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Full text of "Zentralblatt für Bibliothekswesen"

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Univ.  of 

Toronto 
Library 


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Zentralblatt  für  Bibliothekswesen 


XXX 


Zentralblatt 

für 


Bibliothekswesen 


Begründet  von  Otto  Hartwig 


Herausgegeben 

unter  ständiger  Mitwirkung  zahlreicher  Fachgenossen 
des  In-  und  Auslandes 


Dr.  Paul  Schwenke 

Erstem  Direktor  der  Königlichen  Bibliothek  in  Uerliu 


Dreißigster  Jahrgang 


Leipzig- 
Otto  Harrassowitz 
1913 


) 


Inhalts -Verzeichnis. 


Seite 

Eindrücke   von    einer   amerikanischen  Bibliotheksreise   (Forts,  u. 

Schlufs).     Von  P.  Schwenke 1.  49 

Altägyptische  Bibliothekare?     Von  Fr.  Vogel  sang 17 

Drei  Briefe  Oeuzers  an  Jacobs.     Von  K.  Preisenda.nz  ...       22 
Deutsche  Nationalbibliothek,    Königliche  Bibliothek   und  König- 
liche Hof-  und  Staatsbibliothek  München.    Von  H.  Schnorr 

v.  Carolsfeld 58 

Die    John   Rylands    Library  zu  Manchester.     Von  Fr.  Behrend       62 
Bestimmungen    der  Dr.  Ed.  Langerschen  Bibliothek    über  Buch- 
einbände, ihre  Erhaltung  und  Katalogisierung.  Von  W.  Dolch       09 
Das  Dogma  von   der  systematischen  Aufstellung  (II — VI).     Von 

G.  Leyh 97 

Zum  Tode  Julius  Eutings 136 

Der  Probedruck  des  preufsischen  Gesamtkatalogs.  Von  R.  Fick  153 
Verbesserte  Dezimaleinteilung.  Von  Stef.  von  Mäday.  .  .  .  L61 
Magister  Johannes  Gremper  aus  Rheinfelden,  ein  Wiener  Humanist 

und  Bibliophile  des  XVI.  Jahrhunderts.    Von  H.  v.  Ankwicz     197 
Die  Stichometrie    der  Bibel    nach  Ananias    von    Sirak.     Von  W. 

Lüdtke 216 

Johannes  Schilling-Solidi,    ein    Kölner    Drucker   des   XV.  Jahr- 
hunderts.    Von  E.  Voullieme 220 

Zur  Frage  der  Systematik.     Von  P.  Schwenke 225 

Die  Bedeutung    der  Jenaer  Universitätsbibliothek    für    die    refor- 
mationsgeschichtliche Forschung.     Von  B.  Willkomm   .     .     245 
Neue    Donatfragmente    in    Gutenbergtypen.     Von   P.  Seh  wen  kr     261 
Ein  Wort  zur  Pflichtexemplarfrage.     Von  K.  Esselborn  .     .     .     263 
Die    14.  Bibliothekarversammlung    in    Mainz    am   15. —  l<i.  Mai. 

Vorbericht 268 

Aus  humanistischen  Handschriften.    I.  Ueber  die  Briefsammlungen 

des  Poggio  Bracciolini.     Von  A.  Wilmanns      .     .     .      289.    143 
Der  Schlagwortkatalog  der  k.  k.  Universitätsbibliothek  in  Wien. 

Von  II.  Bohatta 331 


VI  Inhaltsverzeichnis 

Seite 

Vierzehnte  Versammlung  Deutscher   Bibliothekare   in  Mainz    am 

15.  u.  16.  Mai  1913 373 

Die  handschriftlichen  Ptolemüiiskarten  und  ihre  Entwicklung. 
Ref.  P.  Dinse.  S.  379;  Die  Deutsche  Bücherei  in  Leipzig. 
S.  404;  Probleine  und  Methode  der  heutigen  Gutenbergforschung. 
Ref.  G.  Zedier.  S.  404;  Bericht  der  Kommission  für  Einband- 
stoffe. S.  418;  Referat  der  Kommission  für  Verwaltungspraxis. 
S.  423;  Aufbewahrung  und  Katalogisierung  der  Einbandmaku- 
latur. Ref.  G.  Kohfeldt.  S.  424;  Die  Mainzer  Stadtbibliothek. 
Ref.  G.  Binz.  S.  435;  Mitgliederversammlung  des  V.  D.  B. 
S.  441. 

Adalbert  Hortzschansky  f.     Von  P.  Schwenke 475 

Die  Abkürzungen   in    den  lateinischen  Handschriften  des  8.  und 

9.  Jahrhunderts  in  St.  Gallen.  Von  Fr.  Steffens  ...  477 
Notes  on  the  preceding  Article.  By  W.  M.  Lindsay  .  .  .  488 
Die    Handschriftensammlung    der  Ungarischen  Nationalbibliothek 

zu  Halle.     Von  H.  Reinhold 490 

Aendernngen  im  Austausch  und  in  der  Verzeichnung  der  Hoch- 
schulschriften     499 

Eine  neue  Bücherstütze.     Von  R.  Sillib 502 

Zur   Frage    der  Behandlung    der  Anonyma    in    der  Buchausgabe 

des  Preufsischen  Gesamtkatalogs.  Von  R.  Fick  .  .  .  .  529 
Zur  Systematik  des  Kriegswesens.  Von  A.  Buddecke  .  .  .  538 
Bemerkung    über    die    Systemstellung   der    Kriegswissenschaften. 

Von  A.  Stavenhagen 544 

Zum  25jährigen  Jubiläum  einer  modernen  wissenschaftlichen 
Bibliothek  (Freiherrl.  C.  v.  Rothschildsche  öffentliche  Biblio- 
thek in  Frankfurt  a.  M.).     Von  M.  Caspari 545 

Die  13.  Versammlung  der  Vereinigung  schweizerischer  Biblio- 
thekare.    Von  H.  Escher 556 


Kleine  Mitteilungen 27  77   180  227  350  503 

Literaturberichte  und  Anzeigen  30  79  138  181  270  351  463  505  564 
Umschau  und  neue  Nachrichten    33    84    140    186  229    277  353  468 

513  566 

Neue    Bücher   und   Aufsätze    zum   Bibliotheks-   und   Buchwesen.     Von 

A.  Hortzschanskv  41   91   143  188  235  280  361  469  522  567 

Antiquariatskataloge  .    47   96   151   195    243    287    371    475    527  577 

Bücherauktionen 96   151    196  244  288  528  578 

Pei^nnalnachrichten    .     .  48  96   152   196  244  288  372  475  528  578 
Bekanntmachungen  und  Anfragen    .      48   152   196  244  288  372  578 


Verzeichnis  der  besprochenen  Bücher. 


Barwinski,  E.,  Catalogus  librorum  saec.  XV  iinpressorum  qui  in  bibliotheca 

universitatis  Leopoliensis  asservautur.    272. 
Beiträge  zum  Bibliotheks-  und  Bnchwesen,  Paul  Schwenke  gewidmet.     1 S5. 
Bibliotheeksgids,  Nederlandscke.    (Uitgave  van    de   Nederlandsche   Ver- 

eeniging  van  bibliothecarissen  Nr  1.)     353. 
Brown,  J.  D.,  A  British  Library  Itinerary.    276. 
Bücher,  K.,  Hochschulfragen.     181. 
—  Eine  Titelfrage.     182. 

Büchersainralung  des  Reichsbank-Direktoriums.     183. 
Catalogus  codicnm   manuscriptorum   Bibliothecae   Regiae  Monacensis  T.  1. 

P.  6.     Sanskrithandschriften  Nr  287-413.     82. 
Codices,   Bibliothecae  Apostolicae  Vaticanae,   manu  scripti.    Codices  Irbi- 

nates  T.  2 ;  Codices  Vaticani  latini  T.  3.    80. 
Cohen,  H.     Guide  de  l'ainateur  de  livres  ä  gravnres  du  XVIII6  siöcle     6.  ed. 

par  S.  de  Ricci.     83. 
Dahlmann-Waitz,   Quellenkunde  der  Deutschen  Geschichte.     8.  Aufl.  hrsg. 

von  P.  Herre.    138. 
Euphorion.    Erg.-Heft  9.   Bibliographie  1907— 1910,  von  A.  Rosenbaum.  274. 
Freys,  E.,  Gedruckte  Schützenbriefe  des  15.  Jahrhunderts.    273. 
Füchsel,  H.,  Wie  benutzt  man  die  Universitätsbibliothek?    30. 
Gardthausen,  V.,  Griechische  Palaeographie.    Bd  2.     351. 
Geschichtsliteratur,  Livländische  1908  —  1910.     32.  275. 
Goedeke,  K,   Grundrifs  zur  Geschichte   der  Deutschen  Dichtung.     2.  Aufl. 

Heft  28.  29;   3.  Aufl.   Bd  4.   Heft  3  u.  Bd  4,  Abt.  3.   Heft  1.  2.     273. 
Graesel,  A.,  Führer  für  Bibliotheksbenutzer.    2.  Aufl.     352. 
Jahresberichte  für  neuere  Deutsche  Literaturgeschichte.     Bd  21.    (1910.) 

I.  Bibliographie  bearb.  von  O.  Arnstein.    273. 
Katalog  der  Bibliothek  des  Kaiserlichen  Patentamts.     Bd  1  —  3.     5C4. 
Kisselew,  N.  P.,   Katalog  der  Inkunabeln  des  Moskauer    öffentlichen    und 

Rumianzow-Museums.     271. 
Laufer,  B.,  Descriptive  account  ofthe  collection  of  Chinese,  Tibetan,  Mougol, 

and  Japanese  books  in  the  Newberry  Library.    465. 
Ley,  H.,  Verzeichnis  sämtlicher  Programme,  welche  an  den  Kgl.  bayer.  Real- 

und  Oberrealschulen  vom  Jahre  1S33 — 1912   inkl.  erschienen  sind.     565. 
Lindner,  A.,  Der  Breslaner  Froissart.     138. 
Minerva.    Jahrbuch  der  gelehrten  Welt,   Jahrg.  22.    1912/13.     79. 
Richardson,  E.  C,    Periodical   Articles    on   Religion    1890—1899.    Author 

Index.    31. 
Roos,  A.  G.,  Catalogus  der  incunabelen  van  de   bibliotheek  der  Rijksuni- 

versiteit  te  Groningen.    270. 
Schaumanu,  G.,  Üui  fürvaltningen  af  offentliga  forskarbibliothek.     ö<»<">. 


VIII 


Verzeichnis  der  besprochenen  Bücher 


Schriften  zur  Einführung  in  die  Benutzung  der  Berliner  Universitäts-Biblio- 
thek.   Heft  1.    Führer  durch  die  Bibliothek  von  G.  Schneider.     275. 

Schwarz,  J.,  Aus  der  ersten  Zeit  des  Wiener  Buchdrucks  (14S2—14S5).    272. 

Trecentale  Bodleianum.     276. 

Walt  her,  C,  Bibliographie  der  an  den  deutschen  Technischen  Hochschulen 
erschienenen  Doktor-Ingenieur-Dissertationen.   1900  — 1910.    463. 

Zedier,  Gr.,  Die  Mainzer  Ablafsbriefe  der  Jahre  1454  und  1455.  (Veröffent- 
lichungen der  Gutenberg-Gesellschaft  12.  13.)     507. 

Zeitschriften-Verzeichnis  der  schweizerischen  Bibliotheken.    2.  Aufl.    30. 


Namen-  und  Sachregister. 


Kursive  Seitenzahl  hinter  einem  Personennamen  bezeichnet 

einen  Beitrag  der  genannten  Person. 
Das  Namenregister  zu  den  Personalnachrichten  s.  S.  XIII. 


Abkürzungen  in  latein.  Handschriften. 

477. 
Altägyptiscke  Bibliothekare.     17. 
Ananias  von  Sirak.    216. 
Andersson,  Aksel.    90. 
Ankwicz,  Hans  v.    197. 
Anonyma,  ihre  Behandlung  im  Gesanit- 

katalog.     529. 
Astrologische  Schriften.     180. 

Baden,  Bibliotheken  im  Etat.     140. 

—  Vorbildung  und  Prüfung  für  den 
mittleren  Bibliotheksdienst.    513. 

Bayern,  Bibliotheken  im  Etat.    513. 

Behrend,  Fritz.    62. 

Benutzungshäufigkeit.     350. 

Berlin,  Königliche  Bibliothek,  Jahres- 
bericht. 514.  Etat.  38.  Erwerbungen 
in  der  Phillipps-Auktion.  353.  Ge- 
schenke. 39.  Austausch  des  Cod. 
Biburgensis.  354.  Abgabe  von  Zettel- 
drucken. 86.  Veröffentlichungen  zum 
Regieruugsjubiläum.  468.  National- 
bibl.  u.  Hof-  u.  Staatsbibl.  München. 
62. 

—  Deutsche  Kommission  der  Akademie 
der  Wissenschaften,  Bericht.    186. 

—  Bibl.  der  Kgl.  Museen,   Etat.    86. 

—  Bibl.  des  Patentamts,  Katalog.  564. 

—  Privatbibliothekea  Erich  Schmidt 
und  Karl  Schrader.    566. 

—  Bibl.  des  Reichsbankdirektoriums. 
183. 

—  Bibl.  des  Reichsmilitärgerichts.  514. 

—  Univ.-Bibl.,  Schriften  z.  Einführung 
in  die  Benutzung.  275.  Bibliothek 
Hübler.     277. 

—  Vereinigung  Berliner  Bibliothekare. 
468. 

—  Preui's.  Direktorenkonferenz.     229. 


Bern,  Landesbibl.,  Bericht.     358. 

—  Stadt-  und  Hochschulbibl.     142. 
Bibel,   42 zeilige.     Faksimileausgabe. 

504. 
Bibliothekare,  Altägyptische.     17. 
Bibliothekar  Versammlung  inMainz.  268. 

373. 
Bibliothekenführer,  Englischer.     276. 

—  Niederländischer.     353. 
Bibliotheksdiebstähle.     515. 
Bibliotheksgebühren ,      Berechtigung. 

27.  Preufs.  Techn.  Hochschulen.  85. 
Jena,  Univ.-Bibl.  141.  Leipzig,  Univ.- 
Bibl.    517. 

Billings,  John  Shaw.     234. 

Binz,  Gustav.     435. 

Bode,   Julius  (Faustbibliothek).     187. 

Bodley,  Thomas.    276. 

Boemer,  Aloys.     186. 

Bogeng,  G.  A.  E.     185. 

Bohatta,  H.    331. 

Bonn,  Univ.-Bibl.,  Etat.  85.  Bericht. 
277.     Vermifste  Handschriften.   288. 

Bornhak,  Konrad.     27. 

Braunau  i.  B.,  LangerscheBibl.  ^9.  Be- 
stimmungen über  Bucheinbände.  69. 

Breslau,Stadtbibl.,Froissarthandschrift. 
138. 

Bromberg,  Stadtbibl.,  Direktorstelle. 
515. 

Buchverlag  im  18.  Jahrh.     29. 

Budapest,Stadtbibl.,Benutzungsh;iutig- 
keit.    350.     Bericht.    357. 

Buddecke,  A.    53S. 

Bücherstütze,  Neue.    502. 

Biichertitel.     182. 

Cambridge, Mass. ,HohenzolIern  Samm- 
lung.    228. 
Caspari,  Hugo.    545. 


Nauien-  und  Sachregister 


Chicago,  Newberry  Library,  Ostasia- 
tische Sammlungen.     465. 

Christiani,  W.  40.  143.  187.  230.  232. 
235.  278.  279.  280.  361. 

Clemm,  Adolf.    468. 

Collijn,  Js.     28.  186. 

Crawford,  Earl  of.     234. 

Creuzer,  Friedr.,  Briefe  an  Jacobs.   22. 

Czartoryski,  Witold  Fürst,  Bibliothek. 
279. 

Danzig,  Bibl.  d.  Techn. Hochschule.  86. 
Darmstadt,  Ilofbibl,  Neuban.    515. 
Degering,  Hermann.    180.  1S5. 
Dezimaleinteilung.  Verbesserte.     161. 
Dinse,  Paul.    379. 
Diplomprüfung  für  den  mittlerenDienst. 

152.  229.  372    514.  578. 
Direktorenkonferenz,  Preufsische.  229. 
Doktor-Ing.-Dissertationen.     463. 
Dolch,  Walter.     69.  89. 
Donatfragmente    in    Gutenbergtypen. 

261. 

Ehwald,  Rudolf.     1S5. 

Eichler,  Ferdinand.     185. 

Einbandmakulatur,  Aufbewahrung  und 
Katalogisierung.    424. 

Einbandstoffe,   Kommission  für.     418. 

England.     90.  234.  276.  360.  469. 

Erlangen,  Univ.-Bibl.,  Etat.  514.  Ein- 
weihung des  Neubaues.     566. 

Escher,  Herrn,     556. 

Esselborn,  Karl.    263. 

Euting,  Julius.     136.  231. 

Faustbibliothek.     1^7. 
Fick,  Rieh.     30.  82.  84.  153.  529. 
Fortescue,  George  Knottesford.    90. 
Frankfurt  a.  M. ,   Stadtbibl.,   Bericht. 
86.  Schopenhauer-Ausstellung.  354. 
—  Rothsch.  Bibl.,  Jubiläum.     545. 
Frankreich.     90.  188.  234.  278.  518. 
Frati,  Carlo.    279.  519. 
Freiburg  i.  B.,  Univ.-Bibl.,  Etat.    140. 

Genf,  Bibl.  publique  et  universitaire, 
Bericht.     359. 

Gesamtkatalog,  Preufsischer,  Probe- 
druck.   153.     Anonyma.    529. 

Gesamt-  Zeitschriftenverzeichnis ,  Be- 
richt über  den  Stand  der  Arbeiten. 
84. 

Giefsen,  Univ.-Bibl.,  Stiftung  Clemm. 
468.    Bibl.  Biermer.     516. 

Göschen,  Georg  Joachim.    230. 

Göttingen,  Univ.-Bibl.,  Etat.  85. 
Deutsche  Patentschriften.     39. 

Gotha,  Deutsche  Nationalbücherei.  39. 


Greifswald,  Univ.-Bibl.,  Etat.  85.  Be- 
richt.   354. 

Gremper.  Johannes.     197. 

Groningen, Univ.-Bibl.,  Inkunabeln.  270. 

Gutenberg,  Johann,  Rechtshändel.    78. 

Gutenbergforschung.    404. 

Gutenberg-Gesellschaft,  Veröffentlich- 
ungen 12/13.     507. 

Gutenbergtypen,  Donate.    261. 

Haebler,  Konrad.     186. 

Halle  (Saale),  Ungarische  Nationalbibl., 
Handschriften.    490. 

Hamburg,  Bibliotheken  in  der  Denk- 
schrift zur  Errichtung  einer  Uni- 
versität.    87. 

—  Stadtbibliothek,  Bericht.     87. 
Hannover.  Königl.  und  Provinz. -Bibl., 

Bericht.    355. 

Harnack,  Adolf.    31.  185. 

Heidelberg,  Univ.-Bibl.,  Etat.     140. 

Helmaspergersches    Notariatsinstru- 
ment.    ISO. 

Hochschulschriften,  Aenderungen  im 
Austausch  und  in  der  Verzeichnung. 
499. 

Hoe,  Robert.     41. 

Holland,  Bibliothekenführer.     353. 

—  Niederländische  Literatur  in  den 
Lesesälen  gröfserer  Bibliotheken.  40. 

—  Nederlandsche  Vereeniging  van 
bibliothecarissen.    40. 

Hortzschansky,  Adalbert.  89. 138. 185. 

352.  353.  475. 
Hübler,  Bernhard.     277. 
Hülle,  Herrn.    465. 
Hussarzewskische  Bibliothek.    278. 

Jacobs,  Eduard.    40. 

—  Fr.,  Creuzers  Briefe  an  ihn.     22. 
Jahr,  Wilh.     565. 

Jena,  Univ.-Bibl.,  Bedeutung  für  die 
reformationsgeschichtl.  Forschung. 
245.    Leihgebühr.     141. 

Institutsbibliotheken.     181. 
Italien.    279.  518. 

Kaiser,  Rudolf.     1S5. 

Kaladeev,  J.    41. 

Karlsruhe,  Bibliotheken  im  Etat.    140. 

—  Hof-  und  Landesbibl.,  Bericht.  277. 
Kentenich,  G.    29. 

Keyfser,  Adolf.    423. 

Königsberg,  Königl.  und  Univ.-TBibl.. 
Etat.  85.  Schenkungen.  1S7.  Bau- 
liche Veränderungen.    566. 

Kohfeldt,  Gust.    356.  424. 

Krakau,  Univ.-Bibl.,  Bericht.     187. 


Namen-  uud  Sachregister 


XI 


Krause,  Heinrich.     186. 
Kuhnert,  Ernst.     185. 
Kunze,  Karl.    355. 

Längstitel  auf  Büchern.     350.  503. 
Langer,  Eduard,  Bibl.     69.  89. 
Laue,  Max.     185. 

Leipzig,  Univ.-Bibl.,  Faustbibliothek. 
187.    Bibliotheksgebühren.    517. 

—  Deutsche  Bücherei.  33.  230.  404. 
Grundsteinlegung  zum  Gebäude.  516. 

—  Buchhandels  -  Archiv  ,  Sammlung 
Göschen.     229. 

—  Paedagog.  Zentralbibl. ,  Bericht. 
230. 

Lemberg,  Univ.-Bibl.,  Bericht.  232 
Inkunabeln.     272. 

—  Ossolineum,  Geschenk.    278. 
Leyh,  Georg.    97.  185.  505.  518. 
Lichtenstein,  Walter.    228. 
Lindsay,  W.  M.    488. 

List,  Friedrich.    141. 

London,  Brit.  Museum,  Bericht.     469. 

Loubier,  Jean.     185.    420. 

Lubomirska,  Eleonore  Fürstin.     278. 

Lüdtke,  Willy.    216. 

Lupe  für  Bibliothekszwecke.    27. 

Luther,  Johannes.     186.  504. 

Maday,  Stef.  v.    161. 

Magdeburg,  Stadtbibl.,  Trennung  vom 

Stadtarchiv.     356. 
Mainz,  Bibliothekarversammlang.   268. 

373. 

—  Gntenberg-Museum,  Zuwachs.    141. 

—  Stadtbibl.,  Entwicklung  und  Ein- 
richtungen.   435.    Bericht.    141. 

Manchester,  John  Bylands  Library.  62. 

Marburg,  Univ.-Bibl.,  Etat.     85. 

Meckelein,  Richard.    41. 

Meisner,  Heinrich.     468. 

Meyer,  Oskar.     141. 

Moeltzner,  August.     186. 

Molitor,  Karl.     186. 

Molsdorf,  Wilhelm.     353. 

Mortet,  Ch.    234. 

Moskau,  Oeffentliches  u.  Ruinjanzow- 

Museum, Inkunabeln.  27 1 .  Geschichte 

der  Bibl.    280. 

—  Museum  d.  J.  1812.    41. 
Mosse,  Rudolf.    566. 

München,  Hof-  und  Staatsbibl.,  Bücher- 
aufstellung.  468.  Etat.  513.  Index 
z.  systematischen  Zettelkatalog.  89. 
Katalog  im  Lesesaal  518.  Ueber- 
weisung  der  Familienfideikommifs- 
Bibl.  567.  Astrologische  Sammel- 
bäude.  180.  Nationalbibl.  u.  Königl. 
Bibl.    58. 


München,  Bibl.  der  Techn.  Hochschule, 
Etat.     514. 

—  Univ.-Bibl.,  Etat.     514. 
Münster,  Univ.-Bibl.,  Etat.    85. 
Münzel,  R.     87. 

Nordamerika.    41.  521. 

—  Eindrücke  von  einer  Bibliotheks- 
reise.    1.  49. 

Noyon,  A.     77. 

Oesterreich.     89.  187.  232.  278. 

—  Mittelschulbibliotheken,  Katalogi- 
sierung.    79. 

Oxford,  Bodleiana,  Bericht.     360. 

Paalzow,  Hans.    418. 

Paris,  Bibliotheksvorträge.     188. 

—  Nat.-Bibl.,  Bericht  278.  Direktor- 
wechsel. 234.  Theol.  Handschriften 
des  12.  Jahrhunderts.     77. 

—  Sammlungen  des  Opernhauses.    90. 

—  Societedesamisde  la  Bibl.  Nationale 
et  des  grandes  bibliotheques  de 
France.    518. 

Perlbaeh,  Max.    32. 

Petersburg,  Bibl.  der  Akad.  d.  Wiss., 

Schenkungen.     143. 
Pflichtexemplare.     263. 
Pick,  Hermann.     185. 
Poggio  Bracciolini,  Briefsammlungen. 

289.  443. 
Posen,  Raczynskische  Bibl.,  Bericht. 

230. 
Preisendanz,  K.    22. 
Preufsen,  Bibliothen  im  Etat.    85. 

—  Bibliotheken  im  Abgeordnetenhaus. 
229. 

—  Direktorenkonferenz.    229. 
Ptolemaeuskarten,  Handschriftl.     379. 

Rath,  Erich  v.     186. 

Reichling,  D.,  Appendices.    28. 

Reinhold,  Heinrich.    490. 

Rostock,  Univ.-Bibl.,  Neue  Ordnung 
über  die  Verwaltung  d.  Vermehrungs- 
fonds.   356. 

Ruisland.     40.  143.  235.  280.  361. 

—  Gesellschaft  für  Bibliothekswissen- 
schaft.   40. 

St.  Gallen,  Lateinische  Handschriften. 
477. 

Schilling,  Johannes.     220. 

Schlesien,  Schrift-,  Buch-  und  Biblio- 
thekswesen.    353. 

Schmid,  Adolf.     503. 

Schmidt,  Adolf.     186. 

Schmidt,  Erich,  Bibl.     566. 


XII 


Namen  nnd  Sachregister 


Schneider,  Georg.    30. 

Schnorr  v.  Carolofeld,  H.     58.  375. 

Schottenloher,  Karl.    180.  186. 

Schrader,  Karl,  Bibl.    566. 

Schützenbriefe.     273. 

Schultze,  Walther.    138.  186.  273. 

Schwarz,  Ignaz.    227. 

Schweden.     90.  188. 

Schweiz.     142.  358. 

—  Vereinigung  schweizerischer  Biblio- 
thekare.    55li. 

Schwenke,  Paul.  1.  49.  78.  181.  225. 
261.  475.  504.  507. 

Sillib,  Rud.    502. 

Solidi,  Jobannes.    220. 

Springer,  Hermann.     185. 

Stahel,  Nicolaus.     227. 

Stammler,  Rud.     78. 

Stavenhagen,  A.    544. 

Steffens,  Fr.     4??. 

Stettin,  Stadtbibliothek,  Bericht.     39. 

Stichometrie  der  Bibel.     216. 

Stieglitz,  Baron  A.  N.     41. 

Strafsburg,  Univ.-  u.  Landesbibl.,  Etat. 
277.  Euting'sTestament.  231.  Bücher- 
ausgabe.   518. 

—  Schule  fürBibliotheksanwärterinnen. 
141. 

Systematik.     225. 

—  des  Kriegswesens.    538. 
Systematische  Aufstellung.    97. 

Teza,  Emilio.     279. 
Trommsdorff,  P.    463.  521.  564 
Trutebul,  Ludwig.    504. 

Ungarn.     357. 

Universitätsbibliothek  und  Instituts- 
bibliotbeken.     181. 


Uppsala,  Univ.-Bibl.,  Erweiterungsbau. 
90.  188. 

Venedig,   Bibl.  Marciana.  Vermächtn. 

Teza.      Raumnot.     279.      Berichte 

1906—11.     518. 
Verein  Deutscher  Bibliothekare.    152. 

196.  441. 
Verwaltungspraxis,    Kommission    für. 

423. 
Vogelsang,  Fr.    17. 
Volksbibliotheken  im  Preufs.  Etat.  86. 
Vo ullieine,  Ernst.    28.  186.  220.  270. 

Warschau,  Krasinskische  Bibl.,  Grund- 
steinlegung.   41.     Zuwachs.    361. 

Washington,  Kongreisbibliothek.  Be- 
richt.   521. 

Weinberger,  Wilh.    80.  351 

Wernigerode,  Fürstl.  Bibl.,  Stamm- 
bücher.    40. 

Wien,  Aeltester  Buchdruck.     272. 

—  Univ.-Bibl.,  Schlagwortkatalog.  331. 
Wiesbaden,  Landesbibi.,  Neubau.   142. 

Einweihung.     468. 
Wille,  Franz.    183. 
Willkomm,  Bernhard.    27.  245. 
Wilmanns,  Aug.     289.  443. 
Wilmersdörffer,  Theodor.     180. 
Wilna,  Bibl.  d.  Vereins  von  Freunden 

der  Wissenschaft.     235. 
Würzburg,  Bibliotheken  im  30  jährigen 

Kriege.     2S. 

—  Univ.-Bibl.,  Etat.    514. 

Zedier,  Gottfr.     186.  404. 
Zürich,  Stadtbibl.,  Bericht.    360. 


Namenregister  zu  den  Personalnachrichten. 


Abb,  Gustav.     528. 
Ackerknecht,  Erwin.    48. 
Angermann,  Rudolf.     48. 
Äsen,  Jobannes.    528. 

Balcke,  Kurt.     48  (vgl.  96).  528. 
Bauerm eister,  Karl.    528. 
Berenbacb,  Joseph.     528. 
Berger,  Heinrich.     528. 
Berliere,  Usmer.     152. 
Blass,  Kurt  Robert.     196. 
Bloedau.  Karl  August  von.     48. 
Bollert,  Martin.    372. 
Boysen,  Karl.     475. 
Brandt,  Anton.     288. 
Brinkmann-Bondi,  Hans.    528. 

Christiani,  Wilhelm.     196. 
Coggiola,  Giulio.     475. 
Crons,  Ernst.     196. 

Diestel,  Friedrich.    244. 
Drahn,  Hermann.     196. 

Eberdt,  Oskar.  152. 
Eder,  Robert.  288. 
Euting,  Julius.     96.  136. 

Falk,  Hermann.     244. 
Feustell,  Wilhelm.     48. 
Fischer,  Walther.     288. 
Floridov,  Aleksander.     475. 
Focke,  Rudolf.     196. 
Frati,  Carlo.     475. 

Gerhäufser,  Wilhelm.     48. 
van  den  Gheyn,  Joseph.     152. 
Gontta,  Guido  Edler  von.     96. 
Grulich,  Oskar.     528. 
Guenther,  Otto.     475. 

van  der  Haeghen,  Ferdinand.     152. 
Hansen,  Johannes.     578. 
Harnack,  Adolf.    372. 
Hebeisen,  Gustav.     96. 


Hefermehl,  Ernst.    372. 
Herbig,  Gustav.    244. 
Hilliger,  Benno.     196. 
Hirsch,  Paul.    96. 
Höpfl,  Simon.     578. 
Hohmann,  Christoph.    288. 
Homolle,  Theophile.    244. 
Hoppe,  Willy.    578. 
Hortzschansky,  Adalbert.    475. 

Jaeschke,  Emil.     152. 
Jedzink,  Paul.     244. 
Jessen,  Peter.    48. 
Juerges,  Paul.    475. 
Juntke,  Fritz.    244. 

Kentenich,  Gottfried.     244. 
Keydell.  Rudolf.     528. 
Kirchner,  Joachim.     528. 
Knaufs,  Wilhelm.     196. 
Koestler,  Max.     96. 
Kothe,  Wilhelm.     152. 
Krancke,  Adolf.    372. 
Krieger,  Bogdan.     372. 

Lange,  Edmund.     48.  96. 
Leimeister,  Hans  Georg.    288. 
Leyh,  Georg.     578. 
Liesegang,  Erich.    475. 
Lockemann,  Theodor.    4s.  528. 
Loeckle,  Alfred.     196. 
Loewe,  Karl.     196. 

Marcel,  Henri.    48.  244. 
Marckwald,  Ernst.    96. 
Mai'slow,  Oskar.     528. 
Mayefhofer,  Franz.     96v 
Minde-Pouet,  Georg.     196. 
Molsdorf,  Wilhelm.     288. 
Morger,  Gallus.     244. 
Mühlbach,  Egon.     196. 
Müller,  Georg.     475. 

Nestle,  Eberhard.  196. 
Nickel,  Wilhelm.  IT".. 
Nourney,  Oskar.     48. 


XIV 


Namenregister  zu  eleu  rersoualuachrichten 


Orgies-Rutenberg,   Emil  Baron.     244. 

Pahlke,  Gerhard.     196. 
Pelka,  Wilhelm.     528. 
Petermann,  Theodor.     475. 
Pfaff,  Friedrieh.    96. 
Pfannmüller,  Gustav.     175. 
Polek,  Johann.    244. 
Prochnow,  Georg.     528. 

Rauschenberger,  Walter.     475. 
Reyell,  Rudolf.     196. 
Richter,  Arthur.     372. 
Rid,  Ludger.    96. 

Sal's.  Johann.     196.     57S. 
Schmidt.  Karl.     528. 
Schorbach,  Karl.    96. 
Schorn,  Georg.     244. 
Schröter,  Erich.     196. 
Schubert,  Walter.     528. 
Schultz,  Otto.     152. 
Schulz,  Hans.     244. 
Schulze,  Alfred.     152. 
Sensburg,  Waldemar.    96. 


Seraphim,  August.    372. 
Simon,  Heinrich.     244. 
Spiegel,  Walter.    372. 
Starck,  Hubert.    96. 
Steiff,  Karl.     196. 
Steinhansen,  Georg.     48. 
Stois,  Max.     288. 

Tautz,  Kurt.     196. 
Transfeldt,  Walter.     528. 

Vogelsang,  Friedrich.     372. 
Vogt,  Wilhelm.    52>. 

Wahl,  Gustav.    96. 
Weber,  Ernst.     528. 
Wellnhofer,  Matthias.     241. 
Wille,  Franz.     57s. 
Wolfram,  Georg.    475. 

Zedier,  Gottfried.     475. 
Zerener,  Holm.     52S. 
Zingerle,  Wolfram,  Edler  v.  Summers- 
berg.    288. 


Zentralblatt 

für 


Bibliothekswesen. 


XXX.  Jahrgang.  1.  Heft.  Januar  1913. 


Eindrücke  von  einer  amerikanischen  Bibliotheksreise.1) 

II.    Bibliotheksausstattung. 

Die  amerikanischen  Bibliotheken  baben  den  grofsen  Vorteil,  im 
„Library  Bureau"  ein  Unternehmen  zu  besitzen,  das  sachverständig 
geleitet  auf  ihre  Bedürfnisse  eingeht  und  die  gesamte  Ausstattung 
einer  Bibliothek,  von  den  Büchergestellen  bis  zu  den  Formularen,  auf  das 
Zweckmäfsigste  ausführt.  Die  Werkstätten  des  Library  Bureau  befinden 
sich  in  Böston,  gröfsere  Niederlassungen  aufserdem  in  New  York  und 
Chicago,  auch  in  London  und  Paris.  Hoffentlich  haben  die  deutschen 
Bibliothekare  auf  der  Leipziger  Ausstellung  von  1914  Gelegenheit,  die 
Erzeugnisse  des  Library  Bureau  zu  sehen ;  der  schöne  Katalog  ist 
wohl  den  meisten  bereits  bekannt.  Natürlich  lohnt  sich  ein  solches 
geschäftliches  Unternehmen  nur,  wenn  es  ein  genügendes  Feld  für  seine 
Tätigkeit  findet,  und  das  ist  bei  der  Fülle  der  Bibliotheksneubauten  in 
Amerika  in  reichem  Mafse  der  Fall.  Nur  in  einzelnen  Zweigen 
der  Bibliotheksausstattung  kommt  der  Wettbewerb  anderer  Firmen  in 
grösserem  Umfang  in  Betracht.  Begreiflicherweise  gibt  das  Ueber- 
wiegen  des  Library  Bureau  den  Bibliotheken  eine  gewisse  Gleichmäfsig- 
keit.  Ich  versuche  hier  ebensowenig  wie  bei  den  Gebäuden  eine 
systematische  Beschreibung,  sondern  gebe  nur  einige  Bemerkungen,  die 
mir  von  Interesse  zu  sein  scheinen. 

Am  meisten  kommt  wohl  der  Wettbewerb  anderer  Firmen  neben 
dem  Library  Bureau  im  Fach  der  Büchergestelle  zur  Geltung.  Man 
kann  davon  4 —  5  moderne  Systeme  in  den  grofsen  Bibliotheken  sehen. 
Sie  sind  durchweg  ganz  von  Eisen  („steel")  und  zeichnen  sich  durch  die 
vorzügliche  glatte  Emaillierung  aus,  die  dem  bei  uns  üblichen  Anstrich 
zweifellos  überlegen,  die  aber  auch  entsprechend  teuer  ist.  Dagegen 
darf  man  sagen,  dafs  in  der  Konstruktion  unsere  neuen  Gestelle  nicht 
zurückstehen,  sogar  eher  den  Vorzug  verdienen.  Eine  grofse  Rolle 
spielen  dort  noch  die  Gestelle  mit  festen  Seitenteilen.  Dazu  gehört 
vor  allem  das  von  Bernhard  R.  Green  für  die  Kongrefsbibliothek  kon- 


1)  Abschn.  I  (Die  Gebäude)  s.  Zbl.  1912.  S.  485  —  500.  Es  sei  hier  wieder- 
holt, dal's  die  vorliegenden  Bemerkungen  auf  die  Fragen,  welche  speziell  die 
volkstümlichen  Bibliotheken  betreffen,  absichtlich  nicht  eingehen. 

XXX.     i.  1 


2  Eindrücke  von  einer  amerikanischen  Bibliotkeksreise 

struierte  und  von  den  Snead- Eisenwerken  hergestellte  „Snead  Stack", 
das  in  der  Hauptsache  auf  der  (nach  vorn  gerichteten)  Zahnleiste  be- 
ruht, und  ein  vom  Library  Bureau  vertriebenes  System,  bei  dem  der 
Legeboden  in  beiderseits  angebrachte  Schlitze  eingeschoben  wird.  Die 
festen  Seitenteile,  die  natürlich  einen  regelmäfsigeren  und  angenehmeren 
Anblick  gewähren,  haben  sich  bei  uns  als  unpraktisch  erwiesen,  weil 
sie  auf  die  gröfste  erforderliche  Tiefe,  also  mindestens  auf  das  gewöhn- 
liche Folio,  eingerichtet  sein  müssen  und  infolgedessen  bei  der  Be- 
setzung mit  kleinen  Formaten  unnötig  Luft  und  Licht  wegnehmen.  In 
den  amerikanischen  Bibliotheken,  in  denen  fast  ausschliefslich  die  kleinen 
Formate  herrschen,  kann  sich  die  Tiefe  mehr  nach  diesen  richten. 
Immerhin  ist  die  gewöhnliche  Tiefe  von  1  Fufs  (30  5  cm)  immer  noch 
um  50  °  0  mehr  als  man  für  Oktavbände  braucht.  Uebrigens  empfiehlt 
das  Library  Bureau  in  erster  Linie  ein  anderes  von  ihm  geführtes 
System,  mit  offenen  Seiten,  bei  dem  die  beweglichen  Wangen  vermittelst 
eines  Hakens  in  die  rechteckigen  Löcher  des  Schaftes  eingehängt 
werden.  Offene  Seiten  hat  auch  das  Gestell  der  Art  Metal  Con- 
struction  Company.  Bei  allen  Systemen  beträgt  die  kleinste  Ent- 
fernung von  einer  Einstellung  zur  andern  1  Zoll  =  25,4  mm,  die 
Verstellbarkeit  bleibt  also  hinter  der  bei  uns  üblichen  (15  mm)  er- 
heblich zurück.  In  den  Lesesälen  und  an  anderen  Stellen,  wo  es  auf 
das  bessere  Aussehen  ankommt,  benutzt  man,  wie  auch  bei  uns,  viel- 
fach das  alte  System  der  Stellstifte. 

Die  Aufbewahrung  der  grofsen  Formate  bildet  ein  schwieriges 
Problem,  besonders  bei  Gestellen  mit  offenen  Seiten.  Gewöhnliche 
Bücherstützen  sind  nicht  geeignet  die  schweren  Bände  in  gerader 
Stellung  zu  halten  und  eine  engere  Teilung  des  Faches  ist  in  den 
eisernen  Gestellen  schwer  anzubringen;  Schädigung  der  Bände  durch 
Schrägstehen  ist  daher  kaum  zu  vermeiden.  Es  empfiehlt  sich  deshalb 
liegende  Aufbewahrung  und  zwar,  zur  Beseitigung  der  Reibung  beim 
Herausziehen,  auf  Bollen,  wie  ich  sie  zuerst  in  der  John  Rylands  Library 
in  Manchester  gesehen  habe.  In  den  von  uns  besuchten  amerikanischen 
Bibliotheken  fanden  wir  das  Prinzip  mehrfach  angewendet,  meist  so, 
dafs  der  Legeboden  aus  einem  eisernen  Rost  besteht,  in  den  einige 
etwas  vorstehende  Rollen  eingelassen  sind,  um  den  Band  aufzunehmen. 
So  werden  oft  sogar  die  Zeitungsbände  aufbewahrt.  Da  zu  jedem 
Bande  ein  solcher  Rollen -Boden  gehört,  ist  diese  Aufbewahruugsart 
natürlich  sehr  kostspielig  und  beansprucht  viel  Raum. 

Zur  Beförderung  der  Bücher  in  vertikaler  Richtung  sind  überall 
elektrische  Aufzüge  vorhanden  und  im  allgemeinen  ist  man  der  An- 
sicht, dafs  dem  Bedürfnis  nach  mechanischen  Transportmitteln  damit 
genügt  ist.  Die  horizontale  Beförderung  geschieht  in  der  Regel  ohne 
solche,  entweder  mit  dem  von  einem  Jungen  geschobenen  Bücherwagen 
oder  durch  einfaches  Tragen  mit  der  Hand.  Als  Wageu  (trucks) 
braucht  man  die  kleinen  fahrbaren  Gestelle,  wie  sie  sich  bei  uns  nach 
amerikanischem  Muster  von  Marburg  aus  verbreitet  haben.  Jedoch 
haben    sie    nicht   wie    diese   ein  Räderpaar   in   der  Mitte   und  zwei  in 


von  P.  Schwenke  3 

verschiedener  Ebene  liegende  Einzelräder  an  beiden  Enden,  sondern 
vier  Räder  in  der  üblichen  Stellung,  von  denen  aber  das  eine  Paar 
aus  zwei  selbständigen  auf  Kugellagern  nach  allen  Seiten  drehbaren 
Kadfüfsen  besteht,  Die  Beweglichkeit  und  Drehfähigkeit  ist  eine  aufser- 
ordentliche.  Soweit  ich  gesehen  habe,  werden  diese  Wagen  übrigens 
hauptsächlich  gebraucht,  wenn  gröfsere  Mengen  von  Büchern  in  die 
Beamtenräume,  etwa  zum  Katalogisieren,  zu  bringen  oder  innerhalb 
derselben  zu  bewegen  sind.  Bei  dem  gewöhnlichen  Magazindienst  wird 
ja  jede  Bestellung  einzeln  erledigt  und  es  handelt  sich  da,  worauf 
später  noch  zurückzukommen  sein  wird,  in  der  Regel  um  einzelne 
Bücher  oder  Bände,  so  dafs  die  Benutzung  eines  Wagens  überflüssig 
ist.  Dazu  kommt,  dafs  das  Magazin  meist  so  günstig  zu  den  Be- 
nutzungsräumen liegt,  dafs  die  Wege  nur  sehr  kurz  sind.  So  haben 
wir  von  horizontalen  oder  Horizontal-  und  Vertikalbewegung  ver- 
einigenden Förderanlagen  wenig  mehr  gesehen  als  die  in  der  Kongrefs- 
bibliothek  und  in  Boston,  die  seit  langem  in  der  Literatur  angeführt 
und  abgebildet  sind.  Das  war  eine  kleine  Enttäuschung,  da  es  für 
den  Neubau  der  Königlichen  Bibliothek,  in  der  die  Raum  Verhältnisse 
etwas  verwickelter  liegen,  darauf  ankam  gerade  in  dieser  Richtung 
neue  Anregungen  zu  erhalten. 

Die  beiden  Paternosterwerke,  die  in  der  Kongrefsbibliothek  die 
Mitte  des  Lesesaals  mit  dem  links  und  rechts  anstofsenden  Magazin- 
flügel verbinden,  sind  bekanntlich  so  eingerichtet,  dafs  die  umlaufenden 
Körbe  ein  im  Magazin  oder  im  Lesesaal  in  den  Apparat  eingelegtes 
Buch  selbsttätig  mitnehmen  und  es  im  ersten  Falle  im  Lesesaal,  im 
zweiten  Fall  in  demjenigen  Magazin,  auf  das  der  Förderkorb  eingestellt 
ist,  ablegen.  An  jedem  Werk  hängen  18  Körbe,  die  Gesamtumlaufszeit 
beträgt  2 '/2  Minute.  Die  Anlage  arbeitet  ausgezeichnet,  freilich  unter 
der  Voraussetzung,  dafs  die  einzelne  Sendung  sich  in  sehr  mäfsigen 
Grenzen  hält.  Das  ist,  wie  bereits  angedeutet,  dort  nicht  schwierig, 
weil  es  sich  meist  nur  um  einzelne  Bände  handelt.  Unter  unseren 
Verhältnissen,  wo  oft  grofse  vielbändige  Serien  zu  befördern  sind, 
müfsten  die  einzelnen  Bände  womöglich  in  ebenso  vielen  aufeinander 
folgenden  Förderkörben  gehen  und  das  könnte  recht  zeitraubend  werden. 
Für  das  neue  Magazin,  das  jetzt  durch  Ueberbauen  eines  Hofes  hinzu- 
gekommen ist  und  das  nicht  mehr  ganz  so  bequem  zum  Lesesaal  liegt,  wie 
die  beiden  ersten,  hat  man  von  einer  ähnlichen  Anlage  abgesehen. 
Nach  dem  Muster  von  Washington  ist  in  der  New  York  Public  Library 
im  ersten  Obergeschofs  eine  Verbindung  zwischen  dem  Sonderraum  für 
Science  und  dem  für  Public  Documents.  der  dem  Magazin  benachbart 
ist,  hergestellt  worden,  aber  der  Apparat  arbeitet  nicht  befriedigend 
und  wird  selten  benutzt. 

Die  Beförderungsanlage  der  Public  Library  in  Boston  ist  eine 
sinnreiche  Verbindung  von  Bücherbahn  und  Aufzug,  aber  die  kleinen 
Wagen,  die  darauf  laufen,  nehmen  ebenfalls  nur  wenige  Bücher  gleich- 
zeitig auf  und  aufserdem  ist  der  feine  Mechanismus  öfterem  Versagen 
ausgesetzt,      Die    nach    Bostoner    Muster    in    der    Carnegie   Library    in 


4  Eindrücke  von  einer  amerikanischen  Bibliotheksreise 

Pittsburgk  konstruierte  Anlage  bat  noch  weniger  befriedigend  gearbeitet 
und  stand  zur  Zeit  unseres  Besuches  völlig  still. 

Aufser  dem  besprochenen  Paternosterwerk  zwischen  Lesesaal  und 
Magazin  besitzt  die  Kongrefsbibliothek  noch  eine  unterirdische  Schnell- 
verbindung zwischen  dem  Bibliotheksgebäude  und  dem  in  einer  Ent- 
fernung von  400  m  gegenüberliegenden  Kapitol.  Es  ist  eine  Schwebe- 
bahn an  endlosem  Kabel,  die  auch  eine  gröfsere  Last  Bücher  auf  einmal 
befördern  kann.  Wenn  es  sich  um  lediglich  horizontale  Beförderung 
handelt,  ist  das  wohl  die  zweckmäfsigste  Einrichtung,  weil  sie  den 
Lärm  vermeidet,  der  von  einer  auf  Schienen  laufenden  elektrischen 
Bahn  unzertrennlich  ist.  Fast  geräuschlos  arbeitet  auch  das  „endlose 
Band",  wie  wir  es  in  der  Bibliothek  der  Bar  Association  in  New  York 
für  Bücherzwecke  verwendet  sahen.  Es  dient  dort  dazu,  die  in 
einem  Nebenhaus  gelegenen  Sprechzimmer  der  Rechtsanwälte  von  der 
Bibliothek  aus  mit  Büchern  zu  versorgen  und  diese  wieder  zurückzu- 
befördern.  Da  die  beiden  Endpunkte  nicht  auf  derselben  Höhe  liegen, 
ist  das  rotierende  Band  in  einer  Steigung  von  1  :  5  angelegt,  es  nimmt 
trotzdem  die  daraufgelegten  Lederschalen  mit  Büchern  bis  zu  einem 
Gewicht  von  25  Pfund  bequem  mit  und  schiebt  sie  am  Ende,  wo  das 
Band  sich  nach  unten  umwendet,  auf  eine  feste  abwärts  geneigte 
Ebene  über. 

Die  Beförderung  der  Bestellzettel  geschieht  fast  überall  durch 
Rohrpost.  Nur  in  Boston  hat  man  zur  Verbindung  der  einzelnen 
Dienststellen  des  Ausgabesaals  ein  System  von  kleinen  Greifern,  die 
an  einem  elektrisch  betriebenen  Kabel  umlaufen,  die  an  bestimmter 
Stelle  eingesteckten  Zettel  mitnehmen  und  sie  am  richtigen  Ort  ab- 
legen. Vom  Ausgabesaal  nach  dem  Magazin  gehen  die  Zettel  dann 
durch  Rohrpost,  wofür  28  Leitungen  vorhanden  sind;  aufserdem  stehen 
noch  die  einzelnen  Magazine  unter  sich  in  Rohrverbindung,  ohne  dafs 
der  Weg  über  den  Ausgabesaal  zu  nehmen  ist.  Ein  wohl  noch  aus- 
gedehnteres Rohrnetz  hat  die  Public  Library  in  New  York,  doch  bildet 
hier  der  Dienstraum  des  Hauptlesesaals  die  Zentrale,  die  einerseits  mit 
dem  Katalogsaal,  wo  die  meisten  Bestellzettel  aufgegeben  werden,  und 
mit  sämtlichen  Spezialleseräumen,  andererseits  mit  den  Magazinen  in 
Verbindung  steht.  In  geschäftigen  Zeiten  herrscht  hier  ein  andauerndes 
Geknatter  von  ankommenden  Patronen  (sie  bleiben  in  einer  oben 
offenen  Verlängerung  des  Rohres  liegen),  denen  die  Bestellzettel  ent- 
nommen werden,  um  je  nach  der  Signatur  sofort  an  das  betreffende 
Magazin  oder  den  Speziallesesaal,  aus  dem  ein  Buch  gewünscht  wird, 
weiter  zu  gehen.  Einmal,  an  der  oben  genannten  Stelle  der  Bar 
Association,  sahen  wir  die  Bestellzettel  ersetzt  durch  den  Telauto- 
graphen,  der  die  an  der  Aufgabestelle  niedergeschriebenen  Titel 
oder  Signaturen  in  denselben  (groben)  Zügen  in  der  Empfangstelle 
wiedergibt,  worauf  das  Buch  durch  das  Transportband  gesandt  wird. 
Im  übrigen  wird  natürlich  vom  Telephon  ausgiebig  Gebrauch  gemacht. 

Zur  Unterbringung  der  Kataloge,  die  bekanntlich  durchweg 
Zettelkataloge  und  meist  im  Format  von  T'/jXlä'/ä  cm  sind,  dienen 


von  P.  Schwenke  5 

die  üblichen  Schränke  und  Schubkästen.  Es  ist  bemerkenswert,  dafs 
fast  ausschliefslich  hölzerne  Kästen  gebraucht  werden.  Eiserne  sind 
in  der  Kongrefsbibliothek  für  das  Lager  der  verkäuflichen  Zettel  ver- 
wendet, aber  man  empfindet  es  dort  unangenehm,  dafs  sie  mehr  Ge- 
räusch verursachen  als  die  hölzernen  und  infolge  Abnutzung  des  An- 
strichs auf  die  Dauer  nicht  so  glatt  laufen.  Wichtig  ist,  dafs  die 
Kästen  an  den  Seiten  tief  genug  ausgeschnitten  sind,  um  ein  seitliches 
Umblättern  zu  gestatten.  Wir  hängen  infolge  der  alten  unpraktischen 
Kästen  mit  vollen  Seitenteilen  noch  viel  zu  sehr  an  dem  für  Finger 
und  Augen  peinlichen  Blättern  von  oben.  Es  ist  ferner  zu  beachten, 
dafs  die  Benutzung  der  Kästen  nur  ausnahmsweise  im  Schranke  selbst 
geschieht,  sondern  dafs  sie  bei  irgendwie  längerem  Gebrauch  ganz 
herausgenommen  und  auf  den  gegenüberliegenden  Tisch,  allenfalls 
auch  auf  einen  am  Schrank  befindlichen  Auszug  gestellt  werden.  Sie 
sind  deshalb  nicht  mit  einem  „Anschlag"  versehen,  der  das  gerade 
Ausziehen  verhindert  und  das  Herausnehmen  und  Wiedereinsetzen  nur 
in  einer  besonderen  Schrägstellung  des  Kastens  gestattet.  Die  Handhabung 
getrennt  vom  Schranke  hat  zwei  grofse  Vorteile:  sie  erlaubt  die  gleich- 
zeitige Benutzung  mehrerer  neben  oder  übereinander  liegenden  Kästen  und 
sie  gibt  die  Möglichkeit,  die  Schrankhöhe  voll  auszunutzen.  In  letzterer 
Beziehung  ist  es  noch  ein  besonderer  Vorteil,  dafs  der  Fortfall  des 
„Anschlags"  auch  die  Anbringung  einer  Querleiste  zwischen  den  über- 
einander liegenden  Schubkästen  unnötig  macht,  soweit  es  nicht  die 
Festigkeit  des  Schrankes  erfordert.  Das  ist  nur  von  6  zu  6  Kästen 
der  Fall,  so  dafs  dazwischen  der  Raum  von  5  Leisten  gespart  wird. 
So  ist  es  möglich  gewesen,  die  Wände  des  grofsen  Katalogsaals  der 
New  York  Public  Library  ringsherum  mit  je  18  übereinander  liegenden 
Katalogkästen  zu  besetzen,  von  denen  allerdings  die  obersten  drei 
vorläufig  nicht  benutzt  werden.  Sie  haben  zusammen  eine  Höhe  von 
164  cm;  darunter  liegt  ein  Sockel  von  36  cm.  Horizontal  sind  sie  in 
Abteilungen  von  je  14  Kästen  gruppiert.  Solcher  Abteilungen  hat 
der  Saal  30,  von  denen  aber  5  für  den  Beamtenplatz  und  die  Auf- 
stellung der  grofsen  gedruckten  Kataloge  (British  Museum,  Bibliotheque 
Nationale)  in  Abzug  zu  bringen  sind.  Die  verbleibenden  25  Ab- 
teilungen enthalten  also  25  X  14  x  18  =  6300  Kästen,  mit  einer  nutz- 
baren Tiefe  von  je  40  cm,  also  mit  einer  Fassungskraft  von  7 — 8  Mil- 
lionen Zettel.  Jetzt  sind  etwa  2 1j2  Millionen  in  den  Kästen  enthalten, 
einschliefslich  des  Depositums  des  Kongrefsbibliotheks- Katalogs.  Die 
Längsausdehnung  der  25  Abteilungen,  ohne  die  trennenden  Pfeiler 
und  Türöffnungen,  beträgt  ca.  62  m.  (Man  vergleiche  damit,  dafs  der 
Bandkatalog  der  Königlichen  Bibliothek,  der  schwerlich  über  1  Million 
Titel  enthält,  in  seiner  jetzigen  Aufstellung,  4  Foliobände  übereinander, 
eine  Längsausdehnung  von  42  m  hat.)  Die  Ordnung  innerhalb  dieser 
Menge  von  Schubladen  wird  aufrecht  erhalten  durch  eine  innerhalb 
der  Abteilung  laufende  Numerierung,  die  auf  verschiedenfarbigen  und 
verschieden  gestalteten  Schildchen  angebracht  ist.  Ein  an  falscher 
Stelle    eingeschobener    Kasten    mufs    dem    überblickenden  Auge    sofort 


6  Eindrücke  von  einer  amerikanischen  Bibliotheksreise 

auffallen.  Die  Tische,  auf  welche  die  Katalogkästen  beim  Gebrauch 
abgestellt  werden,  sind  102  cm  hoch,  also  für  Benutzung  im  Stehen 
eingerichtet.  Die  wenig  zahlreich  vorhandenen  Sitze  bestehen  in  73  cm 
hohen  Böcken  mit  Lederpolster. 

Ueber  die  Kataloge  wird  in  Abschn.  III  bei  der  inneren  Ver- 
waltung zu  handeln  sein.  Eine  praktische  Vorrichtung  zum  Vor- 
ordnen der  Zettel  wird  in  der  Kongrefsbibliothek  gebraucht:  ein 
kleines  treppenförmiges  Gestell,  an  dem  es  sich  bequemer  und  über- 
sichtlicher arbeiten  läfst  als  wenn  die  Verteilungsfächer  in  derselben 
Ebene  liegen.  Ich  habe  für  die  Königliche  Bibliothek  sofort  ein  ähn- 
liches Gestell  aus  leichtem  Holz  anfertigen  lassen,  mit  5  Abteilungen 
von  1212X~12cm  nach  jeder  Richtung  hin,  natürlich  mit  dem 
nötigen  Spielraum.  Die  Höhe  der  Stufen  beträgt  nur  35  mm,  die 
oberste  liegt  14  cm  über  der  untersten.  Die  Einrichtung  bewährt  sich 
bei  der  Einordnung  in  die  25  Buchstaben  unseres  Alphabets  sehr  gut. 
Das  Prinzip  der  treppenförmigen  Anordnung  ist  in  den  amerikanischen 
Bibliotheken  auch  sonst  mehrfach  angewandt,  z.  B.  für  die  Aufbewahrung 
der  Buchkarten. 

Den  Katalogkästen  entsprechend,  nur  gröfseren  Formats,  sind  die 
Schränke  und  Schubladen  für  „aufrechte  Aufbewahrung"  (vertical 
filing),  zur  geordneten  und  handlichen  Aufbewahrung  von  Briefen, 
Aktenstücken  und  sonstigen  handschriftlichen  oder  gedruckten  Einzel- 
blättern, Photographien,  Zeitungsauschnitten,  Sonderdrucken,  Katalogen 
und  anderem  ungebundenen  Material.  Die  Stücke  werden,  soweit  sie 
sich  nicht  selbst  grad  halten  können,  iu  Umschläge  gelegt  und  durch 
Leitkartons  mit  Signatur  oder  sonstiger  Ordnungsbezeichnung  getrennt. 
Sie  bilden  so  ihren  eigenen  Katalog. 

In  der  Anordnung  der  Lesesaaltische  haben  wir  keine  besonderen 
Neuerungen  bemerkt.  Vorherrschend  ist  die  längere  oder  kürzere  von 
beiden  Seiten  mit  Stühlen  besetzte  Tafel,  so  auch  in  den  neuen 
Public  Libraries  in  New  York  und  St.  Louis.  Eine  Ausnahme  ist  die 
einseitige  Besetzung  der  Tische  (die  sich  der  Rundung  des  Lesesaals 
einfügen)  in  der  Bibliothek  der  Columbia-Universität.  In  der  Kongrefs- 
bibliothek ist  das  nur  bei  dem  inneren  Ring  der  Fall;  die  beiden 
äufseren  Ringe  sind  zweiseitig  besetzt,  die  beiden  Seiten  aber  durch 
eine  höhere  Scheidewand  getrennt.  Besonders  hoch  und  als  Bücher- 
gestell ausgebildet  ist  diese  Scheidewand  in  dem  schönen  Lesesaal  des 
Union  Theological  Seminary  in  New  York,  dessen  einfache,  aber  solid 
ausgeführten  Lesetische  auf  jeder  Seite  drei  Plätze  haben.  Die  Stühle 
sind  überall  sehr  praktisch  und  bequem,  schmiegen  sich  gut  der 
Rundung  des  Rückens  an  und  sind  meist  mit  Armlehnen  versehen. 

Zur  Beleuchtung  der  Lesesaaltische  hat  man  auch  in  den  ameri- 
kanischen Bibliotheken  nichts  besseres  als  die  festen  Stehlampen  mit 
ausreichend  grofsen  Schirmen,  um  das  Licht  für  das  Auge  abzublenden. 
In  St.  Louis  P.  L.  liegen  je  zwei  längere  Leuchtkörper  in  einem  ent- 
sprechend geformten  Schirm.  Die  angenehme  indirekte  Beleuchtung, 
die    dem    ganzen    Raum    annähernd  Tasreshelle    gibt    und    die    sich    in 


von  P.  Schwenke  7 

kleineren  Bibliotheken  und  in  Speziallesesälen  öfter  findet,  erweist  sich 
für  grofse  und  besonders  für  hohe  Räume  als  zu  teuer,  und  der  „Mond" 
von  Columbia,  der  bestimmt  war  das  Licht  nach  unten  zu  werfen, 
schwebt  jetzt  als  dauernder  Neumond  über  dem  Lesesaal.  In  der  John 
Crerar  Library  sind  neben  der  indirekten  Beleuchtung  noch  Tischlampen 
eingeführt  worden.  In  der  Kongrefsbibliothek  geben  hohe  Beleuchtungs- 
körper, die  sich  über  den  Tischen  erheben  und  eine  aufrechtstehende  und 
2 — 3  hängende  Flammen  tragen,  zusammen  mit  der  übrigen  der 
Architektur  des  Saales  angepafsten  Beleuchtung  eine  ausgezeichnete 
Wirkung,  der  freilich  ein  recht  hoher  Stromverbrauch  entsprechen 
wird.  Es  mag  bei  dieser  Gelegenheit  bemerkt  werden,  dafs  die  gröfseren 
Bibliotheken  durchweg  nicht  nur  die  Wärme,  sondern  auch  den  nötigen 
elektrischen  Strom  selbst  erzeugen ;  die  Kongrefsbibliothek  erhält 
jetzt  beides  von  einer  den  umliegenden  Regierungsbauten  gemeinsamen 
Anlage. 

In  der  Ausstattung  der  Leseräume  ist  noch  die  Unterbringung  der 
laufenden  Zeitschriftenhefte  erwähnenswert.  In  der  New  York 
P.  L.  sind  sie,  mit  Ausnahme  einiger  stark  begehrten,  den  Benutzern 
überhaupt  nicht  frei  zugänglich,  sondern  liegen  in  einem  durch  Schranken 
abgeschlossenen  Räume  (vgl.  Zbl.  1912.  S.  492,  Plan  2)  auf  Bücher- 
gestellen und  werden  auf  Verlangen  von  einem  Angestellten  heraus- 
gegeben. An  anderen  Stellen,  z.  B.  in  der  Columbia -Universitäts- 
bibliothek liegen  die  neuesten  Hefte  in  einer  fortlaufenden  Reihe  auf 
einem  zweiseitigen  schrägen  Pult  in  der  Mitte  der  Lesetische.  Auf 
diese  Weise  kann  natürlich  nur  eine  beschränkte  Zahl  untergebracht 
werden  und  das  stört  wohl  nur  deshalb  nicht,  weil  der  gröfste  Teil 
der  Periodika  in  den  Seminar-  und  Departements -Bibliotheken  sein 
wird.  Anderwärts  stehen  sie  entweder  in  einem  ähnlichen  Auf- 
satz oder  in  besonderen  Gestellen  aufrecht  in  mehreren  treppenförmig 
hintereinander  angeordneten  Reihen,  so  dafs  die  eine  die  andere  über- 
ragt. Voraussetzung  ist  hier,  dafs  die  Hefte  in  feste  Umschläge  ein- 
gespannt sind.  Endlich  hat  man  Gestelle  mit  schräg  gestellten,  zum 
Teil  beweglichen  Böden,  in  denen  die  Hefte  mit  dem  gröfsten  Teil 
des  Umschlags  sichtbar  sind.  Die  gröfste  Anlage  dieser  Art,  die  wir 
sahen,  im  Union  Theological  Seminary  in  New  York,  ist  nach  dem 
Muster  von  —  Marburg  angelegt.  Die  Gestelle  haben  dort  10  Fächer 
übereinander.  Die  Zeitungen  werden  zumeist  in  die  üblichen  Halter 
eingespannt  und  mit  diesen  auf  ein  schräges  mit  Haken  versehenes 
Gestell  horizontal  aufgelegt,  so  dafs  die  Blätter  wie  Fahnen  hinter- 
einander hängen.  Für  vielgelesene  Zeitungen  gibt  es  oft  Lesepulte, 
von  denen  sie  nicht  entfernt  werden  können. 

Im  Lese-  oder  Ausgaberaum  befindet  sich  ferner  vielfach  ein 
Gestell  mit  den  neu  zur  Bibliothek  gekommenen  Büchern. 
Seine  Legeböden  pflegen  etwas  nach  hinten  geneigt  zu  sein,  um  die 
Titel  der  darauf  stehenden  Bände  leichter  lesbar  zu  machen. 

Praktische  Beamten- Arbeitstische,  mit  Fächern  und  Schubladen 
in  passenden  Grollen  für  Schreibmaterialien,    Formulare.  Zettelregister 


8  Eindrücke  von  einer  amerikanischen  Bibliotheksreise 

usw.  liefert  das  Library  Bureau.  Dazu  sind  Drehstühle  beliebt, 
welche  die  Möglichkeit  geben  sich  nach  allen  Seiten  zu  wenden  ohne 
aufzustehn.  Der  nicht  daran  Gewöhnte  hat  bei  ihrer  Benutzung  freilich 
zunächst  ein  gewisses  Gefühl  der  Unsicherheit.  Sehr  zu  rühmen  sind 
hier  wie  bei  den  amerikanischen  Stühlen  überhaupt  die  Holzsitze,  die 
durch  eine  doppelte  leichte  Aushöhlung  dem  Sitzenden  dieselbe  Be- 
quemlichkeit verschaffen,  für  die  wir  eine  elastische  Unterlage  brauchen. 

Die  Schreibmaschine  spielt  in  den  amerikanischen  Bibliotheken 
eine  Rolle,  von  der  man  sich  bei  uns  nichts  träumen  läfst.  In  manchen 
Abteilungen,  z.  B.  in  den  Katalogisierungsräumen,  ist  jeder  Arbeitstisch 
mit  einer  Maschine  versehen.  Von  besonderen  Schreibmaschinenzimmern 
ist  nicht  die  Rede.  Für  den  Lärm  ist  der  Amerikaner  wenig  empfind- 
lich, doch  wurde  mit  Genugtuung  erzählt,  dafs  demnächst  eine  ,,geräusch- 
lose"  Maschine  auf  den  Markt  kommen  werde,  allerdings  zu  sehr 
hohem  Preise. 

Von  Vervielfältigungsapparaten  scheint  mir  der  Multigraph 
erwähnenswert,  der  seit  einigen  Jahren  auch  in  Deutschland  vertrieben 
wird.  Es  ist,  genau  genommen,  eine  kleine  Setzmaschine,  von  deren 
Typensatz  man  entweder  mit  dem  Farbband  oder  vermittelst  direkter 
Einfärbung  durch  Druckerschwärze  beliebig  viel  Abzüge  auf  beliebigem 
Material  nehmen  kann.  Er  wird  deshalb  in  mehreren  amerikanischen 
Bibliotheken  u.  a.  auch  zur  Vervielfältigung  von  Titelzetteln  verwendet, 
bei  denen  wegen  der  Stärke  des  Kartons  die  Durchschlagkraft  der 
Schreibmaschine  versagt.  (Vgl.  Library  Journal  1911.  S.  629  ff.)  Die 
Bibliothek  der  Columbia-Universität  hat  ebenfalls  in  Aussicht  genommen, 
die  Titelzettel,  die  sie  nicht  von  einer  der  zetteldruckenden  Bibliotheken 
beziehen  kann,  mit  dem  Multigraph  herzustellen.  Die  Königliche 
Bibliothek  hat  sich  bisher  durch  den  hohen  Preis  (1775  M.  für  eine 
vollständige  Maschine  mit  getrenntem  Satz-  und  Druckapparat)  von 
eigenen  Versuchen  abhalten  lassen.  Das  Schriftbild  ist  das  der 
Schreibmaschine. 

III.    Innerer  Dienst. 

Für  die  Vermehrung  der  Bibliotheken  kommen  in  den  meisten 
Fällen  nur  Kauf  und  Geschenke  oder  Tausch  in  Betracht.  Pflicht- 
lieferungen gibt  es  bekanntlich  nur  in  Washington  und  sie  beruhen 
auf  anderer  Grundlage  als  bei  uns.  Dem  Copyright  Office  der  Kongrefs- 
bibliothek  sind  zwei  Exemplare  von  jeder  Drucksache  einzuliefern,  für 
die  der  Autorschutz  in  Anspruch  genommen  wird.  Diese  Bestimmung 
erstreckt  sich  nicht  nur  auf  die  einheimischen,  sondern  —  was  wir 
als  dem  Grundsatz  der  Gegenseitigkeit  widersprechend  nur  bedauern 
können  —  auch  auf  ausländische  Werke,  wenn  sie  geschützt  sein 
wollen.  Aus  dem  gedruckten  Bericht  ist  nicht  ersichtlich,  wieviel  von 
den  115  198  im  Jahre  1910  11  registrierten  Artikeln  nebst  den  zu- 
gehörigen Gebühren  von  108  379  Dollar  auf  das  Ausland  kommt.  Der 
Zahl  nach  kann  es  wohl  kein  hoher  Prozentsatz  sein,  abgesehen 
von  den  Musikalien  und  Stichen.    Auf  der  anderen  Seite  ergibt  sich  aus 


von  P.  Schwenke  9 

dem  Zweck  der  Einlieferung,  dafs  von  der  einheimischen  Literatur 
alles  das,  was  nicht  geschützt  sein  will  oder  kann,  nicht  darin  ent- 
halten ist.  Die  Eingänge  des  Copyright  Office  bilden  also  keines- 
wegs die  Grundlage  für  eine  „lückenlose  Sammlung"  der  heimischen 
Bücherproduktion,  wie  man  sie  bei  uns  vielfach  und  noch  in  den 
jüngsten  Erörterungen  über  die  „Deutsche  Bücherei"  der  Kongrefs- 
bibliothek zugeschrieben  hat.  Eine  solche  Vollständigkeit  ist  auch  gar 
nicht  von  ihr  beabsichtigt.  Von  jeher  ist  nur  das  in  die  Kongrefs- 
bibliothek  aufgenommen  worden,  was  für  sie  geeignet  schien.  Nicht 
nur  das  zweite  Exemplar,  sondern  von  minderwertigen  Drucksachen 
auch  das  erste  blieb  im  Copyright  Office.  Durch  das  neue  Gesetz  vom 
4.  März  1909  ist  jetzt  die  Möglichkeit  gegeben,  sowohl  über  die  alten 
angesammelten  Bestände  wie  über  die  neu  hinzukommenden  für  die 
Bibliothek  nicht  geeigneten  Artikel  zu  verfügen.  Die  zweiten  Exem- 
plare köonen  entweder  in  die  Kongrefsbibliothek  eingestellt  oder  an 
andere  Regierungsbibliotheken  in  Washington  und  an  die  Public  Library 
ebenda  abgegeben  worden,  das  Ungeeignete  kann  in  derselben  Weise 
abgegeben  oder  den  Einsendern  zur  Verfügung  gestellt  werden,  nach- 
dem es  in  dem  gedruckten  Catalog  of  title  entries  verzeichnet  ist.  So 
wurden  von  den  Eingängen  1910  11  zurückgegeben  635  Bücher, 
3058  Photographien,  10  406  Stiche  (prints),  2981  Zeitschriftenartikel. 
An  andere  Bibliotheken  wurden  6695  Bücher  abgegeben.  Man  ist 
soweit  entfernt  von  einer  pedantischen  Anhäufung  bedruckten  Papiers, 
dafs  man  von  jährlichen  Ausgaben,  von  denen  immer  nur  die  jüngste 
Wert  hat,  beim  Erscheinen  der  neuen  gegebenenfalls  die  alte  kassiert. 
Für  die  Vermehrung  durch  Kauf  stehen  überall  bedeutende  Mittel 
zur  Verfügung,  doch  geben  von  den  wissenschaftlichen  Bibliotheken 
nur  wenige  die  dafür  verwandten  Beträge  in  ihren  Berichten  an.  Bei 
der  Kongrefsbibliothek  sind  es  108  000  Dollar,  beim  Reference  Depart- 
ment der  New  York  Public  Library  c.  66  000,  bei  der  John  Crerar 
Library,  die  doch  nur  bestimmte  Fächer  pflegt,  c.  33  000  Dollar,  also 
immer  noch  doppelt  soviel  als  die  bestgestellten  unserer  Universitäts- 
bibliotheken für  Bücherkauf  ausgeben  können.  Trotzdem  werden 
Seltenheiten  mit  hohen  Preisen  im  allgemeinen  nicht  gekauft,  man 
überläfst  das  den  privaten  Sammlern  in  der  nicht  ungerechtfertigten 
Annahme,  dafs  deren  Schätze  doch  schliefslich  in  die  öffentlichen 
Bibliotheken  gelangen.  Das  beweisen  erfreuliche  Fälle  wie  der  in 
Princeton,  wo  der  Bibliothekar  im  Gespräch  mit  zwei  Bücherlieb- 
habern, die  sich  in  der  Bibliothek  trafen,  klagte,  dafs  diese  nur  die 
dritte  Shakespeare  Folio  besitze.  „Nun",  sagte  der  erste  Sammler  zum 
andern,  „wenn  Sie  Ihre  zweite  Folio  der  Bibliothek  schenken  wollen, 
so  will  ich  mit  meiner  ersten  das  Gleiche  tun."  Nach  wenigen  Tagen 
war  die  Bibliothek  im  Besitz  der  beiden  kostbaren  Stücke.  So  kommt 
es,  dafs  man  in  den  amerikanischen  Bibliotheken  doch  sehr  viele 
Seltenheiten  sieht,  nicht  nur  Americana  und  ältere  englische  Drucke, 
sondern  auch  überraschend  viele  deutsche  und  italienische  Inkunabeln. 
Einen    reichen  Schatz   seltenster  spanischer  Drucke  und  Handschriften 


10  Eindrücke  von  einer  amerikanischen  Bibliotkeksreise 

besitzt  die  Hispanic  Society,  begründet  und  ganz  unterhalten  von 
Archer  Milton  Huntington. 

Mit  ihren  laufenden  Mitteln,  die  oft  genug  durch  Geldgeschenke 
verstärkt  werden,  suchen  die  Bibliotheken  vor  allem  gute  Aibeits- 
sammlungen  zu  schaffen.  Um  möglichst  viel  zu  1  isten  und  unnötige 
DoppelanschaffiiDgen  zu  vermeiden,  nehmen  die  Bibliotheken  desselben 
Orts  aufeinander  Rücksicht:  die  Kongrefsbibliothek  z.B.  auf  die  Samm- 
lung des  Surgeon  General's  Office  und  andere  Behördenbibliotheken 
in  Washington:  in  New  York  haben  sich  die  Public  Library  und  die 
Bibliothek  der  Columbia-Universität  untereinander  verständigt,  erstere 
fühlt  sich  aufserdem  durch  die  in  unmittelbarer  Nähe  befindlichen 
juristischen  und  technischen  Gesellscliaftsbibliotheken  entlastet.1)  In 
Chicago  haben  die  John  Crerar  und  Newberry  L.2)  die  Fächer  gegen- 
seitig abgegrenzt  und  sogar  (ebenso  wie  das  bei  uns  in  Frankfurt  a.  M. 
geschehen  ist)  Bestände  unter  sich  ausgetauscht.  Natürlich  können 
solche  Abmachungen  nur  grofse,  allgemeine  Linien  vorzeichnen  und 
im  einzelnen  höchstens  bei  besonders  teuren  Werken  oder  Zeitschriften 
zu  einer  speziellen  Verständigung  führen.  Mehr  könnte  man  von  dem 
Zusammenwirken  der  enger  zusammengehörigen  Universitäts  -  und 
Institutsbibliotheken  erwarten,  aber  anscheinend  ist  die  Lösung  dieses 
Problems  in  Amerika  noch  ebensowenig  gelungen  wie  bei  uns',  wenn 
man  auch  dort  mehr  zu  seiner  Lösung  getan  hat.  Auch  da,  wo  die 
Bücherbestellungen  der  Institutsbibliotheken  durch  den  Universitäts- 
bibliothekar gehen,  wird  dieser  selten  mehr  tun  können  als  darauf 
aufmerksam  machen,  dafs  das  Werk  bereits  anderweit  bei  der  Uni- 
versität vorhanden  ist.  Besteht  das  Institut  trotzdem  darauf,  so  kann  er 
die  Anschaffung  kaum  verweigern,  und  wenn  er  diesen  Gang  der  Ver- 
handlungen voraussieht,  wird  er,  so  wurde  mir  an  einer  Stelle  gesagt, 
lieber  überhaupt  keine  Einwendung  erheben. 

Für  die  Bestellliste  hat  man  Zettelformulare  im  Normalformat,  die 
auch  als  Vorschlagformulare  verwendet  und  vom  Bibliothekar  durch 
Unterschrift  oder  Namenschiffre  genehmigt  werden.  Der  Vordruck  (der 
des  Library  Bureau  ist  in  den  einzelnen  Bibliotheken  vielfach  ab- 
geändert) verlangt  möglichst  genaue  Angaben  über  Ausgabe,  Erscheinungs- 
Ort  und  -Jahr  und  Preis.  Ist  letzterer  nicht  bekannt,  z.  B.  bei  anti- 
quarisch gesuchten  Büchern,  so  wird  ein  geschätzter  Betrag  eingesetzt, 
so  dafs  der  Gesamtbetrag  der  noch  unerledigten  Bestellungen  jederzeit 
ermittelt  werden  kann.  An  die  Buchhändler  gehen  die  Bestellungen 
in  der  Regel  in  Listen  mit  entsprechendem  Vordruck  bzw.  mit  Auf- 
druck der  Lieferungsbedingungen. 

Eine  Akzessionsliste  wird  wohl  überall  geführt,  aber  nicht  immer 
in  unserem  Sinne,  als  Grundlage  für  die  Zahlung  der  Rechnungen  und 
für   die  Zuwachsstatistik.     Zu    ersterem  Zwecke   dienen,   wie  das  auch 


1)  Vgl.  W.  Dawsön  Johns  ton,  The  Library  Resources  of  New  York  City 
and  their  increase.    In  Columbia  University  Quarterly,  March  1911. 

2)  Vgl.  Educational  Opportunities  in  Chicago.    Chicago  1911.    S.  IC  ff. 


von  P.  Schwenke  11 

im  British  Museum  der  Fall  ist,  die  Rechnungen  selbst  oder  Duplikate 
derselben.  Für  die  Rechnungslegung  bedarf  es  überall  da  besonderer 
Vorkehrungen,  wo  die  Anschaffungen  auf  einzelne  Fonds  oder  Ab- 
teilnngsbibliotheken  zu  verteilen  sind.  Der  Monatsrapport  der  Uni- 
versitätsbibliotheken von  Chicago  nennt  nicht  weniger  als  48  Fächer 
und  Institute,  von  Anatomy  bis  Zoology,  auf  welche  die  Verteilung 
erfolgt.  Dagegen  hat  die  Akzessionsliste  wie  bei  uns  den  Zweck  des 
Inventars,  in  dem  auch  alle  Abgänge,  AenderuDgen  usw.  eingetragen 
werden. 

Grofses  Gewicht  wird  überall  auf  die  systematische  Einordnung 
(Classification)  des  Buches  gelegt,  durch  die  auch  sein  Standort 
bestimmt  wird.  Gewöhnlich  ist  dies  die  erste  Staffel  in  der  Bearbeitung 
des  Buches,  nachdem  es  das  Order  Department  verlassen  hat.  Deweys 
Decimal  Classification  nimmt  in  den  grofsen  amerikanischen  Biblio- 
theken keineswegs  eine  so  herrschende  Stellung  ein,  wie  man  viel- 
fach glaubt,  und  wo  sie  gebraucht  wird,  geschieht  es  selten  ohne  ein- 
schneidende Aenderungen.  Gerade  von  den  bedeutendsten  Bibliotheken 
haben  nicht  wenige  ihr  eigenes  System,  so  vor  allem  die  Kongrefs- 
bibliothek,  die  noch  mit  der  Ausarbeitung  verschiedener  Abteilungen 
beschäftigt  ist.  Ob  dieses  aufserordentlich  ins  einzelne  gehende  System 
durch  die  gedruckten  Katalogzettel  weitere  Verbreitung  finden  wird, 
kann  erst  die  Zukunft  zeigen.  Die  Bibliothek  der  Columbia-Universität 
gedenkt  für  ihre  noch  zu  bearbeitenden  Abteilungen  dazu  überzugehen. 
Ein  sehr  detailliertes  eigenes  System,  bearbeitet  von  ihrem  Direktor 
J.  S.  Billings,  hat  auch  die  New  York  Public  Library.  Es  ist  jetzt 
ebenfalls  in  Revision  begriffen,  aber  eine  grofse  Anzahl  Einzelblätter 
sind  davon  bereits  gedruckt.  Die  Notation  besteht  bei  der  Kongrefs- 
bibliothek  aus  1  bis  2  grofsen  Buchstaben  und  einer  Zahl  (bis  zu 
3  Stellen),  in  New  York  nur  aus  grofsen  Buchstaben,  von  denen  bis 
zu  3  und  4  aneinander  treten,  z.  B.  Nordische  Literatur  und  Sprache 
NI,  Eddas  NID,  Sagas  NIDC  usw.  Man  ist  überrascht  zu  sehen, 
dafs  solche  Fachbezeichnungen  ohne  weiteren  Zusatz  als  Signaturen 
gebraucht  werden,  wie  es  in  der  New  York  P.  L.  geschieht,  so  dafs 
unter  Umständen  eine  gröfsere  Anzahl  Werke  unter  derselben  Be- 
zeichnung zusammenstehen.  Um  sie  alphabetisch  zu  halten,  unter- 
streicht man  dort  den  Verfassernamen  im  Rückentitel  mit  weifser  Farbe. 
Anderwärts  —  und  so  in  der  Kongrefsbibliothek  —  wird  zur  Fach- 
bezeichnung die  „Cutter  Author  Mark"  oder  kurz  „Cutter  Number"  hinzu- 
gefügt, die  den  Familiennamen  des  Verfassers  in  eine  Kombination  des 
Anfangsbuchstabens  mit  einer  Zahl  übersetzt,  z.  B.  Arnes:  A  511. 
J.  Arnes,  Typographical  antiquities  hat  so  die  Signatur  Z  151.  A  511, 
was  uns  sehr  umständlich  vorkommt.  Dafür  wird  wieder  dem  Ameri- 
kaner der  Weg  umständlich  erscheinen,  auf  dem  wir  zu  einer  Signatur 
wie  An  1420  kommen.  Der  Unterschied  der  Anschauung  beruht  in 
letztem  Ende  auf  einem  Unterschied  der  Methode.  Wir  sehen  die  Be- 
stimmung der  Signatur  als  einen  Teil  der  Katalogisierung  an  und 
finden    es    ganz   in    der  Ordnung,    dafs    dies    nur   auf  Grund    des  vor- 


12  Eindrücke  von  einer  amerikanischen  Bibliotheksreise 

handenen  Bücherbestandes,  unter  Berücksichtigung  der  bereits  ver- 
gebenen Nummern  geschehen  kann.  Selbst  wenn  nach  Ermans  Plan 
eine  für  alle  Bibliotheken  güllige  Signatur  gegeben  werden  sollte, 
könnte  sie  doch  nur  auf  Grund  des  systematischen  Gesamtkatalogs  fest- 
gestellt werden.  Dem  amerikanischen  Bibliothekar  dagegen  ist  „Klassi- 
fizieren" ein  vom  Katalogisieren  getrennter  Akt.  Er  will  nicht  den 
relativen,  sondern  den  allgemein  gültigen  Platz  des  Werkes  festlegen, 
durch  das  systematische  Symbol  möglichst  exakt  den  Inhalt  des  Buches 
ausdrücken.  Rein  theoretisch  genommen  mufs  der  Bibliothekar  in 
Chicago  und  San  Francisco,  wenn  er  nur  nach  demselben  System 
arbeitet,  dem  Werke  dieselbe  systematische  Bezeichnung  und  unter 
Hinzufügung  der  Cutter -Nummer  dieselbe  Signatur  geben  wie  der  in 
New  York,  und  praktisch  ist  das  gewifs  häufig  genug  der  Fall.  Daher 
in  Amerika  (und  in  den  von  dort  beeinflufsten  Ländern)  ein  viel 
gröfseres  Interesse  als  bei  uns  für  Systemfragen,  ein  lebhafteres  Ver- 
langen nach  einem  einheitlichen  System  und  nach  einer  eingehenden 
Spezialisierung  der  Unterabteilungen,  die  wir  durch  unsere  fortlaufenden 
rein  praktisch  verteilten  Nummernreihen  verdecken.  Dafs  trotz  dieser 
Tendenz  Dewey  an  den  gröfseren  Bibliotheken  nicht  mehr  Boden  ge- 
wonnen hat,  bestätigt  das  Urteil,  das  wir  im  allgemeinen  über  die 
Brauchbarkeit  dieses  Systems  für  wissenschaftliche  Bibliotheken  haben. 

Noch  mehr  zeigt  sich  der  Zug  zur  Gleichmäfsigkeit  in  der  eigent- 
lichen Katalogisierung,  einmal  durch  die  fast  ausschliefsliche  Herr- 
schaft des  Zettelkatalogs,  dann  in  dem  übereinstimmenden  Format  und 
der  ausgedehnten  Verwendung  des  Zetteldrucks,  endlich  in  der  durch- 
gehenden Form  des  Dictionary-Katalogs. 

Eine  andere  Katalogart  als  den  üblichen  Zettelkasten  sahen  wir 
nur  in  der  Newberry  Library  in  Chicago:  eine  Art  Albumkatalog,  an 
den  Heidelberger  und  Freiburger  erinnernd,  in  dessen  Blätter  die 
schmalen  Zettel  eingeschoben  werden,  so  dafs  eine  gröfsere  Zahl  mit 
einem  Blick  übersehen  werden  kann.  In  dem  gewöhnlichen  Kasten- 
katalog ist  diese  Uebersicht  über  die  hintereinander  stehenden  Zettel 
zwar  nicht  ebenso  vorhanden,  dagegen  ist  die  Uebersicht  über  die 
(alphabetischen  oder  sachlichen)  Abteilungen  und  damit  das  rasche 
Greifen  der  richtigen  Stelle  eher  noch  gröfser  als  im  Bandkatalog, 
wenn  nur  Leitkarten  in  genügender  Menge  verwendet  werden.  Dieses 
Hilfsmittel  wird  in  unseren  Zettelkatalogen  oft  vernachlässigt,  sehr 
zum  Schaden  des  raschen  Gebrauchs.  Eine  weitere  Erleichterung  der 
Benutzung  wird  erzielt,  indem  man  in  allen  sachlichen,  in  sich  zeitlich 
geordneten  Abteilungen  mit  dem  neuesten  Titel  beginnt,  so  dafs  man 
chronologisch  rückwärts  blättert  und  das  Brauchbare  in  der  Regel 
findet  ohne  die  Abteilung  ganz  durchzugehen. 

Im  Format  weicht  von  den  grofsen  Bibliotheken  noch  Boston  P.  L. 
ab,  deren  Zettel  5i/2  x  3  Zoll  messen  statt  5  x  3  (=  12 1/2  X  ?Jh  cm)- 
Harvard  geht  von  5x2  Zoll  zum  Normalformat  über  und  vereinigt 
einstweilen  beide  in  denselben  Kästen  (vgl.  Zbl.  1912.  S.  469  f.). 
Ebenso   hat  sich  Columbia  entschlossen  den  Normalzettel  anzunehmen. 


von  P.  Schwenke  13 

In   der   Kongrefsbibliothek    nehmen    die    alten  Zettel   grofsen  Formats 
mit  dem  Fortschreiten  der  Neukatalogisierung  fortwährend  ab. 

Einheitliches  Format  und  zentraler  Zetteldruck  haben  sich  in 
Amerika  gegenseitig  mächtig  gefördert,  seitdem  1894  das  Library  Bureau, 
dann  die  American  Library  Association  und  1898  die  Kongrefsbibliothek 
begonnen  haben,  Katalogzettel  zu  drucken  und  auszugeben.  Die  Vor- 
züge des  gedruckten  Zettels  gegenüber  dem  mit  der  Hand  oder  der 
Maschine  geschriebenen  haben  sich  als  so  grofs  erwiesen,  dafs  auch  ein- 
zelne Bibliotheken  für  sich  zum  Zetteldruck  übergegangen  sind,  ohne  auf 
einen  Absatz  an  andere  Bibliotheken  zu  rechnen.  Erleichtert  wird 
das  den  amerikanischen  Bibliotheken  allerdings  dadurch,  dafs  sie  für 
die  vielen  sachlichen  Nebeneintragungen  und  zum  Teil  auch  für  die 
Kataloge  der  Zweigbibliotheken  eine  gröfsere  Anzahl  Zettelexemplare 
brauchen.  In  der  Boston  P.  L.  lohnt  es  sich  schon  bei  einem  Durch- 
schnitt von  7  Exemplaren.  Hier  hindert  freilich  das  gröfsere  Format 
den  Anschlufs  an  die  Kongrefsbibliothek,  aber  auch  die  Carnegie  L. 
in  Pittsburgh  und  die  New  York  P.  L.  finden,  obgleich  sie  das  Normal- 
format haben,  den  eigenen  Druck  bequemer  und  billiger  als  den  Bezug 
aus  Washington.  Sie  decken  nur  den  eigenen  Bedarf.  Dagegen  drucken 
John  Crerar,  Harvard  und  die  University  of  Chicago  nur  die  Titel, 
welche  die  Kongrefsbibliothek  nicht  liefert,  geben  diese  aber  auch  an 
andere  Bibliotheken  ab.  Die  American  Library  Association  druckt 
gegenwärtig  nur  Exzerpte  aus  einer  gröfseren  Reihe  von  Zeitschriften. 
Eine  gute  Uebersicht  über  den  Zetteldruck  der  Bibliotheken  findet  man 
im  Novemberheft  1911  des  Library  Journal  und  auch  das  Zentralblatt 
ist  mehrfach  darauf  eingegangen.  Ich  kann  deshalb  hier  von  Einzel- 
heiten absehen,  nur  einige  wenige  technische  Beobachtungen  mögen 
gestattet  sein. 

Eine  eigene  Druckerei,  in  der  natürlich  auch  alle  anderen  Druck- 
sachen ,  Formulare  und  Veröffentlichungen  der  Bibliothek  angefertigt 
werden,  besitzen  Boston,  New  York  P.  L.  und  Pittsburgh.  Für  die 
Kongrefsbibliothek  arbeitet  die  Regierungsdruckerei,  für  Harvard  und 
die  University  of  Chicago  die  betreffende  Universitätsdruckerei.  Soviel 
ich  gesehen  habe,  wird  für  den  Zetteldruck  nur  in  Pittsburgh  die 
Monotype,  sonst  überall  die  Linotype  verwendet,  deren  Blockzeilen 
grofse  Sicherheit  gegen  Unfälle  beim  Umstellen  des  Satzes  gewähren. 
Bekanntlich  sind  die  Druckzettel  ihrem  Kopf  nach  zunächst  nur  für 
die  Haupteintragung  im  alphabetischen  Katalog  eingerichtet,  enthalten 
aber  die  Angabe  der  sämtlichen  alphabetischen  und  sachlichen  Neben- 
eintragungen, die  zu  machen  sind.  Die  dafür  nötigen  Köpfe  können 
mit  der  Hand  oder  der  Schreibmaschine  darüber  gesetzt  werden  —  in 
der  New  York  P.  L.  ist  es  sogar  vielfach  nur  mit  Blei  geschehen  — 
oder  sie  können  besonders  eingedruckt  werden.  Hierzu  eignet  sich  die  feste 
Linotypezeile  ganz  vorzüglich,  weil  sie  mit  gröfster  Leichtigkeit  aus- 
gewechselt werden  kann.  So  werden  z.  B.  in  Boston  für  die  Korrektur- 
fahne eine  Anzahl  Titel  mit  allem  Zubehör  des  Grundzettels  hinter- 
einander gesetzt,  jeder  unmittelbar  gefolgt  von  den  später  überzusetzenden 


14  Eindrücke  von  einer  amerikanischen  Bibliotheksreise 

Kopfzeilen  der  Nebeneintragungen.  Sobald  das  Imprimatur  erteilt  ist, 
werden  der  Text  der  Zettel  und  die  Nebenköpfe  getrennt.  Ersterer  wird, 
je  6  Titel  auf  einmal,  in  eine  fertige,  mit  einem  Griff  zu  öffnende  oder 
zu  scbliefsende  Form  eingesetzt  und  in  der  ei  forderlichen  Anzahl 
Exemplaren  abgezogen.  Dann  wird  in  dieselbe  Form  zu  jedem  Titel 
je  der  erste  Nebenkopf  eingesetzt  und  so  fort.  Die  Manipulationen 
spielen  sich  mit  aufserordentlicher  Schnelligkeit  ab  und  nehmen  kaum 
mehr  Zeit  in  Anspruch  als  das  Einlegen  und  Beschreiben  der  Zettel 
in  der  Schreibmaschine,  wobei  doch  immer  wieder  Versehen  vorkommen 
können.  Aehnlich  verfährt  auch  für  ihren  eigenen  Bedarf  die  Kongrefs- 
bibliothek,  aber  sie  mufs  es  ablehnen  —  das  ist  auch  für  unsere  Ver- 
hältnisse lehrreich  —  für  den  Vertrieb  der  Zettel  an  andere  Biblio- 
theken die  Varianten  mit  den  Nebenköpfen  bereit  zu  halten.  Das 
Zettellager,  das  jetzt  schon  einen  riesigen  Umfang  angenommen  hat, 
würde  dadurch  noch  vergröfsert,  die  Erledigung  der  Bestellungen  über- 
mäfsig  verwickelt  und  der  Verlust  an  nicht  gebrauchten  Zetteln  allzu 
bedeutend  werden. 

Das  Schneiden  der  Zettel  geschieht  auf  einer  gewöhnlichen  Be- 
schneidemaschine  in  mäfsigen  Paketen;  nötigenfalls  wird  zur  Trennung 
der  Titel  ein  farbiges  Papier  zwischengelegt.  In  Pittsburgh  ist  eine 
besondere  Vorrichtung  mit  rotierender  Schneide  zur  Glättung  des  letzten 
Schnitts  in  Gebrauch.  Für  das  Lochen  hat  man  in  New  York  P.  L. 
neben  dem  üblichen  runden  Hohlstempel  eine  Art  Kreisbohrer  mit 
elektrischem  Antrieb,  der  sehr  glatte  Ränder  ergibt. 

Ein  Wort  ist  noch  zu  sagen  über  den  eben  erwähnten  Druck  zettel- 
vertrieb der  Kongrefsbibliothek.  Es  werden  von  jedem  Titel 
mindestens  100  Exemplare  gedruckt.  Davon  gehen  zunächst  die  Zettel  für 
den  eigenen  Gebrauch  der  Bibliothek  (durchschnittlich  20)  und  für  die  44 
Bibliotheken  ab,  welche  ein  Exemplar  als  „Depositum"  erhalten.  (Einige 
weitere  erhalten  nur  Korrekturabzüge  auf  steifem  Papier,  die  auseinander- 
geschnitten ebenfalls  Zettel  im  Normalformat  ergaben).  Es  bleiben 
also  ungefähr  35  Exemplare  für  den  Verkauf  übrig.  Von  vielen  Titeln 
wird  aber  gleich  ein  zweites  oder  mehr  Hunderte  angefertigt  und 
in  das  Reservelager  gelegt.  Im  Handlager  wird  dies  durch  einen 
besondersfarbigen  Zettel  angemerkt,  sodafs  beim  Ausgehen  eines  Titels 
Ergänzung  geholt  werden  kann.  Andernfalls  wird  ein  Neudruck  ver- 
anlafst.  Das  Lager  umfafst  jetzt  über  eine  halbe  Million  verschiedene 
Titel  und  jährlich  kommen  etwa  50  000  hinzu.  Regelmäfsige  Abnehmer 
sind  gegen  1600  vorhanden.  Die  Bestellungen  werden  entweder  nach 
der  Drucknummer  oder  nach  dem  Titel  aufgegeben.1)  Beide  Arten 
halten  sich  ungefähr  das  Gleichgewicht.  Viele  Bibliotheken  finden  es 
vorteilhafter  den  für  die  Titelbestellung  berechneten  Aufschlag  zu 
zahlen    als    die  Nummern    zu    ermitteln.     Am   leichtesten   ist   letzteres 


1)  Vgl.  A.  P.  C.  Griffin  im  Zbl.  f.  Bw.  190S.  S.  497 ff  und  den  kleinen 
Führer  von  Ch.  H.  Hastiugs,  L.  C.  Printed  Cards;  how  to  order  and  use 
theni.  Washington,  L.  of  Congr.  1909.  Eine  neue  Ausgabe  des  Handbook 
of  Card  Distribution  ist  in  Vorbereitung. 


von  P.  Schwenke  15 

den  mit  einem  Depositum-Katalog  bedachten  Bibliotheken.  Meist  geht 
gleichzeitig  mit  der  Bücherbestellung  beim  Buchhändler  eine  Bestellung 
auf  die  Zettel  nach  Washington,  sodaß  man  die  Katalogzettel  oft  bei 
oder  vor  der  Ankunft  der  Bücher  in  der  Hand  hat.  Auf  Serienzettel 
kann  auch  eine  stehende  Bestellung  aufgegeben  werden.  Der  Preis 
für  das  erste  Exemplar  jedes  bestellten  Titelzettels  beträgt  2  cts,  der 
für  weitere  Exemplare  ist  neuerdings  von  0,5  auf  0,7  ct.  und  der 
Aufschlag  für  Bestellung  nach  dem  Titel  von  0,5  auf  0,8  ct.  erhöht 
worden.  Für  die  Erledigung  der  letzteren  wird  in  der  Vertriebsstelle 
ein  besonderer  alphabetischer  Katalog  auf  dem  laufenden  gehalten. 
In  einer  übersichtlichen  Tabelle  sind  die  Preise  und  Zuschläge  bis  zu 
50  Exemplaren  und  bis  zu  30  Titeln  abzulesen.  Der  Umsatz  betrug 
im  Jahre  1910/11  nahezu  34000  Dollar.  Das  deckte  nicht  nur  die 
Herstellungskosten  sondern  auch  die  Gehälter  und  Löhne  der  25  bis 
30  Angestellten  der  „Card  Section".  Es  werden  jetzt  auch  Titelzettel 
von  Werken,  welche  die  Kongrefsbibliothek  nicht  besitzt,  für  andere 
Bibliotheken  gedruckt.  Uebrigens  verdient  bemerkt  zu  werden,  dafs 
es  auch  in  der  Kongrefsbibliothek  etwas  gibt,  wie  die  „Nebenreihe"  bei 
den  preufsischen  Bibliotheken:  für  minderwertige  Bücher  und  unvoll- 
ständige Werke  werden  zwar  Titel  gedruckt,  aber  nicht  in  die  Deposi- 
tories  gegeben  und  nicht  zum  Verkauf  gestellt. 

Die  innere  Beschaffenheit  der  Kataloge  zu  studieren  fehlte 
es  mir  begreiflicherweise  an  Zeit.  Aber  rein  äufserlich  genommen 
macht  schon  die  Mühe,  die  man  sich  gibt,  um  den  Bücherbestand 
nicht  nur  formal-alphabetisch,  sondern  auch  nach  dem  Inhalt  zu 
erschliefsen  und  zugänglich  zu  machen,  einen  grofsen  Eindruck.  Der 
diese  beiden  Gesichtspunkte  vereinigende  Dictionary- Katalog  ist,  das 
erkennt  man  auch  bei  oberflächlicher  Benutzung,  ein  aufserordentlich 
bequemes  Hilfsmittel,  namentlich  wenn  es  sich  um  Personen-  und  Orts- 
namen handelt.  Aufserdem  spart  er  manche  Dublette,  die  bei  unserer 
Art,  den  alphabetischen  und  Sachkatalog  getrennt  zu  halten,  unvermeid- 
lich ist,  zumal  die  englisch-amerikanischen  Katalogregeln  bei  anonymen 
Titeln  vielfach  ein  nach  unseren  Begriffen  sachliches  Ordnungswort 
vorschreiben.  Auf  der  anderen  Seite  wird  der  Umfang  des  Katalogs 
sehr  vergröfsert  durch  die  Vielheit  der  sachlichen  Stichworte,  unter 
denen  ein  Werk  einzutragen  ist,  durch  die  Titelverweisungen,  welche 
bei  sinnfälligen  Titeln  (striking  titles)  das  Auffinden  ohne  Kenntnis 
des  Verfassers  ermöglichen  sollen,  und  durch  die  weitgehenden  Exzerpte 
aus  Werken  vermischten  Inhalts  und  Zeitschriften,  die  dort  mindestens 
unter  dem  sachlichen  Stichwort  eingeordnet  werden,  während  wir  die 
Erschliefsung  dieser  Literatur  den  Bibliographien  zu  überlassen  pflegen. 
Schon  hört  man  freilich  in  Amerika  Stimmen  des  Bedenkens  über  das 
Anschwellen  der  Kataloge  und  der  Katalogarbeit;  man  darf  daraus 
schliefsen,  dafs  unsere  Zurückhaltung  in  dieser  Beziehung  doch  nicht 
ganz  unberechtigt  ist. 

Der  in  erster  Linie  für  das  Publikum  bestimmte  allgemeine  Katalog 
braucht   nicht    immer    die  Dictionary -Form   zu  haben.     Eine  ganz  ab- 


16  Eindrücke  von  einer  amerikanischen  Bibliotheksreise 

weichende  Ordnung  rindet  sich  z.  B.  in  Harvard,  wo  der  Personal- 
katalog  vom  Subject-Katalog  getrennt  ist  und  letzterer  wieder  in  Orts- 
namen und  Sachbegriffe  zerfällt.  Dieser  öffentliche  Hauptkatalog  ist 
übrigens  in  grofsen  Bibliotheken  nie  der  einzige.  Einen  amtlichen 
Katalog,  mehr  oder  weniger  eine  Dublette  des  öffentlichen,  braucht 
die  innere  Verwaltung.  Es  läfst  sich  nur  ausnahmsweise  das  Auskunfts- 
mittel anwenden,  das  wir  gelegentlich  gesehen  haben,  dafs  die  Katalog- 
schränke die  Wand  zwischen  dem  öffentlichen  Raum  und  dem  Arbeits- 
saal der  Beamten  bilden  und  dafs  die  Katalogkästen  nach  beiden 
Seiten  hier  auszuziehen  und  zu  benutzen  sind.  Ferner  ist  ein  Stand- 
ortskatalog  nötig,  nach  dem  die  Aufstellung  revidiert  werden  kann, 
und  da  diese  eine  systematische  ist,  so  bildet  er  einen  Ersatz  für  die 
systematische  Uebersicht,  die  bei  der  Auflösung  in  sachliche  Schlag- 
wörter zu  kurz  kommt.  Endlich  hat  man  da,  wo  Sonderlesesäle  da 
sind,  in  der  Regel  auch  besondere  Kataloge  des  betreffenden  Faches. 
In  der  New  York  P.  L.  sind  sie  sogar  noch  ergänzt  durch  viele  Ex- 
zerpttitel, die  in  den  andern  Katalogen  nicht  enthalten  sind. 

Zu  diesen  eigenen  Bibliothekskatalogen  kommt  dann  an  manchen 
Stellen  das  Depositum  der  Kongrefsbibliothek,  das  in  laufender  Ordnung 
zu  halten  mindestens  eine  halbe  Arbeitskraft  kostet,  und  eine  Reihe 
von  Bibliotheken  läfst  es  dabei  nicht  bewenden,  sondern  vereinigt  mit 
ihm  die  durch  Kauf  oder  Tausch  erworbenen  Zettel  von  John  Crerar, 
Harvard  usw.  und  vielleicht  sogar  der  Königlichen  Bibliothek  zu  einem 
Gesamtkatalog  (Union  Catalogue). 

Von  den  Stellen,  die  das  Buch  durchläuft,  bis  es  auf  den  Gestellen 
zur  Benutzung  bereit  steht,  fehlt  uns  noch  die  Buchbinderei.  Wir 
sahen  bereits,  dafs  die  grofsen  Bibliotheken  alle  ihre  eigene  Werkstatt 
haben,  die  kleinen  wenigstens,  um  die  Reparaturen  ausführen  zu  können, 
welche  der  unglaubliche  Verschleifs  beim  Ausleihen  nötig  macht  und 
die  das  Buch  wieder  für  einige  Zeit  umlauffähig  machen  sollen  bis  es 
kassiert  wird.  Ich  bedaure  sagen  zu  müssen,  dafs  ein  solcher  kassierter 
Roman  noch  sehr  viel  sauberer  aussieht,  als  manches  wissenschaft- 
liche Buch  der  Königlichen  Bibliothek,  das  immer  noch  von  Hand 
zu  Hand  gehen  mufs. 

Die  Buchbinderliste  wird  teils  auf  Blättern  mit  entsprechendem 
Vordruck  geführt,  die  dann  in  einem  mechanischen  Binder  vereinigt 
werden,  teils  auf  Zetteln  im  Normalformat,  entweder  in  der  gewöhn- 
lichen Lage  oder  aufrecht  stehend.  In  ihrem  Vordruck  sind  die  üb- 
lichen Arten  von  Material  und  Farben  aufgeführt,  sodafs  das  Zutreffende 
nur  zu  unterstreichen  ist.  Für  die  Rückentitel -Vorschrift  ist  eine 
Feldereinteilung  vorgedruckt,  in  welche  die  Eintragung  erfolgt.  Als 
Ersatz  für  die  Probebände  werden  Durchreibungen  oder  volle  Probe- 
rücken gebraucht.  In  ausgedehntem  Mafse  werden  wie  auch  bei  uns 
als  Einbandmaterial  Gewebestoffe  benutzt:  „Imperial  morocco  oloth"  und 
„Library  buckram".  Der  in  der  Kongrefsbibliothek  verwendete  „Standard 
buckram"  ist  nach  den  Vorschriften  des  U.  S.  Bureau  of  Standards 
angefertigt.     Von   „Duck",  einem  rauhen  Stoff  ohne  Appretur,  ist  man 


von  P.  Schwenke  17 

etwas  zurückgekommen,  weil  er  den  Staub  zu  sehr  aufnimmt.  Von 
Lederarten  sah  ich  Ziege  (auch  Nigerleder),  Schwein  und  Rind  (Cow- 
hide  oder  amerikanisches  Juchten),  letztere  beiden  Sorten,  wie  mir 
schien,  etwas  sehr  dünn  gearbeitet. 

Als  von  unserm  Verfahren  abweichend  ist  die  „Chivers- Heftung" 
zu  erwähnen,  die  darin  besteht,  dafs  der  Buchblock  mit  einer  Maschine 
nahe  dem  Rücken  seitlich  mit  ziemlich  dicht  (c.  1  cm)  an  einander  liegen- 
den Stichen  durchbohrt  wird.  Mit  Benutzung  dieser  Löcher  werden  die 
Lagen  von  gewisser  Stärke  so  umnäht,  dafs  sie  immer  mit  der  vorher- 
gehenden und  folgenden  Lage  fest  verbunden  sind.  Durch  die  über 
den  Rücken  kreuzweis  liegenden  Fäden  werden  die  Bänder  gezogen, 
mit  denen  der  Block  in  den  Deckel  gehängt  wird.  Das  Buch  schlägt 
sich  bei  dieser  Heftung  ganz  gut  auf  und  der  Erfinder  Cedric  Chivers1) 
behauptet,  dafs  es  dadurch  sehr  viel  haltbarer  werde  als  bei  der 
gewöhnlichen  Heftung,  bei  der  das  heutige  schlechte  Papier  so  leicht 
im  Falz  bricht.  Immerhin  scheint  uns  ein  Verfahren,  das  ein  Stück 
des  inneren  Randes  einfach  unsichtbar  macht,  etwas  roh,  und  in  der 
Tat  wird  es  auch  in  Amerika  beim  Neueinbinden  besserer  Sachen 
nicht  angewendet,  wohl  aber  bei  starken  Zeitschriftenbänden  u.  dergl. 
Jedenfalls  kann  ein  so  gebundenes  Buch  später  nicht  neu  geheftet 
werden.  Dagegen  empfiehlt  es  sich  gewifs  bei  Büchern,  die  umgebunden 
werden  müssen,  weil  sich  die  Blätter  im  Falze  lösen.  In  diesem  Falle 
wird  das  mühsame  Zusammenhängen  der  Blätter  vermieden  und  der 
Block,  so  wie  er  ist,  noch  einmal  gerettet. 

Bücher,  die  von  den  Bibliotheken  aus  Europa  bestellt  werden, 
werden  gewöhnlich  gebunden  bezogen,  weil  man  am  Einband  sparen 
will.  Dabei  erhält  man  häufig  die  Original -Verlegerbände,  die  meist 
gar  nicht  auf  Bibliotheksbenutzung  berechnet  sind,  und  diese  bringen 
leider  speziell  den  deutschen  Einband  in  schlechten  Ruf. 

Als  Besitzzeichen  pflegt  am  Fufs  des  Rückens  der  Name  der  Biblio- 
thek aufgedruckt  zu  werden.  In  der  Stempelung  verfährt  man  mög- 
lichst drastisch,  um  Entwendungen  zu  verhüten.  Mit  Vorliebe  wird 
das  Titelblatt  und  ein  bestimmtes  weiteres  Blatt  (in  New  York  S.  99) 
mit  einem  Perforierstempel  unvertilgbar  bezeichnet. 

(Schlufs  folgt.) 

P.  Schwenke. 


Altägyptische  Bibliothekare? 

Diese  Frage  zu  stellen  veranlafst  eine  kleine  Schrift  mit  dem  Titel 
„Some  Old  Egyptian  Librarians"  von  Ernest  Cushing  Richardson, 
dem  Bibliothekar  der  Universität  Princeton.  (New  York:  Charles 
Scribner's  Sons,  1911.    93  S.    8°.) 

1)  Vgl.  C.  Chivers,  The  Paper  of  lending  library  books  with  some  remarks 
on  their  bindings.  Bath  and  London  19U9;  H.  T.  Coutts  and  G.A.Stephen, 
Manual  of  library  bookbinding.    London  1911.    S.  30. 

XXX.     i.  2 


18  Altägyptisclie  Bibliothekare? 

Dem  Buche  liegt  ein  Vortrag  zu  Grunde,  den  der  Verfasser,  wie 
er  in  der  Vorrede  mitteilt,  auf  einer  Versammlung  der  New  York 
Library  Association  am  28.  September  1911  in  der  Columbia  University 
gehalten  hat.  Sein  Hauptziel  geht  dahin,  21  allägyptische  Bibliothekare 
nachzuweisen,  die  lange  vor  dem  assyrischen  Könige  Assurbanipal 
gelebt  haben  sollen.  Er  hat  seine  Belege  nicht  den  ägyptischen  Origi- 
nalen entnommen,  sondern  benutzt  Uebersetzungen,  vor  allem  die  des 
Totenbuchs  von  Le  Page  Renouf  und  Naville  (Paris  1907)  und  J.  A. 
Breasted's  Ancient  Records  (Chicago   1905 — 07). 

Ich  habe  mich  nun  der  Mühe  unterzogen,  auf  die  ägyptischen 
Originaltexte  zurückzugehen,  um  in  jedem  einzelnen  Fall  genau  zu  prüfen, 
ob  es  sich  wirklich  um  einen  Bibliothekar  in  unserem  Sinne  handeln 
kann.  Das  Ergebnis  der  Untersuchung  ist  ein  negatives.  Kein  einziger 
der  21  Männer  hat  auf  diesen  Titel  Anspruch.  Sind  so  die  Grundlagen 
des  Buches  falsch,  so  werden  um  so  mehr  die  Folgerungen,  die  der 
Verfasser  zieht  und  bei  denen  er  wohl  in  erster  Linie  moderne  ameri- 
kanische Verhältnisse  im  Auge  hat,  hinfällig  (vgl.  z.  B.  S.  1  ff.  und  S.  56). 

Dies  zeigt  sich  gleich  im  Anfange  des  Buches.  Auf  S.  1  zitiert 
R.  nach  Erman,  Aegypten  (S.  508  nicht  380)  den  Schreiber  aus  dem 
Papyrus  Anastasi  I,  den  Sohn  des  Uennofre  (nicht  Nennofre),  der  sich 
u.  a.  „ein  Diener  des  Herrn  von  Chmunu  (=  des  Gottes  Thoth)  im 
Hause  der  Bücher"  nennt.  Dieses  „Haus  der  Bücher"  soll  eine  Biblio- 
thek sein.  Daraus  wird  gefolgert,  dafs  die  altägyptische  Jugend  in 
Bibliotheken  von  Bibliothekaren,  d.  h.  kurz  in  Bibliotheksuniversitäten 
(library-universities),  wenn  nicht  gar  in  Universitätsbibliotheken  erzogen 
worden  sei.  Abgesehen  von  anderen  schweren  Bedenken  gegen  diese 
Ansicht  spricht  hiergegen  schon  die  Grundbedeutung  des  hier  mit 
,,  Haus  der  Bücher "  übersetzten  Ausdrucks.  „  Haus  der  Bücher •'  ist 
eine  freie  Uebersetzung;  wörtlich  ist  zu  übersetzen  „Werkstatt  der 
Bücher"  (\sj  n  ssw).  Die  Verbindung  ist  im  ganzen  dreimal  zu 
belegen  und  ist  bildlich  für  „Schule"  gebraucht.  Das  ist  klar;  denn 
man  weifs,  dafs  das  Hauptziel  der  ägyptischen  Schule  darin  bestand, 
die  Schüler  dazu  zu  bringen,  Schriftstücke  (besonders  amtliche)  ab- 
zufassen. Die  Vermittlung  höherer  Bildung  in  unserem  Sinne  lag  ihr 
fern.  Das  folgt  deutlich  aus  unserer  Stelle.  Es  handelt  sich  bei  dem 
Sohne  des  Uennofre  um  einen  königlichen  Schreiber,  der  dem  Heere 
des  Pharao  beigegeben  war.  Er  will  sich  nur  seiner  geschickten  Feder 
rühmen;  so  nennt  er  sich  ,. geschickt  in  den  Gottesworten  (d.  i.  Hiero- 
glyphen), hervorragend  in  der  Tapferkeit  und  iu  der  Arbeit  der  Seschait 
(d.  i.  der  Göttin  der  Schrift)".  Unsere  Stelle  schliefst  sich  hieran  an;  er 
will  sagen,  dafs  er  als  ein  würdiger  Diener  des  Gottes  der  Schrift  die 
Schule  verlassen  habe.  —  Dafs  es  sich  bei  dem  fraglichen  Ausdruck  um 
eine  Schule  handelt,  geht  noch  klarer  aus  einer  Inschrift  auf  einer  grofsen 
hockenden  Alabasterstatue  des  Bek-en-ckons  in  Kairo  hervor.  Dieser 
beginnt  seine  Lebensbeschreibung  folgendermafsen:  „Ich  bin  ein  Thebaner 
von  Vater  und  Mutter  her,  der  Sohn  eines  zweiten  Propheten  des 
Amon  (Priestertitel).     Ich  verliefs  die  Werkstatt  der  Bücher  (d.  i.  die 


von  Fr.  Vogelsang  19 

Schule)  als  ein  tüchtiger  Bürger  (nds,  kleiner  Privatmann  im  Gegen- 
satz zum  Beamten)  im  Tempel  der  Göttin  Mut."  Dann  erzählt  er 
weiter,  wie  er  sich  hierauf  dem  Priesteramt  im  Tempel  des  Amon 
gewidmet  habe,  zuerst  als  Lehrling  unter  der  Leitung  seines  Vaters, 
bis  er  schliefslich  von  der  niedrigsten  bis  zur  höchsten  priesterlichen 
Würde  gelangte. 

Als  zweiten  Beweis  für  die  Existenz  von  Bibliothekschulen  führt 
der  Verfasser  den  Enkel  des  Königs  Cheops  an  (S.  3).  Dieser  wird 
zwar  Schreiber  des  Bücherhauses  genannt,  aber  damit  kann  nur  gemeint 
sein,  dafs  er  noch  die  Schule  besucht;  das  beweist  schon  sein  Kostüm 
(er  geht  nämlich,  wie  die  Knaben  der  damaligen  Zeit  überhaupt,  noch 
nackt)  —  Weitere  Belegstellen  für  den  Titel  „Schreiber  des  Bücher- 
hauses''  sind  mir  nicht  begegnet. 

Die  längeren  Ausführungen  des  Verfassers  über  die  Gottheiten  des 
Schriftwesens,  den  Gott  Thoth  und  die  Göttin  Seschait,  können  hier 
übergangen  werden,  dagegen  werden  einige  Mitteilungen  über  die 
21  Männer,  die  der  Verfasser  für  Bibliothekare  hält,  vielleicht  will- 
kommen sein. 

Der  älteste  datierbare  Bibliothekar  soll  der  auf  dem  Palermostein 
(s.  Abh.  d.  preufs.  Ak.  d.  W.  1902.  Phil.-hist.  Kl.  Anhang  S.  20)  ge- 
nannte Priester  der  Seschait  gewesen  sein,  der  den  Strick  spannte  (sc. 
zur  Grundsteinlegung)  für  den  „Sitz  der  Götter"  genannten  Tempel 
(S.  22  —  24).  Das  nimmt  der  Verfasser  deshalb  an,  weil  nach  der 
ägyptischen  Lederhandschrift  (Kol.  2,  Zeile  15)  über  1200  Jahre  später 
dieselbe  Zeremonie  durch  den  obersten  Vorlesepriester  und  den  Schreiber 
des  Gottesbuches  vollzogen  wurde.  Auch  dieser  letztere  wird  für  einen 
Bibliothekar  gehalten  (S.  30 — 31).  Dafs  das  nicht  der  Fall  sein  kann, 
geht  schon  aus  dem  Titel  hervor;  das  folgt  auch  aus  den  Darstellungen, 
in  denen  er,  neben  anderen  Priestern,  eine  Buchrolle  tragend,  als 
Priester  fungiert  (z.  B.  Edfu  ed.  Rochemonteix  I  540  neben  dem  Sem- 
Priester). 

Der  folgende  und  der  dritte,  Henhathor  (S.  25)  und  Chenu  (S.  28) 
(führen  den  Titel  eines  ss  n  <  n.swt,  die  beiden  anderen  Senezemib 
S.  26)  und  Zau  (S.  28)  den  eines  mr  ss  n  <  nSwt.  Das  bedeutet 
nach  ägyptischem  Sprachgebrauch  „Schreiber  des  königlichen  Akten- 
stücks" resp.  „Vorsteher"  davon;  es  ist  nur  ein  Nebentitel,  der  neben 
dem  eigentlichen  Titel  geführt  wird.  Er  hat  mit  Bibliothekar  nichts 
zu  tun.  So  ist  Senezemib  der  erste  Minister  des  Staates  (Wesir);  er 
nennt  sich  daneben  auch  „Vorsteher  aller  Arbeiten  des  Königs", 
„Vorsteher  der  beiden  Silberhäuser",  „Vorsteher  der  Schreiber  des 
königlichen  Aktenstücks"  und  will  damit  sagen,  dafs  er  der  höchste 
Chef  aller  Verwaltungszweige  des  Staates  ist  (des  Bau-,  Finanz-  und 
Verwaltungswesens).  Dafs  diese  Titel  nichts  mit  bibliothekarischer 
Tätigkeit  zu  tun  haben,  ergibt  sich  auch  aus  anderen  Stellen;  so  führen 
den  Titel  eines  Schreibers  des  königlichen  Aktenstücks  ein  Vorsteher 
der  Ackerschreiber  (Steuerbeamter),  ein  Vorsteher  des  Silberhauses 
(Finanzbeamter)    und   ein  Tempelinspektor.     Sie  wollen  nur  zum  Aus- 


20  Altägyptische  Bibliothekare? 

druck  bringen,  dafs  sie  sich  auf  die  Abfassung  von  Aktenstücken  ver- 
stehen. 

Unter  dem  König  Sesostris  I.  sollen  zwei  Bibliothekare  nachzuweisen 
sein,  der  schon  oben  besprochene  anonyme  Schreiber  des  Gottesbuches 
(S.  30 — 31)  und  Mentuhotep  (S.  31 — 35).  Dieser  ist  wiederum  Wesir; 
einmal  hat  er  das  Epitheton  hrj  st\iv  n  pr-fnfi,  wörtlich:  „der  über 
den  Geheimnissen  des  Lebenshauses  steht",  d.  h.  etwa  „der  in  die 
Geheimnisse  des  Hauses  der  Schriftgelehrten  eingeweiht  ist".  Bei  R. 
ist  die  Stelle  übersetzt  „master  of  secret  things  of  the  house  of  secret 
writings"  und  auf  Grund  dieser  Uebersetzung  ist  Mentuhotep  in  die 
Liste  der  Bibliothekare  eingereiht  worden.  Ueber  das  „Lebenshaus", 
das  der  Verfasser  für  eine  Bibliothek  hält,  s.  auch  weiter  unten. 
Es  ist  hier  nur  gemeint,  dafs  Mentuhotep  mit  den  heiligen  Schriften 
vertraut  ist.  Er  ist  ebensowenig  Bibliothekar,  wie  etwa  der  Minister- 
präsident eines  modernen  Staatswesens. 

Der  folgende  Sehetepibre  (S.  35  36)  ist  in  seinem  Berufe  Stell- 
vertreter des  königlichen  Schatzmeisters.  Er  führt  einmal  das  Epitheton 
Jjrj-sst]  m  rl-prw,  etwa  „in  die  Geheimnisse  der  Tempel  eingeweiht", 
d.  h.  mit  den  Zeremonien  der  Tempel  vertraut  oder  ähnlich. 

König  Neferhotep  (S.  36 — 37)  begibt  sich  mit  verschiedenen  Beamten, 
u.  a.  den  wirklichen  Schreibern  der  Gottesworte  (d.  h.  der  Hieroglyphen) 
und  den  hrjw-Sst]  nb  (den  in  alle  Geheimnisse  eingeweihten  d.  i.  etwa 
den  Geheimräten,  vgl.  den  vorigen  Absatz),  zu  den  Bücherhäusern  des 
Osiristempels,  um  nach  alten  Plänen  zu  suchen,  nach  denen  er  die 
Statue  des  Osiris  herstellen  lassen  will.  Es  handelt  sich  hier  um  eine 
Tempelbibliothek,  in  der  alte  Schriften  (bes.  auch  alte  Pläne)  auf- 
bewahrt sind;  die  beiden  genannten  Beamtenkategorien  sind  aber  keine 
Bibliothekare  dieser  Bibliothek,  wie  sich  schon  aus  dem  Wortlaut  der 
Titel  ergibt.  Das  folgt  auch  aus  dem  Schlufs  der  Inschrift,  wo  sich 
der  König  rühmt:  ..Seine  Majestät  (d.  h.  ich,  der  König)  hat  diese 
Schriften  selbst  (?)  [gefunden].  Niemals  hat  sie  irgend  ein  Schreiber 
gefunden,  der  im  Gefolge  seiner  Majestät  war." 

Dafs  der  darauf  genannte  Senmut  (S.  37  —  39),  der  Günstling  der 
Königin  Hatschepsowet,  unter  den  Bibliothekaren  erscheint,  beruht 
wiederum  auf  der  unrichtigen  Erklärung  einer  Stelle.  Senmut  ist  bei 
der  Finanzverwaltung  beschäftigt,  wie  die  Titel  „der  das  Siegel  des 
Königs  führt"  und  „Oberkämmerer"  (mr  pr  wr)  beweisen.  Seine 
Zugehörigkeit  zur  Zunft  der  Bibliothekare  schliefst  R.  aus  der  bei  ihm 
folgendermafsen  übersetzten  Stelle:  „he  had  access  to  all  the  writings 
of  the  prophets".  Der  Zusammenhang,  in  dem  diese  Stelle  vorkommt, 
ist  folgender:  Senmut  bittet  die  Beschauer  seiner  Totenstele,  für  ihn 
zu  beten;  denn  es  kostet  sie  keine  Mühe  und  er  verdient  es:  „Der 
Hauch  des  Mundes  (d.  i.  das  Beten)  ist  nützlich  für  den  Toten  und  nicht 
gehört  dies  (das  Atmen)  zu  dem,  wovon  man  müde  wird  .".  .  Ich  bin 
eingetreten  (d.  i.  eingedrungen)  in  alle  Schriften  der  Propheten  (Priester- 
titel; dies  ist  die  oben  zitierte  englische  Stelle).  Es  gibt  nichts,  was 
ich  nicht  kennen  gelernt  hätte  von  dem,  was  seit  der  Urzeit  geschehen 


von  Fr.  Vogelsang  21 

ist."  Senmut  rühmt  sich  also  seiner  Kenntnis  in  der  religiösen  Literatur. 
Wir  würden  sagen:  „Ich  bin  in  die  religiösen  Wahrheiten  eingedrungen." 

Wie  die  bereits  oben  erwähnten  Senezemib  und  Mentuhotep  ist  auch 
Rechmire  (S.  39 — 41)  Wesir,  und  es  gibt  in  seiner  Titulatur  nichts,  was 
irgendwie  auf  bibliothekarische  Tätigkeit  Bezug  haben  könnte.  Das 
Epitheton  „master  of  secret  things  in  the  Temple  of  Amon"  ist  uns 
in  etwas  anderer  Form  bereits  bei  Sehetepibre  begegnet.  Die  S.  40 
angeführte  Inschrift  von  der  Dienstordnung  des  Wesirs  (description  of 
the  duties  of  a  vizier)  hat  nichts  mit  Bibliotheken  und  deren  Beamten 
zu  tun,  wie  R.  annimmt,  sondern  bezieht  sich  auf  die  Behandlung  von 
Akten,  die  der  Wesir  zur  Einsicht  einfordert  (vgl.  Sethe,  Urkunden 
d.   18.  Dyn.  S.  1109  —  1110). 

Der  hierauf  genannte  Amenhotep,  der  Sohn  des  Hapi  (S.  42),  ist 
ein  berühmter  Weiser,  der  zur  Zeit  der  Ptolemäer  als  Gott  verehrt 
wurde;  die  mitgeteilten  Stellen  wollen  nichts  weiter  als  seine  Gelehr- 
samkeit und  seine  Geschicklichkeit  im  Schreiben  hervorheben.  Das 
Prädikat  „geschickt  in  den  Gottesworten"  wurde  auch  dem  Sohne  des 
Uennofre  beigelegt  (s.  oben). 

Unter  dem  Ketzerkönige  Amenophis  IV.  war  Ramose  (S.  43/44) 
Wesir.  Er  hat  in  seiner  Titulatur  die  gewöhnlichen  Epitheta  der 
Wesire,  und  dabei  ist  nichts,  was  auf  bibliothekarische  Tätigkeit  schliefsen 
lassen  könnte.  Im  übrigen  gilt  für  ihn  dasselbe,  was  bereits  über  den 
Wesir  Mentuhotep  gesagt  worden  ist.  —  Der  Verfasser  führt  auch 
Moses  (S.  44  — 45)  an,  von  dem  bis  jetzt  in  den  ägyptischen  Quellen 
nichts  gefunden  worden  ist. 

In  einer  Inschrift  aus  der  Zeit  Ramses'  II.  wird  erwähnt,  dafs  dieser 
König  aufser  anderen  Beamten  auch  die  „Oberhäupter  {lirjw-d\d\, 
nicht  keepers')  des  Bücherhauses"  zur  Beratung  wegen  der  Renovierung 
des  Tempels  Sethos'  I.  herbeigezogen  habe  (vgl.  ähnlich  oben  bei 
König  Neferhotep).  Ob  man  hier  bei  den  „Oberhäuptern  des  Bücher- 
hauses" wirklich  an  Bibliothekare  denken  darf,  oder  ob  es  nur  eine 
allgemeine  Bezeichnung  für  irgendwelche  Beamte,  die  in  den  alten 
Schriften  bewandert  sind,  ist,  bleibt  zweifelhaft.  Jedenfalls  ist  der 
Titel  sonst  nicht  nachzuweisen.  Auf  alle  Fälle  wäre  dies  die  einzige 
Stelle,  wo  Bibliothekare  erwähnt  sein  könnten. 

Bei  den  drei  folgenden  Neferhor,  Seti  und  Piyay  (S.  46/47)  be- 
zweifelt der  Verfasser  selbst,  ob  es  sich  um  Bibliothekare  handle. 
Nicht  besser  verhält  es  sich  mit  Enna  (oder  Enene?)  (S.  48),  dem  Ab- 
schreiber des  Papyrus  d'Orbiney  (Märchen  von  den  zwei  Brüdern); 
er  nennt  sich  ganz  kurz  „Schreiber"  und  „der  Herr  (d.i.  Besitzer)  dieses 
Buches   (d.  h.    des  genannten  Papyrus)",    nicht   „master  of  the  rolls". 

In  die  grofse  Haremsverschwörung  unter  Ramses  III.  waren  auch 
zwei  Männer  verwickelt,  Messui  und  Schedmeszer  (S.  48  ff.),  die  R.  für 
Bibliothekare  hält,  ebenso  wie  Ramses-eschehab  (S.  53)  unter  Ramses  IV. 
Alle  drei  führen  den  Titel  ss  pr-<n)j,  der  bei  R.  „scribe  of  the  house 
of  sacred  writings"  übersetzt  ist.  pr-<nlj  bedeutet  aber  nach  ägyptischem 
Sprachgebrauche    „Haus    der   Schriftgelehrten"    oder    „Schule".      Wir 


22  Drei  Briefe  Creuzers  an  Jacobs 

haben  es  bei  dem  „  Schreiber  des  Lebenshauses "  mit  einem  Lehrer, 
wenn  nicht  gar  mit  einem  Gelehrten  zu  tun.  —  Als  letzten  führt  der 
Verfasser  den  Hohenpriester  Amenhotep  (S.  53  —  54)  an,  der  aber 
ebensowenig  Bibliothekar  gewesen  ist,  wie  alle  vorher  genannten. 

Auch  mir  ist  es  nicht  gelungen,  irgendeinen  altägyptischen  Biblio- 
thekar nachzuweisen,  obwohl  nicht  nur  in  den  Inschriften,  besonders 
denen  der  späteren  Zeit,  häufiger  von  Tempelbibliotheken  die  Rede 
ist,  sondern  sogar  Bibliotheksräume  erhalten  sind  (vgl.  Brugsch,  Die 
Aegyptologie  S.  156).  Dagegen  lassen  sich  Archivare  nachweisen,  so 
ein  „Oberarchivar  (wörtlich:  Oberster  der  Bewahrer  der  Schriften  oder 
Bücher)  Amenemine  vom  Schatzhause  des  Pharao"  (Pap.  Sallier  I  3,  11) 
und  ein  Oberarchivar  und  Schreiber  vom  Speicher  des  Amontempels 
(Hist.  Inschr.  Pinozems  LH.  in  Karnak). 

Berlin.  Fr.  Vogel  sang. 


Drei  Briefe  Creuzers  au  Jacobs. 

Die  Heidelberger  Universitätsbibliothek  besitzt  aufser  den  von  mir 
kürzlich  herausgegebenen  Briefen  Creuzers  an  Karoline  von  Günderode ') 
eine  von  diesen  völlig  verschiedene  Briefsammlung,  die  uns  Creuzer 
von  einer  ganz  anderen  Seite  zeigen:  von  seiner  wissenschaftlichen. 

Eine  Reihe  von  teilweise  sehr  interessanten  Briefen  Creuzers  an 
den  ihm  befreundeten  Fr.  Jacobs  in  Gotha  bildet  den  cod.  Heidelb.  369, 
275,  aus  dem  m.  W.  noch  nichts  veröffentlicht  ist.  Drei  von  ihnen 
möchte  ich  aus  dem  Bande  herausgreifen,  die  sich  in  ihrem  einheit- 
lichen Inhalte  leicht  aus  dem  äufseren  Zusammenhang  abheben  lassen. 
Der  erste  bezieht  sich  auf  die  Rückgabe  der  Pfälzer  Handschriften 
in  Paris  und  Rom  an  die  Heidelberger  Universität  und  ist  jedem,  der 
mit  den  damaligen  Vorgängen  einigermafsen  vertraut  ist,  ohne  weiteren 
Kommentar  leicht  verständlich. 

Heidelberg  den  10.  Febr.  1816. 
Mein  theuerster  Freund! 

Ihr  lieber  Brief  aus  den  lezten  Stunden  vorigen  Jahres  hat  meinem 
Herzen  wohlgethan.  Haben  Sie  Dank  dafür.  Um  so  mehr  freuet  mich 
die  heutige  Gelegenheit.  Ihnen,  dem  Deutschen  Mann,  dem  um  Deutsch- 
land hochverdienten  Gelehrten,  die  Freude  machen  zu  können,  Ihnen 
eine  recht  unverhoffte  Kunde  des  angenehmsten  Inhalts  mitzutheilen.  — 
Denken  Sie:  auch  unsere  ganze  bibliotheca  Palatina  ist  für  Deutsch- 
land wieder  gewonnen.  Gestern  kam  uns  die  officielle  Nachricht 
zu.  Es  war  die  der  Universität  mitgetheilte  Note  an  uosern  Minister 
der  ausw.  Angelegenheiten  von  Hacke,  dafs  der  Pabst,  um  sich  dem 
Oesterreichischen  Kaiser  gefällig  zu  zeigen,'2)  eingewilligt  habe,  der 


1)  „Die  Liebe  der  Günderode",  Verlag  Piper  &  Co.  1912. 

2)  Vgl.  F.  Wilken,   Geschichte   der  Heidelbergischen  Büchersaninilungen 
S.  247  ff. 


von  K.  Preisendanz  23 

Ullivers,  dahier,  aufser  jenen  38  codd.,1)  noch  die  andern  847  zurück- 
zugeben, die  sich  noch  im  Vatican  befänden.2)  Und  hiermit  haben 
wir  ihn  denn  wieder  den  alten  Rheinischen  Hort  (um  mit  den  jezt  80 
viel  gelesenen  Niebelungen  zu  reden).  Nach  einem  ungefähren  Ueber- 
schlag  mögen  jene  847  wohl  einige  Tausend  piecen  enthalten,  denn 
die  bereits  in  unsern  Händen  befindlichen  38  belaufen  sich  auf  150  Stück. 
Unter  jenen  847  sind  auch  120  altdeutsche  Volumina.  Die  uns  be- 
kannten 38  sind  fast  alle  sehr  sauber  gehalten,  fast  splendid  gebunden, 
und  guten  Theils  von  schäzbarem  Gehalte;  so  finden  sich  z.  B.  einige 
tref liehe  Plutarchi,  hauptsächlich  die  Vitae,  dabei.3)  Und  der  Codex 
der  Anthologie  ist  sehr  stattlich.4)  —  Nun  müssen  Sie  doch  wieder 
einmal  kommen,  und  unter  anderen  auch  diesen,  Ihren  alten  guten 
Freund,  begrüfsen.  Unser  Prorector  Wilken  schickt  sich  bereits  zur 
Abreise  und  Abholung  an,5)  und  wir  gedenken  gegen  den  Juni  (wo 
es  jährig  wird  dafs  Kaiser  Franz  hier  war)  das  votizifiov  fjfiag  zu 
feiern. 

Ich  arbeite  determinirt  daran,  dafs  Deutschen  Gelehrten  die  Codd. 
an  Ihre  Wohnorte  gesendet  werden  sollen,  wenn  sie  sie  brauchen  wollen. 
Wie  könnten  wir  uns  auch  dieser  unverhofften  und  was  mich  betriff, 
unverdienten  göttlichen  Wohlthat  anders  würdig  zeigen  .  .  . 


Die  beiden  nächsten  Briefe  führen  in  die  Zeit,  wo  man  schon  be- 
gann, die  neugewonnenen  Schätze  auszubeuten:  die  Anthologie  mufste 
den  mafsgebenden  Kenner  des  griechischen  Epigramms,  der  Jacobs 
damals  war,  in  höchstem  Grade  interessieren;  er  bat  Creuzer,  ihm 
jemanden  zu  verschaffen,  der  den  codex  für  ihn  genau  einsähe.  Cr. 
konnte  ihm  darauf  Paulssen  vermitteln,  dessen  Kollation  denn  auch 
dem  letzten  Band  der  Jacobsschen  Ausgabe  angehängt  wurde.  Ueber 
das  Verhalten  Paulssens,  über  die  Beziehungen  zwischen  ihm  und 
Jacobs  geben  die  Briefe  Aufschlufs:  mit  Cr.  wird  man  sich  über  das 
Verhalten    Paulssens    wundern;    und    nicht    ohne    Interesse    wird    man 


1)  Wilken  (seit  1S08  Oberbibliothekar  und  1815  16  Prorektor  der  Univ. 
Heidelberg)  hatte  diese  Hss.  schon  am  7.  Okt.  1815  in  Paris  ausgeliefert 
erhalten. 

2)  Die  genehmigende  Note  des  Staatssekretärs  Consalvi  an  Hardenberg 
s.  bei  Wilken  a.a.O.  S.  24S — 256.  Creuzer  richtete  im  März  1816  im  Namen 
der  Universität  ein  lateinisches  Gesuch  um  Rückgabe  des  Restes  der  Pfalz. 
Hss.  in  Rom  an  den  Papst,   ohne  Erfolg  und  Antwort:    Wilken  S.  264  —  269. 

3)  Codd.  gr.  CLXV1II,  CLXIX,  CCLXXX1II. 

4)  Cod.  gr.  XXIII;  die  Geschichte  der  Anthologie  s.  im  Eingang  meiner 
Praefatio  zur  photographischen  Ausgabe  der  Hs.  in  den  Sijthoffscheu  ,.Codices 
graeci  et  latini  photographice  depicti  duce  Scatone  de  Vries",  tom.  XV  Antho- 
logia  Palatina,  191 1 ;  s.  auch  die  Vorrede  zu  meiner  Neuausgabe  der  Anacreontea 
in  der  Bibl.  Teubner.  1912.  —  Man  wufste  damals  noch  nicht,  dal's  die  Pariser 
den  zweiten  Teil  der  Hs.  zurückbehalten  hatten,  von  dessen  Existenz  Wilken 
nichts  bekannt  war;  vgl.  Praef.  Kol.  XIII. 

5)  Er  reiste  am  25.  Febr.  in  Begleitung  eines  prenfsischen  Leutnants  und 
eines  österreichischen  Majors.  Am  8.  Juli  trafen  die  Hss.  in  Heidelberg  ein: 
s.  Heid.  Jahrb.  1816,  Intelligenzbl.  III. 


24  Drei  Briefe  Crenzers  an  Jacobs 

Creuzers  Aeufserungen  über  damals  lebhaft  behandelte  Zeit-  und  Uni- 
versitätsfragen lesen.  Bedauern  aber  wird  man,  dafs  die  Briefe  insofern 
unvollständig  sind,  als  Jacobs'  Antwort  fehlt.  Es  wäre  sehr  zu  be- 
grüfsen,  wenn  sie  sich  irgendwo  als  erhalten  herausstellten:  ihre 
Herausgabe  zusammen  mit  der  der  Creuzerbriefe  müfste  eine  lohnende 
Aufgabe  sein. 

Heidelberg  den  10.  Octobr.  1816. 

Es  ist  mir  ja  aufserordentlich  lieb,  wenn  ich  im  Stande  seyn  sollte, 
Ihnen  mein  hochverehrter  Freund,  mich  einigermafsen  dankbar  zu  be- 
weisen. Ich  eile  daher,  Ihnen  zu  melden,  dafs  das  Volumen  des 
Spallettischen  Apographs1)   glücklich   in   meine  Hände   gekommen  ist. 

Was  die  Sache  selbst  betriff,  so  mufs  ich  dabei  mehr  den  Referenten 
machen,  als  dafs  ich  aus  Autopsie  sprechen  könnte.  An  lezterer  ver- 
hinderten mich  meine  überhäuften  und  zerstreuenden  Arbeiten.  Hören 
Sie  also  was  Andere  wissen  wollen:  Als  unser  Hofrath  Wilken  von 
Paris  zurückkam,  wollte  er  schon  gehört  haben,  dafs  der  Codex  Pala- 
tinus  der  Anthologie  theils  verschiedene  Inedita  enthalte,  theils  aber 
einer  nochmaligen  durchgängigen  Vergleichung  werth  sey.  Ich  legte 
aber  auf  solche  Sagen  nicht  viel  Gewicht,  hatte  auch  nicht  Zeit  und 
nicht  Kenntnifs  dieses  Theils  der  Griech.  Literatur  genug,  um  diesen 
Sagen  nachzugehen.  —  Aufmerksamer  ward  ieh  jedoch,  als  mir  der 
alte  ehrwürdige  Schweighäuser,2)  mit  dem  ich  8  Tage  in  Baden  ver- 
lebte, sagte:  Spalletti  sey  nicht  sorgfältig  in  literarischen  Arbeiten. 
Das  habe  er  (Schw.)  früher  zu  seinem  Verdrufs  aus  etlichen  Collationen 
erfahren.  Um  dieselbe  Zeit  machte  sich  Herr  Dr.  Paulsen  von  Jena, 
der  mit  seinem  Schwager  dem  Hn.  Professor  Gensler3)  hierhergekommen 
war,  an  den  Codex,  und  verglich  ihn  mit  den  2  Bänden  Ihrer  Aus- 
gabe der  Anthologia  Palatina.4)  Dieser  spricht  nun  1)  von  ziemlich 
vielen  Varianten,  so  dafs  Spalletti  falsch  gelesen  oder  geschrieben  habe 
2)  auch  von  einigen  Epigrammen,  die  nicht  in  Ihrer  Edition  stünden.  — 
Er  versichert,  den  Codex  jezt  beinahe  ganz  durchgegangen  zu  seyn, 
und  ist  im  Begrif,  binnen  wenigen  Wochen  mit  seinen  Papieres  nach 
Jena  zurückzukehren. 

Unter  diesen  Umständen,  und  da  Herr  Paulsen  mich  zum  öfteren 
besuchte,  machte  ich  ihn  sogleich  mit  Ihrem  Wunsche  bekannt,  Er 
zeigte  sich  sehr  geneigt,  Ihnen  zu  dienen,   und  wünschte  das  Volumen 


1)  Jos.  Spalletti  hatte  eine  Kollation  der  Anthologie  gefertigt,  die  dann 
von  Ludwig  Ernst  II.  v.  Gotha  angekauft  wurde  und  Jacobs  als  Grundlage 
zu  seiner  dreibändigen  Ausgabe  (von  1813  an)  diente.  Das  Apographon  be- 
findet sich  jetzt  in  Gotha  als  cod.  Goth.  chart.  A  779,  780  (2  Bde).  Vgl.  darüber 
Praef.  Kol.'XIf. 

2)  Job.  Schweighäuser,  der  Vater  (1742 — 1S30),  hatte  seit  1S15  sein 
Bibliothekariat  in  Strafsburg  niedergelegt  und  lebte  noch  dort  als  Professor 
des  Griechischen;  s.  auch  den  nächsten  Brief. 

3)  Wohl  kaum  der  Theologe  und  Historiker  J.  A.  Genfsler  von  Hild- 
burghausen,  von  dem  mir  nicht  bekannt  ist,  dafs  er  auch  Professor  war;  vgl. 
über  diesen  den  Artikel  der  ADB. 

4)  Anthologia  graeca  ex  apographo  Gothano  edita,  Lips.  1813. 


von  K.  Preisendanz  25 

des  Spallettischen  Apographs  in  Händen  zu  haben,  um  noch  einige 
speciellere  Vergleichungen  mit  dem  Codex  vorzunehmen.  Er  trägt 
mir  auf,  Ihnen  zu  melden,  dafs  er  bei  seiner  Durchreise  durch  Gotha 
sich  näher  mit  Ihnen  über  die  Sache  besprechen,  und  Ihnen  die  Papiere, 
die  er  bei  sich  habe,  mittheilen  wolle.  Hienach,  denke  ich,  werden 
Sie  auf  diesem  Wege  aufs  Kürzeste  zum  Ziel  kommen,  in  dem  es 
Ihnen,  selbst  in  dem  Falle  dafs  Herr  Paulsen  einen  Preis  auf  seine 
Varianten  setzen  sollte,  nicht  schwer  werden  kann,  ihm  aus  Ihrem 
reichen  Apparat  von  literarischen  Papieren  etwas  Anderes  dagegen 
anzubieten.  —  Sollte  aber,  wider  Vermuthen,  aus  der  Uebereinkunft 
mit  Herrn  Paulsen  nichts  werden,  so  dürfen  Sie  mir  das  nur  melden; 
und  ich  werde  alsdann  eine  eigene  Collation  auf  die  von  Ihnen  ge- 
wünschte Weise  hier  veranstalten  lassen.  Herr  Dr.  Paulsen  empfiehlt 
sich  Ihnen  einstweilen,  und  gedenkt  vor  Ende  dieses  Monats  seine 
Rückreise  nach  Jena  anzutreten. 

Der  Codex  Palatinus  ist  sehr  wohl  erhalten  und  auf  dem  feinsten 
Pergamen  geschrieben.  Nur  ist  die  Dinte  im  Ganzen  abgeblafst,  so 
dafs  das  richtige  Lesen  einiger  Züge  wohl  mit  Schwierigkeit  verbunden 
seyn  mag.  •) 


Heidelberg  den  19.  Januar  1817. 
.  .  .  Ich  war  nicht  vermuthen,  dafs  der  junge  D.  Paulsen  so  wenig 
willfährig  sich  zeigen  werde.  Ich  dachte  nicht  anders,  als  er  werde 
Alles  zu  Ihrer  Disposition  stellen,  zumal  Sie,  nach  Ihrer  bekannten 
Liberalität  ihm  wohl  andere  Collationen  hätten  dagegen  gegeben.  Er 
scheint  aber  einen  grofsen  Werth  auf  seine  Excerpte  zu  legen.  Nun, 
mag  er.  Es  ist  gut,  dafs  es  noch  Zeit  war,  um  sie  in  Ihrem  3ten  Band 
zu  bringen,  zu  dessen  baldiger  Beendigung  ich  Ihnen  Glück  wünsche.2)  — 
Ich  habe  übrigens  gleich  Anfangs  nicht  geglaubt,  dafs  der  Codex  auch 
nur  Ein  Ineditum  enthielte.  (Selbst  was  Bekker  neulich  gegeben3) 
ist  es  ja  nicht  im  strengsten  Sinn.)  Wie  wäre  es  auch  denkbar,  dafs 
eine  Handschrift,  die  seit  dem  16  Seculo  in  so  vielen  gelehrten  Händen 
gewesen,  noch  Inedita  enthalten  sollte.  Und  am  Ende  mögen  auch 
die  Varianten  nicht  so  bedeutend  seyn,  als  Herr  Dr.  Paulsen  glaubt. 
Indessen  wollte  doch  Schweighäuser,  mit  dem  ich  vorigen  Sommer 
einige  vergnügte  Tage  in  Baden  zubrachte,  aus  eigner  Erfahrung 
wissen,  Spalletti  sey  nicht  immer  ganz  genau  in  paläographischen 
Arbeiten  gewesen.  Wie  dem  aber  auch  sey,  so  hege  ich  die  Ueber- 
zeugung,    dafs  nunmehr  der  Originalcodex  weiter  nichts  mehr  ist,    als 


1)  Ein  sehr  allgemein  gehaltenes  Urteil;  man  sieht,  Cr.  hat  die  Anthologie 
nicht  eingehend  untersucht.    Genaueres  dazu  s.  Praef.  Kol.  XVI. 

2)  Erschien  1M7.  „Accesseruut  supplementa  variarum  lectionuin  ex  ipso 
cod.  Pal.  summa  denuo  diligentia  collato  ab  Antonio  lac.  Paulssen."  Von  ihm 
selbst  wird  sie  als  „aecurata  correctio"  bezeichnet,  ein  Titel,  der  ihr  keines- 
wegs zukommt,  da  sie  sich  als  recht  mangelhaft  erwiesen  hat. 

3)  In  der  Ausgabe  des  ainbo  von  Paulus  Silentiarius? 


26  Drei  Briefe  Creuzers  an  Jacobs 

eine  palaeographische  und  kalligraphische  Rarität.1)  Wenn,  vielleicht 
selbst  von  hier  aus,  mit  etwas  vollem  Munde  von  diesem  und  eingen 
anderen  Codices  geredet  worden,  so  wollte  man,  unter  uns  gesagt,  die 
Bad.  Regierung  für  die  baare  Ausgabe  von  fast  6000  FL,  die  jene 
"Wiedererwerbung  der  Codd.,  durch  Reisen  u.  dergl.  gekostet,  in  etwas 
trösten.  Rühmlich  ist  es  übrigens,  dafs  unser  Grofsherzog  neulich 
dieses  ganze  Geld  auf  seine  Privatcasse  angewiesen  hat.  —  Eben  ist 
Wilken,  der  uns  auf  Ostern  verläfst  und  nach  Berlin  geht,  beschäftigt 
die  Geschichte  der  ganzen  Heidelb.  Bibliothek,  aus  Acten  zum  Theil, 
zu  bearbeiten.2)  Es  wird  ein  allgemeiner  Catalog  aller  Handschriften 
hinzukommen.  Die  Plutarchi  (besonders  4  Bände3)  Vitae)  ingleichen 
die  Epistolae,4)  einige  Redner,  die  Odyssee5)  und  etliche  andre 
sind  unter  den  Griech.  Riss,  die  schäzbarsten.  Sollten  Sie  im  Sommer, 
wenn  das  Conferiren  besser  von  Statten  geht,  etwas  wünschen,  so 
melden  Sie  mir  es  nur.  Ich  werde  alsdann  sorgen,  dafs  der  genaueste 
unter  unsern  Seminaristen  die  Collation  für  Sie  besorgt.  Vielleicht 
interessirt  Sie  besonders  eine  Collation  von  Alciphron  und  Philostrati 
epistolae.6)  Auch  haben  wir  einiges  von  Libanius.7)  —  Mit  den 
Deutschen  Mss.  hat  sich  neuerlich  Freund  Görres  2  Monate  dahier 
beschäftigt.  Er  wird  im  Sommer  eine  Art  von  poetischer  Anthologie 
daraus  geben,  und  aufserdem  einen  Auszug  aus  den  Deutschen  Chroniken. 
Ein  nicht  bekanntes  Fragment  von  den  Nibelungen  von  etlichen  hundert 
Versen  hat  er  auch  in  diesen  Codd.  gefunden.^)  .  .  .  Unserer  Heidel- 
berger Jahrbücher  nimt  sich  jezt  Herr  Prof.  Hegel  besonders  an.  Die 
Regierung  deckt  das  Unternehmen  durch  einen  Zuschufs  von  500  FL 
Ich  selbst  habe  bisher  äufserst  wenig  mitarbeiten  können;  woran  haupt- 
sächlich meine  Amtsgeschäfte  schuld  sind,  indem  ich,  aufser  den 
Seminarial-arbeiten  wöchentlich  oft  50  schriftliche  Correcturen  machen 
mufs,  und  täglich  2 — 3  Stunden  Vorlesungen  halte.  Wer  im  südlichen 
Deutschland  für  die  alte  Literatur  wirken  will,  darf  solche  Mühe  nicht 
scheuen.  —  Vofs,  Vater  und  Sohn,  sind  in  einem  der  neusten  Stücke 
der  Jahrbücher  aufs  heftigste  gegen  Wolf  aufgetreten.  Erheistz.  B. 
ein  Stümper  u.  dergl.9)    —  Vofs  der  Vater  hat   auch  den  Homerischen 


1)  Wie  sehr  sich  Cr.  geirrt,  zeigten  die  Ergebnisse  der  neuen  Kollationen 
Stadtniiillers.  der  sich  mit  Erfolg  der  mühsamen  Arbeit  unterzog,  unter  den 
zahlreichen  Rasuren  der  Hs.  die  ursprünglichen  Lesnngen  zu  erkennen: 
Anthologia  graeca  epigraumiattun  ...  ed.  H.  Stadtmüller,  voll.  I.  IL  III,  1. 
(Die  Ausgabe  wird  von  mir  unter  Max  Rnbensohns  Mitwirkung  fortgeführt.) 

2)  Gemeint  ist  sein  oben  erwähntes  Buch. 

3)  Vgl.  ob.  S.  23  Anm.  3 ;  der  vierte  Band  enthält  Stücke  aus  den  Moralia. 

4)  Cod.  gr.  CXXII,  CLV.'  5)  Cod.  gr.  XLV. 

6)  Beides  in  cod.  gr.  CLV. 

7)  Cod.  gr.  CCCLVI. 

8)  Wohl  aus  cod.  Pal.  germ.  844  (Bartschs  Kat.  der  Altd.  Hss.  331); 
fol.  133  r—  1-19  v.  —  Görres  warf  sich  damals  wieder  eifrig  auf  s^ine  alten 
Studien. 

9)  In  den  Heid.  Jahrb.  1816,  Heft  70  B  schrieb  der  jüngere  Vofs  eine 
Rezension  über  Wolfs  Schrift:  Ueber  eine  bestrittene  Cäsur  im  griech.  Tri- 
meter;  S.  1121—  34;  ihr  folgt  „Ein  Wort  über  F.A.Wolf''  vom  alten  Vofs. 


Kleine  Mitteilungen  27 

Hymnus  auf  die  Ceres  mit  Anmerkungen  fertig,  worin  auch  gegen 
mich  heftige  Sachen  stehen  sollen.  Ich  werde  mich  indessen  be- 
gnügen, gelegentlich  die  literarischen  Sätze,  die  etwa  angefochten 
werden,  wo  sie  sich  halten  lassen,  zu  befestigen,  indem  ich,  ganz  in 
Ihrem  Sinne,  mir  immer  vorstelle,  was  doch  wohl  die  Gebildeteren 
im  Publikum  und  zumal  die  hohen  Weltleute,  zu  solchen  philologischen 
Zankscenen  denken  und  sagen  mögen  .  .  . 

Morgen  Abend  sende  ich  nun  das  Spallettische  Apographum  Vol.  I 
durch  die  fahrende  Post,  gegen  einen  Schein,  an  Sie  ab.  Ich  finde 
es,  der  Sicherheit  wegen,  gut,  Sie  von  dieser  Sendung  besonders  zu 
benachrichtigen. ') 

Heidelberg.  K.  Preisendan z. 


Kleine  Mitteilungen. 

Ueber  die  „Berechtigung  der  Bibliotheksgebühren"  hat  Professor 
Konrad  Bornhak  in  „Gesetz  und  Recht"  Jg.  14,  Heft  4  vom  15.  November 
P)12  einen  Aufsatz  veröffentlicht,  der  nicht  unwidersprochen  bleiben  darf. 
Der  Verfasser  hat  gegen  die  Gebühr  als  Leistung  für  eine  Gegenleistung  des 
Staates  nichts  einzuwenden,  hält  es  aber  für  unzulässig,  sie  „einfach  allen 
aufzuerlegen,  von  denen  man  annimmt,  dafs  sie  eine  staatliche  Einrichtung 
benutzen  könnten",  nämlich  den  Studenten  und  angeblich  den  Dozenten. 
B.  klammert  sich  dabei  an  den  Begriff  der  „Gebühr".  Wenn  es  „Beitrag" 
oder  „Abgabe"  hiefse,  würde  er  bezüglich  der  Studierenden  vermutlich  kein 
Wort  verlieren.  Denn  dafs  diesen,  die  unter  gewissen  Bedingungen  in  die 
Gemeinschaft  der  Universität  eintreten  und  mit  der  Immatrikulation  ein  Recht 
auf  Benutzung  ihrer  Einrichtungen  gewinnen,  Leistungen  für  die  Erhaltung 
dieser  Einrichtungen  auferlegt  werden  können,  steht  doch  aufser  Zweifel. 
Die  „Auditoriengelder"  haben  keinen  anderen  Charakter,  und  Bibliotheks- 
beiträge hat  es  als  Teile  der  lnimatrikulations-  und  Exmatrikulationsgebühren 
von  jeher  gegeben.  Bleibt  also  Herrn  B  s  Verdrufs  darüber,  dafs  die  Universität 
Berlin  von  ihm,  der  grundsätzlich  weder  die  Universitäts-  noch  die  Königliche 
Bibliothek  benutzt,  die  „Bihliotheksgebühr"  verlangt  hat.  Merkwürdigerweise 
hat  er  es  nicht  für  der  Mühe  wert  gehalten  sich  zu  unterrichten  wie  die 
Dinge  eigentlich  liegen.  Er  hätte  sonst  erfahren,  dafs  die  Dozenten  der 
preufsischen  Universitäten,  auch  wenn  sie  die  Bibliothek  durch  Entleihen  be- 
nutzen, von  der  Gebühr  befreit  sind,  und  dafs  nur  die  Universität 
Berlin,  wie  einige  andere  Universitäten,  für  die  Mitglieder  des  Lehrkörpers 
beschlossen  bat,  den  Bibliotheksbeitrag,  der  den  Studierenden  allgemein  auf- 
erlegt ist,  freiwillig  zu  leisten.  Ob  ein  solcher  Korporationsbeschlufs  den 
einzelnen  bindet,  mag  zweifelhaft  sein.  Auf  seine  Reklamation  ist  Prof.  B. 
in  der  Tat  benachrichtigt  worden,  dafs  die  „Gebühr"  nicht  von  ihm  erhoben 
werden  solle.  Damit  geniefst  er  aber  keineswegs,  wie  er  glaubt,  ein  Privileg, 
sondern  nur  das  gemeine  Recht  der  Dozenten.  Jedenfalls  siud  die  all- 
gemeiuen  Folgerungen,  die  er  daraus  gezogen  hat,  gänzlich  hinfällig. 


Eine  neue  Lupe  für  Bibliothekszwecke.  Der  Universitätsbibliothek 
zu  Jena  ist  von  der  Karl  Zeiis-Stiftuug  eine  unokulare  Fernrohrlupe  (Fabrikat 
der  Firma  Carl  Zeifs  in  Jena)  als  Geschenk  überwiesen  worden.  Das  Instru- 
ment besteht  aus  einem  Prismeuf'erurohr,  verbunden  mit  einer  Lupe,  und 
ermöglicht  durch  diese  Verbindung  aufser  einer  starken  Vergröfserung  einen 


1)  Die  „Hymne  auf  Demeter"  erschien  182l>,  mir  nicht  zugänglich. 


28  Kleine  Mitteilungen 

verliHltnismäfsig  weiten  Abstand  der  Lupe  von  dem  zu  untersuchenden  Ob- 
jekte. Man  braucht  also  nicht  wie  bei  einer  gewöhnlichen  Lupe  Auge  und 
Lupe  ganz  nahe  an  das  Objekt  heranzubringen,  sondern  nimmt  die  Unter- 
suchung in  der  gewöhnlichen  Haltung,  die  man  beim  Schreiben  und  Lesen 
einnimmt,  vor  —  für  die  Arbeiten  an  Handschriften  eine  wesentliche  Er- 
leichterung. Einen  weiteren  grofsen  Fortschritt  bedeutet  ein  für  diese  Art 
Lupe  konstruierter  Stirnreif,  mittels  dessen  man  die  Lupe  direkt  vor  dem 
Ange  befestigen  kann,  so  dafs  man  die  Hände  völlig  frei  hat;  und  da  die 
Lupe  unokular  ist,  bleibt  auch  ein  Auge  frei.  Man  kann  also  mit  dem  linken 
Auge  durch  die  Lupe  eine  zu  bearbeitende  Handschrift  lesen  und  hat  das 
rechte  Auge  und  die  Hände  frei  für  die  Niederschrift  des  Gelesenen.  Durch 
verschieden  starke  Objektivvorsatzlinsen  läfst  sich  die  Vergröfserung  je  nach 
Bedarf  noch  steigern.  Nicht  unerwähnt  sei,  dai's  allerdings  für  eine  allseitig 
erfolgreiche  Handhabung  des  Apparates  —  d.  h.  eine  Handhabung,  die  sich 
alle  Vorteile  wirklich  zunutze  macht  —  zunächst  etwas  Uebung  erforderlich 
ist,  z.  B.  für  die  richtige  Befestigung  der  Lupe  vor  dem  Auge  oder  für  das 
Sehen  mit  dem  einen  Ange  durch  die  Lupe  auf  das  Objekt,  mit  dem  anderen 
auf  die  Niederschrift.  Aber  man  wird  sich  sehr  bald  daran  gewöhnen  und 
erkennen,  welche  Bedeutung  die  neue  Konstruktion  für  die  Arbeit  an  Hand- 
schriften hat.  die  nur  durch  die  Lupe  zu  lesen  sind.  W — m. 

Das  Zeifswerk  liefert  die  unokulare  Fernrohrlupe  6 f acher  Vergröfserung 
mit  Objektiworsatzlinsen  von  +  2,  +  3,  +  5  dptr  und  einem  Stirnreifen  zu- 
sammen für  129  ML     (Druckschrift  Med.  9).  Red. 


Zu  Reichlings  Appendices  II.  Nr  604.  Im  II.  Bande  des  Inkunabel- 
katalogs des  British  Museums  S.  341.  Z.  8  findet  sich  folgende  Bemerkung: 
„The  colophon:  , Impressum  in  opido  Augustensi  per  Anthonium  Sorg. 
Anno  millesimo  quadringentesimo  septuagesimo'  appended  to  the  first  (undated) 
part  of  the  Naples  copy  of  Lud.  de  Saxonia  Vita  Christi  (Strafsburg),  1474 
(J  C.  604),  needs  fnrther  elucidation."  Erst  hierdurch  wurde  ich  auf  den 
interessanten  Fund  Reichlings  und  die  Folgerungen,  die  er  daraus  zu  ziehen 
weifs,  aufmerksam.  Er  doziert  nämlich  nach  der  Beschreibung  folgendermafsen: 
Hac  editione  comprobatur,  Antonium  Sorg  iam  a.  1470  artem  typojjraphicam 
Augustae  Vindel.  exercuisse,  cum  bibliographi  usipie  ad  hunc  diem  nullius 
libri  ante  a.  1475  ab  eo  impressi  notitiam  habuerint.  Ceterum  typographus 
in  hoc  libro  vendendo  prospera  fortuua  usus  non  esse  videtur.  Nam  hanc 
ipsam  primam  cum  altera  parte  a  typographo  quodain  Argentinensi  (IL  Egge- 
stein ut  videtur)  a.  1474  parata  registro  praefixo  et  subscriptione  omissa 
coniunctam  reperimus.  Die  Sache  erschien  mir  wichtig  genug,  den  Versuch 
zu  machen,  mich  durch  eigenen  Augenschein  von  der  Richtigkeit  der  Reichling- 
schen  Angaben  zu  überzeugen.  Durch  das  dankenswerte  Entgegenkommen 
des  Herrn  Direktor  Fava  von  der  Biblioteca  Nazionale  in  Neapel  konnte  ich 
den  Band  hier  in  Berlin  einsehen.  —  Ich  erlebte  eine  grausame  Enttäuschung: 
Irgend  ein  Vorbesitzer,  vielleicht  auch  der  Rubricator,  hat  das  famose  Impressum 
in  einer  kleinen  weder  den  Eggestein-  noch  Sorg -Typen  ähnlichen  Schrift 
handschriftlich  unter  den  Druck  gesetzt,  ebenso  auf  der  andern  Seite  des 
Blattes  das  „Finis".    Es  ist  der  Druck  Hain  *10  290  =  Proctor  297.         V. 


Zur  Geschichte  der  Würzburger  Bibliotheken  im  30jährigen 
Kriege  veröffentlicht  Is.  Collijn  einen  Beitrag  im  4.  Heft  seiner  „Biblio- 
grafiska  Miscellanea"  (Sonderabdruck  aus  Kyrkohistorisk  Arsskrift  1912).  Es 
besteht  bekanntlich  einige  Unsicherheit  darüber,  welche  Würzburger  Biblio- 
theken von  den  Schweden  weggeführt  worden  sind  und  welchen  Charakter 
die  Sammlung  hatte,  deren  Bücher  das  Wappen  des  Fürstbischofs  Julius 
Echter  von  Mespelbrunn  tragen.  Aus  den  beiden  Aktenstücker  des  Kreis- 
archivs Würzburg  vom  Januar  1633,  die  Collijn  mitteilt,  ergibt  sich,  dafs  es 
die  Privatbibliothek  des  Fürstbischofs  war  und  dafs  sie  von  seinen  Neffen  in 


Kleine  Mitteilungen  29 

Anspruch  genommen  wird.  Sie  war  vom  Marienberg  weggeführt  uud  nach 
Königshofen  a.  Saale  gebracht  worden,  wo  sie  einige  Zeit  im  Schulhause 
gestanden  hatte,  dann  aber  in  Fässer  verpackt  in  das  feste  Schlofs  genommen 
worden  war.  Aufser  der  Echterschen  Bibliothek  scheint  doch  auch  die 
Universitätsbibliothek  in  grüfserem  Umfange  als  zuletzt  angenommen  wurde. 
von  der  Wegfiihrung  betroffen  worden  zu  sein.  Collijn  bemerkt,  dafs  sich 
in  Uppsala  wohl  hundert  Bücher  dieser  Herkunft  finden.  Aus  den  mit- 
geteilten Aktenstücken  darf  man  aber  vielleicht  schliefsen,  dafs  diese  einen 
anderen  Weg  gegangen  sind  als  die  Echterschen. 


Zur  Praxis  des  Buchverlags  im  18.  Jahrhundert.  In  der  Stadt- 
bibliothek zu  Trier  befindet  sich  unter  N.  1205  ein  in  schwere,  mit  braunem 
Leder  überzogene  Holzdeckel  gebundener  Papierband  von  298  Blättern 
(212x292;,  der  von  einer  Hand  des  LS.  Jahrh.  eine  Reihe  wertvoller  auf 
das  Konstanzer  und  Baseler  Konzil  bezüglicher  Aktenstücke,  zum  Schlufs  aber 
(f.  215  —  29(i)  das  bekannte  in  der  Geschichte  der  nationalen  Einheits- 
bestrebungen epochemachende  Werk  „de  concordantiacatkolica"  des  Nicolaus 
von  Cusa  enthält.  Dafs  dieser  auch  der  Verfasser  des  ganzen  Manuskriptes 
ist,  beweist  abgesehen  von  der  Schrift  der  redaktionelle  Zustand  des  letzt- 
genannten Traktates,  in  dem  vieles  durchstrichen  und  ganze  Kapitel  nach- 
träglich hinzugefügt  sind.  Auf  welchem  Wege  dieses  Manuskript  ans  dem 
Besitz  des  Kardinals  in  die  Trierer  Stadtbibliothek  gelangt  ist,  läfst  sich 
nicht  genau  feststellen.  Wir  kennen  einen  Besitzer  desselben.  Das  ist  der 
Kapuziner  Pius  von  Trier,  der  1723  die  Würde  eines  Provinzials  der 
rheinischen  Kapuzinerprovinz  erlangte.  Hierotheus1)  vermittelt  uns  für  ihn 
leider  nur  ganz  spärliche  Nachrichten.  Danach  scheint  Pater  Pins  174S  ge- 
storben zu  sein.'-)  Im  Jahre  171(i  weilte  er  in  Mainz  und  verfügte  damals 
über  unser  Manuskript.  Das  beweist  das  folgende  in  der  Handschrift  liegende 
Schreiben,  welches  Petrus  Langenberg  an  ihn  richtete: 

„Collen,  den  13.  Dezembris  1716. 

Admodnm  reverende  pater,  patrone  colendissime. 

Wegen  dess  von  Ew.  Hochw.  iungsthin  gemeldeten  Anthoris  Eminentiss. 
Cardinalis  Nicolai  Cusani  hab  mit  etlichen  buchhändlern  gesprochen,  welche 
besagtes  Exemplar  vorerst  zu  sehen  verlangen,  damit  wissen  können,  wievill 
bogen  solches  mochte  begreiffen  und  wass  für  Materi  darin  enthalten;  so 
pflegt  auch  der  brauch  zu  sein,  dafs  von  einem  solchen  buch,  da  der  abgang 
gantz  ungewiß,  der  author  ein  anzahl  Exemplarien  um  sicheren  preifs,  darüber 
man  sich  zu  vergleichen,  an  sich  nehme,  damit  der  Verleger  wegen  der  Un- 
kosten in  etwa  soulagiert  werde.  Weifs  also  bifs  uff  weitern  bericht  difsfalls 
nicht  zu  antworten,  indessen  mich  bestmöglichst  recommendierend  verbl. 
nechst  Gottes  Obhuts  Empfehlung 

Ewer  Hochwurden 
A.  r.  p.  Angelico  bitte  schuldigst  gehorsamster 

meinen  schönsten  Empfelch  Petrus  Langenberg 

[zu  übermitteln]3) 

In  dorso  die  Adresse:  Admodnm  reverendo  patri  p.  Pio  Trevirensi,  ordinis 
FF.  Capucinorum  Prov.  Rhenanae  diffinitori  et  guardiauo,  patri  et  patrono, 
observandissimo,  Mognntiae.  —  Am  anderen  Ende  des  Blattes  ist  folgende 
Notiz  nachgetragen:  P.  S.:  A.  r.  p.  Sigismundo  bitte  zu  berichten,  dafs 
nechstens  mit  Schiffer  Johan  Sneider  von  Maintz  (10  Catechismns  werde  uber- 
schicken." 

Der  Wortlaut  unseres  Schreibens  zeigt,  dafs  171<>  der  Kapnzinerpater 
Pius  von  Trier  das  Manuskript  in  Händen  hatte  und  an  dessen  Drucklegung 
dachte.    Da  der  Kapuzinerorden  in  dem  dies  gegenüber  liegenden  Bernkastei 


i)  Provincia  Rhenana  fratrum  minorum  Capucinorum.     Heidelberg   1750. 

2)  A.  a.  O.  S.  522. 

3)  Ergänzt,  da  abgerissen. 


30  Literatnrberichte  und  Anzeigen 

eine  Niederlassung  hatte,  deren  Bibliothek  zum  Teil  in  der  französischen  Zeit 
in  die  Trierer  Stadtbihliothek  kam,  mag  der  Band  durch  deren  Vermittlung 
an  ihn  gelangt  sein.  Die  Bedeutung  der  originalen  Handschrift  ist  ihm  nicht 
verborgen  geblieben,  der  erwünschte  Druck  ist  aber  nicht  zustande  ge- 
kommen, wahrscheinlich  wegen  der  geforderten  Kapitalbeteiligung,  welche 
ein  Streiflicht  auf  die  bnchhändlerische  Verlagspraxis  des  beginnenden  IS.  Jahr- 
hunderts wirft. 

Trier.  G.  Kentenich. 


Literatlirberichte  und  Anzeigen. 

Wie  benutzt  man  die  Universitätsbibliothek?    Ein  Wegweiser  für  Studierende 

von  Dr.  phil.  Hans  Fiichsel,  Bibliothekar  an  der  Universitätsbibliothek 

in  GöttiDgen.     Leipzig:  Wiegandt  1913.     46  S.     S°. 

Anschaulich  und  übersichtlich  geschrieben  verfolgt  die  kleine  Schrift  zu- 
nächst den  Zweck,  «einige  Belehrung  über  Einrichtungen  und  Geschäftsgang 
der  wissenschaftlichen  Bibliotheken  im  allgemeinen"  zu  geben.  Durch  die 
treffende  Auswahl  und  geschickte  Hervorhebung  des  Wissenswerten  ist  dieser 
Zweck  durchaus  erreicht.  Dafs  einige  wichtige  Punkte,  wie  die  Anleitung 
zur  Benutzung  des  alphabetischen  Katalogs,  nur  gestreift  werden  konnten, 
liefs  sich  nicht  vermeiden,  solange  keine  bestimmte  Bibliothek  ins  Auge  ge- 
fafst  wurde. 

Die  weitere  Absicht,  den  Leser  anzuregen,  sich  rim  Bereich  des  Bücher- 
wesens selbständig  weiter  zu  helfen",  ist  ebenfalls  insofern  gelungen,  als  die 
allgemeinen  Nachschlagewerke,  bisweilen  mit  kurzen  Charakteristiken  ver- 
sehen, nach  praktischen  Gesichtspunkten  zusammengestellt  sind.  Eine  wenn 
auch  nur  summarische  Aufzählung  und  Beschreibung  der  Fachbibliographien 
würde  diese  Absicht  noch  besser  verwirklicht  haben,  allerdings  auf  Kosten 
der  Handlichkeit  und  Billigkeit  des  Büchleins.  Die  vorliegende  Schrift  will 
also  weder  eine  erschöpfende  allgemeine  Einführung  in  die  Bibliotheks- 
benutzung bieten,  noch  Spezialführer  lür  unsere  einzelnen  Universitätsbiblio- 
theken ersetzen.  Dafs  gerade  diese  von  grofsem  Nutzen  sein  könnten,  wird 
man  dem  Verfasser  zugeben.  Sie  würden  in  mancher  Hinsicht  anders  als  sein 
Buch  anzulegen  sein.  Blofse  Zusätze  würden  es  nicht  machen.  Dafs  wir  sie 
überhaupt  noch  nicht  besäfsen,  wie  es  im  Vorwort  heifst,  trifft  eigentlich  nicht 
ganz  zu.  Der  Berliner  Bibliothekenführer  für  die  Königliche  Bibliothek  und 
Zarnckes  Führer  für  die  Leipziger  Universitätsbibliothek  bieten  bereits  zwei 
allerdings  nicht  selbständig  erschienene  Beispiele  dieser  Art.     Schneider. 


Zeitschriften-Verzeichnis  der  schweizerischen  Bibliotheken.     Catalogue 
des  Periodiques  recus  par  les  Bibliotheques  suisses.     1911.     2.  Auflage. 
Zürich:  Vereinigung  schweizer.  Bibliothekare  1912.    XVII,  311  S.  =  Publi- 
kationen der  Vereinigung  schweizerischer  Bibliothekare  IV. 
Das   von   der  Vereinigung  schweizerischer  Bibliothekare  herausgegebene 
Zeitschriften -Verzeichnis  der  schweizerischen  Bibliotheken,  dessen  erste,  den 
Bestand  von   1902   darstellende  Ausgabe  1904   erschienen  war,  liegt  jetzt  in 
2.  Auflage  vor.    Diese  Tatsache  ist  in  zwiefacher  Hinsicht  erfreulich:   einmal 
zeigt  sie,   dafs  ein  Bedürfnis  nach   solchen  Gesamt-Zeitschriftenverzeichnissen 
besteht   und  dafs  sie,   bei  der  grofsen  Nachfrage  nach  ihnen,   auch  finanziell 
Erfolg  haben   können;    zweitens   geht  daraus  hervor,    dafs   die  Vereinigung 
schweizerischer    Bibliothekare    in    der    Anlage    des    Verzeichnisses,    die    im 
wesentlichen  dieselbe  geblieben  ist  wie  bei  der  ersten  Auflage,  das  Eichtige 
getroffen  hat. 

Die  Zahl  der  gedruckten  Titel  ist  in  dem  vorliegenden  Verzeichnis  auf 
6737  (gegenüber  4u93  der  ersten  Ausgabe)  gestiegen;  die  Zahl  der  ver- 
zeichneten Exemplare  beträgt  19  76S,  die  sich  auf  223  Bibliotheken  verteilen. 
Auf  einen  Titel  kommen  im  Durchschnitt  3  Exemplare  der  betreffenden  Zeit- 


Literaturberichte  und  Anzeigen  31 

schritt;  nicht  weniger  als  3180  Titel  sind  aber  nur  in  einem  einzigen  Exem- 
plar vertreten. 

Für  unser  in  Vorbereitung  befindliches  deutsches  Gesanitzeitschriften- 
Verzeicbnis  werden  wir  der  schönen  Arbeit  der  schweizerischen  Kollegen 
manche  wertvolle  Anregung  entnehmen  können:  in  einigen  Punkten,  so  in  der 
kurzen  Fassung  der  Titel,  in  dem  Verzicht  auf  die  Angabe  der  vorhandenen 
Jahrgänge,  in  der  Hinzufiigung  eines  Sterns  bei  vollständigen  Reihen  und  in 
der  Numerierung  der  Titel  können  wir  uns,  meine  ich,  dem  Vorgang  des 
schweizerischen  Verzeichnisses  anschliefsen.  Auch  mit  den  befolgten  Ordnungs- 
grundsätzen kann  man  sich  im  allgemeinen  einverstanden  erklären,  ohne  sie 
deshalb  als  vorbildlich  hinzustellen ;  nur  mit  einem  Punkt  habe  ich  mich  nicht 
befreunden  können,  das  ist  die  Behandlung  von  Titeln,  in  denen  dem  als 
Ordnungswort  dienenden  Appellativuni  ein  geographischer  Begriff  vorangeht. 
Nach  den  im  Vorwort  (S.  VIII)  aufgestellten  Grundsätzen  gilt  als  erstes 
Ordnungswort  das  erste  Substantivum  im  Nominativ;  bei  deutschen  Titeln  gilt 
ein  in  Substantivform  unmittelbar  dem  Appellativum  vorangehender  Eigen- 
name zusammen  mit  dem  Appellativum  als  Ordnungswort,  sofern  dasselbe 
nicht  selbst  eine  Zusammensetzung  ist;  andernfalls  soll  das  Appellativum 
allein  Ordnungswort  werden.  Als  Beispiel  werden  angeführt:  Schweizer 
Zeitung,  aber:  Berner  Vierteljahrsschrift.  Im  Verzeichnis  selbst  sind 
Titel  wie  diese  unter  dein  Ortsbegriff  eingeordnet,  also:  Berner  Woche. 
Berliner  Klinik,  Kieler  Studien  usw.,  dagegen  stehen  „Berliner 
klinische  Wochenschrift"  und  „Müuchener  medizinische  Wochenschrift"  unter 
Wochenschrift.  Für  unser  Sprachgefühl  sind  Ableitungen  von  Orts-  und 
Ländernamen  wie:  Berner,  Berliner,  Kieler,  Thurgauer,  Wiener  u.  a. ,  wenn 
sie  als  Attribute  zu  einem  Substantiv  hinzugefügt  sind,  zweifellos  Adjektiva, 
die  genau  so  zu  behandeln  sind,  wie  „deutsch,  österreichisch,  schweizerisch" 
usw.  Wenn  man  vielleicht  in  einzelnen  Fällen,  wie  bei  „Schweizer  Archiv" 
zweifeln  kann,  ob  es  sich  um  ein  Adjektiv  mit  folgendem  Appellativum  oder 
um  ein  aus  zwei  Substantiven  zusammengesetztes  Kompositum  handelt,  so 
könnte  man  sich  mit  einer  Verweisung  hellen,  wie  dies  ja  auch  bei  Schweizer 
Zeitfragen  geschehen  ist.  Man  wird  gut  tun,  sowohl  in  diesen  Zweifelsfällen 
wie  namentlich  auch  bei  der  Behandlung  englischer  Titel  stets  von  dem 
Grundsatz  auszugehen:  „Komposita  gelten  als  ein  Wort";  dann  kommt  man 
nicht  in  die  Lage,  Titel  wie:  Natural  history  Review  und  Guy's  Hospital 
Journal  anders  zu  behandeln  als:  Pali  Text  Society  und  Law  Quarterly 
Review.  Freilich  sollte  man  nicht,  wie  es  die  preufsische  Instruktion  tut, 
diese  einfache  und  klare  Vorschrift  wieder  dadurch  komplizieren,  dafs  man 
kein  Kompositum  annimmt,  wenn  ein  Adjektiv  zu  dem  letzten  Substantiv 
hinzugefügt  ist. 

Aber  über  nichts  läfst  sich  bekanntlich  besser  streiten  als  über  Ordnungs- 
grundsätze für  ein  alphabetisches  Verzeichnis;  diese  Beanstandungen  sollen 
auch  nicht  als  Hervorhebung  von  Mängeln,  vielmehr  als  Vorschläge,  die  etwa 
für  eine  3.  Auflage  berücksichtigt  werden  könnten  angesehen  werden.  Vielleicht 
läfst  sich  für  eine  etwaige  Neubearbeitung  auch  das  Materienregister  der  1.  Auf- 
lage wiederherstellen,  das  jetzt  fallen  gelassen  ist,  während  das  Ortsregister 
durch  Hinzufügung  der  Gesellschafts-,  Instituts-  und  Vereinsbezeichnungen  in 
der  2.  Ausgabe  eine  wesentliche  und  willkommene  Erweiterung  erfahren  hat. 

R.  F. 

Periodical  Articles  on  Religion  1890-1699,  Compiled  and  edited  by 
Ernest  Gushing  Richardson,  with  the  co- Operation  of  Gharles  S. 
Thayer,  William  C.  Ilawks,  Paul  Martin,  and  varions  members  of  the 
faculty  of  the  Hartford  Theological  Seminary,  and  some  help  from 
A.  D.  Savage,  Solon  Librescot  and  many  others.  Author  Index. 
New  York,  Published  for  the  Hartford  Seminary  Press  by  Gharles  Scribuer's 
Sons.  (Vorrede  vom  Januar  1911.)  4  BL,  876  S  s". 
Dem  systematischen  Verzeichnisse  der  c.  60  000  Titel  (s.  diese  Zeitschrift 

1909.  S.  523  f.)  hat  Richardson,  einem  von  mir  geäufserten  Wunsche,  den  auch 


32  Literaturberichte  und  Anzeigen 

andere  unterstützt  haben,  entsprechend,  nun  ein  alphabetisches  folgen  lassen. 
Erst  dadurch  hat  dieser  einzigartige  Katalog  die  Brauchbarkeit  erhalten,  die 
man  wünschen  mufste.  Die  Geschichte  der  literarischen  Bemühungen  um 
die  Religion  erscheint  durch  diesen  Katalog  vor  allen  anderen  Zweigen  der 
Wissenegeschichte  ausgezeichnet,  und  vielleicht  hätte  ein  anderer  Zweig  in 
höherem  Mafse  diese  Bevorzugung  verdient;  aber  die  Religionshistoriker  und 
Theologen  dürfen  sich  freuen,  dafs  sie  die  beschenkten  sind.  Das  Verzeichnis 
ist,  wie  ich  mich  aufs  neue  überzeugt  habe,  sehr  brauchbar  und  erspart  viele 
Mühe;  möchte  es  daher  in  die  Hände  aller  derer  kommen,  die  religions- 
geschichtliche Forschungen  machen.  Freilich  habe  ich  mich  auch  durch 
Stiebproben  davon  übezeugt,  wie  grofs  die  Zahl  der  Artikel  ist,  die  viel- 
leicht in  dem  Momente,  als  sie  geschrieben  wurden,  eine  gewisse  Bedeutung 
hatten,  aber  schon  von  der  nächsten  Folgezeit  beiseite  gelassen  werden 
können  und  müssen.  Einst  arbeitete  die  Wissenschaft  anders  als  die  Natur, 
nämlich  sparsam.  Jetzt  scheint  sie  sich  die  Verschwendung  dieser  zum  Vor- 
bild genommen  zu  haben.  Aber  treibt  die  Natur  wirklich  Verschwendung? 
Sind  ihre  tausend  Blüten  nicht  doch  nötig,  damit  ein  paar  Früchte  reifen? 
Ist's  nicht  vielleicht  in  der  Wissenschaft  ebenso?  Der  Bibliothekar  hat 
gewifs  Grund,  sich  diese  Frage  zu  stellen,  nnd  ein  Bibliothekar,  der  zugleich 
Autor  ist,  hat  doppelten  Grund.  Auch  manche  Blüten,  die  keine  Früchte 
bringen,  haben  ein  Recht  auf  Existenz.  Aber  müssen  sie  alle  gesammelt 
werden?    Das  ist  eine  Frage  für  sich. 

Berlin.  A.  Harnack. 

Livländische  Geschichtsliteratur.    In  Verbindung  mit  den  baltischen  geschichts- 

forschenden    Gesellschaften    herausgegeben    von    der    Gesellschaft    für 

Geschichte  und  Altertumskunde   der  Ostseeprovinzen  Eufslands  in  Riga. 

Riga:  R.  Kymmel.    19»8  durch  Paul  Baron  Osten-Sacke  n.    1911.   (VIII), 

75  S.;  19ny' durch  Woldemar  Wulffius.     1912.     (VI).  65  S. 

Die  Livländische  Historische  Bibliographie  hat  zweimal  ihren  Herausgeber 

gewechselt,  indem  an  die  Stelle  des  Dorpater  Stadtarchivars  Arnold  Feuereisen 

zuerst   der  Archivar  der  Estländischen  Ritterschaft  in  Reval  Baron  Paul  von 

der   Osten    Sacken,    dann    Herr   Woldemar   Wullfius    in   Riga    getreten    ist. 

Umfang,  Einrichtung,  Vorzüge  und  Mängel  dieses  wichtigen  Hilfsmittels  haben 

sich  aber  nicht  wesentlich  geändert,  zu  den  letzterem  gehört  das  späte  Erscheinen 

und   die  Fehler  in   den   polnischen  Titeln.     Die  Produktion   hat   1908  wieder 

zugenommen,   da  630  Titel  gegen  561  verzeichnet  werden  konnten,  ist  aber 

ist  aber  1909  wieder  auf  537  zurückgegangen.    Fremdsprachliche  Titel  waren 

1908  nur   7,6%  (gegen  16°/0  1907),    1909   l2,29°0,   Letten   und  Esten  fehlen 

noch  gänzlich,  russische  Titel,  besonders  stark  in  Abteilung  X  Rechts-  und 

Wirtschaftsgeschichte  (1908)  nur  29  (1908),  18  (1909).    Von  kleineren  Versehen 

ist  nur  zu  bemerken  190 v  324  Bd  41  der  Zeitschrift  für  schlesische  Geschichte 

erschien  1907  nicht  190S,  337  ergänze  Rig.  Sitz.  Ber.  1907,  2.    1909:  129  Por- 

metter  statt  Vormetter,  131  Flanfs  statt  Flaufs,  140  Roeskilde  statt  Rochilde, 

183  Stans   statt  Staus,   309  Deubach   statt  Denbach,    138  H(ugo)  Rachel  statt 

W.  R.,  411  Buxhoevden  statt  Buxhoerden,  O.  H.   in  516   und  523   ist  Otto 

Hintze.  M.  Perlbach. 

In  der  Zeitschrift  f.  d.  ges. Versicherungswissenschaft  BdXII.  1912.  Heft2— 5 
gibt  Dr.  jux.  Karl  Neumann  eine  Zusammenstellung  des  Materiales  über  Ver- 
sicherungswesen aus  der  deutschen  Literatur  hauptsächlich  des  IS  Jahrb., 
das  ihm  die  Durchforschung  der  Bestände  der  Berliner  Königlichen  Bibliothek, 
der  Universitätsbibliotheken  zu  Leipzig,  Göttingen  und  München t  sowie  der 
Komnierzbibliothek  in  Hamburg  geliefert  hat.  Eine  Preisaufgabe  des  Deutschen 
Vereines  für  Versicherungswissenschaft  für  die  Abfassung  einer  Geschichte 
der  Feuer-  und  Lebensversicherung  in  Deutschland  gab  den  Anstofs  zu  der 
Sammlung,  die  ein  überraschend  reiches  Ergebnis  zutage  förderte,  um  so 
überraschender,  als  eine  Autorität  wie  Masius  in  seiner  1846  erschienenen 


Umschau  und  neue  Nachrichten  33 

Versichernngslehre  mehrfach  die  Behauptung  aufstellt,  dafs  vor  ihm  die  Ver- 
sicherungsliteratur nur  dürftig  sei,  für  einzelne  Versicherungszweige  auch 
ganz  fehle  Mau  sieht  mit  Verwunderung,  wie  zahlreiche  Schriften  sich  schon 
vom  16.  Jahrhundert  ab  mit  Versicherung  im  allgemeinen  und  ihren  einzelnen 
Formen:  See-,  Feuer-,  Vieh-,  Hagel-,  Kredit-,  Lebens- und  Personenversicherung 
anderer  Art  beschäftigen,  wieviel  über  Sterbe-,  Witwen-  und  Waisen-,  Heirats- 
und andre  Kassen  bereits  in  längst  entschwundenen  Tagen  gearbeitet  ist. 
Der  Verfasser  beschränkt  sich  in  seiner  mühevollen  Zusammenstellung  natür- 
lich nicht  auf  im  Buchhandel  selbständig  erschienenes  Material,  sondern 
registriert  auch  die  ganze  ihm  zugänglich  gewesene  Zeitschriftenliteratur  und 
vor  allem  Verordnungen  und  Edikte  in  reicher  Fülle.  A.  S. 


Umschau  und  neue  Nachrichten. 

Deutsche  Bücherei  in  Leipzig.  Der  Vertrag  der  Sächsischen  Staats- 
regierung mit  der  Stadt  Leipzig  und  dem  Buchhändler-Börseuverein  über  die 
Begründung  und  Unterhaltung  der  Deutschen  Bücherei  ist  jetzt  als  Nr  55  der 
„Dekrete"  dem  Sächsischen  Landtage  vorgelegt  worden.  Dadurch  berichtigen 
und  präzisieren  sich  ein  wenig  die  Zahlen,  die  wir  im  Zbl.  1912.  S.  444  nach 
der  Veröffentlichung  des  Börsenvereins  gegeben  hatten.  Da  es  sich  um  einen 
wichtigen  und  grundlegenden  Vorgang  handelt,  geben  wir  den  Vertrag  im 
Wortlaut  wieder  und  fügen  auch  die  beigegebene  Erläuterung  hinzu,  die  zwar 
zum  Teil  den  bisherigen  Denkschriften  entnommen  ist,  aber  als  amtliche 
Kundgebung  gröfseres  Gewicht  und  programmatische  Bedeutung  beansprucht 
Von  Interesse  ist  auch,  aus  ihr  festzustellen,  dafs  der  Börsenverein  sich  von 
Anfang  mit  der  Ehlermannschen  Denkschrift  identifiziert  und  auf  Grund  der- 
selben seinerseits  die  Hilfe  der  Sächsischen  Staatsregierung  und  der  Stadt 
Leipzig  angerufen  hat. 

Vertrag. 

1.  Der  Staatsfiskus  im  Königreiche  Sachsen  und  die  Stadtgemeinde 
Leipzig,  ersterer  vorbehaltlich  der  Zustimmung  der  Ständeversammlung, 
erklären  sich  mit  dem  in  der  Besprechung  vom  19.  September  1912  fest- 
gestellten Entwurf  einer  r Satzung  für  die  Deutsche  Bücherei  des  Börsen- 
vereins der  Deutschen  Buchhändler  zu  Leipzig"  einverstanden. 

2.  Der  Börsenverein  der  Deutschen  Buchhändler  zu  Leipzig  verpflichtet 
sich,  nach  den  in  dieser  Satzung  enthaltenen  Bestimmungen  die  Deutsche 
Bücherei  mit  dem  Sitze  in  Leipzig  einzurichten,  fortzubetreiben  und  zu  ver- 
walten und  die  Satzung  nicht  ohne  Zustimmung  der  Königlich  Sächsischen 
Staatsregierung  und  des  Stadtrats  zu  Leipzig  abzuändern,  auch  im  Falle  der 
Vereinsauf lösung  die  Bücherei  mit  allen  Grundstücken,  Gebäuden,  Ein- 
richtungen, Sammlungen  und  Fonds  dem  Königlich  Sächsischen  Staatsfiskus 
zu  übereignen. 

3.  Es  verpflichten  sich  dagegen 

I.  die  Stadtgemeinde  Leipzig:  1.  dem  Börsenverein  der  Deutschen  Buch- 
händler einen  geeigneten  Bauplatz  für  das  Sammlungsgebäude  unentgeltlich, 
kosten-  und  lastenfrei  zu  übereignen,  2.  zur  Errichtung,  Unterhaltung,  Ver- 
waltung und  Erweiterung  der  Sammlung  dem  Börsenverein  der  Deutschen 
Buchhändler  a)  im  Jahre  1913  einen  Beitrag  von  100000  M.,  b)  in  den 
Jahren  11)14  bis  mit  1923  jährliche  Beiträge  von  je  115  000  M.  zu  leisten. 

IL  der  Staatsfiskus  im  Königreiche  Sachsen:  1.  auf  dem  von  der  Stadt- 
gemeinde Leipzig  zur  Verfügung  gestellten,  vom  Staatsfiskus  und  dem  Börsen- 
verein  als  geeignet  anerkannten  Bauplatz  die  notwendigen  Bibliotheks-  und 
Verwaltungsbaulichkeiten  nebst  der  vollständigen  Bibliothekseinrichtung,  sowie 
die  im  Laufe  der  Jahre  notwendig  werdenden  Erweiterungsbauten  durch  die 
staatlichen  Baubehörden  aus  Staatsmitteln  zu  errichten  uud  in  das  Eigentum 
des  Börsenvereins  der  Deutschen  Buchhändler  zu  übertragen,  2.  zur  Errichtung, 

XXX.     i.  3 


34  Umschau  und  nene  Nachrichten 

Unterhaltung,  Verwaltung  und  Erweiterung  der  Sammlung  dem  Börsenverein 
der  Deutschen  Buchbändler  a)  für  das  Jahr  1913  einen  im  Jahre  1914  zahl- 
baren Beitrag  von  50000  M.,  b)  in  den  Jahren  1914  bis  mit  1923  jährliche 
Beiträge  von  je  85  000  M.  zu  leisten.  Der  Staatsfiskus  im  Königreiche  Sachsen 
behält  sich  zu  den  von  ihm  übernommenen  Leistungen  die  Genehmigung  der 
Stände  Versammlung  vor,  die  er  in  dem  im  Herbst  des  Jahres  1913  zusammen- 
tretenden ordentlichen  Landtag  einholen  wird. 

4.  Für  die  Zeit  nach  dem  Jahre  1923  bleibt  die  Höhe  der  Beiträge  des 
Königlich  Sächsischen  Staatsfiskus  und  der  Stadtgemeinde  Leipzig  einer 
späteren  Vereinbarung  vorbehalten. 

Erläuterung. 

Mit  der  Gründung  der  Deutschen  Bücherei  in  Leipzig  soll  ein  Gedanke 
in  die  Tat  umgesetzt  werden,  der  jahrzehntelang  die  Gemüter  aller  beteiligten 
Kreise:  des  deutschen  Buchhandels,  der  Gelehrtenwelt,  der  Bibliothekare  und 
auch  der  Behörden  bewegt  hat.  Nachdem  die  Schaffung  eines  lückenloses 
Archives  des  deutschen  Schrifttumes  schon  bei  Beratung  des  Urheberrechts- 
gesetzes im  Jahre  IS69  und  sodann  im  Reichstage  im  Jahre  1874  vom  Verlags- 
buchhäudler  A.  Eduard  Brockhaus  bei  Beratung  des  Prefsgesetzes  angeregt 
worden  war,  ist  dieser  Gedanke  seitdem  niemals  zur  Ruhe  gekommen.  Bei 
den  verschiedensten  Gelegenheiten  ist  aus  den  beteiligten  Kreisen,  in  Ver- 
sammlungen, Denkschriften  und  in  der  Presse  immer  wieder  auf  den  in 
Deutschland  bestehenden  Uebelstand  hingewiesen  worden,  dafs  von  den  Er- 
zeugnissen des  Buchdruckes,  in  denen  doch  das  deutsche  Geistesleben  Gestalt 
und  Dauer  gewinnen  soll,  ein  nicht  unerheblicher  Teil  schon  nach  verhältnis- 
mäfsig  kurzer  Zeit  spurlos  untergeht.  Beispiele  dafür  können  leicht  bei- 
gebracht werden.  Diese  Tatsache  erklärt  sich  ans  dem  Umstände,  dafs  die 
in  Deutschland  bestehenden  wissenschaftlichen  Bibliotheken  ihrer  Aufgabe 
entsprechend  sich  auf  eine  Auswahl  aus  den  literarischen  Erscheinungen  be- 
schränken.1) Für  den  Forscher  ist  aber  auf  zahlreichen  Wissensgebieten  eine 
Bibliothek  unentbehrlich,  die  aus  dem  Gesichtspunkte  der  möglichsten  Voll- 
ständigkeit sammelt.  Das  gleiche  Bedürfnis  besteht  für  unser  deutsches 
Schrifttum,  für  seinen  inneren  Zusammenhang  und  seine  gedeihliche  Ent- 
wicklung. 

Damit  ergibt  sich  eine  Fülle  neuer  wichtiger  Aufgaben,  deren  baldigste 
Erfüllung  um  so  dringender  erscheint,  als  gerade  unsere  Zeit  gekennzeichnet 
ist  durch  eine  Anzahl  tiefgreifender  Umwälzungen  im  Staats-  nnd  sozialen 
Leben,  auf  dem  Gebiete  der  Erfindungen  und  Entdeckungen,  wie  auf  dem- 
jenigen der  gesamten  menschlichen  Schaffens-  und  Erwerbstätigkeit.  Die 
Notwendigkeit  der  Abhilfe  ist  um  so  dringender,  als  bekanntlich  die  Druck- 
schriften Deutschlands  zahlreicher  nnd  vielgestaltiger  sind,  als  die  anderer 
Kulturvölker.  Gegenüber  dieser  Sachlage  darf  nicht  länger  mit  der  Be- 
gründung eines  Unternehmens  gezögert  werden,  das  von  dem  Geistesleben 
unseres  Volkes  möglichst  vollständiges  Zeugnis  geben  kann.  Die  Schaffung 
einer  auf  gröfste  Vollständigkeit  abzielenden  „Deutschen  Bücherei",  die  ein 
deutliches  Spiegelbild  des  Geisteslebens  unserer  Zeit  darbietet,  mufs  deshalb 
als  eine  dringliche  Aufgabe  der  Gegenwart  angesehen  werden. 

Aus  der  vorstehend  dargelegten  Aufgabe  der  „ Deutschen  Bücherei" 
erhellt,  dafs  sie  zu  keiner  der  bestehenden  und  vorzüglich  geleiteten  deutschen 
Bibliotheken  in  irgend  einen  Wettbewerb  treten  wird,  dafs  sie  vielmehr  be- 
stimmt ist,   sie   alle  zu  ergänzen  und  in  ihrer  Tätigkeit  zu  fördern.     Freilich 


i)  Es  mufs  wiederholt  (vgl.  Zbl.  1911.  S.  264)  betont  werden,  dafs  diese  An- 
gabe nicht  zutreffend  ist.  Soweit  Pflichtlieferungen  bestehen,  also  vor  allem  in 
Preufsen,  Bayern  und  Hessen,  haben  die  berechtigten  Bibliotheken  die  Aufgabe, 
die  in  ihrem  Gebiet  erscheinende  Literatur  ohne  Auswahl  zu  sammeln,  und  sie  haben 
sich  dieser  Aufgabe  unterzogen,  soweit  die  Lage  der  Gesetzgebung  und  das  viel- 
fach vorhandene  Widerstreben  der  Verleger  es  zulitfs.  Nur  die  Universitätsbibliothek 
Berlin  ist  zu  einer  Auswahl  ausdrücklich  ermächtigt.     Red. 


Umschau  und  neue  Nachrichten  ob 

wird  sie  bei  dieser  Tätigkeit  auf  eine  vollständige  Sammlung  der  periodischen 
Literatur  verzichten  müssen.  Es  ist  eine  physische  Unmöglichkeit,  die  Tages- 
zeitungen an  einer  Zentralstelle  zu  sammeln:  auch  die  gröfsten  Räumlich- 
keiten, die  man  hierfür  zur  Verfügung  stellen  könnte,  würden  in  kürzester 
Zeit  überfüllt  sein. 

Die  Verpflichtung  der  Bibliothek  zur  sorgsamen  Aufbewahrung  für  alle 
Zukunft  verbietet  die  sonst  von  den  Bibliotheken  geübte  Ausleihtätigkeit 
mit  Rücksicht  auf  die  Gefahr  von  Verlust  und  Verschleifs.  Die  künftige 
Deutsche  Bücherei  wird  deshalb  eine  Präsenzbibliothek  sein  müssen. 

Aufser  den  oben  dargelegten  Aufgaben  wird  sie  aber  noch  zwei  andere, 
nicht  weniger  wichtige  zu  erfüllen  haben,  nämlich  die  Sicherstellung  einer 
absolut  vollständigen  deutschen  Bibliographie  und  die  Schaffung  eines  Archivs 
des  deutschen  Buchhandels.  Nur  mit  Hilfe  der  Bibliographie  ist  es  dem 
Buchhändler  möglich,  sich  in  der  ungeheueren  Masse  der  literarischen  Er- 
scheinungen zurechtzufinden,  jederzeit  zu  wissen,  an  welchem  Orte  und  bei 
welchem  Verleger  ein  bei  ihm  verlangtes  Buch  erschienen  ist;  nur  so  ist  es 
ihm  möglich,  das  betreffende  Buch  zu  beschaffen,  nur  so  vermag  er  Auskunft 
zu  geben  über  das,  was  jeder  Tag  an  neuen  Erscheinungen  hervorgebracht 
hat.  Ohne  eine  unbedingt  zuverlässige  und  vollständige  Bibliographie  ist 
nicht  nur  ein  rationeller  Buchhandel  unmöglich,  sondern  auch  für  den  Ge- 
lehrten und  Schriftsteller  jede  Orientierung  über  das  in  den  verschiedenen 
Wissenschaftsgebieten  bereits  Geschaffene.  —  Man  darf  sagen,  dafs  in  Deutsch- 
land die  bisher  im  Auftrage  des  Börsenvereins  der  Deutschen  Buchhändler 
von  der  Hinrichsschen  Buchhandlung  in  Leipzig  herausgegebene  Bibliographie 
in  mustergültiger  Weise  bearbeitet  worden  ist.  Angesichts  der  starken  Zu- 
nahme der  literarischen  Erscheinungen  aber  und  angesichts  der  Tatsache,  dafs 
weder  der  Börsenvereiu  noch  die  Hinrichssche  Buchhandlung  irgendwelche 
Machtmittel  besitzen,  um  auch  nur  die  Anzeige  erschienener  Werke  zu  er- 
zwingen, geschweige  denn  die  für  eine  zuverlässige  Aufnahme  in  die  Biblio- 
graphie erforderliche  Vorlage,  erscheint  die  Vollständigkeit  der  Bibliographie 
gefährdet.  Sie  ist  sichergestellt  in  dem  Augenblicke,  wo  eine  Deutsche 
Bücherei  alle  Erscheinungen  der  deutschen  Literatur  sammelt  und  als  Grund- 
lage für  diese  Bibliographie  verwerten  kann.1)  Die  Deutsche  Bücherei  hat 
endlich  als  Archiv  des  gesamten  deutschen,  deutsch -österreichischen  und 
deutsch -schweizerischen  Verlagsbuchhandels  zu  dienen;  eine  Aufgabe,  deren 
groi'se  Bedeutung  nach  der  wirtschaftlichen  wie  nach  der  urheberrechtliehen 
Seite  hin  keiner  weiteren  Erläuterung  bedarf. 

In  Sachsen  ist  die  Bewegung  in  neuerer  Zeit  dadurch  wieder  in  Flufs 
gekommen,  dafs  sich  der  Börsenverein  der  Deutschen  Buchhändler  zu  Leipzig, 
der  seit  fast  drei  Menschenaltern  die  erste  erfolgreiche  Zusammenfassung  des 
deutschen  Buchhandels  bildet  und  durch  das  Börsenblatt  für  den  deutschen 
Buchhandel,  das  Archiv  für  die  Geschichte  des  deutschen  Buchhandels,  das 
Buchhändler- Adrefsbuch  und  andere  Einrichtungen  seine  Betähligung  zu  tat- 
kräftiger Wirksamkeit  erwiesen  hat,  auf  Grund  einer  durch  seinen  früheren 
zweiten  Vorsitzenden  Dr.  Erich  Ehlermann  in  Dresden  verfafsten  Denkschrift 
mit  der  Bitte  um  Förderung  und  finanzielle  Unterstützung  lür  eine  in  Leipzig 
zu  begründende  deutsche  Zentralbibliothek  an  die  Königlich  Sächsische  Staats- 
regierung und  die  Stadt  Leipzig  gewendet  hatte.  Der  Börsenverein  der 
Deutschen  Buchhändler  will  an  seinem  geschichtlich  anerkannten  Sitze :  Leipzig 
unter  der  Bezeichnung  „Deutsche  Bücherei"  mit  Wirksamkeit  vom  1.  Januar 
1913  ab  ins  Leben  rufen:    ein  lückenloses  Archiv  des  deutschen  Schrifttums, 


i)  Wie  die  Vollständigkeit  dadurch  sichergestellt  sein  soll,  ist  schwer  ersichtlich, 
da  die  Deutsche  Bücherei  doch  ebenfalls  kein  Zwangsmittel  besitzt  und  da  sie  nur 
das  kaufen  kann,  was  ihr  auf  irgendeinem  Wege  als  erschienen  bekannt  wird. 
Bescheidener  heifst  es  in  der  unten  zu  erwähnenden  Werbeschrift:  „Nur  eine 
Zentralbibliothek,  die  am  gleichen  Ort  mit  der  Bibliographie  vereint  arbeitet,  wird 
die  Lücken  möglichst  verhüten  können." 

3* 


36  Umschau  und  neue  Nachrichten 

eine  öffentliche  unentgeltlich  an  Ort  und  Stelle  zur  Benutzung  freistehende 
Bibliothek,  die  als  „Präsenzbibliothek"  eine  Gewähr  dafür  bietet,  dafs  jedes 
Werk  jederzeit,  im  Bibliotheksgebände  zur  Verfügung  steht.  Und  in  der  Tat, 
welche  Stadt  Deutschlands  konnte  für  eine  solche  Deutsche  Bücherei  mehr 
in  Betracht  kommen,  als  die  Metropole  des  deutschen  Buchhandels,  als  Leipzig? 
Hier  befinden  sich  frachtfreie  Läger  fast  aller  deutschen  Verleger,  hierhin 
gehen  —  aus  grofsen  Städten  täglich  —  regelmässige  Sendungen  aller  grofsen 
Verlagshäuser;  Leipzig  ist  der  Sitz  des  Bürsenvereios  der  Deutschen  Buch- 
händler; in  Leipzig  erscheint  die  deutsche  Bibliographie  —  hier  ist  der  frucht- 
barste Boden  schon  vorbereitet,  auf  dem  sich  die  Deutsche  Bücherei  entfalten 
kann.  Welch"  hohe  Bedeutung  diesem  Plane  des  Börsenvereins  in  den  zunächst 
beteiligteu  Kreisen  beigemessen  wird,  dafür  legt  Zeugnis  ab  die  freudige  und 
dankbare  Begeisterung,  mit  der  er  in  den  weitesten  Kreisen  des  deutschen 
Buchhandels,  der  Gelehrten  und  der  Presse  aufgenommen  worden  ist. 

Diesem  grofszügigen,  für  ganz  Deutschland  wie  unser  engeres  Vaterland 
und  die  Stadt  Leipzig  mit  ihrem  durch  die  Jahrhunderte  entwickelten  Geistes- 
ieben gleich  bedeutsamen  Unternehmen  hat  die  Königliche  Staatsregierung 
von  vornherein  geglaubt,  ihre  tatkräftige  Förderung  angedeihen  lassen  zu 
sollen,  und  zwar  angesichis  der  nicht  bloß  ideellen,  sondern  auch  sehr  reellen 
Bedeutung,  die  ein  Unternehmen  wie  die  Deutsche  Bücherei  in  sich  birgt. 
Nachdem  eingehende  Vorberatungen  über  den  Weg,  auf  dem  am  besten  zum 
Ziele  zu  kommen  sei,  gepflogen  waren,  ist  zwischen  dem  Staatsfiskus  im 
Königreiche  Sachsen,  der  zu  Opfern  bereiten  Stadtgemeinde  Leipzig  und  dem 
Börsenvereine  der  Deutschen  Buchhändler  zu  Leipzig  —  auf  etwas  anderer 
Grundlage  als  man  ursprünglich  beabsicht'gt  hatte  —  ein  Vertrag  abgeschlossen 
worden,  in  dem  für  die  §§  1  und  3,  II  die  Genehmigung  der  Ständeversammlung 
vorbehalten  worden  ist.  Nach  Genehmigung  dieses  Vertrages  wird  sich  die 
Regierung  für  berechtigt  halten,  über  die  151000  M.  zu  veriiigen,  die  von 
der  Ständeversammlung  bereits  als  erste  Rate  iür  den  Bau  eines  Gebäudes 
für  die  deutsche  Zentralbibliothek  in  Leipzig  bewilligt  worden  sind  (vergl. 
Kap.  60  Tit.  9  b  der  Ergänzung  zum  ordentlichen  Staatshaushaltsetat  für  die 
Finanzperiode  1912/13  nebst  Erläuterung  Dekret  Nr  47).  Wegen  der  weiter 
erforderlich  werdenden  Mittel  wird  der  im  Herbst  1913  zusammentretenden 
Ständeversammlung  besondere  Vorlage  gemacht  werden.  Spezielle  Planungen 
und  Kostenanschläge  sind  in  Bearbeitung,  werden  aber  erst  im  Laufe  des 
nächsten  Jahres  fertiggestellt  werden  können.  Zu  den  jetzt  erforderlichen 
Bauten  für  die  Deutsche  Bücherei  in  Leipzig  —  die  voraussichtlich  auf  20  Jahre 
hinaus  das  Bedürfnis  befriedigen  werden  —  wird  sich  aufser  der  im  laufenden 
Etat  19)2,13,  Kap.  60  Tit.  9b  bereits  eingestellten  ersten  Baurate  von  150  0(0  M. 
ein  Aufwand  von  etwa  1600  000  M.  notwendig  machen.  Nach  dem  Gange 
der  Entwicklung  der  Sache  hat  es  sich  notwendig  gemacht,  die  Entschliefsung 
der  Ständeversammlung,  abweichend  von  Punkt  3  des  Vertrages  am  Schlüsse 
schon  jetzt  herbeizuführen.  

Ueber  diese  Regierungsvorlage  wurde  bereits  am  17.  Dezember  von  der 
IL  und  am  19.  Dezember  von  der  I.  Kammer  des  Sächsischen  Landtags  ver- 
handelt. An  der  ersten  Stelle  beantragte  die  Fiuanzdeputation  die  Ge- 
nehmigung des  Vertrags  mit  der  Mafsgabe,  dafs  Erweiterungsbauten,  die  über 
die  zunächst  in  Aussicht  genommenen  1 750 0n0  M.  hinausgehen,  der  be- 
sonderen Genehmigung  der  Staatsregiernng  bedürfen.  Aufser  dem  Bericht- 
erstatter Dr.  Hähnel  nahm  eine  grofse  Anzahl  Abgeordneter  aller  Parteien 
das  Wort:  Dr.  Löbner  (nl.),  Keimling  (soz.),  Günther  (fortschr.Vp.),  Nitzschke- 
Leutzsch  (nl.),  Heymann  (kons.),  Opitz  (kons),  Lange  (soz),  durchweg  voll 
zustimmend.  Bedenken  über  die  Durchführbarkeit  des  Planes  in  der  ge- 
gebenen Form  äufserte  nur  der  Abgeordnete  Nitzschke,  und  der  Abgeordnete 
Heymann  erklärte  sich  mit  einigen  Frennden  gegen  das  Votum,  wreil  wichtigere 
und  notwendigere  Aufgaben  draufsen  im  Lande  zu  erfüllen  seien.  Von  der 
Regierung  sprachen  die  Staatsminister  Graf  Vitzthum  von  Eckstädt  und 
von  Seydewitz.    Ersterer  bedauerte,  dais  das  Dekret  erst  so  spät  habe  vor- 


Umschau  und  neue  Nachrichten  37 

gelegt  werden  können,  weil  die  vertraulichen  Beratungen  über  die  Durch- 
führung des  Gedankens  auch  nach  dem  Vertrag  vom  3.  Oktober  noch 
angedauert  hätten.  Die  Beschlufsfassung  aber  bis  zum  Herbst  1913  hinaus- 
zuschieben sei  nicht  tunlich,  weil  dann  die  Gefahr  vorhanden  sei,  dafs  die 
ganze  Sache  scheitere.  (Dem  Fernerstehenden  ist  nicht  klar,  woher  diese 
Gefahr  kommen  kann,  da  doch  die  Sächsische  Regierung  fest  entschlossen 
ist.  Unmöglich  kann  der  Minister  meinen,  dafs  der  Landtag  bei  längerem 
Besinnen  anders  stimmen  würde.  Und  dafs  der  Börsenverein  den  von  seinem 
Vorstand  auf  Grund  eines  Notparagraphen  geschlossenen  Vertrag  anfechten 
sollte,  ist  bei  der  dort  herrschendeu  Stimmung  doch  gänzlich  ausgeschlossen.) 
Die  Abstimmung  ergab  Annahme  des  Deputationsantrags  gegen  nur  drei 
Stimmen.  — ■  In  der  I.  Kammer  wurd>,<  vom  Berichterstatter  der  Kommission 
Oberbürgermeister  Dr.  Beutler  der  gleichlautende  Antrag  gestellt  Der  Ober- 
bürgermeister von  Leipzig  Dr.  Dittrich  sprach  der  Regierung  wärmsten  Dank 
für  die  Förderung  des  Unternehmens  aus,  ebenso  dem  Börsenverein  des 
deutschen  Buchhandels  und  allen  besonders  beteiligten  Personen.  Sachlich 
von  gröfserem  Interesse  ist  die  Rede  des  Herrn  Albert  Brockhaus,  der 
einige  Mitteilungen  machen  zu  wollen  erklärte  gegenüber  der  Unklarheit  über 
die  Vorteile,  welche  die  Deutsche  Bücherei  dem  einzelnen  bieten  werde.  In 
der  Beschränkung  auf  die  neue  Literatur  liege  ja  eine  gewisse  Torsomäfsig- 
keit,  das  hindere  aber  nicht  anzunehmen,  dafs  sie  schon  vom  ersten  Tage  an 
für  Wissenschaft,  Kunst  und  für  das  grofse  Publikum  von  Bedeutung  sein 
werde.  Vom  ersten  Tage  an  würden  die  6300  in  Deutschland  erscheinenden 
Zeitschriften  in  mehreren  nach  Fächern  geteilten  Lesesälen  ausliegen;  ebenso 
würden  jeden  Tag  hundert  neue  Bücher  aufliegen,  die  man  aufschneiden,  aus 
denen  man  exzerpieren,  in  die  Maschine  diktieren  oder  photographieren,  und 
auf  die  der  Auswärtige  sogar  eine  Bestellung  durch  seinen  Ortsbuchhändler 
aufgeben  könne.  Die  Deutsche  Bücherei  würde  eine  Institution  sein  ebenso 
für  das  Lese-  und  Belehrungsbedürfnis  des  einfachen  Arbeiters,  wie  für  den 
Techniker,  der  zeichnen  und  kopieren  wolle,  wie  für  jeden  einzelnen,  Mann 
oder  Frau,  der  sich  auch  nur  zum  Zweck  des  Romanlesens  in  einem  nicht 
luxuriös,  aber  behaglich  eingerichteten  Räume  aufhalten  wolle.  Er  beklagt 
sich  über  die  teilweise  ungerechte  „harte  Kritik",  welche  die  Bücherei  in 
Exz.  Harnacks  Broschüre  gefunden  habe.  Wer  die  deutsche  Literatur  vor 
1913  suchen  wolle,  müsse  sie  eben  in  anderen  Bibliotheken  suchen.  Er 
wünsche  der  Königlichen  Bibliothek  die  Mittel,  sie  vollständig  anzuschaffen. 
Von  vier  Büchern,  die  bei  ihr  verlangt  würden,  wären  nur  drei  zu  erhalten, 
weil  das  vierte  entweder  verliehen,  oder  nicht  vorhanden  sei.  Das  könne  bei 
der  Deutschen  Bücherei  nicht  vorkommen,  weil  sie  Präsenzbibliothek  sei  und 
weil  sie  alles  sammele  (!).  Auch  der  Minderbegabte  (!)  werde  leicht  merken 
können:  vom  Januar  1913  an  finde  er  lückenlos  in  Leipzig,  was  er  suche. 
(Hoffentlich  gehört  der  Minderbegabte  nicht  auch  zu  den  Minderbemittelten, 
denn  es  bleibt  ihm  nichts  anderes  übrig  als  jedesmal  eine  Rückfahrtkarte 
nach  Leipzig  zu  lösen.)  Bei  der  Abstimmung  wurde  der  Deputationsantrag 
einstimmig  angenommen. 

Von  den  Fortschritten  der  Deutschen  Bücherei  ist  aufserdem  zu  be- 
richten, dafs  der  Börsenverein  zum  Zweck  der  Propaganda  unter  dem  Titel 
„Deutsche  Bücherei  des  Börsenvereins  der  deutschen  Buchhändler  zu  Leipzig" 
seine  Bekanntmachung  vom  25.  September  1912,  die  Satzung  der  Bücherei, 
den  Aufsatz  von  Dr.  Mohrmann  aus  Nr  256  des  Börsenblatts  1912  und  die 
„Stimmen  der  Presse"  aus  Nr  265  hat  zusammendrucken  lassen.  (Von  dieser 
Werbeschrift  ist  inzwischen  eine  neue  Ausgabe  unter  Hinzufügung  der  Kammer- 
verhandlungen usw.  hergestellt  worden.)  Vor  allem  aber  haben  der  Vorsitzende 
des  Börsenvereins  und  der  des  Verlegervereins  auf  einer  Rundreise  eine  grofse 
Reihe  von  Verlegern  Süddeutschlands,  der  Schweiz  und  Deutsch-Oesterreichs 
persönlich  besucht  und  wie  wir  hören  den  Erfolg  erzielt,  dafs  in  sehr  grofsem 
Umfang  die  unentgeltliche  Ueberlassung  der  Verlagsartikel  für  die  Deutsehe 
Bücherei  zugesagt  worden  ist.  Nach  dem  zu  unterzeichnenden  Verpflichtung 
schein  geschieht  das  zunächst  auf  zehn  Jahre,  unter  der  Voraussetzung,  dafs 


38  Umschau  und  neue  Nachrichten 

die  Bücherei  die  Aufbewahrungspflicht  übernimmt  und  dafs  sie  die  unent- 
geltlich überlassenen  Verlagsartikel  der  Firma  auf  Wunsch  jederzeit  zur 
Benutzung  in  deren  Geschäftslokal  leihweise  für  kurze  Zeit  zur  Verfügung  stellt. 

Bei  diesem  günstigen  Stand  der  Vorarbeiten  ist  es  schwer  begreiflich, 
warum  die  zunächst  beteiligten  Kreise  so  überaus  empfindlich  gegen  jede 
Aeufserung  der  Kritik  sind,  wäre  es  auch  nur,  dafs  sie  die  Grenzen  hervor- 
hebt, die  der  praktischen  Wirksamkeit  des  Unternehmens  gezogen  sind,  und 
die  Uebertreibung  zurückweist,  als  ob  nun  mit  einem  Federstriche  alle 
Schäden  des  deutschen  Bibliothekswesens  geheilt  wären.  So  haben  die 
durchaus  sachgemäfsen  Bemerkungen  in  der  Harnackschen  Broschüre  an- 
scheinend eine  ganz  unbegründete  Erregung  in  den  Kreisen  des  Buchhandels 
hervorgerufen  (die  möglicherweise  übrigens  mehr  auf  einigen  tendenziösen 
Auszügen  in  der  Tagespresse,  als  auf  Lektüre  der  Schrift  selbst  beruht). 
Es  hat  sich  daran  ein  Briefwechsel  zwischen  dem  ersten  Vorsteher  des  Börsen- 
vereins Kommerzienrat  Siegisinund  und  Exz.  Harnack  geschlossen,  der  in 
Nr  294  des  Börsenblatts  vom  18.  Dezember  1912  abgedruckt  ist  und  in  dem 
sich  letzterer  gegen  die  (von  Herrn  Siegismund  selbst  nicht  geteilte)  mifs- 
verständliche  Auffassung  seiner  Schrift  verwahrt,  die  durchaus  der  Aus- 
gestaltung der  Königlichen  Bibliothek  gilt  und  eine  „Kritik"  der  Deutschen 
Bücherei  nur  in  dem  vorher  angedeuteten  Sinne  einschliefst. 

Es  ist  Zeit,  dafs  die  grofsen  Worte  über  die  Deutsche  Bücherei  nun  auf- 
hören und  die  Organisationsarbeit  anfängt.  Man  wird  dabei  sehen,  dafs  noch 
manche  Nufs  zu  knacken  ist  und  dafs  es  besser  ist  die  Entwicklung  abzu- 
warten als  die  Erwartungen  von  vornherein  allzuhoch  zu  spannen.  Vom 
bildungsbedürftigen  Arbeiter  und  der  romanlesenden  Dame  sollte  man  doch 
lieber  noch  nicht  sprechen. 

Berlin.  Für  die  Königliche  Bibliothek  wird,  wie  wir  bereits  im  De- 
zemberheft andeuten  konnten,  im  Staatshaushalt  tür  1913/14  eine  Er- 
höhung der  Mittel  vorgeschlagen  werden,  wie  sie  in  der  Geschichte  der  Bibliothek 
einzig  dasteht.  Es  ist  allerdings  zu  berücksichtigen,  dafs  das  bisherige  Extra- 
ordinarium  der  Deutschen  Musiksammlung  aufhört  und  das  dafür  Nötige  in 
den  laufenden  Etat  eingesetzt  wird,  das  macht  aber  nur  einen  kleinen  Teil 
der  rund  132  000  M.  betragenden  Erhöhung  aus.  In  erster  Linie  kommt  diese 
dem  Vermehrungsfonds  (Anschaffung  und  Einband)  zugute.  Er  wird  um 
83  000  M.  verstärkt;  davon  sind  8000  speziell  für  Technik,  3000  für  Musik, 
27  0(10  für  Einband  bestimmt.  Dieser  letzte  Posten  trägt  einerseits  dem 
starken  Anwachsen  der  Bindekosten  Rechnung,  das  in  den  letzten  Jahren 
den  für  Bücherkauf  verfügbaren  Betrag  stark  beeinträchtigte,  andererseits  der 
durch  die  Vermehrung:  der  Ankaufsmittel  bedingten  Zunahme  der  Einbände. 
Der  Erhöhung  des  Vermehrungsfonds  um  mehr  als  ein  Drittel  entspricht 
freilich  die  der  übrigen  sächlichen  und  persönlichen  Ausgaben  nicht  ganz, 
immerhin  sind  die  Bewilligungen  der  Finanzverwaltung  auch  auf  diesen  Ge- 
bieten mit  grofsem  Dank  zu  verzeichnen.  Persönlich:  1  Bibliothekar  für 
das  Auskunftsbureau.  2  Bibliothekssekretäre,  -1  Bibliothekssekretärinnen  (davon 
1  für  die  Musikabteilung),  4  Bibliotheksdiener,  zur  Remuneration  von  Hilfs- 
arbeitern weitere  9000  M.  Sächlich:  1200  M.  für  Bücherreinigung  (An- 
nahme eines  Arbeiters  zur  Bedienung  des  Vakuumreiuigers),  2500  M.  für 
Druckkosten  infolge  der  eingetretenen  Preissteigerung  um  10°'o,  10  000  M. 
für  die  Herstellung  gedruckter  Katalogzettel  mit  dem  Vermerk:  ,Dem  Aus- 
gabesoll tritt  der  Erlös  aus  dem  Verkauf  von  Kataloszetteln  bis  zur  Höhe 
der  Herstellungskosten  zu."  Durch  diesen  Posten  wird  der  Zetteldruck,  der 
bisher  notdürftig  aus  anderen  Fonds  bestritten  werden  lmilste,  auf  feste  Füfse 
gestellt.  Endlich  werden  weitere  500  M.  zur  Beschaffung  laufender  Biblio- 
graphien für  das  Auskunftsbureau  eingestellt.  Als  einmalige  Ausgabe"  erscheint 
eine  neue  Rate  von  20  000  M.  zur  Erneuerung  und  Umschrift  der  Kataloge, 
und  5500  M.  (als  erste  Rate  von  16  500)  für  Katalogisierung  der  alten  Musik- 
sammlung. Für  den  Neubau  einschliefslich  der  inneren  Einrichtung  wird 
eine  weitere  Rate  von  1100  000  M.  angesetzt.    Angeführt  seien  hier  auch  die 


Umschau  und  neue  Nachrichten  39 

neuen  Sätze  für  den  Gesaratkatalog  mit  14500  und  für  den  Katalog  der 
Wiegendrucke  mit  9450  M.  Die  Etatsveränderungen  für  die  Universitäts- 
und sonstigen  Bibliotheken  werden  wir  im  Februarheft  mitteilen. 

Mit  diesen  neuen  Mitteln  wird  die  Königliche  Bibliothek  zum  erstenmal 
ernstlich  an  die  in  ihrem  Statut  vorgeschriebene  Aufgabe  gehen  können: 
„Die  deutsche  Literatur  in  möglichster  Vollständigkeit  zu  sammeln"  und  sie 
für  allgemeine  Benutzung  zur  Verfügung  zu  stellen.  Die  Sammelarbeit  mufs 
in  erster  Linie  der  neu  erscheinenden  Literatur  gelten,  damit  nicht  neue 
Lücken  entstehen.  Gleichzeitig  wird  aber  die  Ergänzung  nach  rückwärts  so 
energisch  als  möglich  zu  betreiben  sein  und  es  wird  im  Interesse  der  Voll- 
ständigkeit wie  der  praktischen  Benutzung  liegen  —  das  hat  Herr  Brockhaus 
in  der  oben  angeführten  Kararaerrede  ganz  richtig  angedeutet  — ,  wenn  mit 
der  nächsten  Vergangenheit  systematisch  begonnen  wird.  Den  preufsischen 
Verlag,  soweit  er  ablieferungspflichtig  ist,  besitzt  die  Bibliothek  aus  dieser 
Zeit  vollständig;  es  wird  zunächst  auszuschöpfen  sein,  was  von  fehlenden 
Werken  in  den  Lagern  der  übrigen  Verleger  noch  vorhanden  ist.  Wenn  der 
Verlagsbuchhandel  hierzu  die  Hand  bieten  wollte,  sei  es  durch  geschenk- 
weise Ueberlassung  dieser  doch  nicht  allzu  zahlreichen  Werke,  sei  es  durch 
Gewährung  besonderer  Bedingungen,  so  würde  er  „nicht  nur  den  buch- 
händlerischen Idealismus  aufs  neue  betätigen,  sondern  auch  an  einem  hervor- 
ragend nationalen  Werk  mitarbeiten".  Es  scheint  uns  eine  gute  Vorbedeutung, 
dafs  mit  diesen  Worten  einer  der  angesehensten  süddeutschen  Verleger,  Herr 
Dr.  Paul  Siebeck,  Inhaber  der  Firma  J.  C.  B.  Mohr  und  Lauppsche  Buch- 
handlung, der  Königlichen  Bibliothek  die  ihr  fehlenden  Werke  seines  Verlags, 
mit  Ausnahme  der  Zeitschriften  und  der  Kommissionsartikel,  als  Geschenk 
zur  Ve r f ü g u n g  gestellt  hat.  Wir  brauchen  nicht  zu  sagen,  dafs  wir  diesem 
hochherzigen  Anerbieten  zahlreiche  Nachfolge  wünschen.  Jede  Erleichterung, 
die  der  Bibliothek  auf  diesem  Gebiete  verschafft  wird,  kommt  der  Ergänzung 
der  weiter  zurückliegenden  Literatur  zugute. 

Ein  sehr  wertvolles  Geschenk  erhielt  die  Königliche  Bibliothek  als 
„Weihnachtsgabe"  von  einem  Gönner,  der  nicht  genannt  sein  will:  Karl 
Wilhelms  Original-Niederschrift  seiner  Komposition  der  „Wacht  am  Rhein", 
datiert  10.  März  1854.  (Eine  etwas  spätere  und  ein  wenig  veränderte  eigen- 
händige Abschrift  befindet  sich  im  Germanischen  Museum  in  Nürnberg.)  Die 
Königliche  Bibliothek  besitzt  bereits  den  Originaltext  von  der  Hand  des 
Dichters  Max  Schneckenburger,  ebenso  wie  Hoffmann  von  Fallerslebens  erste 
Niederschrift  von  „ Deutschland,  Deutschland  über  alles". 

Göttingen.  In  der  Universitätsbibliothek  Göttingen  wird  eine 
Auslegestelle  der  deutschen  Patentschriften  eingerichtet  werden.  Die  dortige 
Universität  steht  bekanntlich  mehr  als  andere  in  enger  Fühlung  mit  der 
Technik;  aufserdem  hat  die  Fachschule  für  Feinmechanik,  der  Göttinger 
Zweig  verein  für  Mechanik  und 'Optik  und  die  Handelskammer  ein  erhebliches 
Interesse  an  der  neuen  Einrichtung. 


Gotha.  Um  das  Interesse  für  die  in  Gotha  begründete  „Deutsche 
Nationalbücherei"  zu  heben,  hat  ihr  Verwaltungsrat  eine  Reihe  von  Vorträgen 
über  deutsche  Kultur  ins  Leben  gerufen.  Am  9.  Dezember  sprach  Geheimrat 
Zorn -Bonn  über  die  Entwickelung  des  deutschen  Staatsgedankens.  Am 
Schlüsse  des  Vortrags  teilte  der  Vorsitzende  des  Verwaltungsra^.s  Professor 
Langhans-Gotha  mit,  dafs  sich  aus  der  Nationalbücherei  ein  deutsches  Volks- 
tumsrauseum  und  ein  Hochstift  für  deutsche  Volkskunde  entwickeln  soll. 


Stettin.  Die  Stadtbibliothek  Stettin  hatte  im  Verwaltnngsjahre  1911 
wieder  gröfsere  Zugänge  durch  Geschenke.  Das  Stadtgymnasium  überwies 
an  Klassikerdubletten  und  alter  medizinischer  Literatur  457  Lände,  die  Biblio- 
thek der  Loge  „Zu  den  drei  Zirkeln"  ß;i'2  nichtmaurerische  Werke,  die  Uni- 
versität Greifswald  254  akademische  Schriften.    Die  Katalogisierung  des  Zu- 


40  Umschau  und  neue  Nachrichten 

wachses  wurde  vollständig  geleistet,  dagegen  konnte  der  Sachkatalog  aus 
Mangel  an  Arbeitskräften  nur  wenig  gefördert  werden,  ebenso  die  Verarbeitung 
der  von  den  Stettiner  Stadtkirchen  überwiesenen  Befände.  Das  Bestreben, 
den  alphabetischen  Katalog  der  Stadtbibliothek  allmählich  zu  einem  Stettiner 
Zentralkatalog  zu  erweitern,  erfuhr  Förderung  durch  die  Regierung,  die  ihre 
namentlich  in  den  älteren  Beständen  wertvolle  Bibliothek  bei  Uebersiedlung 
in  das  neue  Gebäude  auf  Lipmansche  Katalogzettel  neu  aufnehmen  liefs  und 
3000  durch  Durchschlag  hergestellte  Kopien  der  Zettel  der  Stadtbibliothek 
überwies.  Auch  mit  der  Sammlung  des  Materials  für  einen  Stettiner  Zeit- 
schrit'tengesamtkatalog  konnte  begonnen  werden.  Ferner  sei  noch  eine  Mafs- 
nahme  der  Bibliothek  angeführt,  die  entschieden  nachgeahmt  zu  werden  ver- 
dient. Um  das  Interesse  der  Stadtverordneten  für  die  Bibliothek  zu  beleben, 
wird  vom  Oktober  lull  ab  in  jeder  Sitzung  der  Stadtverordneten  eine  Aus- 
wahl aus  den  Neuerwerbungen  der  Bibliothek  ausgelegt  und  zur  sofortigen 
Verleihung  bereit  gehalten.  Die  Einrichtung  hat  lebhaften  Anklang  gefunden. 
Endlich  fällt  in  das  Berichtsjahr  noch  die  Grundlegung  zu  einer  städtischen 
Musikalienbibliothek,  zu  der  Dr.  Marsop -München  die  erste  Anregung  gab. 
Ueber  1000  M.  und  über  2000  Noten  wurden  bereits  dafür  zusammengebracht. 
Unter  den  Notenschenkungen  ist  besonders  die  gesamte  Bibliothek  des  Vereins 
der  Stettiner  Musiklehrerinnen  zu  nennen. 


Wernigerode.  Der  verdiente  Leiter  der  Fürstlichen  Bibliothek  zu 
Wernigerode  Eduard  Jacobs,  der  schon  1911  im  Anhange  zu  den  „Nachrichten" 
seiner  Bibliothek  über  deren  Stammbücher  gehandelt  hatte  (vgl.  Zentralblatt 
1912.  S.  87),  setzt  das  in  der  Veröffentlichung  für  1912  fort.  Diesmal  werden 
die  pietistischen  Stammbücher  geschildert,  vierzehn,  davon  dreizehn  aus  dem 
Wernigeröder  Kreise.  Wie  unter  den  älteren  Stammbüchern  nur  sehr  wenige 
zum  alten  Bestände  der  Bibliothek  gehören,  so  wurden  auch  von  den  14 
diesmal  behandelten,  vier,  drei  des  Erbgrafen  Heinrich  Ernst,  eins  seines 
Sohnes  Christian  Friedrich,  erst  in  neuester  Zeit  der  Bibliothek  überwiesen. 
Die  wichtigsten  sind  die  sieben  Walbaumschen  Stammbücher,  die  von  1714 
bis  1750  reichen.  

Holland.  Im  November  faud  in  Utrecht  eine  Versammlung  nieder- 
ländischer Bibliothekare  statt,  anf  der  die  Gründung  eines  festen  Vereins,  der 
..Nederlandsche  Vereeniging  van  bibliothecarissen  en  bibliotheekambtenaren" 
beschlossen  wurde.  Der  neue  Verein,  der  rasch  zahlreiche  Mitglieder  ge- 
funden hat,  will  zunächst  das  Bibliothekswesen  im  allgemeinen  fördern,  Ver- 
sammlungen und  Vorträge  sollen  diesem  Zwecke  dienen.  Von  besonderen 
Aufgaben  ist  zuerst  die  gesetzliche  Regelung  der  Angelegenheiten  der  öffent- 
lichen Bibliotheken  ins  Auge  gefafst  worden,  auch  die  Errichtung  einer 
eigenen  Bücherei  (?)  wird  erstrebt. 

Eine  Uebersicht,  in  welchem  Umfange  die  niederländische  Literatur 
in  den  Lesesälen  einiger  gröfserer  Bibliotheken  aufserhalb  Holland 
vertreten  ist,  bringt  die  Novemhernummer  von  Het  Boek.  Ebbinge  Wubben 
behandelt  die  Lesesaalbibliotheken  des  British  Museum ,  der  John  Crerar  in 
Chicago,  der  Nationalbibliothek  zu  Paris,  der  Universitätsbibliothek  zu  Leipzig, 
der  Königlichen  Bibliothek  zu  Berlin  („Veel  beter  ziet  het  er  uit  in  de  Kon. 
Bibliotheek  te  Berlin"),  der  Wiener  Universitätsbibliothek  und  der  Hof-  und 
Staatsbibliothek  zu  München.  Die  Ansprüche,  die  der  Verfasser  stellt,  müssen 
billig  genannt  werden  und  sein  Artikel  ist  deshalb  durchaus  beachtenswert. 

Rufsland.  Die  seit  KOS  in  Petersburg  bestehende  Gesellschaft 
für  Bibliothekskunde  (Obscestvo  Bibliotekovedenija)  zählte,  wie  wir  dem 
uns  übersandten  Jahresbericht  für  1911  entnehmen,  am  1.  14.  Januar  1911 
J59  Mitglieder;  im  Laufe  des  Jahres  traten  70  Mitglieder  ein,  von  denen  39 
in  der  Provinz  leben,  und  22  schieden  aus,  so  dafs  der  Gesellschaft  am 
1./14.  Januar  1912  2<i7  Mitglieder  angehörten  (vgl.  Zbl.  f.  B.  1911.  S.  135). 
Am  1.,  14.  Juni  1912  betrug  die  Zahl  der  Mitglieder  21S;  davon  lebten  144  in 


Umschau  und  neue  Nachrichten  41 

Petersburg.  Die  auswärtigen  Mitglieder  erhalten  seit  1911  die  Zeitschrift 
„Bibliotekaf"  kostenlos  zugesandt.  Die  Gesellschaft  hielt  im  Berichtsjahr 
neun  Sitzungen  ab,  in  deneu  Vorträge  gehalten  wurden.  U.a.  sprachen  Herr 
L.  V.  Nekras  über  die  Königliche  Bibliothek  in  Berlin  und  Herr  X.  A.  Korolev 
über  den  Bericht  der  Lederkommission  des  Vereins  Deutscher  Bibliothekare 
sowie  über  die  öffentlichen  Bibliotheken  in  Deutschland.  Die  Bibliothek  der 
Gesellschaft  zählt  über  2000  Bände.  Der  „  Bibliotekaf  *  hatte  536  Abonnenten 
gegen  335  im  Jahre  1910.  —  In  Warschau  fand  am  10.  Dezember  1912  die 
Grundsteinlegung  der  gräflich  Krasinskischen  Bibliothek  statt.  Die  Pläne 
sind  von  den  Architekten  Gay  und  Xagörski,  die  auch  die  Bauleitung  über- 
nommen haben.  Eine  Abbildung  des  in  Renaissancestil  gehaltenen  Bibliothek- 
gebäudes bringt  der  Warschauer  „Tygodnik  lllustrowany"  (Nr  50  von  1912). 
Die  Front  der  Bibliothek  zieren  die  Worte  „Amor  patriae  nostra  lex"  —  die 
Devise  der  Grafen  Krasinski.  W.  Christiani. 

Der  Gutsbesitzer  J.  Kaladeev  in  Mohilev  hat  seine  bekannte  Bibliothek, 
die  ausschliefslich  dem  Kriege  von  1 S 1 2  gewidmet  ist,  dem  „Museum  des 
Jahres  1812"  in  Moskau  überwiesen.  Diese  aus  15000  Bänden  bestehende 
Bibliothek  enthält  Werke  in  allen -europäischen  Sprachen  über  den  Krieg  von 
1812  und  wurde  von  inrem  Besitzer  im  Laufe  mehrerer  Jahrzehnte  gesammelt. 
Sie  enthält  aufserdem  eine  umfangreiche  Sammlung  von  Karten  und  Zeitungen 
vom  Jahre  1810  ab  und  ist  in  ihrer  Art  wohl  einzig  dastehend. 

Im  August  d.  J.  wurde  die  grofse,  aus  ca.  40  00'»  Bänden  bestehende 
Bibliothek  des  Barons  A.  N.  Stieglitz  verkauft.  Sie  besteht  aus  französischen, 
englischen  und  deutschen  Büchern  und  Zeitschriften  und  enthält  eine  grofse 
Anzahl  äufserst  seltener  Werke,  die  besonders  bibliographisches  Interesse 
bieten.  Stieglitz  hatte  sie  im  Laufe  von  30  Jahren  gesammelt  nnd  in  einem 
besonderen  Gebäude  untergebracht.  In  ihr  sind  alle  in  Ruisland  und  im 
Ausland  in  den  letzten  30  Jahren  erschienenen  Zeitschriften  gebunden  auf- 
bewahrt. Die  Bibliothek  enthält  auch  zahlreiche  staatsrechtliche  und  belle- 
tristische Werke  und  ihr  Verkauf  wird  damit  erklärt,  dafs  der  Besitzer  ins 
Ausland  übersiedelt.  Mck. 

Nordamerika.  Vom  11.  November  an  kam  in  New  York  der  vierte 
und  letzte  Teil  der  Bibliothek  des  verstorbenen  Robert  Hoe  zur  Ver- 
steigerung. Der  Katalog  umfafst  wieder  zwei  starke  Hefte  mit  einer  Anzahl 
Abbildungen  Begreiflicherweise  bleibt  dieser  Rest  an  Interesse  hinter  den 
früheren  Teilen  zurück,  aber  es  sind  doch  über  ein  Dutzend  Inkunabeln  vor- 
handen, darunter  einige  wertvolle  Stücke  wie  der  Augustinus  de  doctrina  christiana 
von  Mentelin  und  Ciceros  Tuskulanen  von  Jenson  1 472;  ferner  über  30  Hand- 
schriften, mehr  als  die  Hälfte  davon  Horae;  wieder  eine  gröfsere  Anzahl 
interessante  historische  Einbände,  im  übrigen  hauptsächlich  englische  und 
französische  Werke.  Bemerkenswert  ist  eine  grofse  Reihe  von  Veröffent- 
lichungen des  Grolier-Club.  Den  Schlul's  bildet  die  bibliographische  Sammlung 
Rob.  Hoes  mit  vielen  seltenen  Bibliothekskatalogen,  und  zahlreiche  Exemplare 
von  Hoes  eigenen  Katalogen,  die  infolgedessen  nun  wohl  zu  billigeren  Preisen 
auf  den  Markt  kommen  werden.    Der  oben  genannte  Cicero  erzielte  2025  Dollar. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen.') 

Zusammengestellt  von  Adalbert  Hortzschansky. 

Bibliothekswesen  im  allgemeinen. 
Benelli,  Zulia.    In  memoria  di  Torello  Sacconi.    (Ex-Bibliotecario  Capo  della 

R.  Biblioteca  n.  c.  di  Firenze.)    Rivista  d.  biblioteche  23.  1912.   S.  171—178. 
Bliss,   Henry  E.     Conservatism  in   library  Classification.     Libr.   Journal  37. 

1912.     S.  659—668. 


i)  Die  an  die  Redaktion  eingesandten  Schriften  sind  mit  *  bezeichnet. 


42         Nene  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Brighani,  Herbert  0.  Indexing  and  care  of  painphlets.  Libr.  Journal  37. 
1912.     S.  66S— 671. 

Brown,  James  Daff.  A  British  library  itinerary.  2.  Libr.  World  15.  1912/13. 
S.  130—136.     (Schlufs  folgt.) 

Bücher,  Karl.  Universitätsbibliothek  und  Institutsbibliotheken.'  Bericht, 
erstattet  ...  am  14.  Oktober  1909.  In:  Bücher,  Karl.  Hochschulfragen. 
Leipzig.  1912.     S.  145—172. 

Burger,  C.  P.  Bij  het  portret  van  Gerrit  van  Rijn.  (Rotterdam,  Stadtbiblio- 
thek).     Het  Boek  1.  1912.     S.  273-2S0  m.  1  Portr. 

Christiani,  Wilhelm.  Deutsches  und  polnisches  Volksbildungswesen  in 
Posen.  1.  Das  deutsche  Volksbibliothekswesen.  2.  Das  polnische  Volks- 
bibliothekswesen.   Ostland.    Jahrbuch  für  ostdeutsche  Interessen  1.  1912. 

5.  2»i»— 204. 

*Deecke,  Georg.  Dr.  Ernst  Deecke.  Professor  am  Katharineum  und  Stadt- 
bibliothekar zu  Lübeck.    Lübeck:  Borchers  1912.     7b  S. 

Doubledav,  W.  E.  Public  libraries  and  the  public.  Libr.  Association 
Record  13.  1912.     S.  529— 544. 

Ebbinge  Wubben.  C.  H.  Nederlandsche  Handboeken  in  enkele  buitenlandse 
Leeszalen.    Het  Boek  1.  1912.    S.  337— 34U. 

Elmendorf,  H.  L.  The  Public  Library:  A  leaven*d  and  prepared  choice. 
Papers  a.  proceedings  of  the  34.  meeting  of  the  American  Library 
Association,  Ottawa  1912.  S.  67 — 72.  Bulletin  of  the  American  Library 
Association  Vol.  fi.  1912.     Nr  4. 

Esquer,  G.  Les  bibliotheques  publiqnes  en  Algerie.  Alger  1912:  Jourdan. 
32  S.     Aus:  Annales  universitäres  d' Algerie. 

Farinelli,  Arturo.  En  memoria  de  Marcelino  Menendes  y  Pelayo.  Revista 
de  archivos,  bibliotecas  .  .  16.  1912.  Bd  2.    S.  1  — 10.    M.  3  Taf. 

Handbook  (of  the  American  Library  Association).    Bulletin  of  the  A.  L.  A. 

6.  1912.     S.  371—447. 

Kaisig,  Karl.    Deutsches  und  polnisches  Volksbildungswesen  in  Oberschlesien. 

Ostland.    Jahrbuch  für  ostdeutsche  Interessen  1.  1912.     S  205  —  225. 
Law,  William.     The   issue   of  lantern   slides.     Libr.    World    15.      1912  13. 

S.  136—138. 
Nörrenberg,   C.     Die  Bibliotheken   auf  der  Bngra.    Zentralblatt  19.    1912. 

S.  533—535. 
Papers  and  proceedings  of  the  34 th  annual  meeting  of  the  American  Library 

Association  held  at  Ottawa,  Canada,  June  26— July  2,  1912.    Bulletin  of 

the  American  Library  Association  Vol.  6.  1912.    Nr  4.     370  S. 
Paz  y  Melia,  A.    Como  fue  nombrado  Menendez  y  Pelayo   director  de  la 

Bibliotheca  nacional.     Revista  de  archivos,  bibliotecas  ...  16.  1912.   Bd  2. 

S.  216—221. 
Putnam,   Herbert.      Address.     Papers    a.    proceedings    of   the    34.   annual 

meeting  of  the  American  Library  Association,   Ottawa   1912.    S.  59—66. 

Bulletin  of  the  American  Library  Association  Vol.  6.  1912.    Nr  4. 
Public  Records:  First  report  of  the  royal  commissions.    Libr.  Association 

Record  14.  1912.     S.  519—528. 
Sayers,  W.  C.    Berwick.    A  short  conrse  in  practical  Classification,   with 

special  reference  to  the  decimal  and  subject  Scheines  with  readings  and 

exercises.     Libr.  Assoc.   Record  14.    1912.    S.  545—562.    (Wird  forges.) 
»Schwenke,    P.     Deutsche    Nationalbibliothek   und   Königliche    Bibliothek. 

Zentralblatt  29.  1912.     S.  536— 542. 
Snstrac,  Ch.    Les  problemes  de  l'indexation.    Bulletin  de  l'assoc.  d.  biblio- 

thecaires  frangais  6.  1912.     S.  89—95. 
Venturi,  Raffaele.    La  conservazione  dei  libri  nelle  biblioteche  -e  la  tecnica 

legatoriale.  (Bes.  Einband  betr.)  Rivista  d.  biblioteche  23. 1912.  S.  133— 170. 
Vidier,  A.    Publications  nouvelles   concernant  les  bibliotheques  francaises. 

Rapports  pres.  aux  assemblees  generales  des  23  Avril  191 1  et  14  Avril  1912. 

Bulletin  de  Tassoc.  d.  bibliothecaires  francjais  6.  1912.    S.  77—89.     (Wird 

fortges.) 


Neuo  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen         43 

Villamil,  Manuel  Perez.  Los  primeros  y  los  Ultimos  afios  de  Menendez  y 
Pelayo  en  Madrid.  Revista  de  archivos,  bibliotecas  ...  16.  1912.  Bd  2. 
S.  231—237. 

Einzelne  Bibliotheken. 

Berlin.  *  Bericht  der  öffentlichen  Bibliothek  und  Lesehalle  Berlin  über  das 
13.  Betriebsjahr  vom  25.  Oktober  1911  bis  24.  Oktober  1912.  Berlin: 
1912.     1  Bl. 

Bonn.  Adrian,  Fr.  Die  Kriegsbriefsammlung  der  Bonner  Universitäts- 
Bibliothek.     Bonner  Zeitung  1912.     Nr  263  vom  29.  September. 

Frauenfeld.  Katalog  der  Thurgauischen  Kantonsbibliothek.  Supplement  5, 
enthaltend  die  Erwerbungen  währ.  d.  J.  1907—1911.  Frauenfeld:  Huber 
1912.     IV,  199  S. 

Langenberg.  Jahresbericht  der  Städtischen  Volksbücherei  (Geheimrat  Joh. 
Wilh.  Colsman-Stiftung)  zu  Langenberg  6.  1911/12.)  =  (Langenberg  1912: 
J.  Joost.     8  S. 

Leipzig.  *Bibliothek  des  Börsenvereins  der  Deutschen  Buchhändler  zu 
Leipzig.  Zuwachs  seit  Abschlufs  des  Kataloges  Bd  2.  Nr  18.  Börsenblatt 
1912.     S.  1479S— 14799.  14873—14875. 

—  Katalog  der  pädagogischen  Zentralbibliothek.  (Comenius-Stiftung)  zu 
Leipzig.  Bd  3.  Abt.  1.  Mathematik.  3.  Aufl.  Leipzig:  E.  Gräfe  1912. 
XVI,  87  S.     7U  Pf. 

Lindau.  Dorfmüller,  L.  Die  Stadtbibliothek  in  Lindau.  Zeitschr.  f.  Bücher- 
freunde N.  F.  4.   1912/13.     S.  258—263. 

Stettin  *  Jahresbericht  der  Stadtbibliothek  Stettin  für  das  Jahr  1911. 
(Stettin:  1912).  4  S.  4°.  Aus:  Verwaltungsbericht  der  Stadt  Stettin  f. 
d.  J.  1911. 

Stuttgart.  *Königl.  Württembergische  Hofbibliothek.  Zuwachs -Verzeichnis 
5.  November  1911— November  1912.     (Stuttgart:   1912).     28  S. 

Tübingen.  Die  neue  Universitäts- Bibliothek.  Einweihung  der  neuen  Uni- 
versitäts-Bibliothek. Tübinger  Chronik  und  Steinlach-Bote  1912.  Nr  274 
u.  275  vom  21.  u.  22.  November. 

Wernigerode.  *(Jacobs,  Ed.)  Die  pietistischen  Stammbücher.  Nachrichten 
der  Fürstl.  Bibliothek  zu  Wernigerode  1911/12.    Anhang.     32  S.  4°. 

Wien.  Beer,  Rudolf.  Les  principanx  manuscrits  ä  peintures  de  la  Biblio- 
theque  imperiale  de  Vienne.  Ärticle  1.  Bulletin  de  la  Societe  frangaise 
de  reproductions  de  manuscrits  ä  peintures  2.    1912.    S.  1 — 53  m.  29  Taf. 

Würzburg.  Collijn,  Isak.  Ett  bidrag  tili  det  s.  k.  Würzburgbibliotekets 
historia.  (Aus:  Kyrkohistorisk  Ärsskrift  1912.)  Uppsala  1912:  Almqvist 
u.  Wiksell.  S.  30—35.  =  Collijn,  Isak,  Bibliografiska  Miscellanea  Nr  16 
=  IV,  3. 

Albany.    *New  York  State  Library.     Library  School  31.     Register  of  New 

York  State  Library  School  January  5,  1887— December  31,  1911.    Albany: 

University  of  the  State  1912.    126  S.   =  Education  Department  Bulletin 

No  521. 
Ann  Arbor.     *University  of  Michigan  Library  1905 — 1912.    A  brief  review 

by  the  librarian.     Ann  Arbor:  1912.     19  S.     Priv.  print. 
Christiania.    Catalogue  de   la  Bibliothöque   de  l'Institut  Nobel  norvegien. 

1.  Literature  pacifiste.     Kristiania:  Aschehoug  1912.     23S  S.     9  Kr. 
Gent.     Willems,  Leonard.    De  boekeninventaris  van  het  Klooster  der  Kijke- 

Claren   te  Gent  in  1508.    Tijdschrift  voor  boek-  en  bibliotheekwezen  9. 

1911   (1912.)     S.  177—192. 
Göteborg.      Göteborgs    offentliga    Boksamlingar.      Ärsberättelse    for    1910. 

(Göteborg  1911:  Handelstidniugs  Tryck.)     15  S.     4°. 
Ithaca  N.  Y.      Cornell    University   Library.      Librarian's    Report    1911  —  12. 

(Ithaca:  1912.)     37  S. 
Lichfield.     Lindsay,  W.  M.    The  Lichfield  Cathedral  Library.     Athenaeum 

Nr  4443  v.  21.  Dez.  1912. 


44         Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

London.  British  Museum.  0'  Donoghue,  Freeman.  Catalogue  of  engraved 
British  portraits  preserved  in  the  Departments  of  prints  and  drawings. 
Vol.  3.     L— R.     London:  Frowde  1912. 

—  House  of  Lords  Manuscripts.    Vol.  6.   (New  Series.)    The  manuscripts  of 

the  House  of  Lords.  1704— 1  TOB.    (Vorr.:  Cuthbert  Headlam,  J.  B.  Hothaui.) 

London:  Station  Office  1912.     XLII.  480  S.     2  Sh.  1  d. 
Milwaukee.     *Annual  Report  of  the  Milwaukee  Public  Library  by  the  board 

of  trustees.    34,  December  31.    1911.    Milwaukee:   Trustees  1912.    34  S., 

6  Taf. 
New  York.    List  of  city  charters,   ordinances,   and   collected  documents  in 

the  New  York  Public  Library.     P.  1.2.    Bulletin  of  the  N.  Y.  P.  L.  16. 

1912.     October,  November. 
Nimes.    Poussigue,  Albert.    La  Bibliotheqne  publique   de  Nimes.     Nimes: 

La  Laborieuse  1912.     11  S.  m.  Faks.    Aus:   Nimes   et.  le  Gard.    Volume 

publie    ä    l'occasion   du   XLI   Congrös   de   l'Association    frangaise    pour 

l'avancement  des  sciences  1912. 
Osaka.    The  annual  Report  of  the  Osaka  Library.   8.   (April,  1911  — March, 

1912.)    Osaka:  Osaka-Furitsu-Toshokwan  1912.    10  S. 
Paris.     Blochet,   E.    Catalogue   des  manuscrits  persans  de  la  Bibliotheqne 

nationale.    T.  2.    Nos  721— 1160.    Paris:  E.  Leronx  1912.    VII,  334  S. 

—  Bibliotheqne  nationale.    Chaine.    Catalogue  des  manuscrits  ethiopiens  de 

la  collection  Antoine  d'Abbadie.    Paris:  E.  Leroux  1912.    X,  170  S. 

—  Noyon,  A.    Notes  pour  servir  au  catalogue  du  fonds  latin  de  la  Biblio- 

theqne nationale.  Inventaire  des  ecrits  theologiques  du  XII«  siecle  non 
inseres  dans  la  Patrologie  latine  de  Migne.  Revue  des  bibliotheques  22. 
1912.     S.  277—333.     (Wird  fortges.) 

—  Beaulieux,  Charles.    Un  fragment  de  l'histoire  de  la  Bibliotheque  du  College 

d'Autun  ä  Paris.    (Article  2.)    (Paris,  Universitätsbibliothek).    Revue  des 
bibliotheques  22.     1912.     S.  334-351. 
Rom.    Liste  des  revnes  et  journaux  regulierement  recus  par  l'Institnt  inter- 
national d'agricultnre.    Jusqu'au  1«  avril  1912.    Rome:  Institut  1912.    84  S. 

—  Pizzi,  Italo.    Catalogo   e  descrizione   di  XXII  codici  manoscritti  persiani 

della  biblioteca  della  r.  accademia  dei  Lincei,   donati  da  Leone  Caetani. 
Roma:  Accademia  1912.     18  S.    Aus:  Rendiconti  d.  Lincei. 
Washington.    *Library  of  Congress.     Select  List  of  references   on  capital 
punishment.     Comp,    under    the    dir.   of  H.  H.  B.  Meyer.     Washington: 
Gov.  Print.  Off.  1912.     45  S.     10  C. 

—  *Library  of  Congress.    Select  List  of  references  on  impeachment.    Second 

edition,    with    additions.     Comp,    under    the    dir.    of   H.  H.  B.  Meyer. 
Washington:  Gov.  Print.  Off.   1912.     38  S.     10  C. 
Yverdon.    Catalogue  general.     Bibliotheqne  publique  d'Yverdon.    Suppl.  2. 
1S97— 1911.    (Yverdon)  1912:  Journal  d  Yverdon.    II,  42  S. 

Schriftwesen  und  Handschriftenkunde. 

Bulletin  de  la  Societe  francaise  de  reproductions  de  manuscrits  ä  peintures. 
Ann.  2.     1912.    Nr  1.    Paris:  Pour  les  membres  de  la  societe   1912.     4°. 

Galabert,  Francois.  Album  de  paleographie  et  de  diplomatique.  Fac-similes 
phototyp.  de  documents  rel.  ä  Thistoire  du  midi  de  la  France  et  en 
part.  de  la  ville  de  Toulouse  .  .  .  reprod.  d'apres  les  originaux  .  .  .  par 
Clovis  Lassalle.  (1.)  Toulouse:  Lassalle,  Paris:  Champion  1912.  44  S., 
10  Taf.     gr.-2°. 

Meisner,  Heinrich.  Schleiermachers  Briefe.  Zentralblatt  29.  1912.  S.  542 — 551. 

Plattberg,  Auguste.  Meine  Autographen-Sammlung.  In:  Die  Sammlerinnen 
auf  der  Ausstellung  „Die  Frau  in  Haus  nnd  Beruf".  1912.  S.  85 — 89 
m.  2  Abb. 

Petzet,  Erich,  und  Otto  G launin g,  Deutsche  Schrifttafeln  des  IX.  bis 
XVI.  Jahrhunderts  aus  Handschritten  der  k.  Hof-  und  Staatsbibliothek  in 
München.  Abt.  3.  Proben  der  höfischen  Lyrik  aus  dem  13.  und  U.Jahr- 
hundert.   München:  C.  Kuhn  1912.    35  S.,  15  Taf.    2°.    8  M.,  geb.  9  M. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen         45 

Stube,  R.  Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Schrift.  6.  Die  Bilder- 
schriften. T.  2.  (Forts.)  Archiv  f.  Buchgewerbe  49.  1912.  S.  297— 301, 
Abb.  19-27. 

Thompson,  Edward  Maunde.  An  introduction  to  Greek  and  Latin  palaeo- 
graphy.    Oxford:  Clarendon  Press  1912.     616  S.    36  Sh. 

Buchgewerbe. 

Bodoni.    (Von  Ts.)    Zwiebelfisch  4.     1912.    S.  173—175. 

Bücher,  Karl.  Welche  Rücksichten  sind  bei  der  Wahl  eines  Buchtitels  zu 
beobachten?  Vortrag,  gehalten  auf  der  IV.  ordentlichen  Hauptversamm- 
lung des  Akademischen  Schutzvereins  ...  am  19.  Oktober  1912.  In: 
Bücher,  Karl.     Hochschulfragen.    Leipzig  1912.    S.  173—206. 

Burg  er,  C.  P.  Een  hollandsche  wereldkaart  uit  de  eerste  helft  van  de 
16°  eeuw.    Het  Boek  1.     1912.     S.  291—301  m.  1  Taf. 

Collijn,  Isak.  Psalterium  rituale  Upsalense.  Stockholm,  omkr.  1487.  (Aus: 
Kyrkohistorisk  Ärsskrifc  1912.)  Uppsala  1912:  Almqvist  u.  Wiksell.  19  S., 
3  Taf.  =  Collijn,  Isak,  Bibliografaska  Miscellanea  Nr  14  =  IV,  1. 

Crous,  Ernst.  Internationale  Wasserzeichenforschung.  Zentralblatt  29.  1912. 
S.  551  —  552. 

Günther,  0.  „J.  S."  (Auf  Drucken  Konrad  Kachelofens  =  Johann  Schmied- 
höfer.)     Zentralblatt  29.     1912.     S.  552—554. 

Lugano.  Del  tipografo  Bresciano  Bartolomeo  de  Zanettis  al  servizio  di 
Camaldoli  e  della  „Regula  Vite  Eremitice"  stampata  a  Fontebuono  nel 
1520.     Bibliofilia  14.     19l2;l3.    S.  285  — 294  m.  4  Abb.    (Wird  fortges.) 

Morin,  Louis.  L'Imprimerie  ;i  Troyes  pendant  la  Ligue.  Bulletin  du  biblio- 
phile 1912.    Nr  2  —  11  m.  7  Abb.    (Wird  fortges.) 

Petraglione,  G.  Ancöra  sali'  introduzione  della  stampa  in  Lecce.  Lecce: 
1912.     26  S. 

Ruprecht,  Gustav.  Das  Kleid  der  deutschen  Sprache.  Unsere  Buchschrift 
in  Gegenwart  und  Zukunft.  5.  erweit.  Aufl.  Göttingen:  Vandenhoeck 
u,  Rupr.  1912.     IV,  76  S.,  4  Abb.,  2  Beil.     1  M. 

Sarnow,  Emil.  Formschnitte  und  Kupferstiche  im  Besitze  der  Stadt- 
bibliothek zu  Frankfurt  a.  M.  Mit  einleit.  Texte  von  W.  L.  Schreiber. 
Strafsburg:  Heitz  1912.  17  S.,  26  Taf.  2°.  50  M.  (Einblattdrucke  des 
15.  Jahrhunderts.) 

*Schwarz,  Ignaz.  Aus  der  ersten  Zeit  des  Wiener  Buchdrucks  (1482 — 1485). 
Wien  1913:  E.  Karras  in  Halle  a.  S.  16  S.,  1  Taf.  Aus:  Langer-Dolch, 
Oesterreichische  Bibliographie.    I. 

Smith,  Adele  Millicent.  Printing  and  writing  materials:  their  evolution. 
Philadelphia:  Selbstverlag  1912.    Getr.  Pag.,  mit  Fakss.     1,25  $. 

Sommerfeldt,  W.  P.  Grondahl  &  Sons  boktrykkeri  og  bokhandel  i  hundrede 
aar  1812—1912.  Kristiania:  1912.  105  S.  m.  Illustr.  (Nicht  im  Buch- 
handel). 

De  Witte,  Ct.  L'histoire  du  papier  et  les  filigranes.  Conference  faite  ;'i  la 
maison  du  livre.    Musee  du  livre  1912.    S.  297— 317  m.  136  Abb. 

Buchhandel. 
Burger,    C.    P.      De    Boekverkoopers    Commelin    te    Genrve,    Heidelberg, 

Amsterdam  &  Leiden.     Tijdschrift   voor   boek-   &  bibliotheekwezen   9. 

1911  (1912)     S.  145—176  in.  5  Abb.  u.  1  Tabelle. 
Dolleris,    Andreas.      Danmarks   Boghandlere   1S37— 1891.     (Forsaavidt    de 

ikke  findes  i  udgaven    1893).    En  personalhistorik  Haandbog.    Odense: 

Milo  1912.     466  S.     8  Kr.,  geh'  9,75  Kr. 
*Putuam,   George  Haveu.     George  Palmer  Putnam.     A  memoir.    Together 

with  a  record  of  the  earlier  years  of  the  pnblishing    honse  founded  by 

him.    New  York  n.  London:  Putnam  1912.    VI,  476  S.,  1  Portr. 
La  Statistique  internationale  de  la  production  intellectuelle.    Droit  d'Auteur 

25.  1912.     S.  161—173. 


46  Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Zeitungen  und  Zeitschriftenwesen. 

Fünfundzwanzig  Jahre  Berliner  Abendpost,  1.  September  1SS8 — 1912.  Berliner 
Abendpost  2t>.   1912.     Nr  205. 

Schöne,  Walter.  Die  AnfäDge  des  Dresdner  Zeitungswesens  im  18.  Jahr- 
hundert. Dresden:  Buchdr.  d.  v.  Baensch- Stiftung  1912.  IX,  126  S. 
2  M.  =  Mitteilungen  d.  Vereins  f.  d.  Geschichte  Dresdens  H.  23. 

Steig,  Reinhold.  Zur  Einsiedlerzeitung.  (Arnim,  Heidelberg).  Euphorion 
19.  1912,13.     S.  229—241. 

Allgemeine  und  Nationalbibliographie. 
Frankreich.     Catalogue   general  de  la  librairie  francaise.    Continuation  de 
l'ouvrage    d'Otto  Lorenz.     (Periode    1906—1909.)'   Red.   p.    D.  Jordell. 
T.  23.     (Table   des  matieres  des  tomes  21  et  22,   1906  —  1909).    Fase.  1. 
A-Enfants.     2.  Enfants-Parfums.     Paris:  D.  Jordell  1912.     448  S. 

—  Ministere  de  l'instruction  publique.     Catalogue  des  tbeses  et  ecrits  acade- 

miques.     Fase.  27.    2s.     Annee    scolaire   1910,11.    1911  1912.      Paris:    E. 

Leroux  1911.  1912.     Sp.  1>5— 3^4.  aSH — 594. 
Serbisch.     Librairie   de  la  cour  Mita  Staitch  Beigrade.     Catalogue   general 

de  toute  la  litterature  serbe.  4.  ed.    (Berlin:)  Puttkammer  u.  Miihlbrecht 

1912.     VII,  507  S. 
Vereinigte  Staaten.    The  United  States  Catalog.    Books  in  print  January  1, 

1912.      Entries   under   author,   subjeet    and    title  in   one  aiphabet  with 

particulars  of  binding,    price,   date  and  publisher.     Ed.  by   Marion   E. 

Potter  a.  others.    Ed.  3.    Minneapolis:  H.W.Wilson  1912.    2837  S.    36  5. 

Fachbibliographie. 
Geschichte.     Charmatz,  Rieh.    Wegweiser  durch  die  Literatur  der   öster- 
reichischen Geschichte.    M.  e.  Geleitwort  von  Heinr.  Friedjung.    Stuttgart: 
Cotta  1912.     X,  139  S.     3,50  M. 

—  Chevalier,  Ulysse.    Son  oeuvre  scientifique.    Sa  biobibliographie.    Nouvelle 

edition   publ.    par   les   soins   de  la  Societe  d*archeologie  de  la  Drome. 
Valence  1912:  Ceas.    XL1V,  105  S. 

—  Schalker,  W.  J.  P.  J.,  en  W.  C.  Muller.    Repertorium  op  de  Literatuur  be- 

treuende de  Xederlandsche  Kolonien  in  Ost-  en  West-Indie  voor  zoover 

zij  verspreid  is  in  tijdschriften  en  periodieken.    3e  vervolg  (lt06 — 1910). 

's  Gravenhage:  M.  Mjhoff  1912.     XIV,  271  S.     5  Fl. 
Technologie.    *Liebmann,  Louis,  und  Wahl,  Gustav.    Katalog  der  ersten 

internationalen  Luftschifi'ahrts- Ausstellung  (IIa)   zu  Frankfurt  a.  M.  1909. 

Lief.  2.  (Schlufs):  Bilderabt.  T.  2  und  Bücherabt.    Frankfurt  a.  M. :  Wüsten 

1912.     XXI.   145-513  S.,  2  Taf.    4<\8"). 
Theologie.    Hurter,  H.    Xomenclator  literarius  theologiae  catholicae  theologos 

exhibens  aetate,  natione.  diseiplinis  distinetos.    T.  5.    Theologiae  eaiholicae 

aetas  recens.  P.  2.  Theologos  complectens  novissiuios  ab  anno  1870-  1910. 

Ed.  III  plnrimum  aueta  et  emendata.    Innsbruck:  Wagner  1913.   CCL1XS., 

Sp.  1425—2092.     22  M. 

Lokale  Bibliographie. 
Lerida.     Jimenez   Catalän ,   Manuel.     Bibliograiia   Ilerdense    de    los   siglos 
xv  al  xviij.    Barcelona:  L'Avenc  1912.     303  S.     7,50  Pes. 

Personale  Bibliographie. 
Menendez  y  Pelayo.    Bonilla  y  San  Martin,  Adolfo.    Bibliografia  de  D. 

Marcellino  Menendez  y  Pelayo.    Revista  de  archivos,  bibliotecas  ...  16. 

1912.     S.  238— 266. 
Maler  Müller.    Meyer,  Friedrich.    Maler  Müller -Bibliographie.    M.  2  Beil. 

u.  14  Taf.    Leipzig:  Meyer  1912.     175  S. 

Bibliophilie. 
Societe  des  Bibliophiles   et  Iconophiles   de   Belgique.     Annuaire  de   1911. 

Bruxelles:  Secretariat  1912.    Jahresbeitrag  50  Fr. 
Bonland,  L.     Livre  aux  armes   de  J.-L.  Rouxel   de  Medavy  (appele   aussi 

Marechal  de  GraDcey.)  Bulletin  du  bibliophile.  1912.  S.  533— 535  m.  1  Abb. 


Antiquariatskataloge  47 

Cogels.  Catalogue  de  la  bibliotheque  de  feu  M.  Paul  Cogels,  president  de 
la  Societe  des  bibliophiles  anversois  .  .  .  vente  7/12  octobre  1912.  Malines: 
Godenne  1912.     VIII,  2-12  S.     1   Fr. 

*Dolch,  W.  Geschichte  und  Einrichtung  der  Dr.  Ed.  Langerschen  Bibliothek 
in  Braunau  i.  B.  Mit  einem  Beispiel  ihres  üruckerkataloges:  Die  Kloster- 
druckerei Brück  b.  Znaim.     Braunau:  Selbstverlag  1912.     20  S. 

Frischen,  Wanda.  Aus  meiner  Bücherei.  In:  Die  Sammlerinnen  auf  der 
Ausstellung   „Die  Frau   in  Haus   und  Beruf."    1912.    S.  21— 35  m.  4  Abb. 

Jovy,  Em  est.  La  Bibliotheque  d'un  magistrat  vitryat  en  1774.  Vitry-le- 
Francois  1912:  Messager  de  la  Marne. 

Pasini-Frassoni,  F.  Ex-libris  dell'  Abate  Don  Giovanni  Mini.  Rivista 
araldica  1912.    S.  621-627  m.  1  Abb. 

Schoeller,  Ida.  Entstehung  und  Entwicklung  meiner  Sammlung:  Die  Kunst 
im  Buchdruck.  In:  Die  Sammlerinnen  auf  der  Ausstellung  „Die  Frau  in 
Haus  und  Beruf"  1912.     S.  91—124  m.  12  Abb. 

Shaylor,  Joseph,  The  pleasures  of  bookland.  With  an  introd.  by  Andrew 
Lang.     London:  Truslove  a.  Hanson  o.  J.    XXIV,  160  S.     3  Sh.  6  d. 


Antiquaria  tskatalo^e. 

Akademisches  Antiquariat  „Niedersachsen",  Göttingen.  Nr  149: 
Neuere  Sprachen  u.  Literatur.     2704  Nrn. 

Baer  &  Co.,  Frankfurt  a.  M.  Nr  604:  Elsafs-Lothringen.  2705  Nrn.  —  Nr  605: 
Theologica  Catholica.  V:  Kirchengeschichte  A — L.  2667  Nrn.  —  Nr  308: 
Bibliotheca  Romanica.  IV:  Spanische  u.  Portugiesische  Sprache  n.  Lite- 
ratur.    126b  Nrn. 

Basler  Buch- u.  Antiquariatshandlung,  Basel.  Anzeiger  Nr  215:  Neuere 
deutsche  Belletristik.     1320  Nrn. 

S.  Bocca,  Rum.     Nr  258:  Varia.     6S5  Nrn. 

Frank,  Würzburg.    Anzeiger  Nr  12:  Theologie.     726  Nrn. 

Gerschel,  Stuttgart.    Nr  80:  Vor  100  Jahren.     (Geschichte).    990  Nrn. 

Geuthner,  Paris.    Nr  52:  Empire  Ottoman.    4003  Nrn. 

Graupe,  Berlin.    Nr  63:  250  interessante  Neuerwerbungen. 

Halm  &  Goldmann,  Wien.    Nr  211:  Varia.     770  Nrn. 

Harrassowitz,  Leipzig.  Nr  355:  A  rough  list  of  some  scarce  books  chief ly 
relating  to  America. 

Hugendubel,  Heinr.,  München.  Nr 66 :  Die  Frau.  Nr7191  —  8497.  Anhang: 
Sexualleben.  Nr  8498—8951.  —  Nr  67 :  Menschliche  Schwächen  u.  Ge- 
brechen. 8973— 10095  Nrn.  —  Nr  68:  Deutsche  Literatur.  Teil  III  S— Z. 
Nr  r.847—9564. 

Kampffmeyer,  Th.,  Berlin.  Nr  478:  Volkskunde.  Deutsche  Sprache  u. 
Literatur.     138  S. 

Kerler,  Ulm.    Nr  411:  Katholische  Theologie.     3549  Nrn. 

Liebisch,  Bernh.,  Leipzig.  Nr  206:  Deutsche  Kultur-  und  Sittengeschichte. 
Folklore.  Geheime  Wissenschaften.  (Enth.  d.  Bibliothek  des  f  Professor 
Ritter  Firmenich-Richartz).  118  S.  —  Nr  210:  Philosophie  u.  Psychologie. 
170  S.  —  Nr  588:  Mathematik.    82  S.  —  Nr  589:  Physik  u.  Astronomie.    98  S. 

Lorentz,  Leipzig.  Nr  216:  Vademecum  philosophicum.  12  566  Nrn.  Preis 
3  Mark. 

Lynge&Son,  Kopenhagen.    Nr  30:  Blandet  Litteratur.     1012  Nrn. 

Mayer  &  Müller,  Berlin.     Nr  272:  Orientalia  I.     62  S. 

Mecklenburgisches  Antiquariat,  Rostock.  Nr  1:  Werke  aus  allen 
Wissenschaften.     2U88  Nrn. 

Mussotter,  Munderkingen.    Nr  104:  Deutsche  Literatur.    5597  Nrn. 

Nielsen,  Hamburg.    Nr  38:  Neuerwerbungen.    881  Nrn. 

Nij hoff,  Haag.     Nr  391 :  La  Marine.    I.    12S2  Nrn. 

Palau,  A.,  Barcelona.    Bellas  Artes.    5328-6272  Nrn. 

Pellicci,  A.,  Lucca.    Nr  5:  Libri  di  vario  genere.    325  Nrn. 

Prager,  Berlin.    Nr  190:  Rechts-  u.  Staatswissenschaften.     I.    2430  Nrn. 

Ragoczy,  Freiburg.    Nr  35:  Neuerwerbungen.     1585  Nrn. 


48       Personalnaehrichten  —  Bekanntmachung  —  Verein  D.  Bibliothekare 

Bahn,  W.,  Stettin.    Nr  35:  Varia.    24S0  Nrn. 

Schlapp,  Darinstadt.    Nr  5n:  Deutsche  Literatur.     1235  Nrn. 

Seh  od  er,  Turin.    Nr  25:  Livres  anciens  rares.     252  Nrn. 

Schöningh,  Osnabrück.    Nr  1.H9:  Politik.    Volkswirtschaft.    Soziale  Frage. 

Sozialdemokratie  etc.    193<>  Nrn.  —  Nr  140:  Rechtswissenschaft.    1236  Nrn. 

—  Nr  143:  Bücher  aus  allen  Wissenschaften.     1570  Nrn. 
Strohmetz,  Ulm.    Nr  1 1 :  Deutsche  Literatur.     2150  Nrn. 
Thury,  Baumgartner  &  Co.,  Genf.    NrlOS:  Livres  d'Occasion.    2791  Nrn. 
Weigel,  Ad.,  Leipzig.     Mitteilungen  für  Bücherfrennde  Nr  50  u.  51. 


Persoiialiiaclirichten. 

Berlin  B  des  Kunstgewerbe-Museums.  Dem  Direktor  Dr.  Peter  Jessen 
wurde  der  Charakter  als  Geheimer  Regierungsrat  verliehn. 

Berlin  ÜB.  Der  Hilfsbibliothekar  Dr.  Wilhelm  Feustell  wurde  zum 
Bibliothekar  an  Greifswald  ÜB  ernannt. 

Bremen  StB.  Der  Volontär  Oskar  Nourney  wurde  als  Hilfsarbeiter  an 
die  Stadtbibliothek  Stettin  übernommen. 

Cassel  Murhardsche  B.  Dem  Direktor  Prof.  Dr.  Georg  Steinhausen 
wurde  der  Rote  Adlerorden  4.  Klasse  verliehn. 

Elberfeld  StB.  Der  Assistent  Dr.  Rudolf  Angermann  wurde  zum 
Bibliothekar  an  der  Stadtbibliothek  Stettin  ernannt. 

Greifswald  ÜB.  Der  Bibliothekar  Dr.  Edmund  Lange  trat  in  den 
Ruhestand,  zugleich  wurde  ihm  der  Rote  Adlerorden  4.  Klasse  verliehn. 

Halle  ÜB.  Der  Assistent  Dr.  Karl  August  von  Bloedau  wurde  zum 
Hilfsbibliothekar  an  Berlin  ÜB  ernannt. 

Jena  ÜB.  Als  wissenschaftlicher  Hilfsarbeiter  trat  ein  Dr.  phil.  Theodor 
Lockemann,  geb.  20.  3.  *-5  Sülbeck  (Hannov.),  ev.-lutk.,  stud.  Literatur- 
geschichte, Philosophie,  Geschichte,  Religionswissenschaft,  wiss.  Mitarbeiter 
am  Teubnerschen  Verlag. 

Königsberg  ÜB.  Als  Volontär  trat  ein  Dr.  phil.  Ernst  Balcke,  geb. 
5.  7.  87,  stud.  klassische  dann  neuere  Sprachen  und  Philosophie. 

München  HB.  Der  Praktikant  Wilhelm  Gerhäufser  wurde  zum  Kustos 
ernannt. 

Stettin  StB.  Dem  Stadtbibliothekar  Dr.  Erwin  Ackerknecht  wurde 
die  Amtsbezeichnung  Direktor  beigelegt. 

Frankreich.  Dem  Generaldirektor  der  Nationalbibliothek  zu  Paris 
Henri  Marcel  wurde  das  Kommandeurkreuz  der  Ehrenlegion  verliehn. 


Bekanntmachung. 

betr.  Diplomprüfung  für  den  mittleren  Bibliotheksdienst  usw. 

Die  nächste  Prüfung  findet  am  Montag  den  10.  März  1913  und 
den  folgenden  Tagen  in  der  Königlichen  Bibliothek  zu  Berlin  statt. 

Gesuche  um  Zulassung  sind  nebst  den  erforderlichen  Papieren 
(Ministerialerlafs  vom  10.  Aug.  1909  §  5)  bis  spätestens  am  10.  Febr. 
dem  Vorsitzenden  der  Prüfungskommission,  Geh.  Regierungsrat  Dr.  Ippel, 
Abteilungsdirektor  an  der  Königlichen  Bibliothek  (Berlin  NW  7, 
Dorotheenstr.  81),  einzureichen. 


Verein  Deutseher  Bibliothekare. 

Der  nächste  Bibliothekartag  findet  in  der  Pfingstwoche  1913  in 
Mainz  statt.  Wir  ersuchen  um  baldige  Anmeldung  von  Vorträgen 
und  Referaten.  Der  Vorstand: 

Schnorr  v.  Carolsfeld. 

Verlag  von  Otto  Harrassowitz,  Leipzig.  —  Druck  von  Ehrkardt  Karras,  Halle. 


Zentralblatt 

für 


Bibliothekswesen. 


XXX.  Jahrgang.  2,  Heft.  Februar  1913. 

Eindrücke  von  einer  amerikanischen  Bibliotheksreise.1) 

IV.    Benutzung. 

Abgesehen  von  den  Gebäuden  selbst  machen  dem  Besucher  der 
amerikanischen  Bibliotheken  den  gröfsten  Eindruck  die  besonderen 
Benutzungseinrichtungen:  die  langen  Oeffaungszeiten,  der  Umfang, 
in  dem  die  Bücher  unmittelbar  zur  Einsicht  zugänglich  gemacht  sind, 
die  Verteilung  der  Zvveigbibliotheken  und  Ausgabestellen  über  die 
ganze  Stadt,  das  Heranziehen  der  weitesten  Kreise,  auch  der  fremd- 
sprachigen, zur  Bibliotheksbenutzung,  die  Wanderbibliotheken,  die  Ver- 
bindung mit  den  Schulen,  die  Kinderbibliotheken  usw.  Ich  kann  auf 
die  meisten  dieser  Einrichtungen,  über  die  ja  auch  in  Büchern  über 
amerikanisches  Bibliothekswesen  schon  genügend  gehandelt  ist,  hier 
nicht  eingehen,  weil  sie  in  der  Hauptsache  der  Benutzung  zur  Unter- 
haltung und  volkstümlichen  Belehrung  und  zur  Förderung  des  Elementar- 
und  mittleren  Unterrichts  gelten.  Sie  ergeben  die  staunenswert  hohen 
Benutzungs-  und  Ausleiheziffern,  die  man  so  oft  mit  Unrecht  denen 
unserer  wissenschaftlichen  Bibliothek  gegenüberstellt.2)  Die  den  letzteren 
entsprechenden  Zahlen  sind  in  Amerika,  soweit  sie  veröffentlicht  werden, 
zwar  ebenfalls  recht  hoch,  bleiben  aber  hinter  denen  der  volkstümlichen 
Benutzung  begreiflicherweise  sehr  zurück.  Sie  mit  den  unsern  zu  ver- 
gleichen ist  ebenfalls  mifslich,  weil  die  Verhältnisse,  namentlich  hin- 
sichtlich der  Ausleihepraxis,  zu  verschieden  sind. 

Der  Benutzung  für  wissenschaftliche  Forschung,  für  die  praktische 
Berufsarbeit  und  für  den  höheren  Schul-  und  Universitätsunterricht 
dienen,  wie  schon  im  I.  Abschnitt  bemerkt  worden  ist,  die  Reference- 
Abteilungen  der  Public  Libraries,  die  Kongrefsbibliothek  und  die  Staats- 
bibliotheken, die  Spezial-  und  natürlich  besonders  die  Universitäts- 
bibliotheken. Sieht  man  sich  in  ihren  Lesesälen  um,  so  erkennt  man 
leicht,  dafs  die  Art  der  Benutzung  von  der  bei  uns  üblichen  einiger- 
mafsen  verschieden  ist.  Der  Hauptgrund  scheint  mir  darin  zu  liegen, 
dafs  es  in  Amerika  keine  häuslichen  Prüfungsarbeiten  gibt.  Zwar  hat 
man    dort   recht  viele  Examina  und  sie  sind  alle  schriftlieh,    aber  sie 


1)  I— III  s.  Zbl.   1912.  S.  4S5— 500;   1913.  S.  1  —  17. 

2)  So  noch  neuerdings  Ladewig,  Politik  der  Bücherei.     S.  12. 

XXX.     2. 


50  Eindrücke  von  einer  amerikanischen  Bibliotheksreise 

bestehen  ansschliefslich  in  Klausurarbeiten  über  bestimmte  gestellte 
Fragen.  Gröfsere  auf  Wochen  oder  gar  Monate  sich  ausdehnende 
Ausarbeitungen  sind  für  diesen  Zweck  unbekannt,  abgesehen  natürlich 
von  den  Doktordissertationen,  die  doch  wesentlich  seltener  sind  als 
bei  uns  und  die  wohl  hauptsächlich  in  den  Seminar-  und  Instituts- 
bibliotheken bearbeitet  werden.  So  fällt  in  Amerika  ein  grofser  Teil 
der  Benutzer  weg,  die  sich  bei  uns  in  den  Lesesälen  und  daheim  mit 
einem  Wall  von  Büchern  umgeben  zu  müssen  glauben.  Dafür  spielt 
dort  in  der  Universitätsbibliothek  die  Aneignung  des  Lehrstoffs  der 
Vorlesung  oder  der  „Klasse"  eine  viel  gröfsere  Rolle,  denn  das  ist 
der  Gegenstand  der  Schlufsprüfung.  Dazu  kommt,  namentlich  in  den 
Reference  Rooms  der  öffentlichen  Bibliotheken,  eine  andere  Art  von 
Benutzern,  die  bei  uns  spärlich  vertreten  ist,  der  praktische  Berufs- 
mensch, der  sich  über  irgend  eine  Frage  seines  Amts  oder  Geschäfts, 
über  eine  allgemeine  oder  spezielle  Frage  der  Politik  oder  Religion, 
der  Staats-  oder  Gemeindeverwaltung  orientieren  will.  Dieses  Streben 
nach  „Information",  das  für  den  Amerikaner  kennzeichnend  ist,  führt 
ihn  naturgemäfs  in  die  Bibliothek,  deren  Existenz  und  Handhabung 
dort  viel  allgemeiner  bekannt  ist  als  bei  uns  (wie  viele  wissen  in 
deutschen  Städten  etwas  von  der  Stadtbibliothek!).  Es  mag  auch  von 
Einflufs  sein,  dafs  so  vollständige  und  leicht  zugängliche  Nachschlage- 
bücher wie  unsere  Konversationslexika  dort  nicht  so  verbreitet  sind; 
die  bequem  aus  ihnen  geholte  Auskunft  ist  gewifs  vielfach  ein  Hinder- 
nis für  selbständige  und  tiefere  Nachforschung.  Benutzer  wie  die  be- 
zeichneten brauchen  natürlich  selten  mehr  als  ein  Buch.  Ihrem  Zweck, 
der  ja  meist  nicht  viel  Aufschub  duldet,  entspricht  die  Zusammensetzung 
der  Handbibliothek  —  Nachschlagewerke  und  Darstellungen,  keine 
Zeitschriften  — ,  der  Grundsatz  des  Nichtausleihens  und  das  Streben 
nach  schnellster  Herbeischaffang  des  gewünschten  Buches. 

Das  Präsenzsystem  herrscht  durchaus  in  den  wissenschaftlichen 
Abteilungen  der  Public  Libraries  und  in  den  Spezialbibliotheken.  Es 
überhebt  diese  Bibliotheken  der  Pflicht,  die  Vertrauenswürdigkeit  ihrer 
Benutzer  zu  prüfen,  was  beim  Ausleihen  weitvollerer  Bücher  doch 
nötig  sein  würde.  Wird  doch  auch  im  „  Circulation  Department" 
mindestens  die  Richtigkeit  der  Adresse  geprüft  und  gegebenenfalls  eine 
Erkundigung  eingezogen.  Die  Kongrefsbibliothek  macht  Ausnahmen 
vom  Ausleihverbot  bei  den  Abgeordneten  und  Senatoren,  bei  höheren 
Beamten  und  Bundesbehörden. 

Bei  den  Universitäten  sind  die  Bestimmungen  verschieden.  In  den 
Seminar-  und  Institutsbibliotheken  überwiegt  zwar  das  Präsenzsystem, 
dagegen  leihen  die  Hauptbibliotheken  wohl  alle  aus,  wenn  auch  an 
Studierende,  und  namentlich  Nichtgraduierte,  nur  beschränkt.  In  Harvard 
und  in  Chigaco  sollen  sie  nicht  mehr  als  3  Bände  zu  gleicher  Zeit 
haben.  Bücher,  die  zu  einer  Vorlesung  gehören,  werden  auf  Wunsch 
des  Professors  im  Lesesaal  reserviert,  sie  dürfen  nur  von  Schlufs  der 
öffentlichen  Stunden  (während  der  Vorlesungszeit  in  der  Regel  10  Uhr) 
bis  zum  Morgen  des  nächsten  Geschäftstages  entliehen  werden.     Sonst 


von  P.  Schwenke  51 

sind  die  Leihfristen  für  die  Dozenten  oft  ziemlich  ausgedehnt,  bis  zu 
3  Monaten,  für  Studierende  3 — 4  Wochen,  bei  vielgebrauchten  Büchern 
auch  kürzer.  Auf  Ueberschreitung  der  Leihfrist  stehen  (ebenso  wie 
bei  den  Leihabteilungen  der  Public  Libraries)  Strafgebühren,  die  ohne 
Mahnung  fällig  sind  und  nach  Tagen  berechnet  werden.  In  den 
Public  Libraries  sind  es  gewöhnlich  2  cts  für  den  Tag,  ebenso  in 
Philadelphia;  in  Harvard  und  Chigaco  5  cts.  Höhere  Strafen  stehen 
auf  Säumnis  in  der  Rückgabe  eines  über  Nacht  mitgenommenen  reser- 
vierten Buches:  in  Chicago  15,  in  Philadelphia  sogar  25  cts.  Graduierte 
der  Universität  (nicht  mehr  immatrikuliert)  können  zum  Entleihen  zu- 
gelassen werden  gegen  eine  Jahresgebühr  von  3  Dollar  in  Philadelpia, 
von  5  Dollar  in  Harvard.  Personen,  die  mit  gröfseren  wissenschaft- 
lichen Arbeiten  beschäftigt  sind,  kann  aber  die  volle  Benutzung  der 
Bibliothek  auch  gebührenfrei  gestattet  werden. 

Solche  Arbeiter  sucht  man  überhaupt  möglichst  zu  fördern.  In 
der  Kongrefsbibliothek  können  ihnen  besondere  Arbeitstische  in  den 
Alkoven,  die  sich  nach  dem  Lesesaal  öffnen,  angewiesen,  auch  Steno- 
graph und  Schreibmaschine  zur  Verfügung  gestellt  werden.  Letzteres 
ist  auch  in  der  New  York  P.  L.  der  Fall  (Schreibmaschine  10  cts 
die  halbe  Stunde;  Maschinenschreiberin  für  die  erste  Stunde  1,  für 
jede  weitere  Stunde  0,75  Dollar).  Für  wissenschaftliche  Zwecke  kann 
in  der  Kongrefsbibliothek  auch  der  Eintritt  in  die  Magazine  gestattet 
werden;  von  dem  Zutritt  zu  den  Sammlungen  in  den  Spezial-Lesesälen 
der  New  York  P.  L.  ist  oben  (Abschn.  I)  die  Rede  gewesen.  In  den 
Universitätsbibliotheken  können  auf  Empfehlung  der  Professoren  ältere 
Studierende  mindestens  zu   bestimmten  Fächern  Zutritt  erhalten. 

Eine  sehr  grofse  Annehmlichkeit  für  die  Benutzer,  auf  welche  die 
amerikanischen  Bibliotheken  stolz  sind  und  stolz  sein  könuen,  ist  die 
schnelle  Herbeischaffung  der  bestellten  Bücher.  Sie  steht 
freilich  unter  derselben  Voraussetzung  wie  im  Britischen  Museum  und 
vielen  anderen  Bibliotheken  des  Auslands,  dafs  der  Besteller  die  Sig- 
natur des  Buches  selbst  anzugeben  hat.  Nur  in  der  Kongrefsbibliothek. 
deren  Katalog  noch  nicht  ganz  erneuert  ist  und  die  auf  einige  Benutzer- 
klassen Rücksicht  zu  nehmen  hat,  wird  es  nicht  unbedingt  verlangt. 
Voraussetzung  ist  ferner,  dafs  die  oben  besprochenen  mechanischen 
Hilfsmittel  zur  Beförderung  der  Bestellzettel  nach  dem  Magazin  und 
des  Buches  vom  Magazin  zur  Gebrauchsstelle  vorhanden  sind  und  dafs 
überall,  namentlich  aber  im  Magazin,  genügend  Arbeitskräfte  bereit 
stehen,  um  jede  einzelne  Bestellung  sofort  zu  erledigen.  Das  ist  nun 
in  der  Tat  an  den  grofsen  Bibliotheken  überall  der  Fall.  Man  hat 
den  Eindruck,  dafs  das  Magazinpersonal  auf  grofse  Frequenz  eingerichtet 
ist  und  dafs  man  es  als  unvermeidlich  in  den  Kauf  nimmt,  wenn  es 
in  stilleren  Zeiten  nicht  voll  ausgenutzt  wird.  Es  sind  in  der  Regel 
Jungen  oder  jugendliche  Assistentinnen,  die  natürlich  wesentlich 
beweglicher  sind  als  unsere  Bibliotheksdiener,  die  schon  ihre  zwölf 
Jahre  Militärdienst  hinter  sich  haben.  So  ist  es  begreiflich,  dafs  tue 
Zeit    von    der    Abgabe    des    Bestellzettels    bis   zur    Aushändigung   des 

•l 


52  Eindrücke  von  einer  amerikanischen  Bibliotheksreise 

Buches  durchschnittlich  nicht  mehr  als  5  —  8  Minuten  beträgt.  Ist  es 
nach  10 — 15  Minuten  noch  nicht  zur  Stelle,  so  soll  sich  der  Besteller 
melden,  damit  der  Ursache  der  Verzögerung  nachgegangen  werden 
kann.  Zur  Kontrolle  wird  der  Bestellzettel  bei  der  Auflieferung  mit 
einem  Zeitstempel  versehen.  In  mehreren  Bibliotheken  sah  ich  hierfür 
einen  gut  arbeitenden  Stempel apparät  in  Gebrauch,  der  durch  eine  Uhr, 
mit  der  er  in  elektrischer  Verbindung  steht,  automatisch  auf  die  Stunden- 
und  Minntenzahl  eingestellt  wird.  In  der  New  York  P.  L.  erhält  man  bei 
Abgabe  des  Bestellzettels  eine  Nummer.  Ist  sie  ungerade,  so  hat  man 
die  Ausgabe  des  Buches  an  der  Nordseite  des  Bureaus  im  grofsen 
Lesesaal  zu  erwarten,  ist  sie  gerade,  auf  der  Südseite.  An  dieser 
Stelle  erscheint  auf  einer  Zahlentafel  die  betreffende  Ziffer  in  Rot, 
sobald  das  Buch  zur  Aushändigung  bereit  ist.  (Eine  ähnliche  Ein- 
richtung besteht  in  der  P.  L.  in  St.  Louis.)  Hat  man  bereits  einen 
Platz  im  Lesesaal  gewählt,  so  kann  man  dessen  Nummer  gleich  bei 
der  Bestellung  angeben  und  das  Buch  wird  dann  nach  dem  Platz 
gebracht.     So  ist  auch  die  Regel  in  der  Kongrefsbibliothek. 

Es  ist  keine  Frage,  dafs  das  amerikanische  System  der  Bücher- 
besorgung der  in  unseren  wissenschaftlichen  Bibliotheken  üblichen 
langfristigen  Sammelbestellung  überlegen  ist.  Man  darf  doch  gegen 
diese  auch  nicht  ungerecht  sein.  Indem  die  Bibliothek  selbst  die  Sig- 
nierung der  Bestellzettel  besorgt,  nimmt  sie  dem  Benutzer  eine  nicht 
unwesentliche  Arbeitsleistung  ab.  Sie  macht  es  ihm  möglich  den 
Bestellzettel  einzusenden  oder,  wie  das  an  unsern  Universitäten  meist 
geschieht,  im  Vorübergehen  in  den  Bestellkasten  zu  werfen,  um  dann 
zu  gelegener  Zeit  das  Buch  zum  Studium  oder  Entleihen  ohne  jedes 
Warten  in  Empfang  zu  nehmen  oder  es  einfach  abholen  zu  lassen. 
Was  würden  viele  unserer  Professoren  sagen,  wenn  sie  gezwungen 
wären  auf  die  Bibliothek  zu  kommen,  um  die  Signatur  des  gewünschten 
Buches  festzustellen.  Das  Nachschlagen  im  Katalog  und  das  Warten 
auf  die  Ausführung  der  Einzelbestellung  ergibt  auch  in  Amerika  leicht 
eine  Viertelstunde.  Diese  wird  vielen  von  unsern  Benutzern  erspart. 
Schwer  erträglich  ist  freilich  die  Langsamkeit  der  Sammelbestellungen 
für  denjenigen,  der  mitten  in  einer  Arbeit  ein  Buch  braucht,  und  ebenso 
für  einen  Teil  der  grofsstädtischen  Benutzer,  die  weite  Wege  nach 
der  Bibliothek  zurückzulegen  haben.  Das  Ideal  müfste  sein,  beide 
Arten  zu  vereinigen. 

Auch  in  Amerika  gibt  es  Leute,  welche  die  Bibliothek  benutzen 
möchten  ohne  sich  in  Person  hinznbemühen.  Ihnen  bietet  sich  als 
bequemes  Hilfsmittel  das  Telephon,  und  es  ist  bezeichnend  für  das 
Entgegenkommen  der  Bibliotheken,  dafs  sie  sich  dem  nicht  versagen. 
Die  New  York  P.  L.  unterhält  trotz  der  hohen  Gebühren  5  Drähte. 
Es  sind  namentlich  die  Journalisten,  die  auf  diesem  Wege  eine  schnelle 
„Information"'  einziehen  wollen.  Sie  werden  mit  dem  betreffenden 
Sachkundigen  in  einem  der  Spezial- Lesesäle  in  Verbindung  gesetzt 
und  erhalten  so  schnell  die  gewünschte  Auskunft.  Die  Bibliothek 
gab  1911  im  Reference  Department  nicht  weniger  als  1400  Dollar 
für  Telephonmiete  aus. 


von  P.  Schwenke  53 

Die  Hauptlesesäle  sind  in  der  Regel  von  Vorm.  9  bis  Abends  10  Uhr 
geöffnet,  die  übrigen  Benutzungsräume  nur  bis  5  oder  6  Uhr.  Die 
Public  Libraries  halten  ihre  Hauptlesesäle  auch  am  Sonntag  von 
1—10  Uhr  offen. 

Ueber  den  Umfang  der  Benutzung  veröffentlicht  die  Kongrefsbiblio- 
thek  keine  Zahlen.  Sie  kann  aber  nicht  als  eigentliche  Arbeitsbiblio- 
thek gerechnet  werden,  da  in  der  Behördenstadt  Washington  ein  der 
Gröfse  der  Bibliothek  entsprechendes  Benutzerpublikum  fehlt.  Von 
sonstigen  Präsenzbibliotheken  führe  ich  an 

John  Crerar  L.  143  858  Leser,   139  386  Bücherbestellungen. 

Newberry  L.     75  477      „        107  079  benutzte  Bände. 

In  der  Reference-Abteilung  der  New  York  P.  L.  wurden  von  Eröffnung 

des   neuen   Gebäudes    d.   24.  Mai  1911    bis    zum  Schlüsse    des  Jahres, 

also  in  reichlich  7  Monaten,  gezählt 

im  ganzen  202  980  Leser,  707  517  benutzte  Bände 
davon  im  Haupt -LS.     68899      „        212  511         „  „ 

„  „  Zeitschr.-S.  47  594  „  102  740 
Für  einen  Lesesaal  mit  nahezu  800  Plätzen  ist  ein  täglicher  Durch- 
schnitt von  etwa  320  recht  wenig.  Aber  man  ist  da  wohl  demselben 
Grundsatz  gefolgt,  nach  dem  in  Amerika  auf  wüstem  Land  zuerst 
Verkehrsmittel  geschaffen  werden  in  der  festen  und  nicht  vergeblichen 
Erwartung,  dafs  die  Häuser  und  der  Verkehr  schon  kommen  werden. 
Nach  meinen  Beobachtungen  zu  verhältnismäfsig  ungünstiger  Zeit  mufs 
der  Besuch  1912  schon  bedeutend  zahreicher  sein,  wenn  auch  der 
grofse  Saal  immer  noch  höchstens  zu  */4  besetzt  war.  Im  übrigen 
ergibt  sich  aus  den  Zahlen,  die  auf  die  Spezial-Lesesäle  entfallen,  die 
grofse  Anziehungskraft  dieser  Einrichtung.  Am  vollsten  sahen  wil- 
den Lesesaal  der  John  Crerar  L.  am  Sonnabend  Nachmittag. 

Als  Beispiel  einer  ausleihenden  wissenschaftlichen  Bibliothek  setze 
ich  die  Benutzungsziffern  der  Bibliotheken  (nicht  der  Hauptbibliothek 
allein)  von  Columbia  für  1911/12  her:  In  den  Leseräumen  wurden 
339  692  Leser  gezählt,  die  670  657  Bände  benutzten.  Ausgeliehen 
wurden  185  253  Bände.  Die  zweite  Zahl  bedeutet  natürlich  Tages- 
benutzungen, nicht  Dauerbenutzungen  wie  in  unserer  Statistik,  sie  ist 
also  mit  der  Ausleihziffer  nicht  gleichwertig.  Trotzdem  lassen  die 
Zahlen  erkennen,  dafs  die  Benutzung  in  den  Lesesälen  bei  weitem 
überwiegt. 

Im  Interesse  der  wissenschaftlichen  Benutzung  haben  auch  die 
amerikanischen  Bibliotheken  schon  vor  längerer  Zeit  angefangen  sich 
gegenseitig  auszuhelfen.  So  verleihen  sogar  Bibliotheken,  die  sonst  das 
Präsenzsystem  festhalten,  Werke  an  andere  Bibliotheken  desselben  Orts 
oder  nach  auswärts.  Man  betrachtet  aber  namentlich  letzteres  doch 
sehr  als  Ausnahme,  erwartet  dafs  es  nur  aus  ganz  triftigen  Gründen 
erbeten  wird,  und  demgemäfs  ist  auch  die  Zahl  dieser  Ausleihungen 
gering.  Von  der  Columbia-Universität  wurden  1911/12  aus  27  Biblio- 
theken 620  Bände  entliehen  und  an  65  Bibliotheken  und  Institute  tOO 
Bände  versandt.  Zwischen  ihr  und  der  New  York  P.  L.  ist  neuerdings 
ein  regelmäfsiger  Botendienst  eingerichtet. 


54  Eindrücke  von  einer  amerikanischen  Bibliotheksreise 

Eine  wertvolle  Hilfe  für  den  Benutzer  sind  neben  der  Auskunfts- 
stelle, an  der  man  sich  mündlich  Rat  und  Belehrung  holen  kann,  die 
gedruckten  handlichen  Führer  und  Anweisungen  mit  knappem  und 
klarem  Text  und  ferner  die  mannigfachen  Literaturzusammenstellungen, 
welche  die  Bibliotheken  entweder  separat  oder  in  ihren  „Bulletins'' 
veröffentlichen.  Alle  möglichen  Tagesfragen  und  sonstigen  interessanten 
rTopics"  werden  so  behandelt.  Das  grofsartigste  Beispiel  dafür  sind 
die  dank  der  Liberalität  der  Kongrefsbibliothek  auch  bei  uns  allgemein 
bekannten  Bibliographien,  die  ihre  Division  of  Bibliograph}'  heraus- 
gibt und  von  denen  sich  viele  zu  dicken  Büchern  ausgewachsen  haben. 
Anregungen  dazu  kommen  namentlich  von  amtlicher  Seite  und  von  Ab- 
geordneten: für  Private  werden  derartige  Arbeiten  nur  dann  unter- 
nommen, wenn  sie  zugleich  von  öffentlichem  Interesse  sind.  Bei  weitem 
nicht  alle  Arbeiten  werden  in  der  bekannten  Weise  veröffentlicht,  viele 
werden  nur  in  einer  kleineren  Anzahl  von  Exemplaren  vervielfältigt, 
um  solche  bei  der  Hand  zu  haben,  wenn  sich  dieselbe  Frage  wieder- 
holt. Andere  werden  in  der  periodischen  Publikation  „Special  Libraries" 
veröffentlicht. 

V.  Personal  und  allgemeine  Verwaltung. 
Die  Scheidung  der  Berufe  ist  in  Amerika  nicht  so  scharf  wie  bei 
uns,  man  kann  leicht  von  einer  Beschäftigung  zur  andern  übergehn, 
wenn  sich  Gelegenheit  dazu  bietet.  Trotzdem  erfreut  sich  der  biblio- 
thekarische Beruf  einer  grofsen  Stetigkeit.  Er  ist  im  allgemeinen  an- 
erkannt als  einer,  der  eine  technische  Vorbildung  verlangt,  mag  diese 
in  der  Bibliothek  selbst  oder  in  einer  der  Bibliotheksschulen  erworben 
sein.  Besonders  bemerkenswert  ist,  dafs  auch  die  leitenden  Stellen, 
selbst  wenn  sie  von  der  Regierung  abhängen,  nicht  als  politische 
Aemter  gelten,  deren  Besetzung  von  dem  Wechsel  der  Parteien  in  der 
Herrschaft  abhängig  ist.  Allerdings  sind  gerade  von  den  leitenden 
Bibliothekaren  und  höheren  Beamten  der  wissenschaftlichen  Bihliotheken 
nicht  wenige  aus  anderen  Berufen  hervorgegangen  und  es  sind  z.  B. 
die  Spezialisten  der  Xew  York  P.  L.  bei  weitem  nicht  alle  ,.  gelernte  u 
Bibliothekare.  Die  Columbia-Universität  hat  kürzlich  vier  neue  Biblio- 
thekarstellen für  Abteil ungs- Bibliotheken  geschaffen:  der  Oberbiblio- 
thekar  W.  D.  Johnston  betont  in  seinem  Bericht,  „that  these  new  library 
officers  are  not  to  be  primarly  administrators  but  scholars,  and  not 
primarly  specialists  in  library  economy  but  in  other  branches  of  science." 
Die  tiefere  Ursache  dieser  Zwiespältigkeit  dürfte  darin  liegen,  dafs 
bei  dem  ganz  aufserordentlichen  Ueberwiegen  des  volkstümlichen  Biblio- 
thekswesens nicht  genügend  wissenschaftlich  und  zugleich  fachlich 
vorgebildete  Bibliothekare  vorhanden  sind.  Es  ist  im  Grunde  dieselbe 
Erscheinung  wie  bei  uns,  wo  das  Ueberge wicht  der  wissenschaftlichen 
Bibliothek  die  Ausbildung  für  die  Volksbibliothek  verkümmert  hat. 
Nur  die  Bibliotheksschule  in  Albany  (NY)  verlangt  für  den  Eintritt 
eine  abgeschlossene  Collegebildung  und  den  Baccalaureusgrad;  in 
steigendem    Mafse   finden    sich    auch    Teilnehmer    mit  Magistergrad    (6 


von  P.  Schwenke  55 

von  32  im  Jahrgang  1913),  den  Doktorgrad  finde  ich  aber  in  den 
letzten  drei  Jahrgängen  (87  Teilnehmer)  nur  einmal. 

Von  einer  bestimmten  Klasse  wissenschaftlich  vorgebildeter  Biblio- 
thekare kann  man  in  Amerika  schon  deswegen  nicht  sprechen,  weil 
es  abgeschlossene  Beamtenklassen  in  unserm  Sinne  überhaupt  nicht  gibt. 
Die  Stellung  des  Beamten  richtet  sich  nach  der  Verantwortlickeit  des 
Postens,  der  ihm  anvertraut  ist,  und  das  Einrücken  in  eine  Stelle  mit 
höherer  Verantwortlichkeit  ist  lediglich  abhängig  von  der  Tüchtigkeit 
und  der  Befähigung  die  Stelle  auszufüllen,  nicht  von  der  Vorbildung, 
deren  Mängel  der  Beamte  inzwischen  vielleicht  .auszugleichen  verstanden 
hat.  Diese  theoretische  Möglichkeit  des  Aufrückens  gibt  dem  Beamten- 
körper, den  wir  in  obere  und  mittlere  Beamte  teilen,  eine  gewisse 
Einheitlichkeit.  Besonders  auffallend  ist  dem  deutschen  Besucher,  dafs 
erwachsene  Unterbeamte,  „Bibliotheksdiener",  im  innern  Dienst  so  gut 
wie  ganz  fehlen.  Vorhanden  sind  sie  als  Pförtner,  als  Hausangestellte 
zur  Reinigung  usw.,  sonst  aber  werden  die  unteren  Handreichungen, 
wie  bereits  angeführt,  von  „Pages"  geleistet,  unter  denen  man  sich 
nicht  nur  Jungen  mit  Elementarbildung  zu  denken  hat.  Vielfach  sind 
darunter  junge  Leute,  die  in  der  freien  Zeit  noch  höhere  Schulen  be- 
suchen, oder  sich  soviel  verdienen  wollen,  um  es  später  zu  tun.  Nament- 
lich im  „Abenddienst",  der  eine  besondere  Besetzung  erfordert,  findet 
man  derartige  Existenzen,  die  mit  einer  sehr  geringen  Bezahlung  (in 
New  York  5  Dollar  wöchentlich)  sich  durchschlagen, 

Die  weiblichen  Angestellten,  die  in  den  volkstümlichen  Bibliotheken 
80  0/o  der  Beamten  ausmachen,  sind  in  den  wissenschaftlichen  nicht 
so  zahlreich,  oft  halten  sich  männliche  und  weibliche  das  Gleichgewicht. 
Die  höheren  Stellen  sind  fast  ausschliefslich  von  Männern  besetzt,  doch 
zählt  die  New  York  P.  L.  auch  unter  den  Abteilungsvorständen  des 
Reference  Department  einige  Damen.  Unter  weiblicher  Leitung  steht 
die  Hauptbibliothek  der  University  of  New  York,  die  freilich  mehr  nur 
Nichtgraduierten  dient.  Eine  Dame  trafen  wir  auch  in  der  Universitäts- 
bibliothek Philadelphia  als  Vertreterin  des  auf  längere  Zeit  beurlaubten 
Direktors. 

Ueber  die  Gehälter  und  sonstigen  Anstellungsverhältnisse  liegt  eine 
statistische  Zusammenstellung  von  G.  F.  Bowerman  in  den  „Actes"  des 
Brüsseler  Kongresses  von  1910  vor,  auf  die  ich  verweisen  möchte, 
obgleich  sie  nicht  sehr  ins  einzelne  geht.  Wirklich  hohe  Gehälter 
werden  nur  in  den  obersten  Aemtern  gezahlt,  nach  unten  fallen  die 
Beträge  sehr  rasch.  Am  geringsten  sind  noch  diese  Abstände  bei  der 
Kongrefsbibliothek,  denn  ihr  Direktor  ist  unter  den  Leitern  der  grofsen 
Bibliotheken  der  am  schlechtesten  bezahlte:  er  erhält  6500  Dollar, 
(andere  bis  10  000),  sein  Vertreter  (chief  assistant  librarian)  4000,  die 
Abteillingsvorstände  2000  —  3000,  dann  kommen  schon  die  Assistants 
mit  1500  bis  herab  zu  720  und  600,  während  Arbeitsleute  und  Wach- 
männer 720  —  900  Dollar  erhalten.  Aus  der  Uebersicht  im  Jahres- 
bericht ist  allerdings  nicht  ersichtlich,  wieweit  Frauen  beteiligt  sind, 
die  überall  viel  geringer  bezahlt  werden,  als  Männer. 


56  Eindrücke  von  einer  amerikanischen  Bibliotheksreise 

In  den  meisten  amerikanischen  Bibliotheken,  die  wir  besuchten, 
hatten  wir  den  Eindruck,  dafs  sie  sehr  reichlich  mit  Personal 
versehen  sind.  Nur  einige  Universitätsbibliotheken  schienen  eher 
Mangel  zu  leiden.  Das  Reference  Department  der  New  York  P.  L. 
beschäftigte  1911  nicht  weniger  als  384  Personen,  die  Kongrefsbiblio- 
thek  (ungerechnet  die  Haus-  und  sonstige  technische  Verwaltung)  332, 
wovon  86  auf  das  Copyright  Office  kommen.  Dabei  werden  hohe 
Anforderungen  an  den  einzelnen  gestellt.  Der  Dienst  ist  meist  7  stündig, 
die  Stunde  Lunchzeit  nicht  mit  eingerechnet.  Kommen  und  Gehen, 
auch  die  Abwesenheit  zum  Lunch,  wird  notiert.  Ueberhaupt  werden 
Pünktlichkeit,  Fleifs  und  Leistungen  streng  kontrolliert,  und  es  wird 
entlassen,  wer  sich  nicht  genügend  brauchbar  zeigt.  Natürlich  herrscht 
bei  so  grofsem  Personal  auch  aus  anderen  Gründen  ein  starker  Wechsel. 
Sehr  praktisch  ist,  dafs  Meldungen  zur  Beschäftigung  in  den  grofsen 
Bibliotheken  auf  bestimmten  Formularen  eingereicht  werden  müssen, 
mit  deren  Hilfe  die  wesentlichen  Angaben  leicht  zu  übersehen  sind. 
Einige  Bibliotheken  unterwerfen  die  Bewerber  grundsätzlich  einer  Auf- 
nahmeprüfung, andere  erkennen  beigebrachte  Zeugnisse  von  Bibliotheks- 
schnlen  usw.  an. 

Ein  Punkt,  auf  den  bei  uns,  mit  Ausnahme  einiger  Bibliotheken  wie 
z.  B.  Köln,  Charlottenburg,  viel  zu  wenig  Gewicht  gelegt  wird,  ist  die 
Ausbildung  einer  bestimmten  Bibliothekshandschrift.  Der  in  Amerika 
(wie  auch  in  England)  geforderte  Duktus  schliefst  sich  der  Antiqua- 
Druckschrift  nahe  an,  ist  an  Lesbarkeit  der  gewöhnlichen  Schreib- 
schrift bei  weitem  überlegen  und  ma,cht  auch  in  Zusammenstellung  mit 
Druck-  und  Maschinenschrift  einen  ausgezeichneten  Eindruck.  Infolge 
ihrer  geringen  Raumansprüche  ist  es  möglich  den  gröfsten  Teil  der 
Formulare  auf  die  Gröfse  des  Normalzettels  (7  lf2  X  12 1/2  cm)  zu 
beschränken,  was  sie  für  Aufbewahrung  in  einheitlichen  Kästen  ge- 
eignet macht.  Bezüglich  der  Formulare  ist  noch  zu  bemerken,  dafs 
die  meisten,  die  ich  gesehen  habe,  nicht  nur  sehr  gut  gedruckt  sind, 
sondern  sich  auch  durch  die  Beschaffenheit  des  Papiers  vorteilhaft  vor 
den  bei  uns  üblichen  auszeichnen. 

Das  Formularwesen  ist  überhaupt  aufserordentlich  ausgebildet.  Als 
etwas  bei  uns  Ungewöhnliches  aber  ganz  Praktisches  nenne  ich  ein  drei- 
teiliges Formular  für  Urlaubsgesuche,  dessen  verschiedene  Abschnitte 
in  Postkartenformat  zur  Aufbewahrung  bei  den  Personalien  und  zur 
Benachrichtigung  des  Gesuchstellers  und  seines  Abteilungsvorstandes 
bestimmt  sind  (Univ.-Bibl.  Chicago).  Diese  und  ähnliche  Einrichtungen 
erscheinen  uns,  die  wir  noch  an  die  patriarchalische  Form  des  Biblio- 
theksbetriebes mit  geringem  Personal  gewöhnt  sind,  vielleicht  etwas 
bureaukratisch.  Es  ist  aber  in  Wirklichkeit  die  Geschäftsform,  ohne 
welche  die  Ordnung  in  einem  Grofsbetriebe,  möge  er  Geschäftshaus 
oder  Bibliothek  sein,  nicht  aufrecht  erhalten  werden  kann.  Ein  gewisser 
Formalismus  stärkt  auch  das  Pflichtbewufstsein  des  einzelnen  Beamten 
und  wäre  es  auch  nur  dadurch,  dafs  er  sich  fortwährend  kontrolliert 
weifs.     Wer    seine    Statistik    nicht   zur  Stunde    ablieferte,    würde    eine 


von  P.  Schwenke  57 

schlechte  Note  riskieren,  die  bei  nächster  Gelegenheit  zu  seiner  Ent- 
lassung fahren  könnte.  Denn  von  einer  „festen  Anstellung"  weifs 
man  drüben  nichts  und  noch  weniger  von  einem  Disziplinarverfahren, 
wie  es  bei  uns  gegen  einen  unbrauchbaren  Beamten  eingeleitet  werden 
müfste.  Man  ist  auf  „good  behavior  and  efficiency"  angestellt.  Da 
Kündigungsfristen  in  Amerika  nicht  existieren,  kann  das  Verhältnis 
jeden  Augenblick  gelöst  werden. 

Solche  Entscheidungen  liegen  -nun  allerdings  meist  nicht  in  den 
Händen  des  Bibliotheksvorstandes  allein,  sondern  bei  dem  Board  of 
trustees,  dem  die  Verwaltung  der  Bibliothek  anvertraut  ist  und  als 
dessen  technischer  Referent  jener  funktioniert.  Wenn  man  bedenkt, 
dafs  die  Stiftlingskapitalien  der  New  York  P.  L.  über  10  Millionen 
Dollar  betragen  und  allein  das  Reference  Department  einen  Jahresetat 
von  474  000  Dollar,  also  nahezu  2  Millionen  Mark  hat,  so  wird  man 
die  Bedeutung  eines  solchen  Selbstverwaltungskörpers  würdigen.  Ueber 
seine  Aufgaben  und  seine  Arbeitsweise  hat  soeben  R.  R.  Bowker  in 
einem  ausgezeichneten  Aufsatze  anschliefsend  an  die  Verhältnisse  in 
Brooklyn  gehandelt  (L.  Journal  1913.  S.  3  — 7).  Er  betont,  dafs  in 
Brooklyn  die  Trustees  in  die  Exekutive  des  Bibliothekars  in  keiner 
Weise  eingreifen  und  dafs  in  noch  gröfseren  Verhältnissen  ihre  Tätig- 
keit erst  recht  eine  rein  formale  ist,  ähnlich  wie  die  des  Aufsichts- 
rates einer  grofsen  Aktiengesellschaft.  Nur  die  Kongrefsbibliothek 
hat  keinen  solchen  Verwaltungsausschufs,  sie  steht  unmittelbar  unter 
den  Präsidenten  des  Senats  und  des  Repräsentantenhauses.  Dagegen 
besteht  bei  den  Universitäten  wohl  regelmäfsig  eine  Bibliotheks- 
kommission als  Beauftragte  des  Selbstverwaltungskörpers  der  Univer- 
sität. In  Chicago  ist  der  Präsident  der  Universität  selbst  Vorsitzender 
der  Library  Commission  und  als  solcher  hat  R.  Harper  den  oben 
skizzierten  Plan  der  Bibliotheksanlage  ausgearbeitet,  deren  Zentral- 
gebäude jetzt  seinen  Namen  trägt.  In  Harvard  ist  dem  „Council  of  the 
Library"  übertragen  „the  general  control  and  oversight  of  the  Library. 
It  is  the  duty  of  the  Council  to  make  rules  for  the  administration  of 
the  Library,  to  direct  the  purchase  of  books  .  .  .  and  to  visit  and 
inspect  the  Theological,  Law,  Medical  and  other  special  libraries." 
Man  sieht,  mit  den  Bibliothekskommissionen  unserer  Universitäten,  die 
ja  selbst  unter  sich  recht  verschieden  sind,  lassen  sich  die  Verwaltungs- 
ausschüsse nicht  ganz  in  Parallele  setzen. 

Fremde  Einrichtungen  soll  man  möglichst  objektiv  und  nicht  zu 
sehr  durch  die  Brille  der  heimischen  betrachten,  aber  letzten  Endes 
ist  doch  das  Ziel  die  Vergleichung.  Die  Frage,  welche  von  beiden 
die  besseren  oder  die  fortgeschritteneren  sind,  ist  freilich  häufig  eine 
müfsige,  denn  die  Verschiedenheit  der  Verhältnisse,  aus  denen  sie  er- 
wachsen sind,  schliefst  eine  genauere  vergleichende  Weitung  aus.  Waa 
insbesondere  die  wissenschaftlichen  Bibliotheken  betrifft,  so  sind  nicht 
nur  die  deutschen,  sondern  die  europäischen  überhaupt,  mit  dem  Erbe 
der  Vergangenheit   belastet,    das    einen   ihrer    Ruhmestitel    bildet,    dag 


58       Nationalbibliothek,  Konigl.  Bibliothek  und  K.  Hof-  n.  Staatsbibliothek 

ihnen  aber  die  Bewegungsfreiheit  nimmt  oder  einengt,  deren  sich  die 
jüngeren  amerikanischen  Schwesteranstalten  erfreuen.  Gerade  deshalb 
sind  diese  für  uns  lehrreicher  als  die  englischen,  auf  deren  Ueber- 
lieferungen  sie  ursprünglich  aufgebaut  sind.  Sind  es  auch  nicht  „un- 
begrenzte Möglichkeiten",  die  der  Einblick  in  die  grofsen  amerikanischen 
Bibliotheken  eröffnet,  so  sind  es  doch  Möglichkeiten,  an  die  unter 
unseren  Verhältnissen  nicht  ohne  weiteres  gedacht  wird,  die  auch  nicht 
geradewegs  auf  unsere  Bibliotheken  übertragen  werden  können,  aber 
im  höchsten  Grade  geeignet  sind,  zu  einer  nüchternen  kritischen  Be- 
trachtung unserer  Einrichtungen  anzuregen  und  für  ihre  Weiterent- 
wicklung wertvolle  Gesichtspunkte  an  die  Hand  zu  geben.  Die  Lektüre 
der  reichen  amerikanischen  Bibliotheksliteratur  kann  die  persönliche 
Anschauung  der  Dinge  selbst  nicht  ersetzen.  In  die  Freude  über  die 
Erweiterung  des  Gesichtskreises  mischt  sich  mir  ein  leises  Bedauern, 
dafs  sie  mir  so  spät  zuteil  geworden  ist.  Um  so  mehr  wünsche  ich 
den  jüngeren  Fachgenossen  die  Gelegenheit  zu  einer  Amerikareise 
und  dann,  wenn  möglich,  zu  längerem  Aufenthalt  und  eingehenderem 
Studium. 

P.  Schwenke. 


Deutsche  Nationalbibliothek,  Königliche  Bibliothek  und 
Königliche  Hof-  und  Staatsbibliothek  München. 

Zu  der  von  Adolf  Harnack  herausgegebenen  Broschüre :  „  Die  Be- 
nutzung der  Königlichen  Bibliothek  und  die  deutsche  Nationalbiblio- 
thek" hat  das  „Zentralblatt"  (1912.  S.  536)  zwar  bereits  das  Wort 
ergriffen,  es  dürfte  aber  dem  Leiter  der  darin  öfters  erwähnten  Hof- 
und  Staatsbibliothek  München  gestattet  sein  von  seinem  besonderen 
Standpunkte  aus  einiges  hinzuzufügen.  Dies  kann  im  gegenwärtigen 
Augenblicke  um  so  eher  geschehen,  als  der  Hauptzweck  der  Schrift 
(Börsenblatt  1912.  S.  16137),  eine  Ausgestaltung  der  KB  zu  erreichen, 
dank  den  guten  Finanzen  des  preufsischen  Staates  bereits  erreicht  ist, 
einer  Besprechung  daher  keinesfalls  der  Vorwurf  der  Schädigung  dieses 
Strebens  gemacht  werden  kann.  Es  mag  befremdlich  erscheinen,  dafs 
bei  einer  Anstalt  von  der  Bedeutung  der  KB  gerade  eine  der  Oeffent- 
lichkeit  übergebene  Druckschrift  das  Ausschlaggebende  für  die  Ge- 
winnung neuer  unbedingt  nötiger  Mittel  sein  kann,  aber  dies  soll  hier 
nicht  weiter  erörtert  werden. 

Was  dagegen  einer  kurzen  Besprechung  bedarf,  ist  der  Anspruch 
der  KB,  die  Rolle  einer  „Nationalbibliothek"  in  Deutschland  zu  über- 
nehmen und,  was  damit  im  Zusammenhange  steht,  die  Einschätzung 
des  Wertes  der  übrigen  gröfseren  deutschen  Bibliotheken,  insbesondere 
der  HStB.  Die  Broschüre  bewilligt  allerdings  gerade  unserem  Institute 
eine  gewisse  Anerkennung,  aber  sie  wird  ihm  doch  nicht  voll  gerecht. 
Es  mag  sein,  dafs  die  Absicht,  die  Bedeutung  der  HStB  zu  gering 
anzuschlagen,  völlig  ferne  liegt;  aber  wie  aus  dem  Wortlaute  der  Schrift 
manche  entnehmen  zu  dürfen  glaubten,  dafs  ihr  Verfasser  der  Leipziger 


von  H.  Schnorr  v.  Carolsfeld  59 

Neugründung  nicht  wohlwollend  gegenüberstehe  (Börsenblatt  1912, 
S.  16136),  so  ist  aus  ihr  auch  jene  Anschauung  über  unsere  Anstalt 
vermutet  worden  und  die  nachfolgenden  Ausführungen  richten  sich 
daher  vor  allem  an  jene,  die  über  Münchens  Bedeutung  nicht  voll 
unterrichtet  sind. 

Ich  möchte  zunächst  die  (S.  27)  angeführten  acht  Punkte  erörtern, 
in  denen  die  KB  keinen  Rivalen  besitzen  soll,  und  diesen  dann  einige 
gegenüberstellen,  die,  ich  glaube  sagen  zu  dürfen,  die  HStB  mit 
Stolz  aufzählen  darf.  Dabei  unterlasse  ich  mit  Absicht  den  Berliner 
Betriebs-  und  Bestandszahlen  die  unseren  dnrchgehends  zur  Seite  zu 
stellen;  bei  wissenschaftlichen  Bibliotheken  ist  mit  solchen  Zahlen  doch 
noch  nicht  alles  gesagt,  wie  ja  auch  einigermafsen  in  Erstaunen  ver- 
setzt, dafs  die  Broschüre  keine  Auskunft  darüber  gibt,  welchen  wissen- 
schaftlichen Schaden  die  in  Berlin  nicht  vorhandenen  35  926  Werkt' 
darstellen. 

Für  das  Auskunftsbureau  und  seine  Leistungen  sind  wir  alle  der 
KB  zu  warmen  Dank  verpflichtet;  es  darf  aber  auch  nicht  verkannt 
werden,  dafs  viele  Bibliotheken  für  dasselbe  eine  grofse  Menge  von 
Arbeit  leisten,  sein  Zweck  eben  doch  nur  durch  die  reichen  Bestände 
jener  erreicht  wird:  wenn  unsere  HStB  im  Jahre  1911  von  den 
angefragten,  in  Preufsen  demnach  wohl  durchgängig  fehlenden  3973 
Werken  558  =  14°/0  in  ihren  Beständen  nachweisen  konnte,  so  will 
dies  Aufserordentliches  bedeuten. 

Die  Berliner  Musiksammlung  ist  für  die  neuere  Literatur  gewifs 
kaum  zu  übertreffen;  wenn  sie  aber  als  ohne  Rivalen  in  Deutschland 
gelten  soll,  sonach  auch  für  sie  die  S.  36  Anm.  1  Satz  2  geltend  ge- 
machte, den  Standpunkt  der  Schrift  allerdings  sehr  erleichternde,  An- 
schauung entfällt,  so  darf  auch  auf  unsere  besonders  in  dem  alten 
Bestände  sehr  reiche  Musikabteilung  verwiesen  werden. 

Zu  Punkt  3  kann  die  HStB  mit  einer  gewissen  Genugtuung 
beifügen,  dafs  auch  sie  für  eine  ganze  Anzahl  von  Bibliotheken  aufser- 
halb  Bayerns  eine  unentbehrliche  Hilfe  ist.  Wenn  die  KB  (bei  dem 
grofsen  dabei  zu  versorgenden  Gebiete  Preufsens  mit  so  zahlreichen 
Universitätsbibliotheken,  die  sie  zu  unterstützen  hat)  im  ganzen  jähr- 
lich 50  000  Bände  versendet,  so  mufs  unsere  ein  Drittel  hiervon 
betragende  Summe  als  keinenfalls  zu  niedrig  erklärt  werden.  Der 
Berliner  Sendung  von  559  Händen  nach  ganz  Bayern  können  wir  217 
nach  Berlin  allein  gegenüberstellen  und  unsere  Sendung  nach  Oester- 
reich  mit  542  Bänden  beträgt  die  Hälfte  der  Berliner  mit  1112,  deren 
Höhe  durch  die  Tätigkeit  des  Auskunftsbureaus  erklärlich  ist ;  die  Zahl 
der  preufsischen  Bibliotheken,  an  die  wir  im  abgelaufenen  Jahre  sandten, 
beträgt  131.  Ich  möchte  aber  hier  nochmals  betonen,  dafs  mit  diesen 
Zahlen  nicht  alles  bewiesen  ist,  der  wissenschaftliche  Wert  der  ver- 
sandten Werke  ist  in  ihnen  nicht  ausgedrückt. 

Wenn  in  Punkt  4  die  umfassende  Aufgabe  der  KB  hervorgehoben 
wird,  so  ist  die  unseres  Instituts  gewil's  keine  kleinere,  in  mehrfacher 
Hinsicht,  so  durch  die  Aufnahme  der   Papyri,  dann  die  Sammlung  der 


60       Nationalbibliotbek,  Königl.  Bibliothek  und  K.  Hof-  u.  Staatsbibliothek 

Lithographie-Inkunabeln  n.  ä.,  entschieden  eine  umfassendere.  Für  die 
Titeldrncke  ist  man  aufserhalb  Berlins  der  KB  äufserst  dankbar;  dafs 
ihrer  praktischen  Verwendung  manches  entgegensteht,  wird  auch  dort 
bekannt  sein.  Die  Gröfse  des  eben  aufgeführten  Neubaues  ist  mehr 
eine  Aeufserlichkeit;  übrigens  steht  auch  die  HStB  vor  einer 
bedeutenden  Erweiterung.  Wenn  die  Broschüre  unter  Nr  7  bemerkt, 
dafs  das  Beamtenpersonal  der  KB  so  grofs  sei,  um  ohne  bedeutende 
Vermehrung  die  Arbeiten  einer  Nationalbibliothek  in  jeder  Richtung 
zu  übernehmen,  so  läfst  sich  diese  Angabe  für  den  Aufsenstehenden 
schwer  mit  den  beredten  Worten  des  Jahresberichtes  1911  12  S.  19 
vereinen.  Endlich  Punkt  8:  gewifs  hat  die  KB  durch  ihre  gröfseren 
Anschauungsmittel  die  Möglichkeit  weit  mehr  ausländische  Literatur 
zu  kaufen  als  wir;  aber  auch  unsere  erlauben  diese  in  ansehnlichem 
Umfange  zu  pflegen  und  vor  allem  wird  der  gemeinsame  Zeitschriften- 
katalog zeigen,  wie  reich  unser  Bestand  an  ausländischen  Zeitschriften  ist. 
Wenn  ich  nun  auf  das  zu  sprechen  komme,  was  die  HStB  zu  ihren 
Gunsten  anführen  darf,  so  möchte  ich  nicht  versäumen  ausdrücklich 
darauf  hinzuweisen,  dafs  der  Verfasser  der  Broschüre  bereits  einzelne 
dieser  Punkte  selbst  angeführt  hat,  ferner  bin  ich  überzeugt,  dafs  auch 
die  übrigen  ihm  bei  seinem  weitreichenden  Blicke  über  unsere  Wissens- 
gebiete wohl  bekannt  sind.  Es  wird  aber  nicht  überflüssig  sein,  zur 
Klarstellung  der  Frage  sie  nochmals  aufzuführen. 

1.  Die  HStB  hat  einen  unvergleichlichen  Bestand  an  Handschriften, 
den   nach   Möglichkeit    auszubauen    sie   bestrebt   ist  (Broschüre  S.  25). 

2.  Die  HStB  hat  durch  ihren  auf  Schmellers  Arbeit  von  Halm  und 
seinen  Mitarbeitern  aufgebauten  Handschriftenkatalog  sowie  den  älteren 
der  griechischen  Manuskripte  der  Wissenschaft  bereits  Jahrzehnte  hin- 
durch Dienste  geleistet,  für  deren  Gröfse  jeder  zahlenmäfsige  Ausdruck 
unmöglich  ist. 

3.  Die  Beamten  der  HStB  haben  trotz  ihrer  nicht  grofsen  Anzahl 
für  die  wissenschaftliche  Ausbeutung  von  Handschriften  wie  Drucken 
so  viel  geleistet  wie  die  weniger  anderer  Bibliotheken  (vgl.  Schwenke, 
ZW.  1912.  S.  466). 

4.  Die  HStB  besitzt  (Broschüre  S.  22)  so  zahlreiche  Drucke  des 
15.  Jahrhunderts,  dafs  mit  ihr  nur  der  Bestand  der  Pariser  National- 
bibliothek vergleichbar  sein  dürfte.  Ob  der  der  KB  nur  „noch  nicht" 
oder  auch  später  nicht  „rivalisieren"  kann,  wird  die  Zukunft  lehren. 
Jedenfalls  sind  wir  mit  Glück  bestrebt  die  Zahl  unserer  Inkunabeln 
ständig  zu  vermehren. 

5.  Wie  weit  die  Bestände  der  beiden  Bibliotheken  an  Drucken 
des  16.  Jahrhunderts  verglichen  werden  können,  steht  nicht  fest;  die 
HStB  besitzt  hiervon  eine  zweifellos  höchst  ansehnliche  Sammlung. 

6.  Die  HStB  hat  einen  reichen  Bestand  an  sog.  Dubletten;  sie 
wurden  ausgeschieden  zu  einer  Zeit  als  die  bibliographischen  Begriffe 
noch  wesentlich  andere  waren.  Die  Vergleichung  unserer  Dubletten 
von    Wiegendrucken    hat    erwiesen,    dafs    aus    ihnen    dem    eigentlichen 


von  H.  Sehnorr  v.  Carolsfeld  61 

Bestände    noch    reicher  Zuwachs    wird,    nicht    anders    liegen    die  Ver- 
hältnisse   sicher   für    die   spätere  Zeit,    besonders  das  16.  Jahrhundert. 

7.  Einzelne  kleinere  Sammlungen  wie  die  der  Karten,  Musikalien, 
hebräischen  Drucke,  Einblattdrucke,  Inkunabeln  der  Lithographie 
wurden  teilweise  bereits  aufgeführt,  sie  erregen  die  Bewunderung  jedes 
Spezialforschers,  der  mit  ihnen  arbeitet.  Auch  darf  darauf  hingewiesen 
werden,  dafs  die  neuerdings  erhobene  Forderung  der  Anlage  einer 
Zeitungssammlung   von   der  HStB  bereits  seit  vielen  Jahren  erfüllt  ist. 

Hinzugefügt  darf  endlich  noch  werden,  dafs  die  HStB  nicht  nur 
hervorragende  alte  Bestände  besitzt,  sondern  seit  ihrer  Gründung  unter 
dauernder  Gunst  des  Fürstenhauses  zur  Nachschaffung  der  gleichzeitigen 
Literatur  beständig  erhöhte  und  wohl  auch  in  Zukunft  noch  wachsende 
Mittel  zur  Verfügung  hat  und  auch  aus  anderen  Quellen  reichen  Zu- 
wachs erhält,  unter  dem  vor  allem  der  ihr  zufallende  gesamte  Tausch- 
verkehr der  Kgl.  Akademie  der  Wissenschaften  genannt  sei;  daher  ist 
auch  der  neuere  Bestand  ein  recht  ansehnlicher. 

Vergleicht  man  die  zu  Gunsten  der  KB  und  die  für  unser  Institut 
sprechenden  Momente,  so  wird  man  zweifellos  wenigstens  zu  einer 
Gleichstellung  beider  Anstalten  gelangen.  Das  Bücherbedürfnis  der 
gelehrten  Arbeit  ist  im  deutschen  Reiche  zum  Glück  ein  so  bedeutendes, 
dafs  es  nie  durch  eine  Sammlung  wird  befriedigt  werden  können.  Wie 
sehr  auch  die  KB  auf  fremde  Hilfe  angewiesen  ist,  geht  aus  der 
Broschüre  (S.  27—28)  wie  aus  Schwenkes  Worten  (Zbl.  1912.  S.  540) 
hervor;  diese  Unterstützung,  die  ohne  Gegengabe  erwartet  wird,  wird 
der  KB  wohl  vielfach  nach  Möglichkeit  gewährt  werden. 

Ich  möchte  noch  auf  einen  Umstand  hinweisen,  von  dem  ich  aber 
von  vornherein  bemerke,  dafs  er  für  Bayern  nicht  zum  Zuge  kommt, 
in  anderen  Staaten  aber  vielleicht  nicht  ohne  Bedeutung  ist.  Ein  zu 
grofses  Betonen  der  hervorragenden  Stellung  und  Leistungsfähigkeit 
der  KB  kann  für  andere  Bibliotheken  gefahrbringend  sein,  für  sie 
könnte  in  Hinblick  auf  die  Aushilfe  der  KB  eine  Erhöhung  der  Mittel 
unnötig  erscheinen  und  vielleicht  vermag  diese  zum  Schaden  der 
Wissenschaft  die  ihr  erwachsende  Aufgabe  endlich  doch  nicht  mehr 
zu  leisten. 

Die  Verhältnisse  drängen  in  Deutschland  zu  einer  Verteilung  der 
bibliothekarischen  Arbeit,  nicht  auf  eine  überragende  Sonderstellung  Bei  lins 
mit  dem  alten  Bestände  der  übrigen  Bibliotheken  als  dem  gemeinsamen 
Nationalgut.  Die  HStB  hat  durch  ihre  Mitarbeit  am  Auskunftsbureau, 
am  Gesamtkatalog  der  Wiegendrucke  und  dem  der  Zeitschriften  gezeigt, 
dafs  sie  gerne  zu  einem  gemeinsamen  Zusammenarbeiten  bereit  ist,  sie  wird 
auch  in  Zukunft  freudig  dazu  bereit  sein  und  nur  aus  ganz  besonderen, 
wohlerwogenen  Beweggründen  von  einer  Mitarbeit  ferne  bleiben  oder 
das  angestrebte  Ziel  auf  anderem  Wege  als  dem  der  KB  zu  erreichen 
suchen.  Auch  an  dem  Ankaufe  von  alten  deutschen  Büchern  und 
Handschriften  glaubt  sie  sich  beteiligen  zu  müssen.  Die  Anschauung 
der  Broschüre  (S.  37),  dafs  der  Kauf  durch  die  Kgl.  Bibliothek  die 
Regel  bilden  solle  und  dafs  im  anderen  Falle  lediglich  ein  „Ueberlassen"' 


62  Die  John  Rylauds  Library  zn  Manchester 

von  Seite  der  KB  stattfinde,   kann  die  HStB  sich  gegenüber  nicht  als 
richtig  anerkennen. 

Sollte  eines  Tages  die  Frage  der  „  deutschen  Nationalbibliothek " 
ernstlich  zur  Erwägung  stehen,  so  würde  zunächst  wohl  gegenüber  der 
reinen  Aeufserlichkeit  des  Titels  der  volle  Inhalt  dieses  Begriffes 
festgestellt  werden  müssen.  Unter  allen  Umständen  darf  die  Kgl.  Hof- 
und  Staatsbibliothek  in  München  aber  erwarten,  dafs  ihr  hierbei  eine 
Stellung  zugebilligt  wird,  die  zum  mindesten  nicht  hinter  der  irgend 
einer  anderen  deutschen  Schwesteranstalt  zurückbleibt. 

München.  H.  Schnorr  v.  Carolsfeld. 


Die  John  Rylands  Library  zu  Manchester. 

Unweit  des  schönen  Perth,  der  Stadt  der  fair  maid,  im  Park  von 
Dnpplin  Castle,  wohin  die  Gastfreundschaft  des  Sir  John  A.  Dewar, 
Baronet,  die  Mitglieder  und  Gäste  der  English  Library  Association 
geladen  hatte,  lernte  ich  an  einem  Septembertage  1911  Mr.  Guppy, 
den  leitenden  Bibliothekar  der  John  Rylands  Library  zu  Manchester 
näher  kennen.  Trotzdem  gerade  damals  die  Spannung  zwischen 
Deutschland  und  England  äufserst  stark  geworden  war,  kam  man  mir, 
dem  einzigen  Deutschen  der  grofsen  Versammlung,  mit  Freundlichkeit 
und  Offenheit  entgegen,  deren  ich  für  meine  Aufgabe,  die  deutschen 
Handschriften  des  Mittelalters  vornehmlich  in  Schottland  auszumitteln 
und  zu  beschreiben,  besonders  bedurfte.  Veranlafst  durch  einen  Werbe- 
vortrag, den  ich  kurz  zuvor  in  Perth  gehalten  hatte,  machte  mich 
Mr.  Guppy  darauf  aufmerksam,  dafs  die  ihm  anvertraute  John  Rylands 
Library  auch  reiche  Schätze  deutscher  mittelalterlicher  Verfasser  berge 
und  lud  mich  zu  ihrem  Studium  nach  Manchester  ein.  Als  ich  den 
Tweed  und  das  Schottenland  im  Rücken  hatte,  folgte  ich  gern  dieser 
Einladung,  und  ich  danke  dem  Aufenthalt  in  Manchester  die  Kenntnis 
mancher  wertvollen  Handschrift.  Die  deutschen  Codices  freilich  hatte 
zum  gröfsten  Teil  bereits  Professor  Robert  Priebsch,  bevor  sie  ihren 
jetzigen  Standort  erhielten,  in  seinem  Katalog:  „  Die  deutschen  Hand- 
schriften in  England"  mit  gewohnter  Sorgfalt  beschrieben;  hingegen 
waren  die  lateinischen  Handschriften  deutscher  Herkunft,  da  sie  seinem 
Plane  ferner  lagen,  von  ihm  nur  gestreift  worden.  Diese  z.  T.  sehr 
alten  und  äufserst  kostbaren  Handschriften  —  ich  erinnere  nur  an  das 
Prümer  Evangeliar,  ein  Seitenstück  zu  dem  Berliner  Exemplar1)  — 
verzeichnete  ich  nach  den  Grundsätzen  der  deutschen  Kommission; 
ihre  Beschreibungen  sind  dem  Handschriftenarchiv  einverleibt  und 
stehen  somit  jedem  Gelehrten  zur  Verfügung. 


1)  Vergl.  die  Mitteilung  über  das  Priiuier  EvaDgeliar  Kaiser  Lothars  bei 
Adolf  Ilarnack,  Aus  Wissenschaft  und  Leben  Bd  I.   S.  1 43. 


von  Fritz  Behrend  63 

Eine  kurze  Uebersicht  über  die  Geschichte  dieser  in  ihrer  Art  ein- 
zigen Bibliothek  wird  nicht  unerwünscht  sein.1)  Sie  ist  ein  Werk  der 
Pietät;  die  besten  Eigentümlichkeiten  englischen  Wesens:  Klarheit, 
Zähigkeit  und  lautloses  Handeln  haben  an  ihr  Teil.  Als  Mr.  John  Rylands, 
ein  Grofsindustrieller  von  seltenem  Weitblick,  1888  zu  Manchester 
starb,  entschlofs  sich  seine  Witwe  Enriqueta  Augustina  Rylands,2) 
ebenfalls  eine  Frau  von  seltenen  Geistes-  und  Herzensgaben,  das  An- 
denken ihres  Mannes  durch  eine  grofsangelegte,  den  edelsten  Zwecken 
der  Menschheit  dienende  Bibliothek  dem  Gedächtnis  der  Mit-  und 
Nachwelt  einzuprägen. 

Rund  zehn  Jahre  waren  seit  der  Grundsteinlegung  vergangen,  als 
sich  am  6.  Oktober  1899  die  Pforten  der  Bibliothek  der  Allgemeinheit 
erschlossen.  Bei  der  Eröffnung  bewies  die  Beteiligung  der  hervor- 
ragendsten Vertreter  Englands,  dafs  es  sich  hier  nicht  um  die  Angelegen- 
heit einer,  wenn  auch  mächtigen  Stadt,  sondern  um  einen  Kulturtriumph 
Englands  handele.  „It  Stands  here  fitly  in  a  city,  where  wealth  is 
made,  to  help  to  promote  the  culture,  to  enlarge  the  liberty,  to  con- 
firm  the  faith,  to  illumine  the  way  of  its  Citizens,  small  and  great". 
Stolze  Worte  fürwahr  des  Festredners  Rev.  Dr.  Fairbairn,  die  manchem 
auch  bei  uns  das  Gewissen  öffnen  mögen  und  sprechen:  Gehe  hin 
und  tue  desleicheu! 

Die  stolzeste  Erwerbung  der  Rylands  Library  erfolgte  noch  während 
des  Baues  im  Jahre  1892,  als  die  berühmte  Althorp  Library  des  Earl 
of  Spencer  angekauft  wurde.  Sie  betrug  mehr  als  40  000  Bücher  und 
enthielt  Kostbarkeiten  eisten  Ranges.  Nur  ungeteilt  durfte  sie  nach 
dem  Willen  des  Earl  erworben  werden,  eine  Bedingung,  die  das 
Britische  Museum  um  diesen  einzigartigen  Schatz  brachte. 

Hatte  bereits  der  erste  Earl  Spencer  sich  durch  Ankauf  der  wert- 
vollen Bibliothek  des  Dr.  George,  Master  of  Eton,  als  Bücherfreund 
erwiesen,  so  war  der  zweite  Earl  Spencer,  George  John  (geb.  1758, 
1783  earl)  ein  Büchersammler  gröfsten  Stils.  Was  schon  im  Kleinen 
jeder  Sammler  erfährt,  dafs  ein  Buch  das  andere  mit  einer  gewissen 
Notwendigkeit  nach  sich  zieht,  das  empfand  der  Earl  mit  magischer 
Kraft.  Sein  Streben  zog  verwandte  Geister  an.  So  vermochte  er  einen 
Vertrag  mit  dem  ungarischen  Grafen  von  Rewiczky  zu  schliefsen,  der 
ihn  1790  in  Besitz  dieser  wertvollen  Sammlung  setzte.  Rewiczky 
selbst,  der  nach  grofsen  Reisen  hohe  politische  Missionen  für  seinen 
kaiserlichen  Herrn  zu  Wien  ausführte,  ist  der  gelehrten  Welt  durch 
seine  „Bibliotheca  Graeca  et  Latina",  die  er  unter  dem  Verfassernamen 
Periergus  Deltophilos  1784  in  Berlin  drucken  liefs,  bekannt  geworden. 
Seine  Leidenschaft  waren  die  frühsten  Drucke  griechischer  und  latei- 
nischer Klassiker,  und  als  echter  Sammler  hatte  er  auch  seine  Marotten; 


1)  Zu  Grunde  liegt  den  folgenden  Angaben  „A  brief  historieal  deseription 
of  the  library  and  its  contents"  von  Mr.  Guppy,  der  den  IUI 2  ausgegebenen 
Katalog  einleitet. 

2)  Vergl.  „In  memoriam  Mrs.  Enriqueta  Augustina  Rylands",  Bulletin  of 
the  Rylands  Library,  Vol.  I,  Oct.  1908.    Nr  6. 


64  Die  John  Rylands  Library  zu  Manchester 

er  konnte  keine  Bücher  mit  Eintragungen  leiden;  es  wird  erzählt,  dafs 
ihm  sogar  ein  „liber  notatus  manu  Scaligeri1'  wegen  der  vernichteten 
Reinheit  der  Blätter  das  Blut  zum  Sieden  brachte. 

Im  Jahre  1813  vermochte  Lord  Spencer  die  gesamte  Bibliothek 
des  Mr.  Stanesby  Alchorne,  reich  an  frühenglischen  Drucken  von 
William  Caxton  und  Wynkyn  de  Worde,  zu  erwerben.  Die  Dubletten 
wanderten  zu  Evans  auf  die  Auktion,  wie  denn  der  Earl  mit  den  grofsen 
Antiquaren  als  echter  Diplomat  freundnachbarlich  zu  verkehren  wufste. 
Doch  wo  immer  eine  bibliophile  Seltenheit  in  Europa  auftauchte,  seine 
Agenten  unterrichteten  den  Eaii  nicht  nur  über  den  Besitzer  aufs 
pünktlichste,  sondern  sie  wufsten  auch  die  geeignetsten  Wege  zur  Er- 
werbung anzugeben.  Kurios  wird  bibliotheksgeschichtlich  der  Handel 
um  zwei  höchst  seltene  Yergilausgaben  bleiben,  von  denen  die  eine 
der  zweite  Druck,  1471,  von  Sweynheym  und  Pannartz  iti  Rom  war,  die 
andere  wahrscheinlich  vom  gleichen  Jahr  vom  Drucker  „  Adam "  von 
Ammergau  herrührte.  Die  Sache  hatte  ihre  Schwierigkeit,  da  der 
Besitzer  kein  anderer  als  der  König  von  Württemberg  war.  Das 
schreckte  den  Earl  nicht  im  geringsten,  und  dem  Geschick  seines 
Unterhändlers  Dr.  Dibdin  glückte  es,  durch  Tausch  in  den  Besitz  des 
Ersehnten  zu  gelangen.  Der  Lord  aber  mochte  voll  Zufriedenheit 
sprechen  von  „a  great  piece  of  black  letter  fortune".  Erwähnung  ver- 
dient noch  die  grofse  bibliographische  Reise  durch  den  Kontinent,  die 
Lord  Spencer  1819  unternahm:  sie  setzte  ihn.  um  nur  das  Wichtigste 
zu  nennen,  in  den  Besitz  der  gesamten  Bibliothek  des  Herzogs  von 
Cassano-Serra;  ferner  boten  die  Sammlungen  der  Grafen  von  Melzi 
und  d"Elci  bedeutenden  Zuwachs. 

All  diese  vielbewunderten  Schätze  gingen  nun  an  die  John  Rylands 
Library  über.  Doch  unermüdlich  blieb  die  Fürsorge  der  Stifterin  für 
ihr  Sorgenkind;  Schwierigkeiten  schienen  ihre  Kräfte  nur  zu  steigern. 
So  gelang  es  ihr  und  ihren  Ratgebern,  denen  sie  verständnisvoll  ihr 
Ohr  lieh,  den  wichtigsten  Teil  der  berühmten  Lindesiana  des  Earl  of 
Crawford  im  August  1901  zu  erwerben.  In  aller  Stille  waren  die 
Unterhandlungen  gepflogen  worden;  bevor  noch  gefährliche  Nebenbuhler 
sich  melden  konnten,  war  der  Besitzwechsel  fait  accompli.  Nicht 
weniger  als  6000  Handschriften  betrug  der  Zuwachs,  deren  Einbände 
schon  das  Herz  eines  Bibliophilen  höher  schlagen  lassen. 

Hinweisen  möchte  ich  auf  die  weniger  bekannte  Tatsache,  dafs 
nicht  die  Gesamtheit  der  Handschriften  der  Lindesiana  nach  Manchester 
kam:  ein  höchst  ansehnlicher  Bestandteil  —  mehrere  Hunderte  von 
Handschriften  —  ging  an  die  Royal  Observatory  Library  von  Blackford 
Hill  bei  Edinburgh  über.  Augenscheinlich  war  es  das  Bestreben,  die 
astronomischen  und  mathematischen  Handschriften  der  Sternwarte  zu 
sichern:  wie  ich  mich  aber  bei  gründlicher  Durchsicht  dieser  Bestände  dank 
meinem  Freunde  Dr.  Halm  und  dann  1911  dank  Prof.  Simpson  überzeugte, 
sind  auch  manche  rein  literarische  Handschriften  durchgeschlüpft.  Durch 
das  aufgedrückte  Wappen  des  Earl  of  Crawford  kann  über  die  Herkunft 
einer  Handschrift  aus  der  Lindesiana  kein  Zweifel  sein. 


von  Fritz  Behrend  65 

Doch  hier  wurden  nur  die  Ruhmestage  dieser  Bibliothek  hervor- 
gehoben; ruhmvoller  vielleicht  noch  war  die  stille  Sammelarbeit,  die 
von  Tag  zu  Tag,  von  Jahr  zu  Jahr  geleistet  wurde.  Die  Bibliothek 
umfafst  jetzt  über  200  000  Bücher  und  7000  Handschriften.  Die 
Stifterin  sorgte  in  ihrem  Testamente  auf  grofsartige  Weise  für  ihr  Werk. 
Es  stehen  dem  Verwaltungsrat  nach  ihrem  1908  erfolgten  Tode  ins- 
gesamt jährlich  13  000  £  (260  000  M.)  zur  Verfügung. 

Wer  zum  ersten  Mal  die  Rylands-Bibliothek  in  Deansgate  inmitten 
grofser  Warenhäuser  betritt,  glaubt  in  einer  Kirche  zu  sein.  Die  Formen 
später  Gothik,  wie  sie  nur  die  edelsten  Kirchen  aufweisen,  umgeben 
uns,  geschaffen  aus  malerischem,  kostbarem  Gestein;  im  Hauptraum, 
der  einem  Kirchenschiff  gleicht,  stimmt  sich  das  Sprechen  unwillkürlich 
zum  Flüstern  herab;  es  herrscht  eine  weihevolle  Stimmung.  Selbst 
manchem  Manchester- Mann,  dem  sonst  Hausse  und  Baisse  die  grofsen 
Pole  des  Lebens  bedeuten,  mag  da  der  Gedanke  an  Güter  überkommen, 
die  die  Zeiten  durchdauern  und  die  der  Menschheit  Adel  schufen.  Im 
Sinne  der  Stifterin  mag  da  sich  der  Geist  beugen  vor  dem  Allerhöchsten. 

Willig  lauschen  wir  der  Rede  unseres  freundlichen  Führers  Mr. 
Guppy. 

Als  Vorbild  des  Baues  diente  die  übliche  College  library,  nur 
mufste  diese  den  besonderen  Zwecken  angepafst  werden.  Es  galt  eine 
ungewöhnlich  grofse  Zahl  von  Büchern  unterzubringen;  es  waren  nach 
dem  Willen  der  Stifterin  einige  grofse  Räume  für  Vorlesungen  und  für 
Beratungen  zu  schaffen.  Räume  für  die  Bibliotheksbeamten  in  engster 
Verbiudung  mit  der  Hauptbibliothek,  Packräume,  das  Haus  für  den 
Hüter,  Räume  für  die  Mechaniker  und  ihre  elektrischen  Anlagen  waren 
auf  einem  räumlich  nicht  sehr  ausgedehnten,  von  nahen  Strafsenzügen 
eingeengten  Gelände  anzulegen. 

Dem  Architekten  wurde  die  Aufgabe  gestellt,  die  Vorhall«  bedeutend 
und  eindrucksvoll,  die  Haupttreppe  breit  und  vornehm  zu  gestalten. 
Ferner  galt  es,  die  Feuersicherheit  nach  Möglichkeit  zu  gewährleisten. 
So  schaltete  man  alles  irgend  entbehrliche  Holz  aus;  man  verzichtete 
auf  ein  Holzdach,  deckte  die  Gewölbe  bis  zu  gleichmäfsiger  Höhe  mit 
Beton  ein  und    versah  das  Ganze  mit  einer  Asphaltschicht. 

Die  Lage  des  Bauplatzes  bestimmte  entscheidend  den  Grnndrifs. 
Der  Haupteingang  sollte  nach  Deansgate,  einer  Hauptgeschäfts-  und 
ziemlich  breiten  Strafse  gehen.  Von  dort  mufste  das  beste  Licht  auf- 
gefangen werden,  da  die  beiden  Seitenstrafsen  Wood  Street  und 
Spinningfield  äufserst  eng  sind.  Diesen  Verhältnissen  entsprach  es, 
dafs  man  den  Hauptturm  nicht  an  die  Strafsenfront,  sondern  etwas 
zurückverlegte,  dafs  man  die  Seitenmauern  verhältnismäfsig  niedrig 
hielt,  um  in  den  Hauptsaal,  der  sich  höher  hob,  mehr  Licht  fluten  zu 
lassen. 

Man  darf  sagen,  dafs  der  Baumeister  Basil  Champneys  dieser 
Schwierigkeiten  Herr  geworden  ist,  ohne  dafs  der  künstlerische  Eindruck 
irgend  gestört  wäre. 

XXX.     2.  5 


66  Die  John  Rylands  Library  zu  Manchester 

Die  steingewölbte  Vorballe  macht  einen  imponierenden  Eindruck: 
ihr  Boden  liegt  bedeutend  niedriger  als  die  Zimmer  des  Erdgeschosses, 
zu  denen  eine  kleine  Treppe  führt.  Einen  besonderen  Kunstwert 
haben  die  niedrigen  Kreuzgänge  zu  ebener  Erde.  Von  der  Vorhalle 
führen  Treppen  zu  den  splendid  angelegten  Waschiäumlichkeiten  hinab. 
Der  Hanptraum  der  Bibliothek  liegt  im  ersten  Stockwerk,  wohin  eine 
vornehme,  breite  Treppe  führt  Sie  mündet  in  einer  Vorhalle,  die  vor 
dem  Hauptraum  selbst  liegt.  Diese  Vorhalle  nimmt  einen  der  grösseren 
Türme  ein,  ihre  Decken  Wölbung  ist  etliche  16  m  über  dem  ersten 
Stockwerk. 

Das  Erdgeschofs  enthält  einen  grofsen  Vortragssaal,  einen  kleineren 
Vortragsraum  und  das  Komiteezimmer.  Diese  Räume  sind  mit  Eichen- 
holz bekleidet.  Im  hinteren  Teil  des  Gebäudes  sind  Repositorienräume 
für  90  000  Bände  und  einige  besonders  stille  Studierzimmer  eingerichtet. 

Im  ersten  Stockwerk  liegen  die  Räumlichkeiten  für  den  Bibliothekar 
und  seine  Helfer;  eine  Tür  führt  von  dem  Bibliothekarszimmer  direkt 
zur  Hauptbibliothek.  Diese  ist  untergebracht  in  einem  Längsschiff 
von  6  m  Breite  und  38  m  Länge,  das  durch  Pfeiler  in  acht  Abschnitte 
geteilt  ist  und  in  eine  Apsis  endigt.  Nicht  weniger  als  15  Alkoven,  aus- 
gefüllt mit  Büchern,  stehen  in  diesem  Räume  zur  Verfügung.  Der  Alkoven 
dem  Haupteingang  gegenüber  führt  zu  einer  Garderobe  und  einem 
einzelnen  Zimmer  von  beträchtlicher  Gröfse  „dem  Bibelzimmer".  Herum 
gruppieren  sich  das  ..  Kartenzimmer ",  das  „Zeitschriftenzimmer",  das 
„ Aldinenzimmer "  usw.  Die  Galerieetage,  die  um  das  Hauptschiff 
herumläuft,  ist  nach  dem  Modell  der  unteren  gestaltet.  Hier  haben 
die  Lesealkoven,  die  von  entzückender  Intimität  sind,  Bogenfenster. 
Beide  Etagen  zusammen  machen  etwa  9  m  aus  und  lassen  noch  Raum 
für   einen  Fensterumgang  (clerestory)  unter  dem  Hauptgewölbe. 

Auf  der  Rückseite,  aufserhalb  aber  in  nächster  Nähe  des  Haupt- 
gebäudes, ist  das  Wächterhaus.  Neben  ihm  eine  Wendeltreppe,  die  zu 
allen  Stockwerken  des  Gebäudes  führt. 

Als  Material  wählte  man  einen  Stein,  der  in  der  Nähe  von  Penrith 
gewonnen  wird;  für  die  Innenausführung  durchweg  Shawk,  eine  Stein- 
art, die  von  Grau  bis  zum  zarten  Rot  hinspielt.  An  kostbaren  Schnitzereien 
ist  kein  Mangel. 

Besonders  sinnreich  ist  die  Lüftungsanlage;  sie  bedürfte  zu  ihrer 
Schilderung  eines  Spezialisten.  Dafs  nur  elektrisches  Licht  Verwendung 
findet,  versteht  sich  bei  einem  modernen  Bau  von  selbst. 

Interessieren  mag  der  Skulpturenschmuck.  In  der  Vorhalle,  dem 
HaupteingaDg  gegenüber,  eine  symbolische  Gruppe.  Sie  stellt  Theologie, 
Wissenschaft  und  Kunst  dar. 

Eine  Reihe  von  Porträtstatuen  soll  die  grofsen  Männer  der  Geistes- 
geschichte vereinigen.  Wir  finden  da  John  Wiclif  und  William  Tindale, 
ihnen  entgegengesetzt  Myles  Coverdale  und  John  Rainolds  (oder 
Reynolds),  der  die  KiDg  James's  Version  der  Bibel  seinem  Lande 
schenkte.  In  der  Nähe  des  „Early  Printed  Book  Room"  Johannes 
Gutenberff  und  William  Caxton.  neben  Isaac  Newton  eine  mehr  lokale 


von  Fritz  Behrend  67 

Gröfse  Dalton;  Herodot  ist  begleitet  von  Gibbon;  als  Vertreter  der 
Philosophie  kennt  diese  steinerne  Geschichte  Thaies  von  Milet  und 
Franzis  Bacon;  die  Poesie  ist  durch  zwei  Paare  vertreten:  Homer  und 
Shakespeare,  Milton  und  Goethe.  Die  Ehre  der  Theologie  aber  wahren 
Luther  und  Calvin,  John  Bunyan  und  John  Wesley.  Man  mag  wohl 
die  Frage  aufwerfen,  ob  nicht  schon  in  London  oder  in  Edinburgh, 
um  in  den  Grenzen  des  englischen  Inselreichs  zu  bleiben,  die  Auswahl 
anders  ausgefallen  wäre. 

Nachdenklich  sind  auch  die  Fenstermalereien,  von  denen  wir  nur 
die  Südfenster,  die  der  Literatur  und  Kunst  gewidmet  sind,  betrachten 
wollen,  Den  alten  Philosophen  Plato,  Aristoteles,  Lucretius  und  Cicero  (!) 
sind  von  den  Neueren  Descartes,  Locke,  Kant  und  Hegel  entgegen- 
gesetzt. Die  Moral  vertreten  Sokrates,  Epictet  und  Markus  Aurelius 
einerseits,  Dr.  Johnson,  William  Wordsworth  und  Thomas  Carlyle 
andererseits.  Für  die  Künste  zeugen  Aeschylus,  Raffael  und  Beethoven 
und  ihnen  entsprechend  Dante,  Michel  Angelo  und  Händel. 

Zu  den  vornehmen  Gepflogenheiten  dieser  Bibliothek  gehörtes,  von  Jahr 
zu  Jahr  besondere  Ausstellungen  zu  veranstalten;  schon  die  Gesichtspunkte 
dieser  Ausstellungen  geben  einen  Eindruck  von  dem  Reichtum  der 
Sammlungen.  So  wuirden  bei  der  Zusammenkunft  der  klassischen 
Vereinigung  1906  in  Manchester  die  Frühdrucke  griechischer  und 
lateinischer  Klassiker  ausgelegt,  der  Vereinigung  für  Meisterdrucker 
und  verwandte  Berufe  wurde  eine  Sammlung  von  Büchern  und  Flug- 
schriften dargeboten,  welche  die  Geschichte  des  frühen  Buchdrucks 
illustriert.  Als  der  Kirchenkongrefs  1909  in  der  grofsen  Industriestadt 
tagte,  zeigte  man  eine  einzigartige  Sammlung  biblischer  und  liturgischer 
illustrierter  Handschriften.  Am  deutlichsten  trat  der  Reichtum  dieser 
Sammlungen  zu  Tage,  als  man  zur  Trecentenarfeier  der  „autorisierten 
Uebersetzung  der  englischen  Bibel"  1911  die  heiligen  Schriften  in 
Handschriften  und  Drucken  vorlegte. 

Gedruckte  Kataloge  mit  trefflichen  Abbildungen  und  lehrreichen 
Einführungen  von  der  nimmermüden  Feder  des  Bibliothekars  Guppy 
erleichterten  selbst  dem  Laien  den  Besuch. 

Doch  noch  weitere  Aufgaben  hat  sich  die  Bibliothek  nach  dem 
Willen  der  Stifterin  gestellt.  Aus  den  Bulletins,  die  von  1903 — 08 
von  der  Verwaltung  ausgegeben  worden  sind,  ist  zu  ersehen,  dafs  man 
auch  für  Volksschullehrer,  Schüler  höherer  und  niederer  Schulen  Be- 
sichtigungen unter  sachkundiger  Leitung  veranstaltete,  um  auch  hier 
Interesse  an  den  idealen  Schätzen  zu  erwecken.  Wohl  möglich,  dafa 
unter  ihnen  Avieder  ein  Wohltäter  wie  Carnegie  ersteht. 

Daneben  laufen  Vortragskurse,  die  z.T.  von' illustren  Geistlichen 
und  Gelehrten  abgehalten  werden  und  allen  Gebildeten  der  mächtigen 
Industriestadt  zugänglich  sind.  Es  werden  hier  also  auch  Aufgaben 
übernommen,  die  sich  in  Berlin  etwa,  allerdings  in  anderem  Ausmafs, 
die  Humboldtakademie  stellt.  Nicht  uninteressant  ist  es  zu  beobachten, 
wie  da  theologische  und  humanistische  Vorträge  einander  ablösen  und 

5* 


68  Die  John  Rylands  Library  zu  Manchester 

■wechselseitiges  Verständnis  anbahnen,  ist  doch  in  England  die  Geist- 
lichkeit die  festeste  Stütze  klassischer  Studien  geblieben. 

Diese  Vortragszyklen  werden,  wie  mir  Mr.  Guppy  versicherte,  auch 
in  Zukunft  fortgesetzt  und  erfreuen  sich  nach  dem  Urteil,  das  ich  von 
verschiedenen  Seiten  hörte,  grofser  Beliebtheit. 

Bibliophilen  wie  wissenschaftlichen  Interessen  kommt  eine  wertvolle 
Publikationsreihe  entgegen:  'The  John  Rylands  Facsimiles',  von  denen 
nicht  mehr  als  250  Exemplare  ausgegeben  werden. 

Um  der  strengen  Wissenschaft  zu  dienen ,  erteilen  die  Trustees 
aufserdem  Sonderaufträge  an  Spezialisten,  welche  die  Goldbarren  in 
Münzen  zu  verwandeln  haben.  Dem  Fragenden  wird  gern  sachkundiger 
Rat  erteilt,  was  um  so  wichtiger  ist,  als  kein  Buch,  keine  Handschrift 
aus  der  Bibliothek  verliehen  werden  darf. 

Der  Gesamteindruck  ist  bedeutend:  nicht  nur  sind  ungewöhnlich 
grofse  materielle  Mittel  zu  ideellen  Werken  aufgeboten.  Das  ganze 
Werk,  im  Ausmafs  und  in  der  Ausführung,  gewährt  ästhetischen  Reiz. 

Den  Abschlufs  dieser  Skizze  mögen  die  Benutzungsbestimmungen 
dieser  Bibliothek  bilden. 

Berlin.  Fritz  B ehrend. 


Rnles  and  regulations  of  the  John  Rylands  Library. 

1.  The  use  of  the  Library  is  restrieted  to  pnrposes  of  research  and  reference, 
and  under  no  pretence  whatever  ruust  any  Book,  Manuscript,  or  Map  be 
reinoved  froin  the  building. 

2.  The  Library  is  open  to  holders  of  Readers'  Tickets  daily,  as  follows: 
Mondays,  Wednesdays  and  Thursdays,  froni  10  a.  m.  to  ö  p.  m.  Tues- 
days  and  Lridays,  froni  10  a.  m.  to  9  p.  in.  Saturdays,  froni  10  a.  m. 
to  2  p.  m.  The  Library  will  be  closed  on  Snndays,  Good  Friday,  Christmas 
Day,  New  Year*s  Day,  Bank  Holidays.  and  the  whole  of  Wbit-week. 

3.  Persons  desirous  of  being  adniitted  to  read  in  the  Library  uinst  apply 
in  writing  to  the  Librarian,  specif}-ing  their  profession  or  business,  their 
place  of  abode  and  the  particular  purpose  for  which  they  seek  admission. 

4.  Every  such  application  raust  be  inade  at  least  two  clear  days  before 
admission  is  required,  which  runst  bear  the  signature  and  füll  address  of 
a  person  of  recognised  position ,  whose  address  can  be  identified  froni 
the  ordinary  sources  of  reference,  certifying  froni  personal  knowledge  of 
the  applicant  that  he  or  she  will  make  proper  use  of  the  Library. 

5.  If  such  application  or  recoinuiendation  be  unsatisfactory,  the  Librarian 
shall  withhold  admission  and  subinit  the  case  to  the  Council  of  Governors 
for  their  decision. 

6.  The  Tickets  of  Admission,  which  are  available  for  twelve  months,  are 
not  transferable,  and  mnst  be  produced  when  required. 

7.  No  person  under  eighteen  years  of  age  is  admissible,  except  under  a 
special  order  from  the  Council  of  Governors. 

S.    Readers  may  not  write  upon,   damage,   turn  down  the  leaves,   or  make 

any  mark  upon  any  Book,  Manuscript,  or  Map  belonging  to  the  Library; 

nor  may  they  lay  the  paper  on  which  they  are  writing  upon  any  Book, 

Manuscript,  ur  Map. 
9.   The  erasure  of  any  mark  or  writing  in  any  Book,  Manuscript,  or  Map  is 

strictly  prohibited. 
10.   No  tracing  shall   be  allowed  to  be  made  without  express  permission  of 

the  Librarian. 


von  Fritz  Behrend  69 

11.  Books  in  the  Open  Reference  Shelves  may  be  consnlted  without  any 
formality,  but  after  use  they  are  to  be  left  on  the  tables  instead  of  being 
replaced  on  the  shelves. 

12.  Other  books  may  be  obtained  by  presenting  to  the  Assistant  at  the 
counter  one  of  the  printed  application  slips  properly  filled  np. 

13.  Readers  before  leaviug  the  Library  are  required  to  return  to  the  Assistant 
at  the  counter  all  Books,  Manuscripts,  or  Maps  for  which  the)*  have  given 
tickets,  and  must  reclaini  their  tickets.  Readers  are  held  responsible  for 
such  Books,  Manuscripts,  or  Maps  so  long  as  the  tickets  remain  uncancelled. 

14.  Books  of  great  value  and  rarity  may  be  consulted  only  in  the  presence 
of  the  Librarian  or  one  of  his  Assistants. 

15.  Readers  before  enteriDg  the  Library  must  deposit  all  wraps,  canes, 
umbrellas,  parcels,  etc.,  at  the  Porter's  Lodge  in  the  Vestibüle,  and  receive 
a  check  for  same. 

16.  Conversation,  loud  talking,  and  smoking  are  strictly  prohibited  in  every 
part  of  the  bnilding. 

17.  Readers  are  not  allowed  in  any  other  part  of  the  building  save  the 
Library  without  a  special  permit. 

18.  Readers  and  visitors  to  the  Library  are  strictly  forbidden  to  offer  any 
fee  or  gratuity  to  any  attendant  or  servant. 

19.  Any  infringement  of  these  Rules  will  render  the  privilege  of  admission 
liable  to  forfeiture. 

20.  The  privilege  of  admission  is  granted  lipon  the  following  conditions:  — 

(a)  That  it  may  at  any  time  be  snspended  by  the  Librarian. 

(b)  That  it  may  at  any  time  be  withdrawn  by  the  Council  of  Governors. 

21.  Complaints  about  the  service  of  the  Library  should  be  made  to  the 
Librarian  immediately  after  the  occurrence  of  the  cause  for  complaint, 
and  if  written  must  be  signed  with  the  writers  name  and  adress. 

22.  All  communication  respecting  the  use  of  the  Library  must  be  addressed 
to  the  Librarian. 


Bestimmungen  der  Dr.  Ed.  Langerschen  Bibliothek l) 
über  Bucheinbände,   ihre  Erhaltung   und  Katalogisierung. 

I.    Der  neue  Einband. 

§  1.  Der  Einband  dient  dem  Schutz  des  Buches,  das  er  bekleidet. 
Um  seinem  Zweck  zu  entsprechen,  mufs  er  einfach  und  handlich, 
dauerhaft  und  sauber  sein  und  sich,  auch  in  seiner  kostbarsten  Aus- 
führung, von  allen  Künsteleien  in  Material,  Herstellung  und  Schmuck 
freihalten.  (Nachahmungen  alter  Stilarten  sind  auf  jeden  Fall  unstatthaft; 
der  Einband  soll  in  seinen  Formen  ein  Ausdruck  seiner  Zeit  sein.) 

§  2.  Der  einfache  Einband.  Für  Flugblätter  und  Kleinschriften 
genügt  eine  umgeheftete  Hülle  aus  Buntpapier  oder  Pappe.  Gröfsere 
Bücher  werden  halbleinen  oder  halbleder  gebunden. 

§  3.  Der  kostbare  Einband.  An  ihn  sind  in  erhöhtem  Mafse 
die  Forderungen  zu  stellen,  die  an  das  Material  und  die  Arbeit  des 
einfachen  Einbandes  zu  stellen  sind.  Ganzlederbände  sind  vorzuziehen. 
Pergament  ist  zu  vermeiden.  (Modernes  Pergament  ist  stets  von 
schlechter  Beschaffenheit,  altes  Pergament  wird  erfahrungsgemäls  auch 
dann  nach  wenigen  Jahren  rissig,  wenn  der  Einband  in  einer  modernen 
Kunstbuchbinderei  hergestellt  ist). 

1)  Ueber  die  Langersche  Bibliothek  in  Braunan  (Böhmen)  s.  unten  S 


70        Bestimmungen  der  Langerschen  Bibliothek  über  Bucheinbände 

§  4.  Materialbeschaffenheit.  Zu  Umschlägen  wird  vorteilhaft 
altes  Buntpapier  benutzt.  Es  ist  deshalb  darauf  zu  sehen,  dafs 
stets  genügend  altes  Buntpapier  vorhanden  ist.  Reicht  der  Vorrat 
nicht  aus,  so  mufs  modernes  Papier  genommen  werden.  Das  wird  fast 
stets  bei  grofsen  Formaten  der  Fall  sein.  Reispapier  ist  vorzugsweise 
zu  wählen;  es  vereint  gefälliges  Aussehen  und  Dauerhaftigkeit.  Dauer- 
haft ist  auch  Büttenpapier.    Holzschliffpapier  ist  unbedingt  zu  verwerfen. 

§  5.  Vorsatzpapier  soll  möglichst  Büttenpapier  sein,  stets  bei 
Werken  vor  1700.  Für  Einbände  von  Werken  des  15.  und  16.  Jahr- 
hunderts eignet  sich  am  besten  altes  weifses  Papier.  Es  ist  deshalb 
ständig  ein  Vorrat  an  solchem  Papier  zu  halten  und  bei  Gelegenheit 
zu  ergänzen. 

§  6.  Leinen  und  Leder  müssen  den  Vorschriften  der  Leder- 
kommission des  Vereins  deutscher  Bibliothekare  entsprechen. 

§  7.  Holz  kann  zu  Deckeln  verwendet  werden,  jedoch  nur  trockenes, 
astfreies  Ahorn-  und  Buchenholz.  Einfache  Holzdeckel  werfen  sich 
fast  stets.  Es  ist  dem  Buchbinder  daher  vorzuschreiben,  die  Deckel 
aus  drei  Lagen  anfeinandergeklebter  und  durch  Längs-  und  Queranker 
verbundener  Brettchen  herzustellen.  Am  besten  wechselt  man  dabei 
auch  mit  dem  Holz  und  zwar  in  der  Reihenfolge  Buche,  Ahorn,  Buche. 
Derartige  Deckel  ziehen  und  werfen  sich  nicht. 

§8.  Andere  Stoffe  (Elfenbein,  Email,  Metall,  Seide,  Sammt) 
dürfen  auf  keinen  Fall  verwendet  werden. 

§  9.  Bindearbeit.  Kleinschriften  (Broschüren)  dürfen  nie  geleimt 
werden,  sie  müssen  stets  geheftet  sein.  Billige  Bücher  können  am 
Rücken  eingesägt  werden.  Bücher,  die  häufig  benützt  werden  und 
wertvolle  Werke  dürfen  nicht  gesägt  werden. 

§  10.  Bei  gesägten  Büchern  dürfen  falsche  Bünde  angebracht 
werden.  Ein  glatter  Rücken  entspricht  aber  besser.  Bei  nichtgesägten 
Büchern  mufs  Zahl  und  Stellung  der  Rückenbünde  mit  den  tatsächlichen 
Verhältnissen  übereinstimmen. 

§  11.  Vorsatzblätter  dürfen  nicht  eingeleimt  werden,  sondern 
müssen  eingeheftet  sein.  Titelblatt  und  letzte  Seite  dürfen  niemals 
angeklebt  werden. 

§  12.  Prägearbeit.  Nur  echtes  Gold  ist  zur  Vergoldung  zuzulassen. 
Verzierungen  sollen  sparsam  angebracht  werden.  Handprägung  ist 
vorzuziehen,  bei  wertvollen  Bänden  vorzuschreiben.  Für  besonders  wert- 
volle Stücke  ist  zuerst  eine  Skizze  vom  Buchbinder  vorzulegen. 

§  13.  Blindpressung  ist  für  gewöhnlich  nicht  wünschenswert. 
Sie  kann  gestattet  werden,  um  für  die  Goldschrift  einen  glatten  Unter- 
grund zu  schaffen.  Aufserdem  kann  sie  bei  besseren  Einbänden  als 
Blindstempelprägung  allein  oder  in  Verbindung  mit  Goldprägung  an- 
gewendet werden. 

§  14.  Andersfarbige  Vignetten,  auf  Leder  oder  Leinen  aufgeprefst, 
sind  für  gewöhnlich  nicht  statthaft.  Sie  können  nur  dort  zugelassen 
werden,  wo  sie  der  Einheitlichkeit  einer  Einbandreihe  wegen  wünschens- 
Avert   sind.     Andersfarbige  Lackierung  ist  nur  ausnahmsweise  statthaft. 


von  Walther  Dolch  71 

§  15.  Metallschliefsen  und  Beschläge  dürfen  auf  keinen  Fall 
verwendet  werden. 

II.    Aeufserer  Schutz  und  Erhaltung  von  Einbänden. 

§16.  Beim  Einstellen  und  Herausnehmen  reiben  sich  die  Bücher 
und  die  Einbände  werden  dadurch  auf  die  Dauer  beschädigt.  Kost- 
bare oder  bemerkenswerte  Einbände,  Einbände  mit  Schliefsen  und 
Metallteilen  und  alle  Einbände  vor  1400  müssen  vor  diesen  Schädigungen 
geschützt   werden.     Sie  sind  deshalb  mit   „Schutzhüllen"  zu  versehen. 

§  17.  Als  Schutzhülle  können  Papierumschläge  nicht  angesehen 
werden.  Die  Umhüllung  mufs  aus  Pappe  bestehen  und  den  Einband 
nach  allen  Seiten  umgeben.  Kartons,  in  die  der  Einband  hineingeschoben 
wird,  erfüllen  ihren  Zweck  nicht  völlig.  Aufklappbare  Kartons,  in  die 
die  Bücher  hineingelegt  werden,  sind  unbedingt  vorzuziehen. 

§  18.  Ein  einfacher  Karton  genügt  im  allgemeinen,  um  einen  Ein- 
band zu  schützen.  Gemalte  Einbände  dagegen,  Einbände  mit  empfind- 
lichen Beschlägen  und  Emaileinbände  erfordern  Schutzhüllen,  die  mit 
Seidenpolstern  gefüttert  sind. 

§  19.  Staub,  Wärme  und  Licht  schädigen  im  Laufe  der  Zeit 
das  Leder  und  das  Pergament.  Um  diesen  Schädigungen  vorzubeugen 
oder  entgegenzutreten,  müssen  alle  alten  Leder-  und  Pergamentbände, 
die  neu  aufgestellt  werden,  gereinigt  und  eingefettet  werden,  eingefettete 
Bände  regelmäfsig  nachgesehen  und  nach  Bedarf  nachgefettet  werden. 
Ein  Lackieren  (Firnissen)  ist  unbedingt  unstatthaft. 

§  20.  Das  Reinigen  geschieht  am  besten  mit  einem  weichen  Flanell- 
lappen und  trocken.  Grobe  Unreinlichkeiten  (Wachs,  erdige  Bestand- 
teile usw.)  werden  mit  einem  scharfen  Buchbindermesser  sorgfältig 
abgehoben.  Feucht  gereinigt  darf  nur  mit  lauem  Wasser  oder  Benzin, 
im  Notfalle  Terpentin  werden;  jedesmal  ist  aber  vorher  zu  überlegen, 
ob  die  Schädigungen,  die  nasses  Reinigen  stets  nach  sich  zieht,  nach- 
her auch  behoben  werden  können. 

§  21.  Das  Einfetten  geschieht  nur  dann,  wenn  der  Einband  trocken 
ist,  also  auf  keinen  Fall  kurz  nach  einer  feuchten  Reinigung.  Man 
wählt  dazu  am  besten  eine  Lösung  von  reinem  Parafin  und  entharztem 
Leinöl  (1  :  1).  Diese  Mischung  wird  bis  zu  50°  C  erwärmt  (Schmelz- 
punkt 49°)  und  ständig  in  dieser  Wärme  erhalten.  Eine  Erwärmung 
über  55°  kann  Schädigungen  hervorrufen. 

§  22.  Ein  Flanellbausch,  mit  dieser  Mischung  gleichmäfsig  durch- 
tränkt, wird  in  schnellen  Kreisbewegungen  über  das  Leder  oder  Perga- 
ment geführt.  Es  ist  darauf  zu  achten,  dafs  die  Einfettung  gleich- 
mäfsig alle  Teile,  auch  die  Ränder  und  den  Rücken  betrifft.  Papier 
und  Pappe  mufs  frei  bleiben  und  unter  Umständen  durch  einen  Ueber- 
zug  geschützt  werden.  Es  ist  das  auch  bei  Malerein  nötig,  deren 
Farben  empfindlich  sind. 

§  23.  Die  eingefetteten  Einbände  werden  zunächst  mit  einem  Watte- 
bausch von  dem  geronnenen  Parafin  gereinigt  und  dann  mit  einem 
weichen  Flanell-  oder  Lederlappen  abgewischt. 


72         Bestimmungen  der  Langerschen  Bibliothek  über  Bucheinbände 

§  24.  Ueber  alle  eingefetteten  Einbände  wird  Buch  geführt  und 
jedem  eingefetteten  Einbände  wird  ein  Ausweiszettel  beigegeben.  Im 
Einbandbuch  wie  auf  dem  Ausweiszettel  wird  eingetragen:  1.  eine 
fortlaufende  Nummer,  2.  die  Signatur  des  Bandes,  3.  der  Titel  des 
Buches,  bei  Sammelbänden  der  Titel  des  ersten  Werkes,  4.  Einband- 
material, Arbeit,  Alter,  5.  Befund  des  Einbandes  vor  dem  Einfetten; 
bei  rissigen  Lederbänden  ist  dem  Ausweiszettel  zweckmäfsig  eine 
Reibung  beizulegen,  6.  Datum  der  ersten  Einfettung  und  Art  der  vor- 
hergehenden Reinigung,  7.  Datum  der  Kontrolle  und  etwaiger  Nach- 
fettungen,  8.  besondere  Bemerkungen. 

§  25.  Nachfettungen  empfehlen  sich  nur  dann,  wenn  Pergament 
oder  Leder  besonders  ausgetrocknet  sind.  Unbedingt  notwendig  dagegen 
ist  die  Nachfettung,  wenn  die  Einbände  starken  Durchnässungen  aus- 
setzt gewesen  sind.  Die  Kontrolle  ist  dann  in  Zwischenräumen  von 
ein  bis  zwei  Monaten  vorzunehmen. 

§  26.  Durch  Holzwürmer  werden  Holzdeckel  und  stark  ver- 
kleisterte Pappeschalen  beschädigt.  Besteht  der  Verdacht,  dafs  Käfer 
oder  Larven  noch  im  Buche  leben,  so  ist  der  Band  in  Aether  zu 
tauchen;  das  mufs  in  Zeitabsländen  von  14  Tagen  dreimal  geschehen. 

III.    Ausbessern  beschädigter  Einbände. 

§  27.  Beschädigte  alte  Einbände  sind  zu  erhalten.  Nur  wenn  sie 
in  ihrem  Zustande  eine  Gefahr  für  das  Buch  bilden  sollten  und  es 
unmöglich  sein  sollte,  sie  auszubessern,  sind  sie  durch  neue  zu  ersetzen. 

§  28.  Ausgebessert  dürfen  alte  Einbände  nur  so  weit  werden,  als 
es  zum  Schutze  des  Buches  und  zur  Erhaltung  des  Einbandes  unbedingt 
notwendig  ist.  Erster  Grundsatz  mufs  es  dabei  sein,  nichts  Altes  zu 
zerstören,   das  noch  lebensfähig  ist. 

§  29.  Lederdeckel  aller  Zeiten  werden  so  ausgebessert,  dafs  die 
unheilbaren  Stücke  geschärft  weggeschnitten  werden;  über  die  leere 
und  über  die  geschärfte  Stelle  wird  gleichfarbiges  geschärftes  Leder 
gezogen.  Bei  Löchern  im  Leder,  die  durch  Nägel,  Beschläge  usw. 
gerissen  worden  sind,  genügt  fast  stets  das  Einsetzen  eines  ungeschärften 
Lederflecks  in  der  Form  des  Loches.  Alte  Musterung  darf  auf  keinen 
Fall  nachgeahmt  werden.  Die  ausgebesserte  Stelle  mufs  als  solche 
sofort  zu  erkennen  sein. 

§  30.  Lederrücken,  die  unheilbar  zerbrochen  sind,  werden  völlig 
weggeschnitten  und  durch  neue  ersetzt.  Rückengolddruck  ist  dabei 
unter  Umständen  zweckmäfsig.  Zeigt  der  weggeschnittene  Rücken 
Musterung  und  ist  diese  an  einer  Stelle  noch  einigermafsen  erkennbar, 
so  ist  dieses  Stück  aufzubewahren  und  dem  Ausweiszettel  beizuschliefsen. 
(Vgl.  §  24.) 

§  31.  Pergamentbände,  deren  Rücken  zerbrochen  ist,  oder  deren 
Ecken  durchgestofsen  sind,  werden  mit  altem  Pergament  ausgebessert. 
Es  ist  von  Fall  zu  Fall  dem  Buchbinder  genau  anzugeben,  wie  das 
zu  geschehen  hat.  Als  Bindemittel  wird  am  besten  sauberer,  leicht- 
flüssiger Tischlerleim   verwendet.     Sind  Pergamentrücken  zu  ergänzen, 


von  Walther  Dolch  73 

so  sind  sie  mit  altem  Papier  zu  füttern.  Auch  die  Fütterung  geschieht 
am  besten  mit  Tischlerleim. 

§  32.  Ausgebesserte  Leder-  und  Pergamenteinbände  werden  sinn- 
gemäfs  nach  §  21  und  22  behandelt. 

§  33.  Pappebände  können  unter  Umständen  durch  altes  Papier 
ergänzt  werden. 

§34.  Leinenbände  sind  niemals  auszubessern,  sondern  zu  er- 
neuern. 

§  35.  Fehlende  Beschläge,  Schliefsen  und  Haltebänder  dürfen 
auf  keinen  Fall  ersetzt  werden. 

§  36.  Mürbe  Vorkleb-  und  Vorsatzpapiere  werden  zaponiert. 
Zaponierungen  sind  im  Ausweiszettel  einzutragen. 

§  37.  Wurmlöcher  sind  mit  Baum  wachs  zu  verkleben.  Ueber  die 
verklebten  Stellen  ist  ein  kleiner  Holzkeil  zu  setzen. 

§  38.  Vollständig  zerfressene  Holzdeckel  werden  nach  §  7 
ersetzt.    Die  alten  Bünde  sind  in  alter  Weise  durch  Keile  zu  befestigen. 

§  39.  Wenn  Makulaturdeckel  auseinandergenommen  worden  sind, 
so  ist  an  Stelle  der  Makulatur  Pappe  einzusetzen.  Bei  Einbänden  mit 
Stempelprägung  mufs  darauf  geachtet  werden ,  dafs  diese  Bände  nicht 
zu  stark  in  die  Buchbinderpresse  eingezogeu  werden.  Es  ist  vorteilhaft, 
etwa  einen  Tag,  nachdem  die  Bände  in  die  Buchbinderpresse  gelegt 
worden  sind,  die  Rückenkanten  einzufetten.  Um  zu  verhindern,  dafs 
sich  das  Buch  sperrt,  kann  es  zweckmäfsig  sein,  es  noch  im  Bücherfach 
zusammengebunden  zu  halten.    Im  übrigen  Behandlung  nach  §  21,  22. 

IV.    Auslösen  von  Buchbindermakulatur  aus  alten  Einbänden. 

§  40.  Die  alten  Buchbinder  haben  Bruchstücke  von  alten  Papier- 
und  Pergamenthandschriften  und  -drucken  als  Makulatur  zu  den  ver- 
schiedensten Zwecken  verwendet:  als  äufsere  Einbandhülle,  als  Vor- 
klebeblatt,  als  Vorsatzblatt,  als  Lagenfalz,  als  Rückenfalz  und  in 
Schichten  zusammengeklebt  als  Deckel. 

§  41.  Der  alte  Einband  soll  möglichst  so  erhalten  werden,  wie  er 
erhalten  ist.  Wahlloses  Auslösen  der  Buchbindermakulatur  ist  deshalb 
verwerflich.  Nur  wenn  die  verwendeten  Bruchstücke  von  besonderem 
Belange  sind  oder  wenn  sichere  Kennzeichen  deutlich  zeigen,  dafs 
verborgene  Stücke  einen  besonderen  Wert  haben,  ist  es  gestattet,  die 
Makulatur  mit  allen  Vorsichtsmafsregeln  auszulösen. 

§42.  Beim  Auslösen  mufs  man  Schädigungen  der  Makulatur  wie 
des  Einbandes  und  des  Buches  zu  vermeiden  trachten.  Jeweils  eine 
andere  Behandlungsweise  wird  bedingt  durch  folgende  Umstände: 
Befestigungsart  (Einheftung,  Einkleisterung,  Einleimung),  Stoff  der 
Makulatur  (Pergament,  ungeleimtes  oder  geleimtes  Papier),  Art  der 
Tinte  und  der  Bemalung,  Unterlage  (Holz,  Leder  und  Pergament, 
Papier,  Pappe),  sowie  die  Art  des  Einbandes  und  unter  Umständen 
auch  die  Art  des  eingebundenen  Werkes. 

§  43.  Eingeheftete  Blätter  oder  Blatteile  (Falze,  Vorsatzblätter  usw.) 
werden    ausgetrennt,    indem    man    die   Heftfäden    zerschneidet.      Etwa 


74        Bestimmungen  der  Langerschen  Bibliothek  über  Bucheinbände 

zertrennte  Lagen  oder  Lagenteile  müssen  unmittelbar  darauf  neu 
geheftet  werden. 

§  44.  Bei  Vorsatzblättern  ist  der  Heftfaden  häufig  eingeschlagen 
und  das  umgeschlagene  Stück  des  Blattes  an  das  Blatt  selber  angeklebt. 
In  diesem  Falle  mufs  zunächst  der  eingeschlagene  Falz  aufgeweicht 
und  abgelöst  werden. 

§  45.  Aufgeklebte  Einzelblätter.  Aufgekleisterte  oder  auf- 
geleimte Blätter  sind  zunächst  sorgfältig  mit  einem  Messerstiel  abzu- 
klopfen und  auf  lose  Stellen,  Blasen  usw.  zu  untersuchen.  Manchmal 
springt  beim  Abklopfen  das  Bindemittel  und  das  Blatt  läfst  sich  teil- 
weise oder  ganz  mit  einem  Falzbeine  abheben.  Besonders  bei  Perga- 
ment, das  auf  Holzunterlage  ruht,  ist  dieses  Verfahren  öfters  von 
bestem  Erfolge  begleitet.  Es  schädigt  am  wenigsten  das  Material  und 
die  Schrift.  Vor  ungeduldigem  Reifsen  und  Zerren  hat  man  sich  zu 
hüten. 

§  46.  Durch  Feuchtigkeit  mufs  das  Bindemittel  zu  lösen  versucht 
werden,  wenn  das  trockene  Verfahren  zu  keinem  Ziele  führt.  Kaltes, 
laues  oder  heifses  Wasser  oder  auch  Wasserdämpfe  führen  zum  Ziele. 
Tischlerleim  löst  sich  nur  in  der  Wärme.  Das  Verfahren  zur  Ablösung 
mufs  von  Fall  zu  Fall  nach  den  Umständen  eingerichtet  werden. 

§  47.  Um  Schädigungen  der  Makulatur  und  des  Einbandes  zu 
vermeiden,  hat  man  sich  stets  folgende  Umstände  vor  Augen  zu  halten: 

a)  Papier  ist  gegen  kaltes  und  warmes  Wasser  ziemlich  unempfind- 
lich. Ungeleimtes  Papier  des  14.  Jahrhunderts  und  fliefsige  Papiere 
dürfen  auf  keinen  Fall  stark  durchnäfst  werden;  um  sie  abzuheben 
bedient  man  sich  des  Falzbeines. 

b)  Pergament  ist  gegen  warmes  Wasser  und  trockene  heifse  Luft 
stark  empfindlich;  es  zieht  sich  dann  zusammen,  wirft  sich,  wird  braun 
und  hart.  Unrichtige  Behandlung  kann  das  auszulösende  Stück  stark 
beschädigen. 

c)  Leder  hat  im  allgemeinen  die  gleichen  Eigenschaften  wie 
Pergament.  Stark  fetthaltige  Leder  sind  unempfindlicher.  Auf  braunem 
Leder  hinterläfst  warmes  Wasser  meist  Flecke. 

d)  Holz  wirft  sich,  wenn  es  zu  stark  durchnäfst  wird.  Besonders 
schwache  Deckel  erfordern  grofse  Vorsicht  und  Schonung. 

e)  Tinte  mittelalterlicher  Handschriften  ist  meist  ziemlich  unempfind- 
lich. Sieht  man  aber  bei  der  Befeuchtung  des  Schriftstückes,  dafs  die 
Schriftzüge  zu  quellen  beginnen,  so  hat  man  es  mit  einem  höchst 
empfindlichen  Schreibstoff  zu  tun;  er  kommt  hauptsächlich  in  Hand- 
schriften des  14.  und  15.  Jahrhunderts  vor.  Gröfste  Vorsicht  ist  hier 
geboten.  Es  ist  unmöglich,  solche  Schriftstücke  mit  Wasser  abzulösen ; 
denn  dann  fliefst  die  Schrift  der  Vorderseite  auseinander  und  die  Schrift 
der  Rückseite  bleibt  am  Klebstoffe  hängen.  Derart  beschriebene  Blätter 
können  nur  sorgfältig  abgedämpft  werden;  Tropfenbildung  ist  streng 
zu  vermeiden. 

f)  Miniierung.  Steinfarbe  wird  allen  Einflüssen  widerstehen.  Wenn 
Minium   hängen   bleibt,    wird    auf  der   beschriebenen  Stelle    genügend 


von  Walther  Dolch  75 

übrig  bleiben,  um  jeden  Buchstaben  lesbar  zu  erhalten.  Rote  Tinte 
des  ausgehenden  15.  Jahrhunderts  ist  widerstandsfähig.  Dagegen  sind 
alle  blauen  und  grünen  Tinten  empfindlich;  da  sie  aber  fast  nur  für 
einzelne  Buchstaben  verwendet  wurden,  würde  selbst  ihr  völliger  Ver- 
lust keine  einschneidende  Bedeutung  haben. 

g)  Miniaturen  erfordern  stets  die  höchste  Schonung.  Sie  wird  durch 
sorgfältige  Dämpfung  erreicht. 

§  48.  Ein  Deckel  aus  Schichten  von  Makulatur  wird  zunächst  von 
dem  Vorklebeblatte  befreit  (§  45).  Darunter  liegen  meist  die  haltenden 
Bünde  eingeklebt;  sie  sind  vorsichtig  mit  Tropfen  sehr  heifsen  Wassers 
aufzuweichen  und  mit  Falzbein  oder  Messer  abzuheben.  Sodann  wird 
das  eingeschlagene  Leder  möglichst  trocken,  eingeschlagenes  Einband- 
pergament  nafs  abgehoben.  Besonders  bei  Pergamentbänden  mit  Innen- 
fütterung läfst  sich  nun  vielfach  der  Deckel  durch  Klopfen  lockern 
und  ausheben.  Ein  ausgehobener  Deckel  wird  in  einer  flachen  Schale 
Wasser  auf  gelindem  Feuer  gekocht;  die  jeweils  losen  Schichten  werden 
abgehoben. 

§  49.  Läfst  sich  der  Deckel  nicht  ohne  weiteres  herausheben,  so 
mufs  Schichtblatt  für  Schichtblatt  abgelöst  werden.  Das  erfordert  an- 
gespannte Aufmerksamkeit:  weder  der  Einband  noch  das  Buch  dürfen 
durchnäfst  werden.  Dem  Rande  zufliefsendes  Wasser  ist  sofort  aufzu- 
tupfen. Am  mühsamsten  ist  die  Ablösung  des  untersten  Schichtblattes, 
das  besonders  auf  rauhem  Leder  zäh  festsitzt;  bei  diesem  Blatte  darf 
nur  laues  Wasser  benutzt  werden.  Der  Erfolg  mufs  geduldig  ab- 
gewartet werden. 

§  50.  Abgelöste  Blätter  oder  ausgelöste  Schichtblätter  müssen  vom 
Leim  oder  Kleister  gereinigt  werden.  Bei  Pergament  empfiehlt  sich 
oft  Abtupfen  mit  angefeuchtetem  Watte-  oder  Flanellbausch;  im  Not- 
falle hilft  das  Falzbein  oder  ein  stumpfes  Messer  nach.  Papier  des 
14.  Jahrhunderts  reinigt  man  nur  von  den  gröfsten  Unreinlichkeiten 
mit  dem  Falzbeine.  Geleimtes  Papier  kann  man  in  flacher  Schale 
über  mäfsigem  Feuer  kochen  und  Unreinlichkeiten  dabei  mit  dem  Zeige- 
finger abreiben.    Tinte,  Initialen  und  Malereien  können  das  aber  verbieten. 

§51.  Einband  hüllen  löst  man  für  gewöhnlich  so  ab,  dafs  man  den 
ganzen  Einband  sorgfältig  an  Kapitalen  und  Bünden  auslöst  und  dann 
auch  mit  Zerstörung  der  meist  wertlosen  Deckel  die  Hülle  losmacht. 
Das  Ziel  mufs  sein,  das  Pergament  ohne  Schädigung  seiner  selbst  frei 
zu  machen. 

§  52.  Rückenfalze  sind  meist  stark  verklebt  und  gebräunt.  Wird 
ein  Einband  auseinandergenommen,  so  untersucht  man  sie  und  löst  sie 
trocken  oder  vorsichtig  nafs  aus. 

§  53.  Pergamentbände  enthalten  zwischen  Deckel  und  Pergament- 
hülle häufig  eine  verborgene  Fütterung;  man  sieht  sie  nur  am  Rücken 
liegen.  Um  dieses  Blatt  auszulösen,  hebt  man  die  gewöhnlich  lose 
aufliegenden  Deckel  aus,  feuchtet  sie  lau  an  und  kann  die  Fütterung 
nach  kurzer  Zeit  bequem  entfernen:  bei  Einbänden  dieser  Art  ist  meist 
ein  leicht  löslTcher  Leim  benutzt. 


76         Bestimmungen  der  Langerscben  Bibliothek  über  Bucheinbände 

§  54.  Die  ausgelösten  und  gereinigten  Stücke  werden  feucht  in 
die  Buchbinderpresse  gelegt  und  geprefst. 

§  55.  Ausgelöste  Makulatur  wird  gesondert  gebunden  und  in  einer 
besonderen  Abteilung  aufbewahrt.  Im  allgemeinen  wird  alles  einem 
Einbände  entstammende  zusammengehalten:  nur  wenn  einzelne  Stücke 
von  besonderem  Werte  sind,  können  sie  für  sich  gebunden  werden. 
Auf  dem  Ausweiszettel  des  alten  Einbandes  mufs  angegeben  werden, 
was  ausgelöst  wurde,  wann  und  von  wem:  unter  Umständen  ist  auch 
nähere  Angabe  des  Verfahrens  wünschenswert.  Der  Makulatur  werden 
entsprechende  Angaben  beigefügt. 

V.   Einrichtung  des  Einbandkataloges. 

§  56.  Einbände,  die  nach  Material  oder  Arbeit  bemerkenswert  sind, 
werden  katalogisiert. 

§  57.  Der  Katalogszettel  besteht  in  einem  einfachen  oder  doppelten 
Folioblatt  (Ministerpapier '). 

§  58.  Der  Zettel  enthält  A)  eine  Kopfbeschreibung  (a:  Zeit  der 
Herstellung,  falls  zu  schätzen,  auf  ein  halbes  Jahrhundert  zu  schätzen; 
b:  Material  und  Bearbeitungsweise,  c:  Herkunft  nach  Ort  oder  Gegend, 
d:  Buchbinder  oder  Buchbinderschule,  falls  festzustellen);  B)  eingehende 
Beschreibung  des  Einbandes,  möglichst  bildliche  Darstellung;  C)  Buch- 
titel, frühere  Besitzer  des  Buchs  und  Standort. 

§  59.  Bildliche  Darstellungen  können  durch  Reibung  oder  Photo- 
graphie gewonnen  werden.  Reibung  ist  meist  vorzuziehen  und  unbedingt 
zu  versuchen  bei  allen  geprefsten  oder  geschnittenen  Leder-  und 
Pergamentbänden. 

§  60.  Zur  Reibung  ist  Kohinoor  HB  und  Ministerpapier  zu  ver- 
wenden. Bei  schwachen  Stempelabdrücken  oder  flach  geschnittenen 
Stanzen  empfiehlt  sich  manchmal  indisches  feinkörniges  Reispapier.  Bei 
der  Reibung  mufs  der  Druck  des  Fingers  gleichmäfsig  bleiben,  die  Lage 
der  Spitze  darf  sich  nicht  ändern,  die  Bewegung  mufs  schnell  und 
stets  in  derselben  Richtung  vor  sich  gehen.  Durch  eine  Lösung  ge- 
bleichten Schellacks  in  reinem  Alkohol  wird  die  Reibung  tixiert.  Man 
taucht  dazu  am  besten  das  Blatt  in  die  Lösung  ein.  Ist  das  unmöglich, 
weil  nicht  genug  Lösung  vorhanden  ist,  so  wird  ein  Zerstäuber  benutzt; 
dann  mufs  die  Reibung  dreimal  gespritzt  werden. 

§  61.  Bei  Stempeleinbänuen  des  15.  bis  17.  Jahrhunderts  sind 
grundsätzlich  die  einzelnen  Stempelabdrücke  abzureiben,  zu  ordnen,  auf- 
zukleben und  zu  numerieren.  Rollstempel  müssen  ihrer  ganzen  Länge 
nach  abgenommen  werden.  Nur  bei  Bänden,  bei  denen  grofse  Stanzen 
ausschliefslich  verwendet  worden  sind,  genügt  eine  Reibung  des  ganzen 
Deckels. 

^  62.  Finden  sich  auf  einem  Einbände  Stempel,  die  schon  vorher 
katalogisiert  worden  sind,  so  sind  die  vorhandenen  Nummern  zu  be- 
nutzen und  gegebenenfalls  weiterzuführen. 


1)  Gutes  Kanzleipapier.    [Red.] 


von  Walther  Dolch  77 

§  63.  Darstellende  Scenen  und  Friese  sind  in  ihrem  Zusammenhange 
und  gesondert  wiederzugeben.  Hinweise  auf  ähnliche  Darstellungen 
sind  erwünscht. 

§  64.  Eine  Wiedergabe  des  ganzen  Deckels  oder  eines  genügend 
grofsen  Ausschnittes  ist  erstrebenswert. 

§  65.  Ist  die  Vorder-  und  Rückseite  verschieden  durchgebildet,  so 
werden  beide  Seiten  wiedergegeben,  bei  kleineren  Einbänden  möglichst 
auf  einem  Blatte. 

§  66.  Jahreszahlen,  Buchbindersignaturen,  Stempelschneiderinitialen, 
Stadtwappen,  kurz  alle  Dinge,  die  auf  die  Herkunft  des  Einbandes  ein 
Licht  werfen  könnten,  sind  durch  Randbemerkungen  besonders  hervor- 
zuheben. Sollte  die  Herkunft  des  Einbandes  bekannt  sein,  so  ist  das 
mit  Literaturnachweis  anzugeben.  Sollte  Näheres  nur  vermutet  werden, 
oder  sollte  es  aus  den  Arbeiten  selbst  erschlossen  werden,  so  sind 
alle  Tatsachen,  die  die  Vermutung  stützen,  oder  den  Nachweis  der 
Herkunft  führen,  auf  einem  beigeschlossenen  Foliobogen  paragraphen- 
weise aufzuführen. 

§  67.  Lederschnittbände  sind  in  ihrem  ganzen  Umfange  zu 
reiben.  Besonderes  Augenmerk  ist  dabei  auf  Wappen  und  bildliche 
Darstellungen  zu  richten  und  es  ist  darauf  zu  achten,  ob  die  Darstellung 
sich  an  gleichzeitige  Holzschnitte  oder  Kupferstiche  anlehnt.  Ist  das 
der  Fall,  so  ist  darauf  hinzuweisen. 

§  68.    Verzierende  Metallteile  sind  nach  Möglichkeit  wiederzugeben. 

§  69.  Bei  Metallbänden  mufs  sich  die  Reibung  meist  auf  kleinere 
Teile  beschränken.    Die  Photographie  wird  fast  stets  vorzuziehen  sein. 

§  70.  Die  Photographie  mufs  die  Reibung  ersetzen  bei  gemalten 
Leder-,  Pergament-,  Email-  und  Holzbänden,  bei  eingelegten  Holz- 
deckeln usw.  Auch  bei  moderner  Flachprägung  versagt  die  Reibung 
oft,  während  die  Photographie  manchmal  vorzügliche  Bilder  gibt. 

§  71.  Wo  eine  Reibung  unmöglich  ist,  eine  Photographie  kein 
rechtes  Ergebnis  liefert,  mufs  der  Einband  eingehend  beschrieben  werden. 
Es  ist  dabei  mit  der  Beschreibung  der  Ornamentierung  zu  beginnen 
und  zwar  vom  Mittelfelde  aus.  Dann  ist  die  Bemal ung,  Vergoldung 
und  Versilberung  und  endlich  die  Art  der  Metall-  und  Emailverzierungen 
und  -schliefsen  anzugeben. 

§  72.  Die  Katalogszettel  sind  halbjahrhundertweise  zu  legen,  inner- 
halb der  Halbjahrhunderte  sind  die  datierten  der  Zeit  nach  anzuordnen. 
Die  undatierten  ordnen  sich  nach  ihrer  Zugehörigkeit  zu  datierten 
oder  undatierten  Bänden  gleicher  Schule  oder  gleicher  Gegend. 

Braunau  (Böhmen).  Walt  her  Dolch. 


Kleine  Mitteilungen. 

Zum  Handschriftenwesen.  Die  Revue  des  bibliotheques,  .Iuli  Sept. 
1912  bringt  eine  beachtenswerte  Arbeit  von  A.  Noyon,  ein  Verzeichnis  der 
theologischen  Handschriften  des  zwölften  Jahrhunderts  der  Pariser  National- 
bibliothek, die  in  Mignes  Patrologia  latina  nicht  aufgenommen  sind.     Leidet 


78  Kleine  Mitteilungen 

hat  der  Verfasser  anscheinend  keinen  Initienindex  benützen  können  und 
deshalb  anonyme  Handschriften  nicht  behandelt,  soweit  die  Ermittlung  des 
Verfassers  nicht  schon  früher  geschehen  war  oder  durch  glücklichen  Zufall 
sich  darbot.  Seine  Arbeit,  die  er  nur  als  „premier  specimen"  bezeichnet,  ist 
aber  doch  so  wichtig,  dais  wir  mitteilen,  was  er  über  seine  Methode  angibt. 
„Par  theologiens,  j'entends  tout  d'abord  les  auteurs  de  traites  doginatiques  et 
de  sommes,  les  canonistes,  les  ascetes,  les  commentateurs  de  la  Bible  ou 
de  parties  de  la  Bible.  Pour  ces  quatre  groupes  d'ecrivains  le  cas  est  fort 
clair.  II  Test  moins  pour  les  sermonnaires  qui  paraissent  souvent  si  pauvres 
de  doctrine.  J'ai  cru  pourtant  devoir  les  faire  rentrer  dans  mon  enquete, 
parce  que,  si  mediocre  que  soit  parfois  leur  theologie,  eile  est  repräsentative 
des  croyances  d'une  epoque  et  des  progres  de  ces  croyances:  on  sait  par 
exemple,  le  löle  joue  au  Xlle  siecle  par  les  predicateurs  dans  le  developpement 
de  la  doctrine  de  llmmaculee  Conception."  Noyon  behandelt  die  Handschriften 
des  fonds  latin:  66.  71.  US.  355.  356.  374.  377—384.  392.  425.  427.  439.  441. 
446.  453—4.-6.  476.  485 A.  485 B.  492.  494.  5()4.  505.  510.  559.  568.  574.  5S0. 
588.  5S9.  599.  613.  620.  624.  647.  651.  656.  657.  682.  1252.  1977.  2142.  2307. 
2310.  —  Das  neue  Heft  (2,1)  des  Bulletin  de  la  Societe  francaise  de  repro- 
ductions  de  manuscrits  ä  peintures  bringt  aus  Rudolf  Beers  Feder  auf  33  Seiten 
und  29  Tafeln  den  Beginn  einer  umfangreichen  Arbeit  über  die  wichtigeren 
Miniaturhandschriften  der  Wiener  Hofbibliothek. 


In  der  „Festgabe  der  Juristischen  Fakultät  Halle  -Wittenberg  für  Wilhelm 
von  Brünneck"  (Halle:  Waisenhaus  1912)  S.  1—25  behandelt  Rud.  Stammler 
die  „Rechtshändel  des  Johann  Gutenberg*.  Die  darüber  erhaltenen 
Urkunden  sind,  wie  er  sagt,  „im  juristischen  Interesse  noch  nicht  sehr  be- 
achtet .  .  .  Sie  versetzen  in  anschaulicher  Weise  in  die  rechtlichen  Zustände 
jener  Tage,  zeigen  im  besonderen  die  Mischung  des  altdeutschen  und  des 
rezipierten  römisch-kanonischen  Rechtes  und  das  sichtliche  Uebergewicht,  das 
das  letztere  damals  schon'  erlangt  hatte,  und  lassen  auch  die  rechtswissen- 
schaftliche Betrachtungsweise  heutiger  Art  nicht  leer  ausgehen."  Ich  habe 
diese  Worte  hergesetzt,  weil  sie  den  Gesichtspunkt  zeigen,  von  dem  aus  die 
Urkunden  behandelt  sind.  Nur  unter  diesem  Gesichtspunkt  sollte  der  Artikel 
auch  benutzt  werden.  Wer  sich  über  den  Inhalt  der  Urkunden  selbst  unter- 
richten will  oder  der  Deutung  der  schwierigen  Stellen  nachgeht,  dem  müfste 
mindestens  die  äufserste  Vorsicht  angeraten  werden.  Ich  nehme  den  Prozefs 
mit  Fust  als  Beispiel.  Dafs  Daten,  die  aus  der  Urkunde  oder  den  Umständen 
erst  geschlossen  sind,  wie  die  Jahre  1450  und  1452  für  das  erste  und  zweite 
Darlehn,  oder  die  42  zeilige  Bibel  als  Gegenstand  des  Vertrags,  als  Tatsachen 
vorgetragen  werden,  ergibt  die  summarische  Art  der  Darstellung  und  ist  kaum 
zu  bemängeln,  wohl  aber  die  weitere  Behandlung.  „Sodann  hätte  Fust  sich 
verpflichtet,  jährlich  300  Gulden  Zuschüsse  zu  den  Kosten  zu  geben,  die 
durch  Lohnzahlungen  usw.  in  ihrem  gemeinsamen  Unternehmen  entständen;  die 
hätte  er  nicht  bezahlt."  Der  erste  Satz  ist  eine  mindestens  nicht  ein- 
wandfreie Wiedergabe  des  Originals,  der  zweite  steht  gar  nicht  da,  auch  nicht 
dem  Sinne  nach.  Aus  dem  Urteil  des  Gerichts  wird  der  Passus  über  Guten- 
bergs Rechnungslegung  wiedergegeben:  „Ergibt  sich  dabei  aus  Einnahmen 
und  Ausgaben  ein  Gewinn,  so  ist  dem  Kläger  davon  auf  Grund  seiner  ein- 
geschossenen Einlage  verhältnismäfsiger  Anteil  zu  gewähren."  Diese  ganz  neue 
Erklärung  des  „in  die  S00  Gulden  rechnen"  hat  auch  nicht  den  Schein  der 
Berechtigung.  Ebenso  problematisch  ist  die  Wiedergabe  des  zweiten  auf  die 
Rechnungslegung  bezüglichen  Satzes.  „Darauf  stellt  Johann  Fust  fest,  dafs 
der  Termin  ordentlich  anberaumt,  sein  Gegner  aber  zur  rechten  Stunde  nicht  er- 
schienen sei.  Damit  zeige  dieser  (Gutenberg),  dafs  er  bereit  sei,  den  ersten 
Posten  der  Klage  zu  erfüllen."  Unter  dem  „ersten  Posten"  scheint  St. 
die  Bezahlung  der  ersten  800  Gulden  zu  verstehen  (vgl.  S.  IS  oben).  Faktisch 
steht  in  der  Urkunde:  (Fust)  bewies  sich  bereit,  dem  Rechtspruch  über  den 
ersten  Punkt  seiner  Klage  Genüge  zu  tun.  d.  h.  den  verlangten  Eid  zu  leisten ! 
Dafs  der  Gehilfe  Gutenbergs  Keser  statt  Kefer  genannt  wird,  sei  nur  neben- 
bei bemerkt.  P.  S. 


Kleine  Mitteilungen  79 

Katalogisierung  der  österreichischen  Mittelschulbibliotheken. 
Obwohl  die  allgemeine  Katalogisierung  der  österreichischen  Mittelschulbiblio- 
theken schon  vor  anderthalb  Dezennien  begonnen  wurde,  ist  das  Werk  heute 
noch,  allerdings  nur  zum  kleinen  Teile,  im  Flusse.  Das  Zbl.  hat  zum  letzten  Male 
im  Jahrg.  1912,  S.  124  u.  f.,  über  die  Sache  berichtet;  heute  sind  wir  in  der 
Lage  auf  Grund  des  amtlichen  „Verzeichnisses  der  in  den  Programmen  der 
österreichischen  Gymnasien  (aller  Arten)  und  Realschulen  über  das  Schuljahr 
1911,1912  veröffentlichten  Abhandlungen"  (Beil.  zu  Stück  XXIV  des  Jahrg. 
1912  des  Verordnungsblattes  des  k.  k.  Ministeriums  für  Kultus  und  Unterricht) 
folgenden  Nachtrag  zu  liefern. 

Zu  den  Mittelschulprogrammen  des  im  Juli  1912  abgeschlossenen  Schnl- 
jahres  sind  nachbezeichnete,  in  das  Katalogisierungswerk  einschlägige  Arbeiten 
zur  Veröffentlichung  gelangt. 

I.    Gymnasien  (aller  Arten). 

1.  Wien,  k.  k.  Maximilian-G.  im  IX.  Gern -Bezirke  (Aisergrund):  Zuwachs  in 
der  Lehrer-Bibl.  v.  19u9  bis  1912.     6  S. 

2.  Wien,  Staats-Real-G.  im  XVII.  Gem. -Bez.  (Hernais):  Katalog  der  Lehrer- 
Bibl.  II.  Teil     43  S. 

3.  Korneubnrg,  Kaiser  Franz  Joseph-Jnbiläums-Real-G.:  Katalog  der  Lehrer- 
Bibl.     30  S. 

4.  Marburg,  Staats-G. :  Katalog  der  Lehrer-Bibl.     (Ergänzung  u.  Forts,  vom 
Vorjahre).     8  S. 

5.  Gottschee,  Staats-G.:  Katalog  der  Lehrer-Bibl.  IL  Teil.    30  S. 
f>.    Pola,  Staats-G.:  Katalog  der  Lehrer  Bibl.  (Schlufs).     30  S. 

7.  Innsbruck,  Staats-G.:  Katalog  der  Lehrer-Bibl.  (Forts.).    4  S. 

8.  Gablonz  a.  N.,   Kaiser  Franz  Joseph -Staats- Real  -  G. :   Katalog  der  Lehr- 
bücherei.    4o  S. 

9.  Pardubitz,  Privat -Mädchen- Real -G.:  Katalog  der  Lehrer-Bibl.    5  S.    (N. 
B.  Tschechisch). 

10.    Boskowitz,   Staats-G.:  Katalog  der  Lehrer-Bibl.   I.  Teil.    10  S.    (N.  B. 
Tschechisch). 

IL  Realschulen. 

1.  Wien,  Staats-Realschule  im  IV.  Gem. -Bezirke  (Wieden):  Nachtragskatalog 
der  Lehrer-Bibl.     26  S. 

2.  Jicin,  Staats-Realschnle :  13.  Suppl.  des  Katalogs  der  Lehrer-Bibl.  1911  1912. 
4  S.    (N.  B.  Tschechisch). 

3.  Nimburg,    Staats -Realschule:    Katalog   der   Lehrer-Bibl.     3   S.     (N.    B. 
Tschechisch). 

Von  den  Bibliothekskatalogen  verwandten  Arbeiten  sind  in  den  diesjährigen 
Programmen  zu  finden: 

1.  Seitenstetten,   k.  k.  Gymn.  der  Benediktiner:    11.  Fortsetzung  des  Kata- 
logs des  geographischen  Kabinetts.     22  S.     (Von  P.  Josef  Schock). 

2.  Kremsmünster,    k.   k.   Ober -Gymn.    der   Benediktiner:    Das   Stiftsarchiv 
Kremsmünster  1302 — 1912.    74  S.    (Von  Dr.  Bernhard  Fösinger). 

IL  C.  II. 


Literaturoerickte  und  Anzeigen. 

Von  der  „Minerva",  dem  „Jahrbuch  der  gelehrten  Welt",  liegt  uns  der 
22.  Jahrgang  für  1912/13  vor  (Stral'sburg:  Trübner  1913.  LXIV,  ISO!  S.  20  M.). 
Man  kaun  nur  immer  wieder  Dank  und  Bewunderung  ausdrucken  für  die 
Gewissenhaftigkeit,  mit  der  das  stets  im  Flufs  begriffene  Material  im  Ver 
zeichnis  wie  im  Register  verarbeitet  wird,  und  für  die  Pünktlichkeit,  mit 
welcher  der  Jahresband  herauskommt.  Ein  Teil  dieses  Dankes  gebührt,  das 
hebt  auch  die  Vorrede  hervor,  den  über  die  ganze  Welt  zerstreuten  .Mit- 
arbeitern,  die  Material  geliefert  oder  revidiert  habeu.     Ich  wülste  aber  auch 


80  Literatlirberichte  und  Anzeigen 

kein  Nachschlagebuch,  dafs  zo  gleichinäfsig  in  allen  gelehrten  Anstalten  der 
Welt,  welcher  Nation  sie  auch  angehören,  gebraucht  würde.  Der  im  vorigen 
Jahre  gemachte  und  auch  an  dieser  Stelle  begrüfste  Versuch,  einen  Teil  der 
Auflage  auf  dünnem  Papier  herzustellen,  hat  sich  bewährt  nnd  ist  jetzt  auf 
die  Hälfte  der  Auflage  ausgedehnt  worden.  Der  damals  bemerkte  Mangel, 
der  dem  Papier  noch  anhaftete,  die  etwas  zu  rauhe  Oberfläche,  ist  jetzt  gänz- 
lich behoben,  das  Papier  läl'st  nichts  zu  wünschen  übrig.  Wenn  noch  eine 
Aeufserlichkeit  zur  Sprache  gebracht  werden  darf,  so  wäre  es  die  Störung, 
die  das  Satzbild  durch  den  kleinen  Minervakopf  erfährt,  mit  dem  auf  die  Er- 
gänzung zur  Minerva,  das  „Handbuch  der  gelehrten  Welt"  verwiesen  wird. 
Dieser  Kopf  sollte  in  einer  Umrifszeichnung  hergestellt  werden,  die  sich  besser 
an  das  Schriftbild  anschlösse.  Nicht  ersichtlich  ist,  warum  das  systematische 
Verzeichnis  der  gelehrten  Gesellschaften,  das  im  vorigen  Jahrgang  am  Schlul's 
der  römischen  Paginierung  eingeführt  war,  wieder  aufgegeben  worden  ist. 


Bibliothecae  Apostolicae  Vaticanae  Codices  manu  scripti  recensiti 
iussu  Pii  X  P.  M.  praeside  Card.  Alfonso  Capecelatro.  Codices 
Urbinates  latini  descripsit  Cosimus  Stornajolo.  TomusII:  Codices 
501 — 1000;  Codices  Vaticani  latini.  Tomus  III:  Codices  1461—2059 
recensuit  Bartholomeus  Nogara.  Romae:  typis  polyglottis  Vaticanis 
MCMXII.     750;  XVI,  499  S. 

Vom  Katalog  der  Vatikanischen  Hss.,  für  dessen  Einrichtung  ich  auf 
meine  Anzeige  im  XX.  Bande  des  Zentralblattes  S.  3b5  verweise,  sind  nach 
zehnjähriger  Pause  wieder  2  mit  Indices  versehene  Teile  erschienen. 

Von  den  Urbinates  wird  1  ins  9.  oder  10.  Jh.  gesetzt  (Boetius,  de  persona 
et  duabus  naturis),  2  werden  ins  10.  gesetzt  (Juvenal,  Prisciani  periegesis), 
2  ins  11.  (Petrus  Damianus,  Hieronymus  in  epist.  ad  Galatas,  ad  Ephesios), 
7  ins  12.  oder  13.  (Macer  de  virtutibus  herbarum,  Bibel-  und  liturgische  Hss. ; 
die  Inedita  des  Troparium  Cassinense,  in  dem  mehrere  Blätter  reskribiert 
sind,  wird  Bannister,  der  auf  die  musikalischen  Noten  im  13.  Bande  der 
Studi  e  testi  hingewiesen  hat,  demnächst  herausgeben;  statt  722  steht  im  Text 
und  im  Index  622,  bei  der  spanischen  Hss.  der  historia  generalis  Alphonsi  X 
im  Register  der  datierten  Hss.  534  statt  539).  Auch  von  den  jüngeren  Codices 
sind  nur  wenige  klassischen  oder  patristischen  Inhalts;  für  historische  Stücke 
sei  das  Register  der  Anonyma  hervorgehoben.  Die  Vermutung,  dafs  667 
(Manilius,  Sereni  über  medicinalis)  aus  der  Werkstatt  des  Florentiner  Buch- 
händlers Vespasiano  da  Bisticci  stamme,  finde  ich  in  den  Indices  nicht 
berücksichtigt,  während  im  3.  Bande  des  Katalogs  der  vatikanischen  Hss., 
zu  dem  wir  jetzt  übergehen,  Vespasianus  nuter  die  scribae  aufgenommen  ist 
(3  Hss.  haben  Eintragungen  wie  Vespasianus  librarius  librum  hunc  Florentiae 
transscribendum  curavit;  bei  1777  ist  von  einer  solchen  keine  Rede;  vgl. 
Wiener  Sitzungsberichte  164  IV  S.  8  und  für  den  Viudob.  139  [Vesp.  Flor, 
vendidit]  Revue  de  l'art  chretien  LXI  [1911]  4  b  A.  2). 

Dieser  3.  Band  enthält  die  Klassiker-Hss. ,  welche  die  Vaticana  im 
16.  Jh.  besafs,  als  der  Kustos  Ranaldi  die  noch  in  Benutzung  stehenden  hand- 
schriftlichen Inventare  anlegte;  natürlich  fehlt  es  an  humanistischen,  patristischen 
und  historischen  Stücken  nicht.  Im  Index  auctorum  et  rerum  wird  unter 
tironianae  notae  auf  grammatica  verwiesen,  wo  nichts  zu  findeu  ist  (vgl.  1480, 
1511).  Auffällig  ist  die  geringe  Zahl  alter  Hss.  Ins  9.  Jh.  werden  4  gesetzt: 
der  bekannte  Ammian  aus  Fulda,  Paulinus  Petricordia  de  vita  Martini, 
Priscian,  Servius  (1511,  darin  Fragment  einer  griech.  Chrysostomos-Hs.  saec. 
X;  vgl.  das  griech.  Gedicht  des  Philelphus  in.  1790),  aul'serdem  ins  S.  oder 
9.  ein  Donat  (interpretationes  Vergib),  ins  9.  oder  10.  ein  Vergil  mit  Servius- 
Kommentar  (wird  Neues  Archiv  d.  Ges.  f.  ältere  deutsche  Gesch.  V  431  beim 
Abdruck  der  auf  Flavigny  bezüglichen  Eintragung,  die  im  Katalog  fehlt, 
dem  10.  Jh.  zugewiesen;  aus  Flavigny  stammt,  nach  dem  Deckblatt  zu  schliefsen 
auch  1904),  teils  ins  9.,  teils  ins  1 0.  oder  1 1 .  eine  Glossar-Hs.  Fürs  10.  Jh.  verzeichnet 
der  Index  eigentlich  nur  5  Hss.:   Cassiodor  (hist.   eccl.),   2  Orosii,   Sidouius 


Literatlirberichte  and  Anzeigen  81 

Apollinaris  und  den  Decurtatus  des  Terenz  (dazu  kämen  noch  einige  Blätter 
eines  nicht  entzifferten  primären  Textes  von  1486),  für  das  10.  oder  11. 
4:  Fulbertus  Carnotensis,  Glossar,  Horaz  (wohl  die  Hs.  des  11.  Jh.,  die 
Holder  mit  Berufung  auf  Detlefsen ,  Mummsen  und  Reifferscheid  erwähnt, 
aber  nicht  herangezogen  hat),  Josepbns  Flavius,  auch  für  das  11.  nur  10  (vgl. 
den  primären  Text  von  143(5  —  Tropariam  —  und  die  Fragmente  in  1899). 
Zu  den  29  im  Index  verzeichneten  Palimpsesten  füge  ich  gleich  1533  und 
1606  hinzu. 

Aus  den  Indices  IX:  Possessores  und  X:  Stemmata  ergibt  sich  manches 
für  die  Provenienz  der  Hss.  und  die  Geschichte  der  Bibliothek.  Ich  be- 
ginne wieder  mit  der  Papstreihe.  Auf  Nikolaus  V.  (1447  — 1455)  werden 
6  Hss.  zurückgeführt,  darunter,  wie  bei  Besprechung  des  1.  Bandes  zu  betonen 
war,  mehrere  Uebersetzungen  aus  dem  Griechischen.  Einen  Orosius 
des  12.  oder  13.  Jh.  hebe  ich  hervor  wegen  der  Eintragung:  Hunc  librum 
emi  ego  Thomas  de  Sarzana  Aurelianis  per  manus  nnius  librarij  qui  stabat 
prope  maiorem  Ecclesiam;  vgl.  auch  1654  (Iuvenal,  Horaz,  Persiüs):  scriptus 
tempore  et  favore  divi  Nicolai  pape  qninti.  Das  Wappen  der  Piccolomini 
tragen  9  Hss.;  E  Piccolomini,  De  codd.  Pii  II  et  Pii  III  (Bullettino  Senese  VI) 
S.  11  führt  aufserdem  1670  und  1796  auf  Pius  II.  (145S— 1464)  oder  Pius  III. 
(1503)  zurück.  Von  den  40  Hss.  mit  dem  Wappen  der  Barbo  (1829  u.  1947 
fehlen  im  Index;  vgl.  auch  1464:  leo  erectus  auro  illitus  in  pagira  rubra, 
1543:  stemma  (Barbo?)  in  quo  leo  erectus  in  pagina  rubra  und  1956/7)  liefsen 
sich  nur  3  Paul  II.  (1464 — 1471)  zuweisen  (lslo  ist  in  1819  zu  verbessern); 
worauf  bei  1711  die  Angabe:  stemma  Petri  Barbo  cardinalis  beruht,  sehe  ich 
nicht.  Von  den  mehr  als  30  Hss.  mit  dem  Wappen  der  della  Rovere  werden 
11  als  Sixti  IV  (1471—1484)  vel  Iulii  II  (1503— 1513)  bezeichnet;  allerdings 
sind  Angaben  wie  (bei  1401)  stemma  adpositum  della  Rovere  ad  Sixtum  IV 
pertineus  nicht  gerade  zwingend.  Zu  den  5  Hss.  Julius  IL  kommen  weitere 
5  mit  der  Aufschrift  Iulii  II  Pont.  Max.  Bibliothecae  secretae  dicatus  (vgl. 
Revue  des  bibl.  VI  97). 

Von  anderen  Vorbesitzern  seien  zunächst  Matthias  Corvinns,  dessen 
Wappen  nicht  erkannt  wurde,  Kardinal  Geoffroy  und  Nicolaus  Machinensis 
Modrusiensis  episcopus  genannt,  dessen  Wappen  erst  während  der  Aus- 
arbeitung der  Indices  identifiziert  worden  zu  sein  scheint.  Der  Vat.  1951 
(Plinins.  nat.  bist.)  trägt  auf  dem  Titelblatt  zwischen  den  Buchstaben  M  und 
A  das  ungarisch-böhmische  Wappen  (rot-weifse  Balken,  gekrönter  Löwe),  auf 
dem  Titelblatt  des  2.  Buches  aber  (S.  24)  ein  anderes  Wappen  (rot-gold 
gewürfelter  Balken  im  roten  Feld  mit  der  Devise:  Data  fata  secutus),  ist  also 
offenbar  eine  der  von  Matthias  Corvinus  bestellten  Hss.,  die,  bei  seinem 
Tode  unvollendet,  niemals  in  seinen  Besitz  gelangten,  er  zeigt  auch  den  Titel 
auf  dem  Längsschnitt;  vgl.  meine  Beiträge  zur  Handschriftenkunde.  Wiener 
Sitzungsber.  CLIX,  VI,  6,  13f.  Merkwürdigerweise  hat  auch  der  Vat.  1950, 
gleichfalls  eine  Plinius-Hs.,  zu  beiden  Seiten  des  Wappens  (rotes  Herz  im 
Goldfeld)  die  Buchstaben  M  und  A.  Zu  den  17  Hss.  Geoffroys,  die 
wir  aus  dem  1 .  Bande  des  Katalogs  herausgehoben  haben ,  kommen  7,  von 
denen  allerdings  1  im  Index  nur  unter  Ioannes  Atrebatensis  episcopus  zu  finden 
ist  (1629  Plautus  von  Poggios  Erben  im  Jahre  1459  um  25  Dukaten  gekauft; 
der  Index  verzeichnet  noch  3  andere  Hss.  aus  P  oggios  Besitz).  2  überhaupt 
fehlen:  1770  und  1931,  die  beide  in  meinen  Beitr.  z.  Hssk.  II  (Wien.  S.-Ber. 
CLXIV,  IV)  9  angeführt  wurden,  1770  auf  Grand  von  R.  Sabbadini.  Biograria 
di  G.  Aurispa.  Noto  1890,  S.  190:  Nel  risguardo  del  cod.  Vat.  1770  .  .  .  .  si 
legge:  Anno  1459  Declamationes  totas  Quintiliaui  Ferrarie  die  23  maii  soliitis 
decem  ducatis  I  o.  Aurispae  meas  feci  ego  Io.  episcopus  Atrebatensis  abbas 
Luxovien.  Davon  ist  im  Kataloge  nichts  zu  finden  (Aurispa  wird  als  Yor- 
besitzer  von  2  anderen  Hss.  genannt).  1981,  ein  Eutropius  des  11.  Jh.,  stammt 
aus  S.  Vivant.  Ins  11.  Jh.  wird  auch  1904  gesetzt,  Stieton  und  Sallust  (Jordan 
setzte  ihn  Hermes  III  460  ins  10.  Jh.),  dessen  Provenienz  schon  besprochen 
wurde,  1511,  wie  bereits  erwähnt,  sogar  ins  9. 

Das  Wappen    des    episcopus   Modrusiensis   (vulpes    aurea    exsiliens    iu 

XXX.     2.  6 


82  Literatarberickte  und  Anzeigen 

pagina  rubra)  tragen  aufser  den  ß  Hss.,  die  bei  Besprechung  des  1.  Bandes 
herausgehoben  wurden,  lu  Hss.;  bei  2o54  (Uebersetzung  von  Gebri  de  astro- 
nomia  libri)  ergibt  sich  aus  Eintragungen,  dafs  der  Codex  von  Aurispa  an 
Doininicus  de  Dominicas  episcopus  Torcellanus  (später  Brixiensis),  von  diesem 
au  Xicolaus  Machinensis  kam,  der  im  Katalog  eigentlich  nicht  episcopus 
Corbaviensis  hätte  genannt  werden  sollen,  weil  die  Verlegung  dieses  dalma- 
tinischen Bistums  bereits  1460  erfolgte;  vgl.  noch  1S53,  wo  das  Wappen  in 
2  (roten)  Feldern  den  Fuchs,  in  den  beiden  anderen  je  3  Balken  zeigt 
(golden,  rot  mit  3  Sternen,  silbern).  Von  Vorbesitzern  einzelner  Hss.  nenne  ich 
noch  Gasperinas  Barzizza  (auf  den  auch  Ergänzungen  in  1647,  1706,  1701  — 
Ciceros  rhetor.  Schriften  —  zurückgeführt  werden'»,  Bessarion,  Joannes  Casanova 
(im  Index  nur  Sixti  cardinalis  qnidaur,  vgl.  Enbel,  Hierarchia  cathol.  med. 
aevi  I  33  :  XXX Y  15),  Petrus  Ferriz  episcopus  Tirasonensis,  Coluccio  Salutati, 
Augustinus  Trivultius  cardinalis,  Visconti.  Zu  dem  dankenswerten  Artikel: 
monasteria  ergeben  sich  Ergänzungen  (Casara.  Pamplona,  S.  Maria  Maior:  zu 
S.  Stephaui  eine  Berichtigung)  aus  XIII:  Xomina  virorum  et  locorum;  S.  Yivant- 
de-Vergy  fehlt,  für  Flavigny  vgl.  das  oben  Bemerkte.  Bei:  Stemmata  varia 
ist  1630  statt  1629  zu  setzen:  es  fehlen  aufser  den  getilgten  Wappen,  deren 
Zusammenstellung  nicht  anwichtig  gewesen  wäre  (vgl.  1633,  1714,  1SU9,  1S91, 
1897,   1952,  2011)   1718,  1983,   1986,  2007,  2049. 

Die  wenigen  Bemerkungen,  die  ohne  Einsicht  der  Hss.  gemacht  wurden, 
können,  da  die  Durcharbeitung  der  ganzen  Literatur  zumal  bei  so  oft  heran- 
gezogenen Hss.  unmöglich  ist,  den  Dank  nicht  schmälern,  den  alle  Benutzer 
des  langersehnten  Bandes  Nogara  und  seinen  in  der  Vorrede  rühmlich  ge- 
nannten Katgebern  Ehrl e,  Mercati  undVattasso  für  die  mühevolle  Arbeit 
schulden  und  gewiis  gerne  zollen  werden.  Der  Umschlag  des  Bandes  stellt 
den  Katalog  der  Vat.  lat.  679  —  1460  (scholastische  Philosophie,  Konzilien, 
Kirchenrecht),  9852—10400  und  der  Vat.  graec.  1 — 500.  ferner  für  die 
Codices  e  Vaticanis  selecti  phototypice  expressi  eine  Paleografia  musicale 
Vat.,  den  Palirapsest  von  Cicero  de  re  publ.  und  eine  Bilderhandschrift  des 
Terenz  (3868)  in  Aussicht. 

Brunn.  Wilh.  Weinberger. 

Dem  vor  drei  Jahren  erschienenen  Katalog  ihrer  Sanskrithaudschriften 
hat  die  K.  Hof-  und  Staatsbibliothek  in  München  Anfang  1912  als 
T.  1  P.  6  des  Catalogus  codicum  manuscriptorum  Bibliothecae  Kegiae  Mona- 
censis  das  Verzeichnis  der  ..Sanskrit-Handschriften  Xr  287— 413"  folgen  lassen. 
Die  127  Xummern  bilden  eine  wertvolle  Ergänzung  des  alten  Bestandes;  sie 
stammen  alle  aus  dem  Besitz  des  Würzburger  Professors  Julius  Jolly,  der 
schon  an  dem  Anfrechtschen  Katalog  wesentlichen  Anteil  hatte  und  das  vor- 
liegende Verzeichnis  semer  Sammlung  selbst  beschrieben  hat. 

Jollys  Spezialgebiet  sind  indisches  Recht  und  indische  Medizin;  infolge- 
dessen fallen  nicht  weniger  als  42  Xummern  in  den  Abschnitt  Dharma  und 
Niti  (Recht  und  Politik),  während  34  der  Medizin  angehören.  Ein  grofser 
Teil,  namentlich  unter  den  medizinischen  Handschriften,  sind  Abschriften  von 
Manuskripten  der  Sammlung  des  Deccan  College  in  Puna,  von  denen  Jolly 
mit  Recht  hervorhebt,  dafs  sie  zwar  „einen»  Editor  nicht  die  Originale  ersetzen 
können,  aber  doch  für  Studienzwecke  nützlich  und  unentbehrlich  sind". 
Unter  den  Originalhandschriften,  die  Jolly  fast  sämtlich  durch  Vermittlung 
Bühlers  1SS6  von  dem  Handschriftenhändler  Bhagvändäs  Kevaldäs  in  Surat 
käuflich  erworben  hatte,  befindet  sich  eine  Reihe  interessanter  Inedita,  u.  a. 
der  Vivädabhaügärnava,  das  vou  Sir  W.  Jones  angeregte,  von  Colebrooke 
als  Digest  of  Hindu  Law  on  Contractu  and  Successions  übersetzte,  aber  bisher 
nicht  gedruckte  Rechtswerk  von  Jagannatha  Tarkapahcänana.  Von  besonderem 
Wert  für  die  Sanskritphilologie  sind  die  beiden  Handschriften  des  in  jüngster 
Zeit  durch  Hillebrandts  und  Jacobis  Arbeiten  bekannt  gewordenen  KautilTya 
Arthasastra  (334  und  335);  die  erstere  ist  eine  sorgfältige  Kopie  der  Palm- 
blatt-Handschrift.  die  R.  Shauia  Sastri  seinem  1909  als  Xr  37  der  Bibliotheca 


Literaturberichte  und  Anzeigen  83 

Sanskrita  in  Mysore  veröffentlichten  Texte  zugrunde  legte;  die  Lesarten  von 
335  sind  nach  Jolly  manchmal  besser  als  in  334  und  in  Shama  Sastris  Ausgabe. 
Zn  den  vedischen  Handschriften,  die  den  Grundstock  der  von  Martin 
Haug  herrührenden  alten  Sammlung  bilden,  bringt  das  Jollysche  Verzeichnis 
nur  eine  Ergänzung:  Näräyanas  Gobhilagrhyapaddhati.  Die  übrigen  nicht 
zum  Recht  und  zur  Medizin  gehörigen  Handschriften  verteilen  sich  auf 
folgende  Gebiete:  Mahäbhärata  und  Puranas,  Philosophie,  Jainaliteratur,  Gram- 
matik und  Lexikographie,  Astronomie  und  Astrologie,  Tantra,  Schriften  in 
Dialekt.  R.  F. 

Henri  Cohen.    Guide   de  Tamateur  de  livres  ;i  gravures  du  XVIIIe  siecle. 

6.  edition  revue,  corrigee  et  considerablement  augmentee  par  Seymour 

de   Ricci.    (P.   1.   2.)     Paris:   A.  Rouquette   1912.    XXVI  S.,   1248  Sp., 

9  Taf.    gr.  8°. 

H.  Cohen,  bei  uns  allgemeiner  als  Numismatiker  bekannt,  liefs  1870  seinen 
Guide  pour  Tamateur  de  livres  ä  vignettes  du  18e  siecle  als  ein  dünnes  Buch 
von  175  Seiten  ausgehen;  die  schon  1873  nötige  2.  Ausgabe  umfafste  bereits 
273  Seiten.  Es  gibt  in  der  Tat  wenige  Gebiete  der  Bibliophilie,  die  für  den 
Privatsammler  so  anziehend  wären  wie  die  eleganten  Bändchen  des  18.  Jahr- 
hunderts, mit  den  geistreichen,  bisweilen  etwas  „freien"  Kupferstichen  eines 
Eisen,  Marillier,  Moreau  usw.  So  ist  es  kein  Wunder,  dafs  der  Führer  all- 
gemein willkommen  und  begehrt  war  und  dafs  er  seitdem  unter  den  Händen 
verschiedener  Bearbeiter  und  mit  etwas  wechselndem  Titel  (livres  a  figures 
et  vignettes,  livres  ä  gravures)  zu  einem  Umfange  herangewachsen  ist,  in  dem 
der  ursprüngliche  Verfasser  sein  Werk  kaum  wiedererkennen  würde.  Nach- 
dem die  5.  Ausgabe  von  lb&6,  bearbeitet  von  Baron  R.  Portalis,  längst  ver- 
griffen war,  hat  sich  der  unermüdliche  und  in  allen  Sätteln  gerechte  Seymour 
de  Ricci  der  Arbeit  angenommen  und  eine  in  vielen  Beziehungen  verbesserte 
Ausgabe  geliefert.  —  Das  Werk  will  kein  vollständiges  Verzeichnis  der 
illustrierten  Werke  des  18.  Jahrhunderts  sein.  Vor  allem  beschränkt  es  sich 
grundsätzlich  auf  französiche  Werke.  Nur  ganz  vereinzelt  begegnet  man 
einem  deutschen  oder  englischen  Titel,  der  wohl  mehr  aus  Zufall  aufgenommen 
ist.  Deutsche  Verfasser  erscheinen  fast  nur  in  französischen  Uebersetzungen. 
Aber  auch  von  französischen  Werken  sollte  nur  das  künstlerisch  Wertvolle 
gegeben  werden  und  der  Herausgeber  meint,  dafs  seine  Vorgänger  eigentlich 
schon  zu  viel  aufgenommen  haben.  Für  den  Gebrauch  in  Bibliotheken  ist 
das  kein  Schade.  Jetzt  sind  u.  a.  eine  gröfsere  Zahl  illustrierter  Almanache 
hinzugekommen.  Was  an  der  neuen  Ausgabe  zunächst  in  die  Augen  fällt, 
ist  die  schärfere  typographische  Scheidung  zwischen  Titel  und  Beschreibung. 
Letztere  beschränkt  sich  jetzt  nicht  mehr  auf  die  Illustration,  sondern  es  wird 
in  sehr  vielen  Fällen  eine  vollständige  Kollation  des  Buches  gegeben.  Seine 
genaue  Kenntnis  der  Bücherauktionen  hat  Herrn  Seymour  de  Ricci  ferner  in 
den  Stand  gesetzt,  nicht  nur  die  Preisangaben  einer  durchgehenden  Revision 
zu  unterziehn,  sondern  auch  die  Angaben  über  abweichend  ausgestattete, 
besonders  gebundene  oder  sonst  bemerkenswerte  Exemplare  zu  erweitern  und 
ihre  Schicksale  durch  den  Besitzwechsel  zu  verfolgen.  Beispiele  von  der 
umfassenden  Bearbeitung  dieser  Verhältnisse  sehe  man  z.  B.  in  den  Anmerkungen 
zu  La  Fontaine  und  Moliere.  Den  Schlufs  bildet  ein  Register  der  Titel  und 
ein  Register  der  Künstler.  Nach  dem  oben  Gesagten  ist  begreiflich,  dafs 
Chodowiecki  nur  an  18  Stellen  vorkommt;  aus  der  5.  Ausgabe  ist  im  Text 
und  Register  herübergenommen  „Riepenh"  für  Riepenhausen.  Einen  be- 
sonderen Schmuck  hat  die  ü.  Ausgabe  erhalten  durch  eine  Anzahl  Lichtdruck- 
Reproduktionen  nach  Origiualzeichnungen,  wie  sie  den  Kupferstechern  als 
Vorlage  gedient  haben. 


84  Unischan  und  neue  Nachrichten 

Umschau  und  neue  Nachrichten. 

Bericht  über  den  Stand  der  Arbeiten  am  Gesanit-Zeitschri ften- 
verzeichnis  (Dez.  1912).  Im  Anschlufs  an  die  Verhandlungen  des  Münchener 
Bibliothekartages  über  das,, Gesamtverzeichnis  der  an  den  deutschen  Bibliotheken 
gehaltenen  laufenden  Zeitschriften"  ist  vom  Auskunftsbureau  der  deutschen 
Bibliotheken  ein  Rundschreiben  an  die  Bibliotheken  geschickt  worden,  von 
denen  gedruckte  oder  handschriftliche  Zeitschriftenverzeichnisse  nicht  vorlagen, 
mit  der  Bitte,  das  Unternehmen  durch  Einsendung  ihrer  Zeitschriftenlisten  zu 
unterstützen.  Das  Bundschreiben  hat  den  erfreulichen  Erfolg  gehabt,  dafs 
fast  sämtliche  in  Frage  kommende  Bibliotheken  die  Einsendung  ihres  Zeit- 
schriftenverzeichnisses bis  zu  einem  bestimmten  vor  dem  1.  April  1913  liegenden 
Termin  in  Aussicht  gestellt  haben.  Dadurch  ist  das  Auskunfrsbureau  in  die 
angenehme  Lage  versetzt  worden,  einen  Arbeitsplan  zu  entwerfen,  der  an  dem 
ursprünglich  für  die  Fertigstellung  des  Verzeichnisses  angenommenen  Termin 
(Pfingsten  1914)  festhält  und  mit  dem  Beginn  der  Drucklegung  Anfang 
Oktober  1913  rechnet. 

Unsere  Arbeiten  sind  soweit  gediehen,  dafs  die  sämtlichen  gedruckt  oder 
handschriftlich  vorliegenden  Titel  in  ein  Alphabet  gebracht  sind  und  Ende 
Dezember  die  recht  erheblichen  Nachträge  zum  Zeitschriftenverzeichnis  der 
Berliner  Königlichen  Bibliothek  eingeordnet  sein  werden.  Für  die  folgenden 
Monate  hat  dank  dem  Entgegenkommen  der  beteiligten  Bibliotheken  folgendes 
Programm  aufgestellt  werden  können: 

Januar:  Münchener  Nachträge. 

Februar:  Hambnrger  und  kleinere  Verzeichnisse. 

März  und  April:  Badische,  Hessische,  Sächsische  und  Württembergische 
Bibliotheken. 

Da  spätestens  im  Juli  damit  begonnen  werden  mnfs,  das  Manuskript 
druckfertig  zu  machen,  stehen  für  die  Bearbeitung  weiterer  Nachträge  die 
Monate  Mai  und  Juni  znr  Verfügung.  Das  Ausknnftsbureau  richtet  deshalb 
an  die  Bibliotheken ,  die  bisher  wegen  der  Nachträge  zu  ihrem  Zeitschriften- 
verzeichnis mit  dem  Ausknnftsbureau  keine  Vereinbarung  getroffen  haben, 
die  Bitte,  ein  Verzeichnis  der  Nachträge  (wenn  möglich  auf  Zetteln  in  Post- 
kartenformat) bis  Anfang,  spätestens  Ende  Mai  einschicken  zu  wollen  und 
gleichzeitig  mitzuteilen,  ob  damit  gerechnet  werden  kann,  dafs  die  späteren 
Nachträge  in  regelmäfsigen  Zwischenräumen  (monatlich  oder  vierteljährlich) 
eingesandt  werden. 

Nicht  unerwähnt  darf  bleiben,  dafs  einzelne  Bibliotheken,  am  ausführ- 
lichsten die  Gr.  Badische  Hof-  und  Landesbibliothek  in  Karlsruhe,  der  Bitte 
der  Zentralstelle,  für  eine  möglichst  praktische  Gestaltung  des  Gesamt- 
Zeitschriftenverzeichnisses  Vorschläge  zu  machen,  entsprochen  haben.  Die 
Karlsruher  Vorschläge  beziehen  sich  im  wesentlichen  auf  folgende  Punkte: 

1.  Festhalten  an  der  Kürze  der  Titel. 

2.  Ersetzung  der  wiederholt  vorkommenden  Ordnungswörter  durch  — 

3.  Fortlassung  der  Standortsbezeichnungen  (Signaturen). 

4.  Verwendung    von    Bildzeichen    im    Nummernregister    für    bestimmte 
Gruppen  von  Bibliotheken. 

5.  Angabe  aller  Bibliotheken  bei  Zeitschriften,   die  überhanpt  nur  an  1 
bis  4  Orten  vorhanden  sind. 

6.  Ausgiebige  Register  (Orts-  und  Sachregister). 

Das  Auskunftsbureau  stimmt  den  Vorschlägen  in  Punkt  1,2,4  und  6 
unbedingt  zu.  Ob  es  möglich  sein  wird,  der  in  Ziffer  5  gegebenen  Anregung 
zu  entsprechen,  kann  sich  erst  im  weiteren  Verfolg  der  Arbeit  entscheiden 
lassen.  Da  wir  bei  dem  ganzen  Plan  des  Unternehmens  davon  ausgegangen 
sind,  immer  nur  solche  Titel  dem  Alphabet  hinzuzufügen,  die  weder  im 
Berliner  noch  im  Miinchener  Verzeichnis  vertreten  sind,  die  vollständigeren 
Besitzangaben  aber  dem  Nnmmernregister  vorbehalten  haben,  wird  das  Hinzu- 
fügen von  mehr  als  zwei  Besitzziffern  im  Zeitschriftenverzeichnis  selbst  auf 
Schwierigkeiten  stofsen.    Ueber  das  Nummernregister,  dessen  Einrichtung  und 


Umschau  und  neue  Nachrichten  85 

Zweck  nicht  jeder  Bibliothek  bekannt  sein  wird,  werden  einige  kurze  Be- 
merkungen erwünscht  sein.  Das  Nummernregister  soll  gedruckt  und  sobald 
wie  möglich  nach  dem  Erscheinen  des  Verzeichnisses  ausgegeben  werden. 
Die  Titel  werden,  durchlaufend  durch  das  ganze  Alphabet,  numeriert;  findet 
man  nun  vorn  im  Verzeichnis  bei  einer  Nummer  nur  den  Besitzvermerk  von 
1  (=  Königliche  Bibliothek  Berlin)  oder  12  (=  K.  B.Hof-  und  Staatsbiblio- 
thek München)  oder  einen  andern,  so  schlägt  man,  um  festzustellen,  ob  eine 
weitere  Bibliothek  die  Zeitschrift  hält,  im  Register  unter  der  betreffenden 
Nummer  nacb.  Daraus  ergibt  sich  die  Möglichkeit,  die  Zeitschrift  unter  Um- 
ständen von  einer  Bibliothek  zu  entleihen,  die  bequemer  gelegen  uud  weniger 
in  Anspruch  genommen  ist  als  die  beiden  grofsen  Staatsbibliotheken,  so  dafs 
durch  das  Nummernregister  eine  Vereinfachung  des  Leihverkehrs  und  eine 
Entlastung  von  Berlin  und  München  herbeigeführt  wird.  Was  die  in  Ziffer  3 
angeregte  Fortlassung  der  Signaturen  betrifft,  so  sind  wir  der  Ansicht,  dafs 
in  diesem  Punkt  die  Wünsche  der  beiden  gröfsten  an  der  gemeinsamen  Arbeit 
beteiligten  Bibliotheken,  der  Berliner  Königlichen  und  der  Münchener  Hof- 
und  Staatsbibliothek,  mafsgebend  sein  müssen. 

Mit  dem  Dank  für  die  bisher  geleistete  Unterstützung  verbindet  das  Aus- 
kunftsbureau die  Versicherung,  dafs  auch  in  Zukunft  Anregungen  und  Vor- 
schläge dankbarst  willkommen  geheifsen  werden  und  nach  Möglichkeit  Berück- 
sichtigung finden  sollen.  Fick. 

Die  preufsischen  Staatsbibliotheken  im  Etat  1913  14.  Zu  den 
Mehrforderungen  für  die  Königliche  Bibliothek  im  neuen  Staatshaushalt,  die 
wir  im  Januarheft  (S.  38)  mitgeteilt  haben,  fügen  wir  jetzt  die  für  die  Hoch- 
schulbibliotheken. An  den  Universitätsbibliotheken  wird  vor  allem  die 
Schaffung  mittlerer  Beamtenstellen  fortgesetzt.  Je  einen  Bibliothekssekretär 
erhalten  Bonn,  Göttingen,  Greifswald,  Königsberg  und  Marburg  (Greifswald 
jedoch  unter  Wegfall  von  1800  M.  für  aufserordentliche  Hilfskräfte);  2  Biblio- 
thekssekretärinnen die  ÜB.  Berlin,  und  je  eine  Bonn,  Breslau  und  Münster. 
Eine  neue  Unterbeamtenstelle  ist  nur  in  Königsberg  eingesetzt.  Zu  sächlichen 
Ausgaben  erhält  Berlin  ÜB  2000,  Breslau  600,  Kiel  500  M.  Im  Extraordinarium 
bildet  den  Hauptposten  die  2.  Rate  zur  Ausfüllung  der  Lücken  von  2UOO0O  M. 
für  die  zehn  Bibliotheken.  Sodann  sind  mehrere  Erweiterungs-  und  Herstellungs- 
arbeiten  an  den  Gebäuden  in  Aussicht  genommen,  die  gröfste  in  Göttingen 
(106  600  M.)  Der  dortige  Lesesaal  ist  bei  der  gestiegenen  Zahl  der  Studenten 
ganz  unzulänglich  geworden.  Es  soll  deshalb  der  Lesesaalflügel  nach  Abbruch 
des  an  seinem  Ende  befindlichen  Treppenhauses  bis  zur  Papendieckstrafse 
verlängert  werden.  Dadurch  wird  der  Lesesaal  im  ersten  Geschofs  um  rd 
160  qm  vergröfsert  und  im  Erdgeschofs  ein  feuersicherer  Raum  für  die  Hand- 
schriften gewonnen,  die  jetzt  ungenügend  untergebracht  sind.  Die  in  der 
angegebenen  Summe  begriffene  innere  Einrichtung  ist  auf  20  000  M.  veranschlagt. 
In  Greifswald  soll  die  abgenutzte  Luftheizungsanlage  durch  Warmwasser- 
heizung ersetzt  werden  (23  800  M.).  Ein  elektrischer  Bücher-  und  Personen- 
aufzug ist  in  Marburg  (8000  M.)  und  in  Bonn  (5900  M.)  nötig.  In  Münster 
ist  ein  Reservegeschols  des  Magazinflügels  mit  Gestelleinrichtung  zu  versehn 
(6000  M.).  Königsberg  bedarf  einer  Ergänzung  der  Buchbretter  (7000  M.)i 
ferner  soll  die  Bücherausgabe  aus  dem  ersten  Geschofs  in  das  Erdgeschofs 
verlegt  werden,  um  die  unzulänglichen  Katalogräume  erweitern  zu  können 
und  den  alphabetischen  Bandkatalog  dem  Publikum  zugänglich  zu  machen 
(7300  M.);  endlich  werden  zur  Katalogisierung  der  seit  einigen  Jahres  an- 
gegliederten Wallenrodtschen  Bibliothek  5000  M.  eingesetzt.  Unter  den  ein- 
maligen Forderungen  für  Universitätsinstitute  bemerken  wir  4000  M.  zur  Be- 
schaffung einer  Handbibliothek  für  das  Zoologische  Museum  in  Münster. 
—  An  den  Technischen  Hochschulen  ist  der  Ertrag  der  neu  eingeführten 
Bibliotheksgebühr  (vgl.  Zbl.  1912.  S.  465)  als  Mehr  eingestellt  und  zwar  in 
Berlin  11500,  Hannover  4800,  Aachen  3300,  Danzig  3500,  Breslau  1000  M. 
Was    in    den    sonstigen   Verstärkungen    der   Fonds    für   Lehrmittel    usw.   zu 


86  Umschau  und  neue  Nachrichten 

Bibliothekszwecken  bestimmt  ist,  ist  aus  dem  gedruckten  Etat  nicht  ersicht- 
lich. Aus  Danzig  wird  uns  mitgeteilt,  dafs  dort  300  M.  zur  Erhöhung  der 
Löhne  für  zwei  weibliche  Hilfskräfte  von  zusammen  2100  auf  2400  M.  ein- 
gestellt sind.  —  Die  Bibliothek  der  Königlichen  Museen  in  Berlin  erhält  eine 
Mehrbewilligung  von  1000  M.  —  Der  Posten  zur  Förderung  der  Volks- 
bibliotheken  erscheint  unverändert  mit  100  000  M.  Er  hätte  eine  Erhöhung 
dringend  nötig.  

Berlin.  Abgabe  von  ZetteldruckenderKöniglichen  Bibliothek. 
Die  Erfahrungen  des  ersten  Betriebsjahres  (1912)  haben  die  folgenden  Aende- 
rungen  in  den  Bezugsbestimmungen  nötig  gemacht,  welche  zunächst  bei  den  neu 
eintretenden  Beziehern  durchgeführt  werden  müssen:  1.  Die  Zusendung  von 
Korrektnrabzügen  der  Titeldrncke  A  und  B  geschieht  nur  an  solche  Subskri- 
benten, die  sich  zur  Abnahme  von  Zetteln  im  Betrage  von  mindestens  20  M. 
im  Jahr  verpflichten.  2.  Subskribenten,  die  nicht  zu  den  Bibliotheken  oder 
verwandten  Instituten  gehören,  haben  einen  Vorschufs  von  20  M.  an  die  Kasse 
der  Königlichen  Bibliothek  einzuzahlen,  von  dem  der  Betrag  der  Rechnungen 
abgesehrieben  wird  und  der  nach  Erschöpfung  jedesmal  zu  erneuern  ist. 

Frankfurt  a.  M.  In  der  Stadtbibliothek  wurden  im  Rechnungsjahre 
1911  12  das  Verzeichnis  der  von  der  Stadtbibliothek  in  der  Akademie  für 
Sozial-  und  Handelswissenschaften  aufgelegten  Periodica  in  Neuauflage  be- 
arbeitet, die  Herstellung  eines  für  den  Druck  bestimmten  alphabetischen 
Verzeichnisses  der  laufenden  Periodica  der  Bibliothek  fortgesetzt  und  eine  Neu- 
auflage des  Katalogs  der  Handbibliothek  des  Lesesaals  in  Angriff  genommen. 
Die  Inventarisierung  der  Inkunabeln,  die  sich  dem  Ende  nähert,  wurde  weiter- 
geführt und  eine  beträchtliche  Zahl  in  den  Bänden  eingeklebter  Einzel- 
holzschnitte, Kupferstiche  und  Teigdrucke  herausgelöst  und  mit  den  bereits 
bekannten  Beständen  vereinigt.  Desgleichen  wurden  die  in  alten  Beständen, 
in  Schenkungen  und  sonst  als  Einzeldrucke  vorgefundenen  Lieder,  meist  des 
17.  und  18.  Jahrhunderts,  gesammelt.  Ein  systematischer  Katalog  darüber, 
der  auch  auf  die  älteren  Lieder  ausgedehnt  werden  soll,  wurde  begonnen. 
Die  Neuaufnahme  der  Abteilung  „Scholae  Francofurtanae"  konnte  zu  Ende 
geführt  und  das  Manuskript  des  Druckkatalogs  „Frankfurter  Kirchen  und 
Schulwesen",  der  einen  Anhang  „Juden  in  Frankfurt"  enthalten  wird,  gröfsten- 
teils  fertiggestellt  werden.  Die  Lücken  im  Bestände  der  Abteilung  wurden 
vorher  nach  Möglichkeit  ergänzt.  Vollstäudig  neu  geordnet  wurde  die  Abteilung 
„Congressus  Francofurti  habiti*.  Für  die  Amerikanische  Abteilung  gelangte  der 
Rest  des  im  Vorjahre  gesammelten  Fonds  mit  5017,30  M.  zur  Verwendung. 
In  der  Abteilung  der  Hebraica  und  Judaica  wurden  die  ersten  zehn  Buchstaben 
der  Bibliothek  Merzbacher  katalogisiert.  Nach  Beendigung  dieser  Arbeit, 
die  in  etwa  zwei  Jahren  zu  erwarten  ist,  kann  mit  dem  Druck  des  Katalogs 
begonnen  werden.  Endlich  wurde  die  grofse  Sammlung  der  Kirchenmusikalien 
der  Bibliothek  von  dem  Musiklehrer  am  Städtischen  Oberlyzeum  Karl  Süfs, 
der  sich  in  uneigennützigster  Weise  dazu  erboten  hatte,  wissenschaftlich 
bearbeitet  und  ein  druckfertiger  Katalog  angelegt.  Die  Sammlung  umfafst 
etwa  siebzig  Komponisten  mit  1542  Werken,  aus  der  Zeit  von  1034  bis  1S07, 
darunter  allein  an  600  Kompositionen  des  berühmten  Kapellmeisters  Georg 
Philipp  Telemann  (1681  —  1767).  Gröfsere  Schenkungen  kamen  von  der 
Freiherrl.  von  Rothschildschen  öffentlichen  Bibliothek  (II 76  Bände),  der 
Redaktion  der  Frankfurter  Zeitung  (26S),  Prof.  J.  G.  Bechhold  (247),  Frau 
Emma  Osterrieth-Laurin  (1 39),  Frau  verw.  Direktor  Lina  Schmidberger  (234  Bde). 
Ferner  schenkte  der  Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde  verschiedene 
Serien  historischer  Zeitschriften  und  Frau  Rabbiner  Dr.  A.  Horovitz  302  Bde 
hebräisch -jüdischer  Literatur.  Die  Handschriftenabteilung  erhielt  durch  die 
Administration  des  Dr.  Johann  Friedrich  Böhmerschen  Nachlasses  interessante 
Jugendbriefe  und  Tagebücher  Böhmers  sowie  Briefe  seiner  Angehörigen  an 
ihn.  Durch  Testament  des  f  Wilhelm  Heinrich  Dancker  wurden  der  Biblio- 
thek  ungedruckte  Briefe   Theodor  Körners  und  der  Seinen  zugeführt,   des- 


Umschau  und  neue  Nachrichten  87 

gleichen  handschriftliche  Abhandlungen  des  Philosophen  und  Dichters  Georg 
Friedrich  Daumer  durch  eine  dem  Dichter  befreundete  Person.  Da  die 
.Stadtbibliothek  schon  früher  eine  gröfsere  Anzahl  von  Manuskripten  Daumers 
käuflich  erworben  hatte,  befindet  sich  jetzt  wohl  sein  gesamter  bandschrift- 
licher Nachlafs  in  ihrem  Besitze.  Auch  eine  Aenderung  in  den  Bezügen  der 
Beamten  ist  noch  anzuführen:  durch  Magistratsbeschlufs  vom  24.  Nov.  1911 
wurde  eine  Erhöhung  der  den  mittleren  und  Unterbeamten  gewährten  Miets- 
zuschüsse verfügt,  indem  vom  1.  Oktober  1911  ab  sowohl  die  bisher  bereits 
berechtigten  Mietszuschufsempfänger  eine  Zulage  von  jährlich  60  M.,  als  auch 
nunmehr  alle  Verheirateten  ohne  Kinder  und  solche  Ledige  und  Witwer, 
die  einen  eigenen  Haushalt  führen,  die  gleiche  Summe  neu  erhalten. 


Hamburg.  Ueber  die  Fortschritte  der  Katalogisierung  der  Handschriften 
der  Stadtbibliothek  im  Berichtsjahre  1911  ist  wenig  zu  melden,  da  der 
damit  beauftragte  Beamte,  Bibliothekar  Prof.  Dr.  Schwalm,  durch  Beauftragung 
mit  der  Vertretung  des  Direktors  in  Behinderungsfällen  genötigt  war,  sich 
mit  der  Führung  der  Direktorialgeschäfte  bekannt  zu  machen.  Dagegen 
konnte  die  dringend  erwünschte  Abschrift  des  Berliner  Iuitienverzeichnisses 
begonnen  und  bis  zum  Buchstaben  E  gefördert  werden.  Unter  den  Erwer- 
bungen der  Handschriftenabteilung  ragen  zwei  Geschenke  hervor:  der  Averhot't- 
stiftung  verdankt  die  Bibliothek  das  in  Bagdad  entdeckte  Manuskript  des 
arabischen  Geographen  Balchi,  Freiherrn  von  Westenholz  das  Pergament- 
manuskript des  Arbor  vitae  crucifixae  Jesu  des  Ubertino  von  Casale.  Aus 
dem  Nachlafs  des  Buchhändlers  Campe  überwies  das  Museum  für  bamburgische 
Geschichte  241  Autographeu  des  16.  bis  18.  Jahrhunderts,  meist  einzelne 
Stammbuchblätter.  Bei  der  jährlichen  Verteilung  der  Ankäufe  des  Papyrus- 
kartells fiel  der  Bibliothek  u.  a.  eine  besonders  stattliche  Rolle  aus  dem 
zweiten  Jahhundert  der  Kaiserzeit  zu,  die  schon  durch  ihren  Umfang  Hoffnungen 
erweckte.  Es  stellte  sich  aber  heraus,  dafs  sie  nur  etwa  1U0  Quittungen  von 
Soldaten  über  geliefertes  Pferdefutter  enthielt.  Zur  Vereinfachung  des  Buch- 
bindereibetriebes ging  die  Bibliothek  zum  Ersatz  der  Probebände  durch 
Schemen  über.  Der  Vermehrungsetat  war  für  das  Berichtsjahr  zum  ersten 
Male  von  30  000  auf  40  000  M.  erhöht,  die  restlos  aufgebraucht  wurden;  die 
Erhöhung  kam  in  erster  Linie  den  Zeitschriften  und  Novitäten  zugute.  Unter 
den  Geschenken,  die  der  Druckschriftenabteiluug  zuflössen,  war  das  wichtigste 
die  Ueberweisung  von  239  Ausgaben  des  griechischen  Neuen  Testaments 
durch  Pastor  D.  Bertheau;  die  hauptsächlich  auf  den  Hauptpastor  Goeze 
zurückgehende  Bibelsammlung  der  Bibliothek  wurde  dadurch  erfreulich  ab- 
gerundet. Ueber  die  in  das  Berichtsjahr  fallende  Hamburger  A'ersammlung 
der  deutschen  Bibliothekare  haben  wir  bereits  s.  Z.  ausführliche  Mitteilungen 
gemacht. 

Der  Hamburger  Senat  hat  der  Bürgerschaft  den  Autrag  auf  Errichtung 
einer  Universität  in  Hamburg  zugehen  lassen,  die  eine  philosophische,  natur- 
wissenschaftliche, rechtswissenschaftliche  und  kolonialwissenschaftliche  Fakul- 
tät umfassen  soll.  Ob  und  wie  rasch  die  Bürgerschaft  zustimmen  wird,  steht 
noch  dahin.  Der  Antrag  ist  von  einer  ausführlichen  Denkschrift  begleitet, 
in  der  nachgewiesen  wird,  dafs  groise  Teile  von  dem,  was  eine  Universität 
erfordert,  bereits  vorhanden  sind.  Dazu  gehört  auch  die  Stadtbibliothek 
von  580000  Bänden  und  mit  einem  Budget  von  176490  M.  (davon  16000  für 
Bücheranschaffungen,  17  000  für  Bindekosten  und  3000  für  Fortführung  der 
Papyrussammlung),  sowie  die  der  Handelskammer  unterstehende  wertvolle 
Kommerzbibliothek  mit  über  120000  Bänden  und  eine  Reihe  von  Vereins- 
bibliotheken. Ueber  die  Stadtbibliothek  befindet  sich  in  der  Anlage  (S.  129) 
ein  Gutachten  ihres  Direktors  Prof.  Münzel,  das  wir  ganz  wiedergeben: 

„Aus  genauer  Kenntnis  der  Verhältnisse  heraus  kann  ich  erklären,  dafs 
die  Stadtbibliothek  für  die  Fächer,  die  sie  durch  Anschaffungen  pflegt,  manchen 
deutschen  Universitätsbibliotheken  überlegen,  fast  allen  übrigen  gleichwertig 
ist  und  nur  hinter  Göttingen,  Strafsburg  und  vielleicht  auch  Leipzig  zurück- 


88  Umschau  und  neue  Nachrichten 

steht.  Die  früher  fehlenden  Akadeniieschriften  sind  in  der  letzten  Zeit  zum 
gröfsten  Teil  beschafft,  nachdem  seit  einigen  Jahren  ein  besonderer  Budget- 
posten datür  bewilligt  wird.  Wir  besitzen  jetzt  rund  580 000  Bände;  an 
laufenden  Zeitschritten  haben  wir  soeben  1977,  ungerechnet  die  vielen,  seit 
einer  Reihe  vou  Jahren  vollständig  gesammelten  Hamburger  Zeitungen, 
gezählt,  eine  Ziffer,  die  wohl  von  keiner  Universitätsbibliothek  erreicht  wird, 
immer  verstanden  von  den  Disziplinen,  die  zu  unserem  ADSchaffungsgebiet 
gehören.  —  Vorhandene  Lücken,  die  während  des  19.  Jahrhunderts  die  über- 
triebene Aengstlichkeit  und  Zurückhaltung  unserer  Bibliothekare  verschuldete, 
wurden  später,  besonders  aus  den  Zinsen  des  Yennögens  der  Bibliothek 
(Zinsertrag  5000  M ),  tunlichst  ergänzt,  eine  Arbeit,  mit  der  in  den  nächsten 
Jahren  fortgefahren  werden  kann.  Von  einzelnen  Fächern,  die  durch  ihren 
besonderen  Reichtum  hervorragen,  nenne  ich  zunächst  Klassische  Philologie. 
Kürzlich  habe  ich  unseren  Zeitschriftenbesitz  auf  diesem  Gebiete  mit  dem  der 
Berliner  Königlichen  Bibliothek  verglichen;  es  ist  fast  alles  hier  vorhanden. 
Nicht  vorübergehen  möchte  ich  an  unserer  Papyrussammlung,  die  im  Verein 
mit  unserer  vorzüglichen  Papyrusliteratur  ein  ausgezeichnetes  Instrument  des 
Unterrichts  bilden  wird.  Geradezu  vortrefflich  sind  Paläographie  und  die 
Handschriftenkataloge  der  berühmten  Sammlungen  vertreten,  gut  die  biblio- 
graphischen Hilfsmittel,  ebenso  die  deutsche  Literatur,  namentlich  was  Schriften 
des  18.  Jahrhunderts  anlangt.  Französisch,  Italienisch.  Spanisch,  Englisch  und 
Nordisch  sowie  auch  orientalische  Sprachen  sind  besser  ausgestattet,  als  sonst 
von  Universitätsbibliotheken  zu  geschehen  pflegt;  bei  den  neueren  Sprachen 
und  Philologien  berücksichtigen  wir  auch  moderne  Autoren.  Philosophie  und 
Mathematik  wurden  planmäßig  ausgebaut  und  sind  jetzt  gut  besetzt.  Die 
Naturwissenschaften  sind  jedenfalls  ausreichend,  zum  Teil  gut  vertreten. 
Besondere  Erwähnung  verdienen  die  äufserst  zahlreichen,  zum  Teil  seltenen 
Zeitschriften,  die  wir  von  dem  Naturwissenschaftlichen  Verein  und  dem  Verein 
für  naturwissenschaftliche  Unterhaltung  bekommen.  Als  recht  wohl  versehen 
darf  Theologie  sowie  alte  Geschichte  und  Epigraphik  bezeichnet  werden, 
desgleichen  mittelalterliche  deutsche  Geschichte  mit  den  zahlreichen  Urkunden- 
büchern.  —  An  den  Schlufs  dieses  Berichtes  stelle  ich  eine  knappe  Aufzählung 
unserer  Spezialitäten,  wenn  ich  des  Ausdrucks  mich  bedienen  darf,  voran 
unsere  Handschriften,  rund  8000  Nummern.  Es  gibt  nur  wenige  deutsche 
Universitätsbibliotheken,  die  alte  Handschriften  in  erheblicher  Zahl  besitzen, 
keine,  selbst  Göttingen  nicht,  die  uns  darin  erreichte.  Wir  besitzen  Manu- 
skripte vom  9.  Jahrhundert  bis  zur  Neuzeit,  darunter  Ueberlieferungen  von 
hohem  Werte,  zugleich  ein  einzigartiges  Material  lür  paläographische  Studien, 
viele  hebräische,  indische,  arabische  Codices.  Unvergleichbar  ist  unsere  be- 
rühmte, aus  198  Bänden  bestehende  Uffenbach- Wolf  sehe  Briefsammlung; 
kaum  ein  bekannter  Name  des  16.  bis  18.  Jahrhunderts,  der  nicht  darin 
erschiene.  Ihr  reihen  sich  die  Campe'schen  Autographen  an,  verschiedene 
kleinere  Sammlungen,  wie  die  von  Villers  und  von  manchen  Hamburgern. 
Ich  nenne  ferner  die  von  hiesigen  Verehrern  des  Fürsten  Bismarck  begründete 
Bismarckabteilung,  die  nahezu  die  ganze  gedruckte  in-  und  ausländische 
Literatur  über  Deutsehlands  grölsten  Staatsmann  umfafst,  die  Sammlung  der 
Bibeln,  vom  Hauptpastor  Johann  Melchior  Goeze  stammend,  der  Porträts  und 
Bilder,  die  indologische  Bibliothek  Gustav  Opperts,  die  Inkunabeln,  917  Bände, 
italienische  Novellen,  kostbare  Mexicana  vom  Senator  Theodor  Rapp,  hyinno- 
logische  und  asketische  Schriften,  auserlesene  ältere  Musikalien,  eine  treffliche 
niederdeutsche  Literatur,  die  wohl  von  keiner  anderen  deutschen  Bibliothek 
erreicht  wird  —  alles  Besitztümer,  die  im  Rahmen  eines  Universitätsunterrichts 
erhöhte  Bedeutung  gewinnen  würden.  Dafs  wir  reich  an  einzelnen  Selten- 
heiten sind,  versteht  sich  bei  einer  Bibliothek,  die  zu  den  ältesten  in  ganz 
Deutschland  gehört,  fast  von  selbst." 

In  dem  Voranschlag  der  Kosten,  welche  die  Universitätsgründung  ver- 
ursachen würde,  ist  die  Stadtbibliothek  mit  dauernd  4500  und  einmaligen 
20000  M.  für  Ergänzung  der  juristischen  Abteilung  beteiligt.  Aufserdem  sind 
Beträge  für  die  Bibliotheken  und  Handapparate  der  Seminare  eingestellt. 


Umschau  und  neue  Nachrichten  89 

München.  Die  Hof-  und  Staatsbibliothek  besitzt  aulser  ihren  alpha- 
betischen und  Standortskatalogen  einen  systematischen,  nach  geographisch- 
historischen Gesichtspunkten  angelegten  Zettelkatalog.  Zur  Erleichterung 
der  Benutzung  desselben  soll  ein  sowohl  sachlicher  wie  alphabetischer  Index 
gedruckt  werden  und  als  Anfang  dieses  Unternehmens  ist,  vom  Bibliothekar 
llilsenbeck  bearbeitet,  die  Abteilung  Bayern  soeben  im  Druck  erschienen. 
Man  findet  da  zunächst  die  systematische  Uebersicht  unter  sieben  Haupt- 
abteilungen: 1.  Geographie  und  Geschichte  von  ganz  Bayern;  2.  Recht,  Ver- 
fassung, Verwaltung,  Heerwesen;  3.  Verkehr,  Landwirtschaft,  Gewerbe,  Handel; 
4.  Kirche  und  Schule;  5.  Literatur,  Kunst,  Dichtung,  Presse;  6.  Die  8  Kreise 
und  die  historischen  Teile  Bayerns;  7.  Einzelne  Orte  und  Gegenden,  alpha- 
betisch, wobei  Augsburg,  München,  Nürnberg,  Regensburg,  Würzburg  eigene 
Zählung  haben,  während  sonst  die  Abteilungen  durchgezählt  sind.  Darauf 
folgt  ein  doppeltes  alphabetisches  Schlagwortverzeichnis,  einmal  zu  den  durch- 
gezählten Abteilungen,  und  zweitens  zu  den  obigen  fünf  Städten.  Der  vor- 
liegende Index  bietet  zweifellos  eine  wesentliche  Erleichterung  in  der  Benutzung 
des  Zettelrealkatalogs  und  seine  Drucklegung  wird  fast  noch  mehr  als  den 
Beamten  den  Benutzern  der  Staatsbibliothek  zu  Gute  kommen.  Die  Abteilung 
Bayern,  die  zunächst  gedruckt  wurde,  wird  ja  wohl  die  meist  benutzte  sein, 
zumal,  was  für  den  angestrebten  Zweck  durchaus  zu  billigen  ist,  auch  Recht, 
Kirche  und  Literatur  mit  einbezogen  sind.  Vielleicht  hätten  auch  die  Natur- 
wissenschaften noch  mit  hineingenommen  werden  können,  so  dafs  der  Index 
eine  Uebersicht  über  die  gesamten  Bavarica  geboten  hätte.  Die  anderen 
Abteilungen  der  Bibliothek  sollen  in  Bälde  folgen.  Man  mufs  jede  derartige 
Veröffentlichung  mit  Freude  begrüfsen,  aber  sie  ruft  doch  wieder  einen  neuen 
Wunsch  hervor:  möchten  doch  recht  bald,  sei  es  München  sei  es  Berlin,  am 
besten  alle  beide,  einzelne  besonders  wichtige  Abteilungen  ihrer  Realkataloge 
in  extenso  drucken:  freilich,  diese  Veröffentlichungen  müfsten  in  kleineren 
Unterabteilungen  im  Buchhandel  zu  billigem  Preise  käuflich  sein,  damit  auch 
dem  wenig  bemittelten  Gelehrten  die  Erwerbung  möglich  wäre.  An  Absatz 
dürfte  es  dann  nicht  fehlen,  der  ideelle  Nutzen  aber  könnte  nicht  hoch  genug 
in  Ansatz  gebracht  werden.  Hortzschansky. 

Oesterreich.  Als  Dr.  W.  Dolch  1909  im  Auftrage  der  Deutschen 
Kommission  der  Berliner  Akademie  der  Wissenschaften  die  Handschriften 
des  Benediktinerstiftes  Braun  au  durchforschte,  lernte  er  in  der  dortigen 
Dr.  Ed.  Langerschen  Privatbibliothek  eine  an  mittelalterlichen,  noch  unaus- 
gebeuteten  Handschriften  reiche  Büchersammlung  kennen,  die  selbst  in  den 
engsten  Fachkreisen  völlig  unbekannt  war.  In  den  Berichten  der  Deutschen 
Kommission  vom  27.  Januar  1910  und  vom  26.  Januar  1911  ist  dann  über  die 
deutschen  Handschriften  kurz  berichtet  worden,  über  die  Bedeutung  der 
ganzen  Sammlung  war  aber  nichts  veröffentlicht.  Jetzt,  zum  00.  Geburtstage 
des  Besitzers,  hat  Dolch,  der  seit  1911  selbst  an  der  Neuordnung  der  Biblio- 
thek gearbeitet  hat,  nun  eine  Monographie  über  die  Langersche  Bibliothek 
herausgegeben  (s.  o.  S.  47).  Die  Bibliothek  hat  1901  einen  eigenen  Bau 
erhalten  und  ist  im  grofsen  nach  der  preufsischen  Instruktion  neukatalogisiert 
worden.  Es  wurden  je  drei  Titelkopien  angefertigt,  eine  für  den  alphabetischen 
Schlagwortkatalog,  der  gleichzeitig  den  nicht  geplanten  Realkatalog  ersetzt. 
eine  zweite  als  Manuskript  für  einen  etwaigen  später  erfolgenden  Katalogdruck, 
eine  dritte  für  den  Druckerkatalog.  Dieser  ist  alphabetisch  nach  Druckorten 
angelegt,  innerhalb  der  Orte  sind  die  Drucker  alphabetisch  geordnet.  Die 
Werke  jedes  Druckers  sind  geschieden  in  zeitlich  bestimmte  und  nicht  be- 
stimmte. Erstere  sind  chronologisch,  letztere  alphabetisch  geordnet.  Vor 
jedem  Druckorte  ist  ein  farbiger  fester  Vorsteckzettel  eingeschaltet,  blau  für 
Orte  innerhalb,  violett  für  Orte  aul'serhalb  Oesterreichs;  auf  diesen  Vorsteck- 
zetteln ist  unter  dem  Ortsnamen  die  einschlägige  bibliographische  Literatur 
angegeben.  Ebenso  sind  vor  den  Druckwerken  teste  weifse  Vorsteckzettel 
mit  dem  Namen  des  Druckers,  Nachrichten  über  seine  Arbeitszeit  und  Literatur- 


90  Umschau  und  neue  Nachrichten 

angaben  eingeordnet.  Als  Probe  dieses  eigenartigen  Katalogs  veröffentlicht 
Dolch  im  Anhange  den  Abschnitt  des  Katalogs  über  die  Klosterdruckerei  des 
Stiftes  Brück  bei  Znaim.  Die  weitere  Bearbeitung  der  druckgeschichtlichen 
Abteilung  soll  den  Grundstock  zu  einer  künftigen  österreichischen  Biblio- 
graphie abgeben.  Das  erste  Heft  mit  dem  Verzeichnisse  österreichischer 
Typographen  des  15.  Jahrhunderts  wird  Anfang  1913  bei  Gilhofer  und 
Ranschburg  erscheinen.  Die  Bibliothek  zählt  zur  Zeit  gegen  30  000  Buch- 
binderbände Druckschriften,  6000  Einblattdrucke,  500  Inkunabeln,  S00  Hand- 
schriften. Den  Glanzpunkt  bilden  die  Handschriften.  Die  bedeutendsten 
deutschen  Mystiker  sind  vertreten,  darunter  Meister  Eckhart  in  Handschriften, 
die  auch  textlich  von  Bedeutung  sind,  während  unter  den  älteren  Handschriften 
zahlreiche  Stücke  auch  paläographisch  belangvoll  sind.  Am  wertvollsten  ist 
die  kleine  aber  ausgewählte  Sammlung  von  Miniaturenhandschriften.  Ein  genaues 
beschreibendes  Verzeichnis  der  Handschriften  soll  in  Zukunft  veröffentlicht 
und  so  die  Schätze  der  Handschriftenabteilung  der  wissenschaftlichen  Be- 
nützung erschlossen  werden.     (Vgl.  auch  oben  S.  69 ff.) 

England.  Am  26.  Oktober  1912  starb  in  London  der  Direktor  der 
Druckschriftenabteilung  des  Britischeu  Museums  Dr.  George  Knottesford 
Fortescue  wenige  Tage  vor  dem  Termin,  an  dem  er  wegen  Erreichung  der 
Altersgrenze  (66  Jahre)  von  seinem  Amte  zurücktreten  sollte.  Dem  Museum 
gehörte  er  seit  seinem-23.  Lebensjahre,  also  43  Jahre  lang,  an.  Eine  seiner  ersten 
Aufgaben  dort  war  die  Katalogisierung  einer  Flugschriftensammlung  zur 
Französischen  Revolution,  und  auf  diesem  Gebiete  hat  er  sich  später  auch 
literarisch  betätigt  (n.  a.  in  der  Cambridge  Modern  History).  In  mehreren 
Stellungen  Nachfolger  von  Richard  Garnett,  als  „Placer",  dann  als  Vorsteher 
des  Lesesaals  (1S*4)  und  endlich  als  Abteilungsdirektor  (1899)  hat  er  sich 
grofse  Verdienste  um  die  Bibliothek  des  Museums  und  ihre  Benutzer  erworben. 
Weit  darüber  hinaus  hat  er  dem  Bibliothekswesen  wertvolle  Hilfe  geleistet 
durch  seinen  allbekannten  Subject  Index  of  the  Modern  Works  added  to  the 
Library  of  the  Br.  M.,  dessen  ersten  Teil  (18S0  —  85)  er  —  ein  Beweis  für 
seine  Arbeitskraft  wie  für  seine  Energie  —  als  Privatarbeit  in  seiner  freien 
Zeit  ausgearbeitet  hatte.  Fortescue  war  Ehrendoktor  der  Universität  Aberdeen; 
1901  war  er  Vorsitzender  der  Library  Association  und  1909  der  Bibliographical 
Society. 

Frankreich.  Durch  Ministerialerlafs  vom  15.  November  v.  J.  wurde  die 
Neuordnung  des  Museums  und  der  sonstigen  Sammlungen  des  Pariser 
Opernhauses  angeordnet.  Es  sind  das:  Archiv,  Musikalische  Bibliothek, 
Dramatische  Bibliothek,  Museum.  Für  das  Archiv  wird  ein  Archivar  eingesetzt, 
die  beiden  Bibliotheken  werden  vereinigt  und  einem  Bibliothekar  unterstellt. 
Ueber  diesen  beiden  Beamten  führt  die  Oberleitung  der  Administrateur  de 
la  bibliotheque,  des  archives  et  du  musee;  alle  drei  werden  vom  Minister 
ernannt. 

Schweden.  Die  Universitätsbibliothek  in  Uppsala,  die  1S11  ihr 
jetziges  Gebäude  bezog,  hat  seitdem  ein  einziges  Mal  eine  kleine  Erweiterung 
ihrer  Bäume  erhalten,  als  nämlich  1SS8  für  die  Festlichkeiten  der  Universität, 
die  bis  dahin  im  obersten  Geschofs  der  Bibliothek  abgehalten  worden  waren, 
eigene  Räume  geschaffen  wurden  Damals  wurde  der  an  das  Hauptgebäude 
rückwärts  anstofsende  kurze  Flügel,  der  in  der  Hauptsache  den  Aufgang  zu 
den  Festräumen  enthielt,  zum  Lesesaal,  Beamtenzimmern  und  Büchermagazin 
umgebaut,  aber  das  frei  gewordene  Obergeschofs  des  Hauptflügels  ist  bis 
heute  noch  nicht  eigentlich  für  Bibliothekszwecke  hergerichtet.  Die  Raumnot 
der  Bibliothek  ist  inzwischen  bis  zu  einem  geradezu  bedrohlichen  Grad  gestiegen, 
Dies  darzulegen  und  einen  Plan  zur  Abhilfe  zu  entwickeln  dient  ein  gedruckter 
Bericht  des  Oberbibliothekars  AkselAndersson  an  das  gröfsere  Akademische 
Konsistorium,  der  sicher  seinen  Zweck  nicht  verfehlen  wird.    Der  Vorschlag 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen         91 

faßt  in  gründlicher  und  überzeugender  Darstellung  nicht  nur  die  augenblicklichen 
Bedürfnisse,  sondern  auch  die  später  notwendig  werdenden  Erweiterungen  ins 
Auge.  Dieses  Zukunftsbild  ist  ein  grofses  Gebäudeviereck  mit  einem  inneren 
Querflügel  und  zwei  Höfen.  Vorhanden  ist  die  eine  Seite  des  Vierecks,  der 
jetzige  Hauptbau,  dessen  Magazineinrichtung  zu  vervollständigen  ist,  und  der 
Querflügel,  der  nur  um  etwa  die  Hälfte  zu  verlängern  ist,  um  einen  Expeditions- 
raum, Zeitschriftensaal  und  weitere  Bücherräurae  zu  gewinnen.  An  ihn  an- 
stofsend  wird  ein  neuer  Lesesaal  vorgeschlagen,  der  die  Mitte  des  späteren 
Parallelflügels  bilden  soll.  Der  Saal  ist  auf  85  Arbeitsplätze  (statt  jetzt  29) 
und  eine  grofse  Handbibliothek  veranschlagt.  Unter  ihm  wird  Platz  sein  für 
einen  grofsen  Teil  der  Zeitungen,  die  jetzt  aufserhalb  der  Bibliothek,  im 
Schlots,  untergebracht  sind.  Der  durch  den  Um-  und  Neubau  zu  gewinnende 
Magazinraum  umfafst  etwa  13  000  m.  Buchbretter  (der  jährliche  Zuwachs  be- 
ansprucht rd  400  m.)  Aufserdem  ergeben  sich  angemessene  Räume  für  die 
Handschriften-  und  Kartensammlung  und  für  einige  Seminarübungszimmer.  Die 
Kosten,  einschliefslich  der  zur  Erhöhung  der  Feuersicherheit  nötigen  Arbeiten, 
sind  auf  605  522  Kr.  veranschlagt.  Die  Summe  erscheint  gegenüber  dem,  was 
damit  geleistet  werden  soll,  sehr  gering,  und  in  der  Tat  hat  man  den  Ein- 
druck, dafs  der  Plan  in  der  Sparsamkeit  bis  an  die  Grenze  des  Zulässigen  geht, 
was  ja  aber  seine  guten  Gründe  haben  wird.  —  Wie  wir  hören,  hat  die 
Denkschrift  den  erfreulichen  Erfolg  gehabt,  dafs  die  Regierung  beim  Reichs- 
tag die  Bewilligung  von  620800  Kr.  beantragt  hat. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen.1) 

Zusammengestellt  von  Adalbert  Hortzschansky. 

Allgemeine  Schriften. 

Deutscher  Bibliophilen -Kaien  der  für  d.  J.  1913.  Jahrbuch  für  Bücher- 
freunde und  Büchersammler.  Hrsg.  v.  Hans  Feigl.  Wien:  Perles  (1912). 
172  S.,  1  Portr.  3  M.,  in  Leder  6  M.,  in  Chagrinleder  8  M.,  in  Luxusleder- 
band 25  M. 

Blätter  für  Volksbibliotheken  und  Lesehallen.  Hrsg.  unter  stand.  Mitwirk, 
zahlr.  Fachgenossen  v.  Erich  Liesegang.  Jg.  14.  1913.  Nr  1/2.  Jan. /Febr. 
(Nebst)  Beilage:  Mitteilungen  der  Vereinigung  bibliothekarisch  arbeitender 
Frauen,  Schriftleitung:  A  Kuhlenbeck.  1913.  Nr  1.  Leipzig:  0.  Harrasso- 
witz  1913.     Jg.  (6  Doppelnrn)  4  M. 

The  Bookman.  Vol.  43.  1913.  Nr  256.  January.  London:  Hoddera.  Stoughton 
1913.     4°  (2°).     Jg.  (2Bde,  12Nrn).     8  Sh. 

Bulletin.  Societe  des  Bibliophiles  beiges  seant  ä  Mons.  Bulletin  1.  Fase.  4. 
(Darin:  Alph.  Wius,  Notice  sur  la  Societe  des  Bibliophiles  beiges.)    Mons 

1912.  Desquesne-Masquillier.    S.  97— 211,  6  Taf. 

*Minerva.  Jahrbuch  der  gelehrten  Welt.  Begründet  von  Dr.  R.  Kukula  und 
Dr.  K.  Trübner.  Jg.  22.  1912—1913.  Strafsburg:  Trübner  1913.  LX1V, 
1822  S.,  1  Portr.     20  M. 

Renart,  E.  Supplement  aux  repertoires  des  collectionneurs  et  aux  listes 
d'ainateurs  etrangers  publies  depuis  1893.  Ce  Supplement  comprend  les 
modifications  et  changements  de  divers  genres  survenus  dans  le  personnel 
des  bibliotheques,  musees,  societes  artistiques  savantes  ou  litteraires  .  .  . 
Maisons-Alfort  (Seine):  Selbstverlag,  Montlucon  impr.  Herbin  1912. 
XXXVI,  564  S.     8  Fr. 

Zentralblatt  für  Bibliothekswesen.  Begründet  von  Otto  Hartwig,  hrsg. 
unter  Mitwirkung  zahlreicher  Fachgenossen  des  In-  und  Auslandes  von 
Paul  Schwenke.    Jg.  30.     1913.     H.  1.    Januar.    Leipzig:  O.  Harrassowitz 

1913.  Jg.  (12  Nrn)  18  M. 

i)  Die  an  die  Redaktion  eingesandten  Schriften  sind  mit  *  bezeichnet. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Bibliothekswesen   im  allgemeinen. 

Brown,  James  Dnff.  A  British  library  itinerary.  3.  (Schlufs.)  Libr.  World  15. 
1912/13.     S.  170—177. 

Bube,  Wilhelm.  Die  ländliche  Volks-Bibliothek.  Ein  kritischer  Wegweiser 
und  Musterkatalog  .  . .  6.  stark  erweit.  Auflage.  Berlin:  Trowitzsck  1913. 
382  S.     3,60  M.,  geb.  4  M. 

Burger,  C.  P.    E.  W.  Moos.  (f).    Het  Boek  1.    1912.    S.  353—358  m.  1  Port. 

The  Centenary  of  Edward  Edwards,  1812—1912.  (Von  H.  T.  C.)  Libr. 
#  World  15.     1912,13.     S.  162— 164. 

Crispo -Moncada,  Car.  Sulla  schedatura  e  catalogazione  delle  opere  in 
lingua  araba  delle  biblioteche  d'Italia:  appunti  e  notizie.  Palermo  1912: 
Virzi.     9  S. 

Fingerzeige  wie  man  eine  Bibliothek  verwalten  soll.  (Polnisch,  Wskazowki ...) 
Krakau  1913:  Czas.     80  S. 

Hadley,  Chalmers.  The  Library  School  and  its  work  for  libraries.  Public 
Libraries  17.     1912.    S.  401— 405. 

Hartig,  Otto.  Die  deutsche  Nationalbibliothek,  Berlin  und  München.  All- 
gemeine Zeitung  1912  vom  28.  Dez. 

Heimbach.  Auch  eine  Bibliothekarinnenschule.  (In  Chemnitz.)  Blätter  für 
Volksbibl.  und  Lesehallen  14.     1913.    S.  10—11. 

Prunelle,  G.  Pelissier,  L.  G.  Lettres  inedites  du  bibliothecaire  Prunelle. 
Bulletin  du  bibliophile  1912.     S.  569—580. 

Savage,  Ernest  A.  The  Cost  of  education  and  its  effect  upon  the  library 
movement.     Libr.  Assoc.  Record  14.     1912.    S.  603— 613. 

Sayers,  W.  C.  Berwick.  A  short  conrse  in  practical  Classification,  with 
special  reference  to  the  decimal  and  subject  Scheines  with  readings  and 
exercises.  Lesson  5.  Libr.  Assoc.  Record  14.  1912.  S.  587— 602.  (Wird 
fortges.) 

Schwenke,  P.  Eindrücke  von  einer  amerikanischen  Bibliotheksreise.  Zentral- 
blatt 30.     1913.     S.  1— 17.    (Wird  fortges.) 

Sutton.C.  W.   Edward  Edwards.   Libr.  Assoc.  Record  14.    1912.   S.  615— 624. 

Tews,  J.  Die  Bibliotheksleistungen  der  Gesellschaft  für  Verbreitung  von 
Volksbildung.  Blätter  für  Volksbibliotheken  und  Lesehallen.  14.  1913. 
S.  1—10. 

Berliner  Titeldrucke.  Verzeichnis  der  von  der  Königlichen  Bibliothek  zu 
Berlin  und  den  Preufsischen  Universitätsbibliotheken  erworbenen  neueren 
Druckschriften.  A.  Deutsche  Bücher.  B.  Ausländische  Bücher.  Or.  Orien- 
talische Titel.  1913.  A.  1/2;  B.  1/2.  Berlin:  Behrend  1913.  Einseitig 
und  zweiseitig  bedruckt.    A  16  M.,  B  8  M.,  Or  3  M.  jährlich. 

Vogelsang,  Fr.  Altägyptische  Bibliothekare?   Zentralbl.  30.    1913.   S.  17— 22. 

Young,  Hester.    Subject  headings.    Public  Libraries  17.    1912.    S.  405— 408. 

Einzelne  Bibliotheken. 

Amorbach.  Bendel,  Franz  Jos.  Die  Handschriften  und  Inkunabeln  der 
ehem.  Abtei  Amorbach.  (1.  Verzeichnis  der  Handschriften.)  2.  Verzeichnis 
der  Inkunabeln  (1470 — 1500).  Studien  und  Mitteilungen  zur  Geschichte 
des  Benediktinerordens  33.  (N.  F.  2.)     1912.     S.  536 -542.  690-705. 

Berlin.  Hortzschansky,  Adalbert,  Der  Neubau  der  Königlichen  Bibliothek 
zu  Berlin.  Zeitschr.  f.  Bücherfreunde.  N.  F.  4.  1912/13.  S.  285—294 
m.  5  Abb. 

Dortmund.  *  Verzeichnis  der  Handbibliothek  und  der  Zeitschriften  und 
Zeitungen  für  das  Lesezimmer  Norden  (Zweigstelle  der  Stadtbibliothek)  .  .  . 
Mitteilungen  der  Stadtbibliothek  Dortmund  2.     1912.    Nr  4.    S.  13— 24. 

Frankfurt  a.  M.  *Bericht  über  die  Verwaltung  der  Stadtbibliothek  zu 
Frankfurt  a.  M.  erst.  v.  Friedrich  Clemens  Ebrard.  Jg.  28.  1.  April  1911 
bis  32.  März  1912.  (Er weit.  Sonder- Abdr.  aus  dem  Bericht  d.  Magistrats  die 
Verwaltung...  i.Verw.-J.  1911  betr.)  Frankfurta.M.  1912:Knauer.  10S.  4°. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen         93 

Hamburg.  *  Bericht  über  die  Verwaltung  der  .Stadtbibliothek  in  Hamburg 
i.  J.  1911.  Hamburg  1912:  Lütcke  u.  Wulff.  21  S.  Aus:  Jahrbuch  der 
Hamburgischen  Wiss.  Anstalten  29.     1911. 

Heidelberg.  Preiseudanz,  K.  Drei  Briefe  Creuzers  an  Jacobs.  (Br.  1 
betrifft  Rückgabe  Heidelberger  Hdss.  aus  Paris  und  Rom.)  Zentral- 
blatt 30.     1913.     S.  22— 27. 

Leipzig.  Ahrens,  W.  Die  „Deutsche  Bücherei"  in  Leipzig  und  die  deutsche 
Nationalbibliothek.    Preufsische  Jahrbücher  1  öl.     1913.     H.  1.    S.  43-49. 

—  Deutsche    Bücherei    des    Börsenvereius    der    Deutschen    Buchhändler    zu 

Leipzig.  (Bekanntmachungen,  Stimmen  der  Presse  usw.)  (Leipzig  1912: 
Ramm  u.  Seemann.)     19  Bl.    4°. 

* —  Dass.  (Erweiterte  Ausg.)  Leipzig.-Bürsenver.  d.  D.  Buchh.  1913.    47  S.  4°. 

—  Dekret    an    die    Stände    einen    anläfslich    der    Gründung  der   Deutschen 

Bücherei  in  Leipzig  vom  Staatsfiskus  im  Königreiche  Sachsen  vorbehalt- 
lich ständischer  Genehmigung  abgeschlossenen  Vertrag  betreffend.  Börsen- 
blatt 1912.     S.  16225—16  284. 

München.  *  Realkatalog  der  K.  B.  Hof-  und  Staatsbibliothek  München. 
(Index  1.)    Bayern.    München  1913:  Kastner  u.  Callwey.    ö3  S. 

Posen.    *  Kaiser  -Wilhelm-  Bibliothek  in  Posen.    Jahresbericht  lü.     Etatsjahr 

1911.  Anlage:  Das  staatlich  organisierte  Volksbibliothekswesen  in  d. 
Prov.  Posen  u.  d.  Provinzial  -Wanderbibliothek.  Jahresbericht  9.  Lese- 
jahr 1911/12.     Bojanowo  1912:  Arbeits-  u.  Landarmenhaus.     ö3  S.     4°. 

Schwerin.  Verzeichnis  der  von  der  Grofsherzoglichen  Regierungs-Bibliothek 
.  .  .  erworbenen  neuen  Bücher.  2ö,  vom  1.  Dez.  1911  bis  zum  30.  Nov.  1912. 
Schwerin  1912:  Bärensprung.    48  S. 

Weingarten.  Löffler,  Karl.  Die  Handschriften  des  Klosters  Weingarten. 
Unter  Beihilfe  von  Scherer-Fulda.  Leipzig:  Harrassowitz  1912.  IV,  185  S. 
9  M.    (Zentralblatt  f.  Bibliothekswesen.    Beih.  41.) 

Zürich.  *Escher,  Hermann.  Moderne  Bibliothekbestrebungen  und  Biblio- 
thekaufgaben mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  geplante  Zürcherische 
Zentralbibliothek.  Vortrag,  gehalten  an  der  Herbst  Versammlung  des 
Zürcherischen  Hochschulvereins  in  Bülach  am  3.  November  1912.    Zürich: 

1912.  24  S.    Aus:  Neue  Zürcher  Zeitung. 


Boston.    Boston  Public  Library.    Catalogue  of  the  Allan  A.  Brown  Collection 

of  music  of  the   Public  Library  of  the  City  of  Boston.    Vol.  2.     P.  4. 

Panseron-Russini.     Boston:   Bost.  Publ.  Lib.  1912.     S.  433— 574. 
Bourg:  Catalogue  de  la  Bibliotheque  de  garnison  du  23e  regiinent  d'infanterie 

de  ligue      Bourg  1912:  Courrier  de  l'Ain.     100  S. 
Cardiff.    The   Cardiff  libraries'   review.    Vol.  3.    Nr  1.    October  Dezember, 

1912.     Cardiff:  Educational  Publ.  Co.  1912. 
Christiania.     Catalogue  de   la  Bibliotheque   de  l'Institut  Nobel  Norvegien. 

I.  Bibliographie  du  mouvement  de  la  paix.     Litterature  pacifiste  dans  la 

Bibliotheque  de  l'Institut  Norvegien.     Kristiania:   Aschehoug,   La  Ilaye: 

M.  Nijhoff  1912.     12  S.,   226  Sp.     li  Fl. 
Florenz.     Biblioteca  nazionale  centrale   di  Firenze.     Bollettino   delle  publi- 

cazioni  italiane  ricevute  per  diritto  di  stampa.    Anno  (47).    1913.    Nr  14">. 

Gennaio.    Firenze:  Biblioteca  1913.    Jg.  (12  Nrn)    10  L.,   Ausland  12  Fr., 

Edizione  speciale  in  bianco  12  L.,  bez.  14  Fr. 
Mons.    La   Bibliotheque   publique   de    Mons.    Notes    et   Souvenirs.    Societd 

des  bibliophiles   beiges  seant  a  Mons.    Bulletin  1,4.     1912.    S.  189— 211. 
New  York.     *Columbia  University  in  the  City  of  New  York.    Report  of  the 

librariau   for  the  academic  year  end.  June  30,  1912.    (New  York:  1912.) 

20  S. 
Paris.    Bureau  bibliographique  de  Paris.    Creation   d'un  catalogue  collectif 

des  ouvrages  scientifiques  contenus  dans  les  bibliotheques  de  Paris  par 

le  Bureau  bibliographique  de  Paris.    Bruxelles,  Paris,  Zürich:  1912.    14  S. 
1  Fr.    Aus:  Bulletin  de  l'Institut  internat.  de  bibliographie  1912. 


94  Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotlieks-  und  Buchwesen 

Ilona.  Vacca,  G.  Catalogo  delle  opere  giapponesi  e  cinesi  manoscritte  e 
stumpate,  conservate  nella  Biblioteca  della  r.  Accademia  dei  Lincei  (Fondo 
Caetani  e  fondo  Corsini).  Roma  1912:  Accademia.  12  S.  Aus:  Rendi- 
conti  d.  r.  Accad.  d.  Lincei.  scienze  morali. 

Warschau.  Michalski,  Stanislaw  F.  (Polnisch.)  Wie  mufs  eine  öffentliche 
Bibliothek  in  Warschau  beschaffen  seinv  Warschau:  Gebethner  u.  Wolff, 
Krakau:  Krzyzonowski  1912.     22  S. 

Schriftwesen  und  Handschriftenkunde. 
L' Amateur  d'autographes  et  de  documents  historiques.    Revue  retrospective 

et  contemporaine  fondee  en  1862.    Xouv.  Per.  publ.  sous  la  dir.  de  Xoel 

Charavay.     Ann.  45.     1912.      Nr  1.   Janvier.    Paris:    N.   Charavay    1913. 

Jg.  (12  Nrn).     10  Fr. 
Die  Biblia  pauperum   und  Apokalypse  der  Grofsh.  Bibliothek  zu  Weimar. 

Hrsg.  von  Hans  v.  der  Gabelentz.    Strafsburg:  Heitz  1912.    57  S.    42  Taf. 

4U.     40  M. 
Bitär,  Moulay.    Catalogue   de   manuscrits   precieux    et   livres   rares   arabes 

composant  la  bibliotheque  de  M.  le  Cte  Rochaid  Dahdah.  Paris:  J.  Meynial 

1912.     94  S. 
Brandt,  Hermann.    Eine  Bilderhandschrift  aus  dem  Kreise  des  Konrad  Witz. 

(Univ.-Bibl.  Heidelberg:   Otto  von  Passau,   Die  24  Alten,  Cod.  Pal.  gerin. 

322.)     Monatsschrift  für  Kunstwissenschaft  6.     1913.     S.  18— 26  m.  2  Taf. 
Herzog,    Rud.     Die   Umschrift   der   älteren    griechischen   Literatur   in   das 

ionische   Alphabet.     Programm.     Leipzig:    Dieterichsche   Buchh.      1912. 

103  S.     3  M. 
Hieber,  Hermanu.    Die  Miniaturen  des  frühen  Mittelalters.     München:  Piper 

1912.  147  S.,  80  Abb.  =  Klassische  Illustratoren.    10. 

Kugel,  Raphael.  Die  Photographie  unleserlicher  und  unsichtbarer  Schriften 
der  Palimpseste.  Studien  u.  Mitteilungen  z.  Gesch.  d.  Benediktinerordens 
33  (N.  F.  2).     1912.     S.  309—315  m.  2  Taf. 

Lindner,  Arthur.  Der  Breslauer  Froissart.  Festschrift  des  Vereins  f.  Ge- 
schichte d.  bildenden  Künste  zu  Breslau  z.  50jähr.  Jubiläum  verfafst 
i.  A.  d.  Vereins.  M.  50  Lichtdrucktaf.  u.  22  Textabb.  Berlin:  Meisenbach, 
Riffarth  in  Komm.     1912.     77  S.     2°  (4°). 

Eine  illustrierte  Marienlegende  aus  dem  XV.  Jahrhundert.  (Kodex  mss. 
bist.  Helv.  X.  50,  Stadtbibliothek  Bern).  Von  C.  Benziger.  M.  25  Abb. 
Stral'sburg:  Heitz  1913.     32  S.,  23  Bl.    Taf.    4°.   40  M. 

Martin,  F.  R.  The  Miniature  painting  and  painters  of  Persia,  India,  and 
Turkey,  from  the  8"1  to  the  18th  Century.    Vol.  1.  2.    London:  Quaritch 

1913.  160  S.,  319  Taf.     4°.     20  l. 

M  entz,  Arthur.  Zwei  Stenographiesysteme  des  späteren  Mittelalters.  Dresden 
1912:  Teubner.  61  S.  Aus:  Korrespondenzblatt.  Amtl.  Zeitschrift  des 
Kgl.  Stenograph.  Landesamts  zu  Dresden  57.     1912.    Nr  6 — 9. 

Merton,  Adolf.  Die  Buchmalerei  in  St  Gallen  vom  neunten  bis  zum  elften 
Jahrhundert.     Leipzig:  Hiersemann  1912.    V,  111  S.f  100  Taf.     4°.     80  M. 

Miniaturen  aus  Handschriften  der  Kgl.  Hof-  U.Staatsbibliothek  in  München. 
Hrsg.  von  Georg  Leidinger.  H.  3.  Turnierbuch  Herzog  Wilhelms  IV. 
von  Bayern.  Abt.  1.  München:  Riehn  u.  Titze  1912.  20  Doppeltaf.  4". 
48  M.,  Subskr.-Pr.  3^.50  M. 

Mundig,  Emanuel.  Vom  Palimpsest- Institut  in  Beuron.  Studien  und  Mit- 
teilungen zur  Geschichte  des  Benediktinerordens  u.  s.  Zweige  33  (N.  F.  2). 
1912.     S.  742—745. 

Sacramentarium  Fuldense  saeculi  X.  Codex  theol.  231  der  IL  Universitäts- 
bibliothek zu  Göttingen.  Text  u.  Bilderkreis.  (43  Taf.)  Als  Festgabe  d. 
31  ist.  Vereins  d.  Diözese  Fulda  z.  50 j.  Priesterjubiläum  .  .  .  d.  Fürst- 
bischof von  Breslau,  Georg  Kardinal  Kopp,  ehem.  Bischofs  von  Fulda 
(1881—1887),  hrsg.  von  Gregor  Richter  und  Albert  Schönfelder.  Fulda 
1912:  Actiendr.  XLI,  430  S.  =  Quellen  und  Abhandlungen  zur  Geschichte 
d.  Abtei  und  Diözese  Fulda  9. 


Nene  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen  95 

Seidel,  A.  Die  chinesisch -japanische  Schrift  nebst  e.  systematisch  u.  e. 
nach  Schlüsseln  geordneten  Vokabular  der  häufigsten  Schriftzeichen  u.  e. 
Einführung  in  das  Verständnis  der  siniko  -japanischen  Fremdwörter. 
Berlin:  Hugo  Bermühler  1912.     VII,  262  S.     3,50  M. 

Vivell,  Cölestin.  Die  musikalische  Paläographie  von  Sulesmes.  Studien 
und  Mitteilungen  zur  Geschichte  des  Benediktinerordens  u.  s.  Zweige  33 
(N.  F.  2).    1912.     S.  737—742. 

Weis-Liebersdorf,  J.  E.  Das  Kirchenjahr  in  156  gotischen  Feder- 
zeichnungen. Ulrich  von  Lilienfeld  und  die  Eichstätter  Evaugelienpostille. 
Studien  zur  Geschichte  der  Armenbibel  und  ihrer  Fortbildungen.  Strafs- 
burg: Heitz  1913.  XIII,  67  S.,  79  Taf.  26  M.  (Studien  zur  deutschen 
Kunstgeschichte  H.  1 60.) 

Buchgewerbe. 

Aus  der  Buchführung  der  Quentelschen  Druckerei  in  Köln  in  den  Jahren 
1577  bis  1585.  (Von  G.  D.)  Deutscher  Buch-  und  Steindrucker  19. 
1912/13.     S.  344— 345. 

Hesseis,  J.  II.  The  Gutenberg  Fiction:  a  critical  examination  of  the 
documents  relating  to  Gutenberg  showing  that  he  was  not  the  inventor 
of  printing.  London:  De  la  More  Press  1912.  XIV,  219  S.  lü  Sh.  Aus: 
The  Library. 

Model,  Jul.,  und  Jaro  Springer.  Der  französische  Farbenstich  des  XVIII. 
Jahrhunderts.  Stuttgart:  Deutsche  Verlagsanstalt  1912.  70  S.,  50  Bl. 
Erläut,  50  Taf.    4°.    Subskript.-Preis  60  M.,  geb.  75  M.,  Luxusausg.  100  M. 

Pfau,  Friedrich.  Die  deutschen  Wasserzeichen  mit  Einschlufs  der  sämtlichen 
unter  Klasse  27  amtlich  geschützten  Wasserzeichen  der  Papier -Industrie, 
und  einer  grofsen  Zahl  der  im  Ausland  benutzten  Wasser-  und  Waren- 
zeichen.   Berlin-Schöneberg:  Pfau  1912.    XI,  256  S.  m.  Abb.    Geb.  10  M. 

Pinetti,  Angelo.  Uno  stampatore  bergarnasco  in  Roma  e  le  sue  memorie 
autobiografiche.  (Giovan  Maria  Enrico  Salvioni).  Bollettino  d.  civica 
Biblioteca  di  Bergamo  6.     1912.     Parte  speciale  S.  29—44. 

Sonnino,  Guido.  Storia  della  tipografia  ebraica  in  Livorno,  con  introduzione 
e  catalogo  di  opere  e  di  autori.  Casale  Monferrato:  G.  Lavagno  1912. 
104  S.     3  L. 

Buchhandel. 

Müller:  Adrefsbuch  des  deutschen  Buchhandels  und  verwandter  Berufs- 
zweige mit  Zeitschriften-Adrefsbuch.  Jg.  18.  1913.  Leipzig:  C.  F.  Müller 
1912.    Getr.  Pag.    Geb.  10,80  M. 

Bibliografia  Espanola.  Örgano  oficial  de  la  asociacion  de  la  libreria  de 
Espaiia.  Afio  13.  1913.  Nr  1.  Madrid:  Asociacion  1913.  Jg.  (24  Nru) 
10  Pes.,  Ausland  12  Pes. 

Bibliographie  de  la  France.  Journal  general  de  l'imprimerie  et  de  la 
librairie.  Public  sur  les  documents  fournis  par  le  Ministere  de  l'Interieur. 
Paraissant  tous  les  vendredis.  (Directeur-Gerant:  L.  Prunieres.)  (I.  Bi- 
bliographie. II.  Chronique.  III.  Feuilleton.)  Ann.  102,  2"  serie.  1913. 
Nr  1  (Janv.  3.)  Paris:  (Jercle  de  la  Librairie  1913.  Jg.  20  Fr.,  Ausland 
24  Fr. 

Börsenblatt  für  den  Deutschen  Buchhandel.  Eigentum  des  Börsenvereins 
der  Deutschen  Buchhändler  zu  Leipzig.  Verantwortl.  Redakteur:  Emil 
Thomas.  Jg.  80.  1913.  Nr  1.  Leipzig:  Börsenverein  1913.  4°.  Jähr- 
lich für  Nichtniitglieder  36  M. 

Nordisk  Boghandlertideude.  (Boghandlertidendes  ni  og  halvtred- 
sindstyvende  Aargang.)  (Red.:  J.  L.  Lybecker.)  Aarg.  47.  IM  3  (d.  i.  1913). 
Nr  1.    (Kobenhavu:  Boghaudlerforening  1913.    4°.    Jg.  (52  Nrn)  5  Kr. 

Oesterreichisch-ungarische  Buchhändler  -  Correspoudenz.  Organ  des 
Vereines  der  österreichisch-ungarischen  Buchhändler.  Jg.  51.  1913.  Nr  1. 
Wien:  Buchhändlerverein  1913.     4°.    Jg  (52  Nrn)  16  M. 


96  Antiquariatskataloge  —  Personalnachrichten 

Aiitiquariatskataloge. 

Andre'sche  Buchhandlung.  Prag.    Nr  31:  Bobeinica.     15S7  Nrn. 

Baer  &  Co.,    Frankfurt  a.  M.    Nr  606:    Tkeologia   Catholica.    VI:   Kirchen- 

gescbichte  I.    M-Z.    Nr  26ß8— 5297. 
Bielefelds  Hofbuchh.,  Karlsruhe.    Nr  240:  Auswahl  bedeut.  Werke  (Varia) 

1131  Nrn. 
Gil hofer  &  Ranschburg,   Wien.     Nr  109:   Katalog   e.   Anzahl   vorzügl. 

Bücher.     131  Nrn. 
Halle,  Mimchen.    Nr  46:  Deutsche  Literatur  bis  z.  30 jähr.  Kriege.    463  Nrn. 
Koehler's   Antiquarinrn    Leipzig.     Nr  588:    Mathematik    82  S.    —   Nr  589: 

Physik  und  Astronomie.     98  S. 
Liebisch,   Bernh.,  Leipzig.     Nr  215:   Gute  Bücher  für  die  Hausbibliothek. 

257  SS. 
List  &  Francke,  Leipzig.     Nr  440:  Orientalia.     2403  Nrn. 
Lommer,  Gotha.    Nr  5 :   Bücher  ans  allen  Wissenschaften.     931  Nrn. 
Maggs,    Bros.,    London.      Nr  302:    Engravings    of   Historical    and    Topo- 

grapbical  Interest.     424  Nrn. 
Mayer  &  Müller,   Berlin.     Nr  273:    Orientalia  II:    Die  semitischen  Länder 

u.  Sprachen.     62  S. 
Meyer,  Leipzig.    Nr  111:  Jesns.  Luther  und  Straufs.     3S2  Nrn. 
Nij'h off,  Haag.     Nr  391 :  La  Marine.     IL     Nr  1283— 2093. 
Schöuingh,    Osnabrück.    Nr  141:    Deutsche  Städte  und  Lande.     1399  Nrn. 
v.  Zahn  &  Jaenscb,  Dresden.    Nr  251 :  Kunstgeschichte.     1169  Nrn. 


Biieherauktion. 

Leipzig:   4.-5.  Februar  1913;    Bibliothek  Dr.  J.  B.  Holzinger.    V:   Illustr. 
Bücher  —  Kunstgeschichte;  —  Theater  —  Musik  etc.    628  Nrn. 


Personalnachrichteii. 

Bonn  FB.  Dem  Oberbibliothekar  Dr.  Paul  Hirsch  wurde  der  Rote 
Adlerorden  IV.  Klasse  verliebn. 

Frankfurt  a.  M.  Senckenberg.  B.  Der  Bibliothekar  Dr.  Gustav  Wahl 
wurde  zum  Direktor  der  Deutschen  Bücherei  in  Leipzig  gewählt. 

Freiburg  i.  B.  ÜB.  Dem  Volontärassistenten  Dr.  phil.  Gustav  Hebeisen 
wurde  die  Stelle  eines  Wissenschaftlichen  Hilfsarbeiters  übertragen.  Dem 
Bibliothekar  Prof.  Dr.  phil.  Friedrich  Pf  äff  wurde  der  Titel  Hofrat  verliehen. 

Greifswald  ÜB.  Der  Bibliothekar  Dr.  Edmund  Lange  trat  in  den 
Ruhestand. 

Königsberg  ÜB     Berichtigung:  ob.  S.  4S  lies  Curt  Balcke,  geb.  5.  7.  86. 

Marburg  ÜB.  Als  Volontär  trat  ein  Dr.  phil.  Guido  Edler  von  Goutta, 
geb.  20.  5.  87  Wiesbaden,  ev.,  stud.  Theologie,  semit.  Philologie,  Philosophie. 

München  HB.  Der  Kustos  Dr.  Waldemar  Sensburg  wurde  auf  sein 
Ansuchen  an  die  Bibliothek  der  Technischen  Hochschule  versetzt.  Dem 
Überbibliothekar  Dr.  Max  Ko estler  wurde  der  Michaelsordeu  4.  Klasse 
mit  der  Krone  verliehen.  Der  geprüfte  Praktikant  Dr.  Franz  Mayerhofer 
wurde  zum  Kustos  an  Würzburg  L'B  ernannt.  Der  Praktikant  Dr.  Hubert 
Starck  schied  aus  dem  Dienste. 

München  B  St.  Bonifaz.  Zum  Bibliothekar  ernannt  wurde  P.  Ludger 
Rid  0.  S.  B.,  geb.  6.  12.  88,  kath.,  stud.  Theologie. 

Strafsburg  ÜB.  Der  Direktor  a.  D.  Kais.  Geb.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  Julius 
Euting  starb  am  2.  Januar.  Dem  Oberbibliothekar  Prof.  Dr.  Ernst  Marckwald 
wurde  der  Rang  der  Räte  IV.  Klasse,  dem  Bibliothekar  Prof.  Dr.  Karl 
Schorbach  der  Titel  Oberbibliothekar  verliebn. 

Verlag  von  Otto  Harrassowitz,  Leipzig.  —  Druck  von  Ehrhardt  Karras,  Halle. 


<\ 


Zentralblatt 

für 


Bibliothekswesen. 

XXX.  Jahrgang.  3.  Heft.  März  1913. 

Das  Dogma  Ton  der  systematischen  Aufstellung.1) 

II. 

Durch  den  Nachweis,  dafs  die  systematische  Aufstellung  auf  der 
einen  Seite  die  Erwartungen  nicht  erfüllen  kann,  die  man  in  sie  zu 
setzen  pflegt,  und  dafs  man  ihr  auf  der  anderen  Seite  Vorzüge  nach- 
rühmt, von  denen  kein  Gebrauch  gemacht  wird,  ist  ihre  Stellung 
keineswegs  erschüttert.  Sie  wird  ihren  alten  Ruf,  die  natürlichste 
aller  Aufstellungen  zu  sein,  darum  nicht  verlieren;  denn  was  kann 
natürlicher  sein,  als  verschiedene  Ausgaben  des  gleichen  Werkes  und 
verschiedene  Werke  über  den  gleichen  Gegenstand  räumlich  zusammen- 
zubringen.2) Alle  Angriffe  werden  daher  zunächst  immer  wieder  an 
dem  einen  Argument  scheitern,  das  der  Anhänger  dieser  Ordnung 
vorbringen  wird:  „Verwirre  mein  Gefühl  mir  nicht!"  Das  ist  freilich 
ein  rein  persönliches  Argument,  gerade  darum  aber  ein  letztes,  un- 
widerlegbares. 

Weiterhin  aber  wird  die  Position  der  systematischen  Aufstellung 
noch  gefestigt  durch  ihre  grofse  Vergangenheit;  das  historische 
Recht  ist  durchaus  auf  ihrer  Seite,  und  fast  alle  Theoretiker  haben 
sich  in  ihrem  Lobe  vereinigt. 

Man  will  zwar  schon  in  Conring,  Hottinger,  Kayser  Gegner 
der  systematischen  Ordnung  sehen,  die  von  ihnen  „kurz  und  klug" 
abgelehnt  worden  sei.3)  Aber  nicht  darauf  kommt  es  an,  dafs  einer 
gelegentlich  eine  geringschätzige  Bemerkung  über  sie  macht,  sondern 
auf  die  Mannigfaltigkeit  und  Beweiskraft  der  Gesichtspunkte,  unter 
denen  er  die  ganze  Frage  betrachtet.  Zudem  ist  Hottinger  in  sich 
selbst  voller  Widersprüche,  und  in  ihm  einen  Vorläufer  einer  ver- 
einfachten bibliothekarischen  Geschäftsführung  zu  sehen,  ist  recht 
unhistorisch,  da  er  von  den  Autoritäten  der  nachfolgenden  Zeit  wie 
Morhof,  Struve,  Johannes  Fabricius  gerade  wegen  seiner  Kom- 
pliziertheiten   abgelehnt   worden   ist,    und    überdies    sind    Hottinger- 


1)  Vgl.  Zbl.  f.  Bw.     Jg.  29.     1912.     S.  241  ff. 

2)  L.  della  Santa,  Delhi  costruzione  .  .  .  di  una  pubbl.  nuiv.  biblioteca. 
Firenze  1S16.  S.  59  sagt  von  der  systematischen  Aufstellung  „a  questu 
sisteina  .  .  .  quasi  per  hnpulso  ci  sentiaino  incliuati". 

3)  P.  Ladewig,  Die  Politik  der  Bücherei.    Lpz.  1912.    S.  189f. 
XXX.     3.  7 


98  Das  Dogma  von  der  systematischen  Aufstellung 

Urteile  durchaus  abhängig  von  Conring,  der  seinerseits  nicht  un- 
befangen war.  Wenn  auch  Conrings  Epistola  ad  Boineburgium 
immer  einen  hohen  Rang  in  der  bibliothekarischen  Literatur  seiner 
Zeit  einnehmen  wird,  so  hat  doch  schon  Schönemann  gewufst,  und 
wir  können  das  heute  noch  viel  besser  wissen,1)  dafs  er  eben  die 
Wolfenbütteler  Ordnung  nach  blofsen  Gruppen  lobt,  weil  es  die 
Ordnung  ist,  die  sein  Landesherr  geschaffen  hat,  mit  der  sich  aber 
die  Theorien  Naudes  und  die  Einrichtungen  der  Mazarine,  für  die 
Conring  gleichfalls  voll  Bewunderung  ist,  nicht  vertragen  wollen. 

Was  vollends  den  Regensburger  Bibliothekar  Kayser  angeht,  so 
scheint  man  seine  kurze  „Manipulation"  gerade  nur  noch  bis  zu  der 
immer  wieder  zitierten  Stelle  zu  lesen,  wo  es  ihn  nicht  anficht,  wenn 
die  Bücher  auch  wie  Kraut  und  Rüben  durcheinander  stehen,  wenn 
sie  nur  gefunden  würden.  Es  wird  aber  dabei  vergessen,  dafs  er  die 
Werke,  die  von  einer  Wissenschaft  handeln,  „wenn  möglich"  doch 
zusammenstellen  will,  und  dafs  er  mit  häufigen  Umstellungen,  ja 
sogar  bei  einem  Numerierungssystem,  das  sich  für  Einschiebungen  am 
schlechtesten  eignet,  auch  mit  Einschiebungen  rechnet,  um  das  Gleich- 
artige zusammenzubringen.2)  Und  dafs  er  eine  Aufstellung  nach 
Wissenschaften  im  Detail  für  wünschenswert  hält,  wenn  auch  aus 
räumlichen  Gründen  nicht  immer  für  durchführbar,  geht  vor  allem 
auch  aus  seinem  Schreiben  an  Hirse  hing  über  seine  Regensburger 
Praxis  hervor,  wo  es  heifst:  „Erwarten  Sie  in  der  Stellung  der  Werke 
keine  ganz  genaue  scientifische  Classification.  Dies  hat  die  Beschaffen- 
heit der  Stellen,  die  bey  der  Anlage  vernachlässiget  wurde,  nicht 
immer  erlaubt."  3) 

Auch  Kayser  steht  also  mitten  in  den  Anschauungen  seiner  Zeit. 
Ueberhaupt  mufs  systematische  Aufstellung  für  die  Zeit  des  17.  und 
18.  Jahrhunderts,  wo  man  ein  allgemein  gültiges  Wissenschaftssystem 
finden  zu  können  geglaubt  hat,  geradezu  als  eine  Selbstverständ- 
lichkeit bezeichnet  werden.  In  enzyklopädischen  Zeitaltern, 
wo  ein  Mann  das  gesamte  vorliegende  Wissen  zu  umfassen  trachtete 
—  man  denke  an  die  Arbeit  eines  Bayle,  Leibniz,  Diderot  — , 
wo  Conring  in  den  vier  Fakultäten  bedeutend  sein  konnte,  wo 
Christian  Wolff  zugleich  als  Lehrer  der  Mathematik,  Physik,  Astro- 
nomie, Mechanik,  Logik,  Metaphysik,  natürlichen  Theologie,  Psychologie, 
Ethik,  Politik,  Oekonomie  und  des  Naturrechts  auftrat,4)  wo  Johann 
H.  Schulze  in  Halle  und  Altdorf  Chemie  und  Anatomie,  Physiologie 
und  Enzyklopädie  der  Medizin,  Eloquenz  und  die  gesamten  Altertums- 


1)  Ueber  Conrings  Charakter  vgl.  H.  Brefslau  in  der  Allg.  Deutschen 
Biogr.    Bd  4.    Lpz.  1876.    S.  450. 

2)  A.  Chr.  Kayser,    Ueber   die  Manipulation   bey  der  Errichtung  einer 
Bibl.    Bayreuth  1790.    S.  10.  60. 

3)  Fr.  K.  G.  Hirse  hing,    Versuch    einer    Beschreibung    sehenswürdiger 
Bibliotheken  Teutschlands.    Bd  3,  Abth.  2.    Erlangen  1790.  S.  672. 

4)  F.  Pauls en,  Gesch.  des  gel.  Unterrichts.   2.  Aufl.  Bd  1.    Leipzig  1S96. 
S.  527. 


von  G.  Leyh  99 

Wissenschaften  lehrte,1)  mnfste  man  von  der  hohen  Würde  und  der 
Bedeutung  der  Bibliotheken  als  „der  Versammlung  der  gröfsten 
Menschen  aller  Jahrhunderte",  der  „Schatzkammer  aller  Reichtümer 
des  menschlichen  Geistes"  ganz  anders  überzeugt  sein  als  in  Zeiten, 
wo  auf  grofsen  Gebieten  das  Buchwissen  als  blofs  sekundäres  Wissen 
in  den  Hintergrund  treten  mufs  vor  dem  Experiment.2)  Naud^B 
„Advis",  Cotton  des  Houssayes  wundervolle  Rede  über  die  Auf- 
gaben des  bibliothekarischen  Amtes3)  und  noch  Eberts  Schriften 
zeigen,  wie  auch  der  Atem  der  besten  Bibliothekare  noch  stark  genug 
sein  konnte,  den  Gesamtinhalt  einer  Bibliothek  mit  Leben  zu  erfüllen. 
Es  wurden  damals  Gipfel  bibliothekarischer  Tätigkeit  erstiegen,  die 
unter  gänzlich  veränderten  äufseren  Verhältnissen  heute  unerreichbar 
scheinen,  und  wenn  die  prachtvolle  Ausstattung  der  hohen  Bücher- 
säle, wie  wir  sie  aus  den  alten  Stichen  kennen,  eine  direkte  Benutzung 
eher  erschwerte  als  erleichterte,  so  genofs  man  doch  das  ausweitende 
Gefühl  des  Makrokosmos  der  Wissenschaften,  wie  er  in  der  Auf- 
stellung anschaulich  geworden  war.  Vielleicht  hat  man  sich  von 
wenigen  Ausnahmen  abgesehen  —  ich  denke  vor  allem  an  die 
Bodleiana  —  nur  da,  wo  Nachlässigkeit  oder  Ungeschick  im  Spiele 
waren,  mit  einfacheren  Aufstellungsweisen  begnügt. 

Die  geringen  Bestände  und  die  schwache  Vermehrung 
erleichterten  freilich  das  Ornament  einer  systematischen  Ordnung 
ganz  anders  als  heute.  Von  1731 — 1748,  also  in  17  Jahren  hatte 
man  an  der  Universitätsbibliothek  in  Greifswald  nicht  mehr  als 
760  Bände  angeschafft,  was  aber  noch  eine  starke  Vermehrung  gegen 
die  früheren  Jahrzehnte  bedeutet,4)  in  Tübingen  in  den  Jahren  1775 — 77 
gar  nur  45  Werke.5)  Die  Würzburger  Universitätsbibliothek  bestand 
im  Jahre  1760  aus  11 133,  1782  aus  12438,  1802  aus  16067  Bänden.e) 
Eine  Bibliothek  von  50  000  Werken  konnte  Naude  schon  als  ungeheuer 
grofs  erscheinen,  und  als  die  Göttinger  Bibliothek  um  die  Wende  des 
18.  Jahrhunderts  200  000  Bände  zählte,  gehörte  sie  in  die  vorderste 
Reihe  der  Bibliotheken  Europas.  Noch  1819  konnte  Petit-Radel 
von  den  273  öffentlichen  Bibliotheken  Frankreichs  nur  fünf  nach- 
weisen,   die   über    100  000  Bände  enthielten,    und  wieder  nur  fünf  mit 


1)  C.  Justi,  Winckelmann.    2.  Aufl.  Bd  1.    Leipzig  1S98.    S.  52f. 

2)  Vgl.  die  charakteristische  Stelle  bei  Binz  über  den  älteren  pharma- 
kologischen Lehrbetrieb:  „in  früherer  Zeit  erschien  der  Lehrer  des  Faches 
auf  dem  Katheder,  zog  allerlei  Gläser,  Schachteln  und  Düten  aus  der  Rock- 
tasche und  begann  seinen  ohne  Unterbrechung  nur  aus  Worten  bestehenden 
Vortrag".  (Die  Deutschen  Universitäten.  Hrsg.  von  W.  Lexis.  Bd  2. 
Berlin  1893.    S.  358  f.) 

3)  Ueber  die  verschiedenen  Drucke  und  Uebers.  vgl.  jetzt  Literature  of 
libraries  in  the  17.  &  18.  centuries.  Ed.  by  J.  C.  Dana  &  II.  W.  Kent. 
[Vol.  2.1     Chicago  1906. 

4)  M.  Perlbach.  Versuch  einer  Gesch.  der  Univ.-Bibl.  zu  Greifswald. 
Greifswald  1882.     S.  32  f. 

5)  Zbl.  f.  Bw.     Jg.  22.     1905.     S.  479  (Geiger). 

(>)  0.  Handwerker,  Gesch.  der  Würzburger  Univ.-Bibl.  Würzburg  190-1. 
S.  129  f. 


100  Das  Dogma  von  der  systematischen  Aufstellung 

50  000  und  wenig  darüber.1)  Was  heute  also  vielfach  nur  der  jähr- 
liche Zuwachs  ist.  machte  vor  hundert  Jahren  schon  eine  voll- 
ständige Bibliothek  aus. 

Dazu  nehme  man  die  ganze  Arbeitsweise.  Lesezimmer  fehlten 
fast  durchaus.  1829  noch  konnte  Schrettinger  gegen  die  Meinung 
Eberts  ihren  Nutzen  überhaupt  bestreiten.  Bücher,  Bibliothekare, 
Publikum  —  alles  fand  sich  in  dem  gleichen  Raum  zusammen,  die 
Benutzer  gingen  fast  allerwärts  frei  an  die  Bücher  heran,  und  wenn 
diese  auch  da  und  dort  in  vergitterten  Schränken  standen,  so  lag 
doch  die  ganze  Masse  ausgebreitet  da,  besser  wie  ein  aufgeschlagener 
Realkatalog. 

Den  Nutzen  einer  systematischen  Aufstellung  für  die  alte  Zeit 
kann  man  jedenfalls  nicht  bestreiten,  ja  man  mufs  sogar  ihre  Not- 
wendigkeit anerkennen  für  alle  die  Bibliotheken,  in  denen  die 
Katalogarbeit  vernachlässigt  wurde.  Und  das  war  die  Mehrzahl. 
Grofse  und  berühmte  Bibliotheken  wie  die  Mazarine,  die  königlichen 
Bibliotheken  in  Dresden,  in  Kopenhagen  wurden  jahrzehntelang  über- 
haupt ohne  Kataloge  verwaltet,  in  den  meisten  anderen  Bibliotheken 
waren  die  Kataloge  nicht  vollständig,  und  die  Bücher  konnten  in  der 
Tat  nur  vermöge  ihrer  durchsichtigen  Anordnung  und  mit  Zeitverlust 
gefunden  werden.  Die  Besucherzahl  war  freilich  auch  gering. 
Es  gab  im  18.  Jahrhundert  eine  Reihe  von  Universitäten  mit  100  bis 
200  Studenten,  und  um  den  in  der  Stille  der  Säle  allein  hörbar 
tickenden  Bücherwurm  Eberts  nicht  wieder  zu  beschwören,  will  ich 
darauf  hinweisen,  dafs  Schopenhauer  noch  aus  den  20er  Jahren 
des  19.  Jahrhunderts  erzählt,  wie  er  und  ein  alter  General  im  Lese- 
kabinet  der  Königlichen  Bibliothek  in  Berlin  oft  die  einzigen  Besucher 
gewesen  seien,2)  wo  heute  im  Durchschnitt  sich  täglich  900  Gäste 
zusammendrängen. 

Wenn  wir  also  die  heutigen  Einrichtungen  als  eine  einfache 
Konsequenz  aus  der  Vergangenheit  für  schlechthin  notwendig  erklären 
müfsten,  dann  würde  auch  die  systematische  Aufstellung  vollkommen 
gerechtfertigt  sein:  jeder  historische  Rückblick  ist  ihr  günstig.  Das 
ist  aber  nicht  unsere  Meinung.  Jene  Einrichtungen  waren  für  einen 
nach  heutiger  Auffassung  idyllischen  Kleinbetrieb  sicherlich  aus- 
gezeichnet, und  es  gibt  nichts  törichteres  als  die  Vergangenheit 
belehren  zu  wollen,  wie  sie  es  eigentlich  hätte  anfangen  müssen, 
damit  sie  auch  noch  den  Beifall  unserer  Zeit  hätte  finden  können. 
Bei  der  schweren  Beweglichkeit  aller  bibliothekarischen  Objekte, 
wobei  es  sich  nicht  um  blofse  Gedanken  Verschiebungen  im  Kopf  eines 
Theoretikers  handelt,  ist  es  auch  vollkommen  verständlich,  wenn 
Altes  und  vielleicht  Veraltetes  sich  über  den  Ablauf  seiner  vollen 
Wirksamkeit  hinaus  noch  in  weitem  Umkreis  erhielt,  die  Mittel  der 
älteren    Zeit    aber    brauchen    deshalb    zunächst   in    der  Theorie   nicht 


1)  L.  Ch.  F.  Petit-Radel,  Recherches  sur  les  bibliotheques.    Paris  1S19. 
S.  S45ff. 

2)  W.  v.  Gwinner,  Schopenhauers  Leben.    3.  Ausg.   Leipzig  1910.   S.  208. 


von  G.  Leyh  101 

mehr  unsere  Mittel  zu  sein,  nachdem  sich  die  Lage  der  Sache  so 
beträchtlich  verschoben  hat.  Auf  unser  Problem  angewandt  heifst 
das  aber:  die  Frage  nach  der  systematischen  Aufstellung  ist  im 
absoluten  Sinne  überhaupt  nicht  zu  lösen.  — 

Am  Schlufs  des  ersten  Abschnittes  der  vorliegenden  Arbeit  habe 
ich  gesagt,  dafs  die  systematische  Aufstellung  immer  noch  die  beste 
aller  Aufstellungen  sei.  Das  hat  zu  Mifsverständnissen  Anlafs 
gegeben,  die  sich  sofort  aufklären  werden,  wenn  ich  jetzt  hinzufüge, 
dafs  die  Frage  nach  einer  Aufstellung  an  sich  für  uns  eine  reine 
Fiktion  ist,  eine  Isolierung,  die  nur  zum  Zweck  der  Verdeutlichung 
gemacht  werden  konnte.  Ohne  die  entsprechende  Fixierung  in  einem 
Standorts-  oder  Realkatalog  ist  für  die  Bibliotheken,  die  ich  hier  im 
Auge  habe,  eine  Aufstellung  überhaupt  nicht  mehr  zu  denken.  Die 
Kataloge  sind  für  uns  die  wichtigsten  Bücher  der  ganzen  Bibliothek 
geworden,  ohne  sie  würde  die  Verwaltung  nicht  möglich  sein,  die 
Benutzung  nahezu  stillstehen  Die  ganze  Frage  hat  ja  überhaupt 
zur  Vorausstetzung,  dafs  es  der  Realkatalog  ist,  der  den  Büchern 
ihren  Platz  im  Magazin  anweist,  dafs  er  den  Standortskatalog  vertritt. 

Wenn  trotzdem  noch  in  neuerer  Zeit,  z.  B.  auf  dem  Bibliotheks- 
kongrefs  in  London  im  Jahre  1877, l)  von  Dorez  in  seiner  Besprechung 
von  Fratis  Schrift  über  die  Stadtbibliothek  in  Bologna2)  und  sogar 
noch  von  Brown  im  Jahre  1903 3)  der  systematischen  Aufstellung 
das  Wort  geredet  wird,  weil  sie  einen  Ersatz  biete  für  fehlende 
oder  im  Rückstand  befindliche  systematische  Kataloge,  so  sind  das 
Argumente  aus  der  Vergangenheit,  die  für  eine  Privatbibliothek  oder 
andere  kleine  Sammlungen  noch  Geltung  haben  mögen,  für  eine 
moderne  Bibliothek  grofsen  Stils  aber  nicht  wirksam  sind.  Auf- 
stellung und  Kataloge  sind  in  ständiger  Verbindung,  und  erst  wenn 
wir  anfangen,  ihre  Wechselwirkung  zu  untersuchen,  sind  wir  in  das 
Innere  des  ganzen  Problems  eingedrungen.  Damit  ist  die  Frage  auf 
ein  Terrain  verlegt,  das  jedem  Bibliothekar  aus  der  Praxis  vertraut 
ist,  und  wenn  ich  historische  Nachweise  einflechte,  so  sollen  sie  nur 
zeigen,  wie  oft  schon  die  Prophezeiungen,  einfache  und  dauernde 
Einrichtungen  gefunden  zu  haben,  verfrüht  waren. 

Die  heutige  Bibliotheksverwaltung  fordert  vor  allem  vollständige 
Kataloge.  Dazu  gehört  aber  nicht  blofs  die  genaue  Titelangabe, 
sondern  auch  der  direkte  Hinweis  auf  den  Ort,  an  dem  sich  das  Buch 
findet;  damit  Bestellungen  rasch  und  unzweideutig  auch  von  mittleren 
und  unteren  Beamten  erledigt  werden  können,  benötigen  wir  die 
Einzelnumerierung  jedes  Werkes  selbst  und  seines  Titels  in 
sämtlichen  Katalogen.  Wie  vertragen  sich  systematische  Aufstellung 
und  Einzel  Signatur? 

1)  Transactions  and  proceedings  of  the  Conference  of  librarians  held  in 
London,  Üct.  1S77.    London  1*7*.     S.  Ißt». 

2)  Revue  des  bibliotheques.  4.  1S94.  S.  2<>7.  —  Anch  Frati  selbst  ist 
dieser  Ansicht. 

3)  J.  D.  Brown,  Manual  of  library  economy.    London  1903,    S.  248. 


102  Das  Dogma  von  der  systematisch en  Aufstellung 

Es  ist  keine  Uebertreibung  zu  behaupten,  dafs  trotz  mannigfacher 
Versuche  und  jahrhundertelanger  Erfahrung  eine  einfache  und  end- 
gültige Lösung  der  Frage  der  Bezifferung  bis  heute  noch  nicht 
gefunden  weiden  konnte,  dafs  es  aber  auch  allein  die  syste- 
matische Aufstellung  ist,  die  Schwierigkeiten  hier  überhaupt 
geschaffen  hat.  Jede  Zahl  stellt  eine  Begrenzung  dar,  wir  wissen 
aber,  dafs  das  Wesen  der  Bibliothek  Wachstum  ist,  für  das  wir 
Grenzen  nicht  kennen.  Bei  der  Aufstellung  nach  dem  Numerus 
currens  rückt  die  Endzahl  entsprechend  der  Vermehrung  einfach 
weiter,  die  systematische  Aufstellung  aber  verlangt  Einschieben  des 
Zuwachses  an  Tausenden  von  Ansatzstellen,  die  über  den  ganzen 
alten  Bestand,  wie  er  zur  Zeit  der  Numerierung  in  seiner  Begrenzung 
vorgelegen  hat,  verteilt  sind,  und  die  wir  nicht  vor  dem  Bedarfsfalle 
kennen  lernen.  Störungen  und  Verwirrungen  in  der  Nummernreihe 
müssen  da  unvermeidlich  entstehen.  Wie  hat  man  im  Laufe  der  Zeit 
ihnen  zu  begegnen  versucht? 

Man  pflegt  heute  die  feste  Lokal  Signatur,  bei  der  die  laufende 
Nummer  nur  durch  die  Länge  eines  Bücherbrettes  durchgeführt  ist 
und  die  besagt,  dafs  etwa  Ciceros  Briefe  als  sechstes  Werk  auf  dem 
dritten  Brett  des  zehnten  Repositorinms  stehen,  überlegen  zu  belächeln. 
Sie  hat  aber  den  zweifellosen  Vorzug  einer  leichten  und  raschen 
Kontrolle,  und  sichert  das  Buch  gegen  Entwendung  und  Verstellung 
weit  mehr  als  es  irgend  eine  andere  Signatur  vermag;  sie  konnte 
daher  bei  den  geringen  Veränderungen  des  kleinen  Bestandes  in  der 
alten  Zeit  mit  Fug  und  Recht  für  eine  vortreffliche  Signatur  gelten. 
Für  Einschaltungen  ist  sie  freilich  wenig  geeignet,  da  sie  für  die  Neu- 
eingänge immer  nur  sehr  viel  weniger  als  einen  laufenden  Meter 
freihält,  und  auch  der  alte  Bestand  ist  nahezu  unbeweglich.  Trotzdem 
war  sie  noch  bis  gegen  den  Schlufs  des  18.  Jahrhunderts  hin,  auch 
bei  systematischer  Aufstellung,  die  am  meisten  empfohlene  Signatur. 
Ja  in  Erlangen  glaubte  man  im  Jahre  1773  ihr  zuliebe  zunächst 
sogar  auf  wissenschaftliche  Kataloge  verzichten  zu  müssen,  weil  ein 
Umzug  in  Aussicht  stand,  der  eine  Aenderung  der  Signaturen  nach 
sich  gezogen  haben  würde  —  als  ob  es  aufser  der  Lokalsignatur 
überhaupt  noch  keine  andere  Form  gegeben  hätte.1) 

Aber  es  waren  nicht  so  sehr  die  an  sich  seltenen  Umzüge,  die 
diese  Signatur  schliefslich  doch  als  ungeeignet  erscheinen  liefsen, 
sondern  die  Notwendigkeit  ihrer  Aenderung  in  den  Katalogen,  wenn 
bei  der  Enge  des  verfügbaren  Raumes  die  Neuerwerbungen  zum 
Rücken  und  Umstellen  des  alten  Bestandes  drängten.  Diesen  Uebel- 
stand  hat  Dähnert  in  Greifswald  am  lebhaftesten  empfunden  und 
er  glaubte  ihn  durch  Einführung  einer  Hilfssignatur  beseitigen  zu 
können,  indem  er  nämlich  in  die  Kataloge  nicht  mehr  das  veränderliche 
Standortszeichen  einzuschreiben  vorschlug,  sondern  nur  eine  unveränder- 


1)  J.  C.  Irmiscber,  Dipl.  Beschreibung  der  Mss.  .  .  .  der  Univ.-Bibl.  zu 
Erlangen.    Bd  1.    Erlangen  1829.    S.  41. 


von  G.  Leyh  103 

liehe  Nummer,  etwa  unserer  Accessionsnummer  vergleichbar,  die  dem 
Buch  ein  für  allemal  zukommt  und  unter  der  es  im  Inventar  ver- 
zeichnet ist.  Das  Inventar  erst  liefert  die  wirkliche  Standortsnummer, 
unter  der  sich  das  Buch  am  Fach  findet.  Dähnert  glaubt  damit  alle 
bisher  aufgetretenen  Schwierigkeiten  gelöst  zu  haben,  wenn  er  sagt: 
„Für  die  Abhelfung  aller  und  jeder  Unordnungen,  die  man  auf  zahl- 
reichen öffentlichen  Bibliotheken  fast  für  unvermeidlich  gehalten:  Für 
die  Schwierigkeiten,  die  man  bey  dauerhafter  Anordnung  des  Katalogen- 
Werkes  eines  sich  von  Zeit  zu  Zeit  vermehrenden  und  mit  ganzen 
Privat-Bibliotheken  bereicherten  Vorraths  fast  für  unabhelflich  an- 
gesehen :  und  für  eine  wirkliche  und  leichte  Nutz-  und  Brauchbarkeit 
einer  öffentlichen  Bibliothek  für  Jedermann,  habe  ich  keine  Einrichtung 
natürlicher,  dienlicher  und  bewährter  gefunden  als  diese.  Und  ich 
darf  sie  mit  Grunde  den  Bibliothecarien  empfehlen,  welche  die  Absicht 
haben  ihrem  Amte  ein  Genüge  zu  thun  und  durch  anhaltende  Be- 
mühungen weniger  Jahre  sich  ihre  Obliegenheiten  zu  erleichtern,  und 
ihren  Nachfolgern   ein  dauerhaftes  Werk  auf  immer  zu  überliefern."1) 

Was  war  aber  gewonnen?  Nur  die  Aenderung  der  Signatur  im 
alphabetischen  Katalog  war  bei  Umstellungen  entbehrlich  geworden;  der 
laufende  Dienst  jedoch  wurde  durch  die  zweifache  Signatur  weit  um- 
ständlicher als  früher,  und  so  vermochte  sich  Dähnevts  Methode,  obwohl 
sie  an  Kay 8 er  noch  1790  einen  Lobredner  gefunden  hatte,2)  nicht 
durchzusetzen.  Wertvoll  ist  für  uns  bei  der  ganzen  Angelegenheit 
aber  immer  noch  das  Zugeständnis,  dafs  allein  wiederholtes  Um- 
signieren ausreicht,  die  Kataloge  nicht  nur  zu  verunzieren,  sondern 
dauernd  zu  schädigen. 

An  anderen  Orten  war  man  inzwischen  auf  einen  kürzeren  Aus- 
weg verfallen,  der  die  Bücher  aus  der  Klemme  der  festen  Lokal- 
signatur brachte;  man  geriet  ins  andere  Extrem  und  liefs  sie  überhaupt 
ohne  Signaturen.  In  Würzburg  hatte  man  zusehen  müssen,  wie 
die  Ordnungen  von  1730  und  1760  durch  das  fixierte  System  zerstört 
worden  waren,  und  so  hatte  1787  der  Bibliothekar  Gregel  vor- 
geschlagen, die  Bücher  wohl  wieder  systematisch  aufzustellen,  aber 
sie  nicht  zu  numerieren.3)  Das  war  nichts  aufsergewöhnliches,  denn 
hochberühmte  Bibliotheken  des  18.  Jahrhunderts  wurden  jahrzehntelang 
ohne  jede  Bezeichnung  und  Numerierung  verwaltet.  Ich  erinnere  an 
die  Bibliothek  des  Grafen  Bünau,  nach  deren  Muster  von  Francke 
dann  auch  die  Königliche  Bibliothek  in  Dresden  eingerichtet  wurde; 
vor  allem  war  die  Musterbibliothek  Göttingen  über  50  Jahre  ohne 
Signaturen  ausgekommen,  und  noch  um  die  Zeit,  als  man  hier  die 
Notwendigkeit  von  Signaturen  bereits  eingesehen  hatte,  machte  Biester 
in  Berlin  einen  neuen  Versuch  mit  der  alten  Methode.4) 


0  J-  C.  Dähnert,    Acad.    Grypeswaldensis    Bibliotheca    catalogo    .  .  . 
descripta.    Grypesw.  T.  1.     1775.    Vorr.  S.  4. 

2)  Kayser  a.  a.  0.  S.  54 ff. 

3)  Handwerker  a.  a.  0.  S.  120. 

4)  A.  Hortzchansky,  Die  Künigl.  Bibliothek  zu  Berlin.  Berlin  190S.  S.  57, 


104  Das  Dogma  von  der  systematischen  Aufstellung 

Durch  die  radikale  Beseitigung  der  Signaturen  wurden  zwar 
alle  Verwirrungen  mit  beseitigt,  die  die  Numerierung  bisher  mit  sich 
gebracht  hatte,  und  statt  des  Umsignierens  an  vier  Stellen  genügte 
jetzt  ein  Umschreiben  des  Titels  im  Realkatalog,  sobald  ein  Buch  im 
Saal  einen  anderen  Platz  erhalten  sollte.  Das  Problem  war  aber 
damit  noch  nicht  gelöst,  denn  diesen  Vorteilen  standen  auf  der 
anderen  Seite  erhebliche  neue  Schwierigkeiten  gegenüber.  Beim 
Aussuchen  und  Zurückstellen  der  Bücher  brauchte  man  in  den  meisten 
Fallen  wissenschaftliche  Beamte,  der  Zeitverlust  in  der  Erledigung 
rein  mechanischer  Geschäfte  war  bedeutend,  und  so  konnten  zwar 
Ebert  und  Molbech  der  Meinung  sein,  dafs  Schrettinger  den 
Wert  der  Signaturen  überschätze,  ihre  Notwendigkeit  zu  bestreiten 
vermochten  sie  jedoch  nicht.1) 

Dafs  die  Signaturen  Tücken  bergen,  davon  war  man  jetzt  jeden- 
falls überzeugt.  Allenthalben  war  man  vorsichtig  geworden,  da 
und  dort  auch  ratlos.  Als  im  Jahre  1809  in  Münster  ein  Antrag 
auf  Neunumerierung  sämtlicher  Bücher  gestellt  worden  war,  lehnte 
ihn  die  Studienkommission  ab  mit  der  Begründung,  dafs  noch  mehr 
Zuwachs  zu  erwarten  sei,  der  dann  wieder  anderweitige  Numerierung 
und  Katalogisierung  nötig  mache.2)  Eine  ähnliche  Unsicherheit  zeigte 
von  der  Hagen  in  Breslau,  wenn  er  in  einem  Brief  vom  11.  März 
1812  Benecke  um  Auskunft  bittet,  wie  man  es  in  Göttingen  an- 
stelle,   ..dafs    bei    dem   fortwährenden    Zuwachs    der  Bibliothek    immer 


1)  Den  Ursprung  der  in  den  italienischen,  französischen  und  z.  T.  auch 
in  österreichischen  Bibliotheken  üblichen  Einrichtung,  in  die  Lücke  eines 
dem  Fach  entnommenen  Werkes  einen  buchförmigen  Holzklotz  zu  stellen, 
könnte  man  auf  unnnmerierte  Bibliotheken  zurückführen,  wo  es  von  grolsem 
Wert  sein  mufste,  den  richtigen  Ort  beim  Einstellen  rasch  wieder  zu  finden 
(vgl.  Chr.  Petersen.  Gesch.  der  Hamburg.  Stadtbibliothek.  Hamburg  1833. 
S.  174).  Es  scheint  aber,  als  ob  man  in  der  älteren  Zeit  mehr  aus  Gründen 
der  Aesthetik  die  Lücken  hat  verdecken  wollen,  was  auf  die  Auffassung 
vom  Wesen  einer  Bibliothek  ein  bezeichnendes  Licht  wirft.  In  Tentzels 
Monatl.  Unterredungen,  April  1691,  S.  251  heifst  es:  „Es  schiene  zwar  nicht 
fein  zu  stehen,  wenn  viel  Bücher  mangelten,  und  ein  häuften  Lücken  in  den 
Repositoriis  anzutreffen  .  .  .  Doch  wenn  ja  jemand  so  gar  scrupuleux  hier- 
unter seyn  wollte,  so  möchte,  er  die  Mönche  in  Kloster  Prunfening  ...  bei 
Regenspurg  imitiren,  welche  den  Raum  eines  entliehenen  Buchs  mit  einem 
andern,  das  nur  pro  forma  gemacht  und  inwendig  hohl  ist,  aufsfüllen,  und 
die  Handschrifft  dessen,  der  das  rechte  geborget,  hinein  legen  .  . ."  Vgl.  uoch 
Z.  C.  v.  Uffenbachs  Schilderung  seines  Besuches  der  Wolfenbütteler  Biblio- 
thek (Merkwürdige  Reisen.  ThT  1.  Frankfurt  1753.  S.  37Sf.),  wo  man 
hölzerne  grüae  Bücher  in  die  Lücken  der  ausgeliehenen  setzt,  was  er  auch 
in  seiner  Privatbibliothek  einfuhren  will.  Ein  besserer  Kenner  des  mittel- 
alterlichen Bibliothekswesens  könnte  vielleicht  nachweisen,  dafs  man  schon 
das  Bücherpfand,  das  die  Klosterbibliotheken  häufig  verlangen  (Wattenbach, 
Schriftwesen.  3.  Aufl.  1S%.  S.  542.  610.  612),  an  der  Stelle  des'verliehenen 
Werkes  niedergelegt  hat,  und  so  wäre  die  italienische  tavoletta  indicatrice 
und  die  französische  planchette  indicatrice  noch  älteren  Ursprungs. 

2)  Aus  dem  geistigen  Leben  und  Schaffen  in  Westfalen.  Festschrift  zur 
Eröffnung  des  Neubaus  der  Kgl.  Univ.-Bibl.  in  Münster  i.  W.  1906.  S.  35 
(Bahlmann). 


von  G.  Leyh  105 

noch  hinlänglicher  Raum  bleibe  oder  zu  machen  ist,  und  die  Bezifferung 
der  einzelnen  Bücher  nicht  gestört  wird  (Stellen  Sie  zwischen  ein, 
oder  lassen  Sie  die  Nummer  mit  den  Stellen  fortlaufen ?).  Bei  der 
hier  neuzubildenden  Zeutralbibliothek  ist  besonders  der  erste  Zuschnitt 
nicht  zu  verderben.  Die  Griechischen  Klassiker  .  .  .  stehen  schon  .  .  . 
und  sind  auch  beweglich,  da  die  Nummern  nur  provisorisch  eingelegt 
und  im  Verzeichnis  mit  Bleistift  bemerkt  sind:  aber  in  der  Folge?  — 
Sie  würden  mir  und  meinen  Kollegen  einen  grofsen  Dienst  hiemit 
erweisen  .  .  ." ')  Man  hatte  sich  dann  teils  für  laufende,  teils  für 
springende  Nummern  entschieden  und  Zettel  mit  den  Signaturen  in 
die  Bücher  gesteckt,  ein  Verfahren,  das  Wilken  bei  seiner  Anwesen- 
heit in  Breslau  sehr  wenig  gefallen  wollte.2) 

An  anderen  Orten  war  die  Mühe  des  Umsignierens  dadurch  ver- 
mindert worden,  dafs  man  die  Signatur  nicht  in  alle  Kataloge 
einschrieb.  Denis  verlangt  sie  nur  für  den  alphabetischen  Katalog, 
alle  anderen  sollen  sie  nicht  haben.3)  Umgekehrt  war  anderwärts, 
wie  an  der  Königlichen  Bibliothek  in  Berlin  zum  Teil  noch  heute, 
gerade  der  alphabetische  Katalog  ohne  Signaturen.4)  In  diesen  Zu- 
sammenhang gehört  auch,  dafs  sich  jetzt  noch  Stimmen  finden,  die 
zwar  für  die  Haupteintragungen  im  Katalog  eine  Signatur  für  eine 
selbstverständliche  Forderung  halten,  nicht  aber  —  sehr  zum  Mifsfallen 
der  Benutzer  —  für  die  Nebeneintragungen  und  Verweisungen,  offenbar 
zu  dem  Zweck,   das  Umsignieren  zu  erleichtern. 

Eine  weitere  Vorsichtsmafsregel  in  früherer  Zeit  war  es,  wenn 
man  sich  mit  der  blofsen  Fachbezeichnung  ohne  Nummer  be- 
gnügte, wie  es  eine  Zeitlang  für  den  alphabetischen  Katalog  in 
Göttingen  der  Fall  gewesen  ist,  wenn  die  Berichte  von  Meiners 
und  Heeren  über  die  alte  Geschäftspraxis  genau  sind.  Auch  Zoller 
will  keine  Nummern,  sondern  nur  die  Bezeichnung  des  Faches,5)  mit 
der  nach  dem  Reisebericht  Lenks  die  grofsen  schwedischen  Biblio- 
theken noch  heute  allein  arbeiten.0) 

Ein  anderer  Punkt  zur  Beurteilung  der  Arbeitsleistung,  die  durch 
das  Umsignieren  systematisch  aufgestellter  Bibliotheken  veranlafst 
wird,  betrifft  die  Etikettierung  der  Bücher.  So  alt  das  Besehreiben 
oder  Bekleben  des  Buchrückens  mit  Signaturen  ist,  so  spät  hat  es 
sich  allgemein  durchgesetzt,  in  Marburg,  Breslau  und  zum  Teil  in 
Göttingen    erst   in   den    70er  Jahren   des   vorigen  Jahrhunderts;7)    die 

1)  Briefe  Fr.  H.  von  der  Hagen's  an  Chr.  G.  Heyne  und  an  G.  Fr. 
Benecke.    Hrsg.  von  K.  Dziatzko.    Leipzig  1893.    S.  32. 

2)  F.  Milkau,  Die  Königl.  und  Univ.-Bibl.  zu  Breslau.  Breslau  1911. 
S.  69.    S.A. 

3)  M.  Denis,  Einleitung  in  die  Bücherkunde.  2.  Ausg.  Th.  1.  Wien 
1795.     S.  278. 

4)  Hortzschansky  a.  a.  0.  S.  60. 

5)  E.  Zoller,   Die   Bibliothekswissenschaft.     Stuttgart  1846.     S.  31.  39. 

6)  Mitteilungen    des   österr.  Ver.  f.   Bibliotheksw.    Jg.  11.     1907.     S 

7)  G.  Zedier,  Gesch.  der  Univ.-Bibl.  zu  Marburg.    Marburg  1896.    S.  152. 
-    Milkau  a.a.O.   S.  69  Anrn.   und   S.  101.  —  A.  Wilinanns,   Mitteilungen 

über  die  Univ.-Bibl.  aus  den  Jahren  1876—79.    S.  7.    S.  A. 


106  Das  Dogma  vou  der  systematischen  Aufstellung 

Königliche  Bibliothek  in  Hannover  hatte  1909  noch  keine  Etikettierung.1) 
Wie  weit  man  sich  früher  aus  Schönheitsgründen  gegen  die  äufsere 
Buchsignatur  gewehrt  hat,  wie  weit  deshalb  weil  man  sie  für  ver- 
änderlich hielt,  mag  unentschieden  bleiben;  jedenfalls  drängt  die 
gesteigerte  Benutzung  uns  heute  unerbittlich  zur  einfachen  und  ein- 
deutigen Bezeichnung  der  Bücher  innen  und  aufsen  und  ihrer  Titel 
in  sämtlichen  Katalogen. 

Nach  dieser  Abschweifung  kehre  ich  zu  der  Frage  nach  der 
eigentlichen  Signaturform  zurück.  Zu  welchen  Signaturen  hat  man 
gegriffen,  wenn  die  feste  Lokalsignatur  bei  systematischer  Aufstellung 
versagt  hat?  Zur  Wahl  standen  die  laufende  Nummer  durch  den 
ganzen  Bestand,  die  Katalogseitensignatur  und  schliefslich  die  springende 
Nummer,  die  gegenwärtig  noch  die  allgemeinen  Sympathien  geniefst.2) 
Diese  drei  Signaturformen  scheinen  uns  aber  heute  nicht  alle  gleich 
brauchbar  zu  sein,  dafs  sie  aber  noch  zur  gleichen  Zeit  nebeneinander 
vorkommen,  ist  schon  ein  Zeichen,  dafs  keine  von  den  dreien  die 
Schwierigkeiten  des  Problems  ganz  beseitigt.  Freilich  müssen  dabei 
immer  noch  die  überaus  zeitraubenden  Uebergänge  von  einer  Form 
zur  anderen  in  Betracht  gezogen  werden,  die  eine  kontinuierliche 
Entwicklung  der  bibliothekarischen  Praktiken  überhaupt  nur  nach 
Verlauf  gröfserer  Zeiträume  erkennen  lassen,  wobei  immer  noch 
ähnliche  Gröfsen  und  Belastungsverhältnisse  für  Vergleiche  voraus- 
zusetzen sind;  auch  eine  grofse  Bibliothek  mit  veralteter  Technik 
kann  bei  schwacher  Benutzung  immer  noch  gut  funktionieren. 

Die  laufende  Nummer,  wohl  die  nächstliegende  aller  Signaturen, 
ist  sehr  alt.  In  Marburg  wurde  sie  schon  im  Jahre  1653  angewandt,3) 
Ebert  hat  sie  empfohlen,4)  Petzholdt  hat  sich  für  sie  entschieden5) 
und  noch  vor  wenigen  Jahrzehnten  hat  sie  an  Zange  meiste  r6)  und 
zum  Teil  auch  an  Zedier  Fürsprecher  gefunden.  Es  liegt  aber  auf 
der  Hand,  dafs  sie,  mag  sie  durch  die  ganze  Bibliothek  in  einer 
Reihe  oder  jeweils  nur  durch  einzelne  Abteilungen  durchgeführt 
werden,  an  einem  kapitalen  Fehler  leidet.  Die  Endnummer  ist  durch 
die  zufällige  Gröfse  der  Sammlung  zur  Zeit  der  Katalogisierung  und 
Bezifferung  festgelegt,  und  so  erhält  zwar  der  alte  Bestand  treffliche 
und  einfache  Signaturen,  der  Zuwachs  aber,  und  das  ist  doch  in  den 
meisten  Fächern  gerade  der  wertvollere  Teil,  mnfs  sich  mit  schwierigeren 
und  daher  schlechteren  Exponentensignaturen  begnügen,  ein  Nachteil, 
der  durch  die  Gedächtnisstütze  der  niedrigen  Grundzahl,7)  die  die 
laufende  Nummer  allerdings  gewährleistet,  nicht  aufgewogen  wird. 

1)  Kunze  im  Zbl.  f.  Bw.    Jg.  26.     1909.     S.  395. 

2)  A.  Graesel,  Handbuch  der  Bibliothekslehre.  2.  Aufl.  Leipzig  1902. 
S    394 

3)  Zedier  a.  a.  0.  S.  37. 

4)  Ersch  &  Grubers  Encyklopädie  Th.  10.    Leipzig  1S23.    S.  70. 

5)  J.  Petzholdt,  Katechismus  der  Bibliothekenlehre.  Leipzig  1 856.  S.  94 f. 
ti)  K.  Zangemeister,  System  des  Real-Katalogs  der  Univ.-Bibl.  Heidel- 
berg.    Heidelberg  1SS5.    S.  VI. 

7)  Zedier  a.  a.  0.  S.  143. 


von  G.  Leyh  l"7 

Nun  hat  ja  Ebert  wohl  gezeigt,  wie  zwischen  zwei  Werke  noch 
625  andere  eingeschoben  werden  können,  ohne  dafs  man  über  die 
Kombinationen  zwischen  zwei  Buchstabenreihen  des  ganzen  Alphabets 
hinauszugehen  nötig  hätte.  Würde  eine  Bibliothek  so  stark  vermehrt, 
dafs  diese  Möglichkeiten  erschöpft  seien,  dann,  sagt  Ebert,  seien  gewifs 
auch  die  Kataloge  nicht  mehr  fähig,  die  Neuerwerbungen  zu  fassen, 
dann  müsse  man  mit  der  Bezifferung  auch  die  Kataloge  erneuern.1) 

Wie  hat  man  aber  über  die  625  möglichen  Exponenten  in  Wirk- 
lichkeit meist  verfügt?  Ganz  nach  dem  Bedürfnis  des  Augenblicks 
griff  man  wohl  nur  zu  oft  aus  der  Reihe  eine  Signatur  heraus,  ohne 
über  die  Weite  des  Sprungs  ganz  im  Klaren  zu  sein.  Man  hat  z.  B.  eine 
Exponentenreihe  a — h  —  n — z,  und  glaubt  von  a  aus  um  sieben,  dann 
um  fünf  und  schliefslich  um  zwölf  Nummern  gesprungen  zu  sein. 
Nach  der  Ebertschen  Methode  liegen  aber  zwischen  a  und  h  tatsächlich 
182,  zwischen  h  und  n  130,  zwischen  n  und  z  gar  312  Nummern. 
Es  war  von  vornherein  falsch,  die  einfache  Exponentenreihe  zu  er- 
schöpfen, denn  zwischen  a  und  zz  liegen  eben  nicht  25,  sondern  alle 
625  oder  richtiger  650  Nummern.2)  Die  Sprünge  waren  also  viel 
gröfser  als  man  beabsichtigt  hat  und  der  unfreiwillige  Ueberflufs  an 
freien  Nummern  kommt  an  anderen  Stellen  einem  Mangel  an  Nummern 
gleich,  der  zu  schwierigen  Signaturen  führen  mufs.  Ueberhaupt  ist 
von  der  Ebertschen  Signierweise  ohne  Umrechnungstabelle  ein  ge- 
schickter Gebrauch  gar  nicht  zu  machen. 

Anderwärts  mifsachtete  man  Eberts  Methode  ganz  und  versuchte 
auf  eigene  Faust  ohne  jede  Voraussicht  neue  Kombinationen,  was 
mit  der  Zeit  zu  wahren  Signaturenmonstra  führen  mufste.  So  z.B. 
an  der  Königlichen  Bibliothek  in  Hannover,  als  die  fortlaufende 
Nummernreihe  für  die  neuen  Zugänge  keinen  Platz  mehr  frei  gelassen 
hatte.  „Man  half  sich  zunächst  durch  Buchstabenexponenten,  die  den 
vorhandenen  Nummern  zugesetzt  wurden,  und  fügte  diesen  wieder  neue 
Zahlen  zu;  diesen  folgten  bei  weiteren  Neuerwerbungen  neue  Buch- 
staben, gelegentlich  sogar  in  mehrfacher  Reihe,  und  wieder  neue  Zahlen 
und  sofort,  so  dafs  selbst  Signaturen  vorkommen  wie  IV  9  B  8°,  2500  ZZZ 
87a  oder  XIV  1  8",  47z  19h  4."3)  Friese  hat  es  leider  unterlassen, 
uns  Beispiele  von  Signaturen  aus  der  Berliner  Universitätsbibliothek 
zu  geben.  Wenn  man  aber  hier  im  Jahre  1839  den  ganzen  damaligen 
Bestand  mit  6218  Nummern  durchsigniert  hatte,  und  dann  „zunächst 
kleine  lateinische  Buchstaben,  dann  auch  grofse  Buchstaben  und  Ver- 
bindungen von  grofsen  und  kleinen"  hinzufügte,4)  so  läfst  das  schon 
auf  eine  nicht  geringe  Ratlosigkeit  und  Verwirrung  schliefsen. 

1)  F.A. Ebert,  Die  Bildung  des  Bibliothekars.  2. Ausg.  Leipzig 1820.  S.  38  f. 

2)  Ebert  glaubt  zwar  nur  625  Nummern  einschieben  zu  können,  tat- 
sächlich  sind  es  25  x  2(i  —  6">o,  da  zu  den  625  Kombinationen  mit  den 
doppelten  Exponenten  noch  die  25  Nummern  mit  dem  einfachen  Exponenten 
kommen,  die  Ebert  zwar  iu  Ansatz  gebracht,  aber  trotzdem  nicht  mitberechnet 
hat.    Vgl.  auch  (4raesel  a.  a.  O.  S.  395. 

3)  Kunze  a.  a.  0.  S.  395. 

4)  K.  Friese,  Gesch.  der  Kgl.  Univ.-Bibl.  zu  Berlin.    Berliu  1910.    S.  TU. 


108  Das  Dogma  von  der  systematischen  Aufstellung 

Ritschi  hatte  sich  bei  der  Neuordnung  der  Bibliothek  in  Bonn 
jedenfalls  nicht  für  die  laufende  Nummer  entschieden,  aber  auch  nicht 
für  die  springende.  Wenn  er  die  Katalogseitensignatur  wählte.1) 
die  vorher  schon  in  Göttingen,  in  Gotha  und  in  Berlin  gebraucht  worden 
war,  so  ist  diese  Tatsache  hauptsächlich  deshalb  für  uns  von  Bedeutung, 
weil  sie  zeigt,  wie  wenig  man  noch  vor  60  Jahren  über  die  beste 
Signaturform  bei  systematischer  Aufstellung  ins  klare  gekommen  war. 
Die  Seitensignatur  gewährleistet  zwar  für  lange  Zeit  eine  einfache  Be- 
zifferung, da  sie  Dutzende  von  Werken  unter  derselben  Nummer  auf- 
nehmen kann;  ein  neues  in  den  Katalog  eingefügtes  Blatt  mit  einem 
einfachen  Exponenten  bietet  wieder  denselben  weiten  Spielraum,  aber 
doch  nur  auf  Kosten  des  raschen  Findens  eines  einzelnen  Werkes. 
Die  Gefahr  dieser  Signatur  besteht  denn  zuletzt  in  ihrer  bequemen 
Verwendbarkeit;  sie  führt  nie  zu  komplizierteren  Formen,  die  vor  ihrem 
weiteren  Gebrauch  abschrecken  könnten,  inzwischen  ist  aber  das  Unheil 
auf  der  anderen  Seite  in  der  Gestalt  eingetreten,  dafs  die  Kataloge 
überfüllt  und  Revisionen  nahezu  unmöglich  geworden  sind.  Jedenfalls 
ist  sie  nicht  die  gesuchte  Idealsignatur  und  wurde  deswegen  auch  an 
der  Königlichen  Bibliothek  in  Berlin  und  in  Göttingen  wieder  auf- 
gegeben, um  von  der  springenden  Nummer  abgelöst  zu  werden,  die, 
soweit  ich  unterrichtet  bin,  auch  die  neuerrichteten  Bibliotheken  an- 
genommen haben. 

Der  Uebergang  vom  springenden  Exponenten  zur  springenden  Grund- 
nummer lag  nahe.  Wann  und  wo  die  springende  Nummer  zum 
erstenmal  angewandt  wurde,  weifs  ich  nicht.  Bei  einer  früheren  Ge- 
legenheit habe  ich  aber  schon  auf  einen  Fall  vom  Jahre  1631  hin- 
gewiesen,2) während  Dziatzko  der  Meinung  war,  dafs  sie  bei  der 
Einrichtung  der  Göttinger  Bibliothek  noch  unbekannt  gewesen  sei.3) 
Später  wurde  sie  bei  der  Breslauer  Zentralbibliothek  gebraucht  und 
von  Friedrich  in  seinen  Kritischen  Erörterungen  empfohlen;  dafs 
man  aber  noch  um  die  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  keine  allzu 
häufige  Verwendung  von  ihr  gemacht  hatte,  darf  man  aus  der  Em- 
pfehlung ihrer  Vorzüge  schliefsen,  die  ihr  1851  Pertz  gegenüber  der 
festen  Lokalsignatur  zu  teil  werden  läfst.4)  Heute  kann  sie  wohl  als 
die  landläufige  Form  bei  systematischer  Aufstellung  angesprochen 
werden. 

Gewährleistet  die  springende  Nummer  eine  einfache  und  dauernde 
Signatur?     Sind   die  Erfahrungen,    die   man  mit  ihr  gemacht  hat,  alle 


1)  0.  Ribbeck,  F.  W.  Ritschi.    Bd  2.    Leipzig  1881.    S.  260. 

2)  Zbl.  f.  Bw.  Jg.  28.  1911.  S.  299;  die  Stelle  bei  Rhodius  a.  a.  0.  S.  5 
lautet:  „In  suas  singuli  classes  pro  argumenti  conditione  atque  similitudine 
juxta  communem  partium  ordineni  divisi  et  magnitudinis  ratione  dispositi,  in 
schedula  tergo  agglutiuata  numeris  notentnr  arabicis,  vulgo  cyphris,  quorum 
cuilibet  spatium  pro  augmento  relinquatur." 

3)  K.  Dziatzko,  Entwicklung  u.  gegenw.  Stand  der  wiss.  Bibl.  Deutschi. 
Leipzig  1893.    S.  16. 

4)  Die  Kgl.  Bibliothek  in  Berlin  in  den  Jahren  1846  —  1850.  Berlin  1851, 
S.  12  f. 


von  (i.  Leyh  109 

so  günstig  gewesen,  dafs  kein  Wunsch  nach  einer  besseren  Signatur 
mehr  laut  zu  werden  brauchte?  Ich  glaube  nicht.  Ueber  die  Ge- 
fahren der  springenden  Nummer  sind  sich  die  Systematiker  nicht  im 
unklaren.  In  der  Denkschrift  zur  Begründung  der  Kaiser- Wilhelm- 
Bibliothek  in  Posen  heifst  es,  die  Verteilung  der  Zahlen  sei  mit  Rück- 
sicht auf  die  für  den  Zuwachs  zu  lassenden  Lücken  von  besonderer 
Wichtigkeit  gewesen,  um  ein  späteres  Umsignieren  der  Bücher  nach 
Möglichkeit  zu  vermeiden.1)  Aber  nur  zu  bald  wird  man  wieder  in 
ein  Geleise  gedrängt,  das  man  hatte  vermeiden  wollen,  da  „die  Ent- 
wickelnng  der  Literatur  bezw.  der  Accessio  bisweilen  aller  Berechnung . . . 
spottet."2)  Gefährlich  ist  auch  hier  wieder,  dafs  ein  terminus  ad  quem 
festgelegt  werden  mufs,  der  zwar  über  den  augenblicklichen  Bestand 
noch  hinausgeschoben  ist,  es  ist  ein  weitmaschiges  Netz,  das  zunächst 
für  viele  Knoten  noch  Raum  hat;  aber  läfst  sich  die  Entwicklung  der 
Bücherproduktion  auch  nur  auf  ein  oder  zwei  Generationen  hinaus  über- 
sehen ?  Man  mufs  „gewissermafsen  ahnen  können,  sagt  Wenzel,  nach 
welcher  Richtung  die  Wissenschaft  in  formaler  Hinsicht  hindrängt''. 
Wer  konnte  aber  vor  30  Jahren  die  Entwicklung  etwa  der  techno- 
logischen Literatur  voraussehen?  Genau  so  wie  in  der  älteren  Zeit 
die  Kataloge  sich  so  rasch  verbrauchten,  weil  man  sie  aus  Scheu  vor 
dem  leeren  Raum  immer  wieder  zu  eng  anlegte,  so  ist  man  hier,  das 
scheint  schon  jetzt  die  bisherige  Entwicklung  zu  lehren,  an  ent- 
scheidenden Stellen  oft  zu  kurz  gesprungen,  weil  man  nicht  ungereimte 
Sprünge  machen  wollte,  wo  für  Berechnungen  die  Anhaltspunkte  viel- 
fach gänzlich  fehlen. 

Auch  über  die  Endnummer  bestehen  noch  Meinungsverschiedenheiten. 
Dziatzko3)  wollte  für  einen  mäfsig  dicken  Katalogband  nicht  mehr 
als  3000  Nummern  verbrauchen.  Inzwischen  ist  man  in  Göttingen 
längst  bis  10000  vorgeschritten,  wie  schon  Pertz  für  die  Königliche 
Bibliothek  in  Berlin  verlangt  hat.  Aber  seine  Hoffnung,  diese  End- 
nummer würde  einige  hundert  Jahre  ausreichen  und  sei  im  Stande,  das 
Zwölffache  des  Bestandes  vom  Jahre  1850  zu  umfassen,  hat  nicht  Stich 
gehalten.4)  Es  waren  keine  50  Jahre  vergangen,  als  man  stellenweise 
schon  Bruchzahlen  verwenden  mufste,  und  damit  wieder  zu  einer 
komplizierteren  Signatur  kam.  Die  Stadtbibliothek  in  Elberfeld  hat 
in  ihrem  neunten  Betriebsjahr  schon  angefangen,  einzelne  Abteilungen 
umzusignieren;5)  ja  in  einer  grofsen  deutschen  Bibliothek  wurde  wenige 
Jahre  nach  ihrer  Einrichtung  aus  rein  mechanischen  Gründen  diesem 
Geschäft  mit  einem  Eifer  obgelegen,  dafs  Unkundige  der  Meinung  sein 

1)  Die  Begründung  der  Kaiser  Wilhelm-Bibliothek  in  Posen  in  den  Jahren 
1898—1902.    Posen  1904.    S.  20. 

2)  B.  Wenzel  in  der  Festschrift  zur  Begrüßung  der  6.  Versammlung 
Deutscher  Bibliothekare  in  Posen.    Hrsg.  von  R.  Focke.    Posen  1905.    S.  25. 

:))  Dziatzko  in  den  Vorlesungen;  vgl.  Zbl.  f.  Bw.  Jahrgang  29.  1912. 
S.  243  Anm.  1. 

4)  Hortzschansky  a.  a.  O.  S.  04. 

5)  Stadtbücherei  Elberfeld.  Bericht  über  das  9.  Betriebsjahr  1910  11. 
Elberfeld  1911.    S.  1. 


HO  Das  Dogma  von  der  systematischen  Aufstellung 

konnten,  dafs  das  letzte  der  bibliothekarischen  Tätigkeit  im  Umsignieren 
begriffen  sei. 

Nun  ist  es  ja  freilich  nicht  blofs  Temperamentssache,  ob  man  eine 
schlecht  getane  oder  schlecht  werdende  Arbeit  sofort  korrigiert  und 
den  Nachkommenden  die  Wege  frei  macht,  oder  ob  man  in  ironischem 
Fatalismus  die  Zusätze  zur  Individualisierung  in  der  Form  von  Ex- 
ponenten, Dezimal-  oder  Bruchzahlen  häuft  und  die  Aufgabe,  den 
Weichselzopf  zu  entwirren,  den  späteren  Generationen  zuschiebt.  Denn 
es  ist  unverständlich,  wie  Zangemeister  überall  „leicht  durch  Um- 
signieren abhelfen"  will,  wo  keine  Nummern  mehr  verfügbar  sind;1) 
die  Notwendigkeit  von  Aenderungen  kann  längst  erkannt  sein,  ohne 
dafs  ihr  Umfang  es  möglich  machte,  sie  überhaupt  in  Angriff  zu 
nehmen.  Unter  allen  Umständen  aber  ist  es  eine  bedenkliche  Signatur, 
die    bei  Neuanlagen    schon    vor  Ablauf  von  10  Jahren  wieder  reihen- 

43661 
weise    zu   Typen   führt    wie   Ab     „-„»     oder   wenn  man  in  demselben 

Zeitraum  in  umsignierten  Abteilungen  wieder  zu  einfachen  und  doppelten 
Buchstabenexponenten  greifen  mufs,  denen  man  eben  aus  dem  Wege 
gegangen  war.  Der  laufende  Dienst  mag  zunächst  durch  solche  kom- 
plizierteren Signaturen  noch  wenig  verlangsamt  werden,  viel  mehr  ins 
Gewicht  fällt  aber  der  Schaden,  den  die  Kataloge  erleiden,  wenn 
schliefslich  doch  umsigniert  werden  mufs.  Die  Kataloge  mögen  fähig 
sein,  eine  zweite  Signatur  aufzunehmen;  sobald  auch  diese  wieder  ge- 
strichen wird,  ist  bei  Band-  und  Zettelkatalogen  eine  Unklarheit  un- 
vermeidlich. 

Man  wird  vielleicht  einwenden ,  die  Gefahren  der  springenden 
Nummer  seien  auf  ein  Minimum  beschränkt,  sobald  man  sich  entschlöfse, 
über  die  Grenze  der  vierstelligen  Zahlen  hinauszugehen.  Unab- 
hängig von  einander  haben  Er  man2)  und  Wenzel3)  zu  gleicher  Zeit 
diesen  Vorschlag  gemacht.  Nun  hat  aber  zweifellos  mehr  als-  eine 
Bibliothek  schon  mit  diesen  hohen  Ziffern  gearbeitet  und  die  einfache 
Signatur  ist  doch  wieder  in  die  Brüche  gegangen.  Wenn  man  gar 
vierstellige  Bruchzahlen  verwendet,  rechnet  man  ja  schon  nicht  mehr 
mit  100000,  sondern  mit  100  Millionen.  Die  Gefahr  ist  jedenfalls 
durch  eine  Erweiterung  des  Spielraums  auf  fünf-  und  noch  mehrstellige 
Zahlen  nicht  beseitigt.  Die  ganze  Signiermethode  der  springenden 
Nummer  ist  von  dem  grundsätzlich  falschen  Gedanken  beherrscht, 
als  ob  es  gelte  einen  Rahmen  auszufüllen,  dessen  Grenzen  man  vorher 
festlegt,  ohne  den  Umfang  des  Objektes,  das  hineingespannt  werden 
soll,  zu  kennen.  Denn  wer  vermöchte  eine  Grenze  für  das  Wachstum  einer 
modernen  Bibliothek  anzugeben?  Wenn  aber  schon  die  alten  Biblio- 
thekare mit  den  Signaturen  so  vorsichtig  umgegangen  sind_j  wie  wir 
oben  gesehen  haben,  wie  viel  mehr  Vorsicht  ist  für  uns  vonnöten,  die 


1)  Zangemeister  a.  a.  O.  S.  VII. 

2)  Zbl.  f.  Bw.     Jg.  22.     1905.    S.  425  f. 

3)  Wenzel  a.  a.  0.  S.  26. 


von  G.  Leyh  1  I  I 

wir  wissen,  dafs  die  Schwierigkeiten  der  Bearbeitung  und  vor  allem 
der  Umarbeitung  noch  viel  rascher  wachsen  als  die  Massen  selbst,1) 
zumal  aufserdem  für  uns  alle  Erleichterungen  fortgefallen  sind,  die 
noch  vor  50  Jahren  beim  Signieren  möglich  gewesen  waren. 

Aber  selbst  wenn  es  den  Systematikern  gelänge,  vermöge  weit- 
gegriffener springender  Nummern  das  Umsignieren  aus  mechanischen 
Gründen  auf  das  denkbar  geringste  Mafs  herabzusetzen,  wird  dieses 
trostloseste  aller  bibliothekarischen  Geschäfte,  einen  Knoten  aufzulösen, 
der  oft  vor  kaum  einem  Jahrzehnt  geschlungen  wurde  und  an  einer 
etwas  entfernteren  Stelle  wieder  zu  knüpfen,  aufhören  zu  den  typischen 
Kennzeichen  der  systematisch  aufgestellten  Bibliotheken  zu  gehören  ? 
Nein!  Denn  wenn  aus  mechanischen  Gründen  nicht  mehr  umsigniert 
wird,  so  wird  umsigniert  werden,  weil  das  System  sich  ändert,  und 
aus  dieser  Tatsache  lassen  sich  zum  Schlufs  die  wirksamsten  aller 
Argumente  gegen  die  systematische  Aufstellung  folgern. 

III. 

Dafs  das  System  sich  ändert,  dieser  Umstand  darf  heute  als  eine 
allgemein  anerkannte  Wahrheit  gelten,  die  vielleicht  früher  schon 
kaum  jemals  direkt  bestritten,  jedenfalls  aber  auch  nicht  in  allen 
ihren  Konsequenzen  bedacht  worden  ist.  Auch  heute  noch  nicht, 
wenn  man  auf  Angriffe,  die  sich  gegen  die  systematische  Aufstellung 
lichten,  zu  hören  bekommt:  das  verstehe  sich  ja  freilich  von  selbst, 
dafs  man  nach  schlechten  Katalogen  nicht  aufstellen  dürfe,  dafs  aber 
auch  gute  nicht  die  Vorlage  bilden  sollen,  das  leuchte  doch  nicht 
ein.  Dieser  Einwand  übersieht,  dafs  es  in  subjektivem  Sinne  schlechte 
Realkataloge  bei  der  ersten  Anlage  gar  nicht  gibt;  zunächst  wird  der 
Katalog  immer  so  vortrefflich  wie  möglich  gemacht  werden,  schlecht 
wird  er  erst  im  Laufe  der  Zeit  infolge  seiner  Verwendung  als  Stand- 
ortskatalog. Die  Frage  von  der  Veränderlichkeit  des  Systems 
aber  mufs  in  den  Mittelpunkt  aller  Erörterungen  über  die  technischen 
Einrichtungen  der  Realkataloge  gestellt  werden. 

Matthiä  hat  diese  Frage  nur  gestreift,  wenn  er  sagt,  dafs  die 
eigentliche  Unterlage  für  das  System  die  verschiedenen  Arten  der 
Bücher  selbst  sein  müssen,  und  dafs  zuweilen  neue  Gattungen  oder 
Klassen  von  Büchern  entstehen.2)  Vollständig  übersehen  aber  wurde 
sie  in  Gotha,  als  man  im  Jahre  1775  Hamberger  als  ersten  Biblio- 
thekar an  die  Herzogliche  Bibliothek  berufen  und  ihm  ausdrücklich 
verboten  hat,  an  dem  bestehenden  Realkatalogsystem  irgend  eine 
Aenderung  vorzunehmen,  obwohl  es  schon  fast  hundert  Jahre  alt  war; 
dieses  Verbot   hat    dann  sogar  bis  in  die  Zeit  von  Jacobs  noch  fort- 


1)  Petersen  a.a.O.  S.  157  „man  .  .  .  bedenkt  noch  jetzt  selten,  dafs 
mit  dem  Anwachsen  einer  Bibliothek  die  Schwierigkeiten  iu  geometrischer 
Progression  steigen."  Diese  neuerdings  oft  wiederholte  Ueberzeugung  scheint 
Petersen  zuerst  ausgesprochen  zu  haben. 

2)  Nützliche  Sammlungen  v.J.  1755,  Sp.  795  f. 


112  Das  Dogma  von  der  systematischen  Aufstellung 

gewirkt.1)  Etwas  Unmögliches  Laben  dann  später  die  Statuten  für  die 
Universitätsbibliotheken  in  Bonn  und  in  Halle  verlangt,  wenn  dort 
die  beiden  Hauptkataloge  so  angelegt  werden  sollten,  dafs  sie  fort- 
dauernd erweitert  werden  können,  ohne  je  einer  Umarbeitung  zu  be- 
dürfen.2) Sobald  man  sich  zu  der  notwendigen  Raumverschwendung 
entschlossen  hat,  jedem  Autor  ein  Blatt  zu  überlassen,  war  diese 
Forderung  für  den  alphabetischen  Katalog  freilich  erfüllt,  für  den 
systematischen  aber  noch  nichts  gewonnen,  solange  man  nur  Band-  und 
keine  Zettelkataloge  verwendete:  im  Jahre  1827  jedenfalls  wirkte  in 
Prag  der  Vorschlag  Hansliks  mit  Zettelkatalogen  zu  arbeiten  als 
Neuerung,  die  man  nur  gezwungen  anerkannte.3) 

Jacob  Grimm  dagegen  war  sich  als  Kasseler  Bibliothekar  über 
die  Veränderlichkeit  des  Realkatalogs  vollkommen  klar,  wie  wir  aus 
einem  erst  neuerdings  bekannt  gewordenen  Rechenschaftsbericht  vom 
6.  September  1824  erfahren,  wo  es  heifst:  „Die  wissenschaftliche  An- 
ordnung ist  natürlich  fortschreitender  Vervollkommnung  fähig  und  es 
dürfte  in  dieser  Hinsicht  über  kurz  oder  lang  eine  wenigstens  theil- 
weise  Umarbeitung  der  Cataloge  ratsam  erscheinen.  Bei  keiner  Biblio- 
thek, wenn  sie  ihrem  Begriffe  entspricht  und  selbst  nicht  stehen  bleibt, 
kann  der  Catalog  feststehen,  das  heifst  seine  erste  Anlage  gänzlich 
behalten.  Eine  solche  Umarbeitung  ist  jedoch  rein  wissenschaftlich 
und  erfordert  vielseitige  Ueberlegung.t  4)  Das  sind  Anschauungen  vom 
Wesen  des  Realkatalogs,  die  durch  neuere  Zeugnisse  immer  nur  be- 
stätigt werden  konnten.  So  verlangt  z.  B.  Hartwig  vom  Realkatalog, 
dafs  er  den  Charakter  der  wissenschaftlichen  Bewegung  seiner  Zeit 
an  sich  tragen,  gleichsam  den  Durchschnitt  derselben  repräsentieren 
müsse,5)  Dziatzko,  dafs  er  in  beständigem  Flusse  bleibe,  und  zuletzt 
hat  Focke  für  die  Anlegung  und  Fortführung  der  Sachkataloge  die 
Leitsätze  aufgestellt:  „In  der  Einzelwissenschaft  wird  die  jeweilig 
gültige  bezw.  die  verbreitetste  Systematik  zugrunde  gelegt,"  und  „die 
Frage,  ob  ein  Forschungsgebiet  als  Einzelwissenschaft  zu  behandeln 
sei,  entscheidet  sich  nicht  nur  nach  seiner  wissenschaftlichen  Bedeutung, 
sondern  auch  nach  dem  Grade  seiner  bibliographischen  Selbständig- 
keit," oder  mit  anderen  Worten,  „die  Anzahl  der  im  Realkatalog  zum 
Ausdruck  kommenden  Abstufungen  eines  Systems  steht  in  geradem 
Verhältnis  zu  der  Masse  der  in  der  Bibliothek  jeweilig  vorhandenen 
einschlägigen  Literatur." 6)     Das   heifst   also   praktisch  gewendet,    dafs 

1)  Fr.  Jacobs  u.  F.  A.  Ukert,  Beiträge  zur  älteren  Literatur.  Bd.  1. 
Leipzig  1S35.  S.  41.  58. 

2)  J.  F.  W.  Koch,  Die  preufs.  Universitäten,  Bd.  2.  1S40.  S.  637.  785. 

3)  J.  A.  Hanslik,  Geschichte  und  Beschreibung  der  Prager  Univ.-Bibl. 
Prag  1851.  S.  133  f. 

4)  Private  und  amtliche  Beziehungen  der  Brüder  Grimm -zu  Hessen. 
Bd.  3.  Marburg  1910.  S.  398. 

5)  Schema  des  Realkatalogs  der  K.  Univ.-Bibl.  zu  Halle  (Beihefte  zum 
Zentralbl.  f.  Bw.  3).    Leipzig  1SSS.  S.  1 2  f. 

6)  R.  Focke,  Allg.  Theorie  der  Klassifikation  und  kurzer  Entwurf  einer 
Instruktion  für  den  Realkatalog,  in  der  oben  genannten  Posener  Festschrift, 
S.  16  f. 


von  G.  Leyh  113 

eine  Bibliothek  mit  einer  halben  Million  Bänden  einer  viel  ein- 
gehenderen systematischen  Gliederung  bedarf,  wenn  der  Zweck,  das 
sachlich  Verwandte  zusammenzubringen,  erreicht  werden  soll,  als  eine 
solche  mit  50  000  Bänden,  und  dafs  man  umgekehrt  auch  nicht  das 
umfangreiche  Netz  des  Schleiermacherschen  Systems  über  50000  Bände 
breiten  kann,  wenn  nicht  die  Büchertitel  hinter  den  Ueberschriften 
verschwinden  sollen. 

Veränderungen  in  den  Wissenschaften  selbst  und  in  der  äufseren 
Masse  der  Bücher  sind  also  in  gleicher  Weise  tätig,  dem  biblio- 
graphischen System  eine  Zeitgrenze  zu  setzen,  Während  aber 
Schrettinger  dem  System  nur  eine  Lebensdauer  von  10  Jahren  zu- 
gestehen wollte,1)  entschied  sich  Friedrich  doch  für  ein  Menschen- 
alter,2) Dziatzko  in  seinen  Vorlesungen  liefs  einen  Spielraum  zwischen 
40  und  50  Jahren,  wenn  er  auch  zugab,  dafs  die  Gebiete,  auf  denen 
viel  gearbeitet  werde,  auch  schon  früher  unbrauchbar  würden.  Wenn 
aber  Oesterley  gemeint  hat,  die  Erfahrung  lehre,  dafs  Realkataloge 
und  die  zugehörigen  Aufstellungen  sogar  hundert  Jahre  brauchbar 
seien, 3)  so  ist  er  uns  dafür  den  Beweis  schuldig  geblieben. 

Dafs  sie  in  Wirklichkeit  hundert  und  mehr  Jahre  gebraucht  werden 
müssen,  das  lehrt  freilich  die  Erfahrung,  ob  sie  dann  aber  auch  noch 
ihre  Aufgabe  ganz  erfüllen,  ist  eine  andere  Frage.  Im  18.  Jahrhundert 
hat  oft  schon  nach  Ablauf  eines  oder  weniger  Jahrzehnte  eine  Ordnung 
die  andere  abgelöst;  in  Würz  bürg  wurden  in  den  Jahren  1730,  1760, 
1791  Neuordnungen  der  ganzen  Universitätsbibliothek  vorgenommen,4) 
in  Marburg  in  den  Jahren  1653,  1674,  1684,  1746,  1774.  Wie  hat 
sich  aber  seitdem  das  Tempo  verlangsamt!  Der  Marbnrger  Real- 
katalog von  1820  wird  seit  1835  revidiert  und  zum  Teil  neu  be- 
arbeitet; 1869  ist  ein  Band  fertig,  1881  erst  wird  die  Fortsetzung 
wieder  aufgenommen.5)  In  Königsberg  gehen  die  Vorarbeiten  für 
den  Sachkatalog  bis  ins  Jahr  1853  zurück,6)  und  heute  ist  er  über 
die  ersten  Anfänge  noch  nicht  hinaus  gekommen.  An  der  Universitäts- 
bibliothek in  Berlin  mufste  die  primitive  Anlage  von  1839  mit  dem 
Supplement  von  1842  bald  veralten;  die  Neukatalogisierung  wurde 
1865  begonnen,7)  aber  obwohl  man  dort  in  der  Nähe  der  Königlichen 


1)  M.  Schrettinger,  Versuch  eines  vollst.  Lehrbuchs  der  Bibl.-Wiss. 
Bd.  2.  München  1829.  S.  59.  —  Ich  weifs  nicht,  ob  es  bekannt  ist,  dafs  vom 
3.  Heft  des  1.  Bandes  (der  2.  Band  ist  in  Göttingen  nicht  vorhanden  und  wird 
antiquarisch  gesucht)  zwei  Ausgaben  mit  übereinstimmendem  Text  und  beide 
in  München  1810  gedruckt,  aber  mit  abweichender  Paginiernng  existieren.  Das 
Göttingär  Expl.  hat  VIII  und  83  S.,  das  Expl.  der  Köuigl.  Bibliothek  Berlin 
VI  und  96  S.  und  aufserdem  die  Beilagen  A — S.  Nach  dieser  Ausgabe  zitiert 
Ebert  in  seiner  bekannten  Rezension. 

2)  J.C.Friedrich,  Krit.  Erörterungen.    Leipzig  1835.  S.  91. 

3)  Petzholdts  Neuer  Anzeiger  f.  Bibliogr.    Jg.  1875.  S.  375. 

4)  Handwerker  a.  a.  0.    S.  85.  118.  121. 

5)  Zedier  a.  a.  0.     S.  37.  41  f.  51.  59.  87.  91.  143.  154. 

6)  E.  Kuhnert,  Die  Königl.  und  Univ.-Bibl.  zu  Königsberg.  Königs- 
berg 1991.  S.  22. 

7)  Friese  a.  a.  0.  S.  70ff.,  151.  157. 

XXX.    3. 


114  Das  Dogma  von  der  systematischen  Aufstellung 

Bibliothek  unter  erleichterten  Bedingungen  arbeiten  konnte,  bis  heute 
wohl  kaum  zur  Hälfte  erledigt.1)  Der  Katalog  der  Breslauer  Uni- 
versitätsbibliothek ist  mit  allen  seinen  Fehlern  auf  dem  Stande  von 
1811  stehen  geblieben,2)  und  besonders  lehrreich  ist  Göttingen,  wo 
von  den  86  Bänden  des  alten  Realkatalogs  aus  der  Mitte  des  18.  Jahr- 
hunderts in  der  Zeit  von  1800  oder  besser 3)  von  1798—1820  30  Bände 
erneuert  werden  konnten,  in  einem  viermal  so  grofsen  Zeitraum  aber, 
von  1820  — 1901  nur  noch  21. 4)  Ein  Menschenalter  reicht  bei  weitem 
nicht  mehr  aus,  einen  Realkatalog  zu  schaffen,  hundert  Jahre  nicht, 
ihn  zu  erneuern,  wobei  ich  allerdings  von  Posen  und  Halle  absehe, 
aber  daran  erinnere,  dafs  die  Universitätsbibliothek  in  Strafsburg  1911 
noch  nicht  in  ihrem  ganzen  Umfang  systematisch  aufgestellt  war.5) 

Die  Realkataloge  arbeiten  also  mit  einer  teilweise  50,  100,  ja 
sogar  150  Jahre  alten  wissenschaftlichen  Begriffssprache,  die  uns  heute 
manchmal  so  fremd  geworden  ist,  dafs  es  literärgeschichtlicher  Studien 
bedarf,  um  den  Zusammenhang  einzelner  Abteilungen  zu  verstehen. 
Es  sind  noch  viele  Kataloge  im  Gebrauch,  deren  Wurzeln  ins  18.  Jahr- 
hundert hinüberreichen,  die  aus  einer  Zeit  stammen,  in  der  Friedrich 
der  Grofse  seine  Schlachten  schlug  und  Rousseau  den  Emil  schrieb, 
Kataloge,  die  ganze  Perioden  der  Geistesgeschichte  überschlagen  haben, 
die  von  den  grofsen  wissenschaftlichen  Bewegungen,  welche  von  der 
Romantik  und  dem  nachfolgenden  Empirismus  ausgingen,  nur  durch 
gelegentliche  Flickarbeiten  Notiz  genommen  haben,  was  aber  nicht  als 
Beweis  für  ihre  Güte,  sondern  nur  für  ihre  Schwerfälligkeit  gelten  kann. 

Welchen  Weg  haben  aber  in  dieser  Zeit  die  Wissenschaften 
zurückgelegt?  Döllinger  konnte  in  einer  Universitätsrede  vom  Jahre 
1866  sagen,  dafs  für  den  Umschwung,  der  in  allen  Wissenschaften  in 
den  letzten  50  Jahren  eingetreten  sei,  sich  in  der  ganzen  Weltgeschichte 
keine  Parallele  finden  lasse,6)  und  Helmholtz  im  Jahre  1869,  dafs 
in  der  Physiologie  in  den  letzten  40  Jahren  gröfsere  Fortschritte  ge- 
macht worden  seien  als  vorher  in  zwei  Jahrtausenden.7)  Und  wenn 
man  die  historischen  Abrisse  verfolgt,  die  die  Fachvertreter  in  dem  hier 
schon  wiederholt  genannten  Sammelwerke  von  Lexis  über  die  deutschen 
Universitäten  von  ihren  Wissenschaften  gegeben  haben,  so  erstaunt 
man  über  die  Veränderungen,  die  allein  die  zweite  Hälfte  des  19.  Jahr- 
hunderts gebracht  hat.  Wie  etwa  in  der  Medizin  Augen-  und  Ohren- 
heilkunde, Dermatologie,  Laryngologie,  Neuropathologie,  Kinderheilkunde, 
wie  Militär medizin  und  Tropenkrankheiten,  Hygiene,  Bakteriologie  und 


1)  Vgl.  die  Berichte  über  die  Verwaltung  der  Univ.-Bibl.  zu  Berlin. 

2)  F.  Milkau,  Die  Königl.  und  Univ.-Bibl.  zu  Breslau.    Breslau  1911.  S.  ST. 

3)  Schwenke   bei  K.  Dziatzko,   Die  Göttinger  Bibl.  in  westfäl.   Zeit. 
Vortrag  1901.    (Sammlung  bibliuthekswiss.  Arbeiten,  H.  17.  190-1.  S.  40). 

4)  Dziatzko  a.  a.  0.  S.  48. 

5)  Vgl.  Systematische  Uebersicht  über  die  Einteilung  und  Aufstellung  der 
Bücherbestände   der  Kais.  Univ.-  und  Landesbibl.   zu  Strafsbnrg.     1911.  S.  5. 

6)  J.  v.  Döllinger,  Akad.  Vorträge.     Bd.  2.  Nördlingeu  1889.  S.  24. 

7)  H.  Helmholtz,  Vorträge  und  Reden.    4.  Aufl.    Bd.  1.    Braunschweig 
1890.  S.  387. 


von  G.  Leyh  115 

Immunitätslehre,  wie  die  pathologische  Anatomie,  die  experimentelle 
Medizin  usw.  selbständige  Wissenschaften  geworden  sind;  wie  in  der 
Jurisprudenz  das  Verwaltungsrecht,  das  internationale  Privat-  und  Straf- 
recht, die  vergleichende  Rechtswissenschaft  ihre  eigenen  Wege  gegangen, 
wie  jung  die  vergleichende  Sprachwissenschaft,  die  englische,  romanische 
deutsche  Philologie,  die  Aegyptologie  und  die  Assyriologie  sind.  Der 
erste  selbständige  Lehrstuhl  für  Mineralogie  wurde  1808  errichtet, 
während  vorher  die  gesamten  Naturwissenschaften  von  einem  Professor 
vertreten  waren,  1843  erst  haben  sicli  dann  wieder  Geologie  und 
Paläontologie  von  der  Mineralogie  abgezweigt.  Die  wissenschaftliche 
Behandlung  der  neueren  Kunstgeschichte  in  Deutschland  läfst  man 
erst  mit  Rumohrs  Italienischen  Forschungen  anheben,  wenngleich  die 
kunstgeschichtliche  Literatur  schon  mit  Ghibertis  Kommentarien  einen 
Höhepunkt  erreicht  hatte.  Auch  die  Institute  und  Seminare,  aus  denen 
die  Spezialarbeiten  hervorgehen,  denen  die  moderne  Wissenschaft  ihren 
Ruf  verdankt,  sind  zum  gröfsten  Teil  erst  Gründungen  aus  den  letzten 
Jahrzehnten  des  19.  Jahrhunderts. 

Realkataloge,  deren  System  vor  diese  grofse  Entwicklung  fällt, 
werden  nicht  mehr  mit  dem  Anspruch  auftreten  können,  den  wissen- 
schaftlichen Durchschnitt  der  Zeit  zu  repräsentieren;  sie  haben  wohl 
wegen  ihrer  Funktion  als  Standortskataloge  die  ganze  Fülle  der 
Spezialliteratur  in  sich  aufgenommen,  aber  nur  zu  oft  mufste  dabei  die 
grofse  Last  den  alten  und  schwachen  Stützen  entgleiten.  Zwar  hatte 
Ebert  geglaubt,  es  gebe  einfache,  praktische,  auf  historische  Einteilungs- 
gründe bezogene  Ordnungen .  die  nicht  durch  die  eben  bestehenden 
Ansichten  des  Tages  bedingt  und  geregelt  seien,  wobei  auch  bei  ver- 
änderten Wissenschaftssystemen  „noch  unsere  Nachkommen  alles  leicht 
finden  und  unseren  Plan  fortführen  können." ')  Aber  auch  das 
Franckesche  System,  auf  das  er  sich  dabei  bezieht,  ist  allen  Ver- 
änderungen der  Zeit  unterworfen,  wie  wir  sogleich  sehen  werden. 

Es  kann  nicht  unsere  Aufgabe  sein,  Beispiele  zu  häufen  für  den 
Widerstreit,  in  den  die  moderne  Literatur  mit  dem  alten  System  geraten 
mufs;  aber  einige  Fälle  von  Verkehrtheiten  anzuführen  ist  un- 
umgänglich, weil  dadurch  ein  Licht  auf  die  innere  Natur  und  auf  den 
Umfang  der  Veränderungen  fällt,  die  notwendig  gewesen  wären,  um 
die  gröfseren  Bestände  mit  dem  Fortgang  der  Wissenschaft  im  gleichen 
Schritt  zu  erhalten.  Dafs  man  hier  „mit  einiger  Veränderung  der 
Nummern"  und  Versetzung  einiger  Titel  innerhalb  desselben  Haupt- 
faches nicht  mehr  auskommt,  wird  man  sofort  einsehen. 

Einen  Anlafs  zu  Aenderungen  geben  zunächst  gewisse  Schwankungen, 
die  wir  als  säkulare  bezeichnen  können,  ohne  freilich  diesen  Aus- 
druck allzusehr  zu  pressen.  Dahin  gehören  alle  grofsen  geographisch- 
politischen Gebietsverschiebungen,  die  der  Katalog  allmählich 
mitmachen  mufs.  Es  mag  für  uns  zunächst  ohne  grofsen  Belang  sein, 
wenn    etwa  Finlands  Geographie  und    Geschichte   noch   bei  Schweden 

1)  F.A.  Ebert,  Die  Bildung  des  Bibliothekars.  2.  Ausg.  Leipzig  1820.  S.26. 

6* 


116  Das  Dogma  von  der  systematischen  Aufstellnng 

abgehandelt  wird,  es  gibt  aber  auch  Kataloge,  die  die  Geschichte  der 
Marienburg  bei  der  polnischen  und  weiterhin  bei  der  russischen  Ge- 
schichte belassen  haben,  ja  solche,  die  die  süddeutschen  Staaten  noch 
als  Rheinbundstaaten  zusammenfassen.  Wenn  es  falsch  war  den 
Aenderungen  der  europäischen  Karte  durch  Napoleon  sofort  zu  folgen,1) 
so  war  es  freilich  noch  unrichtiger,  einen  vorübergehenden  Zustand 
auf  mehr  als  hundert  Jahre  festzulegen. 

Ferner  kann  sich  unsere  Auffassung  von  der  inneren  Zusammen- 
gehörigkeit der  Literatur  ändern.  Matthiä  hatte  in  Göttingen  die 
Literärgeschichte  jeder  Wissenschaft  vor  die  betreffende  Wissenschaft 
selbst  gestellt;  wenn  Benecke  diese  Literatur  den  Einzelwissenschaften 
wieder  genommen  und  sie  in  eine  Gruppe  gebracht  hat,'-)  so  können 
wir  das  heute  als  einen  Rückschritt  und  prinzipiellen  Fehler  bezeichnen, 
da  es  eine  Literärwissenschaft  im  ganzen  genommen  gar  nicht  gibt: 
die  Geschichte  seiner  Wissenschaft  erwartet  der  Mediziner  eben  bei 
der  Medizin  zu  finden.  Aehnlich  ist  es  mit  dem  Franckeschen  System 
und  seiner  Uebertreibung  des  historisch -geographischen  Prinzips,  dem 
Ebert  nachrühmt,  dafs  es  das  praktisch  Homogene  zusammenbringe, 
dafs  es  alles  in  dem  Zusammenhange  aufstelle,  in  welchem  es  im  Leben 
selbst  und  bei  dem  täglichen  Gebrauch  erscheine.3)  Diese  Begründung 
werden  wir  heute  kaum  mehr  gelten  lassen.  Denn  welchem  einzelnen 
Forscher  ist  damit  gedient,  wenn  er  die  Landesgesetze,  die  natur- 
historischen, archäologischen,  statistischen,  kirchenhistorischen  Schriften 
bei  der  Geschichte  des  betreffenden  Landes  beisammen  findet;  wenn 
unmittelbar  vor  dem  Korrespondenzblatt  der  deutschen  Archive  die 
Werke  über  deutsche  Post  und  Eisenbahn,  vor  diesen  die  Arbeiten  aus 
dem  kaiserlichen  Gesundheitsamt  stehen?  Immerhin  ist  diese  Art  fach- 
fremder Literatur  in  der  einfacheren  Ordnung  der  historischen  Wissen- 
schaft besser  vor  Veränderungen  geschützt  als  in  den  klassifizierenden 
Wissenschaften,  deren  Systeme  rascher  verfallen.  Wichtig  bleibt  daneben 
aber  die  Tatsache,  dafs  selbst  da,  wo  man  das  Franckesche  System 
als  fehlerhaft  hat  beseitigen  wollen,  wiederholte  Neuordnungen  dies 
nicht  ganz  zuwege  gebracht  haben,  so  wenig  beweglich  sind  die  Titel 
in  den  Katalogen,  wenn  ihnen  die  ganze  Büchermasse  anhängt;  Biester 
hat  1790  dieses  System  in  die  Königliche  Bibliothek  zu  Berlin  über- 
tragen, und  die  Veränderungen  vom  Jahre  1818  an  und  von  1842 
bis  1881  waren  nicht  im  Stande  alle  Spuren  zu  vertilgen.4) 


1)  Chr.  Molbech,  Ueber  Bibliothekswiss.  Uebers.  von  Ratjen.  Leipzig 
1S33.  S.  70. 

2)  Molbech,  a.  a.  0.     S.  115. 

3)  Ebert  in  Ersch  u.  Grubers  Encyklopädie,  Th.  10.  1S23.  Sp.  69.  72. 
Wie  Ladewig  (a.  a.  0.  S.  190)  sagen  kann,  dal's  man  beim  Franckeschen  System 
sehe,  wieviel  jede  Nation  literarisch  geleistet  habe,  ist  unerfindlich.  Ueber- 
haupt  beeinträchtigt  der  Mangel  an  Detailarbeit,  dem  man  aaf  Schritt  und  Tritt 
begegnet,  den  Wert  von  Ladewigs  Bach  in  ganz  bedeutendem  Mafse.  Vgl. 
auch  die  Rezension  von  Walter  Hof  mann  im  Zentralblatt  f.  Volksbildungs- 
wesen.    Jg.  12.  1912.  Nr.  9.  11.  12. 

4)  Hortzschansky  a.  a.  0.  S.  36. 


von  G.  L  c  y  h  117 

Eine  andere  Fehlerquelle  entspringt  aus  der  Verschiebung  der 
Problemstellungen.  »So  werden  sich  astrologische  und  alchimistische 
Arbeiten,  philosophische  Erörterungen  über  den  Sitz  der  Seele,  gewisse 
Fragen  der  scholastischen  Theologie  dem  modernen  System  nicht  ein- 
fügen lassen  und  müssen  in  historischen  Abteilungen  zusammengefafst 
werden.  Schlimmer  ist  aber  der  umgekehrte  Fall,  wenn  ein  veraltetes 
System  nicht  imstande  ist  die  moderne  Literatur  in  sich  aufzunehmen. 
Es  heifst  wohl ,  der  Bandkatalog  und  die  Numerierung  müssen  so  ein- 
gerichtet werden,  dafs  jederzeit  neue  Unterabteilungen  eingeschoben 
werden  können.  In  der  Praxis  ist  das  aber  wohl  doch  nicht  so  leicht 
durchzuführen,  sonst  würde  man  kaum  das  Handelsrecht  in  seiner 
ganzen  Ausdehnung  irgendwo  immer  noch  zum  deutschen  Recht,  oder 
ein  rein  literarisches  Werk  über  die  Technik  der  Gespenstergeschichten 
zur  Physik  stellen,  weil  in  der  Literaturwissenschaft  eine  Geschichte 
einzelner  Gattungen  fehlt.  Verzerrungen  entstehen  ferner,  wenn  wissen- 
schaftliche Begriffe  in  ihrer  Bedeutung  enger  werden.  So  ist  es 
mindestens  für  den  Benutzer  sehr  befremdend,  wenn  Bibliotheken  die 
Literatur  über  das  moderne  Konsulatswesen  immer  noch  in  die  un- 
mittelbare Nähe  der  alten  Kaiserurkunden  bringen,  da  sie  den  Zu- 
sammenhang zwischen  Diplomatik  und  Diplomatie  nicht  aufgegeben 
haben.  Oder  wenn  die  Abteilung  Statistik  nicht  nur  die  zahlenmäfsigen 
Massenbeobachtungen  in  sich  begreift,  sondern  im  Sinne  Achenwalls 
auch  die  ganze  politische  Geographie  und  Volkskunde ,  wenn  Aber- 
glaube, Zauberei  und  Totenkult  in  räumliche  Nähe  der  Verfassungs- 
geschichte, Teile  des  Staats-  und  Völkerrechts  neben  Kostümkunde 
und  Höhenkult  geraten.  Gleichfalls  nur  noch  historisch  verständlich 
ist  für  uns  der  Begriff  der  Didaktik,  wenn  er  Fibeln  und  Lesebücher 
neben  die  grofsen  Enzyklopädien,  paläographische  Werke  neben  Sanskrit- 
lexika ordnet. 

Vielleicht  ist  es  aber  in  allen  diesen  Fällen  noch  gelungen,  die 
gleichartige  Literatur  wenn  auch  unter  heute  mifsverständlichen  Ober- 
begriffen im  grofsen  und  ganzen  zu  sammeln.  Viel  schlimmer  ist  es 
aber  um  den  Realkatalog  bestellt,  wenn  aus  einer  alten  Disziplin  sich 
im  Laufe  der  Zeit  eine  ganze  Reihe  von  Spezialwissenschaften 
herausgebildet  hat,  denen  eine  reiche  Literatur  vorausgegangen  war. 
die  im  System  der  alten  Gesamtwissenschaft  versteckt  bleibt,  während 
die  Hand-  und  Lehrbücher,  die  deren  Resultate  gesammelt  haben,  unter 
neuen  Oberbegriffen  irgendwo  im  alten  System  ihre  Stelle  finden.  Man 
prüfe  in  alten  medizinischen  Katalogen  nach,  wo  Wepfers  Ob- 
servationes  anatomicae  de  apoplexia  vom  Jahre  1658  stehen,  die  Virchow 
als  eines  der  ersten  Werke  der  jungen  Wissenschaft  der  pathologischen 
Anatomie  in  Anspruch  nimmt,1)  wo  Ramazzinis  de  morbis  artificum 
diatriba,  das  als  das  erste  Werk  der  Gewerbehygiene  zu  gelten  hat.2) 
Es  leuchtet  ein,  dafs  der  Realkatalog  seinen  Zweck  verfehlt,  wenn  er 

1)  Die  Deutschen  Universitäten.    Bd.  2.     1893.    S.  235. 

2)  Handbuch  der  Ilygiene.  Hrsg.  v.  M.  Rubner  u.  a.  Bd.  1.  Leipzig  1911, 
S.  25. 


118  Das  Dogma  von  der  systematischen  Aufstellung 

diese  alte  Literatur  nicht  aus  ihrer  früheren  Ordnung  herauslöst  und 
unter  den  neuen  übergeordneten  Begriffen  vereinigt.  Wenn  man  sich 
nun  vergegenwärtigt,  wie  viele  medizinische  Einzeldisziplinen  das 
19.  Jahrhundert  hervorgerufen  hat,  so  bedeutet  diese  Neuordnung  aber 
nicht  ein  Versetzen  einiger  weniger  Titel  im  Katalog  und  einiger 
Bücher  im  Magazin,  sondern  eine  von  Grund  aus  neue  Systematisierung 
des  ganzen  medizinischen  Realkatalogs  und  eine  Umstellung  aller 
medizinischen  Werke  in  den  Sälen. 

So  vortreffliche  Gedanken  Molbech  über  die  systematische  Ordnung 
der  Bibliotheken  und  den  ihr  zugrunde  liegenden  Realkatalog  ent- 
wickelt hat,  über  den  Umfang  der  Arbeiten,  die  durch  die  Ver- 
änderlichkeit des  Systems  hervorgerufen  werden,  ist  er  doch  einer 
bedenklichen  Täuschung  erlegen.  Er  fragte  sich,  ob  Nummern  viel- 
leicht hinderlich  sein  werden,  wenn  man  die  Ordnung  in  einer  Unter- 
abteilung ändern  oder  Rubriken,  welche  vorher  nicht  da  waren,  hinzu- 
fügen will.  ..Dies  Hindernifs,  fährt  er  fort,  läfst  sich  aber  auch  ohne 
grofse  Schwierigkeit  überwinden,  theils  durch  einige  Veränderung  der 
Nummern,  theils  durch  Einschaltung  auf  die  früher  angegebene  Weise. 
Ich  setze  natürlich  eine  so  wohl  durchdachte  systematische  Ordnung 
voraus,  dafs  man  nie  in  den  Fall  kommen  wird,  eine  Unterabtheilung 
zu  einer  ganz  anderen  Wissenschaft  umzustellen."1)  Dafs  aber  die 
Entwicklung  der  Wissenschaften  die  Auflösung  und  Neuordnung  ganzer 
Fächer  verlangen  kann,  daran  hatte  also  Molbech  noch  gar  nicht  ge- 
dacht. Gegen  diese  Arbeit  sind  Verpflanzungen  von  einem  Haupt- 
fach ins  andere  noch  der  einfachere  Fall.  So  haben  z.  B.  Notkers 
P>almen  und  Willirams  Paraphrase  des  Hohen  Lieds  keinen  Platz 
mehr  in  der  Theologie,  sobald  es  eine  altdeutsche  Philologie  gibt, 
die  darin  Hauptstücke  ihrer  Forschung  erblickt.  Aehnlich  wie 
die  Geschichte  der  christlichen  Kunst  wohl  eine  Hilfswissenschaft 
bleiben  mag,  aber  nicht  mehr  einen  Teil  der  Theologie  ausmachen 
darf,  sobald  sich  eine  selbständige  Kunstwissenschaft  herausgebildet 
hat.  Aber  auch  hier  ist  der  Schaden  noch  gering,  da  die  klare 
inhaltliche  Begrenzung  eine  Zerstreuung  dieser  Literatur  verhindert 
haben  wird;  der  kunsthistorische  Fachmann  zieht  eben  dann  einen 
Band  des  theologischen  Katalogs  zu  Rate,  wenn  er  auch  mit  der 
Zeit  eine  Aenderung  der  historisch  begreiflichen,  aber  sachlich  nicht 
mehr  berechtigten  Unterordnung  erwarten  wird.  Was  will  aber  der 
Fachmann  mit  einem  Katalog  anfangen,  der  wie  der  alte  Gothaer  die 
Literatur  über  den  Rheinbund  und  über  die  Pferdedressur  in  gleicher 
Reihe  als  Teile  des  Jus  publicum  vorführt,2)  wenn  die  Photographie 
neben  der  Stenographie  und  Tanzkunst  auftritt,  das  Radfahren  in  die 
Nähe  der  Seiltänzerei  rückt,  die  Flugliteratur  bei  der  Meteorologie 
steht,  Eisenbahnwesen  und  Flufsbau  bei  der  Architektur?  Für  Fach- 
leute   die    wissen ,    dafs    Deutschland    die    wertvollste    technologische 


1)  Molbech,  a.  a.  0.  S.  110. 

2)  Jacobs  a.  a.  0.  S.  58. 


von  G.  Leyh  1  L9 

Literatur  der  Welt  hervorbringt,  die  aber  nicht  wissen,  wie  die  syste- 
matische Aufstellung  die  Beweglichkeit  der  Kataloge  hemmt,  wirken 
solche  Fehler  in  der  Systematik  dann  als  starker  wissenschaftlicher 
Defekt,  die  dem  Bibliothekar  als  eine  rein  technische  Frage  seines 
Faches  sofort  verständlich  sind.  Sogar  die  Tageszeitungen  glauben 
dann,  wenn  solche  Fälle  bekannt  werden,  die  Bibliotheken  über  ihre 
Aufgaben  belehren  zu  müssen,  als  ob  man  hier  über  den  Zustand  der 
Kataloge  ganz  im  Unklaren  sei. 

Denn  es  wird  ja  offen  zugegeben,  dafs  die  Realkataloge  fast  alle 
sich  in  einem  desolaten  Zustand  befinden  und  dafs  die  Notwendig- 
keit bestehe  sie  in  kürzester  Frist  zu  erneuern , ])  dafs  sie  vor  der 
Oeffentlichkeit  sich  nicht  zeigen  können,2)  und  dafs  das  Ansehen  der 
Bibliothek  bei  ihrer  stärkeren  Benutzung  leiden  müsse.3)  Ja  Delisle 
konnte  ganz  im  allgemeinen  von  der  Verachtung  sprechen,  der  die 
Sachkataloge  anheim  gefallen  seien.  Die  geringe  Benutzung,  freilich 
auch  ein  Beweis  für  ihren  sekundären  Wert  gegenüber  dem  alpha- 
betischen Hauptkatalog,  läfst  sich  auch  zahlenmäfsig  nachweisen.  Der 
Anhänger  der  systematischen  Aufstellung  freilich  verschiebt  diese  Frage 
auf  ein  anderes,  weniger  leicht  kontrollierbares  Terrain,  indem  er  sagt 
die  Realkataloge  würden  eben  indirekt  durch  die  Aufstellung  und  die 
Benutzung  der  Bibliothek  am  Fache  selbst  zu  Rate  gezogen.  Von 
jenen  geringschätzigen  Urteilen  wird  aber  doch  auch  die  Aufstellung 
mit  betroffen;  wie  kann  sie  besser  sein  als  ihre  Unterlage,  der  Sach- 
katalog? 

Molbech  konnte  für  seine  Zeit  noch  behaupten:  wo  systematische 
Aufstellung  fehle,  da  fehle  auch  der  wissenschaftliche  Geist  in  den 
Bibliotheken.4)  Heute  müssen  wir  diesen  Satz  in  sein  Gegenteil  ver- 
kehren und  sagen,  wo  wissenschaftliche  Aufstellung  herrsche,  da  seien 
wissenschaftliche  Rückständigkeiten  an  der  Tagesordnung,  und  diese 
wissenschaftlichen  Rückständigkeiten  fallen  allein  dem  Prinzip  der 
systematischen  Aufstellung  zur  Last;  sie  ist  es,  der  die  Schuld 
an  dem  Niedergang  der  Sachkataloge  zugeschoben  werden  mufs.  Mit 
einem  Bleigewicht  lastet  die  ganze  Büchermasse  auf  den  Katalogen 
und  hemmt  ihre  Beweglichkeit,  ihre  Entwicklung.  Man  ist  sich  wohl 
in  der  Theorie  im  klaren,  dafs  die  Kataloge  in  beständigem  Flufs 
bleiben,  dafs  sie  elastisch  sein  müssen;  in  Wirklichkeit  sind  sie  aber 
einer  vollständigen  Erstarrung  anheimgefallen.  Grobe  Irrtümer  müssen 
durch  Generationen  weiter  geschleppt  werden,  weil  ihre  Beseitigung 
eine  Unsumme  von  Arbeit  erfordert,  die  in  keinem  Verhältnis  steht  zu 
dem  vergleichsweise  geringen  Resultat.  Die  Titel  sitzen  im  Katalog 
fest  wie  der  Vogel  auf  der  Leimrute.  Denn  infolge  des  Systems  der 
Verkoppelung  von  Katalog  und  Aufstellung  mufs   jede   Aenderung    in 


1)  Paalzow  im  Zentralbl.  f.  Bw.    Jg.  12.  1905.  S.  436. 

2)  Focke  a.  a.  0.  S.  7. 

3)  W.  Erman,  Denkschrift  über  die  Nenkatalogisierung  der  Bonner  Univ. 
Bibl.    Leipzig  1910.    (Aus:  Zentralbl.  f.  Bw.    Jg.  27.  1910.  11.  r>)  S.  7. 

4)  Molbech  a.a.O.  S.  237  ff. 


120  Das  Dogma  von  der  systematischen  Aufstellung 

der  Stellung  des  Titels  im  Katalog  die  gleiche  Aenderung  in  der 
Stellung  des  Buches  am  Fach  nach  sich  ziehen  und  nicht  nur  das: 
da  wir  heute  ohne  Signaturen  überhaupt  nicht  mehr  arbeiten  können, 
eine  Aenderung  der  Signaturen  an  mindestens  vier  Stellen,  in  den 
beiden  Hauptkatalogen,  im  Buche  selbst  und  auf  dem  Buchrücken, 
wobei  vom  Umsignieren  der  zahlreichen  Verweisungen  noch  abgesehen 
ist.  Dieser  äufsere  Zusammenhang  von  Buchtitel  und  Buch  hat  zur 
Folge,  dafs  es  leichter  ist  eine  grofse  Bibliothek  kilometerweit  in  ihrer 
alten  Anordnung  zu  transportieren  als  innerhalb  eines  einzigen  Wissen- 
schaftsfaches und  der  zugehörigen  Kataloge  Umstellungen  zu  treffen, 
wo  sämtliche  linearen  Veränderungen  der  Bücher  untereinander  noch 
keinen  Kilometer  betragen. 

Angesichts  dieser  schweren  Hemmnisse  unter  denen  der  Sach- 
katalog leidet,  mufs  man  ernstlich  erwägen,  ob  die  enge  Verbindung 
von  Aufstellung  und  Katalog  weiterhin  aufrecht  erhalten  werden  darf. 
Ob  es  nicht  besser  sein  wird,  den  Sachkatalog  von  der  Aufstellung 
zu  lösen  und  ihn  selbständig  zu  entwickeln,  die  Aufstellung  selbst 
aber  einfacher  zu  gestalten  und  sie  nicht  bis  in  die  systematischen 
Details  zu  führen.  Da  diese  Aufstellung  schon  unter  normalen  Ver- 
hältnissen nicht  leisten  kann,  was  ihr  ihre  Freunde  gerne  nachrühmen, 
und  in  dem  pathologischen  Zustande,  in  dem  sie  sich  dauernd  befindet, 
da  sie  ja  nur  die  augenfällige  Spiegelung  der  schlechten  Realkataloge 
darstellt,  noch  viel  weniger,  so  würde  ein  geringer  Verlust  auf  der 
einen  Seite  einem  hohen  Gewinn  auf  der  anderen  gegenüberstehen; 
die  Möglichkeit  einer  ungemein  viel  leichteren  und  rascheren  Um- 
arbeitung der  Sachkataloge  würde  das  erfreuliche  Resultat  der  Trennung 
des  ungleichen  Gespannes  sein. 

IV. 

Doch  der  unentwegte  Freund  der  systematischen  Aufstellung  ist 
schon  lange  mit  einem  Einwurf  bereit.  Nur  die  schwerfällige  Band- 
form der  Kataloge,  wird  er  sagen,  legt  ihrer  Entwicklung  jene  Hinder- 
nisse in  den  Weg,  deren  traurige  Folgen  wir  täglich  vor  Augen  sehen; 
nur  beim  Bandkatalog  handelt  es  sich  jeweils  um  ein  Streichen  und 
Umschreiben  des  ganzen  Titels:  der  Titel  auf  einem  Katalogzettel 
dagegen  ist  immer  wieder  verwendbar,  solange  überhaupt  das  Papier- 
material standhält,  denn  irrtümlicherweise  habe  Dziatzko  in  seinen 
Vorlesungen  noch  so  gefolgert:  da  Realkataloge  nur  von  wenigen 
benutzt  würden,  so  dürfe  man  die  Benutzung  nicht  durch  die  Zettel- 
form erschweren,  sondern  müsse  den  bequemeren  Bandkatalog  wählen. 
Gerade  umgekehrt  müsse  man  schliefsen,  und  weil  man  an  den  Real- 
katalog gewöhnlich  nicht  mit  einer  Einzelfrage  herantrete,  sondern  mit 
der  allgemeinen  Frage  nach  der  über  ein  bestimmtes  Thema  vor- 
handenen Literatur,  so  sei  bei  einem  guten  Katalog  auch  fast  jede 
Nummer  ein  Treffer,  und  deshalb  könne  die  Unbequemlichkeit  der 
Zettel  recht  wohl  übernommen  werden.  Und  dann  handle  es  sich  ja 
nie  darum,  wie  die  Gegner  der  Zettelkataloge  glauben  machen  möchten, 


von  G.  Leyh  121 

ganze  Kästen  voll  von  Zetteln  mühsam  durchzublättern ;  die  farbigen 
Zwischenzettel  mit  der  schematischen  Uebersicht  der  folgenden  Literatur 
und  die  Leitkarten  orientieren  über  die  ganze  Ordnung  vielleicht  noch 
besser  als  es  beim  Bandkatalog  möglich  ist,  und  verweisen  den  Be- 
nutzer sofort  an  eine  räumlich  engbegrenzte  Stelle. 

Sind  aber  mit  Zettelkatalogen  wirklich  alle  Hemmnisse  be- 
seitigt? Ich  glaube  nicht.  Von  einer  anderen  Seite  tritt  sogar  eine 
neue  Schwierigkeit  auf  den  Plan:  die  Revisionen,  die  um  so  dring- 
licher sind,  je  gröfser  die  Bibliotheken  werden  und  je  häufiger  Ver- 
stellungen infolge  komplizierter  Signaturen  vorkommen,  sind  durch 
Zettelkataloge  ganz  erheblich  erschwert.  Und  woher  soll  der  Platz 
für  die  neuen  Signaturen  auf  dem  Zettel  kommen,  da  Dziatzko  schon 
beim  Bandkatalog  es  für  notwendig  erklärte,  viel  Raum  für  neue  Sig- 
naturen frei  zu  lassen,  da  man  nicht  wisse,  wie  oft  solche  gebraucht 
würden?  Tatsächlich  kann  man  ja  auch  Titel  in  den  Katalogen 
finden,  die  in  einem  Zeitraum  von  weniger  als  50  Jahren  drei-  und 
viermal  ihre  Signatur  gewechselt  haben,  was  abgesehen  von  allen 
ästhetischen  Gründen  die  rasche  Erledigung  der  Bestellungen  verzögert 
und  den  nicht  eingeweihten  Benutzer  verwirrt, 

Das  Umsignieren  ist  aber  nicht  etwa  auf  jene  oben  angeführten 
Verschiebungen  beschränkt,  die  ich  als  säkulare  bezeichnet  habe  und 
die  in  gröfseren  Zeiträumen  erst  zu  einer  Erneuerung  des  Katalogs 
führen  müssen.  Gerade  der  Zettelkatalog,  an  den  man  infolge  seiner 
immerliin  unbequemeren  Handhabung  einen  höheren  Anspruch  auf  Ge- 
nauigkeit stellt,  zwingt  zu  häufigeren  Aenderungen  der  Signatur  als 
der  Bandkatalog,  und  wenn  man  schon  von  diesem  verlangt  hat,  dafs 
er  in  beständigem  Flufs  bleiben  müsse,  so  mufs  jener  erst  recht  täglich 
neu  erobert  werden. 

Im  folgenden  will  ich  einige  Gruppen  zusammenstellen,  die  die 
Möglichkeit  und  Notwendigkeit  ich  möchte  sagen  täglicher  Korrek- 
turen dartun  sollen,  und  zwar  betreffen  diese  Fälle  meist  nur  die 
neuere,  am  stärksten  benutzte  Literatur.  In  Wirklichkeit  werden  solche 
Korrekturen  freilich  häufig  infolge  einer  gewissen  Resignation  unter- 
bleiben, da  sie  ja  nicht  die  einzigen  Fehler  sind,  die  der  Realkatalog 
aufzuweisen  hat.  Dann  darf  er  aber  auch  nicht  mit  dem  Stolz  auf- 
treten, als  ob  er  seine  Aufgabe  voll  erfülle,  denn  nur  durch  präzise 
und  erschöpfende  Antworten  auf  Detailfragen  kann  er  genügen;  mit 
der  allgemeinen  Freude,  wie  Alles  sich  zum  Ganzen  fügt,  ist  heute 
keinem  mehr  gedient. 

Die  Fehlerquellen,  die  zu  täglichen  Korrekturen  Anlafs  geben, 
sind  der  verschiedensten  Art.  Bei  Neubesetzung  des  Ressorts 
oder  bei  vorübergehenden  Vertretungen  wird  der  Neuling,  solange  er 
noch  nicht  die  Uebersicht  über  das  Ganze  hat,  Titel  an  Stellen  bringen, 
die  ihnen  im  Gefüge  des  Systems  niemals  zukommen,  die  aber  dann 
sogar  noch  als  Kristallisationskerne  wirksam  werden,  wenn  für  einen 
neuen  Titel  nach  dem  ähnlichen  Buch  gesucht  wird,  wodurch  der 
einzelne  Fehler  zu  einem  allgemeinen  wird.     Gleich  schlimm  wirkt  die 


122  Das  Dogma  von  der  systematischen  Aufstellung 

mifsverständlicke  Kritik  am  alten  System,  wenn  der  Neuling  bessern 
zu  müssen  glaubt,  ohne  die  Konsequenzen  zu  tibersehen,  während  der 
Anschlufs  an  einen  alten  Fehler  immer  noch  das  geringere  Uebel  be- 
deutet hätte.  Dafs  der  häufige  Mangel  eines  Sachindexes  die  Zer- 
streuung der  gleichartigen  Literatur  besonders  begünstigt ,  ist  schon 
öfter  ausgesprochen  worden. 

Nicht  gering  zu  schätzen  sind  ferner  die  unausbleiblichen  Mifs- 
verständnisse  auf  Gebieten,  wo  dem  Bibliothekar  engeres  Fachwissen 
fehlt.  Man  mag  rasch  hinweggehen  über  Irrtümer,  die  selbst  in  den 
Bereich  der  allgemeinen  Bildung  hinübergreifen,  wenn  nicht  nur  Hille- 
brands  Briefe  eines  ästhetischen  Ketzers,  sondern  sogar  die  Juniusbriefe 
unter  den  biographischen  Quellenwerken  angetroffen  werden,  wobei  ich 
bemerke,  dafs  auch  dieses  Beispiel  nicht  fingiert  ist.  Man  dürfte  aber 
auch  nicht  philosophische  Werttheorien  neben  nationalökonomischen 
Untersuchungen  über  Getreidepreise,  und  die  junge  Portraitminiatur 
des  17.  Jahrhunderts  nicht  mit  der  alten  Buchmalerei  zusammen  in 
einer  chronologischen  Reihe  finden.  Auch  verschiedene  Krankheiten 
mit  gleichem  oder  ähnlich  klingendem  Namen  bieten  Anlafs  zu  Gleich- 
stellungen, und  wenn  man  z.  B.  Malaria,  gelbes  Fieber  und  Maltafieber 
unter  Fieber  im  allgemeinen  behandelt,  so  ist  das  nach  mehr  als  einer 
Richtung  falsch,  selbst  wenn  Fieber  eine  Krankheit  und  nicht  blofs 
ein  Sympton  wäre.  Wie  ich  von  befreundeter  medizinischer  Seite  er- 
fahre, liegt  es  dem  Laien,  auch  nahe,  rein  anatomische  und  praktisch- 
klinische Untersuchungen  durcheinander  zu  werfen,  was  auf  den  Fach- 
mann dann  ungefähr  den  Eindruck  macht,  als  ob  man  das  römische 
Recht  mit  Nationalökonomie  verwechsle.  Iu  anderen  Fällen  wieder 
wird  dieselbe  Krankheit,  die  unter  verschiedenen  Namen  auftritt,  im 
Sachkatalog  getrennt.  Aber  hier  braucht  es  sich  nicht  immer  um  einen 
alten  Irrtum  zu  handeln,  es  mag  ein  Fehler  vorliegen,  den  die  ältere 
Wissenschaft  selbst  gemacht  hat  und  der  erst  von  der  fortschreitenden 
Erkenntnis  richtig  gestellt  ist.  Als  Beispiel  bietet  sich  die  Pellagra 
dar,  die  bis  vor  kurzem  nur  als  eine  Art  Tropenkrankheit  bekannt 
war,  die  aber  im  System  von  jener  Spezialwissenschaft  zu  lösen  ist, 
wenn  sie  jetzt  auch  in  England  und  den  Vereinigten  Staaten  nach- 
gewiesen werden  konnte. 

Schlimmer  wirken  jene  Fälle,  in  denen  Werke,  die  Grund  und 
Anlafs  für  einen  ganzen  Wissenszweig  gegeben  haben,  aber  zunächst 
in  ihrer  Tragweite  nicht  übersehen  werden  konnten,  als  ephemere 
Literatur  unter  die  Miscellanea  irgend  einer  gröfseren  Abteilung  ge- 
raten, wo  rein  chronologische  Ordnung  herrscht.  Man  denke  etwa  an 
die  Entstehung  und  noch  immer  wachsende  Bedeutung  der  Röntgen- 
literatur.  Die  ganze  Literatur  an  der  untergeordneten  Stelle  des 
Systems  aufzureihen,  würde  sachlich  falsch  sein  und  aufserdem  das 
Prinzip  der  Anordnung  in  jener  Miscellangruppe  stören. 

Korrekturen  sind  auch  nötig,  wenn  sich  eine  Spezialwissenschaft 
auf  einem  Grenzgebiet  in  raschem  Wachstum  entwickelt,  deren 
anfängliche  Literatur,  bevor  ihr  Zusammenschlufs  als  notwendig  erkannt 


von  G.  Leyh  123 

wurde,  bald  zu  der  einen,  bald  zu  der  anderen  Disziplin  geschlagen 
worden  ist.  Die  phonetischen  Probleme  z.  B.  sind  von  Linguisten  und 
Physiologen  bearbeitet  worden,  ich  nenne  nur  Techmer  und  Brücke. 
Es  ist  aber  eine  Mifsachtung  der  eingetretenen  Konsolidierung  als 
Spezialdisziplin,  wenn  eines  ihrer  grundlegenden  Werke  unmittelbar 
neben  einem  solchen  über  Symbiose  im  Tierreich  stehen  geblieben, 
andere  Literatur  bei  der  Sprach  Wissenschaft  eingereiht  ist.  Aehnliche 
Gefahren  drohen  den  neuen  SpezialWissenschaften,  nach  denen  das 
moderne  Leben  eben  ruft,  der  juristischen  Medizin  und  der  juristischen 
Technologie. 

Dafs  bei  wachsender  Literatur  eine  feinere  Gliederung  eintreten 
mufs,  ist  schon  gesagt  worden.  Es  wird  sich  hier  häufig  um  die  Ver- 
kehrung des  älteren  rein  chronologischen  Anordnungsprinzips  in  das 
neuere,  sachlich  alphabetische  handeln,1)  wenn  der  Zweck  des  Real- 
katalogs nicht  verloren  gehen  soll.  Ein  Beispiel  wird  auch  diesen 
Fall  erläutern.  So  lange  die  wenigen  Untersuchungen  über  Buch- 
malerei leicht  zu  übersehen  waren,  mag  rein  chronologische  Anordnung 
der  ganzen  Materie  genügt  haben.  Wenn  jetzt  schon  eine  Reihe  zu- 
sammenfassender Arbeiten  vorliegt  und  daneben  eine  Reihe  von  Spezial- 
arbeiter z.  B.  über  die  Psalterillustrationen,  so  würde  eine  Ueber-  und 
Unterordnung  schon  erwünscht  sein. 

Nicht  gar  so  selten  ist  der  Fall,  dafs  über  Umfang  und  Inhalt 
einer  gröfseren  Publikation  der  zunächst  vorliegende  Teil  noch  keine 
hinreichende  Auskunft  gibt,  so  dafs  Schwierigkeiten  für  die  Einreihung 
entstehen.  Ich  nenne  als  Beispiel  aus  der  letzten  Zeit  die  „Römischen 
Forschungen  herausgegeben  von  der  Bibliotheca  Hertziana",  von 
denen  zuerst  Band  II  mit  dem  Titel  „Hübner,  Le  Statue  di  Roma"' 
herausgekommen  ist.  Er  liegt  vor  als  ein  in  sich  abgeschlossener 
Band,  der  durch  alle  Kataloge  und  ans  Publikum  gehen  mufs.  Nur 
der  Sachkatalog  kann  ihm  seinen  Standort  anweisen,  aber  nur  der 
Sondertitel  kann  mit  Recht  der  Archäologie  zugewiesen  werden ;  wird 
die  ganze  Publikation  hier  untergebracht,  so  ist  eine  Korrektur  später 
sehr  wahrscheinlich  nötig,  sobald  man  weifs,  dafs  die  Bibliotheca 
Hertziana  mit  Unterstützung  von  Henriette  Hertz  und  ihrer  im 
römischen  Palazzo  Zuccari  untergebrachten  Renaissancebibliothek  zu- 
stande kommt.  Sicherheit  kann  nur  der  noch  fehlende  erste  Band  des 
Werkes  mit  dem  aufklärenden  Vorwort  bringen.  Das  Prinzip  der 
systematischen  Aufstellung  drängt  aber  zu  einer  Entscheidung,  bevor 
die  Unterlagen  dafür  vorhanden  sind. 

Wenn  wir  auf  der  gleichen  Linie  weiter  vorrücken,  so  kommen 
wir  von  den  Zweifeln  und  Unsicherheiten  zu  dem  grofsen  Kapitel  der 
bewufsten  Fehler,  zu  denen  das  einmal  beliebte  System  zwingt.  Es 
sollen    z.  B.  Biographien   nach  Todesjahren,  Literaturwerke  nach  dem 


1)  Die  sachlich -alphabetische  Ordnung  hat  aber  schon  Matthiä  vielfach 
angewandt,  was  gegen  F.  G.  Schultheifs,  Zur  Fortbildung  des  Ilallescheu 
Schemas,  in  der  bereits  genannten  Posener  Festschrift  S.  -17,  bemerkt  sei. 


124  Das  Dogma  von  der  systematischen  Aufstellung 

Geburts-  oder  Todesjahr  oder  nach  dem  ersten  literarischen  Auftreten 
des  Autors  geordnet  werden.  Alle  drei  Daten  können  unbekannt  sein, 
aber  jeder  Tag  und  jeder  neue  Jahrgang  des  „Kürschner"  kann  Auf- 
klärung bringen  Man  hat  sich  wohl  früher  mit  provisorischer  Auf- 
stellung dieser  Literatur  begnügt  und  sie  erst  bei  besserem  Wissen 
eingereiht.  Heute  wird  man  sich  lieber  für  einen  bewufsten  Fehler 
entscheiden  und  das  unbekannte  Datum  konstruieren,  da  wir  wissen, 
dafs  zurückgestellte  Arbeit  doppelte  Arbeit  ist.  Die  so  entstandene 
Anordnung  mag  ihr  Recht  haben,  solange  neuere  Erkenntnisse  nicht 
über  sie  hinauswachsen  und  sie  für  antiquiert  erklären;  Bedenken  erregt 
aber  das  ganze  System,  wenn  sachliche  Irrtümer  wider  besseres  Wissen 
festgehalten  werden  müssen,  weil  ihre  Richtigstellung  in  vielen  Fällen 
auch  nur  wieder  ein  Provisorium  bedeuten  könnte.  Denn  es  handelt 
sich  hier  keineswegs  allein  um  die  modernen  Literaturerzeugnisse,  die 
wissenschaftlichen  Zwecken  noch  nicht  dienen  und  bei  denen  Fehler  in 
der  Anordnung  leichter  genommen  werden  können,  wobei  man  sich 
freilich  immer  fragen  mufs,  warum  man  das  Unmögliche  überhaupt  nicht 
besser  läfst.  Wie  ich  höre,  ist  aber  auch  eine  chronologische  Ordnung 
der  alten  klassischen  Literatur,  die  vor  50  Jahren  eingerichtet  ist,  schon 
so  überholt,  dafs  sie  den  Fachmann,  dem  sie  im  Magazin  nicht  auf 
Grund  des  Ortsgedächtnisses  zugänglich  ist,  eher  verwirrt  als  ihm  zu 
Hülfe  kommt. 

Ein  extremer  und  sofort  einleuchtender  Fall  von  der  Veränderlich- 
keit der  Ordnung  liegt  endlich  dann  vor,  wenn  die  vorhandene  Literatur 
zu  einem  bibliographischen  System  zwingt,  bevor  in  der  betreffenden 
Wissenschaft  sich  eine  Systematik  allgemeine  Geltung  ver- 
schafft hat. 

Einer  Reihe  von  Wissenschaften  wie  der  Anthropologie  und  Volks- 
kunde, der  Soziologie,  ja  sogar  der  Nationalökonomie  sagt  man  nach, 
dafs  sie  noch  ohne  feste  Methoden  arbeiten.  Im  Jahre  1882  be- 
hauptete Kleinwächter,  dafs  trotz  der  riesenhaft  angeschwollenen 
Literatur  die  Nationalökonomie  eine  Wissenschaft  sei,  für  die  erst  An- 
fänge existieren,1)  und  im  Jahre  1909  rief  Sombart  emphatisch  aus: 
„Wer  glaubt  denn  heutzutage  aufserhalb  unserer  Kreise  noch  an  national- 
ökonomische Wissenschaft?" 2)  Wissenschaft  aber  ist  nicht  ein  blofses 
Nebeneinander,  sondern  ein  System  von  Erkenntnissen.  Solange  also 
der  Nationalökonomie  der  Charakter  als  Wissenschaft  noch  bestritten 
wird,  kann  auch  das  trotzdem  notwendige  System  für  die  Ordnung  der 
Titel  und  Bücher  nur  ein  Notdach  sein. 

Aber  nicht  nur  die  Systeme  junger  Wissenschaften  tragen  den 
Stempel  der  interimistischen  Ordnung  an  sich.  Es  ist  oft  gesagt 
worden,  wie  in  den  Naturwissenschaften  noch  immer  die  Lösung  eines 
Problems  vor  neue  Rätsel  geführt  hat.    Wenn  man  heute  an  das  frische 


1)  F.  Kleinwächter,   Die   Nationalökonomie    als   Wissenschaft.    Berlin 
18S2.   S.  IS.  21. 

2)  Verhandlangen  des  Vereins  für  Sozialpolitik  1909.  Leipzig  1910.  S.  5G9. 


von  6.  L  e  y  h  1 2  5 

Leben  denkt,  das  auf  dem  alten  Boden  der  klassischen  Philologie,  den 
man  beinah  erschöpft  glaubte ,  durch  die  Pflege  der  religionswissen- 
schaftlichen Studien  erblüht,  so  hat  man  ein  Beispiel  von  der  Un- 
ergründlichkeit der  Quellen  und  der  Probleme  auch  in  den  Geistes- 
wissenschaften, und  damit  kehre  ich  zu  der  an  den  Anfang  dieses 
Abschnitts  gestellten  These  von  der  Veränderlichkeit  des  Systems 
überhaupt  zurück,  die  durch  ein  illustres  Zeugnis  zu  bekräftigen  zum 
Schlüsse  erlaubt  sei.  „Die  Quellen  aber,  sagt  Jakob  Burckhardt, 
zumal  solche,  die  von  grofsen  Männern  herrühren,  sind  unerschöpflich, 
so  dafs  jeder  die  tausendmal  ausgebeuteten  Bücher  wieder  lesen  mufs, 
weil  sie  jedem  Leser  und  jedem  Jahrhundert  ein  besonderes  Antlitz 
weisen  und  auch  jeder  Altersstufe  des  Einzelnen.  Es  kann  sein,  dafs 
im  Thukydides  z.  B.  eine  Tatsache  ersten  Ranges  liegt,  die  erst  in 
hundert  Jahren  Jemand  bemerken  wird."1) 

^Yie  jedes  philosophische  System  kommt  auch  jedes  bibliographische 
bald  zu  früh  und  bald  zu  spät.  Soll  es  gut  bleiben,  so  mufs  es  in 
einem  beständigen  Umformungsprozefs  erhalten  werden.  Damit 
es  aber  den  Neubildungen  in  jeder  Wissenschaft  leicht  nachkommen 
kann,  mufs  es  in  einer  raschbeweglichen  äufseren  Form  beschlossen 
sein.  Eine  Einrichtung  ist  verfehlt,  die  die  Titel  gleichsam  wie  ver- 
schraubt und  vernietet  im  Katalog  festhält,  während  sie  so  leicht  ver- 
schiebbar sein  sollen  wie  Kartenblätter,  um  für  alle  nicht  voraus- 
zusehenden Aenderungen  in  ihrer  gegenseitigen  Stellung  sofort  bereit 
zu  sein.  Auch  der  Zettelkatalog  gewährleistet  diese  raschen  Aender- 
ungen noch  nicht.  Denn  so  lange  das  Buch  mit  dem  Zettel  durch 
dieselbe  Signatur  verbunden  bleibt,  ist  in  jedem  einzelnen  Fall  einer 
Umlegung  des  Zettels  das  Buch  der  Benutzung  zu  entziehen,  um  von 
neuem  „bearbeitet"  zu  werden,  das  heifst  —  eine  andere  Nummer  zu 
erhalten ,  eine  dem  Publikum  ganz  unverständliche  Mafsnahme.  Der 
Zettelkatalog  schafft  jedenfalls  erst  halbe  Arbeit. 

V. 

Soll  der  schädliche  Druck  der  Büchermassen  auf  den  Sachkatalog 
unwirksam  gemacht  werden,  so  ist  gewissermafsen  die  Einziehung  einer 
Schutzmauer  vonnöten,  von  der  aus  die  Organisation  der  Bücher  selbst 
als  besondere  Aufgabe  unternommen  wird  und  die  den  Sachkatalog 
von  dieser  Hilfsfunktion  befreit.  Das  kann  nur  geschehen  mit  Hilfe 
eines  besonderen  Kataloges,  des  Standortskatalogs,  der  den  Büchern 
eine  unveränderliche  Signatur  gibt  und  sie  so  in  der  ihnen  zukommenden 
Ruhe  erhält,  dem  Realkatalog  aber  die  ihm  notwendige  Beweglichkeit 
nicht  mehr  beschränkt. 

Die  richtige  Form  ist  diejenige,  die  sich  durch  ihre  Dauerhaftigkeit 
in  der  Praxis  empfiehlt  und  bewährt.  Wer  möchte  diese  Bewährung 
dem  System  der  Verknüpfung  von  Realkatalog  und  Aufstellung  nach- 
rühmen?    Die   schärfste   Kritik    gibt   die   Geschichte    der  Bibliotheken 


1)  J.  Burckhardt,  Weltgeschichtliche  Betrachtungen.    Berlin  1905.  S.  20. 


126  Das  Dogma  von  der  systematischen  Aufstellung 

selbst  an  die  Hand.  Gibt  es  etwas  Wirksameres  gegen  diese  Ver- 
bindung anzuführen  als  ein  Hinweis  auf  jene  wahrhaftige  Bibliotheks- 
tragödie in  Bonn,  wo  nach  50  Jahren  schon  eine  vollständige  Er- 
neuerung von  Katalog  und  Aufstellung  gefordert  wird?1)  Man  würde 
des  allgemeinen  Widerspruches,  ja  der  allseitigen  Entrüstung  sicher 
sein,  wollte  man  behaupten,  dafs  eben  ein  so  eminenter  Philologe  wie 
Ritschi  ein  schlechter  Bibliotheksorganisator  gewesen  sei.  Aber  es  ist 
keine  Schande  zu  gestehen,  dafs  man  sich  durch  ein  Irrlicht  hat 
täuschen  lassen,  das  wie  ein  Stern  leuchtete.  Unsere  Erfahrungen  im 
grofsen  Stil  sind  ja  auch  noch  verhältnismäfsig  jung.  Was  wollen  50 
oder  100  Jahre  besagen  in  der  Geschichte  so  schwer  beweglicher  Ein- 
richtungen, wie  die  sind,  mit  denen  Bibliotheken  zu  arbeiten  haben. 
Wenn  man  am  Ende  des  18.  Jahrhunderts  noch  systematische  Auf- 
stellung ohne  Buchsignaturen  für  möglich  gehalten  hat,  so  ist  die  Ein- 
richtung der  Bonner  Universitätsbibliothek  durch  Ritschi  gewissermafsen 
nur  als  zweite  Welle  in  der  grofsen  modernen  Bibliotheksbewegung 
anzusehen,  deren  zerstörende  Wirkungen  erst  jetzt  übersehen  werden 
können.  Heute  darf  man  wohl  sagen,  dafs  es  eine  falsche  Taktik  ge- 
wesen ist,  als  man  Standortskatalog  und  Realkatalog  mit  einem  Schlage 
erledigen  wollte.  Wer  zwei  Hasen  zu  gleicher  Zeit  jagt,  dem  ent- 
wischen beide. 

Andere  Tatsachen  müssen  uns  in  diesen  Anschauungen  bestärken. 
Petzholdt  konnte  1856  noch  von  einer  „mäfsigen  Partie  später  ein- 
gehender Bücher"  sprechen,  für  die  Raum  zu  lassen  sei.2)  Im  Rück- 
blick übersehen  wir  heute,  dafs  sich  seit  den  Zeiten,  wo  Ebert  über- 
zeugende Worte  für  die  systematische  Aufstellung  gefunden  hat,  die 
literarische  Produktion  nicht  etwa  blofs  verdoppelt  oder  verdreifacht 
hat,  sondern  verzehnfacht,3)  und  mit  dieser  Vergröfserung  des 
Büchermarktes  sind  in  ähnlichem  Mafse  die  Bibliotheken  gewachsen, 
und  in  höherem  Mafse  die  Schwierigkeiten  ihrer  Verwaltung.  Ferner 
hatte  es  sich  beim  Umsignieren  im  besten  Fall  bisher  nur  um  vier 
Stellen  gehandelt.  Sobald  aber  im  Interesse  der  Bibliotheken  und  des 
Publikums  allmählich  mit  einem  zweiten  alphabetischen  Hauptkatalog 
gerechnet  werden  mufs,  sobald  ferner  umfassende  Zeitschriftenkataloge 
mit  den  Signaturen  gedruckt  werden,  kommen  eine,  manchmal  auch 
zwei  und  mehr  Stellen  für  das  Umsignieren  hinzu.4)  Wenn  man  bis- 
her mit  den  Umstellungen  und  dem  Umsignieren  im  Rückstand  geblieben 
ist,  so  müfste  man  ja  alle  menschliche  Voraussicht  beiseite  lassen  und 
an  den  Eintritt  des  Wunderbaren  glauben,  wenn  man  unter  immer 
schwieriger  werdenden  Umständen  jene  Aufgabe  rechtzeitig  zu  er- 
ledigen hoffte. 


1)  Vgl.  die  angeführte  Denkschrift  Er m ans. 

2)  Petzholdt  a.  a.  0.  S.  172. 

3)  Office  Central  des  institutions  internationales.  Publication  Nr.  23. 
Bruxelles  1912.  S.  6,  la  Statistique  internat.  des  iinprimes. 

4)  Da  wertvollere  alte  Werke  mit  ihren  Signaturen  auch  in  die  Literatur- 
geschichte übergehen,  mufs  gleichfalls  eine  unveränderliche  Signatur  wünschens- 
wert sein. 


von  G.  Leyh  127 

Man  sage  nicht,  dafs  es  ja  nur  eine  Geldfrage  sei,  die  Arbeit  des 
Umsignierens  und  Umstellens  rechtzeitig  zu  leisten.  Diese  Arbeit  nfufs 
doch  auch  am  Zwecke  des  Ganzen  gemessen  werden.  Wenn  auf  beiden 
Seiten  die  Gesamtsumme  der  Vorteile  und  der  Nachteile  ermittelt  wird, 
so  steht  der  unsagbaren  Mühe  und  Arbeit  auf  der  Seite  der  Biblio- 
theken ein  geradezu  winziger  Nutzen  für  einige  wenige  bevorrechtete 
Benutzer  gegenüber,  von  denen  gewifs  noch  keiner  sich  klar  gemacht 
hat,  wie  teuer  er  erkauft  ist.  Ja  es  begegnet  einem,  dafs  derselbe 
Dozent,  um  sein  Urteil  befragt,  heute  die  systematische  Aufstellung  für 
unentbehrlich  hält  und  morgen  sie  verwünscht,  sobald  er  ein  neu  ein- 
gestelltes Buch  nicht  an  der  Stelle  gefunden  hat,  wo  er  es  erwartet 
—  ein  Beweis,  dafs  immer  vom  einzelnen  Fall  aus  geurteilt  wird  und 
dafs  die  Vorteile  mehr  in  den  Köpfen  der  Theoretiker  existieren  als 
in  den  Erfahrungen  und  Wünschen  der  eigentlichen  Interessenten  selbst. 
Ueberhaupt  kann  man  sich  nicht  oft  genug  den  sekundären  Wert  jeder 
Aufstellung  vergegenwärtigen,  und  ob  man  hier  die  Bücher  systematisch 
ordnet  und  dort  mechanisch,  ist  im  Effekt  nicht  etwa  so  als  ob  man 
da  mit  dem  Mikroskop  und  dort  mit  der  Lupe  arbeitet.  Denn  die 
Hauptsache  bleibt  immer,  dafs  die  gewünschten  Bücher  so  viel  wie 
möglich  vorhanden  seien,  die  Frage  der  Anschaffungen  ist  die 
Kernfrage  jeder  Bibliotheksverwaltung,  und  wichtig  wird  die  Frage 
der  Aufstellung  erst,  wenn  sie  Zeit  und  Geld  für  Ordnungsarbeiten 
um  ihrer  selbst  willen  beansprucht,  die  mit  dem  wahren  Zweck  der 
Bibliotheken  gar  nichts  zu  tun  haben. 

Was  das  bedeutet,  wird  folgende  Ueberlegung  zeigen.  Milkau  hat 
zweimal  die  ungemein  wertvolle  Feststellung  gemacht,  dafs  sich  zu  90 
und  mehr  Prozent  die  Wünsche  der  Benutzer  auf  die  Literatur 
des  letzten  Jahrzehnts  beziehen.1)  Für  eine  Sammlung  von  dem 
Umfang  der  Breslauer  Universitätsbibliothek  heifst  das,  dafs  nach  einer 
ungefähren  Berechnung  aus  der  Literatur  des  letzten  Jahrzehnts  jeder 
Band  etwas  öfter  als  einmal  benützt  wird,  aus  der  älteren  Literatur 
aber  erst  jeder  27.  Band  einmal,  dafs  also  in  einer  Bibliothek  von 
380000  Bänden  sich  beinah  300000  Statisten  befinden,  die  nur  aus- 
nahmsweise noch  zu  einer  kleinen  Rolle  herangezogen  werden.  Ist  es 
nicht  eine  geradezu  groteske  Forderung,  blofs  der  Idee  einer  inneren 
und  noch  dazu  problematischen  Ordnung  zu  Liebe  hunderttausende 
von  unbenutzten  Werken  alle  hundert  Jahre  einmal  wieder  der  Ver- 
gessenheit entreifsen,  sie  mit  einer  anderen  Nummer  versehen  und  sie 
dann  wieder  in  ihre  Schlafstellen  zurückbringen  zu  wollen?  Auch 
Hartwig  hat  seinen  Realkatalog  nur  auf  eine  Lebensdauer  von  100 
Jahren  berechnet.2)  Aber  dafs  man  selbst  alle  100  Jahre  einmal  eine 
ganze  Generation  mit  der  penelopeischen  Arbeit  verbrauchen  will, 
Ilalbmillionenbibliotheken    umzuordnen,    ist   ein    unfafsbarer   Gedanke. 


1)  Kultur  der  Gegenwart.    2.  Auflage.    T.  1,  1.  1912.  S.  023,  und  Jahres- 
bericht der  Kgl.  und  Univ.-Bibl.  zu  Breslau:  1910.  S.  8. 

2)  Hartwig  a.  a.  0.  S.  11. 


128  £)as  Dogma  von  der  systematischen  Aufstellung 

Wie  will  man  aber  dieser  Umordnung  bei  systematisch  aufgestellten 
urM  numerierten  Bibliotheken  entgehen,  da  die  Erneuerungsbedürftigkeit 
der  Kataloge  nach  Ablauf  eines  solchen  Zeitraums  doch  niemals  be- 
stritten ist?  Verzichtet  man  auf  die  Umstellung,  dann  verzichtet  man 
damit  eben  auf  den  Realkatalog,  der  dann  samt  der  systematischen  Auf- 
stellung mit  der  Zeit  der  Selbstzerstörung  anheimfällt.  Da  das  aber 
nicht  die  Absicht  der  Freunde  der  systematischen  Aufstellung  sein 
kann ,  so  bleiben  dann  jene  Riesenaufgaben  der  Nenkatalogisierung 
übrig,  an  deren  Umfang  sofort  zu  ersehen  ist,  dafs  es  sich  hier  um 
ein  rein  bibliothekstechnisches  Problem  handelt,  bei  dem  den 
Wünschen  einiger  Benutzer  keine  Bedeutung  mehr  beigemessen  werden 
darf.  Aber  ich  bezweifle,  dafs  die  Wünsche  überhaupt  aufrecht  er- 
halten würden,  wenn  man  sich  ihrer  Tragweite  bewufst  wäre. 

Freilich  wird  man  zunächst  einwenden:  die  Bibliothekare  selbst 
wollen  ja  die  mechanische  Aufstellung  nicht  und  ziehen  die  syste- 
matische vor,  weil  sie  ihnen  eine  Vereinfachung  der  Arbeit  be- 
deutet gegenüber  der  mechanischen  Aufstellung,  die  einen  Standorts- 
katalog als  dritten  Hauptkatalog  nötig  machen  würde.  Ich  glaube 
nicht,  dafs  man  diesen  Einwand,  der  sich  nur  an  das  Allernächstliegende 
hält  und  die  Hochflut  an  Arbeit  bei  der  später  notwendig  eintretenden 
Aendernng  des  Systems  überhaupt  nicht  in  Rechnimg  zieht,  ernstlich 
noch  einmal  wiederholen  wird.  Dziatzko  hat  geglaubt,  dafs  der 
Uebergang  von  der  systematischen  Aufstellung  zur  mechanischen  eine 
erhebliche  Vermehrung  der  wissenschaftlichen  Beamten  am  Realkatalog 
nötig  mache,  der  dann  stärker  benutzt  würde;  aber  dieser  Behauptung 
hat  er  selbst  allen  Wert  genommen  durch  eine  gleichzeitig  aus- 
gesprochene gegenteilige  Ansicht,  als  er  nämlich,  verwundert  über  das 
numerische  Verhältnis  der  Unter-  und  Oberbeamten  an  den  italienischen 
Bibliotheken,  es  der  systematischen  Aufstellung  in  die  Schuhe  schob, 
dafs  die  deutschen  Bibliotheken  ein  zahlreicheres  wissenschaftliches 
Personal  nötig  hätten.  Die  Wahrheit  kann  aber  doch  nur  eine  sein. 
Die  Aufstellung  als  solche  ist  eine  rein  mechanische  Angelegenheit, 
die  mit  einer  wissenschaftlichen  Arbeitsleistung  nichts  zu  tun  hat.  Die 
Arbeit  der  Klassifikation  wird  allein  am  Realkatalog  erledigt,  auf  den 
doch  bei  keiner  Form  der  Aufstellung  verzichtet  werden  kann.  Das 
haben  auch  alle  diejenigen  übersehen,  die  eine  systematische  Auf- 
stellung abgelehnt  haben,  weil  sie  zu  schwierig  sei,  mehr  Fachkenntnisse 
erfordere  und  teuerere  Arbeitskräfte  verlange.1) 

Zunächst  bleibt  allerdings  die  Mehrarbeit  eines  Standorts- 
katalogs auf  der  Seite  der  mechanischen  Aufstellung.     Diese  Arbeit 


1)  G.  Bonazzi,  Dell' ordinamento  delle  biblioteche.  Parma  1SS9.  S.  22. 
—  G.  Fumagalli,  Della  collocazione  dei  libri.  Firenze  1S90.  S.  159  „che  la 
collocazione  dei  libri  da  semplice  lavoro  materiale,  come  e  nelle  biblioteche 
ordinarie,  diventa  nn  lavoro  scientifico ;  s'intende  che  piü  difficile  si  rende  im 
lavoro,  e  piü  esso  costa,  sia  in  tempo,  sia  in  danaro."  — H.  v.  Zwiedineck- 
Südenhorst,  Die  Steiermark.  Landesbibliothek.  Graz  1893.  S.  12.  —  Lade- 
wig a.  a.  0.  S.  196.  205. 


von  G.  Leyh  129 

wird  aber  ganz  bedeutend  überschätzt,  wenn  man  glaubt,  es  handle 
sich  dabei  um  einen  Katalog  von  dem  Umfang  etwa  des  alphabetischen. 
In  Wirklichkeit  erreicht  er  noch  nicht  einmal  den  Umfang  der  Arbeit 
am  Accessionsjournal.  Nach  einer  oberflächlichen  Schätzung  würden 
bei  einer  Vermehrung  von  etwa  20000  bibliographischen  Bänden  im 
Jahr,  die  Universitäts-  und  Schulschriften  mit  eingeschlossen,  kaum 
2000  Titel  für  den  Standortskatalog  in  Betracht  kommen,  die  ein- 
zutragen nicht  den  vierten  Teil  der  Arbeitskraft  eines  Beamten  aus- 
macht; sie  können  ja  mindestens  so  kurz  sein  wie  im  Accessionskatalog. 
Wenn  daneben  noch  die  abgeschlossenen  Bände  der  Fortsetzungswerke 
und  Zeitschriften  mit  einfachen  Bandnummern  nachzutragen  sind,  so 
gleicht  sich  diese  Arbeit  durch  den  Wegfall  bei  einem  der  beiden 
Hauptkataloge,  am  besten  wohl  beim  Realkatalog,  wieder  aus. 

Was  will  aber  das  Plus  an  Arbeit  am  Standortskatalog  sagen  gegen- 
über dem  Gewinn  der  unveränderlichen  Signatur,  die  dem  Buch 
ein  für  allemal  zukommt  und  die  es  unabhängig  macht  von  jeder  Ver- 
änderung, die  der  stellvertretende  Zettel  im  Realkatalog  im  Laufe  der 
Zeit  erfahren  mufs.  Auf  eine  detaillierte  Ordnung  der  Bücher  mufs 
dann  allerdings  verzichtet  werden,  da  nur  eine  einfache  Ordnung  Dauer 
verspricht.  Dafs  damit  aber  nicht  das  Chaos  über  die  Bibliotheken 
kommt,  wie  man  geglaubt  hat,  wird  sogleich  gezeigt  werden.  Zunächst 
gilt  es  auf  die  Vorteile  hinzuweisen,  die  der  Realkatalog  erfährt, 
wenn  er  von  seiner  beschwerlichen  Hilfsfunktion  als  Standortskatalog 
befreit  ist  und  seine  Stärke  auf  seinem  eigenen  Gebiet  wiederfinden  kann. 

Wie  sehr  bisher  der  Nachdruck  auf  Erfüllung  seiner  Nebenaufgabc 
gelegen  hat,  den  Büchern  ihren  Standort  anzuweisen,  kann  man  schon 
aus  der  geringen  Zahl  der  theoretischen  Arbeiten  über  den 
Sachkatalog  ersehen.  Hier  liegt  ein  fruchtbares  Feld  für  bibliothekarische 
Erörterungen,  das  noch  kaum  angebaut  ist.  Man  konnte  über  Neu- 
anlagen schreiben,  über  allgemeine  Forderungen,  wie  er  im  grofsen 
und  ganzen  beschaffen  sein  müsse;  fast  nichts  konnte  man  hören  über 
den  Umformungs-  und  Anpassungsprozefs,  den  er  mit  der  Entwicklung 
der  Wissenschaften  durchzumachen  hat,  um  tatsächlich  jeweils  den 
durchschnittlichen  Stand  der  Forschung  zu  repräsentieren.  Die  Schwierig- 
keit und  Diskussionsfähigkeit  der  systematischen  Ordnung  der  Titel 
wurde  häufig  betont,  und  die  Probleme,  die  an  der  einen  Bibliothek 
auftreten,  kehren  bei  gleicher  Literatur  auch  an  anderen  Orten  wieder, 
aber  solange  der  Realkatalog  in  der  Gebundenheit,  Unbeweglichkeit, 
ja  Erstarrung  gelegen  hat,  und  auf  jeder  Bibliothek  in  einem  anderen 
historischen  Stadium  steckend,  war  keine  Möglichkeit  und  keine  Not- 
wendigkeit vorhanden  Fragen  aufzuwerfen,  für  die  es  nur  individuell- 
lokale Lösungen  gab.  Es  wäre  nur  eine  Uebung  am  Phantom  ge- 
wesen, denn  in  der  Praxis  konnte  bei  der  Einreihung  der  neuen  Zu- 
gänge nicht  gefragt  werden,  ob  das  System  für  sie  noch  tauge,  sondern 
das  Neue  mufste  unerbittlich  in  den  Bannkreis  des  alten  Systems  ge- 
zogen werden,  damit  die  Bücher  möglichst  rasch  der  Benutzung  zu- 
geführt wurden.  Welchen  Antrieb  hatte  dann  aber  noch  der  Biblio- 
XXX.    3.  9 


130  Das  Dogma  von  der  systematischen  Aufstellung 

tbekar  den  Gang  der  Wissenschaften  zu  verfolgen,  wenn  oft  längst 
abgestorbene  Begriffe  bei  seiner  Arbeit  richtunggebend  waren,  wenn 
es  oft  geradezu  Gesetz  war  alte  Fehler  wider  besseres  Wissen  fort- 
zusetzen, um  gröfsere  Verwirrung  zu  verhüten? 

Erst  beim  Zettelkatalog,  der  unabhängig  von  der  Aufstellung 
geführt  wird,  kann  die  Systematik  um  ihrer  selbst  willen  gepflegt 
werden,  und  wenn  die  Bibliotheken  infolge  der  leichten  Veränderlich- 
keit der  Anordnung  imstande  sind  mit  der  Entwicklung  der  Wissen- 
schaften Schritt  zu  halten,  wird  auch  das  Mifstrauen  des  Publikums 
gegen  die  Realkataloge  schwinden.  Sobald  sie  zuverlässiger  geworden 
sind,  kann  ferner  die  Ausfüllung  der  Lücken  ganz  anders  von  ihnen 
aus  orientiert  werden  als  es  bisher  möglich  war.  Der  Hauptvorzug 
aber  wird  in  ihrer  Vollständigkeit  bestehen.  Wenn  man  an 
manchen  Orten  Verweisungen  für  entbehrlich  gehalten  hat,  wo  eine 
Spezialeintragung  des  Sondertitels  in  die  gleiche  wissenschaftliche 
Abteilung  fiel  wie  die  Haupteintragung,  so  konnte  ein  solcher  Katalog 
freilich  angesichts  der  Ausdehnung  der  modernen  Serienliteratur  nur 
bescheidenen  Anforderungen  genügen.  Aber  wegen  der  Gefahren 
des  Umsignierens  und  wegen  der  gröfseren  Umständlichkeiten  bei 
dem  Bandkatalog  war  ein  solches  Verfahren  immerhin  noch  ver- 
ständlich. Jetzt  aber  kann  seine  Vollständigkeit  verlangt  werden, 
und  alle  Ueberschneidungen  und  Uebergriffe  eines  Titels  in  verschiedene 
Wissenschaftsgruppen  und  Wissenschaften  werden  die  Verweisungszettel 
zum  Ausdruck  bringen,  die  ohne  Gefahr  so  zahlreich  eingelegt  werden 
können  als  es  nur  irgendwie  erwünscht  sein  mag.  Für  manche  Fächer 
würde    sich    auch    die  Einreihung    der  Universitätsschriften    empfehlen. 

Und  was  nun  die  mechanische  Aufstellung  selbst  angeht,  so 
ist  sie  keineswegs  gleichbedeutend  mit  einer  Aufstellung  nach  dem 
Numerus  currens,  die  allerdings  alle  Fakultäten  und  Wissenschaften 
durcheinander  wirft.  Es  handelt  sich  nur  darum,  sie  über  das 
Detail  und  die  Veränderlichkeit  des  systematischen  Katalogs 
herauszuheben  und  die  in  gewissen  Grenzen  zweifellos  nütz- 
liche sachliche  Ordnung  auf  ein  unschädliches  Mafs  zu 
bringen.  Es  wäre  eine  Aufgabe  für  sich  zu  prüfen,  ob  nicht  die  innere 
Ordnung  gewisser  Realabteilungen  eine  so  feste  ist,  dafs  sie  auch 
weiterhin  den  Standort  des  Buches  bestimmen  könnte.  Biographische 
Abteilungen  in  alphabetischer  Anordnung  würden  Dauer  versprechen, 
es  wäre  auch  Schade.  wTenn  die  Veröffentlichungen  des  Britischen 
Museums,  der  Bodleiana,  der  Nationalbibliothek  in  Paris  usw.  ver- 
streut würden.  Vielleicht  könnten  überhaupt  alle  Publikationen  von 
Akademien,  Instituten  und  Behörden  in  der  alten  Anordnung  ver- 
bleiben, und  es  könnten  wohl  auch  noch  andere  Kristallisationskerne 
gefunden  werden,  um  die  sich  die  zugehörige  Literatur  in  einfacher 
und  unveränderlicher  Aufstellung  gruppieren  kann.  Ob  man 
dann  aber  die  ganze  grofse  Büchermasse,  die  noch  übrig  bleibt,  in 
100,  200  oder  wie  im  Britischen  Museum  sogar  in  700  Gruppen 
teilt,    an    die    die    neuere   Literatur    in    laufender    Nummer    angereiht 


von  G.  Leyh  131 

wird,  diese  Frage  wird  sich  leicht  erledigen  lassen,  sobald  man  nur 
einmal  über  die  Ueberflüssigkeit  und  Schädlichkeit  der  systematischen 
Ordnung  ins  Klare  gekommen  ist. 

Ich  würde  sogar  glauben,  dafs  die  Gruppenbildung,  selbst  so 
grofse  Gruppen  wie  Zoologie,  Botanik,  Mineralogie,  Philosophie  an- 
genommen, dem  Gelehrten,  der  eine  Orientierung  über  den  Reich- 
tum seines  Faches  gewinnen  will,  so  viel  leistet  als  die  systematische 
Ordnung,  und  vielleicht  mehr  als  diese,  wenn  es  sich  ihm  um  die 
Benutzung  der  neueren  Literatur  handelt,  die  er  am  Schlufs  bequem 
beisammen  findet.  Im  Jahre  1883  hat  Steffenhagen  für  die  Uni- 
versitätsbibliothek in  Kiel  die  Ausdehnung  der  einzelnen  wissen- 
schaftlichen Abteilungen  —  es  waren  im  ganzen  117  —  in  laufenden 
Metern  berechnet,  wobei  sich  ergab,  dafs  nur  7  Gruppen  in  der 
Oktavreihe  sich  über  100  m  ausdehnten  und  62  Gruppen  blieben 
sogar  unter  25  m,1)  füllten  also  jede  für  sich  kaum  3 — 4  moderne 
Repositorien.  In  Göttingen  erstreckt  sich  heute  das  ganze  Fach 
der  Philosophie  in  allen  Reihen  nicht  über  220  m,  das  der  Botanik 
nicht  über  190;  weil  nun  bei  der  systemlosen  Aufstellung  die  Zeit- 
schriften für  sich  stehen  müfsten,  würde  diese  Ausdehnung  für  die 
Philosophie  noch  um  weitere  25  m,  in  der  Botanik  sogar  um  mehr 
als  30  m  sich  verringern.  Da  die  Orientierung  über  den  Bestand  und 
vollends  die  bibliographische  Ausnutzung  auch  nicht  im  Laufe  eines 
Sommernachmittags  zu  erfolgen  braucht,  so  würden  wohl  auch  der 
Botaniker  und  der  Philosoph  mit  dieser  Aufstellung  zufrieden  sein 
können.  Für  die  Benutzung  am  Fach  spielen  guter  Rückenaufdruck 
und  bequeme  Erreichbarkeit  aller  Bände  dann  eine  gröfsere  Rolle  als 
systematische  Gliederung.  Wenn  man  aber  undeutlich  gewordenen 
Aufdruck  der  früher  viel  benutzten  älteren  Literatur  und  Unter- 
bringung in  halber  Haushöhe  ruhig  hingenommen  hat,  so  ist  das 
wieder  ein  Beweis  dafür,  wie  vielmehr  es  dem  Gelehrten  immer  um 
das  einzelne  neuere  Werk  zu  tun  gewesen  war  als  um  den  Gesamt- 
bestand seines  Faches  oder  gar  um  den  Erwerb  historisch -biblio- 
graphischer Kenntnisse  in  den  Magazinräumen.'2) 

Auch  für  die  rasche  Erledigung  des  Ausleihdienstes  wird  sich 
die  Gruppenaufstellung  nützlicher  erweisen  als  die  systematische.  Ich 
erinnere  nochmals  an  die  Feststellung  Milkaus,  dafs  sich  90  °  0  aller 
Bestellungen  der  Literatur  des  letzten  Jahrzehntes  zuwendet.  Wie 
viel  einfacher  gestaltet  sich  das  Aussuchen,  wenn  diese  neue  Literatur 
räumlich  eng  begrenzt  jeweils  am  Schlufs  einer  Gruppe  vereiuigt  ist, 
während  früher  das  neueste  Buch  in  das  oft  rätselhafte,  vielverzweigte 
System  versteckt  neben  dem  allerältesten  stehen  konnte.  In  der  gleichen 
Weise  erstreckt  sich   das  Zurückstellen  über  einen  kleineren  Raum. 

1)  E.  Steffenhagen,  Die  neue  Aufstellung  der  Univ.-Bibl.  zu  Kiel. 
Kiel  1883.     S.  5ff. 

2)  Dafs  die  Benutzer  eine  rasche  Kenntnis  der  Neueingänge  ihrer  syste- 
matischen Gliederung  vorziehen,  dazu  vgl.  auch  die  Vorrede  zum  Katalog 
der  Bibl.  des  Reichstages.     Monatl.  Zugangsverzeichnis.    Jg.  1.    1904.    Berlin. 

9* 


132  Das  Dogma  von  der  systematischen  Aufstellung 

Ein  anderer  Vorteil  betrifft  die  Revisionen.  Petzholdt  wollte 
auch  eine  grofse  Bibliothek  noch  alle  3 — 5  Jahre  durchrevidieren;1) 
heute  wird  es  kaum  noch  eine  Bibliothek  geben,  die  das  fertig 
brächte.  Vielleicht  müssen  10  Jahre  schon  als  eine  sehr  gute  Zeit 
gelten;  Bibliotheken  mit  Katalogblattsignaturen  können  in  tiberfüllten 
Abteilungen  überhaupt  kaum  noch  revidiert  werden.  Die  Revision 
bezweckt  die  erneute  Feststellung  des  tatsächlichen  Besitzes  und  die 
Ausmerzung  von  Verstellungen.  Wenn  verstellte  Bücher  oft  Jahr- 
zehnte verschollen  sind  und  in  der  Zwischenzeit  neu  gekauft  werden 
müssen,  so  wird  die  Notwendigkeit  von  Revisionen  kaum  bestritten 
werden  können.  Ganz  bedeutend  erleichtert  sind  sie  jedenfalls  bei 
mechanischer  Aufstellung  und  laufender  Nummer.  Der  alte  Bestand, 
der  schwach  benutzt  wird,  gibt  in  seiner  eng  geschlossenen  Reihe  für 
Verstellungen  kaum  einen  Raum,  und  der  an  Zahl  weitaus  geringere 
neue  Bestand  kann  häufigeren  Revisionen  unterzogen  werden. 

Wenn  früher  gezeigt  worden  ist,  wie  die  systematische  Aufstellung 
immer  zu  einer  komplizierten  Numerierung  führen  wird,  so  ist  dagegen 
bei  der  Gruppenaufstellung  das  einfachste  Signaturbild  gewähr- 
leistet. Es  handelt  sich  immer  um  eine  leicht  aufzufassende  laufende 
Nummer,  die  selbst  bei  Millionenbibliotheken  nicht  über  vier  Stellen 
hinauszugehen  braucht,  wenn  bei  besonders  umfangreichen  Fächern 
noch  ein  unterscheidender  Buchstabe  zu  Hilfe  genommen  wird.  Nur 
durch  jenes  Mifsverständnis,  das  die  mechanische  Aufstellung  mit 
Aufstellung  nach  dem  Numerus  currens  durch  die  ganze  Bibliothek 
gleichsetzte,  konnte  man  zu  den  hohen  Zahlen  kommen,  gegen  die 
sich  Graesel  mit  Recht  wendet,2)  und  denen  auch  Weckbecker 
nachsagen  mufs,  dafs  sie  zu  besonders  häufigen  Verstellungen  Anlafs 
geben.3) 

Zum  Schlufs  sei  noch  auf  die  Raumersparnis  hingewiesen,  ein 
Vorteil,  den  noch  niemand  der  systemlosen  Aufstellung  bestritten  hat, 
und  den  die  systematische  Ordnung  auch  bei  der  modernsten  Bauart 
und  bester  Raumausnutzung  niemals  einholen  kann,  da  die  mechanische 
Aufstellung,  die  mit  dem  modernen  Magazinbau  ebenso  eng  verwandt 
ist  als  die  systematische,  die  nach  Arbeitsgelegenheiten  vor  den 
Büchern  verlangt,  ihm  widerspricht,  erst  recht  von  allen  Verbesserungen 
Gebrauch  machen  wird.  Die  Bücher  werden  mehr  geschont,  die 
schweren  Folianten  besonders  werden  sich  nicht  mehr  krumm  liegen 
und  der  allgemeine  ästhetische  Eindruck  einer  Magazinbibliothek  wird 
günstiger  sein,  da  jetzt  Tausende  von  Lücken,  die  für  den  Zuwachs 
offenbleiben  mufsten,  geschlossen  werden  können.  Die  Entfernungen 
verringern  sich  und  in  gleichem  Mafse  wächst  die  Fassungskraft  der 
Räume,    ein   nicht   hoch  genug  zu  schätzender  Gewinn,    da"  das  Raum- 


1)  Petzholdt  a.  a.  0.  S.  14S. 

2)  A.  Graesel,   Handbuch  der  Bibliothekslehre.     2.  Aufl.    Leipzig  1902. 
S.  300  f. 

3)  W.  Frh.  v.  Weckbecker,   Museen  und  Bibliotheken.    Als  Ms.  gedr. 
1910.    S.  36. 


von  G.  Leyh  133 

problem ,  das  sich  durch  die  ganze  Bibliothekengeschichte  hinzieht, 
immer  dringender  werden  wird,  je  mehr  die  Sammlungen  ins  Un- 
gemessene wachsen.  Raum  haben  heifst  Ordnung  halten  können,  und 
Ordnung   ist   die    Grundlage   des    ganzen   bibliothekarischen  Betriebes. 

VI. 

Nun  höre  ich  den  Einwurf:  Das  haben  wir  ja  alles  schon  lange 
gewufst,  das  ist  ja  nichts  Neues.  Ludewig  hat  1840  gesagt,  dafs 
die  Ordnung  auf  dem  Papier  die  allein  mögliche  sei,1)  Schrettinger 
noch  früher,  dafs  eine  zu  weit  ins  Detail  getriebene  Aufstellung  der 
Bücher  die  gefährliche  Klippe  sei,  woran  bisher  fast  alle  Bibliotheks- 
einrichtungen gescheitert  seien.2)  Gerade  deshalb  aber,  weil  die 
Stimme  des  nüchternen  Schrettinger  an  dem  volleren  Klang  der  Worte 
Eberts  so  ungehört  hat  verhallen  können,  sagen  wir  mit  Lichten- 
berg (Verm.  Sehr.  Bd  3.  1844.  S.  14):  „Dafs  ein  Ding  oft  ist  gesagt 
worden,  beraubt  keinen  Menschen  des  Rechts  es  noch  einmal  zu 
sagen.  Es  fragt  sich,  ob  es  oft  ist  gelesen  worden,  und  ist  auch  dieses 
geschehen,  ob  es  ist  verstanden  worden;"  auf  die  Aufstellung  an- 
gewandt, verstanden  in  ihrer  selbstzerstörenden  Wirkung  und  in  ihrer 
zerstörenden  Rückwirkung  auf  den  alphabetischen  und  insbesondere 
auf  den  systematischen  Katalog. 

Offene  Türen  rennt  man  damit  heute  noch  nicht  ein,  und  auch 
unser  systematischer  Unterredner  wird  seine  Theorie  noch  nicht  für 
erschüttert  halten.  Er  wird  immer  wieder  bedauernd  einwenden: 
Gruppenaufstellung  ist  halt  doch  keine  systematische  Aufstellung.  — 
Das  ist  sehr  richtig.  Da  aber  die  systematische  Aufstellung  an  ihren 
eigenen  Fehlern  schon  genug  zu  leiden  hat,  wollen  wir  ihren  An- 
hänger nicht  weiter  beunruhigen.  Contra  negantium  prineipia  non  est 
disputandum.  Mag  er  weiter  die  Hände  über  seine  Theorie  breiten 
und  trotz  der  vielen  mifslungenen  Versuche  seinen  Gedanken  weiter 
verfolgen;  nur  wird  er  bald  zusehen  müssen,  dafs  nicht  der  wesentliche 
Inhalt  entwischt  und  ihm  nur  noch  die  äufsere  Hülle  nachbleibt. 
Denn  ist  es  eine  zeitgemäfse  Forderung,  die  Bibliothekan  nicht  mehr 
nach  dem  System  des  Realkatalogs  aufzustellen,  so  wird  sie  sich  über 
blofse  Theorien  hinwegsetzen,  die  Zeit  wird  ihr  Wort  halten,  wenn 
auch  mit  einigem  Aufschub ;  ist  dagegen  die  alte  systematische 
Ordnung  noch  nützlich  und  notwendig,  so  kann  ihr  auch  ein  Angritt' 
auf  dem  Papier  nichts  anhaben. 

Ist  die  systemlose  Aufstellung  zeitgemäfs,  ist  sie  vielleicht 
die  Aufstellung  der  Zukunft?  Für  diese  letzte  Frage  wird  sich  der 
umwölkte  Horizont  sofort  aufhellen,  sobald  wir  einen  Blick  auf  das 
Verhalten  des  Auslandes  werfen.  Dort  hat  die  mechanische  Auf- 
stellung ihr  Examen  längst  bestanden.  Soweit  ich  unterrichtet  bin, 
kennt  man  in  England  die  systematische  Aufstellung  in  unserem  Sinne 

1)  EL  Ludewig,  Zur  Bibliothekonoinie.    Dresden  1840.    S.  XIII. 

2)  Schrettinger  a.  a.  0.  S.  25. 


134  Das  Dogma  von  der  systematischen  Aufstellung 

nicht,1)  jedenfalls  hat  sich  die  Bibliothek  des  Britischen  Museums  an 
der  Gruppenaufstellung  genügen  lassen.  Rein  mechanische  Aufstellung 
ist  in  Frankreich  amtlich  vorgeschrieben,  die  italienischen  Bibliotheken 
haben  sich  zum  gröfseren  Teil  für  Aufstellung  in  Gruppen  nach  und 
nach  entschlossen,  und  von  den  österreichischen  Bibliotheken  ist  in 
den  letzten  Jahrzehnten  eine  nach  der  anderen  zur  Aufstellung  nach 
der  laufenden  Nummer  übergegangen. 

Aber  noch  andere  Umstände  müssen  den  Systematiker  mit  Sorgen 
für  die  Zukunft  erfüllen.  Alle  bibliothekarischen  Einrichtungen  sind 
heute  im  lebhaftesten  Flusse  befindlich.  Wenn  wir  hören,  dafs 
man  an  der  technischen  Hochschule  in  Brunn  eine  Lesesaal-Hand- 
bibliothek den  Studenten  versuchsweise  zugänglich  gemacht  hat,2) 
so  verwundern  wir  uns,  dafs  es  im  Jahr  1909  überhaupt  noch  Lese- 
säle ohne  Handbibliotheken  gegeben  hat.  Und  doch  verzeichnet  auch 
Pauls en  die  Ausstattung  der  Lesezimmer  mit  Büchern  als  einen 
Fortschritt  erst  der  jüngst  vergangenen  Zeit;^)  und  tatsächlich  sind  es 
noch  nicht  20  Jahre  her,  dafs  im  Lesezimmer  der  Münchner  Universität 
die  Handbibliothek  hinter  Drahtgittern  in  verschlossenen  Schränken 
stand.  Dazu  kommen  die  Sonderaufstellungen  im  Katalog-  und  Direktor- 
zimmer. Wo  es  der  Raum  aber  irgendwie  erlaubt,  hat  sich  in  den 
letzten  Jahren  auch  noch  eine  Ausleihhandbibliothek  von  der 
Hauptmasse  des  Bestandes  abgelöst,  um  die  meistbenutzte  Literatur  in 
die  nächste  Nähe  der  Gebrauchsstellen  zu  bringen.  Auf  der  anderen 
Seite  steht  auch  schon  im  abgelegeneren  Teil  des  Magazins  die 
Nebenserie  der  minder  wichtigen  Literatur  für  sich.  Das  Interesse 
für  die  Inkunabeln,  das  vom  Gebrauchswert  dieser  Literatur  un- 
abhängig ist,  verlangt  ihre  besondere  Aufstellung,  und  bald  wird  man 
auch  nicht  mehr  ruhig  zusehen,  wenn  bibliographische  und  literarische 
Seltenheiten  der  klassischen  und  romantischen  Literaturperiode,  die 
auf  Auktionen  Peise  von  1000  und  2000  M.  erzielen,  ohne  Sicherheit 
zum  Zerlesen  an  die  Studenten  hinausgegeben  werden,  wo  ein  billiger 
Ersatzdruck  vielleicht  unmittelbar  daneben  steht. 

Vor  allem  aber  wird  die  Erkenntnis  nicht  wieder  verloren  gehen, 
dafs  die  Bibliotheken  in  ihren  alten  Beständen  nicht  nur  kostbare 
Schätze,  sondern  auch  eine  Menge  räum-  und  zeitfressenden  Ballast 
mitschleppen,  und  wenn  auch  Ebert  schon  vor  beinah  100  Jahren 
geklagt  hat,  die  wahre  Crux  der  Bibliotheken  sei,  dafs  sie  alles 
behalten  müssen,*)  was  sie  einmal  in  sich  aufgenommen  haben,  so 
beginnt  man  erst  jetzt  diesen  Gedanken  in  allen  seinen  Konsequenzen 
zu  verstehen.  Das  Verantwortlichkeitsgefühl  der  Bibliothekare  vor 
den  kommenden  Geschlechtern  wird  diesen  Ballast  wohl  vor  einem 
Autodafe    schützen,    wie    es  Diels   für   angebracht   hält,5)'  auch    wird 


1)  Brown  a.  a.  0.  S.  244. 

2)  Zeitschr.  des  österr.  Ver.  f.  Bw.    Jg.  3.  1912.   S.  23  f. 

3)  F.  Pauls  en,  Die   deutschen  Universitäten.    Berlin  1902.   S.  278.  409. 

4)  Ebert,  Bildung  des  Bibl.     1820.   S.  6. 

5)  Kultur  der  Gegenwart.     2.  Aufl.    T.  1,  1.     1912.    S.  682. 


von  G.  Leyh  135 

man  diese  alte  Literatur  vielleicht  nicht,  wie  Biagi  will,  nach  Amerika 
verkaufen,  aber  ob  man  sie  nun  in  Baracken  auf  dem  märkischen 
Sand  oder  in  der  Lüneburger  Heide  unterbringen  möchte,  ob  in  vor- 
städtischen Speichern  oder  in  unterirdischen  Kellern  der  Bibliothek 
selbst1)  —  schon  die  Aufwerfung  dieses  Problems  und  die  bereits  im 
Werk  befindliche  Dezentralisation  der  alten  Universalbibliothek 
ist  eine  Neuerung  von  grundsätzlicher  Bedeutung.  Der  alte  Gesichts- 
punkt der  bibliographischen  Vollständigkeit,  der  möglichst  viel 
der  gleichartigen  Literatur  an  einer  Stelle  ansammeln  will,  ist  von 
der  neuaufgetauchten  Frage  nach  dem  praktischen  Wert  der  Bücher- 
masse und  ihrer  Aufstellung  vollständig  in  den  Hintergrund  geschoben 
worden.  Früher  war  es  fast  eine  Frage  der  Weltanschauung,  wie  man 
Bibliotheken  aufstellen  wollte,  und  mechanische  Aufstellung  war  mit 
Materialismus  gleichbedeutend:  heute  fragen  wir,  was  kostet  es  für 
einen  Raum,  mindere  Ware  dem  Gebrauchsgut  gleichwertig  zu  behandeln, 
und  was  kostet  es  für  Zeit,  die  über  die  ganze  Masse  des  Bestandes 
verstreute  Literatur  aus  der  Fülle  des  Unbenutzten  im  Bedarfsfalle 
herauszuholen. 

Aber  auch  schon  der  Magazingedanke  war  in  der  gleichen 
Richtung  tätig  gewesen,  die  Entfernungen  zu  verringern  und  den 
Arbeitstischen,  die  die  Saalbibliothek  und  die  ihr  angepafste  syste- 
matische Aufstellung  benötigt  hatte,  den  Raum  zu  beschneiden  und 
sie  allmählich  ganz  zu  verdrängen.  Man  beachte  die  fortschreitende 
Verminderung  der  Gestellachsen -Weite  in  den  Magazinbauten  der 
letzten  30  oder  40  Jahre.  In  Göttingen  ist  3,15  m  als  normale  Weite 
zu  betrachten,  die  aber  auch  auf  3,90  und  sogar  auf  4,85  hinaufgeht. 
Im  Neubau  der  Königlichen  Bibliothek  zu  Berlin  ist  man  auf  1,83  m 
heruntergegangen,  und  dieses  Mafs  erscheint  amerikanischen  Bibliotheken 
gegenüber,  die  mit  1,62  ja  1,40  auskommen,  noch  reichlich.'2)  In 
derselben  Richtung  wirkt  die  systemlose  Aufstellung.  Sie  ist  nur  ein 
Glied  in  der  Kette  aller  der  Bestrebungen,  die  darauf  ausgehen, 
nicht  mehr  aus  einem  Gesichtspunkt  die  Anordnung  der  Bestände 
einer  Bibliothek  zu  konstruieren,  sondern  in  manigfachen  Abstufungen 
das  Unwesentliche  auszuscheiden  oder  als  letzte  Reserve  bereit  zu 
halten,  das  Wesentliche  aber  zu  konzentrieren  und  das  Meistgebrauchte 
in  die  nächste  Nähe  der  Benutzung  zu  bringen.  Jeder  Gegenstofs, 
der  gegen  einen  Angriff  auf  die  systematische  Aufstellung  sich  richtet, 
ist  schwach,  wenn  er  nicht  dem  Gedanken  dieser  Neuorientierung  über 
den  Zweck  der  Bibliotheken  gilt. 

Als  das  schlimmste  Zeichen  für  die  Zukunft  der  systematischen 
Aufstellung  aber  mufs  es  gelten,  dafs  sie  bei  den  bisherigen  Neuerungen 
vollständig    ignoriert    werden    konnte,    obwohl    diese    noch    immer 

1)  Vgl.  über  diese  ganze  Frage  allgemein  Rivista  delle  bibl.  13.  1902. 
S.  57;  15.  1904.  S.  65;  lü.  1905.  S.  5  ff.;  17.  1906.  S.  166;  19.  1908.  S.  173 ff.; 
ferner  Harnack  in  den  Preufs.  Jahrbüchern  Bd  144.  1911.  S.  94  (=  Reden 
und  Aufsätze.    N.  F.  Bd  1,  Giefsen  1911.    S.  137). 

2)  Zentralbl.  f.  Bw.     Jg.  29.  1912.  S.  500. 


136  Zum  Tode  Julius  Eutings 

auf  ihre  Kosten  vor  sich  gegangen  waren.  Es  ist  das  auf  der  einen 
Seite  charakteristisch  für  die  Stärke  der  Forderungen  der  Praxis,  auf 
der  anderen  Seite  für  die  geringe  Lebenskraft  des  systematischen 
Gedankens.  Und  daher  ist  es  auch  ganz  gleichgültig,  ob  sich  der 
Theoretiker  von  dem  Piincip  der  systematischen  Aufstellung  losreifsen 
wird  oder  nicht;  die  Aufstellung  selbst  hat  schon  begonnen  unabhängig 
von  jeder  Theorie  ihre  eigenen  Wege  zu  gehen  und  sich  den  Wünschen 
der  Praxis  anzupassen.  „Was  hilft  es  auf  seinen  Gedanken  zu  be- 
harren, wenn  sich  um  uns  alles  ändert." 

Göttingen.  G.  Leyh. 

Zum  Tode  Julius  Eutings. 

Am  2.  Januar  ist  der  ehemalige  Direktor  der  Kaiserlichen  Uni- 
versitäts-  und  Landesbibliothek  Strafsburg  i.  Eis.,  Geheime  Regierungsrat 
Professor  Dr.  Julius  Euting,  im  Alter  von  73  Jahren  gestorben.  Fast 
alle  gröfseren  Tageszeitungen  brachten  genauere  biographische  Nach- 
richten, von  fachmännischer  Seite  wurde  der  bedeutende  Orientalist 
gepriesen.  Wir  beschränken  uns  daher  auf  folgende  Angaben.  Geboren 
am  11.  Juli  1839,  studierte  Euting  zuerst  im  Seminar  zu  Blaubeuren, 
dann  auf  der  Tübinger  Hochschule  evangelische  Theologie  und  orien- 
talische Sprachen.  1861  bestand  er  das  theologische  Examen,  1862 
wurde  er  zum  Dr.  phil.  promoviert.  Das  ihn  mächtig  anziehende 
Studium  der  orientalischen  Sprachen  setzte  er  in  Paris,  London  und 
Oxford  fort.  1866  wählte  er  sich,  ohne  jedoch  seinem  Fachstudium 
untreu  zu  werden,  (1883  und  1884  unternahm  er  seine  berühmten 
Reisen  nach  Innerarabien),  seinen  Lebensbernf:  er  trat  in  die  Stifts- 
bibliothek in  Tübingen  ein.  Von  hier  wurde  er  1871  als  erster  Biblio- 
thekar unter  Baracks  Leitung  an  die  neugegründete  Bibliothek  Strafsburg 
berufen,  wo  er  zunächst  neben  der  als  Bibliothekar  eminenten  Per- 
sönlichkeit Baracks  wenig  in  die  Oeffentlichkeit  trat,  aber  trotzdem  als 
Mitgründer  sich  bleibende  Verdienste  erwarb.  1880  wurde  er  neben 
seinem  Bibliotheksberufe  ordentlicher  Honorarprofessor.  1900  ward  er 
als  Nachfolger  Baracks  Direktor  der  Kaiserlichen  Universitäts-  und 
Landesbibliothek.     1909  trat  er  in  den  Ruhestand. 

Diese  Zeilen  sind  Euting,  dem  Bibliothekar  gewidmet,  und  sollen 
aufrichtige  Worte  bringen ,  so  wie  der  Verblichene  selbst  jedermann, 
auch  den  Höchsten,  offen  gegenübertrat. 

Man  hat  in  Elafs- Lothringen  und  darüber  hinaus  Euting  hie  und 
da  —  und  zwar  von  nicht  einflnfsloser  Seite  —  den  Vorwurf  gemacht, 
dafs  er,  unbeschadet  aller  Hochachtung  für  seine  bereits  erwähnten 
Verdienste  um  die  orientalische  Philologie,  weder  als  Verwaltungs- 
beamter noch  als  Bibliothekar  das  geleistet  habe,  was  man  von  ihm 
als  grofsem  Manne  erwarten  durfte.  Als  Bibliothekar  sei  er  zu  ein- 
seitig dem  Ausbau  der  orientalischen  Abteilung  der  Bibliothek  zugetan, 
zu  wenig  das  gewesen,  was  das  Ideal  eines  tüchtigen  Bibliothekars  sei: 
Enzyklopäd.      Als    Verwaltungsbeamter    habe     er    auf    dem    ver- 


Zum  Tode  Julius  Eutings  137 

antwortungsreicken  und  so  sehr  der  Kritik  der  Oeffentlichkeit  aus- 
gesetzten Posten  eines  Direktors  der  drittgröfsten  Bibliothek  Deutsch- 
lands nicht  den  klaren  Bick  gezeigt,  sich  nicht  an  die  Gebote  der 
Politik  und  der  Zweckmäfsigkeit  gehalten,  wie  dies  Eigenschaft  und 
Pflicht  gerade  des  Verwaltungsbeamten  sei. 

Der  erste  Einwand  dürfte  allgemein  unrichtig,  der  zweite  in  Hin- 
sicht auf  die  Person  Eutings  unangebracht  sein. 

Ein  „Enzyklopäd"  mag  als  Vorsitzender  eines  Volksbildungsvereins 
am  richtigen  Platze  stehen  und  da  Hervorragendes  leisten;  als  wissen- 
schaftlicher Beamter  einer  wissenschaftlichen,  insbesondere  einer 
Universitätsbibliothek,  die  in  selbständige  Fachabteilungen  gegliedert 
ist,  schadet  er  dem  Rufe  der  Anstalt  und  ist  unfähig,  wissenschaftlich 
Arbeitende  zu  unterstützen.  Ein  nur  oder  vorzugsweise  enzyklopädisch 
gebildeter  Bibliothekar  als  selbständiger  Vorstand  einer  Abteilung,  die 
sich  nicht  gerade  mit  allgemeinen  Kenntnissen  verwalten  läfst,  insbes. 
einer  medizinischen,  juristischen  und  gerade  orientalischen  Abteilung, 
wird  von  den  Fachwissenschaftlern  niemals  als  Gelehrter,  sondern  —  man 
verzeihe  in  dieser  Zeitschrift  das  harte  Wort  —  als  Handlanger  an- 
gesehen werden.  Die  Strafsburger  Bibliothek  kann  daher  nicht  dankbar 
genug  sein  dafür,  dafs  ein  so  bedeutender  Orientalist  wie  Euting  die 
Verwaltung  der  orientalischen  Abteilung  übernahm  und  auch  noch  als 
Direktor  nach  seinen  doch  gewifs  mafsgebenden  Ideen  durchführte. 

Der  zweite  Vorwurf  aber  darf  —  mag  er  auch  im  allgemeinen 
berechtigt  sein  —  gerade  Euting  gegenüber  nicht  erhoben  werden! 

Solange  die  —  allerdings  vorwiegend  verwaltungsmäfsigen  —  Posten 
der  Bibliotheksdirektoren  mit  Nichtjuristen,  beziehungsweise  „Nicht- 
auch-Juristen"  besetzt  werden  (auf  eine  Behandlung  oder  Beantwortung 
einer  derartigen  Frage  kann  es  hier  nicht  ankommen),  kann  die  vor- 
gesetzte Behörde  einem  Gelehrten,  hat  sie  ihn  einmal  zum  Ver- 
waltungsbeamten erkoren,  nimmermehr  den  Vorwurf  machen,  dafs  er  in 
Unkenntnis  der  fundamentalen  Leitsätze  der  Verwaltungslehre  handle, 
die  er  sich  weder  in  seiner  stillen  Gelehrtentätigkeit  noch  in  seinen 
erfolgreichen  Forschungsreisen  nach  dem  Orient  aneignen  konnte.  Ja 
vielmehr!  Gerade  im  Interesse  der  ferneren  Entwicklung  der  Strafs- 
burger Bibliothek  mufs  es  vom  heutigen  Standpunkte  der  nachträglichen 
Prognose  begrüfst  werden,  wenn  Euting  durch  seine  vielgenannten  und 
gerügten  Etatsüberschreitungen  zum  Ausdruck  gebracht  hat,  dafs  die 
Hauptbedingungen,  eine  nutzbringende  Verwaltung  führen  zu  können, 
weder  Juristei  noch  Diplomatenkunst,  sondern  Geld  ist.  Dafs  die 
Strafsburger  Bibliothek  auf  dem  Wege  ist,  pekuniär  besser  gestellt  zu 
werden,  ist  infolgedessen  hauptsächlich  das  Verdienst  Eutings.  Denn 
nur  seine  —  wenn  auch  nicht  gerade  als  nachahmenswert  zu  be- 
zeichnende —  Kraftprobe  hat  den  mafsgebenden  Stellen  die  Augen 
geöffnet,  wo  das  Hauptübel  der  damals  als  „  System  Euting "  ver- 
kannten Bibliotheksverwaltung  lag.  Und  dafs  ihm  abgeholfen  wird. 
dankt  man  neben  der  verständnisvollen  Tätigkeit  der  jetzigen  mafs- 
gebenden Stellen  niemand  anderes  als  Euting.  \ 


138  Literatarberichte  und  Anzeigen 

Literaturfoerichte  und  Anzeigen. 

Der  Breslauer  Froissart  von  Arthur  Lindner.  Festschrift  des  Vereins  für 
Geschichte  der  Bildenden  Künste  zu  Breslau  zum  fünfzigjährigen  Jubiläum 
verfafst  im  Auftrage  des  Vereins.  Mit  50  Lichtdrucktafeln  und  22  Text- 
abbildungen. Berlin:  Meisenbach,  Riffarth  &  Co.  in  Komm.  1912.  77  S., 
50  Tafeln.     2°  (4°). 

Es  ist  eine  schöne  Festgabe,  dafs  der  Verein  für  Geschichte  der  bildenden 
Künste  zu  Breslau  dieses  Werk  veröffentlichen  konnte,  das  eins  der  wert- 
vollsten Besitztümer  der  dortigen  Stadtbibliothek  allgemein  bekannt  und  zu- 
gänglich macht  und  es  ist  sehr  erfreulich,  dafs  eine  gröfsere  Geldbewilligung 
durch  die  Stadtverwaltung  das  ermöglichen  half.  Die  vier  Bände  der  Bres- 
lauer Froissart -Chronik  sind  geschrieben  und  gemalt  für  Anton,  den  Grofs- 
bastard  von  Bnrgnnd.  Sie  kamen  nach  Breslau  durch  das  Testament  des  157(5 
zu  Köln  gestorbenen  Breslauers  Thomas  Rehdiger,  dessen  Sammlung  den 
Grundstock  der  Breslauer  Stadtbibliothek  bildet.  Die  Arbeit  Lindners  bietet 
im  Text  Abhandlungen  über  Froissart  und  Anton  von  Burgund,  eine  Be- 
schreibung der  Bände  der  Breslauer  Handschrift,  dann  Untersuchungen  über 
die  Meister,  von  denen  die  Miniaturen  stammen.  Darauf  folgen  dann  die  50 
ausgewählten  Faksimiles.  Von  den  letzteren  ist  nur  zu  sagen ,  dafs  sie  dem 
alten  Rufe  des  Hauses  Meisenbach  und  Riffarth  durchaus  entsprechen.  Als 
Meister  der  Miniaturen  des  ersten  Bandes  und  einzelner  späterer  weist  Lindner, 
Loyset  Liedet  und  dessen  Gehilfen  nach.  Die  übrigen,  künstlerisch  höher 
stehenden  sind  vom  Meister  der  Conquete  de  la  Toison  d'or  entworfen  und 
dieser  ist  kein  anderer  als  Philippe  de  Mazerolles,  der  Hofminiaturmaler  Karls 
des  Kühnen.  Als  Vermutung  war  das  schon  von  anderer  Seite  geäufsert 
worden  und  auch  für  den  Breslauer  Froissart  hatten  schon  andere  an  den 
Meister  des  Goldenen  Vliefses  gedacht.  Erst  Lindner  aber  hat  den  vollen 
Beweis  erbracht.  Um  noch  auf  einige  Einzelheiten  einzugehen :  Die  Hand- 
schriften aus  dem  Kreise  des  burgundischen  Hofes  bieten  vielfach  dadurch 
Schwierigkeiten,  dafs  die  beliebten  Devisen  uam.  of  stark  abgekürzt  sind  und 
der  Entzifferung  grofse  Schwierigkeiten  bieten.  In  einem  Falle  (i.  N.  E.)  hat 
hier  Lindner  augenscheinlich  die  richtige  Lösung  gefunden  =  in  Nomine  Ec- 
clesie  Eine  andere  Schwierigkeit  bietet  der  Besitzvermerk  Antons  von  Burgund, 
der  hier  wie  in  anderen  Handschriften  „ob  de  Bourgogne"  lautet,  wobei  das  b 
einen  Querstrich  trägt.  Hier  hat  auch  Lindner  eine  Lösung  nicht  gefunden, 
die  zu  geben  auch  ich  nicht  vermag,  lehnt  aber  doch  die  ganz  unmögliche 
Deutung  au  bätard  entschieden  ab.  Vgl.  darüber  auch  Zentralblatt  23.  1906. 
S.  461.  Hy. 

Daklruann-Waitz,  Quellenkunde  der  Deutschen  Geschichte.    Achte  Auflage 

unter  Mitwirkung  von   .   .   .  herausgegeben  von  Paul  Herre.    Leipzig, 

K.  F.  Koehler,  1912.     XX,  1290  S.     8°.     28  M. 

Die  8.  Auflage  des  „ Dahlmann-Waitz"  ist  verhältnismäfsig  schnell  auf  die 
7.  gefolgt:  jene  war  1906/07  erschienen,  1912  dürfen  wir  die  neue  Auflage 
willkommen  heifsen.  In  diesem  raschen  Absatz  liegt  der  beste  Beweis  für 
die  Unentbehrlichkeit  ebenso  wie  für  die  Vortrefflichkeit  des  Buches.  Be- 
sonders anzuerkennen  ist  es,  dafs  diesmal  die  Literatur  bis  unmittelbar  an 
den  Erscheinungstermin  herangeführt  ist;  vermöge  einer  raschen  Drucklegung, 
für  die  allen  beteiligten  Instanzen  warmer  Dank  gebührt,  ist  es  gelungen,  die 
Literatur  bis  zur  Jahreswende  1910/11  vollständig  zu  geben  und  wichtigere 
selbständige  Werke  bis  zum  Frühjahr  1912  noch  aufzunehmen;  es  ist  in  dieser 
Hinsicht  entschieden  das  Mögliche  geleistet. 

Bedeutete  die  7.  Auflage  gegenüber  den  früheren  einen  sehr  erheblichen 
Fortschritt,  so  weist  wieder  die  8.  gegenüber  der  7.  wesentliche  Vorzüge  und 
Verbesserungen  auf.  Den  1170  Seiten  der  vorigen  Auflage  stehen  diesmal 
1290  gegenüber,  wobei  noch  zu  berücksichtigen  ist,  dafs  diesmal  ein  engerer 
Satz  gewählt  ist.    Diese  Aeufserlichkeit  zeigt  schon,   dafs  das  Werk  wieder 


Literaturberichte  und  Anzeigen  139 

beträchtlich  reichhaltiger  und  vollständiger  geworden  ist.  Noch  mehr  tritt 
dies  darin  zu  Tage,  dafs  die  Numniernzahl  von  10  382  auf  13380  gewachsen 
ist ;  doch  gibt  diese  Nummernzahl  insofern  eine  bei  weitem  nicht  ausreichende 
Vorstellung  des  Gebotenen,  als  sehr  häufig  unter  einer  Nummer  eine  Mehrzahl, 
nicht  selten  eine  grofse  Vielzahl  von  Schriften  verzeichnet  ist.  Schon  bei  der 
7.  Auflage  hatte  im  Interesse  der  grüfseren  Sachkunde  und  Stoffbeherrschung 
eine  Arbeitsteilung  stattgefunden ,  indem  mit  dem  damaligen  Herausgeber 
Erich  Brandenburg  sich  vier  andere  Historiker  in  die  Mühe  der  Neugestaltung 
des  Werkes  teilten.  In  dieser  Richtung  ist  der  neue  Herausgeber  sehr  viel 
weiter  gegangen:  die  Arbeit  ist  diesmal  unter  42  Historiker  verteilt  worden. 
Dadurch  war  es  möglich  die  einzelnen  Abschnitte  von  wirklichen  Spezialisten 
revidieren  zu  lassen;  vielfach  ist  es  gelungen,  die  berufensten  Kenner  der 
betreffenden  Epoche  für  die  Mitarbeit  zu  gewinnen.  Damit  ist  die  gröfst- 
mögliche  Gewähr  für  Zuverlässigkeit  und  Vollständigkeit  gegeben;  es  dürfte 
in  dieser  Hinsicht  der  Dahlmann-Waitz  jetzt  von  keinem  analogen  Werk  über- 
troffen oder  auch  nur  erreicht  werden. 

Muls  man  schon  in  dieser  Heranziehung  sachkundiger  Mitarbeiter  ein  nicht 
geringes  Verdienst  des  jetzigen  Herausgebers,  Paul  Herre,  erblicken,  so  ist 
das,  was  er  selbst  für  grüfsere  Brauchbarkeit  des  Buches  geleistet,  ganz  be- 
sonderer Anerkennung  wert.  Gar  nicht  zu  unterschätzen  ist  schon  die  bessere 
äufsere  Uebersichtlichkeit,  die  durch  die  Beigabe  genauer  Kolumnentitel  erzielt 
ist;  es  ist  dadurch  schon  beim  blofsen  Aufschlagen  eine  sofortige  Orientierung 
ermöglicht.  Vor  allem  aber  hat  der  Herausgeber  den  allgemeinen  Abschnitten 
des  Werkes  eine  —  sehr  nötige  —  völlige  Umgestaltung  zuteil  werden  lassen. 
An  Stelle  der  früheren  unübersichtlichen  und  fliefsenden  Einteilung  ist  eine 
durchsichtige  und  scharfe  Disposition  getreten.  Es  sind  jetzt  11  Abschnitte 
unterschieden  (1.  Hilfswissenschaften,  2.  allgemeine  und  politische  Geschichte, 
3.  Kulturgeschichte,  4.  Verfassungs-  und  Verwaltungsgeschichte,  5.  Kriegs- 
und Heeresgeschichte,  6.  Wirtschaft,  7.  Kirche,  8.  Erziehung,  Schulwesen  und 
Wissenschaft,  9.  Literaturgeschichte,  10.  bildende  Kunst,  II.  Musik).  Dabei 
haben  mit  Recht  die  Kultur-  und  die  Kriegsgeschichte,  die  bisher  wenig 
glücklich  untergebracht  waren,  eigene  Rubriken  erhalten;  bisher  zu  bemerkende 
Lücken  sind  ausgefüllt,  so  insbesondere  durch  Einfügung  der  Abschnitte  über 
Methodologie  und  Bibliothekskunde;  die  schon  vorhandenen  Abschnitte  sind 
wesentlich  bereichert,  überall  sind  bei  ihnen  die  Nachweisungen  und  Hilfs- 
mittel verzeichnet.  Wie  zielbewufst  dieser  früher  etwas  vernachlässigte  all- 
gemeine Teil  von  dem  neuen  Herausgeber  ausgebaut  worden  ist,  tritt  schon 
äufserlich  darin  zutage,  dafs  er  gegenüber  der  vorigen  Auflage  von  1 65  Seiten 
auf  231 ,  von  227li  Nummern  auf  3505  angewachsen  ist.  Volle  Zustimmung 
verdient  es,  dafs  in  diesen  allgemeinen  Abschnitten  auf  die  Scheidung  von 
Quellen  und  Darstellungen  verzichtet  ist.  Es  sei  daran  die  Bitte  geschlossen, 
auch  für  die  Literatur  über  einzelnen  Perioden  in  Zukunft  nicht  mehr  als  mafs- 
gebendes  Einteilungsprinzip  die  Trennung  von  Quellen  und  Darstellungen  zu 
Grunde  zu  legen;  sie  entspricht  einem  früheren,  nicht  mehr  dem  jetzigen 
Betrieb  der  wissenschaftlichen  Arbeit;  es  wird  durch  sie,  zumal  in  der  neuen 
Geschichte,  eng  zusammengehöriges  zerstückelt;  fast  stets  wird,  wer  die 
Literatur  über  bestimmte  Personen  oder  Ereignisse,  über  Einrichtungen,  über 
Territorialgeschichte  sucht,  an  zwei  verschiedenen  Stellen  nachzuschlagen  haben, 
und  wehe  ihm,  wenn  er  das  einmal  vergifst.  An  Stelle  dieser  äufserlichen 
Scheidung  sollte  in  Zukunft  lediglich  die  sachliche  Anordnung  treten,  die  die 
Literatur  über  ein  bestimmtes  historisches  Detail  auch  wirklich  sofort  über- 
blicken läfst. 

Wird  so  auch  sicher  für  den  weiteren  Ausbau  des  Dahlmann-Waitz  der 
eine  noch  diesen,  der  andere  jenen  Wunsch  haben,  so  ist  doch  eins  zweifellos: 
die  neue  Auflage  bedeutet  eine  Leistung,  auf  die  Herausgeber  und  Mitarbeiter 
mit  Fug  und  Recht  stolz  sein  dürfen;  es  ist  hier  die  gröl'stmögliche  innere 
und  äufsere  Vollkommenheit,  Zuverlässigkeit  und  Vollständigkeit  erreicht,  die 
sich  für  ein  Werk  dieser  Art  überhaupt  erzielen  läfst.  Referent,  der  den 
Dahlmann-Waitz  in  seiner  amtlichen  Tätigkeit  täglich  oftmals  zu  Rate  zu  ziehen 


140  Umschau  und  neue  Nachrichten 

hat,  kann  nur  sagen,  dafs  er  nur  ganz  selten  versagt,  kaum  je  sich  als  un- 
zuverlässig erwiesen  hat.  Der  Dahhnann-Waitz  stellt  in  seiner  jetzigen  Gestalt 
ein  Werk  dar,  um  das  die  deutsche  Geschichtsforschung  andere  Nationen  be- 
neiden können.  Jeder,  der  selbst  einmal  bibliographische  Arbeiten  gemacht, 
wird  es  dem  Herausgeber  nachfühlen  können,  dafs  er,  wie  die  Vorrede  deutlich 
erkennen  läfst,  erleichtert  aufatmete,  als  er  sein  Werk  abgeschlossen  vor  sich 
sah:  trotzdem  sei  dem  Wunsche  Ausdruck  gegeben,  dafs  er  sich  auch  einer 
weiteren  Auflage  nicht  versagen  möchte.  Sollte  ihm  indes  wirklich  eine  solche 
Last  allzuschwer  erscheinen ,  so  darf  man  nur  hoffen ,  dafs  sich  auch  für  die 
neue  Auflage  ebenso  treffliche  und  opferwillige  Herausgeber  und  Mitarbeiter 
finden,  wie  es  diesmal  der  Fall  gewesen.  Walther  Sclxultze. 


Umschau  und  neue  Nachrichten. 

Baden.  Der  Staatshaushalt  für  1912  und  1913  enthält  nachstehenden 
grofsen  Aufwand  für  Bibliothekszwecke.  Die  Beamtengehälter  und  die  Ver- 
sendungskosten  sind  dabei  nicht  aufgeführt;  alle  Beträge  gelten  für  1  Jahr, 
sind  aber  für  beide  Jahre  endgültig  bewilligt.  Freiburg  i.  B.  Universitäts- 
bibliothek 25000  M.,  dazu  treten  noch  die  nicht  im  Staatshaushalt  genannten, 
wechselnden  Einnahmen  aus  In-  und  Exmatrikulationsgebühren,  so  dafs  gegen 
50000  M.  jährlich  zur  Verfügung  stehen;  für  Veröffentlichungen  aus  dem  Univer- 
sitäts-Archiv 700  M.;  Akademische  Lesehalle  4000  M  ;  für  medizinische  Zeit- 
schriften 343 M.,  für  die  Bibliothek  der  Psychiatrischen  Klinik  1 500  M.;  ausser- 
ordentlicher Aufwand  der  Universitätsbibliothek  für  Erweiterung  der  elektrischen 
Beleuchtung,  in  einem  Samoielposten  für  Universitätsbauten.  — Heidelberg. 
Universitätsbibliothek  38  000  M.  (vermehrt  um  2000  M.),  durch  die  wechselnden 
Einnahmen  wie  bei  Freiburg  ist  auf  etwa  60  000  M.  jährlich  zu  rechnen,  ein 
weiterer  Bibliothekar ;  Akademische  Lesehalle  4000  M,*Bibliothek  der  Psychia- 
trischen Klinik  1000  M.  —  Bei  beiden  Universitäten  sind  noch  jährlich  je 
00000  M.  bestimmt  für  Anschaffungen,  welche  „die  Leistungsfähigkeit  der 
Institutsaversen  übersteigen,  besonders  für  die  Universitätsbibliothek."  — 
Karlsruhe.  Bibl.  d. Technisch en Hochschule  18000M.  (vermehrt  um  1200M.); 
Chemische  Handbibliothek  640  M.;  ein  anfserordentlicher  Aufwand  der  BTH 
für  Umbau  und  Erweiterung.  Hof-  und  Landesbibliothek,  zur  Abteilung 
'Künste  und  Wissenschaften'  gehörig,  2200O  M.  (vermehrt  um  2000  M.),  für 
Aushilfe  1950  M. ;  aufserordentlicher  Aufwand:  aus  10  000M.  „zur  Ergänzung 
und  Verbesserung  des  Aufbewahrungsmaterials  und  der  Bestände  verschiedener 
Sammlungen "  werden  aufserordentliche  Anschaffungen  und  die  Kosten  für 
Bearbeitung  und  Druck  der  „Fachübersichten"  des  gedruckten  Bücherverzeich- 
nisses bestritten,  aus  20000  M.  „zur  Förderung  wissenschaftlicher  Unter- 
nehmungen" sind  für  die  Fortsetzung  des  Drucks  der  Handschriftenverzeich- 
nisse (Bd.  V,  2  Reichenau)  2000  M.  bestimmt.  Bibliothek  des  Landesgewerbe- 
amts mit  Zweigbibliothek  in  Furt  wan  gen  (Schwarzwald),  unter  dem  Ministerium 
des  Innern  stehend,  13  000  M.,  ferner  die  Kosten  des  Drucks  des  „Haupt- 
katalogs" (erschienen  1911).  Volks bibliothek  (Wanderbibliothek  des  Bad. 
Frauenvereins  500  M.  —  Auf  das  ganze  Grofsherzogtum  erstrecken  sich  noch: 
ordentlicher  Jahresaufwand  von  28 146  M.  (mehr  1  300  M.)  „zur  Förderung  wissen- 
schaftlicher und  künstlerischer  Unternehmungen",  wovon  18  Zeitschriften 
und  Vereine  teils  in  bar,  teils  durch  Bezug  und  Verteilung  von  Bänden  unter- 
stützt werden ;  der  schon  unter  Karlsruhe  genannte  aufserordentliche  Aufwand 
zu  gleichem  Zwecke  wird  in  der  Regel  zur  Unterstützung  durch  Ankauf 
mehrerer  Bände  verwendet,  die  dann  wieder  den  Staatsbibliotheken  und  ge- 
eigneten Lehranstalten  zugewiesen  werden.  Die  Bibliotheken  der  freiwilligen 
Lehrerlesevereine  sollen  zu  Kreisschulbüchereien  am  Sitze  der  18  Kreis- 
schulämter erweitert  werden,  wofür  je  200  =  3600  M.  bestimmt  sind.  In  dem 
kleinen  Baden  war  stets  besonderes  Verständnis  für  die  Pflege  der  Kultur- 


Umschau  und  neue  Nachrichten  141 

aufgaben  zu  finden.  So  ist  es  nicht  zu  verwundern,  dafs  selbst  trotz  obiger 
erklecklicher  Beträge  —  für  die  fünf  öffentlichen  Staatsbibliotheken  allein 
lltiüOOM.  ordentlicher  Sachaufwand  —  der  Berichterstatter  der  II.  Kammer 
am  21.  Februar  1912  noch  reichere  Mittel  für  die  Hof-  und  Landesbibliothek 
verlangte.  L- 

Jena.  Nach  der  neuen  Benutzungsordnung  der  Universitätsbibliothek 
(vom  1.  Oktober  1912)  wird  für  die  Benutzung  der  Bibliothek  —  abgesehen 
vom  Lesesaal,  wo  die  Benutzung  frei  bleibt  —  eine  Leihgebühr  erhoben,  die 
für  ein  Semester  oder  Teile  desselben  je  2,50  M.  beträgt.  Die  Gebühr  wird 
von  den  Studierenden  und  Hörern  an  das  Universitätsrentamt,  von  den 
übrigen  Benutzern  an  die  Leihstelle  der  Bibliothek  gezahlt.  Die  Lehrer  und 
Beamten  der  Universität  sind  gebührenfrei,  desgleichen  die  öffentlichen  Be- 
hörden und  die  im  Staats-,  Kirchen-,  Schul-  und  Gemeindedienst  angestellten 
Personen.  Die  Bibliotheksdirektion  kann  von  der  Erhebung  absehn,  wenn 
eine  Dankespflicht  der  Universität  dem  Benutzer  gegenüber  besteht.  Für 
Sendung  nach  answärts  wird  den  Benutzern,  die  keine  Gebühr  entrichten, 
eine  Verpackungsgebühr  von  15  Pf.  für  das  Paket  berechnet.  Für  Benutzung 
der  Bibliotheken  in  Weimar  und  Gotha  wird  eine  Leihgebühr  von  10  Pf.  für 
den  Band  erhoben,  für  Benutzung  anderer  auswärtiger  Bibliotheken   20  Pf. 


Mainz.  Der  Jahresbericht  der  Stadtbibliothek  für  1911  umfafst  zum 
erstenmale  das  Rechnungsjahr  vom  1.  April  bis  31.  März.  Die  Neukatalogi- 
sierung der  Bibliothek  konnte  sich  wieder  nur  auf  die  Neuanschaffungen  und 
die  damit  zusammenhängenden  älteren  Bestände,  darunter  einen  grofsen  Teil 
der  Bibliothek  des  Altertumsvereins,  erstrecken.  Mit  den  Bauarbeiten  am 
Neubau  wurde  am  24.  April  1911  begonnen,  das  Verwaltungsgebäude 
konnte  noch  vor  Anfang  des  Winters  unter  Dach  gebracht,  der  Bücher- 
bau Anfang  März  1912  fertig  eingedeckt  werden,  so  dafs  bald  darauf 
die  Rohbauabnahme  erfolgen,  der  gesamte  innere  Ausbau  sich  gleich  an- 
schließen konnte.  Bekanntlich  ist  inzwischen  der  Umzug  erfolgt.  Der  Zu- 
wachs des  G  uten  berg-  Muse  ums  fiel  an  Zahl  etwas  geringer  aus,  da  der 
Anschaffungsfonds  durch  den  Kauf  wichtiger  druckgeschichtlicher  Werke  und 
die  Ergänzung  der  Fachzeitschriften  stark  in  Anspruch  genommen  war.  Der 
Gesamtzuwachs  des  Museums  betrug  309  Bände,  320  Broschüren  und  Einzel- 
blätter.  

Strafsburg.  Die  Strafsburger  Schule  für  Bibliotheks- 
anwärterinnen. Die  am  1.  Mai  1911  ins  Leben  getretene,  von  dem 
früheren  Oberbibliothekar  der  Kaiserl.  Universitäts-  und  Landesbibliothek 
Geh.  Reg. -Rat  Professor  Dr.  Oskar  Meyer  gegründete  und  geleitete  Schule 
für  Bibliotheksanwärterinnen  ist  eine  Privatanstalt,  die  unter  staatlicher  Ober- 
aufsicht steht  und  sich  zum  Ziele  gesetzt  hat,  ihren  Besucherinnen  eine  fach- 
gemäfse  Ausbildung  für  den  mittleren  Bibliotheksdienst  an  wissenschaftlichen 
Bibliotheken  (Bibliothekssekretärinnen),  sowie  für  den  Dienst  an  Volksbiblio- 
theken und  verwandten  Instituten  zu  bieten  und  zur  Ablegung  einer  diese 
Ausbildung  nachweisenden  staatlichen  Prüfung  vorzubereiten.  Es  wird  da- 
selbst (Dienstags  bis  Freitags  in  täglich  5  Stunden)  Unterrieht  erteilt  in 
folgenden  Fächern:  Bibliotheksverwaltungslehre ,  Einführung  in  sämtliche 
Wissenschaften,  Geschichte  der  schönen  und  wissenschaftlichen  Literatur 
aller  Völker,  Latein,  Handelsfächer,  einfache  Buchführung,  deutsche,  fran- 
zösische und  englische  Handelskorrespondenz,  Bürodienst,  Kassenführinig 
sowie  Stenographie  und  Maschinenschrift.  Die  Unterrichtsdauer  beträgt  ein 
Jahr.  Daran  schliefst  sich  ein  weiteres  Jahr,  das  der  praktischen  Betätigung 
im  Dienste  gewidmet  ist.  Die  Prüfungsordnung  verlangt  als  Voraussetzung 
den  „Nachweis  einer  dreijährigen  Ausbildungszeit  in  den  Fächern,  auf  die 
sich  die  Prüfung  erstreckt".  Demnach  ist  noch  ein  drittes  Vorbereitunssjalir 
nötig.    Für  dieses  kann  jedoch  in  Anrechnung  gebracht  werden:  „das  Hören 


142  Umschau  und  neue  Nachrichten 

von  Vorlesungen  über  die  deutsche,  englische  und  französische  Sprache  und 
Literatur  sowie  über  deutsche  Geschichte;  ferner  ein  Aufenthalt  in  Frankreich 
oder  England  zu  Sprach-  und  Literaturstudien,  Ablegung  eines  Lehrerinnen- 
exainens  oder  eine  buchhändlerische  Ausbildung." 

Die  Prüfung  wird  durch  einen  Ministerialerlal's  vom  26.  Mai  1912  (Zentral- 
und  Bezirks -Amtsblat  für  Elsafs- Lothringen  1912,  Nr  24)  „  betreffend  die 
Einführung  einer  Diplomprüfung " ,  des  Näheren  geregelt.  Die  Prüfungs- 
kommission besteht  danach  aus  mindestens  drei  Mitgliedern,  von  denen  eines 
mit  dem  Vorsitz  betraut  wird.  Sie  untersteht  dem  Ministerium,  Abteilung 
des  Innern,  das  auch  die  Mitglieder  ernennt. 

Bedingung  für  die  Zulassung  zur  Prüfung  ist:  1.  Der  Nachweis  der  Reife 
für  Prima  eines  Gymnasiums  oder  Realgymnasiums  oder  einer  Oberrealschule. 
„Ausnahmsweise  kann  bei  weiblichen1)  Bewerbern  auch  das  Zeugnis  der 
Absolvierung  einer  zehnklassigen  höheren  Mädchenschule  als  ausreichend 
erachtet  werden,  wenn  der  Nachweis  erbracht  wird,  dal's  sich  die  Bewerberin 
noch  mindestens  ein  Jahr  in  den  wichtigeren  Schulfächern  fortgebildet  hat." 
2.  „Der  Nachweis  einer  dreijährigen  Ausbildungszeit  in  den  Fächern,  auf 
die  sich  die  Prüfung  erstreckt."  —  Die  Prüfung  zerfällt  in  eine  schriftliche 
und  eine  mündliche.  Die  erstere  findet  unter  Klausur  statt  und  besteht  aus: 
1.  Einem  kurzen  deutschen  Aufsatz  über  ein  bibliothekstechnisches  oder 
buchgewerbliches  Thema;  2.  der  Aufnahme  einiger  deutscher,  englischer, 
französischer  und  lateinischer  Buchtitel  für  den  Zettelkatalog  mit  sämtlichen 
Verweisungen  nach  den  für  die  Strafsburger  Bibliothek  und  für  die  König- 
liche Bibliothek  in  Berlin  gültigen  Instruktionen;  3.  einem  stenographisch 
aufzunehmenden  Diktat,  das  in  Maschinenschrift  zu  übertragen  ist.  —  Die 
dieses  Jahr  erstmalig  stattfindende  schriftliche  Prüfung  fällt  auf  den  22.  Mai, 
die  mündliche  wird  eine  Woche  später  abgehalten. 

Die  Anstalt  wurde  bisher  von  etwa  20  Schülerinnen  besucht,  von  denen 
die  Hälfte  sich  der  Prüfung  unterzieht.  Infolge  dieser  für  Elsafs-Lothringen 
verhältnismäfsig  grofsen  Zahl  stellt  voraussichtlich  die  Schule  im  kommenden 
Schuljahre  ihre  Kurse  ein.  Denn  dafs  durch  die  Ablegung  der  Prüfung  ein 
Anrecht  auf  Beschäftigung  oder  Anstellung  an  staatlichen  oder  städtischen 
Bibliotheken  nicht  erworben  wird,  hebt  bereits  das  erste  von  dem  Begründer 
aussehebene  Zirkular  ausdrücklich  hervor.  F.  L. 


Wiesbaden.  Der  Neubau  der  Nassauischen  Landesbibliothek 
zu  Wiesbaden  ist  jetzt  so  weit  gefördert,  dafs  Anfang  April  mit  dem  Umzug 
begonnen  werden  kann.  Voraussichtlich  wird  die  Eröffnung  des  Betriebs  im 
neuen  Bibliotheksgebäude  am  5.  Mai  stattfinden.  Für  die  Vervollständigung 
der  Handbibliothek  des  Lesesaals  haben  die  städtischen  Körperschaften  einen 
Betrag  von  3000  M.  zur  Verfügung  gestellt. 


Schweiz.  Die  Stadt-  und  Hochschnlbibliothek  zu  Bern  veröffentlichte 
einen  Verwaltungsbericht  für  die  Jahre  1909—1911.  Die  Verwaltung  klagt 
über  Verluste  durch  ausländische,  besonders  russische  Studierende  und  erwägt 
die  Frage,  ob  nicht  die  früheren  Barkantiouen  wieder  allgemein  einzuführen 
seien.  Der  Sonderkatalog  der  Helvetica  wurde  in  den  Hauptkatalog  auf- 
genommeu,  ebenso  der  der  Broschürensammlung  des  Grofsrats  Lauterburg, 
vor  allem  aber  wurde  der  Katalog  der  Hochschulbibliothek  in  den  der  Stadt- 
bibliothek  hineingearbeitet.    Es  steht  nur  noch  eine  Gesamtrevision  des  alpha- 


i)  Männliche  Bewerber  hat  die  Strafsburger  Bibliotheksanwärterinnenschule 
bisher  noch  nicht  zu  verzeichnen  gehabt.  Es  wird  dies  auch  in  Zukunft  schon 
deshalb  nicht  der  Fall  sein,  weil  für  die  männlichen  Sekretariatsbeamten  der  Biblio- 
thek, die  in  Strafsburg  Regierungssekretäre  sind,  eine  besondere  Regelung  der 
Vorbildung  seit  immer  getroffen  ist,  eine  Vorbildung,  die  ihnen  den  Zugang  zu 
allen  Verwaltungsbehörden  eröffnet.  Zweifellos  sind  aber  besonders  vorgebildete 
Sekretäre  im  Bibliotheksdienste  sehr  erwünscht. 


Umschau  und  neue  Nachrichten  143 

betischen  Katalogs  bevor;  nach  deren  Beendigung  wird  der  Fachkatalog  in 
Angriff  genommen  werden.  Ein  genaueres  Verzeichnis  der  Inkunabeln  be- 
arbeitete Bibliothekar  Benzinger  (vgl.  Zentralblatt  1912.  S.  500  ff.).  Im  alten 
Bibliotkeksgebäude  gab  der  Zustand  der  Decken  des  grofsen  uud  des  Haller- 
saales zu  Besorgnissen  Anlafs;  ihre  Herstellung  wurde  1911  und  1912  in  An- 
griff genommen. 

Rufsland.  Die  Handschriftenabteilung  der  Bibliothek  der  Akademie 
der  Wissenschaften  in  Petersburg  ist  im  vorigen  Jahr  durch  zahlreiche 
Schenkungen  sehr  vermehrt  worden.  Von  Herrn  S.  J.  Ponomarev  erhielt 
sie  Abschriften  von  philosophischen  Briefen  A.  A.  Caadaevs,  die  bisher  un- 
veröffentlicht sind,  sowie  eine  Sammlung  von  Briefen  der  Schwester  des 
Dichters  N.  A.  Nekrasov  Frau  A.  A.  Butkevic  an  A.  A.  Ponomarev.  Der 
Redaktionsausschufs  der  „Akademischen  Bibliothek"  überwies  der  Abteilung 
den  Nachlafs  des  Dichters  und  Gelehrten  D.  N.  Sadovnikov.  Der  Nachlafs 
enthält  u.  a.  Briefe  und  Gedichte  D.  Minaevs,  L.  N.  Majkovs,  G.  Potanins, 
J.  Aksakovs,  P.  Bartenevs.  P.  V.  AnUenkovs,  M.  M.  Stasjulevics,  K.  Fofanovs, 
J.  P.  Polonskijs,  D.  V.  Grigorovics  u.  a.  Herr  P.  D.  Strukov  schenkte  eine 
Sammlung  von  Briefen  A.  Byckovs,  D.  V.  Grigorovics,  J.  J.  Sreznevskijs, 
P.  J.  Savvaitovs  und  anderer  Schriftsteller  und  Gelehrten  an  seinen  Vater,  den 
Archäologen  D.  M.  Strukov.  Der  von  der  Abteilung  erworbene  Nachlafs  des 
Romanschriftstellers  A.  F.  Pisemskij  enthält  seine  Autobiographie,  die  Manu- 
skripte mehrerer  Werke,  Briefe  A.  N.  Majkovs,  J.  V.  Goncarovs,  P.  V. 
Annenkovs  an  Pisemskij  und  andere  Papiere.  Herr  N.  A.  Murzaev  machte 
der  Bibliothek  ein  Sammlung  von  Autographa  von  Männern  der  Zeit  der 
Kaiserin  Elisabeth  zum  Geschenk,  darunter  handschriftliche  Denkmäler  Gr. 
Orlovs,  V.  Tatiscevs,  M.  Cheraskovs,  J.  Nepljuevs,  des  Grafen  V.  Fermor  u.  a. 
Die  Gräfin  A.  L.  Tolstoj,  eine  Tochter  Leo  Tolstojs,  schenkte  eine  Reihe  von 
Manuskripten  ihres  Vaters.  W.  Chr. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen.1) 

Zusammengestellt  von  Adalbert  Hortzschansky. 

Allgemeine  Schriften. 
Het  Boek.    Tweede  reeks  van  het  Tijdschrift  voor  boek-en  bibliotheekwezen. 

Onder  Redactie  van  C.  P.  Burger,  V.  A.   Dela  Montagne  en  B.  Kruitwagen. 

Jg.  2.  1913.Nr  1.    Den  Haag:  M.  Nijhoff  1913.    Jg.  (10  Afl.)    10  Fl. 
Public   Libraries.     A    monthly    review    of   library   matters   and   methods. 

(Untertit.   der  einzelnen  Nrn:  A  monthly  publication  devoted  to  the  ad- 

vancement  of  library   work.)     Vol.  18.    1913.  Nr  1,  January.     Chicago: 

Library  Bureau  1913.    Jg.  (10  Nrn)  2  5,  Ausland  2,25  5. 
The  Library.     A    quarterly   Review    edited  by  J.  Y.  W.  Mac  Auster    and 

A.W.  Poilard.    Ser.  3.  Vol.  4.  1913.  Nr  13.  January.     London:  Alexander 

Moring  1913.     Jg.  10  Sh.  6d. 
*The  Library  Association  Record.    A  monthly  magazine  of  librariauship 

and  bibliography.     (Edited  by  the  Publication  Committee  of  the  Library 

Association.)     Vol.  15.    1913.   Nrl,  January.     London:  Libr.  Assoc.  1913. 

Jg.  (12  Nrn)  2£  4  Sh. 
The  Library  Journal,  chiefly  devoted  to  library  economy  and  bibliography. 

Vol.  3S.    1913.   Nrl,   January.     New  York:   Publication   Office,    London: 

Kegan  Paul  1913.    Jg.  (12  Nrn)  4  $.,  Europa  16  Sh. 

Bibliothekswesen  im  allgemeinen. 
Anleitung  (Polnisch:   Wskazowki)    wie    man    Bibliotheken    verwalten    soll. 
Krakow  1913:  Czas.     80  S. 

I)  Die  an   die   Redaktion   eingesandten   Schriften   sind   mit  *   bezeichnet. 


144        Neue  Bücher  und  Aufsätze  znm  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Austin,  Willard.  Rights  of  the  nsers  of  a  College  aud  University  Library 
and  how  to  preserve  thern.    Public  Libraries  18.  1913.     S.  6—10. 

Bowker,  R.  R.  The  Work  of  trustees  in  a  large  library.  Libr.  Journal  38. 
1913.     S.  3—7. 

Boysen,  K.  Die  Gesaintkatalogisierung  der  Deutschen  Bibliotheken.  Vortrag. 
Korrespondenzblatt  des  Akadem.  Schutzvereins  7.  1913.  S.  1—6.  (Wird 
fortges.) 

Braun,  Johannes.  Der  Leihbetrieb  in  der  Volksbücherei.  Bücherwelt  10. 
1912/13.     S.  104—112. 

Clapp,  Clifford  B.  Arrangement  of  cards  under  place  names  in  a  dictionary 
catalog.    Libr.  Journal  38.     1913.     S.  73—77. 

Evans,  George  H.  Experiments  in  library  extension.  Libr.  Journal  38. 
1913.     S.  13—15. 

Fick,  (Richard).  Bericht  über  den  Stand  der  Arbeiten  am  Gesamt- 
Zeitschriftenverzeichnis   (Dez    1912.)     Zentralblatt   39.    1913.     S.  84—85. 

Fortescue.  (Von  A.  W.  Pollard.)    Libr.  Assoc.  Record  15.    1913.    S.  48— 50. 

Hicks,  Frederick  C.    Inter- library  loans.    Libr.  Journal  38.    1913.    S.  67 — 72. 

Hofmann,  Walter.  Politik  der  Bücherei.  I.  Zentralblatt  f.  Volksbildungs- 
wesen 12.     1912.     S.  121—135. 

Jahrbuch  der  Deutschen  Bibliotheken.  Hrsg.  vom  Verein  Deutscher  Biblio- 
thekare. (Bearb.  von  A.  Hortzschansky.)  Jg.  11.  1913.  Leipzig: 
0.  Harrassowitz  1913.     191  S.    4M. 

Jenner,  H.    George  Knottesford  Fortescue.    A  Memory.    The  Library  3  Ser. 

4.  1913.     S.  1—45. 

*Johnston,  W.  Dawson.  Engineering  library  efficiency.  O.  O.  u.  J.  3  Bl. 
Aus:  School  of  mines  Quarterly  1912,  November. 

Johnston,  W.  Dawson.  and  Isadore  G.  Mudge.  Special  collections  in 
libraries  in  the  United  States.  Washington:  Gov.  Print.  Off.  1912.  140  S. 
=  U.  S.  Bureau  of  Education  Bulletin  1912  Nr  23,  Whole  Nr  495. 

Libraries  and  librariansbip.  By  a  mere  librarian.  Melbourne:  1912.  36  S. 
Nicht  im  Buchhandel. 

Lichtenstein,  Walter.  Book  buying  experiences  in  Europe.  Libr.  Journal 
38.     1913.     S.  77— 81. 

Universites  de  France.  Bibliotheques  universitäres  de:  Aix,  Alger,  Besangon, 
Bordeaux,  Caen,  Clermont-Ferrand,  Dijon,  Grenoble,  Lille,  Lyon, 
Marseille,  Montpellier,  Nancy,  Paris  (Pharmacie,  Sorbonne),  Poitiers, 
Rennes  et  Toulouse.  Liste  alphabetique  des  nouvelles  acquisitions. 
T.  11.  =  Fase.  17.  Ann.  Scolaire  1909  10.  Montpellier:  Bibliotheque 
1911.     410  S. 

Preservation  of  paper.    Libr.  Journal  38.     1913.    S.  16 — 20. 

Ruepprecht,  Chr.  Allgemeine,  systematische  Organisation  von  Volksbiblio- 
theken. I.  II.  Bayerische  Staatszeitung  1913.  Nr  38,  39  vom  14.  u. 
15.  Februar. 

Sayers,  W.  C.  Berwick.  A  short  course  in  practical  Classification,  with 
special  reference  to  the  decimal  and  subjeet  schemes  with  readings  and 
exercises.  Lesson  9.  History  and  its  collaterals.  Libr.  Assoc.  Record  15. 
1913.     S.  1  —  12. 

Schnorr  v.  Carolsfeld,  H.  Deutsche  Nationalbibliothek,  Königliche  Biblio- 
thek und  Königliche  Hof-  und  Staatsbibliothek  München.  Zentralblatt  30. 
1913.     S.  58— 62. 

Schwenke,  P.  Eindrücke  von  einer  amerikanischen  Bibliotheksreise.  4.  5. 
Zentralblatt  30.     1913.    S.  49-5S. 

Schwenke,  Paul.  Eindrücke  von  einer  amerikanischen  Bibliotheksreise. 
43  S.  Aus:  Zentralblatt  für  Bibliothekswesen  Jg.  29  und  30.  Leipzig: 
O.  Harrassowitz  1912—13.     [Nicht  im  Handel.] 

Shaw,  G.  T.    Open  Access:  an  experiment.     Libr.  Assoc.  Record  15.     1913. 

5.  13—21. 

Smither,  Reginald  E.  The  treatment  of  pamphlets,  maps,  photographs,  and 
similar  items.    Libr.  World  15.     1912/13.    S.  195—199. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliötheks-  und  Buchwesen        145 

Walter,-  Frank  K.    Free  and  inexpensive  reference  material.    Libr.  Journal  38. 

1913.     S.  8— 12. 
Wrigley,  Maurice  J.     The   library   staff:    a   plea   for   its  recognition   and 

Organization.    Libr.  World  15.     1912/13.     S.  211— 213. 

Einzelne  Bibliotheken. 

Berlin.  Petrich,  Franz.  Die  Berliner  Arbeiterbibliotheken.  Der  Bibliothekar  5. 
1913.     S.  539—541. 

—  Katalog  der  Bibliothek  der  Kaufmannschaft  von  Berlin.    Nachtr.  1.    Neu- 

erwerbungen vom  1.  8.  1909  —  1.  10.  1912.  Berlin:  G.  Reimer  1912. 
VIII,  251)  S. 

—  Aus  der  Bücherei.    Verein  Junger  Kaufleute.     Berlin.     Bücherverzeichnis 

Nachtr.  1.     (Berlin:  o.  J.)     18  S. 

Bern.  *Stadtbibliothek  Bern.  (Stadt- und  Hochschulbibliothek).  Verwaltungs- 
bericht für  die  Jahre  1909—1911.     Bern  1912:  Wyfs.     18  S. 

Crefeld.  Lange,  Karl.  Katalog  der  Bibliothek  des  Städtischen  Kaiser- 
Wilhelm-Museums.  I.  A.  der  Verwaltung  hrsg.  Crefeld  1912:  Schäcker- 
mann.     160  S. 

Düsseldorf.  *  Verein  deutscher  Eisenhüttenleute,  Düsseldorf.  Jahresbericht 
der  Bibliothek  für  1912.    Düsseldorf:  1913.    7  S. 

—  Verein   deutscher  Eisenhüttenleute,   Düsseldorf.     Bibliothek.     Verzeichnis 

der  regelmäfsig  eingehenden  Zeitschriften.  Nachtrag  vom  Januar  1913. 
(Düsseldorf:  1913.)     1  Bl.  4°. 

Hamburg.  Veröffentlichungen  aus  der  Hamburger  Stadtbibliothek.  Bd  3. 
Severus  Ibn  Muqaffa  Alexandrinische  Patriarchengeschichte.  .  .  .  hrsg.  v. 
Christian  Friedrich  Seybold  .  .  Hamburg:  Lusas  Gräfe  1912.  IX,  208  S., 
5  Taf.,  8  M. 

Hannover.  Vom  Ausbau  der  Zentralbibliothek  in  Hannover.  (Von  am.) 
Der  Bibliothekar  5.     1913.    S.  538—539. 

Jena.  *  Benutzungsordnung  für  die  Universitätsbibliothek  in  Jena.  Gültig 
vom  1.  Oktober  1912.    Jena  1912:  Neuenhahn.     7  S. 

Karlsruhe.  Katalog  der  Grofsh.  Badischen  Hof-  und  Landesbibliothek  in 
Karlsruhe.  Abt.  4.  Fachübersichten  1886— 1907:  Volkswirtschaft.  Karls- 
ruhe: F.  Gutsch  1912.     IV,  55  S.     0,50  M. 

Leverkusen.  *  Zugangs  -Verzeichnis  der  Bücherei  der  Farbenfabriken  vorm. 
Friedr.  Bayer  &  Co.,  Leverkusen  b.  Mülheim  a.  Rh.  Nr  30,  enthaltend  die 
Zugänge  im  Januar  1913.    Die  Erholung  4.     1913.    Nr  2. 

Mainz.  *  Städtische  Sammlangen,  a.  Stadtbibliothek  (einschliefslich  Stadt- 
archiv, Münzkabinett  und  Gutenbergmusenm).  (Mainz:  1912).  10  S.  4°. 
Aus:  Verwaltungsrechenschaft  d.  Grofsh.  Bürgermeisterei  Mainz  f.  d. 
Rechnungsjahr  1911. 

Meissen.  Heym,  K.  Die  Reorganisation  der  Meissner  Arbeiter-Bibliothek. 
Der  Bibliothekar  5.     1913.    S.  541—542. 

München.  *K.  Hof-  und  Staatsbibliothek  München.  Nachtrag  zur  Kata- 
logisierungs-Ordnung. (§  16—32.  Das  indische  DevanagarT  oder  NägarT 
Alphabet  und  indische  OW.)    (München  um  1912.)    Autogr. 

Winterthur.  Neujahrsblatt  der  Stadtbibliothek  Winterthur.  1913.  Stück 
248.  Berlepsch,  Goswina  von.  Ueber  August  Corrodi.  Winterthur  1913: 
Ziegler.     26  S.    4°. 

Wohlen.  Bibliothek -Katalog  des  Kaufmännischen  Vereins  Wohlen.  1912. 
Wohlen  1912:  Freiämter  Zeitung-    II,  20  S. 

Zürich.  Neujahrsblatt  hrsg.  von  der  Stadtbibliothek  Zürich  auf  d.  J.  1913. 
Nr  269.  Hunziker,  Rud.  Joh.  Jak.  Reithard  T.  2.  Zürich:  Beer  1913. 
2  Taf.    44  S.,  1  Bild.    3  M. 

Aberdeen.  Aberdeen  University  Library  Bulletin.  Vol.  1.  Nr  5.  January 
1913.    (Darin:   Classified   List   of   current  serials   for  year  1913.    S.  531 

XXX.     ?.  10 


146        Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

bis  607;  Annual  Reports  1911—12.  S.  6S1-697.)  (Aberdeen:  Univ. 
Press.)  1913.     S.  531—697. 

Brighouse,  Yorkshire.  Sadler,  Michael.  Address  at  the  opening  of  the 
Rastrick  Branch  Public  Library.    Libr.  Assoc.  Record  15.    1913.    S.  29— 35. 

Brooklyn.  *  Report  of  Pratt  Institute  Free  Library  for  the  year  end. 
June  30,  1912.    Brooklyn,  New  York:  Institute  1912.     18  S.,  1  Taf. 

Cambridge.  University  Library,  Cambridge.  List  of  current  foreign  (inclu- 
ding  colonial)  periodicals  to  be  found  in  the  various  libraries  of  the 
University  1913.     Cambridge:  Univ.  Press.  1913.    IV,  72  S.    1  Sh. 

Cambridge,  Mass.  Lane,  William  Coolidge.  The  moving  of  the  Harvard 
Library.     Libr.  Journal  38.     1913.    S.  81—84. 

Chicago.  Newberry  Library.  Narratives  of  captivity  among  the  Indians 
of  North  America:  a  list  of  books  and  manuscripts  on  this  subject  in 
the  Edward  F.  Ayer  collection  of  the  Newberry  Library.  Chicago: 
Library  1912.     120  S.     1  $. 

—  *  Public  Library.  Book  Bulletin.  Vol.  3.  Nr  1.  Jan uary,  1913.  Chicago: 
Library  1913. 

Christ iania,  Deichmanske  Bibliotek,  Kristiania.  PopnlaerLaesning.  Kristiania: 
Arnesens  1912.     390  S. 

Enkhuizen.  Brinkerink,  A.  Catalogus  van  de  Boekerij  in  de  Westerkerk 
te  Enkhuizen  (Bibliotheca  Enchusana).  Hierbij  Geschiedenis  der  Boekerij 
in  de  Westerkerk  te  Enkhuizen.  :s  Gravenhage:  Nijhoff  1913.  51  S. 
1  Fl.    Aus:   lijdschrift  voor  boek-  en  bibliotheekwezen  1908. 

Eseter,  N.  H.  Tilton,  Asa  C.  Davis  Memorial  Library  of  Phillips  Exeter 
Academy.    Libr.  Journal  3s.     1913.    S.  84— S5  m.  2  Plänen,  1  Abb. 

Jersey.  *  Annual  Report  of  the  board  of  Trustees  of  the  Free  Public 
Library  21  for  the  year  end.  November  30,  1911  made  to  the  board  of 
aldermen  of  Jersey  City,  New  Jersey.    Jersey  City  o.  J.    30  S. 

London.  St.  Bride  Foundation  Institute.  Lange,  F.  W.  T.  A  classified 
catalogue  of  books  in  the  lending  department.    London:  1912.    3S,  347  S. 

Manchester.  Behrend,  Fritz.  Die  John  Rylands  Library  zu  Manchester. 
Zentralblatt  30.     1913.    S.  62—69. 

Montpellier.  Universite  de  Montpellier.  Bibliotheque  universitaire.  Liste 
alphabetique  des  nouvelles  acquisitions.  19.  Ann.  scolaire  1909  10. 
Montpellier:  Bibliotheque  1911.     S.  445—688. 

Newark.  *The  Newarker.  Publ.  monthly  by  the  Free  Public  Library  of 
the  City  of  Newark,  New  Jersey.  Vol.  2.  Nr  1.  November,  1912.  (Hrsg.: 
J.  C.  Dana.)    (Newark:  1912.)    Jg.  1  S. 

Newcastle-upon-Tyne  Public  Libraries.  Anderton,  Basil  and  Turn- 
bull, T.  E.  Catalogue  of  books  concerning  the  Greek  and  Latin  classics 
in  the  Central  Public  Libraries.     Newcastle:  1912.    XIV,  270  S.    4°. 

New  York.  Report  of  the  librarian  of  the  General  Library,  University 
Heights.  (1911—12.)  Report  of  the  secretary  of  the  Library  Committee 
ot  the  Law  Facnlty.  New  York  University  Bulletin  13.  Nr  1,  November 
1912.     S.  114— HS.  119—122. 

Oxford.  *Bodleian  Library  Oxford.  Staff  Manual  (1.)  1913.  Oxford: 
(Library  1913).     129  S. 

Paris.  Blochet,  E.  Peintures  de  manuscrits  arabes,  persans  et  turcs  de  la 
Bibliotheque  nationale.     Paris  (1912):  Berthand.     31  S.,  64  Taf. 

Piacenza.  Salaris,  Raimondo.  Gli  incunaboli  della  Biblioteca  comunale  di 
Piacenza.     (Forts.)    Bibliofilia  14.     1912  13.     Disp.  9.     (Wird  fortges.) 

Pittsburgh.  *  Monthly  Bulletin  of  the  Carnegie  Library  of  Pittsburgh. 
Vol.  ls.    Nr  1.    January  1913.    Pittsburgh:  Library  1913. 

Rotterdam.  *Fohner,  Tiddo.  Rariora  en  curiosa  aanwezig  in  de  Biblio- 
theek  van  het  Rotterdatnsch  Leeskabinet.  le  honderdtal.  Werken  van 
de  15e  —  I7e  eeuw.  (A.  T. :)  Folmer,  Tiddo.  Versamelingh  van  eenighe 
rare  ende  curieuse  boeken  uyt  de  vyfthiende,  sesthiende  ende  seventhiende 
eeuwe  voor  soo  veel  die  sich  bevinden  in  de  Librye  ghenaemt  't  Lees- 
kabinet .  .  .  van  Rotterdam.    Rotterdam:  1913.    24  S.,  1  Abbild. 


Neue  Bücher  and  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen        147 

St.  Andrews.  *  Library  Bulletin  of  the  University  of  St.  Andrews  iss. 
quarterly.  Vol.  5.  Nr  49.  January  1913.  St.  Andrews:  University 
Press  1913.    Jg.  1  Sh. 

—  Library  Annais.    Album  Bibliothecae  civium.    Continued.    Libr. :   Bulletin 

of  the  University  Library  of  St.  Andrews  Nr  49.    Jan.  1913.    S.  314  —  325. 

—  Library   Reports    1911 — 12.      Library   Bulletin   of  the   Universitv    of  St. 

Andrews.     Vol.  5.     Nr  49.     1913.     S.  300-314. 
Sheffield.     Hall,  T.  Walter.    Catalogne  of  the  charters,   deeds,   and  manus- 

cripts    in    the  Public  Reference   Library  at  Sheffield.     Sheffield:    1912. 

110  S. 
Stockholm.    Katalog  öfver  Riksdagens  Bibliotek  1901.    Tillägg  Nr  2.    1912. 

Stockholm:  Nordiska  Bokh.  1912.     267  S.     2,50  K. 
Venedig.    Frati,   Carlo.    Per  la  „Marciana".    Gazzetta  di  Venezia  1913  Nr 

vom  9.  Februar. 

Schriftwesen  und  Handschriftenkunde. 

Deutsche  Kommission.  Bericht  der  HH.  Burdach,  Heusler,  Roethe  und 
Schmidt  (über  die  Inventarisation  der  literarischen  deutschen  Hand- 
schriften). Sitzungsberichte  der  Kgl.  Preuß.  Akademie  der  Wiss.  1913. 
Bd  1.     Nr  4.     S.  119— 137. 

Chroust,  Anton.  Monumenta  palaeographiea.  Denkmäler  der  Schreibkunst 
des  Mittelalters  Abt.  1.  Schrifttafeln  in  lateinischer  und  deutscher 
Sprache.  In  Verbindung  mit  Fachgenossen  herausgegeben  mit  Unter- 
stützung d.  Reichsamtes  d.  Innern  in  Berlin  u.  d.  Kais.  Akademie  der 
Wiss.  in  Wien.  Ser.  2,  Lief.  12.  München:  F.  Bruckmann  1913.  10  Taf., 
mit  Text.    Gr.-2°.    20  M. 

L'Ex position  de  la  miniature  ä  Bruxelles  en  1912.  Recueil  des  oeuvres 
les  plus  remarquables  des  miniaturistes  de  toutes  les  ecoles,  du  XVIe  au 
XIXe  siecle.  Ouvrage  publ.  .  .  .  avec  la  collab.  de  .  .  .  B"  H.  Kervyn 
de  Lettenhove,  Cte  M.  de  Bousies  .  .  .  Bruxelles,  Paris:  Van  Oest  1913. 
142  S.,  66  Taf.     2°. 

Kuhn,  Alfred.  Die  Illustration  des  Rosenromans.  Wien:  Tempsky,  Leipzig: 
Freytag  1912.  66  S.,  15  Taf.,  45  Textabb.  2°.  =  Jahrbuch  der  Kunsthist. 
Sammlungen  d.  Allerhöchsten  Kaiserhauses  Bd  31.  H.  1. 

Marignan,  A.  Etudes  sur  L'histoire  de  l'art  allemand.  Quelques  manuscrits 
attribues  aux  Xe  et  XIe  siecles.  La  porte  en  bois  de  Sainte  Marie  de 
Cologne.  Strafsburg:  Heitz  1913.  V,  124S.  6  M.  =  Studien  zur  deutschen 
Kunstgeschichte  H.  162. 

Der  Londoner  medizinische  Papyrus  (Brit.  Mus.  Nr  1H059)  und  der  Papyrus 
Hearst  in  Transkr.,  Uebers.  u.  Komm.  hrsg.  von  Walter  Wreszinski.  Mit 
Facs.  des  Londoner  Papyrus  auf  19  Lichtdrucktaf.  Leipzig:  Hinrichs 
1912.    XIX,  237  S.   4°.   (Wreszinski,  Die  Medizin  der  alten  Aegypter  Bd  2.) 

Queen  Mary's  Psalter.  Miniatures  and  drawings  by  an  English  artist  of  the 
14th  Century  reproduced  froin  Royal  ms.  2  B  VII  in  the  Brit.  Mus.  With 
introd.  by  Sir  George  Warner.    London:  Brit.  Mus.  1912.    92,  316  S.    4°. 

Buchgewerbe. 
Altmann,  Paul  Ernst.    Prüfung  der  Papier-Rohstoffe.    Berlin:  M.  Krayn  1913. 

32  S.,  4  Abb.     1,50  M. 
Brant,    Sebastian.    Das  Narrenschiff.     Faksimile   der  Erstausgabe   von    1494 

mit  e.  Anhang,  enth.   die  Holzschnitte   der  folgenden  Original -Ausgaben 

und  solche  der  Locherschen  Uebersetzung  und  e.  Nachwort  von  Frz.  Schultz. 

Strafsbnrg:   Trübner   1913.     327,  LVI  S.    Geb.  15  M.    (Jahresgaben  der 

Gesellschaft  f.  elsäss.  Literatur  1.) 
Collijn,   Isak.    Van    dem   nedderval   der  Veneddyer.     2  Niederdeutsche   in 

Lübeck   und  Hamburg  gedruckte  Ausgaben  einer  Maximilian.  Flugschrift 

aus   d.  J.  1509.    M.    5  Bll.   in    Faksiiu.    Hamburg:    Gräfe  &  Sillem   1913. 

13  S.    2,50  M.  =  Mitteilungen  a.  d.  Stadtbibliothek  iu  Hamburg  =  Jahrbuch 

d.  hamburg.  wiss.  Anstalten  29.     1911.    Beih.  9. 


148       Neue  Bücher  and  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

*Ficker,  Johannes.    Erste   Lehr-  und  Lesebücher  des  höheren  Unterrichts 

in  Strafsburg  (1534-1542).    Strafsburg  i.  E.:  Heitz  1912.     56  S.     2  M. 
*  Jakob  Griefsbentel,   Stimmenbiichlein.    Nürnberg,   Kunegund  Hergotin  c. 

1531.    (Hrsg.:  Otto  Giemen.)    Zwickau:  Ullinann  1912.    22  Bl.  =  Zwickauer 

Facsimiledrucke  Nr  15. 
Der  Kaiser  im  roten  Bart.    Nürnberg,  Hans  Guldenmund,  um  1530.    (Hrsg.: 

Alfred  Goetze.)    Zwickau:  Ulimann  1912.     7  Bl.  =  Zwickauer  Facsimile- 
drucke Nr  10. 
Kruitwagen,  B.    Het  Horarium  van  Gerard  Leeu,  Antwerpen  1489,  27  Juli. 

JSet  Boek  2.     1913.    S.  1—19  m.  5  Faks.     (Wird  fortges.) 
Zwei    Landsknechtslieder.      Nürnberg,    Georg  Wächter    o.   J.      (Hrsg.: 

Alfred    Goetze.)     Zwickau:    Ulimann    1912.     7  S.,    4  Bl.    =    Zwickauer 

Facsimiledrucke  Nr  12. 
Das  Lied   von   dem   Grafen  von  Rum.     Nürnberg,    Georg  Wächter  c.  1530. 

(Hrsg.:    Otto   Clemen.)     Zwickau:    Ullmann    1912.     6  Bl.    =    Zwickauer 

Facsimiledrucke  Nr  9. 
Das  Lied  von  dem  alten  Hildebrand.    Nürnberg,  Kunegund  Hergotin  c.  1530. 

(Hrsg.:    Otto    Giemen.)      Zwickau:    Ullmann    1912.      8  Bl.  =  Zwickauer 

Facsimiledrucke  Nr  7. 
Das  Lied  von  dem  Schlaraffenlande  im  roten  Zwingerton.    Nürnberg,  Kune- 
gund Hergotin  c.  1530.    (Hrsg.:  Otto  Clemen.)     Zwickau:   Ullmann  1912. 

6  Bl.  =  Zwickauer  Facsimiledrucke  Nr  14. 
Das   Lied   von   dem   edlen  Tannhäuser.    Nürnberg,    Kunegund  Hergotin   c. 

1530.    (Hrsg.:  Otto  Clemen.)    Zwickau:  Ullmann  1912.   6  Bl.  =  Zwickauer 

Facsimiledrucke  Nr  S. 
Lugano.    Del   tipografo   Bresciano   Bartolomeo    de   Zanettis   al   servizio   di 

Camaldoli  e  della   ,,Regula  Vite  Eremitice-'   stampata  a  Fontebuono  nel 

1520.     (Schlufs.)     Bibliofilia  14.     1912/13.     S.  33S— 344. 
Murray,  A.  G.  W.    The   edition  of  the  ,.Fasciculns  temporum"  printed  by 

Arnold  ther  Hoernen  in  1474.    The  Library  3.  Ser.    4.     1913.    S.  57—71 

m.  4  Abb. 
Nyomtatväny   (Magyar).      Die    zwei    ältesten    magyarischen   sprachlichen 

Druckwerke    ...    im    Faks.    hrsg.    1.   Hegendorf -Sylvester:    Rudimenta 

grammatices    Cracoviae    1527.      2.  Heyden  -  Sylvester :    Puerilium    colloq. 

formulae  Crac.  1527.    Adalek  Sylvester  Jänos  .  .  .  Melich  Jänos.    Buda- 
pest: M.  Nyelvtud.  Tärs  1912.    VlI,  92  S. 
Olschki,  Leo  S.    II  tipografo  Giovanni  Gengenbach  successore  del  tipografo 

Giorgio    Lauer    di    Roma?      Bibliofilia    14.      1912/13.      S.   321—324   m. 

2  Faksim. 
Plomer.   Henry  R.    James  Abree,   printer   and   bookseller,   of  Canterbury. 

(18.  Jahrh.)    The  Library  3.     Ser.  4.     1913.     S.  46— 56. 
Pollard,  Alfred  W.     The   general   catalogue   of   incunabnla.     The  Library 

3.  Ser.    4.     1913.     S.  105—108. 
Rudbeck,    Fhr.    J.      Zur    Entstehungsgeschichte    der    Grolier  -  Einbände. 

Zeitschr.  f.  Bücherfreunde  N.  F.  4.     1912, 18.     S.  319—324  m.  3  Abb. 
Schulderer,  V.    Wenceslaus  Brack's  „Voeabularius  reruui".    (1483ff.)    The 

Library  3.  Ser.    4.     1913.     S.  87—91. 
Schottenloher,    Karl.      Ehemalige    Klosterdruckereien    in    Ba}rern.      Das 

Bayerland  24.     1912  13.     S.  132—140  m.  5  Abb. 
Gedruckte  Schützenbriefe  des  15.  Jahrhunderts.    In  getreuer  Nachbildung 

hrsg.    von    Ernst   Freys.     München:    C.    Kuhn    1912.     19  S.,    35  Taf.     2°. 

45  M.,  geb.  50  M.    (Seltenheiten  aus  Süddeutschen  Bibliotheken  Bd  2.) 
Ein  hübscher  Spruch  von  dem  edlen  Wein.    Nürnberg,  Georg  Wächter  o.  J. 

Mit  e.  Einleit.   über  die  Weingrüfse  (von  Alfred  Götze).    Zwickau:   Uli- 
mann 1912.     18  S.,  4  Bl.  =  Zwickauer  Facsimiledsucke  Nr  13. 
Stricker,  Der,  Der  Pfaffe  Amis.    Ein  illustrierter  Strafsburger  Wiegendruck. 

Nach  dem  Original  in  der  Münchener  K.  Hof-  und  Staatsbibliothek  hrsg. 

von  Karl  Heiland.    München:   C.  Kuhn   1912.     24  S.,   48  S.  Faks.-Druck. 

20  M.,  geb.  22  M.    (Seltenheiten  aus  Süddeutschen  Bibliotheken  Bd  1.) 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen        149 

Die  älteste  deutsche  Vogelhochzeit.  Jörg  Graff,  Das  Lied  vom  Heller. 
Nürnberg,  Kunegund  Hergotin  o.  J.  (Hrsg.:  Alfred  Goetze.)  Zwickau: 
Ulimann  1912.     19  S.,  4  Bl.  ==  Zwickauer  Facsimiledrucke  Nr  11. 

Heinrich  Wal  lau,  dem  Meister,  zum  60.  Geburtstag  in  Dankbarkeit  und 
Verehrung  dargeboten  von  der  Hofdruckerei  Philipp  von  Zabern,  Mainz 
(Inh.:  Victor  Benndorf.)    Mainz:  Benndorf  1912.    79  S. 

Zeitungen  und  Zeitschriftenwesen. 

Baudouin,  Marcel.  Un  Journaliste  med.  de  province  avant  la  revolution. 
Le  Ducteur  Pierre  Dorion  de  Saint-Gilles-sur-Vie  (Bas-Poitou,  1722—1777.) 
Paris:  Champion  1912.  40  S.  (Bibliotheque  histor.  de  la  France  mödicale 
Nr  41.) 

d 'Ester,  Karl.  Aus  der  Preßgeschichte  einer  kleinen  westdeixtschen  Residenz 
in  guter  alter  Zeit.  Nach  handschriftlichen  Quellen.  (Neuwied.)  (Forts.) 
Westfälisches  Magazin  N.  F.  4.     1912/13.     S.  56— 59.    (Wird  fortges.) 

Herzog,  Rudolf.  Die  schlesischen  Musenalmanache  von  1773-1823.  Breslau: 
F.Hirt  1912.  VIII,  154  S.  3,80  M.,  Subskr.-Pr.  3,05  M.  ==  Brelauer  Bei- 
träge zur  Literaturgeschichte  H.  23. 

Kaulfufs,  Walter.  Aus  der  Geschichte  des  Kasseler  Zeitungswesens  1.  2. 
Hessische  Chronik  1.     1912/13.     H.  8/9. 

Lempfrid,  Wilhelm.  Die  Anfänge  des  parteipolitischen  Lebens  und  der 
politischen  Presse  in  Bayern  unter  Ludwig  I.  1825—1831.  Strafsburg: 
Herder  1912.  XIII,  254  S.  6  M.  =  Strafsburger  Beiträge  zur  neueren 
Geschichte  Bd  5. 

Oesterreichische  Post-Zeitungsliste  II  (internationaler  Dienst)  f.  d.  J.  1912, 
enthaltend  die  zum  Postvertriebe  angemeldeten  inländischen  und  die 
durch  Vermittlung  der  Postanstalt  zu  beziehenden  ausländischen  Zeitungen 
und  Zeitschriften.  Bearb.  v.  k.  k.  Post  -Zeitungsamte  I  in  Wien.  Wien: 
Jos.  Eberle  1913.     VIII,  364  S.     4°.     2,40  K. 

Schlözer,  A.  L.  Schlözers  „Entwnrf  eines  Zeitungs-Collegii.  Hrsg.  von 
G.  A.  E.  Bogeng.  Zeitschr.  f.  Bücherfreunde  N.  F.  4.    1912,13.    S.  294—296. 

The  Times.  Printing  number.  Reprinted  frorn  the  40  000  th  issue  of  „The 
Times"  Tuesday,  Sept.  10*1»,  icjl2.    London:  Office  1913.    228  S.    6  Sh. 

Allgemeine  und  Nationalbibliographie. 

Internationale  Bibliographie   der  Zeitschriftenliteratur  mit  Einschlufs  von 

Sammelwerken  und  Zeitungen.    Abt.  B.    Bibliographie   der  fremdsprach. 

Zeitschriftenliteratur.     Bd  4.    1912,    I.     Hrsg.    von   F.  Dietrich.     Lief.  1. 

Gautsch:  F.Dietrich  1913.    Vollst.  (5  Lief.)  30  M. 
*Kruitwagen,   B.     Jetz  over  bibliografie.     Utrecht:   Van  Rossum  (1913.) 

185  S.     Aus:  De  Katholiek  143.     1913.     S.  165— 185. 
The  Bibliographical  Society.    News-Sheet.    1913.    (Nr  1)  January.    London: 

Society  (Blades)  1913.  

Deutschland.  Karl  Georgs  Schlagwort-Katalog.  Verzeichnis  der  im  deutschen 
Buchhandel  erschienenen  Bücher  und  Landkarten  in  sachlicher  Anordnung. 
Bd  7.  (Vom)  1.  7.  1910  —  31.  12.  1912.  Lief.  1.  Hannover:  M.  Jänecke 
1913.     Lief,  je  1,60  M. 

—  Monatliche    Uebersicht    der    bedeutenden   Erscheinungen    des   Deutschen 

Buchhandels.     Jg.  48.   1913.     Nr  1.     Leipzig:  J.  C.  Hinrichs   1913.     Jg. 
(13  Nrn)  1,50  M. 

—  Wöchentliches  Verzeichnis  der  erschienenen  und  der  vorbereiteten  Neuig- 

keiten  des  deutschen  Buchhandels.    Nach  den  Wissenschaften  geordnet. 
Nebst  12  Monatsregistern.     Jg.  72.    1913.    Nr  1.    Leipzig:  Hinrichs   1913. 
Jg.  (52  Nrn)   14  M. 
Belgien.     Bibliotheca  belgica.    Bibliographie   generale   des  Pays-Baa  p.  p. 
Ferd.  van  der  Haeghen   et  R.  van  den  Berghe  avec   la  collaboration  de 


150       Nene  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Victor  van  der  Haeghen  et  Alph.  Roersch.     Livr.  189.     Gand:  C.  Vyt 

1912.    2  Fr. 
Dänemark.    *Grundtvig,  Vilh.  Nogle  til  danske  Bogfortegnelser  1482 — 1908. 

For  Biblioteker  og  Boghandlere.     Med  tillaeg:    Udvalg  af  danske  Fag- 

Bibliografier.    Kobenhavn:  Gad  1913.     12  S. 
Niederlande.     Nederlandsche   Bibliographie.    Lijst  van  nieuw   versehenen 

boeken,  kaarten  enz.   Uitgave  van  A.  W.  Sijthoff's  Uitg.  Mij.  Leiden.    1913. 

Nr  1,  Januari.    s'Gravenhage:  M.  Nijhoff  1913.    Jährl.  12  Nrn. 

—  Nijhoff,  Wouter.    Nederlandsche  Bibliographie   van   1500  —  1540.    Vervolg 

B-Ber.     Het  Boek  2.     1913.     S.  32— 37.     (Wird  fortges.) 

Polnisch.  Przewodnik  bibliograficzny.  (Poln.)  Monatsblatt  für  Verleger, 
Buchhändler,  Antiquare,  ebenso  für  Leser  u.  Käufer.  Redakteur  J.  Czubek. 
Jg.  36.     1913.    Nr  1.     Krakau:  Gebethner  1913.    Jg.  4  M. 

R  u  f s  1  a  n  d.  *Kniznaja  Letopis.  (Russ.)  Bücher-Jahrbuch  der  Hauptverwaltung 
in  Angelenheiten  der  Presse.  Erscheint  wöchentlich  unter  der  Redaktion 
von  A.  D.  Torpov.  Jg.  7.  1913.  Nr  1.  St.  Petersburg:  Redaktion  des 
Regierungsboten  1913.    Jg.  4  Rubel. 

Schweiz.  ^Jahresverzeichnis  der  schweizerischen  Hochschulschriften.  Catalogne 
des  ecrits  acaderniques  suisses  1911  —  1912.  Basel:  Schwabe  1912.  III, 
134  S.    2,20  M. 

Spanisch  u.  Portugiesisch.  Annuario  de  la  libreria  espanola,  portuguesa 
hispanoamericanapor  Enrique  Romo.  (1.)  Para,  Madrid:  Libr.  internac.  1912. 

Vereinigte  Staaten.  Evans,  C.  American  bibliography.  A  chronological 
dictionary  of  all  books,  pamphlets  and  periodical  publications  printed  in 
the  United  Staates  of  America  .  .  .  Vol.  7.  1786 — 1789.  Chicago:  Selbst- 
verlag 1912.     424  S.     15  B. 

Fachbibliographie. 
Erziehung  und  Unterricht.    *  Bibliographisches   Jahrbuch   für   deutsches 
Hochschulwesen.    Bearb.  u.  hrsg.  von  O.  E.  Ebert  und  0.  Scheuer.    Bd  1. 
Berichtsjahre   1910   u.    1911.    Wien   u.   Leipzig:    Ed.  Beyer    1912.    XIV, 
250  S.     4°. 

—  Pfeiffer,  Geo.    Repertorium  der  pädagogischen  Literatur  der  J.  1906—1911. 

Sach-  und  Autorenregister  zur  pädagog.  Jahresschau  hrsg.  v.  Eduard 
Clausnitzer.  Leipzig:  Teubner  1913.  IV,  104  S.  2  M.,  geb.  2,60,  für 
Abonnenten  der  Pädagog.  Jahresschau  1,50  und  2  M. 
Geschichte.  Krasnjanskij,  M.  B.  (Russ.):  Die  historische  Literatur  über 
Rostow  aDon.  Versuch  einer  Bibliographie  der  Stadtgeschichte.  Mit 
Abb.    Rostov  nD.  1912:  F.  Zakrojcev.     16  S.     1  Rub. 

—  Molins,  Antonio  Elias  de.    Bibliografia  hist6rica  de  Catalnna.    (1.)    Preli- 

minares.     Numismätica.     Epigrafia.     Colecciones   diplomät.   Sigilografia. 
Madrid:  Suärez  (um  1912.) 

—  Stefanov,    A.   T.      (Russ.)     Bibliographischer    Index    der    Artikel    über 

Rostow    a/Don    nnd   das   Asow-Gebiet,    erschienen   in    der   Orts-   und 
Landespresse.     Rostov  n,D.  1912:  F.  Zakrojcev.     7  S. 
Medizin  u.  Naturwiss.     Chung  Yu  Wang.     Bibliography  to  the  mineral 
wealth  and  geology  of  China.     Philadelphia:  Lippincott  1912.    63  S.  m. 
Taff.  1,25  Ä. 

—  Hulme,   E.  Wyndham,  a.  Kinzbrunner,   C.    On   enrrent  serial  digests  and 

indexes  of  the  literatnre  of  science  and  some  problems  connected  there- 
with.    Library  Association  Record  15.     1913.    S.  22 — 28. 

—  Taschenberg,  O.    Bibliotheca  zoologica  IL  Verzeichnis  der  Schriften  über 

Zoologie,  welche  in  den  periodischen  Werken  enthalten  u.  v.  J.  1861 
— 1880  selbständig  erschienen  sind.  .  .  .  Lief.  19.  Nachträge.  Leipzig: 
W.  Eugelmann  1913.  S.  5801—5992.  14  M.,  Ausg.  auf  Velin  20  M. 
Musik.  Grünberg,  Max.  Führer  durch  die  Literatur  der  Streichinstrumente. 
(Violine,  Viola,  Violoncello.)  Krit.,  progressiv,  geordn.  Repertorium  .  .  . 
Nebst  e.  kurzen  bibliogr.  Anhang.  Leipzig:  Breitkopf  u.  Härtel  1913. 
XII,  218  S.    (Handbücher  der  Musiklehre  Bd  10.) 


Antiquariatskataloge  151 

Musik.  Schlesinger,  Kathleen.  A  Bibliography  of  inusical  instruinents  and 
archaeology  intended  as  a  guide  to  the  study  of  the  history  of  musical 
instrumenta.  London:  Reeves  1912.  X,  100  S.  Aus:  Early  Records  of 
the  precursors  of  the  violin  family. 

Rechts-  und  Staats wiss.  Staninihamuier,  Jos.  Bibliographie  der  Social  - 
Politik.  Bd2,  enth.  die  Literatur  von  1895 — 1911  und  Ergänzungen  zu 
Bd  1.    Jena:  G.  Fischer  1912.    VI,  881  S.     30  M. 

—  Talbot,  Winthrop.    A  select  bibliography  of  recent  publications  on  the 

helpful  relations  of  ernployers  and  employed.    Cleveland,  0.:  Selbstverlag 
1912.     112  S.     4°.     IS. 
Sprachen   u.   Literaturen.    *Goedeke,    Karl.     Grund rifs   zur    Geschichte 
der   deutschen    Dichtung.     2.   ganz   neu   bearb.   Aufl.  .  .  .  Fortges.   von 
Edmund  Goetze.    H.  29  (Bd  10.  S.  IG  1—432),  bearb.  v.  Alfr.  Rosenbaum. 

—  Dasselbe.    3.  neu  bearb.  Aufl.    Bd.  IV  Abt.  3.    H.  2  (Schlafs),  bearb.  von 

Karl   Kipka.    XVI,    321—826  S.    Dresden:    L.  Ehlermann  1912.     7,20  u. 
13,60  M.  

Antiquariatskataloge. 

Ackermann,  München.    Nr  578:  Kultur-Geschichte  etc.    4515  Nrn. 

Baer  &  Co. ,  Frankfurt.    Nr  609:  Freimaurerei.     504  Nrn. 

Basler  Buch-  u.  Antiquariatshandlung,   Basel.     Nr35S:  Klass.  Philol, 

Altertumskunde  etc.     3510  Nrn. 
Bocca,  Rom.     Nr  260:  Varia.     697  Nrn. 

Dultz&Co.,  München.    Nr  10:  Mineralogie,  Geologie  etc.     1638  Nrn. 
Gilhofer  &  Ranschburg,:Wien.    Nr  lo8:   Landkarten.    500  Nrn. 

—  Nr  110:  Autographen.    451  Nrn.    Anzeiger  Nr  103:  Varia. 
Götz,  Max,  München.     Nr  58  I :  Deutsche  Literatur.     1904  Nrn. 
Greif,  Wien.    Nr  50:  Varia.     2626  Nrn. 
Hiersemann,  Leipzig.   Nr  414:  Autographen  etc.    218  Nrn.  —  Nr  415:  Kunst 

u.  Kunstgew.  d.  klass.  Altertums.     1592  Nrn. 
Hugendubel,  München.    Nr  7 1 :  Okkultes.     1724  Nrn. 
Jolowicz,  Jos.,  Posen.    Nr  182:  Klass.  Philologie.     2054  Nrn. 
Kerler,  Ulm.  Nr  412:  Pädagogik.   2721  Nrn.  —  Nr  413:  Seltenheiten.   796  Nrn. 
Lange.  Rom.    Nr  27:  Storia  d'Italia.     1060  Nrn. 
Le vi,  R.,  Stuttgart.     Nr  200:  Illustr.  Bücher,  etc.     840  Nrn. 
Liepinannssohn  Ant.,  Berlin.    Nr  183:  Musikal.  Seltenheiten.    260  Nrn. 
Malota,  Wien.    Nr  84:  Slavica.     969  Nrn. 
Meyer,  Ed.,  Berlin.    Nr  32:  Alte  Bücher  u.  Blätter.     540  Nrn. 
Meyer,  Leipzig.    Nr  112:  Bibliothek  Jakob  Minor  I.     961  Nrn. 
Mi schel,  Düsseldorf.    Nr  81 :  Preufs.  Geschichte.     1558  Nrn. 
Olschki,  Florenz.    Bulletin  mensuel.    Nr  70:  413  Nrn. 

Picard  &  Fils,  Paris.    Nr  193:  Enseignement  super.,  Universites.     1534  Nrn. 
Quaritch,  London.    Nr  322:  English  Literature  a.  History  II:  Dickens-Lindsay. 
Raabe's  Nf.,  Königsberg.     Nr  228:  Mittelalter!.  Geschichte.     1819  Nrn. 
Rauthe,  Berlin.     Nr  45:  Moderne  Graphik.     397  Nrn. 
Rüder,  Leipzig.    Nr  14:  Rechtswissenschaft.     2182  Nrn. 
Thury,   Baum  gar  tu  er  &   Co.,     Genf.      Nr    106:    Livres    d'occasion.     — 

Nr  2792—4074. 
Vyt,  Gand.    Bulletin  mensuel.    537  Nrn. 
Zahn  &  Jaensch,  Dresden.    Nr  252 :  Literar.  Seltenheiten.    704  Nrn.  —  Nr  253: 

Klass.  Philologie.     1484  Nrn. 

Bücherauktionen. 

Amsterdam:  3.  — II.  März  1913.  Ilebraica,  Judaica,  Handschriften  usw.  aus 
dem  Nachlasse  des  Herrn  J.  Kleerekoper.    1735  Nrn.    Bei  Gebr.  Levi.sson. 

Berlin:  14.  März  1913.  Sammlung  illustr.  Bücher  des  18.  u.  19.  Jh.  175  Nrn. 
Bei  Max  Perl. 


152     Personalnachrichten  —  Bekanntmachung  —  Verein  D.  Bibliothekare 

Leipzig:  27.  u.  2S.  März  1913.  Bibliothek  Dr.  J.  B.  Holzinger  VI:  Deutsche 
Literatur.    Bibliographie.   Bibliophilie  usw.    534  Nrn.   Bei  Oswald  Weigel. 

Wien:  25.  Februar  —  3.  März  1913.  Sammlung  Dr.  A.  Heymann:  Schüne 
Städte-Ansichten  —  Viennensia  usw.    ^31  Nrn.    Bei  Gilhofer  &  Ranschburg. 


Personaluachricliten. 

Berlin  KB.  Der  Hilfsbibliothekar  Dr.  Wilhelm  Kothe  wurde  (1.  4.  13.) 
in  den  preufsischen  Schuldienst  übernommen. 

Berlin  B  der  Geologischen  Landesanstalt  und  Bergakademie.  Der  Vor- 
stand Dr.  Oskar  Eber  dt  starb  am  15.  Januar. 

Bonn  ÜB.  Dem  Oberbibliothekar  Dr.  Paul  Hirsch  wurde  der  Rote 
Adlerorden  4.  Klasse  verliehn. 

Elberfeld  StB.  Der  Direktor  Dr.  Emil  Jaeschke  wurde  als  Leiter 
des  städtischen  Volksbibliothekswesens  nach  Düsseldorf  berufen. 

Königsberg  ÜB.  Dem  Direktor  Dr.  Alfred  Schulze  wurde  der 
Kronenorden  3.  Klasse,  dem  Oberbibliothekar  Dr.  Otto  Schultz  der  Rote 
Adlerorden  4.  Klasse  verliehn. 

Belgien.  Der  ehemalige  Leiter  der  Univ.-Bibl.  Gent  Ferdinand  Van  der 
Haeghen  starb  am  22.  Januar  im  S3.  Lebensjahre.  An  Stelle  von  P.  Yan  den 
Gheyn  wurde  Dom  Berliere  zum  Generaldirektor  und  Vorstand  der  Hand- 
schriftenabteilung der  Königlichen  Bibliothek  in  Brüssel  berufen. 


Bekanntmachung. 

Zu  der  durch  Erlafs  des  Kaiserlichen  Ministeriums  für  Elafs- 
Lothringen  vom  26.  Mai  1912  (Zentral-  und  Bezirks- Amtsblatt,  Haupt- 
blatt Nr  24)  eingeführten  Diplomprüfung  für  den  mittleren  Bibliotheks- 
dienst wird  hierdurch  Termin  auf 

Donnerstag,  den  22.  Mai 
für  den  schriftlichen  Teil  und  auf 

Donnerstag,  den  29.  Mai 
für  den  mündlichen  Teil  festgesetzt;  nach  Bedarf  werden  die  folgenden 
Tage  hierzu  noch  in  Anspruch  genommen  werden. 

Die  Gesuche  um  Zulassung  zur  Prüfung  müssen  nebst  den  er- 
forderlichen Unterlagen  bis  spätestens  zum  17.  April  bei  dem  Unter- 
zeichneten eingereicht  sein;  die  hierauf  erfolgenden  Bescheide  besagen 
das  Nähere. 

Strafsburg,  18.  Februar  1913. 

Der  Vorsitzende  der  Prüfungskommission 

Geheimer  Regierungsrat  Dr.  Georg  Wolfram, 

Direktor  der  Kaiser!  Universitäts-  und  Landesbibliothek. 


T.  D.  B. 

Das   Jahrbuch  1913    wurde    Ende    Februar    an    die    Mitglieder 
verschickt.     Etwaige  Reklamationen  sind  zu  richten  an 

Dr.  Hilsenbeck 
K.  Hof-  u.  Staatsbibliothek  München. 

Verlag  von  Otto  Harrassowltz,  Leipzig.  —  Druck  tod  Ehrhardt  Karras,  Halle. 


\Cl 


Zentralblatt 

für 


Bibliothekswesen. 

XXX.  Jahrgang.  4.  Heft.  April  1913. 


Der  Probedruck  des  preußischen  Gesamtkatalogs. 

I. 

Ende  März  dieses  Jahres  wird  die  Vergleichungsarbeit  des  Gesamt- 
katalogs beim  Abschnitt  Me  angelangt  sein.  Mehr  als  die  Hälfte  des 
beschwerlichen  Weges  liegt  hinter  uns,  und  bei  dem  Fortgang,  den  die 
Arbeit  jetzt  nimmt,  und  bei  der  erfreulichen  Aussicht,  dafs  eine  weitere 
Beschleunigung  eintreten  wird,  ist  das  Ende  der  handschriftlichen 
Herstellung  des  Gesamtkatalogs  mit  einiger  Sicherheit  bis  zum  Beginn 
des  Jahres  1918  vorauszusehen.  Von  jetzt  ab  gerechnet  sind  zur  Be- 
endigung der  Vergleichungsarbeit  noch  fünf  Jahre  erforderlich:  gemessen 
an  dem  ganzen  Zeitraum,  den  die  Gesamtkatalogarbeit  von  den  ersten 
Anfängen  des  Unternehmens  im  Jahre  1895  bis  zur  Fertigstellung 
des  letzten  gedruckten  Katalogbandes  in  Anspruch  nehmen  wird,  eine 
kurze  Spanne,  die  neben  der  weiterlaufenden  Vergleichungsarbeit 
intensiv  zur  Schulung  des  für  den  Druck  erforderlichen  Personals  und 
zur  Festlegung  der  dabei  zu  befolgenden  Methoden  ausgenutzt  werden 
mufs. 

Das  Problem  der  Drucklegung  des  Gesamtkatalogs  rückt  somit  in 
unmittelbare  Nähe.  Statt  nun  durch  theoretische  Erwägungen  zu  einer 
Beurteilung  der  Kosten  des  Drucks  und  der  einzuschlagenden  Methoden 
zu  gelangen,  erschien  es  richtiger,  an  einem  kleinen  Abschnitt  des 
Gesamtkatalogs  eine  Probe  der  Drucklegung  zu  veranstalten.  Dabei 
konnte  es  sich  nicht  darum  handeln,  etwa  durch  Heranziehung  aller 
beim  Gesamtkatalog  beschäftigten  Kräfte,  das  vorliegende  Zettelmaterial 
an  der  Hand  der  Bücher  zu  revidieren,  fehlende  Bestandteile  zu  er- 
gänzen und  so  ein  Specimen  herzustellen,  das  bis  ins  Kleinste  selbst 
weitgehenden  Anforderungen  auch  in  bibliographischer  Hinsicht 
Genüge  geleistet  hätte.  Mit  der  Anfertigung  eines  solchen  Probedrucks 
wäre  der  Sache  wenig  gedient  worden;  es  wäre  ein  Zustand  des 
Manuskripts  vorgetäuscht  worden,  der  der  Wirklichkeit  nicht  entspricht, 
und  die  Schlüsse,  die  aus  einem  solchen  Probedruck  gezogen  wären, 
hätten  sich  später  als  verhängnisvoll  erweisen  können.  Es  kam  viel- 
mehr darauf  an,  ein  möglichst  klares  Bild  der  Bedingungen  zu  gewinnen, 
unter  denen  sich  später  die  Drucklegung  vollziehen  wird.  Deshalb 
mufste  von  dem  vorliegenden  Zettelmaterial  mit  seinen  Ungleichniäfsig- 
XXX.    4.  U 


154  Der  Probedruck  des  preußischen  Gesanitkatalogs 

keiten  und  Mängeln  ausgegangen  werden:  es  galt  festzustellen,  inwieweit 
das  Manuskript  als  Grundlage  für  den  Druck  ausreichen  würde  und 
durch  welche  Methode  es  den  erforderlichen  Grad  von  Gleichmäfsigkeit 
und  Zuverlässigkeit  erhalten  könnte;  schliefslich  sollte  die  Probe  als 
Grundlage  dienen  für  die  Berechnung,  wieviel  Zeit  und  Arbeitskraft 
•  später  bei  der  Drucklegung  für  die  Redaktion  des  Manuskripts  und  für 
die  Korrektur  aufzuwenden  sind. 

Da  die  Absicht  besteht,  die  Drucklegung  des  ganzen  Katalogs,  das 
sind  2  000  000  Titel,  in  10  Jahren  durchzuführen,  wurde  versucht,  die 
Probe  in  einer  annähernd  entsprechenden  Zeit  anzufertigen:  es  wurde 
berechnet,  dafs  2  000  000  Titel  bei  einem  mit  l  8  Petit  durchschossenen 
Satz  und  aufserdem  V4  Petit  Durchschufs  hinter  jedem  Titel  (S.  43  des 
Probedrucks)  in  60  Bänden  zu  je  100  Bogen  gedruckt  werden  können, 
dafs  —  um  jährlich  6  Bände  fertig  zu  stellen  —  täglich  2  Bogen  (16  X  40 
=  640  Titel)  zum  Druck  vorbereitet  und  korrigiert  werden  müssen.  Da  für 
den  Probedruck  nur  ein  Beamter  verfügbar  war,  konnte  natürlich  in  diesem 
Tempo  nicht  gearbeitet  werden,  aber  es  wurde  doch  dahin  gestrebt, 
ungefähr  eine  Situation  zu  schaffen,  wie  sie  später  bei  der  endgültigen 
Drucklegung  vorherrschen  wird,  damit  die  Schlüsse,  die  sich  aus  dem 
Probedruck  ergeben,  mit  annähernder  Wahrscheinlichkeit  des  Zutreffens 
auf  die  'spätere  Arbeit  übertragen  werden  können. 

Bei  Auswahl  des  bei  der  Probe  zu  druckenden  Abschnitts  wurde 
darauf  Bedacht  genommen,  einerseits  einen  Abschnitt  zu  wählen,  der 
schon  im  Manuskript  die  Vereinfachungen  aufweist,  die  durch  den 
Ministerialerlafs  vom  18.  April  1910  für  den  Gesamtkatalog  vorgeschrieben 
sind,  weil  diese  Vereinfachungen  für  die  ganze  Arbeit  Geltung  haben 
müssen:  sodann  empfahl  es  sich,  neben  dem  Abschnitt,  der  überwiegend 
Titel  mit  Verfasserangabe  enthält,  einen  gröfseren  anonymen  Artikel 
auszuwählen,  da  ein  solcher  für  die  Redaktion  ganz  besondere  Schwierig- 
keiten verursacht.  Der  Abschnitt  Ira-Isocrates  erschien  wegen  seiner 
Mischung  von  deutschen  und  fremdsprachigen  Titeln  besonders  geeignet; 
daneben  wurden  die  anonymen  Artikel  Chronica-Chronicon  ausgewählt, 
im  ganzen  mit  Einschlufs  der  Verweisungen  1951  Titel. 

Die  ganze  Aufgabe  des  Probedrucks  wurde,  nachdem  eine  Kommission, 
bestehend  aus  den  Herren  Abteilungsdirektor  Paalzow,  Oberbibliothekar 
Walther  Schultze  und  dem  Unterzeichneten  sich  über  die  Modalitäten 
der  Drucklegung  (die  zu  wählende  Type,  die  Satzbreite,  das  Format 
des  Bandkatalogs  und  ähnliche  Fragen)  schlüssig  gemacht  hatte,  in 
3  Monaten  durchgeführt;  auf  die  Redaktion  des  Manuskripts  und  die 
Korrektur  — Arbeiten,  mit  denen  der  Bibliotheksassistent  Dr.  Hefermehl 
beauftragt  war  —  wurden  200  Stunden  verwendet.  Man  wird  diese  Zahlen 
im  Auge  behalten  müssen,  wenn  man  eine  Beurteilung  des  Geleisteten 
unternimmt;  es  ist  selbstverständlich,  dafs  sich  Fehler  eingeschlichen 
haben,  die  ja  auch  bei  der  späteren  Drucklegung  nicht  vermieden 
werden  können,  so  wenig,  wie  sie  in  den  Katalogen  des  Britischen 
Museums  und  der  Bibliotheqne  Nationale  vermieden  sind.  Hinzu  kommt, 
dafs  die  Druckerei  bei  Beginn  des  Probedrucks  nicht  mit  dem  erforder- 


von  R.  Fick  155 

liehen  typographischen  Material  versehen  war;  es  fehlten  eine  Reihe 
von  Akzenten  und  diakritischen  Zeichen,  deren  Beschaffung  den  Beginn 
der  Drucklegung  um  Wochen  hinausgeschoben  hätte.  Auch  mufs  aus- 
drücklich hervorgehoben  werden,  dafs  eine  grofse  Anzahl  fehlender 
Besitzvermerke  nicht  nachgetragen  werden  konnte,  weil  dazu  eine 
Hilfskraft  nicht  verfügbar  war,  doch  ist  es  selbstverständlich,  dafs 
diese  Arbeit  vor  und  während  der  Drucklegung  nachgeholt  werden 
wird. !) 

Mit  der  Ausführung  des  Probedrucks  wurde  die  Firma  Adolf  Gertz 
G.  m.  b.  H.  in  Charlottenburg  betraut,  die  einen  verhältnismäfsig  niedrigen 
Kostenanschlag  eingereicht  hatte;  die  Firma  hatte  bei  ihrer  Offerte 
den  Erwägungen  der  Kommission,  dafs  sich  die  Anwendung  von  Setz- 
maschinen aus  Gründen  der  Billigkeit  sowohl  wie  der  schnelleren 
Fertigstellung  des  Drucks  empfehlen  würde,  Rechnung  getragen  und 
sich  auch  der  Ansicht  der  Kommission,  dafs  für  den  Druck  des 
Gesamtkatalogs  die  Lanston-Monotype-Maschine  am  meisten  geeignet  wäre, 
angeschlossen. 

II. 

Schon  ein  flüchtiger  Blick  in  die  vorliegenden  Seiten  des  Probe- 
drucks läfst  erkennen,  dafs  wir  es  mit  einem  Katalog  zu  tun  haben, 
der  auf  bibliographische  Beschreibung  der  Bücher  Verzicht  leistet.  Der 
preufsische  Gesamtkatalog  wird,  wenn  wir  ihn  in  der  Form  des  Probe- 
drucks herstellen,  in  Bezug  auf  Ausführlichkeit  der  Titelaufnahmen 
annähernd  auf  gleicher  Stufe  stehen  mit  dem  Katalog  des  Britischen 
Museums,  wird  hingegen  in  formaler  Hinsicht  hinter  dem  der  Biblio- 
theque  Nationale,  worin  grundsätzlich  der  Autor  wiederholt  wird  sowie 
Verleger  oder  Drucker  und  die  Angabe  des  Umfangs  hinzugefügt 
werden,  zurückstehen.2)  Von  beiden  Katalogen  unterscheidet  er  sich 
durch   die  gröfsere  Sparsamkeit  in  der  Anwendung  von  Verweisungen. 

Es  darf  wohl,  wenn  diese  beiden  Kataloge  zum  Vergleich  heran- 
gezogen werden,  an  den  Bericht  des  Deputierten  Maurice  Faure  erinnert 
werden,  den  dieser  im  Jahre  1901  im  Namen  der  Budgetkommission 
über  den  Druck  des  Pariser  Katalogs  erstattete.  Damals  waren  die 
ersten  7  Bände  erschienen;  der  Druck  hatte  1897  begonnen.  Faure 
weist  darauf  hin,  dafs  der  Katalog  des  Britischen  Museums,  der  sowohl 
Anonyme  wie  Autoren  umfafst,  in  17  Jahren  gedruckt  worden  ist, 
während  der  Druck  des  französischen  Katalogs,  wenn  man  nicht  die 
Arbeitsmethode  ändere,  in  120  Jahren  vollendet  sein  würde;  er  stellt 
der  luxuriösen  Ausstattung,  der  Raumverschwendung  des  in  8°-Format 
gedruckten  eigenen  Katalogs  die  Billigkeit,  die  Raumökonomie,  das 
grofse  Format,  den  kompakten  Druck  des  englischen  Katalogs  gegen- 
über und  fährt  dann  fort:  Le  catalogue  francais  est  evidemment  plus 
beau   ä   voir   que   le  Catalogue    anglais;   il   est  plus   agreable   ä  lire; 

1)  Vgl.  darüber  Gkuniug,  Der  preufsische  Gesamtkatalog  und  d.  MUnchener 
Katalog.    Zbl.  f.  I'.w .  2«.).  1912.    S.  353. 

2)  Vgl.  Glauning  a.  a.  0.  S.  354. 

11* 


156  Der  Probedruck  des  prenfsischen  Gesamt katalogs 

peut -etre  a-t-il  aussi  d'autres  avantages.  Mais  le  catalogue  anglais 
existe,  rend  depuis  trois  ans  des  Services  aux  travaillenrs,  tandis  que 
le  catalogue  francais  n'existe  pas,  et  si  on  n'abandonne  pas  le  plan 
suivi,  n'existera  que  pour  la  posterite  la  plus  reculee.1) 

Wie  sehr  der  Deputierte  Faure  recht  gehabt  hat,  zeigt  die  weitere 
Entwicklung  des  Unternehmens:  auch  heute  existiert  der  Katalog  noch 
nicht;  es  sind  49  Bände  erschienen,  die  bis  zum  Buchstaben  Fa  reichen, 
und  die  Aussicht,  dafs  wir,  beim  Erscheinen  von  höchstens  3  Bänden 
im  Jahr,  das  Ende  selbst  des  Autorenkatalogs  erleben  werden,  ist  sehr 
gering. 

Welche  Methode  der  Herstellung  für  unsern  Gesamtkatalog  vor- 
bildlich sein  mufs,  darüber  kann  m.  E.  kein  Zweifel  sein.  Gewifs  läfst 
sich  über  den  Grad  der  zulässigen  Kürzung,  über  die  Nützlichkeit 
oder  Notwendigkeit  der  Hinzufügung  von  Verleger,  Drucker  und  Seiten- 
zahl streiten.  Für  den  Gesamtkatalog  liegt  indessen  ein  Umstand  vor, 
der  geradezu  dazu  zwingt,  auf  jede  bibliographische  Beschreibung  zu 
verzichten,  ein  Umstand,  der  in  der  Natur  des  Gesamtkatalogs  und  in 
der  Beschaffenheit  der  Einzelkataloge,  auf  denen  er  sich  aufbaut,  be- 
gründet ist.  Gerade  durch  den  Probedruck  ist  Klarheit  darüber 
gewonnen  worden,  dafs  ein  Gesamtkatalog,  der  bibliographische  Genauig- 
keit anstrebt,  undurchführbar  ist.  Ein  Beispiel  wird  diesen  für  die 
ganze  Arbeit  nicht  unwesentlichen  Punkt  klar  machen.  S.  31  des  Probe- 
drucks findet  sich  auf  der  rechten  Spalte  unter  dem  Ordnungswort: 
„Chronica,  New,  manicherley  Hystorien  ...  begreyffend"  hinter  dem 
Erscheinungsvermerk  [Augsburg  1528]  und  dem  Format  die  Angabe: 
2  verschiedene  Drucke.  Dann  folgen  die  Ziffern  1 — 3,  7.  Warum 
ist  so  verfahren?  Warum  sind  die  Druckunterschiede  nicht  angegeben 
und  die  Ziffern  zu  dem  betreffenden  Druck  hinzugefügt?  Der  Grund 
liegt  in  der  Verschiedenheit  unserer  Kataloge.  Nehmen  wir  an,  der 
Zettel  der  Königlichen  Bibliothek  war  mit  Seitenzahl  ausgegangen. 
Breslau  (2),  dessen  Katalog  keine  Angabe  des  Umfangs  enthält,  gibt 
natürlicherweise  den  Besitz  vermerk,  ohne  sich  auf  eine  Prüfung  der 
Seitenzahl  einzulassen.  Halle  (3)  entdeckt  nun  in  dem  eigenen  Katalog 
eine  Abweichung  des  Umfangs  und  fügt  eine  Neuaufnahme  hinzu. 
Was  folgt  daraus  für  die  Drucklegung:  wir  wissen  nicht,  welchen 
Druck  Breslau  besitzt,  und  wären  genötigt,  eine  Rückfrage  dorthin  zu 
richten  und  die  Einsichtnahme  des  Buches  zur  Feststellung  der  Seiten- 
zahl zu  veranlassen,  wenn  wir  die  Abweichung  zum  Ausdruck  bringen 
wollten.  Göttingen  (7),  das  in  seinem  Bandkatalog  keine  Seitenzahlen 
führt,  ist  durch  die  Abweichung  der  Halleschen  Aufnahme  gezwungen 
gewesen,  das  Buch  herbeizuholen  und  zu  prüfen,  welcher  der  beiden 
Drucke  dort  vorhanden  ist.  Hätte  nun  gar  erst  Königsberg  (10)  einen 
Druck  mit  einer  Abweichung  gemeldet,  so  müfsten  wir,  wenn 
bibliographische  Beschreibung  der  einzelnen  Drucke  angestrebt  würde, 
bei  sämtlichen  vorhergehenden  Bibliotheken  den  Zettel  nochmals  herum- 
gehen   oder    die  Exemplare    zur  Einsicht  nach  Berlin  kommen  lassen. 

1)  Zbl.  f.  Bw.    Jg.  19.    1902.    S.  123  f. 


von  R.  Fick  157 

Man  wird  vielleicht  einwenden,  dafs  auf  diesen  Punkt  kein  zu 
grofses  Gewicht  gelegt  werden  dürfe,  da  es  sich  hierbei  nur  um  Aus- 
nahmefälle handele;  dem  gegenüber  mufs  mit  aller  Entschiedenheit 
betont  werden,  dafs  dieser  Grundsatz:  „Verzicht  auf  bibliographische 
Genauigkeit"  für  die  Gesamtkatalogarbeit  von  so  prinzipieller  Be- 
deutung ist,  dafs  mit  dem  Aufgeben  oder  Festhalten  dieses  Standpunkts 
die  Durchführung  des  grofsen  Unternehmens  steht  oder  fällt.  65  °/0 
der  Abschrift  des  Zettelkatalogs  der  Königlichen  Bibliothek  stellen 
den  Autor  voran,  ohne  ihn  im  Titel  zu  wiederholen,  und  zeigen 
weder  Verleger  noch  Seitenzahlen  oder  nur  eins  von  beiden;  auf  den 
Zetteln  des  Breslauer  Katalogs  fehlt  die  Angabe  des  Umfangs;  die 
Göttinger  und  Kieler  Bandkataloge  und  ein  Teil  der  übrigen  Zettel- 
kataloge geben  die  Titel  genau  in  der  Kürze  des  Probedrucks.  Was 
folgt  daraus?  Es  gibt  zwei  Wege:  Entweder  man  kehrt  zu  der 
früheren  Arbeitsmethode  zurück,  sucht  alle  Titel  auf  Grund 
der  Bücher  zu  ergänzen,  rechnet  dann  aber  damit,  die  hand- 
schriftliche Herstellung  des  Katalogs  erst  in  zwanzig  Jahren 
oder  später  zu  erreichen  und  erklärt  es  für  belanglos,  ob 
für  die  Drucklegung  eine  oder  zwei  Millionen  aufgewendet 
werden.  Oder  man  sagt:  ein  kurzer  Katalog  ist  besser  als 
gar  keiner,  verzichtet  deshalb  auf  bibliographische  Genauig- 
keit und  sucht  zu  erreichen,  dafs  der  Katalog  in  absehbarer 
Zeit  und  mit  Kosten,  die  sich  in  vernünftigen  Grenzen 
halten,  fertig  wird,  damit  Wissenschaft  und  Bibliotheken  so 
bald  wie  möglich  Gewinn  daraus  ziehen  können. 

Nun  könnte  es  leicht  scheinen,  als  seien  die  Vereinfachungen  in 
der  Titelaufnahme  beim  Gesamtkatalog  eingeführt  mit  dem  vollen 
Bewufstsein,  dafs  der  Katalog  dadurch  an  Wert  verringert  werde. 
So  liegt  die  Sache  aber  keineswegs.  Im  Gegenteil,  um  den  Katalog 
in  wesentlichen  Dingen  zu  verbessern,  um  ihn,  wenn  möglich, 
in  bezug  auf  Zuverlässigkeit  auf  eine  Stufe  zu  heben  mit  dem  ganz 
vorzüglich  gearbeiteten  Katalog  des  Britischen  Museums,  haben  wir 
uns  von  gleichgültigen  Aeufserlichkeiten,  die  den  Fortgang  der  Arbeit 
auf  Schritt  und  Tritt  hemmten,  frei  gemacht.  Wie  bei  der  Organisation 
jedes  grofsen  wissenschaftlichen  Unternehmens,  kommt  es  auch  beim 
Gesamtkatalog  darauf  an,  wohin  das  Schwergewicht  gelegt  wird. 
Dadurch,  dafs  formale  Dinge  als  unwesentlich  behandelt  werden,  ist 
es  möglich,  das  Hauptaugenmerk  auf  das  zu  lenken,  worauf  es  beim 
alphabetischen  Katalog  vor  allem  ankommt,  die  richtige  Einordnung. 
Eine  unendliche  Mühe  ist  seit  Beginn  der  Gesamtkatalogarbeit  nicht 
blofs  an  der  Zentralstelle,  sondern  auch  an  den  zehn  Universitäts- 
bibliotheken darauf  verwandt  worden,  die  Mängel  zu  beseitigen,  die  in 
dieser  Hinsicht  den  Katalogen  der  Bibliotheken  anhaften  und  die  sich 
bei  einem  aus  einer  Reihe  unzulänglicher  Einzelkataloge  zusammen- 
gesetzten Gesamtkatalog  naturgemäfs  vervielfältigen.  Nach  dieser 
Richtung  hin  lag  auch  beim  Probedruck  die  Hauptaufgabe,  die  dem 
Redaktor   des   Manuskripts    zufiel:    es    war    darauf  zu    achten,    ob    die 


158  Der  Probedruck  des  preußischen  Gesauitkatalogs 

Schriften  eines  und  desselben  Autors  unter  ihm  vereinigt  und  richtig 
geordnet  waren;  Autoren,  die  fälschlich  zu  einer  Person  zusammen- 
geworfen waren,  mufsten  getrennt  werden,  anonyme,  unter  wechselndem 
Titel  erschienene  Schriften  mufsten  unter  ein  und  dasselbe  Ordnungs- 
wort gebracht,  Uebersetzungen  zu  ihrem  Original  gestellt  werden  usw.  usw. 
Welch  eine  Redaktionsarbeit  am  Manuskript  zu  leisten  war,  ehe  es  in 
die  Druckerei  gegeben  werden  konnte,  sieht  man  dem  Probedruck 
nicht  an.  Seine  Fehler  liegen  klar  zu  Tage,  die  Vorzüge  aber  würden 
nur  offenbar  werden,  wenn  man  das  Material  an  Zetteln,  wie  es 
ursprünglich  dem  Gesamtkatalog  geliefert  worden  ist,  vergleicht  mit 
dem,  was  im  Probedruck  daraus  geworden  ist.  Dafs  die  verschiedenen 
Schriften  des  Johan  Isaak  de  Hollander  an  vier  verschiedenen  Stellen 
des  Katalogs  gelegen  haben,  bevor  sie  bei  der  Redaktion  unter  dem 
richtigen  Namen  vereinigt  wurden,  ist  nur  ein  Beispiel  von  vielen.1) 
Wa8  verschlägt  es,  dafs  gelegentlich  ein  Titel  stärker  gekürzt  ist.  als 
vielleicht  wünschenswert  ist,  um  einen  genauen  Begriff  von  dem  Inhalt 
des  Buches  zu  bekommen?  Dafs  aber  der  Betrug  des  Shakespeare- 
Fälschers  Ireland  nicht  mehr  unter  Shakespeare  steht,  dafs  die 
Schriften  von  Ireland  Vater  und  Sohn,  die  vor  der  Redaktion  in  ein 
schwer  entwirrbares  Knäuel  verwickelt  waren,  jetzt  richtig  auseinander- 
gebracht sind,  das  sind  Dinge,  denen  beim  Gesamtkatalog  eine  Sorgfalt 
zugewendet  wird,  die  man  schwerlich  mit  Recht  als  ..oberflächliche 
Inventarisierung"    kennzeichnen  kann2) 

Dafs  der  Gesamtkatalog  so,  wie  er  nun  einmal  ist,  niemals  eine 
Bibliographie  ersetzen  kann,  darüber  wird  man  sich  nach  dem  Gesagten 
klar  sein.  Er  bedarf  vielmehr  wie  jeder  Katalog  einer  grofsen  Biblio- 
thek bei  seiner  Benutzung  der  ständigen  Ergänzung  durch  Biblio- 
graphien:3) deshalb  wird  man  bemüht  sein,  den  Wert  des  Katalogs 
durch  Heranziehung  von  Bibliographien  bei  seiner  Bearbeitung  und 
durch  Hinweise  darauf  im  gedruckten  Katalog  so  viel  wie  möglich 
zu  erhöhen.  Ein  glücklicher  Zufall  hat  es  gefügt,  dafs  gerade  in  den 
Abschnitt  des  Probedrucks  ein  recht  schlagendes  Beispiel  für  die 
aufserordentliche  Ersparnis  an  Arbeit  und  Druckkosten  hineinfiel,  die 
durch  den  blofsen  Hinweis  auf  eine  Bibliographie  erzielt  werden 
kann.  Der  Jesuit  Jose  Francesco  de  Isla  nimmt  (S.  24)  mit  den 
22  verschiedenen  Ausgaben  seiner  Werke  und  Einzelschriften  nur  eine 
halbe  Spalte  ein:  in  der  Bibliographie  der  Bibliotheque  de  la  Compagnie 
de  Jesus  erstreckt  sich  die  diplomatisch  genaue  Wiedergabe  der  Titel 
seiner  Schriften  über  mehr  als  30  Spalten  des  grofsen  Foliowerks. 


1)  Weitere  Beispiele  siehe  in  uieinem  Brüsseler  Referat  über  das  Auskunfts- 
bureau und  den  Gesamtkatalog  (Commission  permanente  des  Congres  internatio- 
naux  des  Archivistes  et  des  Bibliothecaires.  Congres  de  Bruxelles  1910. 
Actes.    Bruxelles  1912.  S.  449). 

2)  Vgl.  v.  Mzik,  Zur  Frage  des  Gesamtkataloges.  Zeitschr.  d.  österr. 
Ver.  f.  Bw.    X.  F.  3.  1912.  S.  149  f. 

3)  Vgl.  meine  „Bemerkungen  über  Bibliographien,  Bibliothekskataloge  u. 
das  Auskunftsbnrean".    Berliner  akad.  Wochenschr.  1907.    Nr.  20. 


von  R.  Fick  159 

Diese  Heranziehung  von  Bibliographien  ist  natürlich  nicht  so  zu 
verstehen,  dafs  man  etwa  suchen  sollte,  zu  jedem  Titel  eine  biblio- 
graphischer Notiz  hinzuzufügen;  das  würde  den  Gewinn  der  abgekürzten 
Titel  wieder  illusorisch  machen.  Aber  der  Bearbeiter  des  Katalogs 
wird  alle  nur  irgend  für  ihn  erreichbaren  Bibliographien  zur  Hand 
haben  müssen,  um  jeden  Zweifelsfall  sofort  lösen  und,  wo  er  einen 
ausführlichen  Titel  in  der  Bibliographie  findet,  sich  mit  einer  ganz 
summarischen  Aufnahme  und  einem  Hinweis  auf  die  Bibliographie 
begnügen  zu  können. 

Eine  Eigentümlichkeit  des  Gesamtkatalogs,  in  der  er  sich,  wie 
bereits  erwähnt  wurde,  von  den  beiden  grofsen  Katalogen  der  Engländer 
und  der  Franzosen  unterscheidet,  ist  die  Sparsamkeit  in  der  Verwendung 
von  Verweisungen.  Man  kann  gewifs  in  vielen  Fällen  über  die  Not- 
wendigkeit von  Verweisungen  verschiedener  Ansicht  sein.  Geht  man 
indessen  davon  aus,  dafs  der  Zweck  der  Verweisung  darin  besteht, 
ein  Buch  im  Katalog  zu  finden,  so  hat  man  damit  m.  E.  eine  einfache 
und  klare  Richtschnur,  die  in  keinem  Fall  einen  Zweifel  darüber 
läfst,  ob  eine  Verweisung  nötig  ist  oder  nicht.  Der  Gesamtkatalog 
verweist  nicht,  wenn  der  Autor  auf  dem  Titel  genannt  ist,  von  Hrsg., 
Uebers.,  Vorr.  usw.  Da  dieses  Verfahren  noch  immer  angefochten 
wird,  sei  hier  darauf  hingewiesen,  dafs  seit  Bestehen  des  Auskunfts- 
bureaus bei  der  Benutzung  des  Gesamtkatalogs  nicht  ein  einziger  Fall 
vorgekommen  ist,  wo  durch  das  Fehlen  einer  derartigen  Verweisung 
ein  Buch  nicht  gefunden  wäre.  Hingegen  wird  beim  Gesamtkatalog 
das  gröfste  Gewicht  darauf  gelegt,  dafs  kein  wirklich  nötiger  Verweis 
fehlt,  vor  allem,  dafs  von  den  in  einem  anonymen  Titel  vorkommenden 
Personennamen  stets  verwiesen  wird;  wir  bemühen  uns  dabei,  die  Ver- 
weisung in  eine  Form  zu  bringen,  die  auch  der  Laie  versteht,  und 
verzichten,  wie  dies  u.  a.  aus  dem  Beispiel  auf  S.  25  unter  F.  Ismar 
hervorgeht,  auf  Zusätze  wie  Hrsg.,  Uebers.,  Vorr.  usw. 

III. 
Um  Unterlagen  für  die  Berechnung  der  Kosten  eines  neben  der 
Bandausgabe  herzustellenden  Zetteldrucks  zu  gewinnen,  sind  von  dem 
Satz  des  Bandkatalogs  eine  Anzahl  Zetteldrucke  in  internationalem 
Format  hergestellt  worden.  Die  Kommission  ist  dabei  von  dem  Grund- 
satz ausgegangen,  dafs  der  Drucksatz  der  Bandausgabe  auch  für  den 
Zetteldruck  möglichst  unverändert  übernommen  werden  müsse.  Damit 
ein  Umbrechen  des  Satzes,  das  die  Kosten  ganz  beträchtlich  gesteigert 
hätte,  vermieden  würde,  ist  darauf  verzichtet,  an  Stelle  des  denselben 
Verfasser  bezeichnenden  Striches  der  Bandausgabe  beim  Zetteldruck 
überall  den  Namen  des  Autors  einzusetzen;  das  Ordnungswort  ist  viel- 
mehr vermittelst  Handsatzes  in  besonderer  Zeile  über  den  Titel 
gesetzt.  Ebenso  ist  dahin  gestrebt  worden,  die  grofse  Ersparnis, 
die  beim  Bandkatalog  dadurch  erreicht  wird,  dafs  der  sich  gleichbleibende 
Titel  für  andere  Auflagen  und  Drucke  einfach  durch  einen  Strich 
wiedergegeben     wird,     auch     dem    Zetteldruck     zugute     kommen    zu 


160  Der  Probedruck  des  preufsischen  Gesaintkatalogs 

lassen;  es  sind  deshalb  überall  da,  wo  in  der  Bandausgabe  der  Titel, 
statt  wiederholt  zu  werden,  blofs  durch  einen  Strich  bezeichnet  ist, 
auch  bei  dem  Zetteldruck  auf  einen  Zettel  soviele  Auflagen  oder 
Drucke  wie  möglich  vereinigt  worden.  Durch  diese  Mafsnahmen 
lassen  sich  die  Kosten  des  Zetteldrucks,  die  ja  ohnehin  durch  die 
Notwendigkeit  der  besonderen  Herrichtung  des  Satzes  und  durch  die 
Aufwendungen  für  das  Kartonpapier  recht  erheblich  sind ,  so  ein- 
schränken, dafs  sie  etwa  nur  die  Hälfte  der  für  den  Druck  des  Band- 
katalogs erforderlichen  Mittel  betragen  werden.  Man  wird  vielleicht  gegen 
die  probeweise  hergestellten  Zetteldrucke  geltend  machen,  dafs  die  stark 
gekürzten  Aufnahmen  des  Probedrucks  den  Anforderungen ,  die  man 
an  einen  Zetteldruck  zu  stellen  pflegt,  nicht  hinreichend  gerecht  werden, 
insbesondere,  dafs  die  Zettel  in  ihrer  kurzen  Form  kaum  dazu  dienen 
können,  die  einzelnen  Bibliotheken  in  den  Besitz  des  ihnen  etwa 
fehlenden  Realkatalogs  zu  setzen.  Die  Kommission  hat  sich  über 
diesen  Punkt  dahin  ausgesprochen ,  dafs  durch  die  Drucklegung  des 
Gesamtkatalogs  in  Zettelform  zum  mindesten  überall  das  Material  für 
einen  Real-Zettelkatalog  vorläge,  dafs  im  übrigen  nicht  daran  gedacht 
werden  dürfe,  den  Bibliotheken,  die  gute  alphabetische  oder  Real- 
kataloge besitzen,  zuzumuten,  diese  Kataloge  aufzugeben  und  neue  auf 
Grund  der  Druckzettel  des  Gesamtkatalogs  hergestellte  an  ihre  Stelle 
zu  setzen. 

Bevor  wir  in  die  Drucklegung  eintreten,  wird  es  gut  sein,  über 
diesen  Punkt  völlige  Klarheit  zu  schaffen.  Ebenso  bedürfen  eine 
Reihe  anderer  Fragen  noch  eingehender  Erwägung:  dahin  gehört  vor 
allem  die  Behandlung  der  Anonymen.  Es  wird  nach  einem  Weg 
gesucht  werden  müssen,  der  es  ermöglicht,  ohne  grundsätzliche 
Aenderung  der  preufsischen  Instruktion  in  der  Anordnung  grofser 
anonymer  Artikel  wie  Abschied,  Arret,  Bericht,  Gesangbuch,  Gesetz  usw. 
für  den  Bandkatalog  eine  gröfsere  Uebersichtlichkeit  zu  gewinnen,  die 
es  auch  dem  mit  der  Instruktion  unbekannten  Benutzer  des  Katalogs 
ermöglicht,  sich  in  einem  solchen  Abschnitt  zurecht  zu  finden.  Ferner 
wird  zu  erwägen  sein,  ob  die  Orientalia  ganz  oder  teilweise  (etwa  nur 
die  Ausgaben  mit  abendländischem  Titel  und  die  Uebersetzungen)  in 
den  Gesamtkatalog  unter  Verzicht  auf  die  Besitzvermerke  der  Universitäts- 
bibliotheken wieder  aufgenommen  werden  sollen,  oder  ob  es  vorzu- 
ziehen ist,  die  Orientalia  der  Königlichen  Bibliothek  in  besonderen 
Bänden  zu  drucken.  Aber  wenn  auch  diese  und  ähnliche  Fragen 
noch  ihrer  Lösung  harren  und  manche  Schwierigkeit  noch  zu  über- 
winden ist,  so  sind  wir  doch  durch  den  Probedruck  ein  gutes  Stück 
vorwärts  gekommen:  wir  haben  die  Ueberzeugung  gewonnen,  dafs  wir 
auf  dem  rechten  Wege  sind  und  dafs  wir  bei  zähem  Festhalten  an  den 
als  richtig  erkannten  Arbeitsmethoden  unser  Ziel ,  die  Drucklegung 
des  preufsischen  Gesamtkatalogs,  erreichen  werden. 

R.  Fick. 


Verbesserte  Dezitnaleinteiliing  161 

Verbesserte  Deziiiialeinteiliing. 

Im  Jahre  1876  hat  der  Amerikaner  Melvil  Dewey  die  Dezimal- 
bibliographie erfunden.  Erst  in  den  90  er  Jahren  ist  seine  Erfindung 
in  weiteren  europäischen  Kreisen  bekannt  geworden;  es  entspann  sich 
—  auch  auf  diesen  Blättern  —  eine  lebhafte  Debatte,  in  deren  Ver- 
laufe die  Fachleute  fast  ohne  Ausnahme  eine  schroff  ablehnende 
Haltung  gegen  das  Dezimalsystem  einnahmen.  Nach  etwa  zehnjähriger 
unfruchtbarer  Debatte  wurde  es  wieder  still  in  der  deutschen  Ge- 
lehrtenwelt. Die  Franzosen,  Belgier  und  Schweizer  aber  haben  die 
Idee  aufgegriffen ,  in  Brüssel  wurde  1895  ein  „Institut  international 
de  bibliographie"  gegründet,  dann  wurde  je  eine  Filiale  in  Paris  und 
Zürich  aufgestellt.  Dieses  Institut  liefs  die  Dezimaleinteilung  durch 
Fachgelehrte  bis  ins  Detail  weiterführen,  sodafs  die  Einteilung  selbst 
nunmehr  10  Bände  füllt.  Weiter  wird  in  dem  Institut  die  Bibliographie 
der  Neuerscheinungen  sämtlicher  Wissenschaften  eifrig  gesammelt  und 
in  der  Form  von  fertigen  Bücherzetteln  im  Abonnement  geliefert. 
Zwar  verfüge  icht  nicht  über  eine  Statistik  der  Abonnenten,  doch 
habe  ich  bei  manchem  deutschen  Gelehrten  solche  Zettel  gesehen. 
Auch  haben  sich  Fachzeitschriften  die  vom  Institut  geleistete  Arbeit 
zunutze  gemacht;  so  gibt  z.  B.  das  „Zentralblatt  für  Physiologie" 
(Verlag  Franz  Deuticke,  Wien  und  Leipzig)  seit  1895  alljährlich 
einen  Band  „Bibliographia  physiologica"  heraus.  Ich  füge  noch  hinzu, 
dafs  ich  eine  ganze  Anzahl  von  Gelehrten  der  verschiedensten  Fächer 
kenne,  die  ihre  Privatbibliothek  nach  dem  Dezimalsystem  eingeteilt 
haben. 

Es  mufs  also  zugegeben  werden,  dafs  Dewey 's  Erfindung  auch 
in  deutschen  Landen  durchgedrungen  ist,  und  dies  kann  uns  nicht 
wundern,  wenn  wir  die  enormen  Vorzüge  dieser  Art  von  Einteilung 
gegenüber  jeder  anderen  kennen. 

Schon  die  Idee  an  sich,  eine  internationale  bibliographische  Ein- 
teilung zu  schaffen,  ist  so  einleuchtend,  ja  zwingend,  dafs  es  wunderbar 
erscheint,  dafs  sie  vor  1876  von  niemandem  erfafst  wurde,  noch  weit 
sonderbarer  aber,  dafs  sie  seit  nunmehr  37  Jahren  ihr  Dasein  fristet, 
ohne  von  der  überwiegenden  Mehrzahl  der  wissenschaftlichen  Arbeiter 
genutzt  zu  werden.  Anfser  der  Einteilung  der  Royal  Society  in 
London,  die  eine  mifslungene  Nachahmung  des  Dewey 'sehen  Systems 
darstellt,  ist  mir  kein  einziger  Versuch  einer  Nachbildung  oder  Ver- 
besserung bekannt  geworden. 

Ich  glaube  nicht,  dafs  es  nötig  ist,  den  Lesern  des  Zentralblattes 
die  Vorteile  einer  internationalen  Einteilung  erst  klarzumachen.  Es 
gibt  ja  überhaupt  nichts,  was  so  sehr  international  wäre,  wie  der 
Inhalt  der  Bücher:  die  Wissenschaft;  es  ist  nur  selbstverständlich, 
dafs  auch  die  Form,  die  äufsere  Gestalt  und  Handhabung  der  wissen- 
schaftlichen Werke  einer  allgemein  gültigen  und  gleichmäfsigen 
Regelung  zustrebt.  Wie  schön  wäre  es,  wenn  sich  ein  Fachgelehrter 
sofort,   ohne   erst    den  Katalog  zu  studieren,   in  jeder  öffentlichen  und 


162  Verbesserte  Dezimaleinteilung 

Privatbibliothek  auskennen  würde;  wenn  man  bei  Bestellungen  und 
dergleichen  anstatt  Materien,  die  in  jeder  Sprache  einen  anderen 
Namen  haben,  einfach  eine  Ziffer  schreiben  könnte;  wenn  ferner  auch 
der  wissenschaftlich  Nichtgebildete,  z.  B.  der  Buchhändlergehilfe  in 
den  Stand  gesetzt  wäre,  jedem  Gelehrten  diejenigen  Bücher  auszu- 
suchen, die  ihn  gerade  interessieren,  während  es  heute  unmöglich 
ist,  vom  Buchhändler  passende  Ansichtssendungen  zu  erhalten.  (Will 
ich  z.  B.  physiologische  Werke  haben,  so  schickt  er  mir  entweder 
sämtliche  medizinische  Neuerscheinungen  —  wöchentlich  einen  Zentner 
Bücher  —  oder  aber  nur  diejenigen  Werke,  in  deren  Titel  das  Wort 
„Physiologie"   vorkommt.) 

Ein  weiterer  Vorzug  des  Dewey'schen  Systems  liegt  in  der 
Bezeichnung  der  Klassen  mit  Ziffern.  Es  leuchtet  ohne  weiteres  ein, 
dafs  man  sich  Zahlen  —  z.  B.  Telephonnummern  —  viel  leichter 
merkt,  als  Buchstaben.  Man  vergleiche  etwa  „Cedgbd"  mit  „354724"; 
man  versuche  nur,  jenes  Buchstabengewirr  auszusprechen!  Die  Ziffern 
werden  dagegen  in  kleineren  Abschnitten  sehr  leicht  behalten  und 
werden  fast  nie  verwechselt.  Das  Brüsseler  Institut  teilt  die  Zahlen 
in  Abschnitte  zu  je  drei  Ziffern,  also  z.  B.  354  724;  ich  schlage 
dagegen  vor,  Abschnitte  zu  je  zwei  Ziffern  zu  verwenden,  also:  35 
47  24,  d.  h.  die  obige  Zahl  wird  so  ausgesprochen:  „Fünfunddreifsig, 
Siebenundvierzig,  Vierundzwanzig". 

Ein  dritter  Vorzug  des  Systems  ist  seine  unbegrenzte  Entwicklungs- 
fähigkeit. In  dem  Mafse,  als  sich  die  einzelnen  Wissenszweige  aus- 
bilden und  spezialisieren,  kann  die  Einteilung  weitergeführt  werden, 
und  der  Verlängerung  der  Zahlenreihe  ist  nirgends  eine  Grenze 
gezogen.  Man  hat  es  in  der  Hand,  bei  der  „Bestimmung"  der  Zu- 
gehörigkeit eines  Werkes  —  die  der  „Bestimmung"  von  Pflanzen  beim 
Botanisieren  ähnelt  —  so  weit  zu  gehen,  wie  man  gerade  will;  man 
kann  sozusagen  den  Stellenwert  des  Werkes  mit  einer  beliebigen 
Genauigkeit  —  etwa  bis  zur  vierten  oder  sechsten  Dezimale  — 
berechnen.  So  wird  z.  B.  der  Gelehrte  in  seiner  Privatbibliothek  nur 
diejenigen  Klassen,  die  sein  Arbeitsgebiet  darstellen,  bis  zur  letzten 
bekannten  Dezimale  einteilen,  während  er  sich  bei  den  anderen 
Büchern  mit  der  Bestimmung  der  ersten  oder  der  ersten  zwei  Dezimalen 
begnügen  wird. 

In  Anbetracht  solcher  Vorzüge  scheint  die  verhältnismäfsig  geringe 
Verbreitung  des  Dezimalsystems  unbegreiflich.  Sie  wird  jedoch  sofort 
begreiflich,  wenn  man  die  Schriften  des  Brüsseler  Instituts  einer  gründ- 
licheren Durchsicht  würdigt,  oder  wenn  man  gar  versucht,  seine 
Bibliothek  danach  einzurichten.  So  schön  die  Idee,  so  unvollkommen 
ihre  Durchführung.  Ich  kenne  keinen  einzigen  Menschen,  der  das 
Dezimalsystem,  wie  es  ist,  angewandt  hätte,  der  nicht  —  wenigstens 
in  seinem  Spezialgebiete  —  zu  tiefgreifenden  Aenderungen  gezwungen 
worden  wäre. 

Ich  selbst  habe  meine  —  einige  tausend  Bände  bezw.  Sonder- 
abdrücke   umfassende    —   Bibliothek    im    Jahre    1900    —    ohne    das 


von  Stefan  v.  Mäday  163 

Dezimalsystem  zu  kennen  —  in  Klassen  eingeteilt,  die  ich  mit  grofsen 
und  kleinen  Buchstaben  bezeichnete.  Bald  waren  einzelne  Klassen 
derart  überfüllt,  dafs  sie  ohne  fortwährendes  Nachblättern  im  Zettel- 
katalog gar  nicht  mehr  zu  gebrauchen  waren.  Noch  schlimmere 
Erfahrungen  machte  ich  mit  meiner  Sammlung  von  „Aufzeichnungen", 
die  eigene  Notizen  und  Exzerpte  auf  Zetteln  sowie  Zeitungsausschnitte 
enthält.  Diese  Sammlung,  die  ich  vor  etwa  20  Jahren  angelegt  habe, 
umfafst  jetzt  ca.  100000  Stücke,  die  ich  ebenso  einzeln  einreihen 
mufste,  wie  die  Bücher  in  eine  Bibliothek.  Demnach  verfüge  ich  — 
natürlich  nur  in  Bezug  auf  die  Technik  der  Einteilung  —  über  Er- 
fahrungen, wie  der  Beamte  einer  grofsen  Bibliothek.  Die  einzelnen 
Umschläge  dieser  Sammlung  sind  mit  je  einem  Schlagworte  bezeichnet, 
nach  welchen  Schlagwörtern  sie  innerhalb  der  betreffenden  Klasse 
alphabetisch  geordnet  sind.  Nun  hatte  ich  bereits  mehrere  hundert 
Umschläge  in  jeder  Klasse,  als  ich  im  Jahre  1907  die  Dewey'sche 
Dezimaleinteilung  kennen  lernte.    Ich  beschlofs  sofort  ihre  Einführung. 

Nun  plagte  ich  mich  monatelang  mit  der  probeweisen  Umänderung 
der  Einteilung  in  einigen  Klassen.  Doch  schien  mir  die  getreue 
Uebernahme  der  Brüsseler  Einteilung  bald  undurchführbar.  Ich  war 
gezwungen,  die  gröbsten  Fehler  zu  korrigieren;  plagte  mich  wieder 
und  stiefs  immer  wieder  auf  neue  Fehler  und  Unzukömmlichkeiten. 
Schliefslicli.  als  ich  bereits  sehr  vieles  geändert  hatte,  hatte  es  keinen 
Sinn  mehr,  gerade  nur  den  Rahmen,  d.  h.  die  ersten  Ziffern,  die  eben- 
falls falsch  sind,  beizubehalten  und  ich  schritt  im  Jahre  1910  daran, 
eine  vollkommen  neue  Dezimaleinteilung  zu  entwerfen. 

Ich  habe  diese  Einteilung  nur  so  weit  durchgeführt,  als  es  der 
Stand  meiner  Sammlung  gefordert  hat;  doch  scheint  mir  dadurch  der 
Grund  gelegt  zu  sein  für  eine  neue  Dezimaleinteilung,  deren 
allgemeine  Verbreitung  nicht  durch  grobe  logische  und  praktische 
Fehler  geradezu  verhindert  wird. 

Es  ist  nicht  das  Ziel  dieses  Aufsatzes,  meine  Dezimaleinteilung 
vollinhaltlich  mitzuteilen;  sollte  sie  günstig  aufgenommen  werden,  so 
werde  ich  noch  später  Gelegenheit  haben,  an  ihrer  Ausgestaltung  mit 
anderen  Fachleuten  mitzuarbeiten.  Heute  will  ich  blofs  im  Prinzip 
die  Mängel  der  Dewey'schen  Einteilung  aufzeigen,  und  die  von 
mir    gefundenen  Mittel    zur  Vermeidung    dieser  Mängel    bekanntgeben. 

Betrachten  wir  vor  allem  die  Einteilung  der  ersten  Dezimale,  also 
die  zehn  Hauptklassen  (Tabelle  1  und  2).  Da  fällt  uns  auf,  dafs  der 
bedeutsamste  Gegensatz  im  Reiche  der  Wissenschaft,  der,  welcher  die 
Naturwissenschaften  von  den  Geisteswissenschaften  scheidet,  bei  Dewey 
unberücksichtigt  bleibt:  die  Klassen  5,  6  und  91  gehören  zu  den 
Naturwissenschaften,  während  diese  bei  mir  unter  7,  8  und  9  bei- 
sammen sind. 

Dann  fällt  uns  auf,  dafs  offenbar  zusammengehörige  Dinge,  wie 
Philologie  (4)  und  Literatur  (8)  recht  weit  voneinander  fallen  (bei  mir 
beide  unter  5). 


164 


Verbesserte  Dezimaleinteilnng 


Tabelle  ] 

.. 

Hauptklassen 

nach  Dewey. 

0  Allgemeine  Werke 

5   Exakte  Wissenschaften 

Ol 

Bibliographie 

51 

Mathematik 

02 

Bibliothekswesen 

52 

Astronomie 

03 

Allg.  Encyklopädien 

53 

Physik 

(•4 

Allg.  Sammlungen 

54 

Chemie 

05 

Allg.  Zeitschritten 

55 

Geologie 

06 

Allg.  Gesellschaften 

56 

Paläontologie 

1)7 

Politische  Zeitungen,  Journalismus 

57 

Biologie 

(IS 

Besondere  Sammlungen 

58 

Botanik 

09 

Manuskripte,  Wertvolle  Bücher 

59 

Zoologie 

1   Philosophie 

6   Nützliche  Künste 

11 

Metaphysik 

61 

Medizin 

12 

" 

62 

Ingenieurwesen 

13 

Geist  und  Körper 

63 

Landwirtschaft 

14 

Philos.  Systeme 

64 

Hauswirtschaft 

15 

Psychologie 

65 

Handel  und  Verkehr 

16 

Logik 

66 

Chem.  Technologie 

17 

Ethik 

67 

Industrie 

ls 

Philosophen  des  Altertums 

68 

Gewerbe 

1!) 

Moderne  Philosophen 

69 

Bauwesen 

2   Religion,  Theologie 

7   Schöne  Künste 

21 

Religionsphilosophie 

71 

Landschaftsgärtnerei 

22 

Bibel,  Evangelien 

72 

Baukunst 

23 

Doktrin,  Christi.  Dogmatik 

73 

Bildhauerkunst 

24 

Andacht,  Erbauucgsmittel 

74 

Zeichnen,  Dekoration 

25 

Seelsorge,  Pfarrwesen 

75 

Malerei 

26 

Kirche,  Kirchl.  Einrichtungen 

76 

Vervielfältigungen  auf  mech.  Wege 

27 

Allg.  Religionsgeschichte 

77 

Photographie 

28 

Christi.  Kirchen  und  Sekten 

78 

Musik 

•19 

Nichtchristl.  Religionen 

79 

Spiele,  Unterhaltungen 

3   Sozialwissenschaften 

8  Literatur 

31 

Statistik 

81 

32 

Staatslehre 

82 

Englische  Literatur 

33 

Polit.  Oekonomie 

83 

Deutsche          „ 

34 

Rechtswissenschaft 

84 

Französische    „ 

35 

Verwaltung 

85 

Italienische      „ 

36 

Wohlfahrtseinrichtungen 

86 

Spanische         „ 

37 

Unterrichtswesen 

87 

Lateinische      fl 

38 

Handel  und  Verkehr 

88 

Griechische      „ 

39 

Volksleben 

89 

Literatur  anderer  Sprachen 

i  Philologie 

9   Geschichte  und  Geographie 

41 

Vergleichende  Philologie 

91 

Geographie  u.Reisebeschreibungen 

42 

Englische                  „ 

92 

Biographien 

4;; 

Deutsche                  „ 

93 

Alte  Geschichte 

44 

Französische             „ 

94 

Geschichte  Europas 

45 

Italienische               „ 

95 

„           Asiens 

46 

Spanische                  „ 

96 

„           Afrikas 

47 

Lateinische               „ 

97 

„           Nordamerikas 

4s 

Griechische               „ 

98 

„          Südamerikas 

49 

Philologie  anderer  Sprachen 

99 

» Ozeaniens  u.  d.  Polarregionen 

von  Stefan  v.  Mäda}- 


165 


Tabelle 

2. 

Ilauptklassen  nach  mir. 

0  Allgemeines  u.  Vermischtes 

5   Sprache  und  Literatur 

00 

Allg.u.Vermischtes,Encyklupädien 

50 

wie  0 

01 

Einteilung,  System,  Methode 

51 

Sprachwissenschaft 

02 

Bibliographie  und  Kataloge 

52 

Wörterbücher 

03 

Zeitschriften 

53 

Poetik 

(14 

Kalender;    Zeitindex  (Gesch.  d.   Faches) 

54 

Literaturgeschichte 

05 

Reiseführer;    Länder-  U  Sprachenindex 

55 

Literatur  werke  auss.-europ.  Sprach. 

06 

Sammlungen  (Museen,  Ausstellung.) 

56 

„             romanischer      „ 

07 

AdreSSbÜch.     Person.-  (Autoren-)  Index 

57 

„             germanischer    „ 

IIS 

Vereine,  Kongresse,  Umfragen 

58 

„            slavischer          „ 

09 

Schill.,  Instit.,  Appar.  Unterrichtsindex 

59 

„            ander,  europ.     „ 

1    Philosophie 

6   Kunst 

10 

Allgein.  u.Vermischtes,  einget.wie  0 

60 

wie  0 

11 

Geschichte  der  Philosophie 

61 

Kunstgeschichte 

12 

Theologie 

62 

Baukunst 

13 

Metaphysik  und  Naturphilosophie 

63 

Bildhauerei 

14 

Psychologie 

64 

Malerei 

15 

Erkenntnistheorie 

65 

Photographie  und  Reproduktion 

Kl 

Logik 

66 

Musik 

17 

Aesthetik 

67 

Theater 

IS 

Ethik 

68 

Tanz  und  Spiel 

19 

Pädagogik 

69 

Sport 

2   Gesellschaft 

7    Anorganische  Natur 

20 

wie  0 

70 

wie  0 

21 

Kultur-  und  Wirtschaftsgeschichte 

71 

Mathematik 

22 

Soziographie  und  Statistik 

72 

Kosmolog.,  Astronom.,  Meteorolog. 

23 

Soziologie 

73 

Geologie,  Mineralogie 

24 

Sozialökonomie 

74 

Geographie 

25 

Finanz  Wissenschaft 

75 

Reisen 

26 

Wirtschaftspolitik 

76 

Physik  (I.  Teil :  Mechanik,  Wärme, 
Akustik,  Optik) 

27 

Sozialpolitik 

77 

Elektriz.u.Magnetism.(Phys.II.T.) 

28 

Wohlfahrtspolitik 

78 

Allg.  u.  anorgan.  Chemie 

29 

Internationale  Einrichtungen 

79 

Organische                  „ 

3   Recht 

8   Organische  Natur 

30 

wie  0 

80 

wie  0 

31 

Rechts-  und  Verfassungsgeschichte 

81 

Allg.  Biologie 

32 

Rechtsphilosophie  und  Politik 

82 

Biochemie 

33 

Kirchenrecht 

83 

Mikrobiologie 

:'.4 

Staatsrecht 

84 

Botanik 

35 

Verwaltung 

85 

Zoologie 

36 

Strafrecht 

86 

Anthropolg.(=Morphol.d.Mensch.) 

37 

Privatr.  (a.  Rüm.  Recht,  Zivilproz.) 

87 

Ethnologie 

38 

Handels-  und  Wechselrecht 

88 

Physiologie  des  Menschen 

39 

Vülkerrecht  und  Seerecht 

89 

Pathologie  u.  Heilkunde  d.  Mensch. 

4   Geschichte 

9   Technik 

-in 

wie  0 

90 

wie  0 

-II 

Weltgeschichte 

91 

Kriegswissenschaft 

12 

Altertum 

92 

Landwirtschaft  und  Jagd 

43 

Mittelalter 

93 

Hauswirtschaft 

11 

Neuzeit 

94 

Gewerbe 

45 

Geschichte  einzelner  Länder 

95 

Bergbau 

■li ! 

Polit.  Detailgeschichte  ( Publizistik) 

96 

Handel 

47 

Biographien,  Briefe,  Memoires 

97 

Verkehr 

IS 

Kirchengeschichte 

98 

Schiffahrt  und  Wasserban 

49 

Kriegsgeschichte 

99 

Ingenieurwesen 

166  Verbesserte  Dezimaleinteilung 

Auch  die  Klasse  6  Nützliche  Künste  ist  etwas  ganz  absonderliches. 
Würde  sie  nicht  auch  die  Medizin  enthalten,  so  würde  man  sie  als 
„Technik"   begreifen  können. 

Schreiten  wir  nun  zur  Betrachtung  der  zweiten  Dezimale,  also  der 
81  Hauptklassen.  (Die  Einteilung  der  0 -Klasse  soll  weiter  unten 
besprochen  werden.)  13  Geist  und  Körper;  15  Psychologie,  beide 
voneinander  getrennt  durch  14  Philosophische  Systeme.  Dies  ist  so 
ungeheuerlich,  dafs  ich's  am  liebsten  ohne  Kommentar  anführe.  Doch 
sei  zur  Entschuldigung  Dewey's  bemerkt,  dafs  er  jedenfalls  in  der 
englischen  Literatur  eine  solche  Menge  von  Schriften  fand,  die 
lediglich  das  gegenseitige  Verhältnis  von  Geist  und  Körper  behandeln, 
dafs  er  daraus  eine  eigene  Klasse  machen  zu  müssen  glaubte. 

Dann:  14  Philosophische  Systeme,  18  Philosophen  des  Altertums, 
19  Moderne  Philosophen.  Man  bleibt  in  vollkommener  Unklarheit 
darüber,  wohin  die  Philosophen  des  Mittelalters  gehören  und  auch 
darüber,  ob  man  z.  B.  Piaton  bei   14  oder  bei  18  suchen  soll. 

Um  nicht  langweilig  zu  werden,  überspringe  ich  die  Klassen  2 
bis  5,  ebenso  8  und  9  und  will  nur  6  und  7  näher  betrachten. 

Hier  stört  uns  die  falsche  Stellung  der  61  Medizin  am  meisten. 
Wie  kommt  Dewey  dazu,  den  technischen  Fächern  gerade  die  Medizin 
anzureihen?  Versuchen  wir,  seinen  Gedankengang  aufzudecken.  Er 
meinte  offenbar,  Wissenschaft  und  Kunst  (im  Sinne  der  Anleitung 
zum  Können,  zum  Schaffen)  seien  zwei  Gebiete,  die  man  reinlich 
voneinander  scheiden  könne.  Hier  Wissenschaft,  da  Anwendung  des 
Wissens:  hier  Theorie,  da  Praxis.  Dies  ist  aber  ein  grofser  Irrtum. 
Es  gibt  keine  Wissenschaft,  die  keine  Anwendung  fände,  sodafs  man 
eine  prinzipielle  Trennung  von  Theorie  und  Praxis  nur  durchführen 
könnte,  indem  man  die  ganze  Bücherwelt  in  zwei  Hauptgruppen  teilen 
würde,  von  denen  jede  etwa  die  Form  meiner  (oder  auch  Dewey's) 
Tabelle  hätte,  und  diese  zwei  Tafeln  wären  inhaltlich  vollkommen 
identisch,  mit  dem  Unterschiede,  dafs  die  linke  den  theoretischen  Teil, 
die  rechte  den  praktischen  Teil  einer  jeden  Wissenschaft  enthalten 
würde.  Doch  auch  eine  solche  Zweiteilung  wäre  kaum  durchführbar, 
denn  es  gibt  kaum  theoretische  Bücher,  die  nicht  auch  praktische 
Anwendungen  enthielten  und  auch  jedes  praktisch -technische  Werk 
hat  einen  theoretischen  Teil.  Daraus  folgt,  dafs  die  prinzipielle 
Trennung  von  Theorie  und  Praxis  undurchführbar  ist,  und  dafs  man 
beide  beisammen  lassen  soll,  ebenso  wie  sie  in  den  Büchern  und  in 
den  Köpfen  beisammen  sind. 

Eine  einzige  Ausnahme  ist  allerdings  statthaft:  die  Technik  im 
engeren  Sinne  hat  ihre  eigenen  Wissenszweige,  die  so  mächtig  ge- 
worden sind,  dafs  man  sie  nicht  mehr  als  Anhängsel  der-Physik  und 
der  Chemie  behandeln  kann.  Darum  habe  auch  ich  eine  Hauptklasse  9 
Technik  eingerichtet. 

Aber  für  die  Medizin  besteht  eine  solche  Notwendigkeit  der  Ab- 
spaltung von  den  organischen  Naturwissenschaften  durchaus  nicht. 
Und   wollte   man   sie  doch  durchführen,    so  dürfte  man  logischerweise 


von  Stefan  v.  Mäday  16" 

nur  die  Heilkunde  abtrennen,  nicht  aber  auch  die  Anatomie,  Physiologie 
und  Pathologie.  Dewey  aber,  dem  als  praktischen  Amerikaner  die 
Wichtigkeit  der  ärztlichen  Praxis  zu  überwiegen  scheint,  schiebt 
ihretwegen  alle  die  genannten  theoretischen  Fächer,  und  mit  ihnen 
(z.  B.  in  der  Physiologie)  sogar  solche,  die  sich  mit  Tieren  beschäftigen, 
(also    eigentlich  der  Zoologie  angehören)  einfach  zur  Technik  hinüber. 

Die  beiden,  eigentlich  technischen  Fächer:  62  Ingenieurwesen  und 
69  Bauwesen   sind  viel  zu  weit  voneinander  entfernt. 

Ein  Fach  Kriegswissenschaft  besteht  bei  Dewey  überhaupt  nicht; 
man  findet  seine  Bestandteile  verstreut  unter  35  Verwaltung  und  unter 
62  Ingenieurwesen. 

67  Industrie  und  68  Gewerbe  stellt  dafür  eine  ganz  unbegründete 
Teilung  dar. 

Unter  den  Schönen  Künsten  finden  wir  zu  unserer  Ueberraschung 
71  Landschaftsgärtnerei.  Es  ist  dies  ein  ähnlicher  Fehler,  wie  die 
soeben  besprochene  Trennung  von  Theorie  und  Anwendung.  Niemand 
würde  die  Gärtnerei  anderswo  als  unter  63  Landwirtschaft  suchen; 
dem  Dewey  aber  fällt  es  auf,  dafs  die  Gärtnerei  dem  Schönheitssinne 
und  nicht  der  Wirtschaft  dient,  und  schon  prangt  sie  neben  der  Malerei 
und  der  Musik. 

Eine  Klasse  Theater  fehlt;  dieses  mufs  sich  mit  Oeffentlichen 
Festen,  Zirkus,  Gesellschaftsspielen,  Tanz  usw.  und  sämtlichen  Sports 
bescheiden  in  die  Klasse  79  teilen,  während  74  Zeichnen  und  75 
Malerei,  ebenso  76  Vervielfältigung  und  77  Photographie  unmotiviert 
geteilt  werden. 

Genug  der  Beispiele.  Ich  wollte  nur  zeigen,  dafs  die  Dewey'sche 
Einteilung  von  Grund  auf  verfehlt  ist,  und  einer  Neubearbeitung 
bedarf.  Meine  Einteilung,  in  der  ich  alle  angeführten  Mängel  ver- 
mieden habe,  will  ich  nicht  als  unabänderlich  betrachtet  wissen;  ich 
lege  sie  eben  vor,  damit  auch  ihre  Mängel  aufgedeckt  werden  können. 

Nur  einem  Einwände  möchte  ich  schon  im  voraus  begegnen. 
Man  wird  auch  mir  —  wie  seinerzeit  Dewey  —  vorhalten,  dafs 
eine  logisch-systematische  Einteilung  in  je  9  Klassen  un- 
möglich sei;  denn  die  einzelnen  Wissensgebiete  lassen  sich  logischer- 
weise in  den  meisten  Fällen  nur  in  zwei,  seltener  in  drei,  und  noch 
viel  seltener  in  vier  oder  mehr  Teilgebiete  zerlegen. 

Dewey's  Anhänger  suchten  diesem  Einwände  dadurch  zu  begegnen, 
dafs  sie  die  Logik,  die  nie  ihre  starke  Seite  gewesen,  nun  auch  im 
Prinzip  preisgaben,  und  sagten,  eine  Bibliothekseinteilung  erhebe  ja 
keinen  Anspruch  auf  logische  Richtigkeit. 

Schön!  Auf  welcher  Grundlage  hat  dann  Dewey  seine  Einteilung 
getroffen?  Doch  wohl  nicht  nach  der  Gröfse  des  Formates  oder  der 
Sprache,  in  welcher  die  Werke  abgefafst  sind?  Das  Streben  nach 
systematischer  Einteilung  ist  doch  auch  in  Dewey's  Tabelle  unver- 
kennbar. Nur  weil  es  ihm  sehr  kläglich  gelang,  sind  ihm  die  Wein- 
trauben nun  sauer. 


168 


Verbesserte  DezkualeinteiluDg 


Ich  aber  erwidere  auf  den  obigen  Einwand:  selbstverständlich  ist 
die  logische  Systematik  die  Grundlage  einer  jeden  Ein- 
teilung. Doch  findet  man  bereits  in  den  Büchern  selbst  mannigfache 
Abweichungen  von  ihr.  Wäre  dem  nicht  so,  so  müfsten  die  meisten 
Werke  z.  B.  in  zwei  (höchstens  drei)  Bände,  jeder  Band  in  je  zwei 
(drei)  Abschnitte,  jeder  Abschnitt  in  zwei  (drei)  Kapitel  eingeteilt 
sein  usw.  Dies  würde  aber  zur  völligen  Unübersichtlichkeit  des 
Inhaltsverzeichnisses  führen,  und  darum  trachten  die  Autoren,  mehr 
Abschnitte,  mehr  Kapitel  usw.  zu  gewinnen,  indem  sie  auch  logisch 
ungleichwertige  Gruppen  nebeneinander  stellen,  soweit  dadurch  der 
Sinn  des  ganzen  Buchplanes  nicht  gestört  wird.  Als  Beispiel  seien 
die  Kapitelüberschriften  meiner  Pferdepsychologie1)  angeführt,  wie  sie 
streng  systematisch  lauten  müfsten  und  wie  sie  in  Wirklichkeit  lauten 
(Tabelle  3).  Ich  glaube,  niemand  wird  an  den  Verstöfsen  gegen  die 
Logik,    die   in    der   letzteren  Fassung  enthalten  sind,   Anstofs  nehmen. 


Tabelle  3. 


Streng -systematisch: 
I.  Psychologie  des  Pferdes. 

1.  Entwicklungsgeschichte. 

2.  Allgemeine  Psychologie. 

A.  Sinne. 

B.  Verstand. 

a)  Verstand  im  allg. 

b)  Orientierungsvermög. 

C.  Gemüt. 

a)  Gemüt  im  allg. 

b)  Ausdrncksbewegung. 

3.  Differentielle      Psychologie: 
Temperament  u.  Charakter. 

II.  Psychologie  der  Dressur. 

1.  Allgemeiner  Teil. 

2.  Besonderer  Teil. 


Praktisch -systematisch: 
I.  Entwicklungsgeschichte. 


II. 
III. 

IV. 
V. 

VI. 
VII. 


VIII. 


Sinne. 
Verstand. 

Orientierungsvermögen. 
Gemüt. 

Ansdrucksbewegungen. 
Temperament  und  Charakter. 


Theorie  der  Einwirkung  auf 
das  Pferd. 
IX.  Theorie  der  Dressurhilfen. 
Oder  ein  anderes  Beispiel:  betrachten  wir  die  Einteilung  der 
Wissensgebiete,  wie  sie  in  der  Organisation  des  Hochschul- 
wesens festgelegt  ist.  An  den  meisten  Universitäten  gibt  es  eine 
theologische,  eine  philosophische,  eine  juristische  und  eine  medizinische 
Fakultät;  die  philosophische  Fakultät  ist  am  Wege  einer  Teilung  in 
eine  natur-  und  eine  geisteswissenschaftliche  Fakultät;  dies  wären 
fünf  grofse  Klassen.  Dazu  kommen  6)  die  technischen  Hochschulen 
(und  Bergakademien),  7)  die  landwirtschaftlichen  Hochschulen  (mit 
den  tierärztlichen  und  den  Forstakademien),  8)  die  Handelshochschulen, 
endlich  9)  die  Kunst-  (und  Musik-)  Akademien.  Somit  bekämen  wir 
aus  dem  Leben  selbst,  aus  der  Unterrichtspraxis  eine  Einteilung  in  9 


1)  Psychologie  des  Pferdes  und  der  Dressur.    Berlin,  Paul  Parey,   1912. 


von  Stefan  v.  Mäday  169 

Klassen,  die  der  unsrigen  sehr  ähnlich  ist.  Freilich  ist  auch  die 
Einteilung  in  Fakultäten  nicht  streng  systematisch,  aber  sie  bewährt 
sich  doch. 

Und  ebenso  könnten  wir  die  einzelnen  Unterrichtsgegenstände 
innerhalb  der  Fakultäten  aufzählen,  und  überall  würden  wir  Gruppen 
von  sechs,  acht  und  mehr  Klassen  vorfinden. 

Fragen  wir  uns  nun:  welches  denn  das  Prinzip  ist,  das  hier  die 
logische  Ordnung  verschiebt,  ohne  sie  doch  umzuwerfen?  Es  ist  die 
psychologische  Eigenheit  des  Menschen,  vier  bis  fünf  Dinge 
auf  einmal  übersehen  zu  können,  und  das  ökonomische  Be- 
streben, diesen  räumlichen  Bereich  der  Aufmerksamkeit  auch  wirklich 
mit  Dingen  auszufüllen.  Haben  wir  acht  bis  zehn  Dinge  vor  uns,  so 
müssen  wir  eben  eine  solche  gröfsere  Gruppe  mit  zwei  oder  drei 
Blicken  streifen,  und  dies  kann  so  geschwind  geschehen,  dafs  uns  das 
beim  ersten  Blick  erfafste  noch  gegenwärtig  ist.  Auf  dieser  Eigen- 
tümlichkeit beruht  (unter  anderem)  auch  die  Brauchbarkeit  des  dezi- 
malen Zahlensystems,  während  z  B.  ein  Siebener-Zahlensystem  verhältnifs- 
mäfsig  unökonomisch  wäre.  Es  war  ein  genialer  Gedanke  Dewey's, 
zur  Einteilung  gerade  das  altbewährte  Zahlensystem  zu  benützen. 

Wie  sollen  also  in  jedem  einzelnen  Falle  die  neun  Stellen  aus- 
gefüllt werden?  Und  wie  soll  man  sich  helfen,  wenn  man  logischer- 
weise zehn  oder  elf  Klassen  fordern  müfste? 

Das  erstere,  nämlich  die  Vermehrung  von  weniger  als  neun 
Klassen  auf  neun,  bewerkstellige  ich  entweder  im  Wege  der 
Teilung  oder  des  Vorrückens  der  niederen  Klassen.  Das  zweite, 
nämlich  die  Verminderung  von  mehr  als  neun  Klassen  auf 
neun,  erreiche  ich  durch  die  gegenteiligen  Operationen:  durch  Ver- 
einigung und  durch  Abfallen  zu  den  niedrigen  Klassen. 

Als  Beispiel  diene  meine  geographische  Einteilung  (Tabelle  4). 
Da  es  nur  fünf  Weltteile  gibt,  müfsten  logischerweise  vier  Klassen 
freibleiben.  Ich  teile  nun  Europa  in  Europa  im  allgemeinen  und  in 
Einzelne  Länder  Europas.  Da  ich  noch  immer  drei  freie  Klassen 
habe,  so  lasse  ich  an  die  Stelle  der  letztgenannten  Klasse  (deren 
Namen  somit  wegfällt)  die  einzelnen  Länder  vorrücken.  Nun  habe 
ich  wieder  Platzmangel:  17  Länder  und  nur  vier  freie  Klassen.  Ich 
vereinige  daher  die  Länder  in  Gruppen,  die  von  Sprachfamilien 
gebildet  werden:  romanische,  germanische,  slavische,  finnisch-ugrische, 
türkische.  Dies  ist  wieder  um  eins  zu  viel;  daher  lasse  ich  die  zwei 
letztgenannten  Sprachfamilien  abfallen  und  nenne  die  Klasse :  andere 
Länder. 

Tabelle  4. 

05   Reiseführer;  Länder-  und  Sprachenindex 

051  Asien 

052  Afrika 

053  Amerika 

054  Australien  und  Polargebiete 

XXX.    4.  12 


170 


Verbesserte  DezimaleinteiluDg 


055  Europa  im  allgemeinen 

056  Romanische  Länder  und  Sprachen 


0561  Griechenland 

0562  Altes  Rom 

0563  Italien 

0564  Frankreich 

0565  Spanien 

0566  Portugal 

0567  Belgien 

0568  Rumänien 


Griechisch 

Lateinisch 

Italienisch 

Französisch 

Spanisch 

Portugiesisch 

Vlämisch 

Rumänisch 


0569  Andere  romanische  Länder  und  Sprachen 
057  Germanische  Länder  und  Sprachen 

0571  Deutschland  Deutsch 

0572  Oesterreich-Ungarn  — 

0573  Oester reich  — 

05731  Wien 

05732  Niederösterreich 

05733  Oberösterreich,  Salzburg 

05734  Steiermark,  Kärnten,  Krain 

05735  Tirol,  Vorarlberg 

05736  Böhmen,  Mähren,  Schlesien 

05737  Galizien,  Bukowina 

05738  Küstenland,  Dalmatien 

05739  Nationalitäten 


0574 
0575 
0576 
0577 

0578 


England 

Schweiz 

Holland 

Dänemark 

Schweden 


Englisch 


058 


Holländisch 

Dänisch 

Schwedisch 
0579  Andere  germanische  Länder  und  Sprachen 

05791  Norwegen  Norwegisch 

Slavische  Länder  und  Sprachen 

0581  Russland 

0582  Polen  (nur  historisch) 

0583  Böhmen  (nur  historisch) 

0584  Serbien 

0585  Bulgarien 

0586  Montenegro 

0587  Kroatien  (nur  historisch)  — 

0588  Bosnien  u.  Herzegowina  (nur  historisch)         — 

0589  Andere  slavische  Länder  und  Sprachen 
Andere  europäische  Länder  und  Sprachen 

0591  Ungarn  Ungarisch 

0592  Türkei  Türkisch 

0593  Finnland  Finnisch 

Damit  soll  aber  nicht  gesagt  sein,  dafs  bei  der  weiteren  Einteilung 
unter  allen  Umständen  alle  neun  Klassen  besetzt  sein  müssen.    Ueber- 


Russisch 

Polnisch 

Böhmisch 

Serbisch-Kroatisch 

Bulgarisch 


059 


von  Stefan  v.  Mäday  171 

sichtlichkeit  ist  das  oberste  Gebot  jeder  Einteilung;  nie  soll 
sie  der  Pedanterie  geopfert  werden. 

Nun  will  ich  an  der  Hand  der  Einteilung  meiner  Klasse  8 
Organische  Natur  bis  zur  dritten  Dezimale  (Tabelle  5)  einen  mnemo- 
technischen Kunstgriff  erläutern,  der  von  Dewey  stammt,  und 
auch  in  seinem  System  angewandt  wird,  dem  ich  aber  eine  noch 
gröfsere  Verbreitung  wünsche. 

Tabelle  5. 

8  Organische  Natur 

81  Allg.  Biologie 

811  Systematik  (Pflanze  und  Tier) 

812  Allg.  Morphologie 

813  Fortpflanzung,  Vererbung,  Geschlecht 

814  Art,  Variation,  Anpassung 

815  Chorologie  (Geographie)  und  Chronologie  (Paläontologie) 

816  Phylogenie  (auch  Urzeugung) 

817  Ontogenie  (Embryologie,  Regeneration,  Tod) 

818  Allg.  Physiologie  (auch  Wesen  des  Lebens) 

819  Allg.  Pathologie 

82  Biochemie 

83  Mikrobiologie 

831  Protozoen 

832  Bakteriologie 

833  Morphologie  der  Zelle 

834  „  „    Gewebe  (Allg.  Histologie) 

835  Mikroskopische  Technik 

836  Phylogenie  der  Einzelligen 

837  Ontogenie    (Fortpflanzung,    Vererbung,    Tod)    der    Zelle    und 
der  Gewebe 

838  Physiologie  der  Zelle 

839  Pathologie      „ 

84  Botanik 

841  Systematische  Botanik 

842  Morphologie  der  Pflanzen 

843  Fortpflanzung,  Vererbung,  Geschlecht 

844  Art,  Variation,  Anpassung 

845  Chorologie  und  Chronologie 

846  Phylogenie   der  Pflanzen 

847  Ontogenie      „  „ 

848  Physiologie    „  „ 

849  Pathologie     „  „ 

85  Zoologie 

851  Systematische  Zoologie 

852  Morphologie  der  Tiere 

853  Fortpflanzung,  Vererbung,  Geschlecht 

854  Art,  Variation,   Anpassung 

855  Chorologie   und  Chronologie 

856  Phylogenie  der  Tiere  j2* 


172  Verbesserte  Dezimaleinteilung 

857  Ontogenie   der   Tiere 

858  Physiologie   „        „ 

859  Pathologie  und  Heilkunde  der  Tiere 

86  Anthropologie 

861  Allg.    Morphologie     des     Menschen    (Anthropometrie.    Ober- 
flächenanatomie) 

862  Systematische  Anatomie  (Organographie  und  Histologie) 

8621  Gefässe,  Blut.  Lymphe 

8622  Atmungsapparat 

8623  Harnapparat 

8624  Drüsen  im  allg.;  Verdauungsapparat 

8625  Bewegungsapparat  (Muskel.  Sehnen,  Faszien) 

8626  Nerven 

8627  Epithel  im  allg.:  Haut  und  Sinnesorgane 

8628  Geschlechtsapparat 

8629  Stützapparat  (Bindegewebe,  Knorpel,  Knochen,  Gelenke) 

863  Topographische  Anatomie 

864  Variation,   Individuum.  Anpassung 

865  Chorologie  =  Anthropogeographie 

866  Chronologie,  Phylogenie 

867  Ontogenie 

868  Fortpflanzung.  Vererbung.  Geschlecht 

869  Pathologische  Anatomie,  Teratologie 

87  Ethnologie 

88  Physiologie  des  Menschen 

881  Blut,  Kreislauf 

882  Atmung 

883  Stoff-  und  Energiewechsel 

884  Ernährung  und  Ausscheidung 

885  Muskeln 

886  Nerven 

887  Sinne 

888  Fortpflanzung,  Entwicklung 

889  Gesamtorganismus,  Kollektives  Leben 

89  Pathologie  und  Heilkunde  des  Menschen 

891  Allg.  Pathologie  des  Menschen 

892  Pharmakologie 

893  Heilkunde  im  allg.,  Balneologie,  Krankenpflege 

894  Innere  Krankheiten 

895  Chirurgie,  Orthopädie,   Zahnheilkunde 

896  Sinnes-  und  Nervenkrankheiten 

897  Haut-  und  Geschlechtskrankheiten 

898  Frauen-  und  Kinderkrankheiten,  Geburtshilfe 

899  Hygiene 
Die  Endung   auf   1  bedeutet  in  mehreren  Klassen  (811,  841,  851) 

Systematik.     Endung  auf  2  =  Allgemeine  Morphologie  (812,  842,  852). 
Endung  auf  3  =  Fortpflanzung  usw.  (813,  843,  853);  derselbe  Gegen- 


von  Stefan  v.  Mäday  173 

stand  wird  in  den  Fächern,  die  sich  auf  den  Menschen  beziehen,  mit 
der  Endung  auf  8  bezeichnet  (868,  888,  898).  Endung  auf  4  =  Art, 
Variation,  Anpassung  (814,  844,  854,  864);  usw.  Endlich  bedeutet 
die  Endung  auf  8  fast  überall  Physiologie,  die  Endung  auf  9  Patho- 
logie und  Heilkunde  (89,  819,  839,  849,  859,  869).  Vergleichen 
wir  die  Systematische  Anatomie  (862)  mit  der  Physiologie  (88)  und 
der  Pathologie  (89),  so  finden  wir  wieder  Analogien,  oder  wie  ich 
das  sinngemäfse  Uebereinstimmen  der  Zahlenendungen  be- 
zeichnen möchte:  „Reime".  Es  reimen  sich:  8621~881;  8622^882; 
8623~883;  8624~884~894;  8625^885—895;  8626~886~ 896; 
8627~887~897;  8628~888~898.  Wurden  einmal  die  Muskeln 
mit  5  und  die  Nerven  mit  6  bezeichnet,  so  müssen  sie  diese  Nummer 
im  ganzen  System  beibehalten.  Dies  wird  uns  natürlich  nicht  hindern, 
in  geographischen  Beziehungen  die  Endung  5  als  Europa  im  allgemeinen 
und  6  als  Romanische  Länder  wiederzuerkennen. 

Als  Beispiel  dafür,  wie  sich  „Reime"  auch  in  ganz  entfernten 
Gebieten  bilden  lassen,  führe  ich  meine  Klassen  147  Differentielle 
Psychologie  und  47  Biographie  an  (diese  beiden  reimen  sich  sogar 
zweistellig!)  und  bitte,  ihre  Reime  untereinander  sowie  mit  der  Klasse  86 
Anthropologie  zu  beachten  (Tabelle  6). 

Ist  das  System  gut  gefügt,  so  haftet  es  in  ganz  kurzer 
Zeit  vorzüglich  im  Gedächtnis. 

Schreiten  wir  nun  zur  Besprechung  der  etwas  komplizierten 
0 -Klasse.  Es  ist  zweifellos,  dafs  eine  der  zehn  Klassen  als 
Reservoir  für  allgemeine  und  gemischte  Werke  übriggelassen  werden 
mufs,  und  Dewey  hat  für  diesen  Zweck  sehr  richtig  die  0- Klasse 
gewählt.  Wie  hat  er  nun  die  Sache  ausgeführt?  Wir  finden  bei 
Dewey  eine  O-Klasse,  die  weiter  und  weiter  eingeteilt  wird  (Tabelle  7 
links).  An  zweiter,  dritter  Stelle  usw.  wird  die  0  meistens  nicht 
angewandt,  d.  h.  die  meisten  Klassen  werden  immer  nur  in  9,  nicht 
aber  in  10  Unterklassen  geteilt.  Doch  gibt  es  auch  Ausnahmen;  so 
finden  wir  z.  B.  unter  40  die  Sprachphilosophie  und  den  Ursprung 
der  Sprache  (401),  Künstliche  Weltsprachen  (4089),  unter  70  die 
Aesthetik  (701)  usw. 

Während  aber  in  den  meisten  Klassen  die  0- Unterklasse  für 
späteren  Zuwachs  reserviert  zu  sein  scheint,  finden  wir  z.  B.  die 
O-Klasse  der  Physiologie  (612)  durch  einen  grofsen  und  wichtigen 
Wissenszweig:  die  allgemeine  Physiologie  (6120)  besetzt.  Dafür  ist 
aber  die  Klasse  6129  freigelassen  worden. 

Es  wäre  nun  die  prinzipielle  Frage  zu  entscheiden,  ob  einzelne 
Klassen  —  entweder  die  0-  oder  die  9 -Klasse  —  überall  freibleiben 
sollen,  um  neu  entstehenden  Wissenszweigen  als  Sammelraum  zu  dienen. 

Ich  halte  ein  solches  Freilassen  von  Asylklassen  für  voll- 
kommen verfehlt  und  nutzlos,  und  zwar  aus  folgenden  Gründen. 
Erstens  wird  das,  was  in  die  Asylklassen  kommt,  immer  an  falsche 
Stelle  kommen;  immer  werden  unzusammengehörige  Dinge  zusammen- 
geworfen.    Die    logische    Ordnung    leidet    durch    das    Bestehen    einer 


174 


Verbesserte  Dezimaleiuteilung 


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von  Stefan  v.  M;id ay  175 

einzigen  unlogischen  Gruppe  ungeheuer  viel:  die  ganze  Systematik, 
die  ganze  Uebersichtlichkeit  geht  verloren.  Man  denke  sich  z.  B., 
dafs  wir  die  Hauptklasse  0  als  Asyl  erklären  würden  und  stelle  sich 
vor,  dafs  die  neuesten  Wissensgebiete  hier  ihren  Einzug  hielten.  Da 
bekämen  wir  z.  B.: 

01  Physikalische  Chemie 

02  Flugmaschinen 

03  Serologie  usw. 

Dieselbe  Unordnung  würde  aber  im  Kleinen  entstehen,  wenn  wir 
Asylklassen  erst  in  den  niederen  Klassen  einführen  wollten. 

Zweitens  aber  wird  auch  die  Asylklasse  einmal  besetzt  sein,  und 
dann  haben  wir  wieder  keinen  Sammelraum  und  müssen  zur  Neu- 
einteilung ganzer  Klassen  schreiten. 

Neueinteilungen  sind  von  Zeit  zu  Zeit  nicht  zu  vermeiden,  und 
darin  liegt  der  wunde  Punkt  jeglicher  Einteilung  der  Wissenschaften. 
Doch  ist  diese  Gefahr  nicht  so  grofs,  wie  sie  aussieht.  Entwickelt 
sich  ein  Wissenszweig  zu  ungeahnter  Bedeutung,  so  wird  er  eben 
weiter  und  weiter  geteilt,  während  seine  Nachbargruppen  ungeteilt 
bleiben.  Es  steht  aber  nirgends  geschrieben,  dafs  der  neue  Wissens- 
zweig auch  im  Range  vorrücken  mufs.  So  kann  z.  B.  die  physikalische 
Chemie  ruhig  als  eine  Unterklasse  der  Chemie,  die  sie  immer  war, 
fortleben,  sie  mufs  nicht  in  dieselbe  Reihe  kommen,  in  der  die  Physik 
und  die  Chemie  stehen.  In  der  theoretischen  Einteilung  der  Wissen- 
schaften mag  es  anders  sein;  dort  ist  die  systematische  Stellung  des 
Faches  die  allein  mafsgebende;  wir  aber  sind  dahin  übereingekommen, 
von  den  Regeln  der  Logik  praktische  Ausnahmen  zu  gestatten.  Das 
Brüsseler  Institut  hat  bereits  innerhalb  von  zehn  Jahren  in  den  Neu- 
auflagen kleine  Aenderungen  eintreten  lassen.  Ich  glaube,  bei  sorg- 
fältiger Arbeit  werden  Aenderungen  erst  alle  40  bis  50  Jahre  nötig 
werden. 

Neben  der  O-Klasse,  die  bei  Dewey  als  Sammelraum  dient,  gibt 
es  aber  noch  eine  ganze  Reihe  von  ähnlichen  Einrichtungen,  die  den 
Namen  „bestimmende  Indices "  führen.  Sie  können  jeder  beliebigen 
Zahl  angefügt  werden  und  bedeuten  immer  dasselbe. 

Der  formelle  Index  besteht  aus  einer  in  Klammern  befindlichen  0, 
die  auch  weiter  eingeteilt  wird  (Tabelle  7  Mitte).  Wie  wir  sehen, 
reimen  sich  03^(03);  04~(04);  05~(05);  06^(06). 

Der  geographische  Index  besteht  aus  einer  in  Klammern 
befindlichen  Zahl  zwischen  3  und  9,  die  ebenfalls  weiter  eingeteilt 
wird.  Allerdings  erleben  wir  bei  dieser  geographischen  Einteilung 
unsere  blauen  Wunder;  z.  B. 

41  Schottland 
415  Irland 

42  England.  —  Oder: 

43  Deutschland 

436  Oesterreich 

437  Böhmen. 


176  Verbesserte  Deziinaleinteihmg 

Der  Sprachenindex   besteht    aus  Zahlen   von    2    bis    9,    die   mit 
einem  Gleichheitszeichen   an    die  Klassenzahl   angehängt    werden,   und 
ebenfalls    weiter    eingeteilt    sind.      Zu    unserer    Verwunderung    reimen 
sich  die  Sprachenindices  durchaus  nicht  mit  den  geographischen;  z.  B.: 
=  2  Englisch 
=  3  Deutsch 
=  4  Französisch. 

Der  historische  Index  besteht  aus  Jahreszahlen,  die  unter  An- 
führungszeichen erscheinen.  Hier  begeht  Dewey  die  Ungeschicklichkeit, 
auch  die  Jahreszahlen  durch  Weglassen  von  Dezimalen  abzukürzen, 
sodafs  „14"  bei  ihm  die  Jahre  von  1400  bis  1499  d.h.  das  15.  Jahr- 
hundert bedeutet.  Er  vergifst  dabei,  dafs  „14"  aufserdem  die  Be- 
zeichnung für  das  Jahr  14  vor  Christi  und  nach  Christi  sein  könnte, 
also  drei  verschiedene  Deutungen  zuläfst. 

Schliefslich  gibt  es  noch  einen  analytischen  Index,  der  die 
Unterteilungen  der  Klasse  00  umfafst  und  hauptsächlich  in  den 
technischen  Fächern  angewandt  werden  soll  (Tabelle  7  rechts).  Auch 
hier   finde  ich  keine  Reime  zu  anderen  Einteilungen. 

Aufser  diesen  fünferlei  Indices  können  aber  bei  Dewey  auch  noch 
Zahlen,  die  beliebige  Klassen  des  Systems  bezeichnen,  an  jede  andere 
Zahl  angehängt  werden,  und  zwar  mit  dem  +  Zeichen,  wenn  die 
beiden  Zahlen  in  bezug  auf  den  Gegenstand  gleichwertig  sind,  sodafs 
dieser  doppelt  eingereiht  werden  mufs;  mit  dem  Doppelpunkt  (:),  wenn 
die  zweite  Zahl  der  ersten  untergeordnet  werden  soll.  Dann  gibt  es 
noch  Gedankenstriche  ( — ),  eckige  Klammern  [  ]  und  andere  Kom- 
plikationen, die  insgesamt  der  Vereinfachung  dienen  sollen.  So  finde 
ich  in  einer  Anleitung  des  Brüsseler  Institus  folgendes  Beispiel: 

[358  -f  623.  4]  (05)  (44— R.  A.) 
Solch  eine  Bezeichnung  ist  alles  eher  als  handlich. 

Eine  der  Hauptforderungen,    die  man  an  eine  Einteilung  stellt,   ist 
die,    däfs   man   die  Reihenfolge    der   einzelnen  Klassen  auf  den  ersten 
Blick  erkennen  könne.     Wenn  ich  zwei  Zettel  in  die  Hand  bekomme, 
mufs   ich    sofort    wissen,    welches   früher   und    welches    später   kommt. 
Wenn   nun    zwischen    den  Ziffern   alle   möglichen  Zeichen  vorkommen, 
so   müfste    wieder   erst   ein   Reglement   ausgearbeitet   werden    ob  z.  B. 
die    runden    oder   die   eckigen  Klammern   früher   kommen  usw.     Aber 
auch   ein   solches  Reglement   hilft   nicht  über  den  Uebelstand  hinweg, 
dafs   uns    durch    die  Anwendung    so   vieler  verschiedener  Zeichen    die 
ganze  Uebersicht   geraubt    wird.     Nehmen    wir   ein    einfaches  Beispiel. 
Folgende  Zahlen  sollen  eingeordnet  werden: 
54037 
54(03)7 
54(037) 
540  +  37 
5:40[37]  usw. 
Ich    verzichte    darauf,    die    Nachteile    eines    solchen    Systems    in    der 
Praxis  auszumalen;   ich  denke,    dafs  ich  seine  Reformbedürftigkeit  zur 
Genüge  dargetan  habe. 


von  Stefan  v.  Mäday  177 

Ueberall  in  Dewey 's  Werke  findet  man  einen  gesunden,  ja, 
geradezu  genialen  Kern;  leider  findet  man  aber  niemals  eine  einfache, 
klare,  folgerichtige  Ausführung.  Ich  will  nun  auch  hier  versuchen, 
das  Brauchbare  herauszuheben  und  dem  richtigen  Prinzip  allgemeine 
Geltung  zu  verschaffen.  Der  gesunde  Kern  liegt  in  der  Benützung 
der  0- Klasse  (ohne  Klammern!)  als  Index,  wie  es  Dewey  mit  der 
00-Klasse  tut  (Tabelle  7  rechts)  und  in  dem  (bei  Dewey  nur  teilweise 
durchgeführten)  Sichreimen  der  0- Klasse  (Tabelle  7  links)  mit  den 
Indices  (Tabelle  7  Mitte).  Ich  erhebe  dieses  Deweysche  Teilprinzip 
zum  allgemeinen  Prinzip,  und  bestimme: 

Die  0  ist  heilig;  sie  darf  niemals  von  keiner  der  Klassen  als 
ihr  Besitz  behandelt  und  eingeteilt  werden.  Sie  hat  zwei  Funktionen: 
erstens  ist  sie  allgemeine  Hauptklasse,  zweitens  liefert 
sie  sämtliche  Indices.  Ihre  Einteilung  in  diesen  beiden 
Funktionen  ist  vollkommen  die  gleiche  (Tabelle  2).  Soll  sie 
als  Index  dienen,  so  wird  sie  einfach  dem  betreffenden 
Fache  angehängt:  wo  eine  0  vorkommt,  weifs  man  sofort:  nach 
der  0  folgt  die  bekannte  O-Einteilung.     So  bedeutet: 

03  Zeitschriften  allgemeinen  und  gemischten  Inhalts 

103  Philosophische  Zeitschriften 

1903  Pädagogische  „  usw.     Oder: 

013  Methode  im  allgemeinen 

23013  Methode  der  Soziologie.     Oder: 

09  Schulen  usw.,  Unterrichtsindex 

8909  Medizinischer  Unterricht. 
Den  geographischen  und  den  Sprachenindex  habe  ich 
vereinigt  (05).  Allerdings  gibt  es  Länder,  denen  keine  eigene 
Sprache  entspricht  und  Sprachen,  die  zu  keinem  Lande  gehören. 
Da  half  ich  mir  einfach  so,  dafs  einzelne  Zahlen  eben  nur  ein  Land 
und  keine  Sprache  bezeichnen  und  umgekehrt  (Tabelle  4).  Einen 
weiteren  Kunstgriff  habe  ich  bei  den  Ländern  angewandt,  in  welchen 
Völker  vorkommen,  die  sich  nicht  mit  geographischen  Teilen  des 
Landes  decken.  Ich  schob  z.  B.  bei  Oesterreich  neben  die  Klassen 
der  Kronländer  —  entgegen  aller  Logik  —  eine  Klasse  05739 
Nationalitäten  ein. 

Selbstverständlich  habe  ich  von  dem  Länder-  und  Sprachindex  im 
ganzen  System   einen  weitgehenden  Gebrauch  gemacht,  und  zwar  auch 
so,  dafs  icli  mit  Weglassung  der  05  dieselbe  Einteilung  benutzte  und 
nur  darauf  achtete,  dafs  diese  Einteilung  —  womöglich  —  nach  einer 
5   beginnen   soll,   um    das  Wiedererkennen  des  Index  dadurch  zu  be- 
günstigen.    So  sind  unter  anderen  folgende  Klassen  eingeteilt: 
1475  Psychologie  der  verschiedenen  Kassen 'und  Nationen 
215     Kulturgeschichte  einzelner  Nationen 
225     Soziographie  und  Statistik  einzelner  Länder 

45  Geschichte  einzelner  Länder 

46  Publizistik  „  „ 
515     Einzelne  Sprachen 


178  Verbesserte  Dezinialeinteilimg 

52  Wörterbücher 

545 — 549  Literaturgeschichte 

55 — 59  Literaturwerke 

745  Geographie  einzelner  Länder 

875  Ethnologie  „         Völker 

Endlich  beachte  man  die  Reime  zwischen  lr-oOl;  4  ~  04^54; 
5~05;  6~06;  47~07;  19~09. 

Soll  aber  ein  Gegenstand  mit  zwei  verschiedenen  Zahlen  bezeichnet 
werden,  so  schreibe  ich  diese  einfach  untereinander.  Fast  immer  wird 
man  sofort  erraten,  um  was  es  sich  handelt;  nur  ausnahmsweise  wäre 
eine  Verwechslung  möglich,  z.  B.  könnte  Philosophie  der  Geschichte 
mit  Geschichte  der  Philosophie  verwechselt  werden  —  freilich  nur, 
wenn  man  dieses  Fach  so  bezeichnen  würde: 

1     a       4 
4  oder   l 

Aber  dies  ist  garnicht  nötig,  denn  es  gibt  ein  Fach:  11  Geschichte 
der  Philosophie,  und  gäbe  es  keines,  so  könnte  man  es  immer  noch 
mit  dem  Zeitindex  ausdrücken:  104.  Die  Philosophie  der  Geschichte 
wird  man  aber  am  besten  unter  18  Ethik  suchen. 

Ich  glaube  nun  der  Beispiele  genug  geboten  zu  haben,  um  zu  be- 
weisen, dafs  das  Dezimalsystem  einfach,  gut  und  aufserordentlich 
leistungsfähig  ist,  wenn  es  nur  richtig  gehandhabt  wird.  Es  stellt 
sich   uns  nun  die  Frage,   wie  es  ins  Leben  gerufen  werden  soll. 

Die  weitaus  günstigste  Lösung  dieses  Problems  wäre  die:  das 
Brüsseler  Institut  würde  sich  zur  Annahme  meiner  Reformen  entschliefsen, 
würde  seine  Tabellen  umarbeiten  und  —  hoffentlich  —  einem  ungeahnten 
Aufschwünge  entgegengehen. 

Sollte  dies  nicht  gelingen,  so  wird  ein  Konkurrenzunternehmen 
gegründet  werden  müssen,  welches  sich  zweckmäfsiger weise  der  von 
Wilhelm  Ostwald  gegründeten  „Brücke"  (Internationales  Institut 
zur  Organisation   der   geistigen  Arbeit,   München)   anzuschliefsen   hätte. 

Das  Institut  sollte  einen  (etwa  bis  zur  dritten  oder  vierten  Dezimale 
durchgeführten)  Auszug  der  neuen  Dezimaleinteilung  (dies  wären  729 
bezw.  6561  Klassen)  mit  sehr  gutem  alphabetischen  Register  sämtlichen 
Bibliotheken,  Verlegern,  Buchhändlern  und  Zeitschriften -Redaktionen 
zusenden  mit  der  Aufforderung,  die  betreffende  Zahl  auf  jedem  Buch, 
an  jedem  Artikel,  an  jedem  Referat  (in  Fettdruck  oder  am  Rand  der 
Buchseite)  anzubringen,  in  den  Bücherkatalogen  dieselbe  Einteilung 
zu  benützen  usw. 

Neuzugründende  Bibliotheken  würden  sich  auch  ohne  jeden  Zwang 
der  Dezimaleinteilung  bedienen,  wenn  ihre  verbesserte  Form  nur  all- 
gemein bekannt  würde.  Alte  Bibliotheken  aber  könnten  -vorläufig  nur 
die  neu  zuwachsenden  Bücher  nach  der  Dezimaleinteilung  katalogisieren, 
während  die  Benutzung  eines  bereits  bestehenden  Realkataloges  dadurch 
erleichtert  werden  könnte,  dafs  die  Uebersetzung  der  alten  Bezeichnungen 
in  die  neuen  und  umgekehrt  in  der  Form  einer  übersichtlichen  Tabelle 
in  jedem  einzelnen  Räume  der  Bibliothek  aufliegen  würde. 


von  Stefan  v.  Mäday  179 

Man  glaube  ja  nicht,  dafs  diese  —  vorläufige  —  doppelte  Be- 
zeichnung grofse  Schwierigkeiten  machen  wird.  Ich  habe  selbst  eine 
solche  Uebergangszeit  mitgemacht,  und  beide  Einteilungen  haben  sich 
meinem  Gedächtnis  so  bald  und  gründlich  eingeprägt,  dafs  ich  sie  fast 
sämtlich  auswendig  weifs,  trotzdem  ich  seit  einigen  Jahren  nie  mehr 
die   Buchstaben,    sondern    nur    die    Zahlen    benutze.      Ich   zitiere    nur 

einige  als  Beispiel: 

14  =  Ac  Psychologie 

19  =  Ag  Pädagogik 

23  =  Ba  Soziologie 

89  =  Hf  Medizin 

571  =  Lb  Deutsche  Literatur  usw. 
Auch  fürchte  man  nicht,  dafs  man  sich  lange  Zahlenreihen  wird 
merken  müssen.  Ist  eine  Bibliothek  bisher  mit  50  oder  100  Klassen 
ausgekommen,  so  wird  sie  von  nun  an  deren  81  haben.  Bei  sehr 
grofsen  Bibliotheken,  die  z.  B.  einen  juristischen,  einen  medizinischen 
Kustos  haben,  wird  sich  dieser  natürlich  etwas  mehr  Mühe  geben. 

Endlich  soll  noch  die  Personalfrage  mit  einigen  Worten  gestreift 
werden.  Ich  möchte  dringend  davon  abraten,  die  Einteilung 
der  einzelnen  Fächer  Gelehrten  vom  Spezialfache  zu  über- 
lassen. Erstens  kann  jemand  in  seinem  Fache  Hervorragendes  geleistet 
haben,  ohne  eine  Spur  systematischen  Talentes  zu  besitzen.  Zweitens 
steckt  jeder  Gelehrte  in  seinem  Fache  drin,  und  steht  nicht  über  dem- 
selben. Gewisse  logische  Gruppierungen  innerhalb  des  Faches,  an 
deren  Schaffung  er  vielleicht  selbst  mitgearbeitet  hat,  haften  so  tief 
in  seiner  Vorstellung,  dafs  er  in  eine  —  durch  praktische  Forderungen 
der  Einteilungstechnik  gebotene  —  Verschiebung  derselben  nie  ein- 
willigen wird.  Drittens  hat  jeder  Gelehrte  innerhalb  der  grösseren 
Klasse  sein  Spezialfach,  sein  Lieblingsproblem,  dem  er  auf  Kosten  der 
übrigen  Teilfächer  einen  besonders  breiten  Raum  sichern  will.  Viertens 
wird  es  jeder  Fachgelehrte  als  Ungerechtigkeit  empfinden,  wenn  man 
gerade  von  ihm  verlangt,  sich  an  bereits  festgesetzte  Einteilungen 
anderer  Fächer  (zur  Erlangung  recht  vieler  „Reime")  anzupassen. 

Der  Einteilende  soll  vor  allem  Systematiker  sein,  dann 
soll  er  ein  universales  Interesse  haben  und  vielseitig  belesen  sein. 
Ein  solcher  Mann  wird  auch  in  Gebieten,  die  ihm  ferne  liegen,  durch 
das  Studium  des  Inhaltsverzeichnisses  einiger  bewährter  Lehrbücher 
das  betreffende  Fach  besser  einteilen  als  ein  Fachgelehrter,  der  keine 
systematische  Ader  besitzt.  Allerdings  wird  der  Einteilende  auf 
die  Ratschläge  und  besonders  auf  die  Kritik  einzelner  Fachgelehrter 
nicht  verzichten  dürfen:  er  wird  die  Einteilungspläne  immer  den  be- 
treffenden Fachgelehrten  vorlegen  und  ihre  Wünsche  zu  berücksichtigen 
suchen. 

Schliefslich  halte  ich  auch  für  nötig,  dafs  die  Einteilungsarbeit 
monarchisch  organisiert  sei:  ein  Mann  soll  die  ganze  Arbeil  leiten, 
durch  einen  Kopf  soll  alles  hindurchgehen.  Die  Gehilfen  aber, 
falls    er    solche   nicht    entbehren    kann,    müssen    sich    die    Ideen    und 


180  Kleine  Mitteilungen 

Arbeitsmethoden  des  Leiters  vollkommen  zu  eigen  machen.  Nur  so 
wird  das  ganze  "Werk  einheitlich,  wie  aus  einem  Gusse  dastehen: 
nur  so  wird  es  von  jedem,  der  sich  in  diese  spezielle,  individuelle 
Art  der  Systematik  einmal  eingefühlt  hat,  leicht  erlernt  und  auch  bei 
geringster  Aufmerksamkeitsspannung,  spielend  angewandt  werden  können. 

Prag.  Dr.  Stefan  v.  Mridav. 


Kleine  Mitteilungen. 

Zum  Helinaspergerschen  Notariatsinstrunient.  In  einer  kurzen 
Notiz  iin  27.  Jahrgang  des  Zbl.  f.  Bw.  S.  456  ff.  babe  ich  eine  Erklärung  der 
Form  men  des  Helinaspergerschen  Notariatsinstrumentes  aus  den  Laut- 
verhältnissen des  rheinhessischen  Dialektes  zu  geben  versucht;  wie  ich  glaubte, 
für  jedermann  überzeugend.  Da  es  aber  noch  Zweifler  gibt,  welche  die 
Bündigkeit  des  dort  vorgebrachten  Beweismaterials  anzufechten  für  möglich 
halten,  möchte  ich  hier  noch  ein  paar  kleine  Beweisnachträge  geben,  welche 
nunmehr  auch  wohl  den  hartnäckigsten  Verfechter  der  men  =  min -Theorie 
bekehren  dürften,  selbst  wenn  er  in  England  wohnt. 

Die  Beweise  nehme  ich  diesmal  nicht  aus  dem  heutigen  hessischen 
Dialekte,  sondern  hole  sie  aus  der  Zeit  der  Urkunde  selbst. 

Bei  Liliencron,  Historische  Volkslieder  I  (1S65)  S.  3u9 — 319,  ist  ein  Gedicht 
Eberhard  Windecks  über  die  Mainzer  Unruhen  von  1423  — 1430  abgedruckt. 
In  diesem  Gedichte  lauten  die  Verse  5 IS.  519.  in  der  Form,  wie  sie  die 
erhaltene  gleichzeitige  Abschrift  überliefert: 

der  worden  hundert  adir  me 
die  musten  alle  zu  der  kor  gene 

Liliencron  bemerkt  dazu  in  den  Anmerkungen  auf  S.  319:  Der  Dichter 
sprach  also  hier  ge  (:  me).  Das  ist  sicherlich  unrichtig;  richtig  ist  vielmehr, 
dafs  der  Dichter  men :  gen  sprach  und  reimte. 

Kurz  darauf  heilst  es  in  Vers  522 — 524: 

Also  dass  dar  wereu  viher  und  nit  me. 
Wi  is  nu  vort  auch  gee 
Das  will  ich  uch  bescheiden. 

Auch  hier  ist  meiner  Ansicht  nach  ganz  klar,  wie  der  Dichter  reimte. 
Was  der  Schreiber  als  gee  wiedergibt,  ist  die  dritte  Person  Singularis  Imper- 
feeti  ging,  maiazisch  gieng  und  geng,  d.  h.  also  e  mit  nachfolgendem  ü  und 
ebenso  haben  wir  demnach  in  diesem  Beime  auch  me  als  men  zu  lesen. 

Unter  den  Handschriften  der  Sir  Max  Waechterschen  Schenkung  befindet 
sich  auch  die  bei  Morneweg,  Job.  von  Dalberg  (1887)  S.  20,  Anm.  73  inhalt- 
lich kurz  beschriebene  Sammlung  von  Uebersetzungen  meist  klassischer  Texte, 
die  der  Oppenheimer  Pfarrer  und  Kanonikus  des  St.  Katharinenstiftes  Johann 
Gotfrid  für  den  Bruder  des  Wormser  Bischofs  Johann  von  Dalberg,  den 
Ritter  Friedrich  von  Dalberg  von  14S9 — 1494  anfertigte  und,  wie  es  scheint, 
eigenhändig  niederschrieb.  In  dieser  Handschrift  nun  ist  für  tuelrr  ausnahms- 
los in  unzähligen  Fällen  (es  handelt  sich  um  Hunderte)  mehn  geschrieben,  ein 
Beweis,  dafs  die  Form  also  damals  durchweg  mit  dem  Nachschlag  des  (nasalen) 
n  gesprochen  wurde,  wie  ich  das  auf  S.  457  meines  vorigen  Aufsatzes  ver- 
mutet hatte. 
Berlin.  Degering. 

Zur  Geschichte  der  Astrologie.  Herr  K.  Sächsischer  Generalkonsul 
Dr.  Theodor  Wilmersdoerffer  hat  der  Kgl.  Hof-  und  Staatsbibliothek  in  dankens- 
werter Freigebigkeit  unter  anderen  Büchern  einen  astrologischen  Sammelband 
aus  der  Reformationszeit  überwiesen  [4  Astr.  P.  90  h],  der  es  ob  seines  reichen 
und  seltenen  Inhalts  sicher  verdient,  dafs  die  Forschung  hiermit  auf  ihn  auf- 


Kleine  Mitteilungen  181 

merksam  werde.  Obwohl  früher  schon  10  oder  noch  mehr  Stücke  heraus- 
genommen worden  sind,  liegen  uns  immer  noch  26  Drucke  vor,  die  die  Jahre 
1522 — 1540  umfassen  und  Jahrespraktiken  und  Kometenbeschreibungen  aus 
dieser  Zeit  enthalten.  Um  den  reichen  Inhalt  wenigstens  anzudeuten,  seien 
nur  die  Verfasser  und  die  Jahre  genannt,  für  die  die  Voraussagungen  geschrieben 
sind.  Praktiken  sind  enthalten  von  Johann  Copp  1522,  Christoph  Hüchstetter 
1523,  Egidius  Camillus  1523,  Konrad  Gallianus  1522  — 1524  (deutsch  und 
lateinisch),  Johann  Carion  1524,  Anton  Breloch  1535,  Johann  Schöner  1537, 
Nikolaus  Pruckner  1538  —  1545,  Matthias  Brotbeihel  1539,  Peter  Apian  1539, 
Johann  Carion  1540,  Magister  Solomon  1541 — 1550.  Das  Jahr  1524  ist  anfser- 
dem  mit  den  Streitschriften  von  Georg  Tannstetter  und  Paulus  de  Middelburgo 
(deutsch  und  lateinisch)  gegen  die  für  dieses  Jahr  von  Johann  Stüffler  an- 
gekündigte Sintflut  vertreten.  An  Kometenbeschreibungen  folgen  die  Schrifteu 
von  Peter  Creutzer  1527,  Johann  Virdung  1531  und  1532,  Johann  Schöner 
1531,  Matthias  Brotbeihel  1532,  Nikolaus  Pruckner  1532  und  Martin  Furtenbach 
1535  (handschriftlich).  Unter  die  Praktiken  ist  auch  die  ganz  anders  geartete, 
gegen  Rom  gerichtete  „Practica  Heinrich  Kettenbachs"  vom  Jahre  1523  ein- 
gereiht. Die  deutsche  Uebersetzung  Otmar  Nachtigalls  (Luscinius)  von  der 
Schrift  des  Bischofs  Paul  von  Middelburg  (Panzer  2591)  enthält  die  hand- 
schriftliche Widmung:  Virtute  doctrina  et  fortunis  ornatissimo  D.  Raimundo 
Fuggero  patrono  et  Maecenati  suo.  0.  Luscinius  dono  dedir.  Darnach  stammt 
der  Band  vermutlich  aus  einer  Fuggerbibliothek.  Dem  berühmten  Augsburger 
Kaufherrn  und  Sammler  hat  Nachtigall  auch  die  lateinische  Ausgabe  jener 
Schrift  gewidmet,  während  die  deutsche  noch  eine  Vorrede  an  Anton  Fugger 
enthält. 

Aus  Augsburg  besitzt  unsere  Bibliothek  noch  einen  ähnlichen  Sammel- 
band (4  Astr.  P.  331),  der  einst  dem  eifrigen  Bücherfreund  Johann  Georg 
von  Werdenstein  gehört  hat  und  28  Praktiken  aus  den  Jahren  1520  — 1550 
enthält.  Da  vor  allem  in  Augsburg  und  Nürnberg  solche  Schriften  gedruckt 
und  verkauft  wurden,  erklärt  es  sich,  dafs  gerade  in  diesen  Städten  so 
umfangreiche  Sammelbände  wie  die  vorliegenden  2  Augsburger  entstehen 
konnten.  Ein  glücklicher  Zufall  hat  sie  vor  der  Zerstörung  gerettet.  Von 
den  neu  erworbenen  26  Stücken  der  Wilmersdoerfferschen  Schenkung  hat  die 
Staatsbibliothek  trotz  ihres  grofsen  Reichtums  au  solchen  Schriften  bisher 
nur  10  Drucke  besessen,  auch  ein  Beweis  dafür,  wie  eifrig  diese  Literatur- 
gattung in  jener  schicksalsgläubigen  Zeit  gepflegt  und  verbraucht  worden  ist. 
München.  Karl  Schottenloher. 


Literatarberichte  und  Anzeigen. 

Von  den  Vorträgen  und  Aufsätzen,  die  Karl  Bücher  unter  dem  Titel 
„Hochschulfragen"  gesammelt  herausgegeben  hat  (Leipzig:  Joh.  Wörner  1912) 
berühren  zwei  unmittelbar  das  Bibliotheks-  und  Buchwesen.  Zunächst  der 
Bericht  über  „Universitätsbibliothek  und  Institutsbibliotheken", 
der  1910  im  Korrespondenzblatt  des  Akademischen  Schutzvereins  und  auch 
separat  veröffentlicht  und  über  dessen  Inhalt  im  Zbl.  1910.  S.  413  eine  kurze 
Notiz  gegeben  worden  ist.  Er  ist  auch  heute  noch  von  unverändertem  Inter- 
esse. Zwar  sind  seitdem  in  Prenfsen  und  auch  anderwärts  die  Vermehrnngs- 
fonds  der  Universitätsbibliotheken  wesentlich  aufgebessert  worden,  sodafs 
diese  die  reichen  Mittel  der  Institutsbibliotheken  mit  etwas  ruhigeren  Augen 
ansehen  können.  Man  steht  auch  wohl  allgemein  auf  dem  Standpunkt,  ilals 
Doppelanschalfung  selbst  gröfserer  Werke  nicht  immer  eine  Verschwendung 
ist  und  dafs  eine  Spezialbibliothek  manches  besitzen  darf,  was  die  allgemeine 
Bibliothek  nicht  hat.  Trotzdem  bleibt  das  Problem,  wie  ein  vernünftiges 
Zusammenwirken  von  beiden  zu  erreichen  und  eine  annötige  Vergeudung 
von  Mitteln  zu  vermeiden  ist.  Die  Lösung  wird  gewifs  nicht  in  einer  theo- 
retischen Formel  zu  finden  sein,  aber  praktisch  wird  sie  sich  auf  dem  Wege 


182  Literaturberichte  und  Anzeigen 

von  Bachers  These  5  anbahnen  lassen :  ..  Um  eine  gute  Verwaltung  der 
Institutsbibliotheken  sicherzustellen,  sind  für  die  gröfseren  derselben  eigene 
Bibliothekarstellen  zu  schatten  und  entsprechend  zu  dotieren:  Die  Inventari- 
sierung und  Katalogisierung  ihrer  Bestände  ist  der  Kontrolle  des  Direktors 
der  Universitätsbibliothek  zu  unterstellen."  (Vgl.  auch  Naetebus  im  Zbl.  1900. 
S.  346  f.)  Die  erstere  Mafsregel  bahnt  sich  schon  hier  und  da  an  und  ihre 
allgemeinere  Einführung  liegt  nicht  aufserhalb  der  Möglichkeit,  sobald  mehrere 
räumlich  und  sachlich  benachbarte  Institute  einem  Beamten  unterstellt  werden. 
Dem  jetzt  schon  überbürdeten  Direktor  der  Universitätsbibliothek  rnüfste 
freilich  an  anderer  Stelle  eine  Erleichterung  gewährt  werden.  Der  durch 
amerikanische  Vorbilder  nahe  gelegte  Vorschlag,  bei  Neubauten  von  Uni- 
versitätsbibliotheken in  diesen  selbst  Bäume  für  Seminare  und  ihre  Biblio- 
theken zu  schaffen,  setzt  mindestens  voraus,  dafs  die  Universitätsbibliothek 
ebenso  lange  wie  die  Seminarbibliotheken,  bis  9  oder  lu  Uhr  Abends,  geöffnet 
und  in  der  Lage  ist  die  Hansordnung  wahrzunehmen. 

Der  zweite  uns  berührende  Vortrag  (S.  173 — 20t))  gilt  der  Frage:  „Welche 
Rücksichten  sind  bei  der  Wahl  eines  Buchtitels  zu  beobachten?"  Bücher 
beklagt  die  Gleichgültigkeit  der  beteiligten  Kreise  gegenüber  dem  Titel:  „die 
Autoren,  welche  allen  Fleils  und  alle  Sorgfalt  aut  den  Inhalt  ihrer  Bücher 
verwendet  haben,  sind  erfahrungsgemäfs  in  der  Mehrzahl  ziemlich  gedanken- 
los und  ungeschickt  in  der  Einrichtung  der  Titel;  die  Verleger,  deren  Auf- 
gabe es  wäre ,  die  Autoren  vor  groben  Mifsgriffen  in  dieser  Richtung  zu 
bewahren ,  zeigen  sich  merkwürdig  gleichgültig  in  diesem  Punkte ,  dessen 
Bedeutung  offenbar  die  meisten  von  ihnen  unterschätzen;  die  Bibliothekare 
sind  abgestumpft  oder  verschliefsen  ihren  ehrlichen  Grimm  in  stiller  Brust." 
Es  ist  richtig,  dafs  wir  uns  nachgerade  in  das  gefügt  haben,  was  wir  nicht 
ändern  können,  obwohl  sich  noch  hier  und  da  eine  (auch  von  B.  zitierte) 
Stimme  erhebt.  Gerade  deshalb  aber  werden  die  Bibliothekare  die  geistreichen 
und  anregenden,  mit  vielen  Beispielen  belegten  Ausführungen  B.'s  mit  Inter- 
esse lesen  und  manche  Bemerkung  kräftig  unterstreichen,  besonders  das,  was 
er  über  Haupt-,  Neben-  und  Untertitel,  über  Serienwerke  und  Dissertations- 
serien ausführt.  Der  Titel,  sagt  B. ,  ist  der  Name,  unter  dem  ein  Geistes- 
prodnkt  in  die  Welt  gehen  soll.  Er  mufs  deshalb  kurz  und  eigenartig  sein, 
eine  persönliche  Note  haben.  Es  schadet  nichts,  wenn  er  etwas  zu  denken 
oder  zu  raten  gibt,  denn  er  hat  nicht  den  Zweck  unter  allen  Umständen  den 
Inhalt  des  Baches  wiederzugeben.  Er  soll  sprachlich,  logisch  und  sachlich 
richtig  sein.  Zusätze  zum  Titel  verwirft  B.  mit  Ausnahme  derer,  die  den 
allgemeinen  Charakter  oder  die  formale  Richtung  des  Bnches  angeben.  Zwei 
Drittel  von  dem,  was  auf  den  Titelblättern  der  wissenschaftlichen  Werke 
Deutschlands  stehe,  sei  überflüssig  oder  geradezu  verwerflich.  Der  beste 
Titel  sei  der,  welcher  sich  in  einer,  höchstens  zwei  Zeilen  fassen  lasse.  Ich 
möchte  vom  Standpunkt  des  Bibliothekars  hier  doch  eine  kleine,  vielleicht 
sonderbar  erscheinende  Einwendung  erheben.  Gewifs  sind  uns  kurze  Titel 
in  vielen  Beziehungen  die  liebsten,  aber  ich  habe  immer  den  Eindruck,  dafs 
in  der  Katalogeintragung,  zumal  der  gedruckten,  welche  die  typographischen 
Hervorhebungen  des  Originaltittls  nicht  wiedergeben  kann,  der  ganz  kurze 
Titel  gegenüber  der  Verfasserangabe  und  dem  Erscheinungsvermerk  nicht 
genügend  ins  Auge  fällt.  Auch  geben  vernünftig  formulierte  Zusätze  dem 
einordnenden  Bibliothekar,  der  nicht  anf  allen  Gebieten  zu  Hause  sein  kann, 
doch  oft  einen  erwünschten  Wink. 

Wie  schwer  es  ist,  gute  Grundsätze  in  der  Praxis  durchzuführen,  davon 
ist  der  besprochene  Vortrag  (gehalten  am  19.  Oktober  1912)  ein  ne-ues  Beispiel. 
Er  ist  fast  gleichzeitig  in  einer  selbständigen  Ausgabe  und  in  abweichendem 
Format  unter  dem  Namen  „Eine  Titelfrage"  (Leipzig:  Job.  Wörner  1912) 
erschienen,  ohne  dafs  von  der  einen  Stelle  auf  die  andere  verwiesen  wäre. 
(Ob  ferner  „Eine  Titelfrage"  die  strenge  Probe  besteht  und  ob  nicht  vielmehr  „Die 
Titelfrage"  oder  „Titelfragen"  richtiger  wäre,  lasse  ich  dahingestellt). 
Auch  ein  anderes  Stück  der  Sammlung  „Ein  Votum  zur  Dresdener  Universitäts- 
frage" erschien  gleichzeitig  gesondert  in  demselben  Verlage,  ebenfalls  in  ver- 


Literatlirberichte  und  Anzeigen  183 

schiedenein  Satz.  Es  ist  vom  IS.  November,  das  Vorwort  der  Sammlung,  in 
der  es  noch  nicht  das  letzte  Stück  bildet,  vom  1.  Dezember  1912  datiert;  da 
hätte  man  wohl  einen  Hinweis  auf  die  Sammlung  erwarten  dürfen.  Vielleicht 
hätte  doch  eine  oder  die  andere  Bibliothek  von  der  Anschauung  der  kleinen 
Schriften  abgesehen,  wenn  ersichtlich  gewesen  wäre,  dai's  sie  gleich  in  der 
Sammlung  zu  haben  waren.  P.  S. 

Büchersammlung     des    Reichsbank  -  Direktoriums.        Abgeschlossen    am 

1.  Jnni   1912.      Berlin    1912:    Reichsdruckerei.      (XII,    699  S.)     4°    (8°). 

[Käuflich  zum  Preise  von  25  M.  bei  Mittler,  Berlin.] 

Der  vorliegende  Katalog  verzeichnet  den  Bestand  von  16  000  Bänden 
gegen  8700  des  letzten  1901  erschienenen.  Nicht  aufgenommen  sind  in  ihn 
die  Statuten  und  Jahresberichte  von  Banken  und  Genossenschaften,  von  denen 
die  Bibliothek  ein  reichhaltiges  Archiv  besitzt.  Entsprechend  ihrer  Zweck- 
bestimmung enthält  die  Sammlung  vornehmlich  Werke  volkswirtschaftlichen 
und  juristischen  Inhalts,  wobei  naturgemäfs  die  Literatur  des  Geld-,  Bank- 
und  Börsenwesens  den  breitesten  Raum  —  ungefähr  L/s  —  einnimmt.  Sie 
bietet,  soweit  sich  übersehen  läfst,  namentlich  auch  an  mehr  oder  weniger 
amtlichen  Veröffentlichungen  recht  schönes  Material. 

Der  Katalog  zerfällt  in  drei  Teile:  einen  systematischen  Teil,  den  Literatur- 
nachweis und  das  Titelregister. 

Der  systematische  Teil  verdient  nach  der  fachwissenschaftlichen  Seite  hin 
durchaus  Anerkennung.  Die  Anordnung  des  Stoffes  ist  im  wesentlichen 
zweckentsprechend  und  sachgmäfs.  Finanzwissenschaft  ist,  wie  jetzt  üblich, 
als  selbstständige  Abteilung  neben  Volkswirtschaft  gestellt,  ebenso  Geographie 
oder,  wie  in.  E.  allein  richtig  gesagt  wird,  Länder-  und  Völkerkunde  neben 
Geschichte,  und  bei  dieser  letzteren  wieder  bildet  Kulturgeschichte  eine 
eigene  Unterabteilung.  Die  juristische  Literatur  über  die  Hauptmaterien  der 
Sammlung  (Geldwesen  usw.)  ist,  wogegen  sich  nichts  sagen  läfst,  nicht  bei 
Rechtswissenschaft  eingeordnet,  sondern  mit  der  volkswirtschaftlichen  zu 
einer  Einheit  verbunden.  Folgerichtig  hätten  dann  aber  auch  die  Ver- 
handlungen politischer  Körperschaften  über  diese  Materien,  die  jetzt  bei 
Rechtswissenschaft  als  Werke  allgemeinen  Inhalts  unter  der  besonderen 
Ueberschrift  ..Auswahl  stenographischer  Berichte  usw."  (S.  265)  stehen, 
hierher  genommen  werden  müssen.  So  bleibt  die  Materie  ja  doch  zerrissen, 
und  ein  Uneingeweihter  wird  aufserdem  schwerlich  auf  den  Gedanken  kommen, 
dals  er  diese  handelsrechtliche  Spezialmaterie  an  anderer  Stelle  und  zudem 
noch  unter  den  allgemeinen  juristischen  Werken  suchen  inufs. 

Eine  genauere  Teilung  der  einzelnen  Materien  ist  im  allgemeinen  ver- 
mieden. Das  hat  allerdings  den  Vorzug  leichterer  und  einwandfreierer  Ein- 
ordnung, macht  aber  die  einzelnen  Abteilungen  wegen  ihrer  Gröfse  weniger 
übersichtlich,  zumal  wenn  dann  noch  die  Werke  auch  ihrer  Art  nach  nicht 
unterschieden  werden,  also  Zeitschriften,  gröfsere  Darstellungen,  Hand-  und 
Lehrbücher,  Monographien  durcheinander  gehen.  Läfst  sich  auch  das  erste 
Prinzip  —  nicht  zu  sehr  zu  teilen  —  ganz  gut  rechtfertigen,  so  halte  ich  das 
zweite  für  unrichtig.  Meiner  Ansicht  nach  müssen  auch  in  den  kleinsten 
Abteilungen  wenigstens  Zeitschriften  —  diese  voran  — ,  systematische  Dar- 
stellungen und  Monographien  getrennt  werden.  Dafs  dies  durch  besondere 
Ueberschrift  geschieht,  ist  nicht  nötig,  es  genügt  ein  einfacher  Strich. 

Innerhalb  der  einzelnen  Abschnitte  sind  die  Werke  in  der  Regel  chrono- 
logisch —  bei  mehreren  Stücken  eines  Werkes  nach  dem  frühesten,  bei 
mehreren  Autlagen  nach  der  ältesten  vorhandenen  —  eingeordnet.  Hier 
hätten  dann  aber  bei  den  Abteilungen  Fremde  Staaten  die  einzelnen  Staaten. 
da  jeder  in  sich  chronologisch  geordnet  ist,  der  Uebersichtlichkeit  halber  stets 
entweder  durch  Namensbezeichnung  oder  wenigstens  durch  einen  Strich 
getrennt  werden  sollen.  Bei  einzelnen  Abteilungen,  z.  B.  Zeitschriften, 
Handelskammerberichten  ist  mit  Recht  die  alphabetische  Anordnung  bevor- 
zugt, merkwürdigerweise  nicht  für  die  Abteilungen  Memoiren,  Biographien  usw. 


184  Literatnrberichte  und  Anzeigen 

Zu  grüfseren  Ausstellungen  gibt  die  technische  Gestaltung  Anlafs. 
Bei  Titeln  mit  Verfasser  ist  der  Verfassername  durch  Fettdruck  hervor- 
gehoben und  vorangestellt.  Bei  anonymen  Werken  aber  ist  „der  charakteristische 
Teil  des  Titels"  durch  fetten  Druck  gekennzeichnet.  Was  heifs  charakteristisch? 
Diese  Unbestimmtheit  hat  öfter  dazu  geführt,  einmal  den  ganzen  Titel  fett 
zu  drucken,  z.  B.  Denkschrift  zum  50  jährigen  Bestehen  der  Danziger  Privat- 
Aktien-Bank.  17.  Juni  1  >57 — 1907.  (S.  136)  —  von  Anfang  bis  zu  Ende  fett, 
zum  andernmal,  um  bei  längeren  Titeln  den  Fettdruck  nicht  innerhalb  oder 
am  Ende  zu  erhalten,  den  mafsgebenden  Teil  voranzustellen,  z.  B.  Goldwährung 
im  Deutschen  Reiche  (fett).  Ein  Beitrag  zur  Frage  der  —  und  zur  Demo- 
netisierung  usw.  (S.  74.),  oder  gar:  Internationalen  Miinz-Conferenz  (fett), 
Protokolle  der  usw.  (S.  69).  Weder  das  eine  noch  das  andere  läi'st  sich  billigen. 
Das  erste  Verfahren  schon  deshalb  nicht,  weil  der  viele  Fettdruck  irritiert, 
das  zweite,  weil  unter  ihm  die  Klarheit  leidet.  Dann  wieder  ist  z.  B.  in 
Abteilung  A  II  (Bibliographie  usw.  S.  5fT.)  regelmäfsig  nur  ein  Wort  und 
zwar  das  Wort  Katalog  oder  dgl.  fett  gedruckt,  als  ob  dies  Wort,  das  doch 
schon  in  der  Ueberschrift  steht,  hier  das  charakteristische  wäre,  ein  andermal 
wieder  (S.  216  217)  sind  in  derselben  Sache  z.B.  „Handelshochschule  Cöln" 
beide  Wörter,  bei  .Handelshochschule  München"  nur  das  erste  fettgedruckt! 
Dafs  schliefslich  in  dem  Titel  Gold  Standard  defence  association  (S.  68),  der 
doch  einen  Begriff  bildet,  nur  Gold  Standard  fett  gedruckt  ist,  ist  wohl  nur 
ein  Druckfehler. 

Abkürzungen  sind  im  Titel  grundsätzlich,  selbst  bei  den  gebräuchlichsten 
Ausdrücken  wie  herausgegeben,  Auflage  usw.,  nicht  vorgenommen.  Das  ist 
umso  auffallender,  als  die  Vornamen  eines  Verfassers  ebenso  grundsätzlich 
bis  auf  den  Anfangsbuchstaben  gekürzt  sind.  Standortsbezeichnungen  fehlen, 
ebenso  jede  Formatangabe. 

Der  zweite  Teil  des  Katalogs  betitelt  sich  „Literaturnachweis".  Er  bringt 
eine  Zusammenstellung  aller  in  den  dort  vorhandenen  Zeitschriften  enthaltenen 
Aufsätze,  soweit  sie  für  die  Bankverwaltung  besonderes  Interesse  bieten.  Er  ist 
ebenfalls  nach  Materien  und  innerhalb  jeder  Materienabteilung  jahrweise  geordnet 
und  geht  bis  1872  zurück.  Die  Titel  mit  Verfasser  sind  in  jedem  Jahre  alpha- 
betisch, die  anonymen  am  Schlüsse  der  betreffenden  Abteilung  in  der  Reihen- 
folge  einer  beigegebenen  Zeitschriftenliste  angeordnet.  Der  Zweck  dieser 
Trennung  ist  nicht  recht  ersichtlich.  Der  ganze  Nutzen  dieses  Literaturnachweises 
scheint  mir  etwas  problematisch,  schon  deshalb,  weil  seine  Titel  in  das 
Titelregister  nicht  aufgenommen  sind,  und  dann,  weil  man  zum  Durcharbeiten 
einer  Materie  stets  an  zwei  Stellen  —  hier  und  im  systematischen  Teile  — 
nachsuchen  mufs.  Es  hätte  m.  E.  gar  kein  Hindernis  vorgelegen,  diesen  Teil 
einfach  in  den  systematischen  hineinzuarbeiten. 

Noch  weniger  findet  der  dritte  Teil  meinen  Beifall,  das  alphabetische 
Register,  ein  Titelregister,  in  das  auch  eine  Art  Schlagwortregister  mit  hinein- 
gearbeitet ist.  Vor  allem  ist  die  Type  entschieden  zu  klein  gewählt,  dann 
sind  die  Titel  zu  ausführlich  wiedergegeben  und  schliefslich  bleibt,  da  es 
einspaltig  gehalten  ist,  viel  zu  viel  Raum  unausgenutzt.  Ferner  ist  bei  zwei 
Verfassern  eines  Werkes  der  zweite  in  der  Regel  an  seiner  Stelle  überhaupt 
nicht,  dafür  aber  bei  dem  Namen  des  ersten  Verfassers  mitaufgeführt,  zuweilen 
sogar  als  Doppelname  (z.  B.  J.  Andre  und  E.  Goujard :  Etüde  usw.  unter 
Andre-Goujard).  Das  ist  mindestens  bedenklich.  Ebenso  ist  es  bei  einiger- 
mafsen  bibliothekarischer  Schulung  unnötig,  anonyme  Titel  an  zwei  oder 
drei  Stellen  anzuführen,  wie  z.  B.  Verhandlungen  des  Allgemeinen  Deutschen 
Bankiertages:  erstens  unter  Verhandlungen,  zweitens  unter  Allgemeiner, 
drittens  unter  Bankiertag.  Dafs  bei  der  alphabetischen  Ordnung  die  Umlaute 
nach  alter  Weise  den  einfachen  Vokalen  gleich  behandelt  sind,  sei  nur  der 
gröfseren  Vollständigkeit  halber  erwähnt.  Ein  Druckfehler -Verzeichnis  fehlt. 
Nur  beiläufig  sei  deshalb  bemerkt,  dafs  der  bekannte  Rechtslehrer  nicht 
Ihering,  sondern  Jhering  heilst.  Papier  und  Druck  sowie  die  ganze  Auf- 
machung sind  tadellos. 


Literatlirberichte  und  Anzeigen  IS5 

Auf  weitere  Einzelheiten  einzugehen,  erscheint  nicht  nötig.  Nur  darüber 
möchte  ich  zum  Schlüsse  meiner  Verwunderung  Ansdruck  geben,  dafs  jetzt 
noch  ein  neuer  wissenschaftlicher  Katalog  einer  Berliner  Bibliothek  alle  und 
jede,  selbst  die  markantesten  und  einfachsten  und  sich  immer  weiter  Geltung 
verschaffenden  Regeln  der  (Preufsischen)  Instruktion  für  die  alphabetischen 
Kataloge  inbetreff  Abkürzungen  und  alphabetische  Einordnung  so  völlig 
ignorieren  kann.  Ich  bin  weit  entfernt,  dieser  Instruktion  und  sonstigen 
bibliothekarischen  Regeln  nach  jeder  Richtung  hin  und  für  jeden  Katalog 
in  gleicher  Weise  das  Wort  zu  reden,  aber  das  ist,  glaube  ich,  kein  unbilliges 
Verlangen,  dafs  jede  nicht  rein  private  Bibliothek,  die  Wert  auf  ihre  Bedeutung 
legt  und  Beachtung  beansprucht,  darauf  bedacht  sein  mufs,  dafs  ihr  Katalog 
nicht  nur  nach  der  systematischen,  sondern  auch  nach  der  technischen  Seite 
hin  auf  der  Höhe  steht. F.  Wille. 

Beiträge  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen.    Paul  Schwenke  zum  20.  März 

1913    gewidmet.      (Herausgegeben    von    Adalbert    Hortzschansky). 

Berlin:  Martin  Breslauer  1913.    288  S.,   1  Porträt,   35  Tafeln.    50  M.,   auf 

Büttenpapier  80  M. 

Zum  sechzigsten  Geburtstage  Paul  Schwenkes  haben  sich  Verehrer  und 
Freunde,  Kollegen  und  Mitarbeiter  am  Zentralblatt  für  Bibliothekswesen  zu 
einer  Festschrift  vereinigt,  die  wenn  auch  eine  lanx  satura,  so  doch  auf  das 
eigene  Arbeitsgebiet  des  Gefeierten  beschränkt  ist.  Es  finden  sich  darin 
nämlich  nur  Aufsätze  zum  Bibliothekswesen,  zum  Handschriftenwesen  und  zur 
Geschichte  des  Buchgewerbes.  Zum  Bibliothekswesen:  Adolf  Harnack 
(Die  älteste  Inschrift  über  einer  öffentlichen  Kirchenbibliothek)  führt  uns  in 
die  älteste  Zeit  zurück;  er  handelt  über  das  von  Paulinus  von  Nola,  dem 
Freunde  von  Augustinus  und  Ilieronymus,  begründete  Bibellesezimmer. 
G.  A.  E.  Bogeng  bespricht  Uffenbachs  Erfahrungen  bei  dem  Besuch  und  der 
Benutzung  deutscher,  englischer  und  holländischer  Bibliotheken  1709  — 1711, 
Georg  Leyh  (Aus  der  älteren  Bibliothekspraxis)  die  Fragen  des  systematischen 
Katalogs  und  der  Aufstellung  nach  demselben  fast  vom  Ausgange  des  Mittel- 
alters an,  vielfach  mit  besonderer  Berücksichtigung  Göttingens.  Mit  der 
Königlichen  Bibliothek  zu  Berlin  beschäftigen  sich  die  Beiträge  von  Hermann 
Pick  (Der  unvollendet  gebliebene  Bibliotheksbau  des  Grofsen  Kurfürsten) 
und  Adalbert  Hortzschansky  (Heinrich  Pertz'  Berufung  zum  Oberbiblio- 
thekar der  Königlichen  Bibliothek  in  Berlin);  Pick  gibt  zwei  Abbildungen: 
aus  dem  perspektivischen  Plane  Berlins  des  Johann  Bernhard  Schulz  von 
1H8S  das  Bild  des  Bibliotheksgebäudes,  wie  es  nach  der  Vollendung  ausgesehen 
hätte,  und  nach  einem  Aquarell  Johann  Stridbecks,  um  1090,  das  nach  der 
Aufgabe  des  Baues.  Ernst  Kuhnert  schreibt  über  den  Bibliothekar  Heinrich 
Zell  und  schildert  damit  eine  ebenso  interessante  wie  bisher  wenig  bekannte 
Periode  der  Königsberger  Schlofsbibliothek,  des  ältesten  Bestandteils  der 
dortigen  Königlichen  und  Universitätsbibliothek,  der  der  Jubilar  bekanntlich 
früher  vorgestanden  hat.  Mehr  bibliothekstechnisch  sind  die  Beiträge  von 
Rudolf  Kaiser,  über  die  Unterscheidung  anscheinend  identischer  Drucke 
mit  Hilfe  des  Stereoskops  —  ein  bisher  in  der  Bibliotheksliteratur  noch  nicht 
behandeltes  Thema  —  und  Max  Laue  (Zeitschriftenknriosa).  Beiträge  zum 
Handschriftenwesen  bringen  Hermann  Degering  (Der  Katalog  der  Biblio- 
thek des  Klosters  Marienfeld  v.  J.  1185,  mit  Abbildung  des  durch  die 
Schenkung  Sir  Max  Wächters  neuerdings  in  den  Besitz  der  Königlichen  Biblio- 
thek zu  Berlin  gelangten  Katalogs  auf  zwei  Tafeln),  Rudolf  Eh  wald  (Ueber 
eine  französische  Älissalhandschrift  des  XIV.  Jahrhunderts,  3  Abbild)  und 
Hermann  Springer  (Das  Pariturautograph  von  Giuseppe  Scarlattis  bisher  ver- 
schollener Clemenza  di  Tito,  t>  Tafeln).  Unter  den  buchgewerblichen  Artikeln 
nehmen  wir  vorweg  die  Arbeiten  über  den  Bucheinband ,  dem  P.  Schwenke 
seit  laugen  Jahren  besonderes  Interesse  geschenkt  hat.  Jean  Loubier 
schreibt  über  die  „Methodische  Erforschung  des  Bucheinbands"  und  weist 
nach,  wo  noch  Lücken  von  der  bisherigen  Forschertätigkeit  offen  gelassen 
sind.  Eine  dieser  Lücken  füllt  Ferdinand  Eichlers  Arbeit  aus  (Leder- 
XXX.     4.  13 


186  Literaturberichte  und  Anzeigen 

schnitteinbände  des  15.  Jahrhunderts  iu  der  Steiermark,  6  Tafeln).  Auch 
Konrad  Haebler  (Die  Bucheinbände  des  Petrus  Lefsl,  2  Tafeln)  behandelt 
Einbände  der  Inkunabelzeit,  nach  Beständen  der  Milichschen  Bibliothek  in 
Görlitz.  Von  Beiträgen  zur  Inkunabelforschung  im  engeren  Sinne  sind  an- 
zuführen Gottfried  Zedier  (Ueber  die  Preise  und  Auflagenhöhe  unserer 
ältesten  Drucke),  der  einige  der  schwierigsten  Fragen  der  Forschung  der 
Wiegendrucke  unter  Beibringung  urkundlichen  Materials  von  neuem  zu  lösen 
versucht,  Isak  Collijn  (Schwedische  Donate,  2  Tafeln),  Karl  Molitor  (Zur 
Druckergeschichte  des  15.  Jahrhunderts)  mit  3  Schirmbriefen  für  Buchdrucker 
von  1466  — S4,  Erich  von  Bath  (Der  Drucker  von  Buyers  Ausgabe  der 
Werke  des  Bartolus  von  1482),  Adolf  Schmidt  (Lippfsche  Ablai'sbriefe, 
3  Taf. ;  diese  Blätter  von  14»>7  und  14S9  stehen  in  interessanter  typographischer 
Beziehung  zu  den  Ablafsbriefen  von  1454  —  55),  Ernst  Voullieine  (Zur 
Geschichte  einiger  Erfurter  Typen  des  15.  Jahrhunderts,  2  Tat'.).  Mit  der 
Drnckergeschichte  des  Reformationsjahrhunderts  beschäftigen  sich  Aloys 
Bömer  (Die  fünf  Frühdrucke  der  Epistolae  obscurorum  virorum),  Heinrich 
Krause  (Die  Drucklegung  der  Andriaausgabe  Joh.  Agricolas),  Johannes 
Luther  (Ludwig  Trutebnl  und  die  Druckerei  „Zum  Färbefafs"  in  Erfurt), 
nach  dessen  Darlegungen  Trutebul  als  Erfurter  Drucker  zu  streichen  ist.  und 
Karl  Schottenloher  (Hans  Sachs  und  Hieronymus  Höltzel.  Ein  Beitrag 
zur  Geschichte  der  Nürnberger  Flugschriften  v.  J.  1524,  5  Tafeln).  Ins  sieb- 
zehnte Jahrhundert  führt  August  Moeltzners  Arbeit  über  den  Druckernamen 
Pierre  du  Martean  1660— 1680.  1  Tafel.  Dem  Gefeierten  selbst  gilt  endlich  gleich 
der  erste,  unmittelbar  auf  das  Porträt  Schwenkes  folgende  Artikel  von 
Walther  Schultze:  Die  Schriften  Paul  Schwenkes.  Die  typographische 
Ausstattung  des  Bandes  ist  glänzend;  sie  und  die  grofse  Zahl  der  Tafeln 
rechtfertigen  den  zunächst  etwas  hoch  erscheinenden  Preis.  In  jeder  Weise 
ist  die  Opferwilligkeit  des  Verlegers  dankbarst  anzuerkennen.  Hy 


Umschau  und  neue  Nachrichten. 

Bericht  der  Deutschen  Kommission  der  Berliner  Akademie. 
Nach  dem  diesjährigen  Berichte  über  die  Inventarisation  der  literarischen 
deutschen  Handschriften  (s.  o.  S.  147)  sind  die  Arbeiten  des  Handschriften- 
archivs wesentlich  gefördert  worden.  Eine  günstige  Gelegenheit  zur  Werbe- 
tätigkeit bot  zu  Pfingsten  v.  J.  die  gemeinsame  Tagimg  der  Vereine  der 
deutschen,  österreichischen  und  schweizerischen  Bibliothekare.  Der  dorthin 
abgeordnete  Archivar  der  Akademie  Dr.  Behrend  hat  sich  bemüht,  durch  einen 
Vortrag  über  die  Arbeiten  des  Archivs  sowie  persönliche  Besprechungen  das 
Interesse  und  die  Neigung  zur  Mitarbeit  für  das  Unternehmen  unter  den 
Bibliothekaren  wachzuhalten  oder  zu  erwecken.  Eine  Beschleunigung  des 
Arbeitstempos  darf  von  der- jüngst  getroffenen  Einrichtung  erwartet  werden, 
auswärtige  Handschriften  in  gröfserer  Anzahl  in  Berlin  bearbeiten  zu  lassen. 
Im  einzelnen  ist  zu  erwähnen,  dafs  fast  durchweg  die  bisherigen  auswärtigen 
Bearbeiter  ihre  Tätigkeit  fortgeführt  haben,  so  Leidinger  und  Petzet  in  München, 
Hagen- Lübeck,  Henrici  in  Hamburg  n.  a.  m.  Die  ungarische  Akademie  der 
Wissenschaften  hat  den  Oberlehrer  Dr.  Gragger  beauftragt,  die  deutschen 
Handschriften  Ungarns  nach  den  Grundsätzen  der  Deutschen  Kommission  auf- 
zunehmen. Auch  in  Oesterreich  ist  ein  Fortschritt  zu  verzeichnen.  Die 
wichtige  Züricher  Stadtbibliothek  wird  in  Jahresfrist  selbst  ziUder  längst  ge- 
planten Aufnahme  ihrer  deutschen  literarischen  Handschriften  übergehn  und 
hat  die  Berücksichtigung  der  Grundsätze  der  Deutschen  Kommission  zugesagt. 
Ein  summarisches  Verzeichnis  des  Bestandes  der  Univ.-Bibl.  Strafsburg  von 
Dr.  Becker  lieferte  eine  vorläufige  Uebersicht,  die  noch  der  Nachprüfung  und 
Ergänzung  bedarf.  Neu  setzte  die  Arbeit  in  Weimar  ein,  während  sie  in  Gotha 
(Prof.    Ehwald)     zum    Abschlufs    gelangte.      Für    die    vielen    interessanten 


Umschau  und  neue  Nachrichten  187 

Einzelheiten,   besonders  auch  aus  den  östlichen  Provinzen  Preufsens,  müssen 
wir  auf  den  Bericht  selbst  verweisen. 

Königsberg.  Die  Königliche  und  Universitätsbibliothek  zu  Königs- 
berg i.  Pr.  hat  durch  zwei  Schenkungen  einen  sehr  erwünschten  Zuwachs 
ihrer  Handschriftenabteilung  erhalten:  das  Essener  Stadtmuseum  überliefs  der 
Bibliothek  seinen  aus  dem  Nachlasse  Wasianskis  stammenden  Besitz  an  Kant- 
schriften, der  aui'ser  einigen  auf  Kant  bezüglichen  Gelegenheitsdrucken 
14  handschriftliche  Stücke  enthält,  die  teils  von  Kant  selbst  herrühren,  teils 
ihn  betreffen.  Ferner  überwies  Frau  Geh  Regierungsrat  Knack- Charlottenburg 
eine  reichhaltige  Sammlung  von  Briefen  und  Dokumenten  aus  dem  Nachlafs 
des  Philosophen  Herbart,  die  um  so  willkommener  ist,  als  die  Königsberger 
Bibliothek,  die  bekanntlich  von  der  Witwe  Herbarts  zur  Erbin  des  Vermögens 
wie  der  Bücher  und  Manuskripte  Herbarts  eingesetzt  war,  sich  seiner  Zeit 
vergeblich  um  die  im  Nachlafs  befindlichen  Briefe  bemüht  hatte,  die  der 
Testamentsvollstrecker  als  ..nicht  zu  den  Manuskripten  gehörig"  herauszugeben 
sich  weigerte.  A.  Seh. 

Leipzig:  Universitätsbibliothek.  Am  20.  Juli  1S92  verstarb  in 
Sorau  in  der  Niederlausitz  im  SO.  Lebensjahre  der  Artilleriemajor  a.  D.  Julius 
Bode.  Durch  seinen  Schwiegervater,  den  Buchhändler  und  Buchdruckerei- 
besitzer  Gottlieb  Schirmer  zu  Jülich,  war  sein  Interesse  für  die  Faustsage 
geweckt  worden  und  er  begann  die  Literatur  darüber  zu  sammeln.  1S61  in 
den  Ruhestand  versetzt  betrieb  er  die  Sammlung  eifriger,  kam  mit  J.  Scheible 
in  Stuttgart  und  mit  Friedr.  Zarncke  in  Leipzig  in  Beziehung  und  hinterliefs 
bei  seinem  Tode  eine  reichhaltige  Faustbibliothek.  In  seinem  Testamente 
hatte  er  verfügt,  dafs  diese  dem  Dr.  Alexander  Tille,  der  dies  Gebiet  bearbeitete, 
nnter  der  Bedingung  übergeben  werde,  dafs  die  Bücher  nach  Tille*s  Tode 
an  die  Universitätsbibliothek  Leipzig  fallen  sollten.  Dr.  Alexander  Tille  war 
längere  Zeit  Dozent  an  der  Universität  Glasgow  und  verstarb  am  16.  Dezember 
1912  als  Handelskammer-Syndikus  zu  Saarbrücken.  Unter  Vermittlung  seines 
Bruders,  des  Landtagsbibliothekars  Dr.  Armin  Tille  zu  Dresden,  ward  nunmehr 
die  Bode'sche  Faustbibibliothek  von  Saarbrücken  an  die  Universitätsbibliothek 
nach  Leipzig  übersandt.  Hier  befindet  sie  sich  zur  Zeit  —  ein  Katalog 
existierte  nicht  —  in  Bearbeitung.  Ueber  den  Umfang  läfst  sich  Definitives 
noch  nicht  sagen,  da  die  Schriften  meist  zu  Sammelbänden  vereinigt  sind, 
and  die  Zettelaufnahme  erst  den  Inhalt  genau  feststellen  wird.  Die  Sammlung 
ist  aber  sehr  reichhaltig  und  wird  eine  treffliche  Ergänzung  zu  der  Hirzerschen 
Goethebibliothek,  die  schon  im  Besitz  der  hiesigen  Bibliothek  ist,  bilden. 
Die  Faustsammlung  Alexander  Tille's  wird  wohl  an  das  Freie  Ilochstift  zu 
Frankfurt  a.  M.  übergehen.  —  Dem  Major  Julius  Bode  hat  Tille  ein  Gedenk- 
blatt gewidmet:  Jnlins  Bode  und  seine  Faustbücherei  von  Dr.  Alexander 
Tille.  Dozent  der  Universität  Glasgow.  Als  Manuskript  gedruckt.  Frankfurt  a.  M. 
Druck  von  Mahlau  &  Waldschmidt,  1893.  8°.  12  S.  Danach  hat  sich  Bode 
auch  um   die  Kenntnis  der  Flora  der  Niederlausitz  Verdienste   erworben. 

K.  B. 

Oesterreich.  Dem  Bericht  der  ÜB  Krakau  für  1912  entnehmen  wir 
folgende  Angaben:  der  Zuwachs  der  Druckschriftenabteilung  betrug  6481  Bde 
gegen  6287  Bde  im  Vorjahr.  Unter  den  Schenkungen  ist  eine^  gröfsere 
Sammlung  von  mathematischen  Werken  hervorzuheben,  die  der  f  Universitäts- 
professor J.  Ptaszycki-Petersburg  der  Bibliothek  vermacht  hat.  Von  ihnen 
wurden  etwa  700  Bde  eingereiht;  einen  sehr  grofsen  Teil  der  Bibliothek 
Ptaszyckis  erhielt  das  mathematische  Seminar  der  Universität,  meist  Dubletten 
und  Sonderabzüge.  Die  Handschriftenabteilung  erhielt  von  Herrn  llieronymns 
Wilder  in  Warschau  50  Bde  geschenkt  und  von  Herrn  Boguslans  Kraszewski 
wertvolle  Materialien  zur  polnischen  Geschichte  des  18.  Jahrb.  Die  Druck- 
schriftenabteilung besteht  aus  422094  Bden,  die  Handschriftenabteilung  aus 
C446  Bden   (Zuwachs:    119  Bde),    die  Urkundenabteilung   aus   400  Nummern 

13* 


188 


Unischan  und  neue  Nachrichten 


(Zuwachs:  4  Urkunden),  die  Kartensainmlung  aus  3257  Bden  (Zuwachs:  1  Bd), 
die  Musiksatumlung  aus  44i'4  Bden,  die  Knpferstichsainmlungaus  9S61  Nummern, 
die  Zahl  der  Inkunabeln  beträgt  2873.  Die  Zahl  der  Benutzer  betrug  41nll 
gegen  40  7'vi  im  Vorjahr,  verliehen  wurden  137  335  Bde  gegen  13HS55  Bde  im 
Vorjahr.  Dabei  ist  zn  berücksichtigen,  dafs  die  Bibliothek  im  Berichtsjahr 
an  262  Tagen,  im  Vorjahr  aber  nur  an  24S  Tagen  geöffnet  war,  der  tägliche 
Durchschnitt  der  Besucher  ist  somit  von  165  auf  157  gesunken.  Für  Um- 
bauten hat  die  Regierung  insgesamt  200000  Kr.  ausgeworfen,  die  in  jährlichen 
Raten  von  25ÜU0  Kr.  zur  Auszahlung  gelangen.  Der  Umbau  geht  daher 
äufserst  langsam  vor  sich,  und  eine  Erhöhung  der  Raten  ist  sehr  erwünscht. 
Mit  der  Einrichtung  des  Collegium  maius  zu  Bibliothekszwecken  ist  schon 
1911  begonnen  worden  Die  Verwendung  eines  zweiten  Hörsaals,  des  Collegium 
Nowodworski,  zu  Bibliothekszwecken  wird  erwogen.  W.  Christiani. 

Frankreich.  Wie  in  den  beiden  Vorjahren  hat  die  Pariser  Ecole  des 
Ilautes  etudes  sociales  auch  während  des  Jahres  1912  unter  Mitwirkung  des 
französischen  Bibliothekarvereins  und  des  Internationalen  Instituts  für  Biblio- 
graphie einen  Zyklus  von  Vorträgen  über  Themata  aus  dem  Bibliothekswesen 
,.les  Bibliotheques  modernes"  abhalten  lassen.  Einige  behaudelten  bestimmte 
Bibliotheken.  So  sprach  Henri  Martin  über  die  Arsenalbibliothek.  P.  Marais  über 
die  Mazarine,  Ch.  Kohler  über  die  Sainte-Genevieve,  L.  Barran-Dihigo  über  die 
der  Sorbonne,  J.  Tiersot  über  die  des  Konservatoriums,  H.  Deherain  über  die 
Kartensammlungen  der  Pariser  Bibliotheken,  Luden  Hahn  über  medizinische 
Bibliotheken,  C.  Oursel  über  die  Bibliothek  der  Stadt  Dijon.  Auf  breiter  Grund- 
lage behandelte  H.  Lemaitre  die  Fragen  der  Heizung  und  Beleuchtung  von  Biblio  - 
theksgebäuden;  er  zog  die  grofsen  Bibliotheken  Europas  und  der  Vereinigten 
Staaten  für  seine  Untersuchung  heran.  A.  Rondel  sprach  über  „les  collections 
de  theätre".  Ferner  behandelten  Ch.  Sustrac  die  Theorie  des  Katalogisierens, 
M.  Vitrac  la  librairie  et  la  publicite,  Geisler  die  Fortschritte  der  verschiedenen 
photographischen  Nachbildungsverfahren,  J.  DuboisTOffice  de  legislation  etran- 
göre,  E.  Morel  das  französische  Buch  in  Frankreich,  J.  Cordey  das  französische 
Buch  in  der  Schweiz,  P.  Otlet  das  französische  Buch  in  Belgien.  Leider 
sind,  soweit  zu  ersehen,  diese  Vorträge  bisher  nirgends  in  extenso  gedruckt 
worden.  

Schweden.  Der  schwedische  Reichstag  bewilligte  die  Forderung  für 
die  Um-  und  Erweiterungsbauten  der  Universitätsbibliothek  Uppsala  (vgl. 
oben  S.  90  f.)  mit  einem  unwesentlichen  Abstrich. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Biuliotheks-  uud  Buchwesen.1) 

Zusammengestellt  von  Adalbert  Hortzschansky. 

Allgemeine  Schriften. 
Beiträge  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen  Paul  Schwenke  zum  20.  März  1913 

gewidmet.     (Hrsg.  von  Adalbert  Hortzschansky.)    Berlin :  Mart.  Breslauer 

1913.     28S  S.,  1  Porträt,  35  Taf.     50  M.,  auf  Büttenpapier  80  M. 
Bogvennen      Et   Aarsskrift   udgivet   af  Forening   for  Boghaandvaerk   paa 

25Aarsdagen  for  Foreningens  Stiftelse  og  paa  20Aarsdagen  for  Fagskolen 

for  Boghaandvaerks  Oprettelse.    Kobenhavn:  (F.  Hendriksen)  1913.    S6  S. 

4°.     S  Kr. 
Bulletin  of  the  American  Library  Association.    Vol.  7.    1913.    Nr  1,  January. 

Chicago:  Association  1913. 
Bulletin   du   bibliophile   et  du  bibliothecaire.    Revue  mensnel   Fondee  en 

1S34   par   J.  Techener  ...    Directeur:   Georges   Vicaire.     1913.    Nr  1  = 

I)  Die  an  die  Redaktion  eingesandten  Schriften  sind  mit  *  bezeichnet. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen       189 

15  Janvier.     Paris:    H.  Leclerc    1913.     Jg.    Paris    12  Fr.,   Departements 

14  Fr.,  Ausland  16  Fr. 
Revista  de  bibliografia  catalana.  Catalunya-Balears-Rosellö -Valencia.  Any  6. 

1906.  7.  1907.  (=  Nr  9.  10.)    Barcelona:   L'Avene  1912.     274,  323  S.     Je 

li»  Pes. 
The  Bibliographical  Society.    Rules   and  list  of  meinbers.     1913.    (London: 

Society)  1913.     15  S. 

Bibliothekswesen  im  allgemeinen. 

M.  Armand  d'Artois  conservateur  de  la  Bibltotheque  Mazarine:  (Par  P.  M.) 

Bulletin  du  bibliophile  1913.     S.  46-49. 
Babcock,  Kendric  C.   Bibliographical  Instruction  in  College.   Libr.  Journal  38. 

1913.     S.  133—136. 
Bostwick,    Arthur   E.    Efficiency    records   in    libraries.    Libr.    Journal    38. 

1913.     S.  131  —  133. 
Boysen,  K.   Die  Gesaintkatalogisiernng  der  Deutschen  Bibliotheken.  Vortrag. 

(Forts.)  Korrespondenzblatt  des  Akadera.  Schutzvereins  7.    1913.    13—20. 

(Schlafs  folgt.) 
Bulletin    bibliographique,    dedie   aux   parents,    an   personnel   enseignant  et 

aux  comites  des  bibliotheqnes.     Publ.   par  la  commission  pour  le  choix 

de  lectures  destin.  ä  la jeunesse  et  aux  bibliotheqnes  scolaires  et  populaires. 

Societe  pedagogique   de  la  Suisse  romande.     Fase.  11.     Lausanne  1912: 

Impr.  Reun.     56  S. 
Coutts,  Henry  T.    Sir  Thomas  Bodley.    A  tercentenary  note.    Libr.  World  15. 

1912/13.     S.  225-226. 
Dam,  P.  J.    Het  vraagstuk  der  openbare  leeszalen  van  christelijk  standpunt 

beoordeeld.    Hilversum:  C.  v.  Drieenhuizen  1913.     29  S.     (»,25  Fl. 
Fritz,    G.      Politik    der    Bücherei.      Eine    Besprechung.      Monatshefte    der 

Comenius-Gesellschaft  N.  F.  5.     1913.     S    12—15. 
Haindorf f,  G.    Die  dänischen  Volksbüchereien  im  Jahre.  191 2.    Monatshefte 

der  Comenius-Gesellschaft  N    F.  5.     1913.     S.  7—12. 
Hawkes,   Arthur  J.      An   Extension   and   revision   of  the   Dewey's   Africa 

schedule.    The  Librarian  3.     1913.    S.  242—245. 
Leyh,  G.      Das    Dogma    von    der    systematischen    Aufstellung.      (Schluss.) 

Zentralblatt  30.     1913.     S.  97—136. 
Marais,  Paul.     Notice  sur  M.  Armand  d'Artois,   conservateur  de  la  Biblio- 
theque Mazarine.    Bulletin  de  L"Association  des  Bibliothecaires  franc,ais  6. 

1912.  S.  109—113. 

Mumford,  Edward  W.    The  librarian  and  the  bookseller.    Libr.  Journal  3S. 

1913.  S.  136—142. 

Piper,  A.  Cecil.  Library  advertising  methods.  Libr.  Association  Record  15. 
1913.     S.  71—79. 

Probedruck  des  Gesamtkatalogs  der  preufsischen  wissenschaftlichen  Biblio- 
theken. Ira-Isocrates.  Chronica-Chronicon.  Juni  1912.  Berlin-Charlotten- 
burg: (Königliche  Bibliothek  1912).     43  S.     4°. 

Purneil,  H.  Rutherford.  National  and  international  librarianship.  Libr. 
Assistant  1913.    S.  26—33. 

Sayers,  W.  C.  Berwick.  Elements  of  notation.  Libr.  World  15.  1912  13. 
S.  226-231. 

Zum   Tode   Julius  Entings.     (Von  X.)    Zentralblatt  30.     L913.    S.  136-137. 

Vidier,  A.  Publications  nouvelles  concernant  les  bibliotheqnes  francaises. 
Rapports  pres.  aux  assemblees  generales  des  23  Avril  lull  et  11  Avril 
1912.    (Suite   et  fin.)    Bulletin   de   l'assoc.  d.   bibliothecaires  francais   6. 

1912.  S.  101— 10S. 

Vincent,    Auguste.      L'importance    de    la    reliure    dans    les    bibliotheqnes. 

<  Roulers  (1912):  Deraedt-Verhoye.     10  S.     (Nicht  im  Buchhandel  | 
Willcock.  Win.  J.     Ladies'  reading-rooms.    Libr.   Association   Record  15. 

1913.  S.  80—84. 


190       Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Einzelne  Bibliotheken. 

Basel.  Katalog  der  Bibliothek  der  Loge  zur  Freundschaft  und  Beständigkeit 
in  Basel.    Nachtrag.  Basel:  Basler  Loge  1911.     IV,  27  S. 

Berlin.  Katalog  der  Bücherei  des  Akademischen  Vereins  Hütte.  Abgeschlossen 
am  1.  März  1912.    Berlin:  (Verein  1912).     VI,  25S  S. 

—  Benutzungsordnung    für   die   Bibliothek   des   Hauses   der   Abgeordneten. 

(0.  0.:  1913.)     7  S. 

—  Bibliothekordnung  für  das  Haus  der  Abgeordneten.    (0.  0.:  1913.)  7  S. 
Bern.     Bibliographisches    Bulletin    der    Schweizerischen   Landes -Bibliothek. 

Bulletin  bibliographique  de  la  Bibliotheque  Nationale  suisse.  Jg.  13. 
1913.  Nr  1.  Jan.  Febr.  Bern:  Benteli  1913.  Jg.  (6  Nrn)  zweiseit.  be- 
druckt 5  Fr.,  einseit   6  Fr.,  Ausland  6,25  bezw.  7,50  Fr. 

Elberfeld.  Jaeschke,  E.  Bericht  über  das  10.  Betriebsjahr  der  Stadt- 
bibliothek Elberfeld.     191112.    Elberfeld:  1912.     8  S.     1,40  AI. 

Heidelberg.    *Bericht  der  Stadt.  Bibliotheken  in  Heidelberg  für  das  Jahr 

1912.  Heidelberg  1913:  Heidelb.  Verlagsanstalt.     7  S. 

Leipzig.  Zugangsverzeichnis  der  Bibliothek  des  Reichsgerichts.  Nr  S. 
Januar -Dezember  1912.    (Leipzig:  1913.)    S.  247—317. 

—  Bericht  über  die  Entwicklung  der  Pädagogischen  Zentralbibliothek 
(Comenins-Stiftnng)  zu  Leipzig  i.  J.  1912.  Leipzig  (1913):  Gressner 
&  Schramm.     2  Bl.     4°. 

Schwelm.     Bücher -Verzeichnis  der  Volksbibliothek  zu  Schwelm.     Nachtr.  2. 

1913.  (Schwelm  1913:  Voswinkel )     40  S. 

Stettin.  Weber,  Franz.  Die  auf  der  Stadtbibliothek  zn  Stettin  befindlichen 
Drucke  von    1500 — 1550.     Ein  Verzeichnis.    Baltische  Studien  N.  F.  16. 

1912.  S.  127-161. 

Strafsburg.  Katalog  der  Kaiserlichen  Universitäts-  und  Landesbibliothek 
in  Stral'sburg.  Descriptio  codicum  graecorum  confecit  Carolus  Welz. 
Strafsburg:  K.  J.  Trübner  1913.     62  S. 

Stuttgart.  *Katalog  der  Ständischen  Bibliothek  in  Stuttgart.  Zuwachs- 
verzeichnis 1907—1912.     Stuttgart  1913:  Hammer.     142  S. 

Thun.  Katalog  der  Stadtbibliothek  Thun.  Nachtrag  S.  (Zuwachs  2.) 
Nr  4070—4492.  20.  Mai  1905  bis  31.  März  1909.  Thun:  Stüssy  und 
Muntwyler  1909.     II,  44  S. 

Witten.  Stadtbiicherei  Witten.  Bücherverzeichnis.  Witten,  1.  April  1911 
(und)  Nachtrag  1.     1912.     Witten  (1911.  1912.):  Pott.     212,  72  S. 

Zürich.  Katalog  der  Bibliothek  der  Museumsgesellschaft  Zürich.  9.  Aufl. 
Mit  e.  kurzen  Geschichte  der  Museumsgesellschaft  von  Theodor  Vetter. 
Zürich  1912:  Züricher  Post.    XL,  1248  S.    Geb.  9  Fr. 

Chicago.    Books  of  1911  cnmulated  from  the  book  bulletin  of  the  Chicago 

Public  Library.     Chicago:  1912.     157  S. 
Gouda.     Kesper,  L.  A.    De  oorsprong  der  Goudsche  Librye.    Het  Boek  2. 

1913.  S.  61—68.    Aus:  Dagblad  van  Gouda  1912,  August  12—14. 
Grand   Rapids.    *Annual    Report    of   the    Grand    Rapids   Public   Library. 

41.  being   the  9.  ann.  report  of  the  board  of  librarv  commissioners  .  .  . 

for  the  year  April  1,  1911  —  March  31,  1912.    Grand  Rapids  1912.    91  S. 
Milwaukee.    *Finding  list  of  French  books  in  the  Circulating  Department 

of  the  Milwaukee  Public  Library  January  1,  1913.    Milwaukee:  Board  of 

Trustees  1913.    39  S. 
Newark.    Dana,  J.  C.    The  Librarv  in  1912.    The  Newarker  2.    1913.    S.  243 

bis  247. 
New  York.     *The   New   York   Public   Library,    Astor,    Lenox   and    Tilden 

foundations.     Eeport  tor  the  year  end.  December  31,  1912.    New  York: 

1913.     156  S. 
Paris.    Viollet,  Paul.    La  Bibliotheque   et   les  Archives   de   la  Facnlte   de 

droit  de  Paris.    Quelques  tableanx  et  bustes.     Paris:    1912.    23  S.     Aus: 

Bulletin  de  la  Societe  de  l'histoire  de  Paris  T.  39.    1912. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen        191 

Pittsburgh:    *Classified  Catalogue  of  tlie  Carnegie   Library   uf  Pittsburgh 

1907—1911.     P.  2.     Sociology  —  Philology.     Pittsburgh:    Library  1912. 

S.  336-712,  XXXVII  S. 
Stockholm.    Moore,   Anuie   Carroll.    The    children's   library   of  Stockholm. 

Libr.  Journal  38.     1913.     S.  145,  1  Taf. 
Valencia.    Masso  Torrents,  J.    Manuscrits  Catalans  de  Valencia  (acabment). 

Biblioteca  Provincial  Universitaria.    Biblioteca  Municipal.    Llista  alfabetica. 

Revisla  de  bibliografia  catalana  6.     1906  (1912).    S.  145—269. 
Venedig.     Frati,   Carlo.     Bollettino    bibliografico   Marciano.     Pubblicazioni 

recenti  relative  a  codici  o  stampe  della  Biblioteca  Marciana  di  Venezia. 

(Forts  )    Bibliofilia  14.    1912. 13.    S.  397—412  m.  7  Faksiin.    (Wird  fortges.) 
—  Segarizzi,   Arnaldo.    Bibliografia   delle   stampe   popolari   italiane   della   r. 

Biblioteca  nazionale  di  S.  Marco.    Bergamo:  Istituto  ital.  d'Arti  Grafiche 

1912.     368  S.     30  L. 
Washington.     *  Library  of  Congress.    A  check  list  of  American  eighteenth 

Century  newspapers  in  the  Library  of  Congress  comp,  by  John  van  Ness 

Ingrain.     Washington:  Gov.  Print.  Off.  1912.     186  S. 

Schriftwesen  und  Handschriftenkunde. 

Boinet,  A.    Le  Psautier  de  Paul  III  conserve  ä  la  Bibliotheque  nationale 

de  Paris.     A   propos  d'un  livre  recent.     Bibliofilia  14.     1912  13.     S.  361 

—367  m.  4  Faks. 
Denis,   Paul.     Lettres  autographes  de  la  collection  de  Tronssnres.    (Paris: 

Champion  1912.)    XV,  660  S.    4°.    (Publications  de  la  Societe  academique 

de  l'Oise  T.  3) 
Foulche-Delbosc,  R.    Manuscrits  hispaniques  de  bibliotheques  dispersees. 

Revue  des  bibliotheques  22.     1912.  (1913).     S.  430—472. 
Lindsay,  W.  M.    The  old  Script  of  Corbie,  its  abreviation  Symbols.    Revue 

des  bibliotheques  22.     1912  (1913).     S.  405-429. 
Miniaturen  aus  Handschriften  der  Kgl.  Hof-  u.  Staatsbibliothek  in  München. 

Hrsg.   von   Georg  Leidniger.     H.  3.    Turnierbuch  Herzog  Wilhelms  IV. 

von    Bayern.      Abt.  2.      München:    Riehn    u.    Tietze    1913.     4°.     32  M. 

Subskr.-Pr.  25,60  M. 
Vittani,  Giovanni.    D'un  metodo   per  far  rivivere  gli  inchiostri   stndiato  a 

Milano  nel  1792—93.    II  Libro  e  la  Stampa  6  (N.  S.)  1912(1913).    S.  161  —  176. 
Zimmermann,  Adam.     Geschichte  der  Stenographie  in   kurzen  Zügen  vom 

klassischen   Altertum   bis  zur  Gegenwart.     2.,  verb.   u.  verm.  Aufl.     Mit 

11  Portr.  u.  24  Schriftproben.    Wien  n.  Leipzig:  Hartleben  (1912).    VIII, 

232  S. 

Buchgewerbe. 

Baudrier,  J.     Bibliographie    Lyonnaise      Recherches    sur    les    imprimenrs, 

libraires,    relieurs    et   fondeurs   de   lettres   de   Lyon  an  XVP  siecle  .  .  . 

Ser.  10.     Paris:  A.  Picard  1913.     480  S. 
Faksimile -Neudruck  der  42  zeiligen  Bibel   von  Johannes  Gutenberg,   Mainz 

1450—1453.     Bd  1.     Leipzig:   Insel-Verlag  1913.     618  S.     2°.     Für  Bd  1 

n.  2  700  M,  geb.  850  M.,  mit  aufgelegtem  Gold,  auf  Büttenpapier  2600  M  . 

auf  Pergament  6000  M. 
Celani,   Enrico.     Manuziana.     Bibliofilia  14.     1912, 13.    S.  380—391.    (Wird 

fortges.) 
Collijn,  Isak.    Notiz    über  Wiener   Inkunabeln    in    der   Kgl.    Bibliothek    zu 

Stockholm.    (Halle  a.  S    1913:  Karras.)    3  S.,  1  Taf.    Aus:  Langer-Doleh, 

österreichische  Bibliographie  I. 
Decia,   Decio.     La  prima  edizione  della  Risposta  all'  Apolögia   del   Tasso 

dell'   Infarinato   Primo    e   i    snoi    veri   stampatori.     (1585.)     Bibliofilia  14. 

1912/13.     S.  391  —  397. 
Desorraes,  E.  et  Muller,  Arnold.     Dictionnaire   de  l'imprimerie  et  des  arts 

graphiques  en  general.     Paris:  Impr.  des  Beaux-Arts  1912.     311  S. 


192       Nene  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotbeks-  und  Buchwesen 

*Der    Gilgengart.      Augsburg,    Hans    Schünsperger,    c.    1520.      (Hrsg.    v. 

0.  deinen.)    Zwickau:  F.  Ullmann  1913.    15,  a-ovS.    20  M.  =  Zickauer 
Facsimiledrucke  Nr  16. 

Gulyäs,   Pal.  (Magyarisch.)    Aus  den  Aufzeichnungen  einer  überungarischen 

Bnchbinderfainilie.      Budapest:    Szerzü    1912.      22   S.    =    Gulyäs,    Pal. 

Könyveszeti  tanulnuinyok  ßd  3. 
Gulyäs,   Päl.   (Magyarisch).    Die  Elzevierschen  Republiken  und  verwandte 

Drucke  im  Ungarischen  National-Museuni.    Budapest:  Szerzü  1912.     5G  S. 

=  Gulyäs,  Päl.     Könyveszeti  tanulmanyok  Bd  2. 
*Kersten,   Paul.    Der   exakte   Bucheinband.    Der  gute  Halbfranzband,    der 

künstlerische  Ganzlederband,  die  Ilandvergoldung,  der  Einband  mit  echten 

Bünden,   der  Pergamentband.    Mit   136  Abb.,   58  Taf.,   bi)  Papiermustern. 

Nebst   einem   Beiwort  „Entwurf  des  Bucheinbandes"   von   L.  Siitterlein. 

Zweite,  verm.   u.  verbess.  Auflage.     Halle  a.  S. :    W.  Knapp    1912.     VII, 

1S4  S.,  48  und  10  Taf.     6,50  M. 
Lepreux,   Georges.    Les  travaux  sur  l'histoire  de  Timprimerie.    Revue  des 

bibliotkeques  22.     1912.  (1913).     S.  499—501. 
Petraglione,  G.    Ancöra  sull'  introduzione   della  stampa  in  Lecce.     Lecce 

1912:   Stab.  Tip.   Guirdignano.     26  S.    Aus:   Rivista  storica  salentina  7, 

Nr  10/11. 
Piper,   Alfred   Cecil.    Some  great  printers  and   their  work:    Aldus.     Libr. 

World  15.     1912/13.     S.  239—244. 
Sarazin,   Lucien.     Un   „Chalotiste"  malouin.     Louis  Philippe-Claude  Hovius 

imprimeur-libraire    (1721 — 1806).      Saiut-Servan:   J.  Haize  1912.      52  S. 

Aus:  Annales  de  la  societe  hist.  et  archeol.  de  l'arrondiss.  de  Saint-Maio. 

Buchhandel. 

Adrefsbuch  für  den  Buch-,  Kunst-,  Musikalienhandel  und  verwandte  Ge- 
schäftszweige der  österreichisch- ungarischen  Monarchie.  M.  e.  Anhang: 
Oesterr.-ungar.  Zeitungs- Adrefsbuch.  Hrsg.  v.  Mor.  Perles.  Jahrg.  47. 
Wien:  M.  Perles  1913.    XV,  478  S.,  1  Portr.     Geb.  8  K. 

Book-Auction  Records  edited  by  Frank  Karslake  Priced  and  anno- 
tated  record  of  London,  Dublin,  Edinburgh  and  Glasgow  book-auctions. 
Vol.  10.  P.  1.  Oct.toDec.  1912.  London:  Karslake  1913.  Vol.  (4  Teile)  21  Sh. 

American  Book-prices  current.  A  record  of  books,  manuscripts,  and 
autographs  sold  at  auction  in  New  York,  Boston,  and  Philadelphia,  from 
September  1,  1911,  to  September  1,  1912,  with  ihe  prices  realized. 
Compiled  from  the  auctioneers'  catalogues  under  the  editorial  directiou 
of  Luther  S.  Livingston.  London:  Stevens,  New  York:  Dodd.  Living- 
ston   1912.     XVIII,  967  S. 

The  Publishers'  Circular  and  Booksellers'  Record.  Established  by  the 
publishers  of  London  in  1837.  N.  S.  Vol.  48.  49.  (Vol.  98.  99.)  1913. 
Nr  2427  v.  4.  Januar.  London:  Pnbl.  Circular  1913.  Jg.  10  Sh.  6  d.,  Ausl. 
13  Sh.  6  d. 

Drahn,  Ernst.  Vom  Biicherverlrieb  der  Sozialdemokratischen  Partei  Deutsch- 
lands.   Börsenblatt  1913.    S.  149—151. 

Giornale  della  libreria,  della  tipografia  e  delle  arti  ed  industrie  affini. 
Organo  ufficiale  dell'  associazione  tipografico-libraria  italiana.  Anno  26. 
1913.  Nr  1.  Milano:  Associazione  1913.  Jg.  (52  Nrn)  Italien  8  L.,  Aus- 
land 1 2  Fr. 

Korrespondenzblatt  des  Akademischen  Schutzvereins.  I.  A.  d.  Vereins  hrsg. 
vom  geschäftsführenden  Ausschufs.  Jg.  7.  1913.  Nr  1  (Vom_  15.  Februar.) 
Leipzig:   Schutzverein   1  v*  1 3 .     Jg.  (10  Nrn)  4M.,   f.  Mitglieder  kostenfrei. 

Lemke,  M.  K.  (Russisch.)  Wozu  ist  die  Allrussische  Gesellschaft  für  Bücher- 
wesen gegründet  worden?  Uebersicht  über  die  Tätigkeit  der  Allrussischen 
Gesellschaft   der   Buchhändler   und  Verleger   von   der  Gründung   bis   z. 

1.  Juli  1912.     St.  Petersburg  1912:  Stasjulevic.     128  S. 
*Neukainp,    Ernst.      Die    Rechtsstellung   der   Verfasser   von   Beiträgen   zu 

Sammelwerken.    Leipzig:  Joh.  Werner  1913.    36  S.    1  M. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliutheks-  und  Buchwesen        1CJ3 

Schönrock,  Lud.    Der   deutsche  Bncbhandel  in  Amerika.    Börsenblatt  für 

den  Deutschen  Buchhandel.     1912.    S.  16  286— 16291. 
Das    Verlagsarchiv.      Seine    Aufgabe,    Einrichtung    und    Ausgestaltung. 

(Von  — rkl.)     Börsenblatt  1913.     S.  1625—1626. 
The  Publishers'  Weekly.    The  Amerikan   Buok  Trade  Journal  with   which 

is  incorporated  the  American   Literary  Gazette  and  Publishers  Circular. 

1913.    Vol.  83  Nr  1.    New  York:  Publication  Office  1913.    Jg.  (2  Vols)  4 $., 

Ausland  5  $. 

Allgemeine  und  Nationalbibliographie. 

Brockbaus'  allgemeine  Bibliographie.  Monatliches  Verzeichnis  der  wichtigeren 
neuen  Erscheinungen.  (Verantwortl.  Redakteur:  Paul  Schumann.)  Jg.  58. 
1913.     Nr  1.    Leipzig:  Brockhaus  u.  Pehrsson  1913.    Jg.  2  M. 


Deutschland.  Berend,  Eduard.  Beiträge  zum  Anonymenlexikon.  Zeitschr. 
f.  Bücherfreunde  N.  F.  4.     1912,13.     S.  380—382. 

—  Bibliographie    der    deutschen    Zeitschriften -Literatur    mit   Einschlufs    von 

Sammelwerken.  (Internationale  Bibliographie  der  Zeitschriftenliteratur 
.  .  .  Abt.  A.)  Bd30  A.4.  Erg.-Bd  1891—93,  m.  Nachtr.  auch  aus  späteren 
Jahren.     Mit  Autoren-Reg.     Gautzsch:  F.  Dietrich  1912.     299  S.     25  M. 

—  Bibliographie    der    deutschen    Zeitschriften -Literatur    mit   Einschlufs   von 

Sammelwerken  u.  Zeitungsbeilagen.  Suppl.-Bd:  Bibliographie  der  deutschen 
Rezensionen  .  .  .  Mit  Rezensenten -Verzeichnis  und  Sachregister.  Unter 
besond.  Mitwirk,  von  E.  Roth  für  den  medizinisch -naturwiss.  Teil  hrsg. 
von  F.  Dietrich.  Bd  15.  1912,1.  Lief.  1.  Gautzsch  b.  Leipzig:  F.Dietrich 
1913.    Kompl.  (5  Lief.)  35  M. 

—  Brummer,    Franz.    Lexikon    der   deutschen   Dichter   und    Prosaisten   vom 

Beginn  des  19.  Jahrhunderts  bis  zur  Gegenwart.  6.  völlig  neu  bearb.  u. 
stark  verm.  Aufl.  Bd  1.  Leipzig:  Ph.  Reclam  1913.  480  S.  Geb.  1,50  M. 
=  Universal-Bibliothek  Nr  1981— 19S5. 

—  Hinrichs'   Halbjahrs -Katalog   der   im   deutschen   Buchhandel   erschienenen 

Bücher,  Zeitschriften,  Landkarten  usw.  Mit  Registern  .  .  .  229.  Forts.,  1912. 
Halbj.  2.  T.  1.  2.  Leipzig:  J.  C.  Hinrichs  1913.  637  S.  p.  c.  10,80  M., 
geb.  12,10  M. 

—  Hinrichs'  Katalog  der  im  deutschen  Buchhandel  erschienenen  Bücher,  Zeit- 

schriften, Landkarten  usw.  Titelvrerzeichnis  u.  Sachregister.  Ganze  Reihe 
Bd  13.  1910  —  1912.  Lief.  1.  Aa-Archiv.  Leipzig:  Hinrichs  1913.  S.  1 
bis  48.    (In  ca.  36  Lief.)    Lief,  je  2,40  M. 

Belgien.  Ministere  des  sciences  et  des  arts.  Bibliothöque  royale.  Biblio- 
graphie de  Belgique.  Ann.  39.  1913.  Nr  1.  P.  1.  Livres,  periodiques 
nonveaux,  estampes,  cartes  et  plans.  (P.  2.  Bulletin  des  sommaires  des 
periodiques.)  Bruxelles:  G.  van  Oest  1913.  Jg.  7,50  Fr.,  Ausland  in  Fr. 
Ausgabe  von  P.  1  sur  fiches,  je  1  cent.  (P.  3.  Liste  des  periodiques 
erscheint  alle  zwei  Jahre.) 

Vereinigte  Staaten.  The  cumulative  buok  index.  Annual  cumulation  15. 
Nr  6.  Author,  title,  and  subject  catalog  in  une  aiphabet  of  books  published 
during  1912.  Compiled  by  Marion  E.  Potter  and  Emma  L.  Teich. 
Minneapolis:  H.  W.  Wilson  1913.     830  S. 

Fachbibliographie. 

Geschichte.  Alossery,  P.  Geschiedkundige  boekenschouw  over  het  huidige 
West-Vlaanderen  in  't  algemeen  en  zijue  gemeenten  in  't  bijzonder. 
Boekdeel  2.  Brügge  1913  :  L.  De  Plancke.  VI,  520  S.  15  Fr.  =  Soei&6 
d'cmulation  de  Bruges.    Melauges  VI. 

—  Borchardt,  Paul.    Bibliographie  de  l'Angola  (Bibliotheca  angolensis)  1500 

bis  1910.  Bruxelles,  Leipzig:  Misch  u.  Thron  1913.  IV,  61  S.  ;i  Kr. 
=  Mouographies  bibliographiques publ.  parriutermcdiairesociulogii[iu'  Nr2. 


194       Neue  Bücher  uiid  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Geschichte.  Loewe,  Victor.  Biicherkunde  der  deutschen  Geschichte.  Kritischer 
Wegweiser  durch  die  neuere  deutsche  historische  Literatur.  ".,  wesentl.  urn- 
gearb.  Aufl.     Altenburg: :  Rade  1913.     VIII,  154  S.     2,80  M.,  geb.  3,50  M. 

—  *Richardson,  E.  C.     A  Union   List  of  collections  on  European  history  in 

American  libraries.  Compiled  for  the  coinuiittee  on  bibliography  of  the 
American  Bistorical  Association.  Trial  edition.  Princeton,  N.  J.:  1912. 
114  S.     2  S,  für  die  beteiligten  Bibliotheken  1  $. 

—  Steinmetz,  S.  R.     Essai  d'une  bibliographie  systematique  de  l'ethnologie 

jusqu'ä  l'annee  1911.     Bruxelles,  Leipzig:  Misch  u.  Thron  1912  IV,  L96  S. 
*     7  Fr.  =  Monographies  bibliographiqnes  publ.   par  Tlntermediaire  socio- 

logique  Nr  1. 
Medizin  u.   Naturwiss.    Bibliographie  des  livres   francais  de  medecine  et 

de   sciences.    Publ.    par   la  Section    de  med.   du  syndicat   des   editeurs 

1900—1912.     (Paris:  Sydicat  1912).     143  S. 

—  *  Hellmann,  G.     Bibliographie  der  „Thüringischen  Siindflut".     In:   G.  Hell- 

mann, Die  „Thüringische  SiindÜut"  vom  Jahre  1613.  S.  29 — 57  mit 
24  Faksim.  Aus:  Veröffentlichungen  des  Königl.  Preufs.  Meteorol.  Instituts 
Nr  256. 
Sprachen  u.  Litt.  Geddie,  William.  A  bibliography  of  middle  Scots  poets. 
With  au  introd.  on  the  history  of  their  reputations.  Edinburgh  a.  London 
1912:  Blackwood.     CIN,  364  S.  =  The  Scottish   Text  Society  61. 

—  *Goedeke,  Karl.    Grnudrifs  zur  Geschichte  der  deutschen  Dichtung.    2.  ganz 

neu  bearb.  Aufl.  . . .  fortgef.  v.  Edmund  Goetze.  H.  29.  (Bd  10.  S.  161—432), 
bearb.  v.  Alfr.  Rosenbaum. 

—  Dasselbe.    3.   neu   bearb.  Aufl.    Bd  IV  Abt.  3.    H.  2.    (Schlui's),  bearb.  v. 

KarlKipka.  XVI,  321—  S26  S.   Dresden:  L.  Ehlermann  1912.   7,20  n.  13,60  M. 

—  Schulte -Strathaus.   Ernst.    Bibliographie    der   Originalansgaben   deutscher 

Dichtungen  im  Zeitalter  Goethes.  Nach  den  Quellen  bearb.  Bd  1.  Abt.  1. 
München:  Georg  Müller  1913.     IV,  272  S.,  81  Abb.     15  M. 

Personale  Bibliographie. 
Bergson.     *(Dewey,  John.)    Columbia  University  in  the  City  of  New  York. 

The   Library.     A    contribution    to    a    bibliography   of  Henry    Bergson. 

New  York:  Columbia  Univ.  Press  1913.    XIII,  56  S. 
Dickens.    Catalogue    of   an   exhibition   of  the   works   of  Charles   Dickens 

January  23d  to  March  Stii.     New  York:  Grolier  Club  1913.     220  S. 
Jan  et.     Notice  snr  les  titres  et  les  travaux  scientifiques  de  M.  Paul  Janet, 

professeur  ä   la  Faculte   des  sciences  de  1' Universite  de  Paris,  directeur 

du   Laboratoire    central   et    de    TEcole   superieure   d'electricite.      Paris: 

Gauthiers -Villars  1913.    30  S.    4°. 
Nostradamus.     Klinckowstroem,    Graf   Carl  von.     Die   ältesten   Ausgaben 

der  ..Propheties'  des  Nostradamus.    Ein  Beitrag  zur  Nostradamus-Biblio- 

graphie.   Zeitschr.  f.  Bücherfreunde  N.  F.  4.    1912/13.   S.  361— 372  m.  14  Abb. 
Retzius.    Aurivillius,   Christopher.     Förteckniug  öfver  skrifter  utgivna  af 

Prof.  Gustav  Retzius.     Uppsala  u.  Stockholm  1912:   Almqvist  &  Wiksell. 

24  S.    4°.  =  K.  Svenska  Vetenskaps-Akademiens  Haudlingar  N.  F.  49,  11. 

Bibliophilie. 

Societe  des  Bibliophiles  beiges  seant  ä  Mons.  LXXVL-  Anniversaire. 
19Novembre  1911.     Mons  1912:  L.  Dequesne.     115  S.,  6  Tat. 

Bertarelli.  Achille.  G.  B.  Bodoni  e  la  decorazione  del  libro.  II  Libro  e 
la  Stampa  6  (N.  S.)  1912  (1913).    S.  176—180,  4  Taf. 

Un  Bibliophile  du  IXe  siecle.  Loup  de  Ferneres.  Societe  des  bibliophiles 
beiges  seant  ä  Mons.    Bulletin  1,4.     1912.    S.  175 — 188. 

B oul and,  L.  Chiffre  du  College  du  Plessis-Sorbonne.  (Supralibros.)  Bulletin 
du  bibliophile  1912.     S.  604—607  m.  2  Abb. 

Brockhoff.  Katalog  der  nachgelassenen  Bibliothek  des  f  Achener  Stifts- 
herrn Prälat  D.  E.  L.  Brockhoff  .  .  .  Versteigerung  ...  1913  ..  .  durch 
Ant.  Creutzer  vorm.  M.  Lempertz  .  . .  Aachen:  Creutzer  1913.    1_27  S. 


Antiquariatskataloge  195 

Cuomo,  Mat.    Nel  mondo   dei  libri:  bizzarrie.     Milano:  R.  Quiotieri  1912. 

VIII,  391  S.     3  L. 
Dolch,  Walther.    Bestimmungen   der  Dr.  Ed.  Langerschen  Bibliothek   über 

Bucheinbände,  ihre  Erhaltung  und  Katalogisierung.    Zentralblatt  .'50.    1913. 

S.  69-77. 
Ex  Libris,  Buchkunst  und  angewandte  Graphik.    22.    (N.  F.  6.)    1912.    Hrsg. 

von  W.  von  Zur  Westen.    (II.  2  von  G.  Deneke.)     Magdeburg:  Ileinrichs- 

hofen  1912.    II.  1—4. 
Fischer,  Leop.  de.    Les  inarques  de  bibliotheque  de  la  maison  de  Fischer- 
Reichenbach   (de   Berne).     Bulletin   du   bibliophile    1913.    Si  15—33    m. 

4  Tat',  u.  5  Abb.    (Wird  fortges.) 
Lory,  Karl.    Eine   deutsche   Privatbibliothek.    Ein   Besuch   der   Bibliothek 

des   Grafen   von    Giech   auf  Schlofs   Thurnau   in    Oberfranken  (Bayern). 

Zeitschr.  f.  Bücherfreunde  N.  F.  4.     1912  13.     S.  372-360. 
Le  Duc  de   Loubat.     1894-1912.    Paris  1912:   Renuuard.     24S  S.    4°. 
Schmidt,  P.  F.  Künstlerische  Form  bei  Exlibris.  Ex  Libris  22.  1912    S.77— 84. 
Sjögren,    Arthur.     En   anonym    exlibris   Kopparstickare.    Svensk   Exlibris- 

Tidskrift  2.     1912.     S.  37—40  mit  10  Exlibris- Abb.  u.  1  Taf. 
Sjögren,  Arthur.     Pärmstämplar  anväuda  som   vignetter  vid  boktryck  och 

tvärtom.    Svensk  Exlibris -Tidskrift  2.     1912    S.  29—32  mit  4  Abb.  i.  T. 

und  2  Taf. 
Waehmer.    Die  Künstlerfamilie  Wyon  in  Köln  und  die  von  ihr  gestochenen 

Exlibris.     Ex    Libris,    Buchkunst    und    angewandte    Graphik    22.     1912. 

S.  102—106  m.  7  Abb. 
Weyinann,    Konrat.    Die   Exlibris   Hanns    Bastaniers.    Ex  Libris  22.     1912. 

S.  1-8  m.  3  Taf,  5  Abb.  i.  T. 
Wimmer.     Katalog   over   Professor    Dr.  phil.  &  litt.  Ludv.  F.  A.  Wimmers 

Bogsamling.    Kebenhavn  1912:  Thiel.    412  S. 
Zobeltitz,  Fedor  von.    Der  ,. Katalog  Weisstein".    Zeitschr.  f.  Bücherfreunde 

N.F.  4.     1912  13.     S.  315-318. 


Antiquariatskataloge. 

Akademisches    Antiquariat    „Niedersachsen":     Göttingen:     Nr  150: 

Deutsche  Geschichte.    2500  Nrn. 
Baer&Co.,   Frankfurt  a.  M.     Frankfurter   Bücherfreund.     11.  Jahrg.    lieft  1 : 

Nr  5201— 5671.    Nr  (307:  Kirchengeschichte  IL     1733  Nrn. 
Frank,  Wiirzburg.    Nr  15:  Schöne  Literatur.    Memoiren  etc.  45  SS. 
Graupe,  Berlin.     Nr  64:  Bibliothek  e.  Bücherfreundes.   475  Nrn. 
H  i  e  r  s  e  m  a  n  n ,  Leipzig.    Nr  4 1 6 :  Klass.  Philologie  u.  Altertumskunde.    7  29  Nrn. 
Hoepli,  Mailand.     Nr  142:  Risorgimento  italiano.     I:  3146  Nrn. 
Kampffmeyer,  Th.  Berlin.  Nr  4 79:  Theologie,  Philosophie  &  Pädagogik.  82SS. 
Koehlers  Antiquarium,  Leipzig.    Neue  Folge  Nr  1:  Numismatik.    1036  Nrn. 
Lentner'sche  Hofbh..  München.     Nr  13:  Rara  et  curiosa.     I:  868  Nrn. 
Levi,  R.,  Stuttgart.     Nr  2*1:  Aelt.  u    neuere  Literatur.     1094  Nrn. 
List  &  Francke,  Leipzig.     Nr  441 :  Geschichte  d.  M.-A.     1720  Nrn. 
Loescher  &  Co.,  Rom.    Nr  ^8:  Incunables-Manuscrits.     184  Nrn. 
Lübcke,  Lübeck.     Nr  58:  Freimauerei.    244  Nrn. 
Nijhoff,  Haag.     Nr  394:  Diplomatie.     711  Nrn. 

Prager.  Berlin.     Nr  191:  Rechts-  u.  Staatswissensch.     II:  Nr  1397 — 2615. 
Priewe,  Seebad  Heringsdorf.     Nr  97:   Kultur-  n.  Sittengesch.  etc.     004  Nrn. 

Nr  loi  :  Reisen,  Länder-  u    Völkerkunde.     997  Nrn. 
Quint,  S.  G.,  Arnhem.    Nr  114:  Letterkunde  en  Geschiedenis.     758  Nrn. 
Rosenthal,  L.,  München.    Nr  150:  Bibliotheca  Liturgica  I.    719  Nrn.    Nr  151: 

Hebräische  Incunabeln.     68  Nrn. 
Speyer  &  Peters,  Berlin.    Nr  27 :  Ad  Ilistor.  Medicinae.     411  Nrn. 
van   Stockum's  Ant.   Haag.     Catalogue    de  Pamphlets  Historiques  sur   les 

Pays-Bas.  III.     816  Nrn. 
Vries,  Amsterdam.    Bulletin  XIX:  5348—7004. 


196     Bücherauktionen  — Personalnachrichten  —  Ver.  Deutscher  Bibliothekare 
Biiclierauktioiien. 

Köln:  31.  März— 5.  April  1913.    Handzeichnungen  u.  Kupferstiche.    291GNrn. 

Bei  Stauff  &  Cie. 
Leipzig:    2.  u.  3.  April:    Kostbare    Musikbücher.      624  Nrn.      4.  u.  5.  April: 

Eine  alte  oesterreich.  Bibliothek.    997  Nrn.     Bei  Boerner. 
Madrid:    17.  April    u.    folg.    Tage.      Libros    escogidos    reunidos   p.  Vindel 

3-1 5G  Nrn.    Bei  P.  Vindel. 
München:    S.  April  u.  folg.  Tage.    Kupferstiche,  Holzschnitte  etc.    1290  Nrn. 

Bei  Helbing.  

Personalnachrichten. . 

Preufsen.  Die  bibliothekarische  Fachprüfung  in  Göttingen  bestanden 
am  17.  März  Dr.  Dr.  Ernst  Crous,  Kurt  Tautz  (beide  Berlin  KB),  Wilhelm 
Knaufs  (Bonn  ÜB)   und  Hermann  Drahn    (Göttingen  ÜB). 

Berlin  ÜB.  Dem  Bibliothekar  Dr.  Johann  Sass  wurde  der  Kgl.  Bayerische 
Verdienstorden  vom  Hl  Michael  4.  Klasse  verliehen. 

Bromberg  StB.  Der  Stadtbibliothekar  Prof.  Dr.  Georg  Minde-Pouet 
wurde  als  Direktor  der  Stadtbibliothek  und  der  städtischen  Museen  nach 
Dresden  berufen. 

Leipzig  ÜB.  Dem  Kustos  Dr.  Benno  Hilliger  wurde  der  Titel  Biblio- 
thekar beigelegt,  der  Assistent  Dr.  Erich  Schröter  zum  Kustos,  der  Volontär 
Dr.  Karl  L  ö  w  e  zum  Assistenten  ernannt.  Als  Volontäre  traten  ein  Dr.  phil. 
Egon  Mühlbach  und  Dr.  jur.  Kurt  Robert  Blass. 

Maulbronn.  Prof.  Dr.  theol.  u.  phil.  Eberhard  Nestle,  Mitglied  des 
V.  D.  B.,  früher  Bibliothekar  des  evang.-theol.  Seminars  Maulbronn,  starb  im 
Alter  von  S2  Jahren. 

Posen  KWB.  Dem  Direktor  Prof.  Dr.  Rudolf  Focke  wurde  der 
Charakter  als  Geheimer  Regierungsrat  verliehen.  Der  Wiss.  Hilfsarbeiter 
Dr.  "Wilhelm  Christian]  wurde  kommissarisch  mit  der  Verwaltung  der  Stelle 
des  Ersten  Bibliothekars  an  der  Raczynskischen  Bibliothek  beauftragt.  Der 
Wiss.  Hilfsarbeiter  Gerhard  Pahlke  schied  aus;  an  seine  Stelle  trat  der 
Volontär  an  der  StB.  Elberfeld  Dr.  Rudolf  Reyelt. 

Stuttgart  LB.  Der  Oberbibliothekar  (Vorstand)  Oberstudienrat  Prof. 
Dr.  Karl  Steiff  wurde  auf  seinen  Antrag  in  den  Ruhestand  versetzt  und 
ihm  aus  diesem  Anlafs  das  Ehrenkreuz  des  Ordens  der  Württembergischen 
Krone  verliehn. 

Ulm  StB.  Der  Stadtbibliothekar  Dr.  Alfred  Lock le  wurde  zum  Direktor 
der  StB.  Elberfeld  gewählt.     

Verein  Deutscher  Bibliothekare. 

Der  diesjährige  Bibliothekartag  findet 

14.  — 17.  Mai  in  Mainz 
statt.     In  Aussicht  genommen  sind  folgende  Verhandlungsgegenstände: 

1.  Probleme    und    Methoden    der    Gutenbergforschung    von    Zedier; 

2.  Die  handschriftlichen  Ptolemäuskarten  und  ihre  Entwicklung  im 
Zeitalter  der  Renaissance  von  Dinse;  3.  Die  Deutsche  Bücherei  in 
Leipzig  von  Paalzow;  4.  Aufbewahrung  und  Katalogisierung  der 
handschriftlichen  und  gedruckten  Einbandmakulatur  von  Kohfeldt. 

Die  Mitgliederversammlung  findet  Freitag  den   167  statt. 

Alles  Nähere  wird  in  Bälde  durch  Rundschreiben  bekannt  gegeben. 

Die  im  Januar  fällig  gewesenen  Mitgliederbeiträge  sind  zum  Teil 
noch  rückständig.  Es  wird  um  Einsendung  an  die  Adresse  des  Kassen- 
warts  gebeten:   Dr.  Philipp -München   (K.  Hof-  und  Staatsbibliothek). 

Die  Vorstandtschaft. 

Verlag  von  Otto  Harrassowitz,  Leipzig.  —  Druck  von  Ehrhardt  Karras.  Halle. 


Zentralblatt 

für 


•<fl 


Bibliothekswesen. 

XXX.  Jahrgang.  5,  Heft.  Mai  1913. 


Magister  Johannes  Gremper  aus  Kheinfelden, 

ein  Wiener  Humanist  und  Bibliophile  des  XVI.  Jahrhunderts. 

Es  sind  nur  wenig  Nachrichten  über  den  Magister  Johannes  Gremper 
auf  uns  gekommen,  aber  soviel  verraten  sie  uns  doch,  dafs  dieser 
Mann  ein  richtiges  Original  gewesen  sein  mufs,  eine  sonderbare  Mischung 
von  ernstem  Gelehrten  und  drolligem  Kauz,  den  weder  das  geistliche 
Gewand,  das  er  trug,  noch  die  ehrsame  Schulmeisterwürde,  die  er  be- 
kleidete, von  ausgelassenen  Späfsen  abhielten.  Dabei,  wie  es  scheint, 
ein  Idealist  von  reinstem  Wasser,  ein  Mensch  von  geradezu  einzig 
dastehender  Uneigennützigkeit,  der  aus  seiner  mit  grolsen  Opfern 
zusammengebrachten  Bibliothek  Bücher  mit  vollen  Händen  verschenkte, 
um  einem  Gönner  seine  Dankbarkeit  zu  zeigen;  der  einen  dem  König 
Wladislaw  unter  Tränen  abgebettelten  Prachtkodex  bald  darauf  in 
selbstloser  Weise  einem  Freunde  zur  teilweisen  Veröffentlichung  über- 
liefs.  Kein  Wunder,  dafs  der  allen  gefällige  Magister  in  ganz  Wien 
beliebt  war  und  in  allen  Kreisen  Freunde  zählte.  In  ganz  be- 
sonderer Gunst  stand  er  bei  Dr.  Johann  Cuspinian,  dem  bekannten 
Historiker  und  Diplomaten,  dem  er  jahrelang  als  Famulus  oder  Ama- 
nnensis  diente  und  von  dem  er  auch  in  der  Regel  auf  den  Gesandt- 
schaftsreisen nach  Ungarn  mitgenommen  wurde.  Nach  des  Nikolaus 
Gerbelius  Aussage  hat  Cuspinian  Gremper  allen  seinen  übrigen 
Freunden  vorgezogen.  „  Inter  hos  (amicos)",  lesen  wir  in  Gerbeis 
Cuspinian -Biographie,1)  „gratissimus  Uli  (Cuspiniano)  erat  Johannes 
Gremperius,  homo  festivus  et  mire  lepidus.  Quo  Cuspinianus  in 
periculosissimis  saepe  legationibus  comite  usus  est  ob  facilitatem  morum 
et  singularein  urbanitatem".  Daran  anknüpfend  erzählt  Gerbelius 
auch  gleich  eine  Gremperanekdote,  um  zu  zeigen,  welch  komische 
Einfälle  Gremper  oft  hatte:  „Nam  cum  semel  nna  cum  Cuspiniano 
Budam  venisset,  et  forte  fortuna  Turcarum  ingens  tmba  in  editiore 
loco  capite  plecteretur,  Gremperius  albissimorum  corporum  formam 
admiratus,  clam  unius  ex  obtruncatis  Turcis  aurem  abscidit:  qua  cum 
aure    miros    iocos    atque    ludos    in    amicorum    coetu    coneitabat."      Uns 


1)  Vgl.  die  Vita  Cuspiniani  in  der  Aasgabe  von  Cuspinians  rPe  Caesaribus 
atqae  Imperatoribiis  Romanis  opus",  Strafsburg,  Crato  Mylius  1540,  El.  A  1  v. 

XXX.     5.  14 


198  Magister  Johannes  Greiuper  aus  ßheinfelden 

kommt  diese  etwas  unappetitliche  Spielerei  mit  dem  abgeschnittenen 
Türkenohr  wohl  wenig  scherzhaft  vor;  aber  der  recht  derbe  Geschmack 
des   16.  Jahrhunderts  fand  gerade  an  solchen  Dingen  Gefallen. 

Gerbeis  Charakteristik  Grempers  ist  freilich  nur  unvollkommen. 
Sie  erwähnt  nichts  von  den  wissenschaftlichen  Bestrebungen  des 
Cuspinian'schen  Amanuensis,  nichts  von  seinen  Sammlungen  und  Werken, 
die  ihm  in  der  Geschichte  des  Wiener  Humanismus  einen  ehrenvollen 
Platz  sichern.  Denn  gleich  seinem  Herrn  und  Meister  Cuspinian  war 
auch  Gremper  Humanist  mit  Leib  und  Seele,  unablässig  bemüht 
unbekannten  Klassikerhandschriften  auf  die  Spur  zu  kommen.  Nament- 
lich in  der  Corvina  zu  Ofen,  zu  welcher  er  durch  Cuspinians  Ver- 
mittlung Zutritt  erlangte,  fand  er  manch  wertvollen  Kodex  und  brachte 
ihn  nach  Wien.  Die  Hofbibliothek  in  Wien  dankt  ihm  auf  diese 
Weise  eine  Reihe  kostbarer  Handschriften,  die  sonst  wahrscheinlich 
zugrunde  gegangen  wären. 

Zu  einer  richtigen  Biographie  dieses  merkwürdigen  Mannes  reicht 
leider  das  vorhandene  Material  nicht  aus;  wir  müssen  uns  daher  be- 
gnügen das  Wenige,  was  sich  aus  den  gleichzeitigen  Quellen  über 
Gremper  ermitteln  läfst,  hier  in  anspruchsloser  Form  aneinander  zu 
reihen. 

Die  früheste  Nachricht  über  Gremper  finden  wir  in  den  Akten 
der  Wiener  Artistenfakultät. !) 

Am  5.  Juni  1501  fand  eine  Fakultätssitzung  statt,  welche  sich  unter 
anderem  auch  mit  der  Zulassung  einer  gröfseren  Anzahl  von  Scholaren 
zum  Bakkalariatsexamen  zu  befassen  hatte.  „Tres  et  quinquaginta", 
melden  die  Akten,  „sese,  ut  probarentur,  admitti  cupientes:  quoium 
Septem  .  .  non  auditi  sunt".  Unter  diesen  sieben  befand  sich  auch: 
„Joannes  Gremper  ex  Reinvelden",  den  man  abwies,  „quia  novicios 
ante  auditoria  molestavit  adeo,  ut  lector  cathedram  linquens  egressus 
fuit  tumultum  sedaturus".  Man  kann  sich  kaum  etwas  für  Gremper  Be- 
zeichnenderes vorstellen  als  diesen  in  den  Augen  der  gelahrten  Herren 
Professores  gewiss  „unerhörten"  Vorfall,  der  sogar  aktenmäfsig  ver- 
zeichnet wurde  und  dem  Schuldigen  die  Abweisung  seines  Petits  um 
Zulassung  zum  Bakkalariat  eintrug.  Man  denke  aber  auch  nur:  da 
wagt  es  dieser  Scholar,  während  in  den  Hörsälen  eifrig  Kolleg  gehalten 
wird,  auf  dem  Korridore  sein  Unwesen  zu  treiben  und  die  Novizen 
so  lange  zu  hänseln,  bis  eine  wüste  Schlägerei  entsteht,  und  der 
gestrenge  Herr  Magister  sich  gezwungen  sieht,  von  seinem  Katheder 
herunter  zu  steigen,  um  nach  der  Ursache  des  Tumultes  zu  sehen 
und  den  Störenfried  zur  Verantwortung  zu  ziehen.  Fürwahr,  ein 
echtes  Gremperstückchen! 

Uebrigens  hat  diese  Missetat  Grempers  akademischen  Studien  nur 
vorübergehend  geschadet.  Er  hat  es  ja  schliefslich  doch  bis  zum 
Magister  gebracht. 

Wichtig    an    dem   oben  erwähnten  Eintrag  ist  für  uns  die  Angabe, 


1)  Wiener  Uuiversitätsarchiv,  Liber  quartus  actoruin  facultatis  artinui  fol.  19. 


von  Hans  von  Ankwlcz  199 

dafs  Gremper  in  „Keinvelden"  zu  Hause  war.  Es  ist  dies  zweifellos 
das  damals  vorderösterreichische  Städtchen  Rheinfelden  am  Rhein, 
das  jetzt  zum  Schweizer  Aargau  gehört  und  etwa  17  km  östlich  von 
Basel  liegt.  Leider  ist  das  auch  die  einzige  Notiz,  die  wir  über 
Grempers  Herkunft  besitzen.  Weder  über  die  Zeit  seiner  Geburt  noch 
über  seine  Familie  sind  sonst  die  geringsten  Daten  vorhanden. 

Wohl  noch  als  Student  dürfte  Gremper  zu  Cuspinian  in  Beziehung 
getreten  sein,  und  dieser  wird  es  nicht  bereut  haben,  den  immer  heiteren 
und  freundlichen  Gesellen  zu  seinem  Famulus  gemacht  zu  haben;  denn 
Gremper  liefs  keine  Gelegenheit  vorübergehen,  um  sich  seinem  Herrn 
erkenntlich  zu  zeigen.  Oft  und  oft  überliefs  er  ihm  Handschriften  und 
Münzen,  was  Cuspinian  in  seinen  Werken  auch  dankbar  anerkannte. 
So  berichtet  er  in  den  „Caesares"  (Ausgabe  1540  S.  CCXXXV):  „Donavit 
me  pulcherrimo  ac  vetustissimo  numismate  Gremperius  meus  ...  In 
quo  prima  facie  imago  Heraclii  sculpta  erat  .  .  .  cum  hac  Graeca 
inscriptione  (folgt  Legende  und  nähere  Beschreibung  der  Münze).1) 
Und  in  den  „Consules"  (Ausgabe  1553  S.  512)  erzählt  Cuspinian  von 
einer  wertvollen  Ammianus  Marcellinus  Handschrift,  „cuius  copiam  mihi 
fecit  Joannes  Gremperius,  amanuensis  mens".  Es  ist  der  jetzige  Kodex 
Nr  138  der  Wiener  Hofbibliothek,  der  nachweisbar  aus  der  Corvina 
stammt.2)  Vielleicht  auch  auf  eine  Handschriftenschenkung  von  Seiten 
Grempers  bezieht  sich  ein  Eintrag  im  Tagebuche  Cuspinians  zum  Jahre 
15133):  „Cronica  cesaris  Sigismundi  Gremperius" ;  leider  fehlen  nähere 
Angaben,  welche  eine  Identifizierung  dieser  Chronik  ermöglichen  würden. 

Wie  schon  erwähnt,  war  Gremper  ständiger  Begleiter  Cuspinians 
auf  den  häufigen  Reisen,  die  dieser  als  Gesandter  Kaiser  Maximilians  I. 
an  den  ungarischen  Hof  nach  Ofen  unternehmen  mufste,  doch  kam  es 
auch  vor,  dafs  Cuspinian  Gremper  allein  mit  wichtigen  Depeschen  von 
Wien  nach  Ofen  sandte.  So  notiert  Cuspinian  z.  B.  am  27.  März  1514 
in  sein  Tagebuch4):  „Venerunt  littere  ce_saree  ad  regem  Hungarie, 
quas  hodie  misi  per  Gremperium".  Umgekehrt  beförderte  Gremper 
auch  nicht  selten  die  Berichte  seines  Herrn  von  Ofen  nach  Wien, 
wofür  wir  einen  Beleg,  in  dem  Schreiben  besitzen,  das  Gremper  am 
2.  September  1514  von  Ofen  aus  an  den  niederösterreichischen  Vitztum 
Laurenz  Saurer  richtete.5)    Wir  lassen  diesen  Brief,  aus  dem  hervor- 


1)  Vgl.  Job.  David  Köhlers  historische  Münzbelustigung  (Nürnberg, 
Christoph  Weigel  1744).  Bd  16.  S.  33ff,  wo  der  Nachweis  geführt  wird,  dal's 
diese  Münze  eine  Italien.  Fälschung  des  XV.  Jahrhunderts  ist.  Köhler  bringt 
auch  (auf  S.  33)  eine  Abbildung  derselben  nach  einem  Exemplare  aus  Säch- 
sischem Privatbesitz. 

2)  Weinberger,  Beiträge  zur  Ilandschriftenkunde  I.  S.  70  Nr  139  (Sitzungs- 
berichte der  phil.  histor.  Kl.  der  Wiener  Akademie  d.  Wiss.    lä;».  Band). 

3)  Das  Tagebuch  Cuspinians.  Nach  dem  Original  herausgegeben  und  mit 
Erläuterungen  versehen  von  II.  Ankwicz,  Mitteilungen  des  Instituts  f.  üsterr. 
Geschichtsforschung  Bd.  30.  (1909.)  S.  807. 

4)  Tagebuch  a.  a.  O.  S.  311. 

5)  Das  Original  des  Briefes  befindet  sich  im  Wiener  Haus-,  Hof-  und 
Staatsarchiv,  Abteilung  Maximiliaua  Fasz.  25  b. 

14* 


200  Magister  Johannes  Gremper  aus  Rheinfelden 

geht,  dafs  Gremper  gewissermafsen  in  offiziellem  Auftrage  mit  Cuspinian 
nach  Ungarn  reiste  und  für  seine  Dienste  auch  vom  Kaiser  belohnt 
zu  werden  hoffte,  hier  im  vollen  Wortlaute  folgen,  weil  er  uns  auch 
über  die  sonstigen  Verhältnisse  des  Schreibers  mancherlei  Aufklärung 
gewährt.  Es  ist  der  einzige  Brief  G rempers,  der  sich  im  Original 
erhalten  hat,  zugleich  auch  das  einzige  Dokument,  das  wir  von  ihm 
in  deutscher  Sprache  besitzen.  Das  Schreiben,  das  uns  mitten  in 
die  ungarischen  Händel  des  Jahres  1514  hineinversetzt,  lautet: 
„G(nädiger)  herr.  Glaubt  das  so  weislieh  gbandlet,  das  D.  Cuspinian 
ist  harkomen.  Sy  habend  mich  gleich  heutt  dato  ditz  brieffs  wollen 
eylende  abfertigen  selb  personlich  zu  kay er  M*  schicken,  vnd  bin 
schon  aller  Sachen  fertig  gewest.  Sy  habend  durch  kainen  andern 
wollen  brieff  noch  pottschafft  schicken  als  durch  mich.  Es  sind  heutt  bey 
im  gewest  Margraff  Jörg,1)  herr  Schargan,2)  bischoff  von  Gran3)  vnd 
fünff  kirchen4)  (hat)  sein  vertraut!  herrn  zu  im  geschickt  in  die  kerberg 
vnd  sich  also  seiner  zukunfft  gefröwt,  da  mitt  er  also  kayer  M1  ett- 
licher  Sachen  dester  baser  vnderichten  möge,  als  er  dan  auch  nach 
seiner  audientz  E(uer)  G(naden)  nach  lengs,  des  mir  nitt  zweyflet, 
vnderichten  wirdt  vnd  als  nach  der  leng  schreiben,  des  er  yettz  nitt 
in  kainen  weg  thun  mag.  Ich  hab  auch  E(uer)  G(naden)  vormals, 
was  mir  kundt  ist  gewest,  als  nach  der  lengs  vndericht.  G(nädiger) 
herr,  es  ist  warlich,  das  waist  gott,  nitt  mein  nüttz,  so  lang  vnd  offt 
von  hauß  sein,  wie  wol  meinen  schillern  in  ir  lernung  nichs  abgett, 
ich  sy  mitt  II  magistern  an  meinstatt  versorgt  nach  statten  hab,  aber 
auf  mein  kosten,  etc.  Wie  dem  lafs  ich  mich  nichs  dauren,  ich  hab  hoffnung 
zu  kay"  M*  vnd  E(uer)  G(naden),  werd  solchs  in  gnaden  gegen  mir 
erkennen.  Ich  wil  auch  fleifsig  vnd  getreulich  dienen,  was  E(uer) 
G(naden)  mitt  mir  schafft.  Ich  hab  bishar  all  mein  herren  treulich 
dient,  warumb  da  nitt  noch  fil  mer  etc. 

Datum  Ofen  des  andern  tag  septembris.     Anno  XIIII. 
E(uer)  G(naden)  gehorsamer  etc. 

M.  Jo.  Gremperius. 

e 

[In  dorso:  Ro.  kayel  M*.  etc.  Radt,  Regent  vnd  Vitztumb  in  Österreich 
meinem  g(nädigen)  herrn  etc.    Darunter:  Cito  X  Cito  X  Cito. 

Das  Siegel  zeigt  einen  nach  rechts  gewendeten  männlichen  Kopf, 
anscheinend  eine  Gemme.] 

Sowohl  dieser  Brief  als  auch  verschiedene  andere  Dokumente5)  zeigen 

1)  Markgraf  Georg  von  Brandenburg,  der  Erzieher  des  jungen  Königs 
Ludwig  II.  von  Ungarn. 

2)  Ambrosius  Sarkan,  Graf  von  Prefsburg. 

3)  Erzbischof  Thomas  Bakäcs  von  Gran. 

4)  Georg  Szatmar,  Bischof  von  Fünf  kirchen. 

5)  Cuspinian  liefs  vielfach  seine  Briefe  von  Gremper  kopieren.  So  liegt 
im  Münchener  Reichsarchiv  ein  aus  Ofen  (Juni  151G)  an  Kaiser  Maximilian 
gerichtetes  Schreiben  Cuspiuians  und  Mrakes'  in  einer  Greinperschen  Abschrift, 
eine  andere  Brief  kopie  von  Grempers  Hand  (Cnspinian  und  Saurer  an  König 
Sigismund  v.  Polen,  Ofen,  19.  April  1519)  findet  sich  im  Münchener  Geh. 
Staatsarchiv. 


von  Hans  von  Ankwicz  201 

uns  Gremper  auf  diesen  Reisen  ungefähr  in  der  Funktion  eines  Sekretärs 
Cuspinians,  dem  aber  zuweilen  auch  Kourierdienste  oblagen.  Doch 
war  damit  Grempers  Tätigkeit  in  Ofen  noch  nicht  erschöpft.  Seine 
freien  Stunden  benutzte  er,  um  auch  seinen  gelehrten  Neigungen  nach- 
zugehen, und  dazu  bot  sich  ihm  eine  erwünschte  Gelegenheit,  als  er 
von  König  Wladislaw  II.  die  Erlaubnis  erhielt,  die  berühmte  Biblio- 
theca  Corvina  zu  betreten,  jene  von  Matthias  Corvinus  mit  ungeheurem 
Aufwand  von  Mitteln  angelegte,  herrliche  Büchersammlung,1)  deren 
Reste  heute  in  ganz  Europa  zerstreut  zu  den  kostbarsten  Besitztümern 
zählen,  deren  sich  eine  Bibliothek  rühmen  kann.  Zur  Zeit,  da 
Gremper  —  und  mit  ihm  eine  Anzahl  anderer  Humanisten  — 
die  Corvina  besuchte,  befand  sie  sich  allerdings  bereits  im  Stadium 
des  Verfalles,  doch  besafs  sie  noch  Schätze  genug,  um  Bibliophilen, 
wie  Gremper  und  seine  Genossen  in  helles  Entzücken  zu  versetzen. 
Im  Oktober  1513  waren  die  beiden  Wiener  Humanisten  Joachim 
Vadianus  und  Georg  Collimitius  (Tannstetter),  begleitet  von  dem 
jungen  Ravensburger  Joachim  Egellius  nach  Ofen  gekommen  und 
hatten  daselbst  auch  der  Corvina  einen  kurzen  Besuch  abgestattet. 
Bei  dieser  Gelegenheit  entdeckte  Vadian  eine  mit  prachtvollen 
Miniaturen  geschmückte  Handschrift  der  Werke  des  Flavius  Philostratus, 
welche  Antonius  Bonfinius  auf  Geheifs  des  Königs  Matthias  Corvinus 
ins  Lateinische  übersetzt  hatte.  Nach  Wien  zurückgekehrt  berichteten 
die  Gelehrten  von  ihrem  Funde  und  baten  den  bald  darauf  mit  Gremper 
und  Egellius2)  nach  Ungarn  abreisenden  Cuspinian,  diesen  Kodex,  wenn 
möglich,  nach  Wien  zu  bringen.  Cuspinian  hat  vielleicht  nicht  Zeit 
gehabt,  sich  neben  seinen  diplomatischen  Geschäften  auch  dieser  Sache 
zu  widmen,  wohl  aber  nahm  Gremper  die  Angelegenheit  in  die  Hand, 
und  seinen  inständigen  Bitten  gelang  es  schliefslich,  König  Wladislaw 
zu  bewegen,    ihm  den  Kodex  als  Geschenk  zu  überlassen.3)     Zur  Er- 


1)  Vgl.  L.  Fischer,  König  Mathias  Corvinus  und  seine  Bibliothek  (Jahres- 
bericht des  Staatsuntergymnasiuins  im  2.  Bezirke  Wiens  1878). 

2)  Egellius  berichtete  in  einem  Briefe  an  seinen  Oheim ,  den  bekannten 
Humanisten  Michael  Hummelberger  in  Ravensburg,  am  22.  März  1514 
folgendes  über  seine  2.  Reise  nach  Ofen:  „Circa  natalem  Domini  rursns 
Cuspiniano  duce  Budam  veni,  ubi  inter  cetera  bibliothecam  illam  splendidissimain 
denuo  perlustravi;  accidit  autem,  ut  aliquis  nostrum  penitus  inquirens  qu^dam 
bracteata  Philostrati  Flavii  heroicorum,  iconum,  sophistarnm  et  epistolarum 
opera  .  .  .  offenderet,  quo,  ni  fallor,  statim  in  lncem  elegantissime  prodibunt". 
Die  Worte  „accidit  autem"  etc.  beziehen  sich  jedenfalls  auf  die  1.  Reise,  und 
demnach  kann  unter  dem  „aliquis  nostrum "  nur  Vadian  zu  verstehen  sein. 
(Vgl.  die  folgende  Anmerkung).  Der  zitierte  Brief  des  Egellius  findet  sich  in 
einer  Abschrift  saec.  XVI  in  der  Münchener  Staatsbibliothek  Cod.  lat.  Monac. 
4007  fol.  60. 

3)  Die  obige  Darstellung  stützt  sich  vor  allem  auf  den  Bericht,  den 
Jacob  Spiegel  in  der  Vorrede  zu  seiner  Isocrates-Ausgabe  (Wien,  1.  Februar 
1514)  über  die  Auffindung  der  Philostratus-  Handschrift  gegeben  hat. 
Er  sagt  dort:  „Philostrati  Flavii  Beroicorum,  Iconum,  Sophistarnm  et  Episto- 
larum bracteata  aureaque  opera  ab  aldo  ante  graece  impressa,  nnper  iussu 
Math,  (orvini,  Regis  HungariQ, . .  traducta  per  Antonium  Bonfinem,  . .  .  reperta 
vero  et  iudicata  a  Vadiano  .  .  .,   quuin   cum  Georgio   Collimitio   medico  et 


202  Magister  Johannes  Gremper  aus  Rheinfelden 

innerung   daran   trug   Gremper    mit   eigener   Hand   auf   der  Innenseite 
des  Deckels  der  Handschrift  folgenden  Vermerk  ein:1) 

„Mihi  hunc  librum  dari  iiissit  Serema  Regia  Mtas  Hungarie_  et  Bohemie 
Wladislaus  in  presentia  D.  Wolfgangi  Pülsperger,  Camerarii  intimi,  et 
generosi  Stephani  de  Zintzendorff.     Anno  XIII,  penultima  decembris  " 

Wie  es  scheint,  hat  Gremper  gleich  anfangs  den  Kodex  Cuspinian 
überlassen,  der  die  Absicht  äufserte,  ihn  herauszugeben.  Denn  schon 
am  1.  Februar  1514  teilte  Jakob  Spiegel  dem  Petrus  de  Motta  mit: 
„Philostrato  Jo.  Cuspinianus,  vir  diserte  prudentie_,  iam  fruitur,  .  .  qui 
et  eum  studiosis,  quo  minus  prosit,  non  proripiet.  Nihil  enim  a  Cuspiniano 
nostro  plus  est  alienum,  quam  bibliotaphon  videri".  Aber  Cuspinian 
kam  nicht  dazu,  sein  Vorhaben  auszuführen,  und  so  übernahm  Cuspinians 
Schüler  Nikolaus  Gerbelius  die  Aufgabe,  wenigstens  einen  Teil  der  Hand- 
schrift zu  publizieren.  Im  März  1516  erschienen  bei  Matthias  Schürer  in 
Strafsburg  die  „Vitae  sophistarum"  in  einer  von  Gerbel  besorgten  Aus- 
gabe, die  den  Titel  führt:  „Flavii  Philostrati  de  Vitis  Sophistarum  Libri 
duo  Antonio  Bonfinio  interprete".  In  der  Vorrede  an  Johann  Rudal- 
phingius  sagt  Gerbel,  nicht  so  sehr  ihm  als  Herausgeber  gebühre  der  Dank 
der  gelehrten  Welt,  als  vielmehr  dem  „praeclaro  viro  Joanni  Gremperio, 
qui  multis  sane  laboribus,  multis  preeibus,  multis  denique  lachrymis  (!) 
librum  hunc  a  Budensi  Bibliotheca  extorsit  eumque  mihi  tanquam  amico 
summo  exeribendum  concredidit  deditque  potestatem  nobis,  si  quando 
gratificari  vellemus  studiosis,  possemus  utique.  Dignus  profecto  laude 
multa  Gremperius,  qui  tarn  preciosum  thesaurum  sub  modio  non  oecu- 
luit,  sed  protulit  in  medium  communemque  fieri  voluit  iis  omnibus,  qui 
ex  aliorum  vita  bona  tanquam  formula  quadam  suam  facere  cupiunt 
meliorem."  Wie  wir  hier  vernehmen,  hat  Gremper  sogar  mit  Tränen 
nicht  gespart,  um  seinen  Zweck  bei  König  Wladislaw  zu  erreichen. 
Freilich,  wer  den  herrlichen  Kodex  selbst  gesehen  hat,  wird  einem 
fanatischen  Bibliophilen  wie  Gremper  diese  Schwäche  vielleicht  verzeihen. 

Die  Philostratus- Handschrift  blieb,  nachdem  Gerbel  die  „vitae 
sophistarum"  daraus  publiziert  hatte,  noch  weiterhin  in  Grempers  Besitz 
und  ging  erst  nach  seinem  Tode  an  Cuspinian  über,  der  unter  jener 
von  uns  oben  mitgeteilten  Notiz  Grempers  über  die  Erwerbung  des 
Kodex  noch  die  Worte  hinzusetzte: 

„Post  hoc  jure  testamenti  a  Gremperio 
ad  me  Cuspinianum  hie  liber  venit." 

Cuspinians  Erben  verkauften  den  Philostrat  an  den  Wiener  Bischof 
Johann  Faber  (f  1541),  aus  dessen  Nachlafs  die  Handschrift  noch 
vor  1576  an  die  Wiener  Hofbibliothek  kam,  da  Hugo  Blotius  in  seinem 


matheniatico  .  .  .  Bude  autmnno  exaeto  [1513]  ageret  et  illustrem  illam  (ut 
mihi  retulit)  bibliothecam  cursim  perlustraret ,  quaui  et  ego  Ins  Februis, 
quainvis  obiter,  summa  tarnen  cum  iueunditate  vidi.  Philostrato  Jo. 
Cuspinianus  .  .  iam  fruitur,  qui  cum  pulchro  Jo.  Gremperii  accedente 
ministerio  ex  Pannonia  inferior i  Viennam  advexit". 

1)  Die  Handschrift  befindet  sich  jetzt  in  der  Wiener  Hof  bibliothek  (Kod.  25) 
und  weist  Grempers  Eintrag  noch  auf. 


von  Hans  von  Ankwicz  203 

1576  angelegten  Kataloge  der  Hofbibliothek  den  Kodex  bereits  ver- 
zeichnet hat.1) 

Wir  haben  im  Verlaufe  unserer  Darstellung  schon  an  einigen  Beispielen 
gezeigt,  wie  Gremper  seinen  Freunden  und  Gönnern  Handschriften 
oder  Münzen,  die  er  selbst  oft  nur  mit  schwerer  Mühe  erlangt  hatte, 
in  der  uneigennützigsten  Weise  zur  Verfügung  gestellt  hat.  Eine  weitere 
Probe  dieser  seltenen  Selbstlosigkeit  finden  wir  in  einem  Schreiben  des 
Wiener  Bischofs  Georg  von  Slatkonia  an  seinen  Freund,  den  kaiser- 
lichen Sekretär  und  Dechanten  zu  Trient  Jacobus  de  Banissis,  in 
welchem  sich  der  Bischof  über  Grempers  Anerbieten,  Banissis  unent- 
geltlich verschiedene  Bücher  zu  überlassen,  am  24.  November  1516  in 
folgender  Weise  äufsert:2) 

„Heri  obtulit  mihi  D.  Cremperius  (sie)  Libellum  de  expeditione 
contra  Turcas  a  quodam  Segniensi  compositum,  quem,  quom  per  postas 
ad  M.  V.  mittere  minus  tutum  existimassem,  volui  eundem  D.  Gabrieli 
Vogt  istam  curiam  cesaream  sequenti  committere,  ut  secure  ac  sine 
ulla  intereeptione  ad  manus  M.  Vre_.  redderetur,  quemadmodum  postridie 
per  postam  M.  Vre_.  scripsi.  D.  autem  Cremperius  dicit  se  adhuc  plura 
penes  se  habere  M.  Vre.  transmittenda,  que  aut  per  se  aut,  si  id  minus 
fieri  poterit,  per  aliquem  certum  primum  nuncium,  qui  offeretur,  M.  Vre. 
consignanda  se  curaturum  pollicitus  est.  Nihil  autem  mercedis  non 
modo  ex  me  aeeipere,  sed  nee  aliquid  de  ea  re  audire  uoluit, 
dicens  se  alias  innumeris  benefieiis  a  M.  Vrä  affectum,  que^ 
nunquam  erga  M.  Vräm  promereri  posset".  Man  wird  zugeben, 
eine  derart  dankbare  Gesinnung  findet  man  wohl  nur  bei  den  wenigsten 
Menschen.  Aber  nicht  genug  damit.  In  einem  Postscriptum  berichtet 
der  Bischof  noch  weiter:  „Postquam  littere_  concluse_  fuissent,  attulit 
iterum  D.  Cremperius  aliud  opusculum,  quod  etiam  alteri  adiunxi,  prout 
Magnificencia  V.  uidebit". 

Was  das  zu  Eingang  des  Briefes  erwähnte  „Libellus  de  expeditione 
contra  Turcas  a  quodam  Segniensi  compositus"  betrifft,  so  dürfte  das- 
selbe mit  der  bekannten  Schrift  des  Ragusiners  Felix  Petantius, 
Kanzlers  von  Zengg  und  Präfekten  der  Corvina,  identisch  sein,  die 
Cuspinian  im  Jahre  1522  unter  dem  Titel:  „De  Itineribus  in  Turciam 
Libellus  Felicc  Petantio  Cancellario  Segniae  Antore"  herausgegeben 
hat.3)  In  der  Widmung  an  Erzherzog  Ferdinand  sagt  Cuspinian,  er 
habe  das  Manuskript  „casu  nuper  sed  opportune"  in  seiner  Bibliothek 
gefunden.  Ob  es  dasselbe  Exemplar  war,  das  Gremper  dem  Banissis 
zugedacht  hatte  oder  ein  anderes,  bleibt  freilich  dahingestellt,  da  sich 
Handschriften  des  Werkes  nicht  erhalten  haben. 


1)  Blotius'  Katalog  ist  in  der  Handschrift  Nr  13  544  der  Hof  bibliothek 
enthalten,  der  Philustratus  darin  unter  Nr  3835  angeführt.  Vgl.  dazu  die  wert- 
volle Arbeit  Rudolf  Beer's  „Zur  Geschichte  der  kaiserlichen  Handschriftensamm- 
lung" (8.  A.  aus  der  Weihnachtsbeilage  1912  der  Wiener  „Montags-Revue ")  S.  13. 

2)  Das  Original  des  Schreibens  liegt  im  Wiener  Haus-,  Hof-  und  Staats- 
archiv, Maximilians  Fasz.  29,  Nr  80. 

3)  Vgl.  über  diese  Ausgabe  Denis,  Wiens  Buchdruckergeschichte.  Wien, 
Chr.  Fr.  Wappler  17S2.    S.  229. 


204  .Magister  Johannes  Gremper  aus  Rheinfelden 

War  bisher  zumeist  nur  von  dem  die  Rede,  was  Gremper  für 
andere  geleistet  hat,  so  müssen  wir  uns  nunmehr  auch  mit  seinen 
eigenen,  selbstständigen  Arbeiten  beschäftigen. 

Es  sind  mir  nur  zwei  Werke  bekannt  geworden,  die  Gremper 
herausgegeben  hat:  die  Schrift  des  Theophrastus  „de  characteribus" 
und  des  Gregorina  von  Nyssa  Büchlein  „de  vitae  perfectione  sive 
vita  Moysi".  Beide  Editionen  fallen  in  das  Jahr  1517  und  sollen 
nun  im  folgenden  näher  beschrieben  werden. 

Der  Titel  des  erstgenannten  Werkchens  lautet:1) 

TIIEOPHRASTI  PHILOSOPHI  IXTER  |  Graecos  doctiffimi  eiuf- 
äeiiiq3  eloquentilTimi,  |  de  Caracteribus,  fiue  Notis.  Libellus  au-|reus. 
Lapo  Caftelionculo  interprete  |  Latinus  factus.  hifq3  typis  in  ftu| 
dioforum  utilitatem  iam-|primü  <[  caftigatif-|fime  excufus. 

Ein  Empfehlungsgedicht  des  Philippus  Gundelius  auf  dem 
Titelblatte  enthält  folgende  beachtenswerte  Verse : 

Theophrastus prodit  hie  rogatus 

Nuper  qui  tenebris  latens   |  ab  ipso  est 
Gremperi  manibus  reuulsus  orco. 

Auf  der  folgenden  Seite  (fol.  1T  )  fiaden  wir  eine  Widmungsepistel 
Grempers  an  den  kaiserlichen  Gesandten  Andreas  de  Burgo,2)  die 
wir  hier  vollständig  wiedergeben  wollen. 

Magnifico  uiro  Domino  Andreae  de  Burgo,  Caesareae  Maiestatis 

Consiliario  &  Oratori,  Dnb  ac  Patrono  suo  obseruandissimo. 

Joannes  Gremperius  S.  P.  D. 

CVM  nuper,  uir  magnifice,  Joanne  Cuspiniano  anwaldo  Viennensi, 
singulari  patrono  meo,  &  Joanne  Marexi,3)  uiris  magnificis  collegis, 
apud  inelytum  Vngariae  regem  oratorem  ageres,  ego  uero  uobi?  fido 
(quemadmodum  per  annos  aliquot  retro  consueui)  inseruirem  tuinisterio. 
exprimere  mehercle  uerbis  non  possum,  quantum  mihi  tuae  magni- 
licentiae  integerrima  humanitas.  prudentia  singularis,  magnaque  rerum 
experientia,  quam  tunc  in  te  cernebam,  placuerit,  praesertim  cum  eam, 
qua  in  bonos  omnes  uteris,  benignitatem, 4)  mihi 5)  pauperculo,  nee 
quiequam  merito,  iu  rebus  meis  uel  tunc  exhiberes,  adeo  ut  nee  ego 
tibi  gratificari,  nee  mihi  gratulari  satis  ualeam.  Vnde  fit,  ut  cum  haec 
mecum  in  animo  renoluo,  non  possim  tibi  me  saltem  aliqua  in  parte 
non  gratum  ostendere.  Ignoranti  autem  mihi,  quo  potissimum  officio 
aut  munusculo  id  praestarem,  casu  inter  reliquos  libros  meos,  qnos 
non  ingenio  quidem  elaboraui,  sed  labore  &  diligentia  conquisitos  in 
reipublicae    literariae    utilitatem    aliquando    emittendos    comparaui,    in 


1)  Eine   eingehende  Beschreibung  des  Büchleins  gibt   auch  M.  Denis  in 
seiner  Wiener  Buchdruckergeschichte  pag.  159. 

2)  Ueber  Andreas  de  Burgo  vgl.  Allgemeine  Deutsche  Biographie  Bd.3,S.  610. 

3)  Johann   Mrakes  von  Xoskow,   Pfleger  zu  Drosendorf  und  Rat  Kaiser 
Maximilians  1.  ein  häufiger  Gefährte  Cuspinians  auf  dessen  Gesaudtschaf tsreisen. 

4)  In    dem    von    mir    benützten    Exemplare    der    Wiener    Hofbibliothek 
[Signatur:  53  F  40  (3)]  „benignitatem"  statt  „benignitatem". 

5)  Im  Drucke  „mhi'  statt  ..mihi". 


von  Hans  von  Ankwicz  205 

miinus  uenit  Theophrasti  de  caracteribus  libellus,  quem  nos  de  notis 
uocamus,  per  Lapum  Castelionculum1)  in  latiuum  tralatns.  Quem 
cum  ab  auctore  Graeco  peripateticorum  eloquentissimo  in  nonagesimonono 
aetatis  suae  anno  conscriptum,  multoque  rerum  usu  &  experientia  natum 
inuenissem,  mox  dignum  magnißcentia  tua  opus  exislimaui.  Cum  enim 
Bis  uir  in  uariis  rebus  expertissimus  fuerisque  apud  multos  reges 
&  principes  tarn  ecclesiasticos  quam  mundanos  Magni  MAXIM1LIAM 
Caesaris  nomine  multis  legationum  muneribus  honestissime  perfunetus. 
tui  statim  sum  admonitus.  Eum  itaque  magnificentiae  tuae  bis  typis 
excusum  deditissimo  animo  offero  dedicoque,  cui  me  humillime  commendo 
eandemque  opto  felicissime  ualere.  Ex  Vienna  Austriae.  M.D.XVII. 
Mense  Julio. 

An  dieses  Schreiben  schliefst  sich  der  Text  der  Charakteres  an. 
Auf  fol.  10.  endet  das  Büchlein  mit  dem  Druck  vermerk: 

„Impreffum  Vienne,  per  Hieronvmum  Vietorem,  expefis  fuis,  Anno 
falutis      M.D.X.V.II." 

Die  Reise,  auf  die  Gremper  in  dem  Dedikationsschreiben  anspielt,  füllt 
in  den  Mai  des  Jahres  1517.  Zum  15.  dieses  Monats  notierte  Cuspinian*in 
sein  Tagebuch:2)  „Ivi  in  legacione  ad  regem  Ludovicum  cum  Andrea 
de  Burgo  et  Johanne  Mraxy";  Grempers  geschieht  keine  Erwähnung, 
wohl  weil  er  Cuspinians  ständiger  Reisebegleiter  war.  Am  7.  Juli  1517 
kehrte  die  Gesandtschaft  aus  Ungarn  zurück,  und  Gremper  mufs  sich 
somit  gleich  an  die  Arbeit  gemacht  haben,  da  er  Burgo  noch  im 
Juli  sein  Opus  dedizieren  konnte.  Die  Handschrift,  welche  er  seiner 
Ausgabe  zugrunde  legte,  ist  der  jetzige  Kodex  199  der  Wiener  Hof- 
bibliothek, der  sich  durch  mehrfache  Einträge  von  Grempers  Hand 
als  aus  dessen  Besitz  stammend  zu  erkennen  gibt.  Der  Abdruck  ist 
nicht  ohne  Fehler  und  Lücken, :r)  immerhin  gebürt  aber  doch  Gremper 
das  Verdienst,  der  erste  gewesen  zu  sein,  der  die  Lapo'sche  Ueber- 
setzung  des  Theophrast  durch  den  Druck  bekannt  gemacht  hat. 

Die  zweite  Publikation  Grempers  ist  folgendermafsen  betitelt: 

GREGORII.  EPISCÜPI.  NYSENI.  VIRI  &  |  uitae  fanctitate  & 
ingenii  magnitudine  inter  |  Graecos  Chriftianae  profeffionis  affer|tores 
praecipui.  de  uitae  pfecti-|one,  fine  uita  Moyfi,  Li-|ber  utilifl'imus.  pei<  | 
Georgium  |  Trapezuntium  e  |  Graeco  in  Latiuum  con- 1  uerfus,  &  iam 
primum  in  foli-jdioris  doctrinae  ftudioforum  emolu-|mentum,  quam  fieri 
potuit,  caftigatiffima  |  impreffione  uulgatus.4) 

Hierauf  folgt  ein  achtzeiliges  Gedicht  „Ad  Lectorem  Vadianus", 
das    ein   Lob    auf  Gregor  von  Nyssa   enthält.     Unten    am  Titelblatt  ) 

1)  Lapo  von  Castiglionchio  (gest.  1438)  fertigte  seine  Uebersetzung  der 
Characteres  etwa  um  1430  au. 

2)  Cuspinians  Tagebuch  a.  a.  0.  S.  315. 

3)  Vgl-  Karl  Miillner,  Zur  humanistischen  Uebersetzungsliteratur,  Wiener 
Studien  Jg.  21,  S.  210. 

4)  Vgl.  über  diese  Ausgabe  M.  Denis,  Wiens  Buchdruckergeseliiehre  S.  176. 

5)  Auf  einem  von  mir  benutzten  Exemplare  dieser  Ausgabe  in  der  Stifts- 
bibliothek zu  Kremsmünster  findet  sich  am  unteren  Rande  des  Titelblattes  die 
handschriftliche  Notiz :  ,,D(onum)  Carmi  amici  mei  Gremperij  mihi  Erasmo  Stren- 


206  Magister  Johannes  Gremper  aus  PJieinfelden 

steht  der  Vermerk  „Cum  gratia  &  Priuilegio",  wodurch  das  Buch 
gegen  Nachdruck  geschützt  werden  sollte.  Auf  fol.  lv  beginnt 
Grempers  Widmungsschreiben  au  den  Bischof  Georg  von  Slatkonia, 
den  wir  bereits  als  Gönner  unseres  Humanisten  kennen  gelernt  haben. 
Gremper  schreibt: 

Reverendissimo  in  Christo  patri  &  Domino  D.  Georgio,  dei  gratia 
Episcopo  Viennensi,  Domino  suo  generoso,  Jo.  Gremperius  deditissimus 
cliens,  post  humilem  sui  commendationem  Salutem  &  felicitatem  *)  optat. 

Cvm  essem,  reuerendissime  Praesul,  &  ordinis  &  officii  debito2) 
amplissimae  tuae  dominationis  dcmerendae  cupidissimus,  quippe  quem 
clericus  ego  &  publice  modo  patrem  &  principem,  &  priuatim  clientulus 
indulgentissimum  patronum  iamdudum  agnoscam,  obtulit  se  commode 
materia,  nempe  ut  libros  meos  euoluens,  quos  ab  illustribus  plerisque3) 
auctoribus  conscriptos,  sed  latentes  hactenus  tenebris 4)  ac  a  me, 
quo  possint  ab  obliuionis  iniuria  uindicari,  multis  partim  impensis 
partim  laboribus  summa  certe  fide  £  diligentia  conquisitos,  in  librum 
Gregorii  Nyseni  inciderem,  quem  doctissimus  ille  idemque  sanc- 
tissimus  uir  de  nita  Moysi  siue  de  uita  perfecta"1)  inscripsit ü).  Cuius 
doctrina  ac  utilitate  pensata,  quae  illi  certe  utraeque  quam  uberrime 
insunt,  statui  eius  ipsius  his  primum'j  typia  diuulgati  studiosis 
facere  copiam.  quo  hac  ratione,  qni  meopte  ingenio  nequeo,  alienis 
saltem  rem  litterariam  more  meo  iuuarem,  idque,  Praesul  amplissime, 
sub  nomine  tue  potissimum.  Xam  optimo  tibi  uigilatissiinoque  ac  plane 
&  uitae  integritate  &  nominis  ac  famae  splendore  Moysi  illi  simillimo 
antistiti  id  munus  maxime  uidebatur  conueniens,  quo  non  ego  solum 
gratitudinis  officio,  si  non  plene,  pro  modulo  tarnen,  ut  inquit  ille, 
meo  fungerer.  uerumetiam  cuius  tibi  frugem  solidioris  doctrinae  Studiosi 
omnes  ferant  aeeeptam,  ineipiantque  me  autore  (cum  tarnen  uel  praeterea 
continua  in  litteratos  beneficientia  eunetos  tibi  reddas  obnoxios)  hinc 
quoque  debere  quam  plurimum.  Talis  enim  est  libellus  iste,  qui 
nescio  an  ab  autore  suo  Beato  Gregorio  Nysae  Episcopo  maxi- 
morum  uirorum  Basilii  magni  fratre,  &  alterius  Gregorii  Xazianzeni 
synchrono  atque  aequali  tanto  uiro  plus  splendoris  reeipiat,  quam  ei 
ipsi  uicissim  reddat,  adeo,  ut  mihi  quidem  mirum  uideatur.  diuinum 
illum  uirum  ingenio  tarnen  assequi  potuisse,  quo  omnia  totius  Mosaicae 

berger''.  Wir  lernen  damit  einen  neuen  Freund  Grempers  kennen,  den  Trienter 
Domherren  Erasmus  Strenberger,  der  wahrscheinlich  ein  Studienkollege 
Grempers  war.  Mit  den  Wiener  Humanisten  stand  er  in  reger  Verbindung, 
wie  es  ein  an  Joachim  Vadian  gerichteter  Brief  (ddt0  Trient  26.  Juni  1516) 
beweist.  Vgl.  Arbenz,  Die  Vadianische  Briefsammlung  I  Nr  70  (Mitteilungen 
zur  vaterländischen  Geschichte  hrsg.  vom  histor.  Verein  in  St.  Gallen  Bd.  24 
s  ] : »8  .  Strenberger  mnfs  auch,  gleich  Gremper,  eifriger  Büchersammler 
gewesen  sein,  da  er  ein  eigenes  Exlibris  besafs.  Vgl.  die  Zeitschrift  „ Exlibris-' 
Jg.  17,  19i)7,  Sil,  wo  auch  einiges  biographische  Material  über  Strenberger 
zusammengestellt  ist. 

1)  Im  Drucke  steht  irrtümlich  ..felicitacem". 

2)  Im  Drucke:  „debto".  3)  Im  Drucke:  „plerosque".  4)  Im 
Drucke:  „tenebis".  5)  Im  Drucke:  ..perseeta".  6)  Im  Drucke:  „inferipsif. 
7)  Im  Drucke:  „primü". 


von  Hans  von  Ankwicz  207 

illius  exodi  acta  libello  isto  perstringens  &  tantum  mysteriorum 
pelagus  tarn  angustis  totum  limitibus  complexus,  undecumque  non 
interpraetatione  solum  lucnlentissima  exequeretur,  uerumetiam  ad  uitae 
perfectionem  indidem,  quam  in  dei  opt.  max.  amicicia  sitam  ostendit 
(haec  enim  materia  atque  intentio  operis),  compendiosissimum  iter 
demonstraret.  Accedit  bis  quod  Georgius  Trapezuntius,  uir 
doctissimus  idemque  eloquentissimus,  ea  elegantia  libellum  bunc 
latinum  fecit,  ut  eum  non  parapbraste3  aliquis  tralatitio,  sed  ex  ueteri- 
bus  illis  Romanis  facundissimus  quispiam  indigena  sermone  conscripsisse 
credi  quaeat,  quod  equidem  (licet  a  quibusdam  non  desyderetur  in  hoc 
potissimum  litterarum  genere)  censeo  tarnen  pro  temporum  nostrorum 
felicitate  uel  maxime  libello  &  ad  gratiam  sane  legentium  conciliandam 
&  autoritatem  tuendam  profuturam.  Effeci  denique  Philippi  Gundelii 
cbarissimi  mihi  nee  indocti  hominis  adminiculo,  ut  mendis  quoque, 
quae  nonnull?*fe  librariorum  forte  ineuria  irrepserant,  detersus  &  quam 
castigatissime  impressus  in  manus  hominum  prodeat.  Quae  omnia  in 
ipsius  libelli  recessu  haberi  quam  fronte  promitti  malo.  Eoque, 
reuerendiss.  amplissimeque  Antistes,  epistolae  tandem  finem  faciam, 
ne  fabulae,  ut  ita  dixerim,  gratiam  prologi  molestia  corrumpat.  Cum 
sciam  eam  esse  animi  tui  modestiam,  qua  uel  parua  huius  generis 
munuscula,  quäle  &  id  est,  benigno  soleas  animo  suseipere  Quod  ut 
&  in  hoc  nostro  xeniolo  pro  reliqua  tua  in  me  beniguitatc  facias 
meque  clientulum  tuum  qua  hactenus  indulgentia  prosequaris,  ex  animo 
rogo   atque  oro.     Vale  ornatissime  atque  amplissi(me)  Praesul. 

Viennae  Idibus  Uecem(bris).  Anno  incarnatae  diuinitatis.  M.D.XV1I. 

Auf  dieses  etwas  überschwängliche  Dedikationsschreiben,  aus  dem 
unter  anderem  auch  hervorgeht,  dafs  Gremper  Kleriker  der  Wiener 
Diözese  war,  folgt  eine  Reihe  von  Empfehlungsgedichten  von  Gremper 
befreundeten  Wiener  Humanisten,  zunächst  (auf  fol.  A2V)  des  „Jani 
Hadclii1)  Poetae  laureati.  Ad  Lectorem  Epigramma",  dann  (fol. A3): 
„Philipp  us  Gundelius  Patauiensis.2)  Piis  Lectoribus",  hierauf 
(fol.  A3 v)  das  „Carmen  Dicolon  distrophon  Vdalrici  Fabri3)  in 
uitam  Moysi  a  Gregorio  Nyseno  conscriptam1' ;  auf  der  nächsten 
Seite  (fol.  A4)  des  „Mathiae  Paulini4)  ad  Lectorem.  Epigramma" 
und  endlich  (fol.  A4V)  ein  Achtzeiler  des  „Georgius  Logus  Silesius",5) 

1)  Jobann  Hadel  aus  Niedersachsen,  ein  seit  1515  in  Wien  ansässiger 
Humanist,  der  früh  gestorben  ist.  Vgl.  über  ihn  Aschbach,  Geschichte  der 
Wiener  Universität  Bd  2,  S  327  ff. 

2)  Philipp  Gundel  aus  Passau,  gest  1567,  war  1518—1521  Professor  der 
Poetik  und  Rethorik  au  der  Wiener  Universität,  nachmals  Professor  der 
Rechte  in  Wien.     Vgl.  Aschbach  a.  a.  0.  S.  3 19  ff. 

3)  Im  Drucke:  „Eabri".  Ulrich  Pabri,  aus  Thornberg  in  der  Schweiz, 
lehrte  (naeh  1518)  anfangs  an  der  artistischen,  später  :ui  der  medizinischen 
Fakultät  der  Wiener  Universität.    Vgl.  Aschbach  a.  a.  0.  S.  .".  1 2 ff. 

4)  Matthias  Paulinus  aus  Bludenz,  Freund  des  Vadian.  Vgl.  Arbenz,  Die 
Vadianische  Briefsammlung  III  (Mitteilungen  zur  vaterländischen  Geschichte 
hrsg.  v.  histor.  Verein  in  St.  Gallen.     Bd.  27,  S.  169. 

5)  Georg  Logau  aus  Breslau,  gest.  1553  als  Kanonikus  zu  Breslau,  studierte 
läutere  Zeit  an  der  Wiener  Universität.    Aschbach  a.  a.  0.  S.  330. 


208  Magister  Johannes  Greinper  aus  Rheinfelden 

sowie  ein  Gedicht  des  ..Michael  Alcophorus  Patauiensis1)  adLectorem". 
Dann  erst  beginnt  der  Text  des  "Werkes,  das  auf  fol.  48  schliefst.  Der 
Druckvermerk  besagt:  ..Impreffum  Viennae  Pannoniae  p  Hieronymü 
Vietore  Expenfis  Leonardi  &  Lucae  AlaDtfae  fratrum.  Menfe  Decembri 
Anno.  M.D.XVII."  Auf  der  letzten  Seite  (fol.  48 v)  sehen  wir  einen  Holz- 
schnitt mit  dem  Wappen  der  Brüder  Alantsee,  der  Verleger  des  Buches. 

Auch  diese  Ausgabe  war  eine  Editio  princeps  und  wurde  an- 
scheinend gleichfalls  nur  auf  Grund  einer  einzigen,  jetzt  verschollenen 
Handschrift  hergestellt.  Schon  1521  erschien  zu  Basel  eine  Neu- 
ausgabe dieser  Schrift,  für  welche  Beatus  Rh e nanu s  eine  von  ihm 
emendierte  Handschrift  zur  Verfügung  gestellt  hatte.  Doch  hat  sich 
der  Herausgeber  Andreas  Cr a tander  in  der  Hauptsache  an  die 
Grempersche  Ausgabe  gehalten  und  diese  nur  zu  verbessern  gesucht, 
da  er  in  der  Vorrede  zu  seinem  Drucke  (de  dato  Basel,  13.  März  1521) 
bemerkt:  „Quam  (Moseos  vitam)  olim  a  Georgio  Trapezontio  doctissime 
versam  et  Viennae  Pannoniae  pridem  a  Jo.  Gremperio  aeditam, 
denuo  typis  inuulgandum  duxi  .  .  .  Hoc  vos  non  caelabimus, 
studuisse  nos  Viennensem  aeditionem  non  aequare  modo,  sed  et 
superare,  nactos  uidelicet  codicem  manu  Beat.  Rhenani  compatris 
nostri  multis  locis  notatum  castigatumque." 2) 

Nach  dem  Jahre  1517  hat  Gremper  anscheinend  nichts  mehr 
veröffentlicht.  Ueberhaupt  versiegen  von  da  ab  alle  Nachrichten  über 
ihn,  nur  aus  dem  Jahre  1519  besitzen  wir  noch  ein  Lebenszeichen, 
indem  eine  Notiz  im  Kodex  861  der  Wiener  Hofbibliothek  besagt,  dal's 
Gremper  diese  Handschrift  am  27.  Januar  1519  in  Wien  erstanden 
habe.  Auch  die  von  ihm  gefertigte  Kopie  eines  Briefes  Cuspinians 
vom  19.  April  1519  kann  hier  angeführt  werden,  aber  das  ist  auch 
das  letzte  Datum  in  seiner  Biographie.  Noch  im  gleichen  Jahre 
mufs  er  aus  dem  Leben  geschieden  sein,  denn  Denis  berichtet  in 
seinen  ..Merkwürdigkeiten  der  Garellischen  Bibliothek"3)  von  einem 
griechisch-lateinischen  Lexikon,  das  laut  der  darin  enthaltenen  Einträge 
ursprünglich  Gremper  gehört  hat,  im  Jahre  1519  aber  von  Cuspinian 
an  einen  gewissen  Nik.  H.  Lanquardensis  verschenkt  wurde.  Aus 
diesem  Umstände  ist  wohl  zu  folgern,  dafs  Cuspinian  damals  das 
Grempersche  Erbe  bereits  angetreten  hatte,  Gremper  somit  bald  nach 
dem  19.  April  1519  gestorben  sein  dürfte. 

Zum  Schlufs  noch  einige  Bemerkungen  über  die  Bibliothek  Johann 
Grempers,  die  nach  den  nachweisbaren  Resten  zu  urteilen  keines- 
wegs unbedeutend  gewesen  ist  und  mancherlei  Schicksale  erlebt 
hat:  denn  wir  finden  Bücher,  respektive  Handschriften  aus  Grempers 
Besitz  heute  nicht  nur  in  "Wien,  sondern  auch  in  Göttweig,  München 
und  Wolfenbüttel,  ja   sogar  im   britischen  Museum  zu  London.     Einen 

1 )  Ueber  diesen  Humanisten  waren  nähere  Daten  nicht  zu  ermitteln. 

2)  Ueber  die  Cratander"sche  Ausgabe  vgl.  Knod  im  Zentralblatt  für 
Bibliothekswesen.    Jg.  4.  1>^7.  S.  314. 

3)  M.  Denis.  Die  Merkwürdigkeiten  der  k.  k.  garellischen  öffentl.  Bibliothek 
am  Theresiano  (Wien.  Augnstin  Bernhardi  17S0)  S.  9->.  Vgl.  auch  S.  211 
Anm.  2  dieses  Aufsatzes. 


von  Haus  von  Ankwicz  209 

Teil  seiner  Bücher  hat  Gremper,  wie  schon  früher  angedeutet  wurde, 
Cuspinian  vermacht.  Auch  Philipp  Gundel  dürfte,  wie  es  der 
Londoner  Gremper -Kodex  vermuten  läfst,  mit  einem  Bücherlegat 
bedacht  worden  sein.  Aber  der  gröfste  Teil  der  Bibliothek  ging  doch 
wohl  andere  Wege,  wurde  an  Wiener  oder  auswärtige  Bücherfreunde 
verkauft  und  so  alsbald  in  alle  Winde  zerstreut.  Dafs  sich  manche 
Handschrift  und  mancher  Druck  später  in  der  Wiener  Hofbibliothek 
zusammenfanden,  ist  eben  nur  dem  Umstände  zuzuschreiben,  dafs  die 
Hofbibliothek  dank  einer  zielbewufsten  Bibliothekspolitik  um  die  Mitte 
des  18.  Jahrhunderts  fast  alle  bedeutenderen  Bibliotheken  in  sich  auf- 
genommen hatte,  die  seit  dem  Anfange  des  16.  Jahrhunderts  auf  dem 
Wiener  Boden  entstanden  waren. 

Es  gibt  verschiedene  Merkmale,  durch  welche  die  Zugehörigkeit 
eines  Buches  oder  einer  Handschrift  zur  Gremperschen  Bibliothek 
erwiesen  werden  kann.  Das  sinnfälligste  ist  wohl  Grempers  ge- 
drucktes Exlibris,  welches  K.  E.  Graf  zu  Leiningen -Wester- 
burg  aus  dem  Kodex  433  der  Münchener  Staatsbibliothek  publiziert 
hat,1)  nachdem  Michael  Denis  schon  im  Jahre  1780  in  seinen 
„Merkwürdigkeiten  der  Garellischen  Bibliothek"  eine  eingehende  Be- 
schreibung davon  geliefert  hatte.'2) 

Das  Bücherzeichen  gliedert  sich  in  drei  Teile.  Zu  oberst  lesen 
wir  folgendes  Hexastichon: 

AD  LECTOREM. 
Si  queris  dominum  prefentis  nofce  libelli? 

Gremperii  nomen  hoc  monogräma  docet 
Hunc  qcüq3  uides:  aut  perlegis  ulla:  caueto 
Ne  macules:  furtu  fit  procul  atq3  tibi. 
Non  alia  quom  me  abftuleris  mulctabere  pena : 
Confcia  fublati  mens  tibi  femper  erit. 

Den  Mittelteil  bildet  das  eigentliche  Exlibris,  welches  das  Mono- 
gramm des  Besitzers  ffT  in  einer  von  einem  Fruchtkranz  gebildeten 
Umrahmung  zeigt,  die  wieder  von  mehreren  ineinander  gestellten 
Vierecken  umschlossen  ist.  Die  Zwischenräume  zwischen  diesen 
Gebilden  sind  teils  mit  symbolischen  Emblemen  (Totenkopf,  Sanduhr, 
geflügelte  Kugel),  teils  mit  einzelnen  Worten  oder  Sätzen  ausgefüllt, 
die  stets  symmetrisch  angeordnet  sind,  so  dafs  das  Ganze  einen  durch- 
aus   harmonischen  Eindruck    macht.     Unter   dem   mit  Tinte   gezogenen 

1)  Zeitschrift  für  Bücherzeichen.  Bibliothekenkunde  und  Gelehrtengeschichte 
Jg.  2.    1892.    Nr  4.   8.  9. 

2)  S.  196  des  genannten  Werkes.  Das  von  Denis  beschriebene  Exemplar 
ist  einein  frühen  Druck  der  „B.  Leonis  pape  sermones"  eingeklebt,  der  sich 
ehemals  in  der  (Jarellischen  Bibliothek  des  Wiener  Theresianums  befind, 
jetzt  aber  unter  der  Signatur  Inc.  2  E  7  in  der  Wiener  Hofbibliothek  auf- 
gestellt ist.  Wenn  Denis  a.a.O.  von  einem  „in  Kupfer  gestochenen  Mono- 
Kramma"  berichtet,  so  beruht  dies  auf  einem  Irrtum  des  sonst  so  verläl'slicheu 
Bibliographen.  Auch  'das  in  der  Inkunabel  2  E  7  enthaltene  Kxlibris  ist  ein 
Holzschnitt  wie  die  übrigen  uns  bekannten  Exemplare. 


210  Magister  Johannes  Gremper  aus  Rheinfelden 

Rechteck,    welches   die  äufsere  Umfassungslinie   des  Mittelteiles  bildet, 
stehen  als  Beschlufs  des  Ganzen  die  Verse: 
Joannis  Gremperij  bin  ich. 
Wiltu  was  lesen  ?  blich  nit  mich. 
Auch  thue  mich  baimlich  nit  verhalten. 
Das  got  der  Ewig  dein  muefs  walten. 
Zur    näheren    Erklärung    dieses    interessanten,    etwa    um    1515    in 
Wien  angefertigten  Holzschnittes  wäre  vor  allem  anzuführen,  dafs  das 
Monogramm    in    der    Mitte    des    Blattes,    aus    den   Buchsstaben  IMT 
gebildet,1)  wohl  mit   „Iodvvijq  FQt/iJirjQiOJ;  Mövayo^"   aufzulösen  ist. 
Die  griechische  Namensform  wählte  Gremper  jedenfalls,  um  zu  zeigen 
oder    wenigstens    glauben    zu    machen,    dafs    er    auch  des  Griechischen 
mächtig   sei,    was  ja   unter    den  Wiener  Humanisten   damals  noch   als 
ziemliche  Seltenheit  galt. 

Das  dem  Monogramm  beigegebene  Kreuz  und  0  (&sog)  sind 
symbolische  Embleme  wie  die  bereits  erwähnte  geflügelte  Kugel,  der 
Totenkopf  oder  die  Sanduhr. 

Das  Distichon  in  der  Umrahmung: 

Fata  votis  faveant,  fortunae  cetera  mando, 
Nunc  opinio  sola,  fabnlae  omnia  tandem 
deutet  ebenso  auf  einen  von  der  Vergänglichkeit  alles  Irdischen  durch- 
drungenen Sinn  hin,  wie  die  Worte  in  den  Ecken: 

sum,  eram,  fio  cinis 
oder  die  Umschrift : 

Heut  ists 
Morgen  nichs. 
Einen  Hang  zu  philosophischer  Grübelei  verrät  auch  der  Satz: 
Nihil  misterio  caret, 
Nee   apex   sine  gratia. 
Zu    dem   sonst  so   heiteren  Wesen  Grempers  stehen  diese  die  Hin- 
fälligkeit   des  Daseins   betonenden  Worte    in    einem   starken   Kontrast. 
Aber  gerade  dieser  Gegensatz  beweist,    dafs  Grempers  innerer  Mensch 
ein   ganz    anderer    war,    als    es   seine    harmlose   Aufsenseite    vermuten 
liefs,    und    dafs    sein    Wesen    der    Tiefe    durchaus    nicht    entbehrte. 
Ueberhaupt   spricht   schon    die  eigenartige  Komposition  dieses  Bücher- 
zeichens   für    einen    ganz    originellen    Geist,    und    wir   finden    auch   in 
der  Tat  unter  den  Exlibris  jener  Zeit  keines,    das  dem  Gremperschen 
in  Bezug  auf  seinen  Gedankeninhalt  an  die  Seite  gestellt  werden  könnte. 
Was  die  Mafse  unseres  Exlibris  betrifft,  so  notiert  Graf  Leiningen- 
Westerburg   für    das  Münchener  Exemplar:    Gröfse  des  ganzen  Blattes 
137x206  mm;    Exlibris    allein  107  x150  mm.     Ich    fand    von    den 
beiden  Wiener  Exemplaren   das  eine  etwas  gröfser,    da  hier  das  Blatt, 

1)  Auch  Cuspiuian  besafs  ein  Monogramm  (/M*),  welches  auf  dem  Buch- 
staben M  (Medicus)  aufgebaut  war.  Das  hat  sich  wohl  Gremper  für  sein 
eigenes  Monogramm  zum  Muster  genommen. 


von  Hans  von  Ankwicz  211 

auf  dem  der  Holzschnitt  gedruckt  ist,  offenbar  nicht  so  stark  beschnitten 
worden  war.  Noch  ist  zu  bemerken,  dafs  das  Grempersche  Bücher- 
zeichen in  der  Regel  handkoloriert  ist.  Im  Münchener  Exemplar 
sind  die  Blätter  des  Fruchtkranzes  grün,  die  Rosen  und  Trauben 
mattrosa-  gefärbt;  auf  dem  in  der  Inc.  2  E  7  der  Wiener  Hofbibliothek 
eingeklebten  Exemplar  tritt  noch  eine  bräunliche  Tönung  einzelner 
Partien  hinzu. 

Neben    dem  Holzschnitt -Exlibris,   von   dem   mir  bisher  nur  drei 
Exemplare l)     bekannt     geworden     sind,     besafs     Gremper     auch     ein 
geschriebenes    Bücherzeichen    in    Form    des    damals    sehr   beliebten 
Bücherverses.     Auch   darauf  hat  bereits  der  kundige  Michael  Denis 
in  seinen  „Merkwürdigkeiten  der  Garellischen  Bibliothek"  -)  hingewiesen. 
Das    Buch,    in    welchem    er    es    fand,    ist    leider   nicht    mehr    erhalten, 
doch    können    wir    denselben    Büchervers    auch    im    Kodex  250    der 
Wiener    Ilofbibliothek,    sowie    in    einem    Exemplare    der    Theophrast- 
Ausgabe   Grempers    in    der  Münchener  Hof-    und  Staatsbibliothek,    auf 
das    mich    Herr    Oberbibliothekar    Dr.   G.  Leidinger    freundlichst    auf- 
merksam machte,  nachweisen.     Das  Distichon  lautet: 
Codex   ad  lectorem. 
Gremperii  (si  scire  cupis)  liber  ecce  Joannis 
Snin.     Tibi  fac  placeam:   sed  rogo  furta  caue.3) 

Auf  kürzere  Art  bezeichnete  Gremper  ein  Buch  als  sein  Eigentum, 


1)  Im  Cod.  lat.  Monacensis  433,  Cod.  palat.  Vindobon.  1123  und  in  der 
Inkunabel  der  Wiener  Hofbibliothek  2  E  7. 

2)  Auf  pag.  98.  Denis  fand  den  Gremperschen  Büchervers  in  einem  zu 
Vicenza  im  Jahre  14S3  hergestellten  Druck  des  Lexicon  graecolatinum  des 
F.  Joh.  Crastonus  Carmelita.  ..Unser  Lexikon  ist  schon  lange  in  Wien", 
schreibt  Denis,  „J.  Gremper  ein  hiesiger  Gelehrter  versabs  mit  verschiedenen 
Randnoten  und  schrieb  1512  darein: 

Gremperii,  si  scire  cupis  liber  ecce  Joannis 
—  Tibi  fac  placeam:   sed  rogo,   furta  cave. 
Cuspinian  schenkte  es  einem  Nik.  II.  Lanquardensis,  der  1519  dazusetzte: 

Hunc  mihi  praecipuo  donavit  amore  libellum 

Excellens  saecli  Cuspinianus  honor. 

Eximium  certe   est  landis  specimenque  decusque, 

Qui  sernper  miseris  ferre  laborat  opem." 
Diese  Inkunabel  ist  heute  weder  in  der  Bibliothek  des  Theresianums,  noch 
in  der  Hofbibliothek,  wohin  ein  Teil  der  Garelli-Bibliothek  zu  Ende  des 
18.  Jahrhunderts  gekommen  ist,  nachweisbar.  So  kann  man  nur  annehmen, 
dafs  das  Lexikon  gleich  vielen  anderen  Büchern  der  Garellischen  Bibliothek 
1784  nach  Lemberg  wanderte  und  dort  1S4S  zugrunde  ging,  als  die  Leinberger 
Universitätsbibliothek  infolge  des  Bombardements  zu  zwei  Dritteln  einem 
Brande  zum  Opfer  fiel.  Dafs  das  Werk  gegenwärtig  auch  in  Lemberg  ver- 
geblich gesucht  würde,  beweist  schon  der  Umstand,  dafs  es  in  dem  jüngst 
erschienenen  Inkunabelkatalog  der  Lemberger  Universitätsbibliothek  von 
E.  Barwh'iski  nicht  angeführt  ist. 

3)  Der  Passus  „si  scire  cupis"  ist  anscheinend  dem  Cuspinianschen 
Büchervers  (s.  Codd.  3087  und  3256  der  Wiener  Ilofbibliothek)  entlehnt,  der 
mit  den  Worten  beginnt: 

Liber  lectori  loquitnr. 
Scire  cupis,   cuinam  liber  ipse  ego  servio  servus, 
Dicere,  si  possein,  lingua  parata  foret  usw. 


212  Magister  Johannes  Greinper  aus  Rheinfelden 

wenn  er,  wie  es  z.  B.  beim  Londoner  Arundelianus  graecus  528  der 
Fall  ist,  auf  der  vorletzten  Seite  der  Handschrift  dem  Leser  ins 
Gedächtnis  rief: 

Jo.  Gremperii  Memor  Sis. 

Blofs  seinen  Namen  trug  er  im  Wolfenbüttler  Augustanus  4, 7 
ein  und  zwar  in  der  Genetivform:  ..Joannis  Gremperii".  Das  Mono- 
gramm an  Stelle  des  Namens  verwendete  Gremper  im  Kodex  861  der 
Wiener  Hofbibliothek,  wo  er  aufserdem  noch  anmerkte:  „Emi  hüc 
librü  hie  Vienne  Die.  27.  Januarii.  Anno  1519."  Zuweilen  notierte 
Gremper  auch  den  Preis  des  Buches,  wie  etwa  im  Kodex  250  der 
Wiener  Hofbibliothek,  wo  wir  innen  am  Deckel  die  Angabe  finden: 
„Emptus  is  über  fi.  vng.  in  auro  XXV  ...  1512."  Nicht  immer  sind 
jedoch  solch  unzweideutige  Besitzvermerke  vorhanden,  in  vielen  Fällen 
deuten  blofs  Randglossen  oder  sonstige  indifferente  Einträge  von 
Grempers  Hand  auf  ihn  als  einstigen  Besitzer,  resp.  Benutzer.  Da 
sich  Grempers  Handschrift  durch  gewisse  charakteristische  Eigentümlich- 
keiten auszeichnet,  so  ist  es  für  den,  der  sich  einigermafsen  mit 
seiner  Schrift  beschäftigt  hat.  nicht  schwer  zu  entscheiden,  ob  es 
sich  in  einem  bestimmten  Fall  wirklich  um  eine  Gremperglosse 
handelt  oder  nicht.  Es  sei  hier  nur  auf  ein  Merkmal  hingewiesen, 
das  unter  Umständen  allein  schon  genügt,  um  Grempers  Hand 
auf  den  ersten  Blick  zu  erkennen :  es  ist  die  sonderbare  Gepflogenheit, 
mitten  im  Worte  ein  kleines  Majuskel-A  zu  verwenden.  Im  Kodex  250, 
der  durch  den  Büchervers  als  Gremperianus  beglaubigt  ist,  steht  z.  B. 
auf  fol.  21 v  als  Randglosse  das  Wort  Anaxagoras.  Gremper  schreibt 
diesen  Namen  mit  drei  Majuskel-A,  also:  AnAxAgoras.  Das  ist 
gewifs  höchst  charakteristisch  und  erleichtert  die  Identifizierung 
Gremperscher  Einträge. 

Beim  Vorhandensein  des  Gremperschen  Exlibris,  Bücherverses, 
Monogramms  oder  Namenseintrags  wird  man  wohl  ohne  weiteres  an- 
nehmen können,  dafs  der  betreffende  Kodex  oder  Druck  einstens  sein 
Eigentum  gewesen  sei.  Aus  einzelnen  Randbemerkungen  aber  wird 
man  dies  nicht  immer  mit  Sicherheit  schliefsen  können,  vielmehr  mufs 
man  da  auch  damit  rechnen,  dafs  Gremper  das  Werk  nur  vorüber- 
gehend benützt  und  es  dabei  hie  und  da  glossiert  habe.  Dies  gilt 
namentlich  von  jenen  Büchern,  die  nachweisbar  aus  Cuspinians 
Bibliothek  herrühren  und  Gremper  als  dessen  Famulus  wahrscheinlich 
jederzeit  zur  Verfügung  standen.  Andrerseits  aber  ist  gerade  bei 
Cuspinians  Büchern  auch  die  Möglichkeit  vorhanden,  dafs  das  eine 
oder  andere  früher  Gremper  gehört  habe,  da  ja  Cuspinian  einen 
Teil  der  Gremperschen  Bibliothek  geerbt  hat.  Das  Eigentumsrecht 
Grempers  an  den  von  ihm  blofs  glossierten  Handschriften  und  Drucken 
ist  somit  vielfach  sehr  fraglich,  aber  nie  ganz  ausgeschlossen,  und  so 
mag  es  gerechtfertigt  erscheinen,  wenn  auch  derartige  Werke  ohne 
ausdrückliche  Besitzerangaben  in  dem  nachfolgenden  Verzeichnis 
neben  den  bisher  ermittelten  sicheren  „Gremperiani"  ihren  Platz 
finden.    Darf  auch  diese  Zusammenstellung  keinerlei  Anspruch  auf  Voll- 


von  Hans  von  Ankwicz  213 

ständigkeit  erheben,  so  kann  sie  immerhin  als  Grundlage  zu  weiteren 
Nachforschungen  dienen  oder  doch  mindestens  zu  solchen  anregen. 
Ich  ordne  die  Liste  nach  Aufbewahrungsorten  in  alphabetischer 
Reihenfolge. 

Göttweig,   Stiftsbibliothek. 

1.  Codex  lat.  458.  Die  Handschrift  stammt  aus  der  Corvina,1)  kam 
später  in  Cuspinians,  dann  in  Bischof  Job.  Fabers  Besitz,  wie  sich 
aus  dem  am  oberen  Schnitt  (nur  mehr  sehr  undeutlich)  wahrnehmbaren 
Monogramm  Cuspinians  und  dem  eingeklebten  Exlibris  Fabers  ergibt. 
Durch  zahlreiche  Glossen  ist  auch  die  ehemalige  Besitzerschaft  Grempers 
erwiesen,  durch  den  der  Kodex  wohl  auch  von  Ofen  nach  Wien 
gebracht  worden  ist. 

London,  Bibliothek   des  Britischen  Museums. 

2.  Codex  Arundelianus  graecus  Nr  528.  Auffol.193:  „Jo.  Grem- 
perij  Memor  Sis".  Die  Handschrift  dürfte  nach  Grempers  Tod  in  den 
Besitz  Willibald  Pirckheimers  in  Nürnberg  gelangt  sein,  aus  dessen 
Nachlafs  sie  Graf  Arundel  erwarb  und  mit  einem  beträchtlichen 
Teil  der  übrigen  Pirckheimer-Bibliothek  nach  England  brachte.2) 

München,  Hof-  und  Staatsbibliothek. 

3.  Codex  lat.  433.  Enthält  Grempers  Holzschnitt  -  Exlibris.  Von 
Gremper  gelangte  der  Kodex  an  Bartholomaeus  Amantius,  dann 
an  Job.  Jakob  Fugger,  schliefslich  in  die  Münchener  kurfürstliche 
Bibliothek.») 

4.  Druck  4°  A.  gr.  b.  1276.  Grempers  Handexemplar  seiner  Aus- 
gabe der  Characteres  des  Theophrast  (Wien  1517).  Enthält  auf  dem 
Titelblatte  den  Gremperschen  Büchervers. 

Wien,   Hofbibliothek. 

5.  Codex  lat.  25.  Aus  der  Corvina.4)  Laut  der  eigenhändigen  Notiz 
Grempers  ein  Geschenk  König  Wladislaws  II  von  Ungarn.  Später 
„iure  testamenti"  im  Besitze  Cuspinians.  Enthält  Fabers  Exlibris.  Noch 
vor  1576  in  der  Hofbibliothek. 

6.  Codex  lat.  138.  Aus  der  Corvina.5)  Cuspinian  berichtet  in 
seinen  „Consules"  (Ausgabe  1553  S.  512),  dafs  er  diesen  Kodex  von 
Gremper  erhalten  habe.  Später  im  Besitze  Fabers,  dessen  Exlibris  in 
der  Handschrift  noch  vorhanden  ist.  1546  trägt  sich  ein  Ph.  de  Croy 
als  Eigentümer  des  Kodex  ein.  Nachher  in  der  Ambraser  Sammlung, 
mit  der  die  Handschrift  1665  nach  Wien  kam. 


1)  Vgl.  Weinberger,  Die  Bibliotheca  Corvina  S.  29  Nr  54.  (Beiträge  znr 
Handschriftenkunde  I,  Sitzungsberichte  der  Wiener  Akademie,  phil.  bist.  Klasse 
Band  159.) 

2)  Vgl.  Weinberger  a.  a.  0.  S.  35  Anm.  1.  Siehe  auch  den  Artikel  ..Willi- 
bald Pirckheimers  Bibliothek  in  England"  von  F.  Mafsmann  in:  Bayerische 
Annalen  f.  Vaterlandskunde  und  Literatur  Jg.  1835,  S.  62. 

3)  Vgl.  Zeitschrift  für  Bücherzeichen  II.    Jg.  2.   1892.    Nr  4.    S.O. 

4)  Vgl.  Weinberger  a.  a.  0.  S.  70  Nr  134  und  S.  201  f.   dieses  Aufsatzes. 

5)  Vgl.  Weinberger  a.  a.  0.  S.  70,  Nr.  130.  Dafs  der  Kodex  durch  (Jrempers 
Hände  gegangen  sei,  ergibt  sich  blofs  aus  Cuspinians  Zeugnis.  Die  Hand- 
schrift selbst  zeigt  keinerlei  Spuren  einer  Benützung  durch  Gremper. 

XXX.     5.  15 


214  Magister  Johannes  Gremper  aus  Eheinfelden 

7.  Codex  lat.  178.  An  mehreren  Stellen  Randbemerkungen  von 
Grempers  Hand.  Fabers  Exlibris.  Kam  1756  aus  der  Wiener  Uni- 
versitätsbibliothek in  die  Hofbibliothek. 

8.  Codex  lat.  179.  Enthält  zahlreiche  Grempernotizen  und  Fabers 
Exlibris.    Kam  1756  aus  der  Universitätsbibliothek  in  die  Hofbibliothek. 

9.  Codex  lat.  199.  Enthält  Einträge  von  Grempers  Hand,  Cuspinians 
Monogramm  und  Fabers  Exlibris.  Kam  1756  aus  der  Universitäts- 
bibliothek in  die  Hofbibliothek. 

10.  Codex  lat.  218.  Von  Gremper  mit  Glossen  versehen.  Fabers 
Exlibris.    Kam  1756  aus  der  Universitätsbibliothek  in  die  Hofbibliothek. 

1 1 .  Codex  lat.  250.  Enthält  den  Gremperschen  Büchervers,  Cuspinians 
Monogramm  und  Fabers  (schriftliches)  Exlibris.  Kam  1756  aus  der 
Universitätsbibliothek  in  die  Hofbibliothek. 

12.  Codex  lat.  255.  Glossen  von  Grempers  Hand.  Fabers  Exlibris. 
Kam  1756  aus  der  Universitätsbibliothek  in  die  Hofbibliothek. 

13.  Codex  lat.  861.  Enthält  Grempers  Monogramm,  sowie  Einträge 
von  seiner  Hand  über  das  Datum  des  Ankaufes  und  den  Preis  der 
Handschrift  (s.  S.  212).  Cuspinians  Monogramm,1)  Fabers  Exlibris. 
Kam   noch  vor  1756  in  die  Hofbibliothek. 

14.  Codex  lat.  977.  Aus  der  Corvina.2)  Enthält  Gremperglossen 
sowie  Bischof  Fabers  Exlibris.  Kam  aus  der  Ambraser-Sammlung  1665 
in  die  Hof  bibliothek. 

15.  Codex  lat.  1123.  An  der  Innenseite  des  Vorderdeckels  ist 
Grempers  handkoloriertes  Holzschnitt -Exlibris  eingeklebt.  Enthält 
Cuspinians  Monogramm  und  Fabers  Exlibris.  Kam  1756  aus  der 
Universitätsbibliothek  in  die  Hofbibliothek. 

16.  Codex  lat.  2343.  Von  Gremper  mit  Randglossen  verseilen. 
Fabers  Exlibris.  Kam  1756  aus  der  Universitätsbibliothek  in  die 
Hofbibliothek. 

17.  Codex  lat.  2384.  Von  Gremper  glossiert.  Später  besafs 
Johannes  Alexander  Brassicanus  den  Kodex,  wie  es  die  Aufschrift 
auf  der  ersten  Seite  beweist:  „Sum  Joannis  Alexandri  Brassicani 
philosophi  ac  Jureconsulti".  Fabers  Exlibris.  Kam  1756  ans  der 
Universitätsbibliothek  in  die  Hofbibliothek. 

18.  Codex  lat.  2464.  Zahlreiche  Grempernotizen.  Auf  fol.  123 
bemerkt  Gremper  zu  einer  Textesstelle,  die  von  den  Gefahren  und 
Entbehrungen  des  Kriegerlebens  handelt:  „quam  optime  ista  in  Huno- 
rum  Boemorumque  regis  curia  sim  expertus  et  plura  profecto,  quam 
hie  animaduertat".  Enthält  den  Eintrag:  „Jo.  Alexandri  Brassicani 
Philosophi  ac  Jureconsulti".  Fabers  Exlibris.  Kam  1756  aus  der 
Universitätsbibliothek  in  die  Hofbibliothek. 


1)  M.  Denis  behauptet  in  seinem  Werke  „Codices  manuscripti  theologici 
Bibliothecae  Palatinae  Viudobonensis  Latinr'  (Wien  1793)  vol.  I  pars  II 
Spalte  1345  (Nr  CCCXLV),  der  Kodex  Stil  weise  das  Monogramm  des  Konrad 
Celtis  auf.  Diese  Angabe  beruht  jedoch  auf  einer  Verwechslung  mit  dem 
Monogramme  Cuspinians. 

2)  Weinberger  a.  a.  0.  S.  72  Nr  152. 


von  Hans  von  AnkwTcz  215 

19.  Codex  lat.  2472.  Auf  fol.  1  das  Wappen  des  Graner  Erzbischofs 
Joh.  Vitez.')  Gremperglossen.  Cuspinians  Monogramm,  Fabers  Exlibris. 
Kam  1756  aus  der  Universitätsbibliothek  in  die  Hofbibliothek. 

20.  Codex  lat.  3172.  Der  Titel  „Leonhardus  Aretinus  in  Epfis" 
von  Grempers  Hand.  Cuspinians  Monogramm.  Fabers  Exlibris.  Kam 
1756  aus  der  Universitätsbibliothek  in  die  Hofbibliothek. 

21.  Inkunabel  2  E  7.  Auf  der  Innenseite  des  Vorderdeckels 
Grempers  handkoloriertes  Holzschnitt-Exlibris. 

Wolfenbüttel,  Herzogliche  Bibliothek. 

22.  Codex  4,  7  Augustanus  4°.  Am  ersten  Blatt  folgende  Besitzer- 
notizen: 

1.  Joannis  Gremperii. 

2.  Philippi  Gundelii. 

3.  Joannis  Ambrosii  Brassicani. 

4.  Joan.  Wil.  Baro  a  Schei'mkirchen.2) 

Der  Kodex  ist  ganz  von  Gremper  geschrieben  und  eine  Abschrift 
des  aus  der  Corvina  stammenden  Kodex  Nr  831  der  Wiener  Hof- 
bibliothek. 

Im  Anschlüsse  an  diese  Zusammenstellung  wäre  noch  zu  bemerken, 
dafs  sowohl  Endlicher3)  als  auch  Weinberger4)  den  Kodex  3211  der 
Wiener  Hofbibliothek  als  Greinperkodex  ansprechen.  Ich  habe  die  Hand- 
schrift untersucht,  konnte  jedoch  keinerlei  Anhaltspunkte  für  diese  Be- 
hauptung finden,  weshalb  ich  den  Kod.  3211  nicht  in  die  obige  Liste  aufnahm. 

Endlich  ist  zu  erwähnen,  dafs  Denis  in  den  „Merkwürdigkeiten 
der  Garellischen  Bibliothek"  auf  pag.  261  von  einem  Exemplar  des 
1515  zu  Wien  gedruckten  Odeporicon  des  Richard  Bartholinus 
erzählt,  das  Gremper  „mit  seinem  Chiffre  und  vielen  Randnoten 
versehen  hat".  Unter  „Chiffre"  ist  wohl  Grempers  Monogramm  zu 
verstehen,  das,  wie  im  Kodex  861  der  Hofbibliothek  das  Exlibris 
vertrat.  Leider  ist  das  betreffende  Exemplar  der  Garelli-Bibliothek 
gegenwärtig  nicht  mehr  aufzufinden,  so  dafs  eine  Kontrolle  der 
Denis'schen  Angaben  nicht  möglich  ist. 

Den  Umfang  der  einstigen  Gremperschen  Bibliothek  nach  den 
eben  angeführten  Rudimenten  abschätzen  zu  wollen,  ist  ein  Ding  der 
Unmöglichkeit.  Aber  die  qualitative  Bedeutung  dieser  Büchersammlung 
läfst  sich  selbst  aus  den  wenigen  Resten,  die  uns  bekannt  geworden 
sind,  ermessen,  wenn  man  den  Umstand  in  Betracht  zieht,  dafs  nach 
dem    gegenwärtigen    Stande    der    Forschung    mindestens    vier    sichere 


1)  Die  Angabe,  dafs  es  sich  hier  nm  das  Vitez-Wappen  handelt,  ver- 
danke ich  Herrn  Privatdozenten  Dr.  Josef  Bick  in  Wien. 

2)  Weinberger  a.  a.  0.  S.  22  Anm.  1  vermutet  in  dem  Baron  Joh.  Willi, 
v.  Sclieimkirchen  den  österr.  Kanzler  Johann  (Scbneidpöck)  Freiherrn  von 
Schi'mkireheu,  doch  trifft  ditse  Annahme  nicht  zu,  da  der  oben  erwähnte 
Eintrag  aus  dem  Ende  des  Ifi.  oder  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  stammt, 
Schönkirchen  aber  schon  um  die  Mitte  des   10.  Jahrhunderts  gestorben  ist. 

3)  Stephan  Endlicher,  Catalogns  codienm  philologicornm  latinorum  bibl. 
palat.  Vindobonensis  (Wien  1S38)  S.  31  Nr  LXI1. 

4)  Weinberger  a.  a.  0.  S.  35  Anm.  I . 

15* 


216  Die  Stichometrie  der  Bibel  Dach  Anauias  von  Sirak 

Corviniani  aus  Grempers  Nachlafs  auf  uns  gekommen  sind.  Das 
allein  zeigt  den  bibliotheksgeschiehtlichen  Wert  der  Gremperschen 
Büchersammlung  und  rechtfertigt  eine  eingehende  Beschäftigung  mit 
ihrem  Besitzer  und  ihren  Beständen. 

Wien.  Hans  von  Ankwicz. 


Die  Stichometrie  der  Bibel  nach  Ananias  yoii  Sirak. 

Unter  dem  unbestimmten  Titel  „Aus  den  ungedruckten  Schriften 
des  Ananias  von  Sirak"  hat  P.  F.  in  der  Monatsschrift  der  Wiener 
Mechitharisten')  die  stichometrischen  Angaben  über  die  Bibel  veröffent- 
licht, die  dieser  in  der  zweiten  Hälfte  des  7.  Jahrhunderts  blühende  und 
„der  Rechner"  zubenannte  Schriftsteller  bietet.2)  Der  Herausgeber 
hat  die  Handschrift  der  Wiener  Mechitharisten  30  (=  B)  zu  Grunde 
gelegt  und  die  Varianten  der  Handschriften  Wien  130  (=  A:  die 
Zahlen  fehlen  in  ihr!)  und  Edschmiadsin  154  [alte  Nummer]  (=  M)3) 
angegeben.  Ich  beschränke  mich  darauf,  abweichende  Zahlenangaben 
zu  notieren.  Auch  habe  ich  die  armenischen  Zahlenbuchstaben  in 
arabische  Ziffern  umgesetzt.  Zur  Erläuterung  der  Angaben  des  Ananias 
habe  ich  die  mit  ihnen  am  nächsten  verwandten  Stichometrien  heran- 
gezogen. Es  sind  dies  zwei  griechische,  nämlich  aufser  dem  Codex 
Sinaiticus,  der  nur  für  die  paulinischen  Briefe  in  Betracht  kommt,  der 
Codex  Barberini  III  36  (10.  — 11.  Jahrhundert,  gehörte  früher  dem 
Kloster  S.  Maria  del  Patire  zu  Rossano)  —  und  zwei  lateinische.  Die 
eine  von  diesen  hat  C.  H.  Turner  nach  dem  Codex  Monacensis  lat. 
6243  (olim  Frising.  43,  8. — 9.  Jahrhundert)  zuerst  herausgegeben  und 
gleichzeitig  die  andere,  die  zuerst  Arevalo  in  den  Werken  des  Sedulius 
1794  S.  429  bekannt  gemacht  hat,  nach  Photographien  des  Codex 
Yaticanus  Reginae  199  (12.  Jahrhundert)  durchgesehen  und  wieder 
abgedruckt.4) 

Turner  schliefst  aus  den  Bemerkungen  von  Barb.  Freis.  Arev.  zum 
Buche  Hiob,  für  das  sie  eine  doppelte  Zählung  angeben,  dafs  die  von 
ihnen    überlieferte  Stichometrie  auf  eine  Hexapla- Handschrift  und  auf 


1)  Anania  Sirakacuoy  antip  edzeren:  Handes  Arasöreay  22  (190S)  S.  20—23. 

2)  Vgl.  über  ihn  Carl  Friedr.  Nenmann,  Versuch  einer  Geschichte  der 
armenischen  Literatur.  1^36.  S.  lOOf;  Erbes,  Zeitschrift  für  Kirchengeschichte 
26.     1905.     S.  25  f  (über  das  Weihnachtsfest). 

3)  M,  geschrieben  1308,  ist  schon  1902  von  Ter-Mowsesean  abgedruckt 
worden;  AB  sind  jnoge  Abschriften.  Noch  nicht  benutzt  sind  aufser  5  Codices 
von  Edschmiadsin  2  Tübinger  Handschriften  (Verzeichnis  1907.  S.  129  Bl.  187  a 
und  S.  151  Bl.  117  b).  Zu  diesen  von  dem  Herausgeber  genannten  Hand- 
schriften  käme   noch  Paris,   Macler  302   (s.  XIII)  Bl.  164b  und  199   Bl.  241b. 

4)  An  uDpublished  stichometrical  list  froin  the  Freisingen  Ms  of  Canons: 
Journal  of  Theological  Studies  2.  1901.  S.  236  —  253,  577.  Das  hier  vereinigte 
Material  benutzte  Serruys,  Auastasiana.  III.  La  stichometrie  de  L' Anden  et 
du  Nouveau  Testament:  Melanges  d"Archeologie  et  d*Histoire  22.  1902. 
S.  194—207. 


von  W.  L  ii  (1 1  k  e 


217 


die  Bibliothek  des  Pampliilus  in  Caesarea  zurückgehe.  Dafs  Turner 
den  Sinaiticus  mit  Recht  in  diese  Tradition  einordnet,  wird  durch 
Ananias  bestätigt. 

Die  Reihenfolge  der  Bücher  ist  in  diesen  verwandten  Stichometrien 
verschieden.  Wie  im  Barb.1)  beschliefsen  bei  Ananias  Esther,  Tobit, 
Judith  das  Alte  Testament.  Barb.,  Freis.,  Arev.  stellen  Sirach  zu  den 
salomonischen  Büchern.  Ananias  rückt  die  Makkabäer-Bncher  an  die 
historischen  Bücher  des  Alten  Testaments  heran;  Freis.  schiebt  zwischen 
Paralipomena  und  Makkabäer  noch  Esra  I  II  und  Esther  ein.  Auch 
die  Stellung  des  Buches  Iliob  und  der  Propheten  schwankt.  Der 
Cod.  Sin.,  Ananias  und  Barb.  haben  den  Ilebräerbrief  als  Nr.  10  des 
Corpus  Paulinum  zwischen  Gemeinde-  und  Privatbriefen,2)  während  er 
in  Freis.  nach  abendländischer  Ueberlieferung  die  Paulinen  beschliefst. 

In  dem  folgenden  Abdruck  verweisen  die  Zahlen  auf  die  text- 
kritischen Anmerkungen,  die  Buchstaben  auf  die  Erläuterungen.  Von 
den  Verbesserungsvorschlägen  Turners    habe   ich  die  meisten  erwähnt. 

Des  Ananias   von  Sirak   des   Rechners  Zahlen   der  Menge   der  Verse3) 
des  Alten  Testaments. 


I.4)  Die   Bücher  Mosis 

Barb. 

Freis. 

Arev. 

des   Gesetzgebers 5) 

Genesis 

4307 

4308 

4309 

4309 

Exodus 

3400 

3400 

3300 

3300 

Leviticus 

2700 

[?]*> 

2700 

2502  b) 

Numeri 

3533 ") 

3535 

3535 

3530 

Deuteron. 

3100 

3100 

3100 

3100 

2.    Josua 

2100") 

2100 

2100 

1281  c> 

Richter 

2150 

2100 

2050    . 

2151 

Ruth 

300 

300 

320 

om. 

Sa 

21414 

3.    Könige  I 

2500**) 

2500 

500 

2500 

„        II 

2432 

2343 

444 

443 

n         HI 

2500 !») 

2400 

2600 

2500 

„      iv 

1600 

2600 

om. 

2600 

Sa 

10043  d> 

1)  Hierfür  ist  die  Editio  princeps  von  Erich  Klostermann,  Analecta.  1895. 
S.  80 — 82  zu  vergleichen. 

2)  Nach  Th.  Zahn,  Geschichte  des  N<Mitestauientlichen  Kanons  2.1.  1890. 
S.  358,  Anui.  3  war  diese  Ordnung  spätestens  vom  4.  Jahrhundert  an  der 
alexandrinischen  Kirche  bekannt.  Sie  findet  sich  aufsei  in  den  Codd.  ABCII 
noch  in  einer  starken  Minorität  unter  den  Minuskeln.  —  Die  Abhandlung 
Zahns  über  die  biblische  Stichoinetric  (ebend.  S.  884 — 408)  ist  bekannt. 

3)  Der  Vers  heifst  im  Armenischen  toioi  Hans;  vgl.  arab.  bait. 
4)  Diese  Abteilungen  sind  nur  in  B  gezählt.  5)  Diese  Ueberschrit't  fehlt 
in  M         6)  3733  M         7)  3100  M         8)  2700  M  9)  2008  M 

a)  So  Klostermann;  2700  Turner.  b)  Lies  II  DCC  für  II  Dil.  c)  Turner 
schlägt    2181    vor.  d)   2500  +  2443  -f  2500  +  2000   =    10  043   Tnrner. 


218 


Die  Stichomctrie  der  Bibel  nach  Ananias  von  ^irak 


Barb. 

Freis. 

Arev. 

4. 

Paralipomena  I 

2150  1) 

2000 

2270 

2270 

II 

3000 

3000 

3000 

3000 

Sa 

5270 

5. 

Makkab.  I 

2525^) 

om. 

2525 

525 

»         II 

2008 

om. 

2850 

800 

III 

750  (;> 

diu. 

2750 

601 

„        IV 

1100 

om. 

1210f) 

1200 

Sj 

t  9325 

6. 

Zwölf  Propheten 

3301 

3750,  3500 

3800 

3800 

3300 

7. 

Jesajas 

3820  3) 

3820 

3800  8) 

830 

8. 

Jeremias 
Baruck 

3800 
350 

3800  | 
350  1 

3810 

Klagelieder 

360 

860  | 

4710=T) 

Brief 

350  s) 

200  1 

9. 

Ezechiel 

4000 

4000 

4000 

4000 

10. 

Daniel 

1750 

1720 
Sa  16  Pro 

1720 

1520 

ph. 

17050  s) 

19175 

11. 

Psalmen 

5100 

5100  h 

» 

5010 ;) 

5100 

12. 

Sprüche  Sah 

1750 

1750 

1850 

1760 

Ecclesiastes 

707 

750 

850 

1740 

Hohes  Lied 

286 

286 

280 

280 

Weisheit  Sal. 

1100  4) 

1250 

1100k) 

1070 

13. 

Iliob 

1600 5) 

1600,  220C 

1  1800,2800 

1700,2700 

Sirach 

2800 

2650 

2605  k) 

2800 

14. 

Esra  I 

1300 

1300 

13101) 

1240 

15. 

„     II 

1800  6) 

1800 

1800 

1800 

Sa 

3100 

16. 

Esther 

750 

750 

750 

750  "') 

17. 

Tobit 

750 ') 

750 

om. 

1000 

18. 

Judith 
Zusammen 

1300 

79129&)1 

1300 

0 

om. 

1800 

79904") 

72348 

1)  in  M  verschrieben.  2^  2725  M  3)  so  M  =  Barb.;  3505  B  4)  20  B 
5)  NachM,  verschrieben  in  B       6)  2500  M      7)  1750  B       5)  79  10O  B,  9129  M 

e)  Liest  man  1750.  so  stimmt  die  Summe  der  4  Bücher  =  73^3  ungefähr  mit 
7300  Nicephorus  übereiu.  f)  In   1200  zu  verbessern,  damit  die  Summe 

stimmt.  g)  Setzt  man  bei  Ananias  200  =  Barb.  für  den  Brief  ein,  so  hat 

der  ganze  Jeremias  4710  Stichen  =  Freis.  Turner  berechnet  die  Summe 
17  050  Freis.  aus  3S00  -4-  3820  -4-  3710  -f-  4000  +  1720.  Nach  Ananias  haben 
die  Propheten  zusammen  17  731  Stichen.  Da  Freis.  für  die  kleinen  Propheten 
eine  viel  höhere  Zahl  hat  als  Ananias,  ist  die  Snmme  wohl  in  IS 050  zu 
ändern  (Jeremias  4710).  h)  Barb.  fügt  zu  'Siöai  X .  i)  Turner  ver- 

bessert 51u0.  k)  Die  salomonischen  Bücher,  zu  denen  als  5.  Sirach  gestellt 
ist,  sollen  zusammen  6S70  Stichen  haben;  1750  -f-  850  +  2S0  -f-  1100  -j-  2800 
(Sir.)  =  6780  Turner.  1)  1300  Turner.        in)  Arev.   hat  ein  rätselhaftes 

2.  Buch  Esther  mit  2000  Stichen.  n)  Bei  Ananias  stimmt  die  Endsumme, 
während  Turner  für  Freis.  50  722  (also  815  mehr)  herausrechnet. 


von  W.  L  ii  d  t  k  e 


219 


Neues  Testament 

Barb. 

Sin. 

Freis. 

Arev. 

Die  4  Evangelien 

') 

1.    Matthaeus 

2600 

2600 

2520 

2600 

Marcus 

1600 

1700 

1700 

1700 

Lucas 

2800 

2800 

2850 

2800 

Johannes 

2300 

2300 

Sa 

2310°) 

2300 

9360°) 

2.    Apostelgeschichte 

2800 

2800 

3800 

2800 

3.    Die  7  kath.  Briefe  i) 

Sa") 

1300 

1240 

220 

Jacobi 

300 

300 

300 

Petri  I 

300 

300 

300 

"      H 

200 

200 

200 

Johannis  I 

260  2) 

260 

260 

n          11 

56 

56 

55'') 

,          HI 

35  3) 

30'') 

69i" 

Judae 

68  4) 

69 

56  p) 

4.    Offenbarung 

om. 4) 

om. 

1400 

1850 

5.     14  Briefe  Pauli 

4) 

S 

a    114<J) 

5101 

Römer 

950  5) 

950 

850 

Kor.  I 

842 

842 

842 

.     II 

600 

612 

612 

712 

Galater 

312 

312 

312 

312 

Epheser 

312  6) 

312 

312 

412 

Philipper 

200 

200 

200 

300 

Kolosser 

300 

300 

300 

110r) 

Thessal.  I 

312') 

220 

om. 

om. 

„        11 

150 

180 

180 

280r> 

Hebräer 

750 

750 

750 

750 

Timotheus  I 

220 

236 

250 

97') 

11 

180  8) 

160 

180 

om. 

Titus 

96 ») 

fehlt* 

96 

om. 

Philemon 

48  io) 
1859111)') 

fehlt 

om. 

49 

N.  T.  Sa 

19914») 

20320 

Bibel  Sa 

99828 

(9)2668  v1 

1)  Fehlt  in  M  2)  230  M  3)  37  M  4)  Diese  drei  Zeilen  fehlen  in  M 
5)  952  M  6)  352  M  7)   Vom  Herausgeber  wiederhergestellt:    352  M. 

om.  AB  8)  106  M  9)  93  M  10)  41  B  11)  fehlt  in  M. 

o)  2300,  9370  Turner.  p)  Die  beiden  Lateiner  nennen  diese  Briefe  „Epi- 
stulae  apostolorum  canonicae".  Lies  1220  Arev.  Stellt  man  (vgl.  Anan.  Barb.) 
in  Freis  die  letzten  drei  Zahlen  um  und  ändert  55  in  35  (auch  Joh.  III  Barb.  lies 
35),  so  haben  auch  Barb.  Freis.  1 220  als  Summe;  1219  Anan.  q)  Turner  schlägt 
511  I  vor;  nach  Anan.  sind  es  5272  Stichen  (vgl"  53<i0  Nicephorus),  während  Eutha- 
lius  nur  4936  zählt,  r)  97  gehört  nach  Turner  zu  Titus.  Vielleicht  gehört  1 10 
nicht  zu  Kol. ,  sondern  zu  Thess.  I,  wohin  auch  das  eine  C  von  Thess.  11  zu 
ziehen  ist:  also  Kol.:  ?,  Thess.  I:  CCX[XJ,  Thess.  II:  CLXXX.  s)  Barb. 

bricht  in   der   Mitte   des   Summariums  zu   Titus   ab.  t)  Die  Summe   bei 

Anan.  stimmt;  die  ganze  Bibel  hat  nach  ihm  79  129  -f-  18  591  =  97720  Stichen. 
u)  19924  Turner:  Evang.  (9370)  4-  Apost.  Gesch.  (2800)  -4-  Kath.  Br.  (1240) 
4-  Paulus  (5114)  +  Apoc.  (1400).  v)  CCH  DCLXV111  Cod. 


220  Johannes  Scbilling-Solidi 

Zum  Schlüsse  möchte  ich  mich  den  Ausführungen  von  Serruys 
a.  a.  0.  anschliefsen,  dafs  wir  trotz  der  eindringenden  Untersuchungen 
von  Graux  u.  a.  immer  noch  über  das  wahre  Wesen  der  Stichometrie 
im  Unklaren  sind. 

Kiel.  W.  Lüdtke. 


Johannes  Schilling-Solidi,  ein  Kölner  Drucker 
des  XV.  Jahrhunderts. 

Unter  den  zahlreichen  Einblattdrucken,  welche  durch  die  Vor- 
arbeiten für  den  Gesamtkatalog  der  Wiegendrucke  an  das  Tageslicht 
gezogen  worden  sind,  verdient  ein  Blatt,  das  uns  von  dem  Bibliothekar 
des  Stifts  S.  Peter  in  Salzburg  Pater  Augustin  Jungwirth  zur  Unter- 
suchung nach  Berlin  gesandt  wurde,  gröfsere  Beachtung.1) 

Das  von  Würmern  und  Fäulnis  oder  Ungeschicklichkeit  beim 
Ablösen  leider  arg  mitgenommene  aber  vollständige,  einseitig  in  zwei 
Spalten  mit  je  58  Zeilen  bedruckte  Folioblatt  mit  Satzspiegel  von 
c.  288  x  212  mm  enthält  des  Bernardus  Silvester  epistola  de  guber- 
natione  rei  familiaris,  also  einen  Text,  der  uns  auch  sonst  vielfach  in 
Drucken  des  XV.  Jahrhunderts  überliefert  ist:  Hain  *2876,  *  14 743 
—14745,  Copinger  5454— 5459,  Proctor  8210,  Campbell  1551,  Ein- 
blattdrucke 433,  auch  zusammen  mit  Seneca,  de  remediis  fortuitorum 
(VK  1069  und  VK  1072),  daneben  auch  Uebersetzungen  ins  Deutsche 
(Hain  *2877.  2878),  Französische  (Cop.  5460),  Holländische  (Cop.  5461. 
5462)  und  Italienische  (Proctor  7352).  Gedruckt  ist  das  Blatt,  wie 
man  auf  den  ersten  Blick  erkennt,  mit  den  Typen  des  Cölner  Ano- 
nymus, den  wir  nach  Proctors  Vorgange  als  den  Drucker  des  Dares 
bezeichnen.  (Burger,  Monumenta  134,2  und  Gesellschaft  f.  Typenkunde 
T.  227.)  Text  und  Druck  bieten  nichts  Auffälliges,  interessant  wird 
das  Blatt  erst  durch  die  letzte  Zeile  der  zweiten  Spalte:  Johänes 
Schilling.  Arciü  mgr.  Studij  Erffordenfis  [|  Wer  ist  dieser  Johannes 
Schilling,  und  in  welcher  Eigenschaft  nennt  er  sich  auf  unserem 
Drucke?  Da  der  Verfasser  des  Textes  bekannt  und  die  Tätigkeit 
eines  Herausgebers  oder  dergleichen  in  dem  Drucke  nicht  zu  erkennen 
ist,  scheint  mir  nichts  anderes  übrig  zu  bleiben,  als  in  der  letzten 
Zeile  ein  abgekürztes  Impressum  zu  sehen,  wie  wir  es  in  den  Einblatt- 
drucken 441  und  442  von  Günther  Zainer  finden.  Das  „impressa  est 
presens  epistola"  mufste  Schilling  fortlassen,  weil  er  sonst  keinen 
Kaum  für  die  Anbringung  seines  akademischen  Titels  gehabt  hätte. 
Dazu  pafst,  dafs  eine  anscheinend  gleichzeitige  Hand  unter  den  Namen 
geschrieben  hat  „Impreffor  jn  basilea".  Dafs  die  Type  unseres  Ein- 
blattdruckes nicht  Baseler  Ursprungs  sein  kann,  ist  für  jeden  Kenner 
ohne  weiteres  klar,  aber,  sehen  wir  zu,  was  von  Johannes  Schilling 
bisher  bekannt  geworden  ist. 

1)  Eine  Nachbildung  des  Blattes  wird  in  den  Tafeln  der  Gesellschaft  für 
Typenkunde  1914  veröffentlicht  werden. 


von  Ernst  Von llieme  221 

In  unsern  Bibliographien  suchen  wir  ihn  vergebens,  weil  bisher 
kein  anderer  Druck  zum  Vorschein  gekommen  ist,  der  seinen  Namen 
trägt,  oder  den  wir  ihm  —  etwa  nach  urkundlicher  Ueberlieferung  — 
zuweisen  müssen.  Unsere  Haupt-  und  fast  einzige  Quelle  für  unsere 
Kenntnis  dieses  Mannes  als  Drucker  sind  Karl  Stehlins  „Regesten  zur 
Geschichte  des  Buchdrucks  bis  zum  Jahre  1500",  eine  vielfach  hoch- 
interessante Sammlung  von  Nachrichten  aus  den  Baseler  Archiven,  die 
vor  fast  25  Jahren  erschienen  noch  heute  bei  weitem  nicht  die  Be- 
achtung gefunden  hat,  die  sie  verdient.1) 

Er  erscheint  dort  (51)  als  Meister  Hans  Schilling  aus  Wintrum 
d.  h.  Winternheim,  Dioezese  Mainz,  und  wird  daher  meist  als  Hans 
Winterheimer,  Winternhein  oder  ähnlich  bezeichnet.  Das  älteste  Datum, 
das  wir  mit  dieser  Kenntnis  seiner  Herkunft  ausgerüstet,  auf  ihn  be- 
ziehen können,  ist  das  seiner  Immatrikulation  in  der  Artistenfakultät 
der  jungen  Universität  Basel:  1460  nach  d.  18.  Oktober  Johannes 
Schilling  de  Wintterheim,  Maguntinensis  Diocefis  (1312).  Im  Früh- 
ling 1462  wurde  er  Baccalaureus  (1334).  Wie  lange  er  sich  dann 
noch  in  Basel  aufgehalten  hat,  wissen  wir  nicht,  im  Jahre  1465  unter 
dem  Rektorat  des  Gerh.  Helmich  liefs  er  sich  bei  der  Universität 
Erfurt  einschreiben  (Akten  der  Erfurter  Universität  =  Geschichtsquellen 
der  Provinz  Sachsen  VIII,  I  S.  313,  15)  und  erwarb  hier,  wenn  wir  der 
Unterschrift  unseres  Einblattdruckes  trauen  dürfen,  die  Magisterwürde. 
Wann  dies  Ereignis  stattgefunden  hat  —  in  der  Erfurter  Matrikel  ist 
nach  freundlicher  Mitteilung  des  Herrn  Prof.  Stange  darüber  nichts 
beurkundet  —  wissen  wir  nicht,  ebensowenig  haben  wir  direkte  Nach- 
richten darüber,  wo  er  sich  die  nächsten  Jahre  aufgehalten  und  womit 
er  sich  beschäftigt  hat.  Erst  zu  Anfang  des  Jahres  1476  finden  wir 
ihn  wieder  zu  Basel.  Sein  Gewerbe  wird  gleich  in  dem  ersten  auf 
ihn  bezüglichen  Regest  (50)  als  das  eines  Buchdruckers  angegeben, 
seine  Wohnung  war  das  Haus  zum  Roten  Ring  am  Fischmarkt  (50.  65). 
Am  22.  Januar  1476  klagt  Hans  Franck  aus  Strafsburg  (seit  17.  Okt. 
Baseler  Bürger  (1254.  1282),  Buchstabenschneider  (82)  auch  Buch- 
stabendrucker (82),  Buchstabensetzer  zu  Sant  Alban  (83.  85)  auf 
Bezahlung  einer  Forderung  für  Lieferung  einer  Anzahl  Buchstaben, 
die  er  für  den  Beklagten,  Hans  Schilling,  gegraben  habe.  Die  zum 
Termin  erschienene  Mutter  des  Schuldners,  Frau  Kathrin,  erklärt  nichts 
davon  zu  wissen,  da  ihr  Sohn  abwesend  ist.  Die  Sache  wird  bis  zur 
alten  Vastnacht  vertagt  (50).  Am  7.  März  1476  verspricht  dieselbe 
Frau  eine  Summe  von  c.  45  Gulden,  die  Meister  Oswald  Holtzach  „zu 
ir  und  jrs  Sunes  anligenden  Nöten"  geliehen  hatte,  auf  Frankfurter 
Ostermesse  zu  Basel  zurückzuzahlen  und  gibt  als  Pfand  130  gedruckte 
ungebundene  Stück  Bücher  (51.  cf.  59).'  Am  23.  Juli  desselben  Jahres 
begehren  Andris  Bischoff,  Hans  Franck  und  andere  den  Hans  Schilling 


1)  Archiv  f.   Geschichte   des   deutschen   Buchhandels,   Bd  XI.  XII.    1S88 
1839.     Die   in   den   folgenden  Ausführungen   eingeklammerten   Zahlen   sind 
Stehlins  Nummern  der  einzelnen  Regesten. 


222  Johannes  Schilling-Solidi 

zu  pfänden.  Derselbe  ist  krank  und  bittet  um  Aufschub  (54).  Am 
3.  Aug.  1476  legt  Job.  Riettershofen  bei  Lienhart  Ysenhut,  dem  Karteu- 
macher,  Beschlag  auf  ettlich  Briefformen  und  anders,  was  derselbe  von 
Hans  Winterfsheimer  dem  Truker  in  Händen  hat  (57),  und  am  7.  Sep- 
tember geschieht  dasselbe  mit  Büchern  und  Gut,  die  sich  bei  Herrn 
Oswald  Holtzach  befinden  (59).  Wie  aus  dem  Regest  61  über  eine 
Gerichtsverhandlung  vom  26.  Sept.  1476  hervorgeht,  hatte  Riettershofen 
dem  Hans  Schilling  35  Wochen  gedient,  ihm  ettliche  Bücher  in  das 
Land  geführt  und,  wie  der  Vertreter  des  Beklagten  selbst  zugiebt, 
eine  merkliche  Summe  aus  diesen  Büchern  gelöst,  aber  nicht  den 
verabredeten  Lohn  erhalten.  Am  7.  Oktober  1476  legt  Andres  Bischoff, 
der,  wie  aus  andern  Stellen  (157)  hervorgeht,  den  Druckern  Papier 
und  Geld  lieh,  Beschlag  auf  7  Bibly,  die  er  in  Händen  hat,  und 
welche  dem  Hans  Schilling  gehören  (62).  Am  14.  Oktober  d.  J. 
erscheint  unser  Drucker  ausnahmsweise  auch  einmal  als  Gläubiger. 
Er  und  Heinrich  Keller  legen  Beschlag  auf  das  Gut  des  Druckers 
Peter  von  Oderheym,  das  sich  bei  Berchtold  [Ruppel]  „ihrem  Herrn" 
befindet  (64).  Am  23.  Januar  1477  legt  Andres  Bischoff  Beschlag  auf 
das  Gut  des  Hans  Schilling,  das  sich  in  dessen  Hause  zum  Ring  am 
Fischmarkt  befindet  (65).  Damit  verschwindet  der  Name  des  Hans 
Schilling  für  lange  Zeit  aus  den  Baseler  Akten.  Dafs  dies  nicht  blofs 
zufällig  ist.  sondern  darin  seinen  Grund  hat,  dafs  Schilling  die  Stadt 
verlassen  hatte,  ohne  sein  Reiseziel  anzugeben,  beweist  das  Regest  660 
über  eine  Gerichtsverhandlung  vom  13.  März  1490,  in  der  Augustin 
Kruttlin  den  Antrag  stellt,  ettliche  Habe  Meister  Hans  Winterheims, 
eines  Buchdruckers,  welche  er  bei  14  Jahren  als  Pfand  in  Händen 
habe,  verkaufen  zu  dürfen.  Er  beschwört  während  14  Tagen  gemäfs 
einem  Gerichtsbeschlüsse  emsig  aber  erfolglos  nach  dem  Aufenthalt 
seines  Schuldners  geforscht  zu  haben. 

Aus  diesen  einzelnen  Notizen  ergibt  sich  über  Johann  Schillings 
Leben  für  uns  folgendes:  Da  er  auf  eigene  Rechnung  sich  Typen 
oder  Instrumente  zum  Gufs  derselben  anschafft,  mufs  er  zuerst  und 
zwar  mindestens  seit  dem  Jahre  1475  (Anfang  1476  wird  er  wegen 
Bezahlung  bereits  verklagt)  eine  selbständige  Presse  besessen  haben. 
Er  schickt  einen  Diener  zum  Verkauf  seiner  Bücher  auf  Reisen  und 
ist  vielleicht  auch  selbst  als  Buchführer  tätig.  Sein  Geschäft  ging 
nicht  nach  Wunsch,  er  mufs  Schulden  machen  und  ist  genötigt,  seinen 
Gläubigern  nicht  blofs  Bücher,  sondern  schliefslich  auch  Druckgerät 
und  anderes  Gut  als  Pfand  zu  überlassen,  seine  Selbständigkeit  auf- 
zugeben und  bei  einem  andern  Drucker  (Berthold  Ruppel)  Arbeit  zu 
suchen.  Nachdem  auch  seine  häusliche  Habe  mit  Beschlag  belegt  ist, 
verläfst  er  heimlich  die  Stadt  und  ist  seitdem  verschollen,- wenigstens 
für  seine  Zeitgenossen. 

Ein  überaus  glücklicher  Gedanke  L.  Siebers,  den  Henry  Harrisse 
in  seinem  Büchlein  „Les  premiers  incunables  Bälois  et  leurs  derives. 
Paris  1903.  S.  38"  veröffentlicht,  der  inzwischen  aber  wieder  in  Ver- 
gessenheit geraten  zu  sein  scheint,  gibt  uns  die  Möglichkeit  den  Versuch 


von  Ernst  Vonllieine  223 

zu  machen,  Schillings  Laufbahn  noch  etwas  weiter  zu  verfolgen.  Der 
von  seinen  Gläubigern  bedrängte  Mann  hatte,  wie  wir  gesehen  haben, 
das  gröfste  Interesse,  seinen  neuen  Wohnort  geheim  zu  halten,  um 
dort  von  neuem  ein  Geschäft  begründen  zu  können.  Was  lag  näher 
als  den  Weg  zu  beschreiten,  den  so  viele  seiner  Landsleute  jener  Zeit 
gingen,  die  Flucht  nacli  dem  nahe  gelegenen  südlichen  Frankreich. 
Und  da  seinem  Wunsche,  unerkannt  zu  bleiben  und  seine  Spuren 
möglichst  zu  verwischen,  eine  Namensänderung  besonders  förderlich 
sein  mufste,  werden  wir  uns  nicht  wundem,  wenn  aus  dem  deutschen 
Namen  Johann  Schilling  durch  einfache  Uebersetzung  ins  Lateinische 
plötzlich  ein  Johannes  Solidi  wurde.  Es  gibt  meines  Erachtens  nichts, 
was  gegen  die  Identifizierung  dieser  beiden  Personen  spricht,  dagegen  ist 
mancherlei  anzuführen,  was  die  Hypothese  zu  unterstützen  geeignet  ist, 
Johannes  Solidi  war  ein  Deutscher  von  Geburt.  Das  geht  hervor 
aus  der  Unterschrift  einer  Ausgabe  der  philosophia  pauperum  des 
Albertus  Magaus,  die  mit  den  Typen  des  Heinr.  Mayer  in  Toulouse 
„impensis  Johannis  Solidi  Alemani"  gedruckt  ist  (Pellecket,  Cat.  gen.  328). 
—  Johannes  Schilling  nennt  sich  auf  unserm  Einblattdrucke  „Magister'', 
dasselbe  tut  Johannes  Solidi  in  der  Litigatio  Sathane  contra  genus 
humanum.  Vienne  per  magistrum  Johannen)  Solidi  huius  artis  im- 
pressorie  expertum  anno  .  .  .  1478  (Pellechet,  Quelques  alphabets 
d'imprimeurs  .  .  .  Paris  1896  pl.  X)  und  in  dem  vorher  erschienenen 
Jacobus  de  Clusa  de  contractibus,  wo  das  am  Schlüsse  stehende 
M  J  S  als  Magister  Johannes  Solidi  erklärt  wird.  —  Als  weiteres 
Argument  ist  die  Chronologie  der  beiden  Pressen  in  Basel  und  Vienne 
zu  beachten.  Joh.  Schilling  mufs  Basel  Anfang  1477  verlassen  haben; 
am  14.  Oktober  1476  tritt  er  noch  als  Antragsteller  vor  dem  Baseler 
Gerichtshof  auf,  am  23.  Januar  1477  wird  sein  Hausinventar  beschlag- 
nahmt, und  am  13.  März  1490  sagt  ein  Gläubiger  aus,  dafs  er  ein 
Pfand  „bei  14  Jahren"  in  Händen  habe.  Wenn  wir  bedenken,  dafs 
er  seine  Pressen  und  sein  Druckmaterial  wenigstens  zum  grofsen  Teil 
neu  herstellen  mufste  und  vielleicht  auch  noch,  bevor  er  in  Vienne 
einen  neuen  festen  Wohnsitz  fand,  ein  Wanderleben  geführt  hat,  wird 
es  uns  nicht  auffallen,  dafs  seine  ersten  datierten  oder  genau  datier- 
baren Drucke  (Litigatio  Sathauae  und  Statuta  Viennensia)  erst  im 
Jahre  1478  herauskamen,  wobei  ausserdem  Labande  in  der  Mainzer 
Gutenbergfestschrift  es  für  sicher  hält,  dafs  diesen  schon  mit  recht 
abgenutzten  Typen  gedruckten  Büchern  andere  Werke  voraufgegangen 
sein  müssen.  Lange  durfte  er  sich  nicht  seines  Erfolges  in  Vienne 
erfreuen,  denn  schon  im  Jahre  1481  finden  sich  seine  Typen  in  andern 
Händen  und  es  ist  wohl  kein  Zufall,  dafs- dieser  neue  Besitzer  wieder  ein 
Deutscher  aus  Basel  ist,  Eberhart  Frommolt  (vgl.  Burger,  Monumenta 
Tat*.  7).  Für  die  Annahme,  dafs  ein  frühzeitiger  Tod  seiner  Laufbahn 
ein  Ende  gemacht  habe,  schien  der  Umstand  zu  sprechen,  dafs  ein 
Exemplar  der  Statuta  provincialia  concilii  Viennensis  (1478),  welches 
die  Bibliothek  in  Grenoble  besitzt  (Maignien  Nr  530),  eine  leider  nicht 
datierte    Notiz    des    ersten    Besitzers    enthält,    in    der    die    Messen    auf- 


224  Johannes  Schilling-Solidi 

geführt  werden,  die  er  für  das  Seelenheil  des  Johannes  Solidi  zu  lesen 
hatte.  Dafs  diese  Aufzeichnung  gleichzeitig  ist,  ist  nicht  zu  beweisen, 
und  die  schon  oben  angeführte  Bemerkung  in  dem  Toulouser  Druck 
des  Heinr.  Mayer,  dessen  Tätigkeit  wir  nicht  weiter  als  bis  zum  Jahre 
1484  zurückdatieren  können,  spricht  dagegen.  Wir  werden  also 
annehmen  müssen,  dafs  Johann  Solidi  die  Stadt  Vienne  wieder  ver- 
lassen hat  und  in  Toulouse  sich  dem  Gewerbe  eines  Buchführers 
gewidmet  hat.     Weiteres  ist  über  ihn  nicht  überliefert. 

Von  besonderer  Bedeutung  für  die  Beurteilung  unserer  Frage  nach 
der  Identität  der  beiden  Männer  ist  die  Betrachtung  ihrer  Typen, 
zumal  da  sie  uns  einen  Blick  auf  Schillings  Leben  in  der  Zeit  nach 
seinem  Aufenthalt  in  Erfurt  gestattet.  Wie  schon  oben  bemerkt,  weist 
die  Schrift  des  Einblattdruckes  des  Johann  Schilling  auf  Köln  hin. 
Sie  erscheint  hier  anfangs  der  siebziger  Jahre  in  der  Historia  Trojana 
des  Dares  und  etwa  15  andern  Quartdrucken.  Die  Type  zeigt  aber 
soviel  Uebereinstimmungen  mit  derjenigen  des  Dictys -Druckers  (GfT. 
Taf.  226 — 227),  dafs  schon  Proctor  es  für  wahrscheinlich  hielt,  dafs 
beide  Pressen  zu  einer  einzigen  zu  vereinigen  seien,  zumal  sie  auch 
chronologisch  kaum  zu  trennen  sind.  Von  der  Historia  Trojana  des 
Dictys  (VK  372)  kennen  wir  ein  Exemplar  mit  der  handschriftlichen 
Datierung  1471  (Sotheby  pl.  30  no  66),  während  von  der  Schrift  des 
Dares  (VK  360)  das  Münchener  Exemplar  das  Jahr  1472  zeigt.  Mit 
dem  Typenmaterial  des  Dares -Druckes  stimmt  unser  Einblattdruck 
überein.  Bisher  unbekannt  und.  wenn  wir  seine  Entstehungszeit  „um 
1472"  in  Betracht  ziehen,  bemerkenswert  ist  nur  die  Lombard-Initiale  G, 
die  wir  bei  diesem  Drucker  nur  hier  am  Anfange  des  Textes  finden.1) 
Eine  urkundliche  Nachricht,  dafs  sich  Johann  Schilling  in  Köln  auf- 
gehalten hat,  ist  bis  jetzt  nicht  bekannt  geworden,  dafs  sich  sein 
Name  wenigstens  nicht  in  der  Kölner  Universitäts- Matrikel  findet, 
verdanke  ich  einer  gütigen  Mitteilung  des  Herrn  Prof.  Keufsen. 
Erheblich  unterstützt  wird  unsere  Hypothese  aber  dadurch,  dafs  auch 
der  Ursprung  der  ältesten  in  Vienne  gebrauchten  Type  des  Johann 
Solidi  auf  Köln  zurückzuführen  ist.  Wieder  ist  es  Proctor,  der  schon 
in  seinem  Index  Part.  I  S.  70  die  Vermutung  ausgesprochen  hat,  dafs 
Johann  Solidi  der  Drucker  einer  Anzahl  von  Werken  ist,  die  wir 
unter  der  Bezeichnung  ..Drucker  des  Albertus  Magnus  de  virtutibus" 
zusammenfassen.  Der  einzige  Unterschied  dieser  beiden  Typen  besteht 
darin,  dafs  die  Kölner  Type  (s.  die  Nachbildungen  in  GfT.  Taf.  202 
für  Köln  und  Pellechet  1.  c.  pl.  x  für  Vienne)  rein  ist,  d.  h.  ohne  die 
Beimischung  von  Majuskeln  aus  Solidis  Type  3,  derselben,  die  wir  mit 
geringen  Aenderungen  später  im  Besitz  des  Eberhart  Frommolt  finden 
(Bürger,  Mon.  T.  7).  Das  Münchener  Exemplar  eines  Welkes  dieser 
Kölner  Gruppe,  Leonardus  de  Utino :  Sermones  aurei  de  sanctis  (VK  743), 


1)  Dafs  man  auch  in  Köln  den  Gebranch  gedruckter  Initialen  schon 
erheblich  früher  kannte,  beweist  ein  von  A.  Schmidt  in  der  Schwenke -Fest- 
schrift Taf.  IS  publizierter  Ablafsbrief  des  Ulrich  Zell  ans  dem  Jahre  14(37. 


von  Ernst  Voullieme  225 

ist  von  dem  Rubrikator  mit  der  Jahreszahl  1474  versehen,  also  viel- 
leicht schon  1473  vollendet  oder  wenigstens  begonnen,  in  demselben 
Jahre,  in  dem  Kölns  Prototypograph  Ulrich  Zell  von  demselben 
Werke  gleich  zwei  Auflagen  und  Johann  Koelhoff  eine  und  zwar  von 
ungleich  höherer  technischer  Vollendung  veröffentlichte.  Dieser  über- 
legenen Konkurrenz  war  Meister  Schilling  offenbar  nicht  gewachsen, 
und  so  werden  wir  es  natürlich  finden,  wenn  er  seine  Tätigkeit  in 
Köln  einstellte  und  seine  Schritte  nach  Basel  lenkte,  das  ihm  aus 
seiner  Studentenzeit  noch  in  guter  Erinnerung  sein  mochte.  Wenn 
wir  annehmen,  dafs  dies  im  Laufe  des  Jahres  1474  geschah,  gewinnen 
wir  auch  hier  ungezwungen  den  Anschlufs  an  seine  Basler  Zeit,  deren 
Beginn  wir  oben  in  das  Jahr  1475  glaubten  setzen  zu  müssen. 

So  haben  wir  Uebereinstimmung  des  Namens  (Schilling  =  Solidus), 
der  Nationalität,  des  akademischen  Titels,  des  Gewerbes  und  der 
Lebenszeit.  Was  fehlt  uns  nocli  zum  Nachweis  der  Identität  dieser 
beiden,  bisher  als  zwei  Personen  behandelten  Männer?  Ich  wüfste 
nichts  zu  nennen,  doch  wäre  es  wohl  erwünscht,  den  Namen  des 
Johann  Schilling  von  Winternheim  auch  in  den  Kölner  Bürgerlisten 
oder  sonstigen  Akten  urkundlich  nachweisen  zu  können.  Zu  bedauern 
ist  auch,  dafs  wir  uns  ein  Bild  seiner  Baseler  Leistungen  zu  machen 
nicht  in  der  Lage  sind.  Hat  er  die  oben  erwähnten  7  Bibeln  und 
die  „130  ungebundenen  Stück  Bücher"  wirklich  selbst  gedruckt? 
Die  Bibeln  wenigstens  wohl  kaum,  denn  wir  kennen  keiue,  die  mit 
den  hier  in  Frage  kommenden  Typen  gedruckt  sind,  es  mögen  also 
wohl  fremde  Erzeugnisse  gewesen  sein,  die  er  zum  Verkauf  übernommen 
hatte.  Was  die  130  Bücher  anlangt,  haben  wir  nicht  die  geringsten 
Anhaltspunkte  uns  von  ihrem  Inhalt  und  ihrem  Aussehen  eine  Vor- 
stellung zu  machen,  wir  müfsten  denn  annehmen,  was  allerdings 
ziemlich  nahe  liegt,  dafs  Johann  Schilling  die  in  Köln  gebrauchten  Typen 
oder  wenigstens  die  Gufsformen  mit  nach  Basel  gerettet  hat,  und  dafs 
ein  Teil  der  Bücher,  die  wir  jetzt  noch  als  Kölner  Drucke  betrachten, 
in  Wirklichkeit  erst  in  Basel  entstanden  ist. 

Berlin.  Ernst  Voullieme. 


Zur  Frage  der  Systematik. 

Herrn  Dr.  v.  Mäday's  Aufsatz  „Verbesserte  Dezimaleinteilung" 
(oben  S.  161  ff.)  habe  ich  im  Zentralblatt  gern  Raum  gegeben.  Er 
enthält  nicht  nur  eine  treffende  Kritik  des  Dewey'schen  Systems  (dessen 
Verbreitung  wohl  überschätzt  wird),  sondern  auch  feine  Bemerkungen 
zur  Methode  der  Systematik  und  erwägenswerte  positive  Vorschlüge. 
Freilich  gibt  er  auch  zu  nicht  unwesentlichen  Bedenken  Anlafs.  Ich 
habe  diesen  nicht  in  unmittelbarem  Anschlufs  an  den  Aufsatz  Ausdruck 
geben  wollen,  um  nicht  das  Urteil  des  Lesers  zu  beeinflussen,  möchte 
aber  nun,  ohne  mich  auf  Einzelheiten  einzulassen,  wenigstens  einen 
Punkt    von   grundsätzlicher  Bedeutung  hervorheben,    der  gerade  durch 


226  Zur  Frage  der  Systematik 

die  Vergleichung  des  ursprünglichen  und  des  „verbesserten"  Dezimal- 
systems in  helles  Licht  gesetzt  wird. 

Dr.  v.  Mäday  führt  S.  168  ausdrücklich  die  im  Lauf  der  Zeit  ent- 
standene Gliederung  der  Wissens-  und  Literaturgebiete  an,  wie  sie  in 
der  Teilung  der  Hochschulen  und  Fakultäten  zum  Ausdruck  kommt. 
Es  liegt  auf  der  Hand,  dafs  diese  Teilung  der  Fächer,  an  die  sich 
der  Wissenschaftsbetrieb  und  die  literarische  Produktion  Jahrhunderte 
hindurch  angeschlossen  hat,  der  vorhandenen  Literatur,  um  deren  Ein- 
ordnung es  sich  handelt,  besser  gerecht  wird  als  irgend  ein  abstraktes 
Schema.  Gegen  diese  überlieferte  Gliederung  verstöfst  aber  Dewey, 
indem  er  sowohl  Rechtswissenschaft  wie  Medizin  in  ein  anderes  Haupt- 
fach, Sozialwissenschaften  (13)  bezw.  Nützliche  Künste  (6),  einordnet 
und  ihnen  nur  eine  Klassifikationsbezeichnung  zweiten  Ranges 
(34  bezw.  61)  zuteilt.  Dewey  hat  das  sicher  nicht  gern  getan, 
sondern  nur  unter  dem  Zwang  der  Zehnteilung.  Dr.  v.  Mäday  ver- 
sucht diesen  Fehler  zu  beseitigen,  an  der  ersteren  Stelle,  indem  er 
für  das  Recht  ein  besonderes  Hauptfach  (3)  schafft,  aber  er  erreicht 
das  nur  auf  Kosten  der  Theologie,  die  sich  bei  ihm  als  Teil  der 
Philosophie  (!)  mit  einer  zweistelligen  Zahl  (12)  begnügen  mufs.  Das 
entspricht  vielleicht  der  Einschätzung  der  Theologie  durch  den  Ver- 
fasser, ist  aber  schon  rein  äufserlich  genommen  gegenüber  dem  Umfang 
der  theologischen  Bestände  in  den  grofsen  wissenschaftlichen  Biblio- 
theken eine  Ungeheuerlichkeit.  Der  Medizin  hat  v.  Mäday  in  seinem 
unzweifelhaft  verbesserten  Schema  der  Naturwissenschaften  zwar  einen 
etwas  gröfseren  Raum  gelassen  als  Dewey,  indem  er  der  Anatomie 
der  Physiologie  und  der  Pathologie  mit  Heilkunde  je  eine  zweistellige 
Zahl  gegeben  hat,  aber  die  ihr  zukommende  Hauptabteilung  hat  er  ihr 
auch  nicht  schaffen  können. 

Diese  beiden  Fälle  genügen  vollkommen,  um  alle  Dezimaleinteilung 
ad  absurdum  zu  führen.  Wie  man  sich  innerhalb  der  Zehnzahl  auch 
drehen  mag,  immer  ist  man  genötigt,  Fächer,  die  wir  als  selbständige 
empfinden,  in  gezwungene,  rein  theoretisch  konstruierte  Abhängigkeits- 
verhältnisse zu  bringen.  Gar  nicht  zu  sprechen  von  der  dezimalen 
Unterteilung,  deren  Schwierigkeiten  besonders  in  den  historisch- 
geographischen Fächern  zu  Tage  treten.  Auch  hier  ist  die  Zehnzahl 
in  den  allermeisten  Fällen  zu  eng,  sodafs  Sammelziffern  mit  weiteren 
Unterteilungen  nötig  werden.  Von  einer  auch  nur  annähernden  Gleich- 
wertigkeit der  Dezimalstellen  kann  infolgedessen  nicht  die  Rede  sein. 
Diesen  sachlichen  Mangel  vermögen  die  unleugbaren  formalen  Vorteile 
des  Dezimalsystems  nicht  auszugleichen. 

Es  bleibt  also  m.  E.  nichts  übrig,  als  die  Hauptfächer  entweder 
unter  Verzicht  auf  die  dezimale  Einteilung  (also  ohne  bei  9  Halt  zu 
machen)  von  1  an  zu  zählen,  wie  es  viele  ältere  Systeme  getan  haben 
und  wie  es  z.  B.  auch  im  Hinrichs  geschieht,  oder  das  andere  feste 
Ürdnungsprinzip,  das  wir  besitzen,  das  Alphabet,  als  Grundlage  für 
die  Bezeichnung  zu  wählen.  Leider  ist  keines  der  vielen  auf  dieser 
Grundlage  beruhenden  Systeme,  die  bei  uns  in  Gebrauch  sind,  zu  all- 


von  P.  Schwenke  227 

gemeiner  Verwendung  geeignet,  auch  das  Hartwig'sche  nicht,  das  auf 
eine  mittlere  Universitätsbibliothek  zugeschnitten  ist  und  nicht  annähernd 
die  Möglichkeiten  ausnutzt,  welche  die  Kombination  eines  grofsen 
und  eines  kleinen  Buchstabens  bietet.  Und  die  ausländischen  Systeme, 
wie  Cutter,  Brown,  Kongrefs- Bibliothek,  schliefsen  sich  zu  sehr  an 
speziell  englisch- amerikanische  Begriffe  und  Bedürfnisse  an,  um  für 
uns  brauchbar  zu  sein.  Die  preufsische  Direktorenkonferenz  hat  deshalb 
ihre  Kommission  beauftragt,  als  Teil  des  Katalogisierungsplans  für  die 
preufsischen  Bibliotheken  ein  neues  System,  soweit  möglich  im  Anschlufs 
an  das  der  Königlichen  Bibliothek,  auszuarbeiten.  Die  Kommission 
hat  zunächst  die  folgenden  Hauptabteilungen  aufgestellt  und  auf  die 
25  Buchstaben  des  Alphabets  verteilt: 

A.  Allgemeines 

B.  Erziehung  und  Unterricht 

C.  Philosophie 

i/j  Theologie 

F.  Rechtswissenschaft 

G.  Staatswissenschaften 

t     Medizin 

K.  Allgemeine   Naturwissenschaft 

L.  Zoologie 

M.  Botanik 

N.  Mineralogie  und  Geologie 

Es  ist  in  Aussicht  genommen  die  Einteilung  durch  Hinzufiigung  kleiner 
Buchstaben  weiter  zu  führen.  Für  mehrere  Fächer  liegen  bereits  Ent- 
würfe vor,  es  würde  aber  sehr  erwünscht  sein,  dafs  alle  Fachgenossen, 
die  sich  für  Systematik  interessieren,  an  dieser  Aufgabe  mitarbeiteten. 
Für  darauf  bezügliche  Erörterungen  stelle  ich  das  Zentralblatt  gern 
zur  Verfügung.  Sollte  sich  herausstellen,  dafs  in  den  mit  mehreren 
Buchstaben  bedachten  Hauptfächern  mit  weniger  auszukommen  ist, 
würde  sich  noch  die  Auflösung  von  R  (Technik,  Landwirtschaft,  Kriegs- 
wesen) in  einzelne  Hauptfächer  empfehlen.  P.  S. 


0. 

Chemie 

p. 

Physik 

Q. 

Mathematik  und  Astronomie 

R. 

Technik,  Landwirtschaft, 

Kriegswesen 

S. 

Geographie 

T. 

U. 

Geschichte 

v.| 

w. 

■ 

X. 

Sprachen  und  Literaturen 

Y.| 

z. 

Kunst. 

Kleine  Mitteilungen. 

Hat  es  einen  Drucker  Nicolaus  Stahel  gegeben?  Hain  erwähnt 
unter  Nr  ]'2(J<)8  nach  Panzer  IV,  403,  2b  eine  Ausgabe  von  Pergers  Grammatica 
nova,  gedruckt  „Patavii  (Pataviae)  per  Nicolaum  Stahel  et  Benedictum 
socios  14S2".  Als  Kompagnon  des  Benedictus  (Mayr)  figuriert  dann  Nicolaus 
Stahel  im  Druckerregister  von  Proctor  und  Burger,  bei  Haebler,  Pollard,  der 
ihn  für  einen  Verwandten  Conrad  Stahels  hält,  usw.  Gelegentlich  der  chrono- 
logischen Aufstellung  der  Ausgaben  von  Pergers  Grammatica  für  meine  kürz- 
lich erschienene  Arbeit  „Aus  der  ersten  Zeit  des  Wiener  Buchdrucks  1482—1  ls~>" 
habe  ich  mir  eine  Abschrift  des  Impressum  der  Passauer  Ausgabe  (nach  dem 


228  Kleine  Mitteilungen 

derzeit  einzig  bekannten  Exemplare  im  Stift  Fiecht,  Tirol)  besorgt.  Es  lautet 
folgendermafsen:  „Graüiatiees  opusculü  perutile  castigatü  elimatüq3  impensis 
atq3  industria  singulari  N.  Stahel:  z  Benedicti  socio-  Patauie  impressü 
finit  feliciter.  Olimpiadibo  dnicis  m.cccclxxxij  septimo  Kalendas  Aprilis". 
Hieraus  geht  also  hervor,  dafs  in  dem  einzigen  Drucke,  in  dem  der  Name 
des  angeblichen  Nicolans  Stahel  vorkommt,  der  dem  Familiennamen  vorher- 
gehende Name  nicht  „Nicolaus",  sondern  nur  einfach  .,  X."  lautet.  Es  wäre 
wohl  gezwungen,  wenn  man  annehmen  wollte,  dafs  N(icolaus)  Stahel  etwa 
der  Vater  Conrad  Stahels  war,  den  wir  14S2,  26.  Juli  und  11.  September  in 
Verbindung  mit  demselben  Benedictus  Mayr  in  Passau  als  Drucker  antreffen 
und  14S4  in  Venedig  und  1485  — 1499  in  Brunn  nachweisen  können.  Ebenso 
unwahrscheinlich  ist  es,  dafs  das  N  das  Fehlen  oder  Nichtbekanntsein  des 
Taufnamens  bezeichnen  sollte.  Viel  wahrscheinlicher  ist  es,  dafs  es  sich  hier 
um  einen  —  allerdings  seltenen  —  Druckfehler  in  der  Namensangabe  handelt 
und  dafs  das  „Nu,  sowie  in  dem  Drucke  vom  26.  Juli  1482,  Eusebins.  epistola 
de  morte  Hieronymi  (H.6T2I.  Pollard  11  305)  „C"  lauten  soll.  Der  Drucker 
von  Pergers  Grammatica  dürfte  demnach  auch  Conrad  Stahel 
gewesen  sein. 
Wien.  Dr.  Ignaz  Schwarz. 

Aus  der  Hohenzollern-Sammlung  in  Harvard.  Es  wird  für  die 
Leser  des  Zbl.  f.  Bw.  von  Interesse  sein  zu  erfahren,  dafs  in  der  Hohenzollern- 
Sammlung  deutscher  Geschichte  an  der  Harvard -Universität  in  Cambridge, 
Massachusetts,  sich  nicht  nur  vollständige  Reihen  beinahe  aller  der  lokal- 
historischen Zeitschriften  befinden,  die  in  der  letzten  Ausgabe  von  Dahluiann- 
Waitz  auf  S.  47—53,  107— 10b,  121 — 122,  174  angeführt  sind,  sondern  auch 
an  dreifsig  Serien  dort  stehen,  deren  Titel  in  Dahlmann-Waitz  fehlen.  Die 
Auswahl,  die  Herr  Professor  Herre  und  die  anderen  Herren  da  getroffen 
haben,  ist  mir  nicht  ganz  klar,  denn  einige  der  fehlenden  Titel  sind  mindestens 
eben  so  wichtig  wie  viele,  die  Herre  anführt.  Ich  lasse  die  Liste  der  wichtigeren 
Zeitschriften,  um  die  es  sich  handelt,  hier  folgen: 
Strafsburger  Studien;   Zeitschrift  für  Gesch.,   Sprache  und  Lit.  des  Elsasses. 

3  Bde.     Strafsburg  1SS3— SS. 
Brandenburgia-.    Monatsblatt   der  Gesellschaft  für  Heimatkunde  der  Provinz 

Brandenburg.     20  Bde.    Berlin  1S93— 1912.  —  —  Archiv  der   „Branden- 
burgia".    12  Bde.     Berlin  1S94— 1907. 
Schriften   des  Vereins  für  die  Geschichte  der  Stadt  Berlin.     45  Bde.    Berlin 

1S65— 1912. 
Archiv  des  Vereins  für  Geschichte  und  Alterthümer  der  Herzogthümer  Bremen 

und  Verden  und  des  Landes  Hadeln  zu  Stade.    11  Bde.    Stade  1S63 — 1SS6. 
Bremisches  Jahrbuch.    23  Bde.    Bremen  1S64 — 1911. 
Bremisches  Jahrbuch,  II.  Serie.    2  Bde.    Bremen  1SS5— 1891. 
Schritten   des  Vereins  für  Geschichte  und  Naturgeschichte  der  Baar  und  der 

angrenzenden  Landesteile  in  Donau- Eschingen.     12  Bde.    Karlsruhe  und 

Tübingen  1871—1909. 
Mitteilungen    des  Vereins    für   Chemnitzer   Geschichte.     15  Bde.     Chemnitz 

L876— 1912. 
Mitteilungen  des  Geschichts-  und  Altertumsforschenden  Vereins  zu  Eisenberg. 

2(1  Bde.    Eisenberg  1895—1905. 
Mitteilungen  an  die  Mitglieder  des  Vereins  für  Geschichte  und  Alterthumskunde 

in  Frankfurt  a.  W.     7  Bde.     Frankfurt  a.  M.  1858—1885. 
Alt-Frankfurt;  Viertel jahrsschrift   für   seine   Geschichte  und   Kunst.    3  Bde. 

Frankfurt  1909—11. 
Beiträge  zur  Geschichte  der  Stadt  Mainz.    6  Bde.    Mainz  1874—83. 
Historischer  Verein  Heilbronn;  Berichte.     10  Bde.     Heilbronn  1S81 — 1912. 
Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Beförderung  der  Geschichts-,  Altertums-  und 

Volkskunde  von  Freiburg,  dem  Breisgau  und  den  angrenzenden  Land- 
schaften.    15  Bde.    Freiburg  i.  B.  1S69— 99. 


Umschau  und  neue  Nachrichten  229 

Zeitschrift  der  Altertunisgesellschaft  Insterburg.  13  Bde.  Insterburg  188%— 1912. 
Mitteilungen  der  Gesellschaft  für  Kieler  Stadtgeschichte.     29  Bde.    Kiel  1S77 

bis  1912. 
Mitteilungen  des  Vereins  für  Geschichte  der  Stadt  Meifsen.    Bde  1—7,  81— 3. 

Meifsen  1882—1912. 
Mühlhäuser  Geschichtsblätter;   Zeitschrift  des  Mühlhäuser  Altertunisvereins. 

11  Bde.    Mühlhausen  i.T.  1901—1910. 
Pfälzische  Geschichtsblätter.    7  Bde.    Kaiserslautern  1905— 11. 
Mitteilungen   des  Königl.  Sachs.  Vereins  für  Erforschung   und  Erhaltung  der 
vaterländischen  Altertümer.     1.  Ausg.  Bd  1.    Dresden  1S53.  —  Dasselbe. 
Bd  1  in  2.  Ausg.     30  Bde.    Dresden  1S53— 80. 
Zeitschrift  des  historischen  Vereins  für  das  württembergische  Franken.  (Bd  5 — 10 
„Wirtembergisch  Franken".)  10  Bde.  Crailsheim  etc.  1847 — 78. — Württem- 
bergisch Franken.    Neue  Folge.   9  Bde.   Schw.  Hall  1882 — 1906.  —  Register 
über  die   Zeitschrift  des   Hist.  Vereins  für  das  württ.   Franken.     1  Bd. 
Stuttgart  1877. 

Dr.  Walter  Lichtenstein. 
Kurator  der  Hohenzollern-  Sammlung  an  der  Harvard -Universität. 
Die  vorstehende  Notiz  zeigt  nicht  nur,  wie  reich  die  „Hohenzollern- 
Sammlung"  der  Harvard -Universität  auch  an  lokalhistorischen  Zeitschriften 
ist,  sondern  auch  mit  welcher  methodischen  Gründlichkeit  die  amerikanischen 
Fachgenossen  vorgehn,  indem  sie  die  Vollständigkeit  ihrer  Bestände  an  der 
neu  erschienenen  Bibliographie  prüfen.  Wenn  letztere  dabei  scheinbar  schlecht 
bestanden  hat,  so  liegt  das  wohl  daran,  dafs  die  Bearbeiter  des  Dahlmann- 
Waitz  möglichst  nur  solche  lokalhistorische  Zeitschriften  aufgenommen  haben, 
die  auch  Beiträge  zur  allgemeinen  deutschen  Geschichte  bringen.         Red. 


Umschau  und  neue  Nachrichten. 

Berlin.  Am  7.  und  8.  März  fand  in  der  Königlichen  Bibliothek  eine 
Konferenz  der  prenfsischen  Bibliotheksdirektoren  statt,  die  sich 
hauptsächlich  mit  der  Möglichkeit  einer  Beschleunigung  der  Gesamtkatalogs- 
arbeit, dem  Druck  des  Gesamtkatalogs  und  den  damit  zusammenhängenden 
Katalogisierungsfragen  beschäftigte. 

Zu  der  Diplomprüfung  für  den  mittleren  Dienst,  die  vom  11.  März  an 
abghalten  wurde,  hatten  sich  28  Bewerber,  25  weibliche  und  3  männliche, 
gemeldet,  die  sämtlich  bestanden. 

Die  Mehrforderungen  für  die  Königliche  Bibliothek  und  die  preufsischen 
Universitätsbibliotheken  (vgl.  oben  S.  38  u.  85)  wurden  im  Abgeordnetenhause 
ohne  Widerspruch  genehmigt.  Beim  Etat  der  Königlichen  Bibliothek  wurde 
auch  in  diesem  Jahre  die  unzureichende  Bezahlung  der  Hilfsarbeiter  zur  Sprache 
gebracht  und  aufserdem  wegen  der  Langsamkeit  der  Bücherbestellung  Be- 
schwerde erhoben.  Soweit  Mangel  an  Personal  daran  schuld  sei,  meinte  der 
Abgeordnete  v.  Wenden,  Heise  sich  leicht  Abhilfe  schaffen  (hoffentlich  ist  der 
Herr  Finanzminister  derselben  Meinung),  es  lägen  aber  vielleicht  auch  Mängel 
der  Organisation  vor.  Wir  dürfen  hierauf  sagen,  dafs  ein  Hindernis  für  jede 
durchgreifende  Neuordnung  in  dem  provisorischen  Charakter  der  jetzigen 
Räume  liegt.  Auch  in  anderer  Beziehung  ist  der  Betrieb  der  Königlichen 
Bibliothek  vom  Provisorium  so  eingeengt,  dal's  die  rasche  Vollendung  der 
neuen  Räume  aufs  dringendste  zu  wünschen  ist. 

Leipzig.  Das  deutsche  Buchhandels-Archiv  hat  neben  wertvollen 
Ueberweisungen  (u.  a.  509  an  den  Verlagsbuchhäudler  Alphons  Friedrich 
Dürr  gerichtete  Künstlerbriefe  als  Vermächtnis  von  Dr.  Alphons  Dürr)  eine 
sehr  ansehnliche  Bereicherung  erfahren  durch  den  Ankauf  von   805  Briefen 

XXX.     5.  16 


230  Umschan  und  neue  Nachrichten 

an  und  von  Georg  Joachim  Göschen,  die  von  dessen  Enkel  Viscount  Guschen 
bei  Abfassung  der  bekannten  Biographie  seines  Grofsvaters  benutzt  worden 
waren. 

Das  Börsenblatt  für  den  Deutschen  Buchhandel  veröffentlicht  die  Liste 
der  rund  L200  Verleger,  welche  sich  verpflichtet  haben,  auf  zehn  Jahre  ihren 
gesamten  Verlag  unentgeltlich  für  die  Deutsche  Bücherei  zur  Verfügung 
zu  stellen.  Die  Pläne  für  das  Gebäude  sind  dem  Vernehmen  nach  schon 
weit  gefördert.  Die  Grundsteinlegung  soll  bei  Gelegenheit  der  Einweihung 
des  Völkerschlacht-Denkmals  stattfinden. 

Der  Pädagogischen  Zentralbibliothek  (Comenius-Stiftnng)  brachte 
das  Jahr  1912  einen  kräftigen  Aufschwung.  Es  ist  charakterisiert  durch 
den  Erwerb  der  Bibliothek  Xiither- Dresden  und  den  Jahresurlaub  des  Bi- 
bliotheksleiters. Dank  der  bestimmten  Willenserklärung  des  verstorbenen 
Oberlehrers  Näther  in  Dresden,  früher  in  Oschatz,  und  dem  Entgegenkommen 
der  Witwe  konnten  die  rund  10  000  Bände  der  Bibliothek  Näther  mit  einem 
sehr  geringen  Aufwände  erworben  werden.  Namentlich  für  Gabelsberger 
Stenographie  sieht  sich  die  Zentralbibliothek  durch  diesen  Erwerb  an  eine 
beachtenswerte  Stelle  unter  den  Fachbiliotheken  versetzt.  Der  nebenamtliche 
Leiter  der  Bibliothek  wurde  für  die  Dauer  eines  Jahres  von  seinen  amtlichen 
Geschäften  beurlaubt,  um  sich  ganz  der  Bibliothek  widmen  zu  können.  Dem 
Büchererwerb  wie  dem  Ausleihverkehr  kam  das  sehr  zu  statten.  Während 
im  zehnjährigen  Durchschnitt  der  jährliche  Zuwachs  sonst  um  7000  Bände 
stieg,  die  Zahl  der  ausgeliehenen  Bände  um  1000,  sind  für  das  abgelaufene 
Jahr  rund  11  000  Bände  Zuwachs  (ohne  den  Hauptteil  der  Bibliothek  Näther) 
und  2415  Bände  Mehrausleihung  zu  melden.  Der  Bestand  beträgt  jetzt 
177  659  Bände.  Ausgeliehen  wurden  innerhalb  Leipzig  13  004  Bände,  versendet 
innerhalb  Sachsens  3475,  nach  Preufsen  7756,  nach  den  übrigen  Bundesstaaten 
4291,  ins  Ausland  311  Bände.  Diese  Entwicklung  „würde  beängstigend  sein, 
dürften  wir  uns  nicht  rechtzeitiger  und  ausgiebiger  Hilfe  von  Seiten  der  Be- 
hörden wie  der  Lehrerschaft  mit  Sicherheit  getrösten"  und  „Die  Verwaltung 
der  Bibliothek  würde  es  aufserordentlich  bedauern,  wenn  der  stets  steigende 
Ausleihaufwaud  sie  nötigen  würde,  den  Leihverkehr  mit  Empfängerspesen 
zu  belasten.  Der  Bequemlichkeit  vieler  Kunden  gegenüber,  die  unter  Verzicht 
auf  unsere  gedruckten  Kataloge  einfach  Themen  einsenden,  zn  denen  wir  das 
literarische  Material  aufzusuchen  haben,  wird  aber  wohl  eine  .Nachweisgebühr' 
nicht  lan^e  mehr  abzuweisen  sein.  Besser  wäre  es  freilich,  die  Lehrervereine 
setzten  uns  finanziell  in  die  Lage,  die  bisherige  Freiheit  des  Verkehrs  aufrecht 
zu  erhalten.  Weiter  sollten  sie  auch  besorgt  sein,  ihreu  Mitgliedern  unsere 
Kataloge  zugänglich  zu  machen". 

Posen.  Die  Raczvnskische  Bibliothek  verausgabte  im  Etatsjahre 
1912  (1.  April  1912  bis  31.  März  1913)  2400  M.  für  Beschaffung  von  Büchern 
und  Zeitschriften,  für  das  Einbinden  von  Büchern  und  Zeitschriften  1000  M. 
gegen  800  M.  im  Vorjahr.  Das  Zugangsverzeichnis  weist  1074  Nummern  mit 
1437  bibliographischen  Bden  auf.  Durch  Kauf  erworben  wurden  410  Bde, 
dnreh  Tausch  26  Bde,  Pflichtlieferungen  waren  460  Bde  und  Geschenke  541  Bde. 
Unter  den  Geschenken  ist  eine  21S5  Nummern  mit  wenigstens  3000  biblio- 
graphischen Bden  zählende  Sammlung  meist  polnischer  Werke  hervorzuheben, 
die  ein  in  Gnesen  1912  verstorbener  polnischer  Geistlicher  der  Bibliothek 
vermacht  hat.  Der  Name  des  Geschenkgebers  darf  auf  seinen  Wunsch  nicht 
genannt  werden.  Durch  diese  Schenkung,  die  hauptsächlich  aus- Werken  über 
Geschichte,  Kirchengeschichte,  Kirchenrecht  und  aus  Werken  der  schönen 
Literatur  besteht,  hat  die  Bibliothek  eine  Bereicherung  erfahren,  wie  sie  ihr 
seit  ibrem  Bestehen  erst  ein  Mal  zuteil  geworden  ist.  Eine  andere  wertvolle 
Schenkung  erhielt  die  Bibliothek  von  Fräulein  Th.  Bukowiecka  in  Rawitsch, 
und  zwar  125  Bde,  darunter  viele  Jahrgänge  polnischer  Zeitschriften  (Tygodnik 
Ilustrowauy,  Kiosy,  Bluszcz,  Biesiada,  Wedrowiec)  und  Werke  berühmter 
Musiker  sowie  polnische  schöne  Literatur.  —  Da  das  alte  Lesezimmer,  welches 


Umschau  und  neue  Nachrichten  231 

nur  16  Plätze  enthält,  längst  nicht  mehr  ausreichte,  wurde  das  daranstofsende 
helle  Eckzimmer  als  zweites  Lesezimmer  eingerichtet.  Es  konnte  am  4.  März 
1912  der  Benutzung  übergeben  werden.  Beide  Lesezimmer  haben  zusammen 
30  Sitzplätze.  Vier  im  Obergeschofs  des  Bibliotheksgebäudes  befindliche 
Zimmer,  die  ursprünglich  als  Wohnung  des  Ersten  Bibliothekars  dienten, 
wurden  als  Magazin  eingerichtet.  Die  Bibliothek  war  an  258  Tagen  geöffnet. 
Im  Vorjahr  mul'ste  sie  wegen  der  Neueinrichtung  des  zweiten  Lesesaals  und 
der  Umräumungen  vom  15.  Juli  1911  bis  1.  März  1912  gescblossen  werden. 
Die  Benutzung  der  Bibliothek  war  im  Etatsjahr  1912  weit  stärker  als  früher, 
da  abgesehen  von  der  Einrichtung  des  zweiten  Lesezimmers  auch  die  Betriebs- 
stnnden  vermehrt  wurden.  Ihre  Zahl  wurde  verdoppelt:  die  Bibliothek  war 
früher  nur  von  5 — 8  Uhr  nachmittags,  jetzt  ist  sie  auch  vormittags  von  10—1  Uhr 
geöffnet.  Die  Gesamtzahl  der  Benutzer  betrug  7519  gegen  2321  im  Vorjahr, 
in  welchem  die  Bibliothek  jedoch  nur  an  152  Tagen  geöffnet  war,  nnd  3429 
im  Etatsjahr  1910  (262  Tage).  Die  Gesamtzahl  der  benutzten  Bde  betrug 
25  837.  Sie  wurden  alle  innerhalb  der  Bibliothek  benutzt,  da  die  Raczyiiskiscke 
Bibliothek  eine  Präsenzbibliothek  ist  und  ihre  Bücher  nicht  ausgeliehen  werden. 
Im  Etatsjahr  1910  betrug  die  Zahl  der  benutzten  Bde  10  936. 

W.  Christiani. 

Strafsbnrg  i.  E.  Das  Euting'sche  Testament  und  die  Kaiser- 
liche Universitäts-  und  Landesbibliothek.  Bereits  im  Jahre  1883 
schenkte  Julius  Euting,  der  nachmalige  Direktor  der  Kaiserlichen  Universitäts- 
und Laudesbibliothek,  dieser  Anstalt  durch  notariellen  Akt  seine  Sammlung 
von  Kopien  altsemitischer  Inschriften  auf  Steindenkmalen,  Münzen,  Gemmen 
etc.,  bestehend  in  Papierabklatschen,  Gipsabgüssen,  Staniolabdrücken,  Photo- 
graphien, Handzeichnungen,  unter  dem  Vorbehalte  jedoch,  dal's  die  Sammlung 
bis  zu  seinem  Tode  in  seiner  Wohnung  verbleibe.  Durch  besondere  notarielle 
Zusatzerklärung  drückte  der  Schenkgeber  der  Bibliotheksverwaltung  gegenüber 
den  Wunsch  aus,  „dafs  die  von  ihm  geschenkte  Sammlung  in  freisinniger  Art 
und  Weise  verwaltet,  und  wissenschaftlichen  Studien  zur  Verfügung  gestellt 
werde".  In  erster  Linie  solle  den  epigraphischen  Studien  an  hiesiger  Universität 
Vorschub  geleistet  werden,  und  daher  vor  allem  sämtlichen  Dozenten,  speziell 
den  Fachgenossen,  die  Benutzung  der  einzelnen  Stücke,  Faszikel,  oder  mehrerer 
gröfserer  Pakete,  selbst  in  ihrer  PrivatwohnuDg  gestattet  sein;  dagegen  wünsche 
er  ausgeschlossen  die  unbeaufsichtigte  Benutzung  durch  Studierende,  sei  es  in 
Seminarien,  sei  es  in  den  Räumlichkeiten  der  Kaiserlichen  Bibliothek.  Weiterhin 
aber  solle  die  Sammlung  auch  auswärtigen  Gelehrten  benutzbar  stehen,  und 
sollten  einzelne  Stücke  oder  ganze  Faszikel  auch  nach  auswärts  abgegeben 
werden,  um,  wofern  der  Versendung  in  eine  Privatwohnung  ganz  besondere 
Bedenken  entgegenstehen,  wenigstens  in  den  Räumlichkeiten  einer  öffentlichen 
Anstalt  benutzt  werden  zu  können.  Bis  zim  heutigen  Tage  ist  diese  Kopien- 
sammlung um  das  vierfache  vermehrt  und  nunmehr  in  vier  grofsen  Schränken 
in  die  Bibliothek  übergeführt.  —  Weiterhin  hat.Euting  durch  testamentarische 
Bestimmung  der  Straisburger  Bibliothek  seine  gesamte  Korrespondenz  ver- 
macht, die  gerade  für  Orientalisten  von  Wert  sein  dürfte.  —  Einen  wesent- 
lichen Bestandteil  der  Euting'schen  Sammlungen  bilden  auch  die  arabischen 
Glasmünzen  und  Glasgewichte  in  Originalen  (etwa  1200).  Testamentarisch 
hatte  Euting  bestimmt:  „Meine  Glasmünzen  (Glasgewichte)  können  dem  Strais- 
burger oder  Stuttgarter  oder  Berliner  Münzkabinet  zum  Kauf  angeboten 
werden.  (Preis  etwa  2400  M.;  soviel  habe  ich  etwa  bezahlt.)"  Voraussichtlich 
wird  die  Straisburger  Landesmüuzsammlung,  die  von  der  Bibliothek  verwaltet 
wird,  diese  Sammlung  festhalten.  (Inzwischen  ist  der  Ankauf  erfolgt.)  — 
Eine  gröl'sere  Zahl  von  Originalinschriften  aus  dem  Orient,  soweit  sie  bei  der 
geringen  Gröfse  der  Steindenkmäler  transportabel  waren,  ist  der  Universität 
vermacht  worden.  Die  Steine  stehen  schon  seit  langem  in  der  Bibliothek 
und  werden  voraussichtlich  hier  ihren  Platz  behalten. 

Anschliei'send  bemerkt  die  Redaktion,  daß  gegen  einige  Stellen  des  Artikels 
über  Euting  im  Märzheft  S.  1361V.  begründete  Einwendungen  erhoben  worden 

16* 


232  Umschau  und  nene  Nachrichten 

sind.  Es  wird  entschieden  bestritten,  daß  Euting  die  Interessen  der  orientalischen 
Abteilung  zu  Ungunsten  der  allgemeinen  Ansprüche  der  Bibliothek  in  den 
Vordergrund  gestellt  habe.  Er  hatte  diese  Abteilung  nach  Uebernahme  der 
Direktorialgeschäfte  auch  ganz  aus  der  Hand  gegeben.  Anderseits  liegen 
seine  Verdienste  um  die  Bibliothek  nicht  anf  dem  Gebiete,  auf  dem  der 
Artikel  sie  sucht.  Die  Etatserhühung  kann  man  ihm  weder  unmittelbar  noch 
mittelbar  zuschreiben.  Denn  die  Ueberschreitungen  waren  zum  größten 
Teile  schon  zu  Baracks  Zeit  vorhanden  und  Euting  hat  sie  weder  zur  Kenntnis 
der  Regierung  gebracht,  um  höhere  Mittel  zu  erlangen,  noch  hat  er  einen 
direkten  Antrag  auf  Erhöhung  des  Vermehrungsfonds  gestellt. 


Oesterreich.  Ausführliche  Mitteilungen  über  die  ÜB  Lemberg  enthält 
die  als  Sonderabdruck  aus  der  Chronik  der  Universität  Lemberg  (Kronika 
Uniwersytetu  Iwowskiego  T.  II)  im  vorigen  Jahr  erschienene  Broschüre 
„Biblioteka  uniwersytecka  we  L  wo  wie  w  latach  1899  — 1910"  (Lwöw  1912. 
38  S.).  Die  mit  4  Abbildungen  geschmückte  Schrift  besteht  aus  vier  Kapiteln: 
1.  Die  Entstehung  des  neuen  Bibliothekgebäudes  und  die  Ueberführung  der 
Sammlungen  (S.  1 — 14);  2.  Beschreibung  des  Gebäudes  (S.  14 — 18);  3.  Die 
Entwicklung  der  Bibliothek  in  den  Jahren  1899—1910  (S.  18—27);  4.  Die 
Beamten  (S.  27  —  38).  Die  ÜB  Lemberg  befand  sich  von  1852  — 1904  im 
Universitätsgebäude.  Ihre  alten  Bestände,  die  vorher  in  einer  ehemaligen 
Klosterkirche  untergebracht  waren,  hatte  1S4S  ein  Brand  fast  völlig  vernichtet: 
von  50  000  Bänden  konnten  nur  einige  Tausend  gerettet  werden.  In  den 
SO  er  Jahren  wurde  der  Raummangel  immer  empfindlicher;  man  suchte  ihm 
1892  durch  Hinzunahme  von  fünf  Sälen  des  botanischen  Instituts  abzuhelfen, 
die  sich  jedoch  für  Bibliothekzwecke  nicht  eigneten.  1S92  beantragte  der 
damalige  Direktor  der  ÜB  Dr.  W.  Urbaüski  den  Bau  eines  besonderen  Biblio- 
thekgebäudes. Sein  Nachfolger  Dr.  A.  Semkowicz  wiederholte  1894  diesen 
Antrag,  der  vom  Senat  der  Universität  befürwortet  wurde.  Nach  jahrelangen 
Verhandlungen  bewilligte  das  Ministerium  520  000  Kronen  für  den  Neubau, 
der  im  Mai  1901  begonnen  und  im  Herbst  1904  "beendet  wurde.  Für  die 
innere  Einrichtung  waren  von  dieser  Summe  80  000  Kronen  angesetzt.  Die 
feierliche  Eröffnung  der  Bibliothek  fand  am  22.  Mai  1905  statt.  Der  Umzug 
der  Bücherschätze,  die  vorher  umsigniert  worden  waren,  erfolgte  vom 
8.  bis  20.  Oktober  und  vom  27.  bis  30.  November  1904  und  kostete  2000  Kronen. 
Im  Oktober  wurden  etwa  120000  Bde  (3918  laufende  Meter),  im  November 
1100  laufende  Meter  transportiert.  Die  Kosten  der  Umsignierung  betrugen 
0770  Kronen.  Der  an  der  Mochnackistrafse  gelegene  Neubau  der  Bibliothek 
nimmt  eine  Grundfläche  von  1383,08  qm  ein,  die  Front  ist  60  m  lang.  Das 
Gebäude  enthält  drei  Geschosse.  Der  Lesesaal  liegt  im  Obergeschofs,  ist 
22  m  lang,  12  m  breit  und  mit  116  Plätzen  ausgestattet.  Die  etwa  8000  Bde 
zählende  Handbibliothek  des  Lesesaals  ist  in  Regalen  an  den  Wänden  des- 
selben aufgestellt.  Eine  Gallerie  ermöglicht  die  volle  Ausnutzung  dieser 
Wände.  Der  Lesesaal  hat  Oberlicht  und  Seitenlicht;  Plafondgemälde  von 
Julian  Makarewicz  mit  allegorischen  Darstellungen  der  vier  Fakultäten  zieren 
ihn.  Neben  dem  Lesesaal  befindet  sich  das  Arbeitszimmer  für  die  Professoren, 
wo  die  Zeitschriften  ausliegen.  An  diesen  Raum  schliefst  sich  das  Katalog- 
zimmer, und  hinter  diesem  wieder  liegt  der  Ausgaberaum,  der  vom  Flur  aus  un- 
mittelbar zugänglich  ist.  Im  obersten  Geschofs  befinden  sich  die  Arbeitszimmer 
der  wissenschaftlichen  Beamten,  das  Arbeitszimmer  des  Direktors,  ein  für  die 
Benutzer  von  Handschriften  bestimmter  Saal  und  die  Münzsammlung,  zusammen 
sieben  Zimmer.  Das  Büchermagazin  nimmt  den  ganzen  rechten  Flügel  des 
Gebäudes  und  das  Untergeschofs  ein.  Das  Magazin  hat  Raum  für  350  000  Bde. 
Das  ganze  Gebäude  hat  elektrische  Beleuchtung.  —  Von  besonderem  Interesse 
ist  der  Abschnitt  über  die  Entwicklung  der  Bibliothek  in  den  Jahren  1899 — 1910. 
Er  enthält  auch  statistische  Tabellen  über  die  Benutzung,  die  Einnahmen  und 
die  Vermehrung.    Ueber  die  Benutzung  unterrichtet  die  folgende  Tabelle. 


Umschau  und  neue  Nachrichten  233 


Zahl 

Zahl  der 

verliehenen  ] 

Jahr 

der  Benutzer 

Lesesaal 

aufser  dem 

1899 

18  523 

63  446 

18  005 

1900 

18  801 

64  244 

17  759 

1901 

18  584 

60  808 

14  237 

1902 

21  653 

55  606 

10  880 

1903 

14  741 

45  618 

10  355 

1904 

12  123 

37  723 

9  399 

1905 

32  300 

107  819 

13  066 

1906 

53  534 

167  360 

13  591 

1907 

54  937 

152  825 

14  009 

1908 

59  058 

148  307 

14  091 

1909 

71  629 

181591 

15  2S2 

1910 

72  627 

1S7  689 

15  085 

Der  Lesesaal  wird  weit  stärker  benutzt  als  man  erwartet  hatte.  Die  Zahl 
der  Plätze  reicht  namentlich  im  Winter  nicht  aus,  und  die  Benutzer  sind 
manchmal  genötigt  stundenlang  zu  warten,  bis  ein  Platz  frei  wird.  Der  Lese- 
saal ist  werktäglich  geöffnet  von  8 — 1  und  (aufser  Sonnabend)  von  4—7  Uhr. 
Die  Biicherausgabe  ist  täglich  von  10  —  1  Uhr  geöffnet.  Eine  Vermehrung 
der  Betriebsstunden  ist  vorläufig  unmöglich,  da  die  Zahl  der  Beamten  nicht 
ausreicht.  Die  Bibliothek  verleiht  ihre  Bücher  auch  nach  auswärts  an  höhere 
Lehranstalten.  Von  anderen  Bibliotheken  in  Oesterreich  und  Deutschland  entlieh 
die  Bibliothek  von  1899 — 1910  jährlich  durchschnittlich  600  Bde;  aufserdem 
wurden  Handschriften  aus  vielen  ausländischen  Bibliotheken  und  Archiven  ent- 
liehen, vor  allem  aus  polnischen  Bibliotheken  und  Archiven.  Für  die  Vermehrung 
des  Bücherbestandes  erhält  die  Bibliothek  seit  1896  vom  Staat  jährlich  nur 
20  000  Kronen.  Dazu  kommen  noch  andere  Einnahmen,  so  die  Immatrikulations- 
gebühren  und  seit  1906  eine  von  den  Studenten  erhobene  Steuer  im  Betrage 
von  einer  Krone  pro  Semester;  Ausländer  haben  zwei  Kronen  zu  zahlen. 
Der  achte  Teil  aller  Einnahmen  wird  für  Einbände  verausgabt.  Die  Höhe 
der  Einnahmen  und  die  Zahl  der  durch  Kauf  erworbenen  Bände  ist  aus  nach- 
stehender Zusammenstellung  ersichtlich: 

Jahr  Kr.  Bde  Jahr 

1899  22  906,70      2157  1905 

1900  25  298,60      2184  1906 

1901  27  009,60      2134  1907 

1902  30  573,—      2045  1908 

1903  26  978,30      1578  1909 

1904  20  868,—      1641  1910 
Diese  Vermehrungsstatistik  ist  aber  unvollständig,  deun  in  ihr  fehlen  die 

Geschenke    und  Pflichtexemplare.     Ueber    diese    gibt   die  folgende  Tabelle 
Aufschlufs: 

Art  der  Erwerbung 

(Bibliographische  Bände) 


Kr. 

Bde 

27  544  — 

2683 

38  831,50 

2-107 

32  111  — 

2692 

41  556 — 

3370 

32  996,85 

3061 

43  748. — 

3056 

Geschenke 

Geschenke 

Pflicht- 

Jahr 

der 

von  Privat- 

liefe- 

Summ 

Regierung 

personen 

rungen 

1899 

1152 

978 

647 

2777 

1900 

1185 

1042 

636 

2863 

1901 

1236 

921 

617 

2774 

1902 

886 

1122 

647 

2655 

1903 

602 

411 

830 

IM  6 

1904 

143 

181 

651 

97;. 

1905 

571 

1648 

738 

2957 

1906 

718 

1553 

1183 

3454 

1907 

508 

762 

920 

21911 

1908 

1027 

2152 

864 

404H 

1909 

1544 

926 

1110 

3680 

1910 

1551 

618 

893 

3062 

234  Umschau,  und  neue  Nachrichten 

Die  Vermehrung  betrug  in  den  letzten  12  Jahren  64  452  Bde,  der  Gesamt- 
bestand Ende.  1910  217380  Bde.  Während  somit  die  Druckschriftenabteilung 
eine  starke  Vermehrung  aufwies,  kamen  in  diesen  12  Jahren  nur  Gl  Hand- 
schriften, 6  Urkunden,  125  Münzen  und  IS  Medaillen  hinzu,  die  alle  geschenkt 
wurden.  Ende  1910  besafs  die  Bibliothek  857  Handschriften,  297  Urkunden, 
1]  1  TS  Münzen  und  505  Medaillen.  Das  Beamtenpersonal  bestand  Ende  1910 
aus  dem  Direktor,  einem  Kustos,  zwei  Skripturen,  drei  Ammanuenses,  zwei 
etatsmäfsigen  und  vier  aufseretatsinäfsigen  Praktikanten,  ferner  aus  einem 
Unterbeatuten,  fünf  Dienern  und  drei  Hilfsdienern.  Ueber  die  im  Beamten- 
personal eingetretenen  Veränderungen  wird  am  Schlufs  des  dritten  Kapitels 
berichtet,  das  vierte  enthält  die  Biographien  der  wissenschaftlichen  Beamten, 
die  Ende  1910  vorhanden  waren,  und  Verzeichnisse  der  von  ihnen  veröffent- 
lichten Schriften  und  Abhandlungen.  W.  Chris tiani. 


England.  In  dem  kürzlich  verstorbenen  Earl  of  Crawford  (James 
Ludovic  Lindsay  26t!l  Earl  of  Crawford,  9th  Earl  of  Balcarres  usw.)  hat  Eng- 
land einen  seiner  grofsen  Bücherliebhaber,  Bücherkenner  und  Bibliographen 
verloren.  Er  war  einer  der  Trustees  des  British  Museums  und  1S98  Vor- 
sitzender der  Library  Association.  Ueber  die  reichen  Bestände  seiner 
„Bibliotheca  Lindesiana"  in  Haigh  Hall  hat  er  eine  ganze  Keine  vorzüglich 
gearbeiteter  Spezialkataloge  herausgegeben,  die  auch  als  Bibliographien  von 
grofser  Bedeutung  sind  (ein  Verzeichnis  s.  Library  Association  Record  1913. 
S.  151).  Einen  Teil  seiner  Manuskripte  verkaufte  er  bekanntlich  an  die  John 
Rylands  Library  in  Manchester.  Lord  Crawford  war  auch  als  Astronom, 
Naturforscher  und  Techniker  ausgezeichnet. 


Frankreich.  Aus  einem  Referat  von  Ch.  M ortet  im  Bulletin  de 
l'Association  des  Bibliothecaires  Francais  (1913.  S.  llff.)  geht  hervor,  dafs  der 
Plan  eines  Auskunftsbureaus  der  französischen  Bibliotheken  in  der  Art  des 
Berliner  wegen  der  damit  verbundenen  Kosten  zurzeit  aussichtslos  ist.  Infolge- 
dessen bringt  der  Referent  ein  System  von  umlaufenden  Fragkarten  in  Vor- 
schlag, die  unter  offenem  Umschlag  von  Bibliothek  zu  Bibliothek  versandt 
werden  sollen  bis  das  gesuchte  Buch  gefunden  ist  oder  bis  nach  Erschöpfung 
der  aufgedruckten  Bibliotheksliste  der  verneinende  Bescheid  feststeht.  Da 
für  die  Umfragen  Portofreiheit  nicht  zu  erlangen  sein  wird,  die  Kosten  aber 
auch  nicht  den  Bibliotheken  auferlegt  werden  können,  schlägt  Mortet  der 
Postbehörde  vor,  die  Fragkarten  mit  einem  Wertstempel,  etwa  von  60  Cent., 
zu  versehen  und  diesen  Betrag  durch  die  Bibliothek  von  dem  Fragsteller 
einzuziehen.  Die  Umschläge  wären  dann  nur  mit  dem  geringsten  Drucksachen- 
porto  (1  Cent.)  zn  frankieren.  Der  Referent  empfiehlt,  die  Einrichtung  zunächst 
innerhalb  eines  gröfseren  Kreises  von  Pariser  Bibliotheken  zu  erproben. 

Als  im  Jahre  1905  der  damalige  Direktor  der  schönen  Künste,  Henry 
Marcel,  früher  Kabinetschef  in  mehreren  Ministerien  und  eine  Zeit  lang 
Gesandter  in  Stockholm,  in  einem  andern  Amt  untergebracht  werden  sollte, 
mufste  ihm  Leopold  Delisle  in  der  Generalverwaltung  der  Nationalbibliothek 
Platz  machen.  Jetzt  ist  aus  ähnlichen  äulseren  Gründen  wieder  ein  Wechsel 
eingetreten.  Nach  dem  Verschwinden  der  Gioconda  war  der  Direktor  des 
Louvre  J.  Th.  Homolle  bekanntlich  durch  einen  höheren  Polizeibeamten, 
Herrn  E.  Pujalet,  ersetzt  worden.  Für  diesen  hat  sich  jetzt  nach  Abgang 
des  Direktors  des  Sicherheitsdienstes  Lepine  ein  Amt  in  seinem  früheren 
Verwaltungszweig  gefunden,  und  so  rückt  an  seine  Stelle  am.  Louvre  Henry 
Marcel,  während  in  Vollendung  des  Kreislaufs  Homolle,  der  in  der  Zwischen- 
zeit wieder  die  französische  Schule  in  Athen  geleitet  hatte,  die  General- 
direktion der  Nationalbibliothek  übernimmt.  Er  ist  1848  geboren,  steht  also 
im  65.  Lebensjahr. 

Nordamerika.  Am  11.  März  starb  der  Direktor  der  New  York  Public 
Library  John  Shaw  Billings,   einer  der  grofsen  Bibliotheks- Organisatoren 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen       235 

Nordamerikas.  Geboren  am  12.  April  1S38  und  als  Mediziner  ausgebildet 
betätigte  er  sich  als  Militärarzt  im  Bürgerkriege  mit  grofser  Auszeichnung 
auf  dem  Schlachtfeld,  in  Hospitälern  und  in  der  Verwaltung.  Nach  dem 
Kriege  war  sein  grofses  Werk  die  Organisation  der  Surgeon  General's  Library, 
die  er  zur  gröfsten  medizinischen  Fachbibliothek  entwickelte  und  deren  Inhalt 
er  durch  den  berühmten  Index -Katalog  bekannt  machte.  Daran  schlofs  sich 
die  Schaffung  des  Index  Medicus.  Daneben  war  Billings  noch  in  vielen 
Verwaltungsanfgaben  und  Ausschüssen  tätig,  besonders  bei  dem  Johns 
Hopkins  Hospital  und  der  Carnegie  Institution.  1895  nahm  er  den  Abschied, 
um  bald  darauf  die  Leitung  der  New  York  Public  Library  zu  übernehmen. 
Er  hat  die  Vereinigung  der  getrennten  Sammlungen,  den  Neubau  vieler 
Zweigbibliotheken  und  des  glänzenden  Zentralgebäudes  und  die  Organisation 
des  Dienstes,  in  dem  über  1000  Personen  beschäftigt  sind,  in  bewunderns- 
werter Weise  durchgeführt.  Er  wufste  auch  nach  aufsen  hin  seinen  Willen 
durchzusetzen.  Innerhalb  der  Bibliothek  führte  er  ein  strenges  Regiment, 
durfte  aber  der  Hingabe  aller  Beamten  an  den  Dienst  sicher  sein.  Er  wurde 
mit  allen  militärischen  Ehren  begraben. 

Russland.  In  Wilna  besteht  seit  1907  ein  Verein  von  Freunden  der 
Wissenschaften  (Towarzystwo  Przyjaciol  Nauk),  der  eine  gröi'sere  Bibliothek 
besitzt.  Sie  enthielt  Ende  1912  14  494  Werke  in  22  275  Bden,  aufserdem 
mehrere  Tausend  noch  nicht  katalogisierte  Bde.  Zu  den  Beständen  der 
Bibliothek  gehören  die  6425  Bde  zählende  Bibliothek  des  Sprachforschers 
Jan  Karlowicz  (f  1903)  sowie  die  Bibliotheken  der  Schriftstellerin  Eliza  Orzesko 
und  Jan  Szwanskis  (4863  Bde).  Die  Familie  Brzeski  hat  3000  Bde  und  Marie 
Leska  gegen  5000  Bde  der  Bibliothek  geschenkt,  die  auch  wertvolle  Hand- 
schriften und  Briefe  von  Gelehrten  besitzt.  W.  Chr. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen.1) 

Zusammengestellt  von  Adalbert  Hortzschansky. 

Allgemeine  Schriften. 
Association  des  bibliothecaires  frangais.    Bibliotheques,  livres  et  librairies. 

Conferences   faites  ä  l'ecole  des  hautes  etndes  sociales  sous  le  patronage 

de  l'association  des  bibliothecaires  francais,  avec  le  concours  de  l'iustitut 

international  de  bibliographie  et  du  cercle  de  la  librairie.    Ser.  2.    Paris: 

Marcel  Riviere  1913.     IV,  181  S.     5  Fr. 
Maandblad   voor   bibliotheekwezen.     Red.  H.  E.  Greve.    Uitgegeven   door 

de  Centrale  vereeniging  voor  openbare  leeszalen  en  bibliothekcu.  Jaarg.  1. 

1913.    Nr  1.     'sGravenhage:  Dickhoff  1913.    Jahrg.  3  IT. 
Revista  de  archivos,  bibliotecas  y  museos.    Organo  del  cuerpo  facultativo 

del   ramo.     (Redactor  Jefe:   Juan  Menendez  Pidal.)    Epoca  3.     Afio  17. 

1913.  Enero-Febrero.     Madrid:  Revista  1913.   Jg.  (2  Bde    Spanien  15  Pes., 

Ausland  20  Fr. 
Revue  des  livres  anciens.     Documenta  d'histoire  litteraire,  de  bibliographie 

et   de   bibliophilie.     Direction:    Pierre  Lotus.    Redaction:    Louis  Loviut. 

T.  1.     Fase.  1.     Paris:  Fontemoing  1913.     p.  c.  1^  Fr. 

Bibliothekswesen   im  allgemeinen. 
Bailey,  William  II.     On   public   libraries.     Libr.  Assoc.   Record   15.     1913. 

S.  124—129. 
Le  Biblioteche  scolastiehe,  magistrali  e  popolari,  propriamente.  dette.    Co- 

munieazione  del  ministero   della  pubblica  istruzione,    direzione  generale 

I)  Die  an  die  Redaktion  eingesandten  Schriften  sind  mit  *  bezeichnet. 


236       Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

dell'  istruzione  primaria  e  popolare  (congresso  nazionale  dell'  unione  ita- 
liana  dell'  educazione  popolare).  Roma  1912:  Tip.  coop.  Operaia  romana. 
19  S. 

Die  Bibliotheken  im  österreichischen  Staatsvoranschlag  für  1913.  Zeitschrift 
d.  Oesterr.  Vereines  für  Bibliothekswesen  3.  1912.    S.  213. 

Bodley.  The  life  of  Sir  Thomas  Bodley.  Written  by  himself  A.  D.  1609. 
Oratio  funebris  habita  in  schola  thcologica  ...  in  obitu  .  .  .  Thomae 
Bodleii.  Oratio  funebris  habita  in  Collegio  Mertonensi  a  Johanne  Halesio. 
Letter  from  Sir  Thomas  Bodley  to  Sir  Francis  Bacon  concerning  his 
cogitata  et  visa.  Form  of  commemoration  service  in  Merton  College 
Chapel  ...  1913.  Trecentale  Bodleianum  1913.  S.  1—20.  87—103.  105 
—144.  145—163.  165-175. 

Bogeng,  G.  A.  E.  lieber  Zacharias  Conrad  von  Uffenbachs  Erfahrungen  und 
Erlebnisse  bei  der  Benutzung  deutscher,  englischer,  holländischer  öffent- 
licher Büchersammlungen  in  den  Jahren  1709 — 17.  Beiträge  zum  Bi- 
bliotheks- und  Buchwesen  1913.     S.  30—46. 

Boysen,  Karl.  Die  Gesamtkatalogisierung  der  deutschen  Bibliotheken. 
Vortrag.  Leipzig:  Joh.  Wörner  1913.  21  S.  Aus:  Korrespondenzblatt 
des  Akadem.  Schutzvereins. 

Braun,  Robert.  Brief  aus  Budapest.  Zeitschrift  d.  Oesterr.  Vereines  f.  Bi- 
bliothekswesen 3.    1912.     S.  214—217. 

Bulletin  de  1' Association  des  Bibliothecaires  Frangais.  Ann.  7.  1913.  Nr  1. 
Janvier- Fe vrier.  Paris:  H.  Le  Sondier  1913.  Jg.  (6  Nrn)  für  Mitglieder 
5  Fr.,  Abonnement  fi  Fr.,  Ausland  7  Fr. 

Catalogo  generale  delle  opere  musicali,  teoriche  o  pratiche,  manoscritte  o 
stampate,  di  autori  vissuti  sino  ai  primi  decenni  del  secolo  XIX,  esistenti 
nelle  biblioteche  e  negli  archivi  dTtalia:  Cittä  di  Parma  e  Reggio  Emilia. 
(Associazione  dei  musicologi  italiani.)  Parma:  Zerbini  e  Fresching  1913. 
VIII,  295,  24  S.     4°.     20  L. 

Collman,  Sophie  M.  Some  Standard  novels  for  the  small  library.  Public 
Libraries  18.    1913.    S.  91—96. 

Eastman,  W.  Reed.  The  library  building.  Chicago:  A.  L.  A.  Publ.  Board 
1913.    17  S.    10  c.    Aus:  Manual  of  library  economy  eh.  10. 

Es  eher,  Hermann.  Moderne  Bibliothekbestrebungen  und  Bibliothekaufgaben 
mit  besond.  Rücksicht  auf  die  geplante  zürcherische  Zentralbibliothek. 
Vortrag,  gehalten  in  Bülach  1912.  Zürich:  1912.  24  S.  Aus:  Neue 
Zürcher  Zeitung. 

Fick,  R.  Der  Probedruck  des  preul'sischen  Gesamtkatalogs.  Zentralblatt  30. 
1913.    S.  153—160. 

Fischer,  Karl.  Norwegisches  Bibliothekswesen.  Uebersetztvon  J.  C.  Poestion. 
Zeitschrift  d.  Oesterr.  Vereins  f.  Bibliothekswesen  3.    1912.    S.  234—242. 

Gifts  and  bequests  to  American  libraries,  1912.  Bulletin  of  the  American 
Library  Association  7.    1913.    S.  23—42. 

Glauning,  0.  Aus  Süddeutschland.  Münchener  Brief.  Zeitschrift  d.  Oesterr. 
Vereines  f.  Bibliothekswesen  3.    1912.    S.  217— 222.    (Wird  fortges.) 

Hawkes,  Arthur  J.  The  Aphabetization  of  catalogues.  Libr.  World  15. 
1912/13.     S.  262—266. 

Hawkes,  Arthur  J.  An  Extension  and  revision  of  the  Dewey's  Africa 
schedule.    (Forts.)    The  Librarian  3.    1913.   S.  283— 287. 

Heyck,  Ed.  Begriffe  und  Formen  der  Bibliothek.  Literar.  Echo  15.  1913. 
Sp.  881—892  m.  1  Taf. 

Kaiser,  Rudolf.  Zur  Unterscheidung  anscheinend  identischer  Drucke.  Bei- 
träge zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen  1913.     S.  127—129. 

Koopman,  Harry  Lyman.  The  advantages  of  the  small  library.  Public 
Libraries  18.    1913.   S.  97—100. 

Kuhnert,  Ernst.  Heinrich  Zell.  (Königsberg,  Universitätsbibliothek).  Bei- 
träge zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen  1913.    S.  137 — 147. 

Laue,  Max.  Zeitschriftenkuriosa.  Beiträge  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 
1913.     S.  149—158. 


Nene  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen       237 

Leyh,  Georg.  Ans  der  älteren  Bibliothekspraxis.  Beiträge  zum  Bibliotheks- 
und Buchwesen  1913.    S.  159—174. 

Liesegang,  E.  Deutsche  Volksbüchereien  in  Oberschlesien  und  Westpreufsen, 
Blätter  f.  Volksbibl.u.  Lesehallen  14.    1913.   S.  50— 55. 

Mäday,  Stefan  v.  Verbesserte  Dezimaleinteilung.  Zentralblatt  30.  1913. 
S.  161—180. 

Mash,  Maurice  EL  B.  Foreign  student-assistants  in  English  libraries.  Libr. 
World  15.     1912/13.     S.  270—272. 

Mayer,  Friedrich  Arnold.  Vier  Vorträge  zur  Verwaltungsreform  der  Biblio- 
theken. II.  Mittlerer  Dienst  in  Oesterreich.  (Mit)  Korreferat  von  Otmar 
Doublier.  Zeitschrift  des  Oesterr.  Vereines  für  Bibliothekswesen  3.  1912. 
S.  189—205. 

Mortet,  Ch.  Note  sur  l'organisation  d'un  Systeme  de  renseignements  au 
moyen  de  cartes  de  demande  transmises  de  bibliotheque  ä  bibliotheque. 
Bulletin  de  l'association  des  bibliothecaires  frangais  7.     1913.    S.  11 — 17. 

Mzik,  Hans  v.  Vier  Vorträge  zur  Verwaltungsreform  der  Bibliotheken. 
1.  Zur  Einführung.  Zeitschrift  d.  Oesterr.  Vereines  für  Bibliothekswesen  3. 
1912.    S.  185—189. 

Roebuck,  Geo.  Ed.  A  consideration  of  the  opportunities  of  the  minor 
public  libraries.    Libr.  Assoc.  Record  15.    1913.    S.  110—123. 

Sitnaciön  del  personal  del  cuerpö  de  archiveros,  bibliotecarios  y  arqueo- 
logos  en  1.  de  enero  de  1913.  Madrid:  Revista  de  archivos  1913.  7  S. 
=  Revista  de  archivos,   bibliotecas  y  museos  1913,  Jan. /Febr.,  Anhang. 

Steenberg,  Andr.  Seh.  Vore  folkelige  Bogsamlinger.  En  Beretning  om 
deres  nuvärende  Stilling.    Köbenhavn:  1912. 

Stehli,  Georg.  Insekten,  die  unsere  Bücher  fressen.  Kosmos  1913.  S.  135 
bis  139  m.  6  Abb. 

Strachan,  David  L.  Public  libraries  and  the  care  of  local  records.  The 
Librarian  3.     1913.    S.  322-324.     (Wird  fortges.) 

*Trecentale  Bodleianum.  A  memorial  volume  for  the  three  hundredth 
anniversary  of  the  public  fnneral  of  Sir  Thomas  Bodley  March  29,  1613. 
Oxford:  Clarendon  Press  1913.    XII,  175  S.     Geb.  5  Sh. 

Willox,  F.  W.,  and  H.  C.  Wheat,  Modern  methods  of  indirect  lighting. 
Librarian  3.     1913.    S.  300—303,  348—351,  m.  1  Abb.    (Wird  fortges.) 

Zimmer,  Hngo  Otto.  Musikalische  Volksbibliotheken.  Bücherwelt  10.  1912/13. 
S.  157—158. 

Einzelne  Bibliotheken. 

Amorbach.  Bendel,  Franz  J.  Die  Frühdrucke  der  ehemaligen  Abtei  Amor- 
bach. Studien  und  Mitteilungen  z.  Gesch.  d.  Benediktinerordeus  34  (N. 
F.  3)  1913.     S.  104—116. 

Bergisch-Gladbach.  * Oeffentliche  Bücherei  u.  Lesehalle  zu  Bergisch- 
Gladbach.  Richard  Zanders  Stiftung.  Jahresbericht  1912.  (O.  O.  u.  J.)  20  S. 

Berlin.  Hortzschansky,  Adalbert.  Heinrich  Pertz'  Berufung  zum  Ober- 
bibliothekar der  Königlichen  Bibliothek  in  Berlin.  Beiträge  zum  Bibliotheks- 
und Buchwesen  1913.    S.  115— 126. 

—  Pick,  Hermann.    Der  unvollendet  gebliebene   Bibliotheksbau  des  Grofsen 

Kurfürsten.  Beiträge  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen  1913.  S.  211 — 215 
m.  Taf.  17. 

—  ^Schriften  zur  Einführung    iu    die    Benutzung    der    Berliner   Uuiversitäts- 

Bibliothek  hrsg.  von  der  Verwaltung.  H.  1.  Schneider,  Georg.  Führer 
durch  die  Bibliothek.    Berlin:  G.  Reimer  1913.     28  S.     50  Pf. 

Bremen.  *Lesehalle  in  Bremen.  Jahresbericht  1912.  Bremen  (1913: 
A.  Guthe).     34  S. 

Coblenz.  *  Stadtbibliothek  Coblenz.  Bericht  für  das  Verwaltungs  jahr  1911. 
(1.  April  1911  bis  31.  März  1912.)  Coblenz  1912:  IL  L.  Scheid.  S.  65—67. 
4°.    Aus:  Bericht  üb.  d.  Verwaltung  d.  Residenzstadt  Coblenz. 

Darmstadt.  *  Schmidt,  Adolf.  Die  Grol'sherzogliche  Hofbibliothek.  (0.  O.: 
1913.)  4  S.  Aus:  Zeitschrift  für  Kommunalwirtschaft  und  Kommunal- 
politik.   Sonderheft :  Monographien  deutscher  Städte  Bd  3. 


238        Nene  Bücher  und  Aufsätze  znm  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Düsseldorf.  Verein  deutscher  Eisenhüttenleute  in  Düsseldorf.  Jahresbericht 
der  Bibliothek  für  1912.    Düsseldorf  1913  :  (A.  Bagel.)    7  S. 

Essen.  Auswahl  der  wichtigeren  Neuerwerbungen  für  die  Bibliothek  des 
Bergbauvereins  in  Essen  (Ruhr).     1.  Vierteljahr  1913.    (0.  0.):  1913.    5  S. 

Graz.  Thiel,  Viktor.  Zur  Geschichte  der  ehemaligen  Hof bibliothek  in  Graz. 
Zeitschrift  d.  Oesterr.  Vereines  f.  Bibliothekswesen  3.    1912.    S.  206-209. 

Hannover.  Verzeichnis  der  Bücherei  der  Handelskammer  zu  Hannover. 
Bestand  Ende  1912.    Hannover  1913:  W.  Rieinschneider.    XIX,  375  S. 

Karlsruhe.  Katalog  der  Bibliothek  des  Grofsh.  Justizministeriums.  Karls- 
_  ruhe  1913:  Lang.     XXXVI  S.,  426  Sp. 

Leipzig.  Bericht  über  die  Bibliothek  des  Börsenvereins  der  Deutschen 
Buchhändler  zu  Leipzig  während  d.  J.  1912.  Börsenblatt  1913.  S.  3029 
bis  3032.  3069. 

Marienfeld.  Degering,  Hermann.  Der  Katalog  der  Bibliothek  des  Klosters 
Marienfeld  vom  Jahre  1185.  Beiträge  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 
1913.     S.  53—64  m.  Taf.  3  u.  4. 

München.  Zugänge  zum  Bücherbestand  der  Handelskammer  München. 
3.  Folge.  I.Juli  1910  bis  30.  Juni  1911.  4. Folge.  1.  Juli  1911  bis  30.  Juni  1912. 
München  1911.  1912:  C.  Wolf.     30,  48  S. 

Stettin.  Angermann,  Rudolf.  Einige  Spezialinstruktionen  für  den  alpha- 
betischen Katalog  einer  volkstümlichen  Musikalienbibliothek.  Blätter  f. 
t  Volksbibl.  u.  Lesehallen  14.     1913.     S.  37-44. 

Wien.  Systematischer  Katalog  der  Bibliothek  der  k.  k.  Technischen  Hoch- 
schule in  Wien.  Nachtr.  1  zu  Heft  10— 14  (Gruppe  XI— XXI).  Wien: 
Gerold  1913.    Getr.  Pag.     1,80  K. 

Winterthur.  *  Bericht  über  die  Stadtbibliothek  Winterthur  i.  J.  1912. 
(Winterthur:  1913.)     7  S. 

Baltimore.     *The  Enoch  Pratt  Free  Library  of  Baltimore  City.    Annual 

Report  of  the  librarian   to  the  board  of  trustees  27.,   for  the  year  1912. 

Baltimore:  1913.    69  S.,  1  Taf. 
—  Enoch  Pratt  Free  Library,   Baltimore.     Catalogue  of  Catholic  and   other 

select  authors.   Comp,  by  Catherine  E.  Codd.    Baltimore:  1913.   75  S.   25  C. 
Biella.    Roccavilla,  A.    Relazione  sulla  Biblioteca  comunale  annessa  al  Liceo 

di  Biella.    Biella:  G.  Testa  1912.     HS. 
Cambridge,  Mass.    *  Report  of  Archibald  Cary  Coolidge,   director  of  the 

University  Library,  including  the    15th  report  of  William  Coolidge  Lane, 

librarian.    1912.    (Cambridge:  1912.)    29  S.    Aus:  Report  of  the  president 

of  Harvard  University  1911  —  12,  with  additions. 
Chicago.    *  Report  of  the  trustees  of  the  Newberry  Library  for  the  year 

1912.     Chicago:  1913.    39  S.,  1  Taf. 
Cremona.    Statuto  e  catalogo  generale  per  materie  della  societä  di  lettura, 

Cremona,   31  dicembre  1912.    Cremona  1912:   Fezzi.    LXIV,  461  S.     1  L. 
Evanston    u.    Chicago.      Northwestern    University    Bulletin.      Report    of 

librarian  1911— 1912.    Evanston  u.  Chicago:  1913.     8  S. 
Fiume.    Bollettino    delle   opere    di  recente  acquisto.    (Biblioteca  civica  di 

Fiume.)    Anno  1.    Nr  1.     1912.     Fiume  1913:  Mohovich.     18  S. 
Florenz.   Lopez,  Athanasins.  Descriptio  codicum  franciscanorum  Bibliothecae 

Riccardianae  Florentinae.   Ad  Claras  Aquas:  Coli.  S.    Bonaventurae  1913. 

12  S.     Aus:  Archivum  frauciscauum  historicum. 
Grand   Rapids.    *The   41.  Annual   Report    of   the   Grand   Rapids   Public 

Library  being  the  9.  Ann.  Report  of  the  board  of  library  commissioners 

of  the  City  of  Grand  Rapids.  Michigan,  for  the  year  April  1,   1911  to 

March3l,  1912.     Grand  Rapids,  Mich.:  1912.     91  S. 
Leeuven.    Belgische  Boerenbond.   Studiegenootschap.    Cataloog  der  Boekerij. 

Leeuwen:  Vlaamsche  Drukkerij  1912.    XVI,  196  S.    Nicht  im  Buchhandel. 
Leinberg.    *Barwinski,  Eugen.    Catalogus  librornm  saec.  XV  impressorum, 

qui   in   Bibliotheca   Universitatis    Leopoliensis    asservantur.     (Auch   mit 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen       239 

poln.   Titel.)     We   Lwowie  1912:   Szyjkowski,   Halle  a.  S.,   Karras  1912. 
VIII,  25  S.,  2  Taf.  4°. 
London.    Ellis,  A.,  and  Edwards,  Edward.    A  descriptive  list  ofthe  Arabic 
manuscripts  acquired  by  the  Trustees  of  the  British  Museum  since  1894. 
London:  Museum  1912.     VI,  111  S. 

—  Newoombe,   L.     Catalogue    of  the   periodical   publications   including   the 

serial  pnblications  of  societies  and  governnients  in  the  Library  of  Uni- 
versity  College  London.    Oxford:  London  Univ.  College  1912.    VII,  269S. 

—  *  Guide  to  the  search  department  of  the  Patent  Office  Library  with  appen- 

dices.    4tii  Edition.    London:  Station.    Office  191  3.     153  S.    6  d. 
Lüttich.    Lippens,  Hugolinus.    Codicographia.    Descriptio   codicum  francis- 

canorum   Bibliothecae   Academiae   Leodiensis.      Ad   Claras   Aquas  1912: 

Colleg.  S.  Bonaventurae.    15  S.    Aus:    Archivum  franciscanum  historicum. 
Newcastle  -  upon -Tyne.    Anderton,  Basil,  and  T.  E.  Turnbull.    Catalogue 

of  books  concerning  the  Greek  and  Latin  classics  in  the  Central  public 

Library,  Newcastle-upon-Tyne.    Newcastle:  1912.    XIV,  269  S. 
New   Haven.     Libraries.    Bulletin    of  Yale   University.     General  Catalogue 

1912—1913.     S.  633— 639. 
New  York.    Bulletin  of  the  New  York  Public  Library,   Astor,  Lenox  and 

Tilden  foundations.    Vol.  17.     1913.    Nr  1.    January.    New  York:  Library 

1913.    Jg.  (12Nrn)  1  $. 

—  List  of  City  charters,  ordinances,  and  collected  documents  in  the  New  York 

Public  Library.  P.  4.  5.  Bulletin  of  the  N.  Y.  P.  L.  27.  1913.  S.  7—78. 
255—296. 

—  Public  Library.    Report  for  the  year   end.   December31,  1912.     Bulletin 

of  the  N.  Y.  P.  L.  17.     1913.     S.  91— 244. 

Nola.  Harnack,  Adolf.  Die  älteste  Inschrift  über  einer  öffentlichen  Kirchen- 
Bibliothek.    Beiträge  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen  1913.    S.  111 — 114. 

Ob  erlin.  Annual  Report  of  the  librarian  of  Oberlin  College  for  the  year 
end.  August  31,  1912.  Oberlin,  Ohio:  1912.  21  S.  Aus:  Oberlin  College 
ann.  Reports  1911 — 12. 

Oxford.  Letter  from  Sir  Thomas  Bodley  to  the  Vice  Chancellor  offering 
to  re-found  the  University  Library  February  28,  1598.  The  first  Draft 
of  the  Statutes  for  the  Public  Library  at  Oxon  by  Sir  Thomas  Bodley. 
Extracts  relating  to  the  Bodleian  Library  from  the  Will  of  Sir  Thomas 
Bodley.    Trecentale  Bodleianum  1913.  S.  21—26.  27—64.  65—86. 

Paris.  Bulletin  mensuel  des  publications  etrangeres  recues  par  le  Departement 
des  imprimes  de  la  Bibliotheque  nationale.  Ann.  'öl.  1913.  Nr  1,  Jauvier. 
Paris:  C.  Klincksieck  1913.    Jg.  8  Fr. 

—  Bibliotheque  nationale.  Bulletin  mensuel  des  recentes  publications  frauraises. 

1913.    Jauvier.    Paris:  II.  Champion  1913.    Jg.  10  Fr. 

—  Catalogue  general  des  livres  imprimes  de  la  Bibliotheque  nationale.    Auteurs 

T.  50.     Faures-Ferramosca.    Paris:  Impr.  nat.  1913.     1224  Sp.     12,51)  Fr. 

—  Catalogue  des  dissertations  et  ecrits  academiques  provenant  des  echanges 

avec  les  universites  etrangeres  et  regus  par  la  Bibliotheque  nationale  en 
1911.    Ann.  30.    Paris:  C.  Klincksieck  1912.     824  Sp.     3,50  Fr. 

—  Guillauuie   Apollinaire,    Fernand  Fleuret,    Louis  Perceau.     L'Enfer   de   la 

Bibliotheque  nationale.  Icono-bio-bibliographie  descriptive,  critique  et 
raisonnee,  complete  ä  ce  jour  de  tous  les  onvrages  comp,  cette  celebre 
collection,  avec  im  index  alphab.  des  titres  et  noms  d'auteurs.  Paris: 
Mercure  de  France  1913.    415  S. 

—  Bibliotheque  de  l'Universite  de  Paris  (Sorbonne).     Nouvellcs  acquisitions 

ann.  1912.    Paris:  Klincksieck  1913.     90  S. 
Pisa.    Elenco  dei  periodici,  1' ultimo  fascicolo  dei  quali  e  esposto  nella  sala 

riservata.     R.  Biblioteca  universitaria  di  Pisa.     Pisa  1912:   .Mariotti.     20  S. 
Richmond.    Virginia  State  Library,    Richmond.    A   list   of  newspapers   in 

the  Virginia  State  Library,   Confederate  .Museum   and  Valentine  Museum. 

Comp,   by  Kate  Pleasants  Minor  and  Susau  B.  llarrison   uuder   the   dir. 

of  Erl.  G.  Swem.    Richmond:  Library  1913.    425  S. 


240       Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotkeks-  und  Buchwesen 

St.  Petersburg.  *  Bericht  (Russ.  Otcet)  über  die  Tätigkeit  der  Bibliothek 
der  Kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften  i.  J.  1912.  St.  Petersburg: 
Akademie  1912.    22  S. 

—  Simanskij,  P.  N.  (Russ.)    Die  Suvorov  -Abteilung  in  der  Bibliothek  P.  N. 

Simanskijs.    S.-Peterburg  1912:  ('Siros')  112  S.    4°.    (Russkij  Bibliofil  2. 
1912.    Pril.) 
Turin.    Biblioteca  del   collegio   degli  avvocati   di  Torino.    Catalogo  delle 
opere  legali.    Torino  1913:  Baravalle  e  Falconieri.    94  S. 

—  Biblioteca   civica   di   Torino.     Cataloghi,   sezione   teatrale.     Torino  1912: 

Vasallo.    145  S. 
"Washington.    *  Library  of  Congress.    *  Report  of  the  librarian  of  Congress 
and  report  of  the  Superintendent  of  the  library  building  and  ground,  for 
the  fiscal  year  end.  June  3«,  1912.     Washington:   Gov.  Print.  Office  1912. 
235  S.,  6  Taf. 

—  *  Library    of  Congress.     Publications    of  the   library   issued   since    1897. 

January,  1913.     Washington:  Gov.  Print.  Off.  1913.     51  S. 

—  *  Library  of  Cougress.     Borehard,  Edwin  M.    The   Bibliography  of  inter- 

national law  and  Continental  law.  Washington:  Gov.  Print.  Off.  1913. 
93  S.     15  C. 

—  United  States.    Surgeon-General's   Office  Library.    Texts   illustrating  the 

history  of  medecine  in  the  Library  of  the  Surgeon-General's  Office,  U.  S. 
Army,  arranged  in  chronological  order.  Washington:  Gov.  Print.  Off. 
69,  17S  S. 

Schriftwesen  und  Handschriftenkunde. 

Boas,  M.  Het  Egmondsche  Cato-handschrift.  (Jetzt  in  der  Vaticana.)  Het 
Boek  2.     1913.     S.  92—104. 

Brandt,  Hermann.  Eine  Bilderhandschrift  ans  dem  Kreise  des  Konrad  Witz. 
M.  fünf  Abb.  auf  zwei  Taf.  Monatshefte  f.  Kunstwissenschaft  6.  1913. 
S.  18—26. 

Ehwald,  Rudolf.  Ueber  eine  französische  Missalhandschrift  des  XIV.  Jahr- 
hunderts. (In  Gotha.)  Beiträge  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen  1913. 
S.  65—75  m.  Taf.  5  u.  6. 

F  er  ekel,  Christ.  Eine  Bilderhandschrift  v.  J.  1524.  (Univ.-Bibl.  Erlangen, 
Codex  Ms  1463,  33.)  Mitteilungen  znr  Geschichte  der  Medizin  u.  d. 
Naturwiss.  12.     1913.     S.  278—281. 

*Gardthausen,  V.  Griechische  Palaeographie.  Zweite  Auflage  Bd  2.  (A.T.): 
Die  Schrift,  Unterschriften  und  Chronologie  im  Altertum  und  im  byzan- 
tinischen Mittelalter.  Zweite  Aufl.  Leipzig:  Veit  1913.  VIII,  516  S., 
35  Figuren,  12  Taf.     16  M. 

Kögel,  Raphael.  Die  chemische  Behandlung  der  Palimpseste.  Studien  und 
Mitteilungen  z.  Gesch.  d.  Benediktinerordens  34  (N.  F.  3)  1913.  S.  127—136. 

Möller,  Georg.  Die  beiden  Totenpapyrus  Rhind  des  Museums  zu  Edinburg. 
Leipzig:  J.  C.  Hinrichs  1913.  94. S.,  76  autogr.  S.,  20  Taf.  4°.  60  M. 
=  Demotische  Stadien  H.  6. 

Roethe,  Gustav.  Die  Deutsche  Kommission  der  Königl.  Preufs.  Akademie 
der  Wissenschaften,  ihre  Vorgeschichte  und  ihre  Ziele.  Neue  Jahrbücher 
f.  d.  Klassische  Altertum  31.     1913.    S.  37—74. 

Scepkin,  V.  N.  (Russ.)  Der  Psalter  von  Bologna.  M.  7  Phototyp.  u. 
SZinkogr.  Sanktpeterburg  1906:  Tip.  Akad.  Nauk.  VIII,  267  S.  4°  (8°). 
=  Izledovanija  po  rnsskomu  jazyku  T.  2.    Vyp.  4. 

Springer,  Hermann.  Der  Partiturantograph  von  Giuseppe  Scarlattis  bisher 
verschollener  Clemenza  di  Tito.  Beiträge  zum  Bibliotheks-  und  Buch- 
wesen 1913.     S.  257—260  m.  Taf.  28—32. 

Tack,  P.  Onderzoek  naar  den  ouderdom  van  het  Hulthemse  handschrift 
(in  der  Bibliotheca  Burgundica,  Brüssel).  Het  Boek  2.  1913.  S.  Sl— 91 
m.  13  Abbild. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen       241 

Buchgewerbe. 

Benziger,  C.  Initialen  des  Meisters  I.  H.  V.  G.  (?)  in  einer  Gratianausgabe 
von  1471  der  Stadtbibliothek  zu  Bern  (Inc.  1.3).  M.  8  Abb.  auf  2  Taf. 
Monatshefte  für  Kunstwissenschaft  6.     1913.    S.  51 — 54. 

Bö  in  er,  Aloys.  Die  fünf  Frühdrucke  der  Epistolae  obscurorum  viroruui. 
Beiträge  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen  1913.    S.  17 — 29. 

Colli jn,  Isak.  Schwedische  Douate.  Beiträge  zum  Bibliotheks-  und  Buch- 
wesen 1913.     S.  47—52  m.  Taf.  1  u.  2. 

Collijn,  Isak.  Zwei  neu  aufgefundene  niederdeutsche  Rostocker  Drucke 
aus  dem  16.  Jahrhundert.  0.  0.  u.  J.  22  S.  Aus:  Beiträge  zur  Geschichte 
der  Stadt  Rostock  Bd  7. 

Eichler,  Ferdinand.  Lederschnittbände  des  15.  Jahrhunderts  in  der  Steier- 
mark. Beiträge  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen  1913.  S.  77—102  m 
Taf.  7-12. 

Aus  unserer  Einbändesammlung.  Frankfurter  Bücherfreund  11.  1913. 
S.  91—94  m.  4  Taf. 

Geis b er g,  Max.  Teigdruck  und  Metallschnitt.  Monatshefte  für  Kunst- 
wissenschaft 5.     1912.     S.  311-320. 

Ilaebler,  Konrad.  Die  Bucheinbände  des  Petrus  Lefsl.  Beiträge  zum 
Bibliotheks-  und  Buchwesen  1913.     S.  103—110  m.  Taf.  13—15. 

II  ein  eck,  Hermann.  Ein  unbekannter  Lutherdruck.  (Consolatio  Doctoris 
Martini  Lutheri  habita  ad  quendam  eximium  virnm  propter  obitum  unici 
Filij,  1533.)     Thüringisch-Sächsische  Zeitschrift  3.     1913.     S.  75— 78. 

Krause,  Heinrich.  Die  Drucklegung  der  Andriaausgabe  Jon.  Agricolas. 
Beiträge  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen  1913.    S.  131—136. 

*Leidinger,  Georg.  Teigdrucke  in  Salzburger  Bibliotheken.  München: 
Gesellschaft  der  Münchner  Bibliophilen  1913.     26  S.,  13  Taf. 

Leonhardt,  K.  Friedrich,  und  Helinuth  Theod.  Bossert.  Der  Hausbuch- 
meister Heinrich  Mang  und  der  Schnitzer  Hans  von  Armsheim.  Monats- 
hefte f.  Kunstwissenschaft  6.     1913.     S.  76— 81. 

Loubier,  Jean.  Methodische  Erforschung  des  Bucheinbands.  Beiträge  zum 
Bibliotheks-  und  Buchwesen  1913.     S.  175—184. 

Louvs,  Pierre.  Le  poete  Antoine  du  Saix.  (1537.)  Revue  des  livres 
anciens  1.     1913.    S.  74—77  m.  1  Faksim. 

Loviot,  Louis.  La  Bourgeoise  debauchee.  (1610.)  Revue  des  livres 
anciens  1.     1913.    S.  78— 86  m.  2  Abb. 

Lugano.  Del  tipografo  bresciano  Bartolomeo  de  Zanettis  al  servizio  di 
Camaldoli,  e  della  Regula  vite  eremitice  stampata  a  Fontebuono  nel  1520. 
Firenze:  L.  S.  Olschki  1913.     44  S.     4°.    Aus :  Bibliofilia. 

Luther,  Johannes.  Ludwig  Trutebul  und  die  Druckerei  „Zum  Färbefafs" 
in  Erfurt.    Beiträge  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen  1913.     S.  185—195. 

Martin,  Andre.  Sur  une  gravure  d' Autoine  Verard.  (1492  n.  folg.)  Revue 
des  livres  anciens  1.     1913.    S.  15—20  m.  4  Abb. 

Moeltzner,  August.  Zwanzig  Jahre  maskierte  Druckarbeit.  Pierre  du 
Marteaus  Drucke  aus  den  Jahren  1660—1680  in  der  Königl.  Bibliothek 
zu  Berlin.  Beiträge  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen  1913.  S.  197 — 2o4 
ni.  Taf.  16. 

Molitor,  Karl.  Zur  Druckergeschichte  des  XV.  Jahrhunderts.  (Privilegien 
für  Heinrich  Eckstein,  Peter  Schöffer  und  Christoph  Niperger.)  Beiträge 
zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen  1913.     S.  205—209. 

Morin,  Louis.  L:lmprimerie  ä  Tröyes  peudant  la  Ligue.  (Suite.)  Bulletin 
du  bibliophile  1913.    S.  158— 164.    (Wird  fortges.) 

Picot,  Emile.  Les  Jean  Petit,  imprimeurs  et  libraires  ä  Ronen.  (XY<  et 
XVI"  siecle.)     Revue  de  livres  anciens  1.     1913.    S.  1—14. 

Pinetti,  Ang.  Uno  stampatore  bergamasco  in  Roma  e  le  sue  memorie 
autobiografiche.  Milano  1912:  Cogliati  20  S.  Aus:  Bollettiuo  della 
civica  Biblioteca  di  Bergamo. 

Piper,  Cecil  A.  Some  great  printers  and  their  work:  John  Frohen.  Libr. 
World  15.     1912/13.     S.  257—262. 


242        Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Poma,  Ces.     La  stainpa  a  Biella  dal   1541    al  1814.    Novara  1912:  Cantone. 

12  S.    Aus:  Bollettiuo  storico  per  la  provincia  di  Novara. 
Rath,  Erich  von.    Der  Drucker  von  Bnyers  Ausgabe  der  Werke  des  Bartolus 

von  14S2.    Ein  Beitrag  znr  Buchdrnekergeschichte  Lyons.    Beiträge  zum 

Bibliotheks-  und  Buchwesen  19)3.    S.  217—225. 
Schmidt,  Adolf.     Lippische   Ablafsbriefe.     Beiträge  zum  Bibliotheks-  und 

Buchwesen  1913.    S.  227-233  m.  Taf.  IS— 22. 
Schottenloher,   Karl.    Hans  Sachs  und  Hieronyinns  Hültzel.    Ein  Beitrag 

zur  Geschichte  der  Nürnberger  Flugschriften  vom  Jahre  1524.    Beiträge 

zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen  1913.    S.  235—255  m.  Taf.  23 — 27. 
Schwarz,    Ignaz.     Der   erste   Wiener   Buchdrucker.     (Stephan   Koblinger.) 

Oesterr.-UDgar.  Btichhändler-Correspondenz  15.     1913.    S.  186—187. 
Stnrel,   Rene.     Recherches    sur    une   collection  in-32    publiee  en   Ialie   au 

debut  du  XVIe  siecle.     (Venedig  u.  Toscolano,  Paganino.)    Revue  des 

livres  ancieus  1.     1913.     S.  50 — 73. 
A^oulliöme,   Ernst.    Zur  Geschichte  einiger  Erfurter  Typen  des  XV.  Jahr- 
hunderts.   Beiträge  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen  1913.    S.  261—265 

m.  Taf.  34  n.  35. 
Zedier,   Gottfried.    Lieber   die   Preise   und  Auflagenhöhe   unserer   ältesten 

Drucke.     Beiträge  zum  Bibliotheks-   und  Buchwesen  1913.    S.  267—288. 

Buchhandel. 

Blosch-Wunschmann,  Walther.      Friedrich    Hebbel    und    Julius    Campe. 

Ein  Gedenkblatt  zum  IS.  iMürz  1913.  Börsenblatt  1913.  S.  2906— 290S.  2945. 
Bradsher,  Earl  L.     Early  American   book  prices.    Publishers'  Weekly  83. 

1913.     S.  862—866. 
Schönrock,  Ludw.    Der  deutsche  Buchhandel  in  Skandinavien  1861 — 1912. 

Börsenblatt  1913.     S.  3436—37.  3442.  3475. 

Zeitungen  und  Zeitschriftenwesen. 

Annuaire   des  journaux,   revues  et  publications  periodiques  publ.   ä  Paris. 

Supplement  cont.  1°  les  nouveaux  journaux  parus  ä  Paris  du  l^rnovembre 

1911    an   1er  novembre  1912:   2b  les  changements  d'adresses  et  les  modi- 

fications  de  prix,  survenus  pendant  l'annee  1912  p.  p.  Henri  Le  Soudier. 

Paris:  Le  Soudier  1913.    SO  S. 
De   oudste  Engeische  Couranten   in  Nederland  uitgegeven.    Het  Boek  2. 

1913.     S.  68—69. 
Dibblee,  G.  Binney.    The  Newspaper.    London:  Williams  a.  Norgate  1913. 

256  S.     1   Sh. 
Matthieu,  Ernest.     Les  journaux  de  l'arrondisseinent  de  Tournai.    Tournai: 

Casterman  1911.     59  8.     1 ,60  Fr.    Aus:  Revue  tournaisienne. 
The  Newspaper  press  directory  1913.    London:  C.Mitchell  1913.  2  S. 

Allgemeine  und  Nationalbibliographie. 

Kernahan,    Coulson.      The    question    of    auonymity    and    pseudonymity. 
Chambers*  Journal  1913.    April. 


Deutschland.  Geifsler,  Max.  Führer  durch  die  deutsche  Literatur  des 
20.  Jahrhunderts.  Weimar:  A.  Duncker  1913.   III,  755  S.   7,5.0  M.,  geb.  9  M. 

—  Sternberg,  Leo.  Die  Nassauische  Literatur.  Eine  Darstellung  ihres  gegen- 
wärtigen Standes  auf  der  Grundlage  des  älteren  Schrifttums.  Wiesbaden: 
II.  Staadt  1913.     96  S.     1,60  M. 

England.  The  English  Catalogue  of  Books.  Giving  in  one  aiphabet,  nnder 
author  and  title,  the  size,  price,  month  of  publication,  and  publisher  of 
books  issued  in  the  United  Kiugdom  .  .  .  76.  year  for  19J2.  London: 
Publishers'  Circular,  Sampson  Low  1913.     355  S.     6  Sh. 


Antiquariatskataloge  243 

Frankreich.    Catalogae  mensnel  de  la  librairie  francaise.    Table  de  l'annee 

1912,   classee:    1°  par  noms  d'autenrs;    2°  par  titres  d'ouvrages;    3°  par 

matieres.    Paris:  D.  Jordel  1912.    101  S.    3  Fr. 
Italien.     Enciclopedia  bibliografica.   Rivista  mensile  di  tutte  le  pubbücazioni 

italiane.    Anno  1.     Fase.  1.    (Gennaio  1913.)     Firenze:    Gazzini  1913.     4°. 

Nr  je  2  L. 
Niederlande.      Nijhoff,    Wouter.      Nederlandsche    Bibliographie   van    1500 

—1540.    Vervolg  3.  Bet-Bijbel.     Ret  Boek  2.    1913.    S.  105— 108.    (Wird 

fortges.) 
Norwegen.    Aarskatalog  over  norsk  litteratur  1912  .  .  .  Utgit  av  den  norske 

boghandlerforening.    Forsynet  med  henvisninger  og  systematisk  register 

av  Chr.  Dybwad.     Kristiania:  J.  Dybwad  1913.    87  S.    2  Kr. 
Schweden.     *Svensk    Bok-Katalog    för    ären    1906—1910   pä   uppdrag   af 

svenska    bokfürliiggarefüreningen    utarbetad    af   Axel  Nelson.     Utgifven 

med    statsunderstöd.     Stockholm:    Bokförläggarefüreningen    (1913).     VI, 

515  S. 
Tschechisch.      Tobolka,    Zdenek  V.      Ceskä    Bibliografie.    za    rok    1910. 

v  Praze:  Selbstverl.  1913.    225  S.     10  K. 

Lokale  Bibliographie. 

Bolton.  Sparke,  Archibald.  Bibliographia  Boltoniensis:  being  a  bibliographjr, 
with  biographical  details  of  Bolton  authors,  from  1550  to  1912.  With 
introd.     Manchester:  University  Press  1913.     22ü  S.     4°.     5  Sh. 

Bretagne.  Conpel,  J.  Bibliographie  d'articles  de  periodiques  concernant 
la  Bretagne  (1789—1900).    Rennes:  Plihon  &  Hommay  1911.     295  S. 

Korsika.  La  Corse  scientifique.  Bibliographie  regionale.  I.  Sciences  geo- 
graphiques.  Fase.  1er  par  M.  J.  Mansion.  Bastia  1912:  Ollagnier.  =  Bul- 
letin de  la  societe  d.  sciences  hist.  et  nat.  de  la  Corse  32.  1912,  Tri- 
mestre  3.  

Antiquariatskataloge. 

Boerner.  Leipzig.    Nr  24:   Mannskripte   mit   Miniaturen.     Einzelminiaturen. 

49  Nrn. 
Breyer,  Agram.    Nr  25:  Slavica.     2246  Nrn. 
Friedländer  &  Sohn,  Berlin.     Nr  4S0— 482:  Mathematik.    I  — III.    22,  94  u. 

14  S. 
G er schel,  Stuttgart.    Nr  83:  Praktische  Theologie.     2907  Nrn. 
Geuthner,  Paris.     Nr  53:  Numismatique.     Epigraphie.     27(54  Nrn. 
Gilhofer&Ranschburg,  Wien.   Nr  11 1 :  Ortsansichten  u.  historische  Blätter. 

I.  Abteilung  A— H.    Nr  1  —  3931. 
Harrassowitz,  Otto,   Leipzig.    Nr  356:   Arabien.    Geschichte  u.  Kultur  d. 

Araber.    Muhammed  u.  d.  Islam.    Arab.  Sprache  u.  Literatur.    3257  Nrn. 

—   Nr  357:   Ozeanien.     Polynesien.     Australien    Völker   und   Sprachen. 

822  Nrn.   —  Nr  358:   Knust  und  Archäologie.     Musik.     Theater.     Illustr. 

Bücher.    2155  Nrn.     Bericht   über  neue  Erwerbungen.    Neue  Serie  Nr  In 

Nr  21^9 — 2391. 
Raschke,  F.  W.,  Leipzig.     Nr  9:  Interessante  Neuerwerbungen.    413  Nrn. 
Henrici,  Berlin.    Nr  13:    Allgemeine   Porträt -Sammlung   sowie  Russen-    u. 

Polen-Porträts.     1000  Nrn. 
Riersemann,  Leipzig.    Nr  421:   Kunstgewerbe  (Bibliothek  des  f  Freiherrn 

A.  von  Lanna-Prag).     960  Nrn. 
Hünisch,  Leipzig.    Nr  9:  Polen.    Russland.    Siidslavische  Länder.   2'X1^  Nrn. 
Kerler,  Ulm.     Nr  414:  Deutsche  Sprache  u.  Literatur.     3495  Nrn. 
Meyer,  Leipzig.     Nr  113:  Bibliothek  Jakob  Minor.    II.    1492  Nrn. 
Mussotter,  Munderkingen.    Nr  108:   Neuere  Geschichte   seit  den  Freiheits- 
kriegen.    3131  Nrn. 
Nijhoff,  Haag.    Nr  392:  Livres  anciens  et  modernes.    514  Nrn. 
Rosen thal,  Lud.,  München.    Nr  149:  Livres  anciens  fran^ais.     6800  Nrn. 


244  Bücherauktiönen  —  Personalnackrichten  —  Bitte 

Bücherauktioiien. 

Haag:  7.  u.  8.  Mai  1913.  Collection  de  Manuscrits  et  de  Livres.  1006  Nrn.  — 
13.  bis  24.  Mai  1913.  Collection  iinportante  de  Livres  provenant  de  differents 
Bibliotheqnes.   4999  Nrn.    Bei  Van  Stocktun. 

Leipzig:  3.  u.  4.  Juni  1913.  Grofsbritannien  n.  das  britische  Kolonialreich. 
-in}  Nrn.     Bei  Oswald  Weigel. 


Personaliiacliricliten. 

Berlin  B  des  Herrenhauses.  Der  Direktor  Dr.  jur.  Emil  Baron  Orgies- 
Rutenberg  starb  am  10.  April  am  Herzschlage. 

Berlin  TH.  Dem  Bibliothekar  Prof.  Dr.  Heinrich  Simon  wnrde  der 
Titel  Oberbibliothekar  beigelegt. 

Braunsberg  Akademie  B.  Die  Verwaltung  der  Bücherei  wurde  dem 
Professor  Dr.  Jedzink  übertragen. 

Breslau  ÜB.  Als  Volontär  trat  ein  Dr.  jur.  Fritz  Juntke,  geb.  3.9.  8G, 
evangel.,  stud.  Eechts-  u.  Staatswiss.,  erst  Referendar. 

Hannover  T.  H.  Dem  Bibliothekar  Dr.  Friedrieh  Diestel  wurde  der 
Titel  Oberbibliothekar  beigelegt. 

Leipzig  B  des  Reichsgerichts.  Dem  Bibliothekar  Dr.  Hans  Schulz 
wurde  der  Rote  Adlerorden  4.  Klasse  verliehn. 

Mainz  StB.  Als  wiss.  Hilfsarbeiter  traten  ein  Lehramtsreferendar  Hermann 
Falk,  geb.  25.  9.  ST  Mainz,  kath .  stud.  neuere  Piniol,  u.  Geschichte,  und 
Lehramtsassessor  Dr.  phil.  Georg  Schorn,  geb.  2.  8.  88  Mainz,  kath.,  stud. 
Geschichte.  Germanistik  u.  latein.  Philologie. 

München  H  u.  StaatsB.  Als  Praktikant  trat  ein  Matthias  Wellnhofer, 
geb.  24.  4.  87  Schönsee  (O.-Pfalz),  kath.,  stud.  klass.  Philologie.  Der  Ober- 
bibliothekar Dr.  Gustav  Herbig  wurde  als  ordentlicher  Professor  für  indo- 
germanische Sprachwissenwissenschaft  an  die  Universität  Rostock  berufen. 

Trier  StB.  Dem  Stadtbibliothekar  Dr.  Gottfried  Kentenich  wurde 
das  Prädikat  Professor  beigelegt. 

Schweiz.  Zum  dritten  Bibliothekar  an  der  Stiftsbibliothek  zu  Einsiedem 
wurde  P.  Dr.  theol.  Gallns  Morger  ernannt. 

0  est  er  reich.  Dem  Direktor  der  Universitätsbibliothek  in  Czernowitz 
Dr.  Johann  Polek  wurde  anläfslich  der  von  ihm  erbetenen  Uebernahme  in 
den  bleibenden  Ruhestand  der  Titel  eines  Hofrates  verliehn. 

Frankreich.  Der  Generaldirektor  der  Nationalbibliothek  zu  Paris 
Henry  Marcel  wurde  zum  Leiter  des  Louvre-Museums,  der  frühere  Leiter 
des  Louvre-Museums,  der  Archäologe  Theophile  Homolle,  zum  General- 
direktor der  Nationalbibliothek  ernannt. 


Bitte. 

Sammlung  von  Bildern  deutscher  Bibliothekare.  Die 
Königliche  Bibliothek  besitzt  in  ihrer  Karten-  und  Bildersammlung 
bereits  zahlreiche  Bilder  deutscher  Bibliothekare.  Zur  Vervollständigung 
derselben  bitten  wir  die  Herren  Kollegen  um  gefällige  Einsendung  ihrer 
Photographien,  auch  solcher  aus  früherer  Zeit.  Ebenso  sind  uns  Bilder 
verstorbener  und  ausgeschiedener  Kollegen  und  [Amateur-JAufnahmen 
von  Bibliotheksgebäuden,  einzelnen  Teilen  derselben,  inneren  Ein- 
richtungen u.  a.  willkommen. 

Schwenke,  Meisner, 

Erster  Direktor.  Vorsteher  der  Kartensammlung. 

Verlag  von  Otto  Harrasaowitz,  Leipzig.  —  Druck  von  Ehrhardt  Karraa,  Halle. 


f 


Zentralblatt 

für 


Bibliothekswesen. 

XXX.  Jahrgang.  6,  Heft.  Juni  1913. 


Die  Bedeutung  der  Jenaer  Universitätsbibliothek  für  die 
reformationsgeschichtliche  Forschung. 

Vortrag,  gehalten  in  der  theologischen  Konferenz  zu  Jena. 

Reformation  und  Jenaer  Universitätsbibliothek!  Diese  Zusammen- 
stellung beruht  nicht  auf  Zufall  oder  Willkür,  sondern  sie  ist  historisch 
wohl  begründet,  denn  in  Wittenberg,  dem  Ausgangspunkt  und  Zentrum 
der  deutschen  Reformation,  liegen  auch  die  Anfänge  unserer  Universitäts- 
bibliothek: Als  Johann  Friedrich  nach  dem  unglücklichen  Ausgang 
des  Kampfes  auf  der  Lochauer  Heide  die  Kurwürde  und  mit  einem 
grofsen  Teile  seines  Landes  auch  seine  Stadt  und  Universität  Witten- 
berg verloren  hatte,  reklamierte  er  die  Bibliothek,  die  von  seinem 
Oheim  Friedrich  dem  Weisen  begründet  und  danach  von  seinem 
Vater  und  von  ihm  selbst  mit  Liebe  und  Verständnis  vermehrt  worden 
war,  als  sein  Privateigentum.  Und  er  reklamierte  sie  mit  Erfolg:  sie 
wurde  ihm  ausgeliefert  und  —  in  Fässer  verpackt  —  zunächst  nach 
Weimar  gebracht.  Hier  blieb  sie,  bis  er  sie  der  hohen  Schule  über- 
wies, die  in  Jena  zum  Ersatz  für  das  verlorene  Wittenberg  eröffnet 
wurde.  So  wurde  die  Wittenberger  kurfürstliche  Bibliothek,  die 
Electoralis,  zur  Jenaer  Universitätsbibliothek  und  bildet  noch  heute 
ihren  ältesten  Bestandteil.  Die  Beziehung  zur  Reformation  ist  also 
ohne  weiteres  gegeben.  Es  ist  daher  gewifs  kein  Zufall,  dafs  wir 
aus  alter  Zeit  verhältnismäfsig  wenig  Ausgaben  der  mittelalterlichen 
Scholastiker,  dagegen  eine  ganze  Reihe  von  Frühdrucken  (besonders 
auch  italienischen  Frühdrucken)  der  klassischen  Autoren  haben :  die 
letzteren  lagen  in  der  Interessensphäre  der  humanistischen  Richtung, 
die  an  der  jungen  Wittenberger  Hochschule  (1502  begründet)  von 
Anfang  an  herrschend  war;  reiste  doch  Spalatin  in  besonderem  Auf- 
trage seines  Kurfürsten  nach  Italien,  um  dort  griechische  und  lateinische 
Klassikerausgaben  aufzukaufen;  dagegen  war  nach  scholastischer  Literatur 
an  der  Humanisten  -Hochschule  von  Anfang  an  wohl  nicht  allzuviel 
Nachfrage,  und  mit  Aufkommen  und  Erstarken  der  reformatorischen 
Bewegung  ist  das  an  sich  schon  schwache  Interesse  an  dieser  Literatur 
gewifs  völlig  erloschen. 

Für    das    Verhältnis    unserer    Bibliothek    zur    Reformation    dürfte 
allerdings    der  Umstand    nicht    ohne    Einflufs    gewesen    sein,    dafs    die 
XXX.     6.  17 


246       Jenaer  Univ.-Bibliothek  und  reforuiationsgeschiclitl.  Forschung 

ehemalige  Electoralis  nicht  die  einzige  Bibliothek  in  Wittenberg  war. 
Eine  aktenmäfsige  Geschichte  der  Wittenberger  Bibliotheken  fehlt 
freilich  noch,  aber  soviel  steht  wohl  fest,  dafs  es  in  Wittenberg  aufsei* 
der  kurfürstlichen  mindestens  noch  zwei  Bibliotheken  gegeben  hat, 
niirnlich  eine  Schlofsbibliothek  und  eine  Klosterbibliothek.  Das  Ver- 
hältnis der  ersteren  zur  „Electoralis"  wird  man  sich  ähnlich  vorzu- 
stellen haben  wie  etwa  das  der  „Königlichen  Hausbibliothek"  zur 
..Königlichen  Bibliothek"  in  Berlin.  Die  Schlofsbibliothek  ist  in  der 
Hauptsache  nach  Gotha,  Koburg  und  Weimar  gekommen.  Nur  einige 
wenige  Bände  aus  ihr  finden  sich  in  Jena.  Dafs  aufserdem  noch  eine 
besondere  Universitätsbibliothek  in  Wittenberg  damals  schon  vorhanden 
war,  ist  nicht  anzunehmen  —  neben  der  Electoralis  wäre  sie  ein 
Luxus  gewesen  — ,  denn  die  Electoralis  ist  in  gewissem  Sinne  öffent- 
lich, d.  h.  in  der  Hauptsache  wohl  nur  den  Dozenten  zugänglich 
gewesen.  Die  Klosterbibliothek  war  vermutlich  nicht  umfangreich 
und  ist  schliefslich  wohl  in  der  späteren  Universitätsbibliothek  auf- 
gegangen; diese  ist  zum  Teil  noch  in  Wittenberg,  im  jetzigen  Prediger- 
seminar, zum  Teil  ist  sie  bei  der  Vereinigung  der  Universitäten  Halle 
und  Wittenberg  nach  Halle  gekommen.  Die  Aufgabe,  die  ein  Lieblings- 
gedanke eines  der  besten  Kenner  Luthers  und  der  Reformationszeit 
überhaupt,  des  leider  so  früh  verschiedenen  Professors  Paul  Drews 
(zuletzt  in  Halle)  war,  nämlich  eine  Zusammenstellung  der  von  Luther 
benutzten  Literatur,  scheint  daher  für  die  Bibliothek  des  Wittenberger 
Predigerseminars  und  für  die  Hallesche  Universitätsbibliothek  besonders 
reizvoll  und  aussichtsreich  zu  sein,  da  zu  hoffen  ist,  dafs  sich  bei 
systematischem  Durchsuchen  noch  der  oder  jener  Band  aus  der  ehe- 
maligen Wittenberger  Klosterbibliothek  findet,  den  Luther  oder  seine 
Freunde  benutzt  und  vielleicht  sogar  mit  eigenhändigen  Notizen  ver- 
sehen haben.  In  der  Jenaer  Bibliothek  ist  mir  von  den  alten  Beständen 
der  ehemaligen  Electoralis  bis  jetzt  nur  ein  Werk,  eine  alte  Aristoteles- 
Ausgabe,  bekannt  geworden,  bei  der  im  Katalog  vermerkt  ist,  dafs 
sie  handschriftliche  Notizen  eines  der  Reformatoren,  nämlich  von 
Melanchthon,  enthalte,  die  also  nachweislich  von  Melanchthon  benutzt 
worden  wäre,  wenn  anders  sich  die  Notizen  wirklich  als  seine  Hand- 
schrift erweisen ;  möglicherweise  —  und  das  will  mir  fast  das 
Wahrscheinlichere  sein  —  stammen  sie  von  Crucigers  Hand!  Und 
dafs  unsere  böhmische  Handschrift  Antithesis  Christi  et  Antichrist! 
(eine  Gegenüberstellung  Christi  und  des  Papstes  als  des  Antichrist, 
aus  hussitischen  Kreisen  stammend)  wirklich  von  Luther  benutzt  worden 
ist.  läfst  sich  m.  E.  zwar  sehr  wahrscheinlich  machen,  aber  nicht 
absolut  sicher  beweisen:  die  Handschrift  enthält  u.  a.  auch  einige  — 
äufserst  seltene  —  gedruckte  Blätter  mit  Briefen  von  Hus'in  böhmischer 
Sprache.  Nun  hat  Luther  Briefe  von  Hus  herausgegeben,  und  in  der 
Vorrede  seiner  lateinischen  Ausgabe  sagt  er,  er  habe  sie  sich  aus  dem 
Böhmischen  ins  Lateinische  übersetzen  lassen,  und  zwar  sind  es  dieselben 
Briefe  in  der  gleichen  Reihenfolge  wie  in  dem  tschechischen  Druck, 
der  unsrer  böhmischen  Handschrift  beigebunden  ist.     Der  Schlufs  liegt 


von  Beruh.  Willkomm  247 

nahe  und  ist  wohl  nicht  zu  kühn,  dafs  Luther  das  jetzt  in  Jena 
befindliche  Exemplar  für  seine  Ausgabe  benutzt  hat.  Auch  dafs  er 
für  das  Passional  Christi  und  Antichristi  aus  der  Antithesis  Christi  et 
Antichrist]  Anregungen  empfangen  hat,  ist  doch  mindestens  sehr  wahr- 
scheinlich.    Doch  sicher  beweisen  läfst  es  sich,  wie  gesagt,  nicht. 

Die  eigentliche  Bedeutung  unserer  Universitätsbibliothek  für  die 
reformationsgeschichtliche  Forschung  müfste  man  also  wohl  in  andrer 
Richtung  suchen.  Betrachten  wir  ihren  Grundstock  zunächst  einmal 
als  Schöpfung  Friedrichs  des  Weisen.  Wenn'  das  Sprichtwort  Recht 
hat,  dafs  man  den  Charakter  eines  Menschen  aus  seinem  Umgange 
erkennen  kann,  so  müfste  sie  uns,  da  der  Umgang  mit  Büchern  doch 
auch  ein  Umgang  ist,  auch  über  ihren  kurfürstlichen  Begründer  einiges 
sagen  können:  Tun  wir  einen  Blick  in  die  Bände  aus  seinem  ehe- 
maligen Besitze,  so  finden  wir  da  Bücher  religiösen  Inhalts,  ferner 
Werke  aus  den  verschiedensten  Wissenschaften  und,  was  wir  jetzt 
„Prachtwerke"  nennen  würden,  d.  h.  sorgfältig  geschriebene  oder 
gedruckte  Werke  mit  künstlerisch  ausgeführten  Miniaturen.  Die  erste 
Gattung  zeigt  uns  Friedrich  den  Weisen  als  treuen  und  frommen  Sohn 
seiner  Kirche:  es  sind  Werke  für  den  gottesdienstlichen  Gebrauch: 
die  Evangelien-  und  Epistelperikopen  für  die  kirchliche  Verlesung 
und  Notenbücher,  die  die  bei  der  Messe  zu  singenden  Chöre  enthalten. 
Ihre  kostbare  Ausstattung  zeigt,  welchen  Wert  ihr  Besitzer  auch  auf 
diese  Seite  des  Kultus  legte;  in  einem  Evangelienbuche  ist  sogar  eine 
der  von  Friedrich  dem  Weisen  eifrigst  gesammelten  Reliquien  ein- 
geklebt: ein  Stück  blauer  Sammt  „aus  dem  Mantel  Mariae"  !  —  Sehen 
wir  ferner  aus  den  wissenschaftlichen  Werken  Friedrich  den  Weisen 
als  Förderer  der  Wissenschaft,  so  lassen  uns  die  „Prachtwerke"  einen 
Blick  in  die  Pflege  der  Kunst  an  seinem  Hofe  tun.  Mögen  die  Werke 
nuu  auf  seine  Bestellung  angefertigt  sein  —  wie  das  Evangelien-  und 
das  Epistelperikopenbuch,  dessen  prachtvolle  Miniaturen  von  Jacob 
Eisner  in  Nürnberg  stammen,  beide  mit  dem  kursächsischen  Wappen, 
das  erstere  auch  mit  dem  Bilde  Friedrichs  des  Weisen  geschmückt, 
und  einige  Mefschorbücher,  zum  Teil  auch  mit  seinem  Wappen  und 
seinem  Bilde  —  oder  mögen  sie  ihm  geschenkt  worden  sein  —  wie 
wahrscheinlich  zwei  der  Mefschorbücher,  die  den  österreichischen 
Doppeladler  tragen,  Geschenke  des  Wiener  Hofes  sind  — ,  für  seine 
Liebe  zur  Kunst  sind  sie  in  gleicher  Weise  charakteristisch.  Auch 
auf  die  Einbände  seiner  Bücher  darf  hier  hingewiesen  werden:  die 
schönen  geprefsten  Lederbände  lassen  einen  Schlufs  darauf  zu,  wie 
wertvoll  die  Bibliothek  seinem  Besitzer  war.  Und  wie  förderlich  diese 
Vorliebe  für  das  Handwerk  war,  zeigt  ein  jüngst  von  Professor 
Flemming  in  unserer  Bibliothek  entdeckter  Lutherbrief  vom  Dezember 
1541,  aus  dem  hervorgeht,  dafs  die  zahlreichen  (24)  Wittenbergor 
Buchbinder,  zeitweilig  wenigstens,  stark  beschäftigt  waren.  —  Was  von 
Friedlich  dem  Weisen,  gilt  nun  —  mutatis  mutandis  —  auch  von 
seinen  beiden  Nachfolgern,  die  wie  der  Bruder  und  Onkel  in  gleicher 
Weise    auf   den   weiteren  Ausbau    der  Bibliothek  bedacht  waren.     Auf 

17* 


248      Jenaer  Univ.-Bibliothek  und  reforniationsgeschichtl.  Forschung 

Einzelheiten  kann  hier  nicht  näher  eingegangen  werden,  doch  wäre 
eine  genauere  Untersuchung  sehr  wünschenswert. 

Fragen  wir  nun  weiter  nach  der  Bedeutung  der  Jenaer  Universitäts- 
bibliothek für  die  reformationsgeschichtliche  Forschung  im  Hinblick 
auf  ihren  Bestand  an  Schriften  der  Reformatoren,  und  zwar  Hand- 
schriften und  Drucken. 

An  Originalmanuskripten  Luthers  ist  unsere  Bibliothek  allerdings 
nicht  eben  reich:  Die  Schrift  gegen  die  Löwener  Theologen,  Medi- 
tationen zur  Auslegung  des  Buches  Mosis,  Quaestio  in  Doctoratu 
D.  Alberi,  zwei  Briefe  (einer  an  Spalatin  und  einer  an  Bugenhagen), 
die  Warnung  an  die  Buchdrucker,  ein  Predigtentwurf  und  eine  Er- 
klärung von  Gal.  5,  6,  ferner  Bruchstücke  des  Kommentars  zum 
Galaterbrief  und  von  Auslegungen  von  Hos.  XIII,  Dan.  XIII  und 
einigen  Kapiteln  des  Evang.  Matth.  (für  Hieronymus  Weller  während 
des  Abendessens  verfafst)  [cf.  Buchwald,  Jenaer  Lutherfunde:  Theol. 
Stud.  und  Krit.  1894  S.  381  ff.],  dazu  noch  seine  Notizen  in  seinem 
Handexemplare  eines  alten  und  eines  neuen  Testamentes,  das  ist  alles, 
was  sie  besitzt;  und  die  anderen  Führer  der  Reformation  sind,  ab- 
gesehen von  ein  paar  Eintragungen  Melanchthons  u.  a.  in  einer  Bibel, 
in  der  Hauptsache  nur  durch  Spalatin  vertreten,  von  dem  eine  Anzahl 
Briefe,  die  Drews  veröffentlicht  hat,  und  einige  Aktenstücke  hier  vor- 
handen sind. 

Ungleich  bedeutender  ist  der  Bestand  unserer  Bibliothek  an  Nach- 
schriften und  Abschriften  aus  der  Reformationszeit.  Hier  ist  in  erster 
Linie  der  Nachlafs  Rörers  zu  nennen. 

Georg  Rörer  oder  nach  der  Sitte  jener  Zeit  latinisiert:  Rorarius, 
am  1.  Okt.  1492  in  Degendorf  bei  Lichtenfels  in  Oberfranken  geboren, 
studierte  seit  dem  Sommersemester  1511  in  Leipzig  und  erlangte  hier 
1515  den  Grad  eines  Baccalaureus,  1520  die  Magisterwürde.  Danacli 
ging  er  nach  Wittenberg,  um  Luther  zu  hören,  und  wurde  hier  am 
12.  April  1522  immatrikuliert,  den  14.  Mai  1525  von  Luther  —  als 
erster  nach  evangelischer  Weise  —  zum  Diakonus  ordiniert.  Er 
gehörte  zu  Luthers  engstem  Freundeskreise  und  hing  mit  grofser  Ver- 
ehrung und  Liebe  an  ihm;  kein  Wunder,  dafs  er  alles  sammelte,  was 
er  von  Originalhandschriften  Luthers  bekommen  konnte;  anderes,  wie 
Briefe,  Büchereinträge  u.  ä.  schrieb  er  sich  ab,  mehr  noch  schrieb  er 
nach,  so  ganze  Jahrgänge  von  Predigten  Luthers,  ferner  seine  Vor- 
lesungen, Disputationen,  Tischreden,  Protokolle  bei  den  Bibelrevisionen. 
Es  ist  erstaunlich  und  fast  rätselhaft,  wie  es  ihm  seit  seiner  An- 
stellung als  Diakonus  möglich  war,  vollständige  Jahrgänge  von 
Predigten  Luthers  zu  hören,  um  sie  nachschreiben  zu  können,  da  er 
als  Geistlicher  doch  selbst  zu  predigen  hatte.  Sein  Eifer  war  so 
grofs,  dafs  er  selbst  am  Tage  nach  dem  Tode  seiner  Frau  in  Luthers 
Kolleg  safs!  Aufserdem  war  er  auch  noch  beim  Druck  von  Luthers 
Schriften  als  Korrektor  tätig.  —  Er  war  natürlich  nicht  der  einzige, 
der  Luthers  Predigten,  Vorlesungen  oder  Tischgespräche  nachschrieb 
—  es   seien  nur  Caspar  Cruciger,   Stephan  Rodt,   Veit  Dietrich,    Auri- 


von  Beruh.  Willkomm  249 

faber,  Cordatus,  Anton  Lauterbach,  Job.  Matbesius  genannt  — ,  aber 
keiner  verstand  es  so  gut  wie  Rörer,  ohne  eigene  Aenderung  Luthers 
Worte,  wie  sie  gesprochen  waren,  wiederzugeben.  Luther  selbst  sagte 
einmal  von  Veit  Dietrichs  Nachschriften:  sie  seien  dürr  und  mager, 
Hörer  habe  mehr!  Es  hatte  sich  wohl  keiner  so  innig  in  Luthers 
Eigenart,  Geist  und  Ausdrucksweise  eingelebt  wie  er.  Um  von  dem 
Gehörten  recht  viel  schriftlich  fixieren  zu  können,  bediente  sich  Rörer 
einer  eigenen  Kurzschrift  —  wie  auch  die  anderen  Nachschreiber. 
Diese  Kurzschrift  besteht  nicht  wie  unsre  heutige  Stenographie  aus 
möglichst  einfachen  Zeichen  und  kurzen  Bezeichnungen  für  die  einzelnen 
Buchstaben,  sondern  aus  den  schon  in  mittelalterlichen  lateinischen 
Handschriften  üblichen  Abkürzungen  lateinischer  Worte,  hier  nur  noch 
bedeutend  vermehrt.  Hieraus  erklärt  es  sich,  weshalb  sich  in  den 
Nachschriften  Lutherscher  Predigten,  die  doch  natürlich  deutsch  ge- 
halten worden  sind,  soviel  lateinische  Worte  finden;  dem  Nach- 
schreiber kam  eben  für  das,  was  er  deutsch  hörte,  sofort  das 
lateinische  Wort  in  seiner  abgekürzten  Form  in  die  Feder;  war  dies 
nicht  der  Fall,  so  schrieb  er  das  deutsche  Wort  hin,  auch  dies  nach 
Möglichkeit  abgekürzt.  Daher  das  Gemisch  von  Deutsch  und  Latein 
in  den  Nachschriften  von  Predigten  —  in  den  Tischreden  und  den 
Bibelrevisionsprotokollen  dagegen  ist  es  zum  Teil  wenigstens  original. 
Die  Auflösung  und  Umschrift  dieser  Nachschriften  ist  infolgedessen 
sehr  schwierig  und  erfordert  aufser  einer  guten  Kenntnis  der  Hand- 
schrift noch  eine  grofse  Vertrautheit  mit  Luthers  Ausdrucksweise. 

Der  Wert  und  die  grofse  Bedeutung  von  Rörers  Sammlungen  wurde 
bald  auch  offiziell  anerkannt:  1537  wurde  er  von  seinen  amtlichen 
Pflichten  entbunden,  sodafs  er  sich  ganz  seinen  Bemühungen  um  Luthers 
Schriften  widmen  konnte.  Zugleich  war  man  bedacht,  seine  Nachschriften 
auch  für  die  benutzbar  zu  machen,  die  seine  Kurzschrift  nicht  verstanden. 
Der  Kurfürst  beauftragte  Spalatin,  jemanden  ausfindig  zu  machen,  der 
Rörers  Nachschriften  umschreiben  könnte.  Da  dies  aber  auf  Schwierig- 
keiten stiefs  ( —  „Aber  ich  merck  so  vil  das  sie  alle  vb  der  schrifft 
abschew  werden  So  vbel  ist  sie  zu  lesen.  So  lest  magister  George 
Rorer  hören  das  im  gantz  vnmoglich  sein  wolle,  stetigs  oder  vil  darbey 
zu  sein  vnd  steet  darauf,  das  es  ir  zwen  versuchen  sollen",  schreibt 
Spalatin  an  den  Kurfürsten!  — ),  ist  der  Plan  nach  einigen  wenig 
erfolgreichen  Versuchen  nicht  zur  Ausführung  gekommen.  —  Als  nach 
dem  unglücklichen  Ausgang  des  Schmalkaldischen  Krieges  der  Druck 
der  Wittenberger  Lutherausgabe,  die  Rörer  erst  mit  Caspar  Cruciger, 
dann  allein  besorgte,  ins  Stocken  geriet,  wandte  sich  Rörer  mit  Erfolg 
an  den  König  Christian  III.  von  Dänemark  um  Unterstützung.  Ende 
März  1551  siedelte  er  nach  Dänemark  über;  sein  handschriftliches 
Material  nahm  er  mit.  Sein  Schwager  Bugenhagen  schrieb  am  26.  März 
1551  an  den  König:  „Ich  hab  es  nicht  gewust,  das  vor  langes  bestellet 
ist,  das  dieser  Magister  George  Rörer,  mein  lieber  Schwager,  ein  ge- 
lerter  frommer  vnd  getrewer  man,  der  die  Tomos  Patria  Lutheri  Im 
Druck  hat  zugericht,    mit  solcher  guten  ordnunge,   wie  Ewer  Maiestat 


250      Jenaer  Univ. -Bibliothek  und  refortnationsgeschichtl.  Forschung 

sehet  etc.  solte  zu  E.  M.  kommen  mit  den  vbrigen  Büchern  vnd 
schafften  Patris  Lutheri,  das  man  dar  solle  drucken  auch  die  andern 
Tomos,  Sonst  wolte  ich  vndertenig  vorlanges  E.  K.  M.  da  von  ge- 
schrieben haben,  Nu  aber  zuletzst,  hat  ers  mir  selber  angesagt,  mit 
anzeigung,  das  er  schon  Fuhrhin  habe  weg  gesandt  ij  fasse  [=  2  Fässer] 
mit  buchern,  vnd  klagett  weitter  vber  diese  Jammerliche  Zeit  bei  vns, 
davon  ich  E.  M.  auch  geschrieben  habe  bei  dem  Scherff,  vnd  vber 
ander  seine  eigen  not,  vnd  Fare  der  Buchern  Patris  Lutheri,  das  sie 
zuletzst  nicht  alle  hie  müchten  ausgedruckt  werden  etc.  dadurch  ich 
mit  meinen  lieben  Schwager  zu  frieden  bin,  vnd  gebe  Im  mit,  diesen 
meinen  Brieff  an  E.  K.  M.  Das  ist  war,  gnedigster  Konig,  wen  ichs 
auffs  erste  gewust  hette,  so  hette  ichs  nicht  geraten,  vrsachen,  den  ich 
sorge  das  die  Bucher  vnd  Schrifften  Patris  Lutheri  mit  solcher  weise 
mochten  vmbkommen,  dazu,  weil  er  ein  schwacher  man  ist,  vnd  viel 
schrifften  Doctoris  Crucigeri  vnd  seine  eigene  schrifften  bei  sich  hat, 
darvnter  viel  Wörter  nicht  sind  vol  ausgeschrieben,  sondern  sind  nur 
Signaturen,  die  kein  ander  lesen  kan,  so  müchte  Im  etwas  leichtlich 
widerfaren,  das  er  kranck  würde  oder  auch  vmbkeme,  als  denne  were 
das  alles  verloren  zu  schaden  der  gantzen  Christenheit  .  .  .  Ich  thue 
E.  K.  M.  kunt,  welchs  E.  M.  aus  bogen  vnd  Christlichen  Verstände 
für  hin  sehr  wol  weis,  das  E.  M.  zukompt  ein  theurbar  grosser  Schatz, 
daran  thut  E.  M.  Christo  eine  sonderliche  ehre,  vnd  der  armen  ver- 
druckten Christenheit  einen  grossen  dienst,  so  E.  M.  vns  allen  den 
Schatz,  durch  Fleis  vnd  Christlichen  arbeit  dieses  Magister  Georgii 
Rörers,  Im  Druck  gemeine  macht,  das  werck  wird  sich  selbs  bezalen, 
vnd  Christus  wird  E.  M.  hundertfalt  widergeben."  (Rieh.  Simons  Krit. 
Schriften  über  d.  neue  Testament.  A.  d.  Franz.  übersetzt  von  H.  M. 
A.  Cramer.  3.  Teil.  Halle  1780.  S.  272  f.)  Man  sieht  aus  diesem 
Briefe,  wie  man  schon  damals  Rörers  Sammlungen  richtig  bewertete. 
Bugenhagens  Befürchtungen  trafen  allerdings  glücklicherweise  nicht 
ein:  Schon  1553  kehrte  Rörer,  der  sich  in  Dänemark  nicht  wohl  fühlte, 
da  er  das  Klima  nicht  vertragen  konnte,  zurück:  Johann  Friedrich 
hatte  ihn  berufen,  um  in  Jena  gegenüber  den  Wittenberger  Theologen 
die  reine  Lehre  Luthers  durch  den  unverfälschten  Abdruck  seiner 
Schriften  zu  erhalten  und  zu  verbreiten.  So  kamen  seine  handschrift- 
lichen Sehätze  nach  Jena,  und  als  er  1557  starb,  wurden  sie  von 
Johann  Friedrich  dem  Mittleren  angekauft  und  der  Jenaer  Universitäts- 
bibliothek überwiesen.  Hier  hat  sie  Buchwald  1893  wieder  ans  Licht 
gezogen:  33  Bände,  nämlich  20  in  Quart  und  13  in  Oktav  (ein 
Band  fehlt  nach  den  noch  vorhandenen  alten  Verzeichnissen  von  Rörers 
Nachschriften;  er  ist  trotz  eifrigen  Snchens  bis  jetzt  noch  nicht  wieder 
aufgefunden  worden). 

Es  ist  aufserordentlich  schwierig,  sich  in  diesen  33  Bänden  einiger- 
niafsen  zurechtzufinden  und  einen  annähernd  vollständigen  Ueberblick 
über  ihren  reichen  Inhalt  zu  gewinnen.  Schon  die  Zusammensetzung 
der  einzelnen  Bände  verdiente  eine  eingehende  Untersuchung.  Eine 
ganze  Anzahl    von   ihnen    weist   doppelte,  ja    einige    sogar   drei-  und 


von  Bernh.  Willkomm  251 

noch  mehrfache  Blattzählung  auf,  woraus  hervorgeht,  dafs  sie  später 
anders  zusammengebunden  worden  sind,  als  ursprünglich  beabsichtigt 
war.  Letzteres  hat  wieder  zur  Folge,  dafs  sich  die  ursprünglichen 
Bandeinheiten,  die  bestimmte  Buchstabenzeichen  trugen,  nicht  alle  mehr 
feststellen  lassen.  Nur  einige  dieser  alten  Bände  sind  so  auf  uns 
gekommen,  wie  sie  in  den  alten  Verzeichnissen  aufgeführt  werden,  mit 
den  alten  Bezeichnungen,  z.  B.  liber  E  signatus  oder  über  F  signatus, 
und  im  ursprünglichen  Einbände;  die  anderen  haben  sich  noch  nicht 
identifizieren  lassen  (z.  B.  liber  M  signatus,  albo  corio  obductus),  sodafs 
so  und  soviele  Stellen  in  diesen  Bänden,  auf  die  gelegentlich  verwiesen 
wird,  nicht  aufgefunden  werden  können,  wodurch  natürlich  manches 
unklar  und  rätselhaft  bleibt.  Ferner  durch  das  Zusammenbinden  von 
verschiedenen  Bestandteilen,  z.  B.  von  Nachschriften  Rörers  mit  Nach- 
schriften anderer,  gelegentlich  auch  mit  Originalen  Luthers  (z.  B.  in 
Bos.  q.  24  u  und  Bos.  o,  17C)  ist  natürlich  auch  manches  zusammen- 
gekommen, was  inhaltlich  nichts  miteinander  zu  tun  hat,  und  auf  der 
anderen  Seite  inhaltlich  Zusammengehöriges  gelegentlich  aufsereinander- 
gerissen  worden,  sodafs  es  sich  schwer  zusammenfinden  läfst.  Die  An- 
ordnung ist  übrigens  von  Anfang  an  auch  durchaus  nicht  immer  streng 
sachlich  gewesen,  denn  die  Hefte  Rörers  und  seiner  Freunde  sind  ja 
zum  Teil  wenigstens  im  Grunde  wohl  nichts  anderes  gewesen  als  was  wir 
jetzt  „Notizbücher"  nennen,  die  man  gleich  zur  Hand  hat,  um  sich 
etwas  aufzuschreiben,  damit  man  es  nicht  vergifst.  Bei  solchen  Gelegen- 
heiten suchen  wir  heute  auch  nicht  erst  lange  nach  einem  dem  Inhalt 
entsprechenden  Platz  für  das  zu  notierende,  sondern  schreiben  einfach 
fortlaufend  ohne  Rücksicht  darauf,  ob  es  sich  an  inhaltlich  verwandtes 
anschliefst  oder  nicht.  Inhaltsverzeichnisse,  die  das  Auffinden  erleichtern 
sollen,  sind  ja  einigen  Bänden  beigegeben,  besonders  Verzeichnisse 
der  Predigten  und  der  Briefe,  und  auch  die  anderen  Schriften  sind  in 
ihnen  mit  aufgenommen,  aber  durch  das  spätere  Umbinden  und  Durch- 
einanderbinden  der  alten  Bände  oder  der  ursprünglichen  Hefte  sind 
diese  Verzeichnisse  meist  doch  auch  recht  schwierig  zu  benutzen. 

Um  von  der  Zusammensetzung  und  der  Mannigfaltigkeit  des  Inhaltes 
der  Bände,  der  sich  durchaus  nicht  nur  auf  Luther  bezieht,  eine  Vor- 
stellung zu  ermöglichen,  sei  im  Folgenden  der  Inhalt  eines  Rörerbandes 
ausführlich  mitgeteilt.  Wenn  man  dazu  noch  die  Schwierigkeiten  be- 
rücksichtigt, die  die  Entzifferung  der  Kurzschrift  Rörers  macht,  wird 
man  erkennen,  wie  mühsam  und  zeitraubend  es  auch  für  den  Fachmann 
ist,  die  Bände  systematisch  auf  ihren  Inhalt  bis  ins  Einzelnste  durch- 
zuarbeiten, und  man  wird  es  erklärlich  linden,  dafs  dies  noch  immer 
nicht  im  vollen  Umfange  geschehen  ist,  sodafs  gelegentlich  immer 
wieder  einmal  bisher  Unbekanntes  darin  gefunden  wird,  wie  vor  kurzem 
erst  wieder  5  bisher  noch  nicht  bekannte  Briefe  Luthers  (gefunden 
von  Prof.  Flemming  in  Schulpforta). 

Cod.  Bos.  o.  17 d  (als:  Tomus  4.  Ann.  XXVI  bezeichnet)  enthält 
nach  der  Beschreibung  des  Kodex  im  20.  Bande  der  Weimarer  Luther- 
ausgabe Folgendes  in  Abschrift  von  Rörers  Hand: 


252      Jenaer  Univ.-Bibliotkek  und  reformationsgeschichtl.  Forschung 

Bl.  la:  Hinweise  auf  einzelne  Stellen  der  Predigten;  ein  lateinisches 
Gebet  um  Regen  und  eins  um  Sonnenschein;  Verzeichnis  der  auf  den 
folgenden  Blättern  abgeschriebenen  Briefe. 

Bl.  lb  —  7a:  6  Briefe  Luthers. 

Bl.  7  b:  Anfang  eines  Briefes  Leonhard  Keisers  an  Michael  Stiefel. 

Bl.  8:  Verzeichnis  der  in  Bos.  o.   17  d  enthaltenen  Predigten. 

Nun  beginnt  die  Blattzählung  wieder  von  vorn  mit  1.  Bl.  1 — 180 
enthalten  die  Predigten  des  Jahres  1526,  doch  stehen  auf  Bl.  1  —  7a 
die  Predigten  vom  1.  Weihnachtstage,  vom  St.  Stephanstage  und  vom 
Tage  Johannes  des  Evangelisten  vom  Jahre  1525,  die  Rörer  nach 
älterer  Rechnung  zum  Jahre  1526  zieht.  Die  Predigten  dieses  Bandes 
sind  nicht  alle  von  Luther,  sondern  11  davon  sind  durch  beigesetztes 
I.  B.  (P.)  [=  Johannes  Bugenhagen  (Pommeranus)]  als  von  Bugenhagen 
herrührend  bezeichnet.  Bei  9  Predigten  fehlt  eine  Bezeichnung  ihres 
Urhebers;  die  übrigen  sind  durch  beigefügtes  Luth.  oder  (M)L  als 
Luthers  Eigentum  kenntlich  gemacht. 

Nach  den  Predigten  des  Jahres   1526  folgt  nun  auf 

Bl.  180  f:  eine  Predigt  Luthers  vom  7.  Juli  1527. 

Bl.  181b:  ein  deutsches  Rezept  für  Paul  [vermutlich  =  Paul  Rörer, 
Georg  Rörers  Sohn]. 

Bl.  182:  Schlufs  des  Briefes  Leonh.  Keisers  an  Michel  Stiefel,  dessen 
Anfang  auf  Bl.  7  b  der  1.  Abteilung  des  Bandes  steht. 

Bl.  182—184:  2  Briefe  Luthers. 

Bl.  184 — 185:  Trostschrift  Crucigers  an  Myconius  vom  5.  Febr.  1546. 

Bl.  185 — 186:  ein  noch  ungedruckter  Brief  Bugenhagens  an  Rörer 
vom  18.  Aug.  1551. 

Bl.  186  —  188:  3  Briefe  Luthers. 

Bl.  188 — 189:  ein  noch  ungedruckter  Brief  Bugenhagens  an  Rörer 
vom   14.  Jul.  1552. 

Bl.  189  a  bringt  nochmals  die  Gebete  um  Regen  und  um  Sonnen- 
schein, die  bereits  vorn  stehen. 

Bl.  189b:  Hinweise  auf  Briefe  in  diesem  Bande  und  in  Cod.  Bos. 
o.  17  e. 

Es  ist  nun  natürlich  nicht  möglich,  in  Kürze  eine  auch  nur  annähernd 
vollständige  Uebersicht  über  den  gesamten  Inhalt  von  Rörers  Nachlafs 
zu  geben.  Ich  will  nur  (an  der  Hand  von  Buchwalds  Aufsatz:  Jenaer 
Lutherfreunde,  der  1894  in  den  Theolog.  Studien  und  Kritiken  erschienen 
ist.)  zu  den  obengenannten  Originalhandschriften  Luthers  die  in  Rörers 
Nachschrift  auf  uns  gekommenen  Lutherana  kurz  aufführen. 

1.  Vorlesungen  über  den  Prediger  Salomonis  (1526),  1.  Johannes- 
brief (1527),  Titus  (1527),  Philemon  (1527),  1.  Timotheus  (1528), 
Johannesevangelium  16  — 19  (Juni  1528  Juli  1529),  das  Hohelied 
(März  1530  Juni  1531),  Galaterbrief  (1531),  dazu  eine  Reihe  von 
Psalmenauslegungen. 

2.  Predigten,  und  zwar  die  vollständigen  Jahrgänge  1523  — 1526 
(1527  ist  noch  nicht  wieder  aufgefunden),  1528 — 1538,  einzelne 
Predigten  aus  den  Jahren  1527.  1538.  1541,  1542,  1544.    Von  diesen 


von  Beruh.  Willkomm  253 

Predigtnackschriften  sind  besonders  wichtig  und  wertvoll  drei  Predigt- 
reihen, die  Luther  im  Jahre  1528  über  den  Katechismusstoff  gehalten 
hat  und  die  er  mit  zwei  Predigten  aus  dem  Jahre  1529  zum  sogen, 
grofsen  Katechismus  verarbeitet  hat,    wie  Buchwald  nachgewiesen  hat. 

3.  eine  grofse  Anzahl  von  Briefen,  die  zum  Teil  bisher  noch  nicht 
bekannt  waren,  zum  Teil  bereits  bekannte  Lutherbriefe  durch  Nennung 
des  Adressaten  oder  des  Datums  oder  durch  sonstige  nähere  Angaben 
ergänzen. 

4.  Tischreden,  von  besonderem  Werte  durch  gelegentliche  Angabe 
der  Quelle. 

5.  die  Protokolle,  die  Rörer  bei  den  Sitzungen  der  Bibelrevisions- 
kommission 1531  — 1541  geführt  hat,  über  die  ich  im  vorigen  Jahre  an 
dieser  Stelle  ausführlich  gesprochen  habe,  —  leider  nicht  vollständig 
erhalten:   die  Protokolle    der  zweiten  Bibelrevision  (von  1534)  fehlen. 

6.  eine  Reihe  Abschriften  von  Zetteln,  auf  denen  Luther  in  Form 
von  Notizen  Entwürfe  zu  späteren  Schriften  gemacht  hatte. 

Für  Schriften  Melanchthons  in  Rörers  Nachschrift  sei  namentlich  auf 
einb  gröfsere  Sammlung  von  Evangelienpredigten  in  Bos.  q.  24  a  hin- 
gewiesen. In  diesem  Bande  sind  drei  ursprünglich  selbständige  Hefte 
zusammengebunden,  wie  die  dreifache  Blattzählung  zeigt:  Bl.  1 — 64; 
1—353;  1—48.  Die  erste  Abteilung  (Bl.  1—64  der  ersten  Zählung) 
enthält  einige  Evangelienpredigten  Melanchthons  aus  der  Advents- 
und Weihnachtszeit  1548  und  von  Maria  Reinigung  bis  Septuagesimä 
1549,  die  zweite  Abteilung  auf  Bl.  1 — 106  Evangelienpredigten 
Melanchthons  vom  Johannistag  bis  zum  23.  Sonntage  nach  Trinitatis 
1549  in  ununterbrochener  Reihe  und  auf  Bl.  108  ff.  einen  fast  voll- 
ständigen Jahrgang  Evangelienpredigten  vom  2.  Advent  1549  bis 
25.  Trinitatis3onntag  1550;  daran  schliefsen  sich  Bl.  291 — 333  noch 
Predigten  vom  1.  Advent  1550  bis  Lätare  1551.  Den  Schlufs  dieser 
Abteilung  bilden  kleinere  Stücke  verschiedener  Herkunft.  Die  dritte 
Abteilung  enthält  u.  a.  eine  ganze  Anzahl  von  Briefen  und  einige 
kleinere  Schriften  Melanchthons,  daneben  auch  Briefe  und  kleinere 
Schriften  von  Luther  u.  a.  Auch  in  Bos.  q.  24  q  ist  Melanchthon 
stark  vertreten  mit  Briefen,  Bedenken  u.  a.  Schriften,  von  denen 
besonders  erwähnt  seien:  seine  Erklärung  des  Kolosserbriefes  vom 
24.  Okt.  1547  bis  16.  August  1548,  also  wohl  Nachschrift  oder  Ab- 
schrift eines  Kollegs,  das  er  in  der  angegebenen  Zeit  gelesen  hat, 
und  der  Katechismus  Melanchthons.  Sonst  finden  sich  in  diesem 
Bande  Briefe  und  kleine  Schriften  von  Luther,  Cruciger,  Bugenhagen, 
Myconius,  Ratzeberger  u.  a. 

Schriften  und  Briefe  anderer  Glieder  des  Wittenberger  Kreises 
stehen  zerstreut  an  den  verschiedensten  Stellen  in  Rörers  Sammlung. 
Es  würde  hier  zu  weit  führen,  auf  Einzelheiten  einzugehen. 

Im  Anschlufs  an  Rörers  Nachschriften  sind  noch  zwei  Bände  zu 
erwähnen,  die  zwar  nicht  von  ihm  geschrieben  sind,  aber  doch  aus 
seinem  Besitze  stammen,  wie  die  darin  sich  findenden  Bemerkungen 
von  seiner  Hand  beweisen,  nämlich  Bos.  q.  25a  und  25b.    Bos.  q.  25a 


254      Jenaer  Univ.-Bibliothek  und  reformationsgeschichtl.  Forschung 

ist  von  Michael  Stiefel  geschrieben,  wie  Albrecht  (in  den  Theol.  Stud. 
u.  Krit.  1907)  nachgewiesen  hat. 

Zunächst  sei  über  den  Schreiber  dieses  Bandes  einiges  mitgeteilt: 
Michael  Stiefel,  „eine  der  originellsten  Persönlichkeiten  der  Reformations- 
zeit" (Kawerau  in  der  Protestant.  Realencyklopädie),  wurde  1487  in 
Efslingen  geboren.  Wo  er  studierte,  ist  nicht  bekannt.  Er  trat  ins 
Augustinerkloster  seiner  Vaterstadt  ein,  mufste  aber  1522  wegen  seiner 
Hinneigung  zu  Luthers  Lehre  fliehen.  Ende  Mai  1522  rief  ihn  Luther 
nach  Wittenberg  und  im  Juni  sandte  er  ihn  als  evangelischen  Prediger 
nach  Oberösterreich.  Als  er  auch  von  hier  fliehen  mufste,  kam  er 
(1527)  wieder  nach  Wittenberg,  wo  er  in  Luthers  Hause  gastlich 
aufgenommen  wurde.  Damals  fing  er  an,  Schriften  und  Briefe  Luthers 
zu  sammeln  oder  abzuschreiben.  Unser  Cod.  Stiefelii  mag  also  auch 
hier  entstanden  sein.  Darauf  wurde  er  Pfarrer  in  Lochau.  Doch 
auch  hier  war  seines  Bleibens  nicht:  Er  war  ein  grofser  Mathematiker 
und  hat  auf  diesem  Gebiete  wirklich  Bedeutendes  geleistet,  verfiel 
aber  auf  schwärmerische  Ideen  und  berechnete  mittelst  apokalyptischer 
Buchstabenrechnung  Sonntag  den  19.  Okt.  1533  als  den  Tag  der 
Wiederkunft  des  Herrn.  Mit  seiner  Prophezeiung  fand  er  grofsen 
Anklang;  die  Bauern  liefsen  ihre  Arbeit  ruhen,  die  Felder  unbestellt, 
man  verkaufte  oder  verschenkte  Hab  und  Gut.  was  Stiefel  auch  selbst 
tat.  Als  aber  das  Ende  nicht  kam  und  als  man  merkte,  dafs  man 
zu  leichtgläubig  gewesen  sei,  und  es  nun  an  den  nötigsten  Nahrungs- 
mitteln fehlte,  schlug  die  Stimmung  um,  man  wandte  sich  gegen  ihn 
—  hier  soll  übrigens  der  Anlafs  zur  Entstehung  des  Liedes:  „Stiefel 
mufs  sterben!"  liegen  (cf.  0.  Ed.  Schmidt,  Kursächs.  Streifzüge  l2  S.  62)  — . 
Da  erschienen  Abgesandte  vom  Kurfürsten,  die  Stiefel  gefangen  nahmen 
und  nach  Wittenberg  brachten.  Er  wurde  seines  Amtes  entsetzt. 
Später  (1534  oder  1535)  wurde  er  Pfarrer  in  Holzdorf  bei  Wittenberg, 
von  wo  er  1547  vor  den  Spaniern  fliehen  mufste  und  sich  nach 
Preufsen  wandte.  1544  finden  wir  ihn  als  Pfarrer  in  Brück  im 
Kreise  Beizig,  von  wo  er  aber  wegen  seiner  Parteinahme  für  Flacius 
gegen  Melanchthon  ins  Ernestinische  Sachsen  ging:  1559  wurde  er  in 
Jena  immatrikuliert  als  senex,  artium  magister  et  minister  verbi  divini. 
Als  Magister  artium  hielt  er  auch  Vorlesungen  und  zwar  mathematische. 
Einer  seiner  Hörer,  Baltha?ar  Sibenhar,  erzählt  von  ihm  in  seiner 
Selbstbiographie:  „M.  Michael  Stieffelius,  ein  gar  alter  herr  und  be- 
rümbter  Arithmeticus,  von  deme  vil  zu  schreiben  were,  hatt  dermaln, 
als  er  noch  ein  Pfarrer  in  Düringen  gewesen,  seinen  Zuhörern  den 
jüngsten  tag  verkündiget,  Avelche  Zeit  man  dessen  gewertig  sein  solle. 
Darauf  irer  vil.  mit  verkauffnng  irer  guetter,  sich  berait  gemachet, 
gezechet,  und  nit  gerne  etwas  hinderlassen  wollen.  Hierumb  herr 
M.  Michael  Stieflelius  ist  gestrafft  worden.  Wiewohl  man  gleichwol 
gesagt,  wie  uf  solche ,  von  ime  bestimbte  Zeit,  dermassen  Ungewitter 
sich  ereignet  habe,  das  man  anders  nit  vermeinet,  es  werde  herrn 
Stiefelij  Weissagung  erfüllet  werdenn.  Wan  er  einem  Studenten  uf 
der   gassen   begegnete,    durffte   er  wol  zuersten  seine  hauben  abziehen 


von  Bernh.  Willkomm  255 

und  einen  bonum  diem  bieten,  Und  nach  verrichter  Lection,  seine 
Auditores  fragen:  Ob  sie  uf  morgigen  tag  wider  komen  wolten.  — 
Sind  also  meiner  Zeit  zn  Jena  gewesen:  Strigelius,  Stigelius  und 
Stiffelius"  (cf.  Beiträge  zur  bayerischen  Kirchengesch.  7.  Bd.  S.  266). 
Er  wohnte  hier  im  alten  Kolleg  in  der  Kollegiengasse.  Auch  in 
Jena  fand  er,  der  in  Verfolgung  und  Ruhelosigkeit  alt  geworden  war. 
noch  immer  keine  Ruhe.  Trotz  seiner  Gegnerschaft  gegen  Melanchthon 
wurde  er  von  Flacius  und  seinem  Anhang  aufs  heftigste  angefeindet 
und  sogar  von  der  Kanzel  herab  öffentlich  als  Antinomist  gebrandmarkt. 
In  seiner  Verteidigungsschrift  an  Herzog  Johann  Friedrich  klagt  er: 
„Ich  alter  schwacher  Mann  werde  sehr  beschwert  von  denen  vier 
Professoren  der  Theologie,  Mnsaeo,  Illyrico,  Wigando  und  Judice, 
geben  mir  Schuld,  ich  sey  ein  Antinomer,  Gesetzschänder,  wie  sie  es 
verdeutschen,  defs  mich  Gott  der  Herr  unschuldig  weifs.  Wo  ich  nun 
des  schrecklichen  Irrthums  würde  überwiesen,  soll  man  meines  Alters 
nicht  verschonen,  sondern  über  mich  ergehen  lassen  meine  verdiente 
Straffe.  Wo  ich  aber  nicht  werde  überwiesen,  wollen  E.  F.  G.  mit 
diesen  hochmüthigen  Leuten  verschaffen,  dafs  ich  Fried  vor  ihnen  mög 
haben.  Ihr  ist  vier,  so  bin  ich  allein,  und  ist  ieder  unter  ihnen  viel 
listiger  und  geschwinder,  denn  ich,  als  der  ich  jetzt  auf  der  Grube 
gehe.  Hab  viel  Sticheins  von  der  Canzel  jetzt  eine  Zeit  lang  von 
ihnen  müssen  erfahren,  und  ist  des  Sticheins  noch  bis  auf  den  heutigen 
Tag  kein  Aufhören"  .  .  .  Am  19.  August  1567  ist  er,  im  hohen  Alter 
von  80  Jahren,  hier  in  Jena  gestorben. 

Doch  nun  zurück  zu  dem  von  ihm  geschriebenen  Bande,  den  unsere 
Universitätsbibliothek  besitzt:  Dieser  Codex  Stiefelii  ist  besonders  des- 
halb äufserst  wertvoll,  weil  er  u.  a.  auch  eine  Abschrift  des  verloren 
gegangenen  Tafeldruckes,  also  der  ersten  Form  von  Luthers  kleinem 
Katechismus  enthält.  Aufserdem  bietet  er  auch  „die  Vorlagen  zu 
mancher  Schrift  Luthers,  die  zuvor  in  keinem  Einzeldruck  zuerst  in 
der  Wittenberger  Ausgabe  von  Luthers  Werken  Aufnahme  fand" 
(Buchwald,  Jenaer  Lutherfunde),  ferner  zahlreiche  Briefe,  meist  von 
Luther,  doch  auch  einige  von  Melanchthon,  Spalatin  u.  a.,  in  Ab- 
schrift, am  Schlufs  einige  eigene  Schriften  Stiefels. 

Der  andere  der  beiden  Bände  ist  Bos.  q.  25b,  der  fast  nur  Briefe 
Luthers  an  Spalatin  in  Abschrift  enthält.  Von  wessen  Hand  er 
geschrieben  ist,  konnte  noch  nicht  festgestellt  werden.  Am  30.  Sept. 
1555  bitten  die  sächsischen  Herzöge  (Joh.  Friedrich  der  Mittlere  und 
seine  Brüder)  Fürst  Joachim  von  Anhalt  um  leihweise  Ueberlassung 
der  Sammlung  von  Briefen  Luthers  an  Spalatin,  die  des  Fürsten 
Bruder  Georg  s.  Z.  von  Michael  Kilian,  Schulmeister  zu  Altenburg 
(=  dem  Schwiegersohn  Spalatins),  gekauft  hatte.  Die  sächsischen 
Herzöge  wollten  die  Briefe  für  die  Jenaer  Lutherausgabe  abschreiben 
lassen  (nach  gütiger  Mitteilung  des  Herrn  Prof.  Flemming  in  Pforta). 
Vielleicht  ist  unser  Cod.  Bos.  q.  25b  diese  Abschrift  V 

Neben  Rörers  Nachlafs  kommt  für  die  Reformationszeit  weiter  in 
Betracht   eine   aus    13  Foliobänden   bestehende  Sammlung  von  Reichs- 


256      Jenaer  Univ.-Bibliothek  und  reforinationsgeschichtl.  Forschung 

tags-  und  Landtagsakten,  zumeist  in  Abschriften  oder  in  Exzerpten, 
die  Zeit  von  1521  — 1611  umfassend.  Sie  stammt  aus  dem  Besitze 
Christian  Gottlieb  Buders,  der  (nach  Joh.  Günther,  Lebensskizzen  der 
Professoren  der  Universität  Jena  seit  1558 — 1858)  1722  Universitäts- 
bibliothekar, seit  1730  erst  aufserordentlicher,  dann  ordentlicher  Professor 
der  Jurisprudenz,  seit  1736  Assessor  der  Juristenfakultät  und  seit  1738 
ordentlicher  Professor  des  Staats-  und  Lehnrechts  und  der  Geschichte 
in  Jena  war  und  1763  starb.  Wie  der  in  allen  Bänden  vorn  und 
hinten  sich  findende  handschriftliche  Vermerk:  „Philippus  Müller 
Sangerhusanus,  S.  S.  Theologiae  Doct.  Prof.  Publ.  Jenensis  Ao.  1670" 
zeigt,  hat  sie  vor  ihm  Philipp  Müller  gehört,  der  1661 — 1680  Professor 
erst  der  Beredsamkeit  und  Poesie  und  dann  der  Theologie  in  Jena 
war.  Doch  sie  scheint  letztlich  auf  Weimar  zurückzugehen,  denn  die 
13  Bände,  alle  gleichmäfsig  in  rotbraunes,  geprefstes  Leder  gebunden 
und  mit  grünen  Bändern  versehen,  haben  samt  und  sonders  auf  den 
Vorder-  und  Hinteideckeln  in  Golddruck  das  Weimarische  Wappen, 
aufserdem  auf  den  Vorderdeckeln  über  dem  Wappen  ebenfalls  in 
Golddruck  die  Buchstaben  S.  G.  I.  V.  D.,  in  denen  vielleicht  (nach 
einer  Vermutung  des  Herrn  Dr.  Gritzner,  früher  Archivar  in  Weimar) 
der  Name  Samuel  Göchhausen  steckt,  der  seit  1606  aufserordentlicher 
Professor  in  Jena  war,  1607  als  Rat  nach  Weimar  ging  und  daselbst 
1625  Kanzler  und  Konsistorialpräsident  wurde.  I.  V.  D.  würde  dann 
natürlich  juris  utriusque  doctor  bedeuten.  Unter  dem  Wappen  haben 
die  Bände  in  Golddruck  die  Jahreszahl  1630.  Wenn  nicht  alles 
täuscht,  finden  sich  auf  einigen  Blättern  zu  den  Abschriften  Korrekturen 
von  der  Hand  des  aus  der  Reformationszeit  bekannten  chursächsischen 
Kanzlers  Brück.  Auch  scheinen  einige  der  zeitgenössischen  Abschriften 
mehr  oder  weniger  amtlichen  Charakter  gehabt  zu  haben,  wie  man 
aus  gelegentlichen  gleichzeitigen  Notizen  wie  z.  B.  „auf  den  Tag  zu 
Schmalkalden   mitzunehmen"  wohl  schliefsen  darf. 

Die  ganze  Sammlung  ist  in  neurer  Zeit  leider  noch  nicht  wieder 
systematisch  durchgearbeitet,  sie  scheint  es  aber  doch  wert  zu  sein, 
wie  einige  Proben  vermuten  lassen.  So  hat  Berbig  mehrere  Spalatiniana 
darin  gefunden,  und  ich  bin  im  zweiten  Bande  der  Sammlung,  der  die 
Akten  des  Reichstages  zu  Augsburg  von  1530  enthält,  auf  ein  Schrift- 
stück, leider  auch  nur  in  Abschrift,  wenn  auch  in  gleichzeitiger  Ab- 
schrift, gestofsen,  das  sich  als  eine  bisher  unbekannte  Redaktion  von 
Melanchthons  Einleitung  und  Schlufs  zur  Augustana  erwiesen  hat. 
Da  das  Stück  für  die  Entstehungsgeschichte  der  Augustana  nicht 
uninteressant  ist,  sei  es  mir  gestattet,  noch  mit  einigen  Worten  näher 
darauf  einzugehen.  (Ausführlicher  habe  ich  darüber  im  9.  Jahrgang 
des 'Archivs  für  Reformationsgeschichte  gehandelt.) 

Zur  Confessio  Augustana,  die  zunächst  nur  als  Rechtfertigung  und 
Bekenntnis  des  sächsischen  Kurfürsten  gedacht  war,  hatte  Melanchthon 
ursprünglich  eine  ausführliche  Einleitung  verfafst.  Als  sich  ihr  aber 
im  weiteren  Verlaufe  Markgraf  Georg  zu  Brandenburg- Ansbach,  Herzog 
Ernst  zu  Lüneburg,  Landgraf  Philipp  von  Hessen,  Fürst  Wolfgang  zu 


von  Bernh.  Willkomm  257 

Anhalt,  sowie  die  Städte  Nürnberg  und  Reutlingen  anschlössen  und 
somit  das  kursächsische  Sonderbekenntnis  zum  gemeinsamen  Bekenntnis 
der  unterzeichnenden  evangelischen  Stände  wurde,  mufste  das  darin 
speziell  auf  Kursachsen  bezügliche  fallen.  So  wurde  denn  auch 
Melanchthons  Einleitung,  die  naturgemäfs  nur  kursächsische  Verhält- 
nisse berührte,  als  nun  nicht  mehr  passend  gestrichen  und  durch  ein 
allgemein  gehaltenes,  vom  Kanzler  Brück  verfafstes  Vorwort  ersetzt. 
Da  sie  nun  keine  offizielle  Bedeutung  mehr  hatte,  kam  sie  abhanden; 
sie  galt  für  verloren.  Da  entdeckte  Schornbaum  1895  im  Kreisarchiv 
zu  Nürnberg  eine  deutsche  Uebersetzung  der  Augustana  in  der  Fassung, 
in  der  sie  die  Nürnberger  Gesandten,  auf  dem  Reichstag  zu  Augsburg 
am  3.  Juni  1530  an  den  Rat  ihrer  Heimatsstadt  geschickt  hatten,  und 
diese  Redaktion  enthält  auch  Melanchthons  Einleitung  und  zwar  in 
der  rhetorischeren  Ausführung,  von  der  er  in  einem  Briefe  an  Luther 
vom  4.  Mai  spricht:  „Ich  habe  die  Einleitung  zu  unserer  „Apologie" 
(=  die  spätere  Augsburgische  Confession!)  etwas  rhetorischer  gestaltet, 
als  ich  sie  in  Coburg  geschrieben  hatte."  Ferner  hat  sich  im  Weimarer 
Archiv  ein  Blatt  von  Melanchthons  Hand  erhalten,  in  dem  schon 
Kolde  ein  Bruchstück  der  Einleitung  vermutet  hat,  die  Melanchthon 
„auf  der  Reise  nach  Augsburg  während  des  Aufenthalts  in  Koburg 
ausarbeitete".  Ebenfalls  als  Einleitung  Melanchthons  zur  Augustana 
hat  sich  nun  in  dem  oben  genannten  Codex  unserer  Bibliothek  ein 
Schriftstück  erwiesen,  das  die  Aufschrift  trägt:  „Supplication  vnd 
Erclerung  des  Churfürsten  zu  Sachsen  an  Kay.  Mtt:  woher  die  Lehr, 
so  zu  jhr  Churf.  Gnaden  Landen  gepredigt,  rührt,  vnd  wouon  sich 
dieselbige  verursacht,  Mitt  pitt  [=  Bitte]  solche  Sachen  gst.  [=  gnädigst] 
zu  beherzigen,  dafs  Recht  vnd  die  wahre  Lehr  zu  schützen  vnd  die 
falsche  abzuschaffen  us."  Ich  hoffe  (im  Archiv  f.  Reformationsgesch. 
1912)  nachgewiesen  zu  haben,  dafs  dieses  Stück  die  älteste  bis  jetzt 
bekannte  Fassung  von  Melanchthons  Einleitung,  also  wohl  die  nach 
der  oben  angeführten  Briefstelle  in  Koburg  niedergeschriebene,  ist, 
dafs  sich  an  sie  das  im  Weimarer  Archiv  erhaltene  Blatt  von  Melanch- 
thons Hand  als  Korrektur  anschliefst  und  dafs  danach  die  von  Schorn- 
baum gefundene  Nürnberger  Redaktion  als  die  rhetorischere  Aus- 
arbeitung anzusetzen  ist.  Der  Fund  ist  gewifs  nicht  von  weltbewegender 
Bedeutung,  aber  er  ist  doch  wertvoll,  weil  er  einen  Blick  in  die  Ent- 
stehung der  Augustana  tun  läfst  und  weil  er  uns  Melanchthon  gleichsam 
bei  der  Arbeit  zeigt.  Wir  sehen,  wie  er  unablässig  bemüht  ist,  die 
beste  Form  zu  finden,  wie  er  immer  wieder  ändert,  weil  es  ihn  noch 
nicht  befriedigt;  und  gerade  diese  rührende  Gewissenhaftigkeit  und 
Sorgfalt  im  Kleinen  ist  doch  auch  mit  ein  Beweis  dafür,  mit  welchem 
Ernst  und  welcher  Hingebung  er  an  die  schwere  Aufgabe  gegangen 
ist,  die  ihm  auf  dem  Reichstage  zu  Augsburg  zugefallen  war:  die 
Sache  der  Evangelischen  zu  führen,  während  Luther,  noch  gebannt 
und  geächtet,  auf  der  Veste  Koburg  zurückbleiben  mufste ! 

Auf  die  „Supplication  vnd  Erclerung  des  Churfürsten  zu  Sachsen" 
folgt   in    der  Jenaer  Handschrift    ein  Stück    mit    der  Aufschrift:    „Vn- 


258      Jenaer  Univ.-Bibliothek  und  refortnationsgeschichtl.  Forschung 

geferl icher  beschlufs."  Wenn  nicht  alles  täuscht,  haben  wir  hierin 
den  bis  jetzt  für  verloren  gehaltenen  Schlufs  Melanchthons  zur 
Augustana  oder  richtiger  vielleicht  einen  Entwurf  zum  Schlufs  der 
Augustana  zu  sehen,  von  dem  die  Nürnberger  Gesandten  bei  der 
Uebersendung  der  Abschrift  des  lateinischen  Augustana -Textes  vom 
3.  Juni  an  ihren  Rat  berichteten:  „Aber  es  mangelt  hinten  an  .  .  . 
dem  Beschlufs,  daran  die  sächsischen  Theologi  noch  machen."  — 

Von  einzelnen  die  Reformationsgeschichte  betreffenden  Handschriften 
der  Jenaer  Universitätsbibliothek  sei  nur  noch  kurz  erwähnt  eine  Ab- 
schrift oder  Nachschrift  von  Melanchthons  de  arte  concionandi  und 
ein  Sammelband,  der  in  der  Hauptsache  Pasquille  auf  das  Interim 
enthält. 

Es  gibt  Bibliotheken  und  Archive,  die  einzelne  wertvollere  Original- 
handschriften der  Reformationszeit  aufzuweisen  haben,  so  z.  B.  die 
Königliche  Bibliothek  in  Berlin  Luthers  Römerbriefvorlesung  von  1516 
und  ein  Stück  seiner  Bibelübersetzung,  das  Herzogliche  Archiv  in 
Zeihst  ebenfalls  ein  Stück  seiner  Bibelübersetzung  und  die  Originale 
seiner  Briefe  an  Spalatin,  die  Universitätsbibliothek  in  Heidelberg  das 
Originalmanuskript  der  Schmal kaldischen  Artikel;  das  sind  gewifs 
aufserordentlich  wertvolle  Schätze.  Aber  wenn  man  auf  den  Inhalt 
sieht,  so  steht  Jena  mit  seinen  reichhaltigen  Rörerbänden  keinesfalls 
zurück:  Luther  in  Jena!  Wer  dächte  da  nicht  an  seinen  denkwürdigen 
Aufenthalt  im  Bären,  als  er  die  Wartburg  verlassen  hatte,  um  in 
Wittenberg  Ruhe  und  Ordnung  wiederherzustellen!  Luther  in  Jena! 
könnte  auch  als  Motto  über  den  Anfängen  unserer  Universität  stehen. 
Ist  sie  doch  gerade  in  der  Absicht  gegründet  worden,  Luthers  Lehre 
eine  neue  Stätte  zu  bereiten,  als  in  Wittenberg  Melanchthons  Hinneigung 
zu  den  Schweizern  sich  allzudeutlich  fühlbar  machte.  Luther  in  Jena! 
ist  mit  Recht  auch  auf  unsere  Rörerbände  angewendet  worden.  Mit 
ihnen  ist  Luther  in  höherem  Sinne  nach  Jena  gekommen  als  bei 
gelegentlichem  Reiseaufenthalte;  wenn  wir  in  ihnen  blättern,  ist  es  uns, 
als  säfsen  wir  mit  unter  seiner  Kanzel,  in  seinem  Hörsaal  oder  mitten 
im  „  Synedriuni "  bei  der  Bibelrevision;  so  unmittelbar  wirken  auf  uns 
die  Aufzeichnungen  seiner  Augen-  und  Ohrenzeugen.  Und  nicht  Luther 
allein,  Melanchthon  und  die  anderen  Freunde  und  Helfer  der  Reformation, 
sie  alle  werden  wieder  lebendig  unter  uns  und  werden  uns  wie  gute 
Bekannte!  Und  die  Wissenschaft?  die  reformationsgeschichtliche 
Forschung?  Ein  Blick  in  unsere  Ausleiheregister  zeigt,  wie  oft  sie 
an  unserer  Bibliothek  anklopft,  in  der  Hoffnung,  hier  die  Mittel,  die 
ihre  Probleme  lösen  helfen  sollen,  und  Unterlagen  und  Material  für 
die  Ausgaben  der  Werke  der  Reformatoren  zu  finden. 

Soviel  von  den  Handschriften.  Nun  nur  noch  ein  "kurzes  Wort 
über  die  Drucke  aus  der  Reformationszeit. 

Mit  dem  Auftreten  Luthers  nahm  der  Buchdruck  in  Deutschland 
ganz  bedeutend  an  Umfang  zu.  Nach  den  Angaben  Burkhardt's  in 
seinem  Aufsatze:  Druck  und  Vertrieb  der  Werke  Luthers.  I.  Die  Jenaer 
Gesamtausgabe  1553  — 1570  (in  Niedners  Zeitschrift  für  histor.  Theo- 


von  Bernh.  Willkomm  259 

logie  1862)  sind  in  den  Jahren  1480 — 1490  durchschnittlich  ungefähr 
40  deutsche  Drucke  erschienen,  1513  nur  35,  „1514  :  47,  1515  :  46, 
1516  :  55,  1517  :  37  deutsche  Drucke;  und  das  alles  waren  Schriften 
und  Schriftchen,  die  der  populären  Fassungskraft  angemessen  waren. 
Wie  ganz  anders  steht  es  um  die  deutsche  Literatur  seit  Luthers  Auf- 
treten in  quantitativer  und  qualitativer  Beziehung!  Das  Jahr  1518 
weist  uns  schon  71  deutsche  Drucke  auf;  1519  erschienen  111, 
1520  :  208;"  1523  :  498.  Von  diesen  sind  1518  allein  20  Drucke 
unter  Luthers  Namen  erschienen,  1519  :  50,  1520  :  133,  1521  :  40 
( —  die  verhältnismäfsig  niedrige  Zahl  von  Lutherdrucken  in  diesem 
Jahre  erklärt  sich  mit  Burkhardt  aus  dem  Aufenthalte  Luthers  auf 
dem  Reichstage  zu  Worms  und  auf  der  Wartburg  — ),  1522  :  130, 
1523  allein  180  Lutherdrucke!  Diese  Umstände  sprechen  allerdings 
für  die  Richtigkeit  der  Aeufserung  eines  Zwickauer  Predigers  vom 
Jahre  1525,  die  Burkhardt  anführt:  „Alle  Welt  will  mit  Dr.  Martin 
Luthers  Büchern  handeln  und  damit  reich  werden",  „zumal  wenn  wir 
die  freiere  Tätigkeit  im  buchhändlerischen  Leben  in  Betracht  ziehen, 
das  durch  Gesetze  gegen  Nachdruck  in  keiner  Weise  beschränkt  war" 
(Burkhardt).  Luthers  Schriften  fanden  ja  reifsenden  Absatz.  Stück- 
weise wanderten  oft  seine  Manuskripte  in  die  Druckerei,  um  sofort 
gesetzt  zu  werden,  und  Druck  folgte  auf  Druck  und  —  Nachdruck 
auf  Nachdruck.  Diese  zahlreichen  Nachdrucke  haben  es  mit  sich 
gebracht,  dafs  die  Bibliographie  von  Luthers  Schriften  aufserordentlich 
erschwert  ist,  vor  allem  die  Unterscheidung  der  authentischen  Drucke 
von  den  für  die  wissenschaftliche  Feststellung  des  ursprünglichen 
Textes  wertlosen  Nachdrucken,  und  dafs  die  Originaldrucke  selten 
geworden  sind:  da  die  Nachfrage  zum  grofsen  Teil  durch  Nachdrucke 
befriedigt  wurde,  konnte  der  nach  modernen  Begriffen  einzig,  berechtigte 
Verleger  keinen  so  grofsen  Absatz  und  damit  also  auch  keine  so 
grofsen  Auflagen  erzielen,  als  wenn  er  den  alleinigen  Vertrieb  gehabt 
hätte;  die  Originaldrucke  sind  von  den  Nachdrucken  zum  guten  Teil 
verdrängt  worden.  Umso  wertvoller  sind  sie  dadurch  natürlich 
geworden.  Für  den  Lutherbibliographen  kommt  es  aber  darauf  an, 
möglichst  alle  vorhandenen  Drucke  einer  Schrift  einsehen  und  ver- 
gleichen zu  können  und  hierfür  kann  er  sich  nicht  auf  die  Bestände 
einer  einzigen  Bibliothek  beschränken,  da  sie  naturgemäfs  versagen. 
Auch  hier  ist  unsere  Bibliothek  in  der  glücklichen  Lage,  mit  aus- 
helfen zu  können,  wie  wieder  ein  Blick  in  unsere  Ausleihe  zeigt;  sie 
hat  einen  recht  ansehnlichen  Bestand  an  alten  Lutherdrucken,  darunter 
auch  manchen  Originaldruck.  —  Eine  Reihe  von  unsern  alten  Drucken 
ist  dadurch  noch  besonders  wertvoll,  dafs  sie  aus  Rörers  Besitz 
stammen  und  seine  handschriftlichen  Bemerkungen  für  den  Druck  der 
Jenaer  Lutherausgabe  enthalten  und  somit  wichtige  Unterlagen  für  die 
Entstehung  dieser  Ausgabe  bilden. 

Durch  Luther  wurden  auch  andere  zu  schriftstellerischer  Tätigkeit 
angeregt;  Freunde  wie  Gegner  seiner  Person  und  seines  Werkes 
nahmen  in   Schrift  und  Gegenschrift  Stellung  zu  seinen  Aeufserungen 


260      Jenaer  Univ.-Bibliothek  und  reiorinationsgeschicktl.  Forschung 

und  seinem  Ergehen  wie  zu  den  durch  ihn  angeregten  Fragen.  So 
entstanden  eine  Unzahl  von  Gelegenheits-  und  Flugschriften,  die  vom 
Publikum  eifrigst  gelesen  und  —  zerlesen  wurden.  Und  da  damals 
niemand  daran  dachte,  sie  systematisch  zu  sammeln  und  für  spätere 
Geschlechter  aufzubewahren,  sind  auch  sie  meist  recht  selten  und  ein 
wertvoller  Schatz  für  Bibliotheken  geworden.  In  unsere  Bibliothek 
sind  namentlich  durch  die  Budersche  Sammlung  eine  ganze  Reihe 
dieser  Schriften  gekommen.  Es  braucht  kaum  auf  die  grofse  Bedeutung 
dieser  Literatur  für  die  reformationsgeschichtliche  Forschung  hingewiesen 
zu  werden,  denn  sie  ermöglicht  einen  unmittelbaren  Einblick  in  die 
Stimmung  weiterer  Kreise  und  zeigt,  wie  die  Ereignisse  auf  die  Zeit- 
genossen wirkten.  Und  dadurch  haben  sie  nicht  nur  für  die  Wissen- 
schaft, für  den  Gelehrten,  sondern  auch  —  ich  möchte  sagen  —  reiu 
menschlich  Wert  und  Bedeutung:  Es  ist  ungemein  reizvoll,  einen 
Blick  in  das  Innenleben  vergangener  Geschlechter  zu  tun.  Wie  bei 
den  Handschriften  ist  es  daher  auch  bei  den  Drucken;  auch  sie  sind 
dem,  der  sich  mit  ihnen  beschäftigt,  nicht  tote  Materie,  Papier,  Holz 
und  Leder,  sondern  unmittelbare  Zeugen  der  Vergangenheit,  geeignet, 
sie  ihm  wieder  lebendig  zu  machen.  Wir  werden  gleichsam  mitten 
in  das  Leben  jener  giofsen  Zeit  hineinversetzt  und  sehen,  wie  ver- 
gangene Geschlechter  sich  mühten,  kämpften  und  rangen  um  das,  was 
sie  als  Wahrheit  erkannt  hatten. 

Mit  dem  Gesagten  hoffe  ich  gezeigt  zu  haben,  dafs  unsere  Universitäts- 
bibliothek die  gröfste  Bedeutung  für  die  reformationsgeschichtliche 
Forschung  hat  und  dafs  diese  ihre  Bedeutung  von  der  Wissenschaft 
durch  eifrige  Hebung  der  hier  ruhenden  Schätze  auch  längst  und 
reichlich  anerkannt  ist.  Soweit  es  sich  um  Schriften  Luthers,  um 
Briefe  von  ihm  und  an  ihn  handelt,  leisten  die  bewährten  Heraus- 
geber und  Bearbeiter  der  Weimarer  Lutherausgabe  volle  Gewähr  für 
eine  gründliche  Ausbeutung  des  Vorhandenen,  und  was  Melanchthons 
Schriften  und  Briefwechsel  betrifft,  so  ist  ja  die  Kommission  zur 
Herausgabe  der  Supplementa  Melanchthoniana  auch  bereits  am  Werke, 
und  es  ist  nicht  zu  besorgen,  dafs  hier  etwa  Schätze  ungehoben 
bleiben.  Ohne  auf  Einzelheiten  einzugehen,  möchte  ich  zum  Schlufs 
zusammenfassend  nur  kurz  auf  drei  Punkte  hinweisen,  die  mir  neben 
den  bereits  energisch  in  Angriff  genommenen  künftig  einige  Beachtung 
zu  verdienen  scheinen,  nämlich  1.  die  Durchforschung  von  Rörers 
Nachlafs  für  die  Frage  nach  der  Ueberlieferung  und  frühesten  Heraus- 
gabe von  Luthers  Schriften:  die  zahlreichen  hierauf  bezüglichen 
Notizen,  ferner  die  Verzeichnisse  und  die  vielen  Druck-  und  Korrektur- 
vermerke von  Rörers  Hand  kämen  als  aufserordentlich  wichtig  für 
die  Kenntnis  von  der  Entstehung  der  Jenaer  Lutherausgabe  hier  in 
Betracht;  und  eine  genaue  Untersuchung  der  Zusammensetzung  und 
Entstehung  unserer  Rörerbände  würde  die  Ueberlieferung  von  Luthers 
Schriften  in  mancher  Hinsicht  klarstellen.  2.  wäre  hier  nochmals 
unsere  Sammlung  von  Reichstagsakten  zu  nennen;  auch  hier  wäre 
eine    genaue    Untersuchung    des    Inhaltes    und    der    Zusammensetzung 


Neue  Donatfragmente  in  Gutenbergtypen  261 

und  besonders  auch  des  Verhältnisses  zu  den  Beständen  des  Weimarer 
Archives  äufserst  wünschenswert  und  vermutlich  nicht  ohne  Nutzen. 
Das  letzte  würde  3.  auch  von  einer  Zusammenstellung  und  Bearbeitung 
unserer  Gelegenheits-  und  Flugschriften  aus  der  Reformationszeit  gelten. 
Ein  reiches  Feld  wissenschaftlicher  Betätigung!  Möchten  sich  begeisterte 
und  —  ausdauernde  Helfer  finden! 

Jena.  Bernh.  Willkomm. 


Neue  Donatfragmente  in  Gutenbergtypen. 

1. 
Aus  den  Deckeln  von  Petrus  Lombardus,  Textus  Sententiarum 
cum  conclusionibus.  Basel,  Nie.  Kesler  1489  (II.  *10196)  in  der 
Grofsherzogl.  Hofbibliothek  in  Darmstadt  löste  Herr  Direktor 
Adolf  Schmidt  zwei  aneinander  passende  gut  erhaltene  Streifen  von 
einem  27zeiligen  Donatdruck  in  Gutenbergs  Urtype  aus,  die 
er  mir  freundlichst  zur  Veröffentlichung  übersandt  hat.  Die  Streifen 
erstrecken  sich  fast  über  die  ganze  Breite  eines  Doppelblattes  (Bl.  6 
und  9),  von  dem  auf  diese  Weise  die  untere  Hälfte  in  ziemlicher 
Vollständigkeit  erhalten  ist.  Die  Textgrenzen  sind  folgende  (nach 
meinem  Textabdruck  in  Veröffentl.  der  Gutenb.-Ges.  II): 

Bl.  6  a  Z.  14 — 27  (Z.  14    teilweis    weggeschnitten,    die    ersten    drei 
bis   vier  Buchstaben    nicht    erkennbar):    =  Don.  18,9   vt  hie 
lectus  —  18,  30  singularis  vt  hie. 
Bl.  6b  Z.  14 — 27  (von  Z.  14  nur  die  ersten  Buchstaben  bruchstück- 
weise   erhalten):    =  Don.  20,5   lecturo  lecture  —  21,12  ab 
hiis  lectis. 
Bl.  9a  Z.  16 — 27    (das    letzte    Drittel    der    Zeilen,    teilweise    auch 
mehr,    weggeschnitten) :    =  Don.  27,  28  —  tur   Preterito    im- 
perfecta —  27,  45  Futu[rum  vt  amandus]. 
Bl.  9b  Z.  16 — 27    (das    erste    Drittel    der    Zeilen,    teilweise    auch 
mehr,  weggeschnitten) :  =  Don.  28,  28  [.  .  .  djoceretis  docerent 
—  28, 45  preterito  perfecto  et. 
Diese  Verteilung  des  Textes  stimmt  gut  zu  der  im  Pariser  27  zeiligen 
Druck  (Veröffentl.  der  Gutenb.-Ges.  I  Taf.  2— 3;  de  Ricci  I  A4):    das 
dortige  Bl.  10    schliefst    genau    an    das  Darmstädter  Bl.  9   an  und  das 
Bl.  6    in   Darmstadt    zeigt    gegenüber    den    in   der  Textverteilung    sehr 
nahestehenden   späteren   27  zeiligen  Drucken  (London  s.  Gutenb.-Ges.  I 
Taf.  6 — 8;  das  Blatt  ist  auch  im  Emichschen  und  im  Erfurter  Fragment 
erhalten)   dieselbe  Verschiebung   um   etwa  1j-1  Zeile  wie  Bl.  5  in  Paris. 
Wir  würden  darnach  die  neuen  Blätter  zu  derselben  Ausgabe  rechnen 
dürfen,    wie    die    Pariser,    wenn    nicht    die    Typen    einen    nocli    etwas 
altertümlicheren    Eindruck    machten.      Ich    finde    in    dem    allerdings 
nicht  umfangreichen  Stück   die  neuere  Form  des  unverbundenen  i  nur 
einmal,    und    das   neuere    b    (ohne   mittlere   Spitze    am  Schaft)    scheint 
ganz   zu   fehlen;    ebenso    steht   durchweg   altes  f.     So    mufs   man  das 
XXX.     6.  18 


262  Neue  Donatfragniente  in  Gutenbergtypeu 

Brachstück  wohl  noch  vor  den  Pariser  Druck  setzen.  Möglicherweise 
gehört  es  zu  der  27  zeiligen  Heiligenstädter  Ausgabe,  von  der  nur 
ein  winziges  Fragment  (de  Ricci  I  A  3)  erhalten  ist.  Der  Kolumnen- 
abschlufs  ist  sehr  unregelraäfsig.  Jedenfalls  erfahren  die  spärlichen 
Ueberbleibsel  der  Gutenbergischen  Kunst  aus  ihrer  ersten  Periode 
damit  eine  sehr  schätzenswerte  Bereicherung. 

Auch  für  den  Donattext  ist  der  neue  Fund  nicht  ohne  Ertrag, 
indem  sich  mit  seiner  Hilfe  verschiedene  Lesarten  als  ursprüngliche 
und  gemeinsame  Eigentümlichkeiten  dieser  Donatklasse  feststellen 
lassen.  Die  ganze  Frage  der  Textverschiedenheiten,  die  für  die 
Abhängigkeitsverhältnisse  der  Drucke  ausschlaggebend  ist,  aber  in 
der  Varietas  lectionum  zu  meinem  Textabdruck  nur  unvollkommen 
beantwortet  werden  konnte,  wird  demnächst  von  neuem  in  Angriff  zu 
nehmen  sein,  nachdem  sich  in  dem  seitdem  vergangenen  Jahrzehnt 
die  Bruchstücke  von  Altmainzer  Donatdrucken  mindestens  verdoppelt 
haben. 

Das  Darmstädter  Stück  ist  in  der  üblichen  Weise  rubriziert:  eine 
kleine  Kapitelinitiale  in  Bot,  Anstreichen  der  Versalien  mit  vertikalem 
und  das  „et  pluraliter"  mit  horizontalem  roten  Strich.  Der  Band,  aus 
dem  die  beiden  Streifen  entnommen  sind,  ist  aus  dem  Kloster  Seligen- 
stadt  an  die  Darmstädter  Hofbibliothek  gekommen,  hat  aber  im  16.  Jahr- 
hundert einem  Philippus  Fürst  Miltenburg(ensis)  gehört. 

2. 

In  einem  Sammelband  der  Staats-,  Kreis-  und  Stadtbibliothek 
Augsburg,  der  Drucke  bis  1504  enthält,  waren  zwei  kleine  Pergament- 
stücke aus  einem  Donat  in  der  Type  der  36  zeiligen  Bibel  zum 
Ueberkleben  des  Rückens  verwendet.  Sie  bilden  einen  zusammen- 
hängenden Streifen  von  155  mm  Höhe  und  30  —  35  mm  Breite  und 
enthalten  auf  der  Vorderseite  die  Enden,  auf  der  Rückseite  die  An- 
fänge von  Zeile  1  — 18.  Die  Erhaltung  ist,  wie  sie  bei  solchen 
Rückenstreifen  zu  sein  pflegt,  schlecht,  der  Druck  teilweise  unleserlich. 
Die  Textgrenzen  sind: 

Vorderseite:  Don.  28,  45  .  .  .e]s  plusquamperfecto  —  29. 17  [docebi]- 
mus  docebi-  || 

Rückseite:    Don.  29, 32    ||    docearis  —  30,10    ||    et    pluraliter    le- 
[geramus] 

Das  Bruchstück  gehört  wahrscheinlich  zu  der  Ausgabe  „Jacques 
Rosenthal"  (de  Ricci  I  D  24).  Die  Rückseite  des  Blattes  im  Gutenberg- 
Museum,  abgebildet  in  Veröff.  d.  Gutenb.-Ges.  II,  Taf.  5,  schliefst  mit 
Don.  28,  44  Optatiuo  modo  tempore  ||.  Die  folgenden  Worte  presenti 
et  preterito  imperfecto  utinam  doceretur  .  preterito  perfecto  füllen 
gerade  den  Raum  bis  zu  dem  oben  angegebenen  Schlufs  der  1.  Zeile 
unseres  Fragments. 

3. 

Die  Berliner  Königliche  Bibliothek  erwarb  kürzlich  ein  in 
zwei  Teile  zerschnittenes,  aber  ganz  vollständiges  Blatt  des  Schoeffer- 


von  P.  Schwenke  263 

sclien  35  zeiligen  Donats  in  der  Type  der  42  zeiligen  Bibel 
(de  Ricci  II  B  43).  Es  ist  Bl.  8,  das  bisher  noch  nicht  nachgewiesen 
war.     Die  Textgrenzen  sind  : 

Bl.  8  a  ==  Don.  29,28  essetis  vel  fuissetis  —  30,32  cum  legerimus 
legeritis. 

Bl.  8b  =  Don.  30,32  legerint.  Infinitiuus  —  31,32  vel  fueritis. 

An  letztere  Stelle  schlitfst  sich  das  in  Paris  befindliche  Bl.  9 
unmittelbar  an.  Das  Berliner  Blatt  enthält  nur  kleine  Kapitelinit;alen, 
die  abwechselnd  rot  und  blau  eingedruckt  sind.  Die  weitere  Rubri- 
zierung  ist  dieselbe  wie  vorher  angegeben. 

Der  Text  schliefst  sich  ebenso  wie  in  den  übrigen  erhaltenen 
Blättern  an  den  der  33  zeiligen  Ausgaben  in  derselben  Type  an.  Es 
steht  also  am  Schlufs  von  Kap.  29  und  30  und  am  Anfang  von  30 
die  vollständigere  Fassung,  dagegen  fehlt  30,47  das  überflüssige 
lectum  des  Pariser  D3i.  Auf  der  andern  Seite  zeigt  unser  Blatt  nicht 
wenige  besondere  Druckfehler:  abgesehen  von  Vertauschungen  von  u 
und  n  und  29,30  deeare  für  doceare,  steht  31,14  legemini  leguntur 
statt  legimini  legantur  und  15  leguntur  für  leguntor. 

Die  beiden  Teile,  aus  denen  sich  das  Blatt  zusammensetzt,  hatten 
im  Einband  von  Sermones  Thesauri  Novi  de  tempore.  Argentine  1483 
(Drucker  der  Vitas  Patrum)  Verwendung  gefunden.  P.  S. 


Ein  Wort  zur  Pflichtexemplarfrage. 

Die  vor  kurzem  erschienene  anregende  und  interessante  Schrift  von 
Friedrich  Wilhelm  Pfeiffer,  Das  materielle  Recht  der  Pflicht- 
exemplare in  Deutschland.  Eine  historisch  -  dogmatische 
Untersuchung  (München,  Verlag  der  M.  Rieger'schen  Universifäts- 
Buchhandlung,  47  Seiten,  Preis  1,20  M.)  gibt,  da  sie  auch  vom  Stand- 
punkt des  Gesetzgebers  aus  über  die  heifs  umstrittene  Frage  der 
Pflichtexemplare  handelt,  Veranlassung,  auf  sie  näher  einzugehen,  als 
es  gewöhnlich  bei  Besprechungen  von  Schriften  ihres  Umfanges  zu 
geschehen  pflegt. 

Der  erste  Teil  dieser  Schrift,  der  im  Anschlufs  an  das  grund- 
legende Werk  von  Johannes  Franke,  Die  Abgabe  der  Pflicht- 
exemplare von  Druckerzeugnissen.  Mit  besonderer  Berücksichtigung 
Preufsens  und  des  Deutschen  Reiches  (=  Sammlung  bibliothekswissen- 
schaftlicher Arbeiten,  herausgegeben  von  Dziatzko,  lieft  3,  Leipzig  1889), 
die  geschichtliche  Entwicklung  behandelt,  braucht  hier  nicht  näher 
besprochen  zu  werden.  Er  bietet  eine  übersichtliche  Zusammenstellung, 
aber  nichts  Neues. 

Der  dogmatische  Teil  behandelt  den  Rechtsgrund  und  die  rechtliche 
Natur  der  Pflichtexemplare.  In  dem  modernen  Staate  findet  die  Ein- 
richtung der  Pflichtexemplare,  wie  Pfeiffer  mit  Recht  hervorhebt,  ihre 
Stelle    unter    den    Bestrebungen,    die    man    allgemein   als    Deukmal- 

1S* 


264  Ein  Wort  zur  Pfliclitexemplarfrage 

schütz  bezeichnet,  Dafs  der  Denkmalschutz  ohne  gewisse  Zwangs- 
mafsregeln  nicht  durchzuführen  ist,  liegt  auf  der  Hand.  Freilich  wird 
die  Ausgleichung  des  Interesses  des  Staates  und  des  Einzelnen,  sobald 
das  Sammeln  von  Pflichtexemplaren  ein  Zweig  dieses  Schutzes  geworden 
ist,  weit  schwieriger  als  in  Zeiten,  wo  die  Pflichtexemplare  zum  Zwecke 
der  Zensur  abgeliefert  werden  mufsten,  oder  wo,  wie  z.  B.  noch  jetzt 
in  England  und  in  den  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika,  diese 
Abgabe  eine  Voraussetzung  des  urheberrechtlichen  Schutzes  war. 
Ueberall,  wo  der  Abgabezwang  aus  der  Zensur  oder  den  Privilegien 
hervorgegangen  ist,  mufste  er,  bis  er  ein  Mittel  des  Denkmalschutzes 
ward,  einen  „Zweckwandel"  durchmachen.  Dieser  vollzog  sich 
allmählich  und  unmerklich,  und  endgültig  geschah  er  durch  die  reichs- 
gesetzliche Regelung  des  Schutzes  des  geistigen  Eigentums  und  des 
Pressewesens,  die  die  Erhebung  von  Pflichtexemplaren  zum  Zwecke 
der  Zensur  und  des  urheberrechtlichen  Schutzes,  nicht  aber  zum  Zweck 
der  Sammlung  unmöglich  machte,  denn  das  Recht  der  Landesgesetz- 
gebung, Vorschriften  über  Abgabe  von  Freiexemplaren  an  Biblio- 
theken und  öffentliche  Sammlungen  zu  erlassen,  wurde  aus- 
drücklich durch  das  Reichspressegesetz  vom  7.  Mai  1874  anerkannt. 
Die  aus  dem  Grundsatz  der  Gewerbefreiheit  (insb.  aus  §  7  Z.  6  der 
Reichsgewerbeordnung)  gegen  die  Pflichtexemplare  erhobenen  Einwände 
erkennt  Pfeiffer  mit  Recht  nicht  an  und  kommt  zu  dem  ohne  Zweifel 
richtigen  Schlufs,  dafs  ex  lege  lata  Einwände  gegen  die  Rechts- 
beständigkeit der  Einrichtung  der  Pflichtexemplare  nicht  hergeleitet 
werden  können. 

Die  Pflichtexemplare  definiert  Pfeiffer  als  „eine  öffentlich-rechtliche 
Belastung  des  Eigentums.  Sie  dienen  unmittelbar  der  Erreichung  eines 
kulturellen  Zweckes,  der  Denkmalpflege  in  bezug  auf  die  heimische 
Gesamtliteratur.  Als  Abgabe  in  natura  und  ohne  grundsätzlichen 
wirtschaftlichen  Zweck  nehmen  sie  eine  eigene  Stelle  im  modernen 
Staate  ein." 

Da  das  Eigentum  des  Einzelnen  verfassungsrechtlich  gegen  Eingriffe 
sichergestellt  ist,  bedürfen  solche  Eingriffe  zu  ihrer  Rechtmäfsigkeit 
der  vollen  gesetzlichen  Form.  Deshalb  ist  die  Regelung  des  Rechtes 
der  Pflichtexemplare  Sache  eines  formellen  Gesetzes.  Kein  not- 
wendiges Erfordernis  der  Einrichtung  der  Pflichtexemplare  ist  dagegen 
die  Unentgeltlichkeit  ihrer  Lieferung. 

Kann  man  diesen  dogmatischen  Ausführungen  nur  beipflichten,  so 
liegt  die  Sache  etwas  anders  bei  den  Ausführungen  de  lege  ferenda, 
wo  manches  nicht  ohne  Widerspruch  bleiben  darf.  Pfeiffer  scheint 
die  reichsgesetzliche  Regelung  dieser  Materie  als  erstrebenswertes 
Ziel  anzusehen  und  sie  der  Regelung  durch  Landesgesetze  der  einzelnen 
Bundesstaaten  vorzuziehen,  wenn  er  sagt:  „Es  kann  heute  nicht  mehr 
als  schliefslicher  Zweck  angesehen  werden,  preufsische  oder  württem- 
bergische Literatur  zu  sammeln,  sondern  eine  allgemeine  deutsche 
Angelegenheit  steht  hier  in  Frage.  .  .  .  Würde  das  Reich  seine  Zu- 
ständigkeit  in   Anspruch   nehmen,    so    würde    endlich   die   einheitliche 


von  Karl  Esselborn  265 

Regelung  kommen,  die  vielen  Unklarheiten  (Konkurrenz  zwischen 
Staaten,  besonders  bei  verschiedenen  Bestimmungen  über  die  Person 
des  Verpflichteten)  und  Unzulänglichkeiten  (Gebiete  ohne  Pflicht- 
exemplare) ein  Ende  machen  würde."  Trotz  der  hier  angeführten 
Vorteile,  die  eine  einheitliche  Regelung  des  Rechtes  der  Pflichtexemplare 
haben  würde,  scheint  doch  der  empfohlene  Weg  der  Reichsgesetz- 
gebung nicht  der  richtige  zu  sein,  sondern  der  einer  grundsätzlich 
übereinstimmenden  Gesetzgebung  der  Einzelstaaten.  Die  von 
Pfeiffer  mit  Recht  geforderte  „Lückenlosigkeit  der  Aufbewahrung" 
setzt  im  Gegenteil  partikularistisches  und  lokales  Interesse 
sowie  möglichste  Dezentralisation  voraus.  Pfeiffer  gerät  hier 
gewisser mafsen  mit  sich  selbst  in  Widerspruch;  denn  seine  Ausführungen 
über  die  Lückenlosigkeit  der  Aufbewahrung  gipfeln  darin,  dafs  er  in 
dem  Denkmalschutz  einen  Heimatschutz  erblickt.  Hören  wir  ihn 
selbst:  „Die  Sammlungspflicht  legt  dem  Staate  —  dessen  Pflicht  zur 
Aufbewahrung  Pfeiffer  mit  Recht  als  das  Primäre  gegenüber  der  Ab- 
lieferungspflicht des  Einzelnen  ansieht  —  die  Notwendigkeit  auf, 
zuerst  die  gesetzlichen  Bedingungen  für  die  Lückenlosigkeit  der  Auf- 
bewahrung zu  schaffen.  Es  wird  als  eine  schwere  Schädigung  des 
Grundgedankens  der  ganzen  Einrichtung  empfunden,  dafs  territoriale, 
ja  provinzielle  Ausnahmen  gelten,  die  ihren  Grund  nicht  etwa  in 
ethnischer  oder  geographischer  Sonderart  haben,  sondern  in  der  Zu- 
fälligkeit politischer  Entwicklung.  Die  Forderung  der  Lückenlosigkeit 
erheischt  auch  die  Erweiterung  des  Kreises  der  Verpflichteten  und 
der  Gegenstände  der  Verpflichtung.  Nicht  nur  Prefserzeugnisse  privater 
Herkunft,  auch  die  amtlichen  Drucksachen  im  weitesten  Sinne  sind 
zu  sammeln.  Die  Drucksachen  der  Reichs-,  Staats-  und  Gemeinde- 
behörden, der  Parlamente  und  aller  Körperschaften  und  Anstalten  des 
öffentlichen  Rechts  sind  als  Quellenmaterial  von  bedeutendem  Wert  .  .  . 
Zugleich  bedarf  es  einer  Erweiterung  des  sachlichen  Geltungsgebietes 
der  Vorschriften.  In  noch  gröfserer  Vollständigkeit  als  bisher  soll 
gerade  das  gesammelt  werden,  was  gar  keinen  Verkaufswert  hat  — 
zu  schweigen  von  einem  Ladenpreis  —  als  Plakate,  Flugschriften, 
Prospekte,  Fabrikordnungen,  Gesellschaftsstatuten,  Theater-  und  Konzert- 
programme, Wahlaufrufe.  Es  mufs  eine  völlige  Loslösung  von  dem 
zu  engen  Begriffe  Literaturdenkmal,  der  immer  noch  nachwirkt,  erstrebt 
werden.  Heimatsch utz  in  seiner  Besonderheit  als  Denkmalpflege 
für  die  Bedürfnisse  aller  Wissenschaften  sei  der  treibende  Gedanke." 
Dieser  Heimatschutz  kann  aber  wirksam  nur  durch  Behörden  mit 
einem  verhältnismäfsig  kleinen  örtlichen  Zuständigkeitsgebiet  ausgeübt 
werden.  Eine  Reichs-  oder  eine  sonstige  Zentralbibliothek  müfste  die 
Hilfe  einzelstaatlicher  Behörden,  also  hier  in  erster  Linie  der  Biblio- 
theken und  Museen,  in  einem  so  weitgehenden  Mafse  in  Anspruch 
nehmen,  dafs  ein  Reichsgesetz,  das  diese  vorschreiben  wollte,  kaum 
Aussicht  auf  Zustandekommen  hätte,  und  aul'serdem  würde  ein  ohne 
Zweifel  sonderbarer  Zustand  geschaffen,  wenn  die  Landesliteratur,  die 
erfahrungsgemäfs  am  meisten  in  dem  betreffenden  Lande  selbst  benutzt 


266  Ein  Wort  zur  Pflichtexeinplarfrage 

und  gesucht  wird,  von  einheimischen  Behörden  gesammelt  und  einer 
vielleicht  weit  entfernten  Zentrale  zugeführt  werden  müfste.  Das 
wirksamste  Mittel,  den  durch  die  Sammlung  der  Pflichtexemplare 
erstrebten  Denkmalschutz  auf  literarischem  Gebiet  in  vollständiger, 
einheitlicher  und  zugleich  einfacher  Weise  zu  verwirklichen,  ist,  wie 
bereits  erwähnt,  einzig  und  allein  eine  in  ihren  Grundsätzen  überein- 
stimmende Landesgesetzgebung  sämtlicher  deutscher  Staaten,  wodurch 
die  deutschen  Landesbibliotheken  in  den  Stand  gesetzt  würden,  an 
einem  einheitlichen  Ziele  gemeinsam  zu  arbeiten.  Auch  hier  heifst 
die  Losung:  Arbeitsteilung.  Nur  so  wird  die  möglichst  grofse 
Vollständigkeit  erreicht.  Die  örtlich  getrennte  Aufbewahrung  der 
nach  einheitlichen  Gesichtspunkten  gesammelten  Literatur-  und  Druck- 
werke hat  keinen  Nachteil.  Denn  für  die  wissenschaftliche  Benützung 
ist  es  ja  gleichgültig,  ob  sämtliche  Druckwerke  an  einem  Ort  ver- 
einigt sind,  oder  ob  man  bei  jedem  Werk,  dessen  Erscheinungsort 
bekannt  ist,  von  vornherein  weifs,  wo  es  zu  finden  ist.  Wo  aber  der 
Erscheinungsort  unbekannt  ist,  da  läfst  sich  durch  das  Auskunftsbureau 
der  deutschen  Bibliotheken  leicht  feststellen ,  in  welcher  Biblio- 
thek es  zu  finden  ist.  Endlich  spricht  gegen  die  Zentralisierung  noch 
die  ungeheuerliche  Ausdehnung,  die  eine  Bibliothek  annehmen  müfste, 
die  neben  dem  ganzen  deutschen  Buch-  und  Zeitschriftenverlag  all- 
jährlich ein  vollständiges  Exemplar  jeder  innerhalb  der  Grenzen  des 
deutschen  Reiches  erscheinenden  Zeitung  aufzunehmen  hätte  (vgl.  auch 
meinen  Aufsatz  über  die  Abgabe  von  Pflichtexemplaren  an  eine 
deutsche  Zentralbibliothek,  Frankfurter  Zeitung,  1909,  Nr  107  vom 
18.  April,  Literaturblatt). 

Bei  einer  Neuregelung  der  Pflichtexemplargesetzgebung  empfiehlt 
Pfeiffer,  der  mit  Recht  in  der  Einführung  einer  Verbindung  der  Pflicht- 
exemplare mit  dem  Urheberrecht  „für  deutsche  Verhältnisse  ein  Zer- 
reifsen  der  bisherigen  Entwicklung  und  Rückkehr  zu  einer  lange 
gewesenen  Zeit"  erblickt,  die  Abgabe  gegen  Entgelt  auf  Grund 
einer  der  Besonderheit  des  Zwecks  entsprechenden  Enteignung.  Diese 
Enteignung  erscheint  ihm  „zunächst  für  den  immer  gröfser  werdenden 
Teil  der  Druckschriften  gerechtfertigt,  der  gar  keinen  Ladenpreis  hat 
und  durch  den  Buchhandel  nicht  oder  schwer  zu  erlangen  ist.  Denn 
hier  ist  der  Zwang  die  Bedingung  sicherer  Erhaltung  für  die  Zukunft, 
und  damit  ist  die  Rechtsbasis  der  Enteignung  gegeben.  Doch  auch 
für  jenen  Teil  der  Drucke,  der  durch  den  Buchhandel  zu  beziehen 
ist,  bleibt,  besonders  bei  geringer  Auflage,  eine  Abgabepflicht  not- 
wendig, um  den  sicheren  Eingang  in  die  Sammelbestände  des  Staates 
zu  gewährleisten".  Die  Entschädigung  soll  nach  Pfeiffer  nur  auf 
Antrag  erfolgen  und  soll  bei  Werken  ohne  festen  Ladenpreis  den  Her- 
stellungskosten eines  Exemplars  gleichkommen.  Ob  die  ganze  Erstattung 
des  Ladenpreises,  wenn  man  sich  überhaupt  auf  den  Standpunkt  der 
Abgabe  gegen  Entschädigung  stellt,  richtig  ist,  kann  bezweifelt  werden. 
Die  Abgabe  trifft  den  Verleger,  der  in  der  Regel  seine  Verlagswerke 
zu  dem  Buchhändlerpreise  im  Wege  des  Buchhandels  an  die  Sortimenter 


von  Karl  Esselborn  267 

abgibt  und  hiernach  den  Preis  des  Buches  berechnet  hat.  Dieser 
würde  also  bei  diesem  Entschädigungsmodus  an  einem  als  Pflicht- 
exemplar gelieferten  Exemplar  eines  Verlagswerkes  mehr  verdienen 
als  an  einem  im  Wege  des  Buchhandels  verkauften,  zumal  er  berechtigt 
ist,  die  Pflichtexemplare  aus  der  Zahl  der  über  die  Auflage  gedruckten 
Freiexemplare  zu  nehmen,  für  die  der  Verfasser  kein  Honorar  erhält. 
Da  wäre  es  denn  doch  richtiger  und  gerechter,  den  Buchhändlerpreis 
bei  der  Entschädigung  zugrunde  zu  legen,  und  bei  Werken,  die  einen 
ermäfsigten  Subskriptionspreis  haben,  müfste  dieser  natürlich  in  Betracht 
kommen,  da  der  Verleger  bei  dem  Pflichtexemplar  von  vornherein  auf 
dessen  Absatz  rechnen  kann.  Bei  solchen  Druckschriften  endlich,  die 
keinen  festen  Ladenpreis  haben,  weil  sie  ohne  Rücksicht  auf  ihren 
buchhändlerischen  Ertrag  hergestellt  worden  sind,  könnte  sich  billiger- 
weise die  Entschädigung  nur  auf  die  im  allgemeinen  sehr  geringen 
Herstellungskosten  eines  über  die  Auflage  gedruckten  Exemplars 
belaufen;  denn  nur  in  so  weit  verursacht  die  Ablieferung  dem  dazu 
Verpflichteten  wirkliche  Mehrkosten. 

Mit  Recht  fordert  Pfeiffer,  dafs  die  Vorschriften  über  die  Ablieferung 
der  Pflichtexemplare  leges  perfectae  seien,  also  neben  der  Verpflichtung 
zur  nachträglichen  Lieferung  bezw.  zum  Ersätze  der  Kosten  einer 
anderweiten  Beschaffung  aucli  die  Verhängung  von  (Geld)strafen 
wenigstens  zulassen.  Ebenso  hält  er  mit  Recht  an  dem  Dogma  der 
Lückenlosigkeit  der  Sammlung  als  einem  Bedürfnis  der  Wissenschaft 
fest.  Dagegen  stellt  er  die  ideale  Forderung  einer  Auslese:  „An  ihr 
(der  Wissenschaft)  wird  es  liegen,  den  heute  herrschenden  reinen 
historischen  Wissenschaftsbegriff,  der  allerdings  ein  erhebliches  Interesse 
an  der  buchstäblichen  Vollständigkeit  hat,  durch  den  naturwissen- 
schaftlich-historischen zu  ersetzen.  Denn  die  Geschichte  hat  ihren 
Platz  nicht  über,  sondern  neben  den  übrigen  Hilfswissenschaften.  Nicht 
jedes  beliebige  Wirkliche  ist  eine  Tatsache  für  die  Wissenschaft,  sondern 
nur  das,  woraus  sie  etwas  lernen  kann  (Windelband).  Eine  Auslese 
ist  also  nötig.  Die  künftige  Wissenschaft  wird  die  Wirklichkeit  auf 
Werte  beziehen;  sie  wird  die  Tatsachen  der  Wirklichkeit  in  ihrer 
Einmaligkeit  und  nie  wiederkehrenden  Einzigartigkeit  zu  begreifen 
suchen,  aber  nur  um  dadurch  den  funktionellen,  den  Zweckzusammen- 
hang herzustellen.  Eine,  wenn  auch  noch  so  eingehende  Wissenschaft 
vom  einzelnen  allein  besitzt  keinen  Erkenntniswert.  .  .  .  Vollständigkeit 
ist  also  nicht  vonnöten;  nicht  die  jeweilige  Form,  die  vom  Historiker 
so  begehrte  erste  Ausprägung  eines  Gedankens  wird  für  diese  Wissen- 
schaft von  Bedeutung  sein,  sondern  das  Typische:  sein  Inhalt.  Im 
Gegensatz  zum  Urheberrecht,  das  einen  Gedanken  in  der  ihn  ein- 
kleidenden Form  schützt,  wäre  hier  das  stofflich  Neue  zu  berück- 
sichtigen." Diesem  Postulate  gegenüber  verschliefst  sich  Pfeiffer 
allerdings  nicht  der  Einsicht,  dafs  es  von  der  heutigen  Wissenschaft 
etwas  Unmögliches  fordern  hiefse,  wollte  man  schon  jetzt  die  Grundsätze 
einer  Auslese  verlangen.  Da  „die  formale  Eigenschaft  des  Wichtigen" 
noch    nicht    erforscht   sei,    müsse    die  Ausmerzung    des  Unwesentlichen 


268  Vierzehnte  Bibliotkekarversammlung 

noch  der  natürlichen  Auslese  durch  Zeitablauf  überlassen  bleiben. 
Diese  Einsicht  möchten  sich  alle  mafsgebenden  Instanzen  vor  Augen 
halten.  Die  Lösung  der  Frage,  was  wichtig  und  was  unwichtig  ist, 
wird  in  einer  für  alle  Zeiten  mafsgebenden  und  richtigen  Form  stets 
der  Wissenschaft  versagt  bleiben  und  jede  Formel,  die  eine  solche 
Allgemeingültigkeit  für  sich  in  Anspruch  nehmen  zu  können  vorgibt, 
einmal  an  der  Mannigfaltigkeit  der  wechselnden  Erscheinung  zu 
Schanden  werden. 

Darmstadt.  Karl  Esselborn. 


Die  1-t.  Bibliothekar  Versammlung  in  Mainz  am  15.— IG.  Mai. 

Vorbericht. 

Durch  die  Verschiebung  der  für  1913  in  Aussicht  genommenen 
Leipziger  Tagung  auf  das  Ausstellungsjahr  1914  war  eine  Lücke  ent- 
standen. Es  hat  sich  sehr  glücklich  gefügt,  dafs  dafür  Mainz  ein- 
getreten ist,  die  Gutenberg-Stadt,  die  schon  als  solche  für  den  Biblio- 
thekar eine  besondere  Anziehungskraft  besitzt,  und  die  zusammen  mit 
den  benachbarten  Städten  Frankfurt,  Wiesbaden  und  Darmstadt  einen 
westdeutschen  Bibliotheks- Mittelpunkt  bildet.  Kein  Wunder,  dafs  die 
Versammlung  eine  Teilnehmerzahl  erreichte,  die,  abgesehen  natürlich 
von  den  besonderen  Verhältnissen  der  Berliner  und  der  Münchener 
Tagung,  wieder  einen  Fortschritt  gegen  früher  darstellt.  Die  zweite 
Liste  schlofs  mit  125  Namen  und  es  tut  der  Bedeutung  dieser  Zahl 
keinen  Eintrag,  dafs  fast  ein  Viertel  davon  (29)  auf  Mainz  und  die 
genannten  Nachbarstädte  entfallen.  Begreiflicherweise  war  auch  das 
Rheinland  verhältnismäfsig  zahlreich  (mit  16  Namen)  vertreten.  Grofs- 
Berlin  hatte  22  gesandt,  München  6.  Südwestdeutschland  war,  dank 
wohl  dem  anderen  Wind,  der  jetzt  in  Freiburg  weht,  etwas  stärker 
vertreten  als  sonst  (9),  aber  die  Teilnahme  von  dort  läfst  immer  noch 
zu  wünschen  übrig.  Sehr  anzuerkennen  ist,  dafs  von  der  entgegen- 
gesetzten Ecke  des  Reichs,  aus  Ost-  und  Westpreufsen,  drei  Teilnehmer 
da  waren.  Von  ausländischen  Fachgenossen  durfte  man  vier  Oester- 
reicher  und  einen  Schweden  begrüfsen. 

Es  hatte  wohl  mancher  gemeint,  dafs  die  Verhandlungsgegenstände, 
wie  sie  auf  dem  Programm  standen,  etwas  mager  seien  und  nicht  hin- 
reichen würden  genügendes  Interesse  zu  wecken.  Man  konnte  dem  von 
vornherein  entgegenhalten,  dafs  es  nur  erfreulich  ist,  wenn  die  historische 
Arbeit  am  Bibliotheks-  und  Buchwesen,  die  im  täglichen  Bibliotheks- 
leben vom  praktisch -technischen  Betriebe  so  sehr  in  den  Hintergrund 
gedrängt  wird,  wenigstens  auf  den  Versammlungen  als  gleichberechtigt 
auftreten  darf  und  wenn  die  Arbeiter  auf  diesem  Gebiete  in  der  Lage 
sind,  ihre  Ergebnisse  und  Methoden  den  Fachgenossen  lebendiger  mit- 
zuteilen, als  es  im  Druck  möglich  ist.  Die  Erfahrung  hat  denn  auch 
gezeigt,  dafs  die  beiden  historischen  Vorträge,  Dinse's  Ausführungen 
über    die   ptolemäischen  Weltkarten    und  Zedier 's  Vortrag   über  den 


Vierzehnte  Bibliothekarversammlung  269 

Stand  und  die  Ziele  der  Gntenbergforschung  mit  gröfster  Aufmerksamkeit 
und  reichem  Gewinn  gehört  und  mit  lebhaftem  Beifall  belohnt  worden 
sind.  Des  Fachlichen  im  engern  Sinne  blieb  immer  noch  genug:  die 
im  Vordergrund  des  Interesses  stehende  „Deutsche  Bücherei",  über  die 
Paalzow  Licht  und  Schatten  gerecht  zu  verteilen  suchte;  Kohfeldts 
Vortrag  über  die  „Einbandmakulatur",  der  die  Notwendigkeit  syste- 
matischer Arbeit  auf  diesem  Gebiete  eindringlich  darlegte,  ferner  die 
Berichte  der  Kommission  für  Verwaltungspraxis  und  besonders  der 
„Lederkommission",  endlich  eine  Anzahl  Anregungen  aus  der  Ver- 
sammlung. Zu  diesem  Teil  des  Programms  gehörte  auch  die  Besichtigung 
des  schmucken  und  praktischen  Neubaus  der  Stadtbibliothek  und  des 
Gutenberg-Museums,  die  am  Freitag  nachmittag  unter  der  freundlichen 
Führung  des  Direktors  Professor  Binz  und  der  anderen  Mainzer 
Kollegen  stattfand.  Im  Gutenberg  -  Museum  hatte  insbesondere  Dr. 
Tronnier  noch  zuletzt  Tag  und  Nacht  gearbeitet,  um  die  Sammlung 
fertig  vorführen  zu  können.  Sie  zerfällt  in  zwei  Teile,  der  eine  dem 
alten,  der  andere  dem  modernen  Buchdruck  gewidmet.  Jener  enthält 
schon  jetzt  eine  fast  vollständige  Sammlung  des  Materials,  natürlich 
zu  einem  erheblichen  Teil  in  Nachbildungen,  über  Gutenbergs  Person 
und  Werk  und  den  ältesten  Buchdruck  überhaupt,  sodann  eine  gute 
Uebersicht  über  seine  Ausbreitung.  In  der  Stadtbibliothek  fand  neben 
der  Anordnung  und  Ausstattung  der  Räume  namentlich  das  neue 
Lipman- System  Beachtung,  welches  das  Herausnehmen  des  ganzen 
Legebodens  mit  den  Wangen  gestattet,  ohne  Zweifel  eine  sinnreiche 
Konstruktion,  aber  anscheinend  nicht  ganz  leicht  zu  behandeln.  Das 
Zentralblatt  hofft  bei  der  Veröffentlichung  der  Verhandlungen  auch 
auf  die  Stadtbibliothek  näher  eingehen  zu  können.  Die  Panzer-Aktien- 
gesellschaft hatte  ein  Modell  ihres  neuen  Gestellsystems  zur  Besichtigung 
ausgestellt. 

Am  Nachmittag  vorher  hatten  sich  der  Direktor  des  Römisch- 
germanischen National -Museums  Prof.  Schumacher  und  der  der 
städtischen  Gemäldegalerie  Prof.  Neeb  freundlichst  zur  Führung  durch 
ihre  Sammlungen  erboten;  unter  des  letzteren  Leitung  schlofs  sich 
daran  ein  Gang  durch  den  Dom  und  die  interessanten  Strafsen,  Höfe 
und  Winkel  der  Stadt.  Den  beiden  Herren  sei  auch  an  dieser  Stelle 
für  die  lehr-  und  genufsreicheu  Stunden  wärmstens  gedankt.  Sie 
werden  es  nicht  als  Undank  empfunden  haben,  wenn  ein  Teil  der 
Versammlung  mehr  dem  Fachinteresse  folgte  und  nach  Wiesbaden 
hinüberfuhr,  um  die  fast  fertige  und  demnächst  zu  beziehende  neue 
Landesbibliothek  zu  besichtigen,  deren  Besuch  leider  nicht  in  das 
Programm  aufgenommen  war.  Da  eine  rechtzeitige  Rückkehr  zum 
Rundgang  durch  Mainz  doch  nicht  mehr  möglich  war,  durften  sich 
diese  Programmbrecher  noch  eines  Spazierganges  durch  die  frühlings- 
frischen Buchenwälder  des  Neroberges  erfreuen. 

Im  übrigen  verlief  der  gesellige  Teil  der  Versammlung,  von  dem 
Orts-Koraitee  sorgfältig  vorbereitet,  in  der  üblichen  Weise,  teils  in  der 
schönen  Stadthalle  am  Rhein,  das  Festmahl  im  Kasino  Hof  zum  Guten- 


270  Literatarberichte  und  Anzeigen 

berg,  das  seine  Räume  auch  für  die  Verhandlungen  zur  Verfügung 
gestellt  hatte.  Am  Festmahle  nahmen  etwa  60  Personen  teil;  unter 
den  Tischreden  sei  ein  schwungvoller  poetischer  Toast  des  Bibliothekars 
Hof  rat  Börckel  hervorgehoben.  Für  die  Rheinfahrt  nach  Bacharach 
am  Sonnabend  mit  anschliefsendem  Spaziergang  nach  Steeg  blieb  nur 
noch  ein  kleines  Häuflein  Teilnehmer  übrig,  auch  der  Berichterstatter 
mufste  nach  anderer  Richtung  abreisen.  Glücklicherweise  hörte  der 
Regen,  der  am  Sonnabend  morgen  das  bisherige  tadellose  Wetter 
abgelöst  hatte  und  der  die  Rheinfahrt  begleitete,  bei  der  Landung  auf, 
sodafs  die  Teilnehmer  noch  eine  genufsreiche  Wanderung  hatten.  Der 
nafs  begonnene  Ausflug  hat  denn  in  den  Tiefen  einer  gastfreien  Wein- 
kellerei einen  feucht-fröhlichen  Abschlufs  gefunden. 


Literatlirberichte  und  Anzeigen. 

Nene  Arbeiten  zur  Inkunabelkunde. 
Catalogns  der  incunabelen  van  de  bibliotheek  der  Eijksuniversiteit  te  Groningen 

door  Dr.  A.  G.  Roos,   bibliuthecaris   der  Universiteit.    Te  Groningen  bij 

J.B  Wolters,  1912.     8°.     2  Bl.,  104  S. 
Katalog  der  Inkunabeln  des  Moskauer  öffentlichen  und  Runiianzow- Museums. 

Lieferung  I.    Die   Inkunabeln  des  „Rumianzowsky  Museum"  verzeichnet 

von   N.  P.  Kisselew.      Moskau   1912.      (Auch    mit    russischem    Titel.) 

XXIII,  54  S.,  1  Bl.    S°. 
Catalogus    librorum   saec.  xv.   impressorum,   qui   in   bibliötheca   universitatis 

Leopoliensis   asservantur.     Edidit   Dr.   Eugenius   Barwinski.     Katalog 

inkunabulöw    biblioteki    uniwersyteckiej    we    Lwowie.      Opracowal    Dr. 

Eugeniusz   Barwinski.     We    Lwowie:    W.  A.  Szyjkowski    1912.      gr.  4°. 

VIII,  25  S  ,  2  Tat". 
Aus   der   ersten  Zeit   des  Wiener  Buchdrucks   (14S2  — 14S5)  von  Dr.  Ignaz 

Schwarz.  Wien  191:5.  (Separatabdruck  aus  Langer-Dolch,  Oestereichische 

Bibliographie  I.) 
Seltenheiten  aus  süddeutschen  Bibliotheken  in  getreuen  Nachbildungen  heraus- 
gegeben unter  Leitung  von  Ernst  Freys,  Otto  Glauning  und  Erich  Petzet. 

Band  2:    Gedruckte   Schützenbriefe   des    15.  Jahrhunderts  ...  hrsg.   von 

Ernst   Freys.     München:    C.   Kuhn    1912.     gr.  2°.     2  Bl.,    17  S.,    1  Bl. 

35  Taf. 

Einen  gut  gearbeiteten  und  auch  äufserlich  vortrefflich  ausgestatteten 
Katalog  der  Inkunabeln  der  Groninger  Universitätsbibliothek  verdanken  wir 
dem  Universitätsbibliothekar  Dr.  Roos.  In  einer  interessanten  Einleitung  bat 
der  Verfasser  mit  liebevoller  Sorgfalt  alles  zusammengetragen,  was  sich  auf 
den  Ursprung  und  die  Geschichte  seiner  kleinen,  nur  193  Nummern  umfassenden 
Sammlung  bezieht.  Sie  stammt,  wie  aus  den  Einträgen  der  ersten  Besitzer 
und  den  charakteristischen  Einbänden  und  Stempeln  hervorgeht,  zum  gröfsten 
Teil  aus  der  S.  Martinikirche  und  Klöstern  der  Stadt  und  Umgegend  von 
Groningen,  von  wo  sie  der  Senat  der  im  Jahre  1014  gegründeten  Universität 
im  Jahre  1022  für  die  Universitätsbibliothek  erbat  und  kurz  darauf  auch 
erhielt.  Dieselbe  Sorgfalt  ist  dem  eigentlichen  Katalog  der  nach  dem  Alphabet 
der  Autoren  geordneten  Inkunabeln  gewidmet.  Der  Verfasser  hat  sich  nicht 
damit  begnügt,  die  kurzen  Titel  mit  den  üblichen  Literatnraugaben  zu  bieten, 
sondern  auch  die  Typen,  Initialen  und  Rubriken  angegeben  sowie  die  Pro- 
venienz und  Art  des  Einbandes  verzeichnet.  Ein  kurzes  Register  der  Drucke 
nach  Druckorten  und  Druckern  und  ein  ausführliches  Provenienzverzeichnis 
bilden  den  Schlufs. 


Literaturberichte  and  Anzeigen  271 

In  Nr  36  hat  Roos  die  Hypothese  Schottenlohers,  dafs  der  „Drucker  des 
Lindelbach"  in  Heidelberg  „Ulrich  GeyswiDz"  geheifsen  habe,  aDgenommen, 
meiner  Ansicht  nach  nicht  mit  Recht.  In  Schottenlohers  Ausführungen 
(Zbl.  f.  B\v.  1912  S.  UGff.)  vermisse  ich  den  Nachweis,  dafs  die  Typen  des 
Vinetus  1.  nicht  übereinstimmen  mit  denen  Ludwigs  von  Renchen  und 
2.  dafs  sie  vielmehr  diejenigen  des  Lindelbach-Druckers  sind.  Ich  beschränke 
mich  hier  auf  die  Bemerkung,  dafs  die  Type  des  Vinetus  durchaus  nicht  mit 
der  in  Lindelbachs  Praecepta  latinitatis  gebrauchten  identisch  ist.  —  Der  auf 
Taf.  250  der  GfT.  nachgebildete  Druck  des  Hugo  de  Prato  Florido,  Heidel- 
berg 1485,  ist  von  Proctor  sicher  mit  Unrecht  dem  Drucker  des  Lindelbach 
zugewiesen  worden,  das  beigegebene  Alphabet  ist  für  unsere  Frage  also  nicht 
entscheidend.  Ich  werde  das  Alphabet  nach  dem  allein  mafsgebenden  Drucke, 
L'ndelbachs  praecepta  latinitatis,  neu  gezeichnet  auf  einer  Tafel  der  GfT. 
bringen,  vorläufig  verweise  ich  auf  die  demnächst  erscheinenden  Druckproben 
in  Burgers  Monumenta  Taf.  238.  —  Wenn  Geyswinz  die  Ausgabe  des  Vinetus 
als  Drnckvorlage  für  einen  von  ihm  geplanten  Neudruck  benutzen  wollte  und 
zu  diesem  Zwecke  sein  Impressum  hinzufügte,  so  beweist  dies  meines  Er- 
achtens  garnichts  für  den  Ursprung  der  Vorlage,  dies  Impressum  würde 
sogar  unter  einer  handschriftlichen  Vorlage  berechtigt  sein.  Ich  bin  vielmehr 
geneigt,  —  mehr  darf  man  noch  nicht  sagen  —  die  dem  Lindelbach-Drucker 
zugewiesenen  Druckwerke  dem  Heinrich  Knoblochtzer  zuzuschreiben,  dessen 
bisher  noch  nicht  erforschte  Tätigkeit,  die  zwischen  seinem  letzten  Strafs- 
burger  und  ersten  Heidelberger  Druck  liegt,  gerade  die  Zeit  der  Presse  des 
Lindelbach-Druckers  ausfüllt.  Jedenfalls  kann  ich  für  diese  Vermutung 
darauf  aufmerksam  machen,  dafs  die  bei  Schorbach  &  Spirgatis  Taf.  73  ab- 
gebildete Initiale  S  auch  in  der  von  Proctor  dem  Lindelbach-Drucker  zu- 
gewiesenen Mensa  philosophica,  Heidelberg  1489,  vorkommt  (vgl.  Monumenta 
Taf.  238). 

Der  unbestimmt  gelassene  Sallust  (Nr  161  =  Berlin  4655  =  Hain*  14229) 
ist  vielleicht  ein  Erzeugnis  des  Venezianer  Druckers  Simon  Bevilaqua.  Der 
auf  dem  Titel  gebrauchte  Holzschnitt  (Schreibstube  mit  fünf  Personen  und 
drei  Porträtköpfen)  ist  identisch  mit  dem  Titelbild,  das  wir  z.  B.  in  dem 
Terenz  finden,  der  am  14.  Nov.  1495  von  diesem  Drucker  vollendet  wurde 
=  Hain  *  15420.  Die  Typen  sind  allerdings  verschieden  und  bisher  bei  Simon 
Bevilaqua  nicht  belegt. 

Es  ist  sehr  erfreulich,  dafs  sich  jetzt  auch  im  östlichen  Europa,  von 
dessen  Iukunabelbesitz  wir  bisher  nur  eine  äufserst  dürftige  und  lückenhafte 
Kenntnis  besafseu,  Gelehrte  gefunden  haben,  welche  aus  Interesse  für  die 
Sache  es  sich  haben  angelegen  sein  lassen,  die  Schätze  der  ihrer  Obhut  an- 
vertrauten liibliotheken  durch  gedruckte  Kataloge  bekannt  zu  machen  und 
damit  ihr  Scherflein  zum  Gelingen  des  Gesamtkatalogs  der  Wiegendrucke 
beizutragen. 

Von  dem  durch  Herrn  N.  P.  Kisselew  bearbeiteten  Katalog  des  Rumiauzow- 
Museums  in  Moskau  liegt  jetzt  die  erste  der  vier  in  Aussicht  genommenen 
Lieferungen  vor.  Sie  enthält  die  etwas  über  100  Nummern  umfassende 
Sammlung  von  Drucken,  welche  der  Begründer  des  Museums  persönlich 
zusammengebracht  hatte  und  dann  die  seit  dessen  Tode  bis  zum  Jahre  1851 
von  der  Direktion  der  Anstalt  dazuerworbenen  Stücke.  In  der  zweiten 
Lieferung  sollen  die  von  A.  S.  Norow  im  J.  1863  geschenkten  Inkunabeln  — 
etwa  100  Drucke  —  beschrieben  werden  und  im  dritten  Hefte  alle  noch 
übrigen  Bestände,  früher  im  Besitz  des  Grafen  Wielhorsky,  J.  J.  Lukaszewicz 
u.  a.,  ihren  Platz  finden.  Ein  besonderes  Interesse  wird  die  vierte  Lieferung 
in  Anspruch  nehmen  dürfen,  für  die  eine  neue,  genaue  Beschreibung  der 
kostbaren  Sammlung  von  altslawischen  in  cyrillischen  Typen  gedruckten 
Kirchenbüchern  versprochen  wird. 

Der  Herr  Verfasser  konnte  die  Sammlung  d.  h.  Zusammenstelluni;-  der 
seit  der  Ueberführung  der  Bibliothek  aus  Petersburg  nach  Moskau  zerstreut 
aufgestellten  Inkunabeln  auf  Grund  eines  handschriftlichen,  von  dem  Biblio- 
thekar K.J.Kästner  i.  J.  1851    mit  unzureichenden   Hilfsmitteln  bearbeiteten 


272  Literaturberichte  und  Anzeigen 

und  deshalb  jetzt  nicht  mehr  genügenden  Kataloges  ausführen.  Als  Inku- 
nabelu  werden  alle  bis  zum  Jahre  1525  erschienenen  Drucke  betrachtet. 

Nach  einer  zweisprachigen  (deutsch  und  russisch)  Einleitung  gibt  der 
Verfasser  I  in  alphabetischer  Reihenfolge  ein  kurzes  Verzeichnis  der  Inkunabel- 
titel mit  Literaturnachweisen,  II  in  meist  chronologischer  Anordnung  die  Titel 
der   Drucke    des   XVI.  Jahrhunderts,    III   ein  Verzeichnis   der   Drucke   des 

XV.  Jahrhunderts  nach  Druckorten  und  Druckern,  IV  Verzeichnis  der  Hain- 
nnd  Copinger-Nummern,  V  Illustrationen  des  XV.  Jahrhunderts  nach  Schreibers 
Manuel  und  VI  ein  Verzeichnis  der  Sammelbände  mit  ihrem  Inhalt.  Da  fast 
sämtliche  Drucke  schon  bestimmt  nnd  ausreichend  beschrieben  sind,  hat  der  Herr 
Verfasser  sich  mit  Recht  auf  Angabe  der  üblichen  kurzen  Titel  beschränkt. 
Zweifelhaft,  wie  der  Verfasser  schon  selbst  richtig  erkannt  hat,  ist  die  Be- 
stimmung von  Nr  42,  unrichtig  ist  Nr  XXVI  (auf  S.  30)  unter  die  Drucke  des 

XVI.  Jahrhunderts  geraten.  Das  dort  beschriebene  Werk  ist  ein  Fragment 
des  von  den  Brüdern  vom  gemeinsamen  Leben  in  Marienthal  c.  1475  gedruckten 
Breviarium  Trevirense. 

Als  ersten  Teil  der  in  den  Lemberger  Bibliotheken  noch  vorhandenen 
Wiegendrucke  veröffentlicht  Eug.  Barwinski  ein  sorgfältiges  Verzeichnis  der 
Inkunabeln,  die  sich  im  Besitze  der  Universitätsbibliothek  befinden,  weitere 
Inventare  aus  den  Klöstern  der  Dominikaner,  Karmeliter  und  anderen  kleineren 
Sammlungen  sollen  folgen.  In  der  Einleitung  gibt  der  Verfasser  ein  leider 
nicht  sehr  erfreuliches  Bild  aus  der  Geschichte  der  Bibliothek.  Bei  ihrer 
Begründung  durch  Kaiser  Joseph  II.  wurden  ihr  aus  zahlreichen  (147)  Kloster- 
bibliotheken als  Grundstock  wertvolle  Schätze  zugeführt,  die  aber  durch  die 
Verständnislosigkeit  ihrer  Hüter  bald  darauf  als  anscheinend  nutzlose  Bücher 
zum  grofsen  Teile  wieder  verschleudert  wurden,  so  dafs  sich  Ende  17S7  nur 
noch  541  Inkunabeln  vorfanden,  deren  Zahl  sich  bis  zum  Jahre  1847  auf  89!) 
wieder  hob.  Ein  schwerer  Schlag  traf  die  Sammlung  im  Jahre  1S4S  durch 
den  grofsen  Brand,  aus  dem  nur  205  Drucke  gerettet  werden  konnten,  so 
dafs  die  Bibliothek  heute  mit  einem  kleinen  Zuwachs  von  9  Nummern  214  In- 
kunabeln besitzt.  Von  ihnen  gibt  der  Verfasser  auf  den  folgenden  Blättern 
ein  alphabetisch  geordnetes  Verzeichnis,  kurze  Titel  mit  Literaturnachweisen 
und  Provenienz  vermerken,  gelegentlich  auch  ausführlichere  Beschreibungen, 
wo  solche  in  den  vorhandenen  Bibliographien  noch  nicht  vorliegen.  Es  folgt 
ein  Verzeichnis  der  Drucke  nach  Druckorten  und  Druckern,  der  Hain-  und 
Copinger-Nummern  sowie  der  Vorbesitzer. 

Seit  dem  Erscheinen  von  Seemillers  Katalog  der  Ingolstädter  Inkunabeln 
(1792)  galt  als  ältester  Drucker  der  Kaiserstadt  Wien  ein  gewisser  Johann  Cassis. 
In  einem  sehr  hübschen  Exkurs,  den  Ignaz  Schwarz  zu  Langer- Dolchs 
Oesterreichischer  Bibliographie  beigesteuert  hat,  weist  er  nach,  dafs  diese 
Annahme  allein  auf  einer  mifsverstandenen  Notiz  in  Beruh.  Pergers  Grammatica 
nova  beruht  (Johaunis  Cassis  civis  Viennensis  cui  presens  opusculum  ad  iin- 
primendum  traditum  est)  und  sich  nur  dadurch  hat  festsetzen  können,  dafs 
bisher  alle  Bibliographen  die  am  Ende  des  ersten  Buches  abgedruckte 
Zuschrift  des  Math.  Moretus  an  Cassis  übersehen  haben,  in  der  es  heifst, 
dafs  das  Werk  „apnd  Italos"  gedruckt  ist.  Johann  Cassis  ist.  nur  Buch- 
händler gewesen.  —  In  dem  Folgenden  versucht  er  nun  die  Persönlichkeit 
des  Wiener  Protot3rpographen  festzustellen.  Aus  dessen  1482  erschienenem 
Vochabuolista,  einem  italienisch- deutsehen  Wörterbuch,  und  seinen  zwei 
Ausgaben  der  Historie  von  S.  Rochus,  die  ,.in  der  löblichen  Stat  Wienn" 
„von  Wälsch  auf  Teutseh  pracht"  wurde,  also  wohl  zweifellos  auf  Franc. 
Diedo's  Vita  di  San  Rocho  (Proctor  7270)  zurückgeht,  schliefet  er,  dafs  der 
Wieuer  Drucker  Beziehungen  zu  Italien  gehabt  haben  müsse.  Zu  demselben 
Resultat  gelangt  man  durch  die  Betrachtung  seiner  —  einzigen  —  Type, 
von  der  schon  Proctor  zu  Nr  9470  bemerkt,  dafs  sie  nach  italienischen  Vor- 
bildern, z.  B.  Vicenza,  geschaffen  worden  sei.  Indem  Schwarz  an  diesem 
Druckort  festhält,  kommt  er  auf  Stephan  Koblinger  aus  Wien,  der  in  Vicenza 
von  1479 — 80  tätig  war  und  im  Jahre  1481  wieder  in  den  Wiener  Biirgerlisteu 
als  Steffan  Koglinger  mit  einer  ungewöhnlich  hohen  Bürgerrechtstaxe  erscheint. 


Literaturberichte  und  Anzeigen  273 

Wir  werden  dem  Verfasser  zustimmen  müssen,  dai's  diese  Annahme  zum 
mindesten  einen  recht  hohen  Grad  von  Wahrscheinlichkeit  besitzt.  —  Sehr 
ansprechend  ist  auch  die  in  Anmerkung  2  (Seite  8)  aufgestellte  Vermutung, 
dafs  Johann  Cassis  mit  dem  in  der  Ingoistädter  Matrikel  unter  dem  25.  Sept. 
1472  vorkommenden  Johannes  Helm  (lateinisch:  Cassis)  aus  Aybling  identisch 
ist,  was  ein  hübsches  Analogon  zu  der  Hypothese  Johann  Schilling  =  Solidi 
abgibt. 

Unter  den  jüngst  erschienenen  Faksimile-Reproduktionen  von  Inkunabeln 
verdient  eine  besonders  ehrenvolle  Erwähnung  die  Sammlung  der  im  XV.  Jahr- 
hundert gedruckten  Schützenbriefe,  die  Ernst  Freys  als  Band  II  der  Selten- 
heiten aus  süddeutschen  Bibliotheken  herausgegeben  hat.  In  einer  ausführlichen 
Einleitung  bespricht  er  das  Aeufsere  dieser  Einladungsbriefe  und  den  kultur- 
historischen Hintergrund,  die  Schützenfeste  und  die  gewöhnlich  damit  ver- 
bundenen Volksbelustigungen,  der  zu  ihrer  Entstehung  die  Veranlassung 
gegeben  hat.  Daran  schliefst  sich  die  Beschreibung  der  einzelnen  Blätter, 
Bestimmung  des  Druckers,  Angabe  der  Typen  etc.  Freys  kennt  zur  Zeit 
3ti  Schützenbriefe,  von  denen  35  hier  in  natürlicher  Gröfse  und  mit  allen 
Aeulserlichkeiten  in  vorzüglichem  Lichtdruck  nachgebildet  sind,  alle  bis  auf 
Nr  2,  die  sechs  klein -folio  Seiten  umfafst,  sind  Einblattdrucke.  Von  den 
36  Stücken  sind  nicht  weniger  als  27  nur  noch  in  einem  einzigen  Exemplare 
bekannt,  acht  in  je  zwei  und  nur  eins  in  drei  Exemplaren.  Das  prächtige 
Werk  wird  neben  seinem  Wert  für  eiu  interessantes  Stück  deutscher  Kultur- 
geschichte in  der  Handbibliothek  jedes  Inkunabelforschers  als  wertvolles 
Anschauungsmaterial  für  das  Typenstudium  einen  hervorragenden  Platz 
beanspruchen  dürfen. 

Berlin.  Ernst  Voullieme. 

Grundrifs  zur  Geschichte  der  Deutschen  Dichtung.  Aus  den  Quellen  von 
Karl  Goedeke.  Zweite  ganz  neubearbeitete  Auflage.  Nach  dem  Tode 
des  Verfassers  in  Verbindung  mit  Fachgelehrten  fortgeführt  von  Edmund 
Goetze.  Heft  28.  29  (Band  10,  Bogen  1 — 27)  bearbeitet  von  Alfred 
Rosenbaum.  Dresden:  Verlag  von  L.  Ehlermann,  1911/12.  432  S.  8°. 
Dasselbe.    Dritte   neubearbeitete   Auflage.    Band  4,   Heft  3   (Bogen  28 — 40). 

Ebd.  1911.     S.  433— 640.     8°. 
Dasselbe.      Dritte   neubearbeitete   Auflage.     Band  4.     Abteilung  3    Heft  1.  2 
(Bogen  1—52)  bearbeitet  von  Karl  Kipka.  Ebd.  1911/12.  XVI,  826  S.   8". 
Euphorion.     Zeitschrift   für  Literaturgeschichte    herausgegeben   von   August 
Sauer.    Ergäuzungsheft  9.    Bibliographie  umfassend  die  von  1907  bis  1910 
erschienenen  Bücher  zur  deutschen  Literaturgeschichte.    Mit  einigen  Nach- 
trägen aus  früheren  Jahren     Zusammengestellt  von  Alfred  Rosen  bäum. 
Leipzig  und  Wien:   K.  u.   k.  Hof- Buchdruckerei  und  not- Verlagsbuch- 
handlung Carl  Fromme.     1911.     VI,  365  S.     8°. 
Jahresberichte  für  neuere  Deutsche   Literaturgeschichte.     Unter   Mitwirkung 
von  .  .  .  herausgegeben  von  Jul.  Elias,  M.  Osborn,  Willi.  Fabian,  K.  Jahn, 
L.  Krähe,   F.Deibel,  M.Morris.     Band  21    (1910).     I.    Bibliographie.     Be- 
arbeitet  von   Oscar   Arnstein.     Berlin -Steglitz:   B.  Behrs  Verlag   1912. 
XVIII,  316  Sp.     4". 

In  gewohntem  langsamen  Tempo  schreitet  der  „Goedeke"  weiter.  Die 
neuerschienenen  Hefte  enthalten  die  Romanschriftsteller  des  ersten  Drittels  des 
19.  Jahrhunderts.  Wieder  ist  der  Zuwachs  enorm:  den  432  Seiten  der  beiden 
Hefte  entsprechen  in  der  alten  Auflage  nur  97;  die  Zahl  der  behandelten 
Autoren  ist  von  102  auf  205  gewachsen.  Im  einzelnen  ist  die  Vermehrung 
sehr  verschieden:  während  Zschokke  das  Sechsfache  des  früheren  eiuniunnt 
(55  statt  9  Seiten),  Clauren  und  Heinrich  Smidt  das  Fünffache  (über  12  statt 
2'/-2  Seiten),  stellt  sich  bei  anderen  Autoren  das  Wachstum  auf  das  Dreifache 
(z.  B.  Schefer  15  statt  5,  Spindler  19  statt  6  Seiten)  oder  auch  nur  das  Doppelte 
(z.  B.  Tromlitz  8  statt  4,  Blumenhagen  5  statt  3  Seiten).  Diese  Vermehrung 
der  neuen  Auflage  gegenüber  der  ersten  ist  indes  keineswegs  blofs  äußerlicher 


274  Literatnrberichte  nnd  Anzeigen 

Natur,  vielmehr  sind  überall  auch  in  den  überrjoumienen  Notizen  die  biblio- 
graphischen Angaben  einer  eingehenden  Nachprüfung  und  Ergänzung  unter- 
zogen. Die  Kehrseite  dieser  so  ausserordentlich  umfassenden  und  tiefgreifenden 
Revision  der  ersten  Auflage  ist  es,  dals  der  Abschlufs  der  Neubearbeitung 
noch  ia  weiter  Ferne  stehen  dürfte. 

Gleichzeitig  mit  der  zweiten  erscheint  die  dritte  Auflage,  bei  der  mit 
der  klassischen  Zeit  der  Anfang  gemacht  ist,  und  zwar  zugleich  an  zwei 
Stellen.  Die  Fortsetzung  des  ersten  Teils  des  4.  Bandes  enthält  Lessing, 
Wieland,  die  Popularphilusophen  und  die  Romanschriftsteller.  Ueberall  ist 
gegenüber  der  zweiten  Auflage  eine  wesentliche  Vermehrung  zu  konstatieren: 
Moses  Mendelssohn  beispielsweise  ist  von  4  auf  7,  Nicolai  von  7  auf  10  Seiten 
gewachsen.  Eingreifend  umgestaltet  ist  der  Abschnitt  über  die  Romanschrift- 
steller: früher  hier  behandelte  Autoren  sind  fortgelassen  —  offenbar  um  an 
anderer  Stelle  eingereiht  zu  werden  — ,  dafür  sind  nicht  weniger  wie  ob  Autoren 

—  bei  im  ganzen  136  Nummern  —  neu  hinzugekommen.  Das  Hauptinteresse 
dieses  Heftes  der  dritten  Auflage  entfällt  naturgemäfs  auf  Lessing  und  Wieland. 
Bei  beiden  zeigt  sich  am  augenscheinlichsten  das  stetige  Wachstum  des 
„Goedeke";  Wieland  umfafste  in  der  ersten  Auflage  4,  in  der  zweiten  27, 
jetzt  4S  Seiten,  Lessing  in  der  ersten  71  ,,.  in  der  zweiten  25,  jetzt  170  Seiten. 

—  Noch  gewaltiger  ist  dieses  Anschwellen  bei  dem  andern,  gleichzeitig  in 
dritter  Auflage  erscheinenden  Abschnitte,  bei  Goethe;  er  beanspruchte  in  der 
ersten  Auflage  200  Seiten  (von  denen  157  auf  die  Biographie,  43  auf  die 
Bibliographie  entfielen),  in  der  zweiten  338  Seiten  (147  Seiten  Biographie, 
191  Bibliographie),  in  der  dritten  in  zwei  Bauden  insgesamt  1574  Seiten 
(149  Seiten  Biographie.  1425  Bibliographie)!  Die  Bibliographie  ist  also  hier 
gegenüber  der  ursprünglichen  Bearbeitung  auf  das  33  fache  angewachsen. 
Beispielsweise  umfafst  jetzt  der  Faust  allein  20S  Seiten.  Es  dürfte  hiermit 
wohl  das  Maximum  an  Vollständigkeit  erreicht  sein,  das  selbst  in  einer 
Spezialbibliographie  überhaupt  möglich  ist;  ob  nicht  mit  dieser  gewaltigen 
Ausdehnung  das  Mals  des  Wünschenswerten  schon  überschritten  ist,  ist  eine 
Frage,  die  sich  wohl  so  manchem  aufdrängen  wird.  Dem  Bearbeiter  dieser 
beiden  Goethebände,  Karl  Kipka.  gebührt  für  seine  so  umfassende  und  sicher 
äulserst  mühsame  Arbeit  wärmster  Dank.  Es  ist  anzuerkennen,  dafs  er  es 
verstanden  hat,  diese  Goethe -Bibliographie  trotz  ihres  enormen  Umfanges 
recht  übersichtlich  zu  gestalten.  Die  Reihenfolge  der  einzelnen  Werke  ist 
die  chronologische,  doch  sind,  um  Zusammengehöriges  nicht  auseinanderreifsen 
zu  müssen,  hiervon  mit  Recht  auch  Ausnahmen  gemacht:  so  sind  Wilhelm 
Meister.  Faust,  die  naturwissenschaftlichen  Schriften  als  selbständige  Abschnitte 
herausgelöst.  Sobald  noch  die  verheifsenen  ausführlichen  Register  vorliegen, 
wird  auch  in  dieser  Riesenbibliographie  für  jeden  Benutzer  es  möglich  sein, 
sich  ohne  weiteres  zu  orientieren  und  sofort  das  Gewünschte  aufzufinden. 

Es  wird  der  bleibende  Ruhm  der  Neuauflage  des  „Goedeke"  sein,  dafs 
man  in  ihr  ein  so  gut  wie  nie  versagendes  bibliographisches  Nachschlagewerk 
für  alle  Literatur  bis  zu  dem  Termin  besitzt,  an  dem  die  betreffenden  Hefte 
abgeschlossen  waren.  Um  so  schmerzlicher  wird  man  dieses  ausgezeichnete 
Hilfsmittel  vermissen,  wo  es  sich  um  Literatur  aus  den  letzten  Jahren  handelt. 
Doch  haben  wir  erfreulicherweise  auch  hier  gewisse  Aushilfen.  Hierher  zählt 
jetzt  in  erster  Linie  die  Zusammenstellung  der  Literatur  der  Jahre  1907 — 1910, 
die  Alfred  Rosenbaum  —  ein  bewährter  Mitarbeiter  des  „ Goedeke"  —  in 
einem  Snpplementheft  zu  dem  Euphorion  geliefert  hat.  Rosenbaum  beschränkt 
sich  auf  die  selbständigen  Bücher,  schliefst  also  die  Zeitschriftenliteratur  aus. 
Dafür  zieht  er  sachlich  seine  Grenzen  sehr  weit,  geht  wesentlich  über  den 
Begriff  der  Literaturgeschichte  hinaus,  verzeichnet  aus  den  gesamten  Nachbar- 
gebieten die  wichtigere  Literatur;  diese  Grenzgebiete  dürften  reichlich  die 
Hälfte  seiner  Bibliographie  einnehmen.  Nach  dem  Grundsatz,  dafs  in  biblio- 
graphischen Dingen  ein  Zuviel  immer  besser  ist  als  ein  Zuwenig,  wird  man 
gegen  diese  Ausdehnung  des  Stoffumfangs  Einwendungen  nicht  erheben. 
Die  typographische  Anordnung  ist  insofern  etwas  irreführend,  als  die  Grenze 
der  auf  die  durch  Fettdruck  hervorgehobenen  Sachworte  bezüglichen  Werke 


Literaturberichte  und  Anzeigen  275 

nicht  äußerlich  kenntlich  gemacht  ist,  so  dafs  man'bei  flüchtigem  Nachschlagen 
nicht  beachtet,  dafs  beispielsweise  zwischen  den  durch  Fettdruck  gekenn- 
zeichneten Werken  über  Grimmeishausen  und  Hofmannswaldau  sich  noch 
Literatur  über  Gryphius,  Ilallmann  u.  a.  befindet.  .Sachlich  erniüglicht  das 
beigegebene  Register  schnelle  Orientierung.  So  bietet  Rosenbaums  Biblio- 
graphie für  die  behandelten  vier  Jahre  ein  sehr  brauchbares  und  bequemes 
Nachschlagewerk. 

Wo  es  sich  um  neueste  Literatur  handelt,  treten  die  „Jahresberichte  für 
neuere  Deutsche  Literaturgeschichte"  ein;  eiu  besonderer  Vorzug  ist  es,  dafs 
in  ihnen  die  bibliographische  Nutzbarmachung  des  Materials  verhältnismäfsig 
aul'serordentlich  rasch  erfolgt;  die  Bibliographie  des  Jahres  1910,  von  Oscar 
Arnstein  bearbeitet,  ist  bereits  1912  erschienen.  Ohne  die  benachbarten 
Gebiete  ganz  auszuschliefsen  —  doch  ist  in  dem,  was  aus  ihnen  gebracht 
wird,  die  Auswahl  etwas  willkürlich  —  beschränken  sich  doch  die  „Jahres- 
berichte" im  wesentlichen  auf  die  eigentliche  Literaturgeschichte,  für  die  sie 
dafür  möglichste  Vollständigkeit  erstreben;  dafe  die  Literatur  der  unmittelbaren 
Gegenwart  freilich  nur  in  Auswahl  unter  Beschränkung  auf  das  wirklich 
Bedeutsame  verzeichnet  wird,  wird  man  durchaus  billigen  müssen.  Wenn 
noch  angeführt  sei,  dafs  die  diesjährige  Bibliographie  5f>55  Nummern  aufweist, 
so  erkennt  man  daraus  am  besten,  ein  wie  wertvolles  Hilfsmittel  man  in  ihr 
besitzt.  Walther  Schultze. 


Livländische  Geschichtsliteratur  1910.  In  Verbindung  mit  den  baltischen 
geschichtsforschenden  Gesellschaften  herausgegeben  von  der  Gesellschaft 
für  Geschichte  und  Altertumskunde  der  Ostseeprovinzen  Rußlands  in  Riga 
durch  Leonid  Arbusow  jun.  Riga,  Verlag  von  N.  Kymmel,  1912.  VI,  90  S. 
Kurz  vor  dem  Ende  des  Jahres  1912  ist  Jahrgang  1910  der  livländischen 
historischen  Bibliographie  zur  Ausgabe  gelangt  und  damit  der  Zwischenraum 
zwischen  Berichts-  und  Erscheinungsjahr,  über  den  in  jeder  Anzeige  seit 
1905  zu  klagen  war,  wieder  auf  zwei  Jahre  beschränkt.  Das  ist  jedenfalls 
dem  neuen  Herausgeber,  Dr.  Leonid  Arbusow  jun.,  dem  Sohn  des  gleich- 
namigen verstorbenen  baltischen  Geschichtsforschers,  zu  verdanken.  Die 
Einrichtung  des  wichtigen  und  brauchbaren  Hilfsmittels  ist  trotz  des  häufigen 
Wechsels  des  Bearbeiters  die  gleiche  geblieben,  dagegen  hat  der  Umfang 
wieder  zugenommen,  659  Nrn  gegen  537  (1909).  Die  wesentlichste  Ver- 
mehrung zeigt  IV  Geschichte  (115  gegen  65),  veranlaßt  durch  zwei  Gedenk- 
feiern des  Jahres  1910,  der  Schlacht  bei  Tannenberg  (15.  Juli  1410),  Nr  IIb 
bis  147,  und  der  Vereinigung  Livlands  und  Estlands  mit  Rußland  (1710) 
Nr  181—216;  beide  Gedenktage  haben  auch  ein  bedeutendes  Anschwellen 
der  fremdsprachlichen  Literatur,  besonders  der  polnischen  und  russischen, 
verursacht,  die  19,57  %  (gegen  12,29  °,0  1909)  beträgt.  Von  Verbesserungen 
habe  ich  nur  101  Branickich  statt  Braninckich  und  Przewodnik  statt  Przeglad 
sowie  133  Wernich  st.  Wenich  angemerkt,  Möge  es  Dr.  Arbusow  vergönnt 
sein,  dauernd  die  historische  Literatur  seines  Vaterlandes  zu  verzeichnen 
und  dadurch  zu  ihrer  Verbreitung  beizutragen.  M.  P. 


Schriften  zur  Einführung  in  die  Benutzung  der  Berliner  Uni versitäts- Bibliothek 
herausgegeben  von  der  Verwaltung.     Heft  1  :  Führer  durch  die  Bibliothek 
von  Georg  Schneider.     Berlin:  Georg  Reimer  1913.     28  S.     50  Pf. 
Mit  dem   vorliegenden  Hefte   beginnt   eine  Reihe   von  Schriften,   die   die 
Benutzung    der   Berliner    Universitätsbibliothek    erleichtern    sollen.     Die    seit 
zwei   Semestern   von   der   Bibliothek   veranstalteten  Vorträge   zur    Einführung 
in  die  Benutzung  sollen  neben  den  gedruckten  Veröffentlichungen  fortgeführt 
werden.    Während  der  vorliegende  Führer  der  ersten  allgemeinen  Orientierung 
dient,   werden    weiterhin   auf  die   einzelnen  Wissensgruppen   gesondert  sich 
erstreckende  Wegweiser  durch   die  Lesesaalbibliothek   geplant,   die  auch   er- 
klärende Anmerkungen  zu  den  wichtigsten  Werken  bringen  werden,  für  später 


276  Literaturberichte  und  Anzeigen 

auch  Mitteilrmgen  über  andere  bemerkenswerte  Teilbestände  der  Bibliothek 
oder  Neuerwerbungen  wesentlicher  Art.  Möge  die  übersichtlich  angelegte 
und  klar  geschriebene  Schrift  di^  Benutzung  finden,  die  sie  verdient,  vor 
allem  auch  der  Anhang  „Richtige  und  falsche  Bücherbestellungen"  in  weitesten 
Kreisen  Beachtung  finden. 

A  British  Library  Itinerary.    By  James  Duff  Brown.    London:  Graf  ton  &  Co. 

1913.     30  S. 

Die  kleine  Schrift  erschien  zuerst  in  der  Library  World  und  ist  nun 
einzeln  herausgegeben  worden,  wodurch  sie  ihre  Aufgabe  bedeutend  besser 
erfüllen  wird.  Es  handelt  sich  nicht  ntn  einen  Führer  nach  der  Art  der  ersten 
Abteilung  des  Jahrbuchs  der  Deutschen  Bibliotheken  oder  des  Annuaire  des 
bibliotheques,  also  um  einen  Führer,  der  die  wichtigeren  Bibliotheken  tunlichst 
erschöpfend  aufzuführen  hätte.  Vielmehr  soll  es  ein  Leitfaden  für  nicht 
englische  Bibliothekare  sein,  besonders  für  solche  aus  den  Kolonien  und  den 
Vereinigten  Staaten,  die  bei  einem  Aufenthalte  in  England  eine  gute  Ueber- 
sicht  über  das  englische  Bibliothekswesen  in  seinen  verschiedenen  Erscheinungs- 
formen zu  erhalten  wünschen.  Diesen  Besuchern  ist  nicht  daran  gelegen,  immer 
dieselben  Einrichtungen  an  vielen  Stellen  kennen  zu  lernen.  Ihnen  kommt 
mehr  darauf  an,  gerade  solche  Einrichtungen  zu  studieren,  die  man  nicht 
überall  findet.  Dem  entsprechend  sind  eine  Anzahl  von  Instituten  ausgewählt. 
deren  Einrichtungen  irgendwie  von  den  landläufigen  abweichen,  während  die 
anderen  Anstalten  nur  durch  eine  knappe  Auswahl  vertreten  sind.  Die  Schrift 
beginnt,  da  die  Besucher  ans  den  genannten  Gebieten  vielfach  in  Liverpool 
landen,  mit  den  Bibliotheken  in  und  um  Liverpool.  Aufser  den  möglichst 
knapp  gehaltenen  Notizen  über  die  Büchereien  sind  hier  und  da  Mitteilungen 
eingestreut,  die  eigentlich  nur  für  den  Touristen  Interesse  bieten.  Mit  der 
Kürze,  auf  die  das  Werk  zugeschnitten  ist,  verträgt  sich  das  nicht  recht; 
diese  Notizen  sind  zudem  so  knapp  gefafst,  dafs  sie  das  Nachschlagen  gröfserer 
Reiseführer  doch  nicht  entbehrlich  machen.  Immerhin  wird  das  Buch  dem 
ausländischen  Bibliothekar  vielfach  davor  bewahren,  Anstalten  zu  übersehen, 
die  er  bequem  hätte  aufsuchen  können. 


Trecentale  Bodleianum  Eine  sehr  ansprechende  Gabe  hat  die 
Clarendon  Press  zur  dreilnmdertsten  Wiederkehr  des  Tages  der  Beisetzung 
Sir  Thomas  Bodleys  (29.  März  1613)  herausgegeben.  Es  sind  in  dem  trefflich 
gedruckten  und  schmuck  gebundenen  Büchlein  die  wichtigeren  Original- 
sehriften  vereinigt,  die  sich  auf  Bodley  und  seine  Bibliotheksgründung  beziehn. 
So  findet  man  Bodleys  Selbstbiographie  von  1609,  seinen  Brief  au  den  Vize- 
kanzler der  Universität  von  159b,  in  dem  er  sich  zur  Neubegründnng  der 
Universitätsbibliothek  erbietet,  sowie  seinen  Statutenvorschlag  von  1605,  ans 
dem  die  ersten  lateinischen  Statuten  von  1610  erwuchsen.  Aus  seinem 
Testamente  ist  alles  abgedruckt,  was  sich  auf  die  Bibliothek  bezieht.  Auch 
die  in  der  Schola  Theologica  und  im  Merton  College  auf  Bodley  gehaltenen 
Leichenreden  sind  hier  wieder  veröffentlicht.  Alle  diese  Schriften  sind  ja 
bereits  gedruckt,  zum  Teil  sogar  mehrfach;  sie  sind  aber  entweder  selten 
oder  in  gröfseren  Sammelwerken  enthalten.  Es  ist  deshalb  erfreulich,  dafs 
mau  nnn  das  ganze  Material  so  bequem  zusammen  erhält  Beigegeben  ist 
noch  Bodleys  Brief  an  Sir  Francis  Bacon  von  1608  über  dessen  Cogitata  et 
visa  und  die  Schilderung  der  diesjährigen  Bodley-Feier  in  der  Kapelle  des 
Merton  College  in  Oxford,  wo  Bodley  vor  dreihundert  Jahren  beigesetzt 
wurde.  Bei  dieser  rein  kirchlichen  Feier  wurde  die  1613  an  derselben  Stelle 
von  John  Haies  gehaltene  Leichenrede  in  englischer  Uebersetzung  neu 
vorgetragen. 


Umschau  und  neue  Nachrichten  277 

Umschau  und  neue  Nachrichten. 

Berlin.  Der  verstorbene  Geh.  Oberreg.-Rat  Prof.  Dr.  Hüb ler  vermachte 
seine  reichhaltige  Bibliothek  kirchen-  und  verwaltungsrechtlichen  Inhalts  der 
Universitätsbibliothek.  Dieser  Anstalt  wurde  nach  langjährigen  Bemühungen 
auch  der  literarisch-künstlerische  Nachlafs  des  Berliner  »Sonntagvereins  „Tunnel 
über  der  Spree"  überwiesen.       

Bonn.  Das  wichtigste  Ereignis  des  Berichtsjahres  1912/13  der  Universitäts- 
bibliothek zu  Bonn  war  die  Bewilligung  der  ersten  Kate  eines  auf  fünf  Jahre 
verteilten  aul'serordentlichen  Zuschusses  von  einer  Million  Mark  zur  Ausfüllung 
von  Lücken  an  den  preufsischen  Universitätsbibliotheken.  Der  Anteil  Bonns 
betrug  19  500  M.,  die  besonders  zur  Ergänzung  unvollständiger  Zeitschriften- 
reihen dienten.  Gegen  hundert  konnten  ganz  oder  zum  grofsen  Teile  ergänzt 
werden.  Die  in  den  letzten  Jahren  wiederholt  beklagten  Mifstände  sind  noch 
nicht  behoben.  „In  der  Beschaffenheit  der  Kataloge  und  der  Bibliotheksräume 
hat  auch  das  Berichtsjahr  leider  nichts  gebessert,  vielmehr  sind  alle  die  schon 
so  oft  geschilderten  Unzuträglichkeiten  nur  noch  gröfser  und  peinlicher 
geworden,  da  die  Benutzung  wiederum  zugenommen  hat  und  da  die  Arbeits- 
last infolge  der  erheblich  vermehrten  Anschaffungsmittel  entsprechend  stark 
gewachsen  ist."  Und  weiter  „Auch  die  Zustände  in  dem  einen  Geschäfts- 
und Katalogzimmer.  welches  die  Bibliothek  aufser  dem  Direktorzimmer  besitzt, 
haben  sich  nicht  geändert,  aufser  dafs  die  Beengung  des  Raumes  und  der 
unvermeidliche  Lärm  des  Betriebes  mit  der  Vermehrung  des  Personals  .  .  . 
gleichen  Schritt  gehalten  hat."  Und  endlich:  „Die  Bonner  Bibliothek  wird, 
nachdem  soeben  auch  Tübingen  und  Erlangen  neue  Gebäude  erhalten  haben, 
bald  die  einzige  deutsche  Universitätsbibliothek  sein,  die  ihren  Betrieb  in 
alten,  gar  nicht  für  Brbliothekszwecke  bestimmten  und  für  moderne  Arbeits- 
weise völlig  ungeeigneten  Räumen  durchführen  mufs." 


Karlsruhe.  Für  die  Wirksamkeit  der  Hof-  und  Landesbibliothek 
ist  es  bezeichnend,  dafs  von  den  im  Jahre  1912  ausgeliehenen  29118  Bänden 
nicht  weniger  als  11  515,  also  fast  genau  40°/0,  nach  auswärts  versandt  wurden, 
davon  nur  784  aufserhalb  Badens.  Zählt  man  zur  örtlichen  Verleihziffer  die 
12136  im  Lesesaal  benutzten  Bände  hinzu,  so  kommen  immer  noeh  auf  zehn 
Bände  der  örtlichen  Benutzung  nahezu  vier  nach  auswärts  versandte.  „Die 
Raumnot  in  den  Diensträumen",  sagt  der  Jahresbericht,  „ist  an  der  Grenze 
des  Erträglichen  angekommen,  so  dafs  auf  die  Abhilfe,  die  mit  der  geplanten 
Erbauung  eines  Landesmuseums  eintreten  wird,  nicht  mehr  gewartet  werden 
kann."  

Strafsburg  i.  E.  Kais.  U.-  &  L.-B.  In  den  diesjährigen  Etat  ist  eine 
neue  Bibliothekarstelle  eingesetzt  worden,  die  zweite  seit  zwei  Jahren.  Die- 
selbe ist  dem  bisherigen  ersten  Assistenten  Christoph  Hohmann  übertragen 
worden,  der  damit  die  selbständige  Verwaltung  der  neuphilologischen  Ab- 
teilung erhält.  In  die  bisher  von  Hohmann  innegehabte  Bibliotheksekretär- 
stelle ist  Dr.  phil.  Franz  Ritter,  nunmehr  erster  Assistent,  eingerückt,  wie 
überhaupt  seit  Bestehen  die  Bibliotheksekretärstelle  stets  mit  einem  wissen- 
schaftlichen Beamten,  dem  rangältesten  Assistenten  besetzt  worden  ist.  Sie 
bietet  den  Assistenten  die  Möglichkeit,  ohne  die  wissenschaftliche  Anwart- 
schaft auf  eine  Bibliothekarstelle  zu  verlieren,  bereits  vor  Anstellung  als 
Bibliothekar  eine  etatsmäfsige  Stelle  zu  erlangen  und  hat,  abgesehen  davon, 
dafs  sie  im  Etat  unter  den  mittleren  Beamtenstellen  rangiert,  den  Charakter 
einer  Unterbibliothekarstelle,  die  dem  Träger  seine  wissenschaftliche  Anwart- 
schaft beläfst.  Im  Gegensatz  zu  den  eigentlichen  Sekretärstellen,  die  mit 
„  Regierungssekretäreu "  besetzt  werden,  wird  sie  im  Etat  als  „Bibliothek- 
sekretärstelle "  geführt.  —  Gleichzeitig  wird  durch  den  neuen  Etat  der  Biblio- 
thek die  Summe  für  eine  neue  elektrische  Beleuchtungsanlage  an  Stelle  der 
veralteten  und  gänzlich  unzulänglichen  in  Höhe  von  20  000  M.  gewährt. 

XXX.     6.  19 


278  Umschan  und  neue  Nachrichten 

Oesterreich.  Die  Fürstin  Eleonore  Luboinirska  hat  dem  Ossolinenin 
in  Lein  b  er  g  die  gräflich  Hussarzewskische  Bibliothek  zum  Geschenk  gemacht. 
Die  Sammlung  zählt  über  5000  Bde  in  deutscher,  französischer,  italienischer 
und  holländischer  Sprache,  darunter  viele  seltene  Drucke.  W.  Chr. 


Frankreich.  Der  Bericht  des  Generaldirektors  der  Pariser  National- 
bibliothek an  den  vorgesetzten  Minister  für  1912  (s.  u.  S.  282)  erhebt  die  seit 
Jahren  vorgebrachten  Klagen,  nur  diesmal  in  schärferem  Tone:  „Tiusuffisance 
de  nos  credits,  la  modicite  de  nos  ressources  en  general,  quand  on  les  oppose 
aux  besoins  croissants  d'une  institution  sans  cesse  en  voie  de  progres,  quand 
on  les  compare,  surtout,  aux  inoyens  dont  disposent  les  etablissements  simi- 
laires  de  l'etranger.  La  Bibliotheque  nationale  se  trouve  ä  l'etroit,  au  debut 
du  XXe  siecle,  dans  une  Organisation  dont  le  cadre  n'a  pour  ainsi  dire  pas 
ete  modifie  depuis  plus  de  50  ans.  Les  batitnents,  le  personnel,  les  acquisitions, 
les  reliures,  les  catalognes,  antant  de  Services  importants  oü  des  ameliorations 
s'imposent-'  .  .  .  Dieser  Auftakt  schliefst  mit  der  Mitteilung,  dafs  der  Bericht 
der  Kommission  zur  Untersuchung  der  Nationalbibliothek  demnächst  beim 
Minister  einlaufen  wird.  Es  folgen  dann  die  üblichen  eingehenden  Berichte 
über  die  verschiedenen  Abteilungen  der  Bibliothek. 

In  der  Druckschriftenabteilung  wurden  in  der  Salle  de  travail  5(55161  Bände 
von  193451  Lesern  benutzt,  in  der  Salle  de  lecture  49506  von  45  911,  in  der 
Section  de  geographie  24  360  von  2646.  Die  Vermehrung  betrug  an  Pflicht- 
exemplaren 14446  Bücher  und  Broschüren,  665  000  Nummern  Zeitschriften. 
Aus  der  ausländischen  Literatur  wurden  erworben  140(t2  Bände,  dazu  72500 
Nummern  Periodica.  Geschenkt  wurden  4  500  Nummern  mit  rund  60<>0  Bänden. 
Der  Kauf  antiquarischer  Werke  hat  ans  Mangel  an  Mitteln  fast  ganz  eingestellt 
werden  müssen.  Von  den  Veröffentlichungen  der  Abteilung  sind  die  beiden 
Bulletins  und  das  Verzeichnis  der  fremden  Universitätsschriften  wie  üblich 
erschienen.  Vom  Gesamtverfasserkataloge  wurden  die  Bände  50 — 52,  Faures- 
Font,  gedruckt.  Diese  Veröffentlichung  ist  weniger  rasch  weitergeführt 
worden,  als  in  früheren  Jahren,  teils  infolge  von  Verzögerungen  im  Betriebe 
der  Nationaldruckerei,  teils  von  Todesfällen,  Erkrankungen  usw.  uuter  den 
Bearbeitern.  Vom  Catalogue  des  factums  wurden  Bog.  1 — 15  der  Table 
gedruckt,  von  dem  autographierten  Katalog  der  Anonyma  zur  französischen 
Geschichte  T.  6.  S.  425 — 103)  fertig  gestellt.  Von  dem  grofsen  Kataloge 
der  alten  Musik  sind  Bd  3  — 5,  Ant.-Gilles  gedruckt,  während  der  handschrift- 
liche Katalog  der  neueren  Musik  mehr  als  300  000  Zettel  zählt  und  sich  der 
Vollendung  nähert. 

Zur  Zweihundertjahrfeier  der  Geburt  Rousseaus  veranstaltete  die  Bibliothek 
eine  Ausstellung  ihrer  Rousseau-Bestände;  auch  die  Section  de  geographie 
veranstaltete  eine  Ausstellung  ihrer  Schätze.  Für  die  Salle  de  lecture  erschien 
ein  autographiertes  Verzeichnis  der  ausliegenden  Periodica.  Mit  dem  Fort- 
schreiten der  Arbeiten  am  Gesamtverfasserkatalog,  von  dem  lebenden  Schrift- 
stellern die  sie  betreffenden  Abschnitte  in  Korrekturabzügen  zugestellt  werden, 
mehren  sich  die  von  den  Verfassern  gelieferten  eigenen  Schriften,  die  der 
Bibliothek  bisher  fehlten.  Das  letzte  Jahr  führte  der  Nationalbibliothek  auf 
diesem  Wege  879  Bände  und  Broschüren  zu.  In  der  Handschriftenabteilung 
benutzten  43  348  Leser  73451  Handschriften.  Verliehen  wurden  26S  Hds 
innerhalb  Paris,  105  nach  dem  übrigen  Frankreich,  121  ins  Ausland.  Zu 
photographischen  Zwecken  wurden  1055  Handschriften  benutzt.  Von  aufser- 
halb  kamen  150  Handschriften  zur  Benutzung  auf  die  Bibliothek.  Gekauft 
wurden  319,  geschenkt  443  Manuskripte.  Von  gedruckten  Katalogen  erschienen: 
Chinesische  Bücher  Fase.  S,  indische  Handschriften  Fase.  3  (Schlufs);  koptische 
Hdss  P.  1;  aethiopische  Hds  der  Sammlung  Abbadie;  persische  Hdss  T.  II; 
Repertoire  der  lateinischen  und  französischen  Neuerwerbungen  1891  —  1910; 
Verzeichnis  der  Handschriften -Faksimiles.  Eine  Reihe  anderer  Veröffent- 
lichungen sind  bereits  im  Drucke,  so  vor  allem  die  Tables  generales  der 
französischen   Handschriften   sowohl   des   alten   wie   des   neuen   Fonds.    Die 


Umschau  und  neue  Nachrichten  279 

Erweiterungsbauten  konnten  nur  sehr  langsam  fortgeführt  werden,  teils  aus 
Mangel  an  Geldmitteln,  teils  infolge  von  Ausständen  unter  dem  Arbeiter- 
personal.  Das  dringendste  Bedürfnis  ist  die  Ueberweisung  der  Räume  des 
Münzkabinetts  an  die  Druckschriftenabteilung,  doch  ist  ein  fester  Termin  dafür 
noch  nicht  anzugeben. 

Der  am  27.  Oktober  1911  verstorbene  Fürst  Witold  Czartoryski 
(geb.  1876),  Majoratsherr  auf  Goluchow  (Provinz  Posen),  hat  auf  seinem 
Schlofs  in  der  Norinandie  eine  19  000  Bde  zählende  Bibliothek  hinterlassen, 
die  hauptsächlich  Geographie,  Reisebeschreibungen,  Theologie  (katholische 
Kirchengeschichte)  und  Marine  umfafst,  Gebiete,  die  den  Verstorbenen  be- 
sonders interessierten.  Die  Sammlung  ist  ferner  reich  an  Werken  über 
französische  Geschichte,  Kulturgeschichte  und  Literatur,  an  Werken  in 
polnischer  Sprache  und  über  Polen  dagegen  arm.  Die  Czartoryskische 
Bibliothek   ist    katalogisiert,    ihr    ferneres   Schicksal   steht   noch   nicht   fest. 

W.  Chr. 

Italien.  Im  Aprilheft  der  Bibliofilia  berichtet  Carlo  Frati,  der  Leiter 
der  Biblioteca  Marciana  in  Venedig,  über  die  aufserordentlich  reiche  Bibliothek, 
welche  der  1912  im  Alter  von  mehr  als  80  Jahren  verstorbene  Professor  Emilio 
Teza  in  Padna  der  Marciana  hinterlassen  hat.  Sie  wird  nach  Umfang  und 
Inhalt  als  eine  der  bedeutendsten  italienischen  Privatbibliotheken  des  19.  Jahr- 
hunderts bezeichnet.  Entsprechend  den  sehr  ausgebreiteten  Interessen  ihres 
Besitzers  erstreckt  sie  sich  auf  die  verschiedensten  Gebiete,  der  Hauptwert 
aber  liegt  auf  dem  Gebiete  der  Philologie  im  weitesten  Sinne  und  der  Sprach- 
wissenschaft, namentlich  der  orientalischen:  Sanskrit,  Armenisch,  aber  auch 
Litauisch,  Ungarisch  usw.  Unter  dem  handschriftlichen  Material  ist  der  reiche 
Briefwechsel  Tezas  mit  einer  grofsen  Zahl  von  Gelehrten  des  In-  und  Aus- 
landes bemerkenswert;  auch  haben  sich  noch  unveröffentlichte  Carducci-Briefe 
gefunden.  Von  dem  Umfang  der  Bibliothek  kann  man  sich  einen  Begriff 
machen,  wenn  man  liest,  dafs  von  den  15  Räumen,  aus  denen  Tezas  Wohnung 
bestand,  12  mit  Büchern  buchstäblich  angefüllt  waren,  auf  Gestellen  stehend 
oder  auf  Tischen,  Stühlen  und  anderen  Sitzgelegenheiten  und  schliefslich  auf 
der  Erde  aufgestapelt.  In  zwei  photographischen  Aufnahmen,  die  dem  Auf- 
satz beigegeben  sind,  ist  das  Bild  dieser  merkwürdigen  Aufstellung  fest- 
gehalten, in  der  sich  übrigens  der  Besitzer  ohne  Katalog  dank  einer  gewissen 
Gruppierung  nach  Gegenständen  und  Sprachen  zurechtfand.  Trotz  der 
26  000  Bände,  die  er  besafs,  lieh  er  noch  viel  aus  Bibliotheken,  war  aber 
nicht  leicht  zum  Zurückgeben  zu  bewegen,  sodafs  vieles  erst  jetzt  den 
Eigentümern  zugestellt  werden  konnte.  Dreizehn  Arbeitstage  waren  nötig, 
um  das  handschriftliche  Material  auszuscheiden,  die  vielfach  auseinander- 
gerissenen Werke  zusammenzubringen  und  das  Ganze  in  292  Kisten  für  den 
Trausport  zu  verpacken.  Carlo  Frati  schliefst  mit  dem  Wunsche,  dafs  die 
Regierung  die  Mittel  nicht  verweigern  möge,  die  zur  Bearbeitung  dieser 
reichen  Erbschaft  nötig  sind. 

Durch  diesen  Zuwachs  wird  die  Raumnot  noch  fühlbarer,  in  der  sich  die 
Marciana  trotz  des  vor  10  Jahren  erfolgten  Umzugs  in  die  Zecca  befindet, 
und  die  auch  dadurch  gesteigert  wird,  dafs  die  Bibliothek  seit  1911  die 
Pflichtlieferungen  aus  Venedig  erhält,  die  früher  nach  Padna  abgeliefert 
wurden.  Auch  die  Arbeits-  und  Benntzungsräume  sind  viel  zu  eng  und  der 
schöne  aus  einem  überdachten  Hof  bestehende  Lesesaal  erweist  sieh  im 
Sommer  als  ein  „kolossaler  Brutofen".  Das  einzige  und  naheliegende  Mittel, 
aus  diesen  Schwierigkeiten  herauszukommen,  ist  die  schon  seit  langem  an- 
geregte Uebergabe  der  alten  Bibliothek  des  Sansovino,  die  jetzt  zum  könig- 
lichen Palast  gehört,  an  die  Marciana.  In  der  Sitzung  der  Deputiertenkammer 
vom  5.  Februar  hat  der  Abgeordnete  Eugeuio  Chiesa  unter  Darlegung  der 
Zustände  in  der  Marciana  mit  allem  Nachdruck  auf  diese  Lösung  hingewiesen, 
die  freilich  nur  durch  eine  Eutschliefsuug  des  Königs  herbeigeführt  werden  kann. 

19*" 


280       Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Rufsland.  Die  Bibliothek  des  Rumjancev-Museums  in  Moskau, 
dessen  fünfzigjähriges  Jubiläum  am  16.  April  begangen  wurde,  ist  jetzt  die 
drittgröfste  öffentliche  russische  Bibliothek.  Als  das  vom  Graten  Nik. 
Kumjancev  (f  1826)  gegründete  Museum  vor  50  Jahren  aus  Petersburg  nach 
Moskau  übergeführt  wurde,  zählte  die  Bibliothek  nur  2S500  Bde.  Schon 
zwei  Jahre  später  waren  infolge  von  Schenkungen  viermal  so  viel  Bde  vor- 
handen. Seit  1870  hat  die  Bibliothek  das  Recht  auf  Pflichtliefernngen  der 
Verleger  in  Rufsland,  und  seitdem  ist  der  Druckschriftenbestand  gewaltig 
gewachsen.  Der  jährliche  Zuwachs  betrug  durchschnittlich  22  000  Bde,  seit 
1907  ist  er  besonders  stark  gestiegen  und  belief  sich  1911  auf  36  800  Bde. 
Die  Bibliothek  hat  nur  S  °/„  ihres  gesamten  Druckschriftenbestandes  durch 
Kauf  erworben,  32  °/0  sind  Geschenke  und  60  %  Pflichtlieferungen.  Die  Ge- 
samtzahl der  Pflicht  lieferungen  beträgt  über  477  000  Bde.  Die  Gesamtzahl 
der  Benutzer  des  Lesesaals  betrug  von  1863—1013  rund  1986  000,  der  Haud- 
schriftenabteilung  3750,  wobei  jedoch  Gesellschaften  und  Vereine,  die 
Handschriften  benutzten,  nicht  mitgezählt  sind.  Im  vorigen  Jahr  wurde  die 
Bibliothek  von  rund  120  000  Personen  benutzt.  W.  Christiani. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen.1) 

Zusammengestellt  von  Adalbert  Hortzschansky. 

Allgemeine  Schriften. 

11   Libro   e   la  Stampa.     Bullettino   ufficiale  bimestrale  della  Societä  Biblio- 

grafica  Italiana.    Anno  7.    (N.  S.).    Fase.   1/2.     1913,   Gennaio  —  Aprile. 

Milano:  Societä  1913.    Jg.  für  italienische  Mitglieder  10  L.,  für  auswärtige 

12  L. 
Revue   des   Bibliotheques.     Directeurs:    Emile   Chatelain    et   Leon   Dorez. 

Secretaire:  L.  Barrau-Dihigo.    Ann.  23.    1913.     Nos  1/3.    Janvier  —  Mars. 

Paris:  H.  Champion  1913.    Jg.  (12  Nrn)  17  Fr.,  Paris  15  Fr. 
Zeitschrift   für    Bücherfreunde.     Organ    der   Gesellschaft   der   Bibliophilen 

(e.  V.) ,   der  Deutschen  Buchgewerbekünstler  (e.  V )  und  der  Wiener  Bi- 

bliophilen-Gesellschaft.     Begründet  von  Fedor  von  Zobeltitz,  N.  F.    Hrsg. 

v.  Carl  Schüddekopf,  Georg  Witkowski.    Jg.  5.     1913/14.    II.  I.    (April.) 

Leipzig:  VV.  Drugulin  1913.    4°.     Jg.  (2  Bde  zu  je  6  Heften)  36  M.,   geb. 

44  M. 

Bibliothekswesen   im  allgemeinen. 

Allen,  Carl  A.     An   extension   of  the    Dewey   System    of  Classification,    as 

applied  to  mining.     Golden,  Colo.:   Colo.  School  of  mines  1912.     los  S. 
Axon,  Willian  E.  A.     A  plea  for  adequate  descriptiou  in  the  cataloguing  of 

books  and  pamphlets.     The  Library  3.  Ser.  4.  1913.  S.  171—185. 
Neue   Bestimmungen   (Russ.)   über   die   Volksbibliotheken.     (Von   B.  K.) 

Bibliotekaf  3.    1912.    S.  221— 228. 
Public  Libraries  Bill,    1913  —  Memoranda.     Libr.  Assoc.  Record   15.     1913. 

S.  178—  IM. 
John  Shaw  Billings.    Libr.  Journal  3S.    1913.    S.  212— 213,  1  Portr. 
Dr.   John   Shaw   Billings.    Bulletin   of  the  New  York   Public  Library   17. 

1913.     S.  307—312. 
Bolle ttiuo.      Biblioteca    nazionale    centrale    Vittorio    Emauuele    di    Roma. 

Bollettino    delle   opere   moderne    straniere    acqnistate    dalle    biblioteche 

pubbliche  governative  del  regno  d'Italia     Anno  1913.    Gennaio.     Roma: 

E.  Loescher  1913.    Jg.  (12  Nrn)  6,45  L. 

i)  Die  an  die  Redaktion  eingesandten  Schriften  sind  mit  *  bezeichnet. 


Neue  Bücher  and  Aufsätze  zum  Bibliutheks-  und  Buchwesen       281 

Boysen,    K.      Die     Gesarntkatalogisierung     der     Deutschen     Bibliotheken. 

Vortrag.    (Schlafs.)    Korrespondenzblatt   des   Akadem.    Schutzvereins   7. 

1913.     S.  29—34. 
*Brown.  James  Duft'.    A  British  Library  itinerary.     London:   Grafton  1913. 

30  S.    Aus:  Library  World. 
Onorato  Champion.     11  Libro  e  la  Stampa  7.     1913.    S.  82 — 83. 
Clarke,  Archibald  R.    Arrangement  of  place  -name  entries  in  subject  cata- 

logues,  indexes  and  directories.    The  Library  3.  Ser.  4.  1913.  S.  221     234. 
Dana,  John  Cotton.    The  public  Library  and  publicity  in  manicipal  affairs. 

Libr.  Journal  38.    1913.    S.  198 — 201. 
Freeman,  Marilla  Waite.    The  Joint  work  of  the  high  school  and  the  public 

library  in  relating  education  to  life.     Libr.  Journal  38.    1913.    S  179 — 183. 
G  iraud-Mangin,  Marcel.     Les  bibliotheques  municipales   devant  l'opinion. 

Bibliotheques,  livres  et  librairies  Ser.  2.    1913.   S.  153—168. 
Green  man,   Edward  D.     The  Development   of  secondary  school   libraries. 

Libr.  Journal  38.    1913.    S.  183—189. 
*Jaeschke,  E.    Leitfaden  für  die  Einrichtung  und  Verwaltung  von  mittleren 

und  kleinen  Volks-   und  Schulbüchereien,   Kreiswanderbibliotheken  und 

Lesezimmern  in  Stadt  und  Land.    Für  die  Praxis  dargestellt.     Berlin  u. 

Leipzig:  G.  J.  Göschen  1913.     102  S.     1,50  M. 
Kostin,  M.  (Russ):  Bibliographische  Dezimal -Klassifikation.    Bibliotekar  3. 

1912.  S.  191—207. 

Laude,  J.  Les  bibliotheques  universitaires  de  province.  Bibliotheques, 
livres  et  librairies  Ser.  2.    1913.   S.  127—152. 

Liste  d'avancement  ä  l'anciennete  du  personnel  technique  de  la  Bibliotheque 
nationale;  Bibliotheque  de  1' Arsenal,  Mazarine  et  Sainte-Genevieve;  Bi- 
bliotheques des  Universites.  Revue  des  bibliotheques  23.  1913.  S.  133 
—134.  134—138.  138—139. 

Meyer,  Kuno.  Ludwig  Christian  Stern  f.  Zeitschrift  für  celtische  Philo- 
logie 8.     1912.     S.  583—587. 

Otten,  Bennata.  Bücherhallen  und  Reklame.  Blätter  für  Volksbibl.  u.  Lese- 
hallen 14.     1913.     S.  87—90. 

Pelletier,  X.  LTIygiene  dans  les  bibliotheques.  Bibliotheques,  livres  et 
librairies  Ser.  2.     1913.    S.  169  —  181. 

Proceedings  of  the  thirty-fifth  annual  meeting  of  the  library  association. 
Held  at  Liverpool,  2,  3,  4,  5,  and  6  September,  1912.  Libr.  Assoc. 
Record  15.     1913.    S.  201—249. 

Rawson,  P.  W.  The  Appointment  of  non  professional  and  untraiued  assi- 
stants.    The  Librariau  3.     1913.    S.  379— 3S2. 

Rije,  To  van.   Bibliotheek-nomenclatunr.    Maandblad  voor  bibliotheekwezen  1. 

1913.  S.  65-68. 

Sanvisenti,  B.  Marcelino  Menendez  y  Pelayo.  II  Libro  e  la  Stampa  7. 
1913.     S.  78—82. 

Schnorr  von  Carolsfeld,  II.  Georg  Laubmann.  Biographisches  Jahrbuch 
und  Deutscher  Nekrolog  15.    (1913).    S.  261— 262. 

Schoenberg,  Helen  (Russ.):  Der  amerikanische  Bibliothekar.  Bibliotekar  3. 
1912.     S.  211—216. 

Library  Assistants'  Association.  Third  Easter  School,  1913.  The  Libra- 
rian  3.      1913.     S.  377—379. 

Schröder,  Edward.  Karl  Kochendörffer.  Biographisches  Jahrbuch  und 
Deutscher  Nekrolog  15  (1913).    S.  83—85. 

Schwenke,  Paul.  Zur  Frage  der  Systematik.  Zentralblatt  30.  1913.  S.  225— 227. 

Vaiirycke,  P.  Les  bibliotheques  universitaires  et  la  presse  scientifique  de 
Hollande.     Bibliotheques,  livres  et  librairies  Ser.  2     1913.    S.  53  —  71. 

Verschoor,  A.  L.  Reorganisatie  van  het  zweedsche  openbare  bibliotheek- 
wezen.    Maandblad  voor  bibliotheekwezen  1.     1913.     S.  69  -81. 

Vosinskij,  VI.  ^Russ.):  Ueber  die  Form  des  systematischen  Katalogs.  Bi- 
bliotekar 3.     1912.     S.  208—210. 


282        Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Einzelne  Bibliotheken. 

Bergisck-Gladbach.     Oeffentliche    Bücherei   und   Lesehalle   zu   Bergisch- 

Gladbach.      Richard    Zanders    Stiftung.      Jahresbericht    1912.      (Berg.- 

Gladbach:  1913).    20  S. 
Berlin.     Morel,  Eug.    La  Bibliotheque  royale  de  Berlin;  le  pret  et  le  bureau 

de  renseignernents.  Bibliotheques,  livres  et  librairies  Ser.  2.  1913.  S.  73 — 96. 
Fürth.    ^Bibliothek.     Bericht   des   Fürther   Volksbildungsvereins    7    üb.    d. 

Vereinsjahr  1913.    S.  4-9. 
Hamburg.    Plate,  0.    Ueber   die   Signaturen   und   das   Katalogsystem   der 

Hamburger   Bücherhalle.    Blätter   f.  Volksbibl.   u.   Lesehallen   14.     1913. 

S.  73—80. 
Leipzig.    Ahrens,  W.    Die  „Deutsche  Bücherei"  in  Leipzig  und  die  deutsche 

Nationalbibliothek.    Preufsische  Jahrbücher  151.     1913.    S.  43 — 49. 

—  *  Bibliothek   des  Börsenvereins   der   Deutschen   Buchhändler   zu   Leipzig. 

Zuwachs   seit  Abschlui's    des   Kataloges   Bd  2.   Nr  19.    Börsenblatt  1913. 
S.  4252.  4285—86. 

—  Goldfriedrich ,  J.    Ein  neuer  Edelstein  in   den   Sammlungen  des  Börsen- 

vereins.   (Sammlung  von  Briefen  an  und   von  Georg  Joachim  Göschen.) 
Börsenblatt  1913.     S.  3626—3627. 
Münster.    Katalog  der  Bibliothek  im  Landesmuseum  der  Provinz  Westfalen. 
Münster  1912:  Regensburg.    473  S. 

—  (Schmitz-Kallenberg,  L.)  Verzeichnis  der  Büchersammlung  des  Historischen 

Vereins  zu  Münster  i.  W.  (nach  dem  Stande  vom  1.  März  19 !  3).  Münster  i.W. 
1913:  Regensbnrg.    VIII,  117  S. 
Strafsburg.   Welz,  Carol.    Katalog  der  Kaiserlichen  Universitäts-  und  Landes- 
bibliothek  in   Strafsburg.     Descriptio    codicum   graecorum.     Strafsburg: 
K.J.  Trübner  1913.    62  S.     3  M. 


Abbeville.    Godet,  Marcel.    La  Bibliotheque  d'Abbeville.    Ce   qu'elle  est, 

ce  qu'elle  pourrait  etre.    Abbeville  1913:  Pilote  de  la  Somme.     14  S. 
Albany.    *NewYork  State  Library  School.    Circular  of  Information  1913— 14. 

(Albany):  State  of  New  York  Edncation  Dep.  1913.    33  S.,  2  Taf. 
Boston.    *Annual  Report  of  the  Trustees  of  the  Public  Library  of  the  City 

of  Boston.     61.     1912—1913.     Boston:   Trustees    1913.     74  S.,   5  Tat'., 

1  Plan. 
Genf.    Aubert  De  La  Rüe,  Hippolyte.    Les  principaux  mannscrits  ä  peintures 

de  la  Bibliotheque  publique   et  universitaire  de  Geneve.    Bulletin  de  la 

societe   fran^aise  de  reproductions  de  mannscrits  ä  peintures  2.     1912. 

S.  55—107,  Taf.  31—47. 
Groningen.    Bibliotheek   der  Rijks-Universiteit   te  Groningen.    Catalogns. 

1.  Roos,   A.  G.    Incunabelen.     2.  Duitsche  letterkunde   en  letterkundige 

geschiedenis   der   laatste   vier   eeuwen.    Groningen:  J.  B.  Wolters  1912. 

104  S.,  1  Faks.;  72  S.     2,50  u.  1,25  Fl. 
Hagerstown.    ^Washington  County  Free  Library  at  Hagerstown,  Maryland. 

Annual  Report  11.     1911—1912.    (Hagerstown  o.  J.)    21  S.,  3  Taf. 
London.    Capet,  Eug.    La  Bibliotheque  du  British  Museum.    Bibliotheques, 

livres  et  librairies  Ser.  2.     1913.    S.  1—37. 
New  York.    List  of  City  Charters,   ordinances,  and  collected  documents  in 

the  New  York  Public  Library.    (Supplement).    Bulletin  of  the  N.  Y.  P.  L. 

17.     1913.     S.  313— 359. 
Paris.    Bibliotheque  Nationale.    Rapport  adresse  par  l'administrateur  general 

de  la  Bibliotheque  Nationale  ä  M.   le  ministre  de  l'instruction  publique 

et   des  beaux  arts  sur  les   divers  Services  de   la   Bibliotheque  peudant 

l'annee   1912   (Journal   officiel,   23  fevrier   1913,  pp.  17S7— 1789).    Revue 

d.  bibliotheques  23.     1913.     S.  122—133. 
—  Du  Bus,  Charles.    L'exposition  Jean -Jacques  Rousseau  ä  la  Bibliotheque 

nationale.    Paris  1912:   L.  Maretheux.     HS.    Aus:  Revolution  frangaise. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen       283 

Paris.    La  Bibliotheque  de  la  Sorbonne.    La  Liberte  HÜ 3.    Nr.  vom  6.  Februar. 

—  Cornn,   Paul.    Les  bibliotheques  d'art  de  Paris.    Bibliotheques,   livres  et 

librairies  Ser.  2.     1913.     S.  97—126. 
Keims.    Bulletin  des  dons  et  achats  de  la  Bibliotheque  de  Keims.     Fase.  11. 

1911—12.     Reims  1913:  Matot.     52  S. 
St.  Louis.    Annual  Report  of  the  St.  Louis  Mercantile  Library  Association. 

Report  67.     1912.    St.  Louis  1913:  Nixon- Jones.    42  S. 
Stockholm.      *Kungl.    Bibliotekets   Ärsberättelse   1912.      Stockholm   1913: 

P.  A.  Norstedt.     40  S. 
Toronto.    Public  Library.    Book  Bulletin.    Neu  Series  Vol.  3.  Nr  1.  January 

1913.     Toronto:  1913. 
Venedig.     Frati,   Carlo.     Bollettino   bibliografico   Marciauo.     Pubblicazioni 

recenti  relative  a  codici   o  stampe  della  Biblioteca  Marciana  di  Venezia. 

(Forts.)    Bibliofilia  14.    1912/13.    S.  452 -461  m.  3  Faksim.    (Wird  fortges.) 
Washington.     Lemaitre,  Henri.     La  Bibliotheque  du  Cougres  ä  Washington ; 

la  nouvelle  Bibliotheque  de  New  York.    Bibliotheques,  livres  et  librairies 

Ser.  2.     1913.     S.  39—51. 

—  Catalogne  of  publications  relating  to  forestry  in  the  Library  of  the  U.  S. 

Dep.  of  Agrieulture.  Prep,  in  the  Library  of  the  Department  with  the 
cooper.  of  the  Forest  Service.  Washington:  Gov.  Pr.  Off.  1912.  302  S. 
(U.  S.  Dep.  of  Agric.  Library-Bulletin  Nr  70.) 

Schriftwesen  und  Handschriftenkunde. 

Bernath,  Morton.  Notice  sur  quelques  beaux  manuscrits  ä  peintures  con- 
serves  en  Allemagne.  I.  Le  V  alere  Maxime  de  Leipzig.  IL  Un  manuscrit 
milanais  de  la  Bibliotheque  de  Cobonrg.  Bulletin  de  la  societe  frangaise 
de  reproduetions  de  manuscrits  ä  peintures  2.  1912.  S.  108 — 114,  Taf. 
43.  49. 

Cassuto,  Umberto.  Alcuni  manoscritti  ebraici  della  Libreria  Olschki.  Con 
5  fac-simili.     Bibliofilia  14.     1912/13.     S.  441— 450. 

Foulche-Delbosc,  R.  Manuscrits  hispaniques  de  bibliotheques  dispersees. 
(2e  article.)    Revue  des  bibliotheques  23.     1913.    S.  81— 108. 

Höhn,  Heinrich.  Alte  Stammbücher  im  Besitz  des  Germanischen  National- 
museums zu  Nürnberg.  Zeitschr.  f.  Bücherfreunde  N.  F.  5.  1913/14. 
S.  1—11,  33—48  m.  22  Abb.    (Wird  fortges.) 

Lauer,  Ph.  Bibliographie  annuelle  des  publications  relatives  aux  manuscrits 
ä  peintures.  Bulletin  de  la  societe  francaise  de  reproduetions  de  manus- 
crits ä  peintures  2.     1912.     S.  115 — 126. 

Historical  Manuscripts  Commission.  Report  on  the  manuscripts  of  Allan 
George  Finch,  Esq.,  of  Burley-on-the-Hill,  Rntland.  Vol.  1.  (Vorr.  S.  C. 
Lomas.)     London:  Station.  Off.  1913.    LV,  614  S. 

Buchgewerbe. 

Bartlett,  Henrietla  C.  Quarto  editions  of  Julius  Caesar.  The  Library  3. 
Ser.  4.     1913.    S.  122— 132. 

Bogeng,  G.  A.  E.  Der  Bucheinband.  Ein  Handbuch  für  Buchbinder  und 
Büchersammler.    Halle  a.  S.:  W.  Knapp  1913.    VIII,  382  S.     11,60  M. 

Dibdin,  T.  F.    Printer  devices.    The  Iinpriut  1.     1913.    January,  Suppl. 

Dodds,  Madeleine  Hope.  The  date  of  „Albion,  Knight"  (1565-6 ff.).  The 
Library  3.     Ser.  4.     1913.    S.  157— 170. 

Gugenbauer,  Gust.  Inkunabeln  der  Graphik  in  den  Klosterbibliotheken 
Ober-Üesterreichs  und  Salzburgs.  Stral'sburg:  J.  II.  Ed.  Heitz  1913.  37  S., 
31  Taf.     2°.     60  M.    (Einblattdrucke  des  15.  Jahrhunderts.) 

Kenn  ig,  Paul.  Ein  Stück  Geschichte  der  graphischen  Künste  in  Tabellen- 
form.    Zeitschr.  f.  Bücherfreunde  N.  F.  5.     1913/14.     S.  62— 64. 

Kabuse,  Bernhard.  Die  französische  Buchdrucker-  und  Bachhändlerfamilie 
der  Barbou  (1524— 1S20)  Zeitschr.  f.  Bücherfreunde  N.  F.  5.  1913  11. 
S.  18-22. 


284        Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Kohfeldt,  G.  Einband-Makulatur.  Ein  Blick  in  eine  Buchbindemerkstatt 
des  XVI.  Jahrhunderts.  Zeitschr.  f.  Bücherfreunde  N.  F.  5.  191'  4. 
S.  11—14. 

Lepreux,  Georges.  Gallia  typographica  ou  Repertoire  biographique  et 
chronologique  de  tous  les  iinprimeurs  de  France,  depuis  les  origines  de 
l'iinpriuierie  jusqu'ä  la  Revolution.  Serie  departementale.  T.  3.  Province 
de  Normaudie.  Vd.  1  parties  1 — 3.  (Seine-Inferieure,  Eure,  Calvados.); 
parties  4.  5.  (Manche  'et  Orne.)  Paris:  H.  Champion  1912.  510,  439  S. 
=  Revue  des  bibliothi'ques  Suppl.  VII.  VIII. 

De  Magistris,  C.  P.  II  contratto  nuziale  della  figlia  di  Aldo  Manuzio.  Studi 
critici  per  nozze  Neri-Gariazzo  1912.     16  S. 

Mantovani,  Dino.  La  Figura  di  G.  B.  Bodoni  rievocata.  Giornale  della 
libreria  26.     1913.     S.  214—216. 

Picot,  E  Les  imprimeurs  rouennais  en  Italie  au  XVe  siecle.  Bulletin  de 
la  societe  de  Thistoire  de  Xorrnandie  11.     S.  134 — 151.  163 — 203. 

Piper,  Alfred  Cecil.  Souie  great  printers  and  their  work:  William  Caxton. 
Libr.  World  15.     1913.     S.  294— 299. 

Volpicella,  L.  Priino  contributo  alla  conoscenza  delle  filigrane  nelle  carte 
antiche  di  Lucca.    Lucca  1912:  Dessena.    66  S.    4°. 

Voullieme.  Erust.  Johannes  Schilling-Solidt,  ein  Kölner  Drucker  des  XV.  Jahr- 
hunderts.    Zentralblatt  30.     1913.     S.  220— 225. 

Zaretzky,  Otto.  Der  Verfasser  und  Drucker  der  Flugschrift  über  die  Ein- 
nahme von  Bonn  im  Jahre  15b4.  Westdeutsche  Zeitschrift  für  Geschichte 
und  Kunst  31.     1912.     S.  308— 312. 

Zucker,  M.  Einzel -Formschnitte  in  der  Kupferstichsammlnng  der  Königl. 
Universitäts-Bibliothek  Erlangen.  Strafsburg:  J.  H.  Ed.  Heitz  1913.  26  S., 
15  Taf.     2°.    5o  M.    (Einblattdrucke  des  15.  Jahrhunderts.) 

Buchhandel. 
Champion,  Honore.    Portraits  de  libraires.    Les  freres  Garnier.    Paris  1913: 

A.  Fleury.    6S,  2  Portr.,  1  Faksim.    Ans:  Bulletin  de  l'association  amicale 

professionelle  des  commis-libraires  frangais. 
Copyright  in  England,  Act  la  and  2  Geo.  5.  Ch.  46.  An  act  to  amend  and 

consolidate  the  law  relating  to  Copyright,   approved  Dezember  16,  1911. 

Washington:  Gov.  Pr.  Off.  1912.    45*  S.     (Library  of  Congress.    Copyright 

Office.     Bulletin  No  16.) 
*Hefs,  Arthur.     Die  Sünden  im   deutschen   Buchhandel.    Die  Kartellpolitik 

und   ihre   Folgen   für   Handel   und   Publikum.     Stuttgart:   J.  Hefs   1913. 

27  S.     50  Pf. 
Rath,  Philipp.    Das  Antiquariat  des  Moritz  Georg  Weidmann  zu  Leipzig  in 

der    ersten    Hälfte    des    achtzehnten    Jahrhunderts.      Börsenblatt    1913. 

S.  3830-3831. 
Wagner,  A.  M.    Friedrich  Hebbel  und  sein  Verleger  (Julius  Campe).    Nach 

bisher    ungedruckten    Briefen.      Germanisch -romanische   Monatschrit't   5. 

1913.     S.  177—193. 

Zeitungen  und  Zeitschriftenwesen. 

Barwick.  G.  F.    Corantos.    The  Library  3.   Ser.  4.    1913.    S.  113—121. 

Bensei,  Paul.  Niederrheinisches  Geistesleben  im  Spiegel  Clevischer  Zeit- 
schriften des  18.  Jahrhunderts.  Studien  z.  Rheinischen  Geschichte  1. 
1912.     XX,  227  S. 

liiert,  Friedrich  Maria.  Die  Geschichte  der  Wormser  Presse.  Mit  kulturhist. 
Fragmeuten.  Mit  d.  Facs.  e.  Nummer  d.  Reichsstaedt.  Wochenblattes, 
mehr.  Orig.  Vignetten  u.  2  Bild.     Worms:  Buerchl  1913.     V,  151  S. 

*Stoklossa,  Paul.  Die  periodischen  Druckschriften  Deutschlands.  Eine 
statistische  Untersuchung:  Schmollers  Jahrbuch  für  Gesetzgebung  .  .  . 
37.    1913.     S.  225—258. 

"Allgemeine  Zeitung  Chemnitz.  Der  Grofsbetrieb  einer  modernen  Tages- 
zeitung.   (Chemnitz:  Allgemeine  Zeitung  o.  J.)    32  S.,  23  Abb. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen       285 

Allgemeine  und  Nationalbibliographie. 

Biedermann,   Flodoard   Frkr.   von.     Gelegenheitsdrucke   von    1749 — 1S32. 

Zeitschr.  f.  Bücherfreunde  N.  F.    5.    1913/14.    S.  54-62. 
Koswick.    Richter,  Paul  Emil.    Michael  Koswick,  Roswick  genannt.   Zeitschr. 

f.  Bücherfreunde  N.  F.    5.    1913/14.   S.  14—18. 
Safroneev,  N.  (Russ.)     Die   lateinische   Transkription   und   das   russische 

Alphabet.     Bibliotekaf  3.    1912.    S.  217-220. 
Wijk,  N.  van.    De  Transskriptie  van  russiese  eigennamen.    Maandblad  voor 

bibliotheekwezen  1.    1913.    S.  33—42. 


Dänemark.  Dansk  Bugfortegnelse.  Udgivet  og  forlagt  af  G.  E.  C.  Gad- 
Kobenhavn.    Aarg.  63.     1913.    Nr  1.    Kebenhavn:  Gad  1913. 

Englisch.  Annual  Magazine  subject-index  to  a  selected  list  of  American 
aud  English  periodicals  and  society  publications,  not  elsewhere  indexed 
1912;  including  as  part  2  the  Dramatic  Index  for  1912.  Ed.  by  F.  Winthrop 
Faxon,  compiled  with  the  Cooperation  of  librarians.  Boston:  Boston 
Book  Co.    1913.     «22,  322  S.     7  $. 

Frankreich.  Catalogue  general  de  la  librairie  fran^aise.  Continuation  de 
l'ouvrage  d'Otto  Lorenz.  (Periode  de  1906—1909.)  Red.  p.  D.  Jordell. 
T.  23.  (Table  des  matieres  des  tomes  21  et  22,  1906— 1909).  Fase.  3. 
Paris:  D.  Jordell  1912.     S.  449—680. 

Schweden.  Bygden,  Leonard.  Svenskt  Anonym-  och  Pseudonym-Lexikon. 
Bibliografisk  fürteckning  öfver  uppdagnade  anonymer  och  pseudonymer 
i  den  svenska  litteraturen.  H.  XVII.  (=  Bd  2:  8).  Uppsala  1912:  Akad. 
Boktr.  Sp.  673 — 768.  =  Skrifter  utgifna  af  svenska  litteratursällskapet  17:  15. 

Ungarn.  *Kont,  I.  Bibliographie  frangaise  de  la  Hongrie.  (1521 — 1910). 
Avec  un  inventaire  sommaire  des  documents  manuscrits.  Paris:  E.  Leroux 
1913.  XVI,  323  S.  (Travaux  de  la  Conference  detudes  hongroises  ä  la 
Sorbonne.) 

Fachbibliographie. 

Erziehung  und  Unterricht.  Smith,  D.  Eug.,  and  Goldziher,  C.  Biblio- 
graphy  of  the  teaching  of  mathematics,  1900 — 1912.  Washington:  Gov. 
Print.  Off.     1913.    95  S.     (U.  S.- Bureau  of  Education,  Bulletin.) 

Geschichte.  Manno,  Ant.  Bibliografia  storica  degli  stati  della  monarchia 
di  Savoia.  Vol.  IX.  Torino:  Bocca  1913.  563  S.  =  Biblioteca  storica 
italiana  III. 

Medizin  u.  Naturwiss.  Jongmans,  W.  J.  Die  palaeobotanische  Literatur. 
Bibliographische  Uebersicht  über  die  Arbeiten  aus  dem  Gebiete  der 
Palaeobotanik.  Bd  3.  Die  Erscheinungen  der  J.  1910  u.  1911  u.  Nachtr. 
f.  1909.     Jena:  G.Fischer  1913.     569  S.     26  M. 

Rechts-  u.  Staatswiss.  Bertolini,  Cesare.  Bibliografia  1895 — 99:  Diritto 
romano,  Libri.  1900—06:  Diritto  greco  e  Diritto  romano,  Libri,  Periodic! 
Roma:  Istituto  di  diritto  romano  1912.  IV,  306  S.  =  Bullettiuo  dcl 
Istituto  di  diritto  romano.    Vol.  24.    Supplemente 

Sprachen  u  Litt.  Brüinmer,  Franz.  Lexikon  der  deutschen  Dichter  und 
Prosaisten  vom  Beginn  des  19.  Jahrh.  bis  zur  Gegenwart.  (>.,  völlig  neu 
bearb.  u.  stark  verin.  Aufl.  Bd  5  u  6.  Leipzig:  Ph.  Reclam  1913.  Je 
480  S.     Geb.  je  1,50  M.     (üniversal-ßibliothek  Nr  5531— 35.  5536     40.) 

-  Jungbauer,  G.  Bibliographie  des  deutschen  Volksliedes  in  Böhmen.  Prag: 
J.  G.  Calve  1913.  XLVII,  576  S.  8  K.  =  Beiträge  z.  deutsch-böhm.  Volks- 
kunde Bd  11. 

Technologie.  Oxford,  Arnold  Whitaker.  English  Cookery  Books  to  the 
year  1850.     London:  Frowde  1913.     192  S. 

Lokale  Bibliographie. 
Japan.     Cordier,   Henri.     Bibliotheca  Japonica.     Dictionnaire    bibliogr.    «los 
ouvrages  relatifs  ä  l'Empire  japonais  ranges  par  ordre  chronol.  jusqu'ä 

1870  suivi  d'un  app.  renferuiant  la  liste  alphab.  des  prineipaux  ouvrages 


286        Nene  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

parus  de  1870  ä  1912.    Paris:   Impr.  nat.  1912.    XII  S.,  762  Sp.    4°  (8°). 
(Pnblications  de  l'Ecole  d.  langues  orientales  Vivantes  Ser.  5.   T.  8. 
Norwich.     Euren,   Albert  D.    Books   and   bookmen   of  Norwich.    A  brief 
survey   of  its   literary   history.     Book-Auction   Records    (Karslake)    lo. 
1912,13.    S.  XXI— XXIX,  1  Taf. 

Personale  Bibliographie. 
Fenelon.     Catalogue  des  ouvrages  de  Fenelon  eonserves  au  department  des 
imprimes  de  la  Bibliotheque  nationale.    Paris:   Impr.  nat.  1912.     188  Sp. 
Aus:  Catalogue  gen.  les  livres  impr.  de  la  Bibl.  nat.  T.  50. 
Rousseau.     Ledos,   E.    G.     Catalogue    des   ouvrages   de   Rousseau   (Jean 
Jacques)   eonserves  dans  les  grandes  bibliotheques  de  Paris.    Paris:   II. 
Champion  1012.  VII,  60  S.  =  Bulletin  des  recentes  publications  frangaises, 
Suppl. 
Schwenke.     Schultze,  Walther.     Die  Schriften  Paul  Schwenkes.     Beiträge 

zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen  1913.    S.  1  — 16. 
Wilson.  Clemons,  Harry.   An  Essay  towards  a  bibliography  of  the  published 
writings  and  addresses  of  Woodrow  Wilson  1875  —  1910.    Princeton:  Libr. 
of  the  Univ.  1913.    26  Bl. 

Bibliophilie. 

Anderle,  Jaroinir.  Alte  Bucheignerzeichen  Trients  und  seiner  Umgebung. 
(1.  Forts.)  Oesterreich.  Exlibris- Gesellschaft.  Jahrbuch  10.  1912.  S.  8 
—  12  m.  3  Abb. 

Ankwicz,  Hans  von.  Magister  Johannes  Gremper  ans  Rheinfelden,  ein 
Wiener  Humanist  und  Bibliophile  des  XVI.  Jahrhunderts.  Zentralblatt  30. 
1913.     S.  197—216. 

Antonievskij,  J.  (Russ.)  Russische  Bücherzeichen  (Exlibris).  S.- Peter- 
burg: 1913.    3Rub. 

Archivio  delP  associazione  italiana  fra  amatori  di  ex-libris.  Anno  1.  1912. 
Nr  1.    Torino:  Off.  poligrafica  ed.    Subalpina  1912.    4°. 

Bein  in g.  Bücherei  eines  schwäbischen  Präzeptors  am  Ende  des  16.  Jahr- 
hunderts. (Johannes  Wachsring.)  AVürttembergische  Vierteljahrshefte 
N.  F.    21.    1912.     S.  317—324. 

(Breslauer,  Martin).  Das  schöne  Buch  im  Wandel  der  Zeit,  nebst  Anhang: 
Autographen.     Berlin:  Breslauer  (1913).    192  S.     (Breslauer:  Katalog  22). 

Effenberger,  Hans.  Zur  Idedogie  und  Symbolik  des  Exlibris.  Oesterreich. 
Exlibris  Gesellschaft.    Jahrbuch  10.     1912.    S.  13  — 17  m.  1  Abb. 

Ex  Libris,  Buchkunst  und  angewandte  Graphik.  23.  (N.  F.  6.)  1913.  Hrsg. 
von  Robert  Corwegh  n.  Julius  Nathanson.  H.  1:  März.  Magdeburg: 
Heinrichshofen  1913. 

Fischer,  Leop.  de.  Les  marques  de  bibliotheque  de  la  maison  de  Fischer- 
Reichenbach  (de  Berne).  (Fiu.)  Bulletin  du  bibliophile  1913.  S.  80— 88 
m.  4  Abb.  i.  T.  u.  3  Taf. 

Gruenwaldt,  Moritz  von.  Ex-libris.  Wien:  Arthur  Wolf  1913.  III  S., 
12  Taf.  ,  In  Mappe  25  M.,  Vorzugsausgabe  40  M. 

Henriot,  Emile.  La  Bibliotheqne  Spoelberch  de  Lovenjoul.  Revue  des 
bibliotheques  23.     1913.     S.  109—114. 

II uck,  Thomas  W.  Book  pests  and  book  and  print  restoration.  Libr.  Assoc. 
Recordl5.     1913.    S.  165— 177. 

Oesterreichische  Exlibris-Gesellschaft.  Jahrbuch  10.  1912.  Wien:  Gesell- 
schaft (1913).    9S  S.,  15  Taf.  u.  zahlr.  Abb.  i.  T.     10  K. 

Jahrbuch  der  Gesellschaft  der  Bibliophilen.  Jg.  12.  1911,12.  Weimar: 
Gesellschaft  (1912).    XXI,  54  S. 

Katalog  der  ersten  Ausstellung  der  Maximilian -Gesellschaft.  Wertvolle 
Bücher  aus  dem  Besitz  von  Mitgliedern  der  Gesellschaft.  Berlin  2.  März 
bis  30.  April  1913  im  Ausstellungssaal  des  Königl.  Kunstgewerbe-Museums. 
(Berlin  1913  :  O.  v.  Holten.)    40  S. 


Antiquariatskataloge  287 

Antiquariatskataloge. 

Bangel  &  Schmitt,  Heidelberg.     Nr  53:  Rechtswissenschaft.    4298  Nrn. 

Baer  &  Co.,  Frankfurt.  Nr  610:  Schweiz.  2899  Nrn.  —  Nr  61 1:  Die  Balkan- 
halbinsel und  der  Archipel  I.  Linqnistik.  812  Nrn.  —  Nr  614:  Rhein- 
provinz Westfalen,  Waldeck-Pyrmont,  Lippe.     2152  Nrn. 

Basler  Buch-  und  Antiqnariatshandlung.  Basel.  Nr  359:  Allgem. 
Sprachwissenschaft.  1 775  Nrn.  —  Nr  361 :  Exakte  Wissenschaften.  2396  Nrn. 

—  Nr  362:  Land-  und  Hauswirtschaft.    3070  Nrn. 

Bielefelds  Hofbuchh.,  Karlsruhe.  Nr  239:  Kunstgeschichte,  Kupfer-  und 
Holzschnittwerke.     1110  Nrn. 

Bocca,  S.,  Rom.     262:  Varia.     793  Nrn. 

Dultz  &  Co.,  München.  Nr  12:  Zoologie.  Palaeozoulogie.  Anatomie.  Morpho- 
logie.    740  Nrn. 

Gilhofer  &  Ranschburg,  Wien.  Nr  112:  Almanache.  Kalender  und 
Taschenbücher.   1094  Nrn.  —  Nr  113:  Autographen  u.  Urkunden.   444  Nrn. 

Ilarrassowitz,  Otto,  Leipzig.  Nr  358:  Kunst  und  Archäologie.  Musik. 
Theater.     Illustrierte  Bücher. 

Hiersemann,  Leipzig.  Nr  422:  Architektur  (enth.  d.  Bibl.  des  f  Professor 
Dr.  Richard  Streiter,  München).  853  Nrn.  —  Nr  423:  Architektur  und 
Kunstgewerbe.     758  Nrn. 

nochschulbuchhandlung  Max  Huber,  München.  Nr  3:  Heine-Biblio- 
thek.    Varia.     2414  Nrn. 

Hugendubel,  München.    Nr  77:  Verkehrswesen.    941  Nrn. 

Kerler,  Ulm.    Nr  416:  Oriental.  n.  Europäische  Sprachwissenschaft.    773  Nrn. 

Klincksieck,  C,  Paris.  Nr  7:  Mathematiques.  Sc.  physiques  et  naturelles. 
2252  Nrn. 

Küfner,  Otto,  Berlin.     Nr  1:  Deutsche  Literatur.     713  Nrn. 

Lange,  Florenz.    Nr  28:  Asia.     1027  Nrn. 

Lehmann,  Paul,  Berlin.  Nr  128:  Weltgeschichte.  Kulturgeschichte.  2050  Nrn. 

—  Nr  129:  Militaria-Kriegswissenschaft.    573  Nrn. 
Liepmannssohn,  Berlin.    Nr  182:  Musiker-Biographien.     2242  Nrn. 
Lübcke,  Lübeck.    Nr  59:  Aus  allen  Wissensgebieten.    523  Nrn. 

Dr.  Lüneburgs  Sort.,  München.  Nr  104:  Deutsche  Literatur.  Philosophie. 
Geschichte  etc.     2551  Nrn. 

Meyer,  Fr.,  Leipzig.    Nr  114:  Bibliothek  Jakob  Minor.    III.     1512  Nrn. 

Müller,  Friedrich,  München.    Anzeiger  Nr  25:  1041  Nrn. 

Mussotter,  Munderkingen.  Nr  106:  Systemat.  Theologie.  Philosophie.  4395 Nrn. 

Pietzsch,  Dresden.    Nr  27:  Werke  aus  allen  Wissenschaften.     3556  Nrn. 

Poppe,  Leipzig.    Nr  6:  Praktische  Musik.     2806  Nrn. 

Quint,  S.  G\,  Arnhem.  Nr  146:  Grieksch  en  Latijn,  Fransch,  Dnitsch  en 
Engelsch.     728  Nrn. 

Ranschburg,  Budapest.    Nr  94  u.  95. 

Rheinisches  Buch-  und  Kunst-Antiquariat,  Bonn.  Nr  68:  Deutsche 
Sprache  und  Literatur.     1462  Nrn. 

Ricker'sche  Univ.  Buchh.,  Giefsen.  Anzeiger  Nr  12:  Rossica.  Slavica. 
1005  Nrn.  —  Nr  13:  Philosophie.     1 165  Nrn. 

Salby,  G.,  London.    Nr  1:  Africa.    379  Nrn. 

Schoder,  Turin.    Nr  27:  Manuscrits-Incunables.     145  Nrn. 

Schöningh,  Osnabrück.    Nr  148:  Hassiaca.     1216  Nrn. 

Schwager  &  Fraenkel,  Husiatyn.  Nr  37:  Hebraica.  4571  Nrn.  —  Nr  3S: 
Judaica.     243  Nrn. 

Seligsberg's  Ant.,  Bayreuth.     Nr  308:  Amerika.     Australien.     1064  Nrn. 

Stargardt,  Berlin.    Nr  231:  Autographen  und  Urkunden.    405  Nrn. 

Theissingsche  Buchh.,  Münster  i.  W.  Nr  10:  Allgem.  u.  deutsche  Ge- 
schichte.    1923  Nrn. 

Weber,  Berlin.     Nr  201:  Germanische  Philologie.    2483  Nrn. 

Wiener  Volksbuchhandlung.     Wien.     Nr  4 :  Arbeiterfrage.    892  Nrn. 

v.  Zahn  &  Jaensch,  Dresden.    Nr  255:  Okkultismus.     1859  Nrn. 


288  Bücheranktionen  —  Personalnachrichten  —  Anfrage 

Büclieraulitionen. 

Leipzig,  3.  u.  4.  Juni  1913:   Grofsbritannien  und  das  britische  Kolonialreich. 
404  Nrn.     Bei  Oswald  Weigel. 

—  5.  und  6.  Juni  1913:  Napoleon-Sammlung.     64S  Nrn.    Bei  C.  G.  Boerner. 

—  7.  Juni  1913:  Autographen.    600  Nrn.    Bei  C.  G.  Boerner. 

—  9.— 11.  Juni  1913:  Kulturgeschichte.    065  Nrn.    Bei  Oswald  Weigel. 

—  12.  u.    13.  Juni  1913:   Deutsche   Literatur   (Freiherrlich   von   Lüttwitzsche 

Bücherei)  366  Nrn.    Bei  Oswald  Weigel. 
Berlin,  14.  Juni  1913:    Kupferstiche,   Farbstiche   und  Schabkunstblätter  des 
IS.  Jh.    Mit  68  Tafelu.     390  Nrn.    Bei  Ernst  Henrich 

—  17.  Juni  1913:  Dokumente  frühen  deutschen  Lebens.  2. Reihe:  Das  Schauspiel 

in  Deutschland  bis  1700  (Bibliothek  Karl  Biltz).    Bei  Martin  Breslauer. 

—  18.  und  19.  Juni  1913:   Almanach  de  Gotha  und  Gothaischer  üofkalender 

(Sammlung  Edward   Clement -Magdeburg).     M,it   12U  lllustr.     Preis   3  M. 
Bei  Martin  Breslauer.       

Personaliiachrichten. 

Breslau  TH.  Dem  Vorstande  der  Bibliothek  Bibliothekar  Dr.  Wilhelm 
Molsdorf  wurde  das  Prädikat  Professor  beigelegt. 

München  HB.  Der  geprüfte  Praktikant  Dr.  Max  Stois  wurde  zum 
Kustos  au  Würzburg  ÜB  ernannt,  der  Praktikant  Robert  Eder  schied  aus 
dem  Dienste.  Aufgenommen  als  Praktikant  wurde  Anton  Brandl,  geb. 
27.  V.  S6  Mörlack  (Mittelfranken),  kath..  stud.  Naturwissenschaften. 

München  ÜB.  Der  Kustos  Dr.  Walther  Fischer  wurde  zum  Biblio- 
thekar ernannt. 

Stralsburg  ÜB.  Der  erste  Assistent  Christoph  Hohmann  wurde  zum 
Bibliothekar  ernannt. 

Würzburg  ÜB.  Der  Kustos  Dr.  Hans  Georg  Leimeister  wurde  in 
gleicher  Eigenschaft  an  München  HB  versetzt. 

Innsbruck  LB.  Der  Oberbibliothekar  Prof.  Dr.  Wolfram  Zingerle 
Edler  von  Summersberg  starb  am  8.  Mai  im  60.  Lebensjahre. 


Anfrage. 

Die  Universitätsbibliothek  Bonn  vermifst  seit  dem  Jahre  1S76  drei 
ihrer  Handschriften,  deren  Vorhandensein  sich  zuletzt  für  das  Jahr  1858 
feststellen  liilst.  Ermittlungen  in  gröfserem  Umfange  sind  bisher  unter- 
blieben, weil  man  hoffte,  die  Handschriften  seien  in  der  Bibliothek  verstellt 
und  würdeu  sich  gelegentlich  wiederfinden.  Da  aber  nach  so  langer  Zeit 
keine  Spuren  innerhalb  der  Bibliothek  sich  finden  lassen  wollten,  auch  die 
vor  zwei  Jahren  erneute  Revision  des  Handschriftenbestandes  ergebnislos 
geblieben  ist,  so  richte  ich  hiermit  an  alle  öffentlichen  und  privaten  Sammlungen 
und  an  die  Antiquariate  die  Bitte,  Nachforschungen  in  ihren  Beständen  und 
Katalogen  halten  und  mir  von  der  etwaigen  Auffindimg  der  Handschriften 
oder  von  Feststellungen,  die  zu  ihrer  Auffindung  führen  könnten,  gefällige 
Mitteilung  zu  machen. 

Es  haudelt  sich  um  die  folgenden  Stücke: 

1.  8  96  (305,  d).  4°.  Codex  chart.  saec.  XIX  non  compactus,  fol.  35. 
A.  F.  Naekii  scholae  Propertianae  autogr.  Incipit:  Propert.  I,  2. 
Explicit:  Brunck.  app.  ad  Apoll. 

2.  S  141  (19).  fol.  Codex  chart,  saec.  XV,  fol.  12<t.  M.  Tulli  Ciceronis 
et  L.  Annaei  Senecae  scripta  quaedam.  lusunt  a)  fol.  1 — 55.  Ciceronis 
de  off.  libri  III.  fol.  55 — 60.  Index,  b)  fol.  61— 72v.  Ciceronis  de  senectute 
dialogus.  c)  fol.  77—85.  Seneca,  de  quatuor  virtntibus  origiualibus.  d)  fol. 
S7 — 98.  Seneca,  de  dementia,  e)  99—101.  Seneca,  de  moribus.  f)  fol.  103 
bis  105.    Seneca,  de  remediis  fortuitorum  malornm. 

3.  S  217  (62,  d).  fol.  Fragmentuni  codicis  saec.  X,  fol.  2.  Glossarii 
latini  fragmentum.  Incipit:  Video  intellego  sentio.  Explicit:  pondere  vel. 
W.  Erman. 

Verlag  von  Otto  Harrassowitz..  Leipzig.  —  Druck  von  Ehrhardt  Karras,  Halle. 


Zentralblatt 

für 


Bibliothekswesen. 


XXX.  Jahrgang.  7.  u.  8.  Heft.  Juli-August  1913. 

Aus  humanistischen  Handschriften  I. 

Ueber  die  Briefsammlungen  des  Poggio  Braeciolini. 

I. 

Poggio1)  veranstaltete  drei  Sammlungen  seiner  Briefe,  die  sämtlich 
im  Codex  Riccardianus  759  enthalten  sind,   die  letzte  wenigstens  zum 
gröfseren  Teile.     Die  erste  ist  die  der  Briefe  an  Nicolö  Niccoli,  deret- 
wegen  er  seinem  langjährigen  intimen  Freunde  schrieb: 
Poggius  pl.  sal.  dicit  Nicoiao  suo. 

Redegi2)  in  panvum  uolumen  nonnullas  epistolas  quas  olim  ad  te 
scripsi.  Id  destinare  constitui  ad  quendam  Franciscum  Ferrariensem 
et  epistolam  addidi  in  principio ,  cuius  copiam  ad  te  mitto.  Uerum 
desunt  nobis  multe  ex  iis  (bis  P)  quas  ad  te  miseram  ex  Gallia  et 
ex  Germania  et  item  ex  urbe,  antequam  proficiscerer  ad  Gallias.  Ee 
(he  P)  quidem  erant  ut  mihi  uideor  elegantiores  et  que  mihi  aliquid 
honoris  afferrent,  propterea  quod  in  eis  continebatur  inuentio  diuer- 
sorum  operum,  que  in  lucem  mea  diligentia  uendicaui,  cum  essent 
antea  abstrusa  et  {G  et  om.  BLP)  in  tenebris  ac  latibulis  (6r  latinis 
MLP)  ignota.  Quare  te  oro  atque  obsecro,  ut  eas  conquiras  diligenter, 
quoniam  apud  te  esse  confido.  Cum  dudum  quasdam  mihi  tradidisses 
atque  ego  eas  quererem  abs  te,  de  quibus  {GL  publicis  BP)  nunc 
loquor,  dixisti  nescio  quem  habuisse  a  te  perplures,  quas  cum  reddi- 
disset  te  illas  mihi  traditurum.  Cura  ergo  perdiligenter  (diligenter  Gr), 
ut  illas  mihi  adinuenias,  perlustra  bibliothecam  (bybl.  P)  tuam  et 
omnes    scripturas    peruolue,    et   si    quas   reperis  extra  Italiam  scriptas, 


1)  Der  fast  ausschliefslich  gewordene  Name  Poggio  ist  bekanntlich  Vor- 
name; schon  Poggios  Grofsvater  hiefs  so  (A.  Medin,  Documenti  per  la  bio- 
grafia  di  Poggio  Braeciolini  im  Giornale  storico  della  letteratura  italianaXIl 
p.  352).  Trotzdem  wird  er  verschiedentlich  bis  in  die  neueste  Zeit  Carolus, 
Antonius,  Johannes  Franciscus  Poggius  genannt.  Der  Name  rührt  her  von 
zwei  Florentiner  Bischöfen  des  X.  Jahrhunderts  (Garns,  Series  episcoporum 
p.  747). 

2)  Cod.  Riccardianus  f.  126*=  /.'.  Laurentianus  47,20  =  7..  Pragensis  94 
=^  P;  Ep.  XXXIX  Poggii  Braeciolini  Tlorent.  Eistoriae  de  varietate  fortunae 
libri  IV  ex  codice  bibl.  Ottoboniauae  ed.  a  Dom.  Georgio,  Paris  1723  p.  255 
=  G.  —  Orthographische  Kleinigkeiten  sind  in  diesem  Aufsatze  nicht  be- 
rücksichtigt. 

XXX.     7.  8.  20 


290  Die  Briefsannnlurjgen  des  Poggio  Bracciolini 

exeeptis  Britanicis  quas  habeo ,  ad  nie  transmittas  rogo .  addaui  enim 
ad  priores  antequam  legentur  (Cr  lig.  PLP).  Id  erit  et  tibi  et  mihi  non 
contemnendum.  Postquani  enim  nonnulli  meas  epistolas  pluvis  quam 
digne  sunt  (sint  PG)  estimant  et  a  me  illas  quotidie  postulant  (-lent 
Pil^P),  uolo  eis  quoad  (quo  ad  P)  possum  satisfacere,  cum  nobis  aliquid 
honoris  hoc  aut  nominis  possit  adicere  mülo  cum  detrimento.  Itaque 
adhibe  diligentiam  nunc,  cum  te  domi  contines  ob  hos  (hoc  PL)  calores 
immoderatos  ad  eas  epistolas  peruestigandas.  Nos  hie  recte  ualemus 
et  tu  quoqne  uale. 

Bononie  die  XI  Julii  [1436]. 

In  Bologna  hielt  Poggio  sich  mit  Papst  Eugen  IV.  und  der  Kurie 
1436  und  1437  auf  (A.  v.  Reumont,  Geschichte  der  Stadt  Rom  III,  1 
p.  102)  und  datierte  von  dort  Briefe  vom  18.  Mai  [1436]  bis  zum 
13.  Dezember  [1437].  Da  Xiccoli  am  3.  Februar  1437  starb,1)  so  ist 
der  obige  Brief  aus  dem  Jahre  1436. 

Es  gelang  Poggio  nicht,  seinen  alten  Freuud  zum  Aufsuchen  und 
zur  Rückgabe  weiterer  Briefe  zu  bringen,  wie  einige  seiner  Briefe  an 
Franeiseus  Marescalcus  Ferrariensis,  späteren  Kanonikus  lehren,  dem 
er  die  Ausgabe  der  Sammlung  widmete.  Diese  Widmung  hat  nach 
P  fol.  126 r  folgenden  Wortlaut: 

Poggius  pl.  sal.  dicit  Francisco  Marescalco  Ferrariensi. 

Scripsi-)  olim  diuersis  in  locis  ac  temporibus  plures  epistolas  ad 
Nicolauni  Xicoluni  Flörentinum  nimm  doctissimum,  et  mihi  ab  ipsa 
mea  adolescentia  summa  necessitudine  ac  beniuolentia  coniunetum ,  et 
Scripte  sunt  a  me  uariis  de  rebus  domesticis  ac  priuatis  nostris ,  pro 
ut  occasio  temporum  ac  negotiorum  conditio  ferebat,  cum  in  ipsas  coni- 
cerem  quiequid  in  buccam  uenerat,  ita  ut  etiam  uerba  quedam  uul- 
garia  quanduque  (quanquam  L)  iocandi  causa  inserantur.  Neque  enim 
solum  commendabam  epistolis  que  agebantur  a  me  aut  (ac  L)  dice- 
bantur,  sed  etiam  tanquam  ad  me  alterum  sciiberem  curas  et  cogita- 
tiones  meas.  Scripsi  autem  illas  ex  tempore  ut  plurimum  et  manu 
ueloci,  ut  rescribendi  neque  ocium  esset  neque  uoluntas;  quo  aeeidit, 
ut  exeniplaria  earum  nulla  apud  me  remanerent.  Neque  enim  scripta 
mea  unquam  magni  feci  neque  facio,  tunc  maxime  cognoscens  quam 
parum  dicendi  facultate  possim ,  cum  sumpto  calamo  animum  ad  scri- 
bendi  curam  aecommodaui.  In  quo  persepe  ita  mihi  ipsi  desum ,  ut 
rudis  atque  ingenii  inops  mihi  uidear  in  seribendo ,  cum  non  solum 
sententie  aliquando,  sed  etiam  uerba  deficiant  licet  diutius  quid  dicam 
inuestiganti.  Uerum  cum  intelligerem  nonnullos  siue  commotos  beni- 
uolentia   sive    leuiora    quedam  seetandi  studio  adduetos  epistolas  meas 

1)  Seine  Grabschrift  bei  L.  Melius,  Ambr.  Traversarii  Vita  p.  S4  nach  einer 
Abschrift  A.  Magliabecchi's  gibt  den  4.  Februar  1-137  an.  G.  Zippel,  Nicolö 
Xiccoli  sieht  diese  Grabschrift  für  ein  späteres  Machwerk  und  mit  Recht  als 
entscheidend  den  Brief  des  Traversari  an  Cosimo  de'  Medici  VII,  6  an,  der 
auf  den  3.  Februar  schliefsen  läfst. 

2)  BLP,  cod.  Ottoboniauus  2251  f.  60 ▼  =  <>;  Poggii  Epistolae  ed.  Th. 
de  Tonellis,  praef.  vol.  I  (Florenz  1832)  p.  Xf. 


von  A.  Wilui an n s  291 

qualescunque  sint  tum  querere  diligenter  tum  libenter  ac  studiose 
legere,  rogatus  a  multis  ut  eas  conquirerem  ac  in  uolumen  conicerem 
ad  communem  rudium  ntilitatem,  satisfeci  et  quidem  ex  parte  amicorum 
uoluntati,  non  quidem  ut  existimem  aliquo  in  pretio  illaa  apud  doctos 
futuras,  sed  ne  negem  petentibus,  quod  paruo  labore  exolui  qneat. 
Itaque  cum  pontifex  nuper  esset  Florentie  sumpta  facultate  perquisiui 
apud  Nicolaum,  qui  aliqua  ex  parte  illas  diligenter  seruarat,  quasdam 
ex  eis  litteris,  quas  olim  ad  eum  misissem,  dedique  operam,  ut  per 
librarium  meum  transcriberentur.  Licet  autem  multe  deessent,  quas 
memincram  me  olim  scripsisse ,  que  uideri  poterant  paulo  politiores, 
nolui  tarnen,  ut  aliarum  amissione  harum  quoque  quas  repereram  me- 
moria tarn  cito  aboleretur.  Unde  paruum  libellum  ex  his  confeci ,  ut 
esset  unde  qui  uellent  (uellet  JR)  in  otio  uel  legendi  uel  ridendi  ma- 
teriam  sumerent.  Hoc  autem  uolumen,  quamuis  indoctum  et  haud 
magne  rei  hominem  representare  uideatur,  tarnen  qualecunque  id  sit, 
mi  Francisce,  tibi  mittere  decreui  et  docto  homini  et  mihi  amicissimo, 
qui  meis  epistolis  plurimum  delectaris,  ut  et  amorem  in  me  tuum 
augeas  et  hoc  quasi  stimulo  quodam  legendi  ad  maiora  quedani,  hoc 
est  ad  imitandam  (-dumP),  a  qua  longissime  absum,  priscorum  elo- 
qnentiam  inciteris.  Leges  igitur,  cum  tempus  nacuum  nactus  eris  a 
maioribus  negotiis,  et  si  qua  in  re  inter  legendum  otFenderis,  dabis 
ueniam  uel  ignorantie  uel  uerbositati.    Uale.    [1435.] 

Zur  Zeit  der  Widmung  kannte  Poggio  den  Empfänger  nicht 
persönlich,  wie  sein  Brief  aus  Florenz  vom  30.  Juni  [1435]  beweist 
(B  fol.  113r): 

Poggius  pl.  sal.  dicit  Francisco  Marescalco  Ferrariensi. 

Cum  Scipione  *)  nostro  Ferrariensi,  quem  non  solum  diligo  sed  etiam 
amo  propter  suam  humanitatem  et  doctrinam,  est  mihi  frequens  et  io- 
cunda  consuetudo.  Sumus  sepius  una  confabulantes  uariis  de  rebus, 
ut  fit  aliquando  inter  ociosos:  sepissime  vero  cum  ipse  sit  vir  erudi- 
tissimus,  incidit  inter  nos  sermo  de  uiris  doctis  et  eloqnentibus ,  inter 
quos  te  unum  esse  asseuerat,  asseritque  te  non  solum  litteris  deditum, 
quod  ipsum  magni  est  estimandum  (existimandum  RP),  sed,  quod  plurimi 
facio,  suauissimis  moribus,  et  uirtnte  preditum.  Quod  autem  mihi  ad- 
modum  placet,  testatur  inter  cetera  te  (te  om.  J\)  amantissimum  mei: 
qua  re  sum  equidem  maiorem  in  modnm  delectatus.  Nihil  est,  mi 
Francisce,  quod  magis  appetam,  in  quo  magis  consoler,  quam  habere 
quam  plures  mihi  beuiuolentia  et  caritate  coninnctos.  Est  enim ,  ut 
scis,  iocunda  atque  opulenta  possessio,  diligi  a  multis,  et  carum  haberi 
ab  his  presertim,  qui  (qui  om.  P)  et  ipsi  digni  sunt  ut  diligantur 
propter  suam  uirtutem.  Complector  itaque  toto  animo  ac  pectore,  ut 
aiunt,    propensum  tuum  erga  me  amorem,    quem  mihi,  et  uoluptati  et 


1)  Scipio  de  Mainentibus,  damals  iuris  utr.  et  sacröruui  canonum  Dr.  und 
lector  an  der  Universität  zu  Ferrara  (Borsetti,  Historia  almi  Ferrariae  gym- 
nasii  II  p.  li),  1436  Episcopus  Mutinensia  (Uglielli,  [talia  sacra  ed.  2  II  i>.  13!), 
starb  1414.    Auch  mit  ihm  stand  Poggio  in  regem  Briefwechsel. 

2(1* 


292  Die  Briefsammlungen  des  Poggio  Bracciolini 

ornamento  existiruo  esse  futurum.  Hoc  scias  uolo,  me  tuum  esse,  da- 
turumque  operam,  ut  quod  tua  sponte  cepisti  nullo  meo  in  te  officio 
adductus,  deinceps  mea  in  te  obseruantia,  ne  dicam  merito,  sis  facturus. 
Uale,  et  me  ama.  Florentie  piidie  kalendas  Julias  (Florentie  — 
Julias  om.  JR).     [1435.] 

Das  Jahr  der  Datierung  ergibt  sich  daraus,  dafs  Poggio,  der  dem 
aus  Rom  am  4.  Mai  1434  geflohenen  und  am  23.  Juni  in  Florenz  an- 
gekommenen Eugen  IV.  gefolgt  war,  hier  mit  ihm  und  der  Kurie  bis 
etwa  zum  18.  April  1436  blieb  (A.  v.  Reumont,  1.  1.  III  t  p.  91),  sodafs 
er  nur  Ende  Juni  1435  den  Brief  schreiben  konnte.  In  Bologna  eilte 
dann  Marescalcus,  seine  Bekanntschaft  zu  machen  (7?  f.  126 r):  Poggius 
pl.  s.  d.  Guarino.  Franciscns  noster  Ferrariensis  uir  doctus  ac  per- 
humanus  reddidit  mihi  tuas  litteras  iudices  ac  testes  tue  pristine  hu- 
manitatis  et  qu.  sq.  Bononie  die  XIIII  Hau  [1436].  Aus  der  ersten 
Anknüpfung  der  Widmung  und  dem  damit  zusammenhängenden,  gleich 
anzuführenden  Briefe  entwickelte  sich  eine  ziemlich  enge  Freundschaft, 
von  der  eine  Anzahl  Briefe  Poggios  Zeugnis  ablegt.  Marescalcus  war 
keine  schriftstellerisch  veranlagte  Natur,  aber  als  Schüler  Guarins 
(L.  Garbo.  Oratio  hab.  in  funere  Guarini  Veron.  in  K.  Müllner,  Reden 
und  Briefe  ital.  Humanisten  p.  96:  Rosmini,  Vita  e  discipl.  di  Guarino 
III  132)  im  Vollbesitz  der  humanistischen  Bildung  und  allgemein 
geschätzt  und  beliebt.  Wir  haben  Briefe  an  ihn  von  Albertus  a 
Sarthiano  (opp.  ed.  Fr.  Haroldus  p.  XXX  u.  XXXII),  von  Petrus  Candidas 
Decembrius  (C.  de'  Rosmini  Guarino  II  p.  188),  von  Laurentins  Valla 
(G.  Mancini  in  Giorn.  stör.  d.  lett.  ital.  XXI.  1893.  p.  40),  von  Marsiliua 
Ficinus,  der  ihn  conphilosophus  suus  nennt  (fol.  XXV v.  XCIr,  CXXVIIr, 
ed.  A.  Koberger  1497),  die  sämtlich  auf  nähere  Beziehungen  zwischen 
den  Korrespondenten  hinweisen.  Guarino  widmete  ihm  ein  Gedicht 
(Sabbadini,  La  scuola  e  gli  studi  di  Guarino  Veronese  p.  231)  und 
Leo  Baptista  Alberti  seine  Centuni  apologi  (G.  Mancini,  Vita  di  L.  B. 
Alberti  p.  165). 

Ueber  seine  Bemühungen,  Niccoli  zur  Einsendung  weiterer  Briefe 
zu  veranlassen ,  ergeht  Poggio  sich  in  zwei  Briefen  an  Marescalcus, 
von  denen  der  erste  1436,  der  zweite  im  folgenden  Jahre  geschrieben 
ist.     Sie  lauten  (B  fol.  131 r  Ton.  VI  7): 

Poggius  pl.  sal.  dicit  Francisco  Marescalco  (Poggius  Francisco 
marescalco  sal.  P). 

Nihil1)  est,  mi  Francisce,  quod  libentius  agerem,  quam  scribere  ad 
te  sepius,  quem  scio  mihi  amicissimum.  Sed  impedior  pluribus  negociis, 
in  quibus  scriptura  opus  est,  ut  aliquando  nil  (nihil  <I>  F)  magis  sit 
mihi  molestum  (molestum  om.  <P),  quam  scribere.  Hoc  fuit  cause,  cur 
non  responderim  nonnullis  epistolis  tuis.  Nunc  uero  cum  tertia  a  te 
epistola  mihi  reddita  sit,  sumpsi  calamum,  ne  uiderer  uel  contemnere 
amicitiam  nostram  uel  negligere  mandata  tua.  Postulas  a  me  uolumen 
epistolarum,  quas  scripseram  ad  Nicholaum.    Ego  iamdudum  id  fecissem, 

1)  Cod.  Phillippicus  9260  f.  3S>-  =  <P;  Cod.  Ferrariensis  133  A  5  f.  122'  =  F. 


von  A.  Wilmanns  293 

nisi  expectassem  quasdam  alias  ad  eum  epistolas,  que  desunt  uolurnini, 
paulo  quam  cetere  uberiores.  Binis  iam  licteris  oraui  Nicolaum ,  ut 
illas  ad  me  micteret.  At  ille  omnium  negligentissimus ,  qui  sua  tar- 
ditate  cocleam  (coclani  <P  F)  superaret,  neque  misit  epistolas,  neque 
nerbum  rescripsit  ullum,  me  suspensum  detinens,  qui  non  audeo  uo- 
lumen  edere,  priusquam  ille  (ille  om.  P)  adiciantur.  Scias  me  tarnen 
(tarnen  om.  </>)  scripsisse  ad  te  epistolam  (scriptam  add.  </>),  que  erit 
prima  omnium  inscripta,  ueluti  quoddam  prohemiolum  (-hemiclum  <P): 
eius  copiam  ad  te  micto,  ut  intelligas  me  non  inmemorem  promissi, 
et  re  et  uerbis,  quoad  potuerim,  satisfecisse  uoluntati  tue.  Etsi  enim 
(enim]  homo  <P)  sim  admodum  (adeo  <P)  pusilli  ingenii  tenuissimeque 
facultatis,  conor  (cogor  F)  tarnen  non  solum  respondere  offitio  de  me 
benemeritis;  sed  etiam  prouocare  ad  promerendum  (ad  prom.  om.  <P). 
Pessimum  est  uitiorum  omnium  ingratitudo,  quam  qui  sequitur,  tur- 
pissimus  flagitiosissimusque  omnium  haberi  debet.  Neque  (non  <P)  enim 
deum  colere,  neque  (aut  (p)  amicitiam,  aut  beniuolentiam  bominum 
seruare  potest,  qui  fuerit  ingratus.  Sed  hec  (boc  <£)  bactenus.  Si  uis 
hos  quaterniones  (quinterniones  F),  ut  sunt  dissoluti,  curabo  ut  (ut 
om.  <P)  ad  te  deferantur:  sin  uero  expectare  uis,  quoad  volumen  per- 
ficiatur  ac  ligetur,  age  ut  übet  (lubet  F).  Tibi  enim  illud  dicaui, 
prout  cognosces  ex  epistola.  Tu  uale  et  quid  fieri  a  me  uelis,  per- 
scribe.  Bononie  pridie  kalendas  Decembr.  manu  festina.  Gasparri 
nostro  plurimam  (plur.  om.  <P)  salutem  dicito  uerbis  meis  (perscribe. 
Gasparri  nostro  plurimam  salutem  dicito  uerbis  meis.  Iterum  Uale. 
Bononie  —  decembris  F).  [1436.] 
(P  fol.  140  •  Ton.  VI  22): 

Poggius  pl.  sal.  dicit  Francisco  Marescalco. 
Cum  pluribus  in  rebus  factus  sim  (sum  L)  negligentior  äc  tardior, 
quam  solebam,  tum  uero  maxime  in  scribendi  cura;  eius  rei  culpam 
primum  tribuo  etati,  que  natura  ipsa  reddit  homines  remissiores,  deinde 
occupationibus,  que  maiori  ex  parte  uersantur  in  scripturis,  ut  me 
persepe  tedium  et  satietas  scribendi  capiat;  tum  autem  uxor  suo  et 
optimo  iure  nonnihil  surripit  temporis,  neque  me  inuito.  Id  enim  et 
honestum  est,  ueluti  curarum  diuersorium ,  et  omnium  amenissimum, 
Adest  etiam  rei  domestice  solicitudo,  que  et  ipsa  vendicat  sibi  suam 
et  precipuam  portionem.  Quorsum  hec  tarn  multa,  inquies?  ut  non 
mireris,  si  non  respondeo  omnibus  epistolis  tuis;  quibus  tarnen  uel 
paucis  uerbis  rescriberem,  si  quid  esset,  quod  magnopere  responsionem 
postularet.  Sed  sunt  ea  (ea  om.  P),  que  vel  me  tacente  tibi  (sibi  P) 
possint  satisfacere.  Nam  abs  te  me  amari,  meque  probitatem  tuam 
summe  diligere,  iam  et  (et  om.  P)  cognita  et  trita  inter  nos  sunt,  ut 
ea  repetere  superfluum  uideatur.  Tua  tarnen  obseruantia  et  diligentia 
in  conseruanda  amicitia  est  mihi  gratissima.  Epistolas  ad  Nicolaum, 
quando  commoditas  se  offert  (affert  P),  ad  me  remittas  uelim,  preter 
eas  nullas  adhuc  habere  potui.  Addam  illis  oratiunculam  funebrem 
in  testimonium  amoris  erga  se  mei  (in  —  mei  om.  L).  Si  qua  alia 
postmodum    in   manus  inciderint,    permulta  enim  sunt,    illis  adicientur. 


294  Die  Briefsaniuiluugen  des  Poggio  Bracciolini 

Orationem ,  quam  scripsi  in  funere  Cardinalis  Florentini ,  cura  per 
aliquem  ex  tuis  hie  scribi;  uel  expeeta,  qnoad  (nos  add.  L)  Ferrariam 
ueniamus:  tunc  rebus  nieis  utere  ut  tuis.  Uale  et  Gasparrem  oostrnm 
meis  verbis  saluta.     Bononie  pridie  kalendas  Octobr.     [1437.] 

In  erwünschter  Ausführlichkeit  berichtet  Poggio  hier  über  Art  und 
Zustandekommen  der  Sammlung.  Er  legte  keinen  übermäfsigeu  Wert 
auf  sie,  wie  ihre  Widmung  an  einen  ihm  persönlich  unbekannten,  ver- 
hältnismäfsig  jungen  Mann  erkennen  läfst.  Trotzdem  waren  sie  von 
vielen  begehrt  und  von  ihrer  Veröffentlichung  ehrenvolle  Anerkennung 
zu  erwarten.  Er  wollte  ihnen  zweckmässiger  Weise  noch  die  Oratio 
in  funere  Nicolai  Niccoli  (Poggii  opp.  Basileae  1538  p.  270)  beifügen. 
Zugleich  bot  er  dem  Marescalcns  an,  sich  die  oratio  in  funere  cardi- 
nalis  florentini,  des  Franciscus  Zabarella  (opp.  Bas.  p.  261)  in  Bologna 
oder  Ferrara  „per  aliquem  ex  tuis"  abschreiben  zu  lassen,  der  den 
26.  Sept.  1417  zu  Konstanz  starb  (G.  Vedova  Memorie  intorno  alla 
vita  ed  alle  opere  del  card.  F.  Zabarella  1822  p.  89).  Poggio  hat 
beide  Reden  schwerlich  gehalten,  sondern  sie  als  literarische  Gedenk- 
reden veröffentlicht,  denn  von  der  zweiten  schreibt  er:  „orationem, 
quam  scripsi  in  funere  cardinalis  florentini1',  wo  er  im  andern  Falle 
ohne  Zweifel  habui  gesagt  hätte,  und  die  Rede  auf  Niccoli  fiel  in 
die  Zeit,  wo  er  in  Bologna  durch  die  Geschäfte  der  Kurie  festgehalten 
war,  so  dafs  er  der  Bestattung  Niccolis  in  Florenz  nicht  beiwohnen 
konnte. 

Die  Briefe  an  Niccoli  sind  enthalten  in  dem  cod.  R,  über  den  ich 
gleich  hier  zusammenfassend  berichte ,  an  erster  Stelle.  Es  sind  88 
Briefe;  wenn  man  die  Nachschrift  „cum  hec  scripsissem"  (II  fol.  10 v 
Ton.  I  p.  58)  als  besonderen  Brief  zählt,  wie  eine  jüngere  Hand,  die 
den  Briefen  am  Rande  laufende  Nummern  beischrieb,  getan  hat,  mit 
dem  Widmungsbriefe  an  Marescalcus  89  Briefe  auf  62  Blättern.  Die 
Handschrift  ist,  wie  alle  in  diesem  Aufsatz  erwähnten,  bei  denen  nicht 
etwas  anderes  angegeben  ist,  auf  Papier  geschrieben,  gleichmäfsig  und 
gut.  zwar  nicht  von  Poggios  eigener  Hand,  aber  vermutlich  unter  seiner 
Aufsieht.  Der  letzte  Brief  an  Niccoli  geht  ziemlich  bis  ans  Ende  von 
fol.  62 '",  dessen  Rückseite,  wie  die  beiden  folgenden  Blätter,  leer  ist. 

Sie  trägt  keine  Spuren  früherer  Besitzer  und  wird,  soviel  ich  sehe, 
zuerst  erwähnt  und  benutzt  von  A.  M.  Quirini  in  der  1741  Brixiae  er- 
schienenen Diatriba  praeliminaris  in  Francisci  Baibari  et  aliorum  ad 
ipsum  epistolas ,  der  p.  DXIV  über  den  Brief  des  Poggio  an  Christo- 
phorus  Cauchus  (B  fol.  140v  Ton.  VI  21  II,  p.  125)  berichtet:  Extat 
epistola  Poggii  in  MS  codice,  eiusdem  epistolas  quadringentas  et 
amplius  complectente,  qui  Piscie  apud  Franciscum  Antonium  et  fratres 
de  Bertis  asservatur.  Der  Bibliothekar  der  Riccardiana  Jo.  Lami  führt 
die  Handschrift  in  dem  Liburni  1754  gedruckten  Catalogus  codicum 
ms  qui  in  bibliotheca  Riccardiana  adservantur  noch  nicht  auf,  während 
sie  in  dem  Inventario  e  stima  della  libreria  Riccardiana  Firenze  1810 
p.  19  als  759  Poggii  epistolae  Cod.  chart.  in  fol.  saec.  XV  initio  mutilus 
erscheint.     Das  Verdienst,  sie  gerettet  und  ihre  Erwerbung  durch  den 


von  A.  Wiluianns  295 

Marchese  Gabriele  Riccardi  herbeigeführt  zu  haben,  gebührt  Laur. 
.Melius  (f  15.  Jan.  1802),  der  sich  kurz  nach  Lamis  Katalog  in  der 
praefatio  zur  vita  Ambrosii  Traversari,  Florenz  1759  p.  VIII  so  äufsert: 
„Septem  Poggii  epistolas  ad  Nicolauni  Niccolum  exscripsi  ex  libro  primo 
epistolarum  Poggianarum,  quas  codex  amplissimus  Piscieusis,  nunc  mea 
ope  auspicioque  Riccardianus  complectitur",  cf.  ib.  p.  XXXIII,  und  nicht 
nur  zahlreiche  kürzere  Auszüge  aus  der  Handschrift  in  die  angeführte 
praefatio  und  die  vita  Ambrosii,  in  qua  historia  litterarum  florentinarum 
ab  a.  1192  usque  ad  a.  1440  ex  monumentis  potissimum  nondum  editis 
deducta  est,  einstreute,  sondern  auch  eine  Drucklegung  des  ganzen 
Kodex  anfing.  Er  gab  sie  aber  bald  wieder  auf  und  sie  ist  gänzlich 
verschollen. ')  Später  machte  dann  Tommaso  Tonelli  in  den  Noten 
und  Zusätzen  zu  seiner  in  Florenz  1825  in  zwei  Bänden  erschienenen 
italienischen  Uebersetzung  von  W.  Shepherds  Life  of  Poggio  Bracciolini 
Liverpool  1802  ausgiebigen  Gebrauch  von  ihr,  gab  auch  vol.  I  p.  125 
eine  kurze  allgemeine  Beschreibung  und  kündigte  zugleich  den  Plan 
ihrer  Drucklegung  an.  Von  dieser  Ausgabe  erschien  zu  seinen  Leb- 
zeiten 1832  in  Florenz  der  erste  Band,  der  zweite  und  dritte  nach 
seinem  Tode  ebd.  1859  und  1861.  Vol.  I  ist  in  gröfseren  Bibliotheken 
vielfach  vorhanden,  während  die  beiden  andern,  durch  den  Buchhandel 
höchst  ungeschickt  vertrieben ,  zu  den  gröfsten  Seltenheiten  gehören. 
Bei  dieser  Sachlage  ist  nicht  zu  entscheiden ,  ob  Tonelli  selbst  oder 
seinem  Nachfolger  zuzuschreiben  ist,  dafs  eine  Anzahl  von  Briefen  des 
Riccardianus  in  diesem  Druck  fehlt.  Um  anderweit  überlieferte  hat 
er  sich  wenig  gekümmert. 

Nach  der  Angabe  des  Inventario  della  biblioteca  Riccardiana  war 
die  Handschrift  1810  bei  ihrer  Aufnahme  in  die  Bibliothek  zu  Anfang 
defekt  und  infolgedessen  ist  das  erste  erhaltene  Blatt  stark  abgescheuert 
und  zum  Teil  schlecht  oder  garnicht  lesbar.  Indessen  fehlt  ihr  nur 
ein  einziges  Blatt,  das  erste  des  ersten  Quinio.  Das  geht  hervor  aus 
der  von  der  jüngeren  Hand  vor  dem  Verluste  dieses  Blattes  vor- 
genommenen Zählung,  die  den  ersten  erhaltenen  Brief  als  dritten  und 
dann  laufend  weiter  zählt.  Es  fehlt  also  nur  der  nach  Poggios  eigener 
Angabe  vorangestellte  und  vorstehend  abgedruckte  Widmungsbrief  an 
Marescalcus   und    die    erste  Hälfte    des  ersten  Briefes  an  Niccoli,    die 

1)  Aufser  Melius  wollten  die  Briefe  herausgeben:  Hier.  Suicerus,  Contra 
Hypocritas  praef.  p.  19.  Baluzius  in  einem  Briefe  an  Magliabecchi  vom  1.  Augost 
1681  (s.  Mehus,  praef.  Auibros.  Travers.  p.  142).  Lenfant,  Poggiana  vol.  II 
p.  HOS  und  der  Verleger  Riggaccius  (s.  Fr.  Philelphi  Epist.  vol.  I,  Florenz  1743 
praef.  p.  II).  Den  Verfasser  des  vorliegenden  Aufsatzes  hinderten  viele  Jahre 
seine  Amtsgeschäfte,  später  die  zunehmende  Schwäche  seiner  Augen  an  der 
Ausführung  des  lange  gehegten  Planes.  —  Gedruckt  sind  eine  Anzahl  Briefe 
in  Albrecht  von  Eyb  Margarita  poetica  MST  (cf  M.  Hemnann ,  Albrecht  von 
Eyb  p.  186),  Poggii  opera  ed.  Argentiuae  1513  p.  Illsq.,  ed.  Basil.  1538 
p.  295 sq.,  Poggii  Bist,  de  varietate  fortunae  ed.  Dom.  Georgius  Paris  1723 
p.  153sq\,  J.  B.  Mittarelli,  Bibl.  codictim  manuscr.  S.  Michaelis  Venet.  1779 
p.  919sq.,  Spicilegium  Roiuanum  ed.  A.  Mai  vol.  IX  (1843)  p.  622 sei.  und 
vol.  X  (1844)  p.  225 sq.,  P.  Hochart,  De  l'authent.  des  ann.  et  des  hist.  de 
Tacite.  1890  p.  239  sq. 


2. 

3. 

f.  2* 

4. 

f.  2* 

5. 

f.  4v 

6. 

f.  5* 

7. 

f.  5V 

296  Die  Briefsannnlungen  des  Poggio  Bracciolini 

beide   leicht   zu   ergänzen  sind,    der  erste  aus  der  zweiten  Sammlung, 
der  Brief  an  Niccoli  aus  andern  Handschriften. 

Tonelli  stellte  die  Briefe  chronologisch  um  und  schob  die  an 
Niccoli  gerichteten  zwischen  die  andern  ein.  Es  wird  daher,  um 
Einsicht  in  die  von  Poggio  selbst  angeordnete  Reihenfolge  der  Briefe 
zu  geben,    zweckrnäfsig  sein,    sie  nach  dem  Riccardianus  aufzuführen. 

Cod.  Riccard.   759. 

1.    f.  126 r    [Scripsi  olim  diuersis     14361) 
in  locis] 

[Etsi  quid  ad  te  scri-    Londonii     III     Kai.  <I>.2)  f.  123v  Marcia- 

bamj                               Febr.  [142k]  mis  Yen.  XI  66 

Expecto  in  diem           Londonii  d.  V  Martii  Ton.  I,  6  &  f .  1  r 

[1420] 

Eraui  tibi  panluin         Londonii d.XIIIJuuii  „     I,  7   <P  f.  124 v 

[1420]  MarcianusVen.XI 
66  f.  37v 

Quid  scribaui  nescio     Londonii d.XVIIJulii    Ton.  I,  8   </•  f.  127 v 

[1420] 

Com  hie  esset  Londonii  d.XXIVOct.       „     I,  9 

[1420] 
Scripsi  ad  te  pridie      Londonii d.XXIXOct.       „     I.  10 

[1420] 

8.  f.  6V       Licet  superioribus  lit-     Londonii    prid.    Kai.       „     I,  11  <£  f.  146^ 

teris  Dec.  [1420] 

9.  f.  10 *      Xuper  cum  ad  Londonii  d.XYIIDcc.       „     I,  12 

[1420] 

10.  f.  10^     Cum  kec  scripsissem    Londonii d.XVIIDec.       ,.     1,12 

[1420] 

11.  f.  11'      Fui  paulum  tardior       Londonii  d.  XII  Febr.       .,     1,13 

[1421] 

12.  f.  12v     Si  credidissem  me         Londonii  d.  IHIJunii       „     I,  14  <f>  f.  109v 

[1421] 

13.  f.  13*      Scripsi  ad  te  plurib.     Londonii  d. XIX  Julii       „     I,  15  <P  f.  110 

[1421] 

14.  f.  13v      Cum  perambulassem    Londonii  d.  III  Oct.       „     I,  16  <P  f .  111* 

[1421] 

15.  f.  14v      Recepi  nndius  tertins    Londonii     d.    XXII  #  f .  151* 

Febr. 

16.  f.  15r      Scripsi  ad  te  binis        Londonii  d.  V  Martii       „     I,  18  <?  f .  152 r 

[1422J 

17.  f.  16  r      Scripsi  ad  te  tribns      Londonii  d.XVT  Martii       „     I,  19  <1>  f .  1531 

[1422] 
IS.    f.  16*      Scripsi  ad  te  plurib.    Londonii d. XX VMaii       „     I,  20  <1>  f.  153^ 
[1422] 

1)  Die  in  eckige  Klammern  eingeschlossenen  Jahreszahlen  sind  die  aus 
Toneliis,  im  ganzen  richtig  getroffenen  Kombinationen,  die  den  einzelnen 
Briefen  seiner  Ausgabe  beigefügt  sind.  Sie  erleichtern  immerhin  die  Orien- 
tierung. Die  Jahreszahlen  ohne  Klammern  stammen  aus  dem  R.  Bei  den 
einzelnen  Briefen,  die  mir  auch  in  andern  Handschriften  begegnet  sind,  ist 
die  Fundstätte  unter  dem  i?  angegeben. 

2)  <P  =  Cod.  Phillipp.  9260. 


von  A.  Wiltnanns 


297 


19.  f.  16^ 

20.  f.  17v 

21.  f.  18  v 

22.  f.  19' 

23.  f.  19 v 

24.  f.  20' 

25.  f.  20  v 

26.  f.  21' 

27.  f.  22' 

28.  f.  22  v 

29.  f.  23  ' 

30.  f.  23  » 

31.  f.  24  r 

32.  f.  24  v 

33.  f.  25  ' 

34.  f.  25 ' 


Reddite  sunt  heri 

Ut  alia  epistola 

Ilabui  a  te 
Recepi  abs  te 
Ex  epistula  tua 

Risi  lectis  iis 
Non  hnpeditus 
Non    respondi    pro- 

ximis 
Uenit  huc  quidain 
Risi  saue  ultimam 
Nescio  an  hoc 
Epist.  tue  respondebo 
Misisti  mihi  libruui 

Tu  putas  ut 

Hodie  reddite  sunt 

Secutussnniconsiliuin 


Londonii  d.  X  Janii  ..  I.  21  -PL  112* 

[1422] 

Loudouiid.XXVJunii  ,,  I,  22  </'  f.  155' 

[1422J 

Romed.XIIFebr.1423  „  II,  1  '/'  f.  lt  ▼ 

„      d.XVMaiil423  „  II,  2*  f.  48' 

Ronie  d.  XXVIII  Maii  Ton.  II,  3 

1423 

Rome  d.  XI  Sept.  1423  „  11,4 

„      d.XIIIOct.1423  „  11,5  '/'  f.  15t; v 

„      d.VINov.1423  „  11,7   '/'  f.  1571- 


35.    f.  25 v      Utobsequaruoluntati 


36.  f.  26' 

37.  f.  27v 

38.  f.  28  v 

39.  f.  29v 

40.  f.  30  v 

41.  f.  31  v 


Longo  sermone  me- 
cum 

Letor  uenisse  te 

Hodie  mi  Nicolae 


Silentii  quod  quereris 
Gaudeo  te  esse 
Uideo  ex  plurib. 


42.    f.  32  v      Ego  commendabam 


43.  f.  33  r 

44.  f.  33v 

45.  f.  35' 


Bis  iam  uenerunt 
Dici  non  potest 
Quamuis  sciam  mi  N. 


„     d.VIIIJan.1424 
„     V  Kai.  Oct.  1427 
„     XXVI  Febr.  142s 

„     d.    XXI     Oct. 

[1427] 
Ferentini  d.  XIII  Aug. 

[1429] 
Ferentini  d.  VIII  Sept. 

1429 
In  Terra  nova 

1429 

Rome   d.  XIII   Dee. 

1429 

Rome   d.  XVI    Dec. 

1429 
Rome  d.  VI.  Jan.  1430 

„     III    Id.    Febr. 

1430 

Rome  Kai.  Jan.  1429 
„     III  d.Sept.[  1430] 
„     XXVII      Sept. 
[1430] 

Rome   VI   die    Dec. 
[1427] 

Rome  Kai.  Jim.  [1429] 

„     IUI    Id.    Jan. 
[1429] 
Rome  prid.  Non.  Juu. 
[1433 ] 


„      11,9  <P  f.  154' 
„     111,14  <2>f.ll6' 

„     111,29 '/'f.  1 16  v 

'/'f.llV 

„     111,15  <PL llSv 

„     111,40  #f. 119' 

„     111,41  *f.  120' 

„  IV,  1  <P  f.  65 ' 
Magliab.VIII142l 
f.  70' 
Ton.  IV,  2  '/'  f.  65v 
Magliab.VIII  1421 
f.  70v 

Ton.  IV,  3  <P  f.  62 ' 
Ferrar.  f.  54  v 

Ton.  IV,  17  #f.66v 
„  IV,  4  <P  f.  67v 
Marc.  Ven.  XI,  66 
f.  4S  '  Ferr.  f.  65  ' 

Ton.  IV,  4  </'  f.  163' 
„  IV,  11  *f.  44  v 
„  IV,13«/>f.  129v 
Marc.  Ven.  XI,  66 
f.  46'  Ferr.  f.  60 ▼ 

Ferr.  f.  4S'Berol.  4" 
545  f.  29  v  Mus. 
Brit.  11760  f.  177' 

Ton.  111,34  «i'f.  120' 
Ferr.  f.52v 

Ton.  111,35  <Z>f.l81  ' 
Ferr.  f.  52  » 

Ton.  V.  6  •) 


1)  Ferner:  Vatic.  2920  f.  SSv  Ottob.  2251  f.  1 66 ▼  Laurent pl.  90  sup.  34  f.  18*. 
Ambros.J.  33  inf.  Riccard.  1133  f.  91'  Riccard.  670  f.  92  v.  Marc.  Venet.  XI  100 
f.  69'  Guarner.  S.Daniele  CXXII.    Paris  7854  f.  138'  Paris.  11390  (595  Suppl.) 


298 

46.  f.  37' 

47.  f.  37v 

48.  f.  40» 

41».  f.  41v 

50.  f.  42  r 

51.  f.  42i 

52.  f.  42 ' 

53.  f.  13 ' 

54.  f.  43» 

55.  f.  44  ' 

56.  f.  44  ' 

57.  f.  44  v 

58.  f.  45' 

59.  f.  45" 

60.  f.  46' 

61.  f.  46v 

62.  f.  47  r 

63.  f.  47  v 

64.  f.  48* 

65.  f.  49  ' 
66  f.  49» 

67.  f.  50 ' 

68.  f.  5 1  ' 

69.  f.  51' 


Die  Briefsainmhmgen  des  Poggio  Bracciolini 

Epistolam  meam  tibi    Rome  XIV  Kai.  Sept.       „     V,  8  *  f.  49' 

[1433] 
Per  quendain  contri-    Ex  balneis  XV  Kai.       „     I,  1 ') 

bulein  .Tau.  [Jim.  1416] 

Mirabor  quidmiui  hoc    Roine    d.  XIII   Oct.     Ton. II,  17  *£  183 * 
[1424] 
Romed.XXNov.1425        „     II,  55  *  f.  184  » 
,.     in  vig.  Pasche       „     II,  20*  f.  185* 
[1425] 
Rome    XVIII    Kai.        „     II,  22  *  f.  1S5  v 

Maias  [1425] 
Rome    d.   XII    Mali       „     11,23*  f.  186' 

[1425] 
Rome    d.    nlt.    Maii       „     11,24*  f.  113» 

[1425] 
RomeXIIIJuu.[1425]  „  II,  26  *f.  12S  » 
„  d.XIIJim.[l425]  „  II.  25  *f.  129' 
„  XXIIIJun.[1425]  „  11.27  *f.  186» 
„  NonisJul.[l425]  ,  11,28  *f.  187' 
„  d.  XVIII  Aug.  „  11,29  '/' f.  187v 
[1425] 
Hanc     totam     ebdo-    Rome  Kal.Sept. [1425] 

madem 
Scio  te  ex  „     VII Sept.[  1425]     Tom  II,  31  *  f.  141 ' 

Ferr.  f.  31* 
Ex  bims  tuis  „     III    Kai.    Oct.     Ton.  II,  32  *  f.  1 4 1  v 

[1425] 
Ileri  habui  seculum      Rome  XIII  Kai.  Xov.       „     II, 33  *f.  142» 

[1425] 
Nicolaio  mio  gentile     Rome  d.IIIXov.[l  425]       „     II,  34  «/»f.  142 v 
Scripsi  ad  te  pridein        ,    XVd.Dec.[l425]       „     II,  36  *  f.  144  ' 

Ferr.  f.  52 ' 
Scripsi  ad  te  ultimis        „     V    Idus    Febr.    Ton.  II,  3S  *  f.  145' 

[1425] 
Respondebo  et   qui-    Rome  XVIII  Kai.  Oct.       „     111,1  *f.  145» 

dem  1426 

Dixit  mihi  Barth.  Rome X Kai  Xov.  1426      „     111,5  *f.52»2) 

Philippicas  Ciceronis         ,      d.  V  Jim.  142S        ,     III,  17*  f.  57' 
Ernas  mihi  lecticain  „     XVII  Jim. 142S       „     III,  IS  *f.  57» 


Etsi  nihil  sit 
A  te  nihil 

Mitto  tibi  licentiam 

Absolui  iam  ferme 

Mitto  tibi  litteras 

Mores  meos  satis 
Nosti  Bartholomen  de 

Cum  lego  litteras 
Scribis  mihi  Xicolae 
Littere  quas  pridie 


„     II,  30*  f.  16Sv 
Ferr.  f.  3 1 ' 


f.  175'  nnd   182'.     Vindob.  3420  f.  79*  Monac.  5350  f.  23»  Monac.  78  f.  201. 
Mouac.  364  f.  2'  Monac.  504  f.  74'. 

1)  Ferner:  Vatic.  2932  f.  71'  Vatic.  5108  f.  109'  Palat.  1900  f.  103'. 
Ottob.  2112  f  85'  Lanrent.  pl.  90  sup.  42  f.  63.  Ambros.  R  192  inf.  p.  94  Am- 
bros.  T.  20  sup.  Riecard.  924  f.  206 *  Marc.  Venet.  XIII,  256  f.  123'.  Paris.  7853 
f.  10S '  Paris.  5919  B  f.  27  '.  Vindob.  2344  f.  13S '  Vindob.  4143  f.  36 '.  Viudob. 
5089  f.  215  '  Viudob.  13925  f.  1  '.  Bern.  550  f.  4V  Mouac.  5350  f.  20*.  Mouac. 
7080  f.  108  Monac.  418  f.  23.  Monac.  504  f.  60'  Monac.  14134  f.  197'  Caroli- 
ruh.  S.  Petri  38  f.  101 '.  Gothan.  A.  B.  239  f.  51  Guelferbyt.  24,  5  f.  36'.  Berol. 
f.  319  nnd  f.  2S4'. 

2)  Ferner:  Vatic.  2946  f.  115'  Ferrar.  f.  43'  Berol.  4°  545  f.  24'.  Mus. 
Brit.  11760  f.  17lv. 


,    in, 

19 

■/■  t  58  i 

,    in, 

20 

'/'  f.  46  * 

.   in, 

21 

'[>  f.  47* 

,    in, 

22 

'/'f.  59' 

n      HI, 

12 

n      M 

13 

„      III 

28 

n      "I 

25 

von  A.  Wil mann s  299 

70.  f.  51'      Heri  cnm  essem  ,      d.XI  Sept.  1 42> 

71.  f.  52'      A.  d.  III    Sept.  cum         „      XV     d.     Sept. 

reuertisseni  [1428] 

72.  f.  52'      Homo  certe  ineptus      Romed.II  Oct.[1428] 

73.  f.  53'      Habui  membranas  ,      d.  III  Kai.  Nov. 

[142S] 

74.  f.  53'      DixeramCosmonostro    Rome  XVI  Kai.  Jim. 

[1427] 

75.  £  54 r      Optime  suspicaris  me    Rome  prid.  Kai.  Jim. 

[1427] 
7ti.    f.  54  v      Jaui  diu  expectaui        Rome  VlUan.  [1429] 

77.  f.  55 '      Cum  essem  nudius  „      d.   XIII    Nov. 

[142S] 

78.  f.  55'      Aut  aures  tue  Rome   V    Kai.   Dec.     Ton.  111,27 

[1428] 

79.  f.  55  v      Per  Laurentinm  Rome    d.  XIV   Maii       „     III,  33*  f.  59' 

[1429] 

80.  f.  56'      Dedi    quedam    mau-    Rome  d.  XXIII  Sept.       „     IV,  12  '/'f.  137  ' 

data  [1430]  Ferr.  f.  60* 

81.  f.  56v      Commoueruutmesatis    Rome  IUI  Kai.  Dec.     Ton.  IV.16  #f.l38' 

[1430] 

82.  f.  58*      Scripsi  ad  te  dudum    Rome d.IX Jan. [1433]  „  V,  3  </'  f.  140' 

83.  f.  58*      Admodummiliiplacet         „  d.XXIJan.[1433]  „  V,  4  <I>  l  137' 

84.  f.  58v      Casum   Cosmi  nostri        „     d.    XVII    Oct.  ,  V,  11*  f.  131* 

[1433] 

85.  f.  59'      Tu  forsitan  existimas    Rome  IUI  Non.  Apr.        „     111,31  <1>  f.  132  ' 

[1429] 

86.  f.  59v      LaurentiusdeMedicis    Rome  d.  VI  Maii  1429       „     HI,  32  *  f.  133* 

und  133 v 

87.  f.  60'      Discessus  mens  ne        Anagnied.lXJul.1429    Ton.  111,37  '/»f.  134* 

88.  f.  61*      Hodie  accepi  a  te        Ferentini  d.  XV  Jul.       „     111,38  #f.l34' 

1429  Marc.  Ven.  XI,  66 

f.  50  v  Berol.  545 

89.  f.  61'     Heri  accepi  a  te  Ferentinid.XXlIIJul.    Ton.  III,  39  #  f.  135' 

1429 

Soweit  die  Sammlung  der  Briefe  an  Niccoli  des  Riccardianus.     Die 
folgenden  Briefe: 

90.  JJf.126'    Redegi   in  paruum    Bouonie    d.   XI   Jul. 

uolumen  [1436] 

91.  ')  Etsi  quid  ad  te         Lond.lV.Febr.[1420]     *  f.  123' Marc.  Ven. 

XI  66  f.  49' 

92.  Uideo  futurum  al-        [1419]  Marc.    Ven.    XI,  66 

teram  f.  50' 

93.  B  f.  32'    Ego  commendo  [1427]  s.  p.  305 

94.  Scis  esse  preclarain     Korne  [1428]  Korr.   133  A      f  501 

95.  Scripsi  ad  te  „       [1428]  Ferr.  133  A5   f.  52* 

finden  sich  aufserhalb  ihrer. 


1)  Nur  d.  2.  Hälfte  im  B  f.  I. 


300  Die  Briefsamnilungen  des  Poggio  Braccioliui 

Die  einzelnen  Briefe  an  Niccoli  sind  überschrieben  Poggius  pl.  sal. 
(oder  sal.  pl.)  dicit  Nicoiao  suo,  einige  noch  mit  einem  Zusätze  wie 
dulcissimo  oder  V.  C.  Wie  man  sieht,  sind  die  aus  London  ge- 
schriebenen vorangestellt;  kein  einziger  trägt  das  Jahresdatum,  aber 
Poggio  hat  sie  zum  Teil  nach  der  Zeitfolge  geordnet;  sie  gehören  in 
die  Jahre  1420  —  1422,  sind  indessen  keineswegs  vollständig,  denn 
gleich  der  erste  kann  nicht  wohl  der  erste  an  Niccoli  gerichtete  ge- 
wesen sein.  Denn  Poggio  begab  sich  nach  seiner  Angabe  in  .dem 
Briefe  an  den  Erzbischof  Daimatius  de  Mut  von  Saragossa  (Ton.  IV  14 
vol.  I  p.  329:  ita  enim  tempora  tulerunt,  ut  cum  primum  pontifex 
Mantuam  uenisset,  ego  subito  me  in  Angliam  conferrem ,  wohin  ihn 
der  Bischof  von  Winchester  Henry  Beaufort,  Bruder  des  Königs 
Heinrich  IV.,  entführte)  eiligst  auf  die  Reise  nach  England  gleich  nach 
Papst  Martins  V.  Ankunft  in  Mantua,  die  am  24.  Oktober  1418  erfolgte 
(Miltenberger  in  den  Mitt.  d.  Instituts  f.  Oesterr.  Gesch. -Forschung  XVI. 
1894.  p.  663).  Er  kann  unmöglich  den  alten  Freund  ein  ganzes 
Jahr  oder  länger  ohne  Nachricht  gelassen  haben.  Der  erste  Brief 
der  Sammlung  ist  aus  dem  Jahre  1420;  Poggio  beantwortet  darin  den 
29.  oder  30.  Januar  mit  den  Worten:  gratissimum  est  mihi ,  te  ita 
delectari  moribits  et  uirtute  curic,  ut  tu  quoqitc  curialis  effici  relis 
einen  Scherz  Niccolis,  der  an  den  Aufenthalt  der  Kurie  in  Florenz 
angeknüpft  hatte:  Martin  V.  aber  hielt  sich  mit  der  Kurie  in  Florenz 
vom  2.  März  1419  bis  zum  8.  September  1420  auf  (A.  Gottlob,  Aus 
der  camera  apostolica  des  XV.  Jahrh.  p.  32).  Durch  die  Bemerkung 
über  den  in  England  gefundenen  Nonius,  hinsichtlich  dessen  er  sich 
auf  eine  frühere  Mitteilung  beruft,  bestätigt  Poggio,  dafs  dieser  Brief 
nicht  der  erste  aus  England  an  Niccoli  gerichtete  war,  wie  sich  so- 
gleich noch  klarer  herausstellen  wird.  Der  Brief  hat  nach  dem  Cod. 
Phillipp.  9260  (=  <P;  s.  u.!)  fol.  123 v,  dem  Marcianus  Venet,  XI  66 
=  M  (XCVIII  6  fol.  49 v)  und  dem  im  B  halb  erhaltenen  Brief 
folgenden  Wortlaut: 

Poggius  pl.  sal.  dicit  Nicoiao  suo. 

Etsi  quid  ad  te  scribam,  nihil  habeo  noui,  uolui  tarnen  pauculos 
uersus  ex  arare  cupidus  tecnm  loquendi.  Sed  quid  dicam  non  solum 
rerum  iam  inops  sed  uerborum.  Uis  scire  quid  agam.  Dedo  me 
licteris  ecclesiasticis,  atque  adeo  totum.  Itaque  nonnulla  uolumina 
hyeronimi  percurri,  plurima  Augustini,  ex  quibus  est  in  manibus  contra 
faustum  manicheum  opus  ingens  et  uerbosum ,  licet  pro  rei  necessitate 
in  iis  (his  31)  multa  didici,  ut  iam  semitheologus  mihi  uidear.  Illud 
autem  diligenter  notaui  nullo  modo  licere  sacerdoti  capere  ex  altari 
quicquam  „  preter  uictum  et  uestitum"  {Hicronymus  ed.  Vallars  rol.l 
p.  421  ep.  69),  quod  si  plura,  furem  dicunt  et  sacrilegum,  quare  hec 
omnis  beneficiorum  indagatio,  si  fides  uera  est,  spectat  ad  interitum 
anime,  nam  neque  uictum  et  uestitum  capere  licet,  nisi  et  (etiam  </') 
laboranti  in  euangelio,  nam  qui  (qui  enim  <P)  non  laborat,  ait  apostolus 
(Paul,  ad  Thessal.  II  3,  10),  non  manducet.  Repressi  ego  (ergo  4>) 
paulum    cupiditatem,   admonitus   a    doctissimis   uiris   hec  que  tanquam 


von  A.  Wilinanns  301 

heveditaria  homines  tractant,  non  nostra  esse  sed  pauperum,  et  que 
antea  in  prioribus  habebam  nunc  in  postremis  duco.  Contulit  mihi 
multum  hec  frequens  {/P  frequens  om.  M)  lectio  non  solum  ad  doctrinara, 
sed  etiani  ad  uitam.  Quod  ideo  tibi  scripsi,  quia  scio  tibi  hec  studia 
admodum  placere  et  nonnihil  fore  gvatum  me  quoque  eisdem  operam 
dare.  Uides  me  non  omnino  permittere  tempus  hoc  uacuum  negotiis 
defluere  per  ignauiam ,  sed  aliquid  agere  dignum  uiro.  Uaco  ergo 
libris  plurimam  partem  (indjait  B)  diei,  reliquam  deambulando  con- 
sumo,  querens  ac  uoluens  librariorum  fasciculos,  siqivid  reperirem  boni. 
Sed  nihil  adhuc  te  dignum  repperi  preter  libellum  illum  uocabulorum, 
de  quo  antea  scripseram,  qui  est  Nonius  Marcellus  quales  (quali  <I>) 
et  reliqui.  Emi  preterea  historiam  tripartitam,  antiquum  codicem,  tribus 
aureis  coronis.  Sed  unde  inquies  pecunia  (pecuniam  3IB)  ad  emendum? 
Est  qui  mutuet  neque  turpe  duco  debitum  contrahere  pro  re  honesta, 
etiamsi  usura  facienda  esset;  sed  spero  deum  fauturum  (facturum  B) 
esse  nobis  aliquando  presertim  recta  capescentibus.  Tu  nunc  quid 
agas  scire  cupio  et  quo  animo  uiuas,  quid  statuas  de  futuris,  utrum 
cessauerint  (cessarint  <I>)  fraterna  discidia,  et  an  cum  amicis  nostris  in 
gratiam  redieris.  Scribas  rogo  ad  me  omnia,  (nam  add.  31)  nihil  est 
enim  (enim  om.  31)  quod  libentius  uideam  quam  litteras  tuas,  que 
quo  longiores  existunt,  eo  sunt  iocundiores.  Nam  et  qua  in  domo 
habites  audire  abs  te  uolo  et  an  sybilla  sit  tecum,  propter  quam  tot 
lites  emersernnt  ( —  re  MB).  Non  dubito  autem  tibi  summe  placere 
nomina  sanctitatum  et  beatitudinum  nostrorum  hominum,  que  in  ore 
sunt  omnium ,  presertim  cum  rebus  uerba  consonent.  Itaque  et  de  Ins 
(iis  <P)  etiam  perscribe  aliquid,  prout  adhuc  fecisti.  Nam  gratissimutn 
est  mihi,  te  ita  delectari  moribus  et  uirtute  curie,  ut  tu  quoque  curi- 
alis  effici  uelis.     Perseuera  et 

,disce  puer  uirtutem  ex  me  uerumque  laborem'  {Verg.Aen. XII  435). 

,Continuo  (perpetuo  Juv.)  risu  pulmonem  agitare    solebat 

Democritus,  quamquam   non   essent  urbibus  illis 

pretexta  et  trabee  fasces  (fastes  MB)  lectica  tribunal. 

Quid  si  (si  om.  31.)  pretorem  uidisset  (uid.  pret.  Juv.)  curribus  altis 

extantem    (-tantis  MB)'  (Juvenal  X  33  ss.)  etc. 
Dixi  ego  tibi: 

,habeat  iam  Roma  pudorem. 
Tertius  et  celo  cecidit  Cato.'  {Juv.  II  39  s.) 
Sed  uale,  deficit  pagella,  nam  sumpsi  modicum  papirum,  existimans 
non  inuenturum    me    quid    scriberem.      Sed    inter  loquendum    (interlo- 
quendo  il/Vi')  incominciaua  abondare  rema  (cepit  reuma  fluere  </>).    Itaque 
uale  et  rescribe  (et  rescr.  om.  31.  B).     Londoniis  IUI.  Febr.  [1420.] 
Derselbe    codex    Marcianus  XI  66, ')    der    den    ersten    Brief    der 

1)  Auf  dem  vierten  Blatte  dieses  Kodex  findet  sieh  ein  von  G.  Morellis 
üaud  geschriebener  Index,  an  dessen  Schlnfs  stellt:  11  codice  fu  seritto  da 
Bartolomeo  Paruta  (cf.  Fr.  Sansovino,  Venezia  cittä  nobilissima  et  singulare 
ed.  Yen.  1581  lib.  Xlll  i>.  'J.VJ).  Zu  Anfang  enthält  er:  Epistole  eloquentissimi 
v.  Lappi  Castelliunculi  (cf.  F.  P.  Lniso ,  Studi  su  1' epistolario  e  le  traduzioni 


302  Die  Briefsaunnlungen  des  Poggio  Bracciolini 

Sammlung  vollständig  darbietet,  enthält  im  ganzen  fünf  Briefe  Poggios 
an  Niccoli.  Der  hier  folgende  Brief  (f.  50 v)  Uideo  futurum  alterum 
ist  leider  am  Schlufs  defekt  und  entbehrt  schon  deshalb  der  Datierung, 
stammt  aber  sicher  aus  dem  Jahre  1419,  weil  der  Schreiber  von  sich 
sagt,  er  stehe  im  39.  Lebensjahre.  Da  er  nach  den  aus  dem  Floren- 
tiner Staatsarchiv  von  A.  Medin  1.  1.  p.  351s.  veröffentlichten  Zeugnissen 
1380  und  zwar  am  11.  Februar1)  geboren  war,  so  ist  der  Brief  der 
erste  erhaltene  aus  England  und  älter  als  die  ganze  Sammlung.  Dafs 
er  in  den  Anfang  oder  wenigstens  in  die  erste  Hälfte  des  Jahres 
gehört,  lehrt  aufserdem  die  Anknüpfung  in  den  Anfangsworten  an 
einen  von  der  Reise  geschriebenen  Brief,  während  ihn  seine  resignierte 
Stimmung  zugleich  nahe  an  den  ersten  Brief  der  Sammlung  heranrückt. 
Er  lautet  so: 

Poggius  pl.  sal.  dicit  Nicoiao  suo.  V.  C. 
Uideo  futurum  alterum  e  duobus  que  ad  te  sciipseram  ex  itinere. 
Scripsi  euim  si  recte  meministi  me  omnino  aliquid  reportaturum  utili- 
tatis  ex  hac  mea  profectione  uel  addendo  aliquid  ad  peculium  meum 
uel  discendo  me  rebus  meis  id  est  paruo  debere  esse  contentum.  Uideo 
igitur  et  plane  conspicio  non  futurum  sed  tanquam  presens  (presem 
M) .  me  hoc  in  lucrum  (lucro  31)  tantnm  deputatum  ire ,  ut  discam 
modica  esse  salubria  et  ad  superuacua  sudare  ( —  ri  31),  et  certe,  mi 
Nicolae,  satis  lucratns.  ,Si  uis,  inquit',  Demetrius  ,Pythoclea  (Phitode 
31)  diuitem  facere,  non  pecunie  adiiciendum  sed  cupiditati  detrahendum 
est'  (Scneca,  Epist.  II  9,  7),  hec  est  que  nos  precipites  agit,  cum 
nulluni  statuat  sibi  modum.  Ex  hac,  mihi  credas  uelim ,  ego  multum 
detraxi.  Quid  enim  cause  est,  cur  non  satis  esse  debeat  id  quod  nunc 
est?  Atque  (atqui  31)  ut  scis  olim  tempus  fuit  in  adolescentia  mea, 
quo  uotum  fecissem  non  maiora  petendi.  si  ad  hoc  peruenissem ;  nunc 
autem  cum  metam  transgressus  sim  cupiditate  acquirendi,  merito  plector 
a  deo  (adeo  31)  qui  mediocritatem  meam  uelim  transcendere.  Sed 
castigani  paulum  ac  pedem  repressi,  cogitans  quot  labores  ac  molestias 
subeam  pro  rebus  non  futuris;  nam  cum  undequadragesimum  annum 
vite  agam ,  cum  rationem  deputo  cum  Ins  rebus  externis,  nihil  uideo 
ad  hanc  diem  me  recepisse  ex  tanta  rerum  copia  preter  nictum  et 
uestitum,  que  duo  nunquam  nobis  deessent,  si  rerum  modum  teneremus. 
Cohercenda  fames  ac  sitis,  corpus  tutandum  a  frigore,  quicquid  amplius 


di  L.  da  C,  in  Studi  ital.  di  filol.  class.  VII  p.  206),  dann  f.  20  *  10  Briefe 
Poggios,  dazwischen  f.  40 v  eine  am  Rande  von  moderner  Hand  als  inedita 
bezeichnete  Epistel  des  Ambrosius  [Traversari]  Nicoiao  suo  Accepi  proxioie 
litteras  tuas  ohne  Datum  über  des  Carolas  Aretinus  Diodor-Uebersetzurig  und 
f.  43v  eine  des  Guarinus  Verou.  suo  Nicoiao  s.  d.  Quotiens  tue  mihi  red- 
duntur  (cf.  R.  Sabbadini,  Guarino  Veron.  e  il  suo  epistolario  No.  417). 

1)  Poggio  schreibt  in  dem  aus  Rom  III  Id.  Febr.  1430  datierten  Brief  30, 
Ton.  IV  5  v.  I  p.  30ö:  Hodie,  mi  Nicolae,  celebraui  inter  doctissimo3  uiros 
natalem  meum  diem  (cf.  Medin  1  1.  p.  367).  Auch  dieser  Brief  steht  iui  an- 
geführten codex  Marcianus  und  es  ist  bemerkenswert,  wie  geschickt  der 
Schreiber  wichtige  Briefe  Poggios  herausgefunden  hat,  denn  auch  der  erste 
Brief  Ton.  IV  13  v.  I  p.  324  über  die  Ruinen  von  Tuskuluin  ist  hervorragend. 


von  A.  Wilmanns  303 

est  a  malo  est;  ista  cum  mihi  deus  dederit  etiamsi  (si  om.  M)  cum 
dedecore,  qae  mea  est  stultitia  reliquisse  patriam  amicos  cognatos  reli- 
quaque,  que  nobis  esse  debent  ipsa  vita  dulciora,  immo  sine  quibus 
vita  dulcis  esse  non  potest,  ut  sudem  et  algeam  ad  parandum  ea  que 
magis  futura  sunt  oneri  quam  usni.  Uolebam  ego  demens  statuere  mihi 
uitam ,  ut  esset  unde  uiuerem  sine  labore ,  tanquam  sacerdotes  solent; 
quasi  in  hac  uita  ullam  requietis  paitem  habere  possimus  cum  ipsa 
sit  omnis  sita  inter  fluctus  ac  tuvbulentissimas  tempestates,  aut  paruua 
labor  sit  sacerdotis,  si  illud  ex  fide  nostra  administvare  uelimus.  Recu- 
sabam  ego  homuncio  scribere  paulum  ut  uictum  quererem,  cum  Hiero- 
nymus  ipse,  singulare  sanctitatis  et  sapientie  lumen,  in  epistola  quadam 
ad  Marcum  presbyterum  testetur  se  manu  quotidie  et  proprio  sudore 
cibum  querere  (Hieronymus  Epist.  XIII  2) ,  cum  ab  apostolo  scriptum 
sit,  qui  non  operatur  non  manducet  (Paulus  ad  Thessalon.  II  3,  10).  Sed 
exagitauit  me  id  quod  multos  quoque  ducit  in  preceps,  non  quod  me 
deceat  aut  quid  mihi  satis  sit  inspicientem,  sed  quantum  alii  possideant 
et  presertim  indigni,  qui  ut  captus  est  hominum  nostri  temporis  semper 
preferuntur  melioribus.  Est  hec  frugilitatis  nostre  consuetudo,  ut 
non  unde  ueniamus  (uenimus  M)  sed  quo  tendamus  semper  habeamus 
ante  oculos,  itaque  si  fallimur,  si  cadimus,  nequaquam  est  mirum,  cum 
alter  alterum  trndat,  retineat  nemo.  Ego  non  inuidia  sed  dolore  com- 
pulsus  et  indignatione,  cum  uiderem  mihi  preponi  nonnullos,  hoc  con- 
silium  cepi,  at  si  mens,  si  ratio  uiguisset,  pro  summo  beneficio  habere 
debui,  quod  male  agendi  facultatem  non  suni  adeptus.  Sed  correxi 
ipse  me,  et  si  te  conueniendi  facultas  prout  spero  dabitur,  tecum  de 
instituenda  futura  uita  conferam  latius  et  tunm  consilium  sequar.  Nil 
stabile,  mi  Nicolae,  nil  est  firmum  preter  uirtutem,  omnia  alia  labuntur 
et  in  alteiius  sunt  potestate ,  uirtus  nostra  est.  Hanc  ego.  iamdudurn 
sequor  animo,  ceterum  ab  (ab  om.  M)  opere  longe  absum;  euenit  in 
me,  quod  somniantibus ,  multa  uidentur  agere  et  nihil  agentes,  nee 
aliquid  mihi  impedimento  est  preter  me  ipsum,  qui  non  suaui  nia 
(sua  uia  M)  ad  illam  volo  proficisci,  hoc  est  per  depositionem  (interpos. 
M)  earum  verum,  quibus  uiitutis  possessio  impeditur.  Te  quidem  laudo, 
qui  auetionem  fecisti,  ut  sis  liberior;  eligendus  est  aliquis  locus  quietus, 
qui  non  irritet  appetitum.  Nam  hec  loca  insignia  suspeeta  sunt,  in- 
cendunt  animum  cupiditate,  incitant  ad  emulationem,  dum  quisque 
appetit  quod  uidet;  pridem  cum  legerem  sermones  Horatii,  notaui  hos 
uersus;  odio  enim  ac  tedio  urbis  inquit: 

,o  ms  quando  ego  te  aspiciam?    quandoque    (que  om.  M)  licebit 
nunc  ueterum  libri3,  nunc  somno  (et  om.  nunc  M)  inertibus  horis 
ducere  solicite  ioeunda  oblivia  viteV  (Senn.  II  6,  60 — 62) 
,o  noctes  ceneque  deum,  quibus  ipse  meique 
ante  larem  proprium  uescor'.  (Serm.  II  6,  65.  66.) 
Hec  mihi  Nicolae  uita  est  dulcissima,  quam  si  sequi  uolueria  nunquam 
deero.     Sed  de  his  latius  coram  ,  nunc  de  rebus  domesticis.     Ego  iam 
cepi  a  domino  redeundi  licentiam,  sed  placet  sibi  ut  expectem  tempua 
ueris  et  commeatum  daturum  se  dixit.     Ago  autem  t i I » i  gratiaa  de  ob- 


304  Die  Briefsamnilungen  des  Poggio  Bracciolini 

latione  tua  tarn  liberali;  facis  quod  Optimum  amicum  decet,  sed  ut 
spero  opus  non  erit.  Inuestigationi  librorum  uacare  non  possum,  prout 
per  litteras  pollicebar;  quartus  est  mensis  ex  quo  laboro  haemoroidibus 
que  me  summe  affligunt,  nee  multa  expertus  extirpare  illas  queo,  cum 
intus  existant;  conualueram  tarnen  paulum  et  modo  in  .  .  .!)  [1419.] 

In  den  Briefen  aus  England  spielen  Poggios  Zukunftspläne  eine 
gewisse  Rolle,  über  deren  einen  mir  nicht  gelungen  ist,  Näheres  zu 
ermitteln.  Es  handelt  sich  um  das  Projekt  eines  gewissen  Pierius  oder 
Petrus  Lamberteschi ,  von  dem  in  ep.  15  (Ton.  v.  I,  17  ff.  p.  71)  nur 
andeutungsweise  und  sehr  geheimnisvoll  die  Rede  ist,  Poggio  eine  gut 
bezahlte  literarische  Arbeit  zu  verschaffen,  die  ihn  nach  Ungarn  führen 
sollte.  Poggio  geht  mit  Eifer  auf  den  Vorschlag  ein,  hofft  nonnihil 
lectione  dignum  zustande  zu  bringen  und  beschleunigt  seine  Rückkehr 
nach  Italien  um  dieser  Aussicht  willen,  aus  der  nichts  geworden  ist. 
Daneben  und  schon  früher  beschäftigte  ihn  der  anfangs  mit  sichtlicher 
Abneigung  behandelte  Gedanke  der  Rückkehr  an  die  Kurie,  zu  der 
ihn  in  erster  Linie  der  Kardinalerzbischof  von  Pisa  Alamannus  Adimari 
drängte  (ep.  9  Ton.  v.  I  p.  41;  10.  15.  16  p.  72.  83).  Dagegen  riet  ihm 
Simone  da  Teramo  einstweilen  in  England  bei  seinem  dominus  zu 
bleiben,  wenigstens  so  lange,  bis  dieser  seine  Zusage,  Poggio  ein  bene- 
ficium  zu  verleihen,  erfüllt  habe.  Ueber  die  Ernennung  dieses  Simone 
zum  Kollektor'2)  in  England  enthalten  die  libri  officiorum  des  vati- 
kanischen Archivs  Martin  V.  vol.  II  fol.  70 v  folgenden  Vermerk:  Mgrö 
Symoni  de  Theramo  legum  doctori  sacri  palacii  apostolici  aduocato 
consistoriali,  apost.  sedis  nuntio  et  in  regno  Angliae  fruetuum  reddi- 
tuum  prouentuum  et  aliorum  iurium  camerae  ap.  debitorum  collectori 
Sal.  Florentiae  VIII  Id.  Sept.  A.  III.  [1420].  Nach  einem  andern  Vermerk 
18.  Sept.  A  VI  [1422]  erhielt  er  dasselbe  Amt  in  Iberia.  Sein  voller 
Name  war  Simone  de  Lellis  (Catalogo  di  uomini  illustri  .  .  .  per  santitä 
dottrina  e  dignitä  usciti  in  diverso  tempo  della  cittä  di  Teramo.  In 
Teramo  1766  p.  25  s.)  Auf  seinen  Charakter  werfen  ein  etwas  bedenk- 
liches Licht  die  Briefe  in  der  Official  correspondence  of  Thomas 
Bekynton  ed.  by  G.  Williams  Vol.  I  p.  279  ss.  (Rerum  Britann.  medii 
aevi  scriptores  Vol.  56).  Herzog  Humphrey  von  Gloucester  nannte  ihn 
sogar  einen  Judas  (K.  H.  Vickers,  Humphrey  duke  of  Gloucester  p.  337), 
und  Poggio  selbst  schildert  ihn  in  dem  langen  Brief  an  Niccoli  XI 
Ton.  v.  I  p.  59  s.  als  einen  unvorsichtigen  Schwätzer,  cf.  Poggios  Brief 
an  Simon  ep.  9  Ton.  II  10  v.  I  p.  105.  Gleichwohl  befolgte  er  dessen 
Ratschläge  oder  handelte  wenigstens  ihnen  entsprechend;  ep.  XVIII 
Ton.  v.  I  p.  74  s.  Anfang  1423  ging  Poggio  nach  Rom  und  wurde 
vor  dem   15.  Mai  secretarius  Pontificis;  ep.  ad  Nie.  2,  2  Ton.  v.  I  p.  87. 

Die  grofse  Mehrzahl  der  weiteren  Briefe  an  Niccoli  ist  von  Rom 
aus  datiert,  der  erste  (ep.  II,  1  Ton.  v.  I  p.  85)  vom  12.  Februar  1423. 
Nur  sechs  sind  von  andern  Orten  geschrieben,  vier  aus  Ferentino  und 


1)  1U  der  Seite  und  die  folgende  ist  leer. 

2)  Die  päpstlichen  Kollektoren  bebandelt  Gottlob  1.1.  p.  104  s. 


von  A.  Wilmanns  305 

je  einer  aus  Anagni  und  Terra  nova,  dem  kleinen  Landgute  Poggios 
im  oberen  Val  d'Arno,  alle  aus  den  lieifsen  Monaten  des  Jahres  1429. 
Aber  sie  stehen  in  der  Sammlung  an  zwei  ganz  verschiedenen  Stellen. 
Die  drei  späteren  sind  die  Nrn  32,  33,  34,  Ton.  3,  40  und  41,  4,  1 
vom  13.  August  und  8.  September;  der  dritte  ist  ohne  Tagesdatum, 
während  die  drei  früheren  Nr  87,  88,  89  (Ton.  III 38,  39,  40  v.  I  p.  285sq.) 
an  den  Schlufs  der  Sammlung  gerückt  sind.  Das  läfst  darauf  scbliefsen, 
dafs  Poggio  die  letzteren  bei  der  in  Niccolis  Wohnung  angestellten 
Nachsuchung,  von  der  er  in  der  Widmung  spricht,  aufgefunden  hat. 

In  Tonellis  Ausgabe  der  Briefe  fehlt  der  einzige  absichtlich  von 
ihm  weggelassene  Brief  an  Niccoli,  ep.  42  (im  B  fol.  32 v).  Er  ist  wie 
die  meisten  aus  jener  Zeit  von  Rom  datiert  und  zerfällt  in  zwei  Hälften. 
In  der  ersten  dankt  er  Niccoli  für  beschafftes  Pergament,  spricht  von 
Livius-  und  Cäsarabschriften  und  klagt  heftig  über  die  Ungeschicklich- 
keit und  Stupidität  seines  Schreibers.  Die  zweite  Hälfte  lehnt  es  im 
Anschlufs  an  die  ihm  gemeldete  Absetzung  des  Florentiner  Kanzlers 
entschieden  ab ,  dafs  Niccoli  und  die  übrigen  florentiner  Freunde  sich 
für  Poggios  Wahl  an  des  Entlassenen  Stelle  bemühten,  und  hebt  die 
Annehmlichkeiten  und  Vorteile  seiner  Stellung  an  der  Kurie  lebhaft 
hervor.  Der  abgesetzte  Kanzler  war  Ser  Pagolo  di  Ser  Lando  Fortini 
(Dom.  Boninsegni,  Storia  d.  cittä  di  Firenze  dall'  anno  1410 — 1460 
p.  28;  D.  Marzi,  La  cancellaria  della  republ.  Fiorentina  p.  185).  Das 
Ereignis  fiel  in  das  Jahr  1427,  und  in  dieses  Jahr  ist  demnach  der 
Brief  zu  setzen,  der  nicht  nur  im  B  f.  32 v,  sondern  auch  im  Phillipp. 
2905,  nunc  Berolin.  4<>.  545  f.  29 v  (B),  im  cod.  Musei  Britannici  11,  760 
f.  177 r  (Mii),  im  cod.  Hamilton  2492  f.  263  und  im  Ferrar.  133  A  5 
f.  48 r  erhalten  ist  und  so  lautet: 

Poggius  pl.  sal.  dicit  Nicoiao  suo. 

Ego  commendo  (-  dabam  B)  diligentiam  tuam ,  quam  sumpsisti  in 
parandis  membranis,  ipsas  autem  laudaui,  pulchre  enim  sunt.  Neque 
questus  sum  de  precio,  sed  dixi,  uolumen  uideri  mihi  maiusculum. 
Ponere  duas  decades  simul  non  placet  mihi.  Nam  quo  latiora  erunt 
spatia  eo  maius  uolumen.  Uolo  singulas  decades  esse  et  id  est  satis.  Si 
quidem  iungerentur,  esset  pondus  ineptum  et  magnitudo  inconcinna 
(incontinua  B)  intractabilisque.  Mittam  tibi  cum  primum  inuenero  qui 
(quid  B)  diligenter  ferant  commentaria  Cesaris,  que  et  miniari  facias 
et  ligari.  Habeo  scriptorem  rudis  ingenii  et  moribus  rusticanis.  Jam 
quatuor  mensibus  nil  aliud  ago  quam  eum  docere,  ut  discat  scribere, 
sed  uereor  ne  litus  arem.  Scribit  modo  ualerium  in  quo  experitur  ru- 
ditatem  suam,  sed  in  diem  fit  stultior.  Itaque  clamo ,  intono,  inrgo, 
increpo.  At  is  habet  aures  picatas  plumbeus,  caudex  (tendex  ß),  stipes, 
asinus,  et  si  quid  stolidius  ineptiusque  dici  potest.  Dii  eum  perdant, 
obligatus  est  mccum  biennio,  forsan  corrigetur.  Scribis  cancellarium 
depositum  esse  ab  officio.  Honorificentius  deposuisset,  postquam  sentiebat 
se  oppugnari.  Honeste  (honesta  B)  quidem  est  liberalitatis  id  dare  quod 
retinere  nequeas.  Ego  satis  habeo  et  honoris  et  lucri,  non  cupio 
diuitem  fieri  hoc  est  ualde  opulentum.     Nam  diues  quidem  sum.    Posui 

XXX.     7.   8.  21 


306  Die  Briefsanmiluiigen  des  Poggio  Bracciolini 

enim  terniinum  desiderio,  et  eum  ita  brenem  ut  cito  ad  illum  sim 
peruenturus.  Cupio  aliqnando  quiescere.  Quod  si  in  eo  loco  essem, 
uersarer  tamquam  estus  oceani  sursum  deorsum.  Itaque  ego  tibi  cete- 
risque  amicis  liunc  laborem  remitto.  Regnum  non  est  tanti,  ut  statnm 
pro  eo  uelim  mutare.  Sum  in  loco  celeberrimo  orbis,  fruor  libertate 
maxima,  lucror  quantum  satis  est  ad  modestam  uitam  parno  cum  labore, 
non  curo  quis  ascendat  aut  descendat  (-  dant  B) ,  nulla  ambitione 
laboro.  Conuenit  mecum  Status  mens,  quid  ad  hanc  uitam  addi  potest? 
Excedo  (lac.  S  lit.  B)  diniciis,  que  sunt  maxime ,  cum  modivm  posueris 
cupiditati.  Eam  ego  quoniam  (qü  B)  repressi  frenumque  inieci,  quis  me 
ditior  est?  Uale,  et  si  me  amas,  hac  in  re  (te  B)  obmutescas  oro. 
Rome.  VI.  die  Decembris.     [1427]. 

Der  zuletzt  erwähnte  cod.  Ferrar.  133  A  5  enthält  eine  gröfsere 
Anzahl  Briefe  Poggios.  Darunter  befinden  sich,  wie  aus  dem  Ver- 
zeichnis zu  ersehen  ist,  11,  die  ihm  mit  dem  i?  gemeinsam  sind,  und 
zwei,  die  er  allein  enthält.  Die  beiden  nur  dort  vorfindlichen  Briefe 
fol.  50 r  und  52 r  sind  an  Niccoli  gerichtet  und  gehören  eng  zusammen. 
Der  erste  längere  ist,  wie  im  zweiten  zugestanden  wird,  in  grofser 
Aufregung  geschrieben  und  zeigt  eine  gereizte  und  höchst  unfreundliche 
Stimmung  gegen  Johannes  Aurispa,  die  durch  die  in  ihm  angeführten 
Tatsachen  ganz  ungenügend  motiviert  wird.  Aurispa  kam  im  August 
1425  nach  Florenz  und  lehrte  während  der  Studienjahre  1425/6  und 
1426/7  am  Studio  publico  (R.  Sabadini.  Biogr.  docum.  di  Giovanni 
Aurispa  p.  146)  und  stand  mit  den  dortigen  Gelehrten  in  lebhafter 
Verbindung.  Seinen  Verkehr  mit  Niccoli  bezeugt  das  einzige  bis  jetzt 
bekannt  gewordene  Schriftstück  von  der  Hand  des  letzteren,  ein  Billet 
an  Cosimo  de'  Medici  (E.  P.  Luiso,  Un  cimelio  umanistico  p.  6),  in 
welchem  er  den  20.  März  1425  nach  Florentiner  Stil,  also  1426, 
schreibt,  dafs  Aurispa  ihm  gestern  abend  spät  eine  hier  eingeschlossene 
cedola ,  mit  Aufträgen  für  Cosimo,  geschickt  habe,  die  den  Verkauf 
von  Handschriften  und  gewisse  Abschreiberarbeiten  beträfen;  Cosimo 
möge  darüber  entscheiden.  Das  Billet  verrät  einen  ungezwungenen 
Verkehr  zwischen  Niccoli  und  Aurispa,  der  jenen  als  selbstverständ- 
lichen Mittelsmann  zwischen  sich  und  Cosimo  anrief.  Was  den  Groll 
Poggios  gegen  Aurispa  erregt  hat,  ist  nicht  bekannt.  Später  war  dieser 
verflogen,  er  nennt  ihn  [1437]  in  mehreren  Briefen  (Ton.  VI  17.  20 
vol.  II  p.  117.  123)  vir  doctissimus  Aurispa. 

Es  macht  einen  etwas  eigentümlichen  Eindruck,  dafs  die  grimmigen 
Aeufsernngen  Poggios  gegen  Aurispa  erfolgten,  als  dieser  Florenz 
bereits  verlassen  und  den  dortigen  Aufenthalt  mit  Ferrara  vertauscht 
hatte ,  wo  er  den  Unterricht  des  jungen  Megliaduce  d'Este  zu  leiten 
hatte,  und  damit  die  unmittelbaren  Gefahren  beseitigt  waren,  die 
Poggio  aus  dem  Verkehr  mit  Aurispa  füchtete.  Denn  nur  so  lassen 
sich  die  Worte:  post  Aurispe  recesswm  erklären.  Und  auf  den  gleichen 
Umstand  weist  die  Aeufserung  (p.  12)  hin,  dafs  Aurispa,  nämlich  bei 
der  Uebersiedelung  nach  Ferrara ,  heimlich  mehrere  Bündel  mit  grie- 
chischen Handschriften  in  die  Wohnung  des    „orator  marchionis"  (von 


von  A.  Wilmanns  307 

Ferrara)  habe  bringen  lassen,  damit  sie  unter  dessen  Namen  trans- 
portiert und  kein  Zoll  für  sie  bezahlt  würde.  Damit  ist  klar  gestellt, 
dafs  unsere  beiden  Briefe  nach  dem  Anfang  des  Jahres  1428  ge- 
schrieben sind  (R.  Sabbadini,  1.  1.  p.  37),  wahrscheinlich  in  dessen  erster 
Hälfte. 

Antonius  Panormita,  der  in  beiden  Briefen  als  in  Rom  anwesend 
erwähnt  wird,  machte  1428  (F.  Satullo,  La  giovanezza  di  Antonio 
Beccadelli,  Bologna,  p.  132)  den  Versuch,  mit  Hilfe  des  Bartolomeo  da 
Montepulciano  (Gaspary  in  der  Vierteljahrschr.  f.  Kultur  u.  Literatur  d. 
Renaissance  1886  p.  476  f.),  nicht  des  Bartolomeo  Capra,  wie  M.  Natale, 
Antonio  Beccadelli  p.  125  annahm,  eine  Stelle  als  Sekretär  in  der 
Kurie  Martins  V.  zu  erlangen,  der  aber  nicht  glückte.  Der  zweite 
Brief  ist  lediglich  eine  keineswegs  durchweg  gelungene  Entschuldigung 
an  Niccoli  wegen  des  ersten  aggressiven  Schreibens.  Die  beiden 
Briefe  sind  die  folgenden: 

Nicholao 
Scis  esse  preclaram  sententiam  M.  Tullii  in  epistola1)  quadam:  ut 
maxiine  quisquam  uir  bonus  est,  ita  alios  minime  improbos  suspicatur. 
Uir  tu  quidem  bonus  es  et  alios  iudicas  ex  conscientia  tua,  neque  ad- 
uertis  ad  ea  facinora,  que  sunt  aliena  a  tua  natura;  sed  tarnen  cum 
existimem  te  esse  etiam  prudentem  et  perspicacem ,  miror  te  solum 
fugere  ea,  que  sunt  aliis  notissima.  Fuit  tibi  summa  familiaritas  cum 
Jo.  Aurispa,  homine  ut  ainnt  flagitioso,  turpis  uite  et  moribus  obscenis. 
Dixi  tibi  Florentie ,  cum  hominem  casu  (cau  F)  uidissem,  mihi  illum 
non  placere  ex  ipso  aspectu.  Postmodum  hie  intellexi  multa  de  eo 
indigna  uiro  non  solum  docto ,  sed  etiam  ciuili,  ualdeque  sum  admi- 
ratus  Florentinos  eum  dedisse  doctorem  filiis  suis  a  quo  nil  honesti 
possent  discere.  Nam  recusanda  est  omnino  doctrina  seiuneta  a  uite 
bonitate,  qua  hie  homo  uaeuus  est.  Sed  ceterorum  error  excusatur 
auetoritate  eornm,  qui  sapere  uidebantur.  Tuns  vero  quomodo  (quom  F) 
excusatur,  qui  etiam  erroribus  suis  uideris  opem  ferre?  Liceat  te  olim 
ob  aliqnam  animi  passionem  ignorasse  (f),  eius  Johannis  mores  (moris  F) 
et  (et  om.  F)  extulisse  laudibus.    Liceat  conniuenti  oculo  dissimulasse 

(simulasse  F)  te  multa (lacuna?) aut  fauere  (faue  F)  eius 

malicie.  Uide  ne  nimium  sit  preter  dignitatem  tuam  et  uirtutem.  Qui 
erranti  prestat  robur  magis  in  uicio  est,  quam  ipse  qui  errat.  Quam 
ob  rem  hec  scripserim  intellige.  Est  hie  adolescens  quidam  cum 
senatore  urbis,  quem  Aurispa  insimulat  furti  et  cuius  rei,  dii  boni! 
librorum  grecorum.  Hie  ego  possem  exclamare,  quem  ad  modum  Cicero 
pro  Sestio  (potius  pro  Flacco  17,  39)  0  pastores  cupidos  litterarum. 
Hie  adolescens  non  solum  greci  sed  latini  sermonis  ignarus .  duetos 
studio  grecarum  litterarum  fasciculum  librorum  expilauit  grecorum.  In 
quibus   erat   forte  quidam    (quadem  F)    Ouidius  Methamorphoseo-.     A: 


1)  Cicero  ad  Q.  fratrem  I  4,  12:  ut  quisque  est  vir  uptimus,  ita  difficillime 
esse  alios  iuprobus  suspicatur.  Die  Auffindung  dieses  Citatea  verdanke  ich 
meinem  langjährigen  Kollegen  an  der  Kgl.  Bibliothek  Dr.  II.  Krause. 

21* 


308  Die  Briefsainnilnngen  des  Poggio  Bracciolini 

quam  (ql  F)  hoc  Bit  eonfictum  et  falsuin  (f'l'ni  jP),  perspice  ex  litteris 
ipsius  Aurispe,  qui  licet  fingendi  artifex  tarnen  deprehenditur  in  arti- 
ficio.  [Qui  sibi  coheret?]  scribit  ad  senatorem  tres  epistolas.  Primam 
uerbis  uulgaribus,  in  quibus  ait,  si  recte  scio  (sciam  jP)  traducere  in 
latinum.  quendam  qui  olim  ei  seruiuerat  nomine  Lambertum  furatum 
sibi  zonam  argenteam,  biretum  nigrum,  item  par  caligavum,  has  res 
eognouisse  Rome  penes  hunc  Antonium  Panormitam.  Ideo  timere 
(tunf  jP)  se  ne  forte  libros  aliquos  quos  Florentie  reliquerat  apud 
quendam  amicum  hie  subripuerit  aliquo  falso  interfugio  (interfagio  JP). 
Petit  det  operam  Senator  ut  hec  restituantnr ,  utque  eum  custodiat, 
quoad  e  Florentia  certior  fiat  de  libris.  Hie  homo  noster  nesciuit  rem 
belle  fingere.  Prius  enim  ex  urbe  certior  factus  est  illum  subripuisse 
zonam,  quam  ex  Florentia  libros.  Quod  si  est,  maxima  fuit  Florentini 
illius  negligentia,  qui  non  significauit  libros  esse  ablatos.  Deinde  per- 
magna  erat  Aurispe  suppelectilis  et  uaria,  qui  in  tribus  rebus  non 
sentit  sibi  furtum  esse  factum,  sed  oportnit  eum  ab  aliis  ammoneri, 
neque  tarnen  antea  questus  erat  se  eius  modi  res  perdidisse.  Itaque 
aut  malignitas  deprehenditur  hie  Aurispe  alium  arguentis  ex  animo 
suo  aut  negligentia  minime  sicula;  et  vetus  est  proverbiura:  difficile 
est  furtum  admittere  in  domo  furis.  In  seeundis  litteris,  quas  dedit 
uerbis  latinis ,  cum  (quoni  JP)  postulatum  (pustul.  F)  esset  ab  eo ,  ut 
ederet  nomen  illius  apud  quem  deposuerat  libros,  ut  illius  testimonio 
res  fieret  apertior  (optior  F)  iam  non  suspicari  se  dicit,  ut  prius  neque 
temere  (timere  F)  neque  falso  libri  subtrahantur,  sed  aperte  ait,  ut 
uerbis  suis  utar,  quendam  perditum  qui  ei  Florentie  seruiebat,  dum 
deponeret  libros  suos  apud  quendam  amicum  Florentie,  furatum  esse 
aliquos  Codices  magni  ualoris,  inter  quos  erat  Ouidius  epistolarum,  in- 
snper  et  res  alias  superiores.  In  priori  epistola  scripsit  se  timere  ne 
libri  sub  intersignio  (inter  signo  jP)  aliquo  auferrentur  (aufererentnr  F). 
In  seeunda  dum  deponerentur  sublatos  dicit,  hec  quam  discrepent  uides. 
Homo  simplex  (simp*.F)  et  siculus  nesciuit,  antequam  Florentia  dis- 
cederet,  an  amico  suo  redditi  essent  libri,  quos  miserat.  Non  illum 
post  uidit,  non  interrogauit,  bona  fide  egit.  Quid?  tercia  epistola  non 
prioribus  conuenit  probe  ut  nil  discrepet  (discripet  F).  Ait  enim 
fascem  fuisse  Septem  uoluminum  grecorum  et  epistolarum  Ovidii.  Hunc 
dum  suos  reliquos  libros  una  ligaret  cerea  tela  (tella  jP)  inuolutum 
et  colligatum  furto  abstulisse,  seque  eius  rei  coniecturam  facere  quod 
(q,  jP)  Ouidii  epistole  hie  comperte  sint.  Hoc  quidem  ridiculum  est. 
Primum  qne  (,q  F)  mixtura  fuit  ut  Ouidii  epistole,  quas  si  per  omnes 
bibliothecas  circumferas  ne  a  se  quidem  extimentur  insererentur  grecis 
uoluminibus  et  quidem  preciosissimis.  ut  scribit.  Preterea  cum  (quom  jP) 
ille  epistole  essent  huius  adolescentis,  manu  sua  (sua  om.  F)  enim 
scripserat  eas  discendi  causa,  quid  opus  fuit  ut  alienum  librnm  suis 
insereret,  presertim  eius  qui  non  erat  secum  diutius  futurus?  Tum 
autem  has  epistolas  quomodo  (quo  jP)  potuit  inserere  (litteris  add.  F) 
libris  grecis  et  una  ligare  in  discessu  (discesu  jP)  suo,  cum  (quom  jP) 
domi    non    essent,    sed   apud  quendam  Antonium  Vrbinatem,    qui  illas 


vun  A.  Wilmanns  309 

illo  tempore  scribebat  et  post  Aurispe  recessum  reddidit  Lamberto? 
Scisciteris  licet  boc  ab  Antonio  et  an  epistolas  habnerit  (haberet  F) 
et  quo  tempore  reddiderit.  sique  inueneris  hoc  uerum  esse ,  existimes 
licet  hanc  totam  fabulam  librorum  confictam  esse  et  mendacem.  Nam 
qui  hec  (hec  om.  F),  licet  non  comenticia,  dixerit,  cum  scribat  Aurispa 
ad  senatorem.  Epistolas  Ouidii  cognitas  apud  hunc  esse,  tum  uero 
libros  Metamorphoseos  (Mathem.  F)  atque  ita  credo  ad  te  ab  illo 
scriptum  neque  uero  puto  rursum  affirmatnrnm  quod  ais  hunc  scilicet 
(.8.  F)  adolescentulum  confiteri  se  habuisse  Ovidium  et  biretum ,  nam 
zonam  dicit  sibi  datam  esse  ab  eo  in  ipso  fere  discessu  a  Florentia. 

üuxi  hunc  ad  Antonium  Panormitam  perquirens  diligenter  de  hisce 
rebus.  Is  se  ita  purgat,  ut  nulla  culpa  penes  se  esse  uideatur,  testa- 
turque  se  uenturum  Florentiam,  si  opus  sit ,  et  item  Bononiam  ad  se 
purgandum.  De  bireto  autem  coram  Panormita  ridens  respondit  Aurispam 
habuisse  duo  (dn  F)  solum  capitis  tegumenta  (tegm.  F),  capucium  et 
biretum  sibi  dono  datum,  non  emptnm  tribus  florenis,  ut  scribit  ad 
senatorem.  Neque  hoc  inficiatus  est  Panormita,  capucium  ait  postea 
datum  cuidam  theotonico  in  precium  scripture  nescio  quarum  rerum. 
Itaque  mirum  est,  nisi  plane  Aurispa  capite  nudato  incedit,  illud  biretum 
ablatnm  sibi  quo  unico  tegebatur,  nisi  forsan  dormienti  sublatum  est, 
et  postmodum  uigilanti  non  uenit  in  mentem  caput  tegere  propter 
caloris  intemperiem.  Scribit  preterea  Aurispa  Antonium  Panormitam 
hunc  ilbrum  cognouisse  et  res  alias;  hoc  falsissimum  esse  cognoui  ex 
ipso  Antonio,  quem  propter  hanc  causam  conueni.  Neque  enim  librum 
Ouidii  uidit  neque  biretum  quod  fuerit  Aurispe,  sed  tantummodo  zonam 
quam  hie  gestat  palam.  Libros  uero  grecos  ablatos  miratur  adolescens 
Aurispam  audere  scribere,  cum  ipsemet  colligatos  et  distributos  in  di- 
uersos  fasces  oeculte  per  baiulos  detulerit  in  domum  oratoris  marchi- 
onis,  ut  sub  eius  nomine  exportarentur,  ne  uectigal  (uetigal  F)  pende- 
retur ,  ad  quam  rem  non  adhibuit  hunc  adolescentem ,  ne  scire  posset 
quo  in  loco  essent  libri.  Sed  quid  ego  hec  disputo?  Mitto  tibi  copiam 
litterarum  Aurispe,  ex  quibus  aperte  cognosces,  illum  manifeste  mentiri. 
At  dices  quid  ad  te  ut  tarn  multis  hunc  defendis?  primum  moueor  rei 
indignitate,  tum  pietate,  ut  tuear  (tenear  F),  qui  mihi  innocens  uidetur 
contra  hominem  nocentissimum ,  de  quo  tarn  uaria  mala  (et  add.  F) 
facinora  audiui,  et  greca  ut  ita  dicam  et  latina,  ut  horream  (orream  F) 
ad  eius  nomen.  Deinde  senatoris  causa  qui  me  rogauit,  ut  tibi  re- 
sponderem  de  hac  re,  preeipue  vero  tui  gratia  quem  nollem  (nolem  F) 
asseclam  aut  ministrum  (-  sterium  F)  fieri  alterius  impudentie ,  cum 
(quom  F)  sis  homo  pudentissimus.  Et  quamuis  tali  grauitate  et  uirtute 
eluceas ,  ut  nullius  nequitia  tuum  possit  nomen  inquinare ,  tarnen 
talium  uirorum  commertium  non  nihil  obumbrare  solet  eorum  splen- 
dorem,  quibuscum  consueverunt.  Itaque  non  dissuas,  sed  abrumpas  si 
qua  tibi  cum  illo  superest  alicuius  rei  communicatio  (comitatio  F)  et 
hominem  indignum  tua  consuetudine  in  suis  sordibus  relinque.  Necesse 
est  enim,  ut  alüjuando  ineidat  in  foueam  quam  operatus  est;  et  ini- 
quitas  eius  in  uerticem  suum  descendat.  Tu  uaca  ut  soles  bone  menti 
et  me  tuum  ama.     Ronie,  [1428]. 


310  Die  Briefsainuilungon  des  Puggio  Bracciulini 

(Ohne  Anrede.) 

Scripsi  ad  te  epistolam,  quam  post  modum  dubitaui  an  rnitterem 
ueritus  indignationem  tnam.  Nam  et  commotione  quadam  aniiui  scripta 
erat  unoque  ut  aiunt  spiritu,  et  tu  subirasci  soles  aliquando,  si  quid 
ad  te  scripserim  liberius.  Neque  est  quod  minus  uelim  quam  te  mihi 
in  aliqua  re  succensere.  Sed  malui  postea  quiequid  scripserim  ad  te 
uenire  et  subire  iudicium  tuum  et  correctionem,  si  ea  opus  sit,  quam 
uideri  ut  diffidam  humanitati  tue  et  amori  quem  ad  me  semper  habuisti 
singularem.  Persuasum  est  enim  mihi  te  laturum  modice  quiequid  ad 
te  scripserim  neque  commotum  iri,  sicut  olim  in  re  leuiuscula  fecisti, 
sed  equo  animo  et  eo  quo  a  me  dieuntur  aeeepturum.  Igitur  leges 
gas  litteras  et  si  quid  est  in  quo  te  offendant,  proiiee  illas  ia  ignem 
ut  pena  sua  castigentur,  existimaque  nihil  a  me  esse  scriptum  ab  homine 
iracondo  et  ignaro  et  digno  qnauis  muleta  quam  libens  subibo,  quamquam 
si  quis  error  inest,  amoris  est  error  et  beniuolentie.  Scis  enim  amantes 
etiam  persepe  errare  dum  Student  ut  placeanf.  Sed  licet  meritas  uel 
immeritas  abiieito  litteras  in  ignem  ne  efferantur,  non  propter  Aurispam, 
quid  enim  uberius  esset,  quam  pro  me  et  contra  Antonium  dicere,  sed 
propter  infantiam  litterarum.  Sunt  enim  Scripte  manu  ueloci  et  stilo 
incomposito  ac  rudi,  ut  illas  nolim  deuenire  in  aliorum  manus.  De 
litteris  vero  Aurispe  ita  existima,  ut  a  me  scribitur,  si  mihi  fklem  habes. 
Neque  etiam  Antonius  Panormita  aliter  sentit,  quoenm  de  his  sum 
locutus.  Aurispe  responde  ut  placet,  dummodo  scribas  eum  reprehendi 
ex  suis  litteris  proeul  esse  a  uero  que  ab  eo  huic  adolescenti  obiieiuntur. 
Uale  et  cum  me  ames,  ama  etiam  litteras  meas,  licet  minus  digne  essent 
amari.     Rome  [1428]. 

Es  erübrigt  noch,  den  Brief  Poggios  an  Niccoli  Grauem  ac  tristem 
über  den  Tod  des  Coluccio  Salutati  (f  4.  Mai  1406)  anzuführen.  Ich 
lasse  ihn  nicht  abdrucken,  weil  ihn  Francesco  Novati  erst  vor  kurzem 
in  seiner  ausgezeichneten  Ausgabe  von  Coluccio  Salutati  Epistolario 
vol.  IV  in  appendice  3  unter  den  documenti  giustif.  p.  471  f.  veröffentlicht 
und  kritisch  und  sachlich  so  vortrefflich  illustriert  hat,  dafs  ich  ihn 
nur  ausschreiben  könnte. 

Endlich  gehört  hierher  das  Fragment  eines  Briefes  Poggios,  das 
Coluccio  Salutati *)  gerettet  hat,  der  in  den  beiden  an  Poggio  gerichteten 

1)  Herr  Professor  Novati  hatte  die  Liebenswürdigkeit,  mir  eine  kurze 
biographische  Notiz  über  Coluccio  Salutati  zu  schicken,  die  er  im  cod.  Mag- 
liabech.  VIII  10  1415  gefunden  hat.  Sie  ist  Poggius  unterzeichnet,  aber  von 
einer  Hand  des  16.  Jahrhunderts  geschrieben  und  lautet:  Sepulchrum  Coluccij 
Pieri  Salutati.  Hie  oppido  Stignani  bonis  parentibus  ortus,  cum  ab  ipsa 
adolescentia  eloquentiae  et  boimruin  artium  studiis  operam  dedisset,  cancellariu3 
florentinus  factus  est.  Quod  offitium  XL  ferme  annos  snmma  eum  integritate 
ac  laude  administravit.  doctorum  virorum  quasi  comunis  parens.  Huius  praeeipue 
opera  graee.ie  literae  primum  florentiam  comigraverunt,  quibus  rebus  omnium 
civium  benevolentiam  est  consecutus.  LXXV  etatis  anno  excessit  e  vita  summo 
civitatis  merore.  post  obitum  corona  laurea  donatus  est,  iussu  populi,  in  doctrinae 
virtutumque  quibus  excellit  insigne.  Vir  fuit  aetatis  suae  optimus  ac  eloquen- 
tissimus,  qui  sui  ingenii  multa  reliquit  monumenta  laude  et  gloria  digua  ad 
memoriam  posteritatis.    Poggius. 


von  A.  Wiliii an us  311 

Briefen  (in  dem  Epistolario  XIV,  19  und  22  vol.  IV,  p.  126  und  158) 
dessen  Auffassung  von  der  Ueberlegenheit  der  antiken  Literatur  über 
die  christliche  entgegentritt  und  besonders  der  Ansicht  war,  dafs  Poggio 
die  grofsartigen  Verdienste  Petrarcas  unterschätze.  Dabei  führt  er  in 
dem  zweiten  Briefe  einen  Passus  aus  Poggios  Brief  an  Niccoli  wörtlich 
an  (p.  161,  16 — 26):  nullus  est  uiuentium  qui  Petrarcam  pluris  faciat 
quam  ego,  nam  iudicaui  semper  eum  hominem  eloquentissimum  et  uirum 
doctissimum  fuisse  existimauique  omnes,  qui  his  nostris  studiis  delectantur, 
ei  quamplurimum  debere;  quippe  qui  primus  suo  labore,  industria,  uigi- 
lantia  hec  studia  pene  ad  internicionem  redacta  nobis  in  lucem  erexerit 
et  aliis  sequi  uolentibus  uiam  patefecerit,  qui  hystorias  preclaras  con- 
scripserit;  poema  luculentum  ediderit;  permulta  ad  uitam  hominis  in- 
stituendam  tradiderit:  inuectiuas  singulari  eloquentia  reliquerit;  omnia 
omnium  generum  studiorum  scripta  nouerit;  preterea  censui  eum  multis 
ueteribus  hystoricis,  poetis,  oratoribus,  philosophis  comparaudum. 

Einzelne  Briefe  Poggios  an  Niccoli,  mit  Ausnahme  der  beiden  Briefe 
de  balneis  und  über  die  Krönung  Kaiser  Sigmunds,  kommen  in  Hand- 
schriften nicht  gerade  häufig  vor,  wie  aus  dem  Verzeichnis  ob.  p.  296  ff.  zu 
ersehen  ist.  Die  einzige  Handschrift,  die  meines  Wissens  eine  gröfsere 
Anzahl  der  Briefe  an  Niccoli  enthält,  ist  cod.  Phillippicus  (<I>)  9260, 
gegenwärtig  in  meinem  Besitz,  saec.  XV,  von  Sir  Thomas  1836  von 
Thorpe  gekauft.  Sie  umfafst  nur  Briefe  Poggios,  darunter  73  an  Niccoli, 
die  einzeln  oder  in  Gruppen  zwischen  Briefen  an  andere  stehen  und 
sämtlich  auch  in  der  Sammlung  des  R  vorhanden  sind.  Sie  tragen 
die  Ueberschrift  Nicoiao  de  Niccolis,  zweimal  mit  dem  Zusätze  civi 
Florentino.  Die  einzelnen  Gruppen  halten  zwar  im  ganzen  die  Reihen- 
folge des  B  inne,  aber  sie  sind  nicht  unmittelbar  aus  diesem  abgeschrieben, 
denn  dann  wäre  nicht  zu  erklären,  warum  16  Briefe  fehlen.  Bestätigt 
wird  dies  dadurch,  dafs  der  im  Bf.  94 v  Nicole  [de  Medicis]  adressierte 
Brief  hier  die  Ueberschrift  Nicoiao  de  Niccolis  trägt,  der  als  zweite 
Nachschrift  an  Franciscus  Barbarus  (so  im  cod.  Ambros.  E  124  sup. 
und  einigen  anderen),  im  li  ohne  spezielle  Adresse  gebliebenen  Brief 
Keuertisse  ad  nos  (für  uos  des  11)  hier  wieder  Nicoiao  de  Niccolis 
überschrieben  ist  und  der  Brief  86  in  zwei  Teile  mit  besonderer  Adresse 
zerfällt;  aufserdem  viele  kleinere  Abweichungen.  Die  Handschrift  geht 
in  letzter  Linie  ohne  Zweifel  auf  die  ungenügend  geordneten  Brief- 
bestände Poggios  selbst  zurück  und  ist  für  die  Geschichte  seiner  Brief- 
sammlungen nicht  ohne  Interesse;  an  kritischem  Wert  steht  sie  freilich 
hinter  JR  zurück,  wie  unten  noch  weiter  zu  erörtern  sein  wird. 

II. 

1  Nicht  lange  nach  der  Veröffentlichung  der  Briefe  an  Niccoli 
schritt  Poggio  zur  Herausgabe  seiner  Briefe  an  Vertraute,  Freunde  und 
Gönner,  aber  in  der  Minderzahl  auch  an  Feinde  und  Gegner  und  schickte 
sie  dem  Erzbischof  von  Florenz  Ludovico  Scarampo-Mezzarota  mit 
folgender  Widmung  (Poggii  Epistolae  ed.  Th.  de  Toneliis  praef.  vol.  I 


312  Die  Briefsammluugeu  des  Poggio  Bracciolini 

p.  XI,   Ii  f.  73,    Pragensis  =  P,    Ottob.  2251  =  0  f.  I1,   Vat.  3440 
=  V,  Laurent.  47,  20  =  X): 

Poggius  pl.  sal.  dicit  reuerendo  Patri  meo  Loisio  Archiepiscopo 
Florentino. 
Cum  diutius  mecum  ipse  (ipse  om.  V.)  cogitarem,  prestaatissime 
Pater,  quonam  maxime  modo  tuis  erga  me  meritis  singularibus  aliqua 
ex  parte  gratias  referrem,  nihil  sane  occurrit  (nibil-occurrit  om.  P.)  in 
(in  om.  F.)  quo  uel  minime  portiuncule  tuorum  in  me  beneficiorum, 
que  quidem  maxima  (maxime  L)  existunt,  posse  uidear  respondere. 
Quid  enim  mediocris  ingenii  uir,  minimeque  opulentus,  et  boc  mediocri 
rerum  statu,  quo  fruimur,  in  eum  conferre  potest,  qui  sua  uirtute,  uigi- 
lantia,  integritate,  et  summa  in  ageudis  prudentia,  amplissimam  dignitatem, 
precipuum  apud  Pontificem  locum,  summum  honorem,  summum  in 
ecclesiastica  republica  (rupe  F)  gradum  fuerit  consecutus?  Equidem 
preter  meram  uoluntatem,  nihil  reliquum  mihi  uideo  (uideor  V)  esse 
concessum;  cum  mee  (me  L)  facultates  ita  in  arctum  cogantur,  ut  nihil 
ex  eis  te  dignum  queat  prodire.  Uerum  cum  a  nobis  non  amplius 
requiri  debeat,  quam  quantum  animo,  atque  opere,  possimus  contendere; 
postquam  referendi  beneficii  sublata  est  facultas,  statui  in  eo  (meo  P), 
quod  datur,  saltem  grati  animi  signum  aliquod  pre  (pro  P)  me  ferre.  Exilis 
quidem  res  erit,  sed  tua  in  me,  que  summa  est,  beniuolentia  rem  paruam 
maiorem  reddet  (reddit  V)  sua  estimatione,  presertim  cum  ab  homine  tibi 
deditissimo  proficiscatur.  Scripsi  dudum,  postea  quam  redii  ad  Curiam  ex 
Britannis,  nonnullas  epistolas,  et  alia  quedam,  prout  tempora  ferebant,  que 
cohortatione  amicorum,  qui  propter  suam  in  me  affectionem  aliquid  in  eis 
esse  uel  leporis,  uel  urbanitatis  putant,  coegi  in  paruum  uolumen,  existi- 
mans,  et  si  non  doctis,  at  saltem  rudioribus  aliqua  in  re  me  satis  esse  factu- 
rum.  Sunt  enim  uariis  de  rebus,  que  paulo  accuratius,  reliqua  uero  ut  pluri- 
mum  (plurima  F)  ex  tempore  parua  admodum  diligentia,  id  quod  in  eis 
conspicitur,  a  me  conscripta.  Ea  cum  sciam  te,  cum  ocium  suppetit  a 
continuis  curis,  cupide  solere  legere,  teque  illis  intelligam  admodum 
delectari,  quippe  qui  meis  rebus  adeo  tribuas,  ut  etiam  coram  Pontifice 
legenda  curaris  (curaueris  P),  nolui  deesse  cupiditati  tue.  Itaque  statui 
hoc  uolumen  ad  te  mittere,  tum  ut  sit  ueluti  testimonium  quoddam 
animi  erga  te  mei;  tum  uero  quia  ex  tuo  nomine  adicietur  uolumini 
auctoritas  quedam  minime  contemnenda.  Nam  qui  illud  ad  te  destinatum 
legerint,  procnldubio  existimabunt  aliquid  ponderis  sibi  inesse,  quod 
fuerit  dignum  nomine  talis  uiri.  Suscipies  igitur  equo,  ut  soles,  animo 
munusculum  hoc  a  mente  tibi  amicissima  profectum;  quod  licet  exiguo 
iudicandum  uideatur,  tarnen  tua  commendatione  maiorem  suscipiet  digni- 
tatem; quoniam  rerum  pretium  tum  ex  animo  dantis,  tum  uero  ex  eius 
qui  recipit  iudicio,  perpendi  maxime  consueuit.  Uale  mei  memor. 
Ferrarie  id.  Febr.  [1438]. 

Scarampo,  ursprünglich  Arzt,  erhielt,  zum  geistlichen  Stande  über- 
getreten, 1438  das  Erzbistum  Florenz  (Ughelli,  1.  1.  III  p.  170  ed.  2), 
auf   das  er  aber  schon  im    folgenden  Jahre   zugunsten  des  Bartolomeo 


von  A.  Wil mann s  313 

Zabarella  resignierte.  Für  den  vorstehenden  Widmungsbrief  bleibt  also 
das  einzige  Jahr  1438  als  Abfassungsjahr. 

Zum  Nachfolger  des  Kardinal  Vitelleschi  im  Regiment  der  ewigen 
Stadt  berufen,  erwarb  er  sich  grofse  Verdienste  um  die  Sicherung  von 
Ordnung  und  Eigentum  wie  um  den  Papst,  und  leistete  Eugen  IV.  auch 
nach  seiner  Rückkehr  nach  Rom  den  wertvollsten  Beistand.  1440 
wurde  er  Kardinal  von  S.  Prassede,  Patriarch  von  Aquileja  und  Camerarias 
der  Kirche,  später  Kardinal  von  S.  Lorenzo  in  Damaso  (Ciacconi  1.  1. 
II  p.  919).  Nach  einem  nicht  unglaubwürdigen  Bericht  (Pastor  1.  1. 
p.  428)  bestimmte  er  Nikolaus  V.  zum  Einschreiten  gegen  die  Umtriebe 
des  Stephano  Porcari,  das  mit  dessen  Hinrichtung  endete.  Callixt  III. 
machte  ihn  zum  Höcbstkommandierenden  der  gegen  die  Türken  aus- 
gerüsteten Flotte,  als  welcher  er  1455  erfolgreich  vorging.  Paul  II. 
erhob  ihn  zum  Bischof  von  Albano  und  machte  der  Eifersucht,  die 
diese  beiden  hervorragendsten  .Kardinäle  jener  Zeit  gegeneinander  auf- 
gebracht hatte,  ein  Ende.  Der  Patriarch  von  Aquileja  hatte  grofse 
Reichtümer  zusammengebracht  und  machte  ein  grofses  Haus;  er  war 
prunkliebend,  freigebig  und  gastfrei.  Poggio  stand  ihm  persönlich  nahe 
und  widmete  ihm  grofse  Verehrung,  wie  seine  Briefe  an  ihn  beweisen. 
Sie  sind  überschrieben:  cardmali  Aquilegiensi,  camerario  pape  oder 
ausführlicher,  einmal  auch  prelato  curiali.  In  der  ep.  141  schildert 
er  ihm  die  bescheidenen  Verhältnisse  seines  Landlebens,  ähnlich  in 
ep.  205  die  Freuden  des  ruhigen  Aufenthaltes  in  Terra  Nova.  Im 
Briefe  155  teilt  er  ihm  die  Geburt  seines  vierten  Sohnes  mit,  beglück- 
wünscht ihn  zu  dem  von  den  Römern  für  ihn  ausgeführten  Hausbau 
(ep.  343)  und  in  dem  letzten  feiert  er  seine  Siege  über  die  Türken. 
Man  sieht,  ein  wie  vertrauliches  und  freundschaftliches  Verhältnis 
zwischen  beiden  bestand. 

Poggio  nahm  als  Anfang  der  neuen  Sammlung,  wie  er  in  der 
Widmung  angibt,  seine  Rückkehr  an  die  Kurie  „post  reditum  ex  Bri- 
tannis"  (cf.  S.  312).  Dies  ist  nicht  allzu  wörtlich  zu  nehmen,  denn  er 
stellte  an  den  Anfang  seinen  vom  26.  Juni  datierten  Brief  an  Antonius 
Luscus,  den  langjährigen  päpstlichen  Sekretär  (Ton.  II,  13  vol.  I  p.  112): 
Est  Marci  Tullii  in  secundo  de  oratore  libro,  ut  opinor,  sententia:  non 
uideri  sibi  eurn  liberum  esse,  qui  non  aliquando  nihil  agat  (Cic.  de 
orat.  lib.  II,  VI,  24).  Als  Zeit  dieses  Briefes  steht  fest,  dafs  er  nacli 
dem  Juni  1424  geschrieben  ist,  in  welchen  Monat  der  hier  erwähnte 
Tod  des  Braccio  da  Montone  (Stefano  Infessura  Diario  ed.  0.  Tommasini 
p.  25)  und  des  Giordano  Colonna  (A.  Coppi,  Memorie  Colonnesi  p.  172) 
fällt.  Dafs  Poggio  während  der  Gesandtschaft  des  Loschi  an  den 
Herzog  Filippo  Maria  Visconti  Juli  bis  Oktober  1424,  •)  bei  der  doch 
wichtige  Geschäfte  zu  verhandeln  waren,  die  Mufse,  deren  sich  die 
päpstlichen  Sekretäre  erfreuten,  so  begeistert  gepriesen  hätte,  würde 
befremdend  sein.  Und  der  Brief  ist  an  das  Ende  des  Jahres  oder  in 
das  folgende  zu  setzen. 


1)  Comin.  di  Rinaldo  d.  Albizzi  vol.  II  p.  113  und  p.  245. 


314  Die  Briefsani  inlungeu  des  Poggio  Bracciolini 

Der  zweite  Brief  ist  an  Petrus  Donatus  episcopus  Castellanus  ge- 
richtet, welche  Würde  er  von  1426  bis  1428  bekleidete  (Gams  1.  1. 
p.  782);  der  dritte  an  Antonius  Gentilis  Siculus,  an  den  berühmten 
Juristen  (Codices  Manuscripti  bibliothecae  regii  Taurineusis  Athenaei  ed. 
J.  Pasini  vol.  II  p.  86  A),  wie  Poggios  Brief  an  Niccoli  vom  15.  Dezember 
1425  ergibt,  aus  dem  Januar  des  Jahres  1426;  Ton.  1.  1.  II  37  und 
36  vol.  I  p.  173  (cf.  Ammirato,  Istorie  Florentine  ed.  Torino  1853 
vol.  V  p.  115).  Der  vierte  wieder  an  den  eben  genannten  Petrus 
Donatus  als  archiepiscopus  Cretensis  (Gams  1. 1.  p.  401  und  G.  d.  Agostini, 
Not.  de.  Scritt.  Viniziani  II  p.  138),  wodurch  die  Abfassung  des  Briefes 
bis  zum  Jahre  1426  gesichert  ist. 

Man  sieht,  dafs  Poggio.  erst  einige  Zeit  nach  seiner  Rückkehr  diese 
Sammlung  begann  und  die  Chronologie  nicht  streng  einhielt;  in  gleicher 
Weise  handhabte  er  sie  im  weiteren  Verlauf  der  Ausgabe,  die  er  fort- 
setzte bis  1438. 

Eugen  IV.  und  die  Kurie  siedelten  Ende  Januar  1438  von  Bologna 
(s.  o.  p.  290)  nach  Ferrara  über  und  blieben  dort  bis  Ende  Januar  1439 
(Frizzi,  Memorie  per  la  storia  di  Ferrara  ed.  2,  vol.  III  p.  476  und  481). 
Ooggio  schrieb  die  sechs  letzten  Briefe  dieser  Ausgabe  aus  Ferrara 
vom  14.  Februar  bis  zum  5.  Mai,  also  1438,  dem  Jahre  der  Widmung 
an  Scarampo. 

Die  Zusammensetzung  und  Gestalt  dieser  ersten  Ausgabe  liegt  vor 
in  dem  gleichmäfsig  und  gut  geschriebenen  cod.  membr.  Laurentianus 
plut.  47  cod.  20  (cf.  Bandini,  Catalogus  codicum  Latinorum  bibl.  Med. 
Law.  II  p.  404).  Er  fängt  ohne  Titel  und  Ueberschrift  oben  an,  am 
Schlnfs  steht:  Copiate  sunt  hee  eple  per  me  Jo.  de  Saxonia.  Anno 
dni  Millesimo  quadiingentesimo  quadragesimo  die  decima  nona  Septembr. 
Wo  die  gewöhnliche  Ueberschrift  Poggius  pl.  sa.  di.  fehlt,  nimmt  die 
andersartige  Johanni  Reatino,  Simoni  de  Teramo  die  ganze  Zeile  ein. 
Die  einzelnen  Stücke  sind  am  Rande  mit  lateinischen  Zahlen  gezählt, 
aber  ungenau;  so  fehlt  gleich  zwischen  VI  und  VIII:  VII,  dafür  ist 
VI  zweimal  gesetzt.  Zwischen  die  Briefe  sind  eingeschoben  zehn  Reden 
und  Invektiven,  vermutlich  alle  von  Poggio  bis  zum  Jahre  1438  ver- 
fafst.     Es  sind  die  folgenden: 

f.  59 v  Poggius  pl.  sa.  d.  Francisco  Vellate,  scriptori  apostolico  (P.  M. 
Baumgarten,  Aus  Kanzlei  und  Kammer  p.  336),  die  Invektive  gegen 
Franciscus  Blanchi  de  Vellate.  Dieser  hatte  auf  den  1426  am  16.  Februar 
gestorbenen  Cardinalis  Vivariensis  und  Vizekanzler  Jean  de  Brogny 
(Fr.  Duchesne,  Histoire  de  tous  les  cardinals  francois  vol.  I  p.  692; 
Gallia  christiana  T.  XVI  p.  438  s.  576  s.)  eine  Grabrede  geschrieben, 
die,  Poggio  von  Bartholomeo  da  Montepulciano  im  Auftrage  des  mit 
jenem  befreundeten  Verfassers  übergeben,  sein  Mifsfallen  wegen  unvor- 
sichtiger Aeufserungen  über  ihn  herausgefordert  hatte.  Sie  ist  mit  Weg- 
lassung von  Anfang  und  Schlufs  gedruckt  bei  Besson,  Memoires  pour 
1'hist.  eccles.  des  dioceses  de  Geneve  etc.  1759  nouv.  ed.  Moutiers  1871 
p.  443  s. 


von  A.  Wilnianns  315 

f.  74 ''  In  Franciscum  Philelphum  (diese  erste  Invektive  gegen  diesen) 
und  f.  77 r  pro  Nicoiao,  die  zweite  Invektive  gegen  diesen  (Ton.  vita  I 
p.  238. 

f.  811'  de  laudibus  Medicinae  und  f.  86 r  in  landem  legum.  Erstere 
für  einen  Doktoranden  der  Medizin  verfafst,  der  das  Kollegium  der 
Aerzte  bittet,  ihm  die  Insigoien  des  Doktorats  zu  verleihen.  Die  zweite 
eine  allgemeine  Lobrede  auf  die  Römer  und  ihre  Gesetze  (cf.  Poggii 
bist,  convivalis,  opera  Basileae  1538  p.  37;  G.  Voigt,  Wiederbelebung3 
II,  p.  487);  im  cod.  Cantabrig.  H  h  1,  7  N.  33  datiert  vom  27.  August 
1422. 

f.  88 v  Oratio  habita  Constantiae  in  funere  Cardinalis  Florentini  (cf. 
oben  p.  294). 

f.  97 r  Dankrede  an  prestantissimi  uiri  für  eine  ihm  bei  seiner 
Rückkehr  (von  wo?)  erwiesene  Ehrenbezeugung,  die  im  Laur.  47,  20 
zwischen  Briefen  aus  dem  Jahre  1436  steht,  ine:  Si  pro  honore. 

f.  104 r  Poggii  oratio  in  funere  Nicolai  (cf.  oben  p.  294). 

f.  113r  und  f.  124y  zwei  Reden,  die  im  cod.  <P  an  Eugen  IV.  ge- 
richtet sind.  Die  erste  enthält  den  Dank  für  die  Verleihung  des  Amtes 
eines  advocatus  curiae,  die  zweite  allgemeiner  gehaltene  für  nicht  näher 
bezeichnete  beneficia  des  Papstes,  speziell  für  die  Aufnahme  in  ein 
collegium  amplissimum.  Sie  sind  eingerückt  zwischen  Briefe  der  Jahre 
1437  und   1438. 

Von  diesen  beiden  Reden  ist  die  erste,  deren  Authentizität  durch 
die  Aufnahme  in  den  cod.  Laur.  47,  20  =  a  gesichert  ist,  angedruckt. 
Ich  habe  sie  abgeschrieben  aus  dem  cod.  Laur.  47,  20,  verglichen  mit 
Laur.  Plut.  90  sup.  cod.  34 f.  55v  =  &  (Band  3  p.  498)  und  cod.  56  f. 
82 r  (Band  3  p.  641)  =  &,  sowie  mit  dem  cod.  Magliabecchiamus  conv. 
soppr.  E  b  Badia  2655  f.  190v  =  m,  und  dem  cod.  Phillipp.  9260  f.  15v 
(=  <I>)  und  lasse  sie  hier  folgen: 

Ohne  Ueberschrift  a  h  c. 

Poggius  ad  Eugenium  papam  quartum  <P. 

Uellem  beatissime  ac  clementissime  pater  tautam  in  me  ingenii  uber- 
tatem  et  elegantiam  (flagant.  <P)  esse  dicendi  ut  possem  (possem  om.  <]>)  tibi 
cumulate  gratias  agere  (-rem  </>)  pro  hoc  singulari  beneficio,  quod  nuper  in 
me  contulisti.  Nihil  est  enim  quod  agerem  libentius  considerans  tuani  in  me 
preeipuam  beneuolentiam  et  caritatem  (kari-  <I>)  que  mihi  est  aeeeptior 
(eo  acc.  </>,  eo  om.  a)  atque  ioeundior,  quo  nullo  meo  (om.  a)  merito 
prouocatus,  tua  sponte  hanc  detulisti  in  me  prestantissimam  dignitatem. 
ltaque  quo  maior  erga  me  tua  benignitas  et  liberalitas  fuit,  eo  mihi 
difficilior  ratio  pares  agendi  tuo  beneficio  gratias  exoriri  uidetur.  Tribuisti 
mihi  offitium  in  curia  romana  prestantissimum,  cumulasti  me  dignitate, 
que  apud  omnes  ornatissima  atque  amplissima  reputatur.  Ascripsisti 
(asscr.  '/>)  me  numero  doctissimorum  uirorum,  quorum  ornamenta  honori 
et  glorie  in  perpetuum  mihi  existimo  esse  futura.  Denique  in  eo  loco 
me  collocasti  ex  quo  sim  amplitudinem  opes  laudem  honoiilicentissimum 
dignitatis  gradum,  si  is  esse  uoluero,  quem  dignitas  hec  postulat,  con- 
secuturus   (cosequuturus  <I>).     Et   quidem   si   hoc  aduocationis   officium 


316  Die  Briefsammlungeu  des  Poggio  Braccioliui 

recte  considerem,  pater  beatissime  (pater  udd.  in  marg.  m),  magno  nie 
nuinere,  magno  ad  uitam  degendam  presidio  prestanti  dignitate  affectum 
esse  conspitio.  Quid  est  enini  dignius,  quid  excellentius  quam  esse  unum 
ex  eo  collegio,  cuius  sit  proprium  defensare  iustitiam,  oppressos  tueri, 
opem  ferre  afflictis,  iniuriam  propulsare.  Hoc  proprium  iusticie  et 
equitatis  exercitium  esse  uidetur,  quarum  ministri  eo  sunt  excellentiores 
ceteris  hominibus  reputandi,  quo  prestantior  reliquis  in  uirtutibus  (in 
om.  <I»)  iustitia  reputatur.  Quod  si  qui  aut  (om.  a)  peruersitate  nature 
aut  ambitione  aut  rerum  cupiditate ,  aut  odio  aliquo  demandato  sibi 
(om.  m)  munere  abutuntur,  non  officii  auctoritas,  sed  malignitas  operarii 
est  culpanda.  Munus  quidem  ipsum  aduocati  rectum  est,  equum  sincerum 
simplex,  procul  ab  omni  dolo  ac  uitio  constitutum,  ad  quod,  pater 
beatissime,  cum  me  uideam,  non  quidem  meis  uirtutibus  sed  tua  humani- 
tate  esse  assumptum,  ago  quas  nunc  possum  gratias  beneficentie  tue,' 
que  semper  doctos  uiros  et  eos  maxime  in  quibus  aliquod  (aliquid  m  <I>) 
uirtutis  uestigniin  inesse  crederes  (crederet  <P)  ut  filios  (om.  <P)  extulit 
ac  honorauit.  Uidemus  enim  id  quod  antea  raro  fieri  solitum  fuit,  ut 
omnibus  bonis  faueas  ut  doctos  excites  ac  sustentes  (subsentes  <[>)  ut 
eos  semper  ames  atque  extollas,  qui  tibi  litterarum  studiis  uiteque 
sanctimonie  Studium  atque  operam  impendisse  uideantur  (uideatur  <?>). 
Et  enim  necessario  quodam  modo  fieri  putamus,  ut  cum  ab  ipsa  adoles- 
centia  ueram  uirtutis  uiam  ingressus,  nihil  tibi  autiquius  duxeris,  quam 
sequi  per  omnem  uitam  uestigia  (uiam  <p)  saluatoris  nostri.  Cumque 
tibi  semper  per  litterarum  studia  et  ea  maxime,  quibus  boni  uiri  effici 
solent,  atque  optimorum  operum  exercitium  ad  beatam  uitam  profici- 
scendum  putaris,  illis  quoque  adsis  (assis  a),  eos  subleves,  illorum  cuiam 
suscipias,  illos  tibi  amplificandos  putes,  quos  existimas  esse  tue  iute  (f) 
hoc  est  preceptorum  dei  cultores  atque  imitatores.  Magna  est  hec  laus 
pater  clementissime  (clementisse  d)  et  posterorum  (posteriorum  <I>)  laudibus 
celebranda,  excitantur  enim  omnes  ardentius  (om.  <P)  ad  doctrinarum  et 
uirtutis  studia  cum  uideant  in  tua  beneficentia  ac  pietate  esse  eis  fir- 
missimum  rerum  suorum  presidium  constitutum.  Nullam  uerentur  eges- 
tatem,  nullam  timent  inopiam,  nullum  incommodum  formidant,  nihil 
defuturum  sibi  putant  tali  antistite  sedem  apostolicam  gubernante.  Sed 
nequaquam  est  aut  animns  ad  presens  aut  hie  locus  de  tuis  laudibus  et 
meritis  que  sunt  plurima  disserendi.  Longioris  enim  illud  esset  temporis 
(temp.  et  <?>)  maioris  eloquentie  exquisitioris  ingenii  et  ad  orandum 
(ornandum  <P)  copiosioris.  Id  solum  mihi  ad  dicendum  sumpsi  ut 
postea  quam  re  ipsa  (res  ip.  <P) ,  quod  magis  optassem ,  gratias  referre 
nequeo,  id  agerem  uerbis  perpaucis,  pro  ut  temporis  ratio  poscere 
uidebatur. 

Hoc  tarnen  tibi  unum  polliceor,  quod  recte  uideor  me  posse  prestare, 
mentem  scilicet  semper  gratam  ac  (et  b)  tanti  benificii  memorem.  Omni- 
potens  uero  (om.  <P)  deus,  cuius  est  bene  merentibus  retribuere,  tibi 
pro  me  referat  prestetque  eam  quam  tu  ipse  optas  felicitatem  ad  regimen 
populi  christiani  et  ecclesie  sue  sanete.  Amen  finis  (finis  b  w,  Amen  c, 
rsXog  aMHN  &). 


von  A.  Wiluianns  317 

Mit  dem  Laurentiamis  47,  20  gehören  eng  zusammen  die  folgenden 
Handschriften: 

Cod.  Magliabecch.  conv.  soppr.  E  6,  2655  chart.  säec.  XV.  Auf  der 
Rückseite  des  Vorsatzblattes  steht:  Iste  liber  est  domus  sanctae  Mariae 
seu  Abbatiae  Florentinae;  ähnlich  unten  f.  lr.  Am  Schlufs  nur  noch 
der  gewöhnlich  als  oratio  bezeichnete  Brief  an  Carolo  Marsuppini  über 
den  Tod  des  Lorenzo  D'Medici  (f  1.  Oktober  1440),  den  Bruder  Cosimos 
(opera  1.1.  p.  278). 

Ambros.  E  115  sup.  chart.  saec.  XV  ganz  gleich  dem  Laurentiamis 
Ottob.  2290  chart.  saec.  XV.  Die  ersten  Blätter  Pergament.  Ex  libris 
ducis  Altaemps,     Im  wesentlichen  in  gleicher  Reihenfolge  der  Stücke. 

Laurentiamis  90  sup.  34  (cf.  Bandini  1.1.  III,  p.  494 ff.)  in  will- 
kürlich geänderter  Reihenfolge  unter  Briefen  des  Leonardus  Aretinus, 
Franciscus  Barbarus,  Philelphus,  and. 

Ambros.  E  124  sup.  chart.  saec.  XV  in  zum  Teil  stark  geänderter 
Reihenfolge. 

Monac.  14134  chart.  chart.  saec.  XV.  Nach  Briefen  des  Petrarca, 
Colluccio  Salutati,  Aeneas  Silvius,  and.  f.  175  ff.,  die  Briefe  Poggios  in 
erster  Ausgabe  zum  Teil. 

Das  sind  die  augenfälligsten  Abschriften  und  Ableitungen  aus  der 
ersten  Ausgabe.  Unter  den  übrigen  von  mir  untersuchten  Handschriften 
sind  noch  solche  von  ähnlicher  Art,  aber  ich  lege  keinen  Wert  darauf, 
sie  alle  aufzuführen,  da  sie  keine  selbständige  kritische  Bedeutung 
haben;  denn  die  Briefe  gingen  unverändert  in  die  zweite  Ausgabe,  die 
Reden  und  Invektiven  ebenso  in  Handschriften  von  Poggii  opuscula 
oder  opera  über. 

Die  Briefe  sind  an  verschiedenen  Stellen  gedruckt  (s.  das  unten 
folgende  Briefverzeichnis,  wo  am  Schlusse  jedesmal  die  Druckorte  an- 
gegeben sind)  bis  auf  vier,  die  hier  folgen,  damit  für  jeden,  der  Interesse 
daran  hat,  die  erste  Ausgabe  vollständig  gedruckt  vorliegt. 

Epist.  106. 

Poggius  plurimam  salutem  dicit  Francisco  episcopo  aquensi  (rauanensi 
Magliabcccli.  VIII  1421  f.  66 v). 

Si  uales  bene  est:  ego  quidem  ualeo.  Rogaui  sepius  hunc:  ut 
opinor  de  familia  tua:  ut  cum  ad  te  rcdiret  mecum  loqueretur. 
Uolebam  enim  ad  te  dare  litteras.  At  is  modo  uenit,  cum  essem 
iturus  ad  cibum  (cibus  Magl.)  sumendum  (sumere  Magl).  Et  paulo 
post  sumpto  cibo,  cum  is  expectaret,  sumpsi  calamum  manu  tremula: 
et  tempore  nimium  breui  (breite  Magl.)  ad  scribendum  et  satis  mihi 
incommodo  propter  alia  quedam  imminentia.  Cupiebam  enim  tecum 
loqui  pluribus  uerbis:  ut  mos  noster  erat,  cum  una  colloque- 
bamnr,  et  uariis  de  (de  om.  Pragensis  August  221)  rebus  disserere, 
sed  tempus  ineptum  et  hominis  festinantia  obstant.  Itaque  he  (hec 
Magl.)  littere  erunt  tibi  tanquam  prenuntie,  habebis  enim  alias  cum 
primum  inuenero,  qui  ad  te  ueniat,  et  longiores.  Ego  si  credidissem 
quando  ad  balnea  profectus  es  te  longius  abiturum,  t'ecissem  ut  soleo 
cum  amicis.     Primum  domi  te  conuenissem,    deinde  sociassem  usque  ad 


318  Die  Briefsauniilnngen  des  Poggio  Bracciolini 

niontem,  qui  irnniinet  urbi,  tum  postremo  obtulissem  tibi  Poggium  tnum, 
hoc  est  in  agendis  Studium  et  diligentiam  (diligentia  Prag.)  que  mea 
sunt.  Nam  operam  scis  paruam  esse,  quam  possim  offerre.  Sed  credidi 
te  rediturnm  ad  cnriam.  Quod  posteaquam  factum  non  est  patere  queso, 
ut  hec  (hac  Mag].)  epistola  tecum  loquatur  nomine  meo,  atque  eadem 
illa  dicat,  que  ego  dicturus  fuissem  ante  discessum  tuum.  Si  sciero 
qni  istorsum  accedant  (-dat  Magl.),  scribam  ad  te  sepius,  et  tu  quoque 
cum  aliqui  ex  tuis  ad  nos  ueniunt,  roga  ut  a  (ad  Mag!)  me  litteras 
requirant.  Non  enim  uacuos  dimittam.  Ex  rebus  curie  (curie  om.  Magl.) 
non  est  quod  magnopere  te  scire  oporteat.  Eadem  sunt  omnia,  que 
prius  cum  (a  plurimis  add.  Magl.)  aderas,  idem  Status  eadem  facies 
omnium.  Que  sunt  palam  scies  a  pluribus,  que  sunt  occultiora  ignoro. 
Unum  uereor  ne  hec  nostra  Italia  laceretur  ac  uexetur  diutius,  quam 
boni  cupiunt.  Nam  hoc  fedus  inter  Uenetos  ac  nostros  statutum  quo 
euasurum  sit  nescio.  Sed  hec  bactenus.  Opto  te  bene  ualere,  et  ut 
(ut  om.  Magl.)  ualeas  deum  oro.  Rome.  XII.  Januarii  manu  ueloci 
pro  (pro  om.  Prag.)  ut  ex  forma  litterarum  percipere  potes  [1426]. 

Epist.  107. 

Jobanni  Reatino. 

Quoniam,  mi  Jobannes,  antea  etiam  non  sollieitante  me  eam  rem 
cepisti  propter  tuam  in  me  beniuolentiam,  quam  me  sciebas  potissimum 
cupere,  putabam  post  discessum  tnum  te  quoque  absque  ulla  (sine  ali- 
qna  Prag.)  sollicitatione  mea  te  quod  ceperas  perfecturum.  Sed  uel 
tu  negligentior  es,  quam  soleas,  aut  ego  quam  debeo  cupidior  atque 
ardentior.  Nam  uideris  mihi  tardiuscule  rem  nobis  conficere  et  me 
sola  spe  pascere  ulterius  quam  optarem.  Est  tarnen  prouerbium  netus: 
In  uesidero  etiam  ceieritas  mora  est.  Itaque  cum  forsan  diligentissimus 
fueris  in  uoluntate  mea  adimplenda  tarnen  mee  non  satisfit  cupiditati, 
que  tarditatem  recusat.  Scripsissem  ad  te  olim  sed  expectaui  (expectaui 
Prag.,  -tabam  Tat.,  Monac,  Laur.)  in  diem  a  te  (a  te  om.  Prag.)  litteras 
uel  nuntium  (nunciam  Monac.)  potins  una  (una  om.  Prag.)  cum  litteris 
tuis.  Cum  uero  uideam  negotium  differri  longius,  te  autem  rebus  graui- 
oribus  intentum,  nolui  mihi  deesse,  et  in  mea  re  tacere,  cum  in  aliena 
persepe  sim  nimium  loquax.  Rogo  te  igitur  pro  nostra  amicitia,  ut 
curam  hanc  qua  premor,  a  me  leues,  et  maiori  aliqua,  ut  equum  est, 
me  implices.  Non  patiaris  me  diutius  sperare,  sed  uelis  me  potiri  re 
certa,  et  quidem  optata.  Scis  tu  ipse  quam  gratum  hoc  sit  futurum 
mihi.  Ne  teneas  ergo  me  (me  om.  Monac.)  amplius  suspensum,  daque 
operam,  ut  licet  maiora  incumbant.  hoc  non  postponas  (potest,  ponas 
Vatic.)  tarnen,  neqne  sit  apud  te  in  ultimis  (ultimo  Motmc),  cum  apud 
me  sit  primum,  hoc  acceptius  nihil  mihi  potes  facere,  neque  quo  maiores 
b:\beam  tibi  gratias.  Quod  ut  quam  primum  facias  ita  rogo,  ut  nil 
maiori  studio  possim  rogare.  At  uero  conditiones,  quas  tuleris  (ut  — 
tuleris  om.  Monac),  scias  me  seruaturum  diligentissime  accuratissimeque 
acturum  que  polliceberis  nomine  meo.  Uale,  et  si  me  amas  festina. 
XX  die  (die  om.  Prag.)  Januarii. 


von  A.W  Um  an  ns  319 

Epist.  186. 

Poggius  pl.  s.  d.  Rynucio  suo. 

Uideo  quid  sentias  de  podagrico  nostro  et  eius  ministris.  Certe  sunt 
mendacissimi  nullaque  iis  fides  prestanda,  cum  totiens  fuerint  inentiti,  ego 
eis  aut  eorum  similibus  nihil  credere  decreui.  Summa  beniuolentia  quam 
habeo  ad  archiepiscopum  Pisanum,  quocum  mihi  iam  uetus  est  ab  ipsa 
adolescentia  consuetudo,  me  coegit  ut  ad  eum  scriberem  tarn  serio  que 
uidebantur  esse  in  honorem  suum,  non  quidem  mea  causa,  cuius  ea  nihil 
referebant,  sed  sua,  cuius  honori  et  fame  consultum  uolebam.  Scis 
etiam  que  optima  fiunt  mente  quandoque  interpretari  iniquius  a  multis 
et  presertim  ab  iis,  qui  se  lesos  putant.  Non  debet  esse  molestum 
archiepiscopo,  si  fit  certior  eorum,  que  sibi  obicinntur,  uera  ne  sint 
an  secus.  Nam  uera  possunt  corrigi,  negligi  uero  et  purgari  falsa,  sed 
tarnen  danda  est  opera,  ne  aliquam  veluti  causam  (ansam  p)  demus  ad 
minus  recte  sentiendum  de  nobis.  Id  recte  fieri  putatur,  si  neminem 
leseris ,  ne  in  paruis  quidem  rebus,  sed  tarnen  Cincius  mihi  dixit,  sibi 
a  gubernatore  optime  satisfactum,  et  cum  sibi  mihique  iniuriam  factam 
sciat,  etiam  si  id  casu  aliquo  accidisset,  se  esse  sibi  amicissimum.  Neque 
uero  ait  se  unquam  dixisse  quedam  que  scribis  dici  ab  eo  esse  dicta. 
Sed  est  nequitia  horaioum  quorundam,  nt  cum  uideant  aliquam  oriri 
inter  notos  simultatem  (dissimultatem  p),  conentur  serere  mendacia,  quibus 
ad  inimicitiam  perueniatur.  Sed  hec  hac  tenus.  Locutus  sum  cum 
Gregorio  de  rebus  tuis,  is  suadet  ut  uenias.  Nam  asserit  camerarinm 
dicere,  se  tibi  nunquam  defuturum.  Itaque  suadeo  id  ipsum  et  ego.  Si 
is  fidem  seruat,  proderit  tibi,  si  tergiuersabitur,  nihil  oberit,  nam  apud 
nos  uel  legendo  uel  obsequendo  melius  eris  (erit^j),  quam  Rome. 
Ueni  igitur  et  cum  hie  eris,  colloquemur  una  et  ut  spero  fata  uiam 
inuenient.  Multi  sunt  in  curia  rüdes  et  impudentes  (imprudentes  p), 
quibus  tarnen  nihil  deest,  multo  minus  tibi.  Uale  et  me  commenda 
gubernatori.     Bononie  die  XV  Februarii. 

Epist.  193. 

Poggius  Valasco. 

Expectaui  diutius  quam  tua  perfidia  ferebat  ut  mitteres  peeunias, 
quibus  me  fraudasti.  Tenuerunt  me  suspensum  quid  am  Portugalenses,  qui 
adsunt  in  curia,  rogantes  ut  equo  animo  ferrem  quoad  eis  responderetur, 
cum  se  dicerent  de  hac  re  ad  te  scripsisse.  Sed  qui  non  es  ueritus  per 
summum  nefas  deeipere  presentem,  multo  magis  absentem  delüsurum 
te  cogitaui.  Neque  me  spes  fefellit.  Nimium  es  impudens  et  fraudulentus, 
qui  amicum,  qui  socium,  qui  in  te  confidentem  tarn  nequiter  tuis  uerbia 
fallacibus  deeepisti.  Si  sciuissem  te  olim  fuisse  iudeum,  nequaquam  tibi 
assem  credidissem,  nam  nulla  spes  est  habenda  in  eo  qui  legem  priorem 
fefellit,  ut  proderet  posteriorem.  Neque  iudeus  neque  chrislianus  utramque 
fidem  pro  nihilo  habnisti.  Non  ut  nostram  fidem  sequereris  Christianus 
effectus  es,  sed  ut  tua  posthabita  questum  faceres  ex  ea  quam  ementitus 
es  fide.  Deus  te  perdat,  pro  fide  infidelis.  si  impriori  fide  persctierasses, 
erubuisses  proximum  tarn  turpiter  fraudare.  Ergo  christianus  euasisti,  ut 
(tibi  I>)  fraudandi  ac  delinquendi  licentiam  tibi  concessnm  putares.  Panuis 


320  Die  BriefsainniliiDgen  des  Poggio  Bracciolini 

es  corpore,  sed  nequitia  maximus.  Non  iam  anrplius  differam,  quin  pate- 
faciam  omnibus  scelus  tuum.  Missos  facis  nummos,  qui  tecum  erunt  in 
anime  perditionem.  Tecum  mihi  res  erit,  quem  patefaciam  iis  qui  te  non 
norunt.  Locutus  sum  cum  episcopo  Portugalensi,  cui  propter  suam  uirtutem 
displicuit  tua  fraus  atque  egre  tulit  eum  qui  oratoris  regii  nomen  usurpet, 
tarnen  turpi  nota  regni  sui  gloriam  maculasse.    Bononie,  die  XVII.  Junii. 

Der  Brief  an  den  episcopus  Aquensis  (d'Acqs  oder  Dax  in  Navarra) 
erwähnt  das  Bündnis  zwischen  den  Florentinern  und  Venezianern  (s. 
Perrens,  Histoire  de  Florence  vol.  VI  p.  294).  Danach  würde  der 
obige  Brief  in  den  Januar  1426  fallen.  —  Der  zweite  in  den  Hand- 
schriften unmittelbar  auf  diesen  folgende  Brief,  der  im  E  f.  68 r, 
Prag.,  Laurent.  47,20.  Monac.  14  134  f.  192v,  Marc.  Ven.  XIV  262  f. 
96 v  Johanni  Reatino  oder  de  Reate  überschrieben  ist,  wird  etwa  in 
dieselbe  Zeit  gehören. 

Dieser  Johannes  wird  von  Lapo  da  Castiglionchio  (Luiso,  Studi  su 
l'epist.  e  le  Trad.  di  Lapo  da  Castiliglionchio  p.  283)  in  der  Ueber- 
setzung  von  Lucians  de  calumnia  als  apostolicae  camerae  clericus  und 
in  der  Handschrift  der  Vallicelliana  G  47  (Th.  Mommsen,  Hermes  I. 
1866.  p.  134)  prothonotarius  und  corrector  apostolicus  genannt.  —  Im 
Vatic.  3910  f.42r,  Marc.  Venet.  XIII  116  f.  123v,  Museo  Correr  Raccolta 
Cicogna  2390  findet  sich  der  Brief  als  an  Johannes  Aretinus  gerichtet 
und  demzufolge  bespricht  ihn  A.  M.  Quirini  1.  1.  p.  III  als  an  Johannes 
Aretinus  Tortellius,  den  später  so  berühmten  Gehilfen  Nikolaus  V.,  ge- 
schrieben. 

In  dem  dritten  Briefe  ergeht  sich  Poggio  über  allerlei  gegen  Ricci, 
den  Erzbischof  von  Pisa,  vorgebrachte  Verleumdungen  und  fordert  den 
Rinucius,  den  bekannten  Uebersetzer  des  Aesop  und  vieler  kleinen 
griechischen  Schriften  ins  Lateinische  1437  auf,  zur  Kurie  nach  Bologna 
zu  kommen. 

Der  vierte  Brief  ist  eine  heftige  Anklage  des  vielfach  als  orator 
regius  vom  Könige  von  Portugal  verwendeten  Valascus  wegen  einer 
Poggio  geschuldeten  Geldsumme,  die  er  ihm  geliehen  und  um  die  er 
ihn  schon  in  ep.  180  gemahnt  hatte. 

Die  Briefe  wenden  sich  an  Vertreter  ziemlich  aller  Stände  und 
Berufsarten.  Um  aufser  den  erwähnten  einige  zu  nennen:  an  Fürsten 
wie  an  den  Marchese  Giovann  Francesco  Gonzaga  von  Mantua  und 
Leonello  d'Este,  Marchese  von  Ferrara;  an  Prälaten,  von  denen  Scarampo, 
Guiliano  Cesarini,  Francesco  Pizzolpasso,  Erzbischif  von  Mailand,  Gherardo 
Landriano  und  Petrus  de  Monte  die  bedeutendsten  sind.  Fernerhin  an 
Carolo  Brognolo,  den  Vertrauensmann  des  Marchese  von  Mantua,  an 
Staatsmänner  wie  Cosimo  de'  Medici  und  den  Venetianer  Patrizier  Fran- 
cesco Barbaro;  an  Kollegen  Poggios  und  humanistische  Freunde  wie 
Antonio  Loschi,  Berto  Cancellarius  Senensis,  Leonardo  Brnni,  Vittorino 
da  Felbre,  Guarino  Veronese,  Ambrogio  Traversari,  Alberto  di  Sarthiano, 
Antonio  Panormita. 

2.  Die  Umarbeitung  der  ersten  Ausgabe,  die  dem  archiepiscopus 
Florentinus  mit  der  gleichen  Zuschrift  gewidmet  blieb,  vollzog  Poggio 


von  A.  Wilmanns  321 

in  der  Weise,  dafs  er  die  Reden  und  Invektiven  wegliefs,  am  Schlufs 
61  Briefe  aus  den  nächsten  sieben  Jahren  hinzufügte  und  das  Ganze 
in  zehn  Bücher  einteilte,  von  denen  die  in  gleicher  Form  und  Reihen- 
folge beibehaltenen  110  Briefe  der  ersten  Ausgabe  die  ersten  sechs 
Bücher  und  einen  Teil  des  siebenten  füllen.  Von  den  hinzukommenden 
Briefen  sind  die  ersten  aus  Ferrara  (s.  oben  p.  314)  geschrieben  und 
schliefsen  sich  also  unmittelbar  an  den  letzten  der  ersten  Ausgabe  an. 
Sie  gehören  in  die  Monate  April  bis  Juli  [1438];  der  zuletzt  geschriebene, 
zugleich  der  erste  der  hinzugesetzten  Briefe,  ist  eine  vom  20.  Juli  an 
den  Venezianer  Giacopo  Foscari,  den  Sohn  des  Dogen  Francesco  Foscari, 
gerichtete  Empfehlung  des  Cyriacus  Anconitanus,  die  ein  auffallendes 
Beispiel  des  jähen  Stimmungswechsels  Poggios  gegen  einzelne  Personen 
ist,  der  erst  am  1.  April  einen  keineswegs  empfehlenden  Brief  für 
Cyriacus  an  Leonardo  Bruni  gerichtet  hatte  (op.  ed.  Basil.  p.  328).  Es 
folgen  sechs  Briefe  aus  Terranova  vom  15.  September  bis  20.  Dezember 
[1438],  wo  Poggio  bis  gegen  den  Schlufs  des  Jahres  verweilte,  und 
seine  Gattin  Vaggia  Bondelmonti  ihn  durch  die  Geburt  des  ersten  Sohnes 
erfreute;  von  da  folgte  Poggio  wieder  Eugen  IV.  nach  Florenz,  wo 
dieser  1439  die  Vereinigung  der  griechischen  und  römischen  Christen- 
heit feierte,  und  erliefs  von  da  eine  ganze  Reihe  von  Briefen,  von 
denen  die  drei  letzten  vor  der  Abreise  nach  Siena  aus  dem  Jahre 
1443  an  den  als  erfolgreichen  Handschriftenforscher  bekannten  Enoch 
von  Asculi  (vom  8.  April),  an  den  päpstlichen  cubicularius  Franciscus 
von  Padua  und  an  den  Kardinal  von  Lodi  Gherardus  Landrianus  ge- 
schrieben sind.  Nach  einem  Aufenthalt  von  wenigen  Monaten  in  Siena 
und  erneutem  kurzen  Besuch  in  Terranova  nach  Rom  zurückgekehrt, 
stellte  er  noch  vier  Briefe  von  dort,  deren  erster  an  den  Venetianer 
Arzt  Petrus  Thomasius  mit  dem  vollen  Datum  24.  Juli  1444  gezeichnet 
ist,  an  den  Schlufs  der  Sammlung,  während  die  drei  anderen  kein 
Datum  tragen,  aber  nach  Tonellis  ohne  Zweifel  richtiger  Vermutung 
aus  demselben  Jahre  stammen.  Sie  sind  an  den  Schützling  der  Mala- 
testa !)  von  Rimini  Pietro  di  Gherardo  de'  Gambacorti  di  Pisa  Signore 
di  Bagno  (Bataglini  in  Basinii  opera  Vol.  II  p.  89)  und  die  beiden 
Lucchesen:  Johannes,  der  als  Schüler  des  Vittorino  da  Feltre  und 
Filelfo  später  öffentlicher  Lehrer  des  Griechischen  und  Lateinischen 
zu  Venedig  war  (Rosmini  Vittorino  p.  404  ff.)  und  Nicolaus,  der  dem 
geistlichen  Stande  angehörte  und  nachher  Bischof  von  Modena  wurde 
(A.  M.  Quirini  zu  Michael  Canensis  Vita  Pauli  II  p.  64). 

Von  älteren  Briefen  stellte  Poggio  zu  dem  Briefe  ep.  158  aus  der 
Constanzer  Zeit  über  den  Feuertod  des  Hieronymus  von  Prag  seinen 
Brief  an  Guarino  (ep.  157)  über  seine  Handschriftenfunde  des  Quintilian, 
Valerius  Flaccus  und  Asconius  Pedianus  (ep.  157).  In  diese  zweite 
Ausgabe  nahm  Poggio  auch  einige  an  ihn  gerichtete  Briefe  auf,  nämlich 
1.    ein    im  Auftrage    des  Herzogs  Filippo  Maria    von    Mailand    an    ihn 


1)  Er  erhielt  von  ihnen  die  Kastelle  Benedetto  und  Fontechiusa.    Georgias 
Trapezuntius  widmete  ihm  seine  Isagoge  dialectica  (Cod.  Vindob.  24v>> 

XXX.     7.   S.  22 


322  Die  BriefsaimuluDgen  des  Poggio  Bracciolini 

gesendetes  Schreiben  (ep.  218)  vom  1.  August  1438,  voll  des  Lobes 
und  Preises  der  Florentiner,  das,  wie  der  Brief  ep.  221  (Ton.  VIII,  2) 
ergibt,  von  Petrus  Candidus  Decembrius  verfafst  war;  2.  einen  Brief 
dieses  Candidus,  der  eine  förmliche  Invektive  gegen  Tomaso  Moroni 
di  Rieti  ist,  die  an  krassen  Vorwürfen  und  Schmähungen  kaum  hinter 
den  zwischen  Poggio  und  dem  Reatiner  gewechselten  zurücksteht; 
3.  den  Gratulationsbrief  des  Cincius  (A.  Wilmanns  im  Genethl.  z.  Butt- 
mannstage 1899,  p.  74;  M.  Lehnert  in  Zeitschrift  für  vergl.  Lit.-Gesch. 
Bd  14.  1901.  p.  149,  289)  zur  Geburt  von  Poggios  ältestem  Sohn  aus 
dem  Jahre  1438. 

Ueber  das  Verhältnis  der  zweiten  zur  ersten  Ausgabe  schreibt 
Poggio  an  Carolo  Brognolo  (Ton.  X,  8  vol.  III,  p.  20  sq.): 

Recepi  abs  te  litteras  mihi  quidem  gratissimas,  quibus  mecum  agis, 
ut  transcribi  faciam  residuum  epistolarum  mearum,  quas  dicis  tuo  uolumini 
deesse.  Ego,  mi  Carole,  tum  in  omni  re,  tum  in  hac  presertim,  que 
mee  laudi,  si  quam  ex  scriptis  meis  colligo,  est  coniuncta,  libentissime 
satisfaciam  desiderio  tuo,  si  librarios  reperirem;  sed  eorum  tanta  est 
apud  nos  inopia,  ut  mea  (me  Prag.)  quedam,  que  noviter  edidi,  domi 
contineam,  dum  desint  qui  transcribant.  Uerum  si  quis  se  oflerret,  utar 
opera  sua,  ut  satisfiat  tibi.  Non  autem  incipietur  scriptio  ab  ea,  que 
sequitur  epistulam  Angelotti,  sed  a  principio  libri,  quem  aliter  partitus 
sum  quam  antea  erat.  Ego  siue  impudentia  [?],  sive  quorundam  in 
me  amore,  qui  eas  epistolas  pluris  faciunt  quam  mereantur,  coniisus 
(confixus  Prag.),  illas  in  uolumen  coegi  quod  decem  libros  continet., 
detraxi  autem  omnia,  que,  preter  epistolas,  in  priori  uolumine  inserta 
erant.  Hoc  uero  ex  solis  epistolis  constat.  Coepi  quoque  secundum 
epistolarum  uolumen,  cuius  libri  tres  iam  sunt  confecti,  et  nescio  an 
id  consummabitur  (sumabitus  edel);  sum  etenim  f actus  tardior  (tardio 
Prag.)  in  scribendo,  tum  culpa  etatis,  que  scribendi  laborem  refugit, 
tum  uero  negotiis,  que  plurimam  scribendi  operam  requirunt. 

Unter  den  hinzukommenden  Adressaten  sind  besonders  bemerkens- 
wert: Filippo  Maria  Visconti,  Herzog  von  Mailand,  Pietro  di  Gambacorti, 
Giacomo  Bracelleo,  Bartolomeo  Guasco,  der  Venetianer  Arzt  Petrus 
Thomasius. 

In  dem  nun  folgenden  Briefverzeichnis  überspringt  die  Numerierung 
die  Ziffern  96  — 100  (s.  oben  p.  299),  der  besseren  Uebersicht  wegen 
und  um  Raum  für  etwa  noch  aufzufindende  Briefe  an  Niccoli  zu  lassen. 
Entsprechend  den  Briefen  an  Niccoli  sind  die  Folia  des  B  vorgesetzt 
und  dem  Namen  des  Adressaten  und  den  ersten  "Worten  der  Briefe  die 
Druckseite  Toneliis,  wo  dieser  versagt,  die  handlichste  Druckstelle 
nachgesetzt. 

Lib.  I. 


101.  f.  63r     Loisio  archiepiscopo    Cum  diutins   mecuin  Ton.    prae  (143S) 

Florentino  vol.  1 

102.  f.  63^     Antonio  Lusco              Est  M.  Tullii  in   se-  T.  II,  13  Tibure  (1424) 

eundo  0  Kai  Jul. 


von  A.  Wilnianns 


323 


103. 

f.  65v 

104. 

f.  66' 

105. 

f.  66 ' 

106. 

f.  68' 

107. 

f.  CS  r 

108. 

f.  68  v 

100. 

f.  69' 

110. 

f.  69' 

111. 

f.  70  * 

112. 

f.71r 

113. 

f .  7 1  v 

114. 

f.  73v 

Petro  Donato  epo  Ca-    Ita  me  deus  saluet 

stellano 
Antonio    Gentili    Si-    Scripsit  mihi  nir  ni- 

culo  colans  de 

Petro  Donato  archiep.    Cum  uisitassem  pridie 

Cretensi 
Francisco  epoAquensi    Rogaui    sepius  hunc 
Johanni  Reatino  Quoniaui  rni  Johannes 

antea 
Gnarino  Doleo  mi  Guarine  im- 

poni 
Sinioni  de  Terarno        Ago  tibi  gratias 

Leonardo  Aretino  Reddidit   mihi    Cos- 

mns 
Ricardo  secretarioepi    Frater     amantissime 

Vintoniensis  haue 

Leonardo  Aretino         Cogitabam       aliquid 

ad  te 
Ricardo     seert.     epi    Amantissime      frater 

Vintoniensis  fungeris 

Francisco  epoAquensi   Cum   uellem   aliquid 


,     II,  19       R.1)4ld.Dec. 

(1424) 
„     II,  37       R.   Kai.   Jan. 

(1420) 
„     II,  14       Reate   (1424) 

Kai.  Aug. 
ob.  p.  317 
ob.  p.  318 

T.   II,  6         R.  (1423)  Id. 

Nov. 
„     II,  10       R.  (1424)  10. 

Feb. 
„     II,  11        R.  (1424)  17. 

Kai.  Apr. 
„     II,  12        R.  (1424)  11. 

Mai 
„     II,  8         R,  (1424)  Kai. 

Jan. 
„     II,  18       R.  (1424)  18. 

Oct. 
„     II,  16       Reate  (1424) 

5.  Aug. 


Lib.  II. 


115. 

1 1 6. 

117. 

118. 
119. 

120. 

121. 

122. 

123. 

124. 
125. 
126. 

127. 

128. 


f.75v 

f.  78' 
f.78v 

f.  79' 
f.  80v 

f.  80v 

f.Slv 

f.  81  v 

f.  82' 

f.  82' 
f.  82' 

f.  83' 

f.  84' 
f.  84v 


Antonio  Lusco 


Licet  maioris  esset  in- 
genii 
Guarino  Veronensi        Philippns  tuus  archi- 

presbiter 
Leonardo  Aretino  Existimo  te  habere 

Antonio  Panormite        Pluribus  uerbis  quam 

„  „  Johannes  Lamolaado- 

lescens 

Librarius  mens  iam- 

dudum 

Credo  obliuione  esse 

Cum  paucis  ante  die- 

bus 
Hoc  ita  posui  nt 

Rogauit  me  pridem 
De  litteris  Fauentinis 
Audiui  quo  nil  gratins 

Posteaquam  reecssisti 

a  nobis 
Refert  in  prima  Tus- 

culanarum 


Leonardo  Aretiuo 

ii  » 

Johanni  Lamole 
Johanni  de  Prato 
Leonardo  Aretino 

n  n 

11  )) 

Francisco  Barbaro 
Mariauo  Sozino 


Mai    spicil. 

IX,  022 
T.   II,  21 

,     II,  39 

„     II,  42 
„     II,  40 

„  II,  41 

„  III,  4 

„  III,  2 

„  III,  3 


R,(1425)S.Id. 

Apr. 
R.(1425)S.Id. 

Apr. 
R.  (1426)  20. 

Mart. 
R.  (1426) 
R.  (1426)  Id. 

Mart. 
R.  (1420) 

R.  (1426)  5. 
Kai.  Oct. 

R.  (1426)  7- 
Kai.  Oct. 

R.  (1426)  7. 
Kai.  Oct. 


1)  R.  =  Romae. 


Georg.  158 
Georg.  159 
T.    III,  0 

„     HI,  7 

■     Hl.  - 

22* 


Kai.  Oct 


R.    (1420)    7. 

Kill.   Ort. 

R,    (1420)    7. 

Kai.  Oct. 
R.    (1420)    2. 

Nov. 


324  Die  Briefsauiinlungen  des  Poggio  Bracciolini 

129.   f.  85 r     Johanni  Pratensi  Tu  quidem  fecisti 


130.  f.  85 v  Leonardo  Aretino 

131.  f.  86r  Johanni  Pratensi 

132.  f.  86  v  Francisco  Barbaro 

133.  f.  87 v  Leonardo  Aretiuo 

134.  f.  88"-  Anibrosio 


135.  f.  S8V  Francisco  Barbaro 

136.  f.S8v 

137.  f.  89  v  Philippo  suo 

138.  f.89^  Fratri  Alberto 

139.  f.  91 '  Johanni  Pratensi1) 

140.  f.  91  T  Francisco  Barbaro 


„     III,  9       R.    (1426)    2. 
Nov. 
Non  snru  antea  „     III,  16      R.  (1427)  28. 

Dec. 
Dictum  est  mihi  Georg.  168 

Memini    me    recom-    T.    III,  11      R.   (1427)   7. 


mendasse 

Reddite  sunt  mihi  mi- 
di us 

Intelligo  quid  sentias 

Lib.  III. 

Rem  Hermolai  nostri 

Jam  tandem  gandeo 

Et  uerbis  tecum  et 

Tantum  abest  mi  Al- 
berte 
Ita  mihi  recte  agendi 
Recreatus  sum  totus 


Mart. 

III,  10     R.  (1427)   17. 
Jan. 

III,  36      R.  (1429)  3  Id. 
Jan. 


III,  24     R.  (1428)  pr. 
Id.  Nov. 

III,  26      R.  (1428)   18. 

Dec. 
R.  op.  Basil. 
p.  317 

IV,  7       R.    (1430)   8. 

Kai.  Mart. 

III,  10     R.  (1430) 

IV,  8       R.  (1430)  Kai. 

Aug. 
IV,  9       R.  (1430)    10. 
Aug. 


141.  f.  92 r  „  „  Postridie    qnam   hec 

scripsissem 

142.  f.  92»  „  „  Peruenisse     ad    uos    Georg.  180     Nachschrift. 

epuin 

143.  f.  92v     Magistro  Francisco  de    Uenerabilis  pater  pri-    T.    IV,  15     R,(1430)Dec. 

Pistorio  dem  habui 

144.  f.  93 r     Andreolo  Instiniano      Licet  uel  nimium  „     IV,  IS     R.  (1431)11. 

Jan. 

145.  f.  94r     Bartholomeo  archepo     Sciotelibenter  legere     „     IV,  6       R.  (1430)  12. 

Mediolani  Jan. 

140.   f.  94  v    Galeocto  de  Ricasolis    Scripsit  ad  te  Santes    Georg.  186 

147.  f.  94v     Nicole  suo  Non  fuit  opus  T.   IV,  19     R.  (1431)  13. 

Kai.  Mart. 

148.  f.  95 r     Cardinali  sancti  An-    Tum  quia   de  rebus 

geli 

149.  f.  95  v     Galeotto  de  Ricasolis    Scribis  teposteaquam 


IV,  20      R.    (1431)    5. 
Kai.  Mart. 


150.  f.  96 r     Angelotto     cardinali    Scio  in  hac  tua 

S.  Marci 

151.  f.  100 r  JulianoCard.S.Angeli    Doleo  pater  optime 

152.  f.  101r   Dalmatio      archiejjo    Cum  primum  te  uidi 
Cesaraugustano 

1)  Dieser  Johannes  Pratensis,  verschieden  von  dem  Johannes  de  Prato  oder 
Pratensis,  dem  Verfasser  des  Paradiso  degli  Alberti,  an  den  die  epp.  123,  129,  131 
gerichtet  sind,  wurde  vicarius  des  Erzbischofs  Ricci  von  Pisa  und  ist  bekannt  durch 
Guarins  Zurückweisung  seiner  Angriffe  gegen  die  antiken  Dichter  (R.  Sabbadini: 
La  Scuola  e  gli  studi  di  Guarino  Veron.  p.  142). 


IV,  22     R.  (1431)   21. 

Sept. 
IV,  23      R.  (1431)  8  Id. 

Oct. 
IV,  24     R.  (1431)   1 

Nov. 
IV,-14     R.    (1430)    5. 

Kai.  Dec. 


von  A.  Wilinanns 


325 


153. 

154. 
155. 
156. 
157. 
158. 
159. 
100. 
161. 
102. 
103. 
164. 
165. 
106. 


Lib.  IV. 

f.  10  1  v   ad  Bertuin   cancella-  Carissiine  frater  uel- 

riuin  Senensem  lern  alia 

f.  102  v   Saftecto  Rhodi  com-  Uir  insignis  existiaio 

moranti  te 

f.  1 03  r   Cardinali  S.  Angeli       Uereorprestantissiine 

pater 
f.l04v         „         „        „  Qaamuis  ea  que  ad  te 

f.  107 v   Guarino  Veronensi        Licet   inter   quotidi- 

anas 
f.  108v   Leonardo  Aretino         Cum  pluribus  diebus 

f .  1 1 1  v   Francisco    Philelpho    Tardiusculus  feci  in 

f.Hlv 

f .  1 1 2 r  Leonello  de  Este 


Scribis  ad  me  certi- 

orem 
Cum  essem  hodie 


f.H3r   Francisco  marescalco     Cum  Scipione  nostro 

Ferrarensi 
f.  113 v   Cosmo  de  Medicis        Hieronymum  de  Bar- 

dis  dilexi 
f.  113v   Gasparri  Veronensi      Recepi  pridem  a  te 


f.  1441"    Nicoiao  Lusco 
f.  114v    Guarino  Veronensi 


Litteras   quas  nuper 

Optimus    adolescens 
Nicolaus  Luscus 


T.  V,  1 

.  IV,  21 
Georg.  207 

T.  V,  7 

„  I,  5  ■) 

T.  I,  2 

„  V,  10 

n  V,   17 

n  V,   18 

.  V,  20 

„  V,  14 

„  V,  5 

n  V,  9 

.  V,  13 


R.  (1432)  24. 

Mai 
R.  (1431)  26. 

Mai 


R.    (1433)    1. 

Kai.  Jul. 
Const.  (1417) 

18.  Kai.  Jan. 
Const.  (1416) 

3.  Kai.  Jun. 
R.  (1433)  17. 

Oct. 
Flor.     (1434) 

14.  Mart. 
Flor.     (1434) 

4.  Non.  Mai 
Flor.     (1434) 

pr.  Kai.  Jul. 
R.  (1433)  28. 

Nov. 
R.(  1433)  Kai. 

Febr. 
R.  (1433)  12. 

Kai.  Oct. 
R.  (1433)  28. 

Nov. 


Lib.  V. 

107.   f.  115 v   Cosmo  de  Medicis         Quamuishic  tuusgra-  T.    V,  12       R.  (1433) 

uissimus 

168.  f.1191'   Juliano  card.  S.  An-    Timens  dudum  reue-  „    V,  10       Flor.      (1434 

geli                                 rendissime  pater  Jan.) 

[Francisco     Vellatae    Delectatus    sum    ad-  „    III,  23     R.  | 
scriptori  apostol.           modum 

169.  f.l20y   Cosmo  de  Medicis        Quoniam  mi  suauissi-  „    V,  21       Flor.     (1434) 

me  te  olim  5.  Kai.  Nov. 

170.  f.122*   Leonello  Estenei          Non  null is  factum  est  „    V,  19       Flor.     (1434) 

pr.  Kai.  Jul. 

[InFranciscumPhilel-    Impurissimam   atque  op.Bas.p.10 1 1 
phum  pro  Nicoiao        obscenissimam 

„             „            Statueram  mihi  unica  op.Bas.  p.170] 

171.  f.  123  r   Antonio  Cremone          Est  mihi  frequens  „    V,  15       (1433       oder 

1434) 

172.  f.l23v   Nicoiao    Bidelsconto    Silui  tecum  diutius  „    V,  22       Flor.     (1436) 

archidiacono    Vin-  0.  Febr. 
toniensi 
[Oratio  in  laudem  me-    Uellem    patres   pre- 
dicinae                           stantissimi] 


1)  Fehlt  in  der  ersten  Ausgabe. 


326  Die  Briefsarnuilungen  dea  Poggio  Bracciolini 

173.  f.  124^    Guarino                          FranciscusnosterFer-  .,    VI,  1        Bon.      (1430) 

rariensis  18.  Mai 

174.  f.  124 v    Juliano   card.  S.  Au-    Exhortatus  sepins  at-  „    VI,  2       Bon.     (1436) 

geli                                  quo  26.  Mai 

175.  f.1261  Francisco maresc.Fer-    Scripsi  olim  diuersis  Ton.  praef.  vol.  I,  p.  X 

rariensi 

176.  f.l26v    Nicoiao                          Redegi     in    paruuui  Georg.  255  ob.  p.  289 

uolumen 

177.  f.126*   Leouello  Estensi           Quauiuis    superfluuui  T.    VI,  3       Bon.     (1436) 

ac  16.Kal  Sep. 

178.  f.128*   Valesco Portugalleusi    Si  tantum  ingenio  „    VI,  4       Bon.  (1436) 

[In  Lindem  leguui         Si  quis  ea  esset  fa- 

cultate] 

[Oratio    habita   Con-    Etsi  pluriino  luctu  op.Bas.p.252j 

stantie    in    funere 

Card.  Floreutini 

Lib.  VI. 

179.  f.  128"»    Scipioni    epo    Muti-    Cum  uerbis  tecum  T.    VI,  5       Bon.  (1436) 

nensi 

180.  f.  I30v   Vallaseo      Portugal-    Nescio  malitia  ne  fe-  „    (1444) 

lensi  ceris  an 

181.  f.130*   Fernaudo  Didaci           Cum  audissem  iam  „     VI,  6          „    (1436)  3. 

Kai.  Nov. 
[Dankrede  Si  pro  honore  quem 

hodierno  die] 

1S2.   f.1311   Francisco  marescalco    Nihil    est    mi   Frau-  „    VI,  7       Bon.     (1436) 

cisce  pr. Kai. Dec. 

183.    f.  131  T    Lippo  suo                       Modo  cum  domum  „     VI,  9       Bon.      (1436) 

13.  Dec. 

IM.    f.  132 *        „        „                       Nndius    tertins   cum  ,,    VI,  10     Bon.     (1436) 

ante  16.  Dec. 

185.    f.  132 v   Benedicto  Aretino        Plurimum   delectatus  „    VI,  8       Bon.      (1436) 

sum  10.  Dec. 

lvii.    f.133'   Rynucio  suo                 Uideo  quid  sentias  Bon.  15.  Febr. 

1S7.    f.  134*   Bornio    suo    Bononi-     GaudeomiBornidoc-  „    VI,  11        ,,        (1436) 

ensi  iuris  consu.            trina  13.  Dec. 

188.   f.  1 35 r   Carolo  Aretino               Grauem  dolorem  sns-  „    VI,  12     Bon.     (1437) 

cepi  10.  Febr. 

1S9.    f.  1 36 T   Leonardo  Aretino         Uir    eloquentissimus  „    VI,  13     Bon.      (1437) 

tuique  3.  Id.  Mai 

190.  f.l36v   FeltrinoBoiardoequiti  Mitto  ad  te  oratiun-  „    VI,  14     Bon.      (1437) 

Ferrar.                            culam  29.  Mai 

191.  f.  136 v   Guarino                         Lanrentius  de  Prato  „    VI,  15     Bon.      (1437) 

5.  Jun. 

192.  f.  137 r   Francisco  Barbaro         Significaui  nuper  per  „    VI,  16     Bon.      (1437) 

10.  Jun. 

[Oratio  in  funere  Ni-    Si   eines  prestantiss.  op.Bas.p.270] 
colai                               latine  muse 

193.  f.  1 3 7  v   Valasco  Expectauidiutiusquam   ob.  p.  319 

194.  f.  1 3S  r   Guarino                          Heri  cum  reuertissem  T.    VI,  17     Bon.     (1437) 

5.  Juli 


von  A.  Wilrnanns  327 

195.   f.  138 v   Petrodemonteproto-    Recepi  una  cum  „    VI,  18     Bon.     (1437) 

notario  18.  Juli 

19ii.    f.139*   Leouello  Estensi  Nuper  cum  in  camera     „     VI,  19     Bon.      (1437) 

24.  Juli 

197.  f.l39v  „  „  Uir  doctissimus  Au-     „    VI,  20     Bon.     (1437) 

rispa  5.  Aug. 

198.  f.  140r   Francisco  Marescalco    Cum  pluribus  in  rebus     „    VI,  22     Bon.     (1437) 

Kai.  Oct. 

199.  f.  140 v    Christoforo  Caucho       Summas  habeo  tibi        „    VI,  21      Bon.     (1437) 

10.  Kai.  Oct. 

200.  f.l41r   Leonello  Estensi  Baptista  de  Albertis     „    VI,  23     Bon.      (1437) 

12.  Oct. 
[Oratio  ad  papam  pro     Uellem  beatiss.  ac  cle- 

gratia  referenda  mentis.  pater  tan- 

tam  in  me] 

Lib.  VII. 

201.  f.  1 4 1 v   JuhauniFr.Marcliioni    Johannes     Cassianus    T.    VII,  1      Bon.     (1437) 

Mantne  uir  13.  Nov. 

202.  f.  1 46 r   Victorino  Feltreusi       Licet  nunquam  autea     „     VII,  2     Bon.      (1437) 

13.  Nov 

203.  f.  146 r   Francisco     archiepi-    Nullam  aliam  ob  cau-     „    VII,  3     Bon.     (1437) 

scopo  Mediolanensi        sam  20.  Nov. 

204.  f.  147  r   Jacobo  Foscaro  Nuper  cum  pro  tua        „    VII,  4     Bon.     (1437) 

13.  Dec. 

205.  f.  1 48 r   Johanni       Francisco    Cum  existimarem  il-    T.  VII,  6         Ferr.  (1438). 

marchioni  Mautue  lustris. 

200.    f.  14b Y   Victorino  Feltrensi       Paruin  humaniter  ne     „  VII,  7  „     (1438). 

207.  f.  149 v   Jacobo  Foscaro  Et    snperiorem    epi-     „  VII,  5  „     (143S) 

stolam  10.  Febr. 

208.  Carolo  Brognolo  Delectatus    sum    ad-     „  VII,  8         Ferr.  (1438) 

modum  24.  Febr. 

209.  f.  150 r   Johanni       Francisco    Si  te  non  conueni  „  VII,  10       Ferr.  (143S) 

marchioni Mantuano  2.  April. 

210.  f.  151  r   Carolo  Brognolo  Ex  litteris  tnis  „VII,  13       Ferr.  (1438) 

5.  Mai. 
[Dankrede    an    den    Quamuis  sanctiss.  pater  hoc  nouum 
Papst.  in  me  beneficium.] 

Soweit  die  erste  Ausgabe. 

211.  f.l51v   Jacobo  Foscaro  Ciriacus  noster  An-    op.Basil.p.    Ferr.  (1438) 

conitanus  328.  20.  Juli. 

212.  Andreolo  Justiniauo     Non  respondi  antea      op.Basil.p.     Ferr.  (1438) 

329.  15.  Mai. 

213.  f.l52v   Leonardo  Aretino         Oblata  est  mihi  T.  VII,  9         Ferr.     (1438) 

pr.  K.  Apr. 

Lib.  VIII. 

214.  f.  153v   Candidas  Poggio  Ludouicus  noster  iu-    T.  Vita  II.     Mediolani 

uenis  p  LVIII.         H.April. 

215.  f.  155v   Ricardo  secret.  Card.    Mi  dnlcissime  frater     T.  VII,  11.      Ferr.  (1438) 

Vintoniensis  28.  April. 


328  Die  Briefsainmlungcn  des  Poggio  Bracciolini 

216.  f.l5(!v   Johann!    Spelimber-    Confisus  dudum  non  op.Basil.p.    Ferr.  (143S) 

gensi  332.                2.  Mai. 

217.  f.  157»    Gnarino                          Hodie  accepi  a  te  op.Basil.p.     Ferr.  (14Kb) 

332.  2.  Mai. 

218.  f.  15Tv  Dnx  Mediolaoi  Pog-    Ex    quorundam    no-  op.Basil.p.    Mediol.    Kai. 

gio                                   stroruin  333.                 Aug.  (1438) 

219.  f.l59r   PMlippoMarieAngelo    Nisi    nererer    adula-  T.V1II,  1       (1433)  15.Sep. 

duci  Mediolani  toris 

220.  f.161*   Episcopo  CuniaDo  du-    Littere  quas  olitn  „  VIII,  3       TerraNou.20. 

cali  oratori  Sept.  (143S) 

221.  f.  162'  Candido                        Cum  ex  Ferraria  „  VIII,  2       Terra  N.  17. 

Sept.  (1438) 

222.  f.  162'   Francisco  de  Padua    Scripsisseni  ad  te  „  VIII,  4       Terra  N.  26. 

Pontificis    cubicul.  Oct.  (143S) 

223.  f.  163 r   Cincius  Poggio             Jampridemcnniesseni  Poggianall    Ex  Ferr.  Id. 

p.  322.  Oct.  (1438). 

224.  f.  164 v    CincioRoin.asecretis    Cum  essein  nnperruri  T.  VIII,  5       Terra  N.  16. 

pontificis  Nov.  (143S) 

225.  f.  165 v   ScipioniepiscopoMu-    Gratum  est  mihi  „  VIII,  6       Terra  N.  20. 

tiuensi  Dec.  (1438) 

226.  f.l66v    Francisco     archiepi-    Dudum    cum    essem  „  VIII,  7       Flor.  Non. 

scopo  Mediolani            Ferrarie  Feb.(1439). 

Lib.  IX. 

227.  f.  167'    Johanni     Spilember-    Jacobus  Utinensis  uir  Flor. Id. Febr. 

gensi  (1439). 

228.  Ricardo  s.                      Dudum  cum  ad  te  T.  VIII,  S       Flor.Id.Febr. 

(1439). 

229.  f.  16b r   Jacobo  Bracelleo  Ja-    Non  tantum  in  re  „  VIII,  9       Flor.  (1439). 

nuensi 

230.  f.l68v   Bartholomeo  Guasco    Cum  quererem  de  te  „  VIII,  10     Flor.  15.  Kai. 

Januensi  Apr.(1439). 

231.  Mattheo  episcopo  AI-    Recepi  tuas  litteras  „VIII,  11     Flor.prid.KaL 

bingauensi  Apr. (1439). 

232.  f.  169*   Bartholomeo  Guasco    Delectatus    sum   ad-  „  VIII,  12     (1439). 

modnm. 

233.  f.  170 r   Antonio  Lusco              In    noluptate    quam  „  VIII,  13     Flor.  (1439) 

cepi  23.  Oct. 

234.  f.l70v   Gotardo      cancellar.    Legi  summa  cum  „  VIII,  14     Flor.  (1439) 

Januensi  20.  Dec. 

235.  f.  171 r   Francisco     archiepi-    Reuerendiss.paterfui  „  VIII,  15     Flor.  (1440) 

scopo  Mediolani            tardiusculns  24.  Febr. 

236.  f.  172v   Berto  Cancellario  Se-    Licet  doctrina  et  sei-  „  VIII,  17     Flor.  (1440). 

nensi x)  entia 

237.  f.  173 r   Episcopo  Mutinensi      Nisi  nererer  pater  op-  „  VIII,  16     (3.M;irzl440). 

time  ne 

238.  Berto  canceil.  Senensi    Laudo  tuam  humani-  ,,  VIII,  19     Flor.  (1440) 

tatem  April. 

239.  f.173^   Bartholemeo  de  La-    Non  uereor  ne  tibi  „  VIII,  20     Flor.  (1440) 

gazaia  Senensi  8.  April. 

1)  Im  Cod.  Vicent.  G.  6.  S.  26  f.  S9r  an  Antonius  Luscus  gerichtet. 


von  A.  Wilinanns  329 

240.  f.  174 r   ScipioniepiscopoMu-    Licet  eadem  semper     T.  VIII,  21      20.  April 

tinensi  (1440). 

241.  f.  174  v  Cardinali  Aquilegiensi   Ago  tibi  gratias  „  VIII,  28     Flor.  (I44u) 

12.  Sept. 

242.  f.  175 r   Alfonso  s.  Uir  clarissirnus  Ualas-     „VIII,  24     Flor.  (1441) 

cus  20.  .Sept. 

243.  f.  175 v    Cosino  de  Medicis        Memor  hac  nocte  „  VIII,  25     Flor.  16.  Kai. 

Mart.(1442). 

244.  f.  17Gr   Ricardo     Pettebbort    Gaudeomisuauissiine     „  VIII,  22     Flor.  (1440) 

Card.  Viliton.  secr,        Ricarde  21.  Mai. 

245.  f.  1 7(3 r   Francisco  Barbaro         Si  tecum  silui  diutius     „  VIII,  27     Flor.Kal.Jnn. 

(1442). 
240.   f.  177 r   Leonello    marchioni     Est    commune    pro- 
Estensi  uerbinm 

247.  f.  17S1"   Francisco  de  Padna     Querebam  pridie  ab     „  VTII,  28     Flor.  (1442) 

20.  Juni. 

248.  f.  175v   Francisco  de  Padua     Ego  qua  die  a  nobis      „  VIII,  26     Flor.prid.Kal. 

Jun.(1142). 

249.  f.179*   Francisco  de  Padua     Samuel  tuus  uel  ,,  VIII,  29     Flor.  (1442) 

17.  Juli. 

Lib.  X. 

250.  f.  ISO'    Francisco  de  Padua     Cum  in  bibliothecula    T.  VIII,  30     Flor.  (1442) 

mea  12.  Sept. 

251.  f.l80v    Cardinali  Comensi         Posteaquam  a  nobis     „  VIII,  31      (Flor.) (1442). 

recessisti 

252.  f.lSlv   ScipioniepiscopoMu-    Nihil   fuit    post    dis-     „  VIII,  32     Flor.  (1442) 

tinensi  cessum  12.  Oct. 

253.  f.  1S2 r   Episcopo  Regino  Si   pater   optime   ita     „  VIII,  33     Flor.  17.  Kai. 

tibi  Nov.(1442). 

254.  Bartholemeo Baidane    UirornatissiinusNico-      „  VIII,  35     Flor.  (1442) 

laus  Lipoldus  13.  Nov. 

255.  f.lS2^   Cardinali  Aquilegien-    Uetus  est  cuiusdam      „  VIII,  36     Flor.  (1442) 

si  15.  Nov. 

256.  f.l83r  Francisco  de  Padua     Uellem  potius  at  „  VIII,  37     Flor.  (1442) 

15.  Nov. 

257.  f.  183 v    ScipioniepiscopoMu-    Scripsi  ad  te  nuper       „  VIII,  38     Flor.  (1442) 

tinensi  15.  Nov. 

258.  f.  1S3V    Cosmo  de  Medicis        Si  unquam  mihi  antea     „  VIII,  34     Flor.  (1442) 

11.  Nov. 

259.  f.  185 r   Cardinali  Comensi         Gratissimum  est  mihi     „  VIII,  39     Flor.  (1442) 

(Dec.) 

260.  f.  185v   Francisco  de  Padua     Quoniam  cotidie  äffe-     „  VIII,  40     (Flor.)  (1 142). 

rebatur  mihi 

261.  f.l86v   Fratri   Alberto    ord.    Scis    esse    Ciceronis     „  VIII,  42      lo.Mai(1443). 

niinoruin  sententiam 

262.  f.lS7r   Episcopo  Burgensi        In  ipso  motu  curie        „  VIII,  43      10  Mai(1443). 

263.  f.  187 v   Comiti  Puppii  Amicus  quidam  mens     ..  VIII,  44     (1443). 

264.  Enoch  Esculano  Dictum    est   mihi  te      „  VIII,  41      Flor.  (1443) 

dudum  dixisse  s.  April. 

265.  f.l8Sr    Petro  Thomasio  Nuper  cum  accessis-     „  VIII,  45     (1443). 

sem  Florentiam 


330  Die  Briefsamuilungen  des  Poggio  Bracciolini 

266.  f.l83v    PetroepiseopoBrixi-     Adinodum  molestuui     „  VIII,  4f>     Senis.   (1443) 

ensi  est  14.  Sept. 

267.  f.  189*   Carolo  Pernsino  Posteaquaui  ad  te  pri-  „  VIII,  47     Terra  N.  10. 

ores  M';irz(1444) 

268.  f.l90r   TkouiasioBononiensi    Diutius  quam  eqnuui  „  IX,  1  R.  24.  Juli 

fuit  (1444). 

269    f.  19(i v   Petro  Gauibacurte        Cuüj   esseui  in  terra  „  IX,  2  (1444). 

nona 

270.  f.1911   Johanni  Lucensi  Reddite  mihi  sunt  tue  „  IX,  3  (1444). 

littere 

271.  f.  191 v    Nicoiao  Lucensi  Gratam    rem    fecisti  „  IX,  4  Rom  (1444). 

mihi 

Ein  wertvolles  Hilfsmittel  für  die  Kritik  der  zehn  Bücher  Briefe, 
das  auch  Dominicus  Georgins  in  den  den  vier  Büchern  de  varietate 
fortunae  angehängten  Briefen  verwendet  hat  (praefatio  p.  155),  ist 
Lorenzo  Vallas  Antidoti  III  in  Poggium  ad  Nicolaum  Quintum  Pont. 
Max.  liber  III,  in  welchem  er  die  sämtlichen  ihm  anstöfsigen  Stellen 
mit  unbarmherziger  Ironie  bespricht  und  verbessert.  Denn  man  kann 
nicht  leugnen,  dafs  Poggio  ziemlich  viele  Unkorrektheiten  und  Ver- 
stöfse  gegen  Stil  und  Sprache  begangen  hat,  die  er  zum  Teil  als  Sünden 
der  Schreiber  hinzustellen  sucht. 

Die  zehn  Bücher  der  zweiten  Ausgabe  sind  in  vielen  Handschriften 
vertreten,  und  unter  Poggii  epistolae  verstand  man  gemeiniglich  eben 
diese  Sammlung.  An  die  Spitze  stelle  ich  die  drei  Handschriften,  die 
auch  die  dritte  Sammlung  enthalten: 

1.  i?,  aus  dem  die  Briefverzeichnisse  genommen  sind.  Das  Nötigste 
über  ihn  ist  ob.  p.  294  bei  den  Briefen  an  Niccoli  gesagt.  Ich  füge  noch 
hinzu,  dafs  die  ganze  Handschrift  aus  Quinionen  besteht,  auf  der  vollen 
Seite  35  Zeilen,  schön  und  gleichmäfsig  geschrieben  ist.  Bei  den  Brief- 
enden ist  die  letzte  Zeile  unausgefüllt  und  eine  folgende  freigelassen. 
Die  Buchüberschriften  füllen  vier  Zeilen.  Die  Ueberschrift  der  Briefe 
ist  regelmäfsig  Poggius  pl.  s.  d.  etc.  Am  Rande  stehen  zahlreiche 
Inhaltsreproduktionen  von  jüngerer  Hand. 

2.  Codex  Ottobon.  2251  saec.  XV,  enthält  lib.  I— X.  Auf  den 
vollen  Seiten  stehen  37  Zeilen.  Zwischen  den  einzelnen  Briefen  ist 
je  eine  Zeile  leergelassen.  Die  Initialen  P(oggius),  oder  bei  anderer 
Adre.fsformulierung  andere  Buchstaben,  sind  weggelassen  und  vom 
Miniator  nicht  nachgetragen.  Die  regelmäfsige  Adresse  ist  Poggius 
pl.  s.  d.  etc.  Dieser  Handschrift  entnahm  D.  Georgius  57  Briefe  der 
zweiten  Sammlung  in  gleicher  Reihenfolge  mit  einigen  Auslassungen 
und  Mai  spie.  Rom.  IX  p.  628  sq,  X  p.  225  sq.  ausgewählte  Briefe. 

3.  Codex  Regiae  Bibliothecae  Pragensis  I,  C.  3  saec.  XV,  chart.,  auf 
der  Rückseite  des  Vorderdeckels  ist  ein  gedrucktes  Blatt  eingeklebt: 
Ex  Bibliotheca  Illustriss.  Domini  Petri  Vok.  Ursini  Domini  Domus  ä 
Rosenberg.  Anno  Christi  MDCIX;  auf  dem  unteren  Rande  des  ersten 
Blattes  steht:  Ex  Bibliotheca  Canonicorum  Regularium  S.  Augustini 
Trebonae  1718.  Cf.  Joseph  Truhläf,  catalogus  codicum  manuscriptorum 
latinorum    qni    in    Bibliotheca    Publica    atque    Universitatis    Pragensis 


von  A.  Wilmanns  331 

asservantur.  Prag  1905.  Praef.  Vol.  I,  XII  nnd  p.  94.  Bei  korrupten 
und  dem  Schreiber  unverständlichen  Stellen  am  Rande:  f.  Am  Schilds 
des  zehnten  Buches  steht  nur  xiXoz  nnd  ebenso  am  Ende  der  ganzen 
Handschrift.  Diese  beginnt  unmittelbar  mit  dem  Widmungsbrief  an 
Luisius  archiepiscopus  Florentinus  und  trägt  unter  ep.  271  f.  107 '•'  die 
Unterschrift:  Poggii  Florentini  oratoris  clarissimi  epistolarum  über 
feliciter  explicit.  Das  übrige  Blatt  107 v  und  108  ist  leer.  Fol.  109 r 
beginnt  mit  Mi  Ricarde.  Das  letzte  Blatt  ist  fol.  219 v.  Die  Kenntnis 
dieser  Handschrift  verdanke  ich  Theodor  Mommsen. 

Von  weiteren  Handschriften  führe  ich  folgende  an: 

Cod.  Riccard.  804  saec.  XV,  epistolarum  vol.  I  libri  X. 

Codex  CCXXI  saec.  XV  der  Stadtbibliothek  zu  Augsburg  (cf.  L.  II 
Mezger,  Geschichte  der  vereinigten  Königl.  Kreis-  und  Stadtbibliothek 
in  Augsburg,  Augsburg  1842,  p.  103),  aber  nur  lib.  I— VI  ep.  93  mit 
einigen  Auslassungen. 

Codex  Dresdensis  C  110ab  saec.  XV  ex.  membran.  und  chartac, 
geschenkt  von  Moritz  Haupt,  ist  die  bis  Ende  von  Buch  10  vervoll- 
ständigte erste  Ausgabe. 

Codex  der  Stadtbibliothek  in  Lüneburg  misc.  15  chartac.  saec.  XV, 
dessen  Kenntnis  ich  Herrn  Prof.  Max  Herrmann  verdanke  (cf.  sein 
Buch:  Albrecht  von  Eyb  und  die  Frühzeit  des  deutschen  Humanismus, 
p.  122),  enthält  epistolarum  lib.  I — X  ohne  Buchüberschriften. 

Eine  gröfsere  oder  kleinere  Anzahl  von  Briefen,  auch  einzelne, 
finden  sich  in  zahlreichen  Handschriften,  die  ich  nicht  anführe,  weil 
sie  keinen  irgendwie  selbständigen  Wert  haben.  Nur  über  den  codex  <P, 
s.  o.  p.  311,  mag  noch  bemerkt  werden,  dafs  auf  seinen  191  Blättern 
mit  den  Briefen  an  Niccoli  willkürlich  gemischt  89  Briefe  der  zehn 
Bücher  an  andere  und  auch  zwei  Briefe  an  Gregorius  Corarius  Ton.  VIII, 
18  und  Leon.  Aretin.  N.  537,  die  Poggio  nicht  in  seine  Sammlung 
aufgenommen  hat,  sich  finden. 

(Fortsetzung  folgt.) 

Berlin.  A.  Wilmanns. 


Der  Schlagwortkatalog  der  k.  k.  Universitätsbibliothek 

in  Wien. 

Im  Jahre  1906  begannen  unter  dem  damaligen  Vorstande,  Hofrat 
Dr.  Wilhelm  Haas,  die  Arbeiten  an  dem  Schlagwortkatalog,  die  auch 
unter  dem  jetzigen  Direktor.  Hofrat  Dr.  Isidor  Himmelbaur,  in  gleicher 
Weise  fortgesetzt  wurden  und  im  heurigen  Jahre  ihren  Abschlufs  finden. 

Nach  eingehenden  Vorbereitungen  wurden  in  mündlichen  Be- 
sprechungen die  Ilauptgrundsätze  festgelegt  und  dem  Unterzeichneten 
die  Leitung  der  weiteren  Arbeiten  anvertraut,  die  den  ganzen  Bestand 
umfassen  sollten.  5 — 6  Beamte  waren  als  Redakteure  zugeteilt,  einer 
für  die  Numerierung,  und  einer  für  die  Revision  der  geschriebenen 
Zettel  bestimmt. 


332  Der  Schlagwortkatalog  der  Wiener  Universitätsbibliothek 

Die  Titelkopien  (Grundblätter)  dienten  als  Grundlage.  Auf  diesen 
wurde  das  Schlagwort  und  zugleich  die  wissenschaftliche  Signatur  des 
s\  stematischen  Kataloges,  der  einstweilen  nur  in  seinen  grofsen  Gruppen 
berücksichtigt  wurde,  verzeichnet.  Dann  wurden  die  Zettel  zum  Zweck 
der  Ordnung  und  der  Kontrole  numeriert,  an  die  Maschinenschreiber 
abgegeben,  die  je  einen  Zettel  für  den  Schlagwortkatalog,  einen  zweiten 
für  den  wissenschaftlichen,  eventuell  auch  einen  dritten  für  den 
Austriaca-Katalog  gleichzeitig  schlugen,  hernach  revidiert,  mit  der 
Abschrift  verglichen  und  wieder  eingelegt.  Dem  Unterzeichneten  fiel 
die  Beaufsichtigung  der  ganzen  Arbeit  und  die  Ueberprüfung  der 
redaktionellen  Tätigkeit  vor  dem  Abschreiben  zu. 

Von  dem  ganzen  Bestände,  der  der  schlag  wörtlichen  Behandlung 
unterworfen  wurde,  verursachten  die  älteren  und  ältesten  Werke  die 
allergröfste  Schwierigkeit,  sei  es  wegen  der  Umständlichkeit  der  Titel 
oder  der  Vielseitigkeit  des  Inhalts  oder  endlich  wegen  der  darin  vor- 
kommenden nicht  mehr  üblichen  Ausdrücke,  die  modernisiert  und  auf 
eine  gangbare  Form  gebracht  werden  mufsten.  Wo  ein  Zweifel  über 
den  eigentlichen  Inhalt  des  Buches  entstehen  konnte,  wurde  das  Buch 
selbst  eingesehen,  in  vielen  Fällen  mufste  der  Fachmann  zu  Rate  ge- 
zogen werden. 

Die  seit  1906  neu  zuwachsenden  Werke  wurden  von  den  Fach- 
referenten selbst  mit  Schlagworten  versehen,  die  dann  von  dem  Unter- 
zeichneten überprüft  wurden.  Hier  war  der  Vorgang  leichter,  denn 
einerseits  sind  die  modernen  Titel  in  der  Regel  viel  prägnanter  und 
genauer  und  anderseits  war  .  der  Inhalt  des  Buches  dem  Referenten 
schon  vom  Referate  her  zum  gröfsten  Teil  bekannt. 

Auf  diese  Weise  ist  der  Schlagwortkatalog  auf  ca.  800  000  Zettel 
angewachsen,  wird  im  Laufe  des  Jahres  noch  einer  genauen  Durchsicht 
unterzogen  und  dann  in  versperrbaren ,  nur  von  oben  zugänglichen 
Kästchen  dem  Publikum,  das  schon  jetzt  in  Einzelfällen  gerne  davon 
Gebrauch  macht,  unter  bestimmten  Bedingungen  freigegeben  werden. 

Für  seine  Ausarbeitung  wurden  folgende  Grundregeln  zur  Richt- 
schnur genommen: 

Zweck  des  Schlagwortkatalogs  ist  die  Gruppierung  der  Büchertitel 
nach  dem  Inhalt  der  Bücher,  mag  dieser  grofs  oder  auch  ganz  eng 
begrenzt  sein. 

Der  Katalog  soll  populär  gehalten  sein,  d.  h.  überall  die  gang- 
barsten Formen  wählen  und  dem  Leser  womöglich  ohne  besondere 
Anleitung  einen  Ueberblick  über  die  vorhandene  Literatur  aus  jedem 
Gebiete  geben.  Erst  in  zweiter  Linie  soll  er  Hilfsmittel  sein,  ein  be- 
stimmtes Buch  aufzufinden.  Das  praktische  Bedürfnis  ist  als  erste 
Richtschnur  anzusehen. 

Deckt  sich  der  Titel  mit  dem  Inhalt  des  Buches,  wie  es  bei 
modernen  wissenschaftlichen  Werken  zumeist  der  Fall  ist,  so  wird  der 
engste  im  Titel  vorkommende  Begriff  zum  Schlagwort  gewählt,  wofern 
derselbe  sich  hierzu  eignet,  d.  h.  ein  feststehender,  im  Sprachgebrauch 


von  H.  Buhatta  333 

begründeter  Begriff  ist,  und  durch  Beisätze  näher  bestimmt,  besonders 
wenn  er  im  Katalog  öfter  auftritt.  Deckt  sich  der  Titel  nicht  oder 
besagt  er  nichts,  so  mufs  auf  den  eigentlichen  Inhalt  des  Buches  ein- 
gegangen werden. 

Ist  der  engste  Begriff,  der  Schlagwort  werden  soll,  mit  einem 
anderen  verbunden,  dem  er  nach  dem  Sprachgebrauch  eo  ipso  zugehört, 
so  wird  der  erstere  allein  als  Schlagwort  gewählt.  Ein  Werk  über 
Erziehung  der  Kinder  steht  unter 

Erziehung 
eine  Schrift  über  den  Zölibat  der  Geistlichen  unter 

Zoelibat. 
Dagegen: 

Mädchen  —  Erziehung  Nonnen  —  Zoelibat, 

Knaben  —  Erziehung 
Schlagwort  soll  ein  Substantiv  sein,    Adjektiva  womöglich  in  Sub- 
stantiva  verwandelt  werden,  wenn  der  Nachdruck  auf  ihnen  liegt: 
Geissler  —  Röhren  Volta,  A.Graf — Kette 

Laplace,  P.  S.  —  Methode         Bright,  R.  —  Krankheit 
Oder  die  Adjektiva  werden  selbst  Schlagwort,  wenn  ihre  logische 
Bedeutung  über  das  Substantiv  überwiegt: 

Eustachische  Röhre  Malaischer  Archipel 

Atlantischer  Ozean  Soziale  Frage 

Schwarzes  Meer  Orientalische  Frage 

Indischer  Ozean  Westphälischer  Friede. 

Ionische  Inseln 
Das  Schlagwort  soll,  wenn  irgend  tunlich  und  ohne  Zweideutigkeit 
möglich,  im  Plural  stehen,  wodurch  es  die  Bedeutung  der  Ueberschrift 
einer  ganzen  Gruppe  erhält. 

Für  die  Form  des  Schlagwortes  ist  in  erster  Linie  der  Sprach- 
gebrauch entscheidend. 

Für  die  Orthographie  gelten  die  Regeln  der  modernen  derzeit  ge- 
bräuchlichen Rechtschreibung.     (Nachträgliche  Bestimmung.) 

Wird  ein  anonymer  Titel  Schlagwort,  so  wird  wo  möglich  ein 
Eigenname  an  die  erste  Stelle  gerückt: 

Fabricius,  Die  Tochter  des  Herrn 
Don  Juans,  Die  beiden 
Wallensteins  Tod. 
Steht  vor   dem   Schlagwort   nur    der  Artikel,    so    wird    dieser    der 
Kürze  wegen  weggelassen: 

Göttin  der  Vernunft  (statt:  Göttin,  Die,  der  Vernunft) 
Kind  der  Berge  (statt:  Kind,  P]in,  der  Berge). 
Pseudonyme    werden     aufgelöst     und    nur    durch    Hinweise     fest 
gehalten: 

Auersperg,  A.  A.  Graf  v. —  Ritter,  Der  letzte 
Grün,  A.     V:  Auersperg,  A.  A.  Graf  v. 
Humanisten  stehen  unter  dem  Gelehrtennamen. 


334  Der  Schlagwortkatalog  der  Wiener  Universitätsbibliothek 

Französische  und  englische  Schriftsteller  und  Adelige  erscheinen 
unter  dem  allgemein  bekannten  Namen: 

Voltaire,  F.  M.  Montesquieu,  Ch. 

Moliere,  J.  B.  Marlborough,  J.  Ch. 

Bei  Synonymen  ist  von  jeder  Form  auf  die  gewählte  zu  verweisen. 
Wird    ein   Präpositionalansdruck    Schlagwort,    so    tritt    bei    schön- 
wissenschaftlichen Werken  das  Substantiv  an  erste  Stelle: 
Walde,  Aus  dem  —  Gedicht  England,  Aus. 

Bei  wissenschaftlichen  Werken  bleibt  die  Präposition  voranstehen, 
so  bei  Titeln  aus  dem  römischen  Hecht,  bei  Bullen  u.  a. 

Sammelbegriffe  werden  verwendet,  wenn  die  Einzelbegriffe  nicht 
angegeben  werden  können: 

Männer,  Berühmte  Frauen,  Berühmte 

Gelehrte  Wissenschaften,  Allgem. 

Rechtsgelehrte 
Die   Zusammensetzungen   mit    „-tum",    ,,-heit",    ,,-wesen"    usw.   sind 
dort    zu   vermeiden,    wo    sich    ihre    Bedeutung    mit   jener   des    Grund- 
wortes deckt. 

Sind  in  einem  Werke  zwei  Themen  vergleichend  behandelt,  so 
wird  dies  durch  Nebeneinanderstellung  beider  Schlagworte  und  ihre 
Umkehrung  ausgedrückt: 

Tiere  —  Pflanzen  Luther,  M.  —  Melanchthon 

Pflanzen  —  Tiere  Melanchthon,  Ph.- — Luther. 

Eine  Schrift  De  Plutarchi  studiis  Hesiodeis  ist  einzureihen  unter: 

Hesiodus  —  Plutarchus  Plutarchus  —  Hesiodus. 

Der  Vereinfachung  wegen  sind  gewisse  zumeist  in  bestimmter 
Verbindung  gebräuchliche  Begriffe  auch  im  Schlagwort  zusammen- 
gezogen : 

Handel  und  Gewerbe  Mafse  und  Gewichte 

Land-  und  Forstwissenschaft       Marken  und  Muster  usw. 
Wird    ein    Personenname    Schlagwort,    so    werden    die    Anfangs- 
buchstaben der  Taufnamen  beigesetzt: 
Goethe,  J.  W.  v.— 
Bei   häufig   vorkommenden  Namen    wird    der   Taufnahme    in    mög- 
lichst gekürzter  Form  ausgeschrieben. 

Müller,  Jos.  Meyer,  Conr.  Ferd. 

Schmidt,  Joh.  Bapt.  Wolf,  Friedr. 

Schneider,  Franz 
Für  Länderbezeichnungen   gelten   die   derzeit  gangbaren   offiziellen 
Formen.     Holland   vor    der   Vereinigung   mit   den   Niederlanden    steht 
unter  „Holland",   nach  dieser  Zeit  unter  „Niederlande",    soferne  nicht 
die  Provinz  Holland  gemeint  ist. 
Dagegen  wird  verwiesen: 

Negroponte  V:  Euboea  u.  ä., 
da  die  letztere  Form  die  gebräuchlichere  ist. 

Für  Grofsbritannien  wurde  die  Form  „England"  gewählt,  für  die 
österreichisch -ungarische  Monarchie  die  Form  „Oesterreich". 


von  H.  Boüatta  335 

Aufser  Kurs  geratene  Ländeibezeichnungen  werden  beibehalten,  z.  B.: 
Bnrgund  Bayrischer  Kreis 

Schwäbischer  Kreis  Franken. 

Die  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika  stehen  unter: 

Vereinigte  Staaten. 
Die  von  Brasilien  bezw.  Niederlande  unter: 

Brasilien  Niederlande. 

Hat  ein  Ländername  doppelte  Bedeutung,  so  wird  derselbe,  wo 
er  in  dem  gewöhnlicheren  oder  heute  gebräuchlichen  Sinne  vorkommt, 
allein,  sonst  mit  näher  bestimmenden  Beisatz  angeführt: 

Sizilien  —  Landeskunde  Sachsen,  Provinz — Gesch. 

Sizilien,  Königreich  —  Gesch.       Rom  (=  das  Reich) 
Sachsen  —  Gesch.  Rom,  Stadt. 

Beziehen  sich  zwei  oder  mehr  Schlagworte  auf  dasselbe  Land,  so 
werden  sie  bei  der  Eintragung  unter  der  Landesbezeichnung  zusammen- 
gefaßt, wenn  die  letztere  nicht  ein  besonders  häufig  vertretener 
Name  ist: 

Brachiopoden  —  New  Jersey 
Lamellibranchiaten —  New  Jersey 
New  Jersey — Brachiopoden  und  Lamellibranchiaten 
Brachiopoden  —  Deutschland 
Lamellibranchiaten  —  Deutschland 
Deutschland  —  Brachiopoden 
Deutschland  —  Lamellibranchiaten. 
Mehrfach  gebrauchte  Ortsnamen  werden  durch  Beisatz  unterschieden : 
Baden,  N.  Oe.  Freiburg  i.  Br. 

Baden,  Grofsh.  Freiburg,  Schw. 

Sankt,  Saint,  San  usw.  bei  Eigennamen  wird  ausgeschrieben: 

Sankt  Polten  Sankt  Johann. 

Wo  daneben  die  verkürzte  Form  üblicher  oder  doch  auch  üblich 
ist,  wird  es  weggelassen: 

Petersburg —  Museum,  Kaiserl. 
Die    Schlagworte    „Geschichte",     „Landeskunde",     „Volkskunde", 
„Klima"  u.  ä.  lehnen   sich   fest   an   die   betreffende  Orts-   und  Landes- 
bezeichnung, treten  daher,  falls  sie  nicht  eine  ganz  allgemeine  Tendenz 
haben,  nur  hinter  einem  geographischen  Namen  auf: 
Oesterreich  —  Gesch. 

Steiermark  —  Landeskunde      Wien  —  Heimatkunde. 
Andere,  besonders  Bezeichnungen  grofser  Wissenschaftsgebiete,  sollen 
auch  selbständig  im  Katalog  erscheinen: 
Deutschland  —  Volkswirtschaft 
Volkswirtschaft —  Deutschland 
Steiermark  —  Anthropologie 
Anthropologie  —  Steiermark. 
Streitschriften    sind   als    „Schutzschrift",    „Gegenschrift",    „Kritik", 
„Gegenkritik"   bezeichnet.     Ausnahmsweise  wurde  bei  dem  Schlagwort 
„Jansenismus"   die  nähere  Bestimmung  „Streitschrift"  in  solchen  Fällen 


336  Der  Schlagwortkatalog  der  Wiener  Universitätsbibliothek 

beibehalten,  wo  eine  Erkennung  der  Richtung  nur  der  Spezialforschung 
leichter  möglich  ist. 

Wissenschaftliche  Werke,  die  zum  Unterricht  bestimmt  sind,  werden 
durch  den  Beisatz  „Lehrbücher"  näher  bezeichnet: 

Physik  —  Lehrb.  Logik  —  Lehrb. 

Chemie  —  Lehrb. 
Bei  Grammatiken,  Uebungsbüchern  u.  ä.  ist  dieser  Beisatz  als  selbst- 
verständlich und  unnötig  wegzulassen. 

Bücher,  die  nur  dem  praktischen  Gebrauch  dienen  sollen,  erhalten 
den  Beisatz  „Handbücher" : 

Landwirtschaft  —  Handbücher. 
Volkstümlich   gehaltene  allgemein   orientierende   und  Nachschlage- 
werke des  Adjektiv  „Populäre" : 

Rechtskunde,  Populäre  („der  Volksadvokat"). 
Für  Böhmisch    und  Ungarisch    gilt   in    der    Sprachwissenschaft    die 
Bezeichnung   ,.cech.",   sonst  „böhm.",   doch  stets   „Ungar.":   die  Völker 
heifsen   „Böhmen"  und  „Ungarn",  wenn  die  Nationalität  hervorgehoben 
werden  soll,   „Cechen"  und   „Magyaren". 

Akademien  der  Wissenschaften  stehen  unter  „Akad.  d.  Wiss."  und 
dem  Orte: 

Akad.  d.  Wiss. —  Budapest  —  Gesch. 
Budapest  —  Akad.  d.  Wiss. —  Gesch. 

Akad.  d.  Wiss. — Prag  —  Ges.  d.  Wiss. —  Veröffentlichungen 
Prag  —  Akad.  d.  Wiss. —  Ges.  d.  Wiss.  —  Veröffentlichungen. 
Andere  Akademien  und  Schulen   (mit  Ausnahme  der  Universitäten 
und  Technischen  Hochschulen)  nur  unter  dem  Orte. 
Zeitschriften  sind  unter  der  Wissenschaft  zu  finden: 
Abstinenz  —  Zeitschr. 
Philosophie  —  Zeitschr. 
Chemie  —  Zeitschr. 

Rechts-  u.  Staatswissenschaften  —  Zeitschr. 
Moden  —  Zeitschr. 

Wissenschaften,  Allgem.  —  Zeitschr.  (z.  B.  Deutsche  Rundschau) 
Literatur  —  Zeitschr.  (z.  B.  Literar.  Zentralblatt) 
Belletristik  —  Zeitschr. (z.B. Deutsche  Dichtung;  Familienblätter). 
Weltausstellungen  unter    „Weltausstellungen"   und  eventuell   unter 
dem  behandelten  Teile  derselben: 

Weltausstellungen  —  Paris  — 1878  —  Industrie 
Industrie  —  Weltausstellung  —  Paris  — 1878. 
Bei  Wien  tritt  noch  hinzu: 

Wien  —  Weltausstellung  —  1873  —  Industrie. 
Ausstellungen,  die  in  Wien  abgehalten  wurden,    stehen  auch  unter 
Wien: 

Botanik  —  Ausstellungen  —  Wien  —  1 900 
Wien  —  Ausstellungen  —  Botanik  —  1900. 


von  H.  Bohatta  337 

Sonst  nur: 

Landwirtschaft  —  Ausstellungen  —  Mödling  —  1900 

Kunst  —  Ausstellungen  —  Dresden  —  1 900 

Gemälde  —  Ausstellungen  —  Berlin  —  1900. 
Regionalausstellungen  allgemeiner  Art  stehen  nur  unter  dem  Orte. 
Kongresse: 

Kongresse  —  Gesundheitspflege  —  Berlin  —  1900. 

Gesundheitspflege  —  Kongrefs  —  Berlin — 1900. 
Bei   Festschriften    zu    Ehren    einer    Person    wird    das    behandelte 
Wissenschaftsgebiet  und  der  Name  des  Gefeierten  hervorgehoben: 

Philosophie  —  Festschrift  —  Heinze 

Heinze,  M.  —  Festschrift 
Bei  Festschriften   zu  Ehren  eines  Instituts   oder  einer  Körperschaft 
bilden    diese   in   der  Regel    den    eigentlichen  Inhalt;    daher    wird    nur 
der  Anlafs    als   Schlagwort   genommen   und   der  Beisatz    „Festschrift" 
beigefügt: 

Univ. —  Leipzig  —  Jubil. —  1900  —  Festschrift 

Leipzig  —  Univ. —  Jubil.  —  1 900  —  Festschrift. 
Jubiläen    stehen   unter  dem  Namen    des  Gefeierten,    und    zwar    bei 
dessen  Lebzeiten: 

Bormann,  E.  —  Jubil.  —  1 9 1 2. 
Nach  dessen  Tode: 

Schiller,  J.  Chr.  Fr.  v.  — Feier— 1905. 
Jubiläen  der  Kaiser: 

Franz  Joseph  I.,  Kaiser  —  Jubil. —  1888 

Franz  Joseph  L,  Kaiser  —  Jubil. — 1898 

Franz  Joseph  I.,  Kaiser  —  Jubil. —  1908 

Franz  Joseph  L,  Kaiser  —  Hochzeit 

Franz  Joseph  I.,  Kaiser  —  Hochzeit,  Silberne. 
Bei  Gesamtausgaben    der  Werke    eines   Schriftstellers    wird    1.  der 
Name  des  Autors,    2.  die  Wissenschaft,   in  der   er  hauptsächlich   tätig 
war,  Schlagwort: 

Kant,  J.  —  Werke 

Philosophie  —  Werke  —  Kant 

Goethe,  J.  W.  v.  —  Werke 

Sprache,  Deutsche  —  Werke  —  Goethe 

Liebig,  J.  Frh.  v.  —  Werke 

Chemie  —  Werke  —  Liebig 

Erasmus  Roterod.,  D.  —  Werke 

Wissenschaften,  Allgem. —  Werke  —  Erasmus  Roterod. 
Briefwechsel  stehen  unter  den  Schlagworten: 

Briefwechsel  —  Goethe  —  Schiller 

Goethe,  J.  W.  v.  —  Briefwechsel  —  Schiller 

Schiller,  J.  Chr.  Fr.  v. —  Briefwechsel  —  Goethe. 
Ist  ein  Name  unbekannt  oder  ganz  bedeutungslos: 

Briefwechsel  —  Fleuret  —  Nichte 

Fleuret,  N. —  Briefwechsel. 

XXX.    7.  8.  23 


338  Der  Schlagwortkatalog  der  Wiener  Universitätsbibliothek 

Titeländerungen  werden  nur  dann  nicht  berücksichtigt,  wenn  die 
Änderung  ganz  unwesentlich  ist. 

Titel  einzelner  Teile  werden  ebenso  behandelt  wie  selbständige 
Werke,  d.  h.  sie  erhalten  ein  eigenes  Schlagwort. 

Sind  mehrere  Untertitel  unter  einem  nichtssagenden  gemeinsamen 
Titel  verbunden,  so  kann  der  letztere  verschwiegen  werden,  sofern 
die  ersteren  in  den  Schlagwortkatalog  aufgenommen  sind. 

Aufser  diesen  allgemeinen  Regeln  gelten  im  besonderen  folgende 
für  die  einzelnen  Wissenschaften: 

Bibliographien  stehen  unter  der  Wissenschaft,  bezw.  dem  Wissen- 
schaftsgebiete: 

Geschichte —  Bibliographie 
Mathematik  —  Bibliographie 
Insekten  —  Bibliographie 
Schweden  —  Gesch.  —  Bibliographie. 
Allgemeine  Bibliographien : 
Bibliographie,  Allgem. 
Wenn  sie  ein  bestimmtes  Land  und  alle  Wissenschaften  umfassen : 

Bibliographie  —  Frankreich         Frankreich  —  Bibliographie. 
Wenn  sie  Werke  einer  bestimmten  Sprache  enthalten: 
Bibliographie,  Orientalische 
Schriftsteller,  Orientalische  —  Bibliographie. 
Bibliographie,  Französ. 
Grofse  Bibliotheken  stehen  unter  dem  Orte  und  unter  „Bibl.": 
Darmstadt  —  Bibl.,  Hof-  —  Handschriften  —  Kat. 

Bibl.,  Hof Darmstadt  —  Handschriften  —  Kat. 

Paris  —  Bibl.  Nat. —  Inkunabeln  —  Kat. 
Bibl.  Nat.  —  Paris  —  Inkunabeln  —  Kat. 
Florenz  —  Bibl.  Naz. 
Bibl.  Naz. —  Florenz. 
Ausnahmen: 

London  —  Museum,  Brit.  —  Handschriften,  Arab.  —  Kat. 
Museum,  Brit. —  London  —  Handschriften.  Arab. —  Kat. 
und   die   Bibliotheken   der  Universitäten    und  technischen   Hochschulen 
Wien  —  Univ.  Bibl.  —  Lesesaal  —  Kat. 
Univ.  Bibl.  —  Wien  —  Lesesaal  —  Kat. 
Graz  —  Hochsch..  Techn.  —  Bibl.  —  Kat. 
Hochsch.,  Techn.  —  Graz  —  Bibl. —  Kat. 
Bibliotheken    von   Vereinen,    Schulen,    Leihbibliotheken    usw.    sind 
unter  dem  Ort  zu  finden: 

Wien  —  Vereine  —  Germania  —  Bibl.  —  Kat. 
Wien  —  Gymn.  —  IX.  Bez.  —  Lehrerbibl. —  Kat.- 
Wien  —  Volkslesehalle  —  Bibl.  —  Kat. 
Wien  —  Armbruster  —  Leihbibl.  —  Kat. 
Nur  bei  ganz  speziellen  Bibliotheken  wird  auch  die  dort  gepflegte 
Wissenschaft  als  Schlagwort  besonders  herausgehoben. 


von  H.  Bokatta  339 

Privatbibliotheken  stehen  unter  dem  Namen  des  Besitzers: 
Liechtenstein,  Fürst  —  Bibl.  —  Inkunabeln  —  Kat. 
Klopp,  0.  — Bibl.  — Kat. 

Rossi  —  Bibl.  —  Kat.,  mit  dem  Utilitätshinweis : 
Bibl.  Rossiana.     V:  Rossi  —  Bibl. 
Klosterbibliotheken  stehen  unter  dem  Ort  und   „Bibl.,  Stift". 
Bei  Verlagskatalogen  wird  der  Name  des  Verlegers  an  die  Spitze  gesetzt: 
Reimer  —  Berlin  —  Verlagskat. 
Imprenta  catolica  —  Beyrouth  —  Verlagskat. 
Verlag,  Wiener  —  Kat. 
Verlag,  Akadem.  —  Wien  —  Kat. 
Auktionskataloge  sind  unter  dem  Namen  des  früheren  Besitzers  zu 
suchen,  wenn  dieser  genannt  und  seine  Sammlung  bedeutend  ist: 
Trau,  F.  —  Auktionskatalog 
Kenyon  —  Kunstauktion  —  Wien  —  Kat. 
sonst  unter  den  Sammelnamen: 

Auktionskataloge  —  Gilhofer  —  Wien 
Kunst  —  Auktionskat.  —  Wawra  —  Wien 
Knpferstichsammlung  —  Auktionskatalog  —  Wawra  —  Wien. 
Das  Substantiv  Biographie  wird  nur  bei  ganz  allgemeinen  Samm- 
lungen Schlagwort,  sonst  lehnt  es  sich  an  ein  anderes  Schlagwort  an: 
Naturforscher  —  Biogr. 
Schriftsteller  —  Deutschland  —  Biogr. 
Deutschland  —  Schriftsteller  —  Biogr. 
Gelehrte  —  Biogr. 
Künstler  —  Biogr. 
Im  Anschlufs    an    einen   einzelnen  Namen    bezeichnet    es   auch  die 
Geschichte  einer  besonderen  Lebensepoche,   wenn  der  Name  nicht  ein 
in  der  Literatur  oft  behandelter  ist: 

Müller,  Jobs.  v.  —  Biogr.  Harsdörffer,  Ph.  —  Biogr. 

Dagegen: 

Goethe,  J.  W.  v. —  Weimar  Cicero  —  Konsulat. 

Goethe,  J.  W.  v. —  Jugendzeit 
Bei   Regenten    und    Päpsten    erscheint    dafür,    falls    die    Biographie 
nicht  wirklich  nur  das  Privatleben  behandelt,  der  Beisatz:   Gesch. 
Karl  VI.,  Kaiser  —  Gesch.  Gregor  I.,  Papst  —  Ge^eb. 

Bei  Heiligen    wird    —   im  Anschlufs   an  den   gangbaren  Ausdruck 
„Heiligenleben"   —  das  Wort  „Leben"  gewählt: 
Elisabeth,  Hl. —  Leben. 
Sammlungen  von  verschiedenen  Verfassern  über  verschiedene 
Gegenstände  stehen  unter: 

Wissenschaften,  Allgemeine  —  Werke  (z.  B.  Manuali  Hoepli). 
Allgemeine  Enzyklopädien: 

Wissenschaften,  Allgemeine  —  Enzyklopaedien. 
Besondere  unter  der  Wisssenschaft: 

Turnen  —  Enzyklopaedie  Heilkunde  —  Enz\  klopaedie. 

Paedagogik  —  Enzyklopaedie 

23* 


340  Der  Schlagwortkatalog  der  Wiener  Universitätsbibliothek 

Für  Tageszeitungen  gilt  die  Formel: 

Zeitungen  —  Tagesblätter  (Neue  freie  Presse). 
Für  8-  und  14tägig  erscheinende: 

Zeitungen  — Wochenblätter  (Montags-Zeitung). 
Für  3  wöchentlich  oder  monatlich  erscheinende : 

Zeitungen  —  Monatsblätter. 
Für  humoristische  Blätter  das  Schlagwort: 

Witzblätter. 
Kirchen  stehen  unter  dem  Ortsnamen;  ist  der  Ort  gröfser  und  hat 
er  mehrere  Kirchen,  so  werden  diese  unter  der  Untergruppe  „Kirchen" 
zusammengehalten : 

Wien  —  Kirchen  —  St.  Stephan  —  Riesentor 
Mödling  —  Kirchen  —  St.  Otmar 
aber:        Schwarzau  a.  St. —  Kirche. 
Aehnlich  die  Klöster: 

Wien  —  Klöster  —  Schotten  Admont  —  Stift. 

Prag  —  Klöster  —  Jesuiten 
Verkürzte  Bibelausgaben  für   den  Schulunterricht  stehen  unter: 

Biblische  Geschichte. 
Die  4  Evangelien  werden  zusammengehalten: 
Evangelien  —  Matthaeus  —  Komment. 
Evangelien  —  Marcus  —  Entstehung 
ebenso  die  5  Bücher  Mosis: 

Pentateuch  —  Genesis  Pentateuch  —  Deuteronomium. 

Dagegen : 

Bibel  —  Syrisch 

Testament,  Altes  —  Paraphrase 
Testament,  Neues  —  Kritik 
Propheten,  Kleine  — 
Könige,  Bücher  — 
Hiob,  Buch — . 
Für  die  Werke  Salomons  gelten  die  Schlagworte: 
Salomo  —  Canticum  canticorum 
Salomo  —  Proverbia. 
Salomo  —  Koheleth 
Die  heilige  Familie  erscheint  unter  den  Schlagworten: 

Jesus  Christus  —  Lehre  Joseph,  Nährvater  — . 

Maria,  Mutter  Gottes  —  Leben 
Die  Namen  der  Päpste  und  Heiligen  werden  in  der  deutschen  Form 
gewählt,  wenn  sie  nicht  zugleich  zu  den  Kirchenvätern  oder  klassischen 
(griech.    oder  latein.)   Autoren   zählen,  Apostel    waren    oder    sonst   die 
lateinische  Form  die  üblichere  ist: 

Hildebrandt  IL,  Papst — Gesch. 
Innocenz  III.,  Papst 
Elisabeth,  Hl.— Leben. 


von  H.  Bohatta  341 

Dagegen: 

Paulus,  Apost.  —  Briefe  Augustinus,  A.,  S. 

Geistliche    Orden   werden   ohne    die   Bezeichnung    „Orden"    ein- 
geführt : 

Jesuiten  —  Gegenschrift  Praemonstratenser  —  Gesch. 

Kapuziner  —  Schutzschrift  Piaristen  —  Schulen. 

Haben  die  Hirtenbriefe    einen    prägnanten  Inhalt,    so  stehen    sie 
unter  dessen  Schlagwort,  sonst  unter  dem  Namen  des  Bischofs. 
Bullen  stehen  unter  der  üblichen  Bezeichnung: 

Unigenitus,  Bulle  In  Coena  Domini,  Bulle. 

Haben  Predigten    einen  bestimmten,    prägnanten  Inhalt,    so  wird 
dieser  Schlagwort: 

Ivo,  Hl.  —  Predigten  Maria,  Mutter  Gottes  —  Predigten. 

Sonst  gilt  das  Allgemeine 

Predigten 
das  sich  unterteilt  nach  der  Zeit  oder  der  Sprache: 

Predigten  —  Fasten  Predigten,  Cech. 

Predigten  —  Sonntage 
Allgemeiner  Natur  sind  auch  die  Schlagworte: 

Andachtsbücher  Gebetbücher. 

Erbauungsbücher 
Kunst  denk  mal  er   eines    Landes,    Bezirkes   und   jene    von    Wien 
erscheinen  doppelt: 

Böhmen  —  Kunstdenkmäler         Wien  —  Kunstdenkmäler 

Kunstdenkmäler  —  Böhmen         Kunstdenkmäler  —  Wien. 
Bei  anderen  Städten  nur  unter  deren  Namen: 

Sankt  Polten  —  Kunstdenkmäler. 
Für  Museen  gilt  der  Ort  als  Schlagwort: 

Eggenburg  —  Museum. 
Die  Wiener  Museen  werden  gruppiert: 

Wien  —  Museen  —  Kunsthist. 

Wien  —  Museen  —  Naturhist. 

Wien  —  Museen  —  Mus.  f.  Kunst  u.  Ind. 
Künstlernamen  stehen  unter  der  üblichen  Kufform: 

Rafael  Santi  Canon,  H. 

Tintoretto 
Porträte  findet  man   unter  dem  Namen  der  dargestellten  Person: 

Hartel,  W.  R.  v.  —  Portr. 
Bei  berühmten  Künstlern  wird   auf  diese  verwiesen  und  ihr  Name 
Schlagwort : 

Bismarck,  O.Fürst  —  Portr. —  Lenbach.     V:   Lenbach,  F.  v. 

Lenbach,  F.  v.  —  Bismarck,  0.  Fürst. 
Ist  die  dargestellte  Person  unbekannt,  so  lautet  das  Schlagwort: 

Porträte  —  Kriehuber. 
Bei  Sammelwerken: 

Geiger,  P.  J.  N. —  Zeichnungen. 


342  Der  Schlagwortkatalog  der  Wiener  Universitätsbibliothek 

Einzelne    Statuen,    Büsten   usw.    werden    unter    dem    Namen    des 
Verherrlichten,  bei  grofsen  Städten  auch  unter  dem  Ort  aufgeführt: 

Karl,  Erzherzog  —  Denkmal  —  Wien 

Wien  —  Denkmäler  —  Karl,  Erzherzog 

Maria  Theresia,  Kaiserin — Denkmal  —  Wiener  Neustadt. 
Einzelne  Bauten  erscheinen  unter  dem  Ort: 

Wien  —  Rathausbrunnen. 
Musikalien  werden  im  Allgemeinen  mit 

Musikwerke 
bezeichnet.     Texte  zu  Opern,  Operetten,  Balletten  usw.: 

Freischütz  —  Oper  —  Weber  —  Text 

Kind  —  Freischütz 
Werke  über  Opern  usw.: 

Weber,  C.  M.  —  Freischütz  —  Quellen. 
Die  Sprache  wird,    wo  immer  möglich,   durch  das  entsprechende 
Adjektiv  bezeichnet: 

Gerundium,  Latein.  —  Genetiv.  Syntax,  Italienische. 

Grammatiken,  Deutsche 
Dialekte    werden   unter    „Mundarten"   angeführt,    der  betreffende 
Ort  nachgesetzt: 

Mundarten,  Griech.  —  Boeotien 

Mundarten,  Deutsche  —  Erzgebirge. 
Bei  Einzelarbeiten: 

Wörterbücher,  Französ.  —  Mundarten  —  Nizza 

Grammatiken,  Deutsche  —  Mundarten  —  Waldviertel. 
Wird  eine  Schrift  nach  alter  Ueberlieferung  einem  Schriftsteller 
zugeschrieben,  dem  sie  nach  der  Forschung  nicht  zugehört,  so  wird 
doch  sein  Name  Schlagwort: 

Homerus  —  Hymnen 

Homerus  —  Batrachomyomachia. 

Pigres  —  Batrachomyomachia.      V:    Homerus  —  Batrachomyo- 
machia. 
Iu  vielen  ähnlichen  Fällen  ist  die  Bezeichnung  „Pseudodemosthenisch", 
„Pseudokallisthenes"  usw.  die  üblichere;  in  diesen  wurde  die  Form 

Callisthenes,  Pseud. —  Demosthenes,  Pseud. — 

gewählt.     Ebenso  bei  neueren  Schriftstellern: 

Shakespeare,  Pseud.  — 
Bei  Gesamtausgaben  eines  schöngeistigen  Autors  —  mit  Ausnahme 
der   lateinischen   und  griechischen  Autoren    —    sind  zwei  Schlagworte 
zu  wählen: 

Goethe,  J.  W.  v.— Werke 

Sprache,  Deutsche  —  Werke  —  Goethe. 

Shakespeare,  W.  —  Werke  —  Italien. 

Sprache,  Engl.  —  Werke  —  Shakespeare  —  Italien. 

Slowacki,  J.  —  Werke 

Sprache,  Poln.  —  Werke  —  Slowacki. 


von  II.  Bohatta  343 

Grammatische  und  literarische  Untersuchungen  über  einen 
Schriftsteller  stehen  unter  dessen  Namen: 

Homerus  —  Tmesis. 

Homerus  —  Ilias  —  Digamma 

Hesiodus  —  Akkusativ. 

Schiller,  J.  Chr.  Fr.  v.  —  Frauenrollen. 
Untersuchungen   allgemeiner  Natur    über    einen  Autor,    wie    sie    in 
Dissertationen  und   Programmen  üblich  sind,    werden  mit  dem  Beisatz 
„Komment."   oder  „Kritik"   (==  Textkritik)  bezeichnet. 

Ist  bei  Inschriften  auch  der  Fundort  wichtig,  so  wird  dieser 
ebenfalls  Schlagwort: 

Inschriften,  Demot.  —  Rosette 

Rosette  —  Inschriften,  Demot. 

Inschriften,  Aegypt.  —  Sinai 

Sinai  —  Inschriften,  Aegypt. 
Die    griechische    und   lateinische  Sprache    werden   zusammen- 
gefafst  unter  der  Form: 

Sprachen,  Klass. 

Schriftsteller,  Klass. 
Im    modernen    Sinn    von    „erstklassig"     ist    daher    das    Beiwort 
„  Klassisch  "  zu  vermeiden. 

Bei  lateinischen  Autorennamen  wird  der  bekannteste  Teil 
desselben,  bei  griechischen  die  lateinische  Namensform  zum  Schlag- 
wort genommen. 

Cicero  —  De  officiis 

Horatius  —  Carmina  —  Italien. 

Ovidius  —  Fasti  —  Deutsch 

Plato  —  Convivium  —  Komment. 

Aeschylus  —  Prometheus  vinctus  —  Kritik. 
Doch  zur  Unterscheidung: 

Plinius  S.,  C.  —  Historia  nat. 

Varro,  M.  T.  —  Werke  —  Kritik 

Seneca,  L.  A. — Werke  —  Quellen. 
Von  speziellen  Titeln  der  schönen  Literatur  —  mit  Ausnahme 
der  lateinischen  und  griechischen  —  wird  auf  den  Verfasser  verwiesen: 

Orlando  furioso  —  Epos — Ariosto.     V:  Ariosto,  L. 

Ariosto,  L.  —  Orlando  furioso. 

Maria  Stuart  —  Drama  —  Schiller.     V:    Schiller,  J.  Chr.  Fr.  v. 

Schiller,  J.  Chr.  Fr.  v.  —  Maria  Stuart. 
Bei  allen  Uebersetzungen  wird  die  deutsche  Titelform  gewählt: 

Roland,  Der  rasende  —  Epos  —  Ariosto.     V:  Ariosto,  L. 

Ariosto,  L.  —  Roland,  Der  rasende  —  französ. 
Allgemeine  Titel  werden  hier  nicht  verwiesen: 

Goethe,  J.  W.  v.— Gedichte 

Moliere,  J.  B.  —  Dramen. 

Heyse,  P.  —  Erzählungen. 


B44  Der  Schlagwortkatalog  der  Wiener  Universitätsbibliothek 

Rein  wissenschaftliche  Werke    der  Dichter  werden    nur   als  solche 
behandelt,  so  z.  B.  die  Farbenlehre  von  Goethe: 

Farbenlehre. 
Die  Geschichte  des  30 jähr.  Krieges  von  Schiller: 
Krieg  —  1618—48  —  Gesch. 
Allgemeine  Kalender  stehen  unter 
Kalender, 
spezielle  unter  dem  betreffenden  Fach: 
Mittelschulen  —  Kalender 
Müller  —  Kalender. 
„Altertum"',    „Mittelalter",    „Neuzeit"    gelten   nur   als    Zeit- 
begriffe und  erscheinen  deshalb  nicht  als  Schlagwort: 
Geschichte  —  Altertum 
Oesterreich  —  Geschichte  —  Altertum. 
Regenten  erscheinen  unter  ihrem  Taufnamen  (in  deutscher  Form) 
mit  bezeichnendem  Beisatz: 

Karl  XII.,  König  v.  Schweden 
Joseph  I.,  Kaiser 
Peter  I.,  Kaiser  v.  Rufsland 
Kaiser  Franz  II.  heifst: 

Franz  I.,  Kaiser  v.  Oesterreich. 
Unser  jetziger  Regent: 

Franz  Joseph  I.,  Kaiser. 
Der   Kürze    halber   werden   Beinamen    bei   Regenten    weggelassen 
und  dafür  die  Zahl  beigesetzt,  die  sie  führen: 
Friedlich  IL,  König  von  Preufsen. 
Doch  bleiben: 

Karl  d.  Gr.  Alexander  d.  Gr. 

Unnötig  ist  ein  näherer  Beisatz  bei: 

Napoleon  I.  Ludwig  XL  (bis  XVIIL),  König. 

Napoleon  III. 
Vertritt   der  Name    eines   oder  mehrerer  Herrscher   nur    die  Stelle 
einer   Zeitangabe,    so    werden    die    entsprechenden   Jahreszahlen    dafür 
eingesetzt,  z.  B.  „Geschichte  Frankreichs  unter  Heinrich  IV.": 
Frankreich  — Gesch.—  1589—1610. 
„Deutschland  unter  den  Saliern"  : 

Deutschland  —  Gesch.—  1024  —  1 125. 
Familien  von  Herrschern  werden  bezeichnet: 
Habsburger,  Dynastie 
von  Adeligen 

Auersperg,  Geschlecht 
von  Bürgerlichen 

Mayer,  Familie. 
Oesterreichische  Erzherzoge  erscheinen  in  der  Form: 

Karl,  Erzherzog  Ludwig  Salvator,  Erzherzog. 

Memoiren  stehen  unter  dem  Namen  des  Verfassers,  ist  das  Werk 
anonym,  unter  „Memoiren";  allgemeine  Chroniken  unter  „Chroniken", 


von  H.  Bohatta  345 

besondere  unter  dem  Landes-  bezw.  Ortsnamen   und  zwar  bei  oft  ver- 
tretenen Namen  unter  Vorsetzung  des  Wortes  Geschichte : 
Höxter  —  Chroniken 
Deutschland  —  Geschichte  —  Chroniken 
Ungarn  —  Geschichte  —  Chroniken. 
Revolutionen  schliefsen  sich  an  den  geographischen  Namen: 
Polen  —  Revolution 
Frankreich—  Revolution — 1789 
Frankreich  —  Revolution  —  1848. 
Für  allgemeine  Atlanten  gilt  das  Schlagwort: 
Atlanten, 
besondere    werden    an   den    Landesnamen    oder    die    Wissenschaft   an- 
geknüpft : 

Deutschland  —  Geschichte  —  Atlanten 
Niederösterreich  —  Atlanten 
Geschichte  —  Atlanten 
Anatomie  —  Atlanten. 
Friedensschlüsse  stehen  unter  dem  Ort  des  Abschlusses: 

Luneville  —  Friede  Utrecht  —  Friede. 

Nur   der  Westfälische  Friede,   über    den   an   mehreren  Orten    ver- 
handelt wurde,  unter: 

Westfälischer  Friede. 
Universitäten    und    technische    Hochschulen    stehen    unter 
ihrer  Bezeichnung  und  dem  Orte,    doch  nur  bei  allgemeinen  Themen: 
Wien —  Univ. —  Gesch. 
Univ.  —  Wien  —  Gesch. 
Wien  —  Univ.  —  Institut,  Geograph. 
Andere  Schulen  unter  dem  Ort,  bei  gröfseren  Orten  in  Gruppen: 
Wien  —  Gymn. —  I.  Bez. —  Gesch. 
Wien  —  Realschulen  — VI.  Bez.  —  Lehrerbibl.  —  Kat. 
Wien  —  Volksschulen  —  XV.  Bez. —  Erbauung. 
Das  Schlagwort   „Paedagogik"   uinfafst  „Erziehung"   und  „Unter- 
richt".    Sind  diese    beiden  Teile    besonders  behandelt,   so   heifsen  die 
Schlagworte: 

Erziehung  Unterricht. 

Chemische  Formeln   werden   nicht   aufgenommen,    sondern   um- 
schrieben: 

Chlorwasserstoff  Benzoesäure. 

Das  Schlagwort  „Geographie"   erscheint  nur  bei  ganz  allgemeinen 
Untersuchungen,  im  Sinne  von   „Erd-,  Länder-  und  Völkerkunde".     Ist 
ein  geographischer  Eigenname  genannt,  so  wird  dieser  Schlagwort: 
Preufsen  —  Landeskunde 
Rom,  Stadt  —  Führer 
Niederösterreich  —  Topographie 
Wien  —  Heimatkunde. 
Reisebeschreibungen  werden  durch  den  Beisatz  bezeichnet  und 
das    angegebene    Ziel,    eventuell     auch    die    wichtigsten    Durchgangs- 


346  Der  Schlagwortkatalog  der  Wiener  Universitätsbibliothek 

Stationen  zum  Schlagwort  genommen,    sofern  dieselben  im  Buche  aus- 
führlicher besprochen  werden: 

Wien  —  Reisen  Japan  —  Reisen. 

Ein  Werk  „Ueber  den  Brenner  nach  Italien"  steht  unter: 

Brenner  —  Reisen  Italien  —  Reisen. 

Reisen  um  die  ganze  Welt  heifsen: 

Weltreisen. 
Die    Bezeichnungen    „Nord,    Süd,    Ost,    West,    Mittel    usw."   in 
Zusammensetzungen   mit  Ländernamen  werden    in  folgender  Form  bei- 
behalten: 

Norddeutschland  Mitteldeutschland 

Osteuropa  Zentralasien. 

Südfrankreich 
Bei   Zusammensetzung    der  Ländernamen   mit   geographischen   Ad- 
jektiven werden  diese  nachgesetzt: 

Schlesien,  Preufs.  Ostafrika,  Deutsch. 

Ostindien,  Niederl. 
Bei  Ortsnamen  wurde  womöglich  die  deutsche  Form  gewählt: 
Grofswardein  Brüssel. 

Pilsen 

Medizinische    Werke    über    allgemeine    menschliche    Anatomie, 
Physiologie  usw.  haben  keinen  Beisatz: 
Anatomie  —  Lehrb. 
Physiologie  —  Handbücher 
Krankheiten  —  Kasuistik  usw. 
Dagegen: 

Pferde  —  Anatomie  Hand  —  Anatomie. 

Haustiere  —  Krankheiten 
Körperteile    werden   in    der   Regel   deutsch,    Krankheiten   mit 
dem  lateinischen  Namen  aufgeführt: 

Herz  —  Krankheiten  —  Diagnostik 
Pneumonie  —  Therapie 
Diphtherie  —  Tracheotomie 
Tracheotomie  —  Diphtherie. 
Ausgenommen  sind  die  gewöhnlichsten  (Kinder-) Krankheiten: 
Feuchtblattern  Friesel 

Masern  Keuchhusten 

Scharlach  Blattern. 

Röteln 
Nerven  und  Muskeln  stehen  unter  der  lateinischen  Bezeichnung, 
ohne  den  Beisatz  nervus  oder  musculus: 
Trigeminus — Anästhesie 
Facialis  —  Dnrchschneidung. 
Die    Bezeichnungen     arteria    und    vena    werden    dagegen    bei- 
behalten: 

Vena  cava  Arteria  pulmonalia. 


von  II.  Bohatta  347 

Bei  Krankheiten,  die  an  verschiedenen  Körperteilen  auftreten 
können,  werden  auch  diese  herausgehoben: 

Tuberkulose  —  Lunge  Lunge  —  Tuberkulose. 

Ausgenommen,  wenn  der  Name  des  Körperteils  bereits  im  Namen 
der  Krankheit  enthalten  ist: 

Typhus  abdominalis  Placenta  praevia. 

Einige  gewöhnliche  Erkrankungen  wie  Geschwüre,  Abszesse,  Ver- 
renkungen usw.  erscheinen  nur  unter  dem  betreffenden  Körperteil. 

Entzündungen  werden  unter  dem  lateinischen  Namen  aufgeführt, 
in  dem  der  Körperteil  ohnedies  genannt  ist: 

Ophthalmie  Pericarditis. 

Pleuritis 
Kriege,    auch    die    des    Altertums,    werden    nach    der    Jahreszahl 
geordnet: 

Krieg— 1618— 48  Krieg— 1870— 71 

Krieg— 1756— 63  Krieg— 1878. 

Dagegen  bei  Znsammenfassung  mehrerer: 

Kreuzzüge  Türkenkriege. 

Schlachten  sind  unter  dem  Ort  zu  suchen: 

Leipzig  —  Schlacht  — 1813  Cannae  —  Schlacht  —  216. 

Dies  die  Hauptregeln  für  unsern  Schlagwortkatalog.  Zum  Schlüsse 
seien  einige  Schlagworte  aus  dem  Anfang  des  Kataloges  angeführt, 
die  das  Bild  vervollständigen  werden: 

a  —  Deklination  —  Entstehung 

a  —  Mundarten,  Deutsche  —  Bayern  und  Oesterreich 

a  —  Prothesis  und  Aphaeresis  —  Griech. 

a  —  Silben — Altcech.  weiche 

a  —  Umlaut,  Altnorweg. 

a,  Betontes  —  Sprache,  Ladin. 

a  part  —  Schauspiel,  Deutsches 

a  vor  n  —  Sprache,  Picard.  und  wallon. 

A.  A.  N.— Crednlo,  IL 

A.  B. —  Ondraszek 


Aachen  —  Austrasien  —  Insignien 

Aachen  —  Bäder 

Aachen  —  Bibl.,  Stadt  —  Gesch. 

Aachen  —  Dom.     V:  Aachen  —  Kirchen  —  Münster 

Aachen  —  Friede  —  1748 

Aachen  —  Funde,  Kulturgeschichtl. 

A  achen  —  Galerie  —  Snermondt 

Aachen — Gesch. 

Aachen  —  Gesch. —  14.  Jh. 

Aachen  —  Gesch.  —  Zeitschr. 

Aachen  —  Geschichtsforschung 


348  Der  Schlagwortkatalog  der  Wiener  Universitätsbibliothek 

Aachen  —  Geschichtsquellen 

Aachen —  Grundeigentum  —  Statistik 

Aachen  —  Gymn.  —  Karlsgymn.  —  Neubau 

Aachen  —  Heiligtümer 

Aachen  —  Heilquellen 

Aachen  —  Hochsch.,  Techn. —  Laboratorien,  Chem. 

Aachen  —  Industrie 

Aachen  —  Karten 

Aachen  —  Kirchen  —  Liebfrauen 

Aachen  —  Kirchen  —  Münster 

Aachen  —  Kirchen  —  Münster  —  Arkaden 

Aachen  —  Kirchen  —  Münster  —  Kronleuchter  1165 

Aachen  —  Kirchen  —  Pfalzkapelle 

Aachen  —  Kleinbahnen 

Aachen  —  Krankenhäuser  —  Elisabethkrankenhaus 

Aachen  —  Kongrefs  —  1818  —  Gesch. 

Aachen  —  Kunstdenkmäler 

Aachen  —  Mahl-  und  Schlachtsteuer 

Aachen  —  Religionsunruhen —  16.  Jh. 

Aachen  —  Schulen  —  Gesch. 

Aachen  —  Schwefelquellen  —  Untersuchung,  Chem. 

Aachen  —  Staatsrecht 

Aachen  —  Vereine  —  Hütten-  Aktien-Verein 

Aachen  —  Wallfahrt 

Aachen  —  Wiedertäufer 

Aachen  —  Zünfte 

Aachen,   Bezirk  —  Heimatkunde 

Aachen,  Bezirk —  Karten 

Aachen,  Bezirk  —  Kirchenvermögen 

Aachen,  Bezirk  —  Kreide  —  Thallophy ten 

Aachen-Maestricht  —  Eisenbahn  —  Güterverkehr 

Aal,  J. —  Spiel  v.  Johannes  d.  Täufer 

Aale  —  Fortpflanzung 

Aale  —  Oberkinnlade  —  Knochen 

Aalen  —  Topographie 

A  arau  —  Bibl.,  Kanton  —  Kat. 

Aarau  —  Gewerbemuseum  —  Siegelabdrücke 

Aarau  —  Kantonschule  —  Erweiterung 

Aarau  —  Kantonschule  —  Gebäude,  Neues 

Aarau  —  Kantonschule  ■ —  Jubiläum  —  1902 

Aarau  —  Kantonschule  —  Kadettenkorps 

Aarau,  F.     V:  Augustin,  F.  Freih.  v. 

Aare  —  Aargau 

Aargau  —  Bibliotheken  —  Urkunden 

Aargau  —  Erbrecht 

Aargau  —  Gesch.  —  Zeitschr, 

Aargau  —  Gesetzbuch,  Bürgerl. 


von  H.  Bohatta  349 

Aargau  —  Obligation  enrecht 

Aargau  —  Personenrecht 

Aargau  —  Siegel  u.  Wappen 

Aargau  —  Volksschulen  —  Lehrpläne 

Aarhuus  —  Bischöfe 

Aaron  —  Festkleid 

Aarssensheer  v.  Sommelsdijk,  C.  v.  —  Gesandtschaft 

Aasnes  —  Wikingerfrau  —  Skelettüberreste 

Aba,  König  v.  Ungarn  —  Gesch. 

Abäbard  u.  Heloisa  —  Erzähl. —  Fefsler.     V:  Fefsler,  J.  A. 

Abaelardus,  P. —  Bernardus  Claraevall. 

Abaelardus,  P. —  Biogr. 

Abaelardus,  P.  —  Biogr.  u.  Briefe 

Abaelardus,  P.  —  Briefwechsel 

Abaelardus,  P. —  De  unitate  et  trinitate  divina 

Abaelardus,  P.  —  Ethik 

Abaelardus,  P.  —  Hymnarius  Paraclitensis 

Abaelardus,  P. —  Lehre  —  Kritik 

Abaelardus,  P.  —  Sic  et  non  —  Komment. 

Abaelardus,  P.  —  Werke 

Abaelardus,  P. —  Werke  —  Kritik 

Abänderungsklage 

Abalienation  —  Krongüter  —  Schweden 

Abandon  —  Seeversicherung 

Abano  —  Bad 

Abarbanell  —  Photogr. 

Abasie 

Abati,  A.  —  Gedichte 

Abbadiden  —  Gesch. 

Abbas  Pascha,  Khedive  —  Photogr. 

Abbasiden  —  Budget 

Abbasiden  —  Karl  d.  Gr. 

Abbate,  N.  dell' — Gemälde  —  Bologna 

Abbazia  —  Ansichten 

Abbazia  —  Anzeiger 

Abbazia  —  Fechtakademie  — 1902 

Abbazia  —  Führer 

Abbazia  —  Karten 

Abbazia  —  Kurort 

Abbazia  —  Reisen 

Abbazia  —  Zeitschr. 

Abbe,  E. — Arbeitgeber 

Abbe,  E.  —  Lehre 

Abbe,  E.— Werke 

Abbe,  Le  dernier  —  Roman  —  Musset.     V:  Müsset,  P.  de 

Abbe  de  l'Epce  —  Drama  —  Bouilly.     V:  Bouilly,  J.  N. 

Abbildung;  —  Theorie 


350  Kleine  Mitteilungen 

Abbildungen,  Aequivalente 
Abbildungen,  Konforme 
Abbildungen,  Sphärische  —  Verwertung 
Abbildungslehre  —  Kartographie 
Abbitte 

Abbo,  S.— Werke 

Abbot,  H.  S.- — Missisippi  —  Vermessung  —  Kritik 
Abbreviaturen  —  Kanzlei,  Päpstliche 
Abbreviatores  de  Parco  Majori 
Abbreviaturen.     V:  Abkürzungen 
Abbt,  Th. —  Anschauungen,  Histor.  polit. 
Abbt,  Th.  — Briefwechsel 
Abbt,  Th.— Werke 
Abbt,  Th.  —  Werke  —  Kritik 
ABC  Buch 

ABC  Buch  für  grofse  Kinder  —  Richter.    V:  Richter,  J.  usw. 
Wien.  Dr.  II.  Bohatta. 


Kleine  Mitteilungen. 


Längstitel  auf  Büchern.  Ueber  die  vielnuistrittene  Frage,  ob  Längs- 
titel von  unten  nach  oben  oder  von  oben  nach  unten  zu  drucken  sind,  hat  der 
Allgemeine  Anzeiger  für  Buchbinderei  (Stuttgart)  eine  Umfrage  gehalten,  auf 
die,  wie  zu  erwarten  war,  die  widersprechendsten  Antworten  eingegangen  sind. 
Sie  werden  in  Nr  24 — 26  des  Anzeigers  veröffentlicht.  Von  Bibliothekaren 
haben  sich  nur  wenige  geäufsert.  Im  allgemeinen  kann  man  sagen,  dafs  die 
Verteidiger  des  „von  unten  nach  oben"  diese  Stellung  als  die  natürlichere  und 
die  im  Fach  stehenden  Titel  in  dieser  Richtung  als  leichter  lesbar  empfinden. 
Die  Gegenpartei  fordert,  dafs  der  Läugstitel  eben  da  beginnt,  wo  der  Quer- 
titel, nämlich  oben,  und  dafs  er  auch  lesbar  bleibt,  wenn  das  Buch  in  der 
natürlichen  Lage  (Titelblatt  oben)  liegend  aufbewahrt  wird.  Diese  Ansicht  ver- 
tritt in  einem  Nachwort  auch  der  Bibliothekar  der  Zentralstelle  für  Gewerbe 
und  Handel  in  Stuttgart,  Hofrat  Petzendorfer.  Zwei  Einsender  sind  unab- 
hängig voneinander  auf  den.  wie  es  scheint  ernst  gemeinten,  Vorschlag  ge- 
kommen, den  Titel  zweimal,  von  oben  und  von  unten,  zu  drucken,  sodafs  beide 
in  der  Mitte  zusammenlaufen.  Dr.  Bogeng  weist  darauf  hin,  dafs  die  bei  uns 
übliche  Formulierung  des  Titelaufdrucks  nicht  die  einzig  mögliche  ist,  dafs 
englische  Bücher  vielmehr,  der  Reihenfolge  des  Titelblatts  folgend,  den  Sach- 
titel oben  und  den  Verfasser  in  einem  unteren  Felde  tragen.  Dem  würde  der 
Längstitel  auch  bei  der  Richtung  von  unten  nach  oben  entsprechen  können. 

Benutzungshätifigkeit ')  Angeregt  durch  die  Mitteilung  auf  S.  127  des 
Z.  f.  B.  veranstaltete  die  Budapester  Stadtbibliothek  eine  Aufnahme 
über  die  Verteilung  nach  Sprachen  und  Erscheinungsjahr  der  gesamten  Be- 
nutzung sowohl  im  Lesesaal  als  auch  in  der  Ausleihe  während  zwei  Wochen. 
Die  Aufnahme  umfafst  2')72  Bände,  die  sich  nach  Sprachen  verteilen  wie  folgt: 

Ungarisch 1168  =   56,.f( 

Deutsch 586  =    28,7   ,. 

Französisch 140  =      6,7  „ 

Englisch 124  =      6,0  „ 

Sonstiges 54  =     2,3  „ 

Total     2072  =  100,0  <>/0. 

i)   Vgl.  auch  unten  S.  355.     [Red.] 


Literaturberichte  und  Anzeigen  351 

Nach  dem  Erscheinungsjahr  zeigt  sich  folgendes  Bild: 


Erscheinungsjahr 

Biindezahl 
absolut     vom  Hundert 

bis  1889 

409                  19,7 

1890—1899 

280                  13,5 

1900-1909 

737                   35,6 

1910—1912 

(140                    31,2 

Total    2072  100,0. 

Somit  nimmt  die  Literatur  der  letzten  drei  Jahre,  die  in  der  Bibliothek 
etwa  8,1  °/o  des  Gesamtbestandes  ausmacht,  an  der  Benutzung  mit  31,2  °/0  teil. 
Während  auf  die  Erscheinungen  der  drei  letzten  Jahre  je  10,4  °/0  der  Benutzung 
entfallen,  sind  die  einzelnen  Jahre  des  Jahrzehnts  1900-09  nur  mit  je  3,6°/0] 
die  des  früheren  Jahrzehnts  nur  mit  1,35  °/0  beteiligt,  woraus  die  Folgerung 
gezogen  werden  kann  (wenigstens  für  die  .Sozialwissenschaften):  je  iilter  ein 
Buch,  desto  seltener  wird  es  begehrt.  E.  Sz. 


Literaturherichte  und  Anzeigen. 

Griechische  Palaeographie.  Von  V.  Gardthausen.  2.  Band:  Die  Schrift, 
Unterschriften  und  Chronologie  im  Altertum  und  im  byzantinischen  Mittel- 
alter. 2.  Aufl.  Leipzig,  Veit  &  Co.,  1913.  VIII,  51  ö  S.",  8°.  Mit  35  Figuren 
und  12  Tafeln. 

Der  2.  Band,  der  etwa  300  Seiten  der  1.  Auflage  entspricht,  bietet  auf 
423  Seiten  (der  Best  ist  den  Unterschriften  und  der  Chronologie  gewidmet), 
wenn  ich  die  Worte  variieren  darf,  mit  denen  ich  die  Besprechung  des  1.  Teiles 
schlofs  (Zentralbl.  XXVIII,  559),  eine  ausreichende  Uebersicht  über  die  Er- 
gebnisse, welche  die  neuere  (namentlich  die  Papyrus-)  Forschung  bisher  für 
die  Geschichte  der  griechischen  Schrift  gezeitigt  hat.  Dagegen  kann  es  nicht 
in  Betracht  kommen,  dafs  z.B.  beim  o^vqvyxoQ  ya(taxTr]Q  (S.  113)  und  bei 
der  Verwandtschaft  griechischer  und  lateinischer  r-chrift  (S.  Ib5,  187,  247)  die 
fraglichen  Punkte  schärfer  hätten  hervorgehoben,  an  anderen  Stellen  (z.  B. 
bei  den  einleitenden  Bemerkungen  über  andere  auf  griechischem  Boden  nach- 
weisbare Schriften  und  über  die  Entstehung  des  Alphabets)  gröTsere  Knapp- 
heit hätte  erzielt  werden  können,  wodurch  vielleicht  genug  Kaum  gewonnen 
worden  wäre,  um  die  lästigen  Verweisungen  auf  die  1.  Auflage  (S.  47,  A.  3; 
S.  257,  A.  3,  280)  zu  vermeiden,  dafs  in  Fällen,  wo  es  auf  den  Wortlaut  gar 
nicht  ankommt,  zahlreiche  englische  Zitate  vorkommen,  dafs  die  Form  der 
Polemik  gegen  Ehrhard  (S.  142)  eher  in  ein  Kolleg  als  in  ein  Handbuch  pafst. 
S.  85  schlägt  Gardthausen  statt  Kenyous  Einteilung  in  ptolemäische, 
römische  und  byzantinische  Kursive  die  Scheidung  von  (älterer  ptolemäischer 
und  jüngerer  römischer)  Maj  uskel-  und  Minuskel-Kursive  vor  (vgl.  S.  8  1 
und  1G0:  unzial  und  kursiv  statt  literarisch  und  nichtliterarisch);  für  den 
Terminus:  präkoptisch  s  S.  250.  Ferner  mache  ich  auf  die  Erklärung  einer 
?/-Form  (8.  178),  auf  die  Datierung  der  Freer-IIss.  (S.  139),  eines  von  der 
Pal.  Society  II,  144  veröffentlichten  Papyrus  (S.  132,  Anni.  1 :  49,  nicht  20  n.  Chr.) 
und  der  Sinai-IIs.  824  (S.  200:  älter  als  das  12.  Jahrhundert),  endlich  auf  die 
Polemik  gegen  Zereteli  (Byz.  Z.  IX,  649)  wegen  der  Schriftheimat  des  Tetra- 
evangeliums  von  835  (S.  2o9)  aufmerksam.  —  Tpiood  xai  tszQaaad  (s.S.  125, 
A.  3)  kann  sich  meines  Erachtens  sehr  wohl  auf  Kolumnen  beziehen.  Für 
Minuskel  um  das  Jahr  700  (S.  18S,  womit  S.  206  nicht  im  Einklang  steht)  vgl. 
Schubart,  Papyri  gr.  Berol.  (Lietzmann,  Tab.  in  usiun  schol.  2)  17,  49c,  zu 
S.  198 f.  vgl-  jetzt  E.  A.  Loew,  The  codex  Bezae.  Journ.  Theol.  Stud.  XIV,  385. 
Dafs  bei  Diog.  Laert.  vita  Xen.  II,  4^  wirklich  von  Stenographie  die  Bede  sei 
(S. '273),  glaube  ich  nicht,  noch  weniger,  dafs  bei  Cic.  ad  Att.  XIII,  32  did 
o>iniiujv  auf  Schnellschrift  zu  beziehen  sei  (S.  276 f.;  vgl.  Berl.  phil.  Woch.  1907, 


352  Literatarberichte  und  Anzeigen 

126  f.,  Jahresber.  d.  pbil.  Ver.  1908,  31  f.).  2S1  f.  vermisse  ich  einen  Hinweis 
auf  die  Bemerkung  von  Rubensolm  (Jahrb.  d.  arch.  Inst.  1901,  Anzeiger  16 
=  Woch.  f.  kl.  Phil.  1907,  5  1  =  Berl.  phil.  Woch.  1901,  734),  dafs  bei  einer 
Darstellung,  wie  sie  der  Grabstein  des  Asterios  bietet,  eine  Deutung  der  tachy- 
graphischen  Zeichen  auf  dem  Diptychon  von  vornherein  unwahrscheinlich  ist. 
Zu  der  S.  291  behandelten  Basilius- Stelle  vgl.  Berl.  phil.  Woch.  1907,  94.  Zu 
dem  S.  300  angeführten  lateinischen  Schreibervermerk  in  griechischer  Schrift 
vgl.  Urbinas  lat.  381  (Zentralbl.  XX,  3S0)  und  Vat.  lat.  427  (y.oun'/iroi\u  (nctj), 
zu  S.  426,  Anm.  3  die  Rev.  Bened.  XXVIII,  64  und  Rev.  Bibl.  N.  S.  VIl'l,  266 
gegen  die  Zurückführung  auf  Aquila  erhobenen  Einwände.  —  S.  23,  Z.  5 
scheint  er,  65  in  der  vorletzten  Zeile  insoferne,  S.  291,  Z.  13  ich  ausgefallen 
zu  sein;  vgl.  S.  32:  Der  Zeit  des  Lykurg  würde  auch  der  ...  Diskos  des 
Iphitos  gesetzt  werden  müssen.  S.  239,  Z.  3  fehlt  die  auf  die  Anmerkung  1 
verweisende  Ziffer,  S.  258  (letzte  Zeile)  1  (vor  S.  22);  S.  278  steht  in  doctus 
statt  doctus  in.  Handelt  es  sich  etwa  auch  S.  433,  Anm.  2  (zu  wö.if  q  gäroi 
ycdoovoi  .  .  .):  Altpersische  Keilinschriften,  hrsg.  von  E.  Spiegel  (1862),  S.  37, 
XVI  um  einen  Druckfehler? 

Brunn.  Wilh.  Weinberger. 

Führer  für  Bibliotheksbenutzer  mit  einer  Zusammenstellung  bibliographischer 
uud  enzyklopädischer  Hilfsmittel,  sowie  einem  Verzeichnis  wissenschaft- 
licher Bibliotheken.  Von  Arnim  Graesel.  Zweite  völlig  umgearbeitete 
und  vermehrte  Auflage.  Leipzig:  S.  Hirzel,  1913.  XII,  265  S.  6  M. 
Stark  vermehrt  erscheint  Arnim  Graesels  Führer  in  zweiter  Auflage,  von 
101  auf  265  Seiten  angewachsen,  und  das,  obwohl  das  in  der  ersten  Auflage 
enthaltene  Verzeichnis  lateinischer  Ortsnamen  fallen  gelassen  wurde,  weil 
inzwischen  eine  neue  Auflage  von  Graesses  Orbis  latinus  erschienen  ist.  Der 
eigentliche  Führer  (Einleitung.  Benutzung)  umfafst  die  Seiten  1 — 92;  dann 
folgen  von  93  —  215  Bibliographische  und  lexikalische  Nachschlagewerke,  von 
216  —  246  ein  Verzeichnis  wissenschaftlicher  Bibliotheken,  darauf  Nachträge 
und  Register.  Auch  in  der  zweiten  Auflage  überwiegen  also  die  Beigaben 
bedeutend,  aber  das  ist  heute  berechtigter,  als  beim  Erscheinen  der  ersten 
Auflage.  In  der  Zeit,  die  zwischen  beiden  Auflagen  liegt,  sind  nämlich  bereits 
mehrere  Bibliothekenführer  für  einzelne  Städte  erschienen,  zuerst  P.  Schwenke 
und  A.  Hortzschanskys  Führer  für  Berlin ,  Ed.  Zarnckes  für  Leipzig,  Karl 
Langes  für  Stuttgart  und  an  vielen  anderen  Stellen  sind  sie  in  Vorbereitung. 
Auch  für  einzelne  Bibliotheken  sind  bereits  Führer  ausgegeben  worden,  so 
für  die  Rothschildsche  Bibliothek  in  Frankfurt  a.  M.,  oder  doch  vorbereitet. 
Je  gröfser  nun  die  Zahl  solcher  Veröffentlichungen  für  einzelne  Orte  oder 
Bibliotheken  wird,  die  für  die  eigentliche  Führung  dem  Benutzer  naturgemäfs 
bessere  Dienste  leisten,  desto  mehr  wird  ein  allgemeiner  Führer  genötigt  sein, 
besonderen  Wert  auf  die  Einführung  in  die  Literatur  zu  legen.  Das  hat 
Graesel  in  der  zweiten  Auflage  mit  gutem  Erfolge  getan.  Seine  bibliographische 
Abteilung  darf  zwar,  wie  er  selbst  sagt,  nicht  mit  dem  Mafsstabe  einer  Biblio- 
theca  bibliographica  gemessen  werden;  das  wäre  aber  auch  unbillig.  Sie 
wird  besonders  dem  Anfänger  vielfach  gute  Dienste  leisten.  Die  eigentliche 
Bibliotheksliteratur  hat  in  seinem  Verzeichnis  zwar  keine  Stelle  gefunden, 
wird  aber  in  der  Einleitung  (S.  2  folg.)  ausreichend  berücksichtigt.  Hier  hätten 
allerdings  die  Veränderungen  der  letzten  Jahre  mehr  beachtet  werden  können. 
Zwar  die  neue  Reihe  der  österreichischen  Zeitschrift,  die  österreichische  Zeit- 
schrift für  Bibliothekswesen,  hat  wohl  erst  nach  dem  letzten  Imprimatur  Graesels 
eingesetzt,  aber  die  Tijdschrift  voor  boek-en  bibliotheekwezen  und  die  Revue 
des  bibliotheques  et  archives  de  Belgique  hätten  nicht  ohne  erläuternden 
Zusatz  unter  die  noch  erscheinenden  Zeitschriften  aufgenommen  werden  sollen. 
Ebenso  verweist  Graesel  noch  auf  den  Artikel  libraries  in  der  Encyclopaedia 
Britanuiea  von  1882  mit  den  Ergänzungen  von  19i>2,  während  bereits  1911 
die  elfte  Auflage  der  Encyclopaedia  eine  völlige  Neubearbeitung  des  Artikels 
gebracht  hat,  die  unter  Leitung  Tedders  von  Kollegen  der  wichtigeren  Kultur- 


Literaturberichte  und  Anzeigen  353 

Staaten  bearbeitet  ist,  worauf  freilich  (S.  247)  in  den  Nachträgen  verwiesen 
wird.  Doch  soll  darauf  kein  allzu  grofser  Wert  gelegt  werden,  ebenso  nicht 
darauf,  dafs  man  über  die  Gliederung  der  Liste  der  Nachschlagewerke  in 
Einzelheiten  hier  und  da  anderer  Ansicht  sein  mag.  Darf  für  eine  dritte  Auf- 
lage schon  eiu  Wunsch  ausgesprochen  werden,  so  wäre  es  der,  dafs,  wie  in 
der  zweiten  das  Verzeichnis  der  lateinischen  Ortsnamen  wegblieb,  in  der  dritten 
auch  das  Verzeichnis  der  Bibliotheken  fallen  möge.  Für  diese  ist  durch  das 
Jahrbuch  der  Bibliotheken  und  die  Minerva  genügend  gesorgt.  Dafür  könnte 
dann  das  Verzeichnis  der  Nachschlagewerke  vermehrt  werden,  besonders  auf 
dem  Gebiete  der  Naturwissenschaften.  A.  Hortzschansky. 


Uitgave  van  de  Nederlandsche  Vereeniging  van  bibliothecarissen  en  biblio- 
theek-ambtenaren  gevestigd  te  Utrecht  Nr.  1 .  Nederlandsche  Bibliotheek- 
gids  samengesteld  door  het  bestuur.  Utrecht:  A.  Oosthoek  1913.  85  S. 
Der  junge  Verein  der  holländischen  Bibliothekare  zu  Utrecht  (es  sind 
bekanntlich  fast  gleichzeitig  zwei  Vereine  von  Bibliothekaren  in  Holland  ge- 
gründet worden)  bat  sich  rasch  ein  Verdienst  erworben,  das  weit  über  die 
Grenzen  des  Heimatlandes  hinaus  anerkannt  werden  wird.  Er  hat  als  erste 
Veröffentlichung  noch  im  ersten  Jahre  seines  Bestehens  ein  Adrefsbuch  der 
holländischen  Bibliotheken  herausgegeben,  soweit  sie  mehr  oder  weniger 
öffentlichen  Charakter  haben.  Ausgeschlossen  sind  nur  die  eigentlichen  Volks- 
bibliotheken, für  die  1909  eine  erschöpfende  Statistik  seitens  der  Staatsregierung 
herausgegeben  wurde.  Dagegen  sind  Amts-  oder  Behördenbüchereien  und 
Vereinsbibliotheken  in  weitem  Umfange  berücksichtigt.  Die  Mitteilungen,  die  von 
den  befragten  Bibliothehen  als  Grundlage  für  die  Bearbeitung  geschickt  wurden, 
waren,  wie  überall,  nicht  gleichmäfsig  eingehend  und  so  ist  auch  die  Fassung 
der  Notizen  über  die  einzelnen  Anstalten  bald  ausführlicher,  bald  knapp.  Wo 
die  Möglichkeit  geboten  war,  sind  angeführt:  Titel  der  Bibliothek,  Adresse, 
Oeffnungs-  und  Schlufszeiten ,  Bestimmungen  über  Zulassung,  Personal, 
Statistische  Angaben  über  Besuch,  Benut»ung,  Vermehrungsfonds,  Gedruckte 
Kataloge,  Neuere  Literatur  über  die  Sammlung.  Die  Reihenfolge  ist  die  des 
Alphabets  der  Ortsnamen.  Beigegeben  ist  ein  Register  der  in  den  ver- 
schiedenen Bibliotheken  besonders  vertretenen  wissenschaftlichen  Gebiete. 
Degegen  fehlt  ein  Verzeichnis  nach  den  Titeln  der  Anstalten,  was  man  bei 
den  Städten,  bei  denen  viele  Büchereien  zu  nennen  waren,  doch  vermifst. 
Das  soll  den  Wert  des  Buches,  das  ein  vortreffliches  Hilfsmittel  ist,  aber  nicht 
herabsetzen.  A.  Hortzschansky. 

Das  Schrift-,  Buch-  und  Bibliothekswesen  in  Schlesien  be- 
handelt Wilhelm  Molsdorf  im  zweiten  Bande  der  Schlesischen  Landeskunde. 
Den  Aufgaben  dieses  grofsen  Sammelwerkes  entsprechend  ist  seine  Dar- 
stellung eine  ganz  kurze  und  knappe.  Ueberal!  sind  aber  die  Hauptmomente 
klar  gelegt  und  die  Abbildungen  im  Texte  wie  acht  Tafeln  erläutern  die  Aus- 
führungen. 


Umschau  und  neue  Nachrichten. 

Berlin.  In  der  Phillipps- Auktion,  die  in  London  vom  19 — 23.  Mai  statt- 
fand^ erwarb  die  Berliner  Königliche  Bibliothek  folgende  Nummern  des 
Auktionskatalogs  (in  Klammern  werden  die  Phillipps- Nummern  hinzugefügt; 
vgl.  Zbl.  f.  Bw.  1911,  S.  32  ff.): 

564  (439.  20  855)         727  (514)  1001   (388) 

605  (5292)  771   (000)  1017  (744) 

•147   (632)  792  (1325)  1018  (417) 

657(7707)  824(25  133)  1034(24985) 

700(16  385)  (=  Ciaram.  569)         1117(1641). 

XXX.     7.  8.  24 


354  Umschau  und  neue  Nachrichten 

In  der  kurz  darauf  folgenden  dritten  Huth- Auktion  gelang  es  leider  nicht, 
etwas  für  die  Königliche  Bibliothek  zu  ersteigern,  da  die  gezahlten  Preise  die 
gesetzten  Grenzen  bei  weitem  überschritten.  So  erzielte  der  kleine  Druck 
von  Haus  Erhart  Tusch,  Die  Burguudisch  Historie,  Strafsburg  1477  (-10  Bl.) 
7o  £  und  Herzog  Ernsts  Ausfahrt,  Erfurt  1500  (20  Bl.)  sogar  12S  £,  beides 
allerdings,  wie  es  scheint,  Unica.  —  Unter  den  Phillipps- Handschriften,  welche 
der  Königlichen  Bibliothek  aus  der  Waechterschen  Schenkung  überwiesen 
worden  sind  (vgl.  Zbl.  1912,  S.  465 f.)  befand  sich  auch  der  für  die  bayrische 
Geschichte  wichtige  Codex  Biburgensis,  im  Benediktinerkloster  Biburg  1173 
geschrieben  und  durch  Eintragung  der  Urkunden  bis  ca.  1360  fortgeführt. 
Die  Handschrift  war  bis  1773  im  Jesuitenkolleg  in  Ingolstadt  nachweisbar, 
dann  aber  spurlos  verschwunden.  Nach  ihrem  Wiederanftauchen  in  der 
Phillipps-Saminlung  versuchte  das  bayerische  Reichsarchiv  vergebens  sie  zurück- 
zukaufen. Jetzt  ist  sie  ihm  mit  Genehmigung  des  vorgesetzten  Ministeriums 
von  der  Königlichen  Bibliothek  abgetreten  worden,  in  Austausch  gegen  einen 
ähnlichen  Codex  aus  Kloster  Bleidenstadt  (im  Taunus) ,  der  zwar  inhaltlich 
weniger  wertvoll  ist,  aber  in  den  (leider  sehr  fragmentarisch  erhaltenen) 
Grubenschmelz -Platten  seines  Einbanden  eine  in  der  Königlichen  Bibliothek 
bisher  nicht  vertretene   kostbare  Art  mittelalterlicher  Buchverzierung  enthält. 


Frankfurt  a.  M.  Die  Stadtbibliothek,  in  deren  Lesesaal  am  15.  und 
16.  Mai  die  zweite  Tagung  der  Schopenhauer -Gesellschaft  stattfand,  ver- 
anstaltete bei  dieser  Gelegenheit  eine  Ausstellung,  die  neben  wertvollen 
Autographen  eine  umfassende  Sammlung  von  Porträts  des  Philosophen  enthielt; 
die  authentischen  fast  sämtlich  und  das  sind  nicht  wenige.  Schopenhauer  legte 
bekanntlich  grofsen  Wert  auf  sein  Aeufseres  und  hat  dafür  gesorgt,  dafs  es 
der  Nachwelt  überliefert  wurde.  Die  sieben  besten  Daguerrotypen ,  die  von 
ihm  aufgenommen  waren,  hat  er  selbst  der  Stadtbibliothek  vermacht,  die 
später  anderes  hinzuerworben  hat.  Das  übrige  Material  war  von  öffentlichen 
Sammlungen  und  von  Privaten  (v.  Gwinner,  C.  Gebhardt,  Schemann  usw.)  zur 
Verfügung  gestellt  Die  Bearbeitung  der  Ausstellung  lag  in  den  Händen  des 
Direktors  Geh.  Kons.-R.  Ebrard  und  des  Dr.  C.  Gebhardt,  der  von  letzterem 
verfafste  und  schön  gedruckte  Katalog  führt  an  authentischen  Bildnissen 
Schopenhauers  nicht  weniger  als  73  Nummern  auf. 


Greif swald.  Von  dem  Extrafouds  der  preußischen  Universitäts- 
bibliotheken zur  Ausfüllung  von  Lücken  entfiel  auf  die  Universitätsbibliothek 
Greifswald  im  Jahre  191  "2  der  Betrag  von  19  500  M.,  dazu  5000  M.  für  nieder- 
deutsche Literatur.  Nur  unter  vorläufiger  Zurückstellung  wichtiger  Aufgaben. 
wie  der  Anlage  eines  Standortskataloges  der  Zeitungen  und  der  Aufnahme 
der  Ahlwardtschen  Bibliothek,  sowie  der  Meldungen  der  Institntsbibliotheken 
ist  es  gelungen,  die  Erwerbungen  aus  dem  Haupt- Extrafonds  vollständig  zu 
verarbeiten,  und  auch  dies  nur,  weil  die  Katalogisierung  einer  Anzahl  besonders 
teurer  Werke  nur  wenige  Stunden  erforderte.  Denn  das  Personal  der  Bibliothek 
reicht  zur  Bewältigung  dieser  Extraarbeit  nicht  aus,  zumal  die  Anforderungen 
an  die  Leihstelle  sich  im  letzten  Jahre  besonders  stark  gesteigert  haben. 
Unter  diesen  Umständen  ist  die  Verwendung  des  niederdeutschen  Extrafonds 
nur  zum  Teil  gelungen,  da  das  Kaufen  mit  dem  Bearbeiten  Schritt  halten 
mufs,  wenn  die  Uebersicht  nicht  verloren  gehen  und  der  Ankauf  von  Dubletten 
vermieden  werden  soll.  Die  Einnahmen  aus  den  Leihgebühren  haben  infolge 
des  starken  Wachsens  der  Zahl  der  Studenten  den  Voranschlag  um  2655  M. 
übertroffen.  Das  Wachsen  der  Benutzung  war  ungewöhnlich  stark.  Während 
die  Bestellungen  sich  im  Durchschnitt  der  Jahre  1907 — 11  jährlich  um  4700, 
die  bereitgestellten  Bände  um  3900  erhöhten,  übertrafen  sie  diesmal  das  Vor- 
jahr um  fast  10  00'»  und  15  0D0  und  die  bisher  höchste  Zahl  von  IS  421  Tages- 
besuchern des  Lesesaals  wurde  mit  2» 4ST  erheblich  überschritten.  Um  dem 
Andränge  entgegenzukommen,  wurden  versuchsweise  durch  Einschieben  eines 
weiteren   Stuhles   an  jedem   Tische   die  Sitzplätze   vermehrt.    Eine   gewisse 


Umschau  und  neue  Nachrichten  355 

Unbequemlichkeit  für  die  Benutzer  mufste  dabei  natürlich  in  Kauf  genommen 
werden,  und  doch  mufsten  noch  immer  viele  Besucher  ans  Mangel  an  Platz 
die  Bibliothek  verlassen.  Freilich,  auch  nach  dieser  Mafsnahme  bietet  die 
Bibliothek  im  Lesesaal  und  Zeitschriftenzimmer  zusammen  nur  37  Benutzer- 
plätze.     Ein  Anbau  ist  ein  dringendes  Bedürfnis  geworden. 


Hannover.  Seitdem  durch  den  Umbau  der  Geschäftsräume  im  Sommer  1909 
der  Lesesaal  der  Kgl.  n.  Prov.-Bibliothek  eine  freilich  nur  bescheidene 
Erweiterung  erfahren  hat,  werden  die  Neuerwerbungen  der  Bibliothek  regel- 
mäfsig  in  wöchentlichem  Wechsel  zur  allgemeinen  Ansicht  ausgestellt.  Die 
rege  Nachfrage,  die  sich  im  Ausleihgeschäft  gerade  nach  diesen  neu  aus- 
gestellten Büchern  geltend  macht,  liei's  es  ratsam  erscheinen,  dem  Publikum 
zur  leichteren  Uebersicht  über  diese  Zugänge  ein  möglichst  handliches  Hilfs- 
mittel zur  Verfügung  zu  stellen.  Da  sich  nun  der  alte  systematische  Band- 
katalog sowohl  seiner  ganzen  Anlage  wie  seinem  äufseren  Zustande  nach  zur 
allgemeinen  Benutzung  absolut  nicht  eignet,  ist  zu  diesem  Zwecke  ein  be- 
sonderer systematischer  Zettelkatalog  der  Neuerwerbungen  ausgearbeitet  und 
im  Ausleihzimmer  zur  Einsicht  aufgestellt.  Die  Titelaufnahmen  dieses  Kata- 
loges  werden  auf  Zetteln  des  sogenannten  internationalen  Formats  hergestellt, 
und  zwar,  soweit  möglich,  unter  Benutzung  der  von  der  Kgl.  Bibliothek  in 
Berlin  herausgegebenen  Zetteldrucke.  Um  die  Orientierung  zu  erleichtern, 
ist  zugleich  das  dem  Umfang  der  jeweiligen  Bestände  angepafste  Schema  des 
Kataloges  sowie  ein  alphabetisches  Schlagwort -Register  daneben  ausgelegt. 
Wenn  sich  diese  Einrichtung  bewährt,  wie  es  allen  Anschein  hat,  so  wird 
beabsichtigt,  diesen  sjstematischen  Zettelkatalog  allmählich  auf  alle  seit  dem 
Jahre  1815  erschienenen,  beziehungsweise  abgeschlossenen  Werke  der  Biblio- 
thek auszudehnen,  während  für  die  vor  1815  veröffentlichte  Literatur  der  alte 
Realkatalog  in  Bandform  nach  wie  vor  als  Nachweis  dienen  mufs.  Zu  dieser 
Teilung  des  Sachkatalogs  hat  namentlich  der  Umstand  hingeführt,  dafs  nach 
einer  1911  vorgenommenen  Zählung  von  allen  aus  der  Bibliothek  entliehenen 
Büchern  volle  98,4 °/0  nach  dem  Jahre  1820  und  nur  1,6  °/0  vor  diesem  Jahre 
erschienen  waren,  und  dafs  aufserdein  die  zur  Entleihung  kommenden  Werke 
aus  der  älteren  Zeit  zumeist  von  Benutzern  verlangt  werden,  welche  genügende 
Kenntnis  der  Literatur  besitzen  und  nicht  erst  der  Einsicht  in  die  Kataloge 
bedürfen.  Bestimmte,  durch  die  Art  der  hiesigen  Sammlung  bedingte  Gründe 
haben  dann  anstatt  1820  das  Jahr  1815  als  maßgebend  für  die  Teilung  des 
Sachkataloges  wählen  lassen.  —  Des  weiteren  sollen  auch  bei  der  im  Gang 
befindlichen  Etikettierung  der  Bücher  nur  die  seit  1815  erschienenen  Werke 
mit  Individual- Signaturen  versehen  werden;  für  die  älteren  Bestände  wird 
man  dagegen  bei  ihrer  verhältnismäfsig  geringen  Benutzung  von  der  immer- 
hin recht  mühsamen  Arbeit  der  Einzelbezifferung  ganz  absehen  und  sich 
unbedenklich  damit  begnügen  können,  nur  die  den  einzelnen  Abteilungen  der 
Bibliotktk  entsprechenden  Etiketten  ohne  besondere  Numerierung  anzubringen. 
Die  logische  Folge  dieser  verschiedenen  Behandlung  in  der  Etikettierung  ist 
dann  eine  getrennte  Aufstellung  der  älteren  und  der  neueren  Be- 
stände, wie  sie  hier  für  später  geplant  wird.  Letztere  müssen  natürlich  in 
möglichster  Nähe  der  Geschäftsräume  untergebracht  werden,  während  für 
die  ältere  Literatur  dieser  Gesichtspunkt  nicht  von  besonderer  Bedeutung  ist. 
Erleichtert  wird  eine  solche  Mafsregel  dadurch,  dafs  hier  niemand  aul'ser  deu 
Beamten  Zutritt  zu  den  Bücherräumen  hat,  und  dafs  aufserdem  die  hiesigen 
Bestände  nicht  in  systematischer  Ordnung,  sondern  innerhalb  der  wissenschaft- 
lichen Abteilungen  in  alphabetischer  Folge  aufgestellt  sind  und  später  einfach 
nach  dem  Zugang  eingereiht  werden  sollen.  Eine  derartige  Trennung  in  der 
Aufstellung  mag  etwas  revolutionär  anmuten;  immerhin  wird  sie  bei  einer 
Bibliothek,  die  wohl  über  eine  erhebliche  Bändezahl,  aber  nur  über  eine  be- 
schränkte Zahl  von  Unterbeamten  verfügt,  und  bei  der  die  gewünschten  Bücher 
ohne  Vorausbestellung  jederzeit  sofort  herbeigeschafft  werden  müssen,  eine 
wesentliche  Ersparnis  an  Arbeitszeit  und  Arbeitskräften  bedeuten,  und  vor- 

24* 


356  Umschau  und  neue  Nachrichten 

aussichtlich  auch  eine  intensivere  Ausnutzung  des  Büchcrniagazins  ermög- 
lichen —  Gründe  genug,  um  die  kleine  Unannehmlichkeit,  welche  die  geplante 
Trennung  der  Bestände  bei  der  Aufstellung  gelegentlich  herbeiführen  könnte, 
geru  mit  in  den  Kauf  zu  nehmen.  Kunze. 


Magdeburg.  Die  Stadtbibliothek  und  das  Stadtarchiv,  die  sich 
bisher  unter  gemeinsamer  Leitung  befanden,  werden  vom  1.  Oktober  ab 
getrennt  verwaltet  werden.  Das  Stadtarchiv  bleibt  in  den  Händen  des  bis- 
herigen Stadtbibliothekars  und  -Archivars  Dr.  Neubauer,  während  der  zweite 
Bibliothekar  Dr.  Ritter  v.  Vincenti  die  Stadtbibliothek  selbständig  über- 
nimmt. 

Rostock.  Das  im  Zbl.  f.  Bw.  21.  1904.  S.  562 ff.  besprochene  Raten- 
system der  Rostocker  Universitätsbibliothek,  das  die  Büchervermehrungs- 
Angelegenheit  fast  ausschliefslich  den  Universitätsdozenten  überlieft,  ist  jetzt 
durch  eiue  neue  „Ordnung  über  die  Verwaltung  der  ordentlichen  Mittel  der 
Universitätsbibliothek  zu  Rostock"  beseitigt  worden.  Die  am  2.  Juni  1913 
genehmigte  und  am  1.  Juli  1913  in  Kraft  tretende  Ordnung  hat  folgenden 
Wortlaut : 

§  1.  Zum  Ankauf  von  Büchern  für  die  Universitätsbibliothek  ist  jährlich 
die  Summe  von  26  000  M.  ausgesetzt.  Die  übrigen  Ausgaben  für  die  Bibliothek 
bestimmt  der  Universitätsetat. 

§  2.  Die  Universitätsbibliothek  hat  in  erster  Linie  die  Aufgabe,  in 
systematischer  Weise  Hilfsmittel  für  die  wissenschaftliche  Forschungsarbeit 
der  Universitätsangehörigen  zu  sammeln. 

Vor  der  Bestellung  neuerer  Zeitschriften  oder  bändereicher  Werke,  deren 
Erscheinen  sich  durch  eine  längere  Reihe  von  Jahren  hindurchzieht,  ist  es  zu 
prüfen,  ob  dadurch  die  zur  Verfügung  stehenden  Mittel  für  andere  wichtigere 
Werke  nicht  dauernd  übermäfsig  beschränkt  werden. 

Schriften,  welche  nur  Unterhaltung  gewähren,  sollen  für  die  Bibliothek 
überhaupt  nicht  angeschafft  werden. 

§  3.  Ueber  die  Anschaffung  von  Büchern  entscheidet  die  Bibliotheks- 
direktion. 

§  4.  Von  der  zum  Ankauf  von  Büchern  bestimmten  Summe  (§  1)  sollen 
25  000  M.  der  Regel  nach  ungefähr  in  folgender  Weise  auf  die  Wissensgebiete 
der  vier  Fakultäten  verteilt  werden : 

1.  der  theologischen  Fakultät     ....  2000  M. 

2.  der  Juristenfakultät 2  500  „ 

3.  der  medizinischen  Fakultät     ....  4  000  „ 

4.  der  philosophischen  Fakultät      .    .     .  16  500  „ 

25  000  M. 

Ueber  die  Art,  wie  sich  die  der  philosophischen  Fakultät  gebührende 
Summe  auf  die  verschiedenen  Fächer  verteilt,  wird  von  der  Bibliotheksdirektion 
unter  der  Teilnahme  der  philosophischen  Fakultät  ein  Plan  entworfen,  der 
der  Bibliotheksdirektion  im  allgemeinen  als  eiue  Grundlage  für  die  Anschaffung 
von  Büchern  dienen  soll,  und  der  in  Zeiträumen  von  5  zu  5  Jahren  neu  zu 
regeln  ist. 

§  5.  Einen  Anhalt  für  die  Anschaffung  neuer  und  älterer  Literatur  bilden 
die  von  den  Universitätsdozenten  gestellten  Anträge,  die  von  der  Bibliotheks- 
direktion tunlichst  zu  berücksichtigen  sind. 

Die  Dozenten  haben  auf  Ersuchen  der  Bibliotheksdirektion'auch  im  übrigen 
Rat  und  Auskunft  in  dieser  Beziehung  zu  erteilen. 

§  6.  Eine  Summe  von  1000  M.  steht  der  Bibliothekskommission  (§  7) 
oder,  falls  diese  keinen  Gebrauch  davon  macht,  der  Bibliotheksverwaltung 
jährlich  zur  Verfügung  zum  Ankauf  von  Werken,  die  nach  dem  Verteilungs- 
plan des  §  4  nicht  mehr  angeschafft  werden  konnten. 


Umschau  und  neue  Nachrichten  357 

Im  übrigen  bat  die  Bibliothekskommission  die  Aufgabe,  die  Interessen 
der  Universität  bei  der  Bibliotheksverwaltung  zu  vertreten,  insbesondere 
Klagen  der  Dozenten  über  Vernachlässigung  von  Wissensgebieten  durch  die 
Bibliotheks  Verwaltung  entgegenzunehmen. 

§  7.  Die  Bibliothekskommission  besteht  aus  dem  Bibliotheksdirektor,  aus 
je  einem  Mitgliede  der  theologischen,  juristischen  und  medizinischen  Fakultät 
und  aus  zwei  Mitgliedern  der  philosophischen  Fakultät, 

Die  Fakultätsmitglieder  werden  von  dem  Konzil  auf  die  Dauer  von 
5  Jahren  gewählt. 

Den  Vorsitz  in  der  Kommission  hat  der  Bibliotheksdirektor. 

Die  Kommission  ist  beschlufsfähig,  wenn  der  Vorsitzende  und  mindestens 
3  Mitglieder  anwesend  sind,  und  fafst  ihre  Beschlüsse  nach  Stimmenmehrheit. 

An  den  Sitzungen  soll  in  der  Regel  auch  der  Oberbibliothekar  mit 
beratender  Stimme  teilnehmen. 

§  8.  Der  Bibliotheksdirektor  ist  befugt,  Doppelexemplare  im  Besitz  der 
Bibliothek  zu  verkaufen.  Handelt  es  sich  um  wertvollere  oder  seltene 
Exemplare,  so  ist  hierzu  die  Zustimmung  des  Grofsherzoglichen  Ministeriums, 
Abteilung  für  Unterrichtsangelegenheiten,  nötig. 

§  9.  Die  Ersparungen,  welche  an  der  im  §  1  genannten  Summe  in  einem 
Rechnungsjahr  gemacht  werden,  werden  der  Summe  des  folgenden  Jahres  zu- 
geschrieben, die  Ueberschreitangen  dagegen  ihr  abgezogen. 

§  10.  Abänderungen  und  Ergänzungen  dieser  Ordnung  können  mit  der 
Genehmigung  des  Grofsherzoglichen  Ministeriums,  Abteilung  für  Unterrichts- 
angelegenheiten, vorgenommen  werden. 

§  11.  Diese  Bestimmungen  treten  am  1.  Juli  1913  an  Stelle  der  Be- 
stimmungen vom  1.  Juni  1904. 

Hierzu  mögen  noch  ein  paar  Bemerkungen  gestattet  sein: 
Zu  §  1 :  In  der  Summe  von  26000  M.  sind  nicht  eingeschlossen  1.  200  M. 
für  niederdeutsche  Literatur,  2.  25i>  M.  für  Zeitungen,  3.  ca.  60  M.  aus  dem 
Kämmererschen  Legat,  4.  ca.  300  M.  aus  der  Gebührenkasse,  5.  ca.  5000  M. 
Bindekosten.  Der  gesamte  regelmäfsige  Büchervermehrungsetat  würde  sich 
also  belaufen  auf  etwa  32  000  M. 

Zu  §  4:  Für  das  erste  Jahrfünft  ist  folgender  Verteilungsplan  der  philo- 
sophischen Rate  aufgestellt  worden: 

1.  Alte  Philologie  und  Archaeologie      , 1500  M. 

2.  Deutsche,  englische,  romanische  Philologie    ...  1 500  „ 

3.  Vergleichende  Sprachwissenschaft  und  Orientalia  .  1  250  „ 

4.  Geschichte  (einschl.  politische  Geographie)   ...  2  000  „ 

5.  Philosophie  und  Paedagogik 750  „ 

6.  Mathematik,  Physik,  Chemie,  Technologie     .     .     .  2uoo  „ 

7.  Zoologie,  Botanik,  Geologie  u.  physikalische  Geo- 
graphie, sowie  allgemein  Naturwissenschaftliches  .  3  750  „ 

8.  Staatswissenschaft  (einschl.  Landwirtschaft  usw.)  .  1  250  „ 

9.  Kunstwissenschaft 500  „ 

10.  Mecklenburgica 250    „ 

11.  Sonstiges  u.  Allgemeines 1750    „ 

10  500  M. 
Eine   Leihgebühr  ist  bisher  in   Rostock    noch   nicht   eingeführt   worden. 
Bei  dem   gegenwärtigen  Besuch  der  Universität  würde  ihre  Einführung  die 
Bibliothekmittel  noch  um  ca.  5000— 6U00  M.  erhöhen  können. 

G.  Kohfeldt. 

Ungarn.  Der  Jahresbericht  der  Budapester  Stadtbibliothek  wieder- 
holt in  lebhaften  Worten  die  Klagen  über  die  Raumverhältnisse,  die  schon  im 
frühereu  Berichtsjahre  jeder  Verbesserung  des  Dienstes  oder  gar  Erweiterung 
der  Leistungen  absolut  hindernd  im  Wege  standen.  Der  ganze  Ausleihdienst 
mul's   im  Magazin   abgewickelt  werden,    das  sich   im  Winter  oft  nicht   über 


358  Umschau  und  nene  Nachrichten 

11  — 13*  R.  erheizen  läfst;  daselbst  arbeiten  weitere  sechs  Beamte;  die  nach 
dem  Direktor  ranghöcbsten  zwei  Beamten  haben  mit  einem  dritten  einen  Raum 
inne,  iu  dem  23  in3  Luftraum  auf  einen  entfallen,  während  in  Zuchthäusern 
25  m3  das  vorgeschriebene  Minimum  beträgt  usw.  Sollte  diesen  Zuständen 
vor  Eintiitt  der  nenen  Heizperiode  nicht  abgeholfen  werden,  so  kündigt  der 
Direktor  Dr.  Szabö  an,  dal's  er  jede  weitere  Verantwortung  abiebne  und  nötigen- 
falls von  der  Leitung  zurücktrete. !)  —  Dabei  hätten  die  Vermehrung  der  Zahl 
der  Beamten  und  die  Verbesserung  der  Gehaltsverhältnisse,  sowie  die  nicht 
unerhebliche  Erhöhung  des  Gesamtvoranschlages  von  96  000  Kr.  auf  142  000  Kr. 
eine  Steigerung  der  Leistungen  wohl  ermöglicht.  Es  mufste  aber  jede  ver- 
fügbare Energie  darauf  verwendet  werden,  zu  verhindern,  dafs  die  durch  viele 
Jahre  mit  Mühe  und  Sorgfalt  aufgebaute  Organisation  ans  den  Fugen  gehe. 
Immerhin  ist  eine  bedeutende  Steigerung  des  Zuwachses  zu  verzeichnen. 
Angemessen  der  Erhöhung  des  Anschaffungskredits  um  5000  Kr.  auf  33  000  Kr. 
stieg  die  Zahl  der  Neuerwerbungen  von  8S67  auf  10  336;  dazu  sind  noch  zu 
zählen  5462  Stück  aus  früheren  Käufen,  die  erst  jetzt  (und  dazu  in  einem 
Raum  ohne  natürliche  Beleuchtung)  aufgearbeitet  werden  konnten.  Von  be- 
deutenderen Anschaffungen  sind  zu  erwähnen:  Die  4Ser  Sammlung  des 
7  Reichstagsabgeordneten  Ludwig  Hentaller  um  5000  Kr.,  darin  einige  selbst 
iu  der  Nationalbibliothek  fehlende  Stücke;  eine  Anzahl  kulturhistorischer  und 
auf  die  Frauenfrage  bezüglicher  "Werke  aus  dem  Nachlasse  Gustav  Emichs 
(20no  Kr.);  56  Utopien  aus  dem  Hevesischen  Nachlafs.  Die  Sammlung 
ungarischer  politischer  Flugschriften  wurde  um  932  Stück  vermehrt;  die 
Sammlung  der  Budapestiniensia  um  457  Werke  in  977  Stücken.  —  Nach 
Sprachen  gesondert  entfallen  5763  Stück  auf  Ungarisch,  307S  auf  Deutsch, 
1622  auf  Englisch,  1 1  ST  auf  Französisch  usw.  —  Hingegen  war  es  bei  den 
obwaltenden  Raumverhältnissen,  bei  einem  Lese„saal",  der  42  m2  miist  und 
als  Durchgang  für  das  gesamte  Personal  dient,  bei  dem  Umstand,  dafs  die 
Räume  abends  nicht  benutzbar  sind,  nicht  möglich,  die  Benutzungsziffern 
wesentlich  zu  steigern.  Es  wurden  insgesamt  21  000  Bände  ausgegeben  (aufser 
der  Handbibliothek  im  Lesesaal  und  den  Zeitschriften).  —  Kataloge  konnten, 
aufser  den  kleinen  Verzeichnissen  aktueller  Literatur,  nicht  herausgegeben 
werden.  Von  dieser  Sammlung  sind  14  weitere  Nummern  erschienen,  darunter 
die  Balkan  frage  in  zwei  Auflagen.  Von  den  „Veröffentlichungen"  sind 
zwei  Hefte  erschienen,  die  Einleitungen  und  die  Klassen  0  —  Z  der  u in- 
gearbeiten Dezimalklassifikation  enthaltend,  zu  der  überzugehen  die  Bibliotheks- 
ieitnng  beschlossen  hat.  Das  „Bulletin"  erschien  in  einer  Auflage  von  1100 
und  brachte  ca.  3200  ausgewählte  Titel  aus  den  Neuanschaffungen.  Die  Vor- 
bereitungen des  Neubaues  gelangten  auf  einen  toten  Punkt;  der  von  der  Stadt- 
verordnetenversammlung bewilligte  Baugrund  wurde  von  der  Kommission  für 
öffentliche  Bauten  verweigert;  nun  wird  nach  einem  andern  Grund  gefahndet. 
Dasselbe  Schicksal  widerfuhr  dem  Bauplane  der  ersten  Zweigbibliothek.  Für 
eine  weitere  Zweigstelle  spendete  der  Architekt,  Hofrat  Albert  v.  Körössy, 
50  000  Kr.    Lauter  Anfänge,  nichts  Fertiges. 


Schweiz.  Der  Jahresbericht  der  Landesbibliothek  zu  Bern  teilt  das 
Wesentliche  über  die  Beschlüsse  mit,  die  Nationalrat  und  Ständerat  für  die 
Reorganisation  der  Bibliothek  gefafst  haben.  Das  Gesetz  ist  1912  bereits  in 
Kratt  getreten.  An  Stelle  der  bisherigen  Bibliothekskommission,  deren  Mit- 
glieder ausnahmslos  in  Bern  ansässig  waren  und  in  deren  Händen  die  eigent- 
liche Leitung  der  Anstalt  lag,  ist  eine  neue  Kommission  von  neun  Mitgliedern 
getreten,  in  der  sowohl  die  verschiedenen  Landesteile  wie  die  drei  Landes- 
sprachen angemessen  vertreten  sein  müssen.  Der  eigeniliche-Leiter  ist  jetzt 
der  Direktor  der  Bibliothek  geworden.     Während  die  Kommission  nur  noch 


i)  Der  Bericht  hat  seither  allerdings  bewirkt,  dafs  der  Bibliothek  auf  An- 
ordnung des  Bürgermeisters  Dr.  Bärczy  die  Räume  einer  im  Sommer  freiwerdenden 
Schule  überwiesen  und  für  dereD  Umgestaltung  42000  Kr.  bewilligt  werden. 


Umschau  und  neue  Nachrichten  359 

die  Legislative  darstellt,  vertritt  er  die  Exekutive  und  ihm  ist  das  übrige 
Personal  beigegeben.  Er  ist  in  die  erste  Besoldungsklasse  vorgerückt,  ent- 
sprechend sind  auch  die  übrigen  Dienststellen  aufgebessert,  so  dafs  sie  jetzt 
mit  den  Beamten  anderer  eidgenössischer  Anstalten  auf  gleiche  »Stufe  gestellt 
sind.  —  Durch  das  frühere  Statut  war  bestimmt  worden,  dafs  die  Landes- 
bibliothek Bern  die  Sammelstättte  für  die  Helvetica  seit  1S4S  sein  solle, 
während  die  früheren  Helvetica  von  der  Bürgerbibliothek  Luzern  zu  sammeln 
waren,  die  dafür  eine  Bundessubvention  erhielt.  Es  war  nun  der  Wunsch 
laut  geworden,  es  möchten  beide  Sammlungen  in  Bern  vereinigt  werden:  das 
ist  an  den  Eigentumsrechten  Luzerns  gescheitert.  Dafür  hat  nun  das  neue 
Statut  die  Aufgabe  Berns  dahin  erweitert,  dafs  die  Landesbibliothek  nicht 
mehr  ausschliefslich,  sonderu  vorzugsweise  die  Helvetica  von  1S4S  an  sammeln 
solle,  so  dafs  sie  künftig  freier,  je  nach  Gelegenheit  und  Mitteln,  aneh  die 
älteren  Helvetica  vervollständigen  kann.  Aufserdem  ist  die  Herstellung  eines 
gemeinsamen  Katalogs  der  Helvetica  beider  Bibliotheken  in  Aussicht  genommen. 
Schwierigkeiten  verursachte  der  Plan  eines  schweizerischen  Gesamtkatalogs. 
Der  Bundesrat  wollte  diesen  Plan  nicht  rundweg  ablehnen,  da  die  Bibliotheks- 
kommission sich  dafür  ausgesprochen  hatte,  ermangelte  aber  der  Organe,  durch 
die  er  sich  mit  der  Frage  hätte  befassen  können.  Es  wurde  deshalb  in  das 
neue  Statut  eine  Bestimmung  eingefügt,  die  dem  Bundesrate  das  Recht  wahrte, 
der  Landesbibliothek  derartige  bibliographische  Aufgaben  übertragen  zu  können. 
Endlich  sei  noch  darauf  hingewiesen ,  dafs  durch  das  neue  Statut  zu  der 
zweifachen  Aufgabe,  die  Helvetica  zu  sammeln  und  sie  den  Benutzern  zur 
Verfügung  zu  stellen,  als  dritte  hinzugekommen  ist,  die  Bestände  auch  zu 
erhalten.  Gewifs  hat  man  die  letztere  Tätigkeit  schon  früher  nicht  anfser  Acht 
gelassen;  dadurch  aber,  dafs  der  Gesetzgeber  sie  ausdrücklich  vorschrieb,  hat 
er  deutlicher  als  bisher  den  wissenschaftlichen  Charakter  der  Bibliothek  her- 
vorgehoben und  damit  betont,  dafs  ihre  Druckwerke  nicht  nur  der  heutigen 
Generation  zur  Lektüre  dienen,  sondern  auch  für  die  Nachkommen  bewahrt 
werden  sollen.  „ Diese  Bestimmung  wird  je  nach  Bedürfnis  die  gesetzliche 
Grundlage  für  eine  strengere  Regelung  des  Ausleihedienstes  abgeben."  Die 
mitgeteilten  Aenderungen  der  Organisation  erheischten  natürlich  eine  breitere 
finanzielle  Grundlage.  Der  Bundesratsbeschlufs  von  1894  setzte  die  Ausgaben 
für  Besoldungen  auf  14  000  Fr.,  die  für  Anschaffungen,  Buchbinderarbeiten, 
Bureaukosten,  dazu  den  Beitrag  an  die  Bürgerbibliothek  Luzern  auf  15  000  Fr. 
fest,  was  längst  unzureichend  war  und  immer  wieder  zur  Bewilligung  aufser- 
ordentlicher  Kredite  nötigte,  die  schlielslich  beinahe  die  doppelte  Höhe  der 
ordentlichen  erreichten.  Das  neue  Statut  macht  dem  ein  Ende,  indem  es  vor- 
schreibt, dafs  der  Kredit  jährlich  durch  das  eidgenössische  Budget,  d.  h. 
gemäfs  dem  jeweiligen  Bedürfnis  festzusetzen  sei.  Gleichzeitig  wird  der  Bei- 
trag au  die  Bibliothek  zu  Luzern  von  SOuO  Fr.  auf  12000  Fr.  erhöht,  aber 
nicht  mehr  von  der  Landesbibliothek,  sondern  von  der  Bundeskasse  getragen. 
Die  Erwerbungen  der  Bürgerbibliothek  Luzern  sollen  dieser  gehören,  aber 
unter  dem  Vorbehalt,  dafs  sie  den  gesetzlichen  Bestimmungen  über  öffent- 
liches Stiftungsgut  unterliegen. 

Die  Bibliotheque  publique  et  universitäre  zu  Genf  hatte  im  Berichts- 
jahre 1912  umfangreiche  Umzugsarbeiten  auszuführen.  Die  bisher  von  dem 
Museum  der  Altertümer  innegehabten  Räume,  der  Südflügel  des  Unter- 
geschosses des  Bibliotheksgebäudes,  wurden  von  dem  Museum  geräumt 
und  durch  Aufstellung  von  eisernen  Reposituren  nach  dem  System  Bürgin 
(Basel)  für  Magazinzwecke  eingerichtet.  In  diesem  neuen  Magazin  fanden 
looooo  Bände  Aufstellung.  Der  Umzug  wurde  ausgeführt  vom  25.  März  bis 
zum  14.  April  und  wieder  vom  26.  August  zum  14.  September.  Gleichzeitig 
wurde  eine  Aenderung  der  Aufstellungsnorm  vorgenommen.  Für  die  neuen 
Erwerbungen  wurde,  um  Platz  und  Arbeit  zu  sparen,  mit  der  bisherigen 
systematischen  Aufstellung  gebrochen.  Der  Ilauptteil  des  bisherigen,  systematisch 
aufgestellten  Bestandes  befindet  sich  nun  in  dem  neuen  Magazin.  In  den  alten 
Räumen  verblieben  sind  die  Zeitschriften,  die  Universitätsschriften,  die  Werke 


360  Umschau  und  neue  Nachrichtan 

grolsen  Formats,  dazn  solche  Abteilungen,  bei  denen  mit  besonders  starker 
Benutzung  zu  rechnen  ist,  z.  ß.  Genfer  Stadtgeschichte.  Dazu  kommen  die 
neuen  Zugänge;  bei  diesen  erfolgt  die  Aufstellung  „en  tenant  compte  uni- 
quement  du  format".  Bedeutungsvoll  für  die  Bibliothek  war  die  Versteigerung 
der  an  Genfer  Drucken  reichen  Bibliothek  Ernest  Stroehlin  in  Paris.  Sonder- 
bewilligungen ermöglichten  es  der  Verwaltung  für  24  875  Fr.  für  Genf  wichtige 
Drucke  zu  erstehen,  zwei  Genfer  Inkunabeln  von  1481  und  1495  und  eine 
gröfsere  Zahl  von  Genfer  Einblattdrucken  der  Reformationszeit,  darunter 
mehrere  Unica,  im  ganzen  197  Werke.  Unter  den  erworbenen  Handschriften 
ragt  ein  Missale  mit  Miniaturen  hervor,  das  aus  dem  fünfzehnten  Jahrhundert 
stammt  und  ehemals  der  Abtei  St.  Viktor  zu  Genf  gehört  hat.  Die  Biblio- 
thek wurde  durch  eine  Notiz  von  Leidinger- München  darauf  aufmerksam 
und  konnte  es  für  24  200  M.  in  der  Versteigerung  Otto  Wefsner- München 
erwerben. 

Nach  dem  Jahresberichte  der  Stadtbibliothek  Zürich  für  1912  ist  die 
Frage  der  Zentralbibliothek  im  abgelaufenen  Jahre  etwas  gefördert  worden. 
Im  Juli  wurde  das  revidierte  Projekt  samt  Kostenvoranschlag  von  der 
Kantonalen  Baudirektiou  der  Erziehungsdirektion  des  Kantons  zur  weiteren 
Behandlung  übermittelt.  Diese  legte  es  zunächst  der  von  Kanton  und  Stadt 
gemeinsam  bestellten  Baukommission  vor,  die  es  ihrerseits  genehmigte.  Da- 
mit ist  das  Projekt  nun  in  die  Reihe  der  vom  Kanton  demnächst  zu  errichtenden 
Bauten  eingetreten,  die  Kosten  werden  für  den  Kanton  425  000  Fr.,  für  die 
Stadt  225  000  Fr.  betragen.  Die  Gesamtkosten  dürften  1  GOOOno  Fr.  ausmachen, 
es  sind  aber  mehr  als  dreiviertel  Millionen  durch  freiwillige  Beiträge  aufgebracht 
worden. 

England.  Der  Jahresbericht  der  Bodleianischen  Bibliothek  zu  Oxford 
weist  einen  Zugang  von  bisher  nicht  erreichter  Höhe  auf,  82  704  items  (gegen 
73963  in  1911),  wovon  1662S  durch  Geschenk  oder  Tausch,  57209  als  Pflicht- 
exemplare, 7333  durch  Kauf  aus  der  neu  erschienenen  Literatur,  1534  Anti- 
quaria. Von  den  Erwerbungen  der  Handschriftensammlung  sei  erwähnt,  dafs 
die  seit  1SS5  als  Depositum  in  der  Bibliothek  befindliche  AutographensammliiDg 
des  Herzogs  von  Albany  in  das  Eigentum  der  Bibliothek  überging.  Durch 
ein  Geldgeschenk  von  Gönnern  und  Sonderbewilligungen  der  Colleges  wurde 
es  der  Bibliothek  ermöglicht,  zusammen  mit  dem  Britischen  Museum  aus  Privat- 
besitz in  Belgien  vierzig  Briefe  des  Erasmus  zu  kaufen,  freilich  dreiunddreifsig 
für  das  Museum,  nur  sieben  für  die  Bodleiaua.  Durch  Kauf  erworben  wurden 
weiter  elf  englische  und  elf  arabische  Handschriften.  Die  Druckschriften- 
sammlung  erhielt  einen  Zuwachs  von  4S7  Bänden  durch  das  Testament  des 
1912  gestorbeneu  Chefbibliothekars  E.  W.  B.  Nicholson,  sowie  als  Geschenk 
vou  Paget  Toynbee  dessen  Boccaccio-  und  Petrarca-Sammlung  mit  343  Bänden 
Druckschriften  und  IS  Handschriften.  Weitere  397  Bände,  meist  spauische 
Literatur,  schenkte  F.  C.  Convbeare  und  HS  spanische  Novellen  der  frühere 
Kurator  der  Bibliothek  Ingram  Bywater.  Unter  den  antiquarischen  Käufen 
findet  sich  diesmal  keine  Inkunabel  und  auch  aus  dem  sechzehnten  Jahrhundert 
sind  nur  fünf  Erwerbungen  angeführt.  Die  Handschriftenkatalogisiernng  wurde 
in  allen  Abteiinngen  fortgeführt,  besonders  arbeitete  Margoliouth  an  dem  neuen 
Verzeichnis  der  arabischen  Handschriften,  Bullock  am  Subject  Index  der 
chinesischen  Handschriften  und  Bücher.  Was  Gebäude  und  Einrichtung  be- 
trifft, so  waren  allerhand  Arbeiten  vorzunehmen.  Die  Heizungsrübren  des 
alten  Lesesaals  mufsten  teilweise  ausgewechselt  werden,  der  „Underground 
bookstore"  erhielt  rollende  Gestelle  für  über  120  0U0  Bände  und  konnte  am 
27.  November  1912  eröffnet  werden.  Für  die  Studierenden  der  Musik  wurde 
ein  besonderer  Arbeitsraum  eingerichtet,  die  Arbeiten  waren  am  Schlüsse  des 
Berichtsjahres  noch  nicht  beendet.  Das  Ausscheiden  und  den  Tod  des  Chef- 
bibliothekars Nicholson  und  seine  Ersetzung  durch  Falconer  Madan  haben  wir 
schon  früher  gemeldet.  Vom  Stafi'kalendar  der  Bibliothek  hat  eine  neue  Serie 
unter  dem  Titel  Statt'  Manual  begonnen. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen       361 

Russland.  Der  Zuwachs  der  gräflich  Krasinskischen  Bibliothek  in 
Warschau  betrug  im  Jahre  1911  etwa  4000  „Nrn";  davon  waren  Druck- 
schriften gegen  3200  Nrn,  Handschriften  75  Nrn,  der  Rest  Karten,  Stiche, 
Gemälde,  Photographien  usw.  Durch  Tausch  wurden  zahlreiche  Werke  vom 
Czartoryskischen  Museum  in  Krakau  (2ü;>  Nrn),  ferner  von  Bibliotheken  in 
Warschau,  Lublin  und  Radziejowice  erworben.  Durch  Kauf  erworben  wurden 
die  Bibliotheken  des  f  Herrn  J.  Lubecki,  (gegen  1200  Nrn,  meist  Sitten- 
geschichte), die  mehrere  Hundert  Bde  zählende  Bibliothek  des  f  Obersten 
Tnrowski  (Geschichte  des  polnischen  Heeres),  sowie  eine  wertvolle  Sammlung 
von  Broschüren  und  Flugschriften  aus  dem  18.  Jahrh.  (gegen  250  Nrn).  Die 
Handschrifteiiabteilung  erhielt  von  den  Familien  Swietorzecki  und  Milwid 
wichtige  Materialien  zur  inneren  Geschichte  Litauens  geschenkt.  Unter  den 
neuerworbenen  Handschriften  steht  an  erster  Stelle  das  von  den  Nachkommen 
des  Kastellans  Dembowski  der  Bibliothek  verkaufte  Archiv  Dembowskis.  Es 
enthält  u.  a.  die  Korrespondenz  Leo  Dembowskis,  ein  Konzeptbuch  des  Schatz- 
meisters Sedlnicki  und  zwei  Foliobde  mit  Dokumenten  über  den  Minister 
Grafen  Stan.  Grabowski.  Endlich  ist  eine  aus  dem  Ende  des  Ifi.  und  Anfang 
des  17.  Jahrh.  stammende  Sammlung  von  Materialien  zur  polnischen  Güter- 
geschichte zu  nennen.  Sie  enthält  Materialien  über  Güter  der  Familien  Kiszka, 
Sapieha  und  Radziwill  in  Litauen  und  Podlachien.  W.  Christiani. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen.1) 

Zusammengestellt  von  Adalbert  Hortzschansky. 

Allgemeine  Schriften. 
La  Bibliofilia.     Rivista  dell'  arte  antica  in  libri,  stampe,  manoscritti,  auto- 

grafi   e  legature,    diretta  da  Leo  S.  Olschki.     Anno  15.    1913  14.    Disp. 

1.  Aprile.     Firenze:  L.  S.  Olschki  1913.   4".     Jg.  (12  Disp.)  Italien  25  L., 

Ausland  30  Frcs. 
Le  Bibliographe  Moderne.    Courrier  international   des   archives  et  des  bi- 

bliotheques.  publ.  sous  la  direction  de   M.  Henri  Stein.     Ann.  16.    1912 

—1913.    Janvier— Juin.   Paris:  A.  Picard  (1913.)   Doppel-Jahrgang  (0  Nrn) 

10  Fr.,  Ausland  12,50  Fr. 
Bibliographie  des  Bibliotheks-  und  Buchwesens   bearbeitet  von  Adalbert 

Hortzschansky.    Jg.  9.    1912.    Leipzig:  Otto  Harrassowitz  1913.    V,  150  S. 

7  M.  =  42.  Beiheft  zum  Zentralblatt  für  Bibliothekswesen. 
Oesterreichische    und    ungarische    Bibliographie    des    Bibliothekswesens. 

1912-13.    I.    Oesterr.  Zeitschrift  f.  Bw.    1.    1913.    Anhang. 
Molsdorf,  Wilhelm.    Das  Schrift-,  Buch-  und  Bibliothekswesen  in  Schlesien. 

Schlesische  Landeskunde  2.    1913.   S.  227—246  ni.  Abb.  19-21  u.  Taf.  32 

—39. 
Rivista  delle  biblioteche  e  degli  archivi.    Periodico  di  biblioteconomia  e  di 

bibliografia,  di  paleografia  e  di  archivistica  diretto  dal  dott.  Guido  Biagi. 

Anno   24.    Vol.  24.     Nr  1,2.     Gennaio  —  Febbraio  1913.     Firenze:    L.  S. 

Olschki  1913.    Jg.  (12  Nrn)  12  L.,  Ausland  15  L. 
Oesterreichische  Zeitschrift  für  Bibliothekswesen.  III.  Folge  der  Mitteilungen 

des   Oesterreichischen   Vereines   für   Bibliothekswesen.     Jg.    1.     (Ganze 

Reihe  17.)    H.  1.    März  1913.    (Red.:  Friedrich  Arnold  Mayer.)    Wien  u. 

Leipzig:  W.  Braumüller  1913.    Jg.  (4  Hefte)  ti  M. 

Bibliothekswesen   im  allgemeinen. 
Bacon,  Corinne.     „What  the  public  wants".    Libr.  Journal  38.    1913.    S.  251 
—255. 

I)  Die  an  die  Redaktion  eingesandten  Schriften  sind  mit  *  bezeichnet. 


362        Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

*Nederlandsehe  Bibli  otheekgids.    Sainengesteld  door  het  bestnur.    Utrecht. 

A.  Oosthoek  1913.    88  S.     Uitgave  van  de  nederlandsche  vereeniging  van 

bibliothecarissen  en  bibliotheek-anibtenaren  Nr  1. 
Die  österreichischen  Bibliotheken  im  Yerwaltungsjahre  1911 — 12.     Oesterr. 

Zeitschrift  f.  Bw.  1.    1913.    S.  S— 10. 
Bliss,   Henry  E.    Accession   records   econoniized   and   systematized.     Libr. 

Journal  3S.     1913.     S.  255 — 2fi3  in.  6  Abb. 
Bowerman,  George  F.    The  public  librarv  an  iuvestment— Not  an  expcnse. 

Public  Libraries  18.     1913.    S.  1S2— 186. 
Bowerman,  George  F.    Co-operation   between   the  library  and   the    book 

störe.     Publishers'  Weekly  83.     1913.    S.  1764— 17"  1. 
Bowerman,  George  F.    Co-operation   between   the   library  and  the  book 

störe.    Libr.  Journal  3b.     1913.     S.  324—331. 
Offener  Brief  an  Herrn  Walter  Hofinann.    (Abwehr  seiner  Angriffe  in  Fragen 

des  Volksbibliothekswesens.)    (0.  0.:  1913).     2  Bl. 
B  Uhr  er,    K.  W.     Bibliotheken -Verzeichnis    de.r    325   Grofs- Bibliotheken   der 

Erde  (mit  mehr  als  loOOOO  Bänden.)    München,  Ansbach:   Seybold  1912. 

26  S.     (Schriften  über  .Die  Brücke"  33.) 
Biihrer,    K.  W.,    und   Ad.  Saager.     Die    Welt -Registratur.      Das   Melvil- 

Deweysche  Dezimal -System.    München,  Ansbach:    Seybold  1912.    40  S. 

(Schriften  über  „Die  Brücke"   18.) 
Clarke,  Archibald  L.     Arrangement   of  place-name  entries  in  subjeet  cata- 

logues,  indexes,  and  directories.  Libr.  Assoc.  Record  15.  1913.  S.  270 — 281. 
Esselborn,  Karl.    Ein  Wort  zur  Pflichtexemplarfrage.    Zentralblatt  30.   1913. 

S.  263—268. 
Fry,  W.  Geo.     Practical   professional   education.    A   summary  &  notes   on 

staff  exchanges.     Libr.  World  15.     1912  13.     S.  322— 327. 
Füohsel,   Hans.    Wie   benutzt   man    die    Universitätsbibliothek?    Ein  Weg- 
weiser für  ihre  Besucher.    2  Aufl.    Leipzig:  Wiegandt  1913.    46  S.    0,50  M. 
Glauning,  O.    Aus   Süddeutschland.     Münchener  Brief.     Oesterr.  Zeitschrift 

f.  Bw.  1.    1913.    S.  41—54. 
*Graesel,  Arnim.     Führer  für  Bibliotheksbenutzer  m.  e.  Zusammenstellung 

bibliographischer  u.   enzyklopädischer  Hilfsmittel,   sowie   e.  Verzeichnis 

wissenschaftlicher  Bibliotheken.     2.,   völlig  nmgearb.   u.   verm.   Auflage. 

Leipzig:  S.  Hirzel  1913.     XII,  2<>6  S.     Geb.  6  M. 
lies.  George.    A  burean  of  review.     Libr.  Jonmal  38.     1913.    S.  319—  324. 
*K atalog    over    erhverrelser    af   nyere    udenlandsk    litteratur   ved    statens 

offentlige   biblioteker.     Udgiv.    af  det   Kongelige   Bibliotek  ved   Sigfüs 

Blöndal.    1912.    Kobenhavn  1913:  Graebe.     399  S. 
Klo os,  L.  C.     De  „Regeis  voor  den   alfabetischeu  Katalogus".    Maaudblad 

voor  bibliotheekwezen  1.     1913.     S.  104—110. 
Kotula,    Rudolf.      Polnisches    Bibliothekswesen    in    Oesterreich.      Oesterr. 

Zeitschrift  f.  Bw.  1.     1913.    S.  18— 31. 
Kr(nitwagen,  B  .     Pater   J.    Van    den   Gheyn,   S.  J.    Het  Boek  2.     1913. 

S.  193—196. 
Mendenhall,   Ida  M.     Training  in  use   of  books.    Libr.  Journal  38.     1913. 

S.  189-192. 
Moody,  Katharine  Twining.    Librarv  Reports  froin  a  frivolous  poiut  of  view. 

Libr.  Journal  38.    1913.    S.  203— 267. 
Mortet,   Ch.     Allocution    (dans    Tassemblee.    generale    de    Tassociation    des 

bibliothöcaires   fraccais   de  1913.)    Bulletin   de    Tassociation   des   biblio- 

thecaires  francais  7.     1913.     S.  26—30. 
*Otten,    Bennata.     Bibliothekstechnischer  Ratgeber  für  Volksbibliotheken, 

Lesehallen  und  verwandte  Büchereien  mit  Bibliographie  der  Fachliteratur 

von  1900—1912.     Leipzig:  0.  Harrassowitz  1913.     132  S,  1  Taf.     2,40  M. 

=  Blätter  f.  Volksbibl.  u.  Lesehallen  Ergänzungsh.  3. 
Pfeiffer,  Friedrich  Wilhelm,     Das  materielle  Recht  der  Pflichtexemplare  in 

Deutschland.    Eine  historisch -dogmatische   Untersuchung.    München:  M. 

Rieger  1913.    47  S.     1,20  M. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen       363 

Poelchau,    Karl.      Volksbibliotheken.      Die    populären    Bibliotheken    des 

deutschen  Sprachgebietes  im  Sommer  1912.    Literaturübersicht.     Oesterr. 

Zeitschr.  f.  Bw.  1.     1913.     S.  73-79. 
Reiche,  Paul.     Deutsches    Reich.    Aus   Norddeutschland.     Berliner   Brief. 

Oesterr.  Zeitschrift  f.  Bw.  1.     1913.     S.  35—41. 
Richardson,    Ernest    Cushing.      Classification,     theoretical    and    practical; 

together  with  an  appendix  containing  an  essay  towards  a  bibliographical 

history  of  System  of  Classification.    New  York:  Scribner  1912.  XVI,  154  S. 
*Sayers,  W.  C.  Berwick.     A  short   course   in   practical   Classification   with 

special  reference  to  the  deciinal  and  subject  Scheines.     London:   Library 

Association  1913.     48  S.     1  Sh.     Ans:  Library  Association  Record. 
*Schanmann,    Georg.      Om    förvaltningen    af    offentliga    forskarbibliotek. 

Helsingfors  1913:    Frenckel.     78  S. 
*Schauinann,  Georg.    Strüftag  i  utländska  bibliotek.     (Berlin,   Königliche; 

Venedig,    San    Marco;    Paris,    Nationale;    London,    British    Museum.) 

Helsingfors:  Frenckel  1913.    40  S.,  13  Abb. 
(Schwenke,  P.)    Die  14.  Bibliothekar  Versammlung  in  Mainz  am  15. — 16.  Mai. 

Vorbericht.    Zentralblatt  30.    1913.    S.  268— 270. 
Shuman,  Edwin  L.    The  librarian  and  the  public  taste.    Public  Libraries  1^. 

1913.     S.  179-182.  223— 227.     (Schlufs  folgt.) 
Statistica  delle  opere  date  in  lettura  e  dei  lettori  nelle  biblioteche  pubbliche 

governative  durante  l'anno   1911.     Bollettino  ufficiale  del  ministero  del- 

l'istruzione  pnbblica  40.    1913.    Vol.  1.    S.  1444—1450. 
Thompson,    C.    Seymonr.      The    dividend    paying    public    library.      Libr. 

Journal  38.     1913.     S.  315—319. 
Walter,  Frank  K.    Specialization  among  library  schools.    Public  Libraries  18. 

1913.     S.  227—229. 
Webb,  Arthur.     Prints  in  public  libraries.    The  Librarian  3.     1913.     S.  402 

— 406.    (Wird  fortges.) 
What  the  A.  L.  A.  might  take  up.     Public  Libraries  18.    1913.    S.  243—249. 
Willcox,  F.  W.,  and  H.  C.  Wheat.    Modern   methods  of  indirect  lightiDg. 

(Schlufs.)     Librarian  3.     1913      S.  407—410. 
Wolter,  E.    Russische  Bibliotheken.    St.  Petersburger  Brief.    III.  Rufslands 

Universitätsbibliotheken  bis  1910/11.    Oesterr.  Zeitschrift  f.  Bw.  1.     1913. 

S.  03—70. 
League  of  library  commissions.    Year  book  1912.     Comp,  by  Zaidee  Brown. 

Boston:  Boston  League  of  Libr.  Coms.  1913.     37  S. 

Einzelne  Bibliotheken. 
Berlin.    Cliaiue,  M.    Inventaire  sommaire  des  manuscrits  ethiopiens  de  Berlin 
acquis  depuis  1S78.    Paris:  Picard  1912.     24  S.    Aus:  Revue  de  l'Orient 
chrctien  17.     1912. 

—  Verzeichnis  der  in  der  Bücherei  des  KM  (Kriegsministeriums)  vorhandenen 

Werke.    Nachtr.  10.    (Berlin:  1912/13.)    22  S.     4°. 

—  Neufeld.  Martin  W.    Von  technischen  Büchereien  und  ihren  Hilfsmitteln.  1. 

Die  Bibliothek  des  Kaiserl.  Patentamts  zu  Berlin  und  ihr  Verzeichnis. 
Berlin:  M.  Krayn  1913.  4  S.  4n.  Aus:  Zeitschrift  des  Verbandes  Deutscher 
Diplom-Ingenieure  4.    1913.    S.  227— 230. 

—  *Bericht   über   die  Verwaltung  der  Universitäts- Bibliothek  zu   Berlin  im 

Rechnungsjahr  1912.  Halle  a  S.  1913:  Waisenhaus.  15  S.  Aus:  Chronik 
der  Universität  Jg.  26. 

—  Katalog  der  Berliner  Stadtbibliothek.  Bd  11.  Abt.  XV:  Pädagogik. 
XVI:  Theologie.  XVII:  Militärwissenschaft.  Berlin:  W.  Weber  1913. 
XI,  208  S.  1,50  M. 

Bonn.    Jahresbericht  der  Königlichen  Universitäts-liibliothek  zu  Bonn  1912. 

Bonn  1913:  C.  Georgi.     12  S.    Aus:  Chronik  der  Universität. 
Brunn.     Katalog  der  ersten  Ausstellung  der  mährischen   Landesbibliothek. 

Brunn  1913:  Winiker.    11  S. 


364        Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Darinstadt.  Grofsherzogliche  Hofbibliothek  zu  Darmstadt  vom  1.  April  1912 
bis  31.  März  1913.  Mitteilungen  d.  Grofsh.  Hess.  Zentralstelle  f.  d.  Landes- 
statistik 1913.     Nr  943.     S.  72. 

Dresden.  Jahresbericht  der  Königlichen  öffentlichen  Bibliothek  zu  Dresden, 
hrsg.  von  der  Direktion.  (3)  a  d.  J.  1912.  Nebst  e.  Beilage.  Literatur 
der  Landes-  und  Volksknude  des  Königreichs  Sachsen  a.  d.  J.  1912. 
Dresden  1913:  v.  Baensch-Stiftung.    94  S. 

—  *Die  Bibliothek  der  Gehe-Stiftung  zu  Dresden  1912.    Jahresbericht,  syste- 

matisches und  alphabetisches  Zuwachsverzeichnis  mit  Ausschlufs  der  Anti- 
quaria und  Fortsetzungen.  Dresden:  v.  Zahn  &  Jaensch  1913.  XXV,  82  S. 
1  Tabelle. 

Giefsen.  ^Verzeichnis  der  in  der  Grofsherzoglichen  Universitätsbibliothek 
zu  Giefsen  vorhandenen  Missionsschriften.  (Diesdorf,  Kr.  Striegau  1913: 
Rettungsanstalten.)  19  S.  (Aus:  Jahrbuch  der  vereinigten  Missions- 
konferenzen,  Hessen.     1913.) 

Graz.  Bielohlawek,  Karl.  Aus  Innerösterreich.  Grazer  Brief.  Oesterr.  Zeitschrift 
f.  Bw.  1.    1913.    S.  13—18. 

Greifswald.  *  Jahresbericht  der  Königlichen  Universitäts- Bibliothek  zu 
Greifswald  1912.  Greifswald  1913:  Abel.  15  S.  Aus:  Chronik  der  Uni- 
versität. 

Hamburg.     *  Jahres -Bericht  der  Oeffentlichen  Bücherhalle  zu  Hamburg  13. 

1912.  Hamburg:  Hainb.  Gesellsch.  z.  Förderung  d.  Künste  1913.  21  S.,  1  Taf. 
Heidelberg.    Hauck,  Karl.    Canova  über   die  Rückgabe  der  „Palatina"  an 

die  Universität  Heidelberg.     Frankfurter  Zeitung  1912.     Nr  251. 
Jena.    Willkomm,  Bernh.    Die  Bedeutung  der  Jenaer  Universitätsbibliothek 
für  die  reformationsgeschichtliche  Forschung.     Vortrag,  gehalten  in  der 
theologischen  Konferenz  zu  Jena.    Zentralblatt  30.    1913.   S.  245 — 261. 

—  Jahresbericht  der  Oeffentlichen  Lesehalle  zu  Jena  für  1912.    Erstattet  vom 

Vorstand  des  Lesehalle -Vereins.   Jena  1913:  (B.  Vopelius.)     19  S. 
Innsbruck.    Margreiter,  Hans.    Aus   Innsbruck.     Aufstellung   der   kleinen 

Schriften  in  der  Universitätsbibliothek.    Oesterr.  Zeitschrift  f.  Bw.  1.  1913. 

S.  31—35. 
Kempten.    Erhard,  Otto.    Die  Kirchenbibliothek  bei  St.  Mang  in  Kempten. 

Allgäuer  Geschichtsfreund  1911.     S.  74—88. 
Leipzig.    Nelson,  Axel.     „Tyska  Biblioteket"  i  Leipzig.     (Stockholm  1913: 

Svenska   Tryckeriaktiebolaget).     8  S.     Aus:   Svensk   Bokhandelstidning. 

—  Paalzow,  Hans.    Der  Deutsche  Bibliothekartag  über  die  Deutsche  Bücherei 

in  Leipzig.     Börsenblatt  1913.     S.  6069—6109. 

—  Sigismund,  Karl.    Welches  Interesse  haben  die  Verleger  an  Gründung  und 

Erhaltung  einer  nationalen  Bücherei?  Referat  erstattet  dem  Internat. 
Verleger  -  Kongreis  in  Budapest  am  3.  Juni  1913.  Börsenblatt  1913. 
S.  6160-6162.  6199. 

—  Jahrbuch    der    Musikbibliothek    Peters    f.    1912.    Jg.   19.    Hrsg.  v.  Rud. 

Schwartz.     Leipzig:  C.  F.  Peters  1913.     125  S.    4M. 
Loccuin.    Müller,  G.  H.    Die  Klosterbibliothek  zu  Loccum.    Niedersachsen  18. 

1913.  S.  353—354. 

—  * —  Die  Klosterbibliothek.    (Ans:   Zum   Jubiläum    des  Klosters  Loccum. 

Hannover:  Stephansstift  1913.)    56  S.,  1  Taf. 

Mainz.  Roth,  F.  W.  E.  Aus  Handschriften  der  Mainzer  Seminarbibliothek. 
Neues  Archiv  der  Gesellschaft  für  ältere  deutsche  Geschichtskunde  38. 
1913.     S.  572—580. 

Nürnberg.  *  Katalog  der  Nürnberger  Stadtbibliothek.  Herausgegeben  im 
Auftrage  des  Stadtmagistrats.  Bd  2.  Abt.  1.  Geschichte.-  T.  2.  Alte 
Geschichte.  Mittlere  und  neuere  Geschichte  im  allgemeinen.  Nürnberg 
1913:  U.E.  Sebald.     VI,  399  S. 

Prag.  *Die  Bibliothek  (des  Kunstgewerblichen  Museums  der  Handels-  u. 
Gewerbekammer  in  Prag  i.  J.  1912.)  Bericht  des  Kuratoriums  f.  d.  Ver- 
waltungsjahr 1912.     Prag:  1913.     S.  5—6.  23—28. 


Neue  Bucher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen       365 

Rostock.  *  Ordnung  über  die  Verwaltung  der  ordentlichen  Mittel  der  Uni- 
versitäts-Bibliothek zn  Rostock.     Rostock  1913:  Adler. 

St.  Gallen.  Bücher -Verzeichnis  des  Korrespondenz-Klubs  des  Allgemeinen 
Schweiz.  Stenographen-Vereins  (Zentral -Vereins  Stolze- Schrey).  St.  Gallen 
1910:  Merkur.     IV,  8  S. 

Schaffhausen.  Alphabetischer  Katalog  der  Stadtbibliothek  Schaffhausen. 
Suppl.  7,  April  1910  — Oktober  1911;  &  November  1911— Februar  1913. 
Schaffhausen:  1911.    1913.    11,38;   II,  40  S. 

Seitenstetten.  Wolkan,  Rudolf.  Aus  österreichischen  Handschriften-Kata- 
logen. III.  Aus  den  Handschriften  des  Benediktinerstiftes  Seitenstetten. 
Oesterr.  Zeitschrift  für  Bw.  1.     1913.    S.  2—7.     (Schlufs  folgt.) 

Weingarten.  Löffler,  Karl.  Die  Handschriften  des  Klosters  Weingarten. 
Leipzig:  0.  Harrassowitz  1912.  185  S.  9  M.  =  Beihefte  zum  Zentralblatt 
für  Bibliothekswesen  41. 

Wien.    Spectator.    Viennensia.    Oesterr.  Zeitschrift  f  Bw.  1.    1913.    S.  10— 13. 

Zürich.  Jahresbericht  der  Stadtbibliothek  Zürich  üb.  d.  J.  1912.  Zürich 
1913:  Schulthess.     26  S. 

—  Appenzeller,  Heinrich.  Katalog  der  Bibliothek  (der)  Zürcher  Kunstgesell- 
schaft, mit  Einschlufs  der  Sammelwerke  und  Photographien  im  neuen 
Kunsthaus  am  Heimplatz.  Nebst  e.  Verz.  der  Neujahrsblätter.  (Mit) 
Nachtrag.    Zürich:  Berichthaus  1910.     (1912.)    IV,  148,  16  S.     1  Fr. 

Zug.  Katalog  der  Bibliothek  des  Vereins  schweizerischer  Bienenfreunde. 
Zug:  W.  Zürcher  1907.    45  S.     1  Fr. 


Aarhus.    *Statsbiblioteket  i  Aarhus.    Aarskatalog.    Fortegnelse  over  erhver- 

velser  af  nyere  udenlandsk  litteratur.   7.    191-'.    Aarhus  1913:  Foren.  Bog- 

trykk.     79  S.  =  Statsbibliotekets  trykte  Kataloger  12. 
Bankipore.     Catalogue  of  the  Arabic  and  Persian  Manuscripts  in  the  Oriental 

Public  Library  at  Bankipore.    Vol.  3.    Maulavi  Abdul  Muqtadir.    Persian 

Poetry  17th,  18 tii  and  19th  centuries.    Calcutta:  Bengal  Secretariat  Book 

Depot  1912.    IX,  276  S.,  4  Taf. 
Bergamo.    Doni  —  1912.    Bollettino  della  civica  biblioteca.    6.    1912.    S.  45 

bis  55. 
Bologna.    *L'Arckiginnasio.   Bulletino  della  Biblioteca  comunale  di  Bologna. 

Diretto   da  Albano  Sorbelli.    Anno  8.    1913.    No.  1/2.    Gennaio  —  Aprile. 

Bologna  1913:  Azzoguidi.    Jg.  5  L.,  Ausland  8  L. 

—  Relazione  del  Bibliotecario  al  siguor  Assessore  per  la  pubblica  istruzione. 

(Biblioteca  comunale  di  Bologna.)  Anno  1912.  L'Archiginnasio  S.  1913, 
S.  1—36. 

Boston.  Bulletin  of  the  Public  Library  of  the  City  of  Boston  iss.  qnarterly. 
Third  Series,  Vol.  6.    No.  1.    March  31,  1913.    Boston:  Trustees  1913. 

Budapest.  *  Budapest  Public  Library.  Women's  suffrage  bibliography.  To 
the  members  of  the  I.  W.  S.  C.  Budapest  1913:  Budapest  Szekesfövaros 
Hazinyomdäja.     14  S. 

Cagliari.  Elenco  delle  pubblicazioni  periodiche  esistenti  nella  Biblioteca 
universitaria  e  nei  vari  istitnti  scientifici  (r.  Universitä  degli  stndi  di  Cag- 
liari, anno  academico  1912 — 1913).    Cagliari  1913:  G.  Dessi.    50  S. 

Cambridge.  *  James,  Montagu  Rhodes.  A  descriptive  catalogue  of  the  manu- 
scripts in  the  library  of  St.  Johns  College,  Cambridge.  Cambridge: 
University  Press  1913.    XVIII,  389  S. 

—  Pearce,  E.  H.     Sion  College   and  Library.     Cambridge:   Univ.  Press  1913. 

382  S.     9  Sh. 

—  *  Cambridge  University  Library.     Report  of  the  Library  Syndicate  for  the 

year  end.  December  31,  1912.    Cambridge:  Univ.  Press.  1913.    32  S.    4°. 
Aus:    The  University  Reporter,  1912  1913. 
Cambridge,  Mass.    Lane,   William   Coolidge.     The    new   Harvard  Library. 
Libr.  Journal  3S.    1913.     S.  267—270  m.  3  Abb.  u.  2  Plänen. 


366        Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Chicago.  Books  of  1912  cumulated  froui  the  Book  Bulletin  of  the  Chicago 
Public  Library.     Chicago:  1913.     111  S. 

—  *The  John  Crerar  Library.   Annual  Report  18th,  for  the  year  1912.  Chicago: 

Board  of  Directors  1913.    73  S. 

Compiegne.  Catalogue  de  la  Bibliotheque  catholique  de  Coinpiegne.  Com- 
piegne 1913:    Progres  de  l'Oise.     95  S.     2  Fr. 

Dnuedin.  Trimble,  W.  IL  Catalogue  of  the  Hocken  Library,  Dunedin. 
Comp,  under  Instructions  from  the  Hocken  Trustees.  With  a  pref.  by 
Wm.  Downie  Stewart.    Dnnedin:  Otago  Daily  Times  1912.     7,  510  S. 

Florenz.  Michel,  Ersilio.  La  Biblioteca  Marucelliana  di  Firenze.  Torino: 
Bocca  1913.     18  S. 

—  Societä  per  le  bibliotechine  della  scuole  elementari  del  comune  di  Firenze. 

Relazione  e  bilanci  dell'  esercizio  1911  —  1912.    Rivista  delle  biblioteche  24. 
1913.     S.  14—16. 

—  Catalogo  della  Biblioteca  filosofica  e  supplemento  No.  1.   Firenze  1910 — 1913: 

Stab.  tip.  Aldino.     250  S.     1,50  L. 
Genf.    *  Ville  de  Geneve.     Bibliotheque  publique   et  universitäre.     Compte 

rendu  pour  l'aunee  1912.     Geneve  1913:  A.  Kündig.    25  S.    Aus:  Compte 

rendu  de  l'Administation  municipale  de  la  Ville  de  Geneve  1912. 
Haag.     Levison,  Wilhelm.     Handschriften  des  Museum  Meennanno- Westree- 

nianum    im  Haag.     Neues  Archiv   der  Gesellschaft  für    ältere    deutsche 

Geschichtskunde  38.    1913.     S.  503— 524. 
Landerneau.    Bibliotheque  commnnale  de  Landerueau.    Supplement  au  cata- 
logue de  1900.     Landerneau  1913 :  Desmoulins.     16  S. 
London.    British  Museum  (Natural  History).    Catalogue  of  the  books,  mss., 

maps,  and  drawings.     Vol.  4.    P— Sn.    London:  Dulau  1913.    4".     20  Sil. 
Milwaukee.    *Quarterly  list  of  additions  to  the  Milwaukee  Public  Library. 

Vol.  13.     1913.    No.  109,  January  — March.     (Milwaukee:  Library  1913.) 
Nantes.    Catalogue   methodique   de  la  Bibliotheque  publique  de  la  ville  de 

Nantes.     Vol.  8  p.  p.  Marcel  Giraud-Mangin.    Acquisitions  de  1S90  ä  1908. 

Nantes  1912:  Impr.  ouvriere.    XXVIII,  989  S. 
New  York.    Henderson,  R.  W.    The  New  York  Public  Library  as  illustrating 

American  meihods.     Libr.  Assoc.  Record.  15.    1913.     S.  255—269. 

—  Gamble,  William  B.     List  of  works  relating  to  electric  weldiug.    Bulletin 

of  the  N.  Y.  Public  Library  17.    1913.    S.  375—395. 

Oxford.  *  Annual  Report  of  the  Curators  of  the  Bodleian  Library  for  1912. 
=  Oxford  University  Gazette  1913  No.  1397,  Supplement.    S.  761—772.  3d. 

Paris.  Bibliotheque  de  l'Universite  de  Paris  (Sorbonne).  Nouvelles  acqui- 
sitions.   Ann.  1912.    Paris:  Klincksieck  1913.     90  S 

—  Omont,  Henri.    Nouvelles  Acquisitions  du  departement  des  Manuscrits  de 

la  Bibliotheque  nationale  pendant   les  annees   1911  —  1912.    Bibliotheque 
de  l'ecole  des  chartes  74.    1913.    S.  1  —  66. 
Rom.     Man,  Aug.    Katalog  der  Bibliothek  des  Kaiserl.  deutschen  archäolog. 
Instituts  in  Rom.    ßd  1.    Hälfte  1.    Neu  bearb.   von  Eug.  v.  Mercklin. 
Rom:  Loescher  1913.     XVIII,  75S  S.     4  M. 

—  Biblioteca  militare  centrale:    Catalogo  alfabetico  P.  II.     Opere,   collezioui 

e  riviste  per  ordine  di  umteria.     (Comando  del  corpo  di  stato  maggiore.) 
Roma  1912:  Unione  coop.  ed.     245  S.     4°. 

—  *  Biblioteca  del  Senato  del  Reguo.    Bollettino  delle  pubblicazioni  di  recente 

acqnisto.     Anno  9.    1913.    Nr  1,2.     Roma  1913:  Senato. 
Stamford.     Colt,   Alice  M.     The  Ferguson  Library,   Sramford,   Conn.     Libr. 

Journal  38.    1913.    S.  312—344  m.  2  Abb.  i.  T.  und  1  Taf. 
Teramo.     Scarselli,   Alb.    La  Biblioteca  e   il   gabinetto  Melchiorre  Delfico. 

Appnnti  e  note.     Teramo  1913:  del  Lauro.     27  S. 
Turin.    Scionti,   Fil.    Lettera  a  S.  E.  il  miuistro  della  pubblica  istrnzione, 

per  la  Biblioteca  nazionale  di  Torino.     Torino  1913:  Maina.     4  S.     4°. 
Venedig.    Frati,  Carlo.     La  libreria  del  prof.  Emilio  Teza  donata  alla  Mar- 

ciana.    Con  5  111.    Bibliofilia  15.    1913  14.     S.  8-21. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen         367 

Venedig.  Segarizzi,  Arnaldo.  Bibliografia  delle  stampe  popolari  italiane 
della  r.  Biblioteca  nazionale  di  S.  Marco  di  Venezia.  Vol.  1.  Bergamo: 
Ist.  ital.  Arti  Grafiche  1913.  XIV.  356  S.  30  L.  (Societä  bibliografica 
italiaua.    Bibliografie  delle  stampe  popolari  italiane.     Vol.  1.) 

Washington.  *Library  of  Congress.  Seleet  list  of  references  on  the  con- 
servation  of  natural  resources  in  the  United  States.  Compiled  under  the 
dir.  of  Hermann  II.  B.  Meyer.  Washington:  Gov.  Print.  Off.  1912.  110  S. 
15  Cents. 

Schriftwesen  und  Handschriftenkunde. 

Burnam,  John  M.  Palaeographia  Iberica.  Fac-similes  de  ms.  espagnols  et 
portugais  (IX e  —  XV e  siecles)  avec  notices  et  transcriptions.  Fase.  1.  Paris: 
Champion  1912.     2°. 

Christian,  Vikt.  Die  Namen  der  assyrisch -babylonischen  Keilschriftzeichen. 
Leipzig:  Hinrichs  1913.  VI,  113  S.  5  M.  =  Mitteilungen  der  vorder- 
asiatischen Gesellschaft  18,  1. 

Chroust,  Anton.  Monumenta  palaeographica.  Denkmäler  der  Schreibkunst 
des  Mittelalters.  Abt.  1.  Schrifttafeln  in  lateinischer  und  deutscher  Sprache. 
In  Verbindung  mit  Fachgenossen  herausgegeben  mit  Unterstützung  d. 
Reichsamtes  d.  Innern  in  Berlin  u.  d.  Kais.  Akademie  der  Wiss.  in  Wien. 
Ser.  2.  Lief.  13.  München:  F.  Bruckmann  1913.  10  Taf.,  mit  Text.  Gr.-2. 
20  M. 

Evangelia.  Facsimile  of  the  Washington  Mannscript  of  the  fonr  Gospels 
in  the  Freer  Collection.  With  an  introd.  by  Henry  A.  Sanders.  Ann 
Arbor,  Mich.:  Univ.  of  Michigan  1912.     X,  372  S.    4°. 

Das  mittelalterliche  Hausbuch.  Nach  dem  Originale  im  Besitz  des  Fürsten 
von  Waldburg -Wolfegg -Waldsee  i.  A.  des  Deutschen  Vereins  für  Kunst- 
wissenschaft hrsg.  von  Helmnth  Tb..  Bossert  und  Willy  F.  Storck.  Leipzig: 
Seemann  1912.    VI,  71,  XLI  S.,  74  Taf.     4°.    (Nicht  im  Buchhandel.) 

Hieber,  Hermann.  Die  Miniaturen  des  frühen  Mittelalters.  München:  R.Piper 
1912.    147  S.,  80  Abb.  i.  T.,  2  Taf.    6  M     (Klassische  Illustratoren  10.) 

Höhn,  Heinrich.  Alte  Stammbücher  im  Besitz  des  Germanischen  National- 
museums zu  Nürnberg.  (Schlufs.)  Zeitschr.  f.  Bücherfreunde.  N.  F.  5. 
1913/14.     S.  75-85,  m.  Abb.  23-31. 

Lucretius.  Codex  Vossianus  Quadratus  phototypice  editus.  Praefatus  est 
Aemilius  Chatelain.  Leiden:  Sijthoff  1913.  V,  VII,  138  S.  2°.  Gebd. 
130  M.    (Codices  graeci  et  latini  photograph.  depicti.) 

Paoli,  Cesare.  Programma  di  paleografia  latina  e  di  diplomatica.  Libro  II. 
Materie  scrittorie  e  librarie.  3a  edizione  aecresciuta  e  migliorata.  Firenze: 
Sansoni  1913.     VI,  154  S^  4  L. 

Historical  Manuscripts  Commission.  Report  on  the  manuscripts  of  Alcan 
George  Finch,  Esq.  of.  Burley-on-the-IIill,  Rutland.  (Prep,  and  ed.  by 
Mrs.  S.  C.  Lomas.)     Vol.  1.     London:  Station.  Off.  1913. 

Rodolfo,  Giac.  Di  mauoscritti  e  varietä  bibliografiche  appartenenti  alla  bi- 
blioteca dei  duchi  di  Savoia.     Carignauo  1912:  L.  Giglio  Tos.   97  S.,  7  Tat'. 

Schneider,  E.  Neues  Verfahren  zur  Rückfärbung  verblafster  Schriften. 
Korrespondenzblatt  des  Gesamtvereins  der  Geschichts-  und  Altertums- 
Vereine  61.    1913.     Sp.  163-165. 

Stube,  R.  Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Schrift.  VI.  Die  Bilder- 
schriften. T.  3.  Die  berichtenden  Zeichnungen  der  Indianer  und  Busch- 
männer.    Archiv  für  Buchgewerbe  50.    1913.    S.  79 — 85  m.  14  Abb. 

Tiersot,  Julien.  La  Collection  Malherbe  ä  la  Bibliotheque  du  Conservatoire. 
(Suite  et  flu.)     L'Amatenr  d'autographes  46.    1913.     S   147 — 153. 

Wolf,  Johannes.  Handbuch  der  Notationskunde.  T.  1.  Touschriften  des 
Altertums  und  des  Mittelalters.  Choral-  und  Mensuralnotatiou.  Leipzig: 
Breitkopf  und  Härtel  1913.  XII,  4S8  S.  10  M.,  geb.  12  M.  (Kleine 
Handbücher  der  Musikgeschichte.    Bd  VIII.    T.  1.) 


368       Neue  Bücher  und  Anfsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Buchgewerbe. 

Beiträge  zur  Inkunabelkunde  IV.  Frankfurter  Bücherfreund  11.  1913. 
S.  98—106  in.  3  Taf.  u.  3  Textabb. 

Benziger,  Karl  J.  Geschichte  des  Buchgewerbes  im  fürstl.  Benediktiner- 
stifte Ü.  L.  F.  v.  Einsiedeln.  Nebst  e.  bibliograph.  Darstellung  der  Schrift- 
steller. Tätigkeit  seiner  Konventualen  und  e.  Zusammenstellung  des  ge- 
samten Buchverlages  bis  zum  J.  179S.  Einsiedeln:  Benziger  1912.  XV, 
303  S.,  2  Taf.    30  M. 

Bourde  de  la  Rogerie,  H.  Notes  sur  les  papeteries  des  environs  de  Morlaix 
depuis  le  XV e  siecle  jusqu'au  commencement  du  XIXe  siccle.  Paris: 
Impr.  nat.  1912.     55  S.    Aus:  Bulletin  historique  et  philologique  1911. 

Budimovic,  Vlastimir.  (Serbisch.)  Geschichte  der  serbischen  Druckereien. 
Beograd  1912:  Gavrilovic.    VI,  96  S. 

Burger,  C.  P.  Oude  hollandsche  zeevaart-uitgaven.  „De  Zeevaart"  van 
Adriaen  Gerritsz.  (Erste  Ausg.  15S8.)  Het  Boek  2.  1913.  S.  113—128 
m.  4  Abb. 

(Chapman,  George.)  The  Tragedy  of  Alpkonsus  Emperor  of  Germany. 
Repr.  in  Facs.  from  the  ed.  of  1654.  With  au  introd.  and  notes  by  Herbert 
F.  Schwarz.    New  York  &  London:  Putnam  1913.    XXXV,  105  S, 

Coupland,  W.  Bramley.  Metkods  of  book  illustration.  Libr.  World  1 5.  1913. 
S.  356—362. 

*Dolch,  Walter.  Der  Druckerkatalog  der  Dr.  Ed.  Langerschen  Bibliothek 
in  Braunau  i.  B.  Ausgewählte  Beispiele.  Braunau:  Selbstverlag  1913. 
26  S. 

Die  Druckpapierfabrikation.  Kubier  und  Niethammer  in  Kriebstein  bei 
Waldheim.  (ISi.O.)  Wochenblatt  für  Papierfabrikation  44.  1913.  S.  2174 
— 21S0  m.  6  Abb. 

Die  Feinpapierfabrikation.  Patentpapierfabrik  zu  Penig.  (1537  folg.) 
Wochenblatt  für  Papierfabrikation  44.    1913.    S.  2167 — 2174  m.  10  Abb. 

Franck,  Carl.  Die  Dresdener  Papierfabrik.  Der  Papier- Fabrikant  1913. 
Fest-  u.  Auslandheft.     S.  92—93  m.  2  Abb. 

Geipel,  Martin.  Die  Entwicklung  der  Papierfabrikation  im  allgemeinen, 
unter  spezieller  Berücksichtigung  der  sächsischen,  innerhalb  der  letzten 
fünfzig  Jahre.  Weida  1911:  Thomas  u.  Hubert.  122  S.  (Leipziger 
Inaug.-Diss.) 

Zur  Geschichte  des  Holzschliffs.  Aus  den  Quellenforschungen  zur  Geschichte 
der  Technik  und  Naturwissenschaften,  Berlin -Friedenau.  Der  Papier- 
Fabrikant  1913.    Fest-  und  Auslandheft.     S.  21—27  m.  2  Abb.  u.  1  Taf. 

Hössle,  Friedr.  von.  Altschlesische  Papiermühlen.  Der  Papier-Fabrikant  1913. 
Fest-  u.  Auslandheft.    S.  31—40  m  24  Abb.    (Wird  fortges.) 

Kirchner,  E.  Die  Papierfabrikation  im  Gebiete  des  heutigen  Königreichs 
Sachsen.  (Sektion  IX  der  Papiermacher-Berufsgenossenschaft  Deutschlands.) 
Historisch -technologische  Skizze.  Wochenblatt  für  Papierfabrikatiou  4L 
1913.     S.  2  i  58— 2167  m.  4  Abb. 

Kruitwagen,  B.  Het  Horarium  van  Gerard  Leen,  Antwerpen  1489,  27.  Juli. 
(Forts.)    Het  Boek  2.    1913.    S.  209—218  in.  1  Faks.    (Wird  fortges.) 

Die  erste  Langsiebmaschine  in  Preufsen.  (181S.)  Ans  den  Quellen- 
forschungen zur  Geschichte  der  Technik  und  Naturwissenschaften,  Berlin- 
Friedenau.  Der  Papier -Fabrikant  1913.  Fest- und  Auslandheft.  S.  43 — 44. 
m.  1  Abb. 

Lonchamp,  F.  Esquisse  d'une  histoire  du  developpement  du  commerce  et 
des  industries  du  livre  ä  Leipzig  depuis  les  orighies  jusqu'ä  nos  jours. 
Bibliographe  moderne  16.    1912  13.    S.  81— 138. 

*Monumenta  Gerinaniae  et  Italiae  typographica.  Deutsche  und  italienische 
Inkunabeln  in  getreuen  Nachbildungen  hrsg.  von  der  Direktion  der  Reichs- 
druckerei, begründet  von  K.  Burger  f.  Fortgeführt  von  Ernst  Voullieine. 
Lief.  10  u.U.    Taf.  226 — 275.    Leipzig:  Ö.  Harrassowitz  in  Komm.  1913.   2°. 

Morin,  Louis.  L'lmprimerie  ä  Troyes  pendant  la  Ligue.  (Fin.)  Bulletin  du 
bibliophile  1913.    S.  179—193  m.  1  Abb. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen       369 

Nijhoff,  Wonter.  L'Art  typographique  daus  les  Pays-Bas.  (1500—1540.) 
Reproduction  en  facsimile  des  caracteres  typographiques,  des  inarques 
d'iuiprimeurs,  des  gravures  sur  bois  et  autres  ornements  employes  dans 
les  Pays-Bas  entre  les  annnees  MD  et  MDXL.  Avec  notices  crit.  et 
biograph.  Livr.  16,  17.  La  Haye:  M.  Nijhoft',  Leipzig:  K.  W.  Hierseinann 
o.  J.    Je  12  Bl.    2U.    7,50  Fl. 

Nijhoff,  Wouter.     Nederlandsche   Bibliographie   van  1500 — 1540.    Vervolg. 

4.  Bijbel-Copie.   Het  Boek  2.    1913.   S.  167— 175,  219-224.  (Wird  fortges.) 
Piper,  Alfred  Cecil.    Some  great  printers  and  their  work:  John  Day.   (Eng- 
land, geb.  1522.)     Libr.  World  15.    1913.    S.  367— 371. 

Die  Prefsspanfabrikation.  Prefsspan-  und  Pappenfabrik  Zwönitz.  Oscar 
Koch  in  Zwönitz  i.  S.  (Privileg  von  1545.)  Wochenblatt  für  Papier- 
fabrikation 44.    1913.    S.  2180— 21S3  m.  5  Abb. 

Roth,  F.  W.  E.,  Gutenbergstudien.    Nassovia  14.    1913.    S.  105—107,  117—119. 

Schenkkan,  H.  Die  Abenteuer  des  ersten  Dreifarbendruckers.  (Jacques 
Christophe  le  Blon,  geb.  in  Frankfurt  1670.)  Deutscher  Buch-  und  Stein- 
drucker 19.    1912,13.    S.  781— 783. 

Schiffuiann,  Konrad.  Mitteilungen  zur  Geschichte  des  Buchdruckes  in 
Oesterreich.   I.    Salzburg.   (1520.)    Oesterreich.  Zeitschrift  f.  Bw.    1.    1913. 

5.  7—8. 

Schinnerer,  Joh.  Die  Sammlung  Becher  im  deutschen  Buchgewerbemuseum 
zu  Leipzig.  Mitteilungen  aus  den  sächsischen  Kunstsammlungen  2.  (1911.) 
S.  54—59. 

Schottenloher,  Karl.  Buchdrucker  u.  Buchfiihrer  im  Dienste  der  Reformation. 
Realencyklopädie  für  protestantische  Theologie  und  Kirche.  3.  Aufl. 
Ergänzungsheft  1.    1913.    S.  270—274. 

Schreiber,  W.  L.  Formschnitte  und  Einblattdrucke  in  der  Königlichen 
Bibliothek  zu  Berlin.  Strafsburg:  Heitz  1913.  18  S.,  26  Taf.  2°.  60  M. 
(Einblattdrucke  des  15.  Jahrhunderts.) 

Schwenke,  P.  Neue  Donatfragmente  in  Gutenbergtypen.  Zentralblatt  30. 
1913.    S.  261—263. 

Stadler,  Frz.  J.  Michael  Wolgemut  und  der  Nürnberger  Holzschnitt  im 
letzten  Drittel  des  15.  Jahrhunderts.  Strasburg:  Heitz  1913.  XIV,  271  S., 
43  Taf.    30  M.  =  Studien  zur  deutschen  Kunstgeschichte  H.  161. 

Stein,  Henri.  L'imprimeur  Juan  de  Valdes.  (Gerona  1497.)  Bibliographe 
moderne  16.    1912  13.    S.  5— 6. 

Stengel,  Walt.  Unedierte  Holzschnitte  im  Nürnberger  Kupferstichkabinett. 
Strafsburg:  Heitz  1913.  9  8,  29  Taf.  2°.  60  M.  (Einblattdrucke  des 
15.  Jahrhunderts.) 

Stengel,  Walter.  Holzschnitte  im  Knpferstichkabinett  des  germanischen 
National -Museums  zu  Nürnberg.  32  Holzschu.  auf  29  Taf.,  II  davon  in 
Farben.  Berlin:  B.  Cassirer  1913.  4  Bl,  32  Taf.  2°.  (Graphische  Gesell- 
schaft.   Aufserordentl.  Veröffentlichung.   3.) 

Buchhandel. 

The  thirteenth  annual  Convention  of  the  American  booksellers'  association. 

t'ublishers'  Weekly  83.    1913.    S.  1727— 1733  m.  2  Taf. 
Drahn,  Ernst.    Zur  Einleitung  und  Geschichte  des  sozialistischen  Bachhandels 

und   der   Arbeiterpresse.     Gautzsch:   F.  Dietrich    1913.     72  S.     1,25   M. 

=  Kultur  und  Fortschritt  Nr  472 — 476. 
Elster,  Alexander.    Ist  der  Verleger  an  den  einmal  öffentlich  angegebenen 

Bücherpreis  gebunden?    Börsenblatt  1913.     S.  6373—6375. 
Grant  John  L.     Library  trade  for  the  local  dealer.     Publishers'  Weekly  83. 

1913.     S.  1772  —  1775. 
Hampe,   Theodor.    Beiträge  zur  Geschichte  des  Buch-  und  Kunsthandels  in 

Nürnberg.    (1.   Lienhard  zur  Eich  und  das  Inventar  seines  Bücherlagers. 

1530.)     Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum  1912.    S.  109 

bis  157. 

XXX.     7.  8.  25 


370       Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Palm.     Braun,  J.    Briefe,  Tagebuchblätter  und  Sonstiges  von  und  über  Johann 

Philipp  Palm.    Zur  Jahrhundertfeier  der  Erhebung  Deutschlands.     Börsen- 
blatt 1913.     S.  6561— 62.  6591—92.  6594—96.  6625. 
Parker,   Willie  Horace.    Parker's  book  value  catalogue,  listing  1000  books 

that  have  sold  in  auction  at  from  $  50  to  $  50  000.    West  Haven,  Ct.: 

Autor  1913.     22  S.     10  C. 
Perthes.     Görres,  Jos.  v.,  Briefe  an  Friedrich  Christoph  Perthes  (1611—1627), 

hrsg.,  eingeleitet  u.  erläutert  v.  Wilh.  Schellberg.     Köln:    Bachern  1913. 

116  S.     1,60  M.    (Görres -Gesellschaft  1913.) 
Prager,   R.  L.    Die  Festfeier  zum  200jährigen  Jubiläum   der  Nicolaischen 

Buchhandlung  Borstell  &  Reimarus  am  3.  Mai   1913.    Börsenblatt  1913. 

S.  5236.  52S9-5291. 
Rahir,    Edouard.     La    vente    Robert   Hoe.     Bulletin    du    bibliophile    1913 

S.  121—151. 
Schaller,    Kurt  0.      Die    Leipziger    Bücherkommission    als    Zensurbehörde 

1800—1815.  Borna- Leipzig  1911:  Noske.  IX,  63  S.   (Leipziger  Inaug.-Diss.) 

Allgemeine  und  Nationalbibliographie. 

Internationale  Bibliographie  der  Zeitschriften-Literatur  m.  Einschlufs  von 
Sammelwerken  und  Zeitungen.  Snppl.-Bd  16.  Bibliographie  der  Rezensionen 
m.  Einschlufs  v.  Referaten  u.  Selbstanzeigen.  1912.  IL  Nach  Bücher- 
titeln (Alphabet  der  Verfasser)  geordnetes  Verzeichnis  von  Besprechungen 
deutscher  u.  ausländ.  Bücher  u.  Karten  .  .  .  Lief.  1.  Gantzsch:  F.  Dietrich 
1913.    pc.  35  M. 

Deutschland.  Hayn,  Hugo,  und  Alfr.  N.  Gotendorf.  Bibliotheca  Germanorum 
erotica  et  curiosa.  Verzeichnis  der  gesamten  deutschen  erotischen  Literatur 
m.  Einschl.  der  Uebersetzungen,  nebst  Beifügung  der  Originale.  Zugleich 
3.,  ungemein  verm.  Aufl.  von  Hugo  Hayns'  Bibliotheca  Germanorum  erotica. 
Bd.  4.  München:  Georg  Müller  1913.  566  S.  15  M.,  geb.  18,50  M.  Luxus- 
ausg.  40  M. 

—  Jahresverzeichnis  der  an  den  deutschen  Schulanstalten  erschienenen  Ab- 

handlungen. XXIV.  1912.  Berlin:  Behrend  1913.  III,  66  S.  Einseit. 
bedr.  1,20  M.,  einseit.  u.  zweiseit.  bedr.  zus.  2  M.    Zettelausg.  5  M. 

—  Jabres-Verzeichnis  der  an  den  Deutschen  Universitäten  erschienenen  Schriften. 

XXVII.  15.  August  1911  bis  14.  August  1912.  Berlin:  Behrend  1913. 
V,  955  S.  Einseitig  bedruckt  15  M.,  Zettelausgabe  (Subskription  für 
samtliche  Zettel  oder  Subskr.  nach  Fakultäten  1  Pf.  für  den  Zettel.) 

—  Karl  Georg's  Schagwort-Katalog.    Verzeichnis  der  im  deutschen  Bnchhandel 

erschienenen  Bücher  und  Landkarten  in  sachlicher  Anordnung.  Bd.  7. 
(I.  7.  1910  —  31.  12.  1912.)  Mit  Autorenregister.  Lief.  1—51.  Leipzig: 
K.  Georg  1913.     1328  u.  282  S.    Je  1,60  M. 

-  Vierteljahrs -Katalog  der  Neuigkeiten  des   deutschen  Buchhandels.     Nach 

den  Wissenschaften  geordnet.    Mit  aiphabet.  Register.   Jg.  68.    1913.    II.  1. 
Jan.  — März.     Leipzig:  Hinrichs  1913.     2,80  M. 
Russisch.     Petrov,  A.  V.  (Russ.)    Sammlung  von  Büchern,  die  während  der 
Regiernng   Peters   des   Grofsen   herausgegeben   worden   sind.     S.- Peter- 
burg: 1913.   2,50  Rub. 

Fachbibliographie. 
Sprachen  u.  Litt.    Brummer,   Franz.  Lexikon   der  deutschen   Dichter   und 
Prosaisten  vom  Beginn  des  19  Jahrh.  bis  zur  Gegenwart.     6.,  völlig  neu 
bearb.  u.  stark  verm.  Aufl.    Bd  7.  8.    Leipzig:  Ph.  Reclam  19J3.    489,  270  S. 
Geb.  1,50  M.    (Universal- Bibliothek  Nr  5541—5550.) 

-  O'Donoghne,  D.  Ja.    The  poets  of  Ireland.    A   biographical  and  biblio- 

graphical  dictionary  of  lrisli  writers  of  English  verse.  New  York:  Oxford 
University  1912.     508  S.     8,40  S. 

—  Esdaile,   Ärundell.    A  list  of  English  tales  and  prose  romances  printed 

before  1740.  P.  1.  1475-1642.  P.  2.  1643-1739.  London :  Bibliograph. 
Society  1912.    XXXV,  329  S.    (Bibliograph.  Society  17.) 


Antiquariatskataloge  371 

Sprachen  u.  Litt.  Lanson,  Gustave.  Manuel  bibliographique  de  la  litterature 
fran^aise  moderne,  1500  —  1900.  IV.  Revolution  et  XIX e  siecle.  Paris: 
Ilachette  1912.     XX,  925—1526  S.  und  Table.     8  Fr. 

Technologie.  *  Walther,  Carl.  Bibliographie  der  an  den  deutschen  Technischen 
Hochschulen  erschienenen  Doktor- Ingenieur- Dissertationen  in  sachlicher 
Anordnung  1900  bis  1910.  Mit  e.  Vorw.  von  W.  Franz  u.  e.  Anhang  .  .  . 
Berlin:  J.  Springer  Komm.  1913.    II,  131  S.,  2  Tabell. 

Bibliophilie. 

Klenz,  Heinrich.  Gelehrten -Kuriositäten.  1.  Büchernarren  und  gelehrte 
Bücherdiebe.    Zeitschr.  f.  Bücherfreunde  N.  F.  5.     1913/14.    S.  49— 54. 

Krieger,  Bogdan.  Frederick  the  Great  and  his  books.  Columbia  University 
Quarterly  15.  1913.   S.  133— 143.    Auch  erweit.  S.-Abdr.  NYork  1913.   24  S, 

Kropf,  Hanns.  Typographische  Exlibris.  Exlibris,  Buchkunst  u.  angewandte 
Graphik  23.     1913.     S.  24—32  m.  2  Taf.,  10  Abb.  i.  T. 

Nathanson,  Julius.  Ein  Exlibris  des  Klosters  Brauweiler.  Exlibris,  Buch- 
kunst und  angewandte  Graphik  23.    1913.    S.  67—68  m.  1  Abb. 

Pitollet,  Camille.  Pour  la  biographie  critiqne  de  Guillaume  Libri.  Le 
Comte  Georges  Libry  falsificateur  de  lettres  de  change  d'apres  le  dossier 
original  de  ses  proces  ä  Lyon  en  1813  et  1815—1816.  II  Libro  e  la 
Stampa  7.     1913.    S.  4-54  m.  2  Faks. 

Rati  Opizzoni,  Conte  Luigi  Amedeo.  Die  Zeichner  der  neueren  italienischen 
Exlibris.  Exlibris,  Buchkunst  und  angewandte  Graphik  23.  1913.  S.  8 
—18  m.  10  Abb. 


Antiquariatskataloge. 

B a er  &  Co,  Frankfurt.    Nr.  613:   Bibliotheca  Romanica.    Teil  V.    3330  Nrn. 
Basler  Buch-   und  Antiquariatshandlung,    Basel.      Anzeiger  Nr  218: 

Deutsche  Belletristik.     1766  Nrn. 
Bertling,  Dresden.    Nr  75:  Kultur-  und  Sittengeschichte.     2846  Nrn. 
Black  well,   Oxford.    Nr  150:   European   Philology.    2263  Nrn.   —   Nr  151: 

Englische  Literatur  des  17.  u.  18.  Jh.    859  Nrn. 
Bocca,  S.,  Rom.    Nr  263:  Varia.     1244  Nrn. 
Buchhandlung  Fock,  Leipzig.     Nr  433:    Nationalökonomie.     4766  Nrn.   — 

Nr  431:    Respirationskrankheiten.     2099  Nrn.    —    Nr  437:   Angelsächsich. 

Englisch.    5S71  Nrn.  —  Nr  439:  Plankton  u.  pelagische  Fauna.    1732  Nrn. 
Caritas  Buchhandlung,   Freiburg  i.  Br.     Nr  7:   Katholische  Theologie  I. 

1306  Nrn. 
Cohen,  Fr.,  Bonn.    Nr  121:  Periodica. 
Geuthner,  Paris.    Nr  54:  Monumeuta  juridica.     3446  Nrn. 
Gilhofer  &  Ranschburg,  Wien.  Anzeiger  Nr  104:  Varia.  Nr 27491  —  28104. 
Götz,  Max.,  München.    Nr  58:  Deutsche  Literatur  Nr  1854—3745. 
Graupe,  Berlin.    Nr  65:  Deutsche  Literatur.     1240  Nrn. 
Hiersemann,  Leipzig.    Nr  424:    Kunst -Geschichte.     1725  Nrn.  —  Nr  425: 

Incunabula.    310  Nrn.  —  Nr  426:  Werke  über  Buchbinderei  und  Einbände. 

240  Nrn. 
nirsch,  Emil,  München.    Nr  51:  Illustrierte  Werke  des  XIX.  Jahrhunderts. 

693  Nrn. 
Hochschulbuchhandlung     Max     II über,     München.      Nr    4:     Varia. 

1318  Nrn. 
noepli,  Mailand.    Nr  144:   Storia  d'Italia.     227S  Nrn. 
Hugendubel,  München.    Nr  75:  Stammbücher.    Manuskripte.     301  Nrn. 
Jaeckel,  Potsdam.     Nr  47:  Deutsche  Literatur.    Nr  1884 — 275v 
Jacobsohn  &  Co.,  Breslau.    Nr  250:  Naturwissenschaftliches  usw.     66  S. — 

Nr  251:  Deutsche  Litteratur.     32  Nrn. 
Lentn ersehe  Hofbh.,  München.    Nr  14:   Bibliotheca  Bavarioa..    4.  Folge. 

I.Teil:  Münchener  Künstler -Arbeiten.    Nr  12017  —  13341. 


372  Personalnachrichten  —  Bekanntmachung 

Liebisch,  Bern h.,  Leipzig.    Nr  208 :  Wissenschaftliche  Theologie.    1 82  S.  — 

Nr  213:  Staats-  und  Völkerrecht,     192  S. 
Liepniannssohn,  Leo.,  Berlin.    Nr  1S4:  Autographen.    774  Nrn. 
Loescher  &  Co.,  Rom.    Nr  90:  Folklore  italiano.     545  Nrn.  —  Nuova  serie 

Nr  3:  Miscellanea.    843  Nrn. 
Luzac  &  Co.;  London.    Bibliotheca  orientalis  XII.     401  Nrn. 
M;aggs,  Bros.,  London     Nr  311:  Old  time  literature.    A-L:  975  Nrn. 
Mayer  &  Müller,  Berlin.    Nr  278:  Kunst.    Aesthetik.     50  S. 
Meyer,  Ed.,  Berlin.    Nr  33:  Porträts.     1S40  Nrn. 

Meyer,  Leipzig.    Nr  115:  Bibliothek  Jakob  Minor.    Abt.  IV.     1028  Nrn. 
Picard  &  Fils,  Paris.    Nr  196:  Varia.     65  S. 
Rüder,  Leipzig.    Nr  15:  Napoleon  I.  und  seine  Zeit.     1032  Nrn. 
Rosenthal,  Jacques,  München.   Antiquarischer  Anzeiger  Heft  1:  324  Nrn. 
Rosenthal,  L.,  München.   Nr  150:  Bibliotheca  Liturgica  Pars  IL  Nr720— 4311. 
Seh  od  er,  Turin.    Nr  28:  Philosophie.     6S4  Nrn. 

Süddeutsches  Antiquariat,  München.     Nr  153:  Auswahl.     1107  Nrn. 
Taussig  &  Taussig,  Prag.    Nr  151:  Slavica.     1430  Nrn. 
Weber,    Berlin.     Nr  201:    Germanische   Philologie.    2483  Nrn.    —    Nr  204: 

Freiheitskriege  1813—15.     79S  Nrn. 
Ad.  Weigel,  Leipzig.    Nr  103:  Auswahl.    506  Nrn. 
Ziegert,  Frankfurt  a.  M.    Nr  19:  Portraits  von  1500-1900.     1539  Nrn. 


Personalnachrichten. 

Berlin  KB.  Dem  Generaldirektor  Exz.  Prof.  Dr.  Adolf  Harnack  wurde 
der  Stern  zum  Kronenorden  2.  Klasse  verliehen.  Der  Hilfsbibliothekar  Dr.  Frie- 
drich Vogelsang  wurde  zum  Bibliothekar,  der  Asstistent  Dr.  Ernst  Hefer- 
mehl  zum  Hilfsbibliothekar  ernannt. 

Berlin  Kgl.  Haus-B.  Dem  Bibliothekar  Dr.  Bogdan  Krieger  wurde 
der  Kronenorden  3.  Klasse  verliehen. 

Bonn  ÜB.  Der  Bibliothekar  Dr.  Martin  Bollert  wurde  zum  Stadtbiblio- 
thekar in  Bromberg  gewählt. 

Bremen  StB.  Der  Volontär  Dr.  Walter  Spiegel  wurde  als  besoldeter 
Hilfsarbeiter  an  der  Herzogl.  Bibliothek  iu  Wollenbüttel  angestellt. 

Dresden  KB.  Dem  Bibliothekar  Dr.  Arthur  Richter  wurde  das 
Ritterkreuz  I.  Klasse  des  Kgl.  Sachs  Albrechtsordens  verliehen. 

Königsberg  StB.  Dem  Direktor  Prof.  Dr.  August  Seraphim  wurde 
der  Kote  Adlerorden  4.  Klasse  verliehen 

Leipzig  ÜB.  Dem  Direktor  Geh.  Hofrat  Dr.  Karl  Boysen  wurde  das 
Bitterkreuz  1.  Klasse  des  Kgl.  Sachs.  Albrechtsordens  verliehen. 

Münster  ÜB.  Als  Volontär  trat  ein  Dr.  phil.  Adolf  Krancke,  geb. 
15.  1.  87  Dortmund,  ev.,  stud.  Philologie. 


Bekanntmachung 

betr.  Diplomprüfung  für  den  mittleren  Bibliotheksdienst  usw. 

Die  nächste  Prüfung  findet  am  Montag  den  6.  Oktober  und  den 
folgenden  Tagen  in  der  Königlichen   Bibliothek  zu  Berlin  statt. 

Gesuche  um  Zulassung  sind  nebst  den  erforderlichen  Papieren 
(Ministerialerlaß  vom  10.  Aug.  1909  §  5)  bis  spätestens  am  8.  Sept. 
dem  Vorsitzenden  der  Prüfungskommission,  Geh.  Regierungsrat  Dr.  Ippel, 
Abteilungsdirektor  an  der  Königlichen  Bibliothek  (Berlin  NW  7, 
Dorotheenstr.  81)  einzureichen. 

Verlag  von  Otto  Harraseowltz,  Leipzig.  —  Druck  von  Ehrhardt  Karras,  Halle. 


Zentralblatt 

für 


Bibliothekswesen. 


XXX.  Jahrgang. 


9.  u.  10.  Heft. 


Sept.-Oktbr.  1913. 


Vierzehnte  Versammlung  Deutscher  Bibliothekare 
in  Mainz  am  15.  und  16.  Mai  1913. ') 

Verzeichnis  der  Anwesenden. 


a)  Mitglieder 

Dir.  Dr.  Ackerknecht-Stettin. 
Bibl. -Vorstand    Prof.    Dr.    A ne- 
in Uli  er- Detmold. 
Assist.  Dr.  Äsen -Bonn. 
Bibl.  Prof.  Dr.  Bad  er- Darmstadt. 
Stadtbibl.  Dr.  Bahrdt-Crefeld. 
Dir.    Dr.    Berghoeff er- Frank- 
furt a.  M. 

Bibl.  Dr.  Biber-Breslau. 
Knstos  Bicke  rieh -Erlangen. 
Dir.  Prof.  Dr.  Bin z- Mainz. 
Oberbibl.  Prof.Dr.  B  ö  m  e  r  -Breslau. 
Hofrat  Prof.  Börckel-Mainz. 
Bibl.  Dr.  Born- Berlin. 
Dir.    Geh.    Hofrat  Dr.   Boysen- 
Leipzig. 

*  Dir.  Dr.  Brodmann-Karlsruhe. 
Volontär  Dr.  Butte -Kassel. 
Bibl.  Dr.  Caspari- Leverkusen. 
I.  Bibl.  Dr.  Christian i-  Posen. 
Bibl.  Dr.  Degering-Berlin. 
Bibl.  Dr.  Dinse-Kiel. 

Bibl.  Dr.  Esselborn -Darmstadt. 
Dir.  Geh.  Reg.-R.Prof.Dr.Focke- 
Posen. 

*  Abt.-Vorst.  Dr.  Freys-München. 

*  Stadtbibl.  Dr.  Fritz- Charlotten- 
burg. 

.*  Oberbibl.  Dr.  Geiger-Tübingen. 
Kustos  Prof.  Dr.  Götze -Frei- 
burg i.  B. 


des  V.  D.  B.2) 

26.  Bibl.  Dr.  Gratzl- München. 

27.  Dir.  Prof.  Dr.  Günther-Dauzig. 

28.  Oberbiblioth.     Dr.    Haeb erlin- 
Göttingen. 

29.  Dir.  Prof.  Dr.  Haeb ler- Berlin. 

30.  Bibl.-Vorstand  Dr.  Heidenhain- 
Bremen. 

31.  Bibl.  Dr.  Heidenheimer-Mainz. 
32.*  Oberbibl.  Dr.  II elfsig- Leipzig. 

33.  Bibl.  Dr.  Henrici-Wiesbaden. 

34.  Oberbibl.  Dr.  Heuser-Giefsen. 
35.*  Bibl.  Dr.  Hilsenbeck-München, 

Schriftführer. 

36.  Oberbibl.  Dr.  Hirsch- Bonn. 

37.  Bibl.  Dr.  Hoeffler-Berlin. 

38.  Bibl.    Dr.    Hohenemser-Frank- 
furt  a.  M. 

39.  Bibl.  Dr.  Hopf- Kassel. 

40.  Dir.  Dr.  Jacob s- Freiburg  i.  Br. 

41.  Dir.  Dr.  Jaeschke-Düsseldorf. 
42.*  Abt.-Dir.  Geh.  Reg.-Rat  Dr.I p p e  1  - 

Berlin,  stellv.  Vorsitzender. 

43.  Bibl.  Dr.  Jürges -Wiesbaden. 

44.  Oberbibl.  Dr.  Kaiser- Berlin. 
45.*  Dir.  Prof.  Dr.  Key  fser-Köln. 

46.  Assist.  Dr.  Knaufs- Bonn. 

47.  Oberbibl.  Dr.  Kohfel dt-  Rostock. 

48.  Oberbibl.  Dr.  K  raus e- Berlin. 

49.  Oberbibl.  Dr.  Kr ok er- Leipzig. 

50.  Vorst.    Prof.   Dr.   L  angin -Karls- 
ruhe. 


1)  Bericht  über  den  äufseren  Verlauf  siehe  oben  S.  268—270.  Zu  S.  269 
ist  zu  berichtigen,  dafs  das  ausgestellte  Büchergestell  nicht  der  Pauzergesell- 
schaft  gehörte,  sondern  der  Firma  Heinrich  Briel  in  Frankfurt  a.  M. 

2)  Die  Mitglieder  des  Vorstands  und  Ausschusses  sind  mit  *  bezeichnet. 


XXX.     9.  io. 


20 


374 


Vierzehnte  Bibliothekarversanunlung 


51.  Bibl.  Lafre nz -Frankfurt  a.  M.  77. 

52.  Abt. -Vorstand  Dr.   Lei  ding  er-      78. 
München.  79. 

53.  Bibl.  Leuzinger- Essen.  80. 

54.  Dir.  Prof.  Dr.  Liesegang-Wies- 
baden. 81. 

55.  Assist.  Dr.  Lindau -Berlin.  82. 

56.  Dir.  Dr.  Löckle-Elberfeld. 

57.  Kustos     Prof.     Dr.    Loubier-      S3. 
Berlin. 

58.  Bibl.  Prüf.  Dr.  Maas -Berlin.  84.: 

59.  Oberbibl.  Prof.  Dr.  Marckwald- 
Strafsburg.  85. 

60.  Stadtbibliothek.  Prof.  Dr.  M  i  n  d  e  -      86. 
Pouet-Brouiberg. 

61.  Dir.  Geh.  Reg.-Bat  Dr.  Molitor-      87, 
Munster.  88. 

62.  Bibl. -Vorstand    Dr.    Molsdorf  - 
Breslau.  89. 

63.  Bibl.  Moltke- Leipzig.  90. 

64.  Stadtbibl.  Dr.  Müll  er- Aachen 

65.  Bibl.  Dr.  Naetebus- Berlin.  91. 

66.  Stadtbibl.  Noack-Darnistadt  92. 

67.  Dir.  Dr.  Nörre nb er g- Düsseldorf.      93. 

68.  Bibl.  Dr.  Otto -Berlin. 

69    Abt.-Dir.    Prof.    Dr.    Paalzow-      94. 

Berlin.  95. 

70.    Bibl.    Lic.    Pfanumüller-Darui-      96. 

Stadt. 
71.*  Bibl.      Dr.      Philipp  -  München.      97. 

Schatzmeister.  98. 

72.  Bibl.  Dr.  von  Rath- Berlin. 

73.  Wiss.  Hilfsarb.   Dr.  Rauschen-      99. 
b  e  r  g  e  r  -  Frankfurt  a.  M.  100. 

74.  Bibl.  Dr.  Reiche-Berlin. 

75.  Bibl.  Dr.  R  e  u  t  e  r  -  Düsseldorf.  101. 

76.  Kustos       Dr.      Rngenstein- 
Leipzig. 


Bibl.  Dr.  Sass -Berlin. 
Bibl.  Dr.  Schiff- Frankfurt  a.  M. 
Bibl.  Dr.  Schund- Stuttgart, 
Stadtbibl.  Dr.   Schmidbau er- 
Augsburg. 

Dir.  Dr.  Schmidt-Darmstadt. 
Volontär   Dr.   Schmidt-  Darm- 
stadt. 

Volontär  Dr.  Schneider- 
Giefsen. 

Dir.  Dr.   Schnorr  v.  Carols- 
feld- München,  Vorsitzender. 
Bibl.  Dr.  Schulz -München. 
I.Direktor    Geh.    Reg. -Rat   Dr. 
Schwenke-Berlin. 
Bibl.  Dr.  Seippel-Berlin. 
Dir.    Dr.    Seraphim-  Königs- 
berg. 

Bibl.  Dr.  Springer- Berlin. 
Stadtbibl.    Prof.    Dr.    Stange- 
Erfurt. 

Bibl  Dr.  St  einb  erger-Göttingen. 
II.  Stadtbibl.  Dr.  Sulz -Essen. 
Bibl.    Prof.    Dr.   Traut -Frank- 
furt a.  M. 

Bibl.  Dr. Trommsdorff-Danzig. 
Oberbibl.  Dr.  Voltz- Darmstadt, 
Oberbibl.  Prof.  Dr.  Voullieme- 
Berlin. 

Dir.  Dr.  Wahl- Leipzig. 
Stadtbibl.    Prof.    Winnacker- 
Barmen. 

Bibl.  Dr.  Witzel-Köln. 
Dir.   Geh.   Reg.-Rat  Wolfram- 
Stral'sbnrg. 

Oberbibl.  Prof.  Dr.  Ze dl  er- 
Wiesbaden. 


b)  Sonstige  Teilnehmer  aus  dem  Deutschen  Reich. 


102.  Sekretärin     Jeanne     Canive- 
Metz. 

103.  Praktikantin  Dr.  Frieda  David- 
Düsseldorf. 

104.  Beamtin    Mathilde    Eberhard- 
Nürnberg. 

Ki5.  Assistentin    Elli   Faehre- Dort- 
mund. 

106.  Wissenseh.   Hilfsarbeiter  Falk- 
Mainz. 

107.  Archivassessor    Dr.    Freytag- 
Regensburg. 

108.  Hilfsarbeiteriu   Emmy  Gadow- 
Düsseldorf. 

L09.  Vorsteherin     Bennata      Otten- 

Lübeck. 
1 10.  Assistentin  Luise  Reuter- Mainz. 


111.  Assistentin     Teresita     Ritter- 
Mainz. 

112.  Leiterin    Rose    Schlesinger- 
nalle  a.  S, 

113.  Wissensch.  Hilfsarb. Dr. Seh orn- 
Mainz. 

114.  Assistentin  Martha  Schwenke- 
Charlottenbnrg. 

1 15.  Wissensch.   Hilfsarb.   Sommer- 
Wiesbaden. 

116.  Vorsteherin  Lotta  Steinhaus- 
Bielefeld. 

117.  Direktorialassist.  Dr.  Tronnier- 
Mainz. 

118.  Assistentin    Rose    Weinberg- 
Mainz. 

119.  Volontärin  Lina  Willig- Mainz. 


Eröffnung-  375 

c)  Auswärtige   Gäste. 

120.  Bibl.  Dr.  Dolch-Braunau.  124.  Kustos  adj.   Dr.  von  Roretz- 

121.  Knstos  Dr.  Doublier-Wien.  Wien. 

122.  Direktor   Hofrat   Dr.   Himmel-  125.  Bibliothekar   Springer  S.  J.- 
banr-Wien.  Feldkirch. 

123.  Bibl.  Dr.  N  e  1  s  o  n  -  Uppsala. 

1.  Sitzung.     Donnerstag  den  15.  Mai,  vormittags  9'/.,  Uhr. 

Der  Vorsitzende,  Direktor  Schnorr  v.  Carolsfeld-München,  er- 
öffnet die  Tagung  und  heifst  die  Erschienenen  willkommen,  deren 
Zahl,  wenn  man  von  den  besonderen  Verhältnissen  von  Berlin  und 
München  absehe,  wieder  eine  Steigerung  gegenüber  den  früheren 
Versammlungen  zu  bringen  verspreche. 

Bürgermeister  Kuhn,  in  Vertretung  des  z.  Z.  abwesenden  Ober- 
bürgermeisters Dr.  Göttelmann,  begrüfst  die  Versammlung  im  Namen 
der  Stadt  Mainz.  Aus  dem  zweckmäfsigen  Neubau  der  Stadtbibliothek 
wolle  man  ersehen,  wie  lebhaft  die  Stadtverwaltung  für  die  biblio- 
thekarischen Interessen  eintritt.  Er  wünscht  der  Tagung  einen  ge- 
deihlichen Verlauf  und  besten  Erfolg,  den  Teilnehmern  zugleich  frohe 
Stunden  der  Geselligkeit. 

Der  Vorsitzende  dankt  im  Namen  der  Versammlung  und  teilt 
mit,  dafs  für  den  Abend  vorher  eine  Einladung  zur  Festvorstellung 
im  Hoftheater  in  Darmstadt  vorgelegen  habe,  die  aber  nach  Lage  der 
Dinge  nicht  angenommen  werden  konnte.  Gegen  den  Vorschlag,  die 
Verhandlungsgegenstände  in  der  Reihenfolge  des  gedruckten  Programms 
vorzunehmen,   erhebt  sich  kein  Widerspruch. 

Telegraphische  Begrüfsungen  liegen  vor  oder  gehen  im  Laufe  der 
Tagung  ein  von  den  österreichischen  Kollegen  Frankfurter  und  Crüwell- 
Wien,  Eichler -Graz,  Grienberger-Czernowitz,  von  der  Vereinigung 
Schweizerischer  Bibliothekare  und  der  Stadtbibliothek  Zürich,  von  den 
Herren  Andersson  und  Meyer-Upsala,  sowie  von  den  zurückgebliebenen 
Münchener  Kollegen. 

Wir  schliefsen  hier  den  für  diese  Stelle  bestimmten  Bericht 
des  Vorsitzenden  an,  obgleich  er  aus  äufseren  Gründen  erst  im 
weiteren  Verlauf  der  Sitzung  vorgetragen  wurde: 

M.  H.!  Der  Bericht  Ihres  Vorstandes  mufs  auch  dieses  Jahr  mit 
der  traurigen  Kunde  von  dem  Hinscheiden  lieber  Kollegen  beginnen. 
Es  verstarben  seit  dem  vorigen  Berichte:  der  frühere  Oberbiblio- 
thekar der  ÜB.  Greifswald  Karl  Theodor  Gaedertz,  der  Bibliothekar 
der  Raczynskiscken  Bibliothek  in  Posen  Oswald  ('ollmann,  der 
Bibliothekar  an  der  ÜB.  Leipzig  Paul  Kühn,  dann  einer  der  uns 
von  unseren  Versammlungen  her  Avohlbekannt  war  und  in 
wissenschaftlicher  Hinsicht  sich  höchsten  Ansehens  erfreute,  Julius 
Euting,  der  frühere  Direktor  der  Universitäts-  und  Landesbibliothck 
Strafsburg,  dann  der  Vorstand  der  B.  der  Geologischen  Landesanstalt 
zu  Berlin  Oskar  Eberdt,  Eberhard  Nestle,  der  frühere  Bibliothekar 
des   Seminars    Maulbronn,    uns    allen    durch    seine    vielen    aus    seinem 

26* 


*  * 


376  Vierzehnte  Bibliothekarversammlung 

grofseni  Wissen    geschöpften    Notizen   bekannt;    endlich    der    Direktor 
der  B.  des  Herrenhauses  zu  Berlin  Emil  Frh.  v.  Orgies-Rutenberg. 

M.  H.,  um  unseren  Toten  auch  durch  ein  äufseres  Zeichen  unsere 
Erinnerung  zu  bekunden,  darf  ich  Sie  bitten,  sich  von  den  Sitzen  zu 
erheben.     (Geschieht.) 

Wenn  wir  uns  nun  zu  dem  Leben  der  Bibliotheken  wenden,  so 
mufs  zunächst  der  Neugründungen  gedacht  werden.  Ein  etwas 
unklares  Dasein  auch  hinsichtlich  ihrer  Ziele  und  Aufgaben  führt  die 
„Deutsche  Nationalbücherei"  in  Gotha.  Es  erscheint  sehr  zweifelhaft, 
ob  ihr  neben  der  grofsen  „Deutschen  Bücherei"  in  Leipzig  ein  gedeih- 
liches Leben  beschieden  sein  wird.  Ueber  diese  letztere  mich  hier 
auszusprechen  dürfte  erübrigen;  der  von  Kollege  Paalzow  gütigst  in 
Aussicht  gestellte  Vortrag  wird  uns  eingehender  darlegen,  als  ich  es 
hier  vermag,  wie  mächtig  dieses  Unternehmen  durch  die  ihm  gewordene 
Unterstützung  des  sächsischen  Staates,  der  Stadt  Leipzig  und  der 
grofsen  Organisation  des  Börsenvereins  emporgewachsen  ist.  Die  Be- 
denken, die  anfangs  geäufsert  wurden  und  gewifs  auch  noch  fort- 
bestehen,   werden    diesen    Tatsachen    gegenüber    zurücktreten    müssen. 

In  das  Kapitel  der  Neugründungen  gehört  auch  die  wesentliche 
Erweiterung  ihrer  Aufgabe,  die  die  Stadtbibliothek  Hamburg  bei  Er- 
richtung einer  Universität  in  dieser  Stadt  erfahren  würde,  wenn  die 
dahingehenden  Pläne  in  die  Wirklichkeit  eintreten. 

Wenn  die  Aufgaben  unserer  Institute  immer  wachsen,  teilweise 
auch  die  zur  Verfügung  stehenden  Mittel  beträchtliche  Vermehrung 
erfahren,  so  müssen  die  Häuser  gröfser  werden,  die  unsere  Schätze 
bergen.  Das  Tübinger  Gebäude  für  die  dortige  ÜB.,  dessen  Pläne 
Kollege  Geiger  in  Nürnberg  uns  zu  zeigen  die  Freundlichkeit  hatte, 
ist  seiner  Bestimmung  zugeführt  worden,  ebenso  haben  wir  uns  in  der 
schönen  Stadt  Mainz  zusammengefunden,  um  uns  an  einem  Neubau 
zu  erfreuen,  die  Nassauische  Landesbibliothek  hat  wohl  inzwischen 
ebenfalls  ihren  Umzug  vollzogen.  Gröfsere  Umbauten  sind  für  die 
K.  öffentliche  Bibliothek  in  Dresden  bewilligt,  ebenso  für  die  ÜB. 
Göttingen  und  für  unsere  Staatsbibliothek  in  München;  dagegen  ist 
nach  dem  letzten  Jahresberichte  der  Universitätsbibliothek  Breslau  in 
der  dortigen  Neubaufrage  ein  Fortschritt  nicht  zu  verzeichnen. 

Die  für  Anschaffungen  verfügbaren  Summen  haben  vielfach  eine 
Vergröfserung  erfahren.  Die  mächtigste  ist  der  K.  B.  Berlin  zuteil 
geworden,  nämlich  83  000Mk.,  eine  Summe,  die  mancher  Bibliothek 
als  Gesamtankaufsfonds  schon  recht  willkommen  wäre.  Kleinere  Er- 
höhungen erhielten,  abgesehen  von  den  den  preufsischen  ÜB.  zu- 
fallenden einmaligen  Zuschüssen,  die  Stadtbibliothek  Magdeburg,  die 
ÜB.  Rostock,  endlich  verschiedene  badische  Anstalten.  Eine  wesent- 
liche Bereicherung  erfuhr  die  Bibliothek  zu  Wolfenbüttel-  durch  Ueber- 
weisung  derjenigen  Bestände  der  ehemaligen  ÜB.  zu  Helmstedt,  die 
ihr  noch  fehlten. 

Auf  dem  Gebiete  der  Katalogisierung  mufs  in  erster  Linie  des 
grofsen    Vorwärtsschrittes    gedacht    werden,     der     beim    preufsischen 


Eröffnung  377 

Gesamtkatalog  durch  Ausgabe  eines  Probedruckes  geschah,  zu  dem 
Kollege  Fick  im  Aprilheft  unseres  Zentralblattes  interessante  Er- 
läuterungen gab.  Eine  Zentralisation  der  Kataloge  ist  auch  für  Köln 
in  Angriff  genommen,  wie  überhaupt  im  Rheinland  ein  erfreuliches 
starkes  Zusammenarbeiten  der  Bibliotheken  Platz  greift.  Ueber  die 
Bestrebungen,  die  Katalogisierungsregeln  einander  möglichst  anzu- 
gleichen, werden  wir  wohl  von  unserer  Kommission  morgen  noch 
einiges  zu  hören  bekommen.  Dafs  in  Frankreich  diese  Bestrebungen 
mehr  Erfolg  versprechen  als  bei  uns,  hat  Kollege  Kaiser  vor  einiger 
Zeit  dargelegt.  Ueber  die  Frage  der  systematischen  Aufstellung  bot 
das  Zentralblatt  höchst  interessante  Darlegungen  des  Kollegen  Leyh, 
die  volle  Beachtung  verdienen.  Die  Münchener  StB.  hat  mit  einer 
Veröffentlichung  des  Schemas  ihres  Realkatalogs  durch  Drucklegung 
des  Bayern  behandelnden  Teiles  begonnen. 

Die  Veröffentlichung  von  Zeitschriften -Verzeichnissen,  die  von 
aufserordentlicher  Bedeutung  für  unsere  Verwaltungen  und  Benutzer 
sind,  ist  in  beständigem  Fortschreiten  begriffen.  Das  voriges  Jahr  in 
München  besprochene  deutsche,  das  den  Bestand  der  beiden  grofsen 
Bibliotheken  Berlin  und  München  vollständig,  aufserdem  ergänzungs- 
weise auch  Bestände  anderer  Bibliotheken  verzeichnen  soll,  ist  stark 
gefördert  und  kann  voraussichtlich  im  Herbste  der  Druck  beginnen. 
Sehr  wertvoll  und  geschickt  gearbeitet  ist  die  neue  Auflage  des 
Schweizerischen  Verzeichnisses.  Gesichert  ist  ferner  das  Erscheinen 
des  rheinischen  Verzeichnisses,  von  dem  wir  gleichfalls  in  München 
zu  hören  bekamen,  erschienen  ist  ein  die  Bestände  der  verschiedenen 
Bibliotheken  der  Technischen  Hochschule  zu  Danzig  umfassendes, 
angeregt  eines  der  verschiedenen  Bibliotheken  in  Breslau. 

Zur  Benützung  der  Bibliotheken  übergehend  möchte  ich  zunächst 
auf  die  aufserordentlich  wichtigen  Vorträge  hinweisen,  die  im  vorigen 
Jahre  an  der  ÜB.  Berlin  gehalten  wurden  und  die  Studierenden  in  die 
Benützung  der  Bibliotheken  einführen  sollen;  dem  gleichen  Zwecke 
dient  die  hübsche  Arbeit  des  Kollegen  Füchsel. 

Die  Einrichtung  der  Leihgebühr  wird  immer  mehr  an  Boden 
gewinnen.  Nachdem  Bayern  sie  wie  an  den  Universitäten  so  auch  an 
seiner  Technischen  Hochschule  eingeführt  hatte,  müssen  sie  nunmehr 
auch  in  Preufsen  an  diesen  Anstalten  gezahlt  werden.  Dafs  Giefsen 
sie  einführte,  vernahmen  wir  im  vorigen  Jahre  in  München  durch 
einen  Vertreter  der  dortigen  ÜB.,  inzwischen  ist  die  Tatsache  auch 
anderweitig  bekannt  geworden.  Pane  Leihgebühr  erhebt  ferner  seit  ver- 
gangenem Herbste  die  ÜB.  Jena.  Ein  merkwürdiger  Angriff  des 
Berliner  Rechtslehrers  Bornhak  gegen  die  Bibliothekgebühren,  der 
auf  ganz  irrtümlichen  Voraussetzungen  beruht,  ist  im  Zentralblatt 
entsprechend  zurückgewiesen  worden. 

Das  Personal  wird  allenthalben  (allerdings  fast  durchaus  nicht 
dem  Bedarf  entsprechend)  vermehrt,  sodafs  auch  der  neue  preufsische 
Staatshaushalt  eine  Anzahl  weiterer  Stellen  vorsieht.  Eine  neue 
Schule   für  Bibliothekanwärterinnen   ist   in  Strafsburg   durch  Kollegen 


378  Vierzehnte  Bibliothekarversaninilung 

Oskar  Meyer  begründet  worden.  Zu  den  Staaten,  die  die  Gehälter 
ihrer  Bibliotheksbeamten  neu  ordneten  —  eine  erfreuliche  Tatsache,  von 
der  in  letzter  Zeit  jeder  Jahresbericht  sprechen  konnte  —  ist  nunmehr 
auch  Hamburg  getreten. 

Nachdem  sich  unser  Verein  s.  z.  offiziell  an  dem  Internationalen 
Kongrefs  zu  Brüssel  1910  beteiligte,  darf  ich  hier  erwähnen,  dafs  1912 
die  Akten  desselben  in  einem  stattlichen  Bande  erschienen.  Die  von 
unseren  deutschen  Kollegen  in  dankenswerter  Weise  gelieferten  Berichte 
sind  vollständig  abgedruckt:  Haebler,  Der  Deutsche  Gesamtkatalog 
der  Wiegendrucke,  Fick,  Die  Zentralstelle  der  Deutschen  Bibliotheken, 
Helfsig,  Die  Stellung  der  Deutschen  Bibliothekare,  Gerhard,  Die 
Vorbildung   der  wissenschaftlichen  Bibliotheksbeamten  in  Deutschland. 

Dafs  für  das  kommende  Jahr  1914  in  Leipzig  eine  Ausstellung 
mit  dem  aufserordentlich  bezeichnenden  Titel  Bugra,  d.  h.  Ausstellung 
für  Buchgewerbe  und  Graphik,  geplant  ist,  hat  Ihnen  Kollege  Boysen 
in  München  dargelegt.  Die  Vorbereitungen  sind  im  Gange.  Hoffentlich 
gelingt  es  die  gerade  für  die  Bibliotheken  nicht  leichte  Aufgabe  zu 
lösen.  Wir  werden  darüber  in  dieser  Tagung  noch  zu  sprechen  haben. 
Die  Schwierigkeit  für  uns  liegt  vor  allem  darin,  dafs  die  Dinge,  die 
sich  für  Schaustellungen  besonders  eignen,  wie  Handschriften,  Einbände, 
Drucke,  nicht  in  die  Bibliotheksabteilung  der  Ausstellung  fallen,  die 
vielmehr  nur  das  Technische  zu  berücksichtigen  hat. 

Ich  darf  den  Bericht  für  1912  nicht  abschliefsen,  ohne  mit  ein 
paar  Worten  auf  die  Amerikafalirt  unseres  Kollegen  Schwenke  hin- 
gewiesen zu  haben.  Ich  glaube,  wir  müssen  ihm  dankbar  dafür  sein, 
dafs  er  uns  im  Zentralblatt  einen  so  interessanten  Bericht  gegeben 
hat,  der  u.  a.  auch  den  grofsen  Wert  hat,  vielen,  die  das  mehr  oder 
minder  klare  Gefühl  hatten,  drüben  sei  das  Wunderland  bibliothekarischer 
Technik,  gezeigt  zu  haben,  dafs  das,  was  wir  von  drüben  zu  lernen 
haben,  doch  nicht  allzuwichtige  Dinge  sind.  Der  Vorstand  des  VDB. 
hat  auch  nicht  versäumt,  GR.  Schwenke  zur  Feier  seines  60.  Geburts- 
tages   die    herzlichsten  Glückwünsche    zu    senden. 

M.  IL,  ich  möchte  am  Schlüsse  dieses  Berichts  noch  einem  Ge- 
danken Ausdruck  geben,  der  sich  mir  bei  seiner  Ausarbeitung  unwill- 
kürlich aufdrängte,  dafs  es  nämlich  sehr  erwünscht  wäre,  wenn  alle 
Jahre  an  den  Jahresbericht  des  Vorsitzenden  noch  ein  besonderer  über 
Volksbibliotheken,  Lesehallen  u.  a.  angeschlossen  werden  könnte.  Zu 
seiner  Erstattung  würde  sich  wohl  das  Mitglied  des  Vorstandes  bereit 
finden,  das  jenen  Zweig  dort  ohnehin  zu  vertreten  hat.  Der  Bericht 
dürfte  nicht  allzusehr  in  die  Einzelheiten  gehen,  würde  aber  in  an- 
gemessener kurzer  Form  gerade  für  die  dem  Volksbibliothekswesen 
Fernerstehenden  von  nicht  geringem  Interesse  sein.  -  Wir  werden 
uns  im  Laufe  dieser  Tagung  ohnehin  noch  mit  einer  verwandten 
Frage,  der  stärkeren  Berücksichtigung  der  Volksbibliotheken  in  unserm 
Jahrbuch,  zu  beschäftigen  haben. 


Die  handschriftlichen  Ptolemäuskarten  379 

1.    Die  handschriftlichen  Ptolemäuskarten  und  ihre 

Entwicklung  im  Zeitalter  der  Renaissance. 

Referent:    Bibl.  Dr.  Paul  Dinse-Kiel.1) 

Die  Geschichte  der  Erd-  und  Länderdarstellung  auf  Karten  ist  als 
ein  Zweig  der  Geschichte  der  f>dkunde  in  unserm  Zeitalter  der  beob- 
achtenden Geographen  verhältnismäfsig  wenig  gepflegt.  Seitdem  während 
der  beiden  letzten  Menschenalter  die  Geographie  zu  einem  naturwissen- 
schaftlichen Fach  geworden  ist,  sind  ihre  Beziehungen  zur  Geschichte 
und  Altertumswissenschaft  weniger  eng  geworden  als  in  früheren  Zeiten, 
und  die  seltenere  Betätigung  von  Historikern  und  Philologen  auf  dem 
Gebiet  der  Erdkunde  ist  als  eine  naturgemäfs  meist  nur  literarische 
heutzutage  wenig  geschätzt. 

Eine  zusammenfassende  Darstellung  der  Geschichte  der  Kartographie, 
der  Wissenschaft,  Theorie  und  Technik  der  graphischen  Erdabbildung, 
fehlt  heute  noch.  Noch  hat  sich  nirgend  der  Mann  gefunden,  der 
dies  Wissenschaftsgebiet  in  seiner  ganzen  Weite  zu  überschauen  sich 
erkühnte,  der  es  unternommen  hätte,  die  Vielheit  und  Mannigfaltigkeit 
der  Einzelstudien  und  Teilarbeiten  der  historischen  Kartographen  aller 
Länder  zu   einem  ausführlichen   und  erschöpfenden  Werk  zu  vereinen. 

Das  Material  für  eine  solche  Geschichte  der  Kartographie  stände 
einem  Historiker  der  Kartenkunde  schon  in  reicher,  wenn  auch  nicht 
lückenloser  Fülle  zur  Verfügung.  Die  letzten  Jahrzehnte  haben  in 
der  literarischen  Produktion  deutscher,  französischer,  italienischer  und 
nordischer  Gelehrten  der  Spezialstudien  über  einzelne  Karten,  Karten- 
werke und  Kartenzeichner  eine  grofse  Anzahl  gebracht,  und  selbst 
gröfsere  Entwicklungsperioden  und  Kartengruppen  haben  bereits  ihre 
Bearbeiter  und  Darsteller  gefunden. 

Das  Interesse  der  historischen  Geographen  hat  sich  nacheinander 
verschiedenen  Perioden  der  Geschichte  der  Kartographie  zugewandt. 
Zuerst  wohl  fanden  die  mittelalterlichen  Weltkarten  Beachtung,  jene 
Rechteck-,  Oval-  und  Radkarten  mönchischer  Weltbildzeichner,  die 
wunderlichen  Gebilde  mittelalterlicher  Phantasie,  mehr  Illustrationen 
zu  religiös  gefärbten  Weltanschauungen  als  wirkliche  Karten,  Zeich- 
nungen, auf  denen  kaum  in  der  nächsten  Nachbarschaft  des  Klosters 
des  Zeichners  eine  Spur  wirklicher  Länderkenntnis  zu  bemerken  ist. 
Die  Vierhundertjahrfeiern  der  wichtigsten  Persönlichkeiten  und  Er- 
eignisse des  Entdeckungszeitalters  lenkten  dann  das  Interesse  auf  die 
italienischen  und  katalanischen  Seekarten  des  ausgehenden  Mittelalters, 
die  sauber  auf  Pergament  in  bunten  Farben  und  Gold  ausgeführten 
Arbeiten  italienischer  Kartenzeichner,  die  als  wirkliche  Karten  den 
Seeleuten  des  Mittelmeers  für  Jahrhunderte  treffliche,  fast  untrügliche 
Führer  bis  hinauf  an  die  flandrische  Küste  und  den  Entdeckern  sichere 
Wegweiser  auch  über  das  Westmeer  gewesen  waren.  In  den  letzten 
Jahrzehnten  erwachte  dann  das  Interesse  für  die  Erstlinge  der  Länder- 


1)  Der  Vortrag  hat  nach  der  Versammlung  noch   einige  Erweiterungen 
erfahren. 


380  Vierzehnte  Bibliothekarversammlung 

aufnähme.  Manch  unerwarteter  glücklicher  Fund  brachte  die  ersten 
topographischen  Karten  einzelner  Länder  wieder  an  das  Tageslicht, 
die  unvollkommenen  Arbeiten  wandernder  Gelehrten,  die  ihre  Entstehung 
dem  neuangefachten  wissenschaftlichen  Eifer  der  Zeit  oder  den  Regierungs- 
bodürfnissen  der  Fürsten  des  16.  Jahrhunderts  verdankten.  Und  schliefs- 
lich  gab  die  fortschreitende  Vollendung  der  grofsen  Werke  der  modernen 
Landesaufnahmen  Gelegenheit,  sich  mit  den  Anfängen  und  der  Ent- 
wicklung der  Berichtigung  des  Kartenbildes  der  Erde  durch  die  über 
weite  Erdräume  ausgedehnte  genaue  Vermessung  der  Formen  der  Erd- 
oberfläche zu   beschäftigen. 

Von  allen  Gebieten  der  Geschichte  der  Eid-  und  Länderdar- 
stellung auf  Karten  hat  die  Geschichte  der  Kartographie  des  Alter- 
tums in  allen  Jahrhunderten  moderner  wissenschaftlicher  Betätigung 
und  auch  in  unsern  Tagen  mit  am  wenigsten  Freunde  und 
fördernde  Pfleger  gefunden.  Zwar  die  historische  Länderkunde  der 
alten  Welt  blühte  und  gab  der  Wissenschaft  Werke  wie  die  alten 
Geographien  von  Forbiger,  Mannert,  Ukert,  Kiepert  und  Bunbury.  Aus 
den  Werken  der  alten  Historiker  und  Geographen  kannte  man  den 
Inhalt  des  Weltbildes  der  Alten  und  zeichnete  nach  ihren  Angaben 
Karten,  die  die  Vorstellungen  der  Griechen  und  Römer  von  der  Ver- 
teilung von  Wasser  und  Land  und  der  Anordnung  der  Länderräume 
wiedergaben,  die  Erdkarten  eines  Homer,  Herodot,  Mela  oder  Strabo. 
Aber  von  den  eigenen  kartographischen  Leistungen  des  Altertums 
mufste  man  schweigen.  Man  wufste,  dafs  die  Alten  Karten  besessen 
hatten,  dafs  sie  schon  von  der  mythischen  Zeit  der  jonischen  Natur- 
philosophie an  ihre  Weltanschauung  durch  Erdbilder  erläutert  hatten. 
Auf  Grund  der  Lehre  von  der  Kugelgestalt  der  Erde  hatten  die  grofsen 
Geographen  und  Mathematiker  der  Alexandrinerzeit,  Eratosthenes  und 
Hipparch,  die  mathematische  Theorie  der  Erdzeichnung  entwickelt. 
Das  ausgehende  Altertum  besafs  alle  Vorbedingungen  zur  Zeichnung 
auch  genauerer  Erdkarten,  den  Rahmen  einer  nach  mathematischen 
Gesetzen  entwickelten  Form  und  den  reichen  Inhalt  einer  weitaus- 
gedehnten ,  wenn  auch  auf  eine  nur  schmale  Zone  beschränkten  Erd- 
kenntnis. Aber  was  man  von  den  Resten  antiker  Kartographie  zu 
besitzen  glaubte,  war  zu  spärlich  und  geringwertig,  um  sich  ein  Bild 
von  der  Höhe  kartographischer  Leistungen  des  Altertums  zu  machen. 
Wie  die  Weltkarte  des  augusteischen  Zeitalters,  die  sogenannte  Agrippa- 
karte,  nach  allem,  was  wir  von  ihr  wissen,  nur  ein  allgemein  orien- 
tierendes Uebersichtsbild  des  Imperium  Romanum  gewesen  war,  so  war 
auch  die  alte  Buchrollenkarte,  die  wir  heute  in  der  Tabula  Peutingeriana 
kennen,  nur  eine  Wegekarte,  eine  Fahrplankarte  für  den  Verkehr  des 
Römischen  Reichs,  gezeichnet  ohne  jede  Projektion,  ohne  jedes  Be- 
mühen, ein  richtiges  verkleinertes  Bild  der  Wirklichkeit  zu  geben. 

Und  dabei  ging  man  an  dem  bedeutendsten  Denkmal  der  Karto- 
graphie des  Altertums,  dem  ältesten  Atlas  wirklicher  Karten,  an  dem 
Kartenwerke  der  ptolemäischen  Geographie,  leichten  Sinns,  unbeachtend 
vorüber! 


Die  handschriftlichen  Ptoleuiäuskarten  381 

Um  die  Mitte  des  zweiten  christlichen  Jahrhunderts,  schon  nahe 
der  Abenddämmerung  der  Wissenschaft  des  klassischen  Altertums,  hatte 
bekanntlich  der  alexandrinische  Astronom  Claudius  Ptolemäus  als  eine 
Art  Ergänzung  zu  seinem  astronomischen  Hauptwerk  eine  Unterweisung 
in  der  Geographie  geschrieben.  Gestützt  auf  die  Lehren  seiner  mathe- 
matischen Vorgänger  hatte  er  in  diesem  seinem  geographischen  Werke 
seine  Zeit  belehrt,  dafs  die  Erdzeichnung,  die  Geographie  im  eigent- 
lichen Sinne  des  Wortes,  nicht  bildliche  Illustrationen  erdkundlicher 
Vorstellungen  zu  geben  habe,  nicht  nur  die  ungefähre  Unterbringung 
aller  bekannten  Erdräume  und  Erdstellen  in  ein  willkürlich  gestaltetes 
Erdbild  sei,  sondern  die  Benutzung  einer  nach  mathematischen  Gesichts- 
punkten bestimmten  Entwurfsart  erfordere  und  auf  der  Verwertung 
einer  möglichst  grofsen  Anzahl  durch  astronomische  Beobachtung  ge- 
wonnener Positionsbestimmungen  beruhe.  In  dem  ersten  Buch  seines 
Werkes  hatte  er  die  geometrische  Theorie  des  Kartenzeichnens,  die 
Entwurfslehre,  entwickelt.  Weitere  sechs  Bücher  enthielten  dann  die 
Zusammenstellung  einer  Riesenfülle  von  Positionsbestimmungen  für  alle 
Teile  der  bekannten  Erde:  sie  waren  nach  dem  besten  Wissen  der 
Zeit  ermittelt,  aber  den  Anschein  astronomisch  genauer  Feststellungen 
gab  ihnen  der  Verfasser  zu  Unrecht.  In  einem  achten  Buch  führte 
Ptolemäus  dann  aus,  wie  unter  Zugrundelegung  derjenigen  Positionen, 
die  ihm  und  seiner  Zeit  die  verhältnismäfsig  am  sichersten  ermittelten 
erschienen,  die  bekannte  Erde  auf  26  Länderkarten  der  Wirklichkeit 
entsprechend  abgezeichnet  werden  könne. 

Ein  Atlas  solcher  Karten,  die  in  ihrer  Anlage  der  ptolemäischen 
Theorie  und  in  ihrem  Inhalt,  sowie  zum  Teil  auch  nach  ihrer  Zahl,  dem 
Text  der  ptolemäischen  Geographie  vollkommen  entsprechen,  ist  uns 
in  einer  kleinen  Anzahl  von  Handschriften  des  Werkes  erhalten.  Er 
ist  ein  bei  weitem  noch  nicht  gebührend  gewürdigtes  Denkmal  des 
ausgehenden  Altertums.  Während  der  Text  des  Werkes  in  eiuer  Reihe 
von  Ausgaben  durch  kritische  Sichtung  nutzbar  gemacht  ist,  während 
die  ptolemäischen  Karten  in  der  Form  bearbeiteter  Neuzeichnungen 
neue  Lebensformen  geworden  sind,  aus  denen  sich  unsere  heutigen 
Atlasblätter  entwickelt  haben,  hat  man  die  Urformen  oder  die  frühen 
Umformungen,  in  denen  die  Karten  in  den  griechischen  Handschriften 
enthalten  sind,  bisher  fast  gar  nicht  beachtet.  Noch  niemals  bis  in 
das  letzte  Jahrzehnt  hinein  hat  ein  Geograph  oder  Kartograph  die 
Karten  als  Karten  fachverständig  angesehen,  immer  nur  sind  sie  in  die 
Hände  von  Philologen  gekommen,  die  sie  nur  auf  ihr  Verhältnis  zum 
Text  betrachteten,  in  ihnen  nichts  anderes  als  ein  Mittel  zur  Richtig- 
stellung dieses  Textes  sahen  und  demzufolge  ihren  Wert  nur  nach 
ihrer  Brauchbarkeit  für  diese  Zwecke  würdigten. 

Es  war  gegen  Ende  meiner  Studienzeit,  als  mir  zum  ersten  Male 
die  photolithographische  Reproduktion  des  Ptolemäuscodex  des  Vatopedi- 
Klosters  vom  Berge  Athos,  die  Victor  Langlois  zu  Paris  im  Jahre  1867 
herausgegeben  hatte,  in  die  Hände  kam.  Zunächst  schreckte  mich  die 
Grobheit   der   Zeichnungen   und    die    das   Lesen   der  Legenden   beein- 


382  Vierzehnte  Bibliothekarversamnilung 

trächtigende  Mangelhaftigkeit  der  Reproduktion  ab,  aber  bald  sah  ich 
doch,  dafs  die  Zeichnungen  richtige  Karten  waren,  Karten  mit  Pro- 
jektion, Gradnetz  und  der  Wiedergabe  wirklicher  topographischer  Einzel- 
heiten. Ich  suchte  nach  einer  Auswertung  dieser  alten  Karten,  aber 
nirgends  fand  sich  auch  nur  eine  flüchtige  Erwähnung:  Langlois'  Ver- 
öffentlichung war  an  seiner  Zeit  und  auch  au  den  folgenden  Jahrzehnten 
spurlos  vorübergegangen.  Und  dabei  waren  es  doch  Karten  —  wenn 
die  Datierung  des  Codex  richtig  war  —  aus  dem  Ende  des  12.  oder 
dem  Anfang  des  13.  Jahrhunderts,  also  aus  einer  Zeit,  in  der  weder 
Morgenland  noch  Abendland  auch  nur  irgend  eine  Spur  selbständiger 
wirklich  kartographischer  Arbeit  aufzuweisen  hatte! 

Der  Gedanke  an  die  alten  Ptolemäuskarten  beschäftigte  mich  in 
der  Folgezeit  mehrfach:  aber  erst  die  letzten  Jahre,  als  mir  wieder 
etwas  mehr  Mnfse  und  die  Schätze  einer  gröfseren  wissenschaftlichen 
Bibliothek  zur  Verfügung  standen,  liefs  den  Plan  entstehen,  einmal  zu 
sammeln,  was  über  die  handschriftliche  Ueberlieferung  des  Textes  und 
der  Karten  des  ptolemäischen  Geographiewerkes  aus  der  gedruckten 
Literatur  zu  entnehmen  sei,  und  ein  Büchlein  zu  schreiben,  das  die 
Geschichte  der  Ptolemäuskarten  vor  ihrer  ersten  Vervielfältigung  durch 
den  Druck  darstellen  sollte,  also  ein  Buch,  das  mit  seinem  Endkapitel 
an  den  Beginn  des  Nordenskiöldschen  Faksimileatlas,  der  nur  die  ge- 
druckten Ptolemäuskarten  berücksichtigt,  anschliefsen  sollte.  Mein 
Bemühen  war  nicht  ohne  Erfolg;  es  gelang  mir,  aus  der  Literatur  so 
manches  hervorzuziehen,  was  noch  nicht  allgemein  bekannt  war,  und 
am  Ende  meiner  literarischen  Nachforschungen  glückte  es,  mir  eine 
Reiseunterstützung  zu  erwirken,  die  mir  Gelegenheit  geben  sollte,  in 
Italien  selbst  die  Handschriften  zu  sehen,  von  deren  Vorhandensein  und 
ihrer  Bedeutung  für  die  Frage  der  Ptolemäuskarten  ich  durch  literarische 
Hinweise  unterrichtet  worden  war.  Da  traf  mich  und  meine  Pläne  der 
Schlag,  dafs  das,  was  ich  tun  wollte,  ein  anderer  schon  getan  hatte! 
Für  den  vorjährigen  Deutschen  Geographentag  in  Innsbruck  kündigte 
Professor  Joseph  Fischer  S.  J.  in  Feldkirch  einen  Vortrag  „über  die 
handschriftliche  Ueberlieferung  der  Ptolemäuskarten"  an!  Zuerst  wollte 
ich  meinen  ganzen  Plan  zu  Grabe  tragen!  Denn  wie  sollte  ich  auf 
diesem  Gebiet  mit  einem  Joseph  Fischer  konkurrieren,  dem  ersten 
Fachmann  in  historischen  Studien  über  die  Renaissance-Kartographie,  dem 
glücklichen  Finder  der  Wolfegger  Ptolemäus-Handschrift,  der  Waldsee- 
müllerkarten von  1507  und  1516,  der  grofsen  Hondius-Weltkarte  von 
1611,  dem  Herausgeber  des  Deutschen  Ptolemäus?  Aber  schliefslich 
siegte  die  Hoffnung,  dafs  vielleicht  doch  neben  Fischer  auch  für  mich 
noch  ein  Arbeitsplatz  auf  diesem  Gebiet  zu  finden  sei!  Im  letzt  ver- 
gangenen Frühjahr  habe  ich  die  Freude  gehabt,  einige  Tage  im  wissen- 
schaftlichen Gespräch  mit  J.  Fischer  in  Feldkirch  zuzubringen  und  dort 
in  seinem  Arbeitszimmer  das  kennen  zu  lernen ,  was  ich  in  fremden 
Bibliotheken  suchen  wollte  und  zu  finden  hoffte.  Wenn  ich  nun  auch 
der  Entdeckerfreuden  und  des  Vorzugsrechtes  an  der  Ausführung  der 
Gedanken  verlustig  gegangen  bin,  so  ist  es  mir  doch  auf  Grund  meiner 


Die  handschriftlichen  Ptoleinäuskarten  383 

diesem  Besuch  vorangegangenen  Studien  vergönnt,  an  der  Bekanntgabe 
von  Fischers  Ergebnissen  und  der  Auswertung  seiner  Funde  mitarbeiten 
zu  dürfen. 

Von  den  etwa  dreifsig  uns  näher  bekannten  griechischen  Hand- 
schriften der  rea>YQag)ixr]  vcp/f/rjoic,  in  denen,  da  sie  den  vollständigen 
Text  des  Werkes  bewahrt  haben,  auch  die  Karten  vermutet  werden 
dürften,  haben  nur  dreizehn  das  Ganze  des  ptolemäischen  Kartenwerkes 
oder  Teile  desselben  aufgenommen.  Von  diesen  dreizehn  sind  nur 
sieben  Handschriften  so  alt,  dafs  sie  als  aus  griechischem  Besitz  stammend 
angesprochen  werden  können,  während  die  andern  sechs  bereits  Ab- 
schriften aus  der  Renaissancezeit  sind  und  in  Italien  entstanden  sind. 
Die  sieben  altgrieehischen  Handschriften  mit  zweifellos  altgriechischen 
Karten  sind  zwei  voneinander  wesentlich  verschiedenen  Gruppen  zu- 
zuweisen. 

Die  erste  Gruppe  bilden  neben  einem  Venetus  (516)  der  Marciana 
der  schon  erwähnte  Codex  Athous  des  Klosters  Vatopedi  des  „Heiligen 
Berges"  und  der  Urbinas  82  der  Vatikanischen  Bibliothek.  Von  diesen 
drei  Codices  sind  die  beiden  letzten  ungefähr  gleichaltrig:  sie  werden 
von  den  berufensten  Schriftkundigen  der  zweiten  Hälfte  des  13. 
oder  dem  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  zugewiesen.  Der  Venetus 
wird  wohl  in  das  14.  Jahrhundert  oder  in  den  Beginn  des  15.  zu 
setzen  sein.  Zu  dem  Urbinas  gehören  aufser  dem  vollständigen  Text 
die  traditionellen  27  Karten,  während  dem  Athous  durch  einen  Dieb, 
den  auch  als  Fälscher  unrühmlich  bekannten  Griechen  Simonides,  im 
Jahre  1852  ein  Bruchstück  des  Textes  und  fünf  Karten  ganz  oder 
zur  Hälfte  entfremdet  worden  sind.  Von  dem  gestohlenen  Abschnitt 
befindet  sich  der  gröfste  Teil  jetzt  im  Britischen  Museum:  nur  eine 
Kartenhälfte  fehlt  noch.  Der  Venetus  enthält  nur  24  vollständige  Karten 
und  zwei  Kartenhälften.  Wie  nahe  die  Verwandtschaft  dieser  drei  Hand- 
schriften ist,  mufs  vorläufig  noch  dahingestellt  bleiben;  sicherlich  gehören 
die  Karten  aller  drei  einer  Familiensippe  an.  Die  Karten  des  Athous 
liegen,  soweit  sie  sich  noch  in  dem  im  Vatopedi -Kloster  verbliebenen 
Hauptteil  des  Codex  befinden,  in  der  Ausgabe  von  Sewastianoff-Langlois 
in  photolithographischer  Wiedergabe  vor.  Von  den  Karten  des  Urbinas 
ist  bisher  nur  eine  einzige  von  L.  Jelic  in  den  „Wissenschaftlichen 
Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Hercegovina,  Bd  7,  1900"  durch 
Reproduktion  bekannt  gegeben  worden;  doch  ist  in  nächster  Zeit  eine 
von  der  Vaticana  veranlafste  Ausgabe  aller  Karten  dieses  Codex  zu- 
sammen mit  denen  einer  von  ihm  abgeleiteten  lateinischen  Handschrift 
zu  erwarten.  Ich  habe  bei  J.  Fischer,  der  diese  Ausgabe  besorgt,  die 
Reindrucke  der  Tafeln  bereits  einsehen  können. 

Die  andere  Gruppe  der  altgriechischen  Kartencodices  bildet  die 
Familie  des  Codex  Laurentianus  Flut.  XXVIII  Nr  49  in  Florenz.  Zu 
ihr  gehören  ein  Mediolanensis  der  Ambrosiana  (ü  527  =  997  des 
Katalogs  von  Martini  et  Bassi)  in  Mailand,  ein  Londoner  Codex,  der 
Constantinopolitanus  (Nr  27  der  griechischen  Handschriften  der  Serail- 
Bibliothek)  und  ein  Urbinas  (83)  der  Vaticana.     Die  Tatsache  der  Ver- 


384  Vierzehnte  Bibliothekarversammlung 

wandtschaft  dieser  fünf  Handschriften  darf  als  feststehend  angesehen 
werden,  über  die  Einzelheiten  des  verwandtschaftlichen  Verhältnisses 
und  über  die  Datierung  besteht  noch  Unsicherheit.  Jedenfalls  scheinen 
der  Florentiner  und  Mailänder  Codex  die  älteren  zu  sein  und  wohl 
noch  dem  14.  Jahrhundert  anzugehören,  während  der  Londoner  und 
der  Konstantinopler  Codex  allem  Anschein  nach  schon  in  das  15.  Jahr- 
hundert zu  setzen  sind.  Der  Urbinas  83  ist  vermutlich  eine  noch 
später  entstandene  Abschrift  des  erst  im  Beginn  des  17.  Jahrhunderts 
nach  Italien  gekommenen  Mediolanensis. 

Diese  fünf  Handschriften,  für  deren  vier  griechische  Herkunft,  Ent- 
stehung in  Griechenland  anzunehmen  ist,  unterscheiden  sich  von  den 
Codices  der  ersten  Gruppe  vor  allem  dadurch,  dafs  sie  statt  der  üb- 
lichen 27  Karten  deren  eine  gröfsere  Anzahl  besitzen,  und  zwar  ent- 
hält der  Laurentianus  64  eine  Uebersichtskarte  und  63  Teilkarten,  der 
Mediolanensis  und  die  drei  anderen  sogar  68, l)  indem  zu  den  63  Teil- 
karten noch  fünf  Uebersichtskarten  —  aufser  der  Weltkarte  Uebersichts- 
karten  von  Europa,  Afrika,  Nordasien  und  Südasien  —  hinzukommen. 
Die  Feststellung  dieses  Tatbestandes  war  das  die  geographische  Welt 
am  meisten  überraschende  Ergebnis  des  vorjährigen  Innsbrucker  Vor- 
trages von  J.  Fischer,  obwohl  er  bereits  im  Jahre  1867  bekannt  gegeben 
worden  war.  Aber  Karl  Müllers  Hinweis2)  war  unbeachtet  geblieben, 
und  keinem  Geographen  aufser  Nordenskiöld,  der  sich  photographische 
Kopien  der  Karten  des  Constantinopolitanus  verschafft  hatte,  war  eine 
dieser  Handschriften  in  die  Hände  gekommen.  Auch  J.  Fischer  selbst 
ist  auf  sie  und  ihre  Bedeutung  zuerst  1903  durch  den  Besuch  der 
Ambrosiana  und  durch  Hinweise  der  Bibliothekare  aufmerksam  gemacht 
worden.     Reproduziert  ist  noch  keine  dieser  interessanten  Karten! 

Die  63  Spezialkarten  dieser  fünf  68er  Codices  sind  zum  gröfsten 
Teil  Teildarstellungen  der  Gebiete  der  26  Einzelkarten  der  27er  Atlanten. 
Während  das  Darstellungsgebiet  einzelner  Karten  beider  Typen  genau 
übereinstimmt,  wie  z.  B.  bei  Germanien,  Italien,  Sarmatien  usw.,  sind  bei 
anderen  Ländern  die  Darstellungen  einzelner  Teilprovinzen  zu  besonderen 
Karten  geworden.  Hibernia- Irland  bildet  ein  besonderes  Kärtchen, 
Hispania  ist  auf  drei  Karten  abgezeichnet,  von  denen  eine  allerdings 
durch  Andeutung  der  auf  den  anderen  Kärtchen  dargestellten  Provinzen 
der  Halbinsel  den  Charakter  einer  Uebersichtskarte  angenommen  hat; 
Gallia  ist  auf  vier  Landschaftskarten  dargestellt.  Während  der  27er 
Typ  Rhaetia,  Vindelicia.  Noricum,  Pannonia  superior  et  inferior,  Illyria 
und  Dalmatia  auf  einer  Karte  abbildet,  hat  der  68er  Typ  für  dieses 
Ländergebiet  wiederum  drei  Kärtchen,  das  eine  für  Rhätien,  Vindelicien 
und  Noricum,  ein  zweites  für  Ober-  und  Unterpannonien  und  ein 
drittes  für  das  adriatische  Küstenland.     Diese  Landschaftskarten  zeigen 


1)  Der  Constantinopolitanus  hat  nur  noch  67  Karten,  da  das  den  Pelo- 
ponnes  darstellende  Kärtchen  verloren  gegangen  ist. 

2)  K.  Müller:  Kapport  sur  les  manuscrits  de  la  geographie  de  Ptolemee. 
Archives  des  missions  scientifiques  et  litteraires.  2  serie.  Tome  4,  p.  297 — 29S. 
Paris  1H)7. 


Die  handschriftlichen  Ptoleinäuskarten  385 

zwar  einen  hohen  Grad  der  Verwandtschaft  mit  den  Karten  der  27er 
Atlanten,  eine  in  die  Augen  fallende  Uebereinstiramung  des  Kartenbildes 
nacli  Konstruktion  und  Zeichenart,  sowie  in  dem  Inhalt  an  topographischen 
Einzelheiten,  sie  sind  aber  keineswegs  aus  ihnen  herausgenommene  Teile, 
die  sich  ohne  Schwierigkeiten  wieder  zu  der  Uebersichtskarte  zusammen- 
setzen lassen.  Sie  sind  vielmehr  durchweg  besondere  Zeichnungen, 
für  deren  von  den  Länderkarten  des  27er  Typs  unabhängige  Herstellung 
auch  die  Verschiedenheit  der  Mafsstäbe  spricht.  Die  Kärtchen  bilden 
nicht,  wie  beim  27er  Typ,  einen  Atlasanhang,  sondern  sie  sind,  soweit 
sie  Spezialkarten  sind,  an  der  ihnen  durch  den  Text  vorbezeichneten 
Stelle  in  diesen  eingeschaltet  und  zum  gröfsten  Teil  von  dem  zugehörigen 
Text  umgeben.  Die  Erdkarte  hat  ihren  Platz  am  Ende  des  7.  Buches, 
die  vier  Uebersichtskarten  ganz  am  Schlufs  des  Werkes. 

Da  in  dem  weiteren  Prozefs  der  Wiederbelebung  der  griechischen 
Ptolemäuskarten  nur  das  Vorbild  der  27- Kartencodices  sich  als  be- 
fruchtende Quelle  erwiesen  hat,  die  Karten  der  68er  Codices  nur  als 
Neben  quelle  benutzt  zu  sein  scheinen,  so  müssen  die  Karten  der  ersteren 
der  eigentliche  Gegenstand  der  kartengeschichtlichen  Untersuchung  sein. 
Auch  die  folgenden  Ausführungen  berücksichtigen  sie  in  erster  Linie; 
die  anderen  Kartenbilder  sind  in  ihnen  nur  insoweit  mitherangezogen, 
als  aus  ihrer  Existenz  Schlüsse  auf  die  Entstehung  des  ptolemäischen 
Kartenwerkes  gezogen  werden  können.  Da  ferner  von  den  drei  27-Karten- 
atlanten  der  Kartenteil  des  Urbinas  bei  weitem  am  besten  ausgeführt 
und  erhalten  ist,  die  Karten  des  Athous  und  Venetus  ungeschickt  und 
roh,  mehr  geschrieben  als  gezeichnet  sind,  so  mufs  man  jede  Betrachtung 
oder  Untersuchung  über  die  handschriftlichen  Ptolemäuskarten  auf  das 
Studium  der  Karten  des  Urbinas  gründen. 

Der  Codex  Urbinas  enthält,  wie  bereits  erwähnt,  sämtliche  27  Karten 
des  ptolemäischen  Werkes.  Die  für  sie  benutzten  Pergamentblätter 
von  57  cm  Höhe  und  knapp  42  cm  Breite  sind  je  nach  den 
Ansprüchen,  welche  die  Gröise  des  darzustellenden  Landes  stellte, 
als  Kartenfläche  benutzt.  Genügte  eine  Seitenfläche,  wie  wohl  bei 
Europa  3  (Gallia),  Europa  4  (Germania),  Asia  8  (Scythia  extra  Imaum), 
Asia  9  (Drangiana,  Arachosia  et  Gedrosia),  Asia  12  (Taprobane),  oder 
wie  auf  Europa  7,  wo  die  getrennte  Darstellung  von  Sardinia  und 
Sicilia  die  Benutzung  zweier  Einzelseitenflächen  zuliefs,  so  ist  eben  nur 
diese  eine,  zumeist  in  der  Fläche  von  31  bis  32  cm  im  Geviert,  aus- 
gefüllt. Hatte  das  geplante  Kartenbild  eines  Landgebiets  dagegen 
gröfsere  Breitenausdehnung,  so  nimmt  die  Karte  zwei  Nebenseiten  ein, 
jedoch  so,  dafs  sie  in  dem  Kniff  durch  einen  senkrechten  wreifsen 
Zwischenraum  von  etwa  2  cm  Breite  in  zwei  Hälften  geteilt  erscheint. 
Die  vollbenutzte  Doppelseite  hat  dann  im  Maximum  eine  benutzte  Karten- 
fläche von  32x52  cm  Ausdehnung. 

Die  Karten  zeugen  von  einer  erstaunlichen  Höhe  des  wissenschaft- 
lichen Könnens  des  Entwerfenden  und  der  zeichnerischen  Vorzüglich- 
keit dessen,  der  sie  auf  das  Pergament  gebracht  bat  Will  man  sie 
kurz  beschreiben,  so  wird  man  kaum  andere  Worte  zu  wählen  haben. 


386  Vierzehnte  BibliotliekarversamiDluDg 

als  für  die  Beschreibung  einer  Karte  des  16.  oder  17.  Jahrhunderts. 
Dicke  rote  Linien,  welche  die  ganze  Karte  bis  zu  den  Rändern 
kreuzen,  bilden  ein  System  geographischer  Koordinaten.  Es  sind  dies 
für  die  geographische  Länge  senkrechte  Linien  im  Abstände  von  je 
5  Grad,  für  die  Breite  Parallelen,  d.  h.  Stunden-  oder  Klimakreise, 
welche  Zonen  gleicher  Länge  des  längsten  Tages  begrenzen.  Die 
Endpunkte  der  letzteren  an  den  Kartenrändern  sind  durch  eine  Art 
Kreuz  bezeichnet,  der  rechte  Seitenrand  trägt  die  Zählung  und  Be- 
nennung der  Parallele  nach  einer  von  ihr  berührten  wichtigen  geo- 
graphischen Position  und  die  Zählung  der  zwischen  ihnen  liegenden 
Zone.  Am  oberen  und  unteren  Rande  findet  man  die  Gradzählung 
der  Meridiane  von  Grad  zu  Grad  und  die  Kennzeichnung  ihrer  Unter- 
teilungen, zunächst  durch  kürzere  Striche  nach  Drittelgraden  gleich 
20  Minuten,  und  in  ihnen  durch  Punkte  nach  Zwölftelgraden  gleich 
5  Minuten,  daneben  aber  auch  eine  durch  schwächere  Striche  ange- 
deutete Teilung  in  Gradhälften.  An  den  rechten  und  linken  Seiten- 
rändern bemerkt  man  neben  der  Teilung  nach  Parallelen  noch  eine 
solche  nach  astronomischen  Breitegraden  mit  ihrer  Zählung  von  Grad 
zu  Grad,  aber  ohne  Unterteilungen.  Jede  Karte  unterscheidet  zunächst 
das  eigentlich  darzustellende  Ländergebiet  von  den  dasselbe  umgebenden 
Gebietsteilen.  Diese  letzteren  sind  nur  in  ihren  Umrissen  angedeutet; 
die  Landflächen  sind  meist  weifs  gelassen  und  tragen  nur  die  Hauptnamen 
des  Landes,  wie  z.  B.  lxaXiaq  fiigog,  MsyaXi]c  FtQiiariaj:  utQO?  usw., 
und  gelegentlich  auch  die  Zeichnung  des  wichtigsten  Flnfslaufes.  In 
dem  eigentlichen  Darstellungsgebiet  der  Karte  ist  dagegen  die  Situation 
sauber  und  deutlich  gezeichnet.  Schwarze,  meist  aus  aneinander  ge- 
reihten kleinen  Bogen  bestehende  Linien  trennen  das  in  verschiedenen 
Farben  angelegte  Land  von  dem  blauen  Meer.  Die  Gebirgszüge 
und  Bergkomplexe  sind,  ohne  den  Versuch  einer  Bergzeichnung  zu 
machen,  als  Grundrifsflächen  durch  breite  dunkle  meist  grüne  Farb- 
züge gekennzeichnet.  Die  Flüsse  sind,  kleinere  durch  einfache  Linien, 
gröfsere  durch  parallele  Doppellinien  dargestellt  und  mit  leichterem 
durchsichtigen  Kolorit  überdeckt.  Provinz-  und  Landschaftsgrenzen 
sind,  soweit  sie  nicht  mit  Gebirgen  und  Flüssen  zusammenfallen,  durch 
gerade  oder  gebrochene  Linien  in  roter  Farbe  bezeichnet.  Die  von 
ihnen  eingeschlossenen  Landschaften  sind  durch  verschiedene  Tönung 
oder  Färbung  voneinander  unterschieden.  Die  Lage  der  Ortschaften 
und  Städte  bestimmen  in  der  Regel  rote  Punkte.  Sie  liegen  in 
Ortschaftsvignetten  einfachster  Form,  durch  die  die  Ansicht  einer  mit 
Zinnen  versehenen  Mauer  wiedergegeben  werden  soll,  und  zwar  unter- 
scheidet der  Zeichner  zwei  Arten  der  Ortschaftssymbole,  die  einfache 
gezinnte  Mauer  und  eine  solche  mit  drei  symmetrisch  gestellten  vier- 
eckigen Mauertürmchen.  Diese  mit  Türmchen  versehenen  Stadtvignetten 
sind  die  Signaturen  der  Hauptorte  des  betreffenden  Gebiets,  der  Orte, 
deren  geographische  Lage  nach  den  im  8.  Buch  der  Geographie  zu- 
sammengestellten Angaben  dem  Ptolemäus  und  damit  auch  dem  Zeichner 
der  Karten   aus  Stationsbeobachtungen   der  Dauer  des   längsten  Tages 


Die  handschriftlichen  Ptoleinäuskarten  387 

und  aus  sonstigen  Messungen  nach  Breite  und  Länge  genauer  bestimmt 
erschien,  während  die  einfachen  Zeichen  für  diejenigen  Orte  gewählt 
sind,  deren  ungefähre  Lage  nur  von  den  ersteren  aus  durch  die  Ent- 
fernungsangaben in  Itineraren  errechnet  ist.  Alle  diese  Hauptorte  sind 
auch  dadurch  vor  den  anderen  Ortschaften  hervorgehoben,  dafs  bei 
ihnen  der  die  genaue  Position  angebende  Lokalisationspunkt  durch  ein 
kleines  Kreuz  ersetzt  ist. 

Dieselben  Kreuzchen  und  noch  andere  Zeichen,  z.  B.  kleine  kegel- 
förmige Keilchen,  stehen  bei  ganzen  Gruppen  von  Ortschaften  neben 
den  Punkten  innerhalb  der  viereckigen  Ortschaftssymbole.  Der  Zeichner 
bat  durch  diese  Hinzufügungen  die  Zusammengehörigkeit  der  Orte  der 
einen  Landschaft  oder  eines  Völkerschaftgebiets  gegenüber  denjenigen 
eines  anderen  benachbarten  kenntlich  machen  wollen. 

Auch  die  Schrift  der  die  topographischen  Einzelheiten  bezeichnenden 
Namen  ist  je  nach  der  Bedeutung  der  Namen  verschieden.  Die  Provinz- 
namen sind  mit  grofsen  Uncialbuchstaben,  die  Namen  der  Provinzbezirke 
oder  Kreise  durch  kleinere  Uncialen  gegeben,  die  Namen  der  aufser- 
halb  des  eigentlichen  Darstellungsgebiets  der  Karte  liegenden  Länder 
und  die  der  Völkerschaften  in  gesperrter  Minuskel  verschiedener  Gröfse 
ausgeschrieben,  während  die  Schriften  der  vielen  Ortsbezeichnungen 
in  kleiner  Minuskel  ausgeführt  sind.  Die  Länder-  und  Provinznamen, 
sowie  diejenigen  der  Völkerschaften  6tehen  im  Bezirk  der  Landschaft, 
wo  sich  der  Platz  für  ihre  Einzeichnung  bot,  die  Flufsnamen  längs  der 
Flüsse,  die  Gebirgsnamen  in  den  dunkel  angelegten  Grundrifsflächen 
der  Gebirge,  die  Städtenamen  innerhalb  der  Vierecke  der  Ortschafts- 
symbole. Die  Namen  sind,  mit  den  wenigen  Ausnahmen  der  Flufs- 
und  einiger  Volksnamen,  den  wagerechten  Kartenrändern  parallel  in 
die  Karte  eingesetzt. 

Abgesehen  von  den  in  der  irrtümlichen  Gesamtauffassung  der  Mafs- 
verhältnisse  der  alten  Oekumene  begründeten  Fehlern  der  ptolemäischen 
Erdzeichnung,  der  ost- westlichen  Streckung  und  der  nord-südlichen 
Zusammendrängung  der  Erdräume,  ist  es  eigentlich  nur  die  ungeschickte 
Andeutung  der  Gebirge  und  Bergkomplexe  und  die  Auffälligkeit  der 
grofsen  viereckigen  Ortschaftssymbole,  welche  das  Kartenbild  einem 
modernen  Beschauer  stört. 

Was  den  Inhalt  anbetrifft,  so  sind  diese  in  der  Anlage  und  Aus- 
führung so  vortrefflichen  Karten  natürlich  überaus  fehlerhaft;  denn 
sie  geben  ja  die  Vorstellung  und  das  Wissen  der  Welt  des  Altertums, 
die  bei  dem  gänzlichen  Fehlen  von  Längenbestimmungen,  der  Unge- 
nauigkeit  der  Breitenmessungen  und  der  Fraglichkeit  aller  Kunde  von 
fremden  Ländern  selbst  bei  einem  wissenschaftlich  so  hochstehenden 
Mann  wie  Ptolemäus  falsch  und  überaus  lückenhaft  sein  mufsten.  Aber 
wir  betrachten  liier  die  Karten  ja  auch  nicht  als  Textkritiker,  die  in 
ihnen  ein  Hilfsmittel  zweifelhaften  Wertes  für  die  Richtigstellung  des 
Textes  erkennen  wollen,  noch  auch  als  Quellen  für  die  historische 
Länderkunde  der  alten  Welt,  sondern  wir  sehen  in  ihnen  nur  Karten 
aus  alter  Zeit,  kunstvolle  Erzeugnisse  der  Kartenzeichenkunst! 


388  Vierzehnte  Bibliothekarversamnilung' 

Die  unbestreitbare  Vorzüglichkeit  der  Karten  der  griechischen 
Ptolemäuscodices  in  Anlage  und  Ausführung  gibt  nun  aber  Anlafs  zu 
der  zweifelnden  Frage,  ob  wir  wirklich  in  diesen  Karten  eine  wissen- 
schaftliche Leistung  des  Altertums  und  eine  Arbeit  des  Ptolemäus  zu 
erkennen  haben?  Beschäftigen  wir  uns  zunächst  einmal  im  allgemeinen 
mit  dieser  Frage:  was  spricht  für  ihre  Bejahung,  welche  Kraft  haben 
die  Einwendungen,  die  man  gegen  die  Bejahung  erhebt? 

Die  ältesten  uns  erhaltenen  Ptolemäuskarten,  die  Karten  des  Urbinas 
und  des  Athous,  sind  vor  dem  Jahr  1300  entstanden:  sie  sind,  als  Teile 
der  beiden  Handschriften,  selbstverständlich  nur  die  Arbeiten  von 
griechischen  Abschreibern  und  Zeichnern  dieser  Zeit.  Aber  diese 
byzantinischen  Schreiber  und  Zeichner  des  12.  oder  13.  Jahrhunderts 
schufen  das  Bild  ihrer  Karten  nicht  aus  eigenem  Wissen  und  Können, 
sondern  sie  lieferten  Kopien  ihnen  vorliegender  älterer  Zeichnungen. 
Wir  wissen,  dafs  Ptolemäuskarten  schon  vor  dem  zwölften  Jahrhundert 
existierten!  Der  Khalif  AI  Mamun  hat  nach  Masudis  Zeugnis  um  die 
Wende  des  achten  zum  neunten  Jahrhundert  solche  Karten  besessen, 
und  die  alte  Vorlage  eines  allerdings  kartenlosen  Ptolemäuscodex  der 
Vaticana,  die  nach  inneren  Anzeichen  im  vierten  oder  fünften  Jahr- 
hundert entstanden  sein  mufs,  hat  nach  dem  Zeugnis  des  seine  Vorlage 
genau  nach  der  Anzahl  ihrer  Textblätter  und  Karten  beschreibenden 
Kopisten  des  13.  Jahrhunderts  bereits  27  Karten  enthalten.  Die 
Ptolemäuskarten  selbst  sind  also  älter  als  unsere  ältesten  Handschriften, 
sie  haben  schon  im  achten  und  vierten  Jahrhundert  einen  Teil  der 
ptolemäischen  Geographie  gebildet. 

Aber  sind  sie  noch  älter,  gehörten  sie  schon  im  zweiten  Jahrhundert 
zu  dem  Werke  des  Ptolemäus,  sind  sie  mit  diesem  in  einer  Zeit  als 
eine  Arbeit  entstanden? 

Wir  haben  das  Werk  eines  hochbedeutenden  Gelehrten  des  Alter- 
tums! Es  bezweckte  die  Berichtigung  der  Erdzeichnung,  es  lehrte  die 
wissenschaftliche  Kartenzeichenkunst  und  gab  die  Anweisung,  die  Erde 
auf  27  Karten  abzuzeichnen.  Mit  dem  Text  des  Werkes,  in  innigem 
Zusammenhange  mit  ihm,  sind  uns  in  alten  Handschriften  27  Karten 
erhalten,  deren  Zeichnung  den  Lehren  des  Autors  des  Textes  und  den 
Einzelangaben  dieses  Textes  in  jeder  Hinsicht  entsprechen!  Wie  kann 
man  daran  zweifeln,  dafs  Text  und  Karten  zusammengehören  und  zu- 
sammen entstanden  sind,  dafs  sie  das  Werk  einer  Zeit  sind?  Karten, 
dieselben  oder  den  uns  überlieferten  ganz  ähnliche,  müssen  von  Anfang 
an  zu  der  ptolemäischen  Geographie  gehört  haben:  ohne  sie  wäre  das 
Werk  unvollständig  und  unverständlich,  ja  sogar  seine  Entstehung 
unerklärlich!  Denn  es  kann  eigentlich  keinem  Zweifel  unterliegen, 
dafs  die  Karten  älter  sind,  als  der  gröfste  Teil  des  Textes,  dafs  sie 
zwar  nach  der  Niederschrift  des  ersten  Buches,  aber  vor  der  Zusammen- 
stellung des  Inhalts  des  zweiten  bis  siebenten  Buches  entstanden  sind. 
Ich  kann  mir  keine  andere  Entstehungsweise  der  Listen  von  Orts-, 
Flufs-,  Gebirgs-  und  Völkerschaftsnamen  mit  ihren  geographischen  Lage- 
bestimmungen denken,  als  die  durch  Entnahme  aus  den  in  erster  Arbeits- 


Die  handschriftlichen  Ptolemauskarten  389 

redaktion  vorliegenden  fertig  gezeichneten  Karten.  Man  könnte  zwar 
an  die  Quellen  der  ptolemäischen  Erdkenntnis  denken,  an  bereits  aus- 
gearbeitete Längen-  und  Breitentafeln  oder  an  die  Karten  des  Tyrers 
Marinus,  den  Ptolemäus  als  seinen  direkten  Vorgänger  und  seine 
wichtigste  Quelle  nennt!  Aber  diese  Hilfsmittel  können  nicht  die 
Positionsangaben  enthalten  oder  gegeben  haben,  die  Ptolemäus  in  seinen 
Listen  vereinigte.  Gerade  die  Berichtigung  der  vor  und  in  Ptolemäus' 
Zeit  entstandenen  oder  bestehenden  Hilfsmittel  der  geographischen 
Orientierung,  die  Einschränkung  der  von  seinen  Vorläufern  übertrieben 
grofs  behaupteten  Erstreckung  der  bewohnten  Erde  in  Länge  und  Breite, 
war  ja  die  Hauptaufgabe  und  der  Zweck  der  ptolemäischen  dtoQd-mOig 
xov  ägyaiov  Jiivaxoq.  Die  Lagefestsetznngen,  die  Ptolemäus  im  2.  bis 
7.  Buch  seines  Werkes  zusammenhäufte,  kann  er  mit  der  von  ihm 
prätendierten  Genauigkeit  der  Zahlenangaben  auf  fünf  Minuten  genau 
nur  seinen  eigenen  Karten  entnommen  haben.  Denn  durch  frühere 
oder  gleichzeitige  Beobachtung  festgelegt  und  daher  aus  älteren,  von 
anderen  bearbeiteten  Hilfsmitteln  mit  ihren  Zahlenwerten  zu  entnehmen 
war  doch  nur  eine  geringe  Anzahl  von  Positionen,  nur  diejenigen,  die 
Ptolemäus  in  seinem  achten  Buch  zusammenstellte  und  auch  auf  seinen 
Karten  besonders  kenntlich  machte.  Die  Lage  aller  anderen  topo- 
graphischen Einzelheiten,  der  überwiegend  grofsen  Mehrzahl  der  Orte 
und  Flufsmündungen,  konnte  er  erst  durch  Beziehungen  auf  diese,  durch 
Ausgleichung  von  Berichten  und  Itinerarangaben  gewinnen.  Diese 
Determination  und  Ermittelung  der  Zahlen  für  die  Ortslage  hat  sich 
aber  nicht  bei  der  Zusammenstellung  einer  tabellenförmigen  Ortsliste, 
sondern  ohne  Zweifel  am  leichtesten  bei  der  Zeichnung  der  Karte,  der 
Fixierung  des  Länderbildes  vollzogen.  Die  Karten  werden  also  in 
einer  ersten  Redaktion  schon  vorgelegen  haben,  als  Ptolemäus  den 
vorbereiteten  Rahmen  seines  Werkes  mit  bestimmten  Lagefestsetzungen 
der  kleineren  und  kleinsten  Einzelheiten  der  Topographie  der  Erdräume 
anfüllte  und  den  Teil  seines  Materials,  der  wissenschaftlich  strengeren 
Anforderungen  einigermafsen  genügte,  dann  nochmals  im  achten  Buche 
heraushob. 

Jelic  hat  in  seinem  oben  erwähnten  Aufsatz  mit  Recht  hervorgehoben, 
dafs  die  urbinatischen  Karten  einige  Merkmale  alter  kartographischer 
Technik  mit  anderen  Resten  altklassischer  Kartographie,  besonders  mit 
der  Mosaikkarte  der  altchristlichen  Basilika  von  Madaba  gemeinsam 
haben.  Die  Benutzung  der  Mauervignetten  mit  drei  Türmchen  und  die 
Verwendung  verschieden  grofser  Uncialschrift  für  die  Legenden  liefert 
aber  keinen  zwingenden  Beweisgrund  für  die  Entstehung  der  Ptolemäus- 
karten  im  zweiten  Jahrhundert,  da  man  diese  kartographischen  Formen, 
die  man  vielleicht  von  dem  augusteischen  Orbis  pictus  übernommen 
hatte,  auch  noch  im  fünften  oder  sechsten  Jahrhundert  gekannt  und 
verwendet  haben  wird.  Aber  die  nachträgliche  spätere  Herstellung 
der  Karten  auf  Grund  des  bis  dahin  kartenlosen  Textes  des  Geographie- 
werkes, also  ausschliefslich  nach  dem  literarischen  Material  des  Textes 
und  dem  Inhalt   der  Positionslisten,   die   von  verschiedenen  Seiten   als 

XXX.     9.  io.  27 


390  Vierzehnte  Bibliothekarversaniinlung 

möglich  und  wahrscheinlich  behauptet  worden  ist,  möchte  ich  —  und 
zwar  für  jede  Zeit  —  für  völlig  ausgeschlossen  halten.  Es  ist  ein 
grofser  Irrtum,  sich  diese  Arbeit  selbst  für  einen  in  Geographie  und 
Kartographie  bewanderten  Zeichner  als  leicht  vorzustellen.  Welches 
Bild  würde  selbst  ein  geschickter  Kartograph  der  Jetztzeit  zusammen- 
bringen! Welchem  Manne  der  Zeit  nach  Ptolemäus,  also  des  3.  bis 
5.  Jahrhunderts,  sollen  wir  die  Fähigkeit  zutrauen,  eine  solche  schwierige 
Arbeit  zu  leisten  und  die  Aufgabe  der  Zeichnung  der  bewohnten  Erde 
mit  dem  glänzenden  Ergebnis,  das  uns  die  Ueberlieferung  der  Urbinas- 
codex  bewahrt  hat,  zu  erfüllen? 

Auch  aus  der  Tatsache,  dafs  der  gröfste  Teil  der  uns  erhaltenen 
griechischen  Ptolemäushandschriften  des  Anhangs  der  Karten  entbehrt, 
wird  man  nicht  den  Schlufs  herleiten  dürfen,  dafs  dem  Ptolemänstext 
ursprünglich  keine  Karten  angefügt  gewesen  seien,  dafs  er  jemals  ohne 
Karten  existiert  hätte.  Die  Kartenlosigkeit  des  gröfsten  Teils  der 
Handschriften  läfst  sich  vielmehr  auch  anders  erklären.  Die  Abschreiber 
der  Codices  mag  in  vielen  Fällen  schon  die  Schwierigkeit  der  Kopierung 
von  einer  Vervielfältigung  der  in  ihrer  Vorlage  vorhandenen  Karten 
abgeschreckt  haben.  Sie  in  einer  Abzeichnung  wiederzugeben,  bedurfte 
es  besonderer  zeichnerischer  Fähigkeiten,  die  selbst  bei  den  gewandtesten 
Schreibkünstlern  nur  selten  zu  finden  sein  mochten:  ist  doch  zu  allen 
Zeiten  die  Zahl  derjenigen,  die,  selbst  wenn  sie  eine  Karte  zu  lesen 
verstehen,  eine  solche  zu  zeichnen  oder  auch  nur  mechanisch  abzu- 
zeichnen vermögen,  nur  gering  gewesen.  Auch  wird  die  Rücksicht 
auf  die  unvermeidliche  Erhöhung  der  Herstellungskosten  einer  Hand- 
schrift vielfach  einer  Kopierung  der  Karten  im  Wege  gestanden  haben 
haben.  Eine  Abschrift  des  Textes  des  ptolemäischen  Werkes  konnte 
von  den  flinken  Schreibern  der  alten  Schreibstuben  und  Buchfabriken 
in  wenigen  Tagen  und  daher  für  billigen  Preis  hergestellt  werden.  Die 
Kopierung  der  Karten  erforderte  dagegen  ein  Vielfaches  an  Zeit  und 
verursachte  sicherlich,  da  sie  der  Natur  der  Arbeit  entsprechend  mü- 
den seltenen  besten  Kräften  —  in  der  Regel  wohl  einer  anderen  Per- 
sönlichkeit als  dem  Textschreiber  —  anvertraut  werden  konnte,  ver- 
hältnismäfsig  hohe  Kosten,  die  beim  Vertrieb  des  Werkes  in  dem  für 
ein  mathematisches  Werk  doch  nur  sehr  beschränkten  Käufer-  und 
Leserkreis  nur  selten  eingebracht  werden  konnten.  Ptolemäushand- 
schriften mit  Karten  werden  daher  schon  im  Altertum  gewissermafsen 
nur  auf  Bestellung  als  Prachtausgaben  für  reiche  private  oder  fürstliche 
Bücherfreunde  hergestellt  worden  sein,  und  auch  in  den  Klöstern  des 
Romäerreichs  wird  sich  nicht  allzu  häufig  ein  emsiger  Schreiber,  der 
zugleich  Geographieverständnis  und  künstlerische  Begabung  besafs,  an 
die  schwierige  Arbeit  der  Abschrift  und  Abzeichnung  des  ganzen  Werkes 
mit  seinen  Karten  herangewagt  haben.  Das  ptolemäische  Kartenwerk 
existierte  ohne  Zweifel  auch  in  der  Griechenwelt  und  im  Byzantinerreich 
nur  in  geringer  Anzahl  als  wertvoller  Schatz  gröfserer  Bibliotheken, 
während  kartenlose  Abschriften  des  Textes  vermöge  ihres  niedrigeren 
Preises  eine  immerhin  gröfsere  Verbreitung  fanden. 


Die  handschriftlichen  Ptoleiniinskarten  391 

Aus  dem  Umstand,  dafs  auch  schon  im  Altertum  den  Handschriften 
der  ptolemäischen  Geographie  der  Kartenanhang  in  der  Regel  fehlte, 
erklärt  sich  auch  die  Tatsache,  dafs  wir  von  einer  Bekanntschaft  mit 
den  Karten  des  Ptolemäus,  von  der  Existenz  der  Erdabbildung  und 
der  Länderkarten  in  seiner  Geographie,  bei  allen  denen,  die  das  Werk 
an  sich  kannten  und  es  benutzten,  nichts  hören.  Keiner  der  Gelehrten 
der  nachptolemäischen  Jahrhunderte  erwähnt  sie  auch  nur  mit  einem 
Wort,  und  nicht  einer  der  Zeitgenossen  der  phantastischen  Erdbilder, 
wie  sie  nach  Kosmas  die  Zeichner  der  Rechteckkarten  des  früheren  und 
der  Oval-  und  Radkarten  des  späteren  Mittelalters  der  Mit-  und  Nach- 
welt boten,  hat  auf  die  Existenz  der  so  unendlich  viel  besseren  Länder- 
abbildungen des  alten  Meisters  verwiesen.  Man  kannte  sie  eben  nicht, 
weil  sie  nur  in  wenigen  kostbaren  Exemplaren  im  Schutze  der  grofsen 
Bibliotheken  von  Byzanz   und   der  griechischen  Klöster  schlummerten! 

Obwohl  der  Fiktion,  dafs  die  ptolemäische  Geographie  als  Werk 
in  vollständiger  Handschrift  jemals  ohne  Karten  bestanden  haben  könne, 
schon  im  Jahre  1828  von  A.  H.  L.  Heeren  in  seiner  „Commentatio  de 
fontibus  geographicorum  Ptolemaei  tabularumque  iis  annexarum"  mit 
einem  Teil  der  oben  ausgeführten  Ueberlegungen  und  Gründe  wider- 
sprochen worden  ist,  kehrt  sie  doch  in  der  historisch-geographischen 
Literatur  immer  und  immer  wieder.  Wenn  die  unbefangenen  Kritiker 
sich  schliefslich  auch  zur  Anerkennung  der  Karten  als  integrierenden 
und  notwendig  gleichzeitig  entstandenen  Bestandteils  des  Werkes  ent- 
schliefsen,  so  verdichten  sich  doch  bei  anderen  die  Bedenken  zu  einem 
Zweifel  an  der  persönlichen  Autorschaft  des  Ptolemäus  für  die  uns 
erhaltenen  Karten.  Man  findet  in  fast  allen  Werken  über  die  Geographie 
des  Altertums,  u.  a.  auch  bei  Heinrich  Kiepert,  Hugo  Berger  und  zu- 
letzt in  Henri  Zondervans  Kartenkunde  die  Behauptung  ausgesprochen: 
der  Atlas,  welcher  des  Ptolemäus  Namen  trägt  und  in  den  ältesten 
Handschriften  seines  Werkes  vorkommt,  ist  nicht  von  Ptolemäus  ent- 
worfen und  gezeichnet;  er  ist  vielmehr  von  einem  anderen  hergestellt, 
den  wir  zudem  dem  Namen  nach  kennen!  Diese  Behauptung  stützt 
sich  zunächst  darauf,  dafs  die  uns  überlieferten  Karten  den  im  ptole- 
mäischen Text  gestellten  strengen  geometrischen  Anforderungen  hin- 
sichtlich der  Wahl  einer  vollkommneren  Projektionsart  nicht  entsprechen: 
hätte  Ptolemäus  sie  entworfen  —  so  lautet  die  Schlufsfolgerung  — 
würden  sie  auf  Grund  einer  anderen  Projektion  gezeichnet  sein.  Die 
schwerwiegendste  Bekräftigung  erhält  sie  aber  aus  der  Tatsache,  dafs 
ein  Teil  der  Handschriften *),  vor  allem  der  Urbinas  und  die  von  ihm 

1)  Die  Frage,  welche  griechischen  Codices  den  Agathodäinonvermerk  haben, 
ist  noch  nicht  genügend  geklärt:  hoffentlich  bringt  uns  der  Schlufsband  der 
Müllerschen  Ptolemäusausgabe  in  den  versprochenen  „Prolegomena  vel  Epi- 
legoinena"  sichere  Nachrichten  darüber.  Ans  der  bisherigen  Literatur  ist  der 
Vermerk  —  was  Kartencodices  anbelangt  —  nnr  für  den  Urbinas  S2,  den 
Codex  Abbatiae,  den  Vindoboneosis  und  den  Venctus  :is^  festgestellt.  Wie 
mir  Herr  Professor  Fischer  mitteilte,  hat  er  auch  bei  einer  Handschrift  der 
Familie  der  68-Kartencodices  den  bekannten  Vermerk  gefunden.  Auch  Hand- 
schriften ohne  Karten  weisen  ihn  auf! 

27* 


392  Vierzehnte  Bibliothekarversaimnlung 

abgeleiteten  späteren  griechischen  Kartencodices  am  Schlüsse  des 
Werkes  als  Schreiber-  und  Zeichnerlegende  eine  Bemerkung  aufweisen, 
in  der  ein  alexandrinischer  Mechanikos  Agathos  Daimon  als  derjenige 
genannt  wird,  der  nach  den  acht  Büchern  des  ptolemäischen  Geographie- 
werkes die  bewohnte  Erde  gezeichnet  habe.  So  erhebt  sich  die  soge- 
nannte Agathodämonfrage:  wer  war  dieser  Mechanikos  Agathos  Daimon, 
wann  lebte  er?  Hat  er  die  uns  erhaltenen  Ptolemäuskarten  gezeichnet, 
in  welchem  Verhältnis  steht  seine  Arbeit  zu  der  des  alexandrinischen 
Astronomen  und  Geographen. 

Wenn  Ptolemäus  als  unerläfsliche  Grundlage  für  die  Zeichnung  einer 
guten,  die  Wirklichkeit  richtig  wiedergebenden  Erdkarte  die  Benutzung 
einer  Projektionsart  fordert,  die  es  deutlich  mache,  dafs  das  dargestellte 
Stück  der  Erdoberfläche  ein  Teil  einer  Kugeloberfläche  sei,  so  folgt 
daraus  doch  nicht,  dafs  er  die  von  ihm  in  erster  Reihe  empfohlene 
Kegelprojektion  für  alle  von  ihm  zu  zeichnenden  Karten  für  unbedingt 
notwendig  hielt.  Er  stellte  diese  Forderung  in  erster  Linie  für  die  Erd- 
übersichtskarte und  wählte  für  die  Zeichnung  der  Oekumene  eine  konische 
Entwurfsart,  die  Auftragung  des  Erdbildes  auf  den  abrollbaren  Mantel 
eines  den  Globus  im  Parallel  von  Rhodos  (36°  Breite)  berührenden 
Kegels.  In  der  Tat  haben  alle  Codices  die  Uebersichtskarte  der  be- 
wohnten Erde  in  dieser  von  Ptolemäus  ersonnenen  Projektion.  Für 
die  Teilkarten  der  Länder  jedoch  konnte  ihn  die  Praxis  der  Karten- 
ausführnng  zu  einem  Abweichen  von  dem  Standpunkt  streng  wissen- 
schaftlicher Theorie  verführen. 

In  Uebereinstimmung  mit  J.  Fischer  sehe  ich  in  den  63  Karten 
der  68 -Kartencodices  die  Kopien  der  Karten  erster  Zeichnung,  der 
Urformen  der  Länderzeichnung,  wie  sie  von  Ptolemäus'  Hand  oder 
unter  seinem  Willen  entstanden.1)     Seine  Erst-  oder  Arbeitszeichnungen 


1)  Ich  bin  mir  wohl  bewufst,  dafs  ich  mit  dieser  Annahme  eine  Hypothese 
ausspreche.  Ich  verdanke  sie  dem  wissenschaftlichen  Gespräch  mit  J.  Fischer, 
und  ich  erhoffe,  dafs  er,  dem  das  gesamte  Material  an  Karten  beider  Codex- 
typen vorliegt,  ihr  seinerzeit  die  alle  Zweifel  behebende  Begründung  geben 
wird.  Ich  kann  im  Rahmen  dieses  Aufsatzes  nur  die  Fragestellung  genauer 
feststellen.  Wir  besitzen  die  Karten  der  kartenreichen  Codices,  uud  zwar 
besitzen  wir  sie  als  Zeichnungen  in  Handschriften,  die  dem  14.  Jahrhundert 
anzuuehören  scheinen.  Entweder  sind  sie  der  Gegenstand  einer  besonderen 
Tradition  von  einem  älteren  ebenso  kartenreichen  Archetypus  her,  oder  aber 
sie  sind  in  der  Zeit  neu  entstanden,  in  der  die  älteste  Handschrift  der  zweiten 
Gruppe  der  Ptoleinäushandschritten  geschrieben  wurde.  Die  erste  Annahme 
kann  uns,  die  wir  die  vorbildlose  Zeichnung  der  Karten  für  die  Zeit  des 
Mittelalters  ablehnen,  nur  in  alte  Zeit  zurückführen,  in  die  Zeit,  da  das 
Geographiewerk  mit  Karten  entstand,  die  andere  zwingt  uns  dazu,  in  dem 
Schreiber  des  Lanrentianus  oder  Mediolanensis  den  Schöpfer  dieses  Typs  der 
Karten  zu  sehen.  Wir  können  dann  nur  vermuten,  dafs  dieser  Mann  in  dem 
Bestreben,  das  Studium  des  Werkes  für  den  Leser  bequemet  zu  gestalten, 
die  ihm  überlieferte  Form  der  26  Karten  zerschlug,  die  meisten  Karten  zer- 
teilte, um  sie  in  Xeuzeichnungen  in  den  Zusammenbang  des  Textes  an  die 
ihnen  zukommenden  Stellen  zu  verteilen.  Ich  kann  mich  nach  dem  Studium 
dieser  Teilkarten  nicht  dazu  entschliefsen.  diese  Möglichkeit  zuzugeben.  Die 
Aufgabe,  deren  sich  dieser  Schreiber  und  Zeichner  vermessen  haben  soll,  ist 


Die  handschriftlichen  Ptoleniäuskarten  393 

waren  also  zum  gröfsten  Teil  Darstellungen,  die  das  Kartenbild  in 
Länge  und  Breite  beschränkter  Landschaften  und  Provinzen  zu  bieten 
bestimmt  waren.  Einem  in  der  Projektionslehre  so  bewanderten  Manne 
wie  Ptolemäus  mufste  eine  einfache  Ueberlegung  sagen  —  oder  ein 
einmaliger  Versuch  mufste  ihn  davon  überzeugen  — ,  dafs  es  für  das 
beabsichtigte  Bild  gleichgültig  sei,  ob  die  Zeichnung  den  Rahmen  des 
Netzes  einer  auf  den  Mittelparallelkreis  der  Karte  berechneten  Zylinder- 
projektion oder  einer  in  entsprechender  Weise  konstruierten  Kegel- 
projektion ausfülle.  Die  wichtigsten  Vorbilder  seiner  Kartenkonstruktion, 
die  Karten  seines  Vorgängers  Marinus,  die  inhaltlich  zu  verbessern  seine 
Absicht  war,  waren  zudem  in  der  Zylinderprojektion  gezeichnet.  Ptolemäus 
kann  sich  also  sehr  wohl  aus  Gründen  der  Bequemlichkeit  der  ersten 
zeichnerischen  Ausführung  dazu  entschlossen  haben,  auch  für  seine 
Karten  die  einfachere  Konstruktion  der  Plattkarte  anzunehmen.  Natür- 
lich hatte  dies  aber  die  Folge,  dafs,  als  er  seine  Landschaftskärtchen, 
aus  deren  Anlage  sein  Quellenmaterial  noch  deutlich  hervorsah,  zu  den 
Uebersichtsblättern  der  26  Länderkarten  zusammenlegte,  eben  auch 
diese  Karten  Plattkarten  werden  mufsten.  Es  war  dies  ein  Nachteil, 
den  er  von  der  Höhe  seiner  theoretischen  Ueberzeugung  sicherlich  als 
solchen  erkannt  haben  wird,  den  er  aber  nur  durch  Neuentwurf  des 
Netzes  und  umständliche  Neuzeichnung  der  Karten  hätte  beseitigen 
können. 

Ich  sehe  also  in  der  Zeichnung  der  26  Länderkarten  in  der  äqui- 
distanten    Zylinderprojektion    statt    in    der    wissenschaftlich    besseren 

weit  schwieriger,  als  man  denkt:  die  Fähigkeit,  sie  zu  lösen,  und  sie  so  zu 
lösen,  wie  sie  uns  das  Bild  der  sauber  gezeichneten,  mit  Gradteilung  und  Grad- 
netz versehenen,  mit  den  Karten  des  27er  Typs  im  allgemeinen  gut  zusammen- 
stimmenden Karten  des  Laurentianus  und  seiner  Abkömmlinge  zeigt,  kann  ich 
keinem  Mann  der  Griechenwelt  des  14.  Jahrhunderts  zutrauen!  Die  radikale 
Kühnheit,  die  sich  in  diesem  Umspringen  mit  dem  Ptolemäuswerk  dokumen- 
tieren würde,  steht  in  Widerspruch  mit  der  pietätvollen  Hochachtung,  die  man 
doch  sonst  in  der  späteren  Griechenwelt  der  Form  und  dem  Inhalt  alter 
Literaturwerke  bezeigte.  Denn  wer  die  Karten  so  zerteilte  und  verteilte,  mufste 
auch  dem  überlieferten  Text  Gewalt  antun!  Das  achte  Buch  des  Werkes  hatte 
nur  einen  Sinn  in  einer  Handschrift,  die  27  Karten  gab:  löste  man  die  Form  der 
2(i  Landschaftskarten  auf,  so  mufste  man  auch  grofse  Teile  des  achten  Buches  aus 
dem  Texte  der  Handschrift  fortlassen.  Sollte  ein  Kopist  des  14.  Jahrhunderts, 
der  Schreiber  des  Laurentianus,  ein  Mann,  der  nicht  einmal  seinen  Namen  dem 
Codex  subskribierte,  ein  solcher  Revolutionär  gewesen  sein?  Ich  kann  es 
nicht  glauben !  Wenn  der  Text  des  Mediolanensis  Abweichungen  von  dem 
Textgefüge  der  guten  Ueberlieferung  zeigt,  wenn  die  Konstantinopler  Hand- 
schrift in  der  Tat  den  speziellen  Teil  des  achten  Buches  nicht  enthält,  sondern 
den  Inhalt  desselben  in  den  Text  des  zweiten  bis  siebenten  Buches  einge- 
schoben hat,  so  sehe  ich  darin  nicht  eine  eigenmächtige  radikale  Aenderung 
eines  Schreibers  des  14.  Jahrhunderts,  sondern  eben  eine  besondere  alte  Form 
der  Ueberlieferung  des  Werkes.  Es  ist  die  Form,  die  die  Geographie  besafs, 
ehe  der  Plan  der  Vereinigung  der  Landschaftskarten  zu  26  Länderkarten  bei 
dem  Verfasser  sich  herausbildete,  die  Form  der  Abfassung  des  Werkes  erster 
Hand,  die  erst  nachher  eine  Modifikation  erfuhr  und  durch  Heraushebung  des 
den  26  Länderkarten  zugrunde  liegenden  zuverlässigeren  topographischen 
Materials  auch  das  achte  Buch  erhielt. 


394  Vierzehnte  Bibliothekarversammlung 

konischen  Entwurfsart  keinen  Beweis  dafür,  dafs  die  Karten  die  Hand 
eines  anderen  Mannes,  eines  in  der  Kartenentwurfslehre  weniger  hoch- 
stehenden Kartographen,  der  den  Ptolemäus  nicht  mehr  recht  verstand, 
verraten.  Um  so  unzweifelhafter  spricht  aber  der  Inhalt  der  Codex- 
unterschrift  für  die  Tatsache  des  Arbeitsanteils  einer  von  Ptolemäus 
zu  trennenden  Persönlichkeit  an  den  uns  überlieferten  Karten:  ein 
Mann  namens  Agathos  Daimon,  ein  Mechanikos  in  Alexandria,  hat 
sich  ohne  Zweifel  an  den  Karten  des  Ptolemäus  versucht!  Die  uns 
heute  in  griechischen  Handschriften  erhaltenen  Typen  der  Ptolemäus- 
karten,  die  nach  diesen  gezeichneten  Karten  der  griechischen  und 
lateinischen  Codices  der  Renaissancezeit  und  auch  aller  Druckausgaben 
des  15.  bis  20.  Jahrhunderts  sind  schliefslich  sein  Werk,  Kopien  seiner 
Arbeit!  Wie  haben  wir  uns  diesen  Arbeitsanteil  vorzustellen?  Die 
verbreitetste  Annahme  geht  dahin,  dafs  Agathodämon  der  Zeichner  war, 
dessen  kunstfertiger  Hand  sich  Ptolemäus  für  die  manuelle  Ausführung 
seiner  Kartenbilder  bediente.  Die  Kunst  des  Kartenzeichnens  ist  sehr 
selten,  und  man  kann  ein  grofser  Astronom  und  tüchtiger  Mathematiker, 
ja  ein  vortrefflicher  Geograph  sein,  ohne  imstande  zu  sein,  eine  Karte, 
die  man  in  ihren  Grundzügen  zu  entwerfen  versteht,  auch  in  der  für 
die  Veröffentlichung  erwünschten  Sauberkeit  zu  zeichnen!  Auch  die 
Schwierigkeit  der  deutlichen  Zeichnung  auf  dem  feinen  faserigen  Schreib- 
stoff der  Alten  mag  wohl  dafür  sprechen,  dafs  Ptolemäus  für  die  Rein- 
zeichnnng  seiner  Karten  die  Hilfe  eines  mit  dem  Gebrauch  des  Schreib- 
rohrs für  Zeichnungen  vertrauten  Persönlichkeit  in  Anspruch  nehmen 
konnte.  Es  erscheint  mir  nur  unwahrscheinlich  und  den  literarischen 
Gewohnheiten  des  Altertums  widersprechend,  dafs  Ptolemäus  seinem 
Zeichner  gestattet  haben  sollte,  seinen  Namen  Agathodämon  unter  die 
fertige  Arbeit  zu  setzen,  dafs  er  also  selbst  die  Hand  zur  Verdunkelung 
seiner  Arbeit  und  des  Ruhms  seiner  wissenschaftlichen  Leistung  geboten 
haben  sollte.  Deshalb  möchte  ich  es  vorziehen,  die  Vermutung  aus- 
zusprechen, dafs  Agathodämon  vielmehr  ein  Kartograph  einer  etwas 
späteren  Zeit  gewesen  ist,  der  nach  den  ihm  vorliegenden  Urformen 
der  Ptolemäuskarten,  im  engen  Anschlufs  an  Text  und  Kartenbilder 
der  zu  seiner  Zeit  bestehenden  Ptolemäusbücher,  eine  neue  Redaktion 
oder  Rezension  der  Ptolemäuskarten  schuf,  die  sich  nun  in  den  Kopien 
der  Abschreiber  fortpflanzte.1) 

Bekanntlich  sind  die  Literaturwerke  des  Altertums  zuerst  auf  Papyrus- 
rollen geschrieben  worden,  mäfsig  lange  Rollen  eines  sehr  zarten  Be- 
schreibstoffes,  der  in  einzelnen  Blättern  aus  dünnen  streifenförmigen 
Lagen  aus  dem  Mark  des  Schaftes  des  Papyrusschilfes  kreuzweise  durch 
Befeuchtung,  Klebung  und  Pressung  hergestellt  wurde.  Diese  Einzel- 
blätter wurden  nach  der  Glättung  durch  Hämmerung  je  nach  Bedürfnis 
in  der  Anzahl  von   10  — 20  Stück  zu  den  grofsen  Bogen -oder  Streifen 


1)  Die  Veranlassung  zur  prägnanteren  Ausgestaltung  dieses  Gedankens 
verdanke  ich  den  Bemerkungen,  die  Herr  Bibliotheksdirektor  Dr.  E.  Jacobs 
in  der  auf  meinen  Vortrag  folgenden  Diskussion  an  meine  Ausführungen  knüpfte. 
Ich  danke  ihm  auf  das  verbindlichste  für  diese  Anregung! 


Die  handschriftlichen  Ptoleuiäuskarten  395 

einer  Charta  zusammengeklebt,  die  dann  mittels  eines  in  Farbe  ge- 
tauchten Binsenstengels,  eines  Calamus,  in  Kolumnen  beschrieben  wurde. 
Der  Gelehrte  des  Altertums  las  das  Werk  in  der  Weise,  dafs  er  die 
Buchrolle  mit  der  rechten  Hand  aufrollte,  die  Handschrift  mit  der 
Linken  nacli  links  hinüberzog  und  sie  dann  mit  dieser  wieder  einrollte. 
Bei  dieser  Form  des  Rollenbuchs  machte  die  Illustrierung  eines  Werkes 
mit  Bildern  oder  Zeichnungen  einige  Schwierigkeiten:  der  Leser  hatte 
ja  immer  nur  einen  kleinen  Teil  des  Werkes  vor  seinen  Augen,  auf 
dem  Bild  oder  Zeichnung,  wenn  sie  mit  dem  dazugehörigen  Text  zu- 
sammen studiert  werden  sollten,  nur  eine  geringe  Gröfse  haben  konnten. 
Doch  gab  es  auch  ganze  Bilderbuchrollen,  die  man  dann  neben  der 
Textrolle  benutzen  und  längere  Zeit  einsehen  konnte,  vielleicht  in  der 
Weise,  dafs  der  Lesende  sich  durch  einen  Sklaven  die  Rolle  an  der 
benötigten  Stelle  ausspannen  liefs.  Da  uns  nun  die  Ptolemäuskarten 
in  zwei  Formen  erhalten  sind,  nehme  ich  an,  dafs  sie  von  Anbeginn 
an  in  zweierlei  Redaktionen  und  Buchrollenausgaben  existiert  haben. 
Die  eine  Form,  die  ältere,  erstentstandene,  enthielt  zur  Bequemlichkeit 
des  Leser8  Text  und  Bild  zusammen,  die  grösseren  Darstellungen  un- 
geteilt oder  geteilt  in  den  Text  eingeschoben,  die  kleinen  Zeichnungen 
der  Landschaftskarten  von  dem  zugehörigen  Text  umgeben ,  die 
5  Uebersichtskarten  am  Schlufs  der  letzten  Rolle.  Da  Ptolemäus  aber, 
der  endgültigen  Anlage  seines  Werkes  gemäfs,  auch  Karten  geben  wollte, 
die  durchweg  eine  Uebersicht  über  ganze  Länder  zeigen  sollten,  so  ver- 
anstaltete er  auch  eine  gröfsere  Ausgabe  des  Werkes,  in  der  die  Land- 
schaftskarten, soweit  dies  notwendig  war,  zu  den  im  Plane  des  Gesamt- 
werkes, wie  es  durch  das  achte  Buch  vervollständigt  war,  begründeten 
26  Länderkarten  zusammengeschweifst  waren  und  als  solche  Uebersichts- 
karten mit  der  Erdkarte  eine  besondere  Kartenbuchrolle  bildeten. 

In  dieser  zwiefachen  Gestalt  wurde  die  vollständige  Geographie  des 
Ptolemäus  in  den  ersten  Jahrhunderten  ihres  Bestehens  benutzt;  daneben 
gab  es  ohne  Zweifel  auch  Ausgaben  ohne  Karten,  unillustrierte  Buch- 
rollen, und  Ausgaben  ohne  Kartenrolle.  Aber  der  Beschreibstoff  des 
Papyrus  war  äufserst  zart  und  empfindlich,  die  Rollen  litten  durch  das 
häufige  Aus-  und  Einrollen:  jedes  Nachsehen,  jedes  Zitat  erforderte 
das  Aufwickeln  eines  zuweilen  recht  beträchtlichen  Teils  der  Bnchrolle, 
und  nach  jeder  Benutzung  der  Rolle  mufste  diese  wieder  von  links 
nach  rechts  zurückgerollt  werden,  um  den  Anfang  des  Rollentextes 
wieder  auf  das  erstaufrollende  Blatt  des  Buchstreifens  zu  bringen.  Wie 
allen  anderen  Literaturwerken  des  Altertums  drohte  auch  der  Geographie 
des  Ptolemäus  in  der  Zeit  der  weniger  häufigen  Herstellung  von  Ab- 
schriften die  Vernichtung,  wenn  man  das  Werk  nicht  durch  Neuschrift 
auf  einen  haltbareren  Beschreibstoff  zu  retten  versuchte.  Im  Verlaufe 
des  4. — 6.  Jahrhunderts  gab  man  —  nach  einem  wohl  nicht  allzu  ver- 
breiteten Versuch  der  Verwendung  von  Papyrus-Codices  — ,  zu  einem 
grofsen  Teil  auch  unter  dem  Zwange  des  immer  höher  werdenden 
Preises  des  Papyrus,  nach  und  nach  die  Verwendung  dieses  Schreib- 
stoffes  und   damit   die  Rollenform    der  Literaturwerke  auf.     Verdienst- 


396  Vierzehnte  Bibliothekarversammlung 

volle  weitblickende  Literaten  retteten  damals  den  Teil  der  alten  Literatur, 
der  zu  jener  Zeit  noch  geschätzt  und  gelesen  wurde,  vor  allem  die 
Werke,  die  im  Unterrichtsbetriebe  der  höheren  Knabenschulen  benutzt 
wurden,  dadurch  vor  dem  Untergang,  dafs  sie  sie  auf  Pergamentblätter, 
die  wie  unsere  heutigen  Bücher  lagenweise  zusammengeheftet  wurden, 
auf  Pergamentcodices,  übertrugen  oder  übertragen  liefsen.  Alles  was 
in  Rollenform  blieb,  verrottete  zu  Staub  und  verkam  im  Gewirr  der 
Zeiten. 

Der  Mann  nun,  der  diese  verdienstvolle  Arbeit  für  die  Geographie 
des  Ptolemäus  leistete,  der  sie  mit  ihren  Karten  auf  das  dauerhafte 
Pergament  übertrug,  war  meiner  Ueberzeugung  nach  unser  Agathodämon. 
Er  mag  ein  Mann  des  5.  Jahrhunderts  gewesen  sein,  aber  wohl  kaum 
der  obskure  Grammatiker,  von  dessen  Existenz  wir  nur  durch  einen 
Zufall  etwas  hören.  Es  war  ein  Mechanikos,  ein  technischer  Zeichner, 
den  man  für  diese  Arbeit  auswählte,  ein  Mann,  der  mit  Mathematik, 
mit  Zahlen  und  Zeichnungen  vertraut  war.  Ich  beziehe  den  Inhalt  des 
Agathodämonvermerks,  der  Codexunterschrift,  auf  das  ganze  Werk,  auf 
Karten  und  Text,  Die  Arbeit  der  Umschrift  vom  Papyrus  auf  das 
Pergament  war  in  vielen  Fällen  mit  einer  sorgsamen  Durcharbeitung 
des  bis  dahin  überlieferten  Textes  verbunden.  Im  dunklen  Gefühl, 
dafs  man  für  eine  ferne  Nachwelt  arbeite,  dafs  man  das  Werk  für 
späte  Jahrhunderte  fixiere,  bemühte  man  sich  um  eine  sorgfältige 
Tradition  des  Textes  und  unterzog  das  abzuschreibende  Buch  einer 
mehr  oder  minder  glücklichen  kritischen  Durchsicht.  Für  ein  Werk 
wie  die  ptolemäische  Geographie  war  der  Mechanikos  Agathodämon 
ein  geeigneterer  Mann  als  der  Gramatiker.  Er  arbeitete  Text  und 
Karten  durch,  brachte  beide  in  Uebereinstimmung.  Auch  er  vollendete, 
wie  es  den  Anschein  hat,  die  Neuedition  seines  Ptolemäus  in  zwei 
Ausgaben,  einer  kleinen  mit  Landschaftskarten  im  Text  und  den  Ueber- 
sichtskarten  am  Ende  des  7.  Buches,  und  einer  grofsen  mit  der  Welt- 
karte am  Schlufs  des  7.  Buches  und  26  Länderübersichten  auf  den 
letzten  Blättern  des  Codex  im  Textzusammenhange  des  achten  Buches. 
So  pflanzte  er  die  beiden  Stämme  der  27er  und  68er  Kartenwerke  in 
neues  Erdreich,  Stämme,  die  schon  Jahrhunderte  vor  ihm  in  altem 
Boden  gewachsen  waren  und  Frucht  getragen  hatten. 

Ich  sehe  also  in  Agathodämon  nicht  den  Zeichner  des  Ptolemäus, 
sondern  den  „Guten  Geist",  dessen  Walten  wir  die  Erhaltung  dieses 
Schatzes  der  altgriechischen  Literatur  zu  danken  haben,  den  ersten, 
der  die  alten  Ptolemäuskarten  in  neue  Form  brachte.  Und  deshalb 
soll  sein  Name  in  Ehren  neben  dem  des  Schöpfers  des  Kartenwerkes, 
neben  Ptolemäus  stehen.  Jeder  aber,  der  die  Kartenbilder  des  Urbinas 
mit  Interesse  für  die  Geschichte  der  Kartographie  und  die  Technik 
des  Kartenzeichnens  betrachtet,  wird  bedauern,  dafs  keine  der  Schreiber- 
eitelkeit entsprungene  Codexunterschrift  uns  auch  den  Namen  des 
Mannes  bewahrt  hat,  der  durch  die  Niederschrift  der  urbinatischen 
Handschrift  und  die  Zeichnung  der  Karten,  die  ebenso  von  grofser 
zeichnerischer  Begabung,  wie  von  hohem  Verständnis  für  die  geographische 


Die  handschriftlichen  Ptolemäuskarten  397 

Bedeutung  seiner  Vorlagen  zeugt,  einen  Ehrenplatz  in  der  Geschichte 
der  mittelalterlichen  Kartographie  verdiente. 

Die  ptolemäische  Geographie,  wenigstens  in  Exemplaren  mit  Karten, 
scheint,  wie  ich  schon  erwähnte,  als  schwierig  zu  vervielfältigendes 
und  daher  teures  Werk  schon  im  Altertum  wenig  verbreitet  gewesen 
zu  sein:  wir  wissen  nur  von  wenigen  Erwähnungen  und  seltenen  Be- 
nutzungen. Die  Araber  des  9.  Jahrhunderts  kannten  das  Werk  des 
Alexandriners  noch  genauer,  und  die  Griechen  des  Byzantinerreichs 
erhielten  Text  und  Karten  in  ihren  Bibliotheken  durch  die  Jahrhunderte. 
In  der  Welt  der  Lateiner  waren  sie  seit  fast  acht  Jahrhunderten  gänz- 
lich verschollen,  als  der  gelehrte  Wissenseifer  der  Renaissance  sie  aus 
dem  in  der  Türkennot  in  Trümmer  zerfallenden  Gewahrsam  des  Griechen- 
tums in  das  italienische  Abendland  hinüberrettete.  Wir  wissen  ziemlich 
genau,  wie  die  ptolemäische  Geographie  nach  Italien  kam,  um  hier  als 
an  dem  Auferstehungstage  antiken  Wissens  zu  neuem  Leben  zu  er- 
wachen. Es  war  der  erste  fein  gebildete  Grieche,  Manuel  Chrysoloras, 
der  als  hilfeflehender  Gesandter  seines  Kaisers  nach  dem  Westen  Europas 
kam,  und  einer  der  ersten  eifrigen  Schüler  der  griechischen  Literatur, 
Giacomo  d'Angelo  da  Scarperia,  der  zur  Erlernung  der  griechischen 
Sprache  nach  Byzanz  ging,  die  zuerst  die  Aufmerksamkeit  der  ge- 
bildeten italienischen  Welt  auf  dieses  ihr  unbekannte  Werk  des  Alter- 
tums, das  einzige  mit  wirklichen  Karten  ausgestattete  Literaturdenkmal 
des  Griechentums,  lenkten.  Um  die  Wende  des  14.  zum  15.  Jahr- 
hundert kam  der  erste  Codex  der  ptolemäischen  Geographie  nach 
Italien  in  den  Kreis  der  Florentiner  Gelehrten.  Wir  können  vielleicht 
vermuten,  dafs  der  heutige  Urbinas  82,  wenn  auch  nicht  die  erste 
Ptolemäns-Handschrift  überhaupt,  so  doch  die  erste  mit  Karten  aus- 
gestattete gewesen  ist,  die  nach  Italien  gelangte.  Wir  wissen  leider 
nichts  über  die  Zeit  seines  Erwerbes  oder  seiner  Ueberführung,  aber 
bei  der  geringen  Anzahl  der  aus  altgriechischem  Besitz  stammenden 
Kartencodices  kann  aufser  ihm  höchstens  ein  der  Wissenschaft  nachher 
verlorener  Codex  als  der  Stammvater  der  modernen  Ptolemäuskarten 
in  Frage  kommen.  Ich  war  früher  geneigt,  diese  Ehre  dem  Codex 
Florentinus  Abbatiae  2380  zuzuerkennen,  weil  dieser  die  Eigentümer- 
signatur A.  C.  =  Antonio  Corbinelli  trägt,  mithin  als  Teil  der  Erbschafts- 
masse, die  dieser  florentinische  Gelehrte  durch  sein  vom  Jahre  1424 
datiertes  Testament  dem  Kloster  Sanctae  Mariae  oder  der  Abtei  von 
Florenz  vermachte,  bis  vor  das  Jahr  1424  in  italienischem  Besitz  zurück- 
verfolgt werden  zu  können  schien.  Nach  J.  Fischers  Feststellungen 
erweisen  sich  die  Karten  dieses  Florentinus  aber  bereits  als  Arbeiten 
der  italienischen  Zeit,  und  nach  den  Versicherungen  handschriften- 
kundiger Beamter  der  Laurentiana  tragen  die  Chiffre  A.  C.  verschiedene 
Codices,  die  ohne  Zweifel  nicht  zur  Nachlafsmasse  des  Corbinelli  gehört 
haben.  Nach  Vespasiano  war  der  Chrysoloras-Schüler  Palla  de'  Strozzi 
der  Mann,  der  als  erster  die  Herstellung  einer  Abschritt  eines  Ptolemäus- 
codex  in  Byzanz  veranlafste. 

Geradezu  ungeheuer   war   die   Freude   der   italienischen  Gelehrten- 


398  Vierzehnte  Bibliothekarversaminlung 

weit  über  den  Erwerb  des  ptolemäischen  Werkes,  das  ihnen  ein  ungeahnt 
genaues  Bild  der  alten  Welt,  in  der  sie  mit  allen  ihren  Gedanken 
lebten,  gab.  Bei  der  allgemeinen  Unkenntnis  der  griechischen  Sprache 
wurde  bald  das  Verlangen  nach  einer  lateinischen  Uebersetzung  rege, 
und  eben  dieser  Giacomo  d'Angelo  machte  sich,  auf  Grund  einiger 
Vorarbeiten  des  Chrysoloras  selbst,  in  den  ersten  Jahren  des  neuen 
Jahrhunderts  an  diese  Arbeit.  Wohl  schon  1406  war  die  Uebertragung 
fertig,  1409  wurde  sie  dem  Papst  Alexander  V.  dediziert,  und  Ab- 
schriften von  ihr  verbreiteten  sich  nun  in  der  ganzen  Welt  der 
Renaissance- Gelehrten.  Aber  zunächst  waren  diese  Kopien  noch  karten- 
los, sei  es  weil  man  in  diesen  Jahren  noch  keinen  Kartencodex  als 
Vorlage  besafs,  sei  es,  weil  sich  noch  niemand  an  diese  Arbeit  heran- 
wagte. Erst  mehrere  Jahre  später,  ungefähr  um  das  Jahr  1415,  fanden 
sich  in  zwei  anderen  Mitgliedern  des  florentinischen  Gelehrtenkreises, 
in  Francesco  di  Lapacino  und  Domenico  di  Lionardo  Buoninsegni  die 
Männer,  die  mit  genügender  Kenntnis  der  griechischen  und  lateinischen 
Sprache  auch  die  Kunstfertigkeit  des  Kartenzeichnens  in  sich  vereinigten. 
Von  ihrer  Hand  entstanden  —  wir  haben  keinen  Grund,  in  diesem 
Punkte  an  der  Ueberlieferung  durch  Vespasianos  Lebensbeschreibungen 
seiner  Zeitgenossen  zu  zweifeln  —  die  griechischen  Karten  für 
griechische  Abschriften  und  lateinische  für  die  Kopien  der  Ueber- 
tragung d'Angelos. 

Es  ist  ohne  weiteres  erklärlich,  dafs  schon  diese  ersten  Zeichnungen 
der  neuen  florentinischen  Kartographenschule  nicht  unveränderte  Ab- 
bilder der  alten  Vorlagen  lieferten  Ein  gebildeter  Italiener  dieser 
Zeit  kannte  auch  moderne  Karten,  die  Atlanten,  die  in  grofser  Anzahl 
in  den  Kartenwerkstätten  der  italienischen  Seestädte  entstanden,  die 
Kartenblätter,  die  sich  in  den  Händen  der  Seefahrer  seines  Volkes 
befanden.  Es  war  unvermeidlich,  dafs  sich  einzelne  Züge  des  moderneren 
Kartenbildes  in  das  der  alten  Karten  einschlichen,  dafs  die  Manier 
des  Zeichnens,  die  gröfsere  Sauberkeit  der  Linienführung  nachgeahmt 
wurden,  dafs  vor  allem  die  Ortschaftssymbole  nach  und  nach  die  Form 
der  modernen  Karte  annahmen,  dafs  also  mit  roten,  schwarzen  oder 
goldenen  Tupfen  angefüllte  liingelchen  mit  den  Lokalisationspunkten 
und  -Kreuzen  verschmolzen  und  die  ungefügen,  den  Kartenraum  zu 
sehr  beanspruchenden  Mauersymbole  ersetzten.  Schon  diese  ersten 
Neuzeichnungen  wurden  also  Umzeichnungen  in  modernere  Formen, 
die  das  vermieden,  was  auf  den  überlieferten  Karten  dem  Geschmack 
der  neuen  Zeit  zuwiderlief.  Und  beide  Arten,  die  griechischen  und  in 
noch  höherem  Mafse  die  lateinischen  Neuzeichnungen,  wurden  neue 
Lebensformen,  deren  Entwicklung  und  Vervielfältigung  durch  Schrift 
und  Druck  den  gewaltigsten  Fortschritt  auf  dem  Gebiet  der  Karto- 
graphie darstellt. 

Von  den  Abschreibern,  die  ihre  kunstfertige  Hand  mit  der  Kopie 
des  Werkes  des  alten  Alexandriners  in  griechischer  Sprache  beschäftigten, 
sind  uns  dem  Namen  nach  nur  10  oder  11  überliefert.  Wir  finden 
unter    ihnen    einige    der    fleifsigsten    der     unglücklichen    griechischen 


Die  handschriftlichen  Ptuleraiiuskarten  399 

Flüchtlinge,  die  im  kargen  Solde  eines  Biicherlieferanten  wie  Vespasiano 
oder  von  Bibliophilen  wie  Filelfo  und  Bessarion,  in  drückendster  Armut 
ihr  Leben  durch  das  Kopieren  griechischer  Literaturwerke  fristeten. 
Uns  interessieren  natürlich  nur  die  Namen  der  Schreiber  von  Hand- 
schriften mit  Kartenanhang,  obwohl  es  kaum  wahrscheinlich  ist,  dafs 
diese  Abschreiber  zugleich  auch  immer  die  Zeichner  der  Karten  gewesen 
sind.  Zur  Entscheidung  dieser  Frage  wäre  eine  gründliche  sach- 
verständige Vergleichung  der  Schrift  des  Textes  und  der  Namen  der 
Karten  der  einzelnen  Handschriften  notwendig.  Ich  halte  es  —  schon 
wegen  der  Schwierigkeit  der  Arbeit  —  für  sehr  wahrscheinlich,  dafs 
die  Karten  nicht  von  den  gewöhnlichen  Schreibern,  sondern  von  Karten- 
zeichnern hergestellt  worden  sind,  dafs  also  im  Text-  und  Kartenteil 
der  Codices  häufig  die  Arbeit  zweier  verschiedener  Männer  zu  einer 
Handschrift  vereinigt  wurde. 

Den  berühmten  Wiener  Prachtcodex  der  ptolemäischen  Geographie 
schrieb  im  Jahre  1453  54  Johannes  Thessalus  Scutariota,  der  in  den 
Jahren  1442 — 1494  in  Italien  lebte  und  besonders  in  Florenz,  dem 
dortigen  Gelehrtenkreise  nahestehend,  für  Papst  Nikolaus  V.  als  Kopist 
und  Bücheragent  tätig  war.  Von  seiner  Hand  soll  auch  nach  der 
Ansicht  Schriftkundiger  der  bereits  erwähnte  Codex  Florentinus  Abbatiae 
herstammen.  Als  Schreiber  der  kostbaren,  mit  einem  grofsen  Titelbild 
gezierten  Venetus  388  der  Markus -Bibliothek,  der  in  der  Zeit  zwischen 
1450  und  1472  für  den  Kardinal  Bessarion  hergestellt  wurde  und 
27  Karten  enthält,  vermutet  Morellius  den  Kreter  Johannes  Rhosos, 
einen  der  fruchtbarsten  Kopisten  dieser  Zeit.  Die  Schreiber  der  beiden 
Pariser  Codices  1401  und  1402  sind  uns  unbekannt.  Die  erstere  dieser 
beiden  Handschriften  enthält  27  Karten,  die  andere  nur  5,  von  denen  drei 
fast  fertiggestellt,  zwei  nur  angefangen  sind.  Die  erstere  gehört  schon,  im 
Gegensatz  zu  den  bisher  genannteD,  die  nur  die  Zeichenart  modernisiert 
haben,  zu  der  Gruppe  der  auch  hinsichtlich  der  der  Zeichnung  zu  Grunde 
liegenden  Entwurfsart  modifizierten  griechischen  Karten;  sie  ist  mithin 
weit  gegen  das  Ende  des  15.  Jahrhunderts,  vielleicht  sogar  in  den  An- 
fang des   16.  Jahrhunderts  zu  setzen. 

Auch  die  ältesten  lateinischen  Handschriften,  die  Vervielfältigungen 
der  Uebersetzung  d' Angelos,  verschweigen  uns  die  Namen  der  Schreiber 
des  Textes  und,  soweit  sie  Karten  enthalten,  auch  der  Zeichner  der 
Karten.  Die  vermutlich  älteste  von  ihnen,  der  Codex  Vaticanus  5(598, 
wendet  für  ihre  27  Karten  noch  völlig  die  Technik  der  alten 
griechischen  Karten  an  und  zeigt  als  besonders  auffallendes  Charak- 
teristikum noch  die  ungefüge  Symbolisierung  der  Ortschaften  durch 
Mauersignaturen.  Ihre  Karten  können  daher  als  Vertreter  der  ersten 
lateinischen  Arbeiten  der  fiorentinischen  Kartographenschule  gelten. 
Ein  modernisiertes  Abbild  der  alten  Karten,  also  schon  italienisierte 
Umrifsformen  und  Ortschaftszeichen,  geben  uns  dann  die  Karten,  die 
dem  in  Nancy  befindlichen  lateinischen  Ptolemäusmanuskript  angefügt 
sind.  Der  Kardinal  Guillaurae  Filastre  war  einer  der  ersten  gewesen. 
die  sich  für  den  wiederaufgefundenen  Ptolemäus  interessierten.     Es  war 


400  Vierzehnte  Bibliothekarversammlung 

ihm  im  Jahre  1417  nach  langem  Bemühen  gelungen,  eine  Abschrift 
der  lateinischen  Uebertragung  zu  erwerben,  und  sogleich,  noch  im 
Jahre  1417,  liefs  er  sie  für  die  Bibliothek  in  Rheims  abschreiben. 
Aber  dieses  Exemplar  besafs  noch  keine  Karten.  Erst  während  seines 
Aufenthalts  in  Italien,  im  Jahre  1427,  sah  er  dort  die  Arbeiten  der 
rlorentinisehen  Kartenzeichner  und  liefs  sofort  auch  für  sich  „nach  einem 
griechischen  Ptolemäus"  einen  Atlas  der  Karten  anfertigen,  um  ihn 
seinem  Nancyer  Exemplar  als  Anhang  anzugliedern. 

Von  der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  ab,  in  derselben  Zeit,  in  der 
auch  die  meisten  griechischen  Nachzeichnungen  der  Vorbilder  des  Ur- 
binas  hergestellt  wurden,  erscheinen  in  immer  gröfserer  Anzahl  die 
lateinischen  Handschriften  ohne  und  mit  lateinischen  Karten.  Für  die 
Abschriften  in  dieser  Sprache  war  der  Käuferkreis  bei  weitem  gröfser 
als  für  diejenigen  in  der  doch  verhältnismäfsig  nur  wenig  bekannten 
griechischen  Sprache,  und  das  in  der  zweiten  Hälfte  des  Jahrhunderts 
immer  stärker  werdende  Verlangen  nach  erweiterter  Erdkenntnis  — 
wir  nähern  uns  dem  Beginn  des  Zeitalters  der  ozeanischen  Ent- 
deckungen —  lenkte  immer  mehr  das  Interesse  auf  die  alten  Karten, 
in  denen  man  bei  der  grofsen  Hochachtung  vor  dem  Wissen  des  Alter- 
tums die  Grundlagen  für  die  Kenntnis  von  der  Verteilung  von  Wasser 
und  Land  auf  der  Erde  und  von  der  gegenseitigen  Lage  der  Erdräume 
sah.  Die  Karten atlanten  nach  Ptolemäus  wurden  nun  geradezu  fabrik- 
mäfsig  hergestellt.  Jetzt  begegnen  uns  auch  bei  den  lateinischen  Hand- 
schriften Namen  von  Abschreibern,  aber  auch  von  solchen  Persönlich- 
keiten, die  nicht  nur  als  Abschreiber,  sondern  auch  als  Zeichner  der 
Karten  anzusprechen  sind,  ja,  wir  kennen  sogar  Vergesellschaftungen 
von  Schreiber  und  Zeichner,  die  sich,  wie  wir  es  auch  für  früher  schon 
vermuteten,  zur  Herstellung  einer  vollständigen  Ptolemäushandschrift 
vereinigten.  So  überträgt  ein  Francesco  Berlinghieri  den  Ptolemäus 
in  gereimter  Form  in  das  Italienische  und  zeichnet  zu  seinem  Werke 
auch  italienische  Ptolemäuskarten.  Hugo  Nicolaus  de  Comminellis  oder 
Hugo  Comminelli  de  Maceriis,  ein  Franzose,  schreibt  und  zeichnet  um 
das  Jahr  1469  lateinische  Ptolemäushandschriften,  u.  a.  den  Parisinus 
3802,  Vaticanus  5699  und  den  Urbinas  277:  bei  den  beiden  ersten 
nennt  er  als  seinen  kartographischen  Helfer  einen  Petrus  Massaius 
Florentinus.  Auch  zwei  Deutsche  verbinden  nun  zuerst  ihren  Namen 
mit  dem  Kartenwerke  des  alten  Alexandriners,  Donnus  Nicolaus  Ger- 
manus und,  etwa  15  Jahre  später,  Henricus  Martellus  Germanus. 

Der  erste  dieser  beiden  Männer,  der  Nicolaus  Donis  der  älteren 
Literatur,  ist  eine  Persönlichkeit  von  gröfster  Bedeutung  für  die  Ent- 
wicklung der  alten  Ptolemäuskarten:  er  ist  der  zweite  Agathodämon 
des  Ptolemäus,  der  Schöpfer  eines  neuen  Typs  der  Karten,  der  sich 
nun  ein  halbes  Jahrhundert  als  der  fruchtbarste  und  mafsgebende  er- 
halten hat.  Es  ist  das  Verdienst  J.  Fischers,  die  Lebensumstände  und 
das  Wirken  dieses  ersten  deutschen  Kartographen  der  Renaissancezeit 
fast  völlig  aufgehellt  zu  haben.  Seinen  durch  lange  Jahre  fortgesetzten 
Bemühungen    und    einer    Reihe    gehaltvoller   Veröffentlichungen   ist   es 


Die  handschriftlichen  Ptolemäuskarten  401 

gelungen,  den  Mann  aus  dem  von  Trithemius  verschuldeten  Dunkel 
einer  vermuteten  Eigenschaft  als  Benediktinermönch  des  bayerischen 
Klosters  Reichenbach  herauszuziehen,  ihn  in  das  volle  Licht  des 
ferraresischen  und  fiorentiuischen  Gelehrtenhofes  zu  stellen  und  seinen 
wirklichen  Namen  wieder  zu  Ehren  zu  bringen.  Nach  seinen  Fest- 
stellungen ist  der  Deutsche  Nicolaus,  Donnus  Nicolaus  Germanus,  ein 
deutscher  Humanist,  der  um  die  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  in  Italien 
lebte,  der,  dem  geistlichen  Stande  angehörend,  im  Kreise  der  Gelehrten 
Ferraras  und  Florenz  zuerst  wohl  als  Abschreiber,  dann  als  Geograph 
und  Kartograph  an  der  Verbesserung  des  Textes  und  der  Karten 
des  Ptolemäus  arbeitete. 

In  der  Bearbeitung  und  Verbreitung  des  ptolemäischen  Werkes 
und  Atlas  scheint  er  geradezu  seine  Lebensarbeit  gesehen  zu  haben; 
denn  es  sind  wohl  nahezu  zwei  Dutzend  der  trefflichsten  und  mit  gröfster 
Kunstfertigkeit  hergestellten  lateinischen  Ptolemäuscodices  aus  seiner 
Schreib-  und  Zeichenstube  hervorgegangen.  Und  zwar  waren  es  nicht 
nur  immer  Kopien  derselben  Arbeit,  sondern  während  der  ganzen  Zeit 
arbeitete  er  in  fortdauernd  veränderten  Zeichnungen  an  der  Vervoll- 
kommnung seiner  Kartenbilder.  Den  Text  in  der  Uebertragung  d'An- 
gelos,  die  auch  seinen  Handschriften  zugrunde  liegt,  hat  er  nur 
unwesentlich  umgestaltet,  wohl  nur  gelegentlich  Berichtigungen  in  ihn 
hineingebracht,  aber  auf  die  Karten  verwandte  er  immer  neuen  Fleifs 
und  kritische  Arbeit.  J.  Fischer  hat  festgestellt,  dafs  wir  mindestens 
drei  Redaktionsgruppen  der  Ptolemäuskarten,  die  auf  Donnus  Nicolaus 
zurückgehen,  zu  unterscheiden  haben.  Die  älteste  von  ihnen  —  es 
sind  die  Atlantenausgaben  mit  den  27  traditionellen  Ptolemäuskarten 
ohne  Hinzufügungen  —  bilden  neben  anderen  der  Codex  4805  der 
Pariser  Nationalbibliothek,  eine  Handschrift  der  estensischen  Bibliothek 
in  Modena  und  der  vielgerühmte  Codex  Ebnerianus,  der  sich  früher 
in  der  Ebnerschen  Bibliothek  in  Nürnberg  befand,  dann  nach  Ungarn 
in  die  Bibliothek  des  Grafen  Apponyi  in  Prefsburg  überging  und  jetzt 
von  Fischer  als  wertvoller  Besitz  der  New  York  Public  Library 
(Lenox  Division)  wiederaufgefunden  worden  ist.  In  dieser  Gruppe 
steht  der  Codex  Ebnerianus  wohl  zeitlich  in  der  Mitte,  während  die 
Modenaer  Handschrift  uns  durch  ihre  Widmung  an  Herzog  Borso 
von  Este  in  das  Jahr  1466  führt.  Die  zweite  Rezension  der  Karten 
in  den  Atlanten  mit  30  Karten,  die  schon  bald  nach  1466  entstanden 
sein  wird,  ist  uns  handschriftlich  in  dem  in  Warschau  befindlichen 
Zamoyski-Codex,  in  zwei  vatikanischen  und  zwei  florentinischen  Hand- 
schriften erhalten.  Eine  dritte  Bearbeitung,  die  am  4.  Oktober  1468 
bereits  vollendet  war,  hat  J.Fischer  in  dem  von  ihm  aufgefundenen 
kostbaren  Ptolemäusmanuskript  auf  Schlofs  Wolfegg  in  Württemberg 
und  in  zwei  italienischen  Codices  mit  leerem  Titelblatt  festgestellt. 

Die  27  eigentlichen  Ptolemäuskarten  aller  dieser  Handschriften 
sind  nun  neue,  von  allen  vorher  gezeichneten  wesentlich  verschiedene 
Zeichnungen.  Bisher  hatte  man  sich  in  treuer  Anhänglichkeit  an  das 
aus  dem  Altertum  überlieferte  Bild  auf  die  Verbesseruno;  einzelner  Züge 


402  Vierzehnte  Bibliothekarversanunlung' 

des  Karteninhalts  beschränkt.  Dies  tat  zwar  auch  Nicolaus  Germanus: 
er  zeichnete  die  Umrisse  der  Länder,  Provinzen,  Inseln,  Gebirge, 
Seen  usw.  schärfer,  er  modernisierte  ebenfalls  die  Ortschaftssymbole, 
führte  eine  bessere  Gebirgszeichnung  ein;  er  machte  das  Format  der 
Blätter,  das  bisher  noch  unförmlich  geblieben  war,  handlicher.  Aber 
er  veränderte  auch  das  äufsere  Gefüge,  die  durch  die  Projektionsart 
bedingte  Form  der  Zeichnungen.  Er  glaubte  im  Sinne  der  Lehren  des 
alten  Meisters  zu  handeln,  wenn  er  seinen  Karten  wenigstens  den 
Schein  einer  wissenschaftlich  besseren,  die  Tatsache  der  kugelähnlichen 
Krümmung  der  Erdoberfläche  berücksichtigenden  Entwurfsart,  der 
konischen  Projektion  gab.  Wenn  er  den  oberen  und  den  unteren 
Kartenrand  nach  dem  wirklichen  Verhältnis  der  Längengrade  teilte 
und  diese  Teilpunkte  durch  gerade  Linien  verband,  so  entstand  dadurch 
zwar  nicht  das  Netz  einer  wirklichen  Kegelprojektion,  aber  dieses  Unter- 
nehmen war  doch  schon  ein  Schritt  vorwärts,  und  es  führte  auf  den 
Weg,  den  vielleicht  noch  in  Nicolaus  Germanus'  Lebenszeit  Taddeo 
Crivelli,  der  Zeichner  der  handschriftlichen  Vorlagen  der  Bologneser 
Ptolemäus- Ausgabe  von  1477  78,  ging.  Während  bisher  alle  Ptolemäus- 
karten  Rechteckkarten  in  äqnidistanter  Plattkartenprojektion  sind,  sind 
die  Karten  des  Nicolaus  Germanus  Trapeze  einer  scheinbaren  Kegel- 
projektion. An  dieser  Projektion,  die  man  jetzt  allgemein  als  die 
Donis- Projektion  bezeichnet,  sind  alle  Arbeiten  des  Donnus  Nicolans 
zu  erkennen:  Handschriften  der  Karten,  die  diese  Trapezform  haben, 
sind  alle  Ableitungen  der  einen  oder  der  anderen  Rezension  des  deutschen 
Kartographen,  auch  wenn  sie,  wie  diejenigen  des  berühmten  Pariser 
Codex  1401,  in  griechischer  Sprache  verfafst  sind  und  zu  einem  alt- 
griechischen Codex  gehören. 

Die  Zeichnungen  der  geschulteren  Kartographen  der  zweiten  Hälfte 
des  15.  Jahrhunderts  sind  nun  die  Vorlagen,  deren  sich  die  Kunst  des 
Holzschnitts  und  des  Kupferstichs  für  die  Druckvervielfältigung  des 
ptolemäischen  Werkes  bemächtigte.  Die  prächtigen  Kartenbilder  des 
späteren  Codex  Ebnerianus  sind,  wie  Fischer  nachgewiesen  hat,  die 
Vorlagen  der  Karten  der  römischen  Ptolemäusausgaben  von  1478,  1490, 
1507  und  1508  geworden.  Den  Karten  der  Ulmer  Ausgaben  von  1482 
und  1486  liegen  die  Zeichnungen  des  jetzigen  Wolfegger  Codex  zu- 
grunde: alle  Karten  dieser  Ausgaben  sind  also  Karten  des  Nicolaus 
Germanus!  Nach  einer  von  Fischer  in  Mailand  aufgefundenen  Hand- 
schrift, die  den  Einflufs  der  Nicolaus -Karten  zeigt,  sind  die  Karten 
der  Berlinghieri-  Ausgabe  gestochen,  und  nur  für  die  in  richtiger  Kegel- 
projektion gezeichneten,  aber  auch  von  Nicolaus  beeinflufsten  Karten 
der  Bologneser  Ausgabe  von  1477/78  kennen  wir  in  Taddeo  Crivelli 
zwar  den  Zeichner,  aber  noch  nicht  die  handschriftliche  Vorlage.  Un- 
mittelbar oder  mittelbar  in  bemerkbarer  Benutzung  gehen,-  wie  Fischer 
sagt,  sämtliche  bis  zum  Jahre  1513  im  Druck  erschienenen  Ptolemäus- 
karten  auf  Kartenrezensionen   des  Donnus  Nicolaus  Germanus  zurück! 

An  diesem  Zeitpunkte  der  Ueberführung  der  handschriftlichen 
Ptolemäuskarten   in  die  Druckausgaben  des  ptolemäischen  Werkes  bin 


Die  handschriftlichen  Ptoleuiüuskarten  403 

ich  bei  dem  Termin  angelangt,  an  dem  ich  meine  Ausführungen  über 
die  handschriftlichen  Ptolemäuskarten  zu  beenden  hätte.  Es  sei  hier 
zum  Schlufs  nur  gestattet,  auch  noch  eines  anderen  Entwicklungs- 
vorganges zu  gedenken,  der  sich  an  dem  Ganzen  des  ptolemäischen 
Atlas,  hauptsächlich  in  den  Druckausgaben,  aber  auch  schon  in  den 
Handschriften  langsam  vollzieht,  der  Umfangvergröfserung,  der  An- 
schwellung des  Gesamtatlas.  Die  urspünglichen  27  Karten  des  ptole- 
mäischen Kartenwerkes  gaben  ein  Kartenbild  der  Welt  des  Altertums; 
in  dieser  aber  hatte  der  Lauf  der  Geschichte  solche  Veränderungen 
hervorgerufen,  dafs  das  Studium  dieser  Karten  einen  modernen  Be- 
schauer unmöglich  über  den  gegenwärtigen  Zustand  der  Länder  seines 
Gesichtskreises  orientieren  konnte.  So  kommen  die  Kartographen  der 
Renaissance  schon  früh  auf  den  Ausweg,  den  Codex  der  alten  Karten 
durch  neue  Karten,  tabnlae  modernae,  zu  ergänzen,  den  alten  Karten 
solche  Karten  gegenüberzustellen,  die  das  Bild  der  Gegenwart  wieder- 
gaben. Das  erste  dieser  modernen  Kartenblätter  wird  eine  tabula 
moderna  Italiae  gewesen  sein.  Um  1427  zeichnet  ein  Däne,  Claudius 
Clavus  Niger,  eine  Karte  des  europäischen  Nordens;  dann  folgen  in 
den  Handschriften  schon  neue  Karten  —  zum  Teil  Arbeiten  des 
Nicolaus  Germanus  —  von  Frankreich,  Spanien,  dem  Heiligen  Lande, 
Stadtpläne  von  Rom,  Florenz,  Venedig  und  Jerusalem,  Karten  genau 
nach  ptolemäischem  Vorbild,  aber  mit  modernen  Namen.  Diese  Karten 
gehen  von  den  Handschriften  in  die  Druckausgaben  über  und  wachsen 
dort  immerfort  an.  Die  Karten  des  alten  Meisters  werden  von  denen 
neuerer  Erdzeichner  überwuchert;  sie  scheiden  sich  dann  von  ihnen  in 
einem  alten  Teil  von  dem  Korpus  der  tabulae  extra  Ptolemaeum  sitae. 
Es  entstehen  Kartensammlungen,  die  nur  moderne  Karten  enthalten, 
und  schliefslich  zieht  Gerhard  Mercator  den  endgültigen  Trennungs- 
strich zwischen  Neuem  und  Altem.  Indem  er  eine  neue  Ausgabe  des 
ptolemäischen  Atlas  zeichnet  und  herausgibt,  weist  er  ihm  die  Stellung 
an,  die  er  seitdem  bewahrt  hat,  den  Rang  eines  in  höchstem  Mafse 
anzuerkennenden  Denkmals  der  Wissenschaft  des  klassischen  Altertums. 
Er  selbst  aber  zeichnet  als  Ptolemäus  der  Neuzeit,  auf  Grund  der 
wissenschaftlichen  Lehren  des  alten  Alexandriners,  die  Karten  der 
neuen  Zeit,  und  ihrem  Ganzen  gibt  er  den  Namen  „Atlas",  der  fortan 
der  Name   aller  Kartensammlungen  geblieben  ist. 


Jacobs-Freiburg:  Mein  Freund  Dinse  hat  bemerkt,  dafs  sein 
Thema  der  Versammlung  etwas  fern  liege.  Dem  mufs  ich  wider- 
sprechen, denn  für  uns  Bibliothekare  ist  keine  Frage  aus  der  Geschichte 
des  Buches  ohne  Interesse.  Die  Philologen  haben  sich,  wie  der 
Redner  angedeutet  hat,  an  Ptolemaeus  versündigt:  das  ist  begreiflich, 
wenn  man  bedenkt,  dafs  es  vor  dreifsig  Jahren,  als  K.  Müller  seine  Aus- 
gabe begann,  noch  keine  Ueberlicfernngsgeschichte  gab.  Die  Erforschung 
des  illustrierten  Buches  im  Altertum  steht  noch  ganz  in  den  Anlangen. 
Erst  nach  dem  Uebergang  von  der  Rolle  zur  Kodexform  waren    Text 


I 


404  Vierzehnte  Bibliothekarversairamlung 

und  Karten   übersichtlich   zu  benutzen.    An  diesem  wichtigen  Vorgang 
ist  Agathos  Daimon  besonders  beteiligt. 

Helfsig -Leipzig  teilt  mit,  dafs  die  ÜB.  Leipzig  zwei  neue  photo- 
graphische Aufnahmen  aus  dem  Ptolemaeus-Codex  vom  Athos  besitzt 
(Langlois  Taf.  70  nnd  108).  Sie  sind  1912  bei  Gelegenheit  der 
wissenschaftlichen  Reise  des  Leipziger  Privatdozenten  Dr.  Dietrich 
gemacht  worden. 

2.    Die  Deutsche  Bücherei  in  Leipzig. 
Referent:  Abteilungsdirektor  Dr.  Paalzow -Berlin. 

Da  der  Vortrag  bereits  im  Börsenblatt  für  den  Deutschen  Buch- 
handel (1913,  S )  gedruckt  und  auch  im  Sonderabdruck  ver- 
breitet worden  ist,  wird  gemäfs  den  Gepflogenheiten  des  Zentralblatts 
und  nach  Uebereinkunft  mit  dem  Herrn  Referenten  hier  von  einem 
nochmaligen  Abdruck  abgesehen.  In  der  Debatte,  in  der  vor  allem 
die  Opferwilligkeit  der  Sächsischen  Regierung,  der  Stadt  Leipzig  und 
der  Verleger  anerkannt  wird,  lenkt  Christiani-Posen  die  Aufmerk- 
samkeit auf  die  Sammlung  der  deutschen  Auslandsliteratur,  für  die, 
wie  der  Referent  bemerkt,  in  der  Deutschen  Bücherei  gesorgt  werden 
wird,  Heuser-Giefsen  auf  die  von  der  Deutschen  Bücherei  aus- 
geschlossene Sammlung  der  Zeitungen.  Paalzow-Berlin  teilt  mit, 
dafs  der  Plan  einer  Zeitungssammlung  im  Anschlufs  an  die  Königliche 
Bibliothek  in  Berlin  erörtert  werde,  doch  sei  bei  einer  zentralen 
Sammlung  nicht  darauf  Bedacht  zu  nehmen,  dafs  sie  möglichst  grofs, 
sondern  eher,  dafs  sie  möglichst  klein  wrerde.  Einzuschliefsen  wären 
die  Zeitungen  der  Kolonien  und  die  deutschen  Zeitungen  des  Aus- 
landes. Die  Sammlung  der  Zeitungen  von  lokaler  Bedeutung  müsse 
dezentralisiert  werden.  Auch  der  Vorsitzende  betont  die  Notwendig- 
keit, die  Zeitungen  zu  sammeln.  In  Bayern  fallen  sie  nicht  unter 
das  Pflichtexemplar-Gesetz,  die  Hof-  und  Staatsbibliothek  habe  trotzdem 
fast  das  ganze  Material  beisammen.  Es  wird  die  Wahl  einer  Kommission 
angeregt,  welche  über  die  Organisation  der  Zeitimgssammlung  Bericht 
erstatten  soll  (vgl.  Mitglieder -Versammlung). 

2.  Sitzung.     Freitag,  den  16.  Mai,  vormittags  10  Uhr. 

3.  Probleme  und  Methode  der   heutigen  Gutenbergforschung. 

Referent:  Oberbibl.  Prof.  Dr.  Gottfr.  Z edler- Wiesbaden. 

Es  gibt  wohl  kaum  ein  Gebiet  historischer  Forschung,  über  das 
eine  so  reiche,  schier  unübersehbare  Literatur  vorhanden  ist,  wie  die 
Erfindung  des  Buchdrucks.  Und  doch  harren  hier  noch  immer  die 
wichtigsten  Fragen  ihrer  Lösung.  Mir,  der  ich  von  dem  Vorsitzenden 
unseres  Vereins  aufgefordert  worden  bin,  auf  der  diesmal  hier  zu  Mainz 
stattfindenden  Jahresversammlung  über  den  grofsen  Sohn  dieser  Stadt, 
Johann  Gutenberg,  zu  Ihnen  zu  sprechen  und  damit  seinen  Manen  das 
uns   Bibliothekaren   vor   anderen   geziemende  Dankopfer  darzubringen, 


Probleme  und  Methode  der  heutigen  GutCLbergforschnng  405 

scheint  es  daher  nicht  unangemessen,  in  dieser  Stunde  Ihnen  Bericht 
über  den  gegenwärtigen  Stand  der  Gutenbergforschung  zu  erstatten. 
insonderheit  die  Probleme  zu  erörtern,  deren  Lösung  sich  diese  Forschung 
zum  Ziel  setzt,  und  die  Mittel  und  Wege  anzugeben,  mittelst  und  auf 
denen  sie  ihre  Aufgaben  zu  erreichen  hoffen  darf. 

Der  uns  über  Gutenberg  überlieferten  urkundlichen  Nachrichten 
sind  verhältnismäfsig  nicht  wenige.  Sie  sind  längst  bekannt  und  zu- 
letzt von  Schorbach  in  der  Mainzer  Festschrift  zur  Gutenbergfeier  im 
Jahre  1900  in  ihrer  Gesamtheit  in  musterhafter  Weise  herausgegeben 
worden.  Diese  Urkunden,  so  wertvoll  sie  auch  sind,  und  so  dankbar 
wir  für  ihre  Erhaltung  sein  müssen,  bieten  uns  aber  nur  sehr  schwache 
Anhaltspunkte,  die  völlig  ungenügend  sind,  uns  ein  irgendwie  fest  nm- 
rissenes  Bild  von  der  Persönlichkeit  des  grofsen  Erfinders  zu  geben, 
die  aber  noch  weniger  geeignet  sind,  uns  einen  Einblick  in  das  Wirken 
Gntenbergs  und  damit  in  die  Entwicklungsgeschichte  des  ersten  Buch- 
drucks zu  verschaffen. 

Diese  Lücke  ist  früh  empfunden  worden  und  bereits  nicht  lange 
nach  Gutenbergs  Tode  hat  die  Phantasie  das  Bedürfnis  gefühlt  sie 
auszufüllen.  Es  ist  ihr  dies  um  so  leichter  geworden,  als  sie  dabei 
nicht  durch  irgendwelche  Sachkenntnis  in  Schach  gehalten  wurde. 
Diese  Phantasiegebilde,  als  die  wir  die  späteren  Nachrichten,  wie  die 
des  Abtes  Trithemius,  zu  bewerten  gelernt  haben,  haben  in  der  Literatur 
über  die  Erfindung  des  Buchdrucks  jahrhundertelang  eine  verhängnis- 
volle Rolle  gespielt.  Erst  in  unseren  Tagen  ist  begonnen  worden,  die 
Lücke,  die  die  Urkunden  lassen,  durch  ein  intensiveres  Studium  der 
ältesten  Druckdenkmäler  zu  ergänzen  und  so  zugleich  zu  einem  besseren 
Verständnis  der  in  den  Urkunden  über  den  frühesten  Buchdruck  ent- 
haltenen Nachrichten  zu  gelangen.  Gewifs  hat  man  auch  früher  den 
Wert  dieser  unmittelbaren  Zeugen  der  Wirksamkeit  Gutenbergs  nicht 
verkannt,  aber  man  ist  ihnen  nicht  eigentlich  näher  getreten.  Ich 
darf  nur  daran  erinnern,  dafs  selbst  Männer  wie  Panzer  oder  der 
Mainzer  Bibliothekar  Fischer,  die  sich  doch  eingehend  mit  dem  Studium 
alter  Drucke  beschäftigt  haben,  die  31  zeilige  Ablafsbrieftype  für 
identisch  mit  der  Rotatype,  d.  i.  der  Schöfferschen  Durandustype,  er- 
klären konnten,  und  der  ausgezeichnete  Bibliograph  Ebert  in  ihr  die 
Catholicontype  wiedererkennen  wollte,  während  noch  andere  diese  Type 
gar  mit  der  Schöfferschen  Paulustype  identifizierten. 

Wir  sind  auch  heute  noch  weit  davon  entfernt,  alles,  was  uns  die 
ältesten  Druckdenkmäler  zu  sagen  haben,  aus  ihnen  herauslesen  zu 
können,  wir  haben  aber  doch  den  Anfang  gemacht,  ihre  Sprache  ver- 
stehen zu  lernen,  und  wir  dürfen  hoffen,  dafs  wir  auf  diesem  Wege 
weiter  kommen  und  so  schliefslich  das  Dunkel  erhellen  werden,  das 
über  der  frühesten  Jugend  der  grofsen  Erfindung  ausgebreitet  liegt 

Die  Gutenbergforschung  unserer  Tage  darf  dies  um  so  mehr  hoffen, 
als  sie  gegen  früher  durch  mehrere  Umstände  sehr  begünstigt  ist.  Zu- 
nächst sind  ihr  glückliche  Funde  zu  statten  gekommen,  indem  in  den 
letzten  Jahren  eine  ganze  Reihe  ältester  Druckdenkmäler  zutage  getreten 

XXX.    9.  io.  2S 


406  Vierzehnte  Bibliothekarversanmilung- 

sind.  Unter  ihnen  ist  der  Astronomische  Kalender  für  1448  deshalb 
von  ganz  besonderem  Wert,  als  er  uns  erst  die  Möglichkeit  gewährt, 
die  übrigen  ältesten  Drucke  chronologisch  genauer  einzuordnen.  Wir 
wissen  jetzt,  dafs  Gutenberg  im  Jahre  1444,  wo  seine  Spur  in  Strafsburg 
verloren  geht,  um  urkundlich  erst  1447  in  Mainz  wieder  aufzutauchen, 
sicli  in  seine  Vaterstadt  zurückbegeben  haben  mufs.  Denn  der  von 
Bodmann  gegen  Ende  des  18.  Jahrhunderts  hin  entdeckte  Pariser 
27  zeilige  Donat  repräsentiert,  wie  die  typographische  Untersuchung 
ergibt,  eine  frühere  Entwicklungsstufe  als  der  Astronomische  Kalender. 
Der  erste  Heiligenstädter  Donat  erweist  sich  aber  noch  älter,  als  der 
Pariser,  und  früher  noch  als  jener  ist  das  Sibyllenbuch  anzusetzen,  ein 
Druck  von  etwa  37  Blatt  zu  28  Zeilen,  von  dem  hier  zu  Mainz  1892 
ein  Fragment  durch  Herrn  Eduard  Beck  entdeckt  und  von  ihm  1903 
dem  Gutenberg-Museum  geschenkt  worden  ist.  Der  Abstand  zwischen 
diesem  bis  jetzt  bekannten  ältesten  Gutenbergdruck  und  dem  Astro- 
nomischen Kalender  ist.  was  die  typographische  Technik  anlangt,  ein 
solcher,  dafs  es  nicht  zu  bezweifeln  ist,  dafs  jener  Druck  dem  Kalender 
um  Jahre  voraufgeht.  Auch  aus  der  dem  Astronomischen  Kalender 
folgenden  Zeit  sind  neuerdings  eine  ganze  Reihe,  mit  der  ältesten 
Gutenbergtype  hergestellter  Drucke  ans  Licht  getreten,  die  uns  das 
willkommenste  Material  liefern,  um  einen  näheren  und  umfassenderen 
Einblick  in  die  Entwicklung  der  ältesten  Mainzer  Druckschrift  zu  er- 
langen. 

Diese  glücklichen  Funde,  mit  denen  wir  in  den  letzten  Jahren 
beschenkt  worden  sind,  werden  teils  dem  gesteigerten  allgemeinen 
Interesse  für  die  Geschichte  des  ältesten  Buchdrucks,  wie  es  infolge 
der  Gutenbergfeier  im  Jahre  1900  Platz  gegriffen  hat,  teils  und  nicht 
zuletzt  den  von  der  preufsischen  Kommission  für  den  Gesamtkatalog 
der  Wiegendrucke  angestellten  systematischen  Nachforschungen  ver- 
dankt. Aufser  dieser  früher  kaum  für  möglich  gehaltenen  reichen 
Vermehrung  unseres  Besitzes  an  ältesten  Druckdenkmälern  in  neuester 
Zeit  kommt  der  Gntenbergforschung  unserer  Tage  die  grofsartige  Ver- 
besserung der  Reproduktionstechnik  zu  statten.  Ohne  die  dadurch  er- 
möglichte Herstellung  getreuer  Nachbildungen  der  Originale  wäre 
mancher  Erfolg,  den  die  heutige  Gutenbergforschung  aufzuweisen  hat, 
gar  nicht  denkbar.  Die  frühere  primitive  Reproduktion  der  ältesten 
Drnckdenkmäler  hat  ihr  vielfach  mehr  geschadet  als  genützt.  Was 
haben  z.  B.  die  ungenügenden  Labordeschen  Tafeln  des  30  zeiligen 
Mainzer  Ablaßbriefes  für  Unheil  angerichtet!  Und  wie  lächerlich 
erscheint  uns  heute  das  sogenannte  Faksimile  des  27  zeiligen  Pariser 
Donats,  auf  dem  man  deutlich  drei  verschiedene  Entwicklungsstufen 
des  Schriftgusses  beobachten  konnte,  und  doch  ist  es  noch  gar  nicht 
so  lange  her,  dafs  man  dies  wunderliche  Zerrbild  eines  alten  Druckes 
zum  so  und  sovielten  Male  reproduziert  und  allen  Ernstes  als  tatsäch- 
liche Nachbildung  ausgegeben  hat! 

Zu  diesen  beiden,  die  heutige  Gutenbergforschung  begünstigenden 
Umständen,   den  neuen  glücklichen  Funden  und  der  Verbesserung  der 


Probleme  und  Methode  der  heutigen  Gutenbergforschung  407 

Reproduktionstechnik,  kommt  noch  die  Begründung  der  Gutenberg- 
Gesellschaft.  Eingehende  Untersuchungen  auf  dem  Gebiete  des  ältesten 
Buchdrucks  sind  notwendigerweise  mit  größeren  Kosten  verbunden,  da 
man  zu  meist  weiten  Reisen  gezwungen  ist.  Da  nun  auch  die  Ver- 
öffentlichung solcher  Untersuchungen  wegen  der  Notwendigkeit  der 
Beigabe  zahlreicher  Abbildungen  als  Belegstücken  sehr  erhebliche 
Kosten  erfordert,  so  würden  diese  Spezialforschungen  bei  dem  natur- 
gemäfs  beschränkten  Interessentenkreis,  den  sie  haben,  grofsen  äufseren 
Hemmnissen  unterworfen  sein.  Ihnen  sucht  die  in  der  Gutenberg- 
Gesellschaft  hier  vor  13  Jahren  gegründete  internationale  Vereinigung 
zu  begegnen,  indem  sie  sich  der  Veröffentlichung  solcher  Untersuchungen 
widmet  und  sie  den  interessierten  Kreisen  zugänglich  macht. 

Die  grofse  dreibändige  „Geschichte  der  Erfindung  der  Buchdruck- 
kunst" van  der  Lindes,  die  im  Jahre  1886  erschien  und  vom  preufsischen 
Kultusministerium  mit  einem  sehr  erheblichen  Geldbeitrag  unterstützt 
wurde,  ist  noch  ganz  auf  Grund  der  über  diesen  Gegenstand  vor- 
handenen Literatur,  nicht  auf  Grund  einer  näheren  und  eingehenden 
Beschäftigung  mit  den  Druckdenkmälern  selbst  bearbeitet.  Lindes,  der 
philologischen  Schulung  entbehrende,  Arbeitsmethode  hat  sein  Lands- 
mann Hesseis  schon  1882  scharf  verurteilt,  indem  er  auf  das  1878 
von  jenem  veröffentlichte  Werk  über  Gutenberg  antwortete  mit  seinem 
„Gutenberg:  Was  he  the  Inventor  of  Printing?"  Hesseis  Kritik  leidet 
zwar  unter  einer  gewissen  Voreingenommenheit,  die  ihn  verleitet,  die 
Lücken  unserer  Quellen  in  einem  für  Gutenberg  ungünstigen  Sinne 
auszubeuten  und  echte  Quellen  ohne  Grund  zu  verdächtigen,  aber  sein 
Buch  bedeutet  doch  insofern  in  der  Literatur  über  die  Erfindung  des 
Buchdrucks  einen  Markstein,  als  es  überall  auf  die  Quellen  selbst 
zurückgeht  und  zwar  ebensowohl  auf  die  schriftlichen  Urkunden  als 
auf  die  alten  Druckdenkmäler.  Freilich  kommt  Hesseis  nicht  über 
eine  rein  äufserliche  bibliographische  Betrachtung  der  Drucke  hinaus. 
Deshalb  mangelt  es  ihm  auch  an  dem  richtigen  Verständnis  für  die 
neuere  deutsche  Gutenbergforschung.  In  seinem  kürzlich  erschienenen 
Buche  „The  Gutenberg  Fiction,  a  critical  examination  of  the  documents 
relating  to  Gutenberg  showing  that  he  was  not  the  inventor  of  Prin- 
ting" (London  1912)  ist  seine  Skepsis  zur  Manie  geworden  und  in 
einer  geradezu  naiven  Art  und  Weise  sucht  er  die  Zeugnisse  für  Guten- 
bergs Erfinderansprüche  entweder  zu  verdächtigen  oder,  wo  das  nicht 
angeht,  doch  zu  entkräften.  Die  gröfste  Schwäche  des  Buches  besteht 
darin,  dafs  sein  Verfasser  zwar  alle  neueren  deutschen  Arbeiten  gelesen 
und  exzerpiert,  nicht  aber  in  sich  verarbeitet  hat.  So  kommt  es,  dafs 
in  dem  Buche  Ansichten  polemisiert  und  breit  getreten  werden,  die 
ihr  Vertreter  selbst  bereits  als  irrig  erwiesen  und  zurückgenommen  hat. 
Trotzdem  darf  man  und  darf  besonders  die  deutsche  Gutenbergforschung 
das  Buch  nicht  unbeachtet  lassen.  Denn  sein  Verfasser,  wie  er  ein 
lauterer  Charakter  von  unbestechlicher  Wahrheitsliebe  ist,  hat  sich  ein 
unabhängiges  Urteil  bewahrt.  Wenn  er  der  deutschen  Forschung  auch 
nicht    gerecht    zu    werden    vermag,    erkennt    er   doch   ihre   schwachen 

28* 


408  Vierzehnte  Bibliothekarversarnnilung 

Punkte,  so  dafs  man  sein  neues  Buch,  wenn  es  auch  an  innerem  Wert 
weit  hinter  seinem  früheren  „Gutenberg"  zurücksteht,  nicht  ganz  ohne 
Nutzen  lesen  wird.  Wie  er  nirgend  mit  geborgtem  Wissen  prunkt, 
scheut  er  auch  keine  Mühe  und  Kosten,  um  durch  Autopsie  zu  einem 
eignen  Urteil  zu  kommen.  Darin  ist  er,  von  Geburt  Holländer  und 
zwar  Haarlemer,  ein  echtes  Kind  des  Landes  geworden,  dem  er  jetzt 
schon  seit  vielen  Jahrzehnten  angehört. 

Die  heutige  Gutenbergforschung  setzt  ein  mit  Dziatzkos  Studien 
zum  ältesten  Buchdruck,  wie  sie  in  der  von  ihm  herausgegebenen 
Sammlung  bibliothekswissenschaftlicher  Arbeiten  veröffentlicht  worden 
sind.  Dziatzko  hat  seine  Erfolge  auf  diesem  Gebiete  in  erster  Linie 
auch  noch  der  bibliographischen  Arbeitsmethode  zu  verdanken.  Mittelst 
der  genauen  Textvergleichung  ist  ihm  sein  Haupterfolg  gelungen,  die 
Feststellung,  dafs  die  36  zeilige  Bibel  ein  Nachdruck  der  42  zeiligen 
ist.  Aber  mit  dieser  Textvergleichung,  wie  er  sie  nicht  nur  an  den 
Bibeln,  sondern  auch  an  den  Ablafsbriefen  von  1454/55  und  anderen 
Drucken  vorgenommen  hat,  verbindet  er  eine  scharfe  Beobachtung  des 
Satzes  und  der  Schrift  sowie  des  Papiers,  d.  i.  rein  typographischer 
Momente,  durch  deren  Erkenntnis  wir  einen  Einblick  in  die  Erstehung 
des  Druckwerks  selbst  erhalten  können. 

Dziatzko  ist  dann  Schwenke  gefolgt,  der  in  den  „Untersuchungen 
zur  Geschichte  des  ersten  Buchdrucks"  noch  ungleich  konzentrierter 
seine  Beobachtungsgabe  der  42  zeiligen  Bibel  zugewandt  und  uns  ihre 
Technik,  was  Schrift,  Satz,  Druck  und  Papier  anlangt,  in  vielen  Punkten 
in  überraschender  Weise  klar  gelegt  hat.  Diese  Schrift  ist  zweifellos 
eine  der  bedeutendsten  Leistungen,  die  die  Literatur  über  die  Geschichte 
des  Buchdrucks  aufzuweisen  hat.  An  ihr  lernt  man  erkennen,  was 
durch  ein  aufmerksames  und  nachdenkliches  Studium  der  Schrift  aus 
den  für  den  Uneingeweihten  so  stummen  alten  Druckdenkmälern  heraus- 
zulesen ist.  Das  Wertvollste  an  dem  Buche  sind  die  vielen  tatsächlichen 
Beobachtungen  und  Feststellungen.  Sie  verschaffen  ihm  eine  bleibende 
Bedeutung,  auch  dann,  wenn  manche  der  daraus  gezogenen  Schlüsse 
sich  mehr  und  mehr  als  falsch  ergeben  sollten.  Es  ist  bekannt,  dafs 
Schwenkes  Ansicht  über  das  Verhältnis  der  42  zeiligen  und  36  zeiligen 
Bibeltypen  sich  alsbald  als  irrig  erwiesen  hat. 

Aber  auch  das  Fundament,  von  dem  der  Verfasser  ausgeht,  dafs 
wir  in  der  42  zeiligen  Bibel  das  einzig  urkundlich  bezeugte  Werk 
Gutenbergs  besäfsen  und  die  von  ihm  in  so  meisterhafter  Weise  dar- 
gelegte Drucktechnik  der  Bibel  die  Gutenbergische  sei,  gerät  mehr  und 
mehr  ins  Wanken.  Schwenke  will  die  Bibeltechnik  zum  Prüfstein 
machen  bei  der  Entscheidung  der  Frage,  ob  die  anonymen  Mainzer 
Frühdrucke  Gutenberg  zum  Urheber  haben  oder  nicht.  Das  Ergebnis 
ist  nun,  dafs  nicht  nur  die  grofsen  Drucke,  wie  die  36 zeilige  Bibel 
und  das  Catholicon,  in  denen  man  bisher  Gutcnbergdrucke  gesehen 
hatte,  dem  Erfinder  abzusprechen  sind,  sondern  dafs  man  gezwungen 
ist,  selbst  die  meisten  kleineren  mit  der  ältesten  Gutenbergtype  her- 
gestellten   Drucke    einem    anderen    unbekannten    Drucker    zuzuweisen, 


Probleme  und  Methode  der  heutigen  Gutenbergforschung  409 

weil  eben  ihre  Technik  den  Vergleich  mit  der  42  zeitigen  Bibel  nicht 
aushält.  Selbst  solche  Forscher,  die  das  Axiom,  dafs  die  42  zeilige 
Bibeltechuik  als  die  speziell  Guteubergische  anzusehen  sei,  als  berechtigt 
anerkennen,  sind  doch  stutzig  geworden  angesichts  der  sich  daraus 
ergebenden  weitgehenden  Folgerungen.  Man  hat,  um  aus  diesen 
Schwierigkeiten  herauszukommen,  die  Vermutung  aufgestellt,  dafs 
Gutenberg  es  in  Mainz  ähnlich,  wie  in  Strafsburg  gemacht  habe,  näm- 
lich dafs  er  seine  Kunst  anderen  gegen  Entgelt  gelehrt  habe  und  durch 
die  verschiedenen  von  ihm  auf  diese  Weise  eingegangenen  Verbindungen 
sich  die  Verschiedenheit  der  ältesten  Mainzer  Drucke  in  technischer 
Beziehung,  sowie  der  Uebergang  des  Gutenbergischen  Druckmaterials 
in  andere  Hände  erkläre.  Mir  erscheint  dieser  Lösungsversuch  nicht 
als  glücklich.  Gutenberg  brauchte  von  vornherein  Kapital  und  mit- 
helfende Genossen,  und  beides  konnte  er  in  Strafsburg,  wo  er  sich  noch 
im  Versuchsstadium  befand,  nicht  anders  erhalten,  als  dadurch,  dafs 
er  die  von  ihm  anzulernenden  Mitarbeiter  selbst  zu  finanziellen  Leistungen 
heranzog.  Dafs  er  denselben  Weg  auch  noch  in  Mainz  gewählt  hätte, 
davon  verlautet  nichts.  Da  er  hier  von  Anfang  an  über  das  blofse 
Versuchsstadium  hinaus  ist  und  seine  Kunst  praktisch  verwertet,  so  dafs 
er  bereits  um  das  Jahr  1450  auf  Grund  seiner  Erfolge  sehr  bedeutende 
Kapitalien  eines  Einzelnen,  den  nicht  Lernbegierde,  sondern  Gewinn- 
sucht anlockte,  für  ihre  Ausbeutung  flüssig  machen  konnte,  wird  er 
wohl  nicht  grade  darauf  bedacht  gewesen  sein,  das  Geheimnis  seiner 
Kunst  möglichst  unter  die  Leute  zu  bringen. 

Wie  ich  also  diesen  Vermittlungsversuch  ablehnen  mufs,  so  kann 
ich  mir  auch  nicht  vorstellen,  dafs  Gutenberg  seine  Schrift  von  vorn- 
herein anderen  zur  Ausnutzung  überlassen  hat.  Dazu  aber  nötigt  uns 
die  Schwenkesche  Ansicht  von  dem  Verhältn:s  Gutenbergs  zur  42  zeiligen 
Bibel.  Auch  scheint  es  mir  nicht  wahrscheinlich,  dafs  der  Erfinder 
seine  eigne  Druckertätigkeit  vor  der  Zeit  aus  Mangel  an  Mitteln  ein- 
gestellt haben  sollte,  denn  es  ist  uns  urkundlich  bezeugt,  dafs  er  als 
Schuldner  des  Dr.  llumery  zu  Mainz,  eines  ebenso  wohlhabenden  wie 
edeldenkenden  Mannes,  gestorben  ist.  Und  dafs  man  seine  Verdisnste 
nicht  gewürdigt  hätte,  dagegen  spricht  schon  die  Gnadenbezeugung, 
die  ihm  durch  den  Erzbischof  Adolf  von  Mainz  zuteil  geworden  ist. 
Es  ist  von  mir  schon  wiederholt  geltend  gemacht  worden,  dafs  der 
während  des  Drucks  der  42  zeiligen  Bibel  vorgenommene  Ergänzungs- 
gufs  von  einem  anderen  als  Gutenberg  hergestellt  sein  mufs.  Die  Ver- 
salien dieses  Nachgusses  zeigen  einen  durchaus  anderen  Schnitt,  indem 
sie  im  ganzen  ungleich  eckiger  gestaltet  und  an  den  Köpfen  flacher 
gehalten  sind.  Dieser  Schnitt  steht  zu  dem  der  Urversalien  der 
42  zeiligen  Bibel  sowohl,  als  auch  der  Versalien  der  36  zeiligen  Bibel 
in  einem  bezeichnenden  Gegensatz.  Die  Vergleichung  mit  den  Psalter- 
typen und  den  späteren  Schöfferschcn  Misaletypen  lehrt,  dafs  wir  nicht 
in  Gutenberg,  sondern  in  Peter  Schofler  den  Stempelschneider  dieser 
späteren  Typen  zu  sehen  haben. 

Man   kann    sich  ja   leicht   vorstellen,    dafs    Gutenberg,    durch    die 


410  Vierzehnte  Bibliothekar  Versammlung 

Druckleitung  voll  in  Anspruch  genommen,  den  während  des  Druckes 
erforderlichen  Nachgufs  durch  Peter  Schöffer  hat  bewerkstelligen  lassen. 
Allein  auffallend  ist  es  doch,  dafs  er,  der  beim  Bibeldruck  überall 
die  Hand  im  Spiele  gehabt  haben  und  Schriftgufs ,  Satz  und  Druck 
bis  ins  Einzelne  geleitet  haben  soll,  es  zugelassen  hat,  dafs  sich  in 
der  Bibel  betreffs  der  Schrift  neben  dem  seinigen  ein  völlig  anderer 
Geschmack  durchsetzen  konnte. 

Der  eigentlich  entscheidende  Grund,  dafs  die  meisten  anonymen 
Mainzer  Frühdrucke  nicht  Gutenbergisch  sein  können,  ist  die  bessere 
Ausrichtung  der  Kolumne  in  der  Bibel.  Aber  kann  es  sich  mit  dem 
Satz  nicht  ebenso  verhalten,  wie  mit  dem  Schriftgufs?  Wäre  die  gute 
Zeilenausrichtung  Gutenbergs  persönliches  Verdienst,  so  müfsten  wir 
erwarten,  sie  wenigstens  in  seinen  späteren  Drucken  wiederzufinden. 
Nun  entbehrt  aber  der  31  zeilige  Ablafsbrief  von  1454  55,  der  doch 
der  als  Auszeichnungsschrift  darin  enthaltenen,  im  vorzüglichen  Zu- 
stande befindlichen  36  zeiligen  Bibeltype  wegen  auch  von  Schwenke 
als  ein  Erzeugnis  der  Gutenbergischen  Presse  angesehen  wird,  dieses 
Merkmals  Gutenbergischer  Technik  vollkommen.  Selbst  angenommen, 
Gutenberg  hätte  inzwischen  seine  geschickten  Bibelsetzer  eingebüfst, 
so  wäre  es  ihm  doch  ein  leichtes  gewesen,  den  Setzer  des  31  zeiligen 
Ablafsbriefes,  der  kein  Neuling  in  seinem  Fach  gewesen  sein  kann, 
entsprechend  zu  instruieren.  Ich  glaube  grade  mit  Rücksicht  auf  diesen 
Ablafsbrief  annehmen  zu  dürfen,  dafs,  wie  Schöffer  den  Schriftgufs, 
wenigstens  während  des  Druckes  der  Bibel,  besorgt  hat,  so  auch  ein 
anderer  als  Gutenberg  das  Setzerpersonal  der  Bibel  geleitet  hat. 

Ich  habe  bei  meinen  Studien  über  das  Mainzer  Catholicon  die 
feste  Ueberzeugung  gewonnen,  dafs  nur  Gutenberg  es  gedruckt  haben 
kann.  Zunächst  sind  es  typologische  Gründe,  mit  denen  ich  diese 
Ueberzeugung  zu  stützen  gesucht  habe.  Es  steht  hier  aufserordentlich 
viel  auf  dem  Spiel,  denn  ist  die  Schlufsschrift  des  Catholicon  von 
Gutenberg,  so  besitzen  wir  über  ihn  eine  Urkunde,  die,  was  die  Erfassung 
seiner  Persönlichkeit  betrifft,  wichtiger  ist  als  alle  übrigen,  über  ihn 
enthaltenen  Urkunden  zusammengenommen.  Der  Urheber  dieser  Schlufs- 
schrift spricht  von  der  Erfindung,  er  rühmt  sich  ihrer  nicht,  sondern 
preist  den  Beistand  des  Höchsten,  der  oft  den  Kleinen  offenbare,  was 
er  den  Weisen  verhülle,  Altiffimi  pre/'idio  cuius  natu  infantium  lingue 
fntnt  diferte  Quique  numerofcpc  paruulis  reuelat  qiwd  Sapientibus  celat 
Im  Munde  eines  anderen  als  des  Erfinders  sind  diese  Worte,  auch  wenn 
man  im  Auge  behält,  dafs  im  Mittelalter  der  Schutz  des  geistigen 
Eigentums  nicht  existierte,  ein  der  Bibel  entnommenes,  verständnislos 
angebrachtes  Zitat,  als  Worte  Gutenbergs  aber  werden  sie  zu  einem 
beredten  Zeugnis  seiner  Demut  und  inneren  Bescheidenheit,  die  in  der 
Offenbarung,  die  ihm  geworden,  ein  Geschenk  Gottes  sieht.  Und  wie 
sich  so  der  Erfinder  zu  erkennen  gäbe  als  ein  tief  religiöser  Charakter, 
so  würden  ihn,  wenn  der  Druck  sein  Werk  ist,  die  folgenden  Worte, 
in  denen  die  hehre  Stadt  Mainz  und  die  deutsche  Nation  beglückwünscht 
werden,    dafs   die   göttliche  Gnade  sie   vor   den   übrigen  Nationen  der 


Probleme  und  Methode  der  heutigen  Guteubergforschung  411 

Erde  mit  dem  Geschenk  einer  so  bedeutenden  Erfindung  bedacht  habe, 
alma  in  urbe  magimtina  nationis  inclite  germa/nice,  quam  dei  dementia 
hau  älto  ingenij  lumine  donoque  gratuito  ceteris  terrarwm  nacionibus 
preferre  illußrareque  dignatus  eft,  diese  Worte  würden  den  Erfinder 
als  Patrioten  kennzeichnen,  der  stolz  darauf  ist,  dafs  die  Nation,  der 
er  angehört,  und  die  Stadt  Mainz,  die  seine  Vaterstadt  ist,  es  sind, 
die  Gott  in  dieser  Weise  ausgezeichnet  hat,  und  zugleich  würden  sie 
bezeugen,  dafs  Gutenberg,  wenn  er  auch  die  ganze  Tragweite  seiner 
Erfindung  nicht  ermessen  konnte,  sich  doch  ihrer  gewaltigen  Bedeutung 
für  die  Kultur  der  Menschheit  sehr  wohl  bewufst  gewesen  ist.  Leider 
will  man  diese  wichtige,  unter  Umständen  so  vielsagende  Urkunde 
nicht  als  Gutenbergisch  anerkennen.  Man  hat  meine  typologischen 
Gründe  zwar  nicht  widerlegt,  aber  mich  doch  allseitig  darauf  auf- 
merksam gemacht,  dafs  das  Catholicon  nicht  von  Gutenberg  gedruckt 
sein  könne,  weil  die  Gutenbergische  Drucktechnik,  wie  die  42 zeilige 
Bibel  beweise,  eine  ganz  andere  sei. 

Ich  habe  weiter  durch  ein  jahrelanges  Studium  der  36  zeiligen 
Bibel  mich  davon  überzeugt,  dafs  der  Urheber  der  36  zeiligen  Bibel- 
schrift auch  der  Drucker  der  Bibel  sein  mufs,  und  da  ich  schon  vorher 
festgestellt  hatte,  dafs  die  36  zeilige  Bibelschrift  von  Gutenberg  selbst 
gegossen  ist,  mufs  er  meines  Erachtens  auch  die  mit  ihr  hergestellte 
Bibel  gedruckt  haben. 

Aber  auch  hiermit  habe  ich  kein  Glück  gehabt.  Schwenke,  der 
selbst  in  seinen  Untersuchungen  zur  Geschichte  des  ersten  Buchdrucks 
erklärt  hatte,  dafs  der  Schöpfer  der  Schrift  und  der  Drucker  der 
36 zeiligen  Bibel  eine  Person  sein  müfsten,  war  aufs  höchste  überrascht, 
dafs  ich  Gutenberg  zum  Drucker  der  36  zeiligen  Bibel  machte.  In  seiner, 
in  denen  Göttinger  Gelehrten  erschienenen  Kritik  meiner  Arbeit  meint 
Ilaebler  sogar:  „Urkundlich  erwiesen  ist  doch  das  Eine,  dafs  Gutenberg 
sich  damit  abgab,  seine  Künste  gegen  Entgelt  andere  zu  lehren  und  dafs 
dabei  oder  bei  anderen  Gelegenheiten  sein  Druckmaterial  im  fremde 
Hände  übergegangen  ist."  Mir  ist  keine  solche  Urkunde  bekannt. 
Wenn  es  dort  weiter  keifst:  „Längst  erwiesen  ist  es  auch,  dafs  mancher- 
lei innere  Gründe  unbedingt  dagegen  sprechen,  die  sämtlichen  von 
mindestens  1448  bis  mindestens  Herbst  1456  mit  den  Typen  vonB36 
hergestellten  Drucke  einem  Drucker,  d.  h.  also  Gutenberg  selbst  zu- 
zuschreiben", so  wäre  das  doch  nur  dann  erwiesen,  wenn  Gutenberg 
tatsächlich  der  Drucker  der  42  zeiligen  Bibel  in  dem  Sinne  ist,  wie 
Schwenke  dies  annimmt. 

Man  treibt  heute  geradezu  einen  Gutenbergbibelkult.  Eine 
Zeitlang  plante  der  Pariser  Buchhändler  Welter  neben  der  vom 
Inselverlag  durch  Schwenke  besorgten  Faksimileausgabe  dieser  Bibel 
ein  Konkurrenzunternehmen  in  Gestalt  einer  zweiten,  durch  Seymour 
de  Ricci  besorgten  Faksimileausgabe  ins  Werk  setzen  zu  wollen,  alles 
zu  Ehren  Gutenbergs.  Ich  habe  inzwischen  das  Verhältnis  Gutenbergs 
zur  Gutenbergbibel ,  die  mir  bei  meinen  Forschungen  überall  den 
Weg  versperrte,   in    gröfserem  Zusammenhang   von    neuem    untersucht, 


412  Vierzehnte  Bibliotkekarversaumilung 

und  wenn  es  mir  auch  im  Rahmen  eines  solchen  Vortrags  nicht  möglich 
ist,  die  neuen  Ergebnisse  vorzulegen  und  vor  allem  zu  begründen,  so 
möchte  ich  doch  nicht  verschweigen,  dafs  eines  dieser  Ergebnisse  das 
ist,  dafs  die  42  zeilige  Bibel  nicht  von  Gutenberg,  sondern  in  der  Druckerei 
von  Fust  und  Schöffer  vollendet  worden  ist,  und  dafs  man  also  kein 
Recht  hat,  die  Drucktechnik  dieser  Bibel  als  die  Gutenbergische  an- 
zusehen. Damit  kommen  wir  aus  einem  Dilemma  heraus,  in  dem  wir 
uns  seit  dem  Jahre  1900  befinden.  Es  liegt  jetzt  kein  Grund  mehr 
vor,  der  uns  hindert,  in  Gutenberg  den  Drucker  sämtlicher  zu  Mainz 
mit  der  ältesten  Gubenbergtype  hergestellten  Drucke  sehen  zu  wollen. 
Man  wird  jetzt  sich  auch  nicht  mehr  meinen  Beweisgründen  ver- 
schliefsen,  dafs  das  Mainzer  Catholicon  von  Gutenberg  gedruckt  worden 
ist,  und,  von  einem  Vorurteil  frei  geworden,  wird  man  auch  das  Gewicht 
innerer  Gründe  anerkennen  müssen,  die  mich,  ohne  dafs  ich  dafür 
freilich  ein  äufseres  Zeugnis  beibringen  könnte,  gezwungen  haben, 
Gutenberg  nach  Bamberg  ziehen  zu  lassen,  um  dort  die  36  zeilige  Bibel 
zu  drucken. 

Wie  dem  auch  sein  mag,  die  Gutenbergforschung  kann  jedenfalls 
dabei  nicht  stehen  bleiben  zu  untersuchen,  was  Gutenbergische  Druck- 
technik sei  oder  nicht.  Sie  hat  weit  wichtigere  und  näherliegende 
Aufgaben.  Was  hätten  wir  denn  auch  Grofses  erreicht,  wenn  wir 
wirklich  im  Besitze  der  Erkenntnis  dieser  Drucktechnik  wären? 
Gutenberg  erregt  doch  unser  Interesse  in  erster  Linie  nicht  als  Druck- 
ästhetiker, wie  es  jetzt  leicht  den  Anschein  hat,  sondern  als  Erfinder. 
Die  Aufgabe  der  Gutenbergforschung  besteht  zunächst  darin,  die  Ent- 
wicklung des  ältesten  Schriftgusses  zu  erkennen.  Man  darf  auch  nicht 
vergessen,  dafs  Gutenberg  in  seinen  Bibeltypen  die  Krone  der  Schreib- 
kunst des  Mittelalters,  die  Missalschrift,  in  Erz  geschnitten  und  ge- 
gossen hat,  und  dafs  ein  gut  Teil  dessen,  was  wir  diesen  Missallettern 
an  Bewunderung  entgegenbringen,  ihrer  Vorlage  gebührt,  die  Gutenberg 
so  peinlich  genau  nachgeahmt  hat,  wie  kein  Drucker  nach  ihm.  Typo- 
graphische Normen,  die  ihn  von  dieser  minutiösen  Rücksichtnahme  auf 
die  Schreibschrift  hätten  entbinden  können,  gab  es  eben  noch  nicht, 
sie  konnten  sich  nur  in  dem  Mafse  Geltung  verschaffen,  als  die  Druck- 
schrift über  die  Schreibschrift  den  Sieg  errang.  Wer  vom  druck- 
ästhetischen Standpunkt  die  42  zeilige  Bibel  mit  dem  Mainzer  Catholicon 
vergleicht,  wird  letzteren  Druck  für  den  minder  wertvollen  erklären, 
wer  dagegen  beide  Drucke  rein  typographisch  betrachtet,  d.  h.  wer  im 
Stande  ist,  beide  Schriften  im  einzelnen  in  bezug  auf  die  Gufstechnik, 
vor  allem  in  bezug  auf  exakte  Justierung  zu  beurteilen,  wird  die 
Catholicontypen  weit  über  die  Bibeltypen  stellen  müssen.  Ich  sehe 
dabei  ganz  hinweg  über  die  durch  die  Tätigkeit  des  Schrifthobels  in 
der  Bibel  verstümmelten  Typen,  aber  abgesehen  von  dem  schlechteren 
Linienhalten  der  42  zeiligen,  so  viel  gröfseren  Schrift,  sind  auch  selbst 
mehrere  Versalien,  wie  das  ursprüngliche  A  und  M,  ganz  schiefstehend, 
während  in  dem  grofsen  Catholicondruck  trotz  des  soviel  kleineren 
Kegels  keine  einzige  Type  zu  finden  ist,  die  aus  einer  ungenügend 
justierten  Matrize  gegossen  wäre. 


Probleme  und  Methode  der  heutigen  Gntenbergforschung  413 

Die  Entwicklung  des  ältesten  Schriftgusses  läfst  sich  nun  nicht  er- 
mitteln dadurch,  dal's  irgend  eine  Theorie  darüber  aufgestellt  wird, 
sondern  diese  mufs  fufsen  auf  der  Kenntnis  der  Eigentümlichkeiten  der 
ältesten  Buchstabenbilder.  Diese  Eigentümlichkeiten  offenbaren  sich 
nur  dem,  der  dafür  ein  Auge  hat,  und  meist  auch  erst  nach  jahrelang 
fortgesetztem  Studium  der  ältesten  Druckdenkmäler.  Unsere  heutige 
typologische  Methode,  wie  sie  Dziatzko  begonnen  und  wie  sie  Schwenke 
ungleich  verfeinert  hat,  ist  zweifellos  der  richtige  und  einzige  Weg, 
den  wir  zunächst  gehen  müssen,  um  mit  den  Drucken  und  ihren  Elementen, 
den  Bubstabenbildern,  jene  Vertrautheit  zu  erlangen,  die  die  Vorbedingung 
ist,  um  überhaupt  mit  Erfolg  aus  den  Eigentümlichkeiten  der  Buch- 
stabenbilder  Schlüsse  auf  die  älteste  Schriftgufstechnik  ziehen  zu 
können,  die  es  sich  lohnt  auf  ihren  Wert  durch  praktische  Versuche 
zu  prüfen. 

In  der  Buchdruckliteratur  wird  viel  mit  dem  Worte  „Fachmann" 
gesündigt.  Hupp  fühlt  sich  als  Fachmann,  weil  er  eine  Schrift  zeichnen 
kann,  Wallau  fühlt  sich  als  solcher,  weil  er  vor  Zeiten  eine  praktische 
Druckertätigkeit  entfaltet  hat,  Enschede,  weil  er  eine  Schriftgiefserei 
und  Druckerei  besitzt.  Ich  bin  der  letzte,  der  ihnen  die  Berechtigung 
dieser  Bezeichnung  aberkennen  wollte,  wo  es  sich  um  die  Beurteilung 
von  Fragen  moderner  Gufs-  und  Drucktechnik  handelt.  Um  aber  in 
Fragen  des  ältesten  Schriftgusses  fachmännische  Bedeutung  beanspruchen 
zu  können,  genügt  nicht  die  durch  die  Praxis  erworbene  Beherrschung 
der  heutigen  Giefs-  und  Drucktechnik.  Man  braucht  gar  nicht  auf  den 
völlig  urteilslosen  Faul  mann  zu  exemplifizieren,  um  darzutun,  wie  unter 
den  Forschern,  die  sich  mit  der  Geschichte  der  Erfindung  beschäftigt 
haben,  eine  ganze  Reihe  von  sogenannten  „Fachmännern"  begegnet, 
die  sich  durch  ein  nichts  weniger  als  „fachmännisches"  Urteil  aus- 
gezeichnet haben.  Selbst  ein  Mann,  wie  der  kürzlich  verstorbene  John 
Elliot  Hodgkins,  der  imstande  war,  durch  eigenhändige  Versuche  die 
verschiedenen,  über  die  ältesten  Lettern  aufgestellten  Theorien  zu  prüfen, 
hat  uns  in  diesem,  im  zweiten  Bande  seiner  „Rariora"  niedergelegten 
Versuchen  zwar  ein  wertvolles  Anschauungs-  und  Vergleichsmaterial 
hinterlassen,  positiv  aber  unsere  Kenntnis  über  den  ältesten  Schriftgufs 
nicht  weiter  gefördert,  weil  ihm  die  dazu  erforderliche  eingehende 
Kenntnis  der  ältesten  Drucke  und  ihrer  Buchstabenbilder  abging. 

Der  praktische  Schriftgiefser,  der  die  Bedingungen  des  Schriftgusses 
am  ehesten  nach  dem  Schriftbilde  beurteilen  kann,  weil  er  nicht  nur 
die  Schrift  erzeugt,  sondern  auch  die  Aufgabe  hat,  ihre  Wirkung  auf 
dem  Papier  zu  beobachten,  dürfte  wohl  kaum  die  Lust,  jedenfalls  aber 
nicht  die  Befähigung  besitzen,  sich  in  unsere  ältesten  Druckdenkmälcr 
so  zu  vertiefen,  wie  es  notwendig  ist,  um  die  Eigentümlichkeiten,  die 
die  Bubstabenbilder  bieten,  alle  erfassen  und  richtig  beurteilen  zu 
können.  Denn  der  Weg  zum  Verständnis  des  äufseren  Bubstabenbildes 
steht  schliefslich  nur  dem  offen,  der  den  ganzen  Druck  nach  Inhalt 
und  Form  richtig  zu  beurteilen  vermag.  Dazu  gehören  aber  in  den 
meisten  Fällen  philologische  und  historische  Kenntnisse,  die  ein  Mann 


411  Vierzehnte  Bibliothekarversaumilung 

des  praktischen  Lebens  normaler  Weise  nicht  besitzt.  Die  philologischen 
Kenntnisse  allein  tun  es  freilich  auch  nicht,  wie  es  das  Beispiel  meines 
Rezensenten  in  der  Deutschen  Literaturzeitung  beweist,  der  bei  der  Be- 
urteilung meiner  Schrift  über  die  Bamberger  Pfisterdrucke  und  die 
36  zeilige  Bibel  mir  vorwirft,  dafs  ich  es  mir  doch  allzu  leicht  gemacht 
habe,  wenn  ich  die  Frage,  ob  Pfister  die  Bibel  gedruckt  habe,  mit 
einem  Satze  erledige.  Da  es  sich  um  eine  gewissenhafte  Persönlichkeit 
handelt,  kann  ich  nicht  aunehmen,  dafs  er  mein  Buch,  das  sich  doch 
eigentlich  ausschließlich  mit  dieser  Frage  und  zwar  auf  Grund  zehn- 
jähriger Forschungen  beschäftigt,  gar  nicht  gelesen  hat,  ihm  geht  aber 
das  Verständnis  für  die  typologische  Beweisführung  ab. 

Dem  Fachmann,  d.  h.  dem  mit  der  Technik  des  Schriftgusses  und 
Buchdrucks  erfahrenen  Praktiker  mangelt  aber  aufser  den  erforderlichen 
positiven  Kenntnissen,  die  für  das  Studium  der  alten  Druckdenkmäler 
notwendig  sind,  noch  eine  wichtige  Eigenschaft,  um  zu  einer  richtigen 
Erkenntnis  über  die  Ursache  der  uns  an  den  ältesten  Buchstabenbildern 
entgegentretenden  Erscheinungen  zu  gelangen,  die  Fähigkeit  historisch 
zu  denken.  Was  man  auch  in  anderen  Wissenschaftszweigen,  z.  B.  in 
der  Archäologie,  beobachten  hann,  zeigt  sich  auch  hier,  nämlich  dafs 
es  leichter  ist,  dafs  jemand,  der  zunächst  nur  wissenschaftlicher 
Theoretiker  ist,  sich  die  ihm  mangelnden  praktischen  Kenntnisse  an- 
eignet, als  dafs  ein  reiner  Praktiker  sich  von  den  gegebenen  Be- 
dingungen der  von  ihm  betriebenen  Technik  freizumachen  und  die  oft 
so  wesentlich  veränderten  Verhältnisse  ihrer  ersten  Entwicklung  sich 
unbefangen  vor  Augen  zu  stellen  vermag. 

Die  blofsen  Theorien  über  den  ältesten  Schriftgufs,  und  wenn  sie 
auf  der  umfassendsten  Kenntnis  der  ältesten  Druckdenkmäler  auf- 
gebaut wären,  tun  es  nun  aber  noch  nicht,  sie  müssen  allemal  auf  ihre 
praktische  Brauchbarkeit  durch  technische  Versuche  geprüft  werden. 
Und  das  kann  nur  der  Schriftgiefser.  Ich  stehe  seit  langen  Jahren 
mit  dem  Besitzer  der  Bauerschen  Giefserei  in  Frankfurt  a.  M.,  Herrn  Georg 
Hartmann,  in  Verbindung,  der  mir  in  freundschaftlichster  und  uneigen- 
nützigster Weise  nicht  nur  mit  seinem  technischen  Rat  zur  Seite  steht, 
sondern  auch  nie  müde  geworden  ist,  praktische,  sehr  kostspielige 
Experimente  anzustellen,  um  meine  Hypothesen  über  den  ältesten 
Schriftgufs  auf  ihre  praktische  Durchführbarkeit  zu  prüfen.  Naturgemäfs 
haben  bei  diesen  Versuchen  vielfach  Wege  eingeschlagen  werden  müssen, 
die  sich  hinterher  als  nicht  gangbar  erwiesen.  Die  positiv  erzielten 
Resultate  sind  noch  verhältnismäfsig  gering,  aber  immerhin  liegen  doch 
bereits  einige  Ergebnisse  vor,  die  hoffen  lassen,  dafs  es  einmal  gelingen 
wird,  die  technische  Entstehung  der  ältesten  Druckschriften  sicher  nach- 
zuweisen und  damit  die  wichtigsten  und  schwierigsten  Probleme  zu 
lösen,  vor  die  uns  die  Geschichte  des  ältesten  Buchdrucks -stellt. 

Man  kann  vom  Fachmann  hören,  dafs  man  aus  dem  Typenabdruck 
nicht  auf  das  Material  der  Typen  selbst,  geschweige  auf  ihre  Herstellungs- 
methode  Schlüsse  ziehen  könne.  Gewifs,  es  wirken  bei  der  Beurteilung 
typographischer  Erscheinungen  eine  ganze  Reihe  von  Faktoren  mit,  die 


Probleme  und  Methode  der  heutigen  Gutenbergforschung  415 

in  jedem  Fall  richtig  einzuschätzen  nicht  ohne  weiteres  möglich  ist. 
Aber  gegenüber  den  grofsen  umfangreichen  oder  den  zahlreichen  kleinen, 
mit  ein  und  denselben  Typen  hergestellten  Drucken  wird  eine  scharfe, 
auf  das  Ganze,  wie  auf  das  Einzelne  der  Drucke  gerichtete  Beobachtung 
allmählich  die  zunächst  anscheinend  unbestimmbaren  Momente  mehr 
und  mehr  ausschalten  lernen  und  zur  Erkennsnis  von  Tatsachen  ge- 
langen, die  die  Grundlage  für  sichere  Rückschlüsse  auf  die  Konstruktion 
der  Schrift  abgeben  können. 

Unsere  heutige  Gutenbergforschuug  hat  dergleichen  feste  Unterlagen 
schon  mehr  als  eine  in  der  Hand.  Die  Verringerung  des  Schriftkegels 
in  der  42  zeiligen  Bibel  und  die  Tatsache,  dafs  dadurch  sämtliche 
Stempel  und  Matrizen  unbrauchbar  geworden  sind,  selbst  für  solche 
Typen,  deren  Schriftauge  gar  nicht  gelitten  hatte,  ist  ein  Beweis,  dafs 
die  Matrizen  dieser  Typen  nicht  nur  die  Gestalt  des  Letterchens  be- 
dingt hat,  sondern  dafs  der  ganze  Typenkörper  durch  die  Matrize 
bestimmt  wurde.  Das  ist  eine  für  den  ältesten  Schriftgufs  aufser- 
ordentlich  wichtige  Feststellung,  denn  damit  ist  der  Beweis  erbracht, 
dafs  die  Gutenbelgischen  Missallettern  noch  nicht  mittelst  des  späteren 
Handgiefsinstrumentes  gegossen  worden  sind.  Ich  kann  diese  Dinge  hier 
nicht  weiter  ausführen,  schon  deshalb  weil  ich  das  spezielle  technische 
Interesse,  das  für  das  Verständnis  dieser  Fragen  notwendig  ist,  wohl 
kaum  bei  der  Gesamtheit  meiner  verehrten  Zuhörer  voraussetzen  darf. 
Das  Handgiefsinstrument  mufs  aber  bei  Typen  von  so  kleinem  Kegel, 
wie  den  Ablafsbrieftypen,  bereits  in  Wirksamkeit  getreten  sein.  Die 
Ablafsbrieftypen  sind,  auch  wenn  wir  die  Typen  der  holländischen 
Frühdrucke  hinzunehmen,  die  ersten  Typen,  bei  denen  das  Handgiefs- 
instrument notwendig  zur  Verwendung  gekommen  sein  mufs.  Da  nun 
die  Gutenbergischen  Missallettern  noch  ohne  Zuhilfenahme  dieses  In- 
struments zustande  gekommen  sind,  so  mufs  derjenige,  der  die  früheste 
der  beiden  Mainzer  Ablafsbrieftypen  gegossen  hat,  der  Erfinder  des 
Handgiefsinstrumentes  und  damit  der  eigentliche  Erfinder  des  Buch- 
drucks sein.  Denn  die  Erfindung  der  beweglichen  Letter  ist  wohl  der 
Anfang,  der  eigentliche  Kern  der  Erfindung  aber  ist  die  Konstruktion 
des  Handgiefsinstrumentes.  Ohne  die  Erfindung  dieses  Instrumentes,  das 
gestattet  Typen  auch  des  kleinsten  Kegels  mit  dem  erforderlichen  Mafs 
peinlichster  Genauigkeit  zu  giefsen,  hätte  der  Buchdruck  seine  Bedeutung 
und  seine  weltbewegende  Kraft  nie  erlangt.  Diese  Erfindung  aber  wird, 
wie  ich  dies  in  meiner  demnächst  erscheinenden  Schrift  über  die  Mainzer 
Ablafsbriefe l)  beweisen  zu  können  glaube,  niemand  anderem  verdankt, 
als  Johann  Gutenberg. 

Weiterhin  lehrt  uns  die  Gegenüberstellung  der  Catholicoutype  und 
der  Durandustype,  dafs  technische  Unterschiede  in  der  Herstellung 
dieser  Schriften  wirksam  gewesen  sein  müssen.  Wir  stehen  anders  im 
Eltviller  Vokabular,  wie  ich  das  schon  früher  in  meiner  Untersuchung 


1)  Inzwischen   erschienen  als   Veröffentlichungen    der   Gutenberg- Gesell- 
schaft XII/XI1I. 


416  Vierzehnte  Bibliothekarversauimlung 

über  das  Mainzer  Catholicon  ausgeführt  habe,  vor  Rätseln.  Von  der 
stets  scharfen  Durandnstype.  die  zu  einigen  40  Drucken  verwendet 
wurden  ist,  ist  es  damit  erwiesen,  dafs  sie  aus  Kupfermatrizen  ge- 
gossen ist  und  dafs  zur  Herstellung  dieser  Matrizen  Stahlstempel  ver- 
wendet worden  sind.  Die  Erscheinungen,  die  wir  am  Mainzer  Catholicon 
und  an  den  ersten  drei  Auflagen  des  Eltviller  Vocabularius  beobachten 
können,  zeigen  uns  dagegen  deutlich,  dafs  mau  sich  bei  Herstellung 
der  in  ihnen  erscheinenden  Typen  noch  primitiverer  Matrizen  bedient 
hat.  Was  also  Schöffer  von  sich  rühmt,  im  Stempelschnitt  den  Erfinder 
überholt  zu  haben,  kann  sich  nur  darauf  beziehen,  dafs  er  bei  Her- 
stellung der  Durandnstype  zuerst  den  Stahlstempel  für  den  Schriftgufs 
verwendet  hat,  während  Gutenberg  sich  noch  des  Messingstempels  und 
der  Bleimatrizen  bediente.  Es  handelt  sich  dabei  um  keine  Erfindung, 
nur  um  eine  Verbesserung  der  Technik.  Das  Handgiefsinstrument,  in 
dem  das  eigentliche  Wesen  der  Erfindung  des  Buchdrucks  beruht,  hat 
schon  bei  der  ersten  Type,  die  mit  seiner  Hilfe  gegossen  worden  ist, 
voll  seine  Schuldigkeit  getan,  ein  Beweis,  dafs  es  Gutenberg  nicht  nur 
seine  Entstehung,  sondern  auch  seine  Vollkommenheit  verdankt  und 
alles  das,  was  die  Schöfferschen  Nachkommen  zur  Verherrlichung  ihres 
Geschlechts  über  den  Anteil  Peter  Schöffers  an  der  Erfindung  in  die 
Welt  gesetzt  haben,  auf  Entstellung  der  Tatsachen  beruht. 

Der  alte  Streit:  Mainz  oder  Haarlern  ?,  Gutenberg  oder  CosterV,  wird 
so,  wie  er  froher  getobt  hat,  nicht  wieder  anflehen.  Denn  es  steht  fest, 
dafs  Gutenberg  als  der  Erfinder  des  Handgiefsinstruments,  der  Be- 
gründer des  Buchdrucks  ist,  wie  wir  das  Wort  verstehen.  Aber  die 
Erage,  ob  die  Nachricht  der  Kölner  Chronik,  dafs  die  erste  Vorbildung 
der  Mainzer  Erfindung  in  Holland  zu  suchen  sei  in  den  Donaten,  die 
daselbst  vor  der  Zeit  gedruckt  seien,  zu  Recht  besteht,  diese  Frage 
muss  wissenschaftlich  erst  noch  untersucht  und  entschieden  werden. 
Die  Glaubwürdigkeit  dieser  Nachricht  ohne  weiteres  zu  bezweifeln, 
haben  wir  trotz  des  Astronomischen  Kalenders,  des  einzigen,  aber  un- 
anfechtbaren Zeugen,  dafs  Gutenberg  hier  in  Mainz  schon  1447  und 
bereits  Jahre  vorher  gedruckt  hat,  nicht  das  Recht. 

Die  urkundlichen  Zeugnisse  und  literarischen  Nachrichten  reichen 
nicht  aus.  um  diese  Chroniknotiz  zu  beglaubigen  oder  zu  verwerfen,  einzig 
die  Untersuchung  der  Druckdenkmäler  selbst  kann  hier  die  Entscheidung 
bringen.  Es  bedarf  dazu  einer  eingehenden  systematischen  Unter- 
suchung der  alten  zahlreichen  holländischen  Frühdrucke,  die  aller- 
dings nur  der  mit  Aussicht  auf  Erfolg  unternehmen  kann,  der  zuvor 
die  ältesten  Mainzer  Drnckdenkmäler  und  ihre  Schriften  gründlich 
kennen  gelernt  hat  und  auf  diesem  Wege  zu  einer  Erkenntnis  der  Ent- 
wicklung des  ältesten  Schriftgusses  gelangt  ist.  Der  Bibliograph  Hesseis 
kann  eine  solche  Untersuchung  nicht  vornehmen,  dazu  fehlt  ihm  das 
typologische  Verständnis.  Wie  Hesseis  aber  in  seinem  Buche:  „Guten 
berg:  Was  he  the  Inventor  of  printing?"  in  zum  Teil  ausgezeichneter 
Weise  das  Material  vorgelegt  hat  für  die  Erforschung  der  ältesten 
Mainzer  Druckdenkmäler,  so  hat  er  auch  das  Verdienst,  in  seinem  Buch 


Probleme  und  Methode  der  heutigen  Gutenbergforschung  417 

„Haarlem,  not  Mentz,  the  birthplace  of  printing"  den  Stoff  für  das 
Studium  des  holländischen  Frühdrucks  wenigstens  der  Hauptsache  nach 
zusammengetragen  zu  haben. 

Noch  Dziatzko  meinte,  dafs  die  Erfindung  Gutenbergs,  von  der  rein 
technischen  Seite  betrachtet,  nicht  die  Bedeutung  beanspruchen  könne, 
die  ihr  zukomme,  wenn  man  ihre  gewaltigen  Folgeerscheinungen  in 
Betracht  ziehe.  Ich  glaube,  dafs  er  sich  mit  der  Konstruktion  des 
Handgiefsinstruments  nie  vertraut  gemacht  hat.  Die  Idee  des  beweg- 
lichen Buchstabens  ist  es  nicht,  was  Gutenbergs  Namen  unsterblich 
gemacht  hat.  Diese  Idee  hat  nicht  er  zuerst  gehabt.  Auch  die  erste 
praktische  Ausführung  dieser  Idee  ist  es  nicht,  was  den  Buckdruck  zu- 
stande gebracht  hat.  Man  kann  diese  Idee  mit  so  einfachen  Mitteln, 
allerdings  mit  unendlicher  Mühe  und  nur  in  beschränktem  Mafse,  ver- 
wirklichen, dafs  tatsächlich  von  einer  grofsen  technischen  Erfindung 
nicht  die  Rede  sein  kann.  Die  eigentliche  Geburtsstunde  der  Erfindung 
des  Buchdrucks  ist  die  Erfindung  des  Handgiefsinstruments  und  dies 
ist  eine  Erfindung,  die  auch  vom  technischen  Standpunkt  aus  zu  dem 
grofsartigsten  geholt,  was  Menschengeist  je  ersonnen  hat. 

Darum  je  tiefer  wir  zur  Erkenntnis  der  Wahrheit  durchdringen 
werden,  das  Verdienst  Gutenbergs  wird  sicherlich  nicht  geschmälert  oder 
gar  verdunkelt  werden.  Sollte  die  Kölnische  Chronik  recht  berichten, 
so  wird  die  deutsche  Wissenschaft  nicht  anstehen,  den  Holländern  zu 
geben,  was  ihnen  gebührt,  aber  auch  in  diesem  Falle  wird  das  Wort 
Geltung  behalten,  mit  dem  Otto  Hartwig  die  Vorrede  zur  Mainzer 
Gutenberg- Festschrift  schliefst,  und  mit  denen  auch  ich  meine  Aus- 
führungen schliefsen  will:  „Wenn  es  Namen  unter  den  Menschen  gibt, 
die  nimmer  vergehen,  so  wird  stets  der  Johann  Gutenbergs  aus  Mainz 
unter  ihnen  genannt  werden." 

Schwenke -Berlin  dankt  dem  Redner  für  seinen  interessanten 
Vortrag,  der  gerade  in  Mainz,  der  Geburtsstätte  der  deutschen  Buch- 
druckerkunst, von  keinem  Berufeneren  hätte  gehalten  werden  können. 
Wir  wissen  alle,  dafs  die  Gutenbergforschung  noch  viele  Probleme  ein- 
schliefst, die  der  Lösung  harren,  und  dafs  ihr  bei  deren  Erörterung  Um- 
wege nicht  erspart  geblieben  sind.  Die  lichtvolle  Darstellung  ihres  Ganges 
hat  der  Referent  leider  da  abgebrochen,  wo  er  selbst  mit  so  grofsem 
Erfolg  in  die  Forschung  eingetreten  ist.  Sein  Vortrag  ist  dann  etwas 
polemisch  geworden  und  diese  Polemik  gilt  zum  Teil  meiner  Person. 
Da  er  dabei  auf  eine  bevorstehende  Veröffentlichung  verweist,  niul's 
ich  diese  abwarten,  ehe  ich  auf  Einzelheiten  eingehen  kann.  Ich  bin 
jederzeit  bereit,  mich  eines  Besseren  belehren  zu  lassen,  vorläufig 
sehe  ich  aber  nicht,  wie  die  Beseitigung  Gutenbergs  aus  dem  42  zeiligen 
Bibeldruck,  auf  die  Zedier  so  grofses  Gewicht  legt,  mit  den  Tatsachen 
in  Einklang  gebracht  werden  kann,  die  im  Helmaspergerschen  Notariats* 
Instrument  urkundlich  überliefert  sind. 

Hinz- Mainz  dankt  auch  seinerseits  dein  Vortragenden.  Es  habe 
ihn    sehr    gefreut,    dafs    hier    in    Mainz    über    dieses    Thema    referiert 


418  Vierzehnte  Bibliothekarversammlung- 

worden  sei.  Im  Interesse  der  Gutenbergforschung  und  als  zweiter 
Vorsitzender  der  Gutenberg  -Gesellschaft  spricht  er  den  Wunsch  aus, 
es  möchten  möglichst  viele  Kollegen  der  Gesellschaft  beitreten,  deren 
Mitgliedschaft  leider  immer  abnehme,  während  die  wissenschaftlichen 
Aufgaben  und  die  Förderung  des  Gutenberg -Museums  gröfsere  An- 
sprüche stellten. 

Geig  er -Tübingen  begrüfst  es,  dafs  auf  diesem  Bibliothekartag 
auch  Vorträge  nicht -praktischer  Art  gehalten  worden  seien,  bedauert 
aber,  dafs  sie  nicht  durch  Lichtbilder,  Modelle  usw.  veranschaulicht 
werden  konnten.  In  der  neuen  Tübinger  Bibliothek  sei  Einrichtung 
für  den  Anschlufs  eines  Projektionsapparats  getroffen. 

Der  Referent  fragt  im  Hinblick  auf  die  hohen  Kosten,  die  ihm 
bei  Uebersendung  von  ältesten  Drucken,  speziell  der  Ablafsbriefe,  und 
durch  Reisen  entstanden  sind,  ob  nicht  eine  allgemeine  billige  Ver- 
sicherung der  Bibliothekssendungen  eingeführt  werden  könne. 

Schwenke -Berlin  verweist  auf  die  Behandlung  dieses  Gegen- 
standes auf  der  Hamburger  Versammlung  und  auf  die  Versicherung, 
welche  die  Hof-  und  Staatsbibliothek  München  für  ihre  Sendungen 
bereits  eingeführt  hat. 

4.    Bericht   der  Kommission  für   Einbandstoffe. 

Referenten:  Abt.- Dir.  Dr.  Hans  P a alz ow -Berlin  und 

Kustos  Prof.  Dr.  Jean  L o üb i er- Berlin. 

Dir.  Paalzow:  Die  Kommission  für  Einbandstoffe  hat,  seit  sie 
zuletzt  dem  Bibliothekartag  Bericht  erstattete,  weiter  gearbeitet,  um 
die  Befolgung  der  „Vorschriften  für  Bibliothekseinbände"  zu  über- 
wachen und  dafür  zu  sorgen,  dafs  Einbandstoffe  gemäfs  diesen  Vor- 
schriften hergestellt  werden.  Die  Vorschriften  selbst  werden  wohl 
nach  verschiedenen  Richtungen  hin  noch  ergänzt  werden  müssen,  und 
es  wird  wahrscheinlich  nötig  werden,  dafs  das  Plenum  der  Kommission 
noch  einmal  zusammentritt,  um  entsprechende  Beschlüsse  zu  fassen. 
Im  allgemeinen  kann  man  aber  sagen,  dafs  die  Vorschriften  sich  be- 
währt haben,  und  wir  können  die  Herren  Kollegen  nur  ersuchen,  von 
den  dargebotenen  normalen  Einbandstoffen  recht  umfassendeu  Gebrauch 
zu  maehen. 

Einwandfreies  Einbandleder  wird  von  einer  Reihe  von  Firmen 
fabriziert.  Leider  hat  sich  herausgestellt,  dafs  eine  Firma  in  der  Auf- 
drückung  des  Garantiestempels  nicht  ganz  gewissenhaft  gewesen  ist. 
Sie  hat  lohgares  Schweinsleder  als  nach  den  Vorschriften  des  Vereins 
deutscher  Bibliothekare  hergestellt  bezeichnet,  bei  dessen  Gerbung  un- 
erlaubte und  schädliche  Gerbstoffe,  nämlich  Fichtenlohe  und  Quebracho- 
holz  angewendet  waren,  und  das  auch  mit  Farben  gefärbt  war,  die 
nicht  lichtbeständig  sind.  Auch  mehrere  Händler  von  Buchbinder- 
materialien scheinen  in  der  Stempelung  von  Leder  etwas  weitherzig 
zu  sein.  "Wir  halten  es  deshalb  für  notwendig,  dafs  der  Kommission, 
die  bisher    nur  eine  beratende    und  begutachtende  Tätigkeit    ausgeübt 


Bericht  der  Kommission  für  Einbandstoffe  419 

hat,  die  Vollmacht  gegeben  wird,  gegen  Firmen,  die  den  Garantie- 
stempel zu  Unrecht  führen,  vorzugehen.  Wir  beantragen,  dafs  der 
Bibliothekartag  folgenden  Beschlufs  fassen  möge: 

„Den  bibliothekarischen  Mitgliedern  der  Kommission  für  Einband- 
stoffe  wird  die  Ermächtigung  erteilt,  alle  ihnen  geeignet  erscheinenden 
Schritte  zu  tun,  um  die  Durchführung  der  Vorschriften  für  Bibliotheks- 
einbände sicherzustellen." 
Noch  einen  weiteren  Antrag  erlauben  wir  uns  zu  stellen.     Nr.  16 
der  Vorschriften    ordnet    an,    dafs    die    Garantie    für   Leder   von    dem 
„Lieferanten"   zu  leisten  ist,    worunter  sowohl   der  Fabrikant  wie  der 
Händler  zu  verstehen  ist.     Diese  Bestimmung  ist  nach  unserer  Ansicht 
nicht  zweckmässig.     Wir    glauben,    dafs  es    sich    mehr    empfiehlt    und 
die  strenge  Durchführung  der  Beschlüsse   erleichtert,   wenn  auch  hier 
wie  bei  dem  Pergament   und   den   gewebten  Einbandstoffen   allein  der 
Fabrikant    die  Garantie    zu    leisten    hat.     Demgemäfs    beantragen    wir. 
dafs    in    Nr.   16    der  Vorschriften   für    Bibliothekseinbände    die  Worte 
„der  Lieferant"   durch  die  Worte   „der  Fabrikant"   ersetzt  werden. 

Bei  dem  Leder  hat  uns  in  letzter  Zeit  hauptsächlich  die  Frage 
der  Lichtbeständigkeit  beschäftigt.  In  dieser  Beziehung  hat  sich  der 
unsrer  Kommission  angehörende  Lederfabrikant  Karl  Ihm  hier  in  Mainz, 
Mitinhaber  der  Firma  R.  Ihm,  deren  Fabrik  wir  gestern  einen  längeren 
Besuch  abgestattet  haben,  durch  Auswahl  passender  Farbstoffe  und 
ausgedehnte  Belichtungsproben  verdient  gemacht.  Es  ist  gelungen, 
eine  Anzahl  Lederfarben  von  sehr  grofser  Lichtbeständigkeit  ausfindig 
zu  machen. 

Was  die  Webstoffe  betrifft,  so  können  wir  mit  den  von  der 
Industrie  in  den  Handel  gebrachten  Normalstoffen  im  allgemeinen  zu- 
frieden sein.  Sie  haben  sich  als  gut  und  dauerhaft  erwiesen.  Nur 
fallen  Farbe  und  Appretur  nicht  immer  ganz  gleichmäfsig  aus.  Oefter 
sind  die  Stoffe  zu  stark  appretiert,  dann  wieder  zu  schwach.  Zuweilen 
sind  sie  auch  zu  stark  kalandriert.  Die  Vorschriften  für  Bibliotheks- 
einbände enthalten  nur  etwas  allgemeine  Bestimmungen  über  die  Zu- 
richtung der  Rohgewebe  und  gar  keine  Bestimmung  über  die  von  dem 
fertigen  Fabrikat  zu  verlangenden  Eigenschaften.  Als  die  Vorschriften 
beschlossen  wurden,  kannten  wir  noch  nicht  die  Regeln,  die  das  Bureau 
of  Standards  in  Washington  für  Legal  Buckram  aufgestellt  hat.  Es 
sind  da  Vorschriften  gegeben  über  die  Dicke  und  das  Gewicht  des 
fertigen  Fabrikats,  seine  Zerreifsfestigkeit,  seine  Widerstandsfähigkeit 
gegen  Falzbruch,  seine  Unempfindlichkeit  gegen  Feuchtigkeit  u.  dgl. 
Wenn  die  Kommission  wieder  zusammentritt,  wird  sie  auch  zu  dieses 
amerikanischen  Vorschriften  Stellung  nehmen  müssen. 

Grofse  Schwierigkeit  macht  die  Herstellung  von  Bezugpapier, 
das  den  Vorschriften  entspricht.  Der  Hauptgrund  ist  der,  dafs  durch- 
gefärbte Grundpapiere  in  der  Qualität,  wie  wir  sie  vorgeschrieben 
haben,  im  Handel  schwer  zu  haben  sind,  und  bei  besonderer  Anfertigung 
die  Papierfabriken  von  jeder  Sorte  und  Farbe  immer  gleich  tausend 
Kilo    machen    müssen.      Doch    sind     wir    auch     auf    diesem    Gebiete 


420  Vierzehnte  Bibliotliekarversannnlurjg 

weiter  gekommen.  Die  Aktiengesellschaft  für  Buntpapierfabrikation 
in  Asehaffenburg  hat  in  dankenswerter  Weise  eine  Anzahl  Muster  von 
Tunkpapieren  herstellen  lassen,  die  auf  dauerhaftem,  durchgefärbtem 
Papier  gearbeitet  sind.  Wir  werden  in  unsern  Bemühungen  fortfahren 
und  hoffen  mit  der  Zeit  auch  hinsichtlich  des  Bezugpapiers  zu  voll 
befriedigenden  Ergebnissen  zu  gelangen. 

Professor  Loubier:  Der  Herr  Vorredner  hat  bereits  berichtet,  dafs 
wir  gestern  drei  lehrreiche  Stunden  in  der  hiesigen  Lederfabrik  von 
Ihm  verbracht  haben.  Herr  Karl  Ihm  ist  Mitglied  unserer  Kommission 
für  Einbandstoffe  und  hat  sich  der  Lederfrage  in  energischer  Weise 
angenommen.  Er  stellt  nicht  nur  einwandfreie  Buchbinderleder  her, 
sondern  hat,  weit  über  das  Interesse  seines  Geschäfts  hinaus,  eingehende 
Untersuchungen  über  die  Haltbarkeit  und  Farbenbeständigkeit  der 
Einbandleder  angestellt,  die  unserer  Sache  sehr  zum  Nutzen  dienen 
werden.  Meine  Herren  Kollegen,  ich  möchte  hier  die  Bitte  aussprechen, 
Herrn  Ihm  für  diese  Mitarbeit  in  unserem  Interesse  den  Dank  des 
Vereins  deutscher  Bibliothekare  auszusprechen.  Da  Sie  dem  zustimmen, 
so  werde  ich  mir  erlauben  Herrn  Ihm  brieflich  diesen  Dank  zu  über- 
mitteln. Als  ich  auf  der  Nürnberger  Bibliothekarversammlung  die 
Lederfrage  zuerst  behandelte,  hatte  ich  Herrn  Direktor  Paalzow  um 
das  Korreferat  gebeten.  Ich  schätze  mich  glücklich,  gerade  ihn  zur 
Mitarbeit  gewonnen  zu  haben.  Denn  er  hat  einen  grofsen  Teil  unserer 
vielen  mühsamen  Arbeit  getragen  und  mir  z.  B.  fast  die  ganze  zeit- 
weilig recht  umfangreiche  Korrespondenz  abgenommen.  Es  drängt 
mich,  meine  Herren,  ihm  meinerseits  den  herzlichsten  Dank  dafür  hier 
öftentlieh  auszusprechen.  Ich  brauche  nicht  einmal  zu  befürchten, 
dafs  er  ob  dieses  Dankes  errötet,  denn  er  hat  nach  seinem  Referat 
die   Versammlung  sogleich  verlassen. 

M.  IL!  Die  Einbandkommission  kann  ihre  Arbeit  keineswegs  für 
abgeschlossen  halten;  dennoch  kann  sie,  wenigstens  zum  Teil,  mit 
Befriedigung  auf  die  bisher  geleistete  Arbeit  zurückblicken.  Die  Web- 
stoffe, die  nach  den  Anforderungen  der  Kommissionsbesehlüsse  an- 
gefertigt worden  sind,  die  Normal -Doppelkalikos  und  die  Normalleineii, 
leieht  und  schwer,  sind  bereits  so  gut,  dafs  sie  die  Konkurrenz  der 
weltberühmten  Winterbottom  Company  aushalten  können,  und  das  will 
viel  sagen.  Wir  sind  stolz  darauf,  denn,  meine  Herren,  damit  ist  ein 
Stück  nationaler  Arbeit  geleistet.  Die  Gewebe  sind  ganz  hervorragend 
gut.  nur  in  der  Appretur  fehlt  es  noch  an  der  sicheren  Tradition  und 
Erfahrung,  die  der  genannten  englischen  Firma  zur  Seite  steht.  Wir 
erwarten,   dafs   die  deutsche  Industrie   auch  noch  dazu  gelaugt. 

Von  Bezugpapieren  auf  durchgefärbtem  und  haltbarem  Grundstoff 
haben  wir  Ihnen  die  Muster  der  ersten  beiden  Herstellungsversuche 
vorgelegt.  Wir  halten  es  für  wesentlich,  dafs  sie  in  ihren  Farben, 
bei  denen  die  Grundfarbe  des  Papiers  übrigens  stark  mitsprechen  soll, 
zu  den  von  der  Kommission  für  Bibliothekseinbände  vorgeschlagenen 
Farben  der  Leder  und  Webstoffe  harmonieren  müssen.  Die  herum- 
gereichten  Deckelmnster  geben  Ihnen  Beispiele   dafür.     Nachdem  wir 


Bericht  der  Kommission  für  Einbandstoffe  421 

die  gröfste  Buntpapierfabrik  in  Deutschland,  die  Buntpapier -A.-G.  in 
Aschaffenburg,  für  die  Herstellung  haltbarer  Bezugpapiere  auf  durch- 
gefärbtem Grund  interessiert  haben,  und  aufserdcm  in  Herrn  Valentin 
in  Berlin  einen  Händler  gewonnen  haben,  der  auch  seinerseits  Ver- 
suche in  diesem  Sinne  machen  läfst,  glauben  wir  auch  damit  gut  vor- 
ankommen zu  können.  Es  bleibt  noch  zu  prüfen,  ob  die  bisher  ver- 
wendeten Papierrohstoffe  bereits  unseren  Anforderungen  genügen. 

Die  gröfste  Schwierigkeit  bietet  bei  unseren  Bestrebungen  immer 
noch  das  Leder,  das  liegt  in  der  ganz  eigenartigen  Beschaffenheit  des 
Naturprodukts  selbst  und  in  dem  Fehlen  der  Normen  für  die  Nach- 
prüfung des  fertigen  Produkts.  Aber  es  werden  doch  von  Firmen, 
die  Ihnen  bekannt  gemacht  sind  und  denen  wir  volles  Vertrauen 
schenken  müssen,  bereits  einwandfreie  Buchbinderleder  verschiedener 
Art  hergestellt.  Freilich  mufs,  wie  Ihnen  der  von  Herrn  Paalzow 
vorgetragene  Fall  zeigt,  unablässig  aufgepafst  werden,  dafs  die 
Fabrikanten  die  Bedingungen  für  die  Herstellung  auch  voll  einhalten. 
Die  Kommission,  die  mit  allen  hinzugewählten  Fachmännern  im  Herbst 
wieder  zu  einer  Gesamtsitzung  zusammentreten  soll,  wird  noch  genug 
Arbeit  haben  und  auch,  wie  der  Vorredner  schon  andeutete,  vor  neue 
Aufgaben  gestellt  werden.  Aber,  meine  Herren  Kollegen,  wir  haben 
nun  doch  schon  einwandfreie  Einbandstoffe  jeder  Art.  Die  Kommission 
mufs  Sie  nur  bitten,  davon  auch  ausgiebigen  Gebrauch  zu  machen, 
mehr  als  es  offenbar  bisher  geschehen  ist,  und  wir  bitten  Sie  ferner, 
iins  von  Ihren  Erfahrungen,  die  Sie  damit  gemacht  haben,  gelegentlich 
direkte  Mitteilung  zukommen  zu  lassen. 

Der  Vorsitzende  spricht  der  Kommission  für  Einbandstoffe  und 
besonders  den  beiden  Referenten  für  ihre  mühevolle  und  erfolgreiche 
Arbeit  den  wärmsten  Dank  der  Versammlung  aus. 

Nörrenberg-Düsseldorf:  Ueber  Verlegereinband  und  Draht- 
heftung habe  ich  vor  fünf  Jahren,  1908  in  Eisenach,  berichtet;  es 
wird  Sie  vielleicht  nicht  ermüden,  wenn  ich  es  alle  fünf  Jahre 
wieder  tue. 

Ueber  die  Sache  sind  wir  uns  einig,  zumal  seitdem  die  Leder- 
kommission besteht  und  Grundsätze  über  Büchereinband  vereinbart  sind. 

Wir  haben  damals  (12.  Juni  1908)  eine  Erklärung  angenommen, 
die  sich  aus  Zweckmäfsigkeitsgründen  auf  einen  Protest  gegen  Draht- 
heftung in  Verlegerbänden  beschränkte  (Zbl.  f.  Bw.  1908.  S.  383  IT.). 
Wir  haben  unsere  Erklärung  dem  Börsenvereins -Vorstand  übermittelt 
und  dieser  hat  den  Verlegern  entsprechend  empfohlen  (Börsenbl.  1908, 
Nr.  275  vom  26.  November).  Ebenso  hat  der  Bund  deutscher  Buch- 
binder die  Verleger  ersucht,  die  ungebundenen  Exemplare  nicht  mit 
Draht  zu  heften,  sondern  mit  Faden  zu  holländern  (Börsenbl.  1909, 
Nr.  11   vom   15.  Januar,  S.  580). 

In  den  folgenden  Jahren  habe  ich  im  Sinne  unserer  Erklärung  — 

halb    und   halb    als   Ihr    negotiorum  gestor    in    dieser  Sache   —    einen 

Kleinkrieg    gegen  Drahtbände    geführt.     Dabei  waren   von   vornherein 

die  grofsen  Barsortimente  auf   uusrer  Seite:    sie  lassen  selbst  nur  mit 

XXX.     9.  io.  29 


422  Vierzehnte  Bibliotbekarversamuilung- 

Faden  binden.  Ich  habe,  wenn  ein  Werk  als  nnr  gebunden  angekündigt 
war  oder  bo  vorlag,  mich  häufig  an  den  Verleger  gewandt;  ich  habe 
ein  Formular  herstellen  lassen,  das  auf  die  Beeinträchtigung  des  Ab- 
satzes an  die  Bibliotheken  hinwei>t  und  kürzlich  ein  anderes,  für  die 
Verfasser  bestimmtes,  in  gleichem  Sinne.  Der  Verband  Rheinischer 
Bibliotheken  hat  sich  auf  seiner  Tagung  in  Coblenz  (30.  September  1911) 
für  rücksichtslose  Ausschliefsung  drahtgebundener  Exemplare  aus- 
gesprochen (Börsenbl.  1911,  Nr.  261  vom  9.  Xovember).  Der  Erfolg 
ist  nicht  ganz  ausgeblieben;  eine  namhafte  Anzahl  Verleger  sind  ent- 
weder vom  Draht  zum  Faden  übergegangen  oder  stellen  doch  —  wie 
z.  B.  neuestens  nach  langem,  zähem  Sträuben  ein  sehr  grofser  Leip- 
ziger Verlag  gemeinverständlich -wissenschaftlicher  Literatur  —  jetzt 
neben  den  Drahtbänden  Fadenbände  ohne  Preisaufschlag  her. 

Die  Praxis  der  Verleger,  auch  wissenschaftliche  Literatur  —  die 
schwere  Spezialliteratur  ausgenommen  —  nur  gebunden  zu  liefern, 
hat  zugenommen  und  damit  unser  Interesse  an  dieser  Sache. 

Erreichen  können  wir  nichts,  wenn  wir  hier  Resolutionen  fassen  und 
hinterher  doch  Drahtbände  kaufen.  Das  scheint  viel  zu  geschehen, 
denn  manche  Verleger  behaupteten,  noch  niemand  habe  gegen  den 
Draht  etwas  eingewendet. 

Erreichen  können  wir  nur  etwas,  wenn  wir  wirklich  die  Draht- 
exemplare boykottieren.  Einem  Verleger,  der  über  den  Boykottbeschlufs 
des  Verbandes  Rheinischer  Bibliotheken  spöttelte,  fragte  ich,  ob  ihm 
der  Minderabsatz  von  16  Exemplaren  ganz  gleichgültig  sei:  da  war 
er   sofort  mit  grofsem  Eifer  zur  Lieferung  von  Fadenexemplaren  bereit. 

Ich  bitte  die  Herren  Kollegen  daher,  in  der  Drahtangelegenheit 
hart  zu  sein.  Wenn  nach  50  oder  100  Jahren  auf  den  Regalen  Bücher 
rostzerfressen  auseinander  fallen,  so  wird  man  nicht  die  Verleger  ver- 
antwortlich  machen,  sondern  uns. 

Ich  bitte  daher,  die  folgende  Erklärung  anzunehmen  und  vor  allem 
nach  Absatz   1   auch  zu  handeln. 

Resolution. 

1.  Die  zu  Mainz  tagende  Versammlung  deutscher  Bibliothekare  richtet 
an  die  Bibliotheksverwaltungen  erneut  das  dringende  Ersuchen, 
drahtgebundene  Exemplare  von  der  Anschaffung  rücksichtslos  aus- 
zuschliefsen. 

2.  Sie  dankt  dem  Vorstand  des  Börsenvereins  für  sein  Vorgehen  im 
Jahre  1908  und  bittet  ihn,  erneut  in  gleichem  Sinne  auf  die  Ver- 
leger einzuwirken. 

3.  Sie  richtet  an  die  Verleger  das  Ersuchen,  die  Originaleinbiinde 
wissenschaftlicher  Werke  soweit  als  tunlich  den  Bestimmungen  des 
V.  D.  B.  anzupassen,  auf  jeden  Fall  aber  Drahtheftung  zu  ver- 
meiden. 

Die  Resolution  wird  einstimmig  angenommen.  Sie  ist"  inzwischen 
dem  Börsenverein  der  deutschen  Buchhändler  mitgeteilt  und  von  ihm 
im  Börsenblatt  veröffentlicht  worden.  Ebenso  werden  die  beiden  von 
den  Referenten  gestellten  Anträge  einstimmig  angenommen. 


Bericht  der  Kommission  für  Verwaltungspraxis  423 

5.    Bericht  der  Kommission  für  Verwaltungspraxis. 
Referent:  Direktor  Prof.  Dr.  Adolf  Keyfser-Cöln. 

Geehrte  Damen  und  Herren!  Wie  Ihnen  bekannt  ist,  hat  die 
Nürnberger  Tagung  eine  aus  drei  Mitgliedern  bestehende  Kommission 
für  Verwaltungspraxis  bei  den  deutschen  Bibliotheken  ein- 
gesetzt; sie  mufste  später  durch  Zuwahl  auf  fünf  Mitglieder  verstärkt 
werden,  da  es  sich  um  eine  ausführliche  Umfrage  und  somit  um  die 
Verarbeitung  eines  sehr  umfangreichen  Materials  handelte. 

Ich  habe  nun,  da  die  Drucklegung  der  Ergebnisse  unserer  Umfrage 
geplant  ist,  heute  namens  der  Kommission  nur  einen  kurzen  allgemeinen 
Bericht  zu  erstatten.  Zunächst  die  Mitteilung,  dafs  auf  die  versandten 
rund  190  Fragebogen  117  Antworten  eingelaufen  sind,  und  zwar  fast 
durchweg  in  einer  dem  Zwecke  der  Umfrage  entsprechenden  Aus- 
führlichkeit. 

Ueber  die  Zweckmäfsigkeit  der  Auswahl  der  mit  der  Umfrage 
bedachten  Anstalten  kann  man  natürlich  sehr  verschiedener  Meinung 
sein;  wir  haben  sie  in  der  Hauptsache  auf  Grund  des  Jahrbuchs  der 
deutschen  Bibliotheken  getroffen  und  geglaubt  uns  auf  die  gröfseren 
und  wichtigeren  Anstalten  schon  deshalb  nicht  ausschliefslich  be- 
schränken zu  sollen,  weil  wir  auch  von  zahlreichen  Anstalten  von 
geringem  Bücherbestande  und  kleinen  Verkehrsziffern  lernen  können. 
Es  war  nicht  immer  leicht,  einen  Mafsstab  für  die  Vergleichung  der 
Verwaltungseinrichtungen  zu  gewinnen.  Es  trat  dies  eigentlich  erst 
deutlich  durch  die  Antworten  zutage,  aber  es  zeigte  sich  auch  da 
erst  die  Schwierigkeit,  der  überaus  grofsen  Mannigfaltigkeit  der  Ver- 
waltungseinrick tungen  durch  eine  knappe  Fragestellung  ganz  gerecht 
zu  werden. 

Auch   die  Masse   der   zu   leistenden   statistischen  Arbeit  war  über 
Erwarten   grofs,   sodafs   schon  aus  diesem  Grunde  eine  Verteilung  auf 
fünf  Referenten  unerläfslich  war.    Es  übernahmen  die  Herren  Kollegen: 
Füchsel:  Inventarisierung,  Kataloge  und  Repertorien, 
Gratzl:  Bücherbestände  und  Zuwachs,  Buchbinderei, 
II elf sig:  Benutzung  und  Statistik, 
Nörrenberg:  Gebäude  und  Bücheraufstellung, 

Der  Abschnitt  Organisation  und  Beamte  wurde  mir  zugewiesen. 

Die  Teilreferate  sind  zum  gröfsten  Teile  fertiggestellt;  was  noch 
aussteht,  wird  in  kürzester  Frist  druckfertig  vorliegen. 

Wir  dürfen  nun  als  gemeinsame  Grundlage  unserer  Arbeit  die  Auf- 
fassung betrachten,  dafs  eine  blofs  rein  ziffernmäfsige  Statistik,  wenn 
sie  auch  für  manche  Untersuchungen  als  Unterlage  nicht  entbehrt 
werden  kann,  angesichts  der  grofsen  Verschiedenheit  der  Anstalten 
den  Zweck  der  Umfrage  nicht  erreichen  lassen  würde;  es  kam  vielmehr 
darauf  an,  ein  Bild  von  solchen  Einrichtungen  und  ihrer  Verbreitung 
zu  gewinnen,  deren  allgemeine  Brauchbarkeit  zu  prüfen  uns  allen 
lediglich  die  Gelegenheit  gegeben  werden  soll;  denn  dafs  Ihre 
Kommission  nicht  die  Aufgabe  hat,  irgend  welche  Kritik  au  den  Ein- 

211* 


424  Vierzehnte  Bibliothekarversarnnilimg 

richtungen  einer  einzelnen  Anstalt  zn  üben,  ist  selbstverständlich  und 
würde  sich  schon  aus  dem  Wesen  solcher  statistischen  Untersuchungen 
ergeben,  die  es  ja  stets  immer  nur  mit  Massen  von  Vergleichsmaterial 
zu  tun  haben. 

Im  übrigen  hatten  natürlich  die  Teilreferenten  für  ihre  Arbeit 
völlig  freie  Hand.  Ich  unterbreite  Ihnen  namens  der  Kommission  den 
Antrag  auf  Drucklegung  der  Referate,  und  zwar  in  ihrem  vollen 
Umfange.  Falls  Sie  der  Drucklegung  der  Berichte  zustimmen,  würde 
wohl  die  Kommission  mit  der  Erledigung  der  Druckkorrekturen  ihre 
Arbeiten  als  erledigt  und  sich  als  aufgelöst  betrachten  können. 

6.    Aufbewahrung  und  Katalogisierung  der  handschriftlichen 
und  gedruckten  Einbandmakulatur. 

Referent:  Oberbibl.  Dr.  G.  Kohfeldt-Rostock. 

Die  Frage,  wie  die  in  den  alten  Einbänden  steckenden  Hand- 
schriften- und  Druckblätter  am  zweckmäfsigsten  aufbewahrt  und  zu- 
gänglich gemacht  werden  können,  ist  in  der  bibliothekswissenschaft- 
lichen Literatur,  soweit  ich  sehe,  bisher  kaum  einmal  eingehender 
erörtert  worden. 

Erst  Herr  Kollege  Haebler  hat  vor  ein  paar  Jahren  einigermafsen 
nachdrücklich  auf  die  Wichtigkeit  dieses  Themas  in  einem  Aufsatz  im 
Zentralblatt  für  Bibliothekswesen  (1908)  hingewiesen.  Er  zeigt  darin, 
indem  er  an  die  Beobachtungen  und  Erfahrungen  der  Inkunabel- 
kommission anknüpft,  dafs  in  der  Einbandmakulatur  der  Bibliotheken 
bis  heute  noch  eine  grofse  Masse  von  Erkenntnismaterial  verborgen 
geblieben  ist,  und  er  tritt  dann  weiter  lebhaft  dafür  ein,  diese  wert- 
vollen Literaturreste  in  systematischer  Weise  zu  sammeln  und  der 
Forschung  zugänglich  zu  machen. 

Herr  Prof.  Haebler  und  die  Herren  von  der  Iukunabelkommission 
wären  gewifs  auch  die  berufensten  gewesen,  die  Angelegenheit  hier  in 
unserer  Bibliothekarversammlung  wirksam  zu  vertreten.  Ich  selbst 
würde  dies  sehr  gewünscht  haben,  und  ich  mufs  gestehen,  dafs  ich 
mich  erst  dann  entschlossen  habe,  hier  über  das  Thema  einige  Mit- 
teilungen anzukündigen,  als  Prof.  Haebler  mir  geschrieben  hatte,  dafs 
er  selbst  eine  Vortragsbehandlung  der  Frage  nicht  beabsichtigt  habe 
oder  beabsichtige. 

Auch  dann  bin  ich  allerdings  noch  zögernd  an  die  Sache  heran- 
gegangen. Ich  verhehlte  mir  nicht,  dafs  ich  bei  manchen  Kollegen 
wohl  ein  gut  Teil  Gleichgültigkeit  dieser  Frage  gegenüber  würde  an- 
nehmen müssen.  Ich  wufste,  dafs  manche  sagen  würden,  die  ganze 
Angelegenheit  sei  eine  Bagatelle,  andere,  man  komme  zu  spät  mit 
guten  Ratschlägen,  da  die  grofsen  Bibliotheken  ja  längst  über  ihre 
wertvollere  Einbandmakulatur  eine  Entscheidung  getroffen  hätten,  und 
noch  andere  wieder,  das  Ganze  lasse  sich  an  jeder  Stene  mit  dem 
gesunden  Menschenverstand  lösen  und  bedürfe  keiner  besonderen  Regeln 
uud  Vorschriften. 


Aufbewahrung  und  Katalogisierung  der  Einbanduiakulatur  425 

Diesen  Einwänden  liefsen  sich  aber,  wie  mir  schien,  auch  andere 
Erwägungen  gegenüberstellen. 

Dafs  die  Sache  nicht  durchaus  unwichtig  sein  kann,  dürfte  schon 
daraus  hervorgehen,  dafs  in  den  alten  Einbänden  oft  grofse  Mengen 
von  Literaturdenkmälern  entdeckt  werden,  die  wie  die  Einblattkalender, 
Ablafsbriefe,  Buchhändleranzeigen  fast  nur  auf  diesem  Wege  in  die 
Gegenwart  hineingerettet  werden  konnten,  und  die  ebenso  wie  etwa 
die  ältesten  Mainzer  Donatfragmente,  gewisse  vergriffene  Schriften  der 
Reformationszeit  und  andere  Makulaturstücke  von  so  grofser  Seltenheit 
sind,  dafs  der  Buchhändler  sie  oft  hundertmal  höher  als  die  alten 
Folianten,  deren  Einbände  ihnen  bis  heute  Obdach  gewährt  hatten, 
bewertet.  Man  würde  also  schon  einige  Zeit  und  Mühe  an  diese  Dinge 
wenden  dürfen,  auch  wenn  es  sich  für  die  Bibliotheken  nur  um  wenige 
derartige  Kostbarkeiten  und  nicht  aufserdem  noch  um  eine  grofse  Masse 
des  Mittelguten  und  des  an  sich  vielleicht  Geringfügigen,  für  mancherlei 
Bibliotheks-  und  Lokalinteressen  aber  Wertvollen,  handeln  würde. 

Jedenfalls  dürfte  es  nicht  aus  dem  Rahmen  der  Obliegenheiten 
einer  Bibliothek  herausfallen,  das  Vorhandensein  solcher  mehr  oder 
weniger  wichtigen  literarischen  Ueberbleibsel  in  ihren  Beständen  zu 
ermitteln  und  zu  notieren.  Und  da  die  Bibliotheken  die  Aufgabe 
haben,  ihre  Schätze  der  Forschung  zugänglich  zu  machen,  dürfte  es 
weiter  zu  ihren  Obliegenheiten  gehören,  auch  die  besten  Mittel  zur 
Zugänglichmachung  der  Einbandmakulatur  ausfindig  zu  machen.  Hierzu 
ist  natürlich  ein  gewisser  gesunder  Menschenverstand  nötig.  Aber  es 
ist  selbstverständlich,  dafs  er  mit  der  bibliothekarischen  Erfahrung 
zusammengehen  mufs,  und  dafs  er  in  diesen  Dingen  keine  gröfsere 
Rolle  spielt  als  in  den  sonstigen  bibliothekstechnischen  Fragen.  Der 
vorhin  berührte  Einwand  kann  also  nicht  als  begründet  angesehen 
werden. 

Ebensowenig  der  dritte,  es  sei  auf  dem  Gebiet  der  Einbandmakulatur 
alle  nötige  Arbeit  längst  geleistet,  und  eine  weitere  Beschäftigung 
damit  lohne  sich  kaum  noch.  Auch  dieser  Einwand  ist  nicht  stich- 
haltig. Zwar  sind  in  den  meisten  Bibliotheken  schon  vor  Jahrzehnten 
z.  T.  eifrige  Nachforschungen  nach  Einbandraritäten  angestellt  worden. 
Aber  dafs  an  vielen  Stellen  noch  vieles  zu  tun  übrig  geblieben  ist, 
zeigen  z.  B.  die  Arbeiten  der  Inkunabelkommission ,  die  zahlreichen 
neuen  Funde  unbekannter  niederdeutscher  Drucke  u.  ä.,  am  deut- 
lichsten aber  die  Antworten  zahlreicher  Bibliotheken  auf  eine  An- 
frage meinerseits. 

Um  in  der  Angelegenheit  der  Makulaturbehandlung  möglichst  klar 
zu  sehen,  hatte  ich  nämlich  den  Versuch  gemacht,  mit  Hilfe  eines 
Fragebogens  das  einschlägige  Material  von  den  Verwaltungen  der 
gröfseren  Büchereien  zu  bekommen.  Mein  Schreiben,  in  dem  ich 
hauptsächlich  betr.  der  Inventarisierung,  der  Zugänglichmachung  und 
der  Katalogisierung  der  Einbandmakulatur  Auskunft  erbeten  hatte,  ist 
41  Bibliotheken  zugegangen,  nämlich  den  21  Universitätsbibliotheken, 
den    15    gröfsten   und   ältesten    deutschen  Staats-   und  Stadtbüchereien 


426  Vierzehnte  Bibliothekarversamoilung 

und  aufserdem  noch  den  5  grofsen  Bibliotheken  in  Wien,  London, 
Paris,  Kopenhagen  und  Upsala. 

Nur  zwei  Universitätsbibliotheken  haben  es  unterlassen,  sich  mit 
meinem  Fragebogen  zu  beschäftigen.  Alle  übrigen,  auch  die  aus- 
ländischen Bibliotheken,  haben  mir  das  erbetene  Material  bereitwillig 
und  z.  T.  mit  HinzufiigUDg  einiger  freundlicher  Zeilen  betr.  der  Nütz- 
lichkeit der  von  mir  beabsichtigten  Nachforschungen  zugestellt  und 
mich  damit  zu  lebhaftem  Dank  verpflichtet. 

Was  nun  meine  einzelnen  Fragen  anlangt,  so  hatte  die  erste  ge- 
lautet: Besitzt  die  Bibliothek  ein  Verzeichnis  der  Bücher,  in  deren 
Einbänden  wertvollere  Handschriften-  und  Druckmakulatur  steckt? 
und  die  zweite:  Ist  das  Vorhandensein  derartiger  Makulatur  regel- 
mäfsig  bei  den  betreffenden  Bänden  im  Katalog  vermerkt  worden? 

Beide  Fragen  sind  fast  ausnahmslos  mit  Nein  beantwortet  worden. 
Zu  1.  ist  nur  in  einigen  —  etwa  zehn  —  Fällen  ein  kleiner  Zusatz 
gemacht  worden,  in  der  Art,  dafs  man  gelegentlich  ein  paar  Notizen 
gemacht  habe,  dafs  man  wenigstens  die  Handschriftenreste  verzeichnet 
habe,  oder  auch,  dafs  man  demnächst  ein  Verzeichnis  der  betreffenden 
Einbände  anlegen  wolle.  Zu  2.  haben  zwei  Bibliotheken  erklärt,  dafs 
ihre  Kataloge  in  der  Regel,  und  acht  andere,  dafs  sie  hier  und  da 
Bemerkungen  der  bezeichneten  Art  aufweisen. 

Ich  bedaure  jetzt,  dafs  ich  nicht  auch  die  bestimmte  Frage  gestellt 
habe,  ob  in  den  Bibliotheken  überhaupt  jemals  ein  systematisches 
Suchen  nach  Einbandmakulatur  stattgefunden  habe.  Aber  auch  so 
erscheint  es,  wenn  man  die  Beantwortungen  der  beiden  ersten  Fragen 
mit  den  übrigen  Mitteilungen  zusammennimmt,  als  sicher,  dafs  eine 
systematische  Durchsicht  aller  Bibliotheksbestände,  die  doch  in  irgend 
einem  Verzeichnis  auch  einen  Niederschlag  hinterlassen  haben  müfste, 
nirgends  bisher  vorgenommen  worden  ist. 

Solange  man  sich  aber  nur  auf  gelegentliche,  zufällige  und  z.  T. 
zeitlich  weit  zurückliegende  Nachforschungen  stützen  kann,  bleibt  doch 
zum  mindesten  die  Möglichkeit  bestehen,  dafs  weitere  Nachforschungen 
noch  mancherlei  wertvolle  Handschriften-  und  Druckzeugnisse  aus  alter 
Zeit  ans  Licht  bringen  können,  und  es  bleibt  vor  allem  der  eigen- 
artige Zustand  bestehen,  dafs  die  Bibliotheksverwaltungen  vorläufig 
selbst  nicht  wissen,  ob  und  was  für  Kostbarkeiten  noch  unerkannt 
und  unverzeichnet  und  vielleicht  auch  ungeschützt  in  ihren  Sammlungen 
lagern  mögen. 

Eine  sorgfältige  Durchprüfung  aller  Bücherbestände  und  eine  — 
wenn  auch  nur  kurze  —  Notierung  aller  Einbände,  bei  denen  der 
alte  Buchbinder  Handschriften-  und  Druckmakulatur  verwendet  hat, 
scheint  deshalb  wohl  zu  den  Aufgaben  der  grofsen  Bibliotheken  zu 
gehören;  und,  wie  mir  vorkommt,  handelt  es  sich  hierbei  um  eine 
Arbeit,  die  nicht  länger  aufgeschoben  werden  sollte.  Einmal  nicht, 
weil  sie  von  Jahr  zu  Jahr  zeitraubender  wird,  dann  vor  allem  des- 
wegen nicht,    weil  sie  den  Bibliotheken  neue,    vielleicht  beträchtliche 


Aufbewahrung  und  Katalogisierung  der  Einbandmakulatur         427 

Werte  zuzuführen  verspricht,  die  zugänglich  gemacht  und  geschützt  zu 
werden  verdienen,  und  endlich  aus  dem  Grunde  nicht,  weil  die  Arbeit 
für  die  Geschichte  der  Bibliothek  und  für  die  ganze  Stellung  des 
Bibliothekars  zu  seiner  Sammlung  insofern  wichtig  ist,  als  sie  immer 
wieder  zur  genaueren  Bestimmung  der  Buchbinder-  und  Druckerwerk- 
stätten und  der  Herkunft  der  Bände  Gelegenheit  gibt. 

Man  sollte  deshalb  auf  jeden  Fall  wenigstens  einen  Anfang  mit 
dieser  Arbeit  machen.  Vielleicht  in  dieser  Weise:  Man  gehe  zunächst 
die  einzelnen  Abteilungen  der  Bibliothek  durch  und  notiere  diejenigen 
Bände,  in  denen  man  alte  Handschriften-  und  Druckreste  erkennt. 
Dann  lege  man  einen  Katalogband,  zuuächst  in  losen  Bogen,  an.  In 
diesen  trage  man  in  eine  erste  schmale  Kolumne  die  Signaturen  und 
die  kurzen  Titel  der  ermittelten  Bände  ein.  Bei  mangelnder  Arbeits- 
zeit kann  man  es  schlimmstenfalls  zunächst  bei  einem  solchen  Ver- 
zeichnis bewenden  lassen.  Sobald  sich  Gelegenheit  findet,  wird  man 
sich  dann  aber  an  die  weitere  Vervollständigung  des  Katalogs  machen 
müssen.  Man  teilt  zu  dem  Zweck  die  noch  fast  leeren  Seiten  in 
mehrere  Kolumnen  ein,  die  die  Beschreibungen  der  in  den  einzelnen 
Bänden  vorhandenen  Literaturreste  aufzunehmen  haben.  Dies  Verfahren 
dürfte  wenigstens  bei  gröfseren  Sammlungen  zu  empfehlen  sein,  da  man 
durch  die  Kolumneneinteilung  in  einfachster  Weise  alles  Zusammen- 
gehörige, wie  etwa  die  Handschriften,  die  Inkunabeln,  die  späteren 
Drucke,  eventuell  auch  die  Einblattdrucke,  die  Holzschnitte  u.  dergl. 
zusammenfassen  und  kenntlich  machen  kann,  —  ein  Verfahren,  bei 
dem  man  sich  vielleicht  zur  Ermöglichung  einer  weiteren  schnellen 
Uebersicht  auch  verschiedenfarbiger  Tinten  bedienen  kann. 

Beim  Eintragen  dieser  Makulaturbeschreibungen  in  den  neu  an- 
gelegten Katalog  wird  man  natürlich  die  betreffenden  Bände  zur  Hand 
haben  müssen.  Endgültig  und  erschöpfend  brauchen  diese  Beschreibungen 
vorläufig  aber  trotzdem  noch  nicht  zu  sein.  Es  genügt,  wenn  sie  so 
gut  wie  dies  ohne  allzu  grofsen  Zeitverlust  möglich  ist,  einigermafsen 
das  andeuten,  was  in  den  ermittelten  Einbänden  überhaupt  zu  erwarten 
ist.  Die  genaue  Feststellung  wird  sich  in  vielen  Fällen  ja  überhaupt 
nur  von  Spezialisten  machen  lassen.  Es  wird  aber  zweifellos  schon 
viel  gewonen  sein,  wenn  man  überhaupt  ein  Verzeichnis  aller  der- 
jenigen Bände  besitzt,  die  für  die  Nachforschungen  der  Spezialkenner 
in  Frage  kommen  können. 

Auch  zu  der  Frage  des  Herauslösens  der  Makulaturstücke  braucht 
mau  bei  dieser  Inventarisierung  noch  nicht  überall  Stellung  zu  nehmen. 
Für  die  erstmalige  Aufnahme  wird  es  in  den  meisten  Fällen  ausreichen, 
wenn  man  einige  Teile  der  Makulaturblätter  ein  wenig  anfeuchtet  oder 
lockert,  um  das  Nötige  zu  erkennen.  Dagegen  dürfte  es  angebracht 
sein,  schon  bei  dieser  Inventarisierung  die  in  Betracht  kommenden 
Signaturen  auch  im  Hauptkatalog  mit  einem  kleinen  Merkzeichen  zu 
versehen,  die  zutage  liegenden  wertvollen  Einklebblätter  zu  stempeln  und 
den  Bänden  ein  vom  Leihbeamten  zu  beachtendes  Kennzeichen  zu  geben. 

Denn  die  möglichste  Sicherung  aller  dieser  literarischen  alten  Ueber- 


428  Vierzehnte  Bibliotkekarversaimulung 

bleibsel  wird  die  Bibliotheksverwaltung  unter  keinen  Umständen  aus 
den  Augen  lassen  dürfen.  Wie  wenig  aber  nach  dieser  Richtung  hin 
bisher  geschehen  ist,  ersieht  man  aus  den  Antworten,  die  mir  mit 
meinen  Rundfragen  zugegangen  sind :  Nur  fünf  von  den  befragten 
Bibliotheken  erklären,  dafs  die  wertvolleren  Makulaturstücke  ihrer 
Einbände  im  allgemeinen,  und  drei,  dafs  sie  z.  T.  gestempelt  seien, 
und  von  einer  gewissen  Kontrolle  beim  Leihgeschäft  wissen  nur  zwölf 
zu  berichten.  Drei  Bibliotheken  wollen  jetzt  mit  der  Stempelung  und 
der  Kontrolle  beginnen. 

Kann  somit  nicht  bezweifelt  werden,  dafs  die  Arbeit  der  Makulatur- 
inventarisierung für  die  Bibliotheken  nutzbringend  und  notwendig  ist, 
so  unterliegt  es  andererseits  auch  keinem  Zweifel,  dafs  diese  Arbeit 
sich  in  absehbarer  Zeit  mit  den  vorhandenen  Arbeitskräften  bewerk- 
stelligen läfst.  Da  bei  der  Durchsicht  des  Bücherbestandes  nämlich 
überhaupt  nur  die  Drucke  bis  etwa  zur  Mitte  des  17.  Jahrhunderts  in 
Betracht  kommen,  da  ein  grofser  Teil  hiervon  bereits  in  neuen  Ein- 
bänden steckt,  und  da  man  weiter  von  der  Aufzeichnung  offenbar  un- 
wichtiger und  nichtssagender  kleiner  Schnitzel  —  sofern  es  sich  z.  B. 
nicht  gerade  um  Ueberbleibsel  aus  den  ältesten  Druckwerkstätten 
handelt  —  absehen  kann,  so  dürften  auch  in  alten  Bibliotheken  wohl 
selten  mehr  als  etwa  5  °  0  der  ganzen  Büchersammlung  in  das  Einband- 
verzeichnis aufzunehmen  sein.  In  Bibliotheken  von  mittlerer  Gröfse, 
wie  wir  sie  bei  unseren  meisten  Universitäten  haben,  würde  sich  des- 
halb ein  solches  Verzeichnis  voraussichtlich  in  einem  starken  Katalog- 
folianten noch  unterbringen  lassen,  und  die  ganze  Inventarisierungs- 
arbeit dürfte  in  ein  paar  Jahren  wohl  noch  neben  den  laufenden  Ge- 
schäften ausgeführt  werden  können. 

Allerdings  wird  mit  der  Inventarisierung  die  Arbeit  noch  nicht 
völlig  als  abgeschlossen  anzusehen  sein,  ganz  abgesehen  davon,  dafs 
bei  der  Anlage  des  Makulaturverzeichnisses,  wie  schon  angedeutet,  ja 
von  vornherein  schon  mit  späteren  Zusätzen  und  Erläuterungen  gerechnet 
werden  mufste.  Die  nächste  Sorge,  die  sich  nach  der  Anfertigung  des 
Inventars  aufdrängen  wird,  wird  sich  um  die  Frage  drehen:  Wie  können 
nun  die  so  oberflächlich  festgestellten  und  verzeichneten  alten  Literatur- 
reste am  besten  der  Forschung  zugänglich  gemacht  werden?  Praktisch 
heifst  dies:  Man  wird  sich  vor  die  Entscheidung  gestellt  sehen,  ob 
man  die  Makulaturstücke  in  den  alten  Einbänden  stecken  lassen  oder 
ob  man  sie  herauslösen  soll. 

Auf  mein  Rundschreiben  hin  haben  fast  sämtliche  Bibliotheken 
erklärt,  dafs  sie  die  wertvollere  Makulatur  herauszulösen  pflegen.  Nur 
eine  beantwortet  meine  Frage  mit  einem  runden  Nein.  Vier  Biblio- 
theken schreiben,  dafs  sich  bei  ihnen  in  neuerer  Zeit  mehr  und  mehr 
die  Neigung  herausgebildet  habe,  nicht  auszulösen,  eine  davon  ist  jetzt 
sogar  grundsätzlich  gegen  alles  Herauslösen.  Sieben  weitere  Bibliotheken 
erklären,  dafs  sie  die  Bände  in  der  Regel  unverändert  lassen.  Be- 
merkenswert ist  hierbei,  dafs  auch  einige  der  gröfsten  Bibliotheken 
wie  das  British  Museum  in  London,  die  Hof  bibliothek  in  Wien,  die  an 


Aufbewahrung  und  Katalogisierung  der  Einbandmakulatur  429 

alten  Drucken  reiche  Sammlung  in  Wolfenbüttel  u.  a.  für  die  un- 
veränderte Erhaltung  der  alten  Einbände  eintreten. 

Ich  selbst  bin  der  Meinung,  dafs  es  sich  bei  dieser  Frage  um  eine 
aufserordentlich  heikle  Angelegenheit  handelt,  und  ich  kann  nicht 
verhehlen,  dafs  ich  eigentlich  deshalb  besonders  das  ganze  Thema  hier 
auf  der  Bibliothekarversammlung  zur  Sprache  gebracht  habe,  weil  ich 
auf  diese  Weise  von  erfahrenen  Berufsgenossen  gerade  auch  zu  hören 
hoffte,  wie  sie  sich  zu  der  Frage  des  Eingriffs  in  die  alten  Ein- 
bände stellen.  Vielleicht  ist  es  vielen  nicht  anders  als  mir  gegangen, 
vielleicht  haben  sie  auch  in  der  Praxis  immer  wieder  gezögert,  ob  sie 
den  Eingriff  in  einen  alten  ehrwürdigen  Einband  vornehmen  sollten, 
und  vielleicht  haben  sie  auch  immer  wieder  mit  Bedauern  derartige, 
z.  T.  rücksichtslose  und  jetzt  nicht  nicht  wieder  gut  zu  machende  Ein- 
griffe früherer  Zeiten  festgestellt.  Was  mich  anbetrifft,  so  mufs  ich 
gestehen,  dafs  —  gerade  im  Hinblick  auf  die  Verwüstungen  früherer 
Zeiten  —  mein  natürliches  Empfinden  mich  mehr  dazu  bestimmen 
würde,  die  alten  Einbände  mit  ihrem  ganzen  Drum  und  Dran  zu 
respektieren  und  möglichst  unverändert  zu  lassen,  und  dafs  ich  dem- 
gegenüber den  Ehrgeiz,  eine  stattliche  Sammlung  von  seltenen  Makulatur- 
blättern   zusammenzubringen,    am    liebsten  stark  zurückdrängen  würde. 

Aber  Wünsche  allein  dürfen  bei  dieser  Frage  natürlich  nicht  aus- 
schlaggebend sein.  Der  Wert,  auch  der  wissenschaftliche  Wert,  mancher 
Makulaturstücke  ist  ein  so  hoher,  dafs  man  sie  unmöglich  für  alle 
Zeiten  ungesehen  und  ungenutzt  in  den  Einbanddeckeln  vielleicht 
wertloser  Folianten  kleben  lassen  darf.  Auch  der  gröfste  Verehrer 
der  alten  Einbände  wird  nicht  umhin  können,  solche  Stücke  aus  dem 
Einband  zu  entfernen,  um  sie  für  die  Wissenschaft  nutzbar  zu  machen. 
Was  aber  angestrebt  werden  mufs,  scheint  mir  das  zu  sein,  dafs  man 
die  Eingriffe  in  die  Einbände  auf  das  durchaus  Notwendige  beschränkt 
und  dafs  man  versucht,  einen  Mittelweg  zwischen  den  unbedingten 
Gegnern  und  den  unbedingten  Freunden  der  Makulatursammlungen 
einzuschlagen. 

Einen  solchen  Mittelweg  anzubahnen,  dazu  möchte  ich  glauben, 
kann  aber  gerade  die  Anlegung  eines  Einbandinventars,  wie  ich  es 
vorgeschlagen  hatte,  nützlich  sein.  Es  liegt  nämlich  auf  der  Hand, 
dafs  ein  gutes  Verzeichnis  der  mit  Literaturmakulatur  versehenen  Ein- 
bände in  aufserordentlich  häufigen  Fällen  das  Herauslösen  der  Makulatur- 
blätter ohne  weiteres  überflüssig  macht.  So  genügt  es  z.  B.  durchweg, 
wenn  das  Verzeichnis  nachweist,  dafs  in  so  und  so  vielen  Bänden 
Bruchstücke  eines  und  desselben  alten  —  wenn  auch  seltenen  — 
Druckes  stecken.  Es  erübrigt  sich  weiter,  wenn  ein  gutes  Verzeichnis 
vorhanden  ist,  diejenigen  Stucke  herauszulösen,  bei  denen  man  auch 
in  ihrer  Einbandverklebung  schon  alles  Wichtige  erkennen  und  lesen 
kann,  oder  gar  die  von  vornherein  als  Einbandschmuck  gedachten 
Holzschnitte  u.  dergl.  Und  auch  die  zahlreichen  Fälle  kann  man 
hierher  rechnen,  wo  es  ausreicht,  einen  Teil  des  Makulaturblattes  ein 
wenig   zu   lockern,   um    das  Nötige   zu    erkennen.     Weiter    wird    man 


430  Vierzehnte  Bibliothekarversatnnilung 

alles  das  in  den  Einbänden  stecken  lassen  können,  dessen  Vorhanden- 
sein zwar  notiert  zu  werden  verdient,  das  aber  doch  keinen  Anspruch 
auf  besonderen  Wert  und  auf  Seltenheit  machen  kann.  Rechnet  man 
dann  noch  hinzu,  dafs  das  Einbandverzeichnis  auch  einen  Ueberblick 
über  die  mehrmals  vorkommenden  Blätter,  wie  z.  B.  Ablafsbriefe  von 
derselben  Auflage,  gewährt  und  damit  die  weitere  Möglichkeit  zur 
Schonung  vieler  Bände  gibt,  so  wird  man  zugeben  müssen,  dafs  sich 
nach  der  systematischen  Inventarisierung  der  Einbandmakulaturen  die 
Eingriffe  in  die  Arbeit  der  alten  Buchbinder  ganz  ausserordentlich 
reduzieren  lassen  werden. 

Manchen  wertvollen  Einblattdruck,  manches  seltene  Iukunabelstück, 
manche  wichtige  Handschrift  wird  man  aber  trotz  alledem  zuletzt  doch 
noch  gezwungen  sein,  aus  der  alten  Buchbinderhülle  zu  entfernen,  da 
es  auf  andere  Weise  nicht  möglich  sein  wird,  die  wissenschaftlichen 
Interessen  zu  ihrem  Rechte  kommen  zu  lassen.  Auch  vor  starken 
Deckelfüllungen,  in  denen  bisweilen  Dutzende  von  übereinander  ge- 
klebten alten  Drucken  verborgen  sind,  wird  man  schwerlich  Halt 
machen  dürfen.  Ein  Trost  ist  es  dabei  wenigstens,  dafs  in  diesen 
Fällen  zumeist  spätere  und  nicht  allzu  wertvolle  Einbände  und  oft 
auch  solche  in  Betracht  kommen,  deren  Aussehen  durch  die  Heraus- 
nahme der  Makulatur  kaum  verändert  werden  würde.  Und  auch  das 
ist  ein  Trost,  dafs  die  alten  Werke  selbst  oft  von  weit  geringerem 
Wert  sind,  als  die  in  ihnen  verborgenen  Makulaturstücke.  So  dürften 
z.  B.  die  mehr  als  40,  z.  T.  sehr  umfangreichen,  wenn  auch  nicht 
sämtlich  vollständigen  Frühreformationsdrucke,  die  ich  kürzlich  aus 
einer  fünf  bändigen  Corpus  Juris -Ausgabe  herausgelöst  und  im  letzten 
Heft  der  Zeitschrift  für  Bücherfreunde  beschrieben  habe,  weit  wertvoller 
sein,  als  die  alte%  Rechtsfolianten,  die  ihnen  so  lange  Schutz  gewährt 
haben. 

Trotzdem  sollte  man  überall  an  dem  Grundsatz  festhalten:  Was 
—  wenn  auch  nur  vorläufig  —  nicht  für  besonders  wichtig  gehalten 
wird,  und  alles,  was  ebenso  gut  in  dem  alten  Einband  benutzt  werden 
kann,  bleibt  in  dem  Einband,  allenfalls  werden  die  Blätter  ein  wenig 
gelockert,  wenn  der  Text  nicht  genügend  zutage  liegt.  Für  die  Zu- 
gänglichmachung  all  dieser  nicht  herausgelösten  Literaturreste  sorgt 
das  Inventar  unserer  Einbandmakulatur. 

In  allen  Fällen,  wo  man  sich  nach  reiflicher  Ueberlegung  aber 
doch  zur  Herausnahme  der  Makulaturblätter  entschliefst,  mufs  natürlich 
dafür  gesorgt  werden,  dafs  der  Band  möglichst  sein  altes  Aussehen 
behält  und  dafs  er  mit  Notizen  über  die  erfolgte  Herauslösung  der 
Blätter  versehen  wird.  Bei  besonderen  Kostbarkeiten,  und  wenn  mit 
der  Makulatur  auch  buchgeschichtliche  Eintragungen  u.  dergl.  entfernt 
werden  mufsten,  würde  aufserdem  das  bei  der  Wiener  Hofbibliothek 
übliche  Verfahren,  eine  Photographie  der  herausgelösten,  Blätter  in 
den  Deckel  zu  kleben,  dringend  anzuraten  sein. 

Betreffs   der   herausgelösten  Stücke,   zu    deren  Aufbewahrung  man 


Aufbewahrung  und  Katalogisierung  der  Einbandmakulatur  431 

am  besten  Kartons  und  Mappen  nach  Loubiers  Beschreibung  l)  nehmen 
wird,  entstellt  dann  die  weitere  Frage,  wie  man  sie  am  zweckmäfsigsten 
ordnet  und  katalogisiert.  Ich  habe  auch  diese  Frage  in  meinem  Rund- 
schreiben berührt,  indem  ich  um  Auskunft  darüber  gebeten  habe,  ob 
die  Bibliothek  besondere  Vorschriften  für  die  Katalogisierung  der 
herausgenommenen  kleineren  und  unvollständigen  Stücke  besitzt,  und 
ob  sie  die  Stücke  —  soweit  es  sich  nicht  um  selbständige  gröfsere 
Schriften  handele  —  zu  besonderen  Gruppen  vereinige. 

Auf  die  erste  Frage  habe  ich  fast  ausnahmslos  die  Antwort  Nein 
erhalten.  Nur  in  vier  Fällen  lautet  die  Antwort,  das  Wichtigere  sei 
nach  den  allgemeinen  Regeln  katalogisiert ,  und  in  einem  Fall ,  für 
die  älteren  ausgelösten  Drucksachen  sei  ein  Verzeichnis  angelegt 
worden.  Auf  die  zweite  Frage  hat  ungefähr  die  Hälfte  der  Biblio- 
theken geantwortet,  dafs  sie  besondere  Gruppen  von  herausgelösten 
Handschriften,  Einblattdrucken,  Holzschnitten  usw.  angelegt  haben, 
während  die  andere  Hälfte  die  Frage  mit  einem  einfachen  Nein 
oder  mit  der  Bemerkung,  dafs  die  Stücke  einzeln  behandelt  würden, 
beantwortet  hat. 

Am  einfachsten  liegt  natürlich  die  Frage  der  Katalogisierung  bei 
den  vollständigen  oder  annähernd  vollständigen  gröfseren  Schriften, 
die  man  gelegentlich  aus  den  Einbänden  herausnehmen  kann,  wie  z.  B. 
bei  dem  Heiligenleben  und  der  Summula  Raymundi,  Schriften  von 
einigen  hundert  Seiten,  die  ich  aus  dem  erwähnten  Corpus  Juris  ent- 
fernt habe,  oder  bei  dem  äufserst  seltenen  niederdeutschen  Emserschen 
Testament,  von  dem  Dr.  Claussen  kürzlich  ein  fast  vollständiges 
Exemplar  in  einem  Rostocker  Bucheinband  entdeckt  hat.  Schriften 
dieser  Art  werden  natürlich  in  jeder  Hinsicht  wie  andere  selbständige 
Bücher  zu  behandeln  sein.  Ebenso  werden  sich  die  Handschriften, 
soweit  es  nicht  geringfügige  Bruchstücke  sind,  im  allgemeinen  leicht 
in  den  übrigen  Handschriftenbestand  einorden  lassen.  Etwas  schwieriger 
werden  sich  die  noch  übrigen  Makulaturen,  die  in  der  Hauptsache  die 
Gruppen:  Handschriftliche  Fragmente,  Druckfragmente,  Einblattdrucke, 
Holzschnitte  und  Bildschmuck  umfassen,  ordnen  und  katalogisieren 
lassen. 

Für  die  Gruppierung  der  Einblattdrucke  hat  W.  Meyer  im  Zentral  - 
blatt  f.  Bibl.  2,  1885,  das  folgende  Schema  angegeben,  das  in  der 
Münchener  Hofbibliothek  benutzt  worden  ist:  1.  Deutsche  weltliche 
Gedichte  vor  1550,  2.  nach  1550,  3.  Deutsche  geistliche  Gedichte, 
4.   Lateinische   Gedichte,    5.    Geschichtliches:    Zeitungen,    Erlasse  usw. 

6.  Kirchengeschichtliches:    Erlasse  von  Päpsten,  Ablafsbriefe  u.  dergl., 

7.  Geistliche  Prosa:  Gebete,  Thesen,  8.  Varia,  wie  Buchhändleranzeigen, 
Kalender  u.  ä.  Eine  Ordnung  dieser  oder  ähnlicher  Art  dürfte  den 
wissenschaftlichen  Interessen  wohl  im  grofsen  und  ganzen  gerecht 
werden.  Die  Verzettelung  und  Katalogisierung  der  einzelnen  Stücke, 
die  in   diesen  Fällen  ja  als  selbständige  Schriften  anzusehen  sind,   ist 


1)  Zentralbl.  f.  Bibl.  1901.    S.  381 


432  Vierzehnte  Bibliothekarversaininlung 

Sache  der  allgemeinen  Instruktion  für  die  Titelaufnahmen.  Vielleicht 
werden  die  bisher  gültigen  Vorschriften  aber  bald  mehr  oder  weniger 
berichtigt  und  ergänzt  werden  können  an  der  Hand  des  von  der 
Inkunabelkommission  angekündigten  Verzeichnisses  der  älteren  Einblatt- 
drucke, so  dafs  sich  ein  näheres  Eingehen  auf  dies  Thema  vorläufig 
wohl  erübrigt. 

Einzelne  Holzschnitte  und  Bilder,  wenn  man  sie  überhaupt  aus 
dem  Einband  entfernt,  kann  man  vielleicht  versuchen  nach  Künstlern 
zu  ordnen.  Aber  auch  die  Art  der  Technik  und  die  Zeit  der  Ent- 
stehung  mag   hier  bei  der  Gruppierung  berücksichtigt  werden  können. 

Einige  Mühe  wird  überall  die  Ordnung  der  vielen  kleinen  Hand- 
schriften- und  Druckfragmente  machen.  Die  Handschriften-Bruchstücke 
sind  in  älteren  Sammlungen  bisweilen  in  Pergament-  und  Papier- 
handschriften geschieden  worden.  Zweckmäfsiger  scheint  aber  eine 
sachliche  Gruppierung  zu  sein,  vielleicht  eine  ähnliche  wie  die  von 
Meyer  bei  den  Einblattdrucken  angewandte,  die  noch  um  einige  Ab- 
teilungen erweitert  werden  könnte.  Auch  eine  Anordnung  nach  der 
EntstehiiDgszeit  der  Handschriften,  wie  Haebler  sie  empfiehlt,  wäre  zu 
überlegen.  Man  könnte  z.  B.  drei  gröfsere  Gruppen,  nämlich  solche 
mit  frühmittelalterlichen,  spätmittelalterlichen  und  reformationszeitlichen, 
oder  zwei  mit  mittelalterlichen  und  späteren  Stücken  einrichten,  und 
man  könnte  dann  innerhalb  dieser  Gruppen  eine  weitere  Gliederung 
in  gelehrte  und  volkstümliche  Literatur,  eventuell  mit  Unterabteilungen, 
eintreten  lassen. 

Eine  solche  Hauptteilung  nach  chronologischen  Gesichtspunkten 
dürfte  sich  auch  bei  den  Druckfragmenten  empfehlen.  Zwei  Gruppen 
würden  hier  ausreichen:  diejenige  für  die  Inkunabelreste  und  die  für 
die  späteren  Drucke.  Innerhalb  dieser  könnte  man  dann  wieder  das 
inhaltlich  Zusammengehörige  in  ähnlicher  Weise  wie  bei  den  Einblatt- 
drucken ordnen.  Auf  diese  Weise  würde  man  den  wissenschafts- 
geschichtlichen und  zugleich  den  druckgeschichtlichen  Interessen,  die 
sich  gerade  bei  diesen  Literaturresten  oft  gegenüber  stehen,  dienen 
können.  Ein  knappes  Titelverzeichnis  der  genauer  bestimmten  Druck- 
fragmente wird  man  bei  den  herausgelösten  Stücken  um  so  weniger 
für  überflüssig  halten  können,  als  es  sich  hierbei  ja  oft  um 
seltenere  Drucke  handeln  wird. 

Wie  man  aber  auch  in  den  einzelnen  Bibliotheken  —  je  nach 
den  Verhältnissen  und  Beständen  —  über  die  Anordnung  und  Ver- 
zeichnung all  dieser  Literaturreste  entscheiden  mag,  es  wird  bei  der 
einen  und  bei  einer  anderen  Methode  etwas  Brauchbares  zu  schaffen 
sein,  wenn  man  nur  dafür  sorgt,  dafs  den  einzelnen  Gruppen  Register 
beigegeben  werden,  in  denen  unter  gewissen  praktischen  Schlagwörtern, 
wie  etwa  Mainzer,  Nürnberger  Drucke,  Niederdeutsches,  Mystik,  Kalender 
u.  dergl.,  das  unter  irgend  einem  Gesichtspunkt  Zusammengehörige  den 
Forschern  nachgewiesen  wird. 

Derartige  Register  müssen  unter  allen  Umständen  auch  dem  Haupt- 
verzeichnis  der  mit  Makulatur  ausgestatteten  Bibliotheksbände  angehängt 


Aufbewahrung  und  Katalogisierung  der  Einbandinakulatur         433 

werden.  Dann  wird  es,  auch  wenn  nicht  gerade  alles  herausgelöst 
und  zusammengelegt  wird,  nicht  schwierig  sein,  den  Interessenten  einen 
raschen  Ueberblick  über  alles  für  sie  Wichtige  zu  verschaffen,  und  ich 
möchte  glauben,  dafs  dann  auch  Ilaebler  diese  Art  der  Zugänglich- 
machung  nicht  mehr  für  einen  blofsen  dürftigen  Notbehelf  halten  würde. 

Uebeihaupt  denke  ich  es  mir  so,  dafs  die  Benutzung  des  Einband- 
inventars und  die  der  Makulaturmappen  immer  Hand  in  Hand  gehen 
wird.  Schon  deswegen,  weil  das  Inventar  ja  auch  auf  diejenigen 
Stücke  hinweist,  die  nicht  mehr  in  den  alten  Einbänden  stecken,  und 
weil  andererseits  die  herausgelösten  Blätter  wieder  ihre  Eiklärung  und 
Herkunftsbeschreibung  in  jenem  Inventar  finden.  Und  auch  deswegen, 
weil  bei  jeder  neuen  Bestimmung  eines  herausgelösten  Fragments  ein 
entsprechender  Nachtrag  im  Inventar  gemacht  und  weil  bei  nachträg- 
licher Feststellung  eines  wertvollen  Stücks  dieses  gelegentlich  heraus- 
genommen und  der  Mappensammlung  eingereiht  werden  mufs.  Dafs 
bei  dieser  fortwährenden  Bezugnahme  die  losen  Blätter  sofort  eine 
fortlaufende  Abteilungs-  und  Stücknummer  bekommen  müssen,  versteht 
sich  ohne  weiteres.  Aber  auch  die  Hinzufiigung  der  alten  Bandsignatur 
sollte  man  schon  gleich  beim  Herauslösen  niemals  unterlassen. 

Auf  weitere  Einzelheiten  der  Katalogisierung  möchte  ich  hier  nicht 
eingehen.  Vieles  wird  sich  in  einer  Bibliothek  anders  als  in  der 
anderen  einrichten  lassen.  Jedenfalls  möchte  ich  meinerseits  hier  keine 
Vorschriften  formulieren,  die  mit  dem  Anspruch  aufträten,  überall 
passend  und  vorbildlich  zu  sein.  Meine  Absicht  ging  nur  dahin,  ganz 
in  Umrissen,  das  was  mir  für  die  Lösung  der  Makulaturfrage  wichtig 
schien,  anzudeuten  und  zur  Nachprüfung  vorzulegen. 

Wichtig  erschien  mir  aber  —  um  es  noch  einmal  zusammenzufassen 
—  folgendes:  1.  Die  Anlegung  eines  Verzeichnisses  der  mit  wertvoller 
Makulatur  versehenen  Bibliotheksbände,  weil  dies  am  sichersten  über 
alles  in  der  Bibliothek  Vorhandene  orientiert,  weil  es  die  Mittel  zum 
Schutz  der  Seltenheiten  an  die  Hand  gibt,  und  weil  es  bibliotheks- 
geschichtlich wichtig  ist,  da  es  z.  B.  ermöglicht,  die  aus  derselben 
Werkstatt  stammenden  Einbände  festzustellen  u.  dergl.  mehr.  2.  Heraus- 
lösung nur  der  wichtigsten  und  derjenigen  Makulatur,  die  in  den  Ein- 
bänden selbst  auf  keine  Weise  zugänglich  gemacht  weiden  kann,  unter 
möglichster  Schonung  der  Einbände.  Und  3.  Zngänglichmachung  der 
eingeklebten  sowie  der  herausgelösten  Literaturreste  nicht  blofs  durch 
das  Einbandinventar  und  die  Mappengruppierung,  sondern  auch  aufsei 
dem  noch  durch  zweckmäfsige  und  reichhaltige  Registerübersichten. 

Mag  man  aber  auch  diese  Vorschläge  noch  für  zu  bestimmt  und 
zu  weitgehend  halten :  dafs  die  Bibliotheken  es  überhaupt  als  ihre 
Aufgabe  anerkennen  müssen,  ihre  Einbandmakulatur  kennen  zu  lernen, 
zu  schützen  und  zugänglich  zu  machen,  und  dafs  sie  diese  Aufgabe 
durchweg  noch  nicht  erledigt  haben,  wird  man  nicht  mehr  bestreiten 
können.  Und  man  wird  wohl  auch  zugeben  müssen,  dafs  man  Ver- 
anlassung hat,  über  Mittel  und  Wege  zur  Lösung  der  Makulaturfrage 
nachzudenken,   wenn   fast  sämtliche  Bibliotheken  heute  noch  erklären, 


434  Vierzehnte  Bibliothekarversammlung 

dafs  sie  nicht  wissen,  was  noch  in  ihren  Bücherbeständen  an  alten 
Literaturresten  verborgen  sein  mag,  dafs  sie  durchweg  davon  abgesehen 
haben,  solche  Reste  besonders  zu  schützen,  und  dafs  sie  in  der  Regel 
weder  für  die  zweckmäfsige  Aufbewahrung  noch  für  die  Zugänglich- 
machung   derselben  Sorge   getragen   und  Grundsätze  aufgestellt  haben. 

Zum  Schlufs  hätte  ich  hier  gern  noch  einiges  über  die  Technik 
des  Ablösens  der  Maknlaturblätter  und  über  die  Technik  der  alten 
Buchbinder  in  bezug  auf  die  Makulaturbehandlung  hinzugefügt.  Es 
ist  mir  aber  nicht  möglich,  jetzt  näher  auf  diese  Dinge  einzugehen. 
Denn  wenn  ich  auch  nur  in  grofsen  Zügen  die  nach  Gegend  und  Zeit 
aufserordentlich  verschiedene  Arbeitsweise  der  alten  Buchbinder  schildern 
wollte,  so  würde  ich  mich  dabei  auf  ein  Material  stützen  müssen,  das 
nur  aus  vielen  grofsen  Bibliotheken  und  dort  auch  wohl  dann  erst 
gewonnen  werden  kann,  wenn  die  von  mir  gewünschten  Inventarisierungs- 
arbeiten ausgeführt  sein  werden. 

Ich  mufs  mich  deshalb  damit  begnügen,  hier  kurz  darauf  hinzu- 
deuten, dafs  sowohl  bei  der  alten  Holzlederband-Praxis  wie  auch  bei 
der  späteren  Deckelfüllung  mit  Makulaturpappe  die  mannigfachsten 
Gewohnheiten  der  Buchbinder  zu  erkennen  sind,  und  dafs  es  in  den 
einzelnen  Bibliotheken  oft  gar  nicht  schwierig  ist,  allein  auf  Grund 
der  Makulaturbehandlung  die  Bände  bestimmten  Gegenden  und  Zeiten 
zuzuweisen. 

Was  dann  den  zweiten  Punkt,  die  Technik  des  Ilerauslösens  der 
Einbandblätter  anlangt,  so  hätte  hier  wohl  die  Erfindung  besprochen 
werden  sollen,  die  kürzlich  von  der  Frau  Elisabeth  Pfau  in  Leipzig 
gemacht  worden  ist.  Leider  ist  die  Erfinderin  nicht  darauf  eingegangen, 
mir  den  kostbaren  Apparat  für  die  Bibliothekarversammlung  zur  Ver- 
fügung zu  stellen.  Vielleicht  haben  sich  einige  der  Herren  Kollegen 
mit  dem  Verfahren  vertraut  gemacht.  Herr  Geheimrat  Boysen  hat  dem 
auffallend  teuren  Patent  eine  Empfehlung  auf  den  Weg  gegeben.  Von 
anderer  Seite  höre  ich,  dafs  man  keine  grofsen  Hoffnungen  darauf 
setzen  darf.  Es  wird  also  vorläufig  wohl  bei  dem  gewöhnlichen,  in 
den  Bibliotheken  ziemlich  bekannten  und  von  Haebler  in  seinem  Auf- 
satz beschriebenen  Verfahren  der  Blattablösung  bleiben  müssen,  das 
übrigens  den  Vorzug  grofser  Einfachheit  und  durchgehender  Zuverlässig- 
keit hat. 

Noch  eines  mufs  ich  hier  zuletzt  erwähnen.  Es  sind  das  die  Be- 
stimmungen der  Langerschen  Privatbibliothek  über  Bucheinbände,  die 
Kollege  Dolch  aufgestellt  und  im  vorletzten  Heft  des  Zentralblatts 
abgedruckt  hat.  In  dem  Aufsatz  finden  sich  viele  wertvolle  Angaben 
über  die  verschiedenen  Stoffe  und  Verwendungsweisen  der  Einband- 
makulatur und  besonders  auch  über  die  verschiedenen  Auslösungs- 
verfahren. Ich  kann  auf  den  mir  leider  etwas  spät  bekannt  gewordenen 
Aufsatz  nur  auf  das  nachdrücklichste  hinweisen,  besonders  würde  ich 
mich  aber  freuen,  wenn  Herr  Kollege  Dolch  hier  selbst  noch  aus 
seinen    reichen  Erfahrungen    einiges    von   dem  hinzufügen  würde,    was 


Die  Mainzer  Stadtbibliothek  435 

ich   z.  T.  absichtlich,   z.  T.  weil   ich  weniger  damit  vertraut  war,   bei- 
seite gelassen  habe.  

Bibl.  Dolch-Braunau  legt  Proben  der  sehr  sorgfältigen  Makulatur- 
behandlung in  der  Langerschen  Privatbibliothek  vor  (vgl.  Zbl.  1913. 
S.  73  ff.). 

7.    Die  Mainzer  Stadtbibliothek. 

Vortrag  vor  Besichtigung  der  Bibliothek  gehalten  vom  Direktor 
Prof.  Dr.  Gustav  Binz. 

M.  D.  u.  IL!  Der  in  unserem  Programm  angekündigte  einleitende 
Vortrag,  der  der  Besichtigung  unserer  neuen  Bibliothek  vorangehen 
soll,  hat  zwei  Aufgaben  zu  erfüllen.  Einmal  möchte  er  kurz  über 
die  Entwickelung  unserer  Anstalt  berichten  und  dann  die  für  einen 
verständnisvollen  Rundgang  unerläfslichen  Mitteilungen  über  Anlage 
und  Einrichtungen  des  Hauses  geben.  Der  geschichtliche  Rückblick 
wird  sich  auf  das  Nötigste  beschränken.  Denn  die  Zeit  zur  Abfassung 
einer  wirklichen  Geschichte  unserer  Anstalt  ist  noch  nicht  da;  sie  wird 
erst  kommen,  wenn  die  vor  einigen  Jahren  begonnene  Neukatalogisierung 
der  Bibliothek,  bei  der  auf  die  Herkunft  unserer  Bücher  besonders  zu 
achten  sein  wird,  und  die  Neuordnung  unseres  Archivs,  die  wir  in 
diesen  Tagen  erst  in  Angriff  nehmen,  ihren  Abschlufs  erreicht  haben. 
Auch  dann  werden  vermutlich  grofse  Lücken  klaffen,  da  die  in  Betracht 
kommenden  Akten  und  sonstigen  Zeugnisse  grofsenteils  in  alle  Himmels- 
richtungen zerstreut  oder  ganz  untergegangen  oder  zum  mindesten  ver- 
schollen sind.  Einige  Hauptdaten  aus  der  Entwickelungsgeschichte 
mögen  daher  für  einstweilen  genügen. 

Unsere  Stadtbibliothek  ist  hervorgegangen  aus  der  im  Jahre  1477 
von  Erzbischof  Diether  von  Isenburg  zugleich  mit  der  Universität 
begründeten  Universitätsbibliothek.  Das  alte,  um  1750  wohl  noch 
vorhandene,  inzwischen  aber  bis  auf  drei  Blätter  verschwundene  Ver- 
zeichnis der  Wohltäter  der  Universität  weifs  von  manchen  Schenkungen 
an  die  Bibliothek  zu  berichten.  So  schenkte  der  erste  Rektor  der 
Universität  Jakob  Weider  von  Siegen,  ordentlicher  Professor  ier 
Theologie,  ad  communem  liberariam  universitatis  23  Bücher;  ihm  folgten 
der  Professor  Johannes  Quattermart  von  Köln  mit  30,  der  Lizentiat 
Anton  Drapp  von  Ingelheim  mit  120,  der  Magister  Konrad  Sommer 
von  Homburg  mit  60  Büchern;  noch  öfters  begegnet  uns  diese  liberaria 
communis  universitatis  in  dem  Geschenkgeberverzeichnis;  einmal,  gegen 
Ende  des  15.  Jahrhunderts,  vernehmen  wir  auch  von  der  Spende  zweier 
Goldgulden  ad  structuram  liberariae  universitatis,  wobei  wir  wohl 
weniger  an  einen  besonderen  Bibliotheksbau,  als  an  die  Einrichtung 
geeigneter  Räume  zu  denken  haben.  Vermutlich  waren  unter  diesen 
Schenkungen  manche  Erzeugnisse  der  ältesten  Mainzer  Pressen,  die 
heute  einen  unschätzbaren  Wert  für  uns  hätten.  Leider  aber  ist  vod 
allen  diesen  Schätzen  so  gut  wie  nichts  auf  uns  gekommen  infolge 
der  Plünderung  der  Mainzer  Bibliotheken  durch  die  Schweden  in  den 
dreifsiger   Jahren    des    17.  Jahrhunderts,    die    offenbar    auch    mil    den 


436  Vierzehnte  BibliotlitkarversanimluDg 

Beständen  der  Universitätsbibliothek  gründlich  aufgeräumt  hat.  Wir 
schliefsen  das  aus  dem  Umstand,  dafs  in  den  beiden  noch  erhaltenen 
Bänden  des  Katalogs  der  Universitätsbibliothek  aus  dem  Jahr  1756, 
welche  die  geschichtlichen  und  die  rechtswissenschaftlichen  Bücher 
umfassen,  fast  gar  keine  Bücher  aufgeführt  werden,  die  vor  dem  Jahr 
1650  erschienen  sind.  So  mufste  die  Universitätsbibliothek  um  1650 
fast  ganz  neu  geschaffen  werden.  Sie  scheint  sich  sehr  langsam  ent- 
wickelt zu  haben,  zählte  sie  doch  um  1750  erst  7000  Bände.  Einen 
neuen  Aufschwung  brachte  die  Restauration  der  Universität  1784  mit 
der  Eröffnung  neuer  Geldquellen  und  die  Einverleibung  der  bedeutenden 
Bibliothek  des  1773  aufgehobenen  Jesuitenkollegiums  und  etwas  später 
diejenige  der  säkularisierten  Mainzer  Klöster,  vor  allem  der  an  Hand- 
schriften und  alten  Drucken  reichen  Kartaus,  wodurch  die  Zahl  der 
Bände  auf  die  für  die  damalige  Zeit  höchst  ansehnliche  Summe  von 
rund  80  000  anstieg. 

Hervorragende  Gelehrte  wie  Johannes  von  Müller  und  Georg  Forster 
waren  mit  der  Nutzbarmachung  dieser  Bücherschätze  beschäftigt  und 
alles  schien  eine  frohe  Zukunft  für  die  Bibliothek  zu  versprechen,  da 
brachten  die  politischen  Ereignisse  den  Zusammenbruch  des  Kurstaats 
und  damit  zugleich  den  der  neu  aufblühenden  Universität.  Die  Lage 
der  Stadt  schien  nach  all  den  schweren  Ereignissen  der  neunziger 
Jahre  so  trostlos,  dafs  der  damalige  Bibliothekar  Gotthelf  Fischer,  dem 
die  Wissenschaft  aufser  wertvollen  naturwissenschaftlichen  Werken 
auch  Untersuchungen  über  die  Anfänge  der  Druckkunst  und  die 
Bibliothek  die  Herstellung  eines  heute  noch  gute  Dienste  leistenden 
Sachkatalogs  verdankt,  in  einer  verzweifelten  Auffassung  der  Aus- 
sichten der  Bibliothek  sich  dazu  entschloss,  die  für  die  Wissenschaft 
besonders  wertvollen  ältesten  Drucke  zur  Sicherung  ihrer  Erhaltung 
nach  Paris  in  die  Nationalbibliothek  zu  verbringen.  Die  französische 
Regierung  trat  im  Tausch  dagegen  mehrere  tausend  französische  Werke 
vornehmlich  geschichtlichen  und  geographischen  Inhalts  ab,  die  zwar 
grofsenteils  auch  heute  noch  ihren  Wert  haben,  aber  an  Bedeutung 
doch  lange  nicht  dem  gleichkommen,  was  unsere  Bibliothek  damals 
verloren  hat. 

Im  Jahre  1803  verfügte  Napoleon,  dafs  die  bisherige  Universitäts- 
bibliothek in  das  Eigentum  der  Stadt  übergehen  und  von  ihr  weiter 
unterhalten  und  ausgebaut  werden  solle.  Vergebens  wehrte  sich  die 
Stadt  gegen  die  unter  dem  Drucke  der  traurigen  Zeit  doppelt  empfind- 
liche Verpflichtung.  Es  blieb  bei  der  kaiserlichen  Verfügung  vom 
Jahre  1803  und  so  kann  dieses  Jahr  in  gewissem  Sinne  als  das 
Gründungsjahr  unserer  Stadtbibliothek  angesehen  werden. 

Längere  Zeit  fristete  nun  die  Bibliothek  notdürftig  ihr  Dasein. 
Erst  mit  der  Besserung  der  allgemeinen  Lage  verbesserte  sich  auch 
ihr  Schicksal.  Allmählich  flössen  die  Mittel  reichlicher.  Schliefslich 
wurde  die  Bibliothek  so  umfänglich,  dafs  der  Raum  in  dem  seit  1740 
innegehabten  Heesschen  Hause  an  der  Ecke  der  Grofsen  Bleiche  und 
des  Neubrunnenplatzes    zu  eng  wurde    und  eine  Ueberführung   in  das 


Die  Mainzer  Sfacttbibliothek  437 

neu  hergerichtete  kurfürstliche  Schlofs,  wohin  die  Altertümersammlung 
und  die  natur-  und  kunstgeschichtlichen  Samminngen  schon  1842 
vorausgegangen  waren,  sich  1845  als  nötig  erwies.  Dort  ist  nun  die 
Bibliothek  verblieben,  bis  auch  diese  Räumlichkeiten  ihr  wieder  zu 
eng  und  auch  sonst  zu  unbequem  wurden.  Diese  Zeit  der  zweiten 
Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  war  eine  Zeit  ruhiger  Entwicklung,  in 
der  das  Bestreben  der  Verwaltung  vor  allem  darauf  gerichtet  war, 
die  Benützung  der  Bibliothek  zu  heben  und  das  Interesse  der  Einwohner- 
schaft für  sie  zu  vertiefen  und  auszudehnen.  Das  ist  ihr  auch  durch- 
aus gelungen,  wie  nicht  nur  der  steigende  Besuch,  sondern  namentlich 
auch  die  zahlreichen  Schenkungen  grösserer  und  kleinerer  Privat- 
bibliotheken beweisen,  die  der  Bibliothek  im  Laufe  der  Jahre  zu- 
geflossen sind. 

Der  Bibliothek  ist  bei  ihrer  Uebersiedelung  in  das  kurfürstliche 
Schlofs  das  städtische  Archiv  angegliedert  worden,  das  leider  nur 
in  einzelnen  Stücken  über  die  französische  Zeit  hinaufreicht,  eine  ge- 
wisse Vollständigkeit  erst  von  da  ab  aufweist.  Auch  dieser  Teil  der 
Sammlung  ist  allmählich  so  angewachsen,  dafs  ihm  im  neuen  Hause 
ganz  gesonderte  Räume  zugewiesen  werden  mufsten.  Die  unaufschieb- 
bar gewordene  gründliche  Neuordnung  und  Verzeichnung  dieser  Be- 
stände wird  die  Aufgabe  unseres  seit  dem  15.  April  tätigen  wissen- 
schaftlichen Hilfsarbeiters  sein. 

Zu  der  Bibliothek  gehört  ferner  die  Münzsammlung,  deren 
Grundstock,  die  Würdtweinsche  Sammlung,  als  Anschauungsmaterial 
für  den  Universitätsunterricht  in  der  Münzkunde  und  den  anderen 
geschichtlichen  Hilfswissenschaften  unter  dem  Kurfürsten  Erthal  er- 
worben wurde.  Sie  ist  weiterhin  fast  ausschliefslich  durch  hier  aus- 
gegrabene römische  und  mittelalterliche  Münzen  und  durch  Neu- 
anschaffungen mainzischer  Prägungen  erweitert  und  vervollständigt 
worden  und  hat  sich  namentlich  in  den  allerletzten  Jahren  reicher 
Zuwendungen  eines  opferwilligen  Freundes  zu  erfreuen  gehabt,  die 
unsere  Moguntinenabteilung  zur  schönsten  und  reichsten  ihrer  Art 
gemacht  haben  dürften.  Für  die  Bedürfnisse  der  Münzsammlung,  die 
wir  Ihnen  leider  nicht  zeigen  können,  da  sie  gegenwärtig  noch  zur 
Neuordnung  und  Inventarisierung  in  der  Münzsammlung  des  Kaiser- 
Friedrich -Museums  in  Berlin  weilt,  das  in  höchst  dankenswerter  Weise 
uns  diese  aufserordentlich  schätzbare  Hilfe  leistet,  ist  im  neuen  Hause 
besondere  und  hoffentlich  für  immer  ausreichende  Vorsorge  durch  Ein- 
richtung eines  eigenen  feuer-  und  einbruchssicheren  Raumes  getroffen 
worden. 

Den  jüngsten  Bestandteil  der  Bibliothek  bildet  das  im  Jahre  1901 
im  Anschlufs  an  die  grofse  Gutenbergfeier  von  1900  eröffnete  Guten- 
berg-Museum, das  dem  Andenken  an  den  Erfinder  der  Druckkunst 
und  der  Aufhellung  der  Geschichte  und  Ausbreitung  seiner  Erfindung 
von  ihren  ersten  Anfängen  bis  zu  unseren  Tagen  gewidmet  sein  soll. 
Ihm  ist  der  gröfste  Teil  des  ersten  Stockes  eingeräumt.  Während  im 
kurfürstlichen    Schlofs    die    Ausstellung     einen    ganz    provisorischen 

XXX.    9.  io.  3u 


438  Vierzehnte  BibliothekarversammluDg 

Charakter  trug-  und  vielfach  noch  die  Eile  and  Systemlosigkeit  er- 
kennen liefs,  mit  der  das  Material  bei  der  ersten  Einrichtung  hatte 
zusammengerafft  werden  müssen,  sind  wir  bei  der  Neueinrichtung  be- 
müht gewesen,  planmäfsig  vorzugehen  und  nur  das  auszulegen,  was 
durch  den  Zweck  des  Museums  gefordert  wird,  in  einer  systematischen 
Ordnung,  die  nur  dort,  wo  es  sich  nicht  umgehen  liefs,  den  Anforderungen 
der  Aesthetik  Zugeständnisse  macht.  Wie  weit  unsere  Bemühungen 
von  Erfolg  gekrönt  sind  —  die  Hauptarbeit  und  das  Hauptverdienst 
an  der  Neueinrichtung  ist  dem  Herrn  Kollegen  Dr.  Tronnier  zugefallen  — 
werden  Sie  selbst  heute  sehen  können.  Wir  bitten  nur,  zu  beachten, 
dafs  die  Ausstellung  leider  noch  nicht  in  allen  Teilen  so  fertig  ist, 
wie  wir  sie  Ihnen  gerne  vorgeführt  hätten,  und  ferner,  dafs  unser 
Raum  nicht  hinreicht,  alles  das,  was  zu  unserer  Aufgabe  gehört,  auf 
einmal  dem  Beschauer  vor  Augen  zu  bringen.  Diesem  Nachteil  werden 
wir  durch  möglichst  häufigen  Wechsel  eines  Teils  der  Ausstellung  zu 
begegnen  trachten. 

In  unserer  Uebersicht  über  die  Entwicklung  unserer  Anstalt  sind 
wir  so  schon  bis  zur  Gegenwart  herangekommen.  Ich  wende  mich 
jetzt  der  Schilderung  unseres  Hauses  und  unserer  heutigen  Ein- 
richtungen zu.  Für  die  Planung  des  Neubaues  waren  folgende 
Hauptforderungen  zu  berücksichtigen.  Aufser  der  eigentlichen  Bibliothek 
und  dem  Archiv  sollten  untergebracht  werden  die  Münzsammlung  und 
das  Gutenberg-Museum;  aufserdem  sollten  die  Sammlungen  des  Vereins 
für  plastische  Kunst  eine  vorläufige  Unterkunft  finden,  bis  ihnen  etwa 
in  einem  später  zu  schaffenden  Museum  der  bildenden  Künste  eine 
bleibende  Stätte  eingerichtet  werden  könnte.  Diese  Räume  sollten  so 
angelegt  werden,  dafs  sie  nach  Ausquartierung  der  plastischen  Sammlung 
auch  für  die  Bibliothek  sich  eigneten,  eine  Forderung,  die  sich  im 
Verlauf  der  Projektierung  allerdings  als  fast  unerfüllbar  erwies.  Aus 
dem  Bauprogramm  schien  sich  die  innere  Disposition  fast  von  selbst 
zu  ergeben.  Das  Erdgeschofs  und  die  Halle  des  Zwischengeschosses 
wurden  der  plastischen  Sammlung  zugewiesen,  der  erste  Stock  dem 
Gutenberg -Museum  und  dem  Münzkabinett,  der  zweite  Stock  den  Ver- 
waltungsräumen  der  Bibliothek;  eine  Hausmeisterwohnung  fand  Platz 
an  der  Hofseite  des  Erdgeschosses  im  rheinaufwärts  gelegenen  Teil 
des  Hauses. 

Die  durch  Bauvorschriften  begrenzte  Höhe  des  Hauses  wurde  mafs- 
gebend  für  die  Höhe  der  einzelnen  Stockwerke:  das  macht  sich  im 
Gutenberg -Museum  etwas  fühlbar.  Die  wünschenswerte  Trennung  von 
Verwaltungs-  und  Bücherräumen  konnte  nicht  vollständig  durchgeführt 
werden,  da  mit  Rücksicht  auf  die  Kosten  das  über  den  Verwaltungs- 
räumen befindliche  Dachgeschofs  für  Aufbewahrung  von  Büchern  oder 
Archivalien  ausgenützt  werden  mufste.  Wir  haben  uns  entschlossen, 
in  diesem  etwas  weniger  leicht  zugänglichen  Teil  des  Hauses  die 
seltener  gebrauchten  Bestände,  das  Archiv,  die  Handschriften  und 
Inkunabeln  aufzubewahren.  Für  ihre  Sicherheit  ist  durch  absolut 
feuerfeste    Konstruktion    in    Eisenbeton    und    Eisen    nach    Möglichkeit 


Die  Mainzer  Stadtbibliothek  439 

Sorge  getragen.  Für  die  Ausdehnung  des  Archivs  auf  seinen  doppelten 
Umfang  steht  ein  ganzes  Keservegeschofs  unter  dem  Dach  zur  Ver- 
fügung. 

Die  Räume  des  Bücherhauses  sollten  zunächst  für  mindestens 
30  Jahre  hinreichen,  Erweiterungsmöglichkeit  auf  etwa  100  Jahre  wurde 
durch  Reservierung  eines  bis  zur  Greiffenkl austraf se  durchgehenden 
Landstreifens  in  der  Breite  des  Bücherbaus  mit  den  für  genügende 
Lichtzufuhr  nötigen  Schutzzonen  gesichert.  Die  Verwaltungsräume 
mufsten  von  Anfang  an  auskömmlieh  berechnet  werden,  da  dort  — 
das  Haus  sollte  eingebaut  werden  —  eine  Anbaumöglichkeit  für  später 
nicht  vorhergesehen  werden  konnte.  Wir  glauben,  mit  den  schliefslich 
angenommenen  Flächenräumen  den  Bedürfnissen  der  Zukunft  gebührend 
Rechnung  getragen  zu  haben;  nur  der  Katalograum  wird  sich  vielleicht 
bald  als  etwas  knapp  erweisen. 

Wo  die  Interessen  der  Benutzer  und  der  Verwaltung  hinsichtlich 
der  Anordnung  der  Räume  miteinander  in  Widerspruch  gerieten,  haben 
wir  uns  im  allgemeinen  zugunsten  der  Benutzer  entschieden  z.  B.  in 
der  Lage  des  Katalograums,  der  unmittelbar  neben  das  Ausleihezimmer 
gebracht  wurde,  für  die  Katalogisierungsarbeiten  und  die  Lesesaal- 
benützer  ein  wenig  abseits.  Das  Hin-  und  Hergehen  der  Beamten 
wird  durch  telephonische  Verbindung  der  Arbeitsstellen  untereinander, 
teilweise  auch  durch  Rohrpostverbindung  zwischen  Lesesaal  und  Aus- 
leihezimmer auf  ein  Minimum  reduziert. 

Sehr  bequem  für  das  Ausleihegeschäft  ist  die  Lage  des  Ausleihe- 
raums unmittelbar  am  Eingang  zum  Büchergebäude  auf  dem  mittleren 
der  neun  Geschosse  des  Bücherhauses  und  die  sehr  günstige  Raum- 
verteilung im  letzteren,  die  uns  gestattet,  die  neueren  am  häufigsten 
benützten  Abteilungen  unserer  Bibliothek  in  der  natürlichen  Reihen- 
folge ihrer  Numerierung  in  dem  4.,  5.  und  6.  der  neun  Geschosse, 
also  in  nächster  Nähe  des  Ausleiheraums  unterzubringen.  Für  die 
Bewegung  gröfserer  Lasten  bedienen  wir  uns  des  mit  einer  Tragkraft 
von  300  kg  ausgestatteten  Personenaufzugs  und  der  allerdings  noch 
nicht  in  befriedigender  Form  vorhandenen  Bücherwagen.  Im  Notfall 
dienen  zwei  feuersichere  Treppen  am  Anfang  und  Ende  des  Bücher- 
hauses einer  ungehinderten  Verbindung  der  verschiedenen  Stock- 
werke. 

Die  von  uns  gewählten  Büchergestelle,  die  an  den  eisernen  Trägern 
der  Konstruktion  des  Büchergebäudes  aufgehängt  sind,  haben  als  ganz 
neue  Erfindung  des  Herrn  Lipman  von  der  Firma  Wolf  Netter  &  Jacobi 
in  Strafsburg  bisher  noch  nirgends  sonst  Verwendung  gefunden.  Sie 
stellen  seinem  früheren  System  gegenüber  hinsichtlich  der  leichteren 
Auswechslungsmöglichkeit  der  einzelnen  Einlagen  unseres  Erachtens 
einen  merklichen  Fortschritt  dar;  sie  haben  sich  namentlich  während 
des  Umzugs,  aber  auch  seither  als  praktisch  bewährt. 

In  der  Zusammenrückung  der  Gestelle  sind  wir  mit  einem  Achsen- 
abstand von  1,6  m  bei  einer  Tiefe  der  Fufseinlagen  von  0,35  m  wohl 
bis  zur   zulässigen  Grenze    gegangen;    wo    die  Gestelle    völlig    besetzt 

30* 


440  Vierzehnte  Bibliothekarversammlung 

sind  und  kein  Licht  mehr  durchlassen,  ist  die  Belichtung  der  zwischen 
Fenstern  und  Mittelgang  etwa  7.5  m  messenden  Seitengänge  an  trüben 
Tagen  infolgedessen  nicht  überall  ganz  genügend  und  mufs  durch  die 
noch  nicht  auf  allen  Stockwerken  ausreichend  vorhandene  elektrische 
Beleuchtung  ergänzt  werden. 

Wenn  wir  mit  den  auf  Seren  Einrichtungen  unserer  Bibliothek, 
bei  denen  der  Erbauer  des  Hauses,  Herr  Baurat  Gelins,  den  Wünschen 
der  Bibliotheksverwaltung  in  erfreulicher  Weise  nach  Möglichkeit  ent- 
sprochen hat,  wohl  hoffen  dürfen,  den  heutigen  Ansprüchen  zu  genügen, 
so  stehen  wir  dagegen  leider  mit  unseren  inneren  Einrichtungen 
weniger  musterhaft  da.  Die  Kataloge,  der  beste  Gradmesser  der 
Ordnung  einer  Bibliothek,  liegen  bei  uns  sehr  im  Argen.  Zwar  ist  es 
nicht  mehr  so  schlimm  wie  zu  Zeiten  Gottheit  Fischers,  der  wohl  mit 
einiger  Uebertreibung  sagte,  dafs  er  bei  seinem  Amtsantritt  gar  keinen 
Katalog  seiner  Bibliothek  vorgefunden  habe  und  deswegen  genötigt 
gewesen  sei,  einen  neuen  Sachkatalog  für  die  80  000  Bände  anzulegen, 
was  er  in  der  erstaunlich  kurzen  Zeit  von  zwei  Jahren  fertig  gebracht 
halien  will.  Aber  recht  unbefriedigend  sind  die  Verhältnisse  doch 
noch.  Ein  Standortskatalog  existiert  bei  uns  nicht;  ebensowenig  ein 
Sachkatalog,  da  man  die  in  mehrjährigen  Perioden  veröffentlichten,  in 
grofsen  Gruppen  alphabetisch  geordneten  Auswahlverzeichnisse  der 
zweiten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  doch  nicht  als  Ersatz  eines  solchen 
gelten  lassen  kann.  Der  alphabetische  Bandkatalog  aber  leidet  an  so 
vielen  Mängeln,  dafs  ich  gar  nicht  anfangen  will,  sie  aufzuzählen. 
So  haben  wir  uns  notgedrungen  zu  einer  vollständigen  Neukatalogisierung 
unserer  Bibliothek  auf  Grund  der  Bücher  selbst  entschlossen  und  mit 
der  Anlage  eines  Zettelkatalogs  im  Herbst  1909  begonnen.  Die  Titel- 
kopien werden  auf  der  Schreibmaschine  mittelst  Durchschlags  in  drei 
Exemplaren  hergestellt,  deren  erstes  für  den  alphabetischen  Katalog 
bestimmt  ist,  während  das  zweite  —  vorläufig  in  alphabetischer  Ordnung 
aufbewahrt  —  zur  Herstellung  eines  Sachkatalogs,  das  dritte  für  den 
Standortskatalog  dient.  In  Sönneckenkapseln  vereinigt  stehen  diese 
Kataloge  unseren  Lesern  zur  Verfügung.  Für  die  Titelaufnahmen  wie 
für  die  Einordnung  der  Zettel  in  den  alphabetischen  Katalog  halten 
wir  uns  an  die  preufsische  Instruktion.  Beide  Arbeiten  werden  von 
unseren  Assistentinnen  zur  vollen  Zufriedenheit  erledigt,  während  die 
Herstellung  des  Sachkatalogs  unserem  neuen  wissenschaftlichen  Hilfs- 
arbeiter vorbehalten  bleiben  soll.  Diese  Aufgaben  werden  natürlich 
voraussichtlich  Jahrzehnte  zu  ihrer  Erledigung  erfordern.  Nicht  minder 
grofs  sind  die  Anforderungen,  welche  die  Neuordnung  des  Archivs 
und  dessen  Repertorisierung  wie  auch  der  Ausbau  und  die  zweck- 
mäfsige  Verzeichnung  des  Inhalts  des  Gutenberg -Museums  an  die 
Arbeitslust  und  die  Arbeitskraft  unserer  Beamten  stellen.  Daneben 
suchen  wir  nach  Möglichkeit  unsere  Bibliothek  zum  Mittelpunkt  aller 
in  Mainz  vorhandenen  Bibliotheken  von  Behörden,  Schulen,  Vereinen  usw. 
zu  machen  und  haben  einen  Anfang  dazu  wenigstens  mit  der  Anlage 
eines  zentralen  Zeitschriftenverzeichnisses  und  mit  der  Verwahrung  und 
Verwaltung  einiger  Vereinsbibliotheken  schon  gemacht. 


Mitgliederversammlung  des  V.  D.  B.  441 

Es  würde  zu  weit  führen,  wollte  ich  Ihnen  über  unsere  übrigen 
Arbeiten  noch  eingehender  Bericht  erstatten.  Nur  eines  möchte  ich 
noch  erwähnen.  Wir  bemühen  uns,  ernsthafte  Bedürfnisse,  denen  wir 
aus  eigenen  Mitteln  nicht  genügen  können,  mit  Hilfe  der  mehr  oder 
weniger  benachbarten  Schwesteranstalten  zu  befriedigen.  So  beziehen 
wir  regelmäfsig  ein-  oder  zweimal  wöchentlich  aus  Darmstadt  und 
Giefsen  gröfsere  Sendungen,  auch  Strafsburg,  Stuttgart,  Berlin,  Frank- 
furt und  München  nehmen  wir  öfter  in  Anspruch.  Allen  sei  auch 
hier  für  ihr  freundliches  Entgegenkommen  herzlich  gedankt.  Die  Kosten 
dafür  nehmen  wir  gröfstenteils,  so  wreit  es  sich  nicht  um  vereinzelte 
oder  besonders  dringliche  Bestellungen  handelt,  auf  unsere  Kasse. 
Dem  Wunsche  nach  einer  möglichsten  Vereinfachung  dieses  Leih- 
verkehrs durch  Vereinheitlichung  der  Vordrucke  und  Annahme  eines 
Verfahrens  ähnlich  dem  bei  den  schweizerischen  Bibliotheken  üblichen, 
das  allerdings  durch  die  dort  bestehenden  günstigeren  Posteinrichtungen 
erleichtert  ist,  möchte  ich  bei  dieser  Gelegenheit  gerne  Ausdruck 
geben  dürfen. 

Es  wird  aber  Zeit,  dafs  ich  meinen  einleitenden  Vortrag  beendige, 
um  Sie  nicht  Länger  von  der  eigentlichen  Aufgabe  des  heutigen  Nach- 
mittags, der  Besichtigung  unseres  Neubaus,  abzuhalten.  Ich  schliefse 
mit  dem  Wunsche,  dafs  Sie  aus  meinen  Worten  wie  aus  dem  Rund- 
gang den  Eindruck  davontragen  möchten,  dafs,  wenn  wir  auch  noch 
lange  nicht  in  jeder  Hinsicht  Vollkommenes  oder  auch  nur  Annehm- 
bares in  unseren  Einrichtungen  zu  bieten  haben,  wir  uns  doch  nach 
Kräften  bemühen,  der  Vollkommenheit  uns  zu  nähern,  des  Spruches 
eingedenk,  dafs,  wer  rastet,  rostet. 

8.   Mitgliederversammlung  des  V.  D.  B. 

Der  Schriftführer  Bibl.  Dr.  Hilsenbeck  erstattet  den  Geschäfts- 
bericht: Die  Mitgliederzahl  des  Vereins  betrug  zur  Zeit  der  vorigen 
Versammlung  457,  der  Abgang  betrug  11  (6  durch  Tod,  5  infolge 
Ausscheidens  aus  dem  Amt),  der  Zugang  13.  Gegenwärtiger  Stand 
also  459. 

Den  Kassenbericht  erstattete  der  Schatzmeister  Bibl.  Philipp: 
Die  Einnahmen  betrugen  im  Jahr  1912  1480,85  M.,  die  Ausgaben 
1335,56,  der  Ueberschufs  also  145,29  M.  Der  Stand  des  Vermögens 
am  8.  Mai  1913  beträgt  3705,32  M.,  354  M.  Mitgliederbeiträge  stehen 
noch  aus.  Für  die  gesondert  zu  verwaltende  Stiftung  von  10  000  M.  ist 
die  Schenkungssteuer  von  500  M.  bis  auf  einen  kleinen  Rest,  den  die 
Vereinskasse  zugeschossen  hat,  aus  freiwilligen  Beiträgen  der  Mitglieder 
gedeckt  worden,  dagegen  waren  234.05  M.  nach  dem  damaligen  Kurs 
bei  der  Eintragung  von  10  000  M.  zu  4°/0  in  das  Reichsschuldbuch  hinzu- 
zuzahlen. Nach  deren  Abzug  betragen  die  Zinsen  der  Stiftung  bis 
Dezember  1912  563,70  M.  Es  ist  noch  nicht  darüber  verfügt,  um  sie 
nötigenfalls  für  die  Veröffentlichung  der  Kommission  für  Verwaltungs- 
praxis  freizuhalten.     Die  Rechnung   ist  von   den  Ausschufsmitgliedern 


442  Vierzehute  BibliotkekarversaimnluDg 

Revisor  und  Helfsig  geprüft  und  wird  von  der  Versammlung,  ebenso 
wie  der  Geschäftsbericht,  genehmigt.  Es  wird  angeregt,  behufs  besserer 
Uebersicht  den  Kassenbericht  in  Zukunft  für  die  Versammlung  zu  ver- 
vielfältigen und  bei  der  Versendung  des  Jahrbuchs  gedruckte  Post- 
anweisungen für  den  Mitgliedsbeitrag  beizulegen. 

Eine  längere  Debatte  knüpft  sich  an  eine  Anfrage  von  Loubier- 
Berlin  betreffend  die  Teilnahme  von  Damen  und  überhaupt  von  nicht 
wissenschaftlichen  (mittleren)  Bibliotheksbeamten  an  der  Versammlung. 
Die  Meinungen  darüber  sind  sehr  geteilt.  Die  Zulassung  von  Nicht- 
mitgliedern  erfolgt  auf  Grund  des  §  2,  Abs.  2,  Sehlufssatz,  der  Satzung 
(vgl.  auch  den  Beschlufs  der  Posener  Versammlung,  Zbl.  1905,  S.  491). 
Der  Vorstand  wird  sich  in  dieser  Frage  mit  dem  Ausschufs  in  Be- 
nehmen setzen  und  gegebenenfalls  einen  Antrag  bei  der  Mitglieder- 
versammlung stellen. 

Jaeschke -Düsseldorf  beantragt,  dafs  in  das  Jahrbuch  auch  die- 
jenigen Vulksbibliotheken  aufgenommen  werden  sollen,  welche  einen 
Bestand  von  mindestens  10  000  Bänden  und  einen  Anschaffungsfonds 
von  mindestens   10  000  M.  haben.     Der  Antrag  wird  angenommen. 

Maas-Berlin  regt  an,  auf  die  Tagesordnung  mehr  Themen  von 
allgemeinem  Interesse  zu  setzen  und  sie  nach  Analogie  anderer  Ver- 
eine durch  Referenten  und  Korreferenten  behandeln  zu  lassen.  Der 
Vorsitzende  betont  dem  gegenüber,  dafs  geschichtliche  Themen  wissen- 
schaftlichen Charakters,  wie  diesmal,  nicht  fehlen  dürfen.  Die  rein 
praktischen,  bibliothekstechnischen  Fragen  würden  schon  durch  die 
Berichte  der  Kommissionen  in  hohem  Mafse  gefördert. 

Der  V.  D.  B.  ist  aufgefordert,  zwei  Mitglieder  zu  der  Ständigen 
Kommission  für  Abhaltung  von  internationalen  Archivar-  und  Biblio- 
thekar-Kongressen zu  entsenden.  Es  wird  dazu  der  jeweilige  1.  Vor- 
sitzende bestimmt;  das  zweite  Mitglied  soll  von  Fall  zu  Fall  vom 
Ausschufs  gewählt  werden. 

Der  nächste  Bibliothekartag  soll  Pfingsten  1914  in  Leipzig  statt- 
finden. Von  Amerika  ist  angeregt,  bei  Gelegenheit  der  Leipziger 
Ausstellung  eine  internationale  Konferenz  zu  veranstalten.  Der  Be- 
schlui's darüber  würde  der  Commission  permanente  zustehen,  die  Ein- 
berufung für  1914  wird  aber,  abgesehen  von  anderen  Gründen,  schon 
durch  die  Kürze  der  Zeit  unmöglich  gemacht  werden.  Dagegen  wird 
in  Aussicht  genommen,  zur  deutschen  Bibliothekarversammlung  in 
Leipzig  auch  die  Kollegen  des  Auslandes  einzuladen. 

In  die  „Zeitungskommission"  (oben  S.  404)  werden  gewählt  Ermisch- 
Dresden,  Hilsenbeck-München,  Xörrenberg -Düsseldorf,  Paalzow- 
Berlin,  Schmidt- Darmstadt,  Wolfram -Strafsburg. 

Wahlen  finden  diesmal  nicht  statt.  Im  Namen  der  Versammlung 
dankt  Schwenke-Berlin  dem  Vorstand  für  die  Geschäftsführung  im 
abgelaufenen  Jahre  und  während  der  Tagung. 


Die  Briefsaiamlungen  des  Poggio  Bracciolini  443 

Aus  humanistischen  Handschriften  I. 

Ueber  die  Briefsammlungen  des  Poggio  Bracciolini. 

III.  i) 

Ueber  die  Fortführung  seiner  Briefsammlungen  schrieb  Poggio,  wie 
wir  sahen  (s.  o.  p.  322)  „coepi  quoque  secundura  epistolarum  uolumen, 
cuius  libri  tres  iam  sunt  confecti,  et  nescio  au  id  consummabitur".  Er 
nahm  also  die  Briefe  auf,  wie  sie  entstanden  und  würdig  erschienen, 
der  Sammlung  einverleibt  zu  werden.  Auf  Verlangen  gab  er  wohl 
auch  in  einzelnen  Fällen  in  verschiedenen  Stadien  der  Entwicklung 
Exemplare  hinaus.  So  erklärt  es  sich  einfach,  warum  die  verschiedenen 
Handschriften  der  dritten  Sammlung,  B,  Ottobon.,  Parisinus,  Pragensis 
von  verschiedener  Ausdehnung  sind.  Nämlich  B  endet  mit  ep.  447 
und  Ottobon.  mit  ep.  470.  Nach  diesem  schiebt  sich  der  Paris, 
lat.  14  394,  früher,  wie  auf  fol.  lv  oben  in  der  Ecke  angegeben  ist, 
der  Bibliothek  von  St.  Victor  als  Nr  44  angehörig,  ein,  der  bis  ep.  520 
reicht.  Er  ist  saec.  XV  ex.  chart.  grofs-fol.,  190 f.  in  grofser,  wenig 
schöner  Schrift  geschrieben,  auf  der  vollen  Seite  31  Zeilen.  Er  fängt 
ohne  Bezeichnung  des  Autors  und  ohne  Ueberschrift  ,.[M]I  Ricarde, 
binas  iam  recepi"  an.  Die  schwarz  geschriebenen  Adressen  begnügen 
sich  meist  mit  einer  Zeile,  die  Blätter  sind  oben  rechts  von  moderner 
Hand  gezählt.     Die  Bnchbezeichnungen  fehlen. 

Schliefslich  folgt  noch  der  zierlich  geschriebene  cod.  Regiae  Biblio- 
thecae  Pragensis  I.  C.  3  bis  epist.  539. 

Während  der  Parisinus  und  Pragensis  der  Buchüberschriften  und 
einer  allgemeinen  Ueberschrift  entbehren,  sind  B  und  Ottobon.  damit 
ausgestattet.  B  hat  zu  Anfang  der  dritten  Sammlung  VOLVMINIS 
SECVNDI,  nämlich  lib.  I  etc.  bis  VII.  Seine  Bucheinteilung  ist  aus 
dem  gleich  folgenden  Briefverzeichnis  zu  ersehen.  Auch  der  Ottobon. 
ist  in  Bücher,  aber  zum  Teil  andere  eingeteilt,  nämlich  secundi  voluminis 
liber  primus  und  so  übereinstimmend  mit  B  bis  lib.  VI,  nur  dafs  hier 
der  erste  Brief  des  lib.  VII  des  B  noch  zu  lib.  VI  gerechnet  wird, 
und  dafs  lib.  VIII  mit  ep.  454  Frederico  Imperatori  beginnt. 

Poggio  eröffnete  diese  neue  Sammlung  1445,  ein  Jahr  nach  dem 
Abschlüsse  der  2.  Sammlung.  Denn  der  erste  Brief  trägt  das  volle 
Datum  24.  Juli  1445.  Leider  war  er  in  der  Angabe  der  Jahresdaten 
noch  sparsamer  als  bisher;  nur  die  epp.  294,  296,  304,  305,  306,  309, 
310,  315,  317,  318,  319,  327,  328,  329,  331,  332,  334,  338,  348,  375, 
380,  381,  474  und  475  haben  die  Jahreszahl.  Daher  ist  man  genötigt, 
die  übrigen  mit  Hilfe  der  Monatsdaten  auf  die  einzelnen  Jahre  zu  ver- 
teilen, und  so  ergibt  sich  folgende  chronologische  Tabelle: 

Ins  Jahr  1445  gehören  die  Briefe  272,  273,  275 
„        „      1446         „  „         „       274,  276-281 

„      1447         „  „         „       282—288 


1)  I,  II  siehe  oben  S.  289—330. 


444 


Die  Briefsaunnluugen  des  Poggio  Bracciolini 
Ins  Jahr  1448  gehören  die  Briefe  289—296 


1449 
1450 
1451 
1452 
1453 


297—310 
311—320 
321—329 
330—333 
334  bis  etwa  368. 


In  dieses  Jahr,  7.  Juni  1453  (s.  Medin  Documenti  1. 1.  p.  18  0)),  fällt 
das  wichtigste  Ereignis  in  Poggios  Leben,  seine  Uebersiedlung  nach 
Florenz,  wohin  er  am  27.  April  (s.  Medin  p.  17)  als  Kanzler  an  Stelle 
des  am  24.  April  gestorbenen  Carlo  Marsuppini  gewählt  war  (D.  Marci 
1.  1.  p.  220).  Bei  der  besonders  mangelhaften  Datierung  der  Briefe 
aus  Florenz  läfst  sich  bei  diesen  nur  annähernd  Wahrscheinlichkeit 
der  Einteilung  erreichen.  Auf  die  Jahre  1454 — 1456  verteilen  sich 
bei  Berücksichtigung  der  beiden  festdatierten  Briefe  381  vom  17.  Juli 
1454  und  474  vom  14  Dezember  1456  die  Briefe  369  —  474.  Von 
den  übrigen  Briefen  ist  533  der  Gratulationsbrief  zur  Thronbesteigung 
Pius'  II.,  die  am  3.  September  1458  erfolgte,  und  daraus  ergibt  sich, 
dafs  die  letzten  Briefe  aus  diesem  Jahre  sind. 


Lib.  I. 

272. 

f.  192  v 

MiRicarde  (Pethwort) 

Binas  iam  recepi  a  te 
litteras 

T.  IX,  5 

R.  24.  Juli 
1445 

273. 

f.  193v 

Aragonnm  regi 

Cum     multa     nuper 
egregia 

„IX,  6 

(1445) 

274. 

f.  196  v 

Archiepiscopo    Can- 

Scio,   reuerendissime 

„  IX,  9 

R.24.März 

tuarensi 

pater,  te  habere 

(1446) 

275. 

Cardinali  Anglie 

Cogit    me,    prestan- 
tissime  parter,  sin- 
gularis 

„  IX,  7 

R.lO.Dec. 
1446 

276. 

f.  199v 

Bartholomeo  Facio 

Fecisti  perhumaniter 
atque 

„IX,  8 

(1445) 
(1446?) 

277. 

f.  199^ 

Bartholomeo  Baidane 

S.  V.  .  .  .  Nuper  cum 
tuas 

„IX,  11 

R.  12.  Mai 
(1446) 

278. 

f.  200v 

Dahnatio  Arcliiepisc. 
Cesaraugustano 

Debentur  tibi  a  me 

„IX,  10 

R.Kal.Mai 
(1446) 

279. 

f.  200v 

Duci   Malateste   No- 
vello  de  Malatestis 

Etsi  mihi  uerendum 

„  IX,  12 

(1446) 

280. 

f.  201  v 

)i                » 

Antiqua  est  et  uera 

»  LX,  13 

(1446) 

2S1. 

f.  201v 

Petro  Thomasio  Ue- 
neto 

Plusquam      uigentes 
ago 

Lib.  II. 

„  IX,  14 

(1446) 

282. 

f.  203  v 

Petro  Thomasio  Ue- 
neto 

Facis  tu  quidem 

„  IX,  15 

R.  10.  Jan. 
(1447) 

283. 

f.  205v 

jj                >) 

Plures  fuerunt  cause 

„  IX,  16 

R.   6.  Mai 

(1447) 

284. 

— 

Benedicto       Aretino 

Non    excusabo     tar- 

„  IX,  17 

R.   6.  Mai 

J.  Cto. 

ditatem 

(1447) 

285. 

f.  206v 

Bartholomeo  de  Bu- 

Nouit  Dominicus  tuus 

„  IX,  18  R.Kai. Jim. 

cino 

(1447) 

von  A.  Wilma  uns 


445 


286. 
287. 
288. 
289. 
290. 
291. 
292. 
293. 
294. 

295. 
296. 

297. 


Dalmatio   archiepisc.    Expectaui  diutius,  p. 

Cesaraugustauensi         o.,  inunus 
Petro  Thomasio  Fui  tardior  quam 


f.  206v 

f.  207  ▼ 

f.  207 v  Bartholomeo  Facio       Scribis  in  epistola 

f.  208  v 


Gaspari  Imperiali  Can-    S.  u.  b.  c.   dici   non 

cellario  potest 

Antonio  Panormite        Uir    doctissimus    ac 

ntrique 
Bartholomeo      Facio    Delectarnutmemiram 


f.  208  v 

t.  209  v  Carolo  Aretino 

f.  209* 

f.  210v 


f.  211  v 
f.  212v 
f.  212  v 


Gratissime       fuerunt 
mihi 

Bartholomeo  de  Bu-    Dominicas  tuus  nouit 

cino 
PrincipiJohauniVay-    Quamuis  ipsa  fama 

vode   Regni   Hun- 

garici 
Petro  Thomasio  Dici  non  potest 

Ricardo     (Pethwort)    S.  u.  b.  e.  Ex  epistola 

quam 
Petro  Thomasio  Satismiror,  in.P.,  cum 

Lib.  III. 


298. 

f.  215v 

Guarinns  Poggio 

Tarn  diuturno  teneri 

299. 

f.  21()v 

Guarino 

Letor,  m.  G.,  iocun- 
dissime  placere 

300. 

f.  216  v 

Francisco    Aretino 

Non  respondi,  in.  F., 

J.  Cto. 

prius 

301. 

f.217v 

Carolo  Aretino 

Audiui    uirum    Opti- 
mum 

302. 

f.  217v 

Guarino 

Nudius  sextus  in  ipso 

303. 

f.  218v 

Henrico  Duci  Visensi 

Si  forte  mirum 

301. 

f.  219  v 

Petro  de  Noxeto  Se- 

C.  f.  non  audeo  scri- 

cretario  Apost. 

bere 

305. 

f.  219v 

Cardinali  Aquilegiensi 

Cum  essem  in  balneis 

306. 

f.  220v 

Andree 

Q.  u.  g.  Uellein  apud 
me  esset 

307. 

f.  221  v 

Nicoiao  V. 

Cum  antea,  s.  p.,  tum 

308. 

f.  222v 

Petro  de  Noxeto 

Letor  admodum,  m. 
P.  s.,  suauissime 

309. 

f.  222  v 

Cosmo  de  Medicis 

Commendaui  tibi  alias 

310. 

— 

Guarino 

Dum  in  solo  patrio 

311. 

f.  223v 

Georgio  Trapezuntio 

Scripsi  olim  Christo- 

phoro 


T.  IX,  19  R.  27.  Juli 
(1447) 

„  IX,  20  R.  11.  Nov. 
(1447) 

„  IX,  21  R.23.Nov. 
(1447) 

„  IX,  22  R.20.Febr. 
(144s) 

„  IX,  23  (1448) 

„  IX,  24  R.  Kai. 

Mart.  (1448) 
„  IX, 28  R.Id.Jnn. 

(1448) 
„  IX,  27  R.  VI.  Id. 
Jun.(1448) 
„  IX,  25  R.  4.  Apr. 
144S 

„  IX,  26  R.  X.  Kai. 

Ju.(144S) 

„  IX,  29  R.  12.  Jul. 

1448 
„  IX,  30  R.    (1448) 

(1449) 


1448? (1449?) 

„IX.31R.  „ 

„  1  A.,32  lv.   „  „ 

„  IX,33R.  „         „ 

„  IX,34       „         „ 
,,  IX, 35       „         „ 
„  X,  1      Terranova 
9.  Aug.  1449 
„  X,  2      Terrauova 

10.  Aug.  1449 
„  X,3      Terranova 

12.  Aug.  1449 

„  X,  4      Terranova 

26.  Aug.  (1449) 

„  X,5      Terranova 

26.  Aug.  (1449) 

„  X,6      Terranova 

3.  Sept.  1449 

„  X,  7      R.  7.  Dec. 

1449 
„  X,  9      R.XII.Kal. 
Mart.  (1450) 


446  Die  Briefsauitnlungen  des  Poggio  Bracciolini 

312.  f.  224 v  Jacobo  Zeno  epo  Fei-    Coegit  oliin  tua 

trensi 

313.  f.  225  v  Carolo  Borniolo            Recepi  abs  te  litteras  T.X,  8      R.  3.  Febr. 

(1450) 

314.  f.  226 v  Alfonso     regi     Ära-    Licet  autea  non  nihil  „  X,  10    (1450) 

gonum 

315.  f.226y  Carolo  Aretino              Septuagesiinum  etatis  ,,  X,  11     R.  4.  Mai 

annum  1450 

316.  f.  227 v  Zaiiono    epo.    Baio-    Rogani   nuper    reue- 

ceusi  rendissiniuin  patrein 

317.  f.  227 v  Dalinatio       archepo.    Non  scripsi  ad  te  ,,  X.  12    R.  4.  Juui 

Cesaraugustano  1450 

318.  f.  22SV  Proconsuli    et    Con-    Uellem,    pr.   p.,     ut  „  X,  13    R.  20.  Oct. 

sulibus  Artis  Iudi-        uerbis  inecuui  1450 

cum  et  Notarioruin 

Florentie 

Lib.  IV. 

319.  f.  228v  Stephano      Barbasio    Reddidit    mihi    tuus  „  X,  14    R.  3.  Nov. 

1450 

320.  f.  229  v  Nicoiao  (de  Niccolis)    Quamuis  sciam,  m.N.,  „  V,  6      (R.    1433) 

rion 

321.  f.  231>-  Bartholomeoarchiepo    Pr.  p.  Ago  tibi  gratias  „  X,  15    R.  20.  Jan. 

Reuennati  (1451) 

322.  f.  231  v  Augustino  Ville            Cum  aliis  in  rebus  „  X,  16    R.     (Jan. 

1451) 

323.  f.  232v  Philippo  Tifernati         Recepi   duas  eodein  ,,  X,  17     R.  22.  Jan. 

(1451) 

324.  f.  232  v  Antonio  Panormite        Peto  de  te  sepius  „  X,  IS    (R.    1451) 

325.  f.  232  v  Comiti  Celani                Accepi  a  te  duas  „  X,  19 

326.  f.  233 v  Francisco       Aretino    Non  respondi  litteris  ,,  X,  20    R.  18.Jun. 

J.  Cto.  (1451) 

327.  f.  233  v  Petro  Thomasio  Phi-    Post  reditum  menm  „  X,  21     R.20.Nov. 

sico  1451 

328.  f.  234v  Philippo  Tifernati         Non  rescribam  manu  .,  X,22    R.  14.Dec. 

1451 

329.  —      Decano  Traiecteusi       U.  d.  Uenit    ad    me  „  X,  23    R.31.Dec. 

nnper  1451 

330.  f.  234  v  Bartholomeo   achepo    R.  p.  iocabor  tecum  „  X,  24    (R.    Jan. 

Rauennati                      more  1452) 

331.  f.  235 v  Georgio  Trapezuntio     Recepi  tuas  litteras  „  X,  25    R.  pr.  Id. 

Febr.  1452 

332.  f.  236v  Francisco      Aretino      Ego  litteris  meis  „  X,  26    R.  7.  Apr. 

J.Cto.  1452 

333.  —      Petro  de  Noxeto           Multe  ac  varie  rei  „  XI,  1   (Florentiae 

=  F) 

334.  f.  237v  Nicoiao  V.                      UeniFlorentiam,b.p.,  „  XI,  2    F.XI.Kal. 

incolumis  Jnl.1453 

335.  f.  237v  Cardinali  Vicecancel-     R.  i.  Chr.  p.  invitatio  „  XI,  3    Prid.  Kai. 

lario                                   locorum  exercitii  Jul.(1453) 

336.  f.  238v  Cardinali  S.  Sixti           Quamuis,  r.  p.,  ea  que  „  XI,  4    F.    (1453) 

uidentur 


von  A.  Wilma  uns  447 

337.  Mathie  Treuiensi  Per  Jacobuui  Cameri-    T.  XI,  5    (F.  1452?) 

nenseni 

338.  f.  238v  Petro  de  Xoxeto  M.    P.    iinpensa    qua     „  XI,  6     F.  25.  Juli 

premimur 

339.  f.  239  v  Epo  ßrixieusi  Cum  sepius  ad  te  „  XI,  20  F. 

340.  f.  239 v  Francisco  Coppino        Scio  pro  mutua  ,,  XI,  12  F. 

341.  f.  240v  Nicoiao  V.                      Uellem  aliquid  posse  „  XI,  19  F. 
312.   f.  240 v  Petro  de  Noxeto          S.  u.  b.  e.  Jannotius  „  XI,  7  F. 

Manettus  uir  „  XI,  7     F. 

343.  —      Cardinali  S.  Angeli        Quamuis  p.  dubitetur 

a  sapientia 

344.  f.  241  v  D.  L.  sedisApostolice    Scio  memoria  te  te-     „  XI,  17  F.    Kai. 

prothonotario,   gu-        nere  Nov. 

bernatori    ciuitatis 

Castelli 

315.       —      Prioribus      et     octo     Magnifici Dilexi     ,,  XI,  8    F.    Kai. 

Balie    ciuitatis   ca-        iam  dudum  Nov. 

stelli 

Lib.  V. 

346.  f.  241 v  Principi    et   Domino    Licet  aut  stulti  ,,  XI,  9    F. 

D.  Johanni  Castelle 
et  Legionis  regi 
illustr. 

347.  f.  242v  Nicoiao   Gubernatori    Accusarem.reu.p.me-     „  XI,  10  F. 

Ciuitatis      Castelli        am  negligeutiam 
Prothonotario 
34.8.       —      Archiepo.  Rauennati    Uir  utrique  nostrum     „  XI,  1 1  (F.)24.Juli 

1453 

349.  f.  242 v  Epo  Mutinensi  Andiuiteposteaquam 

350.  f.  243  v  Matthie  Treuieusi         Accepi  a  te  litteras 

351.  —      Francisco  Marescalco    Gratulatio    tua    non     „XI,  13  (F.)     VII. 

sera  Kai. Sept. 

352.  f.  243v  Petro  de  Noxeto  S.  v.  t.  Quidam    ple-     „  XI,  14 

bauus  ita 

353.  —      Epo  Mutinensi  Ago  tibi  gratias 

354.  f.  244 v  Cardmali  Firmauo         Gratissima  mihi  fuit 

355.  —      Petro  de  Noxeto  Scis,  m.  P.,  boni  uiri     „  XI,  15  (F.) 

350.   f.  245 v  Epo  Mutiuensi  Quotiescumque  m.  p.     ,,  XI,  16  F.  II. Sept. 

reu.  caseus 

357.  f  245 v  Nicoiao  Protonotario    Ago  tibi  gratias  (F.) 

358.  —      Cardinali  S.  Angeli        Reu.  p.  .  .  .  Displicct  F. 

mihi  uerum 

359.  f.  246 v  Nicoiao  Perotto  Cum  audissem  te  plu- 

rimum 

360.  —  „  DemocritusAbderites     „XI,  21  F. 

adeo 

361.  f.  246 ▼  Francisco  Marescalco    Reddite  sunt  mihi  „  XI,  22  (F.) 

Ferrariensi 

362.  f.  247 v  Bartholomeo     Ghise-    Recepi     suauissimas 

lardo  litteras 

363.  f.  248^  „  Rogo  te  maiorem  „  XI,  23  (F.) 


448 


Die  Briefsainmlungen  des  Poggio  Bracciolini 


364.  — 

365.  f.  2-19  v 

366.  f.  249  v 

367.  f.  249' 

368.  f.  250v 

369.  f.  251' 

370.  f.  252  v 

371.  f.  252v 

372.  f.  252  v 

373.  f.  253' 

374.  f.  254v 

375.  — 

376.  f.  254' 

377.  — 

378.  f.  255v 

379.  — 
3S0.  f.  256v 


Alberto  Parisio  Bono-     Gaudeo,    m.   A.,     et    T.  XI,  24  F 

niensi  summe  letor 

Rinuccio  Displiceret  mihi  Status 

„  Non  recte  aeque 

Candido  Scriptum  est  mihi 

Iohanni  Aretino  Ago  tibi  gratias 

„  Ex  tuis  litteris 

Ludovico      Petronio    Ago  tibi  gratias 

Equiti  Senensi 
Bartholomeo    Ghise-    Kecepi  tuas  litteras 

lardo  Bononiensi 
Francisco  Marescalco     Legi  perlibenter  tuas 
Canouico    Ferrari- 
ensi 
Alberto  Parisio  Delectarunt    me   ad-     „  XI,  32  F 

modum 
Antonio  de  Cortesiis    Uideo    te    memorem 
Jocundissimum   mihi 

fuit 
M.  P.  qnoniam  mnltis     „  XI,  33  F 
nota 


Epo  Brixiensi 
Petro  de  Noxeto 
Ludovico  Petronio 


„  XI,  25  F. 
„  XI,  27  F. 
„  XI,  29  F. 
„  XI,  30  (F.) 


XI,  31  F.  24.  Juni 
1454 


Rinuccio 
Nicola  V. 
Alberto  Parisio 


Recte  facis,   v.  clar.     „  XI,  34  F. 

letari 
Uellem,  m.  R ,  ut  ea     „  XI,  28  F. 
Duos  et  triginta  dies 
Non    est   quod   pre-     „  XI,  35  F.  17.  Juli 


cipue 


1454 


3S1.   f.  256'  Bartholomeo     Ghise-    Antonius  Pins  uxori     „  XI,  36  F.  17.  Juli 

382.        — 


lardo 
Guarino 


1454 


Siuerbisfraudolentis-     „  XI,  37  F. 
simi 

383.  f.  257v  Epo  Eliensi  Uetus  ac  iocnnda  „  XI,  3S  F. 

384.  f.  258v  Epo  Brixiensi  Intellexi  te,p.opt... .,     ,,XI,39(F.) 

deposita 


385. 

386.  f.  259' 

387.  f.  260  v 
3S8.        — 

389.  f.  260' 

390.  — 

391.  f.  261' 

392.  f.  261' 


Lib.  VI. 

Nicoiao  Uulpi  Jocundior  mihi  tua       Mise,  di  varie  Ope- 

rette VIII,  p.  191 
Francisco  Coppino        Gratissime  mihi  fue-    T.  XI,  40  (F.) 

runt 
Cardinali  S.  Praxedis    Rev.p Manentes     „  XI,  42  (F.) 

cognatus  mens 
Cardinali  S.  Laurentii    Ad  tua  in  me  „  XI,  43  F. 

in  Damaso 
Petro  de  Noxeto  Michael    Felicis    de     „  XI,  44  F. 

Brancaciis 
Petro  Thomasio  Posteaquam     recessi 

a  curia 
Guarino  Ueronensi        Cum  essem  in  balneis     „  XII,  1     F. 
Nicoiao  V.  Redii  Florentiam  ex 

balneis 


von  A.  Wilmanns 


449 


393. 

f.  202  v 

Alberto  Parisio  Bono- 
niensi 

Oblitns    eram    litte- 
rarum 

394. 

f.  203v 

Bartholoineo     Ghise- 
lardo 

Displicet     admodum 
mihi 

T.XII,4 

F. 

395. 

f.  203v 

Alberto  Parisio 

Letor,  m.  A.  et  litteras 

„XII, 5 

(F.) 

390. 

f.  204v 

Cardinali  Episcö  Sa- 
biuensi 

Ago  tibi  gratias 

„XII,  6 

(F.) 

397. 

f.  204  v 

Nicoiao  Perotto 

Discidii,    qnod    inter 
nos 

„XII,  7 

(F.) 

39S. 

f.  205v 

Francisco  Coppino 

Gratissime  sunt  mihi 

„XII,s 

(F.) 

399. 

— 

Francisco  Marescalco 

Scripsi  tibi  postquam 

400. 

Johanni  Nicoiao  Pro- 
vincie      Patrimonii 
Gubernatori 

Ago  tibi  gratias 

„XII,  9 

(F.) 

4H1. 

f.  265v 

Benedicto     Monardo 
Bononiensi 

Recepi   a  te  litteras 

„XII,  10 

(F.) 

402. 

f.  260  v 

Johanni  Aurispe 

Scio  te,  cum  sis 

„  XII,  1 1 

(F.) 

403. 

— 

Candido 

Bartholomeum  de  Bu- 
dino 

„XII,  12 

(F.) 

404. 

f.  200  v 

Rinnecio 

Bartholomeus  de  Bu- 
dino 

„XII,  13 

(F.) 

405. 

— 

Roberto  Ariuiinensi 

Maiorem  in  modum 

„XI,  41 

F. 

400. 

f.  2G7v 

Guarino 

Quesini      diligenter 
apud 

„XII,  2 

(F.) 

407. 

— 

Alberto  Parisio  Bono- 
niensi 

Reddite  sunt  mihi 

„XII,:; 

F. 

408. 

f.  268  v 

»               *             n 

Podagre  culpa  factum 

409. 

f.  269  v 

Niccolaus      Perottus 
Poggio 

N.    P.    tuus     poste- 
aquam  orationem 

410. 

— 

Petro  Thoinasio 

Ex  duobus  capitibus 

411. 

f.  271v 

Epo  Perusino 

Reu.  p Sacerdos 

ille  Cortonensis 

„XII,  14 

(F-) 

412. 

f.  272  v 

Petro  de  Noxeto 

Jamdiu  tecum  litteris 

413. 

— 

Nicoiao  V. 

Temporum  aeeidit  et 
fortune 

„XII,  15 

(F.) 

414. 

— 

Epo  Recanatensi 

Posteaqnam  redii  in 

„XII,  10 

(F.) 

415. 

f.  272  v 

Epo  Ferrariensi 

Donum  ad  me  misisti 

„XII,  17 

F. 

410. 

f.  273v 

Ohne  Adresse 

qnempiam  meo 

417. 

f.  273v 

Nicoiao  Perotto 

Non  respoudi  citius 

„XII,  18 

F. 

418. 

f.  274v 

Ilierouyino    Guarino 

Recepi  a  te  duas 
Lib.  VII. 

„XII,  21 

F. 

419. 

— 

Johanni  Aretino  Sub- 
diacono  Apostolico 

Scripsi  ad  te  olim 

„XII,19 

(F.) 

420. 

f.  274v 

Alberto  Parisio 

Recte  quidem  cecidit 

421. 

f.  275v 

Francisco  Marescalco 

Scisuerborum  dissen- 

„XI  1,20  P 

sionem 

422. 

— 

Petro  Thomasio 

Jana  dudiim  respondi 

423. 

f.  275v 

Johanni      Canonieo 

Qnamuis  ex  multorum 

XII  22 

„    All,  -_ 

(F.) 

Remensi 


450  Die  Briefsamnilnngen  des  Poggio  Bracciolini 

424    f .  2 7 7 ^  Alfonso     regi     Ära-    Si  nnquam  antea  T.XII.23  F. 

gonucn 

425.  f.  279  v  Bartholomeo  Facio       Non  scripsi  ad  te  „XII, 24  F. 

426.  —      Francisco  Maresealco    Binas  litteras  a  te  „XII,  25  (F.) 

427.  f.  280»  Epo  Mutinensi  Non  egi  tibi  .,XII,26  F. 

428.  —      Calixto  III.  Non  posset  aut  uerbis     „XII,27  F. 

429.  f.  281 v  Bartholomens  Facius     Gratissiuia  mihi  fnit      Facius    de    vir.    ill. 

Poggio  ed.  Melius,  p.  1U2 

430.  f.  281  v  Bartholomeo  Facio       Magnam  pluribus  de    T.XII.2S  (F.) 

causis 

431.  f.  2S2V  Matheo  Malferito  Yespasianius    Carto-     „XII, 30  F.  21.  Mai 

larius,  ut  dicunt 

432.  f.  282v  Johauni  Bartholomeo    Scribis    ad    me   per-     „  XII, 31  F.  21.  Mai 

humaniter 

433.  —      Petro  Thoma9io  Periocunda  mihi  fnit     „XII,  29  F.  20.  Mai 

434.  f.  2S3  v  Dominico  Sabino  Facile  est  tibi  „XII, 32  (F.) 

435.  f.283v  Guarinus  Poggio  Pungor  interdum  me    Shepherd  Vit.  Pog- 

gii  trad.  d.  Ton.  II, 
p.  LXXXI 

436.  —      Guarino  Veronensi        Merito  accusas,  m.G.,    T.XIII,  1  (F.) 

tacitnrnitatem 

437.  f.  2^5 v  Francisco  epö  Ferra-    Admodum  doleo,  m.     „  XIII, 2  F.  10.  Juni 

riensi  reu.  p.,  te  tantam 

438   f.  285  v  Ohne  Adresse  ScribitmihiDiciaintus    M.  Catalanus  de  vita 

nostes  et   scriptis    Dom. 

Caprauicae  p.  261. 

439.  —      Andrea  Alanianuo         Legi  nuper  opistolam     „  XIII,  3  (F.)    27. 

Juni 

440.  f.  287 v  Bartholomeo    Ghise-    Uellem,  ita  me  „  XIII, 4  F. 

lardo 

441.  —      Stefano  Auximano         Reddite  sunt  mihi         ,,  XIII,  5  F. 

442.  f.  28V    Cardinali  Aquilegiensi   Intellexi,      reu.      in     „  XIII, 6  F. 

Chr... .,  Stephanum 
Auximanum 

443.  —  „  „  Non  scripsi  tibi  „  XIII,  7  F. 

444.  f.  2^9  v  Cardinali  S.  Angeli       Non  est  opus  „  XIII,  8  F. 

445.  —       Petro  de  Noxeto  Scio,     m.    P.,     hanc     „  XIII,  9  F. 

meam 

446.  f.  289»  Frederico  comiti  ur-    Letor,  pr.  egr.,   pie-     „XIII, 10  (F.) 

bini  tatein  dare 

447.  f.  290v  Ohne  Adresse  Letor,     mi    Gilforte, 

te  memorem 

Soweit  i?.;  folgt  codex  Ottobonianus. 

448.  Ohne  Adresse  Scio,    reu.  p..,    me   tibi 

plurimum 

449.  Marcello  Cincii  Ita  me  saluet  Mai  spie.  X,  p.  306 

450.  Cardinali  Firmano  Reu.  p.  episcopus  Muti-    T.XIII,  11  F. 

nensis  cum 

451.  Roberto  Ariminensi  Scio    Sigismundnm    no-     „  XIII,  12  (F.) 

strum 


von  A.  Wilmanns 


451 


452.  Guarinus     Veroneusis        Quas  tibi  qnas 

Poggio 

453.  Guarino  Veronensi 


454.  Frederico  iinperatori 

455.  Baptiste  Guarino 

456.  Francisco  Marescalco 

457.  Bornio  J.  Cto. 

458.  Petro  epo  Brixiensi 


Egerriiuis    qnidem    pe- 

dibus 
Si  ea  etas 
Recepi  nuper  a  te 
Recepi  litteras  tuas 
Nota  est  mihi 
Obliuione  quadam  subin- 

sulsa 

45!).     Johanni  epo  Zamorensi      R.  p.  Dieciaiutus  qui  te 
4Go.     Cardinali  Finnano  Reu.p Tempora  sunt 

in  culpa 

401.  Cardinali  Aquilegiensi       R.  p.  cum  audissem 

te  legatum 

402.  Jacopo  epo  Perusino         R.  p.  .  .  .   Retulit   mihi 

Dieciaiutus 

463.  Prospero     cardinali    de     Non  scripsi  aliquid 

columna 

464.  Abbati  Uener.  p.    uir    egregius 

Antoniolus 
405.     Porcellio  Poete  laureato    Ago  tibi  gratias 

466.  Alberto  Ualturio  Arimi-    Bis  iam  ad  te 

nensi 

467.  Guarino  Veronensi  Tum    multis    ex    rebus 

468.  Gnarinus     Veronensis        Habeo  tota  quod  mente 

Poggio 
409.     Guarino  Veronensi  Non  dubitabam,   m.  G., 

quin 
47'».     Alfonso  regi  Aragonum    Cum  pro  mea 

Soweit     der     Ottobonianus;     folgt     S.    Victor 
lat.  14  394. 

471.  Achilli      Seneusi      Can-    Que  cura  in  primis 

cellario 

472.  Cardinali  Firmano 


473.  Epo  Zamorensi 

474.  Cardinali  Zamorensi 

475.  Cardinali  Senensi 

476.  Cardinali  rapiensi 

477.  Carolo  de  Medicis 

478.  Epo  Ferrariensi 

479.  Epo  Aretino 

4so.  Cardinali  Firmano 


Scripsit,  p.  m.  reu. .  .  . 

Jacobus  tuns 
Ren.  pat.  .  .  .    Neminem 

uideo  a  curia 
Ita  me  amet 

Cam   audissem,  p.  r.,  te 

factum  esse 
Disputatur  a  sapientibus 
Non  ab  ipso  Piatone 
Recepi  a  te  litteras 
Intellecta,    p.    c,    pro- 

clusione 
Cereor,   p.  reu.  .  .  .,   ne 

iis  que 


Shepherd    1.    1.    II, 

p.  LXXXIII 
T.  XIII,  13  (F.) 

„XIII,  14  F. 
„XIII,  15  F. 
„XIII,  16  F. 
„XIII,  17  (F.) 
„XIII,  18  F. 


„XIII,  19  F. 

„XIII,  20  F. 

„XIII,  21  (F.) 

„XIII, 22  (F.) 

„XIII, 23  F. 

„XIII,  24  F, 
„XIII,  25  F. 

„  XIII,26  F.X.Kai. 

Jim. 
Shepherd    1.    1.    II, 

p.  LXXXV 
T.XIII,27  F.18  Juni 

„XIII,  28  F. 

44   =   Parisinus 

T. XIII, 29  Inbalueis 
27.  Aug. 
„XIII,  31  (F.) 

„XIII,  32  (F.) 

„XIII,  33  F.U.Dec. 

(1456) 
„  XIII,  34  F.  4.  Jan. 

1457 
„XIII,  35  (F.) 
„XIII,  36  F. 
„XIII,  57  F. 

„XIII, :to  (F.) 


452 

Die  Briefsam  m 

IiiDgen  des  Poggio  Bracciolini 

481. 

Cardinali  S.  Angeli 

Quauiuis  scirem,  p.  et  d., 
nihil  me 

T. XIII,  38  F.26.Juni 

4s2. 

Francisco  epo  Ferrariensi 

Legimus    Deiuostheneui 
letari 

„  XIII,  39 

(F.) 

483. 

Epo  Ferrariensi 

Si  niee  littere 

4M. 

Fraucisco  Marescalco 

Recepi  tuas  litteras 

„XIV,1 

(F.) 

485. 

Cardinali  Fimiano 

Optarem  tantum  roboris 

„XIV,  2 

(F.) 

4S6. 

Cardinalis      Firaianus 
Poggio 

Quauiuis    credanms    hu- 
manitatem 

Shepherd    1.    1.    II, 
p.  LXXV 

4S7. 

Cardiuali  Firmano 

Rem    mihi    gratissimam 

„XIV,  3 

(F-) 

4SS. 

»              » 

Non  negligentia  aut  ob- 
liuione 

„XIV,  4 

(F.) 

489. 
490. 
491. 

Cardinali  Coluruneusi 
Cardinali  S.  Marci 
Cardinali  Papiensi 

Suppuderet  panlum,  p. . ., 

propter 
Uereor,  p.  .  .  .,  ne  meam 

iguauiam 
Cum  Dieciaiutus  ex  mea 

„XIV,  5 
„XIV,  6 
„  XIV,  7 

(F.) 
(F.) 
(F.) 

492. 

Cardinali  Zamorensi 

Uellem,  p.  .  .  .,    daretur 
mihi 

„  XIV,  8 

(F-) 

493. 

Cardinali  Andeganiensi 

Nolo  mireris,  p.  .  .  .,   si 
rarius 

„XIV,  9 

(F.) 

494. 
495. 

Cardinali  Senensi 
Cardinalis      Senensis 
Poggio 

Cum  quererem  aliquod 
Eure  datas  Poggi 

„XIV,  10  (F) 
Aen.     Silvii     opera 

epist.  293,  p.  805, 

Bas.  1551 

49ii. 
497. 

498. 

499. 
5iio. 

501. 

502. 
503. 

504. 
505. 
506. 
507. 

508. 


Cardinali  Senensi 

Cardinalis     Papiensis 

Poggio 

Cardiuali  Papiensi 

Cardinali  de  columma        Non  posset  satis 
Cardinali  Firmano  Secutus   priscorum    elo- 

quentium 
„  „  Negligentem  me  in  re- 

spondendo 

Laurentio  Pisaurensi  Non  respoudi  tuis 

Galeotto    Astorgii    filio    Nuper  cum  esset 
Manfredi 

Fraucisco  Marescalco  Nuper  cum  iuissem 

„  „  Rure  accepi  a  te 

Alberto  Parisio  Non  fuit  opus 

Angelo    Andreoli     filio  Audieram  iam  dudnm  a 

Justiniauo 

Cardinali  Rothomagensi  Reu.  p.  .  .  .   non   scribo 
ad  te 

Cum  conditio  temporum 
Nudius  tertius  recepi 

Cum  maxime  optarem 
Scribit  nir  doctissimus 


509. 

Pallae  de  Strozzis 

510. 

Fraucisco  Marescalco 

511. 

Sozino  Seneusi 

512. 

Francisco  Aretino 

Nimis  magna  est  ,,  XIV,  1 1  (F.) 

Superioribus  diebus  cum    Shepherd    1.    1.    II, 

p.  LXXVI 
Que  res  mihi  ,,  XIV,  12  Ex    rure 

13.  Jan. 

„XIV,  13  (F.) 
„XIV,  21  F.lV.Kal. 

Dec. 
„XIV,  14  (F.) 

„XIV,  15  (F.) 
„XIV,  10  (F.) 

„XIV,  17  (F.) 
„XIV,  18  (F.) 
„XIV,  19  (Ex  rure) 
„  XIV,  20  F. 

„XIV,  22  F. 

„XIV,  23  (F.) 
„XIV,  24  F.    11. 
März 
„XIV,  25  F. 
„XIV,  26  F. 


von  A.  Wilinanns 


453 


513.  Guarino  Ueronensi 

514.  Bonfrancisco  Regiensi 

515.  Hieronymo  Tifernati 

516.  Francisco  Marescalco 

517.  Arehiepo  Rauennati 
5  IS.  Cardinali  Firmano 

519.  Cardinaü  Papiensi 

520.  Petro  Galezani  filio 


mitto  ad  uos    T.  XIV,  27  (F.) 
„XIV,  28  F. 

„XIV,  29  F. 
„XIV,  30  F.  20.  Mai 
„XIV,  31  F. 
„XIV,  32  F. 
„XIV,  33  F, 


M.  G. . . 

filium 

Scribit  ad  me  uir 
Cum  is  inter  nöstre 
Uereor  ne  tibi  sini 
Scripsit  mihi,  p. .  .  .,  uir 
Scio  inirari  te  pluriinum 
Mirareris  p. reo.,  si  scires 
Accepi  hodie  a  te 


Soweit  der  codex  S.  Victor  44,  folgt  codex  Pratensis. 


521.      Cardinali  de  Borgia 

oZL.  „  „  ,, 

523.  „  „  „ 

524.  Cardinali  de  Colnmna 

525.  Cardinali  Firmano 

526.  Cardinali  de  Columna 

527.  Galeoto  Manfrede 

528.  Petro  Senensi 

529.  Epo  Ariminensi 

530.  Ludonico      de_    Narnia 

secretario  ap/co 

531.  Francisco  Nickodemi  filio 

532.  AlexandroSfortiePisauri 

uicario  generali 

533.  Pio  IL 

534.  Cardinali  Zamorensi 

535.  Epo  Firmano 

536.  Cardinali  Rothomagensi 

537.  Cardinali  de  Columna 

538.  Francisco  epo  Ferrariensi 
530.  Francisco    Marescalco 

Ferrariensi 

Auch  in  dieser  dritten  Sammlung  sind  viele  Briefe  an  neu  hinzu- 
tretende Adressaten,  sogleich  zu  Anfang  der  zweite,  dritte  und  vierte. 
Der  zweite  an  König  Alfons  von  Neapel  überreicht  diesem  Poggios 
Schrift  de  infelicitate  prineipum,  während  ep.  424  ihn  als  Friedens- 
stifter und  ep.  470  ihn  als  Freund  der  Wissenschaft  und  liberalen 
Gönner  feiert.  Der  dritte  Brief  an  John  Stafford,  Erzbischof  von  Canter- 
bury,  ergeht  sich  nur  in  Freundschaftsversicherungen.  Der  vierte  Brief 
an  den  mittlerweile  zum  Kardinal  beförderten  Henri  Beaufort,  der 
Poggio  einst  nach  England  mitnahm,  cf.  oben  p.  300,  mahnt  diesen, 
seine  reichen  Mittel  gegen  die  Türken  zu  verwenden  und  in  gleichem 
Sinne  in  England  zu  wirken.  Dieser  Brief  ist  besonders  bemerkens- 
wert, weil  er  der  einzige  ist,  der  in  doppelter  Fassung  vorliegt,  nämlich 
einmal  in  dem  zeremoniösen  Original  und  auch  in  der  glatten,  zurecht- 
XXX.     9.  io.  31 


Posteaquam  intellexi,   r. 

p.,  te 
Summa  cum  animi 
Non  sumerem  ad  te 
Episcopns  Bergensis,  r. 

p.  .  .  .,  cum 
Reddite  mihi  sunt 
Accepi  a  te 
Nuper  misi  ad  te 
Ego  ad  tuas  litteras 
Johannes  Darnerius  familiaris 
Magna  cum  animi 

Maiorem  in  modum 
Egissem  iam  dudnm 

Hec  est  dies 
Rem  summa  laude 
Si  uellem  tecum 
Egre  tuli  pater 
Pluvie  metus  impedientis 
Non  scripsi  ad  te 
Cum  redissem  ex  balneis 


454  Die  BriefsaiuniluDgeii  des  Poggio  Bracciolini 

gemachten  Fassung  der  Rriefsaninilungen.  In  der  ersten  steht  er 
im  cod.  Vatic.  5221  f.  116  v,  deren  Anfang  und  Ende  ich  hier  ab- 
drucken lasse. 

Reuerendissimo  in  Christo  patri  et  domino  meo  carissimo  domino 
h.  H'  sancti  Eusebii  pro  cardinali  Anglie. 

Reuerendissime  in  Christo  pater  et  domine  mi  singularissime  post 
recomendationem  cogor  ex  singulari  affectione  quam  semper  gessi  erga 
dominationem  uestram  ea  uobis  scribere  que  cognosco  ad  salutem  anime, 
laudem  et  gloriam  uestri  nominis,  posterorum  memoriam  pertinere. 
Dedit  uobis  omnipotens  deus  mnlta  bona  in  presenti  uita  et  plura  lar- 
gietur  in  futura,  certe  meliora  ac  stabiliora,  si  uolueritis  uobis  concessa 
in  eius  qui  tribuit  honorem  et  laudem  erogare.  Et  sane  reliqua  caduca 
sunt  et  fragilia,  quibus  homines  pro  uoluptate  seculi  uacant.  Que 
(cd.  quo)  uero  pro  fide  Christi,  pro  religionis  incremento  fiunt,  firma 
eternaque  permanent.  Nobisque  tunc  opitulantur  cum  omnium  reli- 
quarum  rernm  auxilia  desunt,  sola  que  pro  Christo  impenduntur  nos 
comitantur  mortuos.  Neque  quicquam  nobiscum  ferimus  nisi  que  Christi 
causa  damus.  Scio  dei  indulgentiam  plures  diuitias  et  fortune  bona 
in  uos  contulisse,  ut  nisi  ingrati  nomen  subiri  uelitis,  gratie  non  agende 

sed  reddende  sunt  ei,  a  civilis  illa  bonitate  uenerunt Hec  scripsi 

manu  mea  et  quamuis  scribendi  labor  iam  sit  grauis,  tarnen  causa  pro 
qua  scribo.  illum  reddidit  leuiorem.  Uos  oro  ut  que  a  me  scribuntur, 
pensitetis  diligenter.  Nam  cognoscetis  nulluni  melius,  nnllum  pre- 
stantius.  nullum  gloriosius  consilium  ab  ullo  uobis  posse  concedi,  quam 
quod  ad  presens  a  me  datur.  Nam  licet  quecumque  pro  deo  dantur, 
illi  sint  accepta,  speciosiora  tarnen  uidentur,  que  in  rem  pnblicam  con- 
feruntur,  quam  que  in  priuatam.  Sunt  hec  certe  ampliora  que  preter 
fidei  et  animaium  utilitatem  ad  famam  hominum  spectant  et  dignitateni. 
Uixistis  semper  et  summa  cum  laude  honore  fecistis  multa  commen- 
datione  digna.  Uernm  si  hunc  extremum  ueluti  perfectiorem  nestrorum 
operum  fructum  ad  utilitatem  Christi  fidelium  conferetis,  nihil  ad  am- 
plitudinem  uestre  memorie  addi  poterit;  cum  enim  in  rebus  ad  eterni- 
tatem  spectantibus  bona  uestra  a  uobismet  ipso  (ipsis)  1  collabuntur 
et  imniortalis  laus  (in  mg)  et  eterna  premia  rependentur.  Pro  quibus 
consequendes  qui  operam  suam  et  diligentiam  collocant,  merito  et  apud 
Deum  et  apud  omnes  mortales  sunt  ceteris  hominibus  preferendi.  Hi 
enim  soli  in  hoc  orbe  uixisse  dici  possunt,  reliqni  uitam  more  pere- 
grinantium  transegisse,  quorum  uitam  et  mortem  in  equo  ponendum 
sapientes  uolunt,  utraque  etenim  ignota  est.  Itaque  ad  ceteras  uir- 
tutes  tuas  accedat  hie  cumulus  in  extremo  uite  tanquam  ad  uiaticum 
futuri  seculi  reseruatus.  Rome  die  deeima  Decembris  1446.  R.  p.  u. 
seruitor  et  antiquus  familiaris  Poggius,  domini  nostri  pape  secretarius." 

Gegen  die  Türken  mannhaft  weiter  zu  fechten,  ermahnt  er  in 
ep.  294  den  tapferen  Johannes  Hunyady,  den  Vater  des  Königs  Matthias 
Corvinus,  und  preist  in  der  schwungvollen  ep.  303  die  Taten  des  Prinzen 
Heinrichs  des  Navigators  von  Portugal. 


von  A.  Wilmanns  45o 

1447,  am  18.  März,  bestieg  Nicolaus  V,  der  grofse  Mäzen  der 
Humanisten,  besonders  der  Uebersetzer  aus  dem  Griechischen  ins 
Lateinische,  denen  sich  Poggio  mit  den  ersten  fünf  Büchern  des  Diodor, 
Xenophons  Cyropädie,  Lucians  asinus  und  einigen  seiner  kleinen  Schriften 
zugesellte,  den  päpstlichen  Thron.  Poggio  trat  zu  ihm  in  ein  näheres 
Verhältnis  und  gibt  der  Genugtuung  darüber  begeistert  Ausdruck  in 
ep.  341:  Uellem  aliquid  posse  litteris  mandare,  beatissime  pater,  quo 
tue  benignitati  persuaderem,  ne  mei  memoriam  deponeres,  prout  mul- 
torum  mos  est,  qui  paruam  habent  absentium  rationem:  sed  nullum 
occurrit  scribendi  argumentum,  ita  rerum,  uerborum  et  sententiarum 
inops  sum  factus.  Neque  de  rebus  pnblicis  scribere  possum,  neque  in 
piiuatis  uolo  tibi  esse  molestus,  quas  in  commodius  tempus  reseruo. 
Illud  mihi  supereet,  ut  te  orem  atque  obsecrem,  ut  aliquanti  in  mentem 
veniat  Poggii  tui  eamque,  erga  me  beniuolentiam  benignitatemque 
conserues,  quam  bonis  quondam  optimisque  coeptam  principiis,  diutius 
non  couseruasti  solum,  sed  etiam  multis  tuis  in  me  meritis  auxisti. 
Similitudo  enim  studiorum  morumque  nos  consuetudine  primum,  tum 
mutua  beniuolentia  deuinxit;  neque  uero  mercede  aliqua,  aut  questu 
nostra  consuetudo  contracta  est,  sed  litterarum  studiis  et  bonarum 
artium  disciplina,  ut  certe  confidam,  ita  radices  suas  fixisse  altius  tuam 
in  me  charitatem,  ut  nullo  neque  tempore  neque  uento  conuelli  possit. 
Hoc  ita  mihi  persuasi,  tue  nunc  est  sapientie  id  agere,  ne  frustra  uidear 
mihi  persuasisse.  Uerum  ne  mihi  defuisse  uidear,  scis  duo  mihi  Tuam 
Sanctitatem,  pro  summa  eius  humanitate,  pollicitam  esse;  utriusque 
debitum  a  te  exigo,  cum  tempus  erit,  ut  simul  et  honori  meo  consu- 
latur,  et  ne  uidear  a  te  dejectus  aut  destitutus 

Im  Vergleich  zu  den  10  Büchern  überwiegen  hier  die  Bischöfe,  Erz- 
bischöfe und  Kardinäle,  unter  den  letzteren  die  Spanier  Juan  de  Car- 
vajal  card.  S.  Angeli,  Marcus  de  Mur  card.  Caesaraugustanus  (Sara- 
gossa), Juan  de  Mella  card.  Zamorensis  und  Johannes  Torquemada 
card.  S.  Sixti,  der  Franzose  Guillaume  d'Estoutville  card.  Rotomagensis, 
die  Italiener  Scarampo,  Prosper  Colonna,  Domenico  Capranica  card. 
Firmanus,  der  deutsche  Nicolaus  von  Cusa. 

Auch  die  alten  Freunde  sind  mehrfach,  zum  Teil  mit  eigenen 
Briefen  vertreten:  Cosimo  de'Medici,  Carolo  Marsuppini,  Guarino,  Fran- 
cesco Marescalco,  Petrus  Candidus,  Rinucius,  Petrus  Thomasius,  Albertus 
Parisius,  Antonius  Panormita.  Neu  hinzugetreten  sind  unter  anderen 
Petrus  de  Noxeto,  der  vertraute  Sekretär  mehrerer  Päpste,  Bartholomeus 
Facius,  der  Verfasser  des  Lebens  von  König  Alfons  und  anderer  Schriften 
(cf.  Facii  de  vir.  illustr.  ed.  L.  Melius),  Bartholomeus  Giselardus,  der 
Senatssekretär  von  Bologna,  Robertus  Valturius,  der  de  re  militari 
schrieb  (cf.  Basinii  opera  ed.  Battaglini  II,  p.  227  und  sonst),  Georgius 
Trapezuntius,  Nicolaus  Perottus,  die  beide  Poggio  in  Feindschaft  und 
Freundschaft  entgegentraten,  Niccolo  Volpe,  der  Vicentiner  Professor. 
Schliefslich  sei  noch  der  Brief  ep.  454  an  Kaiser  Friedrich  III.  erwähnt, 
in  welchem  er  ihm  den  Kampf  gegen  die  Türken  ans  Herz  legt. 

Der  einzige  Brief,    den  er  aus  älterer  Zeit  in  die  dritte  Sammlung 

31* 


456  Die  Briefsaimnlungen  des  Poggio  Bracciolini 

aufnahm,  ep.  320,  ist  der  Brief  an  Niccoli  (ep.  45)  über  die  Krönung 
Kaiser  Sigmunds. 

Einzelne  Briefe  aus  dieser  dritten  Sammlung  kommen  in  Hand- 
schriften weit  seltener  vor  als  solche  aus  den  zehn  Büchern,  die  meisten 
im  cod.  Venet.  Marcianus  XIII.  109  und  im  cod.  <P. 

Die  Briefe  Poggios  sind  gegenüber  der  an  griechischen  Mustern 
gebildeten  Schreibweise  Filelfos,  dem  eleganten  Billettstil  des  Antonius 
Panormita,  der  würdevollen  Sprache  Francesco  Barbaros,  der  mafsvollen 
Ausdrucks  weise  Guarinos,  Leonardo  Brunis  und  Ambrogio  Traversaris 
von  einer  natürlichen  Eloquenz,  die  ihnen,  wie  die  zahlreichen  Ab- 
schriften beweisen,  viele  Freunde  erwarb.  Sie  bilden  eine  nahezu  un- 
erschöpfliche Quelle  für  die  Geschichte  des  älteren  Humanismus,  die 
literarischen  Interessen  seiner  Anhänger,  ihre  Handschriftenentdeckungen, 
ihre  Freundschaften  und  Streitigkeiten,  für  ihr  Verhältnis  zu  der  hohen 
Geistlichkeit  an  der  Kurie.  Bei  Poggios  vertrauter  Stellung  zu  dieser 
enthalten  sie  viele  Nachrichten  über  gleichzeitige  Ereignisse,  über 
diplomatische  Verhandlungen  und  die  Zwistigkeiten  der  italienischen 
Fürsten.  Sie  sind  vom  höchsten  Werte  für  die  Darstellung  von  Poggios 
Leben  und  Entwicklung,  für  seine  schriftstellerischen  Arbeiten,  ihre 
Veranlassung  und  chronologische  Fixieruug,  für  sein  Privat-  und  Familien- 
leben, für  seinen  Sammeleifer  und  dessen  Ergebnisse. 

IV. 

Einzelne  Briefe  Poggios,  die  in  den  drei  Sammlungen  fehlen,  finden 
sich  nicht  eben  häufig,  so  dafs  mir  nur  die  folgenden  bekannt  ge- 
worden sind: 

540.  Hieronymo  (Aliotti)  monacho  Aretino.  Quem  admodum  mi  Hieronyme 
6.  April  1439.  Cod.  Marc.  Venet.  XIV,  221,  f.  25^.  Laur.  plut.  90  sup. 
cod.  36,  f.  99v.    Aliotti  epistolae  ed.  G.  Scarmalius  II,  p.  379. 

541. Mi  pater  ago  tibi.     In  Plebe   Groperie    17.  Sept.  1450.     Ibidem 

p.  382. 

542.  Antonio  Amatriciano.  Legi  perlibenter  litteras.  F.  4.  Okt.  Cod.  Ottob. 
2112,  f.  101  v. 

543.  Antonio  Panormite.  Cum  egregio  niro.  R.  9.  Juli.  Cod.  Vatic. 
3372,  f.  29  v. 

544.  Antonio  Pisturiensi.  Cum  multi  mihi  uidentur.  XII.  Kai.  Mai.  Cod. 
Ferrar.  133.   N.  A.  5,  f.67r. 

545.  Francisco  Barbaro.  Uir  prestantissimus  atque.  F.  18.  Dez.  1440.  Cod. 
Marc.  Venet.  a.  XIII,  72,  f.  78v.   And. 

546. Mattheus  Barucius  noster.     Cod.  Phill.  939,   f.  40.    Marc.  XI,   80, 

f.  130v.   A.C.  Clark  in  The  Class.   Rev.  XIII,  p.  125.   Mittarelli  1.  1.  p.  924. 
547. neri  reddite  sunt.    Cod.  bibl.  Vicent.  G.  6.  8.  26,  f.  S0v. 

548.  Leonardo  (Brnni)  Aretino.  Nulla  nouitas  uominis.  Cod.  Vat.  3923,  f.  29  v. 
<P  f.  159v. 

549.  Petro  Candido.  Summe  letor,  mi  Candide.  F.  5.  April  1454. -Cod.  Ambros. 
J.  235  inf.  Nr.  47.     Borsa,  Arch.  Loinb.     A.  XX  (lt>93),  X,  p.  436. 

550. S.  u. . . .  Ex  tuis  breuissiuiis  litteris.   F.  21.  Juli  1458.   Cod.  Ambros. 

J.  235  inf. 


von  A.Wilmauns  457 

551.    Uideo  ex  tuis  litteris.    F.  4.  Aug.    Cod.  Anibros.  J.  235  inf.,  Nr.  76. 

C.  Rosmiui  Vit.  d!  Filelfo  III,  p.  151. 

552. Non  alternis  uerbis.    F.  25.  Aug.  1154.    Cod.  Ambros.  J.  235  inf. 

553. Initiuui   quod  in.     Cod.  Riccard.  S27,  f.  1 1  v.     Gedr.  Borsa  1.  1.  X, 

p.  426. 

554.  Ludouico  Cathaneo.  Legiuius  ouinebonus  noster.  F.  VI.  Kai.  Nov.  Cod. 
Berol.  lat.  4°  434,  f.  86  r. 

555.  Gregorio  Corario.  Optareui  mi  Gregori.  F.  8.  April  1440.  Cod.  Palat. 
1552,  f.  251  r.    Vat.  5108,  f.  85 v.    Mouac.  504,  f.  78 v.    And.    Ton.  VIII,  IS. 

556.  Guariuo.  Dii  malefaciant  illis.  Constantie  prid.  Kai.  Jan.  (1416).  Cod. 
Ottob.  241,  f.  31  r.     Marc.  Venet.  473.    And.    Ton.  I,  3. 

557. S.  u.  .  .  .  Nudus  tertius  cum  Bartholomeum.     Constantie  Id.  Mart. 

(1416).     Cod   Palat.  598,  f  135v.     Monac.  418,  f.  165v.    Lipsiens.  1270, 

f.  188v.    And. 

558. Ago  tibi  gratias.    F.    Cod.  Brescian.  C.  VII,  8. 

550.    Antonio  Lusco.     Miruin  est  uidere.    Cod.  Ravenn.  271,  f.  17. 

560.    Cosrno  de'  Medicis.    Antonio  da  Pescia.    A.  Fabbroni  Vit.  Cosini  Medicei 

II,  p.  116  (italienisch). 
561. Io  ebbi  Marted'i.    Gedr.  von  A.  Medin  im  Giorn.  stör.  d.  lett.  Ital.  XII, 

p.  363  (italienisch). 
562. S.  u.  .  .  .    Rediens   nuper   a   pedibus.      Cod.  Berol.  lat.    4°    430, 

p.  137. 
563. Quid  postea  feceris.    Mazzatinti  Invent.  II,  p.  222:   Ex  bibl.  Guar- 

nazzi  in  Volterra  Nr.  204,  f.  66. 

564.  Johanui  Cosini  de'  Medicis.  Quamuis  ego  sim  indoctior.  R.  20.  Dez. 
Aus  Carte  Med.  av.  il  prineip.  Florent.  Staatsarchiv,  Filza  VI,  734  von 
Rossi,  l'indole  e  gli  studii  di  Giovanni  di  Cosimo  de  Medici  Rendic.  de 
Lincei  Cl.  di  sc.  mor.  Ser.  V,  Vol.  II,  p.  52. 

565.  Petro  de  Noxeto.  In  recessu  meo  reliqui.  F.  April.  Cod.  Magliab.  I,  40, 
f.  66i-,  cf.  A.  Galante  in  Stud.  Ital.  di  filol.  Class.  X,  237. 

566.  Francisco  Philelfo.    Agende  sunt  gratie.     Cod.  Bergam.  A.  II,  32. 

567.  Francisco  (Pizzolpasso).  Nolo  existiines,  mi  Francisce.  Cod.  Harleian. 
226S,  f.  70. 

568. Nudius  quartns  Michaeli.     Cod.  Harleian.  226S,  f.  71. 

569.  Riccardo  (Pethwort).  Humanissimus  atque  ornatissimns.  F.  30.  Juli  1442. 
Cod.  4>,  f.  43v.    Berol.    4U   55S,  f.  42  r  (Ashburnh.) 

570.  Johanni  Saluetto.    Recepi  a  te  litteras.    F.    Cod.  Magliab.  I,  40,  f.  66  v. 

571.  Petro  Thomasio.  Pridie  quam  ex.  Terranovae  X1III.  Kai.  Sept.  1146. 
Cod.  Magliab.  VI,  189,  f.  27  v.    Vatic.  5346,  f.  47 ▼.    And. 

572. Cum  has  litteras.    Cod.  Bergam.    A.  II,  32,  f.  222  v. 

573. Multum  me  tibi.    Cod.  Bergam.    A.  II,  32,  f.  137  r. 

574.  Ambrosio  Trauersari.  Senex  uester  dedit.  R.  15.  März.  Cod.  Ottob. 
1677,  f.  377.    Ambr.  Traversari  ep.  ed.  Canet.  XXIIII,  S. 

575.  Johanni  Tuscanelle.  Jamdndum  legerain  nonnullas.  Cod.  Vatic.  3370, 
f.  17  r. 

Von  diesen  Briefen  teile  ich  zunächst  den  des  Poggio  mit,  durch 
den  er  die  langjährigen  zwischen  ihm  und  Filelfo  gewechselten  Feind- 
seligkeiten endgültig  beseitigt. 

Ep.  566.     Aus  Codex  Bergamensis  A.  II,  32,  Nr.  19. 

Poggius  Francisco  Philelfo  uiro  clarissimo  s.  p.  d. 

Agende  sunt  gratie  optimo  ac  prestantissimo  uiro  petro  Thomasio, 


458  Die  Briefsaunnhiugen  des  Poggio  Bracciolini 

qui  boni  parentis  optimique  amici  munere  runctus  nos  in  gratiam 
reduxit,  si  quidem  illiirn  dignissimum  omni  laude  iudico:  qui  postquam 
nostras  dissentiones  intellexit,  nihil  antiquius  sibi  duxit,  quam  nos  ad 
pristinam  amicitiam  reuoeare.  Tribuebam  enim  antea  plurimum  uirtuti 
sue  atqne  humanitati:  qui  nie  ignotum  sibi  sua  isuum  cod.)  beneuolentia 
eomplexus  esset.  Nunc  tantum  aeeessit  ad  eins  in  me  amorem,  ut  uix 
uidear  aliqua  ex  parte  illius  in  me  officio  satisfacere  posse.  Ego,  mi 
Philelphe,  preteritorum  (preteritor  cod.)  memoriam  ex  nostris  animis 
abolendam  et  ...  .  illa  Ciceronis  utendum  censeo  (cense  cod.).  Fnerunt 
( «lim  inter  summos  niros  gratiissime  inimicitie  quas  rei  publice  ntilitas 
uel  amicorum  indulgentia  reconciliauit.  summus  amor,  frequens  usus, 
domestiea  consuetudo,  fida  consiliorum  communicatio  nuper  fuit  inter 
Leonardum  Aretinum  Nicolaumque  doctissimos  uiros.  ut  nulla  unquam 
res  tantam  animorum  coniunctionem  distrahere  posse  uideretur  (videatur 
cod.).  Quis  unquam  postquam  leui  ex  causa  ad  acerrima  odia  exar- 
serunt,  existimasset  tanta  dissidia,  que  ad  manifesta  odia  descenderant, 
ullo  unquam  tempore  sedari  aut  componi  posse ?  Extitit  uir  pre- 
stantissimus  omnique  laude  dignissimus  Francisens  Barbaras  noster, 
qui  eos  ad  pristinam  beneuolentiam  consuetudinemque  reduceret.  Sed 
longior  fui,  quam  putassem  (putarem  cod.).  Tue  littere  fuerunt  mihi  <-, 
gratissime,  quas  in  amoris  testimonium  (restim  .  .  .  cod.)  seruabo.  Quod 
polliceris  te  eundem  posthac  futurum,  qui  antea  fueris,  facis  perhumaniter 
ac  prudenter.  Ego,  quod  (quo  cod.)  ad  me  attinet,  primum  agam,  ut 
Petrus  Thomasius  huius  concordie  auctor  apud  bonum  uirum  bene- 
ticium  suum  se  collocasse  putet,  tum  autem  ut  tu  ceterique  (quam  cod.) 
omnes  intelligent  me  neque  beniuolentia  neque  obsequio  neque  (qua 
cod.)  ullo  amici  officio  a  te  superari  utque  amicitia  nostra  continuata 
inter  nos  non  restituta  esse  uideatur.  Uale  et  me  pristino  amore 
obserua. 

Dieser  Brief  Poggios  ist  die  Antwort  auf  den  des  Filelfo,  cod. 
Bergam.    A.  II,  32,  Nr.  15: 

Franciscus  Philelfus  Poggio  s.  p.  d.  Petrus  Tbomasius  medicus  elo- 
quentissimus  grauissimusque  philosophns  et  idem  utriusque  nostrum 
amantissimus,  cum  per  multum  in  baue  usque  diem  stndnerit  ac  studeat, 
ut  aliquando  odiis  omnibus  simnltatibnsque  depositis  redire  iueipiamus 
in  gratiam  (.  .  .  .  htc?)  usus  est  dignus,  qui  non  minus  tandem  exoraret 
quam  diu  multumque  orauit;  quando  igitur  eodem  te  animo  tuis  de  me 
ad  euin  litteris  esse  intelligo,  libenter,  mi  Poggi,  colligo  tibique  bona 
fide  polliceor,  eundem  me  post  bac  Philelphum  semper  in  te  futurum 
post  reconciliatam  beniuolentiam  nostram,  qui  fueram  ante  discordiam. 
Itaque  nostrum  fuerit,  ut  omne  mutui  amoris  officium  maiore  quadam 
diligentia  resarciamus.     Uale  et  me  ama. 

Die  beiden  Briefe  verdanke  ieb  der  Güte  des  Hrn.  Professor  Fran- 
cesco Novati  zusammen  mit  einer  Anzahl  von  solchen,  des  Petrus 
Thomasius1)    aus     derselben    Handschrift,     die     für     seine    unermüd- 

1)  Die  Briefe  des  Thomasius  habe  ich  die  Absicht  demnächst  heraus- 
zugeben. 


von  A.  Wilmanns  459 

Liehen  Bemühungen,  diesen  Frieden  herbeizuführen,  ein  glänzendes 
Zeugnis  sind.  Cf.Tonelli,  Vit.  di  Poggio  II,  p.  121  f.  Die  Versöhnungs- 
versuche  des  Thomasius,  dem  Poggio  persönlich  anbekannt  war,  reichen 
zurück  ins  Jahr  1446;  aber  Poggio  beantwortete  die  ersten  Zuschriften 
dieser  Art  mit  erbitterten  Schmähreden  gegen  Filelfo.  Erst  allmählich 
wich  sein  Groll  den  wiederholten  Beschwichtigungsbriefen  dr^  Thomasius, 
und  er  entscklofs  sich  zu  dem  vorstehenden  Briefe,  dem  man  anfühlt, 
dafs  er  ihm  nicht  leicht  geworden  ist.  Er  trägt  kein  Datum  und  ent- 
hält keine  Andeutung,  aus  der  man  auf  seine  Abfassungszeit  schliefsen 
könnte;  auch  die  ihm  im  cod.  Bergam.  begleitenden  Briefe  des  Thomasius 
und  Philelphus  sind  undatiert. 

Die  beiden  folgenden  Briefe  (ep.  567/568)  sind  aus  Konstanz  zur 
Zeit  des  Konzils  vor  der  Wahl  Martins  V.,  als  man  darüber  stritt,  ob 
erst  die  Reform  der  Kirche  oder  die  Papstwahl  stattzufinden  habe. 
S.  J.  Aschbach,  Gesch.  Kaiser  Sigmunds  II,  p.  267  f.  E.  Walser,  Die 
Konzilien  von  Konstanz  und  Basel  in  „Wissen  und  Leben",  Zürich 
1913,  p.  5  f. 

Nolo  existimes,  mi  Francisco,  uel  negligentia  uel  obliuione  (ni  cod.) 
tui,  quod  absque  scelere  fieri  non  posset,  me  superiori  tempore  ad  te 
nihil  scripsisse  preter  unas  litteras,  sed  quod  ita  R.  p.  tempora  postula- 
runt.  Nani  cum  mei  moris  sit  uera  ex  (et  cod.)  animi  sententia  loqui, 
cum  amicis  presertim,  id  autem  in  te  fieri  non  posse  (posse  add.) 
uiderera,  mihi  tacendum  esse  decreui,  ne  aut  preter  opinionem  meam 
scriberem  quod  mendacium  esset  aut  penas  luerem  ex  uero.  Res  pre- 
terca  nostre  ita  hinc  inde  fluitarunt,  ita  in  diem  varie  fuerunt  et  sibi 
inuicem  contrarie,  ut  neque  aduersis  desperandum  esset  neque  seeundis 
magnopere  confidendum.  Nihil  enim  adhuc  uidi,  nihil  sensi,  in  quo 
possem  animi  mei  sententiam  in  alterutram  partem  firmare,  ut  aosse 
(nosce  cod.)  te  opinor.  Nam  (iam  cod.)  hec  minime  sunt  oeculta.  Quo 
hie  sunt  factiones  (Bcrtaht,  fruciones  cod.),  puta  Cesaris  et  Pompei 
(ex  add.  cod.)  altera  senatus  et  omnium  (omnes  cod.)  ut  aiunt  bonorum 
(boni  cod.)  qui  commuuem  ac  publicam  causam  Bequuntur,  alteram 
(es  altera  cod.)  quid  dicam  nescio  (quidam  dicam  nescia  cod.)  privatam 
uideo  potentiam  querere  (queri  cod.)  simulatione  publice  utilitatis. 
Sed  nunc  aeeidit,  temeo,  ne  uieta  causa  placuerit  Catoni  (Piatoni  cod. 
Lucan.  Phars.  I,  128).  Nam,  ut  inquit  Cicero  (Philipp.  1,  9,  21)  raro 
armis  gesta  in  iudicium  uocantur.  Sepius  actum  est  de  prineipum 
concordia,  sed  (cum  add.  cod.)  mali  internuntii  corrumpunt  scrupulos 
Oesari  inicientes,  tum  uero  ambitio  plurimum  nocet.  Pulchrum  enim 
uidetur  dominari  omnibus,  ut  inquit  ille  (Seneca  rhet.  eontr.  7,  3,  9) 
duabus  sellis  (cellis  cod.)  sedens.  Ego  quid  de  bis  rebus  coniectem 
nescio.  Scis  esse  apud  Marcum  Tullium,  ubi  de  prineipatu  in  re  publica 
agitur  (de  off.  1,  8,  26)  tantam  oriri  persepe  eontentionem,  ut  difficile 
sit  'seruare  sanetam  societatem'.  Nee  esse  credo  humani  consilii  hunc 
iinem  cernere.  Sed  tarnen,  ut  sapientes  uolunt,  es  preteritis  rebus  uel 
(nimis  add.  cod.)  futurorum  facere  coniecturam,  nulla  mihi  spes 
reliqua   est   preter    illam    Terentianam    (Terentiam    cod.)    nos   scilicet 


460  Die  Briefsauiuilungen  des  Poggio  Bracciolini 

(exorituros?  cod.)  satis.  'Xam  ipsa  Salus  si  cupiat  hanc  familiam 
saluare,  vix  potest.'1)  Nihil  est-  quod  speret  uel  consilio  uel  meritis 
nostris  nos  non  consecuturos,  omnipotentis  miserieordia  imploranda  est. 
Nam  absoue  illa  dnbito  ne  dicere  possimus:  desine,  conclamatnm  est. 
Sed  Michael  tuus  pluribus  hec  onmia  explicabit. 

Te  autem  hortor  (ortor  cod.),  ut  ad  nos  ne  nenias,  quoad  sciueris 
communi  omnium  consensu  pontificem  maximum  constitutum.  Xam 
fortassis  res  in  eum  modum  possent  consequi,  ut  ubiuis  gentium  esse 
prestaret  quam  hoc  in  loco.  Xam  si  senatus  Consultant  per  dissen- 
sionem  hat,  quid  futurum  pntas  aut  quanta  rerum  non  conuersio  solum, 
sed  peruersio  subsequetur.  Turnet,  qui  sapiens  es,  cogita  hec  omnia 
et  tibi  ante  oculos  futura  prepone.  Mihi  crede,  te  continebis,  si  sapiens 
es  atque  exitum  expectabis,  qui  si,  quod  opto,  bonus  erit  (erit  addidi) 
tu  semper  pro  nirtute  tua  non  solum  seruabis  pristinam  dignitatem, 
sed  ampliorem  consequeris  (conseqnaris  cod.).  Sin,  quod  deus  auertat, 
euenerit  quid  sinistri,  tucior  eris  domi  inter  tuos  quam  in  hac  barbarie 
(et  add.  cod.)  inculta.  Hec  (Nee  cod.)  habui,  que  ad  te  scriberem. 
A  (om.  cod.)  Michaele  reliqua  percipies  (add.  cod.).  Gaudeo  te  doctorem 
iuris  canonici  factum  idque  propter  gradus  dignitatem  laudo,  uerum 
bono  uiro  satis  est  doctum  esse.  Sed  posteaquam  incepisti,  eures  oro 
ut  non  tarn  doctoris  quam  uiri  boni  et  excellentis  insignia  adeptus 
esse  uidearis.     Uale,  mi  Francisce,  meque  (quo  cod.)  ut  soles  ama. 

Scias  uelim  nie  multa  ueterum  excellentium  uirorum  monumenta 
diligentia  mea  reperisse.  Nam  bis  hanc  Germaniam  (Maniam  cod.) 
peragraui  (peregram  cod.)  solus.  Xoui>>inie  autem  quod  (add.  cod.) 
triumphi  loco  est,  Septem  reperi  M.  Tullii  orationes,  que  antea  amisse 
erant,  quarum  tres  sunt  contra  legem  agrariam,  quarta  in  Pisonem  in 
Senatu,  quinta  pro  A.  Cecina  (Cecinna  cod.),  sexta  pro  C.  Kabirio 
postumo  (postremo  cod.) ,  septima  pro  C.  Rabirio  perduellionis  reo 
(add.)  item  oetaua  pro  Roscio  Comedo,  cui  deest  prineipium  et  finis. 
Alia  postmodum  senties. 

Xudius  quartus  Michaeli  tuo  qui  tum  (cum  cod.)  discessit,  dedi  ad 
te  litteras  scribens  de  rebus  nostris,  quo  in  statu  essent  uel  erant  et 
simul  quedam  ei  oecultiora  ad  te  mandata  dedi.  Postea  commutata 
sunt  in  melius  omnia.  Nam  heri  inter  Cesarem  et  collegium-  facta  est 
pax  et  concordia  flrma  et  bona  mediantibus  Anglicis,  qui  hoc  nobis 
summopere  elaborarunt.  Ex  quo  immensa  est  omnium  alacritas  spera- 
musque  res  nostras  bene  processuras.  Sed  quia  XII  sunt  höre  diei, 
ego  te  in  diem  (indigem  cod.)  certiorem  faeiam,  ut  ne  quid  ignores. 
Neque  tarnen  censeo,  ut  te  loco  moueas,  donec  alia  audieris.  Si  hec 
fiinia  manent,  prout  omnes  confidimus  infra  mensem,  ut  existimo,  rem 
conficiemus.     Uale,  manu  festina. 

Die  Briefe  sind  an  den  späteren  Erzbischof  von  Mailand  Francesco 
Picciolpassi  aus  Bologna  (1436 — 1443)   und  stehen  im  cod.  Harleian. 


1)  Terent.  Adelph.  761:    Ipsa  si  cupiat  salus, 

Servare  prorsus  non  potest  hanc  familiam. 


von  A.  Wilmanns  461 

2268,  f.  70  sq.  Ihre  Zeit  bestimmt  sich  durch  Poggios  Gratulation 
im  ersten  zu  seiner  Promotion  als  Doetor  iuris  canonici.  G.  Fantuzzi 
Scitt.  Bologn.  VII,  p.  4  sq.,  die  1417  am  12.  Juli  stattfand.  Beide 
Briefe    haben    zu    Anfang    eine    Inhaltsangabe,    die    zu    dem    ersten 

so  lautet: 

Poggius  scribit  amico  excusando,  si  nun  scripsit  et  maxi  nie  propter 
statum   ambiguum  rei  publice  seu  dominii  etc. 

Die  Inhaltsangabe  des  zweiten  Briefes,  den  ich  Hrn.  Dr.  L.  Bertalol 
verdanke,  ist  diese: 

Poggius  scribit  amico  de  nouis  bonis  que  euenerunt  post  alias 
litteras  scriptas  nun  dans  tarnen  spem  firmam  cum  XII  sint  höre  diei. 

Der  in  beiden  Briefen  erwähnte  Michael  ist  der  Neffe  des  Franciscus, 
der  unter  seinen  Augen  erzogen,  auch  später  dauernd  sein  Bausgenosse 
blieb  und  gelegentlich  zu  vertraulichen  Sendungen  verwendet  wurde. 
Argelati  Bibl.  script.  Mediol.  II,  p.  1081. 

V. 

Ueber  Poggios  Tätigkeit  als  päpstlicher  Sekretär  sind  die  lehr- 
reichen Ausführungen  von  E,  v.  Ottenthai:  die  Bullenregister  Martin  V 
und  Eugen  IV,  in  den  Mitteilungen  des  Instituts  für  österreichische 
Geschichtsforschung,  Ergänzungsband  I,  zu  vergleichen.  Er  liebt  den 
Ernst  und  die  Genauigkeit  hervor,  mit  der  Poggio  seine  Register  führte 
und  revidierte.  Besonders  die  von  ihm  als  M  12  (Martin  V)  und  E  16 
(Eugen  IV)  ausführlich  beschriebenen  Bände  (p.  418  f.,  426  f.)  kommen 
dabei  in  Betracht,  Als  ich  mich  in  Rum  aufhielt,  war  das  päp-tliche 
Archiv  noch  nicht  mit  der  späteren  Liberalität  geöffnet,  und  ich  mufste 
mich  begnügen,  dort  einzelne  biographische  Notizen  über  die  Humanisten 
zu  exzerpieren,  die  mir  P.  Theiner  in  den  libri  officiprum  Martin  V  — 
Sixtus  IV  zugänglich  machte.  Dagegen  nahm  ich1)  eine  Abschrift  des 
cod.  Vatican.  3993,  der  Poggios  für  Nicolaus  V  geschriebene  Breven 
aus  dessen  6.  und  7.  Regierungsjahre  in  eigenhändiger  Niederschrift 
enthält,  und  zwar  gehen  die  Briefe  aus  dem  7.  Jahre  denen  aus  dem 
6.  voran,  so  dafs  diese  Niederschrift  nur  eine  nachträgliche  sein  kann. 
Die  fJeberschrift  lautet:  Compilatio  brevium.  cl.  v.  Poggii  Florentini 
secretarii  apostolici.  Darauf  folgen  181  Dokumente;  denn  170  — 179 
fehlen  sowohl  im  Index  als  im  Text.     Die  ersten   sind  die  folgenden: 

1.  Uenerabili  patri  Ant,°  archiepiscopo  Florentino. 

2.  Dilecto  filio  nobili  uiro  Frederico  duci  Bauarie  comiti   Palatino 
Etegni. 

3.  Dilecto  filio  Antonio  de  camerino  sacre  theologie  professori, 
S.  Dominici  ordinis  predicaturum  priori  prouinciali. 

Die  letzten  sind: 

189.  Dilecto  filio  Bissarioni  tit.  S.  S.  Apostolorum  presbitero  cardi- 
nali   apostolice  sedis  legato. 


1)  zum  Teil  mit  Hilfe  des  späteren  Hallenser  Professors  Heydemann. 


462  Die  Briefsaimnlungen  des  Poggio  Bracciolini 

190.  Dilecto   filio   nobili  uiro  Jobanni  Francisco   comiti  Planani. 

191.  Dileeto  ülio  Petro  de  Uenetiis  ordinis  predieatorum  pro- 
Eessori. 

Die    rot    geschriebenen  Adressen   sind  meist   ziemlich    ausführlich, 

z.  B.  Nr.  43:  Dilecte  in  Christo  filie  nobili  ranliebri  Elizabeth  de  An- 
guillaria  Uxori  dilecti  filii  nobilis  niri  Ursi  comitis  Soane.  Nr.  50: 
Dilecto  filio  Jobanni  de  Lastico  magistro  hospitalis  Sancti  Johannis 
Jerosolimitan.  Nr.  57:  Dilecto  filio  Galeoto  de  Pernsio  legum  doctori 
Rectori  ecclesie  S.  Marie  de  podio  Yiterbiensi  —  und  lassen  die  Zuteilung 
bestimmter  Provinzen,  Geschäfte  oder  Berufe  nicht  erkennen. 

Die  Schlnfsformel  lautet  regelmässig  Dat.  Korne  apud  S.  Petrum 
anno  sexto  oder  an.  VI0  (anno  septimo  oder  an.  VII0). 

VI. 

Die  Florentiner  Staatskanzlei  bestand  zu  Poggios  Zeit  aus  zwei 
Allteilungen,  von  denen  die  eine  die  italienisch  gefafsten  Schreiben 
an  die  Städte  und  Gemeinden  des  Florentiner  Gebietes  erledigte, 
während  die  andere  an  auswärtige  Fürsten  und  Behörden  ihre  Staats- 
briefe in  lateinischer  Sprache  richtete  (Luiso,  Riforma  della  Cancelleria 
Fiorentina  nel  1437  in  Arch.  stör.  Ital.  Ser.  V,  T.  XXI,  p.  132  sq.).  An 
der  Spitze  der  letzteren  stand  vom  8.  Juni  1453  bis  zu  seinem  Tode 
Poggio  (D.  Marzi  1. 1.  p.  220  sq.)  und  verfafste  im  Namen  der  Signoria 
eine  grofse  Anzahl  amtlicher  Schriftstücke.  Dies  bezeugt  der  Codes 
des  Florentiner  Staatsarchivs  Cl.  X,  dist.  I,  Nr.  48,  Stanza  III,  armadio  13, 
chart.  saec.  XV  (230  Bl.);  in  ihm  ist  von  einer  anderen  aber  gleich- 
zeitigen Hand,  offenbar  des  Poggio  selbst,  zu  vielen  Schreiben  der 
Vermerk  Pog,  Po  oder  P  eingetragen,  wodurch  Poggio  sich  als  ihr 
Verfasser  bezeichnet,  Sie  sind  nicht  nur  an  italienische  Fürsten, 
Staatshäupter,  Würdenträger  und  Gemeinden  gerichtet  wie  die  Päpste 
Nicolaus  V.  und  Calixt  III.  und  zahlreiche  Kardinäle  oder  duci  Medio- 
lani,  duci  Janue,  Marchioni  Mantue,  Marchioni  Ferrarie,  duci  Venetia- 
rum,  gubernatori  Bononie,  Sigismundo  Pandulfo  (Malatesta  di  Rimini), 
regi  Aragonum,  duci  Calabrie,  prineipi  Tarentino,  an  die  Peruginer, 
Lucchesen,  Bolognesen,  besonders  viele  an  die  Sienesen,  sondern  auch 
imperatori,  regi  Hispanie,  regi  Francorum,  regi  Castelle,  Delphi no, 
imperatori  Teucrorum,  despoto  della  Morea.  So  wertvoll  diese  An- 
gaben auch  sind,  so  sind  sie  keineswegs  vollständig,  denn  im  Archiv 
zu  Siena  finden  sich  nicht  weniger  als  drei  von  Poggio  erlassene 
Schreiben,  nämlich  1.  das  vom  12.  Juni  1455;  Eisdem  (=  Senensibus). 
Magnifici  domini  etc.  Ex  litteris  multorum  aeeepimus  magnificum 
comitem  Jacobum  P  (Piccininum)  heri  mouisse  ex  loco  ubi  aliquamdiu 
fuerat,  castra,  eo  animo  ut  iret  in  Tusciam  uersus  ciuitatem  Castelli, 
et  qu.  sq.,  das  in  der  hier  beschriebenen  Handschrift  des  Florentiner 
Archivs  f.  133v  steht,  aber  ohne  den  Vermerk  P  geblieben"  ist.  2.  und 
3.  zwei  mir  von  Hrn.  Professor  Enea  Piccolomini  in  Rom  gütigst  mit- 
geteilte  Briefe    an    die    Sieneser:    Magnifici    Domini    fratres    et   amici 


von  A.  Wilmauns  463 

carissimi.  Recepimus  litteras  uestras  et  qu.  sq.  vom  5.  September 
1453  und:  Non  absque  summa  cordis  amaritadine  intelleximus,  Magnifici 
Domini  Uratres  carissimi,  eertos  subditos  aostros  inductos  per  fraudem 
et  dolum  a  uestris  iuisse  diuersis  uicibus  in  territorium  uestrum 
ad  emendum  eertam  frumenti  quantitatem  et  qu.  sq.  vom  12.  Mai  1  L55, 
der  erste  unterfertigt:  Decem  Baue  communis  Florentie.  Poggius,  der 
zweite:  Priores  Artium  et  Uexillifer  Justitie  populi  et  communis  Florentie, 
die  beide  in  der  Handschrift  des  Florentiner  Archivs  fehlen. 

Ein  vierter  Beleg  für  die  FTnzuverlässigkeit  unserer  Handschrift 
ist  das  zweite  Blatt  in  der  Autographensammlung  des  Britischen 
Museums  cod.  21  520,  ebenfalls  die  Ausfertigung  eines  Staatsbriefes 
des  Poggio  an  die  Sienesen:  Magnifici  domini  Fratres  et  Amici  nostri 
carissimi.  Non  respondemus  aliud  litteris  uestris,  quas  hodie  reeepimus, 
nisi  nos  ornnia  facturos,  quibus  perspicere  possitis  sinceram  uoluntatem 
nostram  in  omnibus,  que  pertinere  nidebuntur  ad  mutuam  pacem  con- 
cordiam  et  beniuolentiam  conseruandam  et  qu.  sq.  vom  14.  Juni  1455, 
unterschrieben:  Priores  Artium  et  Uexillifer  Justitie  populi  et  communis 
Flor,  (vielleicht  von  anderer  Hand  puta  die  15.  Junii)  Poggius,  auf 
der  Rückseite:  Magnificis  dominis  fratribus  nostris  carissimis  Senensibus 
et  qu.  sq.,  welcher  Brief  in  unserer  Handschrift  gänzlich  fehlt.  Diese 
Beispiele  genügen  vollkommen,  zu  zeigen,  dafs  Poggio  in  ihr  weder 
überall  den  Vermerk  Pog,  Po  oder  P  hinzugefügt,  noch  alle  von  ihm 
ausgefertigten  Briefe  in  sie  aufgenommen  hat.  Er  scheint  also  seine 
Geschäfte  in  Florenz  minder  sorgsam  betrieben  zu  haben  als  vorher 
die  in  Rom. 

Berlin.  A.  Wilmauns. 


Literaturberichle  und  Anzeigen. 

Bibliographie  der  au  den  deutschen  Technischen  Hochschulen,  erschienenen 
Üoktor-Ingenieur-Dissertationen  in  sachlicher  Anordnung.  1900  bis  1910. 
Bearb.  von  Carl  Walther.  Mit  einem  Vorwort  von  Prof.  W.  Franz, 
Charlottenburg  und  einem  Anhang  enth.  I.  Vergleichende  Statist.  Ueber- 
sichten  über  die  in  deu  Jahren  1900  bis  1910  erfolgten  Doktor-lugenieur- 
Promotionen,  2.  Proiuotionsordnungen  der  deutschen  Technischen  Hoch- 
schulen. Berlin:  Springer  in  Komm.  1913.  II,  131  S.  S".  2  M.,  für  Mit- 
glieder des  Vereins  deutscher  Iugenieure,  Lehrer,  Studierende  u.  Schüler 
der  Technischen  Hoch-  u.  Mittelschulen  1,20  M. 

Die  bisher  erfolgten  Doktor -Ingenieur -Promotionen  sind  aus  den  halb- 
jährlichen Veröffentlichungen  ersichtlich,  die  der  Reichsanzeiger,  für  München 
auch  (seit  1905  nur  uoch)  das  Ministerialblatt  für  Kirchen-  und  Schulangelegen- 
heiten  im  Königreich  Bayern  bringt.  Aui'serdem  werden  dank  einer  von  der 
Bücherei  der  Technischen  Hochschule  Danzig  angeregten  Vereinbarung  seit 
1908  die  Titel  sämtlicher  Dissertationen  an  drei  Stellen  abgedruckt:  in  dem 
von  der  Buchhandlung  Gustav  Fock  herausgegebenen  Monatsbericht  über  neu 
erschienene  Schul-,  Universitäts-  und  Hochschulschriften,  iui  Zentralblatt  der 
Bauverwaltung  und  in  der  Zeitschrift  des  Vereines  Deutscher  Iugenieure.  Ein 
bequemer  Ueberblick  fehlte  aber;  ein  bibliographischen  und  bibliothekarischen 
Anforderungen  genügendes  Verzeichnis  war  also  ein  dringendes  Bedürfnis. 
Die    von  Walther   bearbeitete    Bibliographie    der   Dr.-Iug.-Dissertationeu    der 


464  Literatlirberichte  und  Anzeigen 

Jahre  L900— 1910,  d.  h.  der  Dissertationen  derjenigen  Doktor-Ingenieure,  deren 
Diplom  vor  dein  1.  Januar  1911  datiert  ist,  ist  daher  sehr  willkommen.  Sie 
will  in  erster  Linie  praktischen  Zwecken  dienen  und  hat  dies  durch  eine  sehr 
gute  systematische  Anordnung  der  127-1  Titel  unter  19  Hauptabteilungen 
mit  zahlreichen  Unterabteilungen  erreicht.  Beigefügt  sind  eine  alphabetische 
Uebersicht  der  Systematik  und  zwei  Verfasserregister,  das  eine  gemeinsam 
für  alle  Hochschulen,  das  andere  für  jede  einzelne  Hochschule.  Bei  der 
Titelaufnahme  hat  sich  der  Bearbeiter  die  Jahresverzeichnisse  der  an  den 
deutschen  Universitäten  erschienenen  Schriften  im  allgemeinen  zum  Muster 
genommen,  ohne  sie  jedoch  an  Zuverlässigkeit  zu  erreichen.  Der  Wert  der 
Bibliographie  wird  vielmehr  erheblieh  dadurch  beeinträchtigt,  dafs  sie  im 
einzelnen  nicht  sorgfältig  genug  gearbeitet  ist.1)  Dafs  die  Schreibweise  der 
Titel  nicht  beibehalten  ist,  vielmehr  Abkürzungen  und  kleine  Aendernngen 
vorgenommen  (u.  statt  und,  Berücks.  statt  Berücksichtigung,  gradlinigen  statt 
geradlinigen,  Absorptionskältemaschine  statt  Absorptious  Kältemaschine,  Ring- 
kondensationen statt  Bingcondensationen  usw.),  Druckfehler  stillschweigend 
verbessert  sind  (Nr  1236:  Dissociation  und  Sulfate  statt  Dissoc[i]ation  oder 
Dissocation  [!J  und  Su[l]fate  oder  Sufate  [!]),  ist  ziemlich  belanglos.  Sehr 
bedauerlich  ist  dagegen ,  dafs  aufserordentlich  viele  Versehen  unterge- 
laufen sind.  Fehlerhaft  sind  z.  B.  die  Verfasseraugaben  bei  Nr  3S0  Grahame 
M.  statt  M.  Grahame,  6Tü  Theo,  nicht  wie  in  dem  Berichtigungsblatt  an- 
gegeben Theo[dor]  statt  Th[eodor] ,  1140  R[ichard]  statt  R[ichert],  in  dem 
Verfasserregister  der  einzelnen  Hochschulen  unter  Berlin  Harwich  statt 
Harwig  usw.  Sehr  mifslich,  zum  Teil  sinnentstellend  sind  Versehen,  wie 
„mit"  statt  ,.nnd"  (359),  „wollenen  Tuches"  statt  ..Tuches"  (759),  „Zug- 
verband" statt  „Zugband"  (868),  „Verbindung"  statt  „ Verwendung"  (S90). 
Aus  der  Angabe  des  Promotionstages  ist  ohne  weiteres  das  Erscheinungs- 
jahr entnommen,  obwohl  W.  selbst  (S.  1)  darauf  hinweist,  dafs  die  Disser- 
tationen „häufig  erst  jahrelang  nach  erfolgter  Promotion  erscheinen"  (z.  B.  bei 
Nr  S29  1909  statt  [1910]).  Vielfach  unzutreffend  sind  die  Angaben  über  den 
Umfang  einer  Dissertation.  W.  hat  sich  hier  zwar  die  Mühe  genommen  auch 
ungezählte  bedruckte  Blätter  zu  vermerken,  die  innerhalb  des  Textes  be- 
findlichen Tafeln  aber  nirgends  berücksichtigt  (beispielsweise  unter  den 
Dresdner  Dissertationen  bei  den  Nummern:  35,  517,  57S,  5S0,  712,  719,  764, 
706,  777,  783,  786,  793,  807,  834,  83S,  994,  1196,  1203,1212).  Aufserdem  sind 
vorhandene  Tafel-  oder  Tabellen-Zählungen  ohne  weiteres  übernommen,  daher 
bei  eingeschobenen  Tafeln  (z.B.  4a  in  Nr  898)  zu  wenig,  bei  Vereinigung 
mehrerer  gezählter  Beilagen  auf  einem  Blatt  zu  viel  Tafeln  angegeben  (Nr  32, 
1218,  12(32  u.  a.).  Die  meisten  Unrichtigkeiten  aber  enthalten  die  Angaben 
über  die  anderweitige  Veröffentlichung  einer  Dissertation.  Hier  sind  nicht 
nur  Ungenanigkeiten  und  Fehler  in  gröfster  Zahl  zu  finden  (wie  bei  Nr  279 : 
Bd  334  statt  333,  Nr  1187  und  1188:  Jg.  4,  1907  statt  3,  1906;  Nr  27:  Bd  4, 
1901  statt  5,  1903;  Nr  843:  Bd  13  u.  14  statt  13;  Nr  1003:  Jg.  9,  1906  statt  9 
n.  10,  1906  u.  1907),  sondern  auch  viele  ganz  falsche  Angaben.  Sehr  häufig 
liest  man  „Ersch.  auch  in  .  .  .",  während  an  den  betreffenden  Stellen  nur  ein 
Auszug  (Nr  7,  56,  57,  93,  149,  150,  152,  157,  172,  343,  392,  401,  412,532,535, 
56S,  577,  907,  946,  1171,  1193,  1215,  1256:  nur  T.  2;  134:  nur  S.  1  —  47; 
154:  nur  3  S.  Text,  nebst  Abdruck  der  Zusammenstellung  von  S.  3S — 50),  ein 
Referat  (Nr  95,  98,  161)  oder  eine  vorläufige  Mitteilung  (z.  B.  bei  Nr  118,  147, 
215,  225,  345,  418,  599)  und  dergleichen  zu  finden  sind.  Umgekehrt  heifst  es 
bei  Nr  209,  247,  500,  565,  569  u.  a.  „Im  Ausz.  in:  .  .  .",  obwohl  diese  Disser- 
tationen unverkürzt  abgedruckt  sind.  Vor  allem  aber  wird  oft  auf  einen  Zeit- 
schriftenband hingewiesen,  in  dem  nichts  von  der  Dissertation  steht.  Statt 
eines  Auszuges  findet  man  bei  Nr  1192   an   der  angegebenen  Stelle  ein  paar 


i)  Ein  Blatt  mit  83  Druckfehler -Berichtigungen  ist  nachträglich  versandt 
worden;  die  dort  vermerkten  Versehen  sind  in  den  hier  gegebenen  Beispielen 
nicht  aufgeführt. 


Literaturberichte  uud  Anzeigen  465 

Bemerkungen  mit  Hinweis  auf  die  zu  veröffentlichende  ausführliche  Darlegung, 
bei  682  und  922  andere  Abhandlungen;  die  Dissertation  von  Weiss  (549)  steht 
in  Bd  320  von  Liebig's  Annalen,  in  dem  von  W.  angegebenen  Bd  ."531  dagegen 
eine  neue  Arbeit  desselben  Verfassers;  bei  Nr  82  wird  auf  Jg.  1905  der 
Sitzungsberichte  der  bayr.  Akad.  d.  Wiss.  verwiesen ,  wo  aber  nicht  die 
Dissertation  über  die  Seiches  am  Chiemsee,  sondern  ein  Aufsatz  über  die 
Seiches  eines  andern  Sees  veröffentlicht  ist;  Nr  35  ist  ein  S.-A.  aus  Jg.  9  der 
Zeitschrift  „Schiffbau",  während  in  dem  vou  W.  angeführten  Bd  9  des  Jahr- 
buchs der  Schiffbautechnischen  Gesellschaft  eine  ganz  andere  Arbeit  dieses 
Verfassers  steht.  Aehnlich  ist  es  bei  den  Nummern  37,  308,  411,  574,  682, 
691,  922,  987  und  anderen.  W.  hat  sich  hier  offenbar  auf  Zitate  und  Register 
verlassen,  statt,  was  freilich  sehr  viel  Mühe  und  Zeit  kostet,  jede  solche 
Angabe  nachzuprüfen.  Dafs  er  manche  Dissertation  an  Stellen  aufgefunden 
hat,  wo  man  sie  nicht  leicht  vermutet,  sei  gern  anerkannt.  Andererseits 
hätte ,  wenn  auch  Vollständigkeit  bei  solchen  Nachweisen  kaum  erreichbar 
ist,  wohl  etwas  mehr  geboten  werden  können.  Vergleicht  man  z.  B.  die  Auf- 
nahmen der  Aachener  Dissertationen,  so  fehlt  bei  Nr  6(J9  die  Notiz,  dafs  sie 
in  der  Apothekerzeitung.  Jg.  21.  1906  erschien,  bei  Nr  109,  dafs  Abschnitt  2 
auch  in  Schilling's  Journal  für  Gasbeleuchtung.  Jg.  48.  1905  veröffentlicht 
wurde.  Dafs  Nr  1171  zugleich  als  Hefe  10  der  Mitteilungen  über  Forschungs- 
arbeiten auf  dem  Gebiete  des  Ingenieurwesens  erschien ,  hätte  angegeben 
werden  müssen,  da  dieses  Serienwerk  fast  nur  Dr.-Ing.-Dissertationen  enthält, 
für  den  Zweck  der  Bibliographie  also  durchzusehen  war.  Ebenso  durfte  bei 
den  Nummern  554,  633,  1174,  1175,  1178,  1183,  1186,  1209,  1215,  1223,  1231 
der  Hinweis  auf  den  betreffenden  Jg.  der  „Metallurgie"  nicht  fehlen,  in  der 
diese  Arbeiten  teils  vollständig,  teils  gekürzt  oder  erweitert  abgedruckt  sind. 
Unbedingt  war  zu  vermerken,  dafs  die  Aachener  Dissertationen  1172,  1176, 
1186,  1188,  1194,  1205.  1207,  1211,  1215—1217,  1219,  1227,  1232  in  den  „Mit- 
teilungen aus  dem  Eisenhüttenmännischen  Institut  der  Königl.  Techn.  Hoch- 
schule Aachen",  einer  Publikation,  die  W.  auch  bei  anderen  Kümmern  anführt, 
zu  finden  sind. 

Bei  der  in  Aussicht  genommenen  Fortsetzung  der  Bibliographie  werden 
sich  solche  Mängel  vermeiden  lassen.  Denn  der  Bearbeiter  kann  für  die 
Jahre  1911  und  1912  seine  Angaben  an  der  Hand  des  demnächst  erscheinenden 
Verzeichnisses  nachprüfen,  das  die  Danziger  Hochschulbibliothek  von  allen  an 
den  deutschen  Technischen  Hochschulen  bis  zum  Jahre  1912  herausgekommenen 
Schriften  angefertigt  hat.  Für  die  Jahre  191 3  ff.  aber  wird  er  die  erforder- 
lichen Angaben  aus  dem  von  der  Königlichen  Bibliothek  in  Berlin  heraus- 
gegebenen Universitätsschriftenverzeichnis  übernehmen  können,  da  die  Schriften 
der  Technischen  Hochschulen  vom  Jahre  1913  an  hier  Aufnahme  finden  werden. 
Diese  beiden  Veröffentlichungen  machen  jedoch,  da  sie  die  Dissertationen 
nicht  systematisch  geordnet  aufführen,  solche  Zusammenstellungen  keineswegs 
überflüssig.  Bei  der  ständigen  Zunahme  der  Dr.- Ing.- Promotionen,  die  nebst 
vielen  anderen  interessanten  Feststellungen  aus  der  von  W.  beigefügten, 
äufserst  dankenswerten  statistischen  Uebersicht  hervorgeht  (32  im  Jahre  1901, 
91  im  Jahre  1904,  145  im  Jahre  1907,  238  im  Jahre  1910),  wäre  es  sogar  er- 
wünscht, wenn  die  Fortsetzung  der  Bibliographie  in  kürzeren  Zwischenräumen, 
etwa  von  fünf  zu  fünf  Jahren  erscheinen  könnte. 

Danzig- Langfuhr.  P.  Trommsdorff. 

Die  Newberry  Library  in  Chicago  versendet  soeben  als  Nummer  4  ihrer 
Ptiblications  eine  Schrift  Dr.  Berthold  Laufers  betitelt:  „Descriptive  aecount 
of  the  collection  of  Chinese,  'libetan,  Mongol,  and  Japanese  books  in  the  New- 
berry Library."  Der  durch  seine  vielseitigen  Arbeiten  auf  den  Gebieten  der 
genannten  Sprachen  und  des  Manchurischen  rühmlichst  bekannte  Verfasser 
gibt  in  dieser  neuen  Schrift  einen  Ueberblick  über  die  wichtigsten  Werke  der 
heute  als  East  Asiatic  Collection  bezeichneten  Sammlung,  die  er  1907  in  China 
und  Japan  für  die  Newberry  Bibliothek  erworben  hat.     Die  Sammlung  um  tatst 


466  Literaturberichte  und  Anzeigen 

1211.  Werke,  davon  031  iu  chinesischer,  310  in  tibetischer,  143  in  japanischer, 
72  in  mongolischer  und  60  in  manchurischer  Sprache.  Diese  Zahlen  erscheinen 
zwar  an  sich  nicht  allzu  beträchtlich,  erhalten  aber  ein  anderes  Gewicht,  wenn 
man  erführt,  dafs  nicht  nur  die  umfangreichsten  Sammelwerke  des  Ostens  als 
Einheiten  unter  ihnen  aufgeführt  sind,  so  die  beiden  grofsen  tibetischen  Werke 
des  Kanjur  und  Tanjur,  die  gewaltige  Sammlung  des  chinesischen  Tripitaka 
in  792o  Faltbücher  in  Folio,  die  grofse  Kanghsi  Eneyclopüdie.  die  Geschichte 
der  chinesischen  Dynastien  und  zahlreiche  andere  sehr  umfangreiehe  chinesische 
Werke,  sondern  dafs  auch  die  tibetischen,  mongolischen  und  manchurischen 
Werke  einen  sehr  erheblichen  Teil  der  in  diesen  Sprachen  überhaupt  vor- 
handenen Literatur  darstellen.  So  wird  also  weder  die  hohe  Gesamtzahl  von 
21  403  Bünden  für  diese  ostasiatische  Sammlung  weiter  überraschen,  noch  auch 
die  Behauptung  Dr.  Laufers,  dafs  z.  B.  ihre  die  kleinste  Anzahl  von  Werken 
umfassende  manchurische  Abteilung,  die  der  Titel  des  Ueberblicks  wohl  aus 
diesem  Grunde  gar  nicht  einmal  erwähnt,  eine  der  wertvollsten  Sammlungen 
manchurischer  Werke  sei,  die  überhaupt  existiert.  Er  begründet  dies  noch 
besonders  mit  der  Wichtigkeit  ihrer  Werke,  mit  deren  seltenen,  frühen  und 
guten  Ausgaben  und  den  einzigartigen  Handschriften,  die  für  den  ansschliefs- 
lichen  Gebrauch  des  Kaiserhauses  hergestellt  wurden.  Es  besteht  keinerlei 
Veranlassung,  dies  Urteil  eines  berufenen  Kenners  der  manchurischen  Literatur 
irgendwie  zu  bezweifeln,  umso  erfreulicher  ist  es  aber  für  den  Beferenten  bei 
dieser  Gelegenheit  darauf  hinweisen  zu  können,  dafs  auch  die  Berliner  König- 
liche Bibliothek  eine  entsprechend  grofse  Anzahl  manchurischer  Bücher  und 
Handschriften  von  ähnlichem  Werte  besitzt,  darunter  viele  der  von  Laufer 
angeführten  Ausgaben  und  z.  B.  auch  die  vollstündige  manchurische  Ueber- 
setzung  des  Tung-chien  kang-mu  in  einem  hervorragend  schönen  Druck  aus 
dem  30.  Jahr  Kanghsi  (1691),  die  der  Ausgabe  der  Newberry  Library  von  1681 
wohl  kaum  nachstehen  dürfte.  Ebenso  wie  die  manchurische  Abteilung  der 
Lauferschen  Sammlung,  müssen  auch  die  mongolische  und  besonders  die 
tibetische  mit  über  3ü0  Werken  aufser  guten  Xarthangdrucken  des  grofsen 
Kanjur  und  noch  gröfseren  Tanjur  schon  der  Zahl  der  Werke  nach  als  sehr 
bedeutend  bezeichnet  werden.  Trotzdem  umfassen  diese  3  Sammlungen  nur 
Werke  aus  den  Gebieten  der  Religion,  Philosophie,  Geschichte,  der  schönen 
Literatur.  Philologie  und  Kunst,  weil  das  Sammlungsfeld  der  Newberry  Library 
vornehmlich  diese  Gebiete  umschliefst.  Das  Komplement  hierzu,  nämlich 
eine  Sammlung  auf  den  Gebieten  der  Geographie ,  der  Rechts-  und  Staats- 
wissenschaften, der  Handels-  und  ökonomischen  Wissenschaften,  der  Soziologie, 
der  Mathematik,  der  Naturwissenschaften  und  der  Medizin  befindet  sich  eben- 
falls in  Chicago  und  zwar  in  der  John  Crerar  Library;  es  wurde  entsprechend 
dem  Sammlungsplan  dieser  Bibliothek  gleichzeitig  mit  der  Newberry-Saininlung 
von  Dr.  Laufer  in  China  zusammengebracht  und  dürfte  dieser  auch  an  Wert 
kaum  nachstehen.  —  Die  verhültnismäfsig  kleine  japanische  Sammlung  der 
Newberry  Library  enthält  sogar  nicht  einmal  Schriften  aus  dem  ganzen 
Sammlungsgebiet  dieser  Bibliothek,  aber  auch  sie  entspricht  mit  ihren  guten 
illustrierten  Ausgaben  von  Werken  über  japanische  Kunst  UDd  Künstler  dem 
von  vornherein  ins  Auge  gefafsten  engeren  Zweck  Hilfsmittel  für  das  Studium 
der  japanischen  Kunstentwickelung  bereitzustellen,  und  enthält  aufserdem 
noch  Handschriften  und  seltene  Bücher  aus  andern  Gebieten,  wie  z.  B.  in 
einem  Band  des  Romans:  Ise  monogatari  einen  Teil  des  frühesten  illustrierten 
Druckes  aus  Japan  vom  Jahre  160S.  Auch  in  der  chinesischen  Abteilung  von 
über  60fl  Werken  hat  der  Sammler  nicht  beabsichtigt  eine  auch  nur  annähernd 
vollständige  Reihe  aller  wichtigen  chinesischen  Werke  aus  den  Gebieten  der 
Geisteswissenschaften  zu  geben,  dies  lag  für  ihn  und  liegt  eigentlich  auch  für 
alle  Bibliotheken  des  Abendlandes  bei  dem  kaum  übersehbaren  Reichtum 
jener  Literatur  aul'serhalb  des  Bereichs  der  Möglichkeit.  Er  versuchte  es  aber 
eine  repräsentative  Sammlung  der  wichtigsten  Werke  aus  den  groften  Epochen 
des  literarischen  Schaffens  der  Chinesen  auf  diesen  Gebieten  zusammen- 
zubringen, um  genügendes  Material  für  ein  eindringendes  sinologisches  Studitun 
zu   beschaffen.     Nach   den   zahlreichen   Proben,    die   Dr.  Laufer  aus   dieser 


Literaturberichte  und  Anzeigen  467 

Sammlung  in  seinem  Bericht  gibt,  scheint  ihm  das  auch  wohl  gelungen  zu  sein, 
denn  aus  den  Gebieten  der  Geschichte  und  Archäologie,  der  Epigraphik,  der 
Kunstgeschichte,  der  Religion,  der  Philosophie,  der  Philologie  und  der  schönen 
Literatur,  dazu  aus  Bibliographie,  Enzyklopädie  und  der  grolsen  Abteilung 
chinesischer  Sammelwerke  sind  die  wichtigsten  Werke  und  zwar,  was  besonders 
zu  bemerken  ist,  meist  in  den  besten  alten  Ausgaben,  darin  angeführt.  Dafs 
Dr.  Laufer  auf  den  Zustand  der  Erhaltung  der  Bücher,  auf  das  Papier  und 
den  Druck  beim  Ankauf  besonderen  Wert  gelegt  hat,  wird  ihm  die  Newberry 
Library  gewifs  noch  lange  danken. 

Jedenfalls  ist  diese  Bibliothek  heute  zu  der  beschriebenen  reichhaltigen 
Sammlung  ostasiatischer  Werke  zu  beglückwünschen,  die  sie  zu  rechter  Zeit, 
am  rechten  Ort  und  durch  den  rechten  Mann  für  sich  hat  zustande  bringen 
lassen.  Sehr  beachtenswert  für  alle  Bibliotheken,  die  es  angeht,  erscheint 
dein  Referenten  die  Erinnerung  Dr.  Laufers  an  die  Tatsache  (pag.  24),  dafs 
es  immer  schwieriger  wird  wertvolle  alte  chinesische  Drucke  zu  erwerben 
und  auszuführen,  und  sicherlich  immer  teurer.  Man  kann  also  mit  dem  An- 
kauf chinesischer  und  besonders  auch  manchurischer  Werke  nicht  so  lange 
warten,  bis  bei  uns  eine  starke  Nachffrage  nach  ihnen  entsteht,  denn  dann 
werden  nicht  nur  die  guten  Ausgaben,  sondern  auch  viele  Werke  vor  allem 
in  der  schnell  dahinschwindenden  manchurischen  Literatur  nicht  mehr  zu  haben 
sein.  Unsere  grolsen  wissenschaftlichen  Bibliotheken  haben  entschieden  auch 
die  Aufgabe  für  die  bisher  allzu  sehr  hintenangestellten  ostasiatischen  Studien 
das  Material  zu  schaffen,  welches  diese  überhaupt  erst  ermöglicht,  Während 
nun  für  mongolische,  manchurische  und  tibetische  Studien  bei  uns  rein  wissen- 
schaftliche Beweggründe  vorwiegend  philologischer,  historischer  und  ethno- 
logischer Art  in  Frage  kommen ,  so  liegt  für  chinesische  und  auf  diesen 
ful'sende  japanische  Studien  ein  sehr  viel  weiterer  Interessenkreis  vor,  nicht 
nur  infolge  des  gewaltigen  Kulturschatzes,  dem  sie  gegenüberstehn,  sondern 
auch  infolge  weitschauender  politischer  und  ökonomischer  Zwecke,  denen  sie 
dienstbar  gemacht  werden  sollen.  Das  steigende  Interesse  für  ostasiatische 
Dinge  in  weiten  Kreisen  der  Gebildeten  Deutschlands,  eine  Folge  unsrer 
stärkeren  wirtschaftlichen  und  kulturellen  Betätigung  in  China  und  der  grofsen 
politischen  Ereignisse,  die  sich  gegenwärtig  dort  abspielen,  ist  heute  un- 
verkennbar; das  wirkliche  Verständnis  für  diese  Dinge  ist  freilich  umso  seltener, 
je  mehr  es  an  der  festen  Grundlage  eines  sinologischen  Studiums  und  an 
populärer  Verarbeitung  seiner  Ergebnisse  fehlt.  Wie  aber  in  den  Ländern 
englischer  Zunge  und  in  Frankreich  dem  äitfseren  Interesse  allmählich  ein 
immer  weiter  sich  ausdehnendes  sinologisches  Studium  und  vielseitige  wissen- 
schaftliche und  praktische  Leistungen  auf  diesem  Felde  gefolgt  sind,  so  ist 
es  auch  bei  uns  zu  erwarten,  dafs  die  berühmten  Bahnbrecher  der  deutschen 
Sinologie  bald  mehr  Nachfolger  finden  werden,  als  bisher.  Es  erscheint  dein 
Referenten  darum  durchaus  zeitgemäfs,  dafs  die  Berliner  Königliche  Bibliothek 
jetzt  unter  Bereitstellung  erheblicher  Mittel  eine  systematische  Ergän/.nng 
ihrer  chinesischen  Bestände  und  die  Neubearbeitung  vorerst  ihrer  chinesischen 
und  tibetischen  Kataloge  zum  Zwecke  der  Veröffentlichung  in  Angriff  genommen 
hat.  Auch  für  andere  deutsche  Bibliotheken,  soweit  sie  über  ältere  chinesische, 
manchurische  und  tibetische  Bestände  verfügen  —  leider  sind  dies  nur  sehr 
wenige  unsrer  Bibliotheken  —  wäre  es  an  der  Zeit  das  Gleiche  zu  tun.  Die- 
jenigen wissenschaftlichen  Bibliotheken,  die  noch  keine  nennenswerte  ost- 
asiatische Sammlung  besitzen,  wohl  aber  über  die  Mittel  verfügen  universelle 
Ziele  zu  verfolgen,  sollten  auch  die  Zeit  nicht  versäumen,  sich  eine  solche 
Sammlung  ostasiatischer  Werke  zu  beschaffen,  wie  sie  die  genannten  beiden 
Chicagoer  Bibliotheken  in  richtiger  Würdigung  eines  kommenden  Bedürfnisses 
bereits  vor  einigen  Jahren  erworben  haben. 

Berlin.  Hülle. 


l'iS  Uniscban  und  neue  Nachrichten 

Umschau  und  neue  Nachrichten. 

Berlin.  Vereinigung  Berliner  Bibliothekare.  Bericht  über  das 
Geschäftsjahr  1912  13.  In  der  ersten  Sitznng  am  15.  November  hielt  Geheim- 
rat Schwenke  einen  Vortrag  über  das  Thema:  Aus  amerikanischen  Biblio- 
theken. Reiseeindrücke  (Vgl.  Zbl.  1912,  S.  4S5ff:  1913,  S.  1  ff.).  Die  zweite 
Sitzung  mit  einem  Vortrag  von  Abt. -Dir.  Paalzow  über  die  Deutsche  Bücherei 
in  Leipzig  fand  am  14.  Februar  statt.  In  der  nächsten  Sitzung  am  2b.  März 
referierte  der  Vorsitzende  Oberbibl.  Fick  über  den  Probedruck  des  Gesamt- 
katalogs, woran  sich  eine  Diskussion  über  den  Druck  von  Bibliothekskatalogen 
anschlofs.  Am  28.  Juni  besichtigte  die  Vereinigung  die  Patent -Papierfabrik 
Hohenofen.  In  der  Schlul'ssitzung  am  Abend  desselben  Tages  berichtete 
der  Schriftführer  Bibl.  Sass  über  den  Mainzer  Bibliothekartag.  Bei  der  Neu- 
wahl des  Vorstandes  wurden  Vorsitzender  und  Schriftführer  wiedergewählt. 
Für  Dir.  Wolfstieg,  der  eine  Wiederwahl  ablehnte,  wurde  Bibl.  v.  Rath  zum 
Kassierer  gewählt.  Sss. 

An  der  Feier  des  Regierungsjubiläums  S.  M.  des  Kaisers  und  Königs 
beteiligte  sich  die  Königliche  Bibliothek  durch  die  Veröffentlichung  der 
in  ihrer  Kartensammlung  aufbewahrten,  gröi'stenteils  noch  unedierten  S9  An- 
sichten märkischer  und  pommerscher  Städte,  die  in  den  Jahren  1710  —  1715 
für  Bekmanns  ^Historische  Beschreibung  der  Chur  und  Mark  Brandenburg" 
zumeist  von  Daniel  Petzold.  einige  auch  von  einem  Arbeitsgenossen,  auf- 
genommen worden  waren.  Die  Veröffentlichung  ist  vom  Vorsteher  der  Karten- 
sammlung Direktor  Prof.  Meisner  geleitet  und  mit  einer  Einleitung  und 
bibliographischen  Bemerkungen  versehen  worden.  Den  Verlag  hatte  die  Firma 
Dietrich  Reimer  (Ernst  Vohsen)  übernommen. 


Giefsen.  Zur  Erweiterung  der  im  Jahre  1SS4  mit  der  Universitäts- 
Bibliothek  Giefsen  vereinigten  Bibliothek  des  verstorbenen  Prof.  Dr.  Wilhelm 
Clemm  hat  Geheimer  Kommerzienrat  Dr.  Adolf  Clemm  zu  Mannheim 
weitere  5000  M.  gestiftet,  womit  seine  Zustiftung  den  Betrag  von  10  000  M. 
erreicht. 

München.  Die  Hof-  und  Staatsbibliothek,  die  ihre  Bücher  inner- 
halb der  grofsen  Abteilungen  alphabetisch  aufstellte,  hat  diese  alphabetische 
( »rdnung  abgebrochen  und  ist  zum  Numerus  currens  übergegangen. 


Wiesbaden.  Am  17.  Juli  fand  in  engerem  Kreise  die  Einweihung  des 
neuen  Gebäudes  der  Nassauischen  Landesbibliothek  zu  Wiesbaden  statt. 
Leider  war  seine  Exzellenz  der  Herr  Unterrichtsminister  verhindert,  der  Ein- 
ladung: zu  folgen,  und  ebenso  mufste  sich  Herr  Regierungspräsident  Dr. 
von  Meister,  der  verreist  war,  durch  Herrn  Oberregierungsrat  v.  Gizycki  ver- 
treten lassen.  Das  noch  in  letzter  Stunde  fertig  gewordene  Gebäude  an  der 
Rheinstrafse,  über  dessen  Anfänge  bereits  im  Zentralblatt  berichtet  wurde, 
hatte  lür  den  Zweck  einen  reichen  gärtnerischen  Schmuck  erhalten.  Der  seit 
dem  1.  April  des  Jahres  amtierende  Oberbürgermeister  der  Residenzstadt 
Wiesbaden,  Herr  Geheimer  Oberregierungsrat  Glässing  eröffnete  die  Feier, 
die  in  dem  grofsen  schönen  Lesesaal  stattfand,  mit  einer  kürzeren  Ansprache, 
in  der  er  allen  Beteiligten  für  ihre  Mitwirkung  am  Bau  seinen  Dank  aus- 
drückte .  und  alsdann  dem  Leiter  der  Landesbibliothek,  Herrn  Direktor  Prof. 
Dr.  Liesegang,  den  Schlüssel  überreichte.  Prof.  Liesegang  nahm  alsdann  das 
Wort  und  gab  eine  kurze  Geschichte  der  Landesbibliothek  seit  ihrem  Ueber- 
gaug  aus  der  Hand  des  Staats  in  die  Verwaltung  der  Stadt  Wiesbaden.  Er 
dankte  den  Vertretern  der  städtischen  Körperschaften  lür  die  grofszügige 
Bewilligung  der  Mittel  für  eine  völlige  Neukatalogisierung,  die -nach  Verlauf 
einiger  Jahre  beendigt  sein  werde,  und  legte  ihnen  die  Erhöhung  des  An- 
schaffungsfonds ans  Herz,  die  immer  unabweisbarer  werde,  wofern  die 
Landesbibliothek  ihrer  umfassenden  Aufgabe  wirklich   gerecht  werden  solle. 


Umschau  und  neue  Nachrichten  469 

Der  Kedner  besprach  dann  den  Bau  und  dankte  auch  seinerseits  den  Archi- 
tekten, Ingenieuren  and  Künstlern,  die  diesen  „  Zweckmä&igkeitsbau  "  ge- 
Bchaffen  und  namentlich  im  Innern  in  würdiger  Weise  ausgestattet  hätten. 
Nach  einer  kurzen  Erläuterung  der  Baupläne  durch  Herrn  Stadtbauinspektor 
Grün  fand  eine  Führung  durch  das  neue  Gebäude  statt.  Die  Auszeichnungen, 
die  Beamter,  der  Landesbibliothek  bei  diesem  Anlafs  verliehen  wurden,  und 
die  Herr  Oberregierungsrat  von  Gizycki  im  Auftrag  der  Staatsregierung  über- 
reichte, werden  unter  Personalnachrichten  mitgeteilt. 

England.  Die  Vermehrung  der  Druckschriftenabteilung  des  British 
Museum  in  London  betrug  1911  30916  Bände  und  kleine  Schriften, 
6909a  Hefte  von  Zeitschriften  und  Fortsetzungswerken,  2o7  Atlanten  und  Teile 
von  solchen,  12477  Musikalien,  3749  Zeitungen  in  19  Bänden  und  297106  Nrn 
und  09S1  vermischte  Drucksachen.    Davon  waren: 


Kauf 

Tausch 

1  reschenk 

Pflichflief 

Bde  u.  kl.  Sehr. 

5  880 

1007 

7052 

16977 

Hefte 

19383 

1356 

39S1 

44  375 

Atlanten  u.  Teile 

131 

— 

48 

28 

Karten 

110 

— 

536 

2  883 

Musikalien 

370 

— 

— 

12107 

Zeitungen 

79 

— 

265 

3  405 

Unter  den  besonders  aufgeführten  Erwerbungen  befinden  sich  neben  5 
auswärtigen  auch  2  englische  Inkunabeln,  ferner  13  englische  Drucke  des 
16.  Jahrhunderts,  unter  den  späteren  sind  am  wichtigsten  24  englische  „Nene 
Zeitungen"  von  1620  und  1621  ;  bisher  kannte  man  keine  vor  1622.  Wenn 
unter  den  sonstigen  die  „Messe  von  der  Hockzeyt  D.  Andre  Carolstadt*  als 
„apparently  the  first  form  of  a  marriage  Service  drawn  up  by  the  Gennan 
reformers"  bezeichnet  wird,  so  ist  das  ein  Mifsverständnis;  es  ist  eine  Satire 
der  Gegenpartei.  Benutzt  wurden  in  den  Lesesälen  (ohne  die  Zeitungen,  aber 
mit  Einschlnfs  der  Orientalia)  845  224  Bde  in  1561  138  Tagesbenutzungen  von 
236  643  Lesern,  dazu  69  340  Bde  Zeitungen  von  IS 450  Lesern.  Für  den  all- 
gemeinen Katalog  der  Druckschriften  wurden  (einschl.  Karten  und  Musikalien) 
46  848  Titel  gedruckt,  426  Spalten  umgedruckt.  In  jedes  der  drei  Exemplare 
des  Hauptkatalogs  wurden  36  869  Titel  eingeklebt,  wobei  je  49  720  Titel  um- 
geklebt werden  mufsten.  Sehr  bemerkenswert  ist,  dal's  infolge  von  Um- 
stellungen nicht  weniger  als  161503  Signaturen  auf  den  Büchern  und  in  den 
Katalogen  geändert  wurden.  —  Die  Handschrittenabteilung  erwarb  64  Hand- 
schriften, 365  Papyri  und  1219  Urkunden,  unter  den  Hdss.  eine  griechische 
von  1312  und  mehrere  lateinische  vom  11  — 15.  Jahrhundert.  Benutzt  wurden 
35634  Hdss.  und  2511  Urkunden.  Von  779  Handschriften  wurden  8925  photo- 
graphische Aufnahmen  gemacht.  In  der  Orientalischen  Abteilung  betrug  die 
Vermehrung  2067  Drucke  und  87  Handschriften;  unter  letztern  52  arabische, 
die  durch  Alter  und  Seltenheit  besonders  bemerkenswert  sind. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen.1) 

Zusammengestellt  von  Adalbert  Hortzschansky. 

Allgemeine  Schriften. 
Les    Travailleurs    des    bibliotbeques    fran^aises    et    etrangeres.      Bulletin 
mensuel.    Ann.  1.     Nr.  1.     15  Juin  1913. 

Bibliothekswesen   im  allgemeinen. 
Anemüller.    Das  lippische  Bibliothekswesen.    Lippische  Landes-Zeitung  1913. 

Nr  66  vom  S.  März. 


i)  Die  an  die  Redaktion  eingesandten  Schriften  sind  mit  *  bezeichnet. 
XXX.     g.    10.  32 


470        Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Billings.    Memorial  meeting  in  honor  of  the  late  Dr.  John  Shaw  Billings, 
April  25,    1913.     Bulletin   of  the   New  York   Public   Library    17.     1913. 
S.  511—535.     Auch  separat. 
Van  Dokkum,   J.  D.  C.    Het  tijdschrift  in  de  bibliotheek.    Maaudblad   voor 

bibliotheekwezen  1.     1913.    S.  133— 144. 

Eichler,  F.  (Russ.):  Das  Bibliothekswesen  höherer  Ordnung  in  seiner  Stellung 

zu  den  Methoden  der  wissenschaftlichen  Forschung  und  des  .Unterrichts. 

Uebers.  a.  d.  Deutschen  von  S.  J.  Bernstein  u.  d.  Redaktion  von  E.  A.Wolter. 

S.- Peterburg  1913:  Skola  i  Zizn. 

Ueber  einige   die   Bibliölogie   betreffende  Fragen  (Russ  :   o  voprosach  .  .  .) 

des  Verwaltungsrechts.    Doklady  i  otcety,  N.  S.  Vyp.  2.    1913.   S.  67— 70. 

Groot,  J.  J.  M.  de.    Sinologische  Seminare  und  Bibliotheken.    Abhandlungen 

d.  Kgl.  Preufs.  Akad.  d.  Wiss.  1913.    Phil.-hist.  Cl.  Nr  5.    48  S. 
Kalitin,   V.    (Russ.):    Arkadij   Ivakimovic    Ljasceuko.     Skizze.    Doklady   i 

otcety.     N.  S.  2.     1913.     S.  48— 58. 
*  Ladewig,    Paul.     Die   positiven   Aufgaben    der   Jugendliteratur.     Vortrag, 
gehalten  auf  der  2.  öffentlichen  Hauptversammlung  der  Zentralstelle  zur 
Bekämpfung  der  Schundliteratur  zu  Berlin  am  22.  Februar  1913.    Berlin: 
Zentralstelle  1913.     24  S.     0,'5  M.    (Zentralstelle    zur    Bekämpfung    der 
Schundliteratur.) 
The  American  Library  Annual  (2.)  1913.    Inciud.  index  to  dates  of  current 
events;  bibliographies;  statistics  of  book  production;  lists  of  Library  and 
booktrade  periodicals  and  organizations;  select  lists  of  libraries;  directories 
of  publishers  and  booksellers;  list  of  private  collectors  of  books  etc  .  .  . 
New  York:  Publish.  Weekly  1913.    408  S.    5  $. 
Meyer,    Hermann.    Mittelalterliche    Bibliotheks -  Ordnungen    für    Paris    und 

Erfurt,    Archiv  f.  Kulturgeschichte  11.    1913.    S.  152— 165. 
Nörrenberg,   C,   und   E.  Jaesehke.     Kommune    und   Bücherei      Referate. 
Düsseldorf   1913:    Bagel.     S,  191—199.     4°.     Aus:    Verhandlungen    des 
I.Kongresses  f.  Städtewesen  1912. 
Oursel,  C.    Est-il  possible  d'aineliorer  la  Situation  des  bibliotheques  muni- 
cipales  classees  et  de  leur  personuel?    Bulletin  de  Fassociation  d.  biblio- 
thecaires francais  7.    1913.    S.  55 — 61. 
Paalzow.     Bibliotheken.     Berlin:    G.  Stilke   1913.     8  S.     4°.    Aus:    Soziale 
Kultur  und  Volkswohlfahrt  während  der  ersten  25  Regierungsjahre  Kaiser 
Wilhelms  II.     S.  85—92. 
Quinn,  J.  Henry.     Library  cataloguing.     London:   Truslove  a.  Hanson  1913. 

264  S.    5  Sh. 
Rapport  omtrent  de  volksbibliotheken  van  het  Nut,  hare  geschiedenis,  baar 
toestand  en  voorstellen  tot  reorgauisatie.    Bewerkt  door  J.  B.  Roelvink, 
H.  E.  Greve  .  .  .    Amsterdam:  S.  L.  van  Looy  1913.    105,  15  S.    0,30  Fl. 
Report   on   the    15th  meeting   (Sth  annual  meeting)    of  the  Bibliographical 
Society  of  America,  held  at  Ottawa,  Canada,  Friday  tbe  28th  and  Satur- 
day  the  29th  of  June,   in  counection  with  the  annual  Conference  of  the 
American  Library  Association.    Bulletin  of  the  bibliographical  society  of 
America  4.    1912.    S.  33—35. 
*Rondel,  Auguste.    Conference  sur.  la  bibliographie  dramatique  et  sur  les 
collections  de  theatre  donnee  le  mercredi  4  decembre  1912  sous  le  patro- 
nage   de   l'association   des   bibliothecaires   francais  ä  l'ecole  des  hantcs 
etudes  sociales.    Lille  1913:  Lefebvre-Ducrocq.    31  S. 
Rupp recht,  Chr.    Allgemeine   systematische  Organisation  von  Volksbiblio- 
theken.   III.  IV.    Bayerische  Staatszeitung  1913.    Nr.  70  u.  152. 
Vidier,  A.    Publications  nouvelles   concernant  les  bibliotheques  frangaises 
en  1912.    Rapport  pres.  ä  l'assembl6e  generale  du  30  rnars  191 3 .^  (Premiere 
partie.)    Bulletin   de   l'association   des   bibliothecaires   francais  7.     1913. 
S.  45—54. 
*Commission  permanente  des  Congres  internationaux  des  archivistes  et  des 
bibliothecaires.    Congrös  de  Bruxelles  1910.    Voeux  emis  par  les  sections 


Neue  Bücher  und  Aufsatze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen       471 

et  ratifies  par  l'asseinblee  generale  du  31  Aoüt.     Bruxelles:   Cominissiun 

1912.  11  S. 

Vol'ter,  E.  A.  (Russ.) :   Nikolaj   Michajlovic   Lisowskij.     Skizze.    Dokladv  i 

oteety,  N.  S.  2.    1913.    S.  19—30. 
A.  M.  L.  (Russ.):  Eduard  Aleksandrovic  Vol'ter.    Doklady  i  oteety.    N.  S.  2. 

1913.  S.  38—47. 

Vorträge    uud  Berichte   (Russ.:   Doklady  i   oteety)   der  Russischen   biblio- 
logischen  Gesellschaft.    N.  S.    II.  II.    S.-Peterburg  1913:  V.  D.  Smirnov. 
HS  S.,  1  Portr. 
'Warschauer,  A.     Georg  Minde-Pouet.    1898.  1913.    Ein  Abschiedsruf  aus 
Posen.    (Lissa:  0.  Eulitz  1913.)    12  S.,  1  Portr. 

Einzelne  Bibliotheken. 

Berlin.  Deutsche  Gesellschaft  für  Ethische  Kultur,  Abteilung  Berlin.  Jahres- 
bericht der  Ersten  Oeffentlichen  Lesehalle  zu  Berlin  SO.,  Ruugestr.  25 — 27. 
IS.  f.  d.  J.  1912.    Gottesberg  1913:  Hensel.    20  S. 

Bern.  *  Schweizerische  Laudesbibliothek.  Bericht  erstattet  von  der 
Schweizerischen  Bibliothek  -  Kommission.  12.  1911  — 1912.  Bern  1913: 
Büchler.     47  S. 

Breslau.  *  Jahresbericht  der  Königl.  u.  Univers.  -  Bibliothek.  1912.  S.-A. 
a.  d.  Chronik  d.  Univers.  Breslau.     1913:  Winter.    3]  S. 

Danzig.     *  Bericht  der  Stadtbibliothek  Danzig  für  das  Jahr  1912/13.    (0.  0.) 

6  S.    4°. 

Dortmund.  *  Bericht  der  Stadtbibliothek  Dortmund  über  ihr  fünftes  Be- 
triebsjahr (1.  April  1912  bis  31.  März  1913),  erster  gedruckter  Bericht, 
erstattet  vom  Direktor  Dr.  Schulz.  Dortmund:  19)3.  10  S.  (Zugleich 
Mitteilungen  der  Stadtbibliothek  Dortmund.    Jg.  2.    Nr  10  —  12.) 

Dresden.  Die  Bibliothek  der  Gehe-Stiftung  zu  Dresden  1912.  Jahresbericht, 
systematisches  und  alphabetisches  Zuwachsverzeichnis  mit  Ausschlui's  der 
Antiquaria  und  Fortsetzungen.  Dresden:  v.  Zahn  u.  Jaensch  1913.  XXIV, 
S2  S. 

Essen.  (Kruppsche  Bücherhalle  6fi.)  Literatur  über  die  engere  und  weitere 
Umgebung  Essens.     0.  0.  u.  J.    4  Bl.     4°. 

—  *  Auswahl  aus  den  letzten  Neuanschaffungen  der  Bücherhalle.    6S.    (1913.) 

7  S.  gr.  4°. 

Göttingen.    *  Jahresbericht  der  Königl.   Univers. -Bibliothek  zu  Göttingen. 

Aus  d.  Chronik  der  Univ.  Göttingen  für  d.  Rechn.-J.  1912.  (Gott.  1913.)  16  S. 
Halle.  Jahresbericht  der  Königlichen  Universitäts-Bibliothek  zu  Halle.    1912. 

Halle  a.  S.  1913:  Waisenhaus.     8  S.    Aus:  Chronik  der  Universität. 

—  Suchier,  Wolfram.     Kurze   Geschichte  der  Universitätsbibliothek   in  Halle 

1696  bis  1S76.  Jahresbericht  des  Thüringisch-sächsischen  Vereins  f.  Er- 
forsch, d.  vaterländ.  Altertums  1912/13.    S.  1—67,  1  Abb. 

Ilmenau.  Voigt,  Julius.  Eine  Leihbibliothek  vor  fünfzig  Jahren.  (Ilmenau, 
Richelsche  Leihbibliothek.)    Grenzboten  1913.    Nr  31.    S.  210—216. 

Kiel.  *  Bericht  über  die  Verwaltung  der  Königl.  Universitäts- Bibliothek 
Kiel  im  Etatsjahre  1912.    Kiel  1913:  Schmidt  &  Klaunig.    11  S. 

Leipzig.  Schinnerer,  Johannes.  Fälschungen  in  alten  Handschriften  und 
Druckwerken.  (Samml.  Klemm  in  Buchgewerbe -Museum.)  Zeitschr.  f. 
Bücherfreunde  N.  F.  5.     1913/14.    S.  97— 111  in.  11  Abb. 

—  *Paalzow,  Hans.    Die  Deutsche   Bücherei  in  Leipzig.    Vortrag,    gehalten 

auf  dem  Deutschen  Bibliothekartag  in  Mainz  am  16.  Mai  1913.     Leipzig: 

Börsenverein  1913.    15  S.   Aus:  Börsenblatt  für  den  Deutschen  Bachhandel. 
Marburg.    *  Bericht  über  die  Verwaltung  der  Königl.  Universitäts-Bibliothek 

zu  Marburg  i.  J.  1912.    Marburg  1913:  J.A.Koch.    3  Bl.    (Aus:  Chronik 

der  Universität.) 
Müuchen.    Ruepprecht,  Chr.    Das  Arbeiten  au  der  Universitäts-Bibliothek 

in  München.     Münchner  akademische  Rundschau  6.    1912  13.    S.  194  ff. 
Schmalkalden.    Katalog  der  Volksbibliothek  zu  Schmalkaldeu.    Ausg.  1912. 

Schmalkalden  191 2-:  Wilisch.    4S  S. 


472        Neue  Bücher  uud  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Stuttgart.    *Jedele,  Eugen.    Zur  Geschichte    der  Kgl.  Wiirtternbergischen 

Bofbibliothek   wie   der   ihr   einverleibten   Stifts-   u.   Klosterbibliutheken. 

S.-A.  a.  d.  ,.Besond.  Beilage"  dos  Staats- Anzeigers  f.  Württeuib.  Nr  1  —  4 

von  1913.     Stuttgart  1913:  Stuttg.  Buehdr.-Ges.    22  S. 
Wien.    Bohatta,  II.    Der  Schlagwortkatalog  der  K.  K.  Universitätsbibliothek 

in  Wien.    Zentralblatt  30.     1913.     S.  331—350. 
Wiesbaden.    Die  neue   Landesbibliothek.    Die  Einweihung.    Wiesbadener 

Tagblatt  1913.     Nr  32S  vorn  17.  Juli. 


Albany.  *  New  York  State  Library.  Handbook  for  readers  concerning  the 
New  State  Library  and  its  hoiiie  in  the  State  Education  Building.  Al- 
bany: New  York  State  Education  Department  1913.     27  S. 

Antwerpen.  *Hoofdbibliotheek  d.  Stad  Antwerpen.  Bibliotheque  principale 
de  la  Ville  d'Anvers.  Systematische  Lijst  der  Aanwinsten  gednr.  het 
jaar  1912.  Liste  methodique  des  aecroissements  .  .  .  Antwerpen  1913: 
van  Hille-de  Backer.    143  S. 

Cambridge.  James.  Montague  Rhodes.  A  descriptive  catalogue  of  the 
mss.  in  the  Library  of  Corpus  Christi  College,  Cambridge.  Vola  1.  2. 
Cambridge:  University  Press  1913.     45  sh. 

Chicago.  *  Laufer,  Berthold.  Descriptive  aecount  of  the  collection  of 
Chinese,  Tibetau.  Mongol.  and  Japanese  books  in  the  Newberry  Library. 
Chicago:  Library  (1913).'  42  S.,  6  Taf.  (Publications  of  the  Newberry 
Library  4.) 

Des  Moines,  Iowa.  Brigham,  Johnson.  A  library  in  the  making.  Pioneer 
historv  of  the  territorial  and  State  library  of  Iowa.  Reprint  froni  Annais 
of  Iowa.  October  1912,  and  Janoary  1913.  '(Des  Moines:  Author  1913.)  98  S. 

London.  Eeturn.  British  Museum.  1913.  London:  H.  M's  Stationary  Office 
1913.     212  S.     10'od. 

New  York.  List  of  works  in  the  New  York  Public  Library  relating  to  the 
historv  and  condition  of  the  Jews  in  various  countries  P.  1.  Bulletin  of 
the  N.  Y.  P.  L.  17.    1913.    S.  537— 586. 

—  Municipal  Reference  Library.    Established  by  Hon.  William  A.  Prendergast, 

Comptroller,  and   ded.   to*  the   city   of  New  York  ...   (New  York  1913: 

Brown).     35  S. 
Paris.     Catalogue   de  la  Bibliotheque  municipale  de  pret  gratuit  ä  domicile 

du  IVe  arrondissement  de  la  ville  de  Paris,  ecole  communale  de  garcons, 

6  place  des  Yosges.    Paris:  Charles-Lavauzelle  1913.    13oS. 
Philadelphia.    *The  Free  Library  of  Philadelphia.     Annnal  Report  17th. 

1912.  (Philadelphia:  o.  J.)     84  S.,  10  Taf. 

Pittsburgh.  *Annual  Report  to  the  board  of  trustees  of  the  Carnegie 
Library  of  Pittsburgh,  17ti»,  for  the  year  end.  January  31,  1913.  Pitts- 
burgh: Carnegie  Libr.  1913.    SS  S.,  4  Taf. 

Rotterdam.  Greve,  IL  E.  Om  een  benoeming.  (De  rotterdamsche  ge- 
meentelijke  Bibliotheek.)  Maandblad  voor  bibliotheekwezen  1.  1913. 
S.  129—132. 

St.  Louis.    *  St.  Louis  Public  Library.    Annual  Report  1912— 1913.    St.  Louis: 

1913.  132  S. 

Uppsala.     *  Uppsala   Universitets   Biblioteks   Arsredogörelse    für    är    1912. 

üppsala  1913:   Almqvist  &  Wiksell.     36  S.    Aus:   Kungl.  Universitetets  i 

Uppsala  Redogörelse  1912/13. 
Venedig.    *Frati,  Carlo.    La   Biblioteca  Marciana  nel  triennio  1909—1911. 

Yenezia  1913:  Callegari.    6S  S.     Aus:  L'Ateneo  Veneto  35.     1912. 
Washington.      *  Library    of   Congress.    Classification.      Class  Q,    Science. 

Adopted   19n5,   as  in  force  November,   1912.     Washington:    Gov.   Print. 

Off.  1913.     196  S.     25  c. 

—  *  Library   of  Congress.    Additional  References  on  the  cost  of  living  and 

prices.    Comp,   under   the   dir.    of   H.  H.  B.  Meyer.    Washington:    Gov. 
Print.  Off.  1912.     120  S.     15  c. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen         473 

Washington.  *Library  ofCongress.  Select  list  of  references  uu  commission 
government  ibr  cities.  Comp,  nnder  the  dir.  of  II.  II.  IJ.  Meyer.  Washington : 
(luv.  Print.  OS.  1913.    70  S.    10  e. 

Library  of  Congress.  List  of  references  on  federal  control  of  commerce 
and  eorporations.  Third  edition  with  additions.  II.  E.  I!.  Meyer.  Washing- 
ton: Gov.  Print.  Off.  1913.     164  S.     15  c. 

York.  Cooper,  T.  P.  The  City  of  York.  Some  of  its  literary  associations, 
Printers,  booksellers  and  authors.  Book-Auction  Kecords  (Karslake)  Ht. 
1913.    S.  XLI-XLIX,  1  Taf. 

Schriftwesen  und  Handschriftenkunde. 

Autographen  aus  den  Sammlungen  auf  Stift  Neuburg  bei  Heidelberg  (seit 
1825   im  Besitze   des  Rates  Friedrich  Schlosser  und  seiner  Erben).    Mit 

e.  kleinen  Anh.  von  Autographen  aus  anderem  Besitz  .  .  .  Auktion  in 
München  1913.     (München  1913:  Kutzner.)    48  S. 

Dur  eng,  Jean.    Les  miniatures  de  Jean  Fouquet  du  musee   de  Chantilly. 

Melun    1913:    Impr.    administrative.     28  S.     (Ministere    de    l'instruction 

publique.      Musee    pedagogique.      Service    des    projections    lumiueuses. 

Noticcs  sur  les  vues.) 
Evangelia.    II  codice  evangelico  K  della  Biblioteca  universitaria  nazionale 

di  Torino  riprod.  in  fac.-s.  per  cura  della  R.  Accad.  d.  scienze  di  Torino. 

Torino:   Molfese  1913.    70  S.,  96  Taf.    4".     (Raccolta  di  codici  riprod.  in 

fac-s.  a  cura  d.  R.  Accad.  d.  scienze  di  Torino.) 
Kleuz,  Heinrich.   Gelehrten-Kuriositäten.  3.   Seltsame  Dedikationen.   Zeitschr. 

f.  Bücherfreunde  N.  F.  5.    1913/14.    S.  115— 120. 

Martini,   Emidio.    Chi    era   il   copista   Camillo   Veneto?     Con   4   fac-simili. 

Bibliofilia  15.    1913  14.    S.  41— 51. 
Scherer,  Carl     St.  Gallische  Buchmalerei.    Frankfurter  Zeitung  1913.    Nr  213 

vom  3.  August,  Literaturblatt. 
Schwab,  Moise.    Le  manuscrit  hebreu  Nr  1408  de  Ia  Bibliotheque  nationale. 

Paris:  C.  Klincksiek  1913.    38  S.    Aus:   Notices   et  extraits   des  uianus- 

crits.     T.  39. 
Wagner,   Peter.     Neumenkuude.    Paläographie    des   liturgischen    Gesanges 

nach  den  Quellen  dargest.  u.   au  zahlr.  Faks.   aus  den  mittelalterl.  Tis. 

veranschaulicht.     2.,   verb.   u.   verm.  Aufl.     Leipzig:    Breitkopf  u.  llärtel 

1912.  XVI,  505  S.  (Wagner:  Einführung  in  die  Gregorianischen  Melodien. 
T.  2.) 

Wilmanns,  A.  Aus  humanistischen  Handschriften  I.  Ueber  die  Brief- 
sammlungen des  Poggio  Bracciolini.  Zentralblatt  30.  1913.  S.  289—331. 
443—463. 

Buchgewerbe. 

Benassi,  Umberto.  II  tipografo  Giambattista  Bodoni  c  i  suoi  allievi  pnn- 
zonisti.  (Estratto  dalP  Arehivio  storico  p.  le  Province  Parmensi  N.  S. 
Vol.  13.    1913.)    Parma:  Deputazione  di  storia  patria  1913.     115  S. 

Calvi,  Emilio.    Per  Ia  storia  del  libro  in  Roma.    Roma  1913:  Unione  ed.    in  S. 

Celani,  Enrico.    Manuziana  (Contin.  e  fine.)   Bibliofilia  15.    1913/14.    S.53— 68. 

Enschede,  J.W.    De  eerste  coinpagnies  drukkers  te  Batavia.    Ret  Bock  2. 

1913.  S.  241—245. 

TheFoulisExhibition.    (Von)  C.  G.    Library    3.  Ser.   4.1913.    S.  306— 323. 
Kruitwagen,  B.    Het  Horarium  van  Gerard  Leeu,  Antwerpen  1 189,  27  Juli 

(Schlul's).     Het  Boek  2.     1913.     S.  247— 254. 
Piper,    Alfred   Cecil.      Some   great   priuters   and   their   work:    Christopher 

Plantin.     Libr.  World  16.     1913.    S.  3— 8. 
PI o m e r ,   Henry  R.    Bibliographical   notes   from  the  privy  purse  expenses 

of  King  Henry  the  seventh.     Library  3.  Ser.  4.  1913.     S.  291—305. 
Poma,  Cesare.    La  stampa  a  Biella  dal  1541  al  1814.    Bollettino  storico  per 

la  provincia  di  Novara  6.     1912.    S.  213—224. 


» '  i        Neue  Bücher  uud  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Poncelet,  Edouard,  Ernest  Matthieu.  Les  Imprirneurs  montois.  Mons  1913: 
Deqnesne.  XXVII,  272  S.  =  Societe  des  bibliophiles  beiges.  Publi- 
cations  Nr  35. 

Voullieine,  E.  Die  Typen  der  Köluer  Buchdrucker.  Halle  a.  S.:  Karras 
in  Komm.  (1907—12).  11  S.,  160  Taf.  2°.  (Veröffentlichungen  der  Ge- 
sellschaft für  Typenkunde  des  15.  Jahrhunderts.) 

Weber,  Louis.  Einbanddecken,  Elfeubeintafeln,  Miniaturen,  Schriftproben 
aus  Metzer  liturgischen  Handschriften.   1.     Metz:   noupert  1913.     2°  (4°;. 

Bachhandel. 

Acker.  Paul,  Jacques  Bainville  (u.a.).  Honore  Champion  13.  Janv.  1S4G  bis 
8.  Avril  1913.    (Paris)  1913:   (Paillart).    76  S. 

Dilaktorskij.  P.  A.  (Rnss.):  Bibliographische  Bemerkungen.  Dokhulv  i 
oteety,  N.  S.  2.     1913.     S.  33—37. 

*  Jahrbuch  der  Bücherpreise.  Alphabetische  Zusammenstellung  der  wichtigsten 
auf  den  europäischen  Auktionen  (mit  Ausschluls  der  englischen)  ver- 
kauften Bücher  mit  den  erzielten  Preisen.  Jg.  6  u.  7.  1911  u.  1912. 
Leipzig:  0.  Uarrassowitz  1913.    VIII,  219  S.     Geb.  SM. 

Söriga,  Renato.  Un  regolamento  del  Santo  Ufficio  per  i  librai  pavesi. 
Bibliofilia  15.     1913/14.     S.  51— 53. 

Weinzieher.  Samuel.  Zur  Geschichte  des  schweizerischen  Buchhandels  im 
XV.  bis  XVII.  Jahrhundert.    Bern:  A.  Francke  1913.     110  S.     2,20  M. 

Zeitungen  und  Zeitschriftenwesen. 

Annuaire  de  la  presse  francaise  et  etrangere  et  du  monde  politique. 
Edition  de  1913.  Dir.:  Paul  Bluysen.  Ann.  31.  Paris:  Bureau  1913. 
CCXX,  1300  S.  m.  Abb. 

Cock,  F.  William.  The  Kentish  Post  or  the  Canterbury  News  Letter.  (Ge- 
druckt Canterbury  1717.)    Library   3.  Ser.  4.    1913.    S.  285— 305. 

Ein  Jahrhundert  (Knss.:  Stoletie)  des  Journals  „Bibliographie  de  la  France". 
Doklady  i  oteety,  N.  S.  2.     1913.  p.  1  —  7. 

Die  gegenwärtige  Presse  (Russ.:  peeat'  povremeunaja)  und  ihre  Lehre. 
Doklady  i  oteety,  N.  S.  2.     1913.    S.  S— 12. 

Piccioni,  L.  II  giornalismo  italiano.  Rassegna  storica.  Rivista  dTtalia  1913. 
marzo  p.  473— 4S5,  maggio  p.  7SS-S05. 

Allgemeine  und  Nationalbibliographie. 

Die  internationalen  bibliographischen  Organisationen.  (Russ.:  organizaeii 
mezdunarodnyja.)     Doklady  i  oteety,  N.  S.  2.    1913.     S.  13 — 17. 

Deutschland.  "Bibliographie  der  deutschen  Zeitschriften-Literatur  mit  Ein- 
schlufs  von  Sammelwerken.  (Internationale  Bibliographie  der  Zeitschriften- 
literatur ...  Abt.  A.)  Mit  Autoren-Reg.  Gautzsch:  F.Dietrich  1913. 
Bd  32.     Lief.  1  p.  c.  2(5,  25  M. 

—  *Ley,  Haus.    Verzeichnis   sämtlicher   Programme,   welche   an   den   Kgl. 

bayer.  Real-  u.  Oberrealschnlen  (ehemal.  Landwirtschafts-  u.  Gewerbe- 
schulen) vom  J.  1833  bis  1912  inkl.  erschienen  sind.  Beil.  z.  Jahresber. 
d.  Kreisrealschnle  I  Nürnberg  f.  1912  13.  Nürnberg  1913 :  J.  L.  Stich  02  S. 
Frankreich.  Catalogue  general  de  la  libraire  francaise.  Continuation  de 
l'ouvrage  d'Otto  Lorenz.  Red.  p.  D.  Jordell.  T.  24.  Fasel.  A-Code. 
Fase.  3.    Paris:  D.  Jordell  1913. 

—  Catalogue  niensuel  des  theses.  VII.    1912 — 1913.    Nr  1.    Octobre-Novembre. 

(Abbeville:  1912.) 

Fachbibliographie. 
Medizin  n.  Naturwiss.    Wycoff,  Edith.    Bibliograph}-  relating  to  the  Flora 
of  North  America  and  the  West  Indies.    Embracing  botanical  section  R 
of  the  Lloyd  Library.    Ohio:  Lloyd  Library  1913.    S.  355-417.    (Biblio- 
graphical  Contributions  froin  the  Lloyd  Library  Nr  9.) 


Antiquariatskataloge  —  PersoDalnachrichten  475 

Antiquariatskataloge. 

Cohen,  Friedrich,  Bonn      Nr  121:  Periodica.     737  Nrn. 
Gerschel,  Stuttgart.    Nr  s.";:  Länder-  u.  Reisebeschreibungen.    2218  Nrn. 
Graff,  Braunschweig.    Nr  73:  Deutsche  .Sprache  u.  Literatur.    Varia.    887  Nrn. 
Rheinisches  Buch-  und  Kunstantiquariat,  Bonn.    Nr  69:  Geschichte. 

1669  Nrn. 
Prager,  Berlin.     Nr  102:  Rechts-  u.  .Staatswissenschaften  Nr  4101 — 5788. 


Personalnachrichten. 

Berlin  KB.  Der  Assistent  Dr.  Wilhelm  Nickel  wurde  zum  Bibliothekar 
an  der  Kaiser- Wilhelm- Bibliothek  in  Posen  gewählt.     Vgl.  anch  unten. 

Darmstadt  IIB.  Dem  Bibliothekar  Lic.  Gustav  Pfannmüller  wurde 
der  Charakter  „Professor"  verliehen. 

Dresden.  B  der  Gehestiftung.  Der  Vorstand  Prof.  Dr.  jur.  h.  c.  Theodor 
Petermann  starb  am  31.  Juli  im  Alter  von  78  Jahren. 

Frankfurt  a.  M.  -Senckenb.  B.  Dr.  jur.  Walther  Rauschenber ger 
wurde  zum  Bibliothekar  (Vorstand)  ernannt. 

Göttingen  ÜB.  Der  Assistent  Dr.  Georg  Müller  wurde  zum  städtischen 
Archivar  und  Bibliothekar  in  Dresden  gewählt. 

Leipzig  ÜB.  (Berichtigung  zu  S.  372.)  Dem  Direktor  Geh.  Uofrat  Dr.  Karl 
Boyseu  wurde  das  Ritterkreuz  I.  Klasse  des  Kgl.  Sachs.  Verdienstordens, 
dem  Überbibliothekar  Dr.  Otto  Günther  das  Ritterkreuz  I.Klasse  des  Kgl. 
Sachs.  Albrechtordens  verliehen. 

Strafsburg  ULB.  Der  Direktor  Geh.  Reg.-R.  Dr.  Georg  Wolfram 
wurde  zum  ordentlichen  Honorarprofessor  in  der  philosophischen  Fakultät  der 
Universität  ernannt. 

Wiesbaden  LB.  Dem  Direktor  Prof.  Dr.  Erich  Liesegang  wurde 
der  Kronenorden  III.  Klasse,  dem  Oberbibliothekar  Dr.  Gottfried  Zedier  der 
Rote  Adlerorden  IV.  Klasse,  und  dem  Bibliothekar  Dr.  Paul  Jürges  das 
Prädikat  „Professor"  verliehen. 

Italien.  Der  Vorstand  der  Marcusbibliothek  in  Venedig  Carlo  Frati 
wurde  zum  Vorstand  der  Universitätsbibliothek  in  Geuua  ernannt;  an  seine 
Stelle  in  Venedig  trat  Dr.  Giulio  Coggiola,  zuletzt  an  der  Bibl.  Naz.  Centr. 
in  Florenz. 

Rufsland.  St.  Petersburg  Kais.  Bibl.  Am  18.  Mai  starb  der  Bibliothekar 
Aleksander  Aleksandrovic  Floridov,  Vorsteher  der  Abteilung  für  Sprach- 
wissenschaft und  schöne  Literatur. 


Adalbert  Hortzschansky  f. 

Das  Zentralblatt  hat  einen  schweren  Verlust  erlitten.  Am  23.  August 
starb  der  tnue  Mitarbeiter  des  Heransgebers  Oberbibliothekar  Prof. 
Dr.  Hortzschansky  im  57.  Lebensjahr.  Reichlich  neun  Jahre  lang  hat 
er  sich  von  Heft  zu  Heft  an  der  Grofs-  und  Kleinarbeit  beteiligt, 
welche  die  Herausgabe  mit  sich  bringt,  und  zu  der  ihn  ausgebreitete 
Kenntnisse,  reges  Interesse  für  alle  Fragen  des  Bibliotheks-  und  Bücher- 
wesens, ein  treffendes  Urteil,  peinliche  Sorgfalt  und  ungewöhnliche 
Arbeitsfreudigkeit  befähigten.  Was  aber  seine  .Mitarbeit  uoch  besonders 
wertvoll  machte,  war  seine  treue  persönliche  Anhänglichkeit  und  das 
freundschaftliche  Verhältnis,  das  auch  ohne  feste  Arbeitsteilung  die 
Verständigung  über  jede  Angelegenheit  und  in  jedem  Augenblick  selbst- 
verständlich machte.  Ilerausgeherarbeit  bleibt  ZU  einem  grofsen  Peil 
hinter  den  Kulissen :  wie  viele  Druckfehler  hat  er  den  Verfassern  und 
Lesern  erspart!  Aber  auch  VOD  der  positiven  Mitarbeit  geben  die  mit 
vollem    Namen   oder   mit   „Ily"   gezeichneten   stücke   kein   Bild.     Ein 


476  Adalbert  Hortzschansky  f 

erheblicher  Teil  auch  der  unsignierten  kleinen  Mitteilungen,  Bücher- 
anzeigen und  Umschaunotizen  stammt  aus  seiner  gewandten  und  immer 
bereiten  Feder.  Ganz  in  seiner  Hand  lagen  die  Personalnachrichten, 
an  die  ich  zu  meinem  grofsen  Sehmerz  diese  Zeilen  anschliefsen  mufs, 
und,  wie  bekannt,  die  Bibliographie,  für  die  er  auch  aus  entlegenen 
Quellen  das  Material  zuzammenzuholen  wufste  und  mit  der  er  dem 
ganzen  Bibliotheks-  und  Buchwesen  einen  unschätzbaren  Dienst  ge- 
leistet hat.  Audi  während  seiner  langen  Krankheit,  die  ihn  hinderte 
dir  Wege  zur  Bibliothek  zu  machen,  war  er  unablässig  für  diesen  Teil 
des  Zentralblatts  bemüht  und  noch  wenige  Tage  vor  seinem  Tode, 
als  -'ine  Arbeitsfähigkeit  schon  im  Schwinden  war,  hat  er  das  Zettel- 
manuskript  für  das  vorliegende  Heft  geordnet. 

Von  unserer  gemeinsamen  Arbeit  am  Zentralblatt  kamen  wir  zu 
der  am  Jahrbuch  der  deutschen  Bibliotheken,  das  er  bald  selb- 
ständig übernahm,  nicht  ohne  dafs  wir  über  allgemeine  Fragen  wie 
über  viele  Einzelheiten  fortdauernd  in  freundlichem  Meinungsaustausch 
geblieben  wären.  Hortzschanskys  Sorgfalt  und  Umsicht  verdanken 
wir  es,  dafs  wir  in  dem  Jahrbuch  ein  zuverlässiges  und  zweckmäfsiges 
Nachschlagebuch  haben,  das  wir  gar  nicht  mehr  entbehren  könnten. 
Die  beteiligten  Bibliotheken  haben  ihm  die  Arbeit  nicht  alle  leicht 
gemacht:  an  manchen  Stellen  bedurfte  es  mehrfachen  Mahnens  und 
wiederholter   Rückfragen  auf  ungenaue  Auskünfte, 

Damit  verwandt  war  dann  unser  gemeinsamer  „Berliner  Bibliotheken- 
führer", bei  dem  Hortzschansky  wieder  die  mühsame  Kleinarbeit  über- 
nahm. Es  ist  nicht  seine  und  unsere  Schuld,  dafs  es  noch  nicht  nötig 
geworden  ist,  das  Büchlein  durch  neue  Auflagen  auf  das  laufende  zu 
bringen. 

Seinem  Interesse  für  die  Bibliotheksgeschichte  und  seiner  Gabe, 
das  Wesentliche  herauszuheben  und  darzustellen  verdankte  Hortz- 
schansky  den  Auftrag,  für  den  gröfseren  Kreis  der  Hilfsarbeiter  einige 
Vorträge  über  Geschichte  und  Organisation  der  Königlichen  Bibliothek 
zu  halten,  die  dann  in  dem  bekannten  kleinen  Buch  gedruckt  worden 
sind,  das  auch  für  die  Beamten  und  weitere  Kreise  eine  wertvolle 
Orientierung  bietet.  Der  Königlichen  Bibliothek  wird  es  ein  dauerndes 
Andenken  an  einen  Beamten  sein,  der  mit  wirklich  grofser  Hingabe 
für  sie  und  seinen  Beruf  überhaupt  gewirkt  hat.  Sein  Scheiden  wird 
auch  persönlich  in  dem  Kollegium,  in  dem  er  viele  Freunde  und  keinen 
Feind  besals,  als  eine  schmerzliche  Lücke  empfunden  werden.  Nicht 
nur  hier.  Durch  die  Zeit,  die  er  in  Halle,  Göttingen  und  Marburg 
gewirkt  hat  und  durch  die  Arbeiten,  von  denen  eben  die  Rede  war, 
stand  er  in  Verbindung  mit  vielen  Berufsgenossen  über  ganz  Deutsch- 
land bis  ins  Ausland.  Ich  habe  oft  Gelegenheit  gehabt  zu  sehen  und 
zu  hören,  welcher  Wertschätzung  und  welcher  Sympathie  er  sich  er- 
freute. Sein  früher  Heimgang  wird  überall  schmerzlich  bedauert 
werden  und  es  werden  viele  sein,  die  mit  mir  sprechen:  Have,  pia  anima! 

P.  Schwenke. 

Verlag  von  Otto  Harrassowitz,  Leipzig.  —  Druck  von  Ehrhardt  Karras,  Halle. 


Zentralblatt 


für 


Bibliothekswesen. 


XXX.  Jahrgang.  11.  Heft.  November  1913. 


Die  Abkürzungen  in  den  lateinischen  Handschriften 
des  8.  und  9.  Jahrhunderts  in  St.  Gallen. 

Einem  Wunsch  des  Professors  W.  M.  Lindsay  entsprechend  habe 
ich  eine  Reihe  von  Handschriften  der  St.  Galler  Stiftsbibliothek  aus 
dem  8.  und  9.  Jahrhundert  auf  ihre  Abkürzungen  hin  geprüft,  und  es 
sei  mir  gestattet,  meine  Beobachtungen  darüber  hier  mitzuteilen.  Meine 
Arbeit  schliefst  sich  den  Untersuchungen  des  genannten  Professors 
Lindsay  an,  der  im  Jahrgang  XXVI  (1909)  dieser  Zeitschrift  die  Ab- 
kürzungen im  „Bobbio  Scriptorium"'  behandelte,  und  den  Untersuchungen 
des  Archivars  D.  Antonio  Spagnolo,  der  im  Jahrgang  XXVII  (1910) 
über  die  Abkürzungen  in  den  Handschriften  der  Kapitelsbibliothek  von 
Verona  Mitteilung  machte.  Was  den  Inhalt  der  St.  Galler  Handschriften 
betrifft,  so  verweise  ich  auf  den  bekannten  Katalog  von  Gustav  Scherrer, 
Verzeichnis  der  Handschriften  der  Stiftsbibliothek  von  St.  Gallen, 
Halle  1875. 

Codd.  70.  238.  907  (circa  A.  D.  760).  In  diesen  drei  Handschriften 
nennt  sich  ein  Priester  Winitharius  als  Schreiber.  Von  ihm  rührt 
auch  der  letzte  Teil  des  Cod.  2  her.  Zwei  Faksimiles  aus  Cod.  70 
finden  sich  bei  Chroust,  Denkmäler  der  Schreibkunst  des  Mittelalters, 
Lief.  XIV,  1.  Meine  Notizen  beziehen  sich  im  allgemeinen  auf  Cod.  70; 
wenn  Kürzungen  aus  anderen  Codices  mitgeteilt  werden,  so  sind  diese 
Codices  besonders  genannt. 

aut  ä  (Cod.  238,  13).  Ich  habe  diese  Kürzung  nur  an  dieser  Stelle, 
in  einem  Glossar,  bemerkt:  „alternis  vicissim  ä  mutuis."  An  einer 
anderen  Stelle  dieses  Glossars,  Seite  9,  steht  5:  „aequalis  unicus 
aetatis  forme  ö  meriti."  Meistens  steht  in  solchen  Fällen  ü  =  vel; 
siehe  unten. 
autem  aü. 
clicit  de  (Cod.  907,  304.  306.  307  etc.,  in  der  Apokalypse:    „Angelo  .  . 

ecclesiae  scribe:  Haec  dicit");  dixit  dix. 
est  e;  kl  est  id  :-   (Cod.  907,  47);  esse  ee. 
fratres  frs,  fräs  (Cod.  70,  258  und  Cod.  907,  65.  250),  fratris  frs  (Cod. 

238,  206.  214). 
nobis  not). 
nomen  nm,  nomine  um. 

XXX.     ii.  33 


478     Die  Abkürzungen  in  den  lateinischen  Handschriften  in  St.  Gallen 

noster  nr.  nostra  nra.  nostri  nn,  nostrae  nrae,  nostro  nro,  nostrum  nrm, 

nostram  nram,  )to?tri$  nns.  nostros  nfös. 
f>rae5  jjro  sind  in  der  gewöhnlichen  bekannten  Weise  gekürzt:  nur 

einmal  rindet  sich  in  Cod.  238.,  452  die  Kürzung  von  per  an  Stelle 

der  Kürzung  für  pro  (prosecutus). 
propter  ppt  (Cod.  907,  180:  quapropter.    Nur  hier  habe  ich  diese  Kürzung 

bemerkt  |. 
<j>ie  q;  (für  die  Partikel  und  für  das  Pronomen);   ferner  q,  also  q  mit 

einem  durch  den  Langstrich   gezogenen  geschlängelten   schrägen 

Strich,  die  Form,  die  sonst  quod  aufgelöst  wird  (für  die  Partikel, 

das  Pronomen   und  auch   in  Wörtern  wie  aque,    Joquere,   querit); 

seltener  findet  sich  q'  (auch  in  gueritur,  Cod.  70,  40). 
quem  4.   7  mit  einem  geschlängelten  schrägen  Strich  (wie  in  quc)  und 

darüber  ein  Querstrich   (Cod.  70,  90;  238,  4;  907,  256). 
quod  qcl. 
quoniam  qniü. 

saecuJa  sclä.  seculi  secll  (Cod.  70,  96). 

sive  s  (Cod.  907,  im  Glossar,  passim;  oft  ist  es  ausgeschrieben). 
sunt  st,  und  einmal  s  (in  Cod.  70,  79,  in  einem  Zusatz  am  Pvande,  der 

vielleicht  von  einer  späteren  Hand  ist). 
tarnen  tili  (Cod.  238,  181.  182). 
vel  ü  (sehr  häufig   im  Glossar    in  Cod.  238;    an   anderen  Stellen   habe 

ich  die  Kürzung  nicht  bemerkt). 
vestra  vra,  vestram  einmal  ves  (Cod.  70,  251). 
robis  vot). 

SilbeDkür  zungen: 

m  wird  am  Wortende  und  in  der  Wortmitte  am  Ende  einer  Silbe,  vor 
einem  Konsonanten,  durch  einen  Strich  ersetzt:  abrüpit,  tepus, 
mebra.  Auch  >t  wird  zuweilen  in  der  Mitte  der  Wörter  durch 
einen  Strich  ersetzt:  volütate  (Cod.  70,  16),  rotüdü  (Cod.  907,  61). 

con  0.  Der  häufige  Gebrauch  dieses  Zeichens  bei  Winitharius  ist 
bemerkenswert,  denn  später  verschwindet  es  aus  den  St.  Galler 
Handschriften,  so  viel  ich  bemerkt  habe,  fast  vollständig. 

en  m   ..men". 

er  t   ..ter". 

is  t)  „bis"  (Cod.  238,  207:  däbis;  Cod.  907,  158:  barbiscere,  255: 
superbis). 

mum  m:  Der  Endstrich  von  m  ist  verlängert  und  wird  von  einem  schrägen 
Strich  durchschnitten,  wie  in  der  bekannten  Kürzung  von  rum 
(Cod.  238,  52;  ich  habe  diese  Kürzung  nur  hier  bemerkt,  sonst 
bedeutet  sie  mus:  siehe  unten). 

rum  r:  Der  Schnlterstrich  von  ;•  ist  verlängert  und  wird  von  einem 
-chrägen  Strich  durchschnitten  (besonders  im  Genitiv  Pluralis, 
aber  auch  in  durum,  Herum,  verum). 

runt  f.  , 

tur.  Nur  einmal  bemerkte  ich  dafür  die  Kürzung  t  (in  Cod.  70,  79), 
in  einem  Nachtrag  am  Rande,   in  einer  Hand,    die  von  der  des 


von  Fr.  Steffens  479 

Textes  etwas  verschieden  ist,  aber  doch  von  Winitharius  herzu- 
rühren scheint.  Prof.  Lindsay  notierte  sie  auch  in  Cod.  907,  38: 
„Arnon  lapis  per  quem  marea  (sollte  heifsen  „Amorraea") 
intrato«r.a 
us  b;  b,  „bus";  m  „mus".  Der  Endstrich  von  m  ist  verlängert  und 
wird  von  einem  schrägen  Strich  durchschnitten.  (Dies  gilt  auch 
von  m  und  n  in  den  anderen  Codices.) 

Nomina  Sacra: 
archa/ngelos  archangel. 
David  dd. 

dominum  dnm,  domine  dne  (beide  Male  für  Joseph  in  Aegypten). 
deum  dm  (Cod.  907,  89:  Euminidum  dm  furiarium). 
Israhel  isrl,  isräl,  isrhl,  israhl. 
luirissimi  kmi. 
ovnnipotens  omps,  omp. 
presbiter  presb,  presbiteri  prb. 
sacerdos  sacerd  (Cod.  907,  230). 

Willkürliche  Kürzungen: 
hu)//  (Plural),  annis  an;  annos  ann  (Cod.  238,  265;  Cod.  907,  19). 
epistola  epsla   (Cod.  70,  97.  122,    am  Rande);    eps  (Cod.  70.  137,    am 

Rande). 
genuit  g. 

Viele  andere  willkürliche  Kürzungen  finden  sich  in  Cod.  907,  in  oft 
wiederkehrenden  Wörtern  der  „Ars  Donati". 

Cod.  44  (A.  D.  760—781).     Ich  berücksichtige  nur  die  erste  Hand- 
schrift dieses  Codex  (die  zweite  ist  aus  späterer  Zeit).     In  der  Dedikation 
auf  S.  183  sagt  Bischof  Johannes  von  Konstanz,  der  zugleich  Abt  von 
Reichenau  und  von  760 — 781   auch  Abt  von  St.  Gallen  war,    er  habe 
die   Handschrift   für   St.  Gallen   schreiben    lassen.     Ob    er    sie    nun    in 
St.  Gallen   selbst  schreiben  liefs,   oder  etwa   in  Reichenau,    wissen  wir 
nicht.     Man   kann    zwei   gleichzeitige  Hände  darin    unterscheiden:    von 
S.  1 — 162  und  von  S.  163 — 181.     Zwei  Faksimiles  aus  der  Handschrift 
finden  sich  bei  Chroust,   Denkmäler  der  Schreibkunst,  Lief.  XIV,  3. 
autem  aü  und  aüt. 
bene  t»  (beuedicite). 
dicit  die,  dixit  dix. 

ecce  ec  (9.  15  passim);  einmal  ecc  (48). 
eius  e;  von  S.  123  an  findet  sich  daneben  auch  ei.     Die  zweite  Hand 

hat  eine  Ligatur  von  c  und  i  mit  übergesetztem  runden  Häkchen. 
est  e,  esse  ee. 
/'rat res   ffs. 
meus  ms. 
im ii  n. 
nostri  ni,  nostro  nö,  nostrum  niu,  nostram  nam,  nostrorum  nörü,  nföm, 

nostirarum  narm,  nostros  nös. 

33* 


480     Die  Abkürzungen  in  den  lateinischen  Handschriften  in  St.  Gallen 

onmis,  owme,  onmes  om  (eine  andere  Hand  hat  sehr  oft  die  Endung 
hinzugefügt). 

per,  prae,  pro  sind  in  der  gewöhnlichen  Weise  gekürzt. 

prqpter  pp,  ppt,  ppter,  p,p,  ppt.     Die  2.  Hand  hat  pp. 

que  q:  oder  q;.     Die  2.  Hand  hat  q.  oder  q  (163.  167). 

qui  q  oder  qs  (das  Zeichen,  das  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  aus 
tiuer  Ligatur  von  übergeschriebenem  u  mit  angehängtem  i  ent- 
standen ist.  Siehe  Steffens,  Lat.  Paläographie  1.  Aufl.  Taf.  25  c, 
2.  Aufl.  Taf.  24  und  27).  Beide  Kürzungen  werden  auch  in  i tqui, 
iniquitatem,  loquitwr  etc.  gebraucht  (12.  15.  16.  26.  95.  123). 

quia  qa,  qsa. 

quid  qvd. 

quod  qct. 

quoniam  quo,  qhm,  qm.     Die  2.  Hand  hat  qhi. 

seculum  seclih,  seculi  seil. 

secaitdum  seed,  seeund. 

s&«*£  sie. 

sim£   s. 

vel  ül. 

'•'.>/(•/■  uer.  ut,  uet  (18.  39.  40);  vestra  uä,  vestri  ul,  vestre  ue,  restro  uö, 
vestrum  um,  vestram  uam,  uestronim  uestrm,  uerm,  uorm,  uotr 
(eine  andere  Hand  hat  dies  zu  verändern  gesucht),  vestrarum  uarm, 
uerm,  vestr/'s  ms,  vestros  uos,  vestras  uas. 

rofr/s  vot>. 

Silbenkürzungen: 
ew  m   „men". 

er  i»   „ber",  t  „ter",  t  „ter". 
is  t)  „bis"  (110:  subleväbis). 
ü  c  „cit",  x  „xit",  u   „vit"   (dissolmf). 
os  1   „los"  (ocitlos):  und  so  auch  1   „Ins"   (oci(his). 
auf  r  „runt",  r    „runt". 

/'/•  t   „tur".      Auf  S.  16  steht  t,  allein  das  horizontale  Endstrichelchen 

verrät  andere  Tinte  und  wurde  offenbar  später  hinzugefügt. 
us  b;  b,  b:  „bus":  m  „mus",  und  so  wird  oft  in  anderen  Verbindungen 
us  und  os  dureh  ein  rundes  Häkchen  angedeutet. 
Öfters  werden  die  Endsilben,  die  mit  m  oder  n  oder  r  beginnen, 
durch  eine  schräge  Linie  angedeutet,  die  durch  den  verlängerten  End- 
strich gezogen  ist:  m  „mum"  (4.  5)  oder  „mus"  (9.  17):  n  „nis" 
(4:  annis)  oder  „nus"  (12.  17:  tmusquisque);  r  „rum". 

Nomina  Sacra: 

David  dad. 

Mierusalem  hierusal,  hierut,  hierl,  hierusl,  hiersl. 

Isrdhel  isrl. 

Cod.  20  (saec.  IX.  ineunte).     Der   Codex   wurde   dem   Kloster  von 
Wolfcoz  geschenkt;  in  der  Dedikation  auf  S.  327  heifst  es: 


von  Fr.  Steffens  481 

„Psalterium  hoc  Domino  semper  sancire  curavi, 
Vuolfcoz  sie  supplex  noraine  qui  vocitor",  etc. 
Die  Schrift  dieser  Dedikation    ist   aber  anders    und  jünger  als  die 
des  Codex,  und  ich  würde  sie  25 — 50  Jahre  später  ansetzen  als  die  des 
Codex.      Ein   Wolfcoz    wird    häufig    als    Schreiber   von    Urkunden    des 
St.  Galler  Stiftsarchivs  erwähnt,  zuerst  im  Jahre  817,  zuletzt  im  Jahre 
867  (siehe  Wartmann,  Urkundenbuch  der  Abtei  St.  Gallen,  I,  221  und 
II,  138;    Wartmann   hält  es  für  wahrscheinlich,    dafs  es  sich   um  zwei 
verschiedene  Persönlichkeiten  handelt).     Die  Schrift  des  Codex  ist  der 
des  Cod.  914  (Begula  S.  Benedicti)  ähnlich;  siehe  ein  Faksimile  daraus 
bei  Steffens,  Lat.  Paläographie  1.  Aufl.  Taf.  43  b,  2.  Aufl.  Taf.  52  a. 
im  fem  aü. 
est  e,  esse  ee. 
fratres  ffs. 
meus  ms. 

misericordia  miä  (14.  42.  53),   besonders  am  Anfang  des   Cod.;    später 
meistens  midia  (189.  195.  243),  öfters  auch  uüsdia  (244.  246.  253). 
nobis  not). 
non  n. 
noster  nr,  nrt  (einmal,  259:    Bens  autem  noster  in  caelo),  nostra  nra, 

nostri  nn,  nostreun  nram. 
omnes  oml,  seltener  om;  omnia  omia. 

per,  prae  und  pro  sind  in  der  gewöhnlichen  Weise  gekürzt. 
post  p\ 
'/"''  <i;- 

i  i 

gui  q;  quia  qa. 

<}uoil  qß. 

quoniam  quo. 

saeculum  sclni. 

seeumdwn  sedm. 

sicut  sie. 

sunt  s. 

vel  1. 

vestra  urä,  vesiras  uräs. 

vöbis  voll. 

Silbenkürzuugen: 
con  f. 
c//  in   „men". 

er  1t   „ber",  t  „ter",  n   „ver". 

it  c   .,cit",  u   „vit",  x   ,xit". 

um  r   ..iura".     Durch  den  Schulterstrich  geht  eine  schräge  Linie. 

mit  v   „runt". 

ur  t  „tur"  (auch  in  conturbäbis,  317). 

us  b:,  b;  „bus",  m  ,.nuis",  n  „nus",  und  einmal  n  (manus,  343;  durch 
den  verlängerten  Schlufsstrich  von  n  ist  eine  schräge  Linie  ge- 
zogen). 


482     Die  Abkürzungen  in  den  lateinischen  Handschriften  in  St.  Gallen 

Nomina  Sacra  : 
David  dd. 

Hierusalem  hieim,  ihrlm,  hierlm,  hirlm. 
Israhel  isrl. 
owmipot&ns  omps,  omnipotmtis  omptis,  omnipotentem  ompin. 

Willkürliche  Kürzungen: 
benedicite  bened,  bend,  bed  (345,  im  Psalm  Benedicite). 
generationem  gen,  genera,  generationis  generonis. 
nobis  n,  nos  n  (358.  360,  in  einer  Litanei). 
orate  or  (358,  in  einer  Litanei). 

Cod.  272  (saec.  IX.  ineunte).  An  diesem  Codex  haben  mehrere  Hände 
gearbeitet.  Er  enthält  Werke  von  Alkvin.  Er  ist  nicht  datiert,  aber 
er  stammt  ohne  Zweifel  aus  dem  Anfang  des  IX.  Jahrhunderts.  Die 
Schrift  ist  frühkarolingisch,  mit  dem  St.  Galler  Duktus.  Das  allgemeine 
Kürzungszeichen  für  m  ist  oft  nicht  über  den  Vokal  gesetzt,  über  dem 
es  stehen  müfste,  sondern  vorher,  z.  B.  qua  =  quam,  spe  =  spem.  Oft 
ist  h  ausgelassen:  abet  habet,  ac  hac,  orum  homm.  S.  78  und  130 
steht  quur  für  cm:  Ich  teile  nur  die  wichtigsten  Abkürzungen  mit: 
dicitur  dr,  seltener  dir  (88). 

est  e  und     :     (131);   id  est  id    :    ;    esse  ee  und  zuweilen  ee  (22.  31). 
gloria  gla. 

noster  nf  und  nrt  (18);  der  2.  Schreiber  hat  nt  (101.  169.  187). 
omnes  oms,  omns,  omnia  oma,  omnä. 
omnipotens  omp,  omnips. 
quae  f|  (33). 

que  q;,  seltener  q  (15:  unusquisque). 
quia  q<   (114.  139). 
quoniam  quo,  qm. 

vester  ür;  der  zweite  Schreiber  hat  ut  (119). 
tur  t   und  t  (2.  4.  24.  81). 
runt  r. 
us  b;  „bus",  d  „dus";  las.  mus,  nus  werden  gekürzt,  indem  eine  Schleife 

durch  den  Endstrich  von  1,   m,   n  gezogen  wird;   überdies  findet 

sich  dignus  digns,  magnus  magns  (11.  31). 

Codd.  276.  555  (A.  D.  841—872)  Diese  zwei  Codices  gehören  zu 
den  vielen  Handschriften,  die  Abt  Grimaldus  (841 — 872)  dem  Kloster 
von  St.  Gallen  schenkte.  Cod.  276  besteht  aus  zwei  Teilen:  Der  1.  Teil 
(S.  1 — 148)  enthält  eine  Schrift  Alkvins;  er  ist  in  der  gewöhnlichen 
St.  Galler  Minuskel  geschrieben;  der  2.  Teil  enthält  ebenfalls  haupt- 
sächlich Schriften  Alkvins;  er  hat  eine  ganz  andere  Schrift  und  scheint 
aus  einer  anderen  Schreibschule  zu  stammen,  oder  er  wurde  von  einem 
Mönch  geschrieben,  der  in  einem  anderen  Kloster  schreiben  gelernt 
hatte.  Audi  die  Abkürzungen  weisen  mancherlei  Verschiedenheiten 
auf.  —  Cod.  555  enthält  die  Vita  S.  Columbae;  die  Schrift  rührt  von 
mehreren  gleichzeitigen  Schreibern    her.      Faksimiles   aus  Codices,    die 


von  Fr.  Steffens  483 

Abt  Grimaldus  herstellen  liefs,  finden  sich  bei  Chroust,  Lief.  XIV,  6  und 

XV,  1.      Meine  Notizen    beziehen    sich    auf  den    1.  Teil  von  Cod.  276; 

die  aus  Cod.  555  erwähnten  Kürzungen  sind  besonders  angegeben. 

autem  ail  und  aüt. 

dicit  die,  dixit  dix,  dicitur  dr. 

est  e  (auch  in  id  est  ide  und  in  potest  pote),  esse  ee. 

frater  fr,  frt  (Cod.  555.  132),  fratres  frs,  fres  (Cod.  555). 

mens  ms. 

misericordiam  miam  (Cod.  555,  142). 

nobis  not). 

non  n. 

noster  nr,  nostrum  nm  (quisquam  nostrum),  nostr/s  nrs  (Cod.  555,  108; 
eine  spätere  Hand  hat  nns  daraus  gemacht). 

omnis  omis,  omnes  oms  und  om  (eine  spätere  Hand  hat  oft  s  bei- 
gefügt), omnia  oma. 

per,  prae,  pro  sind  in  der  gewöhnlichen  Weise  gekürzt. 

popuhis  ppls,  populi  ppli,  populo  pplo. 

post  p'  (Cod.  555). 

propter  pp. 

que  q.,  q,  (in  Cod.  555  q;  und  q.,). 

qui  q. 
quod  qct. 
quoniam  quo. 

supra  sup  (Cod.  555,  56.  78.  79;  eine  spätere  Hand  hat  öfters  offenes  a, 
das  bekannte  Zeichen  für  ra,  hineingeschrieben). 

Si  lb  e  n  k  ür  z  u  n  ge  n : 
von  c. 

cm  et  „dem"  (Cod.  555,  74:  eiusdem,  cadem). 
cn  iü  „men". 

er  t  „ter",  ü  „ver"  (Cod.  555). 
is  1   „lis". 

it  c   „cit",  a  „dit",  p   „pit",  x   „xit",  \\   „vit>'   (Cod.  555). 
um  d   „dum"  (Cod.  555,  74:  nawgandum),  r,  mit  einer  schrägen,  durch 

den  Schulterstiich  gezogenen  Linie,  „rum"  (Cod.  555). 
unt  r   „runt". 

ur  t  „tur";  zuweilen  ist  auch  das  allgemeine  Kürzungszeichen  gesetzt: 
t  (manifestabitur). 

US  b;  „bus",  m  „mus",  ri  „nus",  p  „pus",  t  „tus";  zuweilen  wird  ein 
vertikaler  geschlängelter  Strich  gesetzt,  der  einem  kleineu  ge- 
streckten runden  s  ähnlich  ist:  ms  (126:   valemus.) 

Nomina  sacra: 
apostolus  apls,  apl,  apostoliea  aplica. 
deitas  ditas. 
omnipotens  omps. 


484     Die  Abkürzungen  in  den  lateinischen  Handschriften  in  St.  Gallen 

Willkürliche  Kürzungen: 

Gopitula  capl. 
interrogatio  inter,  interg. 
responsio  resp,  res. 
tempore  temp  (Cod.  555). 

Im    2.  Teil   von  Cod.  276    (siehe  oben)    habe   ich    noch    folgende 
Kürzungen  notiert: 
corpus  corp; 

dominum  dum  (236,  wo  es  sich  nicht  um  Gott  handelt). 
gratia  grä. 
habet  hat». 
haec  li. 
que  q;. 
quid  qd. 
quod  q.  und  qd. 
quoque  qq. 

Co dd.  7.  19.  46  (A.  D.  872—883).  Diese  drei  Codices  wurden  von 
Abt  Hartmotus  (872 — 883)  dem  Kloster  geschenkt.  Cod.  7  enthält 
mehrere  Bücher  des  alten  Testaments.  Man  kann  vier  verschiedene 
gleichzeitige  Hände  darin  unterscheiden.  Cod.  19  enthält  das  Psalterium 
nach  der  Uebersetzung  des  heiligen  Hieronymus  aus  dem  Hebräischen. 
Faksimiles  aus  Cod.  19  finden  sich  bei  Chroust,  Denkmäler  usw., 
Lief.  XV,  4,  und  bei  Steffens,  Lat.  Paläographie  1.  Aufl.  51b,  2.  Aufl. 
63  a.  Cod.  46  enthält  ebenfalls  Bücher  des  alten  Testaments.  Die 
folgenden  Notizen  beziehen  sich  im  allgemeinen  auf  Cod.  7. 
autem  aü  nnd  aüt. 

dicü  die,  diocit  dix,  dicens  dies,  dicitur  dr. 
ecce  ec  (Cod.  46,  191.  198). 
est  e,  esse  ee. 

frater  fr,  fratrem  frm,  fratres  frs,  fratrum  friun. 
gloria  gla. 

id  est  m  (Cod.  46,  230.  236). 
meus  ms,  mens  (8). 
misericordia  mia  (Cod.  19,  73.  84.  86);  daneben  auch  media  und  miseedia 

(Cod.  19,  109.  124). 
nobis  not». 
non  n. 

•    nr,  nostra  ura  etc.,  nostrum  nrü  (Cod.  46.  349). 
nunc  nc. 
omnis  oms  (oft  hat  eine  andere  Hand  i  angehängt);  omnes  om  (oft  hat 

eine  andere  Hand  s  hinzugefügt).     In  Cod.  19  nnd  Cod.  46  steht 

oms  für  omnes,  oma  für  omnia;  in  Cod.  46  findet  sich, auch  onus 

für  omnis. 
per,  prae,  pro  sind  in  der  gewöhnlichen  Weise  gekürzt. 
populi  ppli  (Cod.  46). 


von  Fr.  Steffens  485 

post  p  (Cod.  46);  postea  pea  (Cod.  7);  postquam  pqnä  (Cod.  16). 
propter  pp,  ppt,  ppter. 
r"'  q.  q,  q;  q» 

qui  q  (auch  in  obsequi,  243). 

quia  qa. 

quod  qd. 

quoniam  quo,  qm. 

saecidum  sclm,  saeculi  saeclT. 

secundum  scdm,  secdm;  in  Cod.  46.  325  auch  secdurn. 

sicut  sie;  sie  (Cod.  7,  422,  der  vierte  Schreiber). 

sunt  s;  s  (Cod   7,  422,  der  vierte  Schreiber);  und  st  (Cod.  19). 

tempore  temp 

vel  ul,  seltener  1  (beide  in  Cod.  46). 

vero  uö. 

vester  ur,  vestrum  urm  {nemo  vestrum). 

Silbenkürzungen: 

con  c. 

en  m   „men". 

er  1)   9ber",  t  „ter",  ü   „ver". 

ts  1)   „bis"  (Cod.  46). 

it  c  „cit",  tl  „dit"  (Cod.  19  und  Cod.  46),  p  „pit",  ü  „vit"  (dafür  steht 
in  Cod.  7  und  46  auch  u;  in  Cod.  7  hat  eine  andere  Hand  ein- 
mal ü  daraus  gemacht,  421),  x  xit  (dafür  in  Cod.  7  auch  x). 

um  r,  mit  einer  durch  den  Schulterstrich  gezogenen  Linie,  „rum". 

unt  r  oder  r    nrunt"    (in  Cod   46  f  und  rt). 

ur  i  „tur"  (auch  in  tiwrpitudme,  207);  in  Cod.  46  steht  dafür  auch 
mehrmals  t  (262.  264).  In  Cod.  7  auch  einmal  m  „mur"  (r/de- 
b/mur,  141). 

us  b.  b,  b;  „bus",  m  „mus"  (dafür  in  Cod.  46  auch  nr  und  m),  n  „nus" 
(dafür  in  Cod.  46  auch  nb  und  n),  p  und  p;  „pus",  t  „tus". 

Nomina  sacra: 
David  da. 

Hierusdlem  hirlm,  ihrlm. 
Tsrahel  isrl,   isral. 
presbiterorwm  prl>torü. 

sacerdos  sacerit  (Cod.  46,  161,  am  Zeilenende). 
Spiritus  sps   (7,  229:   sunt  spiritus  qui  n<l  vindietam  creati  sunt;    und 

in  (Jod.  46,  333.  335  für  den  Geist  des  Menschen);  spus  (7,  225, 

Genitiv:  in  exitu  spiritus  sui). 

Willkürliche  Kürzungen: 
benedicitc  bened  (Cod.  46,  im  Canticum  Bencdicite). 
ihjutinus  d  (Cod.  46,  77,  am  Zeilenende). 


486     Die  Abkürzungen  in  den  lateinischen  üandschriften  in  St.  Gallen 

milia    m    oder   mil    oder    milia.      Ein   Korrektor    hat   p.  372    ml   ge- 
schrieben. 
quoniam  q  (Cod.  19,  124). 

NB.     Am  Anfang  des  Codex  ist  ein  Blatt  aus  einem  anderen  Codex 
beigebunden,  in  merowiugischer  Schrift,  aus  dem  8.  Jahrhundert.    Darauf 
linden  sieh  unter  anderem  folgende  Kürzungen: 
afflictionem  affliction  (und  scrmoncm  sermoh). 
autem  au. 
bus  b;. 
est    :   . 

Israhel  ihl. 

per  und  pro  in  der  gewöhnlichen  Weise. 

que  q:. 

Cod.  260  (circa  A.  D.  860—867).  Der  Codex  wurde  von  einem 
Diakon  Hartpertus  auf  Verlangen  eines  Meisters  Uuichrammus 
eingebunden.  Beide  Namen  kommen  vor  in  Urkunden  von  St.  Gallen 
in  den  Jahren  860 — 867.  Die  Abkürzungen  entsprechen  im  all- 
gemeinen denen  der  Codices  des  Hartmotus,  nur  wenige  sind  ver- 
schieden.    Ich  hebe  nur  einige  daraus  hervor: 

ante  an. 

autem  aü  und  aüt. 

dicitur  dr  und  dir  (309  etc.). 

est  e. 

id  est  ide   und   id  :      (von    der  Hand    eines   Korrektors    auch    einmal 

hoc  :    =  hoc  est). 
quoque  qq. 
sunt  s  und  st. 
rel  \\\  und  1. 
vero  uö. 

bunt  bt  (nianducabunl). 
mint  nt  (deponunt). 
runt  v. 
bus  b;. 

mus  n    und  m\ 
pus  \r.. 

Silbenkürzungen: 
ri  p  „pri"  (357.  358.  365:  primum). 

Nomina  sacra: 
omnipotentis  omptis. 

Cod.  90  (circa  A.  D.  869 — 875).  Dieser  Codex  ist  von  Rifine 
geschrieben,  von  dem  auch  Urkunden  aus  den  Jahren  869 — 875  er- 
halten sind.  Ein  Faksimile  einer  Urkunde  des  Rifine  findet  sich  bei 
Chroust,   Denkmäler  usw.,  Lief.  XV,  3.     Die  Abkürzungen  entsprechen 


von  Fr.  Steffens  487 

im  allgemeinen  denen  der  Codices  des  Hartmotus.     Ich  hebe  folgende 
hervor : 

autem  aü  und  aüt. 

dicens  dicns. 

omnipotens  omps,  omnipotentem  omptm  und  ompm. 

ter  t  (141:  consequenter). 

runt  r  und  rt. 

Vit  li. 

Nachtrag.  Da  viele  Urkunden  des  St.  Galler  Stiftsarchivs  aus 
dem  8.  und  9.  Jahrhundert  in  guten  phototypischen  Abbildungen  vor- 
liegen (z.  B.  in  Chroust,  Denkmäler  der  Schreibknnst  des  Mittelalters, 
in  Arndt- Tangl,  Schrifttafeln,  und  in  Steffens,  Lateinische  Paläographie), 
so  habe  ich  auch  diese  durchgesehen  und  teile  einige  bemerkenswerte 
Abkürzungen  daraus  mit.  Die  willkürlichen  Kürzungen  in  den  Unter- 
schriften und  im  Datum  lasse  ich  unberücksichtigt. 

A.  D.  752  (Arndt -Tan gl,  III,  71a): 
per  ist  gekürzt,  wie  sonst  pro  gekürzt  wird  (Zeile  4,  pervinit;  Zeile  8, 

permaneat). 
que  <{  (3). 
gut  q5  (1). 

A.  1).  757  (Steffens,  1.  Aufl.  Taf.  32,  2.  Aufl.  Taf.  38): 
qui  q  (12). 
vel  ul  (1). 
vestris  uris  und  uls  (13). 

A.  D.  764  (Arndt-Tangl,  III,  71b): 
que  q:  (11). 
qui  q  (im  Konzept). 
runt  f  (5). 

A.  D.  764  (Arndt-Tangl,  III,  72a): 
que  q  (18). 

A.  D.  76  9  (Arndt-Tangl,  III,  72b): 
num  n  (7).     Durch  den  verlängerten  Endstrich  von  n  ist  eine  schräge 

Linie  gezogen. 
que  q;  (8). 
runt  v  (6). 

A.  D.  772  (Chroust,  XIV,  4): 
dam  d:  durch  den  Fufs  des  Langstrichs  des  geraden  d  ist  eine  schräge 

Linie  gezogen. 
qui  qs. 

A.  D.  782  (Steffens,   1.  Aufl.  33c,  2.  Aufl.  44a): 
quae  q  (2). 
tttr  t  (2). 


488  Xute  on  the  PrecediDg  Article 

A.  D.  798  (Steffens,  2.  Aufl.  44b): 
per,  prae,  pro  sind  in  der  gewöhnlichen  Weise   gekürzt,    doch  einmal 

steht  für  per  die  Kürzung  für  pro  (Zeile  11:  persolvat). 
quis,  quill  q8,  qd  (6.  10). 
tar  t  (3). 

A.  D.  843  (Arndt -Tangl,  III,  76a): 
runt  r  (11). 
für  t  (8). 

A.  D.  873  (Chroust,  XV,  3a): 
supra  sup  (5). 

A.  D.  885  (Chroust,  XV,  3  b): 
autern  aü  (8). 
vel  1  (4). 

Freiburg  (Schweiz).  Fr.  Steffens. 


Xote  on  the  Preeeding  Article. 

It  is  to  be  hoped  that  Professor  Steffens  will  give  us  in  due  time 
a  separate  monograph  (of  200  or  300  pages)  on  the  abbreviations 
(and  the  types  of  Script  too)  used  at  St.  Gall;  for  the  Stiftsbibliothek 
and  the  Stiftsarchiv  provide  ample  material  for  tracing  minutely  the 
changes  of  fashion  at  this  interesting  scriptoriurn,  the  common  home 
of  Insular  (English  quite  as  much  as  Irish),  German  and  Italian  in- 
fluences.  His  article  has  suffered  from  'embarras  de  richesses'  and 
has  merely  dipped  here  and  there  into  the  mass.  To  Italian  influence 
must,  I  think,  be  referred  mla  'misericordia',  and  perhaps  glä  'gloria',  grä 
'gratia";  to  Insular,  o  'con'  for  which  the  Continental  Symbol  is  c 
(really  the  symbol  of  'cum').  That  Insular  inflnence  was  by  no 
means  predominant  at  St.  Gall  in  the  eighth  Century  we  see  from  the 
use  of  q  with  sinuous  stroke  tra versing  the  shaft  for  'que',  the  Con- 
tinental use  of  this  symbol,  and  not  for  'quod',  its  Insular  use. 
Possibly  the  curious  expression  of  'quem',  the  addition  to  this  'que' 
symbol  of  a  suprascript  m -symbol  (a  line  hooked  at  each  end),  may 
be  an  innovation  of  "Winithar's.  Prof.  Steffens  has  mentioned  its  pre- 
valence  in  the  Winithar-group  of  MSS.,  nos.  70,  238,  907.  I  noticed 
it  also  in  a  treatise  at  the  end  of  no.  911  (the  Kero  Glossary).  Precise 
details  of  the  MSS.  in  which  it  appears  and  of  its  period  of  appearance 
are  desirable.  A  characteristic  of  St.  Gall  seribes  (at  least  the  earlier) 
is  the  use  of  the  Suspension  om  either  (1)  for  any  case  of  'omnis', 
or  (2)  for  'omnis'  and  'omnes',  or  (3)  for  'omnes'  only.  Here  also 
precise  details  are  desirable;  for  they  might  supply  a  criterion  for 
dating  St  Gall  MSS.  I  noted  om  used  for  any  case  in  nos.  44,  185, 
225:  for  'omnis'  and  'omnes',  in  nos.  109,  125,  194;  for  'omnes' 
alone.  in  the  great  majority  of  MSS.  How  far  and  at  what  period  ec 
'  ecce '  is  a  St.  Gall  peculiarity  is  uncertain,  in  the  lack  of  füll  details. 


by  W.  M.  Lindsay  489 

I  noticed  it  in  nos.  44,  125,  213.  Now  that  Traube's  account  of  the 
'noster'  and  'vester'  Symbols,  in  his  'Nomina  Sacra'  p.  204,  has 
shewn  us  the  importance  of  these  Symbols  as  a  clue  to  the  dating  of 
MSS.,  füll  details  of  the  St.  Gall  use  are  highly  desirable.  It  is 
stränge  to  find  the  Winithar-groüp  of  MSS.  recognizing  only  the  'later' 
type,  nri,  nro,  etc.,  while  no.  44  (of  760 — 781)  recognized  only  nl, 
nö,  etc.  In  the  charteis  at  the  Stiftsarchiv  I  noticed:  (in  a  charter 
of  762)  domni  ni  pippini  regis;  (of  758)  dni  ni;  (undated)  domnum 
nm  pippinum  regem.  The  St.  Gall  use  of  iim  for  'nomen'  (' or  nomine') 
would  make  the  use  of  nm  for  '  nostrum '  inconvenient. 

This  list  of  Insular  abbreviations  which  I  happened  to  note  in 
St.  Gall  MSS.  of  the  8th  and  first  half  of  the  9th  Century  may  be  of 
interest,  although  it  must  be  remembered  that  isolated  occurrences  may 
be  merely  transferred  by  a  scribe,  without  intelligence  of  their  meaning, 
from  his  original: 

ouius  es  in  no.  165  (of  841 — 872)      habeo  hnt  'habent'  in  no.  249 

'alicuius'  hie  hs   'huius'  in  no.  225 

eins   the   Insular   symbol   is    used      quanäo  qn  in  no.  249  'aliquando' 

in  no.  11  tarnen  tn  in  no.  11 

enim    the   Insular   symbol    oecurs      con  (see  above) 

more  than  once  in  no.  125,  also 

in  no.  230. 
est   to   Steffens'    examples    of  the 

'Insular'    (also   Italian)    symbol 

add  no.  165  (of  841—872) 

Füller  details  of  the  use  of  the  Insular  and  Continental  Symbols  of 
'con'  are  wanted.  I  found  the  Insular  in  no.  912,  an  uncial  Glossary, 
which  shews  also  the  Insular  Symbols  of  'inter',  'tarnen',  'tunc', 
'pri';  the  Continental  in  nos.  11,  125  (p.  269  'incongrue'),  911,  etc. 
Also  of  the  disappearance  of  the  old  'que'  symbol  (identical  with  the 
Insular  'quod'  symbol)  in  favour  of  q;  'que'.  Also  of  the  use  of 
this  old  '  que '  symbol  in  the  sense  of  '  qui '.  Also  of  the  rivalry 
between  what  we  may  call  the  Continental  'qui'  symbol  (q  with  a 
straight  stroke  through  the  shaft;  the  Insular  'quia'  symbol)  and  what  we 
may  call  the  Insular  'qui'  symbol  (q  with  i  above  it).  Also  of  the  history 
of  the  'tur'  symbol,  for  this  symbol  is  an  excellent  test  of  dating.  The 
older  MSS.  (in  most  parts  of  Europe  where  Latin  was  written)  know 
only  the  apostrophe  (f);  the  Substitution  of  the  2- mark  (t:)  is  a  later 
fashion.  The  discrimination  of  the  two  in  a  MS.  requires  great  care, 
for  tenth  Century  correctors  made  a  practice  of  adding  to  the  apostrophe 
the  slight  touch  necessary  to  convert  it  into  the  2-mark,  and  so  avoid 
confusion  of  'tur'  with  'tus'.  The  editors  of  the  Paläographical 
Society  publications  regard  (or  used  to  regard)  this  2-mark  as  equi- 
valent  of  the  letter  r,  like  the  form  of  r  (really  majuscule  r  wanting 
the  shaft)  current  after  the  letter  o.  It  may  also  be  referred  to  a 
v-mark  used,  in  particular  by  Rheims  scribes,  over  t  to  indicate  'tur'. 


490     Haudschriftensainmlung  der  Ungarischen  Nationalbibliothek  zn  Halle 

This  v-mark  over  t,  as  a  Bymbol  of  'tur',  I  noticed  in  no.  165  (of 
841 — 872);  and  another  mark  of  curious  shape  (more  like  the  numeral  9) 
over  t,  as  Symbol  of  'tur',  in  no.  152  (872  —  883). 

W.  M.  Lindsay. 


Die  Handschriftensaniinlmig  der  Ungarischen  National- 
bibliothek  zu  Halle. 

Die  von  Georg  Michaelis  Cassai,  Adjunkt  der  philosophischen 
Fakultät  zu  Wittenberg  (1640  —  1725),  bei  seinem  Tode  zum  Besten 
seiner  in  Wittenberg  studierenden  ungarischen  Landsleute  begründete, 
nach  1817  mitsamt  den  Stipendien  nach  Halle  überführte,  1900  in  die 
Verwaltung  der  Königl.  Universitäts- Bibliothek  übernommene  und  in 
dieser  aufgestellte  Ungarische  Bibliothek1)  besitzt  eine  Handschriften- 
sammlung, die  zwar  keine  hervorragenden  Kostbarkeiten  enthält,  aber 
doch  beachtenswertes  Material  für  die  Kirchen-,  Schul-,  Gelehrten-  und 
Familiengeschichte  Ungarns  im  17. — 18.  Jahrhundert,  sowie  auch  für 
die  deutsche  Gelehrtengeschichte,  speziell  der  Universität  Wittenberg. 
Die  Handschriftensammlung  hat  unter  den  wechselnden  Schicksalen 
und  der  langen  Vernachlässigung  der  ganzen  Bibliothek  besonders 
schwer  zu  leiden  gehabt.  Erst  neuerdings  ist  es  gelungen,  sie  in  eine 
endgültige,  bequem  übersichtliche  Ordnung  zu  bringen  nnd  ausführlich 
zu  katalogisieren.  Der  neue  Handschriftenkatatog  von  1911  enthält 
eine  genaue  Beschreibung  der  Handschriften  nebst  ausführlichem  Namen- 
register, auch  zu  den  Sammelbänden  und  Stammbüchern.  Es  wird  den 
interessierten  Kreisen  willkommen  sein,  hiermit  das  Resultat  dieser 
Arbeit  zu  erfahren  und  ein  kurzes  Verzeichnis  dieser  bisher  wenig 
bekannten  und  selten  benutzten  Sammlung  zu  erhalten.  Möge  unsere 
hiermit  zugänglich  gemachte  Sammlung  die  verdiente  Beachtung  finden 
und  für  die   Wissenschaft  verwertet  werden! 

Den  Grundstock  der  Sammlung  bilden  die  von  Cassai  selbst  1725 
hinterlassenen  Handschriften  (gegenwärtig  21  Nummern).  Es  sind  seine 
Korrespondenzen  (791  Briefe),  3  Stammbücher,  Entwürfe  und  Fragmente, 
Academica  aus  seiner  Wittenberger  Lehrtätigkeit,  Nachschriften  nach 
Vorträgen  ungarischer  Lehrer  1661  — 1671,  Wittenberger  Kolleg- 
nachschriften 1675 — 1682,  Predigtnachschriften   1702 — 1708. 

Den  wertvollsten  Zuwachs  bildete  die  1755  angekaufte  Sammlung 
des  1747  in  Wittenberg  verstorbenen  ungarischen  Literaten  Michael 
Rotarides,  des  Verfassers  der  „Historiae  Hungaricae  literariae  .  .  . 
prolegomena"  1745.  Durch  diese  „Manuscripta  Rotaridis"  hat  unsre 
Handschriftensammlung  in  Ungarn  eine  gewisse  Berühmtheit  erlangt. 
Leider  hat  dieser  wertvollste  Besitz   unserer  Bibliothek  die  schwersten 


1)  Vgl.  darüber:  Karl  Gerhard,  Die  Ungarische  NationalWbliothek  der 
Universität  Halle-Wittenberg  (in:  Beiträge  zur  Bücherkunde  und  Philologie 
August  Wilinaims  gewidmet.  Leipzig  1903),  ferner  Gyalui,  F.,  Kiilfoldi 
küzkönyvtärakröl.     I.  Kolozsvär  1900,  S.  74—77. 


von  Heinrieb  Reinhold  491 

Verluste  erlitten.  Das  nach  Schuleck  1813  aus  21  Nummern  bestehende 
Corpus  zählt  gegenwärtig  nur  7  Handschriften,  wozu  noch  7  früher 
nicht  als  Rotaridisch  erkannte  Bände  kommen.  Ein  Manuskript  (Vol.  III 
in  4":  Micae  micarum  Burianarum)  ist  schon  zwischen  1755  und  1813 
abhanden  gekommen  und  in  die  Bibliothek  des  Lyzeums  zu  Pozsony 
(Prefsburg)  gelangt.  Vielleicht  werden  sich  auch  noch  andere  Hand- 
schriften aus  der  Sammlung  des  Rotarides  dort  oder  in  anderen 
ungarischen  Bibliotheken  nachweisen  lassen.  Nachrichten  hierüber 
würde  die  Ungarische  Bibliothek  mit  Dank  entgegennehmen.  Verloren 
gegangen  sind  nach  1813  folgende  Mss.  (nach  den  Katalogen  von  1755 
und  1813): 

Vol.  II  in  Folio:  Acta  diaetalia  a.  1662. 
„    III    „        „       Annalium  Hungariae  pars  II. 

„    IV    „        „       Collectio  a  Rotaride  instituta  cont.  gravamina  et  suppli- 
cationes  in  negotio    religionis,    diplomata  et  resolntiones,    acta 
pol.    et   eccl.    (Latsny    1755:    Acta    diaetalia    1646    et    1659, 
literae  et  acta  Rakoczii  etc.). 
„      V  in  Folio:  Liber  epistolaris  Lochmannianus  I. 
Vol.    I  in  Quarto  (Schuleck  1813:  III  in  4°):  Auctorum  et  scriptorum 
Hungariae   catalogus   alphabeticus   scr.  Rotarides  m.  p.  a.  1736 
—  1746. 
„      II  in  Quarto:  Diarium  delegationis  Posoniensis  a.  1671.    Processus 
judiciorum   contra  pastores   a.  1674  etc.     A.  1743   descr.  cur. 
Rotarides. 
„    IV  in  Quarto  (Schuleck  1813: 1  -f-IV):  Historiae  Hungaricae  literariae 

lineamenta  scr.  Rotarides  m.  p.  a.  1746   (418,  367  pag.). 
„      V  in  Quarto:  Collectio  a  Rotaride  facta:  Paria  epistolarum,  edic- 
torum,  actorum  etc.    (Ecclesiasticum  protocollum  Joach.  Kalinkii 
1649  etc.). 
„     VI  in  Quarto:  Gymnasiologia  Rezikio-Matthaeidesiana  descr.  Rota- 
rides a.  1746. 
„  VII  in  Quarto:  Chronicon  Hungaricum  scr.  Rotarides  a.  1736 — 1745. 
„    IX    „        „         Registrum  fraternitatis  in  Scepus;   Matricula  fratrum 
ad  fluvium  Poprad  etc.  descr.  Rotarides  a.  1743. 
Vol.  unicum  in  8°:   Variae  clarorum  Hung.  epistolae  ab  Uffenbachio  et 

Wolfio  coli.,  descr.  Rotarides  a.  1740. 
Fragmenta  manuscriptorum  Rotaridis.  — 

Aufser  den  Mss.  des  Cassai  und  des  Rotarides  besitzt  unsere 
Sammlung  eine  Anzahl  von  Mss.,  die  von  verschiedenen  ungarischen 
Studenten  bis  ins  19.  Jahrhundert  der  Bibliothek  überwiesen  sind,  und 
zwar  Stammbücher,  Kolleg-  und  Predigtnachschriften  des  17./ 18.  Jahr- 
hunderts usw.,  zum  Teil  von  geringem  Wert.  Als  Curiosa  seien  genannt 
ein  russisches  Altes  Testament  des  16.  Jahrhunderts  (Ms.  55),  Blasius 
Bruns  Rechenbüchlein  1553  (100),  ein  Pferdearzneibuch  1541  (102) 
und  Predigten  des  1569  verstorbenen  Wittenberger  Theologen  Paul 
Eber  (73).  Unter  den  älteren  Hss.  ungewissen  Ursprungs  stammen 
möglicherweise  einzelne  aus  Cassais  oder  Rotarides'  Sammlung  (so  76, 


492     Haudschriftensaminlnng  der  Ungarischen  Nationalbibliothek  zu  Ilalle 

88,   92,   98  von  Cassai,  49,   96  von  Rotarides),    ohne ,_  dafs   die9~" nach- 
weisbar ist. 

Die  Sprache  der  Hss.,  auch  der  zahlreichen  Briefe,  ist  grösstenteils 
die  lateinische.  Daneben  erscheint  die  ungarische,  deutsche  und 
gelegentlich  die  slovakische  (czechische).  —  Der  gegenwärtige  Bestand 
zählt  106  Nummern  in  109  Bänden  (darunter  auch  neuere  Erwerbungen 
und  die  Kataloge  der  Bibliothek);  ein  Vergleich  mit  Schulecks  Katalog 
von  1813,  der  196  Nummern  enthält,  zeigt,  wie  grofse  Verluste  die 
Sammlung  erlitten  hat. 

Ueber  die  Geschichte  der  Katalogisierung  der  Sammlung  ist  folgendes 
zu  sagen.  Zuerst  hat  Adam  Latsny  in  seinem  „Catalogus  librorum, 
dissertationum,  &  manuscriptorum  variorum  ad  rem  hungaricam  prae- 
cipue  facientium  ex  Bibliotheca,  quae  Vitebergae  est,  Hungarorum  con- 
gestus"  1755  (Ung.  Museum  zu  Budapest,  Cod.  Qu.  lat.  16)  die  Hss., 
allerdings  nur  die  des  Rotarides,  sorgfältig  und  eingehend  beschrieben. 
In  dem  fieifsigen  und  zuverlässigen  neuen  Katalog  der  ganzen  Bibliothek, 
den  der  tüchtige  Kustos  Caspar  Schuleck  im  Frühjahr  1813  während 
der  Kriegsunruhen  und  unter  dem  Donner  der  russischen  Kanonen 
verfafste,  sind  auch  die  Hss.  zum  ersten  Male  vollständig  verzeichnet 
und  übersichtlich  geordnet.  Ueber  seine  mühevolle  Tätigkeit  berichtet 
er  ausführlich  in  seiner  originellen  und  amüsanten  Vorrede.  Leider 
fand  er  nicht  Zeit  dazu,  die  vielen  umfangreichen  losen  Konvolnte 
im  Innern  genau  zu  ordnen,  eingehend  ihrem  Inhalte  nach  zu  ver- 
zeichnen („einen  gedrängten  Auszug  dieser  MSpte"  zu  geben,  was  ihm 
als  Ziel  vorschwebte)  und  durch  Numerieren  oder  Einbinden  in  eine 
unzerstörbare  Form  zu  bringen.  Aber  er  hatte  einen  durchaus 
befriedigenden  Zustand  geschaffen.  Leider  aber  wurde  durch  die 
wechselnden  Schicksale  der  folgenden  Jahre  (die  Kriegsunruhen,  die 
Ueberführung  nach  Halle  und  die  jahrzehntelange  Verwaltung  durch 
unkundige  und  interesselose  studentische  Kustoden)  erheblich  vermindert 
und  die  gute  Ordnung  gänzlich  gestört.  Der  im  Winter  1860  61  in 
Halle  von  den  Kustoden  Ladislaus  v.  Tor  kos  und  Samuel 
Raphanides  mit  6  anderen  Studenten  angefertigte  oberflächliche  und 
fehlerhafte  Katalog,  der  den  Schuleckschen  verdrängte  und  bis  jetzt  in 
Geltung  ist,  bedeutet  einen  argen  Rückschritt,  besonders  sind  die  Hand- 
schriften von  Torkos  so  flüchtig  und  nachlässig  behandelt,  dafs  dieses 
eine  Blatt  des  Katalogs  ein  Handschriftenkatalog  überhaupt  nicht 
genannt  werden  kann.  Leider  blieb  die  Sammlung  ein  halbes  Jahr- 
hundert ohne  einen  brauchbaren  Katalog,  der  eine  Vorstellung  von  ihr 
gegeben  hätte,  und  die  Aufbewahrung  und  Anordnung  war  so  un- 
übersichtlich und  unzulänglich,  dafs  eine  Benutzung  kaum  möglich  war. 
Im  Jahre  1882  gab  sich  der  Kustos  Matthias  Szlävik  die  Mühe, 
die  losen  Konvolute  durchzusehen  und  zu  privaten  Zwecken  ein  Inhalts- 
verzeichnis davon  herzustellen,  ohne  aber  die  unentbehrliche  gründliche 
Neuordnung  der  losen  Blätter  vorzunehmen  und  ihnen  durch  Numerierung 
eine  feste  Reihenfolge  zu  sichern.  —  Nachdem  die  Ungarische  Bibliothek 
1891  in  die  Königl.  Universitätsbibliothek  überführt  und  1900  auch  von 


von  neinricli  Reinhold  493 

dieser  zur  Verwaltung  übernommen  und  ihr  angegliedert  war,  wurde 
der  Sammlung  nach  ihren  wechselvollen  Schicksalen  eine  bleibende  Stätte 
und  sacbgemäfse  Verwaltung  verbürgt.  Der  Direktor  der  Universitäts- 
bibliothek Herr  Geheimer  Regierungsrat  Dr.  Carl  Gerhard,  der  sein  be- 
sonderes Interesse  für  unsere  Ungarische  Bibliothek  durch  seine  oben 
genannte  Schrift  bekundet  hat,  liefs  sich  die  Neukatalogisierung  der  Biblio- 
thek angelegen  sein  und  beauftragte  den  unterzeichneten  Kustos  derselben 
insbesondere  auch  mit  der  Ordnung  und  Katalogisierung  der  lange  ver- 
nachlässigten Hss.- Sammlung.  Diese  mühevolle  Arbeit  wurde  1909  — 1911 
ausgeführt.  Die  Anwesenheit  des  Herrn  Professor  Dr.  Bela  Obäl  aus 
Eperjes,  der  sich  hier  zu  Studienzwecken  aufhielt  und  die  Ungarische 
Bibliothek  für  seine  kirchengeschichtlichen  Arbeiten  benutzte,  kam  dem 
Unternehmen  sehr  zu  statten.  Er  hat  die  Katalogisierungsarbeiten  mit 
seinem  sachkundigen  Rat  dankenswert  unterstützt  und  hat  auch  seitdem 
in  seiner  Heimat  sein  tätiges  Interesse  für  unsere  Bibliothek  vielfach 
bewiesen.  Der  fertige  Katalog  wurde  im  Juli  1913  von  Herrn  Prof. 
Alex.  Raf  fay  aus  Budapest  bezüglich  der  Richtigkeit  der  Eigennamen 
einer  Durchsicht  unterzogen.  Am  schwierigsten  erwies  sich  die  Be- 
arbeitung der  14  losen  Konvolute  aus  Cassais  und  Rotarides'  Besitz 
(Ms.  8— 11,  29,  32,  35,  36,  39—42,  103,  105),  enthaltend  2564  ein- 
zelne Briefe  und  Urkunden,  die  ein  wahres  Chaos  bildeten.  Diese 
wurden  durchweg  einheitlich  geordnet  und  auf  Grund  der  alten  Ver- 
zeichnisse oder  aus  inneren  Gründen  auf  die  einzelnen  Faszikel  verteilt, 
deren  von  Schuleck  gegebene  Bezeichnungen  beibehalten  wurden.  Die 
Faszikel  wurden  mit  ausführlichen  Inhaltsverzeichnissen  (dem  von 
Schuleck  gewünschten  „gedrängten  Auszug'1)  und  mit  festem  Einband 
versehen,  sodafs  sie  nunmehr  benutzbar  und  an  andere  Bibliotheken 
(auch  nach  Ungarn)  verleihbar  sind. 

Nachstehend  geben  wir  einen  knappen  Auszug  aus  unserem  Hss.- 
Katalog,    um  die  Sammlung   in  weiteren  Kreisen    bekannt   zu  machen. 

I.    Catalogi   veter  es   Bibliothecae   Hungaricae. 
Ms.  1.    Incrementa  Bibliothecae.    (Zuwachsverzeichnis  1726  —1900,  nebst: 
Series  Bibliothecariorum  ab  a.  1726). 

2.  Latsny,  Adam:  Catalogus  Msc.  variorum  a  Rotaride  collectorum 
(Abschrift  aus:  Catalogus  librorum  ic.  congestus  ab  Ad.  Latsny 
1755.  Cod.  Qu.  lat.  16.  Mus.  Hung.  Budap.)  nebst:  Prof.  Joh. 
Matth.  Schroeckhs  Verzeichnis   der  Mss.  des  Rotarides.     1786. 

3.  Numismata  et  alia  pretiosa  quae  in  Bibl.  Hung.  reperiuntur.    1756. 

4.  Schul  eck,  Caspar:  Catalogus  Bibl.  Hung.     Vol.  1.  2.     1813. 

5.  Catalogus  mss.  Rotaridesianorum  et  Cassaianorum  epistolarumque 
variarum.  (Abschrift  nach  Fase.  676.  Nr.  42.  Bibl.  Lycei  Poson. — 
Beruht  auf  Schuleck.) 

6.  Katalog  der  ungarischen  National -Bibliothek  von  Lad.  v.  Torkos, 
Sam.  Raphanides  u.  a.  1860/61. 

7.  [Szlävik,  Matthias:]  Verzeichnis  der  in  der  ungarischen  National- 

Bibliothek  vorhandenen  Mss.     1882.    (Abschrift.) 

XXX.     n.  34 


494     Ilandschriftensaumiliing  der  Ungarischen  Ncttionalbibliotliek  zu  IlaUe 

IL    Mss.   Cassaiana. 

8.  Georgii  Michaelis  Cassai  Fragmenta  mss.  et  personalia.  (Serie? 
studiosomm  a.  1687 — 1713.  Collegia,  carmina,  scripta  Cassaiana 
varia.     Accedunt  Joh.  Frid.  Michaelis  filii  personalia.) 

9—11.  Epistolae  Cassaianae.  Fase.  I— III.  a.  1670— 1725.  (Briefe 
von  Verschiedenen,  Joh.  Bötticher,  Chr.  Pescheck,  J.  Pilarik,  Dan. 
Roxer  und  anderen  an  Cassai:  Briefwechsel  des  Joh.  Fried. 
Michaelis  mit  seinem  Vater  Cassai  und  anderen.  Im  ganzen 
791  Briefe.) 
12  —  14.  Tria  Alba  Georgii  Michaelis  Cassai  (154  -f  201  -f-  21  Auto- 
gramme). 

15.  Sperling,  Joh.  [Prof.  phys.  Viteb.  y  1658]:  Synopsis  physica. 
Scr.  Jonas  Mellikius  Prividiae   1653  (mit  Notizen  von  Cassai.) 

16.  Systema  metaphysices  compendiosum  lectum  Solnae  a.  1621  per 
Joh.  Z  i  d  k  i  u  m.  —  Brevis  metaphysicae  repetitio  inst,  a  Dan. 
Tiesenbachero  in  gymn.  Bitsch.  a.  1625/26.  (Acc.  a  Dan.  Mon- 
kowiceno  G.  Mich.  Cass  ai). 

17.  Joli.  Stier ii  Praecepta  metaphysicae  et  alia  scripta  metaphysica 
(conscr.  Cassai  a.  1660 — 1682  Rajeczii,   Nicopolii,  Vitebergae). 

18.  Mnri  Babylonis  Romanae  .  .  .,  quorum  demolitionem  praeside 
Balthasare  Meisnero  defendet  Joh.  Rodenbergh. —  Quaestiones 
theologicae  prop.  ab  Alb.  Gravero.  —  Joh.  Musaei  Disp.  de 
voluntate  Dei.  (conscr.  Cassai  a.  1663 — 1669  Nicopolii  et 
Cassoviae). 

19.  Jo.  Musaei  prof.  Jen.  Loci  communes  theologici.  (Conscr.  Cassai 
Nicop.  a.  1664.) 

20.  Metaphysicae  Stirii  usus  theologicus,  in  Ac.  Regiom.  a  Joh. 
Crellio  trad.  (transcr.  Cassai  Caesariofori  a.  1667). 

21.  Logica  A.  1669  Cassoviae  [transcr.  Cassai]. 

21a.  Adnotationes  theologicae  (de  Ecclesia,  de  Triuitate  etc.  Conscr. 
Cassai  Vratisl.  a.  1672). 

22.  Index  politicus  de  constitutione  politicae  [scr.  Cassai].  (Samm- 
lung von  Zitaten  über  staatsrechtliche  Fragen  ans  verschiedenen 
Schriften  bis  1671.) 

23.  Jo.  Andr.  Qu  enstedtii  Theologia  didactico-polemica  [transcr. 
Cassai  Viteb.  a.  1679—1682]. 

24.  Pneumatica  [transcr.  Cassai  Viteb.  a.  1681]. 

25.  Dispositiones  concionum  Wolffii,  Wernsdorffii,  aliorum,  hab. 
a.  1702—1708  [scr.  Cassai]. 

26.  Collegium  mathematicum  s.  anno,     [transc.  Cassai.] 

27.  Ad  historiam  Saxonicam  [scr.  Jo.  Frid.  Michaelis].  (Bemerkungen 
zu  J.  P.  Ludewigs  Einleitung  zu  der  Sächsischen  Historie   1714.) 

28.  Deutsche  Gedichte  des  Collegium  Poeticum  zu  Budissin  1687  (von 
Joh.  Gottlieb  Michaelis,  Gg.  Ziegenbalg,  Frdr.  Kaulfuss, 
Gg.  Chr.  Brendel  und  Ungenannten). 


von  Heinrich  Reinhold  495 

III.   Mss.  a  Rotaride  collecta. 

29.  Mich.  Rotaridis  Personalia,  epistolae,  fragmenta  mss.  177  fol. 
(Testimonia  a.  1729  — 1745;  Epistolae  a.  1723  —  47;  Index 
speciminis  Hung.  literatae;  clarorum  Hung.  epistolae  p.  163 — 194 
cum  indice;  carmina  Rotaridis.) 

30.  Templum  honoris  .  .  .  erectum  a  M.  Rotaride  a.  1736  (Album, 
enthaltend  306  Autogramme  von  ungarischen  und  deutschen  Ge- 
lehrten, Geistlichen  und  Adligen). 

31.  Ms.  Rot.  vol.  I  in  folio:  Joh.  Burii  Evangelii  apostolici  per 
regnum  apostolicum  vestigia.     (Transcr.  Gg.  Kiszeliny.) 

32.  Ms.  Rot.  vol.  VI  in  folio:  Liber  epistolaris  Lochmannianus  II. 
510  folia.  (Zahlreiche  Privatbriefe  ungarischer  Pfarrer  von  1586 
— 1661,  hauptsächlich  von  und  an  Matth.  Lochniann  und  seinen 
Sohn  Joh.  Lochmann;  Briefe  und  Gedichte  von  Florian  Du c hon 
1609 — 1629,  Briefe  von  Petrus  und  Franc.  Reway  und  Casp. 
Illyeshäzi.  Dokumente  zur  ungarischen  Kirchen-  und  Schul- 
geschichte 1584 — 1644,  Originale  und  Copien.) 

33.  Ms.  Rot.  vol.  VII  in  folio:  Acta  Comitiorum  Posoniensium  a.  1659. 

34.  Ms.  Rot.  vol.  VIII  in  folio  fracto:  Series  [alphabetica]  familiarum 
hungaricarum,  quarum  in  libris  fit  mentio  [composuisse  videtur 
Rotarides,  transcr.  Kiszeliny]. 

35.  Ms.  Rot.  vol.  VIII  [olim]  in  4°  [nunc  in  folio].  „Collectio  a 
Rotaride  facta.  Cont.  Singular  es  tractatus  ad  historiam 
potissimum  Protestantismi  in  Hungaria  spectantes"  (Schuleck). 
229  folia.  (Urkunden  und  Briefe  zur  ungarischen  Kirchen-  und 
Schulgeschichte  1610 — 1742,  Orig.  u.  Copien.) 

36.  Ms.  Rot.  vol.  sine  num.:  „Minores  tractatus  historiam  Hungariae 
polit,  eccl.  et  lit.  concernentes  etc."  424  folia.  (Urkunden  und 
Briefe  zur  Kirchen-  und  Schulgeschichte  Ungarns  1569 — 1749, 
Orig.  u.  Copien;  Mss.  von  Rezik  zur  Geschichte  des  Collegium 
in  Eperjes.) 

37.  Fragmenta  Gymnasiologiae  evangelico-hungaricae  compositae  a 
Jo.  Rezik,  contin.  a  8am.  Matthaeide.  Fase.  1.  2.  (Lücken- 
haftes Exemplar  der  Gymnasiologia  von  Rezik's,  Matthaeides' 
und  anderen  Händen,  von  Rot.  1743  in  Kesmark  gekauft.  Die 
von  Rot.  1746  angefertigte  vollständige  Abschrift,  =  Ms.  VI  in 
4°,  ist  abhanden  gekommen,  s.  o.  S.  491.) 

38.  Exercitia  scholastica  a.  1637  praeside  Andrea  Backay  (Titulum 
scr.  Rotarides). 

39  —  42.  Epistolarum  Fase.  I  —  IV  (verschiedenen  Ursprungs,  doch 
jedenfalls  grofsenteils  von  Rot.  gesammelt). 

39.  Epistolarum  Fase.  I.  (Sieben  Schriftstücke  von  Alex.  Revay, 
45  Briefe  von  Dan.  Burius,  36  von  Joh.  Burius  I,  II,  III,  45 
von  Dan.  und  Mich.  K  er  mann.) 

40.  Epistolarum  Fase.  II.  (39  Briefe  von  Matth.  Bei  und  Sam. 
Michaelides  an  Gg.  Bohusch,  74  an  P.  P.  Toppertzer,  11 
an  Joh.  Schwartz,    32    an  Jac.   und    Matth.  Jacobaei,    10    an 

34* 


496     Handscliriftensanitaliing  der  Ungarischen  Nationalbibliotkek  zu  Halle 

Mich.  Strompf,    37    an    Dav.  und  El.  Trangus,    20    an    Matth. 
Motusz,  66  an  Job.  Sig.  Kuksz.) 

41.  Epistolarnm  Fase.  III  p.  1.  2.  (326  Briefe  an  Job.  und  Sam. 
Matthaeides  1706 — 1729,  51  an  Andr.  und  Job.  Sextius  1708 
— 1728,  Genealogia  Sextiana.  Oratio  Job.  Sextii  1735.) 

42.  Epistolarnm  Fase.  IV.  (161  epistolae  variornm  1580  — 1809, 
40  Testirnonia  et  alia  personalia  variornm   1611  — 1776.) 

IV.    Mss.  variae  et  incertae  originis. 
1.    Mss.    varia    ad    res   Hungarorum    speetantia. 

43.  Wudcüw  a  Kralüw  Uberskicb  ziwobitj  .  .  .  a  zreci  Nemeckeg 
na  Slowensk  yazik  prelozene.  1700.  [Leben,  Herrscbaft  und 
Tod  der  ungarischen  Heerfübrer  und  Könige,  aus  der  deutseben 
in  die  slaviscbe  Sprache  übersetzt.]  (Bricht  hinter  Kap.  46, 
Ladislaus  Posthumus,  ab.) 

44.  Varadini  Hungariae  propugnaculi  contra  Turcarum  .  .  .  oppug- 
nationem  a.  1598  .  .  .  asserti  hypotyposis  epico  carmine  expressa 
a  Mart.  Braschio.  Rostochii  1600.  [Abschrift  des  18.  Jahr- 
hunderts.] 

45.  Brevis  et  vera  descriptiu  rerum  ab  ill.  Jo.  Michaele,  Moldawiae 
Transalpinae  sive  YValacbiae  Palatino  gestarum  opera  et  studio 
Baldassaris  Waltheri  (1599).     [Abschrift  des  18.  Jahrhunderts.] 

46.  Album  anonymi  (1798  —  1801). 

47.  Album  Pauli  Augustini  Trentsinensis.     Jaurini  1745. 

48.  Album  Andreae  Bodicky  a.   1807. 

49.  Album  Jo.  Burii  III.  [Past.  Neosol.]  Vratisl.  1683—1688. 

50.  Album  Jacobi  Liptay  (1797—1798). 

51.  Album  Nicolai  Privigyei  (1698  —  1702). 

52.  Nicolai  Privigyei  Favonius  (?)  variarum  rerum  (1682? — 1703). 
(Poetisch-stilistische  Collectanea  von  verschiedenen  Händen,  Cbriae, 
lateinische,  ungarische  und  deutsche  Gelegenheitsgedichte  1686 
— 1691,  Musterbeispiele  von  Urkunden  und  Briefen,  dat.  Kremnitz 
und  Schemnitz   1643—1646.) 

53.  Album  Johannis  Szokohl  (1745). 

54.  Album  Martini  Wictorini  (1748  —  1749). 

2.    Mss.  theologica. 

55.  Libri  complures  Veteris  Testamenti  slavice  (Psalmi,  Prov., 
Eccl.,  Cant.,  Jes.  Sir.  —  Russisch -kirchenslavisch.  Cyrillische 
Schrift  des  16.  Jahrhunderts). 

56.  Dicta  S.  Scripturae  .  .  .  industria  Gregorii  Fabri  Jaurini  1728. 
(Ungarische  Bibelsprüche.) 

57.  Manuscripta  Alexii  1.  b.  Revay  de  Reva.  (Synopsis  calum- 
niarum  in  Lutherum  conrlata  a  Guil.  Fr.  Damiani  Poson.  1754, 
confutata  per  AI.  de  Reva.  —   Collectanea  theologica.) 

58.  Examen  theologicum  in  usum  scholasticae  iuventutis  auetore  Joh. 
Pontano.  —  Amandi  Polani  Partitiones  tbeologicae  Ed.  2 
[1590];  alia.     Sine  anno. 


von  Heinrich  Reinhold  497 

59.  Historia  theologica  (Georgii  Schobelii  Probsdorffino  Trasil. 
Vittenb.  a.   1769). 

60.  Collegium  theologiae  herineneuticae  auctore  Job.  Casp.  Haferungio 
conscr.  ab  Andr.  Novaakio  Ung.     Witeb.  a.  1736. 

61.  Praelectiones  publicae  inst,  a  Chr.  Seelmann o  de  Esa.  IX,  6.  7. 
a.  1675  Witteb.;  a  Job.  Keinhardo  super  c.  I.  Cantici;  ab  Aug. 
Pfeiffero  de  Zachar.  IX,  11.     a.   1676. 

62.  Enarrationes  in  epistolam  Pauli  ad  Thimotheum  ad  calamum 
datae  a  Mich.  Radaschino  Past.  Bartph.     a.   1566. 

63.  Theologiae  dogmatico-polemicae  artic.  14  sqq.  [Kollegnachschrift 
des   18.  Jahrhunderts.] 

64.  Articulus  de  Sacramento  Baptismi  in  Schola  Mossoviensi  prop. 
per  Eliam  Lanii.  —  Art.  de  justificatione  hominis.  —  Art.  de 
communicatione  idiomatum.     (Jonas  Balla  a.   1603  scr.) 

65.  Theologia  dogmatica  sine  tit.  (incipit:  Theol.  archetypos  &  ectypos. 
Disp.  VI— XXIII.  —  A.  1680  [70?]). 

66.  Notae  breves  in  J.  Fr.  Königii  Theologiam  positivam  (1736). 
[Kollegnachschrift.] 

67.  Dogmatik  von  Franz  Volkmar  Reinhard.  Wittenb.  1787. 
[Kollegnachschrift,] 

68.  Geotfenbahrte  Gottesgelahrtheit.  [Deutsche  Kollegnachschrift  aus 
dem  Befitz  von  Mich.  Bretz,  Stnd.  in  Witt.   1769—1770.] 

69.  Job.  Casp.  Haferungii  Theologia  Calviniana  .  .  .  confutata. 
[Nachschrift.] 

70.  Epistola  veritatem  amantis  &  sequentis  Alexii  Revay  de  Reva 
ad  1.  b.  Josephum  Revay  a.   1751   [eigenhändig]. 

71.  Tractatus  II.  Demonstratio  invicibilis,  quod  Protestantes  ex  sola 
Scriptura  S.  articulos  suarum  confessionum  fidei  contra  Catholicos 
nequeant  tueri.     [18.  Jahrhundert.] 

72.  Observationes  morales  ad  Aegidii  Strauchii  Theologiam  moralem. 
[Kollegnachschrift  des  18.  Jahrhunderts,  Professor  nicht  genannt.] 

73.  Contiones  Pauli  Eberi,  Past.  eccl.  Viteb.  [f  1569]  ex  ipsius  ore 
exceptae. 

74.  Septem  sermones  casuales  germ.  hung.  slav.  et  lat.  scripti  (a 
Joh.  Burio  Neosol.  1705,  Dav.  Perlaki,  Gg.  Fabricio  Cass. 
1612). 

75.  Conciones  catecheticae  hab.  a  Joh.  Benckero,  Mart.  Roberto, 
Luca  Rudolpho,  Andr.  Merckio,  Stöltzero,  ministris  eccl. 
Halensis  a.  1625 — 1626.  (Praec.  Explicatio  Proi)hetae  Jonae 
trad.  a  M.  Bernhardo  a.  1591  et  varia  theologica.) 

76.  Dispositiones  concionum  notatae  sub  Michaele  Lehman  et 
Fischero  Sclavorum  pastore  a.   1668  Cassoviac. 

77.  Dispositiones  concionum  Calovii,  Schernhaweri,  Willemeri, 
al.  (a.  1677 — 1681).  —  Deutsche  Nachschriften  von  Predigten 
von  Gottfr.  Olearius,  Nie.  Zapfius,  Paul  Sperling,  Joh. 
Scharfius,  Fleischhauer,  Willi.  Lyser,  Bohemus. 


498     Handschriftensainnilung  der  Ungarischen  Nationalbibliothek  zu  Halle 

78.  Homiliarum  volumen  VII:  Conciones  a  1680  — 1681.  Parallela 
Evangelico- Jerem.-Ezech.-Danielitica.  Evangelia  cum  locis  par- 
allelis  12  Proph.  min.  collata,  a.  1681  —  1682.  [Deutsche 
Predigtentwürfe  eines  unbekannten  Autors.  Vol.  I — VI  und 
VIII— IX  sind  nach   1813  verloren.] 

79.  Dispositiones  concionum  (deutsche  Nachschriften  nach  Hoff- 
kuntzius,    Buckius,    Hertzog,    Posselt  u.  a.      1709 — 1710). 

80.  Marks,  Benj.  Adolf  (Universitätsprediger  und  Professor  in  Halle 
seit  1815):  Manuskripte  homiletischen  Inhalts  (Vorlesungen  und 
Predigten   1815 — 1846,  eigenhändig). 

81.  Marks,  Benj.  Ad.,  Homiletisch-pracktische  Vorlesungen  über  den 
Brief  an  die  Philipper  geh.  1815 — 1816  [eigenhändig]. 

3.    Mss.  philosophica. 

82.  In  Logicam  Ph.  Melanthonis  anotationes  et  collectanea  in 
schola  Galgocien.  prop.  a.  1604.     Jonas  Balla  possidet. 

83.  Agones  Capitolini  logici  .  .  .  inst,  in  Athenaeo  Liptov.  mode- 
ratore  Mich.  Lazio  a.  1627. 

84.  Petri  Rami  Dialecticae  lib.  1.  2.  Acc.  Analyses  dominicales 
Evangeliorum  (descr.  Gölnicii  a.   1636)  et  Miscellanea  dialectica. 

85.  Logica  autore  Chr.  Donati.    Wittenb.  1678.     [Kollegnachschrift.] 

86.  Logick  §65—82.  [Deutsche  Kollegnachsohrift  des  18.  Jahr- 
hunderts.] 

87.  Metaphysices  prolegomena.     [18.  Jahrhundert?] 

88.  Praelectiones  super  metaphvsicam  Abr.  Calovii,  Isaaci  Zabanii 
a.   1668. 

89.  Prodidagmata  de  philosophia  in  genere  [17.  Jahrhundert.  Der- 
selbe Text  in  Ms.  15]. 

90.  Metaphysick.  I.  Ontologie  §  104 — 117  [Deutsche  Nachschrift 
des   18.  Jahrhunderts]. 

91.  Maass,  J.  G.  E.,  Professor  in  Halle:  Empirische  Psychologie 
1802.     [Nachschrift.] 

92.  Institutio  philosophiae  moralis  absoluta  in  Collegio  Eperjess.  sub 
praesidio  Eliae  Ladiveri  a.  1670  — 1671.  (Ex  libris  Georgii 
Pyxiadae.) 

4.    Mss.  philologica. 

93.  Praecepta  grammaticae  hnngaricae  (Neozolii  1718). 

94.  Grammaticae  hebraeae  fragmentum  [um  1700]. 

95.  Compendium  fabularum  poeticarum  prop.  a.  1670.  (Mythologie, 
anscheinend  Nachschrift  von  Joh.  Rezik.) 

96.  Petra  Horeb  a.  1697  in  Gymn.  Thorun.  velut  typus  Christi 
exhibita.  [Lateinisches  Schuldrama,  von  Joh.  Reziks  Hand. 
Cf.  Szabö,  Regi  magyar  könyvtär  III,  2,  Nr.  4050.  Am  Öchlufs 
ein  Gedicht  von  Rezik.] 

5.    Mss.  varii  argumenti  (iur.,  bist.,  math.,  med.,  misc). 

97.  Decisiones  curiales  (Praef.  dat.  1769,  descr.  1794).  [Sammlung 
von  Entscheidungen  der  obersten  ungarischen  Gerichtshöfe.] 


von  Heinrich  Reinhold  499 

98.  (Polius,  Nicolaus:)  Calendarium  historicum  (ca.  1600).  [Zu- 
sammenstellung historischer  Daten  für  die  Tage  des  Kalender- 
jahres von  Mai  bis  Dezember,  bis  1599  reichend,  speziell  aus 
der  schlesischen  Lokalgeschichte.  Vgl.  Nie.  Polius,  Hemerologion 
Silesiacum  Vratisl.  1612.] 

99.  Andreae  Seiffartt  Zorbigensis  Collectanea  mathematica  a.  1597 
(Arithmeticae  practicae  methodus,  Principiorum  geom.  explicatio, 
Annotata  in  libellum  sphaericum  Th.  Blebelii,  alia) 

100.  Ein  ser  nützlich  vnd  gebreuchlich  gerechent  Rechen  büchlin  .  .  . 
durch  Blasiü  Brun,  Glaser  vff  Sät  Anneberg,  a.  1553. 

101.  Collectana  quadam  [sie!]  seu  über  medicinalis  Joanni  A.  1660. 
Poss.  Jo.  Mich.  Koke  Uns.  [Sammlung  medizinischer  und  tech- 
nischer  Rezepte.     Am    Schlufs:    Index   Pharmacopeiae    Koketti.] 

102.  Ertzeney  zu  denn  pfferdtenn.  1541.  [Rezepte  zur  Pferdeheil- 
kunde.] 

103  Fragmenta  collegiorum  manuscriptorum  Fase.  1.  [Schuleck  hatte 
noch  Fase.  2.]     (Fragm.  math.,  log.,  theol.,  medica.) 

104.  Manuskripte  von  Michael  Bretz  aus  Siebenbürgen,  stud.  theol. 
in  Witt.  1769 — 1770.  (Excerpte  und  Nachschriften  theologischen, 
geographischen,  rhetorischen  Inhalts,  Proverbia  latino-germanica, 
4  Briefe   1766  —  1770.) 

105.  „Singulae  seidae  manuscriptae,  fragmentariae"  (Schuleck).  (Un- 
bedeutende Fragmente  theologischen,  philosophischen  und  gram- 
matischen Inhalts.) 

Halle  (Saale).  Dr.  phil.  Heinrich  Reinhold. 


Aenderuiigen  im  Austausch 
uud  iu  der  Verzeichnung  der  Hochschiilschriften. 

Nach  längeren  Verhandlungen  zwischen  den  Bundesregierungen  ist 
eine  Vereinbarung  über  Aenderungen  im  Austausch  und  in  der  Ver- 
zeichnung der  Hochschulschriften  zu  Stande  gekommen ,  die  in  dem 
nachstehenden  preufsischen  Ministerialerlafs  vom  12.  September  1913 
(IHK  8222)  ihren  Ausdruck  findet. 

Erlafs,    betreffend    die    Versendung    und    Verzeichnung    der 
an    den   preufsischen    Universitäten   und    Technischen  Hoch- 
schulen erscheinenden  Schriften. 

In  bezug  auf  die  Versendung  und  Verzeichnung  der  bei  den  l'ni- 
versitäten  erscheinenden  Schriften  ist  mit  den  beteiligten  deutschen 
Bundesregierungen  eine  Aenderung  der  bisher  geltendeu  Bestimmungen 
vereinbart  und  zugleich  das  Abkommen  getroffen  worden,  dafa  künftig 
die  Schriften  der  Technischen  Hochschulen  in  gleicher  Weise  wie  die 
Universitätsschriften  versendet  und  verzeichnet  werden  sollen. 

Im  Sinne  dieser  Vereinbarung  bestimme  ich  für  die  preufsischen 
Universitäten  und  Technischen  Hochschulen  in  Abänderung  meines 
Erlasses  vom  6.  November  1885  —  U  I  2851  —  folgendes: 


500  Aenderungen  im  Austausch  der  Hochschulschriften 

§   1. 
Der  Austausch  der  Universitätsschriften  zwischen  den  Universitäten 
findet    von   1913    ab    jährlich    neunmal    statt    und    zwar  Mitte  Januar, 
Februar,  März,  Mai,  Juni,  Juli,  August,  November,  Dezember. 

§  2. 

Zu  diesem  Zweck  sind  von  jeder  Universität  bezw.  Fakultät  die 
erscheinenden  Schriften  sofort  nach  Ausgabe  in  der  nötigen  Anzahl 
an  die  Universitätsbibliothek  oder,  falls  eine  andere  Stelle  den  Tausch 
vermittelt,  an  diese  und  die  Universitätsbibliothek  einzuliefern. 

Gleichzeitig  sind  über  jeden  Promovierten  die  vorgeschriebenen 
Personalangaben  auf  den  dafür  eingeführten  Zettelformularen  nach  an- 
liegendem Muster ')  der  Universitätsbibliothek  zu  übergeben.  Beim 
Ausbleiben  der  Personalangaben  hat  die  Bibliothek  sofort  zu  erinnern. 

§  3. 

Zu  den  angegebenen  Terminen  (§  1)  versenden  die  Universitäts- 
bibliotheken bezw.  sonstigen  Tauschstellen  die  eingegangenen  Schriften 
unter  einander  und  an  die  Königliche  Bibliothek  in  Berlin,  an  letztere 
begleitet  von    dem  druckfertigen  Zettelmanuskript  für  das  Verzeichnis. 

An  die  Königliche  Bibliothek  sind  auch  die  nicht  für  den  all- 
gemeinen Austausch  bestimmten  Schriften  in  je  einem  Exemplar  ein- 
zusenden. 

§  4. 

Die  Königliche  Bibliothek  befördert  die  bis  zum  20.  des  betreffenden 
Monats  eingegangenen  Titel  nebst  Personalangaben  sogleich  zum  Druck 
und  zwar  getrennt  nach  allgemeinen  Schriften  und  Schriften  der  Fakul- 
täten, innerhalb  jeder  Abteilung  alphabetisch  geordnet. 

Dieses  provisorische  Monatsverzeichnis  wird  in  einer  einseitigen  und 
einer  zweiseitigen  Heftausgabe  abgezogen. 

§  5. 

Nach  Schluls  des  Kalenderjahres  werden  die  Titel  zu  einer  Gesamt- 
ausgabe zusammengestellt,  ebenfalls  geordnet  nach  allgemeinen  Schriften 
und  Schriften  der  Fakultäten ,  jedoch  innerhalb  der  Abteilungen 
getrennt  nach  Universitäten.  Von  diesem  endgültigen  Verzeichnis 
erscheint  gleichzeitig  eine  Ausgabe  auf  Kartonzetteln  im  Format 
7i/2  X  I21/2  cm. 

§  6. 

Zu  den  Druckkosten  zahlt  jede  beteiligte  Universität  den  Betrag 
von  jährlich  35  M.,  wogegen  an  ihre  Bibliothek  10  Exemplare  der 
Monats  Verzeichnisse  und  10  Exemplare  des  Jahresverzeichnisses  ge- 
liefert werden.  Die  Kartonzettel  werden  nur  gegen  besondere  Ver- 
gütung abgegeben. 

1)  Das  Formular  für  die  Universitäten  ist  identisch  mit  dem  bisher  ge- 
brauchten; das  für  die  Technischen  Hochschulen  (unten  §  7)  bestimmte  trägt  den 
abweichenden  Verhältnissen  Rechnung.  Beide  werden  von  der  Königlichen 
Bibliothek  unentgeltlich  zur  Verfügung  gestellt.  Red. 


Aenderungen  im  Austausch  der  Ilochschulschriften  501 

§  7- 
Die  Technischen  Hochschulen   tauschen   ihre  Schriften  in  gleichen 

Terminen  und  in  entsprechender  Weise  unter  sich  und  mit  den  Uni- 
versitäten aus,  mit  denen  ein  Tauschverhältnis  besteht.  Ebenso  liefert 
jede  Technische  Hochschule  durch  ihre  Bibliothek  ein  vollständiges 
Exemplar  der  erschienenen  Schriften  nebst  den  Personalangaben  der 
Promovierten  auf  den  dafür  eingeführten  Zettelformularen  nach  an- 
liegendem Muster  an  die  Königliche  Bibliothek  in  Berlin  ein,  begleitet 
von  dem  druckfertigen  Zettelmanuskript  (vergl.  §  2  Abs.  2  und  £  3 
Abs.  1)  zur  Aufnahme  in  das  Monats-  und  Jahresverzeichnis.  In  diesem 
bilden  die  Schriften  der  Technischen  Hochschulen  eine  besondere 
Abteilung. 

Zu  den  Druckkosten  zahlt  jede  Technische  Hochschule  den  Betrag 
von  jährlich  30  M.  und  erhält  dafür  von  der  Monats-  und  Jahresaus- 
gabe 10  Exemplare  der  technischen  Abteilung  und  1  Exemplar  des 
ganzen  Verzeichnisses. 

Berlin  den  12.  September  1913. 

Der  Minister 

der  geistlichen  und  Unterrichts -Angelegenheiten. 

Im  Auftrage:  Schmidt. 

Diese  Neuordnung  entspricht  im  wesentlichen  den  Anträgen ,  die 
der  Beirat  für  Bibliotheksangelegenheiten  auf  eine  Anregung  der 
preufsischen  Direktorenkonferenz  vom  Juli  1909  gestellt  hatte  (vgl. 
Zbl.  27.  1910.  S.  558  ff.).  Nur  hat  sich  als  notwendig  herausgestellt,  den 
Druck  der  Katalogzettel  erst  nach  Zusammenstellung  des  Jahresver- 
zeichnisses vorzunehmen ,  weil  ihnen  erst  dann  eine  endgültige  Ord- 
nungsnummer gegeben  werden  kann  und  weil  auch  für  die  Angaben 
über  anderweites  Erscheinen  der  Promotionsschriften  bis  dahin  noch 
Vervollständigungen  zu  erwarten  sind. 

Um  den  beabsichtigten  Uebergang  zum  Kalenderjahr  zu  gewinnen, 
wird  von  dem  bisherigen  Jahresverzeichnis  der  Universitätsschriften 
ein  Ergänzungsband  für  die  Zeit  vom  15.  August  bis  31.  Dezember 
1912  veröffentlicht  werden.  Von  1913  ab  wird  die  Verzeichnung  auf 
die  Schriften  der  Technischen  Hochschulen  ausgedehnt.  Der  Druck 
dieses  ersten  Jahrgangs  der  neuen  Reihe  wird  sofort  nach  Eingang  des 
Materials  begonnen  und  möglichst  bald  in  1914  auch  der  Uebergang 
zu  den  Monatslieferungen  bewirkt  werden. 

Die  vorgeschriebene  Monatsversendung  (die  nach  dem  Wortlaut  des 
Erlasses  schon  im  November/ Dezember  1913  einzusetzen  hätte)  bezieht 
sich  natürlich  nur  auf  den  engeren  Kreis  der  reichsdeutschen  Hoch- 
schulen. Von  der  Grofsherzogl.  Hessischen  Regierung  bez.  der  Universitäts- 
bibliothek Giefsen  ist  der  Wunsch  ausgesprochen  worden,  es  möchten 
den  Sendungen  stets  ganz  kurze  Kontrollverzeichnisse  beigegeben  werden. 
Dadurch  würde  der  Tauschverkehr  wesentlich  erleichtert  und  die  Be- 
nutzung der  Schriften  bis  zum  Eintreffen  des  Berliner  Verzeichnisses 
ermöglicht  werden.    Die  Mafsregel  sei  deshalb  auch  hier  empfohlen. 


502 


Eine  neue  Bücherstütze 

Eine  neue  Bücherstütze. 


Ein  Fortschritt  der  Bibliothekstechnik  ist  dem  Bibliotheksdiener 
der  Heidelberger  Universitätsbibliothek,  Johann  Albrecht  Schwarz,  zu 
danken.  Seine  Erfindung,  eine  neue  Bücherstütze,  weist  gegenüber  den 
bisher  im  Gebrauch  befindlichen  Systemen  unbestreitbare  Vorteile  auf, 
ja  sie  scheint  mir  das  auch  noch  von  Ladewig  mit  Recht  als  ein  un- 
gelöst betrachtetes  Problem  zu  lösen. 


Die  Konstruktion  wie  die  Handhabung  der  Stütze  ist  denkbar 
einfach  und  im  Grund  schon  durch  die  Abbildung  genügend  erklärt. 
Die  Stütze  besteht  aus  einem  28  mm  starken  Holzbrett,  an  dessen 
vorderer  Kante  ein  je  nach  der  Dicke  des  Bücherbrettes  verstellbarer 
Eisenwinkel  befestigt  ist.  In  das  Bücherbrett  wird  die  Stütze  in  der 
Weise  eingeschoben,  dafs  die  untere  Stehkante  des  Brettes  auf  das 
Bücherbrett  zu  stehen  kommt  und  der  rechtwinkelig  abgebogene  Eisen- 
bügel unter  das  Bücherbrett  greift  und  damit  das  Ganze  aufrecht 
festhält,  Die  Einstellung  der  Stütze  auf  die  Dicke  des  Bücherbrettes 
ist  durch  die  beiden  Schrauben  in  der  Nute  leicht  zu  regulieren.  Das 
Prinzip  der  Erfindung  beruht  also  in  der  Parallelverschiebbarkeit  von 
Holzbrett  und  Eisenwinkel  und  dem  hierdurch  geschaffenen  wechsel- 
seitigen Widerstand  der  sich  zugekehrten  Holz-  und  Eisenfiächen. 
Ohne  die  geringste  kostenverursachende  Veränderung  des  Bücherbrettes 
ist  die  Erfindung  für  alle  Büchergestellsysteme  verwendbar;  für  eiserne 
Legeböden  sind  die  Stützen  mit  entsprechender  Einbiegung  des  Eisen- 
winkels vorgesehen.  Auch  die  bisher  noch  bestehende  Gefahr  der 
Beschädigung  der  Bücher  scheint  ausgeschlossen.  Nur  bei  Gestellen 
mit  geschlossenem  Sockel  ist  die  Verwendung  der  Stütze  am  untersten 
Gefach  erst  dann  möglich,  wenn  durch  einen  doppelten  Boden  mit 
entsprechendem  Zwischenraum  für  ihre  Einfügung  Möglichkeit  geschaffen 
ist.  Das  scheint  aber  auch  der  einzige  Nachteil  zu  sein,  der  ohnehin 
für  die  gebräuchlichen  modernen  Systeme,  für  Lipmans  und  ähnliche 
Gestelle,  ohne  Weiteres  wegfällt. 


Kleine  Mitteilungen  503 

Seit  Wochen  ist  die  Stütze  in  der  Universitätsbibliothek  Heidelberg 
im  Gebrauch  und  sie  hat  sicli  auch  bei  dem  starken  Seitenschub  von 
Folianten  durchaus  bewährt.  Die  Einfachheit  ihrer  Konstruktion  und 
die  Solidität  ihrer  Bestandteile  gibt  Garantie  für  nahezu  unbegrenzte 
Dauerhaftigkeit.  In  allen  wissenschaftlichen  Bibliotheken  mit  syste- 
matischer Aufstellung  wird  diese  Erfindung  die  berechtigte  Klage  der 
Buchbinder,  ihre  Einbände  seien  durch  das  ewige  Umfallen  und 
Schiefstehen  stärker  als  durch  den  normalen  Gebrauch  geschädigt, 
abstellen  und  sie  wird  gleichzeitig  dazu  beitragen,  das  Gesamtbild 
einer  solchen  Bibliothek  zu  heben.  Aber  auch  die  Büchereien  mit 
fortlaufender  Numerierung ,  mit  mechanischer  Magazinierung  ihrer  Be- 
stände,  werden  die  Stütze  wohl  gebrauchen  können,  überall  da,  wo 
entweder  durch  Ausleihen  gröfsere  Lücken  entstanden  sind  oder  wo 
Platz  für  laufende  Zeitschriften  und  Fortsetzungswerke  frei  gehalten 
werden  mufs.  Dafs  endlich  die  Stütze  auch  als  Etikettenhalter  für 
Verweisungen  und  Markierungen  in  jeder  Bibliothek  gute  Dienste 
leisten  wird,  braucht  nicht  erst  hervorgehoben  zu  werden. 

Die  Stütze  ist  unter  Nummer  561  158  in  die  Gebrauchsmusterrolle 
eingetragen  und  wird  vorläufig  in  einer  Normalgröfse  für  Oktav-  und 
Kleinquartformat  (Höhe  des  Brettes  19,  Tiefe  14  cm)  hergestellt,  auf 
Wunsch  auch  in  jeder  anderen  Dimension.  Entweder  braun  gebeizt 
oder  nur  leicht  geölt  kann  die  Stütze  durch  Vermittelung  des  Biblio- 
thekdieners der  Universitätsbibliothek  in  Heidelberg,  Herrn  Johann 
Albrecht  Schwarz,  zum  Preise  von  ca.  50  Pfennig  je  nach  bestelltem 
Quantum  bezogen  werden. 

Heidelberg.  R.  Sillib. 


Kleine  Mitteilungen. 

Längstitel  auf  Bücherriicken.  Anschliefsend  an  die.  früheren  Er- 
örterungen über  diesen  Gegenstand  (vgl.  oben  S.  350)  hat  der  Herausgeber  des 
Stuttgarter  Allgemeinen  Anzeigers  für  Buchbindereien,  Adolf  Seh  in  id.  auf 
dein  34.  Verbandstag  des  Bundes  deutscher  Buchbinderinnungen  in  Nürnberg 
einen  Vortrag  gehalten,  der  in  dem  genannten  Anzeiger  Nr.  35,  S.  ^41  ff.  ab- 
gedruckt ist.  Das  Ergebnis,  zu  dem  der  Vortragende  gelangt,  ist  aus  der 
folgenden  von  ihm  beantragten  Entschliel'sung  ersichtlich.-  „Der  vom  2.  bis 
S.August  1913  in  Nürnberg  abgehaltene  34.  Verbandstag  des  Bundes  deutscher 
Buchbinder -Innungen  erklärt  nach  Anhörung  eines  Referats  die  Aufstellung 
einer  Regel  hinsichtlich  der  Anordnung  des  Längstitels  auf  Bücherriicken  im 
Hinblick  auf  die  bisher  nicht  selten  dadurch  entstandeneu  geschäftliehen  l'u- 
zuträglichkeiten  für  eine  Notwendigkeit.  Die  Versammlung  ist  der  Ansieht, 
dafs  der  Längstitel  in  gleicher  Weise  wie  der  Quertitel  am  oberen  Teile  des 
Buchrückens  zu  beginnen  hat,  was  seine  Anordnung  von  oben  nach  unten 
bedingt;  dadurch  wird  zugleich  auch  der  richtigen  I,csbarkeit  des  Rücken- 
titels des  auf  dem  Tische  liegenden  Buches  entsprochen.  Um  sieh  nicht  dem 
Vorwurf  der  einseitigen  Festlegung  einer  dahingehenden  Kegel  auszusetzen. 
beauftragt  die  Versammlung  die  Verbandsleitung,  mit  dem  Verein  deutscher 
Bibliothekare  und  dem  Deutschen  Verlegerverein  hinsichtlich  der  Gutheifsuug 
des  gefafsten  Beschlusses  in  Verbindung  zu  treten.  Es  ist  der  ^Villo  der 
Versammlung,  den  Beschlufs  erst  dann  als  gültig  zu  betrachten,  wenn  zwischen 


504  Kleine  Mitteilungen 

beiden  Verbänden  die  einbeitliche  Festlegung  einer  bestimmten  Regel  erreicht 
sein  wird."  Der  Verbandstag  schlofs  sich  dem  ersten  Satz  (Notwendigkeit  einer 
Festsetzung)  vollständig  an,  glaubte  sich  aber  auch  seinerseits  noch  nicht  nach 
einer  bestimmten  Seite  hin  festlegen  zu  dürfen.  Die  gefafste  Entschliefsung 
lautet  weiter:  „Um  sich  nicht  dem  Vorwurf  der  einseitigen  Festlegung  einer 
dahingehenden  Regel  auszusetzen,  beauftragt  die  Versammlung  die  Verbands- 
leitung, mit  dem  Verein  deutscher  Bibliothekare,  dem  Deutschen  Verleger- 
verein und  dem  Deutschen  Buchdruckerverein  in  Verbindung  zu  treten.  Es 
ist  der  Wille  der  Versammlung,  einen  Beschlufs  erst  dann  zu  fassen,  wenn 
zwischen  den  genannten  Verbänden  die  einheitliche  Festlegung  einer  be- 
stimmten Regel  erreicht  sein  wird." 


Von  der  Faksimileausgabe  der  42 zeiligen  Bibel,  die  im  Insel- 
verlag erscheint  und  deren  Leitung  ich  übernommen  habe,  ist  der  erste  Band 
seit  geraumer  Zeit  in  den  Händen  der  Besteller.  Diese  werden  sich  überzeugt 
haben,  dafs  der  Kunstanstalt  von  A.  Frisch  zunächst  die  Wiedergabe  des  ge- 
druckten Textes  ausgezeichnet  gelungen  ist.  Es  ist  möglich  gewesen,  den 
im  Lichtdruck  gewöhnlich  vorhandenen  grauen  Grund  vollständig  zu  unter- 
drücken, so  dafs  die  Schrift  so  scharf  wie  es  die  Vorlage  gestattet,  auf  weifsem 
Grunde  steht.  Dazu  kommen  die  mit  bekannter  Meisterschaft  in  Drei-Farben- 
Lichtdruck  wiedergegebenen  Initialen  und  Bordüren,  welche  die  Ausgabe 
zu  einem  prächtigen  Abbild  vornehmer  mittelalterlicher  Buchkunst  machen. 
Das  Exemplar  der  Königlichen  Bibliothek,  das  der  Reproduktion  zugrunde 
gelegt  wird,  ist  nach  Erhaltung  und  Ausstattung  in  der  Tat  eins  der  schönsten 
existierenden.  Leider  enthält  es  nicht  alle  Lagen  im  ersten  Druck,  der  für 
die  Ausgabe  malsgebend  sein  mufste.  Für  die  hier  fehlenden  Stücke  ist 
im  ersten  Band  (Bl.  21— 32.  34.  129 — 158.  261*)  das  Pergamentexemplar  von 
Fulda  ergänzend  eingetreten,  das  die  dortige  Landesbibliothek  in  höchst 
liberaler  Weise  zur  Verfügung  gestellt  hat.  Seine  Ausstattung  ist  in  der 
Rubrizierung  etwas  abweichend,  und  in  den  farbigen  Initialen  ist  es  nicht  ganz 
so  prächtig  wie  das  Berliner  Exemplar,  steht  aber  weit  über  dem  Durchschnitt. 
Im  Text  ist  es  ebenfalls  frei  von  handschriftlichen  Bemerkungen,  Lesezeichen 
und  Korrekturen ,  wie  sie  sich  in  vielen  Exemplaren  finden.  Ihm  ist  auch 
der  Einband  nachgebildet,  den  die  Buchbinderei  von  A.  Köllner  in  Leipzig 
unter  meiner  Mitwirkung  hergestellt  hat.  Der  Band  konnte  wegen  der  etwas 
abweichenden  Gröfse  nicht  einfach  kopiert  werden,  aus  der  Vergleichung  mit 
der  Abbildung  bei  Bickell,  Bucheinbände  aus  hessischen  Bibliotheken  Taf.  4 
wird  man  leicht  erkennen,  in  welchem  Sinn  geändert  werden  mufste.  Der 
Originalband  rührt  von  einem  Buchbinder  her,  der  sich  auf  andern  Einbänden, 
die  ich  von  ihm  kenne,  mit  dem  Namenstempel  „Herinan"  bezeichnet  hat 
und  der  vielleicht  in  Butzbach  oder  Umgegend  tätig  gewesen  ist. 

Die  Arbeiten  am  zweiten  Band  der  Bibel  sind  bereits  sehr  weit  fort- 
geschritten, so  dafs  seine  Ausgabe  spätestens  Anfang  1914  zu  erwarten  ist. 
Der  dritte  (Ergänzungs-)Band,  enthaltend  die  zweiten  und  dritten  Drucke 
(auch  solche  habe  ich  ermittelt)  und  die  Tabula  rubricarum,  im  ganzen  ca.  90 
Blätter,  sowie  den  Begleittext,  wird  wohl  erst  etwas  später  nachgeliefert 
werden  können.  Ich  habe  es  deswegen  tür  zweckmäfsig  gehalten,  die  vor- 
stehenden Erläuterungen  an  dieser  Stelle  zu  geben.  P.  S. 


Zur  Trutebulfrage.  In  meinem  Aufsatz  „Ludwig  Trutebul  und  die 
Druckerei  zum  Färbefafs  in  Erfurt"  in  der  Festschrift  „Beiträge  zum  Bibliotheks- 
und Buchwesen,  Paul  Schwenke  gewidmet"  bemerke  ich,  dafs  noch  niemals 
der  Versuch  gemacht  sei,  Loersfelt  als  den  Besitzer  der  Färbefafsdruckerei 
anzusetzen.  Ich  habe  dabei  übersehen,  dafs  bereits  in  den  Flugschriften  aus 
den  ersten  Jahren  der  Reformation  Bd  4  (1911),  S.  366  W.  Lücke  bemerkt  hat, 
„dafs  die  L.  Trutebul  in  Erfurt  zugeteilten  Drucke  vielmehr  von  Job.  Loers- 
felt ebenda  stammen". 


Literaturberichte  und  Anzeigen  505 

Lücke  ist  unabhängig  von  mir  mit  auf  Grund  desselben  Beweises  zu  dieser 
Lösung  der  Trutebulfrage  gelangt.  Er  arbeitet  mit  diesem  Ergebnis  in  einem 
Kapitel  über  die  Gesangbücher  des  Jahres  1524,  das  als  Einleitung  zu  seiner 
demnächst  erscheinenden  Bearbeitung  der  Lieder  Luthers  in  der  Weimarer 
Ausgabe  dienen  soll,  und  das  bereits  im  Januar  1911  dem  Leiter  der  Ausgabe 
vorgelegt  wurde.  In  demselben  weist  er  auf  Beziehungen  zwischen  Eberlin 
und  Loersfelt  hin  und  zitiert  auch  die  zweite  Vermahnung  an  die  Ulmer,  ver- 
spricht aber  in  einer  Anmerkung  den  ausführlichen  Beweis  für  die  Zuteilung 
des  Färbefafsenchiridions  au  anderer  Stelle  zu  geben. 

Das  Manuskript  war  mir  von  dem  Verfasser  Ende  November  vorigen 
Jahres  zur  Durchsicht  zugesandt  worden,  damit  etwaige  Abweichungen  der 
bibliographischen  Auflassung  erörtert  und  Differenzen  in  dem  von  Lücke 
bearbeiteten  literarhistorischen  Teil  und  der  von  mir  zu  gebenden  Bibliographie 
vermieden  werden  könnten.  In  bin  indessen  infolge  dringenderer  Anforderungen 
erst  anfangs  April  d.  J.  zu  einer  genaueren  Durchsicht  der  Arbeit  Luckes 
gelangt,  so  dafs  ich  vor  dem  Erscheinen  meines  anfangs  Dezember  1912  zum 
Druck  gegebenen  Aufsatzes  keine  Kenntnis  von  Luckes  Ansichten  hatte  und 
daher  zu  meinem  Bedauern  Lücke  nicht  mehr  zitieren  konnte.  Ich  hole  das 
hiermit  aber  gern  nach.  J.  Luther. 


Literaturberichte  und  Anzeigen. 

Georg  Schau  mann,  Bibliothekar  an  der  Universitätsbibliothek  in  Helsing- 
fors,  hat  vor  kurzem  mit  Unterstützung  des  akademischen  Senats  der  Universität 
eine  kleine,  inhaltreiche  Programmschrift  über  die  Verwaltung  öffentlicher 
wissenschaftlicher  Bibliotheken  (Om  förvaltningen  af  offentliga  forskarbibliotek, 
Helsingfors  1913,  78  S.,  8°)  veröffentlicht,  die  zwar  zunächst  auf  die  heimischen 
Verhältnisse  abzielt,  die  aber  doch  auch  den  deutschen  Fachmann  angeht,  da 
ihr  nicht  nur  langjährige  eigene  Erfahrungen  und  Literaturstudien,  sondern 
auch  vornehmlich  deutsche  Reisebeobachtungen  zu  Grunde  liegen.  Die  Schrift 
ist  in  acht  Kapitel  eingeteilt.  Es  seien  jeweils  einige  Punkte  angemerkt. 
Im  1.  Kapitel,  über  die  Aufgabe  des  Sammeins,  empfiehlt  Seh.  eine  Teilung 
nach  Wissenschaftsfächern,  wenn  mehrere  grofse  öffentliche  Bibliotheken  am 
gleichen  Orte  sind;  er  verweist  dabei  auf  Stockholm  als  Vorbild.  Einkaufen 
soll  jedoch  nicht  eine  Kommission,  sondern  die  Bibliotheksverwaltung  selbst, 
wobei  es  aber  falsch  sein  würde,  den  Etat  prozentual  auf  die  einzelnen  Literatur- 
gebiete zu  verteilen.  Jeder  Benutzer  soll  das  Recht  und  die  Gelegenheit  haben, 
seine  Wünsche  in  bezug  auf  Anschaffungen  direkt  oder  mit  Hilfe  des  Desiderien- 
buches  zu  äufsern.  Seh.  empfiehlt  weiterhin  Ansichtssendungen  der  Buch- 
händler an  die  Bibliothek  und  möglichst  umgehende  Beschaffung  der  not- 
wendigen Literatur;  er  wendet  sich  damit  gegen  eine  Praxis  wie  die  in  Stockholm, 
wo  nur  einmal  jährlich  die  ausländische  Literatur  in  Leipzig,  Paris  und  London 
gekauft  wird.  Er  hält  ferner  nichts  von  dem  System  der  vielen  Lieferanten, 
sondern  ist  für  Konzentration  der  Bestellungen  an  einen  oder  einige  orts- 
ansässige Buchhändler,  wodurch  die  Geschäftskorrespondenz,  die  auch  Zeit 
und  Geld  kostet,  bedeutend  vereinfacht  werden  könne. 

Im  3.  Kapitel,  das  von  der  Aufbewahrung  der  Sammlung  handelt,  richtet 
sich  Seh.  gegen  die  deutsche  Gewohnheit,  alle  Drucke  ohne  Ausnahme  zu 
binden.  Auch  noch  nicht  abgeschlossene  Fortsetzungswerke  möchte  er  in 
Schutzdeckel  ohne  Rücken  eingeschnürt  bereits  im  Magazin  aufstellen.  Vorher 
aber  sollen  alle  Erwerbungen  kollationiert  und  gestempelt  werden.  In  der 
Frage  der  Ordnung  der  Bücher  entscheidet  sich  Seh.  prinzipiell  für  die 
mechanische  Aufstellung,  weil  sie  Raum  spare,  die  teueren  Eisenkoustruktionen 
mit  verstellbaren  Bücherbrettern  entbehrlich  mache  (was  jedoch  meines  Er- 
achtens  eine  vorhergehende  längere  provisorische  Aufstellung  zur  Voraussetzung 
hat),  weil  sie  Zeit  spare  und  die  Bücher,  die  nicht  immer  wieder  gerückt  zu 
werden  brauchen,  mehr  schone.  Gegen  die  systematische  Aufstellung,  die 
einen  Schein  erwecke,  der  nur  den  Dilettanten  betrügt,  weifs  er  finuländische 


506  Literatnrberichte  nnd  Anzeigen 

Gewährsmänner  schon  ans  dem  IS.  nnd  dem  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  an- 
zuführen. Immerhin  aber  findet  Seh.  eine  Kompromifsform  noch  diskutabel 
wie  in  Helsingfors,  wo  innerhalb  einer  Anzahl  wissenschaftlicher  Abteilungen 
nach  der  Accessio,  oder  wie  an  der  Hof-  und  Staatsbibliothek  in  München,  wo 
innerhalb  der  Gruppen  alphabetisch  nach  Autoren  aufgestellt  wird.1)  weun  er  auch 
nach  österreichischem  und  französischem  Muster  rein  mechanische  Aufstellung 
vorzieht  nnd  für  sie  fixierte  Lokalsignaturen  wählt.  Bei  der  Katalogisierung 
wird  die  Frage  nach  Zettel-  oder  Baudkatalogen  schon  gar  nicht  mehr  erörtert, 
so  selbstverständlich  scheinen  Zettelkataloge.  Seh.  tritt  für  die  modernste 
Katalogform,  die  Verbindung  des  alphabetischen  Autoren-  mit  dem  Schlag- 
wortkatalog ein;  der  Dictionary-catalogue  ist  für  ihn  der  Katalog  der  Zukunft. 
Da  er  freilich  nur  die  Literatur  der  letzten  50  Jahre  in  den  Schlagwortkatalog 
einbeziehen  will,  so  kommt  die  schwierige  Frage,  wie  die  ältere  Literatnr  in 
Schlagwörter  zu  fassen  sei.  überhaupt  nicht  zur  Erörterung.  Ueberhaupt 
scheint  der  Schlagwortkatalog  in  seiner  Schwierigkeit  doch  stark  unterschätzt 
zu  werden:  dafs  er  gegenüber  dem  systematischen  nicht  etwa  eine  geringere 
Fräzision  des  Denkens  verlangt,  davon  hat  uns  erst  kürzlich  hier  Bohatta 
(siehe  oben  S.  331  ff.)  überzeugt. 

Im  Kapitel  von  der  Benutzung  der  Bibliothek  tritt  Seh.  für  das  Präsenz- 
system ein,  für  das  freilich  grofse  Arbeits-  und  Lesesäle,  die  den  ganzen  Tag 
offen  stehen.  Vorbedingung  seien.  Als  Mafsnahmen,  die  das  Präsenzsystem 
vorbereiten,  empfiehlt  er  Zeitschriften  schon  jetzt  nicht  mehr  zu  verleihen  und 
die  Leihfrist  allgemein  auf  einen  Monat  zu  beschränken.  Ein  Scblufspassus 
dieses  Kapitels  mag  zunächst  befremden ,  fiudet  aber  seine  ausführliche  Er- 
klärung iu  dem  folgenden,  für  uns  aktuellsten  Kapitel  vom  Personal  der 
Bibliothek.  Jener  Passus  lautet:  „Das  in  Deutschland  und  besonders  in  Preufsen 
gewöhnliche  System,  das  Publikum  von  den  wissenschaftlichen  Beamten  beinah 
zu  isolieren,  hat  sich  glücklicherweise  bei  unserer  Universitätsbibliothek  nie 
eingebürgert.  Direkte  Berührung  zwischen  Publikum  und  Beamten  bei  der 
Benutzung  der  Samminngen  ist  eine  unerläßliche  Bedingung  für  das  ergebnis- 
reiche Funktionieren  einer  modernen  wissenschaftlichen  Bibliothek  ....  Die 
Bibliothekare  können  oft  dem  Publikum  von  gröfserem  Nutzen  sein  als  die 
Kataloge." 

Schon  diese  "Worte  lassen  erraten,  dafs  Seh.  den  Forderungen  nach  Ein- 
schränkung des  Wirkungskreises  der  wissenschaftlichen  Beamten,  die  in  Oester- 
reich  und  Deutschland  Wortführer  gefunden  haben,  nicht  gerade  sehr  sym- 
pathisch gegenüber  stehen  wird.  Wohl  kennt  auch  er  eine  Reihe  von  Arbeiten, 
die  weder  Berufs-  noch  literarisch -wissenschaftliche  Bildung  erfordern:  er 
nennt  Titelkopien,  Anfertigung  von  Buchhäudlerbestellisten,  Kontrole  der 
Buchhändlerrechnungen,  die  Erledigung  der  Pflichtexemplare,  die  Arbeiten  am 
Accessions- Journal,  die  Kontrole  der  Leihfristen  und  die  Mahnungen  säumiger 
Benutzer,  die  Führung  des  Buchbinderjonrnals  und  die  Kontrolle  der  Buch- 
binderlieferungen usw.,  aber  er  will  für  d  ese  Arbeiten  durchaus  nicht  eine 
besondere  Beamtenkategorie  schaffen,  sondern  den  wissenschaftlichen  Beamten, 
die  ihm  Seele  und  Kern  der  Bibliothek  darstellen,  weibliche  Hilfskräfte  bei- 
geben. Zur  Widerlegnug  der  Ansicht  übrigens,  der  auch  Seh.  ist,  und  die 
bald  hüben  und  bald  drüben  auftaucht,  als  ob  jene  modernen  Bestrebungen 
erst  das  Bedürfnis  nach  einer  mittleren  Beamtenkategorie  in  Preufsen  entdeckt 
hätten,  sei  nur  auf  Dziatzkos  italienischen  Reisebericht  verwiesen.  Nach  Schs. 
Meinung  kann  nicht  einmal  der  alphabetische  Katalog  gut  geführt  werden  von 
anderen  als  von  Bibliothekaren  und  Hilfsbibliothekaren.  Besonders  scharf 
aber  wendet  er  sich  gegen  die  in  Deutschland  und  Oesterreich  verbreitete 
Ansicht,  als  ob  der  wissenschaftliche  Beamte  beim  Ausleihedienst  und  dem 
damit  verbundenen  Katalogdienst  (Seh.  meint  wohl  die  auf  den  Katalog  be- 
züglichen Auskünfte)  entbehrt  werden  köDne.  „Tde  Erfahrungen,  die  ich  schon 
habe  vou  deutschen  Bibliotheken  und  vou  Bibliotheken,  wo  das  Publikum 
von  Bibliothekaren  und  Hilfsbibliothekaren   bedient  wird,   haben   die  Ueber- 


i)  Vgl.  aber  jetzt  oben  S.  468. 


Literaturberichte  und  Anzeigen  507 

zeugung  in  mir  unerschütterlich  gedacht,  dafs  das  Publikum  aussehliefslich 
mit  den  wissenschaftlichen  Beamten  direkt  verkehren  soll"',  und  er  freut  sich 
dabei  der  Uebereinstimmung  mit  Ladewig.  Aber  Ladewig  stellt  keineswegs 
allein  mit  dieser  Ansicht,  und  es  scheint  Seh.  entgangen  zu  sein,  dafs  auch 
an  deutschen  Bibliotheken,  die  er  besucht  hat,  die  entschiedene  Ansicht 
herrscht,  dafs  das  wichtige  Ressort  des  Ausleihegeschäftes  einem  mittleren 
Beamten  nicht  selbständig  überantwortet  werden  dürfe.  Wenn  der  ressort- 
vertretende wissenschaftliche  Beamte  in  unmittelbarer  Nähe  erreichbar  ist  und 
von  seiner  autoritativen  Stellung  Gebrauch  zu  machen  versteht,  dann  sollte 
man  in  der  Tat  auch  glauben,  dafs  damit  genug  geschehen  sei,  um  büro- 
kratischen Gelüsten  nach  Durchsetzung  von  Paragraphenweisheit,  unzuläng- 
lichen Auskünften,  verstimmenden  Kompetenzkonflikten  vorzubeugen.  Die 
rein  wissenschaftliche  Benutzung  der  Bibliotheken  durch  reifere  Studenten, 
wie  sie  in  den  nordischen  Ländern  üblich  ist,  darf  eben  doch  nicht  in  direkten 
Vergleich  gesetzt  werden  mit  der  extensiven  Bibliotheksausnntzung  durch  den 
deutschen  Studenten,  der  sich  oft  kaum  noch  die  Lehrbücher  kauft,  und  bei 
näherer  Kenntnis  der  deutschen  Verhältnisse  würde  Seh.  gewifs  auch  jene 
Dienstverteilung  gerechtfertigt  finden,  wo  in  gröfseren  Betrieben  dem  Publikum 
zunächst  die  untergeordnete  Instanz  des  mittleren  Beamten  gegenübertritt. 
Auch  an  den  wissenschaftlichen  Bibliotheken  Deutschlands  hat  das  Publikum 
genug  Gelegenheit  mit  den  wissenschaftlichen  Beamten  in  Berührung  zu  kommen, 
es  mufs  nur  auch  Vertrauen  haben;  und  die  Bibliothekare,  denen  es  „Standes- 
bewnfstsein"  nnd  „Berufsehre"  zur  Pein  machen,  dem  Publikum  persönlich  be- 
hilflich zu  sein,  sind  in  Deutschland  doch  recht  selten,  was  Seh.  zunächst  nicht 
glauben  will.  So  aber  begreifen  wir  auch  seine  scharfen  Abweisungen  jener 
modernen  Stimmungen,  die  befürchten,  durch  Uebernahme  gewisser  halb- 
mechanischer  Arbeiten  könne  die  Berufsehre  in  den  Augen  der  gelehrten 
Benutzer  geschädigt  werden;  Seh.  sieht  in  jenen  Bestrebungen  den  „Stand  zu 
heben"  nur  einen  beschränkten,  bürokratischen  Zunftgeist  lebendig,  ja  seine 
Worte  sind  gelegentlich  noch  stärker. 

Es  wäre  sehr  zu  bedauern,  wenn  die  vorhandene  Literatur  Schs.  persönliche 
Beobachtungen  in  der  Richtung  beeinflufst  hätte,  dafs  er  glauben  konnte,  als 
ob  auch  nur  ein  irgendwie  erheblicher  Bruchteil  der  deutschen  Fachgenossen 
in  solchen  Stimmungen  befangen  sei.  Auch  in  Deutschland  ist  man  der  An- 
sicht, dafs  die  Frage  der  Berufsehre  jeder  für  seine  Person  erst  einmal  selbst- 
tätig lösen  müsse,  und  dafs  es  gerade  dem,  der  glaubt,  durch  gemeinsame 
theoretische  Beschlüsse  einen  ganzen  Stand  heben  zu  können,  nur  zn  leicht 
passiert,  dafs  er  sich,  allzu  eifrig  mit  Worten,  höher  reckt  und  gröfser 
macht  als  er  mit  seiner  Person  in  freier  Wirksamkeit  reicht.  Solche  Strömungen, 
nur  aus  der  Literatur  heraus  beurteilt,  werden  auf  den  ersten  Anblick  über- 
haupt leicht  überschätzt,  sie  werden  aber  in  ihrer  ephemeren  Bedeutung  so- 
fort erkannt,  sobald  man  sie  ganz  ähnlich  auch  auf  anderen  Lebensgebieten 
wiedergefunden  hat.  Wir  erinnern  uns  und  Seh.  bei  dieser  Gelegenheit  an 
jene  ewig  jung  anmutende  Persiflage,  die  ein  grofser  Könner  und  feiner  Kenner 
der  Menschen  und  ihrer  Schwachheiten,  Gottfried  Keller,  irgendwo  jenen 
Malern  angedeihen  läfst,  die  in  der  reinen  Idee  leben  und  auf  die  Durchbildung 
des  Gegenständlichen  verzichten  zu  können  glauben,  jener  mächtigen  „Brüder- 
schaft der  Wollenden"  —  Leute,  die  immer  in  Atem  sind,  immer  blasen,  aber 
ach,  —  kein  Feuer  erzeugen.  —  Zum  Schlufs  verlangt  Seh.  die  Erhöhung 
des  Etats  von  -lOnnu  finn.  Mark  auf  100000,  wenn  die  Universitätsbibliothek 
in  Helsiugfors  den  Aufgaben  einer  Nationalbibliothek  weiterhin  gerecht 
werden  wolle.  N.  L. 

Veröffentlichungen  der  Gutenberg -Gesellschaft.  XII.  XIII.  Die  Mainzer 
Ablafsbriefe  der  Jahre  1451  und  1455.  Von  Prof.  Dr.  Gottfried  Zedier. 
Mit  lfi  Tafeln  in  Lichtdruck,  1  Tafel  in  Zinkätzung  und  l-i  Textabbildungen, 
darunter  2  Typentafeln.    Mainz:  Gutenberg-Gesellschaft  1913.    116  S.    4". 

1 7  Taf.    fol. 

Mit  Spannimg  sieht  man  immer  einem  neuen  lieft  der  Gutenberg- 
Gesellschaft  entgegen.     Bis  jetzt  hat  uns  noch   ein  jedes   in   der  Kenntnis 


508  Literaturberichte  und  Anzeigen 

des  ältesten  Buchdrucks  und  seiner  Denkmäler  einen  guten  Schritt  vorwärts 
gebracht.  Das  Verdienst  an  dieser  Tatsache  gehört  in  ganz  überwiegendem 
Mafse  Gottfried  Zedier,  der  keine  Mühe  und  man  darf  hinzufügen  keine 
Küsten  gescheut  hat,  um  die  zerstreuten  Druckdenkmäler  im  Original  zu 
sehen ,  sie  mit  geschärftem  Blick  zu  bearbeiten  und  die  Ergebnisse  seiner 
Forschung  darzulegen.  Die  Ablafsbriefe  von  1454  und  1435,  die  er  im 
vorliegenden  Heft  behandelt,  sind  von  der  Gutenbergforschung  immer  als 
ein  nicht  ganz  gelöstes  Problem  empfunden  worden.  So  willkommen  sie  ihr 
auch  als  chronologische  Marke  sein  mufsten,  stellten  sich  doch  ihrer  druck- 
geschichtlichen Deutung  schwere  Hindernisse  in  den  Weg.  Die  bisherige 
Literatur  über  sie  ist  umfangreicher  als  über  irgend  einen  anderen  Punkt  des 
alten  Mainzer  Buchdrucks,  läfst  aber  überall  oifene  Fragen.  Ob  es  Zedier 
gelungen  ist,  das  Problem  endgültig  zu  lösen?  Ich  wage  es  nicht  zu  be- 
haupten, aber  soviel  ist  sicher,  dafs  er  uns  in  seiner  neuen  Veröffentlichung 
das  in  Betracht  kommende  Material  so  vollständig  und  so  zuverlässig  dar- 
geboten hat,  als  es  nur  möglich  ist.  Erst  jetzt  werden  sich  auch  andere  prüfend 
und  weiterarbeitend  in  den  Gegenstand  vertiefen  können.  Das  verpflichtet 
uns  dem  Verfasser  aufs  neue  zu  Dank,  auch  wenn  wir  seinen  weitgehenden 
Schlüssen  nicht  folgen  können. 

Zedier  hat  sich  mit  Recht  nicht  auf  die  Behandlung  der  Ablaßbrief  drucke 
beschränkt,  sondern  den  gesamten  cyprischen  Ablafs  und  die  Art  seiner  Ver- 
breitung in  die  Untersuchung  einbezogen.  Neben  den  gedruckten  weist  er 
noch  19  handschriftliche  Ablafsbriefe  nach,  von  denen  er  drei  in  Faksimile 
mitteilt.  Durch  einen  kürzlichen  Fund  in  einem  aus  Magdeburg  stammenden 
Sammelbaud  von  Drucken  des  angehenden  16.  Jahrhunderts  in  der  König- 
lichen Bibliothek  bin  ich  in  der  Lage  ein  20.  Stück  hinzuzufügen,  das  in  Zerbst 
im  April  (ohne  Tagesangabe)  1455  für  Hans  Buntemouwen  und  Margareta 
uxor  eins  ausgestellt  ist.  Von  diesen  zwanzig  erweisen  sich  dreizehn  als  richtige 
Formulare,  die  erst  bei  der  Ausstellung  ausgefüllt  wurden.  Man  sieht,  wie 
nahe  es  lag  sie  mechanisch  zu  vervielfältigen.  Sehr  wichtig  ist  die  Tatsache, 
dafs  die  geschriebenen  Ausfertigungen  verhältnismäfsig  grofse  Abweichungen 
untereinander  und  von  den  beiden  Drucken  aufweisen,  während  die  letzteren 
im  Wortlaut  und  in  der  Anordnung  völlig  übereinstimmen:  ein  sicherer 
Beweis  dafs  der  eine  Druck  vom  andern  abhängt.  Bei  jedem  von  beiden  — 
Zedier  bezeichnet  sie  zweckmäfsigerweise  nicht  als  dreifsig-  und  einund- 
dreii'sigzeiliges,  sondern  als  U-  uud  V- Formular  —  unterscheidet  er  sechs 
Varianten  (statt  bisher  drei  bezw.  vier),  die  er  sämtlich  in  Faksimile  wieder- 
gibt, Die  Varianten  sind  im  wesentlichen  von  demselben  Satz  abgezogen 
und  weichen  nur  in  Nebendingen  (in  einigen  Abkürzungen,  der  verschiedenen 
Gröfse  der  leergelassenen  Stellen,  der  Jahreszahl  usw.)  voneinander  ab.  Nach 
Zedier  sind  sie  nicht  in  längeren  Zwischenräumen  vom  stehengebliebenen 
Satz,  sondern  unmittelbar  hintereinander  abgezogen,  was  ich  dahingestellt 
sein  lasse.  U  kennen  wir  nur  in  sieben  Exemplaren,  d.  h.  jede  Variante  nur 
in  einem  Exemplar,  mit  Ausnahme  der  fünften,  die  in  zwei  Exemplaren  er- 
halten ist.  Variante  I  trägt  die  gedruckte  Jahreszahl  1454,  n— VI  1455,  aus- 
gefertigt sind  aber  alle  erst  1455  (27.  Februar  — 30.  April).  Weit  zahlreicher 
sind  die  Exemplare  des  V-Formulars:  bekannt  ist  Variante  I  in  1,  II  in  3, 
in  in  1,  IV  in  14,  V  in  17,  VI  in  2  Exemplaren.  In  I  ist  die  letzte  Stelle 
der  Jahreszahl  der  handschrifilichen  Ausfüllung  vorbehalten,  II— IV  haben  die 
gedruckte  Jahreszahl  1454,  V— VT  Uhr,.  Ausgestellt  sind  sicher  7,  wahr- 
scheinlich 8  im  Jahre  1454  (frühestes  erhaltenes  Datum  22.  Oktober),  die 
übrigen,  soweit  sie  überhaupt  benutzt  worden  sind,  vom  Januar— April  1455. 
Die  Frage  ist  nun:  welches  Formular  ist  das  ursprüngliche  und  wer  ist  der 
Hersteller  der  beiden  Formulare? 

Die  erste  Frage  wird  mau  geneigt  sein  ohne  weiteres  zugunsten  von  V 
zu  entscheiden,  wie  es  auch  bisher  geschehen  ist.  Zedier  beruhigt  sich  nicht 
bei  dieser  scheinbaren  Selbstverständlichkeit.  Indem  er  beide  Formulare 
vergleicht,  kommt  er  zu  dem  Ergebnis,  das  U  das  älteste  ist.  Auf  seine 
Gründe  wird   noch   zurückzukommen  sein.     Selbstverständlich  fühlt  er  das 


Literaturberichte  und  Anzeigen  509 

Bedürfnis,  gegenüber  der  angenommenen  früheren  Entstehung  von  U  'doch 
spätestens  Mitte  1454)  sein  spätes  Auftreten  im  Ablafsbetrieb  zu  erklären. 
Diese  Erklärung  hängt  eng  zusammen  mit  der  Urheberschaft  der  beiden  Text- 
typen: U  ist  nach  Zedier  sicher  von  Gutenberg  geschnitten,  V  von  Schoeffer, 
dessen  Durandustype  in  der  Tat  gewisse  verwandte  Züge  zeigt.  Der  Her- 
gang soll  nun  folgender  sein.  Gutenberg  erhielt  von  der  Abialsbehörde  den 
Auftrag,  ein  Formular  zu  liefern,  und  stellte  dafür  die  Textschritt  U  her. 
Für  die  hervorzuhebenden  Worte  und  Zeilen  lag  am  nächsten  die  Bibeltype. 
Aber  der  Bibeldruck  befand  sich  gerade  in  dem  Uebergangszustand,  als  die 
Schrift  durch  Abhobeln  von  dem  gröfseren  Kegel  auf  den  kleineren  gebracht  war. 
Dabei  waren  bekanntlich  einige  Oberlängen  und  die  meisten  i-  Haken  ver- 
letzt worden  und  diese  verletzten  Typen  mochte  Gutenberg  im  Ablafsbrief 
nicht  brauchen.  Die  neuen  kleineren  Formen  für  den  Bibeldruck  existierten 
aber  noch  nicht.  Also  half  sich  Gutenberg,  indem  er  zu  brauchbaren  Stücken 
der  Bibeltype  einige  neue,  teils  gegossene  teils  geschnittene  Formen  hinzu- 
fügte. Aber  diese  Arbeit,  die  ihn  von  dem  Werke  „zuui  gemeinsamen  Nutzen" 
abführte,  erregte  das  Mifs fallen  von  Fust  und  war  die  Ursache  ihres  Zer- 
würfnisses. Fust  kündigte  den  Vertrag  und  liefs  den  ihm  verpfändeten 
Druckapparat  mit  Beschlag  belegen.  Darunter  befand  sich  auch  der  noch 
nicht  zum  Abdruck  gekommene  Satz  des  Ablafsbriefes.  Um  trotz  dieses 
Zwischenfalls  die  Bestellung  der  Ablafsbehörde  ausführen  zu  können,  be- 
auftragte nun  Gutenberg  seinen  Gehilfen  Peter  Schoeffer  mit  der  Anfertigung 
einer  neuen  Texttype  (V)  und  verwendete  in  Verbindung  mit  ihr  als  Aus- 
zeichnungsschrift seine  grofse  Missaltype,  die  nicht  an  Fust  verpfändet  war. 
Erst  nachher  gelaDg  es  Fust,  die  Gehilfen  Gutenbergs  und  besonders  Peter 
Schoeffer  zu  sich  herüberzuziehen.  Als  dann  bei  steigendem  Absatz  des 
Ablasses  weitere  Formulare  gebraucht  wurden,  holte  er  den  verpfändeten 
U-Satz  hervor  und  druckte  davon  eine  kleine  Auflage,  besonders  iür  den 
Vertrieb  in  der  Erzdiözese  Köln. 

Gewifs  sind  die  Dinge  meist  nicht  so  einfach  und  schematisch  ver- 
laufen, wie  wir  uns  ans  der  Ferne  und  auf  Grund  unserer  dürftigen  Unter- 
lagen einbilden,  aber  dafs  gerade  diese  verwickelte  Konstruktion  das  Richtige 
treffen  sollte,  ist  doch  mehr  als  unwahrscheinlich.  Sie  leidet  überdies  an 
inneren  und  äufseren  Schwierigkeiten.  Zunächst  die  angebliche  Priorität  von 
U:  In  einer  eingehenden  Analyse  der  beiden  Textschriften  beweist  Zedier, 
der  Stempelschneider  von  V  müsse  U  vor  sich  gehabt  haben,  und  U  sei 
nicht  denkbar,  wenn  V  bereits  vorlag.  Durch  eignen  Schaden  bin  ich  etwas 
mii'strauisch  gegen  solche  Beweise  geworden.  Sie  gelten  nur  unter  der  Vor- 
aussetzung, dafs  die  damals  handelnden  Personen  die  ästhetischen  und 
technischen  Erwägungen  angestellt  haben,  die  wir  ihnen  zutrauen.  In 
Wirklichkeit  wissen  wir  aber  wenig  oder  nichts  von  den  Bedingungen  und 
Einflüssen,  unter  denen  sie  arbeiteten,  und  so  dürfen  wir  die  Gedanken- 
reihen, die  wir  ihnen  unterschieben,  nur  mit  Vorsicht  als  Beweise  verwenden. 
Ungleich  beweiskräftiger  sind  in  solchen  Fällen  gröbere  Aeul'serlichkeiten. 
Als  solche  würde  die  Aehnlichkeit  von  U  mit  einem  geschriebenen  Ablafs- 
brief (Tafel  I)  ein  gewisses  Gewicht  beanspruchen  dürfen,  wenn  nicht  die 
starke  A'erschiedenheit  in  den  durch  Schrift  bezw.  Druck  hervorgehobenen 
Worten  und  Zeilen  eine  unmittelbare  Abhängigkeit  ausschlösse.  Ausschlag- 
gebend scheint  mir  vielmehr  eine  andere  Beobachtung  zu  sein,  die  Zedier 
merkwürdigerweise  nicht  berührt  hat.  Der  erste  Druck  von  V,  der  nur  in 
dem  Palimpsest-  Exemplar  der  Königlichen  Bibliothek  erhalten  ist,  trug  die 
Jahreszahl  in  vollen  Buchstaben:  millefimo  quadringentefimo  [quinquagejfimo 
(quarto  oder  quinto  war  handschriftlich  hinzuzufügen).  Diese  feierlichere 
Datierung  ist  durchaus  die  in  Urkunden  gebräuchliche  und  hat  deshalb  alle 
Voraussetzung  der  Ursprünglichkeit  für  sich.  Weshalb  sie  im  V- Formular 
aufgegeben  wurde,  ist  leicht  ersichtlich,  ich  habe  es  schon  früher  angedeutet 
und  auch  Zedier  scheint  derselben  Meinung  zu  sein:  Der  Kaum  zur  Ein- 
tragung des  Ablafsempfängers  war  zu  klein  bemessen.  Er  betrug  zwar  noch 
110  mm  (in  dem  oben  erwähnten  geschriebenen  Foruiu'ar  sind  es  nur  85  mm), 
XXX.     ii.  35 


510  Literatarb  erichte  und  Anzeigen 

aber  er  reichte  in  vielen  Fällen  nicht  aus,  und  so  lag  es  nahe,  um  ihn  zu 
v'ergröfsern,  die  benachbarte  wörtliche  Jahreszahl  in  die  kurzen  Zahlenzeichen 
umzusetzen,  wobei  man  gleich  iiij  hinzufügte,  das  unauffälliger  in  iiiij  ge- 
ändert werden  konnte  als  quarto  in  quinto.  Der  umgekehrte  Gang  ist  nicht 
wohl  möglich.  Nun  zeigt  aber  das  U-Formular  von  vornherein  die  zweite 
Form  mit  mccecliiij.  Wenn  also  das  eine  Formular  vom  andern  abhängt  — 
und  das  ist  unbestreitbar  —  so  ist  U  das  jüngere.  Das  gilt  nun  genau  ge- 
nommen nur  von  dem  Satz,  nicht  von  der  .Schrift.  Aber  dafs  der  eigens  für 
U  hergestellte  Apparat,  ja  sogar  der  fertige  Satz,  nicht  gleich  gebraucht, 
sondern  durch  eine  seltsame  Verkettung  von  Umständen  zunächst  unbenutzt 
liegen  geblieben  sein  sollte,  das  kann  man  doch  nur  im  äufsersten  Notfall  in 
Rechnung  setzen.  Ueberdies  lag  die  von  Zedier  angenommene  Situation  im 
Sommer  1-154  nicht  vor.  Noch  Anfang  November  1455  steht  nicht  genau 
fest,  wieviel  Gutenberg  an  Fust  zurückzuzahlen  hat.  Erst  nachdem  das  fest- 
gestellt war,  konnte  es  sich  erweisen,  ob  Gutenberg  zahlen  konnte  oder 
nicht,  und  erst  im  letztern  Fall  verfiel  das  Pfand  an  Fust.  Hätte  sich  Fust 
bereits  früher  selbst  an  dem  Pfand  befriedigt,  wäre  ja  der  ganze  Prozefs 
unnötig  gewesen.  Höchstens  hätte  Gutenberg  auf  Herausgabe  klagen  können. 
Es  ist  überhaupt  sehr  fraglich,  ob  Fust  in  der  Lage  war,  vor  Beendigung 
des  unternommenen  Werkes  sein  Darlehen  zurückzutordern  und  sein  Pfand- 
recht geltend  zu  machen.  Jedenfalls  geht  aber  aus  dem  Prozefs  hervor,  dafs 
es  in  einem  so  frühen  Stadium  des  Bibeldruckes,  wie  Zedier  glaubt,  nicht 
geschehen  sein  kann.  Denn  es  sind  doch,  aufser  auf  die  Herstellung  des 
Druckgeräts  (und  auf  Materialbeschaffung,  die  einen  gesonderten  Punkt  des 
Vertrags  bildete)  auch  auf  das  „gemeinsame  Werk",  also  auf  die  Druck- 
arbeit selbst,  erhebliche  Mittel,  wir  müssen  annehmen  mindestens  750  Gulden, 
verwendet  worden.  Nach  dem  im  Vertrag  in  Aussicht  genommenen  jähr- 
lichen Betrag  von  300  Gulden  läfst  das  auf  eine  Arbeitszeit  von  2  J/2  Jahren 
schliefsen.  Auch  die  unten  noch  zu  besprechende  Missalhypothese  hilft  da 
nichts,  weil  ja  das  angebliche  Missalprojekt  noch  gar  nicht  bis  zum  Druck 
gediehen  war.  Nirgends  bleibt  also,  soviel  ich  sehen  kann,  die  Möglichkeit, 
dafs  Gutenberg  nur  die  ersten  Blätter  der  Bibel  druckte  und  dann  Fust  mit 
Schoeffer  allein  das  Werk  fortsetzte  und  vollendete. 

Damit  fällt  natürlich  auch  das  von  Zedier  angenommene  Verhältnis  zwischen 
dem  Bibeldruck  und  dem  U -Ablafsbrief.  Zunächst  das  chronologische.  Wenn 
Gutenberg  als  Drucker  von  U  im  Herbst  1454  als  Auszeichnungsschrift  die 
Bibeltypen  verwenden  wollte,  stand  ihm  für  alle  Buchstaben  tadelloses  Material 
zur  Verfügung  und  die  Mischung  von  Bibelschrift  und  Ergänzungsformen  ist 
unerklärlich.  Aber  liegt  überhaupt  eine  Mischung  vor?  Anerkannt  ist,  dafs 
P,  F  und  die  beiden  Formen  des  i  von  der  Bibeltype  verschieden  sind.  Die 
ebenlalls  abweichende  Form  des  Anschlufs-m  hält  Zedier  für  eine  Zusammen- 
setzung aus  Anschlufs-n  +  i-Strich.  An  der  ersten  Stelle  (Zeile  21)  würde  ich 
das  für  möglich  halten,  an  der  zweiten  aber  (Z.  27)  erkennt  man  im  Berliner 
Exemplar  deutlich  den  Zusammenhang.  Entschieden  wäre  die  teilweise  Identität, 
wenn  die  ff  am  Kopf  wirklich  Spuren  einer  geraden  Abschleifung  zeigten, 
ich  kann  aber  beim  besten  Willen  nichts  davon  sehn.  Ich  unterlasse  es,  die 
allerdings  ganz  minimalen  Abweichungen  aufzuführen,  die  ich  an  anderen 
Buchstaben  zu  bemerken  glaube,  und  mache  nur  auf  eine  Erscheinung  auf- 
merksam, die  Zedier  entgangen  ist.  Er  notiert,  dafs  in  der  zweiten  und  dritteu 
Variante  von  U  in  Zeile  21  das  o  in  Forma  in  der  Ilauptform  gesetzt  sei  statt 
wie  in  den  andern  Varianten  in  der  Anschlufsform.  Das  ist  nicht  ganz  richtig, 
es  ist  in  Wirklichkeit  überall  dieselbe  Type,  hier  aber  auf  den  Kopf  gestellt, 
so  dafs  die  Spitzen  auf  der  falschen  Seite  (links)  stehen.  Iu  der  Bibeltype 
erkennt  man  solche  gestürzten  Buchstaben  leicht  daran,  dafs  sie  merklich  über 
der  Zeile  stelm.  weil  der  Raum  für  die  Oberlängen  gröfser  war  als  für  die 
Unterlängen.  Hier  im  Ablafsbrief  ist  die  Höherstellung  fast  unmerklich.  Ich 
schliel'se  daraus,  dafs  wirklich  eine  durchweg  andere  Schrift  vorliegt  als  in  der 
Bibel.  Zedier  hält  das  für  praktisch  bedeutungslos,  da  doch  beide  von  der- 
selben Hand   herrührten,   nämlich  von  Gutenberg.    Ich  könnte  dem  nur  zu- 


Literaturberichte  und  Anzeigen  511 

stimmen,  wenn  es  feststände,  dafs  Gutenberg  seine  Stempel  wirklich  selbst 
geschnitten  hat.  Wenn  er  diese  Arbeit  eigenhändig  ausführte,  dann  sind  aller- 
dings die  hohen  Kosten  für  das  Druckgerät,  die  Zedier  bemängelt,  schwer 
verstandlich.  Warum  Gutenberg  die  Bibeltype  nicht  benutzen  wollte  oder 
ob  wir  einen  anderen  Drucker  aus  seiner  Schule  annehmen  müssen,  der  sie 
nicht  benutzen  konnte,  darüber  enthalte  ich  mich  jeder  Vermutung.  Die 
Texttype  U  sucht,  wie  Zedier  richtig  ausführt,  die  Gutenbergischen  Anschlufs- 
formen  in  den  kleineren  Mafsstab  zu  übertragen,  doch  ist  die  Durchführung 
im  Satz  nicht  überall  geglückt,  Auch  der  anscheinend  beabsichtigte  Anschluß 
an  die  Urkundenschrift  ist  nur  teilweise  gelungen.  In  die  Augen  fallend  ist 
die  Uebereinstimmung  mit  dem  Bibeldruck  in  der  Behandlung  des  Kolumnen- 
schlusses. 

Zedier  erklärt  die  Textschrifcen  der  Ablafsbriefe  für  die  ersten  Erzeugnisse 
des  Giefsinstruments,  wie  es  sich  seitdem  im  Prinzip  unverändert  erhalten  hat, 
und  sieht  demgemäfs  erst  in  ihnen  die  Vollendung  der  Erfindung.  Ich  darf 
dafür  auch  auf  seinen  Mainzer  Vortrag  (oben  S.  404  ff.)  verweisen.  Er  hat 
dort  über  die  praktischen  Versuche  berichtet,  die  er  mit  Hilfe  der  Bauerschen 
Giefserei  in  Frankfurt  a.  M.  angestellt  hat.  Es  ist  sehr  dankenswert,  dafs  er 
auf  Taf.  XVII  einige  Druckproben  nach  solchen  Versuchsbuchstaben  mitteilt, 
die  teils  nach  dem  „Abklatsch-  und  Aufgufsverfahren"  teils  mit  dein  Iland- 
giefsinstrument  gegossen  sind  und  zwar  aus  Bleimatrizen,  die  durch  Messing- 
stempel hergestellt  sind.  Ich  mufs  zwar  gestehn,  dafs  ich  die  Ergebnisse  nicht 
sehr  ermutigend  finde,  aber  als  Nicht -Techniker  enthalte  ich  mich  des  Urteils. 
Nur  hätte  ich  als  solcher  gern  noch  einige  Abbildungen  gesehen,  welche  das 
Verfahren  erläuterten.  Soweit  ich  verstehe,  liegt  das  Wesentliche  darin,  dafs 
schon  im  Stempel  und  infolgedessen  natürlich  auch  in  der  Matrize  die  Form 
und  Grüfse  des  Typenkörpers  gegeben  war.  Nur  so,  meint  Zedier,  erklären 
sich  die  Erscheinungen,  die  mit  der  Verkleinerung  des  Kegels  in  der  Type 
B 12  verbunden  sind.  Diese  Verkleinerung  hat  nach  ihm  eine  lange  Vor- 
geschichte, auf  die  wir  mit  einigen  Worten  eingehen  müssen. 

Gegenstand  des  Vertrags  mit  Fust  war  ursprünglich  gar  nicht  der  Druck 
einer  Bibel,  sondern  eines  Missais.  Diesen  Plan  eines  Missaldrucks  hat  Guten- 
berg mit  fast  derselben  Zähigkeit  verfolgt,  wie  sein  Wiederentdecker  Zedier, 
der  ihn  seit  seinen  „Gutenberg-Furschungen"  immer  aufs  neue  vorgetragen  hat. 
Bereits  in  Strafsburg  wollte  Gutenberg  ein  Missale  drucken,  damals  noch  nicht 
mit  beweglichen  Typen,  sondern  in  Blockdruck,  und  zwar  nicht  in  Holz, 
sondern  in  gegossenen  Hartbleiplatten,  aus  denen  die  Buchstaben  erhaben 
herausgeschnitten  wurden.  Vier  solcher  Platten  (Kolumnen)  waren  die  „vier 
Stücke",  die  nach  den  Strafsburger  Akten  in  der  Presse  lagen.  Für  denselben 
Zweck  liefs  er  damals  auch  schon  die  kunstvollen  Initialen  schneiden,  die 
später  im  Fust-Schülferschen  Psalterium  zur  Verwendung  kamen;  sie  waren 
es,  an  denen  der  Goldschmied  Hans  Dünne  hundert  Gulden  verdiente.  Den- 
selben Plan  hat  Gutenburg  dann  wieder  aufgenommen,  als  er  auf  den  Gedanken 
des  Letterngusses  gekommen  war.  Die  Donattype,  zu  grofs  für  andere  Werke, 
sollte  die  Textschrift  des  Missale  sein,  dazu  schuf  er  nach  dem  Vertrage  mit 
Fust  die  kleinere  Schrift  (B4-)  als  Choraltype  und  als  Kanontype  die  des  Missale 
speciale,  die  aber  zunächst  unvollendet  blieb.  Denn  wie  damals  in  Strafsburg, 
wie  später  beim  U- Ablafsbrief,  so  kam  auch  hier  etwas  dazwischen:  der  Erz- 
bischof von  Mainz  verbot  den  Missaledruck.  Also  mufsten  Gutenberg  und 
Fust  an  etwas  anderes  denken  und  so  beschlossen  sie  den  Bibeldruck.  Dazu 
war  die  Choralschrift  nicht  ohne  weiteres  geeignet.  Für  den  Missaldruck 
mufste  sie  auf  gleichem  Kegel  stehen  wie  die  Textschrift,  und  darnach  waren 
die  Stempel  und  Matrizen  eingerichtet.  Also  mufsten  für  den  Bibeldruck  die 
aus  ihnen  gegossenen  Typen  durch  Abhobeln  oder  Abschleifen  verkleinert 
werden.  Das  geschah  nun  mit  einem  Quantum  Schritt,  wie  es  Gutenberg  für 
zwei  Setzer-Abschnitte  der  Bibel  zu  gebrauchen  glaubte,  und  damit  setzte 
er  die  ersten  40  zeiligen  Seiten  der  Bibel.  Infolge  des  Abschleifens  hielten 
die  Bubstaben  aber  nicht  mehr  gut  Zeile.  Das  suchte  Gutenberg  durch  eine 
weitere  Verkleinerung  auszugleichen  und  so  kam  er  herab  auf  die  42  zeilige 

35* 


512  Literatarberichte  und  Anzeigen 

Schrift.  Dafs  dabei  ein  Teil  der  Oberlängen  verletzt  war,  hinderte  ihn  nicht 
an  ihrem  Weitergebrauch,  aber  es  stellte  sich  die  Notwendigkeit  heraus  für 
die  Vermehrung  der  Setzer-Abschnitte  den  Schriftvorrat  zu  vergröfsern.  Un- 
vorsichtigerweise hatte  er  die  Matrizen  schon  eingeschmolzen.  So  konnte  die 
Herstellung  nicht  mehr  auf  demselben  Wege  stattfinden  und  da  zog  man  vor, 
neue  Stempel  in  der  reduzierten  Gröfse  zu  schneiden. 

In  der  Tat  ein  Versuch,  Gutenbergs  Werk  von  einem  Punkte  aus  zu 
beleuchten.  Nur  schade,  dafs  er  für  die  Wirklichkeit  etwas  zu  romanhaft  un- 
wahrscheinlich ist.  Ich  sehe  ganz  ab  von  der  wunderbaren  Aufhellung  der 
Strafsburger  Vorgänge.  Aber  schon  der  Erzbischof  von  Mainz  ais  deus  ex 
m achin a  und  die  unvorsichtig  frühe  Vernichtung  der  Matrizen  geben  zu  denken. 
Und  wo  waren  die  Stempel  geblieben?  Sie  hätten  doch  für  den  gröfseren 
unverletzt  gebliebenen  Teil  der  Buchstaben  verwendet  werden  können,  ent- 
weder durch  Verkleinern  der  fertigen  Schrift  wie  vorher  oder  durch  Verkleinern 
der  Stempel  selbst.  Allerdings  sind  in  vielen  Fällen,  als  der  Schriftvorrat  ver- 
gröfsert  wurde,  ersichtlich  neue  Stempel  augefertigt  worden,  aber  mit  der  Ver- 
kleinerung des  Kegels  hängt  das  nicht  notwendig  zusammen.  Aus  Zedlers 
Tafel  17  sieht  man,  wie  wenige  tadellose  Typen  aus  einer  Bleimatrize  gegossen 
werden  konnten,  die  üftere  Erneuerung  der  Matrizen  wird  aber  den  Messing- 
stempel so  sehr  angestrengt  haben,  dafs  auch  er  der  Erneuerung  bedurfte. 
Ob  die  beiden  Missalschriften  bei  der  Verschiedenheit  ihrer  Versalien  in  einem 
Missaldruck  gut  zusammen  gebraucht  werden  konnten,  lasse  ich  dahingestellt. 
So  viel  mufs  zugegeben  werden,  dafs  sie  miteinander  durchaus  Zeile  halten, 
dafs  also  von  diesem  Gesichtspunkt  aus  ihrer  Zusammenstellung  nichts  im 
Wege  stand.  Aber  gerade  das  spricht  gegen  Zedlers  Konstruktion.  Denn 
dann  brauchte  die  Bibelschrift  nur  oben,  nicht  auch  unten,  abgehobelt  zu 
werden  und  das  konnte  die  Zeilengeradheit  nicht  berühren,  wenn  sie  vorher 
vorhanden  war.  Anderseits  beruhen  die  kleinen  Mängel  auf  den  ersten  Bibel- 
seiten hauptsächlich  darauf,  dafs  ein  und  derselbe  Buchstabe  bald  etwas  höher, 
bald  tiefer  steht.  Das  ist  aber  bei  Zedlers  Stempeln  und  Matrizen,  soweit  ich 
sie  verstehe,  ganz  unerklärlich.  Die  Inkunabeldrucker  werden  sehr  gut  ge- 
wufst  haben,  warum  sie  so  spät  an  den  Missaldruck  gingen.  Die  Notwendig- 
keit weitgehenden  Rotdrucks  stellte  eine  der  schwierigsten  Aufgaben,  und  die 
sehr  umständliche  Lösung  in  den  Fust-Schöfferschen  Psalterien  und  die  ganz 
ungenügende  im  Missale  speciale  und  abbreviatum  sind  dafür  lediglich  eine 
Bestätigung.  Wenn  Gutenberg  einen  Missaldruck  plante,  mufste  er  durch 
Versuche  festgestellt  haben,  dafs  er  dieser  Schwierigkeit  Herr  werden  würde. 
Die  Bibel  mit  ihren  nachträglich  versuchten  und  gleich  wieder  aufgegebenen 
Rotdruck  ist  ein  Beweis  für  das  Gegenteil. 

Meiner  Ueberzeugung  nach  erklärt  die  Missalehypothese  nicht,  was  sie 
erklären  soll,  und  dann  ist  sie  schädlich,  wie  jede  überflüssige  Hypothese. 
Es  wäre  wirklich  wünschenswert,  wenn  die  Gutenbergforschung  sich  einmal 
längere  Zeit  hindurch  auf  die  Feststellung  des  Tatsächlichen  beschränken  und 
alle  Spekulationen  beiseite  lassen  wollte.  Zedlers  Ansehen  würde  dabei  nicht 
leiden. 

Um  in  diesem  Sinne  noch  einen  kleinen  Beitrag  zu  geben,  möchte  ich 
darauf  aufmerksam  machen,  dafs  in  U  Zeile  27  das  F,  das  in  der  Variante  1  zu 
tief  steht,  im  folgenden  Druck  nicht  einfach  „richtig  gestellt"  worden  ist. 
Vielmehr  ist  die  Richtigstellung  dadurch  bewirkt,  dafs  von  Anfang  der  Kolumne 
bis  F  einschliefslich  etwas  Durchschufs  oberhalb  und  von  orma  an  ebensoviel 
Durchschufs  unterhalb  Zeile  27  entfernt  wurde.  Der  leere  Raum  um  Zeile  27 
ist  in  I  wesentlich  gröfser  als  in  II  ff.  Auch  bei  Zeile  21  scheint  etwas  geändert 
zu  sein.  Offenbar  war  die  geschnittenen  F  in  I  etwas  zu  grofs  und  sind  in 
II  verkleinert  worden.  Bei  diesen  Aenderungen  wurde,  wie  oben  bemerkt, 
in  Zeile  21  das  o  in  Forma  versehentlich  umgedreht.  -  P.  S. 


Umschau  und  neue  Nachrichten  513 

Umschau  und  neue  Nachrichten. 

Baden.  Das  Gesetz-  und  Verordnungsblatt  für  das  Grofsh.  Baden  vom 
12.  Aug.  1913  (Nr  30)  veröffentlicht  die  folgende  Landesherrliche  Verordnung 
vom  "iü.  Juli  1913  die  Vorbildung  und  Prüfung  der  mittleren  Biblio- 
theksbeamten betreffend  (auch  abgedruckt  in  Gesetze  und  Verordnungen 
für  das  Grofsh.  Baden,   Heidelberg:   Meifs'sche  Univ.-Buchb.,    Nr  4,  S.  43  ff.): 

§  1.  Die  Befähigung  zur  Anstellung  im  mittleren  Bibliothekdienst  an  den 
beiden  Universitätsbibliotheken,  der  Bibliothek  der  Technischen  Hochschule 
und  der  Hof-  und  Landesbibliothek  wird  durch  eine  zweijährige  Vorbereitungs- 
zeit und  eine  sich  daran  anschliefsende  Prüfung  erworben. 

§  2.  Die  Zulassung  zum  Vorbereitungsdienst  erfolgt  nur  nach  Maisgabe 
des  jeweiligen  Bedürfnisses,  zunächst  probeweise  auf  die  Dauer  von  drei 
Monaten  durch  den  Bibliothekvorstand  und  dann  auf  dessen  A'orschlag  durch 
das  Unterrichtsministerium. 

§  3.  Die  Zulassung  zum  Vorbereitungsdienst  setzt  den  Nachweis  des 
erfolgreichen  Besuchs  des  sechsten  Jahresknrses  eines  Gymnasiums,  eines  Real- 
gymnasiums (Bealprogymnasiums)  oder  einer  Oberrealschule  (Realschule)  oder 
des  zehnten  Jahreskurses  einer  höheren  Mädchenschule  voraus. 

Mit  der  Anmeldung  ist  das  Schulzeugnis,  ein  Staatsangehörigkeitsausweis, 
ein  Leumundszeugnis,  ein  ärztliches  Gesundheitszeugnis  und  ein  vom  Anwärter 
selbst  geschriebener  kurzer  Lebensabrifs,  aus  dem  besonders  die  Tätigkeit  des 
Anwärters  nach  Entlassung  von  der  Schule  hervorgeht,  vorzulegen. 

§  4.  Besucher  der  Oberrealschnle  (Realschule)  und  der  höheren  Mädchen- 
schule haben  die  Kenntnis  der  lateinischen  Sprache  soweit  nachzuweisen,  als 
sie  zur  Uebersetzung  eines  leichten  lateinischen  Textes  notwendig  ist. 

§  5.  Bei  der  Zulassung  zum  Vorbereitungsdienst  werden  Bewerber, 
die  mehrere  Jahre  in  einer  Sortimentsbuchhandlung  oder  in  einem  Antiquariat 
gearbeitet  haben,  vorzugsweise  berücksichtigt. 

§  6.  An  den  zweijährigen  Vorbereitungsdienst  schliefst  sich  eine  Prüfung 
an,  die  dartun  soll,  ob  der  Kandidat  die  für  den  mittleren  Bibliothekdienst 
erforderlichen  Arbeiten  selbständig  ausführen  kann. 

Die  Prüfung  zerfällt  in  den  praktischen  Teil  und  in  die  mündliche  Prüfung. 

§  7.  Der  praktische  Teil  der  Prüfung  wird  in  der  Weise  abgelegt,  dafs  der 
Kandidat  während  zweier  Monate  abwechselnd  in  den  verschiedenen  Abteilungen 
der  Bibliothek  unter  Aufsicht  des  Bibliothekdirektors  und  der  Abteilungs- 
beamten die  ihm  gestellten  Aufgaben  des  mittleren  Bibliothekdienstes  erledigt. 
Der  Bibliothekdirektor  hört  die  beteiligten  Beamten  über  die  Ergebnisse  des 
praktischen  Teils  der  Prüfung  und  entscheidet  unter  Berüchsichtigung  ihrer 
Beurteilung,  ob  der  Kandidat  für  bestanden  zu  erklären  ist. 

§  8.  Sofern  der  Kandidat  den  praktischen  Teil  der  Prüfung  bestanden 
hat,  wird  er  zur  mündlichen  Prüfung  zugelassen.  In  dieser  hat  er  vor  dem 
Bibliothekdirektor  eine  gründliche  Kenntnis  des  Bücherwesens  und  der  biblio- 
thekarischen Hilfsmittel  nachzuweisen. 

§  it.  Ueber  die  bestandene  Prüfung  wird  dem  Kandidaten  von  dem 
Bibliothekdirektor  ein  Zeugnis  mit  einer  Gesamtnote  (sehr  gut,  gut,  genügend) 
ausgestellt, 

§  10.  Wer  die  Prüfung  nicht  bestanden  hat,  kann  noch  einmal,  und 
zwar  frühestens  nach  einem  Jahr,  zur  Prüfung  zugelassen  werden. 

§  11.  Das  Ministerium  des  Kultus  und  Unterrichts  wird  mit  dem  Voll- 
zug dieser  Verordnung  beauftragt. 

Bayern.  In  dem  eben  ausgegebenen  Voranschlag  (Budget)  für  die 
Jahre  1914  und  1915  sind  bei  den  staatlichen  Bibliotheken  wiederum  ansehn- 
liche Verbesserungen  vorgesehen: 

1.  München,  Kgl.  Hof-  und  Staatsbibliothek.  Neu  1  Präparator  „für  den 
Betrieb  eines  neu  einzurichtenden  photographischen  Ateliers,  für  die  Prä- 
parierung der  Papj^ri  und  für  die  Erhaltung  der  Handschriften".  Mehr  jähr- 
lich  4000  M.   für  Stellvertretung,   Geschäftsaushilfe  usw.    (bisher   14000  M.); 


514  Umschau  und  nene  Nachrichten 

mehr  jährlich  8000  M.  für  sächliche  Ausgaben  (bisher  30  000  M.);  ferner  mehr 
jährlich  20000  M.  zur  Erhöhung  der  bisher  100000  M.  betragenden  Mittel  für 
Anschaffung  neuer  Werke  und  deren  Einband.  In  der  Begründung  hierzu 
wird  bemerkt,  dafs  die  Bibliothek  „einer  ausgiebigen  Erhöhung  ihres  An- 
schaffangsetats"  bedarf;  „mit  Rücksicht  auf  die  Finanzlage  wurde  zunächst 
ein  Mehrbetrag  von  20  000  M.  eingesetzt"1.  Aufserdem  sind  für  bauliche 
Arbeiten  vorgesehen  47  800  M.  zur  Vollendung  der  Fmbauarbeiten,  für  die  im 
laufenden  Budget  117700  M.  eingesetzt  waren,  ferner  15  000  M.  für  die 
Vollendung  der  neuen  Dachung. 

2.  München,  Kgl.  Universitätsbibliothek.  Mehr  1  Kustos,  ferner  jährlich 
5000  M.  mehr  beim  Sachetat. 

;<.  München,  Bibliothek  der  Technischen  Hochschule.  >!eu  ein  Kauzlei- 
assistent,  da  mit  dem  Umzug  in  den  Neubau  und  der  Umgestaltung  der 
Bibliothek  die  Anforderungen  an  das  Personal  erheblich  steigen  werden. 

4.  Wiirzbnrg,  Kgl.  Universitätsbibliothek.  Neu  jährlich  1500  M.  zur 
Eutlobnung  von  Hilfsarbeitern;  ferner  mehr  jährlich  3000  M.  für  Bücker- 
anschaffuugen. 

5.  Erlangen,  Kgl.  Universitätsbibliothek.  Da  die  Bibliothek  nunmehr 
ihren  Neubau  bezieht,  sind  persönliche  wie  sachliche  Mehrausgaben  erforderlich. 
Daher  mehr  1  Sekretär,  t  Diener  und  jährlich  mehr  6500  M.  für  Beleuchtung, 
Beheizung  und  elektrische  Kraft. 

6.  Passan,  Kreis-  und  Studienbibliothek.  In  einer  für  die  Instandsetzung 
der  durch  den  "Wegzug  des  Lyzeums  iu  einen  Neubau  freiwerdenden  Räumlich- 
keiten bestimmten  gröfseren  Summe  sind  auch  die  Mittel  zur  Verbesserung 
der  an  die  Kreis-  und  Studienbibliothek  übersehenden  Säle  enthalten. 


Berlin.  Aus  dem  Jahresbericht  der  Königlichen  Bibliothek  für 
1012  13  ist  zu  den  an  dieser  Stelle  bereits  früher  gegebenen  Nachrichten  noch 
nachzutragen,  dafs  wertvolle  Druckschriften  namentlich  des  15.  und  16.  Jahr- 
hunderts aus  der  Bibliothek  des  Domgymnasiums  in  Magdeburg  gegen  eine 
Entschädigung  erworben  wurden.  (Ein  anderer  mindestens  ebenso  wertvoller 
Teil  der  Gymnasialbibliothek  wurde  dem  Magdeburger  Kaiser -Friedrich- 
Museum  leihweise  überlassen.)  —  Die  Benutzung  der  Königlichen  Bibliothek 
stieg  auch  in  dem  Berichtsjahr  beträchtlich,  an  der  Steigerung  ist  aber  die 
Ausleihung  stärker  beteiligt  als  die  Lesesaalbenutzung,  ein  Zeichen,  dafs 
letztere  unter  den  jetzigen  Verhältnissen  einen  gewissen  Höhepunkt  erreicht 
hat.  Im  photographischen  Atelier,  das  gleichfalls  nur  provisorisch  eingerichtet 
ist.  wurden  IS06  Aufnahmen  gemacht  (1000  mehr  als  im  Vorjahr),  davon  waren 
212  Platten-  und  1594  YVeiis-anf-Sehwarz-Aufnahrnen.  Von  der  Vollendung 
des  Neubaus  erwartet  die  Bibliothek  hier  wie  an  anderen  Stellen  gröfsere 
Bewegungsfreiheit.  Die  Bauarbeiten  sind  in  letzter  Zeit  sehr  gefördert  worden, 
auch  der  grofse  Lesesaal,  von  dessen  Vollendung  die  Ingebrauchnahme  der 
übrigen  Räume  abhängt,  hat  bedeutende  Fortschritte  gemacht.  Dem  Umzug 
der  Geschäfts-  und  Benutzungsräume  darf  deshalb  wohl  für  das  Frühjahr 
entgegengesehen  werden. 

In  den  Tagen  vom  6.— 10.  Oktober  wurde  in  der  Königlichen  Bibliothek 
eine  weitere  Diplomprüfung  für  den  mittleren  Bibliotheksdienst  abgehalten. 
Es  batten  sich  16  Bewerber,  15  weibliche  und  1  männlicher,  gemeldet.  Von 
ersteren  trat  1  während  der  Prüfung  zurück,  3  bestanden  nicht;  von  den 
übrigen  Bewerbern  bestanden  4  mit  gut,  die  andern  mit  genügend. 

Die  Bibliothek  des  Reichsmilitärgerichts  hat  soeben  an  die 
interessierten  Behörden  und  wissenschaftlichen  Bibliotheken  die  1.  Ausgabe 
ihres  Kataloges  übersandt.  Aus  der  Vorrede  ist  folgendes  zu  entnehmen: 
Die  Bibliothek  trat  mit  der  Begründung  dieses  höchsten  deutschen  militärischen 
Gerichtshofes  am  1.  Oktober  1900  ins  Leben.  Ihre  Verwaltung  "wurde  dem 
früheren  Bibliothekar  am  Reichsgericht,  jetzigen  Professor  Dr.  jur.  Georg  Maas 
übertragen.  Ihr  Grundstock  ist  die  Bibliothek  des  früheren  Prenfsischen 
Generalauditoriats  und  die  Privatsaumiluug  des  f  Oberstabsauditenrs  Dr.  Zenk 


Umschau  und  neue  Nachrichten  515 

in  Würzburg;  ihren  Kern  bildet  die  Literatur  über  Strafrecht,  Strafprozefs  und 
Militärrecht.  Da  ein  nicht  unbedeutender  Teil  von  Schriften  militärischen 
Inhalts  nicht  einzeln,  sondern  in  andern  Sammelwerken  und  Zeitschriften  ver- 
einigt, sind,  so  ist  die  in  der  Bibliothek  vorhandene  Literatur  auf  derartige 
Aufsätze  hin  durchgesehen  und  die  vorgefundenen  Titel  sind  systematisch  ver- 
teilt worden.  Zu  erwähnen  ist  noch,  dafs  zum  Entleihen  von  Werken  und 
Zeitschriften  nur  die  Mitglieder  des  Reichsmilitärgerichts,  die  Militäranwalt- 
schaft und  die  etatsniäfsig  angestellten  Beamten  berechtigt  sind.  Zum  Ausleihen 
an  andere  Behörden  und  ihre  Beamten  oder  an  Privatpersonen  ist  die  Ge- 
nehmigung des  Bibliothekvorstandes  erforderlich. 


Bromberg.  Die  Stelle  des  Stadtbibliothekars  ist  in  eine  Direktorstelle 
umgewandelt  worden  und  dem  Inhaber  die  entsprechende  Amtsbezeichnung 
beigelegt  worden. 

Darmstadt.  Die  Grofsherzogliche  Hofbibliothek  ist  bekanntlich  in 
ganz  unzulänglichen  Bäumen  des  alten  Residenzschlosses  untergebracht  und  die 
Verhältnisse  haben  sich,  auch  nachdem  das  Museum  das  Gebäude  geräumt  hat, 
nur  wenig  verbessert.  Jetzt  ist  Aussicht  vorhanden,  dafs  die  Ilofbibliothek 
zusammen  mit  dem  Archiv  zweckmäisige  Unterkunft  in  einem  bisher  eisen- 
bahntiskalischen  Gebäude  finden  wird,  das  durch  einen  neuen  Magazinaubau 
erweitert  werden  soll. 

Dresden.  Vor  der  fünften  Strafkammer  des  Landgerichts  Dresden 
wurde  am  2.  Oktober  gegen  den  praktischen  Arzt  Dr.  Friedr.  Ludw.  Weindler 
verhandelt,  der  mehrere  Dresdener  und  auswärtige  Bibliotheken  dadurch 
schwer  geschädigt  hatte,  dafs  er  aus  Büchern,  die  er  entlieh  oder  im  Lese- 
saal benutzte,  Textblätter  und  Abbildungen  entfernte.  Zum  Teil  waren  es 
grofse  und  wertvolle  medizinische,  archäologische  und  kunsthistorische  Werke, 
die  er  in  dieser  Weise  plünderte.  Ein  Teil  der  entwendeten  Stücke  ist  bei 
ihm  gefunden  worden,  andere  sind  ganz  verschwunden.  Die  Anklage  auf 
Diebstahl,  Unterschlagung  und  Sachbeschädigung  war  nur  in  zwölf  Fällen 
erhoben.  Bereits  1911  war  gegen  ihn  verhandelt  worden,  die  Verhandlung 
wurde  aber  damals  vertagt,  weil  die  beiden  medizinischen  Sachverständigen 
sich  nicht  einigen  konnten.  Auch  jetzt  erklärte  Geh.-Rat  Flechsig  (Leipzig) 
den  Angeklagten  für  einen  degenerierten  hysterischen  Mann ,  dem  zur  Zeit 
der  Tat  das  Bewufstsein  der  Strafbarkeit  gefehlt  habe,  während  Ober-Med.- 
Rat  Ilberg  (Sonnenstein),  der  ihn  längere  Zeit  in  seiner  Anstalt  beobachtet 
hat,  ihn  zwar  für  psychisch  minderwertig,  die  freie  Willensbestinnnung  aber 
nicht  für  ausgeschlossen  hielt.  Der  Obergutachter  Geh.  San. -Rat  Ganser 
(Dresden)  trat  mehr  dem  ersteren  bei:  Weindler  sei  ein  degenerierter  psycho- 
pathischer Charakter  von  grofser  Willensschwäche,  die  Tat  habe  er  unter  einer 
abnormen  seelischen  Alteration  und  Depression  begangen,  es  seien  Zweifel 
an  seiner  Zurechnungsfähigkeit  gerechtfertigt.  Demgemäfs  fiel  das  Urteil 
aul'serordentlich  milde  aus.  Es  lautete  wegen  Unterschlagung  auf  1200  M.  Geld- 
strafe oder  4  Monate  Gefängnis.  —  Es  liegt  uns  fern.  Urteil  und  Gutachten  zu 
kritisieren.  Für  die  Bibliotheken  ist  es  auch  ziemlieh  gleichgültig,  ob  sie 
vermöge  freier  Willensbestimmung  oder  unter  einer  Zwangsvorstellung  ge- 
plündert werden.  Auf  jeden  Fall  müssen  sie  sieh  nicht  nur  verbrecherische, 
sondern  auch  solche  minderwertige  Naturen  vom  Halse  halten,  und  so  seien 
sie  vor  dem  Dr.  Weindler,  der  dem  Vernehmen  nach  seine  Studien  ander- 
wärts fortzusetzen  versucht,  nachdrückliehst  gewarnt.  Es  mufs  möglich  sein, 
verdächtige  Personen  von  vornherein  abzuweisen,  auch  wenn  die  Benutzungs- 
ordnung darüber  nicht  ausdrücklich  bestimmt.  —  Bei  dieser  Gelegenheil  sei 
auch  vor  dem  ungarischen  Rechtsanwalt  Vass  gewarnt,  der  Bücher  der  König- 
lichen und  der  Universitätsbibliothek  Berlin  durch  Ausschneiden  verstümmelt 
hat.  In  seinem  Besitz  haben  sich  auch  Bücher  aus  ungarischen  Bibliotheken 
gefunden.     Unbegreiflicherweise    ist   er   ohne    vorherige   Verständigung   der 


516  Umschau  und  neue  Nachrichten 

Bibliotheken  und  sogar  ohne  Kaution  aus  der  Haft  entlassen  worden.  Er  ist 
jetzt  unauffindbar,  so  dafs  nicht  einmal  die  Entschädigungsansprüche  der 
Bibliotheken  verfolgt  werden  können. 

Giefsen.  Durch  die  Freigebigkeit  des  Freiherrn  Heyl  v.  Hernsheim 
kam  die  Universitätsbibliothek  in  den  Besitz  der  von  dem  verstorbenen 
Nationalökonomen  Magnus  Biermer  hinterlassenen   reichhaltigen  Bibliothek. 

Leipzig.  Am  19.  Oktober,  noch  unter  dem  Eindruck  der  am  Tag  vor- 
her stattgefundeuen  Weihe  des  Völkerschlacht -Denkmals,  wurde  in  feierlicher 
Weise  der  Grundstein  zum  Gebäude  der  Deutschen  Bücherei  des 
Börsenvereins  der  deutschen  Buchhändler  gelegt,  in  Anwesenheit 
S.  M.  des  Königs  Friedrich  August  von  Sachsen  und  mehrerer  Prinzen  des 
Königlichen  Hauses.  Erschienen  waren  ferner  der  sächsische  Kultusminister 
sowie  Vertreter  anderer  sächsischer  Ministerien  und  des  Landtags,  der 
städtischen,  staatlichen  und  Reichsbehörden  Leipzigs,  der  Reichs -Staats- 
sekretär des  Innern  Dr.  Delbrück  usw.  Der  Buchhandel  war  vertreten  durch 
den  Vorstand  des  Börsenvereins,  die  Vorsitzenden  der  Kreis-  und  Ortsvereine 
und  des  Deutschen  Verlegervereins  und  zahlreiche  andere  angesehene  Mit- 
glieder. Von  Bibliothekaren  waren  aufser  dem  Direktor  der  Bücherei  anwesend 
die  Mitglieder  des  Geschäftsfiihrenden  Ausschusses  Boysen- Leipzig  und 
Paalzow- Berlin,  von  denen  des  Verwaltungsrats  Bonhöffer- Stuttgart,  Längin- 
Karlsruhe,  Milkau-Breslau,  lliinmelbaur-Wien,  ferner  Oberbibl.  Kroker-Leipzig, 
Direktor  Ermisch -Dresden  und  Erster  Direktor  Schwenke -Berlin.  In  einer 
kurzen  Ansprache,  die  in  ein  Hoch  auf  den  König  ausklang,  legte  der  1.  Vor- 
steher des  Börsenvereins,  der  an  diesem  Tage  zum  Geh.  Hofrat  ernannte 
Verlagsbuchhändler  Karl  Siegismund  die  Entstehung  und  die  Ziele  der 
Deutscheu  Bücherei  dar,  worauf  der  1.  Schriftführer  Verlagsbuchhändler  Georg 
Kreyenberg  die  im  Grundstein  niederzulegende  Urkunde  verlas.  Die  Hammer- 
schlägt; vollzogen  S.  M.  der  König,  der  Kultusminister,  der  Staatssekretär  des 
Innern,  Geh.  Hofrat  Siegismund,  Oberbürgermeister  Dittrich,  Kammerpräsident 
Vogel,  Büchereidirektor  Wahl  und  der  Architekt  des  Gebäudes  Geh.-R.  Waldow. 
Ihren  Abschlufs  fand  die  eindrucksvolle  Feier  mit  einem  Frühstück  im  grofsen 
Saal  des  Buchhändlerhauses,  zu  dem  der  Börsenverein  eingeladen  hatte  und 
an  dem  auch  der  König  teilnahm.  Am  Abend  fand  an  derselben  Stelle  noch 
ein  zwangloses  Essen  statt,  an  dem  auch  die  Bibliothekare,  soweit  sie  noch 
nicht  abgereist  waren,  als  Gäste  des  Börsenvereins  teilnahmen. 

Ueber  das  Gebäude,  zu  dem  damit  der  Grundstein  gelegt  ist,  wird  zu 
berichten  sein,  wenn  es  fertig  dasteht.  Inzwischen  ist  die  Sammeltätigkeit 
der  Bücherei  bereits  in  vollem  Gange.  Bekanntlich  hat  sich  der  gröfste  Teil 
der  deutschen  (auch  deutsch -österreichischen  und  -schweizerischen)  Verleger 
verpflichtet  für  die  nächsten  10  Jahre  ihre  Verlagsartikel  zur  Verfügung  zu 
stellen  (einige  von  ihnen  allerdings  nicht  so  bedingungslos  unentgeltlich,  wie 
es  nach  dem  ausgegebenen  „ grünen  Hefte"  scheinen  könnte).  Auch  die  amt- 
lichen Drucksachen  sind  wohl  gröl'stenteils  zugesagt.  Die  Bearbeitung  und 
Aufstellung  der  zuströmenden  Bücher  geschieht  in  provisorischen  Räumen, 
im  Erd-  und  Kellergeschofs  des  kürzlich  fertiggestellten  Erweiteruugsbaus 
des  Buchhändlerhauses.  Aufser  dem  Direktor  sind  noch  1  Bibliothekar  (3000 
bis  7200  M.)  und  2  Hilfsbibliothekare  (2100—3000  M.)  angestellt,  diese  auf 
Lebenszeit,  während  das  mittlere  und  untere  Personal  auf  Kündigung  an- 
genommen wird.  Bisher  waren  schon  mehrere  Hilfskräfte  (Buchhändler  und 
Maschinenschreiberinnen)  beschäftigt.  Es  sollen  noch  2  Sekretäre  (3000—4500) 
und  2  Sekretärinnen  (1S00— 30H0),  ferner  5  Büchereigehilfen  (Buchhändler), 
aufserdem  einige  jugendliche  Gehilfinnen  als  Hilfssekretärinnen  eingestellt 
werden. 

In  seiner  Festrede  konnte  Geh.  Hofrat  Siegismund  die  eben  erfolgte 
Gründung  einer  „Gesellschaft  der  Freunde  der  deutschen  Bücherei"  verkünden, 
die  mit  etwa  5000  Mitgliedern  ins  Leben  getreten  ist  und  deren  Protektorat 
S.  M.  der  König  von  Sachsen  übernommen  hat. 


Umschau  und  neue  Nachrichten  517 

Mit  dein  Winterhalbjahr  1913/14  tritt  auch  Leipzig  in  die  Reihe  der  Uni- 
versitäten, die  zu  Gunsten  ihrer  Bibliotheken  Gebühren  erheben.  Da  die 
dortigen  Bestimmungen  in  mehreren  bemerkenswerten  Punkten  von  denen 
anderer  Bibliotheken  abweichen  (differentielle  Behandlung  der  Ausländer, 
Monatskarten  für  vorübergehende  Benutzung,  Freilassung  der  auswärtigen 
Entleiher),  so  lassen  wir  die  „Gebührenordnung  für  die  Universitäts- 
bibliothek" im  vollen  Wortlaut  folgen: 

§  1 .  Jeder  Studierende  hat  am  Anfange  eines  jeden  Semesters,  gleichviel, 
ob  er  die  Bibliothek  benutzen  will  oder  nicht,  zu  ihrem  Vermehrungsfonds 
eine  Bibliotheksgebühr  zu  entrichten.  Die  Gebühr  beträgt  bis  auf  weiteres 
für  Reichsdeutsche  2,50  M.,  für  Ausländer  5  M.  auf  das  Semester  und  wird 
von  der  Quästur  erhoben. 

§  2.  Gegen  Nachweis  der  Entrichtung  der  festgesetzten  Gebühr  stellt  die 
Bibliothek  jedem  Studierenden  eine  Berechtigungskarte  aus.  Diese  berechtigt 
im  Sommersemester  bis  einschliel'slich  15.  November,  im  Wintersemester  bis 
einschliefslich  15.  Mai  zur  Benutzung  der  Bibliothek.  Läuft  die  Zeit,  auf  die 
der  Studierende  immatrikuliert  ist,  bereits  am  15.  Oktober  oder  15.  April  ab, 
so  erlischt  auch  mit  diesem  Tage  die  Gültigkeit  der  Karte. 

§  3.  Hörer  sowie  andere  nicht  immatrikulierte  Personen  sind  verpflichtet, 
sich  eine  Leihkarte  zu  lösen,  sofern  sie  die  Bibliothek  dauernd  benutzen  wollen. 

Diese  Leihkarte  wird  von  der  Bibliothek  semesterweise  ausgestellt  und 
berechtigt  im  Sommersemester  vom  15.  April  bis  einschliefslich  15.  Oktober, 
im  Wintersemester  vom  15.  Oktober  bis  einschliefslich  15.  April  zur  Benutzung 
der  Bibliothek.  Die  Gebühr  beträgt  für  jede  Karte  für  Reichsdeutsche 
2,50  M.,  für  Ausländer  5  M. 

§4.  Wollen  die  in  §  3  genannten  Personen  die  Bibliothek  nur  vorüber- 
gehend benutzen,  so  haben  sie  sich  bei  der  Bibliothek  eine  vom  Tage  der 
Ausstellung  auf  30  Tage  gültige  Monatskarte  gegen  Entrichtung  von  1  M. 
zu  lösen. 

§5.  Die  Leih-  und  Monatskarten  sind  von  dem  Inhaber  eigenhändig  zu 
unterschreiben  und  nicht  übertragbar. 

§  ti.  Die  Benutzung  des  Lesesaales  bleibt,  wie  bisher,  gebührenfrei. 

S  7.  Von  der  Entrichtung  einer  Leihgebühr  sind  befreit: 

a)  die  Reichsbehörden  sowie  die  Staats-,  Hochschul-  und  Kommunal- 
behörden Sachsens,   soweit  sie  Bücher  zu  dienstlichem  Gebrauche  entleihen; 

b)  die  Lehrer,  wissenschaftlicheu  Assistenten  und  Beamten  der  Universität 
Leipzig  und,  soweit  Gegenseitigkeit  besteht,  auch  die  Lehrer  anderer  säch- 
sischen Hochschulen; 

c)  diejenigen,  die  die  Zahlung  einer  zur  Benutzung  einer  staatlichen  Bi- 
bliothek Sachsens  berechtigenden  Gebühr  nachweisen,  für  den  Zeitraum,  für 
welchen  die  Berechtigung  dauert,  sofern  Gegenseitigkeit  besteht; 

d)  auswärtige  Benutzer,  die  Sendungen  durch  die  Post  oder  Bahn  erhalten; 

e)  auswärtige  Bibliotheken,  sofern  Gegenseitigkeit  besteht. 

§  8.  Ausnahmsweise  kann  die  Direktion  einzelnen  Personen  bei  völliger 
Mittellosigkeit  oder  bei  besonderen  Dankesverpflichtungen  gebührenfreie  Be- 
nutzung gewähren. 

§  9.  Vorstehende  Ordnung  tritt  am  15.  Oktober  1913  in  Kraft.  Von  diesem 
Zeitpunkte  an  werden  die  bisherigen  Erlaubniskarten  nicht  mehr  ausgestellt. 
Auch  wird  der  bisherige  Beitrag  von  50  Pf.  zu  den  Kosten  der  akademischen 
Lesehalle  von  den  Studierenden  nicht  mehr  erhoben. 

§  10.  Die  Quästur  hat  von  jeder  der  nach  g  1  entrichteten  Gebühr  je 
50  Pf.  an  die  akademische  Lesehalle  abzuführen.  Im  übrigen  sind  alle  von 
der  Quästur  oder  der  Bibliothek  vereinnahmten  Gebühren  dem  Universitiits- 
rentamt  für  den  Fonds  der  Bibliothek  zu  überweisen. 

Leipzig,  den  30.  Juli  1913.  Der  Akademische  Senat 

H.  Bruus 
d.  Z.  Rektor. 

Genehmigt  durch  Verordnung  des  Königlichen  Ministeriums  des  Kultus 
und  öffentlichen  Unterrichts  vom  11.  August  1913. 


518  Umschau  und  neue  Nachrichtan 

München.  Kgl.  Hof-  und  Staatsbibliothek.  Im  Lesesaal  wurde  zur 
allgemeinen  Benutzung  ein  Verfasser-  nnd  ein  Schlagwort-Katalog  aufgestellt. 
Erstem1  enthält  die  Erwerbungen  seit  1910.  letzterer  die  seit  1911.  Die 
Dissertationen  der  deutschen  Universitäten  sind  nur  in  jenem  enthalten;  für 
dieselben  werden  die  Berliner  gedruckten  Zettel  verwendet,  während  die 
übrigen  Zettel  handschriftlich  hergestellt  werden.  Ueber  den  neuen  Etat 
siehe  oben  Bayern. 

Strafsburg.  Universitäts-  und  Landesbibliothek.  Dem  Biblio- 
thekar Dr.  phil.  Franz  Ritter  ist  die  Oberleitung  der  Geschäfte  des  Ausleihe- 
amtes und  des  grofsen  Lesesaales  (dazu  der  Verkehr  mit  den  auswärtigen 
Bibliotheken)  übertragen  worden.  Hierdurch  ist  eine  von  der  Elsafs- Loth- 
ringischen Bevölkerung  dringend  begehrte,  an  allen  gröfseren  Bibliotheken 
bestehende  Institution  wiedereingeführt,  die  einige  Jahre  infolge  Mangels  an 
höheren  Bibliotheksbeamten  nicht  beibehalten  werden  konnte:  Die  Ueber- 
tragung  der  Geschäfte  der  Bücherausgabe  an  einen  wissenschaft- 
lich gebildeten  Beamten.  Diese  Forderung  hat  in  der  Sitzung  des  Landes- 
ausschusses  vom  2.  März  1905  (Sitzungsberichte  S.  137)  insbesondere  der  Ab- 
geordnete Hauss  erhoben  und  zu  ihrer  Begründung  ausgeführt:  „Diese  Stelle 
kann  in  Zukunft  von  einem  Sekretariatsbeamten  schlechthin  nicht  mehr  ver- 
waltet werden,  weil  die  Anforderungen  (—so  bereits  1905!  — )  zu  grofs  sind. 
Hauptbedingung  ist  vor  allem,  dafs  dieser  Beamte  wissenschaftlich  gebildet, 
in  den  klassischen  Sprachen  bewandert  ist  und  eine  ausgedehnte  Personen- 
kenntnis besitzt."  Diesem  zweifelsohne  sehr  berechtigten,  auch  von  der 
Regierung  anerkannten  Verlangen  konnte  nunmehr,  nachdem  der  Landtag 
zwei  neue  Bibliothekarstellen  bewilligt  hat,  wiederum  entsprochen  werden. 


Frankreich.  Im  Lauf  des  vergangenen  Sommers  hat  sich  in  Frank- 
reich unter  dem  Vorsitz  von  Francis  Charme,  de  l'Academie  francaise,  eine 
Societe  des  Amis  de  la  Bibliotheque  Nationale  et  des  grandes  Bibliotheques 
de  France  gebildet,  welche  die  gelehrten,  bibliophilen  und  gebefreudigen 
Kreise  Frankreichs  vereinigen  und  organisieren  will,  zu  dem  Zweck  die 
Nationalbibliothek  und  die  andern  grofsen  Bibliotheken  von  Paris  und  den 
Provinzen  zu  unterstützen  und  zu  bereichern.  Der  Mindestbeitrag  der  ,.mem- 
bres  titulaires"  beträgt  jährlich  20  fr.,  er  kann  durch  Zahlung  von  500  fr.  ab- 
gelöst werden.  Aufserdem  gibt  es  membres  donateurs  usw.  Die  Gesellschaft 
veranstaltet  Bibliotheksbesichtigungen,  Ausstellungen,  Vorträge  und  verspricht 
ihren  Mitgliedern  als  Vereinsgabe  Reproduktionen  wertvoller  Stücke.  Aufser- 
dem wird  sie  eine  Revue  herausgeben. 

Wenige  Wochen  vor  Gründung  dieser  Gesellschaft  hatte  sich  unter  ganz 
ähnlichem  Namen  (Association  des  Amis  des  Bibliotheques)  ein  Verein  ge- 
bildet, der  sich,  seinem  Ziele  besser  entsprechend,  in  „Les  Travailleurs  des 
Bibliotheques  francaises  et  etrangeres'-  umbenannt  hat.  Er  will  nämlich  die 
Benutzer  gegenüber  den  Bibliotheksverwaltungen  vertreten,  durch  sein  Bulletin 
die  Bibliotheksarbeiter,  d.  h.  diejenigen,  welche  für  Nachforschungen  und 
Abschriften  Hilfsarbeiter  suchen  und  diejenigen,  die  solche  Hilfsarbeit  leisten 
wollen,  zusammenbringen,  zugleich  die  Früchte  der  Bibliotheksarbeit  verwerten 
helfen  und  seiner  Mitgliedern  sonstige  materielle  Vorteile  sichern.  Der  ge- 
wöhnliche Jahresbeitrag  ist  6  fr.,  membres  honoraires  zahlen  20  fr.;  memlire 
bienfaiteur  wird,  wer  100  fr.,  und  membre  perpetuel,  wer  1000  fr.  schenkt. 
Das  monatliche  Bulletin  führt  als  Titel  den  Namen  des  Vereins. 


Italien.  Im  Sommer  1904  war  die  Markusbibliothek  unter  der  Leitung 
Sal.  Morpurgos  aus  dem  Palazzo  Ducale  in  den  der  Zecca  übergeführt  worden 
und  bald  darauf  hat  eine  Festschrift  (La  Biblioteca  Marciana  nella  sua  nuova 
sede.  XXVII  aprile  MDCCCCV.  Bergamo  1906)  über  die  neuen  Einrichtungen 
und  die  bis  dahin  geleisteten  Arbeiten  berichtet.  Da  es  sich  aber  im  neuen 
Gebäude  nicht  blofs  um  eine  neue  Anordnung  des  gesamten  Bücherbestandes 


Umschau  und  neue  Nachrichten  519 

handelte,  sondern  auch  um  eine  radikale  Erneuerung  der  Kataloge  über  eine 
Bibliothek  mit  mehr  als  400  000  Bänden  und  mehr  als  100  000  kleinen  Schriften, 
so  ergriff  Carlo  Frati,  der  im  Januar  1906  die  Leitung  der  Bibliothek  über- 
nommen hat,  dankenswerter  Weise  die  Gelegenheit,  im  Anschlufs  an  jene 
Festschrift  in  ausführlichen  dreijährigen  Rechenschaftsberichten  den  Fortgang 
der  Arbeiten  weiter  zu  verfolgen.  Es  liegen  bisher  zwei  Berichte  vor,  die 
beide  vorher  im  Ateneo  Veneto,  dann  auch  im  Separatdruck  erschienen 
sind  (Carlo  Frati,  La  Biblioteca  Marciana  nel  triennio  1906—1908.  Venezia  1909. 
56  S.  8°,  und  Carlo  Frati,  La  Biblioteca  Marciana  nel  triennio  1909—1911. 
Venezia  1913.  68  S.  8n).  Ueber  beide  Berichte  soll  zusammenfassend  referiert 
werden. 

Die  Marciana  ist  wiederholt  die  modernste  Bibliothek  Italiens  genannt 
worden  und  ihre  Inneneinrichtungen,  Lipinan-Gestelle,  elektrische  Beleuchtung, 
Zentralheizung,  automatische  Feuerlüschapparate,  Telefon,  ja  sogar  Aufstellung 
von  Hygrometern  rechtfertigen  dieses  Lob.  Eiserne  Türen  sichern  gegen 
Feuersgefahr  uud  Einbrüche,  und  denselben  Zwecken  dient  eine  abendliche 
Runde,  die  durch  eine  automatische  Kontrolluhr  beaufsichtigt  ist.  Nicht  auf 
der  gleichen  Höhe  steht  freilich  der  Biicheretat,  ein  Mifsstand,  der  aber  alle 
italienischen  Bibliotheken  in  gleicher  Weise  betrifft,  und  Frati  glaubt,  dafs  die 
Bibliotheken  nur  noch  durch  Spezialisierung  und  Arbeitsteilung  ihre  Aufgaben 
werden  erfüllen  können.  Wenn  auch  das  Ministerium  für  Einrichtung,  aufser- 
ordentliche  Katalogarbeiten,  Druck  des  Handschriftenkatalogs  Extrafonds 
bewilligt  hat  —  in  den  Jahren  1906—1908  allein  16  643  L.  — ,  so  ist  ein 
Gesamtetat  von  20622,25  L.,  wobei  1910—1911  nur  12029,59  L.  auf  Bücher- 
kauf und  2670,41  L.  auf  Einbände  entfielen,  für  eine  Bibliothek  von  der  Be- 
deutung der  Marciana  doch  viel  zu  niedrig  bemessen,  wenn  man  bedenkt, 
dafs  mit  Rücksicht  auf  die  alten  Bestände  die  Gebiete  der  Bibliographie, 
Paläographie  und  Handschriftenfaksimiles,  Archäologie  und  Kunstgeschichte, 
klassischen  und  romanischen  Philologie  sowie  der  Literaturgeschichte  über- 
haupt stets  auf  der  Höhe  erhalten  werden  müssen. 

Die  Technik  der  Bewegung  grofser  Büchermassen  wird  stets  die  besondere 
Aufmerksamkeit  der  Fachleute  auf  sich  ziehen.  Hier  waren  zudem  die  Bücher 
durch  eine  feste  Lokalsignatur  gebunden  und  aufserdem  galt  es  noch  eine 
Trennung  in  moderne  Gebrauchsbibliothek  und  bibliographisches  Museum 
vorzunehmen.  Dank  den  guten  Vorbereitungen,  die  Morpurgo  noch  im  alten 
Gebäude  getroffen  hatte,  waren  im  Januar  1906  bereits  zwei  Drittel  aller 
Ordnungsarbeiten  erledigt.  In  welchem  Mafse  solche  Arbeiten  beschleunigt 
werden  können,  dafür  mag  als  Beispiel  dienen,  dafs  iu  dem  einen  Jahre  19o5 
bis  1906  über  70  000  Bände  geordnet  wurden  und  innen  und  aufsen  neue 
Signaturschildchen  erhielten;  dabei  ist  freilich  zu  beachten,  dafs  nur  die 
Signatur  der  kleinen  Schriften,  die  in  Mappen  aufbewahrt  werden,  in  den 
Katalogen  zu  ändern  war,  bei  den  Einzelwerken  aber  nur  im  sog.  Inventario 
numerico.  Jedenfalls  konnte  Frati  bald  sein  Hauptinteresse  den  bisher  ver- 
nachlässigten Katalogarbeiten  zuwenden. 

Die  Markusbibliothek  besitzt  weder  einen  vollständigen  Katalog  ihrer 
Handschriften  noch  einen  alphabetischen  Gesamtkatalog  der  Druckschriften. 
Der  ältere  Bestand  der  Drucke  ist  in  einem  zehnbändigen  Katalog  ver- 
zeichnet, der  aber  längst  überfüllt  und  dabei  ohne  genaue  alphabetische 
Ordnung  ist.  Als  Ergänzung  diente  ein  Zettelkatalog  nach  Staderinis  System, 
dessen  Ordnungsprinzipien  aber  ebenfalls  unklar  waren  und  der  vor  allem 
auch  die  neuen  Bestände  nicht  vollständig  aufführte.  Frati  sah  es  als  seine 
nächste  Aufgabe  an,  beide  Kataloge  zu  verschmelzen.  Da  aber  der  alte 
Zettelkatalog  abgesehen  von  seinen  inneren  Mängeln  aus  Gründen  der  Raum- 
ersparnis nicht  zur  Grundlage  des  zu  beginnenden  Hauptkatalogs  gemacht 
werden  konnte,  so  entschlofs  sich  Frati  für  einen  neuen  Zettelkatalog,  der 
in  zwei  doppelseitigen  Gestellen  mit  560  Kästen  zu  beiden  Seiten  des  Ein- 
gangs zum  Lesesaal  untergebracht  ist;  jeder  Kasten  kann  bei  40cm  Tiefe 
750  durchlochte  Zettel  aufnehmen.  Da  der  ganze  Katalog  nur  eine  Läugen- 
ausdehnung  von  12  m  hat,  so  ist  die  Gefahr  eines  Gedränges  bei  seiuer  Be- 


520  Umschau  und  neue  Nachrichten 

uutzung  durch  das  Publikum  wohl  nicht  ganz  abzuweisen.  Die  Zettel  haben 
das  Format  135x95  min  und  nicht  das  internationale,  weil  die  vorhandenen 
llOODO  Staderini-Zettel  durch  Absehneiden  des  unteren  beweglichen  Stückes 
gerade  aut  dieses  Format  zu  bringen  waren;  ihre  Einreihung  in  die  neuen 
Katalogkästen  war  schon  1909  beendet.  Bis  zum  Jahre  1911  wurden  ferner 
noch  über  100000  neue  Zettel  für  das  topographische  Inventar,  den  alpha- 
betischen und  systematischen  Katalog  geschrieben  und  eingelegt,  ein  zwei- 
bändiger Index  zum  systematischen  Katalog  dem  Publikum  zur  Verfügung 
gestellt  und  ein  Spezialkatalog  der  älteren  Musikalien  sowie  der  Dramen, 
Melodramen  und  Komödien  des  16.  bis  19.  Jahrhunderts  begonnen,  von  denen 
die  Marciana  eine  Spezialsammlung  besitzt. 

Ein  besonders  umfangreiches  Kapitel  widmet  Frati  den  Neuerwerbungen 
und  der  Ausfüllung  von  Lücken.  Lange,  interessante  Listen  werden  in  beiden 
Berichten  vorgeführt,  aus  denen  sich  auch  reicher  dotierte  Bibliotheken  noch 
manches  erwünschte  Werk  notieren  können.  Als  Hauptstück  erscheint  der 
Katalog  der  Druckwerke  des  British  Museum.  Ferner  sind  von  der  reichen 
Privatbibliothek  des  venezianischen  Sammlers  Andrea  Tessier  über  4000  Bände 
und  zirka  5000  kleine  Schriften  an  die  Marciana  gekommen,  darunter  viele 
Seltenheiten  des  15.  und  16.  Jahrhunderts,  in  den  Jahren  1909 — 1911  wurde 
die  grofse  Sammlung  von  Dramen  des  Giov.  Salvioli  mit  10  525  Nummern  in 
SS25  Bänden  im  Ganzen  erworben,  wie  überhaupt  die  groi'sen  Legate  und 
Ankäufe  en  bloc  auffallen,  wobei  sich  naturgemäfs  Dubletten  bis  zu  50°/0 
ergeben  und  deren  Bearbeitung  keine  geringe  Arbeitslast  für  die  wenigen 
Beamten  der  Bibliothek  bedeutet;  neben  dem  Direktor  sind  nur  -1  wissen- 
schaftliche und  5  mittlere  Beamte  sowie  6  Diener  an  der  Marciana  tätig. 
Interessant  ist  es  zu  erfahren,  dafs  die  Sijthoffsche  Reproduktion  des 
Breviarium  Grimani  im  Tausch  der  ganzen  Reihe  des  Wiener  Jahrbuchs  der 
kunsthistor.  Sammlungen  des  allerh.  Kaiserhauses  gleichbewertet  wurde.  Eine 
stattliche  Reihe  von  Geschenken,  und  zwar  wertvollere  und  zahlreichere 
aus  dem  Ausland  als  aus  Italien,  sind  ein  sprechender  Beweis,  welcher 
Sympathien  sich  die  Bibliothek  auch  jenseits  der  Landesgrenzen  erfreut.  Die 
316S  Bände  aus  den  Jahren  1906—1909  wurden  auf  mehr  als  15  000  L.  nach 
ihrem  Kaufwert  geschätzt,  die  55n0  Bände  der  Jahre  1909 — 1911  auf  beinahe 
20  000  L.  Eine  neue  Quelle  der  Vermehrung  erschlofs  das  italienische  Pflicht- 
exemplargesetz  vom  7.  Juli  1910  bezw.  23.  Februar  191 1,  das  bestimmte,  d;ifs 
die  Druckwerke  der  Provinz  Venezien,  die  bisher  an  die  Universitätsbibliothek 
in  Padua  gekommen  waren,  fortan  der  Marciana  zufallen  sollten.  Bekanntlich 
liefert  in  Italien  der  Drucker  zunächst  an  die  Staatsanwaltschaften,  und  da 
solche  Behörden  mit  ganz  anderen  Vollmachten  ausgerüstet  sind  als  Bib- 
liotheken, scheint  für  den  Aufsenstehenden  alles  aufs  beste  geordnet.  Aber 
wie  bisher  schon  im  übrigen  Italien  klagt  man  nun  auch  in  Venedig  über 
die  Unregelmäfsigkeit  und  Mangelhaftigkeit,  mit  der  die  vorangehende  Be- 
hörde diesem  Dienst  obliegt:  daß  die  14tägigen  Lieferungsfristen  nicht  ein- 
gehalten werden,  dafs  Hefte  von  Zeitschriften  und  Nummern  von  Zeitungen 
fehlen,  dafs  die  Publikationen  ohne  das  vorgeschriebene  begleitende  Ver- 
zeichnis weitergegeben  werden,  dafs  sie  ungeordnet,  ja  beschädigt  ankommen 
und  —  dafs  Reklamationen  erfolglos  bleiben. 

Die  Gesamtvermehrung  der  Bibliothek  betrug  in  den  Jahren  1906 — 1908 
20306  Bände  und  8146  kleine  Schriften,  1909—1911  6330  Baude  und  11960  kleine 
Sehriffen,  wovon  aber  nur  2863  bezw.  3995  Bände  gebunden  wurden,  ein 
Verfahren,  das  bei  kompresser  mechanischer  Aufstellung  nicht  blofs  gut 
möglich,  sondern  auch  billig  ist. 

Der  Besuch  der  Lesesäle  ist  sich  im  Lauf  der  Jahre  ziemlich  gleich 
geblieben.  1907— 190S  wurden  35  632  Druckwerke  und  1351  Handschriften 
verabfolgt,  1910—1911  35  4S4  bezw.  803.  Dagegen  wurden  in_den  gleichen 
Zeiträumen  nur  2571  bezw.  2674  Werke  an  1139  bezw.  1149  Leser  nach 
Hause  verliehen. 

Nicht  geringe  Anforderungen  an  die  Kenntnisse  und  an  die  Zeit  der 
wissenschaftlichen  Beamten  der  Marciana  stellen  die  überaus  zahlreichen  An- 


Umschau  und  neue  Nachrichten  521 

fragen  aus  aller  Herren  Länder,  die  zumeist  die  Handschriften  betreffen. 
Eine  vereinfachte  Erledigung  ist  in  manchen  Fallen  erreicht  worden  dadurch, 
dafs  die  Bibliothek  neuerdings  selbst  billige  Weifs-Schwarz-Photographien 
anfertigt;  allein  im  Jahre  1910 — 1911  wurden  Photographien  aus  59  Hand- 
schriften au  34  Gelehrte  geliefert.  Frati  hält  es  aber  auch  für  eine  Pflicht 
der  Bibliotheken,  noch  über  die  laufenden  Geschäfte  hinaus  für  die  Bekannt- 
machung ihrer  Schätze  zu  sorgen.  Zunächst  durch  Veröffentlichung  von 
Spezialkatalogen.  Die  beiden  ersten  Bände  des  Katalogs  der  italienischen 
Handschriften  sind  an  dieser  Stelle  schon  von  berufener  Seite  gewürdigt 
worden  (s.  ZfB.  29.  1912.  S  425  f.).  Dazu  kommt  jetzt  die  (freilich  ausserhalb 
des  Rahmens  der  vorliegenden  Berichte  fallende)  lang  vorbereitete  und  von 
der  Societa  Bibliografica  Italiana  geförderte  Bibliografia  delle  stampe  popolari 
italiane,  von  der  Arnaldo  Segarizzi  kürzlich  einen  prächtig  ausgestatteten 
1.  Band  veröffentlicht  hat,  der  die  erste  Hälfte  der  betreffenden  Bestände 
der  Marciana  umfafst.  Der  wundervollen  Reproduktion  des  Breviarium 
Grimaui  mit  Coggiolas  begleitendem  Text  muh  gleichfalls  hier  mit  einem 
Wort  Erwähnung  geschehen.  Nichts  ist  aber  mehr  geeignet,  den  einzig- 
artigen Wert  der  Marciana  anschaulich  zu  machen,  als  wenn  Frati  selbst  die 
unmittelbaren  Wirkungen  in  der  langen  Reihe  der  gelehrten  Arbeiten  auf- 
zeigt, die  den  Handschriften  der  Bibliothek  eine  Anregung  oder  auch  ihren 
Ursprung  zu  danken  haben;  im  Juniheft  der  Bibliofilia  konnte  Frati  sein 
Bollettino  bibliografico  Marciano,  das  er  im  Sommer  190S  begonnen  hat, 
bereits  bis  zur  Nummer  244  führen. 

Zum  Schlufs  noch  ein  Wort,  das  die  Ausführlichkeit  dieses  Referates 
entschuldigen  mag.  Die  Quellen  für  unsere  Kenntnis  des  Lebens  an  den 
italienischen  Staatsbibliotheken  fliefsen  spärlich.  In  den  Universitätschroniken 
erscheinen  nur  Namen  und  im  Amtsblatt  des  Unterrichtsministeriums  nur 
Ziffern,  die  ohne  erläuternden  Text  oft  nicht  vergleichbar  sind.  Es  ist  das 
um  so  mehr  zu  bedauern,  als  sich  nicht  nur  in  den  beiden  grofsen  Zentral- 
bibliotheken von  Florenz  und  Rom  unter  Morpurgo  und  Bonazzi  allgemein- 
bedeutsame  Neuordnungen  vollziehen,  sondern  trotz  der  zentralisierten  Ver- 
waltung auch  kleinere  Staatsbibliotheken  wie  z.  B.  die  in  Lucca  unter  Boselli 
noch  ihr  eigenes  originales  Leben  führen  können.  Wohl  haben  schon  ver- 
einzelt Stadtbibliotheken  Jahresberichte  veröffentlicht,  voran  die  unter 
Sorbellis  Leitung  stehende  Bibliothek  in  Bologna;  von  den  Direktoren  der 
Staatsanstalten  aber  hat  Carlo  Frati  zuerst  diese  soeben  besprochenen  Be- 
richte herausgegeben,  die  als  musterhaft  zu  gelten  haben  und  deren  Nach- 
ahmung allen  übrigen  italienischen  Bibliotheken  im  allgemeinen  Interesse 
nicht  warm  genug  empfohlen  werden  kann.  G.  Leyh. 


Nordamerika.  Nach  dem  Jahresbericht  der  Kongrefsbibliothek 
über  das  Jahr  1911/12  (oben  S.  240)  erfuhr  die  Druckschriftenabteilung  im 
Berichtsjahr  einen  Zuwachs  von  120  604  Bänden  und  kleinen  Schriften  gegen 
9S571  im  Vorjahre.  Damit  ist  die  zweite  Million  überschritten;  die  Bibliothek 
zählte  am  30.  Juni  1912  2012393  Bände  (gegen  1114111  im  Juni  1902).  Un- 
gerechnet sind  dabei  die  Dubletten,  deren  Zahl  zwar  nirgends  genannt  ist, 
aber  nicht  gering  sein  dürfte,  da  im  letzten  Jahre  14199,  im  vorletzten  10742 
im  Tauschverkehr  abgegeben  worden  sind.  Von  den  Neuerwerbungen  gingen 
durch  Kauf  18099  Bände  ein,  das  sind  2005  weniger  als  im  Jahre  1910/11,  was 
sich  wohl  aus  der  nicht  näher  begründeten  Herabsetzung  des  Anschaffungsfonds 
von  100  00(1  auf  90  000  Dollar  erklärt.  Unter  den  Geschenken  des  Berichtsjahrs 
war  besonders  wertvoll  eine  Sammlung  von  9936  Bünden  jüdischer  Literatur.  — 
Der  Verkauf  gedruckter  Katalogzettel  hat  abermals  stark  zugenommen;  die 
Zahl  der  Abnehmer  stieg  von  1572  auf  1774,  die  Einnahmen  betrugen  fast 
42  00)  Dollar  oder  23%  mehr  als  im  vorangegangenen  Jahre.  Der  Zettel- 
vorrat erhöhte  sich  um  47  000  und  umfafste  im  Juni  1912  539000  verschiedene 
Zettel.  —  Ein  neues  Unternehmen,  für  das  mau  der  Bibliothek  sehr  dankbar 
sein  wird,  ist  die  Herstellung  eines  Jahresverzeichnisses  der  an  den  amerika- 


522        Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

nischen  Universitäten  erscheinenden  Doktordissertationen,  das  in  einem 
Gesamtverzeichnis  der  vor  1912  erschienenen  Arbeiten  seine  rückwärtige 
Ergänzung  rinden  soll.  Die  Titelaufnahmen  werden  der  Kongrefsbibliotliek, 
ganz  wie  der  Berliner  Königlichen  Bibliothek,  von  den  Universitätsbibliotheken 
auf  Vordrucken  geliefert;  diese  Bibliotheken  erhalten  dafür  ein  Exemplar  des 
Jahresverzeichnisses  und  bis  zu  sieben  Zetteldrucke  jedes  Titels.  —  Unter 
den  Veröffentlichungen  der  Kongrefsbibliothek  darf  das  Buch  von  Edwin 
M.  Borchard,  dem  Bibliothekar  der  Law  Library,  hervorgehoben  werden  (oben 
S.  240),  das  die  bibliographischen  Hilfsmittel  betreffend  Völkerrecht  und 
„Continental  Law",  d.  h.  das  Recht  des  europäischen  Kontinents  und  seiuer 
selbständigen  Staaten  behandelt.  In  sehr  ansprechender  Form  sind  hier  jedes- 
mal aufgeführt  und  gewürdigt  1.  selbständige  Bibliographien,  2.  Abhandlungen 
mit  wichtigen  Literaturübersicbten,  3.  die  in  Betracht  kommenden  Zeitschriften, 
4.  Bibliotheks-  und  Verlagskataloge  und  5.  Bibliographien  über  bestimmte 
Gegenstände.  P.  Trommsdorff. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen.1) 

Allgemeine  Schriften. 

*Beiträge  zur  Forschung.  Studien  und  Mitteilungen  aus  dem  Antiquariat 
Jacques  Rosenthal,  München.  1.  Folge.  Hft,  1.  München:  J.  Rosenthal 
1913.    37  S.,  7  Taf.    Folge  (6  Hfte)  16  M. 

Bibliothekswesen   im  allgemeinen. 

Kohfeldt,   G.     Aufbewahrung  und  Katalogisierung  der  Einbandmakulatur. 

Zentralblatt  30.     1913.     S.  424— 35. 
Pitt,   S.  A.    Possible  co- Operation  in  reference  library  work.    The  Library 

Association  Record  15.     1913.     S.  403— 412. 
*X1II.  Versammlung  der  Vereinigung  schweizerischer  Bibliothekare  Freitag 

und  Samstag  den  30.  und  31.  Mai  1913  in  Lenzburg.    Protokoll.    (Dat. 

Bern  1913.)    SS. 
Quinn,  J.  Henry:  Library  Cataloguing.     London:   Trnslove  &  Hanson  1913. 

VIII,  256  S.    5  sh. 
Rae,   W.  S.  S.    Practical  library  administration.    New  York:   Dutton   1913. 

210  S.     75  c. 
*  Association  des  bibliothecaires  francais.     Regles  et  nsages  observes  daus 

les  priucipales  bibliotheques  de  Paris  pour  la  redaction  et  le  classement 

des  catalogues  d'auteurs  et  d'anonymes  (1912).     Extr.  de  la  Revue  des 

Bibliotheques,  n°s  4—6,  1913.     Paris:  Champion  1913.     56  S. 
*The  Library  Association.    36th  Annual  Meeting,  Bournemouth.  1913.    Report 

of  the  Council.    Croydon  (1913):  Roffey  &  Clark.     39  S. 
*Sayers,  W.  C.  Berwick,  and  James  Douglas  Stewart.    The  Card  Catalogue. 

A  practical  manual  for  public  and  private  libraries:  inclnding  other  uses 

of  cards  in  libraries.   Illustrated.    London:  Grafton  1913.    86  S    3  sh. 
Vierzehnte   Versammlung    Deutscher    Bibliothekare    in   Mainz    am    15.  u. 

16.  Mai  1913.    (Verhandlungen.)    Zentralblatt  30.     1913.    S.  373—442. 

Einzelne  Bibliotheken. 

Aufsig.     Die  neue  Volksbücherei  und  Lesehalle  in  Aufsig  (Deutschböhmen). 

Blätter  f.  Volksbibliotheken  14.     1913.     S.  119— 124. 
Berlin.     Jahresbericht  der  Königlichen  Bibliothek  zu  Berlin  f.  d.  J.  1912/13. 

Berlin  NW  7 :  Königl.  Bibl.     68  S. 

I)  Die  an  die  Redaktion  eingesandten  Schriften  sind  mit  *  bezeichnet. 


Neue  Bücher  nnd  Aufsätze  zuua  Bibliotheks-  und  Buchwesen       523 

Berlin.  Katalog  der  Bibliothek  des  Königlichen  Kammergerickts  in  Berlin. 
Neue  Bearb.  nach  d.  Stande  v.  1.  Febr.  1913.  Bd.  1.  2.  Berlin  (-Tegel) 
1913:  (Strafgefängnis).    LXIV  S.,  2006  Sp.;  XXX  S.,  2007—3756  Sp. 

—  Katalog  der  Bibliothek   des  Reichsmilitärgerichts.    (Vorr. :    Georg  Maas.) 

I.  Ausg.    Berlin  1913:  Reichsdr.  XXXVI,  075  S.    4°. 

Chur.  Zuwachsverzeichnis  und  Jahresbericht  der  Kantonsbibliothek  von  Grau- 
bünden  für    1912.     [Mit    1  Wappenvignette.]     Chur:    V.  Sprecher    1913. 

II,  164  S. 

Dan  zig.  *  Katalog  der  Danziger  Stadtbibliothek  verfertigt  u.  hrsgeg.  im 
Auftrage  der  städtischen  Behörden.  Bd  6  =  Danzig  im  Bilde.  Verzeichnis 
der  in  der  Danziger  Stadtbibliothek  vorhandenen  bildlichen  Darstellungen 
zur  Geschichte  und  Topographie  von  Danzig  und  Umgegend.  (Karten, 
Ansichten,  Grundrisse,  historische  Blätter,  Wappen,  Porträts.)  Bearb.  von 
F.Schwarz.    Danzig:  Komm.  v.  A.  W.  Kafemann  1913.    VIII,  247  S.    5  M. 

Dresden.  *  Bericht  über  das  3.  Betriebsjahr  der  Städtischen  Zentralbibliothek 
zu  Dresden.     1912.    o.  O.  (1913.)    6  S.,  1  Tab. 

Düsseldorf.  Landes-  und  Stadt- Bibliothek  Düsseldorf.  Leseordnung  v. 
3.  Okt.  1904  abgeändert  unterm  S.  Mai  1913.  Nebst  Anh.  1:  Benutzungs- 
Ordnung  f.  d.  Bibliothek  Binterim  u.  Anh.  2 :  Leihverkehr  u.  Auskunfts- 
bureau.    Düsseldorf:  Landes-  u.  Stadt-Bibliothek  1913.     11  S. 

Elberfeld.  Zugangs-Verzeichuis  der  Kekule- Bibliothek  der  Farbenfabriken 
vorm.  Friedr.  Bayer  &  Co.,  Elberfeld.  Elberfeld  (1913):  Farbenfabriken. 
1  Bl.    4°. 

Frankfurt  a.  M.  Benutzungsordnung  für  die  Stadtbibliothek  Frankfurt  am  Main. 
12.  Abdr.    Frankfurt  a.  M.  1913:  Knauer.     8  S. 

—  *  Stadtbibliothek  Frankfurt  a.  Main.     Verzeichnis  der  Handbibliothek  des 

Lesesaals    und    der    ungebunden    benutzbaren    Periodischen    Schriften. 

5.  umgearb.  Aufl.    Frankfurt  a.  M.  1913:  Kunz  &  Gabel.     232  S.     20  Pf. 
Leipzig.     *Deutsche  Bücherei  des  Börsenvereins  der  Deutschen  Buchhändler 

zu   Leipzig.     (6.  Ausg.   v.   15.  Juli   1913.)     Leipzig:   Börsenverein    1913. 

77  S.     4°. 
Mainz.    Binz,  Gustav.    Die  Mainzer  Stadtbibliothek.     Zentralblatt  30.     1913. 

S.  435—441. 
Stettin.     *  Jahresbericht  der  Stadtbibliothek  Stettin  1912.     Souderabdr.  aus 

dem  Verwaltungsbericht  der  Stadt  Stettin  f.  1912.    5  S.    4°. 
Strafsburg.    *  Stadt  Strafsburg.    Jahresbericht  der  Stadtbibliothek  für  das 

Rechnungsjahr    1912.      Strafsburg   i.  E.    1913:   M.  Du   Mont   Schauberg. 

3  S.    4°. 
Wien.    *  Verwaltungsbericht  der  k.  k.  Universitätsbibliothek  in  Wien.  6.  Bericht. 

Verwaltungsjahr  1911/12.    Wien  1913:   Hof-  u.  Staatsdr.     37  S. 

—  Gruenebaum,  R.  v.   Geschichte  der  Bibliothek  der  k.  k.  Statistischen  Zentral- 

kommission.    Statistische  Monatsschrift,     N.  F.  18.     1913.     S.  741 — 49. 
Winterthur.    *  Zuwachsverzeichnis  der  Stadtbibliothek  Winterthur.    Jg.  6. 
1912  13.     Winterthur  1913:  Geschw.  Ziegler.    52  S. 

Calcutta.    *  Report  on  the  Working  of  the  Imperial  Library  for  the  period 

from  l»t  April  1912  to  31  **  March  1913.     Calcutta  1913:  Gov.  Pr.    9  S.    4°. 
London.    Catalogue  of  the  periodical  publications  in  the  Library  of  the  Royal 

Society  of  London.  London:  Soc;  Frowde  [in  Komm.]  1912.  VIII,  455  S.  4°. 
Lund.    *Lunds  Universitets  Biblioteks  Arsberättelse  1912.     (S.A.  aus  Lunds 

Universitets  Arsberättelse  1912-13.)     Lund  1913:  II.  Ohlsson.     18  S. 
Melbourne.    *  Report  of  the  trustees  of  the  Public  Library,   Museums  and 

National  Gallery   of  Victoria  for   1912  with  a  Statement  of  income  and 

expeuditure  for  the  financial  year  1911  —  12.    Melbourne  1913:  A.J.  Mullett. 

40  S. 
Naarden-Bussum.     Burgh,  J.  P.  C.  v.  d.    Het  nieuwe  gebouw  der  openbare 

leeszaal  en  bibliotheek  te  Naarden-Bussum.    Maandblad  voor  Bibliotheek- 

wezen  1.     1913.    S.  193—197. 


524       Neue  Bücher  and  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

New  York.  Recent  accessions  of  city  documents.  Bulletin  of  the  New  York 
Public  Library  1913.     S.  672—687. 

—  List  of  works  in  the  New  York  Public  Library  relating  to  the  history  and 

condition  of  the  Jews  in  various  cöuntries.  P.  2.  Bulletin  of  tbe  New  York 
Public  Library  1913.     S.  611—  664. 

—  Williamson,   C.  C.    The   rninimuin    wage:    A  preliininary  list   of  selected 

references.     Bulletin  of  the  New  York  Public  Library  1913.    S.  f.65— 671. 
Paris.    Catalogue  general  des  livres  iinpriines  de  la  Bibliotheque  nationale. 
Auteurs.    T.  51.    Ferramosca-Fischenech;    T.  52.     Fischer- Fomopoulos. 
Paris  1913:  Impr.  nationale.     1240,  1279  Sp. 

—  Chaine,  M.    Bibliotheque  nationale.    Departement  des  manuscrits.    Catalogue 

des  manuscrits  ethiopiens  de  la  collection  Mondon-Vidailhet.  Paris: 
E.  Leroux  1913.    XIV,  70  S. 

—  Catalogue   des  cartes,  plans,   instructions   nautiques,    memoires  etc.,   qui 

composent  l'hydrographie  francaise  au  1er  janvier  1910.  Paris  1913: 
Impr.  nationale.    XIV,  421  S. 

Pittsburg h.  *Classified  catalogue  of  the  Carnegie  Library  of  Pittsburgh. 
(3.  Ser.)  1907—1911.  P.  3.  Natural  science  and  usefnl  arts;  P.  4.  Fine 
arte.  Pittsburgh:  Carnegie  Libr.  1913.  3  Bl.,  713—1270,  LIII  S.  60  c; 
3BL,   1277—1490,  XIX  S.  25  c. 

St.  Louis.  St.  Louis  Public  Library.  Annual  Report  1912  — 1913.  St.  Louis, 
Mo.  June  1913.     132  S. 

Stockholm.  Katalog  üfver  riksdagens  bibliotek  1901.  Tillägg  Nr  2.  Stock- 
holm: Nordiska  bokhandel  1912.     VI,  267  S. 

Uccle.  ^Bibliotheque  de  l'Observatoire  royal  de  Belgique  ä  Uccle.  Catalogue 
aiphabet ique  des  livres,  brochures  et  cartes,  prepare  et  mis  en  ordre  par 
A.  Collard.  T.  2.  Fase.  3;  T.  3.  Accroissements  de  1910— 1912.  Bruxelles 
1913:  Hayez.  385—716,  131  S. 

Utrecht.  *Rije,  To  van,  en  G.  A.  Evers.  Bibliotheek  der  Rijks-Universiteit 
te  Utrecht.    Handleiding  en  Gids.     Utrecht:  A.  Oosthoek  1913.     56  S. 

Washington.  *Library  of  Congress.  Select  List  of  references  on  the 
monetary  question  Compiled  by  Hermann  H[enry]  B[ernard]  Meyer  and 
William  Adams  Slade.     Washington:  Gov.  Pr.  Off.  1913.     247  S.     4°. 

—  *  Library  of  Congress.    Catalogue  of  early  books  on  music  (before  1800) 

by  Julia  Gregory;  prepared  under  the  direction  of  O.  G.  Sonneck. 
Washington  1913:  Governm.  Pr.  Off.     312  S. 

—  *Library  of  Congress.    Calendar  of  the  papers  of  John  Jordan  Crittenden, 

prepared  from  the  original  manuscripts  in  the  Library  of  Congress,  by 
C.  N.  Feamster.    Washington:  Gov.  Pr.  Off.  1913.    335  S. 

Schriftwesen  und  Handschriftenkunde. 
d'Ancona,  Paolo.    Nuove  ricerche  sulla  „Bibbia  dos  Jeronyinos"  e  dei  suoi 

illnstratori.    La  Bibliofilia  15.     1913.    S.  205— 212,  2  Taf. 
Bonaventura,   Arnaldo.    Di  un   Codice  Musicale- Mediceo.    La  Bibliofilia. 

Ann.  15.     1913.     S.  165— 173,  4  Taf. 
Cernik,   Berthold.    Das  Schrift-   und  Buchwesen  im   Stifte  Klosterneubnrg 

wahrend  des  15.  Jahrhunderts.    (Mit  1 1  Tafeln  und  5  Abbildungen  im  Text ) 

Jahrbuch  des  Stiftes  Klosterneuburg.     5.     1913.     S.  99— 170. 
Dinse,  Paul.    Die  handschriftlichen  Ptolemäuskarten  und  ihre  Entwicklung. 

Zentralblatt  30.     1913.    S.  379— 404. 
*Mitzschke,  Paul.  Stenographisches  und  Verwandtes  aus  Weimars  klassischer 

Zeit.    Berlin:  Stenogr.- Verband  Stolze -Schrey  1913.     16  S. 

Buchgewerbe. 
Ben  zig  er,  Karl.  Frühdrucke  aus  dem  Stifte  Einsiedeln.  Eine  Zusammen- 
stellung sämtlicher  im  Auftrag  des  Stiftes  erschienenen  Inkunabeldrucke 
samt  einer  Darstellung  der  Meinradslegenden ,  soweit  sie  auf  dieselben 
Bezug  nehmen.  Diss.  (Phil.  Bern.)  Mit  132  Abbildungen  im  Text.  Ein- 
siedeln: Benziger  &  Co.  1912.    VIII,  128  S. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen       525 

Burger,  C.  P.,  jr.    De  oudste  Nederlandsche  Luther  -  Uitgave  ?    Het  Bock. 

Jg.  2.     1913.    S.  255— 259.     (Angeblich  Antwerpen  1518,  in  Wirklichkeit 

wohl  Leiden  c.  1530.) 
Calvi,  Em.     Per  la  storia  del  libro  in  Roma.    Roma:  tip.  Unione  1913.    40  S. 
Fage,  Rene.    Une  Impression  et  une  marque  inconnues  du  typographe  Claude 

Garnier.    Limoges:  Ducourtieux  et  Gout  1913.     10  S. 
Fluri,  Adolf.     Die  Beziehungen  Berns  zu  den  Bachdruckern  in  Basel,  Zürich 

und  Genf.     1476—1530.     Bern:    Gutenbergstube   1913.     52  S.     (Beiträge 

z.  Geschichte  d.  Buchdrucks  in   d.  Schweiz;  Jahresbericht  d.  Schweizer. 

Gutenbergstube.     1912,  Beil.) 

*  Gutenberg -Gesellschaft.      12.  Jahresbericht    erstattet    in    der    ordentl. 

Mitgliederversammlung  zu  Mainz  am  22.  Juni  1913.  Mainz  1913: 
G.  A.  Walter.     27  S. 

*  P  e  d  d  i  e ,  Rob.  Alex.   Fifteenth-century  books :  a  guide  to  their  identification. 

With  a  list  of  the  latin  names  of  towns  and  an  extensive  bibliography 
of  the  subject.     London.  Grafton  &  Co.  1913.     89  S.     5  sh. 

Piper,  Alfred  Cecil.  Some  great  printers  and  their  work:  The  Estiennes. 
The  Elzevirs.    The  Library  World  16.     1913.     S.  42-50.  79—83. 

Schund,  Adolf.  Vom  Längstitel  auf  Bücherrücken.  Vortrag  gehalten  auf 
dem  34.  Verbandstag  des  Bundes  deutscher  Buchbinder -Innungen  in 
Nürnberg.   Allg.  Anzeiger  f.  Buchbindereien.  28.  1913.    Nr.  35.    S.  844— 846. 

Schwede,  Rudolf.  Ueber  das  Papier  der  Maya- Codices  u.  einiger  alt- 
mexikanischer Bilderhandschriften.  (Habil.-Schrift  der  Techn.  Hochsch.) 
Dresden:  Bertling  1912.     50  S.,  1  Taf.     4°. 

Sorani,  Aldo.    Giambattista  Bodoni.    La  Bibliofilia  15.     1913.    S.  212— 217. 

*Tronnier,  Adolph.  Ueber  Gutenberg-Bildnisse.  Mainz  1913:  G.A.Walter. 
31  S.     (Beilage  znm  12.  Jahresbericht  d.  Gutenberg-Gesellschaft. 

Wackernagel,  Martin.  Deutsche  Buchkünstler  der  Gegenwart.  VI.  Erich 
Grüner.    Zeitschrift  für  Bücherfreunde.    N.  F.    Jg.  5.    Bd.  1.    S.  129— 157. 

*Zedler,  Gottfr.  Die  Mainzer  Ablafsbriefe  der  Jahre  1454  und  1455.  Mit 
10  Tafeln  in  Lichtdruck,  1  Tafel  in  Zinkätzung  u.  14  Textabbildungen. 
Mainz:  Gutenberg-Ges.  1913.  3  Bl.,  116  S.  4°;  17  Taf.  fol.  Veröffent- 
lichungen der  Gutenberg-Gesellschaft.   XU/XIII.    (Text  u.  Tafeln.) 

Zedier.  Gottfr.  Probleme  und  Methode  der  heutigen  Gutenbergforschung. 
Zentralblatt  30.     1913.    S.  404— 18. 

Zeitungen  und  Zeitschriftenwesen. 

Zum  150  jährigen  Bestehen  der  Hersfelder  Zeitung.  Hessenland  27.  1913. 
S.  121-123  m.  3  Abb. 

Hofstaetter.  Walther.  Die  literarische  Bedeutung  der  Dresdner  Zeitschriften 
im  18.  Jahrhundert.  Studien  z.  Literaturgeschichte  Albert  Ki5ster  über- 
reicht 1912.     S.  124—149. 

*Pichler,  Alois  H.  Entstehung  der  „Prefsburger  Zeitung".  Nach  Original- 
quellen verfafst.  Hrsg.  zum  1 50.  Jahrgange  von  der  Firma  Carl  Anger- 
raayer  vorm.  AI.  Schreiber.  Mit  Ulnstr.  Pozsony-Prefsburg  1913.  52, 
XXXVI  S.,  1  Faks.-Beil.   4°. 

Zeitungs-Katalog  der  Annoncen-Expedition  Rudolf  Mosse.  46.  Aufl.  1913. 
Berliu:  R.  Mosse  1913.    XXXVI,  312,  504  S.    4°. 

We gelin,  Oscar.  The  Brooklyn,  New  York,  Press.  1799—1820.  Bulletin 
of  the  Bibliographical  Society  of  America  4.     1912.    S.  37—49. 

Fachbibliographie. 

Geschichte.  * Livländische  Geschichtsliteratur  1911.  Hrsg.  von  der 
Gesellsch.  f.  Geschichte  u.  Altertumskunde  der  Ostseeprovinzen  Rufslands 
in  Riga  durch  Woldemar  Wulffius.     Riga:  N.  Kyinmel  1913.     67  S. 

—  Ryan,   Dan.  Jos.    The  Civil  War  literature   of  Ohio;   a  bibliography  with 
explanatory    and   historical   notes.     Cincinnati:    Stewart   &   Kidd    (1913). 
518  S. 
XXX.     ii.  36 


526       Nene  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Kalender.  Hayne,  Herbert  G.  The  story  of  the  Almanac.  The  Library 
Association  Record  15.     1913.     S.  3S9— 407. 

Marine.  *Meufs,  J.  F.  Die  Marineliteratur  im  J.  1912.  Beilage  zur  „Marine- 
Rundschau",  August  1913.     40  S. 

Rechts-  u.  Staatswiss.  Neumann,  C.  *  Systematisches  Verzeichnis  der 
Literatur  des  deutschen  Sprachgebietes  über  das  private  Yersicheruugs- 
wesen  vom  Anfang  d.  19.  Jhs.  bis  z.  Gegenwart.  Berlin;  Mittler  1913. 
XIII,  252  S.     5  M. 

Medizin  n.  Naturwissensch.  Hopkinson,  John.  A  bibliography  of  the 
Tanicata  1469— 1910.  London:  Society  1913.  XII,  2S8  S.  (Ray-Society 
Year  1912.) 

—  Stiles,  Ch.  Wardell,   and  Albert  Hassall.    Index -Catalogue   of  medical  and 

veterinarv    zoology.     Subjects:    Cestoda    and    cestodaria.     Washington: 
Gov.  Pr.  Off.  1912.     467  S.     (Hygienic  Laboratory.     Bulletin  Nr  85 ) 
Sprachen  n.  Liter.    Barrand,  Roland.    Essai  de  bibliographie  du  Songe  de 
Poliphile.     Bibliofilia  15.    1913  14.     S.  21— 29.  186— 195.  217— 220.    (Wird 
fortges.) 

—  *Dorez,  Leon.    Notice  sur  un   recueil   de  poesies  latines   et  un  portrait 

de  Thumaniste  veronais  Leonardo  Montagna  (c.  1425 — 1485).  (Ms  800  de 
la  Bibliotheque  de  l'Institut )  Paris:  Inipr.  nat,  1913.  33  S.  4°.  Aus: 
Notices  et  extraits  des  nianuscrits  T.  39. 

—  Hermannsson,  Halldör.    Bibliography  of  the  mythical-heroic  sagas.    Ithaca : 

Cornell  Univ.  Libr.  1912.    73  S.    (Islandica,    Vol.  5.) 

—  Rondel,  Auguste.    Conference  sur  la  bibliographie   dramatique  et  sur  les 

collections  de  theätre,  donnee  le  4  decernbre  1912,  sous  les  patronage  de 
l'association  des  bibliothecaires  francais  . . .  Marseille:  Auteur  1913.  31  S. 
Aus:  Bulletin  de  la  societe  de  l'histoire  du  theätre  1913. 

Lokale  Bibliographie. 

Indochina.  Cordier,  Henri.  Bibliotheca  indosinica.  Dictionnaire  biblio- 
graphique  des  ouvrages  relatifs  a  la  peninsule  indochinoise. ,  Vol.  2.  Paris: 
E.  Leronx  1913.  Sp.  1105—1510.  (Publications  de  l'Ecole  francaise 
d'Extreme- Orient.) 

Loretto.  Faurax,  J.   Bibliographie  loretaine.    Roma:  Desclee  1913.  152  S.  2  L. 

Palaestina.  Golubovich,  Girolamo.  Biblioteca  bio-bibliografica  della  Terra 
Santa  e  dell'ordine  francescano.  T.  II.  (Addenda  al  sec.  XIII,  e  fonti 
pel  sec.  XIV).  Qnaracchi  1913:  Collegio  di  S.Bonaventura,  iiij,  641  S., 
3Taf. 

Thüringen.  Roth,  E.  Medizinisch- topographische  Bibliographie  von  Thüringen. 
Der  Thüringer  Wald  u.  s.  Heilfaktoren  1913.    S.  267—309. 

Personale  Bibliographie. 

Bebel.    Mehlich.    Bebeis  Schriften.    Der  Bibliothekar  5.     1913.     S.  037— 38. 

Beethoven.  *  Kastner,  Emerich.  Bibliotheca  Beethuveniana.  Versuch  einer 
Beethoven -Bibliographie  enthaltend  alle  vom  Jahre  1827  bis  1913  er- 
schienenen Werke  über  den  grofsen  Tondichter,  nebst  Hinzuf  iigung  einiger 
Aufsätze  in  Zeitschriften  etc.  Leipzig:  Breitkopf  &  Härtel  1913.  Vi, 
44  S.    3  M. 

Bergson.  A  Contribution  to  a  bibliography  of  Henri  Bergson.  (Pref. 
W.  Dawson  Johnston,  introd.  John  Dewey.  New  York  1913:  Columbia 
Univ.  Pr.  XIII,  56  S.  (Columbia  University  in  the  City  of  New  York. 
The  Library.) 

Fiorelli.  Palumbo,  Antonio.  Catalogo  ragionato  delle  pubblicazioni  archeo- 
logiche  e  politiche  di  Giuseppe  Fiorelli,  con  prefazione  di  Raffaele 
De  Cesare.    Cittä  di  Castello:  S.  Lapi  (1913).     81  S. 

Giannone.  Nicolini,  Fausto.  GH  scritti  e  la  fortuna  di  Pietro  Giannone: 
ricerche  bibliografiche.    Napoli:  L.  Pierro  1913.    VIII,  155  S.     5  L. 

Goethe.    Bibliographie.    Goethe -Jahrbuch  34.    1913.    S.  234— 259. 


Antiquariatskataloge  527 

Hugo,  Victor.    Dubois,  Pierre.    Bio-bibliographie  de  Victor  Hugo  de  1602 

ä  1825.     Paris:  Champion  1913.    XIV,  241  8.    4°. 
Lavigerie.    Tournier,  J.     Bibliographie  du  cardinal  Lavigerie.     These  pour 

le  doctorat  es  lettres  .  .  .  Paris:  Perriu  1913.     13«  S. 
Napoleon.    Sepet,  Marius.    Ouvrages  sur  Napoleon   et  son  temps.     Poly- 

biblioD,  Partie  litteraire  1913.     S.  148—150. 
Shakespeare.     Daffis,  Hans.     Shakespeare -Bibliographie   1912.     Mit   Nach- 
trägen   zur   Bibliographie    früherer   Bände  .  .  .   Jahrbuch   der   deutschen 

Shakespeare-Gesellschaft  49.     1913.    S.  206— 319. 
—  Wheatley,    Henry  B.      Post-restoration   quartos   of   Shakespeare's    plays. 

Library  3.  Ser.   4.     1913.    S.  237—26!». 
Strindberg.      Zetterland,   Rune.      Bibliografiska    anteckningar    oui    August 

Strindberg.    Stockholm:  Bonnier  (1913).    325  S. 
Swedenborg.     Stroh,  Alfred,  och  Greta  Ekelöf.    An  abridged  chronologjcal 

List  of  the  works  of  Etnanuel  Swedenborg,  including  manuscripts,  original 

editions  .  .  .  Uppsala  (1913):  Alinqvist  och  Wiksells  boktryckeri.  54  S.    4°. 

Publ.  in  celebration  of  the  centenary  of  the  Swedenborg  Society  by  the 

Royal  Swedish  Academy  of  siences. 
Verdi.     Vanbianchi,  Car.    Saggio  di  bibliografia  verdiana,   nel  1°  ceutenario 

di   Giuseppe   Verdi,    1813—1913.    Milano:    P.  Ricordi  e  C.     1913.     VII, 

118  S. 
Wieland.    *  Kurrelmeyer,  W.    Die  Doppeldrucke  in  ihrer  Bedeutung  für  die 

Textgeschichte  von  Wielands  Werken.    (Abhandlungen  der  Kgl.  preufs. 

Akademie  der  Wiss.     1913.     Phil.- hist.   CL  Nr  7.)    Berlin,  Ak.  d.  Wiss. 

(G.  Reimer  in  Comm.)    1913.     45  S.     4°. 
Witzel.    Richter,  Greg.     Die  Schriften   Georg  Witzeis  bibliograph.   bearb. 

Nehst  einigen  nngedr.  Reformationsgutachten  n.  Briefen  Witzeis.    Fulda 

1913:  Fuldaer  Actiendr.    XVIII,  208  S.,  1  Portr.,   1  Faks.   4,50  M.  =  Ver- 
öffentlichung des  Fuldaer  Geschichtsvereins  10. 


Aiitiquariatskataloge. 

Bangel  &  Schmitt,  Heidelberg.   Nr  56:  Neueste  deutsche  Literatur.  3504  Nrn. 
Borgmeyer  &  Co.,  Münster  i.  W.     Nr  2S:  Theologie,  Kathol.  Volksschriften, 

etc.    2713  Nrn. 
Graupe,  Paul,  Berlin.    Nr  66:  Das  moderne  Buch.    513  Nrn. 
Ilarrassowitz,   Otto,    Leipzig.     Nr  359:    Der  alte  Orient.    268S  Nrn.    — 

Nr  360:  Historische  Theologie.    3167  Nrn. 
Heims,  Leipzig.    Nr  22:  Kunst.     326  Nrn. 
Henrici,  Berlin.   Nr  14:  Autographen  v.  Dichtern,  Schriftstellern  u.  Gelehrten. 

612  Nrn. 
Jolowicz,  Jos.,  Posen.    Nr  183:    Polonica.    3198  Nrn.    —   Nr  185:    Slavica. 

1828  Nrn. 
Kcrler,  H.,  Ulm.     Nr  420:  Praehistorik.     1121  Nrn. 
Klüber,  Passau.    Nr  11:   Varia.    1200  Nrn.    —    Nr  12:    Naturwissenschaften. 

788  Nrn.   —   Nr  13:  Philosophie.    Diversa.    1016  Nrn. 
Lempertz,  Bonn.     Nr  229:  Schöne  Literatur.     33S6  Nrn. 
Lentnersche  Hofbuchh.,  München.     Nr  15:    Bibliotheca  Bavarica.     Vierte 

Folge  II.  Teil:  Monacensia.    Nr  13342— 14823. 
List  u.  Francke,    Leipzig.     Nr  443:    Musikliteratur.    Musikalien.    Theater. 

2250  Nrn. 
Mayer  &  Müller,  Berlin.    Nr  276:  Chemie.    54  S. 
Nijhoff,  Haag.     Nr  395:   Langues   et   Litteratures   des   pays   de   l'Europe. 

2:(7(i  Nrn. 
Prager,  Berlin.    Nr  193:  Staats-  u.  Volkswirtschaft.     1543  Nrn. 
Rau  the,  Berlin.     Nr  47:  Künstlerische  Veröffentlichungen.  224  Nrn.  —  Nr  49: 

Antographen.    229  Nrn.   --    Nr  51 :  Kunst  a.  Literatur.    251  Nrn. 
Speyer  &  Peters,  Berlin.    Nr  30:  Philosophie.     1494  Nrn. 
Stark,  München.     Nr  32:  Varia.     1644  Nrn. 


528     Antiquariatskataloge  —  Bücherauktionen  —  Personalnachrichten 

van  Stockunis  Ant.,  Haag.  Pamphlets,  estampes  concern.  les  traitßs  de 
paix.  365  Nrn.  —  Boeken  etc.  betreffende  Johan  en  Cornelis  de  Witt. 
273  Nrn.  —  Pamphlets  historiques  des  Pays-Bas.  IV.  partie.    545  Nrn. 

Teufens  Nachf.,  Wien.    Nr  29:  Varia.    769  Nrn. 

Twietmey  er  Leipzig.    Nr  128:  Theologie,  Philosophie,  Paedagogik.  1805  Nrn. 

Weigel,  Oswald,  Leipzig.  Liste  36:  Florae.  179  Nrn.  —  Liste  37:  Phanerog. 
171  Nrn. 

Wiener  Volksbuchhandlung,  Wien.  Nr  5:  Sozialismus  und  Sozialdemo- 
kratie.   Anarchismus  — Utopia,     191 S  Nrn. 

Winter,  Dresden.    Nr  156:  Musik  nnd  Musikliteratur.     1473  Nrn. 

Zahn  &  Jaensch,  Dresden.  Nr  260:  Katalog  f.  Bibliophilen,  Museen  u. 
Bibliotheken.    899  Nrn.   —   Nr  261 :  Das  Zeitalter  Napoleons  I.    S71  Nrn. 

Buch  eraukti  on  en. 

Frankfurt  a.  M.,  20.  — 23.  November  1913:  Kunstbibliothek  u.  Kupferstich- 
kabinet  Eugen  Schweitzer  Berlin.     2373  Nrn.    Bei  Baer  &  Co. 

Leipzig,  24.-25.  November  1913:  Moderne  Original- Graphik.  Dabei  ein 
nahezu  vollständiges  Werk  von  Max  Klinger.  669  Nrn.    Bei  Beyer  &  Sohn. 


Persoiialnaclirichten. 

Berlin  KB.  Als  Volontäre  traten  ein  Dr.  phil.  Rudolf  Keydell,  geb.  30.3. 
87,  studierte  klassische  Philologie,  und  Dr.  jur.  Walter  Transfeldt,  geb. 
24.  3.  72,  studierte  Geschichte  und  Rechtswissenschaft,  vorher  Offizier. 

Berlin  ÜB.  Als  Volontär  trat  ein  Dr.  jur.  Hans  Brinkmann-Bondi, 
geb.  21.  1.  87,  studierte  Rechtswissenschaft. 

Bonn  ÜB.  Dem  Oberbibliothekar  Dr.  Oskar  Mafslow  wurde  das 
Prädikat  Professor  beigelegt  und  der  Assistent  Dr.  Johannes  Äsen  zum 
Hilfsbibliothekar  an  Greifswald  ÜB  ernannt. 

Breslau  ÜB.  Der  Hilfsbibliothekar  Dr.  Heinrich  Berger  wurde  zum 
Bibliothekar  ernannt;  der  Assistent  Dr.  Walter  Schubert  wurde  zur  Kata- 
logisierung der  B.  des  Oberlandesgerichts  Celle  beurlaubt;  als  Volontär  trat 
ein  Dr.  phil.  Joachim  Kirchner,  geb.  22.  8.  90,  studierte  deutsche  Philo- 
logie und  Philosophie. 

Bromberg  StB.  Der  wissensch.  Hilfsarbeiter  Dr.  Holm  Zerener  wurde 
zum  Bibliothekar  an  der  Deutschen  Bücherei  in  Leipzig  ernannt. 

Darmstadt  HB.  Der  Volontär  Dr.  Karl  Schmidt  wurde  zum  Hilfs- 
bibliothekar an  der  Deutschen  Bücherei  in  Leipzig  ernannt. 

Greifs  wald  ÜB.  Der  Hilfsbibliothekar  Dr.  Georg  Prochnow  wurde 
zum  Bibliothekar  an  Kiel  ÜB  ernannt  und  der  Volontär  Dr.  Gust.  Abb  an 
Göttingen  ÜB  überwiesen. 

Halle  ÜB.  Der  am  1.  Oktober  in  den  Ruhestand  getretene  Oberbiblio- 
thekar Dr.  Oskar  Grulich  starb  am  20.  Oktober. 

Kiel  ÜB.  Der  Oberbibliothekar  Dr.  Ernst  Weber  wurde  an  Halle  ÜB 
versetzt. 

Jena  ÜB.  Der  wissensch,  Hilfsarbeiter  Dr.  Theodor  Lockemann 
wurde  zum  Hilfsbibliothekar  an  der  Deutscheu  Bücherei  in  Leipzig  ernannt. 

Königsberg  ÜB.  Der  Volontär  Dr.  Kurt  Balcke  wurde  an  Berlin 
KB  überwiesen. 

Marburg  ÜB.  Der  Hilfsbibliothekar  Dr.  Wilhelm  Pelka  schied  behufs 
Uebernahme  einer  Stelle  an  Königsberg  StB.  aus  dem  staatlichen  Bibliotheks- 
dienst ans. 

Münster  ÜB.  Der  Assistent  Dr.  Wilhelm  Vogt  wurde  zum  Hilfs- 
bibliothekar ernannt. 

Strafsburg  ULB.  Der  Assistent  Dr.  Karl  Bauermeister  schied  am 
1.  Okt.  aus  dem  Bibliotheksdienst  aus.  Als  Volontär  trat  ein  Dr.  phil.  Joseph 
Berenbach,  studierte  Orientalia. 

Verlag  von  Otto  Harraesowitz,  Leipzig.  —  Druck  von  Ehrhardt  Karras,  Halle. 


Zentral  blatt 


für 


Bibliothekswesen. 

XXX.  Jahrgang.  12.  Heft.  Dezember  1913. 


Zur  Frage  der  Behandlung  der  Anonyma 
in  der  Buchausgabe  des  PreufsiSchen  Gesamtkatalogs. 

I. 

Für  den  Gesamtkatalog,  dessen  Titel  zum  weitaus  überwiegenden 
Teil  der  Literatur  vergangener  Jahrhunderte  angehören,  spielen  die 
Anonyma  eine  besonders  wichtige  Rolle.  Während  für  einen  Katalog 
moderner  Literatur  ebenso  wie  für  die  laufenden  Titeldrucke  die  Ano- 
nyma hauptsächlich  nur  insoweit  in  Betracht  kommen,  als  es  sich 
um  Zeitschriften,  Serien  und  Sammelwerke  handelt,  hingegen  Einzel- 
schriften ohne  Verfasser  nur  sporadisch  darin  vorkommen ,  treten  sie 
im  GK  stellenweise  in  grofsen  Mengen  auf,  z.  B.  bei  den  umfangreichen 
OW  Arret,  Bedenken,  Bericht,  Beweis,  Chronicon,  Denkschrift,  Edikt, 
Gesangbuch ,  Handbuch ,  Histoire ,  Mandat  u.  a.  Dieses  massenweise 
Auftreten  erfordert,  dafs  wir  uns  vor  der  Drucklegung  des  GK  über 
die  Behandlung  der  Anonyma  ganz  klar  werden,  damit  wir  während 
des  Drucks  vor  unliebsamen  Ueberraschungen  nach  Möglichkeit  ge- 
sichert sind. 

Manche  Regel  der  Instruktion  läfst  sich  leicht  auf  den  einzelnen 
Titel  anwenden,  versagt  aber,  wo  es  darauf  ankommt,  grofse  Mengen 
anonymer  Titel,  die  fast  gleichlautend  sind  und  namentlich  in  den 
OW  übereinstimmen,  zweckmäfsig  anzuordnen.  Das  gilt  aber  nicht 
etwa  nur  von  der  Preufsischen  Instruktion.  Denn  wenn  auch  das  rein 
mechanische  Prinzip,  wie  es  beispielsweise  die  österreichischen  Biblio- 
theken anwenden,1)  jedem  Titel  seinen  fest  bestimmten  Platz  anweist, 
so  findet  man  in  einem  grofsen,  so  geordneten  anonymen  Abschnitt 
die  gesuchte  Schrift  leicht  und  sicher  doch  nur  dann,  wenn  ihr  Titel 
ganz  genau ,  bis  herab  zu  den  unwesentlichsten  Wörtern ,  bekannt  ist. 
Am  ehesten  liefse  sich  ein  grofser  Artikel  wie  z.  B.  „Bedenken" 
vielleicht  nach  der  im  Kayser  und  Heinsius  befolgten  Methode ,  bei 
der  das  2.  und  die  folgenden  OW  nach  der  sachlichen  Bedeutung 
gewählt  werden,  übersichtlich  und  leicht  benutzbar  gestalten;  aber 
diese  Praxis  läfst  denn  doch  dem  subjektiven  Ermessen  einen  zu  weiten 
Spielraum,  als  dafs  sie  auf  den  feste  Regeln  verlangenden  GK  An- 
wendung finden  könnte. 

1)  Vgl.  Zbl.  f.  Bw.  28.  11)11.  S.  423  u.  Z.  d.  üsterr.  Ver.  f.  B\v.  2.  1911.  S.84. 
XXX.     12.  37 


530  Behandlung  der  Anonyina  im  Gesanitkataloge 

Nun  kann  es  sich  im  folgenden  überhaupt  nicht  um  akademische 
Erörterung  der  Frage  handeln:  Was  ist  das  theoretisch  Beste?  Wir 
müssen  vielmehr  mit  den  gegebenen  Verhältnissen  rechnen  und  davon 
ausgehen ,  dafs  eine  völlige  Neuordnung  der  Anonyma  des  GK  aus- 
geschlossen ist,  wenn  man  nicht  den  Beginn  der  Drucklegung  ad 
Calendas  Graecas  vertagen  will.  Es  gilt  nach  einem  Weg  zu  suchen, 
der  es  ohne  einschneidende  Aenderung  der  preufsischen  Instruktion 
auch  dem  mit  ihren  Vorschriften  nicht  genau  vertrauten  Benutzer  er- 
möglicht, sich  im  Gesamtkatalog  zurechtzufinden. 

Sehen  wir  uns  einmal  den  Abschnitt  „Bedenken",  so  wie  er  im 
GK  vorliegt,  etwas  näher  an.  Er  enthält  nahezu  400  Titel,  die  im 
GK,  wenn  er  im  Format  des  Probedrucks  veröffentlicht  wird,  fast  10 
Seiten  ausfüllen  werden.  Als  2.  OW  kehrt  das  Adjektiv  „  Kurzes  ■ 
20  Mal,  das  Adjektiv  „  Unvorgreifliches "  22  Mal  wieder.  Nun 
mache  man  sich  klar,  dafs  diese  Adjektive  für  den  Inhalt  des 
Buches  vollkommen  gleichgültig  sind  und  beim  Zitieren,  folglich 
auch  beim  Bestellen  in  der  Regel  fortgelassen  werden.  Im  17.  Jahr- 
hundert, dessen  Titel  sich  durch  eine  —  fast  möchte  man  sagen 
rührende  —  Weitschweifigkeit  und  Unbeholfenheit  auszeichnen,  hatte 
man  Zeit,  Titel  wie  den  folgenden  zu  drucken  und  zu  lesen:  „Aus- 
führliches ,  Wolgegründtes ,  Politisches  Bedenken  auff  das  nach  jetz- 
wehrende  Kriegswesen  im  Niderlandt  Darinn  gründtlich  angedeuttet 
unnd  erzehlet  wirdt,  woher  der  Krieg  entsprossen,  wie  solcher  ein 
Anfang  und  Mittel  geführt  ...  in  Lateinischer  Sprach  erstlich  be- 
schriben,  Jetzo  ins  Hochteutsch  übergesetzt,  o.  O.  1629."  Wer  wird 
es  heute  dem  Historiker  zum  Vorwurf  machen,  wenn  er  diesen  lang- 
atmigen Titel  so  zitiert:  „Bedenken  auf  das  Kriegswesen  im  Nider- 
landt. 1629"?  Ein  solches  Zitat  findet  man  aber  im  GK  nur,  wenn 
man  den  Artikel  „  Bedenken  "  Titel  für  Titel  durchsieht ,  wobei  die 
Gefahr,  dafs  man  ihn  übersieht,  weil  das  eigentlich  wesentliche  Wort 
„  Niederlande "  von  einem  Schwulst  nebensächlicher  Floskeln  über- 
wuchert wird,  nicht  gering  ist.  Aehnliche  Fälle,  bei  denen  die  OW: 
Ausführliches,  wohlmeinendes,  gewissenhaftiges ,  schriftmäfsiges,  hoch- 
wichtiges usw.  abwechseln  mit  etwas  inhaltsreicheren  wie  christliches, 
rechtliches,  theologisches,  geben  dem  Abschnitt  „Bedenken"  eine  Un- 
übersichtlichkeit und  Schwerfälligkeit,  die  zu  dem  Zweck  des  Katalogs, 
der  leichten  Auffindbarkeit  eines  Titels  zu  dienen,  in  schroffem  Wider- 
spruch steht. 

Trotzalledem  wird  man  an  dem  Grundsatz  festhalten,  dafs  das  1. 
Ordnungswort  nach  den  Regeln  der  Instruktion  gewählt  werden  mufs. 
Gibt  man  dies  Prinzip  auf  und  entschliefst  sich  beispielsweise  dazu, 
Anonyma,  in  denen  ein  Länder-  oder  Ortsname  enthalten  ist,  unter 
das  Land  oder  den  Ort  zu  stellen,  also  den  erwähnten  Titel:  „Aus- 
führliches .  .  .  Bedenken"  unter  „Niederlande",  so  ist  eine  Revision 
des  ganzen  GK  notwendig,  die  nach  ungefährer  Schätzung  bei  Ver- 
wendung von  sieben  Arbeitskräften  mehr  als  drei  Jahre  erfordern  und 
zur  Folge    haben    würde,    dafs  der  Beginn  der  Drucklegung  bis  nach 


von  R.  Fick  531 

der  Durchführung  dieser  Arbeit  hiuausgeschoben  werden  müfste.  Auch 
das  Nachholen  der  Verweisungen  von  Ortsnamen  liefse  sich  nur  durch 
eine  völlige  Durcharbeitung  des  ganzen  Katalogs  vor  dem  Druck  er- 
möglichen ,  da  andernfalls  zahllose  Verweisungen ,  die  in  den  schon 
gedruckten  Teil  des  Katalogs  gehören,  unter  den  Tisch  fallen  würden. 
Fraglich  ist  ferner,  ob  solche  Verweisungen,  die  bei  häufig  vor- 
kommenden Ortsnamen  wie  „Berlin"  zu  grofsen,  schwer  übersehbaren 
Artikeln  anwachsen  würden,  viel  zur  Auffindung  eines  gesuchten  Titels 
beitragen  könnten;  denn  wird  z.  B.  von  „Berlin"  auf  „Bericht"  ver- 
wiesen, so  wird  sich  der  Benutzer  bei  „Bericht"  wiederum  nur  zurecht- 
finden, wenn  ihm  die  Instruktion  genau  bekannt  ist. 

II. 

Die  Hinzufügung  von  Schlüsseln  (Orts-  und  Schlagwortregistern) 
zu  grofsen  anonymen  Artikeln. 
Man  wird  also  das  Festhalten  an  dem  durch  die  Instruktion  vor- 
geschriebenen 1.  OW  als  allgemeine  Regel  zweifellos  befürworten 
müssen.  Eher  läfst  sich  die  Frage  aufwerfen ,  ob  es  nicht  angezeigt 
ist,  bei  der  Wahl  des  2.  OW  für  den  Bandkatalog  in  einzelnen  Fällen 
gröfsere  Freiheit  zu  gewähren.  Bei  leicht  zu  übersehenden  Artikeln, 
die  der  Benutzer  mit  einem  Blick  überfliegt,  wie  bei  dem  Abschnitt 
„Chronicle"  des  Probedrucks,  wird  mau  es  unbedenklich  bei  den  durch 
die  Instruktion  gebotenen  2.  OW  belassen  können.  Anders  liegt  die 
Sache  schon  bei  „Chronicon":  man  wird  sehr  oft,  um  einen  Titel  in 
dem  5'/2  Spalten  ausfüllenden  Artikel  zu  finden,  lange  suchen  müssen, 
wenn  man  nicht  mit  den  Einzelheiten  der  Katalogisierungsvorschriften 
vertraut  ist  und  überdies  den  Titel  des  gesuchten  Buches  nicht  genau 
kennt;  dafs  ein  Titel  wie:  „Anonymi  monachi  Cassinensis  Chronicon 
rerum  in  regno  Neapolitano  gestarum"  hinter  „Chronicon  Monacense" 
folgt  und  dafs  „Anonymi  Chronicon  Wirtembergense"  vor  „Chronicon 
antiquissimum  ex  cod.  Pal.  ed.  A.  Maius"  zu  suchen  ist,  wird  in  seinen 
Gründen  dem  Benutzer  erst  nach  längerem  Gebrauch  des  Katalogs 
klar  werden.  Trotzdem  wird  man  gut  tun,  von  einer  andern  Wahl 
des  2.  OW  auch  in  diesem  Fall  Abstand  zu  nehmen,  und  ein  anderes 
Mittel  zum  leichteren  Auffinden  der  Titel  vorziehen.  Ein  solches 
Mittel  liegt  in  dem  Hinzufügen  eines  Schlüssels,  eines  Index  der 
Ortsnamen  zu  dem  Abschnitt.  Dieser  Schlüssel  wird  alle  diejenigen 
Ortsnamen  enthalten ,  die  im  Titel  vorkommen  und  nicht  als  2.  OW 
gebraucht  sind ,  und  wird  durch  Hinzufügen  der  Nummer  des  Titels 
—  innerhalb  jedes  Buchstaben  des  GK  sollen  die  Titel  von  1  an- 
fangend numeriert  werden  —  auf  die  genaue  Stelle  des  Abschnitts 
„Chronicon"  verweisen.  Beginnt  die  Numerierung  von  „Chronicon" 
mit  der  Zahl  3210,  so  erhält  der  Index  folgendes  Aussehen: 

Abingdon  3288  Bayern  3257 

Agraua  3350  Belgien  3316 

Andaginense  3291  Betkania  (Beuthen)  3248 

Bari  3249  Brabant  3232 

Battle  abbey  3292  f.  Buch  3338 

37* 


532 


Behandlung  der  Anonytna  im  Gesaintkataloge 


Danzig  3239 

Deutsehland  3244 

Dijon  3323 

Dunstable  3226 

Edinburgh  3250 

Eginond  aan  Zee  3280 

Eisleben  3272 

Ellwangen  3294 

England  3251.  3287.  3324  ff. 

Erfurt  3230.  3319 ff. 

Evesham  3215 

Exeter  3216 

Furnes  3248 

Goslar  3252 

Grofswardein  3350 

Halberstadt  3237 

Heiligenkreuz  3242 

Irland  3331 

Italien  3314 

Le  Puy-en-Velay  3311 

Lorsch  3274 

Lübeck  3239 

Magdeburg  3239 

Mainz  3282.  3345  f. 

Mantua  3235 

Marienfeld  3247 

Mecheln  3254 

Meifsen  3338 

Mondsee  3277 

Monte  Cassino  3284  f. 


Montemayor  3240.  3340 

Morigny  3280 

Neapel  3284 

Oesterreich  3236 

Ofen  3246 

Oudenbourg  3289  f. 

Overyssel  3231 

Peterborough  3225.  3312 

Posonium  (Pressburg)  3271 

Ramsey  3217 

Reichersberg  3295 

Ribe  (Ripen)  3258 

Sachsen  3245 

Saint-Mihiel  3281 

Saint  Neots  3261 

Salzburg  3301 

Sancta  Crux  s.  Heiligenkreuz 

Schönau  3255 

Schottland  3251.  3287.  3331 

Schuttern  3229 

Siisel  3303 

Tiel  3238 

Transisalana  provincia  s.  Overyssel 

Ungarn  3263.  3343  f. 

Upsala  3332 

Ursberg  3219 

Varadinum  s.  Grofswardein 

Warneton  32 IS 

Wiltshire  3347 

Württemberg  3233 


Bei  grofsen  Artikeln  allgemeineren  Inhalts  wie  „Bedenken,  Beweis, 
Denkschrift,  Gesetz,  Handbuch,  Katalog  usw."  wird  man  sich  nicht  mit 
einem  Ortsindex  begnügen,  sondern  ein  Schlagwortregister  hinzufügen, 
das  sich  bei  „Bedenken",  wenn  der  1.  Titel  die  Zahl  19  erhält, 
folgendermafsen  gestaltet  : 


Abdias  Babylonius  55 
Abendmahl  66.  127.  141.  310f.  337 
Adolf  Friedrich  Herzog  zu  Mecklen- 
burg 263 
Aerzte  136 
Agende  245 
Alimentation  259 
Altdorff  316  f. 
Altenburg  114 
Altona  27 
Anhalt  301  f. 
Anhalt-Bernburg  275 
Apologia  Schütziana  392 
Arcanum  Regulin  202.  232 
Archive  97 

Augsburgische  Konfession  65.  86.  288 
Ausgaben  1 86  ff. ' 
Baden  19.  20.  126 
Bankangelegenheiten  83 
Basel  115 
Bauernstand  121 
Bayern  46.  154.  346 


Begräbnis  246.  292 
Beichte  310  f. 
Berg  173 


Weifsenburg  88 

Westfalen  258 

Wetzlar  264 

Wiedertäufer  82.  105 

Winterische  Reservatursache  351 

Wittenberg   55.   69.   82.  96.  105.  108. 

111.  158.  164  f.  306 
Wittenbergischer  Katechismus  48.  49. 

303.  305 
Wittgenstein,  Grafen  v.  282 
Zar  235 

Zehntrechte  19 
Zeitvertreib  30  f.  35 
Zeitz  159 
Zell  328 
Zins  267.  271  ff. 
Zinzendorf  137 
Zoll   104.  231 


von  R.  Fick  533 

III. 
Abweichung  von  der  Instruktion  bei  Wahl  des  2.  0\V. 

Ueberschriften. 
Die  Hinzufügung  eines  Schlüssels  wird  nicht  immer  als  das  beste 
Mittel  anzusehen  sein,  um  grofse  anonyme  Artikel  übersichtlich  zu 
gestalten.  Einzelne  Stichwörter  lassen  sich  einfacher  ohne  Hinzufügung 
eines  Registers  dadurch  leicht  benutzbar  machen ,  dafs  man  von  der 
strengen  alphabetischen  Folge  absieht  und  grundsätzlich  als  2.  OW 
den  Ortsbegriff  wählt.  Solche  Artikel  sind  beispielsweise  „Agenda, 
Breviarium,  Gesangbuch,  Kirchenordnung  usw."  Wie  beim  Probedruck 
(S.  30)  würde  unmittelbar  hinter  dem  anonymen  1.  OW  in  Klammern 
eine  Anweisung  für  den  Benutzer  etwa  in  folgender  Art  gegeben 
werden:  [Voran  gehen  die  allgemeinen  Breviarien,  dann  folgen  alpha- 
betisch nach  dem  Kloster,  Land,  Orden  oder  Ort  die  Breviarien,  die 
sich  auf  ein  bestimmtes  Kloster  usw.  beziehen.]  Eine  besonders  gute 
Uebersichtlichkeit  wird  erreicht,  wenn  die  speziellen  Breviarien  eine 
Ueberschrift  erhalten,  die  sich  zusammensetzt  aus  dem  1.  OW  und 
dem  geographischen  Begriff  als  2.  OW,  also  z.  B.: 
Breviarium  Bremense, 

„  Cisterciense, 

„  Predicatorum, 

„  Romanum  u.  a. 

In  ähnlicher  Weise  wird  man  beim  Abschnitt  Gesangbuch  verfahren: 
man  wird  voran  alle  allgemeinen  Gesangbücher,  die  nicht  für  ein  be- 
stimmtes Land,  eine  Provinz,  einen  Ort  Geltung  haben,  alphabetisch 
nach  dem  Titel  und  den  Vorschriften  der  Instruktion  ordnen;  dann 
wird  man  ohne  Rücksicht  auf  den  genauen  Wortlaut  des  Titels  und 
ohne  Verweisung  die  speziellen  Gesangbücher  alphabetisch  nach  dem 
Ort  und  mit  Ueberschrift  des  Ortes  folgen  lassen.  Ueberhaupt  wird 
man  in  der  Verwendung  von  Ueberschriften  beim  Bandkatalog  nicht 
leicht  zu  weit  gehen  können.  Der  Abschnitt  „Washington  Irving"  des 
Probedrucks  wäre  übersichtlicher  geworden,  wenn  wenigstens  die  haupt- 
sächlichsten Gruppen  des  Artikels  wie  Werke,  Teilsammlungen,  Äl- 
hambra,  Life  of  Washington  und  Sketch-book  durch  Ueberschriften 
herausgehoben  wären. 

IV. 
Amtliche  Veröffentlichungen  ohne  Buchcharakter. 
Die  in  §  58  der  Instruktion  zusammengefafsten  Kategorien  von 
Schriften  (Gesetze,  Patente,  Abschiede,  Bullen,  Hirtenbriefe  und  andere 
amtliche  Veröffentlichungen)  sind  ihrem  Titel  nach  zum  Teil  so  wenig 
geeignet  für  die  alphabetische  Katalogisierung,  dafs  sie,  läfst  man  sie  in 
ihrer  jetzigen  Anordnung,  dem  Fortgang  der  Drucklegung  ein  ernst- 
liches Hindernis  in  den  Weg  legen  werden.  Für  einen  alphabetischen 
Zettelkatalog,  der  lediglich  im  innern  Dienst  gebraucht  wird,  hat  der 
genannte  Paragraph  insofern  eine  annehmbare  Fassung  erhalten ,  als 
man  der  Schwierigkeit,  eine  anonyme  amtliche  Verordnung  dem  Fürsten, 
unter   dessen  Regierung    sie  erlassen  ist,    zuzuweisen,    aus  dem  Wege 


534  Behandlung  der  Anonyma  im  Gesarutkataloge 

gegangen  ist.  Dadurch  sind  aber  —  abgesehen  von  zahlreichen  Fällen, 
in  denen  zwischen  der  anonymen  Einordnung  und  der  unter  dem 
Regenten  hin  und  her  geschwankt  wird  —  eine  Reihe  anonymer 
Artikel  wie  „Arret,  Copia,  Declaration,  Edikt,  Mandat  Usw."  entstanden, 
die,  in  ihrer  vorliegenden  Form  gedruckt,  für  den  Bandkatalog  durchaus 
unbrauchbar  würden  und  auch  nicht  durch  Hinzufügung  von  Schlag- 
wortregistern leichter  benutzbar  gemacht  werden  könnten. 

Es  stellte  sich  schon  bei  der  Vergleichungsarbeit  heraus,  dafs  diese 
Art  von  Schriften  für  die  alphabetische  Katalogisierung  schwer  erfafs- 
bar  sind.  In  der  Abschrift  des  Zettelkatalogs  der  KB  befand  sich  ein 
Titel:  „Armeebefehl,  dat.  Erfurt.  Hauptquartier  9.  Okt.  1806."  Beim 
Umlauf  bemerkte  hierzu  eine  Bibliothek:  „Der  Armeebefehl  scheint 
doch  von  Napoleon  zu  stammen  und  würde  dann  wohl  zweckmäfsiger 
unter  diesen  gestellt.  Wir  besitzen  hier  mehrere  Armeebefehle  Gustavs  III. 
von  Schweden,  die  unter  diesem  kommen  werden."  Gegen  diese  Be- 
merkung war  zweierlei  einzuwenden:  1.  Der  erwähnte  Armeebefehl 
rührt  nicht  von  Napoleon  her,  sondern  von  Friedrich  Wilhelm  III. 
2.  Die  Armeebefehle  Gustavs  III.  waren  nach  der  Instruktion  nur  dann 
unter  den  Fürsten  zu  stellen,  wenn  dieser  auf  dem  Titel  genannt  war. 
Es  ist  nicht  ausgeschlossen ,  dafs  andere  Bibliotheken  diese  Armee- 
befehle in  ihren  Katalogen  unter  irgend  einem  sachlichen  Ordnungs- 
wort anonym  verzeichnet  haben.  An  diesen  Fall  knüpfte  sich  eine 
Erörterung,  in  der  von  einer  Seite  gefordert  wurde,  man  solle  bei 
einem  solchen  titellosen  Druck  den  Beginn  des  Textes  als  OW  wählen, 
während  man  andererseits  vorschlug,  wenigstens  von  den  Anfangsworten 
zu  verweisen.  Es  findet  sich  denn  auch  tatsächlich  im  GK  unter  dem 
OW  „Seine"  die  folgende,  aus  diesem  Anlafs  nachgeholte  Verweisung: 
„Seine  Majestät  der  König  haben  allergnädigst  befohlen,  folgendes  der 
Armee  bekannt  zu  machen.  1806  s.  Armeebefehl."  Eine  Zeitlang 
wurden  titellose  Drucke  von  einzelnen  Bibliotheken  in  aller  Aus- 
führlichkeit gemeldet:  die  Aufnahme  fing  an  mit  einem  fingierten 
Titel  wie  diesem:  „Auftbrderung  an  die  Bewohner  des  Herzogtums 
Magdeburg  ihre  Söhne,  welche  Jura  studieren  wollen,  nach  der  Uni- 
versität Frankfurt  zu  schicken,  dat.  Halle  6.  Aug.  1683.  (2  Bl.)  [F. 
u.  Ant.]"  Dann  folgte:  „[Anfang:]  Sr.  Chur-Fürstl.  Durchl.  zu  Branden- 
burg, .  .  .  Wir  verordnete  Cantzler  und  Räthe  .  .  .  [Schlufs:]  Wornach 
sich  Männiglich,  den  es  angeht,  zu  achten.  Uhrkundlich  mit  dem  in 
das  Herzogthum  Magdeburg  Verordnetem  Regierungs  Secrete  bedruckt 
.  .  .  [dat.  wie  oben.]" 

Man  wird  zugeben  müssen,  dafs  diese  Art  der  Aufnahme  eine  voll- 
kommene Sicherheit  der  Identifizierung  eines  titellosen  Drucks  gewähr- 
leistet; ebenso  klar  ist,  dafs  niemals  weder  ein  handschriftlicher  noch 
ein  gedruckter  Gesamtkatalog  zustande  gekommen  wäre,  wenn  wir 
diese  Methode  der  Titelaufnahme  beibehalten  hätten.  Sehn,  bald  wurde 
denn  auch  von  der  Aufnahme  titelloser  Drucke  Abstand  genommen. 
Damit  war  aber  nur  ein  kleiner  Stein  des  Anstofses  beseitigt.  Zahl- 
lose Edikte,  Erlasse,  Mandate,  Verordnungen  u.  a.  sind  mit  einem  Titel- 


vuu  R.  Fick  535 

blatt  erschienen,  andere  führen  einen  Kopftitel,  noch  andere  beginnen 
mit  dem  Namen  des  Herrschers  und  sind  bisher  im  OK  unter  ihm  als 
Autor  genau  so  behandelt  worden  wie  Schriften,  die  er  wirklich 
verfafst  hat,  z.  B.  seine  Privatbriefe.  Als  gemeinsames,  auf  die 
amtlichen  Veröffentlichungen,  die  hier  in  Frage  kommen,  zutreffendes 
Kriterium  kann  —  abgesehen  davon,  dafs  sie  fast  alle  in  die  Zeit  vor 
der  französischen  Revolution  fallen  —  in  der  Regel  das  Fehlen  eines 
eigentlichen  Erscheinungsvermerkes  gelten,  an  dessen  Stelle  eine  blofse 
Datierung  tritt;  durch  den  Buchhandel  sind  ja  diese,  meist  wohl  auf 
amtlichem  Wege  zur  Verteilung  gelangten  Schriften  kaum  jemals  ver- 
breitet worden. 

Ein  paar  Beispiele  mögen  eine  Vorstellung  von  dem  Umfang  dieser 
Literatur  und  der  Schwierigkeit  ihrer  alphabetischen  Verzeichnung 
geben:  Der  Artikel  „Mandat"  umfafst  gegen  300  Titel.  Darunter 
tragen  33  die  vier  gleichlautenden  OW:  „Mandat,  Majestaet,  Koenig- 
lichen,  Polen;"  von  diesen  haben  etwa  die  Hälfte  als  5.  OW  „Kur- 
fürst", die  andere  Hälfte  als  5.  OW  „Durchlaucht".  Die  Ursache  für 
die  verschiedene  Behandlung  dieser  sämtlich  von  August  IL,  König 
von  Polen ,  herrührenden  Mandate  ist  eine  rein  äufserliche:  in  dem 
einen  Falle  lautet  der  Titel:  „Ihrer  Kgl.  Maj.  in  Pohlen  u.  Churf. 
Durchl.  zu  Sachsen  Mandat  wieder  die  Bettlere,  Land-Streicher  .  .  .  d. 
d,  Dressden  d.  7.  Dec.  1715,"  in  dem  anderen  Falle:  „Ihrer  Kgl.  Maj. 
in  Pohlen  ...  als  Chur  -  Fürstens  zu  Sachsen  .  .  .  Mandat  wieder  das 
Bettel -Wesen  ...  d.  d.  Dressden  5.  April  1729."  Es  scheint  mir  keiner 
weiteren  Begründung  zu  bedürfen,  dafs  für  die  Katalogisierung  dieser 
Schriftenklasse  die  alphabetische  Verzeichnung  die  denkbar  ungeeig- 
netste ist. 

Der  grofsen  Schwierigkeit,  diese  Literatur  in  einem  Bandkatalog 
so  zu  verzeichnen,  dafs  beispielsweise  der  Historiker  einen  als  „Mandat 
Augusts  II.  von  Polen  gegen  das  Bettelwesen.  1729"  zitierten  Titel 
im  GK  ohne  zu  grofsen  Zeitverlust  findet,  kann  man  m.  E,  nur  dadurch 
begegnen ,  dafs  man  die  amtlichen  Veröffentlichungen  ohne  Bucli- 
charakter  in  besonderen  Bänden  druckt ,  wo  man  sie  nach  Ländern 
und  innerhalb  der  Länder  chronologisch  anordnen  wird.  Ein  Vorbild 
für  ein  solches  Verfahren  haben  wir  in  dem  Band  „Actes  royaux" 
des  Katalogs  der  Bibliotheque  Nationale.  In  der  Vorrede  dieses  Bandes 
wird  mit  Recht  gesagt,  dafs  es  in  dieser  Literaturgattung  zahlreiche 
Stücke  gibt,  „qui,  par  suite  de  leur  nature  meme,  ne  pouvaient  entrer 
dans  la  serie  generale:  ce  sont  les  actes  ernanes  du  pouvoir  souverain 
et  des  nombreuses  juridictions  que  la  France  possedait  avant  la  Revo- 
lution. Seuls  les  recueils  d'actes  ayant  une  unite  bibliographique  trou- 
verent  place,  suivant  le  cas,  dans  la  st;ru>  Auteurs  ou  dans  la  sriie 
anonyme.  Mais  c'e'tait  lä  le  petit  nombre.  II  etait  evident  que  les 
actes  de  Louis  XIV  ou  de  Louis  XV,  qui  se  comptaient  par  milliers, 
ne  pouvaient  etre  classes  alphabetiquement  au  nom  de  ces  rois  dans 
la  serie  Auteurs;  que  les  actes  des  differentes  juridictions  ne  pouvaient 
etre  classes  ni  au  nom  des  secretaires  qui  les  avaient  collationnes,  ni 


536  Behandlung  der  Anonynia  im  Gesamtkataloge 

dans  la  serie  anonyme,  au  premier  mot  du  titre,  en  Fespece  presque 
toujours  le  meme:  arret,  ordonnance,  sentence."  Ein  ähnliches  Prinzip 
wie  die  Bibliotheque  Nationale  befolgt  auch  das  Britische  Museum  in 
der  Behandlung  dieser  Gruppen  von  Schriften ,  doch  konnte  hier  die 
vorliegende  Schwierigkeit  noch  leichter  überwunden  werden,  weil  im 
Britischen  Museum  für  den  ganzen  Katalog  der  Grundsatz  herrscht, 
die  Anonyma  nach  topographischen  und  chronologischen  Gesichts- 
punkten zu  ordnen.  Dabei  ist  man  aber  bei  den  amtlichen  Veröffent- 
lichungen in  der  Auffassung  des  Begriffs  „anonym"  weiter  gegangen 
als  die  preufsische  Instruktion:  man  bringt  alle  Gesetze,  Erlasse, 
Mandate  usw.  unter  das  Land,  selbst  dann,  wenn  sie  mit  dem  Namen 
des  betreffenden  Fürsten  erschienen  sind,  wie  die  Goldene  Bulle 
Karls  IV.  Auch  ist  kein  Unterschied  gemacht  worden  zwischen  den 
lediglich  mit  einer  Datierung  versehenen  amtlichen  Veröffentlichungen 
und  den  eine  bibliographische  Einheit  bildenden  Büchern  im  engern 
Sinne.  Für  den  GK  wird  es  vorzuziehen  sein,  dem  Beispiel  der  Bi- 
bliotheque Nationale  zu  folgen  und  nur  die  amtlichen  Veröffent- 
lichungen ohne  eigentlichen  Buchcharakter,  also  Erlasse, 
Edikte,  Mandate,  Verordnungen  und  ähnliche  nicht  im  Buchhandel  er- 
schienene Veröffentlichungen ,  einerlei ,  ob  sie  mit  dem  Namen  des 
Fürsten  erschienen  sind  oder  nicht,  in  besonderen  Bänden  zu  drucken. 
Hingegen  liegt  kein  Anlafs  vor,  bei  Büchern  im  engeren  Sinne  von 
der  bisherigen  Katalogisierung  abzugehen:  Titel  wie  Edictum  Diocletiani 
de  pretiis  rerum  venalium  wird  man  der  Instruktion  entsprechend  unter 
Diocletianus  zu  suchen  haben.  Bei  Schriften,  die  zuerst  als  amtliche 
Veröffentlichungen  erschienen,  später  aber  wegen  ihrer  Wichtigkeit 
durch  den  Buchhandel  verbreitet  worden  sind,  wie  bei  der  Peinlichen 
Gerichtsordnung  Karls  V.,  wird  man  sich  ebenso  wie  in  allen  andern 
Zweifelsfällen  für  die  Aufnahme  in  das  allgemeine  Alphabet  entscheiden. 

V. 

Periodische  Schriften. 
Besteht  bei  den  amtlichen  Veröffentlichungen  die  Schwierigkeit  der 
alphabetischen  Verzeichnung  in  dem  Fehlen  eines  individuellen,  die 
einzelnen  Schriften  von  einander  scharf  unterscheidenden  Titels,  so 
liegt  bei  der  Kategorie,  zu  der  ich  jetzt  übergehe,  den  periodischen 
Schriften,  ein  anderes  erschwerendes  Moment  vor,  nämlich  die  grofse 
Abweichung  in  den  Beständen  der  verschiedenen  Bibliotheken.  Nur 
selten  besitzen  mehrere  Bibliotheken  von  einer  und  derselben  Zeitschrift 
genau  dieselben  Bände;  man  ist  also  fast  immer  genötigt,  zu  jeder 
Besitzziffer  die  vorhandenen  Bände  anzugeben;  z.  B.  sind  von  dem 
1804 — 18  erschienenen  „Archiv  der  Agrikulturchemie"  in  der  KB  Berlin 
und  in  Breslau  nur  Bd  1 — 2  u.  Heft  1  vom  4.  Bde  vorhanden,  Münster 
besitzt  Bd  1—3,  Göttingen  Bd  1—7,  Kiel  nur  Bd  1  —  4,_  Greifswald 
Bd  1 — 7,  davon  Bd  2  in  neuer  Auflage.  Schon  an  sich  ist  die  Re- 
daktion eines  Abschnitts,  in  dem  sich  viele  mehrbändige  Werke  finden, 
aufserordentlich  zeitraubend;    die  Vorbereitung  von  Artikeln  wie  „Ab- 


von  R.  Fick  537 

handlungen,  Archiv,  Journal,  Memoire  usw."  erfordert  aber  eine  sich 
über  Wochen  und  noch  länger  erstreckende  Redaktionsarbeit ,  die  es 
bei  dem  in  Aussicht  genommenen  Tempo  der  Drucklegung  wahrschein- 
lich unmöglich  machen  wird,  die  Druckerei  immer  rechtzeitig  mit 
Manuskript  zu  versehen.  Beim  Probedruck  waren  nur  einige  wenige 
Periodika  (Irmischia,  Isis,  Gardeners  Chronicle)  aufzunehmen;  aber 
schon  die  Aufnahme  dieser  Titel  hat  gezeigt,  dafs  eine  unverhältnis- 
mäfsig  grofse  Zeit  und  Mühe  auf  die  Redaktion  solcher  Titel  zu  ver- 
wenden ist.  Man  vergegenwärtige  sich  einmal  den  Zustand,  in  dem 
größtenteils  die  Zeitschriften  im  GK  vorliegen:  voran  geht  eine  Auf- 
nahme der  KB,  die  in  vielen  Fällen,  nicht  blofs  bei  den  noch  jetzt 
laufenden  Zeitschriften,  den  Bestand  der  KB  nur  ganz  summarisch,  oft 
ohne  Angabe  der  Reihen  und  der  Titelabweichungen  verzeichnet;  dann 
folgen  die  grünen  Zettel,  auf  denen  die  Universitätsbibliotheken  nicht 
blofs  ihre  in  den  meisten  Fällen  stark  abweichenden  Bestände,  sondern 
oft  auch  Titeländerungen,  die  von  andern  Bibliotheken  unberücksichtigt 
geblieben  sind,  angeben. 

Nun  könnte  man  daran  denken,  um  diesen  Schwierigkeiten  aus  dem 
Wege  zu  gehen,  die  Zeitschriften  zunächst  im  Alphabet  des  GK  kurz, 
ohne  Angabe  der  Bestände  der  einzelnen  Bibliotheken,  aufzuführen  und 
sie  später  in  besonderen  Bänden  nochmals  genau  zu  verzeichnen.  Das 
wäre  indessen  ein  wenig  befriedigender  Ausweg,  der  noch  den  Nachteil 
der  doppelten  Arbeit  und  der  Erhöhung  der  Kosten  im  Gefolge  hätte. 
Es  erscheint  vielmehr  sowohl  im  Interesse  des  unbehinderten  Fortgangs 
der  Drucklegung  wie  im  Hinblick  auf  eine  ein  für  allemal  befriedigende 
Verzeichnung  der  Zeitschriften  vorzuziehen,  dem  Beispiel  des  Britischen 
Museums  zu  folgen  und  ein  besonderes  Alphabet  für  alle  Zeitschriften 
in  Aussicht  zu  nehmen.  Damit  ist  zugleich  die  Möglichkeit  gegeben, 
die  Frage  der  besten  Anordnung  der  Zeitschriften  für  sich  zu  behandeln. 
Man  erlangt  die  Freiheit,  besondere  Regeln  für  die  Zeitschriften  auf- 
zustellen und  kann  einzelne  Vorschriften  der  Instruktion ,  die  sich 
gerade  bei  Zeitschriften  als  unpraktisch  erwiesen  haben ,  ändern,  ohne 
dafs  das  ganze  Unternehmen  des  GK  davon  berührt  wird.  Unumgäng- 
lich notwendig  wird  es  allerdings  sein,  bei  Titeln,  die  nicht  ohne 
weiteres  als  Zeitschriften  erkennbar  sind,  wie  Isis,  Mannus,  Memnon  u.  a., 
darauf  hinzuweisen,  dafs  sie  im  Zeitschriftenband  des  GK  zu  suchen  sind. 

VI. 

Abweichung  von  der  Instruktion  in  der  Wahl  des 
1.  Ordnungswortes. 
In  Ausnahmefällen  wird  man  aus  praktischen  Gründen  der  Redaktion 
des  Bandkatalogs  die  Freiheit  einräumen  müssen,  auch  bei  der  Wahl 
des  1.  OW  von  der  Instruktion  abzuweichen.  Der  Benutzer  des 
Katalogs  wird  mit  Recht  erwarten  können,  in  dem  Band  „Biblia" 
nicht  blofs  die  Gesamtausgaben  der  Bibel ,  sondern  auch  die  Teilans- 
gaben des  Alten  und  des  Neuen  Testaments  sowie  die  der  einzelnen 
Bücher   zu   finden.     Eine  Umordnung   nach   der  Richtung  hin  wird  in 


538  Behandlung  der  Anonyma  im  Gesaintkataloge 

diesem  besondern  Fall  keine  Schwierigkeiten  machen:  der  Redaktor 
des  Abschnitts  „Biblia"  wird  die  jetzt  an  verschiedenen  Stellen  des 
Alphabets  stehenden  Artikel  heraussuchen,  mit  dem  Abschnitt  „Biblia" 
vereinigen  und  an  der  betreffenden  Stelle  des  Gesamtalphabets  eine 
Verweisung  einlegen.  Die  übrigen  Redaktoren  weiden  darauf  zu  achten 
haben,  dafs  Verweisungen,  die  bisher  auf  das  Alte  (Neue)  Testament 
oder  auf  ein  einzelnes  Buch  gingen,  so  umgeändert  werden,  dafs  auf 
„Biblia"   verwiesen  wird. 

Aehnliche  in  sich  zusammenhängende ,  wenn  auch  bei  weitem  nicht 
so  umfangreiche  Abschnitte  wie  „Biblia"  bilden  die  Sagenstoffe,  die 
zum  Teil  schon  jetzt  unter  einem  und  demselben  Ordnungswort  wie 
Faust,  Till  Eulenspiegel,  Flore  und  Blancheflor  u.a.  vereinigt  sind. 
Die  Vergleichungsarbeit  hat  namentlich  bei  der  Erledigung  der  Artikel 
„Geschichte"  und  „Historie"  ergeben,  dafs  es  in  hohem  Grade  praktisch 
und  wünschenswert  ist,  wie  es  der  Katalog  des  Britischen  Museums 
auch  macht,  die  anonymen  Bearbeitungen  einer  und  derselben  Sage 
unter  dasselbe  Ordnungswort  zu  bringen.  Die  in  Betracht  kommenden 
Fälle  sind  wenig  zahlreich  und  lassen  sich  ohne  grofse  Mühe  zu- 
sammenstellen; eine  Verzögerung  der  Drucklegung  wird  durch  diese 
geringfügige  Umordnung  nicht  eintreten. 

Die  in  den  gemachten  Vorschlägen  liegende  Mehrarbeit,  die  sich 
hauptsächlich  auf  die  Anfertigung  der  unentbehrlichen  Indices  zu 
grofsen  anonymen  Artikeln  erstreckt,  ist  nicht  ganz  unerheblich,  auch 
bedarf  es  scharfer  Aufmerksamkeit,  um  zu  vermeiden,  dafs  nicht  Ver- 
weisungen liegen  bleiben,  die  sich  auf  ausgeschiedene  Titel  beziehen. 
Auf  keinen  Fall  wiegt  aber  diese  Mehrarbeit  die  aufserordentliche  Er- 
leichterung auf,  die  durch  die  Unterbringung  der  amtlichen  Veröffent- 
lichungen und  der  periodischen  Schriften  in  besonderen  Bänden  er- 
möglicht wird:  Diese  beiden  Mafsnahmen  sind  für  die  Durchführung 
des  ganzen  Unternehmens  von  so  ausschlaggebender  Bedeutung,  dafs 
nur  durch  sie  die  sichere  und  rechtzeitige  Drucklegung  des  Katalogs 
gewährleistet  wird. 

R.  Fick. 


Zur  Systematik  des  Kriegswesens. 

In  seinem  Aufsatz  „  Zur  Frage  der  Systematik "  im  5.  Heft  des 
laufenden  Jahrgangs  dieser  Blätter  hat  Herr  Geheimer  Regierungsrat 
Dr.  Schwenke  zur  Mitarbeit  an  dieser  Frage  aufgefordert  und  hierzu 
die  Spalten  des  Zentralblattes  freundlicher  Weise  den  Fachgenossen 
geöffnet.  Wenn  ich  als  Militärbibliothekar  mich  hierzu  zu  rechnen  wage 
und  in  dieser  Angelegenheit  das  Wort  ergreife,  so  kann  ich  zu  meiner 
Rechtfertigung  nur  anführen,  dafs  ich  mich  bei  der  Neukatalogisierung 
der  von  mir  geleiteten  Bibliothek  des  Grofsen  Generalstabes  eingehend 
mit  Systematik  beschäftigt  habe. 


Zur  Systematik  des  Kriegswesens  539 

Die  Frage  ist  ganz  sieber  eine  der  interessantesten,  aber  auch 
eine  der  schwierigsten  der  Bibliothekswissenschaft,  und  ich  glaube, 
man  wird  das  Wort  des  Feldmarschalls  Moltke  von  der  Kriegskunst 
auch  auf  ein  Katalogsystem  anwenden  können:  Es  wird  stets  ein 
„System  der  Aushilfen"  bleiben!  Wissenschaftlichkeit  und  praktische 
Brauchbarkeit  sind  eben  nicht  völlig  zu  vereinigen.  Auch  bei  einer 
Bibliothek  enzyklopädischen  Charakters,  die  alle  Wissenschaftsgebiete 
gleichmäfsig  pflegt,  gibt  es  für  Klassifikation,  für  Ueber-  und  Unter- 
ordnung der  Begriffe  kein  Gesetz.  Es  ist  sicher:  Wenn  man  hundert 
Bibliothekare  mit  der  Aufstellung  eines  Katalogsystems  beauftragt, 
werden  keine  zwei  völlig  gleichen  Systeme  entstehen.  Um  wie  viel 
schwieriger  wird  aber  diese  Aufgabe,  wenn  man  sich  auch  noch  in 
der  Zahl  der  zu  bildenden  Abteilungen  Beschränkung  auferlegen  muf«. 
Dieser  Zwang  hat  zu  den  wissenschaftlichen  Ungeheuerlichkeiten  in 
dem  Deweyschen  Dezimalsystem  geführt,  und  möchte  ich  hier  zu  den 
von  Herrn  Geheimrat  Schwenke  angeführten  noch  diejenigen  hinzu- 
fügen, die  die  Kriegswissenschaft  als  Unterabteilung  von  National- 
ökonomie und  Recht  rubriziert  unter  gewaltsamer  Trennung  von  Militär- 
verwaltung und  Militär-  und  Kriegswesen  (Wissenschaften,  Ausbildung, 
Waffengattungen). 

Weiter  als  mit  dem  Dezimalsystem  wird  man  mit  der  von  der 
Kommission  der  preufsischen  Direktoren -Konferenz  vorgeschlagenen 
Einteilung  nach  den  25  Buchstaben  des  Alphabets  kommen.  Aber 
auch  hier  ist  der  Rahmen  doch  wieder  gegeben,  und  diese  Rück- 
sicht hat  im  Verein  mit  der  Benutzungsweise  der  Buchstaben  auch 
schon  wieder  zu  dem  bei  dem  Deweyschen  System  empfundenen 
Nachteil  der  gewaltsamen  Vereinigung  von  Unzusammenhängendem 
geführt:  Um  für  Theologie,  Medizin,  Geschichte  und  Sprachen  den 
nötigen  Raum  zu  schallen,  sind  für  sie  mehrere  Buchstaben  vorgesehen, 
während  unter  dem  Buchstaben  R  die  heterogenen  Begriffe:  Technik, 
Landwirtschaft  und  Kriegswesen  vereinigt  sind.  Der  Wunsch  des 
Herrn  Geheim-Rats  Dr.  Schwenke,  diese  Abteilung  aufzulösen  und  für 
die  verschiedenen  Fächer  selbständige  Abteilungen  zu  bilden,  ist  daher 
nur  zu  berechtigt.  Dies  wird  sich  aber  wohl  nicht  dadurch  erreichen 
lassen,  dafs  man  die  anderen  Hauptfächer  im  Räume  beschränkt.  Da- 
gegen möchte  ich  glauben,  dafs  man  im  vorliegenden  Falle  mit  dem 
Alphabet  auskommen  kann ,  wenn  man  jedes  selbständige  Wissen- 
schaftsgebiet nur  mit  einem  grofsen  Buchstaben  bezeichnet.  Der  Buch- 
stabe hat  für  unser  Gefühl  etwas  individuelleres  als  die  Zahl  und 
A  und  B  unterscheiden  sich  mehr  als  1  und  2.  Das  hat  seinen  Grund 
schon  darin ,  dafs  die  Zahl  der  Buchstaben  eine  begrenzte  ist.  Man 
vermutet,  unter  verschiedenen  Buchstaben  auch  etwas  wesentlich  Ver- 
schiedenes zu  finden.  Aus  diesem  Grunde  halte  ich  es  auch  nicht  für 
zweckmäfsig,  wenn  ein  so  homogener  Stoff  wie  das  Gebiet  der  Ge- 
schichte auf  drei  Buchstaben  T,  M  und  V  verteilt  wird.  Ich  möchte 
hier  vorschlagen,  als  Grundsatz  festzuhalten:  jedes  Haupfach  bekommt 
seinen    grofsen    Buchstaben    und    dessen  Unterabteilungen    werden    mit 


540  Zur  Systematik  des  Kriegswesens 

kleinen  Buchstaben  bezeichnet.  Reichen  die  Hauptabteilungen  nicht  aus, 
dann  hilft  man  sich  in  der  Weise,  dafs  man  diese  durch  Anhängung 
einer  römischen  Zahl  erweitert,  also  z.B.  TI  TU  Till  bildet.  Be- 
deutet doch  auch  im  sonstigen  Leben  die  Anhängung  der  römischen 
Zahl  an  einen  Begriff  die  Verbindung  von  Koordiniertem.  Hierdurch 
hat  man  die  Möglichkeit,  unter  einem  grofsen  Buchstaben  so  viele 
Unterabteilungen  wie  notwendig  bilden  zu  können.  Als  Signaturen 
der  Bücher  würden  sich  dann  ergeben  z.B.  TIbl2  oder  T III z  183. 
Da  die  römische  Zahl  stets  zwischen  zwei  Buchstaben  erscheint,  werden 
Verwechselungen  im  mündlichen  und  schriftlichen  Verkehr  nicht  gut 
möglich  sein. 

Wenn  so  verfahren  würde,  dann  dürfte  sich  vielleicht  auch  für 
das  bibliothekarisch  nur  zu  oft  stiefmütterlich  und  als  lästiges  An- 
hängsel behandelte  Fach  „  Kriegswesen "  auch  in  dem  von  der  preu- 
fsischen  Direktoren-Konferenz  vorgeschlagenen  Katalogsystem  noch  ein 
eigenes  Plätzchen  finden.  Indem  ich  im  folgenden  noch  versuche,  die 
Notwendigkeit  hierzu  nachzuweisen ,  möchte  ich  gleichzeitig  nicht  nur 
dieses  Wissenschaftsgebiet  bibliothekarisch  in  das  rechte  Licht  rücken, 
sondern  auch  den  Herren  Fachgenossen  bezüglich  der  Behandlung  und 
Einteilung  dieses  Faches  mit  meinen  schwachen  Erfahrungen  an  die 
Hand  gehen. 

Das  Kriegswesen  hängt  zwar  in  einzelnen  Elementen  mit  ver- 
schiedenen anderen  Wissenschaften  zusammen,  so  durch  die  Wehrver- 
fassung-. Militärrechtskunde  und  selbst  durch  die  Kriegführung  (Politik. 
Völkerrecht)  mit  den  Rechts-  und  Staatswissenschaften;  Kriegsgeschichte 
und  Militärgeographie  können  der  Geschichte  zugewiesen  werden;  das 
Militärsanitätswesen  kann  als  ein  Teil  der  Medizin  und  die  Kriegs- 
marine als  ein  Teil  des  Seewesens  überhaupt  angesehen  werden; 
ebenso  gehört  auch  die  ganze  Militärtechnik:  Watfenkunst,  Militär- 
ingenieurwissenschaft, Militärverkehrswesen  in  technischer  Hinsicht  in 
das  Gebiet  der  Mathematischen-  und  Bau-  und  Ingenieur- Wissenschaften. 
Aber  es  hiefse  doch  Zweck,  selbständige  Bedeutung  und  das  Charakte- 
ristische unberücksichtigt  lassen,  sowie  den  organischen  Zusammenhang 
zerstören,  wollte  man  diese  militärischen  Spezialfächer  den  allgemeinen 
Wissenschaften  einordnen.  Sie  bilden  vielmehr  heute  einen  integrie- 
renden Bestandteil  der  Kriegswissenschaft  als  deren  Hilfswissenschaften. 
Manchen  Historiker  mag  es  eine  wissenschaftliche  Härte  dünken,  wenn 
man  die  Kriegsgeschichte  von  der  Geschichte  trennt.  Aber  der  Versuch 
ist  bei  der  Generalstabsbibliothek  gemacht  und  hat  sich  bei  der  Be- 
nutzung —  und  auf  diese  kommt  es  für  die  Bibliotheken  in  der  Haupt- 
sache an  —  durchaus  bewährt.  Ja  man  ist  hier  noch  einen  Schritt 
weiter  gegangen  und  hat  aus  der  Kriegsgeschichte  wiederum  diejenigen 
Bücher  herausgenommen,  die  zwar  unter  kriegsgeschichtlicher  Flagge 
segeln,  aber  die  Ereignisse  nur  als  Unterlage  für  strategische  und 
taktische  Betrachtungen  und  Lehren  nehmen,  und  hat  diese  der  Kunst 
der  Kriegführung  zugeteilt,  was  sich  ebenfalls  für  Uebersicht  und  Auf- 
finden als  vorteilhaft  erwiesen  hat. 


von  A.  Bud decke  541 

Die  Kriegswissenschaft  besitzt  aber  aufser  diesen  Hilfswissenschaften 
in  der  militärischen  Organisation,  in  der  Truppenausbildung,  in  Kriegs- 
und Gefechtsführung  so  viele  eigenartige  Elemente ,  dafs  sie  als  eine 
selbständige  Wissenschaft  behandelt  werden  mufs,  die  sich  schlechter- 
dings an  keine  andere  Wissenschaft  angliedern  läfst.  Einen  Einblick 
in  den  Reichtum  und  die  Abgeschlossenheit  dieses  Wissenschaftsgebiets, 
gewährt  die  Systematik  der  Bibliothek  des  Grofsen  Generalstabes, 
wonach  diese  neugeordnet  ist  und  mit  Vorteil  arbeitet  (siehe  Katalog 
dieser  Bibliothek:  Berlin  1912  bei  E.  S.  Mittler  &  Sohn). 

Für  die  Kataloge  der  preufsischen  Bibliotheken  möchte  ich  mir 
erlauben  unter  Anlehnung  an  diese  Systematik  folgende  systematische 
Einteilung  des  Kriegswesens  vorzuschlagen: 

E.    Kriegswesen. 
a.  Allgemeines. 

Militärliteratur  i.  allg.     Militärische  Bibliographien.     Militärbiblio- 
theks-  und  Archivwesen. 

Geschichte  und  Methodologie  der  Kriegswissenschaft. 

Allg.  militärische  Zeitschriften  und  Almanache. 

Allg.  militärische  Sammel-  und  Serienwerke. 

Allg.  militärische  gesammelte  Werke  und  Abhandlungen. 

Militärische  Enzyklopädien. 
b — i.  Militärische  Organisation  und  Dienst. 

b.  Wehrwesen. 

Allgemeines. 
Wehrpolitik. 
Wehrverfassung. 

Wehrmacht:  Organisation  i.  allg.    (Landheer,  Marine,  Kolonial- 
truppen usw.) 

c.  Heerwesen. 

Allgemeines. 
Heeresorganisation. 
Heeresverwaltung. 

Heeresbekleidung ,    Ausrüstung ,  Verpflegung ,    Unterbringung, 
Transport. 

d.  Truppendienst. 

Allgemeines. 
Infanterie. 

Maschinengewehrtruppen. 
Kavallerie. 
Feldartillerie. 
Fufsartillerie. 
Pioniere. 
Verkehrstruppen. 
Train. 

Besondere  Dienstzweige:  Militärische  Gymnastik,  Reiten,  Sport, 
Unterricht,  Garnisondienst,  Uebungen  gemischter    Waffen. 


542  Zur  Systematik  des  Kriegswesens 

e.  Kriegsmarine. 

Allgemeines. 
Marinepolitik. 

Organisation  und  Verwaltung. 

Kriegsflotte. 

Seekriegs  waffen. 

Seekriegführung,  Seetransportwesen. 

f.  Militärrechtspflege. 

Allgemeines. 

Organisation  und  Verwaltung. 

Militärrecht. 

Militärstrafrecht  und  Prozefs. 

Ehrengerichte. 

g.  Militärerziehungs-  u.  Bildungswesen.    Militärseelsorge. 

Allgemeines. 

Militärische  Jugenderziehung. 

Militärische  Erziehungs-  und  Bildungsanstalten. 

Militärwissenschaftliche    Ausbildung.     Militärwissenschaftliche 
Vereine.     Militärschriftstellerei. 

Militärseelsorge  und  Kirchenwesen, 
h.  Militärsanitätswesen. 

Allgemeines. 

Organisation  und  Verwaltung. 

Militärärztliche  Wissenschaft:   Militärhygiene,  Kriegschirurgie. 

Internationale  und  freiwillige  Krankenpflege. 

Militärveterinärwesen. 
i.  Militärsprach-,  schreib-  und  Musikwesen. 

k — q.  Kriegskunst  und  ihre  Hilfswissenschaften, 
k.  Kriegführung. 

Allgemeines.     Krieg  i.  allg. 

Landesverteidigung.     Kriegspolitik.     Zukunftskrieg. 

Strategie:  Feldherrnkunst.     Kriegsleitung.     Heerführung. 

Hilfsmittel  der  Kriegführung. 

Generalstabsdienst. 
1.  Taktik. 

Allgemeines. 

Taktik  der  einzelnen  Waffen. 

Taktik  der  verbundenen  Waffen:    Truppenführung,  Gefechts- 
lehre, Felddienst,  Kleiner  Krieg. 
m.  Militärwaffenkunde. 

Allgemeines. 

Schutz-  und  Trutzwaffen  (ausschliefslich  Feuerwaffen). 

Feuerwaffen. 

Kriegsfeuerwerkerei. 

Ballistik  und  Schiefslehre. 

Herstellung  und  Aufbewahrung  von  Waffen  und  Munition. 


von  A.  Buddecke  543 

n.  Militär ingenieur Wissenschaft. 
Allgemeines. 
Befestigungskunst. 
Festungskrieg. 
Landesbefestigung. 
Pionierwissenschaft. 
o.  Militärverkebrswesen. 
Allgemeines. 
Eisenbahnwesen. 
Beförderung  über  Land. 
Beförderung  über  Wasser. 
Luftschiffahrt. 

Nachrichtenwesen:  Post,  Telegraphenwesen,  Signalwesen. 
p.  Militärische  Geländelehre  und  Aufnahme. 
Allgemeines. 
Geodäsie. 
Topographie. 
Kartographie. 
Landesaufnahme.    Karten. 
Feldkunde. 
q.  Militärgeographie. 
Allgemeines. 

Erdteile  und  Länder  (alphabetisch), 
-t.  Kriegsgeschichte.  . 
r.  Kriegsgeschichte  im  engeren  Sinne. 
Allgemeines. 
Kriegsgeschichte    einzelner    Staaten    (mehrere    Zeitabschnitte 

umfassend). 
Kriegsgeschichte   einzelner  Gegenden. 
Kriegsgeschichte   einzelner  Zeitabschnitte: 
Altertum. 

Mittelalter  bis  zum  Ende  des  16.  Jahrhunderts. 
Erste  Hälfte  des   17.  Jahrhunderts. 
Zweite  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts. 
18.  Jahrhundert  bis   1792. 
Neuzeit  von   1792  an: 
Napoleonische  Zeit. 
Restaurationszeit. 
Revolutionszeitalter. 
Zweite  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts. 
20.  Jahrhundert. 
s.    Heeres-  und  Truppengeschichte. 
Allgemeines. 

Einzelne  Staaten  (alphabetisch). 
t.  Militärische  Lebensbeschreibungen,    Denkwürdigkeiten 
und  Briefe. 
Allgemeines. 
Einzelne  Staaten  (alphabetisch). 


544  Zur  Systematik  des  Kriegswesens 

Eine  weitere  Gliederung  der  mit  kleinen  Buchstaben  gekennzeich- 
neten Unterabteilungen  läfst  sich  durch  grofse  Sprünge  erreichen. 
Aufserdem  kann  die  Uebersicht  noch  dadurch  erhöht  werden,  dafs 
man  bei  den  Fächern,  die  es  gestatten,  eine  geographische  Einteilung 
vornimmt  und  das  Allgemeine  mit  den  deutschen  Einrichtungen  von 
den  fremdländischen  Einrichtungen  trennt.  Die  Abteilung  Rb  Wehx- 
wesen  liefse  sich  hiernach  z.  B.  folgendermafsen  gliedern: 
Rb   1  —  1000  Allgemeines. 

„     1001  —  4000  Wehrpolitik:  Allgemeines  und  Deutschland. 

„    4001 — 8000  Wehrverfassung:  Allgemeines  und  Deutschland. 

.,     8001—10  000  Wehrmacht  Deutschlands. 

„     12  001—15  000  England. 

„     15  001—20  000  Frankreich. 

„     20  001—23  000  Italien. 

,,     23  001  —  26  000  Oesterreich-Ungarn. 

„     26  001  —  30  000  Rufsland. 

„     30  001 — 35  000  Uebrige  europäische  Staaten. 

„     35  001 — 40  000  Außereuropäische  Staaten. 
Es  sollte  mich  freuen,  wenn  ich  mit  meinen  Ausführungen  für  die 
systematische    Einteilung    der  Kriegswissenschaft    zu    verwertende    An- 
haltspunkte   und    Fingerzeige    gegeben    und   zur  Lösung   der   von    der 
preufsischen  Direktoren -Konferenz    gestellten  Frage  beigetragen  hätte. 
Berlin.  A.  Buddecke. 

Fast  gleichzeitig  mit  vorstehendem  Artikel,  dessen  Abdruck  sich 
leider  etwas  verzögert  hat,  ging  dem  Herausgeber  des  Zentralblatts 
ein  auf  denselben  Gegenstand  bezügliches  Schreiben  zu,  dessen  Haupt- 
sätze hier  folgen: 

...  Sie  haben  das  Aschenbrödel  Deutscher  Bibliothekare  „Kriegs- 
wissenschaften" !)  (so,  nicht  „Kriegswesen"  möchte  ich  diese  so  be- 
deutungsvolle selbständige  Wissenschaft,  der  so  viele  Hilfswissen- 
schaften, selbst  die  „Theologie",  dienen,  bezeichnet  wissen)  nicht 
recht  zu  placieren  gewufst!  Eine  alte  Erfahrung,  die  ich  in  ganz 
Europa  gemacht,  sogar  unter  „Gottesgelahrtheit"  habe  ich  unsere  Kunst 
und  Wissenschaft  vom  Kriege  schon  untergebracht  gefunden  (wahr- 
scheinlich hält  man  uns  in  mittelalterlich-mystischem  Sinne  für  Kreuz- 
ritter und  Gottesstreiter!)  in  den  gelehrten  Katalogen  weltfremder  Bi- 
bliothekare, die  kaum  als  „Einjährige"  gedient  haben!  Wir  Strategen 
und  Taktiker  sind  am  meisten  dem  Künstler  verwandt,  ähnlich  wie 
die  Staatsmänner  (wenigstens  die  vom  Schlage  Bismarcks):  es  gibt 
eine  Kunst  des  Krieges.  Mit  Landwirtschaft  (wenn  auch  viele 
„  Agrarier"  bei  uns  dienen)  und  Technik  (im  handwerksmäfsigen  Sinne) 
haben  wir  wenig  oder  nichts  zu  tun,  wir  Claufewitze,  Moltkes,  Napoleons 

1)  Ich  gebrauche  den  Plural,  eingedenk  des  Multkeschen  Worts  zu  meinem 
Freunde  Max  Jahns :  „Ich  kenne  wohl  Eine  Kriegskunst,  aber  nur  eine  Mehr- 
heit von  Krieg3wissenschaften."' 


voii  W.  Stavenkagen  545 

nämlich!  Also,  hochgeehrter  Herr  Direktor,  wenn  Sie  uns  partout 
keine  selbständige  Rubrik  gönnen  wollen,  wie  sich  das  schon  beim 
Volke  in  Waffen  gehören  dürfte,  aus  „Raumgründen",  so  vermengen 
Sie  uns  nicht  mit  diesen  Fächern,  sondern  associieren  Sie  uns  mit  den 
„Staats Wissenschaften".  Aufgabe  des  Staats  ist  es  im  Frieden, 
innere  und  äufsere  Politik  zu  treiben.  Ihre  Fortsetzung  mit  anderen, 
gewaltsamen  Mitteln  besorgt  im  Kriegsfall  der  Soldat,  der  Kriegs- 
künstler: es  ist  die  schwierigste  aller  Künste,  die  im  Augenblick  drängender 
Gefahr  unter  dem  Drucke  ungeheurer  Verantwortung  für  das  Geschick 
ihres  Volks  und  Staats,  einzutreten  hat!  Da  also,  zum  Staatsmann, 
gehören  der  Feldherr  und  seine  Wissenschaft  und  Kunst  hin!  Oder 
er  steht  allein  in  ganzer  Gröfse!  Deshalb  habe  ich  auch  im  grofsen 
Labandschen  „Handbuch  der  Politik"  mit  Recht  „das  Deutsche  Volks- 
heer"  als  ein  Werkzeug  der  Politik  betrachten  dürfen.  —  Sie  sehen, 
unsere  militärische  Auffassung  wird  von  den  Staatsrechtslehrern  geteilt! 
Auch  Bismarck  teilte  sie!  Endlich  halte  ich  es  für  zweckmäfsig,  wenn 
ein  schriftgelehrter  und  bibliothekarisch  erfahrener  inaktiver  Offi- 
zier dauernd  Mitglied  des  wissenschaftlichen  Beirats  unserer  grofsen 
Landesbüchereien  wäre.  Mir  wäre  es  erwünscht,  wenn  Sie  mir  die 
Ehre  erwiesen,  die  Quintessenz  dieser  eiligen  Zeilen  (selbst  in  der 
etwas  drastischen,  aber  hoffentlich  wirksamen  und  erfolgreichen  Form) 
drucken  lassen  zu  wollen  ...  W.  Stavenhagen, 

K.  Hauptmann  a.  D. 


Zum  25  jährigen  Jubiläum 
einer  modernen  wissenschaftlichen  Bibliothek 

(Freiherrl.  C.  v.  Rothschildsche  öffentliche  Bibliothek 
in  Frankfurt  a.  M.). 

Am  9.  November  hat  die  Rothschildsche  Bibliothek  mit  einem 
Festakt  in  ihrem  Lesesaal  ihr  25 jähriges  Bestehen  gefeiert.  Eine 
stattliche  Zahl  von  Freunden  und  Gönnern,  sowie  zahlreiche  Vertreter 
von  Behörden,  darunter  der  Oberbürgermeister  von  Frankfurt  waren 
der  Einladung  des  Vorstandes  gefolgt.  Bei  Bibliotheken,  zumal  bei 
wissenschaftlichen,  ist  ein  Alter  von  25  Jahren  eigentlich  ein  Nichts, 
feiert  man  hier  doch  500  und  1000jährige  Jubiläen!  Trotzdem  bietet 
dieses  Jubiläum  den  willkommenen  Anlafs,  sich  mit  einer  Anstalt 
näher  zu  beschäftigen,  die  in  der  kurzen  Zeit  ihres  Bestehens  nicht 
nur  den  Benutzern  gegenüber  unendlich  viel  geleistet  hat  —  in  der 
Leichtigkeit  der  unmittelbaren  Benutzung  hat  noch  keine  Ribliothek, 
die  nicht  reine  Präsenzbibliothek  ist,  auch  nur  annähernd  soviel  er- 
reicht —  sondern  die  auch  in  allen  Zweigen  der  Bibliotheks- 
technik im  allerweitesten  Sinn  vorbildlich  gewirkt  hat.  Wie  sehr 
gerade  dieser  Punkt  hervorgehoben  werden  mufs,  davon  zeugt  die 
vom    Direktor    der    Bibliothek,    Dr.   Chr.   W.   Berghoeffer,    heraus- 

XXX.    i2.  38 


546         Zum  Jubiläum  der  Rothschildscheu  Bibliothek  in  Frankfurt 

gegebene  Festschrift,1)  die  weit  über  ihre  lokale  Bedeutung  hinaus 
als  ein  Leitfaden  der  Organisation  moderner  wissenschaftlicher  Biblio- 
theken in  Form  eines  Musterbeispiels  angesprochen  werden  mufs.  Ehe 
ich  auf  die  Schilderung  der  heutigen  Verhältnisse  eingehe,  sei  die 
Geschichte  der  Bibliothek  im  Anschlufs  an  die  ausgezeichnete 
Begrül'sungsansprache  des  Vorstandsmitgliedes  Direktor  Dr.  Max  Walter 
kurz  skizziert. 

Im  Jahre  1887  fafste  Freiin  Luise  von  Rothschild  den 
Eutschlufs,  ihrer  Vaterstadt  eine  neue  Bibliothek  zu  schenken,  die 
das  Andenken  ihres  Vaters,  des  Freiherrn  Carl  von  Rothschild, 
erhalten,  in  ihren  Zielen  wissenschaftlich,  in  ihrer  Benutzungsmöglich- 
keit volkstümlich  sein  sollte.  Im  Januar  1888  wurde  die  Anstalt  in 
ihrem  ersten  Heim  in  der  Bethmannstrafse  eröffnet.  Die  vier  Beamten, 
über  die  die  Bibliothek  im  Anfang  verfügte,  sind  noch  heute  im  Amt, 
der  Direktor  Dr.  Berghoeffer,  der  Kustos  A.  Des  so  ff,  der  Haus- 
meister und  ein  Magazinaufseher.  Diese  Tatsache  beweist,  dafs  die 
ganze  bisherige  Entwicklung  der  Bibliothek  mit  der  Organisations- 
tätigkeit ihres  Leiters  eng  zusammenhängt,  ja  identisch  ist.  So  erklärt 
es  sich  ohne  weiteres,  dafs  vom  ersten  Anfang  an  in  ununterbrochener 
Weise  gleichmäfsig  an  dem  Ziel  weitergearbeitet  werden  konnte,  das 
der  Stifterin  vorschwebte. 

Im  Jahre  1892  traf  die  junge  Anstalt  ein  schwerer  Verlust.  Die 
Stifterin,  die  ihrer  Gründung  mit  stets  gleichbleibender  Fürsorge  treu 
blieb,  wurde  ihr  durch  den  Tod  entrissen.  Ein  Testament  war  nicht 
vorhanden,  doch  die  Mutter  der  Stifterin  verwirklichte  deren  Plan  im 
Einverständnis  mit  ihren  Töchtern  und  verwandelte,  zum  Teil  auch 
auf  den  Rat  der  Brüder  Jakob  und  Eduard  de  Bary,  die  Bibliothek  in 
eine  feste  Stiftung,  die  durch  Erlafs  vom  1.  März  1893  die  landes- 
herrliche Genehmigung  und  die  Rechte  einer  juristischen  Person  erhielt. 
Als  staatliche  Aufsichtsbehörde  wirkt  der  Regierungspräsident  in  Wies- 
baden, als  Verwaltungsbehörde  ein  Vorstand  von  fünf,  später  von 
sieben  Personen,  der  z.  Z.  aus  den  Herren  Justizrat  Dr.  Ed.  de  Bary, 
M.  Scherbius,  Dr.  P.  Stern,  Alb.  Andreae,  M.  N.  Oppenheim, 
Geheimrat  Dr.  L.  Gans,  Direktor  Dr.  M.  Walter  besteht.  Wie  der 
Direktor  in  seiner  Ansprache  erwähnte,  hat  er  bei  seinem  Vorstand 
für  alle  von  ihm  geplanten  Neuerungen  stets  williges  Verständnis  ge- 
funden. Ende  1894  trat  wiederum  ein  Ereignis  ein,  das  einschneidende 
Aenderungen  bewirkte,  der  Tod  der  Freifrau  Carl  von  Rothschild. 
Ihre  Töchter,  denen  es  Ehrensache  war,  in  ihrem  Elternhaus  das 
Gedächtnis  der  Familie  zu  erhalten,  überliefsen  der  Bibliothek  im 
Tausch  gegen  das  Haus  in  der  Bethmannstrafse  das  v.  Rothschildsche 
Familienhaus  Untermainkai  15  mit  einem  dazugehörigen  Grundstück. 
Gleichzeitig    stifteten    sie    die    Mittel    zur    baulichen    Herrichtung    des 

1)  Die  Freiherrlich  Carl  von  Rothschildsche  öffentliche  Bibliothek.  Eiu 
Grundrifs  ihrer  Organisation.  Nebst  einem  Verzeichnis  ihrer  Zeitschriften  und 
einem  Frankfurter  Bibliothekenfiihrer.  Hrsg.  von  Chr.  W.  Berghoeffer  .  .  . 
Frankfurt  a.  M.:  Joseph  Baer  &  Co.  1918. 


von  H.  Caspar i  547 

Hauses,  in  dem  sich  die  Bibliothek  noch  heute  befindet.  Von  den 
genannten  Töchtern  der  Freifrau  Carl  von  Rothschild  sind  zwei  aus 
dem  Leben  geschieden,  die  Herzogin  von  Gramont  und  die  Fürstin 
von  Wagram.  Die  drei  noch  lebenden  Töchter,  Frau  Baronin 
Salomon  von  Rothschild  in  Paris,  Lady  Rothschild  in  London 
und  Frau  Baronin  James  von  Rothschild  in  Paris  betätigen 
dauernd  der  Bibliothek  ihr  Wohlwollen.  Alle  drei  hatten  zur  Feier 
wertvolle  Geschenke  und  Glückwunschtelegramme  übersandt,  auch 
war  der  Privatsekretär  der  letzgenannten  Förderin  in  deren  Auftrag 
zur  Feier  erschienen. 

War  die  Ausgestaltung  der  Bibliothek  in  ihrem  ersten  Jahrzehnt 
vornehmlich  durch  Ereignisse  innerhalb  der  Familie  von  Rothschild 
bestimmt  worden,  so  begannen  im  zweiten  Jahrzehnt  ihres  Bestehens 
andere  Faktoren  einzuwirken.  Als  Frankfurt  im  Jahre  1901  eine 
Hochschule,  die  Akademie  für  Sozial-  und  Handelswissen- 
schaften, erhielt,  übernahm  die  Anstalt  die  Obliegenheiten  einer 
Ausleihbibliothek  der  Akademie  für  die  neuphilologischen  Fächer.  In 
innerem  Zusammenhange  mit  dieser  neuen  Aufgabe  stand  der  Vertrag, 
den  die  Bibliothek  im  Jahre  1902  mit  der  Stadtgemeinde  abschlofs. 
Die  Stadt  bewilligte  der  Bibliothek  einen  Jahreszuschufs  für  An- 
schaffungen zur  Sprachwissenschaft  und  neueren  Philologie  (z.  Z. 
jährlich  4000  M.). 

Die  Benutzung  und  der  Bücherbestand  nahmen  allmählich  derart 
zu,  dafs  der  vorhandene  Raum  nicht  mehr  auszureichen  drohte.  Aus 
dieser  schwierigen  Lage  wurde  die  Anstalt  durch  die  drei  überlebenden 
Schwestern  der  Stifterin  befreit.  Von  dem  Wunsche  beseelt,  die 
Bibliothek  dauernd  an  der  alten  Stätte,  in  dem  ehemaligen  Wohnhaus 
der  Familie  zu  erhalten,  stifteten  Frau  Baronin  Salomon  von  Roth- 
schild, Lady  Rothschild  und  Frau  Baronin  James  von  Rothschild  im 
Jahre  1906  das  erforderliche  Kapital  zum  Ankauf  des  benachbarten 
Hausgrundstücks  und  zur  baulichen  Herrichtung  des  Nachbarhauses. 
So  wurde  nicht  nur  für  die  Vergröfserung  der  Lese-  und  Verwaltuugs- 
räume,  die  bald  erfolgte,  sondern  auch  für  künftige  Erweiterungen  die 
Möglichkeit  geschaffen.  Es  kann  an  dieser  Stelle  gesagt  werden, 
dafs  es  das  persönliche  Verdienst  des  Direktors  der  Bibliothek  ist, 
diese  Stiftung  erreicht  zu  haben,  wobei  er  besonders  von  Herrn 
Justizrat  Dr.  de  Bary  unterstützt  wurde. 

Die  Entwicklung  der  Bibliothek  im  ersten  Vierteljabrhuudert  sei 
durch  einige  statistische  Zahlen  veranschaulicht:  Der  Etat  wuchs  in 
dieser  Zeit  von  rund  30  000  M.  auf  56  000  M.,  der  Bücherbestand,  der 
anfangs  6  000  Bde  betrug,  ist  auf  75  000  Bde  angewachsen.  Eine 
noch  beredtere  Sprache  führen  die  Benutzungsziffern,  die  den  besten 
Mafsstab  für  die  soziale  Leistung  einer  Bibliothek  abgeben.  Im  Jahre 
1888  winden  6300  Bde  entliehen,  im  Jahre  1912  rund  34  000;  die 
Zahl  der  Besucher  stieg  in  diesem  Vierteljahrhundert  von  2  500  an!' 
mehr  als  30  000  Personen.  Den  stärksten  Aufschwung  nahm  die  Be- 
nutzung  in    dem    Jahr    nach    der    Gründung    der  Akademie;    sie    stieg 

3S* 


548        Zum  Jubiläum  der  Rothschildscken  Bibliothek  in  Frankfurt 

damals  auf  das  Anderthalbfache  —  ein  Fortschritt,  in  dem  sich 
deutlich  der  enge  Zusammenhang  zwischen  der  Rothschild -Bibliothek 
und  der  Entwicklung  des  Frankfurter  Geisteslebens  spiegelt. 

Bei  der  ganzen  Organisation  der  Anstalt  mufs  man  sich  folgendes 
vor  Augen  halten:  Die  Gründung  fiel  in  eine  Zeit,  wo  man  bereits 
beträchtliche  Erfahrungen  zugunsten  eines  durch  und  durch  modernen 
Betriebes  gesammelt  hatte,  sei  es  an  den  deutschen  wissenschaftlichen 
Bibliotheken,  sei  es  an  den  zahlreichen  Neugründungen  in  Amerika, 
denen  vielfach  zur  Verwirklichung  bibliothekstechnischer  Ideale  Summen 
zur  Verfügung  standen,  die  uns  noch  heute,  wo  es  auch  bei  uns 
langsam  dämmert,  märchenhaft  anmuten.  Diese  Erfahrungen  liefsen 
sich  umso  besser  verwerten,  als  ja  eine  Vergangenheit,  die  zwar  oft 
ruhmvoll  ist,  aber  für  unsere  Tage  vielfach  schwere  Hemmungen  mit 
sich  bringt,  vollständig  fehlte.  Man  konnte  alle  Fortschritte  benutzen, 
brauchte  auf  veraltete  Unabänderlichkeiten,  an  denen  alte  Bibliotheken 
mehr  oder  weniger  immer  kranken,  keine  Rücksicht  zu  nehmen;  ja 
man  konnte  gerade  an  den  Fehlern,  die  in  neuerer  Zeit  noch  gemacht 
wurden,  sehen,  was  zu  vermeiden  war.  Aber  alle  diese  hoch  ein- 
zuschätzenden Umstände  sind  äufserlicher  Natur  und  nützen  nur  dann, 
wenn  ein  richtiger  Organisator  da  ist.  Und  jeder  wird  mir  hier  bei- 
stimmen, dafs  es  keine  Jubiläumsphrasen  sind,  wenn  man  der  Roth- 
schildschen Bibliothek  eine  geradezu  vorbildliche  Organisation  in  allen 
Zweigen  ihres  Betriebes  nachrühmt.  Die  zahlreichen  Kollegen,  die 
dort  waren  und  sich  teilweise  reiche  Anregungen  holten,  die  Schüler, 
zu  denen  sich  der  Einsender  dieser  Zeilen  rechnen  darf,  wissen  es 
seit  langem;  den  Anderen  zeigen  es  die  Veröffentlichungen  Berghoeffers. 
vor  allem  aber  die  bereits  genannte  Festschrift. 

Was  zunächt  die  Auswahl  der  Bestände  angeht,  so  ist  dies  ein 
besonders  wichtiger  Punkt  der  Bibliothekspolitik  an  Orten,  an  denen 
bereits  andere  gröfsere  Bibliotheken  sich  befinden.  Ueber  die  Grund- 
sätze, die  hier  befolgt  wurden,  spricht  sich  Berghoeffer  ausführlich 
in  der  Einführung  der  Festschrift  aus.  Bei  der  Wichtigkeit  derartiger 
Fragen,  sei  es  gestattet,  bie  betr.  Ausführungen  hier  in  extenso  wieder- 
zugeben: ..Als  am  16.  März  1887  [von  Dr.  Berghoeffer]  die  Einrichtung 
der  Anstalt  in  Angriff  genommen  wurde,  war  man  sich  bewufst,  dafs 
nur  dann  etwas  Nützliches  entstehen  könne,  wenn  man  bei  den  An- 
schaffungen auf  reine  Seltenheitswerte  und  gelehrte  Liebhabereien  ver- 
zichte, im  übrigen  aber  den  Grundsatz  befolge,  die  Bestände  der 
anderen  wissenschaftlichen  Bibliotheken  Frankfurts,  vor  allem  die  der 
Stadtbibliothek  und  der  Senckenbergischen  Bibliothek  nach  Möglichkeit 
zu  ergänzen,  Duplikate  nur  in  soweit  zuzulassen,  als  sie  zur  Pflege 
bestimmter  Spezialfächer  erforderlich  waren,  oder  ein  weitgehendes  Be- 
dürfnis danach  vorlag.  Man  wählte  daher  solche  Fächer,  die  auf  der 
Senckenbergischen  Bibliothek  garnicht,  auf  der  Stadtbibliothek  wenigstens 
nicht  als  bevorzugte  gepflegt  waren.  Und  so  gelangte  man  schon  aus 
rein  praktischen  Erwägungen  zu  lauter  jungen  Disziplinen  der  Geistes- 
wissenschaften,   der  Kunst  und  Musikwissenschaft,    der  neueren  Philo- 


von  II.  Caspari  549 

logie  und  Philosophie,  der  Volkskunde  und  der  vergleichenden  Sprach- 
wissenschaft. Diese  Fächer,  deren  eigentlich  wissenschaftliche  Be- 
handlung meist  in  den  ersten  Jahrzehnten  des  vorigen  Jahrhunderts 
begann  —  ich  erinnere  nur  an  den  Begründer  der  Germanistik  Jacob 
Grimm,  der  Romanistik  Friedrich  Diez,  der  Indogermanistik  Franz  Bopp 
—  waren  begreiflicherweise  und  nicht  nur  in  Frankfurt  a.  M.  weniger 
gepflegt  als  die  Disziplinen  mit  jahrhundertelanger  und  starker 
Tradition.  Man  ergriff  damit  also  ein  Gebiet,  das  auch  im  interlokalen 
Sinne  einer  zeitgemäfsen  Förderung  bedurfte. 

Am  wenigsten  Berührungspunkte  hatte  man  von  vornherein  mit 
der  Senckenbergischen  Bibliothek,  da  diese  sich  auf  das  verhältnis- 
mäfsig  scharf  abgegrenzte  Gebiet  der  Naturwissenschaften,  der  Medizin 
und  der  Geographie  beschränkte. 

Mehr  fliefsend  war  die  Grenze  zwischen  Rothschildscher  Bibliothek 
und  Stadtbibliothek.  Zwei  geisteswissenschaftliche  Anstalten  stehen 
sich  von  vornherein  näher,  weil  die  geisteswissenschaftlichen  Disziplinen 
naturgemäfs  in  engerer  Beziehung  zueinander  stehen  als  zu  den  Natur- 
wissenschaften. Aufserdem  wurde  schon  bemerkt,  dafs  die  Stadt- 
bibliothek diejenigen  Fächer,  die  später  die  Rothschildsche  Bibliothek 
in  Anspruch  nahm,  keineswegs  vernachlässigt  hatte.  Sie  hatte  sie  nur 
nicht  in  dem  Mafse  gepflegt  wie  die  alten  festgefügten  Grundfächer, 
aus  denen  die  Anstalt  erwachsen  war:  die  Theologie,  die  Rechts-, 
Staats-  und  Geschichtswissenschaft  usw.  Da  lag  es  nun  nahe,  eine 
Grenzregulierung  vorzunehmen.  Das  geschah  durch  Vertrag  mit  der 
Stadtgemeinde  im  Jahr  1902,  ein  Jahr  nach  Begründung  der  Akademie 
für  Sozial-  und  Handelswissenschaften.  Die  Stadtbibliothek  und  die 
Rothschildsche  Bibliothek  hatten  die  Aufgaben  von  Akademie -Biblio- 
theken übernommen,  wobei  für  die  Rothschildsche  Bibliothek  haupt- 
sächlich die  neusprachlichen  Fächer  in  Frage  kamen.  Das  gab  Ver- 
anlassung, wenigstens  auf  sprachwissenschaftlichem  Gebiet  ihre  Be- 
stände durch  diejenigen  der  Stadtbibliothek  auszugleichen  und  die 
Anschaffungen  beider  Anstalten  in  dieser  Beziehung  fester  zu  regeln. 
Unter  gewissen  Einschränkungen  empfing  die  Rothschildsche  Bibliothek 
die  ihren  Fächern  zukommende  sprachwissenschaftliche  Literatur  mit 
Einschlufs  der  Zeitschriften  und  einiger  Serienwerke,  die  Stadtbibliothek 
die  klassische  Archäologie,  die  bis  dahin  von  der  Rothschildschen 
Bibliothek  gepflegt  war,  nunmehr  aber  an  dieselbe  Stelle  gelangte, 
der  auch  die  Pflege  der  klassischen  Philologie  zukommt.  Zugleich 
wurde  der  Rothschildschen  Bibliothek  ein  Jahreszuschufs  von  4  000  M. 
zu  den  Anschaffungen  gewährt. l)  Seit  diesem  Vertrag  hat  sich  zwischen 
Stadtbibliothek  und  Rothschildbibliothek  die  Gewohnheit  herausgebildet, 
wichtige  Erwerbungen  aus  den  Grenzgebieten,  auch  der  nichtsprach- 
lichen Fächer,  einander  mitzuteilen,  oder  über  die  Anschaffung  solcher 
sich  rechtzeitig  zu  verständigen. 

1)  Auch  die  Georg  uud  Franziska  Speyer'scke  Studienstiftung  hat  Zu- 
wendungen zu  den  Anschaffungen  im  Gesamtbetrag  von  0  0U0  M.  gemacht, 
was  hier  dankbar  erwähnt  sei. 


550  Zum  Jubiläum  der  Eotschildschen  Bibliothek  iu  Frankfurt 

Da  nun  alle  Wissenschaften  in  Verbindung  miteinander  stehen,  so 
sind  alle  Bibliotheken  Frankfurts  bis  zu  gewissem  Grad  aufeinander 
angewiesen.  Die  Fächer  der  Rothschildschen  Bibliothek  aber  ergänzen 
und  stützen  sich  in  der  Weise,  dafs  die  häufigen  Uebergriffe  von  einem 
Gebiet  auf  das  andere  sich  innerhalb  ihres  Rahmens  erledigen.  Wie 
auf  der  Stadtbibliothek  u.  a.  die  Rechts-,  Staats-  und  Geschichts- 
wissenschaft samt  der  Landeskunde  in  enger  Verbindung  stehen,  so 
auf  der  Rothschildschen  Bibliothek  die  Kunst,  Musik,  Literatur  und 
Sprache  der  modernen  Völker.  Trotzdem  durfte  man  sich  auf  die 
genannten  Spezialitäten  nicht  nach  rein  äufserlicken  Gesichtspunkten 
beschränken,  sonst  wäre  immerhin  nur  eine  reine  Spezialistenbibliothek 
entstanden.  Um  die  Verwaltung  sowohl  wie  die  Benutzung  der  Anstalt 
in  gewissem  Sinne  selbständig  zu  entwickeln,  war  es  nötig,  noch 
folgende  Erwerbungen  zu  machen:  Erstens  einen  bibliographisch 
bibliothekswissenschaftlichen  Apparat,  zweitens  einen  kritischen  Apparat, 
vorzugsweise  aus  Literaturzeitungen  bestehend,  und  drittens  die  gang- 
barsten Quellen-,  allgemein  orientierenden  und  Nachschlagewerke  aus 
allen  übrigen  Wissenschaften.  In  dieser  Beziehung  sind  Stadtbibliothek 
und  Rotschildbibliotkek  gleichartig  ausgestattet  und  müssen  es  sein, 
zumal  der  bibliographisch-kritische  und  allgemein  orientierende  Apparat 
dasjenige  Material  darstellt,  das  sich  bei  der  Benutzung  weitaus  am 
besten  verwertet." 

Wie  stark  das  Bedürfnis  war,  dem  man  auf  diese  Weise  entgegen 
kam,  das  beweist  am  besten  die  Statistik  der  Besucher  des  Lese- 
saals. Wir  entnehmen  der  Festschrift  die  folgenden  Angaben:  Von 
1888  bis  1891  stieg  der  Besuch  von  2  486  auf  das  Dreifache.  Hier 
sind  die  Entleiher  —  die  Ausleihe  befindet  sich  im  Lesesaal  —  noch 
mitgerechnet.  Im  Jahre  1912  wurden  rund  30  000  Lesesaalbenutzer 
gezählt,  wobei  aber  alle  Personen,  die  nur  zur  Entleihung  oder  zur 
Einsichtnahme  in  die  Kataloge  kamen,  nicht  eingerechnet  sind.  Im 
Verhältnis  zu  dieser  Ziffer  ist  die  Anzahl  der  aus  dem  Magazin  zur 
Benutzung  im  Lesesaal  verlangten  Werks  gering,  woraus  zu  ersehen 
ist,  wie  stark  die  Handbibliothek  und  die  frei  aufliegenden 
Zeitschriften  benutzt  werden.  Wir  kommen  da  wieder  zu  einem 
wichtigen  Punkte,  der  Auswahl  des  Lesestoffs  für  den  Lesesaal.  Als 
genauer  Kenner  der  Handbibliothek  des  Lesesaals  in  der  Roth- 
schildschen Bibliothek  darf  ich  ohne  weiteres  sagen,  dafs  hier  der 
Raum  und  die  vorhandenen  Mittel  in  einer  geradezu  erstaunlich 
praktischen  Weise  ausgenutzt  sind.  Aber  nicht  nur  auf  die  möglichst 
beste  Auswahl  des  Materials  an  sich  kommt  es  an,  sondern  vor  allem 
darauf,  dafs  der  Benutzer  den  allergeringsten  Widerstand  bei  der  Auf- 
findung des  für  ihn  wichtigen  und  richtigen  Materials  findet.  Es  mufs 
die  denkbar  gröfste  Rücksicht  auf  die  „Psychologie  des  Benutzers" 
genommen  werden,  ohne  dafs  dieser  in  unzweckmäfsiger  Weise  ver- 
wöhnt wird.  Mit  anderen  Worten:  die  tunlichste  Erleichterung  der 
sachgemäfsen  Auswahl  des  Lese-  und  Nachschlagestoffes  mufs  Hand 
in    Hand   gehen    mit    der   Erziehung    des   Lesers.     Wie    wenig   weit 


von  JI.  Caspari  551 

diese  letztere  im  allgemeinen  gediehen  ist,  davon  wissen  insbesondere 
unsere  Universitätsbibliothekare  ein  mifstöniges  Lied  zu  singen!  Diese 
Fragen  greifen  natürlich  über  die  Anleitung  zur  Lesesaalbenutzung 
hinaus  und  bringen  uns  zur  Frage  der  Kataloge,  zur  Erziehung  des 
Lesers  zu  ihrer  richtigen  Anwendung  und  so  fort.  Und  da  kann 
gleich  gesagt  werden:  Es  gibt  wohl  keine  wissenschaftliche  Bibliothek, 
in  der  alle,  aber  auch  alle  Kataloge  dem  Publikum  so  absolut  frei 
zugänglich  sind,  wie  in  der  RB.  Es  wurde  schon  erwähnt,  dafa  die 
leichte  Benutzbarkeit  der  Bibliothek  im  Sinne  der  Stifterin  lag,  und 
so  wurden  von  vornherein  die  Kataloge  in  entsprechender  Weise  her- 
gestellt. Zwei  Kataloge,  der  alphabetische  und  der  systematische 
stehen  im  Lesesaal.  Der  Wert  des  Realkatalogs  wird  durch  ein 
Schlagwortregister  erheblich  erhöht.  Ueber  die  Grundsätze,  die 
hier  wirksam  waren,  hat  sich  Berghoeffer  S.  XV ff.  ausführlich  aus- 
gesprochen. Das  Register  selbst  wurde  von  Bibliothekar  Dr.  Schiff 
und  Volontär  Dr.  Kunz  ausgearbeitet.  Es  ist  mit  lebhafter  Freude 
zu  begrüfsen,  dafs  sowohl  das  Schema  des  Realkatalogs  wie  das 
Schlagwortregister  auf  S.  51 — 87  bezw.  S.  89  — 172  vollständig  ab- 
gedruckt sind.  Selbstverständlich  ist  beides  dem  individuellen  Charakter 
der  Bibliothek  angepafst,  wie  ja  überhaupt  ein  für  alle  Bibliotheken 
anwendbares  System  eine  Utopie  ist,  von  dem  Prokustesbett  des 
Dezimalsystems  ganz  zu  schweigen.  Das  System  und  das  Schlagwort- 
register können  als  Musterbeispiele  ihrer  Gattungen  hingestellt  und 
besonders  jüngeren  Kollegen  zum  Studium  empfohlen  werden.  Die 
gleichzeitige  Benutzung  beider  Einrichtungen  mufs  auf  den  Leser  eine 
sehr  günstige  Wirkung  ausüben;  der  Anfänger,  dessen  Hilflosigkeit 
dem  Realkatalog  gegenüber  wir  alle  kennen,  wird  natürlich  zuerst 
zum  Schlagwortregister  greifen,  im  Laufe  der  Zeit  wird  er  aber  mehr 
und  mehr  dazu  kommen,  in  das  System  selbst  einzudringen  und  es 
mit  wirklichem  Verständnis  gebrauchen.  So  wird  ihm  selbst  nicht 
nur  die  Benutzung  der  Bibliothek  wesentlich  erleichtertr  sondern  er 
bekommt  Einsicht  in  das  allgemeine  System  der  Wissenschaften  über- 
haupt, er  beginnt  selbständig  darüber  nachzudenken  und  kann  seiner- 
seits vielleicht  dem  Bibliothekar  wertvolle  Anregungen,  die  sich  auf 
sein  persönliches  Arbeitsfach  beziehen,  bieten.  Anfser  den  genannten 
Katalogen  hat  die  RB.  noch  ein  weiteres  wichtiges  Hilfsmittel  zur 
Benutzung  der  Bestände,  das  „Personal-  und  Lokalrepertorium". 
Hierin  werden  diejenigen  Schriften  objektiv  alphabetisch  aufgeführt, 
welche  ihrer  Hauptbestimmung  nach  sich  auf  einzelne  Personen, 
Herrschergeschlechter  oder  Ortschaften  beziehen.  Für  dieses  Re- 
pertorium,  das  der  schnellen  Information  recht  gute  Dienste  leistet, 
besteht  wie  für  die  Kataloge  eine  besondere  Instruktion,  die  ebenfalls 
in  der  Festschrift  abgedruckt  ist,  sodafs  hier  darauf  nicht  eingegangen 
wird.  Kataloge  und  Repertorium  sind  in  Zettelform  in  sog.  Leidener 
Kapseln  untergebracht,  für  ihre  Beweglichkeit  und  dauernde  Er- 
gänzbarkeit  ein  sehr  wichtiger  Punkt:  sie  existieren  ferner  sämtlich 
in  zwei  Exemplaren,    von  denen  eins   in  einem    feuersicheren  Schrank 


552  Zum  Jubiläum  der  Ruthscliildschen  Bibliothek  iu  Frankfurt 

aufbewahrt  wird.  In  diesem  Zusammenbang  mufs  ein  weiterer  Katalog 
erwähnt  werden,  der  nicht  nur  für  die  Frankfurter  Benutzer,  sondern 
für  weitere  Kreise  äufserst  wichtig  ist,  der  „Sammelkatalog",  der 
aus  leicht  begreiflichen  Gründen  nur  in  einem  Exemplar  vorhanden 
ist.  Die  Dezentralisation  der  Frankfurter  Bibliotheken  hat  Vorteile  und 
Nachteile.  Letztere  werden  durch  den  zwischen  den  drei  Haupt- 
bibliotheken bestehenden  Leihverkehr  gemildert.  Aufser  diesen  drei 
grofsen  Anstalten  bestehen  aber  noch  eine  ganze  Reihe  anderer 
Bibliotheken,  die  für  den  wissenschaftlichen  Arbeiter  sehr  wichtig  sind. 
Auf  deren  Bestände  wird  natürlich  bei  den  Anschaffungen  von  Büchern 
und  Zeitschriften  auch  schon  gebührende  Rücksicht  genommen,  worauf 
in  der  Festschrift  ebenfalls  hingewiesen  wird.  Was  in  Frankfurt  alles 
zu  haben  ist,  darüber  belehrt  uns  der  ausgezeichnete,  nicht  weniger 
als  143  Anstalten  beschreibende  Führer  von  Dr.  0.  Schiff,  von  dem 
auch  eine  kleinere,  die  11  wichtigsten  Bibliotheken  enthaltende  Aus- 
gabe erschienen  ist.  Wie  wichtig  ein  Gesamtkatalog  dieser  Biblio- 
theken ist,  darüber  braucht  man  im  Zeitalter  des  GK.  kein  Wort  zu 
verlieren.  Die  ersten  Anfänge  des  Sammelkatalogs  fallen  in  das  Jahr 
1891,  als  man  begann,  die  regelmäfsigen  Zugangsverzeichnisse  der 
Stadtbibliothek  zu  verzetteln.  Im  Jahre  1906  wurde  dies  auf  sämtliche 
gedruckten  Kataloge,  Zugangsverzeichnisse  usw.  anderer  Frankfurter 
Bibliotheken  ausgedehnt.  Dabei  kamen  die  in  Frage  kommenden 
Anstalten  der  RB.  in  jeder  Weise  entgegen,  sei  es  durch  Ueberlassung 
des  gedruckten  Materials  in  mehreren  Exemplaren,  sei  es  durch  Ueber- 
mittlung  von  Maschinenabschriften  der  Neuaufnahmen.  Alle  Titel 
wurden  auf  Zettel  im  Format  der  anderen  Kataloge  geklebt:  sie  werden 
z.  Z.  noch  in  Kästen  aufbewahrt,  können  aber  jederzeit  in  Leidener 
Kapseln  vereinigt  werden.  Bei  der  Lückenhaftigkeit  des  Materials 
—  einige  Bibliotheken  haben  überhaupt  keine  gedruckten  Kataloge  — 
kann  von  absoluter  Vollständigkeit  natürlich  keine  Rede  sein,  auch 
bietet  die  überaus  grofse  Ungleichmäfsigkeit  der  Titelaufnahmen  recht 
grofse  Schwierigkeiten,  doch  das  schadet  nichts,  jeder  vorhandene 
Titel  ist  wertvoll.  1906  wurde  der  Katalog  auch  auf  auswärtige 
Bibliotheken  ausgedehnt.  Während  bei  der  einheimischen  Abteilung 
die  Zettel,  wie  schon  erwähnt,  dem  Leidener  Katalogsystem  angepafst 
sind,  wurde  für  die  auswärtige  Abteilung  das  internationale  Format 
gewählt.  Diese  Abteilung  beschränkt  sich  auf  Titelausschnitte  aus 
gedruckten  Verzeichnissen  und  bringt  so  eine  Auswahl  aus  den  betr. 
Beständen.  Die  in  der  Nähe  befindlichen  Anstalten,  die  für  den 
Leihverkehr  besonders  wichtig  sind  (Darmstadt,  Mainz  u.  a.)  werden 
bevorzugt,  doch  sind  auch  zahlreiche  Kataloge  aus  anderen  deutschen, 
österreichischen  und  schweizerischen  Bibliotheken  verzettelt  worden. 
Gut  vertreten  sind  besonders  die  technischen  Fächer,  da  diese  Biblio- 
theken ja  zumeist  neueren  Datums  sind  und  daher  vielfach  gedruckte 
Kataloge  ihrer  gesamten  Bestände  besitzen.  In  einem  Gebiet  wurde 
eine  gewisse  Vollständigkeit  erreicht,  das  sind  die  Zeitschriften- 
bestände.   Das  Verzeichnis  der  an  Frankfurter  Bibliotheken  laufend 


von  II.  Caspari  553 

gehaltenen  Zeitschriften  dürfte  sogar  absolut  vollständig  sein.  Dieser 
Sammelkatalog  will  weder  mit  dem  rein  bibliographische  Zwecke  ver- 
folgenden Brüsseler  Institut  international  in  Wettbewerb  treten,  noch 
will  er  dem  preufsischen  Gesamtkatalog  irgendwie  ins  Gehege  kommen. 
Die  an  diesem  beteiligten  Bibliotheken  werden  demgemäfs  nicht  berück- 
sichtigt. Einige  Einzelheiten  aus  der  Entwicklung  des  Sammelkataloges 
sind  nicht  uninteressant.  So  waren  im  Anfang  bei  der  Reihenfolge 
der  Aufnahme  auswärtiger  Bibliotheken  hauptsächlich  zwei  Gesichts- 
punkte mafsgebend.  Die  Nachbarbibliotheken,  die  bereits  genannt 
wurden,  nahm  man  u.a.  deshalb  zuerst,  da  sie  z.T.  in  der  ersten 
Portozone  liegen;  die  Beschaffung  dort  vorhandener  Werke  ist  also 
nicht  nur  schnell  zu  ermöglichen,  sondern  auch  billig.  Ferner 
bevorzugte  man  solche  Anstalten,  die  in  irgend  einem,  der  RB.  be- 
sonders naheliegenden  Spezialgebiet  hervorragend  sind.  So  besitzt, 
um  ein  Beispiel  zu  nennen,  die  Weimarer  Grofsherzogliche 
Bibliothek  eine  ausgezeichnete  Sammlung  volkskundlicher  Werke; 
der  betr.  Katalog  wurde  also  bei  erster  Gelegenheit  eingereiht.  Z.  Z. 
umfafst  die  Frankfurter  Abteilung  des  SK.  43  Bibliotheken  mit  zirka 
153  000  Zetteln,  die  auswärtige  Abteilung  hat  augenblicklich  bereits 
160  000  Zettel.  Die  Zahl  der  Titel  ist  natürlich  bedeutend  gröfser, 
da  man  die  Titel  der  Werke  eines  Autors  der  Zeit-  und  Kosten- 
ersparnis wegen  —  man  hätte  ja  sonst  das  in  Druckkatalogen  durch 
Striche  ersetzte  Stichwort  bei  jedem  Zettel  handschriftlich  wiederholen 
müssen  —  auf  einem  Zettel  beliefs.  Der  Katalog,  der  viele  ohne 
weiteres  erkennbare  Vorteile  bietet,  kann  durch  Vermittlung  des  aus- 
leihenden Beamten  jederzeit  im  Lesesaal  während  der  Dienststunden 
benutzt  werden.  (Vgl.  0.  Schiff,  Die  Frankfurter  Sammelkataloge. 
Frankfurter  Zeitung  vom  27.  Juni  1912.) 

Die  Reihe  der  dem  Publikum  zugänglichen  Kataloge  ist  mit  den 
genannten  aber  noch  nicht  abgeschlossen.  Es  ist  noch  das  von  Kustos 
A.  Dessoff  bearbeitete  „Verzeichnis  der  Zeitschriften  und  Serienwerke 
nebst  einer  Auswahl  sonstiger  Sammel-  uud  Nachschlagewerke"  zu 
nennen,  das  überaus  nützlich  ist.  Bedenkt  man  ferner,  dafs  die  Auf- 
stellung der  Handbibliothek,  zu  der  auch  die  letzten  Jahrgänge  viel- 
benutzter Zeitschriften  gehören,  sehr  einfach  und  praktisch  ist,  so  kann 
man  sagen,  dafs  hier  dem  Benutzer  soweit  entgegengekommen  wird,  wie 
es  eben  möglich  ist.  Das  Gleiche  gilt  von  der  Bestellung  und  der 
Ausgabe  der  Bücher.  Da  die  Kataloge  allgemein  zugänglich  sind,  so 
fallen  Bestellungen,  die  mit  dem  unerfreulichen  Vermerk  „nicht  vor- 
handen" zurückkommen,  überhaupt  fort.  Der  Benutzer  wird  ferner, 
ohne  dafs  er  es  merkt,  wenigstens  zu  annähernder  bibliographischer 
Genauigkeit  erzogen,  was  wiederum  für  die  Beamten  eine  immer  gröfser 
werdende  Zeit-  und  Arbeitsersparnis  bedeutet.  Die  Ausgabe  des  ver- 
langten Werkes  erfolgt  sofort  nach  der  Bestellung,  ein  sehr  gröfser 
Vorteil.  Es  liefsen  sich  noch  allerlei  Erleichterungen  hier  anführen, 
doch  mufs  darauf  verzichtet  werden. 

Ein  wahrer  Schatz   für  alle  geistigen  Arbeiter  Frankfurts  bedeutet 


554  Zum  Jubiläum  der  Ilothschildscken  Bibliothek  in  Frankfurt 

der  bereits  genannte  Bibliothekenführer,  der  als  Neuerung  ein  syste- 
matisches Verzeichnis  der  Sammelgebiete  bringt.  Will  ich  z.  B.  wissen, 
wo  etwas  über  Musik  zu  haben  ist,  so  antwortet  das  Verzeichnis 
folgendermafsen: 

Musik. 

Kothschildsche  Bibliothek  2  (=  laufende  Nummer  der  Bibliothek  im 
Führer). 

Hochs  Konservatorium  38. 

Praktische  Musik:  Musikalienfreibibliothek  12.  Sängerchor  des  Lehrer- 
vereins 106.  Andre  141.  Firnberg  142. 
Sämtliche  Einrichtungen  dieser  Art  sind  in  der  Festschrift  eingehend 
geschildert,  die  Grundsätze  die  leitend  waren,  werden  angegeben,  so 
dafs  man  genau  orientiert  ist.  Was  nun  die  Einzelheiten  dieser 
Veröffentlichung  angeht,  so  müssen  diese  einer  eingehenden  Besprechung 
im  Zentralblatt  vorbehalten  bleiben.  So  wirft  die  Vorbemerkung  zum 
Schema  des  Realkatalogs  eine  Reihe  von  Problemen  auf,  die,  ebenso 
wie  das  Schema  selbst,  nicht  in  einer  Arbeit  besprochen  werden  können, 
die  mehr  alsBegrüfsungsartikel  zum  Jubiläum  gedacht  ist  und  allgemeine 
Eindrücke  wiedergeben  soll.  Die  Gesamtschilderung  der  Bibliothek 
wäre  aber  recht  unvollständig,  würden  wir  nicht  noch  auf  einige 
weitere  wichtige  Punkte  hinweisen,  zunächst  auf  die  Verteilung  der 
Arbeiten  auf  die  einzelnen  Kategorien  der  Beamten.  Von  Anfang  an, 
d.  h.  also  lang  bevor  es  an  staatlichen  und  städtischen  Anstalten  möglich 
wurde,  entsprachen  hier  die  Arbeiten  des  einzelnen  Beamten  seiner 
Stellung,  mit  anderen  Worten,  niemandem  wurde  eine  Arbeit  zu- 
gewiesen, die  ein  unter  ihm  Stehender  erledigen  kann.  Dieses 
äufserst  wichtige  Prinzip  der  Arbeitsteilung  nach  Qualitäten  wird  streng 
durchgeführt,  und  man  braucht  keine  Worte  darüber  zu  verlieren,  jeder 
Kenner  der  Verhältnisse  weifs,  was  es  bedeutet.  Im  engsten  Zusammen- 
hang hiermit  steht  die  Frage  der  Ausbildung  von  Volontären  für  den 
höheren  Dienst,  sowie  von  Volontären  und  Volontärinnen  für  den  mittleren 
Dienst.  Es  steckt  ein  gewisser  Idealismus  darin,  wenn  eine  Anstalt 
hierbei  besonders  eifrig  ist:  sind  die  betreffenden  Herren  und  Damen 
soweit,  dafs  sie  eine  volle  Arbeitskraft  abgeben  würden,  dann  müssen 
sie,  da  an  der  eigenen  Bibliothek  eine  neue  Stelle  zwar  wünschenswert 
ist,  aber  aus  Mangel  an  Mitteln  nicht  geschaffen  werden  kann,  fort- 
gehen! Der  Ausbildung  des  Nachwuchses  im  einzelnen  wird  in  der 
RB.  eine  sehr  grofse  Sorgfalt  gewidmet,  wie  u.  a.  aus  der  Instruktion 
über  die  Ausbildung  der  Anwärterinnen  für  den  mittleren  Dienst  hervor- 
geht, die  Berghoeffer  in  extenso  im  Zentralblatt  veröffentlicht  hat 
(Jg.  27.  1910.    S.  106  —  112). 

Bei  der  zweijährigen  Ausbildung  der  Volontäre  für  den  höheren  Dienst 
werden  die  Ausbildungsstufen  für  den  mittleren  Dienst  in  einem  Jahre 
durchlaufen,  das  zweite  Jahr  wird  im  wesentlichen  auf  Realkatalog 
und  die  übrigen  den  höheren  Beamten  vorbehaltenen  Arbeiten  verwandt. 
Die  Zahl  der  gleichzeitig  auszubildenden  Anwärter  hält  sich  in  engen 
Grenzen,  so  dafs  die   „individuelle  Methode"  streng  durchgeführt  werden 


von  11.  Ca s pari 


555 


kann.  Es  wurden,  wie  hier  erwähnt  sei,  bisher  18  Anwärter  oder 
Praktikanten  für  den  mittleren  Dienst  und  5  Volontäre  für  den  höheren 
Dienst  ausgebildet,  die  sämtlich  in  angenehme  z.  T.  auch  leitende 
Stellungen  gelangt  sind. 

Nach  diesem  Gesamtüberblick  über  die  allgemeinen  Verhält- 
nisse der  Bibliothek,  der,  wie  nochmals  betont  sei,  einer  durchaus 
wünschenswerten  und  eingehenden  Besprechung  der  Festschrift  in  keiner 
Weise  vorgreifen  will,  kehren  wir  wieder  zum  Anlafs  dieses  Aufsatzes, 
dem  Jubiläum  zurück.  Die  Dankbarkelt  der  Benutzer  für  das  weite 
Entgegenkommen  der  Verwaltung  kam  in  zahlreichen  Ansprachen  zum 
Ausdruck.  Aber  auch  der  Familie  von  Rothschild  wurde  besonders 
vom  Oberbürgermeister  der  Stadt  Frankfurt  Dr.  Voigt  für  ihren  Gemein- 
sinn, der  sich  durch  die  Gründung  und  weitere  Unterstützung  der 
Stiftung  kundgetan  habe,  warmer  Dank  ausgesprochen.  Die  übrigen 
Redner  betonten  besonders,  dafs  die  Bibliothek  im  besten  Sinne 
modern  sei  und  sich  mit  Erfolg  bemüht  habe,  alle  die  vielseitigen 
Wünsche  zu  erfüllen:  so  sprach  für  die  Akademie,  deren  offizielle 
Bibliothek  für  bestimmte  Fächer  die  RB.  ja  ist,  deren  Rektor,  Prof. 
Dr.  Wachsmuth,  für  die  städtischen  Schulen  sprach  Direktor  Bode, 
für  die  Fortbildungsschulen  Rektor  Walter.  Für  die  wirksame  Hilfe, 
die  die  Bestrebungen  des  Rhein -Mainischen  Verbandes  für  Volksbildung 
bei  der  Bibliothek  finden,  sprach  Oberlehrer  Dr.  Gagelmann  herzlichen 
Dank  aus,  und  die  Gefühle  der  Dankbarkeit,  die  die  Schüler  und 
Schülerinnen  der  Anstalt  für  diese  selbst  und  ihren  Leiter  hegen, 
fafste  der  Unterzeichnete  in  warmen  Worten  zusamen.  Dr.  Berg- 
hoeffer  selbst  nahm  Gelegenheit,  sich  in  einer  längeren  Rede  darüber 
auszusprechen,  welche  Gesichtspunkte  ihn  bei  der  Organisation  und 
beim  Betrieb  der  Bibliothek  geleitet  hätten  und  noch  leiteten,  Gesichts- 
punkte, die  in  erweiterter  Form  in  der  Festschrift  wiederkehren.  Einen 
sehr  lesenswerten  Aufsatz  über  alle  hierhingehörigen  Fragen  hat  der 
jetzige  Direktor  der  Deutschen  Bücherei,  Dr.  G.  Wahl  veröffentlicht 
(Frankfurter  Zeitung  vom  9.  November  1913,  Literaturblatt),  auf  den 
ich  hier  gern  hinweise. 

Zum  Schlufs  sei  aller  derer  gedacht,  die  die  Bibliothek  dauernd 
durch  Geschenke  gefördert  haben  oder  weiter  fördern.  Abgesehen  von 
der  Freiherrlich  C.  von  Rothschildschen  Familie  sind  hier  zu  nennen: 
Der  Magistrat  und  die  Stadtverordneten  der  Stadt  Frankfurt, 
sowie  die  Georg  und  Franziska  Spey ersehe  Studienstiftung,  von 
deren  beiden  Zuschüssen  bereits  oben  die  Rede  war.  Durch  Bücher- 
schenkungen haben  sich  eine  grofse  Zahl  von  Anstalten,  Firmen  und 
Privatpersonen  um  die  RB.  verdient  gemacht.  An  erster  Stelle  ist  hier 
die  Frankfurter  Zeitung  zu  nennen,  deren  Redaktion  seit  vielen 
Jahren  regelmäfsige  grofse  Schenkungen  macht,  ferner  gehören  hierhin 
die  Frankfurter  Stadtbibliothek,  der  Neue  Frankfurter  Verlag 
und  die  Frankfurter  Künstlergesellschaft,  Von  Privaten  nenne 
ich  noch  die  Erben  des  Freiherrn  Adolf  von  Rothschild,  Freifrau 
Wilhem  von  Rothschild,  die  Witwe  des  Frankfurter  Musikers  Wilhelm 


556     Die  13.  Versammlung  der  Vereinigung  schweizerischer  Bibliothekare 

Hill,  den  verstorbenen  Buchhändler  Herrn  Georg  Völcker,  die  Familien 
Alfred  von  Neufville  und  Julius  Stockhausen,  die  Herren  Moritz 
Abendroth,  Albert  Andreae,  Joseph  Baer  u.  Co.,  Professor  Dr. 
Bechhold,  Adolf  Doctor  [f],  die  Firma  J.  und  S.  Goldschmidt, 
die  Herren  Julius  H.  Jeidels  [f],  E.  A.  Jones,  Moritz  Oppenheim. 
Es  ist  natürlich  nur  eine  kleine  Auslese,  die  Gesamtzahl  der  Spender 
ist  weit  gröfser.  Es  ist  zu  hoffen,  dafs  diese  reichen  Quellen  auch  in 
den  kommenden  Jahren  weiterfliefsen  werden. 

Ueberblicken  wir  alles  Gesagte,  so  kann  man  sich  über  die  bis- 
herige Entwicklung  dieser  durch  und  durch  modernen  Bibliothek  nur 
freuen.  Die  Zukunft  möge  ihr  nur  Gutes  bringen.  Dieser  Wunsch  ist 
um  so  gerechtfertigter,  als  ja  in  Frankfurt  Grofses  im  Werk  ist:  die 
kommende  Universität!  Diese  wird  besonders  für  die  drei  grofsen 
Frankfurter  Bibliotheken  einschneidende  Wirkungen  haben;  hoffen  wir 
dafs  dabei  nur  Erfreuliches  herauskommt  und  dafs  insbesondere  die 
Rothschildsche  Bibliothek  für  sich  selbst  und  die  kommenden  Studenten 
die  Vorteile  davon  hat,  die  man  nach  ihrer  bisherigen  segensreichen 
Tätigkeit  mit  vollem  Recht  erwarten  darf. 

Leverkusen  bei  Cöln.  H.  Ca  spar  i. 


Die  13.  Versammlung 
der  Vereinigung  schweizerischer  Bibliothekare. 

Von  der  Vereinigung  schweizerischer  Bibliothekare  ist  seit  der 
lebhaft  in  Aller  Erinnerung  stehenden  gemeinsamen  Münchener  Tagung 
vom  Jahre  1912  in  diesen  Blättern  nicht  mehr  die  Rede  gewesen. 
Soll  der  Berichterstatter  dem  Versprechen,  das  er  s.  Zt.  dem  Heraus- 
geber gegeben,  nicht  untreu  werden,  so  ist  es  höchste  Zeit  über  die 
diesjährige  schon  Ende  Mai  abgehaltene  Versammlung  etliche  Mit- 
teilungen zu  machen. 

Die  Versammlung  fand  diesmal  in  dem  hübsch  gelegenen  und 
malerischen  Lenzburg  im  Aargau  statt,  d.  h.  in  einem  jener  Cantone, 
die  sich  nicht  um  eine  regierende  Stadt  oder  aus  einer  Landsgemeinde- 
Demokratie  gebildet  haben,  sondern  im  Mediationsjahr  1803  aus  ehe- 
maligen gemein -eidgenössischen  oder  städtischen  Untertanen- Gebieten 
entstanden  sind  und  in  denen  gleichzeitig  mit  der  Gründung  ganz 
von  selber  zwischen  den  verschiedenen  kleineren  Städten  und  an- 
sehnlicheren Ortschaften  ein  reger  Wetteifer  ausgelöst  wurde,  der  auch 
auf  geistigem  Gebiete  nicht  Unrühmliches  hervorgebracht  hat.  Zeuge 
dessen  war  die  Versammlung,  als  ihr  beim  offiziellen  Mittagsmahl  der 
Vertreter  der  Stadtbehörde  schilderte,  wie  vor  100  Jahren  die  Lenz- 
burger Stadtbibliothek  gegründet  wurde  und  wie  sie  sich  .seither  ent- 
wickelte als  eines  jener  Institute,  die  sich  von  jeher  die  Verbindung 
von  Unterhaltung,  Belehrung  und  höher  gerichteten  wissenschaftlichen 
Bestrebungen  angelegen  sein  liefsen. 


von  Hermann  Escher  5o7 

Die  Sitzungen,  wie  gewohnt  eine  Abendsitzung  und  eine  Vor- 
mittagssitzung, wiesen  zunächst  zwei  Vorträge  auf.  Den  einen  hielt 
Dr.  C.  Roth  (Basel)  „Ueber  die  Bücherzensur  im  alten  Basel",  der  in 
anregenden  Ausführungen  die  Zuhörer  mit  den  Anschauungen,  Mäfs- 
regeln  und  auch  Wunderlichkeiten  früherer  Zeiten  bekannt  machte. 
In  dem  andern  sprach  Dr.  C.  Benziger  (Bern)  über  „Wünsche  und 
Richtlinien  für  das  schweizerische  Bibliothekswesen".  Der  in  lebhaften 
Gedankengängen  sich  bewegende  Vortrag  bot  ein  ganzes  Füllhorn  von 
Anregungen  über  die  künftige  Entwicklung  der  Schweiz.  Bibliotheken 
und  die  Ausgestaltung  des  Schweiz.  Bibliothekwesens.  Manche  der 
Ausführungen  betrafen  Probleme  der  Gegenwart;  anderen  wird  schon 
eine  nähere  Zukunft  die  Möglichkeit  zur  Verwirklichung  bieten;  dritte 
werden  auch  in  einer  fernerliegenden  auf  Schwierigkeiten  oder  fast 
unüberwindliche  Hindernisse  stofsen.  Der  Vortrag1)  löste,  wie  recht 
und  billig,  eine  belebte  Diskussion  aus  und  spiegelte  sich  auch  in 
einer  humoristischen  Tischrede  wieder.  Den  Zuhörern  wurde  darin 
eine  fröhliche  Kinderschaar  um  den  mit  Geschenken  reich  behangenen 
Weihnachtsbaum  vor  die  Augen  geführt;  aber  als  die  Kinder  begehrlich 
nach  den  einem  jeden  durch  Aufschrift  bestimmten  Geschenken  greifen 
wollten,  wurden  sie  von  der  Mutter  mit  der  Ermahnung,  hübsch  artig 
zu  sein,  auf  das  nächste  Jahr  vertröstet,  auf  das  die  Geschenke  auf- 
zubehalten und  inzwischen  wieder  zu  verpacken  seien. 

Das  Geschäftliche  drehte  sich  um  verschiedenerlei  Unternehmungen, 
die  gegenwärtig  die  Vereinigung  beschäftigen  und  über  die  nach  dem 
heutigen  Stand  der  Dinge  (d.  h.  nach  dem  von  Anfang  November) 
berichtet  werden  möge. 

Da  ist  zunächst  die  1909  beschlossene  und  letztes  Jahr  erschienene 
Neuauflage  des  Zeitschriftenverzeichnisses  der  Schweiz.  Biblio- 
theken zu  erwähnen,  über  die  der  Vorsitzende  Rechnung  ablegte. 
Die  Herstellungskosten  für  den  Band,  der  auf  total  330  Seiten  6737 
Zeitschriften  mit  19768  nachgewiesenen  Exemplaren  umfafst,  betrugen 
4985,97  fr.  (worunter  3127,70  fr.  Auslagen  für  den  Druck),  die  Einnahmen 
4918,57  fr.,  so  dafs  sich  ein  Passiv-Saldo  von  67,40  fr.  ergab,  der 
aber  durch  den  seitherigen  Verkauf  nahezu  gedeckt  wurde.  Die  Ein- 
nahmen setzen  sich,  abgesehen  von  zwei  kleineren  Posten,  im  wesent- 
lichen zusammen  aus  der  Vergütung  von  15  Rp.  für  den  im  Ver- 
zeichnis abgedruckten  Titel,  die  die  öffentlichen  oder  halböffentlichen 
Bibliotheken  zahlten  —  die  geschlossenen  Institutsbibliotheken  waren 
davon  befreit;  eine  Anzahl  hat  aber  freiwillig  diese  Titelentschädigung 
geleistet  —  im  Betrag  von  2650,15  fr.  und  dem  Verkaufserlös  für 
429  Exemplare  zu  5, —  fr.  im  Betrag  von  2145, —  fr.  Das  Resultat 
ist  recht  erfreulich  und  eröffnet  die  Aussicht,  dafs  die  Vereinigung 
mindestens  alle  10  Jahre  Hand  an  eine  neue  Auflage  wird  legen 
können. 

1)  Er  ist  in  Nr  23  u.  24  der  Zeitschrift  „Wissen  nnd  Leben"  (Zürich, 
Rascher)  abgedruckt  worden. 


558     Die  13.  Versammlung  der  Vereinigung  schweizerischer  Bibliothekare 

Ueber  das  1910  in  Angriff  genommene  Inkunabelinventar  be- 
richtete C.  Ch.  Bernoulli  (Basel).  Im  Ganzen  sind  zirka  12  800  Stück 
angemeldet  worden.  Dank  dem  s.  Zt.  von  den  Bundesbehörden  be- 
willigten Beitrag  konnten  die  Arbeiten  derart  gefördert  werden,  dafs 
der  Berichterstatter  den  Eingang  von  über  11500  Beschreibungen  zu 
melden  in  der  Lage  war.  Die  öffentlichen  Bibliotheken  haben  fast 
ohne  Ausnahme  die  Inventarisierung  selber  besorgt;  das  Gleiche  gilt  von 
den  Klosterbibliotheken,  zumal  des  Capuzinerordens.  In  anderen  Biblio- 
theken wurden  die  Titelaufnahmen  von  Abgesandten  der  Vereinigung 
besorgt.  Die  an  die  Universitätsbibliothek  Basel  abgelieferten  Materialien 
werden  dort  von  Dr.  C.  Roth  geordnet  und  bearbeitet.  Seither  haben 
auch  die  noch  ausstehenden  öffentlichen  Bibliotheken  ihr  Material  ein- 
gesandt, und  es  fehlen  lediglich  noch  einige  kleinere  und  entlegenere 
Anstalten  und  Sammlungen,  die  mit  Beginn  der  wärmeren  Jahreszeit 
ebenfalls  erledigt  werden  können.  Die  ganze  Arbeit  dürfte  im 
kommenden  Frühling  abgeschlossen  sein. 

Ferner  ist  die  voriges  Jahr  in  München  in  besonderer  Sitzung  be- 
schlossene Beteiligung  an  der  1904  in  Bern  stattfindenden  Schweize- 
rischen Landesausstellung  zu  berühren.  Die  Schweiz.  Bibliotheken 
oder  wenigstens  die  Mehrzahl  derjenigen,  die  in  Frage  kommen,  ver- 
einigen sich  zu  einer  Kollektiv-Ausstellung  nach  Art  derjenigen,  die 
Deutschland  1893  für  die  Weltausstellung  in  Chicago  veranstaltete 
und  die  für  die  Bugra  in  Leipzig  vorgesehen  ist.  Die  Ausstellung 
soll  lediglich  eine  Ausstellung  über  Technik  und  Betrieb  im  weitesten 
Sinne  werden  und  über  Verwaltungs-  und  Benutzungseinrichtungen 
jeder  Art,  daneben  auch  über  die  die  einzelnen  Bibliotheken  betreffende 
Literatur  Auskunft  geben.  Auf  den  Inhalt  der  Bibliotheken  einzutreten 
durch  Ausstellung  von  besonders  wertvollen  oder  charakteristischen 
oder  eigenartigen  Sammlungsgegenständen  oder  Reproduktionen  solcher 
ist  nicht  beabsichtigt.  Es  soll  lediglich  bezweckt  werden,  dem 
Publikum  einen  Einblick  zu  gewähren,  wie  die  Bibliotheken  ihrer 
wachsenden  Aufgabe  nachzukommen  sich  bemühen,  ihm,  soweit  das 
das  überhaupt  möglich  ist,  die  bedeutsame  Stellung  zu  veranschau- 
lichen, die  die  Büchersammlungen  im  modernen  Leben  einnehmen  oder, 
richtiger  gesagt,  einnehmen  sollten.  Aus  diesem  Grunde  ist  die  Aus- 
stellung nicht  als  Einzelausstellung  der  teilnehmenden  Bibliotheken, 
sondern  als  Kollektivausstellung  geplant,  in  der  alles  Gleichartige: 
Pläne,  Mobiliar,  Alphabetische  Kataloge,  Sachkataloge,  Journale  irgend- 
welcher Art,  Formulare  für  irgend  einen  Zweck  u.  s.  f.,  gruppenweise 
zusammengestellt  werden  soll.  (Will  eine  der  beteiligten  Anstalten 
ihre  Formulare  aufserdem  auch  in  eigener  Anordnung  ausstellen,  so 
bleibt  es  ihr  unbenommen.) 

Die  Vorbereitungen  für  die  Ausstellung  werden  teils  von  einem 
besonderen  kleinen  hierfür  geschaffenen  Organ  der  Ausstellungsbehörden 
besorgt,  das  aus  drei  auch  dem  Vorstand  der  Vereinigung  angehörenden 
Mitgliedern  besteht,  teils  vom  genannten  Vorstand,  der  die  Bibliotheken 
gegenüber   den    Ausstellungsorganen   vertritt.     Die   Kosten    für   Platz- 


von  Hermann  Es  eher  559 

miete,  Mobiliar,  Transport  und  Versicherung  werden  von  den  einzelnen 
Ausstellern  getragen  und  zwar  entweder  direkt,  oder,  soweit  es  sich 
um  gemeinsame  Auslagen  handelt,  im  Verhältnis  des  Platzes,  den  die 
ausgestellten  Gegenstände  beanspruchen.  Die  Vereinigung  ihrerseits 
übernimmt  die  Bureauauslagen  für  Vorbereitung,  Liquidation  u.  s.  f.,  sowie 
für  allfällige  statistisch -graphische  Bearbeitungen  des  zur  Verfügung 
stehenden  Zahlenmaterials,  soweit  hiefür  nicht  das  Eidg.  Statist.  Bureau 
einzutreten  geneigt  ist. 

Von  diesem  wird  nämlich  auf  die  Landesausstellung  eine  Biblio- 
thekstatistik herausgegeben  werden.  Das  Unternehmen  ist  um  so 
mehr  zu  begrüfsen,  als  seit  1872,  dem  Erscheinungsjahr  der  Heitzschen 
Statistik  über  die  Verhältnisse  vom  Jahr  1868,  kein  umfassenderes 
Zahlenmaterial  mehr  veröffentlicht  wurde.  Für  das  Schweiz.  Bibliothek- 
wesen, und  zwar  zumeist  für  die  allgemeinen  Bildungsbibliotheken,  ist 
eine  Neuorientierung  unerläfslich;  denn  nur  von  ihr  können  greifbare 
Erörterungen  über  Zielpunkte  und  Entwicklungsmöglichkeiten  ausgehen. 

Die  Ausstellung  selber  wird  sich  in  einer  Seitennische  der  grofsen 
Halle  befinden,  die  für  die  Gruppen  43,  55  u.  56  (Erziehung,  Unter- 
richt und  Berufsbildung;  Wissenschaftliche  Forschungen;  Literatur, 
Musik,  Theater,  Verlagswesen)  hergestellt  worden  ist  und  in  ihrer 
Mitte  einen  Lesesaal  enthält,  in  dem  unter  Aufsicht  eines  ständigen 
Beamten  sowohl  die  Publikationen  der  wissenschaftlichen  Körper- 
schaften der  Schweiz  als  auch  in  systematischer  Gruppierung  die  be- 
deutenderen Erzeugnisse  des  Schweiz.  Verlagsbuchhandels  den  Besuchern 
zur  Einsicht  stehen. 

Da  die  Vorbereitungen  für  die  Ausstellung  den  Vorstand  der  Ver- 
einigung in  nicht  geringem  Mafse  beanspruchen,  war  er  zu  seinem 
Bedauern  genötigt  von  einer  Beteiligung  an  der  ebenfalls  nächstes 
Jahr  stattfindenden  internationalen  Leipziger  Ausstellung  für  Buchwesen 
und  Graphik  abzusehen. 

Mit  der  Landesausstellung  wird  sich  nun  auch  das  Projekt  eines 
schweizerischen  Gesamtkataloges  verbinden,  das  in  dem  laufenden 
Jahr  bemerkenswerte  Forschritte  gemacht  hat.  Wie  bereits  in  einer 
früheren  Berichterstattung  bemerkt,  haben  in  den  Jahren  1910  und 
1911  die  beiden  Kammern  des  Eidg.  Parlaments  aus  Anlafs  der 
Revision  des  Gesetzes  betr.  die  Schweiz.  Landesbibliothek  Postulate 
aufgestellt,  die  den  Bundesrat  einluden  die  Frage  zu  prüfen,  ob  nicht 
ein  Schweiz.  Gesamtkatalog  zu  erstellen  oder,  falls  er  von  anderer 
Seite  in  Aussicht  genommen  werde,  zu  unterstützen  sei.  Da  die  An- 
regung s.  Z.  von  der  Vereinigung  ausgegangen  war,  so  wandte  sich 
das  zuständige  Eidg.  Departement  des  Innern  anfangs  dieses  Jahres 
an  den  Vorstand  mit  dem  Ersuchen,  ihm  über  das  angeregte  Werk 
ein  Arbeitsprogramm  und  einen  Kostenvoranschlag  einzureichen.  Der 
Vorstand  antwortete,  dal's  ihm  das  nicht  ohne  weiteres  möglich  sei, 
dafs  er  aber  gerne  die  nötigen  Unterlagen  dazu  beschallen  werde. 
wenn  er  durch  Gewährung  einer  Bundessubvention  in  die  Lage  \  er- 
setzt   werde,    auf    die    nächstjährige    Landesausstellung    einen    Probe- 


560     Die  13.  Versammlung  der  Vereinigung  schweizerischer  Bibliothekare 

ausschnitt  zu  bearbeiten,  der  aus  den  Katalogen  der  hiefiir  in  Frage 
kommenden  Bibliotheken  einen  bestimmten  Teil  des  Alphabets,  z.  B. 
die  Buchstaben  Daa-Daz,  und  daneben  die  Werke  eines  sowohl  in 
deutschen  wie  in  französischen  Ausgaben  stark  vertretenen  Schrift- 
stellers, z.  B.  Albr.  von  Hallers,  umfassen  würde.  Finanztechnische 
Gründe  machten  dem  Bunde  unmöglich,  die  erbetene  Subvention  innert 
nützlicher  Frist  zu  gewähren.  Dafür  wurde  auf  den  Vorschlag  des 
Direktors  der  Schweiz.  Landesbibliothek  (zugleich  Mitglied  des  Vor- 
standes) der  Ausweg  gewählt,  dafs  das  Eidg.  Departement  des  Innern 
die  Landesbibliothek  ermächtigte,  die  Arbeit  auf  ihre  Rechnung  vor- 
zunehmen und,  da  sie  selber  sich  nicht  damit  befassen  konnte,  über 
die  Durchführung  mit  dem  Vorstand  der  Vereinigung  nähere  Abrede 
zu  treffen.  Gemäfs  dieser  Abrede  wird  nun  nach  einem  kürzlich  be- 
ratenen Programm  der  erwähnte  Probeausschnitt  in  den  Räumen  der 
Stadtbibliothek  Zürich  angelegt.  Ueber  die  Einzelheiten  mag  folgendes 
bemerkt  werden. 

Die  Auswahl  der  Buchstaben  Daa-Daz  geschah  mit  Rücksicht  auf 
das  von  Barth  im  Jahre  1907  verarbeitete  Material  von  15  deutsch- 
schweizerischen Bibliotheken,  das  den  ganzen  Buchstaben  D  umfafste 
und  dem  neuen  Unternehmen  zur  Verfügung  stand.  Die  aus  finanziellen 
Gründen  erfolgte  Beschränkung  auf  einen  Teil  des  Buchstabens  D  lag 
um  so  näher,  als  das  zu  gewärtigende  Material  für  die  notwendigen 
Berechnungen  genügende  Anhaltspunkte  ergeben  dürfte. 

Als  Zettel  werden  solche  des  internationalen  Formates  12,5/7,5 
verwendet.  Sie  tragen  am  untern  Rande  in  zweireihigem  Vordruck 
die  Chiffern  der  gröfseren  Bibliotheken.  Das  gestattet,  deren  Besitz- 
vermerke, sofern  es  sich  um  mehrere  Zettel,  d.  h.  um  mehrere 
Exemplare  eines  Buches  mit  dem  nämlichen  Titel  handelt,  lediglich 
mit  Farbstiftzeichen  auf  einen  einzigen  Zettel  zu  übertragen.  Eine 
offen  gelassene  Stelle  der  untern  Vordruckzeile  ist  bestimmt,  die  Be- 
sitzvermerke kleinerer  Bibliotheken  in  der  Form  handschriftlichen 
Uebertrages  aufzunehmen. 

Die  Art  und  Weise,  wie  das   erforderliche  Titelmaterial  —  Rück- 
weise inbegriffen  —  einzuliefern  ist,   hängt  selbstverständlich  von  der 
Anordnung    der   Kataloge    ab.      Das    an    die    Bibliotheken    adressierte 
Zirkular  spricht  sich  hierüber  folgendermafsen  aus: 
„1.    Falls  Sie  gedruckte  Kataloge  besitzen,  die  entweder  durchgehend 
oder  wenigstens  innerhalb  der  gröfseren  Sachgruppen  alphabetisch 
angeordnet  sind,    beschränkt    sich    die    ganze  Arbeit  auf   das  Aus- 
schneiden   und   Aufkleben    der    entsprechenden  Titel.     Wir   bitten 
Sie  demgemäfs,  uns  Ihren  gedruckten  Katalog  in  zwei  Exemplaren 
zu  senden. 
2.    Falls    Ihre    gedruckten    Kataloge    ausschliefslich    nach    sachlichen 
Gesichtspunkten  angelegt  sind  und  einer  alphabetischen  Anordnung 
entbehren,    oder  falls  Sie  gar  keine   gedruckten  Kataloge  besitzen, 
ist  es  unerläfslich,    entweder  von  den    einschlägigen  Titeln  —  die 
Rück  weise  inbegriffen  —  Abschriften    anzulegen    und    einzuliefern, 


von  Hermann  Escher 


561 


oder  die  Original zettel  einzusenden.  Gedruckte  Kataloge  der  soeben 
erwähnten  Art  lassen  sich  leider  nicht  verwenden;  denn  es  wäre 
eine  nnverhältnismäfsig  grofse  Arbeit,  die  zudem  nicht  einmal  für 
die  wünschbare  Genauigkeit  Gewähr  leisten  würde,  die  durch  die 
Katalogbände  zerstreuten  einschlägigen  Titel  herauszuschneiden  und 
aufzukleben.     Wir  bitten  also 

a)  entweder  um  Anlage  von  Abschriften  aller  Titel  und  Ruckweise 
die  den  beiden  Gruppen  Daa-Daz  und  Alb.  v.  Haller  angehören, 
auf  Zetteln,  die  von  der  Redaktion  geliefert  werden.  Diese 
Kopien  werden  dem   Unternehmen  verbleiben; 

b)  oder  um  Einsendung  der  Original -Titel -Zettel.  Diese  sind  in 
Abteilungen  einzusenden,  die  nicht  mehr  Titel  umfassen,  als 
man  in  48  Stunden  aufarbeiten  kann,  so  dafs  sie  nicht  länger 
als  drei  bis  vier  Tage  abwesend  sind.  Die  Redaktion  wird  Bie 
mit  den  von  anderer  Seite  eingelieferten  und  bereits  geordneten 
Titeln  vergleichen  und  hierauf  sofort  zurücksenden.  Titel,  die 
sich  als  schon  vorhanden  ergeben,  werden  einfach  mit  dem  Besitz- 
vermerk und  allfälligen  nötigen  Ergänzungen  übergetragen.  Titel, 
die  noch  nicht  vorhanden  sind,  werden  von  der  Redaktion  als 
solche  bezeichnet  und  sind  nach  ihrer  Rückkehr  durch  die  be- 
treffende Bibliothek  abzuschreiben  und  in  Abschrift  der  Redaktion 
behufs  Einreihung  zu  übermitteln.  Die  Sendungen  sind  an- 
gemessen zu  versichern.  Um  bei  allfälligem  Verlust  einer 
Sendung  den  Schaden  möglichst  einzuschränken,  empfiehlt  sich, 
ein  Doppel  anzulegen,  das  sich  auf  Ordnnngswort  und  Signatur 
beschränken  kann.  Die  Versendungskosten  und,  im  Falle  eines 
Verlustes,  die  Kosten  für  die  Wiederherstellung  des  Materials 
auf  Grund  eines  solchen  Doppels  werden  vom  Unternehmen 
vergütet". 

Das  Zirkular  fügt  noch  bei:  „Um  den  Katalog  so  vollständig  als 
möglich  zu  gestalten,  bitten  wir,  Titelabschriften  —  Rückweise  stets 
inbegriffen  —  herstellen  zu  wollen  auch  über  diejenigen  Druckschriften 
(Neuanschaffungen  bis  zum  Versendungstage,  Broschüren  u.  s.  f.),  die 
in  Ihrem  gedruckten  Katalog  noch  nicht  enthalten  sein  sollten". 

Die  Einforderung  gedruckter  Kataloge  ohne  Unterschied  ihrer 
Entstehnngszeit  konnte  selbstverständlich  nur  unter  der  Voraussetzung 
erfolgen,  dafs  der  Probeausschnitt  nicht  unter  dem  Gesichtspunkt  der 
bibliographischen  Genauigkeit,  sondern  unter  dem  der  Identifikation 
gesuchter  Bücher  mit  vorhandenen  angelegt  werden  soll.  Es  ist  hier 
nicht  der  Ort  diesen  Entscheid  grundsätzlich  zu  würdigeu;  Gelegenheit 
hiezu  wird  sich,  soweit  es  sich  um  den  geplanten  Schweiz,  (iesamt- 
katalog  handelt,  voraussichtlich  in  anderem  Zusammenhang  bieten. 
Nur  das  Eine  ist  zu  bemerken,  dafs  die  Angelegenheit  damit  wieder 
auf  den  Boden  zurückkehrt,  auf  den  die  Barthschen  Thesen  vom  Jahre 
l!'<»7  sie  einst  gestellt  hatten. 

Die  Arbeiten  werden  so  vor  sieh  gehen,  dafs  zuerst  die  von  den 
Bibliotheken  bedingungslos  eingelieferten  Titel  —  gedruckte  Aus- 
XXX.     12.  39 


562     Die  1 3.  Versammlung  der  Vereinigung  schweizerischer  Bibliothekare 

schnitte  und  Abschriften  —  in  den  Stock  Barths  eingereiht  werden. 
Sodann  sind  mehrfach  vorhandene  Titel  hinsichtlich  der  Besitzvermerke 
auf  den  besten  überzutragen,  und  dieser  letztere  ist,  soweit  nötig,  zu 
redigieren,  d.  h.  entweder  mit  dem  richtigen  Ordnungswort  oder  den 
erforderlichen  Rückweisen  zu  versehen,  oder  unter  Umständen  zu  er- 
gänzen oder  zu  berichtigen.  Hieran  fügt  sich  das  Einarbeiten  des 
wieder  zurückzuliefernden  Original -Titelmaterials.  Den  Abschlufs 
bilden  Auszählen,  Anlage  der  Statistik  und  Abfassung  des  Berichtes. 
Weist  ein  Titel  zweifelhafte  Angaben  auf,  die  sich  nicht  durch  Ver- 
gleichung  mit  andern  eingelieferten  aufhellen,  so  ist  er  mit  besonderem 
Zeichen  zu  versehen.  Es  soll  weder  auf  das  Buch  selbst  noch  auf 
Bibliographien  zurückgegriffen  werden.  Ebenso  sind,  wenn  sich  bei 
mehrbändigen  Werken  der  Besitzstand  nicht  deckt,  Zettel  mit  all- 
fälligen abweichenden  Angaben  besonders  zu  kennzeichnen.  Für  alle 
diese  verschiedenen  Arbeiten  und  Operationen  wird,  so  weit  möglich, 
Zeit-  und  Geldaufwand  besonders  notiert,  damit  auf  der  gewonnenen 
Grundlage  Berechnungen  für  das  ganze  Werk  angestellt  werden  können. 

Zur  Teilnahme  wurden  sämtliche  öffentliche  Bibliotheken  des  Bundes, 
der  Kantone  und  der  gröfseren  Städte  und  Gemeinden ,  daneben  noch 
die  gröfseren  amtlichen  Bibliotheken  des  Bundes  und  einige  ansehn- 
liche Gesellschaftsbibliotheken  wissenschaftlichen  oder  allgemeineren 
Charakters  —  im  ganzen  c.  60  Sammlungen  —  aufgefordert.  Noch 
sind  nicht  alle  Antworten  eingetroffen.  Aber  die  bisher  eingegangenen 
lassen  ein  erfreuliches  Gelingen  des  Werkes  erwarten.  Die  Zahl  der 
von  den  Anstalten  selber  gelieferten  Titel abschriften  ist  gröfser,  als 
die  Veranstalter  zu  hoffen  wagten.  Einzelne  Bibliotheken  stellten 
sogar  schon  jetzt  Einlieferung  ihres  gesamten  Titelmaterials  in  Aus- 
sicht für  den  Fall,  dafs  der  ganze  Katalog  angelegt  werden  soll. 

Im  Zusammenhang  mit  dem  Probeausschnitt  aus  dem  Gesamtkatalog 
steht  der  Entwurf  zu  einer  Katalogisierungsinstruktion,  der  sich 
auf  der  Liste  der  Verhandlungsgegenstände  der  Lenzburger  Versamm- 
lung befand.  Freilich  war  er  zu  materieller  Beratung  noch  nicht  reif, 
da  der  Vorstand  ihn  erst  zum  Teil  behandelt  hatte  und  auch  seither 
in  stark  ausgefüllten  Sitzungen  nur  in  erster  Lesung  erledigte.  Die 
Versammlung  nahm  also  lediglich  Kenntnis  und  lud  die  Mitglieder  ein, 
inzwischen  durch  schriftliche  Aeufserungen  Stellung  zur  Vorlage  zu 
nehmen.  Die  Instruktion  bezeichnete  sich  von  vornherein  nur  als  eine 
Instruktion  für  den  Gesamtkatalog,  ohne  den  Anspruch  zu  erheben, 
gleich  auch  für  die  einzelnen  Bibliotheken  gültig  zu  sein.  Diesen 
letzteren  mufs  volle  Bewegungsfreiheit  gewahrt  bleiben,  ob  sie  sich 
ihr  anschliefsen  wollen  oder  nicht;  denn  z.  T.  handelt  es  sich  darin 
um  Dinge,  —  man  denke  an  die  Wahl  des  ersten  und  auch  des 
zweiten  und  ff.  Ordnungswortes  bei  Titeln  anonymer  Werke  —  wo  neue 
Geleise  zu  betreten  unmöglich  ist,  falls  nicht  ganz  grofse  Teile  eines 
Kataloges   umgearbeitet   werden   sollen.1)      Immerhin    dürfte"  eine   In- 


1)  In  meinem  voriges  Jahr  in  München  gehaltenen  Referat  habe  ich  die 
Einheitlichkeit  in  der  Wahl  des  ersten  Ordnungs Wortes  bei  anonymen  Titeln 


von  Hermann  Escher  563 

struktion  für  den  Gesamtkatalog  doch  in  nicht  geringem  Mafse  eine 
über  den  nächstliegenden  Zweck  hinausreichende  Bedeutung  aufweisen. 
Sie  wird  naturgemäfs  eine  gewisse  Anziehungskraft  ausüben  auf  die 
Verfahren  der  einzelnen  Bibliotheken  und  mit  der  Zeit  eine  allgemeinere 
Gültigkeit  erlangen.  Sie  darf  es  also,  wenn  es  irgendwie  angeht,  den 
einzelnen  Bibliotheken  nicht  allzuschwer  machen  sich  ihr  anzuschliefsen, 
freilich  dabei  andererseits  doch  auch  die  Folgerichtigkeit  der  einmal 
eingeschlagenen  Linien  nicht  verleugnen.  Sie  wird  dabei  nicht  zu  dem 
Mittel  greifen  können,  das  die  englisch-amerikanische  Instruktion  ein- 
schlägt, indem  sie  in  manchen  Entscheidungen  zwei  Wege  offen  läfst. 
Sie  darf  ferner  mit  Rücksicht  auf  die  vielen  kleineren  Bibliotheken 
und  deren  nur  im  Nebenamt  tätigen  Beamten  nicht  zu  ausführlich  sein, 
sondern  mufs  sich  möglichster  Knappheit  befleifsen  und  auf  manche 
Details  verzichten,  wobei  zum  Trost  gereichen  mag,  dafs  auch  die  aus- 
führlichste Instruktion  nicht  alle  in  der  Wirklichkeit  vorkommenden 
Fälle  zu  erschöpfen  vermag.  Sie  sollte  äufserlich  auch  der  Forderung 
der  Uebersichtlichkeit  möglichst  entsprechen.  Kurz,  die  Aufgabe  ist 
nicht  ganz  leicht.  Der  Entwurf  soll  vorerst  bei  dem  Probeausschnitt 
zur  Anwendung  gelangen.  Die  endgültige  Formulierung  mufs  dem 
nächsten  Jahr  vorbehalten  bleiben. 

Einen  nicht  gerade  offiziellen,  aber  doch  mit  Interesse  aufgenom- 
menen Verhandlungsgegenstand  bildeten  die  Mitteilungen  über  die 
Liquidation  der  Bibliothek  Kully.  Im  Sommer  1911  war  in  Nidau 
ein  alter  Antiquar  gestorben  und  hatte  ansehnliche  Bücherbestände 
hinterlassen,  die  die  Erben  zu  veräufsern  wünschten.  Der  Liquidator 
(Dr.  Job.  Bernoulli,  vormals  Leiter  der  Schweiz.  Landesbibliothek  in 
Bern)  lud  mit  Rücksicht  auf  den  eigenartigen  Charakter  der  Bestände 
insbesondere  auch  die  Schweiz.  Bibliotheken  zur  Benutzung  der  Kauf- 
gelegenheit ein,  und  eine  Rücksprache  zwischen  ihm  und  den  Leitern 
verschiedener  Sammlungen  führte  zur  Bildung  eines  aus  einer  Anzahl 
von  Bibliotheken  bestehenden  Konsortiums  (Universitätsbibliothek  Basel, 
Schweiz.  Landesbibliothek  in  Bern,  Stadtbibliothek  Bern,  Bibliotheque 
Cantonale  Freiburg,  Bibliotheque  Publique  Genf,  Bibliotheque  de  la  ville 
Neuchätel  und  Stadtbibliothek  Zürich;  ihnen  schlofs  sich  hernach  noch 
das  Staatsarchiv  Basel,  die  Eidg.  Militärbibliothek  in  Bern  und  die 
Bürgerbibliothek  Luzern  an),  das  die  Ilelveticabestände  zu  einem 
Pauschalpreis  übernahm,  sie  nach  Bern  in  die  Landesbibliothek  über- 
führen liefs  und  dort  den  Mitgliedern  zum  Preise  von  40  Bp.  für  den 
Band  und  12  Bp.  für  die  Broschüre  zur  Auswahl  stellte.  Der  Bezog 
gestaltete  sich  derart,  dafs  den  beiden  eidgenössischen  Bibliotheken 
eine  erste  Auswahl  eingeräumt  wurde.  jVas  übrig  blieb,  wurde  von 
der  Landesbibliothek  (nach  Inhalt  oder  Druckort)  regional  sortiert, 
worauf  die  übrigen  Mitglieder  des  Konsortiums  als  Vertreter  der  ein- 
zelnen   regionalen    Gruppen    innerhalb    dieser    ihre    Auswahl    trafen. 


zu  stark  betont.    Die  westschweizerischen  Bibliotheken  stehen  zum  Teil  doch 
erheblich  unter  französischem  Einflui's. 

39* 


564     Die  13.  Versammlung  der  Vereinigung  schweizerischer  Bibliothekare 

Nachdem  das  geschehen,  durften  in  dritter  Linie  die  Mitglieder  sich 
auch  in  den  andern  Gruppen  umsehen.  Der  Rest  wurde  schliefslich 
von  der  Landesbibliothek  bestmöglich  liquidiert.  Eine  allfällige  Ein- 
bufse  auf  dem  Verkauf  sollte,  wie  die  Uebereinkunft  bestimmte,  auf 
die  Glieder  des  Konsortiums  im  Verhältnis  ihrer  Bezüge  verteilt  werden. 
Dabei  sollten  die  beiden  eidg.  Bibliotheken  für  die  Vergünstigung  der 
Auswahl  erster  Hand  doppeltes  Risiko  übernehmen,  d.h.  doppelt  be- 
lastet werden.  Die  von  der  Landesbibliothek  durchgeführte  Liquidation 
ergab  schliefslich  für  die  beteiligten  Bibliotheken  einen  Durchschnitts- 
preis von  53  Rp.  pro  Band  und  17  Rp.  pro  Broschüre  (für  die  beiden 
eidg.  Bibliotheken  67  und  19  Rp.)  d.  h.  Beträge,  die  mit  Rücksicht 
auf  den  innern  Wert  der  Erwerbungen  als  durchaus  preiswert  be- 
trachtet werden  dürfen.  Voraussichtlich  wird  sich  zu  derartigen  ge- 
meinsamen Transaktionen  nicht  gerade  oft  Gelegenheit  bieten.  Aber 
einen  ersten  Versuch  einmal  vorgenommen  und  zur  Zufriedenheit  aller 
Teilnehmer  durchgeführt  zu  haben ,  ist  sicherlich  von  grofsem  Wert. 
Der  Landesbibliothek  gebührt  für  die  nicht  geringe  Mühe,  die  sie  der 
Angelegenheit  gewidmet  hat,  der  Dank  der  übrigen  Glieder  des  Kon- 
sortiums. 

Von  weiteren  Verhandlungsgegenständen  sei  einzig  noch  die  drei- 
jährige Erneuerungswahl  des  Vorstandes  erwähnt,  der  aus  den  bis- 
herigen sechs  Mitgliedern  C.  Ch.  Bernoulli  (Basel),  H.  Escher  (Zürich, 
zugleich  Präsident).  F.  Gardy  (Genf).  M.  Godet  (Bern),  W.  F.  von  Mülinen 
(Bern) ,  Ch.  Robert  (Xeuchätel)  und  einem  als  Vertreter  der  kleineren 
Bibliotheken  neu  gewählten  siebenten  Mitglied  J.  Keller  (Lenzburg) 
bestellt  wurde. 

Wohl  sämtliche  Teilnehmer  haben  von  der  Tagung  den  Eindruck 
ebensosehr  der  Bedeutung  der  gemeinsamen  Interessen,  wie  der  An- 
regung, die  sich  stets  aus  dem  persönlichen  Verkehr  ergibt,  nach  Hause 
gebracht. 

Hermann  Escher. 


Literaturberiekte  und  Anzeigen. 

Katalog   der  Bibliothek  des  Kaiserlichen  Patentamts.     Stand  vom  1.  Januar 

1913.     Bd  1.     Staudortsverzeichnis   in   systematischer   Anordnung.     VII. 

1491  S.;  Bd  2.  3.    Autoren-  und  Schlagwortregister  in  Einem  Alphabet. 

4570  Sp.      2.  A— K.    3.  L— Z.)    Berlin:  Reichsdruckerei.    8°.    Kart.  20  M.; 

erhältlich  in  der  Patentschriftenvertriebsstelle,  Berlin  SW  61,  Gitschinerstr. 

'JT-102. 

Gedruckte  Kataloge  der  Bibliothek  des  Kaiserlichen  Patentamts  erschienen 
in  den  Jahren  1SS0,  lb96  und  1900.  Zu  letzterem  wurden  von  1901  bis  1910 
'.i  Nachträge  veröffentlicht,  deren  besonderer  Vorzug  darin  bestand,  dafs  das 
alphabetische  Namen-  und  Sachregister  sich  jedesmal  auf  sämtliche  voran- 
gegangenen Nachträge  mit  bezog.  Die  Unbequemlichkeit  aber,  in  der  syste- 
matischen Uebersicht  nötigenfalls  an  zehn  Stelleu  nachzuschlagen,  hat  jetzt  zu 
einem  Neudruck  des  ganzen  Kataloges  geführt,  der  die  Schätze  der  Bibliothek 
nach  dem  Stand  vom  1.  Januar  d.  J.  verzeichnet  und  in  drei  Bänden,  37^3 
Seiten  umfassend,  von  der  Reichsdruckerei  in  nur  neun  Monaten  fertiggestellt 


Literaturberichte  und  Anzeigen  565 

worden  ist.  Bei  der  grofsen  Reichhaltigheit  der  Bibliothek  ist  dieser  Katalog 
nicht  nur  für  die  Angehörigen  des  Patentamts  und  die  sonstigen  Benutzer  der 
Bibliothek,  sondern  für  jeden,  der  mit  technischer  Literatur  zu  tun  hat,  ein 
höchstwillkommener  Helfer.  Der  erste  Band  führt  die  vorhandenen  Bücher 
innerhalb  der  durch  den  Katalog  von  1900  und  seine  Nachträge  bekannten 
Abteilungen  alphabetisch  geordnet  auf.  Bei  der  vielfach  nicht  sehr  weit- 
gehenden Systematik  und  dem  grofsen  Umfang,  den  viele  Gruppen  schon 
angenommen  haben,  erschliefst  er  jedoch  die  Bestände  der  Bibliothek  nur 
unvollkommen.  Um  so  mehr  Wert  mufste  auf  die  Ausarbeitung  des  Registers 
gelegt  werden ,  das  denn  auch  erheblich  umfangreicher  als  der  eigentliche 
Katalog  ausgefallen  ist.  Da  die  Titel  hier  nur  unwesentlich  gekürzt  und  mit 
Jahreszahl  und  Signatur  versehen  sind,  kann  das  Register  fast  wie  eiu  zweiter 
Katalog  der  Bibliothek  betrachtet  werden.  Es  hat  die  Form  des  amerikanischen 
Dictionary  Catalog  mit  Verfasser-  und  Schlagwortverzeichnis  in  Einem  Alphabet, 
und  zwar  ist  grundsätzlich  jeder  Titel  unter  allen  Wörtern  angeführt,  unter 
denen  er  nur  irgend  gesucht  werden  kann.  Auf  synonyme  oder  verwandte 
Stichwörter,  gelegentlich  auch  auf  Abschnitte  des  systematischen  Teiles  ist 
verwiesen.  Bei  den  einzelnen  Schlagwörtern  folgen  die  Titel  in  der  alpha- 
betischen Reihenfolge  der  übrigen  sachlich  wichtigen  Begriffe.  Die  technische 
Literatur  mit  ihrem  Mangel  an  abstrakten  Begriffen  ist  für  eine  derartige  An- 
ordnung wohl  besonders  geeignet;  jedenfalls  ist  diese  hier  vortrefflich  mit 
steter  Rücksicht  auf  den  unerfahrenen  Benutzer  durchgeführt .  was  man  um 
so  mehr  anerkennen  mnfs,  als  das  Ganze  in  drei  Jahren  entstanden  ist,  die 
Bearbeiter  durchweg  mittlere  Beamte  sind,  und  der  Leiter  des  Unternehmens, 
der  kommissarische  Bibliothekar  des  Patentamts  Dr.  Otto,  bei  dem  Umfang 
der  Arbeit  nur  die  Richtlinien  angeben  und  vereinzelt  eingreifen  konnte. 

Dem  Schicksal  des  raschen  Veraltens  soll  in  der  Weise  vorgebengt 
werden,  dafs  der  Satz  stehen  bleibt,  und  der  Katalog  nach  Einfügung  des 
wöchentlich  gedruckten  und  zunächst  monatlich  und  vierteljährlich  durch  Zu- 
sammenschieben des  Satzes  verwerteten  Zuwachses  alle  zwei  Jahre  neu  auf- 
gelegt wird.  Das  ist  freilich  ein  Plan,  den  ebenso  wie  den  jetzt  vorgelegten 
Katalogdruck  bei  den  ungemein  hohen  Kosten  kaum  eine  andere  Bibliothek 
Deutschlands  wird  nachahmen  können. 

Danzig-Langfuhr.  P.  Trommsdorff. 

Hans  Ley,  Verzeichnis  sämtlicher  Programme,  welche  an  den  Kgl.  bayer. 
Real-  und  Oberrealschulen  (ehemaligen  Landwirtschafts-  und  Gewerbe- 
schulen) vom  Jahre  1S33 — 1 912  inkl.  erschienen  sind.  Beilage  zum  Jahres- 
berichte der  Kgl.  Kreisrealschule  I  Nürnberg  für  das  Schuljahr  1912  13. 
Nürnberg  1913:    Stich.     62  S.     8°. 

Das  Verzeichnis  ist  veranlafst  durch  das  bereits  vorhandene  Programm- 
verzeichnis für  die  bayerischen  Lyzeen,  Gymnasien  und  lateinischen  Schulen 
von  1823/24— 1907/08  von  Jos.  Gutenäcker  (Gymn.-Progr.  v.  Bamberg  1861.  62), 
fortgesetzt  von  J.G.  Zeiss  (Gymn.-Progr.  v.  Landshut  1875.85)  und  Emil  Renn 
(Gymn.-Progr.  v.  Landshut  1890.  96.  19o3.  09).  Ein  Verzeichnis  der  bayer.  Real- 
und  Oberrealschulprogramme  ist  um  so  dankenswerter,  als  von  denselben 
nur  wenige  im  Austauschverkehr  durch  Teubner  geliefert  werden,  so  dafs  sie 
bisher  in  das  Jahresverzeichnis  der  an  den  Deutschen  Schulanstalten  er- 
schienenen Abhandlungen  nicht  aufgenommen  werden  konnten,  denn  auch 
als  amtliche  Publikationen  wurden  sie  von  den  Schulen  nicht  an  die  Kgl. 
Bibliothek  abgeliefert  Erst  1912  hat  die  Kgl.  Bayerische  Regierung  zugesagt, 
in  Zukunft  die  sämtlichen  bayerischen  Schulprogramme  der  Kgl.  Bibliothek 
zur  Verfügung  zu  stellen,  so  dafs  von  diesem  Jahre  ab  die  Abhandlungen 
ins  Jahresverzeichnis  vollständig  aufgenommen  werden  können.  Per  Zeit- 
punkt, bis  zu  dem  Ley's  Verzeichnis  die  bayerischen  Real-  und  Oberrealschul- 
abhandlungen bietet,  1912,  ist  daher  besonders  glücklieh  gewählt. 

Es  führt  die  Progamme  nach  den  Schulanstalten  in  alphabetischer  Folge 
auf,  innerhalb  der  einzelnen  Anstalten  chronologisch,  gibl  dann  ein  Autoren- 


566  Umschau  und  neue  Nachrichten 

register  und  zuletzt  ein  Sachregister.  Es  macht  'fast'  Anspruch  auf  Voll- 
ständigkeit. Die  Aufnahmen  machen  den  Eindruck  genauer  Titelkopien  mit 
Angabe  von  Seitenzahl,  Format  und  Drucker  oder  Verleger.  Freilich  ist  im 
einzelnen  Falle  nicht  zu  erkennen,  ob  der  angegebene  Name  den  Drucker 
oder  Verleger  bezeichnen  soll  (wohl  meist  den  ersteren).  Bibliographische 
Ergänzungen  sind  dagegen  völlig  unterlassen.  So  sind  z.  B.  abgekürzte  Vor- 
namen nicht  ergänzt,  auch  nicht  im  Autorenregister.  Diese  hätten  doch  leicht 
entweder  aus  den  Programmen  selbst  oder  aus  dem  Hof-  und  Staats- Hand- 
buch des  Königreichs  Bayern  ermittelt  werden  können.  Da  Schulprogramme 
meist  nicht  im  Buchhandel  zu  haben  sind,  wäre  auch  eine  Angabe  angebracht 
gewesen,  ob  das  ausnahmsweise  doch  der  Fall  ist,  oder  ob  die  Schrift  etwa 
auch  in  einer  Zeitschrift  oder  sonstwie  erschienen  ist.  Gerade  bei  Schul- 
programmen sind  die  Fälle  besonders  leicht  erkennbar,  wo  dies  zu  vermuten 
ist,  wenn  nämlich  ein  anderer  als  der  gewöhnliche  Drucker  der  Programme 
der  betr.  Schule  genannt  ist;  so  ist  z.  B.  Nr  30  (Leininger)  auch  Würzburger 
phil.  Diss.,  Nr  114  (Graner)  auch  Münchener  phil.  Diss.,  Nr  332  (Simmer)  auch 
bei  Kellerer,  München  erschienen,  Nr  692  (Widenbauer)  ist  =  Beiheft  10  der 
Mitteilungen  d.  Gesellsch.  f.  deutsche  Erziehungs-  u.  Schulgeschichte.  Nr  741 
(Schumacher)  ist  auch  im  Buchhandel  zu  haben,  Nr  830  (Menauer)  auch  bei 
Koch,  Nürnberg,  Nr.  882.  8S3  (Natter)  bilden  zusammen  eine  Münchener  phil. 
Diss.  v.  1911,  Nr  956  (Sievert)  ist  Tübinger  naturwiss.  Diss.,  Nr.  977  (Bender) 
auch  im  Buchhandel,  Nr  1113  (Macher)  auch  bei  Neubert  in  Halle  und  aufser- 
dem  Würzburger  phil.  Diss.,  ebenso  wie  Nr  1 124  (Rummel)  u.  Nr  1127  (Sieger), 
letzteres  auch  Separatabdr.  aus  Annalen  d.  Physik,  Folge  4,  Bd  27. 

Das  Sachregister  ist  sehr  kurz  gehalten,  und  Spezialuntersuchungen  sind 
z.T.  nur  unter  sehr  allgemeinen  Schlagwörtern  zusammengefafst,  z.  B.  unter 
Mathematik:  A)  Elementarmathematik  folgen  86  Nummerangaben,  B)  Höhere 
Mathematik  folgen  56  Nummerangaben.  Auf  diese  Weise  ist  freilich  erreicht, 
dafs  das  Sachregister  nur  4  Seiten  beansprucht.  W.  J. 


Umschau  und  neue  Nachrichten. 

Berlin.  Die  hinterlassenen  Bibliotheken  von  Erich  Schmidt  und  dem 
freisinnigen  Abgeordneten  Karl  Schrader  gingen  durch  Vermittlung  des 
Antiquars  Martin  Breslauer  in  den  Besitz  von  Rudolf  Mosse  über,  der  sie 
zu  bestimmten  Stunden  in  seinem  Hause  am  Leipziger  Platz  zugänglich  machen 
wird.  Es  ist  dankbar  zu  begrüfsen,  dafs  auf  diesem  Wege  zwei  bedeutende 
private  Sammlungen  der  Auswanderung  entzogen  und  der  Allgemeinheit  nutz- 
bar gemacht  werden. 

Erlangen.  In  den  Tagen  vom  1.— 18.  Oktober  fand  der  Umzug  der 
Erlanger  Universitätsbibliothek  in  ihren  Neubau  statt  und  am  4.  November 
wurde  dieser  feierlich  geweiht.  Die  Weihrede  hielt  der  Vorsitzende  der  Bi- 
bliothekskommission Geheimer  Rat  v.  Steinmeyer,  der  aus  diesem  Anlafs  auch 
den  Katalog  der  jüngeren  Handschriften  der  Universitätsbibliothek,  eine  Er- 
gänzung und  Fortsetzung  des  Werkes  von  Irinischer,  herausgegeben  hat.  Das 
Zbl.  hofft  auf  Neubau  und  Umzug,  wie  auch  auf  den  Katalog  später  zurück- 
kommen zu  können. 

Königsberg.  In  der  Königlichen  und  Universitätsbibliothek  zu  Königs- 
berg i.  P.  sind  infolge  der  unzulänglichen  Raum  Verhältnisse  des  Katalog- 
zimmers und  der  Leihstelle  bauliche  Veränderungen  vorgenommen  worden. 
Die  bisherige  Leihstelle  ist  zum  Katalograum  nnd  das  unter  derselben  be- 
legene, bisher  für  die  Arbeiten  am  Tauschverkehr  benutzte  und  damit  nur 
ungenügend  ausgenutzte  grofse  Zimmer  zur  Leihstelle  umgestaltet  worden. 
Für  den  Tauschverkehr  ist  ein  neben  der  neuen  Leihstelle  belegener,  noch 


Umschau  und  neue  Nachrichten  567 

unbenutzter  Teil  des  Korridors  hergerichtet  worden.  Zwischen  der  neuen 
Leihstelle  und  der  früheren  ist  ein  Aufzug  mit  der  oberen  Ausladestelle  neben 
dem  Lesesaal  angebracht  worden ;  ein  Haustelephon  vermittelt  den  Verkehr 
zwischen  dem  Direktorzimmer  und  dem  unteren  Stockwerk.  Der  neue  Zustand 
bietet  sehr  erwünschte  Verbesserungen:  die  Leihstelle  ist  jetzt  für  das 
Publikum  viel  bequemer  erreichbar  als  die  frühere  im  zweiten  Stockwerk 
belegene,  hat  wesentlich  mehr  Auslageraum  und  bietet  die  Möglichkeit,  das 
Publikum  an  vier  Schaltern  (zwei  zur  Ausgabe,  zwei  zur  Zurücknahme  der 
Bücher)  statt  bisher  an  zweien  abzufertigen.  Von  den  dem  Publikum  zu- 
gänglichen Räumen  ist  sie  abgeschlossen,  während  die  bisherige  jedermann 
offen  stand,  ein  gefährlicher  Zustand,  da  ständige  Bewachung  durch  einen 
Beamten  kaum  möglich  war.  Durch  Entfernung  von  Wand  und  Tür  zwischen 
dem  neuen  Katalograum  (bisher  Leihstelle)  und  dem  alten  Katalogzimmer  und 
Hinzunahme  des  bisher  unbenutzten  Ganges  zwischen  beiden  ist  ein  zusammen- 
hängender sehr  grofser  Katalograum  geschaffen  worden.  Das  alte  Katalog- 
zimmer, in  welchem  bisher  der  alphabetische  Bandkatalog  und  der  gröfste 
Teil  der  Handbibliothek  für  die  Beamten  untergebracht  waren,  dient  jetzt  nur 
zur  Unterbringung  des  alphabetischen  Zettelkataloges  einschliefslich  des  im 
internationalen  Format  (von  1912  ab)  angelegten,  bisher  aus  Platzmangel  im 
Bibliothekarzimmer  aufgestellten  Teiles  desselben,  während  der  alphabetische 
Bandkatalog  und  die  Handbibliothek  in  dem  neuen  Katalograum  Aufstellung 
gefunden  haben,  wodurch  sich  die  Möglichkeit  ergibt  —  einer  der  wesent- 
lichsten Vorzüge  des  neuen  Zustandes  — ,  den  alphabetischen  Bandkatalog 
dem  Publikum  —  und  zwar  direkt  vom  Lesesal  aus  —  zugänglich  zu  machen. 
Für  neue  Beamtenplätze  ist  der  dringend  nötige  Raum  gewonnen,  die  Auf- 
stellung des  Bandkataloges  und  des  nötigsten  Signierapparates  (einschliefslich 
des  bisher  in  eine  entlegene  Ecke  des  Bibliothekarzimmers  verbannten  Kataloges 
des  British  Museum)  in  einer  grofsen  Repositur  erleichtert  die  tägliche 
Signierarbeit  erheblich.  Das  neue  Tauschverkehr -Zimmer  ist  wesentlich 
kleiner  als  das  frühere  (jetzt  Leihstelle)  und  darf  es  sein,  da  infolge  der  Ein- 
führung der  Monatssendungen  die  viel  Platz  beanspruchende  Aufstapelung 
der  Jahressendungen  wegtällt.  Alles  in  allem  eine  Neuordnung,  die  Beamten 
und  Benutzern  das  Leben  erleichtert  und  wohl  auf  längere  Zeit  den  An- 
sprüchen des  Betriebes  genügen  wird.  A.  Seh. 


München.  Seine  Majestät  der  König  Ludwig  ill.  von  Bayern  hat  die 
bisher  in  den  Räumen  des  früheren  Leuchtenberg-Palais  untergebrachte  von 
König  Ludwig  I.  begründete  K.  Familienfideikommifsbibliothek 
unter  Eigentumsvorbehalt  der  K.  Hof-  und  Staatsbibliothek  über- 
wiesen. Die  Ueberführung  der  Bibliothek  hat  anfangs  November  stattgefunden. 
Die  Bestände  der  Fideikommifsbibliothck,  rund  8000  Bände,  sind  vollständig 
katalogisiert  und  können  (Ausleihungen  daraus  finden  nicht  statt)  in  den 
Räumen  der  K.  Hof-  und  Staatsbibliothek  benützt  werden. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen.) 

Allgemeine  Schriften. 

Arbeiten  (Rnss.;  trudy)  des  Ersten  Allrussischen  Kongresses  für  Bibliotheks- 
wesen in  St.  Petersburg  vom  1. — 7.  Juni  1911  in  2  Teilen.  S .-Petersburg 
1912:  M.  Merkusev.     VI,  439  S.    4,50  Rub. 

The  Papers  of  the  Bibliographical  Society  of  America.  Bdited  by  Adolf 
C.  von  Noe.  Vol.  7.  1912—13.  Numb.  1  —  2.  Chicago  111.:  Univ.  of 
Chicago  Press  (1913).     71  S. 

i)  Die  an  die  Redaktion  eingesandten  Schriften  sind  mit  *  bezeichnet. 


568        Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotbeks-  und  Buchwesen 

Plotnikov,  A.  (Russ.):  Zur  fünfjährigen  Tätigkeit  der  Gesellschaft  für  Bi- 
bliothekswissenschaft.    Bibliotekaf  4.    1913.     S.  89-92. 

Pollard,  Alfred  W.  Our  twenty-first  birthday.  The  Bibliographical  Society. 
News-Sheet  Oct.  1913.   S.  3—20. 

Resolutionen  (Russ  :  Rezoljucii)  des  Ersten  Allrussischen  Kongresses  für 
Bibliothekswesen  in  St.  Petersburg  vom  1. — 7.  Juni  1911.  S.-Petersburg 
1913:  M.  Merkusev.     22  S. 

Bibliothekswesen   im  allgemeinen. 

Aenderungen  im  Austausch  u.  in  der  Verzeichnung  der  Hochschulschriften. 
Zbl.  30.  1913.  S.  499—501. 

Bclov,  A.  (Russ.):  Parlamentsbibliotheken  als  besonderer  Typus  der  Staats- 
bibliotheken.    Bibliotekaf  4.    1913.    S.  8—20. 

Benziger,  C,  Wünsche  und  Richtlinien  für  das  schweizerische  Bibliotheks- 
wesen. Sonderabdr.  aus  ,. Wissen  u.  Leben"  Heft  23  n.  24  v.  l.u.  15.  Sept. 
1913.    Bnchdr.  Züricher  Post.    20  S. 

Bericht  (Russ.:  otcet)  über  die  Tätigkeit  der  Gesellschaft  für  Bibliotheks- 
wissenschaft für  das  Jahr  1912.    Bibliotekaf  4.    1913.    S.  131-141. 

In  den  Bibliothekskursen  (Russ.):  Eindrücke  von  Hörern.  I.  E.  Evdo- 
kitnova.    IL  Elena  K.    Bibliotekaf  4.    1913.     S.  210—216. 

Bogojavlenski,  A.A.  (Russ.):  Das  Bibliothekswesen  in  den  Elementar- 
schulen des  kaukasischen  Lehrbezirks.  Heft  IL  S.-Petersburg  1913:  Tip. 
Senatsk.     134  S. 

Biblioteca  Nazionale  Centrale  Vittorio  Emanuele  di  Roma.  Bollettino  delle 
opere  moderne  straniere  acquistate  dalle  biblioteche  pubbliche  governative 
del  Regno  d'Italia.  1901  —  1910.  Indice  alfabetico  per  autori.  Corapilato 
dal  Dott.  Giuseppe  Guli.  Roma:  Ermanno  Loescher  &  Co.  1913.  736  S. 
10  1. 

Evers,  G.  A.    Fotografie  en  Bibliotheekwezen.    (Vervolg  en  slot).    Maand- 

blad  voor  Bibliotheekwezen  1.     1913.     S.  225—238. 
(Russ.):   Zur  Frage  des  Etats  der  Universitätsbibliotheken.    Von  A — n.    Bi- 
bliotekaf 4.    1913.     S.  1—7. 
Greve,  H.  E.    Seminarie-Bibliotheken.    Maandblad  voor  Bibliotheekwezen  1. 

1913.     S.  239—245. 
Hanauer,  J.    Eine  internationale  Klassifikation.    Blätter  f.  Volksbiblioth.  14. 

1913.     S.  187-191. 
Helli well,   F.     Local    co-operative    cataloguing.     The  Library  World   16. 

1913.     S.  99—102. 
Huntley,  Lockwood.    The  pressure  of  the  out-of-date  book.     The  Library 

Association  Record  15.     1913.     S.  478 — 482. 
Jast,  L.  S.,   Present   conditions   and   tendencies   of  library  work   in  Great 

Britain.    Bulletin  of  the  American  Library  Association  7.    1913.  S.  139— 144. 
Our  public  Libraries.     By  some  London  Librarians.     I.  On  the  linkiog-up 

of  the  Public  Libraries   of  Great  Britaiu   with  the  State  and  Copyright 

Libraries.    II.   On   the   extension  of  facilities  for  reading  and  researeh  to 

the  rural  districts  of  Great  Britain.    The  Contemporary  Review  Vol.  104. 

1913.     S.  250—258. 
A  National  Lending  Library  for  Students.    The  Library.    3.  Ser.    Vol.  4. 

1913.     S.  353— 36S. 
Lukasevic,  J.   (Russ.):   Kann  man  mehrere  Bücher  in  einen  einzigen  Band 

binden?    Bibliotekaf  4.    1913.    S.  21—27. 
M  almesbury,  The  Earl  of.    Presidential  Address  to  the  Library  Association 

at  Bournemouth.    The  Libr.  Assoc.  Record  15.    1913.   S.  493-501. 
(Ungar.)     *Musterk atalog   für   ungarische    öffentliche   Bibliotheken.     Als 

Manuskript    gedruckt.    =    Veröffentlichungen    der    Stadtbibliofhek    von 

Budapest  Nr  11.    Budapest:  Stadtbibl.  1913.     X  S.,  240  Sp. 
Newcombe,   Charles  F.    The   debt    of   men    of  letters   to    libraries.    The 

Library  Association  Record  15.     1913.     S.  502—521. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen         56Ü 

Pereire,  Alfred.  La  societe  des  amis  de  la  Bibliotheque  Nationale  et  des 
grandes  bibliotheques  de  France.  Bulletin  de  l'Association  des  biblio- 
ttiecaires  francais.     Ann.  7.     IUI 3.     S.  76—78. 

Pokro vskij,  A.  (Russ.):  Die  internationale  Dezimalklassifikation  in  der 
russischen  allgemein  zugänglichen  Bibliothek.  Bibliotekar  4.  1913. 
S.   194—204. 

American  Library  Association  Conference.  Procedings  at  Kaaterskill. 
Public  Libraries  18.     1913.    S.  324-342. 

Projekt  (Russ.:  Proekt)  des  Gebäudes  einer  Land-Bibliothekslesehalle,  aus- 
gearbeitet von  der  Landschaftsvertretung  Niznij-Novgorod.  Bibliotekar  4. 
1913.     S.  42-44. 

Prüfungsordnung  für  das  höhere  Lehramt  in  Baden,  Verordnungen  be- 
treffend prakt.  Ausbildung  u.  Beschäftigung  d.  Lehramtspraktikanten, 
Vorbildung  u.  Prüfung  d.  mittleren  Bibliotheksbeamten  u.  andere.  Textausg. 
mit  Sacbreg.  Heidelberg:  Weifs  1913.  47  S.  (Gesetze  u.  Verordnungen 
f.  d.  Grol'sherzogtum  Baden.    Nr  4.) 

Relazione  al  2°  congresso  delle  opere  di  educazione  popolare,  tenuto  in 
Roma  nei  giorni  7—14  dicembre  1912  (Unione  provinciale  delle  biblio- 
teche  popolari  milanesi).     Milano  1913:  A.  Kosinitz  e  ('.     15  S. 

De  r omans  in  openbare  leeszalen.  (Persstemmen.)  Maandblad  voor  Biblio- 
theekwezen  1.     1913.    S.  203— 211. 

Sillib,  R.    Eine  neue  Bücherstütze.    Zbl.  30.     1913.    S.  502-503. 

Starke,  Oswald.  Neuerungen  im  Katalogwesen  [der  Arbeiterbibliotheken]. 
Der  Bibliothekar  5.     1913.    S.  645— 646. 

Vidier,  A.  Publications  nouvelles  concernant  les  bibliotheques  frangaises 
en  1912.  Rapport  pres.  ä  l'assemblee  generale  du  30  mars  1913.  28  Partie. 
Bulletin  de  l'association  des  bibliothecaires  francais  7.     1913.    S.  69—78. 

Wie  reagierten  (Russ.:  kak  reagirovali)  die  Gouv.-Landschaftsversammlungen 
auf  die  durch  das  Gesetz  vom  9.  Juni  1912  geschaffenen  neuen  Lebens- 
bedingungen  der  Volksbibliotheken'?    Bibliotekar  4.    1913.     S.  104—111. 

Wright,  T.  W.  The  relationship  of  the  public  library  to  local  societies. 
The  Library  Association  Record  15.     1913.     S.  413— 417. 

Einzelne  Bibliotheken. 

Berlin.  Katalog  der  Bibliothek  des  Kaiserlichen  Patentamts.  Stand  v.  1.  Jau. 
1913.  1.  Standortsverzeichnis  in  systemat.  Anordnung.  2.3.  Autoren-  u. 
Schlagwortreg.  in  Einem  Alphabet.  A— K.  L— Z.  Berlin  1913:  Reichsdr. 
1491  S.,  4570  Sp.     4°  (8°).      20  M. 

Darmstadt  Schmidt,  Adolf.  Die  Grofsherzogliche  Hofbibliothek.  Hessische 
Chronik  2     1913.     S.  305—309. 

Dortmund.  *Schulz,  Erich.  Führer  und  Gedenkbuch  durch  die  Jahr- 
hundert-Ausstellung der  Stadt  Dortmund  18.  Okt.— 18.  Nov.  1913.  Dort- 
mund 1913:  C.  L.  Krüger.  46  S.  4°.  S.  11—30:  Aus  dem  Besitz  der 
Stadtbibliotbek. 

Dresden.  Berichte  aus  den  Königlichen  Sammlungen  1912.  Dresden  (1913): 
B.  G.  Teubner.     16  S.     4°.    (Köuigl.  Bibl.  S.  14— 16.) 

—  Katalog  der  Bibliothek  der  Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  „Isis"  in 

Dresden.    Bestand  am  1.  Januar  1913.     (Vorr.:    Emil  R.  Richter.)     2  Bl., 
209  S. 
Erlangen.    *Barth,  Fr.  Karl.    Die  Erlanger  Universitäts-Bibliothek.     Einige 
Betrachtungen.    S.-Abdr.  a.  d.  Fränkischen  Nachrichten   31/10.   u.    3.  II. 
1913.     15  S. 

—  *Die  jüngeren  llaudschriften  der  Erlanger  Universitätsbibliothek.    Aul;if>- 

lich  der  Einweihung  des  neuen  Bibliotheksgebäudes  verzeichnet  (von 
Elias  von  Steinmeyer).  Erlangen  1913:  Junge  &  Sohn.  IV.  241  S. 
Frankfurt  a.  M.  *Schilf,  Otto.  Frankfurter  Bibliothekenführer.  Kloine  Aus- 
gabe: Die  elf  wichtigsten  Bibliotheken  von  Frankfurt  a.  M.  (Besoud. 
Zusammenstellung  aus:  Die  Freiln-rrl.  Carl  v  Kothsehildscho  öffentl. 
Bibliothek.)    Frankfurt  a.  M. :  J.  Baer  &  Co.    1913.    18  S. 


570       Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Frankfurt  a.  M.  *  Die  Freiherrlich  Carl  v.Rotkschildsche  öffentliche  Bibliothek. 
Ein  Grundriis  ihrer  Organisation.  Nebst  einem  Verzeichnis  ihrer  Zeit- 
schriften (von  A.  Dessoff)  und  einem  Frankfurter  Bibliothekenführer  (von 
0.  Schiff).  Hrsg.  von  Christian  Wilhelm  Berghoeffer.  Frankfurt  a.  M. : 
J.  Baer  &  Co.     1913.    XXVI,  322  S. 

Frankfurt  a.  0.  Städtische  Bücher-  und  Lesehalle  zn  Frankfurt- Oder.  Ver- 
waltungsbericht über  das  T.Geschäftsjahr  1.  Apr.  1912  bis  31.  März  1913. 
Frankf.  a.  0.  19] 3:   Fr.  Kühler.    8  S. 

Gussenstadt.  Thierer,  Georg.  Dorfmuseum  und  Bibliothek  im  Ursulastift 
zu  Gussenstadt.     Illustr.  Katalog,    66  S. 

Halle.  Reinhold,  Heinrich.  Die  Handschriftensammlung  der  Ungarischen 
Nationalbibliothek  zu  Halle.     Zbl.  30.  1913.     S.  490— 499. 

Königsberg  i.  Pr.  Katalog  der  Bibliothek  der  Physikalisch -ökonomischen 
Gesellschaft  zu  Königsberg  i.  Pr.  Zusammengestellt  von  0.  Weifs.  Heft  1. 
Deutsche  Zeitschriften.     Königsberg  i.  Pr.  1913:   R.  Leupold.     1  Bl.  23  S. 

Leipzig.  Gebührenordnung  für  die  Universitätsbibliothek  (Leipzig  1913). 
2  Bl. 

München.  Uebersicht  Nr  5  über  Bücher-  u.  Kartenzugänge  bei  der  k.  b. 
Armee-Bibliothek.     1913.     S.  39—46. 

Potsdam.  Verzeichnis  der  Büchersammlung  der  ger.  n.  vollk.  St.  Johannis- 
Loge  Teutonia  zur  Weisheit  i.  0.  Potsdam.  Systemat.  zsgest.  nach  d. 
Bestand  v.  1.  Jan.  1913  (von  Br.  Fritz  Fischer).  Potsdam  1913:  Brandt. 
XVI,  267  S. 

Strafsburg.  Katalog  der  Kaiser!.  Universitäts-  und  Laudesbibliothek  Strafs- 
burg. Katalog  der  Elsafs- Lothringischen  Abteilung.  Unter  Mitw.  von 
Ernst  Marckwald  bearb.  von  Ludwig  Wilhelm.  Lfg.  6.  Strafsburg  i.  E.: 
Bibliothek  1913.     2  Bl.,  S.  163— 320. 

—  Iltis,   P.    Katalog  der  technischen  Werke   und  Zeitschriften   der  Kaiserl. 

Universitäts-  u.  Landesbibliothek  in  Strafsburg.  Abgeschl.  den  1.  Apr. 
1913.     Strafsburg:  Trübner  1913.    VIII,  231  S. 

Trier.  *Kentenich,  G.  Die  Trierer  Jesuitenbibliothek.  In:  Königl.  Friedrich 
AVilhelms- Gymnasium  zu  Trier  1563-1913.  Festschrift  zur  Feier  des 
350  jährigen  Jubiläums.     Trier  1913.     S.  57—65  u.  Taf.  17. 

Wien.  Himmelbaur,  J.  Der  gegenwärtige  Stand  des  Wiener  Volksbiblio- 
thekswesens.   Blätter  für  Volksbiblioth.  14.  1913.  S.  183  —  1S7. 

—  Groag.    E.      Die    römischen    Inschriftsteine    der    Hofbibliothek.      Wien: 

Gerold  &  Co.     1913.    53  S. 
Wilhelms  bürg.     Katalog  der  Sammlungen   u.   der  Bücherei  des  Vereins 

für  Heimatkunde  in  Wilhelmsburg.    Wilhelmsburg  1913:  Schüthe.    52  S. 
Zürich.     Zuwachsverzeichnis   der   Bibliotheken   in   Zürich.     Jg.   17.      1913. 

II.  April-Juni.    Zürich  1913:  Berichthans.     2  Bl ,  103  S. 


Algier.    Catalogue  de  la  Bibliotheque  de  la  Cour  d'appel  d' Alger.    Alger  1 9 1 3 : 

A.  Jourdan.    222  S. 
Bergen.    *Bergens  Offentlige  Bibliotek.    Aarsberetning  1912  og  l^tehalvaar 

1913.    Samt   indberetning   om    biblioteksb)-gninger   i   utlandet   og   deres 

indretning.    Bergen  1913:  J.  Grieg.    52  S.,  3  Taf. 
Boulder,  Col.    List  of  serials  in  University  of  Colorado  library,   compiled 

by  C.  Henry  Smith  and  Faith  E.  Foster.    Boulder,  Colorado.    1913.    82  S. 

(University  of  Colorado  bulletin.    Vol.  13,  No  1.) 
Bristol.     Bristol  Municipal  Public  Libraries.    Reference  Library  Catalogue: 

Sociology  Section.    Ed.  by  E.  R.  Narris  Mathews.    Bristol  1913.    188  S.   4°. 
Brooklyn.    Choosing   an  occupation;   a  list  of  books   and   references   on 

vocational  choice.  guidance  and  training,  in  the  Brooklyn  Public  Library. 

Brooklyn,  N.Y.:  Public  Lib.  1913.     63  S. 
Carcassonne.    Mullot,  Henry.    Rapport  sur  la  Situation  de  la  Bibliotheque 

municipale  de  Carcassonne  pendant  l'exercice  1912.     Carcassonne  1913: 

P.  Polere.    14  S. 


Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen       571 

Cardiff.    Cardiff  Public  Libraries.    Catalogue   of  early  printed  books   ex- 

hibited  in  the  Reference  Department  of  the  Central  Library,  may  to  sept. 

1913.     Cardiff:    The    Ivbraries   Committee    of    the    Cardiff  Corporation 

1913.     34  S. 
Charkow.     Katalog  (Russ.)  der  Bibliothek  der  medizinischen  Gesellschaft. 

Charkov  [913:  M.  Zil'berger  i  S-vja.    228  S. 

—  Bericht  (Russ.:  otcet)  der  öffentl.  Bibliothek  vom  1.  Okt.  1911  bis  1.  Okt. 

1912.     Mit  Abb.    Charkov  1913:  Pecatnik.     72.  XLVI.  23  S. 

—  Katalog  (Russ.)  der  öffentl.  Bibliothek.    Bd  IV.     Charkov  1913:  Pecatnik. 

675  S. 

—  Die  Volksbibliotheken    (Russ)    des    Gouvernements    für   das   Jahr    1911. 

Statistischer  Ueberblick.     Charkov  1913:  8.  P.  Jakovlev.     152  S. 
Cherson.    Die  Öffentliche  Bibliothek  (Russ.)  18"2  — 1912.     Zum  40-jäbrigen 

Jubiläum  ihres  Bestehens.    Cherson  1912:  0.  D.  Chodysina.     36  S. 
Christiania.    llanson,   J.  C,  M.     The  history  of  the  University  Library  of 

Christiania,  1811—1911,  a  review.    Papers  of  the  Bibliograph.  Society  of 

America  7.     1912  13.    Nro  1/2.     S.  51— 68.    (Auch  separat.) 
Evanston.    *  Northwestern   University  Bulletin,     Report   of   the   Librarian 

1911  —  1912.    Evanston  a.  Chicago:  University  1913.    8  S. 
Florenz.    La  Biblioteca  Moreniana  di  Firenze.     La  Bibliofilia  15.     191 3  II. 

S.  240-242. 

—  Lopez,    Athanasius.     Descriptio    Codicum    Franciscanorum    Bibliothecae 

Riccardianae    Florenliae.      (Continuatio    1.)      Archivum    Franciscanorum 
historicum  6.     1913.     S.  748—758.     (Wird  fortges.) 

—  Catalogo  dei  libri  componenti  le  bibliotechine  donate  alle  scuole  elementari 

del  coinunfc  di  Firenze.    Rivista  delle  biblioteche  24.    1913.    S.  54— 69. 

Genua,  Opere  e  periodici  entrati  nella  biblioteca  civica  Berio  di  Genova 
nel  1912.    Genova  1913:  Fratelli  Pagano.    39  S. 

Kiew.  Systematischer  Katalog  (Russ.)  der  Bücher  der  Bibliothek  des  Höhlen- 
klosters. Philosophie,  Literatur,  Geschichte,  Mathematische  Wissenschaften, 
Naturwissenschaft,  politische  Oekonomie,  Landwirtschaft  und  Technologie, 
Medizin,  Kriegswissenschaften,  Sprachwissenschaft,  Encyclopädieen  und 
Sammlungen,  Kalender,  Kataloge,  Atlanten  und  Karten,  Pläne,  Skizzen 
und  Zeichnungen,  Zeitschriften  und  Zeitungen.  Nachträge.  Bd  2.  Kiev 
1912:  Tip.  Pecersk.  Lavry.    IV,  420  S.     3  Rub. 

—  Javorskij,   J.  A.  (Russ.):    Beschreibung   der   Handschriften    des    Kaiserl. 

Alexandrow-Gymnasiums  zu  Kiew.    Kiew  1913:   Korcak-Novickij.    21  S. 

—  Safroneev,  N.  (Russ.):  Die  Abteilung  der  Kiewer  städtischen  Bibliotheken 

auf  der  Allrussischen  Ausstellung  in  Kiew.  Bibliotekaf  4.  1913.  S.  205— 209. 

—  Systematischer   Katalog   (Russ.)   der  Bücher   der   Bibliothek   des  Hochw. 

Mitropolits  von  Kiew  und  Galicky  Flavian.    Büchcreingang  vom  Jahre 

1911.    Kiev  1912:  Tip.  Pec.  Usp.  Lavry.    5,  42  S. 
Kursk.    Katalog  (Russ.)   der  Bücher  der  Bibliothek  der  Gouvernem.- Land- 
schaftsvertretung.    Kursk  1913:  Tip.  gub.  zemstva.     159  S. 
Lausanne.    Reglement  et  Catalogue  [de  la]  Bibliotheque  [de  la]  Soei6ti 

de  Developpement  du  Sud-Ouest  de  Lausanne.    Lausaune  1913:   Impr. 

Lausannoise.     II,  20  S. 
Limoges.     Rapport  sur  le  fonetionnement   de   la  bibliotheque  communalc 

de  Limoges  durant  l'annee  1912  p.  Louis  Caillet.    Limoges  1913:   luqir. 

Ouvriere.    13  S.    4°. 
London.    Catalogue  of  the  London  Library,  St.  James's  Square,  London.    By 

C[harles]  T[heodore]  Hagberg  Wright  and  C.  J.  Purnell.    Vol.  1.    A— K. 

London:  [Library]  1913.    XII,  1395  S.    4°. 
Manila.      Bulletin    of  the    Philippine   Library.     Vol.  2.     Nr  1.     Sept.  1913. 

Manila  1913:  Bureau  of  Printing.    20  S. 

—  Artigas,  Manuel.     List  of  works  in  the  Filipiniana  Division  relating  to  the 

study  of  the  linguistics  of  the   Philippine  Islands.    P.  VI.     Bulletin   of 
the  Philippine  Library  2.     1913.    S.  15—19.    (Wird  fortges.) 


572       Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Manila.     Mannscript  Collections  in  the  Philippine  Library.     Bulletin  of  the 
Philippine  Library  2.     1913.     S.  3—6. 

—  List  of  references  to  coconuts  aud  coconnt  products  in  the  public  docu- 

ments  division.     Bulletin  of  the  Philippine  Library  2.     1913.     S.  9  —  12. 
Milwaukee  Public  Library.    Catalogue  of  Music  in  the  Müwaukee  Public 

Library,  May  1,  1913.    Mihvaukee.Wis.:  Milwaukee  Pub.  Lib.  (1913).    48  S. 
Monza.     Suppfemento    alfabetico   e   sistematico   al    catalogo    generale   della 

biblioteca  civica  popolare.     Monza  1913:  tip.  Sociale  uionzese.    51  S. 
Moskau.    Das  Jubiläum  (Kuss.  Jubilej)  des  Moskauer  Oeffentlichen  u.  Bum- 

jancovschen  Museums.    I.  Eist.  Nachricht.     IL  Die  Feier.    Bibliotekar  4. 

1913.     S.  31  —  41.  ^  1  Abb. 

—  Bericht  (Russ. :   otcet)  über  die  Tätigkeit  der  städtischen  unentgeltlichen 

Bibliotheken,  Lesehallen  und  Auditorien  A.  S.  Pnskin  für  die  Jahre  1910 
u.  1911.    Moskva  1913:  Tip.  gorodsk.     56  S. 

—  Samokvasov,    T.    (Euss.):    Katalog    der   Bibliothek    von   Dimitr.    Jakovl. 

Samokvasov.    Nachirag  3  zum  Katalog  des  Moskauer  Archivs  des  Justiz- 
ministeriums.   Moskva  1913:  Trud.    254  S. 

—  Katalog   (Euss.)   der   Bibliothek    des   Klubs    der   Kaufleute    1853  —  1913. 

Unter  d.  Ked.   v.   A.  J.  Suvalov.     Moskva   1913:    A.  J.  Mamontov.    XI, 

510  S. 
Newark.     *Tke  Free  Public  Library  of  Newark,   New  Jersey,   1912.     24 th 

Annual  Eeport.    Xewark,  N.J.  (1913):  Essex  Press.     20  S. 
New  York.     List  of  works  in  the  New  York  Public  Library  relating  to  the 

development    and    mannfacture    of   typewrifing  machines.     Compiled   by 

William  B.  Gamble.     Bulletin  of  the  Xew  York  Public  Library  17.    1913. 

S.  697—712. 

—  List  of  works  in  the  Xew  York  Public  LibrarjT  relating  to  the  history  and 

condition  of  the  jews  in  various  conntries.     Part.  3.  4  (Schlufs).     Bulletin 
of  the  Xew  York  Pnblic  Library  17.     1913.     S.  713—764.  7S1  — 834. 
Odessa.     Nachrichten  (Russ.:   Izvestija)   der  Bibliographischen   Gesellschaft 
an  der  Kais.    Xoworossijsk.  Universität.     B.  II.     E.  1  —  4.     Odessa  1913: 
Tip.  Centr.     192  S.     1  Eub. 

—  Bericht  (Euss.:  otcet)  der  öffentl.  Stadtbibliothek  Kaiser  Xikolaus  II.  für 

das  Jahr  1912.    Odessa  1913:  E.  Chrisogelos.     45  S. 
Paris.    Boinet,   A.    Les  ceuvres  d'art  conservees  ä  la  Bibliothöque  Sainte- 
Genevieve.    (Besuine  d*une  communication  faite  ä  l'assemblee  trimestrielle 
du  30  juin  1913.)    Bulletin  de  TAssociation   des  bibliothecaires  francais. 
Ann.  7.     1913.     S.  79-81. 

—  Eegnier,  Adolphe.    Inventaire   sommaire   de  la   correspondance   de  G.-A. 

Daubree   conservee   ä   la   bibliothöque   de   l'Institut.     Eevue   des  biblio- 

theques  23.  1913.    S.  201—232.     (Wird  fortges.) 
Pskow.     Paramonov,  J.  J.,  Popov,  M.  M.,  Mal'vo,  Xatal.  Bor.  (Euss.):  Katalog 

der  Bibliothek  der  Archäologischen  Gesellschaft.    Pskov  1913:  Tip.  Gub. 

Zemstva.     IV.  144  S. 
Korn.     Ministero   della  marina:    biblioteca   centrale.     Catalogo    analitico   per 

soggetto  in  ordine  alfabetico  delle  opere.  atlanti.  carte  e  periodici.    Roma 

1913:  Off.  poligrafica  Italiana.    935  S. 
St.  Petersburg.    Bericht  (Euss.:  oteet)  der  Kais,  öffentl.  Bibliothek  für  das 

Jahr  1906.     S.-Petersburg  1913:  V.  Kiribauin.    VII,  202  S. 

—  Systematischer  Katalog  (Euss.^   der  Bibliothek  der  Kais,  rechtgläubigen 

Palästinischen    Gesellschaft.     Nachtrag    zu  Bd  I  u.  IL    Abt.  A— N.    S.- 
Petersburg 1913:  V.  F.  Kirsbaum.     VII,  216  S. 

—  Smarov,  M.  A.  (Euss.):   Katalog  der  Bibliothek  des  gelehrten  Kommittees 

der  Eauptverwaltung   für  Landwesen  und  Ackerbau.    Nachtrag.  3.     Ge- 
druckt unter  Aufsicht  des  gel.  Sekretärs  G.  A.  Kljuss.    S.-Petersburg  1913: 
J.Trej.     10,  612,  CXXIV  S. 
Santiago   de   Chile.     Crönica   de   la  Biblioteca  Naeional.    Celebraciön   del 
centenario  (1813 — 1913).    La  colocacion  de  la  primera  piedra  del  nuevo 


Neue  Bücher  and  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen       573 

palacio  de  la  Biblioteca.     Revista  de  bibliografia  chilena  y  extranjera 

Aüo  1.     1913.    S.  131—139. 
Sevilla.     Babelon,   Jean.     La  Bibliotheque   franeaise   de   Fernand   Colomb. 

Ouvr.  publ.  sous  les  auspices  de  le  Soc.  frani;.  de  bibliographie.     Paris : 

Champion  1913.     XLIV,  341  S.     (Revue  d.  bibliotheques.     Suppl.  10.) 
Tiflis      Katalog    (Russ.     der   Bibliothek    der    „Tifliser   Gesellschaft"    zum 

15.  Dez.  1912.     Tiflis   1913:  Liberman  i  Ko.     639  S. 
Urbaua.     *  University   of   Illinois   Library   School.    Circular   of  information 

1913—14;  Summer  Courses  in  Library  Training  June  16  —  July  25,  1913. 

Urbana,    111.:    University   (1913).      29   S.;    2  Bl.     University   of  Illinois 

Bulletin.     Vol.  10.  Xo  32.  33. 

Schviftwesen  und  Handschriftenkunde. 

Basch   Gimpera,   Pedro.     El  problema  de  la  propagacion  de  la  escritura 

en  Europa  y  los  signos  alfabeticos  de  los  dolmenes  de  alvao.     Revista 

de  archivos,  bibliotecas  y  museos.     1913.    S.  311— 322. 
Facsimiles  of  twelve  early  English  manuscripts  in  the  Library  of  Trinity 

College,  Cambridge.  (Hrsg.:  W.W.Greg.)  Oxford  1913  :  Univ.  Pr.  31  Bl.  4". 
Kurs  (Russ.)   der  slavisch- russischen  Pakeographie.     Zusammengestellt  von 

d.  Hörerinnen  V.  Z.  K.  nach  den  Vorlesungen  von  Prof.  T.  D.  Florinskij. 

Kiev  1913:  Trud.     127  S. 
Schema  di  un   trattato   di  Papirologia  greca  di   testi  letterari  a  proposito 

di  una  recente  pubblicazione.    Torino:  [V.  Bona]  1913.     10  S. 
Sljapkin,  J.  A.  (Russ.):   Russische  Paläographie ,  nach  Vorlesungen,   geh. 

am  Kais.  Archäologischen  Institut  in  St.  Petersburg.    S.-Petersburg  1913: 

Golike  i  Vil'borg.     102  S. 
*Spicil  egiuni  palimpsestorum  arte  photographica  paratum  per  S.  Benedicti 

monachos  archiabbatiae   Beuronensis.   Vol.  1.  =  Codex  Sangallensis  193 

continens   fragmenta    plnrium    prophetarum    secundum    translationem   S. 

Hieronvmi.    (Vorr.:    P.  Anseimus  Manser   0.  S.  B.)    Beuronae;    Lipsiae: 

Harrassowitz  1913.     14  S.,  153  Taf.     2°.     80  M. 
Steffens,  Fr.,   u.    W.  M.  Lindsay.     Die   Abkürzungen   in    den    lateinischen 

Handschriften  des  8.  u.  9.  Jahrh.  in  St.  Gallen.    Zbl.  30.  1913.  S.  477—490. 

Buchgewerbe. 

Baumeister,  Engelbert.    Formschnitte  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  in  den 

Sammlungen  des  Fürstlichen  Hauses  Oettingen- Wallerstein  zu  Maihingen. 

Bd  1.    Strafsburg:   Heitz  1913.    XIX  S.,  44  Taf.     2°.     100  M.    (Einblatt- 
drucke d.  15.  Jahrhunderts.) 
Bertieri,  Raffaello.    L'arte  di  Giambattista  Bodoni.     Con  una  notizia  biogr. 

a  cura  di  Gius.  Fumagalli.  Milano:  Bertieri&  Vanzetti  [1913].  173  S.  4°.  211. 
Bibliographie  der  österreichischen  Drucke  des  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts. 

Hrsg.  von  Dr.  Eduard  Langer.    Bd  1,  IL  1.    Trient.  Wien.  Schrattenthal. 

Bearb.   von  Walther  Dolch     M.   e.   Anhang:    Aus    der    ersten    Zeit    des 

Wiener  Buchdrucks  von  Ignaz  Schwarz.     Wien:   Gilhofer  &  Ranschburg 

1913.     VIII,  171  S.     4  Taf.     10  M. 
Burger,  C.  P.  jr.,   Oude   hollandsche  zeevaart-uitgaven.    De  zeekarten  van 

Cornelis  Authonisz.     Het  Boek  2.     1913.     S.  273—290. 
A  descriptive  Catalogue   of  the  books  issued  by  T.  N.  Foulis.    London: 

Foulis  1913.     VIII,  98  S.     16°. 
*(Cosentini,  Francesco.)    Guida  nel  Museo  del  libro  con  iudice  bibliograrico 

dei   facsiinili   degli   incunaboli.    Torino   1913:   Scuola   tipografica.     XVI, 

163  S. 
Enschede,  J.  W.     De  internationale  Tentoonstelling  te  Amsterdam.    Juli 

tot  September  1913.     Het  Boek  2.     1913.     S.  291-301. 
Das  Volksbuch  vom   Finkenritter.     Strafsburg.   Christian  Müller,    c.   1560. 

(Vorr.:  Johannes  Bolte.)  Zwickau  S.:  Ullmaun  1913.  22  S.,  15  131.  (Zwickauer 

Faksimiledrucke.   No  24.) 


574        Neue  Bücher  und  Aufsätze  znm  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

Hermanny,  Max.  Ein  monumentales  Bnchwerk.  (Die  Glasgemälde  des  Kgl. 
Kunstgewerbemuseums  zu  Berlin.)  Zeitschrift  für  Bücherfreunde.  N.  F. 
Jg.  5.     1913/14.     Bd  2.     S.  227—235. 

Muxray,  David.  Robert  and  Andrew  Foulis  and  the  Glasgow  press:  with 
some  account  of  the  Glasgow  Academy  of  the  Fine  Arts.  Glasgow: 
Mac  Lehose  1913.     152  S.    4°.     10  sh.  (id. 

Olschki,  Leo  S.,  Incunables  illustres  imitant  les  Manuscrits.  Le  passage  du 
mauuscrit  au  livre  imprime.  La  Bibliofilia.  15.  1913/14.  S.  245 — 257, 
PI.  I— V.     (Wird  fortges.) 

Olschki,  Leo  S.  Francesco  Puteolano  e  le  origini  della  stampa  in  Bologna 
e  in  Parma.    La  Bibliofilia  15.     1913  14.     S.  2ö3 — 26S.     (Wird  fortges.) 

Piper,  Alfred  Cecil.  Some  great  printers  and  tkeir  work:  John  Baskerville. 
The  Library  World  16.     1913,  1 4.     S.  102—107. 

Schulderer,  V.  Basel  and  Cologne  Printing  in  1484— 14S5.  A  Note.  The 
Library.     3.  Ser.     Vol.  4.     1913.     S.  441-442. 

Schreiber,  W.  L.  Formschnitte  und  Einblattdrncke  aus  öffentlichen  und 
privaten  Bibliotheken  und  SaimnhiDgeu  in  Amberg,  Colmar,  Darmstadt, 
Dillingen,  Hamburg,  Mainz,  Metten,  München,  Schlettstadt ,  Schwabach, 
Strafsburg,  Wiesbaden.  Mit  36  Abb.  Strafsburg:  Heitz  1913.  20  S.,  33  Bl. 
Taf.     2°.     (Einblattdrncke  d.  15.  Jahrhunderts.)     80  M. 

Schreiber,  W.  L.  Formschnitte  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  in  der  König- 
lichen Landesbibliothek  und  Königlichen  Hofbibliothek  zu  Stuttgart.  Mit 
21  Abb.  Strafsburg:  Heitz  1913.  12  S.,  20  Bl.  Taf.  2°.  (Einblattdrucke  d. 
15.  Jahrhunderts.)  50  M. 

Buchhandel. 

Baerent,  Karl.  Kataloge  der  Weidmannschen  Bachhandlung  aus  der  ersten 
Hälfte  des  XVIII.  Jahrhunderts.  Zeitschrift  für  Bücherfreunde  N.  F.  Jg.  5. 
1913/14.     Bd  2.     S.  236—241. 

Benziger,  C.  Zur  Geschichte  des  Buchhandels  in  der  Schweiz.  Blätter  f. 
bernische  Geschichte  9.  1913.  S.  221—224.  (Privileg  Heinrichs  IL  von 
Frankreich  für  Henrich  Petri.) 

Bonardi,  Ant.  Carlo  Scapin,  famoso  libraio  padovano  del  secolo  XVIII. 
Padova  1913:  G.  B.  Randi.  19  S.  (Estr.  d.  Atti  e  memorie  della  r.  acca- 
demia  di  scienze,  lettere  ed  arti  in  Padova.) 

Book-Prices  Current:  a  record  of  the  prices  at  which  books  have  been 
sold  at  auction,  from  october,  1912,  to  july,  1913,  being  the  season 
1912—13.     Vol.  27.     London:  Elliot  Stock  1913.     IX,  850  S.     27' '.,  sh. 

D(elalain),  P.  Les  boutiques  de  libraires  et  autres  commergants  au  Palais 
du  Roi,  puis  de  Justice.  Resume  historique.  Bibliographie  de  la  France. 
1913.    Chroniqne  Nr  34.  c5.     S.  162— 164.  170-  172. 

*Goldfriedrich,  Joh.  Geschichte  des  Deutschen  Buchhandels  vom  Beginn 
der  Fremdherrschaft  bis  zur  Reform  des  Börsenvereins  im  neuen  Deutschen 
Reiche.  (1805—1889.)  =  Geschichte  des  Deutschen  Buchhandels.  Im  Auf- 
trage des  Börsenvereins  der  Deutschen  Buchhändler  hrsg.  von  der  Histo- 
rischen Kommission  derselben.  Bd  4.  Leipzig:  Börsenverein  1913.  XII, 
595  S.      12  M. 

La  legge  che  regola  il  diritto  di  proprielä  delle  opere  letterarie  e  artistiche 
nell'  Uruguay.  (15.  Marzo  1912.)   Giornale  della  Libreria  1913.    S.  4u3— 405. 

(Schmitz,  Georg.)  Fünfundsiebzig  Jahre  George  Westerinann  Braunschweig. 
183S  —  21.  Mai— 1913.     Braunschweig  1913:  Westermann.     1  SS  S.     4°. 

Stein,  Henri.  Une  saisie  des  livres  protestants  dans  une  ecole  parisienne 
en  1664.    Le  Bibliographe  moderne  16.    1912—13.    S.  265— 272. 

Seventy-fivs  years  of  book  Publishing.  1838-1913.  N.Y.:  A.  S.  Barnes  Co. 
(1913).     31  S.,  facsim. 

Allgemeine  und  Nationalbibliographie. 
Josephson,   AkselG.  S.,   Bibliographies   of  bibliographies,   2.  ed.    (Forts.) 
Papers  of  the  Bibliographical  Society  of  America.     J.  1912/13.     Nrs  1/2. 
S.  33—40. 


Nene  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen        575 

Josephson,  Aksel  G.  S.,  Efficiency  and  bibliographical  researcb.  Papers  of 
the  Bibliographical  Society  of  America.     7.   1912  13.     Nrs  1  2.     S.  7—21. 

Deutschland.  Ilinricbs'  Halbjahrs-Katalog  der  im  deutschen  Buch- 
handel erschienenen  Bücher,  Zeitschriften,  Landkarten  usw.  Mit  Vor- 
anzeigen und  Neuigkeiten,  Verlags-  u.  Preisminderungen  n.  e.  Register  nach 
Stich-  und  Sachworten.  230.  Fortsetzung.  1913.  1.  Ilalbj.  T.  1.  Text; 
T.  2.    Register.     Leipzig:  J.  C.  Hinrichs  1913.     226,  276  S. 

Frankreich.  *Federn,  Robert.  Repertoire  bibliographique  de  la  litterature 
francaise  des  origines  ä  nos  jours.  (1)  Theologie,  Philosophie,  Litterature, 
Histoire  litteraire,  Histoire,  Sciences  politiques  et  sociales,  (Geographie, 
Ethnographie,  Archeologie,  Beaux-Arts,  Musique,  Bibliographie,  etc.  Avec 
une  pref.  de  Remy  de  Gourmont,  un  tableau  de  la  litterature  francaise 
aux  19e  et  20e  siecles  .  .  .  et  un  iudex  analyt.  Paris:  Federn;  Leipzig- 
Berlin:  Vo'.ckmar  1913.     LH,  413  S      22.50  fr.,  18  M. 

Italien.  Pagliaini,  Attilio.  Primo  supplemento  al  Catalogo  generale  della 
libreria  italiana  dall' anno  1900atutto  il  1910.  Vol.  II,  fasc  1—3.  Milano: 
Assoc.  tipografico-libraria  italiana  1913.    192  S.     4°.     (Jeder  Fasc.  3  Lire.) 

Niederlande.  Croiset  van  der  Kop,  Anna.  Nederland-Rusland.  Vergeten 
Boekjes.  I— III.  Het  Boek,  Jg.  2.  1913.  S.  27— 31,  129— 142,  321-335. 
(Wird  fortgesetzt.) 

Schweden.  Nelson,  Axel.  Akademiska  afbandlingar  vid  Sveriges  universitet 
och  högskolor  läsaren  1890/91 — 1909/10  jämte  fürteckning  öfver  svenskars 
akademiska  afhandlingar  vid  utlänska  universitet  under  samma  tid;  Bib- 
liografi.     Uppsala:  Akademisk  bokhandel  1912.    VIII,  150  S. 

Fachbibliographie. 

Kunst.  Annuario  bibliografico  di  archeologia  e  di  storia  dell'  arte  per 
l'Italia,  compilato  da  F.  Gatti  e  F.  Pellati.  Anno  1.  1911.  Roma:  Loescher 
1913. 

Medizin  u.  Naturwiss.  Boffito,  G.,  e  P.  Niccolari,  Bibliografia  dell'  aria. 
Saggio  di  un  repertorio  bibliografico  italiano  di  Meteorologia  e  di  Magne- 
tismo  Terrestre.  La  Bibliofilia.  Ann.  15.  1913.  S.  174  — 183.  (Forts,  zu 
Ann.  14  S.  367.) 

—  Heinz,  E.   (Russ.):    Die    internationale    Organisation    betr.    Ausgabe    des 

Katalogs  der  exakten  Wissenschaften  und  die  Beteiligung  Rufslands  an 
derselben.     Bibliotekaf  4.     1913.     S.  77—88.    183—19;). 

Militärwesen.  Hanoteau,  Jean,  et  Emile  Bonnot.  Bibliographie  des  histo- 
riques  des  regiments  francais.  Paris:  Champion  1913.  XIV,  354  S.  8°. 
(Revue  d.  bibliotheques.    Suppl.  11.) 

Rechtswissenschaft.  Pardo,  Guido.  Bibliografia  di  diritto  costituzionale 
e  politico  per  il  1911.  Milano:  Societä  editrice  libraria  1913.  17  S.  Estr. 
d.  Rivista  di  diritto  pubblico. 

Sprachen  u.  Literaturen.  Neubaur,  Leonhard.  Zur  Geschichte  und  Bi- 
bliographie des  Volksbuchs  von  Ahasverus.  Zeitschrift  für  Bücherfreunde. 
N.  F.    Jg.  5.    Bd  2.    1913  14.    S.  211— 223. 

—  Rondel,  Aug.    La  bibliographie   drainatique  et  les  collections  de  tkeätre 

en  France.     La  Bibliofilia.  15.    1913/14.    3.  257— 262.     (Wird  förtges.) 

—  Spence,  Lewis.    A  Dictionary  of  medieval  romance  and  romance  writers. 

London:  Routledge  (1913).     VI,  395  S. 

Lokale   Bibliographie. 
Aberdeen.    Johnstone,  James  Fowler  Kellas.    Concise  Bibliograph)-  to  the 

history   of  the  city  of  Aberdeen  and  its  institutions,   compiled  for  the 

historical   Association    of   Scotland.     Aberdeen    1913:    University  Press. 

42  S. 
Hassan o.     Tua,    P.    M.     Saggio    di    bibliografia    bassanese,     1506  —  1910. 

(R.  Deputazione  veneta  di  storia  patria.)    Venezia   1913:   tip.  Emitiana. 

VIII,  9(5  S.    (Estr.  d.  Miscellanea  di  storia  veneta,  ser.  III,  tom.  IV.) 


576        Neue  Bücher  und  Aufsätze  zum  Bibliotheks-  und  Buchwesen 

B o lt o n.  Sparke,  Archibald.  Bibliographia  Boltoniensis :  being  a  bibliögraphy, 
with  biographical  details  of  Bulton  authors,  and  of  the  books  written  by' 
them  from  1550  to  1912;  books  about  Bolton,  and  those  printed  and 
published  in  the  town  from  17S5  to  date.  Manchester  1913:  Universitv 
Press.     XVI,  212  S.     4°.     5  sh. 

Paris.  Tourneux,  M.  Bibliographie  de  l'histoire  de  Paris  pendant  la  Revo- 
lution franeaise.  T.  5:  Table  generale  des  faits,  des  titres  d'ouvrages, 
des  noins  d'hoinmes  et  de  lieux,  des  matieres  etc.  Paris:  H.  Champion 
1913.     V,  1030  S. 

Stamford.  Wegelin,  Oscar.  A  bibliographical  list  of  books  and  pamphlets 
relating  to  or  printed  in  Stamford,  Fairfield  County,  Connecticut.  Papers 
of  the  Bibliographical  Society  of  America  7.  1912/13.   Nrs  1/2.   S.  22—32. 

Bibliophilie. 

Beraldi,  Henri.  Le  baron  Roger  Portalis.  Societe  des  amis  des  livres. 
Annuaire  34.     1913.    S.  35—42. 

Bogeng,  G.  A.  Erich.  Die  Morante- Bibliothek.  Zeitschr.  f.  Bücherfreunde 
N.  F.  5.     1913/14.     S.  111  — 115. 

Bonland,  Ludovic  Livre  aux  armes  de  Louise  Jacqueline  de  Lastic,  mar- 
quise  de  la  Queille.     Bulletin  du  bibliophile  1913.    S.  237—240  m.  1  Abb. 

Bonland,  L.  Super -Libris  de  Lonis  Francois  Lavocat  doyen  de  la  chambre 
des  comptes.     Bulletin  du  bibliophile  1913.    S.  194  —  197  m.  2  Abb. 

Bouland,  L.  Super- Libris  du  president  E.  R.  M.  Le  Roux  d:Esneval. 
Bulletin  du  Bibliophile.    1913.    S.  399— 401. 

Brockhoff.  Katalog  der  nachgelassenen  Bibliothek  des  f  Aachener  Stifts- 
herrn Prälat  D.  E.  L[udwig]  Brockhoff.  Reichhaltige  Samml.  von  Büchern 
aus  allen  Wissenschatten  ..  .  Versteigerung  am  16.— 18.  u.  2n.— 22.  Jan. 
1913.    Aachen:  Creutzer  (1913).    127  S.     (Creutzer:    Auktionskatalog.   45.) 

Carlton,  W.  N.  C,  The  Catalogue  of  the  E.  D.  Church  Collection.  Papers 
of  the  Bibliograph.  Soc.  of  America  7.     1912/13.     Nrs  1/2.     S.  41-5u. 

Carver,  Clifford  Nickels.  Bookplates  of  Princeton  and  Princetoniaus.  Prin- 
ceton  N.J.:  University  1913.     72  S.  pls.     2  $. 

Minzlov.  Die  Bibliothek  (Russ.:  knigochranilisce)  des  Sergej  Rud.  Minzlov. 
S.-Peterbnrg  1913:  L.  J.  Ganzburg.    XIV,  157  S. 

Deutscher  Verein  für  Exlibris-Kunst  und  Gebrauchsgraphik  (E.  V.)  zu  Berlin. 
Mitgliederliste  1913.    (Berlin:  1913).     26  S.    4°. 

Olschki,  Leo  S.  Le  mie  relazioni  con  J.  Pierpont  Morgan.  Bibliofilia  15. 
1913/14.     S.  1—7. 

Pasquinelli,  Ferd.  Leggende  originali  in  ex -libris.  Lucca:  E.  Guidotti 
1913.     29  S. 

Rhead,  Louis.  A  Collection  of  book  plate  designs.  Boston:  Truesdell  1907. 
34  Bl.    S°. 

Schwarz,  Ign.  Zur  Geschichte  der  Windhagschen  Bibliothek.  Den  Teil- 
nehmern an  der  Generalversammlung  der  „Gesellschaft  der  Bibliophilen" 
in  Wien  1912  gewidmet.     Wien   1912:  Fischer.     4  S. 

Societe  des  bibliophiles  beiges  seant  ä  Mons.  75e  anniversaire.  19  nov.  1911. 
Mons  1912:  Dequesne.     115  S.     8°. 

Spenceley,  J.  Winfred.  A  descriptive  Checklist  of  the  etched  &  engraved 
book-plates.  With  notes  and  introd.  by  Pierre  de  Chaignon  la  Rose. 
Boston:  Trontsdale  Press  1905.    XXXII,  56  S. 

Waehmer.  Deutsche  Aerzteexlibris  des  16.  Jahrhunderts.  Exlibris,  Buch- 
kunst und  angewandte  Graphik  23.  1913.  S.  51—66  m.  9  Abb.  i.  T., 
2  Taf. 

Waehmer.  Alte  Universalexlibris.  Ex  Libris,  Buchkunst  u.  angewandte 
Graphik  23.     1913.     S.  1—5  m.  2  Taf.,  4  Exlibris  i.  T. 

Bibliothek  Weisstein.  Katalog  der  Bücher  des  verstorbenen  Bibliophilen 
Gotthilf  Weisstein.  Hrsg.  von  Fedor  v.  Zobeltitz.  Bd  1.  2.  (Leipzig  1913: 
W.  Drngulin.)  Im  Auftrage  des  Königl.  Baurats  Herrn.  Weisstein  für  die 
Gesellschaft  der  Bibliophilen.    XIII,  736  S.,  1  Portr.;  2  Bl.     373  S. 


Autiquariatskataloge  577 

Wilson,  Louis  N.  Further  Suggestions  for  a  model  private  library  at  Clark 
College     Publications  of  the  Clark  University  Library  3.    1913.  Nr  4.    30  S. 

(Zobeltitz,  F.  v.,  und  M.  Breslauer).  Voranzeige!  Das  Buch  der  Dreimal- 
hunderttausend. (Parodistischer  Scherz.  Den  Mitgliedern  der  Gesellschaft 
der  Bibliophilen  zur  Generalversammlung  Hamburg  d.  28.  Sept.  11)  13  ge- 
widmet.)   8  S.,  2  Bl.        

Autiquariatskataloge. 

Ackermann,  München.    Nr  582:  Faust  u.  Faustverwandtes.     1153  Nrn. 

Akademisches  Antiquariat  „Niedersachsen",  Göttingen.  Mitteilungen  Nr  6 : 
Technik  u.  Gewerbe.     377  Nrn. 

Baer  &  Co.,  Frankfurt  a.  M.  Nr  615:  Philosophie.  4897  Nrn.  —  Nr  617:  All- 
gemeine Geographie.  181  ü  Nrn.  —  Nr  Hl 8:  Vorder-  u.  Centralasien. 
Nr  1811—  400J. 

Bielefeld,  A.,  Karlsruhe.     Nr  241 :  Napoleon.     933  Nrn. 

Binder,  Fr.,  Köln.     Nr  11:  Varia.     1847  Nrn. 

Brill,  Leiden.    Nr  71:  Livres  anciens  et  modernes.    Nr  4913-6495. 

Burgersdijk  &  Niermans,  Leyden.  Bulletin,  3'serie,  Nr  4:  Americaua. 
Nr  484  — 1717. 

Carlebach,  Heidelberg.  Nr  336:  Alte  Drucke.  Kupferstiche.  Illustr.  Werke. 
8(j0  Nrn.  —  Nr  337:  Eist.  u.  kulturgeschichtl.  Darstellungen.  Nr  801—1306. 

Dultz  &  Co.,  Müuclien.     Nr  13:  Botauica  oeconomica.     1119  Nrn. 

Gilhofer  &  Ranschburg,  Wien.     Anzeiger  Nr  6:  Varia.    Nr  28105— 28727. 

—  Nr  54:  Kupferstiche  d.  Französ.  n.  Eugl.  Schule.     192  Nrn. 
Götz,  M.,  München.    Nr  962:  Varia.     1061  Nrn. 

Graupe,  Berlin.     Nr  67:  300  interessante  Neuerwerbungen. 

Greif,  G,  Wien.  Nr  51:  Rechtswissenschaft.  1722  Nrn.  —  Nr  52:  Philo- 
sophie.   883  Nrn. 

Harrassowitz,  Otto,  Leipzig.  Nr  359:  Der  alte  Orient  (enth.  die  Bibliothek 
des  f  Hofrat  Prof.  Dr.  David  Heinrich  von  Müller  in  Wien).     26S8  Nrn. 

—  Nr  360:  Historische  Theologie.    3198  Nrn. 
Haschke,  Leipzig.     Nr  1 1 :  Bücher  für  Bibliophilen.     749  Nrn. 
Hauptvogel,  Leipzig.     Nr  45:  Geschichte  u.  Geographie  Tl.  I.    1698  Nrn. 
Hiersemann,  Leipzig     Monatl.  Verzeichnis  N.  F.  Nr  1:  Varia.    283  Nrn. 
Junk,W.,  Berlin.     Nr  46:   Lepidoptera.     3989  Nrn.    —  Nr  47:   Auetores  Bo- 

tanici  ante  a.  1800.     1200  Nrn. 
Kerler,  Ulm.    Nr  422:  Militaria.     1693  Nrn. 
Klincksieck,  C,  Paris.     Nr  8:  Livres  anciens.     1385  Nrn. 
Krüger  &  Co.,  Leipzig.     Nr  92:  Prakt.  Theologie.    2435  Nrn. 
Küfner,  O.,  Berlin.     Nr  2:  Das  moderne  Buch.     702  Nrn. 
Lentner,  München.    Nr  16:  Bibliotheca  Bavarica,  4.  Folge,  3.  Tl.     Nr  14  ^24 

— 17  061. 
Levi,  Stuttgart.    Nr  203:  Varia.     1244  Nrn. 
Liebisch,  Bernh.,  Leipzig.    Nr  216:  Zoologie.     249  S. 
List  &  Francke,  Leipzig.    Nr  444:  Genealogie.    Heraldik,  Numismatik,  etc. 

2235  Nrn. 
N au c k,  G.,  Berlin.     Nr  105:  Theologie.     1930  Nrn. 
Medizinisches  Antiquariat,  Berlin.     Nr  2:    Dissertationen  der   inneren 

Medizin.  —  Nr  3:  Infektionskrankheiten.     1260  Nrn. 
Medizinisches  Antiquariat,   München.    Nr  4:   Tuberkulose.     1399  Nrn. 
Meier  &  Ehrat,  Zürich.     Nr  315:  Belletristik.    2869  Nrn.  —   Nr  316:  Varia. 

2350  Nrn. 
Merkel,  R.,  Erlangen.    Nr  161:  Protestantische  Theologie.    303^  Nrn. 
Meyer,  Fr.,  Leipzig.    Nr  117:  Klassische  Philologie.     1042  Nrn. 
Mick],  Fr.  C,  Wien.     Liste   15:  Musik  u.  Theater.    216  Nrn. 
Müller,  Fr.,  München.     Nr  1:  Porträts.     540  Nrn. 
Nijhoff,  Haag.    Nr  396  I.  u.  IL:  Livres  rares  et  curieux.  6S7  Nrn.  —  Nr  397 

—  398:  Livres  anciens  et  modrrnes.     332  u.  337  Nrn. 
XXX.     12.  40 


578     Antiquariatskataloge  —  Bücherauktionen  —  Personalnachrichten 

Olschki,  L.  S.,  Florenz.     Bulletin  mens.  XXVIII.  Nr  72:  Varia.    240  Nrn. 

Picard,  A.,  Paris.     Nr  198:  Varia.     Nr  7612-9004. 

Raus t ein,  Zürich.    Nr  30 3:  Bibliographie  etc.    391  Nrn.    —    Nr  310-  Varia 

935  Nrn. 
Rheinisches  Buch-  u.  Kunst-Antiquariat,  Bonn.  Nr  70:  Varia.  545  Nrn. 
Ricker,  J.,  Giefsen.     Anzeiger  Nr  15:  Deutschland.     1863  Nrn. 
Röder,  0.,  Leipzig.     Nr  16:  Deutsche  Literatur  von  1840.     1429  Nrn. 
Rosenthal,  J.,  München.    Nr  62:  Vues  anciennes,  9:  L'Italie.  1264  Nrn.   — 

Anzeiger  Nr  2:  Varia.   325-670  Nrn. 
Schön ingh,  F  ,  Osnabrück.    Nr  157:  Norddeutschland.     1408  Nrn. 
van  Stockuin,  Gravenhagen.     Land  en  Volk  van  Nederland.    4181  Nrn. 
Süddeutsches    Antiquariat,    München.      Nr   156:    Deutsche    Literatur. 

1008  Nrn. 
v.  Zahn&Jaensch,  Dresden.    Nr  262:  Kriege  d.  19.  Jahrhunderts.  1622  Nrn. 
Ziegert,  M.,  Frankfurt  a.  M.     Nr  20:  Portraits.     1655  Nrn. 

Bücherauktionen. 

Amsterdam,  1.— 3.  Dez.  1913:  Monnaies  —  Medailles  —  Livres.  Collektion 
S.  Wigersma.    750  Nrn.    Bei  Friedr.  Muller  &  Cie. 

Berlin,  20.  Nov.  1913:  Autographen.  Nachlaß  K.  Fr.  von  Stein  zum  Alten- 
stein. 294  Nrn.  —  21.  bis  22.  Nov.  1913:  Autographen.  Ans  dem  Nach- 
lasse Fr.  Aug.  Leo.   S71  Nrn.    Bei  L.  Liepmannsohn. 

Leipzig,  20.— 29.  Nov.  1913:  Kupferstichsammlung  aus  Mailänder  Adelsbesitz. 
1718  Nrn.     Bei  C.  G.  Boerner. 


Personalnachrichten. 

Berlin  KB.  Dem  Bibliothekar  Dr.  jur.  Franz  Wille  wurde  der  Rote 
Adlerordeu  IV.  Klasse  verliehen. 

Berlin  B.  des  Ausw.  Amtes.  Der  Bibliothekar  Dr.  Johann  Safs  wurde 
zum  Mitglied  der  Prüfungskommission  für  den  mittleren  Bibliotheksdienst  für 
den  Rest  der  laufenden  Amtsperiode  ernannt. 

Dresden  B.  des  Landtags  Zum  Landtagsbibliothekar  wurde  Dr.  phil. 
Willy  Hoppe,  bisher  Bibliothekar  des  Historischen  Seminars  in  Berlin,  ernannt. 

Göttingen  ÜB.  Der  Bibliothekar  Dr.  Georg  Leyh  wurde  an  Berlin 
KB  versetzt. 

Kiel  LandesB.  Zum  Bibliothekar  wurde  Dr.  phil.  Johannes  Hansen, 
geboren  in  Norburg  auf  Alsen,  gewählt. 

München  HStB.  Als  Praktikant  trat  ein  Dr.  phil.  Simon  Höpfl,  geb. 
4.  7.  83  zu  Artelsöd  (Niederbayern),  kath.,  studierte  Realien,  bes.  Geschichte. 


Bekanntmachung 

betr.  Diplomprüfung  für  den  mittleren  Bibliotheksdienst  usw. 

Die  nächste  Prüfung  findet  am  Montag  den  23.  März  k.  J.  und 
den  folgenden  Tagen  in  der  Königlichen  Bibliothek  zu  Berlin  statt. 

Gesuche  um  Zulassung  sind  nebst  den  erforderlichen  Papieren 
(Ministerialerlafs  vom  10.  Aug.  1909  §  5)  bis  spätestens  am  23.  Febr. 
dem  Vorsitzenden  der  Prüfungskommission,  Geh.  Regierungsrat  Dr.  Ippel, 
Abteilungsdirektor  an  der  Königlichen  Bibliothek  (Berlin  NW  7, 
Dorotheenstr.  81),  einzureichen. 


Berichtigung:  S.505,  Z.18  v.u.  ist  für  Stockholm  zu  setzen  Helsingfors. 

Verlag  von  Otto  Hairaesowitz,  Leipzig.  —  Druck  von  Ehrhardt  Karras,  Halle. 


z 

671 
Z43 

Jg.  30 


Zentralblatt  für  Bibliotheks- 
wesen 


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