daß sie dabei eine chemische Umwandlung 
erfahren. Es ist überraschend, nach wie langer Zeit es gelingt, Jodeiweißver- 
bindungen nachzuweisen. Wenn man die Haut in Form irgendeiner geometri- 
schen Figur jodiert, gelingt es, nach 3 Tagen bei Bepinselung der betreffenden 
Stelle mit Jodsäurelösung das geometrische Gebilde wieder aufzufinden. 

Kolb (Schwenningen a.N.). 


10) G. Doberauer. Über Ziele und Grenzen der konservativen 
Kriegschirurgie. (Prager med. Wochenschrift XL. 21. 1915.) 

Verf. geht davon aus, daß der Chirurg in dem Sinne konservativ sein muß, 
daß er die Erhaltung brauchbarer Glieder um jeden Preis, nur nicht um den der 
Gefährdung des Lebens, erstreben soll. An einer Reihe von Verletzungen, die 
zum Teil durch Röntgenphotographien ergänzt werden, zeigt D., daß der Konser- 
vativismus im Endziele nicht gleichbedeutend mit Konservativismus der Behand- 
lungsmethode ist, und daß in vielen Fällen energisches aktives Vorgehen nötig 
ist, um die Extremität nicht der Amputation anheimfallen zu lassen. Weiterhin 
betont er die weitgehende Möglichkeit der Spontanregeneration des Knochens 


32%% 


578 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 32. 


aus dem Periostschlauch, während lose Knochensplitter leicht zu lang dauernden 
Eiterungen führen und daher rechtzeitig entfernt werden sollen. Auch die Auto- 
und Homoplastiken geben weitgehende Möglichkeiten, ein anscheinend funktions- 
unfähiges Glied funktionsfähig zu gestalten, weshalb auch bei der Kriegsinvaliden- 
fürsorge für die Möglichkeit entsprechender chirurgisch-operativer Maßnahmen 
Fürsorge getroffen werden muß. M. Strauss (Nürnberg). 


11) Erich Lexer. Blutige Vereinigung von Knochenbrüchen. 

(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. CXXXIII. S. 170.) 

Wichtige Arbeit, besonders wertvoll durch eingehende Besprechung der von 
L. bevorzugten Knochenbolzung mittels autoplastischen Knochenmaterials bei 
Frakturen. Dabei wird der Gegenstand von speziell kriegschirurgischem Stand- 
punkte aus beleuchtet, da in der kriegschirurgischen Praxis die Indikation zu 
blutiger Vereinigung der Schaftknochen eine häufigere ist als in der Friedens- 
tätigkeit und L. als beratender Chirurg im Marinelazarett in Hamburg häufig 
Gelegenheit zu diesen Eingriffen hatte. Nach Allgemeinbesprechung des Gegen- 
standes gibt L. eine Auswahl der im genannten Lazarett von ihm behandelten 
einschlägigen Fälle unter Beifügung sehr lehrreicher Röntgenogramme (26), und 
ist seine Mitteilung der Text eines von ihm im Hamburger Marinelazarett ge- 
haltenen Vortrages. Die blutige Knochenbruchvereinigung kommt wegen schlechter 
Fragmentstellung, Zwischenlagerung von Weichteilen, Gelenkbrüchen usw. zur 
Anwendung, am besten in den ersten Wochen nach der Verletzung, jedoch nicht 
vor Beginn der zweiten. Innerhalb dieser müssen sich die gequetschten Teile, 
namentlich die Knochenhaut, erholen, auch Gefäßneubildung eintreten. Dann 
aber findet eine Inzision anatomisch noch nicht wesentliche Veränderungen vor, 
ermöglicht eine leichte Orientierung und nützt schon durch die frühzeitige Ent- 
fernung des Blutergusses. Handelt es sich um Schußfrakturen, so geht man am 
sichersten, wenn man nicht eher operiert, als bis die Wunden völlig vernarbt sind, 
oder es müssen vorhandene kleine granulierende Stellen mit Jodtinktur desinfiziert 
und dann exzidiert werden. Die einfachste Vereinigungsart für die Bruchstelle 
ist die Verzahnung, die, wenn die Bruchenden genau aufeinander passen, unter 
Hinzufügung eines Gipsverbandes genügt. Ähnlich wirkt in älteren Fällen die 
treppenförmige Anfrischung. Die Knochennaht mit Draht hält L. bei den langen 
Röhrenknochen nur für Abbrüche der Gelenkenden für genügend. Umschlingungen 
der Bruchenden mit Draht, Nagelung zur Befestigung von Frakturstücken mit 
gewöhnlichen Kopf- oder U-förmigen Nägeln sind recht brauchbar. Von den 
Methoden, die Bruchenden durch Schienungen, äußere oder innere (»Bolzung«) 
zu fixieren, hält L. diejenige für die ideale, die lebenden Knochen von demselben 
Kranken verwertet, dann die, wo Knochen aus einem frisch amputierten Gliede 
genommen wird. Dagegen ist den Methoden, welche Metall- oder Elfenbeinplatten 
an die Knochen schrauben, der Vorwurf zu machen, daß derartige Fremdkörper 
entfernt werden müssen und auch zu Sekundärinfektionen Anlaß geben können. 
(Aus dem letzten Grunde verwirft L. auch die Nagelextension.) Implantierter 
lebender Knochen bleibt bei aseptischer Einheilung sicher vor nachträglicher 
Fremdkörpereiterung. Technisch ist bei diesen Implantationen von Wichtigkeit, 
das Periost der Bruchenden aufs schonendste zu behandeln; denn die Gefäßneu- 
bildung von diesen Periostzylindern ist der wichtigste biologische Vorgang bei 
der Callusproduktion, wie an Präparaten von Versuchstieren zu ersehen ist (vgl. 
die beigegebenen interessanten Röntgenogramme von Hundeknochen, deren 
Knochengefäße mit Quecksilberemulsion injiziert waren). Zur Verwendung von 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 32, 579 


äußeren Knochenbruchschienen lassen sich am einfachsten Rippenstücke des- 
selben Kranken entnehmen, welche auf der Außenseite mit Periost bekleidet sind, 
Längere Rippenstücke sind aber der Rippenkrümmung wegen ungeeignet, während 
sie sich für Unterkieferplastiken verwenden lassen. Als Bolzen verwendet L. 
homoplastisches Material von der ganzen Dicke der Fibula, Ulna, des Radius, 
dicke, lange Späne vom Femur oder Humerus, gelegentlich auch ganze Meta- 
karpal- oder Metatarsalknochen; als autoplastisches Material vor allem die Fibula, 
wenn der Bolzen nicht gleichzeitig als Defektersatz dienen muß und deshalb ohne 
Periost sein kann. Die Regeneration des Fibuladefektes beginnt schon 3—4 Wochen 
nach der Entnahme vom Periost aus. Wird der Bolzen mit Periost zum gleich- 
zeitigen Defektersatz gebraucht, so wird er der Vorderkante der Tibia entnommen, 
die mit nach außen konvexem Bogenschnitt freigelegt wird. Die Abtragung 
erfolgt mit feinen, aber breiten, beiderseits geschliffenen Meißeln, wobei auch 
lange Spangen nicht splittern — elektrische Kreissägen werden vermieden, da 
sie Verbrennung erzeugen. Bei der Operation ist Blutleere zu meiden, die Blut- 
stillung genau zu machen, damit weder drainiert noch tamponiert zu werden 
braucht. Die Gewebe müssen äußerst schonend behandelt werden. Schnittführung 
durch die Haut bogenförmig, durch die Muskulatur glatt (Stichschnitte). An 
den Fragmenten wird das Periost vom Knochen mittels Elevatorium abgehobelt, 
wobei auf Erhaltung des Zusammenhanges zwischen Periost und Weichteilen zu 
achten. Exzision von Narbenschwielen, auch des myelogenen Callus durch Aus- 
löffelung der Markhöhle, bzw. durch Absägen dünner Scheiben von den Fragment- 
enden. Nach Herrichtung und Adaptation der Bruchenden folgt die Eintreibung 
des etwa 10cm langen Bolzens, wobei die Fragmente durch Zug und Gegenzug 
richtig gehalten und bewegt werden müssen, vorübergehend unter Anwendung 
von Zangen auch eine Dislocatio ad axin verwertet werden muß. Häufig muß, 
nachdem der Bolzen in die Markhöhle des einen Bruchendes eingetrieben, zwecks 
seiner Einführung in die des anderen von letzterem ein Splitter zur Aufklappung 
gelöst werden. Festes Zusammendrücken der Gliedabschnitte gegeneinander 
vollendet die Reposition der Bruchstücke. Vollendung der Operation durch 
fortlaufende versenkte Catgutetagennähte, am Periost beginnend. Hautreinigung 
mit Wasserstoffsuperoxyd, Hautnahtdeckung mit Silberplättchen, fixierender 
Verband am Bein mit Gips, am Arm mit Pappschiene. Postoperative Blutergüsse 
sollen punktiert, nicht geöffnet und drainiert werden. Die Erfolge, die L. mit 
dieser Methode seit 9 Jahren zu sehen gewohnt ist, nennt er glänzend und rasch. 
Daß sie das sind, bestätigen die von ihm publizierten Krankengeschichten der 
20 bislang im Hamburger Marinelazarett behandelten Fälle, deren Einzelheiten 
m Original ersehen werden mögen. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


12) H. Burckhardt (Berlin) und F. Landois (Breslau). Erfahrun- 
gen über die Behandlung infizierter Gelenke im Kriege. 
(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 21. Feldärztl. Beil. 21.) 

Die Resektionen von infiziertem Hand-, Fuß- und Elibogengelenk geben sehr 
gute Resultate. Die des Kniegelenks ist angezeigt bei gutem Allgemeinzustand, 
mäßiger Knochenzerstörung und unter äußeren Verhältnissen, die eine längere 
Nachbehandlung des Kranken an einer Stelle ermöglichen; wo diese Bedingungen 
nicht erfüllt werden können, soll man die Amputation vornehmen. Bei Schulter- 
und Hüftgelenksvereiterung ist die Prognose von vornherein zweifelhaft, zuerst 
einfache Drainage mit Fixation, später nach Erholung des Kranken die Resektion 


580 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 32. 


auszuführen. Der größte Wert ist auf richtige Fixation und damit Herabsetzung 
der Resorption des toxischen Sekretstroms von der Wunde her zu legen. Bei 
richtiger Auswahl der Fälle bekommt man unter Berücksichtigung der anatomi- 
schen Verhältnisse und guter Abflußbedingungen für den Eiter bei den infizierten 
Gelenken der Kriegschirurgie gute Resultate. Kramer (Glogau). 


13) H. Liebold (Zeithain). Beitrag zur Tetanusbehandlung. (Mün- 
chener med. Wochenschrift 1915. Nr. 20. Feldärztl. Beil. 20.) 

Auf Grund seiner Erfahrungen an 24 Tetanusfällen empfiehlt L. die kom- 
binierte Methode von kleinen Mengen Serum (200-300 A.-E.) und fortgesetzten 
intravenösen Einspritzungen von 2—3mal täglich 10 ccm Magn. sulf.-Lösung (15%,) 
bei gleichzeitiger Anwendung von Schlafmitteln, Inganghaltung der Diurese und 
Behandlung der Wunde mit Hydrogen. peroxyd. Kramer. (Glogau). 








14) Ludwig Adám. Über die Anästhesierung der Bauchhöhle. 

(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. CXXXIII. S. 1) 

Die Arbeit behandelt die in der Döllinger’schen Klinik in Budapest geübten 
Anästhesierungsmethoden für die Bauchhöhle und deren Resultate. Einleitend 
wird über die einschlägigen Arbeiten früherer Autoren berichtet und die ana- 
tomischen Verhältnisse der sensiblen Innervierung der Bauchhöhle besprochen, 
insbesondere der Verlauf der Interkostalnerven, Lumbalnerven und der Nn. com- 
municantes zum Sympathicus. Für Herbeiführung der Paravertebralanästhesie 
werden 1% ige Novokainlösungen in 4°/əiger Kalisulfatlösung benutzt, wobei 
vom Kalium sulfur. eine längere Dauer der Anästhesie erwartet wird. Die Ein- 
spritzungen werden am besten am sitzenden Kranken ausgeführt, und bedarf 
man, um die ganze Bauchhöhle bis zum kleinen Becken gefühllos zu machen, 
der Insensibilisierung vom V. Rückennerven bis zum III. Lendennerven beider- 
seits. »Oberhalb der V. Rippe wird die Haut, rechts und links ungefähr 4 cm 
von der Wirbelsäule, durch je einen Nadelstich anästhetisch gemacht. Durch 
dieses anästhetische Gebiet schiebt man die Nadel gegen die Rippe und sucht 
jenen Punkt auf, wo dieselbe sich mit dem Processus transversus des Wirbels ver- 
einigt; dieser liegt ungefähr 4 cm seitlich von der Mittellinie. Nun sucht man den 
unteren Rippenrand auf und deponiert hier 2ccm Novokain, wodurch der N. 
intercostalis eine sichere Unterbrechung erfährt; weiter wird die Spitze der Nadel 
in etwas medialer Richtung noch ungefähr I cm tiefer geschoben. und werden 
abermals 3 ccm injiziert, um die Rami communicantes zu treffen. Jetzt zieht 
man die Nadel bis in das subkutane Gewebe zurück und schiebt sie in paralleler 
Richtung mit der Medianlinie in der Subcutis nach unten bis zum nächsten Inter- 
kostalraum, während man ständig Novokain injiziert, um den- nächstfolgenden 
Einstichpunkt gefühllos zu machen.« . Der Höchstverbrauch an Novokain beträgt 
120-160 ccm einer 1%igen Lösung. Bei häufiger Anwendung des Verfahrens 
wurden nur in 3 Fällen unangenehme Nebenerscheinungen beobachtet, die auf 
das Novokain zu beziehen waren. Bei Nierenoperation und Gallensteinleiden 
findet natürlich nur einseitige Injektion statt. Bei der Blinddarmoperation 
(95 Fälle) begnügte man sich mit rhombenförmiger Umspritzung der pararektalen 
Schnittlinie bis auf das präperitoneale Fettgewebe. Um auch bei Heraushebung 
des Blinddarms den Schmerz zu verhüten, wurde nach Fowelin auf die Sp. il. a. s. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 32, 581 


eingestochen und retrocoecal 10—20 ccm 1% ige Novokainlösung deponiert. Neben 
guten Fällen kamen. hierbei auch Versager vor, in denen narkotisiert werden mußte, 
| Meindard Schmidt (Cuxhayen). 


15) H. F. Brunzel. Über die kryptogenetische Peritonitis, mit be- 
sonderer Berücksichtigung des peritonealen Infektionsmodus. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. CXXXIII. S. 233.) 

.Lehrreicher Beitrag zur Sache, begründet auf Beobachtungen von Spren- 
gel’s (}) Hospitalabteilung in Braunschweig. Da die ersten Beobachtungen von 
anscheinend spontaner »kryptogenetischer« Peritonitis sich als durch Pneumo- 
kokken verursacht herausgestellt haben, waren die Begriffe der spontanen und 
Pneumokokkenperitonitis anscheinend identisch, indes hat sich gezeigt, daß außer 
den Pneumokokken, die allerdings diehäufigste Ursache dieser Erkrankung bilden, 
‘auch andere Bakterien ihr zugrunde liegen können: Staphylo- und Streptokokken. 
Sich anlehnend an das eigene Material (11 Fälle, deren Krankengeschichten mit- 
geteilt werden) und. die einschlägige Literatur benutzend, gibt B. eine Allgemein- 
besprechung der Krankheit betreffs Klinik, Diagnose, Therapie und Infektions- 
modus. Der Krankheitsbeginn pflegt bei Kindern sowohl wie bei Erwachsenen 
ein plötzlicher zu sein, häufig begleitet von allgemeinen Leibschmerzen, Erbrechen, 
Durchfall, Fieber, also von gastrointestinalen Erscheinungen, wobei der Unter- 
suchungsbefund am Unterleibe ein sehr wechselnder sein kann.. Man kann die 
richtige Diagnose, wie in Braunschweig wiederholt geschehen, mit mehr oder 
weniger Wahrscheinlichkeit stellen, doch bleibt dieselbe nie absolut sicher. Die 
Therapie soll dieselbe sein. wie bei jeder anderen Peritonitis, also chirurgisch- 
operativ. Da man auch bei fehlenden Lokalsymptomen eine Appendicitis nie 
vollkommen ausschließen kann, soll nach Sprengel’s Rat zunächst immer ein 
rechtseitiger Wechselschnitt gemacht und der Wurmfortsatz nicht nur revidiert, 
sondern immer gleich exstirpiert werden, auch bei makroskopisch anscheinend 
regelrechtem Verhalten. Die beigegebenen Krankengeschichten zeigen, daß dann 
meist noch ein linkseitiger, andere Male auch noch ein dritter Schnitt hinzugefügt 
und Drainage eingeleitet ist. Von den 11 Braunschweiger Patt. genasen 2. B. 
hält dafür, daß die. Infektion des Bauchfells meist auf dem Blutwege geschieht, 
wobei. die Infektionsquelle häufig von den Verdauungsorganen ausgeht, nicht 
nur vom Magen-Darm, sondern mit großer Vorliebe auch von Anginen. Den 
hämatogenen Infektionsmodus als richtig vorausgesetzt, kann die Erkrankung 
auch als eitrig-metastatische Affektion bei allgemeiner Septhämie betrachtet 
werden. Die im Beginn oder Verlauf einer Pneumonie zuweilen auftretenden 
Bauchsymptome kann man auffassen als Reaktion des Bauchfells auf seine regel- 
mäßige Überschwemmung mit Pneumokokken. Gewinnt die Infektion dabei 
ausnahmsweise die Überhand über die Schutzkräfte des Bauchfells, so wird aus 
dem »Peritonismus« eine »Peritonitis«. »Die als umschriebene Pneumokokken- 
peritonitiden mitgeteilten Fälle sind streng von den allgemeinen Peritonitiden 
abzusondern, sind prognostisch günstig und beruhen wenigstens zum großen Teil 
auf Verwechslung mit den Abszessen des Cavum Retzii.« | 

Meinhard Schmidt. (Cuxhaven). 


16) H. K. Bonn. A series of Aliform. appendices. (Surgery, gyne- 
cology and obstetrics Vol. XX. Nr. 1. 1915. Januar.) 
Unter filiformen Wurmfortsätzen versteht B. solche mit einem Durchmesser 
von höchstens 2 mm. Der Wurm kann in ganzer Länge fadenförmig ausgezogen 


582 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 32. 


sein oder teilweis, so daß entweder das proximale oder das distale Ende von ge- 
wöhnlicher Gestalt ist. Stets findet man membranartige Verwachsungen, die 
nur bei Verwachsungen des Wurms mit dem lateralen Peritoneum und bei retro- 
coecaler Lage fehlen können. Ein fadenförmiger Wurm kann leicht selbst für 
eine Adhäsion gehalten werden. Eine Lichtung kann man mit unbewaffnetem 
Auge nicht erkennen, sie kann sogar ganz fehlen. Ebenso fehlen die größeren 
Blutgefäße, die Muskelschicht wird allmählich durch Bindegewebe ersetzt, die 
Schleimhaut verfällt der Atrophie. Neun mikroskopische Untersuchungen. 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


17) L. Longo. Le pseudoappendiciti. (Policlinico, sez. chir. XXII. 
4 u. 5. 1915.) 

Verf. schildert auf der Basis einer kritischen Literaturbetrachtung die ver- 
schiedenen Formen der Pseudoappendicitis, unter der er nur jene Fälle zusammen- 
faßt, bei denen sich ein pathologisch-anatomischer Befund in der Nachbarschaft 
des Wurmfortsatzes erheben läßt, und die auch eine ganz bestimmte klinische 
Symptomatologie zeigen. So gehören zum Begriff der Pseudoappendicitis die 
Enterocolitis mucomembranosa mit pseudoappendicitischen Krisen, das Coecum 
mobile, die Flexura ilei (Arbuthnot Lane) und die Jackson’sche Pericolitis 
membranosa. In der Symptomatologie all dieser Formen, die Verf. eingehend 
schildert, ergibt sich im allgemeinen das Bild der chronischen Stasis intestinalis, 
neben der noch rein appendicitische Symptome vorhanden sein können, wie 
auch der Wurm sekundäre Schädigungen zeigen kann. Bezüglich der Streitfrage 
zwischen Coecum mobile und Typhlatonie steht Verf. auf Grung der anatomischen, 
klinischen und Operationsbefunde auf dem Fischler’schen Standpunkt, wonach 
es sich um eine chronische, katarrhalische Typhlitis mit nachfolgender Kot- 
stauung, Atonie der Blinddarmwand, Dilatation und abnormer Motilität des 
Blinddarms handelt, so daß im wesentlichen das Bild einer lokalen Steigerung 
einer Enterocolitis muco-membranosa entsteht. Die Jackson’sche Pericolitis 
membranosa kann angeboren oder entzündlichen Ursprungs sein. Letztere Genese 
scheint häufiger zu sein, da abgesehen von den anatomischen und klinischen Be- 
funden die Membranen und die dadurch bedingten Störungen sich auch nach 
der Exstirpation der Membranen wieder finden können. 

Die Diagnose der Pseudoappendicitis stößt in der Praxis auf viele Schwierig- 
keiten, doch läßt sich in vielen Fällen auf Grund exakter Anamnese, eingehender 
Palpation unter Berücksichtigung des Röntgenbildes sowie der Symptomatologie 
aller Formen (Katstauung, unregelmäßige Stuhlentleerung, zeitweise Krisen, all- 
gemeine Intoxikation, Jokaler Schmerzhaftigkeit) eine Wahrscheinlichkeitsdiagnose 
stellen. 

Therapeutisch kommt zunächst strenges diätetisches Regime in Betracht, 
wenn nicht eine bestimmte Form der Pseudoappendicitis klinisch sichergestellt 
werden kann. Führt die diätetische Therapie nicht zur Heilung, so kommt ein 
chirurgischer Eingriff (Resektion der knickenden Membranen, Anastomose zwi- 
schen Dünn- und Dickdarm, Fältelung des Blinddarms, Typhlopexie, Dickdarm- 
resektion) in Frage, der wiederum von dem anatomischen Befund abhängt und 
in vielen Fällen eine diätetische Nachbehandlung verlangt. Der Wurm soll in 
allen Fällen mitentfernt werden, da er oft sekundär erkrankt ist. 

. Anhangsweise berichtet Verf. über seine eigenen Beobachtungen, die je einen 
Fall von Typhlektasie (Blinddarmfältelung), Coecum mobile (Anheftung des 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 32, 583 


Blinddarms an die Vorderseitenwand der Fossa iliaca) und 3 Fälle von Peri- 
colitis membranosa simplex (Lösung der Membranen) umfassen. In einem weiteren 
Falle fanden sich die Erscheinungen einer Kotstauung mit zeitweisen Krisen; 
die Operation ergab eine typische Pericolitis membranosa.. Die Membranen 
wurden entfernt. Nach 2 Monaten traten die alten Beschwerden wieder auf. 
Die Laparotomie ergab eine retroperitoneal gelegene Geschwulst, deren Ex- 
stirpation unmöglich erschien, weshalb man sich zu einer Anastomose zwischen 
Dünn- und aufsteigendem Dickdarm entschloß. Trotzdem hörten die Beschwerden 
nicht auf, weshalb bei einer dritten Operation die Exstirpation der Geschwulst 
versucht wurde, die aber nicht gelang, da sie mit der Hinterwand des Colon as- 
cendens zu intensiv verbacken war. Die Beschwerden besserten sich in der Folge 
spontan, so daß Verf. es unentschieden läßt, ob es sich um eine eigentliche Ge- 
schwulst oder um eine entzündliche handelte. In einem 7. Falle endlich konnte 
neben einer typischen chronischen Appendicitis eine Pericolitis festgestellt werden. 
96 Literaturangaben. M. Strauss (Nürnberg). 


18) Ogilvie. Pseudomyxomatous cyst of the appendix with calcifi- 
cation of walls. Report of a case. (Journ. of the amer. med. assoc. 

Vol. XLIV. Nr. 8. S. 657. 1915.) 

Bei der Operation eines wegen Appendicitis aufgenommenen 22jährigen 
Mannes fand sich eine pseudomyxomatöse Cyste des Wurmfortsatzes von etwa 
Faustgröße, die Schleim und Eiter enthielt und deren Wand verkalkt war. 

E. Leschke (Berlin). 


19) William Neill. Exposure of appendix by Cullen’s method. 
(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 4. S. 299. 1915.) 

Ein retrocoecaler, adhärierender Wurmfortsatz kann leicht entfernt werden, 
wenn man den Ansatzpunkt am Blinddarm aufsucht, durch die Mesoappendix 
eine Schleife führt, diese anspannt, an einem weiter peripher gelegenen Punkte 
des Wurms eine zweite Schleife durchführt und anspannt, wodurch der ganze 
Fortsatz zu Gesicht kommt und mühelos freigelegt und entfernt werden kann. 

E. Leschke (Berlin). 


20) Georg Magnus (Marburg). Operationslose Bruchbehandlung 

als mittelbare Todesursache. (Med. Klinik 1915. Nr. 22.) 

Ein 42jähriger Bootsmannsmaat kamin einem Festungslazarett zur Aufnahme, 
um sich wegen eines Leistenbruches operieren zu lassen. Schon früher hatte er 
sich in einer »Bruchheilanstalt« einer Kur unterzogen, die in 200 zum Teil sehr 
schmerzhaften Alkoholinjektionen in die Gegend der Bruchpforte bestand. Bei 
der Operation zeigten sich viele flächenhafte Verwachsungen, so daß die Reposition 
des Bruchsackes nicht ganz leicht gelang. In der Folgezeit stellte sich infolge 
Knickung der fest verwachsenen Dünndarmschlingen mehrmals Ileus ein, dem 
der Pat. trotz Darmresektion und Enterostomie später erlag. Die als gefahrlos 
angepriesene Therapie kann also zu recht bedenklichen Folgen führen. 

B. Valentin (Berlin). 


21) S. Plaschkes (Wien). Die Hernien der Linea alba im Felde. 
(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 21.) 
P. hat im Felde bereits über 200 Hernien der Linea alba beobachtet und führt 
ihr Entstehen auf große Anstrengungen (Sturmangriff, Herausziehen einer Kanone 


584 ‚Zentralblatt fiir Chirurgie. Nr. 32. 


aus einer Stellung, Heben schwerer Gegenstände usw.), also auf eine momentane 
Steigerung des Bauchdrucks zurück; meist waren die Soldaten infolge Krankheit, 
Strapazen usw. geschwächt und rasch abgemagert. P. hält die mit solchen Hernien 
Behafteten für nicht mehr zum Frontdienst tauglich. Die Radikaloperation ist 
bei stärkeren Beschwerden notwendig. Kramer (Glogau). 


22) Brockhaus. Röntgenologische Studien über die Physiologie 
der Verdauung des Hundes und deren veränderten Ablauf 
bei der Einwirkung von Istizin und Atropin. (Fortschritte a. d. 
Gebiete d. Röntgenstrahlen Bd. XXII. Hft. 6.) l 
Verf. veröffentlicht eine große Zahl von Versuchen, die im Original nach- 
zulesen sind. Istizin ist in mittleren Quantitäten auf den Magen fast ohne 
Wirkung. Seine Tätigkeit beginnt hauptsächlich im Darm bzw. im Dickdarm. 
Das hat zum Teil seinen Grund wohl darin, daß sich Istizin in sauren und 
neutralen Flüssigkeiten sehr schwer, in alkalischen aber leicht löst. Diese Be- 
dingung ist im unteren Darm ja erfüllt. In größeren Mengen wirkt es aber 
auch auf den Magen ein. Die Bilder der Versuchsreihen mit Atropin sind 
weniger klar und eindeutig. Im ganzen Magen- und Darmkanal macht. sich 
vielfach eine eigenartige, fleckige und verschwommene Füllung geltend. Die 
auf verschiedenen Bildern hervortretenden starken Einschnürungen, besonders 
am Pylorus, aber auch im Dickdarm, können wohl auf vertiefte peristaltische 
Wellen zurückzuführen sein, die durch die erregende Wirkung des Atropins 
bedingt sind. . Gaugele (Zwickau). 


23) Albert Krall. Zur Frage der Behandlung der Darmschüsse. 
(Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. CXXXIII. S. 94.) 

Ohne eigene einschlägige kriegschirurgische Erfahrungen beizubringen macht 
Verf., ein Schüler von Wilms und Oberarzt, den Vorschlag, frische Darmschüsse 
in derselben Weise operativ zu behandeln wie Friedensverletzungen des Darmes. 
Der Schnitt möge nicht zu klein sein — 9 cm. Genaue Absuchung des Darmes. 
Bei ausgedehnter Verletzung des Darmes Abtragung des am meisten verletzten 
Darmstückes mit der Schere, rasche Versorgung des Mesenterium. Einpflanzung 
der beiden Darmschenkel in die Wunde. Nach abgeheilter Peritonitis Darm- 
anastomosierung. Übernähung etwaiger kleiner Löcher. Findet sich nur ein 
Durchschuß, so wird die Stelle zur Fistelanlagerung benutzt. Die dauernd sickernde 
Infektionsquelle ist dann entfernt, der Darm wird entlastet, seine Zirkulation 
gebessert, und schon nach wenigen Tagen, wenn spontan oder nach Verabreichung 
von Physostigmin oder Pituglandol genügende Peristaltik aufgetreten ist, kann 
schon etwas durch die untere Fistel gefüttert werden, auch Zuckereinläufe (intra- 
venös 750 ccm 5% ige Lösung) können gewagt werden. Entstehende Abszesse 
werden drainiert, das Becken wird tief gelagert, damit sich die Exsudatmengen 
im Douglas sammeln. Betreffs der Bauchnaht ist mit deren Aufplatzen infolge 
von Infektion zu rechnen. Darum ist zwecks Vermeidung des Durchschneidens 
der Fäden deren Knüpfen über Gazebäuschen zu empfehlen, am besten in der 
Form der Amann’schen Schleifennaht, bei der zwei benachbarte Fäden seitlich 
zusammengenäht werden. (Verdeutlichung dieser Nahtart durch mehrere Figuren.) 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 32. 585 


24) Hans Boit. Über Verletzungen von Magen und Darm durch 
das Infanteriegeschoß. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 24. 
S. 707—709.) 


Es herrscht noch keine einheitliche Meinung über die Behandlung der pene- 
trierenden Bauchschußverletzungen im Kriege. Im allgemeinen wird die kon- 
servative Behandlung befürwortet; in der letzten Zeit wird aber auch von manchen 
Seiten zur Operation geraten. Wird die Operation innerhalb der ersten Stunden 
vorgenommen, so scheint die Prognose am günstigsten zu sein. Im Feldlazarett 1 
1. A.-K. wurden bisher 72 Bauchschußverletzungen behandelt; und zwar kon- 
servativ, weil sie nicht innerhalb der ersten Stunden eingeliefert worden waren. 
Bei den Magenverletzungen sind die Resultate relativ günstig, bei den Darm- 
verletzungen schlecht. Es starben insgesamt 45 = 63%. Von 50 Darmverletzten 
starben 42 = 84%. Bei 30 Fällen von Gewehrschußverletzungen des Darmes 
kamen 27 Todesfälle vor = 90%. Am zahlreichsten waren die Darmverletzungen 
bei den Längsschüssen; am ausgedehntesten bei Nahschüssen und Querschlägern. 
Von den 30 Darmschußverletzten durch Infanteriegeschoß hatten 14 Steck- 
schüsse = 47%, und 16 Durchschüsse. Eine große Zahl der Bauchsteckschüsse 
werden durch Querschläger oder im Körper sich querlegende Geschosse ver- 
ursacht. Je schräger zur Flugbahn gestellt das Geschoß den Darm trifft, um so 
ausgedehnter werden die Darmzerreißungen. Für die auffallend große Mortalität 
der Darmschüsse ist die große Neigung des modernen Infanteriegeschosses, sich 
um seine Querachse zu drehen und zum Querschläger zu werden, von Bedeutung. 
Viel günstiger ist der Verlauf der Magenschüsse. Von 13 Magenschußverletzten 
starben 2 = 15,3%. Für die geringe Mortalität der Magenschüsse ist das wesent- 
lichste Moment, daß wohl in allen Fällen der Magen bei der Verletzung leer war. 
Je höher der Magen getroffen wird, um so günstiger ist die Prognose der Magen- 
schüsse; im Bereiche der Cardia und der kleinen Kurvatur ist sie besser als am 
unteren Teil des Fundus und am Pylorus. Die klinischen Erscheinungen waren 
sehr verschieden. Wegen des günstigen Verlaufes rät B., bei Magenschüssen die 
Konservative Behandlung streng durchzuführen. Nur wenn eine ausgedehntere 
Magenzerreißung anzunehmen ist oder die Erscheinungen auf eine größere Blutung 
hinweisen, ist ein Eingriff indiziert. B. empfiehlt, durch Sektionen Bauchschuß- 
Gestorbener die Wirkung der modernen Geschosse zu studieren, da die Kenntnis 
darüber noch mangelhaft ist. Verletzte sollten möglichst lange ruhig liegen 
bleiben, keinesfalls vor dem 14. Tage evakuiert werden. Ein beschleunigterer 
und schonenderer Transport der Bauchschußverletzten in die Feldlazarette, nicht 
aber weiter zurück, ist dringend anzustreben. Wenn ein Bauchschußverletzter, 
bei dem Darmverletzungen anzunehmen sind, innerhalb von 8 bis 12 Stunden 
nach der Verletzung in das Feldlazarett gebracht wird und sein Zustand einen 
längeren Eingriff zuläßt, so hält B. eine sofortige Operation für berechtigt. Im 
Feldlazarett ist ein aseptisches Operieren durchführbar. B. empfiehlt sehr, bei 
größeren verlustreichen Schlachten bestimmte Feldlazarette nur für Bauchschuß- 
verletzte zu etablieren. Die Bauchschüsse würden dann so schnell und schonend 
wie möglich in Verwundetenautomobilen direkt dorthin gebracht und blieben 
nun mindestens 14 Tage hier ruhig liegen. Kolb (Schwenningen a.N.). 


586 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 32. 


25) W. Doolin. Experiments on the transplantation of gastric 
mucous membrane. (Surgery, gynecology and obstetrics Vol. XX. 
Nr. 1. 1915. Januar.) 

D. prüfte die Axhausen’schen Versuche der Überpflanzung von Magen- 
schleimhaut, und zwar an Hunden nach. Er fand auch Cystenbildung. Die Epi- 
thelisierung der Cysten geht von kleinen Epithelinseln aus, die der allgemeinen 
Nekrose entgehen. Die Muscularis verfällt der Nekrose nicht. Für die Ernährung 
der verpflanzten Schleimhaut kommt das sich anlegende Netz in Betracht. 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


26) Dean Lewis and Clifford Grulee. The pylorus after gastro- 
enterostomie for congenital pyloric stenosis. (Journ. of the 
amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 5. S. 410. 1915.) 

Verf. hat in fünf Fällen von Pylorusstenosse bei Kindern mit gutem Erfolg 
die Gastroenterostomie ausgeführt und veranschaulicht deren gutes Funktionieren 
an Röntgenbildern. E. Leschke (Berlin). 


27) 0. Wulff. Über die Diagnose des Ulcus duodeni. (Hospitals- 
tidende Jahrg. 58. Nr. 5. 1915. [Dänisch.]) 

Auf Grund seiner Erfahrung an 118 operierten Fällen aus der Rovsing’schen 
Klinik kann Verf. feststellen, daß an der Hand der Symptome allein eine sichere 
Diagnose: Magen- oder Duodenalgeschwür nicht möglich ist. Die topographische 
Diagnose des Geschwürs muß danach als sehr unsicher bezeichnet werden. Verf. 
faßt seine Ausführungen dahin zusammen: 

Der Bucquoy-Moynihan’sche Symptomenkomplex kommt sehr viel 
häufiger beim Ulcus duodeni vor wie bei jeder anderen Lokalisation des Geschwürs, 
ist aber auch sicher beobachtet beim parapylorischen und beim höher oral ge- 
legenen Geschwür. Dieser Symptomenkomplex kann daher nicht als charak- 
teristisch bezeichnet werden. Auch das von Hartmann und Souppault an- 
gegebene »Syndrome pylorique« kann diesen Anspruch nicht erheben. 

Fritz Geiges (Freiburg). 


28) Anton Wydler. Über die diagnostische Bedeutung der Py- 
lorusverschiebung in verschiedenen Köperlagen. (Deutsche Zeit- 
schrift für Chirurgie Bd. CXXXIII. S. 329.) 

Die Annahme, daß der Pylorus einen fixen Punkt darstelle, ist irrig. Man 
kann durch Röntgenogramme des wismutgefüllten Magens in verschiedenen Stel- 
lungen mit Leichtigkeit vielmehr dessen Beweglichkeit beweisen, und W., Assistent 
der de Quervain’schen Klinik in Basel, berichtet in vorliegender Arbeit über 
zahlreiche von ihm bei kranken wie gesunden Personen vorgenommene dies- 
bezügliche Aufnahmen. Stets werden in der Baseler Klinik Aufnahmen im Liegen 
und Stehen gemacht, oft auch in rechter Seitenlage und im Profil. Von Wichtig- 
keit ist, daß bei den verschiedenen Aufnahmen das Ortsverhältnis zwischen Platte, 
Pat. und Röntgenlampe gar nicht oder doch möglichst wenig geändert werde. 
Die erste Untersuchungsgruppe W.’s betrifft 50 gesunde Personen. Die Größe 
der Verschieblichkeit des Pylorus im Liegen und Stehen betrug 16, die kleinste 
7 cm, ihr Mittelmaß 7 cm. Die zweite Gruppe betrifft 14 Fälle von Magengeschwür 
(Diagnose überall durch Operation bestätigt). Hier stellen sich die Maße: Maxi- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 32, 587 


mum der Verschieblichkeit 10, Minimum 2,5 — Mittelwert 6,3 cm. 6mal lag der 
Pylorus links, 6mal vor, 3mal rechts von der Wirbelsäure. Ähnlich sind die Maße 
bei Gruppe 3, 8 Fälle von Ulcus duodeni betreffend, nämlich Mittelwert 5,6 cm; 
5mal lag der Pylorus rechts, 2mal vor, Imal links von der Wirbelsäule. Bei der 
vierten Gruppe endlich, 29 Karzinomfälle betreffend, betrug die größte Verschie- 
bung 8 cm, die kleinste Null, der Mittelwert 4cm. Mithin hat sich ergeben, daß 
die Pylorusverschieblichkeit am größten bei gesundem Magen ist; sie nimmt ab 
beim Magen- und Duodenalgeschwür und ist am kleinsten beim Magenkrebs. Für 
die Diagnose des letzteren sind die Verschieblichkeitsverhältnisse des Pylorus 
nicht ohne Wert, doch sind aus ihr Schlüsse auf die Operabilität von Karzinomen 
nicht ziehbar. Beigegeben sind der Arbeit mehrere Magenröntgenogramme und 
vier schematische Figuren, in denen die Verschieblichkeitsbefunde des Pylorus 
beim gesunden Magen, dem Magen-, dem Duodenalgeschwür und dem Karzinom 
in leicht verständlicher Weise angedeutet sind. 
Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


29) Otto Strauss. Die Gastro-Koloptose in radiologischer Be- 
trachtung, unter besonderer Berücksichtigung der neuesten 
Publikation Rovsing’s. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 24. 
S. 705—707.) 

Rovsing beklagt in seinem Buche »Die Gastro-Koloptose«, daß allgemein 
die Bedeutung dieses Leidens unterschätzt würde. Die Schuld gibt er den Röntgeno- 
logen; er hält eine leidenschaftliche Polemik gegen alle Ergebnisse der Röntgen- 
untersuchungsmethoden. S. kritisiert das Buch von Rovsing sehr genau und 
kommt dabei zu dem Ergebnis, daß das Buch in diagnostischer Hinsicht nichts 
Neues über das Krankheitsbild der Gastro-Koloptose bringe. S. hält die Röntgen- 
untersuchung für die Diagnose einer reinen Gastroptose für ausschlaggebend. 

Kolb (Schwenningen a. N.). 


30) A. M. Campbell. Benign tumors of the stomach. (Surgery, 
gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr. 1. 1915. Januar.) 

Nach Zusammenstellung aus der Literatur aller in Betracht kommenden Ge- 
schwülste, auch der seltenen (Osteom, Dermoid), beschreibt C. einen Fall von ge- 
stieltem Adenopapillom von Taubeneigröße, das von der hinteren Magenwand 
nahe der großen Kurvatur abgetragen wurde. Die Operierte war 9 Monate später 
noch gesund. Eine Geschwulst war vermutet worden auf Grund von Blutbefund 
in Kot und Mageninhalt; sonst gab der Fall keinen diagnostischen Anhaltspunkt. 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


31) Frank Smithies. Symptoms and signs of gastric cancer. An 
analysis of 712 consecutive operatively and pathologically 
proved cases. (Journ. of the amer. med, assoc. Vol. XLIV. Nr. 8. 
1915.) 

Von den Fällen betrafen 483 Männer und 229 Frauen. Bei mehr als 3/, der 
Fälle trat das Leiden erst im 5.—8. Jahrzehnt auf. Erblichkeit wurde in 9,4%, 
Trauma in 3% angegeben. In 61% der Fälle bestanden schon jahrelang Magen- 
beschwerden, durchschnittlich 12 Jahre vor der durch das Karzinom bedingten 
Verschlimmerung. Erbrechen war in 70%, Verstopfung in 52%, Blutung in 17% 


588 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 32. 


vorhanden. Die Frühdiagnose ist leider meist ein Glückszufall und kann mit 
Sicherheit nur durch Probelaparatomie gestellt werden. 
E. Leschke (Berlin). 


32) Watson. A case of obstruction of Meckel’s diverticulum. 
(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 7. S. 581. 1915.) 
Bericht über einen Fall, bei dem die Abschnürung des Divertikels durch den 
Fortbestand des Ligamentum omphalomesentericum und durch Rotation des 
stark vergrößerten Divertikels entstanden war. E. Leschke (Berlin). 


33) Walter W. Palmer. The absorption of protein and fat after 
the resection of one-half of the small intestine. (Amer. journ. 
of med. science 1914. Dezember.) 

Die Untersuchungen wurden im Massachusetts General Hospital vorge- 
nommen an einer 40jährigen Pat., der Dr. E. A. Codman wegen tuberkulöser 
Ulcera und Strikturen 235 cm Dünndarm entfernt hatte. Am 30. August 1913 
war die Operation ausgeführt worden, und am 26. September wurde die Pat. 
zwecks Regelung ihrer Diät auf die innere Abteilung verlegt. Bei flüssiger und 
breiiger Nahrung hatte sie täglich 2—3 reichliche, flüssige, faulig riechende Stühle, 
die einen Überschuß an Fettsäure und Seifen, wenig neutrales Fett und weder 
Schleim noch Eiter noch Blut enthielten. Nach einer mehrtägigen Diät mit 
wenig Fett nahm sie bei täglich 2—3 Stühlen an Gewicht zu. Doch bald nach 
der Entlassung klagte sie über Taubheit und Ziehen in Gesicht, Vorderarmen und 
Unterschenkeln und wurde unter dem Bilde der Tetanie zurückgesandt. Von da 
ab bis Ende Mai 1914 wurde sie 7mal im Hospital beobachtet unter genauer Kon- 
trolle der Einnahme und Ausgabe, die in Tabellenform der Arbeit beigegeben sind. 
Das Ergebnis der Untersuchungen war folgendes: 

1) Der Verlust an Stickstoff durch den Stuhl ist 4—5mal, 

2) der Verlust von Fett durch die Stühle 5—6mal größer als normal. 

3) Hoher Indikangehalt des Urins (800 mg). 

4) An dem Stickstoffgehalt des Urins beteiligt sich Ammoniak in erheblich 
höherem Maße als in der Norm. ` 

5) Der Heilerfolg ausgedehnter Dünndarmresektionen hängt in erheblichem 
Maße von der Beschaffenheit des zurückbleibenden Dünndarmteiles ab. Diesen 
Gesichtspunkt hält Verf. für besonders wichtig und rät, ihn sorgfältig vor aus- 
gedehnten Resektionen zu beachten. 

6) Nach derartigen Operationen empfiehlt sich eine Diät mit wenig Fett 
und mäßigem Eiweißgehalt. Lauenstein (Hamburg). 


34) Franc. Niosi. Contributo alto studio della tubercolosi iper- 

trofica dell’ intestino. (Clin. chir. XXII. 10. 1914.) 

Verf. berichtet über eine lleocoecalgeschwulst tuberkulösen Ursprungs bei 
einer sonst gesunden 49jährigen Frau, die seit 4 Jahren unter krisenartig ver- 
laufenden Schmerzen in der rechten Iliacalgegend mit intermittierender Diarrhöe 
und Verstopfung erkrankt war. Die Diagnose wurde auf Grund der fehlenden 
Komplementablenkung nach D’Agata unter Ausschluß einer bösartigen Geschwulst 
schon vor der Operation gestellt und nach der Operation durch das Tierexperiment 
gesichert, obwohl der histologische Befund lediglich Infiltration ohne Tuberkel- 
bazillen und mit spärlichen Riesenzellen ergab. Pathogenetisch nimmt Verf. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 32. 589 


eine Infektion durch den Speisebrei an, die zur Infiltration der Blinddarmwand 
und der benachbarten proximalen Hälfte des Wurms geführt hatte, während im 
unteren Dünndarm lediglich eine Muscularishypertrophie bestand. Resektion des 
lleocoecum führte zur Heilung. 

Weiterhin berichtet Verf. über einen analogen Fall hypertrophischer Tuber- 
kulose, die jedoch im wesentlichen auf den distalen Ileumabschnitt beschränkt 
war, der sich ohne Schwierigkeit resezieren ließ. 

Nach einer kurzen Darstellung der Differentialdiagnose (Appendicitis, Wander- 
niere, Aktinomykose, Karzinom, chronische Intussuszeption) betont Verf. den 
Wert der d’Agata’schen Komplementablenkung für die Karzinomdiagnose. 
Therapeutisch kommt die Resektion in Betracht, während die Enteroanastomose 
nur dann angezeigt ist, wenn der Zustand des Kranken die radikale Operation 
nicht erlaubt. M. Strauss (Nürnberg). 


35) K. Stetter. Über zwei seltenere Fälle von Ileus. (Deutsche 
Zeitschrift für Chirurgie Bd. CXXXIII. S. 58.) 

Beobachtungen aus dem Bezirkskrankenhause Reutlingen (Chefarzt Dr. 
Kübler). Fall 1. 5ljähriger Bauer, der seit Wochen an Magen- und Darmbe- 
schwerden litt, Schmerzen, Völle, Stuhldrang. Seit 2 Tagen heftige Schmerzen, 
Darmgassperre, auf Einlauf ganz wenig Stuhlgang mit Beimengung frischen 
Blutes. Seit 6 Stunden vor der Spitalaufnahme Kotbrechen. Bei operativer Er- 
öffnung des ziemlich stark aufgetriebenen, überall etwas druckempfindlichen Leibes 
etwas Serumentleerung. Stark geblähte Dünndärme drängen vor, nach Punktion 
des Darmes und Ablassen von Gas findet man in der Nähe der Flexura hepatica 
eine Geschwulst, die herausgezogen sich als Dünndarminvagination ausweist. 
Leichte Desinvagination, wonach in der Darmlichtung eine mehr als walnuß- 
große, fest sitzende Geschwulst tastbar ist. Darmresektion je 3cm von der Ge- 
schwulst entfernt. Darmnaht; der stark überdehnte Darm erholte sich sehr lang- 
sam, erster Stuhl 5 Tage nach der Operation. Heilung. Die Geschwulst (cf. 
Photogramm) war ein Fibrom. Fall 2. 9jähriges Mädchen, schwächlich, etwas 
skoliotisch. Nachts akut mit Ileuserscheinungen erkrankt, am nächsten Tage 
Krankenhausaufnahme, bei welcher in der rechten Unterbauchgegend eine ziemlich 
druckempfindliche, kleinfaustgroße Resistenz zu fühlen war. Bei der Laparotomie 
fand man dieser Resistenz entsprechend ein Konvolut tief dunkelblau verfärbter, 
geblähter Dünndarmschlingen, in dem die Orientierung erst schwer fiel. »Zu 
einem etwa 1,5 cm langen Mesenterialschlitz nahe der lleocoecalgegend zieht eine 
ziemlich geblähte, blaurot gefärbte Schlinge, bildet hinter dem Schlitz einen tief- 
dunkelblau aussehenden Knopf, kehrt durch den Schlitz wieder zurück und mündet 
als kollabierte Darmschlinge ins Coecum ein.« Erweiterung des Schlitzes, Ex- 
traktion des eingeklemmten Darmes, der sich rasch erholt, Naht des Mesenterial- 
loches usw., Heilung. Das Mesenterialloch schien angeboren zu sein, sein Sitz 
entsprach dem sog. Treves’schen Felde. Gute Abbildungen der gefundenen 
Darmsitusverhältnisse. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


36) Alexius MacGlannan. Intestinal obstruction dew to sigmoid 
volvulus. (Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 21. S. 1744. 
1915.) 

Unter 257 Fällen von lleus fand Verf. 10mal (3,8%) Volvulus des Colon 
sigmoideum. Sein letzter Fall betraf ein 6jähriges Mädchen. Heilung durch Ope- 
ration. E. Leschke (Berlin). 


590 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 32. 


37) E. M. Stanton. Use of direct vision cystoscope with water 
dilatation for proctoscopic examinations. (Journ. of the amer. 
med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 14. S.1154. 1915.) 

Verf. empfiehlt die Anwendung der gewöhnlichen Cystoskopie auch zur 
Rektoskopie. Die Einführung des Cystoskopes nach vorheriger Reinigung des 
Darmes durch Einlauf und Füllung mit etwas Wasser ist namentlich bei krank- 
haften Veränderungen weniger schmerzhaft als die des Rektoskopes und gibt 
doch gute Bilder. E. Leschke (Berlin). 


38) J. Dubs. Zur Kenntnis der isolierten, perforierenden Mesen- 
terialruptur nach indirekter Gewalteinwirkung. (Deutsche Zeit- 
schrift für Chirurgie Bd. CXXXIIl. S. 366.) 

Beobachtung aus dem Kantonspital Winterthur (Dr. Stierlin). 40jäh- 
riger, kräftiger Arbeiter wurde durch den ca. 1000 kg schweren Fuß eines 
riesigen Ölreservoirs erst gegen einen eisernen, sog. Windkessel gedrückt. Dann 
rotierte der Reservoirfuß langsam in tangentialer Richtung zur Becken- 
Bauchgegend des Kranken. Die Stoßwirkung bei dem Unfall wirkte also von oben 
nach unten. Es folgte Kollaps, große Blässe, sehr starke Bauchschmerzen. 
Ca. 1 Stunde nach dem Unfall Operation im Krankenhause unter der Diagnose: 
»Rupturblutung eines Bauchorgans, Beckenbruch«. Der Bauchschnitt entleert 
über I Liter Blut, Milz und Leber sind unverletzt, aber der untere Dünndarm 
auf eine Strecke von ca. 120 cm Länge vom Gekröse völlig abgerissen. Der Ge- 
kröseriß ist T-förmig, einmal parallel der Mesenterial-, vertikal zur Darmachse 
verlaufend, andererseits quer laufend. Am Darm ist ein ca. 6cm breites, 10 cm 
langes Stück Gekröse stehen geblieben. Unterbindung der Mesenterialgefäße, 
Resektion von über 150 cm Dünndarm, einerseits bis zum Blinddarm, andererseits 
ca. 50cm aufwärts vom Rißende heraufgehend. Einpflanzung des Dünndarms 
End-zu-Seit in den aufsteigenden Dickdarm. In der Rekonvaleszenz lleus- 
erscheinungen, weshalb Enterostomie. — Tod nach 8 Tagen. Sektion: Hypo- 
statische Pneumonie, beide Darmbeine gebrochen. 

Allgemeinbesprechung unter Literaturbenutzung, Referat über 6 ähnliche 
Fälle, sämtlich operiert, von denen nur einer tödlich endete. Der Entstehungs- 
modus für die Verletzung in D.’s Fall entspricht einer Kombination von Quet- 
schungs- und Dehnungsruptur. Die Winkelform der Abrißlinie des Gekröses 
findet sich außer in R.’s Fall noch in 3 anderen Beobachtungen, scheint also eigen- 
artig zu sein. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


39) Nikolai Paus. Milzabszeß. (Deutsche Zeitschrift für Chirurgie 
Bd. CXXXIII. S. 233.) 

Beobachtung aus dem Reichshospital Christiania (Prof. Bull). 38jährige 
Frau mit Herzfehler, erkrankt Ende Oktober 1914 an Pneumonie, das Fieber 
fiel Iytisch ab, kehrte aber nach 5—6 Wochen wieder. Mitte November wurde 
unter dem linken Rippenbogen eine Geschwulst gefunden, die wuchs und bei Ver- 
legung der Kranken auf die chirurgische Station kindskopfgroß war. Bei der 
Operation wurde zunächst ein explorativer lumbaler Nierenschnitt gemacht, 
der nichts ergab; deshalb linker Pararektalschnitt, der zeigte, daß die Geschwulst 
in einiger Ausdehnung der Bauchwand anhaftete. Sie ist blauschwarz und fluk- 
tuiert, Probepunktion ergibt bluthaltigen, dünnen, geruchlosen Eiter. Nun In- 
zision, die eine dünne Lage milzähnlichen blutenden Gewebes zu durchtrennen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 32, 591 


hat. Reichliche Eiterentleerung, Drainage, glatte Heilung. Im Eiter fanden sich 
Pneumokokken. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


40) Roblee. Splenectomy in primary pernicious anemia. (Journ. 

of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 10. S. 796. 1915.) 

In zwei Fällen von perniziöser Anämie brachte die Entfernung der Milz 
eine auffällige Besserung, die monatelang anhielt, dann aber wieder nachließ. 
Die Operation kann zweifellos die Lebensdauer in vielen Fällen verlängern. 

E. Leschke (Berlin). 


41) W. Körte (Berlin). Über die Aussichten der chirurgischen 
Behandlung der Gallenwegserkrankungen. (Zeitschrift für ärztl. 
Fortbildung 1915. Nr. 5.) 

In seiner gewohnten, anschaulichen Art gibt Verf., gestützt auf sein reiches 
Material, seine eigenen glänzenden Erfolge und die anderer, in dem klar durch- 
dachten Vortrage für praktische Ärzte, ohne sich auf rein chirurgisch-spezialistische 
Fragen einzulassen, eine Übersicht über die Erfolge und Aussichten der opera- 
tiven Behandlung, sowie die Indikationsstellungg. Thom (z. Z. im Felde). 


42) Th. Rovsing. Studien über die Pathogenese der Gallensteine. 
(Hospitalstidende Jahrg. 58. Nr. 11. 1915. [Dänisch.]) 

~R. hat in 320 Fällen, in denen er Gallensteinoperationen ausführte, den Inhalt 
der Gallenblase untersucht, ob er steril war oder infiziert. Es handelte sich dabei 
um Fälle jeder Art von Steinbildung: solitäre Steine, solitäre Steine zusammen 
mit vielen facettierten Steinen, multiple runde, multiple facettierte Steine, Pig- 
mentkalksteine, Gallenbrei und Gallenbrei mit Steinen. In einem Teil der Fälle, 
und zwar in der Mehrzahl, war der Gallenblaseninhalt steril, ohne daß dabei irgend- 
ein Zusammenhang mit der Art der Steinbildung gefunden werden konnte. 

Verf. kann danach nicht an die Theorie des infektiösen Ursprungs der Gallen- 
steine glauben und führt die Entstehung auf die Ausfällung von Pigmentkalk bei 
zu starker Konzentration der Galle zurück, wie sie bei Schwangerschaft und Geburt 
und nach lange dauernden Infektionskrankheiten mit hohem Fieber eintreten kann. 

Fritz Geiges (Freiburg). 


43) Frank Yeomans. Primary carcinoma of the liver. Operation 
for recurrence over seven years after primary operation. 
(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 16. S. 1301. 1915.) 
Bisher sind 9 Fälle von operiertem Leberkrebs beschrieben worden. Von 

diesen Fällen endete einer gleich nach der Operation tödlich, 3 hatten Rezidive 

innerhalb 2—7 Monaten, 1 nach 8 Jahren, 3 Operierte waren nach 3—7 Jahren 
noch gesund, ebenso ein Pat. ohne Zeitangabe. Der Fall des Verf.s betrifft eine 

37 jährige Frau, die im Jahre 1906 an Leberkrebs erkrankte und von ihm da- 

mals operiert wurde (veröffentlicht ebenda Mai 1909). Die histologische Unter- 

suchung ergab ein stark infiltrativ wachsendes Karzinom. Nach 7 Jahren er- 
krankte Pat. an einem Rezidiv und wurde wieder operiert, starb aber nach einer 

Stunde an Embolie. E. Leschke (Berlin). 


592 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 32. 


44) Burril B. Crohn. New growths involving the terminal bile 
and pancreatic ducts: their early recognition by means of 
duodenal content analyses. (Amer. journ. of the med. sciences 1914. 
Dezember.) 


Da die vollkommene Abwesenheit von Galle oder Pankreassaft oder von beiden 
in dem Inhalte des Duodenum die Diagnose von Neubildungen an der Einmün- 
dungsstelle des Choledochus oder des Ductus Wirsungianus bestimmt, so redet 
Verf. der frühzeitigen Analyse des durch den Duodenalschlauch entnommenen 
Inhaltes des Zwölffingerdarmes das Wort. Als Unterlage dienen ihm 102 Krank- 
heitsfälle, die er in 31/,jähriger Hospitaltätigkeit untersucht hat. Er unterscheidet 
sechs verschiedene Typen des in Frage kommenden Krankheitsbildes: 


1) Das Karzinom des Choledochus, nahe seiner Einmündung in das Duodenum. 
Klinisch verläuft es unter Koliken, die Gallensteine vortäuschen, übrigens in 
1/, der Fälle damit vergesellschaftet sein können. Unter acholischen Stühlen 
und Abmagerung pflegt in durchschnittlich ?/, Jahre der Tod einzutreten. 


2) Karzinom, das in der Ampulla Vateri den Gallen- und Pankreasabfluß 
verschließt. Tod durchschnittlich in 9 Monaten an Cholämie und Abmagerung. 


3) Neubildung im Ductus Wirsungianus — äußerst selten. Von dieser Er- 
krankung liegen nur 2 oder 3 sichere Fälle vor. 


4) Neubildung, ausgehend von der Duodenalfläche der Papilla Vateri, die 
häufigste Art dieser Erkrankungsgruppe. Meist Zylinderzellenkarzinom. Durch 
nach und nach auftretende geschwürige Prozesse folgen eitrige Cholangitis und 
zahlreiche Leberabszesse. Ikterus, Diarrhöe, Melaena und Abmagerung kenn- 
zeichnen den Verlauf. Beim Zerfall der Neubildung kann der Ikterus nachlassen. 


5) Neubildungen, die von der Schleimhaut des Duodenum ausgehen. Seltene 
Form (2,3%, aller Darmkarzinome). Zumeist Zylinderzellen-Adenokarzinom. 
Klinisch das gleiche Bild, wie das der Neubildung von der Papilla Vateri aus- 
gehend. | 


6) Karzinome des Pankreaskopfes. 


Absoluter fortgesetzter Gallenverschluß ist in der Regel durch Neubildung 
bedingt. Beim Fehlen des Pankreassaftes kommen nur Neubildungen in Frage. 
Sobald diese Diagnose mit Hilfe des Duodenalschlauches bei Kranken höheren 
Alters festgestellt worden ist, sollte der Chirurg die Behandlung übernehmen. 

Die Arbeit gelangt zu folgendem Schlußergebnis: In der Mehrzahl der Neu- 
bildungen der Ausführungsgänge von Galle und Pankreassaft handelt es sich um 
örtlich begrenzte und relativ gutartige Formen des »Ulcus rodens«. Der Duodenal- 
schlauch ermöglicht in den meisten Fällen eine frühe und sichere Diagnose, so 
daß chirurgische Hilfe eintreten kann, bevor das schwere Krankheitsbild seinen 
Anfang genommen hat. Lauenstein (Hamburg). 


Er ea ED Eur re ED EEE EEE EEE EEE EEE GET EEE EEE EEE EEE E ET E E EEEE 
Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 
S 
Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 





593 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, G. PERTHES, E. RICHTER, 











in Bonn, in Tübingen, in Breslau. 
42, Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG, 
Nr. 33. Sonnabend, den 14. August 1915. 
Inhalt. 


Steinberg, Zur Wundbehandlung mit Nilotan. (S. 598.) (Originalmitteilung.) 

1) Lieske, Die Operationsfreiheit im Lichte fortschreitender Strafrechtsreform. (8. 598.) — 
3) Oppenheim, Kriegschirurgische Erfahrungen. (S. 599.) — 3) Hagedorn, Schußverletzungen im 
Röntgenbilde. (S. 599.) — 4) Baumeister, Citobarium. (S. 599.) — 5) Anker, Leukozon. (S. 600.) — 
6) Soegall, Noviform, (S. 600.) — 7) Zuelzer, Glyzerinphosphorsaures Magnesium. (S. 801.) — 
8) Barrie, 9) Carman und Fisher, 10) Albee, Zur Chirurgie der Knochen. (S. 601.) — 11) Weiss- 
gerber, Extremitätenschußbrüche, (S. 603.) — 12) Sehede, 13) Ritschl, 14) Wohlgemuth, Schienen- 
und Extensionsverbände. (S. 608.) — 15) Paus, Paradoxe Embolie bei Fraktur. (S. 604.) — 16) Silber- 
stein, 17) Valentin, Kriegsinvalidenfürsorge. (S. 604.) — 18) Laqueur, 19) Lorenz, 20) Nagel- 
sehmidt, Behandlung von Verletzungen des Bewegungsapparates. (S. 605.) — 21) Schaedel, 
233) Ballner, 23) v. Eiselsberg, 24) Heusner, Amputationen, Prothesen. (S. 606.) — 25) Mayer, 
Gipsattrappe. (S. 608.) — 26) Köhler, 27) Roesky, 28) Grünberg, Orthopädisches. (S. 808.) — 
29) Bonne, Künstliche Hand. (S. 609.) — 80) Bachhammer, 81) Horn, Gramerschienen. (S. 609.) — 
83) Cohen, 33) Jödicke, Kugelsuchapparat. (S..610.) 

84) Cipollino, Auslösung des Schultergürtels. (S. 610.) — 85) Mehler, Neurolyse des Plexus 
brachialis. (S. 610.) — 86) MaeAusland, Ellbogenankylose. (S. 611.) — 37) Skillern, Unterarm- 
bruch. (S. 611.) — 88) Runyan, Verrenkung des Mondbeins. (S. 611.) — 89) Creseenzi, Angioma 
peritendineum am Arm. (S. 611.) — 40) Nicolaysen, Operative Entfernung einer Embolie. (S. 612.) 
— 41) Hunt, Zerreißung der Sehne des Daumenstreckers. (S. 612.) — 42) Laqueur, Mobilisation 
versteifter Finger- und Handgelenke. (S. 612.) 

45) Martius, Beckenmessung mit Röntgenstrahlen. (S.612.) — 44) Horsley und Whitehead, 
Zur Umkehr des Kreislaufs in den unteren Extremitäten. (S. 618.) — 45) Strasser, Elephantiasis 
nostras. (S. 613.) — 46) Göbell, Hüftgelenkschüsse. (S. 618.) — 47) Metcalf, Abtrennung der Epi- 
physe des Trochanter minor. (S. 614.) — 48) Handl, Oberschenkelschußbrüche. (S. 614.) — 49) Secher, 
Varicen der Unterextrimitäten. (S. 614.) — 50) Pöteri, Schlatter’sche Krankheit. (3. 614.) — 51) Sever 
und Fiske, Knietuberkulose. (S. 615.) — 58) Wyeth, Kniescheibenbrüche. (S. 615.) — 53) Cotton, 
Knöchelbrüche. (S. 615.) — 54) Sehönfeld und Sorantin, Fibuladefekt. (S. 615.) — 55) Speed, 
Verletzungen der Sesambeine unter der großen Zehe. (S. 616.) — 56) zur Verth, Quetschungs- 
brüche der großen Zehe. (S. 616.) 





Aus dem Festungslazarett VI in Köln. 
Leitung: Oberstabsarzt Dr. Schimmel (Station Dr. E. Meyer). 


Zur Wundbehandlung mit Nilotan'. 


Von 


Dr. Steinberg, 


Assistenzarzt der Reserve. 


Die Erfahrung, und gerade die aus jüngster Zeit, hat gelehrt, daß die Be- 
handlung frischer Wunden auf dem Gebiete der Aseptik liegt. Die antiseptischen 
Wundmmittel sind kaum noch im Gebrauch. In der Wundbehandlung auf dem 


1 Dargestellt von der Firma Krewel & Co., G.m.b. H.; chem, Fabrik Köln a, Rh. 
33 


594 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 33, 


Felde hat es sich als am vorteilhaftesten erwiesen, die Wunden unberührt zu 
lassen und sie nur mit steriler Gaze zu bedecken; höchstens reinigt man die Wund- 
umgebung, um eine nachträgliche Infektion möglichst zu verhüten. In weitaus 
den meisten Fällen dauert es aber 2—4 Tage, bis der erste Verbandwechsel statt- 
findet, und dann zeigt sich bei septischen und aseptischen Wunden stets eine 
starke Verklebung mit dem Verbandmaterial. 

Diesem Übelstand begegnet man dadurch, daß man durch Aufschütten von 
Wasserstoffsuperoxydlösungen die Schmerzen bei dem Entfernen des Verbandes 
zu lindern sucht. Wir haben nun in mehreren Fällen, bei denen die Wunden 
mit Perubalsam verbunden waren, die gleichen Verklebungen erlebt, auch wenn 
der Verband nur 3 Tage lag. 

Das ist unzweifelhaft ein Nachteil. Gar oft werden die Sekretionsverhältnisse 
durch das Abspülen mit Wasserstoffsuperoxydlösungen verschleiert, während 
man doch eine Wunde zu ihrer Beurteilung gern sieht, bevor sie abgespült ist. 
Ferner kann es beim Lösen des Verbandes zu Zerreißungen von Geweben und 
Granulationen kommen, die besonders bei schwach thrombosierten Gefäßver- 
letzungen unangenehme Blutungen im Gefolge haben können. 

Diese erwähnten Übelstände vermeidet man durch Anwendung des Wundöls 
Nilotan, mit dem ich seit über 2 Monaten im Festungslazarett VI Köln ge- 
arbeitet habe. 

Das Nilotan wurde vor wenigen Jahren von H. Hans (1) in Limburg a. L. 
in den Arzneischatz eingeführt. Es sollte lediglich zur ersten Wundbehandlung 
durch Samariterhände dienen und war als erstes therapeutisches Hilfsmittel bei 
Unglücksfällen auf Eisenbahnen, Autofahrten, Bergwerken, Steinbrüchen, Ma- 
schinenwerkstätten und ähnlichen Gelegenheiten gedacht. Es sollte nach Hans 
lediglich ein Wundreinigungsmittel für frische Verletzungen der äußeren Haut 
und der darunter liegenden Gewebe darstellen. 

Die gewiß nicht keimfreie Hand des Samariters sollte durch das Nilotan 
von der Wunde ausgeschaltet werden, um so das Hineinbringen schädlicher Keime 
unmöglich zu machen. Der grobe, in die Wunde gelangte Schmutz sollte in den 
Verband übergehen und dem Arzt das Lösen der Verbandes ohne Nachblutung 
und Schmerz erleichtert werden. Hans hatte einwandfrei festgestellt, daß das 
Nilotan bei selbst wochenlangem Liegen nicht schädlich wurde. 

Nachprüfungen von anderer Seite ergaben indes, daß wir in dem Nilotan 
nicht nur ein Wundreinigungsmittel, sondern auch ein Wundheilmittel ersten 
Ranges besitzen; insbesondere sind hierfür die Mitteilungen von Rodenacker (2) 
und Johannes Linke (3) und besonders die von Weidner (4) sehr beweiskräftig, 
auf die wir an dieser Stelle nur kurz hinweisen können. 

Das Nilotan ist ein nach pharmazeutischen Regeln hergestellter Balsam, 
der aus 0,5% Tinctura Jodi, 3,0% Ol. Sesami, 2,0% Paraffin. liquid., 1,0% Ol. 
Lini, 1,0% Aminobenzoesäureäthylester, 2,0% Mucilago Gummi arabici, 2%, Gly- 
zerin und 88,5%, Ol. solubile bereitet wird. Der Balsam präsentiert sich als dunkel- 
braune, dickliche, beinahe durchsichtige Flüssigkeit von einem spezifischen Gewicht 
von 1,03, die sich gegen Lackmuspapier absolut indifferent verhält. 

Wenn auch das Jod in Form von Jodtinktur nur in ganz minimalem Pro- 
zentsatz im Nilotan enthalten ist, so kommt dennoch infolge seiner starken Affi- 
nität zum Gewebe die diesem Halogen eigene antiseptische Wirkung zum Ausdruck, 
ohne jedoch die geringste Reizung hervorzurufen oder irgendeine der bekannten, 
ihm eigenen unangenehmen Nebenwirkungen des Jodes zu entfalten. Der Zusatz 
des schwach trocknenden Sesamöles in Verbindung mit dem rasch trocknenden 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 33. 595 


Leinöl und beide emulgiert durch eine kleine Menge Mucilago Gummi arabici, 
soll dazu dienen, beim Auftragen des Nilotans über der Wunde eine luftabschlie- 
Bende, schützende Decke zu bilden. Dieser Voraussetzung entsprechen diese 
Zusätze erfahrungsgemäß vollständig. Die minimale Beigabe des mit dem An- 
ästhesin identischen Aminobenzoesäureäthylester hat den Zweck, den örtlichen 
Wundschmerz zu lindern. Die absolute Harmlosigkeit dieser Verbindung ist 
durch neuere Untersuchungen völlig erwiesen. In bezug auf Quantität bildet das 
wasserlösliche Öl den Hauptbestandteil des Nilotan, im Verein mit der kleinen 
Menge Gilyzerin hat es eine wichtige Aufgabe zu erfüllen. Es soll auf rein 
mechanische Weise die Wunde von Schmutzteilchen befreien, sie 
aus der Tiefe der Buchten auf die Oberfläche befördern, was zwanglos 
und vollständig erreicht wird. So bildet das Nilotan, das übrigens zurzeit 
in mehreren Reservelazaretten Anwendung findet, eine pharmakodynamisch gut 
begründete, auch in vortrefflicher Weise zur Wundbehandlung sich eignende bal- 
samische Flüssigkeit. 

Was nun unsere Erfahrungen mit Nilotan anlangt, so haben wir den Nilotan- 
verband 3 Tage liegen lassen, ohne daß nur die geringste Verklebung stattfand. 
Die gleiche Erfahrung hat auch, wie er mir mitteilte, Herr Stabsarzt Dr. Nockher 
in Bastogne, jetzt in Lüttich, zu verzeichnen. 

Ich greife aus den zahlreich behandelten Fällen folgende heraus: 


1) Der Kriegsgefangene C. erhielt am 30. X. 1914 durch Granatsplitter eine 
tiefe Verletzung auf dem Handrücken der rechten Hand. Er wurde in St. Quentin 
behandelt und am 27. XII. bei uns mit einer gut granulierenden Wunde ein- 
geliefert. Der Verband aber klebte stark. Er war 3 Tage vorher offenbar 
trocken angelegt worden. Wir.machten zunächst einen Verband mit Perubalsam, 
den wir 4 Tage liegen ließen. Die Lösung des Verbandes war nur mit Wasserstoff- 
superoxyd möglich. Dann wurde ein Verband mit Nilotan angelegt, der 8 Tage 
liegen blieb, ohne daß er bei der Abnahme auch nur im geringsten haftete. 

2) Ein weiterer Fall, bei dem auch die heilende Wirkung des Nilotan unver- 
kennbar ist, war folgender: Der Kriegsgefangene G. wurde am 20. X. 1914 durch 
Schrapnellgeschoß an der linken Hand verletzt. Bis zum 10. XI. wurde er in Ost- 
ende behandelt, wo er 2mal größere Blutverluste aus der Wunde erlitt. Befund: 
Etwa in Richtung des Carpo-Metakarpalgelenks eine tiefe, teilweise bis auf die 
Knochen reichende Wunde, die in der Mitte eine schmale Hautbrücke hat; Eiterung 
aus der Tiefe. Bis Anfang Dezember wurde die Wunde mit Perubalsam ver- 
bunden und wegen der Blutungsgefahr bei einem 2—3tägigen Verbandwechsel 
sehr vorsichtig behandelt. Jeder Verbandwechsel war äußerst schmerzhaft, 
trotzdem viel Wasserstoffsuperoxyd dabei verbraucht wurde. Heiltendenz sehr 
gering. Vom 2. XII. ab benutzten wir dann Nilotan statt Perubalsam, und zwar 
mit dem Erfolg, daß die zögernde Heilung beschleunigt wurde; jeder Verband 
war von jetzt ab schmerzlos abzuheben, von Verklebungen keine Spur. Ver- 
narbung am 8. I. 1915 vollendet. 

Die anästhetische Wirkung des Nilotans wird durch folgenden Fall illustriert: 
Dem Leutnant T. wurde am 3. XII. 1914 ein Stück eines Revolvergeschosses aus 
der Daumenbeere operativ entfernt. Der Fremdkörper saß unter dem Ansatz 
der Beugesehne im Knochen der Nagelphalange eingekeilt. Die Inzisionswunde 
wurde durch eine Naht geschlossen, im übrigen leicht tamponiert. Am 4. I. 1915 
klagte der Pat. über heftiges Stechen im Daumen, so daß er nachts nicht schlafen 
konnte. Der Tampon wurde durch einige Tropfen Nilotan erweicht, und nach 


33% 


596 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 33, 


einer Stunde war der Verwundete schmerzfrei. Nach 2 Tagen Entfernung des 
Tampons. Aseptische Heilung bis zum 1. Il. 1915 vollendet. 

Die schnell verlaufende Heilung unkomplizierter Schußverletzungen wird 
durch folgende Krankengeschichten dargetan. 

1) Pat. P. Frische Schußverletzung des Oberarmes durch Gewehrkugel. 
Erbsengroße Ein- und Ausschußwunden mit schwärzlichen Rändern, geringe 
Eiterung. Glatte Heilung unter Nilotan in 14 Tagen. 

2) Pat. B. Frische Schußverletzung vom 23. XII. 1914 durch Schrapnell. 
Pfennigstückgroßer Ein- und Ausschuß durch die Wadenmuskulatur. Wund- 
ränder gerötet. Nilotanverbände ab 27. XII. 1914 alle 4 Tage, die Verbände 
klebten nie, völlige Heilung am 18. 1. 1915. 

3) Pat. T. Etwa 8 Tage alte, zackige und schmierige Wunde der Hohlhand, 
in der eine Sehne sichtbar ist. Die Wunde ist durch Erde verunreinigt; deshalb 
Prognose schlecht. Kein Fieber. Während 5% ige Jodtinktur sehr schmerzte und 
heftige Eiterung hervorrief, erreichten tägliche Nilotanverbände bereits nach 
2 Tagen gute Reinigung und Schmerzlosigkeit. Heilung in 3 Wochen vollendet. 

4) Pat. A. Verletzung vom 23. XII. 1914. Pfennigstückgroßer Ein- und 
Ausschuß des Quadriceps femoris. Zunächst Trockenverband, dann am 28. XII. 
1914 Nilotan. Am 5.1. 1915 sind die Wunden bereits ohne Verbandwechsel 
verschorft. 

5) Pat. P, 4 Tage alte, etwa dreimarkstückgroße Streifschußverletzung am 
Oberschenkel. Unter Nilotan rasche Heilung in 12 Tagen. 
= 6) Pat. D. Verletzung durch Granatsplitter am 17. XII. 1914. Etwa hand- 
tellergroße, schmierige und stinkende Fleischwunde am Rücken. Pat. gelangte 
am 22. XII. 1914 hierher. in Behandlung; alle 3—4 Tage Verband mit Nilotan. 
Am 18.1. 1915 nur noch geringer Epidermisdefekt. 

7) Der Franzose R. wurde am 22. XII. durch Gewehrschuß am Arme ver- 
wundet und kam am 27. direkt vom Verbandplatz hierher. Der Oberarm war 
gebrochen, tiefe eiternde Fleischwunde vom Ausschuß. Die Wunde sah schmierig, 
fetzig aus und entleerte übelriechenden Eiter, Temperatur 38,5°, Der Kranke 
erhielt zunächst einen Verband mit Perubalsam, Der Arm kam am 30. X1l. 1914 
in einen Gipsverband, die Wunde im Fenster zeigte noch das gleiche Aussehen, 
doch bestand kein Fieber mehr. Der Verbandstoff klebte auf der Wunde. Von 
da ab alle2 Tage Verbände mit Nilotan, unter denen sich die Wunde in einer Woche 
gut reinigte und frisch ausgranulierte. Normaler Heilverlauf bis zum 10. II. 

In einer seiner Arbeiten wies Herr Zahnarzt Weidner bereits auf die schnell 
sequestrierende Wirkung des Nilotan hin, die er im Lazarett für Kieferverletzte 
in Düsseldorf in jüngster Zeit wiederholt bestätigt sah. Auch ich habe die Aus- 
stoßung von Sequestern oft binnen 10 Tagen durch Nilotanbehandlung erreicht. 
Speziell möchte ich folgenden, mir interessant genug erscheinenden Fall anführen. 

8) Der Belgier S. wurde am 28. X. 1914 durch Gewehrschuß tangential am 
Schädel (linkes Scheitelbein) verletzt und kam von Ostende hier am 10. XI. 1914 
in unsere Behandlung. Die Schädelwunde zeigt im Grunde infrakturierten Knochen. 
Heftige Eiterung. Am 12. XI. 1914 trat ein Kopftetanus (Trismus, Risus, Bauch- 
deckenstarre) auf, der unter der üblichen Behandlung am 5. XII. 1914 ausgeheilt 
war. Die Wunde wurde einige Male jodiert, sonst trocken behandelt. Die Eite- 
rung ließ bald nach, doch änderte sich die Beschaffenheit der Wunde kaum, Vom 
20. XII. 1914 bis 1. I. 1915 Perubalsambehandlung, unter der sich ebenfalls keine 
wesentliche Veränderung zeigte. Dann Nilotan; 11. I. 1915 konnten wir 
leicht einen Sequester aus der Tabula externa des Scheitelbeins 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 33. 597 


entfernen. Der Nervenbefund ergibt eine motorische Schwäche der rechten 
Hand, eine anästhetische Zone auf dem rechten Fußrücken lediglich im Bereich 
des Nervus peronaeus superficialis. Die Wunde war am 20. I. 1915 völlig vernarbt. 
Die bekannte Indikation des Perubalsam: Reinigung schmieriger und fetziger 
Wunden, die uns dieses pflanzliche Produkt nahezu unentbehrlich gemacht hat, 
trifft in gleicher Weise für Nilotan zu. Neben mehreren anderen Versuchen be- 
obachtete ich auch folgenden Heilverlauf: 

9) Pat. C., am 29. X. verwundet, erlitt eine komplizierte Fraktur des rechten 
Unterschenkels und beider Knöchel. Bei seiner Ankunft bei uns am 14. XII. 
waren die Schußwunden verheilt. Nach 5 Tagen trat Fieber auf, Schmerzen in 
der rechten Leistengegend (starke Drüsenschwellung) und am rechten Fuß. Es 
wurde ein Abszeß in der Gegend des äußeren Knöchels eröffnet; aus der hühnerei- 
großen Höhle, deren Wandung schmierig und fetzig war, entleerte sich viel Eiter. 
Unter ausschließlicher Nilotanbehandlung stießen sich unter geringer Eiterung 
die Nekrosen ab, und in 6 Tagen war die Höhle bereits zugranuliert. Die Leisten- 
drüsenschwellung war 2 Tage nach der Abszeßspaltung verschwunden. Nach 
Aussage des Kranken bestätigte sich auch in diesem Falle die anästhesierende 
Wirkung. Völlige Vernarbung am 20.1. 1915. 

Gegen die Applikation von Perubalsam ist gewiß nichts einzuwenden; in vielen 
Fällen hat er sich auch uns vorzüglich bewährt, doch möchte ich nicht verschweigen, 
daß seine Verwendung, besonders im Übermaß, bekanntlich auch schädlich, näm- 
lich nierenreizend wirken kann. So beobachtete ich folgende beiden Fälle: 

10) Der Engländer N. erlitt am 9. XI. 1914 eine 20 cm lange, 8cm breite 
Fleischwunde durch Streifschuß quer über die Brust; in der Mitte ist an einer 
kleinen Stelle der Brustbeinknochen sichtbar. Die große, stark eiternde Wunde 
wurde alle 2 Tage mit Perubalsam verbunden und reinigte sich unter dieser Be- 
handlung gut. Nach 14 Tagen klagte Pat. plötzlich über Kopf- und Rücken- 
schmerzen, Flimmern vor den Augen. Abends 38 Grad Fieber (vorher stets 
normal), Gesicht blaß, Augen verschleiert. Die Urinmenge war im Verhältnis 
zu vorher verringert, enthielt nach Esbach 0,1% Eiweiß, zeigte vereinzelt gra- 
nulierte Zylinder und zahlreiche weiße Blutkörperchen neben wenigen roten. 
Zunächst erhielt Pat. trockenen Verband. Ab folgendem Tag alle 3 Tage Nilotan- 
verband. Ohne wesentliche Änderung der Diät war in 4 Tagen der Urin eiweiß- 
frei, er enthielt nur noch wenig Leukocyten, keine Zylinder; freilich fiel ein un- 
gewöhnlich starker Kohlensäuregehalt auf, der sich in den Urinen anderer mit 
Nilotan behandelter Pat. nicht findet. Das Allgemeinbefinden des Pat. war 
wieder vorzüglich, er hatte kein Fieber mehr. Ich glaube mit Sicherheit annehmen 
zu können, daß es sich hier um eine Perubalsamintoxikation gehandelt hat. 

11) Ein weniger entschiedener Fall ist folgender: Der Belgier P. erlitt am 
24.X. 1914 eine schwere, komplizierte Schußfraktur am linken Knie, in deren 
Folge sich eine mehrere Wochen lange Eiterung anschloß. Die Wunden hatten 
durch ausgiebige Drainage stets guten Abfluß, sie wurden täglich mit Wasserstoff- 
superoxydlösung ausgespült und alle paar Tage auch mit Perubalsam in ge- 
ringeren Mengen behandelt. Am 4.1. 1915 klagte Pat. plötzlich über Rücken- 
schmerzen und zeigte mir einen rot gefärbten Urin. Dieser war stark bluthaltig 
und enthielt massenhaft Blutkörperzylinder. Von da ab wurde die Perubalsam- 
behandlung unterbrochen. Nach 8 Tagen war der Urin wieder blutfrei, enthielt 
keine Zylinder mehr und nur noch geringe Mengen Eiweiß. Es scheint sich hier 
um eine dauernde Schädigung des Nierengewebes zu handeln, da der Urin nicht 
mehr eiweißfrei geworden ist. Indessen scheint aber so viel sicher, daß die akute 


598 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 33. 


Erscheinung der Hämaturie und Zylindrurie in 8 Tagen zurückging, nachdem der 
Perubalsam abgesetzt war. Freilich läßt sich hier die Perubalsamvergiftung 
nicht einwandfrei beweisen. 

Zum Schluß bemerke ich noch, daß ich Nilotan in kleinen wie in größeren 
Mengen auch täglich zur Wundbehandlung gebraucht habe, ohne die geringste 
toxische Wirkung zu sehen. 

Zusammenfassung. 

Zur Vermeidung der Verklebung zwischen Wunde und Verband ist Nilotan 
durchaus zuverlässig; der Verband kann selbst bis zu 8 Tagen liegen bleiben. 

Durch das gleichmäßige Eindringen der öligen Flüssigkeit wird die frische 
Wunde völlig wie unter einer schützenden Decke gegen nachträgliche Infektion 
gehalten. Dabei besteht der Vorteil einer — wenn auch geringen — anästhe- 
tischen Wirkung. 

Nilotan reinigt schmierig fetzige Wunden oder Abszeßhöhlen und befördert 
ihre frische Granulierung; es befördert die Abstoßung von Sequestern. 

Es wirkt im Gegensatz zum Perubalsam selbst bei längerem und ausgedehnterem 
Gebrauch nicht toxisch und ist zu einem erheblich billigeren Preise zu haben, als 
der jetzt sehr teure Balsam. 

Reizerscheinungen bei mit Nilotan behandelten Wunden habe ich nie kon- 
statieren Können. 

Literatur: 
1) Hans Hans; Erste Wundbehandlung durch Samariterhände. Medizin. Klinik 1911. 
Nr. 11. 
j 2 Rodenacker, Zeitschrift für Bahn- und Bahnkassenärzte 1912. Nr. 12, 
3) Johannes Linke, Ärztliche Vierteljahresrundschau 1913. Nr. 1. 
4) Zahnarzt Weidner, Nilotan ein Wundöl zur Behandlung infizierter Wunden. Deutsche 


zahnärztliche Zeitung XIll. Nr. 20. 
Über Nilotan. Ibid. XIII. Nr. 24. 








1) Hans Lieske (Leipzig). Die Operationsfreiheit im Lichte 
fortschreitender Strafrechtsreform. (Berliner klin. Wochenschrift 
1915. Nr. 22 u. 23.) 

Die Arbeit ist eine kritische Betrachtung zum Entwurfe eines Deutschen 
Strafgesetzbuches. In flüssiger Form werden die Mängel und Irrungen des ge- 
planten Entwurfes aufgedeckt und beleuchtet. Erwähnt sei, daß chirurgische 
Eingriffe immer noch als Körperverletzungen gelten. Eine Auffassung, die ja 
zweifellos dem allgemeinen Empfinden nicht entspricht und nur bedenkliches 
Kopfschütteln späterer Geschlechter erregen kann! Die Arbeit wird den Beifall 
der Ärzte finden; besonders sollten sich die Ärzte, die Einfluß auf die Abfassung 
des Entwurfes auszuüben vermögen, mit ihr beschäftigen. 

Wie man in einfacher, zweckmäßiger Weise eine Besserung der bestehenden 
Rechtsverhältnisse schaffen kann, zeigen die folgenden Vorschläge des Verf.s: 

Wer widerrechtlich einen anderen gegen seinen Willen ärztlich behandelt, 
wird mit..... bestraft. 

An Stelle des Willens eines Behandelten, der das 18. Lebensjahr noch nicht 
beendet hat, ist der Wille des gesetzlichen Vertreters ausschlaggebend. 

Der Wille des gesetzlichen Vertreters gilt weiter in den Fällen der Entmün- 
digung wegen Geisteskrankheit und Geistesschwäche, es sei denn, daß der Ent- 
mündigte die zur Beurteilung der Sachlage erforderliche Einsicht besitzt. 

Glimm (Klütz). 


‚Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 33. 599 


2) Hans Oppenheim (Berlin). Kriegschirurgische Erfahrungen. 

(Med. Klinik 1915. Nr. 26.) 

Die Überfülle der uns zuströmenden Verwundungen zwang anfangs dazu, 
die Verbände länger liegen zu lassen, als unsere Friedensschulung sonst gewohnt 
war. Das längere Liegenlassen des Verbandes, selbst bei stark sezernierenden 
Fällen, richtete nicht nur nirgendwo Schaden an, sondern leistete unzweifelhaft 
und sichtbarlich der Heilung Vorschub. Bei Eiterungen aus Fistelgängen wird 
die Einspritzung von 20%,igem Jodoformglyzerin wärmstens empfohlen. Ganz 
besonders wirksam erscheint das Verfahren zur Spontanausstoßung tiefsitzender 
Fremdkörper, die durch das Jodoformglyzerin rasch gelockert und ausgestoßen 
werden, B. Valentin (Berlin). 


3) Hagedorn. Schußverletzungen im Röntgenbilde. (Deutsche Zeit- 
schrift für Chirurgie Bd. CXXXIII. S. 301.) 

H. hatte als Oberarzt am städtischen Krankenhause Görlitz mehrere hundert 
Fälle chirurgischer Verletzungen bei Soldaten zu behandeln gehabt. In seiner 
23 Seiten langen Veröffentlichung versucht er durch kurze Beschreibung eine 
Vorstellung von den Röntgenbildern, welche die verschiedenen Skeletteile infolge 
von Schußwundenverletzung gewähren können, zu geben. Für einen Leser, der 
nicht selbst zu Beobachtungen auf diesem Gebiet Gelegenheit hatte, wird es in 
der Regel (wie dem Ref.) nicht leicht sein, sich ein genügendes Bild auf Grund 
bloßer Beschreibung von den vom Verf. besprochenen Gegenständen zu machen, 
zumal nur eine verhältnismäßig kleine Anzahl von Röntgenogrammen, meist 
Schaftknochenverletzungen betreffend, beigegeben ist. Es wird deshalb auf einen 
Versuch verzichtet, hier noch einen Bericht über H.’s Beschreibungen zu geben, 
aber angeführt, daß nach H. der Schaftknochenschuß meist folgende Beschaffen- 
heit zeigt: Größte Splitter- und Sprengwirkung im Knochenmarkraum, von hier 
aus meist Sprünge und Splitterung, keine erhebliche Dislokation der Fragmente, 
Einschuß verhältnismäßig glatt und klein, als Krater oder Zylinder vorliegend, 
der Ausschuß zeigt stets eine breite kortikale Splitterung, und zwar derart, daß 
dieser Splitter stets ein Dreieck darstellt, dessen Basis die Rinde in breiter Fläche 
ist und dessen Schenkel sich nach dem Markraum hinlegen. Die wahrscheinliche 
Erklärung für diese Befunde, die an mehreren der beigegebenen Röntgenogramme 
zu sehen sind, ist die, daß das Geschoß spitz und glatt in den Knochen eindringend 
den Einschuß glatt und klein stanzt, sich aber im Markraum quer oder schräg 
stellt usw. — oder auch, daß sich im Markraum eine explosive Sprengwirkung 
entwickelt. 

Von Interesse sind die kurzen Mitteilungen, die H. betreffs seiner therapeu- 
tischen Maßnahmen macht. Er ist ein Freund der Nagelextension und der Bäder- 
behandlung für die so häufigen Eiterungen nach der Schußverletzung. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


4) W. Baumeister. Über Citobarium (Merck), ein neues Rönt- 

genkontrastmittel. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 26. 

S. 768—769.) 

Für die Wertschätzung einer Röntgenkontrastspeise sind drei Punkte von 
wesentlicher Bedeutung: der Geschmack, die Form der Darreichung und der Grad 
der Erreichung des angestrebten Zweckes, das ist eines guten Schattenbildes. 
Mit Hilfe einer einfachen Bismutaufschwemmung wurde das erste Röntgenbild 


600 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 33. 


des Magens erzielt. Dieses hatte aber, wie alle Schüttelmixturen, den Nachteil, 
daß das Exzeptum aus dem Excipiens nur allzubald ausfiel. Die Aufschwemmung 
liefert im allgemeinen ein durchaus nichtssagendes Bild. Die Schüttelmixtur 
wurde durch eine Suspension ersetzt; es wurden Mehl-, Sago- und Mondaminsuppen 
mit dem Mittel verrührt. Die Haltbarkeit der Suspension nahm mit der Dicke 
der Suppe zu; das zwang dazu, das Kontrastmittel in Brei zu verrühren. Diese 
Form ist die allgemein gebräuchlichste geworden. Pat. kann nun aber viel leichter 
400 g Flüssigkeit, die nicht besonders schmeckt, herunterschlucken, als 400 g nicht 
wohlschmeckenden Breies löffelweise essen. Aus dieser Ansicht und Erfahrung 
heraus hat B. sich bemüht, ein Kontrastmittel zu finden, das flüssig getrunken 
werden kann und guten Geschmack besitzt, vor allem aber auch die Suspension 
dauernd hält. Ein solches Präparat liegt in dem Citobarium vor, das Barium 
purissimum als wesentlichsten Bestandteil hat. Die einzelnen Partikelchen des 
Kontrastmittels wurden da an spezifisch leichte Körper fest angekettet. Das 
Citobarium stellt ein Präparat dar, das weder nach unten noch nach oben ab- 
scheidet, sondern ständig in der Schwebe bleibt. Das Präparat schmeckt den 
Patt. relativ angenehm, ist in seiner trinkbaren Form leicht zu schlucken, liefert 
dem Arzt lückenlose, in sich geschlossene Schattenbilder und ist auch jederzeit 
zum Gebrauch bereit. Das Citobarium hat sich B. auch in der Photographie 
bewährt und ihm Schattenbilder von einer außerordentlichen Plastizität geliefert. 
Die Anwendung einer steifen Citobariumemulsion hat B. in den Besitz von Bildern 
auch der normalen Speiseröhre gesetzt, und auch auf dem Gebiete der Duodenal- 
erkrankungen hat das neue Kontrastmittel diagnostisch wertvolle Dienste ge- 
leistet. Nachteilige Wirkungen auf den Gesamtorganismus sind völlig aus- 
geschlossen. Kolb (Schwenningen a.N.). 


5) M. Anker. Leukozon, ein neues Wundstreupulver. (Chirurg. 
Abteilung d. Lazaretts der Stadt Berlin in Buch. Prof. Dr. Katzenstein.) 
(Berliner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 25.) 

Leukozon gehört zu den Streupulvern, die durch Abspaltung von Sauerstoff 
desodorierend und desinfizierend wirken sollen. Der wirksame Bestandteil im 
Leukozon ist das Kalziumperborat mit einem Gehalt von 11%, Sauerstoff. Es 
kommt aus technischen Gründen nur mit gleichen Teilen Talkum gemischt in den 
Handel. Diese Mischung enthält nach Angabe der herstellenden Fabrik — Che- 
mische Werke vorm. Dr. Heinrich Byk in Oranienburg — 5%, aktiven Sauer- 
stoff. Zu den Versuchen hat man noch weiter mit Talkum verdünntes Leukozon 
benutzt, weil das unverdünnte Mittel oft Brennen in der Wunde verursacht. 

Leukozon wirkt sehr gut austrocknend, reinigend und damit epidermisierend. 
Die Heilungsdauer der Wunden wird gegenüber den sonstigen Verbandsmitteln 
um etwa ein Drittel der Zeit verringert. Für die Heilung der Kriegsverwundeten 
kann das Präparat empfohlen werden. Glimm (Klütz). 


6) Georg Seegall. Über Noviform. (Deutsche med. Wochenschrift 
1915. Nr. 26. S. 770—771.) 

Das Noviform stelit ein gelbes, geruchloses und geschmackloses Pulver von 
sehr feiner Konsistenz dar. Da es völlig ungiftig ist, sekretionsvermindernd und 
austrocknend wirkt, so eignet es sich zur Behandlung aseptischer und infizierter 
Wunden, Brandwunden, Geschwüre usw. Es gelangt in Form von Pulver, 10%, iger 
Gaze, 3—20% iger Salbe, Stäbchen, Vaginalkugeln und Suppositorien, Schmelz- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 33. 601 


bougies und Pasten für die zahnärztliche Praxis in Anwendung. S. hat die ver- 
schiedensten Affektionen mit Noviform behandelt und bestätigt die Angaben 
der Autoren, die bisher über das Noviform berichtet haben, mit seiner Wirkung 
zufrieden waren und die absolute Reizlosigkeit und Geruchlosigkeit des Medi- 
kaments rühmen. Es ist imstande, die Bildung des Wundsekrets zu vermindern 
und schlecht riechende Wunden und Geschwüre zu desodorieren. S. empfiehlt 
das Noviform als ein gutes Mittel zur Wundbehandlung. 
Kolb (Schwenningen a. N.). 


7) G. Zuelzer. Glyzerinphosphorsaures Magnesium (Merck) als 
Ersatz für Magnesiumsulfat bei der Behandlung des Tetanus. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 26.) 

Meltzer hat für die schwersten Tetanusfälle die intravenöse und intralumbale 
Injektion von Magnesiumsulfat in Äthernarkose empfohlen. Verf. warnt vor 
der Anwendung von Äther und Schlafmitteln, wenn die Magnesiumtherapie 
allein nicht ausreicht. Die Schlafmittel erfahren eine so gewaltige Steigerung 
ihrer Wirkung, daß plötzlich der Tod eintreten kann. Eine Bestätigung der 
Arbeit von Mansfeld, der fand, daß ein mit Magnesiumsulfat schwach narkoti- 
siertes Tier unrettbar verloren ist, wenn es außerdem ein Fünftel der üblichen Dosis 
eines Narkotikum erhält. Im glyzerinphosphorsauren Magnesium hat Verf. ein 
Mittel gefunden, das die guten Wirkungen des Magnesiums enthält, die schlechten 
des Sulfats vermeidet. Narkotika soll man nicht dabei anwenden. Rückensteifig- 
keit verschwindet wenige Minuten nach intravenöser Einspritzung, so daß man 
dann in spontaner Katzenbuckelhaltung die intraspinale Injektion machen kann. 
Da sich die Zahl der Tetanusfälle außerordentlich verringert hat, hat das Mittel 
noch nicht sehr oft Anwendung finden können. Glimm (Klütz). 


8) Barrie. Cancellous bone lesions, non-touberclous, non- 
syphilitic, non-malignant. (Annals of surgery 1915. Februar.) 

Verf. bespricht in der Arbeit die nicht infektiöse und nicht bösartige, mit 
Schwund der spongiösen Substanz einhergehende Knochenerweichung. Er unter- 
scheidet drei Gruppen: 1) Die metaplastische Osteomalakie, 2) die hämorrhagische 
Osteomyelitis und 3) das Osteochondrofibrom. Die erste Gruppe bezeichnet er 
als Systemerkrankung, die zweite als lokale Erkrankung und die dritte als an- 
geborene Geschwulst. Die zweite Form entsteht infolge eines Trauma, die Knochen- 
balken werden zerstört und durch ein hämorrhagisches Granulationsgewebe ersetzt. 
Diese Krankheit hat ihren Sitz an den Enden der langen Knochen und führt oft 
zu fibro-cystischen Veränderungen und Knochencysten (Ostitis cystica). Einige 
Fälle jeder der drei Formen werden beschrieben und durch Röntgenbilder er- 
läutert. Herhold (z. Z. im Felde). 


9) Carman and Fisher. Multiple congenital osteochondromata. 

(Annals of surgery 1915. Nr. 2. Februar.) 

Ein 30jähriger Mann hat, so lange er denken kann, am ganzen Körper Ge- 
schwülste. Bei seiner Geburt fielen die verdickten Knochenenden an Armen und 
Beinen auf, aber erst nach dem 6. Lebensjahre traten an einzelnen Körperstellen 
Knochengeschwülste auf, die vom 16.—22. Lebensjahre schnell wuchsen, dann 
aber im Wachstum stehen blieben. Die Geschwülste saßen am Kiefer, an den 
Epiphysen der Arme und Beine, an den Rippen usw.; durch Röntgenphotographien 

33%% 


602 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 33. 


werden sie in der Arbeit erläutert. Eine von dem linken Schlüsselbein entfernte 
Geschwulst ergab, daß sie eine 1—10 mm dicke, aus Knochen-, Knorpel- und 
myxomatösem Gewebe bestehende Knochenkapsel hatte, die eine mit dünner, 
fibröser Membran ausgekleidete Membran ausgekleidete Cyste umgab. Es handelte 
sich um kongenitale Osteochondrome. Herhold (z. Z. im Felde). 


10) Fred H. Albee. The fundamental principles involved in the 
use of the bone graft in surgery. (Amer. journ. of the med. 
sciences 1915. März.) 

Verf., Professor der orthopädischen Chirurgie an der New York postgraduate 
medical school, hat in über 350 Fällen mit gleichmäßigem Erfolge die Knochen- 
transplantation als einen zuverlässigen Faktor erprobt und dies durch makro- 
skopische, mikroskopische und Röntgenuntersuchungen bestätigt gefunden. Er 
hat das Gebiet der Knochentransplantation wesentlich erweitert durch technische 
Vorkehrungen, unter denen besonders seine durch Motorkraft getriebenen In- 
strumente, wie z. B. einfache und Doppelkreissägen, zu nennen sind, mit Hilfe 
deren er die für den Einzelfall notwendigen Knochenstäbe, Zapfen, Leisten, Nägel, 
Pflöcke herstellt. In 10 Fällen hat Verf. Knochenteile von der Leiche und von 
anderen Patt. noch bis zu 40 Stunden mit Erfolg verwendet. Er empfiehlt statt 
Kochsalzlösung zum Aufbewahren und Frischhalten des Materials sterile Vaseline, 
weil nicht toxisch und die Austrocknung verhindernd, bei einer Temperatur von 
4—5 Grad Celsius. Vom Gefrierenlassen des Materials rät er ab, weil die damit 
verbundene Zusammenziehung und Ausdehnung die Zelltätigkeit schädige. Er 
rät, das Lager für den einzupflanzenden Knochen vorher herzurichten und dann 
erst das Knochenstück zu entnehmen, damit es sofort eingepflanzt werden kann. 
In der weitaus größten Zahl seiner Fälle hat er autogenes Material verwendet und 
hält dies für bei weitem am zuverlässigsten. Er hat auf die Verwendung von Metall 
in Gestalt von Schrauben, Platten, Nägeln, Bolzen, Draht, völlig verzichtet und 
sich in den letzten 2 Jahren nur der Knochentransplantation bedient, für die er 
folgende allgemeine Indikationen aufstellt: 

1) Zur Immobilisierung und zur Anregung der Verknöcherung in tuber- 
kulösen Gelenken. 

2) Zur Behandlung von Knochenbrüchen der Gliedmaßen, des Unterkiefers, 
auch intraartikulärer Brüche, wie Colli humeri und femoris. 

3) Als Ersatz nach Zerstörung von Knochen durch Infektion (akute Osteo- 
myelitis). 

4) Als Ersatz von angeboren fehlenden Knochen. 

5) Zur Kräftigung oder zum Ersatz von Knochen, die geschwächt oder zerstört 
sind durch gut- oder bösartige Neubildungen — Defekte, Pseudarthrosen, Spina 
ventosa u. dgl. 

6) Zur Korrektur angeborener oder erworbener Gesichtsdeformitäten. 

7) Um angeboren fehlende Gelenke festzustellen oder durch Krankheit zer- 
störte wiederherzustellen. 

8) Um dislozierte Gelenkenden in der richtigen Lage zu fixieren — angeborene 
Hüftverrenkung. 

9) Um Knochenöffnungen in Fällen von Neuralgie zu schließen. 

10) Um angeborene oder erworbene Deformitäten des Rumpfes zu beseitigen 
und zu stützen — Spina bifida, paralytische Skoliose u. dgl. 

An drei Abbildungen, der Fixation einer Fraktur eines Knochenschaftes durch 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 33. 603 


Einsetzen eines mit seiner Doppelscheibensäge aus der Dicke des Knochens heraus- 
gesägten und durch Känguruhsehnen befestigten Längsstabes, des Einsetzens 
einer Knochenleiste in die gespaltenen Processus spinosi einer tuberkulösen Wirbel- 
säule und des Einlegens eines Keiles in das frontal gespaltene Naviculare eines 
angeborenen Klumpfußes, veranschaulicht der Verf. seine Absichten und Vor- 
schläge. Lauenstein (Hamburg). 


11) F. Weissgerber. Zur Behandlung der Extremitätenschuß- 
brüche im Felde. (Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. CXXXIII. 
S. 407.) 

W. behandelt den Gegenstand seiner Arbeit sowohl auf Grund eigener kriegs- 
chirurgischer Tätigkeit als Stabsarzt, wie mit Berücksichtigung der neuesten ein- 
schlägigen Literatur, die seit unserem Kriege in Jahresfrist erwachsen ist. Das 
Verzeichnis derselben, bei der es sich fast ausschließlich um Aufsätze in den deut- 
schen med. Wochenschriften handelt, hat bereits die stattliche Zahl von 35 Arbeiten 
erreicht. Die Behandlungsmittel, welche W. selbst bei Extremitätenschüssen ge- 
braucht, betreffend, sei erwähnt, daß er unter Schienen selbstgefertigten Gips- 
schienen den Vorzug gibt. Auch ist er ein Freund des geschlossenen und gefen- 
sterten Gipsverbandes. Zum Transport von Frakturkranken ist es Aufgabe eines 
idealen Verbandes, gleichzeitig fixierend und extendierend zu wirken. W. hat 
in Anlehnung an den Vorgang von Borchgrewink Schienen für Arme und Beine 
konstruiert, die ihm gute Dienste getan. Betreffs Beschreibung derselben muß 
Ref. auf das Original verweisen, da ihm selbst eine genügende Vorstellung der 
Schienenkonstruktion aus letzterem zu gewinnen nicht gelungen ist. Abbildungen 
sind nicht beigegeben. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


12) F. Schede (München). Eine Schiene zur Behandlung von 
Verletzungen der unteren Extremitäten. (Münchener med. Wochen- 
schrift 1915. Nr. 21. Feldärztl. Beil. 21.) 

Die Schiene gewährleistet eine weiche und sichere Ruhelage des Beins und 
ermöglicht eine Wundbehandlung jeder Art und an jeder beliebigen Stelle. Sie 
besteht aus einem einfachen Bandeisengestell, das mit einem Trikotschlauch über- 
zogen und an jenen mit Leinenband befestigt ist; in der Wundgegend wird ein 
Schlitz in diesen geschnitten. (Abbildung im Original.) 

Kramer (Glogau). 


13) A. Ritschl (Freiburg i. Br... Hängemattenextensionsverband 
zur Behandlung von Unterschenkelbrüchen. (Münchener med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 19. Feldärztl. Beil. 19.) 

R. bedient sich zur Extension in Semiflexion bei Unterschenkelbrüchen einer 

Art von Hängematte, die sich genau dem Gliede anschmiegt. Die Hängematte 

wird aus Moltonstoff hergestellt und um Unterschenkel und Fuß in der von R. 

näher beschriebenen Art gelegt und mittels an ihr angenähter Gurte an einem 

Galgen oberhalb des Bettes aufgehängt. Zur gleichzeitigen Extension dient ein 

dem Wildt’schen ähnelndes Verfahren. Auch komplizierte Brüche eignen sich 

für R.’s Behandlungsmethode. Kramer (Glogau). 


604 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 33. 


14) Heinz Wohlgemuth. Eine Lagerungs- und Extensionsschiene 
für Extremitätenschußfrakturen. (Deutsche med. Wochenschrift 
1915. Nr. 25. S. 738.) 

Die Beobachtung, daß trotz sachgemäß angelegter Gipsverbände Extremi- 
tätenschußfrakturen mit Verkürzung bis zu 8cm vorkamen, hat W, veranlaßt, 
einen einfachen, mit den geringsten Kosten verbundenen Lagerungs- und Streck- 
apparat konstruieren zu lassen. Er beschreibt den Apparat (siehe Original). Die 
Vorzüge dieses Extensionsverbandes sind folgende: 1) Leichte und stets richtige 
Anlegung, 2) dauernde Kontrolle der erzielten Redressierung der Dislokation 
und der Wundverhältnisse, 3) Liegenbleiben der Extension bei Verbandwechsel, 
4) Möglichkeit der frühzeitigen Muskelmassage. 

Kolb (Schwenningen a.N.). 


15) Nikolai Paus. Paradoxe Embolie bei Fraktur. (Deutsche Zeit- 

schrift für Chirurgie Bd. CXXXIII. S. 383.) 

Kurze Mitteilung aus dem Reichshospital Christiania. S6jähriger Mann mit 
einfachem Schienbeinbruch. 5 Tage nach dem Unfall im Anschluß an Stellungs- 
korrektur des Bruches und Eingipsung apoplexieartiger Anfall mit rechtseitiger 
Lähmung. Tod 15 Tage nach dem Unfall. Sektion: Thrombosen im rechten Bein, 
zahlreiche Embolien in den Lungen, den Nieren und eine in der linken Art. fossae 
Sylvii, nebst embolischem Herde im Gehirn. Es bestand ein offenes Foramen 
ovale, durch das die Thromben aus dem rechten in das linke Atrium und weiter 
in den arteriellen Blutstrom gelangt waren. (Einzig dastehender Fall.) 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


16) A. Silberstein. Kriegsinvalidenfürsorge und staatliche Unfall- 
fürsorge. (Würzburger Abhandl. a. d. Gebiete d. prakt. Medizin Bd. XV. 
1915.) 

Verf. geht davon aus, daß die Angliederung der Kriegsinvalidenfürsorge an 
die noch junge Krüppelfürsorgeorganisation praktisch kaum durchführbar er- 
scheint. Er befürwortet den Anschluß der Kriegsinvalidenfürsorge, soweit sie nicht 
Aufgabe der Heeresverwaltung ist, an die Organisation der in der Reichsversiche- 
rungsordnung niedergelegten sozialen Fürsorge des Reichs, vor allem aus dem 
Grunde, weil der überwiegende Teil der für die Kriegsinvalidenfürsorge in Be- 
tracht kommenden Kriegsteilnehmer im Frieden dem Versicherungszwange unter- 
liegen wird. 

Weiterhin betont Verf., daß sich die Berufsberatung bisher recht gut bewährt 
hat, so daß für die Friedenszeit dem Berufsberater als Mittler auch in der staat- 
lichen Unfallfürsorge der verdiente Platz eingeräumt werden sollte. Es kommt 
hierbei weniger die Beratung im großen Bureau als die unter vier Augen in Be- 
tracht, die Verständnis für die sozialen Verhältnisse und warmes Herz verlangt. 

Endlich erörtert Verf. noch eingehend den Wert der Lazarettwerkstätten, die 
die mannigfachsten Betriebe umfassen und wie in einem Laboratoriumsversuch 
mit Genauigkeit feststellen lassen, was der Verletzte auf seinem bisherigen Ar- 
beitsgebiet noch zu leisten vermag. Auf Grund seiner Erfahrungen befürwortet 
S. wärmstens die Errichtung von fachmännisch geleiteten Werkstätten in Unfall- 
krankenhäusern. Die Werkstätten müssen rationell wie ein moderner Betrieb 
eingerichtet sein und zur Lieferung von Qualitätsarbeit angehalten werden, so daß 
für den Verletzten auch erzieherisch und fortbildend gewirkt werden kann. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 33. 605 


Die Arbeit birgt außerdem eine Fülle von Anregungen, die im Frieden hof- 
fentlich die verdiente Würdigung finden. M. Strauss (Nürnberg). 


17) B. Valentin. Die Werkstätten im Kgl. orthopädischen Reserve- 
lazarett in Nürnberg. (Würzburger Abhandl. a. d. Gesamtgebiet d. 
prakt. Medizin Bd. XV. 1915.) 

Verf. schildert an der Hand von 25 photographischen Aufnahmen die dem 
orthopädischen Reservelazarett in Nürnberg angegliederten Werkstätten (Schmiede, 
Schlosserei, Feinmechanik, Orthopädiemechanik, Schuhmacher-, Sattler-, Ta- 
pezierwerkstatt, Buchdruckerei, Buchbinderei, Schreinerei, Schneiderei, Weberei, 
Pinselmacherei, Malerwerkstatt). Weiterhin gibt er eine Darstellung des Be- 
triebes in den Werkstätten (festgesetzte Arbeitszeit, bezahlte Arbeit nach dem 
Normaltarif) und betont, wie rasch auch hochgradig Verstümmelte unter An- 
leitung von verstümmelten Lehrern die verstümmelten Glieder den Arbeits- 
bedingungen anzupassen verstehen. 

Das kurze Schriftchen wird jedem wertvoll sein, der sich mit Krüppelfürsorge 
beschäftigen will. M. Strauss (Nürnberg). 


18) A. Laqueur (Berlin). Die Nachbehandlung der Kriegsverlet- 
zungen des Bewegungsapparates mit Bädern, Wärmeanwen- 
dungen und Elektrizität. (Zeitschr. f. ärztl. Fortbildung 1915. Nr. 5.) 
Der Vortrag, der mehr für Nichtfachgenossen berechnet zu sein scheint, 

enthält eine summarische Übersicht über die allbekannten Mittel und in groben 

Zügen deren Anwendungsweise. Thom (z. Z. im Felde). 


19) Adolf Lorenz (Wien). Gelenkmobilisierung in der Kriegs- 
chirurgie. (Wiener med. Wochenschrift 1915. Nr. 21 u. 22.) 

Die Gelenkmobilisation in der Kriegschirurgie ist leichter als in der Friedens- 
praxis und erfordert mehr energische und zeitsparende Methoden. Abgesehen 
von Kiefer- und Ellbogengelenk ist eine Ankylose in funktionsgünstiger Stellung 
vorteilhafter als ein schlotterndes, leicht vulnerables, schmerzendes und ermü- 
dendes Gelenk. Es werden die bekannten Maßnahmen gegen Inaktivitätsrigitiden 
kurz besprochen. Um eine Wiederherstellung in kürzester Frist zu erreichen, 
empfiehlt es sich in diesen Fällen oft, mit der operativen Vorbehandlung zu be- 
ginnen und dann medikomechanisch nachzubehandeln. Es folgt eine Präzisie- 
rung der Begriffe Kontraktur und Ankylose, wie sie wohl allgemein üblich ist. 
Die minimalste Beweglichkeit rechtfertigt den Versuch einer unblutigen operativen 
Behandlung. Allgemeiner Behandlungsgrundsatz: Nach gründlicher präliminärer 
Ausschaltung aller Widerstände mittels subkutaner Tenotomie und modellierendem, 
manuellem oder instrumentellem intraartikulären Redressement wird das be- 
treffende Gelenk durch Gipsverband in funktionsgünstiger Stellung fixiert; nach 
Ablauf der Reaktion setzt die medikomechanische Behandlung ein. Erst nach 
Beseitigung der Deformität darf eine Nerven- oder Sehnenoperation vorgenommen 
werden. Die Maßnahmen bei Kontrakturen der einzelnen Gelenke werden be- 
sprochen, dann die bei knöchernen Ankylosen. Verf. warnt eindringlichst vor 
allzu aggressivem Vorgehen bei knöchernen Ankylosen im Knie- und Hüftgelenk 
in guter Stellung. Bei Fixation in schlechter Stellung ist hierbei die subkutane 
paraartikuläre Osteotomie vorzuziehen. Einige Illustrationen veranschaulichen 
den Erfolg dieser Methode. Thom (z. Z. im Felde). 


606 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 33. 


20) Franz Nagelschmidt (Berlin). Licht, Radium, Elektrorhyth- 
mik, Diathermie zur Nachbehandlung von Kriegsverletzungen 
und Kriegskrankheiten des Bewegungsapparates. (Zeitschrift 
für ärztl. Fortbildung 1915. Nr. 10.) 

In dem Vortrage weist Verf. kurz hin auf einige moderne, wichtige thera- 
peutische Maßnahmen. Quarzlampenbestrahlung vermindert Oberflächensekre- 
tion, regt torpide Granulationen an, macht zarte Narben resistent. Radium und 
Thorium haben keine große Bedeutung. Von größter Wichtigkeit ist die Dia- 
thermie zum Anregen der Proliferationsfähigkeit der Gewebe, zur Narbenerwei- 
chung, zur Resorptionsbeschleunigung, zur Schmerzstillung. Die Muskelregenera- 
tion wird durch Elektrorhythmik günstig beeinflußt. 

Thom (z. Z. im Felde). 


21) Schaedel (Trier). Interimsprothesen für Amputierte. (Mün- 
chener med. Wochenschrift 1915. Nr. 18. Feldärztl. Beil. 18.) 

S. empfiehlt zur Kräftigung der Muskulatur des Stumpfes einen Gipsstelzfuß, 
der für die spätere Dauerprothese eine gute Vorbereitung bedeutet. Über den 
erforderlichenfalls mit einem Wattepolster bedeckten Stumpf wird ein nahtloser 
Strumpf oder Trikotschlauch gezogen und auf dem Stumpfende eine runde, hand- 
tellergroße Leder- oder Pappscheibe, die auf einen besenstieldicken, der Bein- 
länge entsprechenden, runden Holzstab aufgenagelt ist, mittels Gipsbrei und 
-binden befestigt. Je nach der Länge des Beinstumpfes wird der Gipsverband 
bis zum Tuber ischii oder um das Becken, durch Span- oder Aluminiumschienen 
verstärkt, angelegt. Über weitere Einzelheiten gibt die Arbeit S.’s Erläuterungen. 

Kramer (Glogau). 


22) Jos. Ballner. Über die Tragfähigkeit des Amputations- 
stumpfes. (I. chir. Universitätsklinik Wien.) (Wiener klin. Wochen- 
schrift 1915. Nr. 11. S. 285.) 

Kritische Betrachtungen der einzelnen Operationsmethoden. 

Unter Berücksichtigung des Amputationsmaterials von 1901 bis 1913 aus der 
v. Eiselsberg’schen Klinik werden eingehende Erörterungen angestellt, aus 
denen Verf. folgende Schlußfolgerungen zieht: 

Die osteoplastischen Amputationen (Pirogoff, Gritti usw.) geben ein gutes 
Stumpfresultat, ihre Anwendung wäre, wenn die Verhältnisse es zulassen, in 
erster Linien zu erwägen. 

Die Gritti’sche Operation wünscht Verf. insofern eingeschränkt, als nicht 
unter allen Umständen danach getrachtet werden soll, eine osteoplastische Am- 
putation zu machen und die Kniescheibe noch auf das schon höher amputierte 
Femur aufzusetzen, weil sie in manchen Fällen nicht halte. 

In diesen Fällen hält er das Bunge’sche Verfahren für besser. 

Auch für die Amputation innerhalb der Diaphyse des Unterschenkels rät er 
zu der Bunge’schen Technik, da hierdurch tragfähige Stümpfe für direkte Be- 
lastung erzielt wurden und diese außerdem sehr leicht von jedem auszuführen sei. 

Besonders geeignet erscheint Verf. das Bunge’sche Verfahren im Gegensatz 
zur Bier’schen Amputation für solche Fälle, wo eine primäre Heilung nicht zu 
erwarten ist, oder äußere Verhältnisse eine klaglose Asepsis nicht zulassen. 

Nach des Verf.s Erfahrungen im türkisch-bulgarischen Kriege rät er es für 
das einzige Verfahren im Felde an. 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 33. 607 


Ein besonderer Vorzug des aperiostalen Verfahrens scheint noch der, daß 
die einmal erlangte Funktion bestehen bleibt, wie durch mehrere Fälle der 
Statistik festgestellt werden konnte. 

Auch für Oberschenkelamputationen wünscht Verf. das Bunge’sche Ver- 
fahren, da die hierdurch erzielten unempfindlichen Stümpfe selbst beim Gebrauch 
einer Tuberstütze immer mehr Gewähr für ein gutes Gehvermögen leisten als 
empfindliche. 

Von dem medikomechanischen Verfahren nach Hirsch ist trotz der von 
Bunge angenommenen primären Unempfindlichkeit Gebrauch zu machen. 

In einem Nachtrage will Verf. nicht schrankenlos dem Berichte Steinthal’s 
zustimmen, nach dem es einzig und allein auf Übung und Nachbehandlung an- 
komme. Vor dieser sehr bedeutungsvollen Hirsch’schen Nachbehandlung ver- 
langt er einen anatomisch einwandfreien Stumpf (Bunge), der die besten Re- 
sultate gebe. Schmerzhafte Stümpfe haben ihre Ursache in der weitaus über- 
wiegenden Mehrzahl in der Calluswucherung. Kraef (Zittau). 


23) Frhr. v. Eiselsberg. Nachwort zur vorliegenden Arbeit des 
Reg.-Arztes Dr. J. Ballner. (Wiener klin. Wochenschrift 1915. 
Nr. 11. S. 285.) | 

Aus denselben Gesichtspunkten empfiehlt v. E. das kombinierte Bunge- 
Hirsche’sche Verfahren. 

Die Operation nach Bunge ist die gegenwärtig am leichtesten auszuführende 
Methode zur Erzielung eines tragfähigen Stumpfes, und ist von Künsteleien oder 
Verzögerung gegenüber der alten Methode nicht die Rede. 

Die Prothesenfrage ist Sache des Chirurgen und ist die Entscheidung bezüglich 
der Tragfähigkeit nicht dem Bandagisten zu überlassen. 

Kraef (Zittau). 


24) Hans L. Heusner. Über künstliche Glieder. (Deutsche med. 

Wochenschrift 1915. Nr. 16. S. 465 — 467.) 

Da durch den Krieg sehr viele Krieger den Verlust eines Gliedes oder eines 
Teiles desselben zu beklagen haben, so wird das Interesse den künstlichen Glie- 
dern wieder zugewendet, für die in Friedenszeiten das Interesse der Ärzte weniger 
groß war. Der Amputierte war, nachdem er aus den Händen des Operateurs 
entlassen war, dem mehr oder weniger großen Geschick des Bandagisten über- 
lassen. Heutzutage bleibt ja die Zahl der Amputierten im Verhältnis zur Ge- 
samtzahl der Beschädigten hinter derjenigen unseres letzten Krieges voraus- 
sichtlich weit zurück. Es heilen auch durchschossene Kniegelenke und selbst 
schwere, eiternde Knochenbrüche glatt. Immerhin aber gibt es noch viele Fälle, 
bei denen die Absetzung eines Gliedes die letzte Zuflucht zur Erhaltung des 
Lebens ist. Viele Amputierte sind jetzt schon so weit, daß sie sich an Krücken 
fortbewegen können. Der Gang an der Krücke erzeugt aber Skoliosen, die Mus- 
kein des Stumpfes werden schlaff und atrophieren, dadurch entsteht der für die 
Befestigung der Prothese so ungünstige Kegelstumpf. Deshalb ist es vorteilhaft, 
frühzeitig die Muskeln des Stumpfes durch geeignete Übungen zu stärken und 
die Narbe kräftig und geschmeidig zu machen. H. beschreibt verschiedene Pro- 
thesen, gibt auch Abbildungen davon und schlägt auch selbst für ein einfaches, 
leichtes, billiges und zuverlässiges Kunstbein eine Konstruktion vor. Er ist der 
Ansicht, daß für den körperlich Arbeitenden das einfache Stelzbein am zweck- 


808 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 33. 


mäßigsten ist, und daß das einfachste Kunstbein allen anderen vorzuziehen ist. 
Die Massage und Übungen des Stumpfes können schon geschehen, wenn die 
ersten Wundfäden entfernt worden sind.| Das endgültige Kunstbein dagegen 
kann erst frühestens nach 6—7 Monaten angepaßt werden, da bis dahin der 
Stumpf sich noch dauernd verändert. Gleich nach dem Aufstehen kann das ein- 
fache Bein Verwendung finden, da das Polster für den Stumpf sich leicht nach- 
passen läßt. je eher der Pat. sich aber an den Gebrauch seiner Prothesen ge- 
wöhnt, desto früher ist er wieder arbeitsfähig. Für die mit künstlichen Gliedern 
versehenen Invaliden schlägt H. jährliche Kontrollversammlungen vor, durch 
welche die einzelnen Erfahrungen gesammelt und die verschiedenen Prothesen 
auf ihre Zweckmäßigkeit dauernd geprüft und gegebenenfalls verbessert werden 
könnten. Kolb (Schwenningen a. N.). 


25) Leo Mayer. Zur Technik der Gipsattrappe. (Deutsche med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 26. S. 769-770.) 

M. beschreibt eine einfache, billige Methode der Gipsattrappe, die für alle 
Fälle paßt. Das Material besteht nur aus Gips und Köperstoff; zur beschleunigteren 
Verbindung des Gipses wird noch Alaun genommen. Die allgemeine Technik 
wird genau angegeben. Für die Radialislähmung reicht der Verband auf der 
Vorderfläche des Armes von der Achselhöhle bis zu den Fingerspitzen. Zur Er- 
haltung der Supinationsstellung wird der Elibogen gebeugt. Auf der Höhe des 
Elibogens muß man den Verband einschneiden, um ihn ohne Falten anzulegen. 
Hand und Finger sollen möglichst extentiert sein. Bei Verbänden für Flexions- 
kontrakturen der Finger soll die Hand nach dem Grade der Kontraktur gebeugt 
sein. Eine zweite Schiene wird nach Kurzer Zeit angebracht, worin die Hand etwas 
mehr extendiert wird. In den Verband werden Schlitze an jedem Finger entlang 
geschnitten, wodurch man an jedem Finger redressierende Züge anbringen kann. 
Der Verband für versteifte gestreckte Finger ist dem vorigen ähnlich; die Finger 
müssen hierbei möglichst gebeugt sein. Bei Schußverletzungen und Lähmungen 
des N. axillaris muß der Arm mindestens 90° abduziert sein. Der Verband reicht 
von der Crista iliaca bis zur Achselhöhle und dann bogenförmig zum Ellbogen. 
Bei Peroneuslähmungen reicht der Verband vom oberen Drittel des Oberschenkels 
bis zu den Zehenspitzen. Er wird auf der Hinterfläche des Beines angebracht; 
mit dem Fuß in rechtwinkliger Stellung. Andere Verbände können auf ähnliche 
Weise improvisiert werden. Zu jeder einzelnen Attrappe wird eine Abbildung 
gegeben. Kolb (Schwenningen a.N.). 


— 


26) P. Köhler (Elster). Holzstoffgewebe für die orthopädische 

Technik. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 21.) 

K. verwendet aus gewöhnlichem Holzstoff. gedrehte Gespinstfasern, die sich 
zu allen möglichen Geweben verarbeiten lassen. (Bezugsquelle des Textilose ist 
die Kunstweberei von E. Clavicz-Adorf i. Vogtl.) Auf das mit Trikotschlauch 
überzogene Gipsmodell kommt eine Schicht Textilose, die durch eine einmalige 
straff angezogene Tour einer weitmaschigen Mullbinde angewickelt und mehrmals 
mit aufgelöstem Zelluloid bepinselt wird; dann folgt rasch eine zweite Schicht 
Textilose mit gleicher Behandlung. Man erhält so eine sehr widerstandsfähige, 
dabei leichte und billige Hülse oder Plattfußeinlage. Kramer (Glogau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 33. 609 


27) Franz Roesky. Medikomechanische Ersatzapparate. (Berliner 
klin. Wochenschrift 1915. Nr. 26.) 
In Wort und Bild werden sieben sehr einfache und billige Apparate vorgeführt, 
die anscheinend durchaus zweckmäßig und gerade jetzt bei der Behandlung unserer 
Verwundeten nützlich sind. Glimm (Klütz). 


28) J. Grünberg (Berlin). Eine Vorrichtung zum Schreiben mit 
Hilfe des Gebisses bei Verlust bzw. Lähmung der Arme. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 17.) 

Verf. stellte nach Kieferabdrücken ein schienenartiges Mundstück her, das 
etwa die Hälfte der Kronen der unteren Vorderzähne umfaßte; die oberen Zähne 
bissen dagegen nur mit den lingualen Flächen auf die Schiene; ihre Schneide- 
kanten und labialen Flächen blieben frei. Die Art der Ausnutzung der Zähne 
erwies sich als vorteilhaft, da die Schiene auch bei geöffnetem Munde auf den 
unteren Zähnen fixiert blieb. 

Der Halter selbst erhielt drei Gelenke, von denen das mittlere, mit einer 
Feder versehen, die genügende Weichheit und Elastizität gewährleistete. 

Glimm (Klütz). 


29) Bonne. Eine künstliche Hand mit automatischer Greif- 
bewegung. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 18. Feldärztl. 
Beil. 18.) 

B. hat schon vor vielen Jahren mit der von ihm konstruierten künstlichen 
Greifhand, die sich scheinbar automatisch öffnet und schließt, einem am Arm 
Amputierten sehr gute Dienste erwiesen. Er empfiehlt sie jetzt aufs neue. An 
einer einfachen starken Zeitungsklammer ist ein Riemen befestigt und durch den 
Rockärmel und durch das Hosenbein hinab zu einem Steigbügel, in welchem der 
Fuß steht, geleitet. Durch eine Trittbewegung des letzteren wird, für andere 
kaum wahrnehmbar, die Klammer geöffnet und geschlossen und dadurch das 
Greifen und Festhalten von Messer, Gabel usw. ermöglicht. 

Kramer (Glogau). 


30) H. Bachhammer (München). Cramerschienen zur Mobilisie- 
rung versteifter Gelenke. (Münchener med. Wochenschrift 1915. 
Nr. 21. Feldärztl. Beil. 21.) 


31) L. Horn (München). Über die Verwendung der Cramerschie- 
nen zu Extensionsverbänden. (Ibid.) 

Das von Th. Mietens angegebene Verfahren, die überaus anpassungsfähigen 
und leichten Cramer’schen Schienen zur Mobilisierung versteifter Gelenke zu 
verwenden, wird von B. an der Hand von Abbildungen für das Ellbogen- und 
Knieglenk beschrieben. 

Auch für Extensionsverbände bei Finger- und Oberarmbrüchen hat sich H. 
dieselbe Schienenart bewährt. Kramer (Glogau). 


610 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 33. 


32) R. G. Cohen (Eppendorf). Elektrische Fremdkörpersonde mit 
Annäherungsanzeigevorrichtung. (Münchener med. Wochenschrift 
1915. Nr. 20. Feldärztl. Beil. 20.) 

33) Jödicke (Stettin). Ein Kugelsuchapparat. (Ibid.)' 

C.’s Apparat ist mit einer Anzeigevorrichtung für die Annäherung der Sonde 
ans Geschoß und einem Apparat zur Kenntlichmachung der höchsten Annäherung 
bzw. der Berührung des Fremdkörpers mit der Sonde versehen. Durch diese 
wird ein geöffneter Stromkreis in die Operationswunde eingeführt; der durch 
Berührung des Geschosses geschlossene Strom bringt die Nadel eines Galvanoskops 
zum Ausschlage um 90° bzw. zur dauernden Rotation. Der Apparat hat sich 
auch Sick vielfach bewährt, wie die Operationsgeschichten mehrerer Fälle von 
Steckschuß dartun. (Bezugsquelle: Ad. Krauth, Hamburg, Gänsemarkt 58.) 

J.’s Apparat besteht aus einer sondenförmig zugespitzten Pinzette, die, durch 
eine Isoliermasse getrennt, am Ende ein Paar Schrauben trägt und durch eine 
Leitungsschnur mit einer elektrischen Taschenlampe verbunden ist. Um Kurz- 
schluß bei Berührung der Pinzettenenden zu verhüten, ist an einer Branche ein 
dünner Gummischlauch angebracht. Bei Berührung des in die Wunde eingeführten 
Instruments mit dem Geschoß leuchtet die Lampe auf. (Bezugsquelle: W. Ditt- 
mann, Stettin, Roßmarktstr. 16; Preis 10,50 Mk.) Kramer (Glogau). 


34) O. Cipollino. Un caso di disarticolazione interscapolo-toracica 
per aneurisma arterio-venoso della succlavia. (Clin. chir. XXII. 
9. 1914.) 

Nach einer Stichverletzung in der Mohrenheim’schen Grube kam es zur 
Lähmung im Bereiche des Ulnaris und Radialis, außerdem zu einem Aneurysma 
unterhalb der per primam geheilten Wunde. Die Ligatur der Arteria subclavia 
im Bereiche der Scaleni konnte das weitere Wachstum des Aneurysmas nicht 
verhindern. Nach der zentralen Ligatur der Vena subclavia und der Ligatur der 
Arteria und Vena axillaris kam es zur Eiterung und zur Gangrän im Bereiche des 
Armes, so daß sich Verf. zur Auslösung und Entfernung des ganzen Schulter- 
gürtels gezwungen sah. Diese ließ sich vom Rücken her ohne Schwierigkeiten aus- 
führen, so daß Verf. vorschlägt, die klassische Operation von Berger durch eine 
Methode zu ersetzen, die nach der Durchtrennung des Schlüsselbeins zunächst 
das Schulterblatt von hinten her auslöst und dann die wie an einem Stiele hängenden 
Subclavialgefäße unterbindet. M. Strauss (Nürnberg). 


35) L. Mehler. Neurolyse des Plexus brachialis. (Deutsche Zeit- 
schrift für Chirurgie Bd. CXXXIII. S. 299.) 

Kurze kasuistische kriegschirurgische Mitteilung. Verwundung durch Gewehr- 
schuß am 2. Oktober 1914. Einschuß am rechten inneren oberen Schulterblatt- 
winkel, Ausschuß dicht oberhalb des rechten Schlüsselbeins, am Erb’schen Punkte. 
Schlaffe Lähmung des Armes, Sensibilität erhalten. Reflexe erloschen, ebenso 
die elektrische Erregbarkeit. Operation Anfang Dezember, Längsschnitt lateral 
vom Kopfnicker bis über das Schlüsselbein, Aufsuchen des Plexus, der, über und 
unter dem Schlüsselbein fest mit der Umgebung verwachsen, als breite Platte in 
das umgebende Gewebe übergeht, das besonders hinten und lateralwärts straffe 
Stränge zeigt. Lösung des Plexus teils stumpf, teilsscharf. Der Heilung per primam 
folgte binnen 2 Wochen schwache Wiederkehr der elektrischen Reaktionen, etwas 
Armbewegung, Supination, Fingerbewegungen, sowie weitere mäßige Besserung 


‚Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 33, 611 


in den nächsten 4 Wochen. Die nach der Wundheilung begonnene energische 
Elektrotherapie wird noch fortgeführt. 


Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


36) Russel MacAusland. Ankylosis of the elbow. (Journ. of the 
amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 4. S. 313. 1915.) 

Verf. hat in vier Fällen von Ellbogenversteifung die Arthroplastik ange- 
wandt: Blutige Anfrischung der Enden von Ober- und Unterarmknochen, Ab- 
meißeln des Olecranon, Übernähen mit Fascia lata. Das funktionelle Resultat 
war ein außerordentlich gutes. Operationsverfahren und Ergebnisse werden 
durch viele Abbildungen veranschaulicht. E. Leschke (Berlin). 


37) Skillern. Complete fracture of the lower third of the radius 
in childhood with greenstick fracture of the ulna. (Annals of 
surgery 1915. Nr. 2. Februar.) 

Bei Kindern kommt infolge Falles nicht selten eine typische Fraktur am 
unteren Teile des Unterarmes vor, bei der der Radius völlig durchgebrochen ist 
mit dorsaler und lateraler Verschiebung des unteren Bruchstücks, bei welchem 
aber die Ulna nur eine unvollkommene Splitterfraktur an der inneren Hälfte zeigt. 
Um gut reponieren zu können, muß dann die Ulna ebenfalls gänzlich durchge - 
brochen werden. Diese typische Fraktur kommt bei Kindern in 70% aller Unter- 
armbrüche vor. Herhold (z. Z. im Felde). 


38) R. W. Runyan. Dislocation of the semilunar bone. (Surgery, 
gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr. 1. 1915. Januar.) 

Unter 120 000 Krankenhausaufnahmen fand sich die Verrenkung des Mond- 
beins 8mal und unter 11 650 Unfällen 3mal vor. Die Hälfte der von R. beob- 
achteten 8 Fälle betraf Männer im 3. Jahrzehnt; 5mal war die linke und 3mal 
die rechte Hand betroffen. An und für sich ist die Gefahr der Verdrängung sowohl 
bei ausgiebiger Volar- als Dorsalflexion gleich groß, kommt aber meist bei letzterer 
vor. Die Schwellung ist besonders auffallend an der radialen Seite des Hand- 
gelenks. Ist sie nicht zu stark, so kann man unter den Beugesehnen das verdrängte 
Mondbein fühlen. Durch Zug bei gleichzeitiger Dorsalflexion und folgender Volar- 
flexion mit Gegendruck wurde in 3 Fällen die Reposition erreicht. Bei den 5 sich 
notwendig machenden blutigen Operationen konnte mittels volaren Einschnitts 
noch zweimal die Einrenkung ermöglicht werden, 3mal wurde das Mondbein ent- 
fernt, stets ohne Resektion des Kahnbeins. Gleichzeitige Frakturen des Kahn- 
beins wurden in 2 Fällen angetroffen. 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


39) G. Crescenzi. Sul cosidetto angioma peritendineo. (Clin. chir. 
XXIII. 3. 1915.) 


Bei einer 32jährigen Frau bestand eine große, die Fingerbewegungen störende 
Geschwulst der Ellenseite der linken Hand, die sich nach einer unbedeutenden 
Quetschung im Alter von 9 Jahren langsam entwickelt hatte. Die Operation 
ergab ein kavernöses Angiom, das bei: der weiteren histologischen Untersuchung 
leiomyomatösen Charakter zeigte. Verf. weist auf die vielen Analogien dieses 
Falles mit dem von der Küttner’schen Klinik aufgestellten Bilde des Angioma 
peritendineum hin, wobei er betont, daß diese Nomenklatur nicht ganz zutrifft, 


612 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 33. 


da es sich um Geschwülste handelt, die nicht allein um die Sehnen, sondern auch 
um Gefäße und Nerven entwickelt seien und zudem die Entstehung aus den Ge- 
fäßen der Sehnenscheide unwahrscheinlich sei. M. Strauss (Nürnberg). 


40) J. Nicolaysen. Operative Entfernung einer Embolie. (Norsk 
magazin for Laegevidenskaben Jahrg. 76. Nr.5. 1915. [Norwegisch.]) 
Verf. berichtet von einem Falle mit drohender Gangrän der drei Mittelfinger 
der rechten Hand. An der Art. radialis und ulnaris war der Puls nicht mehr zu 
fühlen, dagegen an der Art. brachialis. Die Teilungsstelle der Art. brachialis 
wurde freigelegt, aber es wurde kein Embolus gefunden, dagegen fand sich je einer 
in der Art. radialis und ulnaris. Nach Arteriotomie wurde der Embolus heraus- 
gezogen und anschließend die Arteriennaht ausgeführt. Pat. hatte vor der Opera- 
tion unerträgliche Schmerzen in den Fingern gehabt, die vollständig schwanden; 
auch die normale Zirkulation kehrte zurück. Fritz (Geiges (Freiburg). 


41) Ramsay Hunt. Paralysis of the ungual phalanx of the thumb 
from spontaneous rupture of the extensor pollicis longus. 
The so called drummers palsy. (Journ. of the amer. med. assoc. 
Vol. XLIV. Nr. 14. S. 1136. 1915.) 

Beschreibung eines Falles von Lähmung des Daumenstreckers infolge trau- 
matischer Zerreißung der Streckersehne bei Suchen eines Gegenstandes in der 
Tasche. Der Ausdruck »Trommlerlähmung« ist irreführend, weil es sich um 
eine Zerreißung der Sehne des Extensor pollicis longus handelt. 

E. Leschke (Berlin). 


42) A. Laqueur. Zur Mobilisation versteifter Finger- und Hand- 
gelenke bei Kriegsverwundeten. (Hydrotherap. u. medikomechan. 
Institut des Rudolf Virchow-Krankenhauses.) (Berliner klin. Wochenschr. 
1915. Nr. 26.) 

Um bei sehr schmerzhaften Versteifungen und Kontrakturen erfolgreich eine 
mobilisierende Behandlung durchzuführen, haben sich warme Fangopackungen 
gut bewährt. Die schmerzstillende, erweichende Wirkung der Wärme kom- 
biniert sich mit dem gleichmäßigen Druck der Schlammasse.. Durch einfach 
konstruierte Holzapparate mit Scharniergelenk gibt man gleichzeitig dem er- 
krankten Gelenk die gewünschte Stellung. Glimm (Klütz). 








43) Martius. Über Beckenmessung mit Röntgenstrahlen. Die 
Fernaufnahmen und der Kehrer-Dessauer’sche Becken- 
meßstuhl. (Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen Bd. XXII. 
Hft. 6.) 

Die Versuche röntgenologischer Beckenmessung sind ebenso alt wie die 
Röntgenphotographie des Beckens überhaupt. Die verschiedensten Versuche 
führt Verf. kurz an. Als Gipfelpunkt dieser Art von Beckenmessung muß der 
Kehrer-Dessauer’sche Apparat angesehen werden. Die Fernaufnahmen stellen 
das letzte Glied derjenigen Bemühungen dar, die das Bild des Beckeneingangs 


möglichst ohne Verzeichnung einer direkten Messung auf der Röntgenplatte zu- 
gänglich machen sollen. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr.33, 613 


Verf. hat in der Frauenklinik zu Bonn mit dem zur Verfügung gestellten 
Apparat Prüfungen vorgenommen. Das Resultat dieser Prüfungen ist die Über- 
zeugung, daß der Kehrer-Dessauer’schen Meßmethode eine sehr große Genauig- 
keit inne wohnt, die mit keiner der alten Meßmethoden auch nur annähernd zu 
erreichen war, und daß man sie auf Abschnitte des Beckens ausdehnen kann, die 
bisher am Lebenden überhaupt keiner Messung zugängig waren. Deshalb ist 
sie als großer Fortschritt zu betrachten; der sich jedoch nur in wissenschaftlicher 
Beziehung geltend macht, während ihrer Verwendbarkeit in der praktischen Ge- 
burtshilfe durch den sehr hohen Preis des Apparates sehr enge Grenzen gesetzt sind. 

Die Fernaufnahmen des Beckens liefern praktisch genügend genaue Meß- 
resultate der Beckeneingangsdurchmesser und der Interspinallinie. Außerdem 
bringen sie die verschiedenen Beckeneingangsbilder zur wahrheitsgetreuen direkten 
Anschauung. | i 

Allgemeine Anwendung in der Geburtshilfe werden sie erst finden, wenn sie 
sich technisch auch am Ende der Schwangerschaft mit Sicherheit herstellen 
lassen werden. Gaugele (Zwickau). 


44) Shelton Horsley and Whitehead. A study of reversal of the 
circulation in the lower extremity. (Journ. of the amer. med. 
assoc. Vol. XLIV. Nr. 11. S. 873. 1915.) 

Versuche an Hunden führten zu dem Ergebnis, daß eine Umkehr des Kreis- 
laufes in den unteren Extremitäten nicht möglich ist. Das arterielle Blut kehrt 
vielmehr durch die nächsten venösen Anastomosen zur Vena cava um. 

E. Leschke (Berlin). 


45) Josef Strasser. Ein bemerkenswerter Fall von Elephantiasis 
nostras. (Med. Klinik 1915. Nr. 26.) 

Die Fälle von Elephantiasis nostras mit entzündlicher Verödung der Lymph- 
gefäße, bei denen jede Ätiologie fehit, sind ziemlich selten. Bei der 50jährigen 
Frau entwickelte sich im Laufe von 10 Jahren eine langsame Volumenzunahme 
des linken Beines, die schließlich das Sitzen ganz unmöglich machte. Die Operation 
bestand in der von Kondol&on angegebenen Exstirpation von breiten Fascien- 
stücken, um so eine Kommunikation zwischen Unterhautzellgewebe und den 
Muskeln zu schaffen. Der Effekt war zunächst ein guter, später aber trat wieder 
eine Verschlimmerung des Zustandes auf. B. Valentin (Berlin). 


46) R. Göbell (Kiel). Über Hüftgelenksschüsse. (Münchener med. 

Wochenschrift 1915. Nr. 21. Feldärztl. Beil. 21.) 

Bei nicht oder nur wenig infizierten Hüftgelenkschüssen besteht die Be- 
handlung in aseptischem Verband und einem ruhigstellenden gefensterten Gips- 
verband, der von der Mammilla bis zu den Zehen reicht, das Becken und Bein um- 
faßt und in der Schenkelbeuge durch Bandeisen verstärkt wird; Entfernung des 
Geschosses und abgesprengter Knochenstücke ist nach 1—2 Wochen vorzunehmen. 
Bei infiziertem Hüftgelenk ist frühzeitig die Arthrotomie oder Resektion unter 
Vermeidung zu brüsken Vorgehens, letztere am besten mittels vorderen Winkel- 
schnitts, mit ausgiebiger Drainage nach hinten erforderlich. In der Nachbehand- 
lung spielt, sobald es die Operationswunde irgendwie erlaubt, der große Becken- 
Beingipsverband die Hauptrolle, um durch absolute Ruhigstellung eine weitere 
Verbreitung der Eiterung zu verhüten. Von 12 Fällen, unter denen nur 3 wenig 


614 ‚Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 33. 


infiziert waren, wurden 4 durch die späte Resektion noch gerettet, sind 3 zugrunde 


gegangen. G. bespricht genauer die Diagnose gegenüber Schenkelhalsbruch, 
Hüftgelenksentzündung und Ischias. Kramer (Glogau). 


47) Carleton Metcalf. Separation of the epiphysis of the small 
trochanter of the femur. Two new instances of a rare lesion. 
(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 15. S. 1234. 1915.) 
Den 15 bisher beschriebenen Fällen fügt Verf. 2 neue hinzu, die einen 

Knaben von 16 Jahren beim Fußball und einen Knaben von 17 Jahren beim 

Hockey betrafen. Die Symptome bestanden in lokaler Schmerzhaftigkeit, Un- 

möglichkeit der Beugung und Schwellung im oberen Teil des Scarpa’schen Drei- 

ecks. Röntgenogramme. Behandlung durch Immobilisation in Beugestellung. 
E. Leschke (Berlin). 


48) Handl. Zur Behandlung der Oberschenkeischußbrüche. 

(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 19. Feldärztl. Beil. 19.) 

Das gebrochene Bein wird mit dem Oberschenkel auf eine schiefe Ebene, der 
Unterschenkel in eine wagerecht mit ihr gelenkig verbundene Lade gelegt, während 
der Fuß auf ein Fußbrett an dieser sich stützt, seine Ferse aber frei liegt; das 
Fußbrett ist an zwei Holzleisten befestigt und verschiebbar und gestattet das 
Anbringen einer Zugvorrichtung. Kramer (Glogau). 


49) K. Secher. Behandlung von Varicen an den unteren Extremi- 
täten nach der Methode von Kuzmik-Schede (St. Johannes- 
Krankenhaus, Kopenhagen, Dr. Vogelius). (Berliner klin, 
Wochenschrift 1915. Nr. 23.) 

Die Operation der Varicen nach Kuzmik-Schede wird in allgemeiner 
Narkose ausgeführt. Die Venen werden mit dicker Seidennaht umstochen; die 
Fäden sofort über einem Stückchen Gaze oder Lampendocht fest geknüpft. Man 
muß darauf achten, daß kein Seitenast übersehen wird, daß bei größeren, kaver- 
nösen Partien die Umstechungen dichter sein müssen. Nach etwa 12 Tagen 
entfernt man die Fäden. Die ersten Tage nach der Operation verlaufen etwas 
schmerzhaft. 

S. hat das Verfahren viermal geübt und vorzügliche Resultate erhalten. Wegen 
seiner Einfachheit und doch großen Leistungsfähigkeit dürfte die Methode be- 
sonders auch für den praktischen Arzt recht zweckmäßig sein. 

Glimm (Klütz). 


50) Péteri. Über die Schlatter’sche Krankheit (partielle Fraktur 
der Tuberosität der Tibia). (Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgen- 
strahlen Bd. XXIII. Hft. 1.) 

Verf. hat einige Fälle gesehen; als disponierende kamen folgende drei Um- 
stände in Betracht: | 
1) Im 13—16jährigen Alter normaler Ossifikationsprozeß und intensiveres 

Trauma, 

2) bei unregelmäßigen Ossifikationsprozeß kann auch schon ein kleineres 

Trauma die erwähnten Veränderungen hervorrufen, 

3) es kann infolge eines pathologischen (Entzündungs-) Prozesses das Periost 


‚Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 33, 615 


gelockert, also auch schon durch eine stärkere Kontraktion des M. quadricpes 
von seiner Anhaftungsstelle abgehoben werden. Gaugele (Zwickau). 


51) James Warren Sever and Eben Fiske. The prognosis and 
treatment of tuberculosis of the kneejoint in childhood. (Journ. 
of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 17. S. 1387. 1915.) 

Verff. empfehlen bei der Kniegelenkstuberkulose der Kinder ein möglichst 
konservatives Vorgehen, das in 3/, der Fälle zu befriedigenden Ergebnissen führt. 
Operative Maßnahmen sind auf das Unumgänglichste zu beschränken und haben 
eine schlechte Prognose. E. Leschke (Berlin). 


52) John Wyeth. Fracture of the patella. An original method 
of retaining the fragments in apposition. (Journ. of the amer, 
med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 21. S. 1752. 1915.) 

Verf. macht einen Querschnitt über die Mitte der Kniescheibe, legt die 
Fragmentenden frei, reinigt sie, adaptiert sie durch sorgfältige Naht des um- 
gebenden Bindegewebes und führt nach Verschluß dieser Schnittwunde zwei 
horizontale tiefgreifende Fäden über und unter der Kniescheibe durch. Die 
beiden einander gegenüberliegenden Endenpaare dieser Fäden knüpft er über 
einem kleinen Kniescheibenverband fest zusammen und legt über das Ganze 
einen Gipsverband. E. Leschke (Berlin). 


53) Frederic Cotton. A new type of ankle fracture. (Journ. of the 
amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 4. S. 309. 1915.) . 
Verf. berichtet über einen neuen Typus von Knöchelbrüchen, dessen Haupt- 
kennzeichen Dislokation nach hinten ist, mit der Absplitterung eines Knochen- 
teils von der hinteren Oberfläche der Tibia am Gelenk, welcher Knochenkeil gleich- 
falls nach hinten disloziert wird, mit gleichzeitiger hinterer Dislokation des Fußes, 
Da gewöhnlich beide Knöchel gebrochen sind, hat man die Fraktur meist mit 
Pott’scher Fraktur verwechselt. Die C.’sche Fraktur ist sogar viel häufiger 
als die Pott’sche. Verf. hat sie in 53 Fällen gesehen, die echte Pott’sche mit 
Dislokation nach hinten dagegen nur in einem Falle im gleichen Zeitraume. Die 
Behandlung besteht in Zug nach vorn unter Entspannung der Muskeln durch 
Plantarflexion, Eingipsen in maximaler Dorsalflexion, früher Mobilisation, Be- 
lastung des Fußes nicht vor 8 Wochen. E. Leschke (Berlin). 


54) Schönfeld und Sorantin. Vollständiger Fibuladefekt. (Zugleich 
ein Beitrag zur Kasuistik der Tarsalia.) (Fortschritte a. d. Ge- 
biete d. Röntgenstrahlen Bd. XXII. Hft. 6.) 

Die gänzlich veränderte Belastung der Fußwurzelknochen bedingte eine den 
geänderten statischen Verhältnissen entsprechende Anordnung der Knochen- 
bälkchen. Normalerweise sieht man im Talus die Knochenstruktur in drei Ver- 
laufsrichtungen angeordnet. Die eine zieht von der navikularen Gelenkfläche des 
Taluskopfes leicht gebogen gegen die Trochlea, eine zweite verläuft ungefähr senk- 
recht zur letzteren aus der Gegend der gelenkigen Verbindung des Talus mit dem 
Calcaneus gegen die Sprunggelenksfläche, und eine dritte strahlt, die beiden ersteren 
schräg durchsetzend, von der Facies articularis media aus. Sie entsprechen den 
drei im normal entwickelten Talus vorherrschenden Druckrichtungen. Betrachtet 
man das Strukturbild des Talus in unserem Falle, so sieht man, daß die zwei 


616 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 33. 


letzteren Hauptrichtungen nur mangelhaft ausgebildet sind, während die erstere 
auffallend betont und ausgebildet ist, da durch die veränderte Statik das Haupt- 
gewicht des Körpers in diese Richtung zu liegen kommt. Aus derselben Ursache 
erklärt sich auch die ungenügende Ausbildung des rückwärtigen Teiles des Talus, 
sowie des ganzen Calcaneus. Auch die Struktur im Calcaneus, der mit seinem 
Hauptteile, dem Korpus, nur als Muskelansatz dient, zeigt sich gegenüber der 
Norm geändert, indem die bogenförmige Verlaufsrichtung seiner Knochenbälkchen 
etwas gestreckter ist, und im Processus anterior calcanei, der in die Hauptdruck- 
richtung zu liegen kommt, eine verstärkte Ausbildung der Knochenbälkchen auf- 
weist. Außerdem zeigt das Röntgenbild einen merkwürdigen Befund, indem 
zwischen Tibia und Calcaneus hinten ein großer, nierenförmiger Knochen, liegt, 
der in keiner Beziehung zu einem der benachbarten Knochen steht und den die 
Verff. als ein echtes Sesambein erklären. Gaugele (Zwickau). 


55) Speed. Injuries of the great toe sesamoids. (Annals of surgery 
1914. Nr. 4. Oktober.) 
Verletzungen der unter der großen Zehe liegenden Sesambeine können durch 
Fallen eines Gewichtes auf den Fuß, durch Quetschung, Fall auf die Füße und 
Fehltreten bei belastetem Körper hervorgerufen werden. Die obere Fläche der 
Sesambeine ist mit einer dünnen Synovialmembran bekleidet, die durch ein Trauma 
entzündlich verändert werden kann. Die Diagnose ist in solchen Fällen nicht 
leicht. Ist das Sesambein infolge einer Gewalteinwirkung zersplittert, so beteiligen 
sich an der nachfolgenden Entzündung die Knochenhaut des Sesambeins und die 
Sehnenscheide des Flexor hallucis longus. Sobald durch das Röntgenbild ein 
Bruch festgestellt ist, soll das betreffende Sesambein durch an der Seite der Zehe 
liegenden Schnitt fortgenommen werden. Unter 5 Fällen von Sesambeinbruch, 
die Verf. behandelte, war 4mal das innere Sesambein betroffen, was dadurch zu 
erklären ist, daß das äußere Sesambein physiologisch einem nicht so großen Drucke 
ausgesetzt wird, wie das innere. Herhold (z. Z. im Felde). 


56) M. zur Verth. Typische Bruchlinien bei Quetschungsbrüchen 
der großen Zehe und des zugehörigen Mittelfußknochens, 
nachgewiesen an Friedensverletzungen und Seekriegsunfällen 
der Marine. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 1. Feldärztl. 
Beil. 1.) 

Die an 30 Fällen gemachten Beobachtungen ergaben eine auffallende Gesetz- 
mäßigkeit im Verlauf und im Sitz der Bruchlinien am ersten Mittelfußknochen 
und an den Knochen der großen Zehe. Abbildungen zeigen die beim Quetschungs- 
abbruch des Köpfchens des Grundglied- und ersten Mittelfußknochens sich fin- 
denden Bruchlinien, ebenso die am Nagelglied vorkommenden; worüber die kurze 
Abhandlung selbst am besten Aufschluß gibt. Diese verhältnismäßig häufigen 
Verletzungen sind eine Folge des Dienstes (Auffallen von Granaten oder Kartuschen 
beim Munitionstransport oder Geschützdienst, Quetschungen des Fußes zwischen 
Boot und Schiffswand), entstehen also in der weitaus größten Zahl der Fälle durch 
direkte Gewalt. Kramer (Glogau). 


Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel In Leipzig. 


617 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K.GARRE, G.PERTHES, E. RICHTER, 











in Bonn, in Tübingen, in Breslau. 
42. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 34. Sonnabend, den 21. August 1915. 
Inhalt. 


1) Rost, 2) Werner, Stoffe, die das Wachstum des Bindegewebes anregen. (S. 617.) — 3) Rühl, 
Verletzungen von Gefäßen, Aneurysmen. (S. 618.) — 4) Lewisohn, 5) Ingebrigsten, Bluttransfusion. 
(S. 618.) — 6) Nonne, 7) Reichmann, 8) Mayer, Nervenverletzungen. (S. 619.) — 9) Margulies, 
Nervenerkrankungen im Kriege. (S. 621.) — 10) Sachs, Phlegmonebehandlung. (S. 623.) — 11) Lerda 
und Quarella, 12) Schmidt, Lokalanästhesie. (S. 622.) — 13) Mayer, Orthopädische Behandlung 
alter Hemiplegiker. (S. 623.) 

14) Schepelmann, Hypophysengeschwülste. (S. 623.) — 15) Sörensen, Periaurikuläre Abszesse. 
(S. 624) — 16) Malan, Endotheliale Geschwülste der Nase und ihrer Nebenhöhlen. (S. 624.) — 
17) Uffenorde, Entzündung der Nasennebenhöhlenschleimhaut. (S. 625.) — 18) bis 21) Körner, 
Facialislähmung. (S. 626.) — 22) Davis, Wangenkrebs. (S. 627.) — 23) Schepelmann, 24) Shelton, 
Weangenplastik. (S. 627.) — 25) Bruhn, 26) Turnovszky, 27) Weishaupt, 28) Steinkamm, Kiefer- 
schüsse. (S. 628.) — 29) Berry, 30) Brown, 31) Eastman, 32) Goyder, 33) Brophy, 34) Hybbi- 
nette, Gaumenspalten. (S. 629.) — 85) Merz, Retropharyngealgeschwulst. (S. 631.) — 36) Moszko- 
wiez, Sympathische Parotitis. (S. 632.) — 37) Ferrarini, Anastomosenbildung zwischen Parotis 
und Submaxillardrüse. (S. 632.) 





1) Rost. Über Stoffe, die das Wachstum des Bindegewebes an- 

regen. (Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. CXXXIII. S. 344.) 

2) Robert Werner, Dr. phil. Über Stoffe, die das Bindegewebs- 

wachstum zu beeinflussen vermögen. (Ibid. S. 354.) 

In früheren Versuchen über chronische Osteomyelitis, bei welchen in das 
Knochenmark vom Versuchstiere verschiedenartige Substanzen eingespritzt 
wurden, hatte R. nachgewiesen, daß abgetötete Staphylokokken das Bindegewebe 
zu energischem Wachstum anregen. In weiter angestellten Versuchen wurde 
geprüft, ob die tierische Gewebszelle nicht selbst Stoffe enthielte, die bindegewebs- 
anregend wirken und beim Zerfall frei werden. Es wurden Hunden und Kaninchen 
Stücke der Fascie aus dem Rücken entnommen und denselben oder artgleichen 
Tieren entweder sofort eingepflanzt oder nachdem die Stücke vorher zum Zweck 
der Autolyse einige Tage im Brutschrank aufbewahrt waren. In einigen Fällen 
suchte man die Zersetzung dadurch zu beschleunigen, daß die Gewebsstücke in 
steriler Trypsinlösung oder in steril filtrierter Staphylokokkenbouillonkultur vor- 
behandelt wurden. Es fand sich, daß frische bindegewebige Körperteile nur 
geringe bindegewebige Reaktion bewirken. Letztere wird größer, je mehr zersetzt, 
»abgebaut« das Gewebsstück ist. Auch Gewebe, welches vor der Benutzung 
starker Röntgenbestrahlung ausgesetzt ist, wird stärker bindegewebsanregend. 
Demnach scheint es R. nicht unwahrscheinlich, daß in per secundam heilenden 
Wunden die Granulationsbildung auch durch Stoffe angeregt werden kann, die 
aus den körpereigenen Zellen durch Zerfall frei werden. Und wenn tuberkulöse 
Fisteln durch Einspritzung von Trypsin zur Heilung angeregt werden, glaubt R., 


34 


618 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 34. 


daß auch hierbei reichlicher Stoffe aus den körpereigenen Zellen frei werden, die 
bindegewebsanregend wirken. 

Wie R. schon in seiner früheren Arbeit mitgeteilt hat, fand er früher ein 
Mineralöl, das auffallend starke bindegewebsbildende Kräfte aufwies. Dies hat 
ihm Veranlassung gegeben, ungefähr 300 teils reine chemische Körper, teils Zer- 
legungsprodukte verschiedenster Rohöle auf ihr Vermögen, bindegewebsbildend zu 
wirken, zu untersuchen, wobei die Versuchsmethode wiederum in der Einspritzung 
der zu prüfenden Substanz in lebendes tierisches Knochenmark bestand. Der 
Mitarbeiter R.’s bei diesem Unternehmen war der Chemiker Dr. phil. Werner 
(Ludwigshafen), welcher in der oben genannten Arbeit Näheres über die geprüften 
Chemikalien mitteilt, worüber wir auf das Original verweisen. Hier genüge zu 
berichten, daß ein derart zuverlässig bindegewebsbildend wirkender Körper, der 
die Bezeichnung »Granulierendes Wundöl-Knoll« erhalten hat, gefunden worden 
ist, daß dessen Einführung in den Medikamentenhandel in Aussicht genommen 
ist, wobei R. übernommen hat, dieses Präparat hinsichts seiner steten biologischen 
Gleichwertigkeit zu überwachen. R. wird über seine klinischen Erfahrungen mit 
diesem Mineralöl an anderer Stelle berichten. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


3) W. Rühl. Über eine neue Behandlungsmethode von Verlet- 
zungen größerer Gefäße und Aneurysmen mittels Kapillar- 
drainage und breitester Vereinigung der Wundflächen. (Deutsche 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 24.) 

Die Behandlung von Aneurysmen und Verletzungen größerer Gefäße zeitigen 
bis jetzt nur mäßige Resultate. Ein Fall, der fast 6 Monate nach der Schußver- 
letzung und daran angeschlossener Operation tödlich endete, veranlaßte R., sich 
mit den Ursachen dieser schlechten Resultate zu beschäftigen. Er kam zu dem 
Ergebnis, daß die wichtigsten Symptome der schlechten Heilung in der Vereiterung 
bzw. septischen Infektion von Gefäßthromben und deren Folgezuständen, Spät- 
blutungen und septischen Embolien in entfernteren Organen bestehen. Schuld 
an dem Zustandekommen solcher Verhältnisse sind prädisponierende Momente, 
die durch die seither übliche Behandlung und Nachbehandlung verschlimmert 
wurden. Dadurch ist die Bildung von Granulationswunden ungenügend und 
schreitet langsam voran. Die größte Gefahr besteht in der Abstoßung von Ge- 
webeteilchen und Thrombenablösung. Durch Sondierungen der Wunde, Tam- 
ponieren mit Gaze wird die Granulationsbildung gestört und nachträgliche In- 
fektion mit septischem Zerfall des infizierten Gewebes bedingt. Als anzustrebende 
Behandlung schlägt R. möglichst große Adaptation der wunden Flächen nach ge- 
lungener Gefäßunterbindung und sorgfältigster Blutstillung vor. Vollständige 
Umhüllung der unterbundenen bzw. vernähten Gefäßstellen mit gesundem Gewebe, 
absolute Vermeidung von Einführung jeglicher Gaze in die Wundhöhle und dafür 
Fadendrainage.e Baldige definitive Entfernung der Drainage und möglichst 
seltener Verbandwechsel. Kolb (Schwenningen a. N.). 


4) R. Lewisohn. Eine neue, sehr einfache Methode der Blut- 
transfusion. (Aus dem Mount Sinai Hospital in New York.) (Münchener 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 21.) 

Um das Blut während der Dauer der Transfusion ungerinnbar und dadurch 
für den Empfänger ungefährlich zu machen, setzt L. dem entnommenen Blute 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 34. 619 


neutrales Natriumzitrat in 20/,,iger Lösung (0,2 einer 10% igen Lösung) zu, das 
die Gerinnung 2—3 Tage lang verzögert, während es sie nach der Einverleibung 
in den Körper verkürzt. Toxische Wirkungen des Natriumzitrats wurden nicht 
beobachtet. Bezüglich der Technik ist nur zu erwähnen, daß das aus einer Arm- 
vene des gesunden Gebers durch Punktion gewonnene Blut in einem Glasgefäße 
mit 25ccm einer 2%igen sterilisierten Natriumzitratlösung aufgefangen und 
gründlich mittels Glasstabes umgerührt wird; den zuerst — im Strahl entleerten — 
entnommenen 250 ccm Blut werden weitere gleiche Mengen mit jener Lösung 
beigefügt und (selbst in Dosen bis 900 ccm) schließlich transfundiert. 
Kramer (Glogau). 


5) R. Ingebrigsten. Direkte Bluttransfusion. (Norsk Magazin for 
Laegevidenskaben Jahrg. 76. Nr. 5. 1915. [Norwegisch.]) 

Verf. berichtet über einen Fall von schwerem, unstillbarem Nasenbluten bei 
einem 8Sjährigen Knaben. Zur Behebung der schweren posthämorrhagischen 
Anämie wurde vom Vater während 35 Minuten Blut direkt aus der Art. radialis 
transfundiert. Vor der Transfusion war festgestellt worden, daß das Blut des 
Vaters keine Hämolyse mit dem Blut des Sohnes zeigte, auch nicht agglutinierend 
wirkte. Der bedrohliche Zustand beim Kinde wurde sofort gebessert. Hämo- 
globingehalt, Blutkörperchenzahl und Blutdruck zeigten eine Zunahme. Die 
Pulszahl sarık von 120 auf 86. Fritz Geiges (Freiburg). 


6) M. Nonne. Über Kriegsverletzungen der peripheren Nerven. 

(Med. Klinik 1915. Nr. 18 u. 19.) 

Das Material, das N. an Kriegserkrankungen der peripheren Nerven zu be- 
obachten Gelegenheit hatte, rekrutiert sich im wesentlichen aus dem ganzen 
Bereiche des IX. Armeekorps, insgesamt 264 Fälle, von denen wiederum 152 Fälle, 
die sich als Verletzungen und Erkrankungen der peripheren Nerven darstellen. 
Bei der mikroskopischen Untersuchung von resezierten Nervenstücken wurden 
mehrmals Geschoßteile im Querschnitte gefunden, auch Knochensplitter fanden 
sich keineswegs selten; offenbar ist dies Vorkommen häufiger als man nach dem 
makroskopischen Befund annehmen sollte. Mitunter sieht man in Fällen von 
klinisch schwerer oder mittelschwerer Lähmung bei der Operation den Nerv un- 
versehrt, man muß da eine Konkussion der Nervenstämme annehmen, bei der 
sich auch Degenerationsprozesse im Nerven abspielen. Ganz außerordentlich 
häufig ist es, daß nicht alle von dem verletzten Nervenstamm abhängigen moto- 
rischen Funktionen aufgehoben oder geschädigt sind; nach N.’s Erfahrungen ist 
das Gegenteil, wenn nicht gerade die Regel, so doch ganz außerordentlich häufig; 
an zahlreichen Beispielen für die einzelnen Nerven wird das bewiesen. Die Häufig- 
keit des partiellen Ergriffenseins konnte auch für die Sensibilität festgestellt 
werden. Schmerzhafte Neuralgien kamen nur selten zur Beobachtung, es scheinen 
also die sensiblen Fasern erheblich widerstandsfähiger gegen Traumafolgen zu 
sein als die motorischen und die der elektrischen Leitung dienenden. Was für die 
motorische und sensible Leitung gilt, das gilt auch für das Verhalten der elektri- 
schen Erregbarkeit, d.h. daß auch die Veränderung der elektrischen Erregbarkeit 
häufig das Lähmungsgebiet nur partiell betrifft. Die Frage, ob ein Nerv durch- 
trennt ist, kann vom Neurologen nicht mit Sicherheit beantwortet werden. Die 
Frage, wann die Indikation zum operativen Eingriff gegeben ist, wurde von ver- 
schiedenen Seiten recht verschieden beantwortet. Die in Hamburg gemachten 


34% 


620 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 34. 


Erfahrungen lauten ganz übereinstimmend dahin, daß nicht lange gewartet werden 
soll. In frischen Fällen soll operiert werden, wenn der Fall klar zeigt, daß eine 
glatte Durchtrennung des Nerven stattgefunden hat, und wenn keine Komplika- 
tion mit Knochenbrüchen vorliegt. Bei solcher und bei anderen Komplikationen 
hat der Eingriff am Nerv stattzufinden, wenn die komplizierenden Verletzungen 
geheilt sind, dann aber möglichst bald. In der bei weitem überwiegenden Zahl 
der Fälle wird die Diagnose, ob der Nerv durchtrennt ist oder nicht, nicht zu 
stellen sein. Dann wird man, wenn die Fälle klinisch leicht oder mittelschwer 
sind, zunächst warten, ob die Funktion sich bessert. Ist dies im Laufe mehrerer 
(6—8) Wochen nicht der Fall, soll man operieren. B. Valentin (Berlin). 


7) Frieda Reichmann. Über Schußverletzungen peripherischer 

Nerven. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 23. S. 668—671.) 

Die Zahl der in diesem Kriege beobachteten Schußverletzungen des peripheri- 
schen Nervensystems ist auffallend groß. Die größere Exponiertheit und die 
topographisch bedingten geringeren Ausweichmöglichkeiten der Nervenstämme 
der oberen Extremität kommen als Erklärung für die überwiegende Beteiligung 
der oberen Extremität in Betracht. Unter den Schußlähmungen der oberen Ex- 
tremität beobachtete R. 11 Medianus-, 10 Ulnarislähmungen, 2 Ulnaris- und Me- 
dianuslähmungen, 7 isolierte, 3 mit Medianus- und Musculocutaneus-Parese kom- 
binierte Radialislähmungen, eine Axillarisparese und 18 Plexusschüsse. Die 
Schädigung ist meist eine direkte. R. schließt sich den Anschauungen Barden- 
heuer’s und Dekonomaki’s an, daß es sich oft zunächst um einfache Shock- 
wirkung handelt, die zu vorübergehenden Funktionsstörungen des Nerven führen. 
Selbst bei gleicher Lokalisation der Schußverletzung und gleicher Krankheits- 
dauer stehen bald die motorischen, bald die sensiblen und trophischen Ausfalls- 
erscheinungen im Vordergrunde; keine zwei Fälle sind sich gleich. Man erhält 
manchmal, wenn es gelingt, psychische Komponenten auszuschalten, Bilder von 
experimenteller Reinheit, sowohl was die motorischen als was die sensiblen Aus- 
fallserscheinungen betrifft. Die sensiblen Ausfallserscheinungen können so hoch- 
gradig sein, daß infolge totaler Thermanästhesien ausgesprochene Verbrennungen 
zustande kommen. Bei den Plexuslähmungen ist auch die Tiefensensibilität ge- 
stört. Sehr häufig beobachtete R. trophische Störungen. Neben den degenera- 
tiven Atrophien der betroffenen Muskeln fanden sich auch einfache, nicht de- 
generative Atrophien in entfernten Muskelgruppen. R. beobachtete außerdem 
bei Plexus- wie auch bei peripherischen Verletzungen trophische Störungen jeden 
Grades vom einfachen Ödem mit Cyanose und An- oder Hyperhidrosis, sowie sub- 
jektiven oder objektiven Temperaturdifferenzen bis zur vollkommenen Verfärbung 
der Extremität mit borkigen und ulzerierenden Belägen. Die distalen Partien 
der Extremitäten werden von diesen Störungen fast nur betroffen. Heftige 
Schmerzen treten häufig als schweres Begleitsymptom bei Schußverletzungen des 
peripherischen Nervensystems sowohl bei Plexusschüssen als auch bei isolierten 
Lähmungen einzelner Äste auf. Da nach 3 bis 4 Wochen die Schmerzen an Heftig- 
keit verlieren, ist R. gegen einen operativen Eingriff. Für schwere Fälle wird 
Pantopon als Subkutaninjektion empfohlen, in leichteren Fällen soll man es als 
Tropfen verabreichen. Bei Ischiadicusschüssen wurden eiskalte Umschläge mit 
gutem Erfolge angewandt. R. empfiehlt, jede Nervenlähmung, die innerhalb 
der ersten 3—6 Monate nach der Schußverletzung in Behandlung kommt, zunächst 
zu beobachten und konservativ zu behandeln. Bei geeigneter Behandlung können 
sich die motorischen und sensiblen Ausfallserscheinungen immer noch zurück- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 34. 621 


bilden. Die konservative Behandlung besteht in Massage, Elektrisation, Heiß- 
luftbehandlung und Übungen, im Bekämpfen der Schmerzen und Vermeiden von 
Kontrakturbildungen. Tritt nach mehr als 3—6 Monate nach der Verletzung keine 
Besserung ein, so empfiehlt R., operativ vorzugehen. Wenn der Nerv an der 
Verletzungsstelle in seiner Kontinuität unversehrt ist, so ist die Lösung von kom- 
primierendem Narbengewebe, eventuell Einschneidung zur Vermeidung erneuter 
Narbenbildung ausreichend. Bei Unterbrechung des Nervs in seiner Kontinuität 
und makroskopischer Veränderung ist die Resektion nötig. 
Kolb (Schwenningen a.N.). 


8) Leo Mayer. Die Lagerungsbehandlung der Nervenverletzungen. 

(Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 25. S. 739.) 

Es ist für den Orthopäden eine wohlbekannte Tatsache, daß ein Muskel, der 
für mehrere Monate überstreckt worden ist, nicht mehr imstande ist, sich zu kon- 
trahieren. Eine scheinbare Lähmung und eine ausgedehnte fettige Degeneration 
ist eingetreten, ohne daß die motorischen Nerven selbst gelähmt sind. M. hat 
öfters die Erfahrung gemacht, daß die Lähmung, obwohl sie schon mehrere Monate 
besteht, nur scheinbar ist. Sie beruht auf unrichtiger Lagerung. Auf Grund dieser 
Erfahrungen ist M. der Ansicht, daß für die Nervenverletzung eine Schiene gerade 
so wichtig ist wie für eine Knochenverletzung. Nach der Verletzung kann nie- 
mand sofort sagen, ob der Nerv durchtrennt ist oder nicht. Die Diagnose ist 
allein durch die richtige Behandlung sicher zu stellen. Die Hand wird für die 
Radialislähmung extendiert und suponiert; für die Axillarislähmung wird der 
Arm mindestens bis zum 90. Grad abduziert, für den N. medianus werden die 
Finger und Hand stark flektiert, für den N. ulnaris werden die Finger gespreizt, 
flektiert in dem proximalen, extendiert in den beiden distalen Gelenken. Die 
Mittelstellung wird benutzt, wenn Flexoren und Extensoren gelähmt sind. 

Kolb (Schwenningen a.N.). 


9) A. Marguliös. Nervenerkrankungen im Kriege. (Prager med. 
Wochenschrift Bd. XL. Nr. 25. 1915.) 

Hinweis auf die Möglichkeit der Heilung und Lokalisierung sekundärer Me- 
ningitiden unter besonderer Betonung des Wertes wiederholter Lumbalpunktionen, 
die Fieberabfall und Rückgang der Zahl der polynukleären Leukocyten und Ver- 
schwinden der Hämolysine im Punktat bedingen. 

Weiterhin erwähnt Verf. den häufig latenten Verlauf der Hirnabszesse, die 
oft lange symptomlos verlaufen. Außerdem wird die Wichtigkeit der entsprechenden 
Behandlung von Nervenverletzungen hervorgehoben, wobei M. davon ausgeht, 
daß kein Fall von Schußverletzung der peripheren Nerven unheilbar ist, wenn 
nicht Muskel- oder Knochenverletzungen der Heilung hindernd im Wege stehen. 
Operativ sind nur Kontinuitätstrennungen mit großem Substanzverlust zu be- 
handeln, wenn Entartungsreaktion auftritt oder die elektrische Erregbarkeit ganz 
erlischt. Bei Wiederkehr der Sensibilität ist Spontanheilung wahrscheinlich. 
Faradisation und Galvanisation, passive und aktive Übungen, Richtigstellung der 
gelähmten Extremitäten dürfen von Anfang an nicht vernachlässigt werden. 

Zum Schluß betont Verf. die verhältnismäßige Häufigkeit hysterischer Krank- 
heitszustände als Folgen von Kriegsverletzungen. Diese Hysterien lassen sich 
leicht beeinflussen. Verf. empfiehlt hierzu stärkere faradische Ströme. 

M. Strauss (Nürnberg). 


622 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 34. 


10) Albert Sachs (Breslau). Zur operationslosen Behandlung der 
Phlegmone und verwandter Krankheiten. München, Verlag der 
ärztlichen Rundschau, 1915. 

Die Tatsache, daß manche Furunkel der Haut bei konservativer Therapie 
auch ohne äußerlich erkennbare Gewebseinschmelzung zur Heilung gelangen, 
während beim Erysipel und der Lymphangitis die Abszedierung sogar die Aus- 
nahme bildet, dürfte im allgemeinen auch dem nicht speziell chirurgisch ge- 
schulten Arzte ebenso geläufig sein, wie die alte Erfahrung, daß die methodische 
Behandlung mit warmen Bädern bei zahlreichen oberflächlichen Infektionen 
— dem Furunkel, der Paronychie usw. — oft mit Erfolg zur Anwendung ge- 
zogen werden kann. S. bringt diese Tatsache anscheinend als etwas Neues, und 
zwar mit der erstaunlichen Erweiterung, daß ganz gleiche Verhältnisse auch für 
die Phlegmone gelten: »Seit 23 Jahren behandle ich akute Entzündungsprozesse 
der Haut und der tieferen Gewebe — Phlegmone, Lymphangitis, Wunderysipel 
u. a., Furunkel und Karbunkel — ohne jeden operativen Eingriff, im wesentlichen 
mit örtlichen protrahierten Bädern. Niemals habe ich dabei Allgemeininfektion 
folgen sehen, niemals wurde die Amputation von Gliedmaßen notwendig. Stets 
trat rasch Fieberabfall ein, und in verhältnismäßig kurzer Zeit erfolgte die Hei- 
lung ....« — Das Rätsel löst sich, wenn man die mitgeteilte, überaus spärliche 
Kasuistik des Autors durchmustert: oberflächliche Eiterungen vom Charakter 
der Erysipelabszesse, vor allem aber bereits inzidierte Prozesse sind es, an denen 
die »operationslose« Behandlung zur Anwendung gelangt; ein subunguales Hä- 
matom des Nagelgliedes (»drohendes Panaritium«!) wird prophylaktisch be- 
handelt und gelangt »ohne Spur einer Eiterung zur Heilung!« Wer, um die 
Schädlichkeit der Inzision bei infektiösen Prozessen darzutun, schreibt: »Vorher 
waren die Infektionsträger und deren Produkte vom Gesunden gehörig getrennt 
durch eine Zone entzündlich infiltrierten Gewebes, die ihr weiteres Eindringen 
in den Organismus wehrte... .« hat es offenbar noch nie mit einer fortschreitenden 
Phlegmone zu tun gehabt, zu deren Kriterium ja gerade das Fehlen einer De- 
markationszone gehört. — Dem wissenschaftlichen Werte der Broschüre gemäß 
würde es sich überhaupt kaum lohnen, hier auf sie näher einzugehen, wenn ihre 
praktische Tendenz nicht so ungemein gefährlich wäre — scheint sie doch jedem 
Arzte, der aus Unkenntnis oder Fahrlässigkeit über die Anwendung von Bädern 
oder dergleichen den richtigen Zeitpunkt für die Inzisionen von Phlegmonen 
verstreichen läßt — jeder vielbeschäftigte Chirurg kennt die traurigen Opfer eines 
solchen »konservierenden« Verfahrens — das Recht zu geben, dem begangenen 
Versäumnis ein wissenschaftliches Mäntelchen umzuhängen. Dem sollte hier 
wenigstens entgegengetreten werden. E. Melchior (Breslau). 


11) G. Lerda e B. Quarella. Sul potere tossico e anestesico dei 
più communi anestetici locali e delle loro miscele. (Clin. chir. 
XXII. 11. 1914.) 

Pharmakologische Untersuchungen an Meerschweinchen ergaben, daß das 
Novokain zweifelsohne das wenigst giftige und im Verhältnis zu seiner Toxizität 
auch das wirksamste lokale Anästhetikum ist. Es ist 4mal weniger giftig als 
Kokain. Das Stovain ist zweimal so giftig als das Novokain. Tropakokain ist 
etwas weniger giftig als Alypin, das in der 1!/,fachen Dosis des Kokains tödlich 
wirkt. Die Verbindungen des Novokains mit dem Zellprotoplasma sind sehr sta- 
bil, so daß Novokainintoxikationserscheinungen lange andauern. Tropakokain 


. Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 34. 623 


ist im Gegensatz hierzu nur zu lockerer Verbindung mit dem Zellprotoplasma 
fähig. Die Mischung verschiedener Lokalanästhetika empfiehlt sich nicht, da 
sie weder das Anästhesierungsvermögen steigert, noch die Toxizität mindert. 
‚In der Praxis bewährte sich die ?/,%ige Novokainlösung in über 800 Fällen, 
obwohl oft mehr als 70 ccm der Lösung verbraucht wurden. In 2 Fällen kam es 
zu längerdauernden Delirien, die jedoch nicht mit Sicherheit auf das Anästhetikum 
zurückgeführt werden können. M. Strauss (Nürnberg). 


12) J. E. Schmidt (Würzburg). Zur Verwendung der Lokalan- 
ästhesie. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 20. Feldärztl. Beil. 20.) 
S. empfiehlt auch für die Lazarettoperationen die reichliche Anwendung der 
Lokalanästhesie, die sich ihm für die oberen Gliedmaßen in der Form der Kulen- 
kampf’schen besonders bewährt hat, während man bei Operationen an den 
unteren mit der lokalen rhombischen Umspritzung und direkten Injektion in die 
freigelegten Nerven gute Resultate erzielt. Auch der billigere Preis der zur Lokal- 
anästhesie zu verwendenden 2%, igen Novokain-Suprarenintabletten gegenüber 
den Allgemeinnarkoticis ist in der jetzigen Zeit in Betracht zu ziehen. 
Kramer (Glogau). 


13) L. Mayer. Die orthopädische Behandlung der alten Hemi- 
plegiker (Privatheilanstalt Prof. Dr. Biesalski). (Berliner klin. 
Wochenschrift 1915. Nr. 23. ) | 
Bei zwei Hemiplegikern gelang es in 8wöchiger Behandlung, Spitzfußstellung 

und Krallenstellung der Hand ganz wesentlich zu bessern. Um den Fuß aus der 
Spitzfußstellung zu bringen, wurde tagsüber die Biesalski’sche Spiralfeder- 
schiene, nachts eine entsprechend federnde Metallschiene angewandt. Für Arm 
und Hand gebrauchte man eine leichte Stahlschiene, die gleichzeitig die Pronation 
des Armes und die Flexion der Hand und der Finger korrigierte. Außerdem 
mußten die Patt. einfache Übungen ausführen. Die systematische Frühbehand- 
lung wird Deformitäten verhindern können. Glimm (Klütz). 





14) Emil Schepelmann. Hypophysentumoren. (Deutsche Zeitschrift 

für Chirurgie Bd. CXXXIII. S. 390.) 

Nach kurzer Erörterung über die pathologischen Erscheinungen bei Hypo- 
physenerkrankungen und etwas eingehenderer Besprechung der verschiedenen 
Operationsmethoden zur Angehung der Hypophyse bringt S. die Krankengeschichte 
einer 55jährigen, aufs schwerste erkrankten Frau, die ihm im Krankenhause 
Bergmannsheil zu Bochum durch Operation in glänzender Weise zu heilen ge- 
lungen ist. Seit Anfang Dezember 1913 hatten sich bei derselben Sehstörungen, 
Schmerzen in der rechten Kopfseite, später Erbrechen, Herzklopfen, Lähmung 
am linken Augenlid und linker Oberlippenhälfte eingestellt. Der Hausarzt, zwei 
Ohrenärzte, ein Augen- und ein Nervenarzt hatten den Fall nicht aufzuklären 
vermocht. Als die sehr heruntergekommene und zur Morphiophagika gewordene 
Frau im Januar 1915 bei S. ins Krankenhaus eintrat, wies eine Röntgenaufnahme 
eine ganz deutliche Erweiterung des Türkensattels um das Fünffache besonders 
nach unten vorn nach. Bei der Operation bediente sich S. nach vorgängiger 
Skopolamin-Pantoponinjektion der Novokain-Suprarenininjektion an der äußeren 
Nasenhaut und Nasenseptum und der Einpinselung der Nasenschleimhaut mit 


624 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 34. 


20% iger Novokain-Suprareninlösung; die Choanen wurden mittels Belloque- 
schen Röhrchens tamponiert. Schnittführung geschah nach Schloffer-Eisels- 
berg mit Umklappung der linken Nasenhälfte nebst Septum nach rechts, gefolgt 
von Exzisionen am Vomer, Horizontalteil des Siebbeins und an dessen Zellen, 
wonach die Keilbeinhöhle aufgemeißelt werden konnte. Ein nach den Maßen 
und Umrissen des Röntgenogramms zugeschnittener und in Situs gebrachter 
Holzstab gab Sicherheit, daß man sich richtig in der Wespenbeinhöhle befand. 
Die hintere obere Keilbeinwand war nur ganz dünn und wurde bereits beim Ex- 
kochleieren der Höhle mitsamt der Dura durchstoßen, so daß der Operateur in 
die Sella hineingeriet. In diesem Augenblick stürzte eine Menge klarer, zäh- 
schleimiger Flüssigkeit heraus, etwa dem Volumen eines kleinen Apfels ent- 
sprechend. Erweiterung der Höhle durch Knochenabtragungen, so daß zuletzt 
das erheblich vergrößerte Diaphragma sellae in Ausdehnung eines Zweimark- 
stückes freilag. Adrenalinbetupfungen der Wunde ermöglichten fast völlig blut- 
leeres Operieren, daß beispielsweise die Carotis leicht vermieden werden konnte. 
Drainage, Naht, tadellose Heilung. Die ganz apathisch gewesene Kranke wurde 
wie umgewandelt, Lähmungen und Kopfweh schwanden, auch besserte sich das 
Sehvermögen bedeutend. — Die Hypophyse war bei der Operation degeneriert 
befunden, aus dem exstirpierten eingesandten Material stellte Prof. Schridde 
(Dortmund) die Diagnose auf eine Hypophysengangscyste. 

Elf verschiedenartige Abbildungen erläutern den Inhalt der Abhandlung 
bestens. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


15) S. T. Sörensen.. Über periaurikuläre Abszesse beim Scharlach. 
(Ugeskrift for Laeger Jahrg. 77. Nr. 5. 1915. [Dänisch.]) 

Unter 4000 Scharlachpatienten, die 1910 und 1911 im Blegdamshospital be- 
handelt worden sind, kamen 53 Fälle von periaurikulärer Phlegmone vor. Bei 
52 Fällen wurden nur Inzisionen gemacht. Alle heilten ohne Todesfall. Bei 
einem Pat. mußte der Proc. mastoid. reseziert werden. Pat. starb nach 2 Tagen. 
Verf. ist der Ansicht, daß in den ersten Tagen des Scharlachs radikale Eingriffe 
im allgemeinen nicht indiziert sind und nur erforderlich werden bei beginnenden 
zerebralen Symptomen. Spätere radikale Eingriffe sollten erst vorgenommen 
werden, wenn der betreffende Pat. aus dem Epidemiekrankenhaus entlassen ist. 

Fritz Geiges (Freiburg). 


16) A. Malan. Contributo allo studio istologico e clinico dei tu- 
mori endoteliale del naso e cavità annesse. (Clin. chir. XXIII. 
3. 1915.) 

Verf. hat aus der Literatur 81 Fälle von sicheren endothelialen Geschwülsten 
der Nase und ihrer Nebenhöhlen zusammengestellt und diese Statistik durch 
4 selbst beobachtete und histologisch genau untersuchte Fälle (Hämoendotheliom 
der rechten Nase bei einem 71jāhrigen Manne, alveoläres Hämoendotheliom der 
rechten Nase bei einer 56jährigen Frau, sarkomatöses Peritheliom der linken Nase 
bei einer 52jährigen Frau, Rezidiv eines Zylindroms bei einem 42jährigen Manne) 
vermehrt. 

Die Übersicht ergibt, daß die Endotheliome der Nase klinisch ebenso wie die 
anderen bösartigen Geschwülste der Nase verlaufen. Besonders charakteristische 
Symptome fehlen. Die Endotheliome kommen in jedem Alter vor, die meisten 
wurden zwischen dem 3. und 6. Dezennium beobachtet. Pathogenetisch ist die 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 34. 625 


Entstehung einzelner Endotheliome auf der Basis chronischer Schleimhautent- 
zündung von Interesse; auch die Möglichkeit der malignen Degeneration von 
Polypen ist nicht ganz zu bestreiten. Der primäre Sitz der Geschwülste (40 Fälle 
Siebbeingeschwäülste, 17 Fälle Keilbeinhöhlen-, je 4 Fälle Sinus sphenoidalis- und 
frontalis-Geschwülste) ist für die Prognose von Bedeutung, da Geschwilste im 
Bereich der Nasenmuscheln verhältnismäßig gutartig sind, während die Ge- 
schwülste im Bereiche des Sieb- und Keilbeins sehr bösartig verlaufen, indem sie 
zeitig zu endokraniellen Wucherungen führen. Im allgemeinen ist die Prognose 
schlecht, wie auch die Endotheliome wenig Metastasen machen. Nur 13 Fälle 
konnten operativ geheilt werden, darunter 3 Fibro- und 3 Zylindroepitheliome, 
die an und für sich gutartiger sind. Trotzdem ist die Operation immer in allen 
Fällen zu versuchen. M. Strauss (Nürnberg). 


17) Uffenorde. Die verschiedenen Entzündungsformen der Nasen- 
nebenhöhlenschleimhaut und ihre Behandlung. (Zeitschrift für 
Ohrenheilk. u. f. d. Krankheiten d. Luftwege Bd. LXXII. S. 133 u. 192.) 

U. unterscheidet klinisch wie pathologisch-anatomisch, makroskopisch wie 
mikroskopisch zwischen einer Katarrhalisch-ödematösen und einer eitrigen Ent- 
zündung der Nebenhöhlenschleimhaut. 

Histologisch pflegen bei der eitrigen Form mehr Bindegewebs- und Infiltra- 
tionsprozesse aufzutreten, während bei der ödematösen Form die Schwellung 
durch Exsudationen in lockeres und mehr zellarmes Gewebsstroma bedingt ist; 
doch können bei der chronisch polypoiden Form der ödematösen Katarrhe gleich- 
zeitig transsudative Vorgänge mitspielen. Außer der rein katarrhalischen und 
rein entzündlichen Form gibt es dann noch Übergangsformen. In älteren Fällen 
kommt es zu Bindegewebsneubildung; doch pflegt diese bei der entzündlichen 
Form stärker zu sein. 

Makroskopisch läßt sich meistens der Unterschied der pathologisch-ana- 
tomischen Befunde bei den operativen Eingriffen an den größeren Nebenhöhlen 
konstatieren. Z.B. sieht man in der Kieferhöhle bei der katarrhalisch-ödema- 
tösen Entzündung eine mehr blasse, sulzig-ödematöse, meistens sehr dick ge- 
schwollene Schleimhaut, die oberflächlich sehr höckerig ist und oft große Polypen 
und nicht selten Cystenbildung aufweist. Bei der chronischen eitrigen Form ist 
die Schleimhaut blutreicher, gleichmäßiger geschwollen, oft fibrös geworden. 
Sie blutet mehr und haftet dem meistens höckerigen Knochen fester an, so daß 
sie sich nicht wie bei der ödematösen Form vom Knochen abziehen läßt. 

Klinisch sind beide Erkrankungsformen sowohl in akuten wie in chronischen 
Fällen gut auseinander zu halten. In akuten Fällen eitriger Erkrankung sind die 
lokalen und allgemeinen Beschwerden lebhafter, die Temperatur ist erhöht, 
eitriges Sekret zeigt sich in der Nase. Bei der ödematös-katarrhalischen Form 
ist der oft reichliche Abfluß bernsteingelben Sekretes aus der Nase, Verlegtsein 
der Nase, Verdunklung bei der Durchleuchtung typisch. In chronischen Fällen 
ist die sulzig-polypoide Entzündung der Nasenschleimhaut besonders im mittleren 
Nasengang charakteristisch. Das Sekret ist klar, wäßrig, die Nase verstopft, 
doch frei von Borken, die Schleimhaut hypertrophisch. Meist ist die Erkrankung 
doppelseitig. Die Patt. sind leicht zu Erkältung geneigt. Gelegentlich kommt es 
zur Bildung von Choanalpolypen, die nicht nur in Kiefer- und Keilbeinhöhle, 
sondern auch im Siebbein ihren Ursprung haben können. Bei der chronisch- 
eitrigen Entzündung der Nebenhöhlen wird man in fortgeschritteneren Fällen 
selten eine mehr oder weniger ausgesprochene Atrophie in der Nasenhöhle ver- 


626 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 34. 


missen, Borkenbildung, Trockenheit in Nase und Rachen finden. Häufiger ist 
die Erkrankung einseitig. Polypen finden sich in reinen Fällen von Eiterung 
nicht. Sehr oft finden sich Mischformen von eitriger und ödematös-katarrhalischer 
Entzündung charakterisiert durch reichliches Eitervorquellen zwischen den 
Poiypen. Diese Form faßt U. als eine primär ödematöse Entzündung mit se- 
kundärer Vereiterung auf. 

Therapeutisch empfiehlt es sich, bei akut-serösen Entzündungen von opera- 
tiven Eingriffen abzusehen. Lokal tut man gut, sich auf die Applikation ab- 
schwellender Mittel zu beschränken. Dagegen neigt U. bei chronisch-katarrha- 
lischen Entzündungen zu radikalen Eingriffen. Er operiert die Kieferhöhle nach 
Luc-Caldwell und räumt von der Kieferhöhle aus auch das Siebbein aus und 
eröffnet die Keilbeinhöhle.. Wenn nötig, wird die Stirnhöhle nach Jansen- 
Ritter eröffnet. U. ist um so radikaler, als die Erfahrung bei seinen Opera- 
tionen ihn gelehrt hat, daß die Erkrankung meist auf alle Höhlen übergeht. Auch 
bei Choanalpolypen operiert er, wenn bei der Durchleuchtung die Kieferhöhle 
dunkel erscheint, stets die Kieferhöhle und das Siebbein und die Keilbeinhöhle 
permaxillar. Bei den reineitrigen Entzündungen führen Spülungen in einem 
erheblichen Prozentsatz zur Heilung, vielfach kommt man mit kleineren Eingriffen 
aus. Bei Mischformen geht U. grundsätzlich radikal vor. 

Eine Anzahl Krankengeschichten von Nebenhöhlenerkrankungen und Choanal- 
polypen werden als Stütze für die angeführten Sätze mitgeteilt. 

Reinking (Hamburg). 


18) O0. Körner. Über Facialislähmung infolge von Erkrankungen 
der Ohrmuschel (Herpes, Perichondritis und Othämatom). 
(Zeitschrift f. Ohrenheilkunde u. f. d. Krankheiten d. Luftwege Bd. LXXII. 
S. 181.) 

Beim Herpes ist die gelegentliche Miterkrankung benachbarter motorischer 
und gelegentlich auch von Sinnesnerven bekannt und durch Überleitung der 
Erkrankung durch Nervenanastomosen zu erklären. In anderen Fällen ist, wie 
im Falle von Perichondritis, eine Toxinwirkung auf den benachbarten Nerven 
anzunehmen. Im Falle von Othämatom war dieses 4 Tage vor Auftreten der 
Facialislähmung gespalten worden, so daß auch hier eine toxinliefernde Wund- 
infektion ätiologisch anzuschuldigen ist. Reinking (Hamburg). 


19) 0. Körner. Über Facialislähmung infolge von Operationen 
im Mittelohr und am Schläfenbein. (Zeitschrift f. Ohrenheilk. u. 
f. d. Krankheiten d. Luftwege Bd. LXXII. S. 182.) 

Um übertriebenen Vorstellungen über die Häufigkeit postoperativer Facialis- 
lähmungen entgegenzutreten, hat K. aus seiner Klinik die letzten 570 einfachen 
Aufmeißelungen und die im gleichen Zeitraum ausgeführten 339 Totalaufmeiße- 
lungen durchgesehen. 

Von der ersten Gruppe hatten 6 schon vor der Operation eine Gesichts- 
lähmung. Von den übrigen 564 bekamen 3 nach, aber nicht infolge der Opera- 
tion Facialislähmung durch fortschreitende Tuberkulose des Schläfenbeins. 

Von den 339 Totalaufmeißelungen hatten vor der Operation 17, nach der 
Operation, aber nicht infolge derselben, 3 eine Facialislähmung. Von den übrigen 
319 haben 15 = 4,6%, eine Facialislähmung infolge der Operation bzw. der Nach- 
behandlung bekommen. Während der Operation kamen nur 3mal Verletzungen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 34. 627 


zustande beim Ausschaben von Granulationen oder Cholesteatommassen in der 
Facialisgegend. Lähmungen nach der Operation sind auf zu feste Tamponade 
und Sekretverhaltung oder unvorsichtige Ätzungen zurückzuführen; sie wurden 
in 3,7%, der Fälle beobachtet. 

Die Prognose dieser operativen und postoperativen Facialislähmungen ist 
gut, wenn nicht der Nerv durchtrennt wurde. Die genannten 15 Fälle heilten 
sämtlich. Reinking (Hamburg). 


20) 0. Körner. Die Stellung der Augenbrauen bei der peripheren 
Facialislähmung. (Zeitschrift für Ohrenheilk. u. f. d. Krankheiten der 
Luftwege Bd. LXXII. S. 191.) 

In zwei von K. beobachteten Fällen stand die Augenbraue der gelähmten 
Seite tief, die der nicht gelähmten Seite hoch. 

Über diese wenig bekannte Erscheinung geben Wilbrand und Sänger an, 
daß bei Leuten, die gewohnheitsmäßig den N. frontalis stark kontrahiert halten, 
im Falle einer Facialislähmung auf der nicht gelähmten Seite die Augenbraue 
hochgezogen wird. In anderen Fällen, in denen gewohnheitsmäßig der M. orbi- 
cularis in dauerndem Tonus gehalten, also die Augenbraue nach unten gezogen 
wird, steht diese auf der nicht gelähmten Seite tiefer. 

Reinking (Hamburg). 


21) O. Körner. Isolierte Lähmung der Mundäste des Nervus 
facialis infolge einer Schädigung des Nervenstammes inner- 
halb des Schläfenbeins. (Zeitschr. f. Ohrenheilk. u. f. d. Krankh. 
d. Luftwege Bd. LXXII. S. 189.) 

Der Satz, daß eine Schädigung des Facialisstammes das ganze Gebiet des 
Nerven lähmt, kann, wie der angeführte Fall beweist, Ausnahmen erleiden. Die 
postoperative, isolierte Lähmung der Mundäste des Gesichtsnerven ging schnell 
zurück und verschwand in 10 Tagen. Reinking (Hamburg). 


22) G. G. Davis. Buyo cheek cancer. (Journ. of the amer. med. assoc. 
Vol. XLIV. No. 9. S. 711. 1915.) u 
Auf den Philippinen kommt sehr häufig Wangenkrebs, ausgehend von den 
Mundwinkeln, zur Beobachtung bei Buyo- (Pfefferblatt-) und Bethelkauern. Von 
75 Mundkrebsen betrafen 65 die Mundwinkel, und zwar den Mundwinkel, in dem 
der Betreffende die Buyo- oder Bethelstange zu halten gewohnt war. In Ländern, 
wo nicht Buyo gekaut wird, ist der Krebs der Mundwinkel und Wangen eine große 
Seltenheit. Der histologische Charakter der Geschwülste ist der eines Platten- 
zellenepithelioms. Da die Geschwülste rasch fortschreiten, ist eine radikale Ent- 
fernung nur sehr selten möglich. E. Leschke (Berlin). 


23) Emil Schepelmann. Myeloplastik. (Deutsche Zeitschrift für Chir- 
urgie Bd. CXXXIII. S. 270.) 
Beobachtung aus dem Krankenhause Bergmannsheil, Bochum (Prof. Wall- 
stein), betreffend einen 35jährigen Kranken, dem wegen Karzinom der größte 
Teil der rechten Backe entfernt werden mußte und der auch an Ankylose des 
rechten Kiefergelenks litt. Letztere wurde mittels Resektion des Unterkiefer- 
köpfchens und Einschlagen eines Weichteillappens zur Heilung gebracht. Zur 
Deckung des Wangendefektes gebrauchte S. einen 16 x 20 cm großen Hautlappen 


628 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 34. 


aus der Sternal-, rechten Parasternal- und Mammillargegend, dessen Basis am 
Schlüsselbein lag und dessen unterer freier Rand an den horizontalen Kieferast 
bzw. die ihn deckende Haut angenäht wurde. Gleichzeitig Besetzung der Wund- 
fläche dieses Lappens (auch der Brusthautdefektwunde) mit Thiersch’schen 
Transplantationen. Durchtrennung des Lappenstieles etappenweise, 1!/, Wochen 
nach der Operation begonnen, alle 3 Tage weiter fortgesetzt, bis nach weiteren 
1!/, Wochen der Stiel ganz durchtrennt war. Nunmehr Umschlagen des Lappens 
nach oben in den Backendefekt — die Seite mit den Thiersch’schen Trans- 
plantationen mundhöhlenwärts, die Brusthautseite nach außen, so daß die Brust- 
hauthaare zu Barthaaren wurden. Nach Vornahme noch einiger kleiner Ver- 
schönerungskorrekturen (Brustwarzenentfernung, Einspritzung von Paraffin, 
Erweiterung der Mundspalte usw.) sehr erfreuliches Endresultat mit guter Sprache, 
Kieferbeweglichkeit, Eßfähigkeit, recht gutem Allgemeinzustand, Arbeitsfähig- 
keit (vgl. 8 Photogramme). Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


24) Shelton Horsley. Transplantation of the anterior temporal 
artery. (Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 5. S. 4008. 1915.) 
Bei Lappentransplantationen aus Stirn- oder Schläfenhaut zur Deckung von 
Wangendefekten bewährte sich dem Verf. die Mitverpflanzung der Temporal- 
arterie, die er auf eine Strecke freipräparierte, gleichsam als ernährender Stiel 
des zu überpflanzenden Lappens und in einem Schnitt, der bis zu dem Wangen- 
defekt reichte, unter die Haut einbettete. Auf diese Weise bleibt das transplan- 
tierte Hautstück gut ernährt. E. Leschke (Berlin). 


25) Chr. Bruhn (Düsseldorf). Die gegenwärtigen Behandlungs- 
wege der Kieferschußverletzungen. Ergebnisse a. d. Düsseldorfer 
Lazarett für Kieferverletzte. Unter ständiger Mitwirkung von Friedrich 
Hauptmeyer, Max Kühl und Dr. August Lindemann. Hft. I. Mit 
61 Abbildungen. Wiesbaden, J. F. Bergmann, 1915. 

Unter dem obigen Titel und unter Mitarbeit der Genannten beabsichtigt B. 
in zwanglosen Heften die wissenschaftliche Verarbeitung und Darstellung der 
im Düsseldorfer Lazarett für Kieferverletzte beobachteten Fälle weiteren Kreisen 
zugänglich zu machen. Wir können nur mit ihm wünschen, daß die fachärztliche 
Behandlung der Kieferverletzungen nicht als eine Nacharbeit aufgefaßt werden 
darf, die der ärztlichen Behandlung zu folgen hat, sondern in der Mehrzahl der 
Fälle unmittelbar mit der chirurgischen Behandlung einsetzen muß, in nicht 
seltenen Fällen ihr sogar vorauszugehen hat. In dem vorliegenden ersten Heft 
bespricht zunächst Hauptmeyer die »Behandlung der Schußverletzungen im 
Bereiche des Gesichtes mit besonderer Berücksichtigung der Läsionen der Kiefer«. 
Zu warnen ist vor dem festen Kopfwickelverband, zum mindesten vor einem zu 
lange fortgesetzten Gebrauch desselben, da durch das feste Anziehen der Binden- 
touren um Hinterkopf und Kinnpartie das Kinn eine erhebliche Dorsalverschie- 
bung erfährt, so daß das typische Vogelgesicht entsteht. Sobald als möglich 
solite daher die Wundbedeckung mit einer leicht angelegten Kinnschleuder oder 
mit Heftpflaster versucht werden. Die primäre Knochennaht bei Kieferschüssen 
ist unbedingt zu verwerfen, ebenso die Anbringung von Immediatschienen und 
-prothesen durch Naht am Knochen; statt dessen hat die Befestigung des Schienen- 
verbandes um die natürlichen, festen Zähne fern von der Wundhöhle zu geschehen. 
August Lindemann bespricht sodann die »Deckung größerer Defekte der 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 34. 629 


Weichteile bei Kieferschußverletzungen«, indem er zuerst an instruktiven Bei- 
spielen aus der Praxis zeigt, wie es nicht gemacht werden soll, d.h. primäre Naht 
nur da, wo es sich um frische Zerreißungen der Weichteile handelt und der be- 
gleitende Kieferbruch ein mehr oder weniger glatter ist. Bei völligem Defekt, 
z. B. der Lippen, kommen große gestielte Lappen in Betracht. In den noch fol- 
genden Aufsätzen werden verschiedene Fälle aus der Praxis an Hand von Ab- 
bildungen, die durchweg vorzüglich sind, und von Röntgenbildern besprochen, 
besonders die Art des prothetischen Ersatzes genauer beschrieben. 
B. Valentin (Berlin). 


26) Turnovszky (Wien). Ein Wort zur Behandlung der Kiefer- 
schußverletzungen. (Militärarzt 1915. Nr. 11.) 

Verf. stellt die nicht neue, als berechtigt anerkannte Forderung, daß bei 
Kieferschüssen Chirurg und Zahnarzt Hand in Hand arbeiten sollen. Die be- 
kannten Folgen einer schlecht geheilten Fraktur bei lediglich symptomatischer 
Behandlung werden ausführlich geschildert. Thom (z. Z. im Felde). 


27) T. Weishaupt. Die Ernährung von Verwundeten mit ausge- 
dehnten Kieferzertrümmerungen. (Münchener med. Wochenschrift 
1915. Nr. 20. Feldärztl. Beil. 20.) 

Jetzt tritt auch schon eine »Hilfsschwester« mit einer — Neues nicht brin- 
genden — Veröffentlichung auf. W. hat, bei Prof. Williger im Kgl. zahnärzt- 
lichen Institut (Reservelazarett) tätig, sich der Ernährung von Kopfverletzten 
sorgfältig gewidmet. Bei Unfähigkeit zu schlucken wird durch einen durch die 
Nase eingeführten Schlauch, später durch einen kürzeren, den Pat. sich selbst 
bis in den Anfangsteil der Speiseröhre einbringt, die flüssige Nahrung mittels 
Irrigator eingefüllt. W. gibt eine Reihe von Kochrezepten für diese, unter Be- 
rücksichtigung des berechtigten Wunsches der Patt., schließlich auch eine ab- 
wechslungsreiche, wohlschmeckende Kost zu erhalten. 

Kramer (Glogau). 


28) Julius Steinkamm. Ein Universalapparat zur Dehnung von 
Kiefermuskeln und -bändern nach Schußverletzungen. (Deutsche 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 24. S. 711—712.)' 

Im jetzigen Kriege sind die Kopfverletzungen in großer Zahl vertreten und 
die Kiefer häufig betroffen. Durch Querschläger entstandene Verwundungen 
verursachen Verkürzungen und Narbenstränge, wodurch große Behinderungen 
im Gebrauch des Unterkiefers eintreten. Die Beweglichkeit ist in einzelnen Fällen 
fast vollständig aufgehoben. Die Resultate, die S. mit Holzkeil oder Holzschraube 
erzielte, befriedigte ihn nicht. Als idealstes Mittel zur Dehnung der Narbenstränge 
erachtet er denGummizug. Am Oberkiefer und am Unterkieferwird die Befestigung 
zweier zueinander beweglicher Branchen angebracht, über die man Gummi spannt. 
S. gibt zwei Abbildungen und eine genaue Beschreibung des Apparates. 

Kolb (Schwenningen a. N.). 


29) J. Berry. Surgery of the cleft palate. (Surgery, gynecology and 
obstetrics Vol. XX. 1915. Nr. 1.) 

30) G. V. J. Brown. The principles which govern the ultimate 
results of harelip and cleft-palate operations. (Ibid.) 


630 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 34. 


31) J. R. Eastman. Factors of safety in cleft-palate surgery. (Ibid.) 
32) F. W. Goyder. On the treatment of cleft palate. (Ibid.) 
33) Tr. W. Brophy. The late results of cleft-palate operations, 

(Ibid.) 

Berry operiert enge Gaumenspalten schon in den ersten 5 Lebensmonaten, 
größere nach sofortiger Hasenschartenoperation im 2. oder 3. Lebensjahre. Nach 
der Hasenschartenoperation wird der Gaumenspalt enger und der Bogen durch 
die Entwicklung der Alveolen höher. Bei sehr weiten Spalten mit runder Be- 
grenzung vorn schließt er zunächst Anfang des 2. Lebensjahres den weichen 
Gaumen, wonach der knöcherne Spalt auch oft enger und zur Operation geeigneter 
wird. Er bevorzugt die Langenbeck’sche Operation, legt aber die seitlichen 
Einschnitte kürzer an oder läßt sie ganz weg. 

Brown warnt vor der Kompression, die die Gefahr der Verengerung der Nase, 
Zerstörung der Zahnkeime und damit der Entwicklung des Gaumenbogens in sich 
birgt. Auch ihm hat die Operation nach Langenbeck-Warren die besten Er- 
folge gebracht. Wichtig ist, eine gute Form der Nase herzustellen. Er befür- 
wortet im allgemeinen möglichst zeitige Operation bis Ende des 2. Lebensjahres, 
ehe sich Sprachfehler eingestellt haben. 

Eastman empfiehlt, zur vorübergehenden Ruhigstellung des Arcus palato- 
glossus eine fortlaufende Naht des vorderen Gaumenbogens von einem Zungen- 
grunde zum anderen über die Uvula hinweg anzulegen. Durch diese Ruhigstellung 
des weichen Gaumens wird die Gaumennaht geschützt gegen die Schädigungen des 
Schlingaktes. Er benutzt zur Operation lokale Anästhesie mit 1/,%, iger Novokain- 
lösung unter Zusatz von 0,02%, Adrenalin. Beim Neugeborenen genügt Injektion 
von 10 bis 20 Tropfen dieser Lösung auf jeder Seite. Die etwas gewaltsame Ein- 
spritzung unter das Periost erleichtert die Lösung der Lappen. Die Lage während 
der Operation ist gleichgültig. Auch bei hängendem Kopf wird Blut verschluckt. 
Das nach der Operation auftretende Fieber steht im Verhältnis zur Menge des 
verschluckten Blutes. Daher kann man durch Magenspülung das Fieber herab- 
setzen. — Seitliche Entspannungsschnitte hält E. für überflüssig, dagegen legt er 
Wert auf genügende Lösung des weichen vom harten Gaumen. In Fällen von 
fast horizontalem harten Gaumen ist bei Kindern bis zu 5 Monaten die der Opera- 
tion vorausgeschickte seitliche Kompression nach Brophy wertvoll, dessen Ap- 
parat E. ein wenig geändert hat. Bei gesunden Kindern will er die Operation schon 
in den ersten Wochen ausführen. 

Goyder weist für das spätere Sprechen auf die Wichtigkeit von Länge und 
Beweglichkeit vom weichen Gaumen hin und ferner auf die hohe Sterblichkeits- 
ziffer infolge Erkrankung der Luftwege bei nicht operierten Kindern. 

Brophy hat festgestellt, daß die meisten Kinder mit angeborener Gaumen- 
spalte nicht etwa weniger Gaumensubstanz haben als andere Kinder. Deshalb 
ist auch fast stets die Naht ausführbar. Nur in den wenigen Fällen, in denen ein 
Defizit von Gewebe vorliegt, macht man die Knochen beweglich. In den nicht 
operierten Fällen tritt am gespaltenen Oberkiefer infolge Nichtgebrauch Atrophie 
ein, außerdem wird der Spalt durch die Gewalt der Zunge und des Unterkiefers 
immer mehr erweitert. Er befürwortet die frühzeitige Operation innerhalb der 
ersten 3 Lebensmonate. Bei derart zeitig operierten Kindern sieht man nach 
15 Jahren überhaupt keinen Unterschied mehr gegen Normale; die Sprache ist 
gut. Knochenoperationen hält Verf. für überflüssig, ebenso die lateralen Ent- 
spannungsschnitte. Besonders sollten Einschnitte im weichen Gaumen vermieden 
werden wegen der dadurch hervorgerufenen Verschlechterung der Blutversorgung, 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 34. 631 


der Infektionsgefahr, der Nervendurchschneidung mit folgender Muskellähmung, 
und der entstehenden Narbe, die die Beweglichkeit beeinträchtigt. Zur Naht 
benutzt Verf. Roßhaar, Silberdraht und Bleiplatten. 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


34) S. Hybbinette. Beiträge zur Frage von der Behandlung an- 
geborener Gaumendefekte. (Nord. med. Arkiv 1914. Abt. 1. [Kirurgi.] 
Hft. 3. Nr. 15. Bd. XLVII. [Ausg. 15. Juni 1915.]) 

Verf. berührt zunächst die Frage des oft beobachteten Mißverhältnisses zwi- 
schen anatomischem und funktionellem Resultat nach der Operation ange- 
borener Gaumendefekte und betont die besondere Wichtigkeit systematischer 
Sprachübungen nach Prinzipien wie bei den Taubstummen betrieben, mit gleich- 
zeitiger Massage des Gaumens. — Drei prinzipiell verschiedene Operationsmethoden 
konkurrieren zurzeit miteinander. Die von Brophy angegebene Methode kann 
nur bei Säuglingen bis zum 3. Lebensmonat angewendet werden. In einer ersten 
Sitzung werden die beiden Gaumen aneinander gepreßt und durch 2—3 mit Blei- 
platten angelegte Metalldrahtnähte in dieser Lage gehalten. In einer zweiten 
Sitzung wird der weiche Gaumen genäht. Nachteil der Operation ist die hohe 
Mortalität und die häufig beobachtete Schädigung der Zahnanlage. Verf. hat 
nur einen Fall und nicht mit vollem Resultat operiert. Gebräuchlicher ist die 
von Lane angegebene Methode, die der schon 1824 von Krimer angewendeten 
ähnlich ist. Auch Lane will so frühzeitig wie möglich nach der Geburt operieren. 
Auf der einen Seite wird ein großer Lappen gebildet, der um 180° gedreht und dann 
unter einen losgelösten Lappen der anderen Seite heruntergeschoben und vernäht 
wird. Verf. hat 2mal nach Lane operiert, im 2. Lebensmonat. Bei einem Pat., 
den Verf. wieder auffinden konnte, war das Resultat gut. Die am meisten ange- 
wendete Methode ist die von Langenbeck. Verf. hat selbst 7 Fälle nach Lan- 
genbeck operiert. In einem Falle mit sehr breitem Defekt hat er nun ein Ver- 
fahren angewandt, das eine Kombination der Methoden Lane oder eigentlich 
Krimer und Langenbeck darstellt. Verf. hat diese Kombination im ganzen 
8mal mit gutem Erfolge bei solchen Fällen angewandt, bei denen die Langen- 
beck’sche Methode schon ein- oder mehrmal mißlungen war, oder wo die Breite 
des Defektes schlechte Aussichten auf Erfolg bot. Auf der einen Seite wurde ein 
Lappen gebildet, der nachher um 180° gedreht und mit einem nach Langenbeck 
gebildeten Lappen der anderen Seite vernäht wurde. Das anatomische und funk- 
tionelle Resultat war in allen Fällen ein gutes. Das Verfahren ist früher schon von 
Moszkowicz angewendet worden, der über 14 Fälle publizierte. 

Fritz Geiges (Freiburg). 


35) Merz. Über eine seltene, retropharyngeal gelegene Binde- 

gewebsgeschwulst mit Einschlüssen von Ganglienzellen. (Zeit- 
. schrift f. Ohrenheilk. u. f. die Krankh. d. Luftwege Bd. LXXII. S. 219.) 

Gutartige, apfelgroße, leicht ausschälbare Geschwulst bei einem leicht 
schwachsinnigen 17jährigen Burschen. Mikroskopisch besteht die Geschwulst 
aus z. T. stark gefäßhaltigem Bindegewebe mit eingelagerten Ganglienzellen. 

Pat. bleibt rezidivfrei, weist jedoch bei der Nachuntersuchung einseitige 
Sympathicusstörungen (Enophthalmus, verengte Lidspalte, Hyperhydrosis auf 
der Seite des Geschwulstsitzes), sowie zahlreiche größere und kleinere Pigment- 
flecke auf der Haut auf. 


632 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 34. 


Als Ursprung der Geschwulst wird das das Ganglion cervicale supremum 
durchziehende und umgebende Bindegewebe angesehen. Der Fall dürfte ein 
Unikum darstellen. Reinking (Hamburg). 


36) Ludwig Moszkowicz. Beobachtung einer „sympathischen“ 

Parotitis nach Schußverletzung. (Militärarzt 1915. Nr. 8.) 

4 Tage nach Geschoßsplitterverletzung der rechten Parotis mit Speichelfistel 
Schwellung auch der unverletzten linken, die stärker und länger anhaltend war 
als rechts, auf flüssige Kost sich verringerte. Mumps, Entzündung im Mund, 
Speichelstein sind ausgeschlossen. Verf. erinnert an Beobachtungen doppel- 
seitiger Speicheldrüsenschwellung infolge von Speichelstauung bei engen Aus- 
führungsgängen. Ursache hier sympathische Entzündung? 

Thom (z. Z. im Felde). 


37) G. Ferrarini. Sulla possibilità di creare alla parotide una 
via collaterale di escrezione coll’ anastomosi interglandulare 
parotido-sottomascellare. (Clin. chir. XXII. 11. 1914.) 

Verf. geht von den Schwierigkeiten der Dauerheilung rebellischer Speichel- 
fisteln und der Pneumotokele der Parotis aus und versuchte experimentell die 
Frage einer Kollateralverbindung zwischen Parotis und Submaxillardrüse zu be- 
arbeiten. In fünf Hundeexperimenten gelang es nach sorgfältiger Resektion und 
Ligatur des Ductus Stenonianus ohne Schwierigkeit, durch Anfrischung des beider- 
seitigen Drüsengewebes eine Verbindung zwischen beiden Drüsen herzustellen, 
so daß in den zentralen Stumpf des Parotisganges eingespritzte Gelatine durch 
den Submaxillarisausführungsgang entleert wurde, ohne daß die Funktion der 
Parotis durch die Obliteration des Ausführungsganges aufgehoben wurde. Die 
Anastomose kommt histologisch in der Weise zustande, daß die angefrischten 
Drüsenoberflächen zunächst nekrobiotisch zugrunde gehen, wobei im wesentlichen 
die sezernierenden Elemente betroffen werden, während die exkretorischen er- 
halten bleiben. Es bildet sich eine Narbe, die beide Drüsen vereint und in der 
durch Proliferation der Epithelien der Ausführgänge Epithelschläuche gebildet 
werden, die sich allmählich höhlen und die Narbe durchdringen, bis sie die von 
der Submaxillarisnarbe aus gebildeten Epithelschläuche erreichen, Genetisch 
scheint hierbei der Einfluß der Stauung des Parotissekretes von Bedeutung zu sein. 

Zum Schluß beschreibt Verf. auf Grund von Leichenuntersuchungen die 
Technik der Anastomosenbildung beim Menschen. Hautschnitt parallel dem 
horizontalen Kieferaste einige Zentimeter unterhalb des Kieferrandes. Unter- 
bindung der Vena facialis. Freilegung und Luxation der Submaxillardrüse und 
der Vorderfläche des unteren Parotislappens vom Hinterrand des Hautschnittes 
aus. Nach der Luxation dieses Lappens kann die Vena facialis posterior unter- 
bunden werden. Die beiden luxierten Drüsen werden dann oberflächlich reseziert, 
übereinander verlagert und in dieser Lage durch einige Situationsnähte fixiert. , 

M. Strauss (Nürnberg). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 





Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


3 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, G. PERTHES, E. RICHTER, 














in Bonn, in Tübingen, in Breslau. 
42, Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 36. Sonnabend, den 28. August 1915. 
Inhalt. 


1) Burkard, Spätkomplikationen nach Erfrierungen. (S. 633.) — 2) Trendelenburg, Noso- 
komialgangrän. (5. 638.) — 8) Göbel, Arztliche Fehler bei Ausübung der Kriegschirurgie. (S. 634.) 
4) Schaeebter, 5) Perthes, 6) Eisner, Wundbehandlung im Kriege. (S. 634.) — 7) Noder, Mieder- 
naht. (S. 635.) — 8) Mühlhaus, Gummizugverband (S. 635.) — 9) Koch, Kampferwein. (S. 635.) — 
10) Kutten, 11) Kuhn, 12) Mayer und Mollenhauer, 13) Peiser, 14) Löscher, Zur Verband- 
technik. (S. 635.) — 15) Payr, Gelenkmobilisierung. (S. 636.) — 16) Milner, Orthopädische Nach- 
behandlung der Kriegsverletzten. (S. 637.) 

17) Eisberg, Laminektomien. (S. 637.) — 18) Mayor, Traumatische Myelitis. (S. 638.) — 
19) Rumpel, 20) Kuznitzky, 21) Key, Zur Chirurgie der Wirbelsäule. (S. 638.) — 22) Gross, 
Verletzung der Vagusgruppe. (S. 639.) — 23) Vecchi, Chordom des Kreuzbeins. (S. 640.) — 24) Morse, 
Caput obstipum. (S.640.) — 25) Ligabue, Cystisches Lymphangiom des Halses. (S. 641.) — 
26) Betcke, Carotisschuß. (S. 641.) — 27) Rühl, Aneurysma art.-venos. der Carot. com. und. V. jug. 
int. (S. 641.) — 28) Borellus, 29) Schütze, 30) Meyer, Zur Chirurgie der Speiseröhre. (S. 641.) — 
81) Buford, Kropf bei Kindern. (S. 643.) — 82) Odin, Kleinhirnsymptome bei Myxödem. (S. 643.) 
83) Nadoleczny, 84) Böhler, 85) Scheier, Kehlkopfschüsse. (S. 643.) — 86) Steiner, Fremdkörper 
in den Luftwegen. (S.6#4.) — 37) Jehn, Brustverletzungen im Felde. (S. 645.) — 88) Borelius, 
Empyem. (S. 645.) — 39) Löwenhjelm und Nyström, Thorakoplastik. (S. 646.) — 40) Glaser und 
Kasestle, Herzschuß. (S. 646.) — 41) Rubenson, 43) Handley, Zur Chirurgie der Brustdrüsen. (S. 646.) 

43) Calogero, 44) Matti, Klumpfuß. (S. 647.) — 45) Schmidt, 46) Ritschl, Spitzfuß. (S. 648.) 
— 47) Oppenheim, Frakturen von Mittelfuß, Mittelland und Phalangen. (S. 648.) 





1) 0. Burkard (Graz). Spätkomplikationen nach Erfrierungen. 

(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 23. Feldärztl. Beil. 23.) 

Die Komplikationen traten in drei Fällen nach bis dahin glattem Verlauf 
einer schon weit vorgeschrittenen Spontanheilung auf und bedrohten die Kranken 
auf das schwerste durch das Aufflammen heftiger septischer Allgemeinerschei- 
nungen, die von den Frostbrandstellen an den Zehen ihren Ausgang nahmen. 
Während der eine Pat. daran zugrunde ging, konnten die beiden anderen durch 
Amputation der Zehe usw. gerettet werden. Bei ihnen durchschnitt die De- 
markationslinie ein Phalangealgelenk; ein kleines Segment der Gelenkfläche, 
etwas bläulich verfärbt, erschien von der übrigen Gelenkfläche durch eine ge- 
zackte Linie abgetrennt, längs welcher bei seitlichem Druck etwas schmutzig- 
rötliches Sekret hervorquoll und in der ein feiner, in die Spongiosa sich fort- 
setzender, einen abgestorbenen Splitter abtrennender Spalt endete. Dadurch kam 
es zum Eindringen der Infektionserreger und zur Allgemeininfektion. 

Kramer (Glogau). 


2) F. Trendelenburg. Über Nosokomialgangrän. (Zeitschrift für 
ärztl. Fortbildung 1915. Nr. 5.) 
Verf. beschreibt in vorliegendem Vortrage die Bilder des Hospitalbrandes, 


35 


634 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 35. 


sowie die Therapie. Gerade im jetzigen Kriege empfindet man beim Lesen durch 
die Gegenüberstellung die Segnungen der Asepsis mehr denn je. 
Thom (z. Z. im Felde). 


3) Göbel (Breslau). Arztliche Fehler bei Ausübung der Kriegs- 
chirurgie und ihre Vermeidung. (Münchener med. Wochenschr. 
1915. Nr. 24. Feldärztl. Beil. 24.) 

G.’s Ausführungen, die unangenehmen Erfahrungen ihre Entstehung ver- 
danken, bringen den Fachchirurgen nichts Neues, werden aber hoffentlich vielen 
Ärzten von Nutzen sein. Hier soll nur kurz erwähnt werden, daß Verf. vor 
der Ruhigstellung nicht verletzter Gelenke warnt, den Gebrauch der Narkose 
(Morphineinspritzungen 1/3 Stunde vor den Verbänden genügen wohl meistens. Ref.) 
bei allen großen schmerzhaftenVerbänden für unumgänglich hält, für große Weich- 
teilschüsse, besonders zum Transport, ebenso wie für Frakturen, schon zur Ver- 
minderung der Schmerzen (Muskelzerrung) einen gut fixierenden Schienen- 
verband empfiehlt. Bei Anlegung gefensterter Gipsverbände ist es ein ein- 
faches Verfahren, wenn man über der mit Verbandstoff bedeckten Wunde ein 
Wasserglas oder eine Tasse zum Aussparen des Fensters mit einer Bindentour 
befestigt. Zur Prophylaxe der Meningitis schlägt G. vor, jedem Hirnschuß- 
verletzten Urotropin für längere Zeit zu verabreichen. Auch auf die Wichtig- 
keit von Autopsien im Felde weist Verf. hin. Kramer (Glogau). 


4) Max Schaechter. Meine Erfahrungen über die Wundbehand- 

lung des Krieges. (Militärarzt 1915. Nr. 14 u. 15.) 

In wortreicher Rede setzt uns Vortr. die Wundbehandlung und Asepsis in 
seinem Budapester Spital auseinander, die nichts wesentlich Neues bringt. Ein 
Spitalkommandant scheint auch in Österreich unumgänglich notwendig zu sein. 
Die unheilvolle Wirksamkeit »wohltätiger Damen« und eines sog. »Apparats- 
mannes«, auch mangelhafte Transportverhältnisse werden durch Beispiele und 
Illustrationen erhärtet. Thom (z. Z. im Felde). 


5) G. Perthes. Eine wichtige Forderung für die Behandlung 
von Schußfrakturen. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 22. 
Feldärztl. Beil. 22.) 

P. weist auf die Notwendigkeit hin, jede infizierte, infektionsverdächtige 
Schußfraktur, wenn irgend möglich, so zu versorgen, daß beim jedesmaligen 
Wechsel des Wundverbandes die Immobilisierung aufrecht erhalten bleibt, um 
einer Verbreitung der Infektion vorzubeugen. Er sucht nachzuweisen, daß 
dieses Ziel mit Schienen, Schienenhülsenapparaten, Extensionsverbänden nicht 
erreicht werden könne und hält den großgefensterten gegenüber dem Fenster 
verstärkten Gipsverband allein für geeignet, die Bewegung der Fragmente bei 
der täglichen Wundversorgung zu vermeiden. Nötigenfalls müssen bogenförmig 
über das Wundgebiet hingeleitete Gipsschienenbrücken mit Verstärkung aus 
Bandeisen usw. versehen werden, damit der Verband genügende Festigkeit er- 
hält. P. schildert die Technik dieser bekannten Verbände mit großen Fenstern 
und weit überspannenden Brückenbogen, die auch die Sauberhaltung des Stütz- 
verbandes und die ausgiebige Kontrolle der Wundumgebung ermöglichen. 

Kramer (Glogau). 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 35. 635 


6) Erich Eisner. Über Heftpflasterverbände zur Beschleunigung 
der Heilung von Schußwunden. (Deutsche Zeitschr. f. Chirurgie 
Bd. CXXXIII. S. 83.) 

E. hat als Bataillonsarzt im Reservelazarett Butzbach bei Verwundeten zur 
Heilung von Granulationswunden sich mit bestem Erfolge des alt bekannten 
Heftpflasterverbandes bedient. Er empfiehlt, hierfür nur das weiße Leukoplast 
zu nehmen. Kombiniert wurde der Heftpflasterverband mit Scharlachrotsalbe zur 
Anregung der Epithelbildung, und zwar gebrauchte E. für diesen Zweck den 
Unna’schen Scharlachsalbenmull (Beiersdorf). Auch hat er nach eigenen 
Angaben bei der Firma P. Beiersdorf & Co., Hamburg, ein eigenes Pflaster, 
»Scharlachleukoplast«, herstellen lassen. 9 Abbildungen zeigen einige der behan- 
delten Wunden in verschiedenen Stadien der Heilung. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


7) A. Noder. Die Miedernaht. (Münchener med. Wochenschrift 1915. 
Nr. 19. Feldärztl. Beil. 19.) 

Je ein 4 cm breiter Streifen von weicher Leinwand oder Schirting, dessen einer 
Rand mit kleinen Miederhäkchen in Abständen von 2 cm benäht ist, wird in der 
erforderlichen Länge zu beiden Seiten der Wunde auf der gesunden Haut mit 
Mastisol so befestigt, daß der Häkchenrand fingerbreit vom Wundsaum entfernt 
bleibt. Nach Festkleben werden die Streifen mit starker Nähseide gegeneinander 
geschnürt; allmählich gelingt dies in der nächsten Zeit immer mehr, so daß die 
Wundflächen sich in kurzer Zeit verkleinern. (Werden die Streifen durch die 
Wundabsonderung nicht rasch gelockert? Ref.) Kramer (Glogau). 


8) Mühlhaus. Anwendung eines Gummizugverbandes bei großen 
Hautwunden. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 19. Feldärztl. 
Beil. 19.) 
Zur Annäherung der Wundränder großer Wunden ohne Entspannungs- 
schnitte und -nähte schlägt M. den Gummischnurzugverband vor, zu dem Leuko- 
plast, Sicherheitsnadeln und Gummischnüre erforderlich sind. 
Kramer (Glogau). 


9) R. Koch. Kampferwein in der Wundbehandlung. (Therapeutische 

Monatshefte Bd. XXIX. Nr. 5. 1915.) 

Verf. weist darauf hin, daß sich feuchte Verbände mit Kampferwein hervor- 
ragend zur Behandlung schmieriger eitriger Wunden eignen, indem sie die Gra- 
nulationsbildung anreizen, die Eitersekretion einschränken und vor allem die 
Schmerzen lindern, so daß Verbände mit Kampferwein von den Verletzten direkt 
verlangt werden. M. Strauss (Nürnberg). 


10) D. Kutten. Über ein neues Universalbett zum Verbandwechsel 
an liegenden Patienten nach Prof. Dr. W. Lepkowski. (Mili- 
tärarzt 1915. Nr. 13.) 

Um behufs Verbandwechsel eine schädliche Umlagerung zu vermeiden, wird 
aus zwei Brettern des aus drei Brettern bestehenden Bodens an passender Stelle 
in notwendiger Ausdehnung ein Stück herausgesägt und durch Scharniere zum 
Umklappen eingerichtet. Zwei Abbildungen. Thom (z. Z. im Felde). 


35* 


636 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 35. 


11) Fr. Kuhn (Berlin-Schöneberg). Die Rabitzbrücke bei ge- 
fensterten Gipsverbänden. (Münchener med. Wochenschrift Nr. 22. 
Feldärztl. Beil. 22.) 

Für die Herstellung der Brückenverbände empfiehlt K. die Kombination 
von Draht und Gips in der Art, wie die Rabitzwände in der Architektur. Die 
Brücken stellt K. aus zwei Drähten her, die durch eine oder einige diese Drähte 
verbindende Gipsbindentouren zu breiten Spangen vervollständigt werden. (Auch 
in der Mitte gebogene und an den Enden gerade, mit diesen eingegipste 
Cramer’sche Schienen sind zweckmäßig. Ref.) Kramer (Glogau). 


12) Mayer und Mollenhauer. Zur Gipsverbandtechnik bei Frak- 
turen mit ausgedehnten Weichteilverletzungen. (Münchener 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 23. Feldärztl. Beil. 23.) 

In den Zehlendorfer Lazaretten (Prof. Biesalski) wird bei den im Titel 
angegebenen Verletzungen der Bandeisenbügelgipsverband in der in der Ab- 
handlung durch Abbildungen erläuterten Art angewandt. Er wirkt durch Ruhig- 
stellung der Fragmente sehr günstig, ermöglicht die Extension und Anlegung 
seitlich korrigierender Züge, macht die ausgedehntesten Weichteilwunden völlig 
zugänglich, den Verbandwechsel an diesen bequem, auch kleine operative Ein- 
griffe ohne Abnahme des Gipsverbands ausführbar und ist durch Billigkeit des 
Materials ausgezeichnet. Kramer (Glogau). 


13) A. Peiser (Posen). Unsere Schienenverbände im Felde. 

(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 23. Feldärzl. Beil. 23.) 

Für die durchaus notwendige Ruhigstellung von größeren Weichteilwunden, 
Kopfschüssen, Halsverletzungen empfiehlt P. unter Erläuterung der Anlegung 
an der Hand von zahlreichen Abbildungen die Cramer’schen Eisendraht- 
schienen. Kramer (Glogau). 


14) Löscher. Der Brotbeutelträger als Verbandmittel. (Münchener 

med. Wochenschrift 1915. Nr. 23. Feldärztl. Beil. 23.) 

Abbildungen erläutern die Art der Verwendung des 3cm breiten, mit 
Karabinerhaken versehenen Bandes, »des Brotbeutelträgers« als Armschlinge 
ohne oder mit Schiene, als Zugverband am Oberarm, zur Feststellung des Armes 
am Körper bei erhobenem Ellbogen, des Unterschenkels bei gebeugtem Knie 
und als Zugverband des Beines an den Tragstangen der Krankentragen. Bei 
den Zugverbänden wird der beschwerte Brotbeutel angehängt. 

Kramer (Glogau). 


15) E. Payr (Leipzig). Uber blutige Gelenkmobilisierung in der 

Kriegschirurgie. (Wiener med. Wochenschrift 1915. Nr. 29.) 

In vorliegender Arbeit wendet sich Verf., gestützt auf seine Veröffentlichun- 
gen und Erfolge, gegen Lorenz in seinem Vortrage in Nr. 21 und 22 dieser 
Zeitschrift. Es stehen hier gleichsam Vertreter alter und moderner Richtung 
einander gegenüber. Der Fortschritt wird und muß siegen! Eine genaue Wür- 
digung der beiden Arbeiten in ihren Einzelheiten verlangt ein Nachlesen im 
Original. Auf Gelenkeiterungen und namentlich deren energischere, operative 
Therapie geht Verf. näher ein. Thom (z. Z. im Felde). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 35. | 637 


16) Milner (Leipzig). Zur orthopädischen Nachbehandlung der 
Kriegsverletzten. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 23, 
Feldärztl. Beil. 23.) 

M. gibt eine Reihe beachtenswerter Winkefür die funktionelle Nachbehandlung, 
unter denen besonders der Rat, den Übungs- und Behandlungserfolg des Tages 
nachts festzuhalten und womöglich zu verstärken und die gymnastischen Übungen 
z. T. in entkleidetem Zustand ausführen zu lassen, hervorzuheben ist. Das Auge 
soll kontrollieren, ob nicht z. B. die Körperlast zu sehr aufs gesunde Bein ver- 
legt, ob der zu übende Muskel auch wirklich angespannt wird. Für die Übungs- 
behandlung Bettlägeriger u. a. sind die Heermann’schen Apparate (Bezugs- 
quelle: Braun-Melsungen) M. als besonders zweckmäßig erschienen. 

Kramer (Glogau). 








17) Charles A. Elsberg. Pain and other sensory disturbances in 
diseases of the spinal cord and their surgical treatment. 
(Amer. journ. of the med. sciences 1915. März.) 

Verf., der als Chirurg des Neuyorker neurologischen Instituts und auf der 

III. chirurgischen Abteilung des Mount Sinai Hospitals tätig ist, hatte unter seinen 

letzten 100 Fällen von Laminektomie 6 Fälle, die lange Zeit vor dieser schließlich 

als notwendig erkannten Operation wegen abdominaler Beschwerden behandelt 
worden waren. In 4 von diesen 6 Fällen fand und entfernte er extramedulläre 
oder extradurale Geschwülste, mit dem Erfolge, daß die früheren Beschwerden 
aufhörten. Er rät daher, in allen den Fällen von unbestimmten abdominalen 

Beschwerden, die nicht auf Wurmfortsatz-, Magen-Darm-, Gallenblasen- und 

Adnexerkrankungen zu beziehen sind, oder derentwegen diese betreffenden Opera- 

tionen bereits ohne Erfolg ausgeführt worden sind, den Fällen, in denen unter 

anderen die Diagnose »schmerzhafte Aorta«, »Neuralgie des Sympathicus« gestellt 
wird, deren Beschwerden — wie er schreibt — der Amerikaner durch Hemmung 
der Peristaltik infolge von Membranen oder Verwachsungen erklärt, während der 

Deutsche sie als durch »Coecum mobile« bedingt ansieht, eine genaue neurologische 

Untersuchung anstellen zu lassen, um der Ursache auf den Grund zu kommen. 

Er meint, daß in solchen Fällen nicht selten eine Hyperästhesie der Haut bestehe, 

die oft eine wirkliche Empfindlichkeit im Leibe vortäusche. Ein Pat., dem er eine 

extramedulläre Geschwulst zwischen VII. und VIII. Cervicalsegment entfernte, 
hatte als erstes und lange Zeit einziges Symptom ein Gefühl schmerzhaften Stechens 

im linken Zeigefinger gehabt. Bei einer Pat., die ein Jahr zuvor einen Autounfall 

erlitten hatte und über heftige Schmerzen in der Ober- und Außenseite des rechten 

Oberschenkels klagte und die eine oberflächliche Hyperalgesie an der Hinter- 

und Außenfläche des Oberschenkels, der Außenseite des Knies und der vorderen 

Seite des Unterschenkels 'hatte, führte er die Beschwerden auf eine Schädigung 

im Bereiche der IV. hinteren Lumbalwurzel zurück. Bei der Laminektomie fand 

sich ein abgerissenes Ligamentum subflavum, das auf die IV. Lumbalwurzel drückte 

und nach dessen Fortnahme der Schmerz aufhörte. Zum Schluß seiner Arbeit, 
in der vier Abbildungen enthalten sind, weist Verf. darauf hin, daß in den späteren 

Stadien der Rückenmarkskompression das typische Brown-S&quard’sche Sym- 

ptom — Störung der Bewegung auf derselben und des Gefühls auf der entgegen- 

gesetzten Seite — keine Gültigkeit mehr zu haben brauche, infolge von Druck- 
wirkung der Geschwulst auf die entgegengesetzte Seite des der harten Wand des 

Wirbelkanals anliegenden Rückenmarkes. Lauenstein (Hamburg). 


638 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 35. 


18) W. Mayer (Tübingen). Über traumatische Myelitis. (Münchener 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 19. Feldärztl. Beil. 19.) 

Das Rückenmark ist aus anatomischen Gründen einer Erschütterung bei 
weitem nicht so ausgesetzt wie das Gehirn; doch kommt eine Commotio spinalis, 
oft mit Erscheinungen einer Commotio cerebri verquickt, zweifellos vor, entweder 
der Art, daß die auftretenden Lähmungssymptome rasch wieder verschwinden, 
oder, anscheinend häufiger, von schlimmerem Verlauf, indem die Erscheinungen 
bestehen bleiben, ein Nervenleiden sich in schleichender Entwicklung ausbildet. 
M. teilt einen solchen Fall mit, in dem unter Ausschluß einer meningealen Blutung 
oder Hämatomyelie auf Grund des Symptomenkomplexes eine traumatische 
Myelitis als Folge der Erschütterung des Rückenmarks angenommen werden 
mußte. Kramer (Glogau). 


19) Rumpel. Über Rückenmarkschüsse. (Münchener med. Wochen- 
schrift 1915. Nr. 19. Feldärztl. Beil. 19.) 

Der Abhandlung liegen 48 Fälle von Rückenmarkschußverletzungen, die 
zumeist durch schräg oder quer in den Rücken ein- oder durchgedrungene Ge- 
schosse hervorgerufen waren, zugrunde. 10 sind operiert (64, 1 erheblich ge- 
bessert), bei den übrigen 38 betrug die Sterblichkeitsziffer im Feldlazarett 65%, ; 
in einem dieser tödlich verlaufenen Fälle war eine am 3.—4. Tage nach der Ver- 
letzung (Querschnittsläsion) aufgetretene schwere Hämaturie auffallend. Trotz 
der »bescheidenen« Erfolge, die R. durch operatives Vorgehen erzielt hat, ist er 
für solches, und zwar mit vollem Recht deshalb, weil wir aus den Symptomen 
allein uns keine genaue Vorstellung von der Art der Verletzung des Rückenmarks 
machen können und durch Freilegung ihres Ortes die Möglichkeit gewinnen, etwaige 
Fremdkörper und in den Wirbelkanal eingedrungene Knochenstücke zu entfernen 
und dadurch druckentlastend zu wirken. Aber die Operation soll möglichst ein- 
fach sein und nicht lange hinausgeschoben werden; in einem der Fälle befreite 
sie den Verletzten von qualvollen Schmerzen. = Kramer (Glogau). 


20) M. Kuznitzky (Köln). Bemerkenswerter Fall von Malum per- 
forans pedis nach Prellschuß der Wirbelsäule. (Münchener 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 23. Feldärztl. Beil. 23.) 

K. nimmt in Anbetracht des Umstandes, daß bei dem Verletzten die Läh- 
mungserscheinungen der Beine und Blase rasch schwanden, an, daß es nicht zu 
einer eigentlichen Zerstörung von Rückenmarkssubstanz im Sinne einer Kon- 
tinuitätstrennung, sondern nur zu einer in der Längsrichtung des Rückenmarks 
ganz eng begrenzten, heftigsten Erschütterung eines Querschnitts des untersten 
Teils desselben mit den funktionellen Folgen einer plötzlichen und tiefgehenden 
lokalen Ernährungsstörung am Fuße gekommen war. Der tief in den Fersen- 
knochen hineingehende Defekt war nach 5 Monaten noch nicht geschlossen. 

Kramer (Glogau). 


21) Einar Key. Über Operationen wegen primärer Wirbelkörper- 
geschwülste. (Nord. med. Arkiv 1914. Abt. 1. [Kirurgi.] Hft. 3. Nr. 16. 

Bd. XLVII. [Ausg. 15. Juni 1915.]) | 
Verf. berichtet im Anschluß an die in der Literatur bekannt gewordenen Fälle, 
in denen primäre Geschwülste der Wirbelkörper durch Operation entfernt wurden, 
über einen eigenen Fall, in dem er eine Geschwulst, ausgehend vom Körper des 


-Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 35. 639 


XI. Brustwirbels, operativ entfernte. Im ganzen konnte Verf. mit Einschluß 
des eigenen Falles 9 Fälle aus der Literatur zusammenstellen. In einem Falle 
ging die Geschwulst von einem Halswirbel aus, in 6 Fällen von einem Brustwirbel 
und in 2 Fällen von einem Lendenwirbel. In 4 Fällen handelte es sich um Enchon- 
drome. In den anderen Fällen ist die Geschwulst als Spindelzellensarkom, Riesen- 
zellensarkom, Chondrosarkom, Chondro-Osteo-Myxosarkom und Chondro-Myxo- 
sarkom bezeichnet. In des Verf.s Fall war ein Teil der Geschwulst von außen 
tastbar, und es fanden sich Sensibilitätsstörungen, keine Symptome von Kom- 
pression des Rückenmarks. Die Röntgenuntersuchung ergab eine Zerstörung 
des Körpers des XI. Brustwirbels. Durch eine Probepunktion im XI. Interkostal- 
raum wurde myxomatöses Gewebe gewonnen. Die Untersuchung ergab, daß 
ein Chondro-Osteo-Myxosarkom vorlag. Es gelang, die Geschwulst bei der Opera- 
tion zu entfernen, doch erlag Pat. 4 Tage nach der Operation dem schweren Ein- 
griff. — Die Resultate der Operation sind nicht günstig. 3 Fälle (Krause, Garre, 
Key) erlagen dem Eingriff. Ein Pat. (Kümmell) starb 1!/,—2 Jahre nach der 
Operation an Rezidiv. Einer (Madelung) starb 10 Jahre nach der Operation 
an Rezidiv. Hier war die Operation unvollständig ausgeführt worden. 2 Patt. 
(Krause, Kümmell) waren 10 bzw. 11 Monate nach der Operation rezidivfrei. 
Nur in einem von Israel operierten Falle trat dauernde Heilung ein. Verf. glaubt, 
daß das Resultat durch frühzeitige Operation nach frühzeitig gestellter Diagnose 
verbessert werden könnte. | Fritz Geiges (Freiburg). 


22) H. Gross. Direkte Verletzung der Vagusgruppe, eine Kriegs- 
verletzung, mit Reflexkrampf des Vagus. (Deutsche Zeitschrift für 
Chirurgie Bd. CXXXIII. S. 159.) 

G. behandelte in einem Reservelazarett in Bremen einen Hauptmann, der 
am 8. IX. außer anderen Verletzungen durch ein Schrapnellmantelsprengstück eine 
Verletzung in der Mitte des Halses bekommen hatte. Eintritt sofortigen Stimm- 
verlustes, ferner starker Blutverlust, Ohnmacht. Im Kriegslazarett, wo Pat. 
6 Wochen zubrachte, machten sich bei andauernder Heiserkeit Atembeschwerden 
mit bis zum Lufthunger gesteigertem Erstickungsgefühl geltend, so daß Tracheo- 
tomie erwogen wurde, später Hustenreiz und Brechneigung. Im Bremer Lazarett 
wurde heisere, monotone Stimme festgestellt, Lähmung des linken Gaumensegels, 
Anästhesie des linken Gaumens, Verziehung der Zunge nach links, Sensibilitäts- 
abstumpfung der linken Zunge, Lähmung des linken Stimmbandes, Anästhesie 
der linken Epiglottishälfte; des falschen linken Stimmbandes. Röntgen zeigt 
einen Fremdkörper in der Gegend des Proc. jugularis und desjenigen Teiles des 
Hinterhaupts, der mit seinem vorderen Rande die Incisura jugularis bildet, wo 
der IX., X., XI. Hirnnerv austreten. Nach den klinischen Erscheinungen war 
eine Parese der Nn. IX, X und XII anzunehmen und eine weniger heftige Schä- 
digung dieser Nerven, etwa durch Druck, Blutung oder Entzündung, keine Kon- 
tinuitätstrennung wahrscheinlich. Operativer Versuch zur Entfernung des Ge- 
schosses. Bogenschnitt von der Narbe des Einschusses zum Warzenfortsatze, 
Durchtrennung des Kopfnickers, Freilegung des N. vagus. Dieser zeigt auffällige 
Rötung, abstechend gegen den normal gefärbten Hypoglossus. Unter Vorziehen 
der V. jugularis wird das gut bewegliche Atlanto-Occipitalgelenk erreicht, dann 
Abtastung des Foramen jugulare, dessen Umwandung sich feststellen läßt. 
Zwischen Atlas und Hinterhaupt liegt derb-weiches, anscheinend entzündliches 
Gewebe. Beim Versuche, es mit Schere wegzuräumen, zerreißt die Art. verte- 
bralis, deren Unterbindung leicht gelingt. Abbrechen der Operation. Während 


640 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 35. 


. letzterer war mit feinem Knochenschaber die Umwandung des For. jugul. frei 
gemacht, und hierauf führt G. eine vorübergehende Besserung nach der Operation 
zurück, bestehend in Besserung der Sprache, völliger Herstellung der Funktion 
des linken M. genio-glossus. G. nimmt an, daß dieser Erfolg auf der Fortschiebung 
drückend wirkenden Gewebes beruht hat. Bei der weiteren Beobachtung des 
Kranken zeigten sich regelmäßig nach der Abendmahlzeit eintretende Kollaps- 
anfälle mit Angst- und Kältegefühl, sowie kaltem Schweiß. Da diese Anfälle 
nach Einschränkung des Abendessens wegblieben, erhellte, daß es sich um Reflex- 
erscheinungen vom Vagus aus handelte, beruhend auf Magenüberladung und 
erklärbar durch den Reizzustand dieses Nerven, wie er sich durch dessen Rötung 
markierte. Später verloren sich die Zufälle gänzlich, woraus auf Abklingen des 
Reizzustandes an dem Nerven geschlossen wurde. 

Verletzungen ähnlicher Art sind, wie G. bemerkt, recht selten. Er kennt 
12 Fälle infolge von Schädelbruch, 4 Fälle infolge von direkter Verletzung. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


23) A. Vecchi. Il cordoma del sacro. (Clin. chir. XXII. 10. 1915.) 

Ausführlicher Bericht über ein Chordom des Kreuzbeins, das sich bei einem 
57jährigen Manne im Laufe von 2 Jahren unter Störungen der Defäkation und 
der Urinentleerung zu einer straußeneigroßen Geschwulst entwickelt hatte und 
als Sarkom des Kreuzbeins mit Resektion des Kreuzbeins bis zum Ill. Kreuz- 
beinwirbel entfernt wurde. Es erfolgte glatte Heilung. Histologisch fanden sich 
die typischen Vakuolenzellen der Chorda dorsalis und des Kerns der Intervertebral- 
scheiben, weiterhin die kleinen, dem Chordaepithel entsprechenden polyedrischen 
Zellen, so daß sich mit Sicherheit die Diagnose eines Chordoms ergab. Verf. 
betont die Seltenheit des Chordoms am Kreuzbein, da bisher nur drei analoge 
Geschwülste bekannt sind, die einzeln angeführt werden. Meist finden sie sich 
im mittleren Alter (46.—57. Lebensjahre) und entwickeln sich langsam gegen die 
Konkavität des Kreuzbeins, um im vorgeschrittenen Stadium auch die Kon- 
vexität zu durchwuchern. Der Markkanal wird meist von der Geschwulst erfüllt. 
Das Kreuzbeinchordom ist relativ bösartig, da es infiltrierend weiter wächst und 
lokale Rezidive bedingt, wenn es nicht völlig entfernt wird. Metastasen fehlen 
dagegen. Histogenetisch kommen verstreute Chordazellen in Betracht. Die 
Diagnose des Chordoms ist vor der Operation kaum mit Sicherheit zu stellen. 

M. Strauss (Nürnberg). 


24) A. H. Morse. Bilateral congenital caput obstipum. (Surgery, 

gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr.1. 1915. Januar.) m 
u “Das Kind, das durch Sectio caesarea bei einer 21jährigen Ipara zur Welt kam, 
hielt von Geburt an den Kopf stark rückwärts gebeugt, so daß das Hinterhaupt 
fast mit der Zwischenschulterblattgegend in Berührung kam. Als einzigster Be- 
fund konnte erhoben werden, daß die beiden Kopfnicker deutlicher gefühlt werden 
konnten, als bei anderen Kindern desselben Alters. Nach 4 Monaten stellte sich 
die natürliche Kopfhaltung ein. M. glaubt, daß die krankhafte Lage im Uterus 
das primäre, die Muskelverkürzung das sekundäre Moment gewesen sei. 

Beim totgeborenen Kinde konnte M. die beschriebene Kopfhaltung durch 
Zug an beiden Kopfnickern hervorrufen, ebenso auch durch direkten Zug an 
beiden Warzenfortsätzen in der Richtung des Kopfnickers. 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 35. 641 


25) P. Ligabue. Limfangiomi cistici e cisti sierose congenite. 

(Clin. chir. XXII. 10. 1915.) 

Ausführliche Beschreibung von 4 Fällen cystischer Lymphangiome des Halses, 
die in 1 Falle angeboren, in den 3 anderen Fällen in den ersten Lebensmonaten 
zur Beobachtung kamen. Verf. kommt zum Schluß, daß diese cystischen Lymph- 
angiome dasselbe Krankheitsbild zeigen wie die serösen angeborenen Cysten, 
daß aber die erstgenannte Bezeichnung vorzuziehen ist, da der lymphatische 
Ursprung der Geschwülste außer Zweifel steht. Die Cysten zeigen keine Epithel- 
bekleidung, sondern lediglich ein einschichtiges glattes Endothel. Kleinere Cysten 
gleichen einfachen Lymphektasien. Die Cystenwand zeigt oft neben stärkerer 
Blutgefäßentwicklung eine langsame Diapedesis, die zur Serumvermehrung und 
zur Umwandlung des Serums in blutig-seröse Flüssigkeit führt, wodurch gleich- 
zeitig neben der Bildung neuer Cysten die Vergrößerung der primären Cysten 
erfolgt. Die Behandlung soll in der operativen Entfernung bestehen, die jedoch 
bei Verwachsung mit großen Gefäßen nicht vollständig zu sein braucht. 

M. Strauss (Nürnberg). 


26) Beteke. Schußverletzung der Carotis. (Münchener med. Wochen- 

schrift 1915. Nr. 25. Feldärztl. Beil. 25.) 

Einschuß neben dem linken Nasenflügel, Ausschuß an der linken Halsseite 
3ccm unter und hinter dem Warzenfortsatz nach Verletzung des aufsteigenden 
Unterkieferastes und Abreißung der Carotis int. unter der Schädelbasis. Schwere 
Blutung nach außen durch die Ausschußstelle erst nach einigen Tagen infolge 
Hustens usw. Unterbindung der Carotis communis nach vorheriger Freilegung 
der Verletzungsstelle der Carotis interna, Abklemmung des Gefäßstumpfes und 
Gazeausstopfung der Wunde. Heilung mit noch bestehenden Kopfschmerzen, 
Schwindelgefühl usw. - Kramer (Glogau). 


27) W. Rühl (Dillenburg). Über einen mit günstigem Erfolg ope- 
rierten Fall von geplatztem Aneurysma arterio-venosum der 
Carotis communis und Vena jugularis interna, sowie Bemer- 
kungen zur Technik der Operation. (Münchener med. Wochen- 
schrift 1915. Nr. 24.) | 
Die Berstung des in letzter Zeit rasch entwickelten Aneurysma erfolgte 

14 Tage nach der Gewehrschußverletzung am Halse, durch die sich massenhaft 

arterielles Blut entleerte. Bei der sofort vorgenommenen sehr schwierigen Ope- 

ration fand sich ein kleingänseeigroßes Aneurysma arterio-venosum; die Venen- 
wand war in größerer Ausdehnung als die Wand der Carotis communis verletzt, 
wie diese an der Verletzungsstelle schmierig belegt, der aneurysmatische Sack 
mit verjauchten Blutgerinnseln gefüllt. Bei der infolge starker Blutung rasch 
ausgeführten Umschnürung der Gefäße wurde der N. vagus mitgefaßt, so daß 

Herz und Atmung stillstanden; nach Freimachung des Nerven kamen diese aber 

sofort wieder in Gang. Heilung. Kramer (Glogau), 


28) Jacques Borelius. Transpleurale Resektion der Cardia und 
des Osophagus. (Nord. med. Arkiv 1914. Afd.I. [Kirurgi.] Hft. 3. 
Nr. 17. Bd. XLVII.) 
Verf. berichtet über fünf Fälle von Cardia- bzw. Speiseröhrenkarzinom. In 
zwei Fällen wurde die transpleurale Resektion ausgeführt, in einem Falle ein 


642 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 35. 


Karzinom der Cardia bei einem 46jährigen Manne, im anderen Falle ein steno- 
sierendes Karzinom des Brustteiles der Speiseröhre. Beide operierte Fälle endeten 
tödlich. Der eine Pat., Cardiaresektion, starb im Kollaps im Anschluß an die 
Operation. Der zweite hatte die Operation überstanden, ging aber an Broncho- 
pneumonie und schwerer Infektion der Operationswunde zugrunde. 

Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 


29) J. Schütze. Die röntgenologische Darstellung der normalen 
und der pathologischen Speiseröhre. (Berliner klin. Wochenschrift 


1915. Nr. 23.) 

Die Methode von Hessel II in Kreuznach gibt sehr gute Bilder von der Speise- 
röhre. Die Einführung des dabei benutzten Schweinedünndarms gestaltet sich 
gar nicht schwierig, wenn man gleich ein Stückchen Kontrastmittel im Darm mit 
verschlucken läßt. Sowie das geschehen ist, geht das weitere Verschlucken leicht 
vor sich. Das Kontrastmittel muß langsam nach und nach eingefüllt werden. 
Ist eine Stenose vorhanden, so kann man besonders schöne Bilder erhalten, wenn 
man den gefüllten Darm etwas in die Höhe zieht. Dadurch erreicht man, daß 
die untere Öffnung der Stenose von unten her durch den gefüllten Darm sozusagen 
tamponiert wird. Läßt man nun neben dem Darm noch etwas Kontrastmittel 
nachtrinken, dann erzielt man eine genaue Wiedergabe der Verhältnisse. Tor- 
sionen des Darmes können zu Irrtümern Veranlassung geben; sie lassen sich aber 
leicht erkennen. Glimm (Klütz). 


30) W. Meyer. Further experience with resection of the oeso- 
phagus for carcinoma. (Surgery, gynecology and obstetrics Vol. XX. 
Nr. 2. 1915. Februar.) 
M. bespricht vier von ihm ausgeführte Resektionen, Nr. 5 bis 8 seiner Fälle. 
Er bedient sich des Interkostalschnittes nach Torek im 7. oder 8. Zwischen- 
rippenraum mit Durchtrennung von gewöhnlich vier Rippen am Rippenwinkel. 
Die beiden ersten Patt., die beide einige Stunden nach der Operation starben, 
zeigen die Aussichtslosigkeit der Operation infiltrierender Speiseröhrenkrebse 
von einiger Ausdehnung bei Sitz hinter dem Aortenbogen. M. schlägt für solche 
Fälle eine Palliativoperation vor, bestehend in Verlagerung des proximalen Speise- 
röhrenendes vor die Brust. Ein dritter Pat. starb am 7. Tage nach der Operation 
an septischem Pleuraerguß, der vierte schon während der Operation. In einem 
weiteren Falle war in einer ersten Operation die Speiseröhre unter der Neubildung 
durchtrennt, die Resektion sollte in einer zweiten Sitzung stattfinden. Der 
Kranke starb aber 20 Tage nach der ersten Operation infolge Perforation des 
Karzinoms in den linken Bronchus. 
M. empfiehlt die Verlagerung des proximalen Speiseröhrenstumpfes unter 
die Haut der vorderen Brustwand und die Drainage der Pleurahöhle sofort im 
Anschluß an die Operation. Bei der subkutanen Verlagerung der Speiseröhre 
ist die Haut recht weit abzulösen, um Druck zu vermeiden, die Oberschlüssel- 
beingrube nötigenfalls auch mit transplantiertem Fett auszufüllen und im Schlüssel - 
bein ein Lager für die Speiseröhre auszumeißeln. Die der Resektion vorherge- 
schickte Gastrostomie mit unterer Speiseröhrenplastik nach Beck- Jianu ist gut 
verwendbar, nur empfiehlt M., um die rückwärtige Peristaltik zu vermeiden, den 
Übergang zum Magen eng anzulegen, an der Schlauchbasis auch eine oberfläch- 
liche Paquelinisierung vorzunehmen zur Zerstörung der Nerven. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 35. 643 


Bemerkenswert ist, daß einer der Kranken, bei dem zu dieser Gastrostomie 
mit Plastik eine intravenöse Äthernarkose vorgenommen war, eine Pneumonie 
bekam, die als typische Ätherpneumonie angesprochen wurde. 

Ausführliche Beschreibung der Operationen. 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


31) C. G. Buford. Goiter in children. (Surgery, gynecology and obstetrics 

Vol. XX. Nr. 1. 1915. Januar.) 

Während im 1. Lebensjahre Kropf kaum je vorkommt, wird er nach dem 
‚1. Jahre mit jedem weiteren Jahre allmählich etwas häufiger angetroffen, wenig- 
stens in Kropfgegenden wie Chicago. Bei Kindern zeigt die Kropfbildung teilweis 
eine andere Symptomatologie als bei Erwachsenen. Zuerst ist meist eine Ver- 
härtung im rechten unteren Lappen, seltener im linken (9 : 1), die Vergrößerung 
schreitet dann nach der Mittellinie zu vorwärts. Allgemeine Vergrößerung eines 
oder beider Lappen ist selten. Oft findet man dabei erkrankte Tonsillen. Hyper- 
thyreoidismus ist auch bei Kindern keine seltene Erscheinung; er macht sich oft 
in allgemeinen Störungen der Ernährung und Entwicklung bemerkbar, ähnlich 
der Chlorose, hat aber kein spezifisches Blutbild und zeigt dabei oft besondere 
Rötung der Wangen. 

Therapeutisch empfiehlt B. Trinken gekochten oder destillierten oder von 
außerhalb bezogenen Wassers, Versetzen in kropffreie Gegend und, falls keine 
Gegenanzeige vorhanden, Schilddrüsenpräparate, die gerade in solchen Fällen 
nützlich sind, in denen die Kapselbildung der Knoten nur gering ist. 

Die Infektion mit Kropf geht jedenfalls vom Wasser aus. Offenbar spielt 
die Schilddrüse eine Rolle in der Bekämpfung der betreffenden Bakterien oder 
ihrer Toxine. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


32) M. Odin. Über Kleinhirnsymptome bei Myxödem. (Hygiea 
Bd. LXXVII. Hft. 6. 1915. [Schwedisch.]) 

Verf. beobachtete in einem Falle von ausgesprochenem Myxödem bei einer 
52jährigen Frau folgende Kleinhirnsymptome: Katalepsie, Adiodokokinesie, Syn- 
ergie, zerebellar-ataktischer Gang und »mouvements démesurés« (Babinski). 
Auf Behandlung mit Thyreoidintabletten schwanden alle diese Symptome. 

Fritz Geiges (Freiburg i. B.). 


33) Nadoleezny. Über Schußverletzungen des Kehlkopfes. (Mün- 
chener med. Wochenschrift 1915. Nr. 24. Feldärztl. Beil. 24.) 


34) Böhler. Kehlkopfschüsse. (Ibid.) 

N. hat bisher fünf Schußverletzungen des Kehlkopfs beobachtet, die günstig 
verlaufen sind. Durch Rückwärtslagerung des Kopfes wurde in zwei der Fälle 
die Atemnot gebessert, die Blutung und der Husten verringert. Die Stimme 
fehlte oder war schwach und heiser; doch ließ sich meist eine gewisse Stimm- 
funktion wieder erreichen; hierauf muß, ebenso wie auf die Heilung der Wunde, 
die Aufgabe des Arztes gerichtet sein, der die Erfahrungen und Tatsachen pho- 
nnetischer Forschung und Behandlung berücksichtigen muß. 

B. berichtet über zwei Fälle, in denen die Atemnot — verbunden mit Haut- 
emphysem — den Luftröhrenschnitt erforderte, der rasche Hilfe brachte. Ein 
dritter Pat., der erst 4 Tage nach der Verletzung in B.’s Behandlung kam, 
wurde durch Einschnitte in das eitrig infiltrierte Unterhautzellgewebe vor einer 


644 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 35. 


Mediastinitis bewahrt, der ein vierter Pat. erlag; hier war auch die Speiseröhre 
verletzt. Kramer (Glogau). 


35) M. Scheier (Berlin). Über Schußverletzungen des Kehlkopfs. 

(Berliner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 22.) 

Unter 2500 Verwundeten fand Verf. 7mal eine Schußverletzung des Kehl- 
kopfes. Da es sich um Verwundete in einem Garnisonlazarett handelt, ist der 
Prozentsatz der überhaupt vorkommenden Fälle sicher noch ein erheblich höherer. 

In keinem der kurz beschriebenen Fälle war eine Tracheotomie notwendig 
geworden; sie nahmen sämtlich einen günstigen Verlauf. Die ganz schweren Ver- 
wundungen des Kehlkopfes werden wohl selten in Garnisonlazaretten beobachtet 
werden. Meist dürfte in kurzer Zeit der Tod durch Verbluten oder Ersticken 
eintreten. 

In einer späteren Veröffentlichung wird eine genauere Darstellung der Kranken- 
geschichten gegeben werden. Der Zweck der Arbeit soll der sein, die Militärärzte 
in den Kriegs- und Feldlazaretten darauf hinzuweisen, in jedem Falle von Ver- 
letzung des Halses eine eingehende laryngoskopische Untersuchung seitens eines 
Halsarztes vornehmen zu lassen. Glimm (Klütz). 


36) R. Steiner. Über Fremdkörper in den unteren Luftwegen und 

ihre Entfernung. (Prager med. Wochenschrift Bd. XL. Nr. 23. 1915.) 

1. Fall: 85jähriger Mann mit dreieckigem Knochenstück, das quer oberhalb 
der Stimmbänder über dem rechten Taschenband eingespießt war und nach 
2tägigen Extraktionsversuchen zu schweren Erstickungserscheinungen geführt 
hatte. Die Extraktion gelang nach Einstellung mit dem Briening’schen röhren- 
förmigen Kehlkopfspatel ohne Schwierigkeit, nachdem auch das Röntgenbild 
deutlich den Knochen gezeigt hatte. Heilung. 

2. Fall: 50jähriger Mann. Knochenstück hinter der Epiglottis quer im Kehl- 
kopf. Nur Heiserkeit. Extraktion nach Kokainisierung ohne Schwierigkeit. 

3. Fall: Fischgräte über den Stimmbändern, die zunächst einen Erstickungs- 
anfall, später nur leichte Heiserkeit bedingte, bei 23jähriger Frau. Entfernung 
unter Leitung des Spiegels. 

4. Fall: Eiserner Schusternagel im rechten Hauptbronchus eines 6jährigen 
Knaben. Beschwerden fehlten. Das Röntgenbild ergab den Fremdkörper im 
rechten Bronchialbaum, die objektive Untersuchung ließ eine Pneumonie des 
rechten Unterlappens erkennen. 14 Tage nach der Aspiration war die Pneumonie 
in Ausheilung; als die obere Bronchoskopie versucht werden sollte, wurde der 
Nagel ausgehustet. 

Anschließend vertritt Verf. unter kritischer Würdigung aller Einwände den 
Standpunkt, daß bei allen auf Fremdkörper verdächtigen Fällen (rauher, harter, 
heiserer Husten) die direkte Methode der Besichtigung der unteren Luftwege zu 
Hilfe gezogen werden soll, zumal das Röntgenbild bei nicht metallischen Fremd- 
körpern oft im Stiche läßt. Die frühzeitige Anwendung der Bronchoskopie würde 
manchen Kranken vor Siechtum oder Tod, manchen Arzt vor unangenehmen 

' Überraschungen bewahren. Die bronchoskopische Extraktion soll nicht allein 
in akuten Fällen schnellstens ausgeführt werden, sondern auch in chronischen 
Fällen, da sie allein Aussicht auf rasche Heilung gibt. Bei Kindern ist die Broncho- 
skopie mit den Killian’schen Spezialinstrumenten von der Tracheotomiewunde 
aus fast durchweg der oberen Bronchoskopie vorzuziehen. 

M. Strauss (Nürnberg). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 35. 645 


37) W. Jehn. Über die chirurgische Behandlung bestimmter For- 
men von Brustverletzungen im Felde. (Med. Klinik 1915. Nr. 27.) 


Als einer der Hauptgrundsätze kriegschirurgischer Erfahrung galt bisher die 
konservative Behandlung der Brustschüsse; es hat sich aber gezeigt, daß die 
vielen Formen unregelmäßiger Geschoßwirkung eine schlechte Prognose bieten, 
vor allem infolge der Blutung, des Pneumothorax und der Infektion. Blutungen 
aus den großen Thoraxgefäßen führen meist in kurzer Zeit den Tod herbei; die 
Bedeutung des Pneumothorax ist außerordentlich verschieden. Der geschlossene 
Pneumothorax bedarf kaum der chirurgischen Behandlung, dagegen bedingt der 
offene Pneumothorax so schwere Komplikationen, daß er frühzeitig beseitigt 
werden muß. Die Erfahrungen der Friedenschirurgie, wo ähnliche Verletzungen 
unbedingt mit Hilfe der Druckdifferenz behandelt werden würden, drängten dazu, 
auch im Felde in derselben Weise zu verfahren. Die Druckluft lieferte eine mit 
Reduktionsventil versehene Sauerstoffbombe, wie sie zur Ausstattung der Feld- 
lazarette in dem betreffenden Korps gehört. Die durch tangential ansetzende 
Gewalt hervorgerufenen Verletzungen der Pieura ohne Beteiligung der Lunge 
wurden bei Gewehrschüssen und Schrapnellverletzungen primär genäht und so 
nicht selten glatte Heilung erzielt. Anders war das Vorgehen bei Granatverlet- 
zungen. Hier wurde die geblähte Lunge in das Thoraxfenster eingenäht und 
die äußere Wunde tamponiert, die Bedeutung des Druckdifferenzverfahrens 
liegt bei diesen Fällen weniger in der Beseitigung des Pneumothorax als dar- 
in, daß seine Anwendung eine sorgfältige primäre Wundbehandlung ermög- 
licht. Bei den transdiaphragmalen Thorax- und Bauchverletzungen wird unter 
Blähung der Lunge die obere Hälfte des Zwerchfells heraufgeklappt und mit 
einer Reihe von Nähten an die Brustwand angenäht. Damit ist der Pneumo- 
thorax beseitigt und die Brusthöhle vollständig von der Bauchhöhle abgeschlossen. 
Die große Zahl von zehn Heilungen bei 14 derartig Operierten im Vergleich zu 
der weitaus höheren Mortalität ohne Operation spricht eindeutig für die Rich- 
tigkeit dieses Standpunktes. S. Valentin (Berlin). 


38) Jacques Borelius. Die Behandlung der metapneumonischen 
Empyeme. (Nord. med. Arkiv 1914. Afd. I. [Kirurgi.] Hft.2. Nr.8. 
Bd. XLVII.) 

Während in der Frage der Behandlung des tuberkulösen Empyems einer- 
seits und des septischen Empyems andererseits ein prinzipieller Meinungsunter- 
schied kaum besteht, sind dagegen die Ansichten geteilt in der Frage des meta- 
pneumonischen Empyems — Thorakozentese oder primäre Thorakotomie —, wie 
auch die Verhandlungen des internationalen chirurgischen Kongresses in Brüssel 
1911 gezeigt haben. Verf. verfügt über eine Serie von 34 Fällen metapneumo- 
nischer Empyeme. Davon endeten tödlich 7, wurden 27 geheilt. Behandelt 
wurden 5 Fälle mit Thorakozentese mit einer Heilungszeit von 30—45 Tagen 
(durchschnittlich 37); 12 Fälle wurden mit Thorakozentese und sekundärer Tho- 
rakotomie behandelt. Die Heilungszeit betrug 36—230 Tage (107); 17 Fälle 
wurden primär thorakotomiert mit einer Heilungszeit von 21—120 Tagen (52). 
Auffallend ist die lange Heilungsdauer der erst sekundär thorakotomierten 
12 Fälle, im Mittel von 107 Tagen. Diese Erfahrungen sprechen sehr zugunsten 
der primären Thorakotomie. Die 7 Todesfälle verteilen sich auf die drei Rubri- 
ken 1, 2 und 4. Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 


646 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 35. 


39) C. Löwenhjelm und G. Nyström. Über Thorakoplastik bei 
Lungentuberkulose. (Nord. med. Arkiv 1914. Afd. I. [Kirurgi.] Hft.3. 

Nr. 20. Bd. XLVII.) 

Die Verff. berichteten auf einer Zusammenkunft der Gesellschaft schwedischer 
Ärzte über die Thorakoplastik bei der Lungentuberkulose. L. bespricht die In- 
dikationen der Thorakoplastik. N. berichtet über die Technik und die Resul- 
tate ausgedehnter Thorakoplastiken. Verf. verfügt zwar über nur vier Fälle, 
bei denen er aber sehr gute Erfahrungen gemacht hat. Drei Patt. mit aus- 
gedehnten Veränderungen der einen Lunge, geringfügigen der anderen, waren 
wesentlich gebessert. In einem Falle war Pneumothoraxbehandlung ohne Re- 
sultat versucht worden. In einem vierten Falle mit komplizierender Kehlkopf- 
tuberkulose blieb der Zustand nach der Operation unverändert. 

Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 


40) Glaser und Kaestle (München). Ein französisches Infanterie- 
geschoß im Herzen eines Kriegsverwundeten. (Münchener med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 21. Feldärztl. Beil. 21.) 

Der Einschuß war, wie die querliegende, glatte, verschiebliche, 2?/, cm lange 
Narbe zeigt, ungefähr in der hinteren Axillarlinie erfolgt. Das Geschoß erreichte 
den rechten Vorhof in Schrägstellung mit der Basis rechts vorn unten, der Spitze 
hinten oben und wenig nach links gewendet, nachdem gs die linke Lunge durch- 
bohrt hatte, wie sich als Ergebnis der Betrachtung sämtlicher Röntgenbilder an- 
nehmen läßt. Die Beschwerden des Mannes sind nicht erheblich, so daß eine 
Operation vorläufig nicht in Frage kommt. Kramer (Glogau). 


41) Albert Rubenson. Ein Beitrag zur Kenntnis des Sarcoma 
mammae. (Svenska Läkaresällskapets Handlingar Bd. XLI. Hft. 2. 1915. 
[Schwedisch.]) 

Verf. bringt eine Zusammenstellung der in der Literatur näher beschriebenen 
Fälle von Sarcoma mammae und eine kurze Besprechung der allgemeinen Cha- 
rakteristika dieser Geschwülste. Sechs Fälle hatte Verf. Gelegenheit selbst zu 
untersuchen. Drei von diesen betrafen kleinzellige Rundzellensarkome. Das 
eine von diesen ging aber stellenweise in ein Sarkom mit mehr unregelmäßigen 
spindel- und sternförmigen Zellen über, das andere zeigte mehr alveolären Bau. 
Im dritten dieser Fälle lag die seltene Komplikation mit Tuberkulose vor, die 
überall zwischen die Geschwulst hinein ausgesät war. Der vierte Fall betraf ein 
Riesenzellensarkom, in den beiden übrigen Fällen waren außer dem Sarkom- 
gewebe größere und kleinere Knoten von Fibroadenomgewebe nachzuweisen. 
Das Sarkom hatte hier den Charakter eines kleinzelligen Spindelzellensarkoms. 

Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 


42) W.S. Handley. Cancer of the breast. (Surgery, gynecology and 
obstetrics Vol. XX. Nr. 1. 1915. Januar.) 
Neben der embolischen Zellverschleppung gibt es vom primären Krebs aus 
eine sekundäre Verbreitung besonders auf Haut und Knochen in zentrifugaler 
Richtung. Unterhalb der Ellbogen und der Knie hört diese Art der Verbreitung 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 35. 647 


im allgemeinen allerdings auf. In 2 Fuß Entfernung von der primären Geschwulst 
fand H. Lymphgefäße mit Krebszellen vollgestopft, was er sich durch den be- 
trächtlichen Druck erklärt, unter dem die Epithelzellen in der primären Geschwulst 
stehen. Da Iymphatische Geflechte besonders in der tiefen Fascie liegen, so ist 
auf ausgiebige Entfernung dieser Fascie rings um die Geschwulst besonderer Wert 
zu legen. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 





—— R 


43) M. Calogero. Un caso di piede varo equino paralitico. (Clin. 

chir. XXII. 12. 1914.) 

Verf. erzielte bei einem 5jährigen Knaben mit paralytischem Klumpfuß 
einen sehr guten Erfolg durch eine Sehnenplastik, die die Sehnen des Tibialis 
anticus und Extensor hallucis mit den gerafften Sehnen des Extensor digitorum 
communis verknüpfte. M. Strauss (Nürnberg). 


44) Hermann Matti. Zur Behandlung des paralytischen Klump- 
fußes. Neue Methoden der Sehnenplastik. (Deutsche Zeitschrift 
für Chirurgie Bd. CXXXIII. S. 99.) 


M. hat als Chirurg am Jennerspital in Bern bei paralytischen Klumpfüßen 
nach Kinderlähmung verschiedene neue Methoden der Sehnenplastik mit Erfolg 
erprobt. Er hat, wo nur Muskulatur der Extensions- und Pronationsgruppe be- 
fallen war, wenn irgend möglich zum Ersatz der geschädigten Funktion weder 
Flexoren noch Supinatoren der hinteren Muskelgruppe herangezogen. Der Zweck 
der von M. auf verschiedenen Wegen durchgeführten Operationen besteht in 
Herbeiführung der dem Fuß verloren gegangenen Pronation, wozu Maßnahmen 
dienten, dem Tibialis 'anticus eine pronierende Komponente zu verschaffen unter 
Erhaltung einer normalen Dorsalextension und Supination. Folgendes sind die 
Methoden M.’s: 1) Freie Transplantation eines von der langen Peroneussehne ab- 
gespaltenerı Sehnenstückes einerseits in die Sehne des M. tibialis ant. über dem 
Fußgelenk, andererseits unter das Periost des V. Metatarsusköpfchens. Das der 
Sehne des Peroneus longus entnommene Stück ist ca. 12 cm lang. Es wird zwischen 
den Inzisionen auf die Tibialis anticus-Sehne am Fußgelenk und auf das V. Meta- 
tarsusköpfchen nach subfaszialer Unterminierung des Dorsum pedis eingebracht. 
Aus der Sehne des Tibialis ant.war ein 2 cm langes Stück exzidiert, und in die 
Lücke wurde das eine Ende des Peroneussehnenstückes eingenäht. 2) Verkürzung 
der Peronealsehnen und Ersatz der Peronealfunktion durch Transplantation eines 
lateralen Lappens vom M. tibialis ant. auf die Sehne des Peroneus longus am 
Unterschenkel. Die Operation geschieht von einem Schnitte aus, der die Peroneal- 
sehnen freilegt. Vom freigelegten Tibialis ant. wird ein lateraler Muskel-Sehnen- 
lappen abgespalten. Selbiger wird subfaszial vor der Fibula in das Fach der 
Peronealsehnen gebracht und in ein Knopfloch in der Sehne des Peroneus longus 
eingenäht. 3) Hohe Trennung der Sehne des Peroneus longus (nach Vertikal- 
schnitt gegen die Fibula oberhalb des Malleolus ext.), Herausziehen derselben 
durch ein Knopfloch hinter dem Köpfchen des V. Mittelfußknochens und Ein- 
pflanzung in die Sehne des Tibialis ant. oberhalb des Lig. cruciatum nach sub- 
fascialer Unterminierung des Fußrückens. Die letzte Methode, die dem Ref. 
eine sehr gelungene Vervollkommnung der ersten zu sein scheint, hat der Autor 


648 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 35. 


durch mehrere Figuren gut illustriert. Was die Equinusdeformität betrifft, so 
wird sie mittels Verlängerung der Achillessehne behandelt. M. weist darauf hin, 
daß bei Soldaten durch Schußverletzung des Ischiadicus häufig Peroneusläh- 
mungen entstehen, für welche sich seine Sehnentransplantationsmethoden auch 
gut zur Behandlung eignen dürften. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


45) Joh. E. Schmidt (Würzburg). Zur Vermeidung der Spitzfuß- 
stellung. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 23. Feldärztl. 
Beil. 23.) 


46) A. Ritschl (Freiburg i. Br.). Spitzfußstiefel. (Ibid.) 

Ein breites Leinenband greift hinter den Zehen über Groß- und Kleinzehen- 
ballen herum und an ihm nach Zusammennähung in seiner Mitte ein hosen- 
trägerartig verstellbares Gummiband an; dieses wird von einem ringförmig unter 
oder über dem Knie angelegten, wie beim Sockenhalter verschiebbaren Gummi- 
bande getragen. S. hat mit diesem einfachen Apparat die Spitzfußstellung 
zu verhindern vermocht. 

R. läßt in dem hinteren Teil des Absatzes eines gewöhnlichen Stiefels zwei 
1—11/, cm voneinander entfernte, wagerecht von hinten nach vorn verlaufende, 
21/,—3 cm lange Bohrlöcher anbringen und in sie die in gleicher Länge recht- 
winklig gebogenen Enden eines längeren Drahtstückes einschlagen. Die beiden 
mit Leder überzogenen Drähte werden oberhalb der Kappe des Stiefels an 
diesem mit einigen Nähten befestigt. Das obere bogenförmige Mittelstück des 
Drahtes biegt man entsprechend der Oberfläche des Unterschenkels leicht kon- 
kav um und benäht es mit einem Filzstück. Ein Schnallgurt, auf dessen äußerer 
Seite angebracht, dient dazu, das obere Ende des Drahtes am Unterschenkel zu 
fixieren. Je mehr man die beiden Drähte oberhalb der Stiefelkappe nach vorn 
abbiegt, um so mehr wird der Fuß in die Beugung rückwärts gedrängt. 

Kramer (Glogau). 


47) Fr. Oppenheim. Extensionsverband mit elastischen Hülsen 
bei Frakturen des Mittelfußes, der Mittelhand und der Pha- 
langen. (Münchener med. Wochenschr. 1915. Nr. 22. Feldärztl. Beil. 22.) 

Die Hülse ist aus spiralig aufgewundenen elastischen Fäden geflochten, zy- 
lindrisch, weich und schmiegsam und ermöglicht, auf den betreffenden Finger 
oder eine Zehe aufgesteckt, mittels eines Hakens durch Einhängen in die Sprossen 
einer Cramerschiene usw. ausreichenden Zug, der mit seiner Zunahme ein um so 
festeres Andrücken der Hülse an den Finger bzw. die Zehe herbeiführt und da- 
durch ein Abgleiten verhindert. (Bezugsquelle: Korbwarenfabrik Konrad Ga- 
gel in Coburg, Callenbergerstraße.) Kramer (Glogau). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 





Für die Redaktion verantwortlich: Geh, Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter In Breslau, 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


649 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K.GARRE, G.PERTHES, E. RICHTER, 


in Bonn, in Tübingen, in Breslau, 
42. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 


Nr. 36. Sonnabend, den 4. September 1915. 














Inhalt. 


L. Kredel, Die intrazerebrale Pneumatokele nach Schußverletzungen. (Orig.-Mitteil.) (S. 649.) 

1) Denker, 2) Seidel, Schußverletzungen der Nase und’ihrer Nebenhöhlen. (S. 654.) — 8) Grün- 
wald, Schußverletzungen der pneumatischen Nebenhöhlen. (8. 654.) 

4)Kraske, 5) Rost, 6) Böhler, Bauchschüsse. (S. 655.) — 7) Strauss, Laparotomie im Felde. 
(S. 656.) — 8) Gross, Magen- und Darmentleerung bei atonischen Zuständen. (S. 656.) — 9) Ligabue, 
10) Michaelsson, Zur Chirurgie des Bauchfells. (S. 657.) — 11) Dowd, Der N. iliohypogastricus 
bei Herniotomie. (S. 659.) — 13) Holding, 13) Beck, Zur Chirurgie des Magens. (S. 659.) — 14) Jones, 
Adhäsionen im Gebiet des Dickdarms. (S. 660.) — 15) Tosatti, Coecum mobile. (S. 660.) — 16) Davis, 
17) Cubbins, 18) Mayerhofer, 19) Deaver und Ross, Ileus. (S. 661.) — 20) Lobingler, Kolo- 
kolostomie. (S. 662.) — 21) Moynihan, Chronische Verstopfang. (S. 662.) — 22) Outerbridge, 
Lymphangiom des Netzes. (S. 662.) 

23) Brown, Tuberkelbazillen im Harn. (S. 663.) — 24) Hinmann, Priapismus. (S. 663.) — 25) Roth- 
schild, 26) Waters und Colston, 27) Bonne, Zur Chirurgie der Harnröhre. (S. 663.) — 28) Koll, 
29) MacDonald, 80) Clark, 31) Böhme, 32) Kretschmer, 83) Key und Sundberg, Zur Chir- 
urgie der Harnblase. (S. 664.) — 34) Luekrett und Friedmann, 35) Keyes jr., 36) Perruci, 
97) Stewert und Barber, 38) Sirami, 39) Rovsing, 40) Koll, 41) Marzynski, 42) Key, 43) Carraro, 
4) Ekehorn, 45) Coryell, 46) Mayo, 47) Verriotis, 48) Rison, Zur Chirurgie der Nieren. (S. 666.) 

49) Smith und. Frayser, Epididymitis. (S. 672.) 





Aus dem Reservelazarett 1 (Garnisonlazarett) in Hannover. 
Die intrazerebrale Pneumatokele 


nach Schußverletzungen. 
Von 
Prof. Dr. L. Kredel. 


Eines seltenen neuen Krankheitsbildes haben uns die Schußverletzungen 
belehrt, der Luftansammlung im Schädelinnern. Das Verdienst der ersten Be- 
obachtung gebührt Duken!. Er teilt aus der Röntgenstation von Prof. Rieder 
in München zwei Fälle mit, welche er als intrakranielle Pneumatokelen bezeichnet. 
Die beiden Fälle liegen nicht gleichartig; die sehr knappe Beschreibung des zweiten 
Falles macht eine Beurteilung desselben schwer möglich; jedenfalls ist er nicht 
annähernd so prägnant und einwandfrei, wie der erste. Mit diesem sollen sich die 
folgenden Betrachtungen vorwiegend befassen, nicht nur ‚weil sie ihm ein Eben- 
bild von noch beträchtlicherer Dimension hinzufügen, sondern weil es sich hier 
sichtlich um einen Vorgang handelt, welchem ein bestimmter Typus eignet; für 
ihn halte ich die Bezeichnung intrazerebrale Pneumatokele für richtiger. 

Ein Projektil durchbohrt die Stirnhöhle und das Stirnbirn; es hinterbleibt, 
auch nach Heilung der äußeren Wunden, eine Öffnung, welche von der Stirnhöhle 
direkt ins Gehirn führt, während die Meningealräume abgeschlossen bleiben. Hat 


1 Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 17. 
36 


650 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36. 


die Lutt zufolge ihres spezifischen Leichtgewichts schon das Bestreben nach oben 
zu steigen, so kommt hier bei Anstrengungen, Niesen, Husten u. dgl. ein stark 
pressender Druck hinzu. Und dieser Druck wirkt auf eine Stelle, wo die Gehirn- 
masse durch den Schuß zertrümmert und durchblutet war. Daher sind diese 
intrazerebralen Luftansammlungen überraschend groß. Auf den Röntgenbildern 
ist die gewaltige Höhle als große Schattenaussparung leicht zu erkennen. Wohl 
immer kommt es zugleich zu einer mehr oder weniger beträchtlichen Flüssigkeits- 
ansammlung am Boden der Höhle, welche sich, wie es scheint, verschieden ver- 
halten kann. Im Falle Duken’s war sie beträchtlich, und ihr Spiegel war daher 
bei der Durchleuchtung zu erkennen. In meinem Falle bestand vor der Aufnahme 
zeitweise Ausfluß aus der rechten Nasenhöhle. Dies mag die Ursache gewesen sein, 
daß wir an jenem Tage einen Flüssigkeitsspiegel nicht sehen und auch kein .Plät- 
schergeräusch beim Schütteln des Kopfes nachweisen konnten, wie es Duken 
beobachtet hatte. Als aber in den Tagen nach der Aufnahme der Ausfluß sistierte 
und sich vielleicht infolgedessen Temperatursteigerung einstellte — der Pat. 
wurde mit 39,0 Morgentemperatur operiert —, war mit einem Male auch ein lautes 
Plätschergeräusch vorhanden. Durchleuchtet haben wir ihn an jenem Morgen 
nicht mehr, um ihn vor der Operation nicht anzustrengen. Perkutorische Tym- 
panie im seitlichen unteren Gebiete des Os frontale fand Duken deutlich, ich nicht 
deutlich, aber doch angedeutet. Dagegen bot unser Kranker ein Phänomen, 
welches Duken nicht erwähnt; wenn er sich im Sitzen nach vorn und rechts 
beugte, hörte man auf weite Entfernung ein schnarrendes Geräusch, welches 
wohl im Innern der Nase zustande kam. Das gleiche Phänomen beschreibt 
Wodarcz?“ bei einer Schußverletzung des Scheitelbeins bzw. Gehirns; ich werde 
auf seine Beobachtung, welche mir damals unbekannt- war, noch zurückkommen. 
Nun behauptet mein Kranker allerdings, daß er dieses Geräusch auch vor der 
Verletzung schon gehabt habe; ich lasse dahingestellt, wie weit das richtig ist; 
seine Intelligenz scheint nicht hervorragend zu sein, und sein Sensorium war zur 
Zeit unserer Beobachtung zweifellos nicht frei. Tatsache ist jedenfalls, daß nach 
der Operation das Geräusch nicht wieder aufgetreten ist. 

Da es das Stirnhirn ist, welches von der großen Höhle betroffen wird, so sind 
die Gehirnstörungen nur allgemeiner Natur. Mein Kranker klagte über Kopf- 
schmerzen, welche er bald in die Stirn, bald in die Schläfen- und Ohrgegend ver- 
legte. Ferner war er wortkarg und teilnahmlos, es war schwer, Antworten aus 
ihm herauszubekommen. Druckpuls und Stauungspapille waren nicht vorhanden. 
Das Auge der verletzten Seite war amaurotisch. Im Falle Duken’s lautet die augen- 
ärztliche Diagnose: suspekt auf leichte Neuritis optica der verletzten Seite. Vom 
Puls wird nichts erwähnt. Kopfschmerzen standen auch bei ihm im Vordergrunde. 

Soweit die Krankengeschichte meines Falles in den vorstehenden Bemer- 
kungen nicht enthalten ist, schalte ich sie hier ein: 

Füsilier M., Inf.-Reg. 35, am 19. Juni in Galizien durch Infanteriegeschoß 
verwundet; er war nur auf einige Augenblicke bewußtlos, wurde von Kameraden 
verbunden und kam am folgenden Tage ins Feldlazarett. Am 6. Juli traf er in 
Verden ein, am 10. wurde er nach hier auf die Augenstation verlegt. Befund: 
Rechtes Auge reizlos, Pupille weit, starr, Linse nicht getrübt, Hintergrund ver- 
schleiert, Papille erscheint vorgedrückt, von einem trüben Exsudat überlagert, 
ebenso in ihrer Umgebung die Netzhaut. Farbe der Papille blaß, kein Bild der 
Stauungspapille. S. r. Amaurose, S. 1. gr. als 5/,. 


2 Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 28. 


. Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36. 651 


Wegen anhaltender Kopfschmerzen am 17. Juni auf die chirurgische Abteilung 
des Garnisonlazaretts verlegt. Befund, abgesehen von den bereits erwähnten 
wesentlichsten Erscheinungen: Schußwunden vernarbt; kleiner Einschuß oberhalb 





‚Fig. 1. Vor der Operation. 


der rechten Glabella, dichtneben der Mittellinie und Ausschuß hinter dem rechten 


Ohr, nahe und vor der Spitze des Warzenfortsatzes. Keine nennenswerte Druck- 
empfindlichkeit des Schädels, speziell des linken Stirnbeins. 


36* 


652 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36. 


21. Juli Operation. Bildung eines Haut-Knochenlappens aus dem rechten 
Stirnbein mit der Basis an der Schläfe. Die Stirnhöhle wird gleich eröffnet, sie 
ist sehr geräumig und enthält dick eitrigen Schleim; sie wird völlig ausgeräumt. 





Fig. 2. 3 Wochen nach der Operation. 


Der Schußkanal liegt etwas höher und durchquert hier einen mehr median und 
höher gelegenen Raum der Stirnhöhle, welche mit dem ersteren kommuniziert. 
Nach Aufklappung des Knochenlappens drängt sich die gespannte Dura stark 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36. 653 


vor und pulsiert nicht. Bildung eines Duralappens mit oberer Basis. Hierbei 
merkt man bereits, daß man auf einem lufthaltigen Hohlraum schneidet, das 
Messer klingt hohl. Nun wird durch Einstich ins Gehirn die Höhle eröffnet; sie 
ist nach vorn nur von etwa 2 mm dicker Hirnschicht bedeckt. Sofort strömt 
Luft aus, das Gehirn sinkt stark zusammen und pulsiert jetzt lebhaft. Die Größe 
der Höhle ist beträchtlich, mehr als Hühnereiumfang. Am Boden derselben steht 
eine vielleicht einen EBlöffel füllende serös-sanguinolente Flüssigkeitsschicht, 
welche ausgetupft wird. Der Durchschuß durch die Hirnmasse findet sich im 
vorderen Winkel der Höhle, kenntlich an der grauroten Farbe und der halbbreiigen 
Konsistenz seiner Umgebung. Nirgends ein loser Splitter vom Stirnbein. Nun 
wird die in die Stirnhöhle führende Öffnung genau untersucht; es findet sich 
nichts, was auf eine Ventilbildung schließen ließe, sondern lediglich eine recht 
enge Öffnung, an welche das Gehirn rings in schmaler Zone angeklebt ist. Diese 
Verkiebungen werden belassen, der Rest von der Hinterwand der Stirnhöhle von 
oben bis zu der Öffnung mit Hohlmeißel-Zange entfernt. In die Gehirnhöhle kommt 
nur ein Drain, kein Tampon. Der Duralappen wird exakt wieder vernäht, die 
Stirnhöhle tamponiert. 

Verlauf gut; Sekretion seröser Beschaffenheit aus dem Drain nur in den 
ersten Tagen, versiegt bald; die Stirnhöhle wird etwas länger mit Tamponade, 
später Drainage versorgt, sondert aber auch nach 8 Tagen nichts mehr ab, Heilung 
der Wunde binnen 31/, Wochen. 

Nach der Operation keine Kopfschmerzen mehr; Sensorium freier. 

Die beigefügten Röntgenbilder bedürfen kaum eines Kommentars. Die Größe 
der intrazerebralen Höhle und ihr Verhältnis zur Stirnhöhle sind auf Bild 1, der 
Zustand nach der Operation, der plastische Knochenlappen usw. auf Bild 2 leicht 
zu erkennen. 

Zur Erklärung des Zustandekommens eines so großen Luftsacks glaubt 
Duken eine Ventilbildung durch Knochensplitter, Dura- oder Periostfetzen an- 
nehmen zu müssen. Bei der Operation seines Falles konnte diese freilich nicht 
nachgewiesen werden, weil gleich bei Beginn eine große Flüssigkeitsmasse abfloß 
und infolgedessen der Stirnlappen bei der Aufklappung des Knochens eingesunken 
war; aber da man einen Knochensplitter fand, so siehter in ihm die Ursache der 
Ventilbildung. In meinem Falle, welcher sich von Anfang bis zu Ende völlig 
übersichtlich operieren ließ, habe ich auf diesen Punkt besonders geachtet und 
kann bestimmt sagen, daß von seiten des Knochens und der Dura keinerlei Ventil 
bestand. Über die Schleimhaut der Stirnhöhle kann ich in dieser Beziehung nichts 
Bestimmtes sagen, da sie wegen ihres eitrigen Inhaltes gleich ausgeräumt wurde. 
Doch möchte ich glauben, daß die Annahme einer Ventilbildung nicht durchaus 
erforderlich ist, daß vielmehr eine enge Schußkanalöffnung zwischen Stirnhöhle 
und Hirn genügt, um den Befund zu erklären. Durch sie kann Luft hineingepreßt 
werden, ohne zurückströmen zu können. Das zerschossene Gehirn prolabiert 
gleich in die Knochenöffnung und schließt sowohl die Meningen ab, als auch — 
ähnlich wie ein Darmschleimhautprolaps bei engen Schußlöchern — die Gehirn- 
höhle selbst. Nur gegen ein Hineinpressen der Luft kann es nicht Widerstand 
leisten. Daß in meinem Falle zuweilen Flüssigkeit ausgeflossen sein soll, was 
wir übrigens nicht selbst beobachtet haben, spricht nicht gegen diese Auffassung; 
man kann sich sehr wohl denken, daß unter Umständen Flüssigkeit durch kann, 
Luft aber nicht. Voraussetzung bleibt bei dieser Erklärung, daß die Knochen- 
öffnung eng sein muß, das Projektil also nicht dicker als ein Infanteriegeschoß 


sein darf. 
3 64% 


654 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36. 


Man könnte die Frage aufwerfen, ob in derartigen Fällen Spontanheilung 
möglich, die Operation entbehrlich ist. Doch diese Frage aufstellen, heißt zugleich 
sie verneinen. So leicht Luft im Körper resorbiert wird, wenn sie sich in abge- 
schlossenem Raum befindet, so unmöglich ist es hier, wo ihre Ansammlung von 
einer permanenten, in die Höhlen derNase mündenden Öffnung aus unaufhörlich 
erneut wird. Den Beweis liefern Duken’s Fall und der meinige; bei beiden sind 
Wochen bzw. Monate vergangen, bis die Operation stattfand. Also operiert muß 
bei diesen Zuständen werden, um so mehr, als die Gefahr der Infektion von der 
Stirnhöhle aus droht. Dies beweist besonders mein Fall, in welchem sich reichlich 
Eiter in der Stirnhöhle fand. Der zunächst sehr schön geheilte Fall von Duken 
ging leider etwa 2 Monate später unerwartet zugrunde, ohne daß vorher ausge- 
sprochene Hirnsymptome vorhanden waren. Die Sektion ergab zwei über taubenei- 
große Abszeßhöhlen im Stirnlappen. Aus beiden Fällen wird man den Schluß 
ziehen müssen, daß es unbedingt nötig ist, bei dieser Operation die Stirnhöhle 
breit zu eröffnen und gründlich auszuräumen. 

Nur wenige Worte noch zu der Frage: Gibt es auch Luftansammlungen im 
Schädel, welche nicht intrazerebral, sondern intrakraniell, ganz oder teilweise 
außerhalb des Hirns gelegen sind? Sicheres läßt sich darüber zurzeit noch nicht 
sagen, denn die einzigen bisher vorliegenden zwei Fälle, Fall2 von Duken und der 
schon erwähnte Fall von Wodarcz sind ihrer äußerst Kurzen Beschreibung wegen 
nicht spruchreif. Beide sind Tangentialschüsse des Hinterhauptes bzw. Scheitel- 
beins; bei beiden waren operative Eingriffe, Entfernung von Knochensplittern, 
vorhergegangen; im FalleWodarcz’ war die Wunde noch offen, ob sie in Duken’s 
Fallgeschlossen war, wird nichterwähnt. Der FallWodarcz’ bietet nichts weiter, 
als das oben besprochene Geräusch des Lufteinströmens beim Bücken, welches 
nach Extraktion eines zurückgebliebenen Knochensplitters verschwand. Ein 
Röntgenbild fehlt. Duken’s Fall zeigt im Bilde eine nur haselnußgroße Luft- 
blase am Hinterhaupt; von dem Knochendefekt aus laufen einige Fissuren bis 
zum Frontalteil und zum Warzenfortsatz. Die Annahme von Duken, daß hier 
von den Cellulae mastoideae aus Luft eingepreßt worden sei, muß man bei der 
weiten Entfernung beider Stellen doch wohl mit einem Fragezeichen versehen. 
Der Fall wurde operiert; der Befund wird nicht näher mitgeteilt. Ob hier wohl 
eine Spontanheilung möglich gewesen wäre? 

Also es bedarf hier noch genauerer Beobachtungen; möglich erscheint es sehr 
wohl, daß gegebenenfalls Luftansammlungen vorkommen können, zumal wenn 
die Dura durch Knochenfragmente gespannt oder offen gehalten wird. Typische 
Befunde, wie bei den Stirnhöhlenverletzungen, sind weniger zu erwarten, man 
wird auf Varietäten rechnen dürfen. 








1) Denker (Halle. Die chirurgische Behandlung der Neben- 
höhleneiterungen nach Kriegsverletzungen. (Münchener med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 24. Feldärztl. Beil. 24.) 

2) Seidel (Jena). Uber Verletzungen und Erkrankungen der 
Nase und ihrer Nebenhöhlen im Kriege und ihre Behand- 
lung. (Ibid.) 

3) L. Grünwald (München). Schußverletzungen derpneumatischen 
Schädelhöhlen. (Ibid.) 

Da die durch Kriegsverletzungen hervorgerufenen Nebenhöhleneiterungen 
oftmals gleich den Charakter der chronischen Eiterungen tragen, ist. es nach 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36. 655 


D. notwendig, den Krankheitsherd breit freizulegen, dabei aber auch das spätere 
kosmetische Resultat sorgfältigst zu berücksichtigen und auf die Verhinderung 
von Rückfällen das Augenmerk zu lenken. Bei Kieferhöhleneiterungen durch- 
schneidet D. innen die Weichteile an der Stelle der Umschlagsstelle der Wangen- 
schleimhaut zum Zahnfleisch, löst die Wangenweichteile bis fast zur Augen- 
höhle, hebelt die Schleimhaut der lateralen Wand des unteren Nasenganges vom 
Rande der Apertura pyriformis 5 cm weit nach hinten ab und reseziert breit 
die faziale Wand der Kieferhöhle, die mit scharfem Löffel usw. gründlich aus- 
geräumt wird. Nun folgt die Resektion des unteren Teils der medialen Wand 
von der Apertura pyriformis an bis zur hinteren Kante der Höhle, wonach die 
vorher abgehebelte Schleimhaut des unteren Nasenganges sichtbar und als 
Lappen mit der Basis vom Nasenboden auf den Boden der Kieferhöhle herunter- 
geklappt wird. Das Verfahren wird bei Schußverletzungen deren Sitz angepaßt. 
D. war mit den Resultaten der in vielen Fällen angewandten Methode sehr 
zufrieden. 

S. bespricht die im -Naseninnern und in den Nasennebenhöhlen gesetzten 
Zerstörungen durch Geschosse und empfiehlt, die der Schädelbasis naheliegenden 
Schußverletzungen ähnlich wie Tangentialschüsse zu behandeln, die Nebenhöhlen 
breit zu eröffnen, sofern sie nicht schon durch die Verletzung mit dem Nasen- 
innern in weiter Verbindung stehen. Er weist darauf hin, daß bei der Rhino- 
skopie nicht immer etwas Krankhaftes gefunden wird, aber doch eine bedeu- 
tende Zerstörung in der Tiefe vorliegen und von ihr aus die Infektion ins 
Schädelinnere rasch fortschreiten kann; S. hat einen solchen Fall mit tödlichem 
Ausgang beobachtet. 

G. berichtet über neun Fälle von Verletzung der Nasennebenhöhlen; nur 
zwei waren harmloser Natur. Der letzte Fall ist dadurch interessant, daß die 
in einer sphenoidalen Zelle sitzende Schrapnellkugel auf endonasalem Wege ent- 
fernt werden konnte. Kramer (Glogau). 


4) Kraske. Über „Bauchschüsse“. (Münchener med. Wochenschrift 
1915. Nr. 22. Feldärzti. Beil. 22.) 

K. weist auf die Unrichtigkeit der statistischen Zusammenstellungen der in 
den Feldlazaretten behandelten »Bauchschüsse« hin, die bei abwartender Behand- 
lung in 40—50, ja 70% geheilt worden sein sollen; es sind dabei aber die Bauch- 
wandschüsse mitgerechnet, bei deren Ausschaltung aus der Statistik das Ergeb- 
nis ein sehr trauriges ist, zumal wenn die Fälle von Schußverletzungen der 
drüsigen Organe des Leibes und die der Blase abgesondert werden. Verf. hat 
bisher keinen einzigen Fall von sicherer Schußverletzung des Magen-Darmkanals 
gesehen, der bei abwartender Behandlung zur Heilung gelangte; alle sind in 
wenigen Tagen der Peritonitis erlegen. Die Kriegsschußwunden des Darmes 
sind im allgemeinen schwerer und gefährlicher als die analogen Friedensverlet- 
zungen und bedürfen deshalb erst recht der für diese bewährt befundenen Be- 
handlung, so außerordentlich ungünstig für Operationen auch meist die äußeren 
Verhältnisse im Felde sind. Aber K. hat seit der Zeit des Stellungskrieges es 
doch wieder öfter gewagt, Operationen bei den Darmschußverletzungen zu machen 
bzw. dazu zu raten, und nahezu die Hälfte der Fälle durchkommen, gesehen — 
freilich in einem neuen, mit allen Einrichtungen der Neuzeit versehenen, als 
Feldlazarett benutzten Hospital. Er ist dafür, eines der Feldlazarette eines 
Korpsbereichs für Bauchschußverletzte unter Leitung eines in Operationen bei 
solchen erfahrenen Operateurs einzurichten und dorthin möglichst umgehend 

A 


a 


656 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36, 


(aber wie schwer ist dies oft! Ref.) mittels Kraftwagens diese Verwundeten über- 


führen zu lassen. Kramer (Glogau). 
Gun 





5) Rost (Heidelberg). Kurze Bemerkung zur Statistik der Bauch- 
schüsse. (Med. Klinik 1915. Nr. 25.) 

Die Statistik der Heilung von Bauchschüssen weist merkwürdige Widersprüche 
auf. Je weiter ein Lazarett hinter der Front liegt, um so günstiger sind die Re- 
sultate, die mit der konservativen Therapie erzielt werden. Mit solchem Material- 
kann man natürlich nicht beurteilen, wie groß die Mortalität an Bauchschüssen 
ist. Fernerhin ist für eine genaue Statistik ein dringendes Erfordernis, die Bauch- 
wandschüsse mit ihrer guten Prognose von den penetrierenden Bauchschüssen zu 
trennen. In der Heidelberger Klinik starben von 7 Patt. mit Darmverletzung 
noch 2, so daß also die große Sterblichkeitsziffer, die Rotter und Perthes aus 
ihrem Material an der Front berechnen, noch um manch einen Fall zu vergrößern 
ist, der erst im Heimatlazarett tödlich endet. B. Valentin (Berlin). 


6) L. Böhler. Zwei Bauchschüsse mit extraperitonealer Darm- 
verletzung. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr.23. Feldärztl. 
Beil. 23.) 

In den beiden Fällen hatte ein Spitzgeschoß den Bauch durchschlagen, ohne 
einen Darm zu verletzen, und erst extraperitoneal war es zur Durchreißung — 
am abführenden Teil — einer Darmschlinge gekommen, die durch die Ausschuß- 
wunde vorgefallen war. Tod des zweiten Pat. infolge Gasbrand der Bauchwand. 

Kramer (Glogau). 


7) Strauss (Berlin). Indikationen zur Laparotomie im Felde, 

(Med. Klinik 1915. Nr. 25.) 

Die Ausführungen des als Chefarzt einer Sanitätskompagnie im Osten tätigen 
Verf.s sind entschieden zu beachten. Die Zusammenstellung vor dem Kriege, 
daß 90% der konservativ behandelten Bauchschußverletzten am Leben bleibt, 
ist in das Reich der Fabel zu weisen, wenigstens was die Erfahrungen des jetzigen 
Krieges anbetrifft. Die Bauchschüsse, welche bei ihrer Einlieferung sofort ein 
verhältnismäßig günstiges Bild boten, wurden am Leben erhalten, alle anderen 
aber starben bei der konservativen Therapie ohne Ausnahme; bei Fällen mit 
schweren nachweisbaren inneren Zerreißungen ist also die Operation indiziert; 
der Ausfall der spontanen Urinentleerung ist im zweifelhaften Falle für die Vor- 
nahme der Operation ausschlaggebend. B. Valentin (Berlin). 


8)..Heinrich Gross. Zur Frage der Magen- und Darmentleerung 
bei atonischen Zuständen. (Deutsche med. Wochenschrift 1915 
Nr. 26. S. 766—767.) 

Auf Anregung von Anschütz hatte G. bei drei Kranken nacheinander die 
Dauerausheberung des Magens nach Westermann mittels des durch die Nase 
eingeführten Schlauches vorgenommen, war aber von dem funktionellen Erfolg 
micht sehr befriedigt. Seit 1905 nimmt G. zuerst vereinzelt, dann systematisch 
bei Störungen der Magen- und Darmmotilität die Dauerausheberung des Magens 
mit Hilfe der obsoleten einfachen Magenfistel vor. Eine permanente Entleerung 
des Magens wird durch den Schlauch gewährleistet. Dieser bleibt, bis die Magen- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36. 657 


und Darmtätigkeit wieder geregelt ist, liegen. Die einfache Magenfistel läßt sich 
in 10 Minuten anlegen. Nach der ersten Entleerung von Gas und zersetztem 
Mageninhalt beginnt sofort die Zufuhr von Flüssigkeit durch den Mund in be- 
liebiger Menge. Die Flüssigkeit fließt schnell wieder ab, spült den Magen und 
entfernt die toxischen Massen. Der kotige Geruch läßt in den vorgeschrittenen 
Fällen vermuten, welchen Anteil mindestens der obere Darmabschnitt an der 
Füllung des Magens nimmt, und welche Massen eventuell aus dem Darme zurück- 
strömen. Der Rückfluß wird durch die ständige Entleerung des Magens, im 
Verein mit der Saugwirkung des Hebers, leichter. Auch eine Entleerung des 
Darmes wird somit durch die Magenfistel bedingt. Die Darmfistel, oft gleichzeitig 
mit der Magenfistel, wendet G. nur noch bei ausgesprochenen mechanischen 
Hindernissen, so durch Adhäsion oder Knickung, an. Der Magenschlauch bleibt 
bis zur völligen Beseitigung der Infusion liegen. Er wird als Ventil benutzt und, 
wenn Stauung im Magen-Darmkanal auftritt, wieder geöffnet. Wenn die einfache 
Magenfistel in ihrer Bestimmung zur dauernden Ernährung wegen des Ausfließens 
von Magensaft mit Mageninhalt in Mißkredit kam, braucht man diese lästigen 
Folgen, bei der Aufgabe, den Mageninhalt für kurze Zeit nach außen zu leiten, 
nicht zu befürchten. Lokale Ekzeme heilten schnell unter Pulver- oder Salben- 
verband. Für G. ist die Magenfistel ein selbstverständliches Requisit jeder Peri- 
tonitisoperation geworden. Er hat bei einem großen Laparotomiematerial die 
Magenfistel in den letzten 2 Jahren 47mal verwandt. Sehr gute Dienste leistet 
die Magenfistel auch bei Operationen des perforierten Magengeschwürs. Natürlich 
wird die kleine Wunde in ihrer Haut-Fascienpartie nicht genäht. Ein Stückchen 
Gaze bedeckt sie, das durch Heftpflaster fixiert wird. Eine durch das Heft- 
pflaster geführte Sicherheitsnadel hält den Gummischlauch fest. Die Wundränder 
werden nach Entfernung des Schlauches aneinander gebracht. 
Kolb (Schwenningen a.N.). 


9) P. Ligabue. La laparatomia semplice nella peritonite tuber- 
colare. (Clin. chir. XXII. 11. 1915.) 

Verf. berichtet ausführlich über 66 Fälle von tuberkulöser Peritonitis, die 
durch einfache Laparotomie behandelt wurden und in entsprechend langer Beob- 
achtung standen, um definitive Heilresultate erkennen zu lassen. 

Das weibliche Geschlecht ist im allgemeinen häufiger befallen (81,8%), was 
jedoch im Kindesalter weniger hervortritt. Besonders gefährdet sind das Ende 
des 2. und der Anfang des 3. Lebensdezenniums, wobei die Krankheit häufiger 
im Winter und Frühjahr als im Sommer und Herbst beginnt. In 25,75% aller 
Fälle handelte es sich um sekundäre Peritonitiden bei gleichzeitiger Pleura-, 
Lungen-, Knochen-, Drüsenerkrankung. Fibröse miliare Formen fanden sich 
vorzugsweise in den Fällen, die frühzeitig zur Beobachtung kamen. Käsige Pro- 
zesse, ebenso peritoneale Adhäsionen finden sich dagegen bei länger bestehender 
Erkrankung. Das große Netz ist gewöhnlich mehr erkrankt als das Viszeralperi- 
toneum, das parietale Bauchfell ist vorzugsweise um den Nabel herum betroffen. 
Bei länger dauernder Erkrankung findet sich oft weitgehende Bindegewebswuche- 
rung, entsprechend der diffusen leukocytären Infiltration, so daß oft die Tuberkeln 
von fibrösen Bindegewebsstreifen umgeben erscheinen, die vereinzelt bis ins 
Tuberkelzentrum vordringen. Die Gefäßentwicklung der Tuberkel ist sehr spär- 
lich. Bazillen finden sich in einzelnen Fällen, vor allem in rezidivierenden und 
nicht zur Heilung kommenden. Die Pirquet’sche Cutireaktion ist vor allem 
bei Kindern ein wertvolles Diagnostikum; Eiterkörperchen im frischen Blute 


658 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36. 


nach Cesaris-Demel finden sich im allgemeinen nur vor der Laparotomie und 
verschwinden nach der Operation bei den heilenden Fällen. Die Laparotomie 
brachte in 65,07%, Dauerheilungen (81%, bei Kindern, 61%, bei Jugendlichen, 
54%, bei Erwachsenen). Die Resultate sind um so besser, je kürzer die Krankheit 
besteht. Bei den akuten und subakuten fieberhaften Erkrankungen soll nicht 
operiert werden. Die rein fibrösen Formen ergeben 100% Dauerheilungen. Mit 
der Operation soll stets eine rationelle innere Behandlung verbunden werden, 
wobei sich vor allem die subkutanen Jod- Jodkaliinjektionen nach Durante be- 
währen. Gleichzeitige tuberkulöse Herde an anderen Organen bilden keine Kontra- 
indikation, da sie oft durch die infolge der Laparotomie gesteigerte Widerstands- 
fähigkeit des Körpers günstig beeinflußt werden. Bei gleichzeitigen diffusen 
Lungenerkrankungen sind jedoch die Operationsresultate schlecht. Postoperative 
Störungen durch Ausdehnung des tuberkulösen Prozesses sind seltener als die 
bei lang ausgedehnter innerer Erkrankung eintretenden Komplikationen, da die 
Laparotomie in der Regel rasche Besserung und Heilung bedingt, so daß der 
tuberkulöse Prozeß keine Zeit zur Ausbreitung erhält. 

Die besten Heilresultate gibt die einfache Laparotomie mit weiter Eröffnung 
der Bauchhöhle ohne Spülung, ohne Desinfektion oder sonstige Behandlung der 
erkrankten Serosa. Die Heilung ist vor allem durch die Auflösung und Resorption 
der epitheloiden Zellen bedingt. Die Riesenzellen leisten dieser Auflösung längeren 
Widerstand, die Lymphzellen schrumpfen und verschwinden langsam. Die La- 
parotomie bedingt weder entzündliche Reaktion noch Bindegewebsproliferation, 
was vor allem bei Sekundäroperationen deutlich ist, die keine Vermehrung des 
Bindegewebes erkennen lassen, sondern eher einen Stillstand der Bindegewebs- 
proliferation zeigen. Diese ist auf eine Wirkung des tuberkulösen Virus zurück- 
zuführen, während die Heilung des Tuberkels durch das Blutserum zustande kommt, 
das bei der Laparotomie in Form der peritonealen Exsudation wirken kann. Die 
in dem Exsudat enthaltenen Antikörper und Opsonine töten oder schwächen den 
Tuberkelbazillus und bahnen so den histologischen Abbau des Tuberkeis an. Die 
Laparotomie entfernt außerdem stets ein peritoneales Exsudat, das mehr oder 
weniger reich an tuberkulösen Toxinen ist, und erzeugt starke Hyperämie und ein 
ann Antikörpern reiches Blutserumexsudat. M. Strauss (Nürnberg). 


10) E. Michaelsson. Über das sog. Pseudomyxoma peritonei der 

Männer. (Hygiea Bd. LXXVII. Hft. 11. 1915. [Schwedisch.]) 

Verf. berichtet von einem 46jährigen Manne, der an Haemorrhagia cerebri 
gestorben war, und bei dem das Netz von zahlreichen festen, halb durch- 
scheinenden Knoten durchsetzt gefunden wurde. Am distalen Ende des Wurms 
fand sich ein walnußgroßer gallertiger Schleimklumpen. Der proximale Teil des 
Wurms war obliteriert. Distal von dieser obliterierten Stelle fand sich eine 
dreieckige Lichtung, die sich nach dem Schleimklumpen zu öffnete. Die Knoten 
im Netz bestanden ebenfalls aus Schleimklumpen. Es sind hier die aus dem 
nach einer Appendicitis obliterierten, dann aber geborstenen Wurm mit dem 
Schleim entleerten Darmepithelien nicht nur in der Nähe des Wurms am Leben 
geblieben, sondern haben auch im großen Netz Implantationsmetastasen hervor- 
gerufen. — Bemerkenswert ist, daß dieses sog. Pseudomyxoma peritonei ex 
Processu vermifori fast ausschließlich bei Männern beobachtet wird. 

. Fritz Geiges (Freiburg). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36. 659 


11) Dowd. Preservation of the iliohypogastric nerve in opera- 

tion for cure of inguinal hernia. (Annals of surgery 1915. Nr. 2. 

Februar.) , 

Wenn auch die meisten Rezidive nach Bassini’scher Bruchoperation durch 
eine nicht genau genug ausgeführte Schichtnaht bedingt sind, so ist doch anderer- 
seits der Verletzung des gleich nach Spaltung der Aponeurose des äußeren schrägen 
Bauchmuskels erscheinenden Zweiges des N. iliohypogastricus eine wichtige Rolle 
beim Entstehen von Rückfällen zuzuschreiben. Die Verletzung dieses Nerven 
soll daher auf alle Fälle vermieden werden. Herhold (z. Z. im Felde). 


12) Arthur F. Holding. The roentgenologic method of differentiat- 
ing between ulcer and cancer of the stomach and duodenum. 
(Amer. journ. of the med. sciences 1914. Dezember.) 

Der Verf., dessen Arbeit aus dem Cornell university medical college in Neuyork 
stammt, steht auf dem Standpunkte, daß der Anfangsabschnitt des Duodenum, 
wenn auch anatomisch und physiologisch nicht zum Magen gehörig, doch sympto- 
matisch und chirurgisch sein wichtigster Teil sei, der allerdings nur selten gut 
auf dem Schirm zu sehen ist. Um gute Röntgenbilder zu gewinnen, empfiehlt er, 
den Bismutbrei, statt mit Haferschleim, mit Buttermilch herzustellen. Unter 
Berücksichtigung der bisher vorliegenden Literatur und der eigenen Unter- 
suchungen, von denen 12 Abbildungen stammen — 2 nach Schirmbildern und 
10 nach Platten —, gelangt H. zu folgenden Ergebnissen : 

1) Die Röntgenuntersuchung ist die genaueste, ungefährlichste und wert- 
vollste, allerdings auch kostspieligste diagnostische Methode für gastro-intestinale 
Erkrankungen. a | 

2) Sie ist geeignet, manche diagnostische Laparotomie überflüssig zu machen, 
die Operationsdauer abzukürzen und die chirurgische Statistik zu verbessern. 

3) Jede diagnostische Laparotomie deutet darauf hin, daß die Röntgen- 
methoden des betreffenden Hospitales mangelhaft sind. 

4) Die postoperative Röntgenuntersuchung ist geeignet, die Technik günstig 
zu beeinflussen. 

5) Verf. stimmt mit Schmieden darin überein, daß ein wissenschaftlicher 
Diagnostiker ebensowenig die Diagnose allein aus dem Röntgenbilde, wie in wich- 
tigen Fällen ohne das Röntgenbild stellen wird. Lauenstein t (Hamburg). 


13) C. Beck. Plastic operations on the stomach. (Surgery, gyne- 
cology and obstetrics Vol. XX. Nr. 2. 1915. Februar.) 

Zur Bildung‘ eines neuen Pylorus gibt B. eine Lappenplastik an, bei der 
nach Durchtrennung des Lig. gastrocolicum ein zungenförmiger Lappen mit der 
Basis nach dem Pylorus zu gebildet wird. Der Lappen wird durch Vernähung 
der Ränder zu einem Schlauch umgewandelt — ähnlich wie bei der Speise- 
röhrenplastik nach Beck- Jianu —, der mit seinem freien Ende in den obersten 
Teil des Jejunum eingepflanzt wird. Diese Operation ist an Hunden erprobt, 
ebenso der Ersatz eines Teils des Duodenum durch ein gleich langes Stück einer 
ausgeschalteten Jejunumschlinge. Hierbei konnte beobachtet werden, daß das 
Epithel dieses eingepflanzten Jejunumstückes dem des Magens ähnlich wurde. — 
Weiter heilte in Versuchen an Hunden ein ausgeschaltetes Dünndarmstück, das 
an Stelle der kleinen Kurvatur in den Magen eingenäht wurde, gut ein; nur 
retrahierte es sich mit der Zeit ziemlich beträchtlich. Künstliche Defekte der 


660 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36. 


vorderen Magenwand, die mit Netz ausgefüllt wurden, heilten prompt. Auch 
hier konnte schon nach 5—6 Wochen eine beträchtliche Schrumpfung dieser mit 
Netz ausgefüllten Stelle nachgewiesen werden. 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


14) Glen J. Jones. Colonic and pericolonic abnormalities. (Amer. 
journ. of med. sciences 1915. März.) 

Verf., amerikanischer Militärarzt, beschäftigt sich mit der Frage der Ent- 
stehung und der Behandlung der Adhäsionen um das Gebiet des Dickdarms und 
nimmt auch auf die chirurgische Behandlung dieser Leiden Bezug. 

Er unterscheidet drei Gruppen von Ursachen: 1) Nervöse, die zu atonischen 
und aseptischen Zuständen im Dickdarm führen, 2) entzündliche Ursachen, und 
3) mechanische — Absackung und Divertikelbildung, Ptosis, Knickungen und 
Stauungen des Inhaltes. 

Als Folgen der Adhäsionen, Membranen und Verwachsungen im Kolongebiet 
nennt er: 1) Örtliche Stauung des Darminhalts, 2) Zersetzung desselben durch 
Gärung und Fäulnis, 3) Erweiterung der Lichtung und Senkungszustände, 4) Ent- 
zündung mit weiterer Steigerung der Anstauung des Darminhalts und 5) bakterielle 
Durchwanderung und Übertritt der Toxine in die dem Kolon benachbarten Gewebe 
nach den Gesetzen der Osmose infolge der Schwächung der Vitalität der Darm- 
wand und Übergang in die »tierische Membran«. 

Das klinische Bild wechselt nach Grad und Ausdehnung. Beginnende und 
mittelschwere Fälle bieten im wesentlichen ein » medizinisches Bild«, während 
Spätfälle mit oder ohne voraufgehende innere Behandlung schließlich dem Chirurgen 
zufallen. 

Für die Klärung der Ursachen verspricht sich Verf. sehr viel davon, daß die 
Chirurgen auf Grund ihrer Eingriffe die tatsächlichen Befunde, die Inneren Me- 
diziner ihre Beobachtungen, die physiologischen Chemiker ihre Untersuchungs- 
ergebnisse mitteilen. Die operative Behandlung allein hält er nicht für ausreichend, 
sondern verlangt, daß die fehlerhafte Lebensweise nachher sorgfältig vermieden 
werde und eine langdauernde diätetische Nachbehandlung hinzukommt, die auch 
in ausreichender Weise das Allgemeinbefinden des Pat. berücksichtigt. Verf. ist 
der Meinung, daß eine ganze Anzahl von Fällen ohne Laparotomie geheilt werden 
können, um so eher, als trotz fortgeschrittenen Charakters des Leidens die Erschei- 
nungen niemals alarmierend zu sein pflegen. Drei Punkte scheinen ihm für den 
Erfolg und den Fortschritt der nicht chirurgischen Behandlung von Wichtigkeit 
zu sein: 1) Genaue klinische Beobachtung, 2) die Untersuchung mit Röntgen- 
strahlen und 3) die Berücksichtigung des Uringehaltes an Indikan und Schwefel- 
verbindungen. Lauenstein } (Hamburg). 


15) C. Tosatti. Trombosi mesenterica concomitante a un ap- 
pendicite. Ceco mobile, sinistro. (Clin. chir. XXII. 11. 1915.) 
Bei einer 5ljährigen Frau bestand ein langsam eingetretener Ileus mit einer 
sehr schmerzhaften Anschwellung in der linken Bauchseite. Die Laparotomie 
ergab ein links verlagertes Coecum mobile mit katarrhalischer Appendicitis; 
auBerdem fand sich Gangrän einer Ileumschlinge infolge einer Mesenterialvenen- 
thrombose. Die Resektion des befallenen Darmabschnittes brachte zunächst 
Besserung, bis das Weiterschreiten der Thrombose weitere Darmgangrän und den 
Tod am 16. Tage bedingte. Keine Autopsie. M. Strauss (Nürnberg). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36. 661 


16) Davis. Mechanism of the production of hemorrhagic erosions 
of the oesophagus and some associated lesions in ileus. 
(Annals of surgery 1915. Nr. 3. März.) 

Gelegentlich der Obduktion eines wegen inneren Darmverschlusses operierten 
und dann gestorbenen Mannes wurden neben Thrombosen in den Mesenterial- 
gefäßen Blutungen in der Magenschleimhaut und Blutungen mit Geschwüren 
in der Schleimhaut der unteren Speiseröhre gefunden. Der Darmverschluß saß 
am Dünndarm nicht weit von der Bauhin’schen Klappe. Durch die hierdurch 
erzeugte gewaltige Ausdehnung des Darmes wird ein Druck auf die kleinen arte- 
riellen Gefäße mit nachfolgender Stauung in den Venen hervorgerufen. Die Fol- 
gen hiervon sind Thrombosen in den Mesenterialgefäßen. Dadurch, daß nach und 
nach die Blutzirkulation im ganzen Dünndarm aufgehoben wird, tritt ebenfalls 
eine Stauung in der Vena portae mit nachfolgender Thrombose der gastro-Ösopha- 
gealen Venen ein. Diese führt die hämorrhagischen Erosionen in der Magen- 
und Speiseröhrenschleimhaut herbei. Herhold (z. Z. im Felde). 


17) W. R. Cubbins. Intussusception. (Surgery, gynecology and obstetr. 
Vol. XX. Nr. 2. 1915. Februar.) 

C. fand bei Intussuszeptionen ungewöhnliche Länge des Mesenterium des 
untersten Blinddarmendes und ausgesprochene Gekrösbildung am absteigenden 
Dickdarm. Um Rückfälle zu vermeiden, hat er nach Lösung der Intussuszep- 
tion das untere lleumende an das Colon ascendens angelegt und mit drei bis 
fünf Catgutnähten an dieses, den Blinddarm selbst in der Fossa iliaca leicht 
befestigt. Das lange Mesenterium erlaubt diese Parallellagerung von unterem 
lleumende und Colon ascendens. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


18) Ernst Mayerhofer (Wien). Zur Klinik, Diagnose und Thera- 
pie des mesenterialen Darmverschlusses im Kindesalter. 
(Med. Klinik 1915. Nr. 23.) 

Ein 8jähriger Knabe kam mit den Erscheinungen des Darmverschlusses ins 
Krankenhaus, die sich zwar zeitweise besserten, aber im Anschluß an einen Diät- 
fehler mit heftigen Schmerzparoxysmen wieder auftraten. Während dieser 
Schmerzanfälle erhob sich der Knabe auf die Knie und bohrte den Kopf vornüber 
in die Kissen, es war also eine instinktive ausgeführte aktive Beckenhochlagerung. 
Bei der Autopsie zeigte sich eine sehr seltene Inkarzerationsform, bedingt durch 
den Mangel der sekundären Verwachsung des Mesocolon ascendens. Aus der 
Symptomatologie des Falles wäre noch die Neigung zu Untertemperaturen und 
die Lordose der Wirbelsäule hervorzuheben. Als Therapie bei schweren Fällen 
kann nur die möglichst rasche Gastroenterostomie in Betracht kommen. 

B. Valentin (Berlin). 


19) Deaver and Ross. The mortality statistics of two hundred 
and seventy-six cases of acute intestinal obstruction. (Annals 
of surgery 1915. Nr. 2. Februar.) 

Von 276 Fällen intestinaler chronischer Verstopfung betrafen 52%, Frauen, 
48%, Männer; meistens handelte es sich um eingeklemmte Brüche und postoperative 
Verwachsungen. Die Operationssterblichkeit betrug 42%, die Operation endete 
gewöhnlich dann tödlich, wenn die betreffenden Leute zu spät zur Operation kamen. 

Herhold (z. Z. im Felde). 


662 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36. 


20) Lobingler. Colocolostomy. (Annals of surgery 1915. Nr. 2. Februar.) 
Die Knickungen des Dickdarms an der Flexura lienalis und hepatica rufen 
die bekannten Beschwerden bei Enteroptose hervor, welche sich in Gasbildung, 
Verstopfung und Schmerzen äußern. Verf. beseitigte diese Beschwerden durch 
Raffung des Lig. gostro-colicum und hinzugefügte Kolokolostomie. Die letztere 
wurde an der Stelle der durch die Senkung des Colon transversum hervorgerufenen 
Knickung ausgeführt, und zwar je nach dem Röntgenbilde nur an einer Flexur 
oder an beiden. Herhold (z. Z. im Felde). 


21) B. Moynihan. Intestinal stasis. (Surgery, gynecology and obstetrics 

Vol. XX. Nr. 2. 1915. Februar.) 

Nicht jede Verstopfung ist, wie manche angenommen haben, die Folge von 
Adhäsionsbildung und Behinderung der Darmdurchgängigkeit. Bei Hindernissen 
findet man Hypertrophie der Darmwand, während man im Gegenteil bei der 
chronischen Stase die Darmwand dünn und durchscheinend, die Bänder ge- 
dehnt, die Bauchmuskulatur schlaff antrifft.e. Zur Bekämpfung dieser Stase 
mit ihren Folgen der Subinfektion oder Intoxikation empfiehlt M. zunächst 
Massage, Bauchmuskelübungen und unbeschränkten Gebrauch von Paraffin, 
dann ganze oder teilweise Entfernung des Dickdarms, gelegentlich auch Ileo- 
Sigmoidostomie. Nach letzterer Operation kommt es aber häufig zu rückläufiger 
Füllung des Kolon, und ist der Zustand dann schlimmer denn zuvor. M. be- 
vorzugt die Entfernung des Blind- und des aufsteigenden Dickdarmes. Da der 
distale Teil gerade zum Ausstoßen des Kotes benötigt wird, soll er erhalten 
werden. Bei der Resektion des Colon ascendens ist die Peritonisation der Stümpfe 
leicht. Häufig löst M. dazu noch den distalen Teil des Kolon und zieht ihn 
höher, so daß der Beckenteil zum Colon descendens wird und letzteres mit zum 
Colon transversum gemacht wird. Vom Netz wird möglichst viel erhalten. Mit 
den Erfolgen dieser Operation ist M. sehr zufrieden, oft sind sie ganz über- 
raschend. Solche Operationen können sogar günstig wirken bei vorgeschrittenen 
Hüftgelenks- und Schultertuberkulosen und bei rheumatischen Gelenkerkran- 
kungen. M. kann aber nicht so weit gehen, die intestinale Stase als Ursache 
aller Magen- und Duodenalgeschwüre und Gallensteine anzuerkennen, noch viel 
weniger möchte er in der Dickdarmentfernung ein Heilmittel gegen alle mög- 
lichen Krankheiten erblicken. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


22) Outerbridge. Cystic Iymphangioma of the great omentum. 
(Annals of surgery 1914. Nr. 6. Dezember). 

. 34jährige Frau wird wegen eines Gekärmutterfibroms operiert; bei der Laparo- 
tomie finden sich Verwachsungen der Geschwulst mit der Umgebung der Gebär- 
mutter und mehrere Cysten verschiedener Größe im großen Netz, hauptsächlich 
an dessen Rande. Mikroskopisch bestehen die Cysten aus einer mit Lymphendothel- 
zellen ausgekleideten bindegewebigen Membran. Fortnahme von Uterus und 
Resektion des mit Cysten durchsetzten Teils des Netzes, Heilung. Die Cysten 
waren aus erweiterten Lymphgefäßen entstanden, diese waren infolge der in der 
Umgebung des Uterus vorhandenen Verwachsungen stellenweise zugeschnürt; 
durch die in der Umgebung des Uterus eingetretene Entzündung waren auch 
die Endothelzellen der benachbarten Lymphgefäße in Proliferation geraten, und 
so war es zur Cystenbildung gekommen. Verf. läßt auch andere Ursachen für die 
Entstehung der Cysten des Netzes zu, glaubt jedoch, daß die Mehrzahl aus den 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36. 663 


Lymphgefäßen entstehe. Da die großen Lymphgefäße die größeren Blutgefäße 
begleiten und diese vorwiegend am Rande des Netzes verlaufen, sitzen auch die 
Cysten vorwiegend am Rande des großen Netzes. 

Herhold (z. Z. im Felde). 


Vs 


23) Lawrason Brown. The significance of tubercle bacilli in the 
urine. (Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 11. S. 886. 1915.) 
Die Unterscheidung zwischen Tuberkelbazillen und Smegmabazillen ist nicht 
auf färberischem Wege möglich, sondern nur durch Kulturen oder Tierversuche. 
Anscheinend normale Nieren können gleichfalls Tuberkelbazillen ausscheiden. 
Bei Fehlen von Tuberkelbazillen im Urin kann die Pyelographie käsige Herde 
zuweilen aufdecken. Angebliche Spontanheilungen der Nierentuberkulose sind 
meist irrig. Die beste Behandlungsmethode ist die Entfernung der Niere mit 
anschließender Tuberkulinbehandlung. Bei Genitaltuberkulose treten die Ba- 
zillen gewöhnlich erst so spät in den Urin über, daß sie nur geringe diagnostische 
Bedeutung haben. E. Leschke (Berlin). 





24) Hinmann. Priapism. (Annals of surgery 1914. Nr.6. Dezember.) 

Priapismus entsteht entweder auf nervöser oder mechanischer Grundlage, im 
ersteren Falle infolge peripherer Reize (Reflexe) oder direkter auf das Rücken- 
mark oder die Nn. erigentes wirkender Reize und endlich deszendierender Hirn- 
reize, im letzteren Falle durch Thrombose, Hämatome oder Neubildungen des 
Gliedes. Verf. berichtet über 170 aus der Literatur gesammelte Fälle; 35 = 20% 
waren rein nervösen, 135 = 80% nervösen und gleichzeitig mechanischen, 45 =30% 
nur mechanischen Ursprungs. In 70% der Fälle betraf die Schwellung allein die 
Corpora cavernosa, während die Eichel und Corp. spongiosa nicht beteiligt waren. 
Die Behandlung besteht zunächst in Verabreichung narkotischer Mittel und anti- 
luetischer Kuren bei syphilitischen Nervenleiden. Führt diese Behandlung nicht 
zum Ziele, so kommt beim Priapismus nervösen Ursprungs die Durchschneidung 
der Nn. pudendi, die Unterbindung der Artt. dorsales und die Durchschneidung 
der Mm. ischiocavernosi in Frage. Bei rein mechanischen Ursachen ist die In- 
zision der Corpora cavernosa mit nachfolgender Ausräumung der Blutgerinnsel 
anzuwenden. Zwei einschlägige Fälle werden beschrieben; im ersteren war der 
Priapismus eine Folge alter Nervenlues und unmittelbar nach dem Koitus ein- 
getreten. Durch eine antisyphilitische Kur wurde Heilung erzielt. Im zweiten 
Falle handelte es sich um eine Thrombose der Corpp. cavernosa nach altem Tripper; 
hier verließ der Kranke das Hospital ungeheilt. 

Herhold (z. Z. im Felde). 


25) Alfred Rothschild. Ersatz eines durch einen Schuß zerstörten 
Teils einer Harnröhre durch den Wurmfortsatz. (Deutsche 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 23. S. 674—676.) 

Zur Heilung eines angeborenen oder erworbenen Harnröhrendefektes beruht 
das einfachste Verfahren auf dem Prinzip der Mobilisation der Harnröhrenstümpfe. 
Lexer hat zuerst die Benutzung des Wurmfortsatzes zur Urethralplastik an- 
geben; er verwendete den körpereigenen Wurm. R. beschreibt den Ersatz eines 
größeren Harnröhrendefektes durch einen Wurmfortsatz, der dem Operierten 
nicht angehörte. Der Erfolg war gut. Kolb (Schwenningen a. N.). 


664 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36. 


26) Ch. A. Waters und J. A. C. Colston. A report of three cases 
of fibrosclerosis of the penis treated by Röntgenization, 
without improvement. (Surgery, gynecology and obstetrics Vol. XX. 
Nr. 1. 1915. Januar.) 

Selbst mit energischer Bestrahlung (im ersten Falle harte Röhre 10—12 Benoist, 

46 Bestrahlungen mit 9 Erythemdosen während 2 Monate) hatten Verff. bei der 

Induratio penis plastica keinen Erfolg. Sie empfehlen Operation, Ausschneidung 

mit sorgfältiger Blutstillung. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


27) Bonne. Über die Behandlung und Prognose ausgedehnter 

Harnröhrenzerreißungen. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr.24. 

S. 709—710.) 

Selbst die ausgedehntesten Harnröhrenzerreißungen haben bei zweckmäßiger 
Behandlung außerordentlich günstige Prognose. B. gibt die Krankengeschichte 
drei solcher Fälle, die er in Behandlung gehabt hat, an; die Patt. konnten mit 
guten Resultaten entlassen werden. Daß trotz der großen Verletzungen der Harn- 
röhre, bei denen ein ganzes Stück von 15cm Länge fehlt, die Heilung zustande 
kommt, ist daraus zu erklären, daß durch das Granulationsgewebe eine Rinne und 
dann eine neue Röhre geschaffen wird, die um den Dauerkatheter herumwächst, 
während sich offenbar von dem zentralen Ende sowohl, wie von den peripheren, 
stehengebliebenen Partien der Harnröhre nicht nur das Epithel der Schleimhaut 
in der Granulationsmasse vorschiebt, sondern auch höchstwahrscheinlich die 
Muscularis der Harnröhre, sich in Zellgruppen vorschiebend, korrespondierend mit 
dem Schleimhautepithel sich wieder ergänzt. B. hält es nicht für unmöglich, daß 
durch die tägliche Neueinführung des Katheters Schleimhautepithelien direkt 
auf die noch nicht mit Epithel bedeckten Partien des neugebildeten Granulations- 
kanals transplantiert werden. Die peinlichste Aseptik ist trotz der vorhandenen 
Eiterung nötig. Die ersten 8 Tage wurden die Patt. bei Milch- und Fruchtdiät 
gehalten. Kolb (Schwenningen a.N.). 


28) J. S. Koll. A study of twenty-five tabetic-bladders. Surgery, 
gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr. 2. 1915. Februar.) 

Unter 25 Fällen tabischer Blasenerkrankung konnte 7mal die Diagnose ge- 
stellt werden, ohne daß vorher Verdacht auf Tabes bestanden hatte. Charak- 
teristisch ist Tuberkelbildung mit seitlicher Gruppierung und Freibleiben des 
Bezirks vom Lig. interuretericum. Die Trabekel sind fibrillär und ähneln denen 
des papillären Herzmuskels. Weiter ist die rhythmische Kontraktion der Harn- 
leitermündungen träge oder fehlt, die Mündungen klaffen mehr oder weniger, 
und zwar meist beiderseits, seltener einseitig. 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


29) Ellice MacDonald. Quinine solution for bladder irrigation. 
(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 6. S. 505. 1915.) 

Verf. empfiehlt für Blasenspülungen die Anwendung einer Lösung von Chinin. 
bisulfur. 1 : 2000. Chinin wirkt noch in Verdünnung von 1 : 30 000 entwicklungs- 
hemmend auf Typhusbakterien, Chinosol 1 : 40000 und Sublimat 1 :50 000. 
Dabei ist Chinin im Gegensatz zu den beiden anderen Desinfizientien reizlos. 

E. Leschke (Berlin). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36. 665 


30) Clark. Rupture of the bladder. (Annals of surgery 1914. Nr. 6. 
Dezember.) 

Der Fall ist bemerkenswert, weil die Harnblasenberstung bei einem 45jährigen 
Manne eintrat, ohne daß ein direktes Trauma nachzuweisen war, daß der Blasenriß 
erst 24 Stunden nach seinem Entstehen genäht wurde und trotzdem völlige Ge- 
nesung eintrat. Herhold (z. Z. im Felde). 


31) Fr. Böhme (Dresden). Enuresis und ähnliche Blasenstörungen 
im Felde. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr.21. Feldärztl. 
Beil. 21.) 

Die von B. beobachteten Fälle betrafen meist Individuen, die in der Kindheit 
an Enuresis nocturna gelitten. hatten, und haben das Gemeinsame, daß ein un- 
mittelbarer Zusammenhang mit intensiver Kälteeinwirkung festzustellen war. 

Kramer (Glogau). 


32) Hermann Kretschmer. Fulguration treatment of tumors of 
the bladder. (Journ. of the amer, med. assoc. Vol. XLIV, Nr. 13. S. 1050. 
1915.) 

Verf. behandelte folgende Arten von Blasengeschwülsten mit der Elektro- 
koagulation nach Beer. 10 Fälle von Papillomen, von denen bei 8 die Dauer- 
heilung durch cystoskopische Nachuntersuchungen kontrolliert werden konnte; 
1 Fall von papillärem Karzinom mit Hämaturie; der bis zur letzten Untersuchung 
rezidivfrei geblieben ist; 6 Fälle von Karzinom, von denen 3 einer suprapubischen 
Resektion und Elektrokoagulation unterworfen wurden. 2 bekamen ein Re- 
zidiv, der 3. kam außer Beobachtung. Bei den 3 anderen Fällen wurde die Be- 
handlung mit Hilfe des Cystoskops angewandt. Sie war sehr schmerzhaft und 
hatte keinen Erfolg. In einem Falle von großem Blasenpolyp wurde restlose 
Entfernung und Heilung erzielt. E. Leschke (Berlin). 


33) Einar Key und Carl Sundberg. Nachtrag zum Aufsatze 
„Exclusio vesicae bei schwerer Blasentuberkulose“. (Nord. 
med. Arkiv 1914. Afd. I. [Kirurgi.] Hft. 3. Nr. 21. Bd. XLVII.) 

K. berichtet über den einen bereits veröffentlichten Fall (Nord. med. 
Arkiv 1913. Dieses Zentralbl. Jahrg. 41, S. 1730) von Exclusio vesicae wegen 
schwerer Blasentuberkulose. 27. XI. 1912 operiert, ging es dem Pat. zunächst 
sehr gut. 1913/14 konnte er sogar eine Handelsschule besuchen. April 1914 
trat eine Verschlimmerung ein, und August 1914 starb Pat. an Urämie. Die 
klinische Diagnose des Falles lautete auf Tuberkulose der linken Niere, des 
linken Harnleiters und der Blase. Tuberkelbazillen hatten nachgewiesen werden 
können, und, was an dem Falle bemerkenswert ist, auch mikroskopisch konnte 
keine Tuberkulose nachgewiesen werden. Als Todesursache konnte S. chronische 
parenchymatöse Nephritis, Pyonephrose und Pyelonephritis feststellen. Obgleich 
tuberkulöse Veränderungen nicht nachgewiesen wurden, ist der pathologische 
Anatom doch der Ansicht, daß Tuberkulose vorgelegen hat, die aber ausheilte 
und die oben angegebenen Veränderungen hinterließ. 

Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 


666 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36. 


34) Luckrett and Friedmann. Pyelography in the diagnosis of 
traumatic injury of the kidney. (Annals of surgery 1914. Nr. 6. 
Dezember.) 

Die Verff. weisen darauf hin, daß die Pyelographie nach Injektion von Col- 
largollösung auch bei Nierenverletzungen gute Fingerzeige für die Schwere und 
Art der Verletzung geben können. Bei Kapselriß zeigt sich das Collargol im 
perirenalen Gewebe, bei Zertrümmerung des Nierengewebes im Nierengewebe 
selbst zerstreut. Herhold (z. Z. im Felde). 


35) Edward L. Keyes jr. The damage done by pyelography. 

(Amer. journ. of the medical sciences 1915. Januar.) 

Aus vier Versuchen an Hunden gelangt Verf. zu folgenden Schlüssen: 

1) Eine vorübergehende mäßige Ausdehnung des normalen Nierenbeckens 
mit Collargol verursacht keine größere Schädigung als eine Kongestion des 
Organs, die immer nur von kurzer Dauer ist. 

2) Aber wenn die Ausdehnung wenige Minuten anhält, so wird die injizierte 
Flüssigkeit in die Blutgefäße und Lymphräume des Nierenbeckens aufgesogen. 

3) Obwohl wir, ebenso wie Strassmann, nicht imstande waren, das Ein- 
dringen von Collargol vom Nierenbecken aus in die Harnkanälchen zu beobachten. 

4) So haben wir doch nichtsdestoweniger Collargol in den Glomeruli und 
den Tubili contorti gefunden. 

5) Jedoch war in den Glomeruli und den Tubuli viel weniger Collargol 
als in den Lymphräumen und Gefäßen. 

6) Wir schließen daraus, daß das Collargol in den Glomeruli und Tubuli 
ein sekretorisches Phänomen ist. 

Vier weitere, gleichfalls an Hunden ausgeführte Versuche führten zu nach- 
folgender Ergänzung obiger Schlüsse: 

7) Nach der Collargoluntersuchung kann es infolge renaler Retention zu 
einer sekundären Infiltration kommen. 

8) Diese ist von wesentlich größerer Bedeutung als die primäre Retention 
zur Zeit der Injektion. 

9) Auf diese sekundäre Retention sind die meisten Todesfälle nach Pyelo- 
graphie zu beziehen. E 

10) Ihre Ursache liegt in einer Verstopfung des Harnleiters. 

11) Alarmierende, der Pyelographie sich anschlieBende Erscheinungen sind 
durch unmittelbare Drainage der Niere oder Nephrektomie zu behandeln. 

12) Die Anwesenheit von Collargol im Nierengewebe, nachgewiesen durch 
Röntgenstrahlen oder Operation, ist an sich kein Grund zur Besorgnis, obgleich 
sie dafür spricht, daß bei der Injektion zu viel Kraft angewendet worden ist. 

13) Das Collargol trat — wenigstens in einigen Fällen — ohne Nachteil in 
den Kreislauf über und lagerte sich in der zweiten Niere und in anderen Gewe- 
ben ab. Lauenstein F (Hamburg). 


36) A. Perruci. Di un caso d’idronefrosi da ren mobile. (Clin. 
chir. XXII. 10. 1914.) i 
Bei einer 2ljährigen Frau, die seit 1 Jahre eine Anschwellung in der linken 
Bauchhälfte beobachtete, traten zeitweise schmerzhafte Krisen auf. Die Unter- 
suchung ergab eine Hydronephrose einer Wanderniere. Bei der Operation fand 
sich keinerlei Stenose oder Knickung des Harnleiters, so daß Verf. schließt, daß 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36, 667 


es sich um eine durch zeitweilige Stauung bedingte Hydronephrose handelt. In 
der exstirpierten Niere fanden sich zahlreiche Cysten im Nierenparenchym, die 
Verf. als Ausfluß einer cystogenen Nephritis betrachtet, die wiederum durch die 
vorausgegangene Dehnung des Nierenbeckens bedingt sei. 

M. Strauss (Nürnberg). 


37) Stewert and Barber. Hydronephrosis. (Annals of surgery 1914. 

Nr. 6. Dezember.) 

Die Verff. lösten bei Hunden den Harnleiter aus seinem Bett, präparierten 
von ihm alle Gefäße und Nerven und brachten ihn dann in seine alte anatomische 
Stelle zurück. Zu gleicher Zeit wurde bei den Tieren eine künstliche Infektion 
der Blase eingeleitet. In allen 9 Fällen bildete sich eine Hydronephrose in der 
zugehörigen Niere aus, in 3 Fällen konnte eine Stenose des Harnleiters infolge 
eines in ihm organisierten Blutgerinnsels nachgewiesen werden. Außerdem wurde 
beobachtet, daß der von seinen Nerven und Biutgefäßen entblößte Harnleiter 
keine typischen Wellenbewegungen mehr zeigte, sondern in einem adynamischen 
Lähmungszustande verharrte.. Diese allgemeine und lokale Obstruktion des 
Harnleiters infolge der oben erwähnten traumatischen Behandlung veranlaßte 
die Hydronephrose. Herhold (z. Z. im Felde). 


38) E. Sirami. Contributo allo studio dei tumori primitive del 

rene. (Clin. chir. XXII. 11. 1914.) 

Nach einem Hinweis auf die vielen noch ungelösten Fragen über die Genese 
der primären Nierengeschwülste beschreibt Verf. ausführlich einen Fall eines 
voluminösen, über 31!/ə kg schweren Hypernephroms und weiterhin einen Fall 
einer bösartigen Mischgeschwulst (Adeno-Hypernephrom) in einer kongenitalen 
Hufeisenniere. Beide Geschwülste wurden durch die Sektion gewonnen; in dem 
zweiten Fall konnte die Diagnose der Hufeisennieren am Lebenden gestellt 
werden; der erste langsam verlaufene Fall wurde während des Lebens als Milz- 
geschwulst betrachtet. M. Strauss (Nürnberg). 


39) Th. Rovsing. Erfahrungen über die chirurgische Behandlung 
der chronischen, aseptischen „medizinischen“ Nephritis. 
(Hospitalstidende Jahrg. 58. Nr. 1 u.2. 1915. [Dänisch.]) 

Verf. hat 37 Fälle chronischer aseptischer Nephritis behandelt und behauptet 
auf Grund seiner Erfahrungen, daß alle Formen von medizinischer Nephritis, 
und zwar nicht nur die interstitielle, sondern auch die parenchymatöse Nephritis 
und die Glomerulonephritis, einseitig sein können, und zwar in einer nicht unbe- 
trächtlichen Anzahl von Fällen. Deshalb gehört Cystoskopie und Harnleiter- 
katheterismus zur Untersuchung der an Nephritis Erkrankten. Gerade bei der 
hämorrhagischen Nephritis kann diese Untersuchung für den Pat. von lebens- 
wichtiger Bedeutung sein. Verf. empfiehlt einfache Nephrolysis, die bei einfacher 
und doppelseitiger parenchymatöser und Glomerulonephritis zur Heilung führen 
kann. — Weiter führt Verf. aus, daß nach seiner Ansicht die orthostatische Albu- 
minurie in einer Anzahl von Fällen auf Ren mobilis zurückzuführen ist und dann 
durch Binde oder Nephropexie geheilt werden kann. Ee 

Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 


668 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36. 


40) Irvin Koll. The experimental effect of the colonbacillus on 
the kidney. (Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 4. S. 297. 
1915.) 

Verf. hat bei 100 Tieren Kulturen von Coli-, Typhusbazillen und Staphylo- 
kokken sowie deren wasserlöslichen Giften in den Harnleiter und in das Nieren- 
becken eingespritzt. Nicht geschädigte Nieren überwandten bei Fehlen eines 
Verschlusses des Harnleiters die Infektion mit virulenten Organismen. Die 
schädigende Wirkung der Erreger beruht auf ihren wasserlöslichen Giftstoffen und 
betrifft hauptsächlich die Glomeruli. Dabei wird nicht nur die injizierte Niere 
befallen, sondern auch die andere. Die abweichenden Ergebnisse von Hess 
und von Eisendraht erklären sich dadurch, daß in den Versuchen dieser Autoren 
eine Verengerung oder ein Verschluß des Harnleiters nicht vermieden wurde. 

E. Leschke (Berlin). 


41) Georg Marzynski. Zur Diagnostik der Hufeisenniere. (Deutsche 

Zeitschrift für Chirurgie Bd. CXXXIII. S. 281.) 

M. veröffentlicht die Resultate genauer topographisch-anatomischer Unter- 
suchungen an den Präparaten von 7 Hufeisennieren, die der Sammlung des patho- 
logischen Institutes des Berliner Friedrichshain-Krankenhauses gehören, unter 
Beigabe photographischer Abbildungen. Diese Untersuchungen haben die von 
Zondek in seinem Vortrage auf dem Chirurgenkongreß von 1914 angegebenen 
und genetisch, morphologisch und klinisch begründeten diagnostischen Merkmale 
für die Hufeisenniere völlig bestätigt. Nämlich: Lage der beiden Schenkel der 
Hufeisenniere erheblich weiter nach unten, medialwärts und vorn, als bei der 
normalen Lade der Niere; Lage der Becken an der vorderen Wand der Nieren; 
abnorme Kürze der Harnleiter und Konvergenz beider Schenkel der Hufeisen- 
niere nach unten hin, im Gegensatz zur Konvergenz nach oben hin normal 
liegender Nieren. Diese Merkmale sind durch Tastung, Röntgenphotographie, 
eventuell nach Einführung von schattengebenden Sonden in die Harnleiter 
und durch Pyelographie festzustellen. 

Auch zum Situs der Nieren beim Fötus gibt M. einen Beitrag, in dem er die 
embryonale Lage der Niere zur Längsachse des Körpers studierte. Messungen 
hierzu wurden an neun gehärteten Embryonen von 6-19 cm Steiß-Scheitelbein- 
länge aufgenommen (vgl. Messungstabellen und Fötusphotogramme im Original). 
»Ein ganz eindeutiger Zusammenhang zwischen Alter der Föten und Größe des 
Winkels (zwischen Vertikalachse des Körpers und Längsachse der Niere) läßt 
sich nicht konstatieren. Immerhin scheinen im allgemeinen mit zunehmender 
Körperlänge die Winkel kleiner zu werden. Die Nieren machen also eine lang- 
same Drehung um ihre sagittale Achse durch, bis sich schließlich die Konvergenz 
nach unten in eine Divergenz verwandelt hat. Die nach unten hin konvergierende 
Stellung der embryonalen Nieren zur Längsachse der Wirbelsäule erklärt also 
genetisch die entsprechende Richtung der beiden Schenkel der Hufeisenniere.« 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


42) Einar Key. Über Nierenmißbildungen vom chirurgischen 
Gesichtspunkt aus. (Nord. med. Arkiv. 1914. Afd. I [Kirurgi.] Hft. 2. 
Nr. 7. Bd. XLVII.) 
Verf. gibt einen Überblick über die Mißbildungen der Nieren und be- 
spricht die krankhaften Veränderungen, die bei den verschiedenen Formen vor- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36. 669 


kommen, Symptome, Diagnose und operative Behandlung. Zahlreiche Nieren- 
mißbildungen beanspruchen chirurgisches Interesse, und vor allem muß bei 
jedem Verdacht auf vorliegende Nierenanomalie vor einem chirurgischen Ein- 
griff die Differentialdiagnostik erschöpft werden, um zu einer Diagnose zu 
kommen. — Besonderes Interesse beanspruchen die vorkommenden Erkrankungen 
einer solitären Niere. Verf. kann von einer 43jährigen Frau berichten, bei der 
vor 2 Jahren Nephropexie rechts gemacht worden war und die jetzt mit einer 
vergrößerten rechten Niere und trübem, übelriechendem Harn zur Behandlung 
kam. Cystoskopisch war nur eine Harnleitermündung zu erkennen, bei einer 
Probeinzision in der linken Lendengegend wurde keine Niere gefunden. Nach 
Albarran liegt in folgenden Fällen Verdacht auf solitäre Niere vor, wenn 
1) cystoskopisch nur eine Harnleitermündung in der Blase zu erkennen ist, 
2) beide Harnleiter auf der gleichen Seite nahe beieinander münden, 3) bei 
funktioneller Nierendiagnostik Harn von gleicher Zusammensetzung, aber sehr 
verschiedener Quantität aus beiden Harnleitern abgesondert wird (Atrophie der 
einen Seite!), 4) man auf der einen Seite eine vergrößerte Niere mit Uneben- 
heiten an ihrem inneren Rande fühlt. — Weiter chirurgisches Interesse bean- 
sprucht die Hufeisenniere, die häufig der Sitz krankhafter Veränderungen ist. 
Besonders sind es Hydro- und Pyonephrose und die Steinbildung. Verf. hat 
einen Fall bei einem 28jährigen Manne beobachtet, bei dem er durch Pyelotomie 
einen Stein aus einer Hufeisenniere entfernte, die schon vor der Operation dia- 
gnostiziert worden war. Ein Teil der Hufeisenniere kann Sitz einer Geschwulst- 
bildung sein. In der Literatur fand Verf. sieben Fälle von Heminephrektomie 
wegen Geschwulst einer Hufeisenniere, drei Fälle endeten tödlich. Verf. selbst 
hat einen Fall von Hypernephrom einer Hufeisenniere bei einem 34jährigen 
Manne durch Heminephrektomie geheilt. Die Geschwulst saß in der rechten 
Hälfte, die durch ein fingerdickes Verbindungsstück mit der linken Hälfte zu- 
sammenhing. — Auch die gesunde Hufeisenniere kann eine ganze Reihe von 
Beschwerden verursachen, die nach Rovsing so charakteristisch sind, daß aus 
diesem Symptomenkomplex heraus die Diagnose: »Hufeisenniere« möglich ist. 
Schließlich beansprucht noch die dystopische Niere chirurgisches Interesse, ein- 
mal weil sie besonders bei Frauen zu Fehldiagnosen Anlaß geben kann und 
dann wegen des häufigen Sitzes krankhafter Veränderungen. Unter 44 kranken, 
ektopischen Nieren fand Girard 21 Hydronephrosen. Verf. berichtet über zwei 
eigene Fälle dieser Art. In einem Fall wurde eine tuberkulöse Beckenniere bei 
einem 42jährigen Manne exstirpiert. Der Fall war vor der Operation nicht 
richtig diagnostiziert worden, da im Röntgenbild der Milzschatten eine normal 
gelagerte linke Niere vorgetäucht hatte. Im zweiten Falle wurde bei der Ope- 
ration einer 33jährigen Frau wegen Thrombose der Vena mesenterica eine linke, 
im kleinen Becken liegende Niere gefunden. 
Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 


43) N. Carraro. Sulla pretesa guarigione spontanea della tuber- 

colosi renale chirurgica. (Clin. chir. XXII. 10. 1914.) 

Nach einem kurzen Hinweis auf die Symptomatologie der Nierentuberkulose 
berichtet Verf. ausführlich über drei Fälle von einseitiger Nierentuberkulose, die 
zu käsig-cystischer Degeneration geführt hatte. Auf Grund des anatomisch- 
histologischen Bildes, das in 11 guten Photogrammen auf 7 Tafeln gezeigt wird, 
kommt Verf. zum Schluß, daß diese käsig-cystische Degeneration, die bei der 


670 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36. 


Funktionsprüfung zur vollkommenen Ausschaltung der betreffenden Niere führen 
kann, keine Heilung der Nierentuberkulose bedeute. Es finden sich nämlich neben 
der Degeneration auch noch die Erscheinungen florider Tuberkulose, so daß die 
Nephrektomie notwendig ist, zumal auch die anscheinend gesunde Niere in der 
Regel die Symptome einer chronischen Nephritis zeigt, die wiederum den Gesamt- 
organismus schwächt, so daß eine Überschwemmung des Körpers mit Tuberkel- 
bazillen möglich ist. Die Diagnose der käsig-cystischen Degeneration der tuber- 
kulösen Niere ist schwer zu stellen, da sich oft nur die Symptome einer chronischen 
Nephritis zeigen. Nieren-Blasenstörungen sind in der Anamnese von Belang, 
Cystoskop und Harnleiterkatheterismus können die Entscheidung bringen. 

In einem kurzen Anhang beschäftigt sich Verf. mit drei neueren Arbeiten, 
die den Wert der Röntgenuntersuchung für die Diagnose und die Möglichkeit der 
absoluten Spontanheilung erörtern, welch letztere Verf. ablehnt. 

M. Strauss (Nürnberg). 


44) G. Ekehorn. Über die Primärlokalisation und die Ausbrei- 
tungsweise des tuberkulösen Prozesses bei der chronischen 
hämatogenen Nierentuberkulose. (Nord. med. Arkiv 1914. Afd. I. 
[Kirurgi.] Hft. 2. Nr. 12. Bd. XLVII.) 

In der Frage der primären Lokalisation und Ausbreitungsweise der häma- 
togenen Nierentuberkulose interessieren vor allem zwei Fragen: 1) welcher Teil der 
Niere zuerst infiziert wird und 2) auf welchem Wege die Bazillen an den In- 
fektionsort gelangen. Von gleichem Interesse ist die vom Verf. aufgestellte 
Frage, ob wir nur einen hämatogenen Ursprungsherd annehmen sollen, von 
dem aus dann die übrige Niere sekundär infiziert wird, oder ob die tuber- 
kulöse Infektion gleichzeitig an mehreren Stellen sich festsetzt. Verf. konnte 
an zwei Fällen sehr frischer Nierentuberkulose wichtige Untersuchungen in 
dieser Frage anstellen. In der einen Niere wurde in einer Pyramide im oberen 
Pol eine sehr kleine Kaverne (1 mm Durchmesser) gefunden, die bei genauer 
Untersuchung der Niere den einzigen hämatogenen Infektionsherd (infizierter 
Embolus) darstellte. Die Papille der die Kaverne beherbergenden Pyramide 
war ulzeriert, und die Ulzerationsflächen enthielten ungeheure Massen von Tuberkel- 
‚bazillen. Alle übrigen Papillen schienen bei makroskopischer Betrachtung un- 
verändert. Mikroskopisch waren aber auch alle diese Papillen oberflächlich 
ulzeriert mit oberflächlichen tuberkulösen Veränderungen. Im zweiten Falle 
fand sich auch nur eine kleine Kaverne, die aber nach der zugehörigen Papillen- 
spitze durchgebrochen war und durch einen Fistelgang mit dieser in Verbin- 
dung stand. Nach diesen sehr wichtigen Beobachtungen ist die Infektion dieser 
Fälle sicher unilokulär gewesen, die Infektionen der Papillen und Caliceswände 
sind sekundär, aufsteigend, urinogen. Genau analoge Beobachtungen konnte 
Bazy in einem Fall von frühzeitig operierter Nierentuberkulose machen, eine 
kleine Kaverne mit Fistelgang und ulzerierter Papille. Leider hat Bazy die 
makroskopisch normalen angrenzenden Papillen nicht näher untersucht. - 

Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 


45) John R. Coryell. Renal cancer associated with renal stone. 
(Bulletin of the Johns Hopkins Hosp. Vol. XXVI. Nr. 290. S. 93. 1915.) 
Unter 145 Fällen der Mayo’schen Klinik betrafen 131 Nierensteine, 9 Nieren- 

krebs mit Nierensteinen und 5 Nierenkrebs ohne Steine. Die histologische 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36. 671 


Untersuchung zeigte, daß es in der Niere keine scharfe Grenze gibt zwischen 
rein entzündlichen und Neubildungsvorgängen. Das neoplastische Wachstum 
beginnt nicht in der entzündlich gereizten Zone, sondern in ihrer Umgebung. 
Der Krebs zeigt oft eine Neigung, die normale Nierenstruktur durch Tubulus- 
bildung nachzuahmen. Er geht von den Epithelien sowohl des Nierenbeckens 
wie der Kanälchen aus. In allen Fällen zeigten sich entzündliche interstitielle 
und parenchymatöse Veränderungen, häufig auch Eiterung. Unter dem Ein- 
fluß von Steinen können die Epithelien der Harnkanälchen nekrotisieren, Cysten 
bilden oder bösartig werden. Der entzündliche Reiz durch die Steine ist wahr- 
scheinlich die Ursache des Nierenkrebses. In allen Nierenkrebsen wurde eine 
große, helle, fetthaltige Zelle gefunden, die sowohl isoliert wie in Verbänden 
auftrat und von den Kanälchen abstammt. E. Leschke (Berlin). 


46) William J. Mayo. Procedures following nephrectomy. (Journ. 

of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 12. S. 953. 1915.) 

Verf. gibt einige praktische Winke über gewisse Prozeduren nach der Nieren- 
exstirpation. 

1) Verletzungen des Duodenum kommen nach rechtseitiger Nierenexstirpa- 
tion vor und werden beseitigt, indem das Bauchfell längs der Hinterseite des Duo- 
denum eingeschnitten, das Duodenum freigelegt und vorgezogen und die Fistel 
übernäht und durch ein darüber transplantiertes Stück Netz geschützt wird. 

2) Zur Unterbindung des Gefäßstumpfes verwendet Verf. zwei Klammern. 
Die erste Unterbindung wird unterhalb der tieferen Klammer gemacht und gleitet 
in die durch diese gemachte Rille hinein. Eine zweite Unterbindung wird dann 
unter der obersten Klammer gemacht. Diese Methode ist namentlich wichtig zur 
Verhütung von Blutungen aus dem Nierenstumpf, wenn die Gefäße nicht isoliert 
und unterbunden werden können. 

3) Bei der Versorgung des Harnleiters geht Verf. so vor, daß er in allen Fällen 
von Nierentuberkulose, in denen die Niere ein geschlossener Sack geworden ist 
oder wenigstens ihre Funktion verloren hat, den Harnleiter sterilisiert, in die Wunde 
fallen läßt und primär verschließt ohne Drainage. Wenn die kranke Niere noch 
Harn abgesondert hat und namentlich, wenn Mischinfektionen vorliegen, zieht 
Verf. den Harnleiter in den untersten Winkel der Wunde vor und fixiert ihn mit 
einer Naht so, daß er ein Stück über die Haut hinausreicht. Ein kleiner auf- 
saugender Verband nimmt das etwaige Sekret des Harnleiters, das einige Tage 
bis wochenlang abgesondert wird, auf. E. Leschke (Berlin). 


47) Th. Verriotis. Über die vom Ureterstumpf nach Nephrek- 
tomie wegen Tuberkulose ausgehenden Komplikationen und 
ihre Behandlung. (Zeitschrift für Urologie 1915. IX. 7.) 

Der nach Nephrektomie wegen Tuberkulose zurückgelassene Harnleiterstumpf 
kann der Ausgangspunkt von langwierigen Fisteln und Abszessen werden; auch 
Empyeme hat man schon beobachtet, die die Symptome einer Pyonephrose 
vortäuschten. Endlich kann auch Pyurie mit oder ohne Tuberkelbazillenaus- 
scheidung von dem Harnleiterstumpf ausgehen. 

Bei der Behandlung handelt es sich in erster Linie darum, den Fisteln mög- 
lichst vorzubeugen. Namentlich hat man versucht, den Harnleiter bis zu seiner 
Blasenmündung zu exstirpieren, was unter Umständen eine recht eingreifende 
Operation ist, die öfters einen Bauchbruch hinterläßt. Verf. hat außerdem aus- 
berechnet, daß auch nach der totalen Ureterektomie, ebenso wie nach der par- 


672 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 36. 


tiellen in 10%, der Fälle Fisteln zurückbleiben, Er glaubt, daß man die Häufig- 
keit der Fisteln beschränken kann, wenn man von der Drainage durch die Wunde 
absieht. Nach dem Vorgange seines Lehrers Chevassu empfiehlt Verf. die late- 
rale, subperitoneale, extrakapsuläre Nephrektomie, Vernähung der Wunde, lum- 
bale, von der Wunde unabhängige Drainage der Wundhöhle durch ein kleines, 
rasch zu entfernendes Drain. 

Chevassu hat nach dieser Methode auf 19 Nephrektomien wegen Tuber- 
kulose folgende Resultate: 10 Vernarbungen per priman, 6 komplette Vernar- 
bungen innerhalb 20 bis 28 Tagen und 3 innerhalb 1 bis 2 Monaten. Bei keinem 
dieser Operierten wurde eine Fistel beobachtet. Paul Wagner (Leipzig). 


48) Rison. Über einen Fall von Verstopfung des linken Ureters 
nach Exstirpation der rechten Niere wegen eines großen 
Steines in derselben. (Folia urologica 1915. IX. 4.) 

Bei der 35jährigen Kranken trat zunächst am 18. Tage nach der Nephrek- 
tomie eine schwere postoperative Darmblutung ein, gegen die blutstillende Mittel, 
darunter 9,0 Calcium lacticum, energisch angewendet wurden. Nach weiteren 
12 Tagen war der Harn so konzentriert, daß aus ihm sich Salze herauskristal- 
lisierten, und nach weiteren 8 Tagen trat zum erstenmal Verstopfung des linken 
Harnleiters ein, die eine fast 3 Tage lang anhaltende vollständige Anurie zur 
Folge hatte. Diese Verstopfungen und anurischen Zustände wiederholten sich 
noch mehrere Male und endeten jedesmal mit dem Durchgange von einzelnen 
Steinchen, deren Gesamtzahl 16 betrug. Ein Teil von ihnen konnte aktiv her- 
ausbefördert werden, indem man den Harnleiter dadurch erweiterte, daß man 
in ihn gleichzeitig bis vier Harnleiterkatheter einführte; indem man ferner die 
Harnleiterschleimhaut kokainisierte und den Katheter unter Einführung von 
heißem Glyzerin unter hohem Drucke vorsichtig hervorzog. Das Nierenbecken 
dehnte sich während der Verstopfung dermaßen aus, daß durch den eingeführten 
Katheter sich in starkem Strahle auf einmal bis 200 ccm Harn entleerten. ` Die 
Kranke genas trotz der schweren Zufälle vollkommen. Der rechte Nierenstein 
bestand aus phosphorsaurem und oxalsaurem Kalk mit einem Harnsäurekern. 
Die aus dem linken Harnleiter stammenden Steine bestanden aus Magnesium- 
und Kalziumphosphaten mit sehr unbedeutender Beimischung von Uraten. 

Paul Wagner (Leipzig). 


Een 


49) Smith and Frayser. Operative treatment of acute epididymitis. 
(Annals of surgery 1914. Nr. 6. Dezember.) 

Die Verff. empfehlen in der Arbeit die operative an der akuten Neben- 
hodenentzündung, die darin besteht, daß die Tunica vaginalis eröffnet und der 
Nebenhoden -mit einem stumpfen Messer gestichelt wird. Die Tunica wird bis 
auf eine kleine, für einen kleinen Gazedocht bestimmte Stelle wieder geschlossen. 
Die Heilung des Leidens wird durch diese Behandlung abgekürzt, die Schmerzen 
hören nach dem Eingriff sofort auf. Herhold (z. Z. im Felde). 








Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härlel in Leipzig. 


Zentralblatt fir Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRÈ, G. PERTHES, E. RICHTER, 











in Bonn, ‚in Tübingen, in Breslau. 
42, Jahrgang, 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 37. Sonnabend, den 11. September 1915. 
Inhalt. 


1) Sendin 2) Riedel, Explosivgeschosse. (S. 678.) — 8) Levy, Umdrehung der Spitzgeschosse 
um ihre Querachse. (S. 674.) — 4) Scharfe, 5) Katz, Tiefenmesser. (S. 674.) — 6) Wachtel, 
Tieferräcken von Fremdkörpern. (S. 675.) — 7) Pierini, Entfernung tiefer Stahl- und Eisensplitter. 
(8. 675.) — 8) Engeland, Pathogene Staphylokokken an Bord. (S. 875.) — 9) Esch, Vergiftungen 
durch Detonations- und Verpuffungsgase an Bord. (S. 676.) — 10) v. Bruns, 11) Dyas, 12) Keulty. 
und Packer, 18) Gelinsky, 14) Hufnagel, 15) Schwabe, Zur Wundbehandlung. (S. 677.) — 
16) Nicoll, Tetanus, (S. 679.) — 17) Jablons, Bacillus perfringens. (S. 679.) — 18) Meyer, Pyo- 
cyaneus. (S. 679.) — 19) Martens, Gasphlegmonen. (S. 679.) — 20) Silvestri, Injektion von Kalk- 
salzen. (S. 679.) — 21) Bonnot, Anwendung von Chinin nach Operationen. (S. 680.) — 22) Gärtner, 
Gasembolie bei Sauerstoffinjektionen. (S. 680.) — 28) Rous und Turner, Transfusion. (S. 680.) — 
24) Hotz, Zur Chirurgie der Blutgefäße. (S. 680.) — 25) Bonin, Äneurysmen. (S. 881.) — 26) Yates 
und Bunting, Pseudoleukaemia lymphatica. (S. 682.) — 27) Christiansen, Lipodystrophia pro» 
gressiva (S. 688.) 

28)  armbreihasin: Hämatome im M. rectus abdominis. (S. 683.) — 29) Bogart, Angio- 
neurotisches Ödem der Bauchwand. (5. 683.) — 80) Woolsey, Zur Chirurgie des Bauchfells. (S. 688.) 
— 81) Sweet, Chraney und Wilson, Verhinderung von Bauchfellverwachsungen. (S. 684.) — 
83) Palamountain, 33) Collin, 34) Aaron, 35) Phemister, Zur Appendicitisfrage. (S. 684.) — 
86) Luckert, Akute Magenerweiterung während der Laparotomie. (S. 685.) — 87) Soresi, Sekun, 
däre Magen- und Dünndarmgeschwüre. (S. 685.) — 38) Mayo, Duodenalgeschwür. (S. 685.) — 
89) Bloodgrood, Magenkrebs. (S. 686.) — 40) Thaysen, Zur Röntgenologie des Dickdarms. (S. 686.) 
41) Svindt, Mastdarmvorfall. (S. 686.) — 42) Bernstein, Splenomegalie. (S. 686.) — 43) Lindbom, 
Milzvenen- und Pfortaderthrombose. (S. 887.) — 44) Medack und Pribram, Gallenuntersuchungen. 
(S. 687.) — 45) Gerster, Gallenfütterung. (S. 688.) — 46) Bindslev, 47) Ipsen, Zur Chirurgie des 
Pankreas. (S. 688.) — Berichtigung. (S. 688.) 





1) E. Senger. Ein von den Engländern benutztes exploşiveş 
Gewehrgeschoß. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 27. S. 801.) 


S. berichtet von einem Verwundeten, dem ein Spitzgeschoß in der Fossa 
trochanterica des Beckens saß. Das operativ entfernte Geschoß erschien S. so 
wichtig, daß er es an das Kriegsministerium einsandte. Es besteht aus einem 
Nickelmantel ohne Bleikern. Der hohle Mantel zeigte an der Spitze eine offenbar 
künstlich mit einem Instrument hergestellte Einkerbung; etwas unterhalb und 
seitlich von dieser Einkerbung, etwa in der Mitte des Mantels, sieht man einen 
schrägen Riß, größer als die Einkerbung, mit etwas aufgeworfenen Rändern. 
Am offenen Ende des Geschosses befindet sich ein kleiner, nach. außen gebogener 
Haken. In der Spitze des Mantels sitzt ein kleiner Aluminiumkern, dann folgt 
der Hohlraum des Mantels, Die Sache wurde durch Nächforschung bei anderen 
Verwundeten aufgeklärt. Sie erwiesen sich als Geschosse englischer Herkunft. 
Wie die Verwundeten berichteten, soll der Hohlraum mit. einem Explosivstoff 
gefüllt sein. Sobald das Geschoß irgendwo anprallt, wird durch Explosion des 
Stoffes der. Bleikern herausgeschleudert und der Nickelmantel zerrissen. . Der 


37 


674 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 37. 


Krieger wurde vor der Front, wo viel Unterholz stand, verwundet. Das Geschoß 
prallte zuerst auf einen Strauch, explodierte, verlor den Bleikern und drang dann 
in das Becken des Kriegers ein. Durch den Anpralii hatte das Geschoß seine Durch- 
schlagskraft verloren, konnte nicht mehr durch das Becken durchfliegen, sondern 
blieb in der Fossa trochanterica stecken. Kolb (Schwenningen a.N.). 


2) Riedel. Das neueste russische Infanterieexplosivgeschoß. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 27. S. 800-801.) 

Währenddem die deutsche Heeresleitung unter dem 14. März 1915 berichtete, 
daß die Franzosen Infanteriegeschosse benutzten, die Flammen erzeugten, war 
von der Verwendung solcher Geschosse auf russischer Seite nichts berichtet worden. 
R. wurde ein Verwundeter, der unzweifelhaft von einem Explosionsgeschoß ge- 
troffen worden, eingeliefert. Leutnant M. erhielt einen Schuß in den linken Unter- 
schenkel, fühlte einen Schlag, stürzte zusammen. Das Bein war wie tot, kalt; 
48 Stunden nach der Verletzung war der Fuß schwarz bis zur Schußstelle. Die Am- 
putation wurde vorgeschlagen, erst abgelehnt, dann rapid zunehmende, über das 
Knie hinaufgehende harte Schwellung und Amputation des Beines im Laufe des 
Mittags. Jetzt besteht eine große granulierende Wunde, Pat. ist aber fieberfrei. 
R. benutzt die Gelegenheit, um einen von beiden Fällen, die er in dieser Wochen- 
schrift 1914, Nr. 47 als Verletzungen durch Dum-Dum-Geschoß mitgeteilt hat, 
klarzustellen. Bei dem ersten Fall ist die Wunde 27 Stunden nach dem Schuß 
von einem Arzt gesehen und als Folge eines Dum-Dum-Geschosses bezeichnet 
worden. Bei dem zweiten Falle ergab eine später in Narkose vorgenommene 
Revision, daß die Wunde von einem deutschen Spitzgeschoß herrührte. 

Kolb (Schwenningen a. N.). 


3) W. Levy. Die Umdrehung der modernen Spitzgeschosse im 
Wundkanal um ihre Querachse. (Berliner klin. Wochenschrift 1915. 
Nr. 29.) 

Das Geschoß kann sich während des Eindringens in den Körper um seine 
Querachse überschlagen; es kann aber auch mit derSpitze nach vorn in den Körper 
eindringen, in dieser Stellung im Körper zur Ruhe kommen und sich erst später 
um seine Querachse drehen. Mitteilung dreier Fälle, die durch Abbildungen 
weiter erklärt werden. Ä -  Gliimm (Klütz). 


4) H. Scharfe (Cöthen). Ein einfacher Weg zur Tiefenbestim- 

. mung von Geschossen im Rumpfe. (Berliner klin. Wochenschrift 

1915. Nr. 28.) & | 

. Man macht über dem wahrscheinlichen Sitz des Geschosses ein Farbstiftkreuz 
und zeichnet seitlich davon in gemessenem Abstand — etwa 10cm — eine zweite 
Marke. Nun legt man den Pat. mit dem Rücken auf die Platte und stellt die 
Röntgenröhre so, daß das Lot vom Spiegel der Röhre auf.die Platte durch das 
erste Kreuz geht.. Die lotrechte Entfernung der Spiegelmitte zur Platte — etwa 
50cm — merkt man. Nach der Aufnahme wird die Platte nur. so verschoben, 
daß das Lot vom Spiegel durch das zweite Kreuz geht. Auf der Platte sieht man 
dann zwei Bilder des Geschosses. Mit Wachs werden an homologen Stellen beider 
Bilder Zwirnsfäden festgeklebt. Die entwickelte Platte -stellt man .auf einen 
Tisch, zeichnet in 50 cm Entfernung einen Strich parallel. zu ihr und befestigt über 
ihm den ersten Faden senkrecht zur Platte gespannt. . 10.cm seitlich davon. be- 


cn, 


u 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 37. 675 


festigt man das Ende des zweiten Fadens. Die senkrechte Entfernung der Faden- 
kreuzung von der Platte gibt die wirkliche Entfernung des Geschosses von der 
Platte an. = Glimm (Klütz). 


5) L. Katz. Der Salow’sche Tiefenmesser. (Berliner klin. Wochen- 

schrift 1915. -Nr. 29.) 

Bericht über einen Tiefenmesser, der gestattet, Tiefen- und seitliche Ent- 
fernungen einfach ohne jegliche Rechnung abzulesen. Der Apparat besteht aus 
zwei Maßstäben, die auf einer durchsichtigen Zelluloidplatte innerhalb eines Ko- 
ordinatenkreuzes vereinigt sind. Verf. hat das Verfahren in zahlreichen Fällen 
angewendet und hat es als durchaus zuverlässig und sehr einfach erprobt. 

' Glimm (Klütz). 


6) H. Wachtel (Wien). Die Fremdkörper rücken häufig bei der 
Operation tiefer. Ursache: Störung des elastischen Gleich- 
gewichts durch die Inzision. (Münchener med. Wochenschrift 1915. 
Nr. 20.) 

Die Tatsache, daß die Tiefe, in der man das Geschoß während der Operation 
findet, oft nicht mit der Angabe des Röntgenlokalisationsbefundes stimmt, wird 
von W. durch die im Titel angezeigten Gründe zu erklären gesucht, da nach Verf. 
der Schwebemarkenlokalisator so genau arbeitet, daß nicht eine unzuverlässige 
Röntgenlokalisation die Schuld haben könne. Man solle deshalb nach genauester 
Lokalisation des Geschosses durch W.’s Methode es in etwas größerer Tiefe als 
der gemessenen aufsuchen. . Kramer (Glogau). 


7) P. Pierini. Sulla ricerca dei frammenti di acciaio nel corpo 
umano a mezzo della bussola previa calamitazione dei me- 
disimi attraverso i tessuti. (Clin. chir. XXIII. 3.) 


Zur Erleichterung der Auffindung und Herausholung von kleinen, in der 
Tiefe sitzenden Stahl- und Eisensplittern empfiehlt Verf. diese Splitter magnetisch 
zu machen, indem ein Elektromagnet (1 kg schwer, 50 kg Tragkraft) verwendet 
wird, dessen Pole in der Richtung der Achse des Fremdkörpers aufgesetzt werden. 
Bei Verwendung eines Stromes von 110 Volt und 4 Ampères genügen 3—4 Im- 
pulse von höchstens 2 Sekunden Dauer, um den Fremdkörper magnetisch zu 
machen. Der Ausschlag einer gewöhnlichen kleinen Magnetnadel (Uhrketten- 
anhänger) genügt dann, um bei der Operation zu zeigen, ob sich der Operateur 
dem Fremdkörper nähert oder von ihm entfernt. Zur Vergrößerung des Aus- 
schlages empfiehlt es sich, den Körperteil so zu legen, daß der Fremdkörper in 
der Richtung Ost— West liegt. M. Strauss (Nürnberg). 


8) Engeland. Pathogene Staphylokokken an Bord. (Veröffentlichun- 
. gen a. d. Gebiete d. Marinesanitätswesens 1915. Hft. 10. 42 S.) 

Systematische Untersuchungen über die Verbreitung und Übertragung patho- 
gener Staphylokokken an Bord von Kriegsschiffen. Technik: Mit kleinen sterilen 
Wattekugeln werden vermittels keimfreier Pinzette auf den zu untersuchenden 
Hautbezirken, Kleidern usw. kreisrunde Bezirke mit einem Durchmesser von 3 cm 
kräftig abgewischt. Die Kugeln werden dann auf 2%, igem Agar abgestrichen. Er- 
gebnisse: Die an Bord so häufigen Staphylokokkeninfektionen erfolgen haupt- 


37° 


676 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 37. 


sächlich durch Kontakt, selten durch Tröpfchen, auf dem Luftwege verbreitet. 
Leute mit frischer und überstandener Furunkulose und Akne bilden die Haupt- 
infektionsquelle; und zwar finden sich die meisten Staphylokokken auf der Haut, 
vor allem auf den Furunkelnarben der an Furunkeln Erkrankten oder erkrankt 
Gewesenen. Auch auf ihren Kleidern und Hängematten sind sie nachweisbar. 
Die Infektion wird nicht selten vermittelt durch die gemeinsame Benutzung der 
Back (Eßtisch), durch nahes Zusammenarbeiten, aber auch durch Benutzung 
derselben Waschgeschirre. 

Die in der Luft schwebenden, von Halskranken ausgesprühten pyogenen 
Streptokokken sedimentieren, trocknen an und können gelegentlich als kleinste 
Stäubchen in die Luft zurückgelangen. Die meisten erliegen der Eintrocknung, 
den Feuchtigkeitsschwankungen (morgendliches Abspülen), der Lichtwirkung, 
der desinfizierenden Kraft der Metalle, Wandanstriche und des Linoleum. Drei 
vom Hundert der in der Luft der bewohnten Bordräume schwebenden Staphylo- 
kokken sind pathogen. Infektionen durch diese pyogenen Staphylokokken treten 
zurück gegen Autoinfektion und Kontaktinfektion. — Vermißt wird die Berück- 
sichtigung der Virulenzfrage und die Angabe, welches der aufgezählten Verfahren 
zur Bestimmung der Pathogenität als maßgebend angesehen wurde. 

zur Verth (Kiel). 


9) P. Esch. Über Vergiftungen durch Detonations- und Ver- 
puffungsgase an Bord. (Veröffentlichungen a. d. Gebiete d. Marine- 
sanitätswesens 1915. Hft. 11. 26 S.) 

In 18 Versuchen wurden die Detonations- und Verpuffungsgase der neuzeit- 
lichen Sprengmittel und Treibmittel qualitativ und bis zu einem gewissen Grade 
auch quantitativ untersucht. Bei allen Versuchen wurden giftige Gase gebildet, 
und zwar Kohlenoxyd, Stickoxyde und nitrile Gase (der Blausäure verwandte 
Gase). Für die Mengenverhältnisse der Gase waren bestimmend Sauerstoffgehalt 
des Sprengstoffes, Ladedichte und Art der Umsetzung (Detonation oder Deflagra- 
tion), die in erster Linie von der Initialzündung abhängig ist. Je kleiner der Raum 
ist, in dem die Explosion vor sich geht, je geringer die Lufterneuerung in diesem 
Raum, um so günstiger ist die Luftmischung. Die Giftwirkung kann erhöht 
werden durch die Verdrängung des Sauerstoffs, die durch die Gasbildung verschuldet 
wird, ferner durch hohe Temperatur, die die Explosion begleitet. Bei der völligen 
Detonation ist in erster Linie mit Kohlenoxydvergiftung zu rechnen, bei der un- 
vollkommenen Detonation werden im allgemeinen ebenfalls die Kohlenoxydver- 
giftungen vorherrschen, während bei der Verpuffung neben der Kohlensäure vor 
allem Stickoxyde, vielleicht auch nitrile Gase in Betracht kommen. Die Gift- 
gefährlichkeit sowohl des Kohlenoxyds als auch des Stickoxyds ist sehr groß. 
Erst 0,1% Stickoxyd in der Atmungsluft werden ohne Störung ertragen, während 
1% in kurzer Zeit tödlich wirkt. Die Nitrosevergiftung zeichnet sich, abgesehen 
von den ganz schweren, sofort tödlich wirkenden Fällen, durch ein freies Interval 
aus. Entsprechend dem Gemische von toxischen Gasen wird nach: der Defla- 
grationnichtselten eine Kombination von Giftwirkungen zur Beobachtung kommen. 
Einige zur Erprobung der mannigfachen empfohlenen Vorbeugungs- und Ver- 
hütungsmaßnahmen vorgenommene Versuche überzeugten in der Prophylaxe der 
Nitrosevergiftung von dem Nutzen der Thiosulfateinspritzungen und der Ammoniak- 
dämpfe. zur Verth (Kiel). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 37. 677 


10) P. v. Bruns. Zur Wundbehandlung im Kriege. (Bruns’ Bei- 

träge zur klin. Chirurgie Bd. XCVII. Hft. 2. Kriegschirurg. Hft. 6. 1915. 

S. 189.) 

Während in den letzten großen Kriegen die Verwundungen durch Gewehrfeuer 
aus größeren Entfernungen die Hauptmasse der Kriegsverletzungen dargestellt 
haben (75—90%), die zu einem großen Teil (bis 90%) als aseptisch angesehen 
werden konnten, spielen im gegenwärtigen Schützengrabenkrieg die Artillerie- 
verletzungen, Verletzungen mit Handgranaten und Bomben, Gewehrschüsse aus 
nahen Entfernungen weitaus die Hauptrolle. Sie sind in der Mehrzahl sehr schwer 
infiziert infolge der Beschmutzung in den Schützengräben und der dadurch be- 
dingten primären Infektion, infolge »der Größe der Wundöffnung, der Gewebs- 
zertrümmerung im Schußkanal und der bis zum ersten Verbande verstrichenen Zeit. 
Dazu kommt noch die sekundäre Infektion, bedingt durch verspätete und fehler- 
hafte Anlegung des Verbandes, durch Auswaschen der Wunden, durch Anfassen 
mit den Fingern, durch das verpönte Sondieren und Tamponieren der Wunden, 
durch mangelhafte Ruhigstellung des verletzten Teiles, wie namentlich beim 
Transport von Knochen- und Gelenkschüssen.« So kommt es, daß beispielsweise in 
einem Reservelazarett von 34 Kniegelenkschüssen 23 infiziert waren und davon 
nur 15 das Leben und 6 das Glied gerettet haben. 

Sehr interessant ist nun die Gegenüberstellung, wie die Infektion bei unseren 
Gegnern und wie sie bei uns selbst bekämpft wird. Bei unseren Gegnern spielt 
eine große Rolle die von Wright eingeführte »Iymph lavage« der breit gespaltenen 
und drainierten Wunden: das Ausfließen der Lymphe aus der Wunde wird be- 
fördert durch eine hypertonische Lösung (5%, ige Kochsalzlösung mit !/,%,igem 
zitronensauren Natron), welche mittels warmer, häufig gewechselter Umschläge 
oder Berieselung oder am besten mittels des Bades angewandt wird. Andere 
englische und französische Chirurgen setzen ihre Hoffnung auf Anwendung stark 
desinfizierender Mittel, wie z. B. der unverdünnten Karbolsäure.. 

Im Gegensatz zu dieser chemischen Antiseptik wird in Deutschland der Kampf 
gegen die Wundinfektion im wesentlichen mit physikalischen Mitteln aufgenommen; 
Ruhigstellung, ganz besonders bei Knnochen- und Gelenkschüssen, breite Spal- 
tungen, Gegenöffnungen, Drainage. Daneben Spülung mit schwach antiseptischen 
Lösungen, beständige Sorge für ungestörten Abfluß der Wundsekrete, leicht auf- 
saugende Verbände (keine wasserdicht abgeschlossenen feuchten Verbände!), in 
schweren Fällen permanente Bäder oder permanente Irrigation, offene Wund- 
behandlung. | 

Verf. möchte mit seinen Ausführungen die kriegschirurgisch tätigen Kollegen 
zu einer Aussprache anregen ȟber ihre Erfahrungen in dem wichtigsten Kapitel 
der Kriegschirurgie, der Wundinfektion und ihre Bekämpfung«. 

| Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


11) Frederick G. Dyas. The open treatment of infected wounds. 

A preliminary report. (Journ. of the amer. med. assoc. Vol. LXIV. 

Nr. 22. S. 1829. 1915.) 

Verf. hat bei chronischen eiternden Wunden mit großem Erfolg die Behand- 
lung ohne Verband durchgeführt, wobei die Wunde nur locker, eventuell mit Hilfe 
eines Drahtgestelles, mit einem Gazeschleier überdeckt wird. Dadurch kann das 
Sekret ungehindert auf die Unterlage abfließen, während der stete Zutritt von Luft 


678 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 37. 


eine austrocknende Wirkung hat, das Wachstum der Bakterien behindert und 
schneller zur Heilung führt. E. Leschke (Berlin). 


12) Robert A. Keulty and Jesse E. Packer. Experimental studies 
of various antiseptic substances for use in treatment of wounds. 
Based on the work of Sir Watson Cheyne. (Journ. of the 
amer. med. assoc. Vol. LXIV. Nr. 26. S. 2133. 1915.) 

Auf Vorschlag von Cheyne hat die britische Regierung jedem Soldaten eine 

20% ige Karbollanolinsalbe und ein aus gleichen Teilen Salizyl- und Borsäure be- 

stehendes Pulver gegeben. Plattenversuche mit verschiedenen pathogenen Keimen 

lehrten, daß eine Salbe von je 10%, Trikresol und Thymol in 70 Teilen Öl, 20 Teilen 

Wachs und 10 Teilen Spermacetum sich besonders im Kriege dazu eignet, um die 

Wundinfektion zu verhüten. Jodtinktur hatte nur in 5—10% iger Lösung eine 

ähnliche desinfizierende Wirkung, während schwächere Lösungen nur sehr wenig 

antiseptisch wirkten. E. Leschke (Berlin). 


13) E. Gelinsky. Betrachtungen über die Wirkung unserer Ver- 
bandmittel in ihrer Beziehung zur Infektionsbekämpfung. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 27.) 

Zur Abwehr der Weiterentwicklung der Infektion bei größeren Wundöffnungen 
ist es wünschenswert, die verletzten Glieder ruhig zu stellen, dauernd absolut 
aseptisch zu arbeiten, im Beginn antiseptische Pulver zu verwenden, möglichst 
günstige Abflußbedingungen durch Spaltungen und Gazedrainage mit ange- 
feuchteten Verbandstoffen bei ungehinderter Verdunstung zu schaffen und schließ- 
lich Hyperämiebehandlung einzuleiten. Die Vorzüge des angefeuchteten Verbandes 
werden eingehend besprochen und erklärt. Zur Anfeuchtung der Verbände dienen 
verschiedene Flüssigkeiten je nach dem Zweck, den man erreichen will. In einer 
Wertskala wird die Wirkung derselben festgestellt. 

Bei kleinen Wunden genügt meist die übliche primäre Behandlung mit Jod- 
tinkturanstrich und sterilem Verband. Glimm (Klütz). 


14) Viktor Hufnagel. Die kombinierte Behandlung langdauern- 
der Wundeiterungen mit ultraviolettem Licht und allgemeiner 
Diathermie. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 29. S. 860.) 

H. hat in der Kinderheilanstalt zu Bad Orb bei 249 Fällen von an Skrofulose 
leidenden Kindern mit dem kurzwelligen, kühlen Lichte der Quecksilberquarz- 
lampe die Erfahrung gemacht, daß ein geringer, aber nur langsam eintretender 
Erfolg auch nach fortgesetzter Behandlung meist dann feststellbar war, wenn die 
Körperhaut nach 6 Stunden etwa auftretende Hautrötung gezeigt hatte. Auf 
künstlichem Wege läßt sich eine stärkere Blutfülle und Hautrötung an der Körper- 
oberfläche hervorbringen. Hierzu eignet sich am besten die allgemeine Dia- 
thermie. H. hat dazu das Schittenhelm’sche Kondensatorbett verwandt. 
Dasselbe gestattet schon bei verhältnismäßig geringer Stromstärke eine Haut- 
durchblutung; die verengten Gefäße werden durch den intensiven Wärmereiz 
entspannt und erweitert. Die Ultraviolettlichtbehandlung, die H. der Allgemein- 
diathermie folgen läßt, kann dann ihre volle Wirkung entfalten. Bei der Behand- 
lung tuberkulöser Wundeiterungen, sowie bei den Wunden der Kriegsverletzten 
nal H. die Allgemeinbestrahlung für wichtiger als die lokale Lichtbehandlung. 

Kolb (Schwenningen a. N.). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 37. 679 


15) M. E. Schwabe. Weitere Erfolge bei der Behandlung mit 

Vernisanum purum. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 29. S. 860.) 

Auch S. hat bei Erysipel, eiternden Fleischwunden und Gelenkverletzungen, 
sowie bei längere Zeit bestehendem Knochenzerfall mit Sequesterbildung und tief-. 
gehenden Fisteln das Jod-Phenol-Kampferpräparat »Vernisanum purum« ange- 
wendet. Das Vernisanum wurde teils eingespritzt, teils in Form von Tampons in 
die Wundhöhlen gebracht und teils aufgepinselt. Bakterizide und heilende Kraft- 
wurde sehr schnell beobachtet. In Fällen von schweren Weichteilverletzungen 
mit starkem eitrigen Zerfall und Fistelbildung, von Schußwunden mit starker 
Knochenzertrümmerung, von außerordentlich schweren jauchenden Gelenkver- 
letzungen mit komplizierten Frakturen und breiten Fleischwunden war die Ver- 
nisaneinwirkung zweifellos. Umfangreiche und tiefgehende Dekubitusgeschwüre 
neten nach der Pepimsemng auffallend rasch. 

Kolb (Schwenningen a. N.). 


16) Matthias Nicoll. Intraspinal administration of antitoxin in te- 
-tanus. (Journ. of the amer. med. assoe. Vol. LXIV. Nr. 24. S. 1982. 1915.) 
Verf. behandelte 20 Fälle von Tetanus mit intralumbaler Seruminjektion und 

hatte den Eindruck eines sehr guten klinischen Erfolges. 4 schwere Fälle konnten 

nicht gerettet werden, alle anderen wurden geheilt. Bei den intravenös behandelten: 

Fällen war die Sterblichkeit eine viel HONEIE: ‚Bi a ke (Berlin). 


17) Benjamin Jablons. Pathology of war surgery. (Journ. of the 

amer. med. assoc. Vol. LXIV. Nr. 25. S. 2045. 1915.) 

Verf. fand unter 118 Fällen von Kriegsverletzungen, die der amerikanischen 
Ambulanz in Paris überwiesen wurden, 33mal den. Bacillus perfringens. Er ent- 
wickelt sich am besten in schlecht ernährtem Gewebe und führt häufig zur Gas- 
gangrän. Die Vaccinebehandlung schien in einigen Fällen erfolgreich zu sein. Ein 
Fall reagierte gut auf die Einspritzung eines gegen den Bac. perfringens gerichteten 
Serum. Die Bazillen wurden auch in den Kleidern der Soldaten gefunden. 

: E. Leschke (Berlin). 


18) C. Meyer. Zur Bekämpfung des Pyocyaneus. (Münchener med. 
Wochenschrift 1915. Nr.24. Feldärztl. Beil. 24.). 
M. behauptet, durch Bestreuen der Wunde mit Salol die blaue Eiterung 
zum Schwinden bringen zu können. Ä Kramer (Glogau). 


19) M. Martens (Berlin). Gasphlegmonen im Röntgenbild. mr 
liner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 29.) _ 

Das Röntgenbild erweist sich auch bei Gasphlegmonen als wertvolles dia- 
gnostisches Hilfsmittel. Über die Ausdehnung der Erkrankung kann man sich 
so schonend und genau orientieren und eventuell. auch frühzeitiger die Diagnose 
stellen. Auf beigegebenen Röntgenbildern läßt sich der Krankheitsprozeß zum 
Teil recht sehon erkennen.  Glimm (Klütz). 


20) T. Silvestri. Dell’ uso di sali insolubilis di calcio per via 
intramuscolare. (Policlinico, sez. prat. XXII. 10. 1915.) | 
Verf. erbrachte im. Tierexperiment und auch bei klinischer Beobachtung den 

Nachweis, daß die intramuskuläre Injektion unlöslicher Kalksalze (2—21/,g in 


680 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 37. 


7-10%iger Zuckerlösung) gut vertragen wird, so daß diese Injektionen an Stelle 
der Injektion der Kalziumgelatine treten und auch die Darreichung der löslichen 
Kalksalze durch Mund oder After unterstützen können, da sie längere Nach- 
wirkung als die löslichen Salze haben und zudem in größeren Dosen als die Kalzium- 
gelatine verabreicht werden können. M. Strauss (Nürnberg). 


21) Bonnot. Quinin salts in postoperative cases. (Journ. of the 

amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 2. S. 146. 1915.) 

Verf. gibt in allen Fällen nach Operationen Chinin per rectum 6stündlich 
4mal. Der Erfolg besteht in völligem Aufhören oder mindestens Nachlassen von 
Übelkeit, Erbrechen, Sean, Rückenschmerzen und Durst. 

E. Leschke (Berlin). 


22) G. Gärtner (Wien). Gasembolie bei Sauerstoffinjektionen. 
(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 22. Feldärztl. Beil. 22.) 

Mån kann ohne Schädigung des Tieres sehr viel Sauerstoff in das Venen- 
system einbringen, sofern nur die Geschwindigkeit des Sauerstoffstroms ein ge- 
wisses Maß nicht übersteigt und die Absorption vom Blute in der Vene, vor- 
nehmlich aber im rechten Herzen, nicht unmöglich gemacht wird. Bei Über- 
schreitung dieser Geschwindigkeit sammelt sich gasförmiger Sauerstoff im rechten 
Herzen an, bläht es ballonförmig auf, verlegt die Art. pulmonalis und führt rasch 
den Tod herbei (S. d. Ztribl. 1915. S. 519). Die vorhandene Gefahr wird durch 
Auskultation des Herzens (plätscherndes Geräusch) erkannt -und läßt sich durch 
Unterbrechung der Sauerstoffinjektion (8. G? s Abh.) mindestens herabsetzen, 
bzw. ganz beseitigen. Kramer (Glogau). 


23) Peyton Rous and J. R. Turner. A rapid and simple method 
. _ Of testing donors for transfusion. (Journ. of the amer. med. assoc. 
Vol. LXIV. Nr. 24. S. 1980. 1915.) 

Vor der Bluttransfusion entnehmen Verff. dem Spender und Empfänger mit 
einer Leukocytenzählpipette etwas Blut aus der Fingerkuppe, dessen Gerinnung 
dadurch gehindert wird, daß die Pipette bis zur ersten Marke mit 10% iger Natrium- 
zitratlösung gefüllt wird, worauf dann die 10fache Menge Blut nachgesogen wird. 
in einem Wright’schen Kapillarröhrchen wird das Blut des Empfängers und 
Spenders im Verhältnis 1 :10, in eirte zweite 1’: 1'gemischt und nach mehreren 
(am besten 15) Minuten durch Untersuchung eines Tropfens auf einem Objekt- 
träger unter Deckglas auf Agglutination geprüft. Die Agglutination ist ein feineres 
Reagens als die Hämolyse, da in allen Fällen von Hämolyse auch Agglutination 
eintritt, in manchen Fällen dagegen nur Agglutination ohne Hämolyse (Moss). 
Die Agglutination ist am besten nach 15 Minuten langem Stehen bei Zimmer- 
temperatur (nicht im Brutschrank) nachzusehen. E. Leschke (Berlin). 


24) G. Hotz (Freiburg i. Br.). Zur Chirurgie der Blutgefäße. 
Ä (Bruns’ Beiträge z. klin. Chir. Bd. XCVII. Hft.2. Kriegschirurg. Hit. 6. 
1915. S. 177.) 

Primäre Gefäßunterbindungen haben wesentlich schlechtere Resultate als 
spätere Unterbindungen. Deshalb stellt H. die Frage auf, »ob nicht im Felde statt 
der Ligatur, wenn irgend möglich, die Gefäßnaht seitlich oder zirkulär nach Re- 
sektion der Verletzungsstelle gefordert werden soll«, überläßt aber die Entschei- 
dung den Fachmännern der vorderen Linie. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 37. 681 


Im Heimatlazarett beobachtet man als Folge von Gefäßverletzungen vor 
allem Nachblutungen, und zwar 1) kapilläre Blutungen bei der Nachbehandlung 
septischer Wunden, bei herabgekommenen, lange Zeit hochfiebernden Patt.; 
2) arterielle Nachblutungen aus kleineren Kalibern bei eiternden Wunden mit 
progredienter Infektion; 3) Blutungen infolge von Drucknekrosen der Gefäße durch 
Fremdkörper (verhältnismäßig selten); 4) Nachblutungen bei der tiefen, chronisch 
verlaufenden Gasphlegmone. 

Als weiterer häufiger Folge der Gefäßverletzung begegnet man den arteriellen 
und arteriovenösen Aneurysmen. Bei Querzerreißung des Gefäßes braucht kein 
Aneurysma zu entstehen, die Gefäßstümpfe können sich zurückziehen und die 
Blutung auch bei großen Gefäßen spontan zum Stehen kommen, falls keine In- 
fektion eintritt. Bei größeren Aneurysmen hat Verf. immer nur eine seitliche 
Gefäßwunde gefunden. Auffallenderweise überwiegen unter seinen Fällen die 
arteriovenösen Aneurysmen gegenüber den einfachen Formen, 13:4. 

Von konservativen Behandlungsmethoden hat H. keinerlei Erfolg gesehen. 
»Ein kleiner Gefäßschlitz ist bei aseptischen Verhältnissen durch seitliche Naht 
zu schließen, wenn auch die Lichtung hierbei bis auf 1/, verengt wird. Die Unter- 
bindung der verletzten Gefäße innerhalb des Aneurysmasackes ist als das einfachste 
und am meisten zuverlässige Verfahren zu empfehlen und unbedingt da anzuwenden, 
wo eine Infektion vorliegt. Die zirkuläre Gefäßnaht und die Gefäßimplantation 
können mit gutem Gewissen nur unter aseptischen Bedingungen mit guter Technik 
und Assistenz ausgeführt werden.« Bei Unterbindungen hat Verf. die Blutver- 
sorgung des peripheren Teiles der Extremität mehrmals so geprüft, daß er den 
Grad der Blutung in einem kleinen Schnitt an Finger oder Zehe beobachtete. — 
Nach Unterbindungen bleiben oft lange ungünstige Zirkulationsverhältnisse und 
mangelhafte Leistungsfähigkeit der Extremität zurück, auch wenn sie lebensfähig 
bleibt. Deswegen hat H. grundsätzlich bei jedem nicht infizierten Aneurysma die 
Restitution durch Gefäßnaht (7 Fälle) oder Implantation von Venenstücken 
(5 Fälle) versucht. 11 Fälle heilten ohne Störung mit guter Funktion und vollem 
Puls. 

An Hand von vier schematischen Darstellungen der anatomischen Verhältnisse 
der Knie-, Elibogen-, Schulter- und Beckengegend erklärt Verf. die Erfahrungs- 
tatsache, daß die Lebensfähigkeit eines Gliedes mehr gefährdet sein kann bei 
einer mehr peripher (z. B. A. poplitea), als bei einer mehr zentral angelegten 
Unterbindung (z. B. obere A. femoralis). »Die Aufgabe der Kollateralen besteht 
nicht darin, auf einem längeren System von Nebenwegen das Blut nach der Peri- 
pherie zu schaffen, sondern in möglichst kurzer Umgehung das Hauptgefäß wieder 
zu füllen.« Ein für diesen Zweck ausgiebiger Kollateralkreislauf findet sich überall. 
da, wo große Muskelmassen zu versorgen sind. Spärlicher sind die Gefäßverbin- 
dungen an den Übergängen der Muskulatur in die Sehnen und Bänder (z. B. Knie- 
gegend). Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


25) Gerhardt v. Bonin. Aneurysmen durch Schußverletzungen 
und ihre Behandlung. (Bruns’ Beiträge z. klin. Chirurgie Bd. XCVII. 
Hft.2. Kriegschirurg. Hft. 6. 1915. S. 146.) 

Die Arbeit stammt aus der chirurgischen Abteilung des Diakonissenhauses 
zu Freiburg i. Br. (Prof. Hotz). 

Zunächst werden Entstehungsweise und Formen der Aneurysmen, ihre ana- 
tomische Struktur, die klinischen Erscheinungen, Diagnose und Prognose erörtert. 

Dann werden eingehend die Möglichkeiten der Therapie besprochen, die Vorteile 


682 | Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 37. 


und Nachteile der Unterbindung und der Naht gegeneinander abgewogen und nach 
theoretischen Erwägungen und praktischen Erfahrungen der Naht als der »sicher- 
sten und vollkommensten Methode zur Wiederherstellung der Verwundeten« die 
Überlegenheit zugeschrieben. 

Verf. hat an Kriegsverwundeten 17 Aneurysmen beobachtet. Darunter be- 
finden sich 5 rein arterielle Aneurysmen (Carotis communis), 12 arterie-venöse 
mit Zwischenschaltung eines kleineren oder größeren Aneurysmasackes. — Wegen 
bestehender Infektion wurden primär 5 Aneurysmen unterbunden. In den 
12 übrigen Fällen wurde imal seitliche Naht (Brachialis), I1mal zirkuläre Naht 
ausgeführt. Davon A. carotis communis 2 Fälle mit 1 Venenimplantation, A. axil- 
laris 4 Fälle mit 2 Venenimplantationen, A. femoralis 3 Fälle mit 2 Venenimplan- 
tationen, A. poplitea 2 Fälle mit 1 Venenimplantation. 

Elfmal war sofort nach der Operation der periphere Puls wiederhergestellt 
und blieb dauernd normal. Einmal ließ sich der Radialispuls nur schwach fühlen. 
Zirkulationsstörungen auch geringeren Grades wurden nicht beobachtet. Die 
Heilung erfolgte 11lmal glatt. Ein Mißerfolg (Carotisnaht) war auf Spätinfektion 
durch den nicht auffindbaren Granatsplitter zurückzuführen. Die Arterie mußte 
nachträglich abgebunden werden. 

Für die Wahl des Zeitpunktes zur Naht waren folgende Gesichtspunkte maß- 
gebend: 

»1) Die äußeren Schußwunden müssen abgeheilt sein. 

2) Die sackförmigen Aneurysmen der späteren Zeit bieten oft große Schwierig- 

keiten für die exakte Ablösung des Sackes; verwachsene Nerven sind sehr schwer 
zu präparieren, auch die Gefäßwand ist oft auf große Ausdehnung adhärent und 
nicht mit Sicherheit bis zur Schußöffnung intakt zu präparieren. 
3) Im frischeren Stadium — 3. bis 5. Woche — besteht noch kein binde- 
gewebiger Aneurysmasack. Nachdem die Gefäße peripher und zentral gesichert 
sind, dringt man am besten durch das Hämatom vor, räumt die Gerinnsel aus und 
findet leicht die Gefäßöffnung. Es bereitet dann keine Schwierigkeit, die ent- 
sprechende Vene und Arterie zu isolieren. 

Die seitliche Gefäßnaht kann wegen Brüchigkeit der Gewebe versagen. Eine 
Naht des Aneurysmasackes ist innerhalb der ersten Wochen aus demselben Grunde 
nicht möglich; ein längeres Abwarten verbietet jedoch das sekundäre Wachstum 
und die. daraus resultierenden Nervenbeschwerden. Wir möchten deshalb der 
frühzeitigen Operation in der 3.—5. Woche den Vorzug geben und betonen die 
erleichterte Zugänglichkeit der Verletzungsstelle innerhalb dieser Periode.« 

Von den 12 mit Arteriennaht bzw. Venenimplantation behandelten Ver- 
wundeten sind die Krankengeschichten mitgeteilt. In zwei Tabellen sind neuere 
Resultate nach Unterbindungen und nach Gefäßnähten bei Kriegsaneurysmen 
zusammengestellt. Literaturverzeichnis. 2 $ 
Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


26) Yates and Bunting. The rational treatment of Hodgkin’s 
disease. (Journ. of the amer. med. assoc. Vol. LXIV. Nr. 24. S. 1953. 1915.) 
Verff. empfehlen zur Behandlung der Hodgkin’schen Krankheit die mög- 
lichst vollständige Exstirpation aller zugänglichen Drüsen (!) und eine Nachbe- 
handlung mit einer Vaccine aus einem Pseudodiphtheriebazillenstamm, den sie 
für den Erreger der Hodgkin’schen Krankheit halten und Bac.. Hodgkini getauft 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 37. 683 


haben (!). Bei uns gilt bekanntlich jeder chirurgische Eingriff an Hodgkin- 
drüsen wegen der Gefahr des stärkeren Wachstums als kontraindiziert. | 
E. Leschke (Berlin). 


27) Viggo € Christiansen. Ein neuer Fall von Lipodystrophia pro- 
gressiva. (Hospitalstidende Jahrg. 58. Nr.3. 1915. [Dänisch.]) 

Im Anschluß an seinen früher veröffentlichten Fall von Lipodystrophia pro-- 
gressiva (Hospitalstidende Jahrg. 1914, Nr. 8 u. 9. Dieses Zentralblatt Jahrg. 41, 
S. 983) bringt Verf. einen neuen, ihm bekannt gewordenen Fall einer 34jährigen 
Pat. Vor 17 Jahren begann das Leiden, das jetzt typisch ausgebildet ist. Aus- 
gesprochene Atrophie des ganzen Fettgewebes im Gesicht, an Armen und am 
Rumpf, übermäßige Fettanhäufungen an den Hüften und den unteren Extremi- 
täten. Drei Photographien sind beigegeben. Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 








28) J. Lambrethsen. Über Hämatome im M. rectus abdominis, 
entstanden bei Spontanruptur des Muskels. (Hospitalstidende 
Jahrg. 58. Nr. 21. 1915. [Dänisch.]) 


Verf. berichtet von einer Ruptur des Rectus abdominis bei einer 66jährigen 
Pat., die nach einem Hustenstoß zustande gekommen war. Unter der Diagnose 
lleus war die Pat. zur Operation ins Krankenhaus gebracht worden. Bei der 
Operation zeigte sich dann, daß es sich um eine Ruptur des Rectus abdominis mit 
gewaltigem Hämatom handelte. Dieses hatte eine intraabdominale Geschwulst 
vorgetäuscht. — Verf. berichtet im’ Anschluß daran noch über einen weiteren 
Fall: Ein 22jähriger Akrobat hatte sich bei einem Saltomortale den Rectus zer- 
rissen. — Verf. rät in solchen Fällen, besonders wenn die Gefahr einer Infektion 
besteht, das Hämatom durch Inzision zu entleeren. 

Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 


29) Bogart. The surgical significance of intestinal angio-neurotic 

oedema. (Annals of surgery 1915. Nr.3. März) 

42jähriger Mann erkrankt unter Erscheinungen inneren Darmverschlusses; 
Laparotomie. Das ganze Jejunum bis herauf zu der Stelle, an welcher es unter 
dem Mesenterium heraustritt, war ödematös geschwollen und verdickt, wodurch 
die Lichtung verengert wurde; die Peristaltik erschien aufgehoben. Schluß der 
Bauchwunde, Genesung. Es handelt sich um ein angioneurotisches Ödem der 
Bauchwand. | Herhold (z. Z. im Felde). 


30) Woolsey. On the lymphatic drainage of the peritoneal sac. 
(Annals of surgery 1915. März. Nr. 3.) 

Verf. injizierte Farbstofflösungen in die Bauchhöhle von Hühnern und stellte 
die Wege fest, durch welche sie aus der Bauchhöhle hinausgelangen. Er kam 
durch seine Versuche zu folgenden Schlüssen: 

1) Öffnungen an dem Bauchfellüberzug der unteren Fläche des Zwerchfells, 
sogenannte Stomata gibt es nicht, die Fremdkörper gelangen in die Endothelzellen, 
von hier durch die Zwerchfelismuskulatur auf dem Lymphwege in die Lymph- 
drüsen des Brustraums und von hier in die Vena subclavia oder den Ductus tho- 
racicus. 


684 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 37. 


2) Die Gewebe des Zwerchfells nehmen den Hauptanteil an der Absorption 
von im Bauchraum vorhandenen Fremdkörpern, die anderen Gegenden des parie- 
talen Bauchfells nehmen nur sehr wenig an der Absorption teil. Die Fowler’sche 
sitzende Stellung nach Laparotomien findet als günstigste Lage in diesen Fest- 
stellungen ihre volle Begründung. Herhold (z. Z. im Felde). 


31) Sweet, Chraney and Wilson. The prevention of postopera- 
tive adhaesions in the peritoneal cavity. (Annals of surgery 
1915. März. Nr. 3.) 

Durch Versuche an Hunden stellten die Verff. fest, da8 nach Laparotomien 
in die Bauchhöhle gespritztes Paraffin- oder Olivenöl in keiner Weise die Bildung 
von Adhäsionen verhindert; dieselben Erfahrungen wurden mit Einspritzungen 
von zitronensaurem Natron gemacht. Im Gegenteil, es konnte in einzelnen Fällen 
mit Deutlichkeit nachgewiesen werden, daß diese Mittel die Bildung von Adhä- 
sionen geradezu begünstigten. Es erklärt sich das leicht daraus, daß die genannten 
Mittel einerseits eine starke Flüssigkeits- und Lymphocytenexsudation hervor- 
rufen, andererseits aber die Phagocytose der Lymphocyten herabsetzen und die 
Lymphkanäle verstopfen. Die Bildung von Adhäsionen nach Bauchfelloperationen 
ist ein physiologischer Heilvorgang, der nicht verhindert, aber beschränkt werden 
kann. Diese Beschränkung wird durch sorgfältiges schonendes Operieren und 
Bedecken wunder Stellen mit Netz oder Mesenterium erreicht. 

Herhold (z. Z. im Felde). 


32) Palamountain. Gangrenous appendicitis on the left side. A 
case of visceral transposition. (Journ. of the amer. med. assoc. 
Vol. LXIV. Nr. 24. S. 1986. 1915.) 

Bericht über einen Fall von gangränöser Appendicitis bei einer 18jährigen 

Frau mit Situs viscerum inversus. Tod an Peritonitis. Der Wurmfortsatz lag 

unter dem Blinddarm auf der linken Seite. E. Leschke (Berlin). 


33) Jonas Collin. Linkseitige Schmerzen bei Appendicitis; deren 
Bedeutung für Diagnose und Behandlung. (Bibliotek for Laeger. 
Jahrg. 106. S. 257. [Dänisch.]) 

Verf. macht darauf aufmerksam, daß linkseitige Schmerzen bei Appendicitis 
hauptsächlich in drei Formen auftreten: 1) Als initiale Schmerzen, sehr häufig, 
2) als lokale Schmerzen bei einem abnorm liegenden Wurm, und 3) als Schmerzen 
bei einer linkseitigen Peritonitis. Die letzte Form ist die am wenigsten häufige, 
weil meist rechtzeitig operiert wird. -In allen Fällen rät Verf. zu einer frühzeitigen 
Operation. | Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 


34) Charles D. Aaron. Chronic appendicitis, pylorospasm and 
duodenal ulcer. (Journ. of the amer. med. assoc. Vol. LXIV. Nr. 22, 
S. 1844. 1915.) 

Verf. beobachtete vor dem Röntgenschirm, daß er durch schmerzhaften 
Druck auf die Blinddarmgegend bei chronischer Appendicitis einen Pylorospasmus 
auslösen konnte, und erörtert die Bedeutung dieser Tatsache für die Entstehung 
des Ulcus duodeni. E. Leschke (Berlin). 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 37. 685 


35) D. B. Phemister. Pseudomucinous cyst of the appendix. Its 
relation to pseudomyxoma peritonel. (Journ. of the amer. med. 
assoc. Vol. LXIV. Nr. 22. S. 1834. 1915.) - 

Bericht über einen Fall von pseudomuzinöser Cyste des Wurmfortsatzes von 

17 cm Länge und 21 cm Umfang bei einer 36jährigen Frau. 7 Versuche an Hunden, 

um die gleiche Veränderung experimentell durch Obliteration der proximalen 

Lichtung des Wurms zu erzeugen, führten nur zur Gangrän des Wurmfortsatzes, 

E. Leschke (Berlin). 





36) Luckert. Visible acute dilatation of the stomach during la- 
paratomy. (Journ, of the amer. med. assoc. Vol. LXIV. Nr. 25. S. 20—55. 
1915.) 

In zwei Fällen entwickelte sich die akute Auftreibung des Magens während 
der Operation und wurde durch Einführen eines Magenschlauches behoben. Die 
hohe Mortalität der anderen Autoren beruht darauf, daß der Zustand erst erkannt 
wird, wenn die Kapillaren der Schleimhaut durch die Überdehnung geschädigt 
sind und das Blut hochtoxische Produkte aufgenommen hat, 

Ä E. Leschke (Berlin). 


37) Soresi. Secondary ulcers of the stomach and jejunum. For- 
mation of calculi around unabsorbable material used in su- 
turing the intestinal mucosa. (Annals of surgery 1915. März. Nr. 3.) 
Zehn Monate nach einer Gastroenterostomie traten bei einer Frau Unterleibs- 

beschwerden ein, als deren Ursache bei einer zweiten Operation ulzeröse Stellen 

um die Gastroenterostomieöffnung angetroffen wurden. Als Ursache für die Ent- 
stehung der Geschwüre mußte der Reiz gelten, den das unabsorbierbare Naht- 
material — Silk — auf die Schleimhaut ausgeübt hatte. Versuche an Hunden 
bestätigten diese Annahme. Verf. schlägt daher vor, für durchgehende Nähte 
nur Catgut zu verwenden, da mit Silk und Zwirn angelegte durchgreifende Nähte 
die Schleimhaut reizen und in Verbindung mit dem Magensaft zu Geschwüren 
führen. In einigen Fällen, in welchen nicht resorbierbares Material bei an Hunden 
ausgeführten Darmanastomosen. (Seit-zu-Seit) ausgeführt wurden, kam es zur 

Steinbildung um den nicht resorbierbaren Faden. 

Herhold (z. Z. im Felde). 


38) William J. Mayo. Chronic duodenal ulcer. (Journ. of the amer. 
med. assoc. Vol. LXIV., Nr. 25. S. 2036. 1915.) 

M. hat zuerst im Jahre 1904 über 58 Fälle von Ulcus duodeni berichtet, die 
er mit seinem Bruder operiert hat. Damals war das Verhältnis der Magengeschwüre 
zu den Duodenalgeschwüren 73 :27%, 1907 war es 52 : 48%, 1910 35 : 65%, 
1914 27 : 73%. Auf die Frage eines Magen-Darmspezialisten, warum er im Gegen- 
satz zu M. so wenige Duodenalgeschwüre sähe, erwidert M.: »The thickness of 
the abdominal wall prevents you from seeing them.« Eine der Ursachen ist viel- 
leicht das Trinken zu heißer oder zu kalter Getränke, die durch den Jefferson- 
schen Canalis gastricus sofort in das Duodenum gelangen, und zwar an die Stelle, 
die der Lieblingssitz der Geschwüre ist. Für die Diagnosenstellung stellt Verf. 
an erste Stelle die Anamnese (Hungerschmerz, Erleichterung durch Essen), dann 
das Röntgenbild, danach erst die Befunde der Magenausheberung (Hypersekretion, 
Superazidität) als unterstützende Zeichen. Der Nachweis okkulter Blutungen hat 


686 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 37. 


sich ihm im Gegensatz zu anderen Autoren nicht bewährt. Sein Operationsver- 
fahren schildert er an Hand mehrerer schöner Zeichnungen. Der Verschluß des 
Pylorus ist unnötig, die Exstirpation des Geschwürs nur angezeigt bei penetrie- 
rendem Geschwür oder bei starker Blutung. Die Hauptursache chirurgischer Miß- 
erfolge liegt in der ungenügenden Technik, namentlich in der Verwendung fort- 
laufender Seidennähte, die leicht zu neuen Ulzerationen an den Fäden Anlaß geben. 
Verf. verwendet nur Catgutknopfnähte in zwei Reihen; darüber kommt eine fort- 
laufende Catgutnaht. Den Magen zieht er durch das Mesokolon durch und fixiert 
ihn durch einige Nähte an dem Schlitz. In den seltenen Fällen von Ulcus duodeni 
nach Gastroenterostomie ist die Exzision des Geschwürs, der Verschluß des Magen- 
und Duodenumendes und die Gastroduodenostomie nach Finney angezeigt. 
Wichtig ist gute interne Nachbehandlung. E. Leschke (Berlin). 


39) Joseph Colt Bloodgood. Stomach carcinoma. Its medical 
aspect. (Journ. of the amer. med. assoc. Vol. LXIV. Nr. 25. S. 2031. 1915.) 
Im pathologischen Institut des Johns Hopkins Hospital kamen auf 132 Fälle 
von Magengeschwür 184 Fälle von Magenkrebs. Verf. zeigt, wie die Zahl der 
operablen Fälle infolge der besseren Frühdiagnose immer mehr zunimmt. Makro- 
und Mikrophotogramme von operierten Fällen, darunter von solchen mit Dauer- 
Teung, . E. Leschke (Berlin). 


40) Th. E. Hess Thaysen. Ein Beitrag zur normalen Röntgeno- 
logie des Dickdarms. Ost for Laeger. ‘Jahrg. 77. Nr.24 u. 25. 
1915. [Dänisch.]) 

Verf. hat Röntgenuntersuchungen am normalen Dickdarm angestellt und kann 
auf Grund seiner Untersuchungen, die durch zahlreiche Abbildungen erläutert 
werden, feststellen, daß im Gegensatz zur Auffassung der Anatomen die haustrale 
Segmentation eineKontraktionserscheinung ist, nichtzu erklären aus einer Längen- 
differenz des Darmrohres und der Tänien. 

Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 


41) Ingv. Svindt. Ein Fall von Prolapsus recti geheilt durch 
freie Fascientransplantation. (Hospitalstidende Jahrg. 58. Nr. 22. 
[Dänisch.]) 

: Verf. hat bei einem 15 Monate alten Mädchen mit ca. 7 cm langem Prolapsus 
recti vollständige Heilung erzielt durch Einlegen eines Fascienstreifens von 8 cm 
Länge und ®/, cm Breite. Es trat primäre Heilung ein. 

Fritz Geiges (Freiburg i. B.). 


42) E. P. Bernstein. Gaucher splenomegaly diagnosed by spleen 
~ puncture before operation. (Journ. of the amer. med. assoc. Vol. LXIV. 
Nr. 22. S. 1907. 1915.) 

In einem Falle von Splenomegalie konnte die Diagnose auf den Typus Gau- 
cher schon vor der Operation durch Milzpunktion gestellt werden. Das Punktat 
zeigte zahlreiche typische multinukleäre Endothelzellen. 

E. Leschke (Berlin). 


Zentralblatt für Chirurgie. .Nr. 37. 687 


43) Oskar Lindbom. Zur Kenntnis der chronischen Milzvenen- 
und Pfortaderthrombose, ein Banti-ähnliches Krankheitsbild. 
(Hygiea Bd. LXXVII. Hft. 13. 1915. [Schwedisch.]) 

Verf. berichtet über einen während des Lebens diagnostizierten Fall von 
chronischer Milzvenenthrombose. Es handelte sich um eine 56jährige Frau. Der 
Symptomenkomplex war Banti-ähnlich: Starke Splenomegalie, wiederholtes Blut- 
brechen, zuletzt Ascites. Das Blutbild erinnerte an dasjenige nach Splenektomie: 
Anämie mit niedrigem Farbenindex und zahlreiche kernhaltige rote Blutkörper- 
chen. Als Ätiologie der Milzvenenthrombose kommt bei der luetischen Anamnese 
der Pat. Lues mit Gefäßwandveränderungen in Frage. — Die Sektion bestätigte 
die Diagnose. Von den in der Literatur bekannt gewordenen Fällen sind nur 
wenige klinisch diagnostiziert worden. Im Gegensatz zu Eppinger und Ranzi, 
die Splenektomie befürworten, rät Verf. davon ab; die Erkrankung ist vom echten 
Morbus Banti zu unterscheiden, da die primären Veränderungen hier nicht in der 
Milz, sondern in der Vena lienalis und der Vena portae zu suchen sind. 

Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 


44) Medack und Pribram. Klinisch-pathologische Bewertung von 
Gallenuntersuchungen am Krankenbett. (I. medizin. Univ.-Klinik 
.. Wien, Prof. Dr. Wenckebach.) (Berliner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 27 
u. 28.) | Ed 

Die Verff. geben folgende Zusammenstellung am Schluß ihrer Arbeit. Mittels 
der Duodenalsonde und quantitativen Bestimmung des Gallenfarbstoffes und 
Cholestearins in der menschlichen Galle gelingt es am Krankenbette, wertvolle 
Aufschlüsse für Klinik und Pathologie zu gewinnen. Diese erstrecken sich bezüglich 
des Farbstoffes hauptsächlich auf jene Fälle, in denen ein gesteigerter Erythro- 
cytenzerfall in Frage kommt, für die Hämophthisen im weitesten Sinne. Eine 
starke Vermehrung des Gallenfarbstoffes ist ein sicheres Zeichen gesteigerten Zer- 
falls, bei eintretender Anämie eine Indikation zur Milzexstirpation. Durch Splen- 
ektomie gelingt es, den gesteigerten Zerfall einzudämmen, die Gallenfarbstoff- 
ausscheidung zur Norm zu bringen, parallel dem Ansteigen der Erythrocytenwerte. 
Dieser Einfluß der Milz zeigt sich im Tierversuch an normalen Gallenfisteltieren 
nicht. Der Nachweis von Urobilin im Duodenalsaft kann zur Diagnostik von 
enterogenen Infektionen der Gallenwege verwertet werden, insofern, als ein nega- 
tiver Befund absolut gegen eine Infektion spricht. Das Umgekehrte ist nicht 
der Fall, da auch eine relative Leberinsuffizienz zu Urobilinocholie führt. Zur 
Zeit der Menses kommt es zu einem physiologisch gesteigerten Erythrocytenzerfall, 
der sich im erhöhten Gallenfarbstoffgehalt spiegelt, ebenso in dem physiologischen 
Erythrocytensturz zur Zeit der Menstruation. Der Cholestearingehalt des Blutes 
ist erhöht bei Cholelithiasis, Nephropathien, hypertrophischer Lebercirrhose, 
Icterus catarrhalis und Diabetes. Diese Hypercholestearinämie geht in fast allen 
untersuchten Fällen mit verminderter Ausscheidung durch die Galle einher, so 
daß eine Retention als wahrscheinlichste Ursache anzusehen ist. Nur in einem 
Falle von Cholelithiasis wurde auch der Gallencholestearingehalt vermehrt ge- 
funden., Nach Splenektomie steigt der Blutcholestearinspiegel, während der 

Gallencholestearinwert sinkt. Dasselbe ist der Fall bei der Gravidität. 

Glimm (Klütz). 


688 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 37. 


45) John C. A. Gerster. The feeding of bile collected from biliary 
fistulas in obstruction of the common duct. (Journ. of the amer. 
med, assoc, Vol. LXIV. Nr. 22. S. 1900. 1915.) 

Verf. sammelte bei einem 44jährigen Manne, der wegen schwerer Gallen- 
blasenvereiterung und Cholangitis operiert worden war, die aus der Fistel aus- 
fließende Galle und führte sie ihm 2mal täglich mit einem Magenschlauch ein. 
Diese Behandlung bewirkte eine deutliche Verbesserung im Zustande des Pat. 

E. Leschke (Berlin). 


46) H. Bindslev. Drei Fälle von Pancreatitis haemorrhagica acuta, 
(Hospitalstidende Jahrg. 57. Nr. 15. [Dänisch.]) 

Verf. berichtet über 3 Fälle von Pancreatitis haemorrhagica acuta, die er zu 
beobachten Gelegenheit hatte. Vor der Operation, bzw. der Sektion, war in keinem 
Falle die richtige Diagnose gestellt worden. In allen 3 Fällen handelte es sich um 
Frauen von 52, 57 und 63 Jahren, alle endeten tödlich. Verf. betont die Schwierig- 
keit einer richtigen Diagnose, eimal bei dem Fehlen eines charakteristischen Sym- 
ptomenkomplexes, und dann erlaubt es der schwere Zustand der betreffenden 
Patt. meist nicht, eingehende Untersuchungen anzustellen. 

Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 


m Johs. Ipsen. Pankreascysten. (Hospitalstidende ‚Jahrg. 57. Nr. 29. 
u. 30. [Dänisch.]) m; 

- Verf. berichtet über 6 Fälle von Pankreascysten. Die Pathogenese dieser 
Cysten ist nicht klar. In 1 Falle des Verf.s war ein Trauma vorausgegangen. Ein 
30jähriger Kutscher hatte von seinem Pferde mit der Schnauze einen Stoß auf den 
Leib erhalten. In 10 Tagen entwickelte sich eine Parikreascyste, die bei der 
Operation 1200 ccm schokoladefarbene Flüssigkeit enthielt, ausgehend vom Pan- 
kreaskopf. Die Cyste wurde in die Bauchwand eingenäht. Nach 21 Tagen konnte 
Pat. entlassen werden, nach weiteren 14 Tagen war die noch vorhanden gewesene 
kleine Fistel geschlossen, — Merkwürdig ist in diesem Falle, daß sich erst 2 Tage 
nach dem Unfall die ersten Symptome zeigten. — In einem Falle lag Kombination 
mit Karzinom vor. Der Fall kam zur Sektion, und dabei wurden auch Gallen- 
steine gefunden. — Unklarer ist die Pathogenese in den 4 übrigen Fällen. In 
einem zweiten Falle, der zur Sektion kam, wurden Gallensteine gefunden. Bei 
den übrigen 3 Fällen konnten solche nicht nachgewiesen werden. Verf. nimmt 
hier auf Grund der anamnestischen Angaben eine vorausgegangene chronische 
Pankreatitis an. In 3 von des Verf.s Fällen hat die Röntgenuntersuchung zur 
Stellung der Diagnose gute Fingerzeige gegeben, vor allem durch die Verschiebung 
der anliegenden Organe, weniger weil die Cyste selbst sichtbar war. 

Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 





Berichtigung. Auf S. 593 dieses Blattes, Zeile 9 von 1 unten, lies Mayer 
statt Meyer. 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrücke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden., — č 








Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt, für Chirurgie 


herausgegeben von 


K.GARRE, G. PERTHES, E. RICHTER, 








in Bonn, in Tübingen, in Breslau. 
42, Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 38. Sonnabend, den 18. September 1915. 
Inhalt. 


1) Alder, Etappenspitalerfahrungen in Dimotika. (S. 689.) — 2) Brun, 3) Schede, 4) Kork und 

Bäumer, Wundbehandlung. (S. 690.) — 5) Ruta, Bier’sche Hyperämiebehandlung bei Drüsen- 
schwellungen. (S. 692.) — 6) Kisch, Tuberkulosebehandlung. (S. 692.) — 7) Kempf, 8) Betti, 
Tetanusbehandlung. (S. 693.) — 9) Simmons, Östeomyelitis. (S. 693.) — 10) Weski, Lagebestim- 
mung von Fremdkörpern. (S. 694.) — 11) Kleinsehmidt, Luftembolie. (S. 6894) — 12) Schum, 
Gefäßerkrankungen, Aneurysmen. (S. 695.) — 183) Stewart, Operative Behandlung arterieller 
Thrombose und Embolie. (S. 696.) — 14) Harris, Zur Leitungsanästhesie. (S. 896.) — 15) Schepel- 
menn Kulenkampff’sche Plexusanästhesie. (S. 897.) — 16) Chironi und Giordano, Händedesinfek- 
tion. (S. 698.) 
. 17) Henningsen, Skalpierung. (S. 698.) — 18) Gebele, 19) Müller, 20) Alin, 21) della Torre, 
Zur Chirurgie des Schädels und Gehirns. (S. 698.) — 22) Strandberg, Das Lichtbad in der Rhino- 
Laryngologie. (S. 700.) — 23) Coughlin, Zungensarkom. (S. 700.) — 24) Moskovitz, Peritonsillar- 
abszesse. (S. 700.) 

85) Coenen, 26) Lind und Svindt, 27) Collin und Krabbe, Zur Chirurgie des Rückenmarkes. 
(S. 700.) — 28) Falk, Halsrippen. (S. 701.) — 29) Freeman, Zur, Behandlung von Halsnarben. 
(S. 701.) — 30) Blair, Kropf. (S. 702.) — 31) Zacharlae, Speiseröhrenverätzung. (S. 702.) — 32) Katzen- 
stein, 33) Glueck, 34) Beitzke, 85) Volkmann, 36) Razzaboni, 37) Blecher, Zur Chirurgie des 
Brustkorbes und seines Inhalts. (S. 702.) 





1) A. Alder. Etappenspitalerfahrungen in Dimotika (türkisch- 
bulgarischer Krieg). (Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. CXXXII. 
S. 499.) 

A., zurzeit Assistent der chirurgischen Privatklinik von Dozent Dr. Hans 
Brun in Luzern, hatte als Kandidat der Medizin Gelegenheit, sich der Expedition 
des Schweizer roten Kreuzes nach Bulgarien während des türkisch-bulgarischen 
Krieges 1913 anzuschließen. Diese Expedition, gut für eine chirurgische Lazarett- 
tätigkeit ausgerüstet, fand ihr Arbeitsfeld in der Stadt Dimotika südlich von 
Adrianopel, woselbst das zum Spital eingerichtete frühere Gerichtshaus ihr als 
Lazarett überlassen worden ist. Obwohl das Interesse deutscher Chirurgen vorerst 
dem Kriege des eigenen Vaterlandes zu widmen ist, verdient doch der A.’sche 
Bericht zur Kenntnisnahme empfohlen zu werden, da er in anziehender Weise von 
den eigentümlichen örtlichen Umständen der geleisteten Arbeit, ihren hygienischen 
Schwierigkeiten, den nationalen Eigentümlichkeiten der Bulgaren zu erzählen 
weiß, Dinge, die allerdings weniger von speziell chirurgischem, desto mehr aber 
von Allgemeininteresse sind. Kurz erwähnt von ihnen mag unter anderem werden, 
daß die bakteriologische Untersuchungsanstalt in einem geräumten türkischen 
Harem Platz fand, daß durch die vielfach zerschlagenen Fenster der Kranken» 
zimmer nachts der Schnee sich zentimeterhoch auf den Bettdecken sammelte, 
daß der Bulgare, der übrigens als ruhiger, ordentlicher Mann sehr gerühmt wird, 

38 


690 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 38. 


leidenschaftlicher Zigarettenraucher und vom Rauchen auch im-Spital nicht ab- 
zubringen ist, daß es mit der Heizung im Lazarett und noch mehr mit den Abtritts- 
verhältnissen recht mangelhaft und übel bestellt war usw. Betreffs der rein 
chirurgischen Beobachtungen ist zu bemerken, daß A. die bei der Schweizer Ex- 
pedition in Dimotika gemachten Erfahrungen mit denjenigen zu vergleichen in 
der Lage ist, welche sein Chef Dr. Brun, jetzt als Chefarzt des Festungslaza- 
rettes 28 in Straßburg zu machen Gelegenheit hatte. Danach erscheint das Hei- 
lungsvermögen, das die Wunden der Bulgaren in Dimotika hatten, unverkennbar 
besser als das der Deutschen und Franzosen in Straßburg. Insbesondere fiel auf, 
daß die: Osteomyelitis im europäischen Völkerkriege häufiger und schwerer als 
Komplikation den Schußverletzungen des Knochens folgte, so daß A. zur Frage 
gelangt: »Sind denn wir im Westen Europas weniger widerstandsfähig als unsere 
östlichen, kulturell weniger verbrauchten Nachbarn?!« Aus A.’s Statistik sei 
kurz angeführt, daß die Gesamtzahl der behandelten Fälle 1363 und die Mor- 
talität 10 = 0,7%, betrug. A. hält für notwendig, dem Verbandpäckchen des 
Soldaten irgendein Klebemittel. beizugeben. Wie im gewöhnlichen bulgarischen 
Leben Tabak als Blutstillungsmittel üblich ist, fand er sich im Kriege auch oft 
im primitiven Notverband angebracht. vor. Beim Hämothorax wurde nie punk- 
tiert. Bei Bauchschüssen wird vor operativem Eingriff, besonders vor frühzeitigern, 
gewarnt. Der Kriegsverwundete ist in den ersten Tagen bedeutend weniger 
widerstandsfähig als der Friedensverwundete.e Man kann deshalb von einer 
eigenen »Kriegsshock« reden und sollte erforderliche Primäroperationen möglichst 
um einen halben bis ganzen Tag verschieben. Usw. 
| Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


2) Hans Brun. Über Wundbehandlung. und Immobilisation im 
Kriege. (Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. CXXXIII. S. 593.) 

Als Leiter einer schweizerischen Rotenkreuzexpedition nach Dimotika im 
türkisch-bulgarischen Krieg und als zeitweiliger Chefarzt des Festungslazarettes 28 
in Straßburg i. E. hatte Verf., Privatdozent für Chirurgie in Zürich, Gelegenheit 
zu reichlicher kriegschirurgischer Tätigkeit. Er gelangte dabei zur Ausbildung 
eigener selbständiger therapeutischer Grundsätze, zumal auf dem Gebiete der 
Extremitätenverwundungen, deren er 1330 zu versorgen hatte. Da die reine 
Asepsis für die zu Infektion neigenden Kriegswunden ungeeignet ist, ist man zu 
antiseptischer Behandlung genötigt und hat auch für Verhinderung der Wund- 
verklebung zu sorgen, um Sekretverhaltungen in der Tiefe der Wunden hintan- 
zuhalten. Da Versuche mit Perubalsam nicht befriedigten, wandte B. zunächst 
steriles Öl an, dem als Antiseptikum Kreosot, später Kampfer, auch Jodoform- 
hinzugefügt wurde. Doch waren die derartig hergestellten Ölemulsionen für die 
Anwendung zu dick, weshalb auch noch-Äther zu der Mischung gegeben wurde. 
ae DERE Rezeptformel wurde schließlich ausprobiert: 

Ol. Olivar. steril. 100,0 


Äther 100,0 
Jodoform 4,0 
Camphor. 10,0. 


Diese Lösung ist bernsteinhell und klar. Die Wundversorgung: mittels der- 
selben geschieht derart, daß nach Jodierung der Hautumgebung in die gründlich: 
mit Haken: auseinandergehaltene Wundhöhle die Lösung eingegossen wird bis- 
zur Bespülung alter Buchten.: Dann lockere Deckung mit steriler Gaze, die mit- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 38. 691 


Mastix unverrückbar fixiert wird, Immobilisation der Extremität. B.’s Resul- 
tate mit dieser Methode befriedigten sehr, Schädigungen durch Jodoform wurden 
nicht gesehen. Wo man trotzdem Jödoformanwendung scheut, empfiehlt B. 
folgende zweite Lösung: 


Ol. Olivar. 100,0 
Äther. 100,0 
Jodi puri 2,0 
Camphor. 10,0. 


Auch mit dieser Mischung sind gute Erfahrungen gemacht. 

Was die Immobilisation verletzter Glieder betrifft, so hat B. sich der Applika- 
tion von Gipsschienen bedient, deren Herstellung und Anwendung er des genaueren 
beschreibt. Er formt seine Gipsschienen aus Gipsbinden, die ihrerseits aus 10 bis 
15 cm breiten, etwa 5m langen Gaze- oder Kleisterbinden gemacht werden, 
indem man die abgewickelte Binde durch ein Häufchen feinen Modellgips laufen 
läßt, um sie wieder aufzuwickeln. Zur Formung von’ Gipsschienen werden die 
Gipsbinden, in Wasser getaucht und ausgedrückt, auf einem Brette in gewünschter 
Länge abgewickelt, indem man sie hin und her gehen läßt. Länge und Breite der 
Schiene wird je nach den Bedürfnissen des zu verbindenden Einzelfalles angepaßt. 
Verstärkt können die Schienen durch Einrollen der Ränder werden oder durch 
Miteinrollung gipsgetränkter Schnüre, sowie auch durch Einlage eines Draht- 
geflechtes. Beim Anlegen der Schiene an den Körper oder eine Extremität wird 
ihr eine Wattelage untergelegt, an den Gelenken (Schulter, Ellbogen, Hüfte) 
werden an die Längsschienen noch nach Bedarf Querschienen gebackt. Durch 
eine Anzahl deutlicher Abbildungen wird die Schienenapplikation an verschiedenen 
Gegenden veranschaulicht. B. ist mit seinen Schienen sehr zufrieden und gibt 
ihnen vor geschlossenen Gipsverbänden den Vorzug. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


3) Schede. Über offene Wundbehandlung. (Deutsche Zeitschrift für 
Chirurgie Bd. CXXXIII. S. 617.) 

Der als »Kriegschirurgische Mitteilung aus dem Völkerkriege 1914/15« er- 
schienene Aufsatz läßt ersehen, daß der Verf., I. Assistent der Königl. orth. Uni- 
versitätspoliklinik (Geheimrat Prof. Dr. Lange) München, bereits an anderen 
Orten (Münchener med. Wochenschrift) für Anwendung der offenen Wundbehand- 
lung eingetreten ist, und daß sich hieran eine sehr lebhafte Diskussion und eine 
teilweise widersprechende Kritik angeschlossen hat. In vorliegender Arbeit ver- 
teidigt S. seine Ansichten, von denen er nie behauptete, daß sie etwas Neues bieten, 
und, indem er einerseits die unbestreitbaren Mängel jeder Verbandmethode bei 
granulierenden, offenen, seziernierenden Wunden, andererseits die von ihm oft 
genug erprobten, namentlich auch für den Kranken sehr fühlbaren Annehmlich- 
keiten der offenen Wundbehandlung kennzeichnet, gelingt es ihm beredt und 
wirksam genug die Vorzüge der letzteren hervorzuheben, um sie zur Nachahmung 
zu empfehlen. »Die offene Wundbehandlung kann in geeigneten Fällen Wunder 
wirken, sie kann beginnen, wenn Granulationen vorhanden sind und muß enden, 
wenn der Sekretstrom versiegt, ohne daß Verhalturig eintritt.« Der Allgemein- 
erörterung über die Nützlichkeit des Verfahrens werden kurze Beschreibungen 
technischer Kunstgriffe nebst Figuren beigegeben, wie die Kranken bei Wunden 
ihrer verschiedenen Körperteile, insbesondere der Extremitäten, zu lagern sind, 
damit das Sekret aus ihren Wunden frei nach unten in eine dasselbe auffangende 


38* 


692 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 38, 


Schüssel abtropfen kann. Gipshülsen, gefenstert und mit das Glied hoch haltenden 
Eisenbügeln versehen, Gipsbetten usw. dienen diesem Zwecke. Ist die richtige 
Lagerung im Bette zurecht gemacht, so werden Drahtbrücken über die Körper- 
teile gestellt, an denen das Wartepersonal gar nichts zu hantieren und zu ändern 
hat. Die Kranken empfinden das Fortbleiben der Ab- und Wiederanwicklung 
von Verbandstücken sehr angenehm, und bei der Wundrevision durch den Arzt 
handelt es sich lediglich um eine Reinigung der Wunde mit den einfachsten Mitteln, 
oft auch um Anwendung der Heißluftdusche. 
Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


4) M. Kork und A. Bäumer. Zur Wundbehandlung mit ultra- 
violettem Licht. (Therapie der Gegenwart 1915. Hft. 7. S. 259.) 

Die Versuche wurden im Seuchengenesungsheim mit künstlichen Höhenson- 
nen durchgeführt. Die Erwartungen, die namentlich nach den Erfahrungen und 
Aussprüchen Kromayer’s ziemlich hochgespannte waren, wurden nicht erfüllt, 
sondern insgesamt ergab sich ein Versagen der Lichttherapie bei tieferen Ver- 
letzungen, eine Unsicherheit ihrer Wirkung bei oberflächlichen. Für die Kriegs- 
lazarette eignet sich die Strahlentherapie jedenfalls nicht. 

L. Valentin (Berlin). 


5) S. Ruta. L’iperemia passiva alla Bier nella cura delle ade- 
niti e in altre affezioni chirurgiche. (Giorn. di med. milit. LXXII. 
3. 1914.)] 
. Hinweis auf die Vorteile der Bier’schen Hyperämie bei den verschiedensten 
Drüsenschwellungen, bei denen analgetische, bakterizide, resorbierende, auflösende 
und exzitierende Wirkungen erzielt werden. Die Hyperämie wird durch Saug- 
glocken erzielt, nachdem bei vorhandener Fluktuation eine kleine Stichinzision 
gemacht wurde. Die Glocken bleiben in frischen Fällen zuerst 15—20 Minuten, 
später 30—40 Minuten liegen, bei chronischen Fällen 1 Stunde und länger. Die 
Methode empfiehlt sich durch ihre Einfachheit, durch das Fehlen störender Nach- 
erscheinungen, durch die Schmerzlosigkeit, durch die rasch eintretende Heilung 
und endlich durch den Umstand, daß sich jede Operation oft vermeiden läßt. 
M. Strauss (Nürnberg). 


6) Eugen Kisch (Berlin). Über eine Behandlungsmethode der 
chirurgischen Tuberkulose in der Ebene. (Archiv f. klin. Chir- 
urgie Bd. CVI. Hft. 4. S. 706.) 

Bei den nach Rollier heliotherapeutisch und den nach Bier mit Stauung 
behandelten Fällen zeigen sich auffällige Übereinstimmungen in dem Heilungs- 
verlauf: als erstes Symptom der Reaktion des Pat. ein Nachlassen der Schmerzen. 
Schon bald nach Einsetzen der Heliotherapie zeigen die erkrankten Gelenke, die 
vorher wegen der vorhandenen Schmerzhaftigkeit ängstlich fixiert gehalten wurden, 
deutlich beginnende Beweglichkeit. Ein zweites, hervorstechendes, immer wieder- 
kehrendes Symptom der Heliotherapie ist die vorübergehende Vermehrung der 
Sekretion bei Vorhandensein von Fisteln. Die dritte Begleiterscheinung ist. das 
Auftreten von neuen Abszessen während der Sonnenbehandlung. Diese Über- 
einstimmungen zwischen Stauungsbehandlung und Heliotherapie mußte die An- 
nahme bekräftigen, daß ein Teil der Erfolge der Sonnenbehandlung auf eine hyper- 
ämische Komponente zurückzuführen ist, die sicherlich bei der Heliotherapie mit 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 38, 693 


im Spiele ist. Eine Verbindung dieser beiden Heilungsmethoden wurde in Hohen- 
Iychen durchgeführt an 20 Fällen, von denen Röntgenbilder und zahlreiche Ab- 
bildungen beigegeben sind. K. schließt seine Ausführungen mit dem Satze, daß 
es auch bei uns in der Ebene gelingt, die Heliotherapie systematisch mit Erfolg 
durchzuführen, sofern wir uns genügend weit von dem Getriebe der Großstadt 
entfernt halten, da nach seiner Meinung die Intensität der Sonnenstrahlen in erster . 
Linie abhängt von der Staubfreiheit der Luft. Sorgen wir aber neben dieser Luft- 
und Lichtbehandlung auch noch hinreichend für aktive und passive Bewegungen 
der erkrankten Gelenke unter der gleichzeitigen Einwirkung der Bier’schen 
Stauungsbinde, so sind wir imstande, unsere Patt. hier in der Ebene, an Ort und 
Stelle, wo sie erkrankt sind, auch wieder zu heilen, und zwar unter normaler Funk- 
tion der erkrankten Gelenke. B. Valentin (Berlin). 


7) Friedrich Kempf. Die Behandlung des Tetanus mit endo- 
neuraler Seruminjektion und Nervendrainage. (Archiv {f. klin. 
Chirurgie Bd. CVI. Hft. 4. S. 769.) | 

Auf die von Meyer und Ransom aufgestellte Lehre, daß das Tetanusgift 
an der Infektionsstelle von den Endapparaten der motorischen Nerven aufgenom- 
men und in seiner Hauptmenge durch die motorischen Nervenbahnen zu den ent- 
sprechenden Rückenmarks- bzw. Gehirnzentren weitergeleitet werde, stützt sich 

K. und hat danach ein Verfahren ausgearbeitet, das eran zwei Fällen von mittel- 

schwerem Tetanus angewendet hat. Im ersten Falle wurde nur die endoneurale, 

Antitoxinbehandlung eingeleitet, d.h. der Plexus brachialis in der Achselhöhle 

freigelegt und in die Nn. medianus, radialis und ulnaris insgesamt 300 A.-E. in- 

jiziert. Im zweiten Falle, bei dem ebenfalls eine Verwundung an der Hand vorlag, 
wurde außer der endoneuralen Injektion in den Plexus noch eine Nervendrainage 
vorgenommen, indem Metallröhrchen mit Catgut in Längsschlitze der Nerven 
eingebunden wurden, um so alle von der Peripherie kommenden schädlichen 

Säfte abzuleiten. Für schwere Fälle wird die Durchschneidung sämtlicher mo- 

torischer Nerven des Infektionsgebietes und die Einnähung der leicht mobilisierten 

'Nervenstümpfe in die Hautwunde empfohlen. B. Valentin (Berlin). -` 


8) U. A. Betti. I resultati della cura del tetano col metodi di 
Baccelli secondo Nigay. Un altro caso di tetano guarito 

, Col metodo Baccelli, (Clin. chir. XXIII. 4. {1915.) 

“Polemik gegen Nigay, der auf Grund von 36 Fällen, die im Militärhospital 

von Vichy beobachtet wurden, zu dem Schluß kam, daß die Behandlung mit 
großen Chloral-Morphiumdosen der Baccelli’ schen Karbolsäureinjektion bei 
Tetanus überlegen sei. 
Verf. berichtet im Anschluß an eine eigene Beobachtung, bei der der Tetanus 
‘am 13. Tage zum Ausbruch kam und trotz Serumbehandlung zu den schwersten 
Erscheinungen führte, bis die ohne jede Störung vorgenommenen Karbolsäure- 
injektionen (2—3stündlich 2 ccm einer 3%igen Lösung 20 Tage lang) Heilung 
herbeiführten. M. Strauss (Nürnberg). 


9) Ch. C. Simmons. . The treatment of osteomyelitis. Surgery, 
. gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr. 2. 1915. Februar.) 
Besprechung von 97 Fällen einschließlich von 15 sekundären Osteomyeliti- 
‚den (nach septischen Eiterungen, komplizierten Frakturen .u. dgl... In Fällen 


694 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 38. 


von zunächst rein periostaler akuter Eiterung empfiehlt Verf., die Markhöhle 
an verschiedenen Stellen sofort freizulegen. Bei frühzeitiger Operation erfolgt 
Heilung ohne Sequesterbildung. Frühzeitigste Diagnose ist demnach von größter 
Wichtigkeit. 

In 55%, handelte es sich um akute Fälle oder solche chronische, die inner- 
halb eines Jahres zur Heilung gebracht werden konnten. Diegen stellt S. die 
chronischen mit längerer Dauer gegenüber, bei denen viele Knachen erkrankt 
sind, gewöhnlich auch Becken und Wirbelsäule, Mit einer notwendigen zweiten 
Operation sollte nicht zu lange gewartet werden, da nach einem Jahre die Fähig- 
keit der Knochen zur Proliferation nachläßt. In den chronischen Fällen ist der 
Beginn oft nicht stürmisch, und ist daher die Diagnose erschwert. Das sind 
die Fälle, in denen die Knochen später auf die geringste Beschädigung hin 
nekrotisch werden. Solche gewöhnlich mit Knochenverdickung und Hautatrophie 
einhergehende chronische Fälle sind nur durch ausgedehnte subperiostale Re- 
sektion mit Knocheneinpflauzung zur Heilung zu bringen. In chronischen Fällen 
von über 1 Jahre sollte man Knochenhöhlen nach der Operation auch stets zu 
schließen suchen. Von einer Heilung eines Knochenabszesses ist nur zu sprechen, 
wenn Röntgenuntersuchungen die Abwesenheit jeglichen Hohlraumes dargetan 
haben. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


10) Oskar Weski (Berlin. Die röntgenologische Lagebestim- 
mung von Fremdkörpern. 515. 30 Textabbildungen u. 33 Abbil- 
dungen auf 22 Tafeln. Mk. 6,—. Stuttgart, Ferdinand Enke, 1915. 

Es ist dankenswert, daß Verf. es unternommen hat, den Nachweis zu liefern, 
daß wir seit langer Zeit in der von Fürstenau zuerst angegebenen Methode der 
Lokalisation von Fremdkörpern mittels Verschiebungsaufnahme ein Verfahren 
besitzen, das nach seinen wissenschaftlichen Voraussetzungen und seiner prak- 
tischen Verwendbarkeit als schulgemäßes betrachtet werden kann, und daß die 
zahlreichen, besonders in letzter Zeit angegebenen Verfahren dem Fürstenau- 
schen nicht gleichkommen. Verf. verwirft alle Methoden der Fremdkörperbestim- 
mung mit Hilfe.der Röntgenoskopie und geht darin nach Meinung des Ref. insofern 
etwas zu weit, als er damit auch die in der Schrift allerdings nicht erwähnte Me- 
thode von Levi-Dohrn nicht gelten läßt, die doch in vielen Fällen rasch und 
sicher zum Ziele führt. Daß die Lokalisation durch zwei Aufnahmen in zueinander 
senkrechter Richtung und auch die Lokalisation durch stereoskopische Rekon- 
struktion für praktische Zwecke in den meisten Fällen nicht ausreichend sind, 
darin hat Verf. sicherlich vollkommen recht. 

W. hat die Methode von Fürstenau weiter ausgebaut und so ein sehr exaktes 
Verfahren herausgearbeitet; in der vorliegenden Abhandlung beschreibt er ein- 
gehend an Hand von guten Abbildungen, wie er es handhabt, um jegliche Fehler- 
quellen auszuschalten. Für jeden, der sich jetzt mit Bestimmung und Entfernung 
von Fremakörpern zu befassen hat, kann die Schrift sehr warm empfohlen werden. 

Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


11) Otto Kleinschmidt. Experimentelle Untersuchungen über Luft- 
embolie. (Archiv f. klin. Chirurgie Bd. CVI. Hft. 4. S. 782.) 
Bereits früher hat K. auf dem 41. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für 
Chirurgie über Tierexperimente berichtet, die zu einer Klärung der Luftembolie- 
frage beitragen sollten. Die vorliegende Arbeit gibt im Zusammenhang, gestützt 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 38, 695 


auf zahlreiche neue Versuche an Hunden und Kaninchen, den jetzigen Stand der 
Frage wieder. 

Auf die Strömung des venösen Blutes in den Thoraxvenen haben die yer- 
schiedenen Faktoren einen Einfluß: 1) Der auf den extrathorakalen Venen lastende 
Atmosphärendruck. 2) Der besonders bei der Inspiration wirkende Aspirations- 
druck und 3) die pulsatorischen Druckschwankungen. Außer diesen drei Faktoren 
spielt zweifellos die Lagerung des Individuum eine wichtige Rolle. Ist das ein- 
gedrungene Luftquantum nur klein, so kann durch kurzdauerndes Aufrichten 
in sitzende Lage das Entweichen der Luft beschleunigt werden. Sind die Mengen 
größer, so muß Wert darauf gelegt werden, daß eine horizontale oder Beckenhoch- 
kage eingenommen wird. Das Aufrichten in sitzende Lage bietet große Gefahren 
und darf höchstens für Momente stattfinden. 

Aus den Schlußsätzen sei noch herausgehoben: Die Luftembelie tritt haupt- 
sächlich an den großen Halsvenen in der Nähe der oberen Thoraxapertur ein, in 
weiter entfernt liegenden Gefäßen nur unter besonderen Verhältnissen. Die Ur- 
sache der Embolie liegt in den Veränderungen der Zirkulation innerhalb des Brust- 
korbes bei den verschiedenen Phasen der Atmung. Der Tod erfolgt durch die 
teilweise Füllung des rechten Herzens mit Luft, die eine genügende Zirkulation 
in den ebenfalls teilweise mit Luft gefüllten Lungenarterien nicht gestattet. Die 
Wirkung der drei für die Blutzirkulation im kleinen Kreislauf in Betracht kom- 
menden Faktoren ist durch die eingedrungene Luft entweder aufgehoben oder 
schwer geschädigt. | B. Valentin (Berlin). 


12) Heinrich Schum. Beitrag zur Pathologie chirurgisch wich- 
tiger Gefäßerkrankungen und der Aneurysmen peripherer 
“Arterien. (Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. CXXXIII. S. 457.) 

Der größte Teil der aus der Kieler Klinik hervorgegangenen, 36 Seiten starken, 

von einem 122 Nummern zählenden Literaturverzeichnis gefolgten Arbeit besteht 
in kritisch-referierendem Bericht über die neueren Arbeiten betreffs Aneurysmen 
bis April 1914, worüber hier hinweggegangen werden kann. Außerdem bringt S. 
einige kasuistische Mitteilungen aus der Klinik. Dieselben betreffen 1) einen 
S4jährigen Mann, welchem vor 4 Jahren ein rechtseitiges Poplitealaneurysma ex- 
stirpiert war, und welcher jetzt, nachdem er bei schwerem Lastheben einen heftigen 
Ruck oberhalb des linken Knies, gefolgt von Schmerzen in der Ferse, empfunden 
hatte, Zeichen beginnender Zehengangrän darbot. Wegen zunehmenden Brandes 
mußte amputiert werden, wobei man ein fast faustgroßes Aneurysma der Poplitea, 
feststellte, das vorher nicht gefunden werden konnte. Präparatbeschreibung, 
auch mikroskopisch. Fall 2 (als Beleg für stumpfe Verletzung der Kniekehlen- 
schlagader eingeschoben), 35jähriger Mann, mit seinem Bein ober- und unterhalb 
des Knies stark gequetscht, bald nach dem Unfall ins Spital geliefert, wo er Knie- 
kehlenschwellung nebst Kälte und Pulslosigkeit an Unterschenkel und Fuß auf- 
wies. Nach ihrer operativen Freilegung zeigte sich die Kniekehlenarterie voll- 
kommen zerrissen, die Vene wies einen Längsriß auf. Naht der Gefäße, Heilung 
trotz Wundeiterung. Fall 3 und 4 sind falsche Aneurysmen der Glutäalarterien 
bei einem 78- und 60jährigen Manne. Bei dem ersten war der Aneurysmenbildung 
vor einigen Wochen ein Fall auf die linke Hinterbacke voraufgegangen, an welcher 
jetzt eine kindskopfgroße, praite, fluktuierende, nicht pulsierende Geschwulst 
vorlag. Trokarpunktion negativ. Durch Einschnitt entleeren sich viel schwarz- 
rote Gerinnsel, dann kommt starke arterielle Blutung aus der Glutaea inf., die 
mehrfach umstochen und unterbunden wird. Tod 6 Tage später an Pneumonie, 


696 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 38. 


‘Der zweite, 60jährige Pat. war von einem Dachsparren gegen die linke Gesäßseite 
geschlagen worden; hinterher Schmerzen im Gesäß und Bein, Hämatomverfärbung, 
Schwellung der Gesäßbacke, die sich verkleinerte, um andere Male wieder rasch 
zu rezidivieren. In der Klinik zeigte sich etwa 2 Monate nach dem Unfall diffuse 
Schwellung der Hinterbacke mit Fluktuation, aber ohne Pulsation und Schwirren. 
Inzision, der Faserung des Glutaeus maxim. entsprechend, führt auf einen schwar- 
tenwandigen Aneurysmasack, nach dessen Inzision 500 ccm derbe Gerinnsel und 
dickflüssiges Blut entleert wurden, schließlich aber ein medialer Ast der Glutaea 
sup. mächtig spritzte. Zur Blutstillung muß, da die ersten Ligaturen nichts nutzen, 
der Arterienstamm frei präpariert werden, wozu ein Knochenstück aus der In- 
cisura ischiadica major ausgemeißelt werden muß. Nach vollendeter Blutstillung 
liegt eine zweifaustgroße Höhle vor, deren Wände zu exstirpieren wegen einge- 
tretenen Kollapses nicht möglich war. In der Rekonvaleszenz Infektion eines 
sich ausbildenden Hämatoms, Tamponade, langwieriger Verlauf, Heilung mit 
etwas Beinschwäche. Beifügung literarischer Notizen über Glutäalaneurysmen. 
Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


13) Stewart. The operative treatment of arterial thrombosis and 
embolism. (Annals of surgery 1915. Mai. Nr. 5.) 

Für die operative Behandlung der Arterienthrombose kommen in Betracht: 
die Unterbindung distal vom Thrombus, die arteriovenöse Anastomose, der Ar- 
terienschnitt, die Arterienresektion und die arterielle Katheterisation, die letztere 
nur mit Bezug auf Amputationsstümpfe. Die beste Wirkung ist nach Ansicht 
des Verf.s vom Arterienschnitt zu erwarten; er führte diese Operation selbst 
einmal aus und beschreibt den betreffenden Fall. Es handelte sich um eine 49jäh- 
rige Frau, bei der ein Unterschenkel infolge eines an der Teilungsstelle der Bauch- 
aorta sitzenden Thrombus bereits gangränös war und der andere Unterschenkel 
gangränös zu werden drohte. Der Thrombus wurde durch Eröffnung der Aorta 
entfernt, die Frau starb jedoch 3 Tage nach der Operation an Herzschwäche. 

Herhold (z. Z. im Felde). 


14) M.L. Harris. Nerve-blocking. (Surgery, gynecology and obstetrics 
Vol. XX. Nr. 2. 1915. Februar.) 


Zur Leitungsanästhesie setzt H. der !/,—1%igen Novokainlösung außer 
Adrenalin noch Kalziumchloridlösung und Chlorbutanol zu. Die Lösung wird 
bereitet, indem Novokain zu dem kochenden destillierten Wasser zugefügt wird; 
das Köchen wird dann höchstens 3 Minuten fortgesetzt. Nach Abkühlung wird 
auf 100 ccm Novokainlösung 1,0 Chlorbutanol zugesetzt. Dann wird eine2— 4%, ige 
Lösung von Kalziumchlorid in destilliertem Wasser hergestellt und sterilisiert und 
dieser ebensoviel Chlorbutanol zugesetzt wie der Novokainlösung. Diese beiden 
‚Lösungen werden erst kurz vor dem Gebrauch gemischt. 

'Bei Kindern hat H. die Leitungsanästhesie bis zum Alter von 5 Jahren als 
Niedrigstes anwenden können. Zur Mammaamputation anästhesiert er den Plexus 
brachialis, die akromialen und clavicularen Äste des oberflächlichen Cervical- 
plexus und Interkostalnerven 4—6. Zu Operationen am Perineum und Um- 
gebung — Harnröhre, Prostata, Uterus u. dgl. — injiziert er in den Sakralkanal. 
Eine 10—12 cm lange Nadel wird im Zwischenraum zwischen Kreuz- und Steiß- 
bein in rechter Seitenlage eingestoßen. Fließt weder Blut noch Flüssigkeit aus, 
dann werden 30—40 ccm einer 1%igen Lösung, enthaltend ein Viertel oder die 


-Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 8. 697 


Hälfte einer 1%,igen Kalziumchloridlösung, langsam eingespritzt. Die Nadel 
bleibt noch liegen, und wenn nach 10—15 Minuten noch keine Gefühllosigkeit 
eingetreten ist, so injiziert man nochmals 10—15 ccm. Für Nierenoperationen 
geht H. den XI. und XII. Dorsal- sowie I. Lumbalnerv beim Austritt aus dem 
Foramen intervertebrale an. Vor den Operationen verabfolgt er eine Morphium- 
injektion mit Atropin oder Skopolamin. Unter 234 Fällen von Leitungsanästhesie 
hat er 27mal Innalationsnarkose zugeben müssen. 
E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


15) Emil Schepelmann. Neben- und Nachwirkungen der Kulen- 
 kampff’schen Plexusanästhesie. (Deutsche Zeitschrift für Chirurgie 
Bd. CXXXIII. S. 558.) 


S. hat als Oberarzt im Krankenhause Bergmannsheil zu Bochum i i, W. (Chef- 
arzt Prof. Wullstein) binnen 1!/, Jahren 300mal die Kulenkampff’ sche 
Plexusanästhesie vorgenommen und berichtet in vorliegender Arbeit über die 
hierbei beobachteten Neben- und Nachwirkungen. Am häufigsten, aber ganz 
harmlos ist der sog. Horner’sche Symptomenkomplex, der 19mäl notiert ist. Er 
besteht in paralytischer Miosis, Lidspaltenverengerung, Zurücksinken des Auges 
in die Orbita, verbunden oft mit Veränderung der Schweißsekretion sowie Er- 
weiterung der Blutgefäße, also lauter Lähmungssymptomen sympathischer Natur. 
Wahrscheinlich beruhend auf Getroffenwerden des letzten Cervical- und ersten 
Dorsalnerven im Plexus durch die Nadel, bleibt dieser Symptomenkomplex den 
Patt. selbst meist unbemerkt und verschwindet spontan nach 1!/, bis 3 Stunden. 
Der anatomisch-physiologische Zusammenhang dieser Erscheinungen wird von S. 
unter Beigabe anatomischer Abbildungen genau erörtert. Prozentuale Häufigkeit 
derselben = 6%. Deutliche Störungen am N. phrenicus nach der Plexusanästhe- 
sierung beobachtete S. nicht, eine mehrere Wochen dauernde Parese von zwei 
Fingern bezieht er nicht auf Nachwirkung der Novokaininjektion, sondern auf 
Nervenschädigung durch die angewandte Es march’sche Blutleere. Symptome 
leichter Pleuraverletzung (Bruststiche, Atemnot, Blässe, Erstickungsgefühl usw.) 
wurden 7mal beobachtet. Sie traten etwa !/, Stunde nach der Einspritzung ein, 
dauerten gegen 10 Minuten an, waren mit Morphium leicht zu beseitigen. 2 Patt. 
hatten stärkere Beschwerden. Die bedenklichste Pleuraverletzung führte zu einem 
Pnreumothorax, der bei zu weit medianwärts geführter Kanüle durch Anstich von 
Pleura und Lunge entstanden sein muß. Das Krankheitsbild war zunächst recht 
bedrohlich. Die Pleurahöhle wurde mittels eines mit einem Kondom (wie bei 
Exsudatpunktionen) armierten Trokar. punktiert, der, liegenbleibend, die Ex- 
spirationsluft austreten ließ, aber Luftaspirationen verhinderte. Besserung in 
3—4 Tagen, völlige Genesung nach einer Woche. Endlich kamen bei 2 Kranken 
nach der Einspritzung Symptome heftiger seelischer Störung mit Angstgeschrei 
und Verfolgungswahn zum Ausbruch, die in wenigen Minuten schwänden. Hier 
nimmt S. an, daß die Injektionsflüssigkeit, unter die Nervenscheide. gelangt, sich 
unter der Dura mater spinalis bis zum Gehirn fortbewegte. Injektionsversuche, 
die S. am Plexus bei Leichen mit Methylenblaulösung vornahm, bewiesen die 
Möglichkeit eines solchen Vorganges. 

Zum Schluß äußert S., daß das gelegentliche Vorkommen von Nebenwirkungen 
bei der Plexusanästhesie die Vortrefflichkeit dieses Verfahrens nicht beeinträchtigt. 
Der Vornahme einer Narkose ist dasselbe stets vorzuziehen; unnötig ist es, wo 


698 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 38. 


man mit lokaler Infiltrations- oder Oberst’scher Anästhesie auskommen kann. 
Doppelseitige Plexusanästhesie muß aber allerdings vermieden werden. 
Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


16) P, Chironi e G. Giordano. Ricerche batteriologiche sulla dis- 
infezione delle mani col metodo Liermann. (Giorn. di med. 
milit. LXII. 3. 1914.) 

Nach einem Hinweis auf die verschiedene Beurteilung, die die Lier mann 'sche 
Händedesinfektion bisher erfahren hat, bringen die Verff. die Resultate ihrer 
eigenen bakteriologischen Untersuchungen, die ein fast völliges Verschwinden der 
Keime nach der Desinfektion ergaben. In der Praxis wurde die Methode bei 
experimentellen Pleurotomien verwendet, ohne daß es zur Infektion kam. Verff. 
kommen zum Schluß, daß die Methode für Not- und Kriegszwecke wohl verwertbar 
ist, da sie eine rasche und sichere Desinfektion ermöglicht, ohne die Hände irgend- 


wie zu schädigen. M. Strauss (Nürnberg). 


17) Erik Henningsen. Ein Fall von totaler Skalpierung. (Ugeskrift 
for Laeger. Jahrg. 76. Nr. 27. [Dänisch.]} 

Verf. berichtet von einem Pat., der in einer Wäscherei von einer Achse an 
den Haaren erfaßt und hochgerissen wurde. Dabei wurde die ganze Kopfhaut 
abgerissen. Es gelang nicht, den Skalp wieder zur Anheilung zu bringen. In 
elf Sitzungen wurde der Defekt nach Thiersch geschlossen. 

Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 





18) Gebele (München). Über Schußverletzungen des Gehirns. 
(Bruns’ Beiträge z. klin. Chirurgie Bd. XCVII. Hft. 2, Kriegschirurg. Hit. 6. 
1915. S. 123.) ` 

Die Prognose der Schädelschüsse hängt ab von der Entfernung, aus der die 
Schüsse abgegeben sind, von der Art des Geschosses, von der betroffenen Region 
des Gehirns, von der Art der Verletzung (Tangentialschüsse günstiger als Steck- 
und Durchschüsse), und von dem Zeitpunkt des operativen Eingriffs (Frühaperation 
günstiger als Spätoperation). . 

Bei Tangentialschüssen . hebt Verf. deprimierte Knochenstücke und entfernt 
Splitter, er tamponiert oder drainiert die Hirnwunde, näbt aber die Dura bis auf 
die Drain- oder TamponsteHe. Ist das Gehirn unter der unverletzten Dura ge- 
quetscht, so aspiriert er die erweichte Hirnmasse ọder spült sie nach Öffnen der 
Dura aus. 

Stecksehüsse werden abwartend behandelt; doch rät Verf., Geschosse mit 
größter Vorsicht zu entfernen, wenn sie in der Nähe des Einschusses sitzen, und 
gleichzeitig mit ihnen mitgerissene Knochensplitter. Ein bestehender Gehirn- 
vortall soll abgetragen werden. Bei Infektion wird Dura- und Knochenwunde 
oftengehalten, eventuell erweitert und drainiert. 

Bei Durchschüssen empfiehlt G., zu operieren, wenn Hirndrucksymptome 
oder die Anzeichen infektiöser Encephalitis auftreten, Ebense bei frühzeitig ein- 
 setzender Jackson’scher Epilepsie. 

Krankengeschichten von 5 Tangentialschüssen, 3 Steckschüssen, 4 Durch- 
schüssen. 22 Abbildungen, meist schematische Zeichnungen nach Röntgenbildern 
erläutern die Ausführungen. Paul Müller (Uim, z. Z. Stuttgart). 


‚Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 38. ‚699 


19) Paul Müller (Ulm). Beitrag zur Diagnostik und Therapie der 
Schußverletzungen des Gehirnschädels. (Bruns’ Beiträge zur 
klin. Chirurgie Bd. XCVII. Hft. 2. Kriegschirurg. Hft. 6. 1915. S. 103.) 

Die Arbeit stützt sich auf Erfahrungen am Reservelazarett X in Stuttgart. 

Auch ‚unter der unscheinbarsten Wunde am Kopfe eines Kriegsverwundeten 
kann eine ausgedehnte Verletzung von Knochen und Schädelinhalt verborgen sein. 
Deshalb soll bei allen Verwundungen der Kopfhaut zuerst festgestellt werden, 
ob der Knochen mitverletzt ist, und zwar entweder mittels Röntgenstrahlen oder 
mittels Revision, eventuell Erweiterung der Wunde. — Verletzungen des Schädel- 
inhaltes werden nachgewiesen aus den klinischen Erscheinungen, aus dem Röntgen- 
befund, oft aber erst bei Gelegenheit eines operativen Eingriffs. 

Bei Besprechung der Therapie ist mit voller Absicht von der üblichen Ein- 
teilung in Tangential-, Steck- und Durchschüsse abgesehen worden, einmal weil 
es oft kaum möglich ist, diese Formen klinisch zu unterscheiden, sodann weil es 
nach der Meinung des Verf.s falsch ist, die eine oder andere dieser Gruppen grund- 
sätzlich konservativ, die andere grundsätzlich operativ zu behandeln. Maßgebend 
für die Behandlung soll einzig und allein das Bestreben sein, den Schädelinhalt 
vor drohender Schädigung zuschützen, und zwar erstens vor mechanischer Schä- 
digung, zweitens vor Schädigung durch Infektion. Es sollen also in jedem Falle, 
in dem eine Knochenverletzung nachgewiesen ist, sichtbare und erreichbare lose 
Knochensplitter und sonstige grobe Fremdkörper entfernt, eingedrückte Knochen- 
stücke gehoben oder entfernt, es soll ferner für Sicherung des Sekretabflusses nach 
außen gesorgt werden. 

Als Beispiele für die Ausführungen sind 8 Krankengeschichten ausführlich 
mitgeteilt und auf 3 Tafeln 7 Röntgenbilder wiedergegeben. (Selbstbericht.) 


20) Edvard Alin. Ein Fall von Gehirntumor, Eklampsie vor- 
täuschend. (Nord. med. Arkiv 1914. Afd.J. [Kirurgi.] Hft.3. Nr. 19. 
Bd. XLVII.) 

Verf. berichtet über einen Fall von Pseudoeklampsie bei einer 39jährigen 
1Vpara, die seit 8 Jahren zeitweilig Anfälle von Bewußtlosigkeit und Krämpfen 
hatte. Während der in Frage kommenden Schwangerschaft wurde sie wegen 
»Eklampsie« in die Entbindungsanstalt aufgenommen. Es wurde der abdomi- 
.nale Kaiserschnitt gemacht, aber nach 4 Tagen starb die Pat., nachdem sie 
noch 83 Anfälle durchgemacht hatte. Bei der Sektion fanden sich zahlreiche 
bronchopneumonische Herde, normale Nieren. Im Gehirn fand sich ein Gliom 
des rechten Stirnlappens, von einer Form, die durch ausgesprochen chronischen 
Verlauf charakterisiert ist. Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 


21) L. della Torre. Contributo alla conoscenza dello emangioma 
cavernosum ipertroficum a sede encefalica. (Clin. chir. XXIII. 
4. 1915.) 
Ausführliche Beschreibung eines Falles von Haemangioma cayernosum hyper 
trophicum (Ziegler), das bei einer 37jährigen Frau von der Pia des Stirnhirns 
ausgegangen und das Stirnbein durchwuchert hatte, wobei es klinisch zu stärksten 
Kopfschmerzen geführt hatte und anfänglich als Metastase einer gleichzeitig vor- 
handenen Kropfgeschwulst gedeutet worden war. 
M. Strauss (Nürnberg). 


700 ‚Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 38. 


22) Strandberg. Über die Anwendung des universellen Licht- 
bades in der Rhino-Laryngologie. (Zeitschr. f. Laryrıgologie, 
Rhinologie usw. Bd. VII. Hft. 5.) 

Durch Anwendung des chemischen Kohlenbogenlichtes nach Finsen, nicht 
der künstlichen Höhensonne, hat S. bemerkenswerte Resultate bei Schleim- 
hautlupus der oberen Luftwege erzielt, die besten bei Lupus des harten Gaumens, 
der zum Teil mit ausgebreiteter Erkrankung von Uvula, Kehldeckel, Kehlkopf usw. 
kompliziert war. Im ganzen behandelt wurden 49 Fälle, von denen nur 11 un- 
beeinflußt blieben, und zwar waren das gerade die leichten Fälle, »während 
die ausgeheilten Patt. fast alle schwere, teils auch sehr schwere rhino-laryngo- 
logische Leiden hatten«.. Man sollte die neue Behandlung auch an einem 
größeren Material von Kehlkopftuberkulosen erproben. 

Engelhardt (Ulm). 


23) Coughlin. Sarcoma of the tongue. (Journ. of the amer. med. 
assoc. Vol. XLIV. Nr. 4. S. 291. 1915.) 

Bisher sind 58 Fälle von Zungensarkom veröffentlicht, denen Verf. 2 neue 
zufügt. In 3 Fällen bestand das Leiden vor der Geburt, in 2 im 1. Lebensjahre, 
in’2 weiteren vor dem 5. Jahr, in 6 zwischen 15 und 20 Jahren, 10 im 3. Jahrzehnt, 
in 14 im 4., in 6 im 5., in 4 im 7., und in 1 im 8. Jahrzehnt. In den übrigen Fällen 
war das Alter nicht angegeben. Kein Teil der Zunge zeigte eine besonders bevor- 
zugte Lokalisation der Geschwulst. Die Fälle des Verf.s betreffen einen 14jährigen 
Knaben mit einer pflaumengroßen Geschwulst an der Zungenspitze. Die Ge- 
schwulst wurde unter Lokalanästhesie entfernt. Leider konnte das Dauerresultat 
nicht verfolgt werden. Der 2. Fall betraf einen 19jährigen Studenten mit einer 
Geschwulst in der Mitte der Zunge. Die Zunge wurde entfernt, aber die. Ge- 
schwulst rezidivierte. .Sie wird bisher durch Röntgenbestrahlung im Schach 
gehalten. ` In beiden Fällen bestand die Neubildung aus Rund- und Spindelzellen. 

E. Leschke (Berlin). 


24) Ig. Moskovitz (Budapest). Prophylaxe und Therapie der 
Peritonsillarabszesse. (Wiener med. Wochenschrift 1915. Nr. 29.) 
_ Verf. verwirft die üblichen Verfahren nach Barstow, Winkler, Henke, 
Lewinger, Menzel. Nach seiner Ansicht ist die Peritonsillitis eine fortgelei- 
tete Entzündung des Cavum naso-pharyngeale, die gründlich beseitigt werden 
muß. Bei Eiterungen machtVerf. einen Einschnitt in der Regio supratonsillaris 
tief bis auf den Eiterherd, durch den mit einem scharfen Löffel Eiter und son- 
stige EEE gründlich ausgeräumt werden. 
Thom (z. Z. im Felde). 


rn DE 


25) Coenen (Breslau). Ein typischer Steckschuß des Rückenmarks. 
| (Berliner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 30.) 

Mitteilung zweier Fälle, die einander gleichen wie ein Ei dem anderen. Nach- 
dem das Geschoß einen langen Weg im Körper gemacht und einen Teil seiner 
lebendigen Kraft eingebüßt hat, trifft es zuletzt die Wirbelsäule, durchbricht den 
knöchernen Widerstand und bleibt in der Wirbelsäule. Beide Fälle zeigen Läh- 
_ mungen der Beine, Blase usw. Trotz erfolgreicher Operation mit Beseitigung des 
Geschosses gehen beide Patt. zugrunde. Trotzdem wird sich bei Steckschüssen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr, 38, 701 


des Rückenmarks die Operation wohl ‚stets als notwendig "erweisen und Erfolg 
versprechen, wenn das Mark nicht zu schwer verletzt ist und die Verwundung 
erst wenige Tage zurück liegt. 

Über einen weiteren derart günstig liegenden Fall wird berichtet. Leider 
trat eine frühzeitige, tödlich verlaufende Lungenentzündung auf, bevor an einen 
Eingriff gedacht werden konnte. Glimm (Klütz). 


26) Henry Lind und Ingv. Svindt. Ein Fall von Rückenmarks- 
geschwulst mit Operation. (Hospitalstidende Jahrg. 57. Nr. 49. 
[Dänisch.]) | 

Verff. berichten von einem mit Erfolg operierten Fall von subduraler Ge- 
schwulst. Eine 66jährige Frau war vor 8 Monaten mit Schmerzen im Rücken er- 
krankt, bald geselite sich Schwäche der Beine dazu. Bei der Aufnahme ins 

Krankenhaus fanden sich Paraplegie und Inkontinenz. Bei der Operation (Lamin- 

ektomie vom VII.—IX. Rückenwirbel) wurde eine subdural gelegene Geschwulst 

von ovoider Gestalt, 2,7 :1,8:1,5cm groß, entfernt. Mikroskopisch erwies sie 

sich als Fibroendothelioma fasciculare.. Nach der Operation verschwand die In- 

kontinenz, die Paraplegie ging zurück. Die Pat. konnte geheilt entlassen werden. 
Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 


27) J. Collin und K. H. Krabbe. Ein Fall von operierter intra- 
spinaler Geschwulst mit Ausgang in Heilung. (Ugeskrift for 
Laeger. Jahrg. 76. Nr. 27. [Dänisch.]) 

Verf. berichtet von einem 20jährigen Kontoristen, bei dem ein vor dem 

X. Dorsalwirbel gelegenes, subdurales, freibewegliches Fibrosarkom mit Erfolg 

durch Operation entfernt wurde. Die Geschwulst hatte die Medulla komprimiert. 

Die vor der Operation vorhanden gewesene Paraplegie mit Blasenlähmung ver- 

schwand vollständig. Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 


28) E. Falk (Berlin). Zur Entwicklung der Halsrippen. (Berliner 
klin. Wochenschrift 1915. Nr. 27.) 

An eigenen Präparaten wird gezeigt, daß in einer gewissen, allerdings be- 
schränkten Anzahl von Fällen Halsrippen entstehen, weil durch Änderung der 
Wachstumsrichtung bei Entstehung der Bogenanlage der Bogen des ersten Brust- 
wirbels kranialwärts verschoben wird und mit der Wirbelanlage des VII. Wirbels 
in Verbindung tritt. Dagegen nimmt die Mehrzahl der Halsrippen ihren Ursprung 
an dem Kostalfortsatz eines VII. Halswirbels und ist entwicklungsgeschichtlich 
im Rosenberg’schen Sinne als Stillstand auf einer frühzeitigen Entwicklungs- 
stufe aufzufassen. Glimm (Klütz). 


29) Freeman. The prevention of keloids in scars by the under- 
lining of incisions with strips of fascia lata. (Annals of surgery 
1915. Mai. Nr. 5.) 

Die nachDrüsenherausnahme am Halse zurückbleibenden Narben bekommen 
oft ein keloides, gewulstetes und gerötetes Aussehen. Verf. konnte das dadurch 
vermeiden, daß er vor der Vereinigung der Haut einen schmalen, entsprechend 
zugeschnittenen Lappen der Fascia lata zwischen die Hautwundränder legte, ihn 
mit einigen Catgutnähten an der Halsfascie befestigte und darüber die Haut ver- 
einigte. Auch bei der Entfernung keloider Narben wandte er dieses Verfahren 
mit Erfolg an. Herhold (z. Z. im Felde). 


702 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 38 


30) V. P. Blair. Indications for operative interference in goiter. 

(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. LXIV. Nr. 22. S. 1896. 1915.) 

Verf. erörtert die Indikationen und Kontraindikationen zur Operation von 
Basedowfällen. Fälle mit toxischen Erscheinungen und fortschreitende Fälle von 
Exophthalmus indizieren eine operative Verkleinerung der Schilddrüse. Fälle in 
der Pubertät erfordern gewöhnlich keine Operation. Gleichzeitig bestehende 
Schwangerschaft vergrößert die Gefahr einer Schilddrüsenoperation. 

E. Leschke (Berlin). 


31) Poul Zachariae. Ein Fall von ernster Ösopha gusverätzung. 
(Hospitalstidende Jahrg. 57. Nr. 30. [Dänisch.]) 

Verf. berichtet von einer schweren Speiseröhrenverätzung bei einem 2jährigen 
Kinde, das einen Schluck Natronlauge getrunken hatte. Am 6. Tage erbrach 
das Kind ein 14cm langes, zusammenhängendes, röhrenförmiges Gebilde, das 
an seiner Außenseite deutlich Muskelelemente zeigte, an der Innenseite deutliche 
 Schleimhautinseln (Länge des Ösophagus bei einem 2jährigen Kinde 14—15 cm!). 
Am 13. Tage wurde mit Bougieren begonnen, zuerst mit einem N&laton 20 Charritres. 
Nach 9 Monaten konnte das Kind jede Nahrung zu sich nehmen und gedieh gut. 

Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 


32) M. Katzenstein (Berlin). Die Behandlung der Verletzungen 
des Brustkorbes und seiner Organe in den Heimatlazaretten. 
(Zeitschrift für ärztl. Fortbildung 1915. Nr. 14.) 

Vortr. faßt selbst seinen Bericht dahin zusammen: Die Lungenverletzungen in 
den Heimatlazaretten sind mit wenigstens 6wöchiger Bettruhe, die Hämoptoe 
mit Morphium zu behandeln. Der Bluterguß im Brustkorb soll 2—3 Wochen 
nach der Verletzung aseptisch entleert werden, daran anschließend sofort Atem- 
übungen, die eine baldige Wiederausdehnung der komprimierten Lunge bezwecken. 

Thom (z. Z. im Felde). 


33) Th. Gluck (Berlin). Verletzungen der Luftwege und der 
_ Speiseröhre. (Zeitschrift für ärztl. Fortbildung 1915. Nr. 13 u. 14.) 
Aus dem reichen Schatze seiner Friedenserfahrungen und unter Ariführung 
einiger Angaben aus der Kriegsliteratur gibt uns Vortr. ein Bild über obiges 
Thema nebst den Komplikationen, sowie über die mannigfachsten Behandlungs- 
arten in den verschiedenen Stadien. Der Vortrag enthält in allgemeinen Zügen 
die nötigen Direktiven, die dem Spezialisten genügen oder eine schleunige, spezia- 
lisierte Orientierung erleichtern. Thom (z. Z. im Felde). 


34) H. Beitzke. Pathologisch-anatomische Beobachtungen an Kriegs- 
verletzungen der Lungen. (Berliner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 28.) 
Bericht über 14 Sektionen von Kriegern mit Lungenverletzungen, an die sich 

wertvolle kritische Bemerkungen schließen. Erwähnt seien zwei Fälle mit Blu- 

tungen ins Lungengewebe und in den Pleuraraum, bei denen diese Veränderungen 

durch tangential verlaufende Schüsse des Brustkorbes ohne durchbohrende Ver« 

letzung der Brustwand und des Lungengewebes selbst hervorgerufen worden sind. 
Glimm (Klütz). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 38. 703 


35) Joh. Volkmann. Zur Klinik der Lungenschüsse, (Deutsche 
Zeitschrift für Chirurgie Bd. CXXXIH. S. 425.) 

Mitteilung.aus:dem Reservelazarett 2 Stuttgart (Chefarzt Dr. v. Guss mann), 
das seit dent 13. August 1914 belegt war. Die Brüstschüsse kamen hier teilweise 
schon vom 2. Tage der Verwundung an und wurden bis zur völligen Heilung, teil- 
weise in dem Lazarette angegliederten Erholungsheimen in Beobachtung behalten. 
Auf Grundlage des eigenen Materiales gibt Verf. unter Benutzung der einschlägigen, 
zum Teil dem: gegenwärtigen Kriege eritstammenden Literatur eine eingehende 
Allgemeinbesprechung des Themas. In den ersten Zeiten des französischen Krieges 
(Offensivkrieg) war der ganze Thorax der Kämpfer den Schüssen: preisgegeben, 
beim Schützengrabenkrieg später war nur die oberste Brustpartie nebst der Schulter- 
gegend-der Verletzung ausgesetzt. Von im ganzen 55 Schüssen entfielen 32 (58,2%,) 
auf: das Infanteriegeschoß, 10 (18,2%) auf Schrapnells, der Rest auf Artillerie- 
verletzungen. 56,4%, Durchschüsse, 43,6% Steckschüsse. Einmal meint V. einen 
Ringelschuß beobachtet zu haben. Diagnostisch-symptomatisch ist die Hämoptöe 
(in 91% der Fälle nachgewiesen) von hervorragender Wichtigkeit, im allgemeinen 
nicht länger äls 5 Tage anhaltend. Zweites wichtiges Symptom ist der Schmerz, 
durch Vermittlung des N. phrenicus oft als Schulterschmerz erscheinend,. Klinisch- 
symptomatisch gruppiert K. die verschiedenen Fälle wie folgt: I. Einfache Lungen- 
verletzungen ohne Komplikationen (ohne Erguß oder entzündliche Lungenerschei- 
nungen),. Il. Komplizierte Lungenverletzungen. a. mit Erguß (hämorrhagisch, 
sanıguinolent, serös, eitrig), b. mit Pneumothorax und Emphysem, c. mit In- 
filtration des Gewebes. Er bespricht der Reihe nach diese verschiedenen Erkrani- 
kungsformen, worauf hier im eirizelrien nicht gut eingegangen werden kann. Inter- 
essant und wichtig ist die Röntgenographie der einzelnen Verletzungsvarietäten 
oder besser gesagt der verschiedenen Folgen der Schußverletzung, Exsudate, 
Pneumothorax, sekurdäre Schwartenbilduing der Pleura, pneumonische Verdich- 
tungen, alles Zustände, von denen V. gut ausgewählte typische Röntgenogramme 
beifügt. Mit Punktionen ist man in dem Lazarett, an dem Verf. tätig war, mit 
. der Zeit freigebiger geworden als im Anfange. Das punktierte Blut zeigt noch nach 
Wochen keine Gerinnung. Die Resorption erfolgt in sehr verschieden langer Zeit. 
4mal wurde sekundäres Empyem beobachtet, das natürlich eine Rippenresektion 
erfordert. »Ein geschlossener Pneumothorax bleibt in Ruhe, oder die Luft wird 
abgesaugt, ein offener wird primär geschlossen, wenn überhaupt möglich. Bei 
Spannungspneumothorax Beseitigung des Ventilmechanismus.« Nachbehand- 
lung: Licht-, Luftkuren, Atemübungen, Gymnastik. Statistik betreffend, teilt 
V. mit, daß die Mortalität bei seinen Verletzten 6,3%, betrug (4 Fälle von 64 Lungen- 
verletzungen). 16. Patt., die im ersten Kriegsvierteljahr in Behandlung kamen, 
können betreffs Spät- oder Endresultat geprüft werden. 4 davon (25%) sind 
ganz wiederhergestellt und. zeigen auch objektiv keinerlei Abnormitäten. Alle 
anderen hatten: irgendwelche Anomalien, als Hochstand und verminderte Beweg- 
lichkeit des Zwerchfells, besonders Fixation im Gebiet des Sinus phrenicocostalis. 
Die Beschattung der erkrankten Seite im Röntgenlicht ist verschieden stark, 
Schwartenbildung- in. der Regel nachweisbar. Den objektiven. Befunden ent- 
sprechen subjektive Beschwerden verschiedener Art. Die gesamte Krankheits- 
dauer betrug durchschnittlich 8-9 Wochen. 

Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


704 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 38. 


36) G. Razzaboni. Studi sperimentali sulla flogosi suppurativa 
del polmone e della pleura. (Clin. chir. XXIII. 4. 1915.) 


Verf. versucht eine experimentelle Lösung der Frage, warum das Lungen- 
gewebe trotz der Häufigkeit des Eindringens pathogener Keime so selten um- 
schriebene eitrige Prozesse zeigt. Nach einer ausführlichen Übersicht über die 
bisher in der Literatur niedergelegten experimentellen Erfahrungen über Pleura- 
und Lungeninfektion folgt ein eingehender Bericht über die eigenen Experimente, 
die an Kaninchen und Meerschweinchen angestellt wurden, indem pyo- und 
phlogogene Substanzen (Arg. nitric.-Lösung, Terpentindöl, Agarkulturen von 
Staphylokokkus aureus, Filtrat dieser Kulturen) entweder direkt in den Brust- 
raum oder lediglich nach Thorakotomie in der Pleurahöhle oder nach Tracheo- 
tomie in die Trachea eingebracht wurden. Weiterhin wurden intravenös Bakterien- 
kulturen injiziert, nachdem vorher durch starke Abkühlung des Thorax oder durch 
endothorakale Injektion einiger Äthertropfen ein Locus minoris resistentiae ge- 
schaffen wurde. In gleicher Weise wurden Kontrollexperimente mit steriler 
Flüssigkeit vorgenommen. 

In dem Verhalten von Lunge und Pleura ergab sich ein wesentlicher Unter- 
schied. Der Pleura fehlte zuweilen jede Veränderung, öfters jedoch bestanden 
seröse, hämorrhagische, eitrige und eitrig-fibrindöse Pleuritiden. Das Pleuraepithel 
zeigt sich angeschwollen, in Desquamation, zuweilen auch in Proliferation. Auch 
an der Lunge kann jede Veränderung fehlen; in der Regel finden sich jedoch 
Kongestionen oder diffuse Entzündungsherde, seltener solitäre oder versprengte 
Abszesse. Die Entzündungsherde entsprechen dem Typ der katarrhalisch-hämor- 
rhagischen Bronchopneumonien, wie dem der genuinen Pneumonie. Ausnahms- 
weise findet sich in Lunge und Pleura lokale Eosinophilie. Der Infektionsweg 
scheint die Art der Entzündung nicht zu beeinflussen. Die Toxine zeigten die 
geringste entzündungserregende Wirkung. M. Strauss (Nürnberg). 


37) Blecher- (Darmstadt). Über Lungengangrän bei Bronchial- 
steinen. ' '(Mitteilungen a. d. Grenzgebieten d. Medizin u. Chirurgie 1915. 
Hft. 4.) | 


Bronchialsteine rufen ein meist der ungene ähnliches Bild (ohne 
Bazillenbefund) hervor und führen durch mechanische Schädigung und besonders 
durch Behinderung des Abflusses zu Zerfall des betreffenden Lungenabschnittes. 
5 Fälle werden angeführt, darunter 1 eigener. 3 Patt. starben ohne Operation, 
der des Verf. an Peritonitis trotz Rippenresektion wegen Empyem, ein Pat. aus 
der Küttner’schen Klinik bleibt nach der Rippenresektion völlig. unklar. Die 
kritische Besprechung der Fälle bringt uns nichts Neues. Die Therapie ist eine 
kausale, die Prognose der operativen Behandlung bei einem solitären Steine wegen 
Abgrenzung und geringer Ausdehnung des Lungenherdes günstiger als bei mul- 
tiplen Steinen. | Thom (z. Z. im Felde). 





-  Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter In Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


705 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K.GARRE, G. PERTHES, E. RICHTER, 











in Bonn, ‚ in Tübingen, in Breslau. 
42. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 39, Sonnabend, den 25. September 1915. 
Inhalt. 


O. Orth, Eine Prothese für Amputierte. (Originalmitteilung) (S. 705.) 

1) Strauss, Verletzungen durch Minenwerfer und Handgranaten. (S. 707.) — 2) Rost, 3) Kolb, 
Stoffe, die das Bindegewebe zum Wachstum anregen. (S. 707.) — 4) Schädel, Wundbehandlung. 
(S. 708.) — 5) Wirgler, Dispargen. (5. 708.) — 6) Müneh, 7) Hahn, 8) Fackenheim, 9) Mendel, 
Behandlung infizierter Wunden. (S. 708.) — 10) van Emden, Gasgangrän. (S. 709.) — 11) Roth- 
fuchs, 12) Callomon, Tetanus. (S. 709.) — 13) Zapffe, Metastatische Gelenkerkrankung. (710.) — 
14) Stoffel, Nervenmechanik. \S. 710.) 

15) Lowsley, 16) Lewis, Zur Chirurgie der Prostata. (S. 711.) — 17) Burns, Pyeolographie. 
(S. 712.) — 18) Hinmann, 19) Wulff, 20) Baldwin, 21) Gordon, Zur Chirurgie der Niere. (S. 712.) 
22) McKenna, Implantation des Samenstranges in den Nebenhoden. ($. 713.) — 23) Cooke, Chorio- 
epitheliöm des Hodens. (S. 714.) — 24) Akerblom, Radium gegen Uteruskrebs. (S. 714.) — 25) Tuf- 
fier, Transplantation der Eierstöcke. (S. 714.) — 26) Staehlin, Retroperitoneale Cystadenome. (S. 715.) 

27) Schottelius, Praktische Kleinigkeiten. (S. 715.) — 28) Matti, 29) Finochietto, Zur Ampu- 
tationstechnik. (S. 715.) — 30) Engelhard, 31) Nussbaum, 32) Gara, 33) Köhler, Orthopädische 
Apparate. (S. 716.) — 34) Angerer, Interimsprothesen. (S. 716.) — 35) Biesalski, Sehnenbehand- 
lung. (S. 716.) — 86) Sehmerz, 37) Szilägyi, 38) Nussbaum, Behandlung der Frakturen der oberen 
Extremitäten. (S. 717.) — 39) Alexander, Zerreißung des M. biceps. (S. 718.) — 40) Magnini, 
Elephantiasis des rechten Armes. (S. 718.) — 41) Croissant, Radialislähmung. (S. 718.) — 42) Hadra, 
Frakturen der Unterextremität..(S. 718.) — 43) Coenen, Schußverletzungen der Kreuzfurche. (S. 718.) 
— 44) Orth, Aneurysma der A. iliaca und Vena com. (S. 719.) — 45) Brunzel, Ischiadicus- 
neuralgie nach Schußverletzung. (S. 719.) — 46) Michelsen, Calve Perthes’sche Krankheit. (S. 719.) 
— 47) Wildt, Streckbehandlung der Knochenbrüche der Beine. (S. 719.) — 48) Groth, 49) Drüner, 
Oberschenkelbrüche. (S. 720.) — 50) Rubin, 51) Zachariae, Zur Chirurgie der Kniescheibe. (S. 720.) 


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AN 


Aus der chirurg. Abteilung des Reservelazaretts Forbach i. Eothr. 
Eine Prothese für Amputierte. 


Von 


Dr. Oscar Orth, Chirurg. 


Einerseits um das Prinzip des Frühaufstehens auch auf unsere Amputierten 
in Anwendung zu bringen, andererseits um sie an ein schnelles und sicheres Gehen 
ohne Rücksicht auf die Formierung des Stumpfes zu gewöhnen, habe ich die 
hier zu beschreibende Prothese bei der Firma Kaiser in Saarbrücken anfertigen 
lassen und sie bei unseren Amputierten in Gebrauch gezogen. 

Fig. 1. Die Prothese stellt sich dar als eine Stelze mit einer Hülse, die be- 
liebig, je nach der Dicke des Stumpfes, größer oder kleiner gemacht werden kann. 
Zur Fixierung am Körper dienen zwei Gurten, von denen der eine um die Taille, 
der andere über die Schulter gelegt wird. An der einen Spange ist ein Griff, ähnlich 
dem eines Spazierstocks, der dem Träger beim Gehen und Stehen eine gewisse 
Sicherheit verleiht. Das untere Ende der Prothese erhält eine Gummi- oder 


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Nr. 39. 


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Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 39. 707 


Korkplatte, um das Ausgleiten zu verhindern. Der Preis der Prothese ist 15 Mk.: 
sie kann aber leicht selbst angefertigt werden. Einen großen Vorteil bietet sie, 
daß sie rechts und links gebraucht werden kann. Ihre Nutzanwendung ergibt sich 
ohne weiteres aus nebenstehenden Figuren (2, 3, 4). Die Vorteile liegen auf der 
Hand. Die Patt. können nach 6—7 Tagen aufstehen und fast sofort laufen, da 
der Sitz in der Hülse ein absolut sicherer ist. Wie dieses Verfahren auf die Psyche 
wirkt, wird jeder ermessen, der gezwungen war, längere Zeit das Bett zu hüten. 

Aus diesen Gesichtspunkten heraus dünkt mir die Prothese eine Bereiche- 
rung und einen Fortschritt, der auf dem Demonstrationsabend der Militärärzte 
in Saarbrücken auch rückhaltlos anerkannt wurde. 








1) M. Strauss (Nürnberg). Verletzungen durch Minenwerfer und 
 Handgranaten.. manche med. Wochenschrift 1915. Nr. 26. Feldärztl. 
Beilage 26.) 

Diese Verletzungen erfordern bei großer Ausdehnung id Kaodhenzeriim: 
merung breite Spaltung usw. Sind sie klein und zahlreich, wenn auch perforierend, 
über fast die ganze Körperoberfläche verbreitet, ist abwartende Behandlung be- 
rechtigt, bei der die Wunden offen zu halten sind (Ortizonstifte). 

Kramer (Glogau). 











2) Fr. Rost. Uber Stoffe, die das Bindegewebe zum Wachstum 
anregen, (Aus der chirurg. Klinik der Universität Heidelberg. Prof. Wilms.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 25. Feldärztl. Beilage 25.) 
Bei der Heilung infizierter Wunden wird das Wachstum der Granulationen 

durch in den Bakterienleibern enthaltene Stoffe und durch Zerfallsprodukte 

körpereigener Zellen angeregt, die vielleicht wnter Mitwirkung des in den poly- 
nukleären Zellen enthaltenen tryptischen Fermentes frei werden. Durch Be- 
günstigung eines dieser beiden Faktoren können wir das Granulationsgewebe 
indirekt zur stärkeren Wirkung veranlassen. Direkt bindegewebsanregend wirken 
nach R.’s Untersuchungen vereinzelte Öle mineralischen Ursprungs, wahrschein- 
lich durch ihren Gehalt besonders an Kohlenwasserstoff, wie Werner annimmt. 
Durch die Firma Knoll & Co. ist ein solches »granulierendes Wundöl« gereinigt 
in den Handel gebracht und von R. seit 2 Jahren ausprobiert worden. Es wird 
in Wunden mitgroßen Substanzverlusten eingegossen und führt einen überraschend 
schnellen Wundschluß durch Bildung straffer, sich schnell überhäutender Gra- 
nulationen herbei. Der kräftige Granulationswall ist zudem der sicherste Schutz 
gegen eine fortschreitende Infektion. Durch Einspritzen des Öles in Fisteln 
bis auf deren Grund (eventuell mittels eines dünnen Katheters) kommen diese, 
falls nicht ein Fremdkörper, Sequester usw. die Heilung verhindert, rasch zum 

Schluß; auch bei großen Empyem- und Knochenhöhlen wurde dies von R. be- 

obachtet. Ä Kramer (Glogau). 


3) K. Kolb (Schwenningen). Über Erfahrungen bei der Wund- 
behandlung mit einem auf das Bindegewebe einwirkenden 
Öle mineralischen Ursprungs, dem „granulierenden Wundöl 
Knoll“, (Münchener med. Wochenschrift1915. Nr. 25. Feldärztl. Beilage 25.) 
K. hat obiges Mittel, dessen Herstellung Rost veranlaßt hat, bei zahlreichen 

Kriegsverwundungen mit bestem Erfolge angewandt. Die Wundheilung verlöuft 

39* 


708 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 39. 


rascher als sonst; die Granulationen werden straff und kräftig, treten reichlich 
und rasch ein und schützen gegen Infektion. Kramer (Glogau). 


4) Schädel. Zur Behandlung großer Wundflächen. (Münchener 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 26. Feldärztl. Beilage 26.) 

Außer den üblichen Mitteln kommen unter anderem auch Aufstreuen von 
Zucker, Pellidolsalbe, Föhnbehandlung zur Anwendung. Knochensplitter werden 
nur dann entfernt, wenn sie lose, d. h. abgestoßen in der Wunde liegen. In die 
Fistelgänge — auch wenn Fremdkörper als deren Ursache vermutet werden — 
und in die tiefen Buchten der-Wunden wird nach Säuberung mit Wasserstoff- 
superoxyd Perubalsam eingebracht. Kramer (Glogau). 


5) H. Wirgler. Über ein neues Silberkolloid „Dispargen®. (Aus 
derchirurg. Univ.-Klinik Graz. Prof.v. Hacker.) (Münchener med. Wochen- 
schrift 1915. Nr. 25. Feldärztl. Beilage 25.) 

Das gegenüber dem Elektrargol wesentlich billigere Dispargen ruft nach der 
intravenösen Injektion eine Temperatursteigerungvon 1—2!/,°, oft unter Schüttel- 
frost, hervor, wirkt aber immerhin milder als jenes Präparat. Es empfiehlt sich 
trotzdem, die Dosis von 0,04 g Dispargen (2 ccm einer 2%,igen Lösung) bei Er- 
wachsenen (bei Kindern die Hälfte) anfangs nicht zu überschreiten; die Ein- 
spritzungen können dann täglich gemacht werden. W. teilt einige Fälle von lebens- 
bedrohenden chirurgischen und anderen Krankheiten mit, die zur Genesung kamen. 

Kramer (Glogau). 


6) W. Münch. Eine einfache, wirksame Behandlungsmethode bei 
infizierten Wunden. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 26. 
Feldärztl. Beilage 26.) 

M. empfiehlt Baden der Wunden (2mal am Tage) in Chlorkalklösung (2 EB- 
löffel in 1 Schüssel warmen Wassers), die durch ihre Alkaleszenz und ihren Chlor- 
gehalt günstig wirkt. Innerlich läßt er Schachtelhalmtee trinken, dessen Kiesel- 
säuregehalt auf die Bindegewebsbildung von Einfluß sein soll. 

Kramer (Glogau). 


7) 0. Hahn. Ein kleiner Beitrag zur Behandlung infizierter 

Wunden. (Münch. med. Wochenschrift 1915. Nr. 29. Feldärztl. Beil. 29.) 

H. hat die von L. Dreyer empfohlene Behandlungsmethode — Ausstopfen 
der Wunde mit einem mit 1 Teil (75%igem) Alkohol und 2 Teilen Wasserstoff- 
superoxyd angefeuchteten sterilen Mullstreifen, Auflegen von in gleicher Weise 
angefeuchteter, dann trockener Gaze und gekochtem wasserdichten Stoff — mit 
gutem Erfolg angewandt. Vorteile sind rasches Zurückgehen der Eiterung, fast 
völlige Schmerzlosigkeit des Verbandwechsels, längeres Liegenlassen der immer 
wieder erneut mit jenem Gemisch anzufeuchtenden Gaze usw. 

Kramer (Glogau). 


8) Fackenheim (Kassel). Behandlung eiternder Wunden. mit 
Zucker. (Münch. med. Wochenschrift 1915. Nr. 29. Feldärztl. Beil. 29.) 
F. rühmt die schnell eintretende reinigende Wirkung und Granulationsbildung 

des auf stark infizierte Wunden aufgestreuten Kristallzuckers; er hat nie schä- 

digende Wirkungen beobachtet. Kramer (Glogau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 39. 709 


8) F. Mendel (Essen-Ruhr). Die Kohlensäurebehandlung eitern- 
der Wunden. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 27. Feldärztl... 
Beilage 27.) 

Während dem Sauerstoff desinfizierende Wirkungen kaum zukommen, er 
in Wassersuperoxyd nur durch die Schaumbildung eine mechanische Wund- 
reinigung herbeiführt, glaubt M. der Kohlensäure eine bakterienschädigende und 
antiphlogistische Wirkung zusprechen zu dürfen. Er hat sie in Verbindung mit 
Zucker in griesförmiger Form des alten Brausepulvers (10 Teile doppeltkohlen- 
saures Natr., 9 Teile Weinsteinsäure, 19 Zucker) angewandt, indem er die Wunden, 
Schußkanäle usw. mit ihm vollständig und reichlich ausfüllt und darüber einen 
Deckverband legt. Das Pulver wirkt außerdem auch anästhetisch, sekretver- 
mindernd und mechanisch reinigend, ohne zu reizen; es hat sich M. sehr bewährt 
und ist als »Carbonal-Wundpulver« von der Löwenapotheke in Essen zu beziehen. 

Kramer (Glogau). 


10) Alex van Emden. Traitement de la gangrène gazeuse. (Revue 
méd. de la Suisse romande 1915. Nr. 1.) 

In erster Linie muß dem erkrankten Gewebe durch zahlreiche, große und tiefe 
Einschnitte Luft gemacht werden; alsdann folgt, um eine möglichst energische 
Reaktion (défense) zu erzeugen, nach allen Richtungen ein ausgiebiges Kauteri- 
sieren mittels des rotglühenden Thermokauters. Verf. reinigt und tamponiert die 
Wunden mit neutralem Wasserstoffsuperoxyd; das Ganze wird noch mit einer 
alkoholdurchtränkten (50% ig) Serviette bedeckt. Täglicher Verbandwechsel, syste- 
matische Kauterisation jeden 2. Tag. 

Die hierdurch erzielten Erfolge sind hervorragend. 

Kronacher (München). 


11) Rothfuchs (Hamburg). Zur Salvarsanbehandlung des Tetanus. 
(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 29.) 

Die kombinierte Behandlung des Tetanus mit Salvarsan und Antitoxin (intra- 
lumbal oder intravenös), von denen die Hauptwirkung, besonders in bezug auf 
die günstige Beeinflussung der Krämpfe, dem in Dosen von 0,3 und in Pausen 
von 6—8 Tagen verabfolgten ersteren Mittel zugeschrieben wird, ergab in der 
Mehrzahl der Fälle sprunghafte Besserungen. Von den 14 Patt. sind 2, der eine 
an Pneumonie, der andere durch Zwerchfellskrampf, gestorben, die übrigen zur 
Heilung gelangt. Kramer (Glogau). 


12) Fritz Callomon. Serumexanthem mit Grünsehen nach Ein- 
spritzung von Tetanusantitoxin. (Medizinische Klinik 1915. Nr. 27.) 


Bei einem ziemlich leichten Fall von Tetanus nach einer Schußverletzung 
des Kniegelenks wurde am 18. Tage nach der Verwundung eine subkutane 
Einspritzung von 100 I.-E. Tetanusantitoxin Höchst gegeben. Am 13. Tage 
nach der Einspritzung klagte ‘der Kranke plötzlich, daß er alles um sich herum 
und an sich selbst nur in grüner Farbe sehe; die Erscheinung hielt nur mehrere 
Stunden an, um bis zum nächsten Morgen völlig abzuklingen. In der Litera- 
tur über Nebenwirkungen von Serumeinspritzungen ist kein Fall von Farben- 
sehen erwähnt. B. Valentin (Berlin). 


710 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 39. 


13) Fr. C. Zapffe. Pathology and treatment of acute infectious 
(metastatic) arthritis. With a description of J. B. Murphy’s 
formalin and glycerin injection method. (Surgery, gynecology 
and obstetrics Vol. XX. Nr.2. 1915. Februar.) 

Infoige Traumen oft geringfügiger Art kommt es zu Gelenkerkrankung durch 
Infektion mit schon vorher im Körper befindlichen Keimen, die bis dahin keinerlei 
Erscheinungen gemacht zu haben brauchen. Bei offenen Verletzungen erliegen 
der Infektion zunächst die mesothelialen Zellen, die die Synovialmembran be- 
decken; nach deren Zerstörung dringen die Erreger in die submesothelialen Lymph- 
gefäße. Die Behandlung hat demnach darauf zu zielen, die Zerstörung des syno- 
vialen Mesotheliums zu verhindern. Dazu empfiehlt Z. die Naht der Gelenkkapsel 
mit möglichst genauer Anpassung der Wundflächen ohne Drainage der Gelenk- 
höhle, aber unter ausgiebiger Drainage des Unterhautgewebes nahe der Gelenk- 
kapsel. Um schon eingedrungenes infektiöses Material unschädlich zu machen, 
injiziert er ins Gelenk eine 2%,ige Formaldehyd-Glyzerinlösung und legt dann 
eine Extension an. Innerhalb des ersten und der nächsten 3—4 Tage wird bei 
Bedarf der Gelenkinhalt nochmals aspiriert und die Injektion erneuert. 

Bei hämatogener metastatischer Gelenkerkrankung zerstören die Erreger die 
Synovialmembran und können so zu Ankylose führen. Diese ist besonders zu 
fürchten, wenn die Erkrankung mit Schüttelfrost einsetzt. Auch bei den poly- 
artikulären Erkrankungen sollen die Injektionen sofort zur Anwendung kommen, 
falls es sich um große Gelenke handelt. Man sieht danach oft einen günstigen 
Einfluß auf die kleineren Gelenke. Bei den Punktionen sind Beschädigungen der 
Synovialis zu vermeiden wegen der Infektionsgefahr von der mesothelialen Lage 
her. Zu den Injektionen benötigt man eine standhafte Schraubenspritze. Die 
Formaldehyd-Glyzerinlösung muß mindestens 24 Stunden alt und gut durchge- 
schüttelt sein. Ins Kniegelenk werden 15—20 ccm injiziert, 5—7 ins Hand-, EIl- 
bogen- und Schultergelenk und 1 —2 ccm in die kleineren Gelenke. Stets verwendet 
Z. dazu Narkose. Nach der Injektion wird das Gelenk bewegt zwecks ausgiebiger 
Verteilung des Mittels. Die nachher auftretenden Schmerzen werden mit Heroin, 
Eis oder kalten Packungen bekämpft. Nach Bedarf werden die Injektionen 
wiederholt; trifft man dabei blutige Gelenkflüssigkeit, so ist das ein günstiges 
Zeichen. 

Zur Behebung der Kontrakturen wird Extension angewendet, und zwar mit 
Gewichten von 15—20, nötigenfalls auch 30—40 Pfund. Die Extension bleibt 
liegen, bis die Temperatur normal und die Bewegungen des Gelenks völlig schmerz- 
los sind. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


14) A. Stoffel (Mannheim). Über Nervenmechanik und ihre Be- 
deutung für die Behandlung der Nervenverletzungen. (Mün- 
chener med. Wochenschrift 1915. Nr. 26. Feldärztl. Beilage 26.) 

Die Mechanik der Nerven befaßt sich mit den Bewegungserscheinungen am 
Nerven und mit den bewirkenden und bestimmenden Umständen dieser Be- 
wegungen. S. hat sie an Tieren untersucht und feststellen können, daß die Form 
eines Nerven je nach der Stellung des Gliedes ganz verschieden, bei Durchtrennung . 
eines Nerven die Lücke zwischen seinen Stümpfen in ihrer Größe von dieser Stel- 
lung abhängig ist und geringer ausfällt, bzw. gar nicht besteht, sobald eine den 
Nerven völlig entspannende Gelenkstellung gewählt wird. Diese Tatsachen sind 
für die Versorgung der Nervenverletzungen unserer Soldaten von großer Be- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 39. 711 


deutung, da sie lehren, möglichst bald nach der Nervenverletzung eine günstige, 
die Diastase der Nervenstümpfe vermindernde Gliedstellung herbeizuführen. 

Bei einer Verletzung im Bereiche des Plexus axillaris muß der Oberarm in 
Adduktion festgelegt werden, ebenso wenn die großen Nervenstämme in der Achsel- 
höhle verletzt sind. Liegt eine Verletzung des N. medianus oder N. radialis 
am Oberarm vor, so muß das Ellbogengelenk in möglichst starker Beugung bei 
Adduktionsstellung des Oberarms fixiert werden. Bei einer Verletzung des N. 
ulnaris am Oberarm ist dagegen unter gleicher Oberarmstellung Streckstellung 
des Ellbogengelenks zur Anwendung zu bringen. Verletzung dieses Nerven am 
Unterarm erfordert gleiche Stellung, aber maximale Beugung des Handgelenks, 
während die des N. medianus am Unterarm neben solcher Handgelenksstellung 
rechtwinklige Beugung des Ellbogengelenks bei Supination des Vorderarms not- 
wendig macht. Bei einer Verletzung des N. radialis am Unterarm stelle man das 
Ellbogengelenk in Beugestellung und das Handgelenk in maximaler Dorsalflexion 
fest. Ist der N. ischiadicus an der Gesäßgegend verletzt, dann darf der Ober- 
schenkel nicht gebeugt werden. Liegt eine Verletzung dieses Nerven oder des 
N. tibialis oder N. peroneus am Oberschenkel vor, ist das Hüftgelenk in Streck- 
stellung, das Kniegelenk”in Beugung bei Plantarflexion des Fußes zu fixieren. 
Verletzung des N. femoralis verlangt Beugestellung des Oberschenkels. 

Durch derartige Gelenkstellungen wird die Versorgung der die Nervenwunden 
begleitenden Weichteil- oder Knochenverletzungen meist nicht erschwert. 3 bis 
4 Wochen genügen, um den Nervenstümpfen die Möglichkeit zu geben, zusammen- 
zubleiben und -zuwachsen, so daß Kontrakturen nicht zu befürchten sind. Aller- 
dings muß dann die Gliedstellung langsam und allmählich, nicht brüsk verändert 
werden. (Sollte sich bei den atypischen, meist nicht aseptischen Schußverletzungen 
der Nerven durch die zweifellos wichtige Gliedstellung bei der Behandlung so viel 
erreichen lassen, wie bei den glatten Schnittverletzungen im Tierexperiment? Ref.) 

| | Kramer (Glogau). 


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15): 0. S. Lowsley. The gross anatomy of the human prostate 
gland and contiguous structures. (Surgery, gynecology and obstetrics 
Vol. XX. Nr.2. 1915. Februar.) E 

Untersuchungsergebnisse von 224 Drüsen jeden Alters. Bei über 30 Jahre 
alten Leuten wurden in über 50%, Phlebolithen in den Venengeflechten an den 
seitlichen und vorderen Flächen der Prostata gefunden; im Alter von über 50 Jahren 
ist fast stets mindestens ein Stein anzutreffen. Die Verhältnisse der Kapsel und 
Fascie werden eingehend besprochen. Am oberen Rand des Hinterlappens sitzt 
die oft derbe Fascie ganz besonders fest. Das Wachstum der Prostata ist während 
der ersten 5 Lebensjahre ganz unbedeutend. Im 3. Jahrzehnt hat die Drüse ihre 
größte Ausdehnung, im 4. Jahrzehnt zeigt sie oft eine geringe Verkleinerung, 
‚zwischen 40 und 50 Jahren tritt ein geringes Wachstum, und erst nachher eine 
beträchtlicheres ein, um nach 60 Jahren wieder ein wenig abzunehmen. 

Unter 224 Fällen waren 61 Abnormitäten, und zwar 25 = 11,1% allgemeine 
Vergrößerungen und 33 — 14,7%, solche von Albarran’schem Typus mit be- 
hindertem Harnabfluß, im ganzen also bei 25,8% Hindernisse im Blasenhals. 
Die Vergrößerungen der Albarran’schen (subcervicalen) Gruppe gehören größten- 
teils dem 4. Jahrzehnt an. Allgemeine Prostatavergrößerung tritt. dagegen meist 
erst nach dem 60. Lebensjahre ein. Messungen des Blasenteils der. Harnleiter 
ergaben, daß bis zu 5 Jahren die Länge des in der Blasenwand gelegenen Teils 


712 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 39. 


durchschnittlich 0,75 cm beträgt, im 2. Jahrzehnt 1,6cm. In späteren Jahren 
tritt ein nur geringes Wachstum ein, so daß im 6. Jahrzehnt die Länge 1,7 cm 
und noch später 1,9 cm beträgt. In 26,3%, konnte ein beträchtlicherer Unter- 
schied, bis zu 1,2 cm, in der Entfernung der Harnleitermündungen von der Blasen- 
mündung festgestellt werden, am häufigsten im 4. Dezennium. Diese Entfernung 
kann 1,5 cm bis 5cm betragen. Hypertrophie der Fasern zwischen den beiden 
Harnleitermündungen ist sehr gewöhnlich. 

Bei Jugendlichen geht die Harnröhre mitten durch Drüsengewebe, nur an der 
Basis ist schon hier das Drüsengewebe hauptsächlich auf der Hinterseite angehäuft. 
Der zwischen den Samenbläschen und benachbarten Teilen der Vasa deferentia 
gelegenen Fascie, die L. als intervesikuläre Fascie bezeichnet, kommt in mehr 
als einer Hinsicht Bedeutung zu. Sie bildet eine der wichtigsten Stützen für die 
Blase, setzt der Ausdehnung von Krebsen einen gewissen Widerstand entgegen 
und führt bei Prostatahypertrophie des Mittellappens durch ihre Unnachgiebig- 
keit zur Vorbuchtung in die Blase. Im 3. Lebensdezennium findet man häufig 
Vergrößerung der Samenbläschen, und zwar der rechtseitigen dreimal so häufig 
als der linkseitigen. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


16) Lewis. Studies in obscure forms of prostatic obstruction and 

. vesical atony. (Annals of surgery 1915. März. Nr. 3.) 

Bei Blasenstörungen ohne Prostatahypertrophie kann als Ursache eine arterio- 
sklerotische Degeneration der Blasenmuskulatur (detrusor) oder aber auch eine 
kleine, nicht nachweisbare Geschwulst in der Prostata vorliegen, die gerade ihren 
Sitz in der Nähe des Sphinkter hat. In den meisten Fällen von Blasenatonie liegt 
nach des Verf.s Ansicht entweder ein mechanisches Hindernis am Blasenhalse oder 
ein Nervenleiden (Rückenmarkserkrankung, namentlich syphilitischer Natur) 
zugrunde. Eine Blasenatonie ohne diese beiden Ursachen kommt nach ihm nicht 
vor, es ist daher in jedem Falle von Blasenatonie auf das genaueste nach der Ur- 
sache zu forschen. Herhold (z. Z. im Felde). 


17) Edward Burns. Thorium, a new agent for pyelography. 
(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. LXIV. Nr. 26. S. 2126. 1915.) 

Zur Darstellung der Blase und des Nierenbeckens im Röntgenbilde bewährte 
sich dem Verf. eine 10% ige Lösung von Thoriumnitrat. Sie ist neutral, reizlos 
und farblos. 10 g Thoriumnitrat werden in möglichst wenig destilliertem Wasser 
auf dem Wasserbade gelöst, dazu langsam unter Umschütteln 30 ccm einer 50%, igen 
Lösung von Natriumzitrat hinzugefügt, wobei sich der zuerst entstehende weiße 
Niederschlag auflöst. Die Lösung wird mit Normalsodalösung neutralisiert und 
auf 100 ccm aufgefüllt, filtriert und sterilisiert. E. Leschke (Berlin). 


18) Frank Hinman. A practical method of applying the wax 
tipped catheter in the diagnosis of ureteral stone in the male. 
(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. LXIV. Nr. 26. S. 2129. 1915.) 

.. Zur Diagnose der Nierensteine mit Hilfe eines Katheters mit einer Wachs- 
spitze hat Verf. eine einfaches Verfahren angegeben, das an Hand der Abbildungen 

im Original nachzusehen ist. E. Leschke (Berlin). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 39. 713 


19) Ove Wulff (Kopenhagen). Über solitäre, von Hämaturie be- 
gleitete Blutcysten in den Nieren. (Archiv f. klin. Chirurgie Bd. CVI. 
Hft. 4. S. 689.) ; 

In den beiden der Arbeit zugrunde liegenden Fällen handelte es sich um junge 
Männer, die mit außerordentlich starken Hämaturien in die Behandlung kamen, 
so daß diese ganz plötzlich mit großer Heftigkeit auftretenden Blutungen eine 
vitale Indikation für die Operation abgaben; diese bestand beide Male in der 
Nephrektomie, nach der die Patt. sich rasch erholten. Die Frage über die direkte 
Ursache der Hämaturie konnte durch die beiden Fälle nicht beantwortet werden. 
Eine besonders eigentümliche histologische Änderung in der Niere oder 'Cysten- 
wand ließ sich ebensowenig in diesen wie in den früher beschriebenen Fällen nach- 
weisen. B. Valentin (Berlin). 


20) J. F. Baldwin. Dermoids of the kidney. (Surgery, gynecology 
and obstetrics Vol. XX. Nr. 2. 1915. Februar.) 

Die 16jährige Kranke, bei der die Mutter schon im Alter von 1 bis 2 Jahren 
eine hühnereigroße Geschwulst im Bauche festgestellt hatte, wurde nach der 
transperitonealen Nephrektomie gesund. Die Geschwulst nahm die untere Hälfte 
der Niere ein, ihre Wand war größtenteils knöchern. Im Innern der Geschwulst 
fand sich Flüssigkeit mit Cholestearin; keine Haare. Verf. stellt fünf Fälle aus 
der Literatur zusammen, über die er kurz berichtet. | 

E. Moser Na Z. Z. Schleswig) 


21) G. S. Gordon.. The silence of renal tuberculosis. (Surgery, 
gynecology and osbetrics Vol. XX. Nr.2. 1915. Februar.) 

Von »schweigender« Tuberkulose spricht G., wenn bei Fehlen anderer Merk- 
male selbst kein Druckschmerz der Nieren vorhanden ist. Man findet aber stets 
Eiterzellen im Harn. Dieser muß allerdings ganz frisch untersucht werden, und 
zwar muß er mittels Katheter entnommen sein oder unter Anwendung der Zwei- 
gläserprobe. Die Anwesenheit anderer Mikroorganismen spricht nicht gegen 
Tuberkulose, dagegen spricht aber das Ausbleiben der Reaktion auf Infektion 
von 2 mg Alttuberkulin. Druck auf den Harnleiter von Mastdarm oder Scheide 
her wird bei Nierentuberkulose schmerzhaft empfunden. Ist der Harnleiter- 
katheterismus nicht ausführbar, dann ist beiderseitige exploratorische Feilegung 
der Nieren in Betracht zu ziehen. Vier Krankengeschichten. 

E. Moser (Zittau, -z. Z. Schleswig). . 


22) Charles Morgan McKenna. Short circuit of the vas deferens. 
(Journ. of the amer. med. assoc, Vol. LXIV. Nr. 26. S. 2177. 1915.) 

Zur Implantation des Samenstrangs in den Nebenhoden ist erforderlich, daß 
man sich erst von der Durchgängigkeit des Samenstrangs durch eine Injektion 
überzeugt, daß ferner keine infektiösen Prozesse mehr vorhanden sind in irgend- 
einem Abschnitte des Genitalkanals, daß schließlich der Querschnitt des Neben- 
hodens, der zur Einpflanzung benutzt wird, eine genügende Menge freien Samens 
enthalte. Am besten eignet sich der Schwanz des Nebenhodens zur Einpflanzung. 

E. Leschke (Berlin). 


714 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 39. 


23) Cooke. Chorioepithelioma of the testicle. (Bull. of the Johns 

Hopkins Hospital Vol. XXVI. Nr. 292. 1915. Juni. S. 215.) 

Bericht über den klinischen Verlauf und Obduktionsbefund eines 26jährigen 
Arbeiters mit Chorioepitheliom des rechten Hodens und Metastasen in Gehirn, 
Leber, Nieren, Magen, Bauchfell und Schilddrüse. Magenblutung aus einer 
Magenmetastase. E. Leschke (Berlin). 


24) N. V. Akerblom. Ein Fall von durch Radiumbehandlung 
scheinbar geheiltem Uteruskrebs. (Nord. med. Arkiv 1914. Afd. I. 
[Kirurgi.] Hft. 3. Nr.22. Bd. XLVII.) 

Verf. berichtet von einem Fall von Cervixkarzinom bei einer 46 Jahre alten 
VIpara. Die mikroskopische Untersuchung eines probeexzidierten Stückes er- 
gab Plattenepithelkarzinom der Portio. Aufeine Radiumbehandlung (10 mg Ra Br 
in die Cervix, 10 mg gegen die Oberfläche der Geschwulst für 48 Stunden) ver- 
schwand das Karzinom vollständig. 4 Wochen später wurde die abdominale 
Totalexstirpation ausgeführt. Bei der genauen mikroskopischen Untersuchung 
wurde nirgends Karzinom gefunden. Die Schleimhaut von Cervix und Portio 
zeigte starke diphtheroide Entzündung mit Koagulationsnekrose des Epithels. 
Nach 21/ Jahren kam die Pat. aber zurück mit einem großen, offenbar sehr 
schnell gewachsenen Rezidiv. — Verf. möchte auf Grund dieses Falles vor allzu 
günstiger Bewertung einer negativen mikroskopischen Untersuchung nach durch- 
geführter radio-chirurgischer Behandlung warnen. So fanden Bumm und 
Schauta unter 15 solchen Fällen nur in zweien »einige wenige Reste von 
Karzinom«. So führen Chéron und Rubens-Duval unter ihren 158 radium- 
behandelten Fällen einen als Beweis definitiver Heilung an, bei dem 15 Monate 
nach der durchgeführten Behandlung der Tod eintrat und bei dem bei ge- 
nauester Untersuchung nirgends Karzinom gefunden werden konnte. Eine solche 
günstige Bewertung des anatomischen Befundes, wie z. B. auch Kroemer es 
tut, ist nach des Verf.s Ansicht offenbar übereilt. 

Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 


25) Th. Tuffier (Paris). Transplantation of ovaries. (Surgery, gyne- 
cology and obstetrics Vol. XX. Nr. 1. 1915. Januar.) 

T. hat 24mal unter den günstigsten Umständen Eierstöcke von einer Frau 
auf eine andere überpflanzt. Alle Frauen waren von gleichem Alter, Körper- 
beschaffenheit und Haarfarbe. Trotz alledem war nie ein Erfolg zu bemerken. 
Die Beschwerden blieben, der überpflanzte Eierstock nahm allmählich an Größe 
ab. T. gibt aber die Hoffnung auf die Möglichkeit solcher Verpflanzung nicht 
auf, er hofft, daß ein chemischer Stoff gefunden wird, der die aufsaugende Tätig- 
keit der Makrocyten verhindert. Verpflanzungen von Eierstöcken bei derselben 
Frau hat T. in 145 Fällen vorgenommen. . Bei chronischer Salpingitis schneidet 
er den Eierstock ab, löst an der Bauchwand das Bauchfell mit dem Finger und 
versenkt es in diese Tasche. Sind die Eierstöcke nicht ganz aseptisch, so werden 
sie vorher in Jodtinktur getaucht oder durch eine Flamme gezogen; etwaige Cysten 
werden eröffnet. Um die Oberflächen zum Zweck besserer Einheilung zu ver- 
größern, hat Verf. die Eierstöcke auch längs gespalten. 

Von 20 Fällen beiderseitig so verpflanzter Eierstöcke haben 19 Frauen 
ihre Menstruation wiederbekommen. Als Zeichen, daß letztere auch mit dem 
verpflanzten Eierstock zusammenhängt, konnte TT. feststellen, daß dieser vor der 


‚Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 39. 715 


Periode anschwoll. Die Tätigkeit der Eierstöcke stellt sich nach etwa 4 Monaten 
wieder ein. Mit der wiederkehrenden Menstruation sollen die nervösen Beschwerden 
verschwinden. 

Über die Menstruation stellt T. eine eigene Theorie auf. Danach wird die 
Menstruation durch eine chemische Substanz veranlaßt, die wiederum durch das 
menstruelle Blut ausgeschieden wird. Bleibt diese Substanz im Körper, so ruft 
sie Autointoxikation hervor. T. berichtet, daß er durch Einverleibung von Serum, 
das einer Frau kurz vor der Menstruation entnommen ist, bei anderen Frauen 
menstruelle Blutung hervorrufen konnte. 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


26) Staehlin. A study of multilocular cystadenomata retroperi- 

toneal origin. (Annals of surgery 1915. Nr.3. März.) 
6ljährige Frau leidet seit Jahren an Nierenkolik und bekommt beim Bücken 
einen plötzlichen starken Schmerz in dem Leib. Diagnose: geplatzte Unterleibs- 
geschwulst. Bei der Laparotomie wurde in der rechten Bauchhälfte eine mit ihrem 
Stiel retroperitoneal gelegene geplatzte Cyste angetroffen, die sich nicht entfernen 
ließ. Inzision, Drainage, Tod an Erschöpfung. Bei der Obduktion wurden außer 
dieser großen Cyste, die nach der mikroskopischen Untersuchung als retroperi- 
toneales Cystadenom angesprochen wurde, viele kleine metastatische Cysten am 
Mesenterium gefunden. Diese retroperitonealen Cysten entwickeln sich von 

Resten des Wolff’schen Körpers, und zwar vom Mesonephros. 

Herhold (z. Z. im Felde). 








27) E. Schottelius. Praktische Kleinigkeiten im Lazarettbetrieb. 
(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 26. Feldärztl. Beilage 26.) 

Als Lichtbehandlungsverfahren für Wunden erwies sich die Bestrahlung mit 
gewöhnlichen Glühlampen als sehr wirksam und frei von Schädigungen; Schmerzen 
ließen bald nach, der anfangs gesteigerte Sekretstrom versiegte rasch, die Wunden 
kamen zur Eintrocknung. Die Lampen wurden an einer Reifenbahn befestigt. 

Außerdem empfiehlt S. einen Trepanbohrer für Gipsverbände zum Aus- 
schneiden eines Fensters und eine Spritzkanne für Perubalsam. 

Kramer (Glogau). 


28) H. Matti (Bern). Zur Amputationstechnik bei Kriegsverletzten. 
(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 26. Feldärztl. Beilage 26.) 

M. ist Gegner der sog. einzeitigen Amputation nach Thiersch, weil sie 
konische Stümpfe ergibt und die Reamputation oft zu Infektionserscheinungen 
führt, die reaktionslose Heilung ausbleibt; sie soll nur aus vitaler Indikation aus- 
geführt werden. — Ein doppelter, Haut und Muskulatur aufnehmender Lappen- 
schnitt mittels zweischneidigen Messers durch Stich hat sich M. sehr bewährt, 
auch bei schwerer Infektion gute Resultate ergeben. Kramer (Glogau). 


29) Finochietto. The usefulness of ventral decubitus in some 
leg amputations. (Annals of surgery 1915. Nr. 5. Mai.) 

In Fällen von Amputation durch die oberen zwei Drittel des Beines und 
auch für die Nachbehandlung und die Verbände empfiehlt Verf. die Bauchlage 
statt der Rückenlage, da sie nach seiner Ansicht eine viel bessere Übersicht über 
das Opz:rationsfeld gewährt. Herhold (z. Z. im Felde). 


716 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 39, 


30) W. Engelhard (München). Pendelapparate zur Mobilisierung 
versteifter Gelenke. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr.25. Feld- 
ärztl. Beilage 25.) 

31) Ad. Nussbaum (Bonn). Fingerpendel. (Ibid.) 

32) S. Gara (Pistyan). Einfachste orthopädische Heilbehelfe. (Ibid.) 

33) Köhler (Elster). Heilgymnastische Apparate. (Ibid.) 


Das Konstruktionsprinzip der E.’schen Pendelapparate ist, daß zwei Band- 
eisenrahmen ineinandergepaßt und um eine gemeinsame Achse drehbar sind; 
der eine Rahmen ist für den übenden Körperteil — eventuell mit einer Auflage 
(Handplatte usw.) versehen — bestimmt, der andere trägt das Gewicht, beide 
sind gegeneinander verstellbar. Bezugsquelle: FirmaStortz & Raisig, München, 
Rosenhainerstr. 4a; Preis der kompletten Einzelapparate zwischen 38 und 80 Mk. 

N.’s Apparat ist ein etwas komplizierter, aber mit wenig Kosten von einem 
Lazarettschlosser herzustellender Pendel mit einem Laufgewicht von 200g (s. 
Original). 

Dievon G. benutzten Heilbehelfe sind verschiedener Art: Konisch gedrechselte 
Stäbe von verschiedener Stärke, Holzkugeln, Keile zur Beugung der steifen Finger- 
gelenke, eine Gabel mit drei Ästen zur Spreizung der Finger, auf einem schiefen 
Brette befestigte Barrenstangen zur Streckung des Elibogen- und Schultergelenks 
zur Abduktion der Arme — entweder parallel verlaufend oder divergierend —, 
Keil unter dem Knie und Sandsack am Fußende zur Beugung des Kniegelenks, 
schiefes Brett unter der Ferse und Sandsack auf Knie zur Streckung dieses Ge- 
lenkes. 

K. beschreibt einige »einfache« Apparate zur Mobilisierung der Gelenke der 
oberen Gliedmaßen. Kramer (Glogau). 


34) Alb. Angerer (Ingolstadt). Über Interimsprothesen. (Münchener 

med. Wochenschrift 1915. Nr. 25. Feldärztl. Beilage 25.) 

Auf einen runden Holzstab, der in seiner Länge dem amputierten Beine ent- 
spricht, wird ein nicht zu dünnes Brettchen aufgenagelt und darüber weicher 
Filz aufgeleimt; nun werden zwei durchlochte Heftpflasterstreifen, durch die der 
Holzstab hindurchgeschoben wird, von unten her am Brettchen kreuzweise und 
nach Ansetzung der Prothese am Stumpf, von dessen Achse sie ein wenig nach 
hinten abweicht, nach oben angeklebt und an diesem fixiert. Gipsbindentouren 
dienen zur weiteren Befestigung des Brettchens gegen den Stumpf. Die Patt. 
tragen diese Prothese gern und mit Erfolg; sie braucht erst nach einigen Wochen 
erneuert zu werden. Kramer (Glogau). 


35) Biesalski (Berlin). Über Sehnenbehandlung. (Zeitschrift. f. ärztl. 
Fortbildung 1915. Nr. 13.) 

In der Zeit der Taten und des Handelns ein Fortbildungsvortrag, wissen- 
schaftlich interessant, mit Demonstration (Abbildung) von physiologischen Appa- 
raten und Photogrammen über die neuesten Fortschritte (des Vortr. und seines 
Assistenten Mayer) auf dem Gebiete der Sehnienphysiologie, Anatomie und Ope- 
ration des Unterschenkels und Fußes. Thom (z. Z. im Felde). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 39, 717 


36) Hermann Schmerz. Zur Behandlung der Frakturen der obe- 
ren Gliedmaßen, insbesondere der Schußfrakturen. (Bruns’ 
Beiträge z. klin. Chirurgie Bd. XCVII. Hft. 2. Kriegschirurg. Hft. 6. 1915. 
S. 195.) 

In der aus der chirurgischen Universitätsklinik zu Graz (Prof. v. Hacker) 
stammenden Arbeit werden zuerst die Entstehungsmechanismen, die charak- 
teristischen Dislokationen und die daraus sich ergebenden Forderungen für die 
Behandlung sämtlicher Formen der Oberarmbrüche ausführlich besprochen. Es 
folgt eine Beschreibung des v. Hacker’schen Triangelverbandes, seiner Her- 
stellungsweise, seines Indikationsbereiches und der Art seiner Anlegung. 

Dieser Triangel hat ein beschränktes Anwendungsgebiet, z. B. ist er, wie aus 
einer Anzahl Abbildungen ersichtlich ist, für die meisten Oberarmbrüche nicht 
brauchbar, bei denen das untere Fragment abduziert ist. Außerdem ist er für 
komplizierte Brüche, also besonders für Schußbrüche, oft nicht geeignet, weil er 
wenig Zugang zu den Wunden, besonders an der Innenseite des Oberarms, ge- 
stattet. So hat sich an der v. Hacker’schen Klinik aus der Urform des Triangels 
heraus im Laufe des Krieges eine Reihe von Apparaten herausgebildet, die hier 
nur genannt werden können: unterbrochener Triangel, bei dem der Oberarmteil 
der ursprünglichen Form fehlt; Extensionstriangel, der ein Gestell aus Holzrahmen 
darstellt, bei dem am Oberarm und Unterarm Züge angebracht werden können; 
Extensionsrahmen zur ambulatorischen vertikalen Suspension; Rahmen für ver- 
tikale Extension, bei dem von dem ursprünglichen Triangel nur noch der Rumpf- 
teil übrig geblieben ist, und der eine Extension am senkrecht herabhängenden 
Oberarm und am rechtwinklig gebeugten Vorderarm bezweckt. — Endlich wird 
noch ein Extensionsrahmen für Vorderarmbrüche und eine Vorrichtung zur Ex- 
tension bei Radiusbrüchen am Handende beschrieben. Von allen diesen Rahmen 
und anderen Apparaten wird die Herstellungstechnik, das Anwendungsgebiet und 
die Anlegung eingehend erläutert und in Abbildungen vorgeführt; einige Röntgen- 
bilder zeigen die Erfolge einer derartigen Frakturenbehandlung. 

Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


37) J. Szilagyi. Stützungs- und Extensionsapparat als Ersatz aller 
kontentiven Verbände bei sämtlichen Verletzungen (speziell 
bei offenen Frakturen der oberen Extremitäten, Clavicula und 
Schultergegend). (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 22. Feld- 
ärztl. Beil. 22.) 

Der Apparat besteht aus zwei beweglich mit einander veroundenen Rahmen 
aus Eisendraht und einer einstellbaren Querspreize aus demselben Material; die 
Regulierung, d. h. Nähern und Entfernen zum und vom Brustkorb geschieht 
mittels verschiedener Einstellungen der letzteren. Form und Art der Anlegung 
werden durch Abdildungen veranschaulicht; der Apparat wirkt stützend und 
extendierend und macht, ohne abgenommen werden zu müssen, die Extremität 
an jeder Stelle von allen Seiten zugänglich. Die mit ihm erreichten Resultate 
sollen sehr gute gewesen sein. Die Vorteile werden in einer Reihe von Sätzen 
zusammengefaßt; sie b2stehen in größtmöglicher Sicherheit in bezug auf die Er- 
folge, in außerordentlicher Einfachheit und Raschheit der Anlegung des Appara- 
tes, in der Möglichkeit der Benutzung desselben Modells für alle Brüche der im 
Titel angegebenen Art, der Sterilisierbarkeit und in der größten Bequemlichkeit 
und Schmerzfreiheit für den Kranken usw. Kramer (Glogau). 


718 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 39. 


38) Ad. Nussbaum (Bonn). Die Mitellabehandlung der Oberarm- 
schaftbrüche. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 26. Feldärztl. 
Beilage 26.) 

N. beschreibt das gute Resultate ergebende, einfache Verfahren, mit einem 
dreieckigen Verbandtuch und einem Spreukissen, das an jenem mit Sicherheits- 
nadeln befestigt wird, die Brüche zur Heilung zu bringen; es ermöglicht, passive 
Bewegungen frühzeitig vorzunehmen, und ist auch bei Brüchen nahe dem Schulter- 
oder Elibogengelenk brauchbar. Kramer (Glogau). 


39) Alexander. Rupture of the biceps flexor cubiti. (Annals of 
surgery 1915. Nr. 5. Mai.) 

In acht Fällen von Muskelzerreißung des M. biceps vereinigte Verf. viermal 
die am Muskelbauche abgerissene Sehne durch die Naht mit gutem Erfolge. Er‘ 
empfiehlt, die Naht in allen den Fällen auszuführen, in welchen die konservative 
Behandlung keine ausreichenden Erfolge gibt. In der Literatur konnte er nur 
fünf operierte Fälle finden. Herhold (z. Z. im Felde). 


40) M. Magnini. Erisipela recidivante nell’ arto superiore destro 
elefantiaco da interruzione chirurgica delle vie linfatiche. 
(Policlinico, sez. prat. XXI. 17. 1914.) 

Beschreibung eines Falles von erheblicher Elephantiasis des rechten Armes, 
die nach Exstirpation der luetischen Achseldrüsenschwellungen eingetreten wer. 
In der Folge kam es bei der verdickten Haut zu häufigen, meist mild verlaufen- 
den Erysipelen, die Verf. auf die Lymphstauung zurückführt. 

M. Strauss (Nürnberg). 


41) Croissant. Zur Frage der Radialislähmung. (Münchener med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 24. Feldärztl. Beil. 24.) 

Zur Behebung der Hängehand bei Radialislähmung werden in eine an einer 
am Elibogengelenk umwickelten Binde befestigte Sicherheitsnadel drei bis vier 
lange, mit Häkchen versehene Spiralfedern und ebenso an zwei weiteren Sicher- 
heitsnadeln in der vorderen Mittelhand und den Mittelgliedern der Finger einge- 
hakt. Über weitere Einzelheiten siehe die C.’sche Mitteilung. 

Kramer (Glogau). 


42) E. Hadra. Ein neuer Verband bei Brüchen der unteren Ex- 
tremität. (Reservelazarett Saarburg, Generaloberarzt Prof. Ziemann.) 
(Berliner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 30.) 

Verf. hat eine Kombination von Gipsverband mit Streckverband konstruiert, 
der die Vorzüge beider Verbandarten in sich vereinigen soll. Die Extension wird 
durch Spiralfederzug erreicht; der ganze Fuß bleibt frei; eine Drucknekrose am 
Becken wird durch Polsterung nach Lange vermieden. Die Einzelheiten müssen 
in der Arbeit nachgelesen werden. Das Verfahren hat sich in mehreren Fällen als 
praktisch und gut bewährt. Glimm (Klütz). 


43) Coenen (Breslau). Bei Schußverletzungen der Kreuzfurche ist 
das Trendelenburg’sche Zeichen vorhanden. (Berliner klin. 
Wochenschrift 1915. Nr. 28.) 

Bei einem Verwundeten bestand in der Mitte der Lendenraute eine runde 

Schußöffnung von Halbfingergliedlänge; die ganze Kreuzgegend war flach an- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 39. 719 


geschwollen und besonders rechts druckempfindlich. Das Trendelenburg’sche 
Symptom war rechts positiv; daher wurde die Diagnose auf Schußverletzung der 
rechten Kreuzfuge gestellt. Auf das Vorhandensein dieses Phänomens bei Kreuz- 
beinbrüchen hatte Ludloff mehrfach hingewiesen. Im beschriebenen Falle konnte 
die Richtigkeit der Diagnose durch Röntgenaufnahme bestätigt werden; das Ge- 
schoß saß in der Gegend der rechten Kreuzfuge. Glimm (Klütz). 


44) Oskar Orth. Aneurysma der Arteria iliaca und Vena iliaca 
communis dextra. (Archiv für klin. Chir. Bd. CVI. Hft. 4. S. 823.) 
Ein 22jähriger Musketier wurde durch einen Beckenschuß verwundet; 14 Tage 
später wurde er unter der Diagnose eines Abszesses operiert. Dabei zeigte es 
sich, daß ein Aneurysma der Arteria und Vena iliaca communis vorlag. Unter 
Momburg’scher Blutleere wurde der Sack ausgeräumt und die Gefäße zentral und 
peripher unterbunden. Es trat keine Gangrän trotz sehr schwachen distalen 
Pulses ein, nur starke krampfartige Muskel- und Nervenschmerzen. Nach 6 Wo- 
chen war Pat. chirurgisch geheilt, sterb aber 4 Monate später an Lungenphthise. 
L. Valentin (Berlin). 


45) H. F. Brunzel (Braunschweig). Über die Behandlung der 
Ischiadicusneuralgie nach Schußverletzung mitNervendehnung. 
(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 26. Feldärztl. Beilage 26.) 

Die Nervendehnung in Narkose wurde so vorgenommen, daß das im Knie- 
gelenk überstreckte Bein im Hüftgelenk fast parallel zur Körperachse gebeugt 
wurde; sie brachte bei den betreffenden drei Verwundeten rasche Besserung und 
Heilung und beseitigte die bereits eingetretenen Kontrakturen mittels des der 
Dehnung angeschlossenen Streckverbandes. Später wurde allerdings noch in den 
ersten zwei Fällen der N. ischiadicus — im dritten Falle zugleich mit der Dehnung — 
freigelegt, ‘um ein in ihn eingedrungenes Knochenstückchen, bzw. Bleispritzer 
aus ihm zu entfernen und die Neurolyse und Unterpolsterung durch einen Muskel- 
lappen anzuschließen. Kramer (Glogau). 


46) K. Michelsen. Fünf Fälle von Calv&-Perthes’scher Krankheit. 
(Hospitalstidende Jahrg. 57. Nr. 37. [Dänisch.]) 
Kasuistische Mitteilung von fünf typischen Fällen (mit Röntgenbildern) bei 
vier Knaben und einem Mädchen im Alter von 4—9 Jahren. 
Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 


47) A. Wildt (Köln). Vereinfachte Streckbehandlung der Knochen- 
brüche der Beine. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 26. 
Feldärztl. Beilage 26.) 

Eine sehr zuverlässige Gegenextension läßt sich erzielen, wenn man, anstatt 
durch das Hochstellen des unteren Bettrandes den ganzen Körper auf eine sanft 
ansteigende schiefe Ebene zu lagern, das verletzte Bein auf eine kurze, stark stei- 
gende schiefe Ebene, d. h. auf ein mit dem unteren Ende auf den unteren Querteil 
des Bettes aufgelegtes Brett lagert. Als Unterlage dient ein der Beugestellung des 
Knies im Winkel von 40—50° angepaßtes Polster. Die Verwendung des Ex- 
tensionsapparates, den die Firma Eschbaum (Bonn und Köln) für 18 Mk. liefert, 
wird für die Knöchel-, Unter- und Oberschenkelbrüche genau beschrieben und 
durch Abbildungen veranschaulicht. Kramer (Glogau). 


720 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 39. 


48) Groth. Die Versorgung der Oberschenkelbrüche. (Deutsche 
militärärztl. Zeitschrift 1915. Hft.9 u. 10.) Be 

G. empfiehlt, für den Transport Oberschenkelbrüche in folgender Weise zu 
schienen. Breite Gipsbinden werden in !/,—®/, m Länge auf flacher Unterlage 
schnell in Longuettenform ausgebreitet und nach vorhergehender Versorgung der 
Wunde sofort, nachdem sie in lauwarmes Wasser getaucht sind, an der Außenseite 
des Beines angelegt und anmodelliert. Der Verband beginnt unterhalb des inneren 
Knöchels, geht steigbügelartig durch die. Fußsohle und dann an der äußeren Seite 
des Beines bis zum Rippenrand, er kann durch Aluminiumschieneneinlagen ver- 
stärkt werden. Diese Verbände werden naturgemäß nur in Feldlazaretten an- 
gelegt. Herhold: (z. Z. im Felde), 


49) Drüner. Die Behandlung von schwierigen Oberschenkel- 
frakturen in der Sitzlage, besonders mit Behelfen. (Münchener 

med. Wochenschrift 1915. Nr. 24. Feldärztl. Beil. 24.) 

Die Behandlung im Sitzbett allein oder in Verbindung mit der Extension 
hat D. sehr befriedigt; sie erleichtert auch den Verbandwechsel bei kompli- 
zierten Oberschenkelbrüchen und stellt ein einfaches Verfahren dar, das bei Ein- 
treffen zahlreicher Verwundeter, weil es wenig Zeit und Mühe in "Anspruch 
nimmt, sehr willkommen ist. Das Bein wird auf einen verstellbaren Winkel in 
starker Beugestellung des Hüft- und Kniegelenks gelagert (s. Abb. im Orig.). 

| y ¿ Kramer (Glogau). 


50) George Rubin. Congenital absence of patellae and other pa- 
-= tellar anomalies in three members of same family. (Journ. of 
the amer. med. assoc. Vol. LXIV. Nr. 25. S. 2026. 1915.) 

Bericht über den Fall einer 33jährigen Frau mit sehr kleinen Kniescheiben 
von halbnormaler Größe, ihres 10jährigen Sohnes und ihrer 4jährigen. Tochter 
mit Fehlen beider Kniescheiben. Alle Fälle röntgenologisch verifiziert. 

l E. Leschke (Berlin). 


51) Poul Zachariae. Uber die Behandlung der frischen subku- 

tanen Patellarfraktur. (Hospitalstidende Jahrg. 57. Nr. 36. [Dänisch.)) 

Verf. berichtet über 15 Fälle von Kniescheibenbruch. Davon wurden 12 Fälle 
operativ, 3 konservativ behandelt. Von den letzteren konnte Verf. nur einen Fall 
nachuntersuchen, bei dem aber gute knöcherne Heilung erzielt worden war, die 
auch das beigegebene Röntgenbild beweist. Das funktionelle Resultat war kein 
besonders gutes, es handelte sich um einen 58jährigen Mann mit Arthritis de- 
formans; doch wäre es mit operativer Behandlung wohl kaum ein besseres geworden. 
Von den 12 operierten Patt. heilten 10 vollständig, mit gutem funktionellen Re- 
sultate. Nur bei zweien war ein Mißerfolg zu verzeichnen. In einem Falle handelte 
es sich um eine Reoperation, 3 Wochen nach der ersten Operation, im anderen 
Falle üm einen 12jährigen Knaben, bei dem bei gutem Resultat eine knöcherne 
Vereinigung nicht erzielt wurde. Zwölf Röntgenbilder sind beigegeben. 

Fritz 'Geiges (Freiburg i. Br.). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 





Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med,-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel In Leipzig. 


1 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K.GARRE, G. PERTHES, E. RICHTER, 





in Bonn, in Tübingen, in Breslau. 
42. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 40. Sonnabend, den 2. Oktober 1915. 
Inhalt. 


G. Nyström, Über Magendrainage durch Gastrostomie. (Originalmitteilung.) (S. 721.) 

1) Crile, Kriegschirurgische Erfahrungen. (S. 725.) — 2) Körber, Erfahrungen des Feldlaza- 
retts. (S. 725.) — 3) Hoffmann, Nervenregeneration. (S. 726.) — 4) Jung, Atherwaschung des Bauch- 
fells. (S. 726.) — 5) Schepelmann, Ascitesdrainage. (S. 727.) — 6) Enderlen und Sauerbruch, 
Darmschüsse. (S. 727.) — 7) Sturm, Appendicitis. (S. 728.) — 8) Castle, Cystische Erweiterung 
des Wurmfortsatzes. (S. 729.) — 9) Craglietto, Meckel’sches Divertikel. (S. 729.) — 10) Mosehco- 
witz, Nabelbruch. (S. 729.) — 11) Ribbert, 12) Martin und Carroli, 13) Koch, 14) Douglas, 
15) Gazzara, 16) Finsterer, 17)v. Haberer, 18) Gibson, Zur Chirurgie des Magens. (S. 730.) — 19) Car- 
man, Dickdarmdivertikel. (732.) — 20) Wiener, Striktur des Mastdarms oder Colon sigmoideum. 
(S. 732.) — 21)Kumaris, Milzdermoid. (S. 732.) — 22) Hubbard und Kimpton, Gallensteine. (S. 732.) 
— 23) Wightman, Akzessorischer Ductus cysticus. (S. 733.) — 24) Sweet und Simons, 25) Linder, 
Zur Chirurgie des Pankreas. (S. 733.) 

26) Hayward, Reamputation. (S. 733.) — 237) Gerulanos, Muskelüberpflanzungen am Schulter- 
gürtel. (S. 734.) — 28) Hans, Durchschuß der A. subclavia. (S. 734.) — 29) Morian, Kreuzbänder- 
verletzung. (S. 734.) — 30) Mauclaire, Osteosarkome des Knies. (S. 735.) — 31) Fleischhauer, 
Peroneuslähmung. (S. 735.) — 32) Ernst, Exostose des Schienbeins. (S. 735.) — 83) Kurlander, 
Abbruch der Spina tibiae. (S. 735.) — 34) Salvetti, Variköse Beingeschwüre. (S. 736.) — 35) Meulen- 
gracht, Zur Chirurgie des Fußes. (S. 736.) 





Über Magendrainage durch Gastrostomie. 
Von 


Gunnar Nyström, 
Dozent für Chirurgie am Karolinischen Institut Stockholm. 


Der Gedanke, in Fällen von Ileus dern in den Magen einströmenden Darm- 
inhalt einen dauernden Abfluß durch eine Magenfistel zu verschaffen, scheint 
zuerst von Jaboulay verwirklicht worden zu sein. Nach einer Mitteilung im 
Beginne des Jahres 1905! hat Jaboulay diese Operation in einem Falle von 
Peritonitis mit Ileus angewandt, um der hochgradigen Ausdehnung des Magens 
entgegenzuwirken, und dadurch eine bemerkenswerte Linderung der Atem- 
beschwerden erreicht; der Kranke genas. 

Von Lennander wurde die Gastrostomie als Drainageoperation im September 
desselben Jahres in einem Falle von Dünndarmvolvulus mit kolossaler Magen- 
erweiterung und Magenatonie ausgeführt?; ebenso bei einem neuen Falle von 


1 Jaboulay, La gastrostomie dans certaines formes de p£ritonite. Lyon med, 1905. 
12. März. S. 560. 

2 Lennander, Akute Magenerweiterung bei angeborenem (?) zu engem Pylorus und 
Drehung der distalen zwei Drittel des Dünndarms. Deutsche Zeitschr, f. Chir. Bd. LXXXV. 
(1906) und Nord. Tidskr. for Terapie (schwedisch) Bd. 1905/06. 


40 


722 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 40. 


Dünndarmvolvulus einige Monate später3. Der erste-Fall hatte einen glücklichen 
Verlauf; im zweiten konnte der Kranke nicht gerettet werden; die Magenfistel 
hatte sich aber sehr gut bewährt, indem sie dem Kranken eine große Erleichterung 
verschafft hatte. 

Gauthier und Pinatelle berichten im Jahre 1906 über Anwendung der 
Gastrostomie als Abflußvorrichtung bei Peritonitis mit lleus. Sie wollen bei 
diffuser Blähung und mäßigem Erbrechen eine Enterostomie, bei lokalisierter 
Blähung im Epigastrium und bei heftigem Erbrechen eine Gastrostomie anlegen. 

Lennander machte während dieses und des folgenden Jahres — seines 
letzten Arbeitsjahres — einen fleißigen Gebrauch von der Gastrostomie bei peri- 
tonitischem lleus. Er erweiterte aber auch die Indikationen für den Eingriff und 
faßte sie in einer Arbeit aus dem Jahre 19075 folgendermaßen zusammen; 

»Die Gastrostomie soll ausgeführt werden: 

1) In allen Fällen von akuter Magenerweiterung, wo Magenausspülungen 
nicht rasch zur Heilung führen; 

2) in Fällen von Dünndarmparalyse, in denen auch der obere Teil des Dünn- 
darms angegriffen ist (die Zukunft wird zeigen, ob die Gastrostomie unter allen 
Verhältnissen Dünndarmfisteln bei der Behandlung der Dünndarmparalyse er- 
setzen kann); 

3) bei Operationen wegen perforierenden Geschwürs des Magens oder des 
Duodenum mit gleichzeitiger Stenose des Pylorus oder des Duodenum, wenn 
die Ausbreitung der Bauchfellentzündung oder der allgemeine Zustand des Pat. 
es verbieten, sofort die Gastro- Jejunostomie auszuführen; 

4) bei Operationen wegen perforierenden Geschwürs, wenn es nicht gelingt, 
das Geschwür auf eine zuverlässige Art zu schließen; | 

5) bei Operationen wegen perforierenden Geschwürs, wenn man begründete 
Veranlassung zu dem Verdacht hat, daß sich mehr als ein Geschwür findet, um 
den: Tod durch Perforation eines »zweiten« oder »dritten Geschwürs« zu ver- 
hüten; 

6) bei Operationen wegen perforierenden Geschwürs, wenn der Grad der 
Peritonitis Veranlassung gibt, Darmparalyse zu befürchten; 

7) im Verein mit der Jejunostomie bei chronischen Geschwüren mit Stenosen- 
symptomen in Fällen, in denen man eine Gastro- Jejunostomie für indiziert erachtet, 
aber die Kräfte des Pat. als zu gering für diesen Eingriff schätzt. Wahrscheinlich 
kann man auch bei der Behandlung in anderen Fällen von chronischen Geschwüren, 
sowie bei gefährlichen (besonders bei wiederholten) Blutungen oder bei heftigen 
Schmerzen bei penetrierenden Geschwüren ohne Stenosensymptome gute Hilfe 
von einer temporären Gastrostomie erwarten. 

Klar ist es, daß man, wenn eine Perforation in einem Sanduhrmagen ein- 
getreten ist, und man nicht Gelegenheit hat, in derselben Sitzung, in der man das 
geborstene Geschwür schließt, auch auf eine zufriedenstellende Weise die Stenose 
zu heben, eine temporäre Fistel oral von dieser machen muß.« 


® Lennander, Ein Fall von Dünndarmvolvulus mit einem Meckel’schen Divertikel nebst 
einigen Worten über »subakuten Ileus« und über Gastrostomie bei Dünndarmparalyse. Dtsch. 
Zeitschr. f. Chir. Bd. LXXXVI (1906); Hygiea (schwedisch) 1906. 
~ & Gauthier et Pinatelle, De la gastrostomie dans certaines formes de péritonite. 
Province méd. 1906. Nr.24. Ref. Zentralbl. f. Chir. 

5 K. G. Lenna nder, Temporäre Gastrostomie bei Magen- oder Duodenalgeschwüren, 
besonders bei perforierten Geschwüren mit gleichzeitiger Retention. Hygiea 1907 ai 
Deutsche Zeitschrift f. Chir. Bd, XCII. S. 297. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 40. 123 


Diese Anregungen sind, wie es scheint, im allgemeinen sehr wenig beachtet 
worden. Weder in den großen chirurgischen Handbüchern, noch in der übrigen 
Literatur findet man Angaben, die darauf deuten, daß die Drainage des Magens 
durch Gastrostomie in Fällen der oben genannten Art ein allgemeines Bürgerrecht 
erworben hat. Auch von den schwedischen Chirurgen haben nur wenige, den 
Jahresberichten der Krankenhäuser nach zu urteilen, den Wert der Gastrostomie 
für die genannten Zwecke erkannt. Erfahrungen, die von Rissler, Key und. 
Verf. gemacht worden sind, weisen indessen einstimmig in die Richtung, daß 
diese kleine, leicht auszuführende Operation ein so wertvolles Komplement ge- 
wisser bauchchirurgischer, besonders magenchirurgischer Eingriffe ist, daß sie 
gewiß eine allgemeinere Beachtung verdient, als es bis jetzt der Fall gewsen ist. 

Die direkte permanente Entlastung des Magens, die durch die Gastrostomie 
zustande kommt, ist besonders in zwei Kategorien von Fällen bedeutungsvoll. 

1) Bei lleus. Durch die Magendrainage wird der in den Magen einströmende 
Darminhalt sofort und kontinuierlich entleert, dadurch auch die oberen Darm- 
teile entlastet; die Ausdehnung der oberen Bauchteile wird beseitigt, das Zwerch- 
fell kann sich freier bewegen, und die Herzarbeit und die Respiration leidet nicht, 
wie bei in die Höhe gedrängtem Diaphragma. Besonders günstig ist der Einfluß 
auf den subjektiven Zustand des Kranken: kein Erbrechen mehr, Befreiung von 
der Empfindung der Auftreibung und Erstickung, unbegrenztes Trinken ohne 
schlimme Folgen. 

Daß eine Magenfistel an und für sich kein lebensrettendes Mittel ist, leuchtet 
ja ein. Aber bei vielen Fällen von Ileus, besonders bei Peritonitis, schwankt 
ja der Fall sozusagen zwischen Leben und Tod, und jede Maßnahme, die Momente 
von ungünstigem Einfluß beseitigen kann, vermehrt auch die Aussichten auf 
Rettung. 

2) Bei Operationen am Magen, wenn eine Nahtinsuffizienz bei Ansammlung 
von Mageninhalt nicht ausgeschlossen werden kann, und wenn ein früheres oder 
bei der Operation hervorgerufenes Hindernis für den Abfluß wegen des schlechten 
Zustandes des Pat. nicht in derselben Sitzung durch Anastomoseoperation be- 
hoben werden kann. ® 

Besonders wertvoll ist die Gastrostomie meiner Erfahrung nach bei der Opera- 
tion eines perforierten Ulcus ventriculi s. duodeni mit Peritonitis und Darm- 
parese. Hier dient sie einem mehrfachen Zweck: den toxischen Darminhalt aus 
dem Magen wegzuschaffen und die Auftreibung der oberen Bauchteile zu be- 
seitigen, dabei auch das oft mühsam genähte Geschwür vor Platzen durch Druck 
von innen zu schützen. Von großer Bedeutung ist auch, wie schon hervorgehoben 
wurde, daß man eine Operation wegen Stenose auf eine spätere, günstigere Ge- 
tegenheit aufschieben kann, wenn sie sich nicht dann, wie es ja nicht selten wider 
Erwarten der Fall ist, als überflüssig herausstellt. 

Von nicht zu unterschätzendem Wert ist auch die Möglichkeit, durch die 
Magenfistel die Beschaffenheit des Mageninhalts kontrollieren zu können und 
danach die Nachbehandlung zu regeln (Ausspülung des Magens, Zufuhr per os usw.). 
Es ist von großem Interesse, bei einem Falle von Ileus, der einen günstigen Verlauf 
nimmt, die »Wendung« im eigentlichen Sinne des Wortes zu sehen. Zuerst strömt 
der Darminhalt, anfangs vielleicht rein fäkal, dann mehr gallfarbig und nicht 
übelriechend, in großen Mengen in den Magen herein, dann hört allmählich der 
Zufluß auf, und der Mageninhalt besteht schließlich hauptsächlich aus der ver- 
schluckten Flüssigkeit. Eine gewisse Retention besteht noch eine Zeitlang, um 
allmählich durch normale Verhältnisse abgelöst zu werden. 


40* 


724 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 40. 


Die Magenfistel gibt auch die Gelegenheit, ohne Beschwerden für den Pat. 
die chemische Beschaffenheit des Magensaftes während verschiedener Phasen 
nach der Mahlzeit zu studieren und danach die Diät zu regeln, eventuell Maß- 
nahmen zur Neutralisierung bei hohen Säurewerten usw. zu treffen. 

Den auffälligsten Gewinn ergibt die Magendrainage hinsichtlich des subjek- 
tiven Zustandes. Wer Gelegenheit hat, operierte Fälle von perforiertem Magen- 
oder Duodenalgeschwür ohne Magenfistel mit solchen Fällen derselben Art zu 
vergleichen, wo die Gastrostomie hinzugefügt worden ist, wird bald die Über- 
zeugung gewinnen, daß dieser kleine Eingriff einen normalen Bestandteil einer 
Operation wegen perforierten Geschwürs bilden sollte. In jenem Falle Erbrechen, 
Auftreibung und dadurch hervorgerufene Schmerzen in der Bauchwunde, Durst, 
stetige Unruhe und Erschöpfung, schwere Qualen bei den Magenausspülungen, 
in diesem Falle kein Erbrechen, Ruhe, Genuß unbegrenzter Mengen von Wasser 
ohne Beschwerden (da ja das Wasser sofort aus der Fistel herausläuft). 


A 


Fig. 1. Kanüle zur Ausführung der Gastroenterostomie. 





Fig. 2. 


Was die technische Seite betrifft, so wird wohl die Gastrostomie am besten 
nach Witzel ausgeführt. Die aseptische Einführung des weichen Katheters in 
den Magen wird durch das abgebildete Instrument wesentlich erleichtert. Es 
besteht aus einer Kanüle in der Form einer halbzylindrischen Rinne (auf dem 
Querschnitt ein wenig mehr als die Hälfte eines Kreises) mit einer Stahlfeder ähn- 
lichen Spitze. Die schiefen Ränder der Rinne, die in die Spitze auslaufen, müssen 
sehr scharf sein. Die Kanüle ist so angepaßt, daß sie den Katheter (drei verschie- 
dene Größen, Nr. 14, 16 und 18 Charr.) dicht umschließt, doch so, daß der Ka- 
theter in der Rinne gleiten kann®. 

Die Operation wird mit einer Tabaksbeutelnaht um einen quadratzentimeter- 
großen Fleck der Vorderseite des Magens angefangen. Auf jeder Seite dieser Stelle 
wird die Magenwand mit einer Hakenzange ergriffen und emporgehoben, und 
dann wird die Wand innerhalb der Kreisnaht mittels der Kanüle, die mit einem 
Katheter in der Weise armiert worden ist, daß die abgerundete Spitze desselben 
von einer Ebene durch die schiefen Ränder der Kanüle tangiert wird, durchbohrt. 
Das’ Durchstechen kann durch einen kleinen Schnitt in die Serosa-Muscularis 
erleichtert werden. Jetzt wird die Kanüle herausgezogen, während der Katheter 


6 Das kleine Instrument wird von Stille-Werner; Stockholm, hergestellt. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 40. 125 


zurückbleibt; da die Kanüle eine offene Rinne ausmacht, kann sie dann sofort 
von dem Katheter getrennt und das erweiterte Ende des Katheters behalten 
werden, was für die Anfügung einer Rohrleitung von Nutzen ist. 

Schließlich wird die Tabaksbeutelnaht geknüpft, der Katheter wird wie ge- 
wöhnlich einige Zentimeter invaginiert und mittels einer Chromcatgutnaht, even- 
tuell der Invaginationsnaht, an der Magenwand an der Austrittsstelle aus derselben 
befestigt. Ich pflege nicht den Magen an der Bauchwand zu befestigen, sondern 
lasse ihn vollständig frei und den Katheter ganz einfach zwischen einigen 
Nähten der Bauchwand, die auf gewöhnliche Weise vollständig geschlossen wird, 
austreten. 

Nach etwa einer Woche ist der Katheter gewöhnlich lose und wird dann, 
wenn alles gut geht, ohne weiteres entfernt. 

Das Instrument kann natürlich auf dieselbe Weise für die Enterostomie, 
nach üblicher Absperrung der Darmpartie, gebraucht werden. 


—— a 





1) Crile. Notes on military surgery. (Annals of surgery 1915. Nr. 1. 
Juli.) 

Gleich nach Ausbruch des Weltkrieges 1914/15 wurde von den in Paris 
lebenden Amerikanern eine Ambulanz von 450 Betten eingerichtet, in der zahl- 
reiche weiße und farbige Engländer und Franzosen behandelt wurden. Als Be- 
täubungsmittel wurde mit Vorliebe Lachgas und Äther angewandt; die weißen 
französischen Soldaten hatten meistens ein ziemlich ausgedehntes Exzitations- 
stadium. Fast alle Wunden waren infiziert, was auf die infolge des Schützen- 
grabenkrieges verschmutzte Haut zurückgeführt wurde. Gasphlegmonen kamen 
am häufigsten bei Granat- und Schrapnellverwundungen vor. Übrigens wurde 
der Gas- und Tetanusbazillus in manchen Wunden nachgewiesen, ohne daß es 
zur Gasphlegmone und zum Tetanusausbruch kam. Der Tod ist bei Gasphleg- 
mone durch strukturelle Veränderungen im Gehirn-, Leber- und Nebennieren- 
gewebe bedingt. Nächst der Wundinfektion wurden die meisten Todesfälle 
durch Shock und Erschöpfung verursacht. Eine große Anzahl erfrorener Füße 
wurde beobachtet, die auf das Stehen im Schützengrabenwasser und das Ein- 
schrumpfen von Schuhen und Gamaschen zurückgeführt wurden. Nach Ansicht 
des Verf.s haben wir bisher kein wirksames chemisches Mittel, das die Wund- 
infektion nach ihrem Ausbruch niederringt; alle Laboratorien sollten sich jetzt 
mit dieser Frage beschäftigen und sie zu lösen suchen. 

Herhold (z. Z. im Felde). 


2) Körber. Chirurgische Gesichtspunkte für das Feldlazarett 
auf Grund bisheriger Erfahrungen. (Med. Klinik 1915: Nr. 34:) 

Die Erfahrungen des Feldlazarettes, die hier veröffentlicht werden, wurden 
teils im Bewegungskriege, teils während des langdauernden Stellungskampfes 
gewonnen. Einzelne besonders wichtig gewordene chirurgische Gesichtspunkte 
werden herausgehoben, so der grundsätzliche Unterschied zwischen Infanterie- 
und Artillerieverletzungen. Für die Granatverletzungen kommt nicht, wie für 
die Infanterieverletzungen, als oberster Grundsatz bei Knochenbrüchen »Schienung 
und Ruhe«in Betracht, sondern diese erfordern, ebenso wie die Verletzungen durch 
Fliegerbomben, Handgranaten, Minenwerfer usw. zweifellos eine von.der üblichen 
Wundbehandlung vollkommen abweichende Behandlung, die in sofortiger breiter 


726 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 40. 


Eröffnung aller Gänge und Taschen besteht, Entfernung aller toten Gewebsfetzen 
und, wenn irgend möglich, des die Infektionskeime tragenden Splitters. Absolut 
sicher hat sich der Wert der radikalen Behandlung aller Granat- und verwandter 
Verletzungen der Gasgangrän gegenüber erwiesen. Bezüglich der Behandlung der 
Bauchschüsse steht der Verf. im wesentlichen auf dem Standpunkte, wie ihn 
Perthes und Körte ausgesprochen haben. Das exspektative Verhalten ist das 
regelmäßige, durch die tatsächlichen Feldverhältnisse uns einfach aufgenötigte. 
Kommt jedoch der Bauchschuß unter insgesamt günstigen Bedingungen (er- 
fahrungsgemäß durchschnittlich bis zu den ersten 8 bis 12 Stunden) und mit nicht 
von vornherein aussichtsiosem Allgemeinbefinden in eine chirurgische Behand- 
lung, dann ist die Operation weit sicherer als die abwartende Behandlung, und 
also unbedingt anzuraten. Der relativ günstigen Prognose beim abwartenden 
Verhalten, wie man sie vielfach in der Literatur findet, kann für alle Fälle wirklich 
intraperitonealer Darmschußverletzung leider nicht zugestimmt werden. 
B. Valentin (Berlin). 


3) Paul Hoffmann (Würzburg). Weiteres über das Verhalten 
frisch regenerierter Nerven und über die Methode, den Er- 
folg einer Nervennaht frühzeitig zu beurteilen. (Med. Klinik 
1915. Nr. 31.) 

In einer früheren Nummer der Med. Klinik hatte H. eine Methode beschrieben, 
nach der es möglich ist, festzustellen, ob ein genähter Nerv auswächst noch bevor 
eine motorische oder sensible Wiederherstellung zu finden ist. (Ref. s. dieses 
Zentralblatt.) Die Methode besteht darin, daß man die auswachsenden sen- 
siblen Fasern des Nerven distal von der Nahtstelle reizt, wodurch man im positiven 
Falle eine Empfindung auslöst, die in das sensibel gelähmte Gebiet des unter- 
brochenen Nerven verlegt wird. Die Reizung erfolgt mechanisch durch Klopfen 
auf das den Nerven umgebende Gewebe, ungefähr so wie man bei der Perkussion 
klopft, nur mit gestrektem Finger. Der Unterschied eines normalen Nerven gegen- 
über dem frisch regenerierten ist der, daß der normale eine außerordentlich viel 
höhere Reizschwelle hat als der regenerierte, das heißt die aufzuwendenden Reiz- 
stärken sind für den normalen Nerven sehr viel größer. Die meisten Patt. be- 
zeichnen die Empfindung als Stechen; die Lokalisation ist offenbar sehr leicht. 
Je länger das regenerierte Nervenstück wird, um so größer wird die Zone sein, in 
der durch das Klopfen die Empfindung hervorgerufen wird. Es wurde niemals 
beobachtet, daß eine Regeneration begann, dann aber nicht weiter fortkam. Wenn 
einmal der Widerstand der Narbe überwunden ist, dann ist die Aussicht für voll- 
kommene Wiederherstellung eine sehr gute. B. Valentin (Berlin). 


4) E. Jung. Il lavaggio del peritoneo con l’etere solforico. (Clin. 
chir. XXIII. 4. 1915.) 

Zur Prüfung von Morestin’s Empfehlung der Ätherbehandlung bei akuter 
Peritonitis hat Verf. die Ätherwaschung am gesunden und entzündeten Bauchfell 
im Tierexperiment vorgenommen. Er unterscheidet unmittelbare und Spät- 
wirkungen. Die unmittelbaren Folgen sind lokaler und allgemeiner Art. Lokal 
bewirkt die rasche Verdampfung des Äthers eine vorübergehende Vasokonstriktion 
der Darmgefäße, die später Dilatation zeigen, wobei gleichzeitig ein rascher und 
ziemlich ausgedehnter Temperaturabfall in der Bauchhöhle erfolgt, der als shock- 
bewirkendes Moment in Frage kommt. Weiterhin zeigen die Darmschlingen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 40. 727 


starke Rötung und Spasmus der Muscularis, die ebenfalls für den Shock von Be- 
deutung sind. . Die Allgemeinsymptome sind durch die rasche Resorption des 
Äthers bedingt, die allein den Tod bewirken kann. Das entzündete Bauchfell hat 
geringeres Resorptionsvermögen, so daß die Allgemeinsymptome bei eitriger Peri- 
tonitis nicht so intensiv auftreten. Die Resorption wird jedoch durch den Druck 
begünstigt, unter dem die in der Bauchhöhle eingeschlossenen Ätherdämpfe stehen. 
Die in vitro festgestellte bakterizide Wirkung des Äthers kommt wegen der Schnel- 
ligkeit der Verdampfung innerhalb des Bauchfells nicht zur Geltung. 

Die Spätwirkungen der Ätherwaschung zeigen sich vor allem an der Serosa 
(nur in Ausnahmefällen zeigen die Nieren schwere Alterationen), die nach an- 
fänglicher Hyperämie serös-hämorrhagische Entzündung mit anschließender 
starker Adhäsionsbildung zeigt. 

Weiterhin ergaben die Tierexperimente keinerlei therapeutischen Erfolg bei 
der Hundeperitonitis; bei Kaninchen wurde der Tod unzweifelhaft beschleunigt. 
Bei septischer Peritonitis der Hunde scheint die Ätherwaschung den Tod etwas 
verzögert zu haben, bei Kaninchen wurde er wie bei einfacher Peritonitis be- 
schleunigt. 

Verf. verwirft auf Grund dieser experimentellen Tatsachen die Morestin- 
sche Methode, die er als viel zu gefährlich betrachtet. 

M. Strauss (Nürnberg). 


5) Emil Schepelmann (Bochum). Klinische Erfahrungen mit 
meiner Methode der plastischen Ascitesdrainage. (Archiv f. 
klin. Chirurgie Bd. CVI. Hft. 4.'S. 663.) 

Schon bei früheren Versuchen an Tieren hatte S. versucht, eine dauerhafte 
Drainage der Bauchhöhle durch Ableitung der Ascitesflüssigkeit in das subkutane 
Fettgewebe mittels formolgehärteter menschlicher Varicen oder Kaninchenaorta. 
Nach diesen Voruntersuchungen, die die Brauchbarkeit der Methode erwiesen 
hatten, ging er zur Anwendung beim Menschen über und hatte bisher viermal Ge- 
legenheit seine Methode zu prüfen. Nur im ersten Falle kamen menschliche Va- 
ricen zur Anwendung, später die bei weitem größeren und härteren Kalbsaorten, 
von denen stets eine größere Zahl vorrätig sein muß. Die Technik ist einfach: 
neben dem Nabel wird beiderseits ein bogenförmiger Schnitt geführt, das ab- 
geschrägte dicke Ende der Aorta 1!/, Querfinger in die Bauchhöhle hineingeschoben 
und dicht mit Bauchfell umsäumt. Die Operation wurde stets in Lokalanästhesie 
ausgeführt. Als Kontraindikationen gegen den Eingriff gelten alle entzündlichen 
Formen der Bauchwassersucht, namentlich die .tuberkulöse Peritonitis oder die 
Karzinose des Bauchfells. Genaue Krankengeschichten der 4 Fälle mit Abbil- 
dungen. | B. Valentin (Berlin). 


6) Enderlen und Sauerbruch. Die operative Behandlung der 
Darmschüsse im Kriege. (Med. Klinik 1915. Nr. 30. S. 823.) - 

In den früheren Kriegen, so vor allem im afrikanischen, russisch-japanischen 
und dem Balkankriege, entstand die Überzeugung, daß es am besten sei, Soldaten 
mit Bauchschüssen ausschließlich konservativ zu behandeln. Erst als E. bei einer 
` Kriegstagung starke Zweifel an der Berechtigung der konservativen Behandlung 
aussprach und für die Operation eintrat, kam die Frage erneut in Fluß. Das 
wichtigste Ergebnis der gemeinsamen Aussprache in Brüsselist die Feststellung, daß 
Darmverletzungen keineswegs so gutartig sind, wie man bisher annahm. Ein 


728 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 40. 


großer Fortschritt in der ganzen Diskussion der vorliegenden Frage war die scharfe 
Trennung zwischen Bauch- und Darmschüssen, die schon von E. frühzeitig als 
notwendig erachtet, bisher aber keineswegs in den vorliegenden Berichten überall 
durchgeführt worden war. Wegen der großen praktischen Bedeutung der opera- 
tiven Behandlung der Darmschüsse berichten nun E. und S. über ihre Erfahrungen 
im Zusammenhang. Im ganzen wurden von ihnen 227 Bauchverletzte operiert; 
darunter fanden sich 211 Darmschüsse und 16 Bauchschüsse ohne Darmver- 
letzung;; dazu kommen 52 genau klinisch und pathologisch-anatomisch beobachtete 
Darmschüsse, bei denen eine Operation nicht ausgeführt wurde. Spontanheilungen 
bei Bauchschüssen sind an sich möglich, nur sind diese Fälle nicht sehr häufig; 
vielmehr kommt es im allgemeinen bei Darmschüssen im Kriege genau wie im 
Frieden zu einer tödlichen Peritonitis. Das pathologisch-anatomische Bild bei 
den Darmschüssen ist außerordentlich wechselnd. Von 52 genau klinisch und 
später pathologisch-anatomisch untersuchten Darmverletzungen, die konservativ 
behandelt wurden, endeten trotz anfänglich günstigen Verlaufes 46 bereits in den 
Feldlazaretten innerhalb der ersten Tage tödlich; drei weitere gingen in den Kriegs- 
lazaretten an Kotfisteln zugrunde, und nur 3 konnten in die Heimat gebracht 
werden; das entspräche, wenn man annimmt, daß diese genesen sind, einer Mor- 
talität von 94%,. Der Vergleich der von E. und S. unabhängig gemachten persön- 
lichen Erfahrungen hat ergeben, daß keiner von beiden einen sicheren Darmschuß 
spontan heilen sah. In sehr vielen Fällen ist die Entscheidung, ob der Darm bei 
einem Bauchschuß verletzt ist oder nicht, schwierig zu stellen. Großes Gewicht 
wird auf den Nachweis der kostalen Atmung gelegt, die ein fast untrügliches 
Zeichen für eine intraperitoneale Verletzung ist. Die Operation ist unbedingt an- 
gezeigt bei allen schweren intraperitonealen Blutungen und bei Verletzung des 
Magen-Darmkanals; ebenso muß operiert werden, wenn ein Netz- oder Darm- 
vorfall besteht. Je früher die Operation ausgeführt wird, desto günstiger die 
Prognose. Im allgemeinen sollte man sich nach 12 bis 14 Stunden nur noch bei 
sehr gutem Allgemeinzustand zur Operation entschließen. Die Schnittrichtung 
hängt von dem Sitze des Ein- und häufig von dem Sitze des Ausschusses ab, es 
erscheint zweckmäßig, den Schnitt stets so anzulegen, daß der Einschuß in ihn 
hineinfällt. Die Darmwunden werden in doppelter Reihe fortlaufend genäht, 
ohne Anfrischung der Wundränder; von der Spülung mit Kochsalzlösung wurde 
in ausgiebiger Weise Gebrauch gemacht. Dickdarmverletzungen sind als be- 
sonders ungünstig zu bezeichnen. Von den 211 operierten Darmverletzten wurden 
94 = 44,4% geheilt. Der Schluß sei hier wörtlich wiedergegeben: »Es ist unrichtig, 
hier von aussichtslosen Operationen zu sprechen, wie das mehrmals geschah, wenn 
man daran denkt, wie gut die Etfolge bei frühzeitiger Operation sind. Vor allen 
Dingen sollte man aber nicht übersehen, daß Soldaten, die nach einer Darmver- 
letzung geheilt werden, vollwertige lebens- und arbeitsfähige Menschen sind, die 
nicht als Krüppel aus dem Kriege heimkehren. Fast will es uns scheinen, als wenn 
bei allgemeiner Anerkennung und Durchführung unseres Standpunktes die Behand- 
lung der darmverletzten Soldaten mit zu den befriedigendsten Aufgaben des 
Kriegschirurgen gehört.« B. Valentin (Berlin). 


7) Sturm. Beiträge zur pathologischen Anatomie des Wurm- 
fortsatzes. Mit2 Abbildungen im Text. (Frankfurter Zeitschrift f. Patho- 

logie Bd. XVI, Hft. 3.) 
Auf Grund eines Falles von Hedinger und zweier eigener Fälle (Nauwerck) 
kommt Verf. zu:dem Schluß, daß es sich bei der Entstehung der angeborenen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 40, 1729 


Appendixdivertikel, die nur bei auch anderweitig mißbildeten Früchten beobachtet 
wurden, um eine Exzeßbildung handelt, um einen lokalen Gewebsexzeß, der sich 
in den Lieberkühn’schen Krypten abspielt, im Sinne einer lokalen Mißbildung. 
. Für die äußerst selten zu beobachtende Kugelbildung im Wurmfortsatz 
(Myxoglobulose von Hansemann), die im ganzen 6mal nach abgelaufener Ent- 
zündung mit Obliteration der Einmündungsstelle des Wurmfortsatzes in den 
Blinddarm beobachtet wurde, nimmt Verf. in Übereinstimmung mit den früheren 
Autoren an, daß die Bildung von Kugeln innerhalb von Hohlräumen derWandung, 
die mit der Wurmfortsatzlichtung in Verbindung stehen, in seinem Falle innerhalb 
von Dehnungsdivertikeln, erfolgt. Warum Hydrops des Wurmfortsatzes relativ 
häufig, Kugelbildung ungemein selten ist, läßt sich nicht sagen. 
Engelhardt (Ulm). 


8) Castle. Cystic dilatation of the vermiform appendix. (Annals 
of surgery 1915. Nr.5. Mai.) . 

Die cystische Erweiterung des Wurmfortsatzes ist eine im allgemeinen seltene 
Erkrankung, im ganzen sind in der Literatur etwa 85 bis 256 Fälle zu finden.» Als 
häufigste Ursache kommt die Verengerung der Lichtung nach geschwürigen Vor- 
gängen in Betracht; die Diagnose ist nicht leicht, Verwechslungen mit Ovarial- 
cysten z. B. möglich. Die Cystenwand ist dünn und kleinzellig infiltriert, die 
Epithelzellen der inneren Fläche sind abgeflacht, der Inhalt ist meist schleimig. 
Ein beobachteter Fall, in welchem die cystische Erweiterung des Wurms einen 
Umfang von 16 cm und eine Länge von 7,5 cm hatte, wird beschrieben, der Inhalt 
bestand aus einer gelatinösen Masse. Herhold (z. Z. im Felde). 


9) V. Craglietto. Tre osservazioni di diverticolo di Meckel. 
(Policlinico, sez. prat. XXI. 19. 1914.) 

Bericht über drei Fälle von Meckel’schem Divertikel, die operativ geheilt 
wurden. In einem Falle handelte es sich um eine Nabelfistel, die 2 Jahre nach der 
Geburt spontan erschienen und durch das am Nabel perforierte Divertikel 
bedingt war. Der zweite Fall zeigte das Divertikel in einer Littre’schen Hernie, 
in der bereits sich eine Kotfistel gebildet hatte. Im dritten Falle endlich kam es 
zu lleus durch innere Einklemmung. Verf. betont, daß all diese Zustände ein 
entzündetes Divertikel zur Voraussetzung haben und weist auf die Schwierigkeiten 
gegenüber der Diagnose der Appendicitis hin. M. Strauss (Nürnberg). 


10) Moscheowitz. The pathogenesis of umbilical hernia. (Annals 
of surgery 1915. Nr. 5. Mai.) 

Die Fascia transversa ist am Nabel besonders stark (Richet), so daß hier ein 
Bruch nicht entstehen könnte, wenn er nicht durch das Hindurchtreten der Ar- 
terien, Venen und des Urachus begünstigt würde. Theoretisch können fünf Arten 
von Nabelbrüchen eintreten: 1) Durch die Öffnung für die rechte, 2) für die linke 
Nabelarterie, 3) für den Urachus, 4) für die Nabelvene und 5) durch eine krankhaft 
verdünnte Stelle der Fascia transversa. Praktisch ist die bei weitem häufigste 
die Hernie, welche durch die Öffnung für die Vena umbilicalis tritt. Das Eintreten 
des Nabelbruchs wird dadurch begünstigt, daß die Vena umbilicalis obliteriert. 
Die Bedeckungen eines solchen Nabelbruches sind Haut, subkutanes Fett — nur 
im oberen Teil —, dünne obere Fascie, dünne Fascia transversa, Bauchfell. Alle 
diese Lagen sind praktisch zu einer Schicht verschmolzen. 

Herhöld (z. Z. im Felde). 


730 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 40. 


11) Ribbert. Experimentelle Magengeschwüre. Mit 7 Abbildungen 
im Text. (Frankf. Zeitschrift f. Pathologie Bd. XVI. Hft. 3.) 

Experimente mit Gefrierenlassen des Magens lehrten den Verf., daß bei kleinen 
Geschwüren durch Herübergleiten der benachbarten Schleimhaut auf den Defekt, 
wodurch die Einwirkung des Magensaftes ferngehalten wurde, Heilung möglich 
ist. Bei großen können durch eine, durch die Verdauung hervorgerufene Ent- 
zündungderSubmucosa, die fixierten Schleimhautränder nicht mehr den Geschwürs- 
grund bedecken, und eine Heilung kommt nicht zustande. Für die Heilung großer 
Geschwüre am günstigsten ist es, wenn der Magen leer oder nur wenig gefüllt 
bleibt und die verdauende Kraft des Magensaftes möglichst herabgesetzt wird. 
Weitere Experimente zeigten, daß auch normale Gewebe, die nicht durch Gefrieren 
geschädigt waren, verdaut wurden, wenn sie in den Bereich der Geschwürsbildung 
gerieten. Eine Heilung kann also nie zustande kommen, so lange der Magensaft 
den Geschwürsgrund angreifen kann. Engelhardt (Ulm). 


12) Martin and Carroli. The röle of gastro-enterostomy in the, 
treatment of ulcers. (Annals of surgery 1915. Mai. Nr. 5.) 

Die Verff. hatten Gelegenheit, eine Frau zu relaparotomieren, bei der vor 
Jahren wegen Magengeschwürs eine Verbindung des Magens mit dem unteren 
Ileum gemacht war, ohne daß der Ernährungszustand gelitten hatte. Es war 
dieses nur dadurch zu erklären, daß die Speisen vom Magen nicht durch die Gastro- 
enterostomieöffnung, sondern nach wie vor durch den Pylorus gegangen waren. 
Die Gastroenterostomieöffnung erfüllt, wie bereits bekannt, nur dann ihren Zweck 
wenn der Pylorus undurchgängig ist; sie hat bei Magengeschwüren nur dann Wert, 
wenn die Geschwüre in der Nähe des Pylorus sitzen und einen spastischen Ver- 
schluß desselben herbeiführen. Aus diesen Gründen zweifeln die Verff. den Wert 
der Gastroenterostomie bei Magengeschwüren an und empfehlen die Resektion 
statt dessen. Durch diese letztere wird außerdem die Gefahr des Rezidives und des 
Übergehens des Geschwürs ins Karzinom verhütet. Nur in Fällen von gutartiger 
Stenose des Pylorus soll nach Ansicht der Verff. die Gastroenterostomie zuge- 
lassen werden, in welchen der Pylorus dauernd fast gänzlich geschlossen ist. Der 
künstliche Verschluß des Pförtners nach Eiselsberg, Wilms u.a. wird als un- 
physiologisch verworfen. Herhold (z.Z. im Felde). 


13) Koch. Über chronische Entzündung der pylorischen Magen- 
wand als Grundlage der gutartigen Pylorushypertrophie des 
Erwachsenen. Mit 3 Abbildungen im Text. (Frankf. Zeitschrift f. Pa- 
thologie Bd. XVI. Hft. 2.) 

Chiari hat die idiopathische Pylorushypertrophie in vier Abteilungen ge- 
schieden: 

1) Die gutartige Pylorushypertrophie von Cruveilhier, die auf einer gut- 
artigen Wucherung des Bindegewebes beruht, und deren wahrscheinlich ganz 
verschiedenartige Pathogenese noch weiterer Aufklärung bedarf. 

2) Die angeborene Pylorusstenose mit oder ohne muskuläre Hypertrophie. 

3) Hypertrophische Pylorusstenose bei Säuglingen. 

4) Rein muskuläre Pylorushypertrophie bei Erwachsenen ohne sonstige 
pathologische Veränderungen »gerettete Säuglingshypertrophie«. 

Seine eigenen Fälle gehören bis auf zwei dem ersten Typus des Chiari’schen 
Schemas an, undsind als gutartige, entzündliche, bindegewebig-muskuläre Pylorus- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 40. 731 


hypertrophien zu bezeichnen. Verf. schließt daher: »Ein erheblicher Teil der gut- 
artigen erworbenen Pylorushypertrophien beruht auf einer echten Entzündung 
des Pylorus, die mit Bindegewebsdurchwachsung ausheilt und den Muskel durch 
Bewegungshinderung zu einer Arbeitshypertrophie veranlaßt.« 

Engelhardt (Ulm). 


14) Douglas. The surgical treatment of gastrocoloptosis. (Annals 
of surgery 1915. Mai. Nr. 5.) 

' Verf. hält die Operation bei Gastroptose dann für angezeigt, wenn Bettruhe, 
Mastkur und Leibstütze nicht zum Ziele führen. Ein ideales Operationsverfahren 
fehlt zurzeit noch, Verf. wandte in 10 näher geschilderten Fällen die Verkürzung 
des Lig. gastrohepaticum mit Naht. des Lig. gastrocolicum in einer Ausdehnung 
von 6—7 Zoll an das Bauchfell der vorderen Bauchwand etwa 2 Zoll oberhalb des 
Nabels an. Es handelte sich nur um weibliche Patt.; 7 wurden merklich gebessert 
oder geheilt, sie nahmen durchschnittlich 23 Pfund zu. Eine Röntgenaufnahme 
unmittelbar vor der Entlassung aus dem Krankenhaus zeigte den Magen in guter 
Lage; spätere, nach 8Monaten bis 2 Jahren angefertigte Aufnahmen zeigten wieder 
eine Senkung, doch stand der Magen in keinem Falle so tief als vor der Operation. 
Die Operation allein genügt nur in seltenen Fällen, sie muß stets mit Liege- und 
Mastkur verbunden werden, eine passende Unterleibsbandage ist dauernd zu 
tragen. Herhold (z. Z. im Felde). 


15) P. Gazzara. L’indicazione della esclusione pilorica col metodo 

‘del Parlavecchio. (Policlinico, sez. prat. XXI.-18. 1914.) 

Kurzer Hinweis auf zwei Fälle von Perforation eines Duodenalgeschwürs, 
die durch’'Naht mit anschließender Gastroenteroanastomose und Pylorusausschal- 
tung nach Parlavecchio rasch und sicher geheilt wurden. Verf. betont die 
Notwendigkeit der völligen Ruhigstellung des perforierten Darmes, die erst die 
ungestörte Heilang verbürgt. _ Strauss (Nürnberg). 


16) Hans Finsterer (Wien). Nochmals zur Technik der Magen- 
resektion. (Archiv für klin. Chirurgie Bd. CVII. Hft. 1.) 


17) Hans v. Haberer (Innsbruck). Sachliche Berichtigung zu vor- 
stehenden Bemerkungen Finsterer’s. (Ibid.) 
Polemik zwischen F. und H., vor allem in bezug auf Prioritätsansprüche, die 
F. zur Technik der Magenresektion erhebt. Sachlich Neues kommt dabei nicht 
zutage. B. Valentin (Berlin). 


18) Gibson. The tongue-depressor gastro-enterostomie clamp. 

“(Annals.of surgery 1915. Nr. 5. Mai.) 

Verf. benutzt bei Gastroenterostomien zum Abklemmen des zu vereinigen- 
den Magen- und Darmstückes statt der üblichen Darmklemmen zwei bis drei 
gewöhnliche Holzzungenspatel, die an den Enden durch steriles Gummiband 
aneinander gehalten werden. Das Abnehmen dieser improvisierten Klammer 
soll mit größerer Leichtigkeit als das der gewöhnlichen Klammern ausgeführt 
werden können. Herhold (z. Z. im Felde). 


732 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 40. 


19) Carman. The röntgenologic findings in three cases of di- 

verticulitis of the large bowel. (Annals of surgery 1915. Nr. 3. März.) 

Die Divertikulitis, die auf einer außerhalb der Schleimhaut liegenden chroni- 
schen proliferierenden Entzündung beruht, ist durch das Röntgenbild oft schwer 
nachzuweisen, da der den Darm füllende Bismutbrei entweder wegen Enge der 
Öffnung oder wegen Anfüllung des Divertikels mit Kot in das letztere nicht ein- 
zudringen vermag. Verf. beschreibt drei Fälle, in welchen sich die Divertikula 
im Röntgenbilde durch deutliche runde Schatten vom Darme abhoben. Vom Darm- 
karzinom unterscheiden sich diese Schatten dadurch, daß sie symmetrisch rund 
gestaltet sind. Durch Abführmittel können mit Kot gefüllte Divertikel entleert 
und dadurch für die Bismutfüllung geeignet gemacht werden. 

Herhold (z. Z. im Felde). 


20) J. Wiener. A new operation for stricture of the rectum or 
sigmoid. (Surgery, gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr. 2. 1915. 
Februar.) i 

Bei einem 63jährigen, an hochgradiger Arteriosklerose und Herzerweiterung 
leidenden Herrn ging W. so vor, daß er nach Laparotomie durch den linken Rectus 
die verengte Stelle, die 5 Zoll vom After entfernt lag, allmählich über ein vom After 
her eingeführtes Bougie hinüberleitete und das Bougie dann durch dickere ersetzte. 

Das dickste blieb 18 Stunden liegen, mußte dann aber wegen Schmerzen entfernt 

werden. Obwohl sich der Kranke der vorgeschlagenen Fortsetzung der Bougie- 

rung entzog, konnte W. doch nach etwa 4 Wochen mit Leichtigkeit noch ein dickes 

Bougie durchführen. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


21) Joh. Kumaris (Athen). Milzdermoid und Wandermilz. (Archiv 
für klin. Chirurgie Bd. CVI. Hft. 4. S. 699.) 

Der hier veröffentlichte Fall von komplizierter Dermoidcyste der Milz kann 
als der erste in der Literatur gelten. Es handelte sich um eine 40jährige Frau, die 
seit 5 Jahren ein stets zunehmendes Vortreiben des Leibes bemerkte. Die Opera- 
tion wurde unter der Diagnose Ovarialkystom vorgenommen; dabei zeigte sich 
im Leibe eine übermannskopfgroße Geschwulst, die durch einige feste Verwach- 
sungen mit den Darmschlingen sich nur schwer zugängig machen ließ. Aus dem- 
selben Grunde war an eine Exstirpation nicht zu denken; bei der Punktion ent- 
leerten sich einige Liter einer ganz eigenartigen Flüssigkeit, die zum Teil aus 
einer großen Menge von regelmäßigen, runden, weißen, schrotähnlichen Kügelchen 
bestand. Außerdem wurde aus der Cystenwand eine ganze Menge von Haar- 
büscheln herausbefördert. Die dislozierte Milz, aus der die Cyste herausgewachsen 
war, lag dicht am Uterus. B. Valentin (Berlin). 


22) Hubbard and Kimpton. Gallstones. (Annals of surgery 1915. Nr. 5. 

Mai.) 

Bericht über 220 Gallensteinoperationen, die an 55 Männern und 182 Frauen 
— 1 Mann auf 3 Frauen — ausgeführt wurden. Der jüngste Mann war 20, der 
älteste 60 Jahre, die jüngste weibliche Person 15, die älteste 78 Jahre. 60% 
der Fälle fielen bei Männern in die Zeit zwischen 30 und 50 Jahren, bei Frauen 
entfiel die Majorität der Fälle in die Zeit zwischen 30 und 40. Die Operations- 
sterblichkeit betrug 13%,, in der Mehrzahl der Fälle wurde nach der Operation 
dauernde Heilung erzielt. Herhold (z. Z. im Felde). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 40. 733 


23) H. W. Wightman (Omaha). Accessory cystic duct. (Western 
med. review 1915. April.) 

Bei einer wegen chronischer Gallenblaseninfektion ausgeführten Cholecyst- 
ektomie fand sich ein akzessorischer Ductus cysticus, der in der Hinterwand der 
Gallenblase im unteren Drittel des Gallenblasenkörpers einmündete (s. Skizze). 

Mohr (Bielefeld). 


24) Sweet and Simons. Some experiments of the surgery of the 
pancreas. (Annals of surgery 1915. März. Nr. 3.) 

Die Verff. pflanzten den Kopf des Pankreas nach Abtrennen des Proc. un- 
cinatus und Unterbindung der Ausführungsgänge durch eine longitudinale Öffnung 
indas Innere einer Dünndarschlinge bei Hunden. Durch nachträgliche Laparotomie 
konnte festgestellt werden, daß sich die Ausführungsgänge des in die Darmlichtung 
hineinragenden Pankreaskopfes wieder hergestellt hatten, und daß nennenswerte 
pathologische Veränderungen am Pankreaskopf nicht eingetreten waren. Würde 
auf die unterbundenen Ausführungsgänge vor der Einpflanzung in den Darm 
Netz eingepflanzt, so blieben die Ausführungsgänge verschlossen. Wenn die 
Einpflanzung des Pankreaskopfes nur durch Serosa und Muscularis bis zur Schleim- 
haut ausgeführt wurde, trat Pankreasentzündung ein. Die Verff. schließen aus 
ihren Versuchen, daß eine Anastomose zwischen Bauchspeicheldrüse und Darm 
möglich ist. Herhold (z. Z. im Felde). 


25) W. Linder. Acute hemorrhagic pancreatitis, (Surgery, gynecology 
and obstetrics Vol. XX. Nr.4. 1915. Februar.) 

Von den acht Patt., unter denen nur ein Mann war, sind vier gestorben, davon 
eine Frau am 74. Tage nach der Operation an Blutung. Die Diagnose kann auch 
nach der Baucheröffnung noch unsicher sein, besonders gegenüber mesenterialer 
Thrombose und hohem Darmverschluß. L. empfiehlt, möglichst bald das Pankreas 
freizulegen und dort nach der charakteristischen serös-blutigen, geruchlosen Flüssig- 
keit zu suchen. Außerdem legt er Wert auf den Befund am Netz, dessen Kon- 
sistenz er bei Pankreaserkrankung verändert fand; es ist nicht mehr fettig-Ölig 
anzufühlen, sondern vielmehr körnig und griesig. Das findet man sogar bei Gallen- 
steinoperationen, sowie das Pankreas irgendwie beteiligt ist. 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 








26) E. Hayward (Berlin). Eine einfache Methode der Reamputa- 
tion. (Med. Klinik 1915. Nr. 32.) 

Die Reamputationsmethode, wie sie hier beschrieben wird, wurde zuerst von 
Mühsam bei zahlreichen Unfallkranken angewendet; sie hat sich auch jetzt bei 
Reamputationen Kriegsverletzter wieder bewährt. Ohne Abbildungen, die dem 
Original beigegeben sind, ist die Erklärung beinahe umständlicher als die ganze 
Operation. Die Narbe mit dem vorstehenden Knochenstumpf wird zirkulär 
genau an der Stelle umschnitten, an welcher die Epithelschicht in die gesunde 
Haut übergeht. Auf diesen Schnitt setzt man zwei in der Längsrichtung, also 
parallel zur Achse des Gliedes verlaufende Inzisionen. Nunmehr wird der Knochen, 
an dessen Stumpf noch die granulierende Fläche sitzt, so weit abgetragen, daß 
die beiden Lappen ihn gut decken. Der Vorteil der Methode liegt darin, daß 
lediglich derjenige Teil des Stumpfes entfernt wird, der zu dem lästigen Ulcus 


734 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 40. 


prominens die Veranlassung gibt: der Knochen, während alle übrigen Schichten, 
einschließlich der Muskulatur, die vollkommen erhalten bleibt, als Deckmaterial 
Verwendung finden. B. Valentin (Berlin). 


27) M. Gerulanos (Athen). Über Muskelüberpflanzungen am Schul- 
tergürtel. (Archiv für klin. Chirurgie Bd. CVII. Hft. 1.) 

Es werden zwei Fälle genau beschrieben, bei denen der gelähmte Musculus 
serratus durch Überpflanzung des Musculus pectoralis major nach Samter ersetzt 
wurde. Im ersteren Falle handelte es sich um eine traumatische Serratuslähmung, 
im anderen um eine doppelseitige kompliziertere Schultermuskellähmung, bei der 
Pectoralisüberpflanzung zum Ersatz des Musculus serratus zugleich mit einem 
Ersatz des M. cucullaris aus dem M. sacrolumbalis beiderseits ausgeführt wurde. 
Die Anheftung des Muskels an seinen neuen Bestimmungsort geschah so, daß der 
Sehnenansatz mit weiter Umschneidung des Periosts und Abmeißelung einer ent- 
sprechend großen Knochenplatte abgehoben und an seinem neuen Bestimmungsort 
subperiostal auf den Knochen, eventuell mit Anfrischung des letzteren, durch 
Silberdraht befestigt wurde. Das Resultat war in beiden Fällen ein ganz vor- 
zügliches; genaue Krankengeschichten und Abbildungen. 

B. Valentin (Berlin). 


28) Hans Hans (Limburg). Seitliche Naht des Durchschusses der 
Arteria subclavia. (Med. Klinik 1915. Nr. 33.) 

Nach den bei Kriegsaneurysmen gemachten Erfahrungen beläßt die seitliche 
Längsnaht mit U-Nähten, die allerdings unter Abplattung quer verengt, auch bei 
Verminderung des Querschnitts auf die Hälfte für die periphere Ernährung: meist 
genügend Zirkulation. Sie schafft günstig gelegene Verklebungs- und Vernarbungs- 
flächen an der Intima und erhält auch die Mitarbeit der Kollateralen. Daß selbst 
bei Durchschuß der größten operativ angreifbaren Arterie die seitliche Naht 
Gutes leisten kann, beweist der in der Überschrift gekennzeichnete Fall, der in 
Heilung ausging. B. Valentin (Berlin). 


29) Richard Morian. Beitrag zur Kreuzbänderverletzung. (Deutsche 
Zeitschrift für Chirurgie Bd. CXXXIII. S. 579.) 

M. beobachtete in der ihm unterstehenden chirurgischen Station der Huys- 
sens-Stiftung zu Essen fünf Fälle von Kreuzbänderverletzung, die er unter Bei- 
gabe von Röntgenogrammen bzw. Röntgenskizzen in ausführlichen Kranken- 
geschichten, Kurze kommentierende Bemerkungen hinzufügend, veröffentlicht. 
Der Verletzungsmodus war in den Fällen ziemlich genau feststellbar: während das 
Knie in halber Beugung stand, drehte die verletzende Gewalt (oder das Körper- 
gewicht) das Gelenk in einem auswärts offenen Winkel ab, den Unterschenkel 
plötzlich stark einwärts, einmal auswärts biegend. 2 Fälle kamen frisch nach 
der Verletzung, 3 nach monatelanger verschiedener Zeitdauer in Behandlung. 
Bei der Diagnose ist die Röntgenuntersuchung maßgebend, wenn sie, dem Situs 
der Kreuzbänder entsprechend, kleine Knochenabsprengungen, bald auf die 
Eminentia intercondylica tibiae, bald auf einen Femurcondylus beziehbar, zeigt. 
Von den 3 veralteten Fällen boten 2 das klinische Bild der Gelenkmausbeschwerden. 
In 3 operativ behandelten Fällen wurde einmal ein ganz frei bewegliches Knochen- 
stückchen exzidiert. Auf dem Röntgenogramm schien es der Em. interc. zuzu- 
gehören, es stammte aber in Wirklichkeit vom äußeren Condylus. In den beiden 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 40. 135 


anderen Fällen fand man Knochen-Knorpelstückchen, die noch an abgerissenen 
Bandfasern hingen und von diesen abzuschneiden waren, übrigens von der Tibia 
stammten. Bei allen Kranken blieben Bewegungsstörungen, wenn auch meist 
geringe, sowie Schmerzen im Gelenk, auch Muskelschwäche zurück. Einmal 
Scheint Arthritis deformans gefolgt zu sein. 

Meinhard Schmidt a 


30) Mauclaire. Greffes semiarticulaires et résections typiques 
ou atypiques du genou pour osteosarcomes. (Arch. gener. de 
chir. VII. 4. 1914.) 

Verf. betont, daß die Osteosarkome mit Ausnahme der immer gutartigen 
Myeloplaxome im allgemeinen nicht konservativ behandelt werden sollen. Wenn 
die radikale Operation verweigert wird, kommen atypische Resektionen eher in 
Betracht als die Ausschälung nach Delbet. Die resezierten Knochen und Gelenk- 
teile können entweder durch Transplantationen ersetzt werden oder dadurch, daß 
der resezierte Knochen in den anstoßenden Knochen eingebolzt wird. Verf. be- 
richtet kurz über einen Fall von Myeloplaxom des Radius, das durch ein Fibula- 
stück ersetzt wurde, das jedoch infolge Rezidivs nicht zur Einheilung kam und 
weiterhin über ein Myeloplaxom der oberen Tibiaepiphyse, das reseziert 
und in das Femur mit gutem funktionellen Resultate implantiert wurde. An- 
führung analoger Krankengeschichten aus der Literatur. 

M. Strauss (Nürnberg). 


31) K. Fleischhauer. Beitrag zur Behandlung der Peroneusläh- 
mung. (Med. Klinik in Düsseldorf.) (Berliner klin. Wochenschrift 1915. 
Nr. 30.) 

Auch nach erfolgreicher Nervennaht bleibt die motorische Lähmung oft noch 
monatelang bestehen. Zurschnelleren Beseitigung hat Verf. einen ganz einfachen, 
am Stiefel zu befestigenden Lederriemenapparat angegeben, der durch Gummizug 
den Fuß in die Höhe hebt. Der Gang wird durch die kleine Vorrichtung viel 
elastischer, und durch sie Klumpfußstellung mit ihren Folgen vermieden. 

Glimm (Klütz): 


32) N. P. Ernst. Eine Exostosis tibiae, die eine Kniegelenksmaus 
vortäuschte. (Ugeskrift for Laeger. Jahrg. 77. Nr. 3. [Dänisch.]) 

Verf. berichtet über zwei Fälle, bei einer 26jährigen Frau und bei einer 19jäh- 
rigen Krankenpflegerin, mit Exostosen der Tibia. Die Symptome waren typische 
Gelenkmaussymptome. Bei der Operation zeigte sich, daß sich die Beugesehnen 
an der Exostose fangen konnten, was die Gelenkmaussymptome erklärt. In beiden 
Fällen wurde die Exostose abgemeißelt. Bei einer Nachuntersuchung waren 
beide Patt. beschwerdefrei. Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 


33) J. J. Kurlander. Fracture of the spine of the tibia. (Surgery, 
gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr. 2. 1915. Februar.) 

Abbruch der Spina tibiae ist oft mit Zerreißung eines oder beider Ligamenta 
cruciata vergesellschaftet, kann aber ohne diese vorkommen, wie letztere auch 
ohne Bruch der Spina. Zur Diagnose der Ligamentzerreißung vergegenwärtige 
man sich, daß bei völliger Streckung im Knie die vorderen Kreuzbänder eine Ver- 
schiebung der Tibia nach vorn, bei starker Beugung die hinteren eine Verschiebung 


736 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 40. 


nach hinten, beide zusammen die Einwärtsrotation verhindern. Kann also bei 
ausgestrecktem Knie die Tibia nicht nach vorwärts verschoben werden, so ist 
anzunehmen, daß das vordere Ligament nicht gelitten hat. Bruch der Spina 
behindert stets die Streckung im Knie. Bei bald nach dem Unfall gestellter Dia- 
gnose hat die Behandlung derSpinafrakturen mittels Extensionsverbandes6 Wochen 
lang zu erfolgen. Eine Operation kommt nur später in Betracht bei ungenügendem 
Erfolg, besonders hinsichtlich der Streckfähigkeit. Operiert wird am besten, indem 
das Knie rechtwinklig über den Tischrand hängt, mit vertikalem Schnitt mitten 
durch die Kniescheibe. Nach Entfernung des Fettes hinter der Kniescheibe 
hat man dann einen guten Einblick auf die Spina und die vorderen Kreuzbänder. 
Diese können genäht werden. Bei Naht der Sehnen ist Naht der Kniescheibe 
nicht erforderlich. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


34) C. Salvetti. Contributo alla cura radicale delle vaste e vecchie 
ulceri da varici. (Clinica chir. XXIII. 4. 1915.) 

Verf. weist darauf hin, daß die Ulcera varicosa sich in einem chronisch ent- 
zündlich veränderten Gewebe befinden, so daß zur Dauerheilung die Verände- 
rung des Blutumlaufes nicht genüge. Er empfiehlt daher, nicht allein die er- 
krankten Varicen im ganzen zu entfernen, sondern auch das Geschwür weit im 
Gesunden zu exstirpieren und den entstandenen Defekt nach Bedeckung mit 
gesunden Granulationen durch Thiersch’sche Transplantation zu decken. An- 
führung von vier Fällen. Bei der Varicenexstirpation ist peinlichste Blutstillung 
durch Operieren in offener Wunde nötig. M. Strauss (Nürnberg). 


35) E. Meulengracht. Die Kohler’sche Krankheit im Os navicu- 
lare bei Kindern. (Hospitalstidende Jahrg. 58. Nr. 20. [Dänisch.]) 
Seitdem Kohler im Jahre 1908 das obige Krankheitsbild aufgestellt hat, 

sind ungefähr 30 Fälle in der Literatur bekannt geworden. Es handelt sich um eine 

Erkrankung des Os naviculare des Fußes bei Kindern meist im Alter von 5 bis 

6 Jahren, eine Erkrankung, die sich klinisch in Schwellung, Empfindlichkeit und 

Schmerzen äußert. Außerordentlich charakteristisch ist das Röntgenbild, das 

Verkleinerung und sehr starke Verdichtung des Naviculareschattens zeigt. Verf. 

kann über 5 einschlägige Fälle berichten. Der jüngste Fall betraf ein 2jähriges 

Kind, der älteste ein 9 Jahre altes Kind. Sehr charakteristische Röntgenbilder 

sind beigegeben. Der Schatten des Navicularekerns erscheint beinahe sklerotisch. 

In 2 Fällen war ein sicheres Trauma vorausgegangen, in 3 Fällen fehlte diese 

anamnestische Angabe. Doch glaubt Verf., daß dem Trauma das wichtigste ätio- 

logische Moment zuzusprechen ist, wobei unter Trauma auch mehrfache geringe 

Schädigung oder Überanstrengung zu verstehen ist. Auch wird man bei Kindern 

in diesem Alter ein Trauma nie mit Sicherheit ausschließen können. Dabei möchte 

Verf. aber die von Kohler ausgesprochene Anschauung, daß es sich um eine 

Wachstumsanomalie handelt, nicht ganz ausschließen. — Mit oder ohne Be- 

handlung erfolgt Heilung in 1!/,—2!/, Jahren. 

Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med,-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel In Leipzig. 


37 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K.GARRE, G.PERTHES, E. RICHTER, 


in Bonn, in Tübingen, in Breslau. 
42. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 





Nr. 41. Sonnabend, den 9. Oktober 1915. 








Inhalt. 


Tillmann, Eine unblutige Radikaloperation der Hämorrhoiden durch einfache Naht. (Original- 
mitteilung.) (S. 737.) 

1) Marx, Das englische Infanteriegeschoß. (S. 740.) — 2) Körber, Hauptgesichtspunkte bis- 
heriger Feldlazarettätigkeit. (S. 741.) — 3) Kausch, Gasphlegmone. (S. 741.) — 4) Wepfer, Isopral- 
Athernarkose. (S. 742.) — 5) Parsons, Ammoniakalkohol als Hilfsmittel bei der Narkose, (S. 748.) 

6) ten Horn, Stauungsblutungen nach Rumpfkompression. (S. 743.) — 7) Guleke, 8) Goetjes, 
9) Wodarz, 10) Muck, 11) Müller, 12) Bryant, 13) Matti, 14) Mayer, Schädel- und Hirnver- 
letzungen. (S. 743.) — 15) Glerlich, Papillom des IV. Ventrikels. (S. 747.) — 16) Schmiegelow, 
Acusticusgeschwülste. (S. 747.) , 

17) Derby, 18) Bittorf, 19) Leva, 20) Perthes, Rückgrats- und Rückenmarksverletzungen. 
(S. 748.) — 21) Thompson, Unterbindung der A. anonyma. (S. 750.) — 22) Franz, Unterbindung 
der Carotis. (S. 750.) — 23) Starck, Morbus Basedowii. (S. 751.) — 24) Brünings und Albrecht, 
Endoskopie der Luft- und Speisewege. (S. 751.) — 25) Bleyl, 26) Körner, Schußverletzungen des 
Kehlkopfes. (S. 752) — 27) Körner, Hämatom im Mediastinum. (S. 752.) — 28) Hörhammer, 
Trachealruptur. (S. 752.) 





Eine unblutige Radikaloperation der Hämorrhoiden 
durch einfache Naht. 


Von 


Marineoberstabsarzt Dr. Tillmann, 
Chefarzt des Festungslazaretts Deckoffizierschule in Wilhelmshaven. 


Daß die Hämorrhoidaloperationen im Grunde genommen noch wenig be- 
friedigend sind, beweist ihre große Anzahl; von der einfachsten Stichelung mit 
dem Brenner bis zur radikalsten Schnittmethode gibt es alle Übergänge. . Weitere 
Vorschläge sind daher nur angebracht, wenn sie wesentliche Verbesserungen 
bringen. Das ist, wie ich glaube, mit der seit einigen Jahren von mir geübten 
Methode der Fall. Ich gehe in folgender Weise vor: 

»jJe nach Größe, Beschaffenheit (gestielt oder breitbasig) und Anzahl der 
Knoten wird die Lokalanästhesie entweder als bloße Unterspritzung des Knotens 
oder als zirkuläre Umspritzung des Afters ausgeführt. Der letzteren wird bei not- 
wendiger Dehnung des Sphinkters noch die tiefe Analgesierung des inneren und - 
äußeren Schließmuskels nach Braun vorausgeschickt. Für letztere ist die 1%, ige, 
sonst die !/,%,ige Novokainlösung völlig ausreichend. 

Der mit der chirurgischen Pinzette vorgezogene Knoten wird mit einer 
Kocher’schen Gefäßklemme in radiärer Richtung gefaßt und abgetrennt (Fig. 1). 
Die weitere Operation ist mit Hilfe eines Catgutfadens zu Ende zu führen. Zu 
Beginn wird die Nadel vor den Zähnen der Klemme ein- und ausgestochen und 


41 


738 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 41. 


der Faden geknotet; das freie Ende bleibt lang (Fig. 2). Der erste Teil der Naht 
wird jetzt unterhalb der Klemme als Matratzennaht, und so breit als die Ge- 
schwulst aufsitzt, durchgelegt, indem der Nadelhalter abwechselnd von links 
und rechts geführt wird. So weit (Fig. 4) dient die Naht nur zur vorbeugen- 
den Blutstillung. Bis zum Beginn des zweiten Teiles der Naht läßt man die 
Nadel an dem Faden, ohne zu knoten, herunterhängen (Fig. 3). 





Fig. 1. Die Klemme ist angelegt; der Faden liegt klar zur Naht. 





Fig. 2. Die erste geknüpfte Naht in situ. 


Jetzt wird mit Pinzette und Messer der überstehende Gefäßknoten hart über 
der Klemme abgetragen (Fig. 3) und die Klemme abgenommen. Mit dem wieder 
aufgenommenen Faden werden die beiden Wundränder in rückläufiger Naht 


exakt vereinigt. Zum Schluß wird Anfangs- und Endfaden geknüpft (Fig. 4). 
Fig. 5 zeigt die beendigte Operation.« 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 41. 739 


Als Vorzüge der Methode sind zu nennen: 

Die Operation läßt sich auch in schwierigeren Fällen ohne Assistenz durch- 
führen, nur ist es dabei gut, den Faden so lang zu wählen, daß er beim Nähen in 
einer Bıcht herabhängt, an der sich der Operateur die Wundränder anspannen 
und vorholen kann. Es bedarf keines besonderen Instrumentariums, vielmehr 
genügen eine Injektionsspritze, eine chirurgische Pinzette, eine Kocher’sche 





Fig. 3. Der abgeschnittene Gefäßknoten hängt noch zentral an einer schmalen Brücke. Die 
Matratzennaht ist beendet. 


Gefäßklemme mit 3,5cm langen REN RE IE S T OES ES S_ 
. . .. e oo nee 0... N 
Armen, eine kleine gekrümmte, PARE AT E E ea a ee S 
. , + PER NEE T a N \ \ 
scharfe Nadel mit Catgutfaden, / Sr FE 


ln 
Nadelhalter und Messer. Die ! | 1! KONNT NA 
schlanke Kocher’sche Klemme \ \ NSH EI € I 
gestattet in besonders guter Weise NL LI. LI II22222 
die Übersicht über das Opera- _""-------- - ------------- - 
tionsgebiet, so daß es einerseits Ä 
möglich ist, auch die kleinen 
Venenerweiterungen, die in den 
Klemmen häufig nicht mitgefaßt 
werden, durch die Matratzennaht 
mit zu umstechen und zu ver- 
öden, andererseits mit dem Be- Fig. 4. Schematische Darstellung der vollendeten 
stand an gesunder Haut und Naht. 
Schleimhaut haushälterisch um- 
zugehen. Dadurch wird auch die Beseitigung mehrerer Knoten in einer Sitzung 
unbedenklich gestattet. Neben diesen Vorzügen sind hervorzuheben die Blutlosig- 
keit, die genaue Vereinigung der Wundränder und damit die Herabsetzung der 
Infektionsgefahr, endlich die Schnelligkeit und verblüffende Einfachheit des 
Eingriffs. 

Da jede postoperative Blutung ausgeschlossen ist, so kann in allen 
Fällen von äußeren Knoten auf die Einlegung eines Darmrohres verzichtet werden; 
dadurch ergibt sich der weitere Vorteil, daß der kleine Eingriff auch unter poli- 
klinischen Verhältnissen ausgeführt werden und daß bei entsprechenden häus- 


41* 





740 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 41. 


lichen Verhältnissen die Nachbehandlung, die sich sehr einfach gestaltet, in der 
Wohnung des Kranken gestattet werden darf. Gewöhnlich bildet sich nach dem 
Abstoßen des Fadens (5. bis 7. Tag) an Stelle der Wundränder noch eine kleine, 
aber kräftig und gesund granulierende Stelle, die durch sich selbst gegen Infek- 
tionen geschützt ist und unter Sitzbädern und der üblichen Behandlung in 2 bis 
3 Wochen verheilt. Bettlage ist selten länger als 8 bis 10 Tage erforderlich. 





Fig. 5. Die Operation Ist beendet. Anfangs- und Endfaden sind geknüpft. 


Im ersten Kriegsjahre sind in meinem Lazarett alle vorkommenden Fälle (40) 
nach der obigen Methode operiert und nach durchschnittlicher Behandlungsdauer 
von 14,7 Tagen dienstfähig entlassen worden. (Vergleichsweise betrug die Be- 
handlungsdauer im Sanitätsbericht der Kais. Marine bei 93 Zugängen im Jahre 
1912: 23,6 Tage.) An diesen Leuten wurde die Operation 14mal bei solitären 
Knoten, 19mal an mehrfachen Knoten, 7mal an kranzförmig angeordneten Knoten, 
darunter solchen bis Taubeneigröße, ausgeführt. In einem der Fälle, in welchem 
die Knoten geschwürig zerfallen waren, trat am Tage nach der Operation ein 
Erysipel auf, das aber, da die Infektion schon vorher erfolgt sein mußte, der Me- 
thode nicht zur Last fällt. Der Verlauf des Erysipels hatte sogar einen auffallend 
leichten Charakter. In einem zweiten Falle von ebenfalls vorher entzündeten 
Hämorrhoiden mußte am 5. Tage ein kleiner Abszeß geöffnet werden. In beiden 
Fällen wurde der Heilungsverlauf dadurch nicht gestört; alle anderen Fälle heilten 
glatt. Bei einer 1912 nach demselben Verfahren ausgeführten Operationsreihe 
von 21 Fällen trat die Heilung ebenfalls in ähnlich kurzer Zeit und ohne jede 
Komplikation ein. 





—— O 


1) Marx. Die Konstruktion und Wirkung des englischen Infan- 
teriegeschosses. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr.30.S.890—91.) 

Das englische Infanteriegeschoß ist ein Mantelgeschoß; der Kern besteht im 
vorderen Drittel aus Aluminium, im übrigen aus Blei. Das Geschoß bricht an der 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 41. 741 


Aluminium-Bleigrenze häufig ab und wird dadurch im basalen Teile zu einem 
echten Dumdumgeschoß. M. gibt zu dem Artikel verschiedene Abbildungen. 
Auf der einen Abbildung sieht man in der unteren Hälfte eine kreisförmige Rinne, 
in der die Patronenhülse an drei Stellen leicht eingedriückt ist. Diese Rinne stellt 
eine Schwächung des Mantels dar, die nur angebracht ist, um ein weiteres Zer- 
reißen des Mantels zu ermöglichen. Die Zweiteilung des Kernes hat überdies 
noch den Zweck, Querschläger hervorzubringen. M. prüfte die Geschosse genau 
und stellte außerdem noch fest, daß die englische Heeresverwaltung Geschosse 
in angesägtem Zustande herstellt. Kolb (Schwenningen a.N.). 


2) Körber. Über einige chirurgische Hauptgesichtspunkte aus 
unserer bisherigen Feldlazarettätigkeit. (Münchener med. Wochen- 
schrift 1915. Nr. 19. Feldärztl. Beil. 29.) 

Bei Granat- und verwandten Verletzungen muß die Behandlung eine radikal 
operative sein, d.h. in baldiger breiter Eröffnung aller Taschen und Buchten, 
unter Eingehen mit dem behandschuhten Finger, in Entfernung alles toten, zer- 
störten Gewebes, in Ausspülung mit H,O,, Drainage und Ausstopfung bestehen. 
Dagegen muß dieses Vorgehen bei Knochen- und Gelenkverletzungen durch 
Granatschuß, bei Verletzungen der parenchymatösen Organe durch solche ein- 
geschränkt werden. — Sonst ist aus K.’s Arbeit nur. noch hervorzuheben, daß er 
jeden Bauchschuß, wenn der Allgemeinzustand es nicht von vornherein verbietet, 
möglichst innerhalb der ersten 8-10 Stunden operiert haben will und hierzu 
raschen, schonenden Transport dorthin, wo fachmännische chirurgische Hilfe 
sofort geleistet werden kann, fordert. Dann lassen sich auch günstigere Resul- 
tate — in dem Feldlazarett, in dem K. tätig ist, 60% Heilungen — erreichen. 

Kramer (Glogau). 


3) Kausch (Berlin-Schöneberg). Über die Gasphlegmone. (Bruns’ 
Beiträge z. klin. Chir. Bd. XCVIl. Hft. 1. Kriegschir. Hft. 5. 1915. S. 7.) 

K. hat auf dem westlichen Kriegsschauplatz 35 Fälle von Gasphlegmone ge- 
sehen. Alle bis auf einen betrafen die untere Extremität. Die Mehrzahl der 
Wunden war durch Gewehrschüsse hervorgerufen. Die Zeit zwischen Verwundung 
und dem Auftreten der Gasphlegmone schwankte zwischen 36 Stunden und 
10 Tagen. Immer lagen größere Wunden vor mit Höhlen und Taschen, mit zer- 
quetschtem und zerfetztem Gewebe; in etwa ?/ der Fälle war der Knochen zer- 
splittert. Meist entwickelte sich die Gasphlegmone zuerst peripher von der Ver- 
letzungsstelle, erst später schritt sie auch proximalwärts weiter. 

Wahrscheinlich infolge geringerer Widerstandsfähigkeit des Gewebes ver- 
breitet sich der Prozeß häufig ausschließlich oder hauptsächlich im Unterhaut- 
zellgewebe. Die Haut wird erst sekundär in Mitleidenschaft gezogen, sie zeigt 
die bekannten charakteristischen Verfärbungen. Die Gasentwicklung ist in 
manchen Fällen gar nicht oder nur in ganz geringer Ausdehnung nachzuweisen. 
Weiterhin wird das Verhalten der Hauttemperatur, der Muskulatur, des Periosts 
und der Knochen, der Blutgefäße, der Lymphdrüsen, werden ferner Allgemein- 
erscheinungen wie Temperatur, Schmerz, Puls bei der Gasphlegmone besprochen. 

Auf Grund seiner Erfahrungen unterscheidet K. drei Hauptformen der Gas- 
phlegmone: 

»1) Leichte Form, entspricht im ganzen Payr’s epifaszialer. Die Erkran- 
kung spielt sich vorzugsweise im subkutanen Gewebe ab. Die Muskulatur ist nicht 


742 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 41. 


oder unerheblich, dann meist in der Umgebung der Wunde erkrankt. Das All- 
gemeinbefinden ist verhältnismäßig wenig gestört. Die Heilung erfolgt im all- 
gemeinen ohne Nekrose der Haut oder gar tieferer Gewebe. 

2) Schwere Form, entspricht im allgemeinen Payr’s subfaszialer. In der 
Regel ist Muskelgewebe in größerer Ausdehnung erkrankt. Das Allgemeinbefinden 
ist schwer befallen. Es kommt stets zur Nekrose kleinerer oder größerer Partien, 
selbst der.ganzen Extremität. 

3) Foudroyante Form. Es erkrankt im allgemeinen nur das Unterhautzell- 
gewebe und die Haut, die oft sofort schwarz wird. Das Allgemeinbefinden ver- 
schlechtert sich rapid. Es besteht Allgemeininfektion, das Leiden führt stets 
innerhalb 12 bis höchstens 2mal 24 Stunden zum Tode. « 

Die Diagnose der ausgebildeten Gasphlegmone ist infolge der charakteristischen 
Hautverfärbung meist leicht. Doch gibt es, wie Verf. an einer Krankengeschichte 
zeigt, auch Fälle, bei denen diese Verfärbung fehlt. In zweifelhaften Fällen kann 
die Röntgenaufnahme Aufschluß geben. 

Seine Ausführungen über die Behandlung der Gasphlegmone faßt Verf. fol- 
.gendermaßen zusammen: 

»Der Entstehung der Gasphlegmone wird am sichersten vorgebeugt durch 
primäre Wundversorgung: alle größeren Granatwunden, alle Gewehrschüsse mit 
großer Gewebszerreißung werden ausgiebig freigelegt. — Die Gasphlegmone muß 
möglichst frühzeitig diagnostiziert werden, auch vor dem klinischen Nachweise 
des Hautemphysems, alsdann durch Probeinzision. — Die Behandlung besteht 
einerseits in nochmaliger gründlicher Revision der Wunde, zweitens in der An- 
legung sehr zahlreicher Inzisionen, bis zu 50 an einem Gliede. — Die sofortige 
Abtragung ist nur bei solchem Gewebe angezeigt, das ohne Zweifel bereits der 
Nekrose verfallen ist. Im übrigen wird die Demarkation abgewartet, sowohl 
was den Gewebsabschnitt, wie die ganze Extremität betrifft. — Die foudroyanten 
Fälle gehen trotz sofortiger radikaler Operation zugrunde.« 

Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


4) A. Wepfer. Die intravenöse Isopral-Äthernarkose in der Kriegs- 
chirurgie. (Bruns’ Beiträge z. klin. Chir. Bd. XCVII. Hft. 1. Kriegs- 
chirurg. Hft. 5.) 

Verf. hat an der chirurgischen Abteilung des Reservelazaretts III im allge- 
meinen Krankenhaus Hamburg-Eppendorf (Prof. Sick) an drei Verwundeten die 
früher von Kümmell (vgl. Zentralblatt für Chirurgie 1915. Nr. 13. S. 210) warm 
empfohlene intravenöse Isopral-Äthernarkose mit bestem Erfolg angewandt. 
Es handelte sich um zwei infizierte Oberschenkelfrakturen und eine ebenfalls in- 
fizierte und dazu noch mit Typhus abdominalis komplizierte Unterschenkelfraktur. 
Bei allen wurde die intravenöse Narkose zum Zweck der Amputation ausgeführt; 
alle drei waren vor derOperation stark heruntergekommen, und alle erholten sich 
von der Operation und Narkose auffallend rasch und gut. 

W. empfiehlt deshalb, die intravenöse Isopral-Äthernarkose auch in der 
Kriegschirurgie anzuwenden, besonders bei sehr heruntergekommenen Verwun- 
deten, denen man eine Inhalationsnarkose nicht mehr zutrauen zu dürfen glaubt, 
und zumal dann, wenn ein voraussichtlich kürzerer Eingriff vorgenommen wer- 
den soll. = 

Verf. beschreibt die von ihm ausgeübte Technik der Narkose ausführlich und 
glaubt, daß bei genauer Einhaltung seiner Vorschriften sowie bei peinlichster Be- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 41. 743 


obachtung der Atmung und der Pupillen »eine Gefahr für das Leben des Pat. 
mit ziemlicher Sicherheit ausgeschlossen erscheint«. 
Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


5) J. Parsons. The value of aromatic spirits of ammonia in 
anesthetisations. (Therap. Gazette Vol. XXXIX. Nr. 4. S. 232. 1915.) 
Verf. empfiehlt die Verwendung von aromatischem Ammoniakalkohol als 

Hilfsmittel bei der Narkose. Im ersten Stadium der Narkose mit den gewöhn- 

lichen Narkoticis kann das Ammoniak zu tieferer und schnellerer Atmung an- 

regen und daher dieses Stadium abkürzen. Während der eigentlichen Narkose 
ist der Ammoniakalkohol ein vorzügliches Mittel zur Anregung der Atmung und 

Sauerstoffventilierung. Am Schluß der Narkose angewandt, beschleunigt er das 

Erwachen und verhütet Übelkeit und Erbrechen. E. Leschke (Berlin). 


 — iin) O Ge me 


6) C. ten Horn. Über die Entstehung von Stauungsblutungen 
nach Rumpfkompression. (Archiv f. klin. Chirurgie Bd. CVI. Hft. 4. 
S. 827.) 

Die Entstehung von Stauungsblutungen nach Kompression des Rumpfes ist 
noch nicht völlig aufgeklärt. Der hier mitgeteilte Fall erlaubt mit Wahrschein- 
lichkeit nur eine ganz bestimmte Erklärung, außerdem verdient er Interesse wegen 
der Ausbreitung der Blutungen, wegen der bedeutenden Cyanose und Anschwel- 
lung des Gesichts, so hochgradig, daß dieser Fall wohl zu den schwersten gehört. 

Ein 12jähriger Knabe geriet in Bauchlage unter einen Fischerkahn, er wurde 
schnellstens wieder befreit, immerhin hatte die Gewalteinwirkung 2—3 Minuten 
gedauert. 4 Stunden nach dem Unfall kam er in das Krankenhaus. Tief schwarz- 
blaue Hautfarbe des Kopfes bis zur Mitte des Halses, Blutung aus der Nase und 
beiden Ohren, außerdem Fraktur mehrerer Rippen, des Beckens und Unter- 
schenkels, bald darauf Tod. Bei der Obduktion zeigte sich nun als besonders 
hervorzuheben ein offen gebliebenes Foramen ovale. — Es fand also eine Kom- 
pression des ganzen Rumpfes statt, das Blut wurde direkt nach Kopf und Hals 
gedrückt; es handelt sich danach um einen Fall, wo die Blutungen auf ganz passive 
Weise entstanden sind. Das offen gebliebene Foramen ovale hat hier noch eine 
besondere Bedeutung. Bei Kompression der Lungen wird das Blut nach dem 
linken Vorhof gedrängt, weil die Pulmonalklappen keinen rückläufigen Strom zu- 
lassen. Vom überfüllten linken Vorhof strömt das Blut durch das offene Foramen 
ovale nach dem rechten Vorhof und von diesem durch die Vena cava rückläufig 
in die Jugularvenen mit ihren insuffizienten Klappen. 

B. Valentin (Berlin). 


7) Guleke (Straßburg i. E.). Über Therapie und Prognose der 
Schädelschüsse. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 29. Feld- 
ärztliche Beil. 29.) 

G. hat eine große Zahl von Schädelschüssen zu behandeln gehabt. Von 

12 Durchschüssen führten 2 zum Tode (wegen Koma und Meningitis nicht operiert). 

Bei diesen Verletzungen muß dafür gesorgt werden, daß der Wundkanal sich nicht 

sekundär infiziert. Das geschieht besonders leicht bei nicht trocken bleibenden 

Wunden von den gequetschten Hauträndern aus, wenn Hirnbrei durch die Knochen- 

öffnung vorquillt und sich unter den überhängenden Weichteilen staut. G. hat 


744 Zentralblatt für Chirurgie. Nr.41. 


in solchen Fällen die Weichteilwunde bis auf den Knochen im Gesunden ausge- 
schnitten, die vorgequollenen Hirnmassen vorsichtig abgetragen und die Wunde 
locker ausgestopft. Danach bedeckten sich die Wunden rasch mit reinen Granula- 
tionen und schlossen sich schnell. 

Bei den Steckschüssen, von denen 26 in G.’s Behandlung waren (3 : 1 wegen 
Meningitis nicht mehr operierbar und 2 primär operierte nach 6 Wochen an Hirn- 
abszeß), operiert Verf., wenn das Geschoß (Röntgenaufnahme) lokalisier- und 
erreichbar ist und ausgesprochene Impressionen vorhanden sind, um Fremdkörper 
oder Knochensplitter zu entfernen. Ein Suchen nach dem Geschoß von der in- 
fizierten oder leicht infizierbaren Eingangspforte aus ist verwerflich. Bei ein- 
getretener Infektion und Retention muß sofort der Schädel breit geöffnet, bei an- 
dauernden epileptiformen Anfällen infolge schnell zunehmenden Hirnödems oder 
einer Reizung der Hirnhäute gleichfalls bald operativ eingegriffen werden. 

Von 103 Patt. mit Tangentialschüssen gingen 75 mit offener Hirnverletzung 
zu und starben 35 mit dieser Komplikation (27 an Meningitis, davon 11 mit Ven- 
trikeldurchbruch, 5 an fortschreitender Encephalitis, 3 p. tr. an der schweren 
Hirnverletzung). Das Unversehrtsein der Dura verbürgt nicht den aseptischen 
Verlauf etwaiger darunterliegender Hirnschädigungen (1 Fall 6 Wochen nach der 
primären Operation am Knochen an Hirnabszeß +). G. hat alle Tangential- 
schüsse mit Beteiligung des Knochens (60 ohne Verletzung desselben) sofort ope- 
riert und fordert bei scheinbar reinen Weichteilschüssen Sicherung der Diagnose 
durch Röntgenaufnahme, die nicht selten einen operativ anzugreifenden Bruch 
der Tabula interna ergab. Bei der Nachbehandlung dieser Verletzungen, bei denen 
er den Defekt im Knochen nicht zu groß anlegt, sieht Verf. von der Naht ganz 
ab und drainiert mit Gummiröhrchen unter lockerer Tamponade der an ihren 
Rändern ausgeschnittenen Wunde. — Bezüglich der Hirnabszesse hat G. ge- 
funden, daß sie bei nicht operierten wesentlich häufiger auftreten als bei pri- 
mär operierten Schädelschüssen, bei den frühzeitig operierten 4mal seltener 
als bei den nicht operierten; aber von den Tangentialschüssen gingen auch 
nach frühzeitiger Operation mindestens 15%, der Überlebenden noch an se- 
kundären Hirnabszessen zugrunde. Noch andere Nachkrankheiten werden 
voraussichtlich noch später bei den Schädelschußverwundeten auftreten 
(Rindenepilepsie, Farbenblindheit und andere Sehstörungen usw.), so daß erst 
nach Jahren die Fälle als abgeschlossen anzusehen sein dürften. Die Lücken 
im Schädel sollen erst nach frühestens 6 Monaten plastisch gedeckt werden; mit 
solchen Behaftete gehören nicht mehr an die Front. Kramer (Glogau). 


8) Goetjes. Über Gehirnverletzungen durch Granatsplitter. 
(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 26. Feldärztl. Beilage 26.) 

Der Mitteilung liegen die an 18 Gehirnverletzungen durch Granatsplitter 
durch operative Behandlung gewonnenen Erfahrungen G.’s zugrunde. Jede der- 
artige Verletzung soll möglichst gründlich in den ersten 24—48 Stunden durch 
Ausräumung der breit zugängig gemachten Zertrümmerungshöhle von Knochen- 
splittern und Gehirnbrei operiert werden; die Nachbehandlung erfolgt mit Tam- 
ponade, die im Bereich des Knochenloches als Pelotte den drohenden Hirnvorfall 
verhindern soll, erfordert aber Unterlassung des Weitertransportes des Operierten. 
Die Resultate waren: chirurgisch geheilt 7; gestorben 4 an Luftembolie in Venen 
oder Sinus; 3 an sekundärer Blutung, 1 an Meningitis, 3 an der Größe der Ver- 
letzung. Kramer (Glogau). 


‚Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 41. 745 


9) A. Wodarz. Zur Kasuistik der intrakraniellen Pneumatokele. 

(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 28. Feldärztl. Beil. 28.) 

In W.’s Fall bestand eine Hirntrümmerhöhle; ein Splitter der Glastafel legte 
sich platt vor die Schädelöffnung. Granulationen schlossen die Höhle ab; nur 
eine kleine Öffnung, ventilartig verschließbar, blieb bestehen. Bei Senken und 
Heben des Kopfes strich die Luft aus der Höhle und in sie hinein mit hörbarem 
Geräusch. Nach Entfernung des aus der Tiefe nach der Oberfläche geschobenen 
Splitters hörte das Giemen auf. Kramer (Glogau). 


10) 0. Muck (Essen). Gestaltsveränderungen einer Hirnwunde, 
durch Kopfdrehung hervorgerufen. (Münchener med. Wochen- 
schrift 1915. Nr. 25.) | 
Die links von der Mittellinie gelegene und bei nach vorn gerichtetem Kopfe 

trichterförmige Hirnwunde, die durch Knochensplitter nach einem Tangential- 

schuß hervorgerufen war, zeigte bei Drehung des Kopfes nach links muldenförmige 

Gestalt, so daß das Wundsekret im Niveau der äußeren Kopfwunde erschien, und 

pulsierte nicht mehr. Bei Drehung des Kopfes nach der entgegengesetzten Seite 

erweiterte sich die Trichterform. M. nimmt zur Erklärung des Phänomens an, 
daß es durch Kompression der Vena jugularis int. entstehe, was er auch durch 
solche bei gerade nach vorn gerichtetem Kopfe nachweisen konnte. Der auf der 
betreffenden Seite behinderte Abfluß des Venenblutes des Hirns bewirkt eine 
venöse Stauung in dem Sinus der gleichliegenden Hirnhälfte. (Da diese Erweite- 
rung und Verengerung einer Hirnwunde bei »Sternocleidostellung« für die Heilung 
gewiß nicht gleichgültig ist, erscheint die Ruhigstellung des Kopfes eventuell durch 
gefensterten Gipsverband bei Hirnverletzungen durchaus berechtigt. Ref.) 
Kramer (Glogau). 


11) W. B. Müller (Berlin). Verletzungen des Gehirns und deren 

chirurgische Behandlung. (Archiv für klin. Chir. Bd. CVII. Hft. 1.) 

Der Arbeit liegen eine Reihe von Schußverletzungen des Gehirns zugrunde, 
die Verf. in einem Reservelazarett zu beobachten Gelegenheit hatte; etwas Neues 
bieten die Ausführungen nach keiner Richtung hin, auch ist die Zahl der behan- 
deiten Fälle keine große. Es wurde von Anfang an jeder Schädelschuß operativ 
behandelt, d. h. die Wunde wurde erweitert; es fand sich stets eine größere Ver- 
letzung des Knochens, als vorher anzunehmen war. Um die Erweichungsherde, 
die in allen Fällen nach einiger Zeit den Tod herbeiführten, zu verhüten, gibt es 
nur ein Mittel, das ist die sichere Beseitigung aller Splitter und Geschosse. Die 
Splitter, die zurückbleiben, rufen später immer Komplikationen schwerster Art 
hervor; es ist daher-anzuraten, pe der Operation intensiv nach Splittern zu suchen. 

B. Valentin (Berlin). 


12) W. S. Bryant. Treatment of purulent streptococcic cerebro- 
spinal meningitis. (Surgery, gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr. 2. 
1915. Februar.) 

In schwereren Fällen eitriger Streptokokken-Cerebrospinalmeningitis ist 
Druckentlastung durch wiederholte Lumbalpunktionen ungenügend, ist vielmehr 
lokale Drainage mittels Inzision der Dura erforderlich. Zur medikamentösen Be- 
handlung empfiehlt B. Magnesiumsulfat innerlich oder intravenös, das sich bei 
der Behandlung der puerperalen Streptokokkensepsis bewährt hat, daneben Ader- 


746 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 41. 


lässe mit intravenösen oder andersartigen Flüssigkeitseinverleibungen, allgemeine 
Hygiene, Licht u. a. m. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


13) H. Matti (Bern). Einfache Projektion der Gehirnzentren auf die 
Schädeloberfläche ohne Kraniometer. (Münchener med. Wochen- 
schrift 1915. Nr. 25. Feldärztl. Beilage 25.) 

Zu dem von M. empfohlenen Verfahren bedarf man nur eines Zentimeter- 
maßbandes; die notwendigen Punkte und Linien werden entweder direkt mit 
dem Skalpell in die rasierte Schädelhaut eingeritzt oder auf die mit Jodtinktur 
angestrichene Schädelhaut mit dem Höllensteinstift eingezeichnet. Zunächst 
wird der Nasooccipitaläquator, dann der Sagittalmeridian und so der Mittelpunkt 
auf der Schädelhöhe markiert, weiter der halbe Horizontaläquator von der Nasen- 
wurzel zum Tuber occipitale gemessen, die Strecke durch 3 geteilt und die Drittel- 
punkte eingezeichnet. Verbindet man nun den Scheitelpunkt mit dem vorderen 
Drittelpunkt des Nasooccipitaläquators, so bekommt man ziemlich genau den 
Verlauf der präzentralen Furche. Durch Teilung dieser Distanz in drei Teile 
werden die Einmündungsstellen der ersten und zweiten Frontalfurche und dadurch 
das Fußgebiet der drei Frontalwindungen festgestellt. Die Verbindungslinie zwi- 
schen Scheitelpunkt und hinterem Drittelpunkt des Äquators ergibt die Linea 
limitans Kocher’s und so zu oberst die Grenze zwischen Zentral- und Scheitel- 
lappen, weiter unten die zwischen Temporal- und Occipitallappen. Zieht man 
nun noch eine von der Nasenwurzelnach der Spitze der Lambdanaht verlaufende 
schräge Linie, so bekommt man zwischen der Präzentral- und Grenzlinie den un- 
gefähren Verlauf der obersten temporalen Windung und damit die sensorische 
Sprachregion. M. empfiehlt das Verfahren zur Nachprüfung, nachdem er selbst 
es als zuverlässig befunden hat. Kramer (Glogau). 

14) Otto Mayer. Über die plastische Deckung von Duradefekten 
nach Abtragung von Hirnprolapsen in der Otochirurgie. 
(Zeitschrift f. Ohrenheilk. u. f. d. Krankheiten d. Luftwege Bd. LXXIII. 
S. 37.) | 
Gegenüber persistenten Hirnvorfällen rät M. zu aktiverem Vorgehen, als es 

von der Mehrzahl der Operateure geübt wird. Er hält es nicht für nötig, die Über- 

häutung abzuwarten, um eine sichere Asepsis zu haben und rät angesichts der 
den Trägern persistenter Vorfälle drohenden Gefahren in jedem Falle zur Opera- 
tion. Nach der Abtragung des Vorfalls soll nicht nur der Knochen-, sondern auch 
der Duradefekt plastisch geschlossen werden. M. hat dieses in einem Falle durch 

Ersatz der fehlenden Dura durch einen Periostlappen mit Glück ausgeführt. Die 

Duraplastik empfiehlt sich, weil der Abfluß des Liquor durch die schnell eintretende 

Verklebung des Periostlappens mit der Dura bald-aufhört, so daß die Gefahr se- 

kundärer Infektion der Meningen sehr gering ist. Eine Sprengung des Verschlusses 

ist auch bei einer Steigerung des intrakraniellen Druckes nicht zu befürchten. 

Dann soll durch die plastische Schließung der Dura die Bildung einer in das Gehirn 

“ einstrahlenden, mit der Haut fest verwachsenen Narbe vermieden werden. 

Den Vorteil eines solchen plastischen Verschlusses der Dura hält M. für so 
groß, daß er die Operation auch für solche Fälle in Erwägung zieht, in welchen sich 
der Vorfall spontan rückbildet. Denn in diesen Fällen kommt es zur Verwachsung 
der vorgefallen gewesenen Hirnoberfläche mit einer Narbe der Dura mater, was 
die Ursache. schwerer Störungen sein kann. Reinking (Hamburg). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 41. 747 


15) Gierlich. Ein Papillom im IV. Ventrikel mit Operationsver- 
such und Sektionsbefund. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 30. 
S. 883.) 

Die Geschwülste der hinteren Schädelgrube, die dem chirurgischen Eingriff 
große Schwierigkeiten bieten, sind in den letzten Jahren öfters und mit wachsendem 
Erfolg operativ entfernt worden. Hinsichtlich der prognostischen Beurteilung 
für den operatipen Eingriff bei Geschwülsten der hinteren Schädelgrube kommt 
es in erster Linie darauf an, den Pat. möglichst frühzeitig der Operation zuzu- 
führen. G. berichtet eingehend über einen Fall. Man fand bei einem 29jährigen 
Schmied neben allgemeinen Hirndruckerscheinungen, fortwährendem Erbrechen, 
Kopfschmerz, verschiedene andere Symptome, die auf eine Geschwulst in der 
rechten hinteren Schädelgrube hinwiesen. Schwindel, mit Fallen nach der rechten 
Seite, spinale Ataxie und Intentionstremor rechts. Es wurde eine Operation 
vorgenommen, wobei man auf eine Geschwulst im IV. Ventrikel stieß. Wegen 
Aussetzen von Puls und Atmung wurde die Entfernung der Geschwulst nach 
Durchschneidung des Wurms und Freilegung des Ventrikels bei einem zweiten 
Eingriff beschlossen. Einige Stunden nach der Operation starb Pat. an Atem- 
 lähmung. Die Sektion ergab ein Papillom von Eigröße, das vom rechtseitigen 
Plexus chorioideus des IV. Ventrikels ausging und durch Zerstörung des Unter- 
wurms und des inneren Drittels des Marklagers der rechten Kleinhirnhemisphäre 
die charakteristischen Symptome hervorgerufen hatte. 

Kolb (Schwenningen a. N.). 


16) Schmiegelow. Beitrag zur translabyrinthären Entfernung der 
Acusticustumoren. (Zeitschrift f. Ohrenheilk. u. f. d. Krankheiten d. 
Luftwege Bd. LXXIII. S. 1.) 

S. hat zwei Fälle von Acusticusgeschwülsten translabyrinthär mit Glück 
operiert; die beiden Fälle werden in der Arbeit ausführlich mitgeteilt. 

Der Gang der Operation ist folgender: Zunächst wird die sog. Radikalopera- 
tion ausgeführt, d. h. die Mittelohrräume werden breit freigelegt. Dann wird 
unter möglichster Schonung des Facialisnerven, falls dieser noch funktionsfähig 
ist, das Labyrinth und die Pyramidenspitze so weit entfernt, daß der innere Gehirn- 
gang und die Dura unter dem Sinus petrosus superior frei liegt. Nach Spaltung 
der Dura kann man nun den Kleinhirnbrückenwinkel genügend übersichtlich 
machen. 

Gegenüber dem von Krause empfohlenen parazerebellaren Vorgehen von 
der Hinterhauptsschuppe aus hat der translabyrinthäre Weg folgende Vorzüge: 

1) Der Weg durch das Labyrinth ist kürzer als der parazerebellare. 

2) die Operation geht extradural vor sich, bis man an die Geschwulst selbst 
gelangt ist, u 

3) die Blutungsgefahr ist bei der translabyrinthären Methode viel geringer 
als bei der parazerebellaren. 

4) Die vitalen Zentren im Kleinhirn und in der Medulla oblongata sind der 
Gefahr traumatischer Schädigung kaum ausgesetzt, während bei der parazere- 
bellaren Methode Verletzungen und Shock oft beobachtet wurden. 

Was die technischen Schwierigkeiten anlangt, so sind diese für den Chirurgen 
natürlich größer wie für den mit der Chirurgie des Schläfenbeins vertrauten 
Otologen. Im übrigen dürfte nur die Schonung des Gesichtsnerven oft auf kaum 
zu überwindende Schwierigkeiten stoßen. Ist er bereits durch die Geschwulst 


748 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 41. 


funktionsunfähig geworden, so braucht jedoch auf ihn keine Rücksicht genommen 
zu werden. 

Möglichst frühzeitige Diagnose der Geschwülste ist für den Erfolg des Ein- 
griffs von größter Bedeutung. Für sehr groBe Geschwülste dürfte die translaby- 
rinthäre Methode nicht immer genügenden Platz schaffen. 

Reinking (Hamburg). 


17) Derby. Gunshot injuries of the spinal cord. (Annals of surgery 
1915. Juni. Nr. 6.) 

Fünf Fälle von Rückenmarksschüssen aus dem gegenwärtigen Weltkriege, 
die von englischen Soldaten auf dem westlichen Kriegsschauplatz erlitten wurden. 
Die Verwundeten wurden sämtlich nach mehr oder wenig langer Zeit in der ameri- 
kanischen Ambulanz in Paris operiert. Das Geschoß lag viermal im Rückenmarks- 
kanal und einmal eingekeilt zwischen den Zwischenwirbelscheiben, nachdem es 
den Wirbelkanal durchschlagen hatte, 2mal handelte es sich um Gewehrgeschosse, 
2mal um eine Schrapnellkugel und Imal um ein Sprengstück. In 4 Fällen war 
die Dura zerrissen und das Mark zerquetscht, Imal handelte es sich nur um einen 
Dura und Rückenmark komprimierenden Bluterguß. In allen Fällen war voll- 
kommene Lähmung der Gliedmaßen, des Mastdarms und der Blase vorhanden, 
in den 4 Fällen von Zerreißung der Dura und Zerquetschung des Marks wurde 
keinerlei Besserung bis zur Zeit der Beobachtung durch die Aufdeckung des Wirbel- 
kanals und das Entfernen des Geschosses erzielt, in dem Falle, in welchem nur ein 
Blutklumpen das Mark drückte, trat im Anschluß an die Operation Infektion 
und Tod ein. Herhold (z. Z. im Felde). 


18) Bittorf (Leipzig). Über Rückenmarksschüsse. (Münchener med. 

Wochenschrift 1915. Nr. 27. Feldärztl. Beil. 27.) 

In den mitgeteilten zwei Fällen handelte es sich um Schußverletzung des 
Halses mit schräger Durchbohrung und Ausschuß neben den obersten Brust- 
wirbeldornfortsätzen. Die Verletzung führte sofort zur völligen Lähmung aller 
vier Gliedmaßen, die*sich aber sehr rasch zu halbseitigen Lähmungen zurück- 
bildete, so daß im ersten Falle die rechte, im zweiten die linke Körperhälfte voll- 
kommen frei beweglich wurde, während die Lähmungserscheinungen der entgegen- 
gesetzten Seite verhältnismäßig langsamer zurückgingen. Im ersten Falle ließen 
sich schließlich nur noch Atrophien in den vom Ulnaris versorgten kleinen Finger- 
muskeln, geringe spastische Schwäche im linken Bein nach großen Anstrengungen 
und geringste Störungen der Schmerz- und Temperaturempfindung am rechten 
Unterschenkel, im zweiten noch eine geringe spastische Schwäche des rechten 
Beines und Störungen des Schmerz- und Temperatursinnes am linken — Reste 
einer Brown-Sequard’schen Halbseitenlähmung in. beiden Fällen — nach- 
weisen. Ein derartiger günstiger Verlauf ist, wie die bisherigen Veröffentlichungen 
zeigen, auch bei anfänglich bestehenden schweren Erscheinungen nach Rücken- 
marksschüssen, nicht selten. Kramer (Glogau). 


19) J. Leva (Straßburg i. E.). Über Verletzungen des Rücken- 

marks im Kriege. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 27. 
 Feldärztl. Beil. 27.) 

Bei den von L. beobachteten Rückenmarksverletzungen bestand in 9 Fällen 

ein Vorwiegen von Quetschungsläsionssymptomen, in 5 ein solches von Halb- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 41. 749 


seitenläsionssymptomen, in” ein klinisches Bild, das auf ein mehr isoliertes, insel- 
förmiges Befallensein einzelner Zentren hinwies. Von den Patt. mit totaler Quer- 
schnittsläsion starben 2 bald nach der Aufnahme, der eine an aufsteigender Me- 
ningitis, der andere an Pyleonephritis, blieb 1 unverändert, trat bei 1 allmählich 
das Bild von mehr Halbseitentypus, bei 2 anderen ein Zustand von spastischer 
Paraparese mit Wiederkehr der Gehfähigkeit, bei den übrigen 3 Patt. nach wenigen 
Wochen eine sehr weitgehende Besserung (keinerlei organische Symptome außer 
gesteigerten Reflexen) ein, so daß bei ihnen wohl nur eine lokale Kommotions- 
wirkung vorgelegen haben kann. Von den 5 Patt. mit Halbseitenläsion besserten 
sich 2 sehr erheblich, während bei den 3 anderen nur ein sehr geringgradiger Rück- 
gang der Lähmungssymptome erkennbar war. Die übrigen Fälle von Rücken- 
marksverletzung mit Vorhandensein einzelner isolierter Symptome verliefen ver- 
schieden, 1 sehr günstig, 2 behielten zerebellare Symptome, 1 bekam sehr intensive 
Wurzelsymptome der rechten oberen Gliedmaße (Schmerzen, Atrophie), die sich 
trotz Laminektomie nicht wesentlich veränderten. Bei 2 weiteren Fällen von 
Halsschußverletzung bestanden Kernsymptome der Medulla oblongata mit zahl- 
reichen subjektiven Beschwerden und Parästhesien. Bemerkenswert war, daß 
Schüsse durch die Halswirbelsäule viel weniger intensiv das Rückenmark schä- 
digten, als solche des übrigen Wirbelsäulenbereichs. — Zusammengefaßt ergeben 
die 21 Beobachtungen von Rückenmarksverletzung nach halbjähriger Beobach- 
tungszeit Todesfälle 2, d.s. 9,5%, und bei einem großen Teil wesentliche Besse- 
rungen; freilich ist ein abschließendes Urteil noch nicht möglich, da selbst bei 
verhältnismäßig unbedeutenden Rückenmarksverletzungen degenerative Prozesse 
noch sekundär auftreten können. Kramer (Glogau). 


20) G. Perthes. Über Laminektomie bei Steckschüssen des Rücken- 
marks. (Bruns’ Beiträge z. klin. Chirurgie Bd. XCVII. Hft. 1. Kriegs- 
chir. Hft. 5. 1915. S. 76.) 

P. berichtet über seine Erfahrungen an 6 Patt., bei denen er ein Geschoß 
im Wirbelkanal gesucht und es entfernt hat. 2 Patt. sind am Tage nach der 
Operation gestorben. Bei 2 war der Befund am Rückenmark so schwer, daß der 
Ausgang kein günstiger sein konnte. »Bei zwei Fällen endfich wurde schon am 
Tage nach der Entfernung des auf das Rückenmark drückenden Geschosses und 
während der bis zur Wundheilung fortgesetzten Beobachtung eine so weitgehende 
Besserung konstatiert, daß völlige Restitutio ad integrum oder ein dem nahe 
kommendes Resultat erwartet werden darf.« — Bei Steckschüssen mit Rücken- 
markslähmung spricht von vornherein eine gewisse Wahrscheinlichkeit für die 
Anwesenheit des Geschosses im Wirbelkanal selbst, offenbar deshalb, weil ein 
Geschoß, dessen lebendige Kraft nicht mehr ausreicht, den ganzen Thorax zu 
durchschlagen, durch den knöchernen Widerstand, den ihm die Wand des Wirbel- 
Kanals entgegensetzt, vollends zum Stillstand gebracht wird. 

In der Regel ist bei Steckschüssen des Wirbelkanals eine Deformation oder 
eine umschriebene Druckempfindlichkeit der Wirbelsäule nicht nachweisbar. Da- 
gegen ist bei Verletzungen im Bereich der Brustwirbelsäule manchmal Druck 
auf die dem verletzten Wirbel entsprechende Rippe schmerzhaft. 

In 4 von den Fällen des Verf.s handelte es sich um eine vollständige Quer- 
schnittsläsion mit Paraplegie, Blasen- und Mastdarmstörungen und völliger Auf- 
hebung der Reflexe. — Von den 2 Fällen mit unvollständiger Lähmung war beim 
einen eine Lähmung der rechten Hand und des rechten Fußes vorhanden mit 
Steigerung des Patellar- und Fußreflexes. Die Spitze eines Infanteriegeschosses 


750 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 41. 


drückte zwischen II. und III. Halswirbel derart auf die rechte Seite des Halsmarkes, 
daß Störungen im Verlauf der Pyramidenseitenstrangbahn entstanden. Im zweiten 
Falle bestand eine motorische Lähmung der ganzen linken unteren Extremität, 
Parese der rechten unteren Extremität, Sensibilitätsstörungen am linken Unter- 
schenkel, Retentio urinae, Aufhebung der Reflexe außer dem rechtseitigen Cre- 
masterreflex und dem rechten oberen Bauchdeckenreflex. Als Ursache fand sich 
ein Kupfergeschoß, das mit der Spitze im Körper des XII. Brustwirbels steckte 
und mit seiner Basis in den linken Abschnitt des Duralsackes hineinragte. In 
diesen beiden Fällen handelte es sich »um eine durch den Druck des Geschosses 
bedingte funktionelle Störung, denn sobald das drückende Geschoß entfernt war, 
setzte die Rückbildung dieser Störungen fast augenblicklich und sehr kräftig ein.« 

Ein fast unbedingtes Erfordernis zum Nachweis eines Geschosses in dem 
Wirbelkanal ist die Lokalisation durch Röntgenstrahlen. Für besonders geeignet 
hält P. zu diesem Zweck die stereoskopische Röntgenaufnahme. 

Die Operation solcher Fälle (Laminektomie) soll nur unter Verhältnissen 
ausgeführt werden, unter denen der Operateur seiner Asepsis sicher ist, aber auch 
nur an einer Stelle, an der auch voraussichtlich die Nachbehandlung mit Sorg- 
falt und ungestört durchgeführt werden kann. — P. operiert in lokaler Anästhesie 
und beginnt mit Hautlappenschnitt. 

Aus seinen Beobachtungen zieht P. für die Indikationsstellung folgende 
Schlüsse: »Wir halten die tunlichst baldige Laminektomie für unbedingt indiziert 
bei den Rückenmarksteckschüssen mit Symptomen nur teilweiser Querschnitt- 
läsion. Bei den Fällen mit den Zeichen völliger Leitungsunterbrechung wird der 
Wunsch des Pat., die Dringlichkeit, mit welcher er die Erschöpfung auch der 
letzten Hilfsmittel wünscht, einen Ausschlag bei der Entscheidung geben dürfen.« 

6 Krankengeschichten, 3 Textabbildungen, 4 Tafelbilder. 

Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


21) Thompson. Ligature of the innominate artery for cure of 
subclavian aneurism. (Annals of surgery 1915. Juni. Nr. 6.) 
46jähriger Neger litt an einem aus unbekannter Ursache entstandenen recht- 
seitigen Aneurysma der Arteria subclavia, das den ganzen zweiten und dritten Teil 
dieses Gefäßes einnahm, so daß nur die Unterbindung der Arteria anonyma in 
Frage kommen konnte. Verf. führte diese unter Novokaininfiltration aus. Die 
Pulsation des Aneurysma schwand, Schmerzen im Arm und ödematöse Schwellung 
blieben bestehen, Störungen von seiten des Gehirns traten nicht auf, wohl aber 
war der ganze rechte Arm gelähmt. Pat. ging 2 Monate nach der Operation an 
einem Karbunkel zugrunde. Nach Ansicht des Verf.s soll nach Unterbindung 
der Art. anonyma auch stets die Arteria carotis unterbunden werden, weil dadurch 
einesteils der kollaterale Zufluß zum Aneurysmasack verhindert und andererseits 
ein allzu großer Blutabfluß aus dem an sich anämisierten Gehirn verhindert wird. 
Carotis und vertebralis dürfen aber nicht zugleich mit der Art. anonyma unter- 
bunden werden, weilsonst jeglicher kollateraler Blutzufluß zum Arm abgeschnitten 
wird. Herhold (z. Z. im Felde). 


22) V. Franz (Nürnberg). Zur Ligatur der Carotis. (Münchener med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 28. Feldärztl. Beil. 28.) 
F. berichtet über vier Fälle von Unterbindung der Carotis, von denen der 
eine infolge bereits bestehender Infektion und Entblutung tödlich endete, ein 
anderer (Unterbindung der Carotis communis und V. jugul. und der Carotis externa 








Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 41. 751 


der anderen Seite) vorübergehende Ausfallserscheinungen des Gehirns dargeboten 
hat. Zu dem günstigen Ergebnis trugen neben der relativen Jugend der Kriegs- 
verwundeten intravenöse Kochsalz-Dauertropfinfusionen biszudreimal24Stunden, 
Beckenhochlagerung für die Dauer von 8 Tagen bei. Wenn nötig, ist auch tem- 
poräre Umschnürung von Gliedmaßen anzuwenden. — Ein etwa fingerbreit über 
und parallel zum Schlüsselbein vom Jugulum bis zur Mitte dieses Knochens ge- 
führter Hautschnitt erleichterte das Auffinden der Carotis wesentlich. 
Kramer (Glogau). 


23) Hugo Starck.. Indikationen zur Operation des Morbus Base- 
dowii und Operationserfolge. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. 
Nr. 28. S. 822 — 824.) 

Auf Grund seiner Beobachtungen an 69 operierten Basedowkranken faßt S. 
das Ergebnis in folgenden Sätzen zusammen: 

Die Operation bei der Basedow’schen Krankheit erzielt in annähernd 30%, 
eine Heilung, in 35—40% Besserung; in den übrigen Fällen ist sie erfolglos oder 
verschlechtert. Die Operation weist eine Sterblichkeit von 9%, auf. Solange man 
der Ansicht beipflichtet, daß der persistente Thymus am tödlichen Ausgang schuld 
ist, muß vor Resektion des Kropfes die Abwesenheit eines Thymus konstatiert 
werden, anderenfalls kommen zunächst Gefäßunterbindungen bzw. Resektion 
des Thymus in Betracht. Die Wahl für die Narkose ist für den Ausgang der Opera- 
tion von größter Bedeutung. Der Basedowtypus mit vorwiegend nervösem, my- 
asthenischem und psychischem Symptomenkomplex wird besser in Narkose 
operiert, die übrigen Fälle in Lokalanästhesie. Bei Status Iymphaticus ist die 
Operation kontraindiziert; muß doch operiert werden, dann nur in Lokalanästhesie. 
In vielen Fällen bereitet die Operation nur den Boden für eine erfolgreiche interne 
Behandlung vor. Den ungünstigsten Zeitpunkt für die Operation bildet das 
Stadium incrementi, den günstigsten das Latenzstadium oder das Stadium des 
Krankheitsstillstandes. Am besten eignen sich für die Operation das Kraus’sche 
Kropfherz und manche Fälle der klassischen Basedow’schen Krankheit. Wenig 
Erfolg ist bei dem nervös myasthenisch-psychischen Symptomenkomplex mit 
nur mäßigen kardiovaskulären Symptomen zu erwarten. Die tastbare Größe des 
Kropfes ist für die Operationsfrage nicht ausschlaggebend. Kleine, weiche Kröpfe 
haben für die’ Krankheit oft größere Bedeutung als große, derbe Schilddrüsen. 
Das Blutbild spielt in der Operationsfrage keine Rolle. 

Kolb (Schwenningen a.N.). 


24) W. Brünings und W. Albrecht. Direkte Endoskopie der Luft- 
und Speisewege. Neue Deutsche Chirurgie, herausgeg. von P. v. Bruns. 
Bd. XVI. Stuttgart, F. Enke, 1915. 

Wiederum wird durch eine Monographie eine mit der Zeit entstandene Lücke 
in dem großen Sammelwerk der »Deutschen Chirurgie« ausgefüllt und mit dem 
Buch den Chirurgen eine von berufenster Seite verfaßte Abhandlung über neue, 
für die Diagnose und Behandlung der einzelnen Krankheitszustände wichtige 
Untersuchungsmethoden des Kehlkopfs, der Luft- und Speiseröhre dargeboten, an 
deren Ausbildung die Verff. längst schon bedeutenden Anteil hatten. Zahlreiche 
Abbildungen erleichtern das Verständnis für die mit größter Genauigkeit ge- 
schilderte Technik dieser endoskopischen Verfahren und das dabei zur Ver- 
wendung kommende Instrumentarium. Der Darstellung derselben unter normalen 
und pathologischen Verhältnissen und der therapeutischen Eingriffe ist in jedem 


752 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 41. 


der drei großen Abschnitte über die direkte Laryngoskopie, Tracheobronchoskopie 
und Ösophagoskopie eine »Klinik« derselben angeschlossen. Wieviel hierin bereits 
geleistet worden ist, davon zeugt jede Seite des über 300 Seiten umfassenden 
Werkes und das 34 Seiten einnehmende Literaturverzeichnis. Wie seinerzeit 
das 1910 von Brünings allein herausgegebene Lehrbuch »Über die direkte La- 
ryngoskopie, Bronchoskopie und Ösophagoskopie«, wird es jedem Fachmann auf 
diesem Gebiet, wie den Chirurgen willkommen sein. Kramer (Glogau). 


25) Bleyl.e. Zur Kasuistik der Schußverletzungen des Kehlkopfes. 
(Zeitschrift f. Ohrenheilk. u. f. d. Krankheiten d. Luftwege Bd. LXXIII. 
S. 22.) 

26) Körner. Beobachtungen über Schußverletzungen des Kehl- 
kopfes. 3. Reihe. (Ibid. S. 27.) 

Eine Anzahl kasuistischer Mitteilungen von Kriegsverletzungen des Kehl- 
kopfes. 

27) Körner. Ein traumatisches Hämatom im Mediastinum mit 
starker Verdrängung der Speise- und Luftröhre, aber ohne 
Recurrenslähmung. (Ibid. S. 33.) 

Ebenfalls Kriegsverletzung: Heftige Kontusion des Thorax infolge Berstens 
einer Granate und dadurch verursachter Verschüttung. Nach einigen Tagen 
infolge Hämatombildung Schluckbeschwerden, die jedoch bald schwinden. Daß 
die beiden Nervi recurrentes trotz hochgradiger Verlagerung funktionsfähig 
blieben, widerspricht der landläufigen Annahme von der leichten Verletzbarkeit 
dieser Nerven. Doch hat bereits Sebba (Diss., Rostock, 1908) nachgewiesen, 
daß bei den Recurrenslähmungen »durch Druck« des linken Vorhofs bei Mitral- 
stenose, durch Aneurysmen, Geschwülste usw. stets gröbere Schädigungen des 
Nerven vorgelegen haben, wie Verwachsungen, Einmauerung in Schwarten, Ver- 
lötung mit entzündlich geschwollenen Lymphdrüsen, Durchwachsung durch bös- 
artige Geschwülste usw. Einfache SRANANG scheint eine Lähmung nicht herbei- 
zuführen. Reinking (Hamburg). 


28) Ch. Hörhammer. Uber isolierte subkutane Trachealrupturen 
(Berstungsrupturen). (Aus der chirurg. Klinik in Leipzig. Prof. Payr.) 
(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 27.) 

H. fügt den in der Literatur mitgeteilten 45 Fällen von isolierter Luftröhren- 
ruptur einen weiteren hinzu. Der Iljährige Knabe hatte sich beim Stabspringen 
die Stange in die linke Halsseite gestoßen; es stellte sich bald subkutanes Emphysem 
an dieser und der linken Gesichtshälfte mit Schmerzen ein, das sich rasch über fast 
den ganzen Körper ausbreitete und Freilegung der Luftröhre, in der sich ein 4 cm 
langer, klaffender Längsriß an der Außenseite der Pars membranacea ohne Blut- 
austritt in der Umgebung fand, mit nachfolgender Naht der Rupturstelle not- 
wendig machte. Die Luft in den Körpergeweben wurde durch Punktionen ent- 
leert. Heilung. — Also ein sehr guter Behandlungserfolg gegenüber der Sterb- 
lichkeitsziffer von 60%, bei subkutanen Berstungsrupturen der Luftröhre! 

Kramer (Glogau). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


753 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, G. PERTHES, E. RICHTER, 








in Bonn, in Tübingen, in Breslau. 
42. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 42. Sonnabend, den 16. Oktober 1915. 
Inhalt. 


G. E. Konjetzny, Aortotomie bei Embolie der Aorta abdominalis. (Originalmitteilung.) (S. 758.) 

1) Albers-Schönberg, Seltene Strukturanomalie des Skelettes. (S. 755.) — 28) Kienböck, 
Infantile Osteopsathyrose. (S. 756.) — 8) Lotseh, Generalisierte Ostitis fibrosa. (S. 758.) — 4) An- 
sinn, Schußbrüche der langen Röhrenknochen. (S. 759.) — 5) Davis und Hunnicut, Periost- und 
Knochenneubildung. (S.760.) — 6) Trout, Lane’sche Platten bei Knochenbrüchen. (S. 760.) — 
7) Gill, Transplantation von Knochen. (S. 760.) — 8) Zahradnieky, Schußverletzungen der großen 
Gelenke. (S. 761.) — 9) Procházka, Gelenkrheumatismus und Unfall. (S. 768.) — 10) Kocher, 
11) Stoller, 12) Huber, 13) Schöni, 14) Garnier, 15) Schlitowsky, Knochen- und Gelenktuber- 
kulose. (S. 762.) 

16) Stein, Schultergelenksversteifung nach Schußverletzungen. (S. 765.) — 17) Müller, Pla- 
stischer Ersatz der Interossealmuskulatur der Hand. (S. 766.) — 18) Albee, Schenkelhalsbruch. (S. 766.) 
— 19) Hansing, Infizierte Kniegelenkschüsse. (S. 766.) — 20) Owen, Der schwache Fuß. (S. 767.) — 
31) Hasebroek, Der Spannungafuß. (S. 767.) — 22) Campbell, Hackenfuß, (S. 768.) — 28) Moench, 
Seltene Fußschädigungen. (S. 768.) — 24) Hanausek, Erzielung tragfähiger Amputationsstümpfe. 
(S. 768.) 





Aus der chirurgischen Klinik zu Kiel, 
Aortotomie bei Embolie der Aorta abdominalis. 


Von 


Privatdozent Dr. G. E. Konjetzny. 


Die Embolie der Aorta abdominalis mit Einkeilung des Embolus an ihrer 
Teilungsstelle in die Arteriae iliacae ist ein nicht ganz seltenes Ereignis mit be- 
kanntem klinischen Verlauf. Plötzlich auftretende, heftigste lanzinierende 
Schmerzen in beiden Beinen, einhergehend mit Motilitäts- und Sensibilitätsverlust, 
Pulslosigkeit beider Beine, Blässe, Kälte derselben: das ist der Symptomenkomplex 
des leicht zu diagnostizierenden Zustandes. Das primäre Leiden kann klinisch 
wenig manifest sein. Der Verlauf und die Prognose ist immer die gleiche: Gangrän 
beider unteren Extremitäten, Exitus früher oder später, je nach der Art des pri- 
mären Leidens und der Widerstandsfähigkeit des Organismus. 

Der bis zur Entwicklung der modernen Gefäßchirurgie selbstverständliche 
therapeutische Nihilismus bei diesem Zustand hat heute keine Berechtigung mehr. 
Wir werden heute auch hier zu aktivem chirurgischen Vorgehen gedrängt, das, 
freilich nur unter bestimmten Bedingungen mit Erfolg gekrönt, einzig und allein 
imstande ist, den sicheren Tod bei einer Aortenembolie abzuwenden. 

Einen von mir operativ behandelten Fall teile ich folgend mit, weil er Ver- 
anlassung gibt, prinzipiell Wichtiges für die Behandlung der Aortenembolie her- 
vorzuheben. 


42 


754 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 42. 


Ein 43jähriger Schiffbauer, der sonst angeblich immer gesund gewesen ist, 
bekam plötzlich im Anschluß an eine starke Erkältung, die er sich vor 3 Tagen 
zugezogen hatte, heftige stechende und reißende Schmerzen in beiden Beinen, 
die kaum erträglich waren. Zugleich stellte sich eine vollkommene Gefühls- und 
Bewegungslosigkeit derselben ein. Die Beine waren zuerst ganz blaß, nach einiger 
Zeit wurde der obere Abschnitt der Oberschenkel bläulich. Beide Beine fühlten 
sich von Anfang an kalt an. 

Der Pat. wurde erst 36 Stunden nach dem Eintreten der angegebenen Er- 
scheinungen in die chirurgische Klinik eingeliefert. 

Status: Mittelgroßer, kräftig gebauter, gut genährter Mann. Gesicht blaß, 
Herztöne sehr leise, kein Geräusch, Puls unregelmäßig, weich. Lungen und 
Bauchorgane ohne Besonderheiten. Beide Beine sind vollkommen gelähmt und 
empfindungslos. Die Unterschenkel und das untere Drittel der Oberschenkel sind 
blaß, der obere Abschnitt der Oberschenkel bläulich gefärbt. Beide Beine sind 
bis in die Inguinalgegend kalt. Puls der Art. femoralis und poplitea an beiden 
Beinen nicht zu fühlen. Die Diagnose Embolie der Aorta mit Einkeilung des 
Embolus an der Teilungsstelle der Art. iliacae stand über allem Zweifel. 

Trotzdem der Zustand schon 36 Stunden bestand und daher auf einen opera- 
tiven Erfolg kaum zu rechnen war, entschloß ich mich wegen der sonstigen Aus- 
sichtslosigkeit des Falles doch zur sofortigen Operation, die in _Äthernarkose vor- 
genommen wurde. Mediane Laparotomie unterhalb des Nabels mit rechtwinklig 
zu diesem geführten Schnitt quer durch den linken Rectus abd., Zurückdrängen 
der Darmschlingen in den oberen Bauchraum. Inzision des Peritoneums über der 
Aorta oberhalb der Teilungsstelle. Die Palpation ergibt einen großen Pfropf in 
der Aorta, der sich mit je einem Fortsatz in die Aa. iliacae hinein erstreckt. Ober- 
halb des Pfropfes Pulsation, die unterhalb überall fehlt. Isolierung der Aorta und 
Abklemmen derselben mit einem mit Gummischläuchen armierten Doyen ca. 10 cm 
oberhalb der Teilungsstelle. Ligatur einzelner kleiner Gefäße. In der Mitte der 
Aorta wird bis nahe an die Teilungsstelle eine ca. 3,5 cm lange Inzision gemacht. 
Es gelingt nun leicht durch gleichmäßigen, nach der Teilungsstelle fortschreitenden 
Druck auf die Aa. iliacae, den leicht adhärenten Embolus durch die Inzisionswunde 
der Aorta auszupressen. Der Embolus ist ziemlich umfangreich, ca. 5 cm lang, 
bräunlich rot. An ihn schließt sich ein dunkelrotes Blutkoagulum an, das die 
Aa. iliacae ausfüllt. Nachdem auch noch aus den Aa. femorales koagulierte Blut- 
massen nach oben ausgepreßt waren, wird die Inzisionswunde der Aorta mit einer 
Anzahl von Knopfnähten geschlossen, die aber die Intima nicht durchdringen. 
Naht des Peritoneum über der Aorta. Nach Abnahme der Klemme an der Aorta 
ist gute Pulsation beider Aa. femorales festzustellen. 

‘Der Erfolg war nur vorübergehend. Kurze Zeit nach der Operation war der 
Puls der Aa. femorales nicht mehr fühlbar. Unter zunehmender Herzinsuffizienz 
kam der Pat. 3 Tage nach der Operation zum Exitus. Die Autopsie ergab im 
wesentlichen eine sehr schwere Myokarditis (alte Schwielen in der linken Herz- 
kammerwand mit beginnender aneurysmatischer Ausbuchtung, daneben frische 
eitrige Herde, in deren Bereich ein wandständiger, ziemlich frischer Thrombus). 
Die Aortennaht hat vollkommen dicht gehalten. Kein Thrombus. Die Aorta 
und angrenzenden Abschnitte der Aa. iliacae sind frei von Blutgerinnungen, da- 
gegen sind die Aa. iliacae ext. und femorales in ihrem ganzen Verzweigungsgebiet 
ausgefüllt mit dunkelblaurotem, geronnenem Blut. Ebenso verhalten sich die 
zugehörigen Venen. 

Epikritisch ist zu diesem Falle folgendes zu bemerken: Zu den Bedingungen, 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 42. 755 


unter welchen es gelingen kann, einen Fall von Aortenembolie dem drohenden 
Verderben durch die Aortotomie zu entreißen, gehört unbedingt, daß der chirur- 
gische Eingriff so frühzeitig wie möglich vorgenommen wird. Das ist eine For- 
derung, welche uns ja schon a priori die Erfahrungen mit der Esmarch’schen 
Blutleere nahelegen muß. Wenn schon bei einer wenige Stunden dauernden ein- 
fachen elastischen Umschnürung einer Extremität zum Zwecke der Bilutleere 
irreparable Zirkulationsstörungen eintreten, so dürfen wir mit nicht geringeren 
rechnen, wenn ein embolischer Gefäßverschluß vorliegt. 

Was die Ursache der auf diese Weise schon nach relativ kurzdauernder Zir- 
kulationsunterbrechung sich einstellenden Gangrän ist, darüber bestehen auch 
heute noch nicht ganz klare Vorstellungen. Vasomotorische Insuffizienz kann hier 
nicht die Hauptrolle spielen. Vielmehr stehen hier (wie mich Experimente gelehrt 
haben, über die ich anderswo berichten werde) toxische Zustände im Vorder- 
grund. Bei Unterbrechung der arteriellen Blutzufuhr kommt es sehr bald zum 
Verbrauch des im Gewebe vorhandenen Sauerstoffs und zu einer Überladung des 
von der Zirkulationsstörung betroffenen Gebietes mit den üblichen Abbauproduk- 
ten, insbesondere mit Kohlensäure, da frisches Blutnicht zugeführt wird, auch der 
venöse Abfluß fehlt. Dadurch kommt es schon nach wenigen Stunden zu histo- 
logisch nachweisbaren Gefäßwandveränderungen mit Intimadesquamation, die 
makroskopisch in der Koagulation des in den Gefäßen stagnierenden Blutes ihren 
Ausdruck finden. Solches war auch in unserem Falle festzustellen. Ist dieser 
Zustand des Gefäßsystems eingetreten (und das ist im Experiment schon nach 
10 bis 15 Stunden nachweisbar), dann ist der definitive Gewebstod der betreffenden 
Extremität nicht aufzuhalten; außerdem werden bald autolytische Prozesse im 
Sinne einer Eiweißzerfallstoxikose auch allgemein wirksam. Bei der Gefäßembolie 
kommen außerdem noch als sehr erschwerend die schon frühzeitig einsetzenden 
Organisationsvorgänge in der Gefäßwandung an der Emboliestelle hinzu, die 
auch nach Entfernung des Embolus zur Bildung eines wandständigen Thrombus 
Veranlassung geben und so den operativen Erfolg ganz in Frage stellen können. 

Sofort nach dem Ereignis zur Operation kommende Fälle von Aortenembolie 
dürften, wenn nicht das primäre Leiden durch seine Schwere ausschlaggebend 
wird, eine sehr dankbare chirurgische Aufgabe stellen. Durch operatives Vorgehen 
dürfte doch wenigstens der eine oder andere Fall gerettet werden. Das zeigt der 
von Bauer durch Operation geheilte Fall (Svenska Läkaretidn. 1913, ref. im 
Zentralblatt f. d. ges. Chirurgie 1914. IV. S.86). Die Aortotomie ist also ein 
Unternehmen, das bei dem heutigen Stande der Gefäßchirurgie im gegebenen 
Falle gefordert werden muß und das sich bei entsprechender Technik an und für 
sich ziemlich gefahrlos gestalten läßt. 


nu In 


1) Albers-Schönberg. Eine seltene, bisher nicht bekannte Struk- 
turanomalie des Skelettes. (Fortschritte auf d. Gebiete d. Röntgen- 
strahlen Bd. XXIII. Hft. 2.) 

Bei der Röntgenuntersuchung eines gesunden Soldaten wurde folgendes ge- 
funden: 

Verteilt über die gesamten Fußknochen mit Einschluß des unteren Teiles von 
Tibia und Fibula finden sich etwa linsengroße Verdichtungsherde, ähnlich den 
bekannten Kompaktinseln. Diese Flecke stehen mit ihrer Längsachse stets in 
der Längsachse des betreffenden Skeletteiles. Am Calcaneus kann man deutlich 


42* 


756 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 42. 


erkennen, wie sie dem Knochenbälkchenzug der Struktur folgen. An den übrigen 
Fußwurzelknochen ist ein gleiches Verhalten zu beachten. An der Tibia und 
Fibula stehen sie ausgesprochen in der Längsachse dieser beiden Knochen. Die 
Zahl der Verdichtungsherde ist so groß, daß das gesamte Röntgenbild gesprenkelt 
aussieht. Die Größe der einzelnen Herde ist verschieden, sie schwankt zwischen 
4—5 cm und 2—3 mm in der Längsrichtung. Stellenweise, namentlich am unteren 
Teil der Tibia und des Femur, treten größere Schatten auf, die auch konfluieren 
und zu leistenartigen Gebilden werden. Die Knochenverdichtung ist vorwiegend 
in der Spongiosa lokalisiert, jedoch tritt sie stellenweise auch scheinbar in die 
Corticalis ein. Sie überschreitet jedoch nirgends die Oberfläche, da die Knochen- 
profile durchaus scharfrandig erscheinen. Die Diaphyse der Tibien ist größten- 
teils frei von diesen Verdichtungen, jedoch greifen sie in das obere und untere 
Drittel über. Stellenweise finden sich auch unregelmäßige Flecken, die nicht den 
spindelförmigen Charakter der übrigen Herde innehalten, aber trotzdem keinen 
diffusen Charakter zeigen, sondern scharfrandige Begrenzungen haben. Am aus- 
gesprochensten sind die beiderseitigen Kniegelenke betroffen. Besonders im 
distalen Ende des Femur sind zahlreiche, auch leistenartige Flecke vorhanden. 
Diese sind im zentralen Ende der Tibia kürzer. Die Kniescheibe ist völlig frei 
und zeigt normale Struktur. Die Femurdiaphyse ist ebenso wie die Tibiadiaphyse 
frei. Das Femur zeigt vom Trochanter minor an wiederum eine ausgeprägte 
Fleckung, die genau dem Bälkchenzug des Collum femoris folgt und sich bis hinein 
in den Kopf erstreckt. Im Femurkopf selber finden sich auch rundliche Flecken, 
während an den übrigen Skeletteilen die Linsenform überwiegt. 

Auch im Schultergelenk treten die Flecken im distalen Ende der Diaphyse 
und besonders auf der Epiphyse auf. Sie liegen am dichtesten in der Gegend der 
Epiphysenlinie. Besonders markant, auch schon wegen der besseren Durch- 
leuchtungsmöglichkeit, sind die Flecke im Handgelenk und auf dem Handknochen. 
Sie gruppieren sich an der Epiphyse von Radius und Ulna und auch im distalen 
Drittel des Radiusschaftes. Aus der Anamnese ergibt sich kein Anhaltspunkt für 
die Affektion. Lues und Tuberkulose sind auszuschließen. Ob der Beruf als 
Emaillebrenner zu der Anomalie in Beziehung steht, läßt sich nicht entscheiden. 

Die epiphysäre Lokalisation spricht für einen Prozeß der Wachstumsperiode; 
allerdings erstrecken sich einige Inseln ziemlich weit hinauf in die Diaphysen, wie 
dieses auch bei Kartilaginären Exostosen vorkommt. Die Anschwellung des 
Tuberc. minus am Humerus erinnert an eine Exostose. 

Es handelt sich wohl um eine belanglose Erscheinung, die jedenfalls niemals 
klinische Bedeutung gewonnen zu haben scheint. Eine Brüchigkeit der Knochen 
liegt trotz des vermehrten Compactasubstrates nicht vor; denn Pat. hat heftige 
Traumen erlitten, ohne daß es jemals zu einem Knochenbruch gekommen wäre. 

Gaugele (Zwickau). 


2) Kienböck. Über infantile Osteopsathyrose. (Fortschritte a. d. 
Gebiete d. Röntgenstrahlen Bd. XXIII. Hft. 2.) 

In einer großen Arbeit läßt sich Verf. über oben erwähntes Krankheitsbild 
aus. Zunächst bringt er beinahe die ganze frühere Kasuistik, um dann mehrere 
eigene Beobachtungen anzugliedern. Über den Verlauf des Leidens macht er 
folgende Angaben: Im Verlaufe der Krankheit ist — wenn man von den genannten 
Schwankungen absieht — im allgemeinen zu beobachten, daß sich das Symptomen- 
bild allmählich ändert und zunehmend schwerer wird; es hängt dies mit der lange 
Zeit bestehenbleibenden, zuweilen sogar fortschreitenden Osteoporose, mit dem 


N 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 42. 757 


Auftreten immer neuer Brüche, mit der sehr verzögerten und schlechten Bruch- 
heilung und mit beträchtlichen Wachstumsstörungen zusammen. Man könnte 
im Verlaufe der Krankheit etwa folgende Stadien unterscheiden: 

1) Stadium vor dem ersten Bruch: Latenzstadium. 

2) Stadium mit den ersten Brüchen: erstes Hauptstadium. 

3) Stadium mit zunehmenden sekundären Veränderungen an den Knochen: 
Übergangsstadium. 

4) Stadium der osteomalakiformen Deformation des größten Teiles des 
Skelettes: zweites Hauptstadium. | 

5) Eventuell: Stadium der Heilung. 

Abgesehen davon kann die Krankheit in dieser ganzen Zeit wiederholt florid 
sein und auch wieder zurückgehen und auf diese Weise wiederholte unregelmäßige 
Schwankungen zeigen; ferner kommen zuweilen nach scheinbarer Heilung selbst 
nach vielen Jahren Rezidive vor. 

Wichtig ist der röntgenologische Befund. Im ersten Stadium kann die 
Krankheit bereits durch Röntgenuntersuchung an einem gewissen Grade von 
Osteoporose erkannt werden. Diese verteilt sich gleichmäßig auf das ganze Skelett 
und äußert sich in Dünnheit der Corticalis der Diaphysen der langen Röhren- 
knochen und in einer besonderen Zartheit der Knochenbälkchen aller Spongiosen, 
wodurch der ganze Schatten der Knochen in seiner Dichte etwas herabgesetzt ist. 

Die Porosität des Skelettes erklärt die Brüchigkeit; so entstehen die Spontan- 
frakturen; die Porosität und Brüchigkeit ist bei dieser Gruppe von Fällen keine 
exzessive; daher kommt es nicht schon zu Beginn der Krankheit zu Brüchen, 
sondern erst, wenn die Kinder etwas älter und schwerer geworden und die 
alltäglichen mechanischen Einwirkungen bedeutender sind. Die Porose ist oft 
im Anfang schwer zu erkennen. Mit der Zeit wird die Verteilung der Osteoporose 
immer ungleichmäßiger. Sie wird noch erhöht durch die Inaktivität. 

Dauert die Krankheit längere Zeit an, so wird ein pseudoosteomalakisches 
Stadium erreicht; die Osteoporose wird eine stärkere, und es werden nicht nur die 
Extremitäten immer mehr deformiert, sondern es verändert auch das Rumpf- 
skelett seine Form. Die Kinder mit schweren Deformitäten der Beine werden nicht 
nur zu einer ziemlichen oder vollständigen Ruhelage verurteilt, sie werden auch im 
Laufe der Jahre immer schwerer, und so werden auch alle Teile des Rumpfskelettes 
durch Belastung allmählich stärker umgeformt, wobei auch das gestörte Wachs- 
tum zu abnormen Formen führt. Das Becken erhält eine Kartenherzform wie 
bei Osteomalakie, man kann nun von einem pseudoosteomalakischen Becken 
sprechen; ebenso wird die Wirbelsäule und der Thorax in charakteristischer Weise 
deformiert, entsprechend einer Kyphoskoliose. Alle diese Veränderungen zeigen 
sich natürlich besonders deutlich bei der Röntgenuntersuchung. Die Knochen- 
veränderungen sind verschiedener Art, teils Fissuren, Infraktionen, teils Quer- 
frakturen. Betroffen werden natürlich vor allem die langen Röhrenknochen. Die 
Heilungsdauer der geschädigten Knochen ist sehr verlängert. Bei den Quer- 
fissuren, also bei den bei dieser Krankheit so häufig vorkommenden leichten, sub- 
periostalen Schäden der Diaphysen, findet man selbst nach Wochen oder sogar 
nach Monaten nicht nur keine Heilung eingetreten, sondern umgekehrt eine lokale 
Resorption der Bruchenden; es ist eine streng quer verlaufende, schmale, parallel- 
randige, scharfumschriebene helle Zone durch die ganze Dicke des Knochen- 
schattens vorhanden, die anzeigt, daß hier die Corticalis zirkulär entkalkt und 
zum Teil resorbiert ist, daß der Knochen also eine bandförmige bzw. ringförmige 
Resorptionszone besitzt. Manche Knochen tragen an der Diaphyse mehrere solche 


758 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 42. 


Herde. Bei den selteneren Schrägfissuren sind die analogen Veränderungen zu 
finden. Oft wird eine Scheinheilung vorgetäuscht durch starke periostale Callus- 
bildung bei mangelnder endostaler. Bei den echten Brüchen der Diaphysen mit 
Dislokation der Fragmente finden wir eine ähnliche Störung der Bruchheilung 
vor, und zwar mit noch viel weiter ausgedehnten Veränderungen. Wir sehen im 
Röntgenbild die Diaphyse an der Bruchstelle auf längere Ausdehnung hin hell 
und verwaschen, dieGrenzen des Gebietes nach oben und unten sind verschwommen. 
Es entspricht dies einer Massenentkalkung bzw. Massenresorption des Knochens 
an der Bruchstelle. 

Verf. geht dann noch auf die Beziehungen zur Osteogenesis imperfecta und 
zur Psathyrose der Erwachsenen näher ein unter Bezugnahme auf die früher 
angegebenen Fälle. Die Differentialdiagnose gegen infantile Osteomalakie ist in 
vielen Fällen nur dadurch möglich, daß die Epiphysengrenzen normal sind und 
der Ossifikationszustand des Skelettes normal oder etwas vorausgeeilt ist. 

Osteopsathyrose infolge von Rückenmarkserkrankung, Tabes, Syringomyelie 
kommt bei Kindern anscheinend nicht vor; trotzdem werden es manche Ärzte 
vorziehen, bei multiplen Frakturen auch eine Untersuchung des Nervensystems 
vorzunehmen. 

Die Differentialdiagnose gegen eine multiple Herderkrankung des Skelettes, 
multiple Geschwülste bzw. Cysten wird dadurch 'ermöglicht, daß bei unserer 
Krankheit im Röntgenbilde, abgesehen von den als Fissuren oder deforme Brüche 
zu erkennenden. Stellen, keine anderweitigen abnormen Herde vorhanden sind, 
vor allem keine scharfbegrenzten rundlichen Aufhellungsherde (Cysten) an äußer- 
lich nicht geknickten oder sonst deformierten Stellen der Diaphysen. 

Endlich zieht Verf. noch Vergleiche zwischen der infantilen Osteopsathyrose 
und infantilen Osteomalakie, bespricht darin gemeinsame Merkmale und Unter- 
schiede. 

Der Umstand, daß bei der idiopathischen Osteopsathyrose die Knochenaffektion 
in einer allgemeinen Atrophie des ganzen Skeletts besteht, weist darauf hin, daß 
die Krankheit keine primäre Knochenerkrankung darstellt, sondern daß sie 
auf Erkrankung eines anderen Organs, eines Zentralorgans, speziell einer Blutdrüse, 
beruht, welche einen zur normalen Bildung und Ernährung des Knochensystems 
notwendigen Stoff erzeugt, eine Annahme, die übrigens bereits von allen neuen 
Autoren, z.B. Hartmann, Zesas, Ewald, Bamberg und Huldschinsky 
ausgesprochen wurde. Auch die Art der Störung der Knochenbruchheilung spricht 
deutlich in diesem Sinne. | 

Obwohl wir das Zentralorgan nicht kennen, wäre es doch angezeigt, einen 
Namen dafür zuschaffen; Verf. schlägt vor, es »osteotrophisches Organ« zu nennen. 
Mit dem Ausdruck soll in Zukunft eine Handhabe für die Besprechung der Patho- 
genese der Krankheit und ein Antrieb zur weiteren Forschung gegeben werden. 
Da die Individuen weder an Tuberkulose, noch an Syphilis, noch an anderen be- 
kannten Infektionskrankheiten leiden, ist natürlich auch die Natur der Erkran- 
kung des supponierten Organs noch ganz unbekannt. Gaugele (Zwickau). 


3) F. Lotsch (Berlin). Über generalisierte Ostitis fibrosa mit 
Tumoren und Cysten (v. Recklinghausen’sche Krankheit), 
zugleich ein experimenteller Beitrag zur Ätiologie der Kno- 
chencysten. (Archiv für klin. Chirurgie Bd. CVII. Hft. 1.) 

Die Arbeit stellt eine groß angelegte Monographie von 137 Seiten über alle 
in das Bereich der Knochencysten fallenden Fragen dar, die Literatur ist aufs 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 42. 759 


gründlichste und genaueste verarbeitet; auch durch eigene Versuche an Kaninchen 
bemühte sich L., die Frage nach der Entstehung der solitären Knochencysten zu 
lösen. Den Anlaß zu den Untersuchungen gab ein ausgesprochener Fall von 
generalisierter Recklinghausen’scher Ostitis fibrosa, bei dem die Cystenbildung 
das Bild beherrschte; sie gliedern sich in einen klinischen und einen pathologisch- 
anatomischen Teil; im dritten Abschnitt wird die Ätiologie zusammenfassend be- 
handelt, werden zum Schluß die eigenen Experimente mitgeteilt. 

Nach L.’s Überzeugung bilden die solitären Knochenaffektionen mit den 
generalisierten eine morphologisch durchaus zusammengehörige Gruppe. Die 
Ostitis fibrosa ist eine ausgesprochen chronische Erkrankung. Gewöhnlich sind 
Schmerzen das erste Zeichen, sie beginnen am häufigsten in den Beinen. Esscheint 
sich bei den Schmerzen um Druckwirkungen auf die sensiblen Nervenfasern des 
Knochenmarks zu handeln. Trotz der hochgradigen Strukturveränderung pflegen 
die häufig auftretenden Spontanfrakturen auffallend gut zu heilen; die Erklärung 
für diese Tatsache ist in der Unversehrtheit des Periosts gegeben. Das weibliche 
Geschlecht ist, soweit die generalisierte Form in Betracht kommt, ungleich häufiger 
befallen, nämlich in den 37 Fällen der Literatur 28mal, das männliche Geschlecht 
nur9mal. Diese auffallende Bevorzugung des weiblichen Geschlechts unterscheidet 
die v. Recklinghausen’sche Form sichtlich von der Paget’schen und rückt 
sie auch in diesem Punkte näher an die eigentliche Osteomalakie. Als pathologisches 
Substrat für die Ostitis fibrosa und in gleicher Weise für die ganze Gruppe der 
rachitisch-osteomalakischen Krankheitsprozesse kommt vornehmlich das Knochen- 
mark in Betracht. Für die Genese der generalisierten Ostitis fibrosa ist der Hypo- 
these der Insufficientia pluriglandularis unzweifelhaft der Vorzug zu geben; diese 
Vorstellung von der Ursache als Folge gestörter innerer Sekretion gibt sich auch 
in einigen therapeutischen Bestrebungen zu erkennen. 

Bei dem gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse erscheint die experimentelle 
Erzeugung einer generalisierten Form der Ostitis fibrosa unmöglich; es bleibt 
demnach die solitäre Erkrankungsform. Die Versuche erstrecken sich auf 52 Tibien 
von 26 Kaninchen. Die Tibiametaphyse wurde angebohrt, die Spongiosa aus- 
geräumt und das Mark ausgespritzt. Das Ergebnis der Experimente kann kurz 
dahin zusammengefaßt werden, daß es in keinem Falle zur Bildung eines cysten- 
artigen Hohlraums kam. In Übereinstimmung mit den Versuchsergebnissen 
Lexer’sist deshalb die Möglichkeit rein traumatischer Entstehung von Knochen- 
cysten abzulehnen. B. Valentin (Berlin). 


4) Otto Ansinn. Zur Behandlung der Schußfrakturen der langen 
Röhrenknochen, insbesondere mit dem Frakturhebel. (Bruns’ 
Beiträge z. klin. Chir. Bd. XCVII. Hft. 1. Kriegschir. Hft. 5. 1915. S. 97.) 

Arbeit aus dem Reservelazarett Bromberg (Kriegsschule). — Bei schwer 
infizierten Knochenbrüchen räumt Verf. die Wundhöhle aus, entfernt die Se- 
quester subperiostal und vereinigt die Fragmentenden durch eine »Knochen- 
situationsnaht« oder mit Aluminiumschienen. Für Frakturen mit sehr starker 

Verkürzung (z. B. Oberschenkelfrakturen mit Verkürzung bis zu 15 cm) hat Verf. 

einen Hebel konstruiert, mit dem er die Frakturenden auseinander hebelt, worauf 

sie durch Naht oder mit den genannten Schienen vereinigt werden können. Ob- 
gleich A. zugibt, daß nach dieser Manipulation an den schwer infizierten Frakturen 
für 8 bis 14 Tage hohe Temperaturen auftreten, äußert er sich doch über die Me- 
thode sehr befriedigt. In der Arbeit sind mehrere Krankengeschichten von so 
behandelten Frakturen wiedergegeben mit den zugehörigen Röntgenbildern und 


760 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 42. 


Photographien, nach denen sich freilich ein Fall als keineswegs ideal geheilt dar- 
stellt. Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


5) Davis and Hunnicut. The osteogenic power of periosteum: 
with a note of bone transplantation. (Annals of surgery 1915. 
Juni Nr. 6.) 

Die an Hunden und Ratten ausgeführten Experimente hatten folgende Er- 
gebnisse: 

1) Sowohlfreie wiegestielte, in Muskel- oder Fettgewebe eingepflanzte Periost- 
lappen brachten keine Knochenneubildungen in den betreffenden Geweben hervor. 
Blieben aber an der Knochenhaut dünne Knochenbestandteile, so trat Knochen- 
neubildung in den betreffenden Weichteilen ein. 

2) Nach subperiostaler Resektion eines Knochens, z. B. des Radius, bei der 
das Periostrohr möglichst im ganzen erhalten wurde, brachte die Knochenhaut 
keine Knochenbildung hervor, diese zeigte sich vielmehr nur an den Knochen- 
enden. Wurde in das Periostrohr außerdem ein Knochen mit oder ohne Knochen- 
haut eingepflanzt, so wurde auch in diesen Fällen Knochenneubildung nur an 
den Knochenenden und nicht am Periostrohr gesehen. 

3) In Schädeldefekte eingepflanzte Knochenteile heilten mit oder ohne Kno- 
chenhaut ein und brachten an ihren Enden Knochenwucherungen hervor. Die 
Knochenneubildung ging aber nicht von der Knochenhaut aus. 

4) In Muskelgewebe eingepflanzter, vom gleichen oder Gattungstier stam- 
mender Knochen wurde resorbiert, mit Periost bekleideter Knochen schien sich 
etwas länger zu halten. 

5) Zwischen Knochendefekten heilten von demselben Tier stammende Kno- 
chenstücke mit undohne Knochenhaut gutein. Vom gleichartigen Tier stammende 
Knochenstücke wirkten anreizend auf die Knochenneubildung an den Knochen- 
enden, nach und nach verfielen sie jedoch der Resorption. 

Herhold (z. Z. im Felde). 


6) Trout. Autogenous bone grafts versus Lane’s plates. (Annals 
of surgery 1915. Juni. Nr. 6.) 

Verf. wendet sich gegen dieAnwendung von Lane’schen Platten bei Knochen- 
brüchen; viel unschädlicher und besser ist nach seiner Ansicht die Verbolzung 
der Knochenenden mit von demselben Individuum entnommenen Knochen- 
stücken. Durch Versuche an Ratten konnte er nachweisen, daß in den Knochen 
gebohrte Schrauben, sobald die Wunde infiziert war, in 92%, herauseiterten und 
nur in 8%, einheilten, während eingebolzte Knochenstücke trotz Infektion nur 
in 11% herauseiterten und in 89%, einheilten. 

Herhold (z. Z. im Felde). 


7) Gill. Transplantation of entire bones with their joint sur- 
faces. (Annals of surgery 1915. Juni. Nr. 6.) 

Verf. exartikulierte bei Hunden den II. Metatarsus jeder Pfote und implan- 
tierte jeden in den entgegengesetzten Fuß mitsamt den Gelenkflächen, die er 
durch Chromcatgutnähte in ihrer Lage erhielt. Von 8 Experimenten glückten 5, 
insofern als hier die transplantierten Knochen unter Erhaltung der Gelenkflächen 
völlig einheilten, trotzdem in einigen Fällen mehr oder weniger Eiterung eintrat. 
Die Einheilung wurde durch baldiges Umherlaufen der Hunde nach der Operation 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 42, 161 


nicht beeinträchtigt. Die Experimente zeigten, daß ganze Knochen mit ihren 
Gelenkflächen einheilen können. Verf. zieht daraus den Schluß, daß transplan- 
tierter Knochen sich selbst erhalten kann und nicht erst, wie von vielen Autoren 
heute noch angenommen wird, durch Nekrose zerstört und dann von dem Periost 
eines anliegenden Knochens ersetzt wird. Nach G. enthält jeder lebend implan- 
tierte Knochen entweder in der inneren Lage der Knochenhaut oder im Endosteum 
der Medulla oder in den Havers’schen Kanälen Osteoblasten, die bei genügender 
Ernährung die Funktion und das Leben des implantierten Knochens erhalten 
können. Bei Knochentransplantationen sollen Knochenhaut, Knochenmark und 
Knochensubstanz mit transplantiert werden. Herhold (z.Z. im Felde). 


8) F. Zahradnicky. Die Schußverletzungen der großen Gelenke. 
(Casopis lékaruv ceskych 1915. Nr. 23—25.) 

Von 2331 Verletzungen entfallen 149 auf Schußwunden der großen Gelenke 
(6,3%). Am häufigsten war das Kniegelenk verletzt (fast !/, der Fälle), dann 
das Schultergelenk (?/,), das Elibogengelenk (etwas weniger als 1/3), das Sprung- 
gelenk (2/,), das Handgelenk (!/,) und am seltensten das Hüftgelenk (1/,0). Die 
Gelenke der linken Körperhälfte waren häufiger getroffen als die der rechten. Das 
Hüftgelenk war 2mal verletzt, beidemal links, das Sprunggelenk in 2/, der Fälle 
links, Hand- und Kniegelenk ebenso oft links als rechts, das Schultergelenk vor- 
wiegend links, und nur das Elibogengelenk war rechts häufiger verletzt als links. 
Die Wunden wurden 133mal = 88%, durch kleinkalibrige Mantelgeschosse und 
16mal = 12% durch Schrapnell oder Granate gesetzt. In 136 Fällen = 91,3% 
lagen Durchschüsse vor, in 13 Fällen = 8,7%, Steckschüsse, was auf das Überwiegen 
der Verletzungen durch kleinkalibrige Mantelgeschosse zurückzuführen ist. Von 
den 136 Durchschüssen entfielen auf das kleinkalibrige Mantelgeschoß 130 = 87,2%, 
auf Schrapnell und Granate 6 = 4,1%, von den 13 Steckschüssen auf ersteres 
3 = 2%, auf letztere 10 = 6,7%. Mehrfache Verletzungen sah Z. 20 = 13,4%, 
wovon 17 = 11,4%, auf das Mantelgeschoß und 3 = 2%, auf Schrapnell entfielen. 
In 3 Fällen waren zwei Gelenke verletzt, und zwar in einem Falle Knie- und 
Sprunggelenk und in 2 Fällen beide Kniegelenke. Infiziert waren von 149 Fällen 
57 = 38,2%,, von denen 49 auf das Mantelgeschoß und 8 auf Schrapnell und Granate 
entfielen. Operiert wurden 43 Fälle = 28,8%,, und zwar am häufigsten'das Sprung- 
gelenk (in der Hälfte der Fälle), dann das Kniegelenk (*/,), das Schultergelenk 
(weniger als !/,), das Elibogengelenk (weniger als !/,), Handgelenk (!/,) und 
beide Fälle von Hüftgelenkverletzung; alle operierten Fälle waren infiziert. Aus- 
geführt wurde: die Resektion bei 25 Fällen = 16,7%, mit einem Todesfall (4%) 
an Sepsis, die Arthrotomie mit Drainage in 11 Fällen = 7,9%, mit einem Todes- 
fall (9,9%) an Sepsis; die Arthrotomie mit Nekrotomie bei 5 Fällen = 3,7%, die 
Amputation bei 2 Fällen = 1,5%. Von 149 Patt. starben 2 = 1,3%. Die Re- 
sultate beim Austritt aus dem Krankenhaus waren folgende: A. Aseptische Fälle: 
Von 19 Schußwunden des Schultergelenks: 15 gut, 4 weniger gut; von 16 Schuß- 
wunden des Elibogengelenks: 13 gut, 3 weniger gut; von 5 des Handgelenks: 
4 gut, 1 weniger gut; von 19 des Kniegelenks: 15 gut, 4 weniger gut; von 5 des 
Sprunggelenks: 4 gut, 1 weniger gut; im ganzen war das Resultat unter 64 asep- 
tischen Gelenkschüssen 5lmal gut (79,7%) und 13mal (20,3%) weniger gut. 
B. Infizierte Fälle: Schultergelenk 13 Fälle: 1 gut, 12 partielle Ankylosen; Ell- 
bogengelenk 4 Fälle: 1 gut, 2 partielle Ankylosen, 1 totale Ankylose; Handgelenk 
5 Fälle: 1 gut, 4 partielle Ankylosen; Hüftgelenk 2 Fälle: 2 totale Ankylosen; 
Kniegelenk 11 Fälle: 3 gut, 6 partielle Ankylosen, 2 totale Ankylosen; Sprung- 


162 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 42, 


gelenk 4 Fälle: 1 gut, 2 partielle Ankylosen, 1 totale Ankylose. Im ganzen 38 in- 
fizierte Gelenkschüsse, von denen 7 = 18,4%, gut, 27 = 71% in partieller und 
4 = 10,6%, in totaler Ankylose ausheilten. 

Bei den aseptisch verlaufenden Gelenkschüssen ist das Resultat in 79,7%, 
also in 4 Fünftel der Fälle gut und in 20,3%, weniger gut, d.h. es bleibt Schmerz- 
haftigkeit, Gelenkschwellung oder Beschränkung der Beweglichkeit zurück. Bei 
den septischen Fällen ist das funktionelle Resultat bloß in 17,9%, gut; 69,2% 
weisen eine Beschränkung der Beweglichkeit und 12,9%, eine totale Ankylose auf. 
Nach Beendigung der Arbeit kamen 51 neue Fälle hinzu, die sich folgendermaßen 
verteilen: Schultergelenk 8 Fälle (1 infiziert; 2 durch Schrapnell, davon 1 Steck- 
schuß), Elibogengelenk 5 (2 infiziert, beide reseziert und drainiert), Hültgelenk 
1 Fall (sekundäres Empyem bei Femurfraktur, Nekrotomie), Kniegelenk 28 
(5 infiziert, davon 3 drainiert mit I Todesfall; 23 aseptisch, davon 2 durch Schrap- 
nell, wobei ein Steckschuß; 6 Steckschüsse von Mantelgeschossen), Sprunggelenk 9 
(2 infiziert, beide drainiert). 

Im ganzen behandelte Z. 200 Gelenkschüsse; 133 waren aseptisch, 67 in- 
fiziert. Gestorben sind 4 Fälle = 2%, an schwerer Sepsis. 

G. Mühlstein (Prag). 


9) F. Prochäzka. Akuter Gelenkrheumatismus und Unfall. (Caso- 
pis lekaruv ceskych 1915. Nr. 25.) 

Wenn nach einem Trauma gegen ein Gelenk ohne äußere Verletzung eine 
rheumatische Polyarthritis auftritt, handelt es sich um einen vom Unfall unab- 
hängigen Zufall. Daß in einem solchen Gelenk der Rheumatismus heftiger auftritt, 
ist begreiflich: zu den durch das Trauma bedingten Veränderungen treten neue 
hinzu, die den Zustand des Gelenkes wesentlich verschlimmern können. Ein 
innerer Zusammenhang zwischen Unfall und Gelenkrheumatismus besteht dem- 
nach nicht. Doch kann diese Frage erst dann definitiv entschieden werden, wenn 
die Ätiologie der Polyarthritis rheumatica endgültig geklärt sein wird. Bis dahin 
muß jedoch diese persönliche Überzeugung noch hinter den in der Medizin bis 
jetzt herrschenden Anschauungen zurücktreten; in der Praxis muß also die Mög- 
lichkeit der Entstehung eines akuten Gelenkrheumatismus durch ein Trauma 
zugegeben werden, wobei folgende Kriterien zu gelten haben: eine rein stumpfe 
Gewalteinwirkung auf das Gelenk, echter Gelenkrheumatismus, Beginn des Ge- 
lenkrheumatismus innerhalb der ersten Tage nach dem Trauma (bis zu 14 Tagen) 
und erstes Auftreten des Rheumatismus in dem verletzten Gelenk. 

G. Mühlstein (Prag). 


10) Theodor Kocher. Vergleich älterer und neuerer Behandlungs- 
methoden von Knochen- und Gelenktuberkulose. 

11) H. Stoller. Über die Behandlung der Hüftgelenkstuberkulose 
und ihre Erfolge. 

12) Oskar Huber. Über die Resultate bei der Resektion des 
tuberkulösen Ellbogengelenks. 

13) Hans Schöni. Beitrag zur Kenntnis der Fußgelenk- und Fuß- 
knochentuberkulose, mit besonderer Berücksichtigung der 
Endresultate ihrer chirurgischen Behandlung. 

14) Paul Garnier. Beitrag zur chirurgischen und konservativen 
Behandlung der Gonitis tuberculosa (1883—1900). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 42. 163 


15) M. Schlitowsky. Beitrag zur chirurgischen und konservativen 
Behandlung der Gonitis tuberculosa (1900—1913). (Deutsche 
Zeitschrift für Chirurgie Bd. CXXXIV. Hft. 1—3.) 

Die angeführten Arbeiten können gemeinsam besprochen werden, da ihr 
Inhalt den gleichen Gesichtspunkt verfolgt, die Resultate der operativ-chirurgi- 
schen Behandlung der Knochen- und Gelenktuberkulose im Vergleich zu der 
modernen, von ihren Vertretern vielleicht mit allzu großem Enthusiasmus ge- 
priesenen Heliotherapie in das rechte Licht zu setzen und ihre auch heute noch 
unerschütterte Berechtigung zu verfechten. Theodor Kocher gibt in seiner 
diese Aufsatzreihe eröffnenden Arbeit eine allgemeine Besprechung des Gegen- 
standes, in der bereits eine kurze statistische Aufführung der bei den einzelnen 
Krankheitsformen in seiner Klinik seit Jahr und Tag gesammelten Erfahrungen 
zu finden ist. Die dann folgenden Spezialarbeiten, aus der Feder von Schülern 
von ihm (Ärzten und älteren Medizinkandidaten) stammend, bringen genauere 
Spezialstatistiken zur Klinik der einzelnen Gelenktuberkulosen. Welchen schwer- 
wiegenden Wert die Äußerungen Th. Kocher’s zu dieser hervorragend wichtigen 
und jeden chirurgischen Praktiker berührenden Tagesfrage besitzen und bean- 
spruchen dürfen, bedarf keiner Auseinandersetzung. 

Entgegen einer unberechtigten Überschätzung der Heliotherapie weist K. 
zunächst darauf hin, daß Rollier neben der Besonnung seiner Kranken in aus- 
gedehntester, zweckmäßiger und zum Teil auch neuartiger Weise von orthopädi- 
scher Behandlung derselben Gebrauch macht und daß deshalb ein Teil seiner 
schönen Erfolge der Orthopädie zugute zu schreiben ist. Rollier hat, was er in 
der Beziehung als 4jähriger Assistent von Kocher’s Privatklinik erlernt hat, 
sehr gut zur Vervollkommnung und Unterstützung seiner Sonnenkuren zu ver- 
werten gewußt. Rollier’s Theorien über die Ätiologie der Sonnenstrahlenheil- 
kräfte (Wirkung der ultravioletten Strahlen, Bedeutung der Pigmentbildung) 
läßt K. unangefochten, ist aber der Meinung, daß die Freiluftkur, Tag und Nacht 
durchgeführt, nach Halsted gleiche Erfolge zeitigen können wie Rollier’s 
Heliotherapie. Betreffs anderer allgemeiner Kurmethoden, der Solbäder, der 
Anwendung von König’s Quarzlampe, der Röntgenstrahlen, der Tuberkulin- 
behandlung, der Bier’schen Stauung, der Jod- und Phenolbehandlung, ist K. 
mit Arnd, der auf einem Schweizer Ärztekongreß über den Gegenstand Vor- 
trag hielt, der Ansicht, daß sie den Vergleich mit Sonnen- bzw. Freiluftkur nicht 
aushalten. Der wunde Punkt der Sonnentherapie aber, den auch ihre begeistersten 
Verehrer nicht leugnen können, ist ihre lange Dauer und dementsprechend die 
gewaltigen Opfer an Zeit und Geld, die ein jahrelang währender Aufenthalt in 
einem Orte des Hochgebirges erfordert. Aus diesem Grunde ist einstweilen die 
Heliotherapie leider noch ein Monopol für die oberen Zehntausend, die sich solche 
Opfer leisten können. Es ist aber eine einseitige und nicht berechtigte Maxime, 
generell und ausnahmslos die Knochen- und Gelenktuberkulose rein exspektativ- 
hygienisch behandeln zu wollen. An richtiger Stelle richtig indiziert und richtig 
technisch ausgeführt, kann und soll eine radikale Lokalbehandlung dieser Leiden 
von keinem anderen Heilverfahren übertroffen und verdrängt werden, und »wo 
der Arzt binnen einer Anzahl von Wochen durch Entfernung eines tuberkulösen 
Herdes oder gar eines Sequesters ein durch Jahre sich hinziehendes Krankenlager 
verhüten kann, da hat er auch die Pflicht einzugreifen«. Gefahren für operative 
Maßnahmen erblickt K.in Miterkrankung anderer Organe, die besonders im Kindes- 
alter, bei alten Leuten, bei vernachlässigten Fällen, sodann beim Vorhandensein 
anderer Infektionen (mit Eiterkokken, Colibazillen usw.) in Betracht kommen. 


764 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 42. 


Unter diesen Umständen ist Freiluft-Sonnenbehandlung, verbunden mit ortho- 
pädischen Maßnahmen, ausschließlich oder doch so lange durchzuführen, bis 
günstigere Aussichten zu operativer Radikalbehandlung sich eingestellt haben. 
Aber bei Patt., wo es ausgeschlossen ist, daß sie sich die mit solcher Behandlung 
verbundenen Opfer an Zeit und Geld leisten, sind wir, erklärt K. kategorisch, 
verpflichtet, das Heil derselben in der radikal operativen Behandlung zu suchen, 
in Form von Totalexzision von Knochen oder Totalresektion von Gelenken oder 
auch atypischen Operationen, aber stets in Form totaler Entfernung des lokalen 
Tuberkuloseherdes. 

Betreffs der einzelnen Skeletteile bzw. Gelenke ergeben sich recht verschiedene 
Indikationen. Dem Beispiele Garr&’s folgend, hat K. die Resultate der einzelnen 
Lokalerkrankungen gesichtet und legt sie, stets die Statistiken von Garr& sowie 
die Berichte Rollier’s zum Vergleiche heranziehend, der Reihe nach vor. Dabei 
ist zunächst von allgemeinem Interesse, daß für ganze Gruppen von Lokalerkran- 
kungen die Zahl der Krankenzugänge in der K.’schen Klinik seit Jahren auffällig 
zurückgegangen ist (Hüftgelenks- und Kniegelenkstuberkulose). K. führt dieses 
Verhalten auf die in der Schweiz zunehmende Zahl von Bezirksspitälern mit 
leistungsfähigen Operateuren zurück, aber auch zum Teil auf die Bevorzugung 
der konservativen Behandlungsmethoden seitens des Publikums. Betreffs der 
verschiedenen einzelnen Lokalerkrankungen lauten K.’s zusammenfassende Schluß- 
sätze etwa wie folgt: 1) Spondylitis. »Es kann gar keine Frage sein, daß Patt. 
mit tuberkulöser Spondylitis an Luft und Sonne gebracht werden müssen, daß 
daneben die richtige orthopädische Besorgung eine Bedeutung hat, und zwar 
mit horizontaler Lage im Bett bis zu voller Ausheilung. Außer Punktionsaspira- 
tion bei Senkungsabszessen mit eventueller Jodoformglyzerininjektion ist jed- 
welcher operativer Eingriff zu unterlassen. — 2) Schultergelenk. K. glaubt 
in Übereinstimmung mit König und Garr£, daß noch zur Stunde die Arthrotomie 
und Resektion, d.h. die operative Behandlung, ihre sehr gute Indikation hat, 
und die Heilung ganz bedeutend fördern kann, um so mehr, je mehr man den All- 
gemeinzustand berücksichtigen und verbessern kann und richtige Nachbehandlung 
durchführt. — 3) Ellbogengelenk. Es kann angesichts von 10—22%, der Spät- 
todesfälle kein Zweifel sein, daß die Erkrankung des Ellbogens recht oft mit Er- 
krankung anderer Organe sich kompliziert und deshalb eine Allgemeinbehandlung 
durchaus nötig ist. Ist aber eine solche für längere Zeit nicht möglich, dann wird 
man sich bei der Gefahrlosigkeit der Operation und angesichts der besseren Re- 
sultate operativer Eingriffe gegenüber konservativer Behandlung ohne die Vor- 
teile von Luft und Sonne ohne Bedenken zur regelrechten Resektion entschließen — 
stets mit strengster Asepsis plus Dauerantisepsis mittels Jodoform. — 4) Hand- 
gelenk. Es gibt kaum ein Gelenk, an dem man die vortrefflichen Resultate 
gründlichen operativen Vorgehens besser illustrieren kann und wo wir in vollerem 
Maße zu dem Schluß berechtigt wären, daß überall da, wo es nicht möglich ist, 
einem Pat. die Wohltat der Aero- oder Heliotherapie für Monate und Jahre zu ver- 
schaffen, ihm die Totalresektion als sicherstes Heilmittel vorzuschlagen. Halbe 
operative Maßnahmen, bzw. partielle Resektion, sind bloß auf spezielle Indika- 
tionen hin, wie Nekrosen, Abszesse, d.h. bei umschriebener Erkrankung, zu- 
lässig. — 5) Coxitis tuberculosa. Das erstrebenswerte Ziel für Behandlung der 
Koxitis wie für die anderen chirurgischen Tuberkulosen ist die Ermöglichung 
jahrelangen Aufenthalts in St. Moritz, in Leysin, in eigenen Anstalten, wo Tag 
und Nacht der Aufenthalt in frischer Luft auch in der Ebene oder am Meer und 
Seegestade durchgeführt werden kann, neben der richtigen orthopädischen Ver- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 42, 165 


pflegung. Für die mittleren und unteren Zehntausend, welche dieser Vergünsti- 
gung nicht teilhaftig werden können, bleibt der Anspruch bezüglich der Vorzüge 
der Operation als beste Behandlungsmethode zu Recht bestehen. — 6) Gonitis 
tuberculosa. Die Operation, speziell die als Radikaloperation bezeichnete Form 
der Knieresektion, ist einzig und allein geeignet, ohne Beihilfe von jahrelang 
dauernder Allgemeinbehandlung bezüglich Gebrauchsfähigkeit (zum Stehen und 
Gehen) bei Knietuberkulose ebenso gute Resultate zu zeitigen als die durch Jahre 
durchgeführte Heliotherapie. Sie gibt sie in wenigen Wochen (6), während die 
Heliotherapie viele Monate, ja Jahre beansprucht. Allerdings mit einem Unter- 
schied: Letztere kann ein bewegliches Gelenk erhalten, die Resektion gibt ihre 
besten Resultate in Form von Ankylose. Aber bei diesem Verzicht auf Bewegung 
im Knie hat der Pat. größere Kraft, weniger Beschwerden, sicherere Garantie 
gegen Rückfälle als bei heliotherapeutischer Heilung. — 7) Podarthritis tu- 
berculosa. Auch am Fuß liefert ein gründliches operatives Vorgehen, weil es 
auch in schweren und weit gediehenen Erkrankungen noch helfen kann, durchaus 
die besten Resultate. Partielle Eingriffe setzen viel mehr Rezidiven aus und 
nötigen durch diese zu späterer verstümmelnder Operation (Amputation). Auch 
der funktionelle Operationserfolg befriedigt. Regel ist die Herstellung eines 
brauchbaren Fußes in verhältnismäßig Kurzer Zeit, wenn auch nicht so voll- 
kommen wie bei günstigen Fällen im Frühstadium nach monte- und jahrelanger 
Behandlung mit Helio-Aerotherapie. — Von besonderem Interesse ist der von K. 
angestellte Vergleich seiner Operationsresultate mit denen Garr&’s einerseits hin- 
sichtlich des Handgelenkes, andererseits beziehentlich des Fußgelenkes. Beim Hand- 
gelenke verfuhr im ganzen Kocher, beim Fußgelenke Garrè radikaler. Der 
Erfolg war, daß beim Handgelenke Kocher, beim Fuße Garr£ die besseren Re- 
sultate hatte. Im ganzen findet sich K. in seinen Ansichten in Einstimmigkeit 
mit Garr& und Arnd, nur daß diese beiden bei der Koxitis die Leistungsfähigkeit 
der operativen Behandlung weniger hoch einschätzen als K. 

Betreffs der der K.’schen Arbeit folgenden Abhandlungen von K.’s Schülern 
über die einzelnen Lokaltuberkulosen ist zu sagen, daß sie die statistischen Daten 
zur Sache noch ausführlicher bringen als K. in seinem einleitenden Aufsatze. Wir 
verweisen hierüber auf das Original. Beigegeben sind auch sämtliche Kranken- 
geschichten in mehr oder weniger eingehender Ausführlichkeit, sowie Literatur- 
angaben zur Sache. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


[> [2 0 


16) Alb. E. Stein. Zur Behandlung der Schultergelenksversteifung 
nach Schußverletzungen. (Münchener med. Wochenschrift 1915. 
Nr. 29. Feldärztl. Beil. 29.) 

Um bei den Bewegungsübungen des Oberarms eine durchaus sichere, feste 
und unverrückbare Fixation zur Schulter zu erreichen, dabei auch jede Hilfs- 
person entbehrlich zu machen, legt S. dem Pat. einen ca. 8 cm breiten Matratzen- 
gurt über die Schulter, führt ihn unter dem Fuß der gesunden Seite durch und 
wieder auf die kranke Schulter zurück, auf der die fest angezogenen Gurtenden 
zusammengeschnallt werden (Selbstredression der Schulter). Die Hand der kranken 
Seite ergreift bei gestrecktem Ellbogengelenk das eine mit einem einfachen Holz- 
quergriff versehene Ende eines Seiles, das über eine mit der Decke oder Türfüllung 
angebrachte Rolle läuft, während die Hand der gesunden Seite das andere Ende 
dieses Seiles erfaßt und Bewegungen des Armes der kranken Seite durch Zug an 
dem Seil herbeiführt. Kramer (Glogau). 





766 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 42, 


17) C. Müller (Pola). Der plastische Ersatz der Interossealmusku- 
latur der Hand durch den Extensor digitorum communis. 
(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 27. Feldärztl. Beil. 27.) 

M. hat in einem Falle von Zerstörung der Interossealmuskulatur des kleinen 
Fingers und seines Ballens die Anastomose zwischen den Strecksehnen des IV. und 
V. Fingers am Übergange derselben in die Strecksehne des letzteren freigelegt, 
durchtrennt, nach vorn verlagert und in die Streckanastomose des kleinen Fingers 
seitlich eingepflanzt. Heilung mit sehr gutem funktionellen Erfolge. Der Fall 
lehrt auch, bei der Frakturbehandlung der Metakarpalknochen eine etwaige 
Torsion zu beachten und rechtzeitig zu beheben. — Bei Lähmung der Interosseal- 
muskulatur des Zeigefingers wäre Einpflanzung einer der beiden Strecksehnen 
in die Streckaponeurose zu versuchen, beim III. und IV, Finger die Anastomosen 
zwischen ihren Strecksehnen einer- und denen des IV. und V. Fingers anderer- 
seits zu verwenden. Kramer (Glogau). 


18) Albee. The bone graft peg in the treatment of fractures of 
the neck of femur. (Annals of surgery 1915. Juli. Nr. 1.) 

Bei Oberschenkelhalsbrüchen verwirft Verf. die blutige Vereinigung durch 
vom Trochanter major nach dem Schenkelkopf eingetriebene große Nägel und 
Schrauben, da diese sich eher lockern, bevor die Vereinigung der Bruchenden 
eingetreten ist. Er verwendet statt dessen Knochenbolzung, indem er eine von 
der Beckenschaufelkante entnommene Knochenspange vom Trochanter durch 
den Schenkelhals zum Schenkeikopf eintreibt, nachdem vorher vermittels Drill- 
bohrers von einem über dem Trochanter gelegten Schnitt aus ein entsprechender 
Kanal vorgebohrt ist. Durch einen entlang dem inneren Rande des M. sartorius 
verlaufenden Schnitt wird vor der Bolzung die Bruchstelle freigelegt, um zwischen- 
gelagerte Weichteile zu entfernen und die Bruchenden anzufrischen. 

Herhold (z. Z. im Felde). 


19) W. Hansing. Die Behandlung der infizierten Kniegelenk- 
schüsse. (Bruns’ Beiträge z. klin. Chirurgie Bd. XCVII. Hft. 1. Kriegs- 

chir. Hft. 5. 1915. S. 32.) 

Unter 34 Kniegelenkschüssen, die an der I. chirurgischen Abteilung des all- 
gemeinen Krankenhauses Hamburg-Barmbeck (Prof. Sudeck) behandelt wurden, 
waren nicht weniger als 23 (67,6%) infiziert. Von diesen waren 11 Infanterie- 
schüsse, 9 Schrapnellschüsse, 3 Granatschüsse. Nur 5mal konnte das Gelenk, 
einmal durch Resektion das Bein erhalten werden. In 9 Fällen war die Ampu- 
tation nötig, 8 Fälle (34,7%) sind tödlich verlaufen. Die anfänglich mehr kon- 
servative Therapie führte zu Enttäuschungen, deshalb wurde später aktiver ver- 
fahren. Verf. empfiehlt, bei den infizierten Kniegelenkschüssen so vorzugehen: 

»Tritt nach sichergestellter Diagnose (Probepunktion!) bei völliger Ruhig- 
stellung, die man noch durch eine Bier’sche Stauung unterstützen kann, keine 
Besserung ein (tägliche Temperaturmessungen!), mache man je nach der Schwere 
des Falles mehrfache Inzisionen oder klappe das Gelenk gleich durch infrapatel- 
laren Bogenschnitt weit auf, revidiere alle Recessus, fahnde nach Abszedierungen, 
entferne etwa vorhandene Knochentrümmer, lagere das Bein hoch auf einer 
Volkmann’schen Schiene und sorge für freiesten Sekretabfluß. Eine Weiter- 
behandlung im Wasserbett empfiehlt sich nicht. Ergab die bakteriologische Unter- 
suchung des Punktates das Vorhandensein von hämolytischen Streptokokken, 
zögere man nicht zu sehr mit der Amputation, zumal wenn der Pat. einen langen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 42. 767 


Transport hinter sich hat und man bereits mit einer periartikulären Infektion 
rechnen muĝ. Ebenso erfordern ausgedehntere Knochenzertrümmerungen und 
vereiterte Frakturen nach erfolgloser konservativer Therapie ein nicht zu spätes 
aktives Vorgehen. Bei septischen Allgemeinerscheinungen und fortdauernder 
Eiterung bietet die Resektion wenig Aussicht auf Erfolg. Mit der Amputation 
darf nach erfolgloser Gelenkeröffnung, vorausgesetzt, daß eine beginnende Sepsis 
nicht schon vorher zum Eingreifen zwingt, nicht länger als 10 bis höchstens 14 Tage 
gewartet werden, weil bei den dann wohl schon stets bestehenden periartikulären 
Abszessen und Phlegmonen eine Ausheilung nicht mehr zu erwarten ist und sich 
der Verlust des Beines schließlich doch nicht vermeiden läßt. Eine Amputation 
ist am zweckmäßigsten mit einzeitigem Zirkelschnitt und offener Wundbehand- 
lung auszuführen. Eine Reamputation ist meist unvermeidlich. An den Weich- 
teilen angebrachte Heftpflasterextensionen ermöglichen eine bessere Überpolste- 
rung des Knochenstumpfes. Wenn irgend angängig, muß die Patella für eine 
spätere Stumpfplastik nach Gritti erhalten werden.« 
Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


20) W. Barnett Owen. Weak feet. (Surgery, gynecology and obstetrics 
Vol. XX. Nr. 2. 1915. Februar.) 

Es bestehen Beziehungen zwischen »schwachen Füßen« und Beschaffenheit 
der Muskulatur. Bei manchen Völkern (Indianer, Neger, Japaner) ist das Fuß- 
gewölbe an und für sich mehr flach, aber die Muskulatur kräftiger. Diese Völker 
tragen aber auch nicht die Schuhbekleidung der »überzivilisierten« Nationen. 
Das Tragen hoher Absätze schon in der Jugend hat die Zahl der schwachen Füße 
vermehrt. Dadurch verkürzt sich allmählich die Achillessehne, der Gastrocnemius 
wird schwach, die Beweglichkeit im Fuß beschränkt besonders hinsichtlich der 
Adduktion, so daß der Fuß schließlich in übertriebener Abduktion fixiert wird; 
die Gelenkknorpel werden beschädigt, es bilden sich Knochenverdickungen infolge 
der falschen Belastung, die oberflächlichen Venen erweitern sich, die Füße schwellen 
beim Stehen an. Zur Behandlung bringt O. in Narkose die Füße in Adduktion 
und möglichste Dorsalflexion und hält sie so mit Pflaster 2 Wochen lang. In derer- 
reichten Stellung läßt er die Füße mindestens 1 Jahr lang durch Zugvorrichtungen 
halten. Daneben kommen Massage und Bewegungsübungen zur Anwendung. 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


21) K. Hasebroek. Der atavistische Spannungsfuß als Ursache 
von Fußbeschwerden und Felddienstuntüchtigkeit. (Münchener 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 29. Feldärztl. Beil. 29.) 

Bei dem Spannungsfuß handelt es sich um die Beschwerden einer Belastungs- 
dehnung der reizbaren Muskeln und Sehnen, die den Fuß in einer dem Hohlklauen- 
und Klumpfuß ähnlichen Stellung festhalten; der M. tibial. post. mit seiner Sehne 
und die Hacksehne sind überspannt und druckempfindlich, so daß Fußhebung 
über einen rechten Winkel hinaus unmöglich ist. Massage und eine Stützsohle, 
die medialwärts den Vorfuß und lateralwärts den Hinterfuß stützt, der Vorfuß- 
pronation und der Hinterfußsupination entgegenwirkt und von H. aus präpa- 
rierten, später mit einem Stahlstreifen versehenen Leinenzelluloidplatten her- 
gestellt wird (Eintauchen in heißesWasser, Anpassen), führen meist zur Heilung. 
In einzelnen Fällen bleiben aber die Patt., die meist durch Überanstrengung ihr 
Leiden bekommen, unfähig, Strapazen im Stehen und Marschieren zu ertragen. 

Kramer (Glogau). 


768 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 42, 


22) W. C. Campbell. Subperiostal osteotomy of the os calcis for 
pes calcaneus. (Surgery, gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr. 2. 
1915. Februar.) 

Die Operation des reinen Pes calcaneus nimmt C. in folgender Weise vor: 
Mittels Einschnittes vom lateralen Knöchel beginnend, parallel der Achse des 
Calcaneus, wird zunächst die Sehne des Musc. peroneus longus durchtrennt. Sodann 
wird, hinter der hinteren Gelenkverbindung mit dem Talus beginnend, aus dem 
Calcaneus ein Keil schräg nach unten und vorwärts ausgeschlagen. Nach sub- 
kutaner Durchschneidung der Plantarfascie kann man die angefrischten Knochen- 
flächen dann aneinander bringen. Sodann wird das proximale Ende des Peroneus 
durch einen Tunnel im Knochen gezogen und genau vor der Insertion der Achilles- 
sehne angenäht, das distale Ende wird mit dem Peroneus brevis verbunden. Ver- 
band in Spitzfußstellung. Nach 6 Wochen wird Gehen mit erhöhter Ferse ge- 
stattet, nachts wird aber noch mittels Apparat verschiedene Monate hindurch 
Spitzfußstellung gesichert. In zwei Fällen, von denen der eine allerdings nur 
kurze Zeit beobachtet ist, konnte ein guter Erfolg erzielt werden. 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


23) W. S. Moench. Ein Beitrag zum Kapitel der seltenen Fuß- 
läsionen. (Aus der Kgl. Poliklinik f. orthop. Chirurgie der Universität 
Berlin.) (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 28.) 

Der Pat. kam infolge eines Sturzes seines Pferdes mit dem einen Fuß zwischen 
dieses und den hohlen Raum einer Straßenbahnschiene und zog sich dadurch eine 
laterale Totalverrenkung der Ossa metatarsalia I, II und III mit Subluxation der 
Metatarsalknochen IV und V und dorsaler Verrenkung des Cuneiforme III, mit 
Sprengung der Gelenkverbindung zwischen I. und II. Metatarsus zu. Die 4 Wochen 
nach dem Unfall versuchte unblutige Reposition gelang nicht; Pat. erhielt in der 
Poliklinik, die er 41/, Monate später aufsuchte und die durch Röntgenaufnahme 
obige Diagnose sicherte, einen geeigneten Stiefel, in dem er beschwerdefrei gehen 
konnte. Kramer (Glogau). 


24) J. Hanausek. Gymnastisch- mechanische Behandlung der 
Amputierten zur Erzielung tragfähiger Stümpfe. (Casopis lekaruv 
ceskych 1915. Nr. 29.) 

Die gymnastisch-mechanische Behandlung muß schon während der Wund- 
heilung beginnen, sobald es die Wunde erlaubt. Der Stumpf wird täglich massiert 
und nachher in (mit Soda versetztem) Wasser gebadet. Aktive und passive Be- 
wegungen mit dem Stumpf. Pat. stützt den Stumpf gegen eine weiche, später 
gegen eine harte Unterlage. Bei Amputationen der unteren Extremitäten be- 
kommt der Kranke eine einfache provisorische Prothese; mit ihr geht er mit Hilfe 
eines Stockes. Die Prothese soll den Stumpf direkt beschweren. Dasselbe Prinzip 
gilt für die obere Extremität. So vorbereitet, soll Pat. aus dem Lazarett mit 
einem halbwegs tragfähigen Stumpf in die Spezialanstalt kommen. 

G. Mühlstein (Prag). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härlel In Leipzig. 





769 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, G. PERTHES, E. RICHTER, 











in Bonn, in Tübingen, _ in Breslau. 
42. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 43. Sonnabend, den 23. Oktober 1915. 
Inhalt. 7 


IL Ansinn, Streckverbandapparat mit passiven Gelenkbewegungen und Streckverbandapparat 
mit automatischen Gelenkbewegungen. (S. 769.) — II. Becker, Eckehorn’sche a des = 
lapsus ani bei einem Erwachsenen. (S. 772.) (Originalmitteilungen.) 

1) Frankfurter Zeitschrift für Pathologie. (S. 773.) 

2) Bürger, Fettembolie. ($. 772) — 3) Winkler, Zwei merkwürdige Schußverletzungen. (S. 77%.) 

4) Wieting Pascha, 5) Peiser, 6) Läwen, 7) Lange, 8) v. Brunn, 9) Rosenstein, 10) Reichel, 
Bauchschüsse. (S. 775.) — 11) Bollag, Wasserstoffsuperoxyd bei Laparotomien. (S. 778.) — 12) Zik- 
mund, Bauchfelltuberkulose. (S. 779.) — 13) Wolfsohn, Appendicitis und Typhus. (S. 779.) — 
14) Bookmann, Massenreduktion. (S. 779.) — 15) Rieder, 16) Halpern, 17) de Quervain, 18) Porter, 
Zar Chirurgie des Magens. (S. 779.) — 19) Callender, Meckel’scher Divertikel. (S. 782.) — 20) Rost, 
Chronische Verstopfung. (S. 782.) — 21) Gerster, Perienteritis membranosa. (S. 783.) — 22) Hügel- 
mann, Intermittierender Ileus. (S. 783.) — 23) Soresi, Darmanastomosierung. ($. 783.) 

24) Levy, 25) Kokoris, Zur Gurruegie der Milz. (S. = 

Berichtigung. 





Streckverbandapparat mit passiven 
Gelenkbewegungen und Streckverbandapparat 

‘ mit automatischen Gelenkbewegungen. 
E Von g 


Dr. Ansinn, 
Chirurg am Reservelazarett Kriegsschule zu Bromberg: 


i oe: 


> 


Die außerordentlichen Gelenkversteifungen und Muskelatrophien, die selbst 
bei aseptischen Heilungen der Oberschenkelschußfrakturen in dem Barden- 
heuer’schen oder Zuppinger’schen Streckverband resultieren, weisen mit 
größtem Nachdruck darauf hin, daß die mediko-mechanischen Übungen in die 
Heilungsdauer selbst verlegt werden müssen. Die große Zahl der Apparate, die 
gerade jetzt bei dem gehäuften Material konstruiert und empfohlen werden, um 
die versteiften Gelenke wieder zu mobilisieren, zeigen mit Krasser Deutlichkeit, 
daß die prophylaktische Fürsorge für die Gelenke bei allen Frakturen der langen 
Röhrenknochen in keiner Weise genügend durchgeführt wird. 

Es muß mit aller Energie darauf hingearbeitet werden, Schienen zu schaffen, 
die eine tadellose Stellung der Knochen gewährleisten, trotzdem aber. die Be- 
wegung der Gelenke vom ersten Augenblick der Verletzung an gestatten. Ich 
verzichte auf jede Beschreibung get Apparate, da dieselben aus den Bildern leicht 
verstanden werden. 


43 


770 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 43. 


Fig. 1 zeigt den Apparat mit passiven Gelenkbewegungen. Die Streckver- 
bände sind geteilt angelegt: ein Zug am Oberschenkel, ein Zug am Unterschenkel. 
Der Unterschenkel ruht auf einer T-Schiene, die man mit und ohne Fußgelenk 


T arg s ie 
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Fig. 1. 





Fig. 3. 


wählen kann. Die T-Schiene ist nach meinen Erfahrungen unter allen Umständen 
bei allen länger dauernden Heilungen notwendig, um mit Sicherheit den Spitzfuß 
zu vermeiden. 


772 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 43, 


rechten Winkel einstellbaren Grade in der Stunde 2, 4, 8, 16 und 32mal bewegt. 
Fig. 2. 

Die Konstruktion aus Eisen ist außerdem insofern ideal durchgeführt, als 
alle drei Gelenke des Beines in die anatomische Gelenkachse genau eingestellt 
werden können und der Zug der Streckverbände genau in die Ebene der frak- 
turierten Knochen wirkt. 

Die Erfolge mit den Apparaten sind über Erwarten günstige. Die Ver- 
steifung der Gelenke wird absolut sicher verhütet, der Muskelatrophie wird ent- 
gegengearbeitet, die Callusbildung angeregt. Die vier abgebildeten Patt. (Fig. 3) 
sind innerhalb der ersten 3 Tage nach Herausnahme aus dem Streckverbande 
photographiert worden. 

Bisher habe ich 32 Fälle in diesen Apparaten behandelt, dieselben werden 
anderweitig veröffentlicht werden. 

Die Streckverbandapparate stellen her: Allgemeine Krankenhaus-Einrich- 
tungs-Gesellschaft, Berlin N 24, Johannisstraße 21/22. 


sul DE en 


II. 
Aus einem Reserve-Feldlazarett der 1. Armee. 


Eckehorn’sche Operation des Prolapsus ani 
bei einem Erwachsenen. 
Von 


Dr. med. Johannes Becker, 
Assistent der chirurgischen Universitätsklinik in Halle a. S., z. Z. im Felde. 


Mastdarmvorfälle kommen im Frieden oft in chirurgische Behandlung. Auch 
draußen im Felde werden sie bisweilen beobachtet, und zwar meistens als Folge- 
zustände länger dauernder Diarrhöen. Schleimhautblutungen, Schwellungen der 
Mucosa und meist dadurch bedingte Unmöglichkeit den Vorfall zu reponieren 
machen den Träger unfähig, Frontdienst zu tun. 

Ein solcher Fall wurde von mir bei einem 32jährigen Jäger der Landwehr 
(Grosche) beobachtet, der früher stets gesund gewesen war, insbesondere nie 
an Affektionen des Mastdarmes gelitten hatte. Er will sich den jetzt bestehenden 
Vorfall durch eine »ruhrartige Erkrankung« zugezogen haben. Anfänglich konnte 
er selbst den Vorfall reponieren, später gelang dies nicht mehr recht, und es kam 
vor allem zu starken Schleimhautblutungen, die die Aufnahme ins Lazarett ver- 
anlaßten. 

Ich fand bei dem kräftigen Manne einen Prolapsus ani, der etwa 3-cm lang 
die Schleimhaut hervortreten ließ. Diese blutete stark und wies mehrfache Rha- 
gaden auf. Infolge der Schwellung der Mucosa gelang die Reposition nur unter 
Schwierigkeiten. Nach jeder Defäkation, nach jedem Pressen trat der Prolaps 
in der ursprünglichen Größe wieder auf. Sitzbäder, Tampons führten zu keinem 
Ziel, weshalb ich dem Kranken die Operation vorschlug. 

In Lokalanästhesie rechts und links der Kreuzdarmbeinfuge wurde eine 
mit einem langen, kräftigen Seidenfaden versehene langgestielte Nadel in die 
linke Kreuzdarmbeinfuge eingestochen. In den Anus waren zwei Finger ein- 
geführt, die den Prolaps zurückhielten. Unter Fingerführung wurde die Nadel 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 43. 773 


unter die Schleimhaut vorgeschoben, um dann nahe am Übergang der Schleimhaut 
in die äußere Haut durchgestoßen zu werden. Der Faden wurde dann aus dem 
Nadelöhr herausgezogen, die Nadel selbst durch den Stichkanal zurückgezogen. 
Auf der anderen Seite wurde die nicht mit Faden armierte Nadel in gleicher 
Weise eingestochen; nach Durchstoßung der Schleimhaut ebenfalls nahe am 
Übergang in die äußere Haut wurde das aus dem Anus heraushängende freie 
Fadenende in das Nadelöhr eingeführt, um dann mit der Nadel durch den Einstich- 
kanal zurückgezogen zu werden. Bei Beendigung des Eingriffes sahen also die 
beiden Fadenenden aus den Einstichstellen in den Kreuzdarmbeinfugen hervor. 
Abermals wurden zwei Finger zur genauen Reposition des Prolapsus in den 
Anus eingeführt, die beiden Fadenenden über einem Tampon von einem Assi- 
stenten geknüpft. Mastixverband, 3 Tage hindurch mäßige Kost, dreimal täg- 
lich 20 Tropfen Opiumtinktur, Bettruhe. Nach Ablauf von 3 Tagen Aufstehen, 
fieberloser Verlauf. Erster Stuhl nach 5 Tagen mittels Einlaufs und Ol. Ricini. 
Der Faden blieb 20 Tage liegen, .öftere Erneuerung des Tampons, wobei der 
Faden immer neu angezogen wurde. 

Es sind jetzt drei Vierteljahre nach der Operation vergangen, ohne daß der 
Prolaps wieder erschienen ist. Auch während eines mehrtägigen, neuerlich durch- 
gemachten Durchfalls erschien der Prolaps nicht wieder. Mehrmalige Nach- 
untersuchungen haben ein absolut gutes Resultat gezeigt. 

Die hier geschilderte Operation ist von Eckehorn angegeben und wurde bei 
Kindern mehrfach mit Erfolg ausgeführt. Das in meinem Falle erzielte günstige 
Ergebnis bei einem Erwachsenen rechtfertigt den Vorschlag, die Ope- 
ration auch hier in Anwendung zu bringen. Vor allem ist die Methode 
eine einfache und dürfte als solche zunächst komplizierteren Verfahren (Plastiken, 
Rektopoxie usw.) vorzuziehen sein. Führt der kleine Eingriff nicht zum Ziel, 
so kommen die eingreifenderen Operationen immer noch in Betracht. 

Den Erfolg bei der angegebenen Operation glaube ich darauf zurückführen 
zu dürfen, daß sich um den in den Stichkanälen liegenden Faden herum eine Ent- 
zündung mit Bildung von Narbengewebe (Schrumpfung) bildet, die dann den 
Prolaps zurückhält. 








1) Frankfurter Zeitschrift für Pathologie Bd. XVII. Hft. 1—3. Mit 
21 Taf. u. 44 Abbildungen im Text. Wiesbaden, J. F. Bergmann, 1915. 
Der vorliegende Band ist als Festschrift zur Eröffnung der Frankfurter 
Universität gedacht. Er wird eingeleitet durch eine Beschreibung der muster- 
gültigen neuen Einrichtungen des Senckenbergischen Instituts und enthält 
eine Reihe Arbeiten von Schülern und Bernhard Fischer selbst, dessen vorzüg- 
liches Übersichtsreferat über Pankreas und Diabetes den neuesten Stand der 
Forschung widerspiegelt. Besonderes chirurgisches Interesse beanspruchen die 
Arbeiten von Forst: Über kongenitale Varicen. Verblutung aus einem kongeni- 
talen Varixknoten der Vena jugularis. Reuter: Experimentelle Untersuchungen 
über Fettembolie. Beckey: Über ein hornbildendes Plattenepithelmelanom der 
Haut, und Winkler: Über primäre Pfortaderthrombose bei Pfordadersklerose 
und bei chronischem Milztumor. Eine Sektionsstatistik vom Jahre 1913 be- 
schließt das mit vortrefflichen Abbildungen ausgestattete Buch. 
Ä Engelhardt (Ulm). 


774 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 43. 


2) L. Bürger. Die Bedeutung der Fettembolie für on Segs: 
chirurgen. (Med. Klinik 1915. Nr. 36.) 

Der Bedeutung der Fettembolie als Krankheitsursache hat man bisher keine 
Beachtung geschenkt. Praktisch müssen wir zwei Formen scharf unterscheiden: 
Die Fettembolie der Lungen und die der Organe des großen Kreislaufs. In weitaus 
den meisten Fällen führt eine Fettembolie der Lungen keine praktisch bedeu- 
tungsvolle Fettembolie der Organe des großen Kreislaufs herbei. Bei chronischen 
Alkoholikern scheint das Fett die Lungen leichter zu passieren. Das in den Kreis- 
lauf gebrachte Fett zeigt toxische Eigenschaften, wie B. in Tierversuchen nach- 
weisen konnte, die toxischen Veränderungen traten besonders in den Nebennieren 
hervor. Die makroskopischen Veränderungen sind bei Fettembolie oft sehr gering, 
wodurch die Diagnose erschwert wird. Die gröbsten Schädigungen zeigen sich 
im Gehirn, wo es zu zahlreichen Blutungen kommt, und in den Nieren, so daß bei 
schwerer Fettembolie der Tod durch Urämie eintreten kann. Der Transport des 
Fettes findet in den ersten Stunden hauptsächlich auf dem Venenwege statt. 
Darüber, ob und inwieweit der auf dem Lymphwege stattfindende Fettransport 
Lebensgefahr und die obenerwähnten Schädigungen bedingen kann, liegen über- 
zeugende Arbeiten nicht vor. Die Fettembolie der Lungen führt gar nicht selten 
zum Tode. B. unterscheidet drei Formen, je nach ihrem Verlauf als perakute, 
akute und subakute bezeichnet. Bei Fettembolie der Organe des großen Kreis- 
laufs beobachtet man zunächst ein freies Intervall; an dieses schließt sich das 
Reizstadium, dem bald eine gewisse Benommenheit folgt; der Tod erfolgt selten 
akut in wenigen Minuten, häufiger subakut in einigen Stunden oder Tagen. Die 
klinische Diagnose bietet große Schwierigkeiten, in den vom Verf. beobachteten 
Fällen wurde sie im Leben nie gestellt. Ein wichtiges diagnostisches Symptom ist 
das Fehlen des Erbrechens. Prophylaktisch ist möglichst unmittelbar nach der 
Verletzung die Esmarch’sche Binde anzulegen. Die von Wilms vorgeschlagene 
Unterbindung des Ductus thoracicus scheint nur wenig angewandt zu werden. 
Bei Lebensgefahr durch Fettembolie der Lunge wird man durch Freilegung der 
verletzten Knochen oft das Leben erhalten können. 

B. Valentin (Berlin). 


3) Winkler. Zwei merkwürdige Schußverletzungen.; (Fortschritte 

a. d. Gebiete der Röntgenstrahlen Bd. XXIII. Hft. 2.) 

In einem Falle handelt es sich um eine Schrapnellverletzung des Gesichtes, 
mit kleinem, schlitzförmigem Einschuß an der linken Nasenseite. Ein Ausschuß 
war nicht vorhanden. Das Ergebnis der Röntgenuntersuchung war der Nach- 
weis einer Schrapnellkugel zwischen der mittleren und unteren Muschel in der 
linken Nasenhälfte. Entfernung auf dem Weg der Einschußöffnung mühelos. 

In einem zweiten Falle hatte der französische Verwundete einen Gewehrschuß 
im Halse. Der kleine schlitzförmige Einschuß befand sich an der rechten Hals- 
seite vor dem Kopfnickermuskel. Die Röntgenaufnahme ließ dicht unter dem 
Zungenbein nahe der vorderen Fläche der Halswirbel einen erbsengroßen, rund- 
lichen Schatten erkennen. Das Geschoß muß bei dem vollständigen Fehlen jeg- 
licher Beschwerden von seiten des Kehlkopfes und der Speiseröhre zwischen 
letzterer und der Halswirbelsäule hindurch seinen Weg von rechts nach links ge- 
nommen haben, ohne eines dieser WICHNIEEN Organe wesentlich zu verletzen. 

K. Gaugele (Zwickau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 43. 775 


4) Wieting Pascha. Zur Frage der Bauchschüsse. (Deutsche med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 33. S. 981 —983.) 

Für alle Chirurgen ist es eine feststehende Tatsache, daß die Bauchver- 
letzungen, die früh und gut operiert werden, die günstigste Prognose darstellen. 
Die Behandlung der Bauchschüsse ist nach Situationsindikationen zu leiten. 
Gerade die Kriegschirurgen müssen dem Wechsel der Verhältnisse Rechnung 
tragen undihr Verhalten danach einrichten. Die Entscheidungen, die die Truppen- 
ärzte in den vordersten Linien zu treffen haben, sind ebenso wichtig wie das Ver- 
halten der Chirurgen. E. v. Bergmann fordert eine Schematisierung für die 
Kriegschirurgie, die nur für die rein chirurgischen Gesichtspunkte in Frage kom- 
men. Diejenige Behandlungsweise, die am besten mit der sanitätstaktischen Lage 
im Einklang steht, wird jedesmal den relativ besten Erfolg haben. W. und Voll- 
brecht haben 120 meist frische Bauchschüsse, darunter 18 Brust-Bauchschüsse 
von Anfang bis Ende beobachtet und behandelt. Sie haben sie nach Symptomen 
` und Ausgang in Gruppen geteilt. Die vollständige Statistik muß vom Tode auf 
dem Schlachtfelde an bis zur Genesung oder zum Siechtum im Heimatlande 
durchgeführt werden. Von besonderer Wichtigkeit scheint W. die Bewertung der 
sofort Gefallenen. Die Schüsse im Epigastrium und in den beiden seitlichen 
Bauchgegenden sind nicht so gefährlich wie die im Hypogastrium. Die Schuß- 
kanäle der Geheilten liegen fast alle oberhalb, die der Gestorbenen fast alle unter- 
halb des Nabels. Für die Entscheidung von Einzelfragen wäre die Ausführung 
von Sektionen von fachmännischer Seite ganz wesentlich. 

Kolb (Schwenningen a.N.). 


5) A. Peiser (Posen). Über retroperitoneale Darmverletzungen 
durch Rückenschüsse. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 28. 
Feldärztl. Beil. 28.) 

In den von P. mitgeteilten Fällen handelte es sich um Tangentialschüsse des 
Rückens durch Infanteriegeschosse, die mit einem Teil der Wandung retroperi- 
toneal liegende Darmteile direkt oder indirekt verletzt hatten. Das klinische 
Bild ist anfangs ein sehr schweres, die Heilung nimmt auch nach Schluß der Darm- 
fistel infolge langdauernder eitriger Sekretion und Abstoßung nekrotisch gewor- 
dener Gewebe viel Zeit in Anspruch. Aber ein intraperitonealer Eingriff kommt 
meist nicht in Frage oder ist nur dann erforderlich, wenn sich die Darmfistel nicht 
schließt. Die Prognose ist also eine günstige (Ref. hat in dem ihm unterstellten 
Lazarett eine retroperitoneale Verletzung des Blinddarms infolge Durchschusses 
durch die rechte Darmbeinschaufel mit raschem Schluß der Darmfistel mittels 
Entfernung der sie verschließenden Knochensplitter und Lösung der Darmwunde 
von den Rändern des Loches im Knochen operiert). Kramer (Glogau). 


6) A. Läwen. Erfahrungen über Bauchschußverletzungen und 
ihre Frühoperation im Feldlazarett. (Bruns’ Beiträge zur klin. 
Chirurgie Bd. XCVII. Hft.1. Kriegschir. Hft.5. 1915. S. 47.) 

Nach den Erfahrungen des Verf.s auf dem westlichen Kriegsschauplatze zu 
Anfang des Krieges »ist die Prognose der noch lebend das Feldlazarett erreichenden 
Verwundungen mit penetrierenden Bauchschüssen bei exspektativer Behandlung 
recht traurig«. Deshalb ist er zu operativer Behandlung übergegangen, wenn 
der Allgemeinzustand des Verletzten es erlaubte. 

L. verfügt im ganzen über 42 Fälle. Von 21 nichtoperierten Patt. mit Bauch- 


776 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 43. 


schüssen ist nur einer am Leben geblieben. Von 21 primär operierten leben 9. 
Bei diesen handelte es sich 6mal um Schrapnell-, 10mal um Gewehr-, 3mal um 
Gewehrgranaten- oder Diskusgranatenschüsse, 2mal war die Geschoßart nicht 
bekannt. Die Operation fand 3 bis 11 Stunden nach der Verletzung statt. 

Als das sicherste Zeichen der Magen-Darmverletzung erwies sich die Bauch- 
deckenspannung und Druckempfindlichkeit. Weniger konstant war in den ersten 
Stunden das Erbrechen. Der Puls pflegte in den ersten Stunden bei dem Magen- 
Darmschüssen frequenter und weniger gespannt zu sein als bei den Leberdurch- 
schüssen. Schmälerwerden oder Verschwinden der Leberdämpfung infolge Aus- 
tritts von Darmgas in die Bauchhöhle war unter 11 Darmschüssen nur 5mal 
nachzuweisen. Das Symptom der bei Lagewechsel verschieblichen Dämpfung 
in den abhängigen Teilen des Bauches war nur bei großen Blutergüssen in die 
Bauchhöhle, und auch bei ihnen nicht immer deutlich. Prolapse hat L. in 4 Fällen 
gesehen. Es waren durchweg schwere Fälle, nur einer kam mit dem Leben davon. 
Einen gewissen Anhaltspunkt für die Diagnose einer intraabdominellen Ver- 
letzung gibt der Verlauf des Schußkanals. Um keine Verletzung des Mastdarms 
zu übersehen, untersucht L. jeden Fall auf Blutspuren im Mastdarm. 

Bei diagnostizierten Leberschüssen pflegte Verf. exspektativ zu verfahren, 
wenn eine gleichzeitige Verletzung des Magen-Darmkanals unwahrscheinlich war. 
Bei Magen-Darmschußverletzungen hat er dann operiert, wenn er glaubte, daß 
Pat. den Eingriff vertragen kann, im allgemeinen jedoch nicht später als etwa 
10 Stunden nach der Verletzung. 

Von 9 Leberschußverletzten sind 4 primär operiert worden, davon 3 gestorben; 
die 5 übrigen sind alle gestorben. Dieses schlechte Resultat rührt teils von gleich- 
zeitiger Verletzung anderer Bauchorgane her, teils von der sehr schweren Zer- 
störung in der Leber. Die Zerstörung war um so schwerer, je länger der Schuß- 
kanal in der Leber war. In einem unkomplizierten Falle von Leberverletzung ist 
die Leberwunde nicht geheilt, sondern hat zu einem permanenten Gallenabfluß 
in die Bauchhöhle mit ungewöhnlich starker Abmagerung und Austrocknung des 
ganzen Körpers und schließlich zum Tode geführt. Verf. neigt jetzt zu der Ansicht, 
daß, auch wenn man einen reinen Leberschuß vermutet, doch ein frühzeitiges 
operatives Vorgehen angezeigt ist. 
| Am Magen fanden sich Durchschüsse beider Wandungen, in einem Falle eine 
Längsaufschlitzung eines Teiles der kleinen Kurvatur. Am Dünndarm ist be- 
sonders gefährdet der der Flexura duodenojejunalis und der dem Blinddarm 
benachbarte Teil des Dünndarmes.” Der Dickdarm war unter 14 Darmschüssen 
7mal verletzt, 3mal an der Flexura sigmoidea. — Die Darmwunden zeigten alle 
Formen vom leichten Streifschuß bis zu völliger Querdurchtrennung. Bei kleinen 
Wunden der Darmwand, wie sie besonders nach Gewehrgranatenverletzungen zu 
beobachten waren, war von einer verschließenden Kontraktion der Darmmusku- 
latur nie etwas wahrzunehmen. | 

Die Operation wurde fast immer in Äther-Chloroformnarkose ausgeführt. 
Morphium wurde vermieden, weil meist schon die Truppenärzte solches ver- 
abreicht hatten, und weil die Verwundeten vielfach recht empfindlich dagegen 
waren. — Je nach Sitz und Art der Verletzung wurde der Kehr’sche Wellen- 
schnitt oder ein Medianschnitt oder ein Querschnitt gemacht. Mit Vorteil benutzte 
L. bei Schüssen in der unteren Bauchgegend einen Querschnitt, der von der 
Flankengegend (rechts oder links, je nach Sitz der Wunde) bis zur Mitte zwischen 
Nabel und Symphyse reicht. — Die Darmwunde konnte meist genäht werden. 
Die zwei Resektionsfälle endeten tödlich. Fast immer wurde ein Drain ins kleine 


. Zentralblatt für Chirurgie. Nr.43. 1777 


Becken eingelegt. Außer der schichtweisen Bauchdeckennaht wurden einige 
durchgreifende Drahtnähte angelegt, besonders ‚mit Rücksicht auf einen eventuell 
notwendig werdenden Transport. 

Auch bei den geheilten Fällen pflegte der Verlauf kein ganz glatter zu sein. — 
Die schwere Komplikation der Kotphlegmone hat L. 2mal erlebt; beide Patt. sind 
gestorben. Als Ursache der übrigen Todesfälle sind zu nennen: großer Blutverlust, 
sonstige komplizierende Verletzungen, Bauchfellentzündung. 

Verf. ist der Überzeugung, »daß ein Pat. mit operativ gut versorgter Schuß- 
verletzung intraperitonealer Organe auf einem rasch notwendig werdenden Trans- 
porte weniger gefährdet ist als ein nicht operierter.« Er betrachtet es jedoch 
als Grundregel, die wegen Bauchschuß Operierten so lange wie möglich im Feld- 
lazarett zu behalten und einen Transport erst vorzunehmen, wenn keine Kom- 
plikationen in der Bauchhöhle mehr auftreten können. 

Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


7) Lange. Zur Behandlung der Bauchschüsse im Kriege. .(Bruns’ 
Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. XCVII. Hft. 3. Kriegschir. Hft. 7. 1915. 
S. 312.) 

. Die Arbeit wendet sich gegen die Anschauungen Röper’ s, der eine konser- 
vative Therapie der Bauchschüsse befürwortet, weil die äußeren Verhältnisse bei 
den nächsten Sanitätsformationen hinter der Front unzureichend und weil 
die Erfolge mit der konservativen Behandlung in den letzten Kriegen befriedigend 
gewesen seien. Demgegenüber betont Verf., daß man, wie z. B. an seiner eigenen 
Arbeitsstätte, auch unmittelbar hinter der Front in bezug auf Asepsis, Beleuch- 
tung, Instrumentarium und alle übrigen äußeren Verhältnisse sehr gut ausgestattet 
sein kann, wenigstens in der Zeit des Stellungskrieges. Ferner bezweifelt Verf. 
die guten Resultate bei konservativer Behandlung deshalb, weil unter der Be- 
zeichnung »Bauchschüsse« meist alle in der Gegend des Bauches sitzenden Ver- 
letzungen aufgeführt werden, während es darauf ankommt, zu wissen, wie sich 
die Bauchschüsse mit Verletzung des Magen-Darmkanals verhalten bei konser- 
vativer oder bei aktiver Therapie. 

Verf. selbst hat in der Zeit vom 15. Dezember 1914 bis 1. März 1915 zehn 
eigene Fälle beobachtet, die alle einwandfrei durch Autopsie klargestellt sind. 
Unter diesen Fällen befinden sich vier Bauchwandschüsse, der Ausgang war bei 
allen gut. Von drei Patt. mit intraperitonealen Schüssen ohne Darmverletzung 
sind zwei gestorben, einer nach 1—2 Wochen fieberfrei entlassen. Von drei mit 
Darmschüssen wurde einer anscheinend konservativ, zwei operativ behandelt; 
alle drei sind gestorben. Wenn demnach die Prognose auch bei operierten Patt. 
schlecht ist, so möchte Verf. doch — wenn Ref. ihn richtig versteht — die Bauch- 
schüsse weder grundsätzlich konservativ, noch grundsätzlich operativ behandelt 
wissen, sondern man soll in jedem einzelnen Falle den Chirurgen entscheiden 
lassen. Die Verwundeten sollen nur möglichst schnell dahin geschafft werden, 
wo sie eventuell operiert werden können. 

Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


8) W. v. Brunn. Zur Behandlung der Bauchschußverletzungen 
im Felde. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 35. S. 1040— 1041.). 
B. greift im Bewegungskriege bei Bauchschußverletzten grundsätzlich nicht. 
operativ ein, außer in Fällen mit Vorfall von Eingeweiden. Die Resultate sind 


778 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 43. 


hier bei konservativer Therapie relativ günstig. Im Stellungskriege ist B. der 
Ansicht, die Schußverletzungen der Oberbauchgegend nicht zu operieren; 
bei denjenigen der übrigen Bauchgegenden aktiv anzugreifen. Er empfiehlt aus- 
giebige Kochsalzspülung. Kolb (Schwenningen a. N.). 


9) Paul Rosenstein. Operative Heilung eines Bauchschusses 
durch freie Netztransplantation. (Deutsche med. Wochenschrift 
1915. Nr. 35. S. 1041 — 1042.) 

R. berichtet von einem Fall einer Bauchschußverletzung, der 6 Stunden nach 
der Verwundung eingeliefert wurde. Die Operation wurde sofort vorgenommen. 
Sämtliche Darmwunden wurden durch Seidenknopfnähte verschlossen. Da an 
einer Stelle des Ileum das Gebiet des verletzten Darmes sehr umfangreich war, 
so schaffte R. ein neues Peritoneum, indem er ein möglichst großes Stück Netz 
frei aus seinen Verbindungen löste und über den geschädigten Darmteil pflanzte. 
Der Verlauf war reaktionslos; nach 3 Wochen konnte Pat. geheilt das Bett ver- 
lassen. — R. hat schon vor einigen Jahren auf dem Chirurgenkongreß in Berlin 
auf die große Bedeutung hingewiesen, die der zuerst von Springer empfohlenen 
freien Netztransplantation bei Dünndarmverletzungen zukommt. Für solche 
Fälle, wo man infolge des bestehenden Kollapszustandes schnell helfen muß, ist 
die Abkürzung des Eingriffes durch eine leistungsfähige Methode besonders zu 
empfehlen. Infolge seiner guten Blutversorgung hat das Netz die Eigenschaft, 
an der fixierten Stelle anzuheilen, auch wenn man es aus allen seinen Verbindungen 
gelöst hat. Bei der Netztransplantation kann es weder eine Knickung noch einen 
lleus geben. Kolb (Schwenningen a.N.). 


10) Reichel. Die Nachbehandlung der Bauchverletzungen im Kriege. 

(Zeitschrift für ärztl. Fortbildung 1915. Nr. 15.) 

Vortrag, bespricht in leicht verständlicher, übersichtlicher Form, für Nicht- 
spezialisten berechnet und ohne sich in Einzelheiten zu verlieren, die klinischen 
Erscheinungen, die Folgen und Maßnahmen bei chronisch septischer Infektion, 
bei Adhäsionen, bei Darmfisteln und Leberabszessen infolge von Bauchhöhlen- 
verletzungen, soweit sie für die Heimatlazarette in Betracht kommen. 

Thom (z. Z. im Felde). 


11) K. Bollag. Erfahrungen mit Wasserstoffsuperoxyd bei Laparo- 
tomien. (Aus dem Frauenspital Basel-Stadt. Prof. v. Herff.) (Münchener 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 31.) 

Die schon 1913 von v. Herff empfohlene Anwendung von Perhydrol bei 
verschmutzten Laparotomien, auch von Kubinyi(Ungarn) als wertvoll bezeichnet, 
ist in obengenanntem Spital in 70 meist von Anfang an stark infektiösen Fällen 
erfolgt. B. berichtet über die zur Sektion gekommenen, um über eventuelle Ver- 
änderungen Auskunft zu geben, die auf das Perhydrol zurückzuführen wären und 
stellt fest, daß diese 7 Fälle in der Serosa solche nicht hervorgerufen hatten. Wo 
bereits eine schwere Peritonitis bei der Operation gefunden wurde, konnte auch 
das H,O, keine Rettung bringen. War auch durch dieses Mittel die Bauchfell- 
entzündung in ihrer Entstehung nicht sicher zu verhindern, so schien doch die 
spezifische Virulenz der erzeugenden Keime herabgesetzt zu sein, das Perhydrol 
mehr als die Kampferölung zu leisten. Kramer (Glogau). 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 43. 779 


12) E. Zikmund. Zur Therapie der Tuberkulose des Peritoneums 
und des Genitaltraktus. (Wiener med. Wochenschrift 1915. Nr. 31.) 
1) Von 10 Fällen rein exsudativer tuberkulöser Peritonitis wurden durch 
Laparotomie 5 klinisch geheilt, 1 Pat. starb nach 2 Jahren an Tbc. pulm., 4 ent- 
zogen sich der Revision. 2) Von 23 Fällen tuberkulösen Ascites mit Adhäsionen 
der Darmschlingen und Affektionen der Serosa oder Erkrankungen des weiblichen 
Genitalkanals wurden 18 lediglich laparotomiert; beim Rest wurde gleichzeitig 
die ein- oder beiderseitige Adnexotomie ausgeführt. Von dieser Gruppe starben 
11 innerhalb 3!/, Jahren an Tbc. pulm., 8 genasen, 4 blieben unbekannt. 3) Bei 
5 Fällen der rein adhäsiven Form, deren Krankengeschichten ausführlich mit- 
geteilt werden, wurde die ein- oder doppelseitige Adnexotomie ausgeführt. 2 Patt. 
starben innerhalb eines Jahres, der Rest war nach 1!/,—2 Jahren gesund bzw. 
beschwerdefrei. Thom (z. Z. im Felde). 


13) G. Wolfsohn. Appendicitis und Typhus. (Berliner klin. Wochen- 
schrift 1915. Nr. 33.) 

Nach Beobachtungen und Operationsbefunden kommen unter dem Bilde von 
atypischer Appendicitis leichte Typhusinfektionen vor, bei denen die Bazillen den 
Magen-Darmkanal verschonen und sich im Wurmfortsatz festsetzen. Klinisch ist 
hervorzuheben, daß vor allem im Gegensatz zur gewöhnlichen Appendicitis keine 
Muskelresistenz besteht, das Allgemeinbefinden bemerkenswert gut ist. Der Leib 
ist meteoristisch aufgetrieben, nur die Gegend des Blinddarms ist ausgesprochen 
üruckempfindlich. Die Temperatur ist stets erhöht und schwankt zwischen 
37° und 39°; der Puls entspricht in seiner Frequenz durchaus der Temperatur; 
die Zunge ist feucht, aber stets weißlich belegt; die Milz ist bisweilen vergrößert. 
Sofort nach der Operation sind alle Beschwerden verschwunden, so daß man die 
Erkrankung als vom Blinddarm ausgehend beurteilen muß. Bei fünf Fällen hat 
der Blinddarmfortsatz Typhusbazillen beherbergt, während die Untersuchung 
des Stuhls, Urins und des Blutes keine positives Ergebnis gehabt hat. Zur Er- 
klärung des Krankheitsbildes wird eine Resistenzerhöhung des Organismus ange- 
nommen. Da es sich tatsächlich immer um schutzgeimpfte Patt. gehandelt hat, 
darf diese Annahme wohl zutreffen. Glimm (Klütz). 


14) Bookmann. Occult strangulated inguinal hernia; spontaneous 

reduction en masse. (Annals of surgery 1915. Juni. Nr. 6.) 

Bei einem 36jährigen Manne, der 4 Jahre einen Leistenbruch hatte, ver- 
schwand dieser plötzlich, und es folgten darauf die Krankheitserscheinungen 
innerer Darmeinklemmung. Die eingeklemmte Darmschlinge wurde bei der 
Operation hinter den Bauchmuskeln am inneren Leistenring angetroffen. Heilung. 
In einem zweiten Falle bestand der Leistenbruch 2 Wochen und wurde dann 
von einem Arzt leicht reponiert. Auch hierauf Anzeichen innerer Darmeinklem- 
mund und ähnliche Lage der eingeklemmten Darmschlinge wie im ersten Falle. 

Herhold (z. Z. im Felde). 


15) Rieder. Röntgenologische Beobachtungen bei Gastrocele 
scrotalis. (Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen Bd. XXIII. 
Hft. 2.) 
Es handelt sich um einen sehr seltenen Fall. Verf. hat den Pat. 3!/, Jahre 
beobachtet. ' 


780 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 43. 


Es handelt sich um einen 65 Jahre alten Pfründner, bei dem im Jahre 1890 
eine linkseitige Hernie auftrat, die allmählich größer und größer wurde. Im 
Mai 1910 stellten sich bei dem Pat. ohne erkennbare Ursache fast alle Tage Schwin- 
delanfälle ein. Es war ihm, als wenn er in einen dichten Nebel blickte, so daß er 
beim Gehen auf der Straße öfters stehen bleiben mußte. Appetit sehr schlecht, 
Stuhl unregelmäßig; kein Erbrechen, kein Aufstoßen. Im Juli 1910 trat ein so 
heftiger Schwindelanfall auf, daß Pat. zu Boden stürzte und bewußtlos war. Er 
erbrach viel helles, flüssiges Blut. In den nächsten Tagen traten schwarze, kaffee- 
satzartige Stühle auf, sowie Fröste. Pat. mußte von da ab meistens liegen. 
Schwindel, Kopfschmerz und Frostgefühl blieben dauernd bestehen. Pat. litt 
an einer großen Skrotalhernie, die, wie die Photographien zeigen, nahezu bis 
an das Knie reichte. Bei den Durchleuchtungen im Jahre 1911 zeigte sich, daß 
der Magen schon bis in die Gegend der Symphyse herunterhing. Bei späteren 
Untersuchungen, im März 1913, hatte der Magen Sanduhrform angenommen. Der 
untere Teil war bereits in den Bruchsack eingetreten, woselbst er einen ballon- 
artigen Sack bildete, der durch eine schmale, im Leistenkanal befindliche Ein- 
schnürung von dem oberen längs gestellten Teil getrennt war. Der Inhalt dieses 
unteren Magensackes ließ sich palpatorisch zum größten Teil nach dem oberen 
Magenabschnitte verdrängen, um bei Nachlassen des Fingerdruckes sogleich wieder 
nach abwärts zu treten. Im Dezember 1913 konnte konstatiert werden, daß die 
in der Leistengegend befindliche Verbindungsstrecke zwischen oberem und unterem 
Magensack schmal und langgezogen war und daß die Regio praepylorica in Form 
eines gegen die Bruchpforte gerichteten Zapfens ihren Inhalt nach dem noch im 
Bauchraume befindlichen Duodenum entleerte. Der Pförtner befand sich also 
zurzeit zweifellos im Leistenkanal. Schon !/, Stunde nach der Nahrungsaufnahme 
sah man zahlreiche Dünndarmschlingen im Hodensack sich bewegen. Die Pal- 
pation ergab, daß die bis auf den Grund des Hodensackes vorgedrungene Hernie 
vollständig von dem Hoden getrennt war. Wenn Pat. Wasser oder Milch trank, 
hörte man bei der Auskultation ein gurgelndes Geräusch, und die aufgelegte Hand 
fühlte deutlich das Einströmen der Flüssigkeit in die Skrotalhernie. Durch Dar- 
reichung von Brausepulver konnte man den Magenteil der Hernie scharf hervor- 
treten lassen. Später wurden noch ausgedehntere Untersuchungen mit Wismut- 
brei vorgenommen, die folgendes ergaben: Es besteht ein sog. Doppelbruch, d.h. 
Dünndarmbruch in Kombination mit Dickdarmbruch, der noch dazu durch Ver- 
lagerung des Magens kompliziert ist. Bei der Größe der Geschwulst und ihrem 
reichlichen Inhalt an Baucheingeweiden kann man hier füglich von einer Even- 
tration sprechen. Die Ursache für die Entstehung des Bruches war nicht mit 
Sicherheit zu ermitteln. Es ist möglich, daß ein in der Kindheit gehabtes Trauma 
des Unterleibes die Gelegenheitsursache bildete. Durch die Röntgenaufnahme 
wurde festgestellt, daß durch den Leistenkanal vier Verdauungsschläuche führten: 

1) Der der Pars media des Magens entsprechende, welcher nach abwärts führt; 

2) der der Regio praepylorica entsprechende, welcher nach aufwärts zum 
Duodenum führt; o’ 

3) der des Jejunum, welcher nach abwärts führt; 

4) der des Colon transversum, welcher wieder nach aufwärts führt und lateral- 
wärts vom absteigenden Magenschlauche liegt. Gaugele (Zwickau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 43. 781 


16) J. Halpern. Über ein aminolytisches Ferment im Mageninhalt 
| bei Karzinom. (Mitteilungen a. d. Grenzgebieten d. Medizin u. Chir- 
urgie 1915. Nr. 4.) 

Die bisherigen Untersuchungsmethoden des Magensaftes zur Frühdiagnose 
des Karzinoms, die sämtlich kurz angeführt werden, versagen. Verf. legt dar, 
»daß im ausgeheberten Mageninhalt unter Umständen ein Ferment gefunden 
wird, das zugesetzte Monoaminosäuren derart zu zerlegen vermag, daß aus ihnen 
unter Abspaltung von Ammoniak Ameisensäure entsteht. Diese Amidase ist bisher 
nur bei Magenkarzinom beobachtet worden und stellt wahrscheinlich ein Sekre- 
tionsprodukt der Krebszellen dar.« Die komplizierte, ausführlich beschriebene 
Methode wurde 17mal angewandt und war bei 13 sicheren und karzinomverdäch- 
tigen Fällen nur Imal, bei letzteren, negativ; bei 4 gutartigen een 
stets negativ. Weitere Erfahrungen sind notwendig. 

Thom (z. Z. im Felde). 


17) F. de Quervain (Basel). Uber Divertikelbildung am Magen, 
insbesondere über funktionelle Divertikel. (Mitteilungen a. d. 
Grenzgebieten d. Medizin u. Chirurgie 1915. Nr. 4.) 

Die Haudek’sche Nische ist keine Seltenheit. Ihre Entstehungsursache 
bei und infolge von Geschwüren wird näher ausgeführt. Es gibt auBerdem noch 
Kontraktionszustände der Magenwand, welche einer Nische täuschend ähnlich 
sehen, weil sich der Grund des vorgebuchteten Magenwandabschnittes eng ein- 
schnürt und der so entstandene Hohlraum gleich der echten Nische im Stehen 
von einer Luftblase überschichtet sein kann. Es werden zwei Fälle ausführlich 
beschrieben und kritisch besprochen, die wegen Cholelithiasis früher einmal operiert 
worden waren. Bei einem Falle fand auch eine Obductio in vivo statt. Röntgen- 
abbildungen in verschiedenen Phasen und Lagen sind beigefügt und gründlich 
erläutert. Es handelte sich höchstwahrscheinlich um funktionelle Divertikel der 
vorderen bzw. hinteren Magenwand unbekannter Ursache. — Dieser erstmalige 
Hinweis bedarf noch weiterer Klärung. Thom (z. Z. im Felde). 


18) Porter. Leather-bottle stomach. (Annals of surgery 1915. Nr. 1. 
Juli.) 

Beschreibung eines Falles von Magencirrhose (Linitis plastica, Sclerosis sto- 
machi), den Verf. als Lederbeutelmagen bezeichnet. Das ganze, durch totale 
Magenresektion gewonnene Präparat stellt einen in allen seinen Wandungen 
verdickten Magen vor, in der Nähe des Pförtners waren einige Geschwüre mit 
verdickten Rändern nachweisbar; mikroskopisch wurde in der Nähe dieser Ge- 
schwüre Krebsgewebe festgestellt. Der Fall gehörte zu den bösartigen Formen 
der Magensklerose; dementsprechend war auch der Verlauf der Erkrankung sehr 
schnell gewesen, da der Kranke bis 5 Wochen vor der Operation keine Magen- 
beschwerden hatte. Erst dann traten Erbrechen, Magenschmerzen, das Gefühl 
von Völle ein. Obwohl bei der Laparotomie keine Lymphdrüsenvergrößerungen 
gefunden wurden, bekam der Operierte nach 6 Monaten ein Rezidiv, an dem er 
ohne Operation zugrunde ging. 

Aus der Literatur vermochte Verf. 67 Fälle der in Rede stehenden Krankheit 
aufzufinden, von welchen 39 gutartig und 28 bösartig verliefen. Die Dauer der 
Krankheitserscheinungen betrug in gen gutartigen Fällen 41, in den bösartigen 
18,9 Tage. Herhold (z. Z. im Felde). 


782 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 43. 


19) J. R. Callender. Gastric glands in Meckel’s diverticulum. 
(Amer. journ. of the med. sciences Vol. CL. 1915. S. 69.) 

Bei der Autopsie eines an Darmblutung verstorbenen 19 Monate alten Kindes 
fand sich ein Meckel’sches Divertikel, an dessen Basis in der Schleimhaut des 
lleum sich ein Geschwür entwickelt hatte mit Arrosion einer Arterie. Die daran 
angrenzende Schleimhaut des Divertikels zeigte eine Drüsenstruktur vom Typus 
der Fundusdrüsen des Magens mit deutlichen Haupt- (adelomorphen) und Beleg- 
(delomorphen) Zellen. — In der Literatur ließ sich eine entsprechende frühere 
Beobachtung nicht nachweisen. — Die naheliegende Frage, ob das Ulcus pepticum 
ilei etwa eine Folge einer eigentlichen »Magenverdauung« darstellt, wird nicht 
weiter kommentiert. E. Melchior (Breslau). 


20) Franz Rost (Heidelberg). Beitrag zur Lehre von der chroni- 
schen Obstipation und ihrer chirurgischen Behandlung. (Mit- 
teilungen a. d. Grenzgebieten d. Medizin u. Chirurgie 1915. Nr. 4.) 

Die fleißige Arbeit mit gründlicher Heranziehung der Literatur und aus- 
führlicher, kritischer Besprechung der eigenen, durch Röntgenabbildungen illu- 
strierten Fälle aus der Klinik von Wilms faßt Verf. selbst wie folgt zusammen. 
Es wird zunächst eine Übersicht über die normale Physiologie der Dickdarm- 
bewegungen und des Defäkationsaktes, soweit sie für die Frage der Obstipation 
von Interesse ist, gegeben. 

1) Die Obstipation, die in Störungen des Defäkationsaktes ihre Ursache hat 
(proktogene Obstipation, Dyschezie) ist bedingt durch: 1) Mißbildungen, mecha- 
nische Hindernisse im Bereich des Rektum oder der benachbarten Darmteile- 
2) erhöhten Tonus bzw. Spasmus des Sphinkter, 3) Störungen in der Motilität 
des unteren Kolon bzw. seiner Hilfsapparate, die auf reflektorischem Wege auch 
durch Störungen der sensiblen Bahnen bedingt sein können. Es werden diese 
verschiedenen, sich oft kombinierenden Gruppen an der Hand eigener und in der 
Literatur niedergelegter Fälle besprochen. 

Es kann auch bei proktogener Obstipation zu einer erheblichen Kotstauung 
im proximalen Kolon kommen. Hierbei wird die Obstipation durch Coecum- 
resektion nicht behoben. 

2) Die spastische Form der Obstipation sitzt im intermediären und distalen 
Kolon. Hierbei ist die Kotstauung im proximalen Kolon sekundär. Da die All- 
gemeinsymptome bei dieser Obstipationsform zum Teil durch Resorption toxischer 
Substanzen sich erklären, werden durch Resektion des proximalen Kolon die Be- 
schwerden gebessert, eine Heilung hängt von der Ausdehnung der Spasmen ab. 
Die Spasmen können sich bessern dadurch, daß nach der Operation der Kot dünn- 
flüssig ins Transversum tritt. 

3) Primäre Obstipation durch mechanische Hindernisse. In Betracht kom- 
men: 1) Abnormer Verlauf des Periton. parietale, 2) Dehnung der Serosa (Serosa- 
schleier), bei Größenzunahme des proximalen Kolon, 3) Pericolitis. Diese Gebilde 
können ihrerseits wieder ein Kothindernis abgeben. 

4) Die meisten Obstipationen mit Kotstauung im proximalen Kolon gehören 
keiner der besprochenen Formen an, obgleich es sich auch bei ihnen um ein MiB- 
verhältnis in der Kraft des proximalen und dem Widerstand des distalen Kolon 
handelt. Als Ursache des Mißverhältnisses wurde an zwei entsprechenden, sezierten 
Fällen durch genaue mikroskopische Vermessungen des ganzen Kolon eine relative 
Hypertrophie des proximalen und eine Atrophie des intermediären und distalen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 43. 183 


Kolon nachgewiesen. Demnach ist der eigentliche Sitz der Obstipation in diesen 
Fällen das intramediäre bzw. distale Kolon. Auch resezierte Coeca bei solchen 
Obstipationsformen waren hypertrophisch. Der Sitz der Obstipationsbeschwerden 
ist das proximale Kolon. Mit dessen Entfernung hören die Beschwerden auf, 
ohne daß die Ursache derselben beseitigt wird. Eine Besserung des Zustandes 
hängt von dem Grade der Insuffizienz des intermediären und distalen Kolon ab. 
5) Bei dieser Form ist das Mißverhältnis von Kraft des proximalen und 
Widerstand des distalen Kolon nur wenig gestört. Der Widerstand ist nicht nach- 
weislich erhöht, jedoch verfügt das proximale Kolon über keine Reservekräfte. 
Es versagt schon beim Arbeiten unter wenig günstigen Bedigungen (Coecum 
mobile, Adhäsionen, Entzündungen usw.). Durch Beseitigung der kleinen Stö- 
rungen (Coecopexie, Lösung der Adhäsionen usw.) wird meist auch die Kot- 
stauung im proximalen Kolon beseitigt. Besser jedoch ist eine Ausschaltung des 
proximalen Kolon, da die Beurteilung über den Grad der Insuffizienz sehr er- 
schwert ist. Thom (z. Z. im Felde). 


21) Gerster. Perienteritis membranosa. (Annals of surgery 1915. 
Nr. 1. Juli.) | 

G. glaubt, daß bezüglich der Entstehung pericolitischer Membranen Lane’s 
Theorie der Verlängerung der Aufhängebänder durch Eingeweidesenkung und 
Mayo’s und Flint’s Theorie des kongenitalen Ursprungs der Membranen nur in 
den seltensten Fällen in Betracht kommt. In den meisten Fällen handelt es sich 
nach seiner Ansicht um einen chronischen entzündlichen Prozeß infolge bio- 
chemischer Störungen im Darmkanal, der zur Neubildung der Membranen führt 
und von der Gegend der Tänien ausgeht. Die pericolitischen Membranen sind 
keine gewöhnlichen Adhäsionen infolge der Zerstörung des peritonealen Überzugs 
an zwei gegenüberliegenden Stellen, sondern sie stellen wirkliche bindegewebs- 
artige Neubildungen vor. Herhold (z. Z. im Felde). 


22) Hügelmann (Hohenmölsen). Ein Fall von intermittierendem 

Ileus bei Wanderniere. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 33.) 

Die 45jährige Frau bekam allwöchentlich einmal seit 1/, Jahre ileusähnliche 
Erscheinungen mit leichtem Ikterus, wurde aber durch Entfernung der mit der 
Leber und dem Duodenum verwachsenen, stark atrophierten Niere, deren Becken 
infolge Stenose des Harnleiters beträchtlich erweitert war, von den Anfällen 
befreit. H. nimmt an, daß die allmählichen Füllungen des Nierenbeckens immer 
innerhalb 5 Tagen zur wachsenden Kompression des Duodenum führten, bis durch 
die Entleerung durch den verengten Harnleiter der Druck aufhörte. 

Kramer (Glogau). 


23) A. L. Soresi. A new method of lateral (side-to-side) intestinal 
anastomosis. (Surgery, gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr. 2. 
1915. Februar.) 

Die durchschnittenen Darmstücke werden in der Längsrichtung aneinander 
gelegt, so daß die offenen Lichtungen nach entgegengesetzter Seite sehen. In 
dieser Lage werden sie durch eine in 2 mm Entfernung vom Gekrösansatz angelegte 
Serosanaht festgehalten. Nun wird die Wand jedes Darmabschnittes unweit 
dieser Naht eine Strecke weit längs gespalten; die Wundränder des Querschnittes 
werden also dadurch verlängert. Der ganze Querschnitt wird mit zur Anastomosen- 


784 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 43. 


bildung herangezogen, so daß das Verfahren also eine Vereinigung von seitlicher 
und Endanastomose darstellt. Die Anastomose wird dadurch sehr weit, weiter 
als die Darmlichtung. Darin, ferner in der Vermeidung des Blindsacks und in der 
schnelleren Ausführbarkeit sieht S. die Vorzüge seines Verfahrens gegenüber der 
gewöhnlichen seitlichen Anastomose. 

Zur inneren, alle Schichten durchdringenden Darmnaht empfiehlt S., stets 
Catgut zu nehmen, da unresorbierbares Material gelegentlich zu Steinbildung 
Veranlassung geben kann. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 





24) S. Levy. Milzruptur beim Rodeln. (Deutsche med. Wochenschrift 
1915. Nr. 30. S. 889 — 900.) 

Ein junger Mensch von 18 Jahren fuhr beim Rodeln gegen einen Prellstein 
und schlug mit der linken oberen Bauchseite gegen den Stein. Eine Zigaretten- 
dose wurde durch den Stoß rechtwinkligam Rippenbogen abgebogen. Der Verun- 
glückte hatte gleich nach dem Unfall starke Bauchschmerzen und erbrach auch 
ein Glas Glühwein, das er zu sichnahm. AlsL.den Pat. sah, klagte er über sehr 
starke Atembeklemmungen, über Schmerzen im Leibe und zwischen den Schulter- 
blättern. Er sah sehr blaß aus, die Lippen und Konjunktivalschleimhaut waren 
fast weiß, der Puls schnell und klein, die Atmung sehr beschleunigt und ober- 
flächlich. Die Recti waren straff gespannt, der Bauch eingezogen. Urin war 
nicht entleert worden. Die Operation wurde gleich vorgenommen. Das Blut 
schoß beim Öffnen des Bauches in Strömen hervor. Beim Abtasten der Einge- 
weide fühlte L. unter dem linken Rippenbogen die verletzte Milz. Beim Versuch 
sie herunterzuziehen blieb die untere Hälfte, die völlig zerquetscht war, in L.’s 
Hand. Die Milz wurde exstirpiert und der Bauch zweizeitig geschlossen. Der 
Wundverlauf war gut. Kolb (Schwenningen a.N.). 


25) D. Kokoris (Athen). Über die Splenektomie bei Kala-azar. 

(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 30.) 

Da die bei Kindern auftretende und durch einen von Leishman im Milz- 
blut entdeckten spezifischen Erreger hervorgerufene Krankheit nur selten spontan 
sich bessert oder ausheilt, wenn auch das Salvarsan in einigen Fällen günstig ge- 
wirkt haben soll, ist es bereits einige Male durch Entfernung der stark ver- 
größerten Milz operativ angegriffen worden; indes trat auch dann nur vorüber- 
gehend durch Fiebernachlaß und Vermehrung der roten Blutkörperchen und des 
Hämoglobingehaltes des Blutes Besserung ein, der schließlich der Tod folgte. 
Auch von den von K. operierten 3 Fällen hatten 2 dieses Ergebnis; aber 1 Kind 
genas und ist bis jetzt — 3 Jahre nach der Splenektomie — gesund geblieben. 

Kramer (Glogau). 





Berichtigung. In Nr. 41 S.737 Z.3 v. u. lies »abgeklemmt« statt ab- 
getrennt. | 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel In Leipzig. 


785 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K.GARRE, G. PERTHES, E. RICHTER, 











in Bonn, in Tübingen, in Breslau. 
42, Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 44. Sonnabend, den 30. Oktober 1915. 
Inhalt. 


H. Gross, Die Magenfistel mit Heberdrainage bei atonischen Zuständen des Magens und 
Darmes. (Originalmitteilung.) (S. 785.) 

1) Borchardt, 2) Mann, 3) Gratzl, 4) Große, 5) Mayer, Nervenschüsse. (S. 788.) — 6) Weber, 
Funktionsprüfung der Gefäßnerven. (S. 791.) 

7) Axhausen, 8) Engelhardt, 9) Blegvad, Schädelwunden. (S. 792.) — 10) Trnka, Eitrige 
Meningitis. (S. 793.) — 11) Sehroeder, Kieferwunden. (S. 798.) — 12) v. Szily, Augenhintergrunds- 
veränderungen nach Schädelverletzungen. (S. 794.) — 13) Zahradnik, Alveoläres Sarkom. (S. 794.) 
14) Clemm, Alveolarpyorrhöe. (S. 795.) — 15) Foote, Unterkieferresektion. (S. 795.) 

16) v. Podmaniezky, Lumbalpunktion bei submeningealen Blutungen traumatischer Ätiologie. 
(S. 796.) — 17) Dexter, Diagnostische Zeichen von Zwerchfellerkrankungen. (S. 796.) — 18) Stoppel, 
Beiderseitiger Rippenbruch. (S. 796.) — 19) Schilling, Speiseröhrenschuß. (S. 796.) — 20) Bock- 
horn, 21) Korach, Lungenschüsse. (S. 797.) — 82) Burckhardt und Landois, Tangentialschüsse 
des Brustkorbes. (S. 797.) — 23) Müller, Nachblutung aus der Lunge nach Granatsplitterverletzung. 
(S. 798) — 24) Kaminer und Zondek, Hämothorax und Zwerchfellverwachsungen bei pene- 
trierenden Brustverletzungen. (S. 798.) — 25) v. Reichmann, Lungengangrän durch künstlichen 
Pneumothorax. (S. 799.) — 26) Schäffer [Äspirierter Fremdkörper im Bronchus, Mediastinalabszeg 
(S. 799.) — 27) Lapeyre, Chirurgische Behandlung der Lungentuberkulose. (S. 800.) — 28) Geist 
und Wilensky, Sarkom der Brustdrüse. (S. 800.) 





Die Magenfistel mit Heberdrainage 
bei atonischen Zuständen des Magens und Darmes. 
Von 


H. Gross in Bremen. 


Die Mitteilung Nyström’s! im 40. Heft ds. Zentralblattes über »Magen- 
drainage durch Gastrostomie« muß mich zur Stellungnahme herausfordern, nach- 
dem ich bereits unter Darlegung des auf meiner Abteilung ausgebildeten und so 
eingehend geprüften Verfahrens die Heberdrainage des Magens und Darmes bei 
ihren atonischen Zuständen ausführlich beschrieben habe. Diese vor einem 
Vierteljahre veröffentlichte Arbeit? ist der Aufmerksamkeit des schwedischen Herrn 
Kollegen entgangen; sie war bereits, wie ich hier anführen darf, vor Anfang des 
Krieges der betreffenden Schriftleitung eingereicht, mußte aber von ihr wegen des 
sonstigen reichen Einganges wieder zurückgestellt werden. 

Meinen Ausführungen legte ich die Erfahrung einer Reihe von über 200 Fällen 
zugrunde bei spezieller Berücksichtigung der in den letzten 2 Jahren (1912/13) 
gesammelten 47 Beobachtungen. 


1 Nyström; Über Magendrainage durch Gastrostomie. Zentralbl. f. Chir. 1915. Hft. 40. 
2 Gross, Zur Frage der Magen- und Darmentleerung bei atonischen Zuständen, Deutsche 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 26. Referat s. dies. Blatt S. 656. 


44 


786 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 44. 


Seitdem, bis heute, habe Ich wieder 33mal (trotz der großen Inanspruchnahme 
unseres Hauses durch Verwundete) Veranlassung gehabt, die Heberdrainage des 
Magens anzuwenden und ihren hervorragenden Wert festzustellen. 

Sie gewährleistet bei atonischen Zuständen des Magens und des 
Darmes eine ständige Entleerung der angestauten Massen und er- 
laubt zugleich eine sofortige Zufuhr beliebiger Mengen von per 08 
eingeführter Flüssigkeit. 

Nach dem Überblick über unser Material ist die Heberdrainage des Magens 
als ein wichtiges Hilfsmittel der Operation anzusehen mit der hauptsächlichen 
Anwendung bei 

1) Peritonitis, auch schon im Beginn bei nur drohender Atonie, 

2) Ileus, sobald häufigeres Erbrechen besteht und ein stärkerer Füllungs- 
grad des Magens vorliegt bzw. zu erwarten ist, 

3) akuter Magendilatation, 

4) infektiösen oder sonstigen (z. B. Verletzung) Affektionen in der oberen 
und mittleren Bauchgegend, die eine Störung der Magenfunktion bedingen oder 
für die nächste Zeit wahrscheinlich machen, \ 

5) Durchbruch des Magen- und Duodenumulcus nach Besorgung des be- 
treffenden Loches. 

Diese Indikationsstellung, die wir auf Grund unseres Gesamtmaterials ge- 
wonnen haben, läßt sich im Hinweis auf die erfolgreiche Anwendung der Heber- 
drainage bei einzelnen, besonderen Beobachtungen noch erweitern. Aus dieser 
Reihe interessiert vielleicht am meisten der Erfolg beim Circ. vit. nach Gastro- 
enterostomie, den wir zweimal verzeichneten. Ich verweise diesbezüglich auf 
meine Arbeit. In ihr habe ich bereits die in den fünf Hauptgruppen zusammen- 
gefaßte Verwendung des Verfahrens niedergelegt. 

Die letzten 1%/, Jahre haben uns keine neuen Gesichtspunkte gebracht, wie 
nach der früheren reichen Anwendung auch nicht anders zu erwarten war, wohl 
aber eine Verbesserung unseres Vorgehens insofern, als wir mehr und mehr die 
Heberdrainage schon im Beginn der betreffenden Operation, also als Einleitungsakt, 
anlegen. Außer den Vorzügen für die Asepsis und auch Narkose, wie wir glauben, 
erzielen wir besonders den weiteren der günstigsten physikalischen Verhältnisse 
für den eigentlichen Eingriff; bei Ileuszuständen und Operationen in der oberen 
und mittleren Bauchgegend ist er manchmal gar nicht hoch genug einzuschätzen. 

Nyström’s Darlegung greift auf das Vorgehen von Jaboulay und Len- 
nander zurück. 

Ihnen beiden gebührt das Verdienst, den Gedanken einer andauernden Magen- 
entleerung bei den in Betracht kommenden Zuständen zuerst erprobt und mit- 
geteilt zu haben. Demgegenüber darf ich die Tatsache, daß ich mindestens 
gleichzeitig, ohne von ihrem Vorgehen Kenntnis zu haben, und sehr bald mehr, 
als im »fleißigen Gebrauch« (Lennander), die Heberdrainage anwandte, nicht 
unterstreichen; wohl aber kann ich auf Grund meiner Mitteilung den Anteil für 
mich in Anspruch nehmen, die »Magendrainage« in wirksamerer Form bei ver- 
besserter Technik, wie auch in erweiterter Indikationsstellung (s. Nyström), 
zuerst systematisch durchgeführt und mitgeteilt zu haben. 

Ich benutze die alte Methode der einfachen Gastrostomie. Der Magen wird 
an kleinster Fläche durch einige Nähte an die Bauchwand angeheftet und zwischen 
zwei Pinzetten so weit eröffnet, um eben einem etwa I cm dicken, festen (nicht 
der Abknickung ausgesetzten) Gummistück, das 5—8 cm eingeführt wird, Eingang 
zu schaffen. Die Verbindung mit einem Glasrohr, das die ständige Kontrolle des 





‚Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 44. 187 


Auges erlaubt, und einem zweiten Gummischlauch, der in ein Standgefäß auf 
den Boden leitet, schafft die Hebervorrichtung. 

Nyström spricht ganz gelegentlich und am Schluß seiner Arbeit von san: 
fügung einer Rohrleitung« an das Ende des in den Magen eingeführten Katheters. 
Bei ihm, wie auch bei Lennander, fehlt die Betonung der Heberwirkung, die 
wir gerade besonders hoch bewerten. Ich vermute beinahe, daß Nyström die 
»Drainage« des Magens vielleicht in ein neben dem Operierten stehendes Gefäß 
sich vollziehen läßt. 

Seine Verwendung nun eines Nelatonkatheters von 14—18 Charr. ist völlig 
ungeeignet, die ständige und völlige Entleerung des Magens und angrenzenden 
Darmes sicherzustellen. 

Die Wahl eines so dünnen Katheters ist augenscheinlich dem »Schrägkanal« 
zuliebe erfolgt, der ihn aufnehmen soll. (Nyström spricht von der Gastrostomie 
nach Witzel; in Wirklichkeit meint er den Schrägkanal Marwedel’s, für dessen 
Bildung er eine besondere Kanüle angibt. Die Feststellung dieser Verwechslung 
gibt mir übrigens willkommene Gelegenheit, einen Irrtum meinerseits zu be- 
richtigen, insofern ich in meiner Arbeit mich gegen Lennander wandte und 
dessen »wesentlichen komplizierteren Eingriff«, d. h. in Gestalt des W.’schen 
Schrägkanals gegenüber meiner einfachen Gastrostomie; anscheinend meinte 
auch Lennander die Gangbildung nach Marwedel.) Auch ich glaubte zuerst 
nur den Schrägkanal verwenden zu dürfen, und zwar streng nach Vorschrift Mar - 
wedel’s unter Vernähung der gespaltenen Serosa-Muskularisschicht. 

Ich bin ganz von ihm abgekommen, einmal wegen der notwendigen größeren 
Magenfläche und dann wesentlich wegen des I cm dicken Gummischlauches, den 
ich bald dem NElaton vorzuziehen lernte. Letzterer ist auch im dicksten Kaliber 
viel zu dünn, um in jedem Falle für die doch nicht selten von Schleim und Bröckeln 
durchsetzten Massen aus Magen und Darm eine ständige Entleerung zu gewähr- 
leisten. Wir haben mehr als genug Arbeit und Sorge von der ewigen Verstopfung 
der Katheter gehabt (so namentlich auch bei Milchzufuhr!) mit ihren keineswegs 
immer unbedenklichen, oft ganz schnell sich einstellenden Folgeerscheinungen. 


Das dicke Gummistück mit der Lichtung von 6—8 mm (auch bei Kindern) 
macht eine ständige Beaufsichtigung entbehrlich; es garantiert vor allen Dingen 
die gehörige Saugwirkung des Hebers. 

Ich bin erfreut, bei Nyström den Einfluß einer ständigen »Magendrainage« 
auch auf den Darm betont zu finden. Diesen habe ich in meiner Arbeit besonders 
hervorgehoben und behauptet, daß die Wirkung auf den paralytischen Darm 
nach unserer Feststellung außerordentlich groß sei und sich der Verwendung einer 
Darmfistel (in der Indikation Schlange’s) weit überlegen zeige; die nicht selten 
überraschend schnelle Wiederherstellung der normalen Peristaltik habe ich der 
Heberdrainage gutgeschrieben. 

Das Material der letzten 1%/, Jahre kann dieses Urteil nur bestätigen. 

Meines Erachtens ist es nun unmöglich, bei gehörig ausgebildeter Lähmung 

des Darmes und rückläufigem Strom, der den Pylorus weit öffnet, mittels so dünner 
Katheter diese massigen, nicht selten bröckeligen Darmmengen ausgiebig abzu- 
leiten. 
Ich wünsche gegen alle Eventualitäten gesichert zu sein und bezweifle, daß 
rein physikalisch ein so dünnes Rohr, wie es Nyström gebraucht, die Leitung 
unserer Heberdrainage auch nur annähernd erreicht; sie hat bisweilen »eimer- 
weise« abzuleiten. 


44* 


788 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 44. 


Unseren Schlauch lassen wir so lange liegen, bis der Verlauf der vorliegenden 
Krankheit seine völlige Entbehrlichkeit beweist. 

Nyström sagt: »Nach etwa einer Woche ist der Katheter gewöhnlich lose 
und wird dann, wenn alles gut geht, ohne weiteres entfernt«. Wir sind nicht selten 
gezwungen gewesen, unsere Heberdrainage 2 bis 4 Wochen in — wenn auch schließ- 
lich der Ernährung halber täglich für 2—3 Stunden durch Abklemmung aus- 
gesetzter — Tätigkeit zu lassen. Nyström’s Worte lassen nicht gerade auf ideale 
Rückbildung des Schrägkanals schließen. 

Auf die schnelle Heilung des Magenloches nach Entfernung des Schlauches 
müssen wir allerdings bei unserer Heberdrainage manchmal verzichten; auch vorher 
ist damit zu rechnen, daß das Loch neben dem Schlauch sich erweitert, Magen- 
inhalt hervortritt und die umgebende Haut verätzt. Bei der Wichtigkeit der 
Heberdrainage schätzen wir aber diesen Nachteil als klein ein und nehmen ihn 
gern in Kauf. Zudem haben wir mehr und mehr gelernt, ihm durch Darbietung 
einer möglichst kleinen Magenfläche und einen exakten Heftpflasterverband zu 
begegnen, sowohl gleich nach Einführung des Schlauches, als auch besonders nach 
seiner Entfernung. Bisher hat sich noch niemals eine Nachoperation als not- 
wendig erwiesen. | 
~ Soweit. Im übrigen habe ich alle Veranlassung, die Arbeit Nyström’s, 
die überdies manchen neuen, wertvollen Ausblick darbietet, willkommen zu heißen. 
Sie ist durchaus geeignet, der Forderung einer dauernden Magenentleerung bei 
Atonie des Magens und Darmes weiteren Nachdruck zu verleihen. 





Sn 


1) M. Borchardt. Schußverletzungen peripherer Nerven. Erfah- 
rungen und Ausblicke. (Bericht über 56 operierte Fälle.) 
(Bruns’ Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. XCVII. Hft. 3. Kriegschir. Hft. 7. 
1915. S. 233.) 

B. hat als beratender Chirurg des Gardekorps, des III. Armeekorps, des 
Roten Kreuzes und in dem Gefangenenlager von Zossen mehrere hundert Fälle 
von Verletzungen peripherer Nerven gesehen und bisher über 70 operiert. In der 
vorliegenden Arbeit werden von 56 Fällen die Krankengeschichten mitgeteilt; 
es sind 17 Radialis-, 8 Medianus-, 7 Ulnaris-, 7 Ulnaris- und Medianus-, 1 Musculo- 
cutaneus-, 8 Plexus-, 8 Ischiadicusfälle. In 39 sehr schönen Tafelabbildungen 
ist eine Anzahl von Operationsbefunden wiedergegeben nach Zeichnungen, die 
während der Operation von den Malern Landsberg und Frau Dr. Simons an- 
gefertigt sind. 

Die Indikation zu der Operation wurde jeweils von bekannten Nervenfach- 
leuten, wie Oppenheim, Cassirer usw. gestellt. Sie wurde dann für gegeben 
gehalten, »wenn aus dem neurologischen Befund die Annahme wohl fundiert 
erschien, daß eine schwere Verletzung vorlag, die entweder zu einer Zerreißung 
oder zu einer groben Narbenbildung im Nerven geführt haben mußte«. Auch 
dann wurde die Operation ausgeführt, wenn diese Voraussetzungen nur für einen 
Teil des Nerven zutrafen, also wenn eine komplette motorische Lähmung, kom- 
plette Entartungsreaktion, schwere Sensibilitätsstörung nachweisbar waren. Bei 
dieser Indikationsstellung ergaben sich nur zwei negative Befunde bei der Operation. 

Unter den 56 Fällen fanden sich 18 totale, 1 partielle Zerreißung. Die Stümpfe 
waren meist kolbig aufgetrieben. In den übrigen Fällen beobachtete man im 
Nerven mehr oder weniger ausgedehnte Narben, manchmal auch in den Nerven 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 44. 789 


eingelagerte Fremdkörper, wie Metallstücke, Tuchfetzen, Knochenfragmente,, 
Muskelfasern. Verhältnismäßig häufig bestanden Calluslähmungen. i 

Bei der Operation wurde auf peinlichste Blutstillung geachtet, um jedes. 
kleinste Hämatom zu vermeiden, das erneut zu Narbenbildung Anlaß geben könnte.: 
War die Umgebung des genähten Nerven narbig verändert, so wurde er mit Fett- 
gewebe oder feinen saftigen Muskelfascien umscheidet. »Die Hauptsache für die 
Wiederherstellung der Leitung und der Funktion ist neben der exakten Naht eine 
tadellose aseptische Wundheilung, das Vermeiden von Hämatom und die früh- 
zeitige Inanspruchnahme durch Bewegungen, Massage und Elektrizität.« Die 
direkte Naht ist allen Methoden vorzuziehen. Dabei muß man darauf achten, daß 
die entsprechenden Nervenbahnen exakt aufeinander kommen (Stoffel). Alle 
Muskelästchen müssen sorgsam geschont werden, ausgedehnte Muskeldurch- 
trennungen sind zu vermeiden. 

Die Nervennarbe soll exzidiert werden, wenn sich durch Palpation oder 
Probeexzision Narbengewebe feststellen läßt oder die elektrische Reizung negativ 
ausfällt. Mit Cassirer vertritt B. den Standpunkt, daß man bei Resektion lieber 
an den Stümpfen ein kleines Stück Narbe stehen läßt, als daß man auf die Naht 
verzichten muß. Er hat bereits in einem solchen nicht ganz vollständig resezierten 
Fall einen Erfolg erlebt. Doch hat er bei der histologischen Untersuchung der 
Nervenquerschnitte an der Resektionsgrenze überraschende Resultate erhalten: 
In den meisten Fällen, in denen man makroskopisch so gut wie normale Quer- 
schnitte vor sich zu haben glaubte, fanden sich histologisch mehr oder weniger 
ausgedehnte Narben, in denen stellenweise gar keine Nervenfasern vorhanden 
waren, oder aber Nervenröhrchen, die noch von Bindegewebe verschlossen waren. 
Drei farbige Tafelbilder zeigen solche Querschnitte. — Bei nur teilweiser Schädigung 
des Nerven ersieht man bei der elektrischen Reizung, wie weit man mit der Re- 
sektion zu gehen hat. | 

B. befürwortet eine möglichst frühzeitige Operation, weil sie technisch leichter 
ist, weil das Auswachsen der Nerven wegen des noch bestehenden Wachstums- 
reizes leichter vor sich geht und weil dadurch Kontrakturen der Muskeln und Ge- 
lenke und trophische Störungen eher vermieden werden. In seinen eigenen Fällen 
betrug die Zeit zwischen Verletzung und Operation 14 Tage bis 9 Monate. — 
In 6 Fällen hat B. eine gleichzeitige Gefäß- und Nervenverletzung gesehen, bei der 
die Gefäßwunde ohne Bildung eines Aneurysma spontan zum Verschluß ge- 
kommen ist. i , 

Von den 56 Fällen konnten 25 länger als 3 Monate beobachtet werden. Von 
ihnen sind 21 gebessert, 4 nicht gebessert. 3 Fälle von Nervennaht sind besonders 
schön, mit voller Wiederkehr der Funktion geheilt. Aber alles in allem warnt B. 
doch vor Überschätzung der operativen Erfolge. 

Paul Müller (Uim, z. Z. Stuttgart). 


2) L. Mann. Beobachtungen an Verletzungen peripherer Nerven. 
(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 30. Feldärztl. Beil. 30.) 

M.’s Material umfaßt annähernd 100 Fälle, unter denen die Verletzungen des 
Radialis (25) und Peroneus (20) überwiegen; die meisten Patt. kamen schon 
operiert in das Mannheimer Lazarett. Von den Symptomen der Nervenver- 
letzungen fiel besonders auf, daß der motorische Ausfall häufig nicht das ganze 
von dem betreffenden Nerven versorgte Muskelgebiet betraf; trophische, vaso- 
motorische und sekretorische Störungen wurden oft, solche der Sensibilität da- 
gegen selten beobachtet. — Die Frage, ob der Nerv durchtrennt ist, oder ob es 


790 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 44. 


sich um eine Narbenschädigung mit mehr oder weniger großer Leitungsunter- 
brechung handelt, spielt nach M.’s Erfahrungen nur eine geringe Rolle und ist 
meist erst während der Operation zu beantworten. So gab es Fälle mit völligem 
motorischen Ausfall des versorgten Gebietes, ohne daß eine Kontinuitätstrennung 
bestand. — Als Indikation zur Operation kommen in Betracht Schmerzen, wie sie 
durch Geschoßteile, Knochensplitter, Narbendruck und Neurome hervorgerufen 
werden. Bei fortschreitenden elektrischen Veränderungen ist möglichst bald zum 
operativen Eingreifen zu raten. Die Prognose der Operation hängt wesentlich 
von der Technik der letzteren ab; sehr günstig waren die Erfolge bei der nach der 
Stoffel’schen Methode der endoneuralen Neurolyse Operierten. M. hat den 
Eindruck erhalten, daß nicht jeder Chirurg die Berechtigung hat, Nervenopera- 
tionen vorzunehmen. Kramer (Glogau). 


3) Franz Gratzl. Schußverletzungen peripherer Nerven. (Bruns’ 
Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. XCVII. Hft. 3. Kriegschir. Hft. 7. 1915. 
S. 291.) | 

Mitteilung aus dem Reservelazarett A München (Prof. Gebele). 

In der Einleitung erörtert Verf. die Unterscheidung zwischen primärer und 
sekundärer Nervenverletzung, die Schwierigkeit des Nachweises, ob völlige Kon- 
tinuitätstrennung vorliegt oder nicht und die Theorien über die degenerativen 
und regenerativen Vorgänge nach Nervendurchtrennung. 

Dann werden die Krankengeschichten von 9 Nervennähten und 6 Neurolysen 
aufgeführt. War eine Resektion des Nerven notwendig, so konnte meist nicht die 
direkte Naht der Querschnitte ausgeführt werden, die Vereinigung war erst nach 
einer Plastik (Halbierung einer oder beider Nervenenden und Umschlagen) mög- 
lich. Der genähte Nerv wurde in der Regel in Fettgewebe eingehüllt und soweit 
als möglich aus dem Narbengewebe verlagert. Seit den Operationen sind 10 Wochen 
bis 10 Monate verflossen. Bisher »führten zu einem Erfolg, d.h. zu einer deut- 
lichen galvanischen bzw. galvanischen und faradischen Erregbarkeit peripher von 
der Nervenverletzungsstelle, 11 Fälle, zu einem Mißerfolg 3 Fälle«. Verf. be- 
rechnet daraus einen »Gesamterfolg von 73% «. 

Gegen die Stoffel’sche Forderung der exakten Aneinanderfügung der zu- 
sammengehörigen Nervenbündel spricht, daß auch in den Fällen ein gutes Re- 
sultat erzielt worden ist, in denen eine Nervenplastik ausgeführt worden ist. 

Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


4) Große. Schußverletzungen peripherer Nerven. (Bruns’ Bei- 

träge zur klin. Chirurgie Bd. XCVII. Hft. 3. Kriegschir. Hft. 7. 1915. S. 306.) 

G. berichtet über 33 operierte Fälle aus dem Vereinslazarett Haueisen und 
Reservelazarett I in Cannstatt. — Er operiert immer ohne Blutleere, präpariert 
möglichst alles Narbengewebe heraus und reseziert die Nervenstümpfe ausgiebig. 
Wenn möglich wird der mit feiner Seide und runder Nadel genähte Nerv zwischen 
Muskeln eingelagert, dann nicht immer eingescheidet. Wo der Nerv in Narben- 
gewebe kommen würde, oder wo schon Neurome bestanden, wird der Nerv in ein 
Stück Kalbsarterie eingehüllt, die Verf. nach Catgutart präpariert vorrätig hält. 
Die Arterie ist stets glatt eingeheilt, sogar in Fällen, wo bei noch bestehender 
Eiterung operiert worden war. 

Von 20 Operationen (13 Nähte, 6 Neurolysen, 1 Pfropfung) aus der Zeit von 
Oktober 1914 bis März 1915 ist 8mal ein guter, 6mal ein teilweiser, 6mal kein 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 44. 791 


Erfolg zu verzeichnen. Von weiteren 17 Operationen (11 Nähte, 5 Neurolysen, 
1 Pfropfung) aus der Zeit von April bis 15. August 1915 haben bisher schon 4 Fälle 
guten, 1 Fall teilweisen, 12 Fälle keinen Erfolg. Alle guten Resultate betreffen 
die obere Extremität. Die Zeit der Rückkehr der Funktion schwankt zwischen 
3 Wochen bei einer Radialisnaht und 7 Monaten bei einer Neurolyse. 

Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


5) C. Mayer. Kriegsneurologische Erfahrungen. (Med. Klinik 1915. 
Nr. 37.) 

Die Arbeit stammt aus der Innsbrucker neurologisch-psychiatrischen Klinik, 
es liegt ihr ein Material von 614 Verwundeten zugrunde. Von allen Nerven der 
oberen Extremität fand sich der Radialis am häufigsten geschädigt, sei es allein 
(44mal), sei es mit anderen Nerven (18mal). Auch bei sicherer Kontinuitäts- 
unterbrechung des Radialis kann zweifellos eine Sensibilitätsstörung ganz fehlen, 
in den meisten Fällen ist sie nur eine leichte (Hypästhesie). In zwei Fällen von 
Oberarmdurchschuß, und zwar einmal am Ulnaris und Medianus, konnte eine um- 
schriebene knotige Anschwellung im Verlaufe des Nervenstammes distal vom 
Schusse getastet werden; es muß wohl eine Propagation von Infektionskeimen 
längs des Nervenhauptstammes angenommen werden, die zu diffuser oder knotig 
ümschriebener, wahrscheinlich vorwiegend peri- und interstitieller Neuritis führte. 
M. steht bezüglich der Indikation zur Operation auf dem Standpunkt derjenigen 
Autoren, die bei schwerer Lähmung nicht für ein langes Zuwarten sind. »Be- 
stimmend sind dabei vor allem die eigenen Erfahrungen über die relative Häufig- 
keit schwerer Schädigungen in solchen Fällen, Schädigungen, die einer spontanen 
Rückbildung nicht fähig sind, denen gegenüber ein Zuwarten nur ein unnötiges 
Hinausschieben der möglichen, wenn auch freilich in keinem Falle sicher gewähr-. 
leisteten Restitution bedeutet, ohne daß, wenn der Befund sich als ein weniger 
schwerer erweist, Schaden angerichtet würde.« B. Valentin (Berlin). 


6) Ernst Weber. Die diagnostisch-therapeutische Ausnutzung 
meiner Methode der Funktionsprüfung der Seradnerven. 
(Med. Klinik 1915. Nr. 36.) 

Über die Einzelheiten und die Technik dieser neuen Methode der Funktions- 
prüfung der Gefäßnerven wurde bereits früher berichtet. In der vorliegenden 
Arbeit wird die schädigende Wirkung von Operationen in Narkose und Lokal- 
anästhesie auf das Zentralnervensystem und ihre Beseitigung besprochen. Bei 
den Untersuchungen an über 50 Kranken stellte es sich heraus, daß zwei ver- 
schiedene Arten des schädlichen Einflusses der Operationen auf die Funktion der 
Gefäßnerven zu unterscheiden waren. Es war dies neben der völligen Umkehrung 
der Funktion der Gefäßnerven bei bestimmten Reizen, besonders bei der. Aus- 
führung von lokalisierter Muskelarbeit, die dauernde Veränderung des Tonus 
sämtlicher äußerer Blutgefäße, die in einer oft außerordentlich starken, dauernden 
Erweiterung oder Erschlaffung bestand. Bei den in Frage kommenden Unter- 
suchungen ergab es sich, daß die Störungen des vasomotorischen Innervations- 
mechanismus, also die dauernde Erschlaffung der äußeren Blutgefäße, sowohl nach 
Lokalanästhesie, als auch nach Allgemeinnarkose ausnahmslos eintrat, aber nach 
Lokalanästhesie nur 1 bis 2 Tage dauerte, nach Narkose aber 5 bis 7, meist 6 Tage. 
Das umgekehrte Eintreten der vor der Operation normalen Reaktion der Gefäß- 
nerven bei Muskelarbeit betraf überhaupt fast nur die Fälle, bei welchen die Opera- 


792 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 44. 


tion in Chloroformnarkose ausgeführt worden war. Der Unterschied ist also bei 
beiden Mitteln ein recht bedeutender und beweist aufs klarste die weitaus größere 
Schädlichkeit der Chloroformnarkose für das Zentralnervensystem gegenüber der 
ganz unbedeutenden Schädigung durch die Lokalanästhesie. Wie in den früheren 
Publikationen gezeigt, lassen sich diese Zustände der zentral verursachten Stö- 
rungen der Gefäßinnervation in außerordentlich günstiger Weise durch Ein- 
wirkung von Temperaturreizen in Form von Wechselduschen beeinflussen. Neben 
dem praktischen Nutzen der Anwendung dieser Methode für die Beurteilung des 
Zustandes des Nervensystems der Operierten und für die Kontrolle der günstigen 
Wirkung der lokalen oder allgemeinen Kälteapplikation ergibt sich aus der Methode 
auch ein sicheres Mittel, die Schädlichkeit der verschiedenen Arten von Narkosen 
auf das Zentralnervensystem festzustellen. Die schädlichen Folgen der Äther- 
narkose stehen in der Mitte zwischen denen der beiden anderen Arten; jedenfalls 
scheinen sie bei weitem nicht so schwer zu sein als die des Chloroforms. 
B. Valentin (Berlin). 





7) Axhausen (Berlin). Die Behandlung der Schädelschüsse. (Zeit- 
schrift für ärztl. Fortbildung 1915. Nr. 15.) 

Es wird zwischen einfachen Schädelschüssen und Schädeltrümmerschüssen 
unterschieden. Letztere überwiegen wesentlich und bedürfen aktiver, operativer 
Therapie in der bekannten Weise. Sekundärabszesse dürfen nicht zu früh ange- 
griffen werden. Bei Deckung von Schädeldefekten ist die autoplastische, freie 
Knochentransplantation vermittels periostgedeckter Knochenstücke die Methode 
der Wahl. Thom (z. Z. im Felde). 


8) Engelhardt (Ulm). Zur Prognose der Schädelschüsse. (Mün- 
chener med. Wochenschrift 1915. Nr. 32. Feldärztl. Beil. 32.) 

E. hat den Eindruck, daß die von ihm primär operierten und weiter behan- 
delten Tangentialschüsse einen besseren Verlauf zeigten als die in Feldlazaretten 
operierten und später zugeführten (Schädigung durch langen Bahntransport und 
mangelnden bzw. ungenügenden Verbandwechsel). Die Dauerprognose anscheinend 
geheilter Tangentialschüsse wird auch von ihm vorsichtig gestellt. Interessant 
ist ein Fall von Meningitis serosa nach ausgeheiltem Hirnabszeß — mit tödlichem 
Ausgang. Kramer (Glogau). 


9) Rh. Blegvad (Kopenhagen). Bemerkungen zur Behandlung 
von Schädelwunden. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 31. 
Feidärztl. Beil. 31). 

Tierversuche über die Entstehung und Behandlung des Hirnvorfalls haben 

B. ergeben, daß er sich immer bildet, wenn Dura mater der Trepanationsöffnung 
entfernt ist, auch wenn keine Infektion stattgefunden hat, daß selbst der scho- 
nendste Verband sehr schädigend auf das Hirngewebe wirkt. Die Hauptsache 
bei der Behandlung des bloßliegenden Gehirns ist, daß gar keine Berührung mit 
dessen Oberfläche stattfindet; B. hat dies dadurch erreicht, daß er über die Tre- 
panationsöffnung eine halbkugelförmige, glatte Metallkapsel befestigt und darüber 
die Weichteile vereinigt. Für Drainage kann man nötigenfalls durch ein oder 
zwei kleine Löcher am unteren Teil der Kapsel sorgen, durch die Drains in den 
subkutanen Raum eingeführt werden. - | Kramer (Glogau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 44. 793 


10) P. Tenka. Bemerkenswerter Fall von eitriger Meningitis. 
(Casopis lékaruv ceskych 1915. Nr. 33.) 

Am 28. November 1914 Kopfschuß; ein Gewehrgeschoß drang ins rechte 
Auge ein (Enukleation) und durch den linken Gehörgang heraus. Am 16. Januar 
1915 nach langer Reise (aus Serbien nach Böhmen) aufgenommen ins Lazarett 
mit den Symptomen der eitrigen Meningitis. Nach einer Lumbalpunktion, bei der 
2ccm Flüssigkeit (polynukleäre Leukocyten und Pneumokokken ähnliche Mi- 
kroben in geringer Zahl) entleert wurden, trat sofort eine bedeutende Besserung 
ein. Am 2. Februar neuer Anfall, der dem ersten in allen Details ähnlich war. 
Nach einer neuerlichen Punktion trat wiederum sofort Besserung und dann Hei- 
lung ein. G. Mühlstein (Prag). 


11) Harry Schroeder. Zur Behandlung der Kieferverletzungen 
im Feld- und Kriegslazarett. (Bruns’ Beiträge zur klin. Chirurgie 
Bd. XCVII. Hft. 3. Kriegschir. Hft. 7. 1915. S. 320.) 

Verf. hat bei den vielen Kieferbruchverbänden, die er bisher in seiner Tätig- 
keit im Feld- und Kriegslazarett anzulegen Gelegenheit hatte, ausschließlich die 
Sauer’sche Drahtschiene mit oder ohne schiefe Ebene benutzt. Die Schienen 
werden fixiert durch Klammerbänder, die sich aber von den Angle’schen dadurch 
unterscheiden, daß sie viel kräftiger sind und daß die zum Zusammenziehen der 
Klammerbänder dienenden Schraubenspindeln der Wange zu liegen und hohl 
sind, um zugleich zur Aufnahme des Drahtbügels zu dienen. Bei größeren Sub- 
stanzverlusten kam der Drahtverband mit der Gleitschiene nach Schroeder 
(Berlin) und, wenn nötig, der von Ernst zuerst empfohlene Gummizug in An- 
wendung. Bei besonders ausgedehnten Substanzverlusten der Kiefer tat der 
im Ausrüstungskasten vorrätige künstliche Hartgummikiefer ausgezeichnete 
Dienste als provisorische Prothese. — Die Verletzungen waren hervorgerufen durch 
Granatsplitter, Schrapnell- und Infanteriegeschosse, sehr häufig durch Verschüt- 
tungen. 

In den 14 Krankengeschichten werden Beispiele für alle Arten von Kiefer- 
verletzungen gegeben: ein Fall, bei dem keine Schienung nötig war, weil die Fraktur 
innerhalb der Masseterinsertion lag und durch diesen Muskel fixiert wurde; ein 
doppelter Bruch einer Kieferseite; 2 Fälle von Bruch beider Unterkieferhälften; 
1 Fall, bei dem das Geschoß den Kiefer beiderseits durchbohrt, aber nur auf einer 
Seite eine Kontinuitätstrennung bewirkt hat; 2 Fälle mit sehr großem einseitigen 
Substanzverlust; 1 Fall, bei dem das Geschoß durch den offenen Mund eindrang 
und an einer Seite des Unterkiefers zwei ziemlich glatte vertikale Bruchlinien setzte; 
ein fast gleicher mit Verlust des Alveolarfortsatzes im Zwischenstück; 1 Fall 
mit besonders ausgedehnter Zertrümmerung des Knochens, bei dem man seine 
Zuflucht zur Immediatprothese nehmen mußte; 1 Fall von Verletzung des Al- 
veolarfortsatzes am Oberkiefer; 2 Fälle von gleichzeitigem Oberkiefer- und Unter- 
kieferbruch und endlich ein Fall von hoffnungsloser Zertrümmerung des Ober- 
und Unterkiefers. 

Die Mortalitätsziffer scheint dem Verf. höher zu sein als in der Literatur vor 
dem Kriege angegeben. — Oft kann der Zahnarzt nicht so früh eingreifen, wie es 
wünschenswert wäre, wegen des Allgemeinbefindens der Verwundeten. — Zungen- 
verletzungen hat Verf. auffallend selten beobachtet. 

Die Ausführungen sind begleitet von 19 Abbildungen, die teils nach Photo- 
graphien von den Verletzungen oder von Zahngipsabgüssen, teils nach Röntgen- 
bildern gefertigt sind. Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


794 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 44. 


12) A. v. Szily. Zur Kenntnis der Augenhintergrundsverände- 
rungen nach Schädelverwundungen. (Deutsche med. Wochenschr. 
1915. Nr. 34. S. 1008— 1009.) 

v. S. hatte Gelegenheit, in den Freiburger und Budapester Kriegslazaretten 
eine große Zahl verschiedenster Schädelverletzungen mit dem Augenspiegel zu 
untersuchen und eine Reihe dieser Fälle auch längere Zeit hindurch zu verfolgen. 
Überraschend ist die Tatsache, wie häufig die Schädelverwundungen die Diagnose 
auf Neuritis N. optici gestellt werden mußte. Es ist dies daher zu erklären, daß 
infolge der guten Transportverhältnisse auch schwere Verletzungen der spezial- 
ärztlichen Fürsorge beizeiten zugeführt werden können und früh augenärztlich 
untersucht werden. Die Neuritisfälle bei Knochendepressionen mit Aufsplitterung 
der Lamina interna verdienen besonderes Interesse. Diese gehen, nach Tre- 
panation und Entfernung der Knochensplitter, bei günstigem Verlauf rasch zurück. 
Eine Neuritis N. optici fand sich seltener bei penetrierenden Gewehrgeschossen 
als bei Tangentialschüssen mit mehr oder weniger tiefreichender Rinnenbildung. 
Der Grad und die Ausdehnung der durch die Geschoßwirkung verursachten Ge- 
webszertrümmerung, im Verein mit Blutungen und deren Zerfall scheint auf die 
Entstehung der Neuritis N. optici von größter Bedeutung zu sein. Neuritis N. 
optici wird durch Granatsplitter und Schrapnellkugeln noch häufiger hervor- 
gerufen als durch Gewehrkugelverletzungen. Interessant sind die Beobachtungen, 
bei welchen im Verlaufe der Behandlung die Neuritis zeitweise verschwand und 
wiederauftrat. Das Wiedererscheinen der Neuritis war dann jedesmal der Vor- 
bote einer Verschlimmerung des Allgemeinzustandes. Die Neuritis N. optici ist 
bei Schädelverwundungen als ein ernsteres Symptom aufzufassen. v.S. konnte 
weiterhin eine Reihe von ophthalmoskopischen Bildern und histologischen Prä- 
paraten anfertigen von einem Falle von akuter Stauungspapille infolge von Seh- 
nervenscheidenblutung nach Schädelbruch. Es ergab sich eine schon makro- 
skopisch sichtbare Anfüllung des Sehnervenscheidenraumes mit Blut, namentlich 
im vorderen Abschnitt, wo die Scheide durch den Bluterguß ampullenartig er- 
weitert erscheint. Kolb (Schwenningen a.N.). 


13) M. Zahradnik. Alveoläres Sarkom unter dem Bilde der Ma- 
stoiditis. (Casopis l&karuv ceskych 1915. Nr. 27.) 

Bei einem 25jährigen Manne mit Otitis media suppurativa cum carie ent- 
stand nach einer akuten Tonsillitis eine Anschwellung hinter dem Warzenfortsatz, 
die mit dem Knochen innig verbunden war und die Kopfbewegungen behinderte; 
unter Kataplasmen ging die Schwellung etwas zurück; da die obere Wand des 
knöchernen Gehörgangs nicht gesenkt war, die Schwellung über dem Warzenfort- 
satz selbst fehlte und keine Schmerzhaftigkeit daselbst bestand, dachte man an 
eine Neubildung; doch sprach gegen diese das rasche Wachstum der Geschwulst. 
Die Punktion war ergebnislos. Bei der Operation entfernte man eine Geschwulst, 
die sich vom intakten Warzenfortsatz suboccipital längs des Hinterhauptbeins 
unter die Insertion der Muskulatur erstreckte, mit dem Scheitelbein innig ver- 
bunden war und, das Foramen occipitale magnum umwachsend, 4cm weit nach 
der anderen Seite reichte. Die histologische Diagnose (Kimla) schwankte zwischen 
alveolärem Sarkom und Myelom. Nach 2 Monaten Rezidiv. — Der Autor fand 
keinen analogen Fall in der Literatur. G. Mühlstein (Prag). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 44. 795 


14) W. N. Clemm. Ein Fall von tödlich verlaufener Alveolar- 
pyorrhöe des Unterkiefers. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. 
Nr. 34. S. 1012.) 


C. bekam auf seine Station einen Pat. eingeliefert, bei dem starke Eiterung 
im Munde bestand. Die Temperatur bewegte sich anfangs zwischen 38 und 39° 
und schnellte jäh auf 41,2°empor. Irgendein Grund war für diese septikopyämische 
Kurve nicht zu finden. Zunächst wurden drei Backenzähne entfernt, später 
noch sieben weitere Zähne gezogen. Sie wiesen völlig zerstörtes Wurzelperiost, 
stark eingeschmolzene Wurzeln und cystisch-periostitische Auflagerungen auf. 
Auch der Rest des Unterkiefergebisses wurde entfernt. Die Temperatur fing 
wieder rapid an zu steigen und wieder plötzlich zu fallen, und es erfolgte schließlich 
der Tod. Die Eiterung war wieder bei schnell zunehmendem Marasmus wesent- 
lich vermehrt. Ein kurzer trockener Husten trat auf mit trocken-pleuritischen 
Symptomen über dem Unterteil des linken Oberlappens. Die klinische Diagnose 
lautete auf Septikopyämie infolge nekrotisierender Alveolarpyorrhöe des linken 
Unterkiefers mit sekundär beginnender Pleuritis sicca links. Der Obduktions- 
befund deckte die klinische Diagnose. Dieser ungewöhnliche Fall zeigt, daß 
einfache Alveolarpyorrhöe des Unterkiefers eine tiefgreifende eitrige Einschmel- 
zung des Kieferknochens ohne Beteiligung irgendeines anderen Organs hervor- 
rufen und trotz reichlicher Entleerung des Eiters nach außen zu tödlicher Septiko- 
pyämie führen kann: Kolb (Schwenningen a.N.). 


15) Edward M. Foote. Partial resection of the lower jaw for 

cancer. (Amer. journ. of the med. sciences Vol. CL. 1915. S. 1.) 
Überblick über 14 Unterkieferresektionen wegen bösartiger Geschwulst, 
darunter 11 Rezidivoperationen. 

10mal wurde die Resektion im Sinne eines radikalen Eingriffes ausgeführt. 
1 postoperativer Todesfall; 2 andere Patt. starben an Rezidv; die übrigen 7 sind 
während der 6—33 Monate betragenden Beobachtungszeit als zurzeit geheilt zu 
betrachten. (Allerdings befinden sich hierunter 2 Fälle, in denen nur eine Epulis 
vorlag.) Jedenfalls hält Verf. die Prognose des Unterkieferkarzinoms für gün- 
stiger, als sonst gewöhnlich angenommen wird. 

In 4 Fällen wurde die Resektion nur als palliativer Eingriff ausgeführt und 
schien insofern einen Nutzen zu bringen, als die Patt. wenigstens zeitweise wieder 
einen »reinen Mund« hatten. Bei Miterkrankung der ganzen Kinngegend sowie 
einer Beteiligung des halben Mundbodens wird indessen von palliativen Opera- 
tionen abgeraten, da sich die Kranken nach dem Eingriff gewöhnlich noch schlechter 
befinden. 

Von einer Prothese bei Exartikulationen oder selbst nur einer Vereinigung 
der Knochenenden nach Kontinuitätsresektiönen sieht F. völlig ab, weil er hierin 
ein irritierendes Moment für die Wundheilung erblickt, und außerdem wegen der 
Rezidivgefahr selten mit stationären Verhältnissen zu rechnen sei. Trotzdem 
werden die erzielten funktionellen Resultate nach dieser Richtung hin als gute 
bezeichnet. Einige Photographien zeigen derartig operierte Patt. bei geschlos- 
senem und geöffnetem Munde. R. Melchior (Breslau). 


ren 


796 Zentralblatt für Chirurgle. Nr. 44, 


16) Tibor v. Podmaniczky. Einige Daten über die diagnostische 
und therapeutische Bedeutung der Lumbalpunktion bei sub- 
meningealen Blutungen traumatischer Ätiologie. (K. u. k. Gar- 
nisonspital Nr. XVII in Budapest.) (Berliner klin. Wochenschrift 1915. 
Nr. 35.) 

Nach genauer Darstellung und Würdigung zweier sehr interessanter Beobach- 
tungen zieht Verf. folgende Schlußfolgerungen: 

Bei Verletzungen des Rückenmarkes oder der Wirbelsäule, sei die Verletzung 
eine direkte oder indrekte, ist in jedem Falle eine orientierende Lumbalpunktion 
indiziert. Die Therapie der submeningealen Blutungen ist die mehrfach ausge- 
führte Lumbalpunktion. Dieselbe ist zu wiederholen, bis im Liquor keine Erythro- 
cyten mehr nachweisbar sind und die objektiven und subjektiven Symptome 
nachlassen. Dies Vorgehen hat in den beschriebenen Fällen zu restloser Heilung 
geführt. Glimm (Klütz). 


17) R. Dexter. Certain physical signs referable to the diaphragm 
and their importance in diagnosis. (Amer. journ. of the med. 
sciences CL. 2. 1915.) 

Auf Grund selbstbeobachteter Fälle weist Verf. darauf hin, daß Entzündung 
oder Reizung der pleuralen oder peritonealen Zwerchfelloberfläche keine lokalen 
Symptome bedingt. Der durch diese Prozesse bedingte Schmerz wird entweder 
durch den Phrenicus zum III. oder IV. Cervicalsegment oder durch den VI. bis 
XII. Interkostalnerven zu den unteren Dorsalsegmenten fortgeleitet. An diesen 
Stellen findet sich gleichzeitig Hyperästhesie oder Hyperalgesie der Haut. Ver- 
drängung des Zwerchfells nach unten oder oben bedingt Veränderung der At- 
mungsexkursionen der Rippenränder, so daß Retraktion oder abnormes Auswäfrts- 
flottieren des Rippenbogens auf besondere Störungen der Zwerchfellkontraktion 
im vorderen Abschnitt hinweisen. M. Strauss (Nürnberg). 


18) Stoppel. Über einen Fall von beiderseitiger Fraktur der 
I. Rippe. (Fortschr. a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen Bd. XXIII. Hft. 2.) 
Ein 30jähriger Bergmann war 2 m hoch heruntergefallen. Dabei fiel ihm eine 
Holzbank auf die linke Schulter und linke Rückenseite, wobei er bewußtlos wurde. 
Pat. klagte zunächst hauptsächlich über Schmerzen im Rücken beim Atemholen. 
Das Röntgenbild ergab eine Fraktur der II.—V. Rippe links, die bei der äußeren 
Untersuchung nicht festgestellt werden konnte, außerdem eine Fraktur der I. Rippe 
links und eine Doppelfraktur der I. Rippe rechts, zugleich eine Verrenkung des 
rechten Schlüsselbeines im Sternoclaviculargelenk nach hinten unten. Bereits 
nach 4 Wochen war Pat. ziemlich schmerzfrei. K. Gaugele (Zwickau). 


19) Schilling. Ein Fall von Ösophagusschuß. (Münchener med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 32. Feldärztl. Beil. 32.) 

Einschuß am hinteren Rande des Kopfnickers links etwa 3 Querfinger breit 
unter dem untersten Ansatze der Ohrmuschel; kein Ausschuß. Gefühl von Würgen 
im Halse, Husten und Blutspucken mit plötzlichem Aushusten eines Infanterie- 
geschosses beim Transport im Krankenwagen, Stimme tonlos; Schluckbeschwerden. 
Heilung der Speiseröhrenwunde und der Einschußstelle ohne Komplikationen. 

Kramer (Glogau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 44. 797 


20) M. Boekhorn (Hamburg). Lungenschüsse und ihre Kompli- 
kationen. (Med. Klinik 1915. Nr. 31.) 

Im Barmbecker Krankenhause nahmen die 33 in letzter Zeit beobachteten 
Lungenschüsse in der Mehrzahl einen günstigen Verlauf, nur können allerlei Nach- 
krankheiten die sonst günstige Prognose trüben. Ein Beweis dafür ist ein Fall, 
der genauer geschildert wird: Es handelte sich um einen Lungenschußverletzten, 
der drei Monate nach der Verletzung unter asthmaähnlichen Symptomen mit 
hohem Fieber erkrankt und in dessen Sputum Paratyphusbazillen gefunden 
werden. Ätiologisch kann nur angenommen werden, daß die geringere Wider- 
standsfähigkeit zu einer Ansiedlung von Paratyphusbazillen in den Lungen und 
zu einem Lungenabszeß führte, der klinisch wenig und röntgenologisch gar nicht 
zum Ausdruck kam. B. Valentin (Berlin). 


21) S. Korach (Hamburg). Zur Diagnose und Therapie der Lungen- 
schüsse. (Berliner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 35.) 

Konservative Behandlung erfordern kleine und mittelgroße frische Blut- 
ergüsse; aktive Therapie verlangen Brustschüsse, bei denen die Probepunktion 
ein molekulär höher konzentriertes Exsudat als das Blut ergibt — Kombination 
mit Pleuritis —, ferner große Ergüsse, die durch Verdrängungserscheinungen eine 
stete Lebensgefahr bilden, und vor allem fortdauernde Blutungen in die Pleura- 
höhle. Während bei den zuletzt erwähnten Fällen eine ausgiebige Punktion mit 
Anlegung eines künstlichen Pneumothorax selbst auf die Gefahr einer Luft- 
embolie als Ultimum refugium erlaubt ist, sind bei den zwei ersten Kategorien 
kleinere Punktionen angezeigt. 

Schwierig ist oft eine präzise Diagnosenstellung; so beachtet man beispiels- 
weise bei Hämatothorax häufig beträchtliche Temperatursteigerungen, die zur 
Annahme eines Empyems verleiten können. Glimm (Klütz). 


22) H. Burckhardt (Berlin) und F. Landois (Breslau), Die Tan- 
gentialschüsse des knöchernen Thorax und die durch sie er- 
zeugten Veränderungen innerer Organe. (Münchener med. Wochen- 
schrift 1915. Nr. 31. Feldärztl. Beil. 31.) 

Die wertvolle Abhandlung beruht auf einer größeren Zahl von stets kurze Zeit 
nach der Verletzung in Behandlung gekommenen und lange beobachteten Fällen 
von Tangentialschüssen (offenen Hautrinnen- oder Hautlochdurchschüssen mit 
Rippenfrakturen) des Brustkorbs. Die Zahl der getroffenen Rippen ist verschieden, 
mehr als vier verletzte Rippen sind eine Seltenheit. Sie können durch das Geschoß 
aufgerissen oder durchschossen werden; der Schußkanal kann teilweise im Thorax 
verlaufen und die Lunge streifen, die Pleura unverletzt bleiben oder nur durch die 
Rippenbruchstücke durchbohrt werden. Die Gefahr einer Infektion ist wegen der- 
durch weite Strecken schrägen Durchsetzung der Muskulatur und sonstigen Weich- 
teile, der oft starken Splitterung der Rippen, des Entstehens eines offenen Pneumo- 
thorax erheblich größer als bei den Diametralschüssen; die mit Pneumothorax 
komplizierten Empyeme geben wegen Neigung zu Nebenhöhlenbildung infolge 
Verwachsungen der Lunge an einzelnen Stellen des Brustkorbes eine ziemlich un- 
günstige Prognose. Außerdem werden durch die oft mehrfache Rippenverletzung 
die Funktionen des Atmungsapparates (häufig doppelseitige sekundäre Lungen- 
erscheinungen) oder durch die indirekte Gewalteinwirkung auf die der Thorax- 


798 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 44. 


wand unmittelbar anliegenden Organe der Brust- und Bauchhöhle Lungen, Leber, 
Nieren geschädigt; das mit großer Geschwindigkeit dicht am knöchernen Brust- 
korb vorbeieilende Geschoß übt auf diesen und damit auch auf das untenliegende 
Organ einen ungeheuren Schlag aus. Hierdurch kommt es entweder zu Blut- 
austritt und massenhaften kleinen Rupturen und Nekrosen im Parenchym des 
Organs oder zu umfangreichen Zerreißungen, wie durch eine Reihe von klinischen 
Beobachtungen mit nachfolgenden Sektionen von den Verff. dargetan wird. — 
Einzelne klinische Symptome der Fälle von Lungenkontusion (blutiger Auswurf 
als Folge der Stauchungsblutung in die Lunge usw.), von Tangentialschüssen des 
Rippenbogens (Muskelspannung der Bauchdecken der betreffenden Seite usw.), 
die wegen der Nachbarschaft der Bauchhöhle besondere Beachtung beanspruchen, 
werden besprochen; Brust- und Bauchhöhle können durch denselben Tangential- 
schußkanal infiziert werden. 

Die Behandlung war zunächst exspektativ (Morph., Digitalis usw.), wo die 
Pleura in größerer Ausdehnung frei eröffnet vorlag, wurde die Pleura costalis 
womöglich durch Naht geschlossen und dabei die Lunge in den Schlitz zirkulär 
eingenäht, um die Retraktion zu beseitigen. Bei Empyembildung nach Tan- 
gentialschüssen des unteren Thoraxendes ist die Rippenresektion an der typischen 
Stelle (VIII. oder IX. Rippe) zu machen, die gefährliche Ecke des Sinus phreni- 
costalis zu vermeiden. Kramer (Glogau). 


23) P. Müller (Ulm). Späte Nachblutung aus der Lunge nach 
Granatsplitterverletzung. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr.32. 
Feldärztl. Beil. 32.) 


Die Nachblutung trat ca. 6Y/, Wochen nach der anfangs sehr unbedeutend 
erscheinenden Verletzung auf, wiederholte sich und führte 3 Monate nach dieser 
den Tod herbei. Pat. hatte außer einer kleinen Schußwunde am Rücken (einige 
Male Bluthusten bald danach!) eine schwere Beinverletzung erlitten, die die 
Amputation und später nocheine Reamputation erforderte. Erst nach mehreren 
Wochen zeigte sich im Bereich der geheilten Rückenwunde eine Anschwellung; 
die Narbe brach auf, und es entleerte sich !/, Liter Blut aus der Öffnung, nach 
10 Tagen auch aus der Lunge wiederholt solches; trotz Gelatine usw. erneute 
Hämoptoe und schließlich Tod. Die Sektion ergab ausgedehnte Verwachsungen 
der rechten Lunge, Durchtränkung ihres morschen Unterlappens mit Blut, Rippen- 
bruch, Zerstörung der Muskulatur, und Verwachsung der Lunge mit der Haut, 
pralle Füllung der Bronchi der linken Lunge mit Blut. 

Kramer (Glogau). 


24) Siegfried Kaminer und Hermann Zondek. Über Hämothorax- 
und Zwerchfellverwachsungen bei penetrierenden Brustver- 
letzungen. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 33. S.'968—970.) 


Die größte Anzahl der Brustschüsse, deren ähnliche im Jahre 1870/71 viel- 
fach zum Tode geführt hatten, kommen heute glatt und ohne Infektion zur Aus- 
heilung. K. und Z. verfügen über 130 Fälle von Brustschüssen. Für die von den 
beiden Verff. klinisch beobachteten Fälle war charakteristisch der bis auf zwei 
Fälle immer klinisch nachweisbare mehr oder minder große Hämothorax und 
das völlige Fehlen von Fieber, solange der Bluterguß rein blieb. Auch bei dem 
Bestehen eines Pneumo-Hämothorax war kein Fieber vorhanden. Die größte 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 44. 799. 


Anzahl der beobachteten Lungenschüsse waren Durchschüsse; der Schußkanal 
wies die verschiedensten Richtungen auf. Ferner haben Verff. 22 Steckschüsse: 
gesehen, bei denen das Geschoß, ohne große Beschwerden zu machen, im Körper 
eingeheilt war. Bei keinem der beobachteten Steckschüsse konnte sei es ein 
Hämothorax, sei es eine morphologische Veränderung des Blutes festgestellt 
werden. Der Lungenschuß verursachte häufig Fraktur einer oder mehrerer Rippen. 
Bei allen Rippenfrakturen war ein Hämothorax zu konstatieren. Es waren meist 
glatte Brüche, die schnell und mit guter Callusbildung heilten. Bei Splitter- 
brüchen warnen K. und Z. davor, Heftpflasterverbände anzulegen, weil dadurch 
die Gefahr der Eintreibung von Knochensplitterchen in die Pleura und Ver- 
letzung derselben besteht. Bei einer großen Anzahl der Fälle bestanden mehr 
oder minder schwere subjektive Beschwerden, aber irgendein pathologischer Be- 
fund konnte an der verletzten Lungenseite nicht nachgewiesen werden. Bei der 
Röntgendurchleuchtung fiel es auf, daß die Bewegungsbreite auf der Zwerchfell- 
seite, die dem Lungenschuß entspricht, bei sehr vielen der beobachteten Fälle 
wesentlich geringer war als die der Gesunden, und sehr häufig sahen sie auch auf 
der durchschossenen Seite einen vollständigen Stillstand des Zwerchfells auch 
noch nach Wochen und Monaten der Verletzung bestehen. Bei Lungenschüssen 
soll man sich in jedem Falle, wo subjektive Beschwerden bei der Atmung und bei 
Bewegungen geäußert werden, ohne daß durch Perkussion und Auskultation 
irgendein Befund erhoben werden kann, röntgenologisch über die Beweglichkeit 
des Zwerchfells und eventuelle Verwachsungen im Zwerchfellsinus orientieren. 
Kolb (Schwenningen a.N.). 


25) V. Reichmann. Heilung eines Falles von Lungengangrän durch 
künstlichen Pneumothorax. (Aus der med. Klinik zu Jena. Prof. 
Stintzing.) (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 28.) 


Während Gerhardt mit dem Versuch, die Lungengangrän durch künstlichen 
Pneumothorax zu heilen, kein Glück hatte, gelang es in dem von R. beschriebenen 
Falle, in dem sich der Zustand von Tag zu Tag verschlimmert hatte, durch dieses 
Verfahren unter Einlassung von 400 ccm Stickstoff in die Pleurahöhle infolge 
Kompression des Brandherdes im linken Unterlappen dessen Entleerung zu 
steigern, die Temperatur zum Abfall und das Allgemeinbefinden zur Besserung 
zu bringen. Nach 3 Tagen wurde noch einmal Stickstoff eingebracht mit gleichem 
Erfolge, ebenso später noch einige Male, aber in größerer Menge (1000— 1300 ccm), 
wonach schließlich der stinkende Geruch des Auswurfes ganz aufhörte und die 
erneute Röntgenaufnahme eine Schwielenbildung an Stelle des früheren großen 
Brandherdes nachwies. Kramer (Glogau). 


26) Kay Schäffer. Ein Fall von Corpus alienum pneumonis cum 
abscessu mediastini. (Ugeskrift for Laeger. Jahrg. 77. Nr. 15. [Dä- 
nisch.]) 

Verf. berichtet von einem 10jährigen Knaben, der mit der Diagnose Lungen- 
tuberkulose ins Krankenhaus gebracht wurde. Vor 2 Jahren hat die Erkrankung 
mit Husten begonnen. Bei der Röntgenuntersuchung fand man in der rechten 
Lunge den Schatten eines Schuhnagels. 4mal wurde mit Bronchoscopia directa 
versucht, den Nagel zu entfernen. Man gelangte in den Bronchus und konnte 
den Abszeß zugänglich machen, in dem der Fremdkörper liegen mußte, dieser 


800 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 44. 


selbst war aber nicht zu finden. 5 Monate später hustete der Knabe den Nagel 
plötzlich aus und genas. Zwei Röntgenbilder. 
Fritz Geiges (Freiburg i. Br.). 


27) N. Lapeyre. Traitement chirurgical actuel de la tuberculose 
pulmonaire. (Arch. gener. de chir. VIII. 4. 1914.) 


Übersicht über den gegenwärtigen Stand der Lungenchirurgie unter An- 
führung eigener und fremder Krankengeschichten. Verf. kommt zum Schluß, daß 
im wesentlichen zurzeit die Kollapstherapie bevorzugt wird, obwohl ihre Erfolge 
noch nicht sehr groß sind. Die Methode Forlanini’s, dienurin 1—3% der Fälle 
verwertbar ist, gibt 8%, Heilungen. Ihr Vorzug ist die Geringfügigkeit des Ein- 
griffes, sofern keine Verwachsungen vorhanden sind. Bei ausgedehnten Ver- 
wachsungen kommen die Thorakoplastiken nach Friedrich, Sauerbruch und 
Wilms in Betracht, deren Erfolge jedoch in keiner Weise die hohe Mortalität 
(12—30%) rechtfertigen. Die Tuffier’sche Methode/ist noch zu wenig erprobt, 
um kritisch betrachtet werden zu können. Die Pneumektomie bietet bei geeigneter 
Technik jetzt bessere Aussichten als in den Anfängen der Lungenchirurgie. Die 
Freund’sche anatomisch und klinisch wohl begründete Operation besteht in be- 
ginnenden Fällen zu Recht. M. Strauss (Nürnberg). 


28) Geist and Wilensky. Sarcoma of the breast. (Annals of surgery 
1915. Nr. 7. Juli.) 


Unter 558 im Sinai-Hospital zu Neuyork behandelten Brustdrüsengeschwül- 
sten waren 22 = 3,9%, Sarkome, 260 = 46,5%, Karzinome. Die Sarkome betrafen 
Frauen von 29—39 Jahren, alle waren verheiratet, in 57%, saß das Sarkom in 
der rechten Brust, in 33% in beiden, in 10% in der linken Brust. Die Achseldrüsen 
waren immer geschwollen, Metastasen innerer Organe selten. 18 Fälle der Sar- 
kome wurden operiert, und zwar 11 radikal, die übrigen mit Amputation der 
Brust oder mit Exzision der Geschwulst. Von 11 dieser Operierten, die weiter 
beobachtet werden konnten, starb nachträglich 1, in 2 Fällen traten Rezidive 
nach Wochen und Monaten ein. Aus der Literatur vermochten die Verff. 435 Fälle 
von Brustdrüsensarkomen zu sammeln, die meisten — 31%, — waren Spindel- 
zellensarkome, dann folgten mit 14%, die Rundzellen- und mit 12%, die Cysto- 
sarkome. Ätiologisch wurde in 10%, der Fälle ein Trauma angegeben, 80%, der 
Patt. waren verheiratet. Die regionären Lymphdrüsen waren oft vergrößert, 
Metastasen selten, die Brustwarze war fast nie eingezogen. Die cystischen Ge- 
schwülste gaben die beste Prognose mit 75%, Heilung, bei den festen Geschwülsten 
betrug die Mortalität 42%. Die beste Behandlung besteht in der radikalen Opera- 
tion. In 37% traten Rezidive ein, in 15% wurden Metastasen beobachtet. 

Herhold (z. Z. im Felde). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Proj. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 








Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


801 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K.GARRE, G. PERTHES, E. RICHTER, 


- in Bonn, in Tübingen, in Breslau. 
42. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 





Nr. 45. Sonnabend, den 6. November 1915. 








Inhalt. 

H. Hans, Naht durchtrennter Nerven mittels Einhülsung in Eigengewebe. (Originalmitteilung.) 
(S. 801.) 

1) Sudhoff, Paracelsus. (S. 803.) — 2) Dessauer und Wiesner, 8) Levy-Dorn und Baxmann, 
4) Grossmann, 5) Bucky, 6) Becker, 7) Albers-Schönberg, Seeger, Lasser, 8) Simpson, 
9) Kelly, 10) Janus, 11) Sparmann, Röntgenologisches und Radiologisches. (S. 808.) — 12). Happel, 
13) Pribram, 14) Meyer, 15) Hammer, Tetanus. (807.) — 16) Goodman, Schilddrüsentrans- 
plantation. (S. 809.) — 17) Manthey, Abszeß durch einen tierischen Parasiten. (S. 809.) — 18) Runck, 
Wundöl-Knoli. (S. 810.) — 19) Müller, 820) Schramm, Zur Tuberkulosefrage. (S. 810.) — 21) Owen, 
Schmerzhafter subkutaner Tuberkel. (S. 810.) — 22) Enderle, Epidurale Injektion. (S. 810.) — 28) Bier, 
Kriegsaneurysmen. (S. 811.) — 24) Sehum, Septische Thrombophlebitis. (S. 811.) 

235) Weitz, Hypospadie. (S. 812.) — 26) Cadwallader, Harninkontinenz. (S. 812.) — 27) Judd, 
Prostatakrebs. (S. 813.) — 28) Bertlich, 29) Goldberg, Blasenverletzungen. (S. 818.) — 80) Beer, 
Blasenpapillome. (S.814.) — 31) Sehönfeld und Friedl, Pyelographie der Doppelniere. (S. 814.) — 
83) Anderson, Genito-urinale Tuberkulose. (S. 815.) — 83) Sehwarz, Verkalkung und Ver- 
knöcherung der Nebennieren. (S. 815.) — 34) Ekehorn, Nierentuberkulose. (S. 816.) 





Aus dem Reservelazarett zu Limburg a.d.L. 


Naht durchtrennter Nerven mittels Einhülsung 


in Eigengewebe. 
Von 
Dr. Hans Hans. 


Das Prinzip der Chirurgie, möglichst kein lebendes Gewebe zu opfern, konnte 
bisher bei durchschossenen Nerven nicht befolgt werden. Anfrischung bis ins 
Gesunde ist zur Sicherung der Funktion nötig, um jede leitungsstörende Ein- 
schnürung durch Narben zu vermeiden. Deshalb mußten die kolbig verdickten 
Enden querdurchtrennter Nerven glatt abgeschnitten und verworfen werden. 
Durch das Heranholen, auch aus weiterer Entfernung, und besonders gewählte 
Gelenkstellungen (Stoffel) wird die entstandene Lücke zur möglichst spannungs- 
losen Naht gebracht. 

In meinen letzten Fällen bin ich folgendermaßen vorgegangen und glaube 
diese Methode zur Nachprüfung schon jetzt empfehlen zu können: 

Peripher und zentral wird der gesunde Nervenstamm aufgesucht und von 
zwei Seiten her sich zur Narbe herangearbeitet. Die schnürende Narbe wird. 
im Zusammenhang mit dem Nerven aus ihrer Umgebung losgelöst, und das kolbig 
verdickte Ende mit einem spitzen, scharfen Skalpell (Gräfe’sches Linearmesser 
zur Staroperation) möglichst von der Schmalseite her längs gespalten. 


45 


802 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 45. 


Die so entstandenen Hälften werden jetzt so weit nentkernt« (vgl. Fig. 1), 
daß eine derbe, zugkräftige Hülse zurückbleibt. Bei kleineren Nerven genügt 
dieses Vorgehen am zentralen Stumpf und braucht jetzt nur der glatt ange- 
frischte periphere Stumpf in diese Hülse hineingenäht, und die Hülse selbst 
mit 2—3 Nähten auf die periphere Nervenscheide weitgreifend aufgestülpt 
zu werden. 

Konzentrische Schrumpfung ist durch diese zweigespaltene Hülse, deren 
Hälften gegeneinander ungenäht bleiben, nicht zu fürchten. 

Bei sehr dicken Nerven würde es sich vielleicht empfehlen, auch am peripheren 
Ende eine solche Hülse aus Nervenscheide und Narbe zu bilden. Der Spaltungs- 
schnitt müßte aber senkrecht zu demjenigen am zentralen Ende ausgeführt werden, 
so daß die Lappen der beiderseitigen Nervenhülsen kreuzförmig zwischen einander 
greifen könnten. 

Hierdurch würde auch die 
richtige Aneinanderlagerung der 
einzelnen zugehörigen Achsen- 
zylinder im Sinne Stoffel’s be- 
sonders gut gesichert. Eine vor 
Überstülpen der Hülsen ange- 
legte, weitgreifende Naht in der 
Achse der beiden Nervenstümpfe 

könnte im gleichen Sinne 


wirken. Die sonstige Naht 
faßt nur Nervenscheide 
und Narbengewebe und 
schont so die Nerven 


selbst. 
Fig. 2. Wenn die Nerven an 
| der durchschossenen Stelle 
noch zirkulär Zusammenhang haben, ein Längsschnitt aber volles Durchsetzen 
mit Narbenmasse an dieser Stelle ergibt, so kann man diese »Entkernung« am 
ganzen Zwischenstück vornehmen und die restierende Hülle durch Doppeltlegen 
und Umschlagen zur Einhülsung verwerten (vgl. Fig. 2). 

Am Ulnaris habe ich in Elibogenhöhe letztere Naht vor kurzem leicht aus- 
führen können nach Längsspaltung von der Schmalseite her. 

Eine Plastik mit gestieltem Lappen aus subkutanem Fettgewebe kann dann 
zum Schluß noch um die ganze Nahtstelle herum angelegt werden. Die sonstigen 
komplizierteren Verfahren der »Tubulation« mit Arterienröhren usw. vom Tier 
erscheinen mir bei obiger Methode überflüssig. 








1) Karl Sudhoff. Theophrast von Hohenheim (Paracelsus), 
Sieben Defensiones und Labyrinthus medicorum errantium 
(1538). (Klassiker der Medizin Bd. XXIV. 94 S. Leipzig.) 


Die ersten »Paracelsusforschungen« S.’s sind vor nahezu 30 Jahren er- 
schienen; er hat seitdem nicht aufgehört, der Lebensarbeit dieses großen Arztes 
nachzugehen, der »zu den umstrittensten Gestalten medizinischer Vergangen- 
heit« gehört, und dessen Größe und Bedeutung auch heute noch nicht allgemein 
anerkannt wird. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 45. 803 


Es sind die beiden letzten Streitschriften des »alten Kämpen für eine natur- 
wissenschaftlich begründete Medizin«, die uns S. hier vorlegt. Paracelsus selbst 
konnte damals ihre Drucklegung nicht durchsetzen; er zog sich nach Salzburg 
zurück und starb hier nach wenigen Jahren (1541). — Als Einführung bringt 
uns der Herausgeber eine kurze Lebensbeschreibung des Philippus Theo- 
phrastus von Hohenheim (dieser selbst setzt für Philippus: Aureolus, 
s. S. 13), in der seine Entwicklung, seine Studien, seine ausgedehnten Wander-- 
züge durch ganz Europa, seine Lehrtätigkeit, seine zahlreichen medizinischen: 
und theologischen Schriften und seine reformatorischen Bestrebungen zur Schaf- 
fung einer neuen Grundlage für die Medizin auf dem Boden rationeller Natur- 
beobachtung, »durch naturwissenschaftlich-experimentelle Erfahrung unter Kon- 
trolle einer vernunftgemäßen Prüfung statt Autoritätenglauben« — kurz und 
klar dargestellt werden. Darauf folgt die Vorrede des Theophrast zu den 
sieben Defensiones und diese selbst. »Was nützet der Regen der vor tausend 
Jahren ist gefallen«, d. h. man soll nicht ängstlich am Alten hängen und das: 
Neue verwerfen, nur weil es neu ist. Das gilt auch für die neuen Bezeichnungen,, 
die er einführte, und von den neuen Rezepten. »Alle Dinge sind Gift, und nichts. 
ohne Gift, allein die Dosis macht, daß ein Ding kein Gift ist.« Er verantwortet 
sich dann »wegen seines Landfahrens« und betont die großen Vorzüge, die weite 
Reisen für jede Wissenschaft und Kunst haben. »Gibt Wandern nicht mehr 
Verstand, denn hinterm Ofen sitzen?« Die 5. Defension enthält sehr vieles, was 
wir heute als »ärztliche Ethik« bezeichnen. — Auch in dem »Labyrinthüs 
Medicorum« findet sich manch kerniger und derber Spruch, an dem man seine 
Freude haben kann; auch deshalb, weil dadurch bewiesen wird, wie weit Para- 
celsus seiner Zeit voraus war. Wir können S. nur dankbar sein,. daß er uns 
Wesen und Wirken dieses Reformators der ärztlichen Kunst im 16. Jahrhundert 
als eines wirklichen »Klassikers der Medizin« durch die Mitteilung seiner letzten 
Schriften so klar gezeigt hat. A. Köhler (Berlin). 


2) Dessauer und Wiesner. Kompendium der Röntgenaufnahme 
und Röntgendurchleuchtung. Zweite, vollständig umgearbeitete Auf- 
lage. 2 Bde. I. Bd. XVII u. 285 S., 185 Figuren im Text, 3 geometrische u. 
12 radiographische Tafeln. II. Bd. V u. 250 S., 182 Figuren im Text u. 
31 radiographische Tafeln. Preis geb. Mk.32,— Leipzig, Otto Ne mnich, 
1915. 


Aus dem vor mehreren Jahren erschienenen Kompendium ist in der vor- 
liegenden zweiten Auflage ein zweibändiges, stattliches Werk geworden. Das 
Buch mußte mit großer Mühe völlig umgearbeitet werden, wenn darin die zahl- 
reichen technischen und wissenschaftlichen Fortschritte der letzten Jahre ver- 
arbeitet werden sollten. Der erste von D. geschriebene Band behandelt die 
Röntgentechnik und die photomechanischen Hilfsmethoden. Wenn auch gerade 
für solche, die das Buch zur Einführung benützen wollen, vielleicht manches etwas 
ausführlicher zu wünschen wäre, so gibt doch im großen und ganzen dieser Band 
eine sehr schöne Darstellung von der technischen Anlage eines modernen Röntgen- 
betriebes, von der Behandlung der Platten und vom Kopierprozeß. Daß D. bei 
seinen eigenen Erfindungen mit besonderer Liebe und Ausführlichkeit verweilt, 
wird man begreiflich finden. 

Der zweite Band von W. gibt eine Anleitung für das Aufnahme- und Durch- 
leuchtungsverfahren. Mit großem Fleiß sind hier die vielen Untersuchungs- 


45* 


804 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 45. 


methoden aus der Literatur der letzten Jahre zusammengetragen. Doch hätte 
es den Wert des Buches besonders für Anfänger gewiß erhöht, wenn das mehr 
hervorgehoben wäre, was sich nach allgemeiner Anschauung und nach den Er- 
fahrungen des Verf.s bewährt hat und wenn das mehr in den Hintergrund treten 
würde, was sich als weniger wichtig oder wertvoll herausgestellt hat. 

Im allgemeinen schön sind die Abbildungen der Tafeln. Im ersten Band sind 
darauf Röntgenbilder dargestellt, von denen jedes irgendeinen Fehler aufweist, 
der bei der Aufnahme oder bei der Behandlung der Platte gemacht worden ist. 
Die Tafeln des zweiten Bandes enthalten Aufnahmen vom Schädel, Brustkorb, 
Bauch und solche zur Fremdkörperbestimmung. Nicht gleichmäßig gut sind die 
Textfiguren. Wertvoll ist, daß beide Bände alphabetische Sachregister enthalten. 
Weniger schön istder amSchluß jedes Bandes befindliche, je 24 Seiten einnehmende 
Inseratenteil. Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


3) Levy-Dorn und Baxmann. Über Strahlen, die bei der Fun- 
kenentladung in atmosphärischer Luft entstehen. (Fortschritte 

a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen Bd. XXI1l. Hft. 2.) 

Die Verff. berichten über eine Anzahl von Versuchen, welche noch nicht ab- 
geschlossen sind und deren bisherige Ergebnisse sie zusammenstellen. Alle bei 
der Funkenentladung in atmosphärischer Luft entstehenden Strahlen besitzen 
eine ungemein kleine Durchdringungsfähigkeit und werden daher leicht von 
allen Körpern, selbst der Luft, absorbiert. Es ließen sich nur sehr geringe Mengen 
von Strahlen erhalten, so daß genaue Analysen nicht angestellt werden konnten. 
Genauere Nachprüfungen können daher erst stattfinden, wenn es gelungen ist, 
die Strahlenquelle genügend zu verstärken. K. Gaugele (Zwickau). 


4) Grossmann. Über die Sekundärstrahlen als Gefahrquellen. 
(Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen Bd. XXIll. Hft. 2.) 

Auf die Veröffentlichung von Czermak und Dessauer, daß es im Röntgen- 
strahlenspektrum Strahlen gibt, bei deren Einfall zahlreiche Metalle, die man 
auch als Filter oder Konstruktionsteile des Röntgenapparates benutzt, in sehr 
heftige und biologisch sehr wirksame Sekundärstrahlung verfallen, hin, hat Verf. 
Versuche angestellt, die nach seiner Angabe die Schlußfolgerungen der beiden 
Autoren bezüglich der Beschaffung der günstigsten Stromquelle widerlegen. Es 
ist nicht möglich, die große Arbeit in kurzen Worten zu referieren. Es muß daher 
auf das Original verwiesen werden. K. Gaugele (Zwickau). 


5) Bucky. Rationeller Röntgentherapiebetrieb durch Kühlung 
der Röhre mit siedendem Wasser. (Fortschritte a. d. Gebiete d. 
Röntgenstrahlen Bd. XXIII. Hft. 2.) 

Nach den bisherigen Anschauungen war die notwendige Konstanz der Röhren- 
härte bei der Röntgentherapie insofern von der Betriebsweise abhängig, als nur 
relativ geringe Belastungen angewendet werden konnten. Mit der Belastung 
wächst nämlich die Hitzeentwicklung in der Röhre. Die erzeugte Hitze ihrerseits 
hat einen Einfluß auf das Vakuum und damit auf die Röhrenhärte, da nach unseren 
bisherigen Anschauungen die in der Röhre befindlichen Metallteile und vielleicht 
auch die Glaswandungen okkludierte oder adsorbierte Gasteilchen ins Vakuum 
abgeben und dadurch den Widerstand der Röhre ändern. Damit wird die Ka- 
thodenstrahlengeschwindigkeit verringert, wodurch wiederum die Wellenlänge 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 45. 805 


der Röntgenstrahlen verändert wird. Um diesem Übelstande abzuhelfen und 
um insbesondere die entstehende Hitze abzuleiten, hat Walter die Wasserkühlung 
der Antikathode, an der die Hauptwärmemenge entsteht, eingeführt. In der 
Tat haben sich diese Wasserkühlröhren durchaus bewährt. Später wurde, um 
eine Wasserkühlung zu erreichen, dies nicht mehr mittels stehenden Wassers, 
sondern sogar mit zirkulierendem Wasser zur Anwendung gebracht. Selbst mit 
Eis, zerstäubtem Wasser, ja sogar mit flüssiger Kohlensäure oder flüssiger Luft 
wurde gekühlt, jedoch sind diese Vorrichtungen nicht Allgemeingut geworden, 
besonders da die Regulierung der Röhren oft eine sehr schwierige war. Verf. 
stellt nun durch verschiedene Erwägungen fest, daß diese intensiven Kühlme- 
thoden direkt eine schädliche Wirkung verursachen. Wie aber die »Unterkühlung« 
den Gang der Röhre ungünstig nach der einen Richtung beeinflußt, so ist der 
analoge Vorgang nach der entgegengesetzten Seite bei der Überhitzung der Röhre 
zu beobachten. Hierbei wird der Ionisationsvorgang so günstig gestaltet, daß 
der Stromdurchgang schon bei relativ geringen Spannungen möglich wird und die 
Röntgenstrahlen infolge davon verhältnismäßig weich werden. Eine Kühlung 
der Röhren ist demnach nötig, nur darf sich keine ungünstige Temperatur dabei 
ergeben. Ebenso sind möglichst Temperaturdifferenzen aus leicht ersichtlichen 
Gründen an den einzelnen Teilen der Röhre zu vermeiden. 

Es besteht demnach die Aufgabe, die Röhre konstant auf einer günstigen 
Temperatur zu halten. Diese Forderung wird am leichtesten erfüllt, wenn man 
sich des siedenden Wassers bedient. Das siedende Wasser hat bekanntlich stets 
die Temperatur von 100°C. Bei veränderter Zufuhr der Wärmemenge verdampft 
nur mehr oder weniger Wasser; stets bleibt dabei die Temperatur konstant 100°. 
Da außerdem zum Verdampfen eines Gramms Wasser 537 Kalorien notwendig 
sind, so ist auch keineswegs zu befürchten, daß es im Innern der Röhre zu einer 
Wärmestauung kommen könnte, da die Wärmeableitung namentlich im Verein 
mit der erhöhten Wasserstrahlung (die Wärmestrahlung wächst in der vierten 
Potenz der Temperaturerhöhung) vollkommen ausreicht. Dazu kommt, daß die 
Temperatur von 100° überhaupt die optimale Temperatur für die Funkenent- 
ladung zu sein scheint. Wenigstens arbeiten auch die Funkenstrecken an den 
Hochfrequenzapparaten bei dieser Temperatur am günstigsten und gleichmäßigsten. 
Diesen Betrachtungen entsprechen auch die praktischen Resultate. Eine Wasser- 
kühlröhre, deren Metallteile nach Möglichkeit entgast sind, und bei der das Wasser 
im Kühlgefäß siedet, zeigt auch bei den größten Härtegraden einen gleichmäßigen, 
ruhigen Gang ohne Härteänderungen. Selbst bei 5 Milliampere Belastung und bei 
3stündigem Dauerbetrieb zeigten derartige Röhren stets die gleiche Härte von 
111/3 Wehnelt (photographisch gemessen), ohne daß es andererseits notwendig 
gewesen wäre, auch nur einmal in dieser Zeit zu regulieren oder die Stromver- 
hältnisse zu ändern. Die Röhre läuft dabei wie eine Maschine. Trotz der extremen 
Härte ist von Gleitfunken nichts zu sehen. Das für harte Röhren sonst charak- 
teristische Knistern und Rauschen ist nicht zu hören. Der Betrieb der Röhre 
gestaltet sich zweckmäßig so, daß man von vornherein die Röhre mit Wasser 
von ca. 100° auffüllt. Danach belastet man mit 5 Milliamp£re und betreibt die 
Röhre so lange, bis das Wasser kräftig zu sieden anfängt. Nunmehr wird der 
Härtegrad bestimmt, ohne daß der Betrieb unterbrochen wird. Ist die Härte 
von 11,5 Wehnelt noch nicht erreicht, so läßt man die Röhre so lange bei der 
gleichen Belastung laufen, bis sie den Härtegrad erreicht hat. Das ist regelmäßig 
nach höchstens 5 Minuten der Fall. Solange schützt man den Pat., den man 
schon vorher gelagert hat, vor den Strahlen. Ist die Härte erreicht, so bleibt der 


806 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 45. 


Gang der Röhre fürStunden konstant, und man hat weder nötig, die Röhre zu 
regulieren, noch die Belastung zu ändern. 

Um die Temperatur in der Röhre möglichst konstant zu halten, auch wenn 
sich im praktischen Betriebe kurze Unterbrechungen als notwendig erweisen, 
hat die Firma C. H. F. Müller auf Verf.s Veranlassung das Wasserkühlgefäß 
doppelwandig hergestellt, wobei der Zwischenraum evakuiert wird. Dadurch 
werden Wärmeverluste vermieden, die Temperatur bleibt annähernd 100°, und 
die Röhre spricht auch nach kurzen Unterbrechungen gut an. 

Der Betrieb des siedenden Rohres vereinigt folgende Vorzüge in sich: 1) Ex- 
treme Härte bei absoluter Konstanz, 2) große Dosen in kurzer Zeit, 3) einfacher 
Betrieb und Verbilligung durch Fortfall der Kühlvorrichtung, 4) Verhütung von 
Verbrennungen infolge der absoluten Konstanz, 5) Verhütung von Schädigungen 
des Pat. durch Hochspannungsschläge. K. Gaugele (Zwickau). 


6) F. Becker (Frankfurt a. M.).. Gedämpfte Hochfrequenzströme 

als narbenerweichendes Mittel. (Münchener med. Wochenschrift 1915. 

Nr. 31.) 

Die dem Oudin’schen Resonator zu entnehmenden Spannungsströme sind 
schon mehrfach zur Gewebserweichung empfohlen worden; die Kompliziertheit 
des Instrumentariums erschwert aber die Verwendung dieser Form von Elek- 
trizität. B. teilt eine Reihe von Fällen aus dem Reservelazarett 4 in Frank- 
furt a. M. mit, in denen schlecht heilende Wunden mit kallösen Rändern, hyper- 
trophische Narben und Keloide, sowie Narbenschrumpfungen (Adhäsionen, Kon- 
trakturen) mit gedämpften Hochfrequenzströmen sehr erfolgreich behandelt 
worden sind; es kamen die feinsten Büschelendigungen in täglichen Sitzungen zur 
Verwendung. Kramer (Glogau). 


7) Albers-Schönberg, Seeger, Lasser. Das Röntgenhaus des all- 
gemeinen Krankenhauses St. Georg in Hamburg, errichtet 
1914/15. 995S., 34 Abb. Leipzig, F. Leineweber, 1915. 

A.-S. hält die Zentralisierung des Röntgenbetriebes an größeren Krankenhäusern 
‚hauptsächlich aus wirtschaftlichen Gründen für das empfehlenswerteste. So ist 
am Krankenhaus St. Georg schon seit 1903 ein zentralisierter Betrieb durch- 
geführt worden und hat sich aufs beste bewährt, auch seitdem die Gynäkologen 
und Dermatologen der Röntgenstrahlen in großem Umfange bedürfen. Für diese 
Röntgenzentrale ist jetzt ein eigener Bau: errichtet und ım Anfang des Krieges 
eröffnet worden. Die vorliegende Schrift gibt in Wort und Bild Zeugnis von der 
mustergültigen Anlage des Hauses und seiner inneren Einrichtungen. Das Erd- 
geschoß enthält einen Warteraum, einen großen Raum für Diagnostik mit vier 
Arbeitsplätzen und Schutzhaus und einen sehr großen Raum, der den Zweck eines 
Museums und den eines Demonstrations- und Vorlesungsraumes erfüllen soll. 
Im ersten Obergeschoß befindet sich die Kraftzentrale fürs ganze Haus, ein großer 
Therapieraum mit vier Arbeitsplätzen und Schutzhaus, ein Therapieraum für 
Einzeltherapie mit zwei Boxen, ein mit dem Diagnostikraum des Erdgeschosses 
durch einen Plattenaufzug in Verbindung stehender Dunkelraum und das Archiv. 
Im zweiten Obergeschoß ist ein photographisches Atelier mit eigenem Dunkel- 
zimmer untergebracht. 

Der erste, von A.-S. geschriebene Teil der Schrift bespricht Zweck und Ein- 
teilung des Gebäudes und seiner einzelnen Räume, die hygienischen Einrichtungen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 45. 807 


und Schutzvorrichtungen und als Anhang die Betriebsvorschriften für das Röntgen- 
institut; der zweite Teil von Architekt Seeger gibt eine bautechnische Beschrei- 
bung, der dritte Teil von Ingenieur Lasser eine Erläuterung von den elektrischen 
Anlagen des Hauses. Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


8) Frank E. Simpson. Radium in the treatment of keloids. 
(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. XLIV. Nr. 16. S. 1300. 1915.) 
In zwei Fällen von Narbenkeloid wurde durch die Radiumbestrahlung ein 
Verschwinden der Geschwulst erzielt. E. Leschke (Berlin). 


9) H. A. Kelly. The radium treatment of fibroid tumors. (Surgery, 
gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr.3. 1915. März.) 

K. hat 36 fibroide Uterusgeschwülste in Größe von 5 cm Durchmesser bis zu 
solchen die Nabelhöhe erreichenden bestrahlt dadurch, daß er Mengen von 30 bis 
724 mg Radium in die Uterushöhle brachte. Der Erfolg war Schrumpfung oder 
vollkommenes Verschwinden der Geschwülste. Es tritt dabei Amenorrhöe ein. 
Um diese bei jungen. Frauen zu vermeiden, bedarf es besonderer Vorsicht. Je 
höher die Dosierung, je kürzer also die Expositionszeit, desto geringer sind im 
allgemeinen die Bechwerden. So zeigte nach der eingetretenen Amenorrhöe 
die Hälfte der Frauen keinerlei nervöse Erscheinungen. 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


10) Fr. Janus (Oberingenieur in München). Eine Beobachtung 
bei Röntgenbestrahlungen. (Münchener med. Wochenschrift 1915. 
Nr. 31.) a 


Anläßlich eines warmen Vollbades nach einer Reihe von therapeutischen 
Röntgenbestrahlungen konnte J. auf der noch vollständig weißen Haut unter 
dem Einfluß des warmen Bades eine Rötung und damit deutliche Abgrenzung der 
bestrahlten Felder gegenüber der nicht bestrahlten Haut feststellen. — Ob die 
von J. daraus gezogenen Schlüsse richtig sind, dazu sind weitere diesbezügliche 
Beobachtungen notwendig. Kramer (Glogau). 


11) Sparmann. Experiences in the treatment of malignant tumors 
by radium. (Annals of surgery 1914. Nr. 5. November.) 

Bericht über die Behandlung von 52 Fällen bösartiger Geschwülste in der 
Klinik von v. Eiselsberg mit Radiumbestrahlung und Radiumemanation. Nur 
11 Patt. wurden dauernd geheilt, und zwar 7 primär behandelte — meist Epi- 
theliome — und 4 sekundär nach der Operation bestrahlte. Nach S. wirkt Ra- 
dium keineswegs günstig; er glaubt sogar, daß es nach der Operation die Zellen 
reize und dem Rezidiv dadurch Vorschub leiste. DE 

Herhold (z. Z. im Felde). 


12) Happel. Zur Lehre vom Wundstarrkrampf. (Münchener med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 30. Feldärztl. Beil. 30.) 
Ein Soldat, der eine schwere Schrapnellschußverletzung des linken Ober- 
schenkels bekommen hatte, erkrankte 3 Wochen später an schwerem Tetanus, 
genas aber davor. Nach 21/, Wochen bildete sich von einer kleinen wunden 


808 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 45. 


Stelle (in einer Narbe) aus ein Erysipel, an das sich in wenigen Tagen erneut Te- 
tanus anschloß, der zum Tode führte und, wie H. annimmt, durch Wiederaufleben 
bis dahin schlummernder, von der ersten Erkrankung an Tetanus zurückgeblie- 
bener Tetanusbazillen infolge der Wundrose entstanden war. Eine neue Infektion 
war angeblich ausgeschlossen. Kramer (Glogau). 


13) Pribram. Klinische und therapeutische Erfahrungen über 
den Tetanus. (I. chir. Klinik in Wien und III. mobile Chirurgengruppe 
im Felde, Prof. Freiherr v. Eiselsberg.) (Berliner klin. Wochenschrift 1915. 
Nr. 33—35.) 

Eine der wertvollsten Arbeiten, die in letzter Zeit über das Thema erschienen 
sind. Aus der Fülle des Inhalts sei nur. auf folgendes hingewiesen. Die Lokaliso- 
tion der Krämpfe besitzt prognostisch große Bedeutung. Fälle mit Trismus, 
Opisthotonus und Krämpfen peripherer Muskelgruppen liefern relativ günstige 
Prognosen, vorausgesetzt, daß pulmonale und kardiale Komplikationen fehlen; 
ungünstig ist die Prognose, wenn Zwerchfell- und Glottiskrämpfe bestehen, auch 
wenn die übrige Muskulatur vollkommen unbeteiligt ist. Bei letztgenannten 
Krämpfen versagen die üblichen Behandlungsmethoden. Ein sicheres Früh- 
symptom kommender Zwerchfellkrämpfe ist der epigastrische Schmerz, der auf 
einen sehr früh sich äußernden erhöhten Muskeltonus des Diaphragma zürück- 
zuführen ist. Die Stärke der Infektion findet nicht immer in der Kürze der In- 
kubation ihren Ausdruck. Eine Erklärung ist dadurch gegeben, daß die wahre 
Inkubation erst vom Momente der Toxinproduktion der infizierenden Bazillen 
zu rechnen ist; diese fällt aber nicht notgedrungen mit dem Momente der In- 
fektion zusammen. Die häufigste Komplikation beim Tetanus ist die konfluie- 
rende Lobulärpneumonie, die, abgesehen von der Erstickung bei Zwerchfell- 
Glottiskrämpfen, die meisten Todesopfer fordert. 

Die beste Art der Wundbehandlung besteht im radikalen Wegschneiden 
sämtlicher nekrotischer Gewebspartien bis in das frische, blutende Gewebe hinein, 
das den schlechtesten Nährboden liefert. Schorfbildende Antiseptika, auch der 
Paquelin erscheinen nicht so zweckmäßig. 

Für die Narkose empfiehlt sich stets die Verwendung des Chloroforms wegen 
der Gefahr der Glottiskrämpfe und der Pneumonie. Von der Serumtherapie sieht 
man Nutzen, wenn hohe Dosen zur Anwendung kommen. Krämpfe der peripheren 
Muskulatur kann man mit Chloralhydrat, subkutanen Magnesiumsulfatinjektionen 
und Luminalnatrium erfolgreich bekämpfen. Am vorteilhaftesten ist eine Kom- 
bination genannter Mittel. Bei der Behandlung von Zwerchfeil-Glottiskrämpfen 
versagen diese Mittel. Hierbei ist eine zweifache Aufgabe zu leisten, neben der 
Einschränkung der normalen Atmung dieselbe im Bedarfsfalle durch die künst- 
liche Respiration zu ersetzen und zu unterstützen. 

Dies Ziel kann man erreichen durch doppelseitige Phrenikotomie, kombiniert 
mit der Tracheotomie, durch die intradurale Magnesiumsulfatinjektion bei Ober- 
körpertieflagerung und durch die graduelle Einschränkung der normalen Atmung 
durch hohe Morphiumdosen. Morphium wird in steigenden Dosen bis zu 0,3 g pro 
Tag angewandt. Es gelingt, durch derartige Morphiumgaben den Pat. mit Sicher- 
heit krampffrei zu erhalten. Wenn man zur künstlichen Respiration gerüstet ist, 
braucht man die hohen Morphiumdosen in keiner Weise zu fürchten. 

Glimm (Klütz). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 45. 809 


14) A. W. Meyer (Heidelberg). Die intraneurale Injektion von 
Tetanusantitoxin bei lokalem Tetanus. (Berliner klin. Wochen- 
schrift 1915. Nr. 37.) u 
Nach den Erfahrungen des Verf.s gehen bei Extremitäteninfektion stets 

lokale Tetanuserscheinungen (leichtes Zucken und Krämpfe) den Allgemein- 

erscheinungen voraus. In zwei Fällen, in denen die Krämpfe am 5. ‚ bezüglich 7. Tage 
nach der Verwundung auftraten, gelang Heilung durch intraneurale Injektion; 
in einem dritten Falle kam die Einspritzung zu spät. Man sollte immer auf die 
ersten lokalen Äußerungen des Tetanus achten; dann könnte vielleicht durch 
frühzeitige intraneurale Einspritzung der Tetanus in der Weiterentwicklung zum 
generellen Tetanus gehemmt und mancher Kranke gerettet werden. Hoffentlich 
bestätigt sich bei Nachprüfungen diese hohe Bewertung der Methode. 

Glimm (Klütz). 


15) N. Hammer. "Ein auf den linken Plexus lumbalis lokalisierter 
Fall von Tetanus. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 32. 
Feldärztl. Beil. 32.) 

Fall von schwerer Fliegerbombenverletzung der Weichteile und des Knochens 
des linken Oberschenkels; Ausschneidung der zerquetschten Muskulatur usw. 
Antitoxin prophylaktisch. Am 8. Tage anfallsweise auftretende krampfartige 
Schmerzen im linken Oberschenkel, von Tag zu Tag sich: steigernd und häufend, 
mit sichtbarer Kontraktion der Muskelstümpfe in der Wunde; im Eiter Tetanus- 
bazillen. Trotz Antitoxin, Chloral und Morphin. zunächst keine Besserung; 
schließlich auch Schluckbeschwerden und Cremasterkrämpfe. Langsames Nach- 
lassen der Anfälle, die auch bei Berührung der Muskelstümpfe auftraten, und 
nach 3 Wochen vollständiges Schwinden. — Auch sonst ist schon der Beginn des 
Tetanus mit ziehenden Schmerzen in den verletzten Gliedmaßen mehrfach be- 
schrieben worden (z. B. von Kreuter in 14 von 31 Fällen). 

Kramer (Glogau). 


16) Goodman. A preliminary report on a study of the protective 
ferments of the blood by the Abderhalden method after 

the transplantation of organs. (Annals of surgery 1915. Nr. 2. 

Februar.) 

In 8 von 14 Fällen, in welchen Verf. Schilddrüsen von einem Hunde auf einen 
anderen transplantierte, konnten im Blute protektive Fermente nachgewiesen 
werden. Diese Fermente waren imstande, suprarenales Gewebe abzubauen, und 
kann man nach Ansicht des Verf.s hieraus auf die Empfindlichkeit der supra- 
renalen Körperchen gegenüber Insulten schließen, die das hämopoetische System 
treffen. Herhold G. Z. im Felde). 


17) C. Manthey. Über einen Abszeß, hervorgerufen durch einen 
tierischen Parasiten. (Norsk Magazin for Laegevidenskaben Jahrg. 75. 
Hft. 7. 1914. [Norwegisch.]) 

M. berichtet von einem Abszeß am linken inneren Augenwinkel, den er öffnete 
und dabei im Eiter- und Talginhalt einen tierischen Parasiten fand. Es handelte 
sich um einen Attagenus pellio Lin., der gewöhnlich in altem Pelzwerk, alten 
Kleidern, Insektensammlungen u. dgl. lebt. Glatte Heilung nach Entfernung des 
Parasiten. Fritz Geiges (Freiburg). 


810 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 45. 


18) Th. Runck. Beitrag zur Wundbehandlung mit granulierendem 
Wundöl-Knoll. (Med. Klinik 1915. Nr. 37.) 

Nach den mehr als IOmonatigen Beobachtungen des Verf.s besitzt das granu- 
lierende Wundöl Knoll in der Tat die spezifische Eigenschaft, das Wachstum des 
interstitiellen Bindegewebes, nicht jedoch das des Epithels, das sich ziemlich 
passiv verhält, in elektiver Weise anzuregen. Etwas schwächer, aber ganz eigen- 
artig offenbart sich auch seine antiseptische Wirkung. Angenehm empfunden 
wurde die Verwendung auch von seiten der Verwundeten selbst, weil dieselbe, 
abgesehen von ihrer therapeutischen Wirkung, ein Eintrocknen des Verbandes 
verhinderte. B. Valentin (Berlin). 


19) W. Müller. Eine Analyse der Wirkung nichtspezifischer Mittel 
bei chirurgischer Tuberkulose. (Aus dem Institut für Immunitäts- 
forschung am Eppendorfer Krankenhause. Prof. H. Much.) (Münchener 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 32.) 

Weder Röntgen-, noch Quarz- noch Sonnenlicht wirken unmittelbar auf die 
chirurgischen Tuberkulosen, sondern lediglich durch die Verbesserung der Im- 
munität; nur beim Vorhandensein einer genügenden Menge aller Teilabwehr- 
körper tritt Heilung ein. Kramer (Glogau). 


20) Ferd. Schramm. Kriegsverletzungen und Tuberkulose. (Militär- 

arzt 1915. Nr. 18.) 

Ein Abszeß unterhalb des Schlüsselbeins, durch Druck entstanden, und eine 
Schußfraktur der Tibia. Auf Tuberkulose ließen schließen: das Aussehen der 
Wunde, verminderter Luftgehalt der Lungenspitze, erfolgreiche Behandlung mit 
TOA Koch, in Fall 1 noch die Familienanamnese. 

Thom (z. Z. im Felde). 


21) Owen. Painful subcutaneous tubercle. (Annals of surgery 1914. 
Nr. 4.) 

Mit schmerzhaftem subkutanen Tuberkel bezeichnet Verf. die im Unterhaut- 
zellgewebe liegenden schmerzhaften Neurofibrome. Diese kommen häufiger bei 
Männern als bei Frauen vor, sie haben eine eigene Kapsel, eine prall elastische 
Beschaffenheit und verursachen Schmerzen neuralgischen Charakters, die in 
Zwischenräumen auftreten. Sie müssen zu den gutartigen Geschwülsten ge- 
rechnet werden, nach deren Exstirpation Heilung einzutreten pflegt. 

Herhold (z. Z. im Felde). 


22) Walter Enderle. Epidurale Injektion. (Deutsche med. Wochen- 

schrift 1915. Nr. 33. S. 972—973.) 

Die Injektion ist bei alten, rezidivierenden Ischiasfällen, die den üblichen 
Behandlungsmethoden trotzen, indiziert. E. empfiehlt sie bei allen neuralgischen 
Anfällen im Bereich der unteren Extremitäten, ohne Vernachlässigung der übrigen 
therapeutischen Hilfsmittel. Bei gastrischen Krisen, bei Enuresis der Kinder, 
überhaupt bei funktionellen Störungen des Urogenitalapparates hält er die In- 
jektion eines Versuches wert. Die technische Ausführung ist leicht und bei 
‚den üblichen Vorsichtsmaßregeln gefahrlos. In’ Knie-Ellbogenlage werden 20 ccm 
steriler physiologischer Kochsalzlösung durch den Hiatus sacralis eingespritzt. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 45. 811 


Man muß dabei darauf achten, daß man nicht zu sehr distal einsticht. Bei zahl- 
reichen Injektionen hat E. noch keine einzige Schädigung der Patt. beobachtet. 
Kolb (Schwenningen a. N.). 


23) Bier (Berlin). Über Kriegsaneurysmen. (Zeitschrift f. ärztl. Fort- 
bildung 1915. Nr. 16.) 

Mit einer ungewohnten Ausführlichkeit und unter Vermeidung jeglicher 
Literaturangaben berichtet Vortr. über 44 operierte Aneurysmen, 8 Tage bis 
3 Monate seit der Verwundung, von verschiedener Art, verschiedener Größe, an 
allen möglichen Körperstellen, mit und ohne Sack, ohne Komplikationen und mit 
Schädigung der Nerven und örtlichen Beschwerden. 14mal wurde das verletzte 
Arterienstück unterbunden und exstirpiert, 2mal (intrathorakales Aneurysma der 
A. subclav.) Unterbindung oberhalb und unterhalb des Sackes und Tamponade 
desselben. Besonders indiziert waren die Unterbindungen, teils weil keine Kreis- 
laufstörungen zu befürchten waren oder ein Kollateralkreislauf ausgebildet war, 
teils wegen infizierter Höhlen. Der Sack wurde nicht exstirpiert, sondern nur 
die Verletzungsstelle unter sorgfältigster Schonung aller Seitenäste reseziert. Bei 
aseptischen Verhältnissen genügt blinder Nahtverschluß. 30mal wurde die Naht 
der verletzten Arterie ausgeführt. Dabei wird künstliche Blutleere empfohlen, 
eventuell erst nach Auffinden der Gefäße. 15mal wurden die Löcher seitlich ver- 
schlossen, 13mal ringförmige Vereinigung, 2mal freie Implantation der V.saph. 
Stets sollen die anatomischen Verhältnisse ganz klar gelegt werden. Bei seitlicher 
Gefäßnaht wurde nur 3mal quer zur Verlaufsrichtung des Gefäßes genäht. Bei 
der zirkulären Naht wurden zwei Knopfnähte als Haltefäden, auf der Mitte der 
Vorder- und Hinterseite, angelegt, mit dem langen und freien Ende fortlaufend 
genäht und jedesmal mit dem kurzen Ende des Haltefadens verknüpft. 3mal 
traten vorübergehende Komplikationen auf. Der Versuch, durch Gefäßnaht 
Gangrän aufzuhalten, scheiterte. Eine Venenimplantation ist äußerst selten in- 
diziert. Arteriovenöse Aneurysmen erfordern große Technik, um Arterie und 
Vene scharf zu trennen. Meist wurden auch bei diesen die Löcher vernäht. Große 
Höhlen müssen drainiert werden. Aneurysmen kann man jederzeit operieren, 
falls zuverlässig aseptische Verhältnisse vorliegen (Steckschüsse, Abszeßreste im 
verheilten Wundkanall). Von den Operierten starben nur 2 mit intrathorakalen 
Unterbindungen der A. subclav. Einmal war diese Arterie hart an der Abgangs- 
stelle von der A. anonyma unterbunden und sekundär thrombosiert, einmal trat 
der Tod an Sepsis ein infolge von Infektion durch einen Steckschuß. 

Thom (z. Z. im Felde). 


24) Heinr. Schum. Beitrag zur Kenntnis der septischen Thrombo- 
phlebitis. (Virchow’s Archiv f. path. Anat. u.Physiol. u. f. klin. Medizin 
1914. Bd. CCXVIII.) | 

Eine fleißige Arbeit unter ausgiebiger Berücksichtigung der Literatur, auf 
eigenen geriauen Untersuchungen mit farbigen Mikrophotogrammen und einigen 
Tierexperimenten beruhend. Die Zusammenfassung des Verf.s lautet: 

I. In einer nicht unerheblichen Anzahl von Thrombophlebitisfällen läßt sich 
die Bildung von oberflächlichen Pseudomembranen auf der Innenseite der Venen- 
wand nachweisen. 

II. Es konnte aus den mikroskopischen Bildern festgestellt werden, daß diese 
Häutchen wirklich aus der Substanz des Venenrohres stammende Exsudatmassen 


812 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 45. 


sind, daß es sich nicht etwa um atypisch gebaute Thrombenteilchen handelt; 
experimentell konnte wenigstens der Beweis erbracht werden, daß das Gewebe 
der Venenwand überhaupt die Fähigkeit besitzt, eine fibrinhaltige Flüssigkeit in 
die Gefäßlichtung auszuschwitzen. 

Ill. Die Pseudomembranbildung ist kein zufälliger Nebenbefund, sondern 
ein integrierender Bestandteil des gesamten Komplexes von Erscheinungen, den 
wir mit dem Namen Thrombophlebitis septica bezeichnen. 

IV. Ihr Auftreten hängt vor allem davon ab, daß die Krankheitserreger die 
Venenwand vom Lumen aus angreifen; liegen diese an der Außenseite des Gefäßes, 
so wurde eine typische Pseudomembran stets vermißt; gewisse Zusammenhänge 
lassen sich vielleicht auch mit der Spezies der Keime, auch mit der Dauer der 
Krankheit konstruieren. 

V. Eine fibrinreiche Exsudation aus der Wandsubstanz der Ader fehlt auch 
dann nicht, wenn zuerst ihre Außenfläche von den Bakterien erreicht wird, sie ist 
jedoch ihrer Entstehung nach etwas anders zu bewerten wie die eigentliche Pseudo- 
membran. 

VI. Mögen die Keime liegen wie sie wollen, in jedem Falle dürfte das Ex- 
sudat vor dem Eintreten der Thrombose das Lumen erreichen und die letzte Ur- 
sache für die Ablagerung der Blutelemente darstellen. 

Thom (z. Z. im Felde). 


—— 





25) W. Weitz. Zur Hypospadiebehandlung. (Deutsche med. Wochen- 

schrift 1915. Nr. 36. S. 1064— 1065.) 

Die Operationsmethoden, die man ersonnen hat, um Patt., die mit der Miß- 
bildung der Hypospadie behaftet sind, von ihren Beschwerden zu befreien, sind 
sehr mannigfaltig. W. gibt uns die Krankengeschichten von zwei Fällen an, 
die nach der Methode von Streissler und Lexer durch Transplantation des 
Processus vermiformis mit Erfolg operiert wurden. Lexer und Streissler 
kamen auf die Idee der Transplantation unabhängig voneinander. Das Verfahren 
ist folgendermaßen: Entnahme der Appendix vom Pat.; Abziehen der Sero- 
muscularis vom Schleimhautzylinder; Durchspülen des Schleimhautzylinders 
mit schwacher Hydrogenium peroxydatum-Lösung; Aufbewahrung des so her- 
gerichteten Schlauches in warmem Kochsalztupfer. Längsinzision auf Eichel- 
spitze und etwas analwärts und seitlich neben dem Orificium urethrae; Durch- 
stoßen eines Trokars, von einer Inzision zur anderen, ohne den Schwellkörper zu 
verletzen. Durchziehen des Schleimhautzylinders durch die Trokarhülse mit 
Hilfe einer Knopfsonde. Vernähen der Wurmfortsatzenden mit den Hauträndern. 
Nach 2 Wochen vorsichtiges Sondieren des Wurms. Nach 4 Wochen Versuch der 
Vereinigung von Wurm und Harnröhre, nachdem vorher eine Darmfistel angelegt 
war. Darauf Freipräparieren der Harnröhre, Anfrischung, Naht über Ne&laton- 
katheter. W. zeigt durch seine beiden Fälle, daß ein Ablösen nur der dünnen 
Serosa vom Wurm genügt, ihn zur Einheilung zu bringen. 

Kolb (Schwenningen a.N.). 


26) R. Cadwallader. Urinary incontinence in women. (Surgery, 
gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr.2. 1915. Februar.) 
In einem Falle von Inkontinenz nach Blasensteinoperation legte C. durch 
Spaltung der Scheidenwand die Harnröhre frei, zog das letztere umgebende mus- 
kulo-fibröse Gewebe durch Nähte hinter der Harnröhre zusammen und bildete so 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 45. 813 


eine Art neuen Sphinkter. Der Erfolg war ein guter. — Das Verfahren entspricht 
dem von H. Kelly angegebenen, das C. aber zur Zeit seiner Operation noch nicht 
kannte. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


27) E. S. Judd. Cancer of the prostate. (Surgery, gynecology and 
obstetrics Vol. XX. Nr. 3. 1915. März.) 

Unter 878 Prostatektomien der Klinik Mayo wurden 93 Fälle von Krebs ge- 
funden. Dazu kommen noch 84 Fälle von diagnostiziertem, aber nicht operiertem 
Krebs,so daß ein ähnliches Verhältnis erreicht wird, wie es Kümmell aufgestellt 
hat. Die Dauer der Beschwerden vor Eintritt in die Behandlung schwankte von 
6 Monaten bis zu 14 Jahren. Die erste Beschwerde war meist häufiger Harndrang; 
bald treten dann Beschwerden der Harnentleerung dazu. Blutbeimengungen 
zum Harn waren in 21,9%, verzeichnet, größere Blutabgänge niemals, im Gegen- 
satz zu den nicht krebsigen Hypertrophien. Das spezifische Gewicht des Harns 
war oft auffallend niedrig, bis 1,005 und sogar 1,002! In etwa 75%, der operierten 
Krebsfälle war dieser mit Hypertrophie der Drüse vergesellschaftet, und traten 
dabei die von letzterer bedingten Beschwerden und Erscheinungen in den Vorder- 
grund. Da der Krebs am häufigsten im Hinterlappen seine Entstehung hat, sind 
nach jeder Prostataentfernung die zurückbleibenden Teile und Kapselreste auf 
ihre Härte und Anwesenheit von Knoten zu untersuchen. In diagnostizierbaren 
Fällen sollte man nur zur Operation schreiten, wenn der Kranke mit dem Verlust 
selbsttätiger Harnentleerung einverstanden ist. 2 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 





28) Bertlich.. Ein bemerkenswerter Fall von Bilasenverletzung 
mit gleichzeitiger Harnröhrenzerreißung durch Granatsplitter. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 35. S. 1042 — 1044.) 

Offene Wunden der Blase werden selten beobachtet. Wegen der Eigenart 
der Verletzung und wegen des ganzen Heilverlaufs gibt B. uns einen Fall einer 
Blasenverletzung an. Ein Leutnant wurde durch einen Granatsplitter schwer 
verletzt. Er erhielt einen komplizierten Bruch des linken Unterschenkels; eine 
größere Fleischwunde am rechten Oberschenkel und eine Verletzung der linken 
Brustseite mit Beteiligung der Lunge. Eine weitere Granate verletzte ihn am 
Gesäß und am Damm. Da sämtlicher Urin sich aus der Wunde am Damm ent- 
leerte, wurde sofort die Boutonnitre gemacht und ein Dauerkatheter eingelegt. 
Bei der Aufnahme in das Reservelazarett ergab sich, daß der Bruch des linken 
Unterschenkels in guter Stellung mit leichter Ausbiegung der Bruchstelle nach 
hinten und mit geringer Bewegungsbeschränkung im linken Fußgelenk, ohne 
nennenswerte Verkürzung fest verheilt war. Die Fleischwunde am rechten Ober- 
schenkel war mit frischen Granulationen bedeckt; die Wunde in der linken Brust- 
seite reaktionslos vernarbt, die Lunge, abgesehen von einer akuten Bronchitis, 
frei von krankhaften Veränderungen. Oberhalb der linken Gesäßfalte befand 
sich eine kleine, fest verheilte Narbe; dann noch eine zweite etwa 5—6 cm lange 
und im Durchschnitt 3/, cm breite Narbe mit glatten Rändern. Pat. klagte über 
Brennen und Jucken in der Blase, sowie über schmerzhaften Harndrang. Durch 
das Metallbougie wurde in der Blase ein Körper festgestellt; das Röntgenbild 
zeigte einen großen Granatsplitter an. Durch die Sectio alta wurde er entfernt. 
Die Operationswunde heilte per primam. Kolb (Schwenningen a. N.). 


814 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 45. 


29) B. Goldberg. Beitrag zur Kenntnis der Blasenschüsse. (Zeit- 
schrift f. Urologie IX. 10. 1915.) 

Mitteilung von drei eigenen Beobachtungen, die günstig ausgingen. Im An- 
schluß hieran teilt Verf. noch 11 Fälle aus der neuesten Literatur mit. Zweifellos 
ist auch heute noch die größte Gefahr für die in die Blase Geschossenen die Mit- 
verletzung des Bauchfells. Die zweite Gefahr, die den Blasenverletzten droht, 
- ist die Urininfiltration. Die Infektion kann nach Blasenschüssen von der Wunde 
und vom Harn her erfolgen. Für die Diagnose verwenden wir Palpation, Röntgeno- 
graphie, Cystoskopie! Die letzte Begleiterscheinung und Nachkrankheit der 
Blasenschüsse sind die Fisteln; sie können sich aus den Wunden selbst oder aus 
den Durchbrüchen vereiterter Urininfiltrate bilden; sie können die Harnblase 
in die äußeren Bedeckungen (am Damm, Hodensack, Oberschenkel, Gesäß, Bauch) 
oder in das Bauchfell, endlich in den Darmkanal, insbesondere in den Mastdarm 
hinein kanalisieren. Die Sterblichkeit nach Blasenschüssen kann auf Grund der 
vom Verf. mitgeteilten Fälle, die vorwiegend aus Heimatlazaretten stammen, 
nicht beurteilt werden; sie betrüge danach 25%. Frische Blasen-Bauchfellschüsse 
müssen sofort operiert werden; leider wird das nicht immer möglich sein. Bei 
extraperitonealen Blasenschüssen kommt alles darauf an, den freien Urinabfluß 
herzustellen und zu sichern. Drains durch die Wunde in die Blase, Verweilkatheter 
durch die Harnröhre in die Blase genügen meistens; ist das nicht der Fall, so 
eröffne und drainiere man die Blase an ihrem tiefsten Punkte, vom Damme her. 
Geschosse oder Splitter werden möglichst erst später entfernt. Vom Tage der 
Verwundung an müssen innerlich Harnantiseptika gegeben werden; die Blase 
ist mit wirksamen Harndesinfizientien auszuspülen. 

Paul Wagner (Leipzig). 


30) Beer. The treatment of benign papillomata of the urinary 
bladder with high frequency currents. (Annals of surgery 1915. 
Juni. Nr. 6.) | 

Zur Behandlung gutartiger Blasenpapillome zieht Verf. den Oudin’schen 

Hochfrequenzstrom dem d’Arsonval’schen vor. Der breite Stiel und die Größe 

des Papilloms bilden keine Kontraindikation, wohl aber schwere Blutungen und 

bösartige Beschaffenheit der Papillome. Vor der Behandlung soll daher ein 

Stück unter Führung des Cystoskops herausgeschnitten und mikroskopisch unter- 

sucht werden. Alle karzinomatösen Papillome soll man mit weitgehender Ex- 

zision behandeln. Herhold (z. Z. im Felde). 


31) Schönfeld und Friedl. Zur 'Pyelographie der kompletten 
Doppelniere, in einem Falle mit Hydronephrose kombiniert. 
(Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen Bd. XXIII. Hft. 2.) 

Die Versuche mit Collargollösung haben ergeben, daß gerade bei pathologisch 
veränderten Becken durch die Injektion keine Gefahr für die Niere besteht; aber 
auch beim normalen Nierenbecken scheint die Collargolinjektion bei einigermaßen 
vorsichtigem Einspritzen und sofortigem Sistieren desselben beim Auftreten des 
geringsten Spannungsgefühles in der Nierengegend vollkommen ungefährlich zu 
sein. Es wird über zwei Fälle berichtet, welche zeigen, mit welcher Exaktheit die 
Pyelographie im Zusammenarbeiten mit den modernen urologischen Unter- 
suchungsmethoden diagnostisch schwer zugängliche Probleme glatt zu lösen im- 
stande ist. Die Cystoskopie ergab in dem einen Falle linkseitig zwei knapp neben- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 45. 815 


einander liegende, schlitzförmige Harnleiteröffnungen. Unter Leitung des Cysto- 
skops wurde in die mediale Öffnung ein homogener Bleikatheter, in die laterale 
ein graduierter Wismutkatheter eingeführt. Auf dem Röntgenbilde laufen beide 
Katheter getrennt, und die Distanz der Enden beträgt in der Nierengegend un- 
gefähr 3cm. Nunmehr wurde der graduierte Wismutkatheter mit Collargol 
gefüllt, wodurch das untere Nierenbecken auf dem Röntgenbilde scharf hervor- 
trat, und zwar in normaler Verästelung. Nach Ablassung des Collargols wurde 
durch den anderen Katheter Collargol eingeführt, was zu einer Ausfüllung des 
oberen Nierenbeckens führte. Das untere Nierenbecken ist etwa 5mal größer 
als das obere, beurteilt nach der Größe des Collargolschattens und der in beide 
Becken eingeführten Collargolmenge. Es handelte sich also um eine komplette 
Doppelniere mit zwei getrennten Nierenbecken von normaler Größe. 

In einem zweiten Falle wurde auf der rechten Seite eine doppelte Harnleiter- 
öffnung wahrgenommen. Auch hier wurden zwei verschiedene Katheter einge- 
führt, die einen ganz verschiedenen Verlauf zeigten. Während der eine Katheter 
hoch nach oben stieg, ging der andere in einem Bogen nahezu parallel dem Darm- 
beinkamm seitlich. Eine Kreuzung der Katheter fand nicht statt. Auf ähnliche 
Weise wie zuvor wurde festgestellt, daß es sich um eine Doppelniere handelt, 
deren obere Nierenhälfte, wie die spätere Exstirpation zeigte, das Aussehen einer 
normalen Niere hatte, mit einem verhältnismäßig kleinen Nierenbecken. Kaudal 
und lateral von der oberen Nierenhälfte sieht man die vier dilatierten Kelche, 
die in einen hydronephrotischen Sack münden und nur mehr durch dünne, binde- 
gewebige Septen getrennt sind. Das Parenchym der unteren Nierenhälfte der 
Doppelniere ist nahezu vollkommen verschwunden. Der zugehörige Harnleiter 
zeigte die auf dem Röntgenbilde deutlich erkannten geknickten Stellen. Bei 
dem Vergleich mit den anderwärts veröffentlichten Fällen zeigt sich daß das 
obere Nierenbecken in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle kleiner ist, als das 
untere. Die Harnleiterkreuzung ist eine inkonstante Erscheinung. Das untere 
Nierenbecken zeigt mehr Neigung, hydronephrotisch zu entarten. Man findet 
stets, daß der tiefer mündende Harnleiter vom oberen Nierenbecken kommt, und 
daß von zwei nebeneinander liegenden Harnleitermündungen die mediale dem 
oberen Harnleiter angehört. Gaugele (Zwickau). 


32) B. Anderson. An unusual case of genito-urinary tuberculosis. 
(Surgery, gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr.2. 1915. Februar.) 
Wegen ausgedehnter, mit Geschwulstbildung einhergehender tuberkulöser 
Erkrankung entfernte A. gleichzeitig den Wurmfortsatz, Uterus, rechte Tube mit 
Eierstock, den wurstförmigen Harnleiter von 11/, Zoll Durchmesser und die rechte 
Niere (Hydronephrose). Dabei zerriß die Vena iliaca communis und mußte doppelt 
unterbunden werden. Bemerkenswerterweise machte diese Unterbindung gar 
keine Erscheinungen; die Kranke konnte 12 Tage nach der Operation das Hospital 
verlassen. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


33) L. Schwarz. Totale Verkalkung und partielle Verknöcherung 
beider Nebennieren mit plötzlichkem Tode. Inaug.-Diss., 
Breslau, 1915. 

Der vorliegende Fall ist in zweierlei Hinsicht bemerkenswert; einmal wegen 
des plötzlich eingetretenen Todes, andererseits wegen der totalen Verkalkung der 
beiden Nebennieren. Die klinischen Erscheinungen boten einen für die Addison- 


8i6 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 45. 


krankheit typischen Befund: allgemeine Asthenie, Müdigkeit, starke Abmagerung 
trotz guten Appetits, Durchfälle, nervöse Störungen. Das Fehlen von Haut- 
und Schleimhautpigmentierung sprach nicht gegen die Diagnose. . Partielle Ver- 
kalkungen finden sich als mehr oder minder große Einlagerungen in verkästen 
und indurierten Nebennieren von Addisonkranken mehrfach beschrieben. Von 
totaler Verkalkung beider Nebennieren mit Verknöcherung konnte Verf. in der 
Literatur noch eine Beobachtung finden (Fall v. Giercke. 
Paul Wagner (Leipzig). 


34) G. Ekehorn. Über die Primärlokalisation und die Ausbrei- 
tungsweise des tuberkulösen Prozesses bei der chronischen 
hämatogenen Nierentuberkulose, (Zeitschrift für Urologie IX: 
9. S. 321. 1915.) 

Bei der chronischen Form der hämatogenen Nierentuberkulose sind es be- 
sonders zwei Fragen, die in letzter Zeit das Interesse der Chirurgen und der Patho- 
logen erregt haben: 1) Welcher Teil der Niere ist es, der gewöhnlich zuerst der 
Sitz des tuberkulösen Prozesses wird (Rinde, Mark, Papillen, Kelchwand usw.); 
2) auf welchem Wege sind die Bazillen an eine Stelle der Niere gelangt, die von 
der Tuberkulose ergriffen worden ist. Hierzu kommt aber noch eine ebenso wich- 
tige dritte Frage: Sollen wir bei der chronischen hämatogenen Nierentuber- 
kulose nur einen hämatogenen Ursprungsherd annehmen, von dem aus dann der 
übrige Teil der Niere, auch die von diesem Herd weiter entfernten Partien, sekundär 
infiziert werden, oder sollen wir glauben, daß die ganze Niere, ein Teil derselben 
nach dem anderen, in derselben Weise infiziert und ergriffen wird, wie der zuerst 
ergriffene Teil — nämlich auf hämatogenem Wege? Verf. ist nun auf Grund seiner 
Untersuchungen zu der festen Ansicht gekommen, daß sich bei.der chronischen 
Nierentuberkulose der ganze tuberkulöse Prozeß in der Niere im großen und 
ganzen von einem einzigen Ursprungsherd aus entwickelt, einem in der Niere uni- 
lokulären Infektionsherd. Dieser Herd ist gewöhnlich direkt hämatogen. Ein 
solcher Ursprungsherd wird nur zufällig und in sehr wenigen Ausnahmefällen zu 
finden sein. Er ist gewöhnlich zur Zeit der Operation schon bis zur Unkenntlich- 
keit weggefressen, durch Ulzeration in der betreffenden Papille und Pyramide. 
Von diesem Ursprungsherde aus wird dann mittelbar oder unmittelbar die ganze 
übrige Niere ergriffen. Die sekundäre Lokalisation der Tuberkulose kann an jeder 
beliebigen Stelle der Oberfläche des Nierenbeckens beginnen, an den Oberflächen 
der Papillenspitzen, an den Seitenflächen der Papillen, an der Kelchwand, ganz 
oben im Nischenwinkel oder weiter unten; nicht einmal die Mündungen der Harn- 
kanälchen dürften immer frei sein; mit einem Worte, die Tuberkulose kann an 
jedem beliebigen Teile der Beckenoberfläche der Niere, an jedem beliebigen Teile 
der Kelchwand beginnen. Ob es besondere Prädilektionsstellen gibt, konnte 
Verf. auf Grund seiner Präparate nicht entscheiden. 

Paul Wagner (Leipzig). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an Ede Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 








Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter In Breslau, 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRÈ, G. PERTHES, E. RICHTER, 














in Bonn, in Tübingen, in Breslau. 
42. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 46. Sonnabend, den 13. November 1915. 
Inhalt. 


F. de Quervain, Die Vorteile der Bauchlage in der Nachbehandlung der Laminektomie. (Ori- 
ginalmitteilung.) (S. 817.) 

1) Cromer, Die Therapie an den Berliner Universitätskliniken. (S. 819.) — 2) Festschrift zur 
Feier des zehnjährigen Bestehens der Akademie für praktische Medizin in Köln. (S. 819.) — 8) Hol- 

länder, 4) Pineus, 5) Jackson, 6) Hans, 7) Stoeger, 8) Föderl u. Fischel, 9) Müller, 10) Töpfer, 
Gips- und Streckverbände. (S. 820.) — 11) Kessler, Flechtwerkschienen. (S. 822.) 

12) Goebel, 13) Borchers, 14) Erlacher, 15) Engelhardt, Oberarmbrüche. (S. 838.) — 16) Katz, 
Ellbogenscheibe. (S. 823.) — 17) Neuhof, Ellbogenbrüche. (S. 824.) — 18) Hilgenreiner, Hyper- 
phalangie. (S. 824.) — 19) Albers-Sehönberg. Processus entepicondyloideus. (S. 825.) — 20) Ther- 

stappen, Traumatische Malakie des Os naviculare und lunatum. (S. 826.) — al) Levy, 22) Stro- 
meyer, Hartes traumatisches Ödem des Handrückens. (S. 836.) 

23) Riffel, Streckapparat für Ober- und Unterschenkelbrüche. (S. 887.) — 24) Sussini, Aneu- 
rysmen der Leistengegend und des Oberschenkels. (S. 827.) — 25) Koehl, Kniescheibenverrenkun- 
gen. (S. 828.) — 26) Gootjes, Kniegelenkmaus. (S. 828.) — 27) Stetten, Arteriovenöse Anastomose 
der Unterextremität. (S. 829.) — 28) Allison, Hüftgelenktuberkulose. (S. 829.) — 29) Burckhardt, 
Innere Verblutung in den Oberschenkel. (S. 830.) — 80) Roschke, 31) Alexander, Oberschenkel- 
schußbrüche. (S. 830.) — 32) Rogərs, Knietuberkulose. (S. 831.) — 83) Morävek, Unterschenkel- 
brüche. (S. 831.) — 84) Krabbel, Unterschenkelvaricen. (S. 881.) — 85) Cohn, Prothesen. (S. 882.) — 
86) Welty, Fußstützmaschine. (S. 833.) 





Die Vorteile der Bauchlage 
in der Nachbehandlung der Laminektomie. 


Von 


Prof. Dr. F. de Quervain, Basel. 


Die von Bampfield 1824 zuerst vorgeschlagene und in neuester Zeit von 
Rollier zur Behandlung der tuberkulösen Spondylitis systematisch durchgeführte 
Behandlung in Bauchlage hat uns auf die Möglichkeit hingewiesen, diese ań- 
scheinend so unbequeme Körperlage ohne allzu große Schwierigkeit selbst für 
eine länger dauernde Behandlung in Anwendung zu bringen Um so verwunder- 
licher erscheint es, daß sie gerade bei einem Anlaß so wenig benutzt wird, wo sie 
besondere Vorteile bietet, nämlich in der Nachbehandlung der Laminektomie. 
Obwohl gewiß der eine oder andere Chirurg instinktiv zu diesem Mittel gegriffen 
hat, finde ich es doch in keiner der gebräuchlichen Operationslehren erwähnt, 
so Z. B. nicht in der sonst eingehenden Bearbeitung der Rückenmarksoperationen 
durch Schmieden in der chirurgischen Operationslehre von Bier, Braun und 
Kümmell. Auch spezieller der Chirurgie des Nervensystems gewidmete Werke 
(Chipault, Marion, Krause) erwähnen die Bauchlage nicht. Nur Pels- 
Leusden empfiehlt in seiner Operationslehre nach der Laminektomie »halbe 
Bauchlage oder Seitenlage, ganz horizontal wegen des. Ausfließens.von Liquor«. 


46 


:818 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 46. 


Selbst wenn man bei der aseptischen Laminektomie, wie dies wohl heute 
selbstverständlich ist, jede Drainage vermeidet, so führen doch bei Rückenlage 
infolge der Unmöglichkeit einer genügenden Verdunstung und Austrocknung schon 
die Schweißsekretion und das zwischen den Nähten anfänglich aussickernde 
aseptische Wundsekret in manchen Fällen zur Mazeration der Epidermis, besonders 
in der Umgebung der Nahtstiche. Hierdurch wird einerseits, wenn die Bedingungen 
dazu gegeben sind, die Entstehung einer Liquorfistel von innen nach außen und 
andererseits die Infektion von außen nach innen ermöglicht. Oft kommt man 
durch genügend häufigen Verbandwechsel um die Schwierigkeiten herum. In 
anderen Fällen, besonders wenn der Verschluß der Dura wegen Dfektes in der- 
selben kein hermetischer war, bildet sich trotz allem eine Liquorfistel aus, mit 
bisweilen massenhafter Absonderung von Flüssigkeit und mit allen ihren Un- 
-annehmlichkeiten und Gefahren. In diesen Fällen hat nun die Bauchlage einen 
dreifachen Vorzug vor der allgemein gebräuchlichen Rückenlage: 

1) Sie verlegt die Fistel statt an den tiefsten, auf den höchsten Punkt der 

Wirbelsäule. Statt daß man den Pat. nach altem Brauche wie ein leckes Gefäß 
nach unten auslaufen läßt, bringt man die defekte Stelle im Duralsack nach oben 
vom Flüssigkeitsspiegel, so daß der Liquor nur mehr unter dem Einfluß des Se- 
kretionsdruckes, nicht aber unter demjenigen der Schwere ausfließt. 

2) Sie erlaubt es, die Wunde mit größter Leichtigkeit trocken zu halten und 
verhindert damit, daß der Verband als feuchtwarmer Umschlag die Haut ma- 
zeriert und die offengehaltenen Stichkanäle zur Eingangspforte der Infektion 
macht. 

3) Sie erlaubt, unter dem leichten Schutze einer Gaze das Nahtgebiet dem 
die Vernarbung anregenden Einfluß von Licht und Luft auszusetzen und so 
. die rasche, feste Vernarbung der Wunde und die rasche Heilung einer schon be- 
stehenden Liquorfistel zu erzielen. 

Die folgende Beobachtung mag das Gesagte illustrieren: 

Bei einer 40jährigen Frau wird wegen Luxationsfraktur des IX. Brustwirbels 
mit beinahe völliger Paraplegie 4 Monate nach der Verletzung die Laminektomie 
vorgenommen. Ein Duradefekt wird durch einen Fascienlappen gedeckt. Trotz 
möglichst sorgfältigen Verschlusses und mehrschichtiger Naht der Weichteile 
über dem Wirbelbogendefekt wird mit der Möglichkeit einer Liquorfistel gerechnet. 
Eine solche tritt in der Tat 10 Tage nach der Operation ein. Sie sezerniert in 
Rückenlage sehr reichlich. In Bauchlage dringt der Liquor ebenfalls anfänglich 
in größerer Menge aus einem der Stichkanäle zutage. Die im übrigen per primam 
verheilte Wunde wird deshalb derart der freien Luft ausgesetzt, daß man den 
- Liquor einfach unter dem Schutze einer genügend weit entfernten Gaze über den 
Rücken herunterrinnen läßt. Die Lagerung wird gleichzeitig so gestaltet, daß 
die Liquorfistel den höchsten Punkt des Rückens einnimmt. Der Liquorausfluß 
nimmt rasch ab, und nach 10 Tagen ist die ganze Wunde fest vernarbt. 

Eine ebenso günstige Erfahrung machten wir mit einem Falle von Laminek- 
.tomie wegen eines Perithelioms der Dura in der unteren Lendenwirbelsäule, wobei 
ebenfalls wegen der Unmöglichkeit einer zuverlässigen Naht der Dura vorüber- 
gehend eine Liquorfistel entstand und unter dem Einfluß von Bauchlage und Frei- 
luftbehandlung rasch heilte. 

Besonders empfiehlt sich die Nachbehandlung in Rückenlage auch in den- 
jenigen Fällen von Laminektomie, bei denen die Asepsis der Wunde durch ein be- 
stehendes Dekubitalgeschwür gefährdet ist. 

Gestützt auf solche Beobachtung haben wir es uns zur Regel gemacht, die 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 46. 819 


Bauchlage nach Laminektomie anzuwenden, sobald infolge stärkerer Schweiß- 
produktion oder Durchsickerns von Sekret irgendwelche Gefahr der Mazeration 
besteht. Lassen die anatomischen Verhältnisse, besonders die Unmöglichkeit 
einer zuverlässigen Duranaht, die Entstehung einer Liquorfistel als wahrscheinlich 
erscheinen, so ist es am zweckmäßigsten, die Bauchlage gleich von Anfang ein- 
nehmen zu lassen, und zwar bis alle Nähte entfernt und die Nahtstiche endgültig 
vernarbt sind. Es wird in dieser Lage dank der günstigeren hydrostatischen Ver- 
hältnisse auch dann nicht so leicht zu einem Liquorerguß unter die Haut kommen, 
wenn eine etwas vermehrte Liquorproduktion besteht. 

Der Hinweis auf die Vorteile der Bauchlage scheint mir im gegenwärtigen 
Augenblick um so mehr angezeigt, als die Kriegsverletzungen der Wirbelsäule 
nicht selten den Chirurgen dazu führen, Laminektomien vorzunehmen, bei denen 
eine sichere Naht der Dura nicht möglich ist. Daß sich diese Lagerung bei schmerz- 
haften Zuständen der Wirbelsäule, ja selbst bei teilweiser Aufhebung ihrer Trag- 
fähigkeit, praktisch durchführen läßt, das haben uns unsere Versuche bei Kom- 
pressionsfraktur der Wirbelsäule gezeigt, über die ich an anderer Stelle berichten 
werde. 





1) W. Cromer. Die Therapie an den Berliner Universitäts- 
kliniken. 6. Aufl. 748S. Berlin u. Wien, Urban & Schwarzenberg, 
1915. 

Die Tatsache, daß trotz des Krieges eine 6. Auflage des umfang- und inhalt- 
reichen Buches notwendig wurde, spricht mehr als viele Worte für den Wert des 
Buches, das dem Spezialisten wie dem Praktiker ein sehr willkommenes Nach- 
schlagebuch sein muß, da es die Therapie der gesamten Medizin umfaßt. Aus dem 
gleichen Grunde dürfte es auch in der Bibliothek des Militärarztes in der Heimat 
wie im Felde willkommen sein. M. Strauss (Nürnberg). 


2) Festschrift zur Feier des zehnjährigen Bestehens der Akademie 
für praktische Medizin in Köln. Bonn, A. Marcus und E. Weber, 
1915. 

Vorliegender, 780 Seiten starker Band mit 14 Tafeln, 128 Abbildungen und 
24 Kurven im Text sollte bereits Oktober 1914 zum zehnjährigen Jubiläum der 
Kölner Akademie erscheinen. Der Krieg ist die Ursache für die Verzögerung. 
Die Schrift enthält zahlreiche gute Aufsätze auf den Gebieten der pathologischen 
Anatomie, Chirurgie, inneren Medizin, Gynäkologie, Psychiatrie und anderen 
Zweigen der praktischen Medizin aus den zur Akademie gehörigen Kranken- 
häusern. Sie legt ein beredtes Zeugnis ab, wie die noch junge Akademie von 
Anfang an bestrebt war, »die praktische Medizin nach der wissenschaftlichen 
Seite zu fördern«. 

Die Einleitung der Festschrift bildet eine interessante Übersicht von Hoch- 
haus über die ersten 10 Jahre der Akademie, in welcher die Gründungsgeschichte, 
Verfassung und Satzungen, Lehrtätigkeit, die zugehörigen Krankenhäuser usw. 
eingehend erörtert werden. (Spezialbesprechungen folgen.) 

E. Glass (Charlottenburg-Westend). 


46* 


820 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 46. 


3) Eugen Holländer. Über Refrakturen bei anscheinend aus- 
'  geheilten Knochenschußverletzungen. (Berliner klin. Wochenschrift 
1915. N 31.) 

Gemeinsam war bei den fünf Fällen von Refraktur die Geringfügigkeit des 
Trauma, das beispielsweise einmal nur ein hastiges Laufen war. Sämtliche 
Brüche konnten als geheilt gelten. Diese besondere Knochenbrüchigkeit dürfte 
auf das Bestehen einer Infektion zurückzuführen sein, die eine rarefizierende 
Ostitis veranlassen kann, besonders wenn sich im Gebiet des neuen Knochens ein 
kleiner Sequester befindet. 

Erfolgte die Fraktur entfernt von der Schußverletzung des Knochens, so 
müßte man annehmen, daß eine Knochendestruktion feinerer Art sofort erfolgte, 
und daß die den Wundverlauf komplizierende Eiterung die Ausheilung dieser 
Fissuren verhinderte. Glimm (Klütz). 


4) Pincus. Zur Frage der Behandlung von Schußfrakturen. 
(I. chir. Abteilung des Lazaretts in Buch.) (Berliner klin. Wochenschrift 
1915. Nr. 31.) 

Für die Behandlung infizierter Schußbrüche hat sich der gefensterte Gips- 
verband wieder wohl bewährt. Bestehen aseptische oder wenig infizierte Wund- 
verhältnisse, so kann man mit Vorteil vom Extensionsverfahren Gebrauch machen. 
Um mehr Platz für die Wundbehandlung zu gewinnen, läßt Verf. die Extensions- 
streifen mit Leukoplaststreifen von 4cm Breite an der Haut festkleben. Damit 
fällt die zirkuläre Einwicklung fort, und es ist freier Raum für die Behandlung der 
Wunden geschaffen. Glimm (Klütz). 


5) W. R. Jackson. Operative treatment of fractures. (Surgery, 
gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr. 3. März 1915.) 

J. operiert regelmäßig bei Brüchen beider Unterschenkelknochen, des Ole- 
cranon, des Trochanter, des Halses und des oberen Schaftstückes vom Ober- 
schenkel und oft des Schlüsselbeins, dann bei allen schlecht einzurichtenden und 
nicht haltenden Frakturen. Dem Periost spricht er die Fähigkeit ab, Knochen 
zu bilden. Dieser wird nur vom Knochen gebildet, und zwar vom Mark am 
meisten, von der kompakten Substanz am wenigsten. J. bedient sich der Metall- 
plattennaht. Natürlich ist weitgehende Asepsis notwendig, worüber Verf. Vor- 
schriften gibt. — 9 Krankengeschichten. 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


6) H. Hans (Limburg a. L.).. Zur Technik des Gipsverbandes. 

(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 33. Feldärztl. Beil. 33). 

H. legt bei stark absondernden Wunden mit Knochenverletzungen an 
Stelle eines gefensterten Gipsverbandes den Gipsverband in zwei getrennten 
Hälften an, die durch Bandeisen- oder Aluminiumschienenbogen brückenförmig 
miteinander verbunden sind, so daß die Wunde und ihre Umgebung zur Säube- 
rung und für den Verband freibleibt, die verletzten Knochen in ihrer Stellung 
durch das Auge oder Röntgenaufnahmen kontrolliert werden können. Durch 
Verbiegen der metallischen Verbindung ist nachträglich eine Korrektur aus- 
führbar (s. Orig.). | Kramer (Glogau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 46, 821 


7) Stoeger (Planegg). Über eine neue Gipsklammer. (Münchener 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 27. Feldärzti. Beil. 27.) 

S. beschreibt von Ingenieur Baier in Stockdorf (Bezugsquelle Firma Her- 
mann Katsch in München) hergestellte Klammern, die die Bruchstelle, bzw. 
sonstige Affektionen vollkommen zugänglich erhalten, die Extension durch eine 
Schiebevorrichtung, die Winkelstellung, die allmähliche Korrektur einer Beuge- 
stellung und die sofortige Anlegung des Gipsverbandes ermöglichen, leicht aus- 
einandergenommen und wieder zusammengesetzt werden können. — Zahlreiche 
gute Abbildungen. Kramer (Glogau). 


8) Victor Föderl und Karl Fischel. Fixation und Extension im 
Felde. (Militärarzt 1915. Nr. 19.) 

I. Victor Föderl. Über klinische Erfahrungen mit einem neuen 
Fixationsverband. 

Verf. gibt ausführlich 18 Krankengeschichten wieder, die beweisen sollen, 
daß der unter II beschriebene Verband brauchbar ist. 

II. Karl Fischel. Beschreibung des Verbandes und Technik der 
Anlegung. 

Ausführliche Beschreibung, durch mehrere Abbildungen veranschaulicht. 
Manschetten aus perforiertem, dünnen Zinkeisenblech werden in zweckmäßiger 
Weise angelegt, durch Draht zusammengehalten und durch seitliche Schienen die 
Gelenke fixiert und die Bruchenden distrahiert. Ref. scheint die Wundversorgung 
durch diesen sonst praktischen Verband erschwert zu sein. 

Thom (z. Z. im Felde). 


9) W. B. Müller (Berlin). Ein Gestell zum Extensionsverband. 
(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 33. Feldärztl. Beil. 33.) 

Die zwei Bretter des Gestells sind in einem Gelenk miteinander verbunden; 
das eine wird auf die Matratze gelegt und, am freien Ende verjüngt, bis unter 
das Gesäß des Kranken geschoben; das andere im rechten oder spitzen Winkel 
zu jenem fixiert, gestattet die Lagerung auf einer geraden oder schiefen Ebene 
und ist in seiner Höhe verstellbar. Die Abduktion des gebrochenen Ober- 
schenkels wird in ausreichendem Maße dadurch, daß das Bein seitlich aus dem 
Bett herausgeleitet wird, ermöglicht. Bezugsquelle: Gottfried Blittersdorf in 
Neunkirchen (Saar). Kramer (Glogau). 


10) H. Töpfer. Der Schraubenstreckverband. (Deutsche med. Wochen- 
schrift 1915. Nr. 31. S. 922.) 

Die Festlegung der gebrochenen Gliedmaßen und die gute Einstellung der 
Knochenstücke ist für die spätere Gebrauchsfähigkeit der verletzten Glieder sehr 
wichtig. Mit dem gefensterten oder unterbrochenen, mit Bügeln versehenen Gips- 
verband erreicht man die Heilung, wenn keine wesentliche Verschiebung der 
Bruchstücke besteht. Stehen sich aber die Bruchflächen der Knochen nicht 
gegenüber, so muß durch halbe Beugung des Gliedes und Zug der Muskelkraft 
entgegengewirkt werden. Der Streckverband nach Bardenheuer gibt hierfür 
befriedigende Resultate. T. gibt, da der Verband für den Transport ungeeignet 
ist, einen transportablen Streckverband an, der Zug und Gegenzug in sich selbst 
enthält. Die Bruchstückverschiebung läßt sich schon durch einen kräftigen Zug 
an dem verletzten Gliede wieder ausgleichen; dann kann man den Streckgips- 


822 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 46. 


verband anlegen. T. hat zu diesem Zweck in der Deutschen med. Wochenschrift 
1915 Nr. 18 eine Streckvorrichtung angegeben. Die Hackenbruch’schen Dis- 
traktionsklammern liefern auf dem Gebiete des Streckverbandes das technisch 
Vollkommenste. Da der Preis der Klammern aber sehr hoch kommt, können 
sie fürs Feld nicht zur Verfügung gestellt werden. Aus diesem Grunde hat T. 
nach einem einfachen Ersatz gesucht und ihn auch gefunden. Es sind 20 cm 
lange Bolzenschrauben mit Muttern, dazu läßt man 10cm lange Hülsen oder 
Muffen aus Bandeisen herstellen. Der Kopf der Schraube und das Ende der 
Muffe wird breit schmieden und anbiegen lassen. Das Anlegen des Verbandes 
wird durch Beschreibung und Abbildung genau angegeben. Nach dem Verf. lassen 
sich auch bei den schwersten Knochenverletzungen gute Heilungen ohne Ver- 
kürzung erzielen. Kolb (Schwenningen a.N.). 


11) Kessler. Flechtwerkschienen für Stützverbände. (Münchener 

med. Wochenschrift 1915. Nr. 31. Feldärztl. Beil. 31.) 

Die Schienen werden aus Ruten von Weiden- oder Haselnußsträuchern her- 
gestellt, hierzu die entrindeten Ruten in Flechtbänder und Rippen zerlegt. Wie 
Abbildungen zeigen, lassen sich die Schienen in verschiedensten Größen und 
Formen, für die Hand, den Arm, das Bein zurechtmachen. 

Kramer (Glogau). 





12) Goebel (Breslau). Zur Behandlung der Oberarmschußbrüche 
im Felde. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 31. Feldärztl. 
Beil. 31.) 

G. hat das Prinzip des Helferich’schen Verbandes bei Oberarmschußbrüchen 
durch eine am Körper direkt modellierte Gipsschiene nachgeahmt, die von den 
obersten Brustwirbeldornfortsätzen über die Schulterhöhe und Streckseite des 
Ellbogengelenks hinüber bis zu den Fingerspitzen reicht und ca. 10 cm breit ist. 
Über technische Einzelheiten siehe die Arbeit selbst. Kramer (Glogau). 





13) Ed. Borchers (Tübingen). Die Behandlung der Oberarm- 
schußbrüche mittels „Extensionstriangel“. (Münchener med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 32. Feldärztl. Beil. 32.) 

B. hat an dem aus einer Cramer’schen Drahtschiene zurechtgebogenen 
Triangelverband den nach unten gerichteten unteren Schenkel in stärkere Beuge- 
stellung und Auswärtsdrehung gebracht, damit der Unterarm, der an diesem 
Schenkel befestigt wird, aus der Frontalebene des Körpers heraustrete, dadurch 
die Achse des unteren Humerusfragments eine Drehung nach außen erfahre und 
so die durch die schon vorhandene Außendrehung des oberen bedingte Dislocatio 
ad peripheriam ausgeglichen werde. B.’s Erfahrungen mit dieser Form des Tri- 
angels waren sehr günstige; der Verband gestattet neben starker Extension eine 
dauernde und genügende Fixation, die auch beim Verbinden nicht unterbrochen 
zu werden braucht, und ambulante Behandlung. Kramer (Glogau). 


14) Ph. Erlacher (Graz). Ein einfacher Schulter-Oberarmverband. 
(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 30. Feldärztl. Beil. 30.) 
E. hat mit der ihm nur zur Verfügung stehenden Pappe einen zweckmäßigen, 
die Fixierung des Oberarmschußbruchs in Abduktion der Gliedmaße ermöglichenden 
Verband hergestellt; eine Zeichnung über die Art der Ausschneidung der Papp- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 46. 823 


tafel für diesen Zweck, sowie eine Abbildung des fertigen Verbandes veranschau-, 
lichen die Methode. Kramer (Glogau). 


15) L. Engelhardt. Innenschienen bei Oberarmbruch. (Deutsche 

med. Wochenschrift 1915. Nr. 35. S. 1044— 1045.) 

Der komplizierte Oberarmbruch ist eine der häufigsten Kriegsverletzungen. 
In Gips-, Schienen- oder Extensionsverbänden erfolgt seine Behandlung. Neben 
der Töpfer’schen Extensionsschiene ist das Middeldorpt’sche Triangel ein 
zweckmäßiger Verband. Da das Triangel, zumal bei Bettlage, unbequem ist, 
sieht man es selten. Bei der Mehrzahl der Fälle werden einfache Schienen- oder 
Gipsverbände nach dem Prinzip der Außenschiene angelegt. Mag sich auch die 
Außenschiene in vielen Fällen bewähren, so ist doch E. der Ansicht, daß man in 
der Kriegschirurgie zahlreiche Oberarmbrüche sieht, bei denen diese versagt. 
Sie gibt zwar dem gebrochenen Gliede guten seitlichen Halt, aber sie vermag 
seine Verkürzung nicht zu verhindern, weil sie eine gewisse Verschieblichkeit der 
Bruchstücke in der Richtung der Längsachse gestattet. E. wurde durch das 
Bestreben, die Vorzüge des Triangels zu wahren, ohne seinen Nachteil in Kauf 
zu nehmen, zu der Schienenform veranlaßt, die er uns im Bilde zeigt. Der ganzen 
Beugefläche von Unter- und Oberarm sowie der Achselbeuge und einem Teil des 
Brustkorbes liegt eine Kramerschiene an. Die dreiviertel supinierte Hand ist 
dabei um etwa 30° dorsalflektiert, der Ellbogen um 90° gebeugt, der Oberarm 
um 30° abduziert, gleichzeitig um 30° nach vorn gehoben und ganz leicht derart 
auswärts rotiert, daß die Unterarmachse um 45° von der Sagittalrichtung nach 
innen abweicht. Man richtet es so ein, daß dem Arm die Konkavseite der Schiene 
anliegt, und daß das abgerundete Ende derselben nach oben kommt. Nachdem 
der Arm gepolstert ist, wird die Schiene zwischen Achsel und Elibeuge einge- 
klemmt. Von diesem Augenblick an ist es nur noch nötig, den Arm an der Schiene 
so lange festzuhalten, bis die Stärke- oder Gipsbinden angelegt sind. 

Kolb (Schwenningen a.N.). 


16) L. Katz. Ein Fall von „Ellbogenscheibe“, Patella cubiti. (Med. 
Klinik 1915. Nr. 36.) 

Bei einem 37jährigen Verwundeten wurde als Nebenbefund bei der Röntgen- 
aufnahme am rechten Ellbogen auf der Streckseite, eingebettet in die Tricepssehne, 
ein von der Spitze des Olecranon nach dem distalen Humerusende reichendes 
Knochenstück gefunden, dessen Länge 4 cm und dessen Breite I cm betrug. Die 
Elibogenscheibe war gebrochen, bei einer späteren Aufnahme erscheint die Bruch- 
stelle geheilt; die Anomalie fand sich nur einseitig. Nach Kienböck ist die Ent- 
stehung dieser Knochenanomalie eine traumatische; dafür liefert auch dieser Fall 
einen Beweis, da ein kongenitaler Ursprung nach der Anamnese vollkommen 
auszuschließen war. Pat. erlitt nämlich im Alter von 14 Jahren einen Unfall 
durch Fall auf den rechten Ellbogen, bald danach bemerkte er einen frei beweg- 
lichen Körper, den er vorher nicht wahrgenommen hatte. Man muß annehmen, 
daß bei dem damals stattgefundenen Bruch auch ein Stück Periost vollkommen 
losgetrennt wurde und seine knochenbildende Funktion bis zu einem gewissen 
Zeitabschnitte bewahrt hat. B. Valentin (Berlin). 


824 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 46. 


17) H. Neuhof. The end-results of treatment of one hundred 
cases of fracture of the elbow; immobilization in hyper- 
flexion combined with early passive movements and massage. 
(Surgery, gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr.3. 1915. März.) 

Unter 100 Ellbogenfrakturen, d. h. suprakondylären und kondylären Frak- 
turen des Humerus und solchen vom oberen Ulna- und Radiusende, war in 53 Fällen 
ein vollkommener Erfolg zu verzeichnen; es war also Heilung mit uneingeschränkter 
Beweglichkeit erzielt worden. Vollkommenem Erfolg waren die Kranken im 
Mittel nach 12,8 Tagen, unvollkommenem nach 32,1 Tagen der Behandlung 
mittels Massage und Bewegungsübungen zugeführt worden. Letztere Behandlung 
war im Durchschnitt nur 15,7 Tage nötig, wenn die ständige Immobilisation nur 
eine Woche gedauert hatte, dagegen 36,0 und 30,1 Tage, wenn sie 4—5 Wochen 
gedauert hatte. Mehr noch als bei Kindern ist baldige Bewegung bei Erwachsenen 
notwendig. 

Ebenso wichtig wie frühzeitige Bewegung und Massage ist der Verband in 
Hyperflexion. In dieser Stellung wird die Hebelwirkung des Unterarmes bei Ad- 
und Abduktion in der Schulter ausgeschaltet. Außerdem gibt in Hyperflexion 
die aponeurosenartige Ausbreitung der Tricepssehne durch ihre Anspannung einen 
guten Halt. Sollte der Bruch wirklich mit Bewegungsbeschränkung heilen, so ist 
die Stellung in Beugung der in Streckung vorzuziehen. Die Hyperflexion hat 
auch gute Erfolge gezeitigt bei komplizierten Kommunitivbrüchen des unteren 
Humerusendes, wo Repositionsversuche der Knochenbruchstücke keinerlei Erfolg 
hatten. Eine derartige Reposition soll möglichst vorgenommen werden, nötigen- 
falls in Narkose. Die Hyperflexion soll dann sobald als möglich angewendet 
werden und auch so weit als möglich, natürlich nicht so weit, daß der Radialpuls 
unterdrückt wird.. In der Regel entspricht das einem Winkel von 20—35°. Supi- 
nationsstellung wird bevorzugt. Der Verband beginnt am Handgelenk und wird 
zum axillaren Oberarmende übergeführt, allmählich absteigend zum Ellbogen. 
Bewegungsübungen und Massage sollen schmerzlos sein; sie werden in Sitzungen 
von 15—25 Minuten Dauer ausgeführt, nachher wird der Verband immer wieder 
in Hyperflexion angelegt. Je einfacher die Bruchlinien, desto zeitiger kann mit 
Massage angefangen werden, oft schon am 4. oder 5. Tage. In günstigen Fällen 
kann der Verband schon nach 14 Tagen weggelassen werden, oder er wird eine 
Tetange nur für die Nacht angelegt. — 100 Krankengeschichten. 

l E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


18) Heinr. Hilgenreiner (Prag). Zur Hyperphalangie bzw. Pseudo- 
hyperphalangie der dreigliedrigen Finger nebst Bemerkungen 
zur vollkommenen Verlagerung überzähliger Metacarpi (Ec- 
topia Metacarpi supernumerarii). (Zeitschrift für orthopäd, Chir- 
urgie Bd. XXXV.) 

Im Anschluß an die Literatur erschöpfende Beschreibung und Behandlung 
an der Hand von Abbildungen :von zwei sehr interessanten Fällen. Die lesens- 
werte Arbeit hat lediglich wissenschaftliches Interesse und eignet sich nicht zu 
einem kurzen Referat. Thom (z. Z. im Felde). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 46. 825 


19) Albers-Schönberg. Skelettanomalie von atavistischem Inter- 
esse, Processus supracondyloideus oder entepicondyloideus. 
(Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen Bd. XXIII. Hft. 2.) 

Bei einem 28jährigen Mädchen wurde der sehr selten vorkommende Fall von 
Proc. entepicondyloideus gefunden. Die Fälle sind bis jetzt sehr selten. Grashey 
hat einen beschrieben. ‚Inzwischen hat Verf. noch drei weitere beobachtet. H. 
Buntschli, der mit dem Verf. über diese Frage korrespondierte, gab folgendes an: 

»Processus supracondyloideus, im wissenschaftlichen Sprachgebrauch der 
vergleichenden Anatomie Processus entepicondyloideus. Er ist ein Rest einer 
Knochenbrücke, die vom Innenrande am unteren Ende des Humerusschaftes zum 
Epicondylus medialis tritt und so einen Knochenkanal bildet, der bei sehr vielen 
Säugetieren angetroffen wird. Eine volle Ausbildung dieser Knochenbrücke ist 
beim Menschen meines Wissens nie beobachtet. Dagegen ist der Ausbildungsgrad 
des Fortsatzes sehr wechselnd. Geringe Bildungen sind nicht selten. Volle Aus- 
bildung wird angeblich in etwa 1—2%, angetroffen. In letzteren Fällen findet 
sich stets ein Ligament zum medialen Epicondylus, von dem, häufig auch vom 
Knochenvorsprung, der Pronator teres entspringt und unter dem der N. medianus 
und die Art. brachialis (wenn die normale Brachialis und nicht ein oberflächlicher 
Verlauf vorliegt) durchtritt. Es liegen also streng charakterisierte morphologische 
Befunde vor, ganz analog zu den Verhältnissen bei niederen Säugetieren mit aus- 
gebildetem Knochenkanal. Da sich funktionelle Faktoren, die eine Neuausbildung 
herbeigeführt haben könnten, nicht aufdecken ließen, sieht man den Fortsatz 
als Atavismus an. Sicher ist ferner, daß die Bildung im Knorpelstadium_ der 
Ontogenie nicht regelmäßig besteht, was nicht ausschließt, daß man dieselbe 
Varietät vielleicht auch einmal bei einem Embryo aufdecken wird. Wie bei vielen 
atavistischen Varietäten, die nur noch singulär auftreten, ist es auch hier möglich, 
daß schon die Anlage in der Regel unterdrückt wird und daß, wo die Anlage sich 
findet, sich wohl auch der Fortsatz später knöchern gezeigt haben würde. Es ist 
hier auf dem Präpariersaal (ich habe jetzt 14 Jahre Praxis) aufgefallen, daß 
schwache, oft kaum merkliche Ausbildungsgrade gar nicht selten sind. Man 
findet dann nur eine schwache Knochenkante von kurzem Verlauf. Ich schätze 
deren Vorkommen auf mindestens 10%. Ob Rassenunterschiede auch in Europa 
vorkommen, ist fraglich, aber nicht unmöglich. In Zürich sah ich zahlreichere 
Fälle als in Heidelberg. Das kann aber auch Zufall sein. Die Angaben über 
häufiges Vorkommen bei niederen Rassen sind sehr mit Vorsicht aufzunehmen. 
Es gibt viele ähnliche Angaben, die bei genauer Prüfung sich als nicht stichhaltig 
erwiesen. Die exakte Anthropologie des Gliedmaßenskelettes steckt noch in den 
Kinderschuhen. Wenn Sie wieder Fälle des Fortsatzes am Lebenden nachweisen, 
wäre familiäre Untersuchung von hohem Interesse und würde wahrscheinlich 
gehäuftes Vorkommen ergeben. Wir wissen z. B. von Über- bzw. Unterzahl der 
Rippen, daß diese Zustände, wenn auch nicht genau, in gleichem Ausbildungsgrad 
familiär vererbt werden. Ob Mendelismus mitspricht, ist ungewiß. Nach der 
Richtung dieser familiären Forschung wäre sicher Wertvolles zu ergründen und 
der Kreis der zu Untersuchenden auf die weitere Familie zu ziehen, d. h. nicht nur 
auf die direkten Aszendenten und Deszendenten zu beschränken. Möglichistauch, 
daß bei männlichen Individuen die Häufigkeit des Vorkommens größer wäre, da 
die stärkere Ausbildung der Muskeln, damit auch des Pronator teres, die Veran- 
lassung zu zäherem Bewahren des alten Erbteiles sein könnte.« 

| Gaugele (Zwickau). 


826 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 46. 


20) Therstappen. Über traumatische Malakie des Os naviculare 

und lunatum. (Festschrift d. Akad. f. prakt. Medizin in Köln 1915. S. 254 

bis 263.) 

Im Anschluß an klinisch beobachtete isolierte Hadwurzelknochenbrüche 
stellte Verf. Versuche zum Studium traumatischer Knochenernährungsstörung 
am Kaninchen an (Calcaneusfraktur ohne und mit Unterbindung der versorgenden 
Gefäße). Die mikroskopisch nachgewiesenen atrophischen Veränderungen des 
Knochens zeigten sich als Spongiosaschatten und Aufhellungen im Röntgenbild, 
analog den von ihm bei traumatischer Malakie der menschlichen Handwurzel- 
knochen röntgenologisch beobachteten. E. Glass (Charlottenburg-Westend). 


21) Ludwig Levy. Zur Kenntnis des harten traumatischen Ödems 
des Handrückens. (Deutsche med. Wochenschrift .1915. Nr. 33. 
S. 983 — 984.) 

Infolge des Krieges stellt sich ein sonst seltenes Krankheitsbild, das auf ein 
stumpfes Trauma zurückzuführen ist, häufiger ein. Es handelt sich um das 
harte traumatische Ödem, das Vulliet im Jahre 1902 zuerst beschrieben hat. 
Dieses Ödem tritt an Hand- und Fußrücken auf; L. hat es aber nur an der Hand 
beobachtet. Die Hand schwillt kurze oder längere Zeit nach einem stumpfen, 
den Handrücken treffenden Trauma an. Die Schwellung ist streng auf den Hand- 
rücken lokalisiert. Am Handgelenk, Daumen und dem kleinen Fingerknochen 
schneidet sie scharf ab und geht nur wenig auf den Rücken der übrigen Finger 
über. Die Geschwulst wird allmählich hart. Bei einem Teil der Fälle wird die 
Schwellung rasch hart, bei einem anderen Teil bildet sie sich erst in Wochen aus. 
Die Schwellung ist hart, der Fingerdruck bleibt nicht bestehen; die Haut ist nicht 
verschieblich, die Geschwulst ist streng abgegrenzt. Das Röntgenbild ergibt 
keine Spur von irgendeiner Schädigung der Knochen, zeigt aber deutlich Knochen- 
atrophie.. Wenn man das Bild einmal gesehen hat, ist die Diagnose leicht. Die 
Prognose ist quoad restitutionem ungünstig. Mikroskopische Befunde existieren 
nicht. Eine operative Therapie ist nach L.’s Ansicht aussichtslos. Thiosinamin- 
präparate, vorsichtige Massage, Heißluftbäder werden die wesentlichsten Fak- 
toren sein. Kolb (Schwenningen a.N.). 


22) K. Stromeyer. Über die Entstehung des harten traumatischen 
Ödems des Handrückens. (Aus der chir. Univ.-Klinik Jena. Prof. 
Lexer.) (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 35.) 

Einige Tage nach operativer Entfernung eines unsauberen Nähnadelstücks 
aus dem Handrücken mit reaktionsloser Wundheilung hatte sich bei der Pat. 
unter Schmerzen eine Anschwellung des ganzen Handrückens bis zur Handwurzel 
gebildet; sie wurde hart, führte zu Bewegungsstörung der Finger und besserte 
sich nach Massage und Heißluftbehandlung immer nur vorübergehend, ohne daß 
eine Ursache dieses harten Ödems gefunden werden konnte. Erst nach 3 Monaten 
gelang es durch Ausschneiden der Operationsnarbe im Gesunden, da allmählich 
die Hand immer schmerzhafter und unbrauchbarer geworden war, rasche Bes- 
serung herbeizuführen, die schließlich von völliger Heilung ohne Gebrauchs- 
störung der Hand gefolgt, war. Die histologische Untersuchung des ausgeschnit- 
tenen Hautstücks ergab eine chronische Entzündung im Bereiche des Corium 
und Unterhautzellgewebes, sowie der Lymphbahnen mit starker Endothelwuche- 
rung in diesen. S. nimmt an, daß das Ödem durch einen Stoff unbekannter Art, 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 46. 827 


der nach Entfernung der Nadel in der Wunde zurückgeblieben, hervorgerufen 
war (toxisches Ödem), der in diesem Stoff enthaltene Entzündungsreiz nur für 
einen beschränkten Raum ausgereicht hatte und mit Entfernung der Narbe in 
Wegfall kam, so daß die Lymphangitis sich zurückbilden konnte. Für andere 
Fälle von harten Ödem des Handrückens ohne Verletzung der deckenden Weich- 
teile, nimmt auch S., besonders für die mit Knochenatrophie verbundenen, einen 
trophoneurotischen Ursprung an. Kramer (Glogau). 





23) A. Riffel (Karlsruhe). Ein Streckapparat bei einfachen und 
komplizierten Brüchen des Ober- und Unterschenkels. (Mün- 
chener med. Wochenschrift 1915. Nr. 33. Feldärztl. Beil. 33.) 

Die das Planum inclinatum bildenden Ebenen sind durch Scharniere mit- 
einander verbunden und in beliebige Winkelstellung zu bringen. Für den Zug am 
Oberschenkel dient das eigene Körpergewicht des Verletzten, für den am Unter- 
schenkel ist eine feingeschnittene, durch eine Kurbel drehbare Spindel angebracht, 
die durch ein über zwei Rollen laufendes Drahtseil mit der verschiebbaren Fuß- 
platte verbunden ist. Jede der beiden Ebenen ist in zwei voneinander unab- 
hängige Felder gestellt, die je nach Bedürfnis mit massiven oder gefensterten (für 
Wunden) Platten abgedeckt werden können. Der Apparat bietet einen festen 
Anhaltspunkt für einen kontinuierlichen, beliebig zu regulierenden Zug, gestattet 
Lagewechsel des Oberkörpers und den Transport. Kramer (Glogau). 


24) Miguel Sussini. Beitrag zur Behandlung der spontanen und 
traumatischen Aneurysmen der Leistengegend und des Ober- 
schenkels. (Revista de la asoc. med. Argentina 1915. Juni u. Juli.) 

Verf. berichtet ausführlich über fünf von ihm behandelte lehrreiche Fälle, 

Bei dem ersten, einem straußeneigroßen Aneurysma in der linken Leisten- 
beuge, auf luetischer Grundlage, wurde wegen des Alters der Pat. (49 Jahre) und 
einer leichten Aortenerkrankung von der Momburg’schen Blutleere abgesehen 
und statt dessen die Iliaca transperitoneal unterbunden. Der Eingriff wurde 
vortrefflich ertragen. 3 Wochen später wurde das Aneurysma in Angriff genommen. 
Nach Unterbindung der Femoralis nach ihrem Austritt und der Epigastrica wurde 
der Aneurysmasack gespalten, ausgeräumt und die zu- und abführenden Adern 
von innen her durch Naht verschlossen. Verf. glaubt, daß die Unterbindung der 
Femoralis und Epigastrica wohl überflüssig gewesen seien, bezeichnet aber die 
Vernähung der Lichtungen vom Innern des Sackes aus (nach Mattas) als das 
Verfahren der Wahl, sobald eine Arteriorrhaphie oder Arterientransplantation 
nicht ausführbar sind. Als Hauptvorzug rühmt er die völlige Schonung aller 
Kollateralgefäße und die Sicherheit, nicht mit benachbarten Nerven oder sonstigen 
Organen in Konflikt zu geraten. 

Ein Teil des Sackes wurde entfernt, der Rest vernäht; Der Erfolg war ein voll- 
ständiger. Vor der Operation war natürlich eine antisyphilitische Kur durchge- 
führt worden. 

Beim zweiten Fall, ein Aneurysma der Femoralis im Hunter’schen Kanal, 
bei einem 48jährigen Tischler, wurde vollständige Heilung durch einfache Unter- 
bindung der Femoralis in der Mitte des Oberschenkels erzielt. Eine leichte Ne- 
krose an der Ferse heilte schnell ab. 


828 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 46. 


Der dritte Fall betraf ein traumatisches Aneurysma der Femoralis. Blut- 
leere nach Momburg, Spaltung des Sackes, Unterbindung des zuführenden Endes 
der Femoralis, während das abführende, aus dem es nach Abnahme der Binde 
nicht blutete, offen gelassen wird. Voller Erfolg. Verf. weist darauf hin, daß bei 
traumatischen Aneurysmen die Unterbindung der Arterie in situ vorzuziehen sei, 
da die typische Unterbindung, in größerer Entfernung von der Blutinfiltration 
ausgeführt, zu viele Kollateralen opfere und außerdem die Blutung nicht stille. 
Eine Arterientransplantation hält Verf. meist für völlig unausführbdar. 

Beim vierten Falle handelte es sich um ein traumatisches Aneurysma arterio- 
venosum im Scarpa’schen Dreieck. Ursache: Revolverschuß. Obwohl nach 
Freilegung der Femoralgefäße oberhalb des Tumor die Arteria femoralis mit einer 
Höpfner’schen Klemme gefaßt war, mußte nach Eröffnung des Blutsackes doch 
noch die Momburg’sche Blutleere zu Hilfe genommen werden, wegen der venösen 
Blutung. Unterbindung der Arteria und Vena femoralis oberhalb und unterhalb 
der Geschwulst. Voller Erfolg. 

Der fünfte Fall war ebenso wie der vierte, ein traumatisches Aneurysma 
arterio-venosum im Scarpa’schen Dreieck. Ursache: Messerstich. Doch lag 
hier kein größerer Bluterguß vor, sondern eine Kanalbildung zwischen Vene 
und Arterie. Durch einfache Unterbindung dieses Kanals wurde vollständige 
Heilung erzielt. Der Eingriff war 7 Monate nach der Verletzung vorgenommen. 

In Übereinstimmung mit unseren deutschen Erfahrungen betont Verf., daß 
man bei traumatischen Aneurysmen den Eingriff möglichst lange hinausschieben 
solle, um für die Bildung eines ausreichenden Kollateralkreislaufes Zeit zu ge- 
winnen. 5 bis 6 Monate hält er für notwendig. Bei Fall IV war diese Regel nicht 
befolgt worden, sondern bereits 14 Tage nach dem Unfall operiert. 

Wolfgang Schultz (z. Z. Hannover). 


25) F. Koehl. Zur operativen Therapie der traumatischen Pa- 
tellarluxationen. (Festschrift d. Akad. f. prakt. Medizin in Köln 1915. 
S. 183—197.) 


Verf. beschreibt einen von Frangenheim durch Kombination von Muskel- 
und Kapselplastik geheilten Fall von traumatischer Kniescheibenverrenkung. Die 
Methode ist identisch mit einer von Wanach nach Exstirpation der Kniescheibe 
allerdings zu anderem Zweck ausgeführten. 


E. Glass (Charlottenburg-Westend). 


26) H. Goetjes. Zur Ätiologie der echten Gelenkmaus im Knie- 
gelenk. (Festschr. d. Akad. f. prakt. Medizin in Köln 1915. S. 741 —760.) 
Verf. kommt an der Hand der Untersuchung von vier Fällen von freiem 
Gelenkkörper gegenüber den von Ludloff und Kirschner aufgestellten ätiologi- 
schen Momenten entschieden zu der Behauptung: »Findet sich bei einer mani- 
festen Gelenkmaus den Insertionen der Kreuzbänder am Femur oder an der Tibia 
benachbart ein Defekt im Knorpel, aus dem die Gelenkmaus stammt, so ist diese 
auch in den anamnestisch traumatisch negativen Fällen nicht auf dem Wege der 
Osteochondritis dissecans entstanden, sondern traumatischen Ursprungs. « 
Verf. will HNDERENIENE, ganz geringfügige Traumen als ursächliches Moment 
gelten lassen. E. Glass (Charlottenburg-Westend). 


‚Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 46. 829 


27) D. Stetten. The futility of arteriovenous anastomosis in the 
treatment of impending gangrene of the lower extremity. 
(Surgery, gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr. 4. 1915. April.) 

S. hat Versuche angestellt über Durchgängigkeit von Arterien und Venen an 
abgesetzten Gliedmaßen und über die Möglichkeit, von der Arterie und von der 
Vene aus einen Kreislauf zu erzeugen. Er hat zunächst das Gefäßsystem durch 
Salzlösung ausgespült. Zu den weiteren Einspritzungen benutzte er Emulsion von 
rotem Bleioxyd in Paraffinöl, was zur röntgenographischen Untersuchung ge- 
eignet ist. (Eine ähnliche Emulsion ist von Hauch benutzt zur röntgenographi- 
schen Untersuchung des arteriellen Systems der Niere.) Die in die Arterie ge- 
spritzte Salzlösung floß ohne Schwierigkeit aus den Venen ab, während von Venen 
aus ein solcher Flüssigkeitsumlauf nicht erzielt werden konnte. Die dann in die 
Venen eingespritzte Emulsion drang stets nur eine kurze Strecke weit ein, selbst 
wenn hoher Druck angewendet wurde; die Venen wurden, soweit die Emulsion 
drang, ausgedehnt. Spritzte Verf. nun die Emulsion in die Arterie, so wurde das 
Bleioxyd in den Hauptgefäßen zurückgehalten, das Paraffinöl trat in die Venen 
ein, auch ohne hohen Einspritzungsdruck, und floß aus den Venen dann ab. Auf 
den Röntgenbildern sieht man die Füllung der feinsten Arterien. Dabei hatte 
es sich meist um Gliedmaßen gehandelt, die wegen Gangrän mit mehr oder weniger 
ausgesprochener Arteriosklerose abgesetzt waren. Durch die erkrankten Arterien 
konnte meist das ganze arterielle System der Gliedmaßen gefüllt werden, nur 
wenige und verhältnismäßig kleine Stellen zeigten eine geringere Füllung. 

Es ist also von der Vene aus selbst bei hohem Druck eine Durchspülung des 
Kapillarsystems nicht möglich gewesen, während von der Arterie aus eine solche 
Durchspülung leicht vorzunehmen war. Offenbar bilden die Venenklappen ein 
wesentliches Hindernis, wie aus den kolbigen Verdickungen, die nach Füllung von 
der Vene aus auf den Röntgenbildern sichtbar war, zu schließen ist. Daraus geht 
hervor, daß selbst in Fällen von Gangrän oder drohender Gangrän die Blutdurch- 
strömung von den Arterien aus bisweilen noch möglich ist, während diese Mög- 
lichkeit von den Venen aus niemals besteht. 

S. stellt dann aus der Literatur die Fälle von arteriovenöser Anastomose zu- 
sammen, 136 an Zahl. In über 72%, war die Anastomose sichtbar nutzlos. In 
8 Fällen war ein Erfolg sehr zweifelhaft. In 6 Fällen wurde für die obere, in 24 für 
die untere Extremität ein Erfolg angenommen. Ob die Besserung in diesen Fäilen 
aber wirklich der Anastomose zuzuschreiben ist, erscheint sehr fraglich. Sollte 
wirklich in einigen Fällen ein Erfolg vorhanden gewesen sein, dann ist S. geneigt, 
diesen mit der Besserung auf eine Stufe zu stellen, die durch Unterbindung der 
Schenkelvene und dadurch bedingte Erhöhung des Druckes in den Kapillaren 
erreicht worden ist. Zur besseren Durchblutung der erkrankten Gliedmaßen ist 
die arteriovenöse Anastomose jedenfalls zwecklos, ja sie birgt alle die Nachteile 
in sich, die vom arteriovenösen Aneurysma her bekannt sind. 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


28) Nathaniel Allison. Tuberculosis of the hip. An analysis of 
twenty-five selected cases. (Amer. journ. of orthopedic. surgery 
Vol. XI. 1915. S. 623.) 
Auf Grund einer mitgeteilten Beobachtungsreihe hält Verf. im »ambulato- 
rischen« Stadium der Hüftgelenktuberkulose die Behandlung mittels der Brad- 
ford’schen Traktionsabduktionsschiene dem Gehgipsverband für entschieden über- 


830 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 46. 


legen. Verkürzung, Atrophie hielt sich hierbei in geringeren Grenzen, alle Fälle 
behielten ein bewegliches Hüftgelenk, worin A. einen erwünschten Vorteil sieht. 
— Auszug der Krankengeschichten mit Illustrationen; genauere technische An- 
gaben fehlen. E, Melchior (Breslau), 


29) Hans Burckhardt. Innere Verblutung in den Oberschenkel. 
(Bruns’ Beiträge zur klin. Chirurgie Bd. XCVII. Hft.3. Kriegschir. Hft. 7. 
1915. S. 340.) 

Mitteilung aus einem Feldlazarett. — Gewehrschuß im linken Oberschenkel. 
Kreisrunder, kleiner Einschuß in der Mitte zwischen Spina il. a. s. und Kniescheibe. 
Leichte Blutung aus der Wunde. Zunehmende Schwellung und Schmerzen im 
Oberschenkel. Unruhe. Unter beständigem Schlechterwerden des Pulses Tod 
etwa 17 Stunden nach der Verwundung. — Sektion: Sehr starke Anschwellung 
des Oberschenkels. Blutige Infarzierung von Hodensack und Penis. Hämatom 
an der linken Gesäßbacke. Art. und V. femoralis unverletzt. Dahinter, die ganze 
übrige Dicke des Oberschenkels einnehmend, ungeheuere Höhle inmitten völlig 
zerfetzter Muskulatur. Durch die Höhle ziehen Stränge von teils verletzten, 
teils unverletzten Gefäßen und Nerven. Es ist nicht festzustellen, aus welchen 
Gefäßen im einzelnen die Blutung erfolgt ist. Keine Fraktur des Oberschenkel- 
knochens oder des Beckens. In der Wundhöhle vier Metallstücke aus Blei oder 
zerrissenem Nickelstahlmantel. 

Eine solche Verblutung in eine nicht präformierte Höhle ist nur dann mög- 
lich, wenn der Einschuß klein ist, wenn der Ausschuß ebenfalls klein ist oder 
fehlt, wenn das Geschoß irgendwelche Sprengwirkung hat, um eine genügend 
große Gewebszerreißung zu machen. Diese Vorbedingungen sind hier alle zu- 
sammengetroffen. — Man muß wissen, daß eine solche innere Verblutung möglich 
ist, auch wo Brust- und Bauchhöhle unversehrt sind, um gegebenenfalls bei den 
Zeichen zunehmender Anämie, bei Schlechterwerden des Pulses, bei der eigen- 
tümlichen Unruhe des Pat. rechtzeitig eingreifen zu können. Reicht Tamponade 
nicht aus und können die Gefäße nicht gefaßt werden, so kann eine Absetzung 
des Gliedes in Frage kommen. Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


30) Roschke. Beitrag zur Schußfraktur des Oberschenkels. (Mün- 
chener med. Wochenschrift 1915. Nr. 32. Feldärztl. Beil. 32.) 

Empfehlung einer in jeder Dorfschmiede herstellbaren Schiene, die bequemen 
Zugang zur Wunde gestattet und Heftpflasterzugverband vom Oberschenkel zur 
Decke ermöglicht; das Kniegelenk wird in Beugestellung gestellt, der Unter- 
schenkel auf Volkmann’scher Schiene (aus Holz) gelagert. S. Abbildung und 
Beschreibung der Herstellung im Original. Kramer (Glogau). 


31) M. Alexander. Zur Behandlung der Oberschenkelschußfrak- 
turen im Kriege. (Berliner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 32.) 
Beobachtungen von etwa 180 Oberschenkelschußfrakturen führen zu fol- 

genden Grundsätzen: l 
Bei Oberschenkelschußbrüchen im Kriege ist der Gipsverband nur der Ver- 

band der Wahl während des Transportes, bei frischen Durchschußbrüchen mit 

kleinen Wunden, bei denen nach Lage der Sache wahrscheinlich eine Infektion 

‘nicht stattgefunden hat, und in den späteren Wochen nach schwerer Verletzung, 

wenn der Eiterungsprozeß bereits ein Ende gefunden hat. 


~ Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 46. 831 


Bei größeren Zerstörungen der Extremität, wie sie meist durch Granatsplitter 
entstehen, bei den infizierten Fällen während des Aufenthalts in den Lazaretten 
der vorderen Linien, besonders also in den Kriegslazaretten, ist der Schienen- 
streckverband weitaus der zuverlässigste, der Patt. und Arzt am ruhigsten schlafen 
läßt. Glimm (Klütz). 


32) Mark H. Rogers. Tuberculosis of the knee-joint in adults. 
Prognosis and treatment. (Amer. journ. of orthopedic surgery Vol. XII. 
1915. S. 589.) 

An der Hand eines großen, am Massachusetts General Hospital beobachteten 
Materials gelangt Verf. zur Überzeugung, daß bei der Kniegelenkstuberkulose 
der Erwachsenen (d. h. Beginn frühestens im Alter von 16 Jahren) von konser- 
vativen Maßnahmen nicht viel zu erwarten ist. Wenigstens wurde unter 100 Fällen 
der Ambulanz keinmal eine Heilung innerhalb 4jähriger Frist erzielt. Unter 
47 operierten Fällen nehmen die regulären Resektionen mit 19 einen relativ 
niedrigen Anteil ein, die übrigen beziehen sich auf 9 Amputationen, 11 atypische 
Eingriffe (Inzisionen, Exkochleationen usw.), 11 explorative Arthrotomien. Von 
diesem letzteren diagnostischen Hilfsmittel — der Probeinzision mit Entfernung 
von Gewebe zur mikroskopischen Untersuchung bzw. Tierversuch — hält Verf. 
besonders viel, da ohne dies in den ersten 2 Jahren eine exakte Diagnose oft un- 
möglich sei. Auch sei innerhalb des 1. Jahres der Befund von Knochenherden nur 
ganz ausnahmsweise anzutreffen. Nach den bisherigen Erfahrungen stellt die 
Resektion — und zwar so früh als möglich — die beste Form der Behandlung 
der Kniegelenkstuberkulose des Erwachsenen dar. 

E. Melchior (Breslau). 


33) A. Morävek. Frakturen des Unterschenkels. (5. Kongseß tsche- 
chischer Naturforscher u. Ärzte 1914.) 

Auf Grund der Erfahrungen bei 100 Unterschenkelfrakturen gelangt der 
Autor zu folgenden Resultaten: Unterschenkelfrakturen mit geringer Dislokation 
der Fragmente sollen mit abnehmbaren Verbänden und mit Massage behandelt 
werden. Für Frakturen im oberen Anteil des Unterschenkels ist die Zuppinger- 
sche Extension besser geeignet als dienach Bardenheuer. Mit letzterer wurden 
gute funktionelle, nicht immer aber gute anatomische Resultate erzielt, speziell 
bei Frakturen im unteren Drittel. Für Knöchelbrüche ohne Dislokation eignet 
sich am besten eine mäßige Extension nach Bardenheuer; bei hochgradiger 
Dislokation der Fragmente muß die blutige Reposition der letzteren, eventuell 
die Fixation derselben mit Draht vorgenommen werden. Die mit Extension be- 
handelten Fälle erfordern eine kürzere Behandlungsdauer als die mit Kontentiv- 
verband behandelten. Bei einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von 
28 Tagen blieben von 75 Patt. 10 = 13%, dauernd invalid. 

| G. Mühlstein (Prag). 


34) Max Krabbel. Zur Behandlung des varikösen Symptomen- 
komplexes. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr.30. S. 886—887.) 
Geinitz hat vor einem Jahre über Resultate der Behandlung von Unter» 

schenkelvaricen mit der Rindfleisch’schen Spiralschnittmethode berichtet. 

Die Ergebnisse seiner Nachuntersuchungen waren überraschend gut. Veranlaßt 

durch die guten Erfahrungen, wurde dieser Methode wieder größeres Interesse 


832 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 46. 


zugewandt. Die Vorschriften Rindfleisch’s verlangen, daß die Inzisionswunde 
von vornherein breit tamponiert ist und die aufschießenden Granulationen gründ- 
lich mit dem Lapisstift geätzt werden. Dadurch hat die Methode den Nachteil, 
daß der Wundheilungsprozeß lange dauert. Aus diesem Grunde heraus ist der 
Versuch gemacht worden, die Inzisionswunde durch primäre Naht zu schließen. 
K. berichtet über vier Fälle, bei denen er die primäre Naht ausgeführt hat und 
gibt die Krankengeschichten an. Der Gang der Operation gestaltet sich typisch. 
Am Oberschenkel wird zunächst die Resektion der V. saphena vorgenommen, 
übrigens auch die Esmarch’sche Blutleere angewendet. In den vier Fällen 
war das Resultat gut. Kolb (Schwenningen a.N.). 


35) Max Cohn. Über den Ersatz amputierter Glieder. (Therapie 
der Gegenwart 1915. September.) 

Der Zweck der Arbeit ist: Den praktischen Arzt über die Versorgung der 
Amputierten mit künstlichen Gliedern aufzuklären. Zuerst wird eine Übersicht 
über Stelzbein und künstliche Beine gegeben, mit Recht wird betont, daß für ein 
gutes Kunstbein sein niedriges Gewicht ein Haupterfordernis ist. Ebenfalls kann 
man dem Verf. nur zustimmen, wenn er schreibt, daß eine künstliche Hand im 
gewöhnlichen Sinne nur eine Atrappe ist. Dagegen muß entschieden Stellung 
genommen werden gegen die Art, wie C. einen in Amerika angefertigten Arm 
(den Carnesarm) anpreist, ohne daß er einen solchen Arm bisher überhaupt ge- 
sehen, geschweige denn selber ausprobiert hätte. Was nützt es einem in Deutsch- 
land irgendwo auf dem Lande wohnenden Kriegsinvaliden, daß die Fabrik in 
Amerika die Reparaturen übernimmt, indem sie eine Garantie auf 3 Jahre leistet? — 
Die Scheidung in Arbeitsarm und Sonntagsarm, wie sie von führenden Orthopäden 
mit Recht betont und durchgeführt wird, versucht C. über den Haufen zu werfen 
mit Sätzen wie: »Mit der Arbeitshand wird ein tätiges Aufgehen unter voll- 
wertigen Menschen für die Dauer kaum zu erzielen sein.« Den Beweis, daß es mit 
seinem amerikanischen Kunstarm möglich ist, bleibt er, wie oben geschildert, 
uns schuldig. Ich glaube, daß gerade die nächste Zeit zeigen wird, daß Deutsch- 
land imstande ist, den besten künstlichen Arm zu konstruieren und billiger her- 
zustellen, da »dieser amerikanische künstliche Arm weit mehr kostet als die 
Atrappe, welche man hier in Deutschland zurzeit zu kaufen bekommt«. 

B. Valentin (Berlin). 


36) Welty (Coblenz). Fußstützmaschine für Peroneus-Tibialis- 
lähmungen. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 31. Feldärzt!. 
Beil. 31.) 

Der Apparat erlaubt, beliebige, der Stärke der vorhandenen Lähmung und 
der Schlaffheit des Gelenkes sich anpassende Variierung der Dorsalflexion des 
Fußes und der Stellung des äußeren oder inneren Fußrandes und stellt eine Modi- 
fikation des von Spitzy angegebenen dar (s. Original). | 

Kramer (Glogau). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 





Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med,-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau, 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig = s y g 


833 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K.GARRE, G. PERTHES, E. RICHTER, 














in Bonn, in Tübingen, in Breslau. 
42. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 47. ‚Sonnabend, den 20. November 1915. 
Inhalt. | 


1) Schmidt, Knochenneubildung nach Schußverletzung. (S. 8338.) — 2) Bruns, Kriegsverlet- 
zungen des Nervensystems. (3. 834.) — 8) Luxembourg, 4) Anderson, Sublimatvergiftung. ($. 884.) 
— 5) Most, Rezidivierende und ruhende Infektion bei Kriegsverletzungen. (S.835.) — 6) Sehrt, 
Röntgenbehandlung schwerer Granat- und Schrapnellverletzungen. (8. 836.) — 7) Heubner, Ver- 
giftung durch Explosionsgase. (S. 836.) — 8) Franke, Pyocyaneusinfektion. (S. 837.) — 9) Fessler, 
10) Sackur, 11) Marwedel und Wehrsig, 12) Dubs, 18) Hercher, 14) Häberlin, Tetanus. (S.887.) 
— 15) Oswald, Gefahren der Jodbehandlung. (S. 839.) — 16) Weinberger, Jodoformersatz. (S.839.) 
— 17) Kessiakoff, Pix liquida bei infizierten Wunden. (S. 840.) — 18) Friedenthal, Zur Giftig- 
keit von Desinfektionsmitteln. (S. 840.) — 19) Langemak, Der feuchte Verband. (S. 840.) — 20) En- 
gelmann, Dymal. (S. 840.) — 21) Leubuscher, Leukozon. (S. 840.) — 23) Salomon, Benegran. 
(S.841.) — 28) Hans, Gaserzeugende Verbandmittel. (S. 841.) 24) Störzer, 25) Blind, Pellidol. 
(S. 841.) 

26) Kraske, 27) Basl, 28) Glaß, 29) Landau, 80) Meyer, 31) Popper, Bauchwunden. (S. 842.) 
— 823) Kroher, 83) McWilliams, 84) Patry, 35) Näh, 36) Rivarola, 87) Ledderhose, Zur Appen- 
dicitisfrage. (5. 844.) — 88) Mayer, Adnexerkrankungen. (S. 846.) — 39) Einhorn, Magensyphilis. 
(S.847.) — 40) Tromp, Darmlipome. (8. 847.) — 41) Starkey, 42) Mixter, Ileus. (S. 848.) — 
48) Frank, Gallenblasenentzündung. (S. 848.) 





1) Schmidt. Eine eigenartige Knochenneubildung nach Schuß- 
verletzung. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 37. S. 1102.) 


Ein Soldat wurde durch einen kleinen Granatsplitter am linken Oberschenkel 
verwundet; es handelte sich bei ihm um einen Weichteildurchschuß der Streck- 
muskulatur des linken Oberschenkels. Das Röntgenbild zeigte weder eine Fraktur 
noch Usur des Femur. Der Verletzte konnte nach 14 Tagen entlassen werden; 
bald stellten sich jedoch Schmerzen beim Gehen ein. In der Nähe der Ausschuß- 
öffnung wurde eine Hervorragung fühlbar. Unter Chloräthyl wurde auf die 
Hervorragung eingeschnitten. Es zeigte sich ein bis unter die Haut ragender 
Fremdkörper, der knöcherner. Natur zu sein schien. Die Operation ergab eine 
Knochenspange, die vom Oberschenkelknochen bis zur Ausschußöffnung reichte. 
Die Verbindung mit dem Femur war bindegewebig. S. glaubt, daß es sich um 
eine Knochenneubildung handelt, die durch traumatischen Einfluß entstanden 
ist. Das Geschoß hat das Femur gestreift, dabei ein Stück Periost abgerissen 
und dem Periostläppchen seine eigene Richtung gegeben. 

Kolb (Schwenningen a. N.). 


834 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 47. 


2) Bruns (Hannover). Über die Indikationen zu den therapeu- 
tischen, speziell den chirurgischen Maßnahmen bei den Kriegs- 
verletzungen des Nervensystems und über die Prognose 
dieser Verletzungen an sich und nach den verschiedenen 
Eingriffen. (Berliner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 38.) 

Als besonderem Fachmann für das X. Armeekorps stand dem Verf. ein großes 
Material zur Verfügung. Bei den Verletzungen des Rückenmarkes und Gehirns 
läßt sich wegen ihrer Mannigfaltigkeit Therapie und Prognose oft nur von Fall 
zu Fall erledigen. Erwähnt sei, daß Operation bei den Fällen mit Bastian’schem 
Symptomenkomplex nicht prinzipiell verworfen wird. Die wegen aumabezeB 
Operierten sind fast immer genesen. 

Bei den Verletzungen der peripheren Nerven werden drei Gruppen unter- 
schieden: I) Es besteht eine Leitungsstörung auf dem ganzen Querschnitte des 
Nerven an der Stelle der Verletzung, und damit eine Lähmung aller derjenigen 
Muskeln, deren Nervenäste distal von der Verletzungsstelle ausgehen; die Sen- 
sibilität ist gestört, und die Muskeln zeigen komplette Entartungsreaktion. Da 
über die Art der Nervenschädigung keine Untersuchungsmethode genauen Auf- 
schluß geben kann, soll man diese Nervenverletzungen möglichst frühzeitig ope- 
rieren, sobald aseptisches Operieren möglich ist. Bei einer zweiten Gruppe sind 
nicht alle unterhalb der Verletzungsstelle austretenden Nerven gelähmt; es handelt 
sich um eine partielle Schädigung des Nervenquerschnittes. Auch hier zeigen 
die gelähmten Muskeln vollständige Entartungsreaktion. In diesen Fällen kann 
man mit der Operation länger warten. 

Liegt nur eine der Arten der partiellen Entartungsreaktionen vor, so kann 
man bei dieser Gruppe auf eine Operation verzichten; man kann vielmehr hoffen, 
daß diese Fälle schließlich von selbst vollständig ausheilen werden, 

Eine Indikation zum operativen Eingriff, speziell zur Neurolyse, bieten schließ- 
lich noch diejenigen Fälle, bei denen neben Lähmungen außerordentlich heftige 
und andauernde Schmerzen im Vordergrunde des Krankheitsbildes stehen. 

Glimm (Klütz). 


3) H. Luxembourg. Zur Frage der Nierenentkapselung bei Sub- 

limatvergiftung. (Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. CXXXIV.S.377.) 

L. berichtet über vier Fälle von schwerer Sublimatvergiftung, welche seiner- 
zeit in der Akademie für praktische Medizin in Köln durch weiland Geheimrat 
Bardenheuer mittels Nierenentkapselung behandelt worden sind. In den Fällen 
bestanden alle charakteristischen Symptome von der einfachen Stomatitis mit 
Speichelfluß bis zum heftigen unstillbaren Erbrechen, blutigen Diarrhöen und einer 
allen Kranken gemeinsamen teilweisen oder völligen Anurie. Der interessanteste 
Fall betrifft einen mit den Giftwirkungen des Sublimates bestens vertrauten 
Drogisten, welcher etwa 50 ccm Sublimat in 100 ccm Wasser aufgeschwemmt zu 
sich genommen hatte. Er zeigte nach 8 Tagen als Symptom einer weit vorge- 
schrittenen Intoxikation am ganzen Körper ein deutliches, an Roseola syphilitica 
erinnerndes Exanthem. Am 9. Tage wurde operiert, und zwar wurde, da Pat. 
anfangs stetig Schmerzen in der linken Nierengegend geklagt hatte, die linke 
Niere mit Simon’s Lendenschnitt freigelegt. Sie war fast auf das Dappelte 
vergrößert, dunkelblaurot verfärbt und leicht brüchig, so daß bei der Ablösung 
der Kapsel seichte Einrisse entstanden. Die Kapsel wurde bis zum Nierenhilus 
abgestreift, die Wunde mit Gaze gefüllt und bis auf die Öffnung für letztere genäht. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 47. 835 


Guter Verlauf, am 1. Tage nach der Operation 1100 ccm eiweißhaltiger Urin mit 
vielen Zylindern, aber blutfrei. Besserung des vorher geschwächten Sehver- 
mögens,. Am 2. Tage Urinmenge 1800 ccm, am 3. 4000, fast eiweißfrei. Das 
Exanthem, das wohl mit einem großen Schanker am Frenulum und Glans zu- 
sammenhing, schwand 12 Tage nach der Operation. Wundheilung nach Wunsch. 
Völlige Genesung. Die drei anderen Kranken starben, immerhin trat bei zwei 
von ihnen nach der Operation ebenfalls deutliche vermehrte Harnsekretion ein. 
Vor Bardenheuer hat nur Kümmell in einem Falle bei Nephritis, ver- 
ursacht durch eine chemische Vergiftung, eine Nierenentkapselung vorgenommen. 
Es wurde zwar nach voraufgegangener 4tägiger Anurie reichliche Harnentleerung 
erzielt, der tödliche Ausgang jedoch nicht abgewendet. Ähnlich war der Verlauf 
in drei von L. in kurzen Krankengeschichten mitgeteilten Fällen, welche Tisse- 
rand-Besancon wegen Anurie nach Quecksilbervergiftung operiert hat. 
Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


4) J. H. Anderson. Successfull treatment of a bichloride poison- 
ing case by hydraulic irrigation through coecostomy ope- 
ration. (Surgery, gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr.3. 1915. März.) 

Die Frage über Zweckmäßigkeit der Nierenenthülsung bei Anurie infolge 

Sublimatverletzung ist noch nicht gelöst. Sicherlich ist die Anurie nicht die 

einzigste Todesursache, insofern trotz einer mehrere Tage anhaltenden Anurie 

Heilung erfolgen kann. In einem Fall von Sublimatvergiftung bei einer 19jährigen 

legte A. am Vergiftungstage eine Blinddarmfistel an mit Einnähung eines Mast- 

darmschlauches. Von diesem aus nahm er, nach Einführung eines Schlauches 
in den Mastdarm zur Ableitung, eine ständige Durchspülung des Dickdarms vor. 

Dabei konnte er die auffallende Bemerkung machen, daß die Nieren gut absonderten 

solange der Dickdarm unter Druck gefüllt war, und daß mit Aufhören der Dick- 

darmfüllung auch die Harnabsonderung versiegte. Vor der Operation hatte voll- 
kommene Anurie bestanden. Im Harn war kein Hg nachzuweisen, nur Spuren 
von Eiweiß, Epithelzellen, rote und weiße Blutkörperchen. Im Kot konnte da- 
gegen Hg öfters nachgewiesen werden. Nach 5 Tagen hob sich der Puls. Nach 
einem Monat konnte die Blinddarmfistel geschlossen werden. Der Kranke genas 
trotz einer Otitis media. Auffallend war die günstige Beeinflussung einer vorher 
schon vorhandenen tuberkulösen Erkrankung des Hüft- und Kniegelenks. 
Wegen der häufigen Beteiligung des unteren Dünndarmabschnittes an der 
merkuriellen Entzündung wird A. im Wiederholungsfalle die Darmfistel vielleicht 

im coecalen Blinddarmteil anlegen. Nierenenthülsung rät er an, wenn Anurie 

3—4 Tage bestanden hat. Zur intravenösen Infusion sollte man keine Kochsalz- 

lösung verwenden, da sie die Löslichkeit des Quecksilbers erhöht, vielmehr 20% ige 

Dextrose- und Glykoselösung. Der Magen Kann bald ausgespült werden. Innerlich 

ist Paraffinöl zu empfehlen. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


5) Most (Breslau). Zur Frage der rezidivierenden und „ruhenden“ 
Infektion bei Kriegsverletzungen. (Münchener med. Wochenschrift 
1915. Nr. 34. Feldärztl. Beil. 34.) 

M. teilt einige Fälle von schwerer Artilleriegeschoßverletzung mit, in denen 
nach Ablauf der ursprünglichen Infektion und schließlichem vollständigen » Ruhen« 
derselben sie nach geringem äußeren Anlaß oder auch ohne solchen in stürmischer 
Weise, meist unter septischen, lebensbedrohlichen Erscheinungen aufflackerte. 
Die Fälle betrafen nicht nur die Knochen der Extremitäten, sondern auch die 


47° 


836 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 47. 


des Schädels (plötzlich nach glattem Wundverlauf in der 4. bzw. 11. Woche 
Meningitis) und werden in ähnlicher oder minder schwerer Art sicherlich auch 
von anderen Kriegschirurgen beobachtet worden sein. Ref. hat solches Auf- 
flackern »ruhender Infektion« bei mediko-mechanischer Behandlung Kriegs- 
verletzter mehrfach gesehen. (Wird doch auch immer wieder, um dieses Auf- 
flackern zu verhindern, mit vollem Recht gewarnt, zu frühzeitig Operationen 
an Nerven, plastische Eingriffe am Knochen, Deckung von Schädeldefekten usw. 
nach Kriegsverwundungen vorzunehmen. Ref.) M. hält deshalb eine sorgfäl- 
tige Kontrolle der Nachbehandlung schwerer und schwer infizierter Verletzungen, 
lange Hinausschiebung des Transports, besonders bei Kopfschüssen, für dringend 
notwendig; die Fälle sollen tunlichst in der Hand desjenigen Chirurgen bleiben, 
der sie von vornherein behandelt hat und somit genau kennnt. 
Kramer (Glogau). 


6) Sehrt (Freiburg i. Br.) Die Stauungsbehandlung schwerer 
Granat- und Schrapnellverletzungen, (Münchener med. Wochen- 
schrift 1915. Nr. 37. Feldärztl. Beil. 37.) 

Die Staubinde wurde im Durchschnitt 6—7, zuweilen auch bis 12 Tage liegen 
gelassen, wodurch es zu ganz außerordentlichen Schwellungen kam, die Wunde 
ohne Entfernung der Splitter, ohne Bespülung und Reinigung der Umgebung nur 
mit steriler Gaze bedeckt und locker verbunden, der Verband erst nach 10 bis 
14 Tagen gewechselt, obwohl hin und wieder in ihn Maden usw. eingedrungen 
waren! Das anfangs bei schweren Granatverletzungen bestehende hohe Fieber 
fiel langsam, aber von Tag zu Tag bis zur Norm, die Schmerzen hörten nach An- 
legung der Binde rasch auf, es trat ein gewaltiger Sekretfluß aus der Wunde ein, 
deren Umgebung nach Abnahme der Binde kein Ödem zeigte. S. hatte den Ein- 
druck, daß durch die Stauungsbehandlung die Allgemeinbeteiligung des Organismus 
an der Infektion weit sicherer verhindert wird, wie durch jede andere Behandlungs- 
methode. Besonders wirksam erschien sie für die allererste Zeit nach den Ver- 
letzungen, bis der Organismus Zeit gewann, die Wunde durch einen genügenden 
Granulationswall abzugrenzen. Auffallend waren die Erfolge der Dauerstauung 
bei den Schußverletzungen der großen Gelenke, selbst wenn schon eitrige Ent- 
zündung aufgetreten war, besonders auch in bezug auf Erhaltung der Funktion. 
Auch bei schweren gasphlegmonösen Prozessen schien sie diese zu begrenzen und 
sogar manchmal zum Stillstand zu bringen. (Den Wert der Stauungsbehandlung 
bei schweren Schußverletzungen haben gewiß zahlreiche Chirurgen in gleicher 
Weise zu erkennen Gelegenheit gehabt. Aber sie werden wohl nicht, wie S. »um 
jeden Reiz zu vermeiden«, die Verbände so lange liegen lassen, bis — doch gewiß 
nicht ganz gleichgültige — Fliegen und Maden hineinkrochen. Auch ein Ver- 
bandwechsel läßt sich ohne Wundreizung vollziehen, Ref.) 

Kramer (Glogau). 


7) W. Heubner. Über Vergiftung durch kohlenoxydhaltige Ex- 
plosionsgase aus Geschossen. (Münchener med. Wochenschrift 
1915. Nr. 32. Feldärztl. Beil. 32.) 

H. hält es für kaum denkbar, daß Kohlenoxydvergiftung durch krepierende 
Geschosse auf freiem Felde eintreten könne, da die ungeheuere Luftwirbelbe- 
wegung die Gase vertreibt und besonders in die Höhe hinausschleudert; dagegen 
sei sie in Unterständen, in den Winkeln enger Laufgräben nicht unmöglich. 

Kramer (Glogau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 47. 837 


8) F. Franke (Braunschweig). Zur Behandlung der Pyocyaneus- 
infektion. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 30.) 

F. rühmt als unfehlbar und rasch wirkendes Mittel gegen den blauen Eiter 
das Airol in einer Aufschwemmung mit einer Salveollösung oder abgekochtem, mit 
etwas Glyzerin vermischtem Wasser usw. Der Brei wird auf das erkrankte Gebiet 
in alle Buchten und Höhlen gebracht. (Ref. kann diese gute Wirkung des Airols 
bestätigen; er pinselt außerdem auf die umgebende Haut Tct. jodi auf. v.Mi- 
kulicz hatte, wie Neisser in einigen Zeilen in der Münchener med. Wochenschrift 
mitteilt, die 10% ige Protargolsalbe bewährt gefunden.) 

Kramer (Glogau). 





9) Fessler. Die Gasphlegmone. (Münchener med. Wochenschrift 1915. 

Nr. 30. Feldärztl. Beil. 30.) 

Die Fälle von Gasphlegmone erfordern eine sehr sorgfältige, jede Stunde 
wiederholte Beobachtung, damit rechtzeitig, wenn ausgedehnte Spaltungen nicht 
rasche Besserung bringen, die Amputation oder Exartikulation ausgeführt werden 
kann, bevor die Herzkraft, Diurese und Nahrungsaufnahme sinken. Tägliche 
subkutane Kochsalzinfusionen, Koffein, Kampfer sind reichlich anzuwenden. 
Gerade die schwersten Fälle können ohne Fieber, ohne Benommenheit verlaufen; 
blaßgelbes Aussehen, frequenter Puls, beginnende gastrische und bronchitische 
Erscheinungen sind bedrohliche Symptome. Sehr recht hat F., wenn er sagt: 
»Die bisherige Lehre, Schußwunden nicht zu berühren, nicht zu spalten, nur 
trocken steril zu bedecken, vielleicht durch Heftpflaster-Harzverbände gar abzu- 
schließen, hat für diesen langdauernden Krieg mit Verschmutzung der Haut, 
Einschüssen verschmutzter Kleiderfetzen keine Geltung mehr.« F. läßt bei jedem 
Durchschuß, bei Querschlägereinschuß und Granatsteckschuß täglich auf Sekret 
und Gasblasen genau und wiederholt nachsehen und spaltet sofort breit und tief 
bei den geringsten verdächtigen Anzeichen, dadurch konnte er jetzt alle Gas- 
phlegmonen im Beginn begrenzen. Kramer (Glogau). 


10) Sackur. Die Gasphlegmone bei Kriegsverwundeten. (Med. 
Klinik 1915. Nr. 37 u. 38.) 

Die Arbeit gibt eine ausführliche und gute Übersicht über die Pathologie 
und Klinik der Gasphlegmone; auch eigene Erfahrungen werden verwertet, 
da der Verf. seit vielen Monaten in einem großen Etappenlazarett des west- 
lichen Kriegsschauplatzes chirurgisch tätig ist und hier dauernd Gasphlegmonen 
in Behandlung gehabt hat. Bezüglich der Ätiologie ist zu erwähnen, daß die 
Zunahme der Gasphlegmone in Regenperioden lediglich der größeren Beschmut- 
zung der Wunden durch reichlicheres Festhaften der feuchten Erde an den Klei- 
dern der Soldaten zuzuschreiben ist. Hierzu stimmt auch die Tatsache, daß die 
unteren Extremitäten weitaus häufiger befallen sind, da ihre Bekleidung natur- 
gemäß intensiver mit Erde verunreinigt ist als die des übrigen Körpers; im Ge- 
sicht und am Kopfe dagegen kommt Gasphlegmone nur ganz ausnahmsweise vor. 
Über den Zusammenhang der Gasphlegmone mit der Thrombosierung der Blut- 
gefäße bedarf es noch weiterer Untersuchungen, Störungen der Zirkulation 
disponieren jedenfalls zum Ausbruche dieser Wundinfektion. Die Diagnose ist 
bei typischen Fällen nicht schwer, in allen zweifelhaften Fällen gibt es ein 
verläßliches Mittel, nämlich die Anfertigung von Röntgenphotogrammen. Das 
Vordringen des lokalen Prozesses in distaler, zentrifugaler Richtung ist auffallend 


838 . Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 47. 
3 

und überraschend, erklärt sich vielleicht aus der Tatsache, daß die Behinderung 
der Zirkulation in dem peripher von der Wunde gelegenen Gliederabschnitt größer 
ist als im zentralwärts gelegenen. Bei der Prognose spielt die Körperregion 
keine unwesentliche Rolle. Besonders von den Fällen, in denen die Gesäßgegend 
befallen war, verlor S. einen großen Teil durch den Tod. Die Therapie ist die 
übliche: große entspannende Inzisionen, wenn nötig Amputationen. Die Anwen- 
dung der Bier’schen Stauung bei Gasphlegmone der Extremitäten hält S. für 
nicht ungefährlich, also nicht für erlaubt. ` B. Valentin (Berlin). 


11) Marwedel und Wehrsig. Über Gasbrand durch anaerobe 
Streptokokken. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 30. Feld- 
ärztl. Beil. 30.) 

In dem ersten der mitgeteilten zwei Fälle handelte es sich um eine Misch- 
infektion, die auch klinisch als solche sich kundgab: zuerst Eiterung, dann erst 
5 Tage nach der Verletzung erysipelatöse Röte und Gasbrand; aus dem bei der 
Operation steril entnommenen Wundsekret gingen in den aeroben Nährböden 
Pyocyaneus an, die anaeroben Kulturen ergaben grampositive Streptokokken 
in langen Ketten. In zwei Fällen lag eine ganz reine anaerobe Streptokokken- 
infektion, ein reiner Gasbrand ohne jegliche Eiterung vor, aber auch hier mit 
erysipelähnlicher Rötung der Haut einhergehend. Kramer (Glogau). 


12) J. Dubs (Winterthur). Zur Serumprophylaxis bei Tetanus 
traumaticus. (Korrespondenzbl. f. Schweizer Ärzte 1915. Nr. 20.) 
17jähriger Junge mit offenem Vorderarmbruch erhält 1 und 12 Stunden 

nach dem Unfall je 25 I.-E. Tetanusserum. Wegen Gasphlegmone (bakterio- 

logisch: Bakt. phlegmon. emphysemat. Fraenkel) wird nach 21/, Tagen der Arm 
amputiert. Langsame, vollständige Heilung; nur die Schwellung der Axillar- 
drüsen bleibt über 2 Wochen bestehen. Aus vollem Wohlbefinden nach 5 Wochen 

Auftreten eines schwersten Tetanus, dem Pat. trotz sofortiger Injektion von 

60 1.-E. Serum erliegt. 

Also: schwerster Tetanus trotz zweimaliger ganz frühzeitiger Präventiv- 
injektion von Serum und trotz frühzeitiger Elimination des lokalen Infektions- 
herdes durch Amputation. D. nimmt an, daß in der Ätiologie die lange ver- 
größerten Lymphdrüsen eine Rolle spielten, ebenso das gleichzeitige Vorhanden- 
sein des Bakterium der Gasphlegmone. Er fordert: 

Die prophylaktische Seruminjektion muß während eines Zeitraumes von bis 
zu 5 Wochen in kürzeren Intervallen (7—12 Tage) wiederholt werden. Die 
Menge des Serum ist höher als bisher üblich anzusetzen. Erst wenn auch bei 
strikter Erfüllung dieser Forderung noch Mißerfolge auftreten, darf endgültig die 
Wertlosigkeit der Serumprophylaxe als erwiesen gelten. 

Bei der Lokalbehandlung dürfen die regionären Lymphdrüsen nicht außer 
acht gelassen werden. A. Wettstein (St. Gallen). 


13) Fr. Hercher (Ahlen i. Westf). Anwendung von intravenösen 
Äther-Kochsalzinfusionen bei Tetanus. (Münchener med. Wochen- 
schrift 1915. Nr. 33. Feldärzti. Beil. 33.) 

Die ersten Erscheinungen des Tetanus waren in dem Falle 14 Tage nach der 

Verwundung aufgetreten und hatten trotz Antitoxin und Magnesiumsulfat, 

sowie Morphin immer mehr zugenommen, bis schließlich am 6. Tage Besserung, 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 47. 839 


4 Tage später ein schwerer Rückfall erfolgte. Jetzt wandte H. intravenös Äther- 
Kochsalz (15 ccm Äther in 750 ccm physiol. Kochsalzlösung) an; Pat. schlief 
danach sehr gut, die Krampfanfälle blieben fort, aber die allgemeine Starre be- 
stand weiter. Nach mehrmaliger Wiederholung der Infusion traten zwar immer 
wieder noch Zuckungen auf, machte sich aber eine zunehmende Besserung be- 
merkbar, der schließlich Heilung folgte. 

H. glaubt, den günstigen Erfolg auf die Äther-Kochsalzinfusionen zurück- 
führen zu dürfen und nimmt als möglich an, daß der Äther zum Lezithin der 
Nerven und des Zentralnervensystems gelangte und dort Umstimmungen in der 
Verkettung des ätherlöslichen Lezithins mit dem Tetanusgifte herbeiführte, so daß 
dieses aus dem Körper wieder ausgeschieden werden konnte. 

Kramer (Glogau). 


14) A. Häberlin. Jodtinktur und Tetanus. (Korrespondenzblatt f. 
Schweizer Ärzte 1915. Nr. 32.) | 
Viele Tausende von schwersten Wunden, die sich Kamerunneger mit dem 
erdbeschmutzten Buschmesser beibrachten, behandelte H. ausgiebig mehrmals 
mit Jodtinktur. Dieser primären Tiefendesinfektion schreibt er es zu, daß er nie 
Tetanus oder Gasphlegmone beobachtete. Darum: Mit der Jodtinktur an die Front! 
Wettstein (St. Gallen). 


15) Adolf Oswald (Zürich). Die Gefahren der Jodbehandlung. 
(Korrespondenzbl. f. Schweizer Ärzte 1915. Nr. 21.) 

O. weist auf Grund von acht eigenen, ausführlich wiedergegebenen Beob- 
achtungen auf die Gefahren der Jodbehandlung, insbesondere des Kropfes hin. 
Alle Patt. wiesen nervöse Symptome auf: Nervosität, motorische Unruhe, Auf- 
geregtheit, gemütliche Depression, Agrypnie, Tachykardie, Herzklopfen, Schwitzen, 
hochgradige Abmagerung und Kräfteverfall. Stets Heilung, doch erst nach 
5-6 Monaten. Unter der Jodbehandlung war der Halsumfang bei allen zurück- 
gegangen. — Die Dosierung ist für die Auslösung der Symptome an sich irrelevant. 
Das Wesen der Krankheit besteht in Hyperthyreoidismus. Er tritt nach Jod- 
gebrauch auf bei Leuten mit geschädigtem Nervensystem, es ist eine Intoxi- 
kationsneurose, nahe verwandt dem echten Basedow. 

Jodanwendung in Kropfgegenden bedarf besonderer Vorsicht, namentlich in 
der Kropftherapie selbst. Große Dosen sind da auch nicht notwendig. O. emp- 
fiehlt Natr. jodat. 0,15 : 200,0 Wasser, täglich morgens 15 ccm. Eine Präventiv- 
behandlung des Kropfes mit Jod ist zu verwerfen. 

A. Wettstein (St. Gallen). 


16) Alfred Weinberger. Jodoformersatz. (Wiener med. Wochenschrift 
1915. Nr. 36.) 


Die Verwendung von Jodoform hat manche Nachteile und Unannehmlich- 
keiten. Novojodin gibt Jod direkt in das Gewebe ab; Sozojodolnatrium verhindert 
durch die Anwesenheit von Jod die Zersetzung organischer Substanzen in Körper- 
höhlen. Beide Präparate ersetzen in ihrem Indikationsgebiet das Jodoform, 
sind angenehmer und nicht teurer als dieses. Thom (z. Zt. im Felde). 


4 


840 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 47. 


17) Chr. Duschkow-Kessiakoff (Sofia). Pix liquida zur Behand- 
~ lung infizierter Wunden. (Münchener med. Wochenschrift 1915. 
Nr. 31.) 

Die Pix liquida wird in alle Buchten der Wunde gegossen, auf diese dann 
Gaze gelegt; selbst bei Gehirnverletzungen wird so verfahren, für solche die Pix 
liquida geradezu als spezifisches Mittel bei Verunreinigungen gepriesen. Sie ent- 
zieht angeblich den Bakterien den ihnen günstigen Nährboden, tötet sie ab, ver- 
meidet häufigen Verbandwechsel, reizt nicht die Haut und die Nieren. 

Kramer (Glogau). 


18) H. Friedenthal (Nikolassee). Über Steigerung der Desinfek- 
tionskraft bei Abnahme der Giftigkeit in der Karbolreihe. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 39.) 

Sagrotan und Grotan sind zwei neuere Desinfektionsmittel, die von der Firma 
Schülke & Mayr in Hamburg eingeführt werden. Sagrotan ist eine Flüssig- 
keit; Grotan wird in Tablettenform geliefert. Beide Mittel haben sich im Menschen- 
und Tierversuch als sehr wenig giftig und doch als sehr stark desinfektionskräftig 
erwiesen. Für die äußere Anwendung, für die Sterilisierung von Instrumenten, 
nassen Verbänden und Tüchern haben sich Sagrotan und Grotan als gleich wirksam 
gezeigt. Man muß daher beide Mittel als sehr wertvolle und brauchbare Anti- 


septika bezeichnen. Auch dem Ref. hat sich Grotan recht gut bewährt. 
Glimm (Klütz). 


19) Langemak re Der feuchte Verband. (Münchener med. 
. Wochenschrift 1915. Nr. 31. Feldärztl. Beil. 31.) 

Die Wirkung des feuchten Verbandes darf sich nur auf die Wunde selbst 
geltend machen, nicht die weitere Umgebung treffen, die L. mit Paraffin. liq. oder 
Salbe schützt; der Verband darf nicht länger als 24 Stunden liegen und muß vor 
Verschiebung durch über den undurchlässigen Stoff und die Watte gelegte Pflaster- 
streifen gesichert sein. L. verwendet ihn nur selten und anstatt seiner Paraffin. 
liq., das entweder in die Wunde gegossen oder in damit getränkten Mullstreifen 
in sie eingeführt wird; unter diesem Mittel reinigen sich Wunden schneller als 
unter feuchten Verbänden, die L. aber in oben angegebener Form für geeignete 
Fälle empfiehlt. Kramer (Glogau). 


20) A. Engelmann (Berlin-Bethanien). Über Dymal. (Münchener 

med. Wochenschrift 1915. Nr. 30.) | 

Das von der chemischen Fabrik Zimmer in Frankfurt a. M. hergestellte 
Wundpulver Dymal haftet an den Geweben sehr fest, besitzt stark austrocknende 
Eigenschaften, übt einen mäßigen Reiz zur Granulationsbildung aus und führt 
rasche Epithelisierung herbei. Außer bei Kriegsverwundungen hat es sich E: 
bei nässenden Hautekzemen, Verbrennungen, Intertrigo bewährt. Das Pulver 
ist geruchlos und von weißer Farbe. | Kramer (Glogau). 


21) Leubuscher (Berlin). Über auffallend beschleunigte Wund- 
‚heilung mit einem neuen Wundstreupulver. (Münchener med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 36. Feldärztl. Beil. 36.) 
L. hat bei Anwendung des Leukozons (Mischung von gleichen Teilen unlös- 
lichen Kalziumperborats und Talkum), das reichlich Sauerstoff abgibt, eine auf- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 47. 841 


fallend schnelle Wundheilung gesehen und damit Anker’s gleichartige Angaben 
bestätigen können. Kramer 


22) Salomon. Die neue Wundbehandlung mit Benegran. daai 
Mariannenufer 2, Berlin.) (Berliner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 36.) 
»Benegran« ist seiner Zusammensetzung nach eine Verbindung, be- 

stehend aus 97% Kohlenwasserstoffen (Paraffin, Ceraten, Vaselin), mit nie- 

drigem Schmelzpunkt und einem Zusatz von Kautschukharz, das vorher in 

Äther oder Toluol gelöst wird. 3% bleiben für Zusätze, die verschieden ge- 

wählt werden können, entsprechend dem gewünschten Zwecke; so gibt man Der- 

matol, Resorcin für Wundverbände hinzu. Das Benegran wird auf 90° erwärmt 
und bei dieser Temperatur angewendet. Bei Sehnenscheiden- und Gelenkentzün- 
dungen, entzündeten Krampfadern, Furunkeln und Karbunkeln hat es sich sehr 
bewährt. Aber auch bei Schußverletzungen und anderen Wunden soll es schnelle 

. Heilung und gute Narbenbildung bewirken. Die Anwendung ist einfach und billig. 

Zahlreiche Abbildungen von Wunden sollen die schnelle Heilung mit schöner 

Narbenbildung beweisen. , Glim m (Klütz). 


23) H. Hans. Über die Verwendung gaserzeugender Mittel in 
Wundkanälen und engen Körperhöhlen. (Münchener med.Wochen- 
schrift 1915. Nr. 30. Feldärztl. Beil. 30.) 

H. beobachtete in zwei Fällen von Einbringen von H,O,, einmal in den Gehör- 
gang, im anderen Falle in einen appendicitischen Fistelgang das plötzliche Auf- 
treten heftiger Schmerzen, die er auf die »explosionsartige Wirkung der Schaum- 
masse« zurückführt. Er glaubt, daß hierdurch neue Buchten, Taschen, und so 
neue Infektionen entstehen können, besonders wenn die äußere Fistelöffnung 
zusammengedrückt wird. Kramer (Glogau). 


24) Störzer. Über einen Fall von Ekzem nach Anwendung von 
Pellidolsalbe. (mänchenenn med. Wochenschrift 1915. Nr. 37. Feldärztl. 
Beil. 37.) | 
Das zweifellos von der Pellidolsalbe verursachte Ekzem Gegi mit starkem 

Juckreiz in der Umgebung der Wunde, die Rötung, Schwellung und Papelbildung 

zeigte, und verbreitete sich am ganzen Körper, nur das Gesicht freilassend. 

Ara mer (Glogau). 


25) Blind Be i. E.). Kriegschirurgische Eilahrungen mit 
Pellidol. (Münch. med. Wochenschr. 1915. Nr. 36. Feldärztl. Beil. 36.)- 
B. bestätigt die mit der 2%,igen Pellidolsalbe jetzt vielfach gemachten sehr 
günstigen Erfahrungen und gibt dafür einige Belege; er rühmt die Abkürzung des 
Heilungsverlaufs selbst großer und stark verunreinigter Wundflächen, die Bildung 
verhältnismäßig derber Decken, die Ermöglichung frühzeitigen Beginns mediko- 
mechanischer Behandlung infolge der rasch eintretenden Vernarbung der Wunden. 
(Ref. hat öfters graugelbliche Beläge auf den mit Pellidolsalbe bedeckten, granu- 
lierenden Wunden beobachtet, ohne daß diese dadurch in der Heilung beein- 
trächtigt wurden.) Kramer (Glogau). 


842 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 47. 


26) Kraske. Über Bauchschußverletzungen. Ein kriegschirur- 
gischer Brief. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 39.. Feldärztl. 
Beil. 39.) 


K. berichtet über die in den letzten 6 Wochen von ihm selbst gesehenen und 
behandelten Bauchschüsse, deren Träger meist erst 10—24 und mehr Stunden 
nach der Verwundung dem sehr gut eingerichteten (s. K.’s frühere diesbezügliche 
Abhandlung, ref. in diesem Ztribl. 1915, Nr. 22) Lazarett zugebracht wurden; 
nur einmal konnte K. schon nach 6 Stunden operieren. Von den Eingelieferten 
kamen 5 sterbend an, von den übrigen 73 hatten 19 nur Bauchdeckenverletzungen, 
3 extraperitoneale Mastdarmverletzungen (2 7), 4 mit Blasenzerreißung einher- 
gehende (2), 8 Verletzungen der großen drüsigen Organe des Leibes (5 }), die 
übrigen solche des Magen-Darmkanals, denen K. eingehende Besprechung widmet. 
In keinem dieser letzteren 39 Fälle fanden sich bei der Operation die Verletzungen 
von solcher Beschaffenheit, daß eine Spontanheilung möglich erschienen wäre 
(11 der Verwundeten waren durch Handfeuerwaffen, 1 durch eine Schrapnellkugel 
und 27 durch Sprengstücke getroffen). Die von anderen behaupteten Spontan- 
heilungen werden von K. dahin erklärt, daß es sich in solchen Fällen um eine 
bloße Quetschung der Darmwand mit späterer Perforation nach bereits einge- 
tretener umschriebener Peritonitis gehandelt habe; aber dies sind große Aus- 
nahmen. — Bei der Eröffnung des Leibes machte K. meist große Schnitte, um 
die ganze Bauchhöhle absuchen zu können, bei ausgedehnter und unregelmäßiger 
Quetschung und Zerreißung des Darmes die Resektion (4mal); bei 2 in schlechtem 
Allgemeinzustande befindlichen Verwundeten mußte er sich mit der Heraus- 
lagerung der stark zerfetzten Darmschlingen behelfen, bei einem den weit auf- 
gerissenen Blinddarm in die Bauchdeckenwunde einnähen. Zur Reinigung der 
meist durch Darminhalt verunreinigten Bauchhöhle nahm K. ausgiebige Spülungen 
vor; meist wurde sie mit Gazestreifen und Röhren drainiert. Das Ergebnis war 
in Anbetracht dessen, daß in der Mehrzahl der Fälle erst spät operiert werden 
konnte, ein sehr günstiges: 19 Todesfälle, 20 Heilungen. Von ersteren betrafen 
die meisten Verletzungen des Dünndarms mit sehr zahlreichen Durchbohrungen 
und Zerreißungen und bereits fortgeschrittener Peritonitis, von den von Heilung 
gefolgten Fällen 7 innerhalb der ersten, 11 innerhalb der zweiten. 12 Stunden 
operierte. 

K. hat somit volle Berechtigung, die Operation bei Bauchschüssen zu emp- 
fehlen; aber er verkennt nicht die großen Schwierigkeiten, die bei der Durch- 
führung dieser operativen Behandlung im Bewegungskriege des östlichen Kriegs- 
schauplatzes zu überwinden sind. Kramer (Glogau). 


i 


27) Basl. Kasuistischer Beitrag zur operativen Behandlung der 

 Bauchschüsse im Kriege. (Münchener med. Wochenschrift 1915. 

Nr. 37. Feldärztl. Beil. 37.) 

Der mehrfach verletzte Soldat kam 18 Stunden nach der Verwundung im 
Kriegslazarett an und zeigte neben brettharter Spannung der Bauchdecken auch 
alle anderen Erscheinungen einer Bauchfellentzündung infolge Darmverletzung. 
Bei Eröffnung des Leibes fanden sich vier Darmperforationen und trübseröse 
Flüssigkeit mit etwas Kot vermengt; Naht der Löcher usw. Allmähliche Besse- 
rung .und schließlich Heilung. — Also ein guter Erfolg auch nach Spätoperation. 

Kramer (Glogau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 47. 843 


28) Ernst Glaß. Krankengeschichte meines Bauchschusses. (Dtsch. 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 35. $. 1042.) 


G. wurde am 29. April 1915 als Truppenarzt bei einem bayerischen Infanterie- 
regiment dicht beim Truppenverbandplatz durch Bauchschuß verwundet. Er 
bekam sofort Morphium und wurde 1!/, Stunde bergabwärts getragen. Hier 
verblieb er 5 Tage, wurde dann in das nächste Feldlazarett gebracht und 2 Tage 
später nach C. in Schlesien. Am 23. Mai stand er zum ersten Male auf. Die Dämp- 
fung im Leibe war verschwunden. Am 21. Krankheitstage trat ein interessantes 
Symptom auf. G. bekam Schmerzen in der linken Schulter ziehender Art, bald 
am Proc. coracoides, dann mehr in der Gegend des Schulterblattes. Diese neural- 
gischen Schmerzen konnten nur vom Zwerchfell ausgehen. Eine Röntgenauf- 
nahme bestätigte dies auch. Am 8. Juni wurde mit Resektion von 8cm der 
XI. Rippe das Geschoß, das in der Zwerchfellmuskulatur steckte, entfernt. Die 
Heilung erfolgte per primam bis auf die Tamponstelle. Der Tampon konnte am 
6. Tage entfernt werden. Am 8. Tage war G. außer Bett, und am 9. August wurde 
er wieder felddienstfähig. Kolb (Schwenningen a.N.). 


29) Landau (Berlin). Kurze Mitteilung über einen Fall von Schuß- 

verletzung der Leber. (Zeitschrift für ärztl. Fortbildung 1915. Nr. 16.) 

29jähriger Soldat, 3 Wochen nach der Verletzung rapide Abmagerung und 
starker Meteorismus. 21/, Wochen später Fluktuation und Dämpfung in den 
abhängigen Teilen rechts. Punktion negativ; Laparotomie: 2!/, Liter reiner 
Galle aus der Leber, Peritoneum frei von Entzündung, auf Leber und Dünndarm 
gelatinöse Beschläge. Ausgang in Heilung. Der Zustand erklärt sich als eine 
Intoxikation. Die Krankheit benennt Vortr. Cholaskon, Gallenabsonderung. Man 
soll nicht punktieren, sondern laparotomieren. Bei Gallenerguß aus einer Leber- 
schußwunde soll man die Wunde nicht vorzeitig zur Heilung zu bringen versuchen. 
Drainage der Bauchwunde ist nur bei gleichzeitiger Infektion nötig. 

Thom (z. Z. im Felde). 


30) .A. W. Meyer (Heidelberg). Die Behandlung der Bauchschuß- 
verletzungen im Felde. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 34. 
Feldärztl. Beil. 34.) 


M., der schon auf Grund seiner Erfahrungen im Balkankriege AANDE der 
operativen Behandlung Bauchschußverletzter war, tritt dafür auch jetzt, wenig- 
stens für die Fälle schwerer Blutung, für die aus Entfernung von 400 m Verletzten 
und für die von unstillbarem Erbrechen gefolgten Bauchschüsse ein, gibt aller- 
dings zu, daß im Bewegungskriege wegen der Fülle der Arbeit und Länge des 
Transportes die Laparotomie nur selten möglich ist. Bei Verletzungen aus weiter 
Ferne — die Verwundeten wissen meist genau, aus welcher Entfernung sie den 
Schuß erhielten — kann konservative Behandlung manchmal ausreichen, besonders 
wenn die Bauchverletzung tangential ist, vermutlich also zu wenigen Perforationen, 
über die sich Netz lagert, geführt hat; in allen übrigen Fällen ist M. auch hier 
für operatives Eingreifen. Bei Steckschüssen im Bauch (Röntgenbild) soll ein 
Probeschnitt nach Röntgenaufnahmen gemacht werden, um festzustellen, ob es 
sich nur um Bauchwandschuß oder innere Verletzung handelt. 

Kramer (Glogau). 


844 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 47. 


31) Hugo Popper. Die Diagnose der Darmperforation mit Hilfe 
der Röntgendurchleuchtung. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. 
Nr. 35. S. 1034 — 1036.) | 
Die Diagnose der Magen- und Darmerkrankungen durch Röntgenstrahlen 
hat seit der Einführung der Wismutmahlzeiten einen ungeheuren Aufschwung 
genommen. Die Ergebnisse der Diaskopie waren für die übrigen Baucheingeweide 
weniger befriedigend. Durch Einführung von Gas in den Dickdarm oder in die 
freie Bauchhöhle gelingt es, die Konturen von Leber und Milz deutlich zu machen. 
Dieses Verfahren wurde erst in letzter Zeit ersonnen. Das Gas sammelt sich nach 
seiner Einführung bei aufrechter Haltung des Pat. an der höchsten Stelle des 
Bauchraumes, unter der Zwerchfellkuppel, an, drängt Leber und Milz von ihr 
ab und bildet eine ungemein charakteristische, klare, sichelförmige Aufhellungs- 
zone. Bei allen Erkrankungen, bei welchen sich Gas in größerer Menge im Bauch- 
raum ansammelt, findet sich dieses Phänomen öfters und ist ein Frühsymptom 
der Perforationen. P. beschreibt uns einen so beobachteten Fall. Eine prägnante 
Erscheinung ist die große Gas- und Flüssigkeitsansammlung und die beim Schütteln 
auftretende lebhafte Wellenbewegung. Außer nach Perforationen von Magen-, 
Duodenal- und Darmgeschwüren kann man das gelegentliche Vorkommen des 
beschriebenen Phänomens nach Verletzungen des Darmes sowie nach der per- 
forativen Appendicitis erwarten; immer als Frühsymptom. Da, je früher die 
Operation erfolgt, die Heilaussichten desto günstiger sind, soll man in jedem 
zweifelhaften Falle auf das beschriebene Symptom fahnden. 
Kolb (Schwenningen a.N.). 


32) Karl Kroher. Beiträge zur Frage der Drainage bei Perito- 
nitisnach Appendicitis. (DeutscheZeitschriftfürChirurgieBd.CXXXIV. 
S. 297.) 

Die Mitteilung, aus der Leipziger Klinik (Payr) hervorgegangen, ist im Aus- 
zug entnommen aus einer von der medizinischen Fakultät im Herbst 1913 mit 
dem ersten Preis bewerteten Arbeit, also über ihre Tüchtigkeit bestens gekenn- 
zeichnet. An Fleiß und Gründlichkeit mangelt es ihr jedenfalls nicht — K. hat 
erstlich die einschlägige Literatur gesammelt und in interessanter Weise zusammen- 
fassend besprochen, zweitens das einschlägige Beobachtungsmaterial der Leip- 
ziger Klinik, 11 000 (!) Krankengeschichten durchgesehen und statistisch geprüft, 
endlich auch Versuche gemacht, die Frage der Drainage bei Peritonitis durch Tier- 
experimente an Kaninchen zu lösen. Leider entspricht dieser großen Mühe- 
waltung das erzielte Ergebnis nicht. Gänzlich fruchtlos waren die experimentellen 
Unternehmungen, da es sich als völlig unmöglich erwies, Kaninchen auf irgendeine 
Art künstlich eine diffuse eitrige Peritonitis beizubringen. Als Ergebnis der 
Durchmusterung und Prüfung des Leipziger Krankengeschichtsmaterials aber 
bezeichnet K., daß er hieraus »wie aus liebenswürdigen Mitteilungen erfahrener 
Chirurgen den Eindruck gewann, daß auch im Gebrauch an der chirurgischen 
Klinik zu Leipzig die Drainage bei diffuser eitriger Peritonitis bei weitem nicht 
die Hoffnungen erfüllt, die man hier und andernorts auf sie gesetzt hat.« Bei 
so dürftigem Resultat der Untersuchung lohnt ein Eingehen auf die Einzelheiten 
derselben nicht und genüge es, für diesbezüglich auf das Original und dessen 
statistische Zahlentabellen zu verweisen. Somit bleibt als interessantester und 
schließlich wertvollster Teil der Veröffentlichung deren über die Literatur refe- 
rierender Teil, dem nachgerühmt werden kann, daß er die wichtigsten Arbeiten 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 47. 845 


über den Gegenstand der Chirurgen des In- und Auslandes während der letzten 
Jahrzehnte in anziehender und gut lesbarer Weise mitteilt. Die Ansichten gingen 
und gehen noch weit auseinander, und das Ziel der Erforschung über die Drainage- 
frage ist unerreicht. Zum Schluß Literaturverzeichnis von 191 Veröffentlichungen. 
Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


33) Clarence A. McWilliams. Reflex disturbances due to chronic 
appendicitis. (Med. record 1915. Dezember 26.) 


Verf. versucht eine Einteilung der Fälle zu geben, die an Reflexstörungen 
infolge chronischer Appendicitis leiden. Er rechnet dazu folgende Arten: Den 
Schmerztypus, der besonders bei Kindern in Gestalt von Nabel- und Bauchkoliken, 
bei Erwachsenen unter den Zeichen eines Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwürs, 
sogar mit Blutbrechen, auftreten kann. Zuweilen wird diese Art auch mit Gallen- 
steinanfällen verwechselt. Ferner die Fälle von Übelkeit, Erbrechen, Luft im 
Magen, chronischer Verstopfung mit ihren blutverändernden Folgen und endlich 
jene Fälle von rein neurasthenischen Zeichen. W. Weber (Dresden). 


34) G. Patry (Genf). L’appendicostomie. (Korrespondenzblatt für 
Schweizer Ärzte 1915, Nr. 29.) 


Die Appendikostomie gibt bei richtiger Indikationsstellung vorzügliche Re- 
sultate. P. sah solche bei Kolitis, bei chronischer Obstipation und bei Peri- 
tonitis. 

Bei der Kolitis kann die Operation als durchaus benigne leichter vorgeschlagen 
werden als jede andere. Nur ganz schwere Fälle erfordern die Appendiko-Coeco- 
stomie, die einer Coecostomje vorzuziehen ist. Die Darmspülungen müssen bis 
zur vollkommenen Heilung, also sehr lange fortgesetzt werden. Eine einfache 
Appendikostomieöffnung schließt sich von selbst. 

Bei der chronischen intestinalen Stasis gibt P. ausführiich eine Beobachtung, 
da nach Mißerfolg mit rigoroser medikamentöser Behandlung wie nach partieller 
Kolonresektion mit Kolopexie durch eine einfache Appendikostomie mit Irriga- 
tionen volle Heilung erzielt wurde. 

Bei der Peritonitis erlaubt die kleine Operation beschwerdelose Anwendung 
der permanenten Irrigation nach Murphy; dabei wird die Flüssigkeit vom ganzen 
Kolon aus resorbiert. Man erhält so auch ein Sicherheitsventil für den Meteorismus. 

A. Wettstein (St. Gallen). 


35) H. Näh (Zürich). Die Appendicitis in der allgemeinen ärzt- 
lichen Praxis. (Korrespondenzbl. f. Schweizer Ärzte 1915. Nr. 31.) 
In 29 Jahren sah N. 367 Appendicitisfälle, die sich gleichmäßig über die 
Zeit der rein konservativen Therapie (1886—95), der chirurgischen Übergangs- 
zeit (1896—1905) und der prinzipiellen Frühoperation (1906—14) verteilen. 
















Zahl der Operiert Davon Mortalität Zahl dar 
Anfälle 

Anfälle im der Anfälle 
à troia | Anfall | geheilt | gestorben pro Jahr 











I. Periode 113 
II. Periode 126 
III. Periode 128 


11,3 
12,6 
14,2 


846 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 47. 


Würde die Mortalität nicht auf die Anfälle, sondern auf die Patt. berechnet, 
so ergibt sich: | | 
I. Periode 113 Anfälle bei 89 Patt.7 Todesfälle = 7,8%, 
1. 5% 126 „ „ 12 „8 j = 7,8%, 
Il. „ 18 „ „ 1221 „S = = 4,1%. 
Die Zahl der Rückfälligen ist von 35,4% 1900 auf 11% gesunken. 
Die Morbidität ist am kleinsten im April, am größten Dezember— Januar. 
Die Erkrankung betraf 58% M. und 42% W. Familiäres Auftreten in 14 Fami- 
lien mit 36 Fällen = 11,6% der 309 Patt. — Nachteile einer Operation sahN. nie. 
A. Wettstein (St. Gallen). 


36) Rodolfo A. Rivarola. Der Eiter bei akuten Appendiciten, die 
bereits fieberfrei geworden sind. (Revista de la assoc. med. Ar- 
gentina 1915. Juni u. Juli.) 

Verf. berichtet über sechs Fälle von akuter Appendicitis bei Kindern im 
Alter von 2!/,—9 Jahren, bei denen nach Ablauf der akuten Symptome und Ver- 
schwinden des Fiebers operiert worden war und bei der Operation Eiter gefunden 
wurde. Er hat in sämtlichen Fällen nach Entfernung des Eiters und Desinfektion 
der Abszeßhöhle mit Äther wie bei einer reinen Appendektomie die Wunde ohne 
jede Drainage vernäht. Seine Erfolge führen ihn zu dem Standpunkte: »Wenn 
wir bisher gesagt haben, wo Eiter ist, muß drainiert werden, so werden wir nun- 
mehr sagen, wo Eiter ist, der kein Fieber macht, ist kein Grund vorhanden, zu 
drainieren.« Ob der Eiter völlig steril ist oder nicht, ist dabei gleichgültig. 

Wolfgang Schultz (z. Z. Hannover). 


37) G. Ledderhose. Ein Fall von Appendicitis und ileocoekaler In- 
vagination. (Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. CXXXIV. S. 360.) 
Beobachtung aus dem Festungslazarett 8 in Straßburg, betreffend einen 
21 jähr. Unteroffizier, an akuter Appendicitiserkrankt, nachdem er vor 4 Wochen 
im Felde Darmkoliken und Durchfälle bekommen hatte, welche auch später 
mitunter noch sich geltend machten. Bei der Operation fand sich der Wurmfort- 
satz rotbraun, prall gespannt und heraustretend aus einem scharfen, querliegenden 
Ringe der Kolonwand. Er wird durch vorsichtigen Zug unschwer hervorgebracht, 
und gleichzeitig entwickelte sich die eingestülpt gewesene Wand des untersten 
Teiles des Blinddarms und des Dünndarms, womit dann auch der genannte Ring 
ausgeglichen war. Der 9 cm lange Wurmfortsatz war mit Eiter gefüllt und teil- 
weise nekrotisch, der invaginiert gewesene Teil des Dünn- und Dickdarms gesund. 
Wahrscheinlich war die hier beobachtete Invagination eine chronische gewesen 
und hatte die der Appendicitis voraufgegangenen Kolikerscheinungen bewirkt. 
Ob zwischen Invagination und Appendicitis eine ursächliche Beziehung bestand, 
läßt sich nicht entscheiden. Meinhard Schmidt (Cuxhaven). 


38) August Mayer. Beitrag zu der operativen Behandlung ent- 
zündlicher Adnexerkrankungen und ihren Beziehungen zur 
Peritonitis. (Deutsche Zeitschrift für Chirurgie Bd. CXXXIV. S. 363.) 

An 13 Seiten lange, sich gegen Amberger richtende Arbeit, welcher in einer 
in den Beiträgen zur klin. Chirurgie Bd. LXI (nicht, wie M. schreibt, LIX) heraus- 
gekommenen Veröffentlichung, sich für ein aktiveres operatives Vorgehen gegen 
die Adnexerkrankungen im akuten Stadium ausgesprochen hatte. M. sucht die 


` 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 47. 847 


Gründe, mit denen Amberger seine Ansicht gestützt hatte, zu widerlegen, er 
bestreitet die Häufigkeit der Spontanruptur der Adnexgeschwülste mit nach- 
folgender Peritonitis, sowie die Malignität von puerperal-septischen Tubenerkran- 
kungen, weist dagegen auf die Gefahr aller kleineren gynäkologisch-operativeh 
Eingriffe (Auskratzungen usw.) in den Fällen hin, wo abgekapselte Salpingitiden 
bestehen. Ein Vergleich der eitrigen Saktosalpinx mit der Appendicitis ist abzu- 
lehnen, M. bestreitet nicht die Lehre von der unbedingten Operationsindikation 
der Chirurgen bei der Appendicitis, jedoch die Übertragung der gleichen chirurgi- 
schen Grundsätze für die Adnexgeschwülste weist er zurück. Die Scheu der 
Gynäkologen vor der Operation im akuten Stadium von Adnextumoren ist be- 
gründet und durch Amberger nicht widerlegt. 
Meinhard Schmidt (Cuxhaven) 


39) Max Einhorn. Further remarks on syphilis of the stomach. 

(Med. record 1915. März 13.) 

E. beschreibt zunächst zwei Fälle von luetischer Geschwulstbildung des 
Magens, die in ihrem Verhalten eine bösartige Geschwulst äußerst wahrscheinlich 
gemacht hatten. Ein 46jähriger Mann, der im Laufe eines Jahres unter Bildung 
einer großen Resistenz im Epigastrium stark abgemagert war, mit positivem 
Wassermann, wird durch antiluetische Behandlung vollkommen geheilt. Ein 
4Tjähriger Mann magert im Laufe von 6 Monaten unter Schmerzen und Erbrechen 
sehr stark ab. Bei negativem Wassermann und dem Vorhandensein einer Ge- 
schwulst wird unter Annahme eines Magenkrebses operiert. Die Geschwulst war 
nicht mehr zu entfernen, ja nicht einmal die Magen-Dünndarmvereinigung war 
ausführbar. Unter antiluetischer Behandlung trat vollkommene Heilung ein. 
Weiter beschreibt Verf. zwei der etwas häufigeren Fälle von luetischer Geschwulst- 
bildung am Pylorus, die gleichfalls durch entsprechende Behandlung geheilt 
wurden. Es gibt kein einziges Klinisches Zeichen bei der Untersuchung solcher 
Fälle, das nicht auch beim Krebs vorkommen könnte. Auch der Wassermann 
hilft da nicht viel. Sein negativer Ausfall beweist nichts, sein positiver kann 
auch auf eine neben einem Magenkrebs bestehende Infektion hindeuten. Nur 
eine lange und streng genug durchgeführte antiluetische Behandlung bringt die 
Entscheidung. W. Weber (Dresden). 


40) F. Tromp (Kaiserswerth a. Rh.). Zur Kasuistik der inneren 
Darmlipome. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 36.) 

Nach Heilung von einer Cholecystektomie traten bei der 32jährigen Frau 
Darmkrämpfe mit Abgang von Blut und Schleim aus dem Darme auf und wurde 
im Colon ascendens, wie schon einmal vor jener Operation, eine wurstförmige 
Geschwulst mit Darmsteifung bei Massage festgestellt. Bei dem wegen Verdacht 
auf Darminvagination ausgeführten Bauchschnitt fand sich tatsächlich eine solche 
in großer Ausdehnung, und wurde der betreffende Darmabschnitt reseziert; Ileo- 
kolostomie; End-zu-Seit. Heilung. In dem entfernten Darm saß 20cm oral- 
wärts der Bauhin’schen Klappe an langem und dickem Stiel eine Kugel von 4 cm 
Durchmesser, ein submuköses Lipom mit stellenweisen Nekrosen. 

Kramer (Glogau). 


848 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 47. 


41) Frank R. Starkey. Intestinal stasis. (Med. record 1915. Januar 9.) 

Verf. erkennt zwar im allgemeinen das von Arbuthnot Lane entworfene 
klinische Bild der »intestinalen Stase« an, verwirft aber alle Versuche chirurgischer 
Behandlung mit geringen Ausnahmen. Denn es handelt sich im Grunde um eine 
allgemeine abnorme Körperbeschaffenheit, angeboren oder erworben, mit mehr 
oder weniger ausgesprochenen neurasthenischen Zeichen. Die Entfernung von 
Verwachsungen, die Ausschaltung ganzer Darmteile usw. helfen auf die Dauer 
nichts. Die spätere Lebensgeschichte der so Operierten ist die eines Chronisch- 
kranken mit"stets wiederholten Operationen wegen der neuen Verwachsungen. 
Nur wo wirkliche Störungen der Darmbewegung vorhanden sind, ist chirurgische 
Hilfe angezeigt. Die jetzt herrschende Sucht, die sogenannte intestinale Stase 
operativ zu behandeln, wird ebenso wieder vergehen, wie jene Zeiten wahllos 
betriebener anderer »Pexien« und »Ektomien« vergangen sind. 

W. Weber (Dresden). 


42) S. J. Mixter. Points in the surgical treatment of acute intes- 
tinal obstruction. (Surgery, gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr. 3. 
1915. März.) 

“M. vermeidet bei Ileusoperationen grundsätzlich die Narkose und befür- 
wortet spinale Anästhesie mit Novokain. Ausgedehnter Darm ist zunächst zu 
entleeren, und zwar mittels Trokars an verschiedenen Stellen. Zur Entleerung 
des Dickdarms benutzt Verf. einen langen, gefensterten Schlauch, der in den 
After eingeführt wird unter und Leitung der Finger des Operateurs bis zum Blind- 
darm geschoben werden kann. Zur Anlegung des künstlichen Afters bevorzugt 
er die Nabelgegend. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


43) L. Frank. Gall-bladder infections: their treatment from a 
surgical viewpoint. (Surgery, gynecology and obstetrics Vol. XX. 
Nr. 3. 1915. März.) 

Gallenblasenentzündungen ohne Steinbildung trotzen nach F.’s Erfahrungen 
der Behandlung, auch der chirurgischen, am hartnäckigsten. Bei wirklicher Ent- 
zündung der Gallenblasenwand ist jedenfalls die Drainage nutzlos; nur durch 
Ektomie kann hier Heilung herbeigeführt werden. Neben der Choledochusdrainage 
ist auch der Cysticusstumpf oder der Hepaticus zu drainieren. Fettlösende In- 
halationsanästhetika sollten bei Operationen an der Leber nicht angewendet 
werden. Bei akuter eitriger Cholecystitis, auch solcher mit Gangrän der Wand, 
empfiehlt F. Drainage mit möglichst kleinem Bauchschnitt, ohne jedes Suchen nach 
Steinen, die nötigenfalls später entfernt werden müssen. Bei Fällen mit aus- 
gedehnten Gallengängen und dementsprechend hohem intrahepatischen Druck 
kann durch zu plötzliche Entlastung der Gallengänge ein überreichlicher Zustrom 
von Blut zur Leber und dadurch der Tod herbeigeführt werden. Auch hier ist 
zunächst nur die Drainage der Gallenblase vorzunehmen und erst in einer späteren 
Operation nach den das Hindernis bildenden Steinen zu suchen. 

| E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter In Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


‚Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K.GARRE, G. PERTHES, E. RICHTER, 











in Bonn, in Tübingen, in Breslau. 
42. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 48. Sonnabend, den 27. November 1915. 
Inhalt. 


I. Radlinski, Eine Modifikation der Klapp’schen Drahtschlingenextension am Calcaneus. 
(S. 849.) — II. G. Nyström, Magendrainage durch Gastrostomie. (S. 850.) (Originalmitteilungen.) 

1) Lebsehe, 2) Matti, 3) Kocher, 4) Viseher u. Ryhiner, Kriegschirurgische Erfahrungen. 
(S. 852.) — 5) Stiner, Wassersterilisierung durch die Quecksilberquarzlampe. (S. 854.) — 6) Kocher, 
Tetanus. (S. 855.) — 7) Payr, Gelenkverletzungen, Gelenkeiterungen und ihre Behandlung. (S. 855.) 
— 8) MeLean, Thrombose und Embolie. (S. 857.) — 9) Lengniek u. Weiss, 10) Orth, Aneurysmen. 
(S. 857.) 
` 114) Stern, 12) Joseph, 18) Canon, Schädelschüsse. ($. 858.) — 14) Bungart, Zur Physiologie 
und Pathologie des Subarachnoidalraumes und des Liquor cerebrospinalis. (S. 859.) — 15) Fried- 
man, Blutloses Operieren an den Schädelweichteilen. (S. 859.) — 16) Strebel, Turmschädel. (S. 859. 
— 17) Tilmann, Epilepsie. (S. 860.) — 18) Küpferle u. v. Szily, Strahlentherapie bei Hypophysis- 
geschwülsten. (S. 860.) — 19) Krebs, 20) Williger, 21) Warnekros, Gesichtsschüsse. (S. 861.) — 
22) Wright, Pyorrhoea alveolaris. (S. 861.) — 23) Weinstein, Emetin gegen Blutung bei Ope- 
rationen im Nasopharynx. (S. 861.) 

24) Graessner, Spina bifida. (S. 862.) — 25) Janssen, Wirbeltuberkulose. (S. 868.) — 26) Bon- 
hoeffer, Meningeale Scheincysten am Rückenmark. (S. 862.) — 27) Cramer, Skoliose. (S. 863.) — 
28) v. Podmaniezky, Interkostalneuralgie. (S. 863.) — 29) Peters, Halsverletzungen. (S. 868.) — 
80) Klinger u. Montigel, 81) Hunziker, 323) Messerli, 83) Bumsted, Kropf, Basedow. (S. 868.) 





I. 


Eine Modifikation der 
Klapp’schen Drahtschlingenextension am Calcaneus. 


Von 


Dozent Dr. Radlinski, Krakau. 


Die im allgemeinen sich vorzüglich bewährende, oben benannte Extensions- 
methode ist mit Durchbohrung des Calcaneus verbunden. ` Es scheint mir von 
Vorteil zu sein, wenn derselbe Effekt ohne Knochenbohrung zu erreichen ist. 
Das ist mir auf folgende Weise gelungen. Ich steche eine gerade Reverdin’sche 
Nadel an der Seitenfläche des Fersenbeines ein in der Mitte zwischen vorderem 
Rande der Achillessehne und hinterem Rande der Unterschenkelknochen in der 
Höhe, wo der obere Rand des Tuber calcanei ungefähr zu tasten ist. Die Nadel 
wird tastend an der oberen Fläche des Tuber calc. geführt und an einer sym- 
metrischen Stelle der anderen Seite herausgestochen. In das Ohr der Nadel wird 
ein starker oder zusammengelegter feinerer Draht, 30—35 cm lang, eingefädelt 
und die Nadel zurückgezogen. Jetzt werden an der Sohlenfläche des Tuber calc. 
zwei Punkte bestimmt, die genau in derselben Vertikalen wie obige Stichwunden 
liegen und deren Abstand die Dicke des Os calcanei ist. Ist hier die Haut sehr 
_ dick, borkig und schwer zu reinigen, so werden an den bestimmten Punkten mit 


48 


850 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 48. 


dem Paquelin zwei kleine Brandwunden gesetzt, die ihr Bereich keimfrei machen. 
Sonst die übliche Hautdesinfektion. In die Punkte wird nun dieselbe Nadel 
eingestochen, an der Seitenfläche des Calcaneus vorbeigeführt und in den Stich- 
wunden ausgestochen, wo die Drahtenden herausragen. Die Drahtenden werden 
eingefädelt und durch Zurückziehen der Nadel aus den Stichen an der Sohle heraus- 
geleitet. Die vier kleinen Wunden werden aseptisch verbunden. Die Draht- 
schlinge wird geschlossen durch Zusammenflechten der Drahtenden, wobei, da 
die Schlinge längere Zeit einen starken Zug — 10 kg — auszuhalten hat, eine Bil- 
dung von zwei ineinandergreifenden Ösen ratsam ist. Damit die Drähte bei Zug 
eine parallele Richtung behalten, und die zwischen 
ihnen gelegenen Weichteile der Ferse bei spitz- 
winkligem Zulaufen nicht drücken, wird am 
distalen Ende der nun geschlossenen Schlinge ein 
fest zusammengeballter Tupfer oder ein Holzstück 
als Spreizvorrichtung befestigt. An der Spreiz- 
vorrichtung greift die Schnur der Extension an. 
Die Extension ist in Suspension irgendeiner Art 
anzuwenden, damit der Zug voll ausgenützt wird 
und nicht etwa ein Teil der Zugkraft, die ja die Ge- 
webe direkt angreift, durch Reibung verloren geht. 

Indiziert ist diese Extensionsart bei tiefen 
Oberschenkelbrüchen (suprakondyläre), zumal wo 
Wunden die Haut als Angriffsfläche für die üb- 
lichen Klebeextensionen (Heftpflaster, Mastisol 
usw.) unbrauchbar machen, ferner bei Unter- 
schenkelbrüchen, wenn man sie extendieren muß. 
Auch bei höheren komplizierten Femurbrüchen, 
wo die Wunden stark sezernieren und die weitere 
Wundumgebung verunreinigen, ist sie in Erwägung zu ziehen. 

Zur Anlegung wird Ätherrausch eingeleitet, der dann auch zur eventuellen 
Spaltung der Wunden, Splitterentfernung, Drainage usw. ausgenutzt wird. 

Vollkommen strenge Asepsis des kleinen Eingriffes ist unbedingt notwendig. 

Bis jetzt habe ich die Methode in sechs Fällen angewendet und war mit ihr 

ebenso wie auch meine Patt., die davon keine nennenswerten Beschwerden hatten, 
durchweg zufrieden. 

Eine gewisse Neigung zur »Pes calcaneus-Stellung« während des Zuges, die 
aus der Lage des Angriffspunktes hinter der Sprunggelenksachse resultiert, ist 
belanglos. 


calcaneus 








II. 


Magendrainage durch Gastrostomie. 
Einige Worte anläßlich der Erörterung des Herrn Oberarzt Gross, 


Bremen, in diesem Blatte Nr. 44, 1915. 
Von 
Gunnar Nyström, 
Dozent für Chirurgie am Karol. Institut zu Stockholm. 
Die Bemerkungen des Herrn Dr. Gross zu meiner kleinen Mitteilung in Nr. 40 
dieses Blattes veranlassen mich, eine Ergänzung derselben als freundliche Er- 
widerung auf die Kritik zu geben. 





Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 48. 851 


Selbstverständlich wird die von @iir erwähnte Rohrleitung als Heber- 
drainage angebracht; ich hielt es nicht für notwendig, hervorzuheben, daß der 
Abfluß dadurch erleichtert werden muß, daß die Flasche, die den Mageninhalt 
aufnimmt, unter dem Niveau des Magens angebracht wird; das ist ja eine ele- 
mentare Forderung für eine solche Abflußvorrichtung bei atonischem Zustande 
des zu entleerenden Hohlorgans. Vielleicht darf hier jedoch betont werden, daß 
bei einer zu starken Saugwirkung die Leitung durch Ansaugung der Schleim- 
haut verstopft werden kann. 

Für die Magendrainage gebrauche ich das größte der angegebenen Katheter- 
kaliber (18 Charr.). Wenn die Magenwand nicht allzu verkleinert ist, steht ja 
nichts im Wege, Katheter von etwas größerem Kaliber zu gebrauchen; das von 
mir angegebene Instrument wird in beliebiger Größe hergestellt. Ich bin indessen 
bisher sehr gut mit dem Katheter Nr. 18 Charr. ausgekommen. Das innere Ende 
des Katheters soll natürlicherweise mit mehreren Löchern versehen sein, um ein 
Verstopfen zu verhindern. 

J- Rissler, Chefarzt der chirurgischen Abteilung II des Krankenhauses 
Sabbatsberg, Stockholm, braucht zu diesem Zwecke gewöhnliche Drainagerohre, 
also etwas dünnwandiger als die Katheter und demgemäß von relativ etwas 
größerem Lumen, aber nicht so groß, daß sie sich nicht leicht invaginieren ließen; 
dieselben haben, wie er mir mitgeteilt hat, in seiner sehr großen Zahl von Fällen 
tadellos funktioniert. | 

Die Gastrostomie führe ich nicht, wie Gross ohne Grund behauptet, nach 
Marwedel, sondern, wie ich geschrieben habe, nach Witzel aus. Der kleine 
Einschnitt in die Serosa und Muscularis, von dem ich spreche, dient nur, wie aus 
. meinen Worten deutlich hervorgeht, zum leichteren Hindurchstechen der Kanüle 
durch die Magenwand und nicht zur Bildung des Schrägkanals, der nach Witzel 
durch Invagination der ganzen Magenwand hergestellt wird, 

In seiner Publikation in der Deutschen med. Wochenschrift Nr. 26 d. Jahrg., 
die ich jetzt erst gesehen habe, sagt Gross, daß die Bildung des Witzel’schen 
Schrägkanals einen »wesentlich komplizierteren Eingriff« darstellt als seine ein- 
fache Magenfistel, die »sich bequem in 10 Minuten anlegen läßt«. Es ist indessen 
zu bemerken, daß der Schrägkanal, der ja in wenigen Minuten ausgeführt wird, 
die Einnähung der Magenwand in die Bauchwunde überflüssig 
macht, wodurch der kleine Zeitverlust und die kleine Mühe der Invagination, 
wenn wir denselben eine Bedeutung beimessen wollen, kompensiert werden. Aus 
Gross’ Darstellung geht übrigens hervor, daß, wie man nach alten Erfahrungen 
erwarten kann, bei seiner einfachen Fistel ein, wenn auch nicht bedeutendes, 
Lecken und damit eine Ätzung der umgebenden Haut nicht ausgeschlossen werden 
kann; »auf die schnelle Heilung des Magenloches nach Entfernung des Schlauches 
müssen wir«, schreibt Gross, »allerdings bei unserer Heberdrainage manchmal 
verzichten; auch vorher ist damit zu rechnen, daß das Loch neben dem Schlauch 
sich erweitert, Mageninhalt hervortritt und die umgebende Haut verätzt.« Das 
sehen wir bei der Witzel-Fistel nicht. Es muß auch unbedingt als ein Vorteil 
der letzteren angesehen werden, daß der Magen dabei freigelassen werden kann 
und dadurch seine spontane Lage sofort einnehmen darf. 

Die Nahrungszufuhr per os hat keinen Zweck, so lange nichts in den Darm 
übergehen kann. Während dieser Zeit sind also nur Trinken von Wasser und 
Ausspülungen durch die Fistel am Platze, und der Katheter gibt dabei nach 
meiner Erfahrung genügend Abfluß. Wenn der Mageninhalt in den Darm über- 
zugehen beginnt, hat die Nahrungszufuhr einzusetzen, und sie wird am besten 


48* 


852 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 48. 


während der ersten Zeit durch im Magen unverändert flüssige oder fein emulgierte 
Stoffe, also nicht Milch, besorgt, bis das Sicherheitsventil, die Fistel, überflüssig 
wird. 

Die Schrägfistel nach Witzel, die Passage für ein Rohr Nr. 18 gelassen hat, 
schließt sich ausnahmslos fast sofort nach Entfernung des Katheters. 

Unsere kleine Polemik gilt nur einigen Einzelheiten der Technik. Ich hoffe, 
daß die Arbeit Gross’, die sich auf so reiche und günstige Erfahrungen stützt, 
die Kenntnis des großen Wertes der Magendrainage durch Gastrostomie in weitere 
Kreise verbreiten werde, und es würde mich freuen, wenn meine Mitteilung über 
ähnliche Erfahrungen dazu beitragen könnte. 





1) Lebsche. Vom Hauptverbandplatz der X. bayr. Res.-Division. 
Kriegschirurgische Beiträge. (Deutsche militärärztl. Zeitung 1915. 
Juli. Hft. 13 u. 14.) 

Verf. schildert die Schwierigkeiten, die während des Gefechts auf dem Haupt- 
verbandplatz entstehen können; namentlich machte sich oft Wassermangel durch 
Versagen der Pumpen fühlbar, aus welchen nach längerem Abpumpen nur eine 
‘schwarze Brühe kam. Die Händedesinfektion erfolgte durch 3—5 Minuten langes 
Abreiben mit Jodbenzin, Alkohol oder Sublimatalkohol, der Bestand an Gummi- 
handschuhen wurde für größere Operationen aufgespart, bei starkem Zudrang 
von Verwundeten erwiesen sie sich zum Verbinden nicht zweckmäßig, da hier 
die Ärzte beim Abnehmen der durchbluteten Verbände selbst mit Hand anlegen 
müssen. Die großen Zerreißungs- und Höhlungswunden bei Granatverletzungen 
wurden mit sehr gutem Erfolge mit Perubalsam ausgegossen. Tetanische In- 
fektion nach Gebrauch von Strohschienen wird nicht anerkannt. Auffallend er- 
scheint in der kurzen Statistik die verhältnismäßig hohe Zahl der Hand- und 
Fingerschüsse = 29,1% gegenüber 5,6%, der Oberschenkel- und 3,0%, der Unter- 
schenkelschüsse. Die Sterblichkeit der operierten und nicht operierten Bauch- 
schüsse war recht bedeutend, und zwar 829, (!). Herhold (z. Z. Breslau). 


2) Hermann Matti (Bern). Kriegschirurgische Erfahrungen und 
Beobachtungen. (Korrespondenzbi. f. Schweizer Ärzte 1915. Nr.25—27.) 


_ Die Infektion beherrscht im jetzigen Kriege das Bild, und zwar ist der Pro- 
zentsatz der schweren Infektionen mit lebensbedrohenden Komplikationen ein 
ziemlich hoher. Die überwiegende Zahl der Schußverletzungen ist primär infiziert. 
Eine Hauptrolle spielt dabei die mechanische Schädigung, und zwar in erster 
Linie die durch das Geschoß (Querschläger), in zweiter Linie die mechanische 
Schädigung durch den Transport bei ungenügender Fixation, unnötigen Verband- 
wechsel und durch unnötige operative Eingriffe. | 

Bei Verbandwechsel auf dem Verbandplatz ist die Wundumgebung unter 
gleichzeitigem Schutz der Wunde zu reinigen und nicht nur der Dreck mit Jod zu 
überstreichen. Im Reservelazarett soll man nur aseptische Wunden aseptisch be- 
handeln, infizierte dagegen durch Antiseptika zu beeinflussen suchen. Und zwar 
gehören die Antiseptika in die Wunde hinein, insbesondere Jodtinktur und Wasser- 
stoffsuperoxyd. 

Energisch wendet sich M. gegen die Übung, einzeitig zirkulär zu amputieren. 
Ein solches Vorgehen ist nur berechtigt bei foudroyant septischen, rapid progre- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 48. 853 


dienten Infektionen. Sonst aber sind nach Möglichkeit große Haut-Muskellappen 
zu bilden und diese durch getrennte Situationsnähte locker zu vereinigen. 

Aus dem speziellen Teil der Arbeit, der acht instruktive Tafeln beigegeben 
sind, sei hervorgehoben: Lungenschüsse sind möglichst konservativ zu behandeln. 
Verwundete mit Bauchschüssen soll man lieber möglichst lange unter möglichster 
Abstinenz von Nahrungszufuhr liegen lassen, als sie zum Zwecke der Operation 
über längere Strecken transportieren oder unter äußeren ungünstigen Verhält- 
nissen operieren. Bei den nicht seltenen Beckenresektionen ist ein großer Bogen- 
schnitt längs des Beckenschaufelrandes die Methode der Wahl. Kieferverletzungen 
fordern das Zusammenarbeiten von Arzt und Zahnarzt. — Bei Schädelschüssen 
sorgt man für einfache, möglichst saubere Wundverhältnisse und für genügenden 
Abfluß, denkt aber immer daran, daß große Trepanationsöffnungen zu Hirnprolaps 
führen. Die besten Resultate bei Tangentialschüssen gibt eine schonende, pro- 
phylaktische Trepanation. — Rückenmarkschüsse sind prinzipiell der Frühopera- 
tion zu unterwerfen; nicht operieren aber soll man die Fälle, die wochenlang 
zurückliegen und bei denen die Sehnenreflexe nicht zurückgekehrt sind. 

Für Schußfrakturen ist der idealste Transportverband der Gipsschienen- 
verband, für die Behandlung in den Lazaretten gelten die Grundsätze der Friedens- 
praxis. Vor der Nagelextension ist allgemein zu warnen. Bei Anwendung der 
Semiflexion ist an die Möglichkeit von Senkungsabszessen zu denken. Konservativ 
sei die Behandlung der Infektionen bei Schußfrakturen, keine Übereilung der 
Sequestrotomie. Primäre Resektion bei Gelenkschüssen ist zu verwerfen. 

Eine durch Nervenverletzung gelähmte Extremität darf nicht unbeeinflußt 
ihrer pathologischen Stellung überlassen werden (Stützapparate!). 

M. schließt: Es gibt keine in wesentlichen und prinzipiellen Punkten von der 
Friedenschirurgie abweichende Kriegschirurgie, soweit allgemeines Verhalten und 
Stellungsnahme zu einzelnen Verletzungsformen nicht durch die besonderen 
äußeren Verhältnisse bedingt sind, wie sie der Krieg mit sich bringt. In den 
stationären Lazaretten wird ein vernünftiger Chirurg seine Friedenserfahrungen 
den speziellen Verhältnissen der Kriegsverletzungen sinngemäß anpassen; hier 
bedarf es keiner besonderen kriegschirurgischen Wegleitung. 

Albert Wettstein (St. Gallen). 


3) Theodor Kocher (Bern). Eindrücke aus deutschen Kriegs- 

lazaretten. (Korrespondenzblatt f. Schweizer Ärzte 1915. Nr. 15.) 

Verbandpäckchen und frühzeitiger aseptischer Deckverband verdienen für 
alle Schußwunden mit kleinen Öffnungen alles Lob. Bei Nahschüssen und Ar- 
tillerieverletzungen ist die primäre Tiefeninfektion bei Unmöglichkeit sofortiger 
Besorgung so intensiv, daß eine antiseptische Wundbehandlung nötig ist. An- 
gezeigt ist offene Wundbehandlung mit sofortiger einmaliger Jodbepinselung (in 
und nicht um die Wunde), oder mit täglichem Eingießen von Äther, von Peru- 
balsam oder Perhydrol. Dann Verband mit Jodoformbeuteltamponade, baldige 
Entfernung von Fremdkörpern und Splittern. 

Beim Versagen der primären Antisepsis empfiehlt K., bei infizierten Gelenk- 
schüssen durch breite Gelenkeröffnung die offene Wundbehandlung (mit oder 
ohne Resektion) zu erzwingen. Infizierte Thoraxverletzungen ohne breite Er- 
öffnung der Pleura zeigen gutes Resultat bei Anwendung einer Ventildrainage 
mit Glasdrain und aufgesetztem Gummihandschuhfinger (Skizze). 

Fernschüsse über 1000 m verursachen lange Fissuren, Nahschüsse Splitterung. 
Behandlung vorteilhaft durch Extension. — Bei den Hirnabszessen, die Tangential- 


854 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 48. 


schüsse am Schädel häufig komplizieren, ist zur Drainage ein dickes Glasdrain zu 
benutzen, das gut fixiert und bis zum Versiegen der Eiterung nicht mehr be- 
rührt wird. À 

Das traurige Resultat bei Bauchschüssen ist wohl zu bessern durch eine 
energischere Opiumbehandlung bei Nichtoperieren oder, wenn operiert wird, 
durch eine energischere Desinfektion der Bauchhöhle, namentlich mit Äther. 

Bei der Aneurysmenbehandlung ist die Unterbindung noch immer zuver- 
lässiger als die Resektion mit folgender Sekundärnaht. Bei Blutungen kann die 
zentrale Ligatur nie die Methode der Wahl sein. 

Die prophylaktische Serumbehandlung ist das Mittel zur Verhütung des 
Tetanus, das Magnesiumsulfat zur Stunde das Heilmittel für die schweren Fälle. 

Bei der Bekämpfung der putriden Infektionen verdient das Injektionsver- 
fahren von Perhydrol nach Martin besondere Berücksichtigung, gleich der viel 
zuwenig geübten Infiltration der Cutis und Subcutis mit Karbol bei Erysipelas. 

A. Wettstein (St. Gallen). 


4) Adolf Vischer und Peter Ryhiner. Kriegsärztliche Beobach- 
tungen. (Korrespondenzblatt f. Schweizer Ärzte 1915. Nr. 14.) 

Ein Lazarettzug brachte 17 interne Fälle, 22 chirurgisch Kranke und 97 Ver- 
wundete. Von den letzteren waren 59 durch Gewehr und je 16 durch Schrapnell 
und Granaten verletzt, nur 2 durch Bajonett. 2—5 Geschosse hatten 18 Mann 
getroffen. Im ganzen 32 Steckschüsse (15 Gewehr-, 6 Schrapnell-, 11 Granat-); 
sie führen sehr häufig zur Extraktion. Innerhalb der ersten Stunde waren 66 Ver- 
wundete verbunden worden, 4 erst nach 12—60 Stunden. 

Von 12 Brustschüssen verlief nur einer ohne Komplikationen; mit Atmungs- 
gymnastik ist frühzeitig anzufangen. Für Kieferschüsse (4) ist spezialistische 
Behandlung durchaus geboten. 

Auf 134 Patt. 46 Schußfrakturen, meist ohne starke Dislokation (Ausnahme: 
Oberschenkel). Allgemein besteht große Neigung zu rascher Konsolidation. 
Ruhigstellung ist die einzig wirksame Maßregel zur Verhütung und Bekämpfung 
der Infektion. Sehr wichtig ist frühzeitige orthopädische Nachbehandlung, even- 
tuell mit Improvisationen. A. Wettstein (St. Gallen). 


5) O0. Stiner (Bern). Die Quecksilberquarziampe im Dienste der 

Kriegschirurgie. (Korrespondenzblatt f. Schweizer Ärzte 1915. Nr. 7.) 

Die Beschaffung von sterilem Wasser und steriler Kochsalzlösung macht 
oft Schwierigkeiten. S. sucht das Problem durch die ultravioletten Strahlen zu 
lösen. Zahlreiche Versuche, die im einzelnen wiedergegeben werden, erlauben 
den Schluß: 

Eine Quecksilberdampfquarzlampe kann in der Stunde 100 Liter vollständig 
steriles Wasser, bzw. sterile Kochsalzlösung liefern. Bis zur Durchflußgeschwin- 
digkeit von 100 Stundenlitern werden alle Mikroorganismen samt ihren Dauer- 
formen restlos abgetötet, auch die Sporen des Anthrax, des Tetanus, des malignen 
Ödems. Diese 100 Liter können vor dem Passieren der Lampe durch einen re- 
gulierbaren Heizapparat auf 38° erwärmt werden und sind dann vollständig ge- 
brauchsfertig zur Verwendung als Infusion oder Injektion, als Reinigungsflüssig- 
keit bei der Besorgung großer Oberflächenverletzungen, als Spülflüssigkeit bei 
Eingriffen in die Körperhöhlen usw. — Interessant ist, daß die pathogenen Bak- 
terien den ultravioletten Strahlen gegenüber weniger widerstandsfähig sind, als 
die nichtpathogenen Wasserkeime. A. Wettstein (St. Gallen). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 48. 855 


6) Theodor Kocher. Zur Tetanusbehandlung. (Korrespondenzblatt 
f. Schweizer Ärzte 1915. Nr. 40.) 


Drei weitere eigene Fälle und eine kritische Beurteilung der klinischen Mit- 
teilungen und Experimente lassen K. die folgenden Indikationen bei Behandlung 
eines Tetanus mit Magnesiumsulfat feststellen: 

Es braucht nicht völlige Muskelerschlaffung; es genügt, die Erregbarkeit der 
Zentren so weit herabzusetzen, daß unter Nachlaß der Starre die Anfälle aufhören. 
Bei der dazu nötigen Dosis ist die Gefahr eines Atemstillstandes so gut wie nicht 
mehr vorhanden. In der Wirkung rechtzeitig wiederholter Dosen besteht eine 
erwünschte Kumulation. So lange bei starker Muskulatur anfallsweise Krampf- 
steigerung auftritt, kann die Injektion ohne Bedenken wiederholt werden. Bei 
Anwendung des Mittels in refracta dosi dürfen dem Körper ganz gewaltige Mengen 
Magnesiumsulfat einverleibt werden, da das Medikament nach relativ kurzer Zeit 
ausgeschieden wird. Ausscheidungs- und Resorptionsgeschwindigkeit gehen 
parallel; am größten ist sie nach intravenöser Zufuhr des Mittels, es folgen die 
intramuskuläre, dann die subkutane, schließlich die intraspinale Injektion (hier 
ist Kumulation noch nach 24 Stunden, bei intravenöser Anwendung schon nicht 
mehr nach !/,—1 Stunde). 

Für die praktische Anwendung des Magnesiumsulfates gilt: 

Das Magnesiumsulfat hat eine symptomatische kurative Wirkung, das Te- 
tanusserum eine prophylaktische. Letzteres ist bei jedem verdächtigen Falle 
sofort anzuwenden und alle 5, 8und 12 Tage zu wiederholen; es ist unnütz, dabei 
über die Dosis von 10 ccm subkutan hinauszugehen. 

Bei den Anfangssymptomen von Tetanus ist eine subkutane Injektion einer 
25% igen Magnesiumsulfatlösung zu machen. Die Maximaldosis beträgt 1,5g 
per Kilogramm Körpergewicht. Gewöhnlich genügt !/, der Volldosis, doch muß 
diese in der Regel durch viermalige Wiederholung in 24 Stunden erreicht werden 
(in den ersten Tagen). Der richtige Moment zur Wiederholung der Injektion wird 
angezeigt durch das Auftreten von anfallsweisen Krämpfen. 

Bei schweren Fällen darf die intramuskuläre Injektion benutzt werden. Die 
Dosis für dieselbe ist ?2/, der subkutanen. Sie muß eventuell pro Tag 6mal wieder- 
holt werden. 

Für Fälle mit schwersten Anfällen, besonders bei Beteiligung der Atem- 
muskulatur, kommen in Betracht: intravenöse Injektion (Straub), Kombination 
von Äthernarkose mit intramuskulärer Magnesiumsulfatinjektion (Meltzer- 
Auer) und intraspinale Injektion. K. zieht bei Erwachsenen die letztere vor. 
Sie ist in absoluter Horizontallage zu machen, nur den Kopf etwas unterstützt, 
alles bereit zu künstlicher Lungenlüftung bei drohender Atemlähmung. 

A. Wettstein (St. Gallen). 


7) Payr (Leipzig). Gelenkverletzungen, Gelenkeiterungen und 
ihre Behandlung. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 37—39.) 


Die reichen Erfahrungen, die P. über infizierte Gelenkverletzungen im jetzigen 
Kriege zu sammeln Gelegenheit hatte, werden von ihm in der umfangreichen Ab- 
handlung, wie folgt, zusammengefaßt: 

»l) Es ist zwischen der gutartigen, exsudatreichen Oberflächeneiterung der 
Gelenke (Empyem) und der bösartigen Kapselphlegmone (Phlegmone der ge- 
samten Gelenkweichteile, Tiefeneiterung, Panarthritis) zu scheiden; bei letzterer 
bedingen Nekrosen und Abszesse in und unter der Synovialmembran Kapsel- 


856 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 48. 


perforationen, die zu paraartikulärer Phiegmone und Abszessen führen. Die 
große Mehrzahl der Kapselphlegmonen entsteht nicht primär, sondern sekundär 
aus Empyemen; dies zu verhüten ist die wichtigste Aufgabe der Behandlung. 
Dem Gelenke nahe gelegene Sehnenscheiden und Schleimbeutel sind anatomisch 
begünstigte Eiterdurchbruchstellen. Solche Abszesse können sich entlang von 
Sehnenscheiden und in lockerem intermuskulären Bindegewebe auf weite Ent- 
fernung vom vereiterten Gelenk ausbreiten. 

2) Viele Gelenkinfekte entstehen durch kleine, vorerst nicht beachtete 
Kapseldurchbohrungen durch Geschoßsplitter. Der in ihrer Umgebung sich bil- 
dende »Fremdkörperabszeß« infiziert oft erst nach Tagen glatten Verlaufs das 
Gelenk. Dieser »Infektionsherd« kann auch nach genügender Inzision und Drai- 
nage des Gelenkes zu wiederholter Reinfektion und schwerster Kapselphlegmone 
führen; er ist daher unter allen Umständen und spätestens bei nachgewiesener 
Infektion des Gelenkes zu beseitigen. Geschoßsplitter in den Gelenkkörpern sowie 
in der Gelenkhöhle (Kapsel) stellen gleichfalls heimtückische Infektionsherde dar. 
Dasselbe gilt von vereiterten Schußfrakturen in der Nähe der Gelenke (Fissuren). 

3) Die Behandlung der Gelenkeiterungen hat neben der Beseitigung des In- 
fektionsherdes die Entleerung des Exsudates sowie dessen Ableitung für eine 
gewisse Zeit zu besorgen. Bei Empyem (Synovitis purulenta) genügt zuweilen 
bloße Inzision (klein), in schwereren Fällen kurzdauernde Drainage (Glasrohr). 
Der Kapselhohlraum soll nach- Entleerung des Eiters mit einer (eventuell) anti- 
septischen Flüssigkeit, z. B. Phenolkampfer, gefüllt werden, um den Kapselschlauch 
zu baldigster Entfaltung zu bringen (Adhäsionsverhütung). 

Durch Fibrinverklebung und Synovialfaltenschwellung entstehen auch bei 
eröffneten Gelenken lokale Exsudatdrucksteigerungen mit der Gefahr der Um- 
wandlung der Oberflächen- in eine Gewebseiterung. Dagegen nützt am besten 
Kapselfüllung und rascher Abschluß der Gelenkhöhle! 

Scharniergelenke zeigen die Besonderheit ungleichmäßiger Anteilnahme des 
Streck- oder Beugeseite-Kapselanteiles, indem Gelenkkörper und Synovialschwel- 
lung eine temporäre Scheidewand gegen den Entzündungsprozeß darstellen. Er- 
öffnung und Drainage soll daher stets den verletzten und primär infizierten Kapsel- 
raum treffen! 

Verlangen schwere Infektion und anhaltende Eiterung längere Drainage, so 
empfiehlt es sich, sie im Sinne besten Sekretabflusses nach »hinten« anzulegen 
(Schulter, Knie, Hüfte). Genügt bei schwerer Kapselphlegmone auch diese nicht, 
so ist das Gelenk breit, eventuell mit temporärer Durchtrennung wichtiger Bänder 
und Sehnen aufzuklappen (Knorpelschutz). Chronisch gewordene Vereiterungen, 
speziell von Kugelgelenken, erheischen häufig dieSpätresektion, für die »primäre« 
ist selten Veranlassung gegeben. In der Nachbehandlung aller Gelenkeiterungen 
leistet die permanente Extension zumeist Gutes. 

5) Fast alle großen Gelenke haben ihre topographisch-anatomisch bedingten 
Kapselperforationen und Ausbreitungswege für paraartikuläre und Ferneiterungen; 
ihre Kenntnis erleichtert die zielbewußte Behandlung und verhütet oft schwere, 
nicht zu behebende Komplikationen. | | 

6) Das Endziel der Behandlung jeder Gelenkeiterung, abgesehen von den 
Fällen schwerster Zertrümmerung und primärer Verjauchung (eventuell mit Gas- 
phlegmonen), muß ein bewegliches Gelenk sein! Es läßt sich auch in schweren 
Fällen noch erreichen. Die Besorgnis vor üblen Folgen frühzeitiger Bewegungs- 
aufnahme (besonders beim Empyem) ist vielfach übertrieben; deshalb setzt die 
so wichtige funktionelle Nachbehandlung meist zu spät ein.« 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 48. 857 


Die Arbeit, in der für jedes einzelne Gelenk von P. seine Beobachtungen und 
Behandlungsweise besprochen werden, sei besonderer Beachtung empfohlen. 
Kramer (Glogau). 


8) A. McLean. Thrombosis and embolism. (Surgery, gynecology 
and obstetrics Vol. XX. Nr. 4. 1915. April.) 

Versuche an Hunden ergaben, daß nach Unterbindung von Venen unter Er- 
haltung ihrer Kontinuität nur auf einer Seite Blutgerinnung auftritt, und zwar 
auf der Seite, von der das Blut herkommt. Zwischen zwei Ligaturen tritt in 
Venen und Arterien nur langsam Gerinnung ein. Quetschung der Venen führt 
nicht zu Gerinnung, selbst dann nicht, wenn infolge der Quetschung Verdickung 
der Venenwand eintritt, auch nicht nach Einspritzung einer Staphylokokkenkultur 
in die Venenwand. Ein in die Vene oder Arterie gebrachter und an der Wand. 
befestigter steriler Faden führte auch nicht zu Gerinnselbildung. Dagegen be-: 
wirkten Fäden, die mit Staphylokokken infiziert waren, Gerinnselbildung in der- 
Richtung des Blutstromes. Sterile Fäden, die frei in den Blutkreislauf gebracht 
wurden, verursachten keinerlei Schädigung. Nach Einverleibung eines infizierten 
Fadens wurde neben serös-eitriger Flüssigkeit in der Pleurahöhle der Embolus 
(Faden und Blutgerinnsel) in der Lunge gefunden. 

Thrombose und Embolie werden am häufigsten nach Operationen von großen 
Beckengeschwülsten beobachtet. Bindegewebsfetzen, die in der Wunde nekrotisch 
werden, begünstigen die Bildung von Thrombose und Embolie, so z.B. nach 
Prostatektomien. Bekannt ist auch die Thrombenbildung nach Nekrose des. 
Wurmfortsatzes oder der Tuben, die man dann oft ohne jede Blutung entfernen 
kann. Postoperative Thrombose offenbart sich gewöhnlich nach 8—20 Tagen. 
Einmal konnte Verf. eine tödliche Embolie noch 2 Monate nach der Operation. 
eines Gebärmuttermyoms beobachten. Die Veranlassung zu postoperativer 
Thrombose der Vena saphena, femoralis und iliaca externa ist vielleicht in primärer 
Thrombose der tiefen epigastrischen Venen zu suchen, bedingt durch Zerrung 
an den Bauchdecken. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


9) H. Lengnick (Tilsit) und O. Weiss (Königsberg). Über die 
klinischen Erscheinungen und die Operation des Aneurysma. 
(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 35. Feldärztl. Beil. 35.) 

Auf Grund einer größeren Zahl von Operationen halten die Verff. die Aus- 
rottung des Aneurysma mit nachfolgender Gefäßnaht für das vollkommenste 
Mittel. Zur Vermeidung von Nachblutungen empfiehlt es sich, den freiliegenden 
Gefäßabschnitt mit einem freien oder gestielten Muskellappen zu umhüllen. Sorg- 
fältige Anpassung der Intima aufeinander vermeidet die Bildung von Throm- 
bosen bei der Gefäßnaht. Kramer (Glogau). 


10). 0. Orth (Forbach). Über Spätverblutungstod nach früher be- 
standenem traumatischen Aneurysma. (Münchener med. Wochen- 
schrift 1915. Nr. 33. Feldärztl. Beil. 33.) 

Im Anschluß an eine Schußverwundung der Axillargegend war es zu einer Zer- 
reißung der Art. axillaris und des Nervenplexus gekommen, ohne daß erstere 
Verletzung in ihren Folgen bemerkt worden war. Erst die nach 7 Monaten vor- 
genommene Nervenoperation legte die Verhältnisse klar; eine Unterbindung der 
zentral aufgerollten Arterie unterblieb. 14 Tage nach der Operation plötzlich 


858 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 48. 


tödliche Blutung aus der thrombosierten Arterie; die Operationswunde war ohne 
Eiterung geheilt. Kramer (Glogau). 


GE er —msen 


11) Arthur Stern. Beobachtungen bei Schußverletzungen des 

Gehirns. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 36. S. 1067— 1070.) 

S. berichtet über seine Erfahrungen bei Schußverletzungen des Gehirns, 
die er in einem Kriegslazarett gemacht hat, und faßt seine Beobachtungen in fol- 
gende Sätze zusammen: Im Verlauf von Schädelschußverletzungen kommt es 
häufig zu vorübergehenden Erscheinungen einer Meningitis serosa (Stauungs- 
papille, Hirndrucksymptome); besonders bei gleichzeitigem Hirnprolaps ist die 
Lumbalpunktion indiziert. In der Diagnose des meist latent verlaufenden Spät- 
abszesses nach Hirnverletzungen ist 1) das Fortschreiten, 2) die Inkongruenz 
zwischen nervösen Ausfallssymptomen und örtlicher Läsion von Wichtigkeit. 
Bei der Indikation zur Operation der Tangentialschüsse entscheiden neben den 
klinischen Erscheinungen chirurgische Erwägungen (Entfernung der Knochen-, 
Geschoßsplitter usw.). Die Ausfallserscheinungen der Hirnschußverletzten sind 
1) entweder mit dem Ort der Läsion übereinstimmend, oder 2) auf begleitende 
Schädel-, speziell Basisfissuren zu beziehen, oder 3) (nicht übereinstimmend mit 
dem Ort der Läsion) einer Komplikation (Blutung, Abszeß) verdächtig. Er- 
scheinungen der traumatischen Neurose, speziell vasomotorische Störungen, auch 
subfebrile Temperaturen sind häufige Begleiterscheinungen der Schußverletzungen 
des Schädels, auch nach ihrer örtlichen Heilung. 

Kolb (Schwenningen a. N.). 


12) E. Joseph. Einige Erfahrungen über Schädelschüsse, beson- 
ders über die Bedeutung des Röntgenbildes für die Schädel- 
chirurgie. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 35. Feldärztl. 
Beil. 35.) 

Ein gutes Röntgenbild ist für die erfolgreiche Ausübung der Schädele 
chirurgie unentbehrlich, indem es nicht selten nicht vermutete Geschoßteile oder 
Knochensplitter, die sich bei der Operation bereits als infiziert erweisen, auf- 
deckt, das Wandern eines Geschosses nach der Oberfläche, damit die Operations- 
möglichkeit nachweist, die Gründlichkeit der Operation in bezug auf die Zahi 
der entfernten Geschoß- oder Knochensplitter durch Vergleich mit den auf dem 
Röntgenbild vorhandenen erkennen läßt. Nach volizogener Wundheilung gibt 
letzteres außerdem noch über etwaige Knochenatrophie in der Umgebung von 
Trepanationslücken Aufschluß (rundliche Zonen von Knochenaufhellung), was für 
eine spätere osteoplastische Deckung nicht ohne Bedeutung ist. — Mit Recht hat 
J. jetzt von der Eröffnung der Dura bei Depressionsschüssen Abstand genom- 
men, selbst wenn die Hirnhaut stark vorgebuckelt war und nicht mehr pul- 
sierte. — Von 36 Impressionsschüssen (mit Verletzung der Dura und des Ge- 
hirns) führten 16 zum Tode, während von den 9 Patt. mit Depressionsschüssen 
ohne Duraverletzung 2 — 1 an Tetanus, 1 infolge sich infizierenden Hirn- 
vorfalls nach Eröffnung der Dura — zugrunde gingen. 

Kramer (Glogau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 48. 859 


© 
13) Canon. Über Schädelverletzungen aus Leichtkrankenzügen 
und den Transport Schädelverletzter. (Deutsche med. Wochen- 

schrift 1915. Nr. 32. S. 949—950.) 

C. berichtet, daß von Dezember 1914 bis März 1915 65 Schädelverletzte auf- 
genommen wurden. Bei 14 wurden Weichteiloperationen, bei 11 Knechen- und 
Gehirnoperationen vorgenommen; 3 Patt. waren schon draußen am Knochen 
operiert worden. Diejenigen Patt., die nur Streifschüsse hatten, erholten sich 
schnell von ihren Beschwerden. Die Wunden wurden auf Knochenverletzung 
genau untersucht, und wenn nötig wurde in Lokalanästhesie oder im Ätherrausch 
gespalten. C. gibt uns die Krankengeschichte verschiedener operierter Fälle. 
Bei allen Operierten handelte es sich um kleine Knochenverletzungen, die fast 
alle sehr leicht übersehen werden konnten, da Gehirnerscheinungen erst häufig 
während der Fahrt auftreten. Alle waren mit einer Ausnahme infiziert. Bei 
tieferen Gehirneiterungen hält C. eine möglichst lange und sorgfältige Tamponade 
für am zweckmäßigsten. Der Verbreitung von Infektionskeimen im Gehirn wird 
durch den Eisenbahntransport wahrscheinlich in hohem Maße Vorschub geleistet; 
deshalb empfiehlt es sich, wenn der Transport von Schädelverletzten in Leicht- 
krankenzügen nicht zu umgehen ist, nur wirklich Leichtverletzte zu verladen. 

Kolb (Schwenningen a.N.). 


14) J. Bungart. Zur Physiologie und Pathologie des Sub- 
arachnoidalraumes und des Liquor cerebrospinalis. Festschr. 

d. Akad. f. prakt. Med. in Köln 1915. S. 698—737. 

Verf. gibt eine eingehende, durch eigene Versuche gestützte Abhandlung 
über die anatomischen und physiologischen sowie pathologischen Verhältnisse 
des Subarachnoidalraumes und des Liquor cerebrospinalis. 

E. Glass (Charlottenburg-Westend). 


15) L. Friedman. A haemostatic safety pin for use in cranial 
surgery. (Surgery, gynaecol. and obstetrics Vol. XX. Nr. 4. 1915. April.) 
Das Instrument ist ähnlich einer großen Sicherheitsnadel. Die eigentliche 
Nadel wird durch die Haut bzw. Weichteile des Schädels gestoßen. Die der Nadel 
gegenüberliegende Stange trägt an zwei Schrauben eine Metallplatte. Durch An- 
ziehen der Schrauben kann man die Platte so fest gegen die durchgestoßene Nadel 
drücken, daß die Gefäße komprimiert werden. So wird an den Weichtellen des 
Schädels blutloses Operieren ermöglicht. 
E. Moser (Zittau, Z. Z. Schleswig). 


16) J. Strebel (Luzern). Über die Selbsttrepanation der Natur 
beim Turmschädel und über das Wesen des Turricephalus. 
(Korrespondenzbl. f. Schweizer Ärzte 1915. Nr. 17.) 

Bei scheinbar primärer Sehnervenatrophie ist auf die Schädelkonfiguration 
zu achten. Die Röntgenbilder von Turricephalen zeigen bienenwabartige Relief- 
zeichnung der Gehirnwindungen an der Tabula interna und oft enorme Ver- 
breiterung des Kanalsystems der Sinus. Das wachsende und in seinem Wachs- 
tum gehemmte Gehirn selbst ist der Grund des gesteigerten intrakraniellen 
Druckes. Dieses Mißverhältnis zwischen Gehirn und Schädelkapsel modelliert 
die Impressiones digitatae, stanzt die Foramina emissaria zu eigentlichen Trepa- 


860 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 48. 


nationsventilen aus und vermag an den druckbelasteten Stellen Usuren und 
multiple Dekompressionsventile zu erzeugen. 

Chirurgisch-therapeutisch sind auseinanderzuhalten: 

1) Turmschädel im amaurotischen Stadium ohne Zeichen chronischen Hirn- 
druckes: Nulla indicatio operationis. 

2) Turmschädel im Stadium der Stauungspapille oder solche im Stadium 
der Sehnervenatrophie mit Zeichen bestehenden chronischen Hirndruckes sollen 
möglichst rasch operiert werden. Die Operation der Wahl soll die multiple De- 
kompressionstrepanation sein; die druckbelastete, geeignetste Stelle der Operation 
zeigt in jedem einzelnen Falle das Röntgenbild. 

A. Wettstein (St. Gallen). 


17) O. Tilmann. Die Pathogenese der Epilepsie. Festschr. d. Akad. 

f. prakt. Med. in Köln 1915. S. 563— 693. 

Verf. bespricht mit Anführung einzelner Beispiele ausführlich das Gebiet 
der Epilepsie, und zwar zuerst der »traumatischen«, dann der »sog. genuinen« 
und der Reflexepilepsie vom Standpunkte des Chirurgen aus. Er kommt zu 
dem Schluß: 

Viele Fälle von Epilepsie entstehen auf Grund einer angeborenen Dispo- 
sition und geben, ebensowenig wie alle auf Hysterie beruhenden, keine Aussicht 
auf operative Erfolge. 

In vielen Fällen entsteht die Epilepsie auf Grund von entzündlichen Ver 
änderungen der Hirnoberfläche, die sich vorwiegend im Subarachnoidalraum 
lokalisieren. Sie können die Folge eines Trauma oder einer auf Allgemeininfek- 
tion beruhenden lokalen Entzündung sein. Bei diesen Fällen kann ein opera- 
tiver Eingriff Erfolg haben. 

Die supponierte sog. epileptische Veränderung kann eine anatomische Basis 
finden in chronisch-entzündlichen Veränderungen im Subarachnoidalraum, wo- 
durch die Zirkulation der Zerebrospinalflüssigkeit und der Hirnlymphe behindert 
wird. 
Auch die Reflexepilepsie nach Verletzung peripherer Nerven läßt sich auf 
diese Weise erklären, da von den verletzten Nerven aus ein aszendierender Ent- 
zündungsprozeß sich im Subarachnoidalraum entwickeln und ausbreiten kann. 

E. Glass (Charlottenburg-Westend). 


18) Küpferle und A. v. Szily. Über Strahlentherapie bei Hypo- 

physentumoren. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr.31. S. 910 

bis 911.) 

K. und S. sind der Ansicht, daß man heutzutage bei sichergestellter Hypo- 
physisgeschwulstdiagnose den Pat. mit ruhigem Gewissen zur Operation raten 
kann. Dabei stehen sie auf dem Standpunkt, daß auch andere Verfahren sich als 
wirksam erweisen können. Die Bestrahlungstherapie der Hypophysengeschwülste 
tritt neuerdings zu den bisherigen konservativen Methoden. Die Verff. geben 
uns die Krankengeschichte eines solchen Falles an. Das Bemerkenswerte an dem 
Falle war, daß bei dem Pat., der mehrere Monate nach einer zunächst erfolgreich 
entlastenden Hypophysenoperation die Sehkraft durch Rezidiv der bösartigen 
Geschwulst vollständig verloren hatte, nach einer längere Zeit hindurch fortge- 
setzten Intensivbestrahlung das Sehen zum größten Teil im früheren Umfange 
wiedergekehrt ist. Die Bestrahlungstechnik war folgendermaßen. Verff. be- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 48. 861 


schickten durch 20 Einfallspforten jede Teilstelle mit 30 bis 50-X harter, gefilterter 
Strahlen; in einer Sitzung wurden zwei Stellen bestrahlt. Die Röhre wurde so 
gestellt, daß der Zentralstrahl etwa die Richtung auf den Türkensattel hatte. 
Außerdem wurde noch mit Mesothorium bestrahlt. Es wurde also kombiniert 
bestrahlt; von außen mit Röntgenstrahlen und vom Mund aus mit Mesothorium. 
Diese kombinierte Röntgen-Mesothoriumbestrahlung dauerte 8 Wochen; der 
Erfolg war verblüffend. Kolb (Schwenningen a.N.). 


19) G. Krebs (Hildesheim). Bemerkungen zu den Gesichts- 
schüssen mit Beteiligung der Nasenhöhle. (Münchener med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 35. Feldärztl. Beil. 35.) 

Von Gesichtsschüssen mit Beteiligung der Nasenhöhle bleiben leicht Ver- 
wachsungen im Naseninnern, mit starken subjektiven Beschwerden und zuweilen 
Eiterung der Nebenhöhlen zurück. Durch endonasale Behandlung kann ersteren 
Folgezuständen vorgebeugt werden, während bei Verdacht auf Nasenneben- 
höhlenverletzung, falls nicht schwerere Allgemeinerscheinungen ein aktives Vor- 
gehen verlangen, ein abwartendes Verhalten berechtigt ist. 

Kramer (Glogau). 


20) Williger (Berlin. Die Schußverletzungen der Kiefer. (Zeit- 
schrift für ärztl. Fortbildung 1915. Nr. 17.) | 
In dem Vortrage setzt Verf. in leicht verständlicher Form, die durch gute 
Abbildungen noch erhöht wird, die Grundprinzipien moderner, fachzahnärztlicher 
Kieferbehandlung auseinander, ohne sich auf Einzelheiten einzulassen. Schroe- 
der’s Verdienste auf diesem Gebiete kommen voll zur Geltung. 
Thom (z. Z. im Felde). 


21) L. Warnekros (Berlin). Die Behandlung der Kieferbrüche. 
(Wiener med. Wochenschrift 1915. Nr. 38.) 

Verf. teilt die günstigen Behandlungsergebnisse von Kieferbrüchen ver- 
mittels Kautschukschienen (4 Abbildungen) an vier Patt. mit. Röntgenbilder 
illustrieren die Brüche vor und nach der Behandlung. 

Thom (z. Z. im Felde). 


22) Barton Lisle Wright. The treatment of pyorrhoea alveolaris 
and its systemic infections by deep muscular injections of 
mercury. (Med. record 1915. März 13.) 

Verf., Arzt in der Marine der Vereinigten Staaten, behandelte 28 aufeinander 
folgende Fälle von Pyorrhoea alveolaris, von denen 9 auch sekundäre Folge- 
erscheinungen zeigten, wie chronische Gelenkentzündungen, Neuralgien usw., 
mit 1—6 tiefen Muskeleinspritzungen von Quecksilber mit vollem Heilerfolg. Da- 
neben wurde allerdings auch eine sorgfältige örtliche Behandlung durchgeführt. 

W. Weber (Dresden). 


23) Joseph Weinstein. A clinical report of the successful use of 
emetine in the control of hemorrhage following nasopharyn- 
geal operations. (Med. record 1915. Januar 16.) 

: W. empfiehlt auf Grund von 12 Fällen die Anwendung von Emetin — an- 
scheinend durch Einspritzung unter die Haut — zur Blutstillung bei allen Opera- 


862 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 48. 


tionen im Nasopharynx. Das Emetin wirkt nicht auf die Gerinnbarkeit des Blutes, 
auch nicht auf den Blutdruck, sondern wahrscheinlich auf die Kapillaren selbst. 
W. Weber (Dresden). 





24) Graessner. Der röntgenologische Nachweis der Spina bifida 
occulta. Festschr. d. Akad. f. prakt. Med. in Köln 1915. S. 355—367. 
Verf. betont die Wichtigkeit des Röntgenbildes zum Nachweis der Spina 

bifida occulta, sowie ihre größere Häufigkeit als meist angenommen; er bringt 

sehr schöne Tafeln mit Röntgenogrammen. 
E. Glass (Charlottenburg-Westend). 


25) Th. Janssen (Davos). Frühdiagnose der Wirbeltuberkulose 
mit einigen therapeutischen Bemerkungen. (Münchener med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 35.) 

J. hat mehrfach rezidivierende Pleuritiden in paravertebralen Bezirken 
infolge erst später erkannter Wirbelsäulentuberkulose beobachtet, auch Fälle 
von Lumbago, der durch diese bedingt war, gesehen, sowie starke Druckempfind- 
lichkeit in der rechten Unterbauchgegend, eine Appendicitis vortäuschend, aber 
hauptsächlich an der Innenseite der Darmbeinschaufel und im weiteren Verlauf 
des Nervus ileo-inguinalis bestehend, auf Wirbeltuberkulose zurückführen können. 
Auch eine Verwechslung mit Ischias kann vorkommen. Für die Frühdiagnose 
sind Schmerzen im Rücken bei längerem Gehen zu beachten, die bei fortschreitender 
Erkrankung nach längerem Gehen sich steigern und bei Auftreten zu beiden 
Seiten als Gürtelgefühl auf die Wirbelsäule hinweisen. Seltener ist eine krampf- 
hafte Kontraktur der langen Rückenmuskeln Frühsymptom einer Wirbeltuber- 
kulose. Die Röntgenaufnahme gibt in beginnenden Fällen keinen sicheren Auf- 
schluß. In solchen führt Ruhigstellung (Lagerung auf einer Matratze von Hirse- 
spreu, Bauchlage), sowie die Heliotherapie, später ein Stützkorsett oft zu völliger 
Ausheilung. Kramer (Glogau). 


26) K. Bonhoeffer. Über meningeale Scheincysten am Rücken- 
mark. (Psychiatrische u. Nervenklinik der Kgl. Charité.) (Berliner klin. 
Wochenschrift 1915. Nr. 39.) 

Bei zwei Männern bestanden Krankheitserscheinungen, die an die Möglich- 
keit einer Rückenmarksneubildung denken ließen. Bei der Operation fanden sich 
keine Geschwülste, aber an der Pia zahlreiche, cystisch geblähte arachnoidale 
Liquorabsackungen, die durch leichten Druck oder Anstechen entleert wurden. 
Es trat keine Besserung des Zustandes ein. Der eine Pat. starb später, und die 
Sektion ergab Veränderungen, wie sie bei anämischen Rückenmarksprozessen zur 
Beobachtung kamen. 

Verf. nimmt an, daß den cystischen Veränderungen keine klinische Bedeu- 
tung zukommt; er hält diese Veränderungen für Zufallsprodukte, die im Augen- 
blick der Eröffnung der Dura bei bestehendem erhöhten Liquordruck sich bilden. 
Es ist naheliegend, daß diese Scheincysten im Operationsgebiet einen erklärenden 
Lokalbefund vortäuschen und so die echten Meningealcysten in Mißkredit bringen 
können. Glimm (Klütz). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 48. 863 


27) 0. Cramer. Über die Skoliosenbehandlung nach Abott. 
Festschr. d. Akad. f. prakt. Med. in Köln 1915. S. 89—100. 

Verf. berichtet über seine Erfahrungen mit dem Abott’schen Verfahren 
der Skoliosebehandlung an 81 Fällen; d. h. mit dem kombinierten Verfahren von 
zuerst passiver Überkorrektur der Skolise, Ausnutzung der gewaltigen Kraft der 
Atmung und dann Nachbehandlung mit Korsett und Gymnastik. Verf. hält 
die neue Methode bei einfachen Dorsalskoliosen III. Grades, und zwar sowohl 
bei rechts und links konvexen, für ganz hervorragend, für Verbiegungen mit 
mehreren Krümmungen für die beste, die bisher bekannt wurde, und zwar, 
trotzdem bisher über Dauerresultate noch nicht berichtet worden ist; jedoch 
glaubt Verf., daß bei der Massenerkrankung der Skoliose die Abott’sche Me- 
thode sich auf die Dauer in Deutschland nicht halten könne, da sie zu große 
Anforderungen an Arbeit, Mühe, Zeit, Geld, Geschicklichkeit, Geduld und Aus- 
dauer stelle. E. Glass (Charlottenburg-Westend). 


28) T. v. Podmaniczky. Über traumatische Interkostalneuralgien 
und deren Behandlung. (Wiener med. Wochenschrift 1915. Nr. 35.) 


Verf. behandelte die traumatischen Interkostalneuralgien nach Durchschuß 
(6 Fälle) und Quetschung (2 Fälle) des Thorax erfolgreich 3 Tage durch Fixation 
des Brustkorbes in tiefster Exspirationsstellung mit Belladonnapflaster, je 1 Tag 
mit Heißluft (Fönapparat), Faradisation und Streich- bzw. Vibrationsmassage. 
Nach 1 Ruhetage Wiederholung des Turnus. Thom (z. Z. im Felde). 


29) Peters. Zwei interessante Halsverletzungen. (Münchener med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 33. Feldärztl. Beil. 33.) 

Der eine Fall war eine Zartrümmerung der Carotis externa und Jugularis 
interna durch ein Schrapnellsprengstück und konnte nach schnellster Beför- 
derung des Verletzten zum Hauptverbandplatz durch Unterbindungen gerettet 
werden. Im zweiten Falle von Halsverletzung durch einen Fliegerpfeil, der 
12 cm tief eingedrungen war, war die Entfernung desselben ohne Blutung mög- 
lich und keine Organe des Halses getroffen. Kramer (Glogau). 


30) Klinger und Montigel (Zürich). Weitere epidemiologische 
Untersuchungen über den endemischen Kropf. (Korrespondenz- 
blatt für Schweizer Ärzte 1915. Nr. 17.) 

Als hochalpines, in der Zone der Urgesteine gelegenes Gebiet haben Verff. 
das Urserental (Andermatt, Hospental, Realp) auf Vorkommen und Verbreitungs- 
art des endemischen Kropfes untersucht. Ihre Erhebungen zeigen, daß der Kropf 
auch unabhängig von Wasser entstehen kann. Ist Wasser kropferzeugend, so ist 
dies auf eine Verunreinigung des Wassers mit dem Erreger, nicht auf die primäre 
Beschaffenheit des Wassers zurückzuführen. Der Kropferreger kann sich auch 
unabhängig vom Wasser ausbreiten und auf andere Weise als durch das Wasser 
in den Organismus gelangen. A. Wettstein (St. Gallen). 


864 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 48. 


31) H. Hunziker. Der Kropf, eine Anpassung an jodarme Nahrung. 
24S. Mk. —,70. Bern, A. Francke, 1915. 

H. geht eigene Wege, doch sind seine Ausführungen ganz lesenswert. Die 
Hauptgedanken der kleinen Schrift sind: 

Der Kropf, soweit es sich um eine einfache parenchymatöse Vergrößerung 
der Schilddrüse handelt, ist nicht nur durch keine Infektion bedingt, er ist über- 
haupt keine Krankheit, sondern eine physiologische Anpassung an gewisse be- 
sondere Bedingungen. Solche sind gegeben im ungenügenden Jodgehalt unserer 
Nahrung. Um dem Körper dennoch genügend Jodthyreoglobulin zuführen zu 
können, wächst die Drüse. »Je gesunder eine Thyreoidea ist, desto kropffähiger 
muß sie sein.« Bei Jodhunger vergrößert sie sich und bildet sich bei besserer 
Jodzufuhr wieder weitgehend zurück. Eine parenchymatöse Vergrößerung der 
Thyreoidea ist bei Jodmangel eine physiologische Notwendigkeit. Therapeutisch 
braucht es zur Zurückbidung ganz kleiner Dosen Jod (täglich 1/19 mg). 

A. Wettstein (St. Gallen). 


32) Fr. Messerli (Lausanne). Contribution à Pétude de l’Etiologie 
du goitre endémique. Le goitre dans le canton de Genève. 
(Revue suisse de med. 1915. Nr. 14 u. 15.) 

M. analysiert die Rekrutierungsresultate des Kantons Genf 1907—1913. 
Von total 7365 Untersuchten hatten 383, d. h. 5,1%, einen deutlichen Kropf. Bei 
den eingeborenen Genfern ist der Prozentsatz eher noch größer. Im Kanton Genf 
existiert also eine wirkliche Kropfendemie. 

Vom Trinkwasser Genfs stammt gar keines aus der von H. und E. Bircher 
als kropferzeugend angeschuldigten maritimen Melasse. Ein Zusammenhang 
zwischen geologischer Bodengestaltung und Kropf besteht nicht. 

Wahrscheinlich aber bestehen Beziehungen zwischen Kropf und dem Ver- 
unreinigungszustand des Trinkwassers, dessen Bakteriengehalt gewaltig wechselt. 

A. Wettstein (St. Gallen). 


33) C. V. R. Bumsted. Some clinical features of exophthalmic 
goiter. (Med. record 1915. März 20.) 

Die Ansichten eines inneren Mediziners über die Operation des Basedow sind 
folgende: Die innere Behandlung soll 3—6 Monate dauern, ehe man sich zu einem 
chirurgischen Eingriff entschließt. Die Operation ist angezeigt, wenn die Krank- 
heit fortschreitet oder wenn sie gefahrdrohend wird, oder wenn der Kranke sich 
nicht genügend innerlich behandeln lassen kann. Der Operation müssen min- 
destens 2 Wochen vollster Ruhe voraufgehen. Nur ein geübter Spezialchirurg 
für die Basedowoperation darf den Eingriff vornehmen. Der Pseudobasedow 
bei jungen Mädchen darf niemals operiert werden. Nebenstörungen funktioneller 
. und organischer Art sollen möglichst vor der Operation beseitigt werden. Nach 
dem Eingriff muß der Kranke dauernd unter ärztlicher Aufsicht stehen, wenn 
das Ergebnis von Dauer sein soll. W. Weber (Dresden). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härlel in Leipzig. 


Zentralblatt, für Chirurgie 


herausgegeben von 


K.GARRE, G. PERTHES, E. RICHTER, 


in Bonn, in Tübingen, in Breslau. 
42. Jahrgang. | 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH i in LEIPZIG. 





Nr. 49. Sonnabend, den 4. Dezember 1915. 








Inhalt. 


I. K. Fritsch, Zur suprapubischen Prostatektomie und deren Nachbehandlung. (S. 865.) 
(Originalmitteilung.) 

1) Hecht, Erfrierungsgangrän (S. 867.) — 2) Pamperl, 3) Lewisohn, 4) Hirschfelder, Blat- 
stillung. (S. 868.) — 5) v. Issekutz, 6) Kobert, Magnesiumsalze. (S. 869.) — 7) Perrier, Nerven- 
schußverletzungen. (S. 869.) — 8) Fraenkel, Knochensyphilis. (S. 870.) — 9) Zahradnicky, Schuß- 
verletzungen der Gelenke. (5. 871.) — 10) v. Brunn, Zur Kriegschirurgie der Gliedmaßen. (S. 872.) 
— 11) Schmerz, 12) Baginsky, 18) Frank, 14) Fischel, Schußfrakturen. (S. 872.) — 15) Oppen- 
heim, 16) Epstein, Extensionsverbände. (S. 874) — 17) Meyer, 18) Härtel, Gipsverbandtechnik. 
(S. 875.) 

19) Rosenstein, Thrombose der V. subclavia. (S. 875.) — 20) Grant, Schuß der Axillararterien. 
(S. 875.) — 21) W. L. Brown u. C. P. Brown, Schlüsselbeinverrenkung. (S. 876.) — 232) Iselin, 
Röntgennntersuchung der Schulter. (S. 876 ) — 23} Bernhard, Bruch des Oberarms beim Armbiegen. 
(S. 876.) — 24) Spitzy, 25) Bade, 26) Sauerbrueh, Armprothesen. (S.877.) — 27) Hornung, An- 
geborenes Fehlen des Radiusköpfchens. (S. 878) — 28) Ritsehl, Amputationen und Prothesen der 
‚unteren Gliedmaßen. (S. 878.) — 29) Le Breton, Entzündung der Handgelenke. (S. 879.) — 80) Guye, 
81) Sehmid, Osteochondritis deformans. (S 879.) — 83) Schloffer, Knieschüsse. (S. 879.) — 33) Hor- 
witz, Peroneuslähmung. (S. 880.) — 84) Heusner, Beingeschwür. (S. 880.) 





Zur suprapubischen Prostatektomie 
und deren Nachbehandlung. 
Von 


Privatdozent Dr. Karl Fritsch, Breslau, 
Marine-Ober-Assistenzarzt d. R., 
stellvertretender Direktor der chirurgischen Universitäts- Poliklinik and des 
Anscharkrankenhauses in Kiel. 


In den letzten Jahren scheint unter den Chirurgen die Neigung zu wachsen, 
die suprapubische Prostatektomie zugunsten der perinealen Methoden zu ver- 
lassen, und zwar wird ihr hauptsächlich Unübersichtlichkeit bei der Operation ung 
Schwierigkeit und Länge der Nachbehandlung vorgeworfen. 

Meines Erachtens bestehen diese Vorwürfe nicht zu Recht, sofern man bei 
der selbstverständlich in Lumbalanästhesie auszuführenden Operation und der 
Nachbehandlung einige wichtige Punkte beachtet. Was zunächst den supra- 
symphysären Hautschnitt anbelangt, so soll er groß genug sein, um die Stelle 
. der peritonealen Umschlagfalte gut zu übersehen; denn hier muß die Blase er- 
öffnet werden. Blasenschnitte weiter nach dem Blasenhals hin heilen vielschlechter 
und geben langwierige Urinfisteln, die sogar eine sekundäre Verschlußoperation 
nötig machen können. Das erklärt sich daraus, daß ein Druck des Urins auf 
die Blasenkuppe nur bei völlig gefüllter Blase besteht, sich also leicht vermeiden 


49 


866 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 49. 


läßt. Geht der Pat. erst herum, so erreicht bei mäßiger Blasenfüllung der Urin- 
spiegel die hoch angelegte Blasenwunde gar nicht, sie kann also ungestört 
heilen. 

Die Ausschälung der Prostata geschieht ohne Augenkontrolle, der Schnitt, 
der die Blase eröffnet, braucht also nicht groß zu sein. Die Lehrbücher schreiben 
einen Querschnitt in der Prostatakapsel und eine Ausschälung der Drüse direkt 
von diesem Schnitt aus vor. Ich mache einen Längsschnitt durch die Kapsel 
und noch etwas in die Prostata hinein, bohre dann den Zeigefinger durch die 
Prostata hindurch, trenne sie mit dem Finger in zwei Teile und schäle sie von 
der Basis aus heraus. Es hat das den Vorteil, daß man stets die Drüse auf 
dem Finger liegen hat und so viel besser in der richtigen Schicht bleibt; man 
zieht sozusagen die Drüse aus ihrem Bett heraus, allerdings immer in zwei Por- 
tionen, was ja aber nur ein kosmetischer Fehler beim späteren Betrachten des 
Präparates ist. Der Mittellappen hängt bisweilen an einem der Seitenlappen fest, 
oder er muß als dritte Portion entfernt werden. Darauf zu achten ist wichtig. 
Das Prostatabett muß sorgfältig abgetastet werden unter gleichzeitiger Kontrolle 
des Präparates mit dem Auge, damit man noch fehlende Stücke schneller findet. 
Das kleinste in der Kapsel zurückbleibende Stück der Prostata führt zu lang- 
wierigen, unter Umständen gefährlichen Blutungen. ‘Diese Blutungen sind völlig 
analog aufzufassen denen aus einem Uterus, der Placentarreste enthält. 

Ich komme dabei von selbst auf die Katheterfrage. 

Soll nach der Prostatektomie ein Dauerkatheter eingelegt werden oder nicht? 
‚Bekanntlich sind die Meinungen in Beantwortung dieser Frage geteilt. Nach 
unseren Erfahrungen handelt es sich auch hier, wie so oft, nicht um ein Entweder — 
Oder, sondern um ein Je—Nachdem. Der Dauerkatheter wird eingelegt einmal, 
damit das Blut nach außen geleitet wird und nicht durch Coagulabildung die 
Harnwege verstopft, ein andermal, um bei Spülungen nicht den Pat. durch Ein- 
führen eines Katheters zu quälen. Wie oben erwähnt, haben wir Blutungen zu 
erwarten, wenn Prostatareste im Kapselraum zurückgeblieben sind. Besteht 
also dieser Verdacht, wird man lieber einen Dauerkatheter einlegen und häufig 
spülen. Man spült dann die Reste mit heraus und verhindert außerdem die Bil- 
dung von Coagula, die ebenfalls die Blutung unterhalten. 

Ist man dagegen völlig sicher, daß die Kapsel leer ist, bemerkt man schon 
während der Operation, daß die Blutung mäßig ist, so braucht man keinen Dauer- 
katheter. Eine Tamponade des Prostatabettes habe ich stets entbehren können. 

Die Blasen- und Bauchdeckenwunde bleibt ganz offen, sie wird austamponiert, 
darauf werden einige Zellstoffkissen gelegt, darüber wasserdichter Stoff, und so 
kommt der Pat. ins Bett. Die Schwester hat häufig die durchtränkten Zellstoff- 
kissen zu wechseln. 

Wurde ein Dauerkatheter gelegt, so benutze ich dabei einen Kunstgriff, der 
die Nachbehandlung erleichtert: Durch das Auge des Katheters wird ein dicker 
Seidenfaden: gezogen, durch die Blasen- und Bauchdeckenwunde nach außen 
geleitet und mit Heftpflaster an der Bauchhaut befestigt. Verstopft sich num 
das Auge des Katheters, so braucht man ihn nur an dem Faden ans Tageslicht 
zu ziehen und kann ihn sicher und bequem reinigen. 

Beim Katheterwechsel bindet man den neuen Katheter mit seinem distalen . 
Ende an dem Faden fest, zieht den alten Katheter heraus und zugleich den neuen 
Katheter von der Blase aus durch die Harnröhre in seine richtige Lage, ohne 
daß der Pat. von dem Katheterwechsel viel merkt. Durch diesen Kunstgriff 
wird die Nachbehandlung die denkbar einfachste, jede lokale Komplikation ist 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 49. 867 


ausgeschlossen. Die Wunde ist stets rein und gut zu übersehen, im Gegensatz 
zu der Wunde am Darm, die leicht mit Stuhl beschmutz wird und dem Auge 
schwer zugänglich ist. 

Für das Aufstehen der Patt. kann man keine Regeln aufstellen, es wird sich 
nach Alter und Befinden des Pat. richten. Jedenfalls ist weder die offene Blase 
noch (der Dauerkatheter ein Hindernis. 

Die Blasen- und Bauchdeckenwunde ist nach etwa 6—7 Wochen fest ver- 
heilt, nachdem vorher schon etwa 3 Wochen nur noch tropfenweise Urin heraus- 
gesickert ist; durch häufige Bäder und zusammenziehende Heftpflasterstreifen 
läßt sich die Heilung beschleunigen. 

Nach alledem scheint mir die suprapubische Prostatektomie die Operation 
der Wahl bei Prostatahypertrophie zu sein und die perinealen Methoden nur in 
Betracht zu kommen, wenn erstere aus besonderen Gründen, z. B. bei abnorm 
fettreichen Bauchdecken, kontraindiziert ist. 





1) Viktor Hecht. Zur Pathologie und Therapie der Erfrierungs- 
gangrän. (Wiener med. Wochenschrift 1915. Nr. 40.) 


Ätiologie: Die Einwirkung niederer Temperaturen ruft allgemeine und lokale 
Schädigungen hervor. Letztere kommen zustande infolge von Durchfrierung 
(Vereisung) und Einwirkung niederer Temperaturen. Grad der Temperatur, 
Dauer der Einwirkung, Art des umgebenden Medium sind von Wichtigkeit. Unter- 
kühlung ist häufiger Ursache der Frostgangrän als Durchfrierung. Bereits bei +6° 
bis +8° kann es bei Durchfeuchtung zur Frostgangrän kommen. Es disponieren 
dazu der anatomische Zustand der Gefäße durch Gefäßveränderungen nach Cho- 
lera, Enteritis, Ruhr, lokale Zirkulationsstörungen (untaugliche Fußbekleidung) 
und allgemeine (Herzfehler und Anämie); der Füllungsgrad der Gefäße durch 
mangelhafte Bewegung und deren nervöse Erregbarkeit (kalte Füße infolge von 
Angiospasmen und Hyperhidrosis). 

Pathologische Anatomie der Gefäße. Die Venen thrombosieren, die Arterien- 
wände verdicken. Die Adventitia ist an der Demarkationsgrenze wenig verändert. 
Die Muskelschichten der Media sind schichtweise durch hochgradiges Ödem aus- 
einandergedrängt. Die Intima ist durch Zellvermehrung und Aufquellen der 
Zellen verdickt und ragt wulstartig in die durch Fibringerinnsel verengte Gefäß- 
lichtung hinein. Röntgenologisch ist bei Mumifikation eine Knochenverhärtung 
nachweisbar, die sich beim Sicherholen aufhellt. Durch Hämatolyse beim Auf- 
tauen bekommt das Mark eine eigentümliche, braunrote Verfärbung. Differential- 
diagnostisch gegen andere Gangränformen ist von Wichtigkeit, daß bei Erfrie- 
rungen die Knochenstruktur unverändert bleibt. Die Beobachtung eines erneuten, 
foudroyanten, tödlichen Falles von Tetanus, bei dem die Eintrittspforte für die 
Bakterien die feuchte Gangrän bildete, berechtigt zu der Forderung prophylak- 
tischer Tetanusseruminjektion bei feuchter Erfrierungsgangrän. 

Therapie. Bei leichten Erfrierungsgraden Hochlagerung und Wärmeappli- 
kation durch Thermophor und Fußwechselbäder. Bei feuchter Gangrän Versuch 
der Überführung in die trockene. Gute Dienste leistete dabei das Bestreuen mit 
sterilem Zelloidalkieselsäurepulver mit Isopralzusatz. Nach eingetretener Demar- 
kation Entfernung des toten Gewebes. Bei Komplikationen mit Phlegmone 
Operation im Gesunden. 

Prophylaxe. Bequemes Schuhwerk, Zirkulationsanregung durch Reiben und 


49* 


868 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 49. 


Bewegungen, kalorienreiche Nahrung; Unterlegen des Schützengrabenbodens mit 
Holz und Reisig. — Zahlreiche instruktive Abbildungen und einige Kranken- 
geschichten neben einschlägigen Literaturangaben. 

Thom (z. Z. im Felde). 


2) Robert Pamperl. Blutstillung durch thrombokinetische Mus- 
kelwirkung. (Med. Klinik 1915. Nr. 40.) 

Das Verfahren bestand darin, daß zur Blutstillung ein Muskelstückchen aus 
der Umgebung herausgeschnitten und mit dem Finger oder einem glatten In- 
strument auf die blutende Stelle gedrückt wurde. Ist das Muskelstückchen auf 
einer Seite mit Fascie bedeckt, so ist die fascienfreie Seite auf die blutende Stelle 
zu legen. Um die thrombokinetische Wirkung noch zu erhöhen, wurde das exzi- 
dierte Stückchen vor dem Auflegen mit einer Klemme gequetscht; dieser Vorgang 
scheint das Haften zu erleichtern und die Blutstillung zu beschleunigen. Das 
Verfahren wurde, ohne einen Mißerfolg zu erleben, in 16 Fällen angewendet, und 
zwar meist bei Hirnoperationen. Anläßlich der Ausführung des Balkenstichs 
wurde in 4 Fällen der Sinus verletzt. In allen 4 Fällen stand die Blutung nach 
Auflegen von Muskelstückchen, die dem Musculus temporalis entnommen wurden, 
nach ganz kurzer Zeit vollständig. Bei einigen Kropfoperationen konnte durch 
Auflegen von kleinen, dem Kopfnicker entnommenen Muskelstückchen die lästige 
parenchymatöse Blutung aus dem nach der Resektion stehengebliebenen Kropf- 
reste zum Stehen gebracht werden, nachdem vorher ohne Erfolg Umstechungen 
angelegt worden waren. Bei der Foerster’schen Operation wurde die Blutung 
aus den Brustwirbeln mit Leichtigkeit gestillt. — Muskel eignet sich besser als 
Netz oder Fettgewebe, da diese infolge ihrer meist glatten und durch Austreten 
von Fettröpfchen schlüpfrigen Oberfläche nicht so gut haften und daher leichter 
als Muskel vom Blutstrome weggespült werden. Außer seiner großen Klebrigkeit 
liegt der Hauptwert des Muskels darin, daß man sich seiner auch dort bedienen 
kann, wo Fett und Netz nicht zur Verfügung stehen. 

B. Valentin (Berlin). 


3) Richard Lewisohn. A new and greatly simplified method of 
blood transfusion. A preliminary report. (Med. record 1915. 
Januar 23.) 

Die unmittelbare Blutübertragung muß technisch so ausgebildet werden, 
daß sie so einfach wird wie eine Kochsalzinfusion. Das Haupthindernis hierfür 
ist die Schnelligkeit der Blutgerinnung. Verf. hat nun die Mittel, durch die eine 
Gerinnung des Blutes verzögert wird, auf ihre Brauchbarkeit geprüft. Das 
Hirudin ist viel zu giftig für diesen Zweck. Dagegen leistet das zitronensaure 
Natrium ausgezeichnete Dienste. In der vom Verf. ausfindig gemachten Lösung, 
die ausreichend wirksam ist, nämlich 0,2%, ist das Mittel völlig unschädlich. 
Zwei Blutübertragungen am Menschen scheinen seine Tierversuche zu bekräf- 
tigen. W. Weber (Dresden). 


4) Hirschfelder (Minnesota). Gehirnlipoid als Hämostatikum. 
(Berliner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 37.) 
Gehirnlipoidsubstanz, deren Gewinnung beschrieben wird, hat sich bei Ver- 
suchen und Operationen als ausgezeichnetes Hämostatikum erwiesen; die Billig- 
keit und Leichtigkeit seiner Darstellung verleiht diesem Lipoid einen gewissen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 49. 869 


Vorzug gegenüber dem Coagulen Kocher-Fonio. Das Lipoid läßt sich leicht 
aseptisch darstellen; durch Zusatz von Trikresol kann man es auch sehr leicht 
antiseptisch machen. Dem Verf. erscheint es als möglich und wünschenswert, 
jeden Soldaten mit einem kleinen Quantum dieses Mittels auszurüsten. 
Glimm (Klütz). 


5) B. v. Issekutz. Über die kombinierte Wirkung des Magne- 
slumsulfats mit verschiedenen Narkotika. (Beiträge zur Be- 
handlung des Tetanus.) (Therapeutische Modatshefte XXIX. 7. 1915.) 

Verf. geht von der schweren Dosierbarkeit des Magnesiumsulfats aus, die 
mit der geringen Narkotisierungsbreite des Magnesiumsulfats (20 gegen 48,4 des 

Chloroforms) zusammenhängt. Versuche an mit Hafer gefütterten Kaninchen 

ergaben, daß die Kombination des Magnesiumsulfats mit großen Mengen von 

Hypnoticis die Narkotisierungsbreite erheblich erhöht (mit Chloral auf 55, mit 

Urethan, Hedonal und Luminal auf 71 — 75%), so daß die Dosierung des Magnesium- 

sulfats erleichtert wird und die bei großen Dosen drohende Atemlähmung ausbleibt. 

Morphium und Narkophin steigern dagegen die Giftigkeit des Magnesiumsulfats, 

so daß sie nicht gleichzeitig verwendet werden sollen. | 

M. Strauss (Nürnberg). 


6) R. Kobert. Über die subkutane Methode der Narkose durch 
Magnesiumsalze. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 37. S. 1090— 
1091.) 

Die Injektion des schwefelsauren Magnesium bei Tetanuskranken gewährt 
einerseits großen Nutzen, dann ruft es aber andererseits lokale Reizerscheinungen 
hervor und erniedrigt den Blutdruck. Aus diesem Grunde wurde ein anderes 
Magnesiumsalz geprüft, das von der Firma E. Merck in Darmstadt in steriler 
Lösung in den Handel gebrachte Glyzerophosphat. Die Versuche von Kobert 
und Krause an Tieren sind nicht so günstig ausgefallen, wie die Zuelzer’s an 
tetanuskranken Menschen. Krause sah nach subkutaner Einführung narko- 
tischer Dosen von glyzerinphosphorsaurem Magnesium Glykosurie eintreten. Da 
das Giyzerophosphat den Blutdruck weniger erniedrigt als das Sulfat, das keine 
Glukosurie verursacht, läßt sich die Zuckerausscheidung im Harn durch Zirkula- 
tionsstörungen nicht erklären. Von der Benutzung des Glyzerophosphates ergab 
sich bei vergleichenden Versuchen über die Stärke der narkotischen Wirkung des 
Magnesium kein Vorteil; bei vergleichenden Versuchen über die Stärke der toxi- 
schen Wirkung des Magnesium ergab sich, daß das Glyzerophosphat viel gefähr- 
licher ist als das Sulfat. Die Verwendung des glyzerinphosphorsauren Magnesium 
hat ihre Schattenseiten bei Tieren, und daher berechtigt es keineswegs zu einer 
bedenkenlosen Empfehlung an kranken Menschen. 

Kolb (Schwenningen a. N.). 


7) Ch. Perrier (Genève). Quelques mots sur les plaies des 
nerfs par balles. (Revue suisse des accidents du travail 1915. Nr. 5—6.) 
Die Mehrzahl der 30 operierten Fälle betrifft den Radialis. P. vermied 
ausgedehnte Resektionen, schonte namentlich die Scheide. Zur Vermeidung 
neuer Narbenkonstriktion umhüllte er den Nerven mit einem gestielten Muskel- 
lappen. Keine Drainage. Es soll bei Schußverletzungen der Nerven nicht erst 
noch lange Zeit mit elektrischer Behandlung verloren werden. 
Wettstein (St. Gallen). 


870 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 49. 


8) Fraenkel. Röntgenologisches über Epiphysenlösungen und 
über Heilung der Osteochondritis syphilitica congenita. (Fort- 
schritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen Bd. XXIII. Hft. 3.) 

Verf. beschreibt eine Anzahl Krankheitsfälle von angeborener Knochen- 
syphilis, welche in Intervallen röntgenologisch untersucht wurden. Zu gleicher 
Zeit wurden diese Kinder behandelt. Betreffs der Lokalisation der Epiphysen- 
lösung weichen die Befunde des Verf.s von den Hochsinger’schen ganz auf- 
fallend ab. Während nämlich dieser Autor die distale Humerusepiphyse 6mal 
betroffen findet, ist Verf. einer Lösung der Epiphyse an dieser Stelle nur imal 
begegnet. An den unteren Extremitäten hat Hochsinger eine Verschieblichkeit 
zwischen Epiphyse und Diaphyse niemals wahrgenommen. Auch in dieser Hin- 
sicht ist Verf. zu anderen Ergebnissen gelangt. 

Nach dem Verf. kann an dem Vorkommen von Epiphysenlösungen an den 
unteren Extremitäten auch bei lebenden, selbst mehrere Wochen alten, kon: 
genital syphilitischen Kindern nicht gezweifelt werden, daß aber die oberen Ex- 
tremitäten überwiegen, geht auch aus seinem Beobachtungsmaterial hervor. Der 
zur Erklärung dieser Tatsache von Hochsinger gegebenen Beweisführung, daß 
die exponierte Lage und die häufigeren Bewegungen und Erschütterungen der 
oberen Extremitäten einer Progredienz der osteochondritischen Prozesse ge- 
wissermaßen Vorschub leisten, schließt sich Verf. durchaus an. Hingegen wider- 
spricht Verf. Hochsinger mit aller Entschiedenheit, wenn er die Behauptung 
aufstellt, »daß sich der osteochondritische Prozeß an den oberen Extremitäten, 
wie bekannt, am allerhäufigsten und intensivsten an den distalen Epiphysen des 
Humerus entwickelt«. Mit dieser Annahme weicht er sowohl von den seitens 
des Entdeckers der in Rede stehenden Krankheit, Wegener, als auch vom Verf., 
auf Grund röntgenologischer Untersuchungen des Skelettes kongenital syphili- 
tischer Kinder, gemachten Angaben durchaus ab. 

Das Röntgenverfahren dürfte gerade bei der Feststellung der Epiphysen- 
lösung das einwandfreieste Verfahren sein, weil eine Verletzung beim Ausschälen 
der Gelenke, wie dies bei der Sektion der Fall ist, vermieden wird. Callusbildung 
hat Verf. auch bei Totgeburten nachweisen können im Gegensatz zu Hoch- 
singer. Verf. vertritt den Standpunkt, daß 1) die bei Totgeborenen mit Osteo- 
chondritis syphilitica behafteten Föten röntgenologisch nachgewiesenen Epi- 
physenlösungen als spontan entstanden, nicht artefiziell hervorgerufen, anzusehen 
sind, und daß 2) der Beweis für die bereits in utero vor sich gegangene Epiphysen- 
lösung durch die in solchen Fällen gleichfalls röntgenologisch zu konstatierenden 
reaktiven Veränderungen, Callusbildung, Periostitis ossificans, in der Nachbar- 
schaft der Kontinuitätstrennung geliefert werden kann. 

Die Zusammenhangstrennung tritt im Bereich der in den einzelnen Fällen 
verschieden weit in die Diaphyse herabreichenden, als Kalkgitter bekannten Zone, 
d. h. also im eigentlichen Schaft, auf. 

So kann es passieren, daß die Lösung des Zusammenhanges bald mehr in querer, 
bald in schräger, gegen den Epiphysenknorpel verlaufender Richtung erfolgt. 
Aber niemals geht sie an der Grenze von Dia- und Epiphyse vor sich, und deswegen 
ist die Bezeichnung dieses Vorganges als Epiphysenlösung falsch. Es handelt 
sich um echte, den Knochen betreffende Kontinuitätstrennungen, Infraktionen 
oder Frakturen, die sich, wie Hochsinger mit Recht betont, niemals akut ent- 
wickeln, sondern langsam vorbereiten. 

Ein interessantes Novum ist durch die hier besprochene, yenii 
röntgenologische Kontrolle zutage gefördert worden, daß nämlich gleichzeitig mit 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 49. 871 


dem unter dem Einfluß der antisyphilitischen Therapie bewirkten Rückgang der 
osteochondritischen Erscheinungen vorher entweder überhaupt nicht nachweis- 
bare oder doch nur andeutungsweise vorhandene periostitische Prozesse an den 
erkrankten Röhrenknochen einsetzen, die, auch nach völliger Abheilung der Osteo- 
chondritis, noch nach Monaten röntgenologisch zu erkennen sind. Die Epiphysen- 
lösungen können vollkommen glatt und ohne jede Deformität ausheilen. 

Verf. erklärt dies dahin, daß an den reparativen Bestrebungen, die nach Ver- 
nichtung der Krankheitserreger so schnell einsetzen, sich nicht nur die durch dieses 
direkt krank gemachten Gewebe des Knochens beteiligen, sondern daß daran 
eben auch das Periost teilnimmt, und daß man in der periostalen Knochenaus- 
bildung einen Heilungsvorgang im weitesten Sinne des Wortes zu erblicken hat. 
Mit dieser Annahme würde es sich gut in Einklang bringen lassen, daß die in Rede 
stehenden Veränderungen den Ablauf des osteochondritischen Prozesses erheblich 
überdauern. Gaugele (Zwickau). 


9) Zahradnicky. Über Schußverletzungen der großen Gelenke. 
(Bruns’ Beiträge z. klin. Chir. Bd. XCVII. Hft.4. Kriegschirurg. Hft. 8. 
1915. S. 452) 

Verf. bearbeitet seine am k. und k. militärischen Beobachtungsspital in 
Mähr.-Weißkirchen beobachteten Fälle von Gelenkschüssen und vergleicht sie in 
jedem Punkt mit den betreffenden Berichten aus früheren Feldzügen. Seine 
149 Gelenkschüsse betragen 6,3% sämtlicher Schußverletzungen. Am häufigsten 
war betroffen das Schultergelenk (30,9%), fast ebenso häufig das Kniegelenk 
(28,3%), dann der Reihe nach das Elibogengelenk mit 18,7%,, das Handgelenk 
mit 12,1%, das Fußgelenk mit 8,7% und das Hüftgelenk mit 1,3%. Die link- 
seitigen Gelenke waren etwas häufiger verletzt. Die Verletzungen durch Schrapnell 
oder Granaten waren wesentlich seltener als die durch Mantelgeschosse (10,1%, zu 
89,8%), diese waren in der Mehrzahl Durchschüsse, die ersteren verhältnismäßig 
häufiger Steckschüsse. In 3 Fällen waren 2 Gelenke durchschossen. Im ganzen 
waren 92 Fälle (61,9%) nicht infiziert, 57 (38,2%) infiziert. Von den Verwun- 
dungen durch Mantelgeschosse waren 84 aseptisch, 49 infiziert, von den Ver- 
letzungen durch Schrapnell oder Granaten 8 aseptisch, 8 infiziert. Die primäre 
Infektion spielt bei den Gelenkschüssen die Hauptrolle. — Im folgenden Abschnitt 
werden die Erscheinungen und Komplikationen der Schußverletzungen bei den 
einzelnen Gelenken besprochen. 

Nicht infizierte Fälle wurden mit feststellenden Verbänden behandelt. Große 
Blutergüsse oder seröse Ergüsse wurden durch Punktion entleert, bei Infektions- 
verdacht das Gelenk nach Punktion mit 300 bis 500 g 1% iger Karbollösung durch- 
gespült. Bei leichteren Infektionen wurde gewöhnlich der Versuch mit der eben 
genannten konservativen Behandlung gemacht, wenn diese nicht zum Ziele führte, 
das Gelenk breit aufgeklappt, wenn auch das fruchtlos war, reseziert und, wenn 
alle diese Bemühungen erfolglos waren, amputiert. Unter den 149 Fällen wurden 
43 operativ behandelt. Es wurde in 27,3%, die Arthrotomie, in 16,7% die Re- 
sektion, in 1,3%, die Amputation ausgeführt. Im französischen Krieg waren die 
Zahlen für die Resektionen 20,2%, für die Amputationen 21,6%. — Im Gelenk 
steckende Geschosse wurden nach genauer Lokalisation mit Röntgenstrahlen nur 
dann entfernt, wenn sie Erscheinungen machten. 

Die Mortalität bei den Fällen des Verf.s betrug 1,3%, (im deutsch-französi- 
schen Krieg 35,9%). Die Todesursache war 21mal Sepsis, 2mal Tetanus, 1mal 
Nephritis, imal Pneumonie. — Von den nicht infizierten Gelenkschüssen war 


872 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 49. 


das funktionelle Resultat in 79,7%, gut, in 20,3%, weniger gut. Bei den infizierten 
Fällen war der Erfolg in 18,4%, gut, in 71% entstand eine partielle, in 10,6%, eine 
totale Ankylose. Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


10) W. von Brunn. Zur Kriegschirurgie der Gliedmaßen. (Deutsche 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 36. S. 1070—1071.) 

v. B. berichtet, daß in seinem Feidlazarett bisher 626 Fälle von Verwun- 
dungen der Gliedmaßen durch Geschosse versorgt wurden. Es betrafen 109 die 
Weichteile, 179 die Knochen der oberen Gliedmaßen, 218 die Weichteile und 
120 die Knochen der unteren Gliedmaßen. Von den 626 Patt. sind 18 gestorben, 
darunter einer nach 4 Monaten, einer nach 6 Wochen. Die Behandlung der Ver- 
wundungen an den Gliedmaßen geschieht bei v. B. grundsätzlich konservativ. 
Alle Knochen- und Gelenkschüsse der unteren Extremitäten werden eingegipst. 
Ein Gipsverband wird an den oberen Gliedmaßen grundsätzlich niemals angelegt. 
Am Vorderarm wird der Preßschienenverband bevorzugt. Exartikulationen und 
Amputationen wurden auf das allergeringste Maß beschränkt. Die fixierenden 
Verbände dürfen nicht zulange liegen bleiben. Kolb (Schwenningen a.N.). 


11) Hermann Schmerz. Die direkte Klammerextension bei Kno- 
ehenbrüchen, insbesondere bei Schußfrakturen. (Bruns’ Bei- 
träge z. klin. Chirurgie Bd. XCVII. Hft. 4. Kriegschir. Hft. 8. 1915. S. 425.) 

Verf. hat seit Jahren an der chirurgischen Klinik zu Graz (Prof. v. Hacker) 
neben den übrigen Behandlungsarten der Knochenbrüche die von ihm selbst 
ersonnenen Extensionsklammern erprobt. Die Klammern bestehen aus einem 
gekreuzten federnden Stahldraht, der in zwei spitze, gegeneinander stehende Enden 
ausläuft. Sie sind in ihrer Form ähnlich den bekannten federnden Tuchklammern. 
Diese Klammern können für alle Arten von Brüchen an den Extremitäten, auch 
für die kleinsten Knochen an Hand und Fuß, Verwendung finden. Bei der An- 
legung wurden die beiden Stellen, an denen die Klammer angreift, mit 2% iger 
Novokainlösung gefühllos gemacht und mit einem spitzen Messer einschließlich 
Periost inzidiert. Als Grundsätze für die Wahl des Ortes der Anlegung der Klam- 
mern müssen gelten: »Die Klammer darf nicht in den Bereich des durch die Fraktur 
entstandenen Hämatoms eingesenkt werden. Sie darf nicht in phlegmonöse oder 
eiternde Gebiete eingelassen werden. Sie muß die offene Markhöhle vermeiden. 
Sie darf die intermediäre Knorpelzone wachsender Individuen nicht verletzen.« 

Bei Unterschenkelbrüchen wird die Klammer am Calcaneus angelegt, an 
der gleichen Stelle wie der Steinmann’sche Nagel; bei Oberschenkel- und Ober- 
armbrüchen an den Epikondylen, bei Brüchen der Hand- und Fußknochen an 
der Tuberositas unguicularis des Endgliedes. 

Es empfiehlt sich, die Angriffsstelle der Klammerspitzen alle 2 bis 3 Tage 
nachzusehen, um nekrotische Entzündungsprozesse oder ein Abrutschen der 
Klammer nicht zu übersehen. Die Lagerung der unteren Extremität geschieht 
nach den modernen Grundsätzen in Semiflexion. Besondere einfache Apparate 
zu diesem Zweck sind in der Arbeit besprochen und abgebildet. Im allgemeinen 
kommt man bei Knöchel- und Unterschenkelbrüchen mit 5—8 kg Gewicht aus, 
beim Oberschenkel mit 5—8 kg, beim Elibogen mit 4—5 kg, bei Hand und Fuß 
mit einem Gummizug, der einem halben, höchstens 1 kg entspricht. Mindestens 
einmal nach der Anlegung der Klammer, etwa eine Woche nachher, wird zur 
Kontrolle ein Röntgenbild angefertigt. So früh wie möglich wird mit Massage, 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 49. 873 


Faradisation und Bewegungen angefangen. Die Klammer bleibt im allgemeinen 
bei Unterschenkelbrüchen 18—21 Tage, bei Oberschenkelbrüchen 4—5 Wochen, 
bei Armbrüchen 18—20 Tage, bei Brüchen der Hand- und Fukßnochen 14 Tage 
liegen. Nachher kommt man mit Gips- oder Schienenverband aus. 

Die Klammerextension teilt mit der Steinmann’schen Nagelextension die 
allgemeinen Vor- und Nachteile der Klammer- und Nagelextension. Sie hat im 
Vergleich zur Steinmann’schen Extension den einzigen Nachteil der Möglich- 
keit des Abrutschens der Klammer, sowie der erhöhten Infektionsgefahr, wenn 
durch das Abrutschen eine größere Weichteilwunde gesetzt wird. Dafür aber 
hat die Klammerextension vor der Nagelextension folgende Vorteile: 

a. Die große Einfachheit und Billigkeit des Instrumentariums. b. Die außer- 
ordentlich große Einfachheit der Anwendung. c. Infolgedessen weitaus größere 
Möglichkeit des Gebrauches, auch für den praktischen Arzt. d. Die geringeren 
Weichteil- und ganz besonders Knochenwunden. e. Die weitaus geringere Zeit 
des Bestehens einer Wunde, besonders Knochenwunde nach Abnahme der Ex- 
tension. f. Die Möglichkeit auch ambulatorischer Behandlung für die oberen 
Gliedmaßen. g. Die Möglichkeit der Anbringung einer Klammerextension bei 
Brüchen der Finger, Zehen, Mittelhand- und Mittelfußknochen. 

Die Klammerextension ist dann angezeigt, wenn die Angriffsflächen für 
Heftpflasterextension zu klein sind, bei komplizierten Frakturen, bei jungen 
kräftigen Arbeitern, welche so rasch als möglich wieder arbeitsfähig gemacht 
werden sollen, wenn andere Methoden nicht zum Ziele führen und besonders nach 
der Osteoklase oder Osteotomie bei schlecht geheilten Frakturen. 

20 Abbildungen, darunter einige, welche die guten Erfolge mit der Klammer- 
extension zeigen. Paul Müller (Ulim, z. Z. Stuttgart). 





12) Arnold Baginsky. Die Behandlung der Extremitätenfrakturen 
bei Kriegsverletzten. Mit 16 Textabbildungen. Mk. 1,20. Stuttgart, 
Ferdinand Enke, 1915. 

Die Arbeit stellt auf 40 Seiten eine Reihe von Verbesserungen und Normen 
für die Behandlung von Extremitätenfrakturen zusammen, die mit Prof. Baeyer 
gemeinsam mit dem Verf. in einem Vereinslazarett ausprobiert wurden. Die 
Überschrift des Heftes: »Die Behandlung usw.« verspricht zuviel und ist daher 
irreführend; denn es wird sich nicht jeder mit den hier geschilderten Methoden 
der Frakturbehandlung einverstanden erklären, zumal weder Krankengeschichten 
noch überhaupt nähere Angaben über die behandelten Fälle beigegeben sind. Die 
Art der Behandlung geht am besten aus der Zusammenfassung hervor: »Wir 
machen bei der Behandlung aller Arten von Schußfrakturen reichlichen Gebrauch 
von der Extension, unter Verwendung einzelner, überall leicht zu beschaffender 
Hilfsapparate. Wir verwenden den Gipsverband nur als Transportverband und 
zur Behandlung von Brüchen des Unterarmes und des Unterschenkels, dort aber 
in sehr beschränktem Umfang. Besonderer Wert wird auf die Erhaltung der Be- 
weglichkeit der benachbarten Gelenke gelegt, diese durch alle Mittel zu erhalten 
und zu pflegen gesucht, um eine spätere langdauernde Nachbehandlung von vorn- 
herein unnötig zu machen. Die Erfolge, die wir durch diese Behandlungsart 
erzielt haben, sind gute, teilweise sogar vortreffliche.« — In einem speziellen Teil 
werden die einzelnen Verbände für jedes Gelenk besonders beschrieben. 

B. Valentin (Berlin). 


874 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 49. 


13) Géza Frank. Vorschlag zur Behandlung der Schußfrakturen 
im Felde. (Berliner klin. Wochenschrift 1915. Nr. 38.) 


Bei Schußfrakturen im Felde hat sich dem Verf. ein Gipsbrückenverband 
bewährt, der zugleich erster und definitiver Verband ist. Die Brücken kann 
man sich leicht aus Draht oder aus Holzstäben, die entweder gebogen oder gerade 
und dann durch Nägel miteinander befestigt sind, in jeder gewünschten Form, so 
daß die Wunde breit freigelassen wird, herstellen. Diese Formen werden mit 
Gipsbinden und Gipsbrei bedeckt und bilden sehr starke Brücken. 

Nach Anlegung eines besonderen Wundverbandes legt man einen zirkulären 
Gipsverband an, der den Wundverband nicht berührt und die benachbarten 
Gelenke feststellt. Über diese beiden Gipsmanschetten werden nach Korrektion 
der Bruchenden zwei Brücken unter Extension der Extremität festgegipst. 

Abbildungen zeigen die Brücken und ihre Anwendung; ferner wird ein ein- 
facher Verband für Oberarmbrüche beschrieben. Das ganze Verfahren erscheint 
einfach und zweckentsprechend. Glimm (Klütz). 


14) K. Fischel. Fixation und Extension im Felde. (Münchener med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 37. Feldärztl. Beil. 37.) 

Für obigen Zweck wird gelochtes Zinkblech von 0,3—0,4 mm Stärke, in 
der Breite von 10—12 cm, bzw. bei hohen Oberschenkel- und Hüftbrüchen in der 
doppelten Breite zu Manschetten benutzt, die mittels Drahtes eventuell über 
der Bekleidung rasch und sicher befestigt werden können; zur Versteifung kann 
man jeden Stock oder ähnliches verwenden. Für Brüche im oberen Teil des Ober- 
schenkels hat F. aus gleichem Material einen fertigen Verband hergestellt. 

Kramer (Glogau). 


15) Oppenheim. Hülsenextension statt Heftpflasterextension. 
(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 36. Feldärztl. Beil. 36.) 

Im Gegensatz zu dem an der Haut angreifenden Heftpflasterzug ist bei der 
Extension mit elastischen zylindrischen Hülsen, die aus spiralig aufgewundenen 
Palmblattstreifen hergestellt werden, der Angriffspunkt des Zuges nach der knö- 
chernen Achse verlegt. (S. O.’s frühere Mitteilung in der Münchener med. Wochen- 
schrift 1915, Nr. 22 — Ref. in diesem Blatte Nr. 35.) Die Hülse haftet durch 
Druck auf die Unterlage, und um so fester, je größer die Belastung, der Zug ist, 
und kann auch über Wundverbänden und Polsterungen angelegt werden. (Schon 
lange sind Extensionsgamaschen mit Schnürvorrichtung im Gebrauch, erfordern 
aber dicke Unterpolsterung, um Dekubitus durch den peripheren Rand zu ver- 
hüten. Ref.) Kramer (Glogau). 


16) Epstein. Eine neue Extensionsschiene. (Militärarzt 1915. Nr. 20.) 

Ober- und Unterschenkelhülse bestehen aus gefenstertem Eisenblech. Diese 

sowie der Fußbügel sind durch Distraktionsklammern miteinander verbunden. 

Zur Fixierung des Hüftgelenks dienen drei gebogene Stahlstäbe, deren freie Enden 

durch einen Leibgurt ZUSSTHNENZERANNEN werden. Zwei Abbildungen, Preis 25 Kr. 
Thom (z. Z. im Felde). 


Zentraiblatt für Chirurgie. Nr. 49. 875 


17) Meyer (Lübeck). Beitrag zur Gipsverbandtechnik bei Schuß- 
frakturen der oberen Extremität. (Münchener med. Wochenschrift 1915. 
Nr. 37. Feldärztl. Beil. 37.) 
18) Härtel. Ein einfacher und zweckmäßiger Gipstisch. (Ibid.) 
M. hat für die obere Gliedmaße eine Verbindung von Streck- und Gipsverband 
bewährt gefunden und bringt dabei den Arm in Abduktionsstellung von 90°. 
i Der Tisch H.’s wird aus einem Brett hergestellt, das auf zwei Holzböcken 
ruht; eine Beckenstütze, ein Fußbrett und zwei seitliche kleine Eisenstützen ge- 
hören außerdem zu dem Apparat, der zur Anlegung eines Gipsverbandes in Streck- 
und Se a bei Oberschenkelbrüchen benutzt wird. 
Kramer (Glogau). 


lin LE 





19) Paul Rosenstein. Ein Fall von erfolgreich operierter fort- 
schreitender Thrombose der Vena subclavia. (Deutsche med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 36. S. 1071 — 1072.) 

R. bekam einen Pat. mit einer schweren Granatverletzung in der linken 
Achselgegend in sein Feldlazarett eingeliefert. Dem Verwundeten hatte ein Granat- 
splitter ein faustgroßes Gewebstück aus der Beugeseite des linken Oberarmes 
herausgerissen und dabei auch die A. und V. brachialis verletzt. Da R. bei dem 
Verwundeten durch Wiederherstellung der Blutversorgung den Versuch machen 
wollte, den Arm zu erhalten, wurde gleich nach gründlicher Reinigung des Wund- 
gebietes zur Operation geschritten. Zuerst war der Erfolg gut, bald aber fing 
der Arm an anzuschwellen, und es trat Fieber auf. Eine Revision der Wunde 
ergab, daß sie stark infiziert war. Da der Arm nekrotisch wurde, mußte sich 
R. zur Amputation des Gliedes entschließen. Auch diese Operation überstand 
der Verwundete gut. Bald aber trat eine Temperatursteigerung bis auf 40° auf. 
Da das Fieber nach 4 Tagen fortbestand, entschloß sich R. zur Freilegung der 
V. subclavia unterhalb des Schlüsselbeins. Die Operation wurde im Ätherrausch 
ausgeführt und durch eine 10 cm lange, unterhalb des Schlüsselbeins ihr parallel 
verlaufende Inzision aufgesucht. Die Vene war verhärtet und thrombosiert. Das 
Gefäß wurde an zwei I cm entfernten Stellen doppelt im Gesunden unterbunden. 
Ein Drain, das nicht ganz auf die Unterbindungsstelle reichte, wurde in die Wunde 
gelegt, sonst alles per primam vernäht. Der Erfolg war erstaunlich, der Ver- 
wundete konnte nach einigen Wochen in gutem Allgemeinzustande mit kleiner 
Granulation am Schulterstumpf nach seiner Heimat entlassen werden. Dieser 
Fall bestätigt die Erfahrung, daß man einen gewissen Teil der septischen Fälle 
durch rechtzeitige Unterbindung des Venenstammes heilen kann. | 

Kolb (Schwenningen a.N.). 


20) E. 0. Grant. End-to-end anastomosis of the axillary artery. 
(Surgery, gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr. 4.1915. April.) 

Die Operation fand reichlich eine Stunde nach der Schußverletzung statt. 
Die Arterie war ganz durchstoßen, der proximale Teil stark zurückgezogen, aus 
ihm wurde ein Blutgerinnsel herausgezogen und mit dem Gerinnsel ein Stückchen 
der abgeschossenen Arterie. 6 Wochen nach der Operation war guter Radialpuls 
vorhanden, während er vorher oft recht schwach gewesen war. 12 Wochen nach 
der Operation bestanden gelegentlich noch Schmerzen im Arm, obwohl die Nerven 
bei der Operation nicht verletzt angetroffen waren. 

E. Moser (Zittau, zZ. Z. Schleswig). 


876 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 49. 


21) W. L. Brown and C. P. Brown. Complete dislocation of the 
inner end of the clavicle. (Surgery, gynecology and obstetrics 
Vol. XX. Nr. 4. 1915. April.) 

Bei der Operation des verrenkten inneren Schlüsselbeinendes mittels huf- 
eisenförmigen Schnittes mit der Basis nach innen konnte das Schlüsselbein nur 
unter Anwendung großer Kraft in die richtige Lage gebracht und darin erhalten 
werden. Ein Drahtnagel, der vom Schlüsselbein medialwärts nach unten ins 
Brustbein getrieben wurde, genügte nicht. Deshalb wurde noch eine Platte mit 
vier kleinen Schrauben befestigt und der größte Teil des Kopfnickers durch- 
schnitten. In anatomischer Hinsicht wurde so ein guter Erfolg erzielt. 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


22).Hans Iselin. Die Röntgenuntersuchung der Schulter in zwei 
‚zueinander senkrechten Richtungen. (Bruns’ Beiträge z. klin. 
Chirurgie Bd. XCVII. Hft.4. Kriegschirurg. Hft. 8. 1915. S. 473.) 

Eine Beobachtung über Geschoßlokalisation an den Reservelazaretten Baden- 
weiler veranlaßt den Verf., die von ihm seit 1912 in der chirurgischen Klinik und 
Poliklinik.zu Basel (Prof. de Quervain) ausgebildete und eingeführte Röntgen- 
untersuchung der Schulter in frontaler und sagittaler Richtung bekannt zu geben 
und zu empfehlen. Von den senkrechten Aufnahmen hat sich die von der Achsel- 
höhle aus als brauchbarer erwiesen als die Aufnahme von oben. Bei der Auf- 
nahme von unten her ruht der Arm in Horizontalstellung auf irgendeiner Unterlage, 
die Röhre strahlt von unten, sie ist etwa 40 cm von der Achselhöhlenkuppe ent- 
fernt, die Platte liegt der Schulter oben auf, sie kann durch den Gehilfen gehalten 
werden, besser durch einen Piattenhalter, der Röhrenkopf und Platte parallel 
stellt. Zwei Abbildungen der Arbeit zeigen, daß durch eine solche Aufnahme eine 
Frakturverschiebung aufgedeckt werden kann, die in der Aufnahme von vorn 
nicht sichtbar war. Besonders wertvoll war dem Verf. die Aufnahme von der 
Achselhöhle her zur Lagebestimmung einer Schrapnelikugel, die nach der Auf- 
nahme von vorn im Schultergelenk zu liegen schien und hier vergeblich gesucht 
worden war. Durch die Aufnahme von unten nach oben stellte sich heraus, daß 
sie unter dem Strebebogen des Acromion in der Lücke für den M. supraspinatus 
saß. Hier wurde sie denn auch gefunden und entfernt. 

Bei dieser Gelegenheit weist I. darauf hin, wie man die Lage eines Fremdkörpers 
mit Hilfe von zwei zueinander senkrecht aufgenommenen Bildern leicht und sicher 
bestimmen und ablesen kann: man legt die Platten mit der Längskante senkrecht 
aneinander, so daß das Geschoß in einer zu den beiden Platten senkrechten Ebene 
liegt. Errichtet man von den Fremdkörpern in den Bildern aus die Senkrechten, 
so bezeichnet nach den Regeln der darstellenden Geometrie der Schnittpunkt 
der beiden Geraden die Lage des gesuchten Geschosses. — Acht Abbildungen. 

Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


23) Bernhard (St. Moritz). Bruch des Humerusschaftes beim „Arm- 
legen“ („Armbiegen*). (Korrespondenzblatt f. Schweizer Ärzte 1915. 
Nr. 39.) 
. Typische Torsionsfraktur im unteren Drittel des Humerus als Folge ge- 
steigerter Muskelaktion, eine seltene Sportverletzung bei einem 23jährigen, kräf- 
tigen Turner. Glatte Heilung. Wettstein (St. Gallen). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 49. 877 


24) H. Spitzy. Zur Frage der Armprothesen. (Münchener med. Wo- 
chenschrift 1915. Nr. 34. Feldärztl. Beil. 34.) 


25) P. Bade. Ein Vorschlag zur Herstellung eines künstlichen 
Armes. (Ibid.) 

S.’s mit mehreren Abbildungen versehene Arbeit will zeigen, daß es gelingt, 
Armprothesen herzustellen, die durch die Muskelgruppen des gesunden Armes 
bewegt werden und stellt als oberstes Ziel die Anpassung der Prothese und ihrer 
Mechanismen an die sozialen Ansprüche dar, die der Prothesenträger erfüllen soll. 
Er läßt deshalb bei vielen gewerblichen Tätigkeiten nur weichlederne Überzüge 
über die Stümpfe machen, die seitlich mit Schnallen und Riemen versehen sind, 
an welche die entsprechend verlängerten und umgeformten Stiele der Werkzeuge 
fest oder beweglich befestigt sind. Dabei ist es möglich, die vorhandene Haut- 
sensibilität des Stumpfes auszunützen und sie wenigstens zum Teil an Stelle des 
verlorenen Muskelgefühls der fehlenden Hand zu gebrauchen (»sensible Prothese«). 
S.’s Abhandlung ist sehr beachtenswert. 

B.’s künstlicher Arm ist um eine zentrale Stütze herum aufgebaut; d.h. 
4facher kräftiger, aber biegsamer Draht wird als Ersatz für den Oberarm- und die 
Unterarmknochen und für das Knochengerüst der Hand und der Fingergelenke 
genommen, ein kleinerer Draht bildet die Grundlage für den kleinen Finger. Die 
Fingerdrähte werden in der Handgelenksgegend zu einem Draht zusammengedreht 
und durch eine kleine Holzscheibe festgehalten, um dann als einziger Draht das 
Gerüst für Unter- und Oberarm darzustellen. Um diese Grundlage wird die Form 
des künstlichen Gliedes durch weiche Massen, wie Polsterwatte, die durch Binden 
befestigt wird, aufgebaut und ein Trikotschlauch über das Ganze gezogen, der 
oben und unten an der Unterlage angenäht wird; das ausgestopfte Fingergerüst 
erhält einen Handschuh. Dieser künstliche »Schmuckarm« wird am Körper 
dadurch befestigt, daß das zentrale Drahtgeflecht im Amputationsstumpf wieder 
auseinander gedreht wird, um, in Becherform gebracht, jenen aufzunehmen; 
hierzu wird der Stumpf mit Trikot überzogen, jeder einzelne Draht an ihn ange- 
preßt und mit in Zelluloid getauchten Binden und Trikotstoff umwickelt. Eine 
Schulterklappe aus Drell fixiert den offenen Rand dieses Bechers mittels Gurten 
am Rumpf. Vorzüge dieses Schmuckarmes sind die Billigkeit seines Materials 
und die Leichtigkeit, die beim Tragen angenehm empfunden wird; der Schmuckarm 
darf natürlich nicht mit dem Arbeitsarm verwechselt werden, über den sich B. 
nicht weiter äußert. Kramer (Glogau). 


26) Sauerbruch. Chirurgische Vorarbeit für eine willkürlich be- 

wegliche künstliche Hand. (Med. Klinik 1915. Nr. 41.) 

In einer vorläufigen kurzen Mitteilung, der mehrere Abbildungen beigegeben 
sind, ohne die das Verständnis der neuen Methode ziemlich erschwert ist, gibt 
S. seine bisherigen praktischen Erfolge wieder, die er bei der Herstellung einer 
willkürlich durch die normalen Bewegungskräfte arbeitenden Hand am Menschen 
erzielt hat. Bei Versuchen am Tiere zeigte es sich, daß es in der Tat möglich ist, 
nach Absetzung einer Gliedmaße die noch vorhandenen Sehnen und Muskeln 
plastisch so zu gestalten, daß sie zu einer Kraftleistung herangezogen werden 
können. Die vorliegenden Erfahrungen bei sechs Operierten zeigen, daß durch 
plastische Operation eine geeignete und ausreichende Kraftquelle für die will- 
kürliche Bewegung einer künstlichen Hand geschaffen werden kann. Die weitaus 
schwierigere Aufgabe, eine solche Hand herzustellen, wurde vonStodola, Professor 


878 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 49. 


der Mechanik in Zürich, gelöst. Es werden drei Operationstypen unterschieden, 
die als grundlegend für den weiteren Ausbau des neuen ‚Verfahrens angesehen 
werden dürfen. Im Prinzip handelt es sich darum, die Beuger und Strecker zu 
einer Haut-Muskelplatte umzubilden, die sich durch einen schmalen Spalt getrennt 
gegenüberstehen. Durch diesen Spalt wird ein Stift geführt, der als Kraftüber- 
trager wirkt. Noch besser ist die Umwandlung der Sehnen und Muskeln zu einer 
mit Haut bedeckten festen Schlinge. Einzelheiten über die chirurgische Methodik, 
den Bau und die Funktion der Prothese und der Hand sollen in einer späteren Arbeit 
ausführlich mitgeteilt werden. B. Valentin (Berlin). 


27) R. Hornung (Rendsburg). Ein Fall von angeborenem beider- 
seitigen Fehlen des Radiusköpfchens mit knöcherner Ver- 
einigung des proximalen Endes des Radius mit der Ulina. 
(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 36.) 

Die 16jährige Pat., bei der obiger Defekt durch das Röntgenbild nachgewiesen 
wurde, war von Kindheit an in der Supination des Unterarms behindert. Eine 
jetzt aufgetretene Verletzung desselben rechterseits führte zur Entdeckung der 
beiderseits vorhandenen Anomalie. Kramer (Glogau). 


28) A. Ritschl. Amputationen und Ersatzglieder an den unteren 
Gliedmaßen. Mit 34 Abbild. und 12 photrogr. Aufnahmen. Mk. 2,40. 
Stuttgart, Ferdinand Enke, 1915. 

Der Verf. des 58 Seiten starken Heftes hatte in seiner Eigenschaft als be- 
ratender Facharzt für Orthopädie reichlich Gelegenheit, die den Amputierten ge- 
lieferten Ersatzglieder auf ihre Brauchbarkeit zu prüfen. Aus diesen Erfahrungen 
heraus lag ihm daran, feststehende Normen für die Ersatzvorrichtungen der 
unteren Gliedmaßen zu schaffen, auf Grund deren dann das rein Technische bei 
dem hohen Stande der Technik in Deutschland sich unschwer erledigen lassen 
wird. Aus der Fülle des Interessanten und Wichtigen kann hier nur einiges will- 
kürlich herausgegriffen werden. Man merkt auf jeder Seite des Buches, daß es 
von einem Fachmann geschrieben ist, der den Stoff nach jeder Richtung hin 
gründlich beherrscht. R. gibt den Amputierten, sobald es angängig ist, ein solides, 
aber leichtes Stelzbein, damit sie darin die neue Gangart üben können. Es wird 
nun genau beschrieben, wie die einzelnen Teile anzufertigen sind, wobei viele 
praktische Neuerungen und nützliche Winke gegeben werden. Um den für jeden 
Oberschenkelamputierten passenden — individuell verschiedenen — Verbindungs- 
winkel zwischen Hülse und Stange ausfindig zu machen, bedient sich R. eines be- 
sonderen Meßapparates, der diesen Zweck in mustergültiger Weise löst. Durch 
Anziehen und Lockern von Stellschrauben ist es möglich, die Hülse in ihrer Lage 
zur Stange so lange zu ändern, bis der auf dem Apparat stehende und herum- 
gehende Amputierte den Eindruck hat, jetzt sei die günstigste Lage eingestellt. 
Zum Befestigen der Ersatzstücke bei Oberschenkelamputierten hat sich die von 
Riedel beschriebene Einrichtung vollkommen bewährt. 

Es sind außerdem noch eine Menge von technischen Einzelheiten, auch für 
Unterschenkel- und Fußamputierte, enthalten, auf die hier nur hingewiesen werden 
kann. Das Buch kann jedem empfohlen werden, der Ersatzglieder für Bein- 
amputierte zu begutachten hat. B. Valentin (Berlin). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 49. 879 


29) Pr. Le Breton. Arthritis of the joints of the hand following 
Colles’ fracture. (Surgery, gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr. 4. 
1915. April.) 

Das uns so geläufige Krankheitsbild, Gelenkversteifungen, Ödem, Muskel- 
schwund nach Knochenbrüchen, muß offenbar in Amerika seltener beobachtet 
werden. Verf. beschreibt ausführlich 10 Fälle, von denen er im Jahre 1911 schon 
5 veröffentlicht hat. Er bringt das Leiden mit Arteriosklerose in Zusammenhang. 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


30) Georges Guye. L’ost&ochondrite deformante de la hanche 
chez les jeunes sujets. (Korrespondenzblatt f. Schweizer Ärzte 1915. 
Nr. 39.) 

31) H. 'J. Schmid. Die Osteochondritis deformans juvenilis im 
Röntgenbild. (Ibid.) 

Auf Grund von vier ausführlich mitgeteilten Beobachtungen und der Literatur 
schildert G. ausführlich die Klinik des noch wenig bekannten Krankheitsbildes. 
Die vier Fälle fanden sich auf 200 Affektionen des Hüftgelenks und nahmen bei 
Immobilisation und Dauerextension den gewohnten günstigen Verlauf. 

S. gibt den Röntgenbefund der Affektion: Im Gegensatz zu Coxitis tub. 
ist der Kalkgehalt des Kopfes erhöht, der Gelenkknorpel unversehrt; nie besteht 
Pfannenwanderung, nie ein Abszeß; der Gelenkspalt ist unverschmälert oder 
verbreitert. Der Hals nimmt auf Kosten des Kopfes zu. — Die Krankheit zeigt 
folgende Stadien der Veränderung der Kopfepiphyse: : 

1) Abplattung und »Überquellen« über den Hals. 

2) Zerfall in einzelne (meist drei) übernormal kalkhaltige Bruchstücke. 

3) Zerfall dieser Bruchstücke in kleinere kalkarme Stückchen. 

4) (Verschwinden der Kopfepiphyse? oder Wiedererstarken eines Teiles der 
Bruchstücke durch Kalkaufnahme?) 

An der Zerstörung beteiligt sich der Gelenkknorpel nicht. 

Wettstein (St. Gallen). 


32) H. Schloffer. Zur Behandlung eiternder Knieschüsse. (Med. 
Klinik 1915. Nr. 41.) 

S. bringt die etwas in Mißkredit geratene Aufklappung des Kniegelenks ohne 
Resektion bei der Behandlung eiternder Knieschüsse wieder zu Ehren, da sich 
ihm die Knieaufklappung als ein Eingriff bewährt hat, der imstande ist, schwer 
gefährdete Extremitäten vor der Amputation zu bewahren. Es wurden insgesamt 
79 Kniegelenksschüsse behandelt, 41 waren von vornherein aseptisch und blieben 
es, von den übrigen 38 Patt. ist einer gestorben, amputiert wurde keiner. Die 
Aufklappung wurde erst dann vorgenommen, wenn der Allgemeinzustand ein 
Zuwarten nicht mehr gestattete; die 11 mit Aufklappung bzw. Resektion behan- 
deiten Fälle sind mit einer Ausnahme von dem septischen Prozesse geheilt worden. 
Bei der Operation wurde der Querschnitt nach Textor angewendet, nach der 
Operation wird das Bein im Gipsverband bei extremer Beugung des Knies so 
fixiert, daß Ober- und Unterschenkel spitzwinklig flektiert stehen. Durch das 
Belassen der Gelenkenden umgeht man nicht nur die bei der Resektion unver- 
meidliche schwere Verkürzung, sondern es wird auch die knöcherne Konsolidierung 
begünstigt. Nach der Aufklappung hält sich das Fieber gewöhnlich noch längere 
Zeit auf der alten Höhe. Ist die Eiterung beherrscht, die Temperatur dauernd zur 
Norm zurückgekehrt, so soll man mit dem zweiten Teil der Behandlung, einer 


880 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 49. 


energischen Extension zur Wiederherstellung des geraden Beines beginnen. Die 
Heilungsdauer nach der Aufklappung ist allerdings eine sehr lange. Denn abge- 
sehen davon, daß Wochen vergehen, bis die Temperatur normal wird, und dann 
wieder Wochen, bis die Wunde gereinigt ist, nimmt auch die Extensionsperiode 
gut 6 Wochen oder mehr in Anspruch, und bis zur endgültigen Konsolidierung in 
normaler Stellung vergeht im günstigsten Falle eine Reihe von Monaten. Es ist 
nach S.’s Erfahrungen die Aufklappung stets vorzuziehen, wenn nicht die durch 
die Schußverletzung gegebenen Veränderungen am Knochen selbst eine Opferung 
von Knochensubstanz erfordern. Aber auch in dieser Richtung braucht man 
nicht allzu radikal zu sein und kann sich gewiß oft auf die Entfernung loser Splitter 
beschränken. B. Valentin (Berlin). 


33) H. Horwitz. Zur Peroneuslähmung. (Munekener med. Wochen- 

schrift 1915. Nr. 36. Feldärzti. Beil. 36.) 

H. empfiehlt eine an sich selbst erprobte doppelte Verschnürung am Stiefel 
gegen Peroneuslähmung. Durch das unterste Schnürlochpaar wird ein fester 
Ledersenkel von vorn her durchgezogen, durch das zweite von innen her nach 
außen geleitet und nach oben hin geführt und in stärkster Beugung des Fuß- 
gelenks nach Schnürung des Stiefels mit dem Stoffsenkel am obersten Haken fest- 
geknotet. Der Ledersenkel liegt auf der Lederlasche, die Verschnürung des Stoff- 
senkels verläuft über ihm. Kramer (Glogau). 


34) Hans L. Heusner. Zur Behandlung des Ulcus cruris. (Deutsche 
‚med. Wochenschrift 1915. Nr. 37. S. 1101 — 1102.) 

-= H. veröffentlichte in Nr. 20 dieses Jahrgangs eine Arbeit über Zelluloidfenster- 
verbände. Zur Ergänzung fügt er noch einiges hinzu. Die Rheinisch-West- 
fälische Sprengstoff-A.-G. in Köln liefert geeignete Zelluloidplatten, diese Firma 
fertigt auch einen unentflammbaren Ersatz, das Cellon, an. Die Platten aus 
Cellon sind leicht schmiegsam und lassen sich durch Eintauchen in heißes Wasser 
leicht biegsam und modellierbar machen. Außer dem Cellon in fester Form werden 
noch die sogenannten Cellonlacke verwendet, die zur Verstärkung von Verbänden 
außerordentlich zweckmäßig erscheinen. Mit Cellonlack überstrichene Verbände 
und Gliedmaßen sind unempfindlich gegen Feuchtigkeit, Seife, Benzin, Terpentin, 
Petroleum. Überstreicht man aseptische Wunden mit Cellonlack, so erzielt man 
einen sterilen Abschluß. Das Beingeschwür entsteht unter ungünstigen Zirkula- 
tionsstörungen. Die Stauung läßt immer neue Lymphe aus den verletzten Lymph- 
gefäßen austreten. Um den Lymphstrom abzuleiten, hat man die Geschwüre in 
einem Abstand von einigen Zentimetern umschnitten; seitwägts blieb dann nur 
eine ernährende Hautbrücke stehen. Als Ersatz für diese Operation schlägt H. 
eine einfache Methode vor. Man legt ober- und unterhalb, in einem Abstand von 
3 cm fest angespannt einen Heftpflasterstreifen um das Glied. Die Wundfläche 
bestreut H. mit Calcaria chlorata und Bolus 10 :100. Auch die von Münch 
angegebene Mischung mit Tierkohle, Ton und Magnesiumsulfat hat ihm gute 
Dienste geleistet. | Kolb (Schwenningen a.N.). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an aie Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 





Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau, 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K.GARRE, G.PERTHES, E. RICHTER, 











in Bonn, in Tübingen, in Breslau, 
42, Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 50. . Sonnabend, den 11. Dezember 1915. 
Inhalt. 


K. Fritsch, Mammakarzinom und Autoplastik. (Originalmitteilung.) (S. 881.) 

1) Sommer, 2) Hackenbruch und Berger, 3) Grann, 4) Mayer, 5) Christen, 6) Wachtel, 
7) Holzknecht und Weissenberg, Röntgenologisches. ($. 882.) 

8) Moro, Stumpfe Bauchverletzungen. ($. 888.) — 9) Crile, Peritonitis. (S. 889.) — 10) Nyáry, 
Subphrenische Gasabszesse. (S. 889.) — 11) Gage, Appendicitis. (S. 890.) — 13) Jaworski, Magen- 
befunde. (S. 891.) — 13) MeKenna, Intragastrische Adhäsionen. (S. 891.) — 14) Sherrill u. Graves, 
Magengeschwulst. (S.891.) — 15) King, Darmläbmaung. (S. 892.) — 16) Carroll, Darmpolypen. 
4S. 892.) — 17) Hamann, Gastroenterostomie. (S. 892.) 

18) Elting, 19) Dowd, 20) Wilson, 21) Krumbhaar, 22) Giffin, 23) Mayo, Zur Chirurgie der 
Milz. (S. 892.) — 324) Deaver, 25) Peterson, 26) Irwin und Carty, 27) Erdmann, 28) Reder, 
39) Patry, Zur Chirurgie der Leber und der Gallenwege. (S. 894.) — 80) Krull, Banti’sche Krank- 
heit. (S. 896.) 





Mammakarzinom und Autoplastik. 


Von 


Privatdozent Dr. Karl Fritsch, Breslau, 
Marine-Ober-Assistenzarzt d. R., 
stellvertretender Direktor der chirurgischen Universitäts-Poliklinik und des 
Anscharkrankenhauses in Kiel. 


In der chirurgischen Operationsiehre von Bier, Braun und Küm mell lehnt 
Küttner für seine Person die Deckung des nach Mammaamputation entstan- 
denen Defektes durch Autoplastik, d. h. durch Verpflanzung der gesunden Mamma 
auf den Defekt, ab. Als Gründe führt er an: Den großen Eingriff, den die Plastik 
im Anschluß an die Operation des Karzinoms darstellt, ferner die Gefahr des 
Gangränöswerdens der verpflanzten Mamma oder doch der Hautränder, und 
endlich die gute Möglichkeit, den Defekt durch einfache Thiersch’sche Trans- 
plantationen zu decken. 

Die Beobachtung zweier Fälle von Mammakarzinom mit Autoplastik gibt 
mir Veranlassung, den von Küttner gegen letztere Operation angeführten Gründen 
einen weiteren anzufügen, der so schwerwiegend ist, daß er meines Erachtens 
genügt, die Autoplastik überhaupt aus der Reihe der Operationen zu streichen. 

Es handelte sich in beiden Fällen um fortgeschrittene Mammakarzinome, 
bei denen, da eine weite Umschneidung der Mamma nötig war, die Deckung des 
Defektes durch Autoplastik ausgeführt wurde. Beide Patt. kamen später wegen 
‚Beschwerden in der verpflanzten Mamma wieder ins Krankenhaus; die eine, 
‚Frau B. M., nach 31/, Monaten, die andere, Frau C. R., erst nach 17 Monaten. 

Beide boten ein ganz gleiches Bild; die verpflanzte Mamma war prall ge- 


50 


882 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 50. 


spannt und hart infiltriert, auf der Unterlage nicht verschieblich, die Haut gerötet 
und ebenfalls mit dem Unterhautzellgewebe fest verwachsen. 

Die Rötung und Infiltration beschränkte sich nicht auf die Mamma, sondern 
griff weit auf die Umgebung, bei Frau B.M. bis auf die Supraclaviculargegend, 
über. Schmerzen und Fieber bestanden nicht, aber erhebliche Atembeschwerden 
mit Klagen über unerträgliche Spannung in der Brust und Unfähigkeit, den 
Brustkorb auszudehnen. 

Die ganze Erscheinung wurde als Stauung in den verpflanzten Geweben an- 
gesehen und Behandlung mit feuchten Verbänden empfohlen. Es trat jedoch 
keine Besserung ein, und trotzdem in den prall gespannten Geweben Palpation 
unmöglich war und auch Metastasen nicht festgestellt werden konnten, mußte 
die Wahrscheinlichkeitsdiagnose auf Karzinomrezidiv lauten. 

Frau C.R. drang wegen der Atembeschwerden zur Operation, und wenn 
auch diese, was Heilung betraf, von vornherein als aussichtslos angesehen werden 
mußte, so bestand doch die Wahrscheinlichkeit, durch Amputation der ver- 
pflanzten Mamma und des umgebenden infiltrierten Gewebes, das wie ein Panzer 
dem Thorax auflag, Erleichterung zu schaffen. 

Bei der Operation zeigte sich nun, daß unter der verpflanzten Mamma ein 
großes Karzinomrezidiv sich ausbreitete und an zahlreichen Stellen in die Brust- 
drüse hineingewuchert war. Die Ursprungsstelle war deutlich an einem Krebs- 
zapfen zu erkennen, der aus einem Interkostalraum hervordrang und den Rippen- 
knorpel bereits in ziemlicher Ausdehnung ergriffen hatte. Der Defekt ließ sich 
durch Thiersch’sche Transplantation decken, aber die Frau erlag doch bald 
einem zweiten inoperablen Rezidiv. 

Der Verlauf der Dinge war nun vollständig klar: Bei der ersten Operation 
waren Krebskeime zurückgeblieben, höchstwahrscheinlich in den Lymphbahnen 
aus derSchicht der Musculi intercostales, die ja mit den Lymphbahnen der Mamma 
kommunizieren. 

Die ersten Anfänge dieses Rezidivs hatten durch die daraufgelagerte gesunde 
Mamma hindurch nicht entdeckt werden können. Das weitere Wachstum hatte 
zu starker Lymphstauung geführt, die eine Palpation vollständig ausschloß, so 
daß das Eindringen des Karzinoms in die Mamma nicht vorher festgestellt werden 
konnte. 

Dieser Befund klärte auch den zweiten Fall: Bei diesem wurde in der infil- 
trierten Supraclaviculargrube eine Inzision gemacht, die karzinomatöse Drüsen 
aus dem infiltrierten Gewebe zutage förderte. 

Es wurde deshalb von einer weiteren Operation abgesehen, und die Pat. 
kam einige Wochen später ad exitum. 

Nach der Beobachtung dieser beiden Fälle scheint es mir richtig, die Auto- 
plastik nach Mammakarzinom völlig zu verwerfen; denn es ist grundsätzlich 
falsch, nach Karzinomoperationen ein von Rezidiven bedrohtes 
Gebiet künstlich der Untersuchung durch Auge und Hand zu ent- 


ziehen. 
re Den 


1) E. Sommer. Röntgentaschenbuch. Vi. Bd. 3268. mit 94 Abbild. 
In Leinen geb. Mk.5,—. Leipzig, Otto Nemnich, 1914. 

Der 6. Band des S.’schen Röntgenkalenders zeichnet sich wie seine Vorgänger 

durch seinen gediegenen und vielseitigen Inhalt aus, der dem nicht spezialistisch- 

tätigen Röntgenologen zum Teil das Studium der kostspieligen röntgenologischen 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 50. 883 


Fachliteratur erspart. Eine eingehende Besprechung der 24 Originalmitteilungen 
ist natürlich an dieser Stelle nicht möglich. Ich erwähne nur eine Mitteilung 
Faulhaber’s, der darauf hinweist, daß der rein röntgenologische Sanduhrmagen 
mit fast absoluter Sicherheit auf ein noch bestehendes florides Geschwür hin- 
weist. Köhler betont, daß die Blende vielfach ohne jede Berechtigung verwendet 
wird. Loose empfiehlt warm das Stereoskopverfahren, das oft doppelte Auf- 
nahmen unnötig macht. Révész beschreibt einen röntgenologisch sichergestellten 
Fall von Perinephritis uratica. Sabat betont an der Hand von Beispielen die 
Notwendigkeit der Röntgenuntersuchung des Kopfes bei Epilepsie. Dessauer 
und Wetterer berichten über die Verwendung der harten Strahlung bei Haut- 
und Haarerkrankungen, Klieneberger über Röntgenstrahlen und Hautkrank- 
heiten, Nagelschmidt über die Radiotherapie der Geschwülste, Pförringer 
über die Röntgentherapie bei chirurgischen Tuberkulosen. Endlich bringt noch 
S. eine eingehende Übersicht über die röntgentherapeutischen Erfahrungen des 
Jahres 1914 und weiterhin ein drittes Referat über die Röntgentherapie in der 
Gynäkologie. 

In einem über 100 Seiten fassenden Anhang geben die verschiedenen Fabriken 
eine Übersicht ihrer technischen Neuheiten, die ausführlich geschildert werden. 
Leider fehlt die Preisangabe der einzelnen Neuerungen. 

M. Strauss (Nürnberg). 


2) Hackenbruch und Berger. Vademekum für die Verwendung 
der Röntgenstrahlen und des Distraktionsklammerverfahrens 
in und nach dem Kriege. 2085. mit 117 Abbild. im Text. Leipzig, 
O. Nemnich, 1915. 

Das sehr gut ausgestattete Buch bringt in kurzer, klarer Übersicht eine Dar- 
stellung des Röntgenverfahrens für den Anfänger, wobei die Verwendung des 
Verfahrens für Kriegsverletzungen im Felde und in der Etappe besondere Her- 
vorhebung findet, so daß auch die verschiedenen Lokalisationsmethoden ein- 
gehend geschildert werden. 

Weiterhin berichtet H. im Zusammenhange über die Verwendung seiner 
Distraktionsklammer bei den Knochenbrüchen durch Kriegsverletzungen und 
betont den hohen Wert des Verfahrens, das bei bestmöglichster Reposition und 
Retention die schmerzlose aktive und passive Bewegung der benachbarten Ge- 
lenke ermöglicht und so zur raschesten funktionellen Heilung führt. 

i M. Strauss (Nürnberg). 


3) Grann. Prinzipielles über die Selenzelle als Mittel zur Mes- 
sung der Röntgenstrahlen. (Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgen- 
strahlen Bd. XXIII. Hft. 3.) 

Die Arbeit eignet sich nicht für ein kurzes Referat. Erwähnt sei nur, daß 

' das Selen, ein Element, von Berzelius 1817 entdeckt, Atomgewicht 78,87, spez. 

Gewicht 4,2—4,8, in verschiedenen Modifikationen vorkommt, nämlich als rot- 

kristallinisches, graukristallinisches und als amorphes Selen. Die zu Meßzwecken 

wiederholt herangezogene Eigenschaft, mit verschiedener Beleuchtungsstärke 
seinen Leitwert zu ändern, besitzt nur das graukristallinische Selen; dieses selbst 
kommt wieder als weiches und hartes Selen vor. 

Um die Beeinflussung der Leitfähigkeit des Selens durch Lichtschwankungen 
zu zeigen, genügt im wesentlichen eine sehr einfache Anordnung: Man stellt eine 


50% 


884 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 50. 


sog. Selenzelle her, das ist eine dünne Schicht Selen zwischen zwei Metallen, die 
in Scheiben, Drahtform oder anderer Form sein können, und schaltet in den Strom- 
kreis einiger Trockenelemente (10—12 V) diese Selenzelle und ein Strommeß- 
instrument, etwa ein Milliampèremeter; die Zelle hat je nach Form und Größe 
der Selenschicht einen gewissen Widerstand in der Größenordnung von 10,000 
bis 500 000 Ohm; auch im Dunkeln leitet nämlich das Selen. Es hat da den sog. 
»Dunkelleitwert«, 1äßt mithin einen gewissen Strom durch. Beleuchtet man die 
Zelle, sei es mit Licht, sei es mit Röntgenstrahlen, so wird ihre Leitfähigkeit zu-, 
ihr Widerstand als dessen reziproker Wert abnehmen und das Milliamptremeter 
einen größeren Strom zeigen als zuvor. 

Die beobachtete Erscheinung ist ein photoelektrischer Effekt, während z.B. 
die Schwärzung der Bromsilberplatte oder eines lichtempfindlichen Papiers ein 
photochemischer Effekt ist. Gaugele (Zwickau). 


4) Mayer. Zur praktischen Anwendung der Selenzelle unter 
Vermeidung ihrer Fehler. (Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgen- 
strahlen Bd. XXIII. Hft. 3.) 


»Die Selenzelle« kann in der Fürstenau’schen Form unter Berücksichtigung 
einiger genau angegebener Kautelen für technische Lichtprüfung als genügend 
genau und sehr expeditiv empfohlen werden.« (?) 

Die Eigenschaft der Selenzelle, durch Bestrahlung mit Licht ihren elektrischen 
Widerstand zu ändern und der Umstand, daß diese Widerstandsabnahme in einem 
bestimmten Verhältnis zur applizierten Lichtintensität vor sich geht, findet in 
der Technik allgemeine Verwendung (automatisches Einschalten von Leucht- 
bojen bei Eintritt der Finsternis, telegraphische Übertragung von Lichtbildern 
nach Korn usw.). Die Widerstandsabnahme der Selenzelle bei Applikation von 
Röntgenstrahlen ist im Intensimeter von Fürstenau verwendet zur Messung 
der Röntgenlichtstärke. Die Einfachheit seiner Handhabung, die rasche Erzielung 
der Maßanzeige und die Exaktheit der Ablesung, welche der Zeigerausschlag mit 
sich bringt, im Gegensatz zu Instrumenten, die den Farbenvergleich notwendig 
machen, lassen das Intensimeter in höchstem Maße verlockend erscheinen. 

Als Fehlerquelle kommen hauptsächlich in Frage: 

1) Einfluß von Temperatur und Feuchtigkeit. 

2) Modifikation durch Allotropie. 

3) Die Ermüdung. 

4) Der Trägheitsfehler. 

5) Der Farb- bzw. Härtefehler. 

Besonders wichtig ist davon die Ermüdung. Die Leitfähigkeit der Zelle und 
damit der am Elektrometer ablesbare Zeigerausschlag bleiben auch bei ganz kon- 
stanter Einwirkung des Lichtes nicht auf dem erreichten Maximum stehen, son- 
dern sinken infolge der »Ermüdung« immer tiefer. Nach Ablauf einer gewissen 
Ruhezeit tritt wieder eine Erholung ein. 

Die Ermüdung der Selenzelle zeigt, wie die Verff. nachweisen, eine gewisse 
Gesetzmäßigkeit, wodurch man imstande ist, die abgelesenen Zellen des Intensi- 
meters mühelos zu korrigieren. Eine Ermüdung tritt natürlich, wie aus dem vor- 
hergehenden leicht zu ersehen ist, genau genommen, bereits in der ersten Sekunde 
der Bestrahlung ein, nur ist dieselbe im Anfange so klein, daß sie nicht wahr- 
genommen werden kann. In den ersten 400 F.-Sekunden beträgt dieselbe 1,6%. 
Halten wir uns daher, wie schon oben vorweggenommen wurde, beim Versuche 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr.50. 885 


unter dieser Grenze, so können wir das Intensimeter ohne jede Einschränkung 
gebrauchen. 

Die zu beobachtenden Kautelen sind hauptsächlich folgende: 

Man belichte die Selenzelle nie länger, als daß das Produkt aus F.-Einheiten- 
Belichtungssekunden 400 beträgt, eventuell bis zu der für die betreffende Zelle 
gefundenen Zahl oder korrigiere später abgeleseneWerte nach der oben angegebenen 
Tabelle. | 

Man schalte nach je in Summa 400 F.-Sekunden überschreitender Belichtung 
eine Pause von 10 Minuten ein. 

Verf. beschreibt in folgendem noch die Benutzung des Fürstenau’schen 
Intensimeter zur Feststellung der Absorptionsmessung, Ermittlung der Christen- 
schen Halbwertschicht, Ermittlung der Christen’schen Heterogeneität, Ermitt- 
lung der Wachtel’schen Erythemgrenze. 

Näheres ist im Original nachzulesen. Gaugele (Zwickau). 


5) Christen. Messung heterogener Röntgenstrahlen. (Fortschritte 
a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen Bd. XXIII. Hft. 3.) 

Verf. trat als Erster im Jahre 1910 mit dem Vorschlag in die Öffentlichkeit, 
die Halbwertschicht einer Strahlung im Wasser als das Maß für deren Härtegrade 
(Durchdringungsvermögen) anzunehmen. 

Von Tag zu Tag wird nun einleuchtender, daß gewissenhafte Härtemessung 
für die Dosierung dringend nötig ist. Über die Strahlenwirkung ist wenig gesagt, 
wenn man nur die Dosis nach irgendeinem der gebräuchlichen Dosimeter notiert, 
ohne zugleich auch den Härtegrad beizufügen. Bis jetzt hat die Messung nach C. 
hauptsächlich den Widerstand der Techniker gefunden. Die Einwände der Gegner 
gipfeln im großen und ganzen darin, daß behauptet wird, die Halbwertschicht 
und deren Einführung in die Dosimetrie werde dadurch illusorisch, daß die Röntgen- 
strahlen gar nicht homogen seien, und daß infolge davon die Halbwertschicht 
mit zunehmender Absorption wachse, und daß die gleiche Halbwertschicht ganz 
verschiedenen Strahlenkomiplexen entspreche. Genau den gleichen Einwurf hat 
man aber gegen alle bisher gebräuchlichen Härtemessungen erhoben. Verf. zeigt 
nun an mehreren Kurven seine Messung und begegnet in weiteren Ausführungen. 
den Einwürfen seiner Gegner. Der Inhalt seiner Ausführung ist in folgende Schluß- 
sätze gefaßt: 

1) Der Begriff der Halbwertschicht läßt sich nicht nur auf homogene, sondern 
auch auf heterogene Strahlen anwenden, während dies mit dem Absorptions- 
koeffizienten nicht angeht. 

2) Nach dem Röntgen’schen Absorptionsgesetze nimmt mit wachsender 
Dicke der absorbierenden Schicht die Halbwertschicht zu. Diese Zunahme ist 
um so stärker, je heterogener die Strahlung ist. 

3) Die Heterogeneität wird in einfachster Weise definiert und gemessen als 
der Quotient der ersten zwei Halbwertschichten: a 


a2 


= 


al 


4) Die Halbwertregel gilt ohne Einschränkung, nicht nur für homogene, 
sondern auch für alle heterogenen Röntgenstrahlen, soweit sie für die Aufgaben 
der praktischen Tiefentherapie in Betracht fallen. 

5) Die Erhöhung des Dosenquotienten durch die Heterogeneität läßt sich für 


886 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 50. 


jeden Einzelfall nach einer einfachen Formel berechnen (Gleichungen [22] u. [23]). 
Sie beträgt gegenüber der homogenen Strahlung (h — 1). 85%. 

Soweit bis heute bekannt, beträgt diese Erhöhung höchstens 17%,, meist 
wohl beträchtlich weniger. 

6) Zur Beurteilung der Tiefenwirkung harter und ultraharter Röntgenstrahlen 
im Gewebe sind Aluminiummodelle unbrauchbar (Aluminiumfehler). 

7) Für alle Untersuchungen über Tiefenwirkung am Gewebe, sowie für die 
praktische Dosimetrie ist das Quantimeter (Kienböck) grundsätzlich ein für 
allemal auszuschalten, sobald harte und ultraharte Strahlen zur Verwendung 
kommen (Silberfehler). 

8) Die Erklärung des Röntgen’schen Absorptionsgesetzes als »Filterwir- 
kung« auf ein Strahlengemisch ist unzureichend (Immelmann-Schütze’scher 
Absorptionsversuch). Gaugele (Zwickau). 


6) Wachtel. Über die instrumentelle Bestimmung der Erythem- 
grenze statt der üblichen Messung der verabreichten Licht- 
menge. Vorschlag zu einem neuen einfachen Weg der zeit- 
lichen Begrenzung der Einzelbestrahlung. (Fortschritte a. d. 
Gebiete d. Röntgenstrahlen Bd. XXIII. Hft. 3.) 

»Die Erythemdosis kann als Absorption in einem dünnen Absorptionskörper 
bestimmt werden. Dabei wird die Messung der verabreichten Lichtmenge und 
ihre Härte für ihre Verwertung (nicht für den Effekt) gleichgültig. Man bestrahlt 
vielmehr so lange, bis die Differenz zwischen einem unbedeckten Reagenzkörper 
einer beliebigen radiometrischen Methode und einem durch Imm Aluminium 
bedeckten Reagenzkörper eine bestimmte, empirisch gefundene Zahl beträgt. 
Dann ist die Erythemdosis erreicht, bzw. man bleibt hart unterhalb dieser Zahl.« 

In der frühesten Zeit der therapeutischen Behandlung galt als »Erythemdosis« 
1S.- N.=5H=10x. Sie war für damals ein halbwegs zureichendes Orien- 
tierungsmaß. Seitdem aber mit dem Fortschritt der Physik und Technik immer 
härtere Strahlen angewendet wurden, die außerdem durch Filterung härter ge- 
macht werden konnten, zeigte sich bald, daß die bisherigen Zahlen nicht mehr die 
Erythemdosis anzeigten. Es zeigte sich, daß, je härter die angewandte Strahlung 
ist, desto mehr über die früher gültige Erythemdosis hinaus die Haut verträgt, 
ohne Schaden zu nehmen. Oben genannte Erythemdosis gilt heute nur für sog. 
mittelstarke Strahlen. Es wäre also für jede Härte der Strahlung die Erythem- 
dosis zu bestimmen; da aber die »Härte« ein Durchschnittsresultat aller Strahlen- 
komponenten der betreffenden Röhren ist, müßte man nicht nur für jede Härte, 
sondern für jede Strahlenmischung die Erythemdosis bestimmen, eine Arbeit, 
die sich bei der Konstanz unserer Röhrenbetriebe nicht lohnen würde. 

Die theoretische Analyse der Frage, warum verschieden harte Strahlungen 
verschieden stark auf die Haut einwirken, ergibt, daß die Intensität der Einwirkung 
einer Strahlung auf die Haut parallel mit der Absorption dieser Strahlung in der 
Haut einhergeht. Wenigstens ist bisher eine selektive Umsetzung, wie R. Grann 
sich ausdrückt, eine stärkere Wirkung mancher Strahlenhärten unabhängig von 
der absorbierten Menge, wie das beim Licht der Fall ist, nicht bewiesen. 

Je größer der von der Haut absorbierte Teil der Röntgenstrahlen ist, desto 
intensiver ist die Wirkung der Strahlen auf die Haut. 

Da die Erythem erzeugende wirksame Dosis für dieselbe Haut stets einen 
konstanten Wert hat, so genügt es, wenn wir uns diese erythemerzeugende Dosis 
an einem Ersatzkörper ein für allemal feststellen. 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 50. 887 


Zu diesem Zwecke wählt man an Stelle der Haut einen entsprechend dünnen 
Körper und bestrahlt ihn während einer therapeutischen Bestrahlung, bei der 
bis zum Erythem bestrahlt wird, mit. Man bestimmt nun die in diesem die Haut 
versinnbildlichenden Körper absorbierte Lichtmenge, indem man das ihn treffende 
und das durch ihn hindurchgehende Licht mißt. Die Differenz beider Zahlen 
ist das absorbierte Licht. Immer wenn nun bei einer anderen Bestrahlung der 
Absorptionskörper die von uns eben gefundene Zahl absorbiert hat, dann hat 
auch die Haut die exanthemerzeugende Lichtmenge absorbiert, also die Erythem- 
dosis erhalten. 

Verf. wendet hier also das neue Prinzip an, die nur in der Haut absorbierten 

und dort wirkenden Anteile der verschiedenen erzeugbaren Röntgenstrahlenarten 
in Form von sich gleichbleibenden, in, die Haut ersetzenden, Absorptionskörpern 
gemessenen Absorptionszahlen festzuhalten. 
Man bestrahlt also nicht bis zu wechselnden Dosimeterzahlen nach vorheriger 
Messung oder Schätzung der Härte, sondern immer bis zur gleichen Zahl, der 
Differenz zwischen den ober- und unterhalb des Testkörpers abgelesenen Zahlen, 
unbekümmert um die Härte und Strahlenmischung, die ja bei dem Verfahren 
automatisch mit berücksichtigt werden. 

Was den Absorptionskörper anbelangt, so erwies sich Aluminium als sehr 
zweckmäßig. Leicht, handlich, konstant, überall sofort zu beschaffen, entspricht 
es in Form dünner, kleiner Stückchen von I mm Dicke den Anforderungen als 
Absorptionskörper für die Erythemdosis. 

Verf. hat nun mehrere Versuche angestellt. Diese zeigen, wie Röhren ver- 
schiedener Konstruktion Strahlungen von ganz verschiedener Absorption in 1 mm 
Aluminium liefern, so daß bei derselben Oberflächendosis ganz andere Mengen 
absorbiert werden und daher ganz verschiedene Erythemdosis als Oberflächen- 
dosis gemessen resultieren wird. Diese Versuche zeigen uns dabei, wie erfolgreich 
die Bestimmung der Absorption in I mm Aluminium zum objektiven Vergleieh 
der Leistungen verschiedener Röhren hinsichtlich der Hautschonung dienen kann. 

Die Differenz zwischen der Strahlenmenge, welche eine Stelle im Raume in 
der gegebenen Fokusdistanz direkt von der Röhre erhält und der Strahlenmenge, 
welche dieselbe Stelle im Raume in derselben Fokusdistanz erst unmittelbar 
nach Durchtritt der Strahlung durch den Absorptionskörper erhält, gibt uns die 
Größe der Absorption im Absorptionskörper für die gegebene Strahlung in der 
gegebenen Fokusdistanz. 

In praxi wird man zwei Testkörper der gerade angewendeten radiometrischen 
Methode in derselben Fokusdistanz in denselben Strahlenkegel legen und den 
einen von ihnen mit dem Absorptionskörper zudecken. Nach der Bestrahlung 
wird man beide Testkörper ablesen, und ihre Differenz ergibt, wieviel von der 
Strahlung im Absorptionskörper absorbiert wurde. Die radiometrische Methode, 
die man dabei benutzen wird, kann je nach den Umständen verschieden sein. 
Es kommen hauptsächlich in Betracht: Die Bestimmung an Kienböckstreifen, 
die Bestimmung an Sabouraudplättchen mit der Holzknechtskala, ferner die Be- 
stimmung am Intensimeter von Fürstenau und an den lonometern. 

Viel praktischer erweist sich die Bestimmung an den Sabouraudpastillen 
mit der Holzknechtskala. Man läßt am Pat., statt wie bisher ein, nun zwei Sa- 
bouraudplättchen mitbestrahlen, von denen eins mit 1 mm dicken Aluminium- 
stückchen bedeckt ist. Man bestrahlt so lange, bis der Unterschied zwischen dem 
unbedeckten und dem bedeckten Plättchen etwa 23/, H beträgt. Dann hat die 
Haut fast ihre Erythemdosis absorbiert, und die Bestrahlung soll zur Vermeidung 


888 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 50. 


einer Hautschädigung abgebrochen werden Das unbedeckt bestrahlte Plättchen 
gibt uns gleichzeitig die applizierte Oberflächendosis an. 

Die Zahl 23/, H Absorption in 1 mm Aluminium als Maß für die Erythem- 
dosis wurde, wie alle anderen hier angegebenen Zahlen, an Strahlungen, die von 
guten modernen Tiefentherapiebetrieben mit Anwendung von 3 mm Aluminium- 
filtern erzeugt waren, empirisch ermittelt. Gaugele (Zwickau). 


7) Holzknecht und Weissenberg. Zur speziellen technischen 
Strahlenmessung. (Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen 
Bd. XXIII. Hft. 3.) | | 

»Die technische Verbesserung des Therapielichtes bedarf notwendig guter 
physikalischer Lichtprüfmethoden. Die bisherigen waren ungenügend. Es werden 
die Fehler der üblichen Lichthärte- und Lichtstärkemesser, sowie der Körper- 
phantome aufgezeigt und eine aus Selenintensimeter und und 
bestehende Einrichtung vorgeschlagen.« 

Als Instrumente für die quantitativen Bestimmungen der Lichtstärke Eoiimen 
in Frage: Die Silberschwärzung (Kienböck), die Färbung des Bariumplatin- 
cyanür (Sabouraud) und die Selenzelle (Fürstenau). 

Eine in den Stromkreis einer Trockenbatterie eingeschaltete Selenlamelle 
läßt, wenn sie von Röntgenstrahlen bestrahlt wird, mehr Strom durchfließen, und 
zwar um so mehr, je stärker sie bestrahlt wird. Ein im gleichen Stromkreis be- 
findliches Elektrometer zeigt an, wieviel Strom durch die Selenlamelle hindurch- 
geht und daher auch, wieviel Röntgenstrahlen auf die Selenlamelle fallen oder 
genauer gesagt, wie viele von ihr absorbiert werden. 

Das Intensimeter von Fürstenau scheint vor den anderen den Vorzug zu 
haben, indem es bezüglich des, die sog. selektive Absorption betreffenden Punktes 
fehlerfrei arbeitet, wenn die Röhrenstrahlung vorher auch nur durch !/, mm 
Aluminium filtriert wird. Die Verff. ersetzen nun den Körper hinsichtlich seiner 
Absorption und Lage zum Fokus durch ein geeignetes Phantom. 

Als Ersatz für die Körperreaktion scheint das Fürstenau’sche Intensimeter 
(Selenzelle), unter einer Reihe gewisser anderwärts beschriebener Kautelen an- 
gewandt, am besten zu genügen. ° Gaugele (Zwickau). 


ne BES 


8) Norbert Moro. Zur Kasuistik der stumpfen Bauchverletzungen. 
(Wiener klin. Wochenschrift 1915. Nr. 40.) 

Fall 1. Durch Überfahrenwerden von einem schweren Lastwagen über die 
Brust Knochenbrüche, Bauchdeckenspannung ohne sonstige abdomidellen Sym- 
ptome. 3 Wochen später zunehmende Schmerzen mit Vorwölbung und Druck- 
empfindlichkeit der Oberbauchgegend. Der Magen ist nach rechts, die Flex. 
lienalis nach unten verdrängt (Röntgenbefund). . Laparotomie mit linkseitigem,, 
hohen Pararektalschnitt ergibt Cyste hinter dem Magen, die eingenäht und drai- 
niert wird. Die abgesonderte, reichliche Flüssigkeit verzuckert Stärke in 5 Se- 
kunden. Heilung. 

- Fall 2. 7jähriger Knabe, vor 1 Jahre Scharlach, wurde vom Kotflügel eines 
Autos erfaßt und auf die rechte Seite geschleudert. Sensorium leicht benommen, 
Gesicht blaß, Puls klein, 110, Bauchdeckenspannung, verschiebliche Dämpfung: 
in der rechten Bauchseite. Sofortige Laparotomie: Im ganzen Bauch Blut, be- 
sonders rechts. Leber und Gallenblase unverletzt, Magen und Darm gequetscht, 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 50. 889 


ohne Serosazerreißungen. Milz abnorm groß, weich, lappig, an ihrer Konvexität 
bis in den Hilus qyer durchrissen und teilweise zermalmt. Exstirpation unter 
Schonung der Nebenmilzen am Netz. Heilung p. prim. Trotz Sturz auf die 
rechte Seite war die Leber unversehrt, durch den Kotflügel aber die durch Scharlach 
veränderte Milz zerrissen. Trotzdem Dämpfung auf der rechten Seite. Blut- 
befund nach 7 Monaten: Leichtes Ansteigen der weißen Zellelemente, Lympho- 
cytose und Eosinophilie; keine Störung des Organismus. 

Fall 3. Deichselstoß gegen Magengegend. Sensorium frei, Kostalatmung, 
Bauchdeckenspannung, rechts größer als links, spontane Schmerzen zwischen 
den Schultern. Laparotomie: Blutgerinnsel und Leberkrümelchen. Der Median- 
schnitt wird nach rechts erweitert: Zwei aus der Konkavität gesprengte Leber- 
stücke, die aus ihrem Leberbett gerissene Gallenblase wird exstirpiert. Mikulicz- 
tampon. Vom 2. Tage an zunehmender, sehr starker Ikterus. Wegen beginnenden 
Empyems rechts Rippenresektion. Am 17. Tage Tod. Der prognostisch ungünstige, 
außergewöhnlich starke Ikterus trotz guten Gallenabflusses aus der Wunde und 
Freisein der Gallengänge (gefärbter Stuhl) erklärt sich aus dem direkten Über- 
tritt von Galle aus den weithin geschädigten Zellen in die Kapillaren (genaue 
Schilderung des histologischen Befundes). Thom (z. Z. im Felde). | 


9) G. W. Crile. The kinetic theory of peritonitis. (Surgery gyne- 
cology and obstetrics Vol. XX. Nr. 4. 1915. April.) 

Die erste Abwehrmaßregel des Bauchfells gegen Krankheitserreger ist die 
Ruhigstellung; damit wird der Verschleppung der Keime Einhalt getan. Diese 
Ruhigstellung wird erreicht durch Aufhören der Peristaltik, Dehnung des Darmes, 
Zusammenziehung der Bauchmuskulatur und peritoneale Exsudation. Appetit- 
losigkeit und Erbrechen stellen auch einen Selbstschutz des Körpers gegen den 
gestauten und giftigen Inhalt des Magen-Darmkanals dar. Zur Abwehr wird also ` 
potentielle in kinetische Energie überführt. Das Übermaß dieser Umwandlung 
verursacht den Tod. Dabei werden im Gehirn, Nebennieren und Leber mikro- 
skopisch nachweisbare Veränderungen gesetzt, die denen bei Erschöpfung gleichen. 
Tiefe Morphinisation soll das Zustandekommen dieser Veränderungen hintanhalten. 
Deshalb sollte bei der Behandlung der Peritonitis ausgiebigster Gebrauch von 
Morphin gemacht werden. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


10) Ladislaus Nyáry. Ein charakteristisches Symptom des sub- 
phrenischen Gasabszesses. (Deutsche med. Wocnenschrift 1915. 
Nr. 38. S. 1125—1126.) 

v. Leyden stellte zuerst die Diagnose des subphrenischen Gasabszesses am 
Krankenbette im Jahre 1880 fest. Die Röntgendurchleuchtung und -Aufnahme 
sind als ein neueres Hilfsmittel, die v. Leyden’”s klassische Symptome ergänzen, 
zu erwähnen. Folgende Zeichen beweisen nach v. Leyden die subphrenische 
Lage des Gas- und flüssigkeitshaltigen Raumes, wenn die bekannten Symptome 
des Pyopneumothorax bestehen: 1) Auf abdominale Erkrankung hinweisende 
Angaben in der Anamnese und Entwicklung der Krankheit; 2) völliger Mangel an. 
Husten und Auswurf, wenigstens längere Zeit nach dem Beginn der Erkrankung; 
3). Fehlen des Atemgeräusches über den hellen Perkussionsschall gebenden Thorax- 
partien; über den oberen Thoraxpartien normales Vesikuläratmen; 4). bei tiefer 
Inspiration ist vesikuläres Atmen auch dort zu hören, wo früher kein Atemgeräusch 
zw.hören. war; 5) mit den Atembewegungen synchrones amphorisches Hauchen 


890 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 50. 


über den unteren Thoraxpartien. Die Probepunktion mit Messung des Druckes 
dient noch zur Differentialdiagnose zwischen Pyopneumothgrax und subphreni- 
schem Gasabszeß. N. weist noch an der Hand einer Krankengeschichte auf ein 
Symptom hin, das ihm trotz der Unsicherheit der anderen Symptome die Diagnose 
schon vor der Röntgenuntersuchung ermöglichte. Von den dem Pyopneumothorax 
und den dem subphrenischen Gasabszeß gemeinsamen Symptomen waren die Ver- 
schiebung der Dämpfungszone bei Lageveränderung des Kranken und der me- 
tallische Perkussionsschall vorhanden; die Sukkusion fehlte. Durch den Wechsel 
des Perkussionsschalls im epigastrischen Raume bei Lageveränderung des Kranken 
wurde die Diagnose schon vor der Röntgenuntersuchung gesichert. Der Perkus- 
sionsschallwechsel im Epigastrium ist ein sehr charakteristisches Symptom des 
rechtseitigen subphrenischen Gasabszesses. Kolb (Schwenningen a.N.). 


11) Gage. Acute appendicitis occurring in the course of typhoid 

fever. (Annals of surgery 1915. August. Nr. 2. Amer. surg. assoc. number.) 

Auch bei Typhus werden Schmerzen und brettharte Muskelspannung in der 
rechten unteren Bauchgegend beobachtet; infolgedessen kann diese Krankheit 
mit Appendicitis verwechselt werden. Kompliziert wird die Sache unter Um- 
ständen auch dadurch, daß eine wirkliche Appendicitis beim Typhus auftreten 
kann. Es kann die Appendicitis rein zufällig mit Typhus kompliziert oder die 
Folge eines im Wurmfortsatz sitzenden typhösen Geschwürs sein, oder endlich 
es kann sich die Appendicitis an einen abgefieberten Typhus in der Rekonvaleszenz 
anschließen. Ein zur letzten Gruppe gehöriger Fall wird beschrieben. Während 
der Rekonvaleszenz nach Typhus trat 9 Tage nach Abfall des Fiebers eine akute, 
in Abszeßbildung ausgehende Appendicitis ein. Im Wurm saß ein typhöses Ge- 
schwür, das zum Durchbruch geführt hatte; aus dem Eiter wurden Typhus- 
' bazillen gezüchtet. Herhold (z. Z. Breslau). 


12) W. Jaworski. Vergleichende Untersuchungen über röntgeno- 
logische und klinische Befunde am Magen. (Deutsche med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 37. S. 1088—1090.) 

J. suchte betreffs der röntgenologischen und klinischen Befunde am Magen 
zwei Fragen zu beantworten. Da die röntgenologische Methode vorwiegend über 
die Gestalt und Lage des Magens Auskunft gibt, lenkte er seine Versuche zur 
Beantwortung der Frage, inwiefern die Resultate der üblichen physikalischen 
Untersuchungsmethoden des Magens mit den röntgenoskopischen übereinstimmen. 
Die zweite Frage ist die, ob die bisher geübten physikalischen und chemischen 
Untersuchungsmethoden dieselbe Diagnose ergeben wie die röntgenologische 
Untersuchung oder eine verschiedene. Als erstes zeigt sich die Unmöglichkeit 
des Vergleichs der Befunde der üblichen klinischen Untersuchungen mit radio- 
skopischen. Die klinischen Untersuchungen werden in horizontaler Lage, die 
röntgenoskopischen Untersuchungen in vertikaler Lage vorgenommen. Aus 
diesem Grunde mußten die Patienten den Barytbrei und das Barytwasser in lie- 
gender oder halbliegender Lage einnehmen. Dann erfolgte unmittelbar die physi- 
kalische Untersuchung. Übereinstimmende Resultate konnten auch in liegender 
Stellung nicht gewonnen werden. Der röntgenologische Befund erscheint anders, 
wenn die Versuchsperson den Barytbrei stehend einnimmt, stehend durchleuchtet 
und dann, in horizontale Lage gebracht, wieder röntgenoskopisch untersucht 
wird. Die physikalische Untersuchung, gleich nach horizontaler Durchleuchtung, 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 50. 891 


gleichfalls liegend ausgeführt, stimmt nicht mit dem röntgenologischen Befunde 
überein. Dann wieder nahm die Versuchsperson den Barytbrei liegend ein und 
wurde in dieser Lage physikalisch und röntgenoskopisch untersucht. Bei anderen 
Fällen befaßte sich J. mit dem Vergleich der physikalischen und der röntgeno- 
logischen Befunde beim aufgeblähten Magen. Die Resultate der üblichen, liegend 
ausgeführten physikalischen und aufrecht beobachteten röntgenologischen Unter- 
suchungsmethoden des Magens sind derart verschieden, daß man sie miteinander 
nicht vergleichen kann. Um Resultate für eine klinische Diagnose zu erhalten, 
muß es dabei bleiben, daß die röntgenologische Untersuchung des Magens in auf- 
rechter, die physikalische in horizontaler Lage am zweckmäßigsten ist. J. hat, 
um zu irgendeinem praktisch greifbaren klinischen Resultate zu kommen, bei 
150 Mangenkranken zwei Diagnosen gestellt, eine röntgenologische und eine 
klinische. Die übliche Klinische Magenuntersuchung fördert viel mehr Einzelheiten, 
währenddem die röntgenologische Untersuchung in manchen Fällen unerwartete, 
für die Diagnose ausschlaggebende Einzelheiten fördert. In den meisten Fällen 
aber beschränkt sich der röntgenologische Befund auf wenige Details. Die röntgeno- 
logische Magenuntersuchung ist die für den Kranken bequemste und für den 
Arzt kürzeste Untersuchungsmethode. Durch den gefüllten Magen tritt eine 
Verschiebung des Herzens ein. Kolb (Schwenningen a.N.). 


13) C. H. McKenna. An intragastric adhesion. (Surgery, gynecology 
and obstetrics Vol. XX. Nr. 4. 1915. April.) 

Bei der Ausschneidung eines Geschwürs an der kleinen Magenkurvatur wurde 
vom Geschwürsgrund ausgehend ein Schleimhautstreifen gefunden, der quer 
‚durch den Magen zur großen Kurvatur zog. Offenbar waren infolge Geschwürs- 
ibildung die Wände verwachsen und war die Schleimhaut allmählich zu dem band- 
artigen Gebilde ausgedehnt worden. Das Röntgenbild, das eine deutliche tiefe 
Einschnürung im obersten Drittel der großen Kurvatur zeigte, hatte mangels Er- 
fahrung nicht in diesem Sinne gedeutet werden können. 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


14) J. G. Sherrill and F. S. Graves. . Haemangio-endothelio-bla-: 
stoma of the stomach. (Surgery, gynecology and obstetrics Vol. XX. 
Nr. 4. 1915. April.) 

3ljährige Frau begann nach einem Fall über Magenbeschwerden zu klagen. 
Zweimaliges Bluterbrechen, fühlbare Verdickung im Epigastrium, Besserung auf 
Geschwulstbehandlung. Die Geschwulst wurde aber größer und täuschte bei 
ährer großen Verschieblichkeit vorübergehend eine rechtseitige Wanderniere vor. 
Bei der Operation wurde an der großen Kurvatur nahe dem Pylorus, dem Magen 
breit aufsitzend, eine nierenförmige Geschwulst gefunden mit Drüsenschwellungen 
der nächsten Umgebung. Magenresektion einschließlich des Pförtners und Gastro- 
‚duodenostomie; Heilung. 

Neben zwei Geschwüren fand sich in der Schleimhaut eine für einen kleinen 
Finger durchgängige Öffnung, durch die man aus dem Mageninnern in die Ge- 
schwulst gelangte. Letztere selbst war scharf umschrieben und im größten Durch- 
messer 7 cm lang. Mikroskopisch: Hämangio-Endothelio-Blastom. Zwei ähnliche 
Fälle sind beschrieben (Morris, The effect of the X-ray treatment in a case of 
endothelioma of the stomach. Med. rec. 1910, April 16, 683 und Cignozzi, Ri- 
forma med. 1905, Juli). E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


892 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 50. 


15) Elmer H. King. Intestinal paresis: its treatment by means 
of pituitary extract. (Med. record 1915. Januar 30.) 

Auf Grund vielfacher Erfahrungen, wovon er 9 Fälle kurz aufzählt, empfiehlt 
Verf. als sicherstes Mittel, die postoperative Darmlähmung zu beseitigen, eine 
Einspritzung von 1 ccm Pituitrin in die Venen. Es wirkt auf glatte Muskelfasern, 
aber Vagus und Sympathicus müssen dabei ungestört sein. Die Nebenwirkungen 
sind Blutdruckhebung, Atemnot, Blässe und Erbrechen. Sie sind vorübergehend 
und nicht gefahrdrohend und können sehr gemildert werden durch langsame und 
vorsichtige Einspritzung. Gegenanzeigen sind Lungenentzündung und ernste 
Herzstörungen. W. Weber (Dresden). 


16) W. C. Carroll. Intestinal polyposis. (Surgery, gynecology and ob- 

stetrics Vol. XX. Nr. 4. 1915. April.) 

38jähriger Mann erkrankte mit Gewichtsverlust, schlechtem Befinden, ge- 
legentlich Übelkeit, Erbrechen und anfallsweise Schmerzen. In der rechten Unter- 
bauchgegend wurde eine Geschwulst gefühlt. Bei der Operation wurden der 
Blinddarm, Colon asc. und teilweise transv. verdickt angetroffen mit fühlbarer 
papillären Wucherungen. Resektion mit End-zu-Endanastomose von lleum 
mit Colon transv. Heilung. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


17) Haman. Fistolous communication between the stomach and 
colon, following gastroenterostomie. (Annals of surgery 1915. Aug- 
Nr.2. Amer. surg. assoc. number.) 

60jähriger Mann, bei dem wegen Zwölffingerdarmgeschwür einige Monate 
vorher eine Gastroenterostomie gemacht war, erkrankt an Blutbrechen. Wieder- 
eröffnung des Leibes und Resektion eines Teiles des Magens und Zwölffingerdarmes. 

Nach 2!/, Jahren wiederum Blutbrechen, Abmagerung, Durchfall und Entweichen 

von Gasen aus dem Magen mit Kotgeruch. Bei der dritten Laparotomie wurde 

eine Magen-Dickdarmfistel angetroffen zwischen Magen und Colon transversum, 
die durch Röntgendurchleuchtung bereits vor der Operation erkannt werden 
konnte. Trennung von Magen, Jejunum und Kolon, Schluß der Gastroenterostomie- 
öffnungen, Resektion eines Teiles des Colon transversum und Anlegen einer neuer 
vorderen Gastroenterostomie, Heilung. Verf. glaubt, daß die Magen-Dickdarm- 
fistel die Folge eines gastro-jejunalen Geschwürs war, das zunächst zu Verwach- 
sungen zwischen Magen und Colon transversum und dann zu der Fistelbildung 
führte. Die Krankheitserscheinungen bestehen bei solchen Fisteln in kotigem 

Erbrechen, Diarrhöen, Gewichtsabnahme, in Anzeichen von Verengerung der 

Darmlichtung. Durch das Röntgenbild wird die Stellung der Diagnose erleichtert, 

die Fistel ist meist klappenartig gebildet. Durch Eingießen von Wismut in den 

Darm gelangt dieses in den Magen und von dort in den Dünndarm, ein Vorgang, 

der im Röntgenbilde beobachtet werden kann. Herhold (z. Z. Breslau). 


u Te) BEE nn 


18) Elting. Abscess of the spleen. (Annals of surgery 1915. August. 
Nr.2. Amer. surg. assoc. number.) 
Die häufigste Ursache für Leberabszeß ist Typhus, dann folgt Malaria und 
Trauma. Im letzteren Falle tritt die Abszeßbildung infolge von ZerreißBung und. 
Infarkt ein, die zur Sequestrierung führen. Die klinischen Erscheinungen sind 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 50. 893 


zunächst ungewiß, erst wenn der Abszeß die Oberfläche erreicht, treten Schmerzen 
und Erscheinungen von seiten des Bauchfells ein, Fieber und Schüttelfröste kom- 
men vor. Von den Operationsarten kommt der Zugang von der Brusthöhle oder 
vom Bauche in Betracht, während der retroperitoneale Weg selten angewandt 
wurde. Ein einschlägiger Fall, in welchem die Diagnose hauptsächlich vermittels 
des Röntgenbildes gestellt wurde, wird beschrieben. Die betreffende Frau ging 
nach transpleuraler Operation infolge Pyelophlebitis zugrunde. 
Herhold (z. Z. Breslau). 


19) Dowd. Cavernous angioma of the spleen. (Annals of surgery 

1915. August. Nr. 2. Amer. surg. assoc. number.) 

37jährige Frau leidet seit einigen Monaten an Schmerzen im Leibe, die sich 
anfallsweise mit Erbrechen vergesellschaften. Bei der Untersuchung wird eine 
große Milzschwellung festgestellt und die Milz entfernt; sie war 20 cm lang, 12 cm 
breit, 17 cm hoch, an einer Seite befand sich im Gewebe eine 10 cm lange und 
10 cm breite Blutcyste, das Milzgewebe bestand nur aus Stroma mit erweiterten 
Blutgefäßen und einzelnen kleinen Blutcysten, im Stroma lagen vereinzelte rote 
Blutkörperchen. Die Pat., bei der eine bedeutende Verminderung der roten Blut- 
körperchen und des Hämoglobingehalts bestand, starb einige Wochen nach der 
Operation an perniziöser Anämie. Herhold (z. Z. Breslau). 


20) Wilson. Splenic anaemia. (Annals of surgery 1915. August. Nr. 2. 
Amer. surg. assoc. number.) 


Bericht über den Befund an 31 entfernten Milzen. 15mal wurde die Milz 
wegen Milzanämie entfernt; das durchschnittliche Alter der Kranken betrug 
36 Jahre, die durchschnittliche Krankheitsdauer mit Krankheitserscheinungen 
32 Monate, das durchschnittliche Gewicht der entfernten Milz 1130 g. Histologisch 
wurde eine deutliche Verminderung der Pulpa und des Iymphatischen Gewebes 
und eine Vermehrung des retikulären Bindegewebes sowie die Anwesenheit von 
amyloider Degeneration und Sklerose festgestellt, es lag im ganzen das Bild einer 
chronischen Entzündung vor. In der zweiten Gruppe der entfernten Milzen 
handelte es sich um erworbene perniziöse Anämie, 7 Fälle. Das durchschnittliche 
Alter war 44 Jahre, das durchschnittliche Gewicht der entfernten Milzen 465 g; 
es handelte sich hier hauptsächlich um Vermehrung des Iymphoiden Gewebes. 
Die dritte Gruppe der exstirpierten Milzen betraf gemischte Fälle von Lympho- 
sarkom, akuter, nicht septischer Splenomegalie, hämolytischer Lues und hämo- 
Iytischer Sepsis, im ganzen 7 Fälle. Die histologischen Befunde an den Milzen 
waren bei den zuletzt genannten drei Krankheiten der dritten Gruppe dieselben 
wie bei der Milzanämie, Herhold (z. Z. Breslau). 


21) E. B. Krumbhaar. A classification and analysis of clinical 
types of splenomegaly accompanied by anemia. (Amer. journ. 
of the med. sciences CL. 2. 1915.) 


Verf. geht davon aus, daß unter der Bezeichnung Anaemia splenica eine 
Reihe verschiedenartiger Erkrankungen: großzellige Splenomegalie (Gaucher- 
sche Krankheit), Banti’sche Erkrankung, die rachitische Splenomegalie von 
Jaksch, hämolytische ikterische Splenomegalie, Chauffard-Minkowski’sche, 
Hayem-Widal’sche Erkrankung und endlich perniziöse Anämie vereinigt sind, 
die besser als besondere Erkrankungsformen gekennzeichnet werden. Die Dif- 


894 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 50. 


ferentialdiagnose der einzelnen Krankheitsbilder wird eingehend geschildert. Zum 
Schluß betont Verf., daß bei all diesen Erkrankungsformen die Splenektomie in 
Betracht gezogen werden kann, die bei frühzeitig behandelten Fällen von Banti- 
scher Erkrankung und hämolytischem Ikterus recht gute Resultate gibt. Die 
Splenektomie soll jedoch in allen Fällen nach reiflichster Überlegung vorgenommen 
werden, da die Milz einen wesentlichen Faktor bei der Entgiftung von Infektion 
und Verdauung darzustellen scheint. M. Strauss (Nürnberg). 


22) Gifin. Clinical notes on splenectomy. (Annals of surgery 1915. 
August. Nr.2. Amer. surg. assoc. number.) 

Seit dem Jahre 1904 wurden in der Mayo’schen Klinik 58 Milzexstirpationen 
ausgeführt, und zwar 27 wegen Milzanämie, drei wegen Gaucher’scher Krankheit 
(endotheliale Hyperplasie), 7 wegen perniziöser Anämie, 2 wegen hämolytischer 
Anämie, 5 wegen septischer Milzvergrößerung, 2 wegen Milzsyphilis, 2 wegen er- 
worbener hämolytischer Gelbsucht, 1 wegen Lebercirrhose, 1 wegen myelo- 
cystischer Leukämie, 3 wegen Lymphom oder Lymphosarkom, 1 wegen Milz- 
tuberkulose, 1 wegen Wandermilz, 1 wegen akuter, nicht septischer Milzver- 
größerung mit Eosinophilie. Die Fälle von Milzanämie zeigten sämtlich eine Ver- 
mehrung des Bindegewebes der Milz, von den 27 operierten Patt. starben 8, die 
übrigen wurden gebessert. Von den 7 wegen perniziöser Anämie operierten Patt. 
starben 2, 3 wurden sichtlich gebessert. Auch auf die übrigen Erkrankungsformen 
schien die Milzentfernung eher günstig als ungünstig einzuwirken, wenn auch aus 
der kleinen Anzahl sichere Schlüsse noch nicht gezogen werden können. In2 Fällen 
von Entfernung der Milz bei Syphilis und nicht gummös erkrankter Milz war 
ebenfalls das Ergebnis ein gutes. Herhold (z. Z. Breslau). 


23) Mayo. Surgical considerations of splenectomy. (Annals of sur- 
gery 1915. August. Nr.2. Amer. surg. assoc. number.) 

M. benutzt zur Milzentfernung den von Bevan empfohlenen Schnitt, der 
am Proc. ensiformis beginnt und am Rippenbogen entlang nach abwärts durch 
den Rectus geht. Die wichtigsten Gefäßverbindungen, die bei der Exstirpation 
zu beachten sind, verlaufen im Lig. gastro-splenicum, während das Milz-Nieren- 
ligament wenig Gefäße hat. Die Trennung der Milz vom Bauchspeicheldrüsen- 
schwanz muß mit großer Vorsicht gemacht, das eigentliche Milzgefäßbündel am 
Hilus gut isoliert und die Arterie zuerst unterbunden werden. Bei 58 Fällen von 
Milzexstirpation kamen 5 Todesfälle vor. Herhold (z. Z. Breslau). 


24) Deaver. A report of the cases of gall-stone disease operated 
during the year 1914. (Annals of surgery 1915. August. Nr. 2. Amer. 
surg. assoc. number.) 

Bericht über 159 Fälle von Gallenblasenerkrankungen, und zwar über 87 ein- 
fache Gallenblasenentzündungen mit und ohne Steine, 20 Fälle von Gallenblasen- 
entzündung mit Choledochuserkrankung, 52 mit Einbeziehung der Bauchspeichel- 
drüse. Bei einfachen Gallenblasenentzündungen betrug das durchschnittliche 
Alter 54 Jahre, bei allen drei Gruppen zusammen 45 Jahre, am häufigsten war 
das Alter zwischen 40 und 50 Jahren beteiligt; 85%, der Erkrankten waren Frauen. 
Die größte Anzahl von Männern wurde in den mit Bauchspeicheldrüsenentzündung 
komplizierten Fällen angetroffen. Die durchschnittliche Dauer der Krankheits- 
erscheinungen bis zur Operation betrug 11 Monate, bei einfachen Gallenblasen- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 50. 895 


entzündungen. und bei den mit Pankreatitis komplizierten Fällen 3 Jahre. Die 
Krankheitserscheinungen waren die allgemein bekannten; Gelbsucht war bei 
einfachen Gallenblasenerkrankungen in 41%, der Fälle, bei mit Choledochuserkran- 
kungen komplizierten in 55%, bei mit Bauchspeicheldrüsenentzündung kompli- 
zierten in 38%, vorhanden. Der Nachweis von Gallensteinen vermittels der 
Röntgenstrahlen ist unsicher, ein klinischer Wert ist nach Ansicht des Verf.s ihm 
nicht beizulegen. Die Durchschnittssterblichkeit nach der Operation betrug 6,3%, 
bei unkomplizierten Gallenblasenentzündungen 4,5%, bei Mitbeteiligung des 
Choledochus 5%, der Bauchspeicheldrüse 9%,. Die Operation der Wahl ist nach 
Ansicht des Verf.s die Exstirpation der Gallenblase mit T-förmiger Drainage des 
Choledochus. Verwachsungen zwischen Gallenblase, Netz, Magen usw. wurden 
häufig, namentlich bei Mitbeteiligung des Choledochus, angetroffen, Steine fanden 
sich in 70%, der Fälle, appendicitische Erscheinungen in 80%. Die durch eitrige 
Cholangitis komplizierten Fälle gaben durchweg ein schlechtes Resultat, im Eiter 
war gewöhnlich der Bac. coli. Die anatomisch-pathologischen Resultate an den 
entzündeten Gallenblasen zeigten vorwiegend eine chronische interstitielle Gallen- 
blasenentzündung. Herhold (z. Z. Breslau). 


25) R. Peterson. Gall-stones during the course of 1066 abdomi- 
nal sections for pelvic disease. (Surgery, gynecology and obste- 
trics Vol. XX. 1915. März. Nr. 3.) 

Gallensteine finden sich sehr häufig gleichzeitig mit Krankheiten der weib- 
lichen Geschlechtsorgane, besonders sind sie häufig im Alter von über 40 Jahren 
bei Frauen, die geboren haben. P. befürwortet die gleichzeitige Gallenstein- 
entfernung bei abdominalen gynäkologischen Eingriffen, soweit es sich bei letzteren 
nicht um eitrige oder bösartige Erkrankungen handelt, und vorausgesetzt, daß 
die gleichzeitige Gallensteinoperation keinen sehr erheblichen Eingriff darstellt. 
In P.’s Fällen war das Vorhandensein der Gallensteine entweder gar nicht bekannt, 
oder das Gallenleiden spielte im Verhältnis zum anderen Leiden nur eine unter- 
geordnete Rollea Unter 1066 gynäkologischen Operationen konnten Gallensteine 
in 135 Fällen —= 12,66%, gefunden werden, in 57 Fällen wurden sie gleichzeitig 
mit dem gynäkologischen Eingriff entfernt. Fast stets wurde die Gallenblasen- 
drainage angeschlossen, die nach spätestens 10 Tagen entfernt wurde. Die Heilung 
wurde nur wenig dadurch verzögert. Von den nachuntersuchten Operierten 
waren 88,8%, später frei von Gallensteinbeschwerden, 11,1% hatten dagegen 
später Koliken. Von den nicht Operierten hatten später 62,7%, keine Beschwerden, 
die auf Gallensteine gedeutet hätten. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


26) Irwin and Carty. Papilloma of the gall-bladder. (Annals of 
surgery 1915. Juni. Nr. 6.) 

Unter 2168 Gallenblasen, welche in der Zeit vom 1. Januar 1907 bis 1. Januar 
1915 von den Verff. untersucht wurden, fanden sich 85 mit einem oder mehreren 
Papillomen derSchleimhautvor. In allen Fällen war dieSchleimhaut unbeschädigt, 
die Papillome waren mit Unterschieden 5—6mal so groß als eine Schleimhaut- 
zotte, sie waren gestielt, sahen weiß oder gelblich aus und fanden sich in allen 
Teilen der Gallenblase. Mikroskopisch erschienen sie als hypertrophische Zotten 
mit vermehrtem Bindegewebe und Epithel. Die Papillome können auch bei allen 
Formen der Cholecystitis mit und ohne Steinbildung vorkommen und gelegentlich 
in Karzinom übergehen. Herhold (z. Z. im Felde). 


896 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 50. 


27) John Erdmann. Biliary surgery. (Med. record 1914. Oktober 10.) 


E. berichtet in einer kurzen Arbeit über 270 Kranke, die einer Operation an 
ihren Gallenwegen unterzogen werden mußten, mit einer Sterblichkeit von 49,. 
Unter diesen waren 125 Cholecystostomien mit 5 Todesfällen, 96 Ektomien mit 4, 
49 Choledochotomien mit 4 Todesfällen. Sekundäre Operationen, das heißt solche, 
die mehr oder weniger lange Zeit nach einer vorausgegangenen Operation aus- 
geführt wurden, fanden sich nur 8mal vor. Unter 5 Gallensteinileusfällen verlor 
E. 4. Im übrigen besteht die Arbeit aus einer kurzen Aufzählung der einzelnen 
Gruppen mit näherer Beschreibung einzelner besonders wichtiger Fälle. 

W. Weber (Dresden). 


28) F. Reder. The butterfly retractor in operations on the gall- 
ducts. (Surgery, gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr. 2. 1915. Februar.) 
Ein stumpfer, breiter Bauchwundhaken mit einem für die Gallenblase pas- 
penden Ausschnitt in dem abgerundeten blattartigen Hakenende. An dieses den 
Ausschnitt tragende Blatt ist beiderseits ein weiteres verstellbares flügelartiges 
Blatt befestigt. Nach Bedarf können diese beiden seitlichen Blätter mehr oder 
weniger gespreizt werden. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


29) F. Patry (Genf). Hernie de la vésicule biliaire au travers 
d'une déchirure cicatrisée du foie. (Revue suisse des occidents du 
travail 1915. Nr. 1 u. 2.) 


Das Besondere des Falles liegt darin, daß der Leberriß nicht die geringsten 
Symptome machte, bis die Vernarbung die Gallenblase einklemmte und so eine 
Probelaparotomie veranlaßte. Wettstein (St. Gallen). 


30) J. Krull. Über die Banti’sche Krankheit. (Mitteilungen a. d. 
Grenzgebieten d. Medizin u. Chirurgie 1915. Nr. 4.) 
| Verf. rekapituliert kurz die Darlegungen Banti’s über die nach ihm be- 
nannte Krankheit und betrachtet kritisch die in der Literatur niedergelegten An- 
sichten und Fälle anderer, die sich mit diesem Thema befaßt haben. Er kommt 
zu dem Schluß, daß die sogenannte Banti’sche Krankheit nicht mehr als ein 
Symptomenkomplex ist, der aufsehr verschiedenem Grunde vorkommen, von sehr 
verschiedenen Ursachen erzeugt werden kann. Er hält den Morbus Banti für 
eine abweichende Form der sogenannten atrophischen Lebercirrhose nachLaennec. 
Hauptsächlich pathologisch-anatomisch, unter Beifügung von Mikrophotogram- 
men, erläutert er ausführlich diese Auffassung an drei Fällen und zeigt an zwei 
` weiteren, daß keine Gründe da sind, um eine Verwandtschaft anzunehmen zwischen 
Morb. Banti und den primären oder idiopathischen Megalosplenien. 
Thom (z. Z. im Felde). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter In Breslau, 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


897 


Zentralblatt für Chirurgie 


herausgegeben von 


K. GARRE, G. PERTHES, E. RICHTER, 











in Bonn, in Tübingen, in Breslau. 
42. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 51. Sonnabend, den 18. Dezember 1915. 
Inhalt. 


A. Kappis, Zur Deckung von Schädeldefekten. (Originalmitteilung.) (S. 897.) 

1) Edelmann, Urobilinprobe. (S. 898.) — 2) MeKenty und Morgan, Blastomykose. 6. 898.) — 
8) Wagner, Subkutane Granulome. (S. 898.) — 4) Herrick, 5) Wissing, 6) Genhart, 7) Sehmitz, 
Zur Geschwulstlehre. (S. 899.) — 8) Pfanner, Gasphlegmone. (S. 900.) — 9) Koller, Erysipel. (S. 901.) 
— 10) Elgart, Frühzeitiger Tod nach Verbrennung. (S. 901.) — 11) Fiedler, Wundöl Knoll. (S. 902.) 
— 13) Schönfeld, Schußverletzungen. (S. 902.) — 13) Pamperl, Chirurgische Tätigkeit in Przemysl. 
(S. 902.) — 14) Melehlor, Kriegschirurgisches aus einem Heimatlazarett. (S. 902.) — 15) Sehu- 
macher, Händedesinfektion. (S. 903.) — 16) Türk, Ortsveränderung der Geschosse. (S. 904) — 
17) Holzkneeht und Wachtel, Fremdkörpertelephon. (S. 904) — 18) Zuckerkandl, Operations- 
lehre. (S. 904.) — 19) Börner, Feldoperationstisch. (3. 904.) — 20) Weitianer, Stirnlampe. (S. 904.) 
— 21) Cassirer, Periphere Nervenerkrankungen. (S. 904.) — 22) Kroh, Muskeltransplantation. 
(S. 905.) — 23) Burnham, Postoperativer Shock. (S. 905.) — 24) Pfeilsticker, Nachamputation. 
(S. 905.) — 25) Franke, Plastik mit gestielten Hautlappen. (S. 906.) — 26) Rosenberg, 27) Hey- 
mann, 28) Biekart, 29) Rosenstrauss, 30) Kuhn, 31) Rindfleisch, 32) v. Redwitz, Mediko- 
mechanische Apparate, Prothesen. (S. 906.) — 33) Lewy, Zweirad für Invalide. (S. 908.) 

84) Jeger, 35) Kalkhoff, 36) Baräny, Kopfschüsse. (S. 908.) — 37) Eastman, Epilepsie. (S. 909.) 
— 38) Lindemann, Schußverletzungen des Gesichts. (S. 910.) — 39) Eitner, 40) Ahrend, Zur Na- 
senplastik. (S. 910.) — 41) Bruhn, Zur Technik der Kieferapparate. (S. 911.) 





Zur Deckung von Schädeldefekten. 
Von 


Dr. A. Kappis, 


Chirurg am Reservelazarett Hagen i. Westf. 


Will man größere Schädeldefekte plastisch decken, wie das in der Folge 
bei der großen Zahl der Kriegsverletzungen des Schädels häufig notwendig sein 
wird, so kommen heute bloß die autoplastischen Methoden in Frage. 

Man kann zur Deckung benutzen freie Stücke aus dem Schienbein, dem 
Brustbein, dem Schulterblatt oder den Rippen samt zugehörigem Periost. Zwi- 
schen Gehirn und den einzupflanzenden Knochen werden freie Fettlappen oder 
Fett-Fascienlappen gelagert; man kann auch z. B. aus dem Brustbein ein Stück 
mit dem Meißel abtrennen und dasselbe im Zusammenhang mit dem Muskel und 
Fett in einem Stück in den Defekt einpflanzen — das Fett auf das Genin, den 
Knochen nach außen. 

Voraussetzung für die plastische Deckung ist das sichere Aufhören aller 
Entzündungsvorgänge am Gehirn, also der Ablauf längerer Zeit zwischen Schädel- 
verletzung und plastischer Deckung des Defekts. 

Als sehr günstiges Material möchte ich wegen ihrer Form die Rippen und 
besonders die XII. Rippe empfehlen. Sie hat folgende Vorteile: 


51 


898 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 51. 


1) Der Verlust der XII. Rippe ist weniger empfindlich, wie der der anderen 
Rippen, weil sie frei endigt. 

2) Unter der XII. Rippe kommt man nach Auslösung samt Periost direkt 
auf die Nierenfettkapsel, man hat also vom gleichen Schnitt aus weiches 
plastisches Fett in großer Menge zur Verfügung auch bei mageren Leuten, die 
sonst wenig Fett haben. 

3) Die operative Entnahme der XII. Rippe samt Periost ist betreffs Neben- 
verletzungen weniger gefährlich, wie die anderer Rippen (Pleura!). 





Sm 


1) Adolf Edelmann. Eine Urobilinprobe im Harn und Stuhl 
für klinische Zwecke. (Wiener klin. Wochenschrift 1915. Nr. 36.) 
Reagens I: Konzentrierte, alkoholische Sublimatlösung, 10%. 

Reagens II: Eine 10%ige, Klar filtrierte, alkoholische Chlorzinklösung. 

III. Amylalkohol. 

Urinprobe: 10 ccm Harn und 5 ccm Reagens I werden mit Amylalkohol aus- 
geschüttelt. Die klare, amylalkoholische Schicht setzt sich oben an, wird in ein 
reines Reagenzglas abgegossen und mit Reagens Il versetzt. — Bei pathologischen 
Urobilinmengen sättigt sich bereits der Amylalkohol mit Urobilin und zeigt eine 
rosarote Färbung. Der Zusatz von Reagens II gibt eine grüne Fluoreszenz. Bei 
geringen Urobilinmengen sieht man bei konzentriertem, durchfallenden Licht 
selbst minimalste Spuren sich grün von der ümgebenden Flüssigkeit abheben. 

Stuhlprobe: Einige Gramm Stuhl werden mit möglichst wenig Wasser in einer 
Porzellanschale zerrieben, Reagens I wird im Überschuß zugegeben, eine Minute 
weiter zerrieben und in ein reines Reagenzglas filtriert. Das Filtrat wird bei An- 
wesenheit von Urobilin rosarot, nach Zusatz von Reagens II tritt grüne Fluoreszenz 
auf. Thom (z. Z. im Felde). 


2) McKenty and Morgan. Blastomycosis. (Annals of surgery 1915. 
Mai. Nr. 5.) 

Es gibt zwei Formen der in der Überschrift genannten Krankheit, die nur die 
Haut befallende und die allgemeine Blastomykose. Die erstere beginnt als Papel 
und wächst allmählich zu papillösen Erhebungen aus, die mit zahlreichen kleinen 
Abszessen durchsetzt sind. Nach Zusatz von Kalihydrat zu einem Tropfen Eiter 
läßt sich aus diesem der vakuolenartige, doppelt konturierte Organismus leicht 
sichtbar machen. Die Kulturen sind myzelienartig. Verwechslungen mit Tuber- 
culosis verrucosa sind möglich, Lupus vulgaris ist leicht zu unterscheiden. Die 
chirurgische Behandlung besteht in Ausschneiden des ganzen Hautstückes; ist 
dieses nicht möglich, kann Ausschaben versucht werden. Innerlich Jodkali. Vier 
Fälle von Hautblastomykose werden beschrieben. 

Herhold (z. Z. im Felde). 


3) Karl Wagner. Subkutane Granulome. (Wiener klin. Wochenschr. 
1915. Nr. 40.) 

Als Folgezustände bei Schußverletzungen von Weichteilen wie Knochen 
treten zuweilen subkutane Granulome auf. Diese entwickeln sich nach lang- 
wierigen Eiterungen unter einer festen, eingezogenen Narbe und verursachen die 
heftigsten Schmerzen. Die beobachteten subkutanen Granulome hatten einen 
Durchmesser von 5—6 cm, fühlten sich elastisch fluktuierend an, die Narbe darüber 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 51. 899 


war verschieblich. Das Granulom ist ein sich flächenhaft ausbreitendes, sulziges 
Gewebe von blassem, anämischem Aussehen. Aus einem eventuellen Fascien- 
defekt quillt es hernienartig hervor und wächst von vornherein in der Richtung 
des geringsten Gewebswiderstandes. In den Fällen des Verf.s kam als Ursache 
nicht ein fortwirkender Fremdkörperreiz in Frage, sondern es trat lediglich der 
typische, neoplasmatische Charakter wie beim Oberflächengranulom zutage, doch 
steht das Tiefengranulom unter Luftabschluß und hat, von allen Seiten von lym- 
phatischer Nährflüssigkeit umspült, günstigere Wachstumsbedingungen. Verf. 
deduziert: In einem Schußkanal befindet sich (vielleicht schichtweise) Granula- 
tionsgewebe in verschiedenen Stadien. Wenn sich ein aseptischer Schußkanal 
zeitig schließt, Kann ein physiologisches Granulom entstehen. Wenn Granulations- 
gewebe verschiedenen Alters unvermittelt aneinander stoßen, die normale Ver- 
wandlung in Bindegewebe nicht eintritt, wenn sich die wuchernden Zellkomplexe 
durch eine Stelle geringeren Widerstandes durchzwängen können, kann ein echtes 
pathologisches Granulom entstehen. Die Therapie dieser gutartigen Neubildung 
besteht in der chirurgischen Entfernung. Thom (z. Z. im Felde). 


4) James B. Herrick. Certain medical aspects of recurrent ma- 

lignant tumors. (Amer. journ. of the med. sciences Vol. CL. 1915. S. 25.) 

H. lenkt die Aufmerksamkeit auf die Symptome der »nichtchirurgischen« 
Geschwulstrezidive, worunter er im wesentlichen Metastasen versteht in einem 
Stadium, das sich noch des exakten klinischen Nachweises entzieht. Schmerz- 
zustände infolge von Ansiedlung der Metastasen im Nerven- oder auch Knochen- 
system (eventuell mit Veränderungen des Blutbildes durch Beteiligung des Kno- 
chenmarkes) gehören in erster Linie hierher. Interessant ist hierbei die Beobach- 
tung, daß ein intermittierendes Auftreten von Schmerzen eine derartige Ätiologie 
nicht unbedingt ausschließt. Die anfangs oft recht unklaren Symptome einer 
Metastasierung in Lungen oder Pleura werden näher geschildert. Auch bei den 
metastatischen Pleuraergüssen kann ein zeitweises Verschwinden des Exsudates 
vorkommen. Das unvermittelte Auftreten von Stauungserscheinungen seitens 
der großen Körpervenen oder von Ascites gehört ferner hierher. Klinische Er- 
scheinungen von Herz- oder Nierenmetastasen sollen bisher nicht bekannt sein. 
Anamnestisch können die Daten leicht im Stiche lassen, wenn die Geschwulst- 
operation viele Jahre zurückliegt. Beim Auftreten von Metastasen in den Lymph- 
drüsen erscheint diagnostisch der Hinweis von Interesse, daß diese eventuell lange 
Zeit stationär bleiben oder gar sich verkleinern können. Es gilt dies z. B. für 
die »Virchow’sche Drüse« bei Magenkarzinom. 

Verf. weist auch auf die Bedeutung derartiger Symptome hin, wenn es sich 
um die Frage der Operation scheinbar noch lokalisierter Geschwülste handelt. 
Durch genaue systematische Untersuchung des Gesamtorganismus gelingt es 
öfters, auch aus geringfügigen Nebenerscheinungen eine innere Metastasierung 
nachzuweisen und damit einen nutzlosen Eingriff zu vermeiden. 

E. Melchior (Breslau). 


5) Wissing. Zur Meiostagminreaktion bei bösartigen Geschwülsten. 
(Statens Seruminstitut Kopenhagen. Dr. Madsen.) (Berliner klin. Wochen- 
schrift 1915. Nr. 38.) 


Positive Reaktion gaben: Alle febrilen Zustände, fast alle Graviditäten in 
den. letzten 3—4 Monaten, Morbus cordis mit Inkompensation, Cirrhosis hepatis 


51* 


900 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 51. 


und Icterus gravis, einige große, aber afebrile Lungenphthisen, einzelne Fälle von 
starkem Diabetes mellitus, einzelne Fälle von Polyarthritis chronica rheumatica 
und einzelne Fälle von ausgesprochener chronischer Nephritis und Urämie. Die 
Untersuchungen, auf deren technische Ausführung genauer eingegangen wird, 
scheinen sehr sorgfältig ausgeführt zu sein. Wenn also, wie gezeigt, die Meio- 
stagminreaktion für Karzinom nicht spezifisch ist, so kann sie in manchen Fällen 
doch wertvolle diagnostische Aufklärung geben. Glimm (Klütz). 


6) H. Genhart (Luzern). Behandlung eines Falles von Hautsar- 
komatose durch Thorium X. (Korrespondenzblatt f. Schweizer Ärzte 
1915. Nr. 22.) 

Die 15 Hautsarkome verschwanden durch 7malige Injektion von je 1 Million 
Macheeinheiten fast ganz. Wegen Brechreiz, Mattigkeit, metallischen Geschmacks 
im Munde und Appetitlosigkeit mußte damit aufgehört werden. Durch 9 Monate 
erhielt nun Pat. 3mal wöchentlich intramuskulär 0,01 Natr. arsenic., ohne neue 
Verschlimmerung. Sobald Pat. weitere Injektionen verweigerte, rapide Ver- 
schlechterung, überall Metastasen, Tod in 5 Monaten. 

A. Wettstein (St. Gallen), 


7) H. Schmitz. Primary results of radium treatment in uterine 

and rectal cancers. (Surgery, gynecology and obstetrics Vol. XX. 

Nr. 3. März 1915.) 

Bericht über 23 mit Radium und Röntgenbestrahlungen behandelte Fälle. 
Sowie der Uterus beweglich geworden war, wurde er auf abdominalem Wege 
entfernt, nachher die Bestrahlungen von neuem angewendet. Häufig traten Klagen 
auf über Brennen in Blase und Mastdarm, Tenesmus, Erbrechen, Durchfall, 
Appetitlosigkeit. Diese Erscheinungen gehen aber zurück, und mit der Besserung 
des Allgemeinbefindens hört dann eitrige und stinkende Absonderung sowie 
Blutung auf. Die Behandlung ist die erfolgreichste, die man bis jetzt kennt, 
kann aber noch nicht die operative Behandlung verdrängen. Sie soll aber nach 
der Operation und in inoperablen Fällen zur Anwendung kommen. 

E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


8) W. Pfanner. Zur Frage der sog. Gasphlegmone. (Med. Klinik 
1915. Nr. 40.) 

Die Bezeichnung »Gasphlegmone«, wie sie heute noch fast allgemein gebraucht 
wird, ist schlecht und sinnverwirrend und würde besser ganz fallen gelassen. Es 
handelt sich um zwei ganz verschiedene Krankheitsbilder, die nur ein Symptom 
gemeinsam haben, nämlich das Gasemphysem. Im Interesse größerer Genauigkeit 
erscheint es vorteilhaft, zu differenzieren zwischen Gasbrand und Phlegmonen mit 
Gas. Im Gegensatz zum echten Gasbrande liegt in allen Fällen von Phlegmonen 
mit Gas als markantester Unterschied eine Mischinfektion mit pyogenen Bakterien 
vor. Pathologisch-anatomisch beherrscht beim Gasbrand der Gewebstod das 
Bild, bei der Phlegmone mit Gas steht die Entzündung im Vordergrund der Er- 
scheinungen. Beim Gasbrand klagen die Patt. unvermutet plötzlich über große 
Schmerzen in den distal der Wunde gelegenen Extremitätenteilen, und zwar 
zu einer Zeit, wo sich entweder noch kein oder nur ganz spärlich Gas nachweisen 
läßt, zu einer Zeit, wo keine auffallenden Anzeichen, die auf die kommende Ka- 
tastrophe hinweisen, vorhanden sind. Während dieses Schmerzanfalles lassen sich 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr.51. 901 


Parästhesien nachweisen, später ist das Leben in den befallenen Partien voll- 
kommen entschwunden. Während dieser momentan einsetzende Schmerzanfall 
und die Nervenstörungen für den Gasbrand typisch sind, konnte es bei Phlegmonen 
mit Gas nie in der beschriebenen Form nachgewiesen werden. Therapeutisch ist 
ein echter Gasbrand, wenn überhaupt, nur durch frühzeitige Amputation weit 
im Gesunden zu beherrschen. So indiziert verstümmelnde Operationen beim 
Gasbrand sind, so überflüssig sind sie im allgemeinen bei der Behandlung der 
Phlegmonen mit Gas. In der großen Mehrzahl führt konservatives Vorgehen voll- 
kommen zum Ziele. B. Valentin (Berlin). 


9) Koller (Winterthur). Erysipel, behandelt mit Diphtherieserum. 
(Korrespondenzblatt f. Schweizer Ärzte 1915. Nr. 25.) 
Ein schwerster Fall heilte nach Injektion von 3000 und 1500 AE-Serum, mit 
folgender Elektrargolinjektion, in überraschender Weise. K. empfiehlt die von 
Pollak angegebene Therapie zur Prüfung. A. Wettstein (St. Gallen). 


10) J. Elgart. Frühzeitiger Tod nach Verbrennung und der Ein- 
fluß der Nebennieren. (Casopis lékaruv ceskych 1915. Nr. 24.) 

Der Autor publiziert folgende zwei Fälle. 

a. 4jähriges Kind; durch Brennen der. Kleider entstand auf etwa !/, der 
Körperoberfläche eine Verbrennung III. Grades. Tod nach 24 Stunden. Vor dem 
Tod klonische Krämpfe und Erbrechen. Bei der Sektion fand E. eine Hyperämie 
beider Nieren, in der rechten Nebenniere ein walnußgroßes Hämatom in blutig 
durchtränkter Umgebung, in der linken Nebenniere ein haselnußgroßes, ebenfalls 
von hämorrhagisch infiltriertem Gewebe umgebenes Hämatom. — b. 32jähriger 
Mann; begoß sein Kleid mit Petroleum, das er anzündete; Tod nach 6 Stunden. 
Verbrennung III. Grades am Rumpf, beiden Händen und Füßen, II. Grades am 
Kopf und Hals. Sektion: Hyperämie beider Nieren; hämorrhagische Infiltration 
in der Umgebung des oberen rechten Nierenpols und der rechten Nebenniere; in 
dieser eine haselnußgroße, zentrale Hämorrhagische Pseudocyste (alt). Mikro- 
skopisch (Dr. Berka) in beiden Nebennieren Hyperämie. Kleine Ekchymosen 
auf Pleura und Perikard. 

Der Autor hält die Hyperämie der Nebennieren für den wichtigeren, primären 
Faktor, die Hyperämie der Nieren aber für eine sekundäre Erscheinung. Die intra- 
kapsulären Hämatome führten sodann zu einer Kompression des Parenchyms 
der Nebennieren, und die ursprüngliche Hyperfunktion derselben ging in Insuffi- 
zienz über. Diese Insuffizienz scheint E. die Ursache des frühzeitigen Todes zu 
sein, speziell im ersten Falle, bei dem nur eine kleine Hautoberfläche verbrannt 
war und bei dem die Krämpfe und das Erbrechen vor dem Tode in einer durch 
die Insuffizienz der Nebennieren bedingten Autointoxikation zu suchen sind. 
Im Falle b. scheinen dieselben Verhältnisse vorzuliegen; hier schuf die alte Cyste 
überdies einen Locus minoris resistentiae; doch konkurriert hier auch der Shock 
infolge der Größe der verbrannten Hautoberfläche als Todesursache. Wenn sich 
die Annahme des Autors bestätigen sollte, würde eine Vereinfachung des Problems 
des Todes nach Verbrennung eintreten: Insuffizienz der Nebennieren, Auto- 
intoxikation, Sinken des Blutdrucks, Herzlähmung. Vielleicht steht auch der 
Shock in einem reflektorischen Zusammenhang mit der Tätigkeit der Nebennieren, 
da die Nebenniere embryologisch in engem Zusammenhange mit dem Nerven- 
system steht. — In therapeutischer Hinsicht rät der Autor, bei Verbrennungen 
Adrenalin zu reichen. G. Mühlstein (Prag). 


902 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 51. 


11) Fiedler. Über granulierendes Wundöl Knoll. (Deutsche med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 39. S. 1162—1163.) 


Das granulierende Wundöl ist ein unter bestimmten Gesichtspunkten ge- 
reinigtes Mineralöl, dessen Haupteigenschaft in der Anregung des Bindegewebes 
zu Granulationsbildung besteht. F. wandte das Wundöl zuerst nur in einigen 
Fällen an. Da überraschende Erfolge damit erzielt wurden, machte er Versuche 
in größerem Maßstabe. Bisher hat er über 100 Fälle mit dem granulierenden Wundöl 
behandelt. Flächenhafte Wunden wurden mittels mit Wundöl getränkter Gaze 
verbunden und der Verband alle 2 Tage gewechselt. Das Wundöl wurde in Wund- 
buchten eingegossen, in Fisteln und in Empyemhöhlen mittels einer Rekordspritze 
mit stumpfer Kanüle eingespritzt. Nach F.’s Ansicht kommen als Hauptgebiet 
für diese Behandlung Wunden mit größerem Substanzverlust und Gewebszer- 
setzung in Betracht. Auch bei Höhlenwunden mit engen Ausführungsgängen 
wurde das Wundöl angewendet. Aseptische Wunden dieser Art granulierten be- 
merkenswert schnell aus. Kolb (Schwenningen a.N.). 


12) A. Schönfeld. Schußverletzungen. (Militärarzt 1915. Nr. 22.) 
Röntgenapparate mit einem geschulten Röngtenologen und vollständigem 
Instrumentarium gehören in die ersten stabilen Sanitätsanstalten hinter der Front. 
Von den Feldröntgenwagen ist der von Gergö der beste. Die Nützlichkeit bzw. 
Notwendigkeit sachgemäßen Röntgens wird in allgemeinen Zügen geschildert. 
Thom (z. Z. im Felde). 


13) Robert Pamperl. Chirurgische Tätigkeit in der belagerten 
Festung Przemysl. (Med. Klinik 1915. Nr. 41.) 

Die Erfahrungen wurden während der zweiten Belagerung Przemysis durch 
die Russen gewonnen. Als Spital diente ein großes Kloster mit 336 Betten, die 
Arbeitsmöglichkeiten waren sehr gute. Infolge der Einschließung war ein Ab- 
schub der Verwundeten und Kranken ins Hinterland nicht möglich, so daß sie 
stets im Auge behalten werden konnten. Die Verhältnisse, unter denen gearbeitet 
werden mußte, waren ganz eigenartige, so daß dauernd an Improvisationen gedacht 
und viel mit Surrogaten gearbeitet werden mußte. Die chirurgische Tätigkeit war 
im großen und ganzen nicht abweichend von den sonst üblichen Verfahren, zu 
erwähnen wären nur die riesigen Magenüberdehnungen, von denen drei Fälle mit 
der Diagnose eines hochsitzenden Dünndarmverschlusses eingeliefert wurden. 
Zwei Fälle wurden operiert, ein dritter wurde durch mehrfach wiederholte Aus- 
heberung des Magens geheilt. Skorbut trat zahlreicher erst zur Zeit der Russen- 
herrschaft auf. B. Valentin (Berlin). 


14) E. Melchior. Kriegschirurgisch-therapeutische Erfahrungen 
aus einem Heimatlazarett. (Therapeutische Monatshefte XXIX. 7. 
1915.) 


Verf. versucht eine kurze Darstellung seiner wesentlichen therapeutischen 
Erfahrungen als Chirurg an einem Heimatlazarett. Hierbei betont er vor allem 
die Bedeutung der Phlegmonenbehandlung, die gerade bei Kriegsverletzten volle 
chirurgische Erfahrung verlangt. Breite, ausgiebige Inzisionen sind zu verwerfen, 
ebenso wie die Tamponade. Kleine Inzisionen und Drainage führen in den meisten 
Fällen zum Ziele. Bei Ausnahmefällen, die breite Inzisionen verlangen, ist das 
permanente Wasserbad als schonende Dauerirrigation dem eingreifenden Verband- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 51. 903 


wechsel vorzuziehen. Offene Wundbehandlung kommt nur bei glatten, flächen- 
haften Wunden in Frage, die auch sonst der Behandlung keine besonderen Schwie- 
rigkeiten bieten würden. Die beobachteten Gasphlegmonen zeigten keine be- 
sondere Bösartigkeit (es dürfte sich um Phlegmonen mit Gasentwicklung, nicht 
um Gasgangrän gehandelt haben. Ref.). Der Bacillus pyocyaneus bedeutet 
kein prognostisch ungünstiges Moment (Ref. betrachtet das Auftreten bei schweren 
entzündlichen Prozessen geradezu als günstiges Zeichen). Der feuchte Verband 
wird im Stadium der floriden Phlegmone verworfen. Amputationen sind bei 
Phlegmone in den meisten Fällen vermeidbar, wenn nicht stärkere Blutung durch 
Gefäßwanderosion zur Amputation zwingt. 

Die Therapie der oft neben der Phlegmone vorhandenen Frakturen tritt 
zurück, bis es sich mehr um Fisteleiterungen handelt, bei denen der gefensterte 
Gipsverband in Frage kommt. Die Gelenkfunktion darf in keinem Stadium der 
Behandlung außer acht gelassen werden, wie dies nur zu oft geschieht. Bei Er- 
frierungen ist weitgehendste konservative Behandlung berechtigt. 

Bezüglich der speziellen Organverletzungen betont Verf. die überraschende 
Leistungsfähigkeit der konservativen Methoden bei Hodenschüssen. Harnröhren- 
verletzungen verlangen den Dauerkatheter. Hirnschüsse sollen nur bei Hirndruck 
oder eingetretener bzw. drohender Infektion trepaniert werden. Bei Aneurysmen 
genügt in den meisten Fällen die Exstirpation des Sackes ohne Arteriennaht, 
da Kollateralkreislauf meist vorhanden ist. Bei Neurolyse und Neurorhaphie 
ist das schwierigste die Indikationsstellung. Geschosse werden nur entfernt, 
wenn sie Störungen machen. 

Die kurze Arbeit, die wiederholt die Notwendigkeit fachmännischer Behand- 
lung unserer Kriegsverletzten betont, verdient die Beachtung aller Ärzte, die 
in Lazaretten tätig sind. M. Strauss (Nürnberg). 


15) J. Schumacher. Eine neue Methode der Händedesinfektion. 
(Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 31. S. 921 —922.) 

Es ist bis jetzt noch nicht gelungen, die Hände des Operateurs absolut keim- 
frei zu machen, da alle Methoden den Nachteil haben, daß ihnen die Tiefenwirkung 
abgeht. S. gibt uns eine neue Methode an, bei der nachgewiesen ist, daß sie im- 
stande ist, auf die in den tieferen Schichten der Haut befindlichen Keime zu wirken. 
Abtötung der oberflächlichen Keime, Umwandlung der Haut in einen desinfi- 
zierenden und entwicklungshemmenden Nährboden durch Synthetisierung von 
Jodeiweißkörpern in ihr, sind die Hauptprinzipien. S. hält sich dazu 1) Kal. 
jodat. 7,5, Solve in Aqu. 20,0. Adde Spiritus 80,0. 2) Eine 5%, ige wäßrige Am- 
moniumpersulfatlösung. 3) Eine 10%ige wäßrige Natriumthiosulfatlösung. 

Der Hauptvorzug der Methode besteht darin, daß die tieferliegenden Keime 
durch die entstehenden Jodeiweißverbindungen abgetötet werden. Ein weiterer 
Vorteil dieser Methode ist, daß gar kein Gift zur Verwendung kommt. Die Reiz- 
wirkung, die die konzentrierte Jodtinktur bei manchen Patt. zum Gefolge hat, 
wird dadurch verringert, daß man die jodierte Hautstelle mit einer 10% igen 
Natriumthiosulfatsalbe einreibt. Es wird verordnet: 

Rp. Vaselin. Lanolin áà 50,0 
adde Liquor. Natrii subsulfurosi 10% 10,0 
M. f. Ung. 

Die Kosten für die vorgeschlagene Händedesinfektion sind gering. 

Kolb (Schwenningen a. N.). 


904 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 51. 


16) Norbert Türk. Zur Ätiologie der Ortsveränderung der Pro- 
jektile bei Steckschüssen. (Militärarzt 1915. Nr. 23.) 

Verf. berichtet von einem Falle, wo ein .Gewehrgeschoß hinten durch den 
Hals in die Zungenwurzel eingedrungen war. 7 Monate später kam es von selbst 
durch die Muskelbewegung der Zunge durch den verheilten Einschuß an die Ober- 
fläche und fiel heraus. Thom (z. Z. im Felde). 


17) Holzknecht und Wachtel. Das Fremdkörpertelephon (nach 
dem Ben-Kaufmann’schen Prinzip für chirurgische Zwecke 
durchgebildet). (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 37. Feld- 
ärztl. Beil. 37.) 

Das Fremdkörpertelephon stellt einen vorzüglichen, einfachen, stets bereiten 
Operationsbehelf dar. Die Röntgenuntersuchung bezeichnet dem Operateur vor 
der Operation die Gegend, das Telephon während der Operation den Punkt, wo 
der Fremdkörper liegt (Anwendung u. a. siehe in der Arbeit). 

Kramer (Glogau). 


18) O. Zuckerkandl. Atlas und Grundriß der chirurgischen Ope- 
rationslehre. 5. Auflage. 556S. mit 45 Tafeln u. 403 Textabbild. In 
Leinwand geb. Mk. 14,—. München, J. F. Lehmann, 1915. 

Die Notwendigkeit der Neuauflage der Z.’schen Operationslehre mitten im 
Kriege beweist mehr als viele Worte den Wert dieses auch die neuesten Erfahrungen 
berücksichtigenden Grundrisses, der durch sein reichhaltiges und noch mehr an- 
schauliches Bildermaterial für den Neuling auf dem Gebiete der Chirurgie ein 
wertvoller Ratgeber sein wird, ob es sich nın um Übungen an der Leiche oder um 
die chirurgische Betätigung in der Praxis handelt. Da auch die Erfordernisse 
der Kriegsverletzungen weitgehende Berücksichtigung finden, dürfte das wie alle 
sonstigen Lehmann’schen Atlanten vorzüglich ausgestattete und dabei DIEBE 
Buch auch dem Kriegschirurgen willkommen sein. 

M. Strauss (Nürnberg). 


19) E. Börner. Verbesserter Feldoperationstisch nach Axhausen. 
(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 28. Feldärztl. Beil. 28.) 

Das aus Eichenholz hergestellte Stativ ist mittels zweier eiserner Scheren 
zusammenklappbar; seine Fußpunkte liegen bei aufgestelltem Tisch 135 cm weit 
auseinander. Die eisernen Bügel sind mit der unteren Fläche der Tischplatte fest, 
aber gelenkig verbunden und können auf diese zurückgelegt werden. 

Kramer (Glogau). 


20) Franz Weitlaner. Eine einfache, billige und praktische Stirn- 
lampe. (Wiener med. Wochenschrift 1915. Nr. 17.) 
Verf. weist auf die praktische Verwendbarkeit einer elektrischen Taschen- 
lampe als Stirnlampe hin durch Anbringen eines Stirnpolsters mit Halteriemen 
(zwei Abbildungen). Thom (z. Z. im Felde). 


21) Cassirer (Berlin). Periphere Nervenerkrankungen. (Zeitschrift 
für ärztl. Fortbildung 1915. Nr. 19.) 
Auf Grund der Tatsache, daß die Nerven relativ häufig zerrissen sind und 
eine operative Behandlung raschere Resultate gibt als man bis jetzt geglaubt 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 51. 905 


hat, befürwortet Vortr. einen frühzeitigen Eingriff. Die Wunde muß definitiv 
geheilt sein, der zerrissene Nerv muß zusammengenäht, eine Narbe im Gesunden 
ausgeschnitten werden. Nach Verheilung der Operationswunde setzen Elektro- 
therapie, mechanische Behandlung und Wärmeapplikation in den verschiedensten 
Formen ein. Thom (z. Z. im Felde). 


22) F. Kroh. Experimentelle Untersuchungen über freie Muskel- 

transplantation. Festschr. d. Akad. f. prakt. Med. in Köln 1915. 

S. 198—225. i 

Verf. stellt eine interessante Nachprüfung über die Einheilung eines freien 
Muskeltransplantats an; er erzielte in allen Fällen Einheilung, wo er frühzeitig 
»funktionell reizte«, d. h. tägl. 6—7mal den Muskel einem schwachen faradischen 
Reiz bis zu mehrfacher kurzer Zuckung aussetzte. Daß das transplantierte 
Muskelstückchen sich kontrahierte, ließ sich gut durch die Haut beobachten. K. 
beobachtete mikroskopisch an den eingeheilten — also gereizten — Trans- 
plantaten außer regressiven auch regenerative Vorgänge. Keins der nicht ge- 
reizten Transplantate heilte ein. 

Das Endschicksal des frei verpflanzten Muskelstückes war aber schließlich- 
Umbau in ein fettreiches zur Schrumpfung neigendes Stützgewebe. 

E. Glass (Charlottenburg-Westend). 


23) A. C. Burnham. The administration of glucose solutions as 
a prophylactic against post-operative shok. (Amer. journ. of the 
med. sciences CL. 3. 1915. September.) 

Verf. versucht den Nachweis, daß der postnarkotische Shock und das häufig 
beobachtete langdauernde Erbrechen auf eine mäßige, durch die Narkose und 
postoperative Nahrungsentziehung bedingte Acidosis zurückzuführen ist. Dem- 
entsprechend sollten Glukoselösungen in der von Kausch (Deutsche med. Wochen- 
schrift 1911) angegebenen Konzentration subkutan oder als Kiysma in allen Fällen 
gegeben werden, in denen ein postnarkotischer Shock aufzutreten pflegt, weiterhin 
nach allen Operationen, bei denen die stomachale Nahrungsaufnahme für längere 
Zeit erschwert oder unmöglich ist. Schon bestehende oder drohende Acidosis 
zwingt schon vor der Operation zu reichlicher Glukosedarreichung. 

M. Strauss (Nürnberg). 


24) Walther Pfeilsticker. Eine einfache Art der Nachamputation. 
(Med. Klinik 1915. Nr. 41.) 

Die Methode ist so einfach wie nur möglich. Ohne Blutleere wird lediglich 
an dem vorspringenden Knochenstumpf eine Anfrischung des Narbenrandes vor- 
genommen, sodann ist weiter nichts nötig, als ein ausgiebiges Zurückschieben der 
Granulationsfläche vom Knochen mit Raspatorium. Auf diese Weise konnten 
Knochenstücke von 5 bis 7 cm Länge anstandslos mit der Säge reseziert werden, 
es war nur nötig, die Weichteile mit entsprechenden flachen Instrumenten so 
zurückzudrücken, daß sie von der Säge nicht verletzt wurden. 

B. Valentin (Berlin). 


906 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 51. 


25) Felix Franke. Uber Plastik mit gestielten Hautlappen, ins- 
besondere bei nicht gedeckten Amputationsstümpfen. (Deutsche 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 32. p. 945—946.) 

Die Plastik mit gestielten Hautlappen scheint noch nicht die Liebe aller 
Chirurgen zu besitzen, trotzdem sie eine schöne und in ihren Erfolgen meist recht 
befriedigende Operation ist. Seit dem Jahre 1886 hat F. diese Operationen benutzt 
und im allgemeinen viel Freude an ihnen erlebt. Die Kriegsverletzungen geben 
reichlich Gelegenheit zu solchen Operationen. In jeweiligem Falle muß man nur 
an die Möglichkeit solcher Operationen denken. F. wendet sich nun besonders 
der Besprechung über die Behandlung der unbedeckten oder schlecht gedeckten 
Amputationsstümpfe zu. Durch die Verwendung gestielter Hautlappen gelingt 
es, einen möglichst langen wie auch einen möglichst gut gedeckten Stumpf ohne 
Nachamputation zu erzielen. Die Teehnik der Operation erfordert vor allem 
einen gut ernährten Lappen. Der Lappen muß ein genügendes Fettpolster haben 
und darf nicht zu lang sein. Der Stiel muß breit genug sein, um die Blutzu- und 
-abfuhr günstig zu gestalten. Alle Narben am Stumpfe sollen gründlieh entfernt 
sein. Bei narbiger Unterlage kommt es leicht zu Zirkulationsstörungen. Eine 
gute Befestigung des Gliedes durch Heftpflaster und eine tägliche sorgfältige 
Kontrolle des Verbandes ist wichtig. Kolb (Schwenningen a.N.). 


26) Rosenberg (Bielefeld). Zur Nachbehandlung der Kriegsver- 
wundeten mit einfachen Mitteln. (Zeitschrift für ärztl. Fortbildung 
1915. Nr. 18.) 

Kurze Beschreibung und zahlreiche Abbildungen einfacher, sinnreicher Ap- 
parate zu mediko-mechanischen Übungen. Thom (z. Z. im Felde). 


27) A. Heymann. Apparate zur Kriegsorthopädie. (Münchener med. 

Wochenschrift 1915. Nr. 35. Feldärztl. Beil. 35.) 

H. beschreibt einfache Apparate zur Mobilisierung versteifter Fingergelenke. 
1) Armband aus Leder mit Schuhhaken, an denen Spiralfedern angreifen, die an 
den Spitzen des über die Hand gezogenen Handschuhs angenäht sind. 2) Heft- 
pflasterstreckverband an gebeugten Fingern; Drahtschiene an Rückseite der 
Hand und des Unterarms; Spiralfedernzug (schon von C. Walter empfohlen). 
Für den Schienenschuh empfiehlt H. als Ersatz bei Fußlähmung zur Hebung 
der Fußspitze eine der ad 1) angegebenen Armbandfederbandage ähnliche Vor- 
richtung. Kramer (Glogau). 


28) P. Bickart. Über Interimsprothesen. (Münchener med. Wochen- 
schrift 1915. Nr. 35. Feldärztl. Beil. 35.) 

Von dem Stumpf wird ein Gipsmodell hergestellt, an diesem eine Stelze so 
angelegt, daß ein daumendicker Zwischenraum für ein Wattepolster zwischen 
dem Modell und dem an einem Stab befestigten Stelzenbrettchen bleibt. Darüber 
kommt ein Trikotschlauch, dessen unteres Ende an der Unterseite des Brettchens 
festgemacht wird, dann ein Leimanstrich, Cambricbindenwicklung, Schuster- 
späne, wieder Leim und Binden. Nach Trocknen wird das Gipsmodell entfernt. 
Die so gefertigte Prothese ist leicht, fest und elastisch. Kramer (Glogau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 51. 807 


29) Rosenstrauss (Berlin). Vorschlag zu kombinierten Bewe- 
gungen von Prothesen mit Hilfe des gesunden Gliedes durch 
Schnurübertragung. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 28. 
Feldärztl. Beil. 28.) 


Den im Titel gemachten Vorschlag hat R. bei einem Soldaten, der den rechten 
Arm verloren hatte, in etwas komplizierter Weise, aber mit gutem Erfolg, zur 
Ausführung gebracht. Er hofft aber, daß es Orthopäden gelingen werde, die 
Prothesen auszubauen, mit Kugelgelenken zu versehen und so auszustatten, daß 
verschiedene Bewegungen und Muskelgruppen des gesunden Armes entsprechende 
Bewegungen der Prothese hervorbringen müssen. (S. auch Bone’s Vorschlag 
in der Münchener med. Wochenschrift 1915, Nr. 18 — »Eine künstliche Hand 
mit automatischer Greifbewegung« — Ref. im Zentralblatt für Chirurgie S. 609. 
Ref.). Kramer (Glogau). 


30) Franz Kuhn. Samaritäre und chirurgische Geräteimprovi- 
sation im Kriege. 34S. Preis Mk. 1,20. München, Verlag d. ärztl. 
Rundschau Otto Gmelin, 1915. 

Die kleine, mit 41 Abbildungen ausgestattete Schrift zeigt, wie man aus den 
einfachen Urformen: Stangen, Rollen, Ösen, Klammern (den sog. »Strök«-Ap- 
paraten), zu denen noch Verbindungsschräubchen hinzutreten, Extensionsapparate 
aller Art, Hebevorrichtungen und Galgen, Einrichtungen für den Transport von 
Kranken und endlich orthopädische Geräte zusammenstellen kann. Die »Strök«- 
Apparate sind von Heinrich Braun in Berlin-Schöneberg, Hauptstraße 24 zu 
beziehen. Ihre Anwendung ist aus den Abbildungen der vorliegenden Abhandlung 
ohne weiteres verständlich. Sie werden sicher bei manchem Kriegsarzt Anklang 
finden, besonders bei solchen, denen kein Techniker und kein geeignetes Material 
zur selbständigen Improvisation ähnlicher Einrichtungen zur Verfügung steht. 

Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


31) W. Rindfleisch. Studien zur Improvisationstechnik. (Münchener 

med. Wochenschrift 1915. Nr. 29. Feldärztl. Beil. 29.) 

Für die ärztliche Verbandtätigkeit an der Front hält R. die trockene fixierende 
Binde, mit der kurze Strohhalme, Späne usw. von der Breite der Binde ange- 
wickelt werden, bei Verbänden eines komplizierten Oberschenkelbruches für 
zweckmäßiger als den Gipsverband und die Kniestütze, die aus der Gabel eines 
stärkeren Baumastes mit Fußbrett und einem in den Gabelspalt zu befestigen- 
den, gepolsterten Querholz (Wippe) besteht. (S. Original mit Abbildungen.) 

Kramer (Glogau). 


32) E. Freih. v. Redwitz. Über Improvisationen orthopädischer 

Hilfsapparate. (Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 31. Feldärztl. 

Beil. 31.) 

Die durch Abbildung erläuterten, einfachen Apparate sind nach dem Prinzip 
der im Zuppinger’schen Verfahren angewandten Extension hergestellt, um es 
bei möglichst großer Bewegungsfreiheit in den benachbarten Gelenken auch bei 
Lähmungen von umschriebenen Muskelgruppen durch Nervenverletzungen oder 
dadurch bedingten Kontrakturstellungen nutzbar zu machen. 

Kramer (Glogau). 


808 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 51. 


33) Lewy (Freiburg i. Br.) Zweirad für Invalide. (Münchener 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 29. Feldärztl. Beil. 29.) 

Für Amputierte oder im Gebrauch eines Beines durch schwere Bewegungs- 
störungen Behinderte hat der Fahrradtechniker J. Weiss einen Tretkurbelantrieb 
hergestellt, der sich an jedem Fahrrad leicht anbringen läßt (Preis 15 Mk.); die 
Neuerung soll sich bewährt haben. Kramer (Glogau). 


nem een 


34) Ernst Jeger (Breslau). Über primäre Fascienplastik bei Schuß- 
verletzungen der Dura. (Bruns’ Beiträge z. klin. Chir. Bd. XCVII, 
Hft.4. Kriegschirurg. Hft. 8. 1915. S. 418.) 

Verf., der bis zur Einnahme der Festung durch die Russen Mitarbeiter Bä- 
räny’sim Festungsspital Nr. 8in Przemyl war, unterstreicht dessen Ausführungen 
zugunsten einer geschlossenen Behandlung der Gehirnschüsse. Er meint, daß 
die trefflichen Resultate mit dieser Behandlung in erster Linie damit zu erklären 
sind, daß das Gehirn sich in der verschlossenen Schädeldecke unter viel physio- 
logischeren Bedingungen befindet, als das freigelegte, und demgemäß viel leichter 
imstande sein muß, mit eingedrungenen Schädlichkeiten fertig zu werden. Diese 
physiologischen Heilungsbedingungen müssen in noch viel höherem Maße ge- 
geben sein, wenn auch der bei der Verletzung entstandene Duradefekt sofort 
wieder gedeckt wird; außerdem bietet das rasch festklebende Transplantat einen 
weiteren Schutz gegen Infektionen von der Haut her; weiterhin ermöglicht eine 
primäre Duraplastik eine sekundäre Wiederherstellung der knöchernen Schädel- 
decken ohne Freilegung des Gehirns, und endlich mag die blutstillende Wirkung 
der transplantierten Fascie bei der Heilung eine Rolle spielen. Diese Erwägungen 
haben J. dazu geführt, in drei Fällen die primäre Deckung größerer Duradefekte 
durch frei verpflanzte Fascie zu versuchen. In allen drei Fällen ist das Fascien- 
stück anstandslos eingeheilt. Zwar traten während der Nachbehandlung Tem- 
peratursteigerungen ein, aber es fehlte jedes Zeichen von Infektion, Gehirn- 
druck usw. Diese Fälle zeigen also, »daß man mit der primären Naht plus Dura- 
plastik in geeigneten Fällen unverhältnismäßig raschere und günstigere Resultate 
erzielen kann, als mit der offenen Behandlung«. 

Im Anschluß daran teilt J. noch einen Fall mit, bei dem es zur Bildung eines 
entzündlichen Hydrocephalus externus mit einer subkutanen Liquorcyste ge- 
kommen war. Hier machte er den neuen Versuch, die Dura durch Fascie zu decken 
und gleichzeitig durch Implantation einer Vene in das Fascienstück an einem 
Ende und in die Vena jugularis externa am anderen Ende den Liquor in das Venen- 
system abzuleiten. Der schon vorher stark heruntergekommene Pat. ist 5 Stunden 
nach der Operation gestorben, doch hofft J., daB sich der Gedanke in anderen 
Fällen mit Erfolg verwerten lassen wird. 

Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


35) Kalkhoff. Operierte Schädelschüsse. (Therapeutische Monatshefte 
XXIX. 8. 1915.) 

Auf Grund von fünf ausführlich mitgeteilten Fällen kommt Verf. zum Schluß, 
daß bei Schädelverletzungen die Stelle der Verletzung stets und möglichst früh- 
zeitig nach Reinigung der äußeren Wunde freizulegen und nachzusehen ist. Bei 
Knochenverletzungen müssen die Splitter entfernt und die Bruchränder geglättet 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 51. 909 


werden. Bei tieferen Verletzungen ist die erreichbare Diploe auszukratzen, bei 

Splitterung der Tabula vitrea die Umgebung aufmerksamst abzusuchen, da die 

Splitter oft weit in die Dura eindringen. Auch leichtere Herderscheinungen ver- 

langen die Trepanation, selbst wenn die Schädeldecken unversehrt erscheinen. 
M. Strauss (Nürnberg). 


36) R. Barany. Die offene und geschlossene Behandlung der 

Schußverletzungen des Gehirns. (Bruns’ Beiträge z. klin Chir. 

Bd. XCVII. Hft. 4. Kriegschirurg. Hft. 8. 1915. S. 397.) 

B. hat im Festungsspital Nr. 8 in Przemysi die zuerst zugehenden 39 Fälle 
von Gehirnschuß offen behandelt, aber damit nur 8 Patt. durchgebracht, also 
selbst wenn man 6 sterbend eingelieferte Fälle abzieht, nur 23,6%, Heilungen 
erreicht. Bei genauer Durchsicht dieser offen behandelten Fälle wurde dem 
Verf, die große Bedeutung der sekundären Infektion klar gegenüber der primären. 
Deshalb behandelte er die weiteren zugehenden Fälle geschlossen, d.h. er exzi- 
dierte die Wundränder und reinigte die Wunde von Knochensplittern und Fremd- 
körpern und nähte die Haut vollständig zu. Von 13 so behandelten Fällen sind 
4 an der Schwere der Verletzung gestorben, die übrigen 9 sind alle per primam 
geheilt, keiner von ihnen ist an Infektion erkrankt. Dieses überraschende Re- 
sultat bestätigt den Gedanken, daß man die primäre Infektion bei Gehirnschüssen 
vernachlässigen darf, weil der Körper damit selbst fertig wird, wenn nur durch 
Verschluß der äußeren Wunde eine sekundäre Infektion vermieden wird. Ver- 
suche, die Schußwunden an anderen Körperteilen entsprechend zu behandeln, 
sind weniger befriedigend ausgefallen. 

Die sehr beachtenswerte Arbeit schließt mit folgender Zusammenfassung: 

1) Kommt ein Hirnschuß noch vor Entwicklung einer groben Infektion, das 
heißt im allgemeinen innerhalb der ersten 24 Stunden nach erfolgter Verletzung 
in die Hände des Chirurgen, so ist er sofort zu operieren. Ein- und Ausschuß sind 
zu exzidieren, die Knochensplitter und eventuell Fremdkörper sind aus dem 
Gehirn zu entfernen, die Blutung ist sorgfältig zu stillen, sodann ist die gesamte 
Wunde ohne jede Drainage sorgfältig zu vernähen. 

2) Besteht bei der Einlieferung ein Hirnabszeß, so ist dieser zu eröffnen und 
lediglich mit Guttaperchastreifen zu drainieren. 

3) Die richtige Behandlung von Schußverletzungen des Gehirns, die bereits 
infiziert sind, ohne daß sich jedoch schon ein Hirnabszeß entwickelt hätte, mit 
anderen Worten, die richtige Behandlung der Encephalitis ist noch zu finden. 

Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


37) J. R. Eastman. Permanent partial compression of both com- 
mon carotids in epilepsy. A report of eigth operations. 
(Amer. journ. of the med. sciences CL. 3. 1915. September.) 

Verf. hat nach der Empfehlung Momburg’s (Deutsche med. Wochenschrift 
1914) in weiteren 6 Fällen genuiner Epilepsie die doppelseitige Einengung der 
Carotis communis versucht und in 3 genauer mitgeteilten Fällen eine deutliche 
Milderung der Anfälle beobachtet. In den 3 übrigen Fällen blieb die Operation 
ohne deutlichen Einfluß, in einem dieser Fälle kam es sogar zu einem leichten 
hemiplegischen Insult, der die baldige Wegnahme der einengenden Drahtschlinge 
nötig machte. 

Bezüglich der Genese der epileptischen Zufälle weist Verf. darauf hin, daß 


910 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 51. 


diese vielfach durch periphere Reizungen bedingt sind, die vielleicht in der Weise 
wirken, daß sie den Blutzufluß zum Gehirn plötzlich steigern. Vor der Einengung 
der zuführenden Blutgefäße sollte daher in allen Fällen die Ausschaltung des peri- 
pheren Reizes erstrebt werden. M. Strauss (Nürnberg). 


38) August Lindemann. Die Lokalanästhesie bei den Schußver- 
letzungen des Gesichtes. (Die gegenwärtigen Behandlungswege der 
Kieferschußverletzungen, Ergebnisse a. d. Düsseldorfer Lazarett für Kiefer- 
verletzte. Herausg. von Prof. Chr. Bruhn. Hft. II u. II. 1915. S. 184.) 
Von 580 Eingriffen nach Schußverletzungen des Gesichtes hat L. 405 (über 

78%,) in lokaler bzw. Leitungsanästhesie zu Ende geführt. Er benutzt Novokain 

und hat damit außer einem Pat. mit einer ausgesprochenen Idiosynkrasie gegen 

Novokain niemals Vergiftungserscheinungen gesehen, auch nicht bei Anwendung 

von über 2 g Novokain. Besonderen Wert legt Verf. auf eine sorgfältige Bereitung 

der Lösung, die er vor dem Gebrauch aus Novokain in Pulverform, destilliertem 

Wasser, Kochsalz und Suprarenin frisch herstellt. Zur örtlichen Anästhesie 

verwendet er 0,75% ige, zur Leitungsanästhesie 2%ige Novokainlösung. Die 

angewandten Methoden der Leitungsanästhesie der drei Trigeminusäste sind von 
anderen Autoren, besonders Braun, übernommen und sind in der Arbeit an der 

Hand von Abbildungen genau beschrieben. — Bei ausgedehnten Eingriffen kann 

die Aufsuchung und Einspritzung mehrerer Äste notwendig werden. Schwierig- 

keiten für die Leitungsanästhesie können besonders am III. Trigeminusast auf- 
treten, entweder wenn der aufsteigende Unterkieferast, oder wenn der Jochbogen 
gebrochen ist. Gelingt in solchen Fällen die Leitungsanästhesie nicht, so muß 
man zur lokalen Injektion oder zur Narkose greifen. — Störungen nach der Lei- 
tungsanästhesie der drei Trigeminusäste hat L. bisher nicht beobachtet. Im all- 
gemeinen hielt die schmerzbetäubende Wirkung 1?/g Stunden, manchmal sogar 
2 Stunden an. Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


39) Ernst Eitner. Über Sattelnasenkorrekturen. (Deutsche med. 

Wochenschrift 1915. Nr. 31. S. 917—921.) 

Die Versuche zur Korrektur von Sattelnasen galten bis vor kurzem als aus- 
schließliche Domäne der Paraffintechniker. E. hält von der Leistungsfähigkeit 
der Paraffinmethode auf diesem Gebiete nicht viel. Vor einem Jahre etwa hat 
er über eine größere Anzahl von Fällen berichtet, die er nach der von Mangold 
eingeführten Methode freier Übertragung von Knorpel als Stützgerüst des ein- 
gesunkenen Nasenrückens operiert hat. Diese der IX. oder VIII. Rippe entnom- 
menen Knorpelstücke heilten gut an. Bei richtiger Technik gaben sie auch 
dauernd gute Resultate. Bei den nach der Knorpelübertragungsmethode ope- 
rierten Fällen machte E. die Erfahrung, daß sich nur diejenigen gut erhielten, 
bei denen überreichlich Knorpelmaterial übertragen und die übertragenen Knorpel- 
stücke möglichst wenig beschnitten und ihres Perichondriums beraubt waren. 
Da die Resektion eines 6 cm langen Stückes einen ernsteren Eingriff bedeutet, 
strebte E. vor allem danach, diese Methode zu verlassen. Nach einigen Ver- 
suchen verfiel er darauf, Elfenbein zu verwenden. Die Anwendung dieses Ma- 
terials bringt viele Vorteile. Man kann das einzuführende Stück vorher sorgfältig 
vorbereiten und in jede gewünschte Form bringen. Ein Elfenbeinstück läßt sich 
vorher sorgsam sterilisieren und ist auch nach seiner Einpflanzung nachträglichen 
Infektionen nicht mehr ausgesetzt. Die Technik der Operation unterscheidet 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 51. 911 


sich nicht von anderen Methoden. Die richtige Zurichtung des Elfenbeinstükes 
ist von besonderer Wichtigkeit. E. hat bis jetzt 86 Fälle nach dieser Methode 
operiert. Es waren 64 angeborene Sattelnasen, niedere Nasenrücken und 9 auf 
traumatischem Wege entstandene Sattelnasen, 12 luetische Sattelnasen, 1 Fall 
zweifelhafter Entstehung. Die syphilitischen Sattelnasen bereiten die größten 
Schwierigkeiten. Beigegebene Röntgenaufnahmen geben über Größe, Gestalt 
und Lageverhältnisse der Elfenbeineinlagen Aufschluß. 
Kolb (Schwenningen a. N). 


40) Walter Ahrend. Hilfsapparate zur Wiederherstellung durch 
Schußverletzung zerstörter Nasen. (Die gegenwärtigen Behand- 
lungswege der Kieferschußverletzungen, Ergebnisse a. d. Düsseldorfer La- 
zarett für Kieferverletzte. Herausgegeben von Prof. Chr. Bruhn. Hft. 2 
u.3. 1915. S. 231.) 

Verf. erwähnt zunächst den käuflichen Universalapparat von Ernst. Er 
selbst hat sich im Düsseldorfer Lazarett bisher die zur Stützung, Dehnung und 
Richtung dienenden Apparate von Fall zu Fall selbst konstruiert. Das Prinzip 
dieser Apparate beruht auf der Wirkung eines in die Nasenlöcher eingreifenden 
Doppelhebels, der seine Kraft durch Gummizug erhält. Sind im Oberkiefer noch 
Zähne vorhanden, so erhält dieser Hebel seinen Unterstützungspunkt an einem 
aus dem Munde herausragenden Bügel, welcher seinen Halt intraoral an fort- 
laufenden Kappen erhält, die auf die Zähne des Oberkiefers aufzementiert werden. 
Stehen im Oberkiefer keine Zähne zur Verfügung, so wird eine Kopfkappe zu Hilfe 
genommen, von deren Mitte nach vorn ein Drahtbügel ausgeht, an dem man den 
Unterstützungspunkt des die gewünschte Dehnung bewirkenden Hebels anbringen 
kann. Der Pat. soll an solchen Konstruktionen den in die Nasenöffnung ein- 
greifenden Hebel selbst leicht herausnehmen und reinigen können. Als Material 
diente 3 und 2 mm dicker Argentandraht. Die kosmetische Wirksamkeit dieser 
Apparate wird durch die Anwendung der Klapp’schen Sauger unterstützt. — 
Sechs Krankengeschichten. EIf Abbildungen. 

Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 


41) Christian Bruhn. Zur Indikationsstellung für die Anwendung 
der verschiedenen Kieferstützapparate. (Die gegenwärtigen Be- 
handlungswege d. Kieferschußverletzungen, Ergebnisse a. d. Düsseldorfer 
Lazarett f. Kieferverletzte. Herausg. von Prof. Chr. Bruhn. Hft.2 u.3. 
1915. 8.63.) 

Der hier zu besprechende erste Teil der Arbeit behandelt die Brüche der 
Kinngegend des Uniterkiefers. »Es ist bei diesen Verletzungen besonders wün- 
schenswert, daß die Richtig- und Feststellung der Bruchstücke möglichst sofort 
erfolgt, und daß diese nicht etwa erst durch unrichtig angelegte Kompressiv- 
verbände zusammengepreßt und in verkehrter Lage festgehalten werden.« Die 
einfachste Vorrichtung zur Festhaltung von Unterkieferbrüchen, der Drahtver- 
band, empfiehlt sich zur Anwendung in den vordersten Linien, nahe der Front, 
kann indessen nur als ein Provisorium angesehen werden, weil er häufig nicht den 
Kräften standhält, die gegen die Feststellung der Bruchstücke wirken. »Mit 
gutem Erfolg fanden bei Defekten in der Kinngegend, namentlich wenn die vor- 
handenen Zähne zum Teil abgesprengt waren oder sonst nur einen mäßigen Halt 
für die Befestigung des Apparates boten, fortlaufende gestanzte Kappen für die 


912 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 51. 


Zähne beider Bruchhälften Anwendung, die wir über den Defekt hinweg unter- 
einander durch besonders starke Drahtstreben verbanden und den Zähnen auf- 
zementierten.« Sind solche Kappen exakt gearbeitet, so geben sie auch ohne 
Verankerung meist einen sehr festen Halt. — »Für ganz frische Fälle, in denen 
noch eine größere Beweglichkeit der Bruchstücke besteht, haben wir in der Zinn- 
schiene ein auch für Kinnbrüche leicht anzuwendendes und wirksames Hilfsmittel. 
Voraussetzung für ihre Anwendung ist das Vorhandensein einer ausreichenden 
Zahl möglichst fester und nicht zu kurzer Zähne, an denen sie genügend Halt 
findet, um ihrerseits den Kieferbruchstücken einen starken Halt gewähren zu 
können. « 

Sind die Bruchstücke nicht mehr so beweglich, daß sie ohne weiteres in die 
richtige Lage zurückgebracht und in derselben festgehalten werden können, dann 
stehen folgende Mittel zur Verfügung: 

1) Die Zugkraft intermaxillarer Gummizüge. Sie können dann gute Dienste 
leisten, wenn der Widerstand, welcher der Richtigstellung der Kieferbruchstücke 
entgegensteht, nicht allzugroß ist. Ihr Vorteil besteht darin, daß man durch sie 
der wirkenden Zugkraft eine sehr verschiedene Richtung geben kann, je nachdem 
wie man die Gummizüge vom Ober- zum Unterkiefer spannt. 

2) Der Druck einer zwischen zwei fortlaufenden Kappen betestigten Deh- 
nungsschraube. Ihre Anwendung ist dann angezeigt, »wenn ein stärkerer Druck 
für die Dehnung der zusammengesunkenen Kieferhälften in der Kinngegend ge- 
boten ist, ohne daß Verschiebungen in einer anderen Ebene als der in der hori- 
zontalen zu beseitigen wären«. Besonders zu empfehlen ist eine neue Dehnungs- 
schraube von Zielinsky. 

3) Genügt auch die Dehnschraube nicht, um die Widerstände zu überwinden, 
die der Zurückbringung der Kieferbruchstücke in die richtige Lage bei Defekten 
in der Kinngegend entgegenstehen, so bedient sich B. der Hebelwirkung aus dem 
Munde herausragender, sich kreuzender Arme, die an den Zähnen der Bruchstücke 
befestigt und an ihren Enden durch Gummizüge verbunden werden. 

In einem Falle, bei dem das eine Bruchstück keine Zähne mehr hatte, wurde 
so vorgegangen, daß man von einer fortlaufenden gestanzten Kappe, die der Zahn- 
reihe des einen Bruchstücks aufzementiert wurde, an der Lippen- und an der 
Zungenseite über den Defekt hinweg starke Drahtarme zu dem anderen Stumpf 
führte, auf den sich eine Kautschukkappe aufschieben ließ, welche das zahnlose 
Bruchstück so fest umgriff, daß es auch beim Öffnen und Schließen des Mundes 
keine die Heilung störende Beweglichkeit zeigte. In einem ähnlichen Falle wurde 
in den zahnlosen, nach innen verschobenen Knochenstumpf von außen durch die 
Wange ein breiter silberner Nagel eingebolzt und durch Gummizüge mittels eines 
an einer Kopfhaube befestigten Apparates nach außen gezogen. — Von der Mitte 
des Kieferbogens abgesprengte Randstücke werden zweckmäßig durch eine aus 
regeneriertem Kautschuk hergestellte Kinnkappe festgehalten, besonders dann, 
wenn das Röntgenbild eine vollkommene Lostrennung des Randstückes erkennen 
läßt. e 

57 sehr gute Abbildungen zeigen die Anwendung und die ausgezeichneten Er- 
folge der empfohlenen Verfahren. Paul Müller (Ulm, z. Z. Stuttgart). 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die u 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med,-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


913 


Zentralblatt für Chirurgie 


‚herausgegeben von 


K.GARRE, G. PERTHES, E. RICHTER, 


in Bonn, in Tübingen, in Breslau. 
42. Jahrgang. 
VERLAG von JOHANN AMBROSIUS BARTH in LEIPZIG. 
Nr. 52. . Sonnabend, den 25. Dezember 1915. 


Inhalt. 


M. Katzenstein, Stumpfplastik. (Originalmitteilang.) (S. 913.) 

1) Drennen, Kriegschirurgisches. (S. 915.) — 2) zur Verth, Kriegsverwundungen. (S. 915.) — 
3) Weissenberg, Offene Wundbehandlung. (S. 916.) — 4) Deutschländer, Sonnenbehandlung im 
Felde. (S. 917.) — 5) Bonnot und Cleveland, Chinin nach Narkosen. ($. 917.) 

6) Simpson, Basedow. (S. 918.) — 7) Cummer, Pneumothorax. (S. 918.) — 8) Schmidt, 9) Stepp, 
Offene Pleurapunktion. (S. 918.) — 10) Oeri, Pneumolyse. (S. 919.) — 11) Rüdel, Empyem. S. 919.) 
— 12) Windslow, Thorakotomie. (S. 919.) — 13) Schmidt, Folgen eines Brustschusses. (S. 920.) — 
14) Spoerl, Rippenschuß. (S.920.) — 15) Outland und Clendening, Rippensarkom. (S. 920.) — 
16) Pool und Ramirez, 17) Frist, 18) Freund und Caspersohn, Herzwunden. (S. 920.) — 19) Ste- 
wart, 20) Bubis und Graham, Erkrankungen der Mamma. (S. 921.) — 21) Jopson und Speese, 
Paget’s Brustwarzenerkrankung. (S. 932.) 

233) Matyas, Bauchschüsse. (S. 922.) — 23) Neuhof, Subphrenische Peritonitis. (S. 933) — 
24) Mudd, Autoamputation des Wurmfortsatzes. (S.923.) — 25) Peck, 26) Mayo, 27) Cheney, 
38) Ochsner, 29) Lapenta, Zur Chirurgie des Magens und Duodenum. (S. 923.) — 30) Means und 
Forman, Intussuszeption. (S. 924.) — 31) MeGlannan, 32) Russ, 33) Whipple, Chronische Ver- 
stopfung. (S. 924.) — 34) Läwen, Bauchschüsse. (S. 935.) — 35) v. Noorden und Caan, Hämorrhoi- 
den. (S. 926.) — 36) Jones, Mastdarmkrebs. (S. 927.) — 37) Lee, Vincent und Robertson, 38) Ger- 
ster, Zur Chirurgie der Milz. (S. 927.) — 39) Lichty und Zurhorst, Zur Chirurgie der Gallen- 
wege. (S 937.) — 40) Gutierrez, Echinokokkus. (S. 928.) — 41) Gelpke, Pankreascyste. (S. 928.) — 
42) Döhner, Gasphlegmone. (S. 938.) 





Aus dem Lazarett der Stadt Berlin in Buch. 


Stumpfplastik. 
Von 


Prof. Dr. M. Katzenstein. 


Angesichts unserer Friedenserfahrungen über Deckung großer, von Haut 
entblößter Wunden lag es nahe, auch schlecht oder nicht bedeckte Amputa- 
tionsstümpfe, statt sie zu reamputieren, in entsprechender Weise zu behandeln, 
und es haben in dieser Zeitschrift schon Hans und Schanz ihre Erfahrungen 
mitgeteilt. | 

Ich möchte im folgenden kurz beschreiben, auf welche Weise es mir ge- 
lungen ist, bei einem 17jährigen Kriegsfreiwilligen, der im Felde am Ober- 
schenkel amputiert wurde, einen guten tragfähigen Stumpf herzustellen. 

Aus dem Stumpfe ragte der unbedeckte Knochen 8cm hervor (Fig. 1). 
Der zu benutzende Hautlappen mußte ungefähr die Form eines Kreises haben 
und sollte dem anderen Oberschenkel entnommen werden. Es wurde daher 
in entsprechender Höhe des gesunden rechten Oberschenkels ein halbbogen- 
förmiger. Schnitt (S I) gemacht, die Haut von der Unterlage abpräpariert 
and in diese Hauttasche der Knochenstumpf des linken Oberschenkels ein- 
gefügt. (Fig. 2). Naht zwischen gesunder Haut des rechten Oberschenkels 


52 


914 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 52. 


und der angefrischten Haut des amputierten Oberschenkels an der vorderen 
Hälfte (Fig. 2). In einer zweiten Sitzung wurde jenseits der Stumpfspitze 





Fig. 3. 






L.Oberschenkel 





R. Oberschenkel 


L. Oberschenkel 
> 
zA 
TA 
A 
EG 
St s 

E 

= Medisle Hautbrücke. 

Z í , wird nach 





Fig. 2, Fig. 4. 


durch einen halbkreisförmigen Schnitt (S.2, Fig. 2) ein zweiter Hautlappen 
gebildet und dieser umgeschlagen, so daß er die Rückseite des Stumpfes zum 
Teil deckte (Fig. 3). Bei der dritten Operation wurde die mediale Brücke 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 52. 915 





/ 
R.Oberschenkel\ L.Oberschenkel J 
Í 
`~ Fe 
—, 
Z 
EZ 
a) EL, 
= 
Z A 
5 Aá 


T 


Nu 


ar SN 
= Verbindun EEE 
Hautbrücken auf der Rück 
N N serte des Stumpfes. 


Fig. 5. 





durchschnitten und horizontal nach hinten 
umgeschlagen (Fig. 4) und in der letzten Eis, 6. 
Sitzung die laterale Brücke durchtrennt E 
und damit der linke Oberschenkel vom rechten wieder gelöst (Fig. 5). Diese 
letzte Hautbrücke konnte zur Deckung des letzten Restes des Stumpfes auf 
der Rückseite verwendet werden. Der am rechten Oberschenkel entstandene 
Hautdefekt heilte in kurzer Zeit wieder aus. 

Wie die auf Fig.6 wiedergegebene Photographie ergibt, wurde auf die beschrie- 
bene Weise ein tragfähiger Stumpf hergestellt; der dem gesunden Oberschenkel ent- 
nommene Hautlappen war in ganzer Dicke mit der Fettschicht benutzt worden. 


— nn 0 


1) Earle Drennen. Experiences in military surgery. (Journ. of 
the amer. med. assoc. Vol. LXV. Nr. 4. S. 296. 1915.) 

Die modernen Spitzgeschosse können alle Dumdumwirkung ausüben. Der 
Prozentsatz der Verwundungen war nach den Erfahrungen der Pariser Ambulanz 
20% Tote, 8% nicht transportfähige Schwerverwundete, 32%, transportfähige 
Schwerverwundete, davon 12%, Sitzende und 20%, Liegende, und 40% Leicht- 
verwundete. Gasphlegmonen kamen durch Infektion mit Bac. perfringens (sive 
aerogenes capsulatus), Bac. oedematis maligni, Pseudobac. oedem. mal. und Bac. 
coli. Komplizierte infizierte Brüche sind mit breiten, möglichst abhängig liegenden 
Inzisionen zu behandeln, wobei alle Fremdkörper und Knochensplitter vollständig, 
zu entfernen sind. Drainage, Vermeidung von Nähten, Extension. 

E. Leschke (Berlin). 


2) M. zur Verth. Über den Wert der Desinfektion des Ope- 
rationsfeldes, zugleich ein Beitrag zur Behandlung von Ver- 
wundungen, insbesondere vonKriegsverwundungen. (Münchener 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 38. Feldärztl. Beil. 38.) 

Nach Verf.s Untersuchungen und Erfahrungen sind nur ausnahmsweise 


92% 


916. Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 52. 


offene eitrige Herde in der Nähe oder infizierte Lymphbahnen) in oder auf der 
Haut virulente Eitererreger vorhanden, da sie auf ihr keine günstigen Lebens- 
bedingungen finden, aus diesem Grunde rasch die Virulenz verlieren und dem 
Saprophytenstadium anheimfallen. Deshalb heilen Zufallsverletzungen, ohne 
daß sie desinfiziert oder gereinigt worden sind »so häufig« ohne jede Spur von 
Eiterung (Ausschwemmung von Eitererregern auf oder in der Haut durch die 
Blutung? Ref.). Nur wo an sie Gegenstände, die mit eitrigen Wundsekreten in 
unmittelbare Berührung kommen — Hände des Arztes, Hilfspersonals, Instru- 
mente usw. — herangebracht werden, besteht die Gefahr der Infektion. Verf. 
kommt somit zu folgenden Schlußfolgerungen: 

1) Gemeinhin fehlt für die Desinfektion des Operationsfeldes die Voraus- 
setzung, die Infektion der Haut. 2) Es ist daher nur ein sicher unschädliches 
“ Desinfektionsverfahren gestattet. Seine Anwendung ist vor allen Eingriffen zu 
empfehlen. 3) Die Unterlassung der Desinfektion bei gesunder Haut ist kein Fehler, 
so lange ein sicher unschädliches Verfahren nicht bekannt ist. 4) Bei Zufalls- 
wunden (einschließlich Kriegsverletzungen) haben sich die bis dahin bekannten 
Verfahren (einschließlich der Jodtinkturbestreichung) im Verhältnis zu ihrem 
Nutzen so wenig unschädlich erwiesen, daß bei ihnen am besten auf jede chemische 
Desinfektion verzichtet wird. Zertrümmerungswunden bedürfen der mechanischen 
Desinfektion. 5) Bei schwieriger Zuführung oder Mitführung von Desinfektions- 
mitteln (einschließlich Jodtinktur) ist es unrichtig, zugunsten dieser meist über- 
flüssigen, hier und da schädlichen Mittel auf anderes Wesentliche zu verzichten. 
Bei Mangel an Material lohnen sich weder Opfer an Geld, noch an Mühe zur Er- 
reichung von Hautdesinfektionsmitteln. 6) Der Erschütterung des Ansehens der 
Hautdesinfektion steht die Betonung der Vermeidung der Berührungsinfektion 
gegenüber. 

Zur Stützung seiner Ansichten führt Verf. eine Reihe von primär geheilten 
Appendektomien und Bruchoperationen an, bei denen er auf jede Hautvor- 
bereitung verzichtet hatte [d. h. wohl auf jede chemische Desinfektion? s. ad 2). 
Ref.]. Kramer (Glogau). 


3) Hugo Weissenberg. Über offene Wundbehandlung. (Deutsche 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 40. S. 1193.) 

Infizierte und absondernde Wunden werden zumeist unter Anwendung che- 
mischer, antiseptisch wirkender Mittel behandelt; vereinzelt hört man auch von 
der Anwendung physikalischer Behandlungsarten. Nach W.’s Ansicht ist die 
offene Wundbehandlung, die an Billigkeit und Einfachheit der Anwendung alle 
anderen übertrifft; noch zu wenig bekannt. Er hat die offene Wundbehandlung 
zum ersten Male im Oktober 1914 angewendet, als er eine große Anzahl Ver- 
wundeter mit ausgedehnten, stark absondernden, übelriechenden Wunden erhielt. 
W. geht auf drei Fälle näher ein. Bei dem einen handelte es sich um eine schwere 
Querschlägerverletzung in der Genital- und Dammgegend; der zweite war ein 
Verletzter, bei dem im Felde ein Bein über dem Kniegelenk amputiert worden 
war, und bei dem dritten Falle handelte es sich um einen perforierenden Bauch- 
schuß. In allen drei Fällen heilten die Wunden völlig und glatt aus. Günstige 
Resultate wurden dann weiterhin mit dieser Methode auch erzielt bei der Be- 
handlung komplizierter Armbrüche, die zumeist so mit Gipsschienen geschient 
wurden, daß die Wunden offen blieben, sowie bei Kranken mit schweren Fuß- 
erfrierungen. Über die Art der offenen Wundbehandlung ist wenig zu sagen. 
Man läßt den Verband fort, legt ihn, um das Scheuern der Wunden zu verhüten, 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 52. 917 


nur bei Nacht an. Bei trocken warmer Luft sind die Erfolge der Wundheilung 
recht schnell. Auffällig ist das rasche Nachlassen der Absonderung. Die Granu- 
lationen bleiben trocken und flach, so daß die Epidermis sich leicht hinüber- 
schieben kann. Wenn kein Erfolg eintritt, so muß in der Tiefe irgendein Fremd- 
körper sitzen, der der chirurgischen Entfernung bedarf. 

Kolb (Schwenningen a.N.). 


4) Karl Deutschländer. Sonnenbehandlung im Felde. (Deutsche 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 42. S. 1247— 1248.) 

D. berichtet über Sonnenbehandlung im Felde. Da die pulverförmige Be- 
schaffenheit des polnischen Bodens und die manchmal stürmische Luftbewegung 
sich für die einfachste Art, die Kranken auf Tragen in die Sonne zu legen, als nur 
mangelhaft durchführbar erwies, kam man auf den Gedanken, eine verfallene 
Treibhausanlage zu diesem Zweck zu verwenden. Die Umgebung und das Innere 
der Treibhausanlage wurden gründlich gereinigt und die Treibhausfenster ergänzt. 
Die Wunden wurden vollständig offen behandelt oder höchstens zum Schutz 
nur mit einem ganz dünnen Gazeschleier bedeckt. Nur Schwerkranke und be- 
sonders Kranke mit schweren Infektionen wurden der Sonnenbehandlung unter- 
zogen. Um eine schwere Gasgangrän handelte es sich in dem einen Falle. Ein 
Arm hatte amputiert werden müssen, die großen Wundflächen waren locker mit 
trockener Gaze verbunden worden. Durch die Sonnenbehandlung trat eine auf- 
fallende Besserung ein. Nach 18tägiger Sonnenbehandlung war der Allgemein- 
zustand so gut, daß der Verwundete mit dem Lazarettzug abtransportiert werden 
konnte. Bei schweren komplizierten und infizierten Schußfrakturen der Extre- 
mitäten wurde die Sonnenbehandlung mit gutem Erfolg angewendet. Diese Ver- 
letzungen waren vor Einleitung der Sonnenbehandlung in großen Gipsverbänden 
immobilisiert und die Wunden selbst breit gefenstert. Auch schwere Appendi- 
citiden mit akuter Gangrän, Perforation und freier Peritonitis wurden der Sonnen- 
behandlung unterzogen. Man bemerkte auch hier eine rasche Besserung des All- 
gemeinzustandes, Sinken des Fiebers und auffallend glatte Wundheilung. 

Kolb (Schwenningen a.N.). 


5) Edmont Bonnot and A.H. Cleveland. Quinin after operation. 
(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. LXV. Nr. 6. S. 523. 1915.) 

In weiteren 600 Fällen hat sich die Verabreichung von Chinin nach Äther- 
narkosen zur Verhinderung von Kopfschmerz, Meteorismus, Nausea usw. aufs 
beste bewährt. Verf. gibt 0,65 g Chinin. mur. in 55 g Wasser (körperwarm) per 
rectum und danach eine Proktoklyse mit Kochsalzlösung oder (in septischen Fällen) 
175 g Olivenöl. Kopfschmerz trat gar nicht, Leibweh in 2% der Fälle auf (durch 
einen Einlauf behoben), Winde gingen in 3/, der Fälle spontan innerhalb der ersten 
18 Stunden ab. Erbrechen konnte nicht ganz vermieden werden, hörte aber nach 
einer einzigen Magenspülung meist auf. Durst fehlte in 60%,. Stuhlgang trat in 
24 Stunden spontan ein, wenn Kein Morphin gegeben war. In letzter Zeit geben 
Verff. außerdem 1,3 g Bromnatrium, wodurch Nausea und Erbrechen noch weiter 
zurückgedrängt werden und die Patt. gleich die erste Nacht gut schlafen. Na- 
mentlich nach Schilddrüsenoperationen ist die kombinierte Verabreichung von 
Chinin und Bromnatrium zu empfehlen. E. Leschke (Berlin). 


—:inin 0 Glszimme——— 


918 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 52. 


6) C. A. Simpson. Roentgen-ray treatment of exophthalmic goiter. 
(Med. record Bd. LXXXVIII. Hft. 10. 1915. September 4.) 

An der Hand der Literatur weist Verf. darauf hin, daß zahlreiche Fälle von 
Basedowerkrankung gleichzeitig einen vergrößerten Thymus haben, der nach Ba- 
sedowoperationen oft schwere Zufälle bedingt und dessen Wegnahme bei der 
Operation die Operation erschwert. Im Gegensatz dazu ist bei der Röntgenbestrah- 
lung die gleichzeitige Beeinflussung von Schilddrüse und Thymus leicht zu er- 
reichen. Da beide Drüsen außerordentlich radiosensibel sind und zudem experi- 
mentelle wie klinische Beweise für den Wert der Radiotherapie bei Basedow vor- 
liegen, soll diese Behandlung in allen Fällen von Basedowkropf versucht werden. 
Verf. berichtet dann weiterhin über zehn erfolgreich behandelte eigene Fälle und 
über die experimentellen Ergebnisse der Bestrahlung des Thymus bei jugendlichen 
Meerschweinchen. M. Strauss (Nürnberg, z. Z. im Felde). 


7) Clyde L. Cummer. Recurrent pneumothorax: report of a 
case with review of the literature. (Amer. journ. of the med. 
sciences CL. 2. 1915.) 

Verf. fügt 6 aus der Literatur zusammengesuchten Fällen von sich wieder- 
holendem Pneumothorax einen 7. Fall hinzu, der einen 23jährigen Mann in bestem 
Gesundheitszustand betraf, der wiederholt plötzlich mit starken Brustschmerzen 
erkrankte. Die physikalische und Röntgenuntersuchung ergab einwandfrei 
einen einseitigen Pneumothorax, der ahne weitere Störung abheilte. Als ursäch- 
liches Moment wird eine latente Spitzentuberkulose angenommen. 

M. Strauss (Nürnberg). 


8) Ad. Schmidt (Halle a. S.). Offene Pleurapunktion. (Münchener 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 26.) 

Bei der offenen Pleurapunktion wird das Exsudat unter ehtäpeechendet 
Lagerung des Kranken quer über zwei mannsbreit voneinander entfernten Betten 
mittels dicken Trokars an der nach unten gerichteten tiefsten Stelle der Dämpfung 
entleert und dabei so viel Luft in die Brusthöhle eintreten gelassen, als zur Aus- 
gleichung des gestörten Druckgleichgewichtes erforderlich ist. Der Trokar wird 
von unten oder von schräg unten eingestochen, und nun das Stilett zurückgezogen. 
Allmählich hört der Flüssigkeitsstrom auf, und die bei Inspiration angesaugte 
Luft wird nun bei der Exspiration wieder herausgedrückt: der Kranke atmet 
durch die Kanüle. Diese wird jetzt langsam so weit zurückgezogen, daß sie im 
Thoraxinnern nur noch wenig hervorragen kann, um den letzten Rest Flüssigkeit 
abzulassen. Dann läßt man kräftig ausatmen oder husten und entfernt die Kanüle 
auf der Höhe der Exspirationsphase. — Durch den Lufteinlaß wird ermöglicht, 
vor dem Röntgenschirm zu erkennen, ob das Exsudat abgekapselt, einkammerig 
oder mehrkammerig war, ob noch Reste vorhanden sind, und ob die Lunge selbst 
in irgendeiner Weise mit erkrankt ist. In therapeutischer Hinsicht ist wichtig, 
daß mit der offenen Punktion jedes Exsudat, jeder Bluterguß bei Hämothorax 
nach Schußverletzung frühzeitig entfernt, die Wiederausdehnungsfähigkeit der 
Lungen erhalten, Schwartenbildungen, Schrumpfungen und Bronchektasien vor- 
gebeugt werden kann. Einbringen von Joddämpfen, Jodoformglyzerin, besonders 
bei den ANDERE ulgSen Exsudaten, kann von Nutzen sein. 

Kramer (Glogau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 52. 919 


9) W.Stepp. Zur Frage der „offenen Pleurapunktion nach Adolf 
Schmidt“. (Aus der med. Klinik zu Gießen. Prof. Voit.) (Münchener 
med. Wochenschrift 1915. Nr. 31.) 


Schmidt’s Methode hatte auch in der oben genannten Klinik befriedigende 
Resultate gehabt. Ein kürzlich beobachteter Fall, in dem sich infolge der offenen 
Pleurapunktion ein kompletter Pneumothorax mit allerschwersten Störungen ein- 
stellte — es handelte sich allerdings um eine doppelseitige Pleuritis mit gleich- 
zeitiger Perikarditis —, mahnt aber zur Vorsicht. Kramer (Glogau). 


10) F. Oeri (Davos). Drei Fälle von extrapleuraler Pneumolyse 


mit sofortiger Plombierung nach Baer. (Korrespondenzblatt für . 
Schweizer Ärzte 1915. Nr. 43.) 


In allen drei Fällen guter Erfolg (nach 23, 21 und 6 Monaten). Die Höhle ist 
straff mit Paraffin auszufüllen.. Der Plombe sollen nicht nur Kavernen, sondern 
auch andere, gut abgesprengte, nicht mehr progrediente Tuberkulosen zugänglich 
gemacht werden. 

Die Plombe ist nicht nur letzte Zuflucht, sie ist das Verfahren der Wahl da, 
wo Kollapstherapie am Platze, der Pneumothorax aber wegen lokalisierter Er- 
krankung noch nicht am Platze ist, oder wegen Verwachsungen nicht gelingt. 

A. Wettstein (St. Gallen). 
11) 0. Rüdel. Empyembehandlung mittels Kanüle. (Münchener med. 

Wochenschrift 1915. Nr. 33.) 

R. empfiehlt an Stelle der Rippenresektion die Eiterentleerung durch eine 
im Querschnitt ovale, 5 cm lange, durch den Interkostalraum eingeführte silberne 
Kanüle, die mit ihrem Stirnblatt durch Heftpflaster fixiert und alle 1—2 Tage 
gewechselt wird. (Wird die starre Kanüle und der häufige Wechsel vom Kranken 
nicht sehr unangenehm empfunden, und können sich durch die Kanüle dicke 
Fibrinmassen entleeren? Ref.) Kramer (Glogau). 


12) R. Windslow. Thoracotomy in unresolved pneumonia. (Surgery, 
gynecology and obstetrics Vol. XX. Nr. 3. 1915. März.) 

Zwei Krankengeschichten: 

1) 16jähriger Junge mit akuter lobärer Pneumonie. Trotz negativen Aspira- 
tionsbefundes wurde wegen anhaltend hohen Figbers ein Eiterherd innerhalb der 
Pleurahöhle vermutet und in Narkose die Thorakotomie vorgenommen. Es 
fanden sich Verwachsungen der harten Lunge mit der Brustwand, die gelöst 
wurden; Pleuradrainage, worauf Heilung eintrat. 

2) Bei Pneumonie nach Entfernung vereiterter Leistendrüsen bestand Ver- 
dacht auf Eiterherd in der linken Pleurahöhle. Operation ergab ausgedehnte 
Verwachsungen der harten Lunge mit der Brustwand. Lösung der Verwach- 
sungen, Drainage, Besserung innerhalb weniger Tage und Heilung. 

W. glaubt, daß in beiden Fällen Heilung durch Eröffnung der Pleurahöhle 
erzielt worden ist und wirft deshalb die Frage auf, ob man nicht in Fällen ver- 
zögerter Lösung bei kruppöser Pneumonie mit anhaltendem Fieber die Pleura- 
höhle eröffnen und drainieren soll, auch wenn Probepunktionen keinen Eiter 
ergeben haben. E. Moser (Zittau, z. Z. Schleswig). 


920 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 52. 


13) Schmidt. Eigenartige Krankheitsentwicklung nach verheiltem 
Brustschuß. (Deutsche med. Wochenschrift 1915. Nr. 42. S. 1246 1247.) 
Bei einem Gefreiten, der durch ein Infanteriegeschoß verwundet worden war, 
drang das Geschoß in der Höhe der III. Rippe durch den Rippenknorpel quer- 
fingerbreit vom linken Sternalrand links in den Brustkorb ein. Der Ausschuß 
lag in der Höhe des Dornfortsatzes des V. Brustwirbels einen Querfinger breit 
medial vom inneren Rande des rechten Schulterblattes. Als der Verwundete ins 
Lazarett kaın, war der Einschuß verklebt, der Ausschuß markstückgroß, im Begriff 
durch Granulationen zu heilen. Die VI. Rippe zeigte an der Stelle des Ausschusses 
einen Splitterbruch. Außer den Schmerzen, die durch den Rippenbruch ver- 
ursacht wurden, hatte der Verletzte wenig Beschwerden. Als er wieder ganz 
beschwerdefrei war, klagte er plötzlich über Magenschmerzen mit häufigem Er- 
brechen, Durchfällen und trockenem Hustenreiz. In der Gegend der rechten 
Schilddrüse trat eine diffuse Schwellung auf, die sich in die obere rechte Schlüssel- 
. beingrube fortsetzte; am anderen Tag war die ganze rechte Halsgegend diffus 
geschwollen. Auch auf den rechten Arm setzte sich die Schwellung fort. Von 
seiten des Herzens stellten sich Insuffizienzerscheinungen ein. Beide Beine, 
sowie der Hodensack und Penis waren ödematös geschwollen, das Gesicht cyano- 
tisch; der Husten nahm zu. Bei Gebrauch von Digalen verschwanden die In- 
kompensationserscheinungen schnell. Es ist eigenartig, daß die Symptome für 
Thrombose fast 2 Monate nach der Schußverletzung aufgetreten sind. Es ist 
aber sicher, daß die Entstehung mit der Schußverletzung im Zusammenhange 
steht, ebenso wie der resultierende Herzfehler. S. empfiehlt, falls ein großes 
Gefäß im Mediastinum durch ein Geschoß getroffen sein kann, möglichst lange 
Zeit mit absoluter Bettruhe zu behandeln. Kolb (Schwenningen a.N.). 


14) R. Spoerl. Eine typische, komplizierte Rippenschußverletzung? 

(Münchener med. Wochenschrift 1915. Nr. 37. Feldärztl. Beil. 37.) 

In den beschriebenen zwei Fällen fand sich die Verletzung in der hinteren 
Achsellinie im Bereich der VIII.—-X. Rippe rechts und hatte die Pleurahöhle 
am Übergang der Pleura costalis in die Pleura diaphragmatica eröffnet, durch die 
Zerschmetterung der Rippen das Zwerchfell abgerissen. 

Kramer (Glogau). 


15) John Outland and Logan Clendening. Sarcomatous prolife- 
ration. Sarcoma of the rib. (Journ. of the amer. med. assoc. Vol. LXV. 
Nr. 14. S. 1177. 1914.) 

Bei einem 36jährigen Manne, der im Alter von 19 Jahren im Anschluß an 
einen Unfall mit Stoß gegen die rechte Brustseite zwei kleine Geschwülste daselbst 
bekommen hatte, entwickelte sich plötzlich nach 17 Jahren ohne äußeren Grund 
gerade unter diesen Geschwülsten ein periostales Rippensarkom. Die histologische 
Untersuchung der beiden ersten traumatischen Geschwülste ergab den gleichen 
Bau wie die des Sarkoms. Die Sarkomzellen haben demnach 16 Jahre lang ge- 
schlummert, ehe sie bösartig zu wuchern begannen. E. Leschke (Berlin). 


16) E. H. Pool and M. A. Ramirez. The late results of cardior- 
raphy: Report of case three years after operation. (Amer. 
journ. of the med. sciences CL. 3. 1915.) 

Ausführliche Darstellung der Herzuntersuchung bei einem 27jährigen Manne, 
der vor 3 Jahren sich mit einem Messer eine Stichwunde des linken Herzens bei- 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 52. 921 


gebracht hatte, die durch Naht vereinigt wurde. Die Untersuchung ergab keine 
Störungserscheinungen. 

Weiter werden 21 Fälle von Herznaht aus der Literatur angeführt, bei denen 
ebenfalls auch nach jahrelanger Beobachtung keine Störung der Herzfunktion 
beobachtet wurde. M. Strauss (Nürnberg). 


17) Joachim Frist. Über einen Fall von Herznaht. (Med. Klinik 
1915. Nr. 40.) 


Der 20jährige Pat. war vor 6 Stunden beim Raufen von einem Kameraden 
mit einem Taschenmesser in die Herzgegend gestochen worden. Bei der Operation 
des fast pulslosen Pat. — U-förmiger Lappenschnitt mit lateraler Basis ohne 
Überdruck — zeigte sich eine 3 cm lange Ventrikelwunde, aus der sich nur wenig 
Blut entleerte. Bei der zweiten Herznaht blieb das Herz trotz rhythmischer 
Kontraktionen, die der Assistent am Herzen ausführte, stehen, es war völlig 
ausgeblutet. Das Mißlingen wird darauf zurückgeführt, daß der Fall so spät zur 
Operation kam, da der erstbehandelnde Arzt eine Fehldiagnose gestellt hatte. 

B. Valentin (Berlin). 


18) Rich. Freund (Berlin) und C. Caspersohn (Altona). Schrap- 
nellkugel in der rechten Herzkammer. Operative Entfernung. 
Heilung. (Münch. med. Wochenschrift 1915. Nr. 35. Feldärztl. Beil. 35.) 
Der klinische Herzbefund war gering; aber wegen Gefahr eines Durchbruchs 

der durch Röntgenaufnahmen im rechten Ventrikel nachgewiesenen Kugel durch 

dieWand nach außen, der Herztamponade, Thrombenbildung und Embolie, wurde 
eine Operation für notwendig gehalten und mittels eines je 8—-10 cm langen, am 

Brustbein ineinander übergehenden Schnittes auf der VI. und IV. Rippe mit 

Resektion der IV.—VI. Rippe usw. ausgeführt. Die Pleura ließ sich unverletzt 

beiseite schieben. Nach Eröffnung des Herzbeutels, aus dem sich wenig klare, 

seröse Flüssigkeit entleerte, Konnte das Geschoß in dem hervorgezogenen Herzen 
getastet und aus einer Nische der rechten Kammer entfernt werden; aus dem 

Einschnitt schoß ein dicker Blutstrahl hervor, Kompression des Herzens und 

rasche Nahtanlegung führte sofort zum Stillstand der Blutung. Naht und Drai- 

nage des Herzbeutels usw. Trotz fieberhafter Bronchitis, Parotitis und pleuri- 
tischen Ergusses erfolgte innerhalb 5!/, Wochen Heilung. 

Interessant ist, daß das unterhalb des rechten Rippenbogens in der Mam- 
millarlinie eingedrungene Geschoß nach Durchbohrung der Leber in die Vena 
cava inf. und so auf dem Blutwege in die rechte Herzkammer, deren Wand ganz 
unversehrt gefunden wurde, eingedrungen und in die Trabekelwand des äußersten 
Zipfels eingepreßt worden war. Daraus erklärt sich auch das Fehlen von Herz- 
tamponade, Dyspnoe usw. im klinischen Bilde vor der Operation. 

Kramer (Glogau). 


19) Stewart. Amputation of the breast by a transverse incision. 

(Annals of surgery 1915. August. Nr. 2. Amer. surg. assoc. number.) 

Für die Amputation der Brust hat Verf. folgende Schnittführung mit Erfolg 
in 40 Fällen angewandt. Erster Schnitt vom Brustbein um den oberen Rand 
der Brustdrüse nach der Achselhöhle. Die Haut wird unterminiert und der Haut- 
. lappen nach oben zurückgeschlagen. Durchschneiden der Ansätze des Pectoral. 
major und minor und Freilegen der Achselhöhle und des Subskapularraumes. 


922 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 52. 


Ausräumung der Lymphdrüsen. Dann zweiter Querschnitt unterhalb der Brust 
und Entfernen der Brustdrüse. Verf. sieht den Hauptvorteil dieses Querschnittes 
darin, daß die Achselhöhle gut freigelegt wird, ohne daß eine zur Armkontraktion 
neigende Narbe in der Achselhöhle selbst gebildet wird. Die nach der geschilderten 
Schnittführung zurückbleibende Narbe verläuft quer am Brustkorb in Höhe der 
Brustwarzenlinie. Herhold (z. Z. Breslau). 


20) Jacob Bubis and Allan Graham. Adenoma of the breast. 
(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. LXV. Nr. 12. S. 1019. 1915.) 

Bei einer 20jährigen Erstgebärenden entwickelte sich in den letzten Schwan- 
gerschaftsmonaten eine Geschwulst der Brust und mehrere kleinere Geschwülste 
in der Achselhöhle, die nach der Entbindung besonders anschwollen und entfernt 
wurden. Sie erwiesen sich als echte Adenome, die Kolostrum absonderten. Die 
Geschwülste in der Achselhöhle sind keine Metastasen, sondern versprengte Brust- 
drüsenkeime, die alle durch den gleichen physioiogischen Reiz in Funktion traten. 

E. Leschke (Berlin). 


21) Jopson and Speese. Paget’s disease of the nipple and allied 


conditions. (Annals of surgery 1915. Nr. 2. August. Amer. surg. assoc. 
number.) 


Verf. erörtert die verschiedenen Ansichten der Autoren über den primären 
oder sekundären Charakter der Paget’schen Brustwarzenerkrankung. Diese 
beginnt mit einer Verhärtung der Haut unter der Brustwarze, die Haut selbst ist 
mit einem Schorf bedeckt, später kommt es zur Ulzeration und meistens zur Krebs- 
bildung; die Haut in der Umgebung der Brustwarze ist gerötet. Verwechslung 
mit Scirrhus oder Hautmetastasen eines in der Tiefe der Brust sitzenden Krebses 
sind möglich. Die Krankheit zieht sich über Jahre hin, entsteht nach Ansicht der 
'Verff. als primäres Leiden und kommt auch an anderen Stellen des Körpers als 
an der Brust vor. Sie beginnt in den Zellen des Rete Malpighii und ist gewöhnlich 
gefolgt von glandulärem Krebs der Brustdrüse. Die Zellen des Rete Malpighii 
sind vermehrt, vergrößert und vakuolisiert, unmittelbar unter der Haut zieht sich 
ein entzündlicher Prozeß durch das Corium in Ausdehnung des Herdes der Paget- 
schen Krankheit. Die Krankheit ist scharf zu trennen von Ekzem und Scirrhus 
der Brust. Da die Krankheit als präcanceröses Leiden anzusehen und gewöhnlich 
von Krebs gefolgt ist, kommt als Behandlung nur die radikale Brustamputation 
in Frage. Einige einschlägige Fälle werden beschrieben. 

Herhold (z. Z. Breslau). 








22) M. Matyäs (Klausenburg). Über Bauchschüsse. (Münchener med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 39. Feldärztl. Beil. 39.) 
Auch M. tritt dafür ein, daß jede penetrierende Bauchschußverletzung tun- 
“lichst früh zu operieren sei. Von größter Wichtigkeit ist es in solchen schweren 
Fällen, sobald als möglich zu entscheiden, ob der Darm mitverletzt ist oder nicht. 
M. gibt allerdings zu, daß die Bauchwandverletzungen von jenen oft nicht leicht 
zu unterscheiden seien, weil sie anfangs die Symptome der penetrierenden zeigen. 
Kramer (Glogau). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 52. 923 


23) Harold Neuhof. Nonsuppurative subphrenic peritonitis. (Journ. 

of the amer. med. assoc. Vol. LXV. Nr. 3. S. 242. 1915.) 

Im Anschluß an eine Appendicitis, Cholecystitis, Enteritis oder auch nach 
kryptogenen Infektionen (Lee) kann sich eine trockene oder seröse subphrenische 
Peritonitis entwickeln. Die Symptome sind: Fieber, Schmerzhaftigkeit in der 
rechten Brusthälfte, Hochstand des Zwerchfells, Dämpfung mit abgeschwächtem 
Stimmschwirren, eventuell Reiben. In einigen Fällen konnte durch Punktion 
ein seröses Exsudat gewonnen werden. Heilung trat oft unmittelbar nach der 
Probepunktion ein. E. Leschke (Berlin). 


24) Mudd. A specimen of auto-amputation of the appendix. 
(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. LXV. Nr. 14. S. 1179. 1915.) 
Verf. berichtet über den Fall eines 24jährigen Mannes, bei dem der Wurm- 
fortsatz nach chronischer Entzündung sich selbst vom Blinddarm abgetrennt hat. 
E. Leschke (Berlin). 


25) Charles Peck. Benign lesions of the stomach and duodenum. 

(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. LXV. Nr. 8. S. 659. 1915.) 

Seit 1910 kamen 134 Fälle zur Operation, davon 74 chronische Duodenal- 
geschwüre, 24 Magengeschwüre, © Sanduhrmägen, 17 perforierte Duodenal- 
geschwüre (akut) und 13 perforierte akute Magengeschwüre. Die Operationen 
bestanden in Gastroenterostomie für 72 chronische Duodenalgeschwüre, 13 chro- 
nische Magengeschwüre, 1 Sanduhrmagen, 12 perforierte Duodenalgeschwüre und 
4 perforierte Magengeschwüre. Außerdem wurden 4 Gastroenterostomien mit 
Exzision des Geschwürs, und je 1 mit Pylorusausschaltung, Kauterisation und 
Gastroplastik, 6 Exzisionen bzw. Resektionen ohne Gastroenterostomie, 14 Ver- 
nähungen ohne G., 1 Gastroplastik, 1 Gastrogastrostomie bei Sanduhrmagen und 
eine exploratorische Köliotomie gemacht. Von den 74 Patt. mit Duodenal- 
:geschwüren starben 6 (8%). Das Dauerresultat konnte bei 58 Patt. festgestellt 
werden, wovon 51 geheilt, 5 gebessert, 2 ungebessert waren. Von den 13 mit 
Gastroenterostomie behandelten Magengeschwüren endeten 2 nach der Operation, 
2 später tödlich. 1 Pat. bekam ein Karzinom, I wurde wenig und 7 vollständig 
gebessert. Auch bei den übrigen mit anderen Verfahren operierten Magenge- 
schwüren (30) waren die Resultate nicht befriedigend. Von den perforierten 
Duodenalgeschwüren (17) führten 2 (subphrenischer Abszeß, Pneumonie) zum 
Tode, 7 wurden geheilt. Von den 13 perforierten Magengeschwüren starben 6, 
7 wurden gebessert. Von 28 röntgenologisch nachuntersuchten Fällen von Gastro- 
enterostomie mit offenem Pylorus zeigten 22 gute Magenfunktion. 

E. Leschke (Berlin). 
26) William Mayo. Gastric ulcer. (Journ. of the amer. med. assoc. 
Vol. LXV. Nr. 12. S. 1069. 1915.) 

Magengeschwüre sind ernster, aber seltener als Duodenalgeschwüre. M. sah 
auf 27 Magengeschwüre 73 Duodenalgeschwüre. Er zeigt an der Hand instruk- 
tiver Abbildungen sein Operationsverfahren, bestehend in Freilegung des Ge- 
schwürs nach Abpräparierung des bedeckenden Lappens von Serosa und Mus- 
cularis, Ausbrennen des Geschwürs mit dem Thermokauter, Vernähen der Schleim- 
haut und darüber der Muscularis und Serosa und Übernähen mit dem Omentum 
gastro-hepaticum. Ferner zeigt M. die Resektion der Pylorushälfte des Magens 


924 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 52. 


mit Verschluß des proximalen Endes des Duodenum und Gastrojejunostomia 
posterior, wobei das gesamte Magenende mit dem Jejunum verbunden wird. 
Große Magengeschwüre, namentlich kallöser Art, werden am besten scheibenartig 
reseziert. Der Sandıuhrmagen kann erfolgreich mit der Gastrogastrostomie nach 
Watson oder mit der Scheibenresektion behandelt werden. 

E. Leschke (Berlin). 


27) William Fitch Cheney. Gastric cancer as a sequal to gastric 
ulcer. (Journ. of the amer. med. assoc. Vol. LXV. Nr.15. S. 1227. 1915.) 
Verf. glaubt annehmen zu können, daß mindestens die Hälfte aller Fälle von 
Magenkrebs auf der Grundlage eines Geschwürs entstehen. Dem wird von Ein- 
horn in der Diskussion wohl mit Recht widersprochen. 
E. Leschke (Berlin). 


28) Ochsner. The relation between gastric ulcer and cancer. 
(Journ. of the amer. med. assoc. Vol. LXV. Nr. 13. S. 1073. 1915.) 

Nach den Beobachtungen des Verf.s entwickelt sich jeder Magenkrebs auf 
dem Grunde eines früheren Magengeschwürs. Der auffallende Umstand, daß trotz 
der größeren Häufigkeit der Duodenalgeschwüre dennoch der Duodenalkrebs so 
selfen ist, wird von Verf. dadurch erklärt, daß die Stase des Mageninhalts die 
Entwicklung des Krebses vielleicht durch Vermittlung irgendeines Keims be- 
günstigt. Namentlich glaubt Verf. hierfür unsaubere Nahrungsmittel wie Gemüse 
beschuldigen zu müssen. E. Leschke (Berlin). 


29) Lapenta. Gastropyloroduodenostomie. (Journ. of the amer. med. 
assoc. Vol. LXV. Nr. 2. S. 163. 1915.) 
Bericht über einen Fall von akuter perforierender Appendicitis mit gleich- 
zeitiger akuter Magenperforation. Heilung durch Operation (Gastroduodeno- 
stomie, Exzision des perforierten Geschwürs). E. Leschke (Berlin). 


30) J. Means and J. Forman. A case of intussusception due to 
a fibroma of the ileum. (Journ. of the amer. med. assoc. Vol. LXV. 
Nr. 1. S. 21. 1915.) 
Intussuszeption bei einer 37jährigen Frau durch ein gestieltes, ödematös ge- 
schwollenes Fibrom des Dünndarms, das, unter der Schleimhaut sitzend, in die 
Darmlichtung hineingestülpt war. E. Leschke (Berlin). 


31) Alexius McGlannan. Intestinal obstruction. (Journ. of the amer. 
med. assoc. Vol. LXV. Nr. 8. S. 673. 1915.) 

Von 276 Fällen starben 46%. 161 betrafen das Ileum, 75 das Kolon, 40 wurden 
nicht genau lokalisiert. Die Sterblichkeit betrug bei Verschluß des Jejunum 52%, 
des Ileum 47%, des Kolon 44%. Der Tod erfolgte an Toxämie in 75%, an Peri- 
tonitis in 12%, an Shock in 5% und anderen Ursachen in 8%. Die Behandlung 
bestand in Enterostomie und reichlicher Flüssigkeitszufuhr. 

E. Leschke (Berlin). 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 52. 925 


32) Russ. Chronic intestinal stasis with infection from a surgical 
point of view. (Journ. of the amer. med. assoc. Vol.LXV. Nr.9. S. 768. 
1915.) 

Kolostasis ist so lange als möglich mit internen Mitteln zu behandeln. Erst 
bei Hinzutreten ernstlicher Infektion ist die operative Behandlung angezeigt, die 
möglichst vollständig alle Ursachen der Kotstauung und’ Infektion beseitigen 
muß. Verf. empfiehlt hierzu die Fixation des Blinddarms nach Blake und die 
gleichzeitige Appendikostomie mit reichlicher Durchspülung des Kolon. 

E. Leschke (Berlin). 


33) Whipple. Intestinal obstruction a proteose intoxication. (Journ. 

of the amer. med. assoc. Vol. LXV. Nr. 6. S. 476. 1915.) 

Es ist Verf. gelungen, das Gift, das sich bei Darmverschluß bildet, zu isolieren 
und als primäre Proteose zu identifizieren. Es wird in abgeschlossenen Darm- 
schlingen gebildet, und zwar um so stärker, je oraler die Darmschlinge liegt. Am 
leichtesten läßt es sich daher aus den obersten Teilen des Duodenum und Jejunum 
darstellen, wenn man ein Stück dieser Darmteile an beiden Enden verschließt 
und durch Enteroanastomose für freie Beförderung des Darminhalts sorgt. We- 
sentlich an der Bildung des Giftes ist die Schleimhaut beteiligt, da nach deren 
Verätzung mit Fluornatrium trotz der vorhandenen Bakterien kein Gift in der 
isolierten Darmschlinge gebildet wird. Seine Absorption geschieht durch die 
Schleimhaut und führt auch bei vollständiger Drainage und täglichem Auswaschen 
der Darmschlinge zum Tode. Das Gift läßt sich durch 5fachen Zusatz von 95% igem 
Alkohol fällen und aus der Fällung durch Wasser ausziehen. Durch gleiche Teile 
gesättigter Ammonsulfatlösung läßt es sich aus der wäßrigen Lösung fällen, der 
Niederschlag in Wasser auflösen, durch Kochen mit einem Tropfen Essigsäure 
von allem Albumin befreien und durch Dialyse salzfrei darstellen in klarer, ganz 
leicht opaleszierender Lösung. 100 mg genügen, um bei intravenöser Injektion 
einen 15pfündigen Hund zu töten. Die Symptome der Vergiftung ähneln denen 
des anaphylaktischen Shocks. Das Blut wird mehr oder weniger schwer gerinnbar 
bis ungerinnbar. Der unkoagulable Rest-N im Blute nimmt stark zu. Die Sub- 
stanz ist eine primäre Proteose, wegen ihrer Resistenz gegen Kochen und Ver- 
dauung vielleicht eine Heteroproteose. Von Ptomain, Betaimidazolyläthylamin 
und Sepsin unterscheidet sie sich durch die genannten chemischen Kennzeichen. 
Sie gibt Blutreaktion. Eine Immunisierung gegen tödliche Dosen durch Vor- 
behandlung ist in nennenswertem Grade nicht möglich. 

E. Leschke (Berlin). 


34) A. Läwen. Erfahrungen zur Pathologie und operativen Be- 
handlung der Bauchschußverletzungen. (Münchener med. Wochen- 
schrift 1915. Nr. 39. Feldärztl. Beil. 39.) 

Unter 54 Frühlaparotomien waren nur 3 Fälle, bei denen das die Bauchhöhle 
durcheilende Geschoß weder die Leber verletzt noch ein Hohlorgan eröffnet hatte; 
aber es fanden sich Blutergüsse in der Bauchhöhle, in der Wand des Kolon, 1mal 
auch Einrisse in der Milz, das Geschoß in der Bauchwand. 27 der Fälle sind ge- 
heilt; darunter waren 2 Leberschüsse und 22 Magen-Darmschußverletzungen, 
außer jenen 3 vorher erwähnten. In 40 Fällen betrug die Zeit zwischen Ver- 
wundung und Operationsbeginn nur 5!/, Stunden. Zeichen des sog. Shock sind 
nach den Berichten einzelner Verwundeter, die trotz mehrfacher Löcher in den 


926 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 52. 


Därmen noch einen mehr oder minder kurzen Weg zurücklegen konnten, durchaus 
nicht immer vorhanden gewesen. Allgemeine Bauchdeckenspannung fand sich 
fast stets, auf eine Seite beschränkte nur ausnahmsweise. Gänzliche Aufhebung 
der Leberdämpfung bestand bei sehr zahlreichen oder großen Darmöffnungen. 
Die meist vorhandenen allgemeinen Symptome des Blutverlustes beweisen an sich 
nicht eine Blutung in’die Bauchhöhle, weil auch sehr erhebliche Blutungen sich 
im Retroperitonealraum ansammeln können. Die Bauchschnitte wurden eventuell 
nach Ausheberung des Magens, die auch bei dessen Durchschießung keinen Schaden 
brachte, fast stets quer oder schräg (Flankenschnitte bis an oder über die Mittel- 
linie meist unterhalb des Nabels) angelegt und richteten sich nach dem Verlauf 
des Durchschusses oder der Lage des steckenden Geschosses (Röntgenaufnahme). 
Eigentlicher Darminhalt wurde fast nie in der Bauchhöhle gefunden, dagegen 
Kotgeruch des in sie entleerten Blutes oder der angesammelten Luft beobachtet; 
schlüpfrige Beschaffenheit der Darmserosa, rötliche fibrinöse Beläge auf ihr 
wiesen auf Verletzung des Magen-Darmkanals hin. Zur Sichtbarmachung der 
nicht vom Bauchfell bedeckten hinteren Wand der fixierten Darmabschnitte 
wurden Voroperationen (Durchtrennung des Lig. gastrocolicum, Ablösung des 
Duodenum, Kolon, bei Löchern an der Hinterwand) ausgeführt, in letzter Zeit auch, 
um Blutungen aus großen verletzten Venen des Cavagebietes, die durch retroperi- 
toneale Hämatome zusammengedrückt waren und bei Entleerung der letzteren 
erneut bluteten, zu vermeiden, die Oberschenkel in ihrem oberen Teile durch 
Gummibinden abgeschnürt. Kleine flächenhafte, oft dreieckige Blutungen am 
Ansatz des Mesokolon oder Mesenterium fanden sich bei Infanteriegeschoß- 
öffnungen an diesen Stellen; auch röhrenförmige Blutungen auf der Darmwand. 
verdeckten nicht selten Löcher im Darm, besonders an dessen Rückwand. Ver- 
letzungen desselben durch kleinste Granatsplitter, die ihn in Größe ihres Durch- 
messers oder weiter aufgerissen hatten, kamen mehrfach zur Beobachtung. Naht- 
verschluß genügte meist; Darmresektion war nur in 3 Fällen notwendig, Anlegung 
eines Kunstafters 2mal nicht zu umgehen. Stets wurden nach Austupfen der 
Bauchhöhle und des kleinen Beckens in dieser ein oder zwei Drains eingeschoben, 
zum Schluß der Bauchwunde Drahtnähte angelegt. Komplikationen des Heilungs- 
verlaufs ergaben sich zunächst aus Nebenverletzungen (Niere, Harnleiter, Harn-- 
blase, Beckenknochen), reine postoperative waren nicht selten (Abszesse, Kot-. 
fisteln usw.), ganz glatter Wundverlauf etwa in der Hälfte der Fälle vorhanden.. 
Der Tod der unglücklich verlaufenen war meist die Folge der ausgedehnten Ver- 
letzung und des großen Blutverlustes. L. hat in den übrigen die Behandlung bis 
zur völligen Wundheilung selbst durchgeführt. | 

Die Arbeit verdient sorgfältige Beachtung; sie gibt die in IOmonatiger Tätig- 
keit in einem sehr nahe der Front liegenden Feldlazarett gewonnenen Erfahrunger 
wieder. Kramer (Glogau). 


35) C. von Noorden und A. Caan. Über Radiumbehandlung der 
Hämorrhoiden. (Therapeutische Monatshefte Bd. XXIX. Hft. 6. 1915.) 


Verff. haben bei messerscheuen Patt. in 9 Fällen von Hämorrhoiden, die starke: 
subjektive Beschwerden machten, 50 mg Radiumbromid in der Weise verwendet, 
daß 600— 1200 Milligrammstunden in 14 Tagen bis 4 Wochen verabreicht wurden, 
wobei das Präparat alle 2 Tage je 2 Stunden lang entweder in Röhrenform ein- 
gelegt oder als Plättchen aufgelegt wurde. Die Kapseln wurden mit 3 mm Messing 
und Gummi gefiltert. Irgendwelcher Schaden wurde in keinem Falle beobachtet, 


Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 52. 927 


in allen Fällen schwanden die subjektiven Beschwerden und die Schwellung der 
Knoten, die vielfach ganz schwanden. 
Die Verff. halten weitere Versuche für berechtigt, wenn auch die Kürze der 
Beobachtungszeit (2—3 Monate) noch keine Schlüsse über Dauerheilung zuläßt. 
M. Strauss (Nürnberg). 


36) Daniel Fiske Jones. A two-stage combined abdomino-sacrat 
operation for carcinoma of the rectum. (Journ. of the amer. med. 
assoc. Vol. LXV. Nr. 9. S. 577. 1915.) 

Verf. empfiehlt zur Entfernung ausgedehnter Mastdarmkrebse die zweizeitige 
Operation. Bei der ersten Operation wird durch Laparotomie das Kolon mobili- 
siert und eine Kolostomie angelegt. Bei der zweiten Operation wird nach Ent- 
fernung des Steißbeines der Mastdarm amputiert. Da.90% der operativen Todes- 
fälle auf Sepsis infolge Wundinfektion des Beckens beruhen, ist die Amputation 
des Mastdarms der Resektion vorzuziehen. Auch ist ein Kunstafter, der gut 
abschließbar ist, einem solchen mit ungenügendem Sphinkterschluß vorzuziehen. 

E. Leschke (Berlin). 


37) Roger Lee, Beth Vincent and Oswald Robertson. Immediate 
results of splenectomy in pernicious anemia. (Journ. of the 
amer. med. assoc. Vol. LXV. Nr. 3. S. 215. 1915.) 

In 5 Fällen von perniziöser Anämie brachte die Entfernung der Milz eine so 
weitgehende Remission, wie man sie bei anderen therapeutischen Maßnahmen 
nicht sieht. In 4 von diesen Fällen stieg die Zahl der roten Blutkörperchen 
auf 4— 5 Millionen, und der Färbeindex wurde normal oder subnormal. Dagegen 
blieben die anderen Blutveränderungen bestehen. Der operative Eingriff ist ein 
eichter. E. Leschke (Berlir). 


38) John Gerster. Ligation of the splenic and gastro-epiploica 
sinistra arteries in the surgery of the spleen. (Journ. of the 
amer. med. assoc. Vol. LXV. Nr. 6. S. 527. 1915.) 

Wegen der Schwierigkeit der Unterbindung des Milzstieles empfiehlt Verf. 
die dauernde oder temporäre Unterbindung der genannten leicht zugänglichen 

Gefäße vor Milzoperationen. E. Leschke (Berlin). 


39) John Lichty and Edward Zurhorst. Concerning endresults- 
of gall-bladder and duct diseases. (Journ. of the amer. med. assoc. 
Vol. LXV. Nr. 6. S. 482. 1915.) 

Von 121 an Gallenblasensteinen Operierten starben nur 5, von 16 an Gallen- 
gangsteinen Operierten 6. Daraus folgt die Forderung frühzeitiger Operation, 
so lange die Steine noch in der Blase sind. Die Sterblichkeit der nicht operativ 
behandelten Gallensteinpatienten ist nicht viel höher als die der operativ be-- 
handelten. Von 174 starben 13. Trotzdem ist die operative Behandlung vor- 
zuziehen, da sie allein zu definitiver Heilung führt und alle Beschwerden beseitigt. 

E. Leschke (Berlin). 


928 Zentralblatt für Chirurgie. Nr. 52. 


40) Avelino Gutierrez (Buenos-Aires). Einige Kleinigkeiten in 
der Operationstechnik. (Prognosos de la clinica 1914. Nr. 18.) 

Verf. verfügt über eine große Erfahrung in der Chirurgie der Echinokokkus- 
geschwülste. Er weist auf einen schon 1901 von ihm verfaßten Artikel hin, in 
welchem er die von Russelin Australien und etwas später von Bradas empfohlene 
Vernähung des entleerten Sackes als eine gefährliche Methode bezeichnet, da 
sie häufig durch Wiederanfüllung des Sackes und Vereiterung zu Peritonitis führt 
oder durch Zurückbleiben von Parasiten Rückfälle veranlaßt. Seine reichen 
seither gemachten Erfahrungen haben seine damalige Ansicht durchaus bestätigt. 
Als das beste Verfahren bezeichnet er die Marsupialisation. Die von vielen Chirurgen 
beklagten Mißerfolge hält er für vermeidbar bei Beobachtung folgender kleiner 
Regeln: 

1) Die erste Naht darf nie in der oft vorliegenden gefäßlosen, weißlich fibrösen 
Kuppe der Geschwulst angelegt werden, da die Verklebung dort leicht ausbleibt. 

2) Es muß vor der möglichst weit zurückliegenden ersten Kranznaht noch 
eine zweite durch den nach Ausschrieidung der von der ersten Naht eingeschlossenen 
Partie entstandenen Rand der Geschwulst gelegt werden. Der Sack selbst wird 
mit Formalin ausgewischt und in üblicher Weise nach Entfernung der inneren 
Cystenwand mit Gaze ausgefüllt. 

Einen anderen kleinen Kunstgriff empfiehlt Verf., um bei der Eröffnung eines 
Leberabszesses ohne Verwachsung der Leber mit dem Bauchfell das nachträgliche 
Einfließen von Eiter in die Bauchhöhle zu verhindern. Da Nähte in der Leber- 
substanz nicht zu halten pflegen, so legt er das Netz rund um die Stelle herum, 
an der er einzuschneiden beabsichtigt und vernäht es sowohl mit dem Bauchfell 
wie mit der Leber. Wegen der Nachgiebigkeit des Netzes halten diese Nähte auch 
wenn die Leber zurücksinkt oder sich sonst bewegt, was, wie gesagt, beim An- 
nähen der Leber direkt an das Bauchfell nicht der Fall ist. Der Abschluß soll 
auf diese Weise ein recht sicherer werden. 

Wolfgang Schultz (z. Z. in Hannover). 


41) Gelpke (Liestal). Ein Fall von Pankreascyste nach Unfall. 
(Schweiz. Zeitschrift f. Unfallmedizin 1914. Nr. 4.) 

Die Cyste wurde 5 Monate nach einem Fall auf den Bauch zum ersten Male 
bemerkt, verschwand zweimal unter heftigen Schmerzen und bildete sich nachher 
allmählich wieder. Langsame Heilung nach Operation; der Inhalt war hellgelb 
und dünnflüssig, kein Trypsin. A. Wettstein (St. Gallen). 


42) B. Döhner. Gasphlegmone im Röntgenbild. (Münchener med. 
Wochenschrift 1915. Nr. 38. Feldärztl. Beil. 38.) 

Zur deutlichen Erkennung der Gasblase — schwarze Flecke — im Röntgen- 
bild ist die Verwendung eines Verstärkungschirms zu vermeiden und die Benutzung 
einer weichen Röhre mit langer Belichtungszeit und die Aufnahme aus zwei Rich- 
tungen zu empfehlen. Kramer (Glogau.) 





Originalmitteilungen, Monographien und Sonderdrucke wolle man 
an Prof. E. Richter in Breslau (Kaiser Wilhelmstraße 115), oder an die Verlags- 
handlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig einsenden. 


Für die Redaktion verantwortlich: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Richter in Breslau. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Namen- und Sachverzeichnis. 


Zentralbl. f. Chirurgie. a 


929 


931 


Originalmitteilungen. 


Ansinn, Dr. (Bromberg). Frakturenhebel. Nr. 25. p. 495. 

— Streckverbandapparat mit passiven Gelenkbewegungen und Streckverband- 
apparat mit automatischen Gelenkbewegungen. Nr. 9. 

Becker, Johannes, Dr. (Halle). Eckehorn’sche Operation des Prolapsus ani bei 
einem Erwachsenen. Nr. 43. p. 772. 

Brunner, Conrad, Dr. (Münsterlingen). Erdinfektion und Antiseptik. Nr. 32. p. 569. 

Burk, W., Marinestabsarzt d. S. (Kiel-Wik). Ersatz intermuskulärer Fascien- 
scheiden durch frei transplantierte Fascie. Nr. 32. p. 573. 

Chlumsky, Prof. Dr. (Krakau). Wie soll man amputieren? Nr. 18, p. 297. 

Fritsch, Karl, Dr. (Breslau). Zur suprapubischen Prostatektomie and deren Nach- 
behandlung. Nr. 49. p. 865. 

— Mammakarzinom und Autoplastik. Nr.50. p. 881. 

Funke, Dr. Primarius (Wien). Zur Frage der Deckung von großen Schädeldefekten 
mittels Zelluloidplatten. Nr. 16. p. 257. 

Gross, H. (Bremen). Die Magenfistel mit Heberdrainage bei atonischen Zuständen 
des Magens und Darmes. Nr. 44, 

Grundler, M. Dr. (Stuttgart). Eine Schiene für Schußverletzungen und Empyem 
des Kniegelenkes. Nr. 21. p. 369. 

Haberland, H. F. 0., Dr. (Königsberg). Zur Behandlung der Schußaneurysmen 
durch künstliche Wandverstärkung bei Aneurysmen besonderen Sitzes. Nr. 17, 


Hans, Hans, Dr. (Limburg-Lahn). Zur Vermeidung von Nachamputation,. Nr. 25. 
p. 441. 

— Naht durchtrennter Nerven mittels Einhülsung in Eigengewebe. Nr. 45. p. 801. 

Hartleib, Dr. (Bingen). Isolierte Luxatio fibulae im Talocruralgelenk. Nr. 25. p. 443. 

Hasse, Dr. (Diedenhofen). Ein verbesserter Amputations-Retraktor. Nr. 10.p. 148, 

Heile, B. (Wiesbaden). Zur Technik der Appendektomie. Nr.7. p. 97. 

Kappis, A., Dr. (Hagen). Zur Deckung von Schädeldefekten. Nr. 51. p. 897. 

Katzenstein, M., Prof. Dr. (Berlin. Stumpfplastik. Nr. 52. p. 913. 

Kelling, G., Prof. Dr. (Dresden). Zur Frage der Behandlung der Bauchschüsse 
mittels komprimierenden Verbandes. Nr. 15. p. 241. 

Kolb, Karl (Schwenningen). Gesichtsplastik mittels freier autoplastischer Fett- 
transplantation. Nr. 24. p. 427. 

Konjetzny, G. E., Dr. (Kiel). Aortotomie bei Embolie der Aorta abdominalis. 

. Nr. 42. p. 753 

Kredel, L., Prof. Dr. (Hannover). Über das Verhalten der auf operierte schuß- 
verletzte Nerven überpflanzten Fascienlappen. Nr. 13. p. 201 

— Die intrazerebrale Pneumatokele nach Schußverletzungen. Nr. 36. p. 649. 

Landow, M., Prof. Dr. (Wiesbaden). Albertol als Ersatz für Mastisol. Nr. 19. p. 322, 

Langemak, Dr. (Erfurt). Beitrag zur Behandlung der Bauchschüsse mittels kompri- 
mierenden Verbandes. Nr. 23. p. 411. 

Lanz, Prof. (Amsterdam). Abkühlung von Geweben und Organen. Nr. 8. p. 113, 

Lauenstein, C., Prof. Dr. (Hamburg). Zur Frage der kriegschirurgischen Wund- 
behandlung. Nr. 26. p. 457. 

Levy, William, Dr, (Berlin). Extensionsverband bei Verletzungen der Becken- 
-& gend. Nr.8. p. 115. 

ent Ersatz des Infraorbitalrandes nach Kriegsverletzungen. Nr. 28, 


a" 


932 Originalmitteilungen. 

en Erich (Jena). Die Verwendung von Silberplättchen i in der Chirurgie. Nr. 14. 
Morian, Richard; Dr. (Essen). Nierenreizung nach Novokainanästhesie. Nr. 28. 
mulier, Paul, Dr. (Ulm). Deckung von Schädeldefekten aus dem Sternum. Nr. 23. 


p 

Narath, Albert, Prof. Dr. (Heidelberg). Die arterio-venöse Anastomosis an der 
Pfortader als Mittel zur Verhütung der Lebernekrose nach Unterbindung der 
Arteria hepatica. Nr. 1. p. 

Neuffer, Feldunterarzt (Stuttgart). Schiene für Schußfrakturen in der Umgebung 
des Kniegelenkes. Nr.21. p. 371. 

Neugebauer, Friedrich, Dr. os): Seltene Gefäßveränderungen nach Schuß- 
verletzung. Nr. 10. p. 145 

Neumeister, Dr. (München). Gelenkmobilisationsschienen nach Dr. Schede. Nr. 13. 

203. 


p. 
T Gunnar (Stockholm). Über Magendrainage durch Gastrostomie. Nr. 40. 
p. 721. 


— - Magendrainage. durch Gastrostomie. Nr. 48. p. 849. 
en an (Hamburg). Ersatz des Augapfels durch lebenden Knochen. 
r 25 
— Die Verwendung des Fersenbeins und der Kniescheibe zur sekundären Stumpf- 
. bedeckung nach Amputationen wegen Eiterungen. Nr.27. p. 473.. 
Orth, Oskar, Dr. (Forbach). Traumatische Luxation der I. Phalanx der rechten 
kleinen Zehe im Metakarpophalangealgelenk. Nr. 22. p. 391. 
— Eine Prothese für Amputierte. Nr. 39. p. 705. 
de Quervain, F., Prof. Dr. (Basel). 2. ne der Bauchlage i in der Nachbehand- 
lung der Laminektomie, Nr. 46. 
Radlinski, : Dr. (Krakau). Eine Modifikation der Klapp’schen Drahtschlingen- 
extension am Calcaneus. Nr. 48. p. 849. 
Een, a (Jena). Erfahrungen über die Benutzung des künstlichen Beines. 
r. p. 185. 
— Über den Stützpunkt des künstlichen Beines am Becken. Nr. 30. p. 529. 
Riedl, Hermann, Dr. (Linz). Verrenkungsbruch des oberen Schienbeinendes mit 
Erhaltung des Wadenbeins — eine typische Verletzung. Nr.3. p. 
Schanz, A. (Dresden). Hautplastik statt Nachamputation. Nr. 18. p. 298. 
Schlesinger, Arthur, Dr. (Berlin). Über Versuche, den Plexus lumbalis zu anästhe- 
sieren. Nr. 22. p. 385. 
Schultze, Ferd., Prof. Dr. med. (Duisburg). Neues Symptom bei der Patellarfraktur, 
zugleich ein Beitrag zu ihrer Behandlung. Nr. 4. p. 49. 
e Dr. (Wien). Beitrag zur Aufnahme von ankylosierten Gelenken. 
r 445. 
Seubert, Dr. (Mannheim). Beitrag zur Verwendung der Fascia lata bei Eingriffen 
wegen Fraktur der Patella. Nr. 23. p. 411. 
Steinberg, Dr. (Köln). Zur Wundbehandlung mit Nilotan. . Nr. 33. p. 593. 
a Poor i (Stuttgart). Zur Technik der Operation der Kriegsaneurysmen. 
r. 19. p 
Suchier, R. (Freiburg).. Über den Sitz des künstlichen Beines. Nr. 22. p. 388. 
Ta He Prof. Zur Extraktion von Granatsplittern durch den Elektromagneten. 
: r p. 1 
Tillmann, Dr. (Wilhelmshaven). Eine unblutige Radikaloperation der Hämorrhoiden 
. durch einfache Naht. Nr. 41. p. 737. 
Vogel, M., Geh. San. -Rat. Dr. (Jena). Weitere Erfahrungen über die Verwendung 
von Silberplättchen in der Chirurgie. Nr. 26. p. 460. 
Weischer, Sanitätsrat Dr. (Hamm). Ein Beitrag zur Lokalisation der ‚Fremdkörper 
. nach Levy-Dorn. Nr. 27. p. 477. 
Wildt, Pe Dr. en Zur Vereinfachung ‚der Extensionsbehandlung. Nr. 29. 
P. 


933 


Namenverzeichnis. 


(Die mit * versehenen Seitenzahlen bezeichnen Originalmitteilungen.) 


Aaron 684 (Appendicitis, chronische). 
Abbe 141 (Darmstenose). 
Adam 580 (Anästhesierung der Bauch- 


höhle). 

Adloff 192 (Schußverletzungen ‘der 
Kiefer). 

d’Agata, G. 440 (Emp yem). 

Ahrend 911 (Nasenplastik). 

Akerblom 714 (Radium bei Uterus- 
krebs). 

Albanus 105 (Radium- und Mesotho- 
riumbestrahlungen bei Krebs). 

Albee 602 (Knochentransplantation). 

— 766 (Schenkelhalsbruch). 

Albers-Schönberg 755 (Strukturano- 
malie des Skelettes). 

— 806 (Röntgenhaus des allgemeinen 
Krankenhauses St. Georg in Ham- 
burg). 

— 825 (Skelettanomalie, Processus ent- 
epicondyloideus). 

Albrecht 751 (Endoskopie der Luft- 
und Speisewege). 

Albu 181 (Colitis ulcerosa). 

Alder 689 (Kriegschirurgisches). 

Alexander 8 (Fetanusbehandlung). 

— 718 (Zerreißung des M. biceps). 

— 830 (Oberschenkelschußbrüche). 

Alin 699 (Gehirntumor). 

Allison 829 (Hüftgelenktuberkulose). 

Amberger 279 (Adnexerkrankungen)- 

Amunätegui 413 (Primäre Sarkome 
der Muskeln). 

Anderson 815 (Genito-urinale Tuber- 
kulose). 

— 835 (Sublimatvergiftung). 

Andree 94 (Deckung größerer Tibia- 
defekte). 

Angerer 8 (Tetanusbehandlung). 

— 423 (Oberschenkelbrüche im Felde). 

— 716 (Interimsprothesen). 

Anker 600 (Leukozon neues Wundstreu- 


- pulver) 
Ansinn 495* (Frakturenhebel). 
— 769* (Streckverbandapparat bei Ge- 


lenkversteifungen und Muskelatro- 
phien). 

Ansinn 759 (Schußbrüche der langen 
Röhrenknochen). 

Aoyama 383 (Cholelithiasis). 

Armknecht 401 (Gasphlegmone). 

Arnd 165 (Tieflandheliotherapie). 

— 207 (Tetanus). 

Arneth 24 (Erysipelbehandlung). 

Arnold-Larsen 466 (Darmzerreißung). 

Aron 361 (Künstliche Atmung). 

Asplund 253 (Arthrodese im Schulter- 
gelenk). | 

Auerbach 101 (Chirurgische Indikatio- 
nen in der Nervenheilkunde). 

— 331 (Schußverletzungen peripheri- 
scher Nerven). 

MacAusland61l (Elibogenversteifung). 

Avoni 343 (Fibrom des Hodens). 

Axhausen 335 (Feldoperationstisch). 

— 524 (Schußverletzungen der Extre- 
mitäten). 

— 792 (Schädelschüsse). 


Babcock 481 (Osteoplastik im Gesicht). 


‚Bach 308 (Künstliche .Höhensonne). 


Bachhammer 609 (Cramerschienen). 

Backer 152 (Offene Wundbehandlung). 

Bade 877 (Armprothesen). 

Bähr 94 (Erkrankungen des Ligamen- 
tum patella). 

Baetzner 143 (Funktion gesunder und 
kranker Nieren). 

Bäumer 692 (Wundbehandlung). 

— 367 (Pneumothorax). 

v. Baeyer 92 (Künstliche Beine). 

— 291 (Spasmen nach Kopfschüssen). 

Baggio 316 (Entzündliche: ‚Geschwülste 
des Bauches). 

Baginsky 873 (Schußbrüche).- 

Baldwin 713 (Dermoid der Niere). 

Ballner 606 (Tragfähigkeit des Ampu- 
tationsstumpfes). - 

Bandorf 15 (Wundenbehandlung mit 
Pellidolsalbe). 


934 


Bannes 107 (Gehirnabszeß nach Zahn- 
erkrankung). 

Bäräny 291 (Hirnabszesse). 

— 909(Schußverletzungen des Gehirns). 

Barber 542 (Niereninfektion). 

— 667 (Hydronephrosis). 

Barrie 601 (Knochenerweichung). 

Bartels 331 (Sehnennaht und -trans- 
plantation). 

Baruch 335 (Geschwulst der Genital- 

. gegend). 

Basdékis, S. 466 (Bauchverletzungen). 

Basl 261 (Dumdumgeschoßwirkungen). 

— 842 (Bauchschüsse). 

Bastianelli 467 (Darmzerreißung). 

Batzdorff 65 (Diathermie in der Chir- 
urgie). Ä 

— 66 (Glasfremdkörper im Thorax. 
Spondylitis ancylotica). 

Bauer 295 (Carcinoma oesophagi). 

— 339 (Nierenfunktionsprüfung). 

Baumbach 279 (Herznaht). 

Baumeister 599 (Citobarium neues 
Röntgenkontrastmittel). 

Baur 77 (Dickdarmkrebs). 

— jJ. 183 (Traumatische isolierte Milz- 
rupturen). 

Baxmann 804 (Strahlen bei Funken- 
entladung atmosphärischer Luft). 
Prinz Ludwig von Bayern 199 (Lun- 

genschüsse). 
Beccherle 541 (Doppelter Harnleiter). 
Bechthold 13 (Handdesinfektion). 
Beck659 (Plastische Magenoperationen. 
Becker, C. 100 (Nervenverletzungen). 
— F. 806 (Hochfrequenzströme als nar- 
benerweichendes Mittel). 
— J. 772* (Prolapsus ani). 
Beer 814 (Blasenpapillome). 
Behrend 64 (Nachbehandlung nach 
chirurgischen Eingriffen). 
v. Behring 262 (Tetanusimmunserum). 
Beitzke 702 (Kriegsverletzungen der 


Lungen). 
Bellizzi 95 (Chirurgie der Tarsalkno- 


chen). 

Bengsch 107 (Pfählungsverletzungen). 

Berg 25 (Benzol und Thorium X, bei 
Leukämie). 

Berger 513 (Trauma und Psychose). 

— 883 (Röntgenologisches). 

Berglund 28 (Hämorrhagische Lepto- 
meningitis beim Milzbrand). 

Bernecker 15 (Athylchlorid). 

Bernhard 876 (Bruch des Humerus- 
schaftes). 

Bernhardt 464 (Verletzungen periphe- 
rer Nerven). 

Bernstein 686 (Spienomegalie). 

Berry, F. 629 (Gaumenspalten). 

Bertein 77 (Dickdarmkrebs). 

Bertlich 813 (Blasenverletzung mit 
Harnröhrenzerreißung). 


"Namenverzeichnis. 


Betcke 641 (Schußverletzung der Ca- 


rotis). 
Betke 274 (Glandula carotica). 
— 363 (Zungensarkom). 
Betti 693 (Tetanusbehandlung). 
Biancheri55l(Knochenbildung, Pseud- 
athrose). 
Bickart 906 (Interimsprothesen). 
Bien 314 (Nabelkoliken älterer Kinder). 
Bier 171. 288.811 (Kriegsaneurysmen). 
— 352 (Schädelschüsse). 
— 359 (Chirurgie der Gefäße, Aneu- 
smen). 
— 522 (Prophylaxe des Kriegskrüppel- 


tums). 

Biesalski 437 (Förster’sche Operation 
bei Little’scher Krankheit). 

— 716 (Sehnenbehandlung). 

Bindslev 688 (Pancreatitis haemor- 
rhagica). 

Bingold 287 (Gaspazillensepsis). 

Bircher 164 (Knochen- und Gelenk- 
tuberkulose). 

— 224 (Geschoßwirkung). 

Birt 175 (Appendicitis in Ostasien). 

Bittorf 748 (Rückenmarksschüsse). 

Blair 434 (Nasenplastik). 

— V. P. 702 (Basedow). 

Blau 295 (Fremdkörper der Speise- 
röhre). 

Blecher 704 (Lungengangrän). 

Blegvad 792 (Schädelwunden). 

Bles 566 (Echinokokkus der Lunge). 

Bley1752 (Schußverletzungen des Kehl- 
Kopfes). 

Blind 841 (Pellidol). 

Bloodgood 686 (Magenkrebs). 

Blumenthal 7 (Symptomatologie und 
Therapie des Tetanus). 

Bockhorn 797 (Lungenschüsse). 

Böcker 401 (Gasphlegmone). 

— W. 160 (Hackenfuß). 

— 526 (Angeborene Hüftverrenkung). 

Böhler 643 (Kehlkopfschüsse). 

— 656 (Bauchschüsse). 

Böhme 665 (Enuresis). 

Boerner 213 (Diathermie bei Gonor- 


rhöe). 

Börner 553 (Hirnprolaps nach Schädel- 
schüssen). 

— 904 (Feldoperationstisch). 

Boettner 278 (Lungenschüsse). 

Bogart 683 (Angioneurotisches Ödem 
der Bauchwand). 

Boit, H. 585 (Magen- und Darmver- 
letzungen). 

Bojesen 524 (Multiple Chondromatose). 

Bollay 778 (Wasserstoffsuperoxyd bei 
Laparotomien). 

Bolognesi521 (Chirurgie der Knochen). 

v. Bomhard 307 (Röntgenbehandlung 
inoperabler Magen- und Darmkarzi- 
nome). 


Namenverzeichnis, 


Bonhoeffer 862 (Meningeale Schein- 
cysten am Rückenmark). 

Bonhoff 109 (Verdauungsleukocytose 
bei Krebs und Ulcus ventriculi). 

— 270 (Bromchloroform). 

v. Bonin 681 (Aneurysmen durch 
Schußverletzungen). | 

Bonn 581 (Appendicitisfrage). 

Bonne 609 (Künstliche Hand). 

— 664 (Harnröhrenzerreißungen). 

Bonnot 680 (Chinin nach Operationen). 

— 917 (Chinin nach Äthernarkosen). 


Book mann 779 (Innere Darmeinklem- - 


mung). 

Borchard 133 (Schußverletzungen des 
Bauches). 

— 212 (Frostgangrän der Füße). 

— 353. 354 (Brustschüsse). 

Borchardt 788 (Schußverletzungen 
peripherer Nerven). 


Borchers 822 (Oberarmschußbrüche). 


Borelius 196 (Resektion von Cardia 
und Ösophagus). 

— 641 (Resektion der Cardia und des 
Ösophagus). 

— 645 (Metapneumonische Empyeme). 

Bossert 334 (Mastisolersatzmittel). 

Braasch 541 (Nierenfunktionsprüfung 
mit Phenolphthalein). 

Braithwaite 469 (Hernie weiblicher 
pe bei einem Kna- 

en). 

Brauer 546 (Feldröntgenanlage). 

Bravo 417 (Echinokokkencyste der 
Niere). 

Breccia 367 (Künstlicher Pneumotho- 
rax bei Lungentuberkulose). 

Brenizer 300 (Narbenkeloid bei Ne- 


gern). 

Le Breton 879 (Entzündung der Hand- 
gelenke). 

Brewer 238 (Röntgendiagnose von 
Magen- und Duodenalleiden). 

Brind 95 (Calcaneusbrüche). 

Brockhaus 584 (Physiologie der Ver- 
dauung des Hundes). 

Broman 73 (Anatomie des Bauchfells). 

Brophy 630 (Gaumenspalten). 

Brown 629 (Gaumenspalten). 

— 663 (Tuberkelbazillen im Harn). 

— C. P. 876 (Schlüsselbeinverrenkung). 

— W.L. 876 (Schlüsselbeinverrenkung). 

Brünger 87 (Operationstod bei Thyreoi- 

. ditis chronica). 

Brünings 124 (Lehrbuch der Krank- 
heiten des Ohres und der Luftwege). 

— W. 751 (Endoskopie der Luft- und 
Speisewege). 

Bruhn 628 (Kieferschußverletzungen). 

— 911 (Kieferstützapparate). 

Brul& 87 (Wassersterilisierung durch 
ultraviolette Strahlen). 

Brun 378 (Gastroenterostomie). 


935 


Brun 690 (Wundbehandlung). 

V. py s 398 (Chirurgie im Kriegslaza- 
rett). 

— 777 (Bauchschußverletzungen). 

— 872 (Kriegschirurgie derGliedmaßen). 

Brunner 14 (Scharpie als Verbandma- 
terial). 

— C. 569* (Erdinfektion und Anti- 
septik). 

Bruns 712 (Pyelographie). 

— 834 (Kriegsverletzungen des Nerven- 
systems). 

v. Bruns 167 (Schußwaffen und Schuß- 
wunden). 

— 168 (Dumdumgeschosse). 

— 677 (Wundbehandlung im Kriege). 

Brunzel 581 (Kryptogenetische Peri- 
tonitis). 

— 719 (Ischiadicusneuralgie). 

Bryan 526 (Aneurysma der Arteria 
ischiadica). 

Bryant 745 (Streptokokken-Zerebro- 
spinalmeningitis). 

Bubis 922 (Adenom der Brust). 

Bucky 136 (Röntgensekundärstrahlen- 
blende). 

— 452 (Diathermie). 

— 804 (Rationeller Röntgentherapie- 
betrieb). 

Bürger 774 (Fettembolie). 

Buford, C. G. 643 (Kropf bei Kindern). 

Bujwid 575 (Geschoßwirkung). 

Bumsted 864 (Basedowoperation). 

Bundschuh 404 (Erfrierungen). 

Bungart 859 (Physiologie und Patho- 
‚logie des Subarachnoidalraumes). 

Bunting682 a r Krankheit). 

Bunts 468 (Blinddarmdivertikel nach 
Appendektomie). 

Burckhardt 797 (Tangentialschüsse 
des Thorax). 

— 830 (Innere Verblutung in den Ober- 
schenkel). 

— H. 579 (Behandlung infizierter Ge- 


lenke). 

Burger 256 (Drahtextension am Fer- 
senbein). 

Burglocher 289 (Verbandstoffersatz). 


Burk 316 (Verschlußapparat für den 


Anus praeternaturalis). 
— W. 573* (Fascientransplantation). 
Burkard 354 (Brustschüsse). 
— 0. 633 (Spätkomplikationen nach 
Erfrierungen). 
Burke 239 (Dickdarmkrebs). 
Burkhard 352 (Schädelschüsse). 
Burnham 905 (Postoperativer Shock). 
Busca 324 (Explosionswirkungen). 
Busch 119 (Gasphlegmone). 
Byrnes 294 (Trigeminusneuralgien). 
— 556 (Alkoholinjektion in das Gasser- 
sche Ganglion). 


936 


Caan 926 (Radiumbehandlung der Hä- 
morrhoiden). 

Cadwallader 812 (Harninkontinenz). 

Cahen 289 (Kriegsverletzungen peri- 
pherer Nerven). 

Calcaderra 576 (Geschoßverletzung). 

Calderara 527  (Echinokokken des 
lleopsoas). 

Callender 782 (Meckel’sches Diver- 
tikel). 

Callomon 709 (Serumexanthem nach 
Tetanusantitoxin). 

Calogera 647 (Klumpfuß). 

Camacho 533 (Aleppobeule). 

Campani 343 (Leistenschmerz). 

Campbell 587 (Gutartige Magenge- 
schwülste). 

— 768 (Hackenfuß). 

Canestro 556 (Hypophysektomie). 

Canon 859 (Schädelverletzungen). 


Carman 601 (Kongenitale Osteochon- ` 


drome). 
— 732 (Dickdarmdivertikel). 
Carraro 669 (Nierentuberkulose). 
Carroli 730 (Magengeschwür). 
Carroll 892 (Darmpolypen). 
Carty 895 (Papillom der Gallenblase). 
Cassanello 416 (Prostatahämorrhagie). 
Cassirer 453 (Nervenverletzungen). 
— 904 (Periphere Nervenerkrankün- 


gen). 

Castle 729 (Cystische Erweiterung des 
Wurmfortsatzes). 

de Castro 292 (Parotitis). 

Cavazzanti 379 (Magengeschwür). 

Cervo 295 (Struktur der Schilddrüse). 

Cheney 924 (Magenkrebs). 

Chiari 553 (Meningitis bei Schußver- 
letzungen des Gehirns). 

Chiasserini 559 (Alkoholinjektion der 
Spinalganglien). 

Chironi 698 (Händedesinfektion). 

Chlumsky 297* (Wie soll man ampu- 
tieren). 

Chraney 684 (Verhinderung von Bauch- 
fellverwachsungen). 

emi 885 (Röntgenstrahlenmes- 


ung). 
Christians en 683 (Lipodystrophia pro- 
gress 
Chrysopathes 156 (Supinations-Ex- 
tensionsbehinderung der Vorder- 
arme). 
Cifuentes 416 (Joddämpfe bei chroni- 
scher Cystitis). 
Cipollino 610 (Auslösung des Schulter- 
irtels). 
Cisler 562 (N. recurrens und Struma). 
Clark 214 (Blasenzerreißung). 
— 665 (Harnblasenzerreißung). 
Clemm 795 (Alveolarpyorrhöe des Un- 
terkiefers). 
Clendening 920 (Rippensarkom). 


Namenverzeichnis, 


Cleveland 917 (Chinin nach Äther: 
narkosen). 

Cloetta 209 (Magnesiumnarkose). 

Clopton 519 (Osteomyelitis). 

Coenen 290 (Hidradenoma cylindro- 
matosum der Kopfschwarte). 

— 700 (Steckschuß des Rückenmarks). 

— 718 (Schußverletzungen der Kreuz- 
furche). 

Coffey 536 (Mastdarmkrebs). 

Cohen 610 (Kugelsuchapparat). 

Cohn M. 832 (Prothesen). 

Cole 471 (Atresie des Afters). 

Coley 521 (Sarkom der langen Röhren- 
knochen). 

Coll 238 (Röntgendiagnose von Magen- 
und Duodenalleiden). 

Colley 176 «(Letale Epityphlitis als 
Folge eines Streifschusses). 

Collin 684 (Appendicitis). 

— 701 (Intraspinale Geschwulst). 

Colston 664 (Penisverhärtung). 

Cone 329 (Gelenkerkrankungen). 

Connell 380 (Chronische Darmstörun- 


gen). 
714 (Chorioepitheliom des Ho- 
ens). 
Cords 405 (Schädelschüsse). 
Coryell 670 (Nierenkrebs mit Nieren- 
steinen). 
Costa 536 (Pericolitis membranosa). 
Cotton 615 (Knöchelbrüche). 
Coughlin 700 (Zungensarkom). 
an 729 (Meckel’sches Diver- 
tikel). 
Craig 469 (Hernie weiblicher Ge- 
schlechtsorgane bei einem Knaben). 
Cramer 863 (Skoliosenbehandlung). 
Crescenzi61l(Angioma peritendineum 


am Arm). 

Crile 725 (Kriegschirurgische Erfah- 
rungen). 

— 889 (Peritonitis). 

Crohn 592 (Leberneubildungen). 

Croissant 718 (Radialislähmung). _ 

Cromer 819 (Therapie an den Berliner 
Universitätskliniken). 

Crowe 342 (Nebennierenuntersuchun- 


gen). 
Crucillä 526 (Myelom der Beugersehne 
des Daumens). 
Cubbins 661 (Intussuszeption). 
Cummer 918 (Pneumothorax). 
Cunningham 212 (Peniskrebs). 
— 542 (Hämatogene Niereninfektion). 
Cushing 479 (Hirngeschwülste). 
Cytronberg 83 (Krebsdiagnise). 


Dalla Valle, A. 539 (Bösartige Ge- 
schwülste der Blase). 

Dandy 238 LOUERNEE PRRENSDEIUMD: 
ren). 


Namenverzeich nis. 


Danielsen 150 (Kriegschirurgische Er- 
ahrungen). 

— 423 (Oberschenkelbrüche im Felde). 

Dannehl 366 (Militärdienst und Thy- 
reotoxie). 

Danziger 150 (Schußspuren). 

Darricarrere 452 (Heißluftbehand- 
lung Kriegsverletzter). 

Davis 551 (Knochenbildung, Pseudar- 

~ throse). 

— 627 (Wangenkrebs). 

— 661 (Ileus). 

— 760 (Periost- und Knochenneubil- 
dung). 

Deaver 110 (Cholecystitis). 

— 661 (Intestinale chronische Ver- 
stopfung). 

— 894 (Gallenblasenerkrankungen). 

Decken 553(Pneumatokele nachSchuß- 
verletzung). 

Delbanco 336 (Geschwulst der Geni- 
talgegend). 

Demmer 511 (Kriegschirurgische Er- 
fahrungen). 


— 512 (Kriegschirurgischer Fortbil- 
dungskurs). 

Dencks, G. 137 (Hormonal und Neo- 
hormonal). 


Denker 124 (Lehrbuch der Krankheiten 
des Ohres und der Luftwege). 

— 352 (Schädelverletzungen). 

— 654 (Schußverletzungen der Nase 
und ihrer Nebenhöhlen). 

Denks 106 (Röntgenbehandlung der 
chirurgischen Tuberkulose). 

Derby 748 (Rückenmarksschüsse). 

Desderi 189 (Keimgehalt von Leichen- 
knochen). 

Dessauer 803 (Kompendium der Rönt- 
genaufnahme und Röntgendurch- 
leuchtung). 

Deutschländer 917 (Sonnenbehand- 

lung im Felde). 

‚Dexter 796 (Diagnostische Zeichen von 
Zwerchfellerkrankungen). 

Dialti 499 (Pseudomyxom des Perito- 


. neums). | 

‚Dietrich 14 (Harzlösungen für Ver- 
bandzwecke). 

- — 184 (Pancreatitis acuta). 

Doberauer 341 (Perinephritischer Ab- 
szeß). 

— 419 (Drainage des Ellbogengelenkes). 

— 577 (Konservative Kriegschirurgie). 

Döderlein 304 (Strahlentherapie bei 
Krebs). 

Döpfner 463 (Nervennaht). 

Dombrowsky 80 (Hodenverlagerung). 

MacDonald 664 (Chinin für Blasen- 
spülungen). 

Doolin 586 (Magenschleimhautüber- 
pflanzung). 

Douglas 731 (Gastroptose). 


937 


Dowd 893 (Milzgangrän). ne 

— 659 (Nerv. iliohypogastricus bei 
Herniotomie). 

McDowell 501 (Magengeschwür und 
Krebs). 

Draper 535 (Chronische Dickdarmver- 
stopfung). 

— 542 (Niereninfektion). 

Drennen 915 (Kriegschirurgisches). 

Dreyfus 208 (Tetanusbehandlung). 

Drüner 266 (Nervenverletzungen). 

— 720 (Oberschenkelbrüche). 

Dubs 590 (Gekrösruptur). 

— 838 (Serumprophylaxis bei Tetanus 
traumaticus). 

Dunning 482 (Unterkieferbrüche). 

Durante 91 (Tuberkulose der weib- 
lichen Brustdrüse). 

— 408 (Hirnchirurgie). 

Durlacher 9 (Tetanusbehandlung). 
Duschkow-Kessiakoff 840 (Pix li- 
quida bei infizierten Wunden). 
Dy ne G. 677 (Offene Wundbehand- 

ung). 


Eastman, J. R. 630 (Gaumenspalten). 

— 909 (Epilepsie). 

Edel 515 (Wundstreupulver Chlorkalk- 
Bolus alba). 

Edelmann 898 (Urobilinprobe im 
Harn und Stuhl). 

Ehler 502 (Darmligatur). 

Ehret 487 (Lungenschüsse). 

Ehrlich 439 (Künstlicher Pneumo- 
thorax). 

Eiken 95 (Bruch des Os naviculare). 

Einhorn 111 (Gallenblasen- und Pan- 
kreasaffektionen). 

— 847 (Magensyphilis). 

v. Eiselsberg 352 (Schädelschüsse). 

— 606 (Tragfähigkeit des Amputations- 
stumpfes). 

Eisendraht 535 (Jackson’s Membran). 

— 541 (Pyelographie). 

Eisner 377 (Destruktive Appendicitis). 

— 635 (Heftpflasterverbände). 

Eitner 910 (Sattelnasenkorrekturen). 

Ekehorn 312 (Chronische Epiploitis). 

— 540 (Cysten in der Harnblase). 

— 670. 816 (Nierentuberkulose). 

Elgart 564 (Pleuraempyem). 

— 901 (Verbrennungstod). 

Eloesser, L. 552 (Fettverpflanzung bei 
Venendefekten). 

Els 272 (Anomalien der Regio sacro- 
lumbalis). 

— 285 (Schußbrüche langer Röhren- 
Knochen). 

— 417 (Renale Hämaturie infolge Kre- 
solschwefelsäureintoxikation). 

Elsberg 483 (Rückenmarksgeschwulst 
bei Laminektomien). 

— 637 (Laminektomien). 


938 


Elting 892 (Milzabszeß). 

v. Emden 709 (Gasg Ele Ink 

Enderle 810 (Epidurale Injektion). 

Enderlen 76 EU ER EZUNEEN des 
Darms). 

— 350 (Schädelschüsse). 

— 357. 727 (Darmschüsse). 

Pagriang 675 (Pathogene Staphylo- 

l okken an Bord). 

ee 716 (Orthopädische Appa- 
rate). 

Engelhardt 792 (Schädelschüsse). 

— 823 (Oberarmbruch). 

Engelmann 344 (Chirurgie der weib- 
lichen Geschlechtsorgane). 

— 840 (Dymal). 

Entin 565 (Pneumonokoniosen). 

Epstein 874 (Extensionsschiene). 

Erdheim 43 (Verletzung mit Tinten- 
stiften). 

Erdmann 318 (Gallenleidenoperatio- 


nen). 

— 536. 896 (Gallenwegoperationen). 

Erhardt 122 (Schädelchirurgie). 

Erlacher 333 (Transplantation von 
Nerv und Muskel). 

— 822 (Schulter-Oberarmverband). 

Ernst 735 (Exostosis tibiae). 

Esch 676 (Vergiftungen durch Detona- 
tions- und Verpuffungsgase an Bord). 

Eschweiler 405 (Schädelschüsse). 

Esdra 550 (Radiotherapie). 

Eunike 8 (Tetanusbehandlung mit Ma- 
gnesiumsulfat). 

Exner 396 en Tee in den Bal- 
kankriegen 1912/13). 


Fackenheim 708 (Behandlung infi- 
zierter Wunden mit Zucker). 

Faisst 428 (Chirurgie im Kriegslazarett). 

Falk 86 (Magnesiuminjektionen bei Te- 
tanus). 

— 701 (Halsrippen). 

Farrell, B. 555 (Spastische Paralyse). 

— 558 (Wirbelcaries). 

Faulhaber 75 (Ulcus ventriculi). 

Feist 270 (Bromchloroform). 

Feldmann 27 (Akromyelitis des Stirn- 


beins). 
Ferrarini 632 (Speichelfisteln der Pa- 
roti 


rotis). 

Fessler 169 (Geschoßwirkung). 

— 837 (Gasphlegmone). 

Fibiger 18 (Spiropterakrebs der Ratte). 
— 446 (Spiropterakarzinom). 

Be 902 (Granulierendes Wundöl 


K 
Fiessler 334 (Mastisolersatzmittel). 
Finckh, L. 519 (Gasphlegmone). 
Finkelnbur g125 (Rückenmarksschuß- 
verletzungen). 
nn 715 (Amputationstech- 
nik). 


Namenverzeichnis. 


Finsterer 731 (Magenresektion). 

Fischel 821 (Fixationsverband). 

— 874 (Schußbrüche). 

Fischer 376 (Explosivwirkung des 
Mantelgeschosses). 

— W. 303 (Röntgentiefentherapie). 

Fisher 601 (Kongenitale Osteochon- 
drome). 

Fiske 615 (Kniegelenkstuberkulose). 

Fleischhauer 735 (Peroneuslähmung). 

Flesch 274 (Thymusstudien). 

Fleuster 525 (Extensionsverbände). 

Flockemann 180 (Stachel-Murphy- 
knopf). 

Föderl 821 (Fixationsverband). 

Fonio 84 (Gerinnungsfaktoren des hä- 
mophilen Blutes). 

Foote 795 (Unterkieferresektionen). 

Forman 924 (Intussuszeption). 

Fränkel 117 (Kriegschirurgie). 

— 267 (Röntgenbehandlung der Tuber- 
kulose). 

— 870 (Knochensyphilis). 

— E. 14 (Gasgangrän). 

— M. 286 (Schwere Knochenbrüche). 

Francini 557 (Wirbelbrüche). 

Frank, G. 874 (Schußbrüche). 

— L. 848 (Gallenblasenentzündung). 

Franke 13 (Gasphlegmone). 

— F. 837 (Pyocyaneusinfektion). 

— 906 (Plastik mit gestielten Haut- 
lappen). 

Frankel, E. 557 (Rückenmarksver- 
letzung). 

Frankenstein 138 (Peristaltin nach 
Laparotomien). 

— 499 (Appendicitis und Adnexent- 
zündung). 

Frankenthal 519 (Gasembolie bei 
Sauerstoffinjektion). 

Franz 349 (Tetanus). 

— 750 (Ligatur der Carotis). 

Frattin 300 (Schweißdrüsenadenome). 

Frayser 216 (Nebenhodenentzündung). 

— 672 (Akute Nebenhodenentzündung). 

Frazier 563 (Kropfoperationen). 

Freeman 701 (Halsnarbenbehandlung). 

Freiberg 528 (Infraktion des II. Meta- 
tarsus). 

Freund % (Tracheopathia osteoplast.).' 

— 921 (Herzschuß). 

— C. 125 (Lendenwirbelkonturschuß). 

Frey 197 (Myxödem). 

Friedenthal 840 (Giftigkeit von Des- 
infektionsmitteln). 

Friedl 814 (Pyelographie der Doppel- 


niere). 

Friedman, L. 859 (Blutstillung bei 
Schädeloperationen). 

Friedmann 141 (Verschluß der Mesa- 
raica inferior). 

— 666 (Pyelographie bei Nierenver- 
letzungen). 


Namenverzeichnis. 


Friedmanns 215 (Pyelographie). 

Friedrich 169 (Dumdumgeschosse). 

— P.L. 252 (Erfrierungen im Felde). 

— 347 (Kriegschirurgisches). 

—- 357 (Bauchschüsse). 

Frist 921 (Herznaht). 

Fritsch, K. 865* (Suprapubische Pro- 
statektomie). 

— K. 881* (Mammakrebs und Auto- 
plastik). 

Frohse 365 (Anatomie des Ösophagus). 

Frumerie 534 (Erythema induratum). 

Fullerton 344 (Uterussarkom). 

Funke 257* (Schädeldefektdeckung 
mittels Zelluloidplatten). 

— 287 (Wundbehandlung mit künst- 
lichem Magensaft). 


Gadelius 343 (Kastrationsgeschichte). 

Gärtner 680 (Gasembolie bei Sauer- 
stoffinjektionen). 

Gage 890 (Appendicitis bei Typhus). 

Galli 483 (Spondylitis typhosa). 

Galloway 365 (Wirbelchirurgie). 

Gant 317 (Myxorrhoea). 

Gara 716 (Orthopädische Apparate). 

Garnier 762 (Gonitis tuberculosa). 

Garr& 346 (Operationen hinter der 
Front). 

Gaupp 429 (Granatkontusion). 

v. Gaza 93 (Frakturen des Os lunatum 
und Os naviculare). 

— 471 (Gallenpleuritis bei Leberver- 
letzung). 

Gazzara 731 (Pylorusausschaltung). 

Gebele 698 (Schußverletzungen des Ge- 
hirns). ` 

Geist 800 (Sarkom der Brustdrüse). 

Gelinsky 349 (Wundinfektion). 

— 678 (Wundbehandlung). 

Gelpke 928 (Pankreascyste). 

Genhart 900 (Thorium X bei Hautsar- 
komatose). 

Gerber 481 (Chirurgie des Ohres und 
der oberen Luftwege). 

Gerster 688 (Gallenfütterung). 

— 783 (Perienteritis membranosa). 

— 927 (Milzoperationen). 

Gerulanos 734 (Muskelüberpflanzung 
am Schultergürtel). 

Gfroerer 27 (Lumbalanästhesie). 

Giacinto 383 (Choledochusresektion). 

Giauri 318 (Nabel-Blasenreflex). 

Gibson 214 (Suprapubische Prostat- 
ektomie). 

— 502 (Pylorusverschluß). 

— 731: (Magenresektion). 

Gierlich 747 (Geschwülste der hinteren 
Schädelgrube). 

Giffin 894 (Milzexstirpationen). 

Gill 760 (Transplantation von Knochen). 

Giordano 698 (Händedesinfektion). 

Girard 165 (Tieflandheliotherapie). 


939 


Gjessing 194 (Fetthals). 

MacGlannan 589 (Volvulus des Colon 
sigmoideum). 

— 924 (Chronische Verstopfung). 

Glas 125 (Gesichts- und Halsschüsse). 

Glaser 646 (Infanteriegeschoß im Her- 


zen). 

Glaserfeld 88 (Morbus Basedow). 

Glass 843 (Bauchschuß). 

Gluck 702 (Verletzungen der Luftwege 
und der Speiseröhre). 

Gocht 102 (Röntgeninstitut in Ham- 
burg-Eppendorf). 

— 155 (Arthrodesenoperation). 

— 523 (Anfertigung von Schienenver- 
bänden). 

Goebel 70 (Traumatische Neurose). 

— 352 (Schädelschüsse). 

— 399 (Chirurgie im Kriegslazarett). 

— PE (Kriegschirurgie [ärztliche Feh- 
er 


— 824 (Oberarmschußbrüche). 

Göbell 613 (Hüftgelenksschüsse). 

Goetjes 744 (Gehirnverletzungen durch 
Granatsplitter). 

— 828 (Kniegelenkmaus). 

Götzel 72 (Tuberkulomucin bei chir- 
urgischer Tuberkulose). 

Goldammer 159 (Talusverletzungen). 

— 357. 359 (Schußfraktur). 

Goldberg 436 (Rückenmarksschüsse). 

— 814 (Blasenschüsse). 

Goldmann 81 (Biologie der bösartigen 
Neubildungen). 

— 246 (Außere und innere Sekretion 
des gesunden und kranken Organis- 
mus). 

Goldscheider 326 (Tetanus). 

Gomoin, V. 455 (Varicen der unteren 
Extremitäten). 

Goodman 809 (Schilddrüsentransplan- 
tation). 

Gordon 552 (Pituitrin bei Nasen- und 
Halsoperationen). 

— 713 (Tuberkel der Niere). 

Gottstein 67 (Multiple Krebsbildung). 

— 222 (Schußverletzungen des Ober- 
arms). ' 

— 223 (Urogenitaltraktusverletzungen). 

MacGowan 542 (Hämatogene Nieren- 
infektion). 

Goyder 630 (Gaumenspalten). 

Grabowski 421 (Nagelextension bei 
Knochenbrüchen). 

Graef 360 (Antistaphylosinreaktion). 

— 455 (Schlatter’sche Krankheit). 

Graessner 862 (Spina bifida occulta). 

Graff240 (Exstirpaton der Gallenblase). 

Graham 922 (Adenom der Brust). 

Grann 883 (Röntgenstrahlenmessung). 

Grant 875 (Schuß der Axillararterien). 

Grashey 302 (Strahlentherapie). 

Grassi 234 (Strumismus). 


940 


Gratzi 790 (Schußverletzungen peri- 
pherer Nerven). 

Graves 891 (Magengeschwulst), 

Gregor 504 (Chronische. Verstopfung). 

Greve 16 (Schußverletzungen der Kie- 
fer 

en 335 (Geschwulst der Genital- 
gegend). 

Gross 656 (Magen- und Darmentlee- 
rung bei on chen Zuständen). 

— H.639 (Verletzung der Vagusgruppe). 

— 785* (Magenfistel mit Heberdrai- 
nage). 

Grosse 790: (Schußverletzungen peri- 
pherer Nerven). 

Grossmann 21 (Sekundärstrahlen- 
therapie). 

— 804 (Sekundärstrahlen als Gefahr- 
quellen). 

Groth 720 (Oberschenkelbrüche). 

Gruber 415 (Muskelverknöcherung). 

Grünberg 609 (Orthopädisches). 

Grünwald 277 (Nichtchondritische 
..Kehlkopffisteln). 

— 654 (Schußverletzungen der pneu- 
matischen Schädelhöhlen). 

Grützner 261 (Fliegerpfeilverletzung). 

Grulee 586 (Pylorusstenose). 

Grundler, M. 369* «(Schiene für 
Schußverletzungen desKniegelenkes). 

Grundmann 263 (Tetanus). 

Grunert 262 (Perubalsam bei. Kriegs- 
. phlegmonen). 

Güttich 293 (Gaumenmande!). 

Gulecke 189 (Tetanie und Knochen- 
. trauma). 

Guleke 30 (Schußverletzungen des 
Rückenmarks). 

— ‚743 (Schädelschüsse). 

Gutierrez 928 (Echinokokkus). 

Guye 879 (Osteochondritis deformans). 


v. Haberer 120 (Aneurysmen). 

— 122 (Schädelverletzungen). 

— 126 (Naht der Carotis communis). 

— 284 (Gelenks- und Knochenschüsse). 

— 312. 731 (Magenresektionen). 

— 482 (Zungen- und a 
Krebse). 

— 525 (Varietät des Nervus ulnaris). 

Haberland, H. F. O0. .281* (Schuß- 
aneur smen). 

Hackenbruch 210 (Distraktionsklam- 
merverbände). 

— 533 (Tuberkulin bei chirurgischer 
Tuberkulose). 

— 883 (Röntgenologisches). 

Hada 337 (Prostatachirurgie). 

Hadda 69 (Fibroma pendulum. Wirbel- 
frakturen). 

— 71 (Fremdkörper .und Steine der 
Harnröhre). 


Namenverzeichnis. 


Hadra 718 (Brüche der unteren Ex- 
‚tremitäten). 

Häberlin 839 (Jodtinktur und Teta- 
nus). 

Haenel 396 (Wundbehandlung im 
Kriege). 

Haenisch. 206 (Dumdumgeschoßwir- 
Kung). 

— 545 (Dumdumgeschosse). 

— 546 (Feldröntgenanlage).. 

Härtel 875 (Gipstisch). 

Hagedorn 599 (Schußverletzuigen im 
Röntgenbilde). 

Hahn 708 (Behandlung infizierter Wun- 
den). 

Halpern 270 (Coagulen). | 

— 781 (Aminolytisches Ferment im 
Mageninhalt bei Krebs). 

Halsted 89 (Basedowfälle). 

Haman 892 (Magen-Dickdarmfistel). 

Hammer 809 (Tetanus). 

Hanausek 768 (Erzielung tragfähiger 
Amputationsstümpfe). 

Hanck 320 (Gelenkmobilisation). 

Handl 614 (Oberschenkelschußbrüche). 

Handley 646 (Brustkrebs). 

Hans 820 (Gipsverbandtechnik). 

— 841 (Gaserzeugende Verbandmittel). 

— H. 441* (Nachampüutationvermei- 
dung). 

— 734  Durchschuß der Arteria sub- 
clavia). 

— 801* (Nervennaht). 

v. Hansemann 328 (Callusbildung nach 
Knochenverletzungen). 

Hansen 449 (Ostitis fibrosa osteo- 
plastica). 

Hansing .766 (Infizierte Kniegelenk- 
schüsse). 

Happel 807 (Wundstarrkrampf). 

Harbitz 112 (Geschwülste des sympa- 
thischen Nervensystems). 

— 128 (Herzsyphilis). 

Harf 465 (Tetanus lateralis}. 

Harras 265 (Aneurysmen). 

Harris 696 (Leitungsanästhesie). 

Hart 438 (Basedow’sche Krankheit). 

Hartert 206 (Geschoßlokalisation). 

— 236 (Lungenschüsse). 

Hartleib 443* (Luxatio fibulae im 
Talocruralgelenk). 

Hasebroek 767 (Spannungsfuß). 

Hass 157 (Oberschenkelschüsse).- 

— 255 (Oberschenkelbrüche). 

Hasse 148* (Amputations-Retraktor). 

Hauch 196 (Krebs der Speiseröhre). 

Haucken 291 (Schädelschüsse). i 

Hauptmeyer 408. (Kieferchirurgie). 

Hayward 733 (Reamputation). 

Heald 534 (Fortlaufende Hautnaht). 

Hecht 867 (Erfrierungsgangrän). 

Heddäus 12 (Serumbehandlung des 
Tetanus). 


Namenverzeichnis, 


Hedlund 503° (Arteriosklerose der ' 
Darmgefäße und Ileus). 

Heidler 207 (Tetanus). 

Heile 263 (Tetanus). 

— 430 (Nervenverletzungen). 

=— 435 (Mundsperre durch Schußver-. 
letzung). 

— B.97* rechnik der Appendektomie). 

Heimann 83 (Strahlenbehandlung der 
Krebse). 

Helbing 524 (Pseudarthrosen). 

Hellström 78 (Rektalrupturen). 

— 368 (Empyembehandlung). 

Henderson 528 (Kniegelenksresektion 
bei Tuberkulose). 

Hennemann 273 (Spina bifida). 

Henningsen 698 (Totale Skalpierung). 

Henrichsen 465 (Darmzerreißung). 

Hepburn 539 (Chronische, lympha- 
tische Leukämie). 

Hercher 16 (Kochsalzlösungen zur sub- 
kutanen und intravenösen Anwen- 

. dung). 

— 838 (Äther-Kochsalzinfusionen bei 
Tetanus). 

v. Herff 518 (Lokale Wundentzündun- 


gen). 
Herrenschneider 487 (Bajonettstich-. 


verletzungen der Lunge). : 

Herrick 899 (Geschwulstrezidive). 

Herz 271 (Wachstumsstörung und De- 
formität). 

Herzberg 540 (Thermokoagulation in 
der Blase). 

Herzog 151 (Jodtinktur). 

Heubner 836 (Vergiftung durch Ex- 
plosionsgase). 

Heusner 403 (Pikrinsäure bei Verbren- 
nungen). 

— 523 (Zelluloidfensterverbände). 

— 607 (Künstliche Glieder). - 

— 880 (Ulcus cruris). 

Heymann, A. 906 (Kriegsorthopädie). 

Hezel 430 (Nervenverletzungen). 

— O. 42 (Kriegsverletzungen des Ner- 
vensystems). 

Hildebrand 177 (Eventratio und Her- 
nia diaphragmatica). 

Hilgenreiner 824 (Hyperphalangie). 

Hinman, F? 712 (Nierensteine).- 

Hinmann 663 (Priapismus). 

v. Hippel 436 (Osteofibrom des Ober- 
kiefers). 

Hirsch 450 (Ankylosierende trauma- 
tische Gelenkentzündung). 


Hirschel 294 (Trigeminusneuralgien). 


— 332 (Sehußverletzungen peripheri- 
scher Nerven). 

Hirschfelder 868 (Gehirnlipoid als 
Hämostatikum). 

Hirschmann 365 (Anatomie des Öso- 
phagus). 

v.Hocheneg g 456 (Künstliche Glieder).- 


941 


v. a RE 515 (Scharpieverwen- 
ung) 

Hochhaus 8 (Tetanusbehandlung). 

Hö ber 361 (Narkose). 

Hölscher 481 (Chirurgie des Ohres und 
der oberen: Luftwege). 

Hoepfl 266 (Nervenverletzungen). _ 

Hörhammer 752 (Subkutane Tracheal- 
rupturen). 

Hoessli 269 (Xanthelasmen). 

Hoffa-Grashey 43 (Atlas und Grund- 
riß der Verbandlehre). 

Hoffmann 405 (Nervennaht). 

— H. 182 (Milzchirurgie). 

— 193 (Kiefergelenkankylose). 

— P. 726 (Nervenregeneration). 

v. Hofmeister 226 (Fremdkörperloka- 
lisation mittels Röntgenstrahlen). 

— 229 (Elektromagnetische Entfernung 
von Geschossen). 

— 431 (Nervenpfropfung). 

Hogan 552 (Gelatineinfusion bei Shock 
«und Verblutung). 

Hohlweg416(Nierenfunktionsprüfung): 

Hohmann 154 (Nervenverletzungen). 

— 251 (Verbände bei Schußverletzun- 

' gen). 

Hohmeier 190 (Weichteilimplantation 
bei Gelenkresektionen).. 

— 422 (Nagelextension bei Schuß- 
brüchen des Oberschenkels). 

Holding 659 (Krebs des Magens und 
Duodenums): 

Holländer 820 (Refrakturen bei Kno- 
chenschußverletzungen). 

Holzknecht 12 (Fremdkörperlokali- 
sation). 

— 888 (Technische Strahlenmessung). 

— 904 (Fremdkörpertelephon). 

Holzwarth 362 (Lokal- und Leitungs- 

anästhesie). 

Honigmann 220 (Schußverletzungen 
der. Blutgefäße). 

Hoogenhuyze 23.(Lymphogranuloma- 
tosis). 

Horäk414(Knochentransplantationen). 

— 504 (Chronische Verstopfung). 

Horn 609 (Cramerschienen). 

ten Horn, C. 108 (Appendicitis). 

— 743 (Stauungsblutungen nach 
Rumpfkompression). 

Hornung 878 (Angeborenes Fehlen des 
Radiusköpfchens). 

Horsley 613 (Umkehr des Kreislaufes). 

Horwitz 880 (Peroneuslähmung). 

Hosemann 123 (Schädeltrauma und 

= Lumbalpunktion). 

— 399 (Chirurgie im Kriegslazarett). 

— 554 (Frühbehandlung der Schädel- 
schüsse). 

Hotz 6 (Kriegsverletzungen des Ner- 
vensystems). 

— 166(KriegschirurgischeErfahrungen). 


942 


Hotz 265 (Aneurysmen). 

— 680 (Blutgefäßchirurgie). 

Hubbard 732 (Gallensteinoperationen). 

Huber 762 (Knochen- und Gelenk- 
tuberkulose). 

Hügelmann 783 (Intermittierender 
lleus bei Wanderniere). 

Buy 516 (Septische Allgemeininfek- 
tion). 

Hufnagel 678 (Wundbehandlung mit 
ultraviolettem Licht und Diather- 


mie). 
Hugel 315 (Coliinfektion). 
Huismans 463 (Schußverletzungen pe- 
ripherer Nerven). 
Hunnicut55l(Knochenbildung, Pseud- 
arthrose). 
— 760 (Periost- und Knochenneubil- 


dung). 

Hunt 612 (Zerreißung der Sehne des 
Daumenstreckers). 

Hunziker, H. 864 (Kropf). 

Hurtado 424 (Oberschenkeibrüche). 

Hybbinette 631 (Angeborene Gau- 
mendefekte), 


Immelmann 393 (Röntgenologisches). 

Ingebrigsten 109 (Coecum mobile. 
lleus). 

— 619 (Bluttransfusion). 

Ipsen 688 (Pankreascysten). 

Irwin 895 (Papillom der Gallenblase). 

Iselin 876 (Röntgenuntersuchung der 
Schulter). 

Isra&l 576 (Granatverletzungen). 

v. Issekutz 869 (Narkose durch Ma- 
gnesiumsalze). 

Ivy 29 (Unterkieferbrüche), 


Jablons 679 (Bacillus perfringens). 
Jackson 820 (Knochenbruchbehand- 


ung). 
Jacobs 559 (Wirbeltuberkulose). 


Jacobsohn 71 (Schulterblatthoch- 
stand). 

Jaklin 518 (Keimprophylaxe in der 
Chirurgie). 


Jakobsthal 9 (Tetanusvorbeugung), 
— 153 (Tetanustherapie). 
Jankau 374 (Kriegsärztliches Taschen- 
buch). | 
Jansen 456 (Fußgeschwulst). 
Janssen 862 (Wirbeltuberkulose). 
anus 807 (Röntgenbestrahlungen). 
anz 155 (Verrenkungsbruch des Ober- 
armkopfes). 
Jastram 544 (Stieltorsion des Leisten- 
hodens). 
Jaworski 890 (Röntgenologische und 
klinische Magenbefunde). 
Jeger 120 (Blutgefäßnaht). 
— 361 (Intravenöse Zufuhr von Medi- 
kamenten). 


Namenverzeichnis. 


Jeger 908 (Fascienplastk bei Schußver- 
letzungen der Dura). 

Jehn 12 (Tetanusbehandlung). 

— 562 (Intrathorakale Strumen). 

— 645 (Brustverletzungen im Felde). 

Jenssen 331 (Sehnennaht und -trans- 
plantation). 

Jerie 80 (Nierentuberkulose). 

Jesionek 327 (Lichtbehandlung des 
Tetanus). 

Jessen 486 (Lungentuberkulose). 

Jiräsek 537 (Cholelithiasis). 

Jochmann 249 (Wundinfektionskrank- 
heiten). | 

Jödicke 610 (Kugelsuchapparat). 

Johannson 105 (Heliotherapie der 
chirurgischen Tuberkulose). 

Jones 364 (Wirbelchirurgie). 

— 406 (Sinusthrombose). 

— 660 (Adhäsionen im Gebiet des Dick- 
darms). 

— 927 (Mastdarmkrebs). 

Jopson 922 (Brustwarzenerkrankung). 

Joseph 858 (Schädelschüsse). 

Jost 319 (Osteoplastik an den Extremi- 
täten). I 

Judd 813 (Prostatakrebs). 

Jüngling 423 (Oberschenkelbrüche im 
Felde). | 

Jane 9 (Atherwaschung des Bauch- 
ells). 

Jura 402 (Formalin-Seifenwirkung). 

Juvara 471 (Seitliche Naht der Bauch- 
aorta). 


Kaestle 646 (Infanteriegeschoß im 
Herzen). 

Kahler 31 (Verhandlungen des Vereins 
Deutscher Laryngologen). 

Kahleyss 421 (Brüche der Extremi- 
täten). 

Kahlmeter 28 (Diabetes insipidus und 
Hypophyse). 

— 555 (Pseudotabes hypophysarea). 

Kahn 552 (Pituitrin bei Nasen- und 
Halsoperationen). 

Kalkhoff 908 (Operierte Schädel- 
schüsse). 

Kaminer 798 (Hämothorax- u. Zwerch- 
fellverwachsungen bei penetrierenden 
Brustverletzungen). 

v. Kamptz 232 (Osteoplastik, Elfen- 
bein- und Horneinheilung). 

Kappis 136 (Schußverletzungen der 

oßen Gefäße). 

_ (Blasenschuß). 

— A, 897* (Schädeldefekte). 

Karl 173 (Bauchschüsse). 

Kathe 310 (Steckschuß der Vena cava 
inferior). 

Katz 550 (Fremdkörperlokalisation). 

— 675 (Salow’scher Tiefenmesser), 

— 823 (Elibogenscheibe). i 


Namenverzeichnis. 


Katzenstein 702 (Brustkorbverlet- 
zungen). 

— M. 913* (Stumpfplastik). 

sub 299 (Epithelisierung der Wun- 
en). 

Kausch 741 (Gasphlegmone). 

Kayser 151 (Infektion der Schußver- 
etzungen). 

— P. 175 (Bauchhöhlentuberkulose). 

Kehl 269 (Hautblastomykosen). 

Kehrer 23 (Lymphogranulomatosis). 

Keim 15 (Skopolamin-Morphium-Pan- 
toponnarkose). 

Kelling 277 (Bronchialdrüseneiterung 
mit Perforation in den Ösophagus). 

— G. 241* (Bauchschüssebehandlung). 

Kelly 807 (Radium bei Uterusge- 
schwülsten). 

Kempf 693 (Tetanusbehandlung). 

McKenna 713 (Implantation des Sa- 
menstranges in den Nebenhoden). 

— 891 (Intragastrische Adhäsionen). 

McKenty 898 (Blastomycosis). 

Kenyon 210 (Gehirnchirurgie). 

Kessler 822 (Flechtwerkschienen). 

Keulty 678 (Wundbehandlung). 

Key 638 (Wirbelkörpergeschwülste). 

— 665 (Blasentuberkulose). 

— 668 (Nierenmißbildungen). 

Keyes 666 (Todesfälle nach Pyelo- 


graphie). 
Kienböck 275 (Kropf und Basedow). 
— 394 (Röntgenologisches). 
— 395 (Röntgenlicht bei Psoriasis). 
— 756 (Infantile Osteopsathyrose). 
Kimpton 732 (Gallenstei en 
King892(PostoperativeDarmlähmung). 
Kirchberg 400 (Nachbehandlung 
Kriegsverletzter). 
Kirchmayr 10 (Serumbehandlung des 
Tetanus). 
Ann, 206 (Dumdumgeschoßwir- 


ung). 

— 332 (Schußverletzungen peripheri- 
scher Nerven). 

Kirstein 231 (Narkosenasphyxie post 
laparotomiam). 

Kisch 692 (Tuberkulosebehandlung). 

Kjaergaard 189 (Multiple kartilagi- 
näre Exostosen). 

Klapp 272 (Rückenmarks-Verletzun- 
gen). 

Klein 306 (Karzinombehandlung mit 
Mesothorium,Röntgenstrahlen, intra- 
venösen Injektionen). 

— 544 (Mesothorium- oder Radiumbe- 
handlung bei Karzinom). _ 

Kleinschmidt 694 (Luftembolie). 

— 121 (Fascientransplantation). 

Kleist 352 (Schädelschüsse). 

Klindt 141 (Volvulus der Flexura sig- 
moidea). 

Klinger 863 (Endemischer Kropf). 


943 


v. Knaffl-Lenz 515 (Wundbehand- 


lung mit Tierkohle). | 

Knoepfeilmacher 314 (Nabelkoliken 
älterer Kinder). 

Kobert 869 (Narkose durch Magne- 
siumsalze). 

Koch 548 (Röntgenröhre von Dr. F.E. 
Lilienfeld). 

— 635 (Wundbehandlung). 

— 730 (Pylorushypertrophie). 

Kocher 164 (Knochen- und Gelenk- 
tuberkulose). 

— 762 (Knochen- und Gelenktuberku- 
lose). 

— 853 Veain Beiträge). 

— 855 (Tetanusbehandlung). 

Koeh1828(Kniescheibenverrenkungen). 

Köhler 72 (Kontaktübertragung des 
Tetanus). 

— 85 (Wundbehandlung im Felde). 

— 400 (Schußverletzungen der Kno- 
chen). 

— 420 (Arthritis deformans bei Sub- 
luxatio coxae). 

— 608 (Orthopädisches). 

— 716 (Orthopädische Apparate). 

Kölliker 194 (Albee’sche Operation bei 

- Spondylitis). 

— 261 (Dumdumgeschoßwirkungen). 

König 154 (Schulterblatthochstand). 

— F. 124 (Nasenplastik). 

— 128 (Mediastinaltumor). 

— 272 (Universalschiene). 

Körber 725 (Kriegschirurgische Erfah- 
rungen). . 

— 741 (Kriegschirurgisches). 

Körner 438 (Kriegsverletzungen des 
Kehlkopfes und des N. vagus). 
— 752 (Schußverletzungen des Kehl- 

kopfes. Hämatom im Mediastinum). 
— O. 626. 627 (Facialislähmung). 
Körte 131 (Schußverletzungen des 
Bauches). 
— 355 (Bauchschüsse). 
— 462 (Verwundetenversorgung). 
— 591 (Gallenwegserkrankungen). 
Köster 191 (Schädelgeräusche). 
Koetzle 32 (Herzblock und Herzschuß). 
— 172 (Pfählungsverletzungen in der 
Armee). 
— 534 (Bauchschüsse). 
Kohlmeyer 219 (Kopfschuß. Hemi- 
anopsia duplex). 
Kokoris 784 (Splenektomie bei Kala- 


azar) _ 

Kolaczek 23 (Aktinomykotische All- 
gemeininfektion). 

Kolb 17 (Topographie des Krebses). 

— 335 (Schußverletzungen der Harn- 
wege). 

— 575 (Geschoßwirkung). 

— 707 (Stoffe, die das Bindegewebe 
zum Wachstum anregen). 


944 


Kolb, K. 427* (Gesichtsplastik). 
Koll, J. S. 664 (Tabische Blasenerkran- 
kung). 

— J. 668 (Experimentelle Niereninfek- 


tion). 
Kolle 350 (Gasphlegmone). 
Koller 901 (Erysipel, Diphtherieserum 


bei). 

Konde&l&on 532 (Elephantiastische 
Lymphödeme). 

Konjetzny, G. E. 753* (Aortotomie 
bei Embolie der Aorta abdominalis). 

Kopp 162 (Sonnenbehandlung der Kno- 

. chen- und Gelenktuberkulose). - 

Koppang 433 (Benzol bei Leukämie). 

Korach 333 (Torfmoosverband). 

Korach 797 (Lungenschüsse). 

Morbsch 86 (Rollbare Krankentrage). 

— 119. 376 (Gasphlegmone). 

Kork 692 (Wundbehandlung). 

Kornmann 566 (Pneumothoraxappa- 
rat). 

Kostlivy 377 (Typhlitis acuta). 

Kotzenberg 103 (Röntgentherapie der 
malignen Geschwülste). 

Krabbe 701 (Intraspinale Geschwulst). 

Krabbel 831 (Unterschenkelvaricen). 

Kraemer 289 (Sterile Schnellverband- 
schiene). 

— F. 206 (Dumdumgeschoßwirkung). 

Krall 584 (Darmschüsse). 

Kraske 357 (Darmschüsse). 

— 655 (Bauchschüsse). 

— 842 (Bauchschußverletzungen). 

Krebs 861 (Gesichtsschüsse). 

Krecke 307 (Röntgenbehandlung der 
Lymphdrüsentuberkulose. Mesotho- 
riumschädigung des Rektum). 

— 318 (Ganglioneurome des Bauch- 
sympathicus). 

— 334 (Weiler’sche Heberableitung). 
Kredel 649* (Intrazerebrale Pneuma- 
tokele nach Schußverletzungen). 
— L.201*(Fascienlappenüberpflanzung). 
Kremer 514 (Vernisan zur Wundbe- 

handlung). 

Kretschmer 543 (Papilläre Nierenge- 
schwülste). 

— 665 (Blasengeschwülste). 

Kreuter 8 (Serumbehandlung des Te- 
tanus). 

— 9 (Tetanusbehandlung). 

Krez 487 (Lungenschüsse). 

Kriser 308 (Gangränbehandlung mit 
ultravioletten Strahlen). 

Kröncke 547 (Röntgenologisches). 

Kroh 194 (Bedrohliche Haut- und 
Weichteilemphyseme). 

— 905 (Freie Muskeltransplantation). 

a 844 (Peritonitis nach Appendi- 
citis 

Kronenberg 481 (Chirurgie des Ohres 
und der oberen Luftwege). 


Namenverzeichnis. 


Kronheimer 249 '(Seruminjektionen 
bei septischen Blutungen). 

Krull 896 (Banti’sche Krankheit): 

Krumbein 207 (Tetanus). 

Krumbhaar 893 (Milzanämie). - 

Krummacher 288 (Benzinersatz' durch 
Carbonum tetrachloratum). > 

Kühn 8 (Tetanusbehandlung). 

Kümmell 179 (Ulcus duodeni). - 

— 200 (Aortenaneurysma). 

— 210 (Intravenöse Äthernarkose). 

— 212 (Operationsgebäude des Eppen- 
dorfer Krankenhauses). 

— 348 (Wundstarrkrampf, Wundinfek- 
tion, Gasbrand). : 

Küpferle 860 (Strahlentherapie ` bei 
. Hypophysentumoren). 

Küster 462 (Geschichte der neueren 
deutschen Chirurgie). SEO 

e 83 (Strahlenbehandlung der 

rebse). 

Küttner 70 (Wirbelfrakturen). 

Kuhn 636 (Gipsverbände). 

— 907 (Improvisationstechnik). 

Kukula 375 (Kriegschirurgie). 

— 417 (Bösartige Nierengeschwülste). 

Kumaris 732 (Milzdermoid und Wan- 
dermilz). 

Kurlander 735 (Abbruch der Spina 
tibiae). 

Kutten 635 (Universalbett). 

A 638 (Malum perforans pe- 

is) 


Labbé 24 (Fettleibigkeitsbehandlung). 

Länge 777 (Bauchschüsse). 

Läwen 553(Schädelschußverletzungen). 

— 775, 925(Bauchschußverletzungen). 

Lambertz 156 (Armbrüche). 

Lambrethsen 683 (Hämatome imM. 
rectus abdominis). 

Landau 239 (Chirurgie der Leber und 
Gallenwege). 

— 843 (Schußverletzung der Leber). 

Landois 268 (Xanthosarkom). 

— 797 (Tangentialschüsse des Brust- 
korbes). 

Landon 520 (Ostitis fibrosa cystica). 

Landow, M. 322* (Albertol als Ersatz 
für Mastisol). 

Lange 7 (Orthopädie im Kriege). 

— 271 (Papphülsenschienen). 

— 289 (Hängematten-Tragbahre). 

— 522 (Prophylaxe des Kriegskrüppel- 


tums). 

Langemak 411* (Bauchschußbehand- 
lung). 

— 840 (Feuchter Verband). 

Lanz 113* (Abkühlung von Geweben 
und Organen). 

Lapenta 924 (Gastroduodenostomie). 

Lapeyre 800 (Chirurgische Behandlung 
der Lungentuberkulose). 


Namenverzeichnis. 


Laqueur 605 (Nachbehandlung der 
Kriegsverletzungen). 

— 612 (Mobilisation versteifter Finger- 
und Handgelenke). 

Lardy 169 N nn). 

Laspiur 455 (Unterschenkelbrüche). 

Lasser 806 (Röntgenhaus des allgemei- 
nen Krankenhauses St. Georg in 
Hamburg). 

Lauenstein, C. 457* (Chirurgische 
Wundbehandlung). 

McLean 857 (Thrombose und Embolie). 

Lebsche 852 (Kriegschirurgische Bei- 
träge). 

Ledderhose 251 (Arthritis deformans). 

— 846 (Appendicitis). 

Lee 927 (Splenektomie bei perniziöser 
Anämie). 

Lengnick 857 (Aneurysmaoperation). 

Lenz423(Oberschenkelbrüche imFelde). 

Lerda 622 (Lokalanästhesie). 

Leriche 136 (Nervendehnung und 
-Durchschneidung). 

— 139 (Dehnung des Plexus solaris bei 
Tabikern). 

— 140 (Aerophagie). 

Leubuscher 840 (Leukozon). 

Leva 748 (Rückenmarksverletzungen). 

Levit, J. 415 (Freie Fascientransplan- 
tation). 

Levy, L. 826 (Hartes traumatisches 

dem des Handrückens). 

— 5. 784 (Milzruptur beim Rodeln). 

— W. 115* (Extensionsverband bei 
Verletzungen der Beckengegend). 

— 489* (Osteoplastischer Ersatz des 
Infraorbitalrandes). 
— 674 (Umdrehung der Spitzgeschosse). 
Levy-Dorn 804 (Strahlen bei Funken- 
entladung atmosphärischer Luft). 
Lewandowsky 119 (Tetanusbehand- 
lung). 

Lewin, L. 576 (Geschoßwirkung). 

Lewis 234 (Kehlkopfdivertikel). 

— 586 (Pylorusstenose). 

— 712 (Blasenstörungen ohne Prostata- 
hypertrophie). 

— E. G. 377 (Pseudomyxom des Bauch- 
tells). 

Lewisohn, R. 618 (Bluttransfusion). 

— 868 (Blutübertragung). 

Lewy 908 (Zweirad für Invalide). 

Lexer 578 (Blutige Vereinigung von 
Knochenbrüchen). 

— E. 217* (Silberplättchen in der 
Chirurgie). 

Lichtenstein 111 (Banti sche Krank- 
heit). 

Lichty 927 (Gallenblasenoperation). 

Lick 340 (Arterieller Kollateralkreis- 
lauf der Niere). 

Liebert 225 (Geschoßwirkung). 

Liebesny 453 (Spannungsströme bei 


Zentralbl. f. Chirurgie. 


945 
schlecht heilenden Kriegsverletzun- 


gen). 
Liebold 580 (Tetanusbehandlung). 
Liefmann 436 (Rückenmarksschüsse). 
van Lier 313 ( Toae 
Lieske 598 (Operationsfreiheit im 
Lichte fortschreitender Strafrechts- 


reform). 
niens 641 (Lymphangiome des Hal- 
ses). 
— 657 (Tuberkulöse Peritonitis). 
Lind 701 (Rückenmarksgeschwulst). 
Lindbom 687 (Milzvenen- und Pfort- 
aderthrombose). 
Lindemann 910 (Lokalanästhesie bei 
Schußverletzungen des Gesichtes). 
Linder, W. 733 (Pancreatitis acuta 
haemorrhagica). 

Linhart 271 (Hyperol). 

Link 118 (Wundbehandlung). 

Lionti 378 (Radikaloperation des 
Schenkelbruchs). 

Lipp 250 (Blutprüfung bei Schrapnell- 
kugelträgern). 

Lippmann 313 (Duodenum). 

Lobingler 662 (Kolokolostomie). 

Lochte 150 (Schußspuren). 

Löffelmann 174 (Schulterschmerz bei 
chirurgischen Erkrankungen der 
Bauchhöhle). 

Löscher 636 (Verbandtechnik). 

Löwenhjelm, C. 646 (Thorakoplastik 
bei Lungentuberkulose). 

Lohnstein 540 (Hochfrequenzbehand- 
lung von Blasenpapillomen). 

Longard 122 (Schädelverletzungen). 

— 451 (Spätblutungen nach Schußver- 
letzungen). 

Longo 582 (Pseudoappendicitis). 

Lorenz 605 (Gelenkmobilisierung in 
der Kriegschirurgie). 

Lossen 403 (Tannoform bei Verbren- 
nungen). 

— 546 (Entwicklung photographischer 
Platten). 

Lotsch 758 (Ostis fibrosa mit Tumo- 
ren und Cysten). 

Lovet 329 (Seidenfadenstützbänder), 

Lowsley 711 (Prostataanatomie). 

Luckert 685 (Akute Magenerweiterung 
während der Laparotomie). 

Luckett 215 (Pyelographie). 

Luckrett 666 (Pyelographie bei Nie- 
renverletzungen). 

Lüppo-Cramer 547 (Röntgenologi- 
sches). 

Luigi 383 (Choledochusresektion). 
Lundmark 153 (Arteriotomie wegen 
Embolus in der Art. brachialis). 
Lunkenbein 309 (Tumorextraktbe- 
handlung maligner Geschwülste). 

Lutz 404 (Künstlicher Kampfer). 
Luxembourg834(Sublimatvergiftung). 


b 


946 


Lynch 535 (Chronische Dickdarmver- 
stopfung). 


Macagno 552 (Fettembolie). 

Madelung 195 (Ösophaguskriegsver- 
letzungen). 

— 207 (Tetanus). 

— 323 (Kriegsärztliche Erfahrungen). 

Magi 516 (Jodtinktur bei Erysipel). 

Magnini 718 (Elephantiasis des Armes). 

Magnus 190 (Weichteilimplantation bei 
Gelenkresektionen). 

— 256 (Klumpfußbehandlung). 

— 583 (Operationslose Bruchbehand- 
l 


ung). 

Malan 624 (Endotheliale Geschwülste 
der Nase und ihrer Nebenhöhlen). 

Malcolm 535 (Pneumoperitoneum). 

Manara 414 (Kupfersulfatlösung bei 
malignen Geschwülsten). 

Manginelli 469 (Röntgenuntersu- 
chung beim Ulcus duodeni). 

Mann 789 (Schußverletzungen peri- 
pherer Nerven). 

Mansfeld 264 (Tetanustherapie mit 
Magnesiumsulfat). 

Manthey 809 (Abszeß durch einen 
tierischen Parasiten). 

Marburg 123 (Hirnschüsse). 

Marcus 100 (Verwundung bei Flieger- 
beschießung). 

Marcuse 109 (Insuffizienz der Valvula 
ileocoecalis im Röntgenbilde). 

Maresch 486 (Peripherieschüsse). 

Margulies 621 (Nervenerkrankungen 


im Kriege). 

Marteno 679 (Gasphlegmone im Rönt- 
genbild). 

Martin 238 (Haargeschwulst im Ma- 
gen). 

— 730 (Magengeschwür). 

Martius 612 (Beckenmessung mit 
Röntgenstrahlen). 

Marwedel 838 (Gasbrand durch anae- 
robe Streptokokken). 

Marx 29 (Bakterien der Nase). 

— 740 (Englisches Infanteriegeschoß). 

Marzynski 668 (Hufeisenniere). 

Matlack 30 (Schilddrüsenerkrankun- 
gen). 

Matti 647 (Klumpfuß). 

— 715 (Amputationstechnik). 

— 746 (Projektion der Gehirnzentren). 

— 852 (Kriegschirurgische Beiträge). 

Matyäs 922 (Bauchschüsse). 

Mauclaire 77 (Gascysten des Dünn- 
darms). 

— 735 (Osteosarkome des Knies). 

Mayer 636 (Gipsverbandtechnik). 

— 638 (Traumatische Myelitis). 

— 884 (Selenzelle). 

— A..288 (Wundbehandlung mit künst- 

. licher Höhensonne). 


Namenverzeichnis, 


Ma X er: 846 (Adnexerkrankungen). 

— C.791 (Schußverletzungen peripherer 
Nerven). 

— L. 328 (Östeogenese). 

— 608 (Technik der Gipsattrappe). 

— 621 (Lagerungsbehandlung der Ner- 
venverletzungen). 

— 623 (Orthopädische Behandlung. 
alter Hemiplegiker). 

— O. 746 (Duradefektdeckung). 

Mayerhofer 661 (Mesenterialer Darm- 
verschluß im Kindesalter). 

Mayo 894 (Milzexstirpationen). 
W. 923 (Magengeschwür). 

— W. J. 238 (Magenkrebs). 

— 671 (Nierenexstirpation). 

— 685 (Duodenalgeschwür). 

Means 924 (Intussuszeption). 

Medack 687 (Gallenuntersuchungen). 

Mehler 610 (Neurolyse des Plexus bra- 
chialis). 

Mehliss 254 (Zirkuläre Arteriennaht). 

— 472 (Akute Pankreatitis). 

Meisel 550 (Röntgenologisches). 

Meissner 400 (Asepsis u. Antisepsis). 

Melchior 6 (Kriegschirurgisches). 

— 100 (Verwundungen durch indirekte 
Projektile). 

— 107 (Erfrierungen im Kriege). 

— 127 (Posttyphöse Strumitis). 

— 262 (Ruhende Infektion). 

— 902 (Kriegschirurgisches aus einem 
Heimatlazarett). 

Meltzer 327 (Magnesiumsulfat bei Te- 
tanus). 

— 566 (Pharyngeale Insufflation). 

Mendel 709 (Behandlung infizierter 
Wunden mit Kohlensäure). 

Mendelsohn 424 (Schußbrüche des 
Oberschenkels). 

Merckle 153 (Amputationstechnik im 
Felde). 

Merletti 576 (Geschoßverletzung). 

Mertens 465 (Tetanusfrage). 

Merz 631 (Retropharyngealgeschwulst). 

Messerli 864 (Endemischer Kropf). 

Metcalf 614 (Abtrennung der Epiphyse 
des Trochanter minor). 

Meulengracht 736 (Erkrankung des 
Os naviculare). 

Meyer 875 (Gipsverbandtechnik). 

v.Meyer 206(Dumdumgeschoßwirkung). 

Meyer, A.W.809 (Tetanusantitoxin bei 
okalem Tetanus). 

— 843 (Bauchschußverletzungen). 

— C. 679 (Pyocyaneusbekämpfung). 

— E. J. 264 (Tetanus). 

— W. 642 (Krebs der Speiseröhre). 

Michael 16 (Büchse für sterile Gaze). 

Michaelsson 658 (Pseudomyxoma 
peritonei). 

Michelsen 719 (Calvé- Perthes’sche 
Krankheit). 


Namenverzeichnis. 


Miliani 340 (Nierenchirurgie). 

Milner 637 (Orthopädische Nachbe- 
handlung). 

Minervini 382 (Lymphangiom des 
Netzes und Bauchfells). 

— 413 (Epithelregeneration). 

Misch 543 (Nephritis chronica dolo- 
rosa). 

Mixter 848 (Ileus). 

Möhring 436 (Unterkieferresektions- 
prothese). 

Moeller 24 (Benzol bei Leukämie). 

Möller, J. 46 (Kehlkopftuberkulose). 

Moench 768 (Seltene Fußläsionen). 

Mönckeberg 250 (Tetanus). 

Mollenhauer 636 (Gipsverbandtech- 

ik 


nik). 

Montigel 863 (Endemischer Kropf). 

Moody 543 (Papilläre Nierengeschwül- 
ste). 

Morävek 831 (Unterschenkelbrüche). 

Morgan 485 (Asthma thymicum). 

— 898 (Blastomycosis). 

Morhaut 563 (Morbus Basedowii). 

Mori 418 (Hysteropexie). 

Morian 734 (Kreuzbänderverletzung). 

— R. 493* (Nierenreizung nach No- 
vokainanästhesie). 

Moro 888 (Stumpfe Bauchverletzun- 
gen). 

Morse 640 (Caput obstipum). 

Moschcowitz 729 (Nabelbruch). 

Moser 92 (Amputationstechnik). 

— 142 (Harnblasenzerreißung). 

Moskovitz 700 (Peritonsillarabszesse). 

Most 190 (Gipsverband). 

— 835 (Rezidivierende und ruhende In- 
fektion bei Kriegsverletzungen). 

Mosti 76 (Appendikokele). 

Moszkowicz 632 (Sympathische Paro- 
titis). 

Motzfeldt 143 (Nierenmißbildungen). 

Moynihan 662 (Chronische Verstop- 
fung). 

Muck 745 (Hirnwunde). 

Mudd 923 (Autoamputation des Wurm- 
fortsatzes). 

Mühlhaus 635 (Wundbehandlung). 

Mühsam 11 (Tetanusbehandlung). 

— 237 (Thorakoplastik bei Lungentu- 
berkulose u. Bronchiektasen). 

Müller 567 (Chronische cystische Brust- 
drüsenentzündung). 

— A. 248 (Lehrbuch der Massage). 

— 251 (Hämatome u. Aneurysmen). 

— 270 (Behandlung großer Weichteil- 
verletzungen). 

— C. 766 (Zerstörung der Interosseal- 
muskulatur). 

— E. 8 (Tetanusbehandung). 

— 305 (Radiumbehandlung maligner 
Tumoren). 

— G. 96 (FuBgeschwulst der Soldaten). 


947 


Müller, P. 409* (Schädeldefektdeckung 
aus dem Sternum). 

— 699 (Schußverletzungen des Gehirn- 
schädels). 

— 798 (Granatsplitterverletzung der 
Lunge). 

— W. 810 (Tuberkulose). 

— W.B. 745 (Gehirnverletzungen). 

— 821 (Extensionsverband). 

v. Müller, F. 373 (Spekulation u. My- 
stik in der Heilkunde). 

Münch 515 (Wundstreupulver). 

— 708 (Behandlung infizierter Wun- 


den). 

Mutschenbacher 85 (Blutstillung 
durch Coagulen). 

Mygind 292 (Otogene Meningitis). 

Nadoleczny 643 (Kehlkopfschüsse). 

Näh 845 (Appendicitis). 

Nagelschmidt 606 (Nachbehandlung 
von Kriegsverletzungen). 

Nagy 522 (Sehnenplastik). 

Nakamura 434 (Leukämie). 

Narath, A. 1* (Arterio-venöse Anasto- 
mose an der Pfortader). 

Nasta 403 (Hautsterilisierung). 

Neill 583 (Appendicitisfrage). 

Nespor 92 (Offene Knochenbrüche). 

Neuffer 371* (Schiene für Schußfrak- 
turen des Kniegelenkes). 

Neugebauer, F. 145* (Gefäßverände- 
rungen nach Schußverletzungen). 

Neuhof 824 (Elibogenbrüche). 

— 923 (Subphrenische Peritonitis). 

Neumann 215 (Harnsteine). 

Neumeister 203* (Gelenkmobilisa- 
tionsschienen). 

Nicolaysen 30 (Transplantation von 
Parathyreoidea bei Tetanie). 

— 450 (Knochenbrüche). 

— 612 (Embolieentfernung). 

Nicolich 384 (Urologische Diagnostik). 

Nicoll 11 (Serumbehandlung des Te- 
tanus). 

— 679 (Tetanus). 

Niederle 380 (Rupturen des Duode- 


num). 

Nielsen 176 (Hämaturie bei Appendi- 
citis). 

Niessen 514 (Vernisan zur Wundbe- 
handlung). 

Niosi 538 (Pankreasfettnekrose). 

— 588 (Darmtuberkulose). 

Nippe 5 (Explosivgeschoßwirkung). 

Nobiling 79 (Granatsplitter in der 
Harnblase). 

Noder 635 (Miedernaht). 

Noehte 405 (Streifschüsse an der Schä- 
delkapsel). 

Noll 190 (Gipsverband). 

Nonne 619 (Kriegsverletzungen der 
peripheren Nerven). 


b* 


948 


von Noorden 926 (Radiumbehandlung 
der Hämorrhoiden). 

Nordentoft 72 (Aktinomykose). 

— 157 (Calve-Perthes’sche Krankheit). 

Nordmann 5 (Kriegschirurgische Er- 
fahrungen im Feldlazarett). 

— 23 (Subkutanes Hämatom). 

— 44 (Experimentelle Thymusdrüse). 

— 374 (Praktikum der Chirurgie). 

Nota 108 (Hernienbehandiung). 

Nunberg 366 (Ösophagusquerresek- 
tion). 

Nussbaum 716 (Orthopädische Appa- 
rate). 

— 718 Noberarnschaftbriichen 

Nyäry 889 (Subphrenischer Gasabszeß). 

v. Nyiri 339 (Nierenfunktionsprüfung). 

Nyström, G. 646 (Thorakoplastik bei 
Lungentuberkulose). 

— 721*. 850*. (Magendrainage durch 
Gastrostomie). 


Oberst 150 (Wundverband im Felde). 

Ochsner 924 (Magenkrebs). 

Oddi 112 (Varikokele). 

Odip 643 (Myxödem). 

Oehlecker 473* (Fersenbein zur 
Stumpfdeckung). 

— F. 425* (Augapfelersatz durch leben- 
den Knochen). 

Oehler 191 (Tangentialschüsse des 
Schädels). 

— 280 (Abnormitäten der Gallenwege). 

Oelsner 135 (Feldlazarettchirurgie). 

Oeri 919 (Pneumolyse). 

v. Oettingen 4 (Leitfaden der prakti- 
schen Kriegschirurgie). 

— 402 (Pyoktanin). 

Ogilvie 583 (Appendicitisfrage). 

Ohkohchi 170 (Blutstillung). 

Oliva 338 (Ureterektomie). 

Oppenheim 512 (Kriegsverletzungen 
des Nervensystems). 

— 599 (Kriegschirurgische Erfahrungen). 

— 648 (Brüche des Mittelfußes und der 
Hand). 

— 874 (Extensionsverbände). 

Orth 230 (Aneurysmabehandlung). 

— 719 (Aneurysma der Arteria iliaca 
und Vena iliaca). 

— 857 (Spätverblutungstod nach Aneu- 


rysma). 
— 0. 391* (Zehenverrenkung). 
— 705* (Prothese für Amputierte). 
Oswald 839 (Gefahren der Jodbehand- 


jung). 

Outerbridge 239 (Lymphangioma des 
Netzes). 

— 662 (Lymphangiom des Netzes). 

Outland 920 (Rippensarkom). 

Owen 767 (Schwache Füße). 

— 810 (Schmerzhafter subkutaner Tu- 
berkel). 


Namenverzeichnis. 


Ozaki 13 (Bakteriologische Bedeutung 
der Hautdrüsensekrete). 


Packer 678 (Wundbehandlung). 

Palamountain 684 (Gangränöse Ap- 
pendicitis). 

Palmer 588 (Protein- und Fettresorp- 
tion nach Entfernung des halben 
Dünndarms). 

Pamperl 868 (Blutstillung durch throm- 
bokinetische Muskelwirkung). 

— 902 (Kriegschirurgisches in Prze- 


mysl). 

Panner 472 (Nachweis von Gallen- 
steinen mit Röntgenstrahlen). 

Parhon 232 (Thyroidektomie bei 
Manie). 

Park 11 (Serumbehandlung des Teta- 
nus). 

Parsons 743 (Ammoniakalkohol). 

Pascual 417 (Echinokokkencyste der 
Niere). 

Patry 845 (Appendikostomie). 

— 896 (Hernie der Gallenblase). 

Paus 144 (Solitäre Nierencyste). 

— 590 (Milzabszeß). 

— 604 (Paradoxe Embolie bei Fraktur). 

Payr 357 (Schußfraktur). 

— 855 (Gelenkverletzungen und Ge- 
lenkeiterungen). 

— E. 249 (Gasphlegmone im Kriege). 

— 256 (Operative Kniegelenksmobili- 
sierung). 

— 636 (Blutige ee nun 

Peck 502 (Magen- und Duodenalge- 
schwire). 

— 923 (Magenoperation). 

Peiser 636 (Schienenverbände). 

— 775 (Retroperitoneale Darmver- 
letzungen). 

Pels-Leusten 260 (Chirurgische Ope- 
rationslehre). 

Perez-Grande 24 (Diplokokkenvac- 
cine). Ä 

Perrier 869 (Schußverletzungen der 
Nerven). 

Perruci 666 (Hydronephrose einer 
Wanderniere). 

Pers 108 (Sanduhrmagen). 

Perthes 132 (Schußverletzungen des 
Bauches). 

— 135 (Indirekte Schußbrüche). 

— 151 (Operieren im Felde). 

— 466 (Bauchschüsse im Kriege). 

— 634 (Schußbrüche). 

— 749 (Rückenmarksschüsse). 

— 261 (Dumdumgeschoßwirkungen). 

Pesch 32 (Bronchialdrüsenperforation 
in die Trachea). 

Peterhanwahr 182 (Netzgeschwülste). 

Pe£teri 614 (Schlatter’sche Krankheit). 

Peters 863 (Halsverletzungen). 

Peterson 895 (Gallensteine), 


Namenverzeichnis. 


Petrivalsky 74 (Hormonogene Spas- 
mophilie des Dünndarms). 

— 76 (Spiegel’sche Hernie). 

Pettit 468 (Eitrige Appendicitis). 

Pezzolo 286 (Jod-Methylalkohol” bei 
septischen Wunden). 

Pfahler 448 (Behandlung bösartiger 
Geschwülste). 

Pfanner 75 (Tuberkulöse Pylorusste- 
nosen). 

— 900 (Gasphlegmone). 

Pfeiffer 500 (Obliterierende Appendici- 
tis). 

Pfeilsticker 905 (Nachamputation). 

Pfister 215 (Harnsteine). 

Pfitzner 79 (Blasenverletzungen durch 
Schrapnellkugeln). , 

Phe mister 520 (Chirurgie d. Knochen). 

— 685 (Cyste des Wurmfortsatzes). 

Philipps 330 (Syndesmorrhaphie und 
Syndesmoplastik). 

Philippsthal 334 (Gipsverbandgefah- 


ren). 

Pichler 401 (Wasserstoffsuperoxyd). 

Picone 537 (Leberresektion). 

Pierini 675 (Entfernung tiefer Stahl- 
und Eisensplitter). 

Pignati 318 (Deckung von Eingeweide- 
wunden). 

— 568 (Epitheliom des Samenstranges). 

Pincus 820 (Schußfrakturen). 

Piorkowski 264 (Prophylaxe gegen 
Tetanus). 

Plaschkes 583 (Hernien der Linea 


alba). , 

Ploeger 531 (Traumatische Aneurys- 
men). 

v. Podmaniczky 796 (Lumbalpunk- 
tion bei submeningealen Blutungen). 

— 863 (Traumatische Interkostalneur- 


algien). 

Poggiolini 341 (Wanderniere). 

Pohrt 156 (Intrakapsuläre Schenkel- 
halsbrüche). 

Polák 152. 517 (Antidiphtherieserum 
bei Erysipel). 

del Pont 414 (Gemischter Knochen- 
tumor). 

Pontano 518 (Pseudotetanus). 

Ponzio 234 (Ösophagus- Bronchial- 
fistel). 

Pool 920 (Herznaht). 

Poppelreuter 407 (Ausfallserschei- 
nungen nach Hirnverletzungen). 

Popper 844 (Darmperforation). 

Porter 484 (Hyperthyroidismus). 

— 781 (Magencirrhose). 

Posner 215 (Harnleiter Neugeborener). 

Poulsen 23 (Zwergwuchs bei Chondro- 
dystrophia føetalis). 

Prag 343 (Hodentorsion). 

Prauter 449 (Behandlung schwerer Er- 
frierungen). 


949 


Precechtel 498 (Peritonitis). 

— 532 (Aneurysmata spuria). 

Pribram 106 (Prophylaxe und Therapie 
der Erfrierungen). 

— 687 (Gallenuntersuchungen). 

— 808 (Tetanus). 

Prochäzka 762 (Gelenkrheumatismus 
und Unfall). 

Pulay 368 (Erfrierungen). 


Quarella 622 (Lokalanästhesie). 

de Quervain 781 (Divertikelbildung 
am Magen). 

— F. 817* (Bauchlage nach Laminek- 
tomie). 


Radlinski 849* (Drahtschlingenexten- 
sion am Calcaneus). 

Ragnvald Ingebrigtsen 471 (Throm- 
bose der Mesenterialgefäße). 

Ramirez 920 (Herznaht). 

Randisi 380 (Pylorusausschaltung). 

Ranzi 123 (Hirnschüsse). 

Rao 485 (Basedow’sche Krank- 

eit). 

Razzaboni 704 (Lungenabszesse). 

Reber 167 (Kriegschirurgische Erfah- 
rungen). 

Reder 896 (Bauchwundhaken für die 
Gallenblase). 

v. Redwitz 75 (Ulcus ventriculi). 

— 907 (Improvisationstechnik). 

Rehn 228 (Kriegschirurgische Erfah- 
rungen). 

— 347 (Kriegschirurgisches). 

Reich 253 (Plexusoperationen). 

Reiche 278 (Lungenschüsse). 

Reichel 778 (Bauchverletzungen). 

Reichmann 620 (Schußverletzungen 
peripherischer Nerven). 

— 799 (Künstlicher Pneumothorax bei 
Lungengangrän). 

Reichold 302 (Strahlentherapie). 

Reid 268 (Xanthosarkom). 

— M. 237 (Chlorom der Mamma). 

Renner 80 (Hochfrequenzströme bei 
Blasentumoren). 

Rentz 407 (Stauungspapille in der Hirn- 
chirurgie). 

Reyn 73 (Höhensonne bei chirurgischer 
Tuberkulose). 

Reznicek 265 (Nervenverletzungen). 

Ribbert 730 (Experimentelle Magen- 
geschwüre). 

Ridlon 527 (Coxa vara). 

Riedel 87 (Kropftuberkulose). 

— 89 (Cystische Geschwülste im Ju- 

ulum). 

— 158 (Seltene Ganglien. Hygrom der 
Bursa semimembranosa). 

— 185* (Künstliches Bein). 

— 188 (Furunkelmetastasen). 

— 230 (Schußwundenbehandlung). 


950 


Riedel 255 (Kniescheibennaht). 

— 529* (Stützpunkt des künstlichen 
Beines am Becken). 

— 574 (Kriegserinnerungen). 

— 674 (Explosivgeschosse). 

Rieder 779 (Röntgenologie bei Gastro- 
cele scrotalis). 

Riedinger 483 (Unterbindung der Ca- 
rotis communis). 

Riedl, H. 33* (Verrenkungsbruch des 
Schienbeinendes). 

Riehl 119 (Phlegmone im kontinuier- 
lichen Bade). 

— 208 (Tetanusbehandlung). 

Riffel 827 (Streckapparat für Ober- u 
Unterschenkelbrüche). 

Rimann 325 (Fliegerpfeil-Verletzun- 


gen). 
Rine Teisen 907 (Improvisationstech- 


Ringel 191 (Balkenstich). 

Rippert 301 (Histogenese des Röntgen- 
karzinoms). 

Rison 672 (Ureterverstopfung). 

Ritschl 271 (Formabweichungen des 
Skeletts). 

— 286 (Orthopädisches in der Verwun- 
detenbehandlung). 

— 419 (Schienen zur Handgelenkstrek- 
kung) 

— 603 (Extensionsverband bei Unter- 
schenkelbrüchen). 

— 648 (Spitzfußstellung). 

— 878 (Amputationen u. Ersatzglieder 
der unteren Gliedmaßen). 

Ritter 157 (Oberschenkelschüsse). 

— 264 (Prophylaxe des Tetanus). 

— 278 (Lungenschüsse). 

— 349 (Tetanus). 

Ritterhaus 200 (Subkutane Zwerch- 
fellruptur). 

Rivarola 846 (Appendicitis). 

Robertson 927 (Splenektomie bei per- 
niziöser Anämie). 

Roblee 591 (Splenektomie bei perni- 
ziöser Anämie). 

Rodman 502 (Pylorektomie). 

— 568 (Brustkrebs). 

Roedelius 178 (Chirurgisch behandeite 
Magenerkrankungen). 

Roemheld 553 (Hemiplegien nach 
Kopfverletzungen). 

Roesky 609 (Medikomechanische Er- 
satzapparate). 

Rogers 831 (Kniegelenkstuberkulose). 

Rollier 161 (Knochen- und Gelenk- 
tuberkulose. Heliotherapie). 

Roschke 830 (Schußbruch des Ober- 
schenkels). 

Rosenbaum 91 (Endothelkrebse der 
Pleura). 

Rosenberg 906 (Nachbehandlung der 
Kriegsverwundeten). 


Namenverzeichnis. 


Rosenstein 778 (Netztransplantation 
bei Bauchschuß). 

— 875 (Thrombose der Vena subclavia). 

Rosenstrauss 907 (Prothesen). 

Ross 255 (Schenkelhalsbruch). 

— 661 ee chronische Verstop- 


Rossie, J. 497 (Ortizon und Ortizon- 
stifte). 

Rost 26 (Chronische Osteomyelitis). 

— 617 (Stoffe, die das Wachstum des 
Bindegewebes anregen). 

— 656 (Bauchschüsse). 

— 707 (Stoffe, die das Bindegewebe zum 
Wachstum anregen). 

— 782 (Chronische Obstipation). 

v. Rothe 397 (Chirurgie im Kriegsla- 
zarett). 

Rothfuchs 8 (Tetanusbehandlung). 

— FEN (Salvarsanbehandlung des Te- 
anus). 

Rothmann 479 (Hirnphysiologie im 
Dienste des Krieges). 

— M. 512 (Verletzungen des Nerven- 
systems). 

Rothschild 160 (Nicoladoni’sche Platt- 
fußoperation). 

— 663 (Harnröhrendefekt). 

Rotter 138. 172 (Bauchschüsse). 

— 235 (Brustschüsse). 

Rous 680 (Bluttransfusion). 

No 139 (Radikale Hernienopera- 
ion 

— 254 (Fractura colli femoris). 

— 305(Radiumbehandlung desKrebses). 

— 591 (Pathogenese der Gallensteine). 

— 667 (Chronische aseptische Nephri- 
tis). 

Rubenson 568 (Brustkrebs). 

— 646 (Sarcoma mammae). 

Rubin 720 (Kniescheibendeformität). 

Rüdel 919 (Empyembehandlung). 

Rühl 618 (Verletzungen von Gefäßen, 
Aneurysmen). 

— 641 (Aneurysma arterio-venosum der 
Carotis communis u. Vena jugularis). 

Rummelsburg 334 (Gipsverbandge- 
fahren). 

Rumpel 638 (Rückenmarkschüsse). 

Rumpf 233 (Schußverletzungen des 
Rückenmarks und Gehirns). 

Runck 810 (Wundbehandlung mit 
Wundöl-Knoll). 

Runyan, R. W. 611 (Verrenkung des 
Mondbeins). 

Rupp 315 (Mesenterieller Gefäßver- 
schluß). 

Russ 925 (Chronische Verstopfung). 

Ruta 692 (Bier’sche Hyperämie bei 
Drüsenschwellungen). 

Pr 415 (Traumatische Aneurys- 


en). 
Ryeison 364 (Wirbelchirurgie). 


Namenverzeichnis. 


Ryhiner, P. 854 (Kriegschirurgische 
Beiträge). 


Sachs 622 (Phlegmonebehandlung). 
Sackur 837 (Gasphlegmone). 
Sänger 464 (Verletzungen peripherer 


erven). 
Salomon 841 (Wundbehandlung mit 
Benegran). 
Salow 550 (Fremdkörperlokalisation). 
Salvetti 414 (Osteopsatirosis). 

— 736 (Variköse Beingeschwüre). 
Sandberg 221 (Traumatische Hysterie 
nach Granatsplitterverletzung). 
Santos 213 (Diathermie bei Gonorrhöe). 
a 479 (Tangentialschüsse des Schä- 

els). 

Sauerbruch 353 (Brustschüsse). 

— 727 (Darmschüsse). 

— 877 (Armprothesen). 

Sauter 463 (Schußverletzungen peri- 
pherer Nerven). 

Scalone 87 (Schilddrüsenabszeß). 

— 337 (Prostatachirurgie). . 

Schaechter 634 (Wundbehandlung). 

Schaedel 606 (Prothesen für Ampu- 
tierte). 

Schädel 708 (Wundbehandlung). 

Schaefer 41 (Ausgewählte Observatio- 
nes Fabry’s von Hilden). 

— 286 (Gefensterte Gipsverbände). 

Schäfer, A. 567 (Herzwunden). 

Schäffer 799 (Mediastinalabszeß bei 
Fremdkörper im Bronchus). 

Schanz, A. 298* (Hautplastik statt 
Nachamputation). 

Scharfe 674 (Tiefenbestimmung von 
Geschossen). 

Schede 14(OffeneWundenbehandlung). 

— 329 (Mobilisierung versteifter Ge- 
lenke). 

— 603 (Schienenverbände). 

— 691 (Offene Wundbehandlung). 

Scheele 325 (Signalpistolenschüsse). 

Scheier 643 (Kehlkopfschüsse). 

Schelenz 151 (Kohle und Zucker zu 
Verbandzwecken). 

Schellenberger 319 (Aneurysma ar- 
teriovenosum der Achselhöhle nach 
Trauma). 

Schepelmann 623 (Hypophysentu- 
moren). 

— 627 (Myeloplastik). 

— 697 (Kulenkampff’sche Plexusan- 
ästhesie). 

— 727 (Plastische Ascitesdrainage). 

Schilling 796 (Ösophagusschuß). 

Schleinzer, J. 27 (Schädelschußver- 
letzung). | 

Schlenk 22 (Röntgenröhrenregler). 

Schlesinger, A. 385* (Anästhesie des 
Plexus lumbalis). 

Schliep 214 (Blasenspalten). 


951 


Schlitowsky 763 (Gonitis tuberculosa). 

Schloessmann 229 (Spätblutungen 
nach Schußverletzungen). 

Schlössmann 251 (Transportverbände 
bei Schußbrüchen). 

Schloffer 879 (Knieschüsse). 


"Schmerz 717 (Brüche der oberen Glied- 


maßen). 

— 872 (Schußbrüche). 

Schmid, H. J. 879 (Osteochondritis 
deformans). 

Schmidt 393 (Röntgenologisches). 

— 833 (Knochenneubildung nach 
Schußverletzung). 

— 920 (Brustschuß). 

— A. 818 (Offene Pleurapunktion). 

— H. 261 (Kugelsucher). 

— J. E. 623 (Lokalanästhesie). 

— 648 (Spitzfußstellung). 

Schmieden 355. 356 (Bauchschüsse). 

Schmiegelow 199 (Intralaryngealer 
Krebs). 

— 480 (Acusticusgeschwülste). 

— 747 (Acusticustumoren). 

Schmitt, A. 301 (Strahlentherapie). 

Schmitz, H. 900 (Krebs des Uterus 
und Rektum). 

Schnoor 535 (Jackson’s Membran). 

a er 299 (Tiefenwachstum des Epi- 
thels). 

Schönfeld 511 (Steckschüsse). 

— 615 (Fibuladefekt). 

— 814 (Pyelographie der Doppelniere). 

— 92 (Schußverletzungen). 

Schöni 762 (Knochen- und Gelenk- 
tuberkulose). 

Schönwerth 510 (Taschenbuch des 
Feldarztes). 

Schöppler 26 (Myositis ossificans trau- 
matica). 

Scholz 231 (Narkosenfrage). 

Schottelius 715 (Lichtbehandlung für 
Wunden). 

Schramm 810 (Kriegsverletzungen und 
Tuberkulose). 3 
Schröder 124 (Schußfrakturen des 

Unterkiefers). 
Schroeder 793 (Kieferverletzungen). 
Schrumpf 402 (Pyoktanin). 
Schüle 188 nn une 
Schüller 555 (Schädeldefekte). 


Schütz 522 (Massage bei Kriegsver- 


letzungen). 

— J. 250 (Magnesiumsulfat bei Teta- 
nus). 

Schütze 393 (Röntgenologisches). 

— 642 (Röntgenologie der pathologi- 
schen Speiseröhre). 

Schultze, E. 487 (Brust- Lungen- 
schüsse). 

— F. 49* (Patellarbruch). 

Schulz 395 (Röntgenologisches). 

— J. 183 (Gallensteinchirurgie). 


952 
Schum 272 (Rückenmarksverletzun- 


en). 

— o5 (Gefäßerkrankungen und Aneu- 
rysmen). 

— 811 (Septische Thrombophlebitis). 

Schumacher 266 (Nachweis von Jod 
in Körperflüssgkeiten). 

— 577 (Tiefen- und Dauerwirkung des 
ne 

— 0903 (Händedesinfektion). 

Schumkowa 18 (Abderhalden’sche 
Krebsreaktion). 

Schwabe 679 (Vernisanum purum). 

Schwarz, A. 445* (Röntgenologie bei 
Gelenkankylosen). 

— E. 236 (Aspirierter Fremdkörper in 
der Lunge). 

— L. 815 (Verkalkung und Verknöche- 
rung der Nebennieren). 

Schwering 44 (Frostbeulen). 

Scoccianti 42 (Kriegschirurgisches aus 
Montenegro). 

Secher 614 (Varicenbehandlung). 

Seefisch 326 (Gasphlegmone im Felde). 

Seegall 600 (Noviform). 

Seeger 806 (Röntgenhaus des allgemei- 
nen Krankenhauses St. Georg in 
Hamburg). 

Sehrt 311 (Darmzerreißung). 

— 532 (Künstliche Blutleere). 

— 836 (Stauungsbehandlung schwerer 
Granat- undSchrapnellverletzungen). 

Seidel 654 (Schußverletzungen der 
Nase und ihrer Nebenhöhlen). 

Seifert 80 (Bau der menschlichen Sa- 
menblasen). 

Selig 418 (Habituelle Schulterverren- 


kung). 

Semerad 516 (Antistreptokokkenserum 
bei PED 

Senger 159 (Wadenschüsse). 

— 673 (Explosivgeschosse). 

Serafini 189 (Keimgehalt von Leichen- 
knochen). 

Seubert 411* (Patellabruch). 

Sever 615 (Kniegelenkstuberkulose). 

Severin 157 (Calvé-Perthes’scheKrank- 
heit). 

Shambough 234 (Kehlkopfdivertikel). 

Sharpe, W. 555 (Spastische Paralyse). 

Shelton 628 (Wangenplastik). 

Sherrill, J. G. 891 (Magengeschwulst). 

Shurly, B. R. 233 (Schilddrüsenerkran- 
kung). 

Siegel 519 (Ortizon). 

Sielmann 31 (Röntgenbestrahlung bei 
Basedow’scher Krankheit). 

Siemon 153 (Tetanustherapie). 

Sikl 565 (Pleurale Geschwülste). 

Sil, J. 503 (Ileus durch Fremdkörper). 

Silbergleit 179 (Pylorusstenose und 
Magenverlagerung durch Verwach- 
sungen). 


Namenverzeichnis. 


Silberstein 604 (Kriegsinvalidenfür- 
sorge und staatliche Unfallfürsorge). 

Silvan 293 (Exophthalmus pulsans). 

Silvestri 368 (Empyembehandlung). 

— 679 (Injektion von Kalksalzen). 

Simmonds 519 (Gasembolie bei Sauer- 
stoffinjektion). 

Simmons 559 (Torticollis). 

— 693 (Osteomyelitis). 

Simon 8 (Serumbehandlung des Teta- 
nus). 

— 323 (Kriegsärztliche Erfahrungen). 

— 338 (Pyelographie). 

Simons 733 (Chirurgie des Pankreas). 

Simpson 807 (Radium bei Narben- 
keloid). 

— 918 (Basedow). 

Sirami 667 (Primäre 
schwülste). 

Sisto 375. 510 (Führer für den Feld- 
arzt). 

Skillern 611 (Unterarmbruch). 

Smith 672 (Akute Nebenhodenent- 
zündung). 

— D. 0. 216 (Nebenhodenentzündung). 

— G. 541 (Nierenfunktionsprüfung mit 
Phenolphthalein). 

Smithies, F. 587 (Magenkrebs). 

Smitt 399 (Nachbehandlung Kriegsver- 
letzter). 

Smoler 227 (Kriegschirurgische Erfah- 


rungen). 

Sobotta 89 (Anatomie der Thymus- 
drüse). 

— 126 (Anatomie der Schilddrüse). 

— 472 (Anatomie der Bauchspeichel- 
drüse). 

Söderlund 47 (Aktinomykose der 
Speicheldrüsen). 

Sörensen 624 (Periaurikuläre Abszesse 
beim Scharlach). 

Sommer 8832 (Röntgentaschenbuch). 

Sonne 199 (Antithyreoidin). 

Sonntag 19 (Hämangiom). 

Sorantin 615 (Fibuladefekt). 

Soresi 685 (Sekundäre Magen- und 
Dünndarmgeschwüre). 

— 783 a neun. 

Spanuth 11 (Tetanusbehandlung mit 
Magnesiumsuifat). 

Sparmann 72 (Tuberkulomucin bei 
chirurgischer Tuberkulose). 

— 807 (Radium bei bösartigen Ge- 
schwülsten). 

Speed 616 C n der Sesam- 
beine unter der groen Zehe). 

Speese 240 (Pankreascysten). 

— 922 (Brustwarzenerkrankung). 

Spielmeyer 252 (Nervennaht). 

— 406 (Traumatische Epilepsie nach 
Hirnschußverletzung). 

Spitzy 420 (Radalislähmung) 

— 877 (Armprothesen). 


Nierenge- 


Namenverzeichnis. 


Spoerl 920 (Rippenschußverletzung). 

Sprengel 16 (Gipsverband zur lokalen 
Stauung). 

Staehelin 248 (Wintersportverletzun- 


gen). 

Staehlin 715(Retroperitoneale Cysten). 

Stammler 101 (Krebsstudien). 

Stanek 126 (Skoliosentherapie). 

Stanton 590 (Proktoskopie). 

Starck 751 (Morbus Basedowii). 

Stargardt 206 (Dumdumgeschoßwir- 
kung). 

Starkey 848 (Ileus). 

Stauff 468 (Darmzerreißung). 

Steffens 103 (Strahlentherapie und 
Anionenbehandlung). 

Stein 396 (Röntgenologisches). 

— 496 (Pyocyaneuseiterung). 

— 765 (Schultergelenksversteifung nach 
Schußverletzungen). 

— A. 521 (Heißluftmassage). 

— 521 (Diathermie bei Kriegsverletzun- 


gen). 
Steinberg 593* (Wundbehandlung mit 
Nilotan). 
Steindl195(Carotisdrüsengeschwülste). 
Steindler 527 (Coxa vara). 
Steiner 644 (Fremdkörper in den Luft- 


wegen). 

Steinkamm 435 (Mundsperre durch 
Schußverletzung). 

— 629 (Kieferschußverletzungen). 

Steinkamp 192 (Schußverletzungen 
der Kiefer). 

Steinthal 321* (Operation der Kriegs- 
aneurysmen). 

— 433 (Nervendefektdeckung). 

— 463 (Nervennaht). 

Stepp 919 (Offene Pleurapunktion). 

Stern 365 (Luftembolie bei Tenotomie 
des Kopfnickers). 

— 858 (Schußverletzungen des Gehirns). 

Sternberg 366 (Ösophagoskopische 
Untersuchung). 

— 483 (Ösophagoskopie). 

Stetten 829 (Arteriovenöse Anasto- 
mose der Unterextremität). 

Stetter 589 (Ileus). 

Stewart 696 (Arterienthrombose). 

— 921 (Brustamputation). 

Stewert 667 (Hydronephrosis). 

Stierlin 178 (Röntgendiagnose bei 
Magenkrebs). 

Stiner, O. 854 (Quecksilberquarz- 
lampe). 

Stoeger 821 (Gipsklammer). 

Störzer 841 (Ekzem nach Pellidol- 
salbe). 

Stoffel 266 (Nervenverletzungen). 

— 710 (Nervenmechanik bei Nerven- 
verletzungen). 

Stolle 762 (Knochen- und Gelenk- 
tuberkulose). 


953 


Stoppel 796 (Beiderseitiger Rippen- 
bruch). 

Sen IDelE 45 (Kehlkopftuberku- 
ose). 

— 700 (Lichtbad in der Rhino-Laryngo- 
logie). 

Strasser 613 (Elephantiasis nostras). 

Straub 250. 327 (Magnesiumsulfat bei 
Tetanus). 

Strauss 85 (Kriegschirurgie). 

— 577 (Granatverletzungen). 

— 656 (Laparotomie im Felde). 

— 707 (Verletzungen durch Minenwer- 
fer und Handgranaten). 

— M. 86 (Gasgangrän). 

— 0. 587 (Gastro-Koloptose). 

Strebel 859 (Selbsttrepanation der 
Natur). 

Stromeyer 826 (Hartes traumatisches 

dem des Handrückens). 

Stropeni 482 (Zungentuberkulose). 

— 528 (Schienbeinbruch). 

Sturm 728 (Pathologische Anatomie 
des Wurmfortsatzes). 

Suärez 381 (Hämorrhoiden). 

Suchanek 118 (Kriegsphlegmone). 

Suchier, R. 388* (Sitz des künstlichen 
Beines). 

u 43 (Gasphlegmone, Sauerstoff 
ei). 

— 198 (Morbus Basedowii). 


Sudendorf 261 (Dumdumgeschoßwir- 


Kungen). 

Sudhoff 802 (Paracelsus). 

Sudler 419 (Enchondrome des Schulter- 
blattes). 

Sundberg 665 (Blasentuberkulose). 
Sussini 827 (Aneurysmen der Leisten- 
gegend und des Oberschenkels). 

Suter 78 (Prostatakonkremente). 

Svätek 404 (Antidiphtherieserum bei 
Erysipel). 

Svindt 189 (Knochenhöhlenplombie- 
rung). 

— 686 (Prolapsus recti). 

— 701 (Rückenmarksgeschwulst). 

— J. 454 (Ischias). 

Sweet 684 (Verhinderung von Bauch- 
fellverwachsungen). 

— 733 (Chirurgie des Pankreas). 

Syring 532 (Traumatisches Aneurysma 
verum). 

— 553 (Schädelschüsse). 

Szilágyi 717 (Brüche der oberen Glied- 
maßen). 

v. Szily 794 (Augenhintergrundsver- 
änderungen nach Schädelverwun- 
dungen). 

— 860 (Strahlentherapie bei Hypophy- 
sentumoren). 

Szmurlo 293 (Nasen-Rachenpolypen). 

Szuma 381 (Hämorrhoiden). 


954 


Tage-Hansen 239 (Mesenterium ileo- 
colicum commune). 

Tamm, F. 153 (Tetanustherapie). 

Teleky 79 (Reizblase bei Retroflexio 
uteri). 

Teller 153 (Tetanustherapie). 

Tello 454 (Nerveneinpflanzung). 

Tenani 382 (Splenopexie). 

Teutschländer 517 (Tetanus). 

Thaysen 686 (Röntgenologie des Dick- 
darms). 
Thedering 207 (Höhensonne im Dienst 
des Kriegslazaretts, künstliche). 
Therstappen 826 (Traumatische Ma- 
lakie des Os naviculare und lunatum). 

Thiemann 463 (Nervennaht). 

— 553 (Schädelschüsse). 

Thies 376 (Vegetatives Nervensystem 
u. abdominelle Erkrankungen). 

Thöle 284 (Dumdumverletzungen). 

Thom 295 (Nottracheotomien). 

Thomas 541 (Nierenfunktionsprüfung 
mit Phenolphthalein). 

Thompson 750 (Unterbindung der Ar- 
teria anonyma). 

v. Thun 139 (Hernia encystica Cooperi). 

Tichy, F. 41 (Militärärztliche Lite- 
ratur). 

Tietze 119. 376 (Gasphlegmone). 

— A. 129* (Granatsplitterextraktion 
durch Elektromagneten). 

Tillmann 350 (Schädelschüsse). i 

— 737* (Radikaloperation der Hämor- 
rhoiden). 

Tilmann 860 (Pathogenese der Epi- 


lepsie). 

Tobiásek 420 (Angeborene Hüftver- 
renkung). 

Toblasek 437 (Rippentransposition bei 
Wirbeltuberkulose). 

Tölken 381 (Mastdarmvorfall). 

Toeniessen 278 (Lungenschüsse). 

Töpfer 309 (Bauchschüsse). 

— 821 (Schraubenstreckverband). 

Torek 484 (Speiseröhrenkrebs). 

— 568 (Brustkrebs). 

della Torre 699 (Haemangioma ca- 
vernosum). 

Tosatti 660 (Coecum mobile). 

Tracy 416 (Nierenfunktionprüfung). 

Trendelenburg 117 (Ortsbestimmung 
von Geschossen). 

— 633 (Nosokomialgangrän). 

Treplin 177 (Phytotrichobezoar). 

Tripold 401 (Wasserstoffsuperoxyd). 

Trnka, P.498(Tuberkulöse Peritonitis). 

— 793 (Eitrige Meningitis). - 

Troell 214 (Prostatektomie bei Incon- 
tinentia urinae paradoxa). 

Trolle 23 (Diabetische Gangrän). 

Tromp 847 (Innere Darmlipome). 

Trout 706 (Lane’sche Platten bei Kno- 
chenbrüchen). 


Namenverzeichnis. 


Trump 190 (Gipsverband). 

Trumpp 289 (Hängemattentragbahre). 

Tubby 454 (Bewegungsstörung des 
Kniegelenks). 

Türk 904 (Ortsveränderung der Ge- 
schosse). 

Tuffier 714 (Transplantation der Eier- 
stöcke). 

Turner 680 (Bluttransfusion). 

Turnovszky 629 (Kieferschußverlet- 


zungen). 
Tschaika 216 (Blutung nach Nephro- 
tomien). 


Uffenorde 625 (Entzündung der Na- 
sennebenhöhlenschleimhaut). 

Uffreduzzi 94 (Epiphysenlösung am 
unteren Femurende). 

— 375. 510 (Führer für den Feldarzt). 

— 512 (Erster Feldverband). 

Unger 10 (Tetanusbehandlung). 

— 45 (Intrathorakaler Ösophaguskrebs) 

— 208 (Tetanusbehandlung). 

— 402 (Pyocyaneuseiter). 

Unterberger 295 (Lungenschüsse). 

Unverricht 487 (Lungenschüsse). 

Usener 153 (Tetanustherapie). 


Valentin 511 (Dumdumgeschosse). 

— 605 (Kriegsinvalidenfürsorge). 

Vecchi, A. 640 (Chordom des Kreuz- 
beins). 

Veith 179 (Pylorusstenose und Magen- 
verlagerung durch Verwachsungen). 

van den Velden 278 (Lungenschüsse). 

Verbrycke 140 (Magengeschwür der 
kleinen Kurvatur). 

Verriotis 671 (Nephrektomie wegen 
Tuberkulose). 

zur Verth,M. 148. 149 (Allgemeine See- 
kriegschirurgie). 

— 150 (Seekriegsverletzungen). 

— 325 (Signalpistolenschüsse). 

— 403 (Papier als Verbandstoff). 

— 616 (Quetschungsbrüche der großen 
Zehe). 

— 915 (Kriegsverwundungen). 

Vincent 927 (Splenektomie bei perni- 
ziöser Anämie). 

Vischer, A. 854 (Kriegschirurgische 
Beiträge). 

Voelcker, F. 10 (Tetanusbehandlung). 

— 561 (Schußverletzungen peripherer 
Nerven). 

Vogel, M. 460* (Silberplättchen in der 
Chirurgie). 

Vogt 404 (Serumexanthem nach Te- 
tanusantitoxininjektion). 

Volkmann 364 (Osteomyelitis puru- 
lenta der Wirbel). 

— 575 (Geschoßwirkung). 

— 703 (Lungenschüsse). 


Namenverzeichnis. 


Vollbrecht 52 (Kriegsärztliche Erfah- 

rungen). 

55 (Schädelschußverletzungen). 

55 (Gesichtsschußverletzungen). 

56 (Halsschußverletzungen). 

57 (Rumpfschußverletzungen). 

58 (Bauchschüsse). 

59 (Wirbelsäulenschüsse). 

59 (Gefäß-Beckenschüsse). 

62 (Schußverletzungen der Nerven). 

— 63 (Heereskrankheiten). 

Vorderbrügge 180 (Pericolitis und 
chronische Blinddarmentzündung). 

Vorploegh 23 (Lymphogranuloma- 
tosis). 


Wachsner 524 (Asymmetrie des 
menschlichen Körpers). 

Wachtel 207 (Röntgenologisches). 

— 675 (Tieferrücken von Fremdkör- 
pern). 

— 886 (Röntgenologisches). 

— 904 (Fremdkörpertelephon). 

Wagner 193 (Zungenbasisgeschwüre). 

— 194 (Chordom des Kreuzbeins). 

— 898 (Subkutane Granulome). 

Walkhoff 408 (Kieferchirurgie). 

Walter, C. 420 (Fingerstreckverband). 

Walther 14 (Wasserstoffsuperoxyd in 
der Wundbehandlung). 

Warnekros 861 (Kieferbrüche). 

Waters 564 (Röntgenbestrahlungen bei 
Basedow). 

— 664 (Penisverhärtung). 

Watson 588 (Meckel’s Divertikel). 

Weber 479 (Gehirnerschütterung). 

— 791 (Gefäßnervenfunktionsprüfung). 

Wehner 328 (Osteogenese). 

Wehrsig 838 (Gasbrand durch anaerobe 
Streptokokken). 

Weidenfeld 368 (Erfrierungen). 

Weigeldt 93 (Spontanrupturen der 
Fingersehnen). 

Weigert 67 (Eventratio diaphragma- 
tica). 

Weil 300 «(Cholestearin bei Riesen- 
zellengeschwülsten der Sehnen und 

. Gelenke). 

— 553 (Natriumzitratlösung bei Blut- 
transfusion). 

Weiler 334 (Weiler’sche Heberablei- 


tung). 

Wein 435 (Anästhesie in der Zahnheil- 
kunde). 

Weinberger 839 (Jodoformersatz). 

Weinert 240 (Exstirpation der Gallen- 
blase). 

Weingaertner 31 (Röntgenverfahren 
in der Laryngologie). 

Weinstein 861 (Emetin zur Blutstil- 
l 


ung). 
Weintraud 10(Tetanusbehandlung mit 
Magnesiumsulfat). 


955 


Weischer 477* (Lokalisation der 
Fremdkörper nach Levy-Dohrn). 
.Weishaupt 629 (Ernährung bei Kiefer- 

zertrümmerungen). 


‚Weispfenning 192 (Epilepsie). 


Weissenberg 916 (Offene Wundbe- 
handlung). 

— 888 (Technische Strahlenmessung). 

Weissgerber 421 (Extensionslatte bei 
Brüchen im Kriege). | 

— 603 (Extremitätenschußbrüche). 

Weitlaner 904 (Stirnlampe). 

Weitz 812 (Hypospadiebehandlung). 

Welter 181 (Maligne Dickdarmge- 
schwülste). 

Welty 832 (Fußstützmaschine). 

W endé 314 (Ulcus duodeni). 

Wenglowsky 20 (Bösartige Knochen- 
geschwülste). y 

Wepfer 742 (Intravenöse Isopral-Ather- 
narkose). 

— A. 216 (Tubarschwangerschaft, ge-. 
platzte). 

Werndorff 456 (Klump- u. Plattfuß). 
Werner, R. 617 (Stoffe, die das Wachs- 
tum des Bindegewebes anregen). 

Weski 262 (Geschoßlokalisation). 

— 694 (Lagebestimmung von Fremd- 
körpern). 

Whipple 925 (Chronische Verstop- 


ung). 

Whitehead 613 (Umkehr des Kreis- 
laufes). 

Whitelocke 9 (Verrenkungen d. Knie- 
scheibe). 

Whitman 527 (Schenkelhalsbruch). 

Wichmann 209 (Tetanus). 

— 308 (Radium- und Mesothoriumprä- 
parate). 

Wideroe 110 (Chronische Intestinal- 
stase). 

— 127 (Empyema pleurae). 

Wiebrecht 199 (Postoperative Te- 
tanie). 

w. 139 (Appendicitis, Patho- 


ogie). 

Wiener 732 (Striktur des Mastdarms 
oder Colon sigmoideum). 

Wiesner 803 (Kompendium der Rönt- 
genaufnahme und Röntgendurch- 
leuchtung). 

Wieting 52 (Kriegsärztliche Erfah- 
rungen). 

— 55 (Schädelschußverletzungen). 

— 55 (Gesichtsschußverletzungen). 

— 56 (Halsschußverletzungen). 

— 57 (Rumpfschußverletzungen). 

— 58 (Bauchschüsse). 

— 59 (Wirbelsäulenschüsse). 

— 59 (Gefäß-Beckenschüsse). 

— 62 (Schußverletzungen der Nieren). 

— 63 (Heereskrankheiten). 

— 206 (Leitsätze der Kriegschirurgie). 


956 


Wieting-Pascha 172 (Bauchverlet- 
zungen aus dem Paani Tepa) 

— 496 (Nekrose- und Gangränformen). 

— 775 (Bauchschüsse). 

Wiewiorowski 170 (Kriegschirurgi- 
sche Blutung). 

— 331 (Blutstillung auf dem Felde). 

Wightman, H.W. 733 (Akzessorischer 
Ductus cysticus). 

Wildegans 132 (Schußverletzungen des 
Bauches). 

Wildt 719 (Knochenbrüche der Beine). 

— A. 505* (Extensionsbehandlung). 

Wilensky 800 (Sarkom d. Brustdrüse). 

Mc Williams 845 (Chronische Appen- 
dicitis). 

Williger 861 (Kieferschußvegletzun- 


gen). 

Willimczik 496 (Typhusabszesse). 

Wilms 166 (Jahresbericht der Heidel- 
berger chirurgischen Klinik). 

Wilson 501 (Magengeschwür u. Krebs). 

— 684 (Verhinderung von Bauchfell- 
verwachsungen). 

— 893 (Milzanämie). 

Windslow 919 (Thorakotomie). 

Winkler 774 (Merkwürdige Schußver- 
letzungen). 

Wirgler 708 (Silberkolloid Dispargen). 

Wislocki 342 (Nebennierenuntersu- 
chungen). 

Wissing 899 (Meiostagminreaktion bei 
bösartigen Geschwülsten). 

Wittek 404 (Erfrierungen). 

Witzenhausen 527 (Oberschenkel- 
brüche). 

Wo Aara 745 (Intrakranielle Pneumato- 

ele). 
Wohlgemuth 604 (Extensionsschiene). 
Wolf, P. 469 (Wurmfortsatz im Bruch- 


sack). 
Wolff 439 (Künstlicher Pneumotho- 


rax). 
— A. 558 (Wirbelosteomyelitis). 
Wolfsohn 779 (Appendicitis u.Typhus). 
Woolsey 683 (Chirurgie des Bauch- 
fells). 
Wrede 83 (Hautepitheliome). 


Namenverzeichnis. 


Wright 861 (Pyorrhoea alveolaris). 

Wulff, O. 144 (Blutcysten derNiere mit 
Hämaturie). 

— 586 (Ulcus duodeni). 

— 713 (Blutcysten in den Nieren). 

Wunsch 524 (Orthopädischer Kombi- 
nationsapparat). 

Wyadler 90 (Bronchiektasien). 

— 586 (Pylorusverschiebung). 

Wyeth 615 (Kniescheibenbrüche). 


Yates 682 (Hodgkin’sche Krankheit). 
Yeomans 559 (Coccygodynie). 
Yeomans, F. 591 (Leberkrebs). 


Zaccarini 340 (Solitäre Cystennieren). 

— 382 (Splenomegalie). 

Zachariae 485 (Osteomyelitis costae). 

— 702 (Speiseröhrenverätzung). 

— 720 (Kniescheibenbruch). 

Zahradnicky 378 (Ulcus ventriculi et 
duodeni). 

— 437 (Wirbeloperationen). 

— 531 (Gefäßschüsse). 

— 537 (Cholelithiasis). 

— 761 (Schußverletzungen der großen 
Gelenke). 

— 781 (Schußverletzungen der Gelenke). 

Zahradnik 794 (Sarkom unter dem 
Bilde der Mastoiditis). 

Zapffe 710 (Metastatische Gelenker- 
krankung). 

Ziembicki 497 (Kasuistik). 

Zik mund 497 (Desmoidgeschwülste der 
Bauchwand). 

— 779 (Tuberkulose des Peritoneums u. 
des Genitaltraktus). 

Zinn 237 (Thorakoplastik bei Lungen- 
tuberkulose u. Bronchiektasen). 

Znojemsky 500 (Coecum mobile). 

Zondek 142 (Blasenschuß). 

— 798 (Hämothorax und Zwerchfell- 
verwachsungen bei penetrierenden 
Brustverletzungen). 

Zuckerkandl 904 (Operationslehre). 

Züllig 311 (Hernienoperationen). 

Zuelzer 601 (Glyzerinphosphorsaures 
Magnesium bei Tetanus). 

Zurhorst 927 (Gallenblasenoperation). 


957 


Sachverzeichnis. 


(Die mit * versehenen Seitenzahlen bezeichnen Originalmitteilungen.) 


Abderhalden’sche Krebsreaktion 18 
(Schumkowa), 83 (Cytronberg). 
Abkühlung von Geweben u. Organen 
113* (Lanz). 

Abszeß der Milz 590 (Paus), 892 (Elting). 

— durch einen tierischen Parasiten 809 
(Manthey). 

— perinephritischer 341 (Doberauer). 

Abszesse des Gehirns 291 (Bdrdny). 

— der Lungen 704 (Razaboni). 

— beim Scharlach, periaurikuläre 624 
( Sörensen). 

Ba, 480 (Schmiege- 


Acusticustumoren 747 (Schmiegelow). 

Adenom der Brust 922 (Bubis, Graham). 

Adhäsionen im Gebiet des Dickdarms 
660 (Jones). 

— intragastrische 891 (McKenna). 

Adnexentzündung und Appendicitis 499 
(Frankenstein). 

Adnexerkrankungen 279 (Amberger), 846 


(Mayer). 
Aerophagie 140 (Leriche). 
Äther-Kochsalzinfusionen bei Tetanus 
838 (Hercher). 
Sn m Ku, intravenöse 210 (Küm- 


mell). 
Äthernarkosen, Chinin nach 917 (Bon- 
not, Cleveland). 
Ätherwaschung des Bauchfells 726 


(Jung). 
Äthylchlorid 15 (Bernecker). 
Akromyelitis des Stirnbeins 27 (Feld- 


mann). 

Aktinomykose 72 (Nordentoft). 

— der Speicheldrüsen 47 (Söderlund). 

ArBEUm U Er Allgemeininfektion 
23 (Kolaczek). 

Albee’sche Operation bei Spondylitis 194 
(Kölliker). 

Albertol als Ersatz für Mastisol 322* 
(M. Landow). 

Aleppobeule 533 (Comacho). 


Alkoholinjektion ins Ganglion Gasseri 
294 (Byrnes, H irschel). 

— in das Gasser’sche Ganglion 556 
(Byrnes). 

— der Spinalganglien 559 (Chiasserini). 

Allgemeininfektion, septische 516 
(Hüssy). 

Alveolarpyorrhöe des Unterkiefers 795 
(Clemm). 

AEE E i chg urologische Gesellschaft 


35. 

Ammoniakalkohol 743 (Parsons). 
Amputationen und Ersatzglieder der 
unteren Gliedmaßen 878 (Ritschl). 
Amputations-Retraktor 148* (Hasse). 
Amputationstechnik 92 (Moser), 715 

(Matti, Finochietto). 
— im Felde 153 (Merckle). 
Amputationsstumpf, Tragfähigkeit des 
606 (Ballner), 607 (v. Eiselsberg). 
Amputationsstümpfe, Erzielung trag- 
fähiger 768 (Hanausek). 

Amputieren, Wie soll man? 297* 
(Chlumsky). 

Anämie der Milz 893 (Wilson, Krumb- 
haar). 

— Splenektomie bei perniziöser 927 
(Lee, Vincent, Robertson). 

Anästhesie, lokale 362 (Holzwarth), 622 
(Lerda, Quarella), 623 (Schmidt). 

— lumbale 27 (Gfroerer). 

— des Plexus lumbalis 385* (A. Schle- 
singer). 

— in der Zahnheilkunde 435 (Weise). 

Anästhesierung der Bauchhöhle 580 

dám). 

Anastomose an der Pfortader, arterio- 
venöse 1* (A. Narath). 

— der Unterextremität, arteriovenöse 
829 (Stetten). 


. Anatomie der Thymusdrüse 89 (Sobotta). 


Aneurysma der Aorta 200 (Kümmell). 
— der Arteria iliaca und Vena iliaca 
719 (Orth). 


958 


Aneurysma der Arteria ischiatica 526 
(Bryan). 

— arteriovenosum der Achselhöhle nach 
Trauma 319 (Schellenberger). 

-— — der Carotis communis und Vena 
jugularis 641 (Rühl). 

— Spätverblutungstod nach 857 (Orth). 

— verum traumatisches 532 (Syring). 

Aneurysmabehandlung 230 (Orth). 

Aneurysmaoperation 857 (Lengnick). 

Aneurysmata spuria 532 (Precechtel). 

Aneurysmen 120 (v. Haberer), 265 (Hotz, 
Harras), 281* (H. F. O. Haberland), 
288. 359 (Bier). 

— undGefäßerkrankungen 695 ( Schum). 

und Hämatome 251 (Müller). 

— der Leistengegend und des Ober- 
schenkels 827 (Sussini). 

— durch Schußverletzungen 681 (v. 
Bonin). 

— traumatische 415 (Rychlik), 531 
(Ploeger). 

Äueuryemenoperätion 321* (Steinthal). 

Aneurysmenverletzungen 618 (Rühl). 

Angioma peritendineum am Arm 6ll 
(Crescenzi). 

Anionenbehandlung und Strahlenthera- 
pie 103 (Steffens). 

Antidiphtherieserum bei Erysipel 152 
(Polák), 404 (Svátek), 517 (Polak). 

Antiseptik und Erdinfektion 569* (C. 
Brunner). 

Antistaphylosinreaktion 360 (Graef). 

Antistreptokokkenserum bei Erysipel 
516 (Semerad). 

Antithyreoidin 199 (Sonne). 

Anus praeternaturalis, Verschlußappa- 
rat für den 316 (Burk). 

Aortenaneurysma 200 (Kümmell). 

Aortotomie 753* (G. E. Konjetzny). 

Apparate, orthopädische 716 (Engel- 
hard, Nussbaum, Gara, Köhler). 

Appendektomie, Blinddarmdivertikel 
nach 468 (Bunts). 

— Technik der 97* (B. Heile). 

Appendicitis 108 (ten Horn), 684 (Collin), 
845 (Näh), 468 (Rivarola, Ledder- 
hose). 

— und Adnexentzündung 499 (Fran- 

kenstein). 

chronische 684 (Aaron), 845 (Mc 

Williams). 

— destruktive 377 (Eisner). 

— eitrige 468 (Pettit). 

— gangränöse 684 (Palamountain). 


| 


obliterierende 500 (Pfeiffer). 
in Ostasien 175 (Birt). 
— und Typhus 779 (Wolfsohn). 
— bei Typhus 890 (Gage). 
Appendicitisfrage 581 (Bonn), 583 (Ogil- 
vie, Neill). 
Appendicitis-Pathologie 139 (Wiederoe). 
Appendikokele 76 (Mosti). 


Sachverzeichnis. 


Appendikostomie 845 (Patry). 

Appendixtumor, gutartiger 238 (Dandy). 

Armbrüche 156 (Lambertz). 

Armprothesen 877 (Spitzy, Sauerbruch, 
Bade) 


Arteria anonyma, 
750 (Thompson). 

— Mesaraica inferior, Verschluß der 
141 (Friedmann). 

— subclavia, Durchschuß der 734 (Hans). 

Arteriennaht, zirkuläre 254 (Mehliss). 

Arterienthrombose 696 (Stewart). 

Arteriosklerose der Darmgefäße und 
lleus 503 (Hedlund). 

Arteriotomie wegen Embolus in der Art. 
brachialis 153 (Lundmark). 

Arthritis deformans 251 (Ledderhose). 

— — bei Subluxatio coxae 420 (Köhler). 

Arthrodese im Schultergelenk 253 (Asp- 
lund). 

Arthrodesenoperation 155 (Gocht). 

Ascitesdrainage, plastische 727 (Sche- 
pelmann). 

Asepsis und Antisepsis 400 (Meissner). 

Asthma thymicum 485 (Morgan). 

Asymmetrie des menschlichen Körpers 
524 (Wachsner). 

Atmung, künstliche 361 (Aron). 

Atmungskrämpfe bei Tetanus 12 (Jehn). 

Atresie des Afters 471 (Cole). 

Augapfelersatz durch lebenden Knochen 
425* (F. Oehlecker). 

Augenhintergrundsveränderungen nach 
Schädelverwundungen 794 (v. Szily). 

Autoamputation des Wurmfortsatzes 
923 (Mudd). 

Autoplastik und Mammakrebs 881* (K. 
Fritsch). 

Axillararterien, Schuß der 875 (Grant). 


Unterbindung der 


Bacillus perfringens 679 (Jablons). 
Bakterien der Nase 29 (Marx). 
Balkenstich 191 (Ringel). 

Banti’sche Krankheit 111 (Lichtenstein), 
896 (Krull). 

Basedow 702 (Blair), 918 (Simpson). 

Basedow’sche Krankheit 438 (Hart), 485 
(Rautmann). 

— — Röntgenbestrahlung bei 31 ( Siel- 
mann), 564 (Waters). 

Basedowoperation 864 (Bumsted). 

Basedowfälle 89 (Halsted). 

Bauch, Schußverletzungen des 131 
(Körte), 132 (Wildegans, Perthes), 
133 (Borchard). 

Bauchaortanaht, seitliche 471 (Juvara). 

Bauchfell, Anatomie des 73 (Broman). 

— Lymphangiom des 382 (Minervini). 

— Pseudomyxom des 377 (Lewis). 

Bauchfellchirurgie 683 (Woolsey). 

Bauchfellverwachsungen, Verhinderung 
von 684 (Sweet, Chraney, Wilson). 

Bauchhöhlentuberkulose 175 (Kayser). 


Sachverzeichnis. 


Bauchschüsse 58 (Vollbrecht, Wieting), 
138. 172 (Rotter), 173 (Karl), 309 
(Toepfer), 355 (Körte, Schmieden), 
357 (Friedrich), 534 (Koetzle), 655 
(Kraske), 656 (Rost, Böhler), 775 
(Wieting-Pascha), 777 (Länge), 842 
(Basl), 922 (Matyds). 

— im Kriege 466 (Perthes). 

Bauchschuß 843 (Glass). 

— Netztransplantation bei 778 (Rosen- 
stein). | 
Bauchschußbehandlung 241* (G. Kel- 

ling), 411* (Langemak). 

Bauchschußverletzungen 775 (Läwen), 
177 (v. Brunn), 842 (Kraske), 843 
(Meyer), 925 (Läwen). 

Bauchspeicheldrüse, Anatomie der 472 
(Sobotta). 

Bauchsympathicus, Ganglioneurome des 
318 (Krecke). 

Bauchverletzungen 466 (Basdekis), 778 
(Reichel). 

— aus dem Balkankriege 172 (Wieting- 
Pascha). 

— stumpfe 888 (Moro). 

Bauchwundhaken für die Gallenblase 
896 (Reder). 

Beckengegendverletzungen 115* (W. 
Levy). 

Beckenmessung mit Röntgenstrahlen 
612 (Martius). 

Bein, künstliches 185* (Riedel). 

Beine, künstliche 92 (v. Baeyer). 

Beingeschwüre, variköse 736 (Salvetti). 

Beinstützpunkt am Becken, künstlicher 
529* (Riedel). 

Benegran 841 (Salomon). 

Benzinersatz durch Carbonum tetra- 
chloratum 288 (Krummacher). 

Benzol bei Leukämie 24 (Moeller), 25 
(Berg), 433 (Koppang). 

Bier’sche Hyperämie bei Drüsenschwel- 
lungen 692 (Ruta). 

Bindegewebswachstum617(Rost,Werner) 

Biologie der bösartigen Neubildungen 
81 (Goldmann). 

Blasenerkrankung, tabische 664 (Koll). 

Blasengeschwülste 665 (Kretschmer). 

— bösartige 539 (Dalla Valle). 

Blasen-Nabelreflex 318 (Giauri). 

Blasenpapillome 814 (Beer). 

— Hochfrequenzströme bei 540 (Lohn- 
stein). 

Blasenschüsse 814 (Goldberg). 

Blasenschuß 142 (Zondek), 338 (Kappis). 

Blasenspalten 214 (Schliep). 

Blasenspülungen, Chinin für 664 (Mac 
Donald). 

Blasenstörungen ohne Prostatahyper- 
trophie 712 (Lewis). 

Blasentuberkulose 665 (Key, Sundberg). 

Blasentumoren, Hochfrequenzströme bei 
80 (Renner). 


959 


Blasenverletzung mit Harnröhrenzer- 
reißung 813 (Bertlich). 

Blasenverletzungen durch Schrapnell- 
kugeln 79 (Pfitzner). 

Blasenzerreißung 214 (Clark). 

Blastomycosis 898 (McKenty, Morgan). 

Blinddarmdivertikel nach Appendekto- 
mie 468 (Bunts). 

Blinddarmentzündung, Pericolitis und 
chronische 180 (Vorderbrügge). 

Blut, Gerinnungsfaktoren des hämo- 
philen 84 (Fonio). 

Blutcysten der Niere mit Hämaturie 
144 (Wulff). 

— in den Nieren 713 (Wulff). 

Blutgefäße, Schußverletzungen der 220 
(Honigmann). 

Blutgefäßchirurgie 680 (Hotz). 

Blutgefäßnaht 120 (Jeger). 

Blutleere, künstliche 532 (Sehrt). 

Blutprüfung bei Schrapnellkugelträgern 
250 (Lipp). 

Blutstillung 170 (Ohkohchi). 

Blutstillung durch Coagulen 85 (Mut- 
schenbacher). 

— durch thrombokinetische Muskelwir- 
kung 868 (Pamperl). 

— bei Schädeloperationen 859 (Fried- 


man). 

— auf dem Schlachtfelde 331 (Wiewio- 
'rowski). 

Bluttransfusion 618 (Lewisohn), 619 
(Ingebrigsten), 680 (Rous, Turner). 

— Natriumzitratlösung bei 553 (Weil). 

Blutübertragung 868 (Lewisohn). 

Blutung, kriegschirurgische 170 (Wie- 
wiorowski). 

Breslauer chirurgische Gesellschaft 65. 
219. 

Bromchloroform 270 (Feist, Bonhoff). 

Bronchialdrüseneiterung mit Perfora- 
tion in den Ösophagus 277 (Kelling). 

— in die Trachea 32 (Pesch). 

Bronchiektasien 90 (Wydler). 

Bruch des Humerusschaftes 876 (Bern- 
hard). 

— der Kniescheibe 720 (Zachariae). 

— des Oberarms 823 (Engelhardt). 

— des Oberschenkels 527 (Witzenhau- 
sen). 

— des Os naviculare 95 (Eiken). 

— der Patella 49* (F. Schultze), 411* 
( Seubert). 

— des Schenkelhalses 254 (Rovsing), 255 

- (Ross), 766 (Albee), 527 (Whitman). 

— des Schienbeins 528 (Stropeni). 

— des Unterarmes 611 (Skillern). 

Bruchbehandlung, operationslose 583 
(Magnus). 

Brüche des Arms 156 (Lambertz). 

— des Calcaneus 95 (Brind). 

— des Elibogens 824 (Neuof). 

— der Extremitäten 421 (Kahleyss). 


960 


Brüche der unteren Extremität 718 
(Hadra). 

— der oberenGliedmaßen 717 (Schmerz, 
Szilägyi). 

— des Kiefers 861 (Warnekros). 

der Kniescheibe 615 (Wyeth). 

— der Knochen 92 (Nespor), 286 (Frän- 
kel), 450 (Nicolaysen), 578 (Lexer). 

— der Knöchel 615 (Cotton). 

— im Kriege, Extensionslatte bei 421 
(Weissgerber). 

— des Mittelfußes und der Hand 648 
(Oppenheim). 

— des Oberarms 718 (Nussbaum). 

— des Oberschenkels 255 (Hass), 422 
(Hohmeier), 423 (Jüngling, Angerer, 
Danielsen, Lenz), 424 (Hurtado, Men- 


delsohn), 720 (Groth, Drüner), 827 


(Riffel), 830 (Roschke, Alexander). 

— des Os lunatum und Os naviculare 
93 (v. Gaza). 

— des Schenkelhalses 156 (Pohrt). 

— des Unterkiefers 29 (Ivy), 482 (Dun- 
ning). 

— des Unterschenkels 455 (Laspiur), 
603 (Rietschl), 831 (Mordvek). 

— der Wirbel 69 (Hadda), 70 (Küttner), 
557 (Francini). 

Brustamputation 921 (Stewart). 

Brustdrüsenentzündung, chronische cy- 
stische 567 (Müller). 

Brustdrüse, Sarkom der 800 (Geist, Wi- 
lensky). 

Brustkorbverletzungen 702 (Katzen- 
stein). 

Brustkrebs 568 (Rodman, Torek, Ru- 
benson), 646 (Handley 

Brust-Lungenschüsse 487 (Schultze). 

Brustschüsse 235 (Rotter), 353 ( Sauer- 
bruch, Borchard), 354 (Borchard, 
Burkard). 

Brustschuß 920 (Schmidt). 

Brustverletzungen im Felde 645 (Jehn). 

— penetrierende 798(Zondek, Kaminer). 

Brustwarzenerkrankung 922 (Jopson, 
Speese). 

Büchse für sterile Gaze 16 (Michael). 


Calcaneus, Drahtschlingenextension am 
849* (Radlinski). 

Calcaneusbrüche 95 (Brind). 

Callusbildung nach Knochenverletzun- 
gen 328 (v. Hansemann). 

Calvé-Perthes’sche Krankheit 157 ( Se- 
verin, Nordentoft), T19 (Michelsen). 

Caput obstipum 640 (Morse). ` 

Carbonum tetrachloratum, Benzinersatz 
durch 288 (Krummacher). 

Carcinoma gelatinosum 568 (Rubenson). 

— oesophagi 295 (Bauer). 

Carotis communis, Naht der 126 (v. Ha- 
berer). 

— — Unterbindung der483(Riedinger). 


Sachverzeichnis, 


Carotisdrüsengeschwülste 195 (Steindl). 

Carotisligatur 750 (Franz). 

Carotisschußverletzung 641 (Betcke). 

Chinin nach Äthernarkosen 917 (Bonnot, 
Cleveland). 

— für Blasenspülungen 664 (Mac Do- 
nald). 

— nach Operationen 680 (Bonnot). 

Chirurgie der weiblichen Geschlechts- 
organe 344 (Engelmann). 

— Geschichte der neueren deutschen 
462 (Küster). 

— im Kriegslazarett 397 (v. Rothe), 
398 (v. Brunn), 399 (Goebel, Hose- 
mann), 428 (Faisst). 

— des Ohres und der oberen Luftwege 
481 (Gerber, Kronenberg, Hölscher). 

— des Pankreas 733 (Sweet, Simons). 

— Praktikum der 374 (Nordmann). 

— Silberplättchen in der 217* (E. 
Lexer). 

Chlorkalk-Bolus alba, Wundstreupulver 
515 (Edel). 

Chlorom der Mamma 237 (Reid). 

Cholecystitis 110 (Deaver). 

Choledochusresektion 383 (Giacinto, 
Luigi). 

Cholelithiasis 383 (Aoyama), 537 (Za- 
radnicky, Jirdsek). 

Cholestearin bei Riesenzellengeschwül- 
sten der Sehnen und Gelenke 300 
(Weil). 

Chondromatose, multiple 524 (Bojesen). 

Chordom des Kreuzbeins 194 (Wagner), 
640 (Vecchi). 

Chorioepitheliom des Hodens 714(Cooke). 

Citobarium, neues Röntgenkontrastmit- 
tel 599 (Baumeister). è 

Coagulen 84 (Fonio), 85 (Mutschen- 
bacher), 270 (Halpern). 

Coccygodynie 559 ( Yeomans). 

Coecum mobile 109 (Ingebrigsten), 500 
(Znojemsky), 660 (Tosatti). 

Coliinfektion 315 (Hugel). 

Colitis ulcerosa 181 (Albu). 

Coxa vara 527 (Ridlon, Steindler). 

Cramerschienen 609 (Bachhammer, 
Horn). 

Cyste des Pankreas 928 (Gelpke). 

— des Wurmfortsatzes 685 (Phemister). 

Cysten in der Harnblase 540 (Ekehorn). 

— des Pankreas 240 (Speese), 688 
(Ipsen). 

— retroperitoneale 715 (Staehlin). 

Cystennieren, solitäre 340 (Zaccarini). 

Cystitis, Joddämpfe bei 416 (Cifuentes). 


Darmanastomosierung 783 (Soresi). 

Darmeinklemmung, innere 779 (Book- 
mann). 

Darmlähmung, DE IVE RSA (SINE): 

Darmligatur 502 (Ehler). 

Darmlipome, innere 847 (Tromp). 


Sachverzeichnis. 


Darmperforation 844 (Popper). 

Darmpolypen 892 (Carroll). 

Darmschüsse 357 (Enderlen, Kraske), 
584 (Krall), 727 (Enderlen, Sauer- 
bruch). 

Darmschußverletzungen 76 (Enderlen). 

Darmstenose 141 (Abbe). 

Darmstörungen, chronische 380 (Con- 


nell). 
. Darmtuberkulose 588 (Niosi). 
Dal VE ZUNBEN, retroperitoneale 775 
(Peiser). 
Darmverschluß im Kindesalter, mesen- 
terialer 661 (Mayerhofer). 
Darmzerreißung 311 (Sehrt), 465 (Hen- 
richsen), 466 (Arnold-Larsen), 467 
(Bastianelli), 468 (Stauff). 
Deformität und Wachstumsstörung 271 
(Herz). 
Deltoideuslähmung 253 (Asplund). 
Dermoid der Niere 713 (Baldwin). 
Desmoidgeschwülste der Bauchwand 497 
(Zikmund). 
Deutsche Kriegschirurgentagungi in Brüs- 
sel 345. 
Diabetes insipidus und Hypophyse 28 
(Kahimeter). 
Diagnostik, urologische 384 (Nicolich). 
Diathermie 452 (Bucky). 
— in der Chirurgie 65 (Batzdorff) 
— bei Gonorrhöe 213 (Boerner, Santos). 
— bei Kriegsverletzungen 521 (Stein). 
Dickdarmdivertikel 732 (Carman). 
Dickdarmgeschwülste, maligne 181 
(Welter). 
Dickdarmkrebs 77 (Baur, Bertein), 238 
(Burke). 
Dickdarm-Magenfistel 892 (Haman). 
Dickdarmverstopfung, chronische 535 
. (Lynch, Draper). 
Diphtherieserum beiErysipel 901(Koller). 
Diplokokkenvaccine 24 (Derez-Grande). 
Distraktionsklammerverbände 210 - 
. (Hackenbruch). 
Divertikel des Dickdarms 732 (Carman). 
— des Kehlkopfes 234 (Shambough, 
Lewis). 
Divertikelbildung am Magen 781 (de 


Quervain). 

Drahtextension am Fersenbein 256 
(Burger). 

Ductus cysticus, akzessorischer 733 
(Wightman). 


Dünndarm, hormonogene Spasmophilie 

.. des 74 (Petrivalsky). 

Dünndarmgascysten 77 (Mauclaire). 

Dünndarmgeschwüre, sekundäre 685 
(Soresi). 

Dumdumgeschosse 168 (v. Bruns), 169 
(Friedrich), 511 (Valentin), 545 (Hae- 
nisch). 

Dumdumgeschoßverletzungen 261 (Köl- 
liker, Basl, Perthes, Sudendorf). 


Zentralbl. f. Chirurgie. 


961. 


Dumdumgeschoßwirkung 206 (Kirsch- 
ner, Stargardt, v. Meyer, ram 
Haenisch). 

Dumdumverletzungen 284 «(Thöle). 

Duodenalgeschwür 685 (Mayo). 

Duodenum 313 (Lippmann). . 

— Rupturen des 380 (Niederle). 

Duradefektdeckung 746 (Mayer). ! 

Dymal 840 (Engelmann). 


Echinokokken des Ileopsoas 527 (Cal- 
derara). 
Echinokokkencyste der Niere 417(Bravo, 
Pascual). 
Echinokokkus 928 (Gutierrez). 
— der Lunge 566 (Bles). 
Eierstockstransplantation 714 (Tuffier). 
Eingeweidewunden, Deckung von. 318 
- (Pignati). 
Ekzem nach Pellidolsalbe 841 (Störzer). 
Elephantiasis des Armes 718 (Magni): 
— nostras 613 (Strasser). 
Ellbogenbrüche 824 (Neuhof). 
Ellbogengelenkdrainage 419 (Doberauer). 
Elibogenscheibe 823 (Katz). 
Elibogenversteifung 611 (MacAusland). 
Embolie der Aorta abdominalis 753* (G. 
E. Konjetzny). 
— bei Fraktur, paradoxe 604 (Paus). . 
— und Thrombose 857 (McLean). 
Embolieentfernung 612 (Nicolaysen). 
Emetin zur Blutstillung 861 (Weinstein). 
Empyem 440 (d’Agata). il 
Empyema pleurae 127 (Wideroe). 
Empyembehandlung 368 ( Silvestri, Hell- 
ström), 919 (Rüdel). 


` Empyeme, metapneumonische 645 (Bo- 


‚ relius). 

Enchondrome des Schulterblattes 419 
(Sudler). 

Endoskopie der Luft- und Speisewege 
751 (Brünings, Albrecht). 

Endptheikrebse der Pleura 91 (Rosen- 


baum). 
Englisches Infanteriegeschoß 740 (Marx), 
Enuresis 665 (Böhme). 
Eppendorfer Krankenhaus, Operations- 
penaud: des 212 (Kümmel). 
pie Te 192 (Weispfenning), 909 (East- 


— nach Hirnschußverletzung, trauma- 
tische 406 (Spielmeyer). 

— Pathogenese der 860 (Tilmann). 

Epiphyse des Trochanter minor, Ab- 
trennung der 614 (Metcalf). 

Epiphysenlösung am unteren Femur- 
ende 94 (Uffreduzzi). 

Epiploitis, chronische 312 (Ekehorn). '. 

Epitheliom des Samenstrangs 568 (Pi. 
gnati). 

Epithelisierung der Wunden 299(K.aupe). 

Epithelregeneration 413 (Minervini). 


c 


962 


Epityphlitis als Folge eines Streif- 
,‚ schusses, letale 176 (Colley). 
Erdinfektion und Antiseptik 569* (C. 
Brunner). 
Erfrierungen 368 Morna, Pulay), 
404 (Wittek, Bundschuh). 
Behandlung schwerer 449 (Prauter). 
im Felde 252 (Friedrich). 
im Kriege 107 (Melchior). 
Prophylaxe und Therapie der 106 
(Pribram). 
— Spätkomplikationen 633 (Burkard). 
Erfrierungsgangrän 867 (Hecht). . 
Ersatzapparate, mediko-mechanische 
609 (Roesky). 

Ersatzglieder. und Amputationen der 
unteren Gliedmaßen 878 (Ritschl). 
Erysipel, Antidiphtherieserum bei 152 
` (Polák), 404 ( Svátek), 517 (Polak). 
— Antistreptokokkenserum bei 516 (Se- 

.- merad). 

— Diphtherieserum bei 901 (Koller). 

— Jodtinktur bei 516 (Magi). 

Erysipelbehandlung 24 (Arneth). 

Erythema induratum 534 (Frumerie). 

Eventratio diaphragmatica 67 (Weigert). 

— und Hernia diaphragmatica . 177 

~ (Hildebrand). 

Exophthalmus pulsans 293 ( Silvan). 

Exostosen, multiple kartilaginäre 189 
(Kjaergaard). 

Exostosis tibiae 735 (Ernst). 

Explosionswirkungen 324 (Busca). 

Explosivgeschoßwirkung 5 (Nippe). 

N A 673 Senge), 674 
(Riedel). 

Explosivwirkung des Mantelgeschosses 
376 (Fischer). 

Exstirpation der Gallenblase 240 (Graff, 

- Weinert). 

— der Milz 894 en Mayo). 

— der Nieren 671 (Mayo). 

Exea lon behandiuns B05% (A. Wildt). 

Extensionsschiene 604 (Wohlgemuth), 814 
(Epstein). 

Extensionsverband 821 (Müller). 

— bei Unterschenkelbrüchen 603 
era 

— bei Verletzungen der Beckengegend 
'-115* (W. Levy). 

Extensionsverbände 525 (Fleuster), 874 
: (Oppenheim). 

Extremitäten, Schußverletzung 524 (Ax- 
hausen). 

Extremitätenbrüche 421 (Kahleyss). 

Extremitätenschußbrüche 603 (Weiss- 
gerber). 


Facialislähmung í 626. 627 (Körner). 
pase mo ppentberpianziig 72 ‚201% . (L. 


Rastienplastik bei - Schußveritzungen 
der..Dura 908 (Jeger. 


Sachverzeichnis. 


Fascientransplantation 121 
schmidt), 573* (W. Burk). 
freie 415 (Levit). 

Feldlazarettchirurgie 135 (Oelsner). 

nen, 335 (Axhausen), 904 


(Klein- 


(Börner). 
Feldröntgenanlage 546 (Brauer, Hae- 
- nisch). 
Fersenbein zur Stumpfdeckung 473* 
(Oehlecker). 
Festschrift zur Feier des 10jährigen Be- 
stehens der ea für. praktische 
- Medizin in Köln 8 
Fettembolie 552 Mean) 474 (Bür- 


ger). 
Fetthals 194 (Gjessing). 
Fettleibigkeitsbehandlung 24 (Labbe). 
Fettverpflanzung bei Venendefekten 
552 (Eloesser). 
Fibrom des Hodens 343 (Avoni). 
Fibroma pendulum 69 (Hadda). 
Fibuladefekt, so landet 615 (Schön- 
feld, Sorantin). 
Fingersehnen, Spontanrupturen der 93 
(Weigeldt). 
Fingerstreckverband 420 (Walter). 
Fisteln des Kehlkopfs 277 (Grünwald). 
Fistel des Magens 785* (H. Gross). 
Fixationsverband 821 (Föderl, Fischel). 
Flechtwerkschienen 822 (Kessler). 
Fliegerpfeilverletzung 261 (Grützner). 
Fliegerpfeilverletzungen 325 (Rimann). 
Förster’sche Operation bei Little’scher 
Krankheit 437. (Biesalski). 
Formalin-Seifenwirkung 402. (Jura). 
Frakturenhebel 495* (Ansinn). 
FrankfurterZeitschriftfürPathologie773. 
a im Bronchus 799 (Schäf- 
er 
Lagebestimmung von 694 (Weski). 
in den Luftwegen 644 ( Steiner). 
in der Lunge,aspirierter236(Schwarz). 
der Speiseröhre 295 (Blau). 
und Steine der Harnröhre 71 (Hadda). 
— :Tieferrücken von 675 (Wachtel). 
Fremdkörperlokalisation - 12 (Holz-- 
 knecht), 550 (Katz, Salow). 
— nach Levy-Dorn 477* (Weischer). 
— mittels Röntgenstrahlen 226 (v. Hof- 
-~ meister). 
Fremdkörpertelephon 904 MAUERN, 
Wachtel). 
Frostbeulen 44 (Schwering). 
Frostgangrän der Füße 212 (Borchard). 
Führer für den Feldarzt' 375. (Sisto, 
Uffreduzzi), 510 aG al; San): 
Füße, schwache 767 (Owen). 
Fußgeschwulst 456 (Jansen). 
— der Soldaten 96 (Müller). 
Fußläsionen, seltene 768 (Moench). 
Fußstützmaschine 832 (Welty). 
Fufünkelbehandlung 188 ae 
Furunkelmetastasen 188 en: 


Sachverzeichnis. 


Gallenblasen- und Pankreasaffektionen 
111 (Einhorn). 

Gallenblasenentzündung 848 (Frank). 

Gallenblasen-Erkrankungen 894 (Dea- 
ver). 

Gallenblasenoperation 927 (Lichty, Zur- 
horst). 

Gallenblasenpapillom895 (Irwin, Carty). 

Gallenfütterung 688 (Gerster). 

Gallenleidenoperationen 318 (Erdmann). 

Gallenpleuritis bei Leberverletzung 471 
(v. Gaza). 

Gallensteinchirurgie 183 ( Schulz). 

Gallensteine 895 (Peterson). 

— Pathogenese der 591 (Rovsing). 

Gallensteinnachweis mit Röntgenstrah- 
len 472 (Panner). 

Gallensteinoperationen 732 (Hubbard, 
Kimpton). 

Gallenuntersuchungen 687 (Medack, Pri- 

ram 


bram). 
Gallenwege, Abnormitäten der 280 (Oeh- 
er 


J ; 

Gallenwegoperationen 536. 896 (Erd- 
mann). 

Gallenwegserkrankungen 591 (Körte). 

Ganglien, seltene 158 (Riedel). 

Ganglioneurome des Bauchsympathicus 
318 (Krecke). 

Gangrän, diabetische 23 (Trolle). 

— der Lunge 704. (Blecher). 

— der Milz 893 (Dowd). 

Gangränbehandlung mit ultravioletten 
Strahlen 308 (Kriser). 

Gangrän- und Nekroseformen .496 (Wie- 
ting-Pascha). 

Gasabszeß, subphrenischer 889 (Nydry). 

Gasbazillensepsis 287 (Bingold). 

Gasbrand 348 (Kümmell). 

— durch anaerobe Streptokokken 838 
(Marwedel, Wehrsig). 

en des Dünndarms 77 (Mau- 
claire). 

Gasembolie bei Sauerstoffinjektion 519 
Be UNE Frankenthal), 680 (Gärt- 


er). 
Gasgangrän 14 (Fränkel), 86 (Strauss), 
709 (van Emden). 

Gasphlegmone 13 (Franke), 119 (Tietze, 
Korbsch, Busch), 350 (Kolle), 376 
(Tietze, 'Korbsch), 401 (Böcker, Arm- 
knecht), 519 (Finckh), 141 (Kausch), 
837 (Fessler, Sackur), 900 (Pfanner). 

— im Felde 326 (Seefisch). 

— im Kriege 249 (Payr). 

— im Röntgenbild 679 (Martens). 

— Sauerstoff bei 43 (Sudeck). 

Gastrocele scrotalis, Röntgenologie bei 
719 (Rieder). 

Gastroduodenostomie 924 (Lapenta). 
Gastroenterostomie 378 (Brun), ‚892 
(Haman). . . 

Gastro-Koloptose 587 (Strauss). 


963 


Gastroptose 731 (Douglas). 

Gastrostomie,, Magendrainage durch 
721*. 850* (G. Nyström). 

Gaumendefekte, angeborene 631 (Hyb- 
binette). 

Gaumenmandel 293 (Güttich). 

Gaumenspalten.629 (Berry, Brown), 630 
(Eastman, Goyder, Brophy). 

Gefäßchirurgie 359 (Bier). 

Gefäßerkrankungen und Aneurysmen 
695 (Schum). 

Gefäße, en der großen 
136 (Kap 

Gefäßnervenfunktionsprüfung 791 (We- 
ber). 

Gefäßschüsse 531 (Zahradnicky). 

Gefäß-Beckenschüsse 59 (Vollbrecht, 
Wieting). 

Gefäßveränderungen nach Schußver- 
letzungen 145* (F. Neugebauer). 

Gefäßverletzungen 618 (Rühl). 

Gefäßverschluß, mesenterieller 315 


(Rupp). ne 

Gehirnabszeß nach Zahnerkrankung 407 
(Bannes). 

Gehirnchirurgie 290 (Kenyon). 

Gehirnerschütterung .479 (Weber). 

Gehirnlipoid. als Hämostatikum 868 
(Hirschfelder). 

SE CHNEVELI SUN EEN 699 
(Müller). 

Gehirnschußverletzungen 858 Aoten), 

. 909 (Bárány). 

Gehirntumor 699 (Alin). 

Gehirnverletzungen 745 (Müller). 

— durch Granatsplitter 744 (Goetjes). 

Gehirnzentren, Projektion der 746 
(Matti). 

Gelatineinfusion bei Shock und Verblu- 
tung 552 (Hogan). 

Gelenkankylosen, Röntgenologie bei 445* 

~- (A. Schwarz). 

Gelenkentzündung, ankylosierende,trau- 
matische 450 (Hirsch). 

Gelenkerkrankung, metastatische 7 10 
(Zapffe). 

Gelenkerkrankungen 329 (Come). 

Gelenkmobilisation 320 (Hanck). 

Gelenkmobilisationsschienen 203* (Neu- 
meister). 

Gelenkmobilisierung, blutige 636 (Payr). 

— in der Kriegschirurgie 506 (Lorenz). 

Gelenkrheumatismus und Unfall 762 
(Prochdzka). 

Gelenkschußverletzungen 871 (Zahrad- 
nicky). 

Gelenk- und Knochenschüsse 284 (r. 
Haberer), 285 (Els). 

Gelenk- und Knochentuberkulose 762 
(Kocher, Stoller, Huber, Schöni). 
Gelenkverletzungen und Gelenkeiterun- 

gen 855 (Payr). 
Gelenkversteifung 329 (Schede). 


c* 


964 


Gelenkversteifungen und Muskelatro- 
phien, Streckverbandapparat bei769* 
(Ansinn). 

Gelenke, Behandlung infizierter 579 
(Burckhardt). 

Gekrösruptur 590 (Dubs). 

Gerinnungsfaktoren des hämophilen Blu- 
tes 84 (Fonio). 

Geschoßentfernung, elektromagnetische 
229 (v. Hofmeister). 

Geschoßlokalisation 206 (Hartert), 262 
(Weski). 

Geschoßverletzung 576 (Merleti, Cal- 
caterra). 

.Geschoßwirkung 169 (Fessler, Lardy), 

224 (Bircher), 225 (Liebert), 575 

oa; Bujwid, Volkmann), 576 (Le- 

win 


Geschosse, Ortsveränderung der 904 


(Türk). 
Geschwulst des Gehirns 699 (Alin). 
— der Genitalgegend 335 (Baruch), 336 
(Grisson, Delbanco). 
— der Hypophyse 623 (Schepelmann). 
— des Magens 891 (Sherrill, Graves). 
— des Rückenmarks 483 (Eisberg), 701 
(Lind, Svindt). 
— intraspinale 701 (Collin, Krabbe). 
Geschwülste der Blase 665 (Kretschmer). 
— — bösartige 539 (Dalla Valle). 
— des Bauches, entzündliche 316 (Bag- 


gio). 

Behandlung bösartiger 448 (Pfahler). 

-- der Carotisdrüsen 195 (Steindl). 

des Dickdarms,maligne 181(Welter). 

im Gehirn 479 (Cushing). 

im Jugulum, cystische 89 (Riedel). 

der Knochen, bösartige 20 (Weng- 

lowski). 

Meiostagminreaktion bei 899 (Wis- 

sing). 

— der Nase und ihrer Nebenhöhlen, en- 
dotheliale 624 (Malan). 

— des sympathischen Nervensystems 

112 (Harbitz). 

— des Netzes 182 (Peterhanwahr). 

— der Nieren 417 (Kukula), 543 (Kretsch- 
mer, Moody), 667 (Sirami). 

— Röntgentherapie der malignen 103 
(Kotzenberg). 

— ae Schädelgrube 747 (Gier- 
ich). 

— der Wirbelkörper 638 (Key). 

— des Uterus 807 (Kelly). 

— pleurale 565 (Sikl). 

Geschwulstrezidive 899 (Herrick). 

Geschwür am Bein 736 (Salvetti). 

— des Duodenum 685 (Mayo). 

— des Magens 379 (Cavazzanti), 730 

(Ribbert, Martin, Carroli),, 923 


a led 


| 


(Mayo). 
Geschwüre des Magens und Duodenums 
2 (Peck). 


2 


Sachverzeichnis. 


Geschwüre des Magens und Dünndarms 
685 (Soresi). 

— der Zungenbasis 193 (Wagner). 

Gesichtsplastik 427* (K. Kolb). 

Gesichtsschüsse 861 (Krebs). - 

Gesichts- und Halsschüsse 125 (Glas). 

Gesichtsschußverletzungen 55: (Voll- 
brecht, Wieting). | 

Gewebe und Organe, Abkühlung von 
113* (Lanz). 

Giftigkeit von Desinfektionsmitteln 840 
(Friedenthal). 

Gipsattrappe, Technik der 608 (Mayer). 

Gipsklammer 821 (Stoeger) = > > 

Gipstisch 875 (Härtel). 

Gipsverband 190 (Trump, Noll, Most). 

— zur lokalen Stauung 16 (Sprengel). 

Gipsverbandgefahren 334 (Philippsthal, 
Rummelsburg). 

Gipsverbandtechnik 636 (Mayer, Mol- 
lenhauer), 820 (Hans), 815 (Meyer). 

Gipsverbände 636 (Kuhn). 

— gefensterte 286 (Schaefer). 

Glandula carotica 274 (Betke). 

Glasfremdkörper im Thorax 66 (Batz- 
dorff). 

Glieder, künstliche 456 (v. Hochenegg), 
607 (Heusner). 

Gliedmaßen, Kriegschirurgie der 872 
(v. Brunn). 

Gonitis tuberculosa 762 (Garnier), 763 
(Schlitowsky). 

Granatkontusion 429 (Gaupp). 

Granatsplitter in der Harnblase 79 (No- 
biling). 

Granatsplitterextraktion durch Elektro- 
magnet 129* (A. Tietze). 

Granatsplitterverletzung der Lunge 798 
(Müller). 

Granatverletzungen 576 (Israël), 577 
(Strauss). 

Granulome, subkutane 898 (Wagner). 


Haargeschwulst im Magen 238 (Martin). 

Hackenfuß 160 (Böcker), 768 (Campell). 

Hämangiom 19 (Sonntag). 

Haemangioma cavernosum 699 (della 
Torre). a 

Hämatom im Mediastinum 752 (Körner). 

— subkutanes 23 (Nordmann). 

Hämatome u. Aneurysmen 251 (Müller). 

— im M. rectus abdominis 683 (Lam- 
brethsen). 

Hämaturie bei Appendicitis 176 (Niel- 
sen). 

— infolge Kresolschwefelsäureintoxi- 
kation, renale 417 (Els). 

— bei Nierencysten 144 (Wulff). 

Hämorrhoiden 381 (Szuma, Suárez). 

— Radikaloperation der 737* (Till- 
mann). . 

— Radiumbehandlung der 926 (v. Noor- 
den, Caan). we 


Sachverzeichnis, 


Hämothorax- und Zwerchfellverwach- 
sungen bei penetrierenden Brust- 
verletzungen 798 (Kaminer, Zondek). 

Händedesinfektion 698 (Chironi, Gior- 
dano), 903 (Schumacher). 

Hängematten-Tragbahre 289 (Lange, 
(Trumpp). 

Halsnarbenbehandlung 701 (Freeman). 

Halsrippen 701 (Falk). 

Halsschußverletzungen 56 (Vollbrecht, 
Wieting). 

Halsverletzungen 863 (Peters). 

Hand, künstliche 609 (Bonne). 

Handdesinfektion 13. (Bechthold). 

Handgelenkentzündung 879 (Le Breton). 

Handgelenkstreckung, Schienen zur 419 
(Ritschl) 


Harnblasenzerreißung 142 (Moser), 665 


(Clark). 

Harninkontinenz 812 (Cadwallader). 

Harnleiter, doppelter 541 (Beccherle). 

— Neugeborener 215 (Posner). 

Harnröhrendefekt 663 (Rothschild). 

Harnröhrenzerreißung mit Blasenver- 
letzung 813 (Bertlich). 

Harnröhrenzerreißungen 664 (Bonne). 

Harnsteine 215 (Pfister, Neumann). 

Harzlösungen für Verbandzwecke 14 
(Dietrich). 

Hautblastomykosen 269 (Kehl). 

Hautdrüsensekrete, bakteriologische Be- 
deutung der 13 (Ozaki). 

Haut- und Weichteilemphyseme, be- 
drohliche 194 (Kroh). 

Hautepitheliome 83 (Wrede). 

Hautnaht, fortlaufende 534 (Heald). 

Hautplastik statt Nachamputation 298* 
(A. Schanz). 

Hautsarkomatose, Thorium X bei 900 
(Genhart). 

Hautsterilisierung 304 (Nasta). 

en 63 (Vollbrecht, Wie- 


ting). 

Heftpflasterverbände 635 (Eisner). 

Heißluftbehandlung Kriegsverletzter 
452 (Darricarrere). 

Heißluftmassage 521 (Stein). 

Heliotherapie 161 (Rollier). 

— der chirurgischen Tuberkulose 105 
(Johannson). 

Hemianopsia duplex 219 (Kohlmeyer). 

Hemiplegie, orthopädische Behandlung 
der 623 (Mayer). 

Hemiplegien nach Kopfverletzungen 553 
(Roemheld). 

Hernia diaphragmatica und Eventratio 
177 (Hildebrand). 

— encystica Cooperi 139 (v. Thun). 

Hernie der Gallenblase 896 (Patry). 

— Spiegel’sche 76 (Petrivalsky). 

— weiblicher Geschlechtsorgane bei 
einem Knaben 469 (Braithwaite, 
Craig). 


965 


Hernien der Linea alba 583 (Plaschkes). 

Hernienbehandlung 108 (Nota). 

Hernienoperation, radikale 139 (Rov- 
sing). 

Hernienoperationen 311 (Züllig). 

Herzblock und Herzschuß 32 (Koetzle). 

Herznaht 279 (Baumbach), 920 (Pool, 
Ramirez), 921 (Frist). 

Herzschuß 646 (Glaser, Kaestle), 921 
(Freund). 

Herzsyphilis, gummöse 128 (Harbitz). 

Herzwunden 567 (Schäfer). 

Hidradenoma cylindromatosum der 
Kopfschwarte 290 (Coenen). 

Hirnabszesse 291 (Bárány). 

Hirnchirurgie 408 (Durante). - 

Hirngeschwülste 479 (Cushing): 

Hirnphysiologie im Dienste des Krieges 
479 (Rothmann). 

Hirnprolaps nach Schädelschüssen 553 
(Börner). 

Hirnschüsse 123 (Marburg, Ranzi). 

Hirnschußverletzung, traumatische Epi- 
lepsie nach 406 (Spielmeyer). 

Hirnverletzungen, Ausfallserscheinun- 
gen nach 407 ren 

Hirnwunde 745 (Muck). 

ae des Röntgenkarzinoms 301 

-, (Rippert). 

Hochfrequenzströme als narbenerwei- 
chendes Mittel 806 (Becker). 

Hoden, Chorioepitheliom des 714 
(Cooke). | 

Hodenfibrom 343 (Avoni). 

Hodentorsion 343 (Prag). 

Hodenverlagerung 80 (Dombrowsky). 

sn sche Krankheit 682 ( Yates, 
Bunting). 

Höhensonne, künstliche 308 (Bach). 

— — im Dienste des Kriegslazaretts 
207 (Thedering). 

— Wundbehandlung mit künstlicher 
288 (Mayer). 

Hormonal u. Neohormonal 137 (Dencks). 

Hüftgelenkschüsse 613 (Göbell). 

Hüftgelenktuberkulose 829 (Allison). 

Hüftverrenkung, angeborene 420 (To- 
bidsek), 526 (Böcker). 

Hufeisenniere 668 (Marzynski). 

Hydronephrose einer Wanderniere 666 
(Perruci). 

Hydronephrosis 667 (Stewart, Barber). 

Hygrom der Bursa semimembranosa 
158 (Riedel). 

Hyperol 271 (Linhart). . 

Hyperphalangie 824 (Hilgenreiner). 

Hyperthyroidismus 484 (Porter). 

Hypophyse und Diabetes insipidus 28 
(Kahimeter). 

Hypophysektomie 556 (Canestro). = 

Hypophysentumoren623( Schepelmann). 

— Strahlentherapie bei 860 (Küpferle, 
v. Szily). 


966 


Hypospadiebehandlung 812 (Weitz). 
Hysterie nach Granatsplitterverletzung, 

traumatische 221 ( Sandberg). 
Hysteropexie 418 (Mori). 


Ileus 109 (Ingebrigsten), 589 (Stetter), 
661 (Davis), 848 (Starkey, Mixter.) 

— durch Fremdkörper 503 (Sil). 

— bei Wanderniere, intermittierender 
783 (Hügelmann). $ 

Implantation des Samenstranges in den 
Nebenhoden 713 (McKenna). 

Improvisationstechnik 907 (Kuhn, Rind- 
fleisch, v. Redwitz). 

Infanteriegeschoß im Herzen 646 (Gla- 
ser, Kaestle). 

Infektion, ruhende 262 (Melchior). 

— bei Kriegsverletzungen, rezidivie- 
rende und ruhende 835 (Most). 
Infraktion des II. Metatarsus 528 (Frei- 
berg). u è 
Infraorbitalrand, osteoplastischer Ersatz 

` des 489* (W. Levy). 

Injektion, epidurale 810 (Enderle). 

Insuffizienz der Valvula ileocoecalis im 
Röntgenbilde 109 (Marcuse). ` 


Insufflation, pharyngeale 566 (Meltzer). 


Intestinalstase, chronische 110 (Wideroe). 
Interimsprothesen 906 (Bickart), 716 
(Angerer). 
Interkostalneuralgien, traumatische 863 
(von Podmeniczky). 
Interossealmuskulatur, Zerstörung der 
766 (Müller). 
Intussuszeption 661 (Cubbins), 924 
(Means, Forman). 
Ischiadicusneuralgie 719 (Brunzel). 
Ischias 454 (Svindt). 
Isopral-Äthernarkose, intravenöse 742 
(Wepfer). 


Jackson’s Membran 535 (Eisendraht, 
. Schnoor). 
Jahresbericht der Heidelberger chirurgi- 
schen Klinik 166 (Wilms). 
Jod in Körperflüssigkeiten, Nachweis 
von 266 (Schumacher). 
Joddämpfe bei chronischer Cystitis 416 
(Cifuentes). 
Jod-Methylalkohol bei septischen Wun- 
~. den 286 (Pezzolo). 
Jodanstrich, Tiefen- und Dauerwirkung 
des 577 (Schumacher). 


Jodbehandlung, Gefahren der 839 (Os- 
al | | 


‚Jodoformersatz 839. (Weinberger). 
Jodtinktur 151 (Herzog). 

— bei Erysipel 516 (Magi). 

— und Tetanus 839 (Häberlin). 


Kalksalzen, . Injektion von. 679 er: 


vestri). 


Sachverzeichnis. 


Kampfer, künstlicher 404 (Lutz). . 

Kampferwein zur Wundbehandlung 635 
(Koch). 

Karzinombehandlung mit Mesothorium, 
Röntgenstrahlen, intravenösen In- 
jektionen 306 (Klein). 

Kastrationsgeschichte 343 (Gadelius). 

Kasuistik 497 (Zembicki). 

Keimgehalt von Leichenknochen 189 
(Desderi, Serafini). 

Keimprophylaxe in der Chirurgie 518 

aklin). 

Kehlkopf, ZEN EAUNE des 452 
(Bleyl, Körner). 

e 234 (Schambough, Le- 


Kehlkopffisteln, nichtchondritische 277 
(Grünwald). 

Kehkopfkrebs 199 Schmiegelow). 

Kehlkopfschüsse 643 (Nadoleczny, Böh- 
ler), 644 (Scheier). 

Kehlkopftuberkulose 45 (Strandberg), 46 
(Möller). 

Kehlkopfverletzung 438 (Körner). 


.Kieferbrüche 861 (Warnekros). 


e PTEE 408 (Hauptmeyer, Walk- 


Klete erkenne 193. (Hoffmann). 
Kieferschußverletzungen 16 (Greve), 192 
(Steinkamp, Adloff), 628 (Bruhn), 
629 (Turnovszky, SER. 861. 
(Williger). 
Kieferstützapparate 911 Bruhn). 
Kieferverletzungen 793 ( le 
Klammerextension bei Knochenbrüchen 
872 (Schmerz). 
Kieferzertrümmerungen, Ernährung bei. 
629 (Weishaupt). 
Klumpfuß 647 (Calogero, Matti). 
Klumpfußbehandlung 256 (Magnus). 
Klump- und PlattfuB 456 (Werndorff).. 
Kniegelenkmaus 828 (Goetjes). 
Kniegelenkmobilisierung, operative 256 


(Payr). 
Kniegelenksbewegungsstörung 454 


Br infizierte 166 (Han- 
sing 
Su elenksresektion bei Tuberkulose 
(Henderson). 
ee ok 615 (Sever, 
Fiske), 831 (Rogers). 
Kniescheibenbrüche. 615 (Wyeth). 
Kniescheibenbruch 720 (Zachariae). 
Kniescheibendeformität 720 (Rubin). 
Kniescheibennaht 255 (Riedel). 
Kniescheibenverrenkungen ‚93 (White- 
locke), 828 (Koehl). 
Knieschüsse 879 (Schloffer). 
Knöchelbrüche 615 (Cotton). 
Knochenbildung, Pseudathrose 551 (Da-. 
, vis, Hunnicut). - 
Knochenbruchbehandlung 820 (Jackson). 


ws 


Sachverzeichnis. 


Kinnochenbrüche 450 (Nicolaysen). 

— der Beine 719 (Wildt). 

— Lane’sche Platten bei 760 (Trout).: 

— Nagelextension bei 421 Be 

— offene 92 (Nespor). 

— schwere 286 (Fränkel). 

— blutige Vereinigung von 578 (Lexer). 

Knochenchirurgie 520 ae) 521 
(Bolognesi). 

Knochenerweichung 601 (Barrie). 

Knochengeschwülste, bösartige 20 (Wer- 
glowski). 

Ne IL ERDINIDIEEHNE 189 
(Svindt). 

Knochenneubildung nach Schußverlet- 
zung 833 (Schmidt). 

Knochen- und Gelenkschüsse 284 (v. Ha- 
berer), 285 (Els). 

Knochenschußverletzungen, Refraktu- 
ren bei 820 (Holländer). 

Knochensyphilis 870 (Fraenkel). 

Knochentransplantation 559 ( Jacobs), 
602 (Albee), 760 (Gill). 

Knochentransplantationen 414 (Horák). 

Knochentrauma und Tetanie 189 (Gu- 
lecke). 

Knochen- und Gelenktuberkulose 161 
(Rollier), 164 (Kocher, Bircher), 762 
'(Kocher, Stoller, Huber, Schöni). 

Knochentumor, gemischter. 414 (del 


Kochsalz-Ätherinfusionen bei Tetanus 

.. 838 (Hercher). 

Kochsalzlösungen zur subkutanen und 
intravenösen Anwendung 16 (Her- 
cher). 

. Kohle und Zucker zu Verbandszwecken 
151 (Schelenz). 

Kolokolostomie 662 (Lobingler). 

Kombinationsapparat, orthopädischer 

. 524 (Wunsch). 

Kompendium der Röntgenaufnahme u. 
Röntgendurchleuchtung 803 (Des- 
sauer, Wiesner). 

Kopfschuß 219 (Kohlmeyer). | 

Krankentrage, rollbare 86 (Korbsch). . 

Krebse, branchiogene 482 (v. Haberer). 

Krebs der Brust 568 (Rodman, Torek, 
Rubenson), 646 (Handley). 

— des Dickdarms 77 (Baur, Bertein), 
238 (Burke): 

Krebs, aminolytisches Ferment im Ma- 
geninhalt bei 781 (Halpern). 

— intralaryngealer 199 (Schmiegelow). 

— der Leber 591 (Yeomans). 

— und Magengeschwür 501 (Wilson, 
. McDowell). 

— des Magens 238 (Mayo), 587 (Smi- 

thies), 686 (Bloodgood), 924 (Cheney, 

.  Ochsner). 

— — und Duodenums 659 (Holding). 

der Mamma 881* (K. Fritsch). | 

— — und des Uterus 544 (Klein). 


1 


967 

Krebs des Mastdarms 536 (Coffey), 927 
(Jones). 

— des sophagus 45 (Unger), 234 
_ (Ponzio). ` 

— des Penis 212 (Cunningham). 

— der Prostata: 813 (Judd). 

— Radiumbehandlung des 305. (Roye 
sing). 

— Radium- und Mesothoriumbestrah- 
lungen bei 105 (Albanus). :. 

— der Speiseröhre196 (Hauch), 484 ( To- 
rek), 642 (Meyer). 

Krebse, Strahlenbehandlung der‘ 83 
(Küstner, Heimann). 

Krebs, Strahlentherapie bei 304 (Dö- 
derlein). 

— Topographie des 17 (Kolb). 

— des. Uterus 714 (Akerblom). 

— — und Rektum 900 (Schmitz). 

— der Wangen 627 (Davis). 

— der Zunge 482 (v. Haberer). 

Krebsbildung, multiple 67 (Gotistein).. 

Krebsdiagnose 83 (Cytronberg).. | 

Krebsstudien 101 (Stammler). 

Kreislaufumkehr 613 (Horsley, White- 
head). 

Kreuzbänderverletzung 734 (Morian). 

Kriegsärztliche Erfahrungen 52 ( Vall- 
es Wieting), 323 (Simon, Made- 


ng) 
a Taschenbuch 374 (Jan- 
qu 
Kriegsaneurysmen 171, 288 (Bier), 321% 
(Steinthal), 811 (B ier). 
Kriegschirurgie 85 (Strauss), 117 (Frän» 
kel), 3715 (Kukula), 634 (Göbel). 
der Gliedmaßen 872 (v. Brunn). 
— konservative 577 (Doberauer). 
— Leitfaden der praktischen 4 Mr Oet- 
tingen). 
— Leitsätze der 206 (Wieting). 
Kriegschirurgische Beiträge 852 (Leb- 
. Sche, Matti), 853, (Kocher), 854 
(Vischer, Ryhiner). 
— arunge im Feldlazarett5 (Nord- 


mann). 

— :— 150 (Danielsen), 166 (Hotz); 167 
(Reber), 227 (Smoler), 228 (Rehn), 511 
(Demmer), 599 (Oppenheim), 125 
(Crile, Körber). 

Kriegschirurgischer Fortbildungskurs 

. 512 (Demmer). 

Kriegschirurgisches 6 (Melchior), 347 
(Friedrich, Rehn), 689 (Alder), 741 
(Körber), 915 (Drennen). 

— in den Balkankriegen 1912/13 396 
(Exner). 

— aus einem Heimätlazarett 902. (Mel- 

. chior). 

— aus Montenegro 42 ‚(Scoccianti). 

— in Przemysl 902 (Pamperl). 

Kriegserinnerungen 574 (Riedel). 

Kriegsheilkunde vom roten Kreuz 99. 


968 


Kriegsinvalidenfürsorge 605 (Valentin). 

— und staatliche Unfallfürsorge 604 
(Silberstein). 

Kriegsorthopädie 906 (A. Heymann). 

Kriegsphlegmone 118 (Suchanek). 

—$Perubalsam bei 262 (Grunert). 

Kriegsverletzungen des Kehlkopfes und 
des N. vagus 438 (Körner). 

— peripherer Nerven 289 (Cahen). 

— des Nervensystems 6 (Hotz). 

— und Tuberkulose 810 (Schramm). 

Kriegsverletzungennachbehandlung 605 
(Laqueur), 606 (Nagelschmidt). 

Kriegsverwundungen 915 (zur Verth). 

Kriegsverwundetennachbehandlung 906 
(Rosenberg). 

Kropf 864 (Hunziker). 

— und Basedow 275 (Kienböck). 

— endemischer 863 (Klinger, Montigel), 
864 (Messerli). 

— bei Kindern 643 (Buford). 

Kropfoperationen 563 (Frazier). 

Kropftuberkulose 87 (Riedel). 

Kugelsuchapparat 610 (Cohen, Jödicke). 

Kugelsucher 261 (Schmidt). 

Kulenkampff’sche Plexusanästhesie 697 
(Schepelmann). 

Kupfersulfatlösung bei malignen Ge- 

- kschwülsten 414 (Manara). 


Laminektomie 749 (Perthes). 

— Bauchlage nach 817* (de Quervain). 

Laminektomien 637 (Elsberg). 

Laparotomie im Felde 656 (Strauss). 

Leber und Gallenwege, Chirurgie der 
239 (Landau). 

— Schußverletzung der 843 (Landau). 

Leberkrebs 591 (Yeomans). 

Lebernekrose nach Unterbindung der 
Arteria hepatica 1* (A. Narath). 

Leberneubildungen 592 (Crohn). 

Leberresektion 537 (Picone). 

Lehrbuch der Krankheiten des Ohres 
und der Luftwege 124 (Denker, Brü- 
nings). 

— der Massage 248 (A. Müller). 

Leistenhoden, Stieltorsion des 544 (Ja- 
stram). 

Leistenschmerz 343 (Campani). 

Leitungsanästhesie 696 (Harris). 

Lendenwirbelkonturschuß 125 (Freund). 

Leptomeningitis bei Milzbrand, hämor- 

~ rhagische 28 (Berglund). 

Leukämie 434 (Nakamura). 

— chronische lymphatische 539 (Hep- 


burn). 

— Benzol bei 24 (Moeller), 433 (Kop- 
- pang). , 

— — und Thorium X bei 25 (Berg). 
Leukozon 840 (Leubuscher). 

— neues Wundstreupulver 600 (Anker). 
Lichtbad in der Rhino-Laryngologie 700 
- (Strandberg). 


Sachverzeichnis. 


Ligamentum patellae, Erkrankung des 
94 (Bähr). . 

Lipodystrophia progressiva 683 (Chri- 
stiansen). 

Little’sche Krankheit, Förster’sche Ope- 
ration bei 437 (Biesalski). 

Lokalanästhesie 622 (Lerda, Quarella), 
623 (Schmidt). 

— bei Schußverletzungen des Gesichtes 
910 (Lindemann). 

Lokal- und Leitungsanästhesie 362 
(Holzwarth). 

Luftembolie 694 (Kleinscmidt). 

— bei Tenotomie des Kopfnickers 365 
(Stern). 

Luftweg- und Speiseröhrenverletzung 
702 (Gluck). 

Lumbalanästhesie 27 (Gfroerer). 
Lumbalpunktion bei submeningealen 
Blutungen 796 (v. Podmaniczky). 

— und Schädeltrauma 123 (Hosemann). 

Lungenabszesse 704 (Razzaboni). 

Lungenbajonettstichverletzungen 487 
(Herrenschneider). 

Lungenechinokokkus 566 (Bles). 

Lungengangrän 704 (Blecher). 

Lungenkriegsverletzungen 702 (Beitzke). 

Lungenschüsse 199 (Prinz Ludwig von 
Bayern), 236 (Hartert), 278 (Toe- 
niessen, Boettner, Ritter, Reiche, 
van den Velden), 295 (Unterberger), 
487 (Ehret, Krez, Unverricht), 702 
Volkmann), 797 (Bockhorn, Korach). 

Lungentuberkulose 486 (Jessen). 

— chirurgische Behandlung der 800 
(Lapeyre). 

— und Bronchiektasen, Thorakoplastik 
bei 237 (Zinn, Mühsam). 

— Thorakoplastik bei 646 (Löwenhjelm, 
Nyström). 

Luxatio fibulae im Talocruralgelenk 

.  443* (Hartleib). 

Lymphangiome des Halses 641 (Li- 

b 


gabue). 
— des Netzes 662 (Outerbridge). 
— — und Bauchfells 382 (Minervini). 
Lymphangioma des Netzes 239 (Outer- 
bridge). 
Lymphödeme, elephantiastische 532 
~. (Kondoléon). 
Lymphogranulomatosis 23 (Vorploegh, 
-  Kehrer, Hoogenhuyze). 


Magenbefunde, röntgenologische und 
linische 890 (Jaworski). 

Magencirrhose 781 (Porter). 

Magendilatation, akute 140 (Leriche). 

Magendrainage durchGastrostomie 721*, 
850* (G. Nyström). 

Magen- und Darmentleerung bei atoni- 
schen Zuständen 656 (Gross). 

Magenerkrankungen, chirurgisch behan- 
delte 178 (Roedelius). 


Sachverzeichnis. 


Magenerweiterung während der Laparo- 
tomie, akute 685 (Luckert). 

Magenfistel mit Heberdrainage 785* (H. 
Gross). 

Magen-Dickdarmfistel 892 (Haman). 

AREAREN , gutartige 587 (Camp- 


Magengeschwür 379 (Cavazzanti), 730 
(Martin, Carroli), 923 (Mayo). 

— und Krebs 501 (Wilson, Mc Dowell). 

— der kleinen Kurvatur 140 (Ver- 
brycke). 

Magengeschwüre, 
(Ribbert). 

— sekundäre 685 (Soresi). 

Magen- und Duodenalgeschwüre 502 
(Peck). 

Magengeschwulst 891 (Sherrill, Graves). 

Magenkrebs 238 (Mayo), 587 (Smithies), 
686 (Bloodgood), 924 (Cheney, Ochs- 
ner). 

— Röntgendiagnose bei 178 (Stierlin). 

Magenoperation 923 (Peck). 

— plastische 659 (Beck). 

Magenresektion 731 (Finsterer, v. Ha- 
berer, Gibson). 

Magenresektionen 312 (v. Haberer). 

Magenschleimhautüberpflanzung 586 
(Doolin). 

Magensyphilis 847 (Einhorn). 

Magen- und Darmverletzungen 585 
(Boit). 

Magnesium, glyzerinphosphorsaures, bei 
Tetanus 601 (Zuelzer). 

Magnesiumnarkose 209 (Cloetta). 

Magnesiumsulfat bei Tetanus 
(Straub, Schütz). 

Malakie des Os naviculare und lunatum, 
traumatische 826 (Therstappen). 

Malum perforans pedis 638 (Kuznitzky). 

Mamma- und Uteruskarzinom 544 
(Klein). 

Mammakrebs und Autoplastik 881* (K. 
Fritsch). 

Massage bei Kriegsverletzungen 522 
(Schütz). 

Mastdarmkrebs 536 (Coffey), 927 (Jones). 

Mastdarmvorfall 381 (Tölken). 

Mastisolersatzmittel 334 (Fiessler, Bos- 


sert). 
Meckel’s Divertikel 588 (Watson), 729 
(Craglietto), 782 (Callender). 
Mediastinalabszeß bei Fremdkörper im 
Bronchus 799 (Schäffer). 
Mediastinaltumor 128 (König). 
Medikamentenzufuhr, intravenöse 361 


experimentelle 730 


250 


Jeger). 

Meiostagminreaktion bei bösartigen Ge- 
schwülsten 899 (Wissing). 

Meningitis, eitrige 793 (Trnka). 

— otogene 292 (Mygind). 

— bei Schußverletzungen des Gehirns 
553 (Chiari). 


969 


Mesenterium ileocolicum commune 239 
(Tage-Hansen). 

Mesothorium- oder Radiumbehandlung 

- bei Karzinom 544 (Klein). 

Mesothoriumschädigung des. Rektum 
307 (Krecke). 

Miedernaht 635 (Noder). 

Militärärztliche Literatur 41 (F. Tichy). 

en und Th yreotoxig 366 (Dan- 

ehl 


nehl). 
Milzabszeß 590 (Paus), 892 (Elting). 
Milzanämie 893 (Wilson, Krumbhaar). 
Milzchirurgie 182 (Hoffmann). 
Milzdermoid und Wandermilz 732 (Ku- 
maris). 
Milzexstirpationen 894 (Giffin, Mayo). 
Milzgangrän 893 (Dowd). 
Milzoperationen 927 (Gerster). 
Milzruptur beim Rodeln 784 (Levy). 
Milzrupturen, traumatische, isolierte 
183 (Baur). 
Milzvenen- und Pfortaderthrombose 687 
(Lindbom). 
Mobilisation versteifter Finger- und 
Handgelenke 612 (Laqueur). 
Mondbeinverrenkung 611 (Runyan). 
Morbus Basedow 88 (Glaserfeld), 198 
(Sudeck), 563 (Morhaut), 751 (Starck). 
Mundsperre durch Schußverletzung 435 
(Heile, Steinkamm). - 
Muskelsarkome, primäre 413 (Amund- 
tegui). 
Muskeltransplantation, freie 905 (Kroh). 
Muskelüberpflanzung am Schultergürtel 
743 (Gerulanos). 
Muskelverknöcherung 415 (Gruber). 
Myelitis, traumatische 638 (Mayer). 
Myelom der Beugersehne des Daumens 
526 (Crucilla). 
Myeloplastik 627 (Schepelmann). 
Myositis ossificans traumatica 26 
(Schöppler). 
Myxödem 197 (Frey), 643 (Odin). 
Myxorrhoea 317 (Gant). 


Nabelbruch 729 (Moschcowitz). 

Nabelkoliken älterer Kinder 314.(Knoep- 
felmacher, Bien). 

Nabel-Blasenreflex 318 (Giauri). 

Nachamputation 905 (Pfeilsticker). 

— Hautplastik statt 298* (A. Schanz). 

— Vermeidung von 441* (H. Hans). 

Nachbehandlung nach chirurgischen Ein- 
griffen 64 (Behrend). 

— Kriegsverletzter 399 . (Smitt), 400 

(Kirchberg). 

— orthopädische 637 (Milner). 

Nagelextension bei Knochenbrüchen 421 
(Grabowski). 

— bei Oberschenkelschußbrüchen 422 
(Hohmeier). 

Narbenkeloid bei Negern. 300 (Brenizer). 

— Radium bei 807 (Simpson). 


970 


Narkose 361 (Höber). - 

— durch Magnesiumsalze 869 iv. Isse: 
kutz, Kobert). 

Narkosenasphyxie post laparotomiam 
231 (Kirstein). 

Narkosenfrage 231 (Scholz). 

Nasennebenhöhlenschleimhautentzün- 
dung 625 (Uffenorde). 

Nasenplastik 124 (König), 434 (Blair), 
910 (Eitner), 911 (Ahrend).. 

Nasen-Rachenpolypen 293 (Szmurlo). 

Nasen- und Halsoperationen, Pituitrin 
bei 552 (Kahn, Gordon): 

Natriumzitratlösung bei Bluttransfusion 
553 (Weil). 

Nebenhodenentzündung 216 (Smith, 
Frayser). 

— akute 672 (Smith, Frayser). 

Nebennieren, Verkalkung und Verknö- 
cherung der 815 (Schwarz). 

Nebennierenuntersuchungen: 342 (Cro- 
. we, Wislocki). 

Nekrose- und Gangränformen 496 (Wie- 
ting-Pascha). 


Nephrectomia transperitonealis 144 
(Paus). 

Nephrektomie wegen Tuberkulose 671 
(Verriotis). 


— chronische aseptische 667 (Rovsing). 

Nephrotomien, Blutung nach 216 
(Tschaika). 

Nerven, Kriegsverletzungen der peri- 
pheren 619 (Nonne), 620 (Reich- 
mann). 

— Schußverletzungen peripherer 463 
(Huismans, Sauter), 464 (Bernhardt, 
Sänger), 188 ( Borchardt), 189 (Mann), 
790 (Gratzl, Grosse), 791 (Mayer). 

Nervendefektdeckung 433 (Steinthal). 

Nervendehnung und -Durchschneidung 
136 (Leriche). 

Nerveneinpflanzung 454 (Tello). 

Nervenerkrankungen im Ar 621 
(Margulies)., | 

— periphere 904 (Cassirer). 

a chirurgische 101(Auer- 
ach) 

Nervennaht 252 (Spielmeyer), 405 (Hoff- 
mann), 463 (Thiemann, Steinthal, 
Döpfner), 726 (Hoffmann), 801* (H. 

. Hans), 

Nervenpfropfung 431 (v. Hofmeister). 

Nervenregeneration 726 (Hoffmann). 

Nervenschußverletzungen 561 (Voelker). 

Nervensystem, vegetatives, und abdo-. 
minelle Erkrankungen, 376 (Thies). 

— Kriegsverletzungen des 6 (Hotz), 42 
(Hezel), 512 (Oppenheim), 513 (Roth- 
mann), 834 (Bruns). 

Nervenverletzungen 100 (Becker), 154 
(Hohmann), 265 (Reznicek), 266 
.(Stoffel, Hoepfl, Drüner), 430 (Peres 
Hezel), 453 (Cassirer). 


Sachverzeichnis, 


Nervenverletzungen, Lagerungsbehand- 
lung der 621 (Mayer). 

— “Nervenmechanik bei 710 (Stoffe). 

Nervus iliohypogastricus bei Hernioto- 
mie 659 (Dowd). 

— recurrens und Struma 562 (Cisler). 

— ulnaris, Varietät des 525 (v. Haberer). 

Netz, Lymphangioma des 239 (Outer- 
bridge). 

Netzgeschwülste 182 (Peterhanwahr). 

etztransplantation bei .Bauchschuß 

778 (Rosenstein). 

Neubildungen, Biologie der bösartigen 
81 (Goldmann). 

Neurolyse des Płexus brachialis 610 
(Mehler). 

Neurose, traumatische 70 (Goebel). 

Niere, Dermoid der 713 (Baldwin). 

— Echinokokken der 417 (Bravo, Pas- 
cula). 

— arterieller Kollateralkreislauf der 340 
(Lick). 

Nieren, Blutcysten in den 713 (Wulff). 

— Schußverletzungen der 59 (1o 

. brecht, Wieting). 

Nierenblutcysten 144 (Wulff). 

Nierenchirurgie 340 (Miliani). 

Nierencyste, solitäre 144 (Paus). 

Nierenexstirpation 671 (Mayo). 

Nierenfunktion 143 (Baetzner). 

Nierenfunktionsprüfung 339 (Bauer, v. 
Nyiri), 416 (Tracy, Hohlweg). 

- mit Phenolphthalein 541 (Braasch, 
Thomas, Smith). 

Nierengeschwülste, bösartige 417 (Ku- 
, kula). 

— papilläre 543 (Kretschmer, Moody). 

— primäre 667 (Sirami). 

Niereninfektion 542 A Draper). 

— experimentelle 668 (Koll). 

— hämatogene 542 (MacGowan, Cun- 
ningham). 

Nierenkrebs mit Nierensteinen 670 (Co- 
ryell). 

‚  Nersamißbildungen 143 (Motzfeldt), 668 


ey 

Nierenreizung nach Na nt 
493* (R. Morian). 

Nierensteine 712 (Hinman). 

Nierentuberkulose 80 (Jerie), 669 (Car- 
raro), 670 (Ekehorn), 713 (Gordon), 
816 (Ekehorn). 

Nilotan, Wundbehandlung mit 593* 
(Steinberg). 

Nosokomialgangrän633 ( Trendelenburg) 

Nottracheotomien 295- ( Thom). 

Noviform 600 (Seègall). 

Novokainanästhesie, Nierenreizung n nach 
493* (R. Morian), 


Oberarm, Schußverletzungen des: 222 
| (Gottstein). 
Oberarmbruch 823 (Engelhardt). 


Sachyverzeichnis. 


Oberarmkopf, 
155 (Janz). 

Oberarmschaftbrüche 718 (Nussbaum). 

Oberarmschußbrüche 822 (Goebel, Bor- 
chers). 

Oberarm-Schulterverband 822(Erlacher). 

Oberkieferosteofibrom 436 (v. Hippel). 

Oberschenkelbrüche 255 (Hass), 424 
(Hurtado, Mendelsohn), 527 (Witzen- 
hausen), 720 (Groth, Drüner). 

— im Felde 422 (Hohmeier), 423 ( Jüng- 
ling, Angerer, Danielsen, Lenz). . 

Obersçhenkelschüsse 157 (Ritter, Hass). 

Oberschenkelschußbrüche 614 (Handl), 
830 (Roschke, Alexander). 

Obseryationes, ausgewählte des Fabry. 
von Hilden 41 (Schaefer). . 

Obstipation, chronische 782 (Rost). 

Ödem der Bauchwand, angioneuroti- 
sches 683 (Bogart). 

— des Handrückens, hartes trauma- 
tisches 826 (Levy, Stromeyer). 

Operationen hinter der Front346 (Garr?). 

Operationsfreiheit im Lichte fortschrei- 

.  tenderStrafrechtsreform 598 (Lieske). 

Operationslehre 904 (Zuckerkand!). 

— chirurgische 260 (Pels-Leusden. 

Operieren im. Felde 151 (Perthes). 

Orthopädie im Kriege 7 (Lange). 

Orthopädische Behandlung  Hemiple- 
giker 623 (Mayer). 

ao 608 (Köhler), 609 (Grün- 
berg 

— in der. ‚Verwundetenbehandlung 2 286 
(Ritschl). 

Ortizon, 519. (Sieg el). 

— und Ortizonstifte 497 (Rossie). 

Ortsbestimmung von Geschossen 117 
(Trendelenburg). 

Ös naviculare, 
(Meulengracht). 

Ösophagoskopie 483 (Sternberg). 

Ösophagoskopische ‚Untersuchung 366 
(Sternberg). 

Ösophagus, Anatomie des 365. (Hirsch- 
mann, Frohse). 

Ösophagus-Bronchialfistel 234 (Ponzio). 

elsophagu schub 796. (Schilling). 


Verrenkungsbruch des 


sophagusquerresektion 366 (Nunberg). 


Ösophaguskriegsverletzungen 195 (Ma- 
delun 


ng). | 
Ösophaguskrebs, intrathorakaler 45 (Un- 


ger.) . 
Osteochondritis deformans 879 (Schmid, 
Guye). 


Osteochondrome, kongenitale 601 (Car- 


man, Fisher). 
Osteofibrom des Oberkiefers 436 (v. Hi ip- 
el 


pel). 
Osteogenese 328 (Mayer, Wehner). 


an 519 (Clopton), e> Be 


ns). 
— Ehronlache 26 (Rost). 


Erkrankung des 736 


971 


Osteomyelitis costae 485 (Zachariae). 

— purulenta. der Wirbel 364 (Volk- 

'" mann). 

Osteoplastik, Elfenbein und Hornein- 
heilung 232 (v. Kamptz). 

— an den Extremitäten P319 ( Jost). 

— im Gesicht 481 (Babcock). 

Osteopsathyrose, infantile 756 RE 

böck). 

Osteopsatirosis 414 (Salvetti). 

Osteosarkome des Knies 735 (Mauclaire) 

Ostitis fibrosa cystica 520 (Landon). : 

— — osteoplastica 449 (Hansen). 

— — mit Tumoren ung Cysten 758 
(Lotsch). 


Pankreaschirurgie 733 (Sweet, Sinans, 

Pankreascyste 928 (Gelpke). 

Pankreascysten 240 (Speese), 688 (Ip- 
sen). 

Pankreasfettriekrose 538 (Niosi). - 

Pankreatitis acuta 184 (Dietrich). 

— — haemorrhagia 733 (Linder). 

— akute 472 (Mehliss). 

— haemorrhagica 688 (Bindslev). 

Papier als Verbandstoff 403 (zur Verth). 

Papillom der Gallenblase 895 KENN: 
Carty). 

Papphülsenschienen 271 (Lange). 

Paracelsus 802 (Sudhoff). 

Pa S spastische 555 (Sharpe, Far- 

ell) 


Parathyreoidea bei Tetanie, Transplan- 
tation von 30 (Nicolaysen). 

Parotitis 292 (de Castro). 

— sympathische 632 .(Moszkowicz). 

Patellarbruch 49* (F. Schultze), 411* 

~ (Seubert). | 

Pellidol 841 (Blind, Störzer). 

Peniskrebs 212 (Cunningham). 

Penisverhärtung 664 (Waters, Colston). 

Pericolitis membranosa 536 (Costa). 

— und chronische IS DALENLFUNS 
dung 180 (Vorderbrügge). 

Perienteritis membranosa 783 (Gerster). 

Periost- und Knochenneubildung 760 
(Davis, Hunnicut). 

Peripherieschüsse 486’ (Maresch). 

Peristaltin nach Laparotomien 138 
(Frankenstein). 

Peritonitis 498 (Precechtel), 889 (Crile). 

— nach Appendicitis 844 (Kroher). 

— .kryptogenetische 581 (Brunzel). 

— subphrenische 923 (Neuhof). È 

= ne 498 (Trnka), 657 (Liga- 
ue 

Peritonsillarabszesse 700 (Moskovitz). 

Perniziöse Anämie, Splenektomie bei. 
591 (Roblee). . | 

Peroneuslähmung 735 (Fleischhauer), 
880 (Horwitz). 

Perubalsam bei Kriegsphlegmonen er 
` (Grunert). | 


972 


Pfählungsverletzungen 107 (Bengsch). 

— in der Armee 172 (Koetzle). 

Pfortader- und Milzvenenthrombose 687 
(Lindbom). 

Phlegmone im kontinuierlichen Bade 
119 (Riehl). 

Phlegmonebehandlung 622 (Sachs). 

Phrenikotomie bei Tetanus 12 (Jehn). 

Physiologie der Verdauung des. Hundes 
584 (Brockhaus). 

Phytotrichobezoar 177 (Treplin). 

Pikrinsäure bei Verbrennungen 403 
(Heusner). | 

Pituitrin bei Darmlähmung 892 (King). 

— bei Nasen- und Halsoperationen 552 

.. (Kahn, Gordon). 

Pix liquida bei infizierten Wunden 840. 
(Duschkow-Kessiakoff). 

Platten, Entwicklung photographischer 
546 (Lossen). 

Platt- und Klumpfuß 456 (Werndorjf). 

Plattfußoperation, Nicoladoni’sche 160 
(Rothschild). 

Plastik mit gestielten Hautlappen 906 
(Franke). 

Pleuraempyem, Röntgenotherapie des 
564 (Elgart). 

Pleuraempyeme 368 (Hellström). 

Pleurapunktion, offene 918 (Schmidt), 
919 (Stepp). 

Plexus lumbalis, Anästhesie des 385* 
(A. Schlesinger). 

— solaris bei Tabikern, Dehnung des 
139 (Leriche). 

Plexusanästhesie, Kulenkampff’sche 697 
(Schepelmann). 

Plexusoperationen 253 (Reich). 

Pneumatokele, intrakranielle 7145 (Wo- 
darz). . 

— nach Schußverletzung 553 (Decken). 

— nach Schußverletzungen, intrazere- 
brale 649* (Kredel). 

Pneumolyse 919 (Oeri). 

Pneumonokoniosen 565 (Entin). 

Pneumoperitoneum 535 (Malcolm). 

nn mothorax 367 (Bäumler), 918 (Cum- 


er). 

— künstlicher 439 (Wolff, Ehrlich). 

— bei Lungentuberkulose, künstlicher 
367 (Breccia). i 

— bei Lungengangrän, künstlicher 199 
(Reichmann). 

Pneumothoraxapparat 566 (Kornmann). 

Priapismus 663 (Hinmann). 

Processus entepicondyloideus > (Al- 
bers-Schönberg). 

Proktoskopie 590° (Stanton). 

Prolapsus ani 772* ()J. Becker). 

— recti 686 (Svindt). 

Prophylaxe des Kriegskrüppeltums 522 
(Lange, Bier). 

Prostataanatomie 711 (Lowsley). 

Prostatachirurgie 337 (Hada. Scalone). ` 


Sachverzeichnis. 


Prostatahämorrhagie 416 (Cassanello). 

Prostatakrebs 813 (Judd). 

Prostatakonkremente 78 (Suter). 

Prostatektomie bei Incontinentia urinae 
paradoxa 214 (Troell). 

_ up Dun se 214 (Gibson), 865* 
(K. Fritsch). 

Protein- und Fettresorption nach Ent- 
fernung des halben Dünndarms 588 
(Palmer). 

Prothese für Amputierte 705* (O0. Orth). 

Prothesen 832 (Cohn), 907 nn), 
— für Amputierte 606 (Schaedel). 

Pseudarthrosen 524 (Helbing). 

Pseudoappendicitis 582 (Longo). 

Pseudomyxom des Bauchfells 377 (Le- 
wis). 

— des Peritoneums 499 (Dialti). 

Pseudomyxoma peritonei 658 (Michaels- 


son). 

Pseudotabes hypophysarea 555 (Kahl- 
meter). 

Pseudotetanus 518 (Pontano). 

Psychose und Trauma 513 (Berger). 

Pyelographie 215 (Luckett, Friedmans), 
338 (Simon), 541 (Eisendraht), 7 12 
(Bruns). 

— der Doppelniere 814 (Schönfeld, 
Friedl). 

— bei Nierenverletzungen 666 (Luck- 
rett, Friedmann). 

— Todesfälle nach 666 (Keyes). 

Pylorektomie 502 (Rodman). 

Pylorusausschaltung 313 (van Lier), 
380 (Randisi), 131 (Gazzara). 

Pylorushypertrophie 730 (Koch). 

Pylorusstenose 586 (Lewis, Grulee). 

— und Magenverlagerung durch Ver- 
wachsungen 179 (Silbergleit, Veith). 

Pylorusstenosen, tuberkulöse 75 (Pfan- 
ner). 

Eron vercou 586 (Wydler). 

Pylorusverschiuß 502 (Gibson). 

Pyocyaneusbekämpfung 679 (Meyer). 

Pyocyaneuseiter 402 (Unger). 

Pyocyaneuseiterung 496 (Stein). 

Pyocyaneusinfektion 837 (Franke). 

Pyoktanin 402 (Schrumpf, v. Oettingen). 

Pyrrhoea alveolaris 861 (Wright). 


Quecksilberquarzlampe 854 (Stiner). 


Radialislähmung 420 (Spitzy), 718 
(Croissant). 

Radikaloperation der Hämorrhoiden 
737* (Tillmann). 

Radotheraple 550 (Esdra). 

Radium bei bösartigen Geschwülsten 
807 (Sparmann). 

— bei Narbenkeloid 807 (Simpson). 

— bei Uteruskrebs 714 (Akerblom). 

Radium- und Mesothoriumbestrahlun- 
gen bei Krebs 105 (Albanus). 


Sachverzeichnis. 


Radium- und Mesothoriumpräparate 308 
(Wichmann). 

Radiumbehandlung der Hämorrhoiden 
926 (von Noorden, Caan). 

— des Krebses 305 (Rovsing). 

— maligner Tumoren 305 (Müller). 

Radiusköpfchen, angeborenes Fehlen 
des 878 (Hornung). 

Reamputation 733 (Hayward). 

Regio sacro-lumbalis, Anomalien der 
272 (Els). 

Rektalrupturen 78 (Hellström). 

Resektion von Cardia und Ösophagus 
196. 641 (Borelius). 

— desCholedochus 383 (Giacinto, Luigi). 

— der Leber 537 (Picone). 

— des Magens 312 (v. Haberer), 731 
(Finsterer, v. Haberer, Gibson). 
Retroflexio uteri, Reizblase bei 79 (Te- 

leky). 
Retropharyngealgeschwulst 631 (Merz). 
Riesenzellengeschwülste der Sehnen und 
Gelenke, Cholestearin bei 300 (Weil). 
Rippenbruch, beiderseitiger 796 (Stop- 


pel). 

Rippensarkom 920(Outland, TEE): 

Rippenschußverletzung 920 (Spoerl). 

Rippentransposition bei Wirbeltuber- 
kulose 437 (T:oblasek). 

Röntgenaufnahme und Röntgendurch- 
leuchtung, Kompendium der 803 
(Dessauer, Wiesner). 

Röntgenbehandlung der Lymphdrüsen- 
tuberkulose 307 (Krecke). - 

— inoperabler Magen- und Darmkarzi- 
nome 307 (v. Bomhard). 

— der Tuberkulose 267 (Fränkel). 

— der chirurgischen Tuberkulose 106 
(Denks). 

Röntgenbestrahlungen 807 (Janus). 

— bei Basedow 564 (Waters). 
Röntgendiagnose von Magen- und Duo- 
denalleiden 238 (Brewer, Coll). 

— bei Magenkrebs 178 (Stierlin). 

Röntgenhaus des allgemeinen Kranken- 
hauses St. Georg in Hamburg 806 
(Albers-Schönberg, Seeger, Lasser). 

Röntgeninstitut in Hamburg-Eppen- 
dorf 102 (Gocht). 

Röntgenkarzinom, Histogenese des 301 
(Rippert). _ 

ent bei Psoriasis 395 (Kien- 
öck). 

ee des Dickdarms 686 ( Thay- 
sen 

— bei Gelenkankylosen 445* (A. 
Schwarz). 

— der pathologischen Speiseröhre 642 
(Schütze). 

Röntgenologisches 207 (Wachtel), 393 
(Schmidt, Immelmann, Schütze), 394 
‚(Kienböck), 395 (Schulz), 396 (Stein), 
547 (Lüppo-Cramer, Kröncke), 550 


973 


(Meisel), 883 (Hackenbruch, Berger), 
886 (Wachtel). 

an enotherapie des 'Pleuraempyems 

564 (Elgart). 

Rn on Dr. J. E. Lilienfeld 
548 (Koch). 

Röntgenröhrenregler 22 (Schlenk). 

Röntgensekundärstrahlenblende 
(Bucky). 

Röntgenstrahlen, Nachweis von Gallen- 
steinen mit 472 (Panner). 

Röntgenstrahlenmessung 883 (Grann), 
885 (Christen). 

Röntgentaschenbuch 882 (Sommer). 

Röntgentherapie der malignen Ge- 
schwülste 103 (Kotzenberg). 

Röntgentherapiebetrieb, rationeller 804 
(Bucky) 


136 


Röntgentiefentherapie 303 (Fischer). 

Röntgenuntersuchung der Schulter 876 
(Iselin). 

— beim Ulcus duodeni 469 (Manginelli). 

Röntgenverfahren in der Laryngologie 
31 (Weingaertner). 

Rückenmark, meningeale SL Pe 
am 862 (Bonhoe fer). 

Rückenmarksgeschwulst 701 (Lind, `> 
Svindt). 

— bei Laminektomien 483 (Elsberg). 

Rückenmarksschüsse 436 (Goldberg, Lief- 
mann), 638 (Rumpel), 748 (Derby, 
Bittorf, 749 (Perthes). 

Rückenmarksschuß 700 (Coenen). 

Rückenmarksschußverletzungen 30 (Gu- 
leke), 125 (Finkelnburg). 

Rückenmarks- und Gehirnschußver- - 
letzungen 233 (Rumpf). 

Rückenmarksverletzung 557 (Frankel). 

Rückenmarksverletzungen 272 (Schum, 
Klapp), 748 (Leva). 

Rumpfschußverletzungen 57 (Voll- 
brecht, Wieting). 

Rupturen des Duodenum 380 (Niederle). 


Say rrano nanding des Tetanus 709 
(Rothfuchs). 

Samenblasen, Bau der menschlichen 80 
(Seifert). 

Samenstrangepitheliom 568 (Pignati). 

Sanduhrmagen 108 (Pers). 

Sarcoma mammae 646 (Rubenson). ` 

Sarkom der Brustdrüse 800 (Geist, Wi- 
lensky). 

— unter dem Bilde der Mastoiditis 794 
(Zahradnik). 

— der Rippen 920 (Outland, Clende- 


ning). 
— der langen Röhrenknochen 521 (Co- 
l 


ey). 
— des Uterus 344 (Fullerton). f 
— der Zunge 363 (Betke), 700 (Cough- 
lin 


Sattelnasenkorrekturen 910 (Eitner). 


974 
Sauerstoff bei Gasphlegmonen 43 (Su- 


deck). Es 

Sauerstoffinjektion, Gasembolie bei 519 
(Simmonds, Frankenthal). 

Schädel, Schußverletzungen des 55 ( Voll- 
brecht, Wieting). 

Schädelchirurgie im Felde 122 (Erhardt). 

Schädeldefektdeckung aus dem Sternum 
409* (P. Müller). 

— mittels Zelluloidplatten 257* (Funke). 

Schädeldefekte 555 (Schüller), 897* (A. 
Kappis). 

Schädelgeräusche 191 (Köster). 

Schädelkapsel, Streifschüsse an der 405 
(Noehte). 

Schädelschüsse 291 (Haucken), 350 ( Til- 
mann, Enderlen), 352 (Bier, Kleist, 
Göbel, v. Eiselsberg, Burkhard), 405 
(Eschweiler, Cords), 479 (Sauer), 553 
(Syring, Thiemann), 743 (Guleke), 
792 (Axhausen, Engelhardt), 858 

~ (Joseph). 

— Frühbehandlung der 554(Hosemann). 

— operierte 908 (Kalkh 

Schädelschußverletzung 2 (Schleinzer). 

Schädelschußverletzungen 553 (Läwen). 

Schädeltrauma und Lumbalpunktion 
123 (Hosemann). 

Schädelverletzungen 352 (Denker), 859 


(Canon). 
— im Kriege 122 (v. Haberer, Longard). 
Schädelverwundungen, Augenhinter- 


grundsveränderungen nach 794 m 
(Szily). 

Schädelwunden 792 (Blegvad). 

Scharpie als Verbandmaterial 14 (Brun- 
ner). 

Scharpieverwendung 515 (v. Hochenegg). 

Schenkelhalsbruch 254 (Rovsing), 255 
(Ross), 527 (Whitman), 766 (Albee). 

— Radikaloperation des 378 (Lionti). 

Schenkelhalsbrüche, intrakapsuläre 156 
(Pohrt). 

Schienbeinbruch 528 (Stropeni). 

Schienbeinende, Verrenkungsbruch des 
33* (H. Riedl). 

Schiene fürSchußverletzungen des Knie-: 
gelenkes 369* (M. Grundler), 371* 
(Neuffer). 

Schienenverbandanfertigung 523(Gocht). 

Schienenverbände 603 (Schede), 636 
(Peiser). 

Schilddrüse, Anatomie der 126 (Sobotta). 

Schilddrüsenabszeß 87 (Scalone). 

'Schilddrüsenerkrankungen 30 (Matlack), 
233 (Schurly). 

Schilddrüsenstruktur 295 (Cervo). 

u SEEN 809 (Good- 


an). 
Schlatter sche Krankheit 455(Graef),614 
(Peteri).. 
Schlüsselbeinverrenkung 876 (W. L. 
Brown, C. P. Brown). Ä 


Sachverzeichnis. 


Schnellverbandschiene,sterile 289 (Krae- 
mer). 

Schraubenstreckverband 821 (Töpfer). 

Schulter-Oberarmverband 822 (Erlacher) 

Schulterblatthochstand 71 (Jacobsohn), 
154 (König). 

Schultergelenksversteifung nach Schuß- 
verletzungen 765 (Stein). 

Schultergürtelauslösung 610 (Cipollino). 

Schulterschmerz bei chirurgischen Er- 
krankungen der Bauchhöhle 174 
(Löffelmann). 

SAL EYELLENEUNG: habituelle 418 (Se- 


ig). | 
Se Teuga 281* (H. F. O. Haber- 


and) 

Schußbrüche 634 (Perthes), 820 (Pin- 

cus), 

872 (Schmerz), 873 (Baginsky), 874 

(Frank, Fischel). 

indirekte 135 (Perthes). 

des Oberschenkels 424 (Mendelsohn). 

langer Röhrenknochen 285 (Els), 759 

(Ansinn). 

— Transportverbände bei 251 (Schlöss- 

. mann). 
des Unterkiefers 124 (Schröder). 

Schußfraktur 357 (Payr, Goldammer). 

Schußspuren 150 (Lochte, Danziger). 

Schußverletzungen 902 (Schönfeld). - 

— des Bauches 131 (Körte), 132 (Wilde- 
gans, Perthes), 133 (Borchard). 

— der Blutgefäße 220 (Honigmann). 

— der Extremitäten 524 (Axhausen). 

— Gefäßveränderungen nach 145* (F. 
Neugebauer). 

— des Gehirns 698 (Gebele). - 

der De Gelenke 761 (Zahrad- 

nic 

der Harnwege 335 (Kolb). 

Infektion der 151 (Kayser). 

der Kiefer 16 (Greve), 192 (Stein- 

kamp, Adloff). 

der Knochen 400 (Köhler). 

der Kreuzfurche 718 (Coenen). ` 

merkwürdige 774 (Winkler). 

. der Nase und ihrer Nebenhöhlen 054 

(Denker, Seidel). 
der Nerven 869 (Perrier). 

— peripherischer Nerven 331 (Auer- 
bach), 332 (Kirschner, Hirschel), 463 
(Huismans, Sauter), 464 (Bernhardt, 
Sänger), 561 (Voelker), 788 (Bor- 
chardt), 789 (Mann), 7% (Gratzl, 
Grosse), 791 (Mayer). 

— der Nieren 59 (Vollbrecht, Wieting). 

— im Röntgenbilde 599 (Hagedorn). 

— des Rückenmarks und Gehirns 233 

(Rumpf). 

— der pneumatischen Schädelhöhlen 
654 (Grünwald). 

— Spätblutungen nach 451 (Longard). 

— Verbände bei 251 (Hohmann). 


] 


Bun | 


Sachverzeichnis.. 


Schußwaffen und Schußwunden 167. (v. 
B 


runs). 

Schußwundenbehandlung 230 (Riedel). 

Schweißdrüsenadenome 300 (Frattin). 

Seekriegs-Chirurgie, allgemeine 148. 149 
(zur Verth). 

Seekriegsverletzungen 150 (zur Verth). 

Sehnenbehandlung 716 (Biesalski). 

Sehnennaht und -transplantation 331 

« (Jensen, Bartels). 

Sehnenplastik 522 (Nagy 

Sehnenzerreißung des Daumenstreckers 
. 612 (Hunt). 

Seidenfadenstützbänder 329 (Lovet). 

Sekretion des gesunden und kranken 
Organismus, äußere und innere 246 
(Goldmann). 

Sekundärstrahlen als Gefahrquellen 804 
(Grossmann). ` 

Sekundärstrahlentherapie 21 (Gross- 


nn). 
Selbsttrepanation der Natur 859 (Stre- 


el). 

Selenzelle 884 (Mayer). 

Serumbehandlung des Tetanus 8 (Simon, 
Kreuter),10(Kirchmayr, Park, Nicoll), 
12 (Heddäus). 

Serumexanthem nach Tetanusantitoxin 
709 (Callomon). 

— nach Tetanusantitoxininjektion 404 
(Vogt). 

Seruminjektionen bei septischen Blu- 
tungen 249 (Kronheimer). 

Serumprophylaxis bei Tetanus trauma- 
ticus 838 (Dubs). 

Sesambeinverletzungen unter der großen 
Zehe 616 (Speed). 

Shock, postoperativer 905 (Burnham). 

Signalpistolenschüsse 325 (M. zur Verth, 
Scheele). 

Silberkolloid Dispargen 708 (Wirgler). 

Silberplättchen in der Chirurgie 217* 
(E. Lexer). 460* m Vogel). 

Sinusthrombose 406 (Jones). 

Sitz des künstlichen Beines .388* (R. 
Suchier). 

Sitzung der Militärärzte der IX. Armee 
in Lodz 131. 

Skalpierung, totale 698 (Henningsen). 

Skelett, Formabweichungen des 27 l 

i Ritsch). | 

Skelettanomalie 825 (Albers-Schönberg). 

un (Cramer). 

Skoliosentherapie 126 (Stanek). 

Skopoamin:Morphigmnarkose 15 
(Keim). 

Sonnenbehandlung im Felde 917 
(Deutschländer). 

— der on und Gelenktuberkulose 
162. (Kopp 

Späthlutun T A Schußverletzungen 
229 (Schloessmann), 451 (Longard). 

Spannungstuß 767 (Hasebroek). . 


975 


Spannungsströme bei schlecht heilenden 
Kriegsverletzungen 453 (Liebesny). 

Spasmen nach Kopfschüssen . 291. (v. 
Baeyer). 

Spasmophilie des Dünndarms, hormono- 
gene 74 (Petrivalsky). 

ne 4 (Söder- 

d 

Speichelfisteln der Parotis 632 (Ferra- 
rini). 

Speiseröhrenkrebs 196- (Hauch), 484 
.(Torek), 642 (Meyer). 

Speiseröhrenverätzung 102 (Zachariae). 

Spekulation und Mystik in der Heil- 
kunde 373 (v. Müller). 

Spiegel’sche Hernie 76 (Petrivalsky). 

Spina bifida 273 (Hennemann). 

— — occulta 862 (Graessner). 

— tibiae, Abbruch der 735 (Kurlander). 

Spiropterakarzinom 446 (Fibiger). 

Spiropterakrebs der Ratte 18 (Fibiger). 

Spitzfußstellung 648 (Schmidt, Ritschl). 

Spitzgeschosse, Umdrehung der 674 

(key). 

Splenektomie bei perniziöser Anämie 
591 (Roble), 927 (Lee, Vincent, 
Robertson). 

— bei Kala-azar 784 (Kokoris). 

Splenomegalie 382 (Zaccarini), 686 
(Bernstein). 

Splenopexie 382 (Tenani). 

Spondylitis, Albee’sche Operation bei 
194 (Kölliker). | 

— ancylotica 66 (Batzdorf). 

— .typhosa 483 (Galli). 

Stachel-Murphyknopf 180 (Flockemann ). 

Stahl- und Eisensplitterentfernung, tie- 
fer 675 (Pierini). 

Staphylokokken an Bord, pathogene 
675 (Engeland). 

Statistik der Operationen i in den Militär- 
‚lazaretten Italiens 260. 

Stauungsbehandlung schwerer Granat- 
und Schrapnellverletzungen 836 
(Sehrt). 

Stauungsblutungen nach Rumpfkom- 
pression 743 (ten Horn). 

Stauungspapille in der Hirnchirurgie 407 
(Rentz). 

Steckschuß des Rückenmarks 700 (Coe- 
nen). 

— der Vena cava inferior 310 (Kathe). 

Steckschüsse 511 (Schönfeld). 

Stieltorsion des Leistenhodens 544 ( Ja- 

~ stram). 

Stirnlampe 904 (Weitlaner). 

Stoffe, die das Bindegewebe zum Wachs- 
tum anregen 707 (Rost, Kolb). 
Strahlen bei Funkenentladung atmo- 
sphärischer Luft 804 (Levy-Dorn, 

Baxmann). 

Strahlenmessung, technische 888 

knecht, Weissenberg).. 


976 


Strahlentherapie 301 (Schmitt), 302 
(Reichold, Grashey). 

— und Anionenbehandlung 103 (Stef- 
fens). 

— bei Hypophysentumoren 860 (Küp- 
ferle, v. Szily). 

Streckapparat für Ober- und Unter- 
schenkelbrüche 827 (Riffel). 

Streckverbandapparat bei Gelenkver- 
steifungen und Muskelatrophien 769* 
(Ansinn). 

Streptokokken-Cerebrospinalmeningitis 
145 (Bryant). 

Striktur des Mastdarms oder Colon sig- 
moideum 732 (Wiener). 

Strukturanomalie des Skelettes 755 (Al- 
bers-Schönberg). 

Struma und N. recurrens 562 (Cisler). 

Strumen, intrathorakale 562 (Jehn). 

Strumismus 234 (Grassi). 

Strumitis, posttyphöse 127 (Melchior). 

Stumpfdeckung nachAmputationen 473* 
(Oehlecker). 

Stumpfplastik 913* (M. Katzenstein). 
Subarachnoidalraumes, Physiologie und 
Pathologie des 859 (Bungart). 
Bo N 834 (Luxembourg), 

835 (Anderson). 
Supinations-Extensionsbehinderung der 
Vorderarme 156 (Chrysospathes). 
Syndesmorrhaphie und Syndesmoplastik 

330 (Philipps). 
Syphilis der Knochen 870 (Fraenkel). 


Talusverletzungen 159 (Goldammer). 

Tangentialschüsse des Schädels 191 
(Oehler), 479 (Sauer). 

— des Thorax 797 (Burckhardt, Lan- 
dois). 

Bauen bei Verbrennungen 403 m. 


Tarsalknochenchirurgie 95 (Bellizzi). 

Taschenbuch des Feldarztes 510 (Schön- 
werth, v. Gruber, Gudden). 

Tetanie und Knochentrauma 189 (Gu- 
lecke). 

— postoperative 199 (Wiebrecht). 

— Transplantation von Parathyreoidea 
bei 30 (Nicolaysen). 

Tetanus 207 (Madelung, Heidler, Arnd, 
Krumbein), 209 (Wichmann), 250 
(Mönckeberg), 263 (Grundmann, 
Heile), 264 (Meyer), 326 (Goldschei- 
der), 348 (Kümmell), 349 (Franz, 
Ritter), 517 (Teutschländer), 679 (Ni- 
coll), 807 (Happel), 808 (Pribram), 
809 (Hammer). | 

— Äther-Kochsalzinfusionen bei 838 
(Hercher). 

— Gilyzerinphosphorsaures Magnesium 
bei 601 (Zuelzer). 

— und Jodtinktur 839 (Häberlin). 


— Kontaktübertragung des 72 (Köhler). | 


Sachverzeichnis. 


Tetanus lateralis 465 (Harf). 2 

— Lichtbehandlung des 327 (Jesionek). 

— Magnesiuminjektionen bei 86 (Falk). 

— Magnesiumsulfat bei 250 (Straub, 
Schütz), 327 (Meltzer, Straub). 

— Prophylaxe gegen 264 (Ritter, Pior- 
‚ kowski). 

— Salvarsanbehandlung bei 709 (Roth- 


uchs). 

— Serumbehandlung des 8 (Simon, 
Kreuter), 10 (Kirchmayr, Park, .Ni- 
coll), 12 (Heddäus). 

— Symptomatologie und Therapie des 
7 (Blumenthal). 

— traumaticus 838 (Dubs). 

Tetanusantitoxin, Serumexanthem nach 
404 (Vogt). 

— bei lokalem Tetanus 809 (Meyer). 

Tetanusbehandlung 8 (Angerer, Hoch- 
haus, Müller, Rothfuchs, Kühn, 
Alexander), g (Kreuter, Durlacher), 
10 (Unger, Voelcker), 11 (Mühsam), 
12 (Jehn), 119 (Lewandowsky), 208 
(Riehl, Dreyfus, Unger), 580 (Lie- 
bold), 693 (Kem pf, Betti), 855(Kocher ). 

— mit Magnesiumsulfat 8 (Eunike), 10 
(Weintraud), 11 (Spanuth). 

Tetanusfrage 465 (Mertens). 

Tetanusimmunserum, 262 (v. Behring). 

Tetanustherapie 153 (Siemon, Usener, 
Jakobsthal, Tamm, Teller). 

— mit Magnesiumsulfat 264 (Mansfeld). 

Tetanusvorbeugung 9 (Jakobsthal).: 

Therapie an den Berliner Universitäts- 
kliniken 819 (Cromer). 

Thermokoagulation in der Blase 540 
(Herzberg). 

Thorakoplastik bei Lungentuberkulose 
646 (Löwenhejlm, Nyström). 

— — und Bronchiektasen 237 in 
Mühsam). 

Thorakotomie 919 (Windslow). 

A Glasfremdkörper im 66 (Batz- 


or 
Thorium X bei Hautsarkomatose 900 
(Genhart). 
Thrombophlebitis,septische 81 (Schum J: 
Thrombose und Embolie 857 (McLean). 
— der Mesenterialgefäße 471 (Ragnvald, 
Ingebrigtsen). 
— der Vena subclavia 875 (Rosenstein). 
Thymusdrüse, Anatomie der 89(Sobotta). 
— experimentelle 44 (Nordmann). 
Thymusstudien 274 (Flesch). | 
Thyreoiditis chronica, Operationstod bei 
87 (Brünger). 
TR und Militärdienst 366 (Da- 
nehl) 
Thyroidektomie bei Manie 232 (Parhon). 
Tibiadefektdeckung 94 (Andree). 
Tiefenbestimmung von Geschossen 674 
(Scharfe). 
Tiefenmesser, Salow’scher 675 (Katz). 


Sachverzeichnis. 


Tiefenwachstum des Epithels 299 
(Schöne). 

Tieflandheliotherapie 165 (Arnd,Girard). 

Topographie des Krebses 17 (Kolb). 

Torfmoorverband 333 (Korach). 

Torticollis 559 (Simmons). 

Trachealrupturen, subkutane 752 (Hör- 
hammer). 

Tracheopathia osteoplastica 90 (Freund). 

Transplantation von Nerv und Muskel 
333 (Erlacher). 

— der Schilddrüsen 809 (Goodman). 

’Trauma und Psychose 513 (Berger). 

Trigeminusneuralgien 294 (Byrnes, Hir- 
schel). 

Tubarschwangerschaft, 
(Weopfer). 

Tuberkel der Niere 713 (Gordon). 

— schmerzhafter subkutaner 810(Owen). 

Tuberkelbazillen im Harn 663 (Brown). 

Tuberkulin bei chirurgischer Tuberku- 
lose 533 (Hackenbruch). 

Tuberkulöse Peritonitis 498 (Trnka), 
657 (Ligabue). 

— Pylorusstenosen 75 (Pfanner). 

Tuberkulomucin bei chirurgischer Tuber- 
kulose 72 (Götzel, Sparmann). 

Tuberkulose 810 (Müller). 

— der Bauchhöhle 175 (Kayser). 

— der Blase 665 (Key, Sundberg). 

— der weiblichen Brustdrüse 91 (Du- 
rante). 

— des Darms 588 (Niosi). 

— genito-urinale 815 (Anderson). 

— Heliotherapie der chirurgischen 105 
(Johannson). 

— Höhensonne bei 


(Reyn). 

— des Hüftgelenks 829 (Allison). 

— pe Kehlkopfes 45 (Strandberg, Möl- 
er). 

— des Kniegelenks 615 (Sever, Fiske), 
831 (Rogers). 

— Kniegelenksresektion bei 528 (Hen- 
derson). 

— der Knochen und Gelenke 161 (Rol- 
lier), 162 (Kocher, Stoller, Huber, 
Schöni). 

— — — Sonnenbehandlung bei 162 


(Kopp). f 

— des Kropfes 87 (Riedel). 

— u. Kriegsverletzungen810(Schramm). 

— der Lungen 367 (Breccia), 486 (Jes- 
sen), 800 (Lapeyre). 

— der Lymphdrüsen 307 (Krecke). 

— der Nieren 80 (Jere), 669 (Carraro), 
670. 816 (Ekehorn). 

— des Peritoneums und des Genital- 
traktus 779 (Zikmund). 

— a EEE der 267 (Frän- 
el). 


geplatzte 216 


chirurgischer 73 


— Tuberkulin bei chirurgischer 533 
(Hackenbruch). 


Zentralbl. f. Chirurgie. 


977 


Tuberkulose, Tuberkulomucin bei 72 
(Götzel, Sparmann). 

— der Wirbel 437 (Toblasek), 559 (Ja- 
cobs), 862 (Janssen). 

— der Zunge 482 (Stropeni). 

Tuberkulosebehandlung 692 (Kisch). 

Tumoren, Radiumbehandlung maligner 
305 (Müller). 

Tumorextraktbehandlung maligner Ge- 
schwülste 309 (Lunkenbein). 

Turmschädel 859 (Strebel). 

Typhus und Appendicitis 779(Wolfsohn). 

— Appendicitis bei 890 (Gage). 

Typhusabszesse 496 (Willimczik). 

Typhlitis acuta 377 (Kostlivy). 


Ulcus cruris 880 (Heusner). 

— duodeni 179 (Kürmmell), 314 (Wendt), 
586 (Wulff). 

— — Röntgenuntersuchung beim 469 
(Manginelli). 

— ventriculi 75 (Faulhaber, v. Redwitz). 

— — et duodeni 378 (Zahradnicky). 

Unfall und Gelenkrheumatismus 762 
(Procházka). 

Universalbett 635 (Kutten). 

Universalschiene 272 (König). 

Unterarmbruch 611 (Skillern). 

Unterkieferbrüche 29 (Ivy), 124 (Schrö- 
der), 482 (Dunning). 

Unterkieferresektionen 795 (Foote). 

Unterkieferresektionsprothese 436 (Möh- 


ring). 
Unterschenkelbrüche 455 (Laspiur), 821 
(Morávek). 
Unterschenkelvaricen 831 (Krabbel). 
Ureterektomie 338 (Qliva). 
Ureterverstopfyng 672 (Rison). 
Urobilinprobe im Harn und Stuhl 898 
(Edelmann). 
Urogenitaltraktusverletzungen 223 
(Gottstein). 
Uterus- u. Mammakarzinom 544 (Klein). 
Uterusgeschwülste, Radium bei 807 
(Kelly). 
Uterussarkom 344 (Fullerton). 


Vagusgruppe,Verletzung der 639 (Gross). 

Varicen der unteren Extremitäten 455 
(Gomoin). 

— des Unterschenkels 831 (Krabbel). 

Varicenbehandlung 614 (Secher). 

Varikokele 112 (Oddi). 

Vena subclavia, Thrombose der 875 
(Rosenstein). 

Verband auf dem Felde, erster 512 
(Uffreduzzi). 

— feuchter 840 (Langemak). 

Verbandlehre, Atlas und Grundriß der 
43 (Hoffa-Grashey). 


Verbandmittel, gaserzeugende 841 
(Hans). 
Verbandstoffersatz 289 (Burglocher). 


d 


978 


Verbandtechnik 636 (Löscher). 

Verbände bei Schußverletzungen 251 
(Hohmann). 

Verblutung in den Oberschenkel, innere 
830 (Burckhardt). 

Verbrennungen, Pikrinsäure bei 403 
(Heusner). 

— Tannoform bei 403 (Lossen). 

Verbrennungstod 901 (Elgart). 

Verdauungsleukocytose bei Krebs und 
Ulcus ventriculi 109 (Bonnhof). 

Vergiftungen durch Detonations- und 
Verpuffungsgase an Bord 676 (Esch). 

— durch Explosionsgase 836 (Heubner). 

Verhandlungen der schweizerischen Ge- 
sellschaft für Chirurgie 161. 

— des Vereins Deutscher Laryngologen 
31 (Kahler). 

Verletzung mit Tintenstiften 43 (Erd- 
heim). 

Verletzungen durch Minenwerfer und 
Handgranaten 707 (Strauss). 

Vernisan zur Wundbehandlung 514 
(Kremer, Niessen). 

Vernisanum purum 679 (Schwabe). 

Verrenkung der Hüfte 420 (Köhler). 

— — angeborene 526 (Böcker). 

— des Hüftgelenks, angeborene 420 
(Tobiásek). 

— der Kniescheibe 93 (Whitelocke), 828 
(Koehl). 

— des Mondbeins 611 (Runyan). 

— des Schlüsselbeins 876 (W. L. Brown, 
C. P. Brown). 

— der Schulter, habituelle 418 (Selig). 

— der Zehen 391* (0. Orth). 

Verrenkungsbruch des Oberarmkopfes 
155 (Janz). 

— des Schienbeinendes 83* (H. Biedl). 

Verstopfung, chronische 504 (Gregor, 
Horak), 662 (Moynihan), 924 (Mc 
Glannan), 925 (Russ, Whipple). 

— intestinale, chronische 661 (Deaver, 
Ross). 

Verwundetenversorgung 462 (Körte). 

Verwundung bei Fliegerbeschießung 100 
(Marcus). 

Verwundungen durch indirekte Projek- 
tile 100 (Melchior). 

Volvulus des Colon sigmoideum 589 
(MacGlannan). 

— der Flexura sigmoidea 141 (Klindt). 


Wachstumsstörung und Deformität 271 


(Herz). 
Wadenschüsse 159 (Senger). 
Wandermilz und Milzdermoid 732 (Ku- 
maris). 
Wanderniere 341 (Poggiolini). 
Wangenkrebs 627 (Davis). 
Wangenplastik 628 (Shelton). 
Wassersterilisierung durch die Queck- 
silberquarzlampe 854 (Stiner). 


Sachverzeichnis. 


Wassersterilisierung durch ultraviolette 
Strahlen 87 (Brule). 

Wasserstoffsuperoxyd 401 (Tripold, 
Pichler). : 

— bei Laparotomien 778 (Bollag). 

— in der Wundbehandlung 14 (Walther). 
Weichteilimplantation bei Gelenkresek- 
tionen 190 (Hohmeier, Magnus). 

Weichteilverletzungen, Behandlung 
großer 270 (Müller). 

Weiler’scher Heberableitung 334 (Weiler, 
Krecke). 

Wintersportverletzungen 248(Staehelin). 

Wirbelbrüche 69 (Hadda), 70 (Küttner), 
557 (Francini). 

Wirbelcaries 558 (Farrell). 

Wirbelchirurgie 364 (Ryerson, Jones), 
365 (Galloway). 

Wirbelkörpergeschwülste 635 (Key). 

Wirbeloperationen 437 (Zahradnicky). 

Wirbelosteomyelitis 558 (Wolff). 

Wirbelsäulenschüsse 59 (Vollbrecht, Wie- 
ting). 


Wirbeltuberkulose 559 (Jacobs), 862 
(Janssen). 
Wundbehandlung 118 (Link), 634 


(Schaechter), 635 (Mühlhaus, Koch), 
678 (Keulty, Packer, Gelinsky), 690 
(Brun), 692 (Kork, Bäumer), 708 
(Schädel). 

— mit Benegran 841 (Salomon). 

— chirurgische 457* (C. Lauenstein). 

— offene 152 (Backer), 677 (Dyas), 691 
(Schede), 916 (Weissenberg). 

— im Felde 85 (Köhler). 

— mit künstlicher Höhensonne 288 
(Mayer)... 

— mit Kohlensäure 709 (Mendel). 

— im Kriege396 (Haenel),677(v. Bruns). 

— mit ultraviolettem Licht und Dia- 
thermie 678 (Hufnagel). 

— mit künstlichem Magensaft 287 
(Funke). 

— mit Nilotan 593* (Steinberg). 

— mit Tierkohle 515 (v. Knajfl-Lenz). 

Wunden, Behandlung infizierter 708 
(Münch, Hahn). 

— offene 14 (Schede). ' 

— Lichtbehandlung bei 715 (Schotte- 
lius). 

Wundenbehandlung mit Pellidolsalbe 
15 (Bandorf). 

— mit Zucker 708 (Fackenheim). 

Wundenentzündungen, lokale 518 (v. 


Herff). l 

Wundinfektion 348 (Kümmell), 349 
(Gelinsky). 

Wundinfektionskrankheiten 249 (Joch- 
mann). 

B Knoll, granulierendes 902 (F ied- 


er). 
— — Wundbehandlung mit810(Runck). 
Wundstreupulver 515 (Münch). 


Sachverzeichnis. 


Wundstreupulver Chlorkalk-Bolus alba 
15 (Ede 


Wundverband im Felde 150 (Oberst). 

Wurmfortsatz, pathologische Anatomie 
des 728 (Sturm). 

— im Bruchsack 469 (Wolf). 

Wurmfortsatzerweiterung, cystische 729 
(Castle). 


Xanthelasmen 269 (Hoessli). 
Xanthosarkom 268 (Landois, Reid). 


Zahnheilkunde, Anästhesie in der 435 
(Wein). 
Zehenverrenkung 391* (O. Orth). 


979 


Zelluloidfensterverbände 523 (Heusner). 
Zerreißung des M. biceps 718 (Alexan- 
der). 


Zungenbasisgeschwüre 193 (Wagner). 


Zungenkrebs 482 (von Haberer). 
Zungensarkom 363 (Betke), 700 (Congh- 
lin 


): 
Zungentuberkulose 482 (Stropeni). 
Zweirad für Invalide 908 (Lewy). 
Zwerchfellruptur, subkutane 200 (Rit- 

terhaus). 
Zwerchfellerkrankungen, diagnostische 
Zeichen von 796 (Dexter). 
Zwergwuchs bei Chondrodystrophia foe- 
talis 23 (Poulsen). 


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Chirurgie, Neue deutsche. Hrsg. von P. v. Bruns. Lex. 80 Stuttgart, F. Enke. 
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Typhus 





ee Form (Nr. II sulfatfrei). 
soll, 


verzeichnen sein wird, 
Da die weit überwiegende 
Mehrzahl der Magen- und be- 


dem Umwege über akute 
oder chronische Dys- 
pepsien, beruht, empfiehlt 

Eine Reihe von 


kanals, bestätigt. Auf Grund 





Indikationsgebietder Gelonida Aluminli 
subacetici: Magen-Darmkatarrhe bakte- 
rieller Natur, Paratyphus und sonstige, 
dem Typhus ähnliche Infektionen, Dys- 
enterie (event. auch Cholera im Prodro- 
malstadium), Darmtuberkulose, Perity- 
phlitis chronica, Magen -Darmkatarrhe 
infolge abnormer Zersetzungsvorgänge, 
Gärungsdyspepsie, Colica flatulenta, 
Cholelithiasis, Obstipation, Sigmoiditis et 
Proctitis acuta sive chronica. Besonders 
hervorragend bei Pseudoperityphlitis infolge 
von Oxyuren. 


a) Rp. 20 Gelonida Aluminil subacetici Nr. I 
alg=225M. 

20 Gelonida Aluminii subacetici Nr. I 

0,5 g = 1,25 M. 






Die Gelonida Nr. I sind sulfathaltig, von mild 
abführender Nebenwirkung (übliche Verordnung.) 


Dosis: 3—5 mal täglich 1 Gelonid à 1g, 
, Kindern à 0,5 g, oder 
b) Rp. 20 Gelonida Aluminii subacetici Nr. HH 
à 1 g = 2,50 M., à 0,5 g = 1,35 M. 


Die Gelonida Nr. Il sind sulfatfrei (in ihrer Neben- 

wirkung gewöhnlich stopfend), daher zu emp- 

fehlen bei diarrhöischen Darmkatarrhen, Typhus 

abdominalis im Stadium der Diarrhöen usw. 

Dosis: 3—5 mal täglich 1 Gelonid à 1 g, 
Kindern à 0,5 g. 


*) Gelonida ist die Bezeichnun 


eine äußerst wohlfeiie Verordnungsweise. 


Ruhr 


Die von einer Reihe von Universitätsprofessoren und Ärzten In staatlichen Instituten und 
Krankenhäusern experimentell festgestellte darmdesinfizierende Wirkung der 


Gelonida’ Aluminii subacetici 


Nr. I und Ar. I 


ist bei der leicht abführenden Form (Nr. 1 sulfathaltig) gleich stark wie bei der ganz leicht 
Die Frage, ob Nr. I oder Nr. II zur Verordnung kommen 
hängt ausschließlich davon ab, ob neben der Desinfektion eine die Darmperistaltik fördernde 
(Nr. I) oder hemmende Wirkung (Nr. II) indiziert ist. 
Dünndarm eher zur Wirkung als im Dickdarm, bei Krankheiten, die den Dickdarm be- 
treffen (Ruhr), sind deshalb größere (4x1,0) Dosen nötig als bei wesentlich im Dünn- 
darm (3x<0,5—1,0) lokalisierten (Typhus). Die experimentellen Erfahrungen berechtigen 
zu der bestimmten Erwartung, daß selbst beidem schwer infektiösen Prozeß der Cholera 
eine Beeinflussung der Krankheit in günstigem Sinne durch die Gelonida .Aluminii subacetici zu 






sonders Darmerkrankun- Therapie (Serum usw.) sonst 
gen im Kriege auf Infek- im Felde eingeschlagen wird, in erster 
tion, entweder direkt oder auf und im Linie die Gelonida Alu- 


Krankenhaus 


ittellungen aus den Feld- und Kriegslazaretten in den letzten Wochen hat 
uns bereits die überaus ganang. Wirkung bei verschiedenen Erkrankungen, besonders des Darm- 

ieser Berichte und der schon seit zwei Jahren gesammelten und 
zahlreich in der Literatur niedergelegten Erfahrungen empfehlen wir die Gelonida Aluminii 
subacetici bei akuten und chronischen, direkt oder indirekt auf bakterielle Infektion 
zurückzuführenden Darm- und Magenerkrankungen, besondors bei Typhus, Ruhr, und 
befürworten methodische Versuche bei Cholera. 






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viel welche diätetische, physi- 
kalische oder medikamentöse 

















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Die Hypermotllität des Darma, besonders des 
Dünndarms, die auch nach Beseitigung alles 
Krankhaften lange Zeit hindurch noch eine Nei- 
gung zu Durchfällen hinterläßt,wird am raschesten 
bekämpft (und fördert dadurch sehr wesentlich 
die Heilung selbst) durch die 


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verschiedener Art mit nervösen Symptomen, ins- 

besondere nicht-infektiösen, und nach Opera- 
tionen (peristaltische Unruhe). 

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Gegen den komplizierenden Magenkatarrh er- 

weisen sich am wirksamsten die 
















Gelonida stomachica” 


(Extr. Bellad. 0,005 Mag. ust. Bism. 
subnitr. aa 0,15) 
Rp. 40 Gelonida stomachica = 1, — M. 


„Gelonida stomachica fortiora” 


(Extr. Bellad.0,01 Mag. ust.0,15 Bism. subnitr.0,10) 
Rp. 40 Gelonida stomachica fortiora = 1,— M. 


Mit obigen Präparaten ist man imstande, 
bei Einhaltung einer geeigneten Diät 
jeden Darmkatarrh in kürzester Zeit zur 
Heilung zu bringen. (Nur außerordent- 
lich selten ist die Zuziehung eines an- 
deren opiumas [Oriona Oppii] er- 
forderlich.) Rp. 10 Gel. Opii à 0,03 = 1,— M. 













































































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R eumasa allen, „Herzschmer. uccosperin kapseln. 
Tube M. 2.10 u. 1.30 titis? Hoden onia, (Extr. Bucco, Copaiv, Salizyl, 
(Kassen- Gicht. Ferner bei | Hexamethylentetr.) 
packung 90 Pf.) Frost, harter Haut | Antigonorrhoikum, Harn-Antisep- 
tikum von diuret., harnsäurelösen- 
enthol-Rheumasan der und die Darmperistaltik an- 
und : 
regender Wirkung. Keine Magen- 
Migräne, Ischias usw. : ; 
Tube M. 3.— u. 1.30 darmstörung, keine Nierenreizung. 























wie Rheumasan bei besonders hartnäckigen Fällen, 


8 chron. Lumbago, Arthritis deformans, tabischen 
-= Schmerzen, Sehnenscheiden-Entzündg., Furunkeln, 
B ferner bei Psoriasis, Pityriasis u. ca. 5,0 (oder si» 


Ester-Dermasan-Vaginal-Ovula) bei Adnexen etc. 
M. 3.00 und 1.60 (Kassenpackung M. 1.10). 


Diese 3 per os u. per clysma 
olus al Hyperacidität ( M. 0.60 ( 25,0 
(rein) Fiatulenz M. 1.25 ( 60,0) 


Bolus steril. mit frischgefälltem Tonerdehydrat | M. 3.60 (250,0) 


olusal mit Sauerstoff Ruhrähn!. Fälle 
_—_-  - —- Flatulenz M. 1.—. ( 20,0) 
(Bolusal mit hochwertig. Magnesium-Superoxyd) ? M. 2.— ( 50,0) 


ee Chol |a 7.50 (250,0) 
olusalmiriersonieGholers; 


Ferner seien die bewährten Salben erwähnt: 


Lenicet-Salbe, Peru-Lenicet-Salbe, Lenicet-Haut-Krem. 





Dr. Rudolf Reiss, Rheumasan- und Lenicet-Fabriken 
Berlin-Charlottenburg 4 und Wien VI/2. = : 


Verlag von Johann Ambrosius Barth in Leipzig. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 
Alleinige Inseratenannahme durch Gelsdorf & Co., Berlin NW. 7. 


Mit einer Beilage von Evens & Pistor, Cassel. 


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