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Full text of "Zentralblatt für Anthropologie"

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Case 



Shelf 



HARVARD UNIVERSITY. 




LIBRARY 

OF THE 

PEABODY MUSEUM OF AMEBIOAN 
AB0EE0L0GY AND ETHNOLOGY. 



Bought I^O«? 1^7. 



ZENTRALBLATT 



FÜR 



ANTHROPOLOGIE 

IN VERBINDUNG MIT 

F. v. LUSCHAN * H. SEGER * G.THILENIUS 

HERAUSGEGEBEN VON 

GEORG BUSCHAN 



XIII. JAHRGANG 1908 



BRAUNSCHWEIG 

DRUCK UND VERLAG VON FRIEDRICH VIEWEG UND SOHN 

1908 



Zentralblatt für Anthropologie 

in Verbindung mit 

F. v. Luschan, H. Seger, G. Thileniog 

herausgegeben von 

Georg Buschan. 

Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig. 



13. Jahrgang. Heft 1. 1908. 



A. Referate. 

I. Allgemeines, Methoden* 

1. Bericht über die Tätigkeit des Anthropologischen Instituts am 
Museum für Gewerbe und Landwirtschaft in Warschau (poln.). 
Swiatowit 1906, Bd. VII, p. 115—117. 

Dieses Institut besteht seit 1905; es hat bisher anthropologische Unter- 
suchungen der menschlichen Reste mehrerer prähistorischer Fundstätten in 
Polen vorgenommen. Auch einige selbständige Gräbergrabungen wurden von 
diesem Institut ins Werk gesetzt. R. F. Kaindl- Ceernowitz. 

2. Eugen Fischer: Jahresbericht der Literatur über Physische 
Anthropologie im Jahre 1905. Sonderausgabe aus Schwalbes 
Jahresbericht über die Fortschritte der Anatomie und Ent- 
wickelungsgeschichte. N. F. Bd. XI, Abt 3; Jena, G. Fischer, 
1907. 

Dieser stets hochwillkommene Bericht wird diesmal von den Anthropo- 
logen mit um so größerer Freude aufgenommen werden, als Herausgeber und 
Verleger auf Anregung des Verfassers eine dankbar zu begrüßende Neuerung 
trafen: dieser Teil der bekannten Schwalbeschen Jahresberichte wird 
nämlich von jetzt an (zu dem mäßigen Preise von 4 M.) separat zu haben 
sein. Dadurch werden auch alle die glücklicherweise an Zahl stets zunehmenden 
Freunde der Anthropologie, die nicht speziell Anatomen sind, in die Lage 
versetzt sein, dieses fast unentbehrliche Handwerkszeug des anthropologischen 
Forschers mit Leichtigkeit sich beschaffen zu können. Nur für speziellere 
osteologische Arbeiten mußte öfter, um Wiederholungen zu vermeiden, auf 
Referate im speziell anatomischen Teile des Jahresberichtes verwiesen werden; 
künftig soll aber gerade aus dem Kapitel „Kopfskelett" das anthropologisch 
Wichtige in die Sonderausgabe herübergenommen werden. Die Menge der 
aufgezählten Titel erreicht, trotz dieser Einschränkung, die stattliche Anzahl 
von 521 Nummern. — Was die Anordnung betrifft, so möchte Ref. auf einen 
kleinen, aber stets von neuem empfundenen Mangel aufmerksam machen : die 
Titel sind in alphabetischer Reihenfolge, nach verschiedenen Hauptabschnitten 
geordnet, aufgezählt und mit einer laufenden Nummer versehen, die später 
bei der Besprechung der betreffenden Schrift im Text wieder angeführt 
wird; im Text ist die Anordnung nun aber natürlich nicht nach der laufenden 

Zentralblatt für Anthropologie. 1908. ] 



2 A. Referate. Allgemeines, Methoden. 

Nummer, sondern nach der sinngemäßen Zusammengehörigkeit getroffen; 
sollte es eine zu große Belastung der Drucklegung bedeuten, wenn im 
alphabetischen Verzeichnis hinter jedem Titel, falls die Schrift im Text be- 
sprochen wird, die Seite angegeben würde, wo das geschieht? (Der Stern 
für die nicht besprochenen Schriften könnte ja dafür fortfallen.) Man würde 
dadurch viel Zeit, die mit Hin- und Herblättern verloren geht, sich ersparen 
können ! 

Hoffentlich rechtfertigt der Erfolg die von der Verlagsbuchhandlung ge- 
hegte Erwartung, daß diese Sonderausgabe einem Wunsche weiterer Kreise 
entgegenkommt! Die vom Verfasser ausgesprochene Bitte, ihn zu unter- 
stützen durch Zusendung von Sonderabzügen, besonders solchen Schriften, 
die an schwer zugänglicher Stelle erscheinen, sei gleichfalls, im allgemeinen 
Interesse sowohl wie im eigensten Interesse der Autoren, weiten Kreisen zur 
Berücksichtigung empfohlen! P. Bartels-Berlin. 

8« Gustav Wolff: Die Begründung der Abstammungslehre. 

München, E. Reinhardt, 1907. 

Wolff ist bekanntlich ein scharfer Gegner der Selektionstheorie oder 
des Darwinismus. Vorliegende Arbeit zeigt dies von neuem. Besonders be- 
achtenswert (weil von vielen nicht beachtet) erschien mir in seiner Ausein- 
andersetzung der Nachweis, daß der Gedanke der Deszendenz wohl zu allen 
Zeiten bei Naturforschern auftauchte, aber niemals in Details ausgearbeitet 
wurde. Dies geschah erst durch Darwin, der damit solchen Erfolg hatte, weil 
der Materialismus, auch eine alte Geistesrichtung, dem Zeitgeist entsprach, 
und Darwin eben diesen Materialismus stützte. Darwin versuchte es, die 
Deszendenz iu beweisen, er tat tatsächlich nichts anderes, als sie durch ge- 
wagte Vergleiohungen unserem Verständnis etwas näher zu bringen. Alle seine 
Beweise konnten der Kritik nicht standhalten, wie Wolff in früheren Arbeiten 
ausführlich darlegte. — Auch der Lamarekismus ist ganz ungenügend, um 
uns die Deszendenz zu erklären. Jeder Erklärungsversuch, der bisher ge- 
geben wurde, streitet mit wissenschaftlichen Tatsachen oder logischen Schluß- 
folgerungen. Gleiohes kann man nicht von einer Deszendenzlehre sagen, die 
man nicht weiter tu erklären versucht. Wenn zwei Dinge gleich gebaut sind, 
dann ist logisch niohts dagegen anzunehmen, daß sie voneinander abstammen, 
aber was hilft uns das, wenn wir uns keine Vorstellung davon machen 
können, wie das eine sich aus dem anderen entwickelte. Welchen Nutzen hat 
aber eine wissenschaftliche Hypothese, wenn sie etwas unserem Verständnis 
nicht näher bringt? 

Ihren Nutzen erweist dann Wolff in folgender Weise: Gesetzmäßig ist 
nach Wolff in der Natur nur die Zweckmäßigkeit; mit dieser Zweckmäßig- 
keit streiten die rudimentären Organe, es sei, daß man diese am ausgebil- 
deten Tiere oder nur embryologisch wahrnimmt Hier ist also ein Gegensatz 
vorhanden, den wir uns durch eine Hypothese erklären müssen; zu diesem 
Zwecke läßt sich nun die Deszendenzlehre verwenden. So hat uns die Zweck- 
mäßigkeit zur Deszendenztheorie geführt; Verfasser schließt mit dem Satz: 
Die Teleologie ist die einzige Begründung der Abstammungslehre. 

Die Zweckmäßigkeit erklärt weder Lamarekismus noch Darwinismus; 
denn beide setzen Körper voraus, die zweckmäßig reagieren können, sie 
fangen also beide damit an, etwas als existierend anzunehmen, was sie er- 
klären sollen. 

Zum Schluß bestreitet Wolff dann noch die teleologische Form des 
Lamarekismus, welche durch Pauly eingeführt wurde. Auch Pauly erklärte 



A. Referate. Allgemeines, Methoden. 3 

die Wirkungsweise des teleologischen Prinzips nicht; über dieses, das auch 
Wolff annimmt, wissen wir überhaupt nichts. 

Da viele sich nie darüber klar werden, ob der Darwinismus, dem sie 
anhängen, philosophisch begründet ist, so ist diese Schrift Wolff 8, wie alle 
seine vorhergehenden, als Gedanken anregend sehr zu empfehlen. 

Kohlbrugge- Utrecht. 

4. Karl Pearson: The scope and importance to the State of the 
science of National Eugenics. 45 S. Journal Oxford University 
Junior Scientific Club. London, Aug. 1907. 

Nach Pearson ermangeln zurzeit die Statistiker, Sozialreformer, Ärzte 
usw., die sich mit den Problemen der Eugenik befassen, nur allzuoft in kläg- 
lichem Maße der hierzu nötigen Vorschulung. Doch erwartet er hierin schon 
von einer nahen Zukunft Besserung: Er glaubt, daß in 20 Jahren jede 
Universität, wie jetzt nur die in London, ein „Laboratorium für National- 
eugenik" haben werde, und daß ein vorurteilfreies Studium der Eugenik all- 
gemein unter die akademischen Fächer aufgenommen sein werde. Um zu 
verstehen, wie eine Nation leiblich und geistig kräftiger und im Weltdaseins- 
kampf tüchtiger wird, dazu genüge das Studium «der Philosophie und der 
politischen Geschichte nicht. Aber auch die bisherige Anthropologie ein- 
schließlich der Cranio- und sonstigen Anthropometrik habe in dieser Üinsicht 
kein einziges Gesetz zu zeigen vermocht Die erste Aufgabe der Staatskunst 
sei es doch, dafür zu sorgen, daß die Nation leiblich und geistig gesund sei. 
Hierzu ist nach Pearson die wichtigste Bedingung die, daß die geistig und 
leiblich tüchtigeren Typen eine überwiegende Fruchtbarkeit entfalten. Von 
der Kasseent Wickelung hänge auch die fortschrittliche oder rückschrittliche 
gesellschaftliche und politische Entwickelung der Völker ab. 

Nun bestehe aber ein Antagonismus zwischen hoher Zivilisation und 
Rassereinigung durch natürliche Auslese. Mittels irgendwelcher Milieu- 
verbesserungen, die nicht Selektion der Keime bedeuten, sei keine Rasse- 
reinigung möglich. Erzieherische Erfolge an Verbrechern oder hygienische 
Erfolge bei tuberkulösen, neuropathischen usw. Individuen verdecken bloß 
die Entartung hinter einer Anhäufung aufgehaltener Entarteter. Das Heil 
liege nur in einer bewußten Rassekultur. Aber die Ausschaltung der Un- 
tüchtigen von der Fortpflanzung sei nur die eine Seite der Eugenik; die andere 
bestehe in der Anwendung der Vererbungsgesetze zur Begünstigung der Ver- 
mehrung der wertvolleren Typen und zu deren Vervollkommnung. 

Mittels einer Tafel, welche die Fruchtbarkeit der Taubstummen, der 
Tuberkulösen, der Verbrecher und der Geisteskranken im Vergleich mit den 
mehr normalen Personen darstellt, wird gezeigt, daß unter den heutigen 
sozialen Bedingungen die degenerierten Konstitutionen mehr als die 
normale Zahl von Nachkommen zu haben pflegen. Von den sonstigen 
statistischen Ergebnissen und Berechnungen, die Pearson in dieser Arbeit 
bietet, mag erwähnt werden, daß nach seiner Berechnung 55 bis 75 Proz. 
der menschlichen Todesfälle nicht durch Zufälligkeiten bedingt, sondern 
selektiv wären, ferner daß die zwei oder drei Erstgeborenen einer Familie 
einen relativ größeren Beitrag zur Tuberkulose, zur Kriminalität, zu den 
Geisteskrankheiten und sonstigen psychischen Defekten liefern als die später 
geborenen Kinder. 

Es gereicht dem Referenten zu großer Genugtuung, konstatieren zu 
können, daß die leitenden Gedanken dieser Schrift völlig mit den Grund- 
anschauungen der „Vererbung und Auslese" des Referenten übereinstimmen, 

1* 



4 A. Referate. Allgemeines, Methoden. 

wahrend er allerdings betreff» ma n che r der hier berichteten Einzelheiten 
Bedenken hegt. W. Schallmayer-München. 

5. Y. Franz: Zur Frage nach den geschlechtsbestimmenden Ur- 
sachen. Die Umschau 1907, Jahrg. XI, Nr. 38. 

Von erwachsenen Menschen kommen auf 1000 Männer 1003 Frauen. Man 
hat das Geschlecht der Kinder abhängig gemacht einmal vom Altersverhältnis 
der Eltern (war die Mutter älter als der Vater, so sollten mehr Mädchen 
geboren werden und umgekehrt, während ältere Frauen im allgemein mehr 
Knaben zu gebären scheinen), ferner vom Temperament der Eltern, und endlich 
hat man dem Ernährungszustand besonders der Mutter einen bestimmenden 
Einfluß zugeschrieben. Beobachtungen im Tier- und Pflanzenreich lassen daran 
denken, daß ungünstige Lebensbedingungen die Erzeugung männlicher Pro- 
genies begünstigen, daß also die Erzeugung eines männlichen Nachkommen 
als eine geringere Leistung der Mutter anzusehen ist (Schulze), bekannt 
ist, daß der als Futterpflanze angebaute Mais fast nur die männliche Rispe 
entstehen läßt, während die einzeln wachsende, also unter günstigeren Lebens- 
bedingungen stehende Pflanze auch den weiblichen Kolben trägt. Issako- 
witsch hat an Daphniden experimentell nachgewiesen, daß bei Hunger- und 
Kältekulturen die Neigung zu männlicher Nachkommenschaft hervortritt. 
Ein noch besseres Beispiel bietet die Scholle dar, welche unter den ihr un- 
günstigeren Bedingungen der salzärmeren Ostsee nach Osten zu mehr und 
mehr an Häufigkeit und Größe einbüßt und damit auch mehr und mehr die 
dem männlichen Typus ähnlichen Charaktere annimmt. Auch wird die Ost- 
seescholle früher geachlechtsreif als die Nordseescholle, wie überhaupt die 
Männchen diese Reife früher erlangen als die Weibchen. Umgekehrt kommt 
die Flunder in der salzreicheren Nordsee schlechter fort und entwickelt hier 
mehr die männlichen Charaktere. 

Interessant sind ferner die Versuche Hertwigs, welcher nachwies, daß 
verfrüht gereifte und überreife und künstlich befruchtete Froscheier vor- 
wiegend zu männlichen Tieren werden. Ebenso fiel auch ein Vergleich von 
normal gelegten und überreifen Eiern des Wasserfrosches zugunsten dieser 
Theorie aus, indem von den ersteren mehr als die Hälfte zu Weibchen, von 
den überreifen (97) Eiern fast sämtliche zu Männchen wurden. Nach seinen 
Mitteilungen auf der Rostocker Zoologenversammlung hat derselbe folgendes 
beobachtet: Von den abgelegten Eiern eines Frosches wurde die erste und 
vierte Portion — also die früh- und überreifen Eier — in einem größeren 
Prozentsatz zu Männchen, die mittleren zwei Portionen zu Weibchen. Er 
schließt hieraus eine gewisse Sexualitätskurve. Im allgemeinen scheinen 
mangelhafte Ernährung, Frühreife, Kälte usw. nur als mittelbare, den Er- 
nährungszustand herabsetzende und so als geschlechtsbestimmende Faktoren 
zu wirken. So wird es verständlich, daß in stickstoffärmeren Nährlösungen, 
verdünnter Luft u. a. bei Pflanzen männliche Geschlechtsorgane, in Stickstoff- 
reicheren Lösungen, Licht usw. dagegen weibliche Geschlechtsorgane vor- 
wiegend zur Ausbildung gelangen. 

Nach der von Hertwig aufgestellten Hypothese über die Geschlechts- 
entstehung hängt diese davon ab, ob die Keimplasmarelation ( — ) eine sehr 

hohe ist, in welchem Falle sich ein männliches Individuum ausbildet, während 
bei reichlicher Kernmasse ein weibliches entstehen soll. Während Hertwig 
ferner einen geschlechtsbestimmenden Einfluß des Spermatozon experimentell 
nicht nachweisen konnte, zeigten jedoch seine verschiedenen mit Fröschen 



A. Referate. Anthropologie. 5 

angestellten Versuchsreihen, daß nicht nnr der Mutter, sondern auch dem 
Vater ein wichtiger Einfluß auf die Entwickelungs- und Lebensfähigkeit der 
Progenies zuzuweisen ist. Dr. Kellner-Untergöltzsch. 

II. Anthropologie. 

6. Therese Wolff: Beiträge zur Anthropologie der Orbita. 63 S. 

m. 5 Tafeln. Inaug.-Dis«. z. Erlang, d. philos. Doktorwürde. 
Zürich 1906. 

Die auf Anregung Martins ausgeführte Arbeit stellt unsere gesamten 
Kenninisse über die Anthropologie der Orbita zusammen und bietet durch 
die zahlreichen systematischen Messungen, die sich nicht nur auf die Orbitn 
beschränken, einen wertvollen Beitrag zum Kapitel der Korrelationen des 
Gesichtsskeletts. Das Material bestand aus 303 Schädeln verschiedenster 
Herkunft. Die Verfasserin unterzieht die üblichen Meßmethoden der Orbita 
einer Kritik und schlägt an Stelle des Dacryon und des Lacrimalpunktes den 
Maxillo - Frontalpunkt als Ausgangspunkt für die Breitenbestimmung vor. 
Derselbe ist durch den Schnittpunkt des verlängerten Innenrandes der Orbita 
mit der Sutura naso - frontalis gegeben. Die Einteilung des Orbitalindexes 
erfolgt nach folgenden Zahlen: x — 75,9 chamäkonch, 76 — 84,9 mesokonch. 
85 — x hypsikonch. Die Korrelationen zum Obergesichtsindex sind viel 
regelmäßigere als bei den alten Maßen, da die Variabilität des Tränenbeins 
fortfällt. Mesoprosopie ist meist mit Mesokonchie, Chamäkonchie fast nie- 
mals mit Leptoprosopie kombiniert. 

Die Biorbitalbreite entspricht im allgemeinen der Jochbogenbreite, nur bei 
oligenkephalen Schädeln besteht ein Mißverhältnis. Dagegen ist der Interorbital- 
index (Verhältnis der Inter orbitalbreite zur Biorbitalbreite) eine ziemlich variable 
Zahl. Bei niedriger stehenden Rassen (Australier, Feuerländer, ßotokuden, 
Grönländer) scheint die Interorbitalbreite verhältnismäßig klein zu sein. Die 
Verfasserin maß im ganzen sechs verschiedene Interorbitalbreiten (drei vordere 
dem Dacryon, Lacrimal- und Maxillo-frontalpunkt entsprechend, zwei mittlere, 
und zwar eine obere und eine untere, und eine hintere am Foramen opticum). 
Die Interorbitalbreite wächst mit Ausnahme einiger Typen nach hinten zu. 
Die Länge der Orbita wände wurde mit einem eigens konstruierten Orbito- 
meter bestimmt; meist ist die laterale Wand länger als die mediale, die obere 
länger als die untere Die Abweichung der durch inneren und äußeren Orbital- 
rand gelegten Ebene von der Frontalebene (gemessen mit dem Goniometer), 
hängt in erster Linie von dem größeren oder geringeren Hervortreten des 
Jochbeines ab. 

Verfasserin studierte ferner den Anteil der einzelnen Knochen am Auf- 
bau der Orbita. Das Tränenbein zeigt eine große Variabilität, namentlich 
bei Vergleich verschiedener Rassetypen. Beim Europäer ist das Os lacrimale 
hoch und schmal und liegt dem Orbitalrand nahe, während es bei Ostasiaten 
kurz und breit ist und sich mehr vom Orbitalrand entfernt. Die Höhe des 
Dacryon über der durch den tiefsten Punkt des unteren Orbitalrandes ge- 
legten Ebene weist dementsprechend große Verschiedenheiten auf, indem sie 
bei Europäern und Ägyptern größer ist als bei Ostasiaten und Ozeaniern. 
Ob das Mongolenauge mit durch diesen Befund zu erklären ist, vermag die 
Verfasserin an der Hand ihres lediglich osteologischen Materials nicht zu 
entscheiden. Auffällig klein wurde das Tränenbein bei Papua, Maori und 
Timoresen befunden. Der Anteil des Stirnbeines an der Konfiguration der 
Orbita variiert ebenfalls; beim Europäer hilft es mehr beim Aufbau der late- 



6 A. Referate. Anthropologie. 

ralen Wand, beim Papua, Maori, Amerikaner and Ostasiaten mehr bei dem 
der medialen Wand. Auf die weiteren Einzelheiten der 63 Seiten starken 
Arbeit kann nicht eingegangen werden. Es möchte jedoch nicht unerwähnt 
bleiben, daß die Beziehungen der Profilneigung des Orbitaeinganges zum 
Profilwinkel des Obergesichts vielleicht ein näheres Studium verlohnt hätten, 
um zu entscheiden, inwieweit die Orbita an der bei zunehmender Gehirn- 
entwickelung wahrscheinlich stattfindenden Drehung des Obergesichtes teil- 
nimmt. 

Der Arbeit sind 13 Photogravüren beigegeben, welche einige charakte- 
ristische Typen veranschaulichen. M. Friedemann-Berlin. 

7. 0. Reche: Über den Nasenindex. Korrespondenzbl. d. deutsch, 
anthropol Ges. 1907, Jahrg. XXXVIII, Nr. 7. 

Verfasser übt an dem bisherigen Nasenindex Kritik und kommt zu dem 
Schluß, daß derselbe zur Charakterisierung der Nase nicht genügt. Die scharfe 
Trennung der tierischen von der menschlichen Nase ist mit einem Nasenindex, 
der das Verhältnis von Nasenlänge und Nasenbreite ausdrückt, nicht dar- 
zustellen. Denn ein niedriger Index würde auch bei einer sehr langen Nase, 
wie sie den Tieren eigentümlich ist, möglich sein. Was die Nase des Menschen 
so scharf von der des Tieres scheidet, ist die größere Höhe des Nasenrückens; 
als weiterer Unterschied kommt ferner die Länge der Nase und die Breite 
der Apertura pyriformis in Betracht. Der Verfasser sucht daher diese drei 
Maße in einem Index zu vereinen. Als Maß für die Höhe des Nasenrückens 
nimmt der Verfasser die Differenz des Bogens, den die Nasalia an der Stelle 
der kleinsten Nasenbreite bilden, von der zugehörigen Sehne. Diese Differenz, 
erhält ein positives Vorzeichen, wenn die Wölbung der Nasenbeine gegen- 
einander konvex, ein negatives, wenn sie konkav ist. Zur Bestimmung der 
Bogenlänge verwendet der Verfasser ein 2 mm breites Maßband aus Pauslein- 
wand. Multipliziert man die Differenz mit 100 und dividiert das Produkt 
durch die Breite der Apertura pyriformis, so erhält man einen Index, welcher, 
wiederum mit 100 multipliziert und durch die Nasenlänge dividiert, den 
eigentlichen Nasenindex ergibt. Mit diesem Index lassen sich die Formen- 
unterschiede der Nase sehr gut zum Ausdruck bringen. Uie niedrigen Index- 
werte bezeichnen die niedrig-, die hohen die hochstehenden Nasenformen. 
Die Trennung von menschlicher und tierischer Nase kommt in dem Index 
deutlich zur Geltung. Den niedrigsten Index haben in der Tabelle des Ver- 
fassers unter den menschlichen Nasen die Analeute und Kongoneger, deren 
Index sich von dem des Gorilla nicht sehr unterscheidet, den höchsten Index 
die Hamburger. Nicht in die Reihe paßt der Hylobates lar d", dessen abnorm, 
hohen Index der Verfasser durch eine ausgeprägte Kürze der Nase erklärt. 
Die Analeute, Karolinenleute, die Moriori, die Vitiinsulaner und die Tiroler 
zerfallen in Hinsicht auf den Nasenindex in zwei Typen, was nach der An- 
sicht des Verfassers auf Rassenmischung zurückzuführen ist. Daß sich die 
Mannigfaltigkeit der Nasenformen auch nicht in diesem Index zur zahlen- 
mäßigen Darstellung bringen läßt, gibt der Verfasser selbst zu. Hierin teilt 
der Index das Schicksal fast aller anthropologischen Maße. So läßt es sich 
z. B. einem niedrigen Index nicht ansehen, ob er auf eine größere Länge der 
Nase, eine größere Breite der Apertura pyriformis oder auf eine geringe Höhe 
des Nasenrückens zurückzuführen ist; es wird jedenfalls noch eine Nach- 
prüfung der Resultate des Verfassers an einem umfangreicheren Material 
nötig sein, bevor sich die Brauchbarkeit des neuen Index mit Sicherheit wird 
beurteilen lassen. M. Friedemann-Berlin. 



A. Referate. Anthropologie. 7 

8. Camillo Tovo: Sur la suture palatine transverse chez les crimi- 
nels. Mit 3 Figuren. Archivio di psich. 1907. Vol. XXVIII, 
p. 464 — 468. 

Nach den Untersuchungen von Stieda und Eillermann herrscht von 
den drei von den beiden Autoren unterschiedenen Verlaufsformen der queren 
Gaumennaht an normalen Europäerschädeln der erste Typus, d. h. die nach 
vorn konvexe Linie mit interpalatinem vorderen Fortsatz vor; die beiden 
anderen Typen sind weniger häufig. Tovo studierte das Verhalten der 
Naht an 130 männlichen normalen und 148 männlichen (erwachsenen) Ver- 
brecherschädeln (zumeist aus Oberitalien stammend), sowie an 98 weiblichen 
normalen (aus Piemont) und 311 weiblichen Verbrecherschädeln (aus ganz 
Italien, vorwiegend aber aus dem Süden stammend). 

Es wiesen auf von den Schädeln: 



Typus I 
(nach vorn ge- 
bogene Naht) 
Proz. 



Typus II 
(gerade Naht) 

Proz. 



Typus III 

(nach rückwärts 

gebogene Naht) 

Proz. 



58 


1 17,2 


24,8 


71 


| 16,8 | 


12,2 


49 


1 28,0 


28,0 


62 


1 24,8 | 


15,2 



Normaler Männer . . . 
Verbrecherischer Männer * 
Normaler Weiber .... 
Verbrecherischer Weiber 

Aus dieser Zusammenstellung geht deutlich hervor, daß der Typus I 
an den Schädeln Krimineller viel häufiger vorkommt als an denen normaler 
Menschen. 

Bei allen Säugetieren (ausgenommen den Gorilla und das Genus der 
Phociden) zeigt die Quernaht des Gaumen fast durchweg eine nach vorn ge- 
bogene Linie mit einem gleichfalls nach vorn gehenden interpalatinen Fort- 
satz, also den Typus I. Sein Auftreten beim Menschen dürfte daher als 
Atavismus zu deuten sein, hingegen das Vorkommen des Typus III als eine 
progressive Erscheinung. Buschan- Stettin. 

9. Leone Lattes: Asimmetrie cerebral! nei normali e nei delin- 
quenti. Archiv, di psichiatria 1907. Vol. XX VIII, faßc. I — II t 
p. 1—22; 1 Tafel. 
Lattes untersuchte 100 links- und rechtsseitige Hemisphären des ana- 
tomischen Instituts in Turin auf ihre Asymmetrien und fand zunächst eine 
Differenz im Gewichte zwischen der linken und der rechten Gehirnhälfte. 
Nach Boroca beträgt dieselbe 2g bei den Männern, einige Gentigramm bei 
den Weibern. Bei Verbrechern nimmt diese Differenz zu. Die größte Differenz 
fanden Giacomini (28g), Saraglia (51g), Lattes (60g). Die Gleichheit 
im Gewichte beider Hemisphären gibt Giacomini mit 13,5 Proz., Chiarugi 
mit 13 Proz., Tenchini mit 2S Proz., Lattes mit 5 Proz. an. Überdies 
ergaben sich jedoch auch morphologische Asymmetrien der Hemisphären, und 
zwar besonders im Lobus parietalis und Lobus occipitalis. Dem Sulcus lunatus 
(Affenspalte) spricht Lattes eine besondere degenerative Bedeutung ab. 

Dr. v. Hovorka-Wien. 



10. Siffre: Rapport de Tos et de la dent, ä propos d'une raandibule 
de Gorille fracturee au raoment de la formation de la 3 e mo- 
laire. Bullet, et Mem. de la Soc. d'Anthropol. de Paris 1906. 
Tome VII, p. 385-392. 



8 A. Referate. Anthropologie. 

Am Unterkieferknochen eines männlichen Gorilla stellte Siffre eine 
Fraktur fest, welche während des Wachstums des dritten Molarzahnes statt- 
gefunden haben dürfte. Der Knochen wies eine einseitige, am linken Kiefer- 
winkel lokalisierte Formveränderung auf, welche sich in einer Verschiebung 
der linksseitigen Kieferachse, sowie der Muskelansätze kundgab. Die Ab- 
wesenheit des zweiten Molarzahnes gestattete ein Vorrücken des dritten nach 
vorn, welcher zugleich den Platz des ersteren einnahm. Die anfänglich auf- 
tretende Hypertrophie des Knochens ist mit der Zeit wieder zurückgegangen, 
und zwar in jenem Moment, in welchem die Folgen des Traumas ge- 
wichen sind. Dr. v. Hovorka- Wien. 

11. Kiewit de Jonge: De verhouding van den borstomvang tot de 
lichaamslengte en de uitzetting van den Thorax bij inlanders. 

Geneeskdg. Tijdsohrift v. Nederl. lndie 1907. B. XLV1I. 
Für den Europäer nimmt man an, daß der Brustumfang wenigstens die 
Hälfte der Körperlänge betragen soll; viele Lebensversicherungsgesellschaften 
werden Leute zurückweisen, welche dieser Anforderung nicht genügen. In der 
vorliegenden Arbeit wird nun gezeigt, daß bei Javanen und Ambonesen der 
Brustumfang relativ kleiner ist als bei Europäern, denn von 550 Männern 
(fast nur Soldaten reiferen Alters) besaßen 260 einen kleineren Brustumfang, 
als der Hälfte der Körpergröße entspricht. Im Durchschnitt betrüg das Ver- 
hältnis 1:49-, dabei sind die Javanen (339) 161,1, die Ambonesen (145) 
162,5 lang. Übrigens weisen die kleineren Soldaten (wie in Europa) relativ 
größeren Brustumfang auf. Die Ausdehnung des Brustkorbes bei tiefer 
Inspiration ist schwer zu bestimmen, denn jeder Untersucher findet hier andere 
Zahlen, die Zunahme schwankt bei diesem Material zwischen 1,54 und 2,92. 
Alles hängt hier von der Methode, dem Handhaben des Meßbandes ab, so 
daß Zahlen zweier verschieden geübter (nicht in gleicher Weise ausgebildeter) 
Forscher nicht miteinander verglichen werden können. — Die Messungen, 
wie sie für Lebensversicherungsgesellschaften geschehen, sind denn auch 
wertlos. Für die Bestimmung des Brustumfanges und der inspiratorischen 
Zunahme ist es gleichgültig, ob bei hängenden oder erhobenen Armen ge- 
messen wird. Kohlbrugge-Utrecht. 

12. Franz von Neugebauer: Zusammenstellung der Literatur über 
Hermaphroditismus beim Menschen. Jahrbuch f. sexuelle 
Zwischenstufen 1906, VIII, S. 685—700. 

Auf das Verdienstliche dieser Zusammenstellung haben wir bereits im 
Jahrgang X, S. 329 dieses Blattes hingewiesen. Der vorliegende Bericht 
ergänzt den vorigen (1905) um 121 Nummern über menschliche und 

9 Nummern über tierische Zwitterbildung. Buschan- Stettin. 

18. Kathinka v. Rosen: Über den moralischen Sehwachsinn des 
Weibes. 48 S. Halle, Marhold, 1906. 
Der unerfreuliche Ausblick, daß die erstrebte Gleichstellung des Weibes 
mit dem Manne außer anderem notwendig eine Umgestaltung vieler sozialer 
Verhältnisse und Werte zur Foljje haben muß, darf nicht dazu führen, jenes 
Streben mit ungerechten, kleinlichen Mitteln, verallgemeinernden unbewiesenen 
Behauptungen zu bekämpfen. Nur der naturwissenschaftliche und soziale 
(s. v. v.) Beweis, daß eine gesunde Frauenbewegung ungerechtfertigt, schäd- 
lich und so kontraindiziert sei, hat hier Platz. In ihrer Schrift begeht Ver- 
fasserin dieselben Fehler wie Möbius: sie verallgemeinert und unterscheidet 



A. Referate. Anthropologie. 9 

noch weniger als jener gesunde und kranke, Durchschnitts- und Ausnahme- 
personen. In dieser Weise würde es nicht schwer halten, den Beweis für 
den physiologischen und moralischen Schwachsinn des Mannes anzutreten. 
Diejenigen Eigenschaften, welche Verfasserin zu ihrer Philippika ereifern, er- 
scheinen ihr beim Manne als Ausnahme, als Ausfluß von Krankheit. Bis auf die 
wenigen Elitenaturen ist nach Eathinka v. Rosen das Weib eine moralische 
Mißgeburt: „Für die meisten ist Mitleid und Teilnahme ein Sport" (S. 19), 
„der Zug von Grausamkeit ist in milder Form bei allen vorhanden" (S. 13), 
„sie ist es, die jede menschliche Regung in ihm (d. h. dem Manne) erstickt" 
(S. 12); dagegen haben die von Männern ausgeführten Verbrechen durch- 
schnittlich einen Zug ins Große (S. 12), und der grausame Mann gehört zu 
den belasteten, weibähnlichen Geschöpfen (S. 15). In der Ausübung der als 
weiblich besungenen Eigenschaften ist der Mann der Frau häufig „über" 
(S. 20); das Weib ist moralisch feige, sein Hauptfehler ist Unwahrheit 
(S. 29), seine Fähigkeit zu lieben wird überschätzt. Die Mädchen der „unteren 
Klassen u erkundigen sich häufig vor dem Wege zum Standesamte nach 
Mitteln gegen die Empfängnis (S. 37). Diese Blütenlese, deren Sinn sich 
auch im Zusammenhang nicht ändert, charakterisiert das Buch; wenn dieses 
sich gegen einen bestimmten Teil der hypermodernen Frauen richtete, wäre 
«8 anzunehmen, so aber liefert es keinen Beitrag zur Naturgeschichte des 
Weibes. Daran ändert auch das von Möbius seinerzeit geschriebene Vor- 
wort nichts. Dr. Kellner-Untergöltzsch. 

14. Griinhaum: Milchsekretion nach Kastration. Deutsche med. 
Wochenschr. 1907, Nr. 26. 

Es ist noch nicht sichergestellt, ob als letzte Ursache der Milchsekretion 
post partum der nervöse Reiz, vermehrter Blutzufluß nach den Mammae nach 
der Geburt, ob der Ausfall der Sekretionsprodukte der Piacent a oder andere 
Faktoren eine wesentliche Rolle spielen. Bekanntlich ist die Milch Sekretion 
nicht allein an die voraufgegangene Schwangerschaft gebunden. Einige Beob- 
achtungen, in denen nach Fortnahme der Ovarien Sekretion der Mammae ein- 
trat, haben den Verfasser veranlaßt, weitere einschlägige Fälle zu sammeln. 
Unter 21 wegen Erkrankung des Uterus oder seiner Adnexe operierten Fällen 
trat 14 mal nach Ovariotomie die Sekretion ein, und zwar derart, daß die 
Brüste anschwollen und schon bei leichtem Druck Tropfen einer kolostrum- 
oder milchähnlichen Flüssigkeit auf der Warze hervortraten, welche auch bei 
mikroskopischer Untersuchung den Milchcharakter erwiesen. Besonders be- 
weisend erschien ein Fall, in welchem schon früher die Ovarien bis auf einen 
kleinen, die Menstruation noch auslösenden Teil entfernt waren, und die 
Sekretion eintrat, als auch dieser entfernt worden war. Ob die Frauen schon 
geboren oder überhaupt nicht geboren hatten, war einerlei. Die Sekretion 
begann gewöhnlich etwa drei Wochen nach der Kastration und hielt wenige 
Tage bis vier Monate an. Dr. Kellner-UntergÖltesch. 

15. Lommatsch: Bemerkenswerte Ergebnisse der Statistik der 
Zwillingsgeburten im Königreich Sachsen. Die Umschau 
1907, Jahrg. XI, Nr. 40. 

Wie die Verhältniszahl der Totgeborenen bei Einzelgeburten dank der 
vorgeschrittenen geburtshilflichen und Wohlfahrtseinrichtungen seit Jahren 
«inen Rückgang zeigt (z. B. gegen den Zeitraum von 1881 bis 1885 mit 
3,79 Proz., im Zeitraum 1901 bis 1905 3,44 Proz.), so ist dieser Rückgang 
bei den Zwillingsgeburten besonders intensiv: 1881 bis 1883 7,65 Proz. gegen- 



10 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

über 1901 bis 1905 mit 5,81 Proz. Wesentlich tritt der Rückgang hervor 
bei den Zwillingsgebnrten mit einem toten Kinde. 

Betreffs des Geschlechtes hat sich seit 50 Jahren ein regelmäßiges An- 
steigen der gemischten Zwillingsgebarten gezeigt, und zwar von 35,9 Proz. 
in den Jahren 1856 bis 1865 auf etwa 38,0 Proz. neuerdings. Es überwiegen 
hierbei die gemischten über die gleichgeschlechtlichen Zwillinge um so mehr, 
je mehr Kinder in derselben Ehe vorangegangen waren. So waren beispiels- 
weise von den Zwillingsgeburten Primiparer 35,8 Proz. gemischte, bei einer 
größeren Zahl vorangegangener Kinder dagegen bis zu 45,2 Proz. Knaben- 
zwillingsgeburten gingen vorzugsweise männliche Kinder voraus (unter 1445 
Ehen 874 mal, das ist etwa in 60,5 Proz.); bei gemischten Zwillingsgeburten 
waren die vorausgehenden Kinder ebenfalls häufiger, wenn auch nicht so- 
häufig, Knaben. Weniger deutlich war das Verhältnis bei Mädchenzwillings- 
geburten: Bei kleinerer vorausgegangener Kinderzahl überwogen wohl die 
Mädchen, bei größerer Kinderzahl dagegen nicht, ja es wurde das Verhältnis 
sogar umgekehrt. Man kann also den Schluß ziehen, daß das „Geschlecht 
der nachfolgenden Zwillinge vorzugsweise durch die Neigung der Mutter zur 
Erzeugung des einen oder des anderen Geschlechts bestimmt wird", daß aber 
auch Zwillingen in höherem Maße Knaben vorangehen. Ferner aber scheinen 
die Zahlen darauf hinzuweisen, daß mit zunehmender Kinderzahl die mütter- 
liche Neigung zur Erzeugung eines besonderen Geschlechtes abnimmt. 

Dr. Kellner-UntergöUzsch. 

III. Ethnologie and Ethnographie. 

Allgemeines. 

16. 0. Schneider: Muschelgeldstudien. Nach dem hinterlassenen 
Manuskript bearbeitet von Carl Ribbe, herausgegeben vom 
Verein f. Erdkunde zu Dresden. 191 S. m. 16 Taf. u. 33 Text- 
bildern. Dresden, £. Engelmanns Nach f., 1905. 

In jahrzehntelanger mühsamer Kleinarbeit hat ein auch sonst durch 
seinen wissenschaftlichen Eifer bekannter Mann alles zusammengetragen, wa» 
ihm über Muschelgeld irgend erreichbar schien. Er hat die Vollendung seines 
Werkes nicht eilebt, aber der durch seine ethnographischen Sammlungen und 
sein Buch „Zwei Jahre unter den Kannibalen der Salomoinseln u bekannte 
Reisende Ribbe hat die Drucklegung sorgsam und pietätvoll besorgt. 

Naturgemäß ist fast die Hälfte des Buches der Südsee gewidmet, auf 
deren Inseln Muschelgeld ja seit jeher eine so große Rolle spielt. Fast ebenso- 
groß ist aber der Raum, den die Behandlung des Kaurigeldes einnimmt. 
Enthält nun jener erste Teil des Buches eine große Fülle neuer und bisher 
wenig bekannter Angaben, so scheint mir doch der das Kaurigeld behandelnde 
Teil noch ungleich wichtiger und verdienstvoller. Dieser bildet eine Mono- 
graphie von einer fast erschöpfenden Vollständigkeit; von unseren Zeitgenossen 
hätte höchstens R. Andree, dieser ethnographische Polyhistor, eine ähnliche 
Arbeit leisten können. 

Als den meisten Fachgenossen etwas ferner liegend, möchte ich aus 
dem reichen Schatze dieser Abhandlung nur die zum Teil auf briefliche 
Mitteilungen von Hirth zurückgehenden Angaben über Kaurigeld in China 
hervorheben. Das Zeichen pei für Kaurischnecke kommt in Hunderten von 
Zusammensetzungen vor, wo immer ein Wort irgend etwas mit Geld, arm, 
reich, teuer, billig, Tribut, verschwenden usw. zu tun hat. Ebenso enthält 
das Zeichen pau (kostbar, teuer) in seiner modernen Form ein Dach, unter 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 11 

dem sich die Zeichen für Nephrit, für Topf und für Kaurischnecke be- 
finden — so enthält dieses Zeichen für „kostbar" wirklich alles, was für die 
älteste Kultur Chinas überhaupt als wertvoll gelten muß. Auch in Japan 
scheint die Kaurischnecke in vorhistorischer Zeit als Geld gedient zu haben, 
wie wenigstens ihr heutiger Name dort (takaragai = Muschel des Reichtums) 
zu bedeuten scheint. v. Luschan-Berlin. 

17. von Luschan: Über Boote aus Baumrinde. Sonderabdruck 
aus „Aus der Natur". 1907, 13 S. 

Im Periplus maris Erythraei eines anonymen Verfassers (aus der zweiten 
Hälfte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts) findet sich die Angabe, daß 
man sich auf der Insel Menuthias, die heutzutage mit Sansibar identifiziert 
wird, für den Fischfang und für die Jagd auf Schildkröten der „naviculae 
coosutae et uniligneae" bediente. Verfasser deutet diese Stelle dahin, daß 
man sowohl genähte Boote als auch Einbäume benutzt habe (nicht „ genähte 
Einbäume u , wie man vordem übersetzte), was auch den tatsächlichen Ver- 
hältnissen entspricht. Von der Suaheli-Küste her kennt man Einbäume, und 
daß aus Rinde zusammengenähte Boote in der gleichen Gegetnd existieren, 
davon konnte sich Verfasser an der Küste von Mocambique persönlich über- 
zeugen. Er erwarb hier für das Museum für Völkerkunde zu Berlin ein 5 m 
langes, 1,05m breites und in der Mitte 0,33m hohes Boot, dessen Körper 
aus zwei nahezu gleichen Stücken Baumrinde (Baumwollenbaum) besteht, 
die etwa in der Mitte zusammenstoßen und zusammengenäht sind. Die 
Struktur dieses Bootes wird eingehend beschrieben und durch Abbildungen 
erläutert. Auf diese Rindenboote bezieht Verfasser sowohl die Nachricht im 
Periplus, als auch die der arabischen Schriftsteller des elften Jahrhunderts, 
die für die Gegend um Mocambique ausdrücklich „genähte" Boote erwähnen. 
— Im Anschluß hieran läßt sich Verfasser noch über das sonstige Vor- 
kommen von Rindenbooten aus. Er findet, daß sich dasselbe auf zwei große 
ethnographische Provinzen beschränkt, auf den amerikanischen Kontinent 
(vor allem auf die großen nordamerikanischen Seen) und Neu-Holland. Einige 
typische Stücke werden beschrieben und abgebildet. — Ob es in der Vorzeit 
Europas Rindenboote gegeben hat, vermag Verfasser nicht zu entscheiden, 
hält es aber in Anbetracht der auffälligen Ähnlichkeit der Worte „ Barke u 
und „Borke" englisch = „bork tt wohl für möglich, trotzdem einige Linguisten 
„Barke" = Kahn für ägyptischen Ursprungs halten. Buschan- Stettin. 

18. Krauss: Anthropophyteia, Jahrbücher für folkloristische Er- 
hebungen und Forschungen zur Entwickelungsgeschichte der 
geschlechtlichen Moral. Bd. IV, 477 S. Leipzig, Deutsche 
Verlagsaktiengesellschäft, 1907. 30 M. ' 

Auch dieser Band reiht sich seinen Vorgängern würdig an und bildet 
eine wahre Fundgrube für den Ethnographen und Kulturforscher. Sie ist 
eine Materialsammlung allerersten Ranges und bedarf heute trotz ihres 
heiklen Inhalts — heikel natürlich nur für falsche Prüderie! — kaum noch 
der Empfehlung oder gar der Entschuldigung. Es sind diesmal eine ganze 
Reihe von Aufsätzen, oft sehr kurzen und mannigfaltigen Inhalts. So ver- 
anschaulicht Felder sein Solinger erotisches Idiotikon, Aigremont eine sehr 
eingehende und ausgezeichnete botanische Studie über erotische Pflanzen- 
benennungen im deutschen Volke. Man ist erstaunt über die Masse hierher- 
gehöriger Namen. Besonders sind es gewisse Pilze, Orchisarten, die Alraun- 
wrrzel, Sedum usw.; die äußere Ähnlichkeit gibt gewöhnlich die Volksnamen, 



12 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

selten der Geruch ubw. Interessant sind weiter die „Zeitehen u in Nord- 
dalmatien von Mitrovic und die n Zuchtwahlehe tt in Bosnien von Kraus s, 
die „Probeehen" darstellen. Ganz ausgezeichnet behandelt v. Bülow das 
Geschlechtsleben der Samoaner, und zwar hier nur die Geburt. Moral ist bei 
ihnen Befolgung der Landessitte, und doch steht ihre Moral sehr hoch. Den 
sog. „ Tropenkoller u führt Verfasser hauptsächlich auf die lange andauernde 
geschlechtliche Abstinenz . während der Seereise zurück und identifiziert ihn 
so mit dem „ Samenkoller tt des gemeinen Mannes. Wem er t teilt derbe 
deutsche Bauern er Zählungen aus dem Ober- und Unterelsaß und Baden mit, 
Felder solche aus dem Bergfischen, Apitzsch solche deutscher Matrosen. 
Sehr interessant ist ein durch viele und schöne Photographien illustrierter 
Aufsatz von Lüdecke über erotische Tätowierungen, der freilich oft zu 
Widerspruch reizt, so z. B. wenn Verfasser behauptet, solche Bilder zeugten 
stets für starke Libido oder starke Potenz. Sehr lehrreich für die Psycho- 
pathologia sexualis sind die Mitteilungen von Amrain, ebenso die erotischen 
und skatologischen Sprichwörter der Serben, gesammelt von Karadzic und 
erläutert von Krauss, wie auch des letzteren Fortsetzung südslavischer 
sexueller Volksüberliefungen. Endlich beschließen eingehende Referate das 
Ganze. Med.-Rat Dr. P. Nücke-Hubertusburg. 

19. Zeitschrift für Religionspsychologie. Grenzfragen der Theo- 
logie und Medizin. Jahrg. I, 1907. Halle, Mai-hold. (Jahr- 
gang 10 M.) 
Soeben geben Oberarzt Dr. Bresler und Pfarrer Vorbrodt eine Zeit- 
schrift heraus, deren erstes Heft vorliegt. Bisher ward die Psychologie in 
.der Theologie nur stiefmütterlich behandelt, und alles ging in der Dogmatik 
oder Exegese und Textkritik auf. Jetzt soll es anders werden, und man will 
die Religion auf eine breite und bessere psychologische Basis stellen, wo sich 
alle Konfessionen begegnen können. Nicht nur die Geistlichen sollen hier 
mitwirken, sondern vor allem die Ärzte und insbesondere wieder die Psycho- 
logen und Psychiater. Die Zahl der Mitarbeiter und der eingelaufenen 
Arbeiten ist eine sehr große, das Organ also offenbar sehr zeitgemäß. Das 
erste Heft führt sich gut ein und enthält vor allem einen langen Aufsatz von 
Vorbrodt über die Grundfragen der biblischen Religionspsychologie und 
eine interessante Abhandlung Freuds über die Ähnlichkeiten zwischen 
Zwangshandlungen und Religionsübung. 

Med.-Bat Dr. P. Näcke-Hubertusburg. 

Spezielles. 

20. Z. Zaborowski: Zur Frage der Herkunft der Arier (poln.). 
Swiatowit 1906, Bd. VII, p. 49—53. 
Zaborowski vertritt die Ansicht, daß die Arier nicht aus Asien nach 
Europa kamen, vielmehr den umgekehrten Weg zogen. Er bestreitet, 
daß es in Asien ein Urvolk der Arier gibt. Das Ergebnis seiner Forschung 
unter Benutzung authentischer Traditionen besteht darin, daß die Arier 
zwischen 1500 und 1000 v. Chr. aus dem heutigen Rußland nach Asien 
zogen. Diese arische Urbevölkerung Rußlands waren hochgewachsene, licht- 
haarige Langköpfe. Als nomadisierende Hirten sind sie von hier nach Asien 
gezogen. Zaborowski verweist schließlich darauf, daß seine Forschungen 
sich mit den auf sprach geschichtlicher Grundlage geführten Forschungen 
decken; diese hätten die Urheimat der europäischen Arier ebenfalls nach 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 13 

Sudrußland verlegt, also in dasselbe Gebiet, in dem auf Grundlage seiner 
Untersuchungen die Heimat der nach Asien gewanderten Arier zu suchen ist. 

i?. F. Kaindl-Czernowitz. 

21. 0. Kolberg: Zur Volkskunde von Oberschlesien (poln.). Mate- 
ryaly anthrop.-archeolog. der Krakauer Akad. 1906, Bd. VIII, 
p. 140—212. 

Aus dem Nachlasse des verdienten polnischen Ethnographen Kolberg 
veröffentlicht S. Udziela Lieder (mit Noten) und Überlieferungen der Polen 
aus Oberschlesien. Dazu kommt ein kleines Verzeichnis volkstümlicher Aus- 
drücke u. dgl. Den Beschluß macht ein Verzeichnis von Monographien und 
Zeitschriften, in denen Beiträge zur Volkskunde Oberschlesiens zu finden sind. 

IL F. Kaindl-Ceernowitz. 

22. J. 8. 8«: Beiträge zur Ethnographie der Großpolen (poln.). 
Materyaly anthrop.-archeolog. d. Krakauer Akad. 1906, Bd. VIII, 
p. 3—139. 

Die Forschungen behandeln das Grenzgebiet von Schlesien und Polen. 
Sie geben eine kurze Charakteristik des Volkes; schildern in Wort und Bild 
den Hausbau, die Geräte und ihren Schmuck und geben eine sehr ausführ- 
liche Darstellung der Tracht in den verschiedenen Ortschaften. Ferner 
werden die Feiertags- und Festgebräuche geschildert, sehr ausführlich die 
Hochzeitsfeier (mit zahlreichen Bildern). Auch Überlieferungen und viele 
Lieder (mit Noten), ferner Sprichwörter und Beiträge zum Wörterbuch werden 
mitgeteilt. Interessant ist die Mitteilung, daß prähistorische Urnen nach dem 
dortigen Volksglauben Gefäße sind, in denen die Asche verbrannter Hexen 
verscharrt wurde. Ferner wird über den Brauch berichtet, die in den 
Getreidespeichern aufgeschütteten Getreidehaufen mit ornamentalem Schmuck 
zu versehen. Die Mädchen geben diesen Getreidehaufen zunächst die regel- 
mäßige Gestalt von vierseitigen Pyramidenstümpfen und verzieren dann die 
obere Grundfläche und die Seitenflächen mittels der Schaufel mit allerlei 
Ornamenten, nicht nur, um einem alten Brauche Genüge zu tun, sondern auch 
um etwaigen Diebstählen auf die Spur zu kommen. Einige Tafeln im Bunt- 
druck (gemalte Koffer, Trachtenbilder) vervollständigen die Arbeit. 

R. F. Kaindl-Czernotvitz. 

28. A. Bochenek: Materialien zur anthropologischen Charakteristik 
der Bevölkerung im Königreich Polen (poln.). Materyaly an- 
throp.-archeolog. der Krakauer Akad. 1906, Bd. VIII, p. 69 
—76. 
Bochenek bietet weitere Beiträge zur Anthropologie der Polen, indem 
er über die bäuerlichen Bewohner im Bezirk Mlawa (Gouvernement Plock) 
handelt. Er bespricht Wuchs, Schädelbau, Farbe der Augen und des Haares 
der Männer und Frauen. Danach ist die Bevölkerung von mittlerem Wuchs, 
vorwiegend kurzköpng (81,3 Proz.), helläugig, Haar mitteldunkel oder hell. 
Unter den Frauen war die Kurzköpngkeit weniger scharf ausgeprägt; es 
entspricht dies also der Annahme anderer Forscher von der Einwanderung 
kurzköpfiger Männer aus der Karpathen gegen d (vgl. in demselben Bande der 
Materyaly die Arbeit von Rutkowski). Auch zählen die Frauen weit mehr 
Dunkelhaarige als die Männer (Frauen 18,5 Proz., Männer bloß 6,5 Proz.). 

R. F. Kaindl-Czernowite. 



14 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

24. K. Potkanski: Studien über die mittelalterliche Besiedelung 
Kleinpolens (poln.). Sprawozdauia der Akad. Krakau 1906, 
Bd. XI, Nr. 4. 

Potkanski unterscheidet drei Gruppen von Ortsnamen: 1. die patronomi- 
schen (Endsilbe -ice); 2. die vom einstigen Begründer und Besitzer herrührenden 
(Endsilbe -ow); 3. die physiographischen von den örtlichen Verhältnissen 
gegebenen. Indem er deren Verbreitung auf kleinpolnischem Gebiete unter- 
sucht, kommt er zu folgenden Schlüssen. Die patronomischen treten zumeist 
längs der Flußläufe auf und kommen in größerer Anzahl nebeneinander vor, 
besonders an den Oberläufen der Zuflüsse der Weichsel. Die Gegenden, wo 
diese Ansiedelungen auftreten, waren schon in prähistorischen Zeiten be- 
völkert und zählen zu den fruchtbarsten Gebieten. Im Gegensatz dazu finden 
sich die nach ihrem Besitzer genannten Ortsnamen überall zerstreut, zumeist 
in weniger fruchtbaren Gegenden. Die physiographischen Ortsnamen treten 
ebenfalls zerstreut auf, doch in größerem Zusammenhange mit den Ortsnamen 
nach den Besitzern als den patronomischen. Die Erklärung dieses Ergebnisses 
der Untersuchung faßt Potkanski dahin zusammen, daß die patronomischen 
Ortsnamen die Ansiedelungen der ältesten Ansiedler bezeichnen, welche die 
geeignetsten, fruchtbarsten Gebiete besetzten; hier war auch die Bedingung 
zur raschen Vermehrung, zur Heranbildung von Stämmen gegeben; daraus 
erklärt sich das Vorkommen von patronomischen Ortsnamen dicht neben- 
einander in größerer Zahl. Die Ansiedelungen nach dem Begründer und 
Besitzer sind von einzelnen Unternehmern und deren Familien begründet 
worden; denn die unfruchtbaren Gegenden lockten nicht größere Scharen an. 
Die physiographischen Namen sind an diese Beschränkungen nicht gebunden. 
Die patronomischen Namen bezeichnen jedenfalls sehr alte Siedelungsstätten ; 
doch kann nicht gesagt werden, daß die beiden anderen Namengruppen 
nur jüngeren Orten zukommen. R. F. Kaindl-Czernowüz. 

25. L. Rutkowski: Anthropologische Charakteristik der Bevölke- 
rung von Plorisk und der benachbarten Bezirke des Ptocker 
Gouvernements (poln.). Materyaty anthrop.-archeolog. der Kra- 
kauer Akad. 1906, Bd. VIII, p. 4-68. 

Rutkowski hat im fünften Bande derselben Materialien (1900) eine 
anthropologische Charakteristik der Bauern aus Plonsk und Umgegend ge- 
boten. Nun setzt er die Mitteilung von anthropologischen Materialien, Maß- 
zahlen usw. für die Bäuerinnen derselben Gegend, ferner für die Männer und 
Frauen der Schlachta (Adel) fort. Es ergeben sich charakteristische Unter- 
schiede zwischen den Bauern und den Schlachtzizen , von denen einzelne sich 
wohl aus der verschiedenen Lebensführung, dem besseren Verhältnis der 
Adeligen und dergleichen erklären lassen; andere können aber nur von der 
verschiedenen Abstammung herrühren, so vor allem die größere Körperhöhe 
bei Frauen und Männern aus dem Adelstande, ihre größere Hirnschale, Unter- 
schiede im Schädelbau, in der Haupthaar- und Augenfarbe u. dgl. Ver- 
fasser versucht sodann die Ergebnisse seiner Untersuchungen mit Rücksicht 
auf die neueren Forschungen über den Ursprung der Slaven und ihr Ver- 
hältnis zu den Germanen, als auch mit Bezug auf den in letzter Zeit ebenfalls 
schon erörterten verschiedenen Ursprung des Adels und des Volkes in Polen 
in Zusammenhang zu bringen. Er wendet sich gegen die Anschauung, daß 
die Germanen Lang-, die Slaven Kurzköpfe gewesen seien. Die Polen ins- 
besondere seien aus einer Mischung einer kurzköpfigen Rasse entstanden, 
deren Mittelpunkt die Karpatben waren und sind, und einer langköpfigen, 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 15 

deren Sitze man weiter im Norden suchen muß. Die langköpfige weicht, 
offenbar infolge ihrer schwächeren Konstitution, immer mehr der kurzköpfigen. 
Man kann auch annehmen, daß von Süden eine starke Wanderung von kurz- 
köpfigen Adeligen nach Norden stattfand, während langköpfige Leute von 
hier nach dem Süden zogen; an dieser Wanderung waren vorwiegend Männer 
beteiligt. Mit letzterer Ansicht ist jene von T. Hryncewicz verwandt; nur 
daß dieser der Anschauung ist, daß die von den Karpathen ausgehenden 
Kurzköpfler einem kriegerischen Volk angehörten, das das langköpfige Hirten- 
volk besiegte und assimilierte, während Rutkowski darauf hinweist, daß 
die Waffen in den Grabstätten der langköpfigen Bewohner dagegen sprechen, 
daß diese gar so friedlich gewesen seien. R. F. Kaindl-Gzernowite. 

26. Bernhard Stern: Geschichte der öffentlichen Sittlichkeit in 
Rußland. Kultur, Aberglaube, Sitten und Gebräuche, eigene 
Ermittelungen und gesammelte Berichte. Bd. I. Kultur, Aber- 
glaube, Kirche, Klerus, Sekten, Laster, Vergnügungen, Leiden. 
502 S. m. 29 teils färb. Illustr. Berlin, Herrn. Barsdorf, 1907. 

Im Grunde genommen ist das vorliegende Werk vorwiegend für den 
Kulturhistoriker und Soziologen geschrieben, indessen, da es auch zahlreiche 
Beiträge zur Volkskunde bringt, so sei es an dieser Stelle noch besonders 
erwähnt. Verfasser hat sich bereits durch seine interessante, zweibändige 
Studie „Medizin, Aberglaube und Geschlechtsleben in der Türkei" (siehe 
Zentralbl. 1903, VIII, S. 355) vorteilhaft eingeführt. Er verbindet gute 
Literaturkenntnis mit scharfer Beobachtungsgabe, die durch jahrelangen Auf- 
enthalt im Osten Europas für die dortigen Zustände geübt worden ist. 

Im vorliegenden ersten Bande schildert er auf geschichtlicher Grund- 
lage die Entwickelung der Kultur, Bildung und Sittlichkeit in Rußland, von 
den heidnischen Zeiten an bis zur jüngsten Gegenwart. Er zeigt, wie der 
ganze Werdegang des russischen Volkes es dahin bringen mußte, daß es 
immer noch in den Banden der Finsternis gefesselt gehalten wird. Dies tritt 
besonders deutlich in den überaus zahlreich erhaltenen , zweifelsohne heid- 
nischen Anschauungen, abergläubischen Vorstellungen und heidnischen Ge- 
bräuchen zutage. Von den vielen hierauf bezüglichen Notizen, die Verfasser 
in seine Darstellung ein flicht, seien u. a. die Abschnitte über das Wesen der 
Sekten, von denen manche unter religiösem Deckmantel erotische Ziele ver- 
folgen, Gebräuche bei der Geburt und beim Begräbnis, das intime Geschlechts- 
leben, sexuelle Entartungen, Liebe und Liebeszauber, Gebräuche bei kirch- 
lichen und Volksfesten, volkstümliche Heilmittel, Hexen-, Geister-, Vampyr- 
aberglaube usw. erwähnt. Verschiedentlich zieht Verfasser hierzu historische 
und ethnographische Parallelen heran. • Buschan- Stettin. 

27. J. Wassilieff: Übersicht der heidnischen Bräuche, des Aber- 
glaubens und des Glaubens der Wotjaken im Gouvernement 
Kasan und Wiatka (russ.). Izv. Obsch. Arche'ologii, Istorii i 
Etnografii pri Kazan. Univers. 1906. Bd. XXII, Lfg. 3, S. 185 
—219; 4, S. 253—276 u. 5, S. 321—349. 

Die heidnischen religiösen Anschauungen der Wotjaken haben schon 
manchen russischen Forscher nach Gebühr angezogen. Das Volk, längst 
der orthodoxen Religion zugerechnet, hält doch noch fest an seinen 
heidnischen Bräuchen. Opferfeste und Opferdienst stehen noch in voller 
Blüte. Stammes- und Familienheiligtümer (kuala) — einzelne Gebäude — 
sind auf den Höfen zu sehen, die heiligen Haine stehen unverletzt, und 



16 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

der Volksglaube verbietet streng, einen Ast darin abzubrechen. Feierlich 
wird das Opfer dargebracht in den Kuala, den Hainen, auf den Feldern usw. 
Priester Wassilieffs Arbeit bietet wertvolles Material hierzu, besonders für 
den Opferdienst der Wotjaken. Kaum gibt es iu der russischen Fachliteratur 
ein anderes Werk, in dem der Opferdienst der Wotjaken so ausführlich be- 
handelt worden wäre ')• Ein Kapitel ist den Opferpriestern verschiedenen 
Ranges gewidmet: zuerst ist es der Usto-Tuno, noch alle Charakterzüge 
eines Schamanen an sich tragend (zu unterscheiden ist er von den Zauber- 
und Wunderdoktoren), dann die Priester und ihre Gehilfen bei dem Opfern 
in den Familien- und Stammesheiligtümern, in den heiligen Hainen usw. 
Darauf folgt die lange Reihe der Opferdienste: die Opfer, an denen das 
ganze Dorf, obwohl einzelne Familien verschiedenen Stämmen angehören, teil- 
nimmt, z. B. Feldgottesdienste, Opfer zu Zeiten von Epidemien u. a. m., die 
Stammesopfer, zu denen nur Stammesangehörige zugelassen werden, die 
Familienopfer, nur von den Gliedern der Familie verrichtet, die Opfer bei 
Heirat und Einlaß der Neuvermählten in die Familie, der Geburt und dem Tode 
— jeder Opferdienst wird umständlich beschrieben, zuerst die Sakrifianten, 
ihre Wahl durch den herbeigeführten Usto-Tuno, wenn eine solche stattfindet, 
die Gehilfen, das Teilnehmen am Opferbringen der Frau des Opferpriesters, 
die gebotenen Opfertiere und ihre Farbe, dann das Ritual des Opferbringen s, 
sehr ausgearbeitet, in verschiedenen Fällen variierend. Ein recht wichtiges 
Material für die den heidnischen Opferdienst Studierenden ! Verfasser tut uns 
noch viel anderes über Brauch und Sitte der Wotjaken kund: Leichenfeste 
und Totenfeste mit Einladung des Verstorbenen, das Vertreiben der bösen 
Geister (in einem Falle wird ein Hund als Repräsentant der Seuche in Pro- 
zession herumgetragen, langsam gemordet, endlich verbrannt), Bräuche bei 
der Geburt (die heidnische Namengebung durch die Hebamme, das Zurück- 
rufen der Seele, wenn das Kind kein Zeichen des Lebens bei der Geburt 
gibt) u. a. m. Nachrichten über kosmogonische Ansichten der Wotjaken, 
Tierglauben, Volkskalender, Lieder, Zaubersprüche, Gebete (Text und Über- 
setzung). Wertvoll scheinen uns aus dem Munde des Volkes angeführte 
Erzählungen „über heidnische Wunder" , in denen sich der Volksglaube 
kund gibt. 

Einen großen Mangel sehen wir aber in Verfassers Arbeit: es fehlt öfter 
die Anzeige, woher das Material stammt. Soll es eine Sammlung literarischer 
Nachrichten sein, ist es vom Verfasser selbst aufgezeichnet worden und au» 
welchen Gegenden? Einheitlich können doch Brauch und Sitte nicht sein,, 
wenn es sich um die wotjakische Bevölkerung zweier Gouvernements handelt. 
Besonders bei den Wotjaken, deren heidnische Ansichten einen so scharf aus- 
geprägten Stammescharakter zeigen. Auch gibt es in der volkskundlichen 
Literatur über die Wotjaken einige Anzeigen, daß Brauch und Sitte bei ver- 
schiedenen Stämmen variieren. So sagt Bogajewsky in seiner wertvollen 
Arbeit über den heidnischen Glauben bei den Wotjaken (Etnogr. Obozr. 1890, 
No. 2, S. 78): „Bis zur Zeit sind die Wotjaken überzeugt, daß die verschiedenen 
Stämme ihren Stammesgottheiten verschieden huldigen. u So auch ein anderer 
gut unterrichteter Forscher, Wereschagin: „Anderthalb Jahr nach der Geburt 
eines Kindes wird ein Fischopfer dargebracht ; jedes Dorf muß eine bestimmte 



*) Eine analoge Arbeit unter demselben Titel hat derselbe Priester Wassili 6ff 
iy03 in M&noires de la Soc. Finno-Ougrienne , Bd. XV11I, erscheinen lassen. Da. 
wir sie nicht zur Hand haben, so ist es uns unmöglich, den Inhalt dieser mit der 
russischen zu vergleichen; wir glauben aber nicht fehl in der Annahme zu gehen,, 
daß das neueste Werk beträchtliche Erweiterungen aufweist. 



A* Referate. Ethnologie und Ethnographie. 17 

Gattung opfern, und wenn man keinen Fisch der nötigen Gattung hat, zahlt 
man oft sehr teuer, um einen zu bekommen. u Einige Winke haben wir auch 
in Wassilieffs Arbeit gefunden: So beschreibt er einen Opferdienst, der zum 
ersten Male im Stamme Poska verrichtet worden war — und nun darf das 
Opfer nicht stattfinden, ohne daß ein Mitglied des Stammes Poska ihm bei- 
wohnt. Also muß es Opfer und Opferdienst geben oder gegeben haben, die 
nur von einigen Stämmen ausgeführt werden konnten und vielleicht auch mit 
dem Kultus anderer Stämme Unterschiede aufwiesen. Es wäre eine höchst 
interessante Studie, den Kultus der Wotjaken innerhalb ihrer verschiedenen 
Stämme, obwohl sie in einem Dorfe oder in weit entlegenen Dörfern wohnen, 
so ausführlich, wie es Verfasser getan hat, zu erforschen. 

Wera Charusin-Moskau. 

28. S. Tsfehitscherin : Der Zustand des Unterrichts bei den an der 
Wolga wohnenden Allogenen (russ.). Izv^stija Imp. Russk. 
Geograf. Obsch. 1906. Bd. XLII, Lief. II— III, S. 591—649. 

29. 8. Tsohitscherin: Bei den an der Wolga wohnenden Allogenen. 

Reiseberaerkungen (russ.). 427 + 210 S. St. Petersburg 1905. 
Schrift und Buch gehören eng zusammen. Sie sind das Resultat einer 
Sommerreise in die Dörfer der Tataren, Wotjaken, Tschuwaschen und Tschere- 
missen. Nicht volkskundliches Interesse leitete dabei die Verfasserin ; es war 
ihre Absicht, das Schulwesen, die graduelle Russifizierung der Allogenen, die 
Einwirkung der Schule und der orthodoxen Kirche auf ihr Gemütswesen zu 
studieren. Unter diesem Gesichtspunkte bietet das von ihr Geleistete viel 
Interessantes. Obgleich ihre Berichte keine ethnographische Beschreibung 
der besuchten Völkerschaften bieten, möchten wir sie doch dem Ethnographen 
empfehlen. Denn aus diesen Reiseberichten, aus den Gesprächen mit Priestern, 
Lehrern — meist selbst Allogenen — , mit dem Volke, aus den Schulbesuchen 
schaut die Volksseele deutlich hervor. Besonders lenken wir die Aufmerk- 
samkeit des Lesers auf den Anhang im Buche der Frau Tschitscherin, 
welcher Antworten auf ein von der Verfasserin herumgesandtes Programm 
enthält. Manches Volkskundliche wird da der Ethnograph herauslesen. So 
z. B. enthalt S. 105 bis 111 die Erzählung eines Priesters, wie das heidnische 
Opfer durch den orthodoxen Gottesdienst vertreten wurde. Es ist ein farben- 
reiches Charakterbild — bis zu den Reden der Frauen, die den ergrimmten 
Lokalgeist in Form eines Feuerballes oder einer weißen Kuh in den Wald 
flüchten gesehen hatten, bis zur Beschwerde, die die Tschuwaschen gegen 
ihren Priester geschrieben hatten, in der sie klagten: wegen seines Verbotes, 
das Opfer zu vollbringen, sei ein Gewitter ausgebrochen, das viel Unheil an- 
gerichtet habe, wofür der Priester verantwortlich sei, ihnen den Schaden zu 
ersetzen. Fügen wir hinzu, daß Schrift und Buch mit schönen photographi- 
schen Aufnahmen ausgestattet sind, die Typen und Kostüme wiedergeben. 

Wera Charusin-Moskau. 

30. M. Tschormanoff: Notizen über die Kirgisen des Distrikts 
Pavladarska (russ.). Zapiski Zapadue - Sibirskago Otdela Imp. 
Russkago Geograf. Obsch. (Omsk*) 1906. Bd. XXXII. 

Diese Arbeit stammt, wie die Redaktion uns bekannt macht, von einem 
Kirgisen, dem wahrscheinlich der Auftrag zuteil geworden war, eine Reihe 
aufgestellter Fragen zu beantworten, und ist um die 70er Jahre des 19. Jahr- 
hunderts niedergeschrieben worden. Verfasser gibt inhaltreiche Nachrichten 

Zentralblatt für Anthropologie. 1908. o 



IS A. Referate. .Ethnologie und Ethnographie. 

aber die Winterwohnungen der Kirgisen, ihr Nomadisieren, die Viehzucht, 
den Ackerbau und die Gewerbe. Sehr eingehend wird von der Falken- und 
Habichtjagd berichtet, von dem Fang der Jagdvögel, ihrer Zähmung und 
Ablichtung zur Jagd. Ausführlich wird auch noch die verschiedene Zu- 
bereitung der Milcherzeugnisse beschrieben. Wera Charusin-Moskau. 

31. A. Dirajeff: Ethnographische Materialien. Kirgisische 
Härchen von den Abenteuern dreier Kahlköpfe. I. Kirgi- 
sischer Text II. Russische Übersetzung. Lief. XI. Taschkent 
1906. 
Der unermüdliche Verfasser teilt hier drei Märchen mit, deren Helden 
kahlköpfige Schlauhälse sind. Das erste ist eine Variante des Märchens vom 
listigen Diebe, dessen uralte Variante wir in Herodots Erzählung von der 
Schatzkammer Rampsenits (Herodot II, 121) besitzen. Das Motiv ist sehr 
verbreitet 1 ). Im kirgisischen Märchen finden wir das wohlbekannte Be- 
stehlen der Schatzkammer, die Verderbnis des ältesten (immer ist es der 
älteste von den zweien) Diebes, das absichtliche Vergießen von Milch (einige 
Male ist es Öl, Wein), um den Hingerichteten beweinen zu können, ohne den 
Verdacht auf sich zu ziehen, die List mit der Königstochter, der von dem 
Diebe eine Totenhand zugeschoben wird. Aber das kirgisische Märchen 
kennt noch andere Details, die wir Diebesmotive nennen möchten. Oft 
werden sie im Zusammenhange mit dem Bestehlen der Königs Schatzkammer 
erzählt, oft bilden sie einzelne Märchen von listigen Dieben, denen man 
einige Male bestimmte Namen gibt. Ob dies Bruchstücke einer großen 
Diebesepopoe sind oder zur Erzählung vom frechen Diebstahl angezogen 
werden, läßt sich noch nicht mit Sicherheit sagen. Es sind Erzählungen aus 
der Kindheit des Diebes und seinen Lehrjahren, seinen Listen, wobei er 
seinen Meister betrügt, seinen Diebestaten (z. B. das Entnehmen von Eiern 
eines brütenden Vogels, ohne daß es der Vogel bemerkt) usw. — Das zweite 
Märchen handelt von einem Schlauhalse, der sich durch freche List zweimal 
eines Leichnams entledigt. — Das dritte berichtet von einem klugen (auch 
kahlköpfigen) Knaben, dessen Weisheit sich im Erfinden von 40 Lügen- 
geschichten kund gibt. Wera Charusin-Moskau. 

32. L. Lapicque: Les negres d'Asie et la race negre en general. 

BulL et Memoires de la Soc. d'anthropol. de Paris 1906, Tome 

VII, p. 233—249. 
Die Urbevölkerung, welche die Gestade des Indischen Ozeans in alten 
Zeiten bewohnte, bestand nach Lapicque aus Negern. Eine Bestätigung 
für diese seine Annahme findet er in den geographischen Wohnsitzen der 
Negerrasse, sowohl in Afrika, als auch in Melanesien, und den nicht sehr zahl- 
reichen Inseln des Zwischenraumes (Sansibar, Madagaskar, Andamanen usw.). 
Als charakteristisch für den Negertypus stellt er schwarze Haut, krauses 
Haar und platte Nase hin. Während die Neger des afrikanischen Festlandes 
ziemlich homogen sind, macht sich bei den Negern der afrikanischen Küste 
die Mischung seitens fremder Hassen geltend; so sind z. B. in Abessinien 
semitische, auf Madagaskar malaiische Einflüsse leicht nachzuweisen. Die 
Neger von Ozeanien werden durch die Papuas repräsentiert und weisen eine 

l ) Eine Variante ist von uns aus dem Munde einer russischen Bäuerin im 
Öouv. Olonetz niedergeschrieben worden. Wir haben sie aufgezeichnet in unserer 
Rezension über das Buch Klingers, Märchenmotive in Herodots Geschichte (ruas.), 
Kiew 1908, die 8. 168 — 184 das Motiv von der Schatzkammer ausführlich bespricht. 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 19 

viel stärkere Rassenvermischung auf als die afrikanischen ; am reinsten haben 
sie sich noch in Neu-Guinea erhalten. 

Die Negritos von Indonesien weichen von den echten Negern stark ab, 
indem sie sich stark mit Malaien vermischt haben, dagegen hat sich die 
Negerbevölkerung der Andamanen ziemlich rein erhalten; sie ist im Gegen- 
satz zu den anderen Negern von kleiner Gestalt und subbrachykephal, während 
wir die Neger im allgemeinen als dolichokephal kennen. Den Schlüssel zur 
Erklärung findet Lapicque in den asiatischen Negern, indem er annimmt, 
daß in Indien aus der Gegend des Pendschab eine erobernde arisch- weiße Be- 
völkerung gegen Osten und Südosten ausstrahlte und die früher dort seßhaften 
Draviden bezwang. In dieser dravidischen Urbevölkerung erblickt Lapicque 
jedoch bereits eine Mischung von Negerblut und sieht sich daher bemüßigt, 
eine prädravidische Bevölkerung anzunehmen, die er als Paria-Neger be- 
zeichnet. Zu den vorerwähnten fügt Lapicque ein anderes wichtiges Neger- 
merkmal hinzu, nämlich die Länge des Unterarms und die Enge der Hüften, 
woraus er einen radio-pelvinen Index konstruiert. Aus Messungen, die er auf 
seinen Reisen, sowie in den Museen in Paris und London ausführte, konnte 
er eich von dessen Verläßlichkeit bei Untersuchungen in der Negerfrage 
überzeugen. 

Lapicque berührt auch die Abstammung der Malaien, welche er durch- 
aus ah eine Mischrasse ansieht; sie sollen aus der Vermischung von weißen, 
gelben und schwarzen Asiaten (?) entstanden sein. 

Dr. Oskar v. HovorJcchWten. 

38. E. F. Gautier: Etudes d'ethnographie Saharienne. L' Anthro- 
pologie 1907. Tome XVIII, p. 37—68. 
Ergebnisse einer in den Jahren 1904/05 ausgeführten Reise von Oran 
nach dem Niger, in drei Abschnitten: Gräber, Felszeichnungen, neolithische 
Waffen und Werkzeuge. Auf der ganzen Strecke findet man keine Dolmen 
wie an den Mittelmeerküsten, dagegen sehr häufig, „ sozusagen auf jedem 
Schritt u , Bestattungen unter Steinhaufen, sogenannte ardjem. Sie sind sicher 
älter als der Islam und enthalten Gerätschaften und Schmucksachen aus 
Feuerstein, Straußeneischale, Glas, Kupfer, Eisen, sogar Silber. Die Fels- 
zeichnungen stellen Elefanten, Büffel, Antilopen, Löwen, Kamele, Strauße 
und numidische Reiter mit kleinen, runden Schilden dar. Wird fortgesetzt. 

Ludwig Wüser-Heidelberg. 

84. Maclaud: Notes anthropologiques sur les Diola de la Casamance. 

L'Anthropologie 1907. Tome XVIII, p. 69—98. 
Ausführliche, durch Abbildungen und Maßtabellen erläuterte Beschrei- 
bung der Diolaneger aus Französisch • Guinea. Sie sind mittelgroß (Männer 
169, Weiber 154 cm), dunkelbraun, flachnäsig, mit kleinem, besonders nach 
hinten verlängertem Schädel und rohen, wilden Gesichtszügen. 

Ludwig Wüser-Heidelberg. 

85. Gaillard: Etüde sur les lacustres du Bas-Dahomey. L'Anthro- 
pologie 1907. Tome XVIII, p. 99—125. 

Auf den Lagunen der Dahomeküste wohnen seit einigen Menschenaltern 
etwa 10000 Pfahlbauer, teils wegen des erleichterten Fischfanges, teils zum 
Schutz gegen feindliche Oberfälle, teils auch — für unsere vorgeschichtlichen 
Verhältnisse wichtig — zur Verminderung der Seuchengefahr. Ihre Lebens- 
weise als Fischer und Schiffer prägt sich in ihrem Äußeren aus: gebückte 



20 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

Haltung, Seemannsgang, breite schwielige Hände mit verkürzten und ver- 
krümmten letzten Fingern, Plattfüße mit gespreizten Zehen ; was davon ererbt, 
was während des Einzellebens erworben, das festzustellen, wäre einer ge- 
naueren Untersuchung wert. Sitten, Gebräuche, Gesundheitsverhältnisse 
werden eingehend geschildert. Obwohl die Kinder lange gestillt werden, 
fallen doch viele den Verdauungsstörungen zum Opfer; auch die schädlichen 
Folgen der Trunksucht machen sich geltend. Trotzdem steigt die Sterblich- 
keit kaum über 15 auf 1000 im Jahr. Ludwig Wilser-Heidelberg. 

36. £• Pechuel-Loesche: Volkskunde von Loango. 482 S. Mit 

Illustrationen. Stuttgart, Strecker u. Schröder, 1907. 

Was lange währt, wird gut. Mehr als 30 Jahre ist es her, daß die 
Deutsche Loango- Expedition auszog, von großen Erwartungen begleitet, die 
sich nur zum Teil, wie manche der Enttäuschten zu Hause meinten, gar nicht 
erfüllten. Man hatte von großen Entdeckungen geträumt — es war ja die 
Zeit, da der dunkle Weltteil anfing, uns seine Geheimnisse zu erschließen — ; 
daß die Expedition nicht über die Küstenstriche hinauskam, konnte man ihr 
nicht verzeihen. Die emsige wissenschaftliche Arbeit der Teilnehmer wurde 
nicht geachtet. So kam es, daß auch die begonnene Publikation stockte; der 
ethnographische Teil blieb aus, und man hatte sich allmählich an den Ge- 
danken gewöhnt, daß das Werk der Expedition ein Torso bleiben werde. Nun 
ist doch unerwartet der Schlußband erschienen oder wenigstens ein erster Teil 
desselben. Denn nur einen Teil seines Materials hat der Verfasser, wie er im 
Vorwort sagt, hier publiziert, der Rest ist, um den Umfang des Bandes nicht 
über Gebühr anschwellen zu lassen, zurückgestellt. Hoffentlich nicht für 
immer. Aber was Prof. Pechuel-Loesche in diesem Buche bietet, ist, wenn 
auch nicht erschöpfend, doch so vortrefflich, daß man es ohne Bedenken als 
die beste Monographie eines afrikanischen Volkes bezeichnen darf, die wir 
besitzen. 

Der ganze stattliche Band ist in vier umfangreiche Kapitel geteilt. Das 
erste Kapitel, betitelt: Wesen der Leute, unterrichtet uns über die Körper- 
beschaffenheit und die physische Leistungsfähigkeit der Eingeborenen, ihren 
Charakter, ihre geistige Begabung und deren Ausdruck in Sprichwörtern, 
Liedern, Rätseln, Musik usw. Der Verfasser nennt die Bewohner von Loango 
Bafioti, obwohl dies kein eigentlicher Stammesname ist, sondern nur dunkle 
Menschen bedeutet. Das zweite Kapitel behandelt die sozialen und politischen 
Verhältnisse. Das alte Reich von Loango hat längst aufgehört zu existieren; 
der letzte König soll 1787 gestorben sein und ist noch nicht beerdigt, weil 
ein König nur von seinem Nachfolger bestattet werden darf und ein Nach- 
folger eben nicht gewählt worden ist. Unsere Kenntnis der Staatsverfassung 
von Loango mit dem königlichen Hof und seinen zahlreichen Würdenträgern 
stammt hauptsächlich aus älteren Schriftstellern. Überlebt hat das Reich die 
Organisation der Gaugemeinschaften, Erdschaften, wie der Verfasser sie nennt, 
die ausführlich geschildert werden. Die beiden letzten Kapitel beschäftigen 
sich mit der Religion. Auch auf diesem für Westafrika schon so oft be- 
arbeiteten Gebiete weiß der Verfasser viel Neues zu erzählen. Sehr interessant 
ist es, daß der Verfasser sich energisch gegen die seit Tylor übliche Definition 
von Fetisch als eines von einem Geist oder einer Seele bewohnten Gegen- 
standes wendet. Von einer solchen Anschauung sei in Loango keine Spur 
vorhanden. Auch wenn der Fetisch menschenähnlich gestaltet ist, was 
keineswegs die Regel ist, gilt er nicht als beseelt, sondern seine Kraft beruht 
einzig und allein in einem Stoffe, dem unter zauberischen Getränken eine 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 21 

übernatürliche Kraft einverleibt worden ist. Damit sind auch hier Vor- 
stellungen nachgewiesen, die außerhalb des animistiscben Gedankenkreises 
stehen. 

Die Ausstattung mit Abbildungen ist für unsere Zeit auffällig spärlich; 
man sieht es dem Buche an, daß es entstanden ist vor der heutigen photo- 
graphischen Epoche, in der jedes Buch zum Bilderbuch wird. Aber das Fehlen 
der Illustrationen ersetzt diesmal der ausgezeichnete Inhalt in vollem Maße. 

B. Ankertnann-Berlin. 

37. R. E. Dennett: At the back of the blaok man's mind or Notes 
on the kingly of fiee in West-Africa. XV u. 288 S. Mit 2 1 Tafeln. 
London, Macraillan & Co., 1906. 
Ein wunderliches Buch, aus dem man um so weniger klug wird, je ge- 
nauer man es liest. Der Verfasser hat sich das doppelte Ziel gesteckt, nach- 
zuweisen, einmal, daß in Afrika neben und über dem Fetischismus noch eine 
höhere Form der Religion existiert, zweitens, daß das Königtum in untrenn- 
barer Verbindung mit dieser zweiten Religionsform steht und von zentraler 
Bedeutung für das westafrikanische Staatswesen ist. Was den ersten Punkt 
betrifft, so läuft die Unterscheidung der beiden Religionsformen im wesent- 
lichen auf dasselbe hinaus, was andere Beobachter als gute und böse Zauberei 
bezeichnet haben. Der König und die offiziellen Medizinmänner oder Priester 
üben guten Zauber zum Wohle des Landes und Volkes, für das Gedeihen der 
Feldfrüchte, das rechtzeitige Eintreten und Aufhören des Regens aus, dagegen 
gibt es Leute, die Zauberkraft zum Schaden ihrer Mitmenschen benutzen, 
Krankheit und Tod verursachen, Tiergestalt annehmen können usw. Dennett 
bezeichnet den zur letzten Gruppe gehörigen Komplex von Vorstellungen und 
Handlungen als Ndongoismus nach dem Wort Ndongo, das einen bösen Geist 
bezeichnen soll, der im Leibe der Zauberer lebt Den anderen Teil der Re- 
ligion nennt er Nkiciismus nach dem Worte Nkici, das nach Dennett eine 
geheimnisvolle den Dingen innewohnende Eigenschaft oder Kraft ist. Diese 
Kräfte scheinen auch persönlich aufgefaßt zu werden, wie die mit dem Plural- 
präfix der Personenklasse gebildete Form Bakici Baci zeigt. Bis hierher 
würde sich alles ganz gut in den Rahmen dessen, was wir von der Religion 
der Neger wissen, einfügen lassen. Der Verfasser glaubt nun aber ein förm- 
liches philosophisches System entdeckt zu haben, von dem er einen Teil schon 
in einer früheren, auch an dieser Stelle besprochenen Arbeit veröffentlicht 
hat, nämlich das Kapitel über die Jahreszeit und Monate. In diesem Buche 
behandelt er nun auch die anderen Serien von heiligen Symbolen, die heiligen 
Haine, Bäume, Tiere, Flüsse usw. und sucht sie in Verbindung mit seinen 
Kategorien zu bringen. Es erscheint im höchsten Grade zweifelhaft, daß 
westafrikanische Neger ein solches kompliziertes System ausgeheckt haben 
sollten, und man wird die Befürchtung nicht los, daß ein guter Teil dieses 
Systems in dem Gehirn des Verfassers entsprungen ist. Das System ist auch 
keineswegs so vollkommen, wie es die Theorie verlangt; der Verfasser muß 
öfters eingestehen, daß er einzelne Glieder desselben, die eigentlich vorhanden 
sein müßten, nicht hat auffinden können. Interessant ist es, bei einem Ver- 
gleich des neuen Buches von Pechuel-Loesche zu sehen, daß dieser treff- 
liche Beobachter nichts von dem philosophischen System der Bavili weiß. 
Immer kann etwas Wahres daran sein; nur handelt es sich vermutlich nicht 
um ein philosophisches System, sondern um ein Kultsystem, in dessen Mittel- 
punkt als höchster Priester und Zauberer der König steht. Da kein König 
von Loango mehr existiert, so ist auch der staatliche Kult verfallen und eine 



22 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

genaue Feststellung desselben, die für die Religionsgeschichte Afrikas von 
großer Wichtigkeit wäre, kaum mehr ausführbar. Was der Verfasser ge- 
funden, sind wohl Überreste dieser Organisation des Kults, die von den Ein- 
geborenen heute zum Teil selbst nicht mehr verstanden werden. 

Bei einem späteren Aufenthalt in Benin hat der Verfasser auch hier 
Spuren dieses Systems zu entdecken geglaubt, wichtiger aber als seine theo- 
retischen Spekulationen sind die tatsächlichen Mitteilungen über die Bräuche 
der Bim. Alles in allem ein Buch, das man mit Vorsicht gebrauchen muß, 
wenn man nicht Gefahr laufen will, die Meinungen des Verfassers für solche 
der westafrikanischen Neger zu nehmen. B. Ankermann-Berlin. 

38. Desplagnes: Notes sur les origines des populations nigeriennes 

(avec 2 planches). L' Anthropologie 1907, Tome XVII, p. 525 

—546. 
Die gründliche Arbeit über die Bevölkerung des Nigerbeckens kommt zu 
folgenden Schlußsätzen: 1. Eine sehr tiefstehende Urbevölkerung mit Zwerg- 
negern, von denen man außerhalb des Waldbereichs kaum noch Spuren 
findet. 2. Eine Schicht schwarzer, aber nicht prognather Völker, die die Alten 
schwarze Äthiopier nannten, Abkömmlinge der stein zeitlichen Bevölkerung 
des Südens hamitischen Ursprungs, die zahlreiche Spuren in Nordafrika 
zurückgelassen haben. Dazu ist zu bemerken, daß „h amitisch tt keine natur- 
wissenschaftliche Bezeichnung ist; es handelt sich um Angehörige der Mittel- 
meerrasse (H. mediterraneus), die durch langen Aufenthalt im Süden, unter- 
stützt durch Blutmischung mit Negern, schwarz geworden sind, ihre Gesichts- 
bildung im allgemeinen aber beibehalten haben. 3. Eine Reihe von 
Völkerschaften, die „Roten" genannt, die verschiedene Grundbestandteile 
erkennen lassen, wovon der eine, vermutlich semitisch -sumerisch, seßhaft 
und gewerbefleißig, die saharische Gesittung begründet hat. Anthropologisch 
H. mediterraneus mit geringer Beimengung von H. brachycephalus. Im 
ganzen kann man verschiedene Einwanderungen von Norden her unter- 
scheiden, die jeweils neue Kulturfortschritte mitgebracht bzw. angeregt haben. 
Der Aufsatz schließt mit den Worten: „Aber alle diese Vermutungen " und 
Wahrscheinlichkeiten müssen befestigt werden durch zahlreiche Untersuchungen 
in der Urgeschichte, der Altertumskunde, der Anthropologie und der Sprach- 
wissenschaft des Sudans und der Sahara; ein weites Feld öffnet sich für die 
Tätigkeit der Reisenden, der Forscher und Gelehrten, denen Funde und Ent- 
deckungen zweifellos gestatten werden, nach und nach den Schleier zu lüften, 
der in diesem Winkel von Afrika den Ursprung der Menschheit bedeckt." 
Man wird gewiß mancherlei dort finden können, letzteres aber sicherlich nicht. 

Ludwig Wilser-Heiddberg. 

89. Louis Desplagnes: Le plateau central Nigerien. Une mission 

arohöologique et ethnographique au Soudau francais. Mit 236 

Abb. u. 1 Karte. Paria, Emile Larose, 1907. 

Es ist das Verdienst des Verfassers, eines französischen Offiziers, uns ein 

fast unbekanntes Gebiet erschlossen zu haben, und zwar in so ausgezeichneter 

Weise, daß sein Buch zu den hervorragendsten Neuerscheinungen auf dem 

Gebiete der afrikanischen Völkerkunde gerechnet werden muß. Es ist das 

Gebiet, das von dem großen Bogen des Niger umschlossen ist, ein zerklüftetes 

Hochplateau, das von heidnischen Stämmen bewohnt wird, den Habb6, die 

sich vermutlich vor den mohammedanischen Eroberern hierhin zurückgezogen 

haben. Die Rasse ist daher sehr gemischt, weil Flüchtlinge der verschiedensten 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 23 

Stämme sich hier zusammengefunden haben. Die Geschichte der Entwicklung 
dieser Völker schildert der Verfasser ausführlich. Zu erwähnen ist, daß der 
Sage nach ursprünglich hier Pygmäen, untermischt mit großwüchsigen 
Negern, gewohnt haben sollen. Auf diese historische Einleitung folgt 
eine eingehende ethnographische Beschreibung der Habbe, die den Hauptteil 
des Buches ausmacht und über die Hälfte des ganzen Bandes umfaßt. 

Diesem Abschnitt ist ein ethnographisches Kapitel allgemeineren Inhalts 
vorausgeschickt, und den Anhang des Buches bildet eine ausführliche Dar- 
stellung der Archäologie des mittleren Sudan. Es ist die erste zusammen- 
fassende Beschreibung der prähistorischen Grabstätten, der bearbeiteten 
Monolithe und der in reicher Fülle gefundenen Steinwerkzeuge. 

Dem Buche ist eine große Karte des Nigerbogens beigegeben. Die zahl- 
reichen Abbildungen nach Photographien des Verfassers sind leider sehr klein 
und daher manchmal undeutlich. B. Ankermann-Berlin. 

40. H. Trilles: Proverbes, legendes et eontes Fang. Bull, de la 
Soctete' Neuchäteloise de Geogr. 1905. Tome XVI, p. 49—296. 

Der Verfasser, der seit Jahren als Missionar unter den Fang im Congo 
frangais lebt, hat schon früher eine lange Reihe von Aufsätzen über diesen 
Volk 8 8 ta mm in einer französischen Mission szeitsohrift erscheinen lassen. Er 
hat inzwischen die Volksliteratur der Fang gesammelt und veröffentlicht 
in dieser Arbeit zahlreiche Proben derselben. Nach einer kurzen ethno- 
graphischen Einleitung folgen zunächst Sprichwörter und Rätsel, meist in der 
Fangsprache mit wörtlicher Übersetzung und Erklärung. Den Hauptteil 
nehmen die Erzählungen und Märchen ein, 34 an der Zahl, die nur in freier 
Übersetzung gegeben sind. Es sind teils religiöse Erzählungen, teils solche, 
die sich auf Naturerscheinungen beziehen, teils moralische Geschichten, 
hauptsächlich aber, wie überall in Afrika, Tiermärchen. Den Schluß 
machen einige Märchen im Fangtext mit Interlinearübersetzung. 

B. Ankermann-Berlin. 

41. Joseph Halkin: Quelques peuplades du distriet de PUele. 

Fasoicule I. Introduction. Les Ababua. Mit 2 Taf. u. 1 Karte. 

Liege 1907. 
Die Arbeit beruht hauptsächlich auf den Beantwortungen eines von dem 
Verfasser verwandten Questionnaire ethnographique et sociologique, außerdem 
auf anderen ungedruckten handschriftlichen Quellen. Daneben ist auch die 
bereits vorhandene Literatur benutzt. Der Verfasser will auf diese Weise 
eine Reihe von Stämmen des Uelle-Gebiets behandeln; das Torliegende 
erste Heft beschäftigt sich mit den Ababua. Die Darstellung ist keine 
zusammenhängende, sondern es sind in systematischer Anordnung die Ant- 
worten auf die Fragen der Questionnaire gegeben. Die Arbeit dürfte 
alles enthalten, was bis jetzt über die Ababua bekannt ist. Über ihre 
Sprache erfahren wir nichts, so daß ihre Verwandtschaftsbeziehungen unklar 
bleiben. Leider sind nur 2 Tafeln mit Abbildungen beigegeben, von denen 
eigentlich nur die eine ethnographisches Interesse hat. Die Karte ver- 
anschaulicht die Wohnsitze der Stämme des Uelle-Gebiets. 

B. Ankermann-Berlin. 

42. W. L. H. Duckworth : Description of a human cranium from 
Walfisch Bay, Siidwest-Africa. Journal of Anat. and Physiol. 
1907. Vol. XLI, p. 211—215. 



24 A. Referate. Ethnologie and Ethnographie. 

Beschreibung einet Schadeis einer wahrscheinlich kleinen erwachsenen 
weiblichen Person von der Walfischbai. Der Schädel zeigt die Anomalie des 
Os malare bipartitnm. Fritdemann- Berlin. 

43. S. Passarge: Die Buschmänner der Kalahari. 144 S. 2 Taf., 
24 Abb. im Text u. 1 Karte. Berlin, Dietrich Reimer (Ernt»t 
Vohsen), 1907. 

Der ausgezeichnete Geograph, dessen großes Werk über die physische 
Geographie der Kalahari die Bewunderung aller Fachleute erregt hat, be- 
schenkte uns schon 1905 in den „ Mitteilungen aus den deutschen Schutz- 
gebieten u mit einer Zusammenfassung seiner ethnographischen Beobachtungen 
über die Buschmänner jenes Gebietes. Von diesem Aufsatze ist das vor- 
liegende Buch eine erweiterte Ausgabe, für die nicht nur die Ethnographen, 
sondern auch weitere Kreise dem Verfasser und dem Verleger zu Dank ver- 
pflichtet sind. Eines der merkwürdigsten Völker der ganzen Erde hat hier 
kurz vor seinem völligen Aussterben einen feinfühligen Beobachter und 
Schilderer gefunden. 

Die Beschreibung des Lebens einer Buschmannfamilie (S. 40 — 67) ist 
ganz besonders plastisch und gehört zu den besten Schilderungen dieser Art. 
Ebenso möchte ich auch auf die meisterhafte Beschreibung des Kunststückes 
verweisen, wie manche Buschmänner es fertig bringen, ganz allein eine große 
Antilope oder eine Giraffe von der Herde zu trennen und zu Tode zu hetzen. 
Auch sonst ist das Buch voll von wichtigen und neuen Mitteilungen. Er- 
schöpfend ist es freilich noch lange nicht, aber es bedeutet einen großen Fort- 
schritt gegen die filtere Literatur und enthält allerhand Fingerzeige für 
künftige Reisende. 

Gänzlich unberührt ist die Frage geblieben, ob die Buschmänner eine selbst- 
ständige Keramik haben, wie manche Beobachter behaupten, andere energisch 
in Abrede stellen. Nicht ganz zu ihrem Rechte ist in dem Buche die eigen- 
artige Kunst der Buschmänner gekommen. Die in Taf. 2 wiedergegebenen 
Tierzeichnungen aus den Tschorilo-Bergen sind ebensowenig auf der Höhe 
wie die vor so langer Zeit von Fritsch abgebildeten. Das Berliner Museum 
besitzt seit meiner Reise 1905 mehrere ungleich bessere Originale von ver- 
tieften Zeichnungen und jetzt dank einer großartigen Zuwendung der 
Rudolf Vi rchow- Stiftung auch eine Mappe mit getreuen Kopien bunter 
Malereien. 

Die Wiener Akademie der Wissenschaften entsendet jetzt einen bereits 
in der Südsee glänzend bewährten Ethnographen, Dr. R. Pöch, für mehrere 
Jahre nach Südafrika, mit der alleinigen Aufgabe, dort die letzten Überreste 
der Buschmänner zu studieren. Naturgemäß wird Pöch dank seiner fach- 
männischen Vorbildung und seinen großen Mitteln an Zeit und Geld sehr 
viel mehr leisten als alle seine Vorgänger auf diesem Gebiete — aber auch 
ihm sei Passarges Buch hiermit auf das wärmste empfohlen. Hoffentlich 
bringt er alle die Probleme, die Passarge aufwirft oder nur streift, zu 
wirklicher Lösung, hoffentlich gelangt er aber auch zu einer anderen An- 
schauung über die Zukunft der Buschmänner. „Gefängnis und Zuchthaus 
wären Belohnung, existieren außerdem in jenem Lande gar nicht. Bleibt da 
etwas anderes übrig als Erschießen ? u So steht wörtlich bei Pas sarge, wo 
er erzählt, wie Buschmänner einige Schafe gestohlen hatten. Ich selbst kenne 
die Verhältnisse in der Kalahari zu wenig, um mir ein Urteil über diese An- 
sicht erlauben zu können, aber ich glaube nicht, daß sie da wesentlich anders 
liegen als in den Teilen von Britisch-Südafrika, in denen ich selbst Busch- 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 25 

m&nner studieren konnte. Da habe ich im ganzen 41 Buschmänner gesehen, 
zwei in Freiheit, alle übrigen in Zuchthäusern, und alle diese waren wegen 
Schaf diebstahl verurteilt gewesen. Jeden einzelnen von diesen habe ich ge- 
fragt, wieviel Kinder er habe, und jeder einzelne antwortete, er hätte kein 
einziges oder keines mehr. 

So stirbt vor unseren sehenden Augen ein interessantes, begabtes und 
liebenswürdiges Volk aus — einfach weil eine kurzsichtige Eingeborenen- 
politik nicht versteht, daß Menschen nicht von heute auf morgen von der 
Jagd zum Ackerbau übergehen können. Der Fleischhunger des Buschmanns 
muß gestillt werden — mit der Jagd ist es vorbei ; da muß er Schafe stehlen, 
wenn er nicht verhungern will, und er stiehlt wirklich, obwohl er weiß, daß 
ihn Stockstreiche und Zuchthaus erwarten. Warum aber die britische 
Kolonialregierung nicht irgendwo, etwa in den endlosen Steppen von 
Betschuana-Land, eine Art von Reservation für ihre Buschmänner anlegt und 
ihnen ab und zu einmal ein paar Dutzend Schafe schenkt — das begreife ein 
anderer. Überall werden in Menagerien Raubtiere gefüttert, und alle Kultur- 
staaten haben Schongesetze für seltene Pflanzen und Tiere — nur die letzten 
Reste des Volkes, das ganz allein noch eine wichtige frühe Stufe der mensch- 
lichen Kulturentwickelung vertritt, läßt man in den Zuchthäusern elend ver- 
kommen, v. Luschan-Berlin. 

44. Kurt Breysig: Die Völker ewiger Urzeit. I. Bd. Die Ameri- 
kaner des Nordwestens und des Nordens. XXVI u. 563 S. m. 
1 Völkerkarte. Berlin, Georg Bondi, 1907. 

Der Verfasser dieses Buches besitzt offenbar eine recht beträchtliche 
Zahl von Gegnern. Ein erheblicher Teil der langen Einführung besteht aus 
Abwehr und Polemik, und auch im Uauptteil des Werkes setzt sich dies fort : 
Ehrenreich, Andrew Lang, Bücher und „die von Helmolt geplante 
und geleitete Sammlung von Volksgeschichten einzelner Verfasser tt werden 
hier mehr oder weniger scharf bedacht. Am schlimmsten aber ergeht es 
Oskar Peschel. Seiner „Völkerkunde" wird vom Verfasser „Befangenheit 
und Mangel an Durcharbeitung tt vorgeworfen, und ein Blick in den Abschnitt 
über die Keime der bürgerlichen Gesellschaft lehrt nach ihm, „daß dermaßen 
brüchig und dermaßen oberflächlich auch 1874 ein Buch nicht auszufallen 
brauchte, wie dieses in seinen der Gesellschaft und der Zeit der Urzeit Völker 
geordneten Teilen. Sie hätten selbst bei alleiniger Bearbeitung und Benutzung 
von Waitz' großem Werk wesentlich besser geraten müssen. Es handelt sich 
in ihnen fast durchgängig um willkürliche und schnellzusammengeraffte 
Sammlung weniger Nachrichten tf . (S. 98.) 

Peschels „Völkerkunde" ist nicht einwandfrei und kann es auch nicht 
sein; sie stammt aus der Zeit, als Gameron und Stanley Afrika noch nicht 
durchquert hatten, als die wissenschaftliche ethnologische Forschung in den 
Vereinigten Staaten kaum eingesetzt hatte, als viele spanische Dokumente 
aus der Zeit der Gonquista noch nicht im Druck zugänglich waren und als 
man noch nichts von den vielen Neudrucken schwer erreichbarer alter Quellen 
wußte, die heute so sehr dem Forscher seine Studien erleichtern. Einige in 
die Augen fallende Irrtümer sind durch A. Kirchhoff in der 5. Auflage ver- 
bessert worden. Im übrigen aber weiß ein jeder, der mit dem großen Geo- 
graphen und Ethnologen irgendwo auf derselben Linie gearbeitet hat, daß 
Peschels Material auf der sorgfältigen Durcharbeitung erstaunlich vieler alter 
Quellen beruht und auf den gediegenen Kenntnissen, die er sich während 
einer sechzehnjährigen Tätigkeit als äußerst gewissenhafter Herautgeber des 



26 A. Referate. Ethnologie and Ethnographie. 

„Ausland" erworben hatte. Daß hier und da zur Abrundung und Ergänzung 
des soliden Grundstocks weniger gründlich bearbeitetes Material herangezogen 
werden mußte, ist bei einem Werke Ton diesem Umfang und dieser Tief e kaum 
zu vermeiden und ist infolge des leidenden Zustandes Pe seh eis bei Bearbeitung 
seiner „ Völkerkunde a um so mehr zu entschuldigen; ist doch ihre Abfassung 
tatsächlich nur auf Kosten seiner Gesundheit möglich gewesen. Der Verfasser 
der „Völker ewiger Urzeit" hat nun allerdings nicht „zusammengerafft 11 ; das 
hatte ein Teil der wenigen von ihm benatzten Quellen schon vorher für ihn 
besorgt. Seine Gewährsmänner für die Behandlung der Nordwestindianer 
sind in erster Linie die Arbeiten von Boas, Krause's „Tlinkit" und 
H. H. Bancrofts „Native Races u . Diese werden hier und da ergänzt durch 
die Arbeiten von Niblack, Erman, Buschmann, Jacobson, Dodge 
(deutsche Bearbeitung). Da Boas 1 vortreffliche Arbeiten den Zustand der 
Nordwestindianer behandeln, als sie schon seit etwa 10Q Jahren mehr oder 
weniger unsanft durch die eindringenden Europäer aus dem Schlafe der 
„ewigen Urzeit" geweckt waren, so bleiben für die Beurteilung der primitiven, 
unberührten Verhältnisse jener Indianer in der Hauptsache nur die Werke 
von Krause und Bancroft übrig, von denen das letztere ganz kom- 
pilatorisch ist und die beide bei allen ihren Verdiensten auch nicht annähernd 
die alten Quellen für den entbehrlich machen, der diese Völker einmal gründ- 
lich ethnologisch behandeln will. Wo hier und da vom Verfasser auch andere 
Originalquellen benutzt zu sein scheinen, so Langsdorff und Sproat, da 
ergibt eine Nachprüfung, daß auch sie nicht zur Hand gewesen, sondern aus 
Krause und Banoroft übernommen sind. Wie sich die unzureichende 
Bekanntschaft mit der in Betracht kommenden ethnologischen Literatur im 
ganzen Buch bemerkbar macht, zeigt in besonders auffälliger und wenig er- 
freulicher Weise die beigegebene Völkerkarte. Nachdem wir seit 1891 glück- 
licher Weise eine in der Hauptsache gesicherte Norm für die Rechtschreibung 
nordamerikanischer Indianernamen besitzen, bringt der Verfasser dadurch 
wieder die allergrößte Verwirrung in sein Buch hinein, daß er sämtliche Namen 
in die deutschen Lautwerte transskribiert. Bei Unkenntnis der richtigen 
Aussprache passiert es ihm dabei zuweilen, falsch zu transskribieren. Einige 
Stichproben mögen von dem Aussehen der Karte einen Begriff geben: 
Beoduk steht für Beothuk; Eiowee für Jowa; Kötschin für Kutchin; Massat - 
schuset für Massachuset; Mohak für Mohawk; Muskwackiuk für Foxes; 
Naktsche für Natchez; Seienne für Cheyenne; Selisch für Salish; Senekee für 
Seneca; Shani für Shawnee; Tschikresa für Chickasaw; Tschokta für 
Choctaw; Upsaroka für Crow; Witsiba für Wichita. Wenn dieses System 
der Rechtschreibung Karte und Buch in hohem Grade verwirrend machen, so 
lassen eine ganz erhebliche Zahl grober Irrtümer sie geradezu als minder- 
wertig erscheinen. Auch hierfür können nun einige wenige Proben gegeben 
werden: Zur „Stämmefamilie u der Pani, welche die moderne Ethnologie nicht 
kennt, gehören nach dem Verfasser u. a. die Tonica und die Stämme von 
Florida und Ostgeorgia; die Catawba, die Sapona (i. e. Saponi), die Jamassa 
(i. e. Yamassee) rechnet er zu den „Irokesen und Verwandten u , während er den 
Algonquinstamm der Cheyenne zu Sioux macht und die Siouxvölker des Mana- 
hoaebundes zu Algonquins. Die Andastes, die bekanntlich mit den Susque- 
hannocks identisch sind, teilt der Verfasser in zwei Teile: als Andastes macht 
er sie zu Irokesen, als Susquehannocks zu Algonquins. Der Name Tschippe wee 
kommt auf der Karte zweimal vor: einmal soll er den Algonquinstamm der 
Chippewa bezeichnen, an der anderen Stelle die athapaskischen Chipewyan. 
Die Verwendung der Ausdrücke „ Kolumbianer u und „Kolumbien 11 , welche die 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 27 

amerikanische Ethnologie in diesem Sinne nicht kennt, und die, weil ganz 
«heterogene Stamme umfassend, auch ganz unbrauchbar sind, wirkt höchst 
▼erwirrend. Irrtümer und anfechtbare Behauptungen sind im übrigen noch 
in erheblicher Zahl vorhanden, so in den Bemerkungen über Lippenpflöcke 
■und über das Verhältnis von der Frau zum Manne, in der Auffassung vom 
„Großen Geist" und von der „langen drucklosen, jauchzenden Jugend" der 
Untertanen der Inkaherrscher. Die Quechua werden „das höchstgestiegene 
der amerikanischen Völker genannt ; der Präriehund wird zu den Raubtieren 
gezählt, und von den Taten Josephs und seiner Nez Perces weiß der Ver- 
fasser nichts. 

Es steht zu befürchten, daß das Buoh in dieser Form keinen Fortschritt 
in der Ethnologie Nordamerikas bezeichnet Georg Friederici-Kiel. 

45. Ales Hrdlicka: Diseases of the Indiana, more especially of 
the Southwest Unites Staates and North Mexico. Washington 
med. Annais 1906, Vol. IV, Nr. 6, p. 372—394. 

Um das pathologische Verhalten der nordamerikanischen Indianer, 
worüber bisher so gut wie nichts bekannt war, zu studieren, hat Verfasser 
«inmal selbst auf seinen sechs Expeditionen (1898 bis 1905) zahlreiches 
Material über 38 wilde Stämme im Südwesten der Vereinigten Staaten und 
im Norden Mexikos gesammelt, als auch die Antworten von Äerzten an 103 
Indianerschulen und Agenturen in allen Teilen der Vereinigten Staaten ver- 
arbeitet, die auf eine diesbezügliche Anfrage von selten des Bureau of Indian 
Affairs auf seine Veranlassung hin von diesen eingelaufen waren. 

Das Ergebnis seiner eigenen Beobachtungen faßt Verfasser dahin zu- 
sammen, daß die nordwestamerikanischen und nordmexikanischen Indianer 
im Gegensatz zu der weißen Bevölkerung des Landes mancherlei Unterschiede 
bezüglich der Häufigkeit bzw. Seltenheit gewisser morbider Prozesse dar- 
bieten. Häufig wurden unter den Indianern beobachtet: Krankheiten des 
Magendann kaoals, der Respirationsorgane, der Augen, muskuläre und senile 
Arthritis, Pocken, Masern, Malaria und Dysenterie, selten hingegen 
Anämie, Erkrankungen der weiblichen Brust, Krankheiten des Herzens, der 
Arterien und Venen, Asthma, Affektionen der Leber und der weiblichen 
Oenitalien, viele Hautkrankheiten, Zahnkaries, Krebs, Rachitis, Hernien, Idiotie 
{im höheren Grade), Geisteskrankheit, Nervenleiden (ausgenommen Epilepsie), 
Scharlach und Knochenbrüche. Wichtig ist ferner die Beobachtung Hrdlicka s, 
daß er an keinem der zahlreichen Knochen aus voreuropäischen Grabstätten 
•der von ihm untersuchten Gebiete irgendwelche Spuren von Syphilis ent- 
decken konnte. Diese Beobachtung, sowie die, daß solche aus alten Grab- 
stätten Perus und anderer Gebiete Südamerikas ebensowenig bekannt geworden 
sind, läßt ihn in Zweifel ziehen, ob die Syphilis in der Tat in Amerika als 
-einheimisch zu betrachten ist; denn es ginge kaum an, anzunehmen, daß 
ganze Landstrecken von dieser für Amerika als endemisch geltenden Seuche 
gänzlich verschont geblieben sein sollen. 

Die statistischen Erhebungen von, Seiten des Bureau of Indian Affairs 
beziehen sich vor der Hand nur auf das Vorkommen von Albinismus, Kropf, 
Kretinismus, Geisteskrankheit, Epilepsie, Idiotie, Taubstummheit, Rücken- 
marksverkrümmungen und Tuberkulose. Verfasser teilt die Ergebnisse im 
einzelnen mit; da Vergleichsmaterial zum Teil ihm fehlt, so lassen sich 
dieselben leider noch nicht recht verwerten. Einige Angaben mögen hier 
mitgeteilt werden. Geisteskrankheiten unter den Indianern 0,38, unter den 
Weißen 1,8 Promille; Epilepsie unter ersteren 1,17, unter den Weißen Frank-» 



28 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

reichs 0,5 bis 3,4 (je nach dem Departement) und den Wehrpflichtigen Italiens 
1,3 bis 5,1 Promille; Idiotie unter den Indianern 1,07, unter der weißen 
Bevölkerung der Vereinigten Staaten 1,55 Promille. Buschan- Stettin. 

46. F. Weygold: „Die Dakotaindianer." Jahresber. d. Württemb» 
Ver. f. Handelsgeographie, Jahrg. 1907, S. 51—78. 

Dieser Aufsatz bringt nichts, was man nicht in den Arbeiten von Kiggs, 
Mc Gee, Mooney, Dodge und Custer finden könnte, aber er gibt eine 
gedrängte und gemeinverständliche gute Übersicht der Ethnologie und Ge- 
schiebte der Dakotas. Der früher so irrig gedeutete Sonnentanz wird beson- 
ders berücksichtigt und die mit der Geistertanzreligion verbundenen Wirren 
sind in aller Kürze gut dargestellt. Aber man sollte aufhören, das Gemetzel 
von Wounded Enee am 20. Dezember 1890 eine „Schlacht" zu nennen. Es 
war ein richtiges „Schlachten", bei dem 150 indianische Weiber und Kinder 
die Hauptopfer waren; Mooney („Ghost- Dance Religion", p. 831, 835, 836 r 
869, 870 u. passim) und Grinnell (Amer. AnthropoL, Vol. X, p. 232) haben 
sich mit nicht mißzuverstehender Deutlichkeit über den Charakter dieser 
„ Schlacht a ausgesprochen. 

Leider hat sich eine Anzahl recht störender Druckfehler in die Schreib- 
weise der Indianernamen eingeschlichen, da die Korrektur wegen der weiten 
Entfernung dem Verfasser nicht vorgelegt worden ist. 

Georg Friederici-Kiel. 

47. David J. Bushneil jr.: Virginia from early records. Amer» 
Anthropologist 1907, N. S. Vol. IX, p. 31—44. 

48. David J. Bushneil jr.: Discoveries beyond the Appalachian 
Mountains in September, 1671. Ebendaselbst, p. 45 — 56. 

49. Charles C. Willoughby : The Virginia Indians in the seventeenth 
Century. Ebendaselbst, p. 57 — £6. 

50. William R. Gerard: Virginia's Indian contributions to English. 

Ebendaselbst, p. 87—112. 

51. W. H. Holmes : Aboriginal shellheaps of the Middle Atlantic 
tidewater region. Ebendaselbst, p. 113 — 128. 

52. James Mooney: The Powhatan Confederacy, past and present» 

Ebendaselbst, p. 129 — 152, mit farbiger Karte. 
Die Herausgeber des American Anthropologist hatten es sich zur Auf- 
gabe gemacht, zur Tri-Centenarfeier von Jamestown fast die ganze Frühjahrs- 
nummer ihrer Zeitschrift den Virginiaindianern zu widmen. Einige der besten 
ethnologischen Federn des Landes haben sich diesem Unternehmen zur Ver- 
fügung gestellt, und so ist es gelungen, ein ganz besonders interessante» 
und wertvolles Jubiläumsheft zu schaffen. In seinem ersten Aufsatze bringt 
Bushnell zunächst einige gute Wiedergaben von White 8 Originalen im 
Britischen Museum, die ja bei de Bry, nicht zu ihrem Vorteil, erheblich 
retuschiert worden sind. Ferner einige Abbildungen von den fünf einzigen 
erhaltenen ethnologischen Gegenständen aus dem ältesten Yirginien, die sich 
im Ashmolean Museum zu Oxford in England befinden, und schließlich einige 
Auszüge aus Handschriften des Britischen Museums und der Bodleyan Library, 
Oxford, mit zwei oder drei ethnologischen Angaben, die man in den anderen 
uns über die Virginia-Indianer zur Verfügung stehenden Quellen vergeblich 
suchen dürfte. 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 29 

In seiner zweiten Arbeit bringt Bu shn eil das Tagebuch eines Marsches 
zur Wasserscheide der Appalachen; dieses ist zwar schon vor Jahren an 
anderer Stelle veröffentlicht worden, die hier gegebene Version zeigt aber eine 
Reihe nicht unwesentlicher Varianten. Angefugt sind diesem Journal einige 
Bemerkungen des um die amerikanische Kartographie verdienten Dr. John 
Mitchell, aus denen einige Hinweise auf die östlichen Sioux und die salz- 
machenden Shawnees des oberen Ohiobeckens von Interesse sind. 

Willoughby folgt in seiner gediegenen Art mit einem Aufsatz über die 
Kultur der Indianer Virginias im 17. Jahrhundert. Dem Kenner der von ihm 
benutzten und leicht zugänglichen Quellen: Hariot, Smith (edit. Arber), 
Strachey, Beverley und schließlich auch Byrd, bringt der Aufsatz zwar 
nichts neues, aber die Zusammenstellung ist klar, übersichtlich und nahezu 
erschöpfend. Einige Hinweise und Vergleiche erhöhen ihren Wert, so, wenn 
der Verfasser die zuweilen übersehene Tatsache hervorhebt, daß in alten 
Zeichnungen die Wohnhäuser, ganz besonders die Rundhütten, verhältnismäßig 
viel zu hoch wiedergegeben werden, oder wenn er sich über das Vorkommen 
prähistorischer Angelhaken auf der ganzen atlantischen Küste ein wenig ver- 
breitet, das kunstvolle Federwerk, die Salzgewinnung aus Pflanzen und das 
Räuchern der Austern bei diesen Indianern besonders kennzeichnet. 

Auf S. 70, unten, hat sich offenbar ein sinnstörender Druckfehler ein- 
geschlichen: Bei Besprechung des Schmuckes sagt Willoughby: „A head- 
dress of deer antlers was sometimes worn, also the dried head of an enemy." 
Ich wüßte nicht, wo irgend eine der oben genannten Quellen von einem ge- 
trockneten Feindeskopf, sei es als Schmuck, sei es zu irgend einem anderen 
Zweck, spricht. Dagegen sagen Smith (edit Arber, S. 66) und Strachey 
(edit. Ha kl, Soc, S. 67), daß die Indianer Virginias zuweilen eine getrocknete 
Feindeshand als Kopfschmuck trugen. Für „head" ist also offenbar „hand u 
zu setzen. 

Es ist bekannt, daß eine ganz erhebliche Zahl von Worten aus den 
Vokabularien der Indianer Amerikas in die europäischen Sprachen über- 
gegangen ist. W. R. Gerard untersucht in seinem Aufsätze den Beitrag 
der Algonquins von Virginia in dieser Hinsicht. Von den 24 erörterten 
Worten seien nur „Hickory" , „Hominy", „Moccasin", „Opossum", „Persimmon", 
„Racoon", „Roanoke", „Terrapin a und „Tomahawk" als in weiteren Kreisen 
bekannt, hier aufgeführt. 

W. H. Holmes gibt in großen Zügen ein Bild von dem Vorkommen der 
Kjökkenmöddinger an der atlantischen Küste der Union; sie müssen in der 
Hauptsache den Algonquins zugeschrieben werden. Als typisches und lehr- 
reiches Beispiel werden dann die künstlichen Austern 8 chalenhügel mit zahl- 
reichen Spuren primitiver Ansiedelung besprochen, die sich an der Mündung 
von Pope'sCreek in den Potomac, etwa 100 km stromabwärts von Washington, 
befinden, und die durch Kalköfen offengelegt worden sind. Anlage, Art 
der Schalen, Spuren der Wohnplätze, die gefundenen Artefakte werden nach- 
einander untersucht und zum Teil durch Abbildungen erläutert. Die Zahl 
der gefundenen polierten Steinwerkzeuge und Knochenartefakte war ver- 
hältnismäßig gering. Auch auf einige Skelette stieß man bei den Abräumungs- 
arbeiten, aber über ihre Begräbnisart konnte nichts ermittelt werden; auch 
in anthropologischer Hinsicht wird über sie nichts gesagt. Interessant ist 
die ja auch anderwärts gemachte Feststellung, daß die Austern vor dem 
öffnen und Verzehren allgemein geröstet oder gekocht wurden. 

James Mooney gibt in großen Zügen eine sehr hübsche Darstellung 
der Geschichte des Powhatanbundes von den Tagen Verrazanos bis zum 



30 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

Jahre 1902, als mit dem Tode eines bejahrten Nansemond, William 
W. Weaver, „das letzte Echo von Powhatan als einer lebenden Sprache* 
dahinschwand u . 

Im besonderen äußert sich Mooney eingehend über Kopfzahl und Land- 
besitz des alten Powhatanbundes, sowie über die ihn umgebenden Sioux- und 
Irokesenstämme. Die Pamunkeys bildeten wahrscheinlich den Kern des Bundes,, 
der um 1570 durch Eroberungen Powhatans zustande gekommen war. Nach 
dem Vertrage von 1677 hatte er jegliche Bedeutung verloren. Was jetzt 
noch an Resten übrig ist, hat eine starke Misohung erfahren, besonders durch 
Negerblut, wie denn überhaupt auf der anderen Seite des Ozeans die ganze 
afrikanische Bevölkerung der südatlantischen Staaten einen starken Einschlag 
von Indianerblut besitzt Unter diesen Nachkommen der alten Powhatan» 
leben die Pamunkey und Mattapony als Stämme organisiert, die Chickahominy 
und Nansemond sind nicht organisiert In der Hauptsache sind sie Fischer 
und Farmer. Georg Friederici-Kiel. 

53. A. L. Kroeber: The dialectic divisions of the Moquelnmnait 
family in relation to the internal differentiation of the other 
linguistic families of California. Amer. Anthropologist 1906 r 
N. S. Vol. VIII, p. 652—663. 

Kalifornien ist in Nordamerika das Land der zahlreichsten indianischen 
Sprachfamilien und der größten Unsicherheit über deren innere Verhältnisse, 
und Beziehungen zueinander. Zwar hat auch die neuere Forschung an der 
ursprünglich aufgestellten Zahl der Sprachfamilien, mehr wie 20, im wesent- 
lichen nicht zu rütteln vermocht, und auch über die Sprachen und Dialekte 
innerhalb dieser Familien sind Wörterverzeichnisse in großer Zahl vorhanden,, 
aber dieses linguistische Material ist qualitativ zum größten Teile so minder- 
wertig, daß es wenig dazu beizutragen vermag, die immer noch herrschende 
Verwirrung zu klären. 

Professor Kroeber stellt nun in diesem Aufsatze in kurzer, übersicht- 
licher Form zusammen, was über die innere Differenzierung der kalifornischen 
Sprachfamilien als im wesentlichen gesichert oder doch als wahrscheinlich 
gelten kann, und bringt die dialektische Einteilung der Moquelumnanfamilie 
hierzu in Beziehung. Es werden einige anregende Hinweise gemacht, aber 
bevor nicht eine gesicherte Basis für ein exaktes Sprachstudium gewonnen, 
ist, dürfte sich schwerlich etwas bestimmtes behaupten lassen. 

Georg Friederici-Kiel. 

54. J. Walter Fewkes: The sun's influence on the form of Hopf 
Pueblos. Amer. Anthropologist 1906, N. S. Vol. VIII, p. 8& 
—100. 

Mindeleff hatte schon vor 15 Jahren darauf hingewiesen, wie auffallend 
unabhängig vom Gelände Hopidörfer in langen, parallelen Häuserreihen an- 
gelegt sind. Fewkes untersucht und beweist nun an den Pueblos der Ost- 
Mesa, Hano, Sichömovi und Walpi, daß diese Anordnung lediglich durch das 
Bestreben bedingt ist, den Wohnungen eine möglichst reichliche Sonnen- 
bestrahlung zu sichern. Georg Friederici-Kiel. 

55. J. Walter Fewkes: Hopi ceremonial frames from Canon dfr 
Chelly, Arizona. Amer. Anthropologist 1906, N. S. Vol. VIII» 
p. 664—670. 

Die beiden hier beschriebenen Gestelle sind wahrscheinlich Unika in 
ihrer Art. Sie sind mit ziemlicher Sicherheit als merkwürdig gestaltete- 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 31 

Klappern zu deuten, die ja in der einen oder anderen Form über ganz Amerika 
in den Zeremonien der Indianer eine führende Rolle spielen. Verfasser kommt 
nach eingehender Untersuchung zu dem Ergebnis, daß diese Gegenstände bei den 
ältesten Hopi nicht ursprünglich waren, sondern daß sie jener älteren Kultur 
zugesprochen werden müssen, die früher weit über den Südwesten der 
heutigen Union ausgebreitet war, und der die Hopi einen großen Teil ihrer 
Mythologie und ihres Ritus entlehnt haben. Georg Friederici-Kiel. 

56. Karl Sapper: »Spiele der Kekchi-Indianer". Boas Memorial 
Volume, p. 283— 289, New York 1906. 

Spiele irgend welcher Art sind bei den mittelamerikanischen Indianern 
sehr selten, selbst die Kinderspiele bestehen zumeist in Arbeit. Die Ball- 
spiele der alten Zeit haben die Kekchi völlig vergessen, wogegen städte- 
bewohnende Indianer einige Glücksspiele von den Weißen übernommen haben. 
Immerhin konnte der Verfasser auf dem Lande ein altes einheimisches 
Würfelspiel, das Puluc, beobachten, dessen Wesen er beschreibt. 

Mündliche Unterhaltung ersetzt die fehlenden Spiele, zu welcher bei 
größeren Festlichkeiten dramatische Tanzspiele mit Musik kommen. Die 
Form dieser Spiele ist althergebracht aus den Zeiten vor der Conquista, aber 
von der christlichen Geistlichkeit sind neue Texte und Melodien an die Stelle 
der alten gesetzt worden. 

In Campur, Alta Vera Päz, wohnte Prof. Sapper einem solchen Tanz- 
spiele bei, dessen Verlauf mit wörtlichem Text in Ursprache und Übersetzung 
hier mitgeteilt wird. Georg Friederici-Kiel. 

57. Lehmann : Ergebnisse und Aufgaben der mexikanischen For- 
schung. Arcb. f. Anthropol. Neue Folge 1907. Bd. VI, Heft 2 
und 3. 

In erfreulicher Weise mehren sich gegenwärtig die Bestrebungen, welche 
sich bemühen, den Gefahren des einseitigen Spezialistentums zu begegnen. 
In die Reihe dieser Erscheinungen gehören auch zusammenfassende Dar- 
stellungen über einzelne eng begrenzte Sonder gebiete, welche auch dem Nicht- 
Spezialisten einen Einblick in deren Tatsachen und Probleme gew&hren. Eine 
Reihe derartiger Aufsätze veröffentlicht bekanntlich seit einer kurzen Zeit 
das von Thilenius geleitete Archiv für Anthropologie. Zu ihnen gehört 
auch der vorliegende, für den wir dem Verfasser zu besonderem Danke ver- 
pflichtet sind, weil es gerade auf diesem Gebiete an einer allgemein ver- 
ständlichen orientierenden Zusammenfassung aus fachmännischer Feder bis 
jetzt völlig gebrach. 

Lehmann behandelt der Reihe nach die einschlägige Literatur, die 
Quellen, das anthropologische und prähistorische Problem, die Sprache, die 
materielle, soziale und geistige Kultur und die Geschichte. Bei der Rassen- 
frage, der Vorgeschichte und der Sprache sind dabei die Grenzen der Be- 
trachtung bis über den ganzen Kontinent ausgedehnt. Bei dem sprachlichen 
Kapitel weist der Verfasser darauf hin, auf wie schwachen Füßen die Theorie 
steht, welche die Einverleibung als ein Merkmal aller amerikanischen Sprachen 
hinstellt: vielfach ist der Bau der Sprachen noch unbekannt; in den Maya- 
sprachen ist von einer Einverleibung gar keine Rede; und auch die an- 
scheinend hierher gehörigen Erscheinungen des Mexikanischen erklärt Leh- 
mann anders (S. 39). 

Der unfertige Zustand der mexikanischen Forschung spiegelt sich natür- 
lich auch in dieser Darstellung wieder, die demgemäß an abschließenden 



32 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

Ergebnissen verhältnismäßig arm ist. Besonders klar teigt das der Abschnitt 
über die mexikanische Religion. Für die Aufhellung der Geschichte Mexikos 
bezeichnet Lehmann als die wichtigste gegenwärtige Aufgabe die Lösung 
der Toltekenfrage. A. Vierkandt-Berlin ( Groß-Lichter fdde). 

58. George Byron Gordon: The serpent raotive in the aneient art 
of Central America and Mexico. Transact. of the Dept of 
Archaeology, Free Museum of Science aud Art 1905, vol. I, 
part III, p. 131—163, 18 Tafeln. 

Nichts ist bedenklicher als abschließende Urteile in Problemen, die ein- 
mal, ihrer Natur nach, den letzten Grund der Erscheinungen anschneiden, 
andererseits sich auf einem Gebiete bewegen, das wissenschaftlich erst seit 
kurzer Zeit bearbeitet zu werden angefangen hat. Derart sind Betrachtungen 
über den Ursprung des Menschen, der Sprache usw. Ähnlich steht es auoh 
mit Fragen über den Ursprung der Kunst, im besonderen der Ornamentik. 

Kein vernünftiger Mensch kann bestreiten, daß es bei den Ornamenten 
zwei grundverschiedene Reihen von Erscheinungsformen gibt, die man kurz 
die geometrische und die realistische nennen mag. Obgleich sicherlich infolge 
späterer Deutungen traditionell durch die Jahrtausende mitgeschleppter Orna- 
mente Übergänge von einer Reihe zur anderen (und auch im umgekehrten 
Sinne) vorkommen, wobei vor allem die Veränderung von Motiven bei Über- 
tragung von einem Material auf das andere wichtig ist 1 ), so wird man doch 
billigerweise mit der Beantwortung der weiteren Frage, ob geometrische 
Muster oder realistische die primären oder sekundären Erfindungen mensch- 
lichen Kunst- und Dekorationstriebes gewesen sind, sehr zurückhaltend sein 
müssen. 

Die Mexikanistik ist eine ganz junge Wissenschaft, und unsere Kenntnis 
der alten Kulturvölker Mexikos und Zentralamerikas eine stellenweise sehr 
lückenhafte. Es ist daher schon aus diesem Grunde mißlich, einzelne aus 
dem Zusammenhang herausgerissene Ornamente von Bauwerken und in Bilder- 
schriften in ein ontogenetisches System mehr oder weniger willkürlich und 
gewaltsam zu bringen. 

Der Verfasser hat es nun unternommen, über das Schlangen motiv als 
Symbol und Dekorationsvorwurf bei den Mexikanern, Tzapoteken und Maya 
(S. 132) zu handeln. Die Arbeit wäre gewiß sehr dankbar und verdienstvoll, 
wenn der Verfasser nur bei dem geblieben wäre, was man einwandfrei als 
Schlangenmotiv wird ansprechen dürfen. Leider aber hat er seine Aufgabe 
weit ausgedehnt und in den Kreis seiner Untersuchungen geometrische Motive 
hineingezogen, deren Zugehörigkeit zum Schlangenmotiv eigentlich erst ob- 
jektiv nachgewiesen werden sollte. Daß er subjektiv die heterogensten Dinge 
zusammenbringt und mehr vergleicht als sondert — was in jeder Disziplin oft 
zu verhängnisvollen Irrtümern führt — , kann die ruhige Kritik nicht ver- 
anlassen, ihm einfach auf Treu und Glauben blindlings zu folgen. 

Daß zwischen Mexikanern und Mayas seit alten Zeiten Beziehungen 
geistiger und kommerzieller Art bestanden haben, ist sicherlich eine Tatsache. 
Daß bei diesen Völkern und vielen anderen amerikanischen Stämmen die 
Schlange ein sehr auffälliges und unendlich häufig wiederkehrendes Symbol 
oder Dekorations mittel ist, wird von niemandem bestritten werden. Daß 
Darstellungen von Schlangen an Monumenten und Tempelwänden die Mitte 
halten zwischen Verzierungen, symbolischen Ideen und „ Hieroglyphen tt 



l ) Die* deutet Verfasser selbst S. 157 an. 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 3$ 

(S. 161), soll ebenfalls bis zu einem gewissen Grade zagegeben werden. Aber 
eine Frage liegt doch da gewiß recht nahe, nämlich die, ob jene Völker in 
ihrer Religion, in ihrem Kult nicht ausgiebig mit Schlangen und Schlangen- 
Symbolen zu tun hatten. 

Wenn da der Verfasser (S. 160) behauptet, daß der Schlangen dienst für 
das alte Mexiko von keiner Autorität bezeugt sei, so ist dies eine vollständig 
irrige Behauptung. Die Belege hierfür lassen sich aus Sahagun, Dur an, 
Torquemada usw., vor allem aber aus den Bilderschriften massenhaft er- 
bringen, ganz zu schweigen davon, daß wir in Pilon de Azucar (im Staate Vera 
Cruz) durch die Ausgrabungen H. Strebeis ein klassisches Beispiel einer alten 
Kultstätte von Schlangen, Kröten usw. aufgedeckt haben. Dasselbe gilt 
auch für die Mayastämme. 

Die naturgemäße Erklärung hierfür ist doch wohl die, daß bei diesen 
Völkern die Schlange unter anderem das Symbol des Wassers, des Regens, 
des Regengottes war. Daher ihr ungemein häufiges Vorkommen in den Dar- 
stellungen, realistisch und stilisiert, in Bilderschriften, auf Monumenten, in 
der Keramik usw. 

Es würde zu weit führen, wollten wir hier alle Theorien und Schluß- 
folgerungen des Verfassers kritisch durchgehen. Nur einige für jeden Mexi- 
ka nisten ins Augd springende Irrtümer mögen herausgegriffen werden. 

So ist es (S. 140) den Tatsachen widersprechend, wenn der Verfasser 
von Schlangenköpfen und Übergängen redet, wo typische Rauchwolken und 
Züngelchen in den Bilderschriften dargestellt sind (Abbildungen Tafel IVa). 
Ebenda (Tafel IVb, 2 bis 7) ist deutlich teils die mexikanische Hieroglyphe 
des Tageszeichens ätl „Wasser tf , Wasser in einer Schale, dargestellt, teils 
der knöcherne Nasenhalbmond (yacametztli). Tafel IVc (1 bis 3) ist der Erd- 
oder cipactli-Rachen wiedergegeben. Von Schlangenköpfen ist da keine Rede. 

Hier wie bei den Maya- Monumentdarstellungen liegt die Sache offenbar 
so, daß es sich um einen bestimmten Stil handelt. Der Verfasser fühlt das wohl 
auch selbst, wenn er sagt „the compromise becomes the style" (S. 157). Die sich 
verzweigenden Voluten (Züngelchen) erweckten wahrscheinlich bei den india- 
nischen Künstlern die Vorstellung von Schlangen- und Reptilrachen und 
wurden deshalb bald mit Zähnen, bald mit Augen versehen. In dieser Weise 
werden ganze Ranken und Zweige behandelt. Das erscheint gar nicht weiter 
wunderbar, wenn man weiß, daß z. B. in mexikanischen Codices auch Stein- 
messer, Herzen und andere Gebilde mit Augen und Zähnen stilistisch aus- 
gestattet werden. 

Das Venussymbol als ein „special development of the ophignathos tt 
(S. 142) aufzufassen, dürfte mehr als gewagt sein. Ist doch dies Zeichen 
ähnlich dem Quincunxsymbol der Mexikaner vermutlich nur die Andeutung 
der Hauptpunkte der Venusbahn. 

t)ie Ableitung des Ankistron (Mäander) und Climankistron (Stufen- 
mäander) aus dem Schlangenrachen (S. 144 ff.) bringt die gefährliche Ver- 
quickung geometrischer und realistischer Motive. Wenn Verfasser im Anfang 
und Schluß (S. 159) seiner Arbeit auf die Bedeutung der Geflechtstechnik 
hinweist, so zeigt er damit einen ganz anderen Weg an, auf dem jene geo- 
metrischen Motive entstanden sein können, wobei des Schlangenrachens sehr 
gut entraten werden kann. E3 ist neuerdings gerade diese Ableitung von 
geometrischen Mustern aus plektogenen Motiven von Dr. Max Schmidt für 
Brasilien zunächst versucht worden. Für die Erklärung eines Teiles des 
geometrischen Ornamentschatzes amerikanischer Völker sind die von Schmidt 
entwickelten Ideen sicherlich zutreffend. 

Zentralblatt für Anthropologie. 1903. 3 



34 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

Daß die Ruinen von Mitla ziemlich isoliert dastehen, ist eine wohl- 
bekannte Tatsache. Daß Verfasser sie der zentralamerikanischen und mexi- 
kanischen Kultur einzureihen versucht (S. 163), ist weniger ein Resultat seiner 
Ornamenttheorien, nach denen die Mitlafriese „represent the serpent motive 
in its last disguise under the most highly specialized forma and in its highest 
degree of differentiation tt , als vielmehr eine Vermutung, die sich jedem auf- 
drängen muß, der weiß, daß die Tzapoteken ein Volk waren, das gleichsam 
die Zwischenträger von mexikanischer zur Mayakultur bildete. 

Dr. W. Lehmann-Berlin. 

59. Adels Breton: Some notes on Xochicalco. Trausactions of the 
Dept. of Archaeology, Free Museum of Science and Art 1905, 
Vol. I, part III, p. 51-65; 5 Tafeln. 

Die auf archäologischem Gebiete in der Erforschung der Ruinen Yuca- 
tans und Mexikos sehr verdienstvolle Verfasserin gibt in ihrer Abhandlung 
wertvolle Nachträge zu dem, was in der Literatur über eine der schönsten 
mexikanischen Tempelpyramiden, die Pyramide voä Xochicalco, bekannt 
ist. Was über ein Wassersymbol im Zusammenhange mit einer Schlangen- 
darstellung S. 56 bis 60 gesagt wird, stößt meines Erachtens auf ernstliche 
Bedenken. Ich bekenne offen, daß es schwer ist, jene Gebilde befriedigend 
zu erklären, meine aber gerade deswegen von einer bestimmten Deutung ab- 
sehen zu müssen, bis anderweitiges Vergleichsmaterial gefunden wird. 

Interessant ist der Versuch einer Rekonstruktion des Grundrisses der 
Pyramide im Anschluß an die Pläne der Ruinentempel von Tepoztlan und 
des „Tigertempels" von Chich'enitza. 

Besonders wichtig sind die Zeichnungen der Verfasserin, welche die ein- 
zelnen Fassaden und Friese der Pyramide veranschaulichen. 

Dr. W. Ijehmann-Berlin. 

60. Relaciön de los pueblos de Acatlan, Chila, Petlaltzingo, Icxitlan 
y Piaztla. Anales del Musep Nac. de Mexico, Segunda £poca 
1907, Tomo IV, Nüm. 3, p. 97—118. 

Die Quellen für das mixtekische Gebiet der jetzigen Republik Mexiko 
fließen ziemlich spärlich. Es ist daher von großem Interesse und dankbar 
zu begrüßen, daß diese Relaciones nach einer Kopie des Dr. Nicolas Leon 
veröffentlicht werden konnten. Sie gehören zu den Berichten, die auf Befehl 
des Königs Philipp II. von Spanien ausgefertigt wurden. Die Relaciön von 
Acatlan geht auf das Jahr 1581 zurück. Es wurden zu ihrer Herstellung 
außer einem Spanier, der die mixtekische und mexikanische Sprache be- 
herrschte, noch zwei alte Indianer als Sachverständige hinzugezogen. 

Die Ortschaften Acatlan, Chila, Petlaltzingo, Icxitlan und Piaztla liegen 
in der Mixteca Baja. Es werden die einzelnen dazugehörigen Flecken auf- 
gezählt. Der Ort Piaztla liegt in dem Gebiet der Totolteca, die ein ver- 
dorbenes Mexikanisch sprechen (S. 116). 

Es wird das Verhältnis dieser mixtekischen Orte zum mexikanischen 
Reiche in alter Zeit geschildert, dem sie keinen oder nur unerheblichen Tribut 
entrichteten. Von den Produkten des Landes, der Tracht der Bewohner ab- 
gesehen, und einigen auf die Namen der Orte bezüglichen Sagen sind für die 
mexikanistische Forschung von besonderem Interesse Angaben über die heid- 
nischen Götter, die in der Mixteca Baja verehrt wurden. 

Es waren dies: In Acatlan ein Gott namens Guacosagua, „7 Hirsch", 
und Yahaghiguhu, „aguila y resina de oli (olli) u . Es waren Idole aus 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 35 

Smaragd (esmeralda). Letzterer hatte einen Adlerkopf. In Ghila verehrte 
man Toyuaxinuho, „mono de agueros". Ihm wurden außer Menschen- 
opfern Wachtel-, Papageifedern- und Weihrauchopfer dargebracht. In 
Petlaltzinco verehrte man Nuchi, „6 Wind", und Xaquaa'ho, „7 Haus", 
ebenfalls Idole aus Smaragd. In Icxitlan verehrte man tetzahuteotl 
(mex. tetzauh-teotl, „der Gott des wunderbaren Vorzeichens"), „Dios 
Especo tt . Ihm, wie den anderen Göttern, wurden Menschenherzen dar- 
gebracht. Die Lippen des Mundes des Idoles wurden mit dem Blut der 
Herzen bestrichen. In Piaztla wurde der Gott ometoistl (mex. ome 
tochtli), „2 Kaninchen tf , verehrt Das Idol bestand aus „palo rezio bien 
labrado a manera de uno que se parecia en unos remolinos de ttra . y era 
de altura de un ombre mediano". Dr. W. Lehmann-Berlin. 

61. C. V. Hartman: The Alligator as plastic decorative motiv in 
eertain Costa Rican pottory. Amer. Anthropologist 1907, N.S., 
Vol. IX, p. 307—314. 

In einem in Aussicht stehenden „Memoir" des Carnegie- Museums wird 
Verfasser über seine wertvollen Ausgrabungen in der Nähe von San Jos6, 
Costa Rica, berichten. Hier sind bei dem Indianerdorfe Curridabat Begräbnis- 
stätten ausgebeutet worden, die eine große Masse von Töpferwaren, aller- 
dings meistens zerbrochenen, geliefert haben. Die vorwiegenden Formen 
unter ihnen sind dreifußartige Gefäße, von denen etwa 90 Proz. ohne jede 
Ornamentierung sind. Unter den immerhin mehrere hundert Stück zählen- 
den verzierten Gefäßen zeigten etwa 80 Proz. das Alligatormotiv als Orna- 
ment. Hierüber macht der Verfasser in diesem vorläufigen Bericht inter- 
essante Angaben, die durch gute Abbildungen nähere Erläuterung finden. 

Georg Friederici-Kiel. 

62. R. Terneau: Les noureaux docnments anthropologiques rap- 
portes de l'Equateur par le Dr. Rivet. L' Anthropologie 1907, 
Tome XVIII, p. 146—155. 

Die Sammlung von Rivet, der als Arzt die Gesandtschaft für Erd- 
messung nach Quito begleitet hatte, seit dem 18. April im Naturgeschicht- 
lichen Museum in Paris ausgestellt, fesselt in doppelter Hinsicht die Auf- 
merksamkeit des Anthropologen, einmal durch die Schädel (350) und Knochen, 
dann durch die gewerblichen Erzeugnisse, Topf waren, Waffen, Werkzeuge, 
Götterbilder, der um den Gleicher wohnenden Eingeborenen Amerikas. Wir 
müssen daher dem Herausgeber der Anthropologie für diesen mit zahlreichen 
Abbildungen (leider nicht von Schädeln !) ausgestatteten Bericht sehr dankbar 
sein. Unter den nicht verunstalteten Schädeln unterscheidet Verneau drei 
Typen: echte Langköpfe mit sehr schmaler Stirn und geringem Hohlraum, 
Rundköpfe mit breiter Stirn und etwas größerem Innenraum (beide in den 
alten Grabstätten von Peru vertreten) und endlich solche, die an die ältesten 
Bewohner von Patagonien erinnern, plump, roh, mit fliehender Stirn, starken 
Augen Wülsten , breitem Gesicht mit weit ausladenden Jochbeinen und kräf- 
tigen vorstehenden Kiefern; das Hinterhaupt ist zwar verkürzt, die Brachy- 
kephalie aber doch keine sehr ausgesprochene. Während jedoch die Ur- 
bewohner der Südspitze Amerikas von hoher Gestalt waren, sind diese 
Mittelamerikaner eher klein, Männer im Durchschnitt 157, Weiber nur 
145 cm. Daß die älteste amerikanische Rasse vom Norden nach dem Süden 
vorgedrungen ist, wird man dem französischen Forscher gern glauben; die 

3* 



36 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

Unterschiede im Wuchs erklären sich teils durch die Höhenlage, teils durch 
Rassenmischung. 

Unter den zum Teil nicht ohne Geschmack verzierten Töpferwaren ist 
ein Krug in Menschengestalt von Nago hervorzuheben. Die Bronze&xte zeigen 
sehr verschiedene Formen, flach, mit geraden Rändern, geschweift mit Löchern 
zum Befestigen am Stiele, während andere wieder ganz unseren heutigen 
Beilen mit Schaftloch gleichen. Die Steingeräte sind sehr klein, sorgfältig 
geglättet und meist mit einem Loch zum Anhängen versehen; sind es 
Schmuckstücke, Amulette oder, wie Rivet vermutet, gar Spiegelchen? Ein 
rohes Götterbild aus Stein erinnert an solche, die bei Costarica gefunden 
sind, ein anderes an die bekannten Bildwerke französischer Dolmen. Kleinere 
sind aus Knochen oder Metall gefertigt, eines ist sogar aus Gold. 

Die reichhaltige Sammlung wird noch eingehender beschrieben werden 
und kann, wenn sie auch nicht alle sich aufdrängenden Fragen zu lösen ver- 
mag, doch künftigen Forschern auf dem Gebiete amerikanischer Volkskunde 
als Leitfaden dienen. Ludwig Wilscr- Heidelberg. 

63. P. Karl Teschauer S. J«: Mythen und alte Yolkssagen aus 
Brasilien. Authropos 1906, Bd. I, S. 24— 34, 185—193 und 
738—744. 

Die Mythen und Legenden, die hier mitgeteilt werden, stammen ursprüng- 
lich wohl zum größten Teil von den Tupi und Guarani, den Bewohnern der 
brasilianischen Ostküste zur Zeit der Entdeckung, und haben sich bis auf den 
heutigen Tag im Munde des brasilianischen Volkes erhalten. Ihrem Inhalt 
nach teilt Verfasser sie in: 1. Geistersagen, 2. Tiersagen, 3. kosmische Mythen, 
4. alte Traditionen. 

Besonders ausgedehnt und mannigfaltig ist der Sagenkreis des Koru- 
pira, der in manchen Gegenden auch Caapora genannt wird und in ver- 
schiedener Mißgestalt auftritt. Nach den älteren Zeugnissen ist er ein Dämon 
des Waldes, der den Menschen nicht nur Böses zufügt, sondern auch Gutes 
tut. Nach den neueren Forschungen des brasilianischen Gelehrten Barboza 
Rodrigues ist er jedoch der Herr und Schutzgeist der Wälder und des 
Wildes, der diejenigen bestraft, welche es vernichten wollen und oft jene 
belohnt, die ihm gehorchen, oder deren er sich erbarmt. Ein anderer Dämon 
ist der Yurupari, der im Süden Anhangs, heißt. Barboza Rodrigues 
sieht in ihm nicht einen Dämon, sondern einen Traumgeist, der das Alpdrücken 
und böse Träume erzeugt, zumal sein Erscheinen immer während des Schlafes 
stattfindet. Verfasser schließt sich auf Grund der mitgeteilten Sagen der 
Meinung der älteren Schriftsteller an, daß beide Geister sich als übelwollende 
Wesen charakterisieren, die, wenn sie auch einmal etwas Gutes zu tun 
scheinen, doch zuletzt mit ihrem verhängnisvollen und schädlichen Einfluß 
ihre Opfer heimsuchen. 

Die Tiersagen sind meist Fabeln, denen eine ausgesprochene Moral 
nicht angehängt ist, die jedoch die Eigenschaften der Tiere genau angeben. 
Barboza spricht ihnen überhaupt eine moralische Belehrung ab und meint, 
sie seien nur instruktiver Natur und verfolgten den Zweck, den Kindern die 
Eigenschaften der Tiere besser einzuprägen. Verfasser nimmt dagegen bei 
allen diesen Erzählungen eine stillschweigend eingeschlossene Moral an. 
Diese Fabeln stammen aus verschiedenen Gegenden Brasiliens und sind zu- 
meist treue Übersetzungen brasilianischer Originale, die von Barboza 
Rodrigues und dem verdienstvollen Couto Magalhaes aus dem Munde 
der Indianer in der Tupisprache (lingoa geral) aufgezeichnet wurden. Die 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 37 

deutsche Übersetzung gibt den eigenartigen Charakter der indianischen Er- 
zählung trefflich wieder. Am interessantesten sind die Schildkrötenfabeln, 
denen ich auch am oberen Rio Negro begegnet bin. In ihnen wiederholt 
sich immer wieder der Gedanke der Überlegenheit des Geistes über die rohe 
Kraft Der Jabuti, eine kleine Landschildkröte, überwindet die stärksten 
Geschöpfe durch seine Schlauheit. Er besiegt den schnellsten Hirsch im 
Wettlauf (wie der Swinigel den Hasen in unserem bekannten Märchen), tötet 
den Jaguar, überlistet den Menschen und den starken Riesen Ussu. 

Die kosmischen Mythen behandeln „der Welt Anfang u nach einer 
Legende der Mundurukü am Tapojoz, den Ursprung des Amazonas, den 
Ursprung der Pflanzung und die Entstehung einiger Sternbilder nach 
Legenden der Makuschi am Rio Branco, so des Orion, der Plejaden und des 
Kanopus. 

Unter den „alten Traditionen tt versteht der Verfasser Volkserzählungen, 
die eine Art „Geschichte " zur Voraussetzung haben oder auch einen Über- 
gang zu dieser bilden können. Zunächst teilt er verschiedene Fassungen 
einer Sintflutsage mit, die schon in den ältesten Nachrichten erwähnt wird und 
neuerdings von Barboza am Purus nachgewiesen wurde, wo die Pfahlbauten 
der Paumariindianer der Furcht vor einer neuen Sintflut zugeschrieben werden. 

Die Sage von zwei Brüdern, die aus fernen überseeischen Ländern nach 
Südamerika kamen und dort die Stammväter der Urbevölkerung wurden, 
scheint in der Fassung, die P. Teschauer nach dem Bericht des P. Simon 
deVasconcellosS.J. gibt, eine starke spätere Beeinflussung erfahren zu haben. 

Auch die „Mani-Sage", die Legende von der Entstehung der Maniok- 
pflanze aus dem Grabe bzw. Hause (oka) eines Mannes namens Mani, die 
den Schluß der Abhandlung bildet, hält Ehrenreich (Mythen und Legen- 
den usw. Berlin 1905, S. 18) für eine moderne, auf trivialer Namensdeutung 
beruhende Mythe; doch' kehrt dasselbe Motiv auch in anderen amerikanischen 
Sagen wieder. 

Sehr angenehm berührt der objektive Standpunkt, den Verfasser gegen- 
über den naiven Erzählungen einnimmt. Möge sein Beispiel Nachfolger 
erwecken! Gerade die Missionare sind dazu berufen und gewissermaßen 
dazu verpflichtet, die alten Traditionen, zu deren Verschwinden sie beitragen, 
der Wissenschaft zu erhalten und zugänglich zu machen. 

Dr. Th. Koch-Qrünberg-Nikolassee (Berlin). 

64. C. H. de Goeje: Bijdrage tot de Ethnographie der Surinaamsche 

Indianen. Internat. Arch. f. Ethnogr., Bd. XVII, Supplement. 

Leiden 1906. 

Verfasser, Leutnant zur See der niederländischen Marine, hat an der 

dritten und vierten Expedition nach Surinam (1903 bis 1904 1 ), die besonders 

der Erforschung des Gonini und Tapanahoni, zweier Quellflüsse des Maroni, 

galten , als Topograph teilgenommen. Neben seiner Hauptarbeit hat er sich 

in dankenswerter Weise mit ethnographischen Studien beschäftigt, deren 

Herausgabe nun das „Internationale Archiv für Ethnographie" in gewohnter 

glänzender Ausstattung besorgt hat. 

Die Indianer Surinams zerfallen in zwei große Abteilungen, die heutzu- 
tage durch die Buschneger, Nachkommen flüchtiger Sklaven, voneinander 
getrennt sind, die Küstenstämme und die „Wild stamme" des Innern. Die 



') Vgl. Tijd8chrift van het Koninklijk Nederlandsch Aardrijkskundig Genoot- 
schap. Jahrg. 1902, 1903, 1904, 1905. Verslagen der Coppename-, Saramacca-, 
Gonini-, Tapanahoni-expeditie. 



38 A. Referate. Urgeschichte. 

Küstenstämme, Karaiben oder Galibi, Arrowaken, War au, haben im Verkehr 
mit den Europäern schon vieles von ihrer Eigenart eingebüßt. Die Inland- 
indianer zerfallen in eine Menge von Stämmen, die zum großen Teil noch 
völlig unbekannt sind. Das hier beigebrachte Material behandelt in erster 
Linie die Upurui, die eine Unterabteilung des ansehnlichen Stammes der 
Rukujana oder Oyana darstellen, und die Trio, die bisher von keinem 
Reisenden genauer untersucht waren. Beide Stämme gehören mit den Galibi 
sprachlich zur großen Karaibengruppe. Verfasser bespricht in einzelnen 
Kapiteln an der Hand seiner jetzt im Ethnographischen Museum in Leiden 
befindlichen Sammlung und mit Heranziehung der einschlägigen Literatur 
kurz, aber präzis die materielle und geistige Kultur dieser Stämme: Wohn- 
sitze und Handelsbeziehungen; Körperbau, Kleidung und Schmuck; Haus, 
Hausrat und Haustiere; Bootsbau, Lebensmittel, Feuermachen, Tabak; Jagd, 
Fischerei, Waffen, Gerätschaften; Töpferei; Spinnen, Flechten und Weben ; 
Ornamentik, Zeichnen, Spielzeug; Musik (mit Notenbeigaben einiger Gesänge 
und Flöten melodien); Bevölkerung, Sitten und Gebräuche, Sagen, Handel 

Den wertvollsten Beitrag liefert Verfasser in den drei ausführlichen 
Vokabularen des Kaiina (Galibi), Trio und Upurui, die den zweiten Teil der 
Abhandlung bilden und sämtlich während der Tapanahoniezpedition (1904) 
aufgenommen wurden. Das Trio war bisher gänzlich unbekannt. Die 
wenigen Wörter, die Crevaux als „Trio" überliefert hat, gehören einem 
Jargon an, dessen sich die Indianer im Handelsverkehr mit den Buschnegern 
bedienen. Das Upurui ist nur ein Dialekt des Ojana (Rukujana oder 
Uayana, das uns besonders Coudreau durch ein größeres Vokabular zugäng- 
lich gemacht hat) und unterscheidet sich nur unwesentlich von diesem. Die 
Transkription, die Verfasser gebraucht, ist einfach, aber genau. Aus sämt- 
lichen bisher bekannten Sprachen der Karaibengruppe sind Wörter zum Ver- 
gleich herangezogen. Hervorzuheben sind die zahlreichen Sätze und Konju- 
gationsformen. Besonders dankbar müssen wir sein für die deutsche Über- 
setzung, die Verfasser diesem zweiten Teile beigefügt hat 

Sechzehn, zum Teil farbige Tafeln geben Abbildungen von Dörfern, ein- 
zelnen Häusern, Indianern in Gruppen und bei ihren häuslichen Beschäfti- 
gungen nach Photographien, von Gegenständen der Sammlung und Proben 
der Gesichtsbemalung nach Zeichnungen wieder. Doch wäre zu wünschen, 
daß auch die Flechtarbeiten der Tafel VIII auf photographischem Wege repro- 
duziert worden wären, da man an den sehr skizzenhaften Zeichnungen un- 
möglich die Flechttechnik erkennen kann. 

Für seine ausgezeichnete und sorgfältige Publikation verdient der Ver- 
fasser die uneingeschränkte Anerkennung. Möge ihm auch auf seiner neuen 
Forschungsreise, die er im April dieses Jahres angetreten hat, und die der 
Erforschung der unbekannten Gebiete des südlichen Surinam gilt, voller 
Erfolg beschieden sein. Dann dürfen wir für die Ethnologie weitere wert- 
volle Beiträge erwarten. Dr. Th. Koch-Grünberg-Nikolassee (Berlin). 

IV. Urgeschichte. 

Allgemeines. 

65. J. Lanz- Liebenfeld: Theozoologie oder die Kunde von den 
Sodomsäfflingen und dem Götterelektron usw. 171 S. mit 
45 Bildern. Wien, Moderner Verlag, O. J. (1906?). 
Eins der merkwürdigsten Bücher, das ich je las ! Eine stupende Gelehr- 
samkeit wird hier ins Feld geführt, um die unglaublichsten Behauptungen 



A. Referate. Urgeschichte. 39 

aufzustellen. Verfasser ist Darwinist und meint, es müsse nicht nur überall 
Zwischenformen gegeben haben, sondern diese h&tten sich untereinander ver- 
mischt, „sodomisiert", wie er es nennt. So entstanden fortwährend Bastarde 
der merkwürdigsten Zusammensetzung, auch zwischen den „Tier menschen" 
und den Tieren, z. B. Mensch und Affe, Tiermenschen und Vogel usw. Er 
hält alle Fabelwesen der Alten für wahrhafte Gestalten, wie alle Abbildungen 
solcher und sucht dies auch aus der hebräisch-babylonisch-griechischen usw. 
Literatur nachzuweisen, indem er alle möglichen Worte für Geheim wort e er- 
klärt und in seinem Sinne interpretiert. So ist die ganze Welt von „Äff- 
lingen" durchseucht, bis in unsere Zeit; die Germanen am wenigsten. Um 
nun eine reine, edle Menschenzucht zu erstreben, muß durch Zuchtwahl „ent- 
afft" werden, sowohl das Volk, als auch die Fürsten und Adligen, und hier 
trifft er sich mit so manchen Modernen. Hier noch einige Kraftstellen: „Die 
Elektrizität ist die „Offenbarung". „Die Götter waren nicht nur lebendige elek- 
trische Empfangsstationen, sondern auch elektrische Kraft* und Sendstationen u , 
„elektrisch und göttlich sein ist eins!" „Die Zugehörigkeit Jehovas zu den 
geflügelten Menschenwesen. tt „Christus war ein elektrischer Vor mensch." 
„Er ward nicht gekreuzigt, sondern ward an den Pfahl gebunden und von 
den lüsternen Äfflingen sodomisiert!" Die Dreieinigkeit „entpuppt sich uns 
... als eine großartige Anthropologie. u „Gott ist die gereinigte Rasse." 
Die soziale Frage ist für Verfasser keine Magen-, sondern eine Rassenfrage. 
Lanz ist ein Germanenschwärmer. Trotz seiner Absurditäten ist das Büch- 
lein für den Denker, Linguisten, Kulturforscher und Historiker doch vielfach 
anregend. Dr. P. Näcke- Hubertusburg. 

66. Ludwig Wilser: Menschwerdung, ein Blatt zur Schöpfungs- 
geschichte. Mit 21 Abbildungen u. 7 Taf. 144 S. Stuttgart, 
Strecker & Schröder, 1907. 

Eine populärwissenschaftliche Darstellung des Entwickelungsganges 
des Menschen in seiner Urzeit. 

Im 1. Kapitel führt der Verfasser, entsprechend seinen schon bekannten 
Veröffentlichungen aus, daß als Bildungsherd und Ausstrahlungszentrum der 
lebenden Wesen das Meer am Nordpol (gegen den Südpol verhält er sich 
nicht mehr so abweisend wie früher) anzusehen sei und daß auch die Mensch- 
werdung sich dort vollzogen haben müsse. Er zeigt weiter, daß in seiner Weiter- 
entwickelung der Mensch nicht vom eigentlichen Affen abstammen kann, 
sondern daß vielmehr Großaffen und Menschen bis zu ihrer Spaltung in 
verschiedene Zweige gleichen Stammes eine gemeinsame Entwickelung durch- 
gemacht haben. Eine ungefähre Vorstellung, wie diese gemeinsamen Vor- 
fahren ausgesehen haben mögen, glaubt er sich in den bekannten Darstellungen 
von Mas d'Azil und Altamira machen zu können; für diese, zwar früher 
ausgestorbenen, aber wahrscheinlich mit den ersten Menschen zeitgenössischen 
Geschöpfe schlägt er die Bezeichnung Fithecanthropus atavus vor. — Im 
2. Kapitel entwickelt Verfasser die Entstehung der speziell menschlichen 
Eigenschaften , d. h. des aufrechten Ganges , der zum Greiforgan gewordenen 
Hand, sowie der bedeutenden Gehirnzunahme, und kommt hierbei auf den 
Pithecanthropus erectus, nach ihm besser durch Proanthropus erectus ersetzt, zu 
sprechen, den er als ein bisher unbekanntes Bindeglied, aber nicht zwischen 
Affen und Menschen, sondern zwischen diesem und beider gemeinsamen Vor- 
fahren, also als einen Seitenverwandten auffaßt. — Im 3. Kapitel wird der 
eigentliche Urmensch geschildert, der Homo primigenius, der seine Vertreter 
in den Angehörigen der Neandertalrasse findet. Der letzte, „ Ausblicke u be- 



40 A. Referate. Urgeschichte. 

titelte Abschnitt bringt allerlei Betrachtungen über einzelne Kapitel der 
Menschenkunde im allgemeinen (u. a. über Bedeutung der Menschenkunde, 
ererbte Anlagen, Lamarck und Darwin, Naturzüchtung und Artenbildung, 
Gesundheitspflege und Zuchtwahl). 

Das Büchlein ist anregend geschrieben und wird sicherlich der Anthro- 
pologie manchen neuen Anhänger zuführen. Wilser versteht es vorzüglich, 
wissenschaftliche Probleme in gemeinverständliche Formen zu kleiden. Ich 
bin aber auch auf der anderen Seite überzeugt, daß seine Gegner über ihn 
herfallen und sein Werk herunterreißen werden, leider oft genug nicht mit 
Gegengründen, sondern nur mit Redensarten. Man sollte doch lieber die 
Kleinigkeiten aus dem Spiele lassen zum Besten des großen Ganzen. Wilser 
geht ja seine eigenen Wege und hält mit einer anerkennenswerten Konsequenz 
an seiner Theorie, die er in voller Überzeugung auf alle mögliche Weise zu 
stützen sucht, fest. „Wenn diese Darstellung, trotz möglichster Unpartei- 
lichkeit und vorurteilsfreier Würdigung anderer Auffassungen, doch manchmal 
unverkennbar des Verfassers Eigenfarbe trägt, so möge man das einem Manne 
zugute halten, der selbst am Kampf um die Wahrheit, ganz besonders auch 
hinsichtlich der Herkunft des" Menschen, lebhaften Anteil genommen hat." — 
Dies sind seine eigenen einleitenden Worte. Buschan- Stettin. 

67. V. Giuffrida-Ruggeri: Cr&nes enropeens deformes. Revue de 
Prtcole d'anthropol de Paris 1906. Annee IX, p. 316—324. 

Im Gegensatz zu den Anschauungen von Schliz über die künstlich 
deformierten Schädel in germanischen Reihengräbern glaubt Giuffrida- 
Ruggeri annehmen zu können, daß es nicht nötig sei, an besondere Defor- 
mierungsursachen zu glauben. Dies gilt nicht nur für die Alte Welt, sondern 
auch für das deutsche Mittelalter und vielleicht auch für andere Länder. 
Auch im Kaukasus und in Frankreich finde man eine ähnliche, viel strengere, 
fast grausame Sitte der Kopf band agen bei Neugeborenen. Der Deformations- 
defekt ist als unwillkürlich, ungewollt anzusehen und hängt von der ethnischen 
Psychologie ab. Die sogenannten makrokephalen Schädel des Reihengräber- 
typus können von den deformierten Schädeln dieser Gräber nicht getrennt 
werden, und ihre Form ist als ebenso unwillkürlich zu bezeichnen wie jene 
der deformierten Schädel. Dr. Oskar v. Hovorha- Wien. 

68. Hans Pohlig: Eiszeit und Urgeschichte des Menschen. 141 S. 

Leipzig, Quelle u. Meyer, 1907. 

Die Ergebnisse der Geologie kommen auch für die Entwickelungs- 
geschichte der organischen Welt in Betracht. Es war daher vorauszusehen, 
daß die Forschungen über die Eiszeit, wie sie ja über die Verbreitung 
mancher Pflanzen- und Tierarten ein neues Licht verbreiteten, auch der Prä- 
historie zugute kommen würden. Denn wie die Entstehung der lebenden 
Wesen in ursächlichem Zusammenhang mit den erdgeschichtlichen Epochen 
steht, so ist auch die Urgeschichte des Menschen an die Entwickelungsphasen 
des geologischen Aufbaues der Erdrinde geknüpft. So kann man das ältere 
Tertiär als die Epoche der Halbaffen, das mittlere als die der Affen bezeichnen; 
das obere Tertiär ist die Zeit der Anthropoiden, das ältere Quartär ist die 
Epoche der Pithecanthropen ; mit dem jüngeren Quartär beginnt endlich das 
Zeitalter des Menschengeschlechtes. 

Der Verfasser, der zu den eifrigen Vertretern der Entwickelungstheorie 
gehört, weiß seine Darstellung in ein so populäres Gewand zu kleiden, daß 
seine Beweisgründe auch „dem unbefangenen Kinde" einleuchten müssen. 



A. Referate. Urgeschichte. 41 

Nur hätte er sich nicht zu einer unmotivierten Schärfe der Polemik hinreißen 
lassen sollen; so wenn er Richthofens Lößtheorie abweist, und sonst öfter. 
Seine eigenen Ansichten sind doch zum Teil auch anfechtbar ; so die Behaup- 
tung, daß es Dinge gibt, die „ohne Ursache, weil ohne Anfang sind". Oder 
wenn er die Ursache der Eiszeit nur in kosmischen Veränderungen sieht. 
Den Schluß des Buches bildet eine kurze, aber treffende Beschreibung der 
bemerkenswertesten Tierarten der Vergletscherungsperioden und der inter- 
glazialen Epochen, wo der Verfasser offenbar aus dem Vollen schöpft. Alles 
in allem ein hübsches Buch, lebendig geschrieben und höchst übersichtlich 
geordnet. Prof. Hahn-Stätitt. 

Spezielles, Funde. 

69. A. Rutot: Le cannibalisme ä l'epoque des cavernes en Belgique. 

Bull. Soc. pre*histor. de France 1907, Se"ance du 27 juin. 

Ed. Dupont hatte bereits vor 40 Jahren für die diluviale Bevölkerung 
der belgischen Höhlen wahrscheinlich gemacht, daß damals Kannibalismus 
sehr verbreitet gewesen sein muß. Dank dem Umstände, daß er bei seinen 
Ausgrabungen immer ein Stück für spätere Nachprüfung unverändert stehen 
ließ, gelang es Rutot, von neuem den Beweis zu erbringen, daß in der Tat 
die Troglodyten Belgiens gegen Ausgang der Madeleinezeit dieser Unsitte 
huldigten, die ja nun auch für den Diluvialmenschen von Krapina feststeht. 

In der Höhle „Trou de Frontal" (Furfoz) lagen 18, zumeist weibliche 
Personen bestattet. Viele dieser menschlichen Knochen war^n zerbrochen. 
Von 52 waren 18 eingeschnitten, 33 hatten Hammerschläge erfahren und 2 
zeigten Brandspuren. Dupont nahm an, daß es sich hier um die Überreste 
eines Leichenmahles zu Ehren eines verstorbenen Häuptlings handeln mag, 
eine Ansicht, die in der modernen Völkerkunde ihre Unterstützung findet. 

Das Trou du Frontal ist indessen nicht der einzige Ort, wo man mensch- 
liche Knochen des Paläolithicums aufgefunden hat, die Kannibalismus ver- 
raten; ähnliche Funde wurden noch an 12 weiteren Höhlen festgestellt, die 
Verfasser im einzelnen aufführt. Buschan- Stettin. 

70. E. T. Hamy: Les premiers Gaulois II. L' Anthropologie 1907. 
Tome XVIII, p. 127—139. 

Die Knochenfunde weiterer gallischer Grabhügel werden beschrieben und 
durch Abbildungen wie Tabellen erläutert. Überall zeigt sich eine Mehrheit 
hochgewachsener Langköpfe, gallischer Eroberer, neben einer Minderheit 
untersetzter Kundköpfe, früherer Bewohner des Landes, die seit dem Ende der 
Steinzeit sich stark vermehrt hatten. Die kraftvolle Rasse der Eroberer wird 
besonders gekennzeichnet durch einen in einem lothringischen Hügel ge- 
fundenen Häuptling von ungewöhnlicher Leibeslänge mit mächtigem Schädel 
(im Museum von Nancy, bei 208 mm Lauge und ungefähr 150 mm Breite, 
Index 72). Die Gebisse sind meist tadellos. Den Schlußworten des Ver- 
fassers, daß mit dem „neuen Metall" (Eisen) auch „eine neue Rasse" ins 
Land gekommen sei, wird man beistimmen können. Es ist dies Homo euro- 
paeus, der übrigens schon in neolithischer Zeit stark vertreten, dann durch 
die Vermehrung der Rundköpfe in den Hintergrund gedrängt war und zu- 
letzt in der Eisenzeit durch zwei neue Verbreitungswellen, die gallische und 
die germanische Einwanderung, eine mächtige Verstärkung erfahren hat. Die 
Rasse der Rundköpfe nennt Hamy „protoligurisch", was ich aus zwei Gründen 
nicht billigen kann: erstens verdienen die Rassen rein naturwissenschaftliche 



42 A. Referate. Urgeschichte. 

Bezeichnungen, und zweitens waren die Ligurer ursprünglich als Nachkommen 
des Homo mediterraneus var. prisca sive fossilis reine Langköpfe und hatten 
ältere Wurzeln im Lande als die von Osten her zugewanderten Rundköpfe. 

Ludwig Wüser-Heidelberg. 

71. Alexander Bugge: Die Wikinger. Bilder aus der nordischen 
Vergangenheit. Autor. Übertr. a. d. Norwegischen von Heinz 
Hungerland. 282 S. Halle a. S., Niemeyers Verlag, 1906. 

Diese Darstellung der nordischen Verhältnisse gerade in jener Epoche, 
in der sich die nordischen Völker zu Nationen und Staaten zusammenschlössen, 
ist vornehmlich zu dem Zwecke unternommen, die heutigen Beziehungen der 
skandinavischen Länder auf die historischen Voraussetzungen zurückzuführen. 
So ist die Schilderung der Wikingerzeit aus den wichtigsten Quellen, besonders 
'aber noch aus Tacitus und der Edda, doch auch aus gewissen Denkmälern, 
namentlich in Irland, abgeleitet und zu sieben „Bildern 41 ausgestaltet, deren 
Frische und warmer Patriotismus über gelehrte Forschung hinaus sich auch 
an weitere Kreise wendet. In Rücksicht hierauf und mit Übergehung ge- 
legentlicher Wiederholungen und freierer Kombinationen mögen nur die Haupt- 
gedanken hier kurz wiedergegeben werden. 

Nach den ältesten Nachrichten traten die nordischen Völker wie die 
anderen Germanen anfangs noch als Einzelstämme auf, aus denen zuerst der 
Sveen staat um den Mälar sich konsolidierte mit der Einrichtung des Groß- 
königtums, dann die Dänen durch gemeinsame Götter Verehrung , zuletzt die 
Norweger durch Haralds Sieg. Und wie zeitlich, so entwickelten sich die 
drei nordischen Nationen auch nach Charakter und sozialen Verhältnissen 
verschieden, aber bei allem Sondert um herrschte doch zwischen ihnen ein 
Solidaritätsgefühl: „auch heute noch sind sie nicht eine Nation und werden 
es anscheinend niemals sein, aber als freie Völker wirken sie zusammen im 
Dienste des Friedens und Fortschritts u . Nun ist gewiß richtig, daß das 
Kulturniveau eines Volkes am deutlichsten durch die Stellung der Frau ge- 
kennzeichnet wird, aber es ist doch ein sonderbarer Weg, wenn diese Blüte 
der Kultur zuerst geschildert und dann erst die chronologischen, die all- 
gemeinen Verhältnisse und endlich die sonstigen Anschauungen der Zeit ent- 
wickelt werden. Das Weib in der Wikingerzeit ist also weniger nach den 
phantastischen Sagas als nach den Skalden versen, Eddaliedern, Gesetzen und 
Runensteinen gezeichnet; in frühgermanischer Zeit sei trotz der idealisierten 
Darstellung des Tacitus die Stellung der Frau eine schlechtere gewesen, erst 
die Wikingerzeit habe sie befreit und großzügige Gestalten in allen Lebens- 
stellungen geschaffen, während im späteren Mittelalter unter dem Einflüsse 
des Christentums diese Selbständigkeit wieder geschwunden sei, damit aber 
auch üble Folgen der Wikingerzüge, Vielweiberei und Harems wir tschaft Der 
nächste Abschnitt greift wieder zurück und beschäftigt sich mit dem Leben 
in einer Wikingeransiedelung. Wenn die nordischen Völker damals zuerst 
mit beträchtlichen Teilen Europas in Berührung kamen und seitdem erst zu 
den zivilisierten Nationen gehören, so hat sich gerade in dem so verschieden 
gearteten Irland doch wohl das eigentümlichste Leben entwickelt, das die 
buntbewegte Wikingerzeit aufzuweisen hat. Die keltischen Verhältnisse zeigten 
hohe Kultur neben primitivem Klanrecht und Blutrache, Nomadentum und 
Sinnlichkeit neben tätigem Christentum und hochentwickelter Poesie, als etwa 
im 7. Jahrhundert Norweger und Dänen mit ihnen in Berührung kamen, in 
zahlreichen Scharen erst plündernd, dann Niederlassungen gründend auf 
Irland landeten, Dublin, Wexford, Waterford, Cork, Limerick erbauten und 



A. Referate. Urgeschichte. 43 

der ganzen Insel selbst den Namen gaben, sie schließlich politisch beherrschten, 
aber kulturell Sitte, Tracht und Christentum von den Iren annahmen, ein 
merkwürdiges Beispiel gegenseitiger Beeinflussung. Besonders zahlreich sind 
die im nächsten Kapitel zusammengestellten Erinnerungen an die Wikinger 
auf der Insel Man erhalten, einem Irland im kleinen. Es wurde im 10. Jahr- 
hundert ein norwegisches Königreich, das zuweilen mit über die Hebriden 
und Anglesey gebot, dann zum Vasallenstaat herabsank und heute noch im 
englischen Kronbesitz durch seine eigenartige Selbstregierung , seinen Thing- 
stättenhügel und seine Richter an die Wikingerzeit gemahnt; besonders aber 
bezeugen noch Personen- und Hofnamen, wie zahlreiche Runensteine die ein- 
stige Kulturblüte. Dieser Abschnitt ist mit einigen Bildern geschmückt und 
verbreitet sich über diese eigenartigen Denkmäler, die, obschon in norwegischer 
Sprache und von Christen errichtet, doch heidnische Darstellungen enthalten, 
deren äußere Form keltischen Vorbildern entnommen wurde, so daß z. B. aus 
Simson mit dem Löwen eine Darstellung Odins mit dem Fenriswolfe wird. 
Das fünfte Kapitel stellt unter dem Titel „Herdfeuer der Kultur in alter Zeit" 
eine Anzahl von Kulturzentren der Wikingerpeiiode zusammen, in Dänemark 
Lebe auf Seeland, in Schweden Upsala, Birka, Sigtuna, Gottland, in Jütland 
Schleswig und Hedeby, während solchen reichen Mittelpunkten dauernder 
Berührung von Einheimischen und Fremden in Norwegen nur kleinere Plätze 
ähnlicher Art wie Vestfold, Nidaros, Jaederen, Ringerike und das nördliche 
Halogaland zur Seite gestellt werden können. Aus allen diesen oft sehr zer- 
streuten Einzelheiten baut sich dann als Hauptstück der sechste Abschnitt, 
„Kultur und Lebensanschauung der Wikingerzeit ", auf. Wichtiges muß man 
freilich noch hier und da suchen, die Namenerklärung versteckt sich in eine 
Anmerkung S. 112, desgleichen die bestimmte Zeitansetzung (Ende des 8. bis 
Anfang des 11. Jahrhunderts) in eine andere S. 215. Der anfänglichen Ver- 
einzelung und Abgeschlossenheit der nordischen Völker machte die Berührung 
mit fremden Elementen so gründlich ein Ende, daß für den Norden auf allen 
Gebieten des Lebens eine neue Epoche anbrach. Sprache und Schrift änderten 
sich, die jüngere Eisenzeit hub an, Raub und Plünderung stehen neben all- 
mählicher Ansiedelung, neben dem Krieger der Kaufmann, und so erweitert 
sich der gesamte Gesichtskreis. Der alte Götterglaube wird mehr und mehr 
zu einer Religion des Kampfes, die Vorstellungen von Walhall und Odin 
treten in den Vordergrund, die Dichtung wird erneuert und vertieft, denn 
neben der Götter- und Heldensage umfaßt sie die ganze damalige Lebens - 
anschauung, die im ganzen aristokratisch und etwas pessimistisch ist, ohne 
indes zum Lebensekel zu führen. Nicht sanft ist allerdings diese Kultur, sie 
ist eine von Männern geschaffene, für starke Naturen passende, dabei in ihrem 
Grunde urnordische. Als kleiner Zusatz zu diesen großen Umrissen sei zu 
S. 243 die Bemerkung gestattet, daß zu den Beispielen für das Brettspiel in 
Wikingerniederlassungen auch die schon S. 30 und 90 erwähnte Jomsburg auf 
Wollin wieder angeführt werden kann, die durch sorgfältige Untersuchung 
in ihren Fundstücken als wikingisch nachgewiesen ist und in dem Grabfelde 
auf dem Galgenberge u. a. den nordischen völlig gleiche Brettspielsteine barg 
(siehe Baltische Studien, N. F., Bd. II, S. 1 1 5). — In einem Schlußkapitel wird 
abschließend die Umwertung der Wikingeranschauungen beim Eintritt der 
nordischen Völker in das Mittelalter beleuchtet, zunächst das langsame Ringen 
des Christentums mit dem Asenglauben, dann die anstatt der freien Ent- 
faltung der Persönlichkeit sich immer mehr durchsetzende tiefere Empfindung, 
ein reineres Verhältnis zum Weibe, eine innigere Auffassung der Natur, kurz 
eine menschlichere allgemeine Bildung, verkörpert im Skalden Sighvat, der 



44 A. Referate. Urgeschichte. 

um 1030 nach Rom pilgerte. Die Verbindung des Nordens mit Kultur und 
Christentum war damit dauernd besiegelt. 

Im ganzen ein inhaltreiches Buch, dessen Lektüre aber wegen des hin- 
und herflutenden Gedankenganges nicht leicht ist; dazu kommt, daß der Druck 
nicht sorgfältig genannt werden kann und selbst der Ausdruck oft recht an- 
fechtbar ist. Auffallend ist der gänzlich undeutsche Gebrauch des „doch" au 
unzähligen Stellen wie S. 48, 122, 163, 280 u. a.; ebenso S. 120 „hingegen tt , 
S. 128 „nicht und sondern auch tt , S. 214 „bei kleiuem beginnt es licht zu 
werden u , S. 45 „mit dem Mantel vor sich ausgebreitet tt , S. 47 „Es ist ehren- 
voll, über Frauen zu trauern, der Männer soll man gedenken, sagt Tacitus. u 
Nein: ich kenne nur die eine Lesart Tac. Germ. 27: „ femin is lugere bonestum 
est, viris meminisse tf — aber der schlichte Sinn dieser Worte ist in jener 
Übersetzung denn doch gänzlich verschoben. Prof. Dr. Weiter- Stettin. 

72. J. Wenzl: Über die Ausgrabungen bei Asenkofen. Beiträge 
z. Anthropologie u. Urgeschichte Bayerns 1907. Bd. XVI, Heft 3/4, 
S. 85—116 mit 18 Taf. 
Es wird die Beschreibung eines Meßverfahrens für Ausgrabungen voraus- 
geschickt, das genaueste Angaben über das örtliche Neben- und Untereinander 
der Fundstücke gewährleistet. Danach werden neun Hügel bei Asenkofen nord- 
östlich von Freising a. d. Isar untersucht, die scheinbar regelmäßig angeordnet, 
aber von verschiedenem Umfang sind. Sie waren ganz mit Streuscherben 
durchsetzt und enthielten Leichenbrapdreste in Mulden, doch auch Bestattung, 
besonders in der Westhälfte des großen Hügels E; daneben scheinen sich 
noch Flachgräber zu befinden. Nach Bau und Formencharakter gehören sie 
zur älteren Hügelgräberbronzezeit, Stufe B. Neben kleinen Feuersteinen, Schleif- 
und Klopf steinen , die bei der steinfreien Bodenbeschaffenheit wertvoll waren, 
kommt nur Bronze vor, darunter Weißbronze; die Technik in Guß, Treiben 
und Gravieren durchaus geschickt. Von Schmucksachen sind viele Nadeln 
mit gebogenem Stiel und schraubiger Verzierung am Halse, massivem Kopf 
oder Öse zu erwähnen, Armbänder aus Blech, zum Teil in Spiralen endend, 
Ringe aus starkem oder schwächerem Draht, besonders ein Bernsteinschmuck, 
der auf Taf. XXXIX rekonstruiert ist. An Waffen fanden sich Randkelt, 
Schwert, Dolche, Messer. Die Keramik zeigt nur kleine Gefäße wohlerhalten, 
dem Toten als Mundgeschirr mitgegeben, größere konnten nicht mehr voll- 
ständig zusammengebracht werden, sie wurden vermutlich bei der Totenfeier 
zu Streuscherben zertrümmert. Als Ornamente dienen erhabene Leisten am 
Halse, Buckel, selten Strichornamente, die sonst unverzierten Tassen haben 
mehrfach Kugelboden. Am auffallendsten ist der gleichzeitige Nachweis von 
Bestattung und Verbrennung, da letztere bisher erst für Stufe D angesetzt 
wurde; die Möglichkeit von Nachbestattungen ist jedoch bei der sorgfältigen 
Untersuchung bei diesen Hügeln ausgeschlossen, so daß man wohl allmählich 
zu einer Gliederung der Periode B kommen wird. Vermutungen über die 
Nationalität der Bestatteten sind unterdrückt, bei Erwähnung der Siebenzahl 
in den Schmucksachen und der Sitte der Streuscherben Parallelen aus anderen 
Beobachtungskreisen zur Erwägung gestellt. Prof. Dr. Walter- Stettin. 

73. J. L. Pic: Die Urnengräber Böhmens. A. d. Böhmischen über- 
setzt v. Jos. Müller-Horsky u. J. V. Zelizko. M. 100 Taf. 
u. 91 Abbildg. im Text XXII, 210 S. Leipzig, Karl W. Hieree- 
mann, 1897. Groß 4°. Preis 80 M. 
Joseph La die lau s Pic, der Direktor der prähistorischen Abteilung 
des böhmischen Landesmuseums in Prag, hat ein großes Werk über die 



A. Referate. Urgeschichte. 46 

Altertümer des Landes Böhmen (Starozitnosti zeme Ceske, 5 Bde., Prag 1899 
bis 1905, vgl. Zentralbl. VII, 1902, S. 58 bis 60; XI, 1906, S. 101 bis 103) 
in tschechischer Sprache herausgegeben. Den Teil über den Elradischt bei 
Stradonitz hat Joseph Dechelette ins Französische übersetzt (vgl. Zentralbl. 
XI, 1906, S. 173 bis 174). Ihm ist jetzt eine deutsche Übersetzung des Bandes 
über die Urnengräber gefolgt. Dieses umfängliche Buch enthält mehr als 
der Titel verspricht. Der Verfasser zieht darin gleichsam die Summe seiner 
Arbeiten und unternimmt es, auf Grund der Funde eine vollständige Be- 
siedelungsgeschichte seines Landes zu entwerfen. Im Zusammenhange damit 
werden die prähistorischen Rassen- und Stammesfragen Europas eingehend 
erörtert und so ziemlich alle wichtigeren Fundprovinzen in den Kreis der 
Betrachtung gezogen. Wir wollen ihm dabei nur soweit folgen, als es zum 
Verständnis seiner Ansichten notwendig ist, im übrigen aber uns auf den 
Kern der Sache, die böhmischen Urnengräber und die damit zusammen- 
hängenden Fragen, beschränken. 

Als die älteste Bewohnerschaft Böhmens, abgesehen von dem nur in 
geringfügigen Spuren nachweisbaren diluvialen Menschen, betrachtet Pic 
das Volk der Hockergräber. Es gilt ihm als Repräsentant der allgemein 
verbreiteten nicht -arischen Urbevölkerung Europas, deren letzte Reste in 
den Basken zu erblicken seien. Die Einwanderung erfolgt« von Thüringen 
aus zu einer Zeit, wo die verschiedenen neolithischen Kulturen schon eine 
Mischung eingegangen und Kupfer und Bronze in Gebrauch genommen waren. 
Zonenbecher und thüringische Schnurkeramik bilden die Ausstattung der 
ältesten Gräber, halbkugel- und birnförmige Gefäße mit Voluten-Punktstich- 
und Winkelbandverzierungen den Inhalt der gleichzeitigen Siedelungen. Jene 
dienten zum Totenkult, diese zum Hausgebrauch, ein zeitlicher Unterschied 
sei nicht vorhanden. 

Die Glanzperiode des Hocker Volkes wird durch die Aunjetitzer Kultur 
dargestellt. Der Verfasser betrachtet sie „sozusagen als eine Nationalt rächt u , 
bei der man wohl die Ursprungsmotive, hier die italisch-schweizerische Terra- 
maren- und Palafitkultur, nicht aber die Dauer angeben könne. (In Deutsch- 
land beschränkt man den Aunjetitzer Formenkreis bekanntlich auf die erste 
Periode der Bronzezeit.) Es ist ihm in dieser Hinsicht bezeichnend, daß man 
Hockergräber noch in dem jüngeren Teile des Grabfeldes von Bylan wieder- 
finde, hier aber bereits mit Schwanenhalsnadeln, Harfenfibeln, Pferdetrensen 
von Kisen und Bronze und einer Keramik, die sich an die jüngste Phase der 
Hallstätter Kultur in der Oberpfalz und in Oberfranken anlehnt. Da man 
ein Bindeglied bisher nicht gefunden habe, bleibe nur die Annahme übrig, 
daß die Aunjetitzer Kultur sich so lange erhalten habe, bis sie von der 
Bylaner abgelöst sei. 

Das Urvolk verschmolz im Laufe der Zeit kulturell mit den später ein- 
gewanderten Elementen. Anthropologisch ist es noch in den Gräbern der 
ersten christlichen Periode nachweisbar, und zwar zu 6 /io der damaligen Be- 
völkerung. Gegenwärtig ist der Typus, bis auf wenige Spuren in der Umgegend 
von Prag, verschwunden. Die heutigen Böhmen sind Nachkommen der in den 
ersten Christengräbern vertretenen brachykephalen Minderheit, und diese wieder 
stammt in direkter Linie von dem Geschlechte der Urnengräber ab. 

Das Urnengräbervolk erscheint bei seinem ersten Auftreten ausschließlich 
im nordöstlichen Böhmen und steht in deutlicher Beziehung zum nördlichen 
und östlichen Nachbargebiet, während sonst alle Einwandrer scharen von 
Westen oder Süden gekommen sind. Die Fund Verhältnisse lassen erkennen, 
daß es als Zweig eines größeren nationalen Ganzen in mehreren Etappen ein- 



46 A. Referate. Urgeschichte. 

drang, und daß seine ursprüngliche Eigenart durch die Berührung mit anderen 
Elementen der damaligen Bevölkerung und fremde Kultureinflüsse modifiziert 
wurde. Pic unterscheidet zunächst den Lausitzer und den schlesischen 
Typus. Der erstere drang auf zwei Wegen ein. Der eine führte von 
Sachsen her elbaufwärts, der andere von der Lausitz über den Je senken paß 
gegen die Mohelka und den Iserfluß und von da nach dem oberen und mitt- 
leren Eibgebiete. Die Einführung erfolgte zu einer Zeit, als die Lausitzer 
Buckelkeramik, ebenso wie die kannelierte, sich schon im Verfall befand, wo 
aber die zweigliederige Spiralscheibenfibel noch im Gebrauch war. Der 
schlesische Typus ist nur im Gebiete von Eöniggrätz und Turnau, also an 
der östlichen Peripherie des lausitzeschen , vertreten. Diese Lage deutet 
darauf, daß er von Schlesien über den Paß von Nachod herübergekommen ist. 
Hierfür spricht auch noch eine andere Beobachtung. Es zeigen sich nämlich 
bei ihm einerseits Einflüsse der kannelierten Keramik, die sich an das schle- 
sische Gebiet westlich anschließt, andererseits an die ungarische Buckel- 
keramik. Da nun die kannelierte Keramik Böhmen selbst nicht erreicht hat, 
so muß man annehmen, daß die Ausbildung des schlesischen Typus jenseits 
der Grenze erfolgt, und daß er als fertiges Produkt, offenbar infolge der An- 
kunft eines neuen Volksstammes , in Böhmen eingezogen ist. Für die Zeit- 
bestimmung kommen einmal eine Hallstätter Doppelnpiralfibel und sodann 
zwei auf dem Grabfelde von Menik gefundene Armbänder und eine Fibel 
vom Duxer (La Tene-) Typus in Betracht. Daraus geht hervor, daß die dort 
bestatteten Menschen zur selben Zeit gelebt haben wie die Leute der La Tene- 
Skelettgräber, oder mit anderen Worten, daß das Volk der schlesischen Urnen- 
gräber mit den historischen Bojern zusammengetroffen ist. 

Die Fortsetzung des schlesischen bildet der Platenitzer Typus, auf 
dessen Entstehung Einflüsse aus Süddeutschland (Franken, Oberpfalz) und 
den östlichen Alpenländern und der ungarischen Tiefebene eingewirkt haben. 
Während seiner Herrschaft drang das Urnengräbervolk weiter nach Westen 
vor und veranlaßt© die dortigen Urbe wohner, von der Körperbestattung zur 
Brandbestattung überzugehen (Grabfeld von Bylan). Chronologische An- 
haltspunkte ergeben, abgesehen von der bemalten Keramik, den dreiteiligen 
Gefäßen, Hallstattschwertern, Schwanenhalsnadeln, Harfenfibeln usw.. nament- 
lich die eiserne Hammeraxt aus dem Reit ergrab 10 von Platenitz (Taf. XXX), 
das säbelförmige Hiebmesser aus dem Gräberfeld von Morin und gewisse 
Bronzescliüsseln , die Pic auf Grund verschiedener Vergleichsfunde in die 
letzten drei Jahrhunderte vor Christus versetzt. 

Damit ist der chronologische Anschluß erreicht an die Urnengräber der 
römischen Kaiserzeit, welche am reichsten durch die beiden Nekropolen 
des Pichora- und des Trebitzkahügels bei Dobrichov vertreten sind, her 
Verfasser hält sie für die unmittelbare Fortsetzung der alten Urnenfriedhöfe. 
Er gibt zwar zu, daß man einen eigentlichen Übergang bisher nicht habe 
feststellen können, doch seien in einem Grabe von Lisovic ( Taf. L, 10 — 13) 
und in einem anderen von der Pichora (Taf LXXXII, 7 — 13) je ein Gefäß 
vom Platenitzer Typus zusammen mit den römischen Fibeln gefunden worden, 
und in Ohnistan sei ein Grabfeld mit mäanderverzierten Gefäßen nur 50 Schritt 
von einem solchen des Platenitzer Typus entfernt gewesen. Übrigens sei 
selbst in Deutschland an der Kontinuität der Bevölkerung vom ersten Auf- 
treten der Urnengräber des Lausitzer Typus bis zum Ende der Kaiserzeit 
kein ernstlicher Zweifel ausgesprochen worden, so daß es nicht notwendig 
sei, sie noch des näheren zu begründen. (Die Kos sin nasche Karpodaken- 
hypothese scheint der Verfasser nicht zu kennen.) 



A. Referate. Urgeschichte. 47 

Dagegen steht es für die deutschen Gelehrten fest, daß das Gebiet 
zwischen Elbe und Weichsel während und nach der großen Wanderung einen 
Besiedelungswechsel durchgemacht habe, und daß die slavische Besiedelung 
erst von da datiere. Als spezifisch slavisch gelten ihnen die Skelettgräber 
mit Schlafenringen und die Burgwallkeramik. Pic führt folgende Gegen- 
gründe an. Erstens stimmen alle Chronisten darin überein, daß die heid- 
nischen Slaven ihre Toten verbrannt haben. Tatsächlich sind auch überall 
im Osten Brandgräber mit sogenannter Burgwallkeramik zum Vorschein ge- 
kommen. Die Skelettgräber stammen wahrscheinlich alle erst aus christlicher 
Zeit. Zweitens ist die Burgwallkeramik nicht slavischen Ursprungs, über- 
haupt nicht vom Osten hergekommen, sondern aus der provinzial- römischen 
Kultur abgeleitet, denn wir finden in den römischen Provinzen, insbesondere 
in Rätien und Noricum, die ganze Entwicklung in Form, Ornament und 
Herstellungsart schon vollständig vorgezeichnet. Auch auf den spätrömischen 
und merovingischen Gefäßen böhmischer und norddeutscher Gräberfelder be- 
merkt man Stempeleindrücke, die denen der Burgwallkeramik genau ent- 
sprechen, und es ist deshalb nicht richtig, daß zwischen dem Verschwinden 
der provinzial-römischen Kultur und dem Erscheinen des Burgwalltypus eine 
große Lücke klaffe. Ebensowenig sind die Schläfenringe slavischer Herkunft, 
denn in dem Funde von Castel Selva (Südtirol), der dem letzten vorchrist- 
lichen Jahrhundert angehört, trifft man schon Armbänder, die an dem einen 
Ende S-förmig ausgehämmert sind, und zwei Armbänder gleicher Art, das 
eine aus der Kaiserzeit, das andere aus einem fränkischen Grabe, befinden 
sich im Mainzer Museum. Einen direkten Beweis für die alte Ansässigkeit 
der Slaven im Bereich der Urnengräber liefert einmal die Erhaltung einiger 
aus dem Altertum überlieferter Orts- und Stammesnamen (s. Zentralbl. 1907, 
S. 47 f.), sodann die von Pic untersuchte Ansiedelung von Michle, deren 
Scheiben in ununterbrochener Schichtenfolge von der Burgwallzeit bis zur 
Periode von Trebitzka herunterreichen. Ebenso fand Wankel bei Lostitz 
in Mähren vier übereinandergelagerte Schichten mit Einschlüssen von bronze- 
zeitlicher, hallstättischer, Burg wall- und mittelalterlicher Keramik. 

Schon aus dieser knappen Inhaltsangabe wird der Leser den Eindruck 
gewonnen haben, daß der Verfasser in starkem Gegensatz zu den besonders 
in Deutschland und Skandinavien herrschenden Anschauungen steht. Dieser 
Gegensatz entspringt vor allem aus seiner historisierenden Methode. Anstatt 
von einer strengen Prüfung der archäologischen Verhältnisse ausgehend die 
ethnologischen und historischen Deutungen gleichsam reifen und sich von 
selbst ergeben zu lassen, tritt er mit einem fertigen Programm der vor- 
geschichtlichen Völkerkunde an die Funde heran und preßt sie wohl oder 
übel in sein System hinein. Das Vorhandensein einiger schwach gekrümmter 
Skelette auf dem Friedhofe von Bylan, der sich zum größten Teile aus 
Brandgräbern zusammensetzt, genügt ihm, um die Gleichheit der Bevölkerung 
mit dem alten Hockergeschlecht für gesichert zu halten, und die abgrund- 
tiefe Kluft zwischen Aunjetitzer und Bylaner Kultur stört ihn nicht im min- 
desten, wenn seine Theorie ihren unmittelbaren Zusammenhang erheischt. 
Ebenso willkürlich ist die Verknüpfung der Platenitzer mit den kaiserzeit- 
lichen Urnengräbern und der letzteren mit den Funden der Burgwallperiode. 
In allen diesen Fällen vermißt man den vom archäologischen Standpunkte 
unbedingt zu fordernden Nachweis eines allmählichen Überganges in Be- 
stattungssitte und Typus der keramischen und sonstigen Beigaben. Was 
der Verfasser in dieser Beziehung an angeblichen Beweisen beibringt, ist so 
dürftig und widerspricht zum Teil so sehr allen anderwärts gemachten Er- 



48 A. Referate. Urgeschichte. 

fahrungen, daß die Schwäche seiner Position dadurch nur noch deutlicher 
wird. 

Damit h&ngt zusammen seine Geringschätzung jeder relativen Chrono- 
logie. Nach seiner Ansicht gibt es in der Prähistorie eigentlich nur „National- 
trachten" von einer fast unbegrenzten Dauer und „Moden", aber keine auf 
gesetzmäßiger Entwickelung beruhende Veränderung der Typen. Das ent- 
hebt ihn der Notwendigkeit, seine Hypothesen über das Verhältnis der ver- 
schieden en Gruppen zueinander mit den herrschenden Altersbestimmungen 
in Einklang zu bringen; es bewirkt aber auch einen gewissen Mangel an 
Kritik in der Beurteilung einzelner auffällig zusammengesetzter Funde. Wenn 
er z. B. angibt, daß er in einer Kulturgrube bei Slavetin mitten unter Hall- 
stattscherben auch einen solchen mit Punktstichverzierung (Hinkelsteintypus) 
gefunden habe, so werden andere darin nicht, wie er, ein Zeugnis für die 
Langlebigkeit der neolithischen Keramik, sondern einen belanglosen Zufall 
erblicken, für den es eine Reihe plausibler Erklärungen gibt. Ähnlich dürfte 
es mit den „Platenitzer" Gefäßtypen in kaiserzeitlichen Gräbern stehen. In 
anderen Fällen gelangt Pic zu seinen abweichenden Datierungen, weil er 
unzusammengehörige Dinge in Parallele setzt. So ist die eiserne Streitaxt 
in dem Platenitzer Reitergrabe typologisch durchaus verschieden von den 
angeführten La Tene-Äxten in Kärnten und Krain, und das halls tattische 
Haumesser mit dem schnabelförmigen Griffende aus Hof in mag zwar als ent- 
fernter Vorfahr der frührömischeu einschneidigen Kurzschwerter zu be- 
trachten sein, ist aber doch, wie die italischen Analogien zeigen, durch einen 
weiten Abstand davon getrennt. 

Auch bei dem Versuche, die Kontinuität der Besiedelung von der Völker- 
wander ung8- bis zur Burgwallzeit zu beweisen, arbeitet der Verfasser mit 
untauglichen Mitteln. Denn mit allen seinen Argumenten schafft er doch 
die Tatsache nicht aus der Welt, daß etwa vom vierten Jahrhundert an ein 
vollständiger Bruch mit der Vergangenheit zu bemerken ist und an die Stelle 
der bisherigen blühenden Kultur das Nichts oder wenig mehr als nichts tritt. 
Das Versiegen des römischen Kulturstromes reicht da zur Erklärung allein 
nicht aus. Treffen wir doch in den germanisch gebliebenen Ländern wäh- 
rend der nachrömischen Zeit einen Fuudreichtum , wie kaum in einer 
anderen Periode vorher oder nachher. Selbst die Ansiedelung von Michle 
bestätigt doch nur die an sich höchst wahrscheinliche Vermutung, daß das 
Land nie völlig menschenleer gewesen ist, sei es, daß Reste der alten Be- 
wohner dablieben, sei es, daß kleinere Scharen der neuen unmittelbar nach 
rückten. 

Sein Endziel, die einwandfreie Herleitung des tschechischen Stamm- 
baumes von dem Volke der Urnengräber, hat Pic also nicht erreicht. Dies 
tut indes der Verdienstlichkeit seines Werkes keinen Eintrag. Wenn heute 
die böhmische Urgeschichte so gut bekannt ist, wie nur von wenigen anderen 
Ländern, so haben wir ihm vor allen dafür zu danken. Anzuerkennen 
ist auch der unermüdliche Eifer, womit er auf seinen Studienreisen in allen 
europäischen Museen Vergleichsmaterial gesammelt hat, und der Bienenfleiß, 
mit dem er alle auf die Vorzeit der Slaven bezüglichen Tatsachen und Beleg- 
stellen zusammenträgt. So erscheint sein Werk als eine wichtige Quellen- 
schrift, die niemand ohne reichen Gewinn aus der Hand legen wird. 

Mit der gewiß sehr schwierigen Übersetzung haben sich die beiden damit 
betrauten Herren ersichtlich große Mühe gegeben, und in anbetracht des Um- 
standes, daß das Deutsche offenbar nicht ihre Muttersprache ist, kann man 
mit dem Ergebnis zufrieden sein. Die immerhin recht zahlreichen Verstöße 



A. Referate. Urgeschichte. 49 

und Flüchtigkeiten hätten bei einer sorgfältigeren Korrektor von Seiten des 
Verlegers vermieden werden können. 

Die Ausstattung ist, was die Menge der Abbildungen betrifft, von der 
verschwenderischen Opulenz, die man an den Arbeiten von Pic gewohnt ist. 
Im übrigen ist sie dem allerdings ziemlich hohen Preise angemessen. 

H. Seger-Breslau. 

14t. Karl Buchtete: Die Lausitzer und schlesischen Brandgr&ber 
in Böhmen. Jahrbuch der k. k. Zentralkommission f. Erforsch, 
u. Erhaltung d. Kunst- u. histor. Denkmale. N. F. Bd. IV, 
Sp. 1—51. Wien 1906. 
Fast zu gleicher Zeit mit dem Werke von Pic über die böhmischen 
Urnengräber ist von dem Hauptvertreter der modernen archäologischen Schule 
in Böhmen, Karl Buchtel a, eine Abhandlung desselben Inhalts erschienen. 
Gerade weil sie ganz unabhängig von jenem und selbst ohne Bezugnahme 
darauf geschrieben ist, gewährt die Gegenüberstellung ein besonderes Inter- 
esse. Der Verfasser hat sich zuerst durch seine scharfe Kritik des ersten 
Bandes der Starozitnosti von Pic 1 ) in weiteren Kreisen bekannt gemacht. 
Die Vorzüge jener Arbeit : gründliche Beherrschung des Stoffes und ein feines 
Gefühl für stilistische Unterschiede, sind in der vorliegenden nicht weniger 
bemerkbar. Aber auch Buchtela besitzt eine starke Neigung zu ethno- 
logischen Konstruktionen und läßt sich durch sie zu Schlußfolgerungen ver- 
leiten, die mehr in vorgefaßten Meinungen als in dem Tatsachenmaterial 
begründet sind. 

Gleich Pic unterscheidet er als Hauptgruppen den Lausitzer 2 ) und den 
schlesischen Typus. Aber er erkennt, daß innerhalb jeder von beiden eine 
chronologische Entwickelung stattgefunden hat, und er gelangt durch eine 
Analyse namentlich der keramischen Typen zur Aufstellung von vier Stufen 
für die lausitzische und zweien für die schlesische Kulturgruppe. Die jüngste 
Stufe wird bei beiden als Bylaner Kultur bezeichnet. Er sieht also in dieser 
keine volklich verschiedene Gruppe, sondern identifiziert sie mit dem von 
Pic sogenannten Platenitzer Typus. Die Herkunft des Brandgräber Volkes 
leitet auch er vom Norden und Osten her. Er nimmt an, daß am Ende der 
Ann jetitzer Periode zwei Einwandererströme eingedrungen wären, welche ihre 
Toten verbrannten und die lausitzische Kultur mit sich brachten. Unter 
harten Kämpfen hätten sie die autochthone (Aunjetitzer) Bevölkerung zurück- 
gedrängt und sich in der Weise festgesetzt, daß wir in Mittel- und West- 
böhme d die mit den Urbewohnern vermischte Gruppe der nördlichen und in 
Ostböhmen die unvermischte Gruppe der östlichen Einwanderer vorfinden. 
Dieses Bild erfuhr eine einschneidende Veränderung erst, als im Osten ein 
mächtiger Nachschub, diesmal im Geleite der reinen schlesischen Kultur, er- 
folgte, wodurch die „lausitzische" Bevölkerung Ostböhmens bis auf geringe 
Spuren allmählich nach Mittelböhmen geschoben wurde. Während der 
Bylaner und vollends in der sich anschließenden römischen Epoche vollzog 



*) Buchtela, Vorgeschichte Böhmens, deutsche Beilage zu Niederles Vestnik 
Slovanskych Starozitnosti III, Prag lö99. 

■) Trotz der schwierigeren Aussprache sollte man doch endlich diese zwar 
hei Städtenamen eingebürgerte, bei einem Ländernamen aber gänzlich unberechtigte 
Adjektivbildung durch die auf -isch ersetzen, also nicht von Lausitzer, sondern von 
lausitzischem Typus sprechen. Freilich kann man einem böhmischen Archäo- 
logen aus der falschen Schreibweise keinen Vorwurf machen, wenn sie von den 
Lausitzern selbst angewendet wird. 

Zentralblatt für Anthropologie. 1906. 4 



50 A. Referate. Urgeschichte. 

sich dann die innige Verschmelzung aller dieser Elemente, aus denen schließ- 
lich die heutigen Tschechen hervorgegangen sind. 

Wie man sieht, stimmt diese Besiedelungsgeschichte mit der von Pic 
angenommenen im wesentlichen überein. Ob Buchtela für den vermeintlich 
ununterbrochenen ethnischen und kulturellen Zusammenhang des Geschlechtes 
der Brandgräber mit dem der slavischen Reihengräber bessere Gründe an- 
zuführen hat, vermag ich nicht zu beurteilen, da mir der Aufsatz, auf den 
er deswegen verweist, nicht zugänglich ist. Wenn er aber behauptet, daß 
die höchste Blüte der Byianer Kultur in das erste Jahrhundert vor Christus 
und ihr Ende in das erste Jahrhundert nach Christus falle, weil sie mit der 
durch die Duxer Fibel charakterisierten La Tene-Kultur gleichzeitig und diese 
mit der Stradonitzer nahe verwandt sei, so möchte ich ihm entgegenhalten, 
daß die zwei oder drei, nach seiner eigenen Angabe nicht einmal sicheren 
Fälle, wo man Duxer Fibeln und Ringe in Brandgräbern des Byianer Typus 
gefunden haben will, doch unmöglich ausreichen, um diese ganze aus- 
gesprochen hallstättische Kultur in die vorrömische Zeit zu verweisen und 
eine auf tausendfältiger Erfahrung aufgebaute Chronologie über den Haufen 
zu werfen. Ferner ist Stradonitz um die Wende unserer Zeitrechnung be- 
reits zerstört worden ; nach der Menge der Funde muß der Ort jahrhunderte- 
lang bestanden haben, und die Duxer Fibel ist von den dort vertretenen 
Fibelformen zweifellos die älteste. Somit gehört sie spätestens dem zweiten 
Jahrhundert vor Christus an. Alles andere, vor allem die Keramik, ist in 
Stradonitz so total verschieden von dem Inhalt jener Gräberfelder, daß jeder 
Gedanke an eine zeitliche Berührung von der Hand zu weisen ist. Was der 
Verfasser von dem Einfluß der römischen Kultur auf die Byianer erwähnt 
[mit dem Rädchen (?) eingedrückte Punktlinien als Umsäumung rastrierter 
Bänder und an den Gefäßwänden angebrachte plastische Rippen], ist viel zu 
allgemein, als daß damit etwas anzufangen wäre. Dergleichen einfache 
Motive kommen zu den verschiedensten Zeiten unabhängig voneinander vor. 

Bedenklich erscheint mir schließlich auch die Sicherheit, mit der sowohl 
Pic wie Buchtela einen nationalen oder wohl gar Rassengegensatz zwischen 
den Geschlechtern der Brandgräber und der Hockergräber konstruieren. In 
Schlesien haben wir die gleichen Fundverhältnisse, aber hier liegen bestimmte 
Anhaltspunkte vor, daß der lausitzische Typus sich aus dem Aunjetitzer all- 
mählich entwickelt hat, mit anderen Worten, daß die Brandgräberkultur nur 
eine jüngere Stufe und Fortsetzung der frühbronzezeitlichen und spätneoli- 
thischen ist. Die Vermutung liegt nahe, daß auch in Böhmen der Gegensatz 
eher auf zeitlicher, als auf völkischer Differenz beruht, was nicht ausschließt, 
daß Zuwanderungen aus Schlesien und der Lausitz zu wiederholten Malen 
stattgefunden haben. Auf das Fortbestehen der Beerdigung neben der Ver- 
brennung ist kein allzugroßes Gewicht zu legen. Während des ganzen Alter- 
tums und fast in allen Ländern Mitteleuropas haben wir dieselbe Erschei- 
nung — ich erinnere nur an das Gräberfeld von Hallstatt — , ohne daß 
dabei an Bevölkerungs Verschiedenheiten zu denken wäre. 

Die Abhandlung ist mit einer Übersichtskarte und fünf Tafeln aus- 
gestattet und mit einem Verzeichnis der böhmischen Brandgräberfelder ver- 
sehen. H. Seger-Brcslau. 



B. Literatur-Übersicht des Jahres 1907. 51 



B. Literatur -Übersicht des Jahres 1907. 

I. Anthropologie. 

Allgemeines. 
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d. Ausbau d. Entwickelungslehre I, 7. 
Feer, Der Einfluß der Blutsverwandtschaft der Eltern auf die Kinder. Jahrb. f. 

Kinderheilk. XVI, 2. 
Fick, A., Über die Vererbungssubstanz. Arch. f. Anat. u. Physiol. 3—4. 
Fliese, Zum Ablauf des Lebens. Annal. d. Naturphilos. VI, 2. 
Gander, M., Der erste Organismus. 2. Aufl., 2 Fig., 167 8. Einsiedeln. 
Gander, M., Die Abstammungslehre. 2. Aufl., 29 Fig., 180 8. Einsiedeln. 
Hamy, IQ. T.« La collection anthropologique du Museum national d'histoire naturelle. 

L' Anthropologie XVftj, p. 257—276. 
Hatsohek, Die Qeneratültheorie. Biol. Zentralbl. 10. 
Herbst. H., Vererbungsstudien. V. Auf der Suche nach der Ursache der größeren 

oder geringeren Ähnlichkeit der Nachkommen mit einem der beiden Eltern. 

Mit 3 Taf. Arch. f. Entwickelungsmech. XXIV, 2, S. 185—238. 
Hemme ter, 8. C, Budolf Virchows Leistungen auf dem Gebiete der wissen- 
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Hettinger, TL, L'£volution de la terre et de l'humanit& Succession des äges, 

formation du globe terrestre, Evolution des etres animes, de l'homme et des 

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Kleinke. H., Der Instinkt. Philos. Jahrbuch XX, 1. 
L'iScole d'anthropologie de Paris 1876—1906. 210 8. Paris, F. Alcan. 
Lob, Über die allgemeinen Methoden der künstlichen Parthenogenese. Arch. f. d. 

ges. Physiol. OXVIII, 8—10. 
Lobedank, E., Der Stammbaum der Seele. 138 8. m. 9 Abb. Halle, Marhold. 
Loria, £., e Mochi, A., Museo di etnografia italiana in Firenze. Sulla racoolta 

di materiali per la etnogr. ital. 10 8. Milano, Marucelli e C, 1906. 
Magnus, B., Vom Urtier zum Menschen. 126 8. m. 11 Abb. im Text u. 15 Taf. 

Halle, Marhold, 1908. 
Mall, Fr. P., On measuring human embryos. The anat. Record 6, p. 129—140; 

4 Fig. 
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Morgan, T. H., Are the germ cells of Mendelian hybrids „pure" ? Biol. Zentralbl. 

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Petersen. Ein Beitrag zur Frage der geschlechtlichen Zuchtwahl. Biol. Zentralbl. 14. 
Read, C. H., A museum of anthropology. Anthrop. Ethnogr. pres. to Edw. 

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8ohnehen, v., Über Begriff und Wesen der seelischen Tätigkeit. Ein Beitrag zur 

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wickelungslehre I, 7. 



52 B. Literatur-Übersicht des Jahres 1907. 

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Unold, Die drei Hauptrichtungen des modernen Monismus. Zeitschr. f. d. Ausbau 

d. Entwicklungslehre I, 7. 
Velden, von den. Die Unvermeidbarkeit des Antbropomorphismus in den lamar- 

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la di versa loro importanza. Lavori dell* Ist. di Olinica med. gen. di Padova 

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Vogt, J. Gh. Das Geistes- und Lebensproblem auf Grund einer realmouistfechen 

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54 B. Literatur-Übersicht des Jahres 1907. 

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XXXIX, 8. 747—748 u. 748—752; m. Abb. 
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Courty, Q"., Sur les p&roglyphes ä travers le monde. Bull. Soc. d'anthrop. Paris 

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Gtoldstein, F., Die soziale Dreistufentheorie. Zeitschr. f. Sozial wiss. X, 10, 8. 587 

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Herv6, G., Montesquieu: L'ethnographic dans „L'esprit des lois"; la theorie de« 

climats. Rev. Eoole d'anthrop. Paris XVII, 10, p. 837—353. 
Hopf, Sprachliche Beweise für die Einheit des Menschengeschlechts. Korrespon- 

denzbl. deutsch, anthrop. Ges. XXXVIII, 8. 54. 
J. M., Albert Samuel Gatschet (1832—1907). Amer. Anthropologist IX, 3, 

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Krause« M., Tier- und Pflanzengifte in den deutschen Kolonien. Arch. f. Schi ff s- 

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Lang, A., Edward Burnett Tylor. Anthrop. Essays pres. to Edw. Burnett Tylor, 

p. 1— 16. ## 
Lasch, K., Über Sondersprachen und ihre Entstehung. Mitt. Wien, anthrop. Ges. 

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Lejeune, Ch, Religion nouvelle. Bull. Soc. d'anthrop. Paris VIII, p. 90—99. 
Marett, R. R., Ig taboo a negative magic? Anthrop. Essays pres. to Edw. Bur- 
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Anthrop. Essays pres. to Edw. Burnett Tylor, p. 309 — 324. 
Rosen, F., Darstellende Kunst im Kindesalter der Völker. Zeitschr. f. angewandte 

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Schmidt, G. W., Die Sprachlaute und ihre Darstellung in einem allgemeinen 

linguistischen Alphabet (deutsch u. französisch). Anthropos II, 2, S. 282 — 329; 

3, S. 508—587; 4/5, S. 822—897; 6, S. 1059—1099. 
Thomas, N. W., The origin of exogamy. Anthrop. Essays pres. to Edw. Burnett 

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Thomson, A., The secret of the verge watch: a study in symbolism and design. 

M. Taf. XIV u. XV. Anthrop. Essays pres. to Edw. Burnett Tylor, p. 355—360. 
Volkart, H., Die Brettchen- und Kammweberei (m. 3 Abb.). Mitt. Ostschweiz. 

geogr.-komm. Ges. St. Gallen 1, S. 1 — 18. 



B. Literatur-Übersicht des Jahres 1907. 55 

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1. Tl. Die Holzbauten der Letten. X, 224 8. m. 154 Abb. St. Petersburg. 
(Leipzig, Voss* Sort.) 

Bunker, J. IL, Polnische Häuser u. Fluren. (22 Abb. u. 1 Kartenbeilage.) Mitt. 
Wien, anthrop. Ges. XXXIV, 8. 102—124. 

Glöde, H., Märkisch-pommersche Volkssagen, Erzählungen, Sitten und Gebräuche. 
93 S. Leipzig, O. Lenz. 

Grön, Fr., Beitrage zur Geschichte der norroenen Heilkunde. Die ältesten Krank- 
heitsvorstellungen und die Volksmedizin des Heidentums (norweg.). Tidsskr. 
f. d. norske lägeforen. 3—8. 

Grön, Fr., Einige Bemerkungen über die Materia medica der sogenannten Volks- 
medizin (norweg.). Pharmacia 9 u. 11. 

Felder, H., Das Solinger erotische Idiotikon. Das erotische Idiotikon des östlichen 
Teiles des Bergischen. Anthropophyteia IV, 8. 1— 7, 8 — 15. 

Kaindl, R. F., Zur Volkskunde der Bumänen in der Bukowina. Globus XCII, 18, 
8. 283—289. 

Karadüö, V. St., Erotische und skatologische Sprichwörter und Bedensarten der 
Serben. Anthropophyscia IV, S. 295—315. 

Krause, Fr. S., Südslavische Volksüberlieferungen, die sich auf den Geschlechts- 
verkehr beziehen. HI. Anthropophyteia IV, 8. 329—411. 

Krause, F. S., Die Zuchtwahlehe in Bosnien. Anthropophyteia IV, 8. 46 — 74. 

Li vi, It., La chiavita medioevale e la sua influenza sui caratteri antropologioi 
degli Italiani. Biv. ital. di< socio). XI, 4—5 (27 S.). 

Mitrowi6, A.« Zeitehen in Norddalmatien. Anthropophyteia IV, 8. 37 — 45. 

Nippgen, Ongine et £poque des empruntes d'anciens mots germaniques par les 
langues Finnoises baltiques. Bull. 8oc. d'anthrop. Paris VIII, 3, p. 179—203. 

Queri, G., Die Erotik beim Haberfeldtreiben in Oberbayern. Anthropophyteia IV, 
S. 260—278. 

Reber, Zur Frage des Aufenthaltes der Hunnen und Sarazenen in den Alpen. 
Mitt. Geogr. Ges. Wien. L, 6/7. 

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Sartori, Zur Volkskunde des Begierungsbezirkes Minden. V. Hochzeit. Zeitschr. 
Ver. rhein. u. westfäl. Volkskd. IV, 3. 

Schnippel, E., Die oberländische Haube, genannt „da« Mützchen u . Globus XC11, 
15, 8. 238—240. 

Szendrei, S. , Volkstrachten zu Köpcseny (Komitat Mosony) (ung.). Archaeol. 
ßrtesitö XXVII, p. 341—346. 

Teutsch, Einiges vom Aberglauben der Bumänen. Mitt. Wien, anthrop. Ges. XXXVII, 
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Waten*, S., Taches pigmentaires chez les enfants Bulgares. Bull. Soc d'anthrop. 
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Witte, H., Bomanische Bevölkerungsrückstände in deutschen Vogesentälern. Deutsche 
Erde VI, S. 49—54. 

Zaborowski, Belations primitives des Germains et des Finnois. Bull. Soc. d'an- 
throp. Paris VIII, 3, p. 174—179. 

Asien. 

Adriani, N., Breukings bijdrage tot eene Gorontalos'che spraakkunst. Bijdr. tot 
de Taal-, Land- en Volkenk. van Nederl. Indie. 7. Volgr. VI, 1/2, p. 150— 165. 

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India. 235 S. 8°. (Ethnogr. Survey of India.) 

Anthropometric data from Bombay. Calcutta 1907, Off. of the Superint. Gov. Print. 
India. 341 8. 8°. (Ethnogr. Survey of India.) 

Aymonier, E., et Cabaton, A., Dictionnaire cam-francais. 787 8. Paris, Leroux. 

Banerjii, ä. das. An account of the Gurpa Hill in the district of Gaya, the pro- 
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Berg, E. J. van den, en J. H. Neumann, De Batoe Kemang, nabij Medan. Bijdr. 
tot de Taal-, Land- en Volkenk. van Nederl. Indiö. 7. Volgr. VI, 1/2, p. 89— 92. 

Besse, L., Un ancien document ine*dit sur les Todas. Anthropos II, 6, 8. 970—975. 



56 ?• Literatur- Übersicht des Jahres 1907. 

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d'Extreme Orient VI, p. 271—278. 
Bonifaey, Etüde sur les Tay de la Riviere Olaire au Ton k in et dans la Chine 

me>idionale (Yun Nan et Kouang 8i>. T'oung Par. VIII, 1. 
Bourlet, ▲., Les Thay (avec illast). Anthropos II, 8, 8. 355—873; 4/5, 8. 613 

—632 u. 6, 8. 921—932. 
Brengues, Note sur les populations de la region des montagnes des Cardamomea. 

Journ. Siam. Soc for 1905, II, 1906. 
Cerrutti. Nel paese dei veleni. Fra i Sakai. 260 8. Verona, Civelli, 1906. 
Chäon, A., Note sur les pr£tendus Muöng de la province de Vtnh-yen. Bull, fecole 

franc.. d'Extreme Orient VI, p. 841—342. 
Chakravarti, M., Animals in the inscriptions of Piyadasi. Mem. Asiat. Soc. Bengal. 

1906, I. 17. 
Coraish, V., Notes on Japanese temples and monasteries. Trans, and Proceed. 

Japan Soc. 1906, VII, 1. 
Craaselt, F.. Japanische Schrift und Sprache und der japanische Unterricht darin. 

Globus XCII, 16, 8. 251—256. 
Crofton, Borde's Egipt speech. Journ. Gypsy Lore Soc. I, 2. 
Daulfes, Notes ethnographiques sur les K6s. Bull, £cole franc.. d'Extreme Orient 

VI, p. 327—334. 
Dam ran Ißselt, W. E. van, Mr. Johan van Dam en zijne tuchtiging van Ma- 

kassar in 1660. Bijdr. tot de Taal-, Land- en Volkenk. van Nederl. Indie\ 

7. Volgr. VI, 1/2, p. 1—44. 
Deniker, J., et Bonifacy, Les Annamites et les Gambodgiens. Bull. Soc. d'anthrop. 

Pari» VIII, p. 106—115. 
Die Meer-Zigeuner der Mergui-Inseln. Globus XCII, 18, S. 289—290. 
Durand, E. M., Notes sur les Chams. V. La däesse des ätudiants. Bull fecole 

fran<j. d'Extreme Orient VI, p. 279—290. 
Dutt, G. N\, The Brahmans and Kayasthas of Bengal. Madras, Nateson, 1906. 
Edwards, 3D. R., The phonetics of modern Japanese. Trans, and Proceed. Japan 

Soc 1906, VII, 1. 
Fleet, J. F., The tradition about the coiporal relics of Buddha. Journ. Roy. 

Asiat. Soc. Great Brit April, XV. 
Forke, A., Ein islamitischer Traktat aus Turkestan. T'oung Par VIII, 1. 
Fox, 8. Mi ddl., Borne lessons from Japan. Trans, and Proceed. Japan Soc. 1906, VII, 1. 
Franoke, A. H. , The Dards at Khalatse in Western Tibet. Mem. Asiat. Soc. 

Bengal 1906, I, 19. 
Galliohan, The Gypsies of Andalusia. Journ. Gypsy Lore Soc. I, 2. 
Gaupp, H., Über die Geburtshilfe der Chinesen. Zeitschr. f. Ethn. XXXIX, S. 729 

—745. 
Gülint-Smith, The Gypsies of the Rhine Province in 1902/03. Journ. Gypsy Lore 

Soc. I, 2. 
Gjorgjevio, Die Zigeuner im Vlasenicaer Bezirk in Bosnien. Journ. Gypsy Lore 

8oc. I, 2. 
Gollier, Th., Manuel de la langue japonaise. I. Elements de la grammaire. 238 S. 

Bruxelles, Schepens. 
Greenwell, C. , Notes on a collection of bronze weapons, implements and vessels 

found at Khinaman to the West of Kerman in South-East Persia, by Major 

P. Molesworth Sykes, C. M. G. (m. Taf. LXI). Journ. anthrop. Inst XXXVII, 

p. 196—200. 
H. W., Les juifs d'Al?ace avant la r^volution. Rev. ßcole d'anthrop. Paris XVII, 

11, p. 393—397. 
Haddon, A. C, The religion of the Torres straits Islanders. Anthrop. Essays 

pres. to Edw. Burnett Tylor, p. 175 — 188. 
Hanson, O.. The K achin tribes and dialects. Journ. Boy. Asiat. Soc. Great Brit., 

April, XIX. 
Harper, Chinese brains. Arch. of neurol. HL 
Hartmann, M., Süd arabisches II. Orient. Liter.-Ztg. X, 4. 
Hertel, J., Über einen südlichen textus amplior des Paneatranta. Zeitschr. Morgenld. 

Ges. LX, 4. 
Herz, H., Die Kriminalität der Juden in Österreich. Arch. f. Strafrecht LIV, 3. 
Hildburgh, "W. L., Chinese methods of cutting hard stones. Journ. Anthrop. Inst. 

XXXVII, p. 18y— 195. 
Hörnle, A. F., The authorship of the Charaka Samhita. Arch. f. Gesch. d. Med. 

I, 1, S. 29—40. 



B. Literatur-Übersicht des Jahres 1907. 57 

Hoernle, IL, Studies in the medicine of ancient India. I. Osteology or the bones 

of the human body. 252 8. Oxford, Clarendon Press. 
Hooper, D., and Maan, Harold H., Earth-eating and the earth-eating habit in 

India. Mem. Asiat. Soc Bengal 1906, I, 12. 
Huber, Bd., ßtudes de littärature bouddhique. VIII. La destruction de Roruka. 

Bull. ßcole fran$. d'Extreme Orient VI, p. 833—340. 
Humphries, E. de, Notes on „Pachesi" and similar games as played in the Karwi 

subdivision, United provinces. Journ. and Proc. Asiat. 8oo. Bengal 1906, II, 4. 
Jacobson, IL, u. Hasselt, J. H. van, Die Verfertigung der Gong in Sema- 

rang (holl. u. deutsch). M. 12 Lichtdruckt af. u. 13 Abb. im Text. Leiden, 

vorm. E. J. Brill. 
Julien, Cours de langue annamite. Hanoi, F. H. Schneider, 1906. 
Juynboll, H. H., Nieuwe bijdrage to de kennis van het Mahäyänisme. op Java. 

Bijdr. tot de Taal-, Land- en Volkenk. van Nederl. Indie. 7. Volgr. VI, 1/2, 

p. 56—61. 
Kennard, K. 8«, The racial derivation of the Ossetes. Amer. Anthropol. IX, 2, 

p. 276—286. 
Kern. H., Een oudiavaansche oorkonde gevonden op de helling van den Kawi. 

Bijdr. tot de Taal-, Land- en Volkenk. van Nederl. Indie. -7. Volgr. VI, 1/2, 

p. 45—51. 
Kern, R. ▲., Eenige Soendasche fabeln en vertelses. Bijdr. tot de Taal-, Land- en 

Volkenkd. van Nederl. Indie\ 7. Volgr. VI, 1/2. p. 62—88. 
Khaeho, Ihn., Monographie du Liban. Al-Machriq 5—9. 
Kohlbrugge, J. H. F., [Brief über javanische Skulpturen]. Not. Bat. Genootsch. 

van Künsten en Wetensch. 1905, XLIII, 2/3, p. 96 f. 
L. Seh., Dr. Aurel Steins Forschungen in Zentralasien. Globus XC II, 20, S. 320. 
Laufer, B., Ein japanisches Fruhlingnbild. Anthropophyteia IV, S. 279—284. 
Laufer, B., A theory of the origin of Chinese writing. Amer. Anthropol. IX, 3, 

p. 487—492. 
LeCoq, A. v., Bericht über Reisen und Arbeiten in Chinesisch-Turkestan. Mit 

Taf. IV u. V. Zeitscbr. f. Ethnol. XXXIX, S. 509—524. 
Leland, The tinker's talk. Journ. Gypsy Lore Soc. I, 2. 
Loeber, J. A., jr«. Het n spinneweb u -motief op Timor (Met afbeelding). Bijdr. tot 

de Taal-, Land- en Volkenk. van Nederl. Indie. 7. Volgr. VI, 1/2, p. 93—96. 
Lüders, H., Das Würfelspiel im alten Indien. 75 S. Akad. Schrift, Göttingen. 
Mae Ritehie, Gypsic nobles. Journ. Gypsy Lore Soc. I, 2. 
Maitre, H., Notes sur la Born Chame du Nam-lieu (Darlac septentrimal). Bull. 

ßcole fran$. d'Extreme Orient VI, p. 342— H44. 
Mason, O. T., Basketery bolo case from Basilon Island. Proc. Unit. Stat. Nat. 

Mus. XXXin, p. 198—196. 
Mazumdar, B. C., Phallus whorship in the Maliäbdärata. Journ. Boy. Asiat. Soc. 

Great Britain, April, XI. 
Masumdar, B. C, Who were the Kankas ? Journ. Roy. Asiat. Soc. Great Britain, 

April, XI. 
Mober ly, A. N., Amulets as agents in the prevention of disease in Bengal. Mem. 

Asiat. Soc. Bengal 1906, I, 11. 
Monte t, E., Un rituel d'abjuration des Muselmans dans l'^glke grecque. Rev. de 

l'hist. des relig. 1906, LIII, 2. 
Morrier, J., A pilgrimage to Is& Trans, and Proc. Japan Hoc. VII, 2. 
Munro, N. G., Primitive eulture in Japan. Trans. Asiat. Soc. Japan 1906, XXXI V, 2. 
Okoshi, N., How the Nikko temples were built. Trans, and Proceed. Japan Soc. 

VH, 2. 
Parmentier. H., Nouvelles d6couvertes arch^ologiques en Annam. Bull, fccole 

francj. d'Extreme Orient VI, p. 344—345. 
Parmentier, M. H., Nouvelles notes sur le sanetuaire de Pö-Nagar a Nhatrang. 

Bull, ßcole fran?. d'Extreme Orient VI, p. 291—300. 
Pelliot, M., Les Adät de Painäp. Journ. Asiat. 1. 
Pelliot, P., Notes sur l'Asie centrale. I. Les „Trois Grottes" et les ruines de Tegur- 

man au Nord de Kachgar. Bull. £cole frang. d'Extreme Orient VI, p. 255 — 270. 
Petithuguenin , A propos des origines et de l'histoire ancienne du Siam d'apres 

M. Ay monier. Journ. Siam Soc. for 1905, II, 1906. 
Phülott, D. G., Persian sawes and proverbs. Mem. Asiat. Soc. Bengal 1 906, 1, 1 5. 
Phillott, D. C, Some current Persian tales. Mem. Asiat. Soc. Bengal 1906, I, 18. 
Phillott, D. C, Some Persian riddles collected from dervishes in the south of Persia. 

Journ. and Proc. Asiat. Soc. Bengal 1V06, II, 4. 



58 B. Literatur-Übersicht des Jahres 1907. 

Phillott, D, C, A note on the mercantile sign language of India. Journ. and 

Proc. Asiat. 800. Bengal 1906, II, 7. 
Phillott, D, C, A Persian nonsense rhyme. Journ. and Proc. Asiat. Soc. Bengal 

1906, II, 7. 
Phillott, D. C, Bibliomancy, divination, superstitions auiongst the Persian s. Journ. 

and Proc. Asiat. 80c. Bengal 1906, II, 8. 
Phillott, D. C, 8ome Arab folk tales from Hazramaut. Journ. and Proc. Asiat. 

Bengal II, 9. 
Pick, Das Gajoland und seine Bewohner. Mittig. k. k. geogr. Ges. Wien 8. 
Böse, H. ▲., Legend» from the Panjab. Indian Antiquar? 1906, XXV, 448. 
Böse, H. ▲., Titles among ruling f amilies in the Panjab Hill States. Indian Anti- 

quary 1906, XXV, 448. 
Kose, H. A.« Two Panjabi love songs in the dialect of the Lahuda or Western 

Panjab. Indian Antiquary 1906, XXV, 449. 
Römer, It., Die Heilkunde der Batak auf Sumatra. Janus XII, 7, S. 382—392, 

467—474, 511—524; 10, 8. 572-589; 11, 8. 630—654. 
Ronkel, Ph. 8. van, Catalogus der Maleische Handschriften van het Konin klijk 

Instituut voor de Taal-, Land- en Volk en künde van Nederl. Indie. Bijdr. tot 

de Taal-, Land- en Volkenk. van Nederl. Indie, 7.Volgr.VI, 1—2, p. 181—240. 
Ronkel, Ph. 8. van. Een Maleisch contract van 1600 (Met plaat). Bijdr. tot de 

Taal-, Land- en Volkenk. van Nederl. Indiö, 7. Volgr., VI, 1—2, p. 97—100. 
Salwey, Ch. M., Japanese enamels, ancient and modern. Trans, and Proceed. 

Japan. Soc. VII, 2. 
Sampson, Welsh Gypsy folk -tales. The „German Gypsies" at Blackpool. Journ. 

Gypsy Lore Soc. I, 2. 
Schadee, M. C, Bijdrage tot de Kennis van den Godsdienst der Dajaks van Lan- 

dak en Tajan. Bijdr. tot de Taal-, Land- en Volkenk. van Nederl. IndiS, 7. Volgr., 

VI, 1—2, p. 101—127. [Ports, von V, S. 647.] 

Schamasastry, R., A theory of the origin of the Devanagari Alphabet. Indian 

Antiquary 1906, XXV, 448. 
Schmidt, R., Fakire und Fakirtum im alten und modernen Indien. Yoga- Lehre 

und Yoga-Praxis, nach den indischen Originalquellen dargestellt. Mit 87 erst- 
malig veröffentlichten Reproduktionen indischer Originalaquarelle in 5 färb. 

Steindr. u. 2 Abb. VII, 229 S. Berlin, 1908. H. Barsdorf. 
Snelleman, J. F., Töpferware von den Keiinseln (holländ.). De Aarde en haar 

Volken, Juni 1. 
Snelleman, J. F., Matten von Halmaheira (holländ.). Het Huis oud en nieuw 9. 
Snelleman, J. F., Musikinstrumente von Java (holländ.). Op de Hoogte, August. 
Snouok Hurgronje, C, Aantekeningen op G. P. Bouffaers opstel over Atjeh- 

sche Soeltanzegels. Bijdr. tot de Taal-, Land- en Volkenk. van Nederl. Indie, 

7. Volgr., VI, 1—2, p. 52—55. 
Sohrmann, J., Die alt indische Säule. Ein Beitrag zur Säulenkunde. 76 S. mit 

57 Abb. Diss., Dresden 1906. 
Stead, A., Japanese patriotism. Trans, and Proceed. Japan Soc. VII, 2. 
Stenz, G. M., Beitrage zur Volkskunde Süd-Schantungs. 116 8. Veröffentl. Stadt. 

Mus. f. Völkerkd. Leipzig, 1. 
Swettenham, Fr., British Malaya. XIII, 345 S. London, John Lane. 
Takahashi, fc., Some remarks on Japanese, chiefly compared with the Chinese 

language. Trans, and Proceed. Japan Soc. 1906, VII, 1. 
Takakusa, J., Buddhism as we find in Japan. Trans, and Proceed. Japan Soc. 

VII, 2. 

T'ang Tsai-fou, Die Hochzeit bei einer eingeborenen Tribus des Südostens von 
Yünnan nach einem Bericht Tch'en Ting's (chines.). T'oung Tao VI, 
p. 572 — 622. 

Temple, R. C, Christian tombs used for Muhammadan woi*ship. Indian Anti- 
quary 1906, XXV, 449. 

Tonnet, M., De godenbeelden aan den buitenmuur van den Civatetnpel teTjandi 
Prambanan en de vermoedelijke leeftijd van die tempelgroep. Bijdr. tot de 
Taal-, Land- en Volkenk. van Nederl. Indie, 7. Volgr., VI, 1—2, p. 128—149. 

Vogel, H. de, Mededeelingen betreffende Sidenreng, Rappang en Soepa. Bijdr. 
tot de Taal-, Land- en Volkenk. van Nederl. Indie, 7. Volgr., VI, 1 — 2, 
p. 175—180. 

Weissenberg, 8., Palästina in Brauch und Glauben der heutigen Juden. Globus 
XCII, 17, 8. 261—264. 

Youngson, J. W., The Chuhras. Indian Antiquary 1906, XXV, 448, 449 ff. 



B. Literatur-Übersicht des Jahres 1907. 59 



Australien and seine Inseln. 

Best, E., Maori Numeration. The vigesimal System. Journ. Polyn. Soc. XVI, 2, 

p. 94—98. 
Brown, J, M., Maori and Polynesian, their origin, history and culture. London, 

Hutchinson & Co. 
Bülow, W. v., Das Geschlechtsleben der Samoaner. Anthropophyteia IV, 

S. 84—99. 
Costantini, A., Theoretisch -praktischer Lehrgang der neu - pommerschen Sprache 

(Bismarck- Archipel) nebst e. deutsch-neupommersch u. neupommersch -deutschen 

Wörterbuch. V, 222 8. Berlin, G. Beimer. 
Cunningham , D. J., The head of an aboriginal Australian (m. Taf. IX— XI). 

Journ. Anthrop. Inst. XXXVH, p. 47—57. 
Cunningham, D. J., The Australian fore head (m. Taf . V— VII). Anthrop. Essays 

pres. to Edw. Burnett Tylor, p. 65—80. 
Davies, Gk H.« The name Moa. Journ. Polyn. Soc. XVI, 2, p. 106. 
Duokworth, w. Ii. H., On the brains of aboriginal natives of Australia in the 

Anatomy School, Cambridge University. Journ. anat. and phys. XL1I, p. 69 — 86; 

m. 8 Fig. 
Bgidi, O. M., La tribü di Tauata. Anthropos II, 4/5, S. 675—681 and 6, 

S. 1009-1021. 
Gtadgeon, The Tohunga Maori. Journ. Polyn. Soc. XVI, 2, p. 63—91. 
Henry, Tenira, Tahitian astronomy. Birth of the heavenly bodies. Journ. Polyn. 

Soc. XVI, 2, p. 101—104. 
Kern, H., Austronesisch en Austroasiatisch. Bijdr. tot de Taal-, Land- en Volkenk. 

van Nederl. Indie 7. Volgr., VI, 1—2, p. 166—172. 
Klaatsch, H., Schlußbericht über meine Heise nach Australien in den Jahren 1904 

bis 1907. Mit Taf. VI— IX. Zeitschr. f. EthnoL XXXIX, 8. 635—690. 
Lang, A., Australian problems. Anthrop. Essays pres. to Edw. Burnett Tylor, 

p. 203—218. 
Mathews, B. H., Beitrage zur Ethnographie der Australier. Mitt. Wien, anthrop. 

Ges. XXXVII, 8. 18—38. 
Mathews, R. H., Note on the social Organisation of the Turrubul and adjacent 

tribes. Man 97, p. [166]— [168]. 
Mathews, B. H., Initiation ceremonies of the Murawarri and other aboriginal 

tribes of Queensland. — Notes on the aborigines of the northern territory, 

Western Australia and Queensland. Queensland geogr. Journ. XXII, p. 64—73 

and 74—86. 
Planert, W., Australische Forschungen. I. Aranda-Grammatik. Zeitschr. f. Ethnol. 

XXXIX, 8. 551—566. 
Pöeh, B., Prähistorisches aus Neuguinea. Globus XCII, 19, 8. 301. 
Pöeh, B., Einige bemerkenswerte Ethnologica aus Neu-Guinea. Mitt. Wien, anthrop. 

Ges. XXXIV, S. 125. 
Pöeh, B., Eine Reise an der Nordostküste von Britisch-Neuguinea. Globus XCII, 

18, 8. 277—283. 
Both, "W. E., North Queensland ethnography, Bull. 9. Burial ceremonies and dis- 

posal of the dead. Reports of the Austral. Museum VI, 5, p. 365— 403; m. Taf . 

LXVin-LXXIV. 
Bougier, E., Maladies et m£deoines a Fiji autrefois et aujourd'hui. Anthropos II, 

I, S. 68—79, und 6, S. 994—1008. 

Schmidt, W., Die geheime Säuglingsweihe der Karesau - Insulaner. Anthropos 

II, 6, 8. 1029—1056. 

Schuller, B. B., Ergänzungen zur „Monographie bibliographique sur l'ile de Päques u , 

par le Dr. W. Lehmann (Anthropos II, 1 u. 2). Globus XCII, 17, 8. 270—271. 
Seligmann, C. G., and Joyce, T. A., On prehistoric objects in British New- 

Guinea. M. Taf. VII! — XIII. Anthrop. Essays pres. to Edw. Burnett Tylor, 

p. 325—342. 
Skinner, W. H., The Eaheru; ancient Maori Kumara cultivator. Journ. Polyn. 

Soc. XVI, 2, p. 99-100. 
[Smith 8. PeroyJ, Hawaiian Folk tales. Journ. Polyn. Soc. XVI, 2, p. 105. 
Thomas, N. W., Auxtralian marriage customs. Folk -Lore XVIII, 3, p. 306—318. 
Tregear, E., The Kete-tuauri. Journ. Polyn. Soc. XVI, 2, p. 106. 
"Ver ge, A., Dialects of the Macleay district. Science of man IX, 3. 
White, T., On the use of birds in navigation. Journ. Polyn. Soc. XVI, 2, p. 92— 93. 



60 B. Literatur-Übersicht des Jahres 1907. 

Amerika. 

Belmar, Fr., La polisintesis en las lenguas indigenas de Mexico. Anal. Mus. Nac. 

de Mexico IV, 7, p. 309—317. 
Chamberlain, A. F., Thomas Jefferson's ethnological opinions and activities. 

Amer. Anthropologist IX, 3, p. 499-509. 
Dautzenberg , I*., Algunos apuntes bibliograflcos acerca de las lenguas de las 

AmeYicas meridional y central. Anthropos II, 6, 8. 990 — 993. 
Dubois, C. Gh, Diegueno mortuary ollas. (Tat. XXIX.) Amer. Anthropologist IX, 

3, p. 484—486. 
Jettö, J., On the medicine - man of the Ten'a [Alaska]. Journ. Anthrop. Inst. 

XXXVII, p. 157—188. 
Ihering, H. T., Über die Verwendbarkeit der brasilianischen Dioritäxte zum Fällen 

von Bäumen. Zeitschr. f. Ethnol. XXXIX, 8. 746. 
Kr ober, A. L., The Washo language of East Cential California and Nevada. 

Univ. Calif. Publ. Am. arch. and ethn. IV, 5, p. 251—317. 
Kröber, A. I*., The religion of the Indians of California. Univ. Calif. Publ. Am. 

arch. and ethn. IV, 6, p. 319—356. 
Mooney, J., The Cheyenne Indians. (Taf . X— XII.) Mem. Amer. anthropol. Assoc. 

I, 6, p. 361—442. 
Petter, R., Sketch of the Cheyenne grammar. Mem. Amer. anthropol. Arsoc. I, 

6, p. 443—495. 
Prince, J. D«. Last living echoes of the Na tick. Amer. Anthropologist IX, 3, 

p. 493 — 498. 
Rivet, Les indiens Jibaros. L* Anthropologie XVIII, p. 333—368. 
Bapir, Edw., Preliminary report on the language and mythology of the Upper 

Chinook. Amer. Anthropologist IX, 3, p. 583—544. 
Schmidt, M., Besondere Geflechtsart der Indianer im Ucayali-Gebiet. M. 1 1 Abb. 

im Text u. Taf. XVI u. XVII. Arch. f. Anthropol. VI, 8. 270—281. 
Sohuller, R. R., Die Araukaner in den Missionen von Südchile. Globus XCII, 

21, 8. 337-338. 
Schuller, R. R., Pequeno catecismo Castellano-Indio (Araucano). 22 8. Santiago 

de Chile. 
Sohuller, R. R., Veröffentlichung alter Handschriften über die Araukaner. Globus 

XCII, 18, 8. 289. 
Scott, H. L., The early history and the names of tbe Arapaho. Amer. Anthro- 
pologist IX, 3, p. 545—560. 
Speek, Fr. G., Some comparative traits of the Maskogian languages. Amer. 

Anthropologist IX, 3, p. 470—483. 
SwantOD, J. R., Ethnological position of the Natchez Indians. Amer. Anthropo- 
logist IX, 3, p. 513—528. 
TrebitBOh, R., Die „blauen Geburtsflecke" bei den Eskimos in Westgrönland. Mit 

7 Abb. im Text. Arch. f. Anthropol. VI, 5, p. 237—242. 

Afrika. 

Adams, G. A. , Die Banöhe und Bapuku in Kamerun. Anthropos II, 6, 

8. 1022—1028. 
Bernard, P., L'enseignement primaire des indigenes musulmans de l'Algerie. Rev. 

du monde Musulman 1906, I, 1. 
Boigry, M., Comment accouchent les Sahariennes. Presse me'd. v. 12. Juni. 
Bruns, Notes sur les croyances et les pratiques religieuses des Malink6s f&ichistes 

(avec illustr.). Anthropos II, 4/5, 8. 722—729, und 6, 8. 942—954. 
Chudeau, R., Quelques renseignements ethnographiques sur le Sahara et le Soudan. 

Bull. Soc. d'anthrop. Paris VIII, p. 138—146. 
Peoorse, Les Touareg de la Boucle. Bull. mens. Soc. g^ogr. comm. Paris XXIX, 

10, p. 585—593. 
Durand, R. A., Christian infiuenee on Afrioan Folk-lore. Anthropos II, 6, 

8. 976—980. 
Foureau, F., Les populations de Mayotte [Comores]. Bull. Soc. d'anthrop. Paris 

VIII, p. 148—149. 
Fox, H., Observations on skin diseases in the negro. Med. Becord LXXII, 13, p. 543. 
Gautier, B. F,, ßtudes d'ethnographie saharienne III. L' Anthropologie XVIII, 

p. 315—322. 
Harn y, E. T., Deux cranes de Oualolos (Zambesia). Bull. Soc. d'anthrop. Paris 

VIII, 3, p. 271—272. 



B. Literatur-Übersicht des Jahres 1907. 61 

Huguet, J., Les Soffs du Teil, du ßud et du Sahara. Kev. £cole d'anthrop. Paris 

XVII, 11, p. 369—387. 
Johnson , J. P., Aboriginal rock-chipping on the farm Blauwboschdrift, Herbert, 

South Africa, with plate E. Man 88, p. [145]. 
Jonghe, Et de, Les soci&es se'cretes au Bas-Congo. Bev. des quest. soientif. Oktober. 
Krause, H., Tierfang bei den WasaramQ. M. 9 Abb. Globus XC1I, 21, S. 338— 339. 
Krauss, H., Lufambo [Abhebe?piel in Deutsch-Ostafrika]. Mit Abb. Globus XCII, 

14, 8. 211—222. 
Krause, H., Arzneien der Wasuaheli. Münoh. med. Wochenschr. 41. 
Kürohhoff, Mitteilungen über die Bässen der wichtigsten Haustiere in Afrika. 

Der Tropenpflanzer XI, 8, 9 ff. 
Lanzerac, Legendes Soudanaises. Bull. mens. Soc. g£ogr. comm. Paris XXIX, 10, 

p. 607—619. 
Marquardsen, Beobachtungen über die Heiden im nördlichen Adamaua. Globus 

XCH, 18, S. 197—201, m. 1 Karte u. Abb. 
Meyer. IL. Neger - Märchen aus dem Kameruner Urwald. Zeitschr. f. Kolonial - 

poht. IX, 10, 8. 817—834. 
Northcote, O. A. S., The nilotic Kavirondo. Journ. Anthrop. Inst. XXXVII, 

p. 56-66. 
Notes analytiques sur les collections ethnographiques du Mus6e du Oongo. II. Les 

Industries Indigenes. 1. La ceramique. 194 S., m. 21 Taf. Bruxelles, Musee. 
Oordt, J. F. van, The origin of the Bantu. Cape Town. 
Picard, Observation sur les Mahafalys. Bull. Soc. d'anthrop. Paris VIII, 3, 

p. 206—210. 
Reeve, H., Forest temples. Journ. Afric. Soc. VI, April. 
Rosooe, J., The Bahima: a cow tribe of Enkole in the Uganda Protectorate. Mit 

Taf. XV u. XVI. Journ. Anthrop. Inst. XXXVII, p. 93—118. 
Roscoe, J., Kibuka, the war god of the Bagonda (with plate L). Man 95, 

p. [161]— [166]. 
Salläj Les funärailles chez les Betsileos. Bull. Soc. d'anthrop. Paris VIII, 3, 

p. 165—167. 
Smend, Eine Reise durch die Nordostecke von Togo. Mit 11 Abb. Globus XCII, 

16, 8. 245—250, u. 17, 8. 265—269. 
Smend, Herstellung von Messingperlen bei den Ewhe. Mit l Abb. Globus XCII, 

20, 8. 315—316. 
Stigard, O. H., Notes on the natives of Nyassaland, N.E.-Bhodesia, and Portu- 
giese Zambezia, their arts, customs, and modes of subsistence. Journ. Anthrop. 

Inst. XXXVII, p. 119—132. 
Tessmann, G., Über das Verhältnis der Fangneger zur umgebenden Tierwelt. 

Zeitschr. f. Ethnol. XXXIX, 8. 755-761. 
Torday, B., and Joyce. T. A.. On the ethnology of the South-Western Congo Free 

8tate. (M. Taf. XVII— XX.) Journ. Anthrop. Inst. XXXVH, p. 133-156. . 
Westermarok, E., L'Ar, or the transference of conditional curses in Marocco. 

Anthrop. Essays pres. to Edw. Burnett Tylor, p. 361 — 374. 
Zaborowski, M«, A propos de Torigine soudanienne des Malgaches. Bull. Soc. 

d'anthrop. Paris VIII, 3, p. 162—165. 

III. Urgeschichte. 

Allgemeines. 

Behlen, H., Der diluviale (paläolithische) Mensch in Europa. I. Mitt. Wien. 

anthropol. Ges. XXXVH, 8. 1—17. 
Bumüller, J., Aus der Urzeit des Menschen. 2. neubearb. Aufl. VI, 195 8., mit 

84 Abb. Köln, J. P. Bachern. 
Congres pr^historique de France, 3« session. Autun 1907. L'Homme pr^hist. V, 10, 

p. soy— 314. 
Fischer, B., Der Neandertalmensch nach neueren Forschungen. Mediz. Klinik 37. 
Grandsaignes, Tab. de, Hecherches de Monge z sur les barques monoxyles antiques. 

L'Homme pr^histor. V, 11, p. 332—3*9. 
Macurdy, G. G., Prehistoric relics classified. Amer. Antiquarian XXIX, 2. 
Mahoudeau, P. G., Les primates et les prosimiens fossiles de la Patagonie d'apres 

les travaux de M. Florentino Ameghino. Rev. jfecole d'anthrop. Paris XVII, 

10, p. 354—361, u. 11, p. 388—393. 



62 B. Literatur-Übersieb t des Jahres 1907. 

Morgan, J. de, Note sur l'incertitude de la Chronologie relative des faits prähisto- 

riques. L' Anthropologie XVIII, p. 380—382. 
Rutot, A., La fln de la question des eolithes. Bull. ßoc. beige de ge>l. XXI, 

p. 211—217. 
Waagen, Der heutige Stand der Eolithenfrage. Mitt. Geogr. Ges. Wien L, 6/7. 
Weinzierl, R. v., Hervorragende Neuerwerbungen des urgeschichtlichen Zentral- 

museunis. Tätigk.-Bericht Mus.-Ges. Teplitz f. 1905/06, S. 32—47. 
Wright, G. Fr., Becent geologic changes as affecting theories of man's develop- 

uient. Amer. Anthropblogist IX, 3, p. 529—532. 

Spezielles. Funde. 
Europa. 

Adlon*, P., Die Zähne des Homo primigenius von Krapina. Anat. Anzeig. XXXI, 

11 u. 12, S. 273—282. 
Altmann, W., Palast und Wohnhaus iin Altertum. Mit 7 Abb. Umschau XI, 43, 

S. 844—849. 
Bartels, P., Tuberkulose (Wirbelkaries) in der jüngeren Steinzeit. Mit 4 Abb. auf 

Taf. XV. Arch. f. Anthropol. IV, S. 243—255. 
Baudon, Th., Le prähistoire sur la Falaise du Thelle (Oise). Le Mont Sainte- 

Genevieve. Mit zahlr. Fig. Paris, C. Beinwald. 
Baye, de, Antiquites franeques trouv^es en Boheme. Caen, H. Delesques. 
Bezsenberger, A., Vorgeschichtliche Bauwerke der Balearen. Zeitschr. f. Ethnol. 

XXXIX, 8. 567—634. 
Busse, Tongefäße von Woltersdorf im Kreise Nieder -Barnim. Zeitschr. f. Ethnol. 

XXXIX, 8. 703—704. 
Cimetiere romain a Soissons. — Cimetiere märovingien a Lombray. L'Homme 

pr^histor. V, 11, p. 344—345 u. 345—346. 
Deecke, W., Über eine Wallanlage nördlich von Demmin. Monatsblätter d. Pomm. 

Ges. f. Gesch. u. Altertumskd. 7, 8. 97—100. 
Denise, Fouilles et sondages aux alignements des Bois Hude dans la föret du Lay. 

L'Homme prehistor. V, 11, p. 340—342. 
Farnell, C. K., The place of the „Sonder-Götter" in Greek polytheism. Authrop. 

Essays pres. to Edw. Burnett Tylor, p. 81—100. 
Farrand, R., Dicouverte d'une machoire humaine dans une breche quaternaire ä 

industrie paleolithique. Comptes rendus Ac. d. 8c. CXLIV, p. 935 — 9*6. 
Favreau, P., Die Ausgrabungen in der Einhornhöhle bei Scharzfeld. Mit Diskuss. 

v. Wiegers, Ed. Krause u. a. Zeitschr. f. Ethnol. XXXIX, 8. 525—550. 
Fiedler, Über Säugetierreste aus braunschweigischen Torfmooren nebst einem Bei- 
trag zur Kenntnis der osteologischen Geschlechtscharaktere des Bimlss^hädels. 

Mit Taf. III u. 24 Textabb. Zeitschr. f. Ethnol. XXXIX, 8. 449—508. 
Fourdrignier, Bd., Sur un couteau de bronze. Bull. Soc. d'anthrop. Paris VIII, 

p. 83—87. 
Fraas, E., Altes und Neues aus dem Hohlenfels bei Schel klingen. Korrespondenzbl. 

deutsch, anthropol. Ges. XXXVIII, 8. 53. 
Gössler, Neue römische Grabdenkmäler aus Württemberg, besonders aus Oannstatt. 

Korrespondenzbl. deutsch, anthropol. Ges. XXXVIII, 8. 54 — 55. 
Grössler, H., Das Fürstengrab im großen Galgenhügel am Paulsschachte bei 

Helmsdorf (im Mansf eider Seekreise). Mit Taf. I — IX. Jahresber. f. Vorgesch. 

d. sächs.-thüring. Länder VI, 8. 1—87. 
Gubitza, C. Kirchhof aus dem hohen Mittelalter zu Kishegyes, Kom. Bacz (ung.). 

Mit 65 Abb. Archaeol. fotesitö XXVII, p. 346—363. 
Hakman, A., Bronzeaxt von Heisberg auf Pemar Socken (schwed.). Abo stado 

histor. Museum, p. 40 — 47; mit Abb. 
Hampel, J., Einteilung der Typen der Grabdenkmäler in Pannonien (ung.). Mit 

54 Abb. Archaeol. £rtesitö XXVII, p. 289—341. 
Horvath, A., Crania salonitanea. II. Mit 3 Taf. u. 5 Tab. Mitt. Wien, anthrop. 

Ges. XXXVir, p. 39—51. 
Hue, B., Menbir de la Pierre Cornoise (8eine-et-Marne). L'Homme prehistor. V, 

10, p. 289—301. 
Kossinna, G., Die Grenzen der Kelten und Germanen in der La Tene-Zeit. Kor- 
respondenzbl. deutsch, anthropol. Ges. XXXVIII, 8, 8. 57 — 62. 
Laville, A., Au sujet d'un inatrument recueilli dans une carriere ä Villeneuve- 

Saint-Georges. Bull. Soc. d'anthrop. Paris VIII, 3, p. 205—206. 



B. Literatur-Übersicht des Jahres 1907. 63 

Manouvrier, L., Cränes et ossements du puits fun^raire neolithique de Pocanoy 

(Marne). Bull. Soc. d'anthrop. Paris VIII, p. 150—152. 
Manouvrier, I*., Les cränes et ossements du dolmen de Menouville (Seine-et-Oise). 

Bull. Soc. d'anthrop. Paris VIII, 3, p. 168—174. 
Martin , H., Nouvelle coupe de la Station Mousterienne de La Quina (Charente). 

L'Homme pr^histor. V, 11, p. 321—331. 
M088O, A., Crani etruschi. Mem. d. B. Acc. d. Sc. di Torino 1906, LVI, p. 263—281. 
Müller, H., Une cachette de haches en pierre polie a Charens (Dröme). L'Homme 

pr^histor. V, 10, p. 307—308. 
Myres, J. L., The Sigynnae of Herodotus: an ethnological problem of the early 

iron age. Anthrop. Essays pres. to Edw. Burnett Tylor, p. 255—276. 
Reuse, K., Steingrabfunde Bebitz bei Beesenlaublingen (Saalkreis). — Neolitbiscbe 

Herdstellen bei Walternienburg (Kr. Jerichow V). — Staßfurter Gräberfunde. 

I. Berlepschschacht. II. Auf dem Galgenberge. M. Taf. X — XVII. Jahresschr. 

f. d. Vorgesch. d. sächs.-thüring. Länder VI, S. 88—112. 
Eideway, W., Who where the Dorians? Anthrop. Essays pres. to Edw. Burnett 

Tylor, p. 295—308. 
Rutot, A., Sur la signification du gisement sous-marin de la plage du Ha vre. — 

Le strepyien et son extension en France. — Sur Tage du gisement de la Mlcoque 

(Vezere). — Sur Pextension du Flenusien en France. — Gauserie sur les mouve- 

ments de la Plaine maritime en Belgique et sur ceux du Morbihan, pendant 

l^poque moderne. Congres prähist. de France. II sess. Vannes 1906, p. 1 — 31. 
Rutot, A., La cannibalisme ä l'epoque des cavernes en Belgique. BulL 8oc. pr6h. 

de France, Stzg. v. 27. juin 1907. 
Schenk, A., Les populations de la Suisse depuis la pe>iode paläolithique jusqu' a 

l'epoque gallo-helvete. Bull. Soc. d'anthrop. Paris VIII, 3, p. 212—228. 
Siret, L. , A propos de poteries pseudo - mycäniennes. L'Anthropologie XVIII, 

p. 277—299. 
Sir et, L., Orientaux et occidentaux en Espagne aux temps pr^historiques. Rev. 

des quest. soientif. XXXIV. 
Spielberg, Burgwall und Urnenfeld bei Güntershagen. Monatsblätter Poram. Ges. 

f. Gesch. u. Altertumskd. 7, 8. 100—101. 
Sudhoff, K., Eine Bronzespritze aus dem Altertum. Arch. f. Gesch. d. Med. I, 1, 

S. 75—78. 
Tedesohi, E. E., Sc he le tri romani e preromani di Nesazio d'Istria. Atti Accad. 

scientif. Veneto-Trent.-lstr. III, 1 u. 2, p. 8—20. 
Teglas, G., Neuer Beitrag zur Geschichte der chthonischen Kulten zu Sarmizege- 

thusa, in Dacien (ung.). Mit 1 Abb. Archaeol. ärtesito XWII, p. 368—369. 
Tömörkeiiy, E., Funde zu Ada, Kom. Csongrad (ung.). Archaeol. Ertesitö XXVII, 

p. 370—371. 
Warren, S. H., Note on sorae palaeolithic and neolithic implements from East 

Lincolnshire. Mit 3 Fig. Man 89, p. [146]— [148]. 
Weinzierl, R. v., Die Schnurkeramik im nordwestlichen Böhmen. Tätigk. -Bericht 

Mus.-Ges. Teplitz f. 1905/06, S. 49—54. 
Wiegers, Fr., Neue Funde paläolithischer Artefakte. I. Aus dem Diluvium Thü- 
ringens und Sachsens. Zeitschr. f. Ethnol. XXXIX, 8. 718—729. 
Zaborowski. Le passe" pr£historique de la Boheme d'apres les travaux de M. Pic. 

Rev. Ecole d'anthrop. Paris XVIII, 10, p. 362—366. 

Außereuropäische Länder. 

Basedow. Felsgravierungen hohen Alters in Zentral- Australien. Zeitschr. f. Ethnol. 

XXXIX, S. 707—717. 
Buschan, G., Die Herstellung der ägyptischen Mumien zur Zeit der XXI. Dynastie. 

M. 11 Fig. Die Umschau XI, 46, S. 904—908. 
Capart, J., Bulletin critique des religions de l'Egypte: 1905. Rev. de Thist. d. 

relig. 1906, LIII, 3, u. LIV, 1. 
Ehrenreich, Über einen archäologischen Ausflug nach Mexiko und Yukatan im 

Oktober und November 1906. Zeitschr. f. Ethnol. XXXIX, S. 752—754. 
Fewkes, J. W., A fictitious ruin in Gila Valley, Arizona. Amer. Anthropologist 

IX, 3, p. 510—512. 
Fourgart, O., Une tombe d'Amarna. Rev. de l'hist. d. relig. 1906, LIII, 2. 
Franoke, A. H., Archaeolopy in Western Tibet. Indian Antiquary 1906, XXV, 449. 
Fräser, J. G., Folk-Lore in the Old Testament. Anthrop. Essays pres. to Edw. 

Burnett Tylor, p. 101—174. 



64 C. Tagesgeschichte. 

Gayet, A., La civilisation pharaonique. 2. Aufl. VIII, 333 8. Paris, Plön, 

Nourrit & Co. 
Gtowland, W., Tbe burial mouuds and dolmens of the early emperors of Japan 

(with plates I-VHI). Journ. Anthrop. Inst. XXXVir, p. 10—46. 
Homy, La figure homaine dans les monuments Chaldeens, Babyloniena et Assyriens. 

Mit 8 Fig. Bull. 8oc. d'anthrop. Paris VIII, p. 116—132. 
Hartmann , E. V., Arohaeological researches on the Pacific Coast of Costa Kica. 

95 8 mit 47 Taf. Mem. Carnegie Mas. III, 1. Pittsburg. 
Jarrioot, J., Sur une figure scaphoüde de l'ancienne Egypte. L' Anthropologie VIII, 

p. 869—379. 
Lehmann-Nitsohe, IL, L'atlas du tertiaire de Monte Hermoso, republ. Argentine. 

Bev. Mus. La Plata XIV. 
Mahler, 33., Das Himmelsjahr als Grundelement der altorientalischen Chronologie. 

Zeitschr. Deutsch, morgen Id. Ges. LX, 4. 
Maurer. F., Der Phallusdienst bei den Israeliten und Babyloniern. Globus XCII. 

16, 8. 256—258. 
Messersohmidt, I»., Zur altbabylonischen Chronologie. II. Oriental. Lit.-Ztg. X, 4. 
Naville, E., The origin of Egyptian civilisation. Journ. Anthrop. Inst. XXXVII, 

p. 201—214. 
Neikes. H. , Der goldene Schnitt und die „Geheimnisse der Cheopspyramide 1 *. 

20 8. m. 1 Taf. Köln, Du Mont-Schauberg. 
Neue Erfolge ägyptischer Ausgrabungen. Globus XCII, 20, 8. 314 — 315. 
öfele, Fr. v., Zur Quellensoheidung des Papyrus Ebers. Arch. f. Gesch. d. Med. 

I, 1, 8. 12—28. 
Offbrd, J., The religion of the ancient Egyptians. Amer. Antiquarian XXIX, 2. 
Olshausen, Beitrag zur Frage des Auftretens metallischen Eisens in vormykenischer 

Zeit in Kleinasien. Zeitschr. f. Ethnol. XXXIX, 8. 691—695. 
Pallary, P.. Becherches palethnologiques sur le littoral du Maroo en 1906. L* Anthro- 
pologie XVIII, p. 301—314. 
Proctor, H.. Chaldean art. Amer. Antiquarian XXIX, 2. 

Saad, L., Die Ausgrabungen in Gezer in Palästina. Globus XCII, 14, 8.218—215. 
Schiffer, 8., Keilinschriftliche Spuren der in der zweiten Hälfte des 8. Jahrb. von 

den Assyrerh naoh Mesopotamien deportierten Samarier (10 Stämme). IV, 44 8. 

Oriental. Liter.-Ztg. I. 
Sewell, R., Archaeology in South India. Journ. Roy. Asiat. 8oc. Great Brit., April. 
Sewell, R«, Antiquarian notes in Burma and Ceylon. Indian Antiquarian 1906, 

XXV, 448. 
Smith, H. J., Archaeology of the gulf of Georgia and Puget Sound. Mem. Amer. 

Mus. nat. hist. IV, 6. 
Smith, G. E., Beport on the unwrapping of the mummy of Menephtah. Ann. 

Service de« antiq. de l'Egypte, p. 108 — 112. 
Smith, G. E., Beport on tbe unrolling of the mummies of the Kings Siptah, 

Seti II, Bamses IV, Bamses V and Bamses VI in the Cairo Museum. Bull. 

Instit. Egypt., p. 45—66. 



C. Tagesgeschichte. 



Freiburg (Breisgau). Prof. Dr. Eugen Fischer erhielt die Bronze-Medaille 
des Prix Broca von der Society d* Anthropologie de Paris für seine Arbeit: Die 
Variationen an Badius und Ulna des Menschen. 

Hannover. Dr. H. Hahne habilitierte sich an der kgL technischen Hoch- 
schule als Privatdozent für europäische Vorgeschichte (prähistor. Archäologie) mit 
der Habilitationsschrift „Norden und Süden in der Vorgeschichte Europas* und der 
Antrittsvorlesung „Die Germanen in der Vor- und Frühgeschichte". Sein erstes 
Kolleg wird über „die vorgeschichtlichen Kulturkreise Europas" handeln. 

Paris« Am 30. September verstarb im Alter von 65 Jahren Edouard Four- 
drignier, ein Prähistoriker, und am 13. Oktober im Alter von 33 Jahren Dr. 
N. Vaschide, der Direktor des Laboratoire de Psychologie pathologique de l'Ecole 
des Hautes-Etudes, der sich auch auf anthropologischem Gebiete betätigte. 



Zentralblatt für Anthropologie 

in Verbindung mit 

F. v. Luschan, H. Seger, G. Thilenius 

herausgegeben von 

Georg Buschan. 

Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig. 

13. Jahrgang. Heft 2. 1908. 



A. Referate. 

I. Allgemeines, Methoden. 

75. L'£cole d'anthropologie de Paris, 1876—1906. Portrait-froutis- 
pice de Paul Broca. 210 S. Paris, F. Aican, 1907. 

Ein Bericht über die Tätigkeit der von P. Broca begründeten ficole 
d'anthropologie de Paris wahrend ihres 20 jährigen Bestehens, d h. eine kurze 
Geschichte dieses vorbildlichen Instituts aus der Feder Thulies, ein Verzeichnis 
der im Laufe der Jahre an ihm gehaltenen Vorlesungen und eine Zusammen- 
stellung der anthropologischen Arbeiten der bisher an ihm tätigen 21 Lehr- 
kräfte, das allein die Seiten 115 bis 210 ausfüllt. Möge uns in Deutschland 
eine ähnliche Hochschule recht bald beschieden sein, bei der Schwerfälligkeit 
unserer maßgebenden Persönlichkeiten leider wohl noch lange ein frommer 
Wunsch. Bnschan- Statin. 

76. E. T. Hamy : La collection anthropologique du Museum national 
d'histoire naturelle, lecon d'ouverture du cours d'anthropologie 
faite le 11. avril 1907. L'Anthropoiogie 1007, tome XVIII, 
p. 257—276. 

Als Einleitung zu seinen Vorlesungen des letzten Sommersemesters gab 
der Verfasser die hier abgedruckte Geschichte der seit 1892 ihm unterstellten 
Sammlung von ihren ersten Anfängen im 17. Jahrhundert bis zum heutigen 
Tage. Seit neun Jahren ist diese in dem prachtvollen Neubau untergebracht, den 
die Teilnehmer des XII. Intern. Anthropologenkongresses bewundern konnten, 
doch hat, wie Hamy sich ausdrückt, die Übersiedelung „hinsichtlich der Auf- 
stellung keinerlei Vorteil gebracht". Trotz der oft geltend gemachten Übel- 
stände „hat aber die neue Sammlung ein großartiges Ansehen, und der 
Besucher erhält einen wirklich bedeutenden Eindruck, wenn er aus dem Saal 
Vibraye auf den Balkon tritt und sein Auge über das Heer wohlgeordneter 
Skelette schweifen läßt u . Welchen Aufschwung diese Sammlung, eine wissen- 
schaftliche Sehenswürdigkeit von Paris, in den beiden letzten Jahrzehnten 
genommen hat, ist schon daraus zu ersehen, daß sie jetzt 49 000 Gegenstände 
umfaßt, gegen 22 000 im Jahr von Hamys Dienstantritt. 

Ludwig Wilser- Heidelberg. 

Zentralblatt f ir Anthropologie. 1908. 5 



66 A. Referate. Allgemeines, Methoden. 

77. Th. Mollison: Einige neue Instrumente zur Messung von 
Winkeln und Krümmungen. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. 
1907, Bd. X, Heft 3, S. 489—499. 

Verfasser gibt zunächst ein neues Goniometer an, das zusammen mit 
dem zugehörigen Schädelstativ vor allem für denjenigen außerordentlich wert- 
voll ist, der seine Instrumente auf die Reise in fremde Sammlungen mit- 
nehmen muß. Das kleine handliche Instrument ist aber auch sonst sehr 
praktisch und spart gegen alle bisherigen viele Arbeitszeit. (Leider sind die 
Preise nicht angegeben.) 

Zum Einstellen in die deutsche Horizontale benutzt Verfasser ein ein- 
faches, aus drei Säulen bestehendes Gestell (zwei Säulen fest, eine dagegen 
drehbar), auf zwei von dessen oben verschieblichen Querbalken die beiden 
Ohrpunkte ruhen, während vorn eine kleine Feder vom Gaumen bzw. Zahn- 
bogen aus den Schädel so hoch hebt, daß der eine untere Orbitalrand an eine 
genau ebenfalls in Höhe der Ohrstützen angebrachte Kante stößt. Das ganze 
Gestell kann zusammengelegt werden. Als Goniometer dient ein metallener 
Winkeltransporteur, in dessen Mitte ein durch kleines Gewicht stets senk- 
recht sich stellender Zeiger pendelt. Die Rückseite des Transporteurfußes 
wird mit Schrauben an einen Taster- oder Stangenzirkel Martins befestigt, 
worauf am Transporteur der Winkel zwischen der Vertikalen und der Ver- 
bindungslinie zweier von den Zirkelenden berührter Punkte abgelesen werden 
kann. — Das Instrument scheint recht brauchbar und wird sich sicher rasch 
Freunde erwerben. 

Das Cyklometer soll dazu dienen, Kurven am Objekte selbst (natürlich 
auch an der Zeichnung) nach ihrem Krümmungsradius von Strecke zu Strecke 
zu bestimmen. Zwei feste Spitzen und eine in besonderer Konstruktion sich 
daran auf und ab bewegende Spitze, mit deren Bewegung ein Zeiger 
verbunden ist, werden auf das betreffende Kurvenstück (z. B. Scheitel- 
wölbung , ein Stück von 30 mm Sehnenlänge) aufgesetzt und die Krümmung 
nach ihrer Radiusgröße unmittelbar abgelesen. Auch dieses Instrument, das 
wohl bisher völlig gefehlt hat, wird sich rasch einführen. Beide sind durch 
Instrumentenmacher Hermann in Zürich zu beziehen. 

E. Fischer- Freiburg t. B. 

78. R. Imhofer: Die Bedeutung der Ohrmuschel für die Fest- 
stellung der Identität. Archiv f. Kriminalauthropol. 1907, 
Bd. XXVI, S. 150—162. 

Die genauere Untersuchung der Ohrmuschel, welche in den neueren Lehr- 
büchern für gerichtliche Medizin nur wenig oder gar nicht berücksichtigt 
wird, findet Imhofer besonders in Fällen von Feststellung der Identität oder 
der Familienangehörigkeit einer bestimmten Person für wünschenswert. Selbst 
an der Leiche ist sie recht gut verwendbar, da sie der Zerstörung mehr 
Widerstand leistet als z. B. das bald der Fäulnis anheimfallende Auge. Unter 
die wichtigsten, zur Identifizierung vollkommen genügenden Merkmale rechnet 
Imhofer das angeborene Cololom des Läppchens, die Erbsenform des 
Darwinschen Knotens, die winkelige Abknickung der Helixlinie an Stelle 
der Darwinschen Spitze und fehlende Einrollung (Macacus-Ohr), Drei- 
gabelung des Antihelix. 

Imhofer empfiehlt, daß bei allen Ohrmuscheluntersuchungen vier 
Bestandteile genau untersucht werden, und zwar: Helix, Antihelix, Tragus, 
Läppchen. Dr. Oskar von Hovorka-Wien. 



A. Referate. Allgemeines, Methoden. 67 

79. 6. U. Yule: On the influenoe of Bias and of personal equation 
in statistics of illdeflned qualities. Journ. of the Anthropol. 
Instit. 1906. Vol. XXXVI, p. 325—381; 30 Tabellen. 

In dieser rein theoretisch -statistischen Abhandlung geht Verfasser von 
dem Gedanken aus, daß bei Untersuchungen, die nicht auf Messungen, sondern 
auf Schätzungen nicht meßbarer Eigenschaften (Farbe, geistige Veranlagung 
und dergleichen) durch verschiedene Beobachter beruhen, gewisse individuelle 
Fehler unvermeidlich sind. Er untersucht sie experimentell, indem er eine 
große Anzahl verschiedener Beobachter eine Reihe von verschieden hell oder 
dunkel getonten photographischen Papieren nach vorgeschriebenen Gruppen 
rubrizieren läßt, und zeigt, daß nicht nur die subjektiven Fehler der Beob- 
achter, sondern auch die Anzahl der verlangten Rubriken von einem be- 
stimmten Einfluß ist; er wendet sich gegen die Anwendbarkeit der Methoden 
von Galton und Pearson in Fällen wie der vorliegende und sucht im 
folgenden, unter Benutzung dieser Methoden selbst, des weiteren ihre Schwächen 
darzulegen. P. Bartels-Berlin. 

80. Francis Galton : Probability, the foundation of Eugenics. The 

Herbert Spencer Lecture delivered on june 5th, 1907. 30 p., 
1 Taf., Oxford 1907. 

Das neue Wort „Eugenics" ist vom Verfasser geprägt und bildet den 
Hauptbestandteil des Namens einer Stiftung, die, gleichfalls vom Verfasser, 
der Universität London dargeboten und von ihr angenommen wurde: „The 
Eugenics Laboratory" befindet sich in London, 88 Gower Street, wird von 
D. Heron als Vorsteher und Miss Elderton als Assistent verwaltet und 
bezweckt das Studium der Einflüsse, welche geeignet sind, die Rasseneigen- 
schaften der kommenden Generationen, und zwar sowohl die physischen als 
auch die moralischen, zu verbessern oder zu verschlechtern. Zu diesem 
Zwecke muß eine große Anzahl von Daten gesammelt und verarbeitet werden. 
Die Verarbeitung geschieht nach den vom Verfasser gemeinsam mit Pearson 
begründeten biometrischen Methoden. Über die Grundzüge dieser Methode 
gibt Verfasser einen kurzen Überblick, der wohl geeignet ist, in das Ver- 
ständnis dieser Methode und besonders der Termini technici einzuführen, und 
deshalb jedem, der sich über das von der Pearsonschen Schule geübte Ver- 
fahren informieren will, zur ersten Einführung empfohlen werden kann. Da- 
gegen wird wohl mancher Leser von dem zweiten Teile des Vortrages des 
berühmten Verfassers enttäuscht sein, in welchem ganz allgemeine Aus- 
führungen über die Macht des Vorurteils, die Veränderlichkeit der öffentlichen 
Meinung und dergleichen enthalten sind. Man begreift nicht recht, wozu 
ein so großer Apparat von gelehrten und schwierigen Darlegungen auf- 
geboten wurde, wenn über die Möglichkeit, sie für den genannten idealen 
Zweck, die Menschen zu bessern, anzuwenden, so wenig gesagt wird: „Erst 
wenn die wünschenswerte Menge an Kenntnissen", so schließt Verfasser, 
„gewonnen sein wird, erst dann, und nicht eher, ist der Zeitpunkt gekommen, 
einen heiligen Krieg gegen die Gewohnheiten und Vorurteile auszurufen, 
welche die physischen und moralischen Eigenschaften unserer Rasse ver- 
schlechtern." So edel der Zweck ist, so dürfte doch auch diese Schrift 
kaum dazu beitragen , den biometrischen Methoden neue Anhänger, in 
Deutschland wenigstens, zu gewinnen, da auch hier wieder zwar ein sehr 
verfeinertes Verfahren, aber kein greifbares Resultat geboten wird. 

P. Bartels-Berlin. 



68 A, Referate. Allgemeines, Methoden. 

81* M. Nussbaum: Mutationserscheinungeii bei Tieren. 24 8. 

Bonn, F. Cohen, 1906. 
Einen experimentellen Beweis für die Entstehung neuer Arten durch 
Mutation hat man in der Tierwelt bisher nicht erbracht. Verfasser glaubt« 
durch die Analyse einer größeren Reihe von Artcharakteren gezeigt zu haben, 
daß die Verschiedenheiten in den Organen und in der äußeren Erscheinung* 
in vielen Fällen nicht anders als durch Mutation entstanden sein können, da 
die Existenz von Übergangsformen unmöglich ist. An Beispielen aus der 
Anatomie des fertigen und des embryonalen Formenkreises habe er auch 
den Beweis erbracht, weshalb bei der Entstehung einer bestimmten Art die 
charakteristischen Merkmale nicht in langsam fortschreitender Entwickelung. 
sondern, soweit es den prinzipiellen Unterschied anlangt, in einem Zuge ent- 
standen sein müssen. Dr. Warda- Blankenburg (Thür.). 

82. Robert Sommer: Familienforschung und Vererbungslehre. 

Mit 16 Abb. und 2 Tab. VI, 232 S. Leipzig, J. A. Barth, 
1907. 

Vornehmlich aus anthropologischen und psychologischen Gesichtspunkten 
ist das Buch Sommers entstanden. Es faßt vieles zusammen, was wir über 
die Vererbung beim Menschen wissen, und gibt eine Menge neuer Gesichts- 
punkte für die Anwendung der Hereditätsforschungen auf den Menschen. 
Da das Buch auch für den Laien verständlich geschrieben ist. wird es über 
einen engen Kreis wissenschaftlicher Interessenten hinaus anregend wirken. 

In den einleitenden Kapiteln wird die Bedeutung der Familienforschung 
für die Talent- und Charakterpsychologie, die Psychopathologie und die 
Kriminalpsychologie beleuchtet; sie gibt oft Aufschlüsse in bezug auf Er- 
scheinungen, die die Individualpsychologie zwar feststeilen, aber nicht gene- 
tisch ableiten kann. Die Theorie der Rassenmischungen kann nur aus der 
Geschichte einzelner Familien geklärt werden, die aus der Mischung von 
sicher heterogenen Rassenelementen entstanden sind. Es kann die Frage 
beantwortet werden, in welcher Weise sich die verschiedenen Eigenschaften 
der Ureltern vererben, ob ein Rassen- bzw. Generationselement das andere 
überwiegt, wie die Verteilung der physischen und psychischen Eigenschaften 
sich bei den Kindern vollzieht, ob die Eigenschaften isoliert vererbt werden 
oder Synthesen mit dem anderen Element eingehen, usw. 

Kapitel III belehrt über Familie, Stammbaum und Ahnentafel. Verfasser 
unterscheidet drei Schemata für die Aufzeichnung der Generationsreihen: 
1. Die einfache Generat iousreihe, wenn man, von einer bestimmten Person 
ausgehend, ihre Aszendenz in der Weise feststellt, daß man stets nur die- 
jenigen Vorfahren von Vater und Mutter, welche luit diesen den gleichen 
Namen haben, sowie deren Frauen aufführt. 2. Den Stammbaum, in welchem 
die Deszendenz eines bestimmten Paares in der Weise festgestellt wird, daß 
sämtliche Nachkommen genannt werden, so weit sie den gleichen Namen 
tragen. 3. Die Ahnentafel, wenn man die väterliche und die mütterliche 
Ahnenreihe in ihren männlichen und weiblichen Mitgliedern darstellt. Nur 
die Vereinigung von Stammbaum und Ahnentafel kann der Forschung aus- 
reichendes Material liefern. — Es ist die Möglichkeit vorhanden, daß in jedem 
Menschen potentiell die ganze Summe seiner Verfahren steckt. Entgegen- 
gesetzt diesem Gedanken der Summierung ist der einer fortschreitenden Ver- 
mischung in der Deszendenz im Sinne einer allmählichen Veränderung des 
ursprünglichen Elementes. Schematisch läßt sich dieser Gedanke in der 
Weise ausdrücken, daß man jedes neue Individuum zur Hälfte von väterlicher. 



A. Referate. Allgemeines, Methoden. 69 

zur Hälfte von mütterlicher Seite herleitet. Diese zweite Auffassung be- 
zeichnet aber Verfasser als unrichtig, da offenbar eine viel größere Konstanz 
der Vererbung im Gegensatz zu einer fortschreitenden Verteilung besteht; die 
Erfahrung spricht eher dafür, daß das Sohema einer Summierung der Ahnen 
den wirklichen Vererbungstatsachen relativ näher kommt, als das der fort- 
schreitenden Teilung. Zum Schluß dieses Kapitels gibt Verfasser Methoden 
an, schematisch und zahlenmäßig Stammbäume und Ahnentafeln einzuteilen 
und einzelne Glieder zu bezeichnen. 

In Kapitel IV handelt Verfasser von psychopathischer Belastung und 
Degeneration, in Kapitel V von individueller Anlage und Geisteskrankheit. 
Ei* weist auf die interessante Aufgabe hin, bei den verschiedenen Psychosen 
den individuellen Faktor von dem Typus der Krankheit zu sondern. Wenn 
man nicht nur Anlagen und Krankheit des Kranken, sondern auch die An- 
lagen der Angehörigen studiert, wird es gelingen, besondere Beziehungen zu 
finden zwischen der besonderen Form der Krankheit und den Anlagen in der 
Familie. Ganz besonders gilt dies für den primären (endogenen) Schwachsinn. 

Nach Kapitel VI (Kriminalität und Vererbung) bedarf es einer sehr sorg- 
fältigen Prüfung von einzelnen Fällen, um allmählich Regeln über die merk- 
würdigen Zusammenhänge von Familiencharakter, Psychopathologie und 
Kriminalität aufzustellen. Verfasser glaubt schon jetzt einige Typen heraus- 
schälen zu können. 

Im folgenden Kapitel (Vererbung, Entwickelung und Züchtung) folgen 
interessante Schlüsse von unseren Kenntnissen über die Variabilität der Arten 
auf die Gestaltung und Entwickelung der menschlichen Gesellschaft. Durch 
die endogene Variation ist die Möglichkeit des weiteren Fortschrittes gegeben. 
Unter den Abarten von der normalen Organisation unterscheidet Verfasser 
neben der pathologischen, der kriminellen, der indifferenten auch die art- 
steigernde. Für die Anpassung in der Tierwelt und ganz besonders im Leben 
der Menscheuarteu ist von der größten Wichtigkeit die bewußt vollzogene 
Übung bestimmter Bewegungsarten und Leistungen. Dieses psychologische 
Element stellt Verfasser als dynamische Anpassung der mechanischen gegen- 
über. Eine ganz überwiegende Bedeutung würde dies dynamische Clement 
erhalten, wenn sich nachweisen ließe, daß die Vererbung von Eigenschaften 
wesentlich von ihrer willkürlichen Übung abhängt. Verfasser ist nun geneigt, 
anzunehmen, daß nicht zwischen bewußten Hirn Vorgängen und den Keim- 
zellen ein Zusammenhang existiere, wohl aber zwischen diesen und ßewegungs- 
automatismen, d. h. Innervationsvorgängen, die ursprünglich bewußt gewesen, 
durch Übung aber automatisch geworden sind. Es vererben sich also nicht 
bestimmte Gedanken und Gefühle, sondern Bewegungsantriebe, die sich in 
der Konstruktion der Keimzellen organisch niedergeschlagen haben. Die 
Streitfrage, ob sich erworbene Eigenschaften vererben, ist also 
nicht generell zu bejahen oder zu verneinen, sondern in folgender Weise zu 
beantworten: 1. Es ist in keiner Weise nachzuweisen, daß Eigenschaften, die 
bei einem Individuum lediglich durch äußere Umstände entstehen, sich erblich 
übertragen. 2. Eigenschaften, die durch willkürliche Anstrengung und 
Spannung der Aufmerksamkeit allmählich automatisch gewordene Vorstellungs- 
reihen darstellen, die in Form von Bewegungsmechanismen verharren, haben 
wahrscheinlich eine erbliche Kraft. Voraussetzung hierzu ist die Annahme, 
daß die organische Hirnbeschaffenheit auf die Beschaffenheit des Keimplasmas 
eine Einwirkung haben kann. Diese Annahme wird nach Verfasser durch 
eine große Anzahl von Beobachtungen in der Physiologie und Pathologie ge- 
stützt. Es ist also der Wille, der in Form von Aufmerksamkeit und Spannung 



70 A. Referate. Allgemeines, Methoden. 

Vorstellungsreihen in Bewegungsmechanismen umsetzt, ein dynamisches und 
gestaltendes Element in dem entwickelungBgeschichtlichen Werden. 

Im Tier- und Pflanzenreich — so lehrt Verfasser im nächsten Kapitel 
„Vererbungsgesetze" — eröffnet sich uns ein Ausblick auf ein enormes Gebiet 
von Vererbungstatsachen, aber die Zahl der Regeln, d. h. der typisch wieder- 
kehrenden Gruppen von Erscheinungen, und noch mehr die Zahl der eigent- 
lichen Gesetze mit Erkenntnis des Grundes der Regeln ist nocli verhältnis- 
mäßig sehr klein. Von Wichtigkeit ist die Analogie, die sich zwischen der 
sogenannten Parthenogenesis bei den Bienen und der Entstehung der weib- 
lichen Keimzellen im übrigen Tierreich (und beim Menschen) findet. Bei 
der Entstehung der Drohnen liegt scheinbar ein Fall von ungeschlechtlicher 
Fortpflanzung vor. Physiologisch kann man jedoch den Vorgang so auf- 
fassen, daß es sich um eine indirekte Folge der geschlechtlichen Fortpflanzung 
der Großeltern handelt, wobei die scheinbare Mutter nur die Bedeutung der 
Vermittlerin hat. Die Zellen der Mutter, aus welchen die Drohnen ohne ge- 
schlechtliche Fortpflanzung entstehen, sind Geschwisterzellen derjenigen, aus 
denen der übrige Körper der Königin sich gebildet hat. Während diese in 
ihrem individuellen Leben Weibchen ist, trägt sie in sich Zellen von rein 
männlicher Entwicklungsfähigkeit, die eigentlich aus der geschlechtlichen 
Fortpflanzung der Großeltern entstanden sind. In analoger Weise sind (beim 
Menschen) die Eizellen schon bei der Geburt jedes Weibes vorgebildet, im 
Gegensatz zu den Spermatozoon, die im persönlichen Leben des Mannes ent- 
stehen. Sie sind also ent wickelungsgeschichtlich nicht ein Produkt der Frau, 
sondern ein solches der Eltern dieser Frau, sie sind Geschwisterzellen der 
übrigen Körperzellen desjenigen Weibes, dem ßie angehören. In diesen eigen- 
tümlichen Tatsachen liegt vielleicht der Grund für eine Reihe von Ver- 
erbungstatsachen, die darauf hinauslaufen, daß die Kinder außerordentlich 
oft auf eines der Eltern der Mutter zurückschlagen. 

Weiter gibt Verfasser einen klaren Überblick über die Vererbungsgesetze, 
die Mendel an den Deszendenzreihen untereinander befruchteter Hybriden 
gefunden hat. Auf Einzelheiten kann hier nicht eingegangen werden. Auch 
für die Vererbung von menschlichen Merkmalen werden sich vielleicht be- 
stimmte Regeln und Gesetze ergeben. 

Über die folgenden Kapitel können wir wieder kürzer hinweggehen. 
Kapitel IX behandelt die „Methoden der Familienforschung tt , erwähnt Ur- 
kunden, Werke, Familiennamen, Grabdenkmäler, Kapitel X erörtert die 
Wappenkunde als Teil der genealogischen Zeichenlehre. Verfasser gibt ein 
Schema für ein modernes, der Familienforschung nutzbar zu machendes 
Familienabzeicben, das er als „Ahnenuhr" bezeichnet. Die kurze Beschreibung 
macht es nicht verständlich, wie Verfasser sich den Gebrauch dieser Ahnen- 
uhr denkt. 

In Kapitel XI folgen allgemeine Betrachtungen über die „körperliche 
Untersuchung vom Standpunkte der Vererbungslehre", in Kapitel XII Be- 
merkungen über individualpsychologische Untersuchungsmethoden. 

Kapitel XIII ist das umfangreichste und bringt die Geschichte einer 
bürgerlichen Familie vom 14. bis zum 20. Jahrhundert. Diese Geschichte ist 
mit großer Liebe geschrieben; sie hält unser Interesse trotz vieler sehr ins 
einzelne gehender Mitteilungen bis zuletzt rege. Und doch müssen wir ge- 
stehen, daß die Ausbeute vom Standpunkte der Vererbungswissenschaft über- 
aus spärlich ist. Die genauere Schilderung von 14 Familienangehörigen aus 
sechs vollen Jahrhunderten nach der Seite ihrer geistigen Begabungen und 
ihrer Lebensschicksale ist immer noch viel zu dürftig, als daß sie ein Beitrag 



A. Referate. Allgemeines, Methoden. 71 

zur Lehre von der Vererbung genannt werden könnte. Diesen Ehrgeiz aber 
hat Verfasser mit seiner Geschichte der Familie Soldan auch gar nicht be- 
sessen; ihm war es um die Darstellung der Methode zu tun, hier hat er 
anregend und belehrend gewirkt, so daß wir Grund haben, ihm dankbar 
zu sein. 

Endlich beschäftigt sich Kapitel XIV mit Familienromanen aus der 
neueren Literatur (Zola, Gustav Freytag, Wilhelm Jordan), Kapitel XV mit 
Familienbewußtsein und Chroniken, Kapitel XVI mit Regeneration und Adel. 

Dr. Warda-Blankenburg (Thür.). 

83. Wilhelm Strohmayer: Über den Wert genealogischer Be- 
trachtungsweise in der psychiatrischen Erblichkeitslehre. 

Monatsschr. f. Psychiatrie u. Neur. 1907. Bd. XXII, Erg.-Heft, 
S. 115—131. 

Strohmayer, dem wir schon mehrere wertvolle Arbeiten zur Vererbungs- 
wissenschaft verdanken, wendet sich hier in temperamentvoller Weise gegen 
die bisher blühende Erblichkeits- Massenstatistik, gegen prozentuarisch ab- 
geschätzte erbliche Belastung, gegen den „staatlich kontrollierten Rassen- 
stall", aber auch gegen den Pessimismus von Martius. Im Gegensatz zu 
diesem erklärt er die Wahrscheinlichkeitsrechnung, mit der wir uns bei der 
Vererbung leiblicher und körperlicher Charaktere begnügen müssen, nicht für 
wertlos, betont vielmehr die Wichtigkeit einer auf der Genealogie basierenden 
Familienforschung. Er gibt Beispiele aus der Genealogie der Habsburger 
und der Valois. Aus ihnen schließt er, daß weder einseitige schwere erbliche 
Belastung, noch Inzucht, noch konvergierende Belastung schlechthin zur De- 
generation führen müssen, sondern daß nur das Zusammentreffen zweier 
familiärer gleichsinniger Erbschaftscadres verhängnisvoll wird. Auch über 
die bald günstige, bald ungünstige Bedeutung der Inzucht finden wir inter- 
essante Bemerkungen. Dr. Warda-Blankenburg (Thür,). 

84. Wilhelm Strohmayer: Zwei historische Geburtenkurven fürst- 
licher und ritterschaftlicher Geschlechter. Arch. f. Rassen - 
u. Geschlechtsbiologie 1907, Jahrg. IV, Heft 3, S. 374—380. 

Ottokar Lorenz, dem Jenenser Historiker und Genealogen, war es auf- 
gefallen, daß in den Dynastien die Zeugungsverhältnisse außerordentlich großen 
zeitlichen Schwankungen unterliegen. In seinen nachgelassenen Papieren fand 
sich eine Zusammenstellung, die er seihst als wichtige Kurve der Geburten 
bezeichnet. In dieser berechnet er für 20 deutsche Dynastien die Zahl der 
männlichen und weiblichen Geburten für den Zeitraum von 1501 bis 1866 
generationsweise, indem er diesen Zeitraum in 11 Generationen zerlegt. Die 
beiden Kurven (für männliche und weibliche Geburten) zeigen einen all- 
mählichen Anstieg und erreichen ihre größte Höhe im letzten Drittel des 
17. Jährhunderts, um wieder tief abzusinken. Strohmayer suchte das 
Resultat nachzuprüfen und entwarf dieselben Kurven über denselben Zeit- 
raum für 16 Familien der althessischen Ritterschaft. Er fand denselben 
Gipfel am Ende des 17. Jahrhunderts. Verfasser glaubt nicht, daß dieser 
merkwürdige Verlauf der Geburtenkurve durch 11 Generationen auf äußere 
Einflüsse zurüokzuführen sei (Entvölkerung Deutschlands nach dem Dreißig- 
jährigen Kriege und reaktives Emporschnellen der Geburtenziffer), sondern 
vermutet den letzten Grund in anderen biologischen Gesetzen. 

Dr. Warda-Blankenburg (Thür.). 



72 A. Referate. Allgemeine«, Methoden. 

85. W. Strohmayer: Familiäre Tabes auf erblich - degenerativer 
Grundlage. Neurologisches Zentral». 1907. Bd. XXVI, S. 754 
—756. 

In einer Familie mit konvergenter Belastung durch zwei Generationen 
fand Verfasser zwei Schwestern mit tabisohen Erscheinungen. Erworbene 
und angeborene Syphilis werden ausgeschlossen. Es handelt sich bei beiden 
Schwestern um reflektorische Pupillenstarre und Westphalsohes Zeichen. 
Doppelseitiges Fehlen des Kniephänomens ist als echtes Stigma erblicher De- 
generation beschrieben, angeborene Pupillenstarre als seltenes familiäres Vor- 
kommnis bekannt. Verfasser nimmt aber nicht eine Kombination dieser Er 4 - 
scheinungen, sondern eine echte tabische Erkrankung an und setzt sie in 
besondere Beziehung zu dem mehrfachen Vorkommen von Diabetes in der 
Aszendenz. Dr. Warda-Blankenburg (Thür.). 

86. W. Johannsen: Über Dolichokephalie und Brachykephalie. 
Zur Kritik der Indexangaben. Archiv f. Rassen- u. Gesellschafts- 
Biologie 1907. Vol. IV, S. 171 — 188. 

Dieser beachtenswerte Beitrag eines Botanikers zur Indexfrage ist ent- 
standen bei Gelegenheit von Studien über Erblichkeitsprobleme, zu deren 
Untersuchung Verfasser Versuche mit Züchtung von schmalsamigen und breit- 
samigen (dolicho- und brachyspermen) Bohnenrassen anstellte. Bei der Fest- 
stellung der Längen-Breitenin dices wurde ihm klar, da beide Maße variieren, 
daß der in der üblichen Weise bestimmte („rohe") Längen-Breitenindex ein 
höchst unzuverlässiges Charakteristikum der Form darbietet. Er zeigt an 
sehr großen Reihen (Zehntausenden von Individuen), daß der Index in sehr 
hohem Grade von der absoluten Länge abhängt, und zwar, daß er mit 
steigender absoluter Länge kleiner wird. Es ist also eine Korrektion der 
„rohen tt Indices notwendig. Dies kann entweder so geschehen, daß man die 
Indices der einzelnen Längenmaßklassen vergleicht (also bei den verschiedenen 
Bohnenrassen z. B. Indices bei einer Länge unter 8 mm, bei 8 bis 9 mm, 
bei 9 bis 10mm, bei 10 bis 11mm usw.), oder daß man bei Berechnung des 
Index nicht die zugehörige Länge, sondern ein willkürlich gewähltes festes 
Längenmaß zugrunde legt; im Beispiele könnte man etwa die Längenklasse 
11 bis 12mm (als die Norm) wählen, also die Länge 11,5mm als Normal- 
länge für den Vergleich. — Die Anwendung auf anthropologische Fragen lag 
nahe. Retzius und Fürst überließen dem Verfasser das nicht publizierte 
Originalmaterial absoluter Messungen von schwedischen Wehrpflichtigen, und 
an einem Teil dieses Riesen materi als, sowie an den von Thomson und Mac 
Iver publizierten Maßen ägyptischer Schädel stellte Verfasser nun die dem 
Folgenden zugrunde liegenden Berechnungen an. Zunächst zeigt sich (bei 
ersteren). daß der durchschnittliche Wert der Indices mit steigender absoluter 
Kopflänge regelmäßig abnimmt, wie sich bei Einsetzung der Korrektion, die 
durchschnittliche Länge 19,51 cro als Normalmaß zugrunde gelegt, klar ergibt. 
Eine wichtige Anwendung auf die Frage des Verhältnisses der Indices zur 
Körperlänge (mit Rücksicht auf Ammons Gesetz der Langköpflgkeit der 
Großen) zeigt, daß dies zwar für die „rohen" Indices zutrifft, daß aber bei 
Einsetzung der Korrektion die Indices mit steigender Körperl änge als solche 
nicht abnehmen, im Gegenteil eine kleine Vergrößerung der Indices deutlich 
ist: der Einfluß der Körperlänge auf den Index ist eben nur durch die mit 
der Körperlänge wachsende Kopflänge bedingt. — Eine weitere wichtige An- 
wendung ergibt sich bei Betrachtung des ägyptischen Materials. Hier hatten 
die v rohen" Indices scheinbar gezeigt, daß die Frauen mehr brachykephal als 



A. Referate. Anthropologie. 73 

die Männer waren. Durch Vergleich der nach Längenmaßklassen geordneten 
Ergehnisse findet Verfasser aher das gerade Gegenteil, daß nämlich die 
Männerschädel innerhalb jeder Längenmaßklasse einen höheren durchschnitt- 
lichen Index hatten als die Frauenschädel. 

Verfasser fordert also eine Korrektion der „rohen" Indices. Er will da- 
mit nur eine Anregung geben, da er nicht Fachmann ist, wie er selbst sagt, 
die Literatur nicht beherrscht und nicht die Absicht hat, sich weiter mit der 
Schädellehre zu beschäftigen. Es darf daran erinnert werden, daß ähnliche 
Forderungen vor kurzem von t. Török erhoben wurden (vgl. mein Referat, 
Zentralbl. 1906, S. 260, 261), welcher nach Feststellung der Variationsbreite 
die beiden bei der Berechnung des Index zugrunde gelegten Maße, Länge 
und Breite, je nach ihrer Zugehörigkeit zur großen, mittleren und kleinen 
Gruppe, durch g, m, k bezeichnet und den Index durch beigefügte Zeichen, 

k a s 
z. B. r-, — , -=- usw., charakterisiert. — Diese neuen Vorschläge bilden eine 
k k m 

Ergänzung, die durchaus Berücksichtigung verdient. P. Bartels-Berlin. 

II. Anthropologie. 

87. Ales Hrdlicka: Measurements of the cranial fossae. Proceed. 
U.S. National Museum 1907. Vol. XXXII, p. 177—232; 2 Taf. 

Verfasser unternahm diese Untersuchung in der Absicht, die infolge 
schlechter Konservierung oder Fehlens von Material oft unmögliche Gehirn- 
messung möglichst zu ersetzen durch Messung der Schädelgruben. Im ganzen 
wurden 148 Schädel untersucht, Weiße, Neger, Indianer beider Geschlechter, 
Kinder und Föten, Affen und andere Säugetiere. Es wurden nur Maße ge- 
nommen, welche der Länge verschiedener Teile des Gehirns entsprechen. Die 
Meßpunkte mußten, und hierin scheint mir etwas Bedenkliches zu liegen, in 
künstlicher Weise bestimmt werden, da anatomische Punkte hierfür nicht 
geeignet waren- so wurde z. B. beim Erwachsenen der vordere Meßpunkt der 
vorderen Schädelgrube bestimmt durch den Punkt der Schädelinnenfläche, 
welcher auf einem Kreis von 2 cm Radius und mit dem Foramen coecum als 
Mittelpunkt liegt; der hintere Meßpunkt liegt 2 cm vom Foramen opticum 
entfernt auf dem scharfen Rande des kleinen Keilbeinflügels. Eine große 
Reihe von Ergebnissen ist aufgezählt, die erhalten wurden als Alters-, Ge- 
schlechts-, Rassendifferenzen, als Verschiedenheiten bei verschiedenen Schädel- 
indices usw., und die im einzelnen im Original nachzusehen sind; allgemeine 
Gesichtspunkte konnten anscheinend nicht herausgefunden werden. 

P. Bartels-Berlin. 

88. Gaston Backman: Om scaphocephalien och den uppkomst. 

Upsala Läk. Förh. Xyföljd 1907, Vol. XII, p. 1—48; 3 Taf. 
Backmans Untersuchungen über die Skaphokephalie und ihre Ent- 
stehung erstrecken sich auf eine Reihe von Schädeln aus Museen in Schweden, 
Dänemark und Norddeutschland. Er fand, daß sie nicht ausschließlich an 
Dolichokephalie gebunden ist, sondern auch bei Meso-, ja sogar bei Brachy- 
kephalie vorkommen kann. Für die wahrscheinlichste Grundursache hält er 
die hereditäre Syphilis; er läßt es unentschieden, ob diese Schädelverbildung von 
dem Obelion oder von der Falx cerebri und den umgebenden Duralpartien 
ausgeht, obwohl für den zweiten Fall die größere Wahrscheinlichkeit vor- 
handen ist. Kinder mit solchen Schädeln sind durch die fötale Verlängerung 
des Schädels dazu prädisponiert, in vorderen Kopflagen geboren zu werden. 



74 A. Referate. Anthropologie. 

Hiermit stimmen überein die vier Haupttypen der ausgeprägten Skapho- 
kephalie, welche den vier Grundformen der in Kopflage neugeborenen Kinder 
entsprechen. Backman findet die Skaphokephalie viel häufiger beim männ- 
lichen Geschlecht, sowie bei den besser situierten Klassen. 

Dr. Oskar von Hovorka- Wien. 

89. B. Adachi: Processus parietalis squamae temporalis. Zeit- 
schrift f. Moiphol. u. Anthropol. 1907. Bd. X, H. 3, S. 485 

—488. 
Adachi beschreibt in Wort und Bild einen kleinen dreieckigen zacken- 
förmigen Knochen fortsatz, der etwa von der Mitte des oberen Nahtrandes 
der Schläfen ßcbuppe sich in einen entsprechenden Ausschnitt des unteren 
Parietalrandes einschiebt, so daß also die Sutura parieto-temporalis hier eine 
nach oben sehende Zacke hat. Form und Größe wechseln sehr; trotz relativer 
Häufigkeit scheint die Bildung übersehen worden zu sein, sie kommt nach 
Verfasser unter 70 japanischen Schädeln 37 mal, unter 10 europäischen 5 mal 
vor. Auch an Affenschädeln ist sie häufig; ein Fall spricht dafür, daß sie 
gerade an der Stelle liegt, wo eventuell eine überzählige Naht im Scheitelbein 
auftreten kann. E. Fischer-Freiburg i. B. 

90. A. Rauber: Die Achse der Schädelhöhle. Archiv f. Anthropol. 
1907. N. F. Bd. VI, S. 12—35; 4 Abb. 

Verfasser bestimmte an einem Kaffern-, einem Tschuktschen-, einem 
Chinesen- und einem deutschen Schädel in einer im Original nachzusehenden 
Weise die Achse der Schädelhöhle. Er glaubt, daß man bei einer Dar- 
stellung der Höhlenachse aus ihr jedes Individuum zu erkennen vermöge; 
auch könne man, „wenn nur die Schädel genügend voneinander verschieden 
sind", alle Rassen voneinander unterscheiden, um so leichter, wenn auch das 
Maß der Innenbreite durch eine besondere Linie hinzugefügt wird; doch seien 
die Messungen der Schädeldurchmesser dadurch nicht hinfällig geworden. 

1\ Bartels-Berlin. 

91. A. Rauber: Der Schädel vom Johannisfriedhof, in Form von 
medianen, transversalen und horizontalen, äußeren und inneren 
Vielecken dargestellt. 60 S., 3 Tai Internat. Monatsschr. f. 
Anat. u. Phys. 1907. Vol. XXIV. 

An einem sonst nicht weiter interessanten Gräberschädel legte Verfasser 
zur Darstellung seiner Methode mit einer feinen ( l 2 mm dicken) Säge eine 
Anzahl von Schnitten, deren Formeigentümlichkeiten an Zeichnungen unter- 
sucht werden, zu deren Analyse die Konstruktion von End- und Höhenviel- 
ecken dient. Die Endvielecke finden ihre Ecken an den Enden oder Rändern 
der durchschnittenen Gewölbeknochen nnd haben die Basallinie zur schließen- 
den Seite; die Höhenvielecke dagegen sehen von den an den flachen Stellen 
des Gewölbes befindlichen Nähten ganz ab und haben ihre Ecken an den 
Punkten der höchsten Wölbung der Schädelknochen; die Schlußseite ist hier 
wie dort die Basallinie. Es soll dieses Verfahren eine Ergänzung der bisher 
üblichen Messungen darstellen und wesentlich auch geeignet sein, der inneren 
kraniometrischen Untersuchung die ihr gebührende Aufmerksamkeit zu- 
zuwenden. P. Bartels-Berlin. 

92. A. Rauber: Der Schädel der Ritterstraße, in Form von äußeren 
und inneren Vielecken dargestellt. Anatom. Hefte 1 907, Heft 99, 
S. 83—154; 5 Taf. 



A. Referate. Anthropologie. 75 

Über diesen bei Erdarbeiten gefundenen Schädel ist gar nichts bekannt, 
und er besitzt keinerlei besonders interessante Eigenschaften. Er diente nur 
als Objekt für den Versuch, „in der Form von planmäßig angelegten Viel- 
ecken einen bestimmteren Ausdruck der Schädelform zu finden, als es zurzeit 
auf anderem Wege geschehen kann 11 . Verfasser wird dabei von der Hoffnung 
geleitet, daß Individualität, Rasse, Alter und Geschlecht sich durch die be- 
sondere Form und Größe ihrer Schädelvielecke auszeichnen werden. Die 
Methode stellt offenbar sehr große Ansprüche an den Fleiß und die Zeit des 
Untersuchers; daß aber das Beschreiten dieses Weges auch lohnend ist, wird 
erst nachzuweisen sein. P. Bartels-Berlin. 

93. Schlaginhaufen: Untersuchungen über den Sagittalumfang 
und seine Komponenten an hundert Schädeln aus Melanesien. 

Mitteil. d. Ver. f. Erdkunde z. Dresden, 1907, S. 10—40; 14 Abb. 
An Umrißzeichnungen werden zunächst die absoluten Werte des Sagittal- 
bogens sowie seiner drei Bestandteile festgestellt und miteinander verglichen; 
darauf wird das gegenseitige Verhalten je zweier seiner Komponenten unter- 
sucht; nach Schwalbes Vorgang, welcher das Verhalten von Parietal- und 
Frontalbogen durch den Scheitelbeinindex ausdrückte, wird noch ein Front o- 
Occipital-Index (Occipitalbogen x 100 : Frontalbogen) und ein Parieto-Occipital- 
Index (Occipitalbogen x 100: Parietal bogen) berechnet und zur Vergleichung 
verwendet; die so erhaltenen Werte werden in Tabellen mitgeteilt und im 
Text im einzelnen besprochen. Diese Untersuchungen sollen nach des Ver- 
fassers eigenen Worten „den Zweck haben, für die Bearbeitung des Sagittal- 
umfanges und seiner Komponenten an den Schädelserien jeder Varietät der 
menschlichen Art Vergleichs materialien zu schaffen". — Wendete man dies 
Verfahren auch auf die übrigen Schädelumfänge an, so erhielte man damit 
eine Untersuch ungsmethode, die ähnlichen Bestrebungen wie den von Rauber 
empfohlenen, vorstehend besprochenen gerecht würde, vielleicht aber einfacher 
durchzuführen wäre. P. Bartels- Berlin. 

94. W. L. M. Duckworth: Report on a cranium with greatly 
reduced and irregulär dentition. Journal of Anat. and Physiol. 
1907. Vol. XLI, p. 208—210. 

Verfasser beschreibt einen Schädel eines männlichen Adulten mit sehr 
auffälligen Dentitionsanomalien. Nur der Oberkiefer konnte untersucht 
werden; es war nur ein Zahn erhalten, so daß die Dentition nach der Be- 
schaffenheit der Alveolen beurteilt werden mußte. Es handelt sich um 
folgende Abweichungen vom normalen Typus. Die seitlichen Schneidezähne 
sind sehr klein, namentlich rechts; der rechte Canine ist auffällig klein. Der 
zweite Prämolarzahn ist rechts auf die Fläche des harten Gaumens ver- 
schoben und sieht mit seiner Krone nach der Mittellinie des Gaumens. Es 
ist dies der einzige vorhandene Zahn. Ein rechter dritter Molar ist nicht 
entwickelt. Links ist die Alveole des ersten Pra molaren obliteriert. Hinter 
dem zweiten Prämolaren ist der Alveolarrand durch einen Alveolarabszeß zer- 
stört worden, so daß sich über die Beschaffenheit der Alveolen nichts aus- 
sagen ließ. 

Auffällig ist ferner an dem Schädel die Kleinheit des Gaumens; namentlich 
ist die Länge sehr reduziert. An dem vorderen Rande des Foramen magnum 
befindet sich ein medianes Tuberculum bei gleichzeitigem Vorhandensein der 
seitlichen Tubercula. 

Der Schädel ist stark orthognath. Friedemann-Berlhu 



76 A. Referate. Anthropologie. 

95. P. J. Moebius: Über die Verschiedenheit männlicher und weib- 
licher Schädel. Archiv f. Anthropol. 1907. N. F. Bd. VI, 
S. 1—7; 1 Taf. 

Diese letzte Arbeit des vor kurzem leider durch ein tückisches Leiden 
dahingerafften Verfassers vereinigt in charakteristischer Weise die Vorzüge 
seiner Arbeitsweise mit ihren Mängeln, scharfe Beobachtung, aber in mehr 
aphoristischer Weise mitgeteilt, und geistvolle, aber oft sehr anfechtbare Be- 
gründung. Ich beschränke aus naheliegenden Gründen die Kritik auf diese 
Bemerkung und gebe im folgenden nur eine kurze Analyse seiner Mitteilungen. 

Verfasser ist erstaunt, daß weder Rebentisch noch mir bei unseren 
Bearbeitungen der Geschlechts unterschiede am Schädel ein schon von 6 all 
(Anat. et Phys. du syst, nerveux III, 139; 1818) erwähntes Charakteristikum 
bekannt gewesen ist: die relativ bedeutende Ent Wickelung des weiblichen 
Hinterhauptes. Den Unterschieden in der Ausbildung der „Außenwerke", 
Muskeif ort sätze, Stirnhöhlen, Augenbrauenbogen, Stirnwulst (welche letzteren 
Verfasser übrigens den Hörnern der Tiere analog sein und mit dem geschlecht- 
lichen Leben zusammenhängen läßt), und den Differenzen der Kapazität der 
Stirnkapsel wird nun dieser neue Charakter angefügt. Die Beweisführung 
geschieht an Material, dessen Geschlecht selbst erst (von £. Schmidt u. a.) 
bestimmt war. aber trotzdem Verfasser selbst in einigen Fällen in seinem 
Urteil von seinen Vorgängern sich unterscheidet, legt er diesem Mangel des 
Materiales nur sehr geringen Wert bei. Um den gefundenen Unterschied 
auch zahlenmäßig zu erweisen, werden zunächst die absoluten Schädellängen 
verglichen; doch findet Verfasser in Übereinstimmung mit Rebentischs und 
meinen Ergebnissen den männlichen Schädel durchschnittlich länger. Die 
relativen Maße (Längen- ßreitenindex) ergeben auch nicht das gewünschte 
Resultat. Nunmehr vergleicht Moebius das Verhältnis des Umfanges zur 
relativen Länge, um die Länge in Beziehung zur Größe des Schädels zu 
setzen: doch stellte sich heraus, daß auch „da nichts Brauchbares heraus- 
kommt". Schließlich verfiel Verfasser auf den Gedanken, durch eine von der 
Mitte des Gehörganges ausgehende, zur größten Länge senkrechte Linie diese 
in vordere und hintere Länge zu trennen und das Verhältnis der hinteren 
zur ganzen Länge zu untersuchen. Bei 20 männlichen Schädeln betrug nun 
der Index 40,25; bei 20 Weibern 47,68; drei weitere Gruppen von je 20 be- 
stätigten dies Ergebnis: das weibliche Hinterhaupt ist relativ länger als das 
männliche. Wegen der Bedeutung dieses Verhaltens verweist Verfasser auf 
seine bekannten Beiträge zur Lehre von den Geschlechtsunterschieden (1903, 
H. 7 8 u. 1906, H. 11/12), indem er nur die Andeutung gibt: „Die stärkere 
Ausbildung dieser einen Stelle muß der Eigenschaft des Weibes entsprechen, 
durch die es den Mann zweifellos übertrifft/ — Einige andere Eigenschaften 
des weiblichen Kopfes deutet Verfasser folgendermaßen: Kleinheit des Gesichtes, 
infolge größeren Überwiegens des Sagittalbogens über die Basis = Mangel 
an Energie; kleines zurückweichendes Kinn = Unfähigkeit, sich durchzusetzen; 
Stärke der Hinterhauptfortsätze (und derNackenrauskeln) [nicht immer gleich- 
wertig! Referent] = geschlechtliche Sinnlichkeit nach männlicher Art; grober 
Kieferwinkel = Rücksichtslosigkeit; Schmalheit der Nase = geistige Feinheit. 
— Ein kapselartiges Vorspringen des oberen Teiles der Hinterhaupt schuppe 
ist mir besonders bei den Hottentotten- und BuschmannBohädeln unseres 
anatomischen Museums aufgefallen; von 14 zeigten es 13 Schädel (Internat. 
Monatsschr. f. Anat. 1904, S. 164); unter diesen 13 Schädeln ist mindestens 
einer sicher männlich: vor kurzem sah ich ferner auf unserem Präpariersaal 
bei einer männlichen Leiche einen ganz exzessiven Fall. So wird also das 



A. Referate. Anthropologie. 77 

von Moebius Mitgeteilte als Anregung wertvoll, im übrigen aber, hinsicht- 
lich der Deutung als Geschlechtsunterschied, mit einer gewissen Vorsicht auf- 
zunehmen sein und erst der Nachprüfung und Bestätigung bedürfen. Vor 
allem wäre die Möglichkeit des Einflusses pathologischer oder halbpatho- 
logischer Umstände (Anomalien der Lambdanaht!) zu berücksichtigen. 

P. Bartels-Berlin. 

96. Beyerthal: Weitere Untersuchungen über die Beziehungen 
zwischen Schädel umfang und Intelligenz im schulpflichtigen 
Alter. Zeitschr. f. experiment Pädagogik 1907. Bd. V, H. 3 4, 
S. 223—230; mit Tabelleu. 

In Verfolg seiner Studien (s. Zentralbl., Bd. XI, S. 268) kommt Verfasser 
auch für die Schulkinder im Alter von 9 1 2 bis 10 1 2 Jahren zu dem Ergebnis, daß 
eine Gesetzmäßigkeit zwischen Schädelumfang und Intelligenz besteht. Hier 
trat dieser Zusammenhang noch deutlicher zutage als bei den vorausgehenden 
Altersstufen und Klassen der früheren Untersuchungen. Es stellte sich her- 
aus, daß in dem genannten Alter mindestens ein Schädelumfang von 52 cm 
für die Knaben und von 51 cm für die Mädchen (mit einer einzigen Aus- 
nahme) erforderlich war, um hervorragend gute Seh ulieis tungen aufzuweisen. 
Auf Grund seiner nunmehr 2000 Schädelmessungen an Kindern von 6 bis 
10 Jahren glaubt er schon die praktische Tatsache als gesichert betrachten 
zu müssen, daß sechsjährige Schulknaben mit einem Schädelurafang unter 
50 cm und Schulmädchen mit unter 49 cm nur selten „sehr gute" Leistungen 
im Laufe des Schuljahres zeigen werden. Buschan- Stettin. 

97. F. Marino: Cervelli di delinquenti. Arch. di psich. 1907. 
Vol. XXVIII, p. 582—584. 

Vorläufige Zusammenstellung der Befunde an 13 Verbrechergehirnen, 
die sich im Museo di antropologia criminale von Parma befinden. Folgende 
Abweichungen vom normalen Typus erscheinen dem Verfasser bemerkenswert : 
1. Übertriebene Ausbildung der Sagittalfalten im Stirnlappen; 2. leichte Unter- 
brechung des Sulcus interparietalis, besonders rechterseits; 3. Einfachheit der 
ersten Schläfenwindung und ihre Vertiefung in den Sulcus Rolando auf der 
linken Seite; 4. häufige Variationen in übermäßiger Entwickelung des Prä- 
euneus; 5. relativ häufige Unterbrechung der aufsteigenden Stirnwindung und 
6. Fehlen des Sulcus centralis des Lobus supraorbitalis linkerseits in zwei 
Fällen. Buschan- Stettin. 

98. Cesare Mannini: Sopra un caso molto raro di mammella sopran- 
numeraria nelP uorao. Mit 1 Figur. Arch. di psich. 1907. 
Vol. XXVIII, p. 491—497. 

Ein sonst normal gebauter 55 jähriger Geisteskranker (Lypemania in- 
volutiva Kräpelin) zeigt seit seiner Geburt ungefähr 5 bis 6 cm unterhalb des 
linken Trochanter major auf der entsprechenden Hinterbacke einen sub- 
cutanen, verschiebbaren, leicht abgrenzbaren Tumor (8 cm Basis Durchmesser, 
einige Zentimeter Höhe) mit einer zentralen Protuberanz auf seiner Höhe, die 
eine seichte Einbuchtung trägt. Diese Geschwulst ist von fest elastischer 
Konsistenz, läßt beim wiederholten Betasten eine begrenzte Turgescenz 
erkennen und erweist sich auf oft schon mäßigen Druck schmerzhaft. 
Allem Anschein nach handelt es sich um eine überzählige Brust. — Bei ge- 
wissen Säugetieren, Capromys Fournieri (Fledermaus) und Myopotamus Coypus 
(Nagetier) trifft man normalerweise Zitzen an der gleichen Stelle, wie im vor- 



78 A. Referate. Anthropologie. 

liegenden Falle, an. Danach würde dieser als eine Rückschlagserscheinung 
aufzufassen sein. Buschan- Stettin. 

99. U. Dexler: Zur Anatomie des Zentralnervensystems von Ele- 
phas indieus. Arbeit a. d. Neurolog. Inst a. d. Univers. Wien 
1907. Bd. XIV (145 S.). 
Eingehende makro- und mikroskopische Untersuchung des Gehirns eines 
25 Tage alten weiblichen Elefanten aus dem zoologischen Garten zu Berlin. 
Uns interessieren davon nur die Gewichtszahlen. Das Gewicht deB Zentral- 
nervensystems (Gehirn 2040 g + Rückenmark 1878 g) verhielt sich zum 
Körpergewicht (240 kg) wie 1:107,77, das des Gehirns allein wie 1:117,7, 
das des Rückenmarks allein wie 1 : 1282,3, sein Gewicht zu dem des Groß- 
hirns wie 1 : 1 0,9. — An dem kugelig zusammengeballten Großhirn fiel in 
der Dorsalansicht das enge Massenverhältnis zwischen dem Cerebellum und 
dem Großhirnmantel auf. Das Kleinhirn (ohne Arme, zehn Tage lang in 
5proz. Formol gelegen) wog 496 g, der Rest des Gehirns also 1544 g; das 
Kleinhirn verhielt sich im Gewicht also zu diesem Rest wie 32,1 : 100 oder 
nach Abzug des Hirnstocks (ungefähr 400 g) wie \:2 l / 9 . Busehan-Stettin. 

100. Benedykt Dybowski: Vergleich des menschlichen Gebisses mit 
demjenigen anderer Säugetiere (polu.). Mit 35 Abb. Kosmos 
1907. Jahrg. XXXII, Heft 6 8. 

Die Abhandlung ist eiu Bruchstück eines umfangreichen Studiums, das 
unter dem Titel: „Über die Zähne der Säugetiere" (poln., mit 106 Abb.) in 
der obengenannten Zeitschrift, Jahrgang XXX, Heft 8 bis 12, 1905, und 
Jahrgang XXXI, Heft 1, 1906 erschien. Auf Grund der vergleichenden 
morphologischen Analyse einzelner Zähne kommt der Verfasser zum Schlüsse, 
daß alle Säugetier zahne nach einem und demselben Grundtypus gebaut sind. 
Dieser Typus zeichnet sich durch die Anhäufung höckerförmiger Elemente, 
die „Jugum u genannt wird, aus. Normal gibt es vier solcher Jochbildungen 
in jedem Zahne, und jedes Joch besteht gewöhnlich aus drei Haupthöckern: 
dem Wandhöcker, dem Bogenhöcker und dem Säulenhöcker (Murus, Arcus, 
Columna). Die Höcker sind ebenfalls keine einfache, sondern zusammen- 
gesetzte Bildungen, daher ist auch der allgemeine Bau der Zähne kompli- 
zierter, alB in der paläontologischen Odontologie angenommen wird. Diese 
Tatsachen bestimmten den Verfasser zur Annahme der Konkreszenztheorie. 

Von der Art und Weise, wie sich die einzelnen Zähnchen zu den Zahn- 
höckern, diese zu den Jochen und diese wiederum zu den vieljochigen 
Zähnen vereinigen, hängt die verschiedene Form der Zähne des (iebisses ab. 

Auf Grund zahlreicher Beispiele zeigt der Verfasser, daß alle Zähne in 
dem Gebisse einer Tiergatt ung eine ununterbrochene Kette von Modifikationen 
eines und desselben Typus aufweisen, und daß alle Eck-, Schneide- und Prä- 
molarzähne als Umbildungsformen der Molarzähne aufzufassen sind, während 
die letzteren, obwohl ihrer äußeren Form nach verschieden, doch alle dem 
vierjochigen Typus angehören. 

Das Gebiß des Menschen ist ganz genau nach dem Typus der Säugetier- 
zähne gebaut, und sowohl hier wie dort läßt sich in den Zähnen des Ober- 
und Unterkiefers die exakteste Homologie, wie es der Verfasser mit Hilfe 
zahlreicher Abbildungen nachweist, durchführen. Ihre Bestandteile, also die 
einzelnen Höcker, müssen jedoch einer präzisen Forschung unterzogen werden. 

Alle Zähne des menschlichen Gebisses, gleich denjenigen der Tiere, ge- 
hören zu dem vierjochigen Zahntypus. 



A. Referate. Anthropologie. 79 

Was die sogenannten Talonzähne (Osborn) anbetrifft, so hält diese der 
Verfasser für deformierte Zähne, die von dem sogenannten sextuberkulären 
Zahne abzuleiten sind. Der Talon des Oberkiefers stellt die hintere innere Fläohe 
der Zahnkrone dar, auf der die Säule (Columna) des dritten Joches und das 
degenerierte vierte Joch sich befinden, während das sogenannte Talonid das 
ganze dritte und vierte Joch eines Molaren des Unterkiefers repräsentiert. 

Die Ursache der Entstehung des Talon, also der Asymmetrie, welche 
zwischen der einen Zahnkronenfläche und der anderen obwaltet, ist der Meinung 
des Verfassers nach durch den Druck, der auf einen in der Entwickelung 
fortschreitenden Zahn von Seiten seiner Umgebung ausgeübt wird, zu erklären. 

Außerdem aber können hier die Verkürzung und Verengung des Kiefers 
oder andere ähnliche Umstände, die das Zahnwachstum begleiten, einwirken. 

In allen Zähnen des Oberkiefers, wo die Höcker sonst noch vereinzelt 
ihrer Wand gegenüber zu stehen kommen und noch nicht zu einem einheit- 
lichen Arcus verschmolzen sind, überall da, wo die Bogenwurzeln noch nicht 
zusammengewachsen oder wenigstens noch ersichtlich zweiteilig sind, findet 
man keine Spur von einem Talon. Er läßt sich aber immer dort nachweisen, 
wo die Bogen und Wurzel zusammengewachsen sind, bei solchen Zähnen, die 
sich durch eine Bchräge Lage (in Beziehung auf die Hauptachse der Zahn- 
alveole) auszeichnen, so. daß der innere Bogenteil des Zahnes entweder nach 
vorn oder nach hinten im Verhältnis zu dem äußeren, dem Wandteile, ver- 
schoben ist. 

Der sogenannte fünfte Höcker in den oberen Molarzähnen des Menschen 
(Tuberculum anomale, Tuberculum Carabelli) ist kein neuer Erwerb des 
menschlichen Gebisses, wie dies manche behaupten. Er ist der umgebildete 
Säulenhöcker, der sich bei allen Säugetiergattungen nachweisen läßt. 

Ein großer Teil der Abhandlung ist der Besprechung der Cope-Osborn- 
Theorie, welche der Verfasser zu widerlegen sucht, gewidmet. 

Er zeigt, daß überall, auch beim Menschen, der sogenannte „Haplodont" 
kein Typus eines Urzahnes, sondern ein im Regreß begriffener Molarzahn ist; 
dies ist zu schließen aus der Vergleichung der Zahnkeime des Säuglings, 
denen man bis jetzt zu wenig Aufmerksamkeit schenkte. 

Den Erörterungen des Verfassers gemäß wäre so gut die Knospungs- 
theorie, wie auch die Terminologie Osborns zu verwerfen; diese, da sie 
willkürlich und nicht auf Grund des vergleichenden Studiums aufgestellt, 
die Verwirrung der Begriffe zur Folge hat, jene, weil sie die Entstehung der 
Zähne aus dem Eckzahne, was mit dem wirklichen Sachverhalt nicht überein- 
stimmt, annimmt. Dr. Wüold Schreiber-Ijemberg. 

101. K. Nagel: Untersuchungen über den Armwinkel des Menschen. 

Zeitschrift f. Morphol. u. Authropol. 1907. Bd. X, Heft 3, S. 318—352. 
Nagel hat auf des Referenten Anregung versucht, die anatomische 
Grundlage des Arm winkeis des Menschen zu eruieren, d. h. des nach außen 
offenen Winkels, den die Längsachse des Oberarmes mit der des gestreckten, 
supinierten Unterarmes bildet. Er maß mit einem Instrument, das aus 
zwei um eine Winkeltransporteurachse drehbaren Linealen besteht, an 
50 Leichen (je rechts und links) den Winkel am intakten Arm, dann am ent- 
fleischten Gelenkpräparat, und schließlich wurden die einzelnen Knochen, 
Humerus und Radius-Ulna, untersucht. Als Kontrolle zu den Leichenmessungen 
wurden die Arme von je 30 Männern und Frauen ebenfalls bezüglich des 
Winkels gemessen. Verfasser findet den Winkel beim europäischen Manne 
(Badener) rechts und linkB im Mittel je 170°, bei der Frau 168°. 



80 A. Referate. Anthropologie. 

Das wichtigste Ergebnis ist nun der Nachweis, daß der Armwinkel 
anatomisch eine ganz verschiedene Grundlage haben kann. Bald ist seine 
starke (bzw. schwache) Ausbildung bedingt durch entsprechende Entwicklung 
des Winkels zwischen Humeruslängsachse und Trochleaachse desselben, bald 
durch solche des Winkels zwischen Vorderarmachse und Radius- Ulna- Gelenk- 
achse, bald kombinieren sich diese Winkel als Maxima, bald als Minima, bald 
als entgegengesetzt variierend. Auch für eine große Zahl anderer Form- 
varianten an Ober- und Unterarmknochen konnte nachgewiesen werden, daß 
sie nicht als strikte Grundlage des Armwinkels auftreten. So wird also die 
Größe des menschlichen Armwinkels durch individuell verschiedene Kombi- 
nation individuell verschieden ausgebildeter Formvarianten der Humerus- nnd 
Radius-Ulna-Gelenkteile bedingt. [Durch die Güte deB Herrn Prof. Koll- 
mann wird Referent auf eine Arbeit von Hübscher aufmerksam gemacht, 
die zu anderen Resultaten kam, die dem Verfasser und Referenten leider ent- 
gangen war, ein Nachtrag soll sich mit ihr noch befassen.] 

Weiter ist sehr wichtig, daß man durch Messung gewisser (im Original 
nachzusehender) Gelenk Verhältnisse an allen drei Knochen den Armwinkel 
des betreffenden Individuums bestimmen kann. (Also an Skeletten den Arm- 
winkel fremder Rassen.) 

Endlich zeigte die Messung an Armen von 20 Berufsathleten, daß diese 
eine Verstärkung der Armkrümmung besaßen; der Winkel war im Mittel um 
6° kleiner als an den Armen ebenso vieler ausgelesen muskelschwacher, nicht 
körperlich arbeitender Individuen (Studenten). 

Nach diesen, die früheren Untersuchungen des Referenten über Variationen 
an Radius und Ulna ergänzenden Resultaten fehlt zur Anthropologie des 
Armes noch vor allem eine Untersuchung des Arm winkeis bei Kindern und 
dann bei Angehörigen der verschiedenen fremden Rassen. 

E Fischer-Freiburg. 

102. Joseph Brennemann: The saeral or so-called „Mongolian" 
pigment spots of earliest infaney and childhood, with especial 
reference to their occurence in the American Negro. Amer. 
Anthropologie 1907. X. S. Vol. IX, p. 12—30; 1 Taf. 
Verfasser hat 40 Kinder von amerikanischen Negern sorgfältig auf Vor- 
kommen und Verteilung der Pigmentflecke untersucht; wie er glaubt, muß 
man fast stets beim amerikanischen Neger mit einem Einschuß weißen Blutes 
rechnen, wenigstens wenn man zwei bis drei Generationen zurückgeht; nur 
in zwei Fällen war bekannt, daß eine andere Beimischung (Indianerblut) be- 
stand. Etwa die Hälfte der untersuchten Kinder war weniger als eine Woche 
alt. 35 mal konnten nun deutlich bläulich pigmentierte umschriebene Stellen 
gesehen werden ; in einem Falle hatte unmittelbar nach der Geburt ein hand- 
großer tiefblauer Sacralfleck bestanden, von dem aber zur Zeit der Unter- 
Buchung (9 Monate nach der Geburt) sich mit Sicherheit nichts mehr fest- 
stellen ließ. In vier anderen Fällen, wo der Fleck gleichfalls vermißt wurde, 
war (mit einer Ausnahme) die Hautfarbe sehr hell. In den 35 Fällen, wo 
Pigmentflecke beobachtet wurden, ließ sich keinerlei Beziehung zwischen 
ihrer Intensität und der Blutmischung feststellen. Im Gegensatz zu her- 
gebrachten Meinungen versichert Verfasser, daß das Neugeborene beim 
amerikanischen Neger nur hell oder gar weiß aussieht, wenn die Eltern sehr 
hell sind. Er macht darauf aufmerksam, daß bei der Statistik zu berück- 
sichtigen ist (was ja auch geschieht), daß die hellere Farbe einen guten 
Kontrast für die Pigmentflecke bildet, während eine dunkle Hautfarbe sie 



A. Referate. Anthropologie. Öl 

mehr oder weniger verdecken kann. — Mikroskopische Untersuchung eines 
Stückes Haut aus der Sacralgegend eines Neugeborenen (Mischling), das 
makroskopisch keinen Pigmentfleck erkennen ließ, ergab den bekannten Be- 
fund der Anhäufung von Pigmentzellen in den tiefen Schichten des Corium. 
— Verfasser erklärt sich gegen die Deutung der Flecke als spezifisches 
Rassenmerkmal. Literatur und Hypothesen der Deutung sind berücksichtigt. 

P. Bartels-Berlin. 

103. II. F. C. ten Kate: On pigment spots in newborn children. 

American Anthropologist 1907. Vol. IX, p. 433—436. 

ten Kate bespricht die Arbeit Brennemanns (siehe voriges Referat) 
über die Geburtsflecke bei Negern; er erwähnt dabei die von Brennemann 
übersehene Arbeit Eatos (Mitteil. med. Fakultät der K. Jap. Univ. zu Tokyo 
VI, Nr. 41905), die, wie erstere, auch ältere Kinder beachtet, ten Kate 
lehrte schon 1902, daß diese Flecke kein Rassencharakteristikum sind, wie 
Baeltz früher glaubte, eine Auffassung, die Brennemann teilt, heute, 
nach den Untersuchungen an so vielen Völkern, wohl jeder teilen muß. 
ten Kate bringt neue Mitteilungen für Arawaken und Karaiben (Guayana) 
und wünscht, daß nähere Untersuchungen an den Indianern Nordamerikas 
angestellt würden. J. H. F. Kohlbrugge- Utrecht. 

104. S. Watoff: Taches pigmentaires chez des enfants Bulgares. 

Bull, et Mem. de la Soc. d'anthropol. de Paris 1907. Tome VIII, 
p. 231—248. 

Auf Veranlassung von Deniker stellte Verfasser Untersuchungen über 
das Vorkommen der sogenannten Mongolenflecke bei bulgarischen Kindern 
an. Unter 3500 Kindern im Alter bis zu 14 Jahren (Distrikt Sofia) ver- 
mochte er bei 20, d. i. in 0,5 Proz., das Vorhandensein von solchen Pigment- 
flecken festzustellen, und zwar an 1 7 bulgarischer, 3 jüdischer und 1 tschechi- 
scher Abstammung im Alter von 15 Tagen bis zu 5 Jahren. Die einzelnen 
Fälle werden von ihm beschrieben und durch Abbildung veranschaulicht. 

Die Flecke waren zumeist schon bei der Geburt bemerkt worden, manch- 
mal auch erst später nach einigen Monaten. Beide Geschlechter waren ziem- 
lich gleichmäßig davon betroffen. In Familien mit mehreren Kindern waren 
nur ein bis zwei damit behaftet. Die Eltern der Pigmentierten waren häufig 
braun, die Kinder ähnelten ihnen häufig, aber nicht immer. Im allgemeinen 
waren die Kinder braun (Augen: 15 mal dunkelbraun, 5 mal braun; Haare: 
5 mal schwarz, 10 mal dunkelbraun, 4 mal braun, 1 mal blond; Haut: 8 mal 
dunkelbraun, 6 mal braun, 1 mal lichtbraun, 5 mal weiß). 6 von den 20 Kindern 
besaßen ein Gesicht von mongoloidem Typus. Bezüglich der Kopfform waren 
3 rundköpflg, 2 mesokephal, 5 hatten einen länglichen Schädel. 

Bei allen Kindern waren die Flecke auf die Sacro-Lumbargegend be- 
schränkt, nur eins hatte einen Fleck auf der Oberlippe, unterhalb der Nase, 
ein anderes deren zwei oben auf dem Scheitel. Im allgemeinen fanden sich 
die Flecke über den Hinterbacken, aber man begegnete ihnen auch weiter 
hinauf vom Kreuzbein an bis zum Nacken. Ihre Zahl belief sich von einem 
bis zu zahlreichen. Auch ihre Form war variabel, desgleichen ihre Größe 
(von 0,5 bis 5 cm im Durchmesser). Sie waren bald deutlich, bald undeutlich 
von ihrer Umgebung abgesetzt. Ihre Farbe war blau, hellblau, dunkelblau, 
vereinzelt braun. Die Haut erschien an den fraglichen Stellen in nichts im 
Äußeren sonst verändert. 

Zentralblatt für Anthropologie. 1908. Q 



82 A. Referate. Anthropologie. 

Die von Dr. Karakaschoff vorgenommene histologische Untersuchung 
der Pigmentflecke ergab folgenden Befand. In der Dermis fanden sich 
oblonge Zellen mit sehr reichem Pigment, die nach verschiedenen Dichtungen 
hin Ausläufer aussandten und durch diese wahrscheinlich miteinander in 
Verbindung standen. Ihr Pigment war von demselben morphologischen Cha- 
rakter wie das der Zellen des Rete Malpighi; es war gleichmäßig über das 
ganze Protoplasma und seine Ausläufer verteilt. Diese Pigmentzellen waren 
besonders häufig in den mittleren Schichten nachweisbar und folgten häufig 
dem Verlaufe der Kapillaren. Wahrscheinlich stammen sie von Epithelzellen 
derselben her; ob sie aber ihr Pigment selber bilden oder es von außen auf- 
nehmen, ließ sich nicht mit Sicherheit feststellen. Das, allerdings nur selten 
beobachtete, Vorhandensein von großen Pigmentschollen mit Eisenreaktion in 
Zellen, welche dicht neben der Gefäßwand gelegen waren, würde dafür sprechen, 
daß das Pigment aus dem Blute stammt. Die Zellen bilden dasselbe wahr- 
scheinlich in Melanin um, und, indem sie es dann in die Dermis weiter trans- 
portieren, erzeugen sie den Pigmentfleck. 

In der Diskussion betont Deniker, daß in fünf Fällen die Flecke zu 
beiden Seiten der Wirbelsäule entsprechend den Segmenten der Wirbelkörper 
angeordnet waren, und daß dadurch eine gewisse Ähnlichkeit mit den Fell- 
zeichnungen der Säugetiere besteht, die gleichfalls im engen Zusammenhange 
mit der Verteilung des Pigmentes in der Dermis stünden. Buschan- Stettin* 

105. Riebold: Der Nachweis des Vorhandenseins somatischer Pe- 
rioden im weiblichen Organismus und ihrer Abhängigkeit von 
kosmischen Perioden. Archiv f. Gynäkologie 1907, Bd. XLIV, 
S. 182—197. 

Die Länge einer physiologischen Wochenperiode bleibt bei demselben 
Individuum stets konstant, nur der Rhythmus, nach dem das betreffende 
weibliche Wesen jenen Wochenperioden folgt, kann sich ändern. Die Men- 
struation tritt nicht regelmäßig am Ende einer physiologischen Woche ein, 
sondern sie kommt bald etwas früher, bald etwas später. In längeren Reihen 
gleichen sich die Abweichungen aber stets wieder aus, so daß die zeitliche 
Einheit der physiologischen Woche streng gewahrt bleibt. Die Verfrühung 
oder Verspätung der Perioden folgt dem Gesetz der Halbteilung der Perioden ; 
sie kann eine ganze, eine halbe, eine Viertel-, eine Achtel- usw. Woche betragen. 
Dadurch, daß dabei Bruchteile von Tagen herauskommen, der Eintritt der 
Menstruation aber stets nach ganzen Tagen angegeben wird, entstehen wieder- 
um in einzelnen Fällen kleine Fehler, die sich aber in längeren Reihen voll- 
ständig ausgleichen. — Die Menstruationstage aller Frauen, die derselben 
physiologischen Woche angehören und die nach demselben Rhythmus men- 
struieren, fallen, soweit man dies nach den zeitlichen Schwankungen, denen der 
Eintritt der Menstruation unterworfen ist, und bei den natürlicherweise sich 
ergebenden kleinen Fehlern der Berechnung, erwarten kann, annähernd zu- 
sammen. 

Es scheint nur folgende vier Wochenperioden von 6,48, 6,83, 7,28 und 
7,71 Tagen zu geben. Die Berechnung der physiologischen Wochen perioden 
ergibt bei allen Frauen immer nur eine der genannten Zahlen, die, voraus- 
gesetzt, daß genügend lange Reihen vorliegen, bis auf die zweite Dezimale 
übereinstimmen. 

Die physiologischen Wochen von 6,48 und 6,83 Tagen entsprechen einem 
physiologischen Monat von 25,92 und 27,32 Tagen, sie stimmen mit den 
kosmischen Perioden von 25,92 und 27,32 Tagen vollkommen überein. 



A. Referate. Anthropologie. 83 

Diese vollkommene Übereinstimmung der bei zahlreichen Individuen 
viele Jahre hindurch immer gleichen und konstanten somatischen Perioden 
mit den wissenschaftlich sichergestellten kosmischen Perioden kann wohl 
nicht auf einer Zufälligkeit beruhen, sondern macht die Abhängigkeit der 
ersteren von den letzteren nahezu zur Gewißheit 

Merkwürdig ist, daß sich die Periodizität nicht auf die Töchter von der 
Mutter vererbt, und daß Angehörige derselben Familie oft eine ganz ver- 
schiedene Periodizität aufweisen. E. Roth-Hcüle a. S. 

106. John Benj. Nichols: The numerical proportions of the sexes 
at birth. Memoirs of the Amer. Anthropol. Association 1907. 
Vol. I, p. 247-300. 

In zahlreichen Tabellen sind Statistiken über viele Millionen von Geburts- 
fällen aus verschiedenen Ländern verarbeitet, welche im Zusammenhang 
überblicken zu können an sich wertvoll ist; allgemeine Schlüsse sind aber 
nicht gezogen, sondern die Tabellen enthalten in der Überschrift die spezielle 
Frage, deren Beantwortung in der Tabelle gegeben wird; so enthält z. B. 
Tabelle VIII eine Statistik über das Geschlechtsverhältnis ehelicher und un- 
ehelicher Lebendig- und Totgeburten, Tabellen XIV bis XVI behandeln die 
Zwillings-, Drillings-, Vierlingsgeburten usw. Die Einzelheiten müssen im 
Original nachgesehen werden. P. Bartels-Berlin. 

107. W. Weinberg: Tuberkulose und Familienstand. Zentralblatt 
f. allgein. Gesundheitspflege 1907, Jahrg. XXV, S. 85—112. 

Die verheirateten Männer haben in Stadt und Land eine wesentlich 
geringere Tuberkulosesterblichkeit als die ledigen und die verheiratet ge- 
wesenen. An dem geringen Unterschied zwischen Ledigen und Verheirateten 
in der Stadt sind Wanderungen und soziale Einflüsse, sowie eine gesundheit- 
liche Auslese neben den Vorteilen der Ehe nicht unwesentlich beteiligt. Die 
verheirateten Frauen stehen in der Stadt mit ihrer Tuberkulosesterblichkeit 
zwischen den ledigen und verheiratet gewesenen. Auch hier spielen Wande- 
rungen und physische Einflüsse eine Rolle. In ganzen Ländern ist die Tuber- 
kulosesterblichkeit am geringsten bei verheirateten Frauen. Der Einfluß des 
Familienstandes auf die Tuberkulosesterblichkeit bewegt sich bei beiden Ge- 
schlechtern in der gleichen Richtung, wie der Einfluß auf die allgemeinen 
Sterbeziffern. 

Der Einfluß der sozialen Stellung ist bei den Verheirateten beider Ge- 
schlechter ziemlich gleich stark; beim Manne ist der Einfluß der Familien- 
standskategorien auf die Tuberkulosesterblichkeit verschieden groß. Bei den 
verheirateten Männern aller sozialen Schichten ist die Tuberkulosesterblichkeit 
geringer als bei ledigen oder verheiratet gewesenen. 

Der Einfluß der Gebürtig keit erscheint unter Berücksichtigung des 
Familienstandes erheblich, er hängt mit den Wanderungen, sozialen Einflüssen 
und gesundheitlicher Auslese zusammen. Die Sterblichkeit der Frauen an 
Tuberkulose ist im Alter der stärksten Fruchtbarkeit von derjenigen der 
Männer weniger verschieden als sonst. Dies ist auf die Schwangerschaften 
und Geburten, auf das Stillen nur teilweise zurückzuführen, daneben kommt 
die häufigere Summierung langdauernder ungünstiger Berufsverhältnisse bei 
den Männern in Betracht, welche bei diesen die Tuberkulose - Sterblichkeits- 
kurve bis in ein höheres Alter hinein nur wenig absinken läßt. 

Beim Vergleich der verschiedenen Kategorien des Familienstandes für jedes 
Geschlecht unter sich erscheint der Einfluß der Geburten entschieden geringer 

6* 



84 A. Referate. Anthropologie. 

als beim Vergleich der Tuberkulosesterbliohkeit beider Geschlechter in der- 
selben Altersklasse. 

Bei den Witwern findet durch die häufigeren Wiederverheiratungen eine 
stärkere gesundheitliche Auslese statt als bei den Witwen, daher erscheint die 
Tuberkulosesterblichkeit der ersteren ganz besonders hoch. 

E. Roth-Halle a. S. 

108. Moritz Mayer: Eine seltene Häufung angeborener Mißbildungen 
und Kontrakturen« Viertel jahrsschr. f. gerichtl. Medizin 1907, 
Bd. XXXIV, Heft 2; m. 3 Abb. 

Ausgetragenes kräftiges Kind, das nur 3 l 2 Monate lebte, mit normalen 
Körpermaßen. — Zahlreiche abnorme Stellungen und Kontrakturen in Armen 
und Fingern. Innenrotationsstellung der Ober- und Unterschenkel. Klump- 
fußstellung. Patella seitlich an den Tibiae sitzend, so daß sie intra vitam 
nicht gefunden wurde; beiderseits Schwimm bau tbildung zwischen erster und 
zweiter Zehe; die zweite Zehe stand schräg, die große überlagernd. Augen- 
höhlenachse schräg verlaufend; Verwachsung des Scrotum mit der unteren 
Penisfläche. Auch bildete sich Nystagmus und Strabismus, divergens des linken 
Auges aus. Die Kontrakturen nahmen trotz Behandlung zu. — Die Sektion 
ergab außer Hydroceph. ex- und internus nichts. Die uneheliche Mutter war 
erst 17 Jahre alt, der Vater wahrscheinlich Trinker; Lues congen. nicht aus- 
geschlossen. Die abnorme ZehenBtellung zeigten Mutters Schwester und 
Vater auch. Als Ursache der Difformitäten war zu geringes Fruchtwasser 
anzunehmen. Kellner- Untergöltzsch. 

109. Gaupp: Klinische Untersuchungen über Ursache und Motive 
des Selbstmordes. Vierteljahrsschr. f. gerichtl. Medizin 1907, 
Bd. XXXIII. 

Verfasser hat 124 Fälle von Selbstmordversuchen, die dieserhalb und 
nicht wegen Geistesstörung dem Münchener Brauch gemäß der psychiatrischen 
Klinik zugeführt wurden, genau untersucht und war infolge genauer weiterer 
Nachrichten so in der Lage, zu zeigen, wie wenig sich meist Ursache und 
Motive der Tat decken. 60 Fälle betrafen Männer, 64 Frauen. Bei der in 
Deutschland drei- bis viermal so großen Anzahl männlicher Selbstmörder 
gegenüber den weiblichen weist deren Überwiegen hier zweifellos nur darauf 
hin, daß die Selbstmorde von Frauen nicht mit gleicher und zum Ziele führen- 
der Energie unternommen wurden. Von allen erwies sich bei psychiatrischer 
Untersuchung nur eine Person als gesund, 44 waren ausgesprochen 
geisteskrank, 12 (5 Männer, 7 Frauen) litten an Epilepsie, 10 Frauen an 
Hysterie, 28 (24 Männer, 4 Frauen) an schwerem chronischen Alkoholismus, 
22 Frauen waren von Haus aus krankhaft veranlagte Naturen, welche be- 
kanntlich eine größere gemütliche Erregbarkeit und eine krankhafte Re- 
aktionsweise auf äußere oder innere Einflüsse besitzen; davon standen 17 
noch unter 25 Jahren, mehrere von ihnen waren geistig beschränkt. Mehr- 
fach wurde Menstruation zur Zeit der Ausführung der Tat (ein Zustand, auf 
welchen schon mehrfach hingewiesen worden ist) festgestellt. Sollten anderer- 
seits ebenso genau vorgenommene Untersuchungen erweisen, daß diese er- 
schütternden Verhältnisse nicht nur durch das Großstadtmaterial bedingt 
sind, dann würde die Forderung zu erheben sein, daß für den einzelnen 
Selbstmörder unseres Erachtens der Beweis zu liefern sei, daß er bei Be- 
gehung der Tat gesund gewesen ist, und nicht umgekehrt wie bisher. 

Kl 11 n er- Untergöltesch. 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 85 



III« Ethnologie und Ethnographie. 

Allgemeines. 

110. Iovan Erdeljanovie: Ethnologie, Ethnographie und ihnen ver- 
wandte Wissenschaften (serbisch). Belgrad 1906. 

Im ersten Teile dieser Einführungsvorlesung bezeichnet Erdeljanovie 
als letztes Ziel der Ethnologie die Erforschung der allgemein gültigen, un- 
veränderlichen Gesetze in der Entwickelung ethnischer Gemeinschaften, 
während er im zweiten Abschnitte die Ethnographie als bloße Völker- 
beschreibung ohne rein wissenschaftlichen Charakter, sondern mit mehr prak- 
tischen Zwecken aufgefaßt wissen will. Die Anthropologie soll nach ihm von 
der Ethnologie völlig geschieden bleiben (dieselbe Ansicht hat Martin auf 
dem diesjährigen Anthropologenkongresse in Straßburg ausgesprochen und 
ausführlich begründet): die letztere hat sich mit der geistigen Kultur zu be- 
schäftigen, die erstere dagegen beruht auf zoologischer Grundlage, ist rein 
somatologisch und hat den Menschen nur als Individuum aus der Spezies 
Homo zu behandeln. Volkskunde und Prähistorie betrachtet Erdeljanovie 
als Zweige der Ethnologie, als Hilfswissenschaften: Geographie, Kultur- 
geschichte, Soziologie, Psychologie, Sprachwissenschaft und Nationalökonomie. 
Die Ethnologie selbst rechnet Erdeljanovie zu den Geisteswissenschaften, 
und ihre Methode soll hauptsächlich die induktive sein. ' 

A. Byhan-Hamburg. 

111. Waxweiler: La vie dans les phenomenes sociaux. Conference. 
Extrait du Bullet, de PInstitut General Psycbologique. Paris 
1907. 

Verfasser führt hier sehr schön einige Ideen weiter aus, die er in seiner 
ausgezeichneten „Esquisse d'une Sociologie u (Brüssel 1906) schon gegeben 
hatte. Das soziale „Phänomen 44 existiert an sich nicht, sondern beruht nur 
auf den „possibilite's interreactionelles" der Individuen, die zuletzt auf physio- 
chemischen Determinismen beruhen. Man hüte sich in der Soziologie, wie 
auch sonst, vor jedem Anthropomorphismus! Die „affinite sociale 44 sei kein 
eigentlicher Instinkt, sondern bezeichne nur die Eigenschaften, „qui le rendent 
sensible aux excitations venant des autres individus de eon espece". So bilde 
sich eine gegenseitige Annäherung und weiterhin eine Anpassung. Diese 
„affinite sociale 44 ist zunächst noch nicht Sympathie, die sich erst später 
bildet. Die Sozialpathologie ist für das Studium der Soziologie sehr wichtig. 
Die Adaption an andere ist eine besondere Form der „impulsion r6petitrice u . 
Dies geschieht bewußt oder unbewußt. Jeder ist mehr oder weniger der 
„psychologischen Infektion u ergeben. Es gibt keine „Seele der Volksmasse 44 , 
sondern nur kollektive Phänomene im einzelnen Individuum, die bei dem 
einzelnen sehr verschieden stark sind. Schließlich bildet sich zwischen den 
Personen eine „interdependance sociale" aus, es bilden sich Gewohnheiten, 
Gebräuche aus (letztere fehlen den Tieren), die dann zu Gesetzen führen, 
welche anfangs nur repressiv sind. Besonders ausgestattete Personen führen 
weiter neue Gebräuche, neue Gesetze ein. Biologisch gesprochen ist also die 
Soziologie nicht die Gesellschaftswissenschaft, nicht die der Institutionen, 
sondern die des sozialen Lebens, der sozialen Organisation. 

Medieinalrat Dr. P. Näcke-Hubertusburg. 



86 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

112. G. Kropatscheck: De amuletorum apud antiquos usu capita 
duo. Inaug.-Diss. Gryphiae MCMVII. 

Kropatscheck analysiert den Begriff „Amulett", welcher Name bereits 
den Römern bekannt war. Er findet sich besonders häufig bei Plinius und 
Charisius und wird bei dem letzteren mit dem „Phylakterium" der Griechen 
verglichen. Kropatscheck untersucht auch die Bedeutung anderer Syno- 
nyma, wie: Apotropaion, fascinum, bulla, alligatura, periamma, breskanion, 
telesma usw. Als Amulett bezeichnet Kropatscheck Mittel, durch welche 
Dämone, als die Ursachen von Krankheiten und anderen Übeln, vertrieben 
werden. Dies geschieht durch Worte, Gebete oder Beschwörungsformeln, 
indem ihnen irgend eine übernatürliche Kraft zugeschrieben wird. Um sich 
vor der Macht der Dämone zu schützen, hat man demnach in früheren Zeiten 
solche Worte, Gebete und Formeln mit sich getragen, um bei jeder Gelegenheit 
bereits im vornhinein gesichert zu sein. Im Altertum war man von der 
Wirksamkeit der Amulette so überzeugt, daß selbst die damaligen Ärzte sie 
ihren Kranken verschrieben; auch im Mittelalter war ihr Brauch sehr ver- 
breitet. Auch die Wirkungsweise vieler Pflanzen und den Glauben an ihre 
Wunderkraft führt Kropatscheck auf ihre Verwendung als Amulette zurück. 

Dr. Oskar von Hovorka- Wien. 

Spezielles, Rassenkunde. 

113. Anton Hang!: Die Moslims in Bosnien und Herzegowina« 

Ihre Lebensweise, Sitten und Gebräuche. Autor. Obersetzung 
von Herrn. Tausk. 267 S. Sarajewo, Daniel A. Kajon, 1907. 
Das ursprünglich in serbo-kroa tischer Sprache verfaßte Werk schildert 
die jetzigen zum größten Teil slavischen Bewohner der durch Österreich- 
Ungarn okkupierten Provinzen, wobei der Umstand hervorzuheben ist, daß 
der Verfasser selbst ein Landeskind ist. Da derselbe mohammedanischer 
Konfession ist, so darf es uns nicht wundern, daß er vorwiegend das religiöse 
Moment bei der Schilderung der Mohammedaner in Bosnien betont und Dinge 
breit behandelt, die eigentlich gar nicht hergehören, so z. B. das Heiligtum 
Kabla in Arabien, das Grab der Stammmutter Eva in Dschedda usw. 

Bosnien und Herzegowina wird bekanntlich außer einigen unbedeutenden 
Minoritäten (Albanesen, Spaniolen, Deutschen usw.) vorwiegend von Serbo- 
Kroaten bewohnt, welche sich zu drei Konfessionen (mohammedanisch, katholisch, 
griechisch-orthodox) bekennen und auch anthropologisch nur unbedeutend von- 
einander abweichen. Die konfessionelle Teilung ist hier von einer hohen Bedeu- 
tung, da sie mit den politischen Parteiungen zusammenhängt und sozusagen die 
politische Scheidewand zwischen den katholischen Kroaten und den ortho- 
doxen Serben bildet. Die Mohammedaner bilden das Mittelglied, das Züng- 
lein an der Wage, indem sie dem vermögenden Adel und Hochadel aus jener 
Zeit entstammen, welcher vor Jahrhunderten zur Zeit der türkischen Invasion 
vom Glauben seiner Väter zum Islam übertrat. Deswegen repräsentieren 
noch heute die bosnisch-herzegowinischen Mohammedaner den Grundbesitz, 
während die Knieten (Lohnbauern) in der Regel Christen sind. Während 
nun Hangi im ersten Abschnitt vorwiegend die Lebensweise, die religiösen 
Gebräuche des Mohammedaners, sein Verhältnis zum Haus und zur Außen- 
welt schildert, befaßt er sich im zweiten Teil des Buches mit den Sitten beider 
Geschlechter. So beschreibt er die Gebräuche bei der Geburt, das Treiben 
der Kinder, den charakteristischen Asiklik (Flirt), die Brautwerbung und die 
mohammedanische Hochzeit, die Ehe und das Sterben. Wertvoll ist in dem 
Buche der Umstand, daß der Übersetzer in der Regel die Urtexte dem Über- 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 87 

tragenen gegenüberstellt, was besonders seitens der ethnographischen 
Forschung zu begrüßen ist; allerdings hat er dieses Prinzip nicht immer 
streng eingehalten und die Übersetzung manchmal allzu frei durchgeführt. 

Dr. Oskar v. Hovorka- Wen. 

114. Adolf Struck: Makedonische Fahrten. I. Chalkidike. Zur 
Kunde der Balkanhalbiusel. Heft 4. Wien und Leipzig, Hart- 
leben, 1907. 

Adolf Struck darf zurzeit vielleicht als der beste Kenner Makedoniens 
gelten, das er während der Jahre 1898 bis 1903 in verschiedenen Reisen 
nach allen Richtungen hin durchquert hat. Er beabsichtigt, seine Studien 
in einer Reihe nach den Landschaften geordneter Einzeldarstellungen zu 
veröffentlichen. Als erste erscheint die vorliegende Schilderung der Halbinsel 
Chalkidike. Sie bildet das 4. Heft der verdienstlichen, von Karl Patsch 
herausgegebenen Sammlung: Zur Kunde der Balkanhalbinsel, die damit eine 
treffliche Fortsetzung findet. 

Von Salonik aus führt uns der Verfasser zunächst in das Zentrum der 
Chalkidike, dann in den Südwesten, um die Golfe von Kassandra und Ajon 
Oro8 herum, entlang der ganzen Ostküste, wieder nordwärts bis zum Beschik- 
see und nach Salonik zurück. Er gibt so ein fast vollständiges Bild der 
Halbinsel. Dank seiner umfassenden Kenntnis der antiken Literatur sowohl 
wie der älteren und neueren Abhandlungen und Reisewerke ist Struck in 
der Lage, überall die offenstehenden Fragen zu wissen und näher auf sie 
eingehen zu können. Als seine Hauptaufgabe betrachtet er, zur Klärung der 
antiken Ortskunde beizutragen Doch hält er seine Augen nach allen Seiten 
offen. Neben den historischen Exkursen findet sich eine Menge wichtiger 
Angaben über den gegenwärtigen Zustand von Land und Leuten. In allen 
Ortschaften hat er die Zahl der Bewohner festzustellen gesucht, mit Berück- 
sichtigung der ethnographischen Verhältnisse, der Haupterwerbsquellen und 
der landwirtschaftlichen und bergbaulichen Produktion. Das ist in der Türkei, 
wo es an jeder zuverlässigen Statistik fehlt, nötiger als anderswo. Die Ur- 
einwohner haben nach Struck zweifellos dem thrakischen Volkstum an- 
gehört. Die Fruchtbarkeit und der Krzreichtum zogen frühzeitig phönizische 
und jonische Kolonisten an, doch erhielt sich das thrakische Element lange 
Zeit. Von den ethnographischen Mitteilungen aus der Gegenwart seien 
besonders die eingehenden Untersuchungen über das Vorkommen der Jürüken 
hervorgehoben. Diese bewohnen den ganzen Südabhang des Kaloron Oros, 
eben so den Südwest- und Westabhang des Chortiatsch. 

Die Darstellung ist schlicht und sachlich. Bei Balkanreisenden muß 
man es noch ausdrücklich anerkennen, wenn sie keine Räubergeschichten 
erzählen. Eine Karte mit zahlreichen Höhenbestimmungen und eine Reihe 
Bilder nach guten und charakteristischen Aufnahmen erhöhen den Wert der 
Schrift, die für die Kenntnis der wenig erforschten Halbinsel einen großen 
Fortschritt bedeutet. , P. Träger-Berlin. 

115. Hugo Grothe: Zur Landeskunde von Rumänien, Kultur- 
geschichtliches und Wirtschaftliches. Mit 23 Abb., 4 Karten 
u. 1 Farbendruck. XV u. 127 S. (Angew. Geographie, III, 1.) 
Halle a. d. S., Gebauer-Schwetschke, 1907. Preis 4 M. 
Der Verfasser will in diesem Buche keine systematische Landeskunde 
von Rumänien geben und verzichtet deshalb auf die Behandlung einiger 
Gebiete, wie Staatshaushalt, Tier- und Pflanzenwelt und Ähnliches, jedoch ist 
das Gebotene völlig hinreichend, dem Leser einen Überblick über die heutigen 



88 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

Zustände dieses in Deutschland noch ziemlich unbekannten Bandes und deren 
Grundlagen und Ursachen zu verschaffen. 

Im 1. Kapitel schildert der Verfasser in knappen Zügen die Verteilung' 
und Gestaltung der Gewässer, geologische und orographische Verhältnisse, 
Klima und etwas eingehender die merkwürdige Sumpflandschaft der Balta 
zwischen Braila und Galarasi (die, n. g., der des Donaudeltas ganz ähnlich 
ist). Im 2. Kapitel kommt Orot he zunächst auf die vielumstrittene Frage 
nach der Herkunft der Rumänen zu sprechen und möchte deren Heimat auf 
Grund der orographischen Verhältnisse in den Südkarpathen und in Oltenien 
suchen, ohne jedoch ausschlaggebende Beweise dafür zu liefern. Die Berüh- 
rungen zwischen Albanesisch und Rumänisch sollen nicht durch ein örtliches 
Zusammensein, sondern durch die gemeinsame Grundlage, das Thrakische, 
veranlaßt, und die Daker nicht nach einer Übersiedelung südlich der Donau 
romanisiert worden sein, sondern in ihren nördlichen Sitzen durch die von 
Süden her allmählich vordringende römische Zivilisation. Meines Erachtens 
kann man nur von folgenden Gesichtspunkten ausgehen: Da die Geschichte 
seit dem Einbruch der Goten und dem Zurückziehen der römischen Beßat- 
zungen aus Dakien (etwa 270) bis zum Abschluß des Einströmens von 
Völkern von Osten her (1050) nichts über die Schicksale der Römer und 
romanisierten Daker bzw. Thraker im Nordosten der Balkanhalbinsel, welche 
dort irgendwo zurückgeblieben und angewachsen sein müssen, meldet, und 
da auch die Nachrichten aus den späteren zwei bis drei Jahrhunderten spär- 
lich und belanglos sind, so vermag — solange die ethnischen und ethno- 
graphischen Verhältnisse auf der Balkanhalbinsel überhaupt noch nicht besser 
geklärt sind — vorderhand nur die Sprachforschung gewisse Anhaltspunkte 
zu liefern. Diese hat nun folgendes festgestellt: Albanesisch und Rumänisch 
haben eine geringe Anzahl von lautlich ähnlichen Wörtern, welche wohl aus 
dem Thrakischen bzw. Dakischen stammen; die lateinischen Elemente des 
Albanesischen sind altertümlicher als die des Rumänischen (was ja auch den 
geschichtlichen Tatsachen entspricht); die vier rumänischen Dialekte weisen 
zwei Schichten von slavischen Elementen auf: ältere, allen gemeinsame, welche 
ihrer lautlichen Gestaltung gemäß nur dem älteren Bulgarisch bis Ende des 
12. Jahrhunderts entlehnt sein können, und jüngere, die ihren jetzigen 
slavißchen Nachbarsprachen entnommen sind; das Istrorumänische steht dem 
Dakorumänischen näher als das Aromunische (die Stellung des Meglen ist 
noch nicht ganz klar). Daraus dürfte zu folgern sein, daß die Urrumänen 
von den Albanesen räumlich getrennt waren; daß alle heute in vier Gruppen 
gespaltenen Rumänen mit den alten bulgarischen Slaven in Beziehung standen; 
daß die Aromunen den Zusammenhang mit den nördlichen, den Dakorumänen, 
früher verloren als die istrischen, erstere vielleicht infolge des Vordringens 
der Serben nach Süden und Osten, letztere, welche keine türkischen Lehn- 
wörter haben, durch die Vorstöße der Türken (und wahrscheinlich ebenso die 
wieder untergegangenen rumänischen Kolonien in Slavonien, der Slovakei, 
Böhmen, bei Triest). Noch ein Moment könnte man heranziehen, die wirt- 
schaftlichen Verhältnisse, unter denen die Rumänen — soweit unsere Kennt- 
nisse zurückreichen — lebten und zum Teil noch heute leben. Sie waren — 
was Grothe übersieht — eine fluktuierende Hirtenbevölkerung, welche 
durchaus nicht fest am Boden haftete, im Sommer auf die Berge, im Winter 
in die Täler wanderte und den Aufenthalt je nach den politischen Zuständen 
wohl auch in entferntere Gegenden verlegte (vgl. die oben erwähnten Kolonien) 
oder umgekehrt die Wanderungen einschränkte (wie die Siebenbürger, welche 
früher bis zur Dobrudza zogen, und die Aromunen, die ihre Herden von 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 89 

Epirus und vom Pindos nach Thessalien und bis in die Morea hinabführten). 
Dies alles läßt mich zu der Ansicht hinneigen, daß man den Urrum&nen kein 
bestimmt umgrenztes Gebiet als Heimat oder Ausgangspunkt zuweisen darf, 
wie Karpathen, Balkan oder Bosnien. Vor den hier im Osten lange währenden 
Völkerstürmen dürften die romanisierten Daker und Thraker in der ganzen 
zentralen Gebirgsregion von Siebenbürgen bis zum Pindos hin eine Zuflucht 
gefunden und sich hier in beständiger Berührung mit den zwei bis drei 
Jahrhunderte später eingewanderten slavischen Nachbarn zu Rumänen ent- 
wickelt haben (gotische Einflüsse ließen sich nicht nachweisen), bis sie end- 
lich durch den serbisch-bulgarischen Querriegel in eine nördliche und eine 
südliche Gruppe gespalten wurden. Letztere wurde durch weitere slavische 
und dann türkische Vorstöße dezimiert und zersplittert (heute nur noch etwa 
200000), während die Dakorumänen im Schutze der Wälle der Südkarpathen 
sich kräftig entfalten und so vermehren konnten, daß sie schließlich, wie die 
Chroniken melden, imstande waren, in dem vorgelagerten östlichen und süd- 
lichen Hügellande festen Fuß zu fassen und dort kleine Reiche zu gründen, 
welche sich späterhin über die ganze Walachei und die Moldau mit der 
Bukowina ausdehnten. Es ließen sich zur Unterstützung dieser Hypothese 
noch manche Einzelheiten anziehen, doch würde das zu weit führen. 

Hierauf folgt nach einem kurzen Abriß der Geschichte Rumäniens ein 
Überblick über die Bevölkerungsdichte und die ansässigen Fremden, unter 
denen die Bulgaren als Wandergärtner, die Griechen als Handeltreibende, die 
Juden in der Moldau als Handwerker und Krämer hervortreten. Eingehend 
schildert Grothe sodann die Entwickelung der Agrarverhältnisse, das allmäh- 
liche Überwiegen des Großgrundbesitzes, das Aufkommen der Leibeigenschaft 
im 17. Jahrhundert und das Bestreben der Fürsten im 18. und 19. Jahr- 
hundert, sie zu erleichtern, bis zu ihrer tatsächlichen Aufhebung 1864. 
Recht knapp ausgefallen ist dagegen der Abschnitt „Ethnographisches"; aus 
rumänischen und österreichischen Schriften hätte sich dafür noch mancherlei 
gewinnen lassen. Grothe unterscheidet zwei Typen von Dorfanlagen: den 
zerstreuten Weiler im Gebirge und Hügellande, in der Ebene die Dorfzeile. 
Dort sind Häuser, Speicher, Ställe und Gärten von einem massiven Holzzaun 
umgeben, hier liegen die Häuser offen und gartenlos da. Dort herrscht das 
Holzhaus mit Schindeldach vor, hier die Flechtwerkhütte mit weiß getünchtem 
Lehmbewurf und Schilf dach. Neben letzteren treten noch die „bordei" auf, 
halb unterirdische Hütten, welche nach Grothe von den Tataren eingeführt 
sein sollen, tatsächlich wohl uralter Herkunft sind. Den Schluß des Kapitels 
bildet die Schilderung des harten Lebens der Bauern und ihrer Tracht, welche 
den Verhältnissen angepaßt, dabei gefällig und farbenreich ist. 

Der letzte Teil des Buches ist der Wirtschaft gewidmet, dem heutigen 
Stande des Ackerbaues, der Viehzucht, des Bergbaues, des Handels und Ver- 
kehrs, woran sich noch ein statistischer Anhang zur Geographie und Wirt- 
schaft anschließt. 

Bedauerlich ist, daß in der Schreibung der rumänischen Namen manche 
Fehler vorkommen; vielleicht wäre es überhaupt besser gewesen, sie in 
deutscher Umschrift wiederzugeben (leider gibt es ja in der geographischen 
Literatur noch kein einheitliches System für Wiedergabe fremder Namen). 
Abgesehen davon, daß in der Anleitung für die Aussprache ein Vokal (a) 
gar nicht erwähnt wird, finden sich: für das richtigere Bucsecs (wenigstens 
magyarisch so) im Druckfehlerverzeichnis das unmögliche Bucgecs (rumän. 
Buceciu), S. 6 Calarasci (lies Galarasi), S. 10 Verful (lies Varful), Jezeru (lies 
Jazerul), S. 33 Bacau, Falciu (lies Bacau, Fälciu) usw.; ferner S. 4 ses (ses), 



90 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

S. 8 grinda8 (grinzi?), S. 37 Igiena teranului (Igiena tar.), die „birt u (der b.) 
und Ähnliches. 

Sachlich möchte ich zu S. 19 bemerken, daß heute in den Dinarischen 
Alpen keine Rumänen leben und daß die am Monte Maggiore wohnenden 
Istrorumänen nicht auch schwarze Walachen, Moroblachi heißen; das ist ein 
Name für die Orthodoxen in Dalmatien. Kutzowalachen sind nicht nur ver- 
einzelt Kleinhändler, sondern in den meisten Städten Makedoniens, Serbiens, 
Bosniens usw. findet man solche als Krämer und Gastwirte. Die Donau ist 
durchaus nicht die scharfe Südgrenze der Dakorumänen östlich von Serbien, 
sondern längs des ganzen Unterlaufs greifen sie nach Bulgarien über. — 
S. 25: Turanisch- bulgarische Elemente lassen sich im Rumänischen nicht 
nachweisen , nicht einmal in der Sprache der heutigen Bulgaren. — S. 33 : 
In Serbien und Bulgarien sitzen nicht nur einige Tausende von Rumänen, 
sondern nach Weigand (Jahresber. d. rumän. Inst., VII, S. 16) in ersterem 
150000, in letzterem 50000. A. Byhan- Hamburg. 

116. Baron Franz Nopcsa: Das katholische Nordalbanien. Eine 

Skizze. Separat aus „Földrajzi Közlemenyek", Budapest. 56 S. 

u. 1 Karte. (Kommission bei Gerold u. Co., Wien 1907.) 
Verfasser, welcher das Land nur von Eingeborenen begleitet ein halbes 
Jahr durchstreift hat, warnt davor, den Räubergeschichten von der Unsicher- 
heit Nordalbaniens Glauben zu schenken; er nennt vielmehr die Bevölkerung 
die sympathischste, die er kennen gelernt habe. Im Hauptteil wird der 
Knlturstand dieser dunkelsten Gegend Europas geschildert, dabei einige 
wichtige ethnographische Erscheinungen ziemlich eingehend berücksichtigt. 
Nach einem kurzen Einweis auf das fast allgemeine Analphabetentum der 
Nordalbanesen und die Einteilung ihres gegischen Dialektes in drei Mund- 
arten kommt der Verfasser zunächst auf die Blutrache zu sprechen. Das im 
„Kanun Lek Dukadzinit" aufgezeichnete Gewohnheitsrecht kennt Eideshelfer, 
Blutrache und Wehrgeld noch als gesetzliche Institutionen. Letzteres wird 
nördlich vom Drin im Betrage von 1200 Kronen angenommen, südlich von 
Merdita gilt nur Blutrache. An Stelle des Mörders darf irgend einer seiner 
männlichen Verwandten getötet werden. Kommt der Mörder als Gast zum 
Bach er (zoti gjakut = Herr des Blutes), so wird ihm höfliche Aufnahme und 
Bewirtung nie verweigert werden (wie im Kaukasus), und solange er da 
weilt, steht die Blutrache. Überhaupt ist das Gastrecht heilig, der Mord 
eines Gastes kann nie mit Geld, nur mit Blut gesühnt werden; manchmal 
vollziehen die eigenen Stammesgenossen die Strafe. Ist jedoch das Gastrecht 
(bessa) zwischen zwei Stämmen förmlich gekündigt, so gilt jeder Angehörige 
des einen im Gebiete des anderen als vogelfrei. — Das für den Albanesen 
wichtigste Gerät, die Elinte, tritt in allen Arten, vom Feuerstein- bis zum 
Perkussion sge wehr auf; bei allen möglichen Anlässen wird damit geknallt. 
Im Lande selbst wird nur eine Art Karabiner aus weichem Eisen gefertigt. 
— Bei Verwundung und Krankheit werden, auch von Mohammedanern, auf 
Papier geschriebene Sprüche angewendet; die Anfertigung dieser Amulette 
„bildet eine Hauptbeschäftigung der Pfarrer". — Gewaltsamen Todes sterben 
durchschnittlich 19 Proz. , am wenigsten in Smija mit 5, am meisten in 
Toplana mit 42 Proz. 

Das typische Haus des Wohlhabenden ist die Kula. An Möbeln finden 
sich darin höchstens einige Schemel, seltener halbrunde, geschnitzte Stühle, 
und zur Beleuchtung Kienspäne, nur bei den Reichsten zylinderlose Petroleum- 
lämpchen. Der runde Tisch ist nur 20 cm hoch. Die Häuser der Ärmeren 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 91 

haben ein bis zwei Zimmer, mit der Feuerstelle in der Mitte. — Brot wird 
in einer tönernen Backglocke mit Eisendeckel gebacken. Vor dem Essen 
pflegt man ein Gläschen Raki ins Feuer zu gießen. — Zum Übersetzen über 
den Drin wird noch der Serk, die aufgeblasene Ziegenhaut, benutzt (vgl. 
Zeitschr. f. E. 1905). — Die näher beschriebene Männer kleidung ähnelt der 
rumänischen, ihr schwarzer Bortenbesatz variiert nach den einzelnen Stämmen. 
Das Haar wird vielfach bis auf einen Schopf auf dem Scheitel mit Wasser 
und Asche abrasiert. — Familiennamen gibt es nicht, man hängt an den 
eigenen bei Bedarf den Namen des Vaters oder der Heimat an. — Die 
Stellung der Frau ist eine ganz tiefe: es gilt z. B. für eine Schande, sich mit 
einer Frau öffentlich zu streiten, und die Blutrache verschont sie als minder- 
wertig. Die kirchliche Trauung folgt oft erst 8 bis 14 Tage nach der Hoch- 
zeit oder gar nicht. Die Ehe ist streng exogamisch. — Von anderen sozialen 
Einrichtungen ist, wie für die Südslaven, auch für die Albanesen die Blut- 
brüderschaft typisch: bei deren Schließung trinkt der eine einen Tropfen Blut 
vom anderen. Noch inniger ist merkwürdigerweise das Verhältnis zum Compar, 
d. h. zu dem, welcher an einem Kinde die Zeremonie der ersten Haarschur 
vollzieht. — Die einzelnen Stämme zerfallen in Bajraks, an deren Spitze ein 
erblicher Bajraktar steht. Bemerkenswert ist, daß sich hier vor 15 Jahren 
ein Bund der Jugend (Pari t' dzelmijs) organisiert hat, im bewußten Gegen- 
satz zum Männerbunde des Bajraktar. — Die alten Mythen und Sagen sind 
durch die Kirche ausgerottet, man weiß nur noch Ungewisses von den am 
Cukadi hausenden Berggeistern, dem Werwolf (striga), von Geisterhöhlen. 

Ein Anhang (S. 47 bis 56) bietet wertvolle Mitteilungen zur Geographie 
und Geologie. Beigegeben ist schließlich noch eine schöne Spezi alkarte im 
Maßstabe 1 : 100000, welche der Verfasser auf seinen Wanderungen neu auf- 
genommen hat. A. Byhan-Hamburg. 

117. R. Wassermann: Beruf, Konfession und Verbrechen. Eine 
Studie über die Kriminalität der Juden in Vergangenheit und 
Gegenwart. Statistische und nationalökonomische Abhandlungen. 
Heft 2, S. 1—106. München, E. Reinhardt, 1907. 
Um gewisse Legenden bildungen über die Kriminalität der Juden zu zer- 
streuen, hatte es Wassermann mit Hilfe einer neuen mathematischen Methode 
unternommen, auf eine geographisch zusammenfassende Erforschung dieses 
Themas einzugehen. Als solche Untersuchungen kommen selbstredend nicht 
so sehr die absoluten, als vielmehr die Vergleichszahlen in Betracht. In den 
meisten Staaten liegen die letzteren bei den Juden niedriger als jene der 
Andersgläubigen. So wurden in Deutschland in den Jahren 1899 bis 1900 
unter je 100000 der Bevölkerung wegen begangener Verbrechen und Vergehen 
761 Juden, 833 Andersgläubige verurteilt, in Rußland in den Jahren 1875 bis 
1885 259 Juden, 426 Andersgläubige; dagegen in Österreich von 1896 bis 1898 
183 Juden, 143 Andersgläubige, in Ungarn in denselben Jahren 556 Juden, 
477 Andersgläubige. In Holland übersteigt die Kriminalität der Juden die- 
jenige der Christen nur in der öffentlichen Verletzung des Schamgefühls 
(0,8 Christen, 2,4 Juden), Verbreitung unzüchtiger Schriften (0,0 Christen, 
3,3 Juden), Notzucht und Kuppelei (0,9 Christen, 1,4 Juden), Beleidigung 
und Verleumdung (5,8 Christen. 13,9 Juden), Betrug (0,8 Christen, 2,4 Juden), 
Hehlerei (0,5 Christen, 2,4 Juden), Übertretung der Steuergesetze (7,2 Christen, 
15,3 Juden). In allen übrigen 34 Arten von Verbrechen und Vergehen 
werden die Juden von den Christen überflügelt. Wassermann bespricht 
ferner auf breiter Grundlage die Kriminalität der Juden in Deutschland und 



92 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

die Ursachen derselben, wobei er zur Aufstellung einer „Ist u - und „Soll u - 
Kriminalität, sowie eigener Kriminalitätsfaktoren gelangt. In gleicher Weise 
hat er auch die Kriminalität der Juden Österreich-Ungarns bearbeitet. Die 
Entwickelung der Kriminalität der Juden in Deutschland und Österreich, 
sowie den Einfluß der einzelnen Berufsarten auf dieselbe belegt er mit eigenen 
Tafeln und Tabellen und macht zum Schluß spezielle Vorschläge für die 
künftige Ausgestaltung der deutschen Kriminalstatistik. Im Anklang an das 
bekannte Schlagwort von Franzos (jedes Land hat die Juden, die es ver- 
dient) stellt er folgenden Satz auf: „Die Kriminalität der Juden eines Landes 
ist nichts Festes-, sie ist nicht bedingt durch die Rasse und wurzelt nicht im 
Wesen der jüdischen Eigenart. Sie ist vielmehr das Produkt sozialer Ver- 
hältnisse, auf das Rasseneigentümlichkeiten, wenn überhaupt, nur in einem 
ganz geringen Maße einwirken." Dr. Oskar von Hovorka-Wien. 

118. Maurice Fishberg: Probleme der Anthropologie der Juden. 

IL Die Körpergröße. Zeitschr. f. Demographie u. Statistik der 

Juden 1907. Bd. III, Nr. 7, S. 101—104, u. Nr. 8/9, S. 120—129. 

Fußend auf einem ungeheuren statistischen Material, wie wir es bereits 

aus anderen Schriften des Verfassers kennen, kommt derselbe zu folgendem 

Ergebnis : 

1. Die Körpergröße der Juden ist nicht in jedem Lande gleich, sie ist 
sehr veränderlich. Die Grenzen dieser Veränderung sind fast ebenso weite, 
wie sie unter anderen verschiedenen Rassen Europas beobachtet wurden. — 
2. Die geringe Körpergröße kann nicht nur dem Einflüsse der Umgebung 
oder der Beschäftigung zugeschrieben werden. Die Tatsache, daß die Juden 
meistens Beschäftigungen in geschlossenen Räumen ausüben, die nur wenig 
Muskelanstrengung erfordern, ist zum großen Teil auf einen Prozeß künst- 
licher Selektion zurückzuführen. — 3. Die Größe der Juden hängt von der 
Größe der Nicht Juden ab, unter welchen sie leben. In Ländern, in welchen 
die eingeborene Bevölkerung groß ist, sind auch die Juden groß, und wo die 
eingeborene Bevölkerung nur von kleinem Wüchse ist, sind auch die Juden 
kleiner. — 4. Ob diese letzte Erscheinung auf Mischehen mit NichtJuden 
zurückzuführen ist, läßt sich auch nicht positiv festlegen, weil die ost- 
europäischen Rassen nicht viel größer sind als die Juden, und die vom Ver- 
fasser eingeschlagenen Methoden (1. Klassifizierung der durch Messung er- 
haltenen Ziffern in Größenklassen und 2. Einteilung der Ziffern in Serien und 
Verteilung derselben auf eine ab- und eine aufsteigende Linie) für die Er- 
forschung dieses Problems nicht genügen, um in diesem Punkte Klarheit zu 
schaffen. Buschan- Stettin. 

119. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften: Kusejr 'Amra. 

I. Textband mit einer Karte von Arabia Petraea und 145 ein- 
gedruckten Bildern. 238 Seiten. IL Tafelband. 41 Tafeln. 
Wien 1907. 
In diesem Werke berichtet Alois Musil über seine Entdeckungsreisen 
in den Ländern Moab und Edom. Ein großer Teil des Werkes ist der Be- 
schreibung des durch seinen künstlerischen Schmuck hochwichtigen Wüsten- 
schlosses Kusejr 'Amra gewidmet. Aber auch ethnologisch sehr wichtige 
Beobachtungen über das Leben, Denken und Treiben der Wüstenaraber finden 
sich, die der Verfasser so gut wie kein anderer machen konnte, weil er völlig 
als Beduine unter seinen Begleitern lebte. Er kann daher viel berichten von 
ihren Raubzügen, ihren Kämpfen, ihren Bräuchen, ihrem Aberglauben usw. 

Messer schmidt-Berlin. 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 93 

120« Seh. Ochser: Sidra di Nischmata. Zeitschr. der Deutsch. 
Morgenland. Gesellschaft 1907. Bd. LXI, S. 145—177. 
Das „Buch der Seelen", das hier in Übersetzung geboten wird, enthält 
die Vorschriften und die genaue Beschreibung der Trauerbräuche bei den 
Mandäern. Messerschmidt-Berlin. 

121. Max Löhr: Volksleben im Lande der Bibel« (Wissenschaft 
und Bildung. Einzeldarstellungen aus allen Gebieten des Wissens.) 
134 S. Leipzig, Quelle u. Meyer, 1907. Preis 1 JC 

Dem Charakter der genannten Sammlung entsprechend, ist die Schilde- 
rung, welche der Verfasser in dem vorliegenden Buche von dem Leben und 
Treiben der heutigen Bevölkerung Palästinas entwirft, knapp gehalten, dabei 
aber völlig hinreichend, dem Leser ein deutliches Bild von deren Kulturstand 
zu geben. Biblische Überlieferungen werden überall zum Vergleich heran- 
gezogen, doch überwuchern anerkennenswerterweise die archäologischen 
Interessen nicht, die Darstellung der Gegenwart bleibt immer die Hauptsache. 

Im 1. Kapitel wird die Gliederung des Landes in vier Zonen und die 
Zusammensetzung der Bevölkerung behandelt. Neben den überwiegenden 
Arabern von verschiedener Hautfarbe, Typus und Glauben gibt es einige 
Gruppen anderer Herkunft. In Nablus wohnen noch 200 Abkömmlinge der 
alten Samariter, und jenseits des Jordans sitzen Turkmenen, welche im Be- 
griffe sind, aus nomadischen Viehzüchtern zu seßhaften Ackerbauern zu 
werden. Vor 30 Jahren kamen Tscherkessen , die um Dzeras Ackerbau 
treiben; auch die Juden sind erst neuerdings aus Europa und Asien ein- 
gewandert. — Auch hier kommen schon neben Kalkstein beim Bau von 
städtischen und Fellachenhäusern mit Erde gefüllte Petroleumkästen zur Ver- 
wendung, während an manchen Orten Höhlen und Felsengräber als Wohnung 
dienen. Als Bauopfer legt man unter die Schwelle eine Silber- oder Gold- 
münze oder schlachtet darauf einen weißen Hahn. Gegen den bösen Blick 
hängt man über der Tür einen Hundeknochen, Kamelkinnbacken, Alaun 
oder einen Gegenstand von blauer Farbe auf, da Blau als Schutzfarbe gilt. 
Tote werden in Steinkisten beigesetzt. Vorher werden ihnen alle Leibes- 
öffnungen verstopft, und die Frauen lösen zur Trauer ihr Haar, zerreißen 
ihre Gewänder und schwärzen sich das Gesicht. An die Beerdigung schließt 
sich an manchen Orten ein orgiastischer Tanz, verbunden mit Klage- 
gesängen, an. — Kaufehe ist allgemein üblich, und bei ihrem Abschluß findet 
unter anderem ein Schwertertanz statt. — Die Brotfladen, meist aus zer- 
riebenem Durra, backen die Frauen in eisernen Backglocken mit Tondeckeln. 
Daß Männer spinnen, kommt bei den Beduinen vor. — Nach der Geburt des 
ersten Sohnes pflegen sich die Eltern nach ihm zu benennen. Der Besitz 
vieler Töchter gilt für ein Unglück, obwohl er für den Vater ein Kapital 
bedeutet. — An den primitiven Haken pflüg fügt man zum Säen von 
Durra usw. ein trichterförmiges Rohr. Gedroschen wird mit Tieren oder mit 
dem Dresch schütten. Auf der Jagd verwendet man mannshohe Schilde. 
Als Bienenstöcke dienen längliche Tonkruken. — Töpferei und Weberei üben 
auf dem Lande die Frauen aus, gewerbsmäßig werden beide besonders in 
Gaza betrieben. In Hebron fertigt man Glaswaren und Wasser- und Öl- 
schläuche aus Ziegen feilen. 

Aberglaube ist bei allen Bewohnern stark ausgeprägt, und der Mohamme- 
daner scheut sich da nicht, sich an den hl. Elias zu wenden, Christen und 
Juden an mohammedanische Heilige. Der Araber glaubt sich von unzähligen 
bösen Geistern umringt, vor denen ihn nur das beständige Aussprechen von 



94 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

Allahs Namen schützt Nicht darf man ihn aber an natürlichen Heilquellen 
nennen, da hier die Geister selbst das Bad bereiten. Gegen den bösen Bück 
helfen goldene oder silberne Plättchen mit einer Anrufung Allahs oder dem 
Bilde des hl. Georg oder auch beschriebene Papierstreifen, am Halse oder in 
der Kopfbedeckung getragen; Kinder werden von der Großmutter zu diesem 
Zwecke geräuchert. Gegen Fieber braucht man Aderlaß, gegen manche Krank- 
heiten Feuerzauber: Berührung mit glühenden Nadeln, Nägeln, Sicheln. 

Im 6. Kapitel bespricht der Verfasser unter anderem eingehend das 
Schulwesen: Er hebt das Bestreben der Regierung hervor, es auf dem 
Lande ernstlich zu fördern und die Koranschulen in Jerusalem zu modernen 
umzugestalten. Über den Einfluß der Schulen der christlichen Konfessionen 
auf die Eingeborenen fällt er dagegen ein ziemlich ungünstiges Urteil. Das 
letzte Kapitel schildert die Vergangenheit und den heutigen Zustand 
Jerusalems. — Zur Veranschaulich ung sind 27 Abbildungen von charakte- 
ristischen Landschaften, Städten, Bäumen, Typen usw. beigegeben. 

A. Byhan-Hamburg. 

122. A. Jaussen: Itineraire de Nakhel a Petra« Revue biblique 
internal N. F., 1906, p. 443—464. 

Verfasser beschreibt eine von ihm unternommene Reise und flicht in den 
geographischen Bericht wertvolle Angaben zur Volkskunde der betreffenden 
Gegend ein: Bestattungsgebräuche usw. Messer schmidt-Berlin. 

123. A. Jaussen: L'immolation che« les nomades ä Test de la Mer 
Morte. Revue biblique internat, N. F., 1906, p. 91 — 114. 

Verfasser berichtet über sorgfältige Erkundigungen, die er bei 1 3 Stämmen 
eingezogen hat. Er beschreibt den Vorgang der Opferung und führt dann 
eine ganze Reihe von Gelegenheiten an, bei denen Opfer vorgenommen werden. 
Dabei kommen verschiedene interessante Volksbräuche zur Erwähnung. 

Messer schmidt-Berlin . 

124. Carra de Vaux: Talismans et conjurations arabes. Journal 
Asiatique 1907. Ser. X, tome IX, p. 529 — 557. 

Talismane und Beschwörungen spielen eine große Rolle in der arabischen 
Literatur und im heutigen Leben des Islam. Dazu erbringt der Verfasser 
einige neue Beispiele aus einem Manuskript der Bibliotheque Nationale von 
einem unbekannten Autor. Das Manuskript enthält eine Sammlung ver- 
schiedener Beschwörungen, z. B.: 1. eine Beschwörung, um einem Feinde zu 
schaden, indem man ihm einen Skorpion sendet. Dieser wird in einen Krug 
getan, siebenmal wird eine bestimmte Formel ausgesprochen, dann wird er 
freigelassen, und er wird nun direkt auf den Feind zugehen und ihn stechen. 
2. Eine Anrufung des Menschen an seinen Schatten. Schon im alten 
Arabien beschäftigte sich der Aberglaube mit dem Schatten : Wenn eine Hyäne 
durch den Schatten eines Menschen geht, so verliert er das Gefühl, und die 
Hyäne kann sich leicht seiner bemächtigen. Im vorliegenden Manuskript 
wird der Schatten als eine Art Bruder des Menschen betrachtet, der mit 
mysteriösen Kräften begabt ist. Auch hier will man einen Feind schädigen: 
In der Sonntags- oder Mittwochsnacht geht man in ein leeres Haus, setzt 
sich hin, mit dem Gesicht nach Osten, eine Fackel hinter sich, so daß man 
seinen Schatten sieht, stellt in diesen hinein Räucherwerk und bittet und 
beschwört ihn nun um Hilfe gegen den Feind, dem er diese und jene Übel 
antun möge. Diese Bitte ist siebenmal auszusprechen und das Ganze in drei 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 95 

Nächten zu wiederholen. 3. Behexung ist sehr häufig. Mohammed seihst 
soll von Jüdinnen behext worden sein, indem sie eine kleine Wachsfigur von 
ihm fertigten und sie mit Nadeln durchstachen. Im vorliegenden Manuskript 
heißt es: Man zeichnet die gemeinte Person auf ein Blatt, schreibt ihren 
Namen auf die Brust und ferner mit einer in Safran getauchten Nadel die 
Beschwörung auf das Blatt. Dieses nagelt man dann, den Kopf nach unten, 
an die Wand und spricht eine Beschwörung. Darauf sticht man glühende 
Nadeln oder ein Messer in das Herz der Figur und spricht wiederum Be- 
schwörungen. 4. Ein Beispiel, wie man die Liebe eines anderen gewinnt: Man 
nimmt eine wilde Turteltaube, hält sie Dienstag, Mittwoch, Donnerstag 
gefangen. Freitag, „in der Stunde der Venus", nimmt man ein dünnes Blatt 
und schreibt eine Beschwörung mit einem in Moschus und Safran parfümierten 
Griffel. Dieses Blatt hängt man mit einem Faden an den Flügel der Taube, 
spricht eine Beschwörung, schlägt die Taube mit einem Stein auf den Kopf 
und läßt sie frei. Alsdann wendet sich die Liebe der genannten Person dem 
Beschwörer zu. Messerschmidt-Berlin. 

125. Karl Opitz: Die Medizin im Koran. 92 S. Stuttgart, Ferd. 
Enke, 1906. 

Die vorliegende Studie bildet gleichsam die Fortsetzung der beiden von 
uns' bereits angezeigten Abhandlungen Epsteins über „Die Medizin des 
Alten Testaments" und „Die Medizin des Neuen Testaments und des Talmud". 
Denn nachdem in diesen die Kenntnisse zusammengestellt waren, welche die 
Verfasser dieser für Juden- und Christentum heiligen Bücher von der Medizin 
und Hygiene besaßen, erschien es gewiß angebracht, auch die diesbezüglichen 
Stellen aus dem Glaubensbuche der jüngsten der drei Weltreligionen, des 
Islam, zu sammeln. Wenngleich anfänglich zu erwarten stand, daß der Koran 
bei weitem nicht eine so große Ausbeute an medizinisch interessanten Tat- 
sachen zutage fördern würde, so ist man doch erstaunt, zu sehen, daß es 
Opitz gelungen ist, ein ziemliches Material zusammenzubringen, so daß wir 
einen recht guten Einblick in die Kenntnisse Mohammeds vom menschlichen 
Körper und seinen Funktionen gewinnen, sowie in die Grundsätze, die für 
ihn bei der Zusammenstellung von Gesundheitsregeln maßgebend waren. 
Da der Koran ein dichterisches Werk, sein Inhalt religiösen Betrachtungen 
gewidmet ist, so kann man natürlich nicht verlangen, in ihm fachmedizinisches 
Wissen niedergelegt zu finden. Dessen ungeachtet dürfte das Medizinische, 
das gelegentlich eingeflochten ist, wohl der Betrachtung wert sein, weil es 
die Ansicht und die Kenntnisse der vor islamitischen, von den Kulturländern 
ziemlich abgeschlossen lebenden Araber widerspiegelt. Aus diesem Grunde 
dürfte es auch den Ethnologen interessieren. 

Der 1. Abschnitt behandelt die eigentliche Medizin im Koran (Entwicke- 
lung des Menschen, Anatomie und Physiologie, Pathologie, Therapie und Tod), 
der 2. die Hygiene, im besonderen die persönliche und allgemeine Hygiene, 
und der 3. endlich die von Mohammed erlassenen Gesundheitsgesetze, und zwar 
die Ernährung8-, die Sexual-, die rituellen und die sozialbygieni sehen Gesetze. 

Bu schan- Stettin. 

126. Krauss: Das Geschlechtsleben im Glauben, Sitte und Brauch 
der Japaner. 161 S. gr.-Fol., mit 80 Taf. Leipzig, Deutsche 
Verlagsaktiengesellschaft, 1907. 30 Jt 

Dies auch durch Darstellung ganz hervorragende Werk des berühmten 
Folkloristen und Slavisten Dr. F. S. Krauss ist eine wahre Fundgrube nicht 



96 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

bloß für das Geschlechtsleben der Japaner, sondern auch über ihre Herkunft, 
Religion, Eheverhältnisse, Kunst usw. Überall sind ethnographische Parallelen 
angeführt. Abgehandelt werden im besonderen: der Phalluskult, die vater- 
rechtliche Ehe, die Stundenehe, Uranier und Urninden, die mechanischen 
Mittel zur Befriedigung des Geschlechtstriebes und die Erotik in Bildwerken. 
Verfasser macht mit Recht darauf aufmerksam, daß man bei den Japanern 
hinsichtlich der geschlechtlichen Verhältnisse auf Überbleibsel alier- 
ältester menschlicher Rückständigkeit stößt. Er zeigt, daß das Volk 
trotz der massenhaften erotischen Bilder, Feilhalten von Selbstbefriedigern usw. 
doch nicht das geile Volk ist, wofür es oberflächliche Reisende ausgeben. 
Auch der noch jetzt so weit ausgebreitete Phalluskult (Verfasser schlägt 
dafür den besseren Namen Phalloktenismus vor, da auch fast ebenso häufig 
die xreig = Vulva verehrt wird) ist ganz naiv, und die anscheinend lockeren 
Eheverhältnisse haben mit unserer Prostitution nur äußerliche Ähnlichkeit. 
Gerade dies Kapitel ist vom Verfasser glanzvoll behandelt. Der Hauptmasse 
nach läßt Verfasser die Japaner aus China abstammen (aus Korea ist wohl 
richtiger: Ref.). Auch die Badesitten haben an sich nichts Anstößiges für 
die Japaner. Die Shintugötter sind männlich, weiblich, geschlechtslos oder 
Hermaphroditen und gerieren sich geschlechtlich wie die Menschen. Die 
beliebteste und häufigste Gottheit der alten Japaner war der Penis, an Wegen, 
besonders Kreuzwegen und Feldrainen, in Tempeln, Kapellen, Sohreinen usw. in 
natura (auch als Naturspiele) oder auch stilisiert dargestellt. Die Personi- 
fizierung des Geschlechtstriebes oder, richtiger gesagt, der Geschlechtsteile, ist 
sehr ursprünglich. Sie sind zugleich Ehegötter. Es gibt auch phallische Fest- 
lichkeiten, wobei sich das Volk tadellos benimmt. Eigentliche Dirnen gibt 
es nicht, nur „ Zeit weiber", die eine regelrechte „ Stundenehe u eingehen, welche 
nichts Schmachvolles an sich hat. Homosexuelle finden sich in allen Schichten, 
wenn auch jetzt nur im stillen. Hier flicht der Verfasser sehr interessante 
vergleichende Ausblicke bezüglich der Männerliebe ein, die bei einigen 
Völkern sogar als religiöse Institution auftritt. 

Med.-Bat Dr. P. Näcke-Hubertusburg. 

127. N. W. Thomas: Kinship Organisation and group marriage in 
Australia. Cambridge, University Press, 1906. 
Kein Problem der australischen Völkerkunde hat die Forschertätigkeit 
so lebhaft beschäftigt, wie die sozialen Organisationen der Heiratsklassen und 
Totemgruppen, zum Teil auf Kosten mancher anderer Gebiete, wie das z. B. 
in Howitts Buch bemerkbar ist. Seit Morgans kräftig anregender Be- 
handlung liegt nur von Cunow der schwache Versuch einer zusammen- 
fassenden Darstellung vor. Gerade das letzte Jahrzehnt hat aber eine be- 
deutende Erweiterung unserer Kenntnisse gebracht, große Teile des mittleren 
und nördlichen Australiens überhaupt erst erschlossen. Die Bekanntschaft 
mit den eigenartigen zentralaustralischen Verhältnissen hat die Problematik 
in ganz neue Bahnen gewiesen ; insbesondere die Frage nach dem Ursprünge 
des Totemismus hatte mit früher unbekannten Tatsachen zu rechnen. Eine 
Anzahl neuer Fragen wurden durch meinen Versuch gegeben, die australischen 
Zustände kulturhistorischer Betrachtung zu erschließen. Alle Arbeiten auf 
diesen Gebieten mußten durch eine erschöpfende Darstellung der sozialen 
Einrichtungen Australiens, wie sie Thomas in dem vorliegenden Werke ver- 
sucht, neuen Anstoß und vor allem festeren Boden gewinnen. Ein erstes, 
bedeutendes Verdienst des Buches ist die Sammlung des Materials, das teil- 
weise schwer zugänglich, in seltenen Büchern oder schlecht erreichbaren 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 97 

australischen Zeitschriften zerstreut ist. Von den mir bekannten Tatsachen 
fehlt nur die Angabe von Nind über das Zweiklassensystem am König- 
Georgs-Sund, obwohl der Verfasser Nind als Entdecker des Klassensystems 
erwähnt. Das System der Gegend von Perth ist wohl mit Unrecht als Vier- 
klassensystem aufgeführt. Es läßt sich übrigens gegenüber der früher von 
mir vertretenen Auffassung, daß es eine Abwandlung des West -Viktoria- 
systems mit verblaßten Phratrien darstelle, auch als Totem System auffassen, 
in dem die Klasseneinteilung noch nicht vollständig durchgedrungen ist. Die 
Beurteilung der südwestaustralischen Systeme ist überhaupt vielleicht am 
wenigsten kritisch durchgearbeitet, auch bezüglich der Verbreitung der 
Phratrien. Die Karten hätte man etwas weniger skizzenhaft gewünscht; die 
Orientierung und Nachprüfung wird durch das Fehlen jeglicher Landschafts- 
signatur erschwert. Außerdem wird durch Einführung von Signaturen für 
unsichere Abgrenzungen die falsche Vorstellung erweckt, als seien alle übrigen 
Grenzen genau. Auf Karte 1 sind Nr. VIII und IX vertauscht. Unter 
den von Thomas aufgeworfenen theoretischen Fragen ist die nach der 
Ursache des Überganges zum Vaterrecht zu erwähnen. Thomas macht 
ganz richtig darauf aufmerksam, daß die Zugehörigkeit zur Lokalgruppe 
sich ursprünglich stets nach dem Vater richte. Er zeigt, daß weder die 
patria potestas, die bei cognatischer Deszendenz genau so kräftig aus- 
gebildet sei wie bei agnatischer, noch das Erbrecht den Wechsel hervorrufen 
konnte; im letzten Falle unterschätzt er allerdings wohl die Bedeutung des 
individuellen Erbrechts in Australien. Er weist auf die solidarische Haft- 
pflicht der Totemgruppen hin und glaubt, daß sich aus dieser Solidarität eine 
Tendenz zur lokalen Konzentrierung und zur Absorbierung der schwächer 
vertretenen Gruppen ergeben müsse. Dies Ergebnis des Überganges zum Vater- 
recht setzt aber die Existenz der Lokalexogamie voraus, wie sie in rein 
matriarchalen Gebieten der Regel nach nicht vorhanden ist. Thomas über- 
sieht aber auch, daß die Ursache seit Entstehung totemistischer Gruppen 
wirksam sein und die Ausbildung des Matriarchats überhaupt unmöglich 
gemacht haben müßte, oder umgekehrt, daß die Solidarität sich bei mutter- 
rechtlicher Durcheinanderwttrfelung der Totemgruppen gar nicht hätte aus- 
bilden können. Der fundamentale Fehler, den er freilich mit sämtlichen 
englischen Ethnologen, allein Frazer neuerdings ausgenommen, teilt, ist das 
Festhalten an der Theorie der absoluten Priorität des Mutterrechts , die er 
zwar nicht für durchaus bewiesen hält, aber doch durch gewichtige Gründe 
gestützt erachtet. Die Bemerkung, daß wir nirgend einen Übergang vom 
Vaterrecht zum Mutterrecht, wohl aber bisweilen — in Nordamerika — den 
umgekehrten Vorgang nachzuweisen im stände seien, erledigt sich aber durch 
die Feststellung, daß das Matriarchat überhaupt nur eine Episode in der 
Menschheitsgeschichte darstellt. Was ferner die sogenannten Überlebsel des 
Mutterrechts betrifft, deren wichtigstes die Stellung des Mutterbruders ist, so 
ist zu bemerken, daß auch in vaterrechtlichen Verhältnissen das Band zwischen 
der Frau und ihrer Sippe durchaus nicht durch die Heirat gelöst wird, zumal 
bei totemistischer Verfassung. Gerade im Gegenteil gibt Thomas selbst den 
Weg an, wie sich durch stärkere Betonung des Schutzverhältnisses zwischen 
der Frau und ihren Verwandten mutterrechtliche Anschauungen sekundär 
ausbilden können. Das ist aber wohl nur bei lokaler Endogamie möglich. 
Deshalb leidet auch Längs von Thomas angenommene Theorie an einem 
inneren Widerspruch, da durch den Zusammenschluß zweier exogamer vater- 
rechtlicher Horden nicht ein mutterrechtliches Zweiklassensystem entstehen 
kann, ganz abgesehen davon, daß nicht nur die beiden den Phratrien syno- 

Zentralblatt für Anthropologie. 1908. 7 



98 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

nymen Totems sofort bei dem Zusammenschluß durch Stammesdekret aus- 
getauscht werden mußten, sondern daß, nach den Tatsachen zu urteilen, auch 
eine nachträgliche Aufteilung der übrigen Totems stattgefunden haben muß, 
wozu in dem System gar kein zwingender Grund vorlag. Weit beachtens- 
werter sind die Bemerkungen von Thomas über den Zusammenhang der 
Zweiklassensysteme mit den Adler-Krähenmythen, sowie seine Theorie, daß 
die Vierklassensysteme nur eine Systematisierung der im Zweiklassensystem 
gegebenen V er wand tsohaftsbe Ziehungen und Heiratsregeln darstellen. Die 
kulturhistorische Betrachtung ergibt freilich die Wahrscheinlichkeit, daß es 
sich vielmehr um Eontakt- und Ausgleichserscheinungen zwischen vater- und 
mutterrechtlichen Anschauungen handelt. Vielleicht die besten Teile der 
theoretischen Erörterungen bilden die kritischen Abschnitte, in erster Linie 
die leider noch nicht überflüssige Kritik der Morgan sehen Anschauung von 
der Ent wickelung der Familie, die, wie gezeigt wird, weder den Tatsachen 
noch auch nur konsequenter Durchführung der eigenen Prinzipien standhält. 
Die gleiche, überall erkennbare Sorgfalt der Begriffeabgrenzung erleichtert 
Thomas auch den Nachweis, daß die australischen Fälle sogenannter 
Gruppenehe nicht als Überlebsel einer früheren Promiskuität zu deuten, 
sondern der Einzelehe gegenüber sekundär sind. Dieser Nachweis ist ihm 
zweifellos voll gelungen, wenn des Verfassers Bemerkungen über den tem- 
porären Charakter jener Verbindungen und ihre genetische Erklärung als 
„adelphic polyandry" auch nicht überall Beifall finden sollten. Die Be- 
schränkung der piorrauru-artigen Institutionen auf Gebiete mutterrechtlichen 
Zweiklassensystems läßt einen genetischen Zusammenhang vielleicht nicht 
undenkbar erscheinen. 

Alles in allem befestigt das vorliegende Buch den Ruf unvergleichlicher 
Sachkenntnis und ßelesenheit, sowie einer vielleicht manch u.al zu ängstlich 
zurückhaltenden kritischen Sorgfalt, den sich Thomas durch seine bisherigen 
ethnographischen Arbeiten erworben hat. Man kann in vielen Punkten anderer 
Meinung sein als er; aber kein gewissenhafter Forscher wird das Buch ohne 
erbeblichen Gewinn aus der Hand legen. Fritz Graebner-Köln. 

128. Walter E. Roth: Notes on government, morals and crime. 

North Queensland Ethnography 1905. Bulletin Nr. 8. Bris- 
bane 1906. 
Es ist wiederum eine Fülle reicher Beobachtungen und zwar, wie wir 
bei seiner langjährigen Erfahrung und seiner Stellung als Protektor of Abo« 
riginals annehmen dürfen, richtiger und zuverlässiger Beobachtungen, die 
uns Roth, leider wahrscheinlich zum letzten Male, in dem von der Regierung 
Queenslands herausgegebenen achten Bulletin über die Ethnographie Nord- 
Queenslands in kurzer, knapper, allen' verschönernden Beiwerks entbehrender 
Form darbietet. Es ist ein Jammer, daß ein solcher Mann von der so lange 
und mit so segensreichem Erfolge für seine farbigen Schützlinge und für die 
Wissenschaft bekleideten Stellung weichen mußte! Um einen Begriff der 
behandelten Materie zu geben, seien hier nur die Überschriften der 13 Ab- 
schnitte genannt; ein Eingehen darauf ist an dieser Stelle nicht tunlich. 
1. Die Versammlung, der „Rat u der Ältesten. 2. Rechte und Pflichten des 
Individuums. 3. Verhaltungsvorschriften. Das gegenseitige Verhältnis der 
Geschlechter. 4. Obscönitäten. 5. Untugenden: Faulheit, Verlegenheit, Ge- 
fräßigkeit. 6. Respekt vor dem Alter. 7. Behandlung stammesfremder 
Personen. 8. Begrüßungsformen. 9. Land- und Jagdfrevel; Erbrecht. 
10. Verbrechen gegen das Individuum. 11. Verbrechen gegen das Eigen- 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 99 

tarn. 12. Eigentumsmarken. Die sogenannten Schrift- oder Botenstäbe. 
13. Sühnegebräuche. Der zwölfte Abschnitt ist außerdem illustriert durch 
vier Tafeln mit gut beschriebenen und vortrefflich abgebildeten Botenstäben. 

Dr. B. Hagen-Irankfurt a. M. 

129. F. v.Luschan: Sammlung Baessler, Schädel von polynesischen 
Inseln. Veröffentlich, a. d. Kgl. Museum f. Völkerkunde 1907. 
Bd. XII. Berlin, G. Reimer. 

Der eigentlichen Untersuchung geht eine ausführliche Beschreibung der 
Fundorte aus der Feder des Sammlers, Geh. Hofrat Professor Dr. Arthur 
Ba es s ler, voraus, die auch erkennen läßt, mit welchen Schwierigkeiten das 
Sammeln von Schädeln wirklich einwandfreier Bestimmung verknüpft ist. 

Um das Material zu erweitern, nahm von Luschan zu der ßaessler- 
schen Sammlung eine Anzahl anderer polynesischer Schädel hinzu, 13 von 
Professor von den Steinen gesammelte Schädel von den Marquesasinseln, 
26 von Professor Thilenius von Neuseeland mitgebrachte Schädel, 9 Maori- 
schädel, die A. Reisdeck gesammelt hat. Einzelne Punkte der angewendeten 
Technik sind ausführlich klargelegt. Ebenso die Gründe, welche den Ver- 
fasser veranlaßten, die nach ihrem Geschlechte nicht mit Sicherheit zu be- 
stimmenden Schädel der männlichen oder weiblichen Gruppe zuzuteilen. — 
Auch im Nachwort wird nochmals auf einige technische Fragen hingewiesen, 
die während der Drucklegung des Bandes auf der Versammlung zu Monaco 
besprochen wurden, in der vorliegenden Veröffentlichung aber nicht mehr 
berücksichtigt werden konnten; so besonders die Messung der Nasenhöhe an 
der Verbindungslinie der Unterränder der Nasenöffnung und die von Martin 
vorgeschlagene Messung des alveolaren 'Profil winkeis mit Benutzung des Sub- 
spinalpunktes. 

. Untersucht wurden im ganzen 28 Schädel von den Marquesasinseln , SO 
von der Tahitigruppe, 23 von Mangaia, mit welchen ein von der Nordküste 
von Rarotonga stammender vereinigt wurde, ferner 87 Schädel von Neu- 
seeland, eine prächtige Serie, in der fünf Moriori (Bewohner der Chatham- 
inseln) eingerechnet sind. Von jedem einzelnen dieser Schädel ist eine sehr 
ausführliche Beschreibung gegeben, aus deren Gesamtheit wir nur einige 
Punkte hervorheben können. — Diese genaue Beschreibung jedes Einzel- 
objektes entspricht einem Wunsche Prof. Baesslers, der sie zur Bedingung 
gemacht hatte. Eine Beschreibung der Rassenmerkmale ganzer Gruppen, wie 
v. Luschan sie vorgezogen hätte, ist zweifellos als das geeignetere Verfahren 
zu bezeichnen. Von besonderem Interesse sind zwei Fälle von geheilter 
Trepanation bei Bewohnern der Marquesasinseln (S. 748 und 749), für welche 
sie zwar früher einmal behauptet, später aber wieder in Abrede gestellt 
wurde. Die beiden Fälle sind in guten Abbildungen im Text wiedergegeben. 
Bei einem dritten Schädel (S. 878) ist ein Spalt in der Gegend der linken 
Lambdanaht vorhanden, den der Verfasser ebenfalls auf eine geheilte Tre- 
panation zurückführt. Auch ein Neuseelandschädel weist am Frontale in der 
Nähe des Bregma eine Vertiefung auf, bei der man an eine nicht völlig durch- 
geführte Trepanation mit unvollständiger Heilung denken könnte. Doch 
erweckt die Abbildung den Eindruck, daß die Vermutung des Autors, es 
möchte sich um einen kariösen Prozeß, vielleicht Lues, handeln, mehr Wahr- 
scheinlichkeit für sich hat. Bei einem Schädel der Tahitigruppe (S. 884) 
besteht die Bildung einer Linea temporalis suprema, wie sie Virchow beim 
Schädel eines Pah Ute beschrieb. Die Zähne sind bei fast allen Schädeln 
äußerst abgekaut und oft auch distoziert, und in zahlreichen Fällen haben 

7* 



100 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

Abszesse die Alveolen zerstört. Bei mehreren Individuen finden sich auch 
arthritische Veränderungen der Kiefergelenke. Der Autor glaubt die Ab- 
Schleifung der Zähne eher auf eine technische Verwendung zurückführen su 
müssen, etwa zum Weichmachen irgendwelcher textiler Fasern oder der- 
gleichen, um so mehr, als manchmal, aber niemals in irgend einem Zusammen- 
hang mit der Absohleifung der Zähne, erwähnt wird, daß die Neuseeländer 
Binsen kauen, um sie weich und geschmeidig zu machen. — Von anderen 
interessanten Befunden sei nur noch ein Fall erwähnt, in welchem bei einem 
weiblichen Maorischädel (S. 980) am Rande der Apertura piriformis ein etwa 
12 mm langes, schmales Knochen Stückchen vom Stirnfortsatz des Oberkiefers 
durch eine Naht getrennt ist. Der Autor deutet diesen Befund als ein ge- 
trennt gebliebenes Stück des Zwischenkiefers. 

Der Beschreibung der Einzelobjekte schließen sich ausführliche Tabellen 
der individuellen Maße an. Darauf folgt eine kurze Besprechung der Gruppen, 
in welchen verschiedene Korrelationen einiger Formverhältnisse geprüft 
werden. Es ergibt sich z. B. bei den Marquesassch adeln eine Verbindung 
der größeren relativen Länge mit geringerer Kapazität, breiterer Nase und 
breiterem Obergesicht. Bei der Maorigruppe fällt besonders die große 
Variationsbreite der Kapazität auf, ein Verhalten, das der Autor auf die 
gerade bei Ozeaniern häufige große Schwankung der Körpergröße zurückführt. 
Allerdings glaubt er auch in der bedeutenden Intelligenz und dem geradezu 
phänomenalen Gedächtnis mancher polynesischer Stamme einen Grund für 
das Vorhandensein außerordentlich großer Kapazitäten (bis zu 1795 ccm) zu 
finden. Aus dem Vergleich der Kapazitäten der längsten und der kürzesten 
Schädel ergibt sich, daß die Dolichokephalen im Mittel eine geringere Kapa- 
zität aufweisen, als die Brachykephalen. Dieses Verhältnis spricht sich bei 
den Frauen deutlicher aus, als bei den Männern. Die positive Korrelation 
der breiteren Hirnkapseln mit schmaleren Nasen und schmaleren Ober- 
gesichtern kommt überhaupt nur bei den Frauen zur Geltung. 

Die Einreihung der wenigen Cbatham- Insulaner unter die Maorigruppe 
wird mit der außerordentlichen Ähnlichkeit beider Gruppen motiviert, die so 
weit geht, daß es unmöglich wäre, einen typischen Moriori von einem Maori 
zu unterscheiden. Ein Hauptergebnis der Arbeit ist die Erkenntnis, daß 
man „polynesische Inseln u nur in sprachlicher Beziehung zusammenfassen 
darf. Natürlich gibt es eine polynesische Spracheinheit, so gut als es eine 
semitische oder indogermanische gibt, aber dort so wenig wie da entspricht 
der sprachlichen Einheit auch eine somatische Während aber die somatischen 
Eigenschaften fremder Einwanderer teils zur Bildung von Mischrassen führten, 
teils nahezu oder gänzlich wieder verschwanden, haben die überlegenen geistigen 
Eigenschaften überall gesiegt, in gleicher Weise, wie das auch bei anderen 
Völkern nachweisbar ist. Die Folge davon ist die Verbreitung polynesischer 
Dialekte und polynesischer Kultur auch auf Inselgruppen, auf denen melane- 
sische, papuanische und sogar neuholländische Typen nachweisbar sind. 

Am Schlüsse ist eine kurze biographische Notiz über den vor Erscheinen 
des Bandes verstorbenen Herrn Geh. Hof rat Prof. Dr. A. Bae ssler 
gegeben. 

Der gediegenen Arbeit sind 33 Tafeln mit ausgezeichneten Abbildungen 
je eines Schädels in allen fünf Normen beigefügt. Dr. Th. Mollison-Zürich. 

130. R. Parkinson: Dreißig Jahre in der Südsee. Land und Leute, 
Sitten und Gebräuche im Bismarck- Archipel und auf den 
Deutschen Salomo - Inseln. Herausgegeben v. B. Aukermann. 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 101 

Mit 56 Tafeln, 4 Karten und 141 Textabbildungen. Stuttgart, 
Strecker u. Schröder, 1907. (14 Jt) 

Parkinson ist ohne Frage der beste Kenner des ßismarck- Archipels ; 
ein langes Leben draußen mitten unter den Eingeborenen hat ihm eine Ver- 
trautheit mit diesen Kindern der Natur, ein Verständnis für ihr Denken und 
Treiben geschaffen, wie es kaum jemand außer ihm besitzt. Er war deshalb 
wie wenig andere befähigt, ein nicht nur reiches, sondern vor allem lebens- 
volles Bild von der Bevölkerung unserer mel artesischen Besitzungen zu ent- 
werfen und dadurch das lebhafte Interesse aller derer zu erwecken, denen 
eine einsichtsvolle Eingeborenenpolitik als wesentliches Element unserer 
Kolonialarbeit erscheint. Wie die Dinge bei uns liegen, ist mit dem Kolonial- 
interesse das der ethnologischen Wissenschaft aufs engste verknüpft; der 
Herausgeber hat recht damit , daß nichts in höherem Maße geeignet ist, ver- 
ständnisvolle Anteilnahme an ethnologischen Problemen aus dem engen Kreise 
der Fachgelehrten in weitere Volkskreise zu tragen, als allgemein verständ- 
liche Bücher von der Art des vorliegenden. Aber Parkinson will nicht nur 
als anspruchsloser, populärer Kolonialschriftsteller, sondern als ernsthafter 
Mitarbeiter auf dem Gebiete der Völkerkunde angesehen werden. In der Tat 
stehen seine Arbeiten über den Bis marck- Archipel, die nordwestlichen Salomo- 
Inseln, den Berlinhafen - Bezirk usw. unter den neueren Quellenschriften zur 
Ethnologie der Südsee in erster Reihe. So muß denn die Kritik auch 
seinem Hauptwerke die Ehre einer strengen, wissenschaftlichen Bespreqhung 
zuerkennen. 

Wie zu erwarten, bringt Parkinson in erster Linie reiches Tatsachen- 
material, das Unsere Kenntnis der behandelten Stämme wesentlich vertieft 
und erweitert. Am wenigsten ist das bei den nördlichen Salomonen und 
den östlich davon liegenden polynesischen Inseln der Fall, deren Schilderung 
im wesentlichen identisch, teilweise sogar vollständiger in des Verfassers 
früheren Arbeiten enthalten ist. Am meisten aus dem Vollen schöpft er 
natürlich bei den Küstenbewohnern der Gazelle- Halbinsel , seinen ständigen 
Nachbarn. Da ist in erster Linie die Sammlung von Sagen und Märchen zu 
nennen, von denen nur wenige Stücke, zwei allerdings vom Grafen Pfeil in 
Form und Inhalt fast identisch, bisher publiziert waren. Manches Neue ent- 
halten die Abschnitte über die Geheimbünde, besonders den Dukduk; sie 
bestätigen dessen geringes Alter auf Neu-Britannien. Die Angabe von 
Schnee, daß der Dukduk als Vogel angesehen wird, verliert wesentlich an 
Bedeutung dadurch, daß er auch als Baumwipfel bezeichnet wird. Über den 
Ingiet weiß Parkinson, wie er andeutet, noch mehr, was ihm eine wissen- 
schaftlich nicht gutzuheißende Prüderie auszuführen verbietet. Weiter sind 
besonders die Angaben über die medizinischen Kenntnisse und Kuren her- 
vorzuheben, durch die wiederum einige Mitteilungen des von Parkinson 
nicht günstig beurteilten Powell bestätigt werden, sowie in dem Bericht über 
Zauberei der Abschnitt über das Pepe, in dem allerdings größere Klarheit 
erwünscht wäre. Zu dem wichtigsten Bezug dieser Institution, ihrem wahr- 
scheinlichen Zusammenhang mit totemis tischen Vorstellungen, ist Parkinson 
nicht vorgedrungen. Über Baining und Sulka berichtet er ausführlich nach 
den schon gedruckten Arbeiten und einigen mündlichen Mitteilungen von 
Pater Rascher und Bruder Müller. Das westliche Neu-Britannien hat er 
selbst schon früher kurz behandelt, bringt aber doch jetzt eine ganze Reihe 
von Ergänzungen. Wichtig ist z. B. die Ausdehnung des von der Montague- 
Bucht bekannten Stilbezirks bis zu den Mengen, sowie die Beibringung 
der Kegelhutmaske mit Gesichtsornamentik vom Südkap. Auch in Neu-Irland 



102 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

und Nachbarschaft haben die Masken, ihre Verwendung und Bedeutung, 
Parkin 8 on 8 besonderes Interesse erregt; für den Nordwesten der Insel 
charakteristisch ist ihre sonst in Melanesien zurücktretende Verwendung im 
Totenkult und ihre totem istische Ausgestaltung. Auffallend ist das Fehlen 
echter Masken auf Aneri, obwohl es mit anderen Kulturbeziehungen der Insel 
übereinstimmt. Hochwichtig ist die Verschmelzung von Leichenverbrennung 
und Plattformbestattung in Nordwest-Neu- Irland, sowie das Vorkommen der 
Hockermumie im mittleren Inselteil. Für Mutschau wird das Vorhandensein 
von Totemismus , das nach der allgemeinen ethnographischen Lage zu ver- 
muten war, bestätigt ; interessant ist ferner, daß auf Emirau neben den Penis- 
muscheln auch Peniskalebassen vorkommen. Völlig unbekannt war bisher 
die Bevölkerung der Tench- Insel, die wegen ihrer Abgeschlossenheit nach 
gewissen Richtungen besonderes Interesse bietet Sie besitzt z. B. die alte 
Stab- oder vielmehr Kreuzangel, aber auch den Webstuhl. Um so merk- 
würdiger ist die Unkenntnis des Betelgenusses, der also seinen Weg nach der 
Mutschau-Gruppe erst nach der Einführung der Weberei gefunden hat. 

Die größte Bereicherung erfahren unsere Kenntnisse von den Bewohnern 
der Admiralitäts-Inseln. Der Gruppenname Taui muß nach Parkinsons 
Angaben endgültig aufgegeben werden. Zum ersten Male erfahren wir Ge- 
naueres über die Verbreitung der drei Stämme Usiai, Moanus und Matankor, 
sowie über ihre ethnischen Unterschiede. Danach erscheinen die Matankor 
als Vertreter des polynesischen Volkstums, während die Moanus zwar auch 
viele polynesische Züge aufweisen, aber in ihrer Kulturstellung wesentlich 
durch Beziehungen zu Neu-Guinea bestimmt werden. Fast durchweg neu 
sind die Angaben über die geistige Kultur der Moanus, die Parkinson zum 
großen Teile aus dem Munde des Moanusmannes Po Minis aufgezeichnet 
hat. Da ist eine Serie wichtiger Sagen und Märchen, Berichte über die ver- 
schiedenen Kategorien von Geistern und ihre Aufenthaltsorte — an der 
Spitze der bösen Geister steht der Feuergeist Kot, dessen Name mit dem der 
Sulka-Geister identisch ist — , über Zauberei, die der Regel nach von einem 
dem Häuptlinge dienstbaren Zauberer ausgeübt wird, über das ausgebildete 
Häuptlings- und das damit zusammenhängende Hörigenwesen, über die bisher 
für die Gruppe nur postulierte, aber erst jetzt sicher belegte echte Plattform- 
bestattung, vor allem aber über das ebenfalls postulierte Totem wesen, durch 
dessen Feststellung die gesamte melanesische Kulturgeschichte an Klarheit 
und Sicherheit der Ergebnisse gewinnt. 

Leider wird der Wert des großen und wichtigen Quellenmaterials durch 
gewisse Mängel der Parkinson sehen Darstellung nicht unwesentlich herab- 
gesetzt. Nicht nur fehlt häufig die wissenschaftlich erforderliche Klarheit 
und Präzision der Angaben, sondern bisweilen auch die noch unentbehrlichere 
unbedingte Zuverlässigkeit. So wird auf S. 393 erst die mütterliche Des- 
zendenz des Totems bei den Moanus als uneingeschränktes Faktum hin- 
gestellt; weiter unten, auf derselben Seite, ist es nur noch Vermutung, daß 
Mutterrecht „wohl das Grundrecht ist", es wird aber zugegeben, daß es viel- 
fach anders sei. Ebenso ist die Behauptung des Matriarchats für den nord- 
westlichen Teil von Neu-Irland direkt falsch, die für Siar und Nachbarinseln 
angegebenen Totemverhältnisse gelten in dieser Form höchstens für die letz- 
teren. Sehr fraglich ist die Angabe, daß die Ingietfiguren nur für das ein- 
malige Fest hergestellt würden. Die Nachricht auf S. 210, daß irdene Tami- 
töpfe weit in West-Neu-Britannien verhandelt werden, beruht augenscheinlich 
auf einer Verwechselung mit den Tamiholzschüsseln. Auf S. 281 behauptet 
er, daß die Sanduhrtrommel bis vor wenigen Jahren in ganz Neu-Irland un- 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 103 

bekannt war und ein Kenner heute noch ohne Schwierigkeit nachweisen 
könne, ob ein bestimmtes Exemplar aus der Gazelle- Halbinsel oder aus Kaiser- 
Wilhelms- Land importiert wurde. Dabei hat schon Duperrey sie aus dem 
südlichen Inselteil beschrieben und abgebildet, und die „Gazelle" hat ver- 
wandte Bambustrommeln aus Neu-Hannover mitgebracht. Die Beschreibung 
des Nord-Neu-Irland-Speeres auf S. 285 beruht auf einer Kombination zweier 
ganz verschiedener Typen. Die Töpfertechnik der Nordsalomonen wird auf 
S. 496 unzweifelhaft falsch geschildert Das sind nicht die einzigen Fälle; 
aber sie allein zeigen schon, daß Parkinsons Angaben doch immerhin mit 
einer gewissen kritischen Vorsicht zu verwenden sind. 

Ein paarmal macht Parkinson den Versuch, über die reine Darstellung 
zu wissenschaftlichen Erörterungen fortzuschreiten, jedesmal mit einem Miß- 
erfolg. Seine alte Theorie von der Besiedelung der Gazelle-Halbinsel hat im 
Laufe der Jahre nicht an Wahrscheinlichkeit gewonnen; jetzt schneidet er 
selbst ihr, ohne es zu wissen, den Lebensfaden ab durch die Bemerkung, daß 
die Bewohner des Inneren von West-Neu-Britannien denen der Gazelle-Halb- 
insel verwandt erschienen. Die Theorie des Zusammenhanges mit Australien 
hat Ankermann in der Vorrede genügend charakterisiert. Die mit einigem 
Pathos als etwas ganz Neues vorgetragene Theorie von der Entstehung des 
Totemismus endlich ist nichts anderes als die älteste, auf der Promiscuitäts- 
lehre beruhende Anschauung. Betreffs der Eingeborenenästhetik steht Par- 
kinson verständlicherweise auf dem naiven Stephan sehen Standpunkte, 
wie seine Behandlung der Bainingornamente S. 261 ff. zeigt. Sprachlich ist 
ihm unter anderem der Unterschied zwischen melanesischen und Papua- 
sprachen nicht klar geworden; denn er rechnet die Nak an ai spräche zu der 
letzten Gruppe, trotz des melanesischen Wortschatzes, der Possessivsuffixe, 
der Personalpronomina, der Zahlwörter. 

Der Herausgeber hat es sich grundsätzlich versagt, sachliche Änderungen 
vorzunehmen; mit Recht, denn das hätte geheißen, das Buch von Grund aus 
umzuarbeiten. Er hat sich begnügt, vorsichtig zu feilen, einige kritische 
Anmerkungen zuzufügen, das Buch durch ein Register brauchbarer zu machen 
und Parkinsons Abbildungen durch eine Anzahl von Zeiohnungen und 
Photographien aus dem Berliner Museum zu ergänzen. Diese neuen Illu- 
strationen sind fast ohne Ausnahme gut. Die von Parkinson herrührenden 
Aufnahmen ethnographischer Gegenstände sind demgegenüber oft recht 
unklar, die Objekte auf den Tafeln über- und durcheinander gehängt, so daß 
ihre wissenschaftliche Verwertbarkeit leidet. Dagegen zeigen die übrigen 
Aufnahmen des Verfassers die gewohnte Meisterschaft im Photographieren 
und wären ein überaus wertvolles Material, wenn nicht der Verlag ein minder- 
wertiges Reproduktionsverfahren angewandt hätte, so daß eine ganze Reihe 
von Bildern lieber ganz fehlen könnte. 

Es muß wiederholt werden, daß das Buch trotz der oben hervorgehobenen 
Fehler eine wichtige ethnographische Quelle bleibt. Aber gerade aus diesem 
Sachverhältnis folgt eine eindringliche Mahnung: Es ist nur ein Notbehelf, 
daß die Völkerkunde in den Grundlagen ihrer Forschung auf Laien Beobach- 
tungen angewiesen ist; und es ist da nur ein Gradunterschied, ob der 
Gewährsmann ein Pflanzer oder ein Gelehrter eines anderen Wissenszweiges 
ist. Nur der wird wirklich einwandfreies und zureichendes Material für die 
Bearbeitung wissenschaftlicher Probleme schaffen können, der sachlich und 
methodisoh sorgfältig vorgebildet ist. Im Interesse der Wissenschaft und 
unserer Kolonien liegt die Hinaussendung von Ethnologen zum Studium der 
Eingeborenen. Vorbedingung dazu ist aber die Heranbildung genügender 



104 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

Fachkräfte, die Hebung des ethnologischen Unterrichts an den deutschen 
Hochschulen. Fritz Graebner-Köln. 

131. K. Hauser: Das craniologisehe Material der Neu -Guinea- 
Expedition des Dr. Finsch (1884/85) und eine Schädelserie 
aus Neu-Irland. 102 S. m. Tabellen. Berlin, Max Günther, 1906. 

Der Verfasser untersuchte 20 Schädel von der Südostspitze Neu-Guineas 
(D'Entrecasteaux- und Moreaby- Archipel) , 12 Schädel aus Neu-Irland und 
4 Schädel aus den benachbarten Inseln ( Duke- of- York und Kaau-Inseln). In 
Anbetracht des geringen anthropologischen Materials, das wir aus diesen 
Gegenden bis jetzt zur Verfügung hatten, füllt die unter Prof. v. Luschans 
Leitung ausgeführte sehr eingehende Arbeit eine Lücke in erfreulicher Weise 
aus. Auf das sehr reichhaltig in der Arbeit niedergelegte Material kann 
nicht näher eingegangen werden ; es sei nur erwähnt, daß der größte Teil der 
Schädel von dem d'Entrecasteaux- Archipel nach des Verfassers Untersuchungen 
dem westmelanesischen Zweige (Keane) zuzurechnen ist, und zwar vorwiegend 
dem von Volz sogenannten Neu -Guinea -Typus, während daneben noch eine 
Beimischung des sogenannten Bismarck- Archipel-Typus anzutreffen ist. Auf- 
fällig ist ferner das Vorhandensein eines brachykephalen Elementes , das dem 
Verfasser mit Berücksichtigung des geringen Rauminhaltes der betreffenden 
Schädel (<j> 1115 ccm, $ 1225, d* 1140 [abgeschätzt]) möglicherweise anf eine 
Pygmäenbevölkerung hinzudeuten scheint. 

Die Schädel Neu Irlands repräsentieren kein somatisch einheitliches Rassen- 
element. Die einen gehören einem ausgesprochenen dolichokephalen , hypsi- 
stenokephalen Typus an; sie sind leptoprosop, hypsiconch, prognath und pro- 
phatnisch. Die zweite Reihe zeigt einen mehr brachykephalen Typus. Die 
Schädel von den Kaau-Inseln entsprechen denen Neu -Irlands und Neu- 
Britanniens. Die Festellungen des Verfassers sind am Schlüsse der Arbeit 
in einem ausführlichen Schädelkataloge niedergelegt, dem 14 Kurvendar- 
stellungen beigegeben sind. M. Friedemann-Berlin. 

132. P. T. de Marzan: Le totemisme aux iles Fiji. Anthropos 1907, 
Bd. II, S. 400—405. 

II y a 2 especes de totems aux Fiji. Les uns, je les appellerai totem 8 
principaux, les autres seront appeles secondaires. La raison en est que 
les totems principaux ne sont point detruits ou mang^s et semblent accompaguer 
l'origine de la tribu. Les totems secondaires sont, au contraire, manges, mais 
avec un certain cer6monial. 

Le totem principal etait double; il y avait un arbre totem et un aniinal 
totem dans chaque tribu. 

Le totem secondaire etait unique, double ou triple; Selon qu'on y comptait 
une igname- totem, un taro- totem, une espece de ban an e- totem. Avant la 
dispersion des diverses tribus, alors que toutes habitaient la montagne de 
„Nakauvadra", dans chacun des differents centres que formait chaque tribu 
sur la pente de la montagne, il y avait dans ce centre un arbre que cette 
tribu venerait. Lors de la dispersion cet arbre fut porte pour etre plante 
dans la premier „yavu" ou premier Etablissement de la tribu. L'espece 
d'animal totEm de la tribu y fut aussi trouvee. — Quant ä Tigname-totem, 
eile fut apporteV et fut plantee dans les premieres plantations que fit la tribu. 
Voilä pourquoi cette igname est encore respectee et honoree; quand on la 
cuit, on ne la coupe point autant que possible, on n'arrache point les barbes 
de la tete de l'igname en question. 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 105 

Le respect du aux totem s principaux etait tres grand, il est encore con- 
serve parmi les tribus de l'interieur. La on ne peut proferer le nom du 
totem sans etre oblige de payer une amende ä la tribu qui l'honore, la encore 
on conjecturera de l'avenir par la vue du totem. 

Fonction du totem. Autrefois eile etait fort importante. De la vue du 
totem *on conjecturait la vie ou la mort, le succes ou l'insucces d'une guerre, 
un mariage beureux ou malbeureux. Le totem animal apparaissait avant la 
naissance de l'enfant et, selon sa position, c'etait signe de vie ou de mort 
pour l'enfant pres de naitre. . 

Le totem suivait l'individu de sa tribu partout oü il allait s'etablir. Ainsi 
j'entendis raconter un jour aux gens de Nabukebuke que Farbre „qumu u ne 
poussait pas autrefois ä Nabukavesi, mais une femme de la famille des 
Vunaqumu s'etant mariee avec un homme de Nabukavesi, le „qumu u y poussa 
presque aussitöt. 

En terminant ce resume, je dois faire remarquer que le totem arbre est 
fort important, le plus important de tous. C'est celui qui se trouvait ä 
Nakauvadra, c'est lui qui suit l'indigene partout oü il va; souvent il donne 
le nom ä la tribu qui Fhonore; enfin n'est-ce point de ce totem que vient le 
mot kai Vunaquma, kai Bau etc., arbre vanaqumu, arbre Bau etc., car kai 
veut dire bois en langue de Pouest. La tribu serait donc comparee a un 
arbre gigantesque. J. de Marzon-Solo i ra (Nausorie, Fiji). 

133. 6. Friedend : Die Schiffahrt der Indianer. Studien und For- 
schungen zur Menschen- und Völkerkunde unter wissenschaft- 
licher Leitung von Georg Buschan. Heft 1. 130 S. Stuttgart, 
Strecker u. Schröder, 1907. 
Unter dem Titel: Studien und Forschungen zur Menschen- und Völker- 
kunde beginnt eine neue Publikation zu erscheinen, die sicher einem allseitig 
empfundenen Bedürfnis entgegenkommt. Das neue Unternehmen bezweckt 
nämlich, größere monographische Darstellungen, deren Drucklegung in Zeit- 
schriften oder Gesellschaftsschriften wegen ihres Umfang es unmöglich ist, 
zum Abdruck zu bringen und so eine Art Sammelstelle für Monographien aus 
Anthropologie, Völkerkunde und Urgeschichte zu bilden. Um indessen jede 
Konkurrenz mit bereits bestehenden Fachzeitschriften und Gesellschafts- 
schriften zu vermeiden, sollen nur Abhandlungen von mindestens sechs Druck- 
bogen Umfang aufgenommen werden. Die Beiträge werden in zwanglosen 
Heften erscheinen, deren jedes ein abgeschlossenes Ganzes bilden wird. 

Das neue Unternehmen führt sich sehr gut ein mit seinem ersten Hefte 
in Gestalt der wertvollen Abhandlung Friedericis über die Schiffahrt der 
Indianer. 

Einer kurzen Einleitung über die Beanlagung des Indianers für die Schiff- 
fahrt, die ihn zum guten Seemann befähigt, folgt der Hauptteil über die 
verschiedenen Schiffstypen, deren Abarten und geographische Verbreitung. 
Frieder ici behandelt zuerst das Floß, die „balsa", nach Material (Binsen, 
Kalebassen, Tierhaut, Balken, Bambus), geographischer Verbreitung und geo- 
graphischer Bedingtheit. Es ergibt sich, daß die Balsa ein Ergebnis völliger 
Baumlosigkeit ist, daß sie auch neben anderen besseren Fahrzeugen noch vor- 
kommt, und daß sie an Form und Verbreitung seit der Entdeckung Amerikas 
gewonnen hat, eine Tatsache, die sich aus den Vorzügen des Floßes (billig, 
seetüchtig, tragfähig, segelsicher) erklärt. Dem kurzen Abschnitt über das 
Fellrundschiff (bullboot in Nordamerika, pelota in Südamerika) folgt die Be- 
handlung der eigentlichen Boote. Aus der großen Anzahl verschiedener 



106 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

Namen schlägt Friede rici folgende zur Bezeichnung der ^einzelnen Typen vor: 
canöa = Einbaum, piragua = canöa mit Plankenerhöhung, kanü = Rinden- 
boot, eine Namen gebung, der man sich wohl anschließen kann. Ursache der 
geographischen Verbreitung der Bootstypen in Amerika sind die geologischen 
und pflanzengeographischen Verhältnisse; so finden sich canöas vor allem in 
tiefen, ruhigen Gewässern, kanüs dagegen auf den Stromschnellenstrecken der 
Flüsse. Es werden daher bei Wanderungen eines Volkes Wechsel der Boots- 
typen vorkommen. Das Kanu ist über ganz Amerika, wenn auch in ver- 
schiedenen Formen, verbreitet; das verbreitetste Material ist Birke oder Ulme. 
Aus ihm hat sich an der Küste Südchiles ein Plankenboot, die sogenannte 
„Dalca* 4 , entwickelt, das in seinen verschiedenen Formen noch alle Stufen vom 
Kanu der Magalhaestraße bis zur Dalca mit Holzplanken auf weist. Friede rici 
hält die Dalca für den vorgeschrittensten Typus aller primitiven amerikani- 
schen Fahrzeuge. Gleiche Konstruktion wie die Rindenboote weisen die Fell- 
boote (kajaks, umiaks) auf, die indessen, wo sie beobachtet worden sind 
(Alaska, Neu-Fundland), nachgewiesenermaßen von den Eskimos entlehnt sind. 
Eine zweite Entwickelungsreihe leiten die canöas ein, die Einbäume. In 
Nordamerika hat der Einbaum zwei Verbreitungsgebiete: Die Ost- und Süd- 
staaten der Union , in denen er den höchsten Typ der Fahrzeuge bildet , und 
die Nord Westküste , wo besonders die Haidah geschickt im Bau riesiger Ein- 
bäume sind. In Meziko und Mittelamerika, sowie bei den Aruaks der An- 
tillen herrschte der Einbaum vor, während ihn die Karaiben neben anderen 
Booten besaßen. In Südamerika findet sich der Einbaum allgemein an der 
Golfküste Venezuelas und Kolumbiens, sowie in den großen Stromsystemen 
des Magdalena-Cauca, Amazonas und La Plata, vereinzelt in Peru und Chile. 
Aus der Tatsache, daß die Abiponer bei ihrer Entdeckung ein Fischervolk 
waren, das Canöas besaß, und das erst durch Erwerb der Pferde zu einem 
Reitervolke wurde, das nur noch Pelotas benutzte — eine Erscheinung, die 
auch bei den Charrüa und ihren Nachbarn auftritt — , schließt Friederici, 
und wohl mit einigem Recht, daß auch viele der späteren Reiterstämme des 
Chaco und der Pampas, die jetzt fast nur von Fleisch leben, früher dem 
Fischfang in Canöas oblagen. Durch Erhöhung der Bordwände des Ein- 
baumes durch Aufsetzen von Planken entsteht die Piragua, die ihrerseits 
durch weiteres Erhöhen der Wände durch Planken zum modernen Planken- 
boot wird. Wir haben also in Amerika zwei parallel laufende Entwickelungen 
von Bootstypen, die beide ihren Abschluß im Plankenboot finden : Kanu — Dalca — 
Plankenboot und Canoa — piragua — Plankenboot. Die Piragua ist in fünf Ge- 
bieten verbreitet: a) Nord Westküste, b) St. Barbara-Kanal, c) Mexiko, d) Kleine 
Antillen, e) Guayana. Mexiko steht völlig isoliert. Auf den Antillen und in 
Guayana sind die Karaiben die Erfinder der Piragua, die Aruak entlehnten 
sie von ihnen. Die Piraguas der Nordwestküste und des St. Barbara- Kanals 
gehören wahrscheinlich zusammen. Friederici gibt bei dieser Gelegenheit 
eine kurze ethnographische Schilderung der St. Barbara-Indianer, die bereits 
1853 ausstarben uud über die nur geringes Material existiert. Er vergleicht 
ihre Sitten, Gebräuche, Geräte usw. mit denen der Indianer der Nordwestküste 
und stellt dabei eine weitgehende Übereinstimmung zwischen beiden fest. 
Da noch hinzukommt, daß die St. Barbara-Indianer ethnographisch von ihren 
Nachbarn völlig abweichen, so gelangt Friederici zu der Annahme, es sei 
wohl möglich, daß die St. Barbara- Indianer südliche Ausläufer der Nordwest- 
stämme sind, deren leistungsfähige Schiffahrt sie in zurückliegenden Zeiten 
hierher geführt hatte, eine Annahme, die viel für sich hat und die geeignet 
ist, neues Licht in manche noch ungelöste Probleme der Ethnographie des 



A. Referate. Ethnologie and Ethnographie. 107 

westlichen Nordamerika zu bringen. So könnte z. B. dieser Zusammenhang 
als Parallele zu den immer deutlicher hervortretenden Beziehungen zwischen 
Pueblos- und Nordwestindianern angesehen werden. Am Schlüsse dieses Ab- 
schnittes faßt Fried er ici die Resultate nochmals kurz zusammen: Die Fahr- 
zeuge sind eine Funktion der umgebenden Natur, daher das Auftreten gleicher 
Typen in verschiedenen, geographisch gleichen Gegenden. Nur vereinzelte 
Erscheinungen lassen sich vielleicht auf Wanderungen oder Entlehnungen 
zurückführen. Die Fahrzeuge sind den Naturverhältnissen so gut angepaßt, 
daß die europäischen Kolonisten sie vielfach angenommen haben. Nur an 
den Seeküsten sind die indianischen Fahrzeuge den europäischen Schiffen 
unterlegen. 

In den nächsten Abschnitten behandelt der. Verfasser kurz das Ruder- 
geschirr (pagaje, Stake, Treidelstrick, Steuerruder), das Segel, dessen Gebrauch 
vor der Entdeckung sicher üblich war bei den Inkaperuanern, sehr wahr- 
scheinlich bei den Mayas, wahrscheinlich, aber noch zweifelhaft, bei den 
Inselkaraiben, den Anker (Steine), Schöpfgefäße, Ballast, Mitführen von Feuer, 
Zeremonien beim Stapellauf, Bootshäuser (bei den Inselaruaks). 

In dem Kapitel über den Seemannsgeist wird dargelegt, wie die natür- 
liche Beanlagung der Indianer und das hohe Alter der Schiffahrt in Amerika 
die Eingeborenen befähigte, alle Hindernisse, wie Wind und Strömungen. 
Wasserfälle, Stromschnellen usw., zu überwinden und sie zu solch tüchtigen 
Seefahrern heranzubilden, wie sie uns in den Karaiben, den Aruaks von 
Guayana, den Tupi entgegentreten. Ein hohes Alter der Schiffahrt glaubt 
Friederici nicht nur aus den Schöpfungsmythen ableiten, sondern auch aus 
den Körperdeformationen der Fischervölker (Spreizfüße infolge Wattenlaufens 
bei den Stämmen an der Colorado-, Orinoco-, Amazonasmündung; degenerierte 
Beine bei den Indianern der Nordwestküste, bei Payaguas, Yaganes und 
Alakalufs) nachweisen zu können. 

Der nächste Abschnitt, das Boot im Frieden, behandelt die Rolle des 
Bootes bei der Fischerei (mit anschließenden Bemerkungen über die in Amerika 
üblichen Arten des Fischfanges, der Wasserjagd, das Konservieren der Er- 
gebnisse), bei der Ernte (Einsammeln des wilden Reises), beim Handel (mit 
Ausführungen über Flußzoll, Handelswege, Trageplätze, Seehandel, Märkte), 
als Verkehrsmittel bei Wasserbauten (Pfahldörfer, schwimmende Häuser), als 
Material zu Schiffsbrücken. 

Das Kapitel: Das Boot im Kriege gibt eine interessante Übersicht über 
Seekriege und einzelne Seegefechte zwischen Indianern, sowie über die Taktik 
des indianischen Seekampfes. 

Das letzte Kapitel stellt die Rolle des Bootes in Freud und Leid dar. 
Wir lernen darin die Verwendung des Bootes als Weinbehälter (Guayana, 
Orinoco, Brasilien), als Ölbehälter (Maynas, Indianer der Nordwestküste) und 
als Sarg bei den letztgenannten Indianern, sowie bei denen des St. Barbara- 
Kanals, der Moskitoküste, bei den Aruaks von Guayana, bei Chuutaquiros, 
Maynas, Omaguas und Cocamas kennen. — Den Abschluß der interessanten 
und wertvollen Abhandlung bildet ein 20 Seiten langes, geographisch geord- 
netes Quellenverzeichnis, aus dem hervorgeht, daß der Verfasser seine Unter- 
suchungen auf ein gut ausgewähltes Material gegründet hat, und daß er sich 
stets bemüht hat, auf die ältesten zuverlässigen Quellen zurückzugehen. Es 
ist dies ein Beweis einer langen Beschäftigung und großen Vertrautheit mit 
der amerikanischen ethnographischen Literatur, und man kann es dem Ver- 
fasser daher nicht verübeln, wenn er sich auf S. 1 5 gelegentlich der Bewertung 
seiner Quellen in äußerst scharfer Weise gegen eine im „Anthropos tt , Bd. II 



108 A. Referate. Urgeschichte. 

S. 340 bis 341, abgedruckte Kritik seiner Abhandlung über das Skalpieren 
wendet, in der er als ein Neuling in der Amerikanistik hingestellt wird. Ich 
-glaube, jeder, der Fried ericis reiche Kenntnisse in der amerikanischen Ethno- 
graphie kennen und schätzen gelernt hat, wird der Überzeugung sein, daß 
jedenfalls er sich bei jener Gelegenheit nicht „als Neuling in der Amerika- 
nistik kompromittiert u hat. 

Ein immerhin fühlbarer Mangel, für den jedoch nicht der Verfasser ver- 
antwortlich ist, macht sich bemerkbar. Das ist das Fehlen ausreichender 
Illustrationen der verschiedenen Bootstypen, Ruder, Segel usw. Es wäre 
sehr wünschenswert, daß bei späteren ähnlichen ethnographischen Mono- 
graphien die Beigabe einer genugenden Anzahl von Abbildungen ermöglicht 
würde. 

Den weiteren Heften des Unternehmens, deren bisher veröffentlichtes 
Verzeichnis interessante Monographien aufweist, sehen wir mit der Hoffnung 
entgegen, daß sie sich würdig dem ersten Hefte anreihen mögen. 

Dr. Frite Krause-Leipzig. 

IV. Urgeachichte. 

Allgemeines. 

134. Rudolf Magnus : Tom Urtier zum Menschen. Gemeinverständ- 
liche Darstellung des gegenwärtigen Standes der gesamten Ent- 
wicklungslehre. 126 S., m. 11 Abb. u. 15 Tai Halle a. S., 
C. Marhold, 1908. 

Das vorliegende Schriftchen ist einer der mit großem Beifall auf- 
genommenen Wandervorträge, die Verfasser als Redner der Gesellschaft 
„Kosmos" in Stuttgart vor Laienpublikum in zahlreichen St&dten während 
der vergangenen Winter gehalten hat. In gedrängter Zusammenstellung 
bietet er in demselben eine historisch-kritische Übersicht der Geschichte des 
Darwinismus, wobei er als jüngsten Vorläufer Darwins den bisher als solchen 
noch gänzlich unbekannten Dichter W. Jordan (in seinem Demiurgos) feiert, 
weiter eine Skizze des systematischen Aufbaues im Tierreich, eine Schilde- 
rung der Person Darwins und seiner Lehre, sowie eine Erörterung der- 
jenigen Punkte des Darwinismus, die von seinen Nachfolgern (Haeckel, 
Pauly, de Vries und Semon) richtiggestellt bzw. überholt worden sind. 
Den Schluß bildet eine Darstellung des biologischen Aufstieges vom Urtier 
bis zum Menschen unter Vorführung von sieben Stammbaumtafeln, die von den 
üblichen ähnlichen Darstellungen insofern abweichen, als nach der eigenen 
originellen Idee des Verfassers in die Blätter desselben immer charakteristi- 
sche Vertreter der wesentlichen Tiergruppen gesetzt sind. 

Das Büchlein ist flott und gemeinverständlich geschrieben , allerdings 
vollständig im Fahrwasser des Monismus. Für Laien, die sich darüber unter- 
richten wollen, sei es aufs beste empfohlen. Buschan- Stettin. 

135. W. Volz: Über das geologische Alter des Pithecanthropus 
erectus Dub. Globus 1907. Bd. XCII, Nr. 21, S. 341—342. 

Gelegentlich einer Forschungsreise in den Jahren 1904/1906 zur Unter- 
suchung der Vulkane und des Gebirgsbaues von Sumatra studierte Verfasser 
auch die Fundstelle des Pithecanthropus auf Java. 

Die betreffenden Knochenreste wurden im Bette des Solo- Flusses bei 
Trinil in den unteren Schichten der andasitischen, sandsteinartigen Tuffe, den 
Produkten des noch schwach tätigen Vulkans Lawu-Kukusan, auf altpliooänen 
Breccien gefunden. Durch Vergleich dieses Vulkans mit anderen Vulkanen 



A. Referate. Urgeschichte. 101T 

auf Jaya und Sumatra kommt Verfasser bezüglich das Alters des ersteren 
zu dem Resultat, daß er zu den jüngeren Vulkanen zu rechnen ist: der 
Kukusan muß höchstens als altdiluvial, der I^awu als weit jünger angesehen 
werden; dementsprechend können ihre Tuffe höchstens altdiluvialen Alters 
sein. Aus der Gestaltung des heutigen Solo- Flusses schließt Volz dann weiter, 
daß die Lagen mit Pithecanthropus keineswegs älter als altdiluvial, aber auch 
nicht jünger als jungdiluvial sind, voraussichtlich also dem mittleren Diluvium 
angehören müssen. Hiermit stimmt noch der Gesamtcharakter der Fauna sehr 
gut überein. 

Es besteht für Volz kein Zweifel, daß der Pithecanthropus, den er für 
einen fossilen Menschenaffen ansieht, und der Diluvial-Urmensch in Indonesien 
gleichzeitig noch zusammen lebten, der erstere aber bei „seinem Ringen nach 
höherer Entwickelung a unterlag. Buschan- Stettin. 

136. Th. Arldt: Paläographisches zum Stammbaum des Menschen. 

Zeitschr. f. Morphol. u. Authrop. 1907. Bd.X, Heft 2, S. 203— 215. 

Arldt stellt einige recht interessante Tatsachenreihen aus Geologie und 
Paläontologie, besonders Paläontologie der Säugetiere zusammen, die vor 
allem zeigen — wenigstens möchte Referent das betonen — , daß alle Ver- 
suche, den Ort der Menschwerdung und die allererste Men sehen ausbreit ung 
zu erweisen, noch ebenso vollständig hypothetisch und unhaltbar sind, wie 
die für den Ursitz der Amphibien und Reptilien. Von diesen an ausholend 
und flocht ig zusammenstellend, was wir von Carbon- und Perm- usw. Konti- 
nenten kennen, verlegt Verfasser das Entstehungszentrum der Primaten nach 
dem in der Mitte der Kreidezeit isolierten nordamerikanischen Kontinent, von 
dem aus gegen Ende dieser Zeit die Formen sich spezialisierend ausbreiteten. 
Dabei würden die fossilen Halbaffen sich zunächst in Nordamerika, die 
Schmalnasen in Eurasien, die Breitnasen in Südamerika, die Halbaffen in 
Afrika ausgebreitet haben. 

Endlich auf die Menschwerdung übergehend, setzt Verfasser diese, auch 
wenn die tertiären Eolithen als noch nicht einwandfrei angenommen werden, 
als sicher in das Tertiär, da schon in tertiär-diluvialen Übergangsschichten 
Südamerikas Menschenreste gefunden sind ; es dürfte aber die Annahme einer 
Entstehung im Pliocän genügen. Verfasser stellt sich örtlich und kausal 
diese folgendermaßen vor. Zu Beginn der Pliocänzeit erhoben sich die Höhen 
des tibetanischen Hochlandes und der indischen Gebirge, die Verhältnisse 
dieser Gegenden völlig ändernd, die vorher der südlichen Nachbarschaft ähn- 
lich waren. Dadurch könnte einer der hier zahlreichen Anthropoidenstämme 
am Rückzuge in die tropischen Gegenden gehindert und bei dem jetzt inten- 
siven Kampf ums Dasein hochgezüchtet worden sein. Im Pliocän gelangten 
dann zahlreiche Säugetierfamilien und Pflanzenformen von hier aus nach Europa 
und nach Afrika, mit diesen der Mensch. 

Die in der Pliocänzeit schon über Asien nach Nordamerika gelangenden 
Menschen wurden dann diluvial durch das Inlandeis von der übrigen Mensch- 
heit getrennt, allerdings können auch später wieder Menschen denselben Weg 
eingewandert sein. E. Fischer-Freiburg u B. 

137 • J. de Morgan: Note sur Pincertitude de la Chronologie relative 

des faits prehistoriques. L'Anthropologie 1907, toine XVIII, 

p. 380—382. 

An Beispielen aus Nordafrika und Vorderasien wird zu zeigen versucht, 

daß die Einteilung der älteren Steinzeit oft eine willkürliche, weil auf Ver- 



HO A. Referate. Urgeschichte. 

mengung der Anschwemmungen beruhende sei. Wenn dies auch zweifellos 
an manchen Fundstätten der Fall ist, so müssen wir doch an einer langsam 
fortschreitenden, über ungeheure Zeiträume sich erstreckenden Vervollkomm- 
nung der ältesten Steingeräte festhalten. Ludwig WUser-Htidelberg. 

138. Em. de Munck : Les alluvions ä Eolithes de la terrasse supe- 
rieur de la vallee l'Ourthe. Bull, de la Soc beige de geologie 
1907. Tome XXI. 

Apres avoir explore les rägions de Henri -Chapelle, Battice, Fleron, 
Chaudfontaine et les alluvions de la. haute terrasse de la vallee de la Meuse, 
Mr. de Munck a explore le basein de l'Ourthe. 500 m au N.-E. du hameau 
de Gonhir (Boncelles) une coupe observee dans une cariiere de sable situee 
ä Ougree et dont Mr. de Munck numerote les differents depots de 1 ä 8, il 
a trouve dans le depöt 2 forme de limon des pentes ä quartz rouläs, un cou« 
teau et un fragment de hacbe polie; dans le depöt 7 forme de gravier ä 
rognons et eclats de silex plus ou moins roules et melangäs ä du sable, des 
Eolithes un peu rouläs et d'autres non roules ä retouches tres nettes et parmi 
lesquels il signale des racloirs, des perpoirs, des percuteurs, de helles et grosses 
enclumes, des eclats d'enclumes avec bulbes de percussion, des rognons ayant 
servi de percuteurs et en suite de racloirs, un grattoir-rabot bien retouche et 
de petites laroes aux tranchants ebräches. Altitude 260 m. — Au S. du hameau 
de Monchamp ä Beaufays, une coupe de 9 depots differents, observee dans 
une fondation de maison, a donn6 dans la couche 9 formee de conglomerats ä 
rognons et ä eclats de silex m&anges ä de la glaise, des Eolithes plus ou 
moins roules: percuteurs, grattoirs simple et ä encoches. Altitude 280 m. — 
Un affleurement de conglomerat ä rognons et ä eclats de silex melanges ä 
de la glaise, situe au S-0. du hameau precite, a donne quelques Eolithes non 
roules. L'auteur n'a pas continue les recherches parceque la position de la 
couche ne lui donnait pas tous les appaisements voulus pour l'identification 
des Eolithes trouv6s. — Le Ry de Gobry, qui coule des hauteurs de Beaufays, 
a donne des Eolithes: percuteurs, racloirs et percoirs; ces Eolithes proviennent 
du haut plateau de Beaufays. Mr.de Munck fait observer que les eaux cou- 
rantes, bien loin que de faire des Eolithes, dötruisent tous les caracteres des 
vrais Eolithes en les roulant et que les pieces trouvees en place sont toujours 
plus helles et plus nombreuses que celles charriees dans les ruisseaux. — Un 
gisement d'Eolithes ä Tilff, signale* par Mr. E. Rahir, a et6 observe et a 
donne des eclats tranchants, des racloirs, des grattoirs, etc., non roules et, 
d* apres Mr. de Munck, utilises sur place ä partir de la derniere periode du 
Pliocene; leur position statigraphique leur assigne un age beaucoup moins 
ancien que celui des Eolithes trouv^s ä Gonhir et a Beaufays. Une coupe 
transversale de la vallee de l'Ourthe et une legende explicative figurent dans 
le texte. Doudou et Vandebosch-Seraing (Belgique). 

139. Em« de Munck : Les Eolithes des Hautes Fagnes de Belgique 
et d'Allemagne. Bull, de la Soc. beige de geologie 1907. 
Tome XXV. 

La suite des recherches de Mr. de Munck prouve que l'aire de dis- 
persion des silex eolithiques, dans les Hautes Fagnes, a une etendue plus grande 
que celle qu'il indiquait ä la suite de ses premieres explorations. Mr. de Munck 
a explore uu depöt de graviore 6itue le long de la rive beige de l'Eau- Rouge 
a 150 m au N. du pont de la route de Foncorchamps ä Malmedy. Ce dep6t 



A. Referate. Urgeschichte. 111 

renferme des cailloux de roches primaires et des silex; certains de ces silex 
.portent des traces de percussion profondes, caracteristiques et des ebrechures 
r6gulierement disposees d'un meine cot6 de leurs bords ; malgre qu'ils ont ete 
roules,Mr.de Munck dit qu'il serait difficile nier leur utilisation par l'bomine. 
Le lit de TEau-Rouge contient des äolithes arrives lä par le charriage des 
eaux; mais on ne peut admettre que la faible distance du transport — 4 l / 2 km 
des bautes plateaux — et le faible debit des petits affluents de l\Eau- Rouge, 
aient produit les retouches que präsentent ces silex. Pendant les grandes 
crues m&me, Mr.de Munck n'a pu constater aucun entrechoquement süffisant 
pour eclater des silex et, jusqu'ä preuve du contraire, il considere les pieces 
recueillies comme etant des eolithes parfaits. Dans la vallee de la Hoegue, 
Mr.de Munck a trouve* des silex analogues aux precedents, ä 5 7a km de la 
source du ruisseau qui se trouve pres de la chapelle de Fischbach et de la 
Baraque Michel oü l'auteur trouva, il y a deux ans, ses premiers eolithes 
non roules et bien en place. Kotre prehistorien a ansei trouve quelques 
eolithes dans la grande tranohee du chemin de fer ä Hockai, sur le haute plateau 
de Cronchamps a environ 235 m au dessus du niveau de FEau- Rouge et ä 
2 l /2 km seulement du gisement de PEau-Rouge. A Xhoffraix (Allemagne), 
profitant de 2 trauendes creusees ä une profondeur de 1 m a 1,25 m, Mr.de 
Munck, sur des roches primaires decompos6es en place et sous un depöt 
tourbeux protecteur et vierge de tout remaniement moderne, notre chercheur 
a trouve des silex dont les retouches sont d'autant plus intentionelles que les 
causes naturelles qui peuvent etre invoquees comme pouvant produire ces 
retouches manquant totalement. Mr.de Munck dit que les silex non rouläs 
de Xhoffraix portent des retouches parfois tres fines, reguüeres et qu'ils ont 
conserv^ toute leur nettete primitive. Sur le plateau de Malcbamps ä 57.0 m 
d'altitude, Mr.de Munck a rencontre un lit de silex recouvert cTune legere 
couche de tourbe; ces silex sont d'une texture assez grossiere et ont des 
arretes peu tranchantes. Mr. de Munck n'y a recontre aucun ^olithe bien 
caracterise et il conclut que l'homme prebistorique n'a s^journe que lä oü le 
tapis de silex pouvait lui donner une matiere premiere utilisable et dedaignait 
les lieux ne contenant que des silex de nature defectuense. Pour terminer 
son etude, Mr.de Munck convie tous ceux qui s'interessent ä la question des 
eolithes ä etudier les series de silex provenant de ses recherches au Musee 
d'Histoire natuielle de Bruxelles oü ils se trouvent depo ses. 

Boudou et Vandebosch-Serairtg sur-Meuse (Belgique). 

140. S. Arabrosiani : Odinskultcns h&rkomst (Herkunft der Wodans- 
yerehrung). Stockholm, J. Cederquist, 1907. 
Wie es ein Fluch der bösen Tat ist, daß sie „fortzeugend Böses muß 
gebären", so führen auch wissenschaftliche Irrlehren zu immer neuen Fehl- 
schlüssen, bis schließlich ein wahrer Rattenkönig von Irrtümern entsteht. Salin s 
verfehlte Ansicht, im dritten Jahrhundert habe sich ein mächtiger Kultur- 
strom von der Nordküste des Schwarzen Meeres nach Skandinavien ergossen 
(von mir andernorts, z. B. in „ Deutsche Kunst und Dekoration u , Bd. VII, 
S. 12, eingehend und sachlich widerlegt), hat von Friesens noch verkehrtere 
Ableitung der Runen aus der spätgriechischen Kursivschrift (von mir gleich- 
falls in allen Einzelheiten als unmöglich gekennzeichnet, „Zur Runenkunde u , 
Leipzig und Wien, Akad. Verlag für Kunst und Wissenschaft, 1905), diese 
wieder die obengenannte, aus zwei Vorträgen in der Gesellschaft für nordi- 
sche Sprachforschung zu Stockholm und im Verein Nord zu Upsala ent- 
standene Schrift nach sich gezogen. Des Pudels Kern ist, die Verehrung des 



112 A. Referate. Urgeschichte. 

römischen Kaisers als oberster Gottheit sei von germanischen Kriegsleuten 
nach dem Norden verpflanzt und von ihren Volksgenossen angenommen worden. 
Von allem anderen abgesehen, spricht dagegen schon der Name Wodan (Odin 
ist die jüngere nordische Form mit Verlust des anlautenden w), der nach dem 
englischen Wednesday älter ist als die Auswanderung der Angelsachsen nach 
Britannien und auch schon in der schwäbischen Runeninschrift der größeren 
Nordendorfer Spange aus dem 4. Jahrhundert (die jüngste der mitbestatteten 
Münzen ist von Valens, 378) vorkommt. Wodan war der höchste, schon von 
Tacitus mit Mercurius bezeichnete Gott der Germanen. In mehr als will- 
kürlicher, geradezu irrtümlicher Weise wird das Svithiod, Schwedenvolk, der 
Heiinskringla als „Südrußland" erklärt. Die nordischen Goldbrakteaten wurden 
freilich zuerst römischen Kaisermünzen nachgebildet, später aber mehr selbst- 
ständig gestaltet und zum Teil mit den durch ihre heiligen Tiere gekenn- 
zeichneten Bildern von Wodan und Thonar geschmückt. Die sehr hübsch 
ausgestattete Schrift, die demnach aber nichts zum Verständnis der germani- 
schen Götterverehrung beiträgt, ist am Schlüsse für des Schwedischen un- 
kundige Leser mit einem kurzen Auszug in nicht einwandfreiem Deutsch 
versehen. Ludwig Wilser-Heidelberg. 

141. L. Manouvrier: Les cr&nes et ossements du dolme de Henou- 
ville (Seine- et -Oise). Bull, et Mein, de la Soc. d'anthropol. de 
Paris 1907. Tome VIII, p. 168—174. 

Der Dolmen von Menouville, ein gedeckter Gang, wurde von Toujon 
und Lemaire in den Jahren 1902/1903 ausgegraben. Er enthielt nach 
Schätzung mindestens 50 Leichen ; an einigen Skelettresten waren die Spuren 
einer Trepanation und anderer chirurgischer Eingriffe wahrnehmbar. Ver- 
fasser teilt von einer Reihe Skelette die Maße mit. welche ihm an den Röhren- 
knochen (Femur, Humerus, ganz vereinzelt auch Radius und Ulna), sowie den 
Schädeln zu nehmen möglich war; wegen der Einzelheiten sei auf die Arbeit 
selbst verwiesen. An den Oberschenkelknochen war die Platymerie allgemein 
und in sehr ausgesprochenem Grade vorhanden. Er versucht auch aus den 
Längen der verschiedenen Röhrenknochen die mutmaßliche Körperlänge zu 
rekonstruieren. Für die (10) Männer findet er eine durchschnittliche Länge 
von 1594, für die (7) Frauen eine solche von 1502 mm. Es scheint hiernach 
die Bevölkerung von Menouville von kleiner Statur gewesen zu sein, wie sich 
dies für die Neolithiker des Seinetales (sowie die des Maasbeckens) schon 
herausgestellt hat. — Von den Schädeln konnten 16 nach ihrem Kephalindex 
bestimmt werden: 6 waren dolichokephal, 5 mesokephal und ebensoviel brachy- 
kephal. Die männlichen Schädel neigten mehr zur Langköpfigkeit. 

Buschan-Stdtin. 

142. L. Siret: A propos de poteries pseudo-myceniennes. L' Anthro- 
pologie 1907. Tome XVIII, p. 277—299. 

Die iberische Halbinsel ist nach des Verfassers Ansicht in der neueren 
Steinzeit von den Phönikern, die deren Metallschätze ausbeuteten, beeinflußt 
worden. Bemerkenswert, weil der noch immer weitverbreiteten Auffassung, 
die Bronzekultur stamme aus dem Morgenlande, zuwiderlaufend, sind die 
Worte Über den Eintritt des neuen Zeitalters: „Der Wechsel ist plötzlich und 
gründlich gewesen; ich schreibe ihn einer mächtigen Einwanderung zu, die 
im 12. oder 11. Jahrhundert aus dem Herzen Europas gekommen war." 
Wenn man auch darüber wird streiten können, ob in Spanien die Bronzezeit 



A. Referate. Urgeschichte. 113 

wirklich so spät begonnen und die Steinzeit alles und jedes phönikischem 
Einfluß zu verdanken hat, so muß man doch folgendem Satz unbedingt bei- 
stimmen: „Auf die überredende Macht des phönikischen Handels folgt der 
kriegerische Geist der keltischen Völker." Die bronzezeitliche Töpferei ist 
von der stein zeitlichen vollkommen verschieden und zeigt dagegen die größte 
Übereinstimmung mit derjenigen der Pfahlbauten aus der Bronze- und der 
gallischen Friedhöfe aus der Eisenzeit: „Sie ist gleichfalls mit dem Kultur- 
strome gekommen, der in ganz Westeuropa der Steinzeit ein Ende gemacht 
hat und im übrigen mit so manchen anderen aus der Geschichte bekannten 
Völkerwanderungen zusammenfällt. u Das Land war in dieser Zeit „durch- 
aus europäisch, seine Eeltisierung war eine vollständige tt . Später machten 
sich dann wieder südliche und östliche Einflüsse geltend durch die karthagi- 
schen und griechischen Pflanzstädte, die schließlich der Römerherrschaft 
unterlagen. Die von den Puniern wieder eingeführte bemalte Töpferware 
ist es hauptsächlich, die von dem Verfasser ^peeudo-niykenisch" genannt 
wird; für die karthagische Herkunft spricht ihm besonders ein oft wieder- 
kehrendes Sinnbild, nämlich ein Vogel im Kampfe mit einer Schlange. Die 
römische Zeit ist dann durch Terra sigillata, manchmal mit keltiberischen 
Inschriften, gekennzeichnet. Auf die Römerherrschaft folgte die germanischer 
Völker, insbesondere der Westgoten, die in spanischer Erde gleichfalls Er- 
innerungen in Gestalt von Schmuckstücken germanischen Stils zurückgelassen 
haben. Die gedankenreiche, mit vielen Abbildungen versehene Abhandlung 
wirkt in mancher Hinsicht belehrend und anregend. 

Ludwig Witeer-Heidelberg. 

143. R. Campbell Thompson: An Assyrian incantation against 
ghosts. Proceedings of the Society of Biblical Arcbaeology 
1906. Vol. XXVIII, p. 219—227. 

Der Artikel bringt die Besprechung und Übersetzung eines Textes, in 
dem es sich handelt um die Abwehr eines Geistes, der den Lebenden belästigt, 
und in dem ein unbegrabener Bruder, Schwester, Vater oder Mutter vermutet 
werden. Außer Beschwörungen werden auch „Handlungen" vorgenommen: 
Stricke gedreht, siebenfach geknotet, mit allerlei besprengt, z. B. mit Erde 
von einem alten Grabe usw. Zwei Figuren werden hergestellt, eine den 
Toten, die andere den Lebenden darstellend, erstere wird begraben, letztere 
mit Wasser und Öl gereinigt und in die Sonne gelegt usf. 

Messerschmidi-Berlin. 

144. Heinrich Zimmern: Zum babylonischen Neujahrsfest. Berichte 
d. philolog. - histor. Klasse d. Königl. Sächsischen Gesellschaft 
d. Wissenschaften zu Leipzig 1906. Bd. LVIII, S. 126 — 156. 

Das babylonische Neujahrsfest hat nicht nur innerhalb Babyloniens eine 
hervorragende Wichtigkeit besessen, sondern auch nach außen hin in den 
verschiedensten Richtungen weitgehende Einflüsse ausgeübt. Es ist daher zu 
begrüßen, daß Verfasser in diesem Aufsatze eine Reihe interessanter Texte 
übersetzt und bespricht, aus denen sich wichtige Streiflichter auf die mit 
diesem Fest zusammenhängenden Mythen und mimischen wie kultischen 
Handlungen im Verlaufe der Festfeier ergeben. Messersehmidt-Berlin. 



Zentralblatt für Anthropologie. 1006. 



114 B. Literatur-Übersicht des Jahres 1907 



B. Literatur -Übersicht des Jahres 1907. 

I. Anthropologie. 

Allgemeines. 
Braeunig, K., Mechanismus und Yitalismus in der Biologie des 19. Jahrhunderts. 

Ein geschichtl. Versuch. III, 111 8. Leipzig, W. Engelmann, 
rrens, Die Bestimmung und Vererbung des Geschlechts, nach Versuchen mit 

höheren Pflanzen. Arch. d. Rass.- u. Ges.-Biol. IV, 6, 8. 794—802. 

Die Bestimmung und Vererbung des Geschlechts, nach neuen Ver- 
suchen mit höheren Pflanzen. V, 81 8., m. 9 Abb Berlin, Gebr. Born träger. 
Cuenot, L., Heredity. Ann. Rep. Smithson. Inst, for the year 19u6, p. 335 — 344. 

Washington. 
Daßtre, Des empreintes digitales comrae proc£d£ d'identiflcation. C. R. Acad. d. 8c. 

CXXXXV, p. 28—47. 
Dahl, Prd., Die Redeschlacht in Berlin über die Tragweite der Abstammungslehre. 

16 8. Jena, G. Fischer. 
Deeoh, Mendeli8in, a new light on heredity. The Positivist Review, November. 
Fiok, R., Vererbungsfragen, Reduktions- u. Chromosomenhypothesen, Bastardregeln. 

Ergebn. d. Anat. u Entwickelungsgesch. 1906, XVI. 
Fischer, Die Bestimmung der menschlichen Haarfarben. Korrespondenzbl. deutsch. 

anthrop. Ges. XXXVIII, 9/12, 8.141—147. 
Fischer, E., Zur Physiologie der Aberrationen- und Varietätenbildung der Schmetter- 
linge. Arch. d. Rass.- u. Ges.-Biol. IV, 6, S. 761—793. 
Giuffrida-Ruggeri , V. , La convenzione internazionale di Monaco (Aprile 1906) 

sulla uniflcazioue delle misure antropologiche. Atti Oongr. Nat. ItaL 1906 

(ersch. 1907), p. 750—756. 
GiufFrida-Ruggeri, V., L'antropologia e le arte belle. Rivista d'Italia, Dezember, 

p. 900— 917. 
Hink, Die Vererbung, ihr Wesen und ihre züchterische Tragweite. Jahrb. d. 

deutsch. Landwirtschaf ts-Ges. 22, 8. 158 — 175. 
Hoeseh-Ernst, L., Vorschlag zur besseren Erhaltung der Skelette. Korrespondenzbl. 

deutsch, anthrop. Ges. XXXVIII, 9/12, 8. 121—124. 
Kellogg, V. L., Darwinism to-day. 403 8. New York, H. Holt & Co. 
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Loupias, Tradition et legende des Batutsi sur la cr^ation du monde et leur Eta- 
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Mem. d. Acc. d. scienze di Torino LVIII. 
Mosso, A., Femori umani usati come collane ed amuleti e cri<ica dei fusaruoli 

votivi descritti dallo Schliemann. Con 1 tav. Atti d. Acc. d. scienze di Torino 

XLII. 
Mosso, A. , Vertebre di pesci che servirono come ornamento o come amuleti nei 

tempi preistorioi. Con 1 tav. Atti d. Acc. d. scienze di Torino XLII. 



B. Literatur-Übersicht des Jahres 1907. 125 

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reich Sachsen und Station von Särata-Monteorü, Bez. Buzeü, Rumänien]. Zeit- 
schr. f. Ethnoi. XXXIX, 6, 8. 999—1003. 
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1906, V, 8. 58—60. 
Schumacher, Die archäologische Forschung in Rheinhessen. Vom Rhein (Worms) 

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Schweinfurth, Q., Über das Höhlen-Paläolithikum von Sizilien und Südtunesien. 

Mit Abb. Zeitschr. f. Ethnoi. XXXIX, 6, S. 832—915. 
Schweinfurth, Q., A. Rutots Entdeckung von Eolithen im belgischen Oligocän. 

Zeitschr. f. Ethnoi. XXXIX, 6, 8. 958-959. 



B. Literatur-Übersicht des Jahres 1907. 127 

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Willers, H., Neue Untersuchungen über die römische Bronzeindustrie von Capua 

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Norden hin. XII, 111 S., mit 56 Abb. u. 8 Lieh tdruck taf ein. Hannover, Hahn. 
Zaborowski, 8., Les introduetions du cuivre sur la cöte Orientale de l'Espagne et 

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Boreux, Ch. , Les poteries decorees de l'ifegypte preclynastique. Mit Abb. Rev. 

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Maas, M., Die babyionische Kultur um 2000 v. Chr. Die Umschau XI, 53, S. 1049 

-1050. 



128 C Tagesgeschichte. 

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Mills , W. C, Prehistorio village-site, Boss county, Ohio. IL Rec. of paat 1906, V, 

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Naville, B., Excavations at Deir-el-Bahari (1906—07). PlateM. Man 102, p. [177] 

-[180]. 
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_ anthropol. Ges. XXXVIII, 9/12. 8. 124-127. 
Onö, N., On the name of Hanibe and the sites where examples of this sort of 

potteries were found. Journ. Anthropol. Tokyo XXII, 255. 
Peet, S. D., The copper age in America. — Copper relics among the mounds. 

Amer. Antiq. 1906, XXVIII, p. 149—163; 11 Abb. u. p. 213—228; 5 Abb. 
Peet, S. D., The distribution of edged tools. Amer. Antiq. 1906, XXVHI, p. 371 

—378; 9 Abb. 
Peiser, F. F., Zum Prozeßwesen des alten Babyloniens. Orient. Lit.-Ztg. X, 9. 
Poinssotj L., Les inscriptions de Thugga. Nouv. Arch. des missions scientif. 1906, 

XIII. 
Saohan, E., Drei aramäische Papyrusurkunden aus Elephantine. 46 8., mit 1 Taf . 

Berlin. 
Sarasin, E., Prähistorische Ergebnisse unserer neuesten Reise ins Innere von Ceylon. 

Korrespondenzbl. d. deutsch, anthrop. Ges. XXX VII [, 9/12, S. 94—98. 
Saville, M. H., The antiquities of Manabi, Ecuador. X, 135 S. Contribut. to 

South Amer. Archeol. The George G. Heye Kxpedit. I. New York. 
Sayoe, A. EL, A Babylonian tourist of the Abrahamic age and his map of the 

world. Amer. Antiqu. 1906, XXVIII, p. 334—338; 1 Fig. 
Schmidt, W. A«, Chemische und biologische Untersuchungen von ägyptischem 

Mumienmaterial, nebst Betrachtungen über das Einbalsamierungsverfehren der 

alten Ägypter. Zeitschr. f. allgem. Physiol. XVII, 2—3, S. 369—392. 
Seidmore, E. R«, Archeology in the air [Reisen auf die Felsen von Sigiri, Ceylon]. 

Nat. geogr. Mag. XVIII, p. 151-163; 11 Abb. 
Ungnad, A., Selected Babylonian business and legal documents of the Hammurabi 

period. XVI, 48 u. 42 S. Semitic Study Series IX. Leiden, vorm. E. J. Brill. 
Virolleaud, Ch., De quelques textes divihatoires. Babyloniaca II, 2. 
Yagi, S. , On a shell-mound from which socalled „Yagri" potteries were found 

(Schluß). Journ. Anthrop. Soc. Tokyo XXII, 256. 



C. Tagesgeschichte. 



Berlin. Prof. Dr. Karl Schuchhardt, bisheriger Direktor des Kestner- 
Museums in Hannover, wurde zum Direktor der prähistorischen Abteilung des kgl. 
Museums für Völkerkunde ernannt. — Dr. Alfred Götze, Direktorialassistent an 
der gleichen Abteiluug, erhielt den Professortitel. 

München. Als Leiter der ethnographischen Sammlungen des kgl. Hof- 
museums wurde — ein Sanskritforscher, Prof. Dr. Scherraan in München, berufen. 
Dieser Fall gibt zu denken. Es ist wohl kaum anzunehmen, daß die kgl. bayer. 
Regierung ihre völkerkundlichen Staatssammlungen für so minderwertig erachtet, 
daß sie deren Fortführung einem Laien anvertraut. Denn ein solcher ist Herr 
Scherman auf dem Gebiete der Ethnologie trotz seiner großen Verdienste als 
Orientalist und Sprachforscher. Vielmehr scheint es im ganzen Deutschen Reiche 
keinen Ethnologen von Fach zu geben, der an Buchners Stelle treten könnte. 
Diese Tatsache (?) dürfte um so mehr Grund sein, Lehrstühle für Völkerkunde an 
deutschen Universitäten schleunigst zu begründen, auf denen geeignete Kräfte heran- 
gebildet werden. 

Paris. Der Lehrstuhl für amerikanische Altertümer am College de France, 
der seit dem Tode Leon Lejeals unbesetzt war, wurde Prof. Dr. Capitan 
übertragen. 



Zentralblatt für Anthropologie 

in Verbindung mit 

F. y. Luschan, H. Seger, G. Thilenius 

herausgegeben von 

Georg Buschan. 

Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig. 



13. Jahrgang. Heft 3. 1908. 



A. Referate. 

I. Allgemeinem, Methoden* 

145. Beddoe:. The estimatioii of skull - capacity by a peripheral 
method. Zeitschr. f. Ethnol. 1907. Bd. XXXIX, S. 695—701. 
Die von Beddoe vorgeschlagenen Verfahren sind die folgenden: Um 
den Kubikinhalt des skelettierten Kopfes festzustellen, multipliziert er 
Vs Horizontalumfang, l / 8 Sagittalbogen und V 2 Transversalbogen, und sub- 
trahiert von dem Produkt 0,3 Proz. für jeden Grad, um welchen der Längen- 
breitenindex kleiner ist als 82. — Der Hovizontalumfang wird über der 
Glabella, der Sagittalbogen vom Nasion zum Zentrum des Inion, der Trans- 
versalbogen vom Mittelpunkt des einen äußeren Gehörganges zu dem des 
anderen (über das Bregma) genommen. — Das so erhaltene Resultat soll um 
3 Proz. geringer als das mittels direkter Messung bei Anwendung von Brocas 
Methode gewonnene sein, aber größer als die nach Welcker und Ranke 
erhaltenen Meßwerte. — Um den Kubikinhalt des nicht skelettierten Kopfes 
zu bestimmen, wird das Produkt aus je einem Dritteil der drei oben genannten 
Bogen (des Kopfes) durch 2000 dividiert und zu den Quotienten 0,3 Proz. 
für jeden Grad des Kopfindex zwischen 50 und 82 addiert. — Tabellen 
erläutern die Sicherheit der Ergebnisse im Vergleich zu ähnlichen Versuchen 
von Manouvrier, Welcker, Pelletier, Lee, Pearson; leider werden nur 
immer Mittelwerte verglichen, so daß man sich von den Einzelfällen keine 
Vorstellung zu bilden vermag. P. Bartels-Berlin. 



11. Anthropologie. 

146. Witold Schreiber: Über die Deviation der anatomischen von 

der geometrischen Medianebene des menschlichen Schädels in 

bezug auf die Biauriöularlinie. Archiv f. Antbropol. 1907. 

N. F. Bd. VI, S. 256—269. 

An 60 Schädeln untersuchte Verfasser die, wie bekannt, bei jedem 

Schädel vorhandene sagittale Asymmetrie mit Hilfe eines eigenen Apparates, 

eines ähnlich dem Spen gel sehen Zeichentisch gebauten Kubus und des 

etwas modifizierten Dioptrographen von Martin. An sämtlichen Schädeln 

Zentralblatt für Anthropologie. 1908. 9 



130 



A. Referate. Anthropologie. 



fand sich eine Abweichung der anatomischen Mediaoebene von der geome- 
trischen, entweder nach der linken oder nach der fechten oder nach beiden 
Seiten hin; linksseitige Abweichung kam am häufigsten zur Beobachtung. 
Es konnte weder ein Einfluß der Rasse noch ein solcher der Schädelform 
festgestellt werden. Die Medianpunkte der Schädelbasis zeigten die geringste, 
die des Gewölbes die größte Neigung zur Deviation; die des Gesichtes stehen 
zwischen beiden; am häufigsten kam eine Abweichung des Bregmapunktes, 
am seltensten die des Staphylion (v. Török = Spitze der -Spina nas. post.) 
zur Beobachtung. Über die Richtung der Deviation der einzelnen anato- 
mischen Punkte ließ sich keine Regel aufstellen. — Mit Recht meint Ver- 
fasser, daß zur Erforschung der Ursachen der Deviation und somit auch der 
Asymmetrie die Berücksichtigung physiologischer (und pathologischer! Ref.) 
Gesichtspunkte notwendig sei. P. Bartels-Berlin. 



147. Aldrobandino Mochi: La circonferenza cefalica in rapporto 

alla statura, al profltto scolastico ed alla intelligeüza. Estr. 

delle Richerche e studi di psich., neurol., antropol. e filos. dedi- 

cati al Prof. Enrico Morselli, nei XXV. annivers. del suo 

insegnainento. 7. 8. Milano, Fr. Vallardi, 1906. 

Studie über die Beziehungen von Kopf umfang zur Körpergröße und 

Intelligenz bei 275 Knaben der 5. Elementarklasse der städtischen Schulen 

von Florenz. 

Der Kopf umfang schwankte innerhalb weiter Grenzen, zwischen 481 
und 570 mm (im Mittel 520 mm), ebenso die Körpergröße zwischen 118 und 
163 cm; Alter und Körperentwickelung waren gleichfalls sehr verschieden. 
Hinsichtlich ihrer Leistungen untersuchte Verfasser die sehr intelligenten «nd 
intelligenten Kinder auf der einen (I) und die „negativen" und mangelhaft 
begabten Kinder auf der anderen (II) Seite. Dieselben verteilen sich auf die 
einzelnen Serien des Kopfumfanges wie folgt: 



Umfang ! | JJJo 


491 
—500 


501 1 511 
—510 | —520 


521 
—530 


531 
—540 


541 
—550 


551 
—560 


561 
—570 


Gruppe I . . . 
Gruppe II . . . 


1 


5 
3 


9 
5 


8 
23 


20 
14 


8 
10 


8 
4 


1 


1 



Unter den Knaben von höherer Intelligenz kommen demnach größere 
Schädelumfänge als unter den wenig begabten vor. 

Auf die Serien der Körperlänge verteilen sich die beiden Gruppen wieder- 
um folgendermaßen: 



™- !-m 


124 
—127 


128 
—131 


132 i 136 i 140 j 144 
— 1 35 1 — 1 39 j — 1 43 j — 1 47 


148 | 152 
— 151—155 


156 
—159 


160 
-»-163 


Gruppe I . j 1 
Gruppe II . 1 — 


3 
2 


11 
6 


10 | 22 7 ' 5 

11 8 ' 8 1 9 

1 i ! 


10 


3 


1 
1 


2 



Hiernach zu schließen, häufen sich die hohen Zahlen der Körperlänge 
keineswegs unter den Intelligenten ; vielmehr kann man gerade das Gegenteil 
behaupten — ein neuer Beweis für die vom Referenten durch zahlreiche 
andere Beispiele gestützte Behauptung, daß zwischen Intelligenz und Schädel- 
größe feste Beziehungen bestehen, die nicht unter Zuhilfenahme der Körper- 
lauge eich erklären lassen. Buschan- Stettin. 



A. Referate. Anthropologie. 131 

148. Lomer: Sch&delmafi und Beruf. Allgem. Zeitschr. f. Psychiatrie 
1907. Bd. LX1V, Heft 4. 

Unter Berücksichtigung des Satzes, daß der größeren Intelligenz der 
größere Schädel entspreche, hat Lomer mit Ausschluß der das Resultat 
trübenden Elemente (Rachitis, Hydrocephalus) das Material der Anstalt 
Tapiau — 210 „ geistesgesunde u körperliche Sieche, 382 geisteskranke Pfleg- 
linge, 58 verbrecherische Irre — verarbeitet. Die in der Hauptsache den unteren 
Volksklassen angehörenden Elemente teilt er in Arbeiter, Handwerker, 
Bauern, Kaufleute, Beamte, Gelehrte, Berufslose. Gemessen wurden Kopf- 
umfang, Quer- und Längsbogen, Quer- und Längsdurchmesser. Es ergab 
sich, daß die Maße bei den Arbeitern überall die geringsten aller Berufs- 
klassen, auffallend groß — in bezug auf Kopf umfang am größten — die der 
Bauern waren. Es fiel auf, daß der Kopfumfang bei den geisteskranken 
Handwerkern ( — 1,4 cm) und Bauern größer war als bei den „geistes- 
gesunden u . Ähnlich findet sich für die Quer- und Längsbogen, daß die „ge- 
sunden" Arbeiter am niedrigsten stehen, die geisteskranken Arbeiter 
diese jedoch, sowie auch die geisteskranken Handwerker und Bauern über- 
treffen. In bezug auf Längs- und Querdurchmesser stehen die gesunden 
Bauern wieder an erster Stelle, bei den geisteskranken Bauern sind die Maße 
fast durchgehend höhere. Gerade das Prävalieren der Schädelmaße der 
Geisteskranken vor denen der Gesunden muß als auffallend bezeichnet werden. 
Ferner sind charakteristisch die großen Maße der Bauern und die kleinen der 
Arbeiter. — Von den 650 Schädeln waren nur 162 mesokephal, die übrigen 
brachykephal (die Indices gehen von 78,95 bis 83,87); die Bauern hatten den 
kleinsten, die Gelehrten den größten Index. Eine irgendwie eindeutige Reihen- 
folge der Indices ließ sich nicht aufstellen, dafür ist die Untersuchungsreihe, 
wie Verfasser selbst zugibt, zu klein. Dr. Kellner- Untergöltzsch. 

149. W. L« H. Duekworth: An accouut of certain anomalous con- 
ditions of the cerebrum. Zeitschr. für Morphol. u. Anthropol. 
1907. Bd. X, S. 353. 

Im Studium der Monstrositäten haben wir es noch nicht weit gebracht; 
über die Ursachen unvollzogener oder gehemmter embryonaler Ausbildung 
wissen wir eigentlich gar nichts. Es mag sein, daß diesen jede Gesetzmäßigkeit 
mangelt, indessen dürfte auch der Gedanke nicht zurückzuweisen sein, daß 
die verschiedenen an einem Fötus hervortretenden Anomalien durch einen 
Causalnexus verbunden sind. Hier Klarheit zu schaffen, wird nur auf Grund 
eines sehr großen Materials möglich sein; die einzelne Beobachtung kann nur 
den Wert von Bausteinen haben. Solche Bausteine, speziell für das Gehirn 
bei anomalen nicht lebensfähigen Föten, bringt Duekworth. 

1. Fall: Mangelnder Nervus opticus, fehlender vorderer Teil des Rhinen- 
cephalon, anomaler reduzierter hinterer Teil. 2. Fall: Hydrocephalus und 
Reduktion des Rhinencephalon. 3. Fall: Zyklopisches Auge, ungeteilte Hemi- 
sphären, fehlendes Rhinencephalon. 4. Fall: Anencephalus. Dieser scheint 
mir besonders interessant, da auch die Medulla vollständig fehlte und trotz- 
dem die Muskeln der Extremitäten und ihre Nervenplexus wohl entwickelt 
sind; solche Anomalien werden uns in Zukunft vielleicht zu wichtigen Schlüssen 
führen, welche die Wichtigkeit solcher Studien für die Biologie, speziell auch 
für die Physiologie erweisen würden. 

Alle Fälle werden sehr eingehend, zum Teil auch nach mikroskopischen 
Untersuchungen beschrieben, eine ausgebreitete Literatur ähnlicher Fälle 
herangezogen und sogar Vergleichungen dieser Entwicklungshemmungen 

9* 



132 A. Referate. Anthropologie. 

mit dem normalen Bau niederer Tiere angestellt, deren Zweck mir bei patho- 
logischen Bildungen nicht einleuchtet. Aber es werden im zweiten Teil dieser 
Arbeit nicht nur die Abweichungen am Gehirn, sondern alle sonst an oder 
im Körper der Föten gefundenen Anomalien erwähnt, und man muß staunen 
über die Koinzidenz vieler Monstrositäten, von denen wir nicht einsehen 
können, daß sie irgend ein Causalnexus verbindet. Es ist eben dieses Zu- 
sammentreffen, z. B. von Abweichungen am Rhinencephalon mit Rechts-Fingerig- 
keit und Anus imperforatus , welches die Befürchtung erregt, daß wir wohl 
niemals zu einer uns befriedigenden Erklärung gelangen werden. Die aus- 
gebreitete Literaturübersicht werden Interessenten freudig begrüßen. 

J. H. F. Kohlbrugge-Utreeht. 

150. W. H. Duckworth: A noto on the dentition of some New 
Guinea skulls. Trans, of the Odontolog. Soc. of Great Biitaiu 
1907. Januaiy, p. 1—8. 

Vorführung in Wort und Bild (14 Abb.) einer Reihe von Zahnanomalien 
an Schädeln (nicht allein aus Neu- Guinea, wie der Titel besagt) in der 
Sammlung der Universität Cambridge. Die Fälle betreffen: Beiderseitiges 
Diastema (zwischen Caninus und Incisivus later.) an dem Oberkiefer eines 
Neu -Guinea -Insulaners und eines Europäers, Fehlen des dritten oberen 
Molaris an zwei Neu- Guineaschädeln (unter 137 Schädeln der gleichen 
Herkunft dieser Anomalie in 10,7 Proz. anzunehmen, in 5 Proz. sicher nach- 
weisbar), das Vorkommen von einem überzähligen Zahn am Gaumen eines 
alten Ägypters, sowie den Durchbruch eines Zahnes in die Fossa nasalis an 
zwei Schädeln aus Neu-Britannien, ungewöhnliche Stellung (Durchbruch durch 
die Gesichtsfläohe des Oberkiefers) des Caninus an dem Schädel eines Süd- 
Australiers und eines alten Peruaners, einen ähnlichen Durchbruch des zweiten 
Prämolaris an einem Orang-Utanschädel, Zwillingsbildung (Gemination) des 
dritten Molaren an einem Orang-Utanschädel, sowie an dem eines alten 
Peruaners, Vorhandensein eines überzähligen Molarzahnes beiderseits am 
Unterkiefer des Orang, sowie endlich eines überzähligen stiftähnlichen Zahnes 
zwischen oberem zweiten Prämolaris und ersten Molaris am Schädel eines 
Schimpansen. Busehan-Stetlin. 

151. Hans Virchow: Ein menschliches Gebiß mit ungewöhnlich 
langen Zahnwurzeln. Zeitschr. f. Ethnol. 1907. Bd. XXXIX, 
S. 747—749; 1 Abb. 

Beschreibung eines vom Berliner Präpariersaale gewonnenen Restes, an 
dem die Zähne, soweit noch vorhanden, eine ganz enorme Länge der Wurzeln 
erkennen ließen; Maßangaben und zwei sehr deutliche Abbildungen, welche 
die Zähne mit den Wurzeln in situ, nach Aufmeißelung der Alveolen, zeigen, 
sind beigefügt. Nähere Angaben über den Schädel konnten nicht gemacht 
werden. P. Bartels-Berlin. 

152. Hans Virchow: Zwei Diapositive von hohlen Eckzähnen von 
Anthropoiden. Zeitschr. f. Ethnol. 1907. Bd. XXXIX, S. 749 
—752; 2 Abb. 

Die Bilder zeigen ein Obergebiß eines Orang mit hohlem linken Eckzahn 
und ein Untergebiß eines Schimpansen mit hohlem linken Eckzahn. Die 
Öffnungen sind rundlich und besonders am ersteren an den Rändern nach- 
träglich noch abgeschliffen. Verfasser demonstriert diese Befunde in der 
Absicht, gegen die Deutung derartiger Löcher in Tierzähnen als menschlicher 



A. Referate. Anthropologie. 133 

Artefakte, wie sie von Favreau kürzlich mit Bezug auf einen ähnlichen 
Fund, einen Ecksahn des Höhlenbären aus der Einhornhöhle, versucht wurde, 
Verwahrung einzulegen; er hält im vorliegenden Falle für die Ursache das 
Abspringen der Zahnspitze beim Aufbeißen auf einen harten Gegenstand, will 
aber damit die Möglichkeit des Vorkommens von Caries bei wild lebenden 
Tieren nicht ausschließen. P. Bartels-Berlin. 

158. Rudolf Hermann: Über das Vorkommen hohler Z&hne bei 
fossilen und lebenden Tieren. Sitz.-Ber. d. Ges. Naturf. Freunde 
z. Berlin 1907. S. 195—201; 5 Abb. 

154. Rudolf Hermann: Weitere Beobachtungen über Zahndefekte 
bei fossilen und lebenden Tieren. Ebenda». S. 284 — 288; 
2 Abb. 

"Wie in der soeben besprochenen Mitteilung von H. Virchow, so wird 
auch in diesen beiden Aufsätzen die Frage des Vorkommens hohler Zähne 
bei wilden Tieren behandelt im Hinblick auf das praktisch - diagnostische 
Interesse, welches derartige Funde dem Archäologen bieten, und wofür der 
von Favreau in der Einhornhöhle gefundene hohle Eckzahn des Höhlen- 
bären, den er als menschliches Artefakt gedeutet hatte, ein Beispiel bildet. 

Hermann konnte bei Durchsicht der Berliner Sammlung eine ganze 
Reihe von hohlen Zähnen wilder Tiere, sowohl rezenter wie fossiler, auffinden ; 
so von Pyknodonten, von Ursus spelaeus, Ursus priscus, von Hyaena äff. 
germinans, Ursus Richardsoni, Meles taxus, vom Orang und Schimpansen, von 
Cervus elaphus. Das Hohlwerden der Zähne führt er in den beschriebenen 
Fällen zurück teils auf mechanische Ursachen (Verletzungen), teils auf senile 
Atrophie der Pulpa und Ausbleiben der Bildung von Ersatzdentin, teils auf 
Kombination beider Möglichkeiten. Eine dritte Ursache, die Caries, konnte 
(mit Ausnahme- eines gleich zu erwähnenden Falles) nirgends mit Sicherheit 
festgestellt werden, und auch in der Literatur ließ sich kein sicherer Fall 
von Caries bei wild lebenden Tieren feststellen; die wenigen sehr unbestimmt 
beschriebenen Ausnahmen scheinen Menagerietiere betroffen zu haben. Sehr 
interessant ist es nun, daß es, wie Verfasser in der zweiten Mitteilung an- 
gibt und abbildet, Dr. Stremme gelungen ist, einen cariösen Molarzahn von 
Mastodon americanus Cuv. aufzufinden: „er zeigt auf der Kaufläche in dem 
zweiten und dritten Querjoch eine tiefe Aushöhlung des Dentins, die von 
überragenden Schmelzrändern eingefaßt wird. Die Pulpahöhle liegt noch 
nicht bloß. An der proximalen wie an der distalen Seitenfläche des Zahnes 
ist gleichfalls je ein ziemlich großer, ungefähr kreisförmiger Defekt sichtbar, 
der von tief dunkelbraunem Dentin und etwas heller gefärbtem Schmelz um- 
randet wird. Endlich fällt die dunkelbraune Färbung deB Zahnhalses auf, 
des Teiles der Wurzel, der über die Alveole hinausragt. Aus diesem Befund 
ergibt sich die wichtige Tatsache, daß wir es mit einer cariösen Erkrankung 
des Zahnes zu tun haben." Die Abbildung ist leider im Druck undeutlich 
ausgefallen, so daß es schwer ist, sich danach ein Urteil zu bilden. 

P. Bartels-Berlin. 

155. V. Zanolli: Rapport! metrici cranio-raehidei. 40 S. m. Tab. 
Padova 1907. 

Als Material dienten zwei Serien, eine von je 25 männlichen und weib- 
lichen Schädeln aus Bologna, eine zweite von 14 männlichen und 7 weiblichen 
Schädeln ans Padua. Hauptaufgabe der Untersuchung war die Feststellung 
des Verhältnisses zwischen Schädelinhalt und Flächeninhalt des Hinterhaupt- 



134 A.. Referate. Anthropologie. 

loches in Beziehung zur Körpergröße. Die Vergleichung der Zahlenwerte 
erfolgte, indem nach v. Töröks Methoden, die erfreulicherweise in letzter 
Zeit mehr gewürdigt zu werden scheinen (vgl. mein Referat über „Kephal- 
index u , Zentralbl. 1906, S. 260), nicht die arithmetischen Mittel, sondern die 
für die kleinen, mittleren und großen Wertgruppen für sich ermittelten 
Zahlenwerte verglichen werden. Die Feststellung der Zahlenwerte für den 
Flächeninhalt des Hinterhauptloches erfolgte nach eigener Methode (Projektion 
des Umrisses mittels einer Art Camera obscura und Messung der Umriß- 
zeichnung mittels Planimeter); Referent begreift nicht recht, warum Verfasser 
nicht den einfacheren Weg der Umrißzeichnung mittels eines der üblichen 
Zeichenapparate, etwa des schönen Martin sehen Dioptrographen, eingeschlagen 
hat. Die Durchführung der Untersuchung, welche sum Teil polemischer 
Natur ist, kann hier nicht geschildert werden. Als Haupt resultat gibt Ver- 
fasser an, daß das Verhältnis des Schädelinhaltes zum Flächeninhalt des 
Hinterhauptloches mit wachsender Körpergröße abnimmt. 

P. Bartels-Berlin. 

156. Matteo Marangoni: Ricerche sul perone. Archiv, per Tan- 
tropol. e la etnol. 1907. Vol. XXXVII, p. 305—320; 1 Tat 

Ein kurzer Auszug aus einer 1904 1905 in Florenz unter Mochi ge- 
arbeiteten Dissertation. Das Material bilden 1 1 2 Fibulae der verschiedensten 
Herkunft; gemessen wurde: die größte Länge der Fibula und der zugehörigen 
Tibia, und der größte sagittale Durchmesser des Capitulum und des Malleolus; 
die Verhältniswerte der beiden Längenmaße, sowie der Durchmesser von 
Capitulum und Malleolus zur Länge der Fibula werden berechnet und zu 
Gruppen vereinigt. Um die Querschnittform zu studieren, verwendet Ver- 
fasser dieselbe Methode, welche Fischer hierfür bei seiner Monographie der 
Vorderarmknochen vorgeschlagen (offenbar ohne dies zu wissen, denn sonst 
wäre wohl ein Zitat nicht unterblieben), indem er mittels Wachs einen dem 
Knochen an Jeder beliebigen Stelle anzulegenden Ring formt, der dann aus- 
einandergeschnitten und darauf wieder zusammengesetzt und gezeichnet wird. 
Die Ergebnisse dieser Untersuchung, deren Plan vielleicht von vornherein 
etwas zu eng begrenzt war, werden hoffentlich noch einmal in ausführlicherer 
Form mitgeteilt, begründet und erklärt werden. P. Bartels-Berlin. 

157. Stöhr: Über die Schuppenstellung der menschlichen Haare. 

Verhandl. d. anatora. Ges. (21. Versammlung, Würzburg) 1907, 

S. 153—158. 
Stöhr gibt eine äußerst gelungene und interessante Deutung eines be- 
sonders glücklichen Fundes und dessen guter Beobachtung. Er fand an einem 
Stück durch Mazeration vom Nacken eines viermonatigen menschlichen Fötus 
losgelöster Haut eine deutliche Reihenanordnung der Haarkeime. Die Epi- 
dermis hatte sich abgelöst, und auf ihrer Unterseite sah man je die Keime 
von Dreier- und Fünferhaargruppen. Immer war das mittlere Haupthaar 
der Gruppe größer, dazu je zwei bzw. vier verschiedene junge Nebenhaar- 
keime, die Fünfergruppen deutlich älter als die Dreier. Nun standen Dreier 
und Fünfer regelmäßig alternierend in Querreihen. Wenn man mit Bogen- 
linien je die Fünfer verbindet und mit dünnereu jene kreuzenden Bogenlinien 
je die Dreier, erhält man ohne jedes Schematisieren eine Abbildung eines 
Schuppenkleides; es hat zwei Lagen Schuppen, eine ältere, unter bzw. hinter 
deren Schuppen je fünf Haare stehen, und eine jüngere Lage, unter (bzw. 
hinter) deren Schuppen je drei Haare stehen. Verfasser zieht den einzig 



A. Referate. Anthropologie. 135 

möglichen Sehlaß, daß wir hier in der Haarkeimanordnung deutlich die alte 
Anordnung des Schuppen k leides unserer reptiloiden Vorfahren zu erblicken 
haben. E. Fischer-Freiburg %. B. 

158. Sergio Sergi: Sulla disposizione dei capelli intorno alla fronte. 

1 Taf. Atti Soc. Rom. di Antropol. 1907. Vol. XIII, p. 71 

—86. 
Eine eingehende und sorgfältige Untersuchung und Darstellung der ver- 
schiedenen Formen, in welchen die Haare, zu Strömen geordnet, an der Stirn- 
region vorkommen. Leider fehlt eine genaue Angabe über die Anzahl der 
untersuchten Individuen und die numerische Verteilung der Variationen, 
welche hoffentlich in einer ausführlicheren Mitteilung nachgetragen werden 
wird. Die größte Anzahl der Varianten (welche ohne Abbildungen schwer 
zu beschreiben sind und im Original nachgesehen werden müssen), ebenso 
gerade die seltensten Formen derselben fanden sich bei Idioten und Schwach- 
sinnigen. P. Bartels-Berlin. 

159. A. Geyidalli und 6. Benassi: Ricerche salle pieghe palmari. 

Contributo allo studio antrop. della mauo. 83 S. mit 4 Taf. 
Modena 1906. 

160. A. Gevidalli: Cna scheda per lo studio antropologico della 
mano. 8 S. u. 1 Schema. Modena 1906. 

Untersuchungen über Handabdrücke von 100 Insassen des Irrenhauses 
von Reggio-Emiüa; es werden, meist in Anlehnung an die vorhandene Literatur, 
mehrere Formen unterschieden; leider fehlt jeder Versuch, vielleicht auch die 
Möglichkeit, auf Grund eigener Untersuchungen die Variabilität beim gesunden 
Menschen festzustellen und die beobachteten Varietäten auf Grund ver- 
gleichender Beobachtungen zu verstehen. — Das in der zweiten Veröffent- 
lichung empfohlene Zählblatt ist ein in fünf Rubriken, entsprechend den fünf 
Fingern, eingeteiltes Stück Papier, welches außerdem noch Platz für die Abdrücke 
der Palma und der Finger, sowie eine Reihe der üblichen vorgedruckten 
Fragen zur Vervollständigung des Nationales enthält. P. Bartels-Berlin. 

161. Grassl: Das zeitliche Geburtsoptimum. Soziale Medizin und 
Hygiene 1907. Bd. II, S. 602—611. 

Eine allzu rasche Fruehtfolge ist im allgemeinen schädlich. Von 100 
Geborenen, welche innerhalb eines Jahres hinter Geschwistern zur Welt 
kamen, starben 19,9 bis zum fünften Geburtstag, von 100 Geborenen, welche 
mehr als zwei Jahre jünger als ihre Geschwister waren,* starben nur 11,6. 

— Für die Mutter ist die beste Gebärzeit zwischen dem 25. bis 35. Lebens- 
jahre. 

Die optimale Zeugungszeit des Vaters dürfte etwas später einsetzen 
und auch länger andauern. Für das Kind ist die optimale Geburtszeit, 
wenn es zur Zeit der optimalen Gebärzeit seiner Eltern als drittes bis viertes 
Kind im Abstand von mindestens zwei Jahren im Frühjahr zur Welt kommt 

— Die Einschiebung einer gewissen freien Zwischenperiode für die Frau 
geschieht am leichtesten durch die auch dem Kinde so notwendige Stillung. — 
Gegen die Beschränkung der Kin d er zahl ist anzuführen, daß der Geschlechts- 
genuß nioht Endzweck, sondern nur Mittel zum Zwecke der Fortpflanzung 
der Art ist. Die Befruchtung wird also so sehr zu betätigen sein, daß 
die Zahl und die Güte der Individuen bestehen bleibt und noch ein ange- 
messener Zinszuwachs herauskommt. — Verfasser rechnet so 3,35 Kinder für 



136 A. Referate. Anthropologie. 

jedes Weib, und um den erforderlichen Überschuß an Knaben hervor- 
zubringen, mindestens 3,4 Kinder für die verheiratete Frau heraus. — Je 
jünger geheiratet wird, um so früher erfolgen die Geburten. Völker mit ab* 
nehmendem Heiratsalter zeigen stets eine rechnerische Zunahme. — Man darf 
die Beschränkung der Kinderzahl aus biologischen Gründen er£t nach 
erreichtem Geburtsoptimum empfehlen und selbst daun nur dann, wenn die 
bisher unterfrüchtigen Stände in der Kinderproduktion sich ihrer Pflicht mehr 
als bisher erinnern. — Das allzu rasche Absterben der Intellektuellen hat 
eine nicht zu leugnende Gefahr für das Gesamtvolk. — Eine systematische 
Fürsorge für unsere Nachkommenschaft ist das beste Mittel, die Nation frisch 
und jung zu erhalten. Die bisher so sehr in den Vordergrund getretene 
Individualfürsorge muß wiederum auf familiäre Basis gestellt werden. Die 
Familie ist und bleibt noch auf Hunderte von Generationen der Hauptpunkt 
des physischen Lebens der einzelnen wie der Basse. E. Roth-Halle a. S. 

162. G. F. Tocher: The anthropometric characteristics of the in- 
mates of asylums of Seotland. Biometrika 1907. Vol. V, 
p. 298—350; 11 Diagramme, 8 Karten, 3 Tafeln, 96 S. m. Tab. 
In Schottland wird eine anthropologische Aufnahme der gesamten Be- 
völkerung geplant, und man begann im Jahre 1903 unter Leitung des Ver- 
fassers zunächst mit der Untersuchung der Insassen der Irrenanstalten. 
4381 Männer und 3925 Frauen wurden untersucht, und zwar wurde auf- 
genommen an meßbaren Charakteren: Körpergröße, „Kopflänge", „Kopf- 
breite", „Kopf höhe"; an nicht meßbaren: Haarfarbe, Augenfarbe, Nasen form. 
Der Zweck der Untersuchung ist die Beantwortung folgender Fragen: 
1. Unterscheidet sich die geisteskranke Bevölkerung Schottlands körperlich 
von der gesunden? 2. Ist in der Art der Verteilung der erhobenen Befunde 
ein Unterschied gegen andere, wahrscheinlich gesunde Bevölkerungen fest- 
stellbar? 3. Bestehen geographische Unterschiede? 4. Ist irgend ein Teil 
von Schottland mehr homogen bzw. heterogen als ein anderer? 5. Andere 
allgemeine Folgerungen? — Die Interpretation erfolgt mittels der bekannten 
biometrischen Methoden, denen Referent nicht voltkommen zu folgen vermag. 
Die wichtigste Frage, die erste, kann nicht beantwortet werden, weil bisher 
kein Vergleichsmaterial (von der gesunden Bevölkerung) vorhanden ist. Die 
Übersicht der Resultate ergibt eine Aufzählung von Tatsachen (bald hier 
bald dort, bald in diesem, bald in jenem Charakter eine Differenz von den 
übrigen), ohne daß irgend welche allgemeinen Gesichtspunkte der Deutung 
der Befände ersichtlich würden. Vielleicht kann man mit wirklich sach- 
gemäßer Anwendung der Statistik tatsächlich nicht mehr herausbringen; aber 
dann ist es fast schade um die aufgewandte Mühe, die durch Anwendung der 
sogenannten biometrischen Methoden noch vervielfacht wird: denn wenn wir 
schließlich erfahren — um die hier vorliegende Antwort auf eine allgemeiner 
interessante Frage herauszugreifen — , daß bei den Insassen der schottischen 
Irrenhäuser in der Kopf breite die Variabilität des Mannes etwas größer ist, 
sonst aber beide Geschlechter sich gleichartig verhalten, oder daß z. B. in 
Ayr die Männer eine geringere Variabilität der Kopfmaße, die Männer zu 
Inverness, die Frauen zu Aberdeen und Montrose eine größere Variabilität 
der Kopfhöhe zeigen, so ist das ein Ergebnis, mit dessen Kenntnis uns ebenso- 
viel oder ebensowenig gedient ist, als wenn wir die nackten Zahlen mitgeteilt 
erhielten. Wenn also die Fragestellung richtig ist, woran in diesem einen 
Punkt wohl nicht gezweifelt zu worden braucht, so entsteht die Frage, ob die 
Methode richtig oder doch ausreichend ist. Referent vermißt, trotz des besten 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 137 

Willens, den sehr schwierigen Gedankengängen der sogenannten biometrischen 
Methoden zu folgen, schließlich stets den im Endergebnis zu suchenden 
Beweis, daß das komplizierte Instrument der „Biometrie" auch wirklich mehr 
leistet als die sogenannte „alte Statistik". P. Bartels-Berlin. 

III. Ethnologie and Ethnographie. 

Allgemeines. 

163. NKcke: Die Uranfänge der menschlichen Gesellschaft Die 

Umschau 11)07, Nr. 34. 
Auch wenn die Menschheit, wie es auch Näckes Ansicht ist, ihren Ur- 
sprung von mehreren Paaren von Urahnen genommen hat, sei es nun gleich- 
zeitig oder nacheinander und an verschiedenen Orten, so muß angenommen 
werden, daß ihre Vermehrung durch Incost vor sich gegangen ist. Für die 
erste Zeit nimmt, im Gegensatz zu der Westermarckschen Lehre von der 
Einehe, Verfasser, dessen Standpunkt von Neueren auch Iwan Bloch in 
seinem Buche „Das Sexualleben unserer Zeit" teilt, geschlechtliche Promis- 
kuität an, und zwar zu einer Zeit, als auch beim Menschen eine geschlecht- 
liche Brunstzeit noch geherrscht hat. Aber schon früh werden einzelne 
Zentren, Kerne von Fauilienbildung entstanden sein, in welchen dann eine 
„Semipromiskuität" bestand, mit sich entwickelnden zeitlichen Ver- 
hältnissen, die erst nach und nach zu mehr dauernden, festeren wurden, ein- 
mal unter Schätzung des Weibes als Arbeitskraft und so als Besitz, des 
Mannes als Schutzgeber und unter der sich mit der Geschlechtslust aus- 
bildenden Gattenwahl und der Liebe zu dem erwählten Weibe und zum Kind. 
So mögen aus den temporären mehr oder minder dauernde Verbindungen 
geworden sein. Die auf dem Wege von der Halbpro miskuität zur Einehe 
vorhandenen Zwischenstufen Polygamie und Polyandrie werden aus dem ört- 
lichen und zeitlichen Milieu entstanden sein. Näcke ist der Ansicht, daß 
eine Anzahl Zeichen in der Gegenwart für eine Umformung, eine Weiter- 
entwickelung unserer jetzigen Ehe sprechen. Dr. Kellner- Unter gölte seh. 

164. Wera Charuzina: Zur Frage der Feuerverehrung. Einführung 
in ein Programm zum Sammeln von Belegen für die Feuer- 
yerehrung bei den russischen Bauern nnd Fremdvölkern, mit 
Beifügung des Programms (russ.). Etnograf. Obozrenie 1906, 
Bd. LXX— LXXI, S. 68—205. 

In dieser „Einführung" bemüht sich die verdienstvolle Verfasserin unter 
Beibringung zahlreicher Beispiele aus dem reichen Schatze ihrer ethno- 
logischen Kenntnisse, die Sitten und Gebräuche, welche auf das Feuer Bezug 
haben, systematisch zu ordnen und die Anschauungen, die ihnen zugrunde 
liegen, klarzustellen, um dem Sammler einen Überblick zu geben über all die 
verschiedenartigen Dinge und Formen, welche dabei zu berücksichtigen sind, 
und die Gesichtspunkte, die man festhalten muß. 

I. Die Hypothesen, welche Kuhn und andere über die erste Bekanntschaft 
des Menschen mit dem Feuer aufstellten, bezeichnet Charuzina als müßige 
Hirngespinste, als unerheblich für die ethnologische Forschung. Der Mensch 
verehrte das Feuer als ein Element, das mit innerem Leben begabt und mit 
ähnlichen Eigenschaften wie der Mensch selbst ausgestattet war. Da es 
meist nicht als bestimmter Gott personifiziert wurde, so blieb es bei der 
Götterbekämpfung durch das Christentum zum Teil verschont, wie die an- 
geführten Beispiele aus der Gedankenwelt der russischen Bauern usw. be- 



138 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

zeugen. Die Jakuten und die alten Finnen kennen einen Herrn und Geist 
des Feuers — die Tscheremissen sogar drei — , und in anthropomorpher 
Gestalt tritt dieser bei den Babyloniern, Römern und anderen auf. Diese 
letztere Vorstellung führte logischerweise zu der von einer Mutter des Feuer- 
gottes (Sonne und ähnliche). — Nicht zustimmen dürfte man wohl der An- 
sicht Charuzinas, daß Feuer und Herd vor allem erst nach der Seßhaft- 
werdung in den Mittelpunkt des religiösen Interesses trete; die Wichtigkeit 
und damit die Verehrung des Feuers hängen vielleicht im wesentlichen mit 
den klimatischen Verhältnissen zusammen, vgl z. B. die Nordasiaten gegen- 
über den Südseeinsulanern. Zunächst ist es Gegenstand der Verehrung in 
der Familie oder Sippe, weiterhin des Stammes und endlich von Staats wegen. 
Der Unsicherheit seiner Erzeugung halber wird es an manchen Orten be- 
ständig unterhalten, und in späteren Kultstadien zuweilen von jungfräulichen 
Priesterinnen behütet. Die Forderung der Jungfräulichkeit hängt wohl da- 
mit zusammen, daß jede Sippe ihre eigene Feuergottheit besaß, als deren 
Priesterin nur eine Angehörige derselben Sippe fungieren durfte; durch Ver- 
heiratung aber würde die Priesterin in die Sippe des Mannes übertreten und 
an deren Kult teilnehmen müssen. Dieser Umstand ist vielleicht auch mit die 
Ursache, daß die Feuerferehrung leicht in enge Verbindung mit dem Ahnen- 
kult tritt, wie bei den Giljaken, Votjaken, Tschuktschen ; der eigentliche Grund 
dafür mag jedoch tiefer liegen und noch der Aufklärung bedürfen, da beide 
manchmal getrennt erscheinen, ja sogar einander widerstreiten. — In der Sippe 
(d. h. wohl der patriarchalischen und exogamischen) liegt das Priesteramt 
meist in den Händen von Männern, da die Frauen, obwohl sie dem Feuer 
eigentlich näher stehen, aus einer anderen Sippe stammen (vgl. oben). Bei 
der Eheschließung, d. h. beim Eintritt in die Sippe des Mannes, müssen sie 
deren Herd und Feuergott ihre Verehrung bezeugen (z. B. bei den Votjaken), 
ebenso neu angenommene Knechte, Mägde usw. — Inwiefern der Hausgeist 
der russischen Bauern hier heranzuziehen ist, läßt sich nicht sagen, da man 
über sein Wesen noch zu wenig weiß; eher vielleicht der Geist der Riege,.. die 
Geld bringende Hausschlange u. dgl. Im allgemeinen läßt sich behaupten, daß 
mit dem Ahnenschutzgeist zugleich der des Feuers verehrt wird, sobald dieser 
und der Hausgeist denselben Charakter haben und sich bei beiden neben 
überall auftretenden anthropomorphen auch tberiomorphe, totemistische Züge 
nachweisen lassen; ferner daß der Feuerkult älter ist als der Ahnenkult, und 
daß dieser jenen teilweise ersetzt oder sich mit ihm vereinigt hat. 

Für den primitiven Menschen gab und gibt es keinen wesentlichen 
Unterschied zwischen dem irdischen, himmlischen und unterirdischen Feuer, 
sie stehen in enger Verbindung miteinander, und oft finden sich verwandte 
Namen für sie. An gewissen Tagen zündet er Holzstöße an, um den irdischen 
Wesen für die kommende Zeit Sonnenlicht und -wärme und damit Fruchtbar- 
keit zu sichern. Durch kirchlichen Einfluß erfuhr dieser Brauch Umdeutungen. 
Blitz und Donner, welche jetzt mit Heiligen (Georg, Elias u. a.) an Stelle früherer 
heidnischer Götter in Verbindung gebracht werden, stehen in Beziehung zum 
Herdfeuer. Um den Blitz vom Hause abzulenken, wirft man bestimmte 
Pflanzen ins Feuer, legt Herdgeräte vors Haus, unterläßt bei Gewitter gewisse 
Handlungen. Donnerkeile schützen Menschen, Vieh, Getreide davor und 
helfen auch in anderen Fällen. Vulkane werden von den Umwohnern eben- 
falls oft mit der Sonne in Zusammenhang gebracht, so z. B. von den Kam- 
tschadalen. Ähnliche Ansichten betreffen die Irrlichter, Meteore und das Elms- 
feuer. — Selten werden verschiedene Arten von Feuer gekannt, wie z. B. von 
den Jakuten. 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 139 

IL Die Verehrung der Gottheit des Feuers seitens des primitiven 
Menschen ist natürlich keine ganz ideelle, man erwartet von ihr dafür ge- 
wisse Gegenleistungen, die in der Hauptsache in der Abwehr böser Geister 
vermöge ihrer vernichtenden, abschreckenden Kraft bestehen. Um die 
Schädigung der Saaten durch feindliche Gewalten zu verhüten, geht man mit 
brennenden Fackeln darüber, bringt einen angezündeten Pflug hin, wirft 
glühende Pfeile oder Scheiben darüber und Ähnliches. Der Sicherung der 
Fruchtbarkeit dient die Sitte, Neugetraute durch das Johannisfeuer springen 
zu lassen, Vieh durch die Asche solcher, an bestimmten Tagen angezündeter 
Feuer zu treiben. Diese heiligen Feuer werden oft auf altertümliche Weise, 
mit Hilfe des Feuerbohrers oder -reibers, entflammt, und sie dürfen durch 
die Anwesenheit unreiner Personen, z. B. Witwen, d. h. von Frauen, die zur 
Unfruchtbarkeit verurteilt sind, nicht entweiht werden. — Auf derselben 
Anschauung von der Geister verscheuchenden, Unreines vernichtenden Macht 
des Feuers beruht der Glaube an seine heilende Kraft, welcher in Rußland 
allgemein verbreitet ist. Es wirkt dabei entweder direkt durch seine Nähe 
oder indirekt, indem es ein als Arznei angewendetes Mittel „weiht", dieses 
gleichsam zum Träger seiner Heilkraft macht, z. ß. Wasser, in welches 
glühendes Eisen geworfen wird. Auch schon Dinge, die die Farbe des Feuers 
besitzen, vermögen zu helfen: man wickelt um den kranken Körperteil einen 
roten Faden oder Gürtel, hängt rote Vorhänge an die Fenster der Krankenstube. 
— Bekannt ist die Verwendung des Feuers bei den Ordalien. Bei den 
Schamanen spielt es ebenfalls eine gewisse Rolle: die Bilder auf ihren 
Trommeln scheinen Bezug darauf zu haben, und vor Beginn ihrer Zeremonien 
verlöschen sie das Herdfeuer, um ihren eigenen Schutzgeist nicht zu ver- 
scheuchen. Im Westen benutzen die Hexenmeister „reines" Feuer sogar für 
„unreine" Zwecke (ebenso ja auch Altäre, Kirchen, Hostien u. dgl.). 

III. Wenn man vom Feuer Hilfe und Wohltaten erlangen will, so muß 
man sich ihm gegenüber auch entsprechend verhalten: behutsam und ehr- 
erbietig mit ihm umgehen, es nicht beschimpfen, nicht hineinspucken, keine 
unreinen Dinge hineinwerfen, sondern ihm vielmehr Opfer an Speise und 
Trank darbringen. Noch jetzt schlachtet man beim Bau des Herdes ein Tier, 
besonders einen Hahn. An bestimmten Tagen ist es verboten, Feuer an- 
zuzünden, dieses will sich da gewissermaßen ausruhen; wer sich daran nicht 
kehrt, dem verzehrt es Haus und Flur. Solche Tage tragen heute Namen 
von Heiligen (Agathe usw.), und zwar oft aus merkwürdigen Ursachen: wegen 
des Namens, oder wegen einer Stelle in der Lebensbeschreibung u. dgl. 

Da also ein Brand als Strafe von Seiten des Feuergeistes galt, so hielt 
man es früher für Sünde, ihn zu löschen; später schränkte man das Verbot 
auf Brände infolge von Blitzschlag ein. Manchen Dingen aber wohnt eine 
magische Kraft inne, Brände zu hemmen, sobald sie hineingeworfen werden, 
wie dem Osterei, Brot u. a. 

Wie bereits erwähnt, vermag das Feuer einen Teil seiner magischen 
Kraft auch auf andere Dinge zu übertragen, besonders auf solche, die mit 
ihm in dauernder Berührung stehen, wie der Ofen und der Herd. Deren 
Aufbau findet oft mit Hilfe der Nachbarn statt, und daran schließt sich ein 
gemeinsames Mahl an — ein Überrest der Anschauung, daß die ganze Sippe 
verpflichtet ist, dem Feuer eine gute Stätte zu bereiten, um sich dessen 
Gnade zu gewinnen. Wie das Feuer, so müssen Herd und Ofen vor unreinen 
Handlungen und Worten bewahrt bleiben. — Auch auf Kohlen und Asche 
überträgt sich die Kraft des Feuers. Die Huzulen gebrauchen Kohlen als 
Amulette gegen den bösen Blick, und in Rußland bespritzt man zu demselben 



140 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

Zweck mit Wasser, in welches Kohlen geworfen wurden. Die Votjaken und 
Weißrussen scheuen sich, Feuer, Asche oder Kohlen aus dem Hause zu geben, 
weil sie damit den Schutzgeist weggeben könnten. Die Lichtspender: Kien- 
span, Kerze, Lampe, genießen dieselbe Achtung, noch mehr natürlich die kirch- 
lich geweihte Kerze: Der russische Bauer bekreuzigt sich, wenn er sie an- 
zündet. — An sie reiht sich das Feuerzeug an. Das Bohrbrett des Feuerbohrers 
der Tschuktschen ist an dem einen Ende in Form eines menschlichen Kopfes 
geschnitzt, und das alt indische Feuerzeug stellt eine ganze Menschenfigur dar. 

Auch das Brot muß zu dieser Gruppe gezählt werden, da in bezug dar- 
auf dieselben Vorschriften gelten: Es darf nicht aus dem Hausegegeben, nicht 
beschmutzt, nicht gescholten werden, sonst erschrickt es, platzt, bäckt nicht 
aus; während des Backens darf nicht gelärmt, nichts geschliffen werden, kein 
Toter im Hause oder im Dorfe sein. Bei Übersiedelung an einen anderen 
Wohnort nimmt man Feuer oder Asche Vom alten Herde oder auch ein Stück 
Brot mit. 

Volksmärchen wissen von gewissen Tieren, besonders Vögeln mit roten 
oder schwarzen Schnäbeln, Füßen, flecken zu erzählen, daß sie den Menschen 
das Feuer gebracht hätten. In anderen Mythen erscheint als Feuerspender 
ein Held und Wohltäter der Menschheit. Bemerkenswert ist, daß dieser oft 
tierischer Herkunft und imstande ist, tierisches Aussehen anzunehmen. Dies 
tritt gerade dann ein, wenn er der himmlischen Gottheit das Feuer entwenden 
will. Den Sa mo jeden brachte es der weiße Bär, den Römern der Specht, den 
Germanen der Storch, den Kelten der Zaunkönig. Die Zerstörung der Nester 
solcher Vögel wird mit Brand oder Blitzschlag bestraft. Wenn die Kelten 
trotzdem einmal im Jahre Jagd auf den Zaunkönig machten und ihn feierlich 
rösteten, so weist das auf Totem ismus hin. Jünger sind die Legenden, welche 
erklären wollen, wie dem Menschen die Feuererzeugung zuerst gelang, und diese 
Erfindung biblischen Persönlichkeiten zuschreiben. 

Wie gewisse Pflanzen mit dem Blitz in Verbindung gebracht werden, 
so andere mit dem irdischen Feuer, es verbirgfsioh in ihnen. Es sind solche, 
deren Holz sich besonders gut zum Feuerbohren oder -reiben eignet, oder die 
in ihrem Mark eine natürliche Zunderbüchse bieten, wie der Stinkbaum im 
Orient und bei den Griechen. Bei dem Mohn, der Eberesche usw. war die 
rote Farbe der Blüte, der Früchte die Veranlassung dazu; auch ihnen mißt 
man die Kraft bei, zu heilen und den Blitz abzuhalten. Damit steht im Ein- 
klang die bekannte Tatsache, daß gewisse Bäume nicht zu Feuerholz ver- 
wendet, manche Haine nicht angetastet werden durften. 

Der zweite Teil, das Programm, d. h. Fragebogen (S. 182 bis 205), umfaßt 
fünf Abteilungen: 1. Verehrung des Feuers als Element, Personifizierung des 
Feuers, Verbindung des Feuers mit dem Ahnenkult (59 Fragen). 2. An- 
schauungen über Sonne, Blitz, Irrlichter, feuerspeiende Berge u. dgl. (64 Fragen). 
3. Volksspiele, -literatur, -kunst, -Ornamentik (11 Fragen). 4. Ansichten über 
die Eigenschaften des Feuers (54 Fragen). 5. Feuerverehrung (102 Fragen). 

A. Byhan-Hamburg. 

165. G. Courty: Sur les petroglyphes ä travers le monde. Bull, et 
Mein, de la Soc. d'anthropoi. de Paris 1907. Tome VIII, p. 153 
—162. 
Eine Zusammenstellung der dem Verfasser aus der Literatur bekannt 
gewordenen Funde von Felseneinmeißelungen, zumeist sehr hohen Alters; ich 
hätte nwsht gedacht, daß ihr Vorkommen sich auf so ausgedehnte Gebiete er- 
strecken würde. Er schildert solche Petroglyphen aus Asien (China, Sibirien), 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 141 

Australien (Sydney), Afrika (Nordrand, Süd-Abessinien, Sahara, Canarisohe 
Inseln, Zentral-Niger-Plateau, Kapland), Amerika (Kalifornien, Orinoco-Gebiet, 
Nicaragua, Bolivia, Peru u. a. m.), sowie Europa (Monta Bego, Schweden, 
Großbritannien, Bretagne, Perigord); am ausführlichsten werden die auf 
französischem Boden festgestellten Skulpturen behandelt. Verfasser behält 
sich ein weiteres Eingehen auf dieses höchst interessante Gebiet für eine 
spätere Arbeit vor. Buschan- Statin. 

166. Siegmar Schnitze: Die Entwickelnng des Naturgefühls in der 
deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts. Erster Teil: Das 
romantische Naturgefühl. VII, 170 S., Halle a. S., Ernst Tren- 
singer, 1907. 

Verführt durch den Titel könnte leicht einer fragen, was denn die 
Anzeige eines literarhistorischen Buches inmitten von Besprechungen ernster 
wissenschaftlicher Werke zu tun habe? Der Inhalt dieses Buches rechtfertigt 
aber mein Vorgehen ; denn er stellt nichts weniger als einen förmlichen Bruch 
mit der Methode der offiziellen Literaturgeschichtenerzeuger dar! Das ist 
die Leistung eines Naturforschers , der sich gar gehörig auf dem Gebiete der 
Folklore, Ethnologie und Kulturgeschichte umgesehen hat und zudem die 
deutsche Literatur vorzüglich kennt, ja, die Dichterwerke gründlich durch- 
forscht hat. Nur ein Naturforscher, der auch selber ein Poet, konnte dieses 
merkwürdige Buch schreiben, das sich wie ein anmutiger Novellen zyklus liest. 
Vergeblich sucht der irrende Blick nach Stammtafeln, literarischen Schneider- 
rechnungen, Verzeichnissen sämtlicher Auflagen und der Alexandriner, die 
den Autor mit ihrer Weisheit dem Leser verekeln; hier entrollt sich vor uns 
ein bedeutsames Stück menschlicher Geistesentwickelung, die auf den Werde- 
gang der Ethnologie und der Folklore von ausschlaggebender Art war und 
deren Einfluß noch lange nicht ganz überwunden ist. Die Schwärmerei der 
Romantiker entfachte sich an den Sagen, Märchen, Liedern und Spruchen 
der breiten Volksmengen. Die Begriffe Volkstum, Volkskunst und Volks- 
kunde schufen erst die Romantiker, doch fehlte ei ihnen an sachlicher Be- 
trachtung, und ihr Urteil litt unter einem Überschwang von Begeisterung. 
Darüber kam selbst die tiefe Gelehrtheit eines Jakob Grimm nicht hinweg, 
von dessen Romantizismus Schultze vorläufig noch nicht spricht. Wie klar 
Schnitze jeden einzelnen Romantiker erfaßt, will ich mit vier Sätzen erläutern, 
die er unter anderen Hölderlin widmet: „Hölderlins schwärmerisches 
romantisches Gemüt sah das Hellentum und sein Verhältnis zur Natur 
ganz anders, als es je in Wirklichkeit gewesen ist. Er sah nicht, daß das 
vielgepriesene Einssein mit der Natur, das er an Homer bewundert, viel eher 
die Folge eines natürlicheren, unvollkommeneren Zustandes der Kultur ist Es 
war kein allzu großes Verdienst der Hellenen, auch keine besondere Be- 
gnadigung durch Naturanlage. Es zeigt sich noch heute bei jedem einzelnen 
in seiner Kindheit Tagen, in den Tagen freierer, ungehemmter Vorstellungen 
und mangelhafter Naturkennt nis. u — Voll tiefsinnigen Scharfsinnes sind die 
Abschnitte über die Naturphilosophie der Romantik, die schwäbischen und 
die Rheinromantiker, die Meer- und Orientromantik. — Den Fortsetzungen 
dieses Werkes, die von den Übergängen zum Realismus und vom Realismus 
und Naturalismus handeln sollen, wird jeder Leser mit Erwartung entgegen- 
sehen. Friedrich S. Krauss-Wien. 

167. Georg Buschan: Linne als Ethnologe. Globus 1907. Bd. XCI, 
S. 293—297. 

Aus dieser interessanten und verdienstvollen Zusammenstellung lernen 



142 A. Referate. .Ethnologie und Ethnographie. 

weitere Kreise, welche Linnes Namen nur in Verbindung mit der Botanik 
zu nennen gewöhnt sind, den großen Naturforscher auch als scharf beob- 
achtenden Reisenden und Ethnologen kennen. Der Stoff ist einem Bericht 
über Reisen durch Öland und Gotland entnommen , welche im Auftrage der 
schwedischen Reichsstände im Jahre 1741 ausgeführt worden waren; der 
Bericht ist in Form eines Tagebuches gehalten, der Stoff von Busch an aus- 
gezogen und geordnet. 

Zunächst erhalten wir ein allgemeines Bild der Bevölkerung, der Art 
ihres Aussehens, ihrer Sprache, ihrer Tracht und ihrer Lebensweise. Die 
Schilderung der Spiele und Vergnügungen bietet mancherlei volkskundlich 
Interessantes: Das Parkspiel (Ballspiel), der Tanz, das dabei verwendete aus 
einem Seehundsmagen gefertigte dudelsackähnlicbe Musikinstrument, das 
Festgetränk, die Lura, welche mit glühenden Feldsteinen gekocht wurde, und 
Ähnliches, vor allem die Hoch Zeitsgebräuche, unter denen besonders das 
Prophylacticum gegen schwere Entbindung (die Braut steckt gleich nach dem 
Verlassen der Kirche den Kopf geschwind in eine getrocknete Pferdeplacenta) 
interessant erscheint; auch die Volksmedizin ist berücksichtigt, so daß 
nicht nur der gebildete Laie, sondern auch der Spezialforscher diesen Aufsatz 
mit Vergnügen lesen wird. P. Bartels-Berlin. 

168. Moreira und Peixoto: Les maladies mentales dans les climats 
tropicaux. Annalcs med.-psycholog. 1907. Tome LXV. 
Verfasser haben die Frage nach den verschiedenen Einflüssen der heißen 
Klima te auf Entstehung, Häufigkeit und Erscheinungsweise der Geisteskrank- 
heiten einer erneuten Prüfung unterzogen, wozu sie bei der Ausdehnung 
Brasiliens von 5° nördlich bis 33° südlich und seinen verschiedenen klima- 
tischen Bedingungen reichliche Gelegenheit zu vergleichender Beobachtung 
hatten. Sie haben hierbei keine Krankheitsform gefunden, welche vom Klima 
abhängige Charaktere oder Varianten darböte. Auch ein Vergleich einer 
zehnjährigen monatlichen Wärmekurve hat irgend welche Beziehungen zu den 
Erk r an kungs fällen nicht ergeben. Sollten irgend welche Einflüsse der Tempe- 
ratur, Luftfeuchtigkeit, der Luftdruckverhältnisse vorhanden sein, so werden 
diese zweifellos balancieit durch die veränderten Kultur- und Lebensverhält- 
nisse, die in ihren Wirkungen vielfach noch dunkel und schwer einzuschätzen 
sind. Vielleicht beruhen hierauf die Beobachtungen älterer Irrenärzte, welche 
den heißen Klimaten weniger Formen und einen anderen Ablauf der Psy- 
chosen zuschrieben, wie es andererseits auch heute noch auffällt, daß die süd- 
östlichen Länder Europas weniger Psycbosefälle als die westlichen aufweisen. 
Einen besonderen Einfluß auf die Epilepsie wollte Lombroso in den meteoro- 
logischen Verhältnissen finden, aber gerade hierfür hat ein Vergleich der 
meteorologischen Beobachtungen des Observatoriums von Rio und den im 
Höpital national des alienes beobachteten Epilepsieanfällen eine Stütze nicht 
gebracht. — Beim Durchsprechen der einzelnen Krankheitsformen weisen 
Verfasser auf die Ankylostomie der Vorfahren als ätiologische Ursache für 
Imbecillität und Debilität hin. Die Seltenheit des Vorkommens der Neur- 
asthenie erklärt sich durch die relative Einfachheit des Lebens. Für die 
Dementia praecox werden besonders gemütliche Schädigungen augeschuldigt: 
Strenge Disziplin, schlechte Behandlung der Dienstboten, Furcht vor Strafe, 
Aufregungen der Revolutionsjahre. Selten war die progressive Paralyse, 
welche nur in größeren Städten etwas häufiger wird: unter 9609 Kranken 216 
Fälle = 2,2 Proz.; in den Privatanstalten war das Verhältnis 4,3 Proz. Bei 
den Eingewanderten war sie unter anderen etwa doppelt so häufig als bei 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 143 

den Negern, ganz auffallend selten bei Frauen. Aach Verfasser sehen in der 
Lues zwar den wichtigsten, aber nicht den einzigen ätiologischen Faktor, die 
verschiedensten Gifte können die Prädisposition schaffen; andererseits sehen 
sie im Fehlen der vielen schädlichen Momente, welche die hohe Kultur- 
entwickelung der gemäßigten Zonen mit sich führt, die Gründe für das seltene 
Vorkommen der Paralyse in Brasilien. Mit dem Kulturfortschritt mehrt sich 
dieselbe. 

Von den eingewanderten Nordländern sind jene, welche den klimatisch- 
hygienischen Vorschriften gemäß lebten, frei von geistigen Störungen ge- 
blieben, ja man konnte beobachten, daß bei solchen, welche alle Zeichen 
degenerativer Erkrankung mitbrachten, die weiteren Folgen ausblieben, die 
sicher im alten Kulturlande nicht ausgeblieben wären. 

Verfasser sprechen ferner über die beiden Krankheitserscheinungen Amok 
und Latah, welche durchaus nicht, wie man angenommen habe, dem malaiischen 
Archipel allein zukämen. Amok ist eine Form der Epilepsie, letztere gehöre 
zur Hysterie und biete Ähnlichkeit mit dem Miryachit der Sibiren und Lappen, 
dem Jumping der nordamerikanischen Springer und dem bah-tschi der 
Siamesen. 

Verfasser kommen zu den schon oben angeführten Schlüssen. Die Be- 
ziehungen des Klimas sind rein individuelle und wie in den gemäßigten 
Klimaten abhängig von Lebensweise und individueller nervöser Disposition. 

Dr. Kdlner-Untergöltzsch. 

Spezielles» 

169. Meddelelser om Danmarks Antropologi. (Mitteilungen über 
Dänemarks Anthropologie.) Herausgegeben von dem anthropo- 
logischen Komitee; von Dr. phil. H. P. Steeusby. (With english 
summary.) Bd. I, 172 S. Kopenhagen, G. E. C. Gad, 1907. 

Das aus dem Generalarzt H. Laub, Universitätsprofessor Harald 
Westergaard und Polizeiarzt Sören Hansen bestehende anthropologische 
Komitee bat es sich zur Aufgabe gemacht, Massenuntersuchungen des Körper- 
baues und anderer physischer Verhältnisse des dänischen Volkes vorzunehmen, 
zu welchem Zweck es vom Staate pekuniär unterstützt worden ist. 

Nach vierjähriger Arbeit werden nun zum ersten Male die diesbezüg- 
lichen Mitteilungen in Form dreier orientierender Abhandlungen veröffentlicht. 

Edv. Ph. Mackeprang: Die Körperhöhe der Wehrpflichtigen in Däne- 
mark. Sören Hansen: Über die Größe des Kopfes erwachsener Männer 
und Frauen. H. P. Steensby: Vorläufige Betrachtungen über Dänemarks 
Rassenanthropologie. Mackeprang s Material umfaßt 42086 Wehrpflichtige 
der Jahre 1904 und 1905. Er findet, daß die Mittelhöhe der völlig 
erwachsenen Dänen am Beginne des 20. Jahrhunderts zwischen 169 und 
169 V* cm schwankt und daß die Durchschnittshöhe innerhalb der letzten 
50 Jahre um 3*/ 3 cm zugenommen hat. — Sören Hansen benutzte Messungen 
von 3000 erwachsenen Männern und Frauen zwischen 20 und 65 Jahr 
zur Aufklärung der Frage über die größere oder geringere Variabilität bei 
Männern und bei Frauen, indem er teils die Körperhöhe, teils die größte 
Breite und größte Länge des Kopfes vergleicht. — EP. Steeusbys Abhand- 
lung ist mehr eine etwas polemische Gauserie über Rassenanthropologie , in 
welche er Beobachtungen von drei verschiedenen Gegenden Dänemarks ein- 
flicht, wo er anthropologische Messungen vorgenommen hat. 

Povl Heiberg-Kopenhagen. 



144 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

170. L. Bolk: Über die Verbreitung der Rothaarigen in den Nieder* 
landen. Nebst einigen allgemeinen Bemerkungen über die 
Anthropologie der Holländer. Zeitschr. f. MorphoL u. Autbropol. 
1907. Bd. XI, S. 149—152. 

Bolk legt hier eine vorläufige Arbeit vor. Ausgedehnte anthropologische 
Untersuchungen an der holländischen Bevölkerung in Aussicht stellend, be- 
spricht er zunächst einige Erscheinungen bezüglich der Verbreitung der Rot- 
haarigen. Aber es stecken auch sonst eine Menge wichtiger Angaben in 
dieser Arbeit. 

Zunächst einige interessante Bemerkungen über den Friesentypus. So 
wie Virchow diesen beschrieb, existiert er normalerweise überhaupt nicht. 
Die Platykephalie auf der Insel Maiken — solche Schädel waren gerade in 
Virchows Material — ist die Folge künstlicher Deformation des Kopfes der 
Mädchen durch eine Haube aus Pappe. Die Männer haben andere Form, oft 
die bekannte des Batavus genuinus. Diese faßt Verfasser als durch fort- 
gesetzte Inzucht degenerierte Formen auf, während er in den großen, schön 
gewölbten, länglichen Schädeln, die aus den Wohnstätten der ersten (christl.) 
Jahrhunderte, den „Terpen", stammen, den wahren friesischen Schädel sieht. 
Alle diese Schädel sind dolichokephal und leptoprosop; dieser Typus kommt 
auch heute noch vor, aber er ist in der Minderzahl. 

„Die Hauptmasse der Bevölkerung von Holland besteht aus zwei brachy- 
kephalen Typen: einem blonden und einem brünetten." Der blonde Typus 
hat einen Durch schnitt sindex von 80 bis 82, kommt in ganz Holland vor; der 
dunkle, mit Index 84 bis 86, ist kleiner, chamaeprosop. Ganz auffallend sind 
die Unterschiede gegen früher: Von 80 „Terp "-Schädeln erreicht keiner den 
Index 82 (Mittel 76), dagegen von 80 Schädeln aus dem 14. und 15. Jahr- 
hundert keiner mit Index unter 80 (Mittel 86)! — Dieser brünette Typus, 
den Verfasser mit dem Homo alpinus in Verbindung bringt, ist besonders in 
Zeel and, Limburg und Nordbrabant verbreitet. 

Nun zur Frage der Roth aar igkeit. Verfasser erhob statistische An- 
gaben über 479 000 christliche Schulkinder, (etwa 4000 Beobachter) und fand 
darunter 2,45 Proz. Bothaarige. Außer in Zeeland ist der Prozentsatz in 
allen Provinzen fast genau gleich, also ohne jede Abhängigkeit von der 
Häufigkeit der Blonden, die in der nördlichsten Provinz doppelt so groß ist 
wie in der südlichsten und zwischen beiden regelmäßig von Nord nach Süd 
abnimmt. Von städtischen Judenkindern waren ebenfalls 2,47 Proz. rothaarig, 
dabei nur 8 Proz. Blonde. 

Also fehlt jeder Zusammenhang zwischen Pigmentarmut bzw. Blondheit 
und Butilismus. Ebenso zeigt eine Tabelle, daß die Augenfarbe, mit der die 
blonde, braune und schwarze Haarfarbe sehr schön parallel geht, von roter 
Haarfarbe unabhängig ist, rotes Haar kommt bei allen Augenfarben gleich 
oft vor. So hält also Verfasser den Rutilismus als eine Erscheinung sui 
generis, unabhängig von den Pigmentverhältnissen der betreffenden Be- 
völkerung. E. Fischer-Freiburg i. B. 

171. Ridolfo Livi: La schiavitü medioevale e la sua influenza sui 
caratteri antropologici degli Italiani. Riv. Ital. di sociologia 
1907. Vol. XI (27 Seiten). 

Verfasser macht den Versuch, festzustellen, ob und inwieweit die im 
Mittelalter in Italien allgemein verbeitete Sklaverei auf den anthropologischen 
Typus des heutigen Italien von Einfluß gewesen sei. Im ersten, besonders 
für den Kulturhistoriker interessanten Teile werden zunächst Belege für den 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 145 

Umfang des Sklavenhandels, die Herkunft und die soziale Lage der Sklaven 
erbracht Hauptmarkt war (schon seit dem 8. Jahrhundert) Venedig, dessen 
Staatskasse in den Jahren 1414 bis 1423 daraus eine jährliche Einnahme 
von 50000 Dukaten gezogen hat, so daß sich ein jährlicher „Umsatz" von 
10000 Sklaven berechnen läßt; auch andere Städte, besonders Genua, lieferten 
jährlich reichen Ertrag, so daß also die Zufuhr fremder Bestandteile, welche 
Italien auf diesem Wege erhielt, als ganz beträchtlich angesehen werden muß. 
In erster Linie handelte es sich natürlich um Angehörige solcher Völker, „qui 
non sint catbolice fidei Christiane u , besonders um solche weiblichen Geschlechtes. 
Aber auch die eigenen Landsleute wurden gelegentlich, bei den vielen Fehden, 
als Kriegsgefangene in die Sklaverei verkauft; schließlich kommen noch in 
Betracht die sogenannten n Anime u , welche in zarter Jugend von ihren eigenen 
Eltern verschachert worden waren ; doch waren diese letzteren beiden Gruppen 
relativ nicht sehr beträchtlich. — Die Angehörigen der ersten Gruppe 
stammten aus aller Herren Länder, und zwar wurde ein sehr großer Teil 
derselben vom Schwarzen und vom Aso wachen Meere, aus Tana und Caffa 
bezogen: „Tartari." — Die soziale Lage war keine schlechte; eine ganze 
Reihe von beigebrachten Dokumenten, besonders letztwilligen Verfügungen, 
zeigen dies. Die Kinder der Sklaven waren nicht gleichfalls Sklaven und 
etwa gar verachtet, sondern sie konnten unbehelligt in der übrigen Bevölke- 
rung leben und in ihr aufgehen. 

Im anthropologischen Teil versucht Livi nun festzustellen, ob in den 
somatischen Charakteren der heutigen Bevölkerung sich noch Spuren mongo- 
lischen Einschlages nachweisen lassen. Zunächst spricht ihm bierfür der 
allgemeine Eindruck, den er und andere besonders bei Betrachtung der 
Gesichtszüge des weiblichen Geschlechts empfangen haben. Auf Grund seiner 
Messungen, welche in seiner berühmten „Antropometria militare u veröffentlicht 
sind, kommt er aber auch zu einem zahlenmäßig greifbaren Ergebnis: Die 
verhältnismäßig hohe Prozent zahl für das Vorkommen von breiten und 
niederen Formen des Gesichtes und niederer Stirn bei Venezianern geringer 
Körpergröße deutet er in dem Sinne „des Überlebens der physiognomischen 
Charaktere einer Rasse, welche nach ihrer gewaltsamen und grausamen Ver- 
pflanzung in eine neue Heimat dort einen so günstigen Boden fand, daß sie 
sich mit der herrschenden Bevölkerung verschmelzen konnte u . 

P. Bartels-Berlin. 

172. Hugo Schuchardt: Die iberische Deklination. Sitzungsberichte 
der k. Akad. d. Wissenseh. in Wien, phil.-hist Kl. Bd. CLVII, 
Abh. 2, 90 S. Wien 1907. 
Der Verfasser wendet sich eingangs in längeren Ausführungen gegen 
die Behauptung E. Philipons (La Ordination dans l'onomastique de l'Iberie), 
daß aus den hispanischen Ortsnamen der arische Charakter des Iberischen 
hervorgehe. Die iberische Sprache ist vielmehr die Vorgängerin der baskischen, 
und das Aquitanische verknüpft das Baskische mit dem Iberischen des nicht 
baskischen Hispaniens. Da die iberischen Namen von den alten Schrift- 
stellern und in den lateinischen und griechischen Inschriften nie genau und 
zuverlässig wiedergegeben werden, so stützt sich Schuchardt auf die in 
einheimischer Sprache abgefaßten Inschriften und Münz auf Schriften. Ihre 
Entzifferung ist sehr schwierig, nicht einmal der Lautwert der Zeichen steht 
ganz fest, obwohl man von gleichartigen Aufschriften in lateinischer und 
griechischer Sprache dabei ausgehen konnte. Auf S. 31 bis 62 werden dann 
diese rein iberischen Namen auf ihre Kasussuffixe hin untersucht und auf 

Zentralblatt für Anthropologie. 1908. ]Q 



146 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

Grand deren ein Deklinationsschema aufgestellt, das sich mit dem baskischen 
im wesentlichen deckt. Keltischer Einfluß äußert sich im Wortschatz des 
Iberischen und umgekehrt, im Baskischen treten daneben natürlich auch 
viele romanische Elemente auf. Die einstige geographische Verteilung des 
Iberischen und des Keltischen durfte vielleicht in den heutigen romanischen 
Mundarten der Gascogne und der Pyrenäen halbin sei durchschimmern, und 
betreffs der Entstehung der romanischen und der richtigen Gestalt der 
iberischen könnten schließlich noch die arabischen Formen Aufklärung geben. 
— Den Schluß der Abhandlung bilden Zusätze, worin sich Schuchardt 
unter anderem kurz über Vinsons neuerliche Behauptung von der gänzlichen 
Verschiedenheit des Baskiscben und des Iberischen ausspricht, und zwei 
alphabetische Verzeichnisse: Wörter in iberischer Schrift, hispanische und 
aquitanische Wörter in lateinischer oder griechischer Schrift. — Neuerdings 
behandelte auch Dr. Siegfried Schmidt die ethnographische Stellung der 
Basken im Programm Muri 1905/06 und 1906/07. 

A* Byhan-Hamburg. 

173. H. Whitehead: The village deities of Southern India. Madras 
Government Museum Bulletin 1907. Bd. V, Nr. 3, p. 105— 190; 
mit 7 Taf. 
Bei etwa vier Fünfteln der Bevölkerung Südindiens bildet die Anbetung 
der Dorfgottheiten, von den Eingeborenen Gräma-Devata genannt, einen 
wichtigen Teil des Konglomerats religiöser Anschauungen, Gebräuche und 
Zeremonien, die gewöhnlich unter der Bezeichnung Hinduismus zusammen- 
gefaßt werden. Der Brahmanismus hat die ursprüngliche Religion der 
Drawidas weit weniger zu beeinflussen vermocht, als er von ihr beeinflußt 
wurde. In fast jedem Dorfe und jeder Stadt Südindiens ist ein Altar oder 
Symbol der Gräma-Devata zu sehen, und überall wird sie periodisch an- 
gebetet und wohlwollend zu stimmen gesucht. Whitehead beschreibt ein- 
gehend die Gebräuche bei der Verehrung lokaler Gottheiten in allen Teilen 
der Präsidentschaft Madras In der Hauptsache stimmen sie allenthalben 
überein. Die den Dorfgottheiten geweihten Andachtsstätten sind in der 
Regel viel weniger imposant als die brahmanischen Tempel der Umgegend. 
Sehr häufig sind sie sonst nichts als eine kleine Einfriedigung mit einigen 
Steinen in der Mitte; manchmal ist gar keine besondere Andachtsstätte vor- 
handen. Wenn Seuchen und Hungersnot einen Ort heimsuchen, so ist es die 
Dorfgottbeit, die die Bewohner um Schutz anrufen. Siva und Vishnu mögen 
als würdigere Wesen gelten, aber die Gräma-Devata wird als die nächste 
Helferin angesehen. Der Ursprung dieser Form des Hinduismus liegt im 
Dunkel vorgeschichtlicher Zeit; es ist wahrscheinlich, daß sie eine vorarische 
Religion repräsentiert, die durch brahmanischen Einfluß mehr oder weniger 
modifiziert wurde. Der Verfasser meint, daß sie mit dem Totemismus in 
engster Beziehung steht Doch muß betont werden, daß Dorfgottheiten oft 
in der jüngsten Vergangenheit entstanden sind, und noch heute ist es möglich, 
sie im Werden zu beobachten; namentlich Personen, die unter außergewöhn- 
lichen Umständen den Tod finden, können leicht zum Range örtlicher Gott- 
heiten emporsteigen. Mit sehr wenigen Ausnahmen sind die Dorfgottheiten 
weiblich. Im Tamillande hat nahezu jede Göttin einen männlichen Gefährten, 
von dem angenommen wird, daß er ihren Altar bewacht und ihre Befehle 
ausführt; ein männlicher Gott, Iyenar, hat eigene Andachtsstätten und gilt 
als der nächtliche Beschützer der Dörfer. Im Telugulande wird Potu-Räzu 
verehrt, und zwar teils als Bruder und teils als Gatte oder auch bloß als 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 147 

Gefährte der Dorfgöttin. Mit diesen und wenigen anderen Ausnahmen sind 
die Götter entschieden den Göttinnen untergeordnet. Vom brahmanischen 
Kult unterscheidet sich der Kult der Dorfgottheiten ferner dadurch, daß man 
diesen fast allgemein Tieropfer darbringt. Büffel, Schafe, Ziegen, Schweine 
und andere Tiere werden nicht selten zu Tausenden geopfert, und die Opfer- 
feste arten zu wilden Kundgebungen und Gelagen aus, die mitunter Wochen 
hindurch andauern. An den Opfertieren werden unerhörte Grausamkeiten 
verübt, die abzustellen der britisch-indischen Regierung nicht leicht fällt. 
Einige Gebräuche erinnern daran, daß ehedem selbst Menschenopfer den 
Ortsgottheiten dargebracht wurden. Im Tamillande sind Tieropfer nicht so 
häufig wie in anderen Gebieten der Präsidentschaft Madras, was als Ein- 
wirkung des Brahmanismus gilt, der dort in der Bevölkerung stärker wurzelt 
als sonstwo in Südindien. Dem Gott Iyenar werden überhaupt keine Tier- 
opfer dargebracht. Als Priester der Dorf gottheiten, „Pujaris", dienen gewöhn- 
lich nicht Brahmanen, sondern Angehörige anderer Kasten, zumeist jener, 
welche die unterste gesellschaftliche Stufe einnehmen. Wenn Brahmanen als 
„Pujaris" amtieren, so geschieht es nur bis zum Zeitpunkte des Beginnes der 
Tieropferung, worauf andere Personen das Amt des Priesters übernehmen. 

Fehlinger-München. 

174. L. Lapicque: Reoherches sur l'ethnogönie des Dravidiens. 

Compt. rend. des s&mces de la Soc. de biologie 1907. 

Tome LVIII, p. 949ff. et 1019f£. 
Die im Auftrage des französischen Unterrichtsministeriums seitens 
Lapicques vorgenommene anthropologische Untersuchung der drawidischen 
Bevölkerung in Hindostan ergab bei dem Stamme der Kader Dolichokephalie 
mit einem Schädelindex von 73,3, eine kleine Gestalt (156 cm im Mittel). 
Die Kader leben in einer Seehöhe von 6 bis 1000 m; in einer Höhe von 
1200 m leben die Mondower, welche sozial viel höher stehen und denen die 
ihnen dienende Kaste der Poulayer Untertan ist. Die letzteren nähern sich 
mit den Kadern sehr stark dem Negertypus, was ebenfalls von ihren Nachbaren, 
den Malassern, gilt. 

In demselben Gebirge leben ferner zwei drawidische Gruppen, die Tamul 
und die Malabar. Lapicque untersuchte ferner 31 tamulische Sudras und 
ermittelte bei ihnen als mittleren Nasenindex 74, Schädelindex 78, Körper- 
höhe 161 cm; weiter 42 Parias mit einem Nasenindex 77,7, Schädelindex 
76,7, Körperhöhe 162cm. Bei 43 Malassern fand er 79 Nasenindex, 76,2 
Schädelindex und 159 Körperhöhe. Dr. Oskar von Hovorka-Wien. 

175. Dean C. Worcester : The non-christian tribes of Northern Luzon. 

Phil. Journ. of Science 1906. Bd. I, p. 791-875. Mit 67 Taf. 
Über die nicht-christliche Bevölkerung in Nordluzon (dem nördlich des 
Breitengrades von Manila gelegenen Teile der Insel) war bis zur Zeit der 
Abtretung der Philippinen an die Amerikaner sehr wenig Tatsächliches be- 
kannt. Erst die Forschungen von Dr. Barrows, Reed, Jenks, M. L. 
Miller, Kapitän Nathorst, Leutnant Gase und besonders die von Dean 
C. Worcester haben wichtige Aufschlüsse über die Ethnographie dieses 
Gebietes gebracht. Prof. F. Blumen tritt gibt in seinem „ Alphabetischen 
Verzeichnis der eingeborenen Stämme der Philippinen" (1890) für Nord- Luzon 
36 verschiedene Stämme an; der von Mitgliedern der Jesuitenmission zu 
Manila verfaßte Bericht über die Philippinen und ihre Bewohner („Report of the 
Philippine Commission" 1900, Bd. 3, S. 333 bis 412) verzeichnet hier 26 Stämme. 

10* 



148 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie« 

In Wirklichkeit ist deren Zahl viel geringer; sowohl Blumentritt, die 
Jesuiten, wie andere Autoren stützten sich hei ihren Einteilungen fast aus- 
schließlich auf die Stammesbezeichnungen, wobei ihnen entging, daß ein und 
derselbe Stamm örtlich verschiedene Namen hat. Dr. Barrows, der diesen 
Irrtum als erster feststellte, unterschied in Nord-Luzon bloß vier Stämme: 
die Negritos, die Igoroten, die Uongoten und die Bukidnon; die Igoroten 
teilte er wieder in mehrere „ Dialektgruppen tt ein. Worcester macht hier- 
gegen Einwendungen, weil in Barrows 1 Klassifikation z. B. die zivilisierten 
Tingianen in der Provinz Abra, die köpf jagenden Igoroten von Bontoc und 
andere kulturell voneinander abweichende nicht- christliche Philippiner, die 
teilweise auch in ihrer körperlichen Erscheinung differieren (obzwar nur in 
geringem Maße), als ein Stamm zusammengefaßt werden. Er faßt als Stamm 
die Abteilung einer Rasse auf, welche aus Individuen von gemeinsamer Ab- 
stammung besteht, die unter sich in der physischen Eigenart, Kleidung, 
Schmuck, der Natur der Gemeinschaften, die sie bilden, den Besonderheiten 
des Hausbaues, den Methoden der Jagd, Fischerei und Bodenkultur, der Art 
und Bedeutung der Gewerbe, der Bewaffnung und Kriegführung, in den 
Heirats- und Begräbniszeremonien übereinstimmen und sich in diesen Punkten 
von ihren Rassengenossen unterscheiden, jedoch nicht notwendigerweise eine 
politische Einheit bilden und denselben Dialekt reden. — Eine politische 
Einheit, wie es z. B. bei den nordamerikanischen Indianern der Fall war, 
bildet keiner der philippinischen Stämme; ihre Sprachen sind so wenig 
erforscht, daß die Stammeseinteilung auf Grund der Sprach Verschiedenheit 
gegenwärtig unmöglich ist. — Wenn man von dem Kulturbesitz absieht und 
nur die Körpermerkmale betrachtet, so lassen sich in Nord-Luzon vier nicht- 
christliche Bevölkerungsgrappen unterscheiden: die Negritos, die Uongoten 
(Negrito-Malaienmischlinge), die Kalinganen (ein vermutlich mit Chinesen oder 
Japanern vermischter Stamm) und die Malaien. In wie viele Stämme die letzt- 
genannten zu gliedern sind, ist schwer zu entscheiden. Worcester nimmt 
die folgende Einteilung an: 1. Negritos, 2. Uongoten, 3. Kalinganen, 4. Ifugaos, 
5. Bontoc-Igoroten, 6. Lepanto-Benguet-Igoroten, 7. Tingianen. (Die Kalin- 
ganen , Ifugaos oder Silipanen und Tingianen behandelt Barrows als 
„ Dialektgruppen tt des Igorotenstammes.) Worcester verzeichnet vor allem 
die Synonyme, die für jeden Stamm gebräuchlich sind, sodann beschreibt er 
das Wohngebiet, den physischen Charakter, Kleidung, Schmuck, Behausung, 
Beschaffung des Lebensunterhalts, Waffen, Kriegführung und gesellschaft- 
liche Gepflogenheiten. Die territoriale Gruppierung der Stämme soll etwas 
näher betrachtet werden. Die Negritos sind jetzt noch zahlreich in den 
Bergen von Bataan und Zambales und in der östlichen Bergkette Nord-Luzons, 
die sich von Kap Engaüo bis Baier erstreckt; in beschränkter Anzahl findet 
man sie in den bergigen Gebieten der Provinzen Rizal, Bulacan, Pampanga, 
Tarlac, Pangasinan und Nord-llocos. Nur wenige erhielten sich in Nueva 
Ecija und Abra. Der weite Landstrich zwischen dem Rio Grande de Cagayan 
und dem Ablugflusse (Provinz Cagayan) ist vorwiegend von Negritos be- 
völkert; sie sind außerdem in einem Teile der Provinz Tayabas anzutreffen. 
Das Wohngebiet der Uongoten ist der Süden und Südosten der Provinz 
Isabela, das östliche Nueva Vizcaya, die Berge längs der Grenze von Nueva 
Ecija und Tayabas, die ehemalige „Commandancia" Infanta (die nun ein 
Teil der gleichnamigen Provinz ist); einige isolierte Ansiedelungen liegen 
bei Dupax in Nueva Vizcaya. Die Kalinganen leben an den Ostabhängen 
und in den Flußtälern der Zentralkordillere ; an einigen Orten dehnen sich 
ihre Niederlassungen in die Ebenen von Isabela und Cagayan aus, und ein 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 149 

Zweig des Stammes befindet sich an der pazifischen Küste. Die lfugaos 
sind im nordwestlichen Nueva Vizcaya konzentriert, von wo sie in das süd- 
westliche Grenzgebiet der Provinz Isabels übergreifen; ihre Wohnsitze sind 
von jenen der Bontoc-Igoroten, die im Norden und Osten der lfugaos, 
und zwar hauptsächlich in Bontoc, leben, durch hohe Gebirge getrennt. Die 
Benguet-Lepanto-Igoroten bewohnen die ganze Provinz Benguet, die 
angrenzenden Berge der Provinz Union, die Subprovinz Amburayan mit Aus- 
nahme der Ansiedelung Sigay, wo Tingianen leben, die Hügel an der Grenze 
von Amburayan und Süd-Ilocos und die Subprovinz Lepanto, wo außerdem 
nur noch einige Ansiedelungen der Tingianen gelegen sind. Die Tingianen 
haben ihren Hauptsitz in Abra, sowie zahlreiche Niederlassungen in den öst- 
lichen Bergen von Süd-Ilocos, Nord-Üocos, im Ablugt al, in der Zentralkordillere, 
am Saltanfluß usw. — Wie bereits bemerkt, sind die zwischen den zuletzt 
angeführten vier Stämmen bestehenden körperlichen Unterschiede, die Wor- 
c est er beschreibt, nicht sonderlich bedeutend und als lokale Variationen 
leicht zu erklären. Auf die Lebensweise der nicht- christlichen Bewohner 
Nord-Luzons, welche in dem vorliegenden Aufsatz ausführlich geschildert ist, 
soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden; es genügt, zu bemerken, 
daß mit Ausnahme der Tingianen von Abra alle Stämme auf einer 
niedrigen Kulturstufe stehen und vorwiegend noch äußerst primitiven Wirt- 
schaftsmethoden anhängen. H. Fehlinger-München. 

176. Richard Sehmidt: Fakire und Fakirtum im alten und modernen 
Indien. Yogalehre und Yogapraxis nach den indischen Original- 
quellen dargestellt. Mit 87 erstmalig veröffentlichten Reproduk- 
tionen indischer Originalaquarelle in füuffarbigem Stein- 
druck und zwei Abb. VII, 229 S. gr.-8°. Berlin, Herrn, 
ßarsdorff, 1908. 
Wenn Schmidt nicht gerädert, gespießt, zerrissen und verbrannt werden 
sollte, so liegt die Schuld nicht an der mangelnden Bereitwilligkeit der Spiri- 
tisten, Medien, Somnambulisten , Handaufleger, Gesundbeter und sonstiger 
Wundertäter, sondern nur an unseren modernen Gesetzgebungen, die keine 
Strafbestimmungen für diejenigen mehr enthalten, so da an dem heiligsten 
und unausrottbarsten Afterglauben der Menschheit zu rütteln wagen. Man 
wäre beinahe versucht zu glauben, er schildere das Fakirtum nur darum, 
um sich über den Zauber- und Wunderglauben unserer verehrlichen mittel- 
europäischen Zeitgenossen weidlich lustig zu machen. Doch nein, das ist ein 
grundgelehrtes Werk eines unserer tüchtigsten Sanskritphilologen, der natur- 
wissenschaftlich denkt und bei allem Forscherernst nie seinen Humor ein- 
büßt Mit Recht betont er, für die Geschichte der Hypnose, z. B. der Auto- 
suggestion, sei die Kenntnis des Yoga unentbehrlich. Zwar hat ein ameri- 
kanischer Ethnologe in gleicher Weise die Kunststücke der indianischen 
Schamanen aufgedeckt, doch sein in den Publikationen der Smithsonian 
Institution erschienenes Werk fand in Europa nicht jene Beachtung, die dem 
Buche eines Schmidt sicher ist; denn der bespricht die Inder, die unsere 
nächsten Sprachstammverwandten und uns auch literarisch näher vertraut 
sind. Ihre Askese, ihr Askesentum, die Wundertaten ihrer Yogins und deren 
Philosophie ist Glaube von unserem Glauben, und wir Europäer haben wahr- 
scheinlich in allen historischen Zeiten eine gewisse Fühlung mit den Indern 
gehabt. Dessen wird man sich so recht aus der Lektüre dieses in jeder 
Hinsicht wertvollen Buches bewußt. Das ist ein bedeutsames Kapitel mensch- 
lichen Glaubens, das uns zu einem der lange verkannten Ursprünge aller 



150 A.' Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

Religionen hinleitet. Die in ihrer Art einzigen Bilder begrüßt man als eine 
sehr willkommene Zugabe zu dem Buche, nur wäre eine Verdeutschung der 
indischen Überschriften erwünscht. Friedrich S. Krauss-Wien. 

177. J. Deniker et Bonifacy: Les Annamites et les Cambodgiens. 

Bull, et M£m. de la Soc. d'anthrop. de Paris 1907. Tome VIII, 
p. 106—115. 

Die Kolonialausstellung zu Marseille gab den beiden Verfassern Gelegen- 
heit, gegen 50 männliche Eingeborene von Indochina anthropologisch aufzu- 
nehmen. Die Ergebnisse dieser Messungen werden mit denen anderer Autoren, 
sowie mit denen verglichen, welche Deniker früher gelegentlich der Pariser 
Weltausstellung und Bonifacy in Tonkin und China selbst vorgenommen 
hatten. 

Ein Vergleich der Maßzahlen an den Annamiten des Nordens (133 Ton- 
kinesen) und des Südens (92 Conchinchinesen) läßt nur ganz unmerkliche 
Unterschiede zwischen beiden Gruppen erkennen. Die Körperlänge beträgt 
bei den ersteren etwas mehr als bei den letzteren (1584 gegenüber 1578 
oder 1581). Der Schädelindex ist bei beiden ziemlich der gleiche (83 und 
82,8). Der Nasenindex stellt sich bei den Tonkin es en etwas höher als bei 
den Conchinchinesen (86 zu 83,6). Desgleichen begegnet man den schräg 
verlaufenden, geschlitzten Augen ein wenig häufiger bei den Tonkinesen. 
Die Annamiten des Inneren scheinen etwas kleiner und weniger brachykephal 
als ihre nördlichen und südlichen Staramesgenossen zu sein, ihr Nasenindex 
bringt sie aber den Conchinchinesen näher. Indessen sind diese Behauptungen 
wegen des geringen Materials aus der dritten Gruppe noch mit Vorbehalt 
aufzunehmen. 

Im allgemeinen kann man die Annamiten charakterisieren als Menschen 
von kleiner Statur (ungefähr 158 m), Subbrachykephalie (83), Mesorrhinie 
mit Neigung zur Platyrrhinie (84,9) und mit geschlitzten, schrägen Augen 
in 8 / 4 der Fälle. Buschan- Steilin. 

178. L. Steiner: Einiges über die Augen der Javaner. Zeitschrift 
f. Morphol. u. Anthropol. 1907. Bd. X, H. 3, S. 481—484. 

Steiner hat wohl zuerst auf Pigmentation der menschlichen Conjunctiva 
bulbi, und zwar an erkrankten Augen von Javanern aufmerksam gemacht 
und den Sitz des Pigmentes nachgewiesen. Gleiches Pigment konnte Ref. 
(s. Zentralbl. 1906, Bd. XI, S. 134) in der normalen Conjunctiva des Auges zahl- 
reicher dunkler Rassen konstatieren, deren „ Weißes im Auge" schon früher 
als „dunkel", „bräunlich" usw. beschrieben war. Eine gute Abbildung 
solcher Augen fehlte, und Verfasser hat das Verdienst, auf des Referenten 
Bitte eingehend, solche zu liefern. Er legt in tadellos schönen, farbigen und 
äußerst natürlich wirkenden Bildern sechs Augen von Javanen vor, drei von 
normalen Individuen, die die braune Färbung des Augweißes sehr schön 
zeigen, zwei von Tracbomkranken und eines mit einem auf dem Lidrand 
reitenden und einem auf dem Augapfel sitzenden Pigmentmal (Naevus). 

Der beschreibende Text enthält einige willkommene Maßangaben über 
die Größe der Lidspalte, die kleiner als die europäische ist, und die des 
Hornh au t durch meß ser s (vielleicht auch etwas kleiner). 

E. Fischer-Freiburg t. B. 

179. Fritz Sarasin: Versuch einer Anthropologie der Insel Celebes» 
2. Teil: Die Varietäten des Menschen auf Celebes. Materialien 



A. Heferate. Ethnologie und Ethnographie. 151 

zur Naturgeschichte der Insel Celebes. Bd. V, Teil 2. 163 S. 
mit 22 Tafeln in Lithographie und Lichtdruck. Wiesbaden, 
Kreideis Verlag, 1906. Preis hOJt. 

Wenngleich die Vettern Sarasin auf ihrer Bereisung der Insel Celebes 
den anthropologischen Forschungen viel weniger Beachtung schenkten, als 
den geographischen Zielen, so dürfte das vorliegende Prachtwerk doch 
trotz seines immer noch lückenhaften Charakters die Bezeichnung eines 
„Standard -work u verdienen, da es zum ersten Male in die bisher recht 
dunkeln anthropologischen Verhältnisse der Insel einiges Licht bringt. 

Im ersten Abschnitt (S. 1 bis 22) gibt der Verfasser unter Beifügung 
einer geographischen Karte einen Überblick über die Verteilung der Bevölke- 
rung auf Celebes, im zweiten (S. 22 bis 29) macht er Mitteilungen über das 
Material, auf welchem die anthropologischen Ergebnisse beruhen, sowie über 
seine Untersuchungsmethoden. Es wurden auf den Reisen im ganzen 
130 Personen photographisch und anthropologisch (Farbe des Gesichtes und 
der Haare, zumeist auch Körpermessungen) aufgenommen. Skelett- und 
Schädelreste standen dem Verfasser nur sehr wenige zur Verfügung. Das 
osteologische Material bestand, abgesehen von den Schädeln der „Ur-Toala tt , 
nur in einem vollständigen Skelett eines makarassischen oder buginesischen 
Mannes, sowie in fünf Schädeln aus Samboang und sieben aus Bira. Im 
dritten Abschnitt (S. 30 bis 40) wendet sich Verfasser sodann der „ Ein- 
teilung der Menschen Varietäten auf Celebes u zu. Legt man die Sprache als 
Einteilungsprinzip zugrunde, dann besteht nach Prof. R. Brandstetters 
Untersuchungen, die im Original mitgeteilt werden, ein deutlicher Gegensatz 
zwischen den Idiomen der Provinz Minahassa (und zum Teil auch von 
Bolaäng-Mongondow), in denen ein philippinisches Element steckt, und denen 
des übrigen Celebes. Die Ethnographie kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. 
Nach Richters Untersuchungen -handelt es sich in dieser Hinsicht bei der 
Bevölkerung von ganz Süd-, Südost-, Ost-, Zentral- und des westlichen Nord- 
Celebes um eine ethnographische Einheitlichkeit, in der Minahassa aber und 
teilweise auch in Bolaäng-Mongondow um fremdartige Bevölkerungselemente. 
Dasselbe bestätigen die anthropologischen Erhebungen. Der Verfasser ist 
gelegentlich dieser Studien aber zu der Überzeugung gekommen, daß, wenn 
man von der Bevölkerung Minahassas absieht, die Einheitlichkeit der Be- 
völkerung der übrigen Insel nur eine scheinbare ist. Über den ganzen Rest 
läßt sich eine der herrschenden Bevölkerung gegenüber tiefere und ältere 
Besiedelungsschicht anthropologisch in Trümmern nachweisen, welche man als 
„Urbevölkerung" ansehen kann. Sarasin bezeichnet diese als die Toäla- 
Schicht. Über sie legt sich nun breit die große Masse von Stämmen, welche 
man als Toradja bezeichnet. Hierzu zählen noch die Makarassen und Bugis 
der südlichen Halbinsel, oberflächlich mohammedanisierte oder christianisierte 
Toradjastämme (allerdings wahrscheinlich noch mit Blut aus dem westlichen 
Teile des Archipels vermischt) und die Stämme von Nord-Celebes bis nach 
Bolaäng-Mongondow hinein, wo sie mit dem dritten unterscheidbaren Be- 
völkerungselement in Berührung kommen, mit den Min ah assern, deren reinste 
Form die vier Stämme der Toumbulu, Toumpakewa, Tounsea und Toundano 
vorstellen. 

In den nächsten drei Abschnitten (S. 41 bis 115) werden diese drei 
Bevölkerungsschichten nun auf Grund der Erhebungen unserer 
Reisenden, sowie der sonst in der Literatur zerstreuten Angaben 
geschildert; eine vorzügliche Erläuterung hierzu bilden Tafel II bis XXII, 
die recht gelungene und auch künstlerisch wiedergegebene Typen enthalten. 



152 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

Zu der Toalaschicht rechnet Verfasser zunächst die eigentlichen 
Toala im Gebiet von Lamontjong (Süd-Celebes), Maläwa (nördlich von Tjamba) 
und wahrscheinlich auch in dem Bergdistrikt von Lamuru; die Toala sind 
schon stark mit bugischem Blute versetzt. Ferner gehören ihr an die Tomuna, 
die den alten Typus der Urbevölkerung fast noch reiner bewahrt haben als 
die ersteren, sowie die Tokea im Innern der Halbinsel. Außerdem glaubt 
Sara sin im inneren Teile der Insel zerstreut noch „Toaloide" gesehen zu 
haben, die dorthin durch Zufall verschlagen wurden oder geflohen waren. — 
Die Sage hat noch eine deutliche Erinnerung an früher in Zentral-Celebes 
vorhanden gewesene kleinwüchsige Volkastamme bewahrt, die anscheinend in 
Höhlen lebten (wie die Toala). Für die heutige Urbevölkerung stellt sich die 
mittlere Höhe auf 156,1 cm (30 Männer), bzw. 145,4 cm (20 Frauen). 

Der zweiten, der Toradja-Schicht, gehört die große Masse der Be- 
völkerung der Insel an, heidnische und mohammedanische Stämme. Diese 
weisen untereinander nicht unerhebliche anthropologische Unterschiede auf, 
die allerdings stets durch Zwischenglieder vermittelt werden, so daß man den 
Eindruck einer von tieferen Zuständen zu höheren führenden Stufenleiter 
gewinnt. Die anthropologische Schilderung dieser Stämme stößt auf große 
Schwierigkeiten, da nur ganz spärliches Beobachtungsmaterial hierfür vor- 
liegt. Verfasser will seine Darstellung daher auch nur als eine vorläufige 
gelten lassen; es bleibt hier noch sehr viel zu erforschen übrig. Es werden 
nacheinander geschildert die Toradja in der Gegend von Paloppo, die Tope- 
bato, die diesen anthropologisch sehr nahe stehen, die Bergstämme des west- 
lichen Zentral-Celebes, im besonderen die Tobada, eine besonders hoch 
entwickelte Gruppe der Toradja-Schicht, die auch etwas höher und heller 
sind und eine feinere Gesichtsbildung aufweisen als die beiden ersten Gruppen, 
sowie die ihnen verwandten Tobesoa, Tonapu und Tokulawi, die eine Zwischen- 
stellung zwischen den hoch entwickelten Tobada und der derberen Form der 
Topebato einnehmen, weiter die Stämme der südöstlichen Halbinsel, die Tome- 
kongka und Toialaki, sodann die Bugis und Mak&ssaren, die beide gleichsam 
eine anthropologische Einheit bilden, und die Gorontalesen. 

Über die Minahasser liegt trotz der zahlreichen Arbeiten über die von 
ihnen bewohnte Provinz doch die anthropologische Kenntnis noch sehr im 
argen. Soweit Sarasin sich ein Urteil hierüber bilden darf, ist es wahr- 
scheinlich, daß die vier eigentlichen Stämme, die oben bereits angeführt 
wurden, sich von den Bantiks und den südwestlichen Stämmen unterscheiden. 
Leider standen zur Lösung dieser Frage dem Verfasser nur sehr wenig 
Messungen zur Verfügung. Bezüglich der Herkunft dieser Volkselemente 
vermutet er, daß sie mit der Bevölkerung der Philippinen, im besonderen den 
Tagalen und Bisayas, verwandt sind. Es mag vorzeiten von Norden her 
eine Völker Schiebung südwärts (und zwar zum Teil auf damals nooh vor- 
handenen I^andbrücken) stattgefunden haben, die sich anthropologisch so- 
wohl auf den Siau- und Sanghi- Inseln, als auch auf dem Nordostende von 
Celebes nachweisen läßt. Die sprachlichen Ermittelungen stützen solche An- 
nahme. Diese in der Minahassa in der ältesten Zeit bereits eingewanderten 
Stämme fanden hier wahrscheinlich eine Urbevölkerung vor. 

Das siebente Kapitel (S. 107 bis 115) bringt dann noch eine zusammen- 
fassende Übersicht der anthropologischen Ergebnisse über die ver- 
schiedenen Varietäten von Celebes. Die kleinstgewachsenen Stämme sind nach den 
vorliegenden Messungen die Toala-Stämme (156,1 cm); es folgen ihnen in zu- 
nehmender Reihenfolge die Tomekongka (156,4 cm), Gorontalesen (158,4 cm), 
Paloppo - Toradja (159,8 cm), Bugis und Makassaren (162,2 cm), Tololaki 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 153 

(163,4 cm), schließlich die Minahasser (164,7). Die am dunkelsten pigmentierten 
Stämme sind die Toala (Gesichtsfarbe etwa 29 der Brocasohen Tafel); die 
Toradja sind schon etwas heller (etwa 29 bis 30), die Minahassa die hellsten (etwa 
30 bis 44). Der Kopfhaarbeschaffenheit nach sind die Toala- Stamme cymo- 
trioh, alle übrigen Völkerstamme lissotrich. Die Gesichtsbehaarung ist bei 
den Toala etwas stärker als bei den Toradja; die Bugis, -Makassaren und 
Minahasser sind wieder reichlicher behaart. Die Vertreter der Toala- Stämme 
sind graziler gebaut als die übrigen Stämme, die schwerer gebaut erscheinen. 
Der Fuß der Toala-Stämtae zeigt nach vorn zu eine fächerförmige Verbreite- 
rung, ferner in der Regel einen fast geraden Verlauf des inneren Fußrandes, 
eine große Lücke zwischen der ersten und den übrigen Zehen und in vielen 
Fällen eine Zudrehung der vier äußeren Zehen gegen die große. Diese, offen- 
bar niedere, Fußbildung trifft man bei den übrigen Stämmen nur ganz 
sporadisch an. Der Längenbreitenindex hat keine bemerkenswerten Unter- 
schiede ergeben; höchstens kann man sagen, daß die Toala (Index 80,4) 
noch an der oberen Grenze der Mesokephalie stehen, die übrigen aber deut- 
lich braohykephal sind. Die Stirnbildung ist bei den Toala häufiger aus- 
gesprochen fliehend und noch am häufigsten durch Vorwölbung der Arcus ge- 
kennzeichnet. Die Gesichtsform dagegen zeigt deutliche Unterschiede. Bei 
den reinen Vertretern der Toala ist das Gesicht kurz, breit, eckig und gegen 
das Kinn zu verschmälert, bei den Toradja und Tomekongka dies nur noch 
selten, vielmehr schon hoch oval, noch schmäler wird das Gesicht bei den 
Bugis, Makassaren und Minahassern. Der Nasenindex zeigt eine beständige 
Abnahme von den ultrachamaerrhinen Toala- Stämmen bis zu den an der 
Grenze der Mesorrhinie stehenden Bugis, Makassaren und Minahassern. Die 
Nase der Toala zeichnet sich öfters durch ihre Kleinheit (im Verhältnis zum 
Gesicht), durch ihre Breite und zumeist tiefliegende Wurzel aus; sie hat auch 
einen im Profil meist konkaven Rücken mit breiten Flügeln und häufig vor- 
handener Naso-Malar- Falte. Bei den Toradjas kommt diese Nasenbildung 
zwar auch noch, aber viel seltener vor. Die Lidspalte ist bei den Toala 
durchschnittlich am weitesten geöffnet; die Minahasser fallen durch die Häufig- 
keit einer Epicanthusbildung auf. 

Im letzten Abschnitt (S. 116 bis 143) endlich zieht der Verfasser 
einen Vergleich zwischen den celebensischen Menschenvarietäten 
und den außercelebensischen Formen. Er konstatiert zunächst, daß 
bisher nirgends auf Celebes wollhaarige Negrito- oder Papuaelemente an- 
getroffen worden sind. Die Toala hält er für die Reste der Urbevölkerung, 
die in der Urzeit aus Asien, vermutlich über die Javabrücke, dorthin ein- 
wanderten. In eingebender Analyse zeigt er, daß die Weddas, Senoi und 
Toala sowohl in somatischer, als auch ergologischer Hinsicht einander so nahe 
stehen, daß sie alle drei als Angehörige einer gemeinsamen cymot riehen Ur- 
bevölkerungsschicht angesehen werden können, die er als „weddaische u be- 
zeichnet. Wie er weiter wahrscheinlich macht, muß sich ursprünglich eine 
lückenlose Schicht weddaischer Stämme über den ganzen indischen Archipel 
ausgebreitet haben. Die davon übrig gebliebenen Reste haben durch Ver- 
mischung mit später eingedrungenen höheren Stämmen zahlreiche Modi- 
fikationen erzeugt. Über die Reste der Urbevölkerungsschicht, die Verfasser 
unter Mithineinziehung von Malakka und den Philippinen als weddaisoh- 
nigritische bezeichnet, legte sich die große Bevölkerungsmasse, die er als 
malaiische oder malaiisch-mongolische benennt. Verfasser berührt sodann das 
Verhältnis der sogenannten Indonesier oder Ur- bzw. Prämalaien und der 
Malaien. An der Hand zahlreicher Beispiele aus der Literatur zeigt er, daß 



154 A. Referate. Ethnologie and Ethnographie. 

hinsichtlich der vier körperlichen Merkmale, Körperlänge, Hautfarbe, Haar- 
beschaffenheit und Kopfform, zwischen diesen beiden Völkergruppen keine 
tiefgreifende Unterschiede besteben, weshalb solche prinzipiellen Gegensatze, 
wie diese beiden Bezeichnungen, ihm nicht angebracht erscheinen. Jedoch 
läßt er gelten, daß es abgeschlossene und reinblütigere Stämme auf der einen 
Seite und solche auf der anderen gibt, bei denen Mischung in den ver- 
schiedenen Graden und mit den verschiedensten Elementen vorhanden iat. 
Er schlägt daher vor, seine „malaiische Schicht" in eine „proto- oder rein- 
malaiische Schicht u und in eine „deutero- oder misch -malaiische Schicht 
zu unterscheiden; zu ersterer rechnet er z. B. die Hattak, Dajak, Teng- 
geresen, Igorroten usw., zu letzterer die Küstenmalaien und die Misch- 
völker des Archipels, vor allem die Javanen. Die Entstehung der proto- 
malaiischen Schicht sucht er in Hinterindien, ob aber aus weddaischer oder 
einer anderen Wurzel, bleibt diskutierbar. Was Celebes anbetrifft, so würden 
zur proto- malaiischen Schicht zu rechnen sein die Toradja (mit Ausnahme der 
zur Urbevölkerung gehörigen Formen), die Bugis und Ma Vassaren zum über- 
wiegenden Teile, sowie die Bewohner im Innern der nördlichen Halbinsel, wie 
Gorontalesen, Mongondower und Minahasser, zur deutero- malaiischen Schicht 
die Küstenformen der ganzen Insel, z. B. ein Teil der Bugis und Makassaren, 
die Leute von Mandar, Kaili und des Tomini - Golfes , die Küsten -Goron- 
talesen usw. 

Trotzdem Verfasser seine überaus fleißige und geistreiche Arbeit nur als 
einen „Versuch" bezeichnet, bedeutet sie doch für die Forschung ein grund- 
legendes Werk und bietet eine Fülle von Anregungen zu neuen Unter- 
suchungen. Buschan- Stettin. 

180. W. L. H. Duckworth: On the brains of aboriginal natives of 
Australia in the Anatomy School, Cambridge Universitär. 

Jouru. of anat. and phybiol. 1907. Vol. XLII, p. 63—87 uml 
176—197. 
Eine ausführliche (die erste) Beschreibung von vier Australiergehirnen; 
nicht nur auf die äußere Form, sondern auch auf alle Furchen wird genau 
eingegangen. Für erstere waren die Gehirne aber wohl zu schlecht kon- 
serviert, um dar au 8 Schlüsse zu ziehen. Bei der Beschreibung werden immer 
Vergleichungen mit anderen Rassen und fötalen Formen angestellt; der Be- 
schreibung sind eine Reihe Zeichnungen beigefügt, die das Auge durch Schärfe 
der Darstellung erfreuen. Leider werden die tiefen Gyn nicht angegeben. 
Prozentsätze nach vier Gehirnen zu berechnen, hat wohl keinen Zweck. Wohl- 
tuend in allen Arbeiten Duckworths wirkt seine scharfe Einteilung, wo- 
durch das Nachschlagen sehr erleichtert wird. Auf die Details kann hier 
nicht eingegangen werden. J. IL F. Kohlbrugge- Utrecht. 

181. N. W. Thomas: Australian marriage customs. Folk-Lore 1907. 
Vol. XVIII, Nr. 3, p. 306-318. 

182. N. W. Thomas: Addenda to Australian canoes and rafts. 

Journ. of the Anthropol. Instit. 1906. Vol. XXXVI, p. 409 

—412. 

In der ersten Arbeit polemisiert Thomas gegen Howitt, dem er eine 

Reihe von Unklarheiten und Widersprüchen in seinen Angaben über die 

Gruppenehe in Zentral - Australien nachweist. In dem zweiten Aufsatz 

ergänzt er die Angaben seiner bekannten Arbeit über Canoes und Rafts 



A. Referate. Ethnojogie und Ethnographie. 155 

(s. ZentralbJ. 1906, XI, S. 220), ohne daß das Verbreit ungabild der Typen 
irgend wesentlich verschoben wird. Vielleicht die wichtigste Ergänzung ist 
das Vorkommen sehr kleiner Einbäume in der Gegend von Richmond. Nörd- 
lich der Moreton-Bai 6ollen menschliche Köpfe als Boot Verzierungen dienen; 
ob es sich um Schädel oder geschnitzte Köpfe handelt, ist nicht gesagt; hier 
wäre wörtliches Zitat der Quellenangabe erwünscht gewesen. 

F. Graebner-Cöln a. Eh. 

183. W. Schmidt: Die geheime Jünglings weihe der Karesau- 
Insulaner (Deutsch-Neu-Guinea). Nach den Mitteilungen des 
Karesau - Insulaners Bonif az - Tamatai - Pritak. Anthropos 1907. 
Bd. II, S. 1029—1056. 

Der Aufsatz beginnt eine Serie von Abhandlungen über die Ethnologie 
der Insel Karesau, einer der Scharten - Inseln. Der Gewährsmann ist als 
Missionsschüler von Tumleo nach St. Gabriel gesandt worden, wo der Ver- 
fasser ihn methodisch ausgeschöpft hat. Der vorliegende Artikel berechtigt 
zu der Hoffnung, daß die ganze Serie eine wesentliche Bereicherung unserer 
Kenntnisse darstellen wird. Die Initiationszeremonien der Insel zeigen deut- 
lichen Mischtypus. Zu dem Masken wesen von Ost - Melanesien zeigen sich 
nicht nur allgemeine Beziehungen, sondern die Formen der Masken Menoin- 
poim und Wipor und vor allem ihre Charakterisierung als Mann und Weib 
erinnern deutlich an den Duk-Duk. Auf der anderen Seite sind die Be- 
ziehungen zu den australischen Jünglingsweihen unverkennbar; ich nenne 
nun die Circumcisio im Gegensatz zur polynesischen Incisio und die Durch- 
bohrung des Penis, das einzige bisher bekannte melanesische Analogon zu 
der australischen Subincisio. Dazu kommt das Auftreten der Vogelgeister 
und des Geistes, der die Jünglinge frißt, übrigens ebenfalls durch den Kasuar 
repräsentiert wird, ferner eine Art Feuerzeremonie. Die Geisterhäuser und 
Geisterflöten fügen sich dem gesamten Bestände des westlichen Neu-Guinea 
ein, während die Institution der „Paten" ebenfalls für Australien typisch ist. 
Von Bedeutung ist die Rolle, die der Morgenstern spielt. Unklar bleibt, was 
der von den Jünglingen errichtete Pfahl und der von ihnen geschmückte 
Baum meinen. Für die Feststellung etwaiger Kulturzusammenhänge wesent- 
lich ist ferner die Sitte des Bluttrinkens; auffallend ist es aber, daß wir sogar 
den Ameisenbiß südamerikanischer Initiationsriten wiederfinden. Jedenfalls 
dürfen wir auf die weiteren Teile der Publikation gespannt sein. Da die 
Sprache „melanesisch" ist, haben wir in der Kultur irgend welche Verwandt- 
schaft mit Polynesien zu erwarten. Andererseits beweist die vorliegende 
Arbeit, daß daneben und darunter die Elemente der ältesten Südseekulturen 
in kompakter Masse erhalten sind. F. Graebner-Cöln a. Eh. 

184. R. Poch: Bericht über meine Reise nach Neu-Guinea. Sitz.- 
Ber. d. Kais. Akad. d. Wiss. in Wien, math.-nat Kl. Vol. CXIV, 
I, u. CXV, I. Wien 1905 u. 1906. 

186. R. Poch: Reisen in Neu-Guinea in den Jahren 1904 bis 1906. 

Zeitschr. f. Ethnol. 1907. Bd. XXXIX, Heft 3, S. 382—400. 

186. R. Poch: Einige bemerkenswerte Ethnologika aus Neu-Guinea. 

Mitt. d. Anthropol. Ges. in Wien 1907. Bd. XXXVII, S. 57 
—71. 
Verfasser hat auf seiner Reise, die ihn vorübergehend auch nach Australien 
und den britischen Salomonen führte, in Neu-Guinea vor allem bei den Mo- 



156 A.* Referate. Ethnologie, und Ethnographie. 

numbo in der Gegend von Potsdamhafen, den Kai im Hinterlands von Finscb- 
hafen, an der Nordostküste des britischen Gebietes bei Cape Nelson und Cape 
Vogel, bei den Kaia-Kaia — sonst Tugeri genannt — und auf Neu- Irland im 
mittleren Inselteil, angelehnt an die neue Regierungsstation Namotanai, 
anthropologisch und ethnographisch gearbeitet. Von Potsdamhafen bringt er 
interessante Einzelheiten über die Herstellungtorte verschiedener Ethnologika 
und die Handelsbeziehungen der Stämme. Ein Kulturzentrum scheint ihm 
im Mündungsgebiet des Augustaflusses zu Hegen. Ein Irrtum ist es freilich, 
daß man bisher eine strenge Isolierung der Eingeborenenstämme angenommen 
habe. Totemismus konnte er als soziale Einrichtung dort nicht feststellen, 
während er den beobachteten Tänzen vielleicht zugrunde liegt. Der Text 
der Tanzgesänge ist den Tänzern selbst unverständlich, was an australische 
Verhältnisse erinnert. Von den Kai ist die Feststellung pygmäenhafter Typen, 
sowie die Schutzdecken aus Rindenzeug gegen Pfeilschüsse zu erwähnen, bei 
den benachbarten Poum die Feuer sage; übrigens ist die angeführte Inter- 
pretation der Koiari- Säge- Methode durch Frobenius irrig, der Rotangstreifen 
läuft nicht um das Holz herum, sondern tangiert es nur. Bei weitem die 
wichtigsten Ergebnisse brachten die Forschungen an der britischen Nordost- 
küste. Ich nenne die Tänze und das verblaßte Totemsystem der Kworafi. 
die Entdeckung einer Papuasprache in diesem Gebiete, die Feststellung von 
Bevölkerungsverschiebungen und die Ausgrabungen, die eine Jetzt dort un- 
bekannte Töpferei und vor allem eine Ornamentik zutage förderten, die den 
Osten von Neu -Guinea eng mit westlichen Bezirken, z. B. des Augusta- und 
Fly- Flusses, sowie der Tugeri, verknüpft. Inzwischen sind auch in England 
analoge Funde publiziert. Interessant sind auch die Trauerkappe und -jacke 
von Cape Nelson. Von den Kaia-Kaia ist das ausgebildete Totemsystem und 
die Jünglingsweihen, bei denen ein „Riese" die Hauptrolle spielt, Masken- 
tänze mit Tiermasken, die Beziehungen zu den Inseln der Torresstraße er- 
geben, und der Handel zu nennen, der dem Stamme z. B. die Keulensteine 
aus dem Hinterlande zuführt. Von Neu- Irland sind die Angaben über Trepa- 
nation, Über Begräbnisstätten und eine kanulose Küstenstrecke bei Namatanai 
herforzuheben. In dem Abschnitt über Reiseausrüstung scheint es fraglich, 
ob nicht die wissenschaftliche Bedeutung kinematographischer Aufnahmen 
überschätzt ist. F. Gr 'aebner- Cöln a. Bh. 

187. A. Hahl: Das mittlere Neu - Mecklenburg. Globus 1907. 
Bd. XCI, Nr. 20, S. 310—316. 
Verfasser gibt zunächst eine Darstellung der ethnischen Gliederung von 
Neu -Irland, die sich fast genau mit der von mir in Stephan-Graebner 
„Neu-Mecklenburg u skizzierten deckt, sodann eine genauere geographische 
Übersicht des mittleren Inselteils. Die Bewohner werden als Melanesen an- 
gesprochen, wobei die angegebenen Charakteristika für diese Völkergruppe 
freilich der Prägnanz entbehren. Die materielle Kultur wird als in De- 
generation befindlich bezeichnet. Im Hausbau wird Buka- Einfluß über Lihir 
her angenommen. Das Urteil, daß es staatliche Verbände nicht gebe, beruht 
natürlich auf europäischem Staatsbegriff. Die soziale Gliederung ist in 
ihren Grundzügen durch Stephan bekannt. Der Grund und Boden soll an 
H e irat 8kl as sen verteilt sein. Sicher als schief anzusehen ist die Angabe, daß 
die Sippen sich meist dauernd befehdeten. Welcher Art die Unterabteilungen 
der Klassen sind, ob etwa eine gewisse Lokalisierung der Klassen statt- 
gefunden hat und die Unterabteilungen also Lokalgruppen sind, wird nicht 
gesagt. Wichtig sind die Angaben über Männer- und Weiberhäuser; ein 



A. Heferate« Ethnologie und Ethnographie. 157 

reiches Weib darf ein Männerhaus errichten und wird als Mann geachtet. 
In den Weiberhäusern werden die kleinen Hütten für die ins Pubertfttsalter 
eingetretenen Mädchen errichtet. Dem Totem jeder Heiratsklasse sind ge- 
wisse Gewässer eigen, und dorthin gehen auch die Seelen der Toten. Außer 
diesen werden noch andere Kategorien von Geistern genannt und beschrieben. 
Ausführlichere Behandlung finden ferner die Tänze, die unverkennbare Ähn- 
lichkeit mit denen der Gazelle-Halbinsel haben. Auch die Geheimbünde sind 
denen des letztgenannten Gebietes am nächsten verwandt, wenn auch die 
Namen Duk-Duk und Jniet nach Hahl nicht vorkommen, was jedoch für die 
Südwestküste sicher nicht richtig ist. — Die kurze Übersicht, die vieles nur 
andeutet, auch natürlich zahlreiche lokale Verschiedenheiten außer acht läßt, 
erweckt um so mehr das Bedürfnis einer eingehenden Behandlung des Gebietes, 
dessen Erforschung für die Kulturgeschichte des östlichen Bismarck- Archipels 
von großer Bedeutung ist. F. Graebner-Cöln a. Rh. 

188. P.Abel: Knabenspiele auf Neu-Mecklenburg (Südsee). Anthro- 
pos 1906, Bd. I, S. 818—824 u. 1907, Bd. II, S. 219-229 u. 
708—714. 

Kinderspiele werden leider von ethnographischen Beobachtern wenig 
beachtet, und doch bieten gerade sie wichtiges Material zur Bestimmung 
ethnologischer Beziehungen und damit zur Lösung kulturgeschichtlicher 
Probleme. Allerdings sind unter ihnen manche so weit verbreitet, daß man 
sie als Gemeingut der Menschheit anzusehen geneigt ist oder doch annehmen 
muß, daß sie, wie die Wandermärchen, anderen Kulturgütern in der Ver- 
breitung weit vorausgeeilt sind. So erinnert uns auch in dem vorliegenden 
Aufsatz manches an die eigene Kinderzeit, so das Strickziehen, das Fangspiel, 
das Bambusklopf en , bei dem einem Mitspieler die Augen verbunden werden 
und er raten muß, wer auf den Bambus geklopft hat; ähnlich ist das Splitter- 
ziehen, bei dem einer raten muß, wer von den Anwesenden einen Splitter in 
der geschlossenen Hand hat. Sehr beliebt sind natürlich Kampfspiele, sei es, 
daß die Parteien ihre Geschicklichkeit im Wurf nach dem Ziel erproben, sei 
es, daß sie sich im naturgetreuen Gefecht, nur mit stumpfen Waffen, gegen- 
übertreten. Ein beliebtes Spiel ist endlich das auch auf der Gazelle-Halbinsel 
gespielte Mattenhalten : Einer von der einen Partei gebt mit vorgehaltener Matte 
auf die andere Partei los, und diese muß raten, wer es ist. Die lebendige Dar- 
stellung der Spiele läßt den guten Humor der kleinen Neu-Irländer erkennen. 
Ethnologisch wichtig ist, daß als Parteien sich meist die beiden Heiratsklassen 
gegenüberstehen, denen der Verfasser eine eingehende Anmerkung -widmet. 
Nach Angabe des Verfassers wird die Klasse im Zweifelsfalle nach der Zahl der 
Linien auf der inneren Handfläche bestimmt. Die bei den Spielen gesungenen 
Lieder sind den Eingeborenen zum Teil unverständlich. Es wäre sehr zu 
wünschen, daß Pater Abel die Vertrautheit mit dem Eingeborenenleben, wie sie 
sich in der Schilderung der Knabenspiele zeigt, in möglichst großem Umfange 
der Wissenschaft zugute kommen ließe. F. Graebner-Cöln a. Eh. 

189. N. W. Thomas: Natives of Australia. (Native Races of the 
British Empire.) London, A. Constable, 1906. 

Verfasser ist durch seine Spezi alarbeiten auf dem Gebiete australischer 
Ethnographie den Fachleuten als sehr belesener und gewissenhafter Forscher 
bekannt. Das vorliegende Werk ist wie die ganze Sammlung, in der es er- 
scheint, populär gehalten und läßt infolgedessen keinen streng wissenschaft- 
lichen Maßstab zu. Immerhin muß man auch bei ihm die spielende Be- 



158 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

herrschung des Materials bewundern, ferner aber die fließende Darstellung-, 
geschickte Auswahl und Gruppierung des Stoffes, aus der sich als Gesamt- 
resultat ein abgerundetes Bild der Eingeborenen kultur ergibt. Das Buch 
enthält eine solche Fülle von Daten, daß selbst der Lehrer oder Schüler der 
Ethnologie, der nicht speziell australische Probleme behandeln will, es mit 
Nutzen verwenden wird. Zu bedauern ist der Mangel der Quellenangaben, 
für den der populäre Charakter verantwortlich ist. Sehr häufig fehlen auch 
die Lokalitätsangaben für diese oder jene Erscheinung, so daß es z. B. den 
Eindruck macht, als sei ein großer Teil der Fischereime tho den für den 
Erdteil allgemein, während sie in Wirklichkeit auf Nord - Queensland be- 
schränkt und daher zum Teil sogar nur cum grano salis als typisch austra- 
lisch zu betrachten sind. Diese Übertreibung der Gleichförmigkeit austra- 
lischer Kultur machte natürlich die Herausarbeitung kultureller Unterschiede 
untunlich und damit die Behandlung kulturgeschichtlicher Probleme, der 
Thomas allerdings auch aus Prinzip abgeneigt ist. Auch die sozialen 
Probleme kommen bei ihm als radikalem Pragmatiker zu kurz, und er 
begnügt sich schließlich mit einer etwas schiefen Stellungnahme an Längs 
Seite. F. Graebner-Cöln a. Rh. 

190. Fritz Krause: Zur Ethnographie der Insel Nissan. Jahrb. d. 
Stadt. Mus. f. Völkerk. zu Leipzig 1906. Heft I, S. 44 ff. 
Das Leipziger Museum hat von dem Kaufmann Uhlig eine reiche Nissan- 
Sammlung erworben; der Sammler hat dem Museum ferner ausführliche hand- 
schriftliche Aufzeichnungen über Sitten und Gebräuche der Eingeborenen zur 
Verfügung gestellt. Da dem Verfasser zudem außer den älteren Beständen 
des eigenen Instituts die guten Sammlungen des Berliner und Dresdener 
Museums zur Verfügung standen, da über die Eingeborenen der Gruppe 
nicht zu verachtendes Material durch Schmiele und Sorge bereits publiziert 
war, da auch die Ethnographie der Nachbargebiete für melanesische Ver- 
hältnisse nicht schlecht bekannt ist, so war der Stoff für eine kritische Mono- 
graphie der Inselgruppe wohl gegeben. Der beste Teil der vorliegenden 
Arbeit ist der über die geistige Kultur der Eingeborenen, über politische, 
rechtliche und Familienverhältnisse handelnde, in dem der Verfasser eine 
nicht ungeschickte Kompilation seiner Quellen liefert. Interessant ist z. B. 
die Beschreibung einer Bestattungsfeier durch Uhlig auf S. 62 f. Schon hier 
fällt allerdings auf, daß Krause auch nicht einmal den Versuch macht, wider- 
sprechende Angaben seiner Quellen kritisch zu prüfen. Voller Unklarheiten 
ist insbesondere der Abschnitt Über die Familie, und alle Sonderbarkeiten, 
die durch die möglichst gewissenhafte Ausfüllung des Steinmetzschen Frage- 
bogens bei Sorge entstanden sind, werden unbesehen abgedruckt. Bedenk- 
licher ist die Behandlung der materiellen Kultur. Auch da ist das zum Teil 
gute Material — ich verweise z. B. auf die Beschreibung des Haas- und 
Bootbaues, der Bereitung des Muschelgeldes, auf den Steinhammer auf S. 123 
— vollständig unkritisch verwertet. Bei dem Kamm auf S. 84 ist Krause 
selbst die Ähnlichkeit mit Admiralitätskämmen aufgefallen, ohne daß er aber 
wagt, die zweifellose Wahrheit mit voller Bestimmtheit auszusprechen. Nicht 
einmal geahnt hat er, daß der Korbteller auf S. 75 aus dem westlichen Neu- 
Britannien und der große Angelhaken auf S. 126 von Ongtong-Java stammt. 
Noch unangenehmer ist die Einreihung des auf S. 93 abgebildeten, aus dem 
Westen von Deutsch Neu-Guinea stammenden Armbandes in den Kulturbesitz 
von Nissan und die Aufnahme der typischen Neu- Hannover -Regenkappe auf 
S. 95 f., von der sogar die durchbrochene Randverzierung noch in vergrößertem 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 159 

Maßstabe wiedergegeben wird. Das Berliner Museum besitzt eine Anzahl 
ganz typischer Nissankappen, wie sie auch im Papua- Album abgebildet sind; 
aber ganz abgesehen davon zeigen Böcke, wie ich sie eben erwähnte, eine 
sehr bedauerliche Unkenntnis allgemeinerer melanesischer Ethnographie. 
Auch der Stirnschmuck Abb. 20, die Schleuder, die Trommel Abb. 116 und 
der Korb Abb. 95 dürften entweder direkt von Neu-Irland her nach Nissan 
importiert oder doch wenigstens nach westlichen Vorbildern hergestellt sein. 
Daß der Flechtrahmen Abb. 113 schon von Danueil publiziert ist, ist dem 
Verfasser entgangen. Dagegen weist sein Literaturverzeichnis auch Stephans 
„Südseekunst u auf, in der von Nissan keine Rede ist, und die Krause auch 
nicht in seiner Arbeit verwertet. 

Überaus dürftig ist der Versuch einer kulturhistorischen Vergleichung 
ausgefallen. Vor der Behandlung umfassenderer Probleme bewahrte den 
Verfasser die oben dargelegte Unkenntnis allgemeinerer Sudsee- Ethnographie. 
Aber selbst auf seinem kleinen Gebiet ist er nicht sicher: Unerfindlich ist 
z. B., warum Bettstellen und Narbentätowierung, die ebensogut in Neu- 
Irland vorkommen, sowie der Weberahmen, der sonst auf den Salomonen 
nicht bekannt ist, zum Kulturkreis der Nordsalomonen gehören sollen. Des- 
gleichen ist es haltlose Behauptung, daß der Nackenbüsche], die Maultrommel 
und gar die Maske zum Kulturkreise des Bismarck- Archipels gehören. Die 
Tanztrommel ist bis jetzt von den Nordsalomonen unbekannt, die Pan- 
pfeife von Nissan weist absolut anderen Typus auf als die von Buka; beide 
zeigen also durchaus keinen Anklang an die Kultur der Nordsalomonen. Von 
den als kulturhistorisch unbestimmbar genannten Dingen gehört ein Teil, wie 
erwähnt, gar nicht zur Kultur der Gruppe, über einen anderen Teil, wie die 
Betelgefäße, den Leibgürtel, Angelhaken, Tragband und Muschelbeil, hätte 
sich Verfasser vermutlich schon durch sorgfältige Benutzung von Stephan- 
Graebner „Neu-Meckleoburg" eine Meinung bilden können. 

Methodisch am unerfreulichsten ist der Abschnitt über die Pfeife. Hier 
wird die alte, nicht gute, aber leider erst jüngst wieder als höchstes Ziel 
ethnographischer Arbeit von einflußreicher Seite gepriesene Methode der 
katalogisierenden Sammlungsbeschreibung, der Krause in seiner ganzen 
Arbeit folgt, ad absurdum geführt. Er selbst erwähnt nach Parkinson, 
daß die auf Buka gebrauchten und von dort nach Nissan verhandelten Pfeile, 
wenn nicht alle, so doch in großer Mehrzahl auf Bougainville hergestellt 
werden; er bezeichnet sie trotzdem fortwährend als Buka- Pfeile. Aber er 
macht nun nicht einmal einen Versuch, mit Hilfe des ungeheuren, ihm zur 
Verfügung stehenden Materials, zu dem vor allem die gut bestimmte Sammlung 
von Parkinson in Dresden gehört, die Nissan- und Bougainville- Typen reinlich 
zu scheiden — eine gar nicht so schwere Aufgabe — , sondern er verarbeitet 
alle in den drei von ihm benutzten Museen zufällig von Nissan her ein- 
gegangenen Pfeile zu einem Li n naschen System nach Anzahl, Stellung, 
Material der Widerhaken usw. Dabei geschieht es natürlich, daß selbst die 
wenigen Typen, deren Bestimmung als Nissan- und „Buka u -Pfeile sich ihm 
aufdrängt, in den Schubfächern des Schemas bunt durcheinander ruhen. So 
ist Typus 1, 1 eine echter Nissan-Pfeil, Typus 1, 2 ein Buka-Pfeil, II, 1 a Nissan-, 
II, 1 b wenigstens nach Schaft und Befestigung Buka-Pfeil (in Wahrheit ganz 
typisch Bougainville) usw. Die trefflichste Blüte dieser Systematik ist jedoch 
der Unterschied der beiden Typen 1, 1 a und 1, 1 b. Während nämlich sonst 
Typen, die sich im ganzen Habitus wesentlich unterscheiden, z. B. noch als 
Untertypen von II, 2a/3 auftreten, besteht der gewichtige Gegensatz von 
II, la und II, lb darin, daß der zweite Typus längere Zeit im Hüttenrauch 



160 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

gelegen hat, der erste aber nicht. Doch genug, das ist Dilettantismus, und 
der wäre selbst dann bedauerlich, wenn unserer Wissenschaft mehr Mittel 
und Kräfte zur Verfügung ständen. 

Das Jahrbuch des Leipziger Museums hat sich leider mit dieser Arbeit 
nicht vorteilhaft eingeführt. F. Graebtier-Cöln a. Bh. 

191. W. Lehmann: Essai d'une monographie bibliographique sur 
File de Päques. Traduit eu francais par le R. F. Theophane 
Calraes. Anthropos 1907. Bd. II, S. 141 — 151 u. 257— 268. 

Verfasser hat sich jahrelang mit der Sammlung des gesamten auf die 
Osterinsel bezüglichen Materials beschäftigt und ist bestimmt der beste 
Kenner dieser eigenartigen Kultur. Es war daher schon zu begrüßen, daß 
er sein bibliographisches Material der Gesamtheit zur Verfügung stellt; aber 
die Abschnitte, die 1. Bibliographie, 2. Monographien, 8. Geographie, 4. Ent- 
deckungsgeschichte, 5. Anthropologie, 6. Sprache und 7. Ethnographie um- 
fassen, beschränken sich nicht auf Literaturangaben, sondern bringen dankens- 
werte allgemeine Bemerkungen und Übersichten über den Stand der Forschung 
auf den einzelnen Gebieten. In dem Kapitel über Ethnographie beschränkt 
Verfasser sich auf eine ausführlichere Behandlung der beiden interessantesten 
Objektgruppen, der Holzfiguren und der Seh rift tafeln , von denen überdies 
auf vier Tafeln vorzügliche Darstellungen geboten werden. Überaus erwünscht 
ist die zum Sohluß angefügte Aufzählung der dem Verfasser bekannten 
Sammlungen und einzelnen Objekte von der Insel. Leider ist diese Liberalität, 
daß Lehmann sein ganzes Quellenmaterial der Allgemeinheit zur Verfügung 
stellt, ehe er es selbst ausgeschöpft hat, noch eine so seltene Erscheinung, 
daß sie besonders rühmend hervorgehoben werden muß. Allerdings enthält 
die Abhandlung so viel kritische Arbeit, daß jede weitere Forschung auf ihr 
wird aufbauen müssen. F. Gr aebner- Cöln a. Bh. 

* 

192. G. Friederiei: Der Tränengruß der Indianer. 22 S. Leipzig, 
Simmel u. Co., 1907. 

In Bd.LXXXIX, 1906, S. 30 f. des „Globus" hatte Dr. Friederiei eine 
Abhandlung über den Tränengruß veröffentlicht, die besonders in Südamerika 
vielfache Beachtung fand. Unter anderen hat auch R. R. Schuller in 
Santiago de Chile eine spanische Übersetzung des Artikels geliefert und ihr 
eine umfangreiche Abhandlung in Form einer Streitschrift gegen Friederiei 
angefügt. (Sobre el orijen de los Chan üa, rSplica al doctor Jorje Friederiei, 
de Leipzig. Publ. en los anales de la Universidad de Chile, Tomo CXVIII, 
nümero de Marzo i Avril. Santiago de Chile 1906.) Schuller behauptet 
darin, Friederiei habe in dem Globusaufsatz eine Verwandtschaft zwischen 
Tupi und Guaycurü herstellen wollen , und sucht diese Hypothese zu wider- 
legen; in jenem Artikel handelte es sich aber gar nicht um die Frage der 
ethnischen Zugehörigkeit der Charrüa, sondern nur um die nach ihren ehe- 
maligen Wohnsitzen. Im vorliegenden Werke nun gibt Friederiei im 
ersten Teile eine kurze, sehr scharf gehaltene und treffende Zurückweisung 
der Angriffe Schullers, die sich zum Teil auf eine nicht einwandfreie Über- 
setzung stützen (S. 1 bis 8). 

Im zweiten Teile gibt Friederiei weiteres Material zur Verbreitung des 
Tränengrußes in Amerika. Während nach dem oben genannten Aufsatze die 
Sitte des Tränengrußes nur bei wenigen Völkern Südamerikas üblich gewesen 
zu sein scheint, weist Friederiei nunmehr nach, daß die Sitte fast über den 
ganzen amerikanischen Kontinent verbreitet gewesen ist. Auf Grund der 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 161 

umfangreichen Literaturstudien, die alle Werke Friedericis auszeichnen, 
wird der Tränengruß für folgende Völker belegt: in Südamerika für die 
Charrua, Lengua, Tupi, Guarani, Tapuya, Zaparo, Karaiben Guayanas, vielleicht 
auch für die Araukaoer; in Mittelamerika für die Inselkaraiben ; in Nord- 
amerika für die Karankawa, Caddo, Sioux, Athapasken, Algonkin, Timucua. 
Beachtet man, daß die Sitte vielfach wohl beobachtet, aber nicht beschrieben 
wurde, daß sie aus vielen Stellen nicht unzweifelhaft hervorgeht, daß in Süd- 
und in Nordamerika eine Reihe dem Tränengruß verwandter Sitten besteht, 
so muß man in Anbetracht der Verbreitung dieser Sitte über ungeheure Erd- 
räume und über die verschiedensten Völker dem Verfasser zustimmen, wenn 
er daraus folgert, daß der Tränengruß „sich in früheren Zeiten nahezu über 
den ganzen Erdteil Amerika erstreckt haben mag". 

Dr. Fritz Krause-Leipzig. 

193. Edward Sapir: Notes on the Takelma Indians of South western 
Oregon. Amer. Authropologist 1907. N. S., Bd. IX, p. 251 
—275. 

Die Takelma sind in der ethnographischen Literatur besser unter dem 
Namen Rogue River -Indianer bekannt. Es sind dieselben wie die Takilma 
der linguistischen Karte des „Bureau of American Ethnology a , auf der ihnen, 
wie der Verfasser meint, aller Wahrscheinlichkeit nach ein zu eng begrenztes 
Wohngebiet angewiesen ist. Die Takelma sind heute als selbständiger Stamm 
vollständig verschwunden; ihre Sprache reden nur noch ganz wenige Indivi- 
duen, nach deren Tode sie für immer erloschen sein wird. Um so wertvoller 
ist daher die vorliegende Abhandlung, die über viele Fragen betreffend ma- 
terielle und geistige Kultur dieses Volkes Auskunft gibt. Über die Sprache 
der Takelma stellt der Verfasser eine weitere Arbeit in Aussicht. 

Georg Friederici-Dorlisheim. 

194. Charles G. Willoughby: The adze and the ungrooved axe of 
the New England Indians. Amer. Anthropologist 1907, N. S. 
Vol. IX, p. 296—306. 

Eine größere Anzahl von Steindeißel- und Steinbeil - Funden aus New 
England wird in diesem Aufsätze besprochen und durch Abbildungen erläutert. 
Die mannigfachen Arten des Deißels lassen auf eine gut entwickelte Technik 
der Holzarbeiten bei den Algonquin -Stämmen dieser Gegend schließen. Auch 
in Gräbern von Maine und Neu -Braunschweig, die scheinbar einer älteren 
Bevölkerung88chicht angehören und die bisher keine Reste von Töpferwaren 
geliefert haben, sind zahlreiche Deißel gefunden worden. Anzeichen häufen 
sich, daß diese Grabstätten einer Vor - Algonquinbevölkerung zugehören, die 
vielleicht mit den Beothuks von New Foundland eines Stammes war. 

Georg Friederici-Dorlisheim. 

195. Handbook of American Indians north of Mexico, edit by 
F. W. Hodge; Part I. 972 S. Bulletin 30, Bureau of American 
Ethuology. Washington 1907. 

An dem Titel dieses Buches ist dreierlei beachtenswert: einmal hat sich 
das Bureau of Ethnology in ihm endgültig, wie es scheint, und offiziell von 
dem entsetzlichen Wort „Amerind" losgesagt; denn wenn irgend wo, so 
mußte es hier erscheinen. Zweitens zeigt der Inhalt, daß unter „American 
Indians north of Mexico " auch die Eskimo gerechnet werden, die ihren vollen 
Anteil der Behandlung in dem Werke erhalten haben ; und drittens wird 

ZentnJblatt für Anthropologie. 1903. \\ 



162 A. Referate. Ethnologie and Ethnographie. 

dieser Titel auch nicht annähernd dem Inhalt des Buches gerecht. Denn wir 
haben es in ihm mit einer Enzyklopädie der Völkerkunde Amerikas nördlich 
Ton Mexiko zu tun, die auf alle ethnologischen Fragen in dieser Richtung* 
zuverlässige Antwort erteilt oder den Weg weist, wo weitere Aufklärung zu. 
finden ist. Es ist ein Werk, in dem sich das Bureau of American Ethnology 
zu Washington und seine wissenschaftlichen Mitarbeiter aus anderen Teilen 
der Union ein bleibendes Denkmal gesetzt haben, ein Werk, das an prakti- 
schem Wert für den Ethnologen und weite Kreise des gebildeten Volkes all» 
seine bisherigen Arbeiten übertrifft, ein Werk endlich, das — soweit ich sehe 
— bisher völlig allein dasteht und ähnliche Unternehmungen, wie die Cyclo- 
paedia of India, ethnologisch weit hinter sich zurückläßt. 

Das Gerippe des Werkes und das Wertvollste in ihm für den arbeitenden 
Amerikanisten bilden die langen Listen gleichbedeutender Stammesnamen, 
von denen in einzelnen Fällen mehr wie 200 verschiedene Worte dasselbe 
Volk bezeichnen. Den Grundstock zu diesen listen bildeten Verzeichnisse, 
die sich 0. T. Mason, James Mooney und H. W. Hensfcaw in der 
Hauptsache ursprünglich für ihren eigenen Gebrauch aufgestellt hatten. Ein 
alphabetisches Verzeichnis am Schlüsse des zweiten Teiles soll die Benutzung 
dieser Listen weiterhin erleichtern. 

Das Handbuch enthält ferner Aufsätze über Altertümer, Sitten, Fertig- 
keiten und Künste der Indianer; über ihre Beziehungen su den Weißen und 
über das Leben hervorragender indianischer Persönlichkeiten. Auch die in 
die englische* Sprache übergegangenen indianischen Worte sind aufgenommen 
und kurz behandelt. Die meisten dieser Abhandlungen sind naturgemäß 
kurz, einige unter ihnen erreichen jedoch beträchtliche Längen ; der längste 
unter etwa einem Dutzend ganz besonders umfangreicher Aufsätze, die schöne 
Abhandlung von James Mooney über die Missionen, umfaßt 35 Seiten. Daa 
ganze Werk erscheint auffallend frei von Irrtümern; Vergleiche mit Listen, 
die sich der Referent in früheren Jahren zu seinem eigenen Gebrauche an- 
gefertigt hatte, zeigen, daß in den Zusammenstellungen der gleichbedeutenden 
Namen allerdings hier und da einige fehlen, daß aber auch nicht ein einziges 
Wort der in die englische Sprache übernommenen Indianerbezeichnungen ver- 
mißt wird. Daß die Anfsätze eines Werkes, zu dem 46 Mitarbeiter bei- 
getragen haben, nicht durchweg gleichwertig sind, ist klar; auffallend in 
dieser Hinsicht ist aber nur die häufig recht verschiedene Art der Quellen- 
angaben. Während die meisten Verfasser, ganz besonders Holmes, Mooney, 
Mason, Hrdlicka, sachgemäß und erschöpfend Quellenhinweise geben, läßt 
dieser Punkt bei einigen anderen Mitarbeitern hier und da zu wünschen 
übrig. Ganz besonders fällt es hierbei deutlich in die Augen, daß das „Hand- 
book a in erster Linie auf Leute zugeschnitten ist, die nur die englische 
Sprache verstehen. Nicht-englische Quellen sind nur in verhältnismäßig ver- 
schwindender Zahl benutzt worden, und wo dies nicht zu umgehen war, 
haben sich die Verfasser meistens auf Übersetzungen gestützt, die doch nun 
und nimmer das Original ersetzen können. So sind, um nur einige zu nennen, 
Bossu, Cabeza de Vaca, Hennepin, La Harpe, Pänicaut zumeist in 
Übersetzungen zitiert, wo doch die Originale nicht weniger leicht erreich- 
bar sind. 

Für die zweite Auflage, deren Erscheinen nicht ausbleiben wird, ist es 
vielleicht gestattet, einen Wunsch zu äußern. Der Referent weiß aus eigener 
Erfahrung, daß Unsicherheit und Verschiedenheit über die Aussprache von 
Indianernamen selbst in gebildeten Kreisen Nordamerikas herrschen. Ein 
vergleichender Blick in die großen Lexika von Webster und Worcester und 



A. Referate. Ethnologie and Ethnographie. 163 

in die „Century Cyclopedia of Names u zeigt, daß auch diese sich nicht immer 
einig sind. Wenn es so im eigenen Hause steht, wie soll es dann außerhalb 
aussehen? Tatsächlich herrscht denn auch unter europäischen Ethnologen 
die größte Unsicherheit über Aussprache und Betonung indianischer Namen. 
Die folgende kleine, willkürlich aus dem „Handbook" ausgezogene Liste möge 
denen, die sich dafür interessieren, als Prüfstein dienen, ob sie sich über 
Aussprache und Betonung dieser ganz bekannten Namen sicher sind; 
Agawam, Algonquin, Arikara, Attakapa, Cheyenne, Chickasaw, Hochelaga, 
Kiowa, Lipan, Massassoit, Menominee, Miami, Michilimackinac, Muskingum. 
Durch Einführung von Betonungs- und Aussprachebezeichnungen nach einem 
einheitlichen System könnte die zweite Auflage des „ Handbook u solchen Un- 
sicherheiten leicht abhelfen. Georg Friederici-Dorlisheim. 

196. A. Hrdlicka: Contribution to the physical anthropology of 
California. Univ. of Calif. Publications 1906. Vol. IV, p. 49 
—64; 5 Tab., 1 Karte, 10 Taf. 

Maße und Beschreibungen, illustriert durch eine Reihe von Abbildungen, 
Ton 47 Kalifornier-Schädeln (vom Festland). Die Trennung der männlichen 
von den weiblichen Schädeln stieß teilweise auf Schwierigkeiten, da beide Ge- 
schlechter in einigen charakteristischen Merkmalen, z. B. in der Ausbildung der 
Arcus supraorbitales und der Processus mastoidei, eine Annäherung anein- 
ander zeigen. Nur viermal wurde künstliche Deformierung beobachtet in 
Form einer leichten Kompression des Hinterhauptes, wie sie durch das Gewicht 
des Kopfes allein beim Kinde hervorgebracht werden kann. Die Kapazität, 
nach eigener Methode bestimmt (Science 1903, p. 1011 — 1014), betrug im 
Durchschnitt 1357 (cT) und 1161 ($). Sowohl in den allgemeinen Form- 
verhältnissen wie im Verhältnis der Proportionen ließ sich nur ein einziger 
Typus erkennen: 72 Proz. der männlichen und 92 Proz. der weiblichen Schädel 
waren z. B. mesokephal (doch hat Verfasser auch 7 cT, 1 $ dolichokephale, 
2 cT brachykephale in seinem Verzeichnis aufgeführt , so daß also etwas un- 
sicher bleibt, wie sich das Verhältnis bei einer größeren Reihe stellen würde). 

P. Bartels-Berlin. 

197. A. L. Kroeber: The religion of the Indiana of California. 

Univers. Calif. Publ. in Amer. ArchaeoL and Ethnology 1907. 
Vol. IV, No. 6. 

Dieser Aufsatz stellt alles das übersichtlich zusammen, was aus alten 
Nachrichten und neueren Untersuchungen über die Religion der Indianer 
bekannt geworden ist, welche das Territorium des heutigen Staates California 
bewohnten. Nach dem Stande ihrer Kultur gemessen, werden diese Ein- 
geborenen am besten in drei Klassen geteilt Einmal die am niedrigsten 
Stehenden, welche die mindestens zwei Drittel des ganzen Staatengebietes 
umfassende Mitte von California bewohnen und den typischen eingeborenen 
Californier darstellen. Die kleine Nordwestecke des Staates bewohnt die am 
höchsten stehende Gruppe, während der ganze Süden Stämmen zufällt, die 
kulturell sich etwa in der Mitte zwischen den beiden vorgenannten befinden. 
Die Höchststehenden sämtlicher California -Indianer, die am Santa Barbara- 
Kanal, und die vielleicht am tiefsten Stehenden, nämlich die der Halbinsel 
California, werden vom Verfasser wegen mangelnder Nachrichten, wie er sagt, 
in der Abhandlung nicht berücksichtigt. 

Die religiösen Übungen jener Indianer werden nacheinander zusammen- 
fassend erörtert: zunächst die, welche dem Individuum zufallen und besonders 

11* 



164 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

bei der Geburt, beim Eintritt in die Pubertät und beim Todesfall in die Er- 
scheinung treten. Dann der Schamanismu9 mit seinen Einzelheiten und 
schließlich die Zeremonien und feierlichen Betätigungen, welche vom ganzen 
Stamme zum Wohle der Gesamtheit ausgeübt wurden und sich besonders bei 
Trauerfeierlichkeiten, Aufnahme in geheime Gesellschaften und in Tänzen 
aller Art zeigten. . Der verschiedenartige Zeremonialapparat wird vom Ver- 
fasser kurz beschrieben. Nachdem auch Mythologie und Glaube eine zu- 
sammenfassende Behandlung erfahren haben, werden in einem Schlußabschnitt 
die charakteristischen Einzelheiten oder auch Unterschiede in den religiösen 
Auffassungen der verschiedenen Stämme besprochen. 

Quellennachweise gibt der Aufsatz nicht, wohl aber ein am Schluß an- 
gefugtes Literaturverzeichnis. Georg Friederici-DorUsheim. 

198. James Mooney : The Cheyenne Indians. Memoire Amer. 
Anthropol. Assoc. 1907. Vol. I, p. 361—442. 

Die Cheyenne liefern ein Schulbeispiel für die sich dem Ethnologen immer 
mehr aufdrängende Tatsache, daß die Kultur der Indianer Amerikas, wie wir 
sie kennen, verhältnismäßig sehr jung ist, daß ihre Überlieferungen nur eine 
kurze Spanne Zeit zurückgehen, daß, wie der Verfasser es ausdrückt: „there 
is nothing ancient or permanent in Indian life u . 

Noch um 1680 Baßen die Cheyenne als seßhaftes Ackerbau volk im süd- 
östlichen Minnesota in friedlicher Nachbarschaft mit den sprachverwandten 
Ojibwa. Sie wohnten in erdgedeckten Holzhütten und nährten sich von Korn, 
Fischen und Wasserwild. Während der um diese Zeit einsetzenden West- 
bewegung aller Stämme jener Gegenden gelangten sie, abgetrennt von ihren 
Stammverwandten, auf die westlichen Prärien und Plains hinaus, vertauschten 
auf dieser Wanderung noch östlich des Missouri ihre erdgedeckte Hütte mit 
dem Lederzelt und wurden ein schweifendes, Bison jagendes, räuberisches 
Reitervolk. Innerhalb der verhältnismäßig kurzen Zeit von zwei Jahrhunderten 
und unter den Augen der weißen Jäger und Händler haben sie ihre Wohn- 
sitze um mehr als 1500 km verlegt und sind ein so vollständig anderes Volk 
geworden, daß ihr früheres Leben nur noch ganz schwach aus alten ge- 
heiligten Traditionen durchschimmert, und daß, hätten wir nicht ihre Algon- 
quinsprache und die geschichtlichen Tatsachen, es unmöglich sein würde, in 
dem schweifenden Bisonjäger des oberen Arkansas den seßhaften Ackerbauer 
vom Quellgebiet des Mississippi wiederzuerkennen. Abgesehen vom heiligen 
Pfeilkult haben sie alles, was sie an Sitten und Zeremonien besitzen, im Laufe 
dieser Westwanderung angenommen, ihr ältester Kulturbesitz ist nicht älter 
als 200 Jahre. Ihren großen Sonnentanz haben sie einem Stamme entnommen, 
ihr Yersammlung8- und Regierungssystem einem anderen; der Omahatanz, 
der Geistertanz, der Peyoteritus sind wieder anderen Völkern entlehnt. Ihre 
Kriegerorganisation und ihre Schildheraldik sind neueren Datums. Infolge 
von Zwischen heiraten mit Sioux, Ute, Kiowa und Pawnee ist ihr Blut ge- 
mischt, alle Sitten und Zeremonien sind ständigen Veränderungen und Wechseln 
unterworfen und sind heute nicht mehr, was sie vor 10 Jahren waren. 

Alles dies wird vom Verfasser höchst anschaulich dargelegt, unter ganz 
besonderer Berücksichtigung der Stammesorganisation, der Kriegergesell- 
schaften, der geheimen Gesellschaften, der Kriegerkameradschaft, die uns 
stark an die alten Dorier erinnert, und der Arbeitsgesellschaften , „which are 
practically female trade unions u . 

Die ereignisreiche Geschichte dieses markanten Stammes der Plains ist 
nicht vergessen: das Chivington - Blutbad , General Custers Niederlage, die 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 165 

kühne, lange erfolgreiche Flucht der nördlichen Cheyenne, der heroische Aus- 
brach der wieder Eingebrachten aus dem Gefängnis von Fort Robinson — 
alles ist einfach, kurz, klar und höchst eindrucksvoll dargestellt. 

Es ist zu hoffen, daß diese nach Inhalt und Form ausgezeichnete Mono- 
graphie Schule macht, und daß nach und nach alle Stämme Nordamerikas 
Geschichtsschreiber finden, welche bei Forschungen, die in die Tiefe gehen, 
die Breite vermeiden und in knapper, lesbarer Form ihr Geschick und ihre 
Sitten vor uns aufrollen. Georg Friederici-Dorlisheim (Elsaß). 

199. Theodor Koch-Grünberg: Südamerikanische Felszeichnungen. 

'92 S. mit 29 Tafeln. Berlin, Ernst Wasmuth, 1907. 
Dr. Koch-Grünberg gehört zu jenen jüngeren Ethnologen, die mit 
gesundem, auf Reisen erworbenem Urteil eine große Literaturkenntnis, be- 
sonders auf amerikanischem Gebiete, vereinen. Dabei befleißigt er sich einer 
lobenswerten Nüchternheit, operiert stets mit den vorhandenen Tatsachen 
und verliert sich nicht in das Gebiet müßiger Spekulation oder läßt eine 
reiche Phantasie walten, wie das leider auf ethnologischem Gebiete jetzt 
mehr und mehr da auftaucht, wo es heißen muß: „Und sehe doch, daß wir 
nichts wissen können." Recht lehrreich ist in dieser Beziehung, was wir 
über die südamerikanischen Petroglyphen oder Felsritzungen (mit Ausschluß 
jener im Gebiete der andinen Kulturvölker) lernen können. Vom Hildes- 
heim er Hortsmann (1749) an bis auf die Reisenden der Gegenwart herab 
führt Koch alles an, was über diese figuren reichen Felsritzungen gesagt 
wurde; es ist eine Summe von Widersprüchen, Deutungen, Phantasien, Speku- 
lationen, die uns geradezu erschrecken macht; Bilderschriften, religiöse Mo- 
tive, Göttergestalten, Mythologien, Völkerwanderungen, verschwundene alte 
Kulturvölker usw., alles hat man herausgelesen, und je nach der Geschmacks- 
richtung des Lesers kann man da wählen. Nachdem dieser ethnologische 
Hexentanz an uns vorübergegangen ist (wobei auch viel Gutes und Zutreffen- 
des, namentlich von Martius angeführt wird), gibt der Verfasser seine 
eigenen Erfahrungen, begleitet von einer Karte des Uaupes und der benach- 
barten Ströme , auf welcher 39 von ihm beobachtete Felsritzungen ein- 
gezeichnet sind, deren Figuren dann auf 29 Tafeln mitgeteilt werden. Der 
Zusammenhang mit den heutigen Stämmen jener Region wird sofort klar, und 
besonders gelungen erscheint der Nachweis, daß es sich bei vielen Fels- 
zeichnungen um die Darstellung jener merkwürdigen Tanzmasken handelt, 
die Koch gleichfalls beschrieben hat (Archiv f. Anthropol. 1906). So sorg- 
fältig, wie Koch, hat vor ihm noch keiner die südamerikanischen Felszeich- 
nungen studiert und zergliedert, und wenn auch das Ergebnis zum Schlüsse 
ein geringes ist, so hat es doch um so mehr Wert, als die Wahrheit dadurch 
zu ihrem Rechte kommt und endlich — dazu mache ich leider noch ein 
Fragezeichen — die phantastischen Deutungen in ihr Nichts versinken. Der 
vortreffliche Martius hat sie schon Indianern zugeschrieben, welche an 
Sinnesart und Bildung den heutigen gleichkommen; vor 30 Jahren (Ethnogr. 
Parallelen 1878) habe ich sie nicht höher bewertet, und Theodor Koch 
spricht nach zweijährigem Leben unter den Indianern, sowie nach seiner 
gründlichen Durcharbeitung der auf die Felsbilder bezüglichen Literatur die 
Überzeugung aus, „daß es sich lediglich um spielende Äußerungen eines 
naiven Kunstempfindens handelt". Bkhard Andree- München. 

200. H. von Ihering: Über das natürliche Yorkommen von Nephrit 
in Brasilien. Verhandl. d. XIV. Amerikanistenkongresses 1906, 
S. 507 bis 515. 



166 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

Wie früher für Europa, galt bisher auch für Amerika, im besonderen 
Südamerika (Zeugnis von Barboza Rodrigues), als sicher, daß hier ein- 
heimischer Nephrit und Jadeit fehlen und alle daraus verfertigten Stücke von 
Asien importiert worden wären. Diese Ansicht hat sich als irrtümlich heraus- 
gestellt, seitdem das Museo de S. Paulo neben einer stattlichen Serie schöner 
Nephritbeile aus Grabhügeln Bahias (bei Amargosa) gleichzeitig einen rohen 
und halb bearbeiteten, als Schleifstein verwandten Nephritblock erhalten hat, 
der, ebenso wie die dort zahlreich vorkommenden Rohgeschiebe, es höchst 
wahrscheinlich machen, daß dieses Gestein daselbst sein natürliches Vorkommen 
haben mag. Wir übergehen die Angaben v. Iherings über die makro- und 
mikroskopischen, sowie chemischen Untersuchungen dieses Nephrits und be- 
schränken uns darauf, die Untersuchungen wiederzugeben, die den Prä- 
historiker interessieren. Das Vorhandensein von Nephrit ist für zwei ver- 
schiedene Gebiete Brasiliens erwiesen; das eine derselben entspricht dem Ama- 
zonasgebiet, namentlich dem unteren, das andere den Staaten Bahia und 
Espirito Santo. Das erstere liefert jene amulettartigen Zieraten, welche 
man unter dem Namen „Muiraquitäs" kennt, aber keine Nephritäxte, das 
zweite hingegen wohl die letzteren, aber keine Muiraquitäs. Die grünen 
Steine, welche in demselben Gebiete zu Lippenschmuck verarbeitet wurden, 
bestehen nicht aus Nephrit, sondern aus grünem Quarzit, Beryll und Amazonit. 

Buschan-Stettin. 

201. F. P. und A. P. Penard: De menschenetende Aanbidders der 
Zonnestang. Paramaribo, B. Heyde, 1907. 

Dieses Buch, von welchem bald ein zweiter Band erscheinen wird, ist 
jedem zu empfehlen, der sich für die Folklore und Gebräuche der südamerika- 
nischen Indianer interessiert. Es wurde von zwei Brüdern verfaßt, welche 
zu den Bewohnern der Kolonie Surinam (Guayana) gehören, und mit den 
Indianern (Karaiben, Arowakken) so vertraulichen Umgang pflegen, wie wohl 
selten von Europäern erreicht wurde. Leider ist es nur denen verständlich, 
welche die holländische Sprache lesen können. Die Verfasser sind keine 
Fachethnologen, was gerade dem Buche einen besonderen Reiz gibt durch die 
Frische der Darstellung und die von keinen gelehrten Thesen beeinflußte 
Auffassung des Menschlichen. Die psychologischen Bemerkungen sind von 
größtem Interesse und bekunden, daß die Seele der Karaiben für die Verfasser 
kein Geheimnis kennt. Besonders interessant ist auch, daß dieselben ihre 
karaibischen Freunde dazu zu bringen wußten, frei ihre Gedanken über den 
Europäer zu äußern; ihre Bemerkungen sind allerdings nicht schmeichelhaft 
für unsere Zivilisation und Sitten. Schade, daß dieses freie, überaus stolze 
Volk dem Aussterben entgegengeht. J. H. F. Kohtbrugge-Ütrecht. 

202. Fernando Thibon: La regiön mastoidea da los craneos Cal- 
chaquies (estudio hecho sobre 100 cräneos). Tesis pres. para 
optar al grado de doctor en ciencias naturales. 72 S. einschl. 
Tafeln u. Abbildungen. Buenos Aires 1909; auch Anales del 
Mus. Naciou. de Buenos Aires 1907. Tomo XVI, p. 307—346. 

Die vorliegende Dissertation verdankt ihre Entstehung dem rührigen 
Vertreter des anthropologischen Faches in Südamerika, Prof. Dr. Lehmann- 
Nitsche, dessen Vorlesungen Verfasser zwei Jahre lang besuchte. Sie 
erstreckt sich auf die Untersuchung der Mastoidregion von 100 in dem 
Museo nacional und dem Museo etnografico von Buenos Aires befindlichen 
Calchaquf - Schädeln. Das Geschlecht derselben festzustellen war mit 



A. Referate. Urgeschichte. 167 

Schwierigkeiten verbunden. Verfasser sog an dem genannten Schädel teil 
die Durchmesser der Apophyse, ihre allgemeine Form, die Incisura di- 
gastrica, die Crista, die Spina supra meatum, die Zonula Chipault, sowie 
die Furchen und Foramina in der nächsten Umgebung in den Bereich 
seiner Untersuchung. Jeder einzelne Befund ist in einer Tabelle nieder- 
gelegt und wird durch eine Abbildung erläutert. Als Vergleichsobjekt dienten 
leider nur die Ergebnisse, welche Le Double und P6rez (Oreille et 
encepbale. Buenos Aires 1905) — die beiden einzigen Werke, welche dem 
Verfasser zur Verfügung standen — über die fraglichen Punkte an Europäer- 
Schädeln niedergelegt haben. Dessenungeachtet kommt Verfasser zu dem 
Ergebnis, daß bezüglich des Verhaltens der Regio mastoidea doch verschiedene 
Unterschiede zwischen Calchaqui- und Europäer-Schädeln bestehen. Am 
Calchaqui- Schädel ist die Apophyse auf der linken Seite stärker entwickelt 
(beim Europäer die rechte), ist die Innenhöhe dieses Fortsatzes niedriger, 
und dies besonders rechts (beim Europäer umgekehrt); von den beiden Formen 
der Apophysis paramastoidea s. supranumeraria herrscht die Crista (nach 
der Bezeichnung von Perez) vor (beim Europäer die Bulla); es fehlen die 
Foramina mastoidea in der Mehrzahl der Fälle, und zwar besonders auf der 
rechten Seite (beim Europäer vorwiegend auf der linken), und es kommt die 
Sutura petro-squamosa externa häufiger vor (als beim Europäer). — Es wäre 
zu wünschen, daß diese Ergebnisse an Europäerschädeln nachgeprüft würden. 

Buschan-Stettin. 

IV. Urgeachlchte. 

Allgemeines. 

203. Rutot: Geologie et Prehistoire. Bull, de la Soc. Belg. de 
Geologie 1906. Tome XX (43 S.). 

Als Beispiel für die Wichtigkeit der Zusammenarbeit von Geologen und 
prähistorischen Archäologen behandelt Rutot ausführlich die Vergleich ung 
der diluvialen Fundstätten Spiennes -Heiin und St. AcheuL Das Studium 
dieser Arbeit ist sehr empfehlenswert, da die beiden Fundstätten für die be- 
treffenden Forschungen als „klassisch u gelten. 

Nach Rutot s Ansicht sind Spiennes - Heiin und St. Acheul geologisch 
identisch bis auf kleine örtliche Differenzen ; ebenso in bezug auf ihren Gehalt 
an prähistorischen Funden. Im Mittelpunkte der geologischen Ausführungen 
steht Rutot 8 1902 aufgestellter Erfahrungssatz „In den diluvialen Fluß- 
sedimenten haben u. a. die zu unterst liegenden Geröllschichten nicht das- 
selbe Alter wie die sandigen und tonigen Schichten über ihnen; sie sind 
meist älter als diese. Die Geröllschichten aber, die über den Sanden und 
Tonen liegen, sind diesen im allgemeinen gleichaltrig/ — Weiter geht Rutot 
ein auf die so wichtige „Aufeinanderfolge von Flußsedimenten und Oberflächen- 
bildungen tt innerhalb der Diluvialschichten. Hierbei spielen die prähisto- 
rischen Funde und ihre Beziehungen zu alten Oberflächen die größte Rolle. 
Auch auf die Frage der sekundären Vermischung diluvialer Faunen wirft 
diese Ausführung einiges Licht 

In den oberen, jung- bis mitteldiluvialen Schichten findet sich an 
beiden Fundstätten das Artefakt-Inventar des jüngeren und mittleren Paläo- 
lithicum8 bis zum Chelleen hinab, und zwar in gut gesonderten Schichten 
übereinander in der von der Archäologie bereits aufgestellten Reihenfolge der 
„Kulturen". In den unteren, altdiluvialen Schichten zeigen sich ebenso gut 
voneinander gesonderte, den verschiedenen Stufen des Eolithicums (nach der 



168 A. Referate. Urgeschichte. 

Verteilung im Diluvium Belgiens) zuzuteilende Funde. — Daß es nicht nur 
eolithische Steinwerkzeuge gibt, sondern auch „eolithische Kulturen", hier-, 
für bringen die beiden Fundstatten in Rutots Auffassung wertvolles Beweis- 
material, besonders auch gegen die Versuche, die primitivsten Steingeräte als 
gleichaltrige Nebenerscheinungen der „klassischen" paläolithischen Artefakte 
hinzustellen und vorpaläolithische Industrien wegzudiskutieren. 

Rutot faßt hier noch einmal seine Erfahrungen und Ansichten über 
dieses Thema unter Hinweis auf St. Acheul und Spiennes- Heiin zusammen. 

Dr. Hahne-Hannover. 

204. Rutot: Les aspects nouveaux de la prehistoire en 1906. Bull, 
de l'Acad. royale de Belgique, cl. d. sc. 1906. Nr. 12, p. 915 
—960. 

Akademische Abhandlung über den Stand des Wissens von der tertiären 
und diluvialen Steinzeit. 

Die kleine Schrift ist als zusammenfassende Darstellung besonders Fern- 
stehenden zur Orientierung zu empfehlen. Rutots Standpunkt bildet die 
Grundlage für die Arbeit, die gerade deshalb für das Verständnis der weit- 
schichtigen Diskussionen über die betreffenden Fragen als Glaubensbekenntnis 
einer führenden Persönlichkeit wertvoll ist. Dr. Hahne- Hannover. 

205. Rutot: I. Toujours les eolithes. II. Mise au point. Bull, de 
la Soc. d'authropol. de Bruxelles 1905. Tome XXIV (Sonder- 
abdruck). 

Die erste Arbeit ist eine zusammenfassende Kritik über die Diskussionen, 
die die Veröffentlichungen von Laville, ßoule, Obermaier über die Kreide- 
mühlen - Silex hervorgerufen haben. In ihr ist das Wichtigste die Richtig- 
stellung verschiedener Angaben, die Geologie und Archäologie des belgischen 
Diluviums betreffend, auf denen die drei genannten Autoren fußten. Gut 
ausgeführt ist die Hervorhebung der strittigen Punkte der so erregt geführten 
Diskussion. 

In der zweiten Arbeit weist Rutot eine Kritik Boules über seinen 
Versuch einer Berechnung der Eiszeitdauer als unsachlich ab und stellt 
Boules Angaben richtig. Rutots Satz „In der Wissenschaft prallen die 
Ideen, nicht die Personen aufeinander", enthält ein schönes Ideal. Wertvolle 
sachliche Ergänzungen zu der Geschichte der „Eolithen frage tt enthält die 
Besprechung früherer und jüngerer Untersuchungen der klassischen Fund- 
stellen des belgischen Eolithicums und Paläolithicums in Spiennes (Heiin). 

Dr. Hahne-Hannover. 

206. Rutot: Eolithes et Pseudoeolithes. Mein, de la Soc. d'authro- 
pol. de Bruxelles 1906. Tome XXV (Sonderabdruck). 

Eingehender Bericht über Ergebnisse gemeinschaftlicher Studien mit dem 
Referenten während eines achttägigen Aufenthaltes desselben (18. bis 25. No- 
vember 1905) in Brüssel, I. die EreidemÜhlensilex , II. die vom Referenten 
zuerst studierte Entstehung von Silextrümmern an der Steilküste Rügens und 
III. die aus norddeutschen Moränen und Fluvioglazialbildungen stammenden 
Silextrümmerformen betreffend. 

Referent hatte sich zur Aufgabe gemacht, Rutot zu veranlassen, sich 
näher besonders mit den beiden letztgenannten Arten von Silex zu befassen, 
die ja von großer Bedeutung für die Frage der ältesten Steinartefakte sind. 
Auch war es Rutot bis dahin nicht gelungen, Kreidemühlen- Originalmaterial 



A. Referate. Urgeschichte. 169 

aus Mantes zu erhalten ; Referent führte die von ihm in Salzburg (Kongreß 
1905) bereits erwähnten Ereidemühlensilex aus Rügen Rutot vor. 

Rutots hier vorliegende Ausführungen über die geologische Seite der 
„Kreidemühlenfrage 1 *, Vergleiche mit Vorgängen bei natürlichem Vorkommen 
stark bewegten Wassers ergänzen die vom Referenten seinerzeit bereits dar- 
gelegten (Zeitschr. f. Ethnol. 1905, S. 1024), von Rutot hier ebenfalls aus- 
geführten „technischen" und archäologischen Betrachtungen über die Kreide- 
silex sehr wesentlich. — Unterdessen sind ja auch von Anderen in ähnlicher 
Weise diese Kreidemühlenentdeckungen auf das richtige Maß ihrer Bedeutung 
verwiesen. 

Ungleich wichtiger, aber auch schwieriger ist das zweite Kapitel: Das 
Verhalten der Silex in den Glazialia und Fluvioglacialia Norddeutschlands. 
Diese Frage ist von ernsten Forschern ja von vornherein in ihrer Bedeutung 
erkannt; von mehr oder weniger laienhaften „Eolithensammlern" ist sie 
ebenso sehr unterschätzt, wie sie von einseitigen Kritikern überschätzt ist. 
Es ist für die an den betreffenden Fragen selbst Mitarbeitenden wissenswert, 
die hier niedergelegten Ansichten Rutots kennen zu lernen und zu sehen, 
wie er die betreffenden ihm vom Referenten vorgelegten Materialien auf- 
genommen hat. 

Das dritte Thema ist die Beurteilung der Rügener Steilküstensilex. Des 
Referenten Beobachtungen werden an dieser Stelle zum ersten Male in extenso 
mitgeteilt (Figur). Die Entstehung und schrittweise Abrollung von Silex- 
trümmern ist hier einmal „in der Natur" beobachtet. Wie in den Kreide- 
mühlen, so entstehen auch hier „Trugformen" primitiver Artefakte, hier wie 
dort sind sie aber ephemere Produkte, hier wie dort ist das Mengenverhältnis 
der wenigen beachtenswerten Stücke zu der Masse der regellosen Trümmer 
ein völlig anderes als z. B. in den belgischen Eolithenhorizonten. (Übrigens 
sind den am Rügener Strande überall zu findenden Silextrümmern auch echte 
neolithische Artefakte beigemischt; außerdem werden die Abfälle der Kreide- 
mühlen alljährlich, besonders im Herbst, in das Meer geschüttet. Referent.) 

Der vorliegende Bericht Rutots ist noch sehr lesenswert, zumal da für 
die ganze Eolithen-„ Frage" die betreffenden Materialien nach wie vor ihre 
Wichtigkeit haben. 

(Referent war und ist nicht in Allem Rutots Meinung, besonders nicht 
hinsichtlich der Forschungsmethode.) Dr. Hahne-Hannover. 

207. Rutot: Dejets, rebuts, rejets, malfa^ons, faux. Revue de 
Täcole d'authropol. Paris 1907. Tome XVII, p. 60—64. 

Das viel bekämpfte starre Festhalten von Vertretern der französischen 
Wissenschaft an „ Systemen" in der Prähistorie, besonders in der Diluvial- 
Archäologie, hat längst auch in Frankreich gewichtige und eifrige Gegner 
gefunden. Auch Rutots Arbeiten finden dort mehr und mehr Aufnahme. 

In der vorliegenden Abhandlung geht Rutot auf den vermeintlichen 
Hauptgrund für das bisherige „konservative" Verhalten der französischen 
Forschung ein. Unter dem Banne der Systeme, die sich auf „klassische Stücke" 
stützen, wurde ein beträchtlicher Teil der bei den Ausgrabungen zutage 
kommenden Fundstücke achtlos beiseite getan oder für belanglos gehalten als 
Arbeit8abfälle, verfehlte Stücke usw.; dieses Material aber enthält gerade sehr 
wichtige Dinge; die verschmähten „Nebenerscheinungen" gewähren gerade oft 
Einblicke in die Kulturzustände einer steinzeitlichen „Industriestufe", be- 
sonders auch in die Technik der Stein Verwendung und -bearbeitung über- 
haupt. Dr. Hahne-Hannover. 



170 A. Referate. Urgeschichte. 

208. Ludwig Reinhardt: Der Mensch zur Eiszeit in Europa und 
seine Kulturentwickelung bis zum Ende der Steinzeit. Zweite, 
vollkommen umgearbeitete und stark vermehrte Auflage mit 
535 Abbildungen, 22 Kunstdrucktafeln und 2 Karten; 921 S. 
München, Ernst Reinhardt, 1908. 

Die bereits auf S. 36 des vorjährigen (XII.) Bandes des Zentralblattes 
angezeigte und empfohlene populär-wissenschaftliche Darstellung der ältesten 
Urgeschichte des europäischen Menschen hat schon nach Jahresfrist eine 
zweite Auflage erforderlich gemacht. Das Werk ist auf den doppelten Um- 
fang (921 gegenüber 504 Seiten) angewachsen — leider, möchte ich sagen, 
denn eine präzisere Behandlung des Stoffes würde meines Erachtens seinen 
Wert erhöhen und umgekehrt seinen Preis herabsetzen. In seiner jetzigen 
Fassung bringt der Verfasser allerlei Dinge, die nicht zur Sache gehören, wenn- 
gleich auf der anderen Seite anerkannt werden muß, daß er nach Möglichkeit viel 
Parallelen aus der modernen Völkerkunde heranzuziehen bemüht ist. Außer- 
dem hätte vieles kürzer wiedergegeben werden können, ohne daß das Ver- 
ständnis Einbuße erlitten hätte. Wenngleich man loben muß, daß mit der 
Zahl der Abbildungen geradezu verschwenderisch umgegangen ist — ihre 
Zahl ist von 185 in der ersten Auflage auf 535 gestiegen — , was für 
populäre Darstellungen gewiß sein Gutes hat, so hätte doch auch hier eine 
weise Beschränkung Platz greifen können; so z. B. hätten die zumeist recht 
kleinen Landschaftsbilder und Fundorte, auf denen wirklich nichts Bemerkens- 
wertes zu sehen ist, zum größten Teile fortbleiben können; der Preis wäre 
dadurch sicherlich weniger belastet worden. 

Da bereits an früherer Stelle der Inhalt des Werkes im einzelnen wieder- 
gegeben und gewürdigt worden ist, so erscheint es überflüssig, dies von neuem 
zu tun. Die Anordnung des Stoffes ist die gleiche geblieben, auch scheint 
mir keine Änderung in den Ansichten des Verfassers eingetreten zu sein. 
Seine Darstellung, die einen gefälligen Stil verrät, wird den allerneuesten 
Funden und Ansichten gerecht; so wird z. B. die Eolithen frage, die Verfasser 
im vergangenen Sommer an Ort und Stelle in Belgien studierte, eingehend be- 
handelt und durch zahlreiche Abbildungen erläutert. Aber auch andere 
Funde, die in der früheren Auflage zu kurz weggekommen waren (z.B. Era- 
pina, Kesslerloch u. a.), erfahren auf Grund der neueren Beobachtung eine 
bessere Behandlung. 

Wenn auch die Kritik (entsprechend den in der Urgeschichte oft genug 
auseinander gehenden Ansichten) dieses oder jenes tadeln könnte, so bleibt 
das Werk als Kompilationsarbeit doch eine schätzenswerte Leistung. Für 
eine spätere Auflage möchten wir dem Verfasser aber recht viel Kürzungen 
empfehlen. — Eine sachliche Bemerkung noch. Die auf S. 114 angeführten, 
von Zenker im Oderbett bei Stettin gefundenen „höchst primitiven Stein- 
geräte" sind weiter nichts als sogenannte Naturspiele, ähnlich den bekannten 
„pierres-figures* 4 Thieullens. Buschan- Statin. 

209. R. Paribeni: Vasi dell' Italia e dell 9 estero con flguri animali 
nelP interno e sugli orli. Bull, di paletnol. ital. 1906. Ann. 
XXXII, Nr. 6—9, p. 105-116. 

Eine interessante vergleichende Studie! Die in Ägypten aus Bronze 
und Ton verfertigten Schalen, in deren Innern ein oder zwei Tierfiguren 
(die Kuh der Hathor und andere Tiere, wie Gazellen, Vögel, Frösche) in Rund- 
plastik dargestellt sind, haben sich in einem weiten Gebiete (Kreta, Kypros, 
Italien, Mitteleuropa mit Hallstatt, ödenburg; in verkürzter Form in Klein- 



A. Referate. Urgeschichte. 171 

asien, Armenien nebst Kaukasus und Griechenland) weiter verbreitet und 
auch zur Nachahmung angeregt Auch ist der Gebrauch, Ränder und Henkel 
von Gefäßen mit menschlichen und tierischen Figuren zu schmücken, von 
älteren, ägyptischen Prototypen abzuleiten. Damit wird wieder eine Ver- 
mutung des Herausgebers der Hallstattfunde, v. Sacken (Das Grabfeld von 
Hallstatt, S. 101), in Erinnerung gebracht: Daß ein dreieckiges Mal auf der 
Stirn eines Tieres an einem Bronzebecken von Hallstatt auf den Apisstier 
zurückgehe. — Vorsicht ist bei der Erklärung aller, offenbar Religion und 
Kult U8 betreffenden Analogien geboten, zumal da die angeblichen Prototypen 
der 18. Dynastie sich nicht durch einfache Verbindungslinien mit Hallstatt- 
kultur-Produkten zusammenbringen lassen. Hubert Schmidt-Berlin. 



Spezielles, Funde. 

210. Nina Frances Layard: A winters work on the Ipswich palaeo- 
lithic Site (Taf. XXX u. XXXI). Journ. of tbe Antbropol. 
Institute 1906. Vol. XXXVI, p. 233—236. 

Bei Untersuchung der Diluvialkiese und Sande bei Ipswich achtete Ver- 
fasserin besonders auf das Vorkommen von „ Artefakten, die nicht klassische 
Formen haben". Sie fand neben einer Reibe vorzüglicher, den coups de poing 
zuzurechnender Stücke eine große Anzahl von einfachen SUexabsplissen, die 
zum Teil deutlichen bulbe zeigen. Viele dieser Stücke charakterisieren sich 
durch die Art ihrer Randabsplitterungen als Geräte: Schaber nnd Kratzer. 
— Die Artefakte lagen in „ Nestern a beieinander. (Es ist nicht ersichtlich, 
wie sich zu diesem Vorkommen die coups de poing verhalten. Referent) 
Aus der Gleichaltrigkeit der betreffenden Fundschichten schließt Verfasserin 
auf „ Zusammengehörigkeit a der Funde. 

Der geologischen, sehr kurzen Ausführung über die Kiesgruben von Ips- 
wich ist ein Gutachten Boyd Dawkins zugrunde gelegt: Die diskordant ab- 
gelagerten Schichten sind Flußsedimente, aus ruhig fließendem Wasser abge- 
setzt; stärkere Strömungen haben dazwischen Kiesschichten angeschwemmt. 

Von den zwei nicht sehr gut gelungenen photographischen Tafeln zeigt 
die erste zwei schöne „Silex- coups de poing", die andere eine Anzahl Ab- 
schläge von Silex, von denen einige gut erkennbare Schlaghügel usw. zeigen, 
sowie regelmäßige Randabsplitterungen und andere Anzeichen absichtlicher Zer- 
arbeitung. Verfasserin scheint der Ansicht zu sein, daß ein Teil ihrer Funde von 
Menschen benutzte natürliche Silextrümmer seien, deren Entstehung sie sich 
durch H. Warrens „soil-creep"- Hypothese erklärt (s. Ref. 1906, Nr. 382). 
Die coups de poing und die einfachen Artefakte hält sie für gleich alt und 
für Werkzeuge derselben Menschen. 

Für die endgültige Beurteilung der Funde genügt die Veröffentlichung 
nicht. Aus Dawkins Gutachten geht hervor, daß es sich in Ipswich um 
Sedimente verschiedenen Alters handelt, die zur Zeit der coups de poing 
ihre endgültige Ablagerung erfuhren. Somit wäre die Vermutung nahegelegt 
daß es sich mit den Ablagerungen von Ipswich so verhält, wie unter anderen 
Rutot es für Chelles und andere Orte annimmt: daß Schichten mit älteren 
Artefakten zur Zeit der coups de poing umgelagert wurden, und daß also hier- 
durch ältere und jüngere Kulturhinterlassenschaften zusammengeschwemmt 
wurden. Die Verfasserin äußert sich nicht über Beobachtungen, die auf 
diese Fragen Licht werfen könnten, wie Fossilienfunde, Patina- und Rollungs- 
erscheinungen der Artefakte und Anderes mehr. Dr. Hahne- Hannover. 



172 A. Referate. Urgeschichte. 

211. Paul Bartels: Tuberkulose (Wirbelkaries) in der jüngeren 
Steinzeit. Mit 4 Abb. Archiv f. Anthopologie 1907. N. F. 
Bd. VI, Heft 4, S. 243—255. 

Bartels präparierte ein menschliches Skelett, welches in einem von 
Prof. Pf äff in Heidelberg aufgedeckten Grabe der jüngeren Steinzeit ge- 
funden wurde. Die Präparation geschah in der üblichen, außerordentliche 
Mühe erfordernden Weise (gründliche Reinigung aller Bruchstücke, Aus- 
probieren ihrer Zusammengehörigkeit, schließlich Zusammenfügen mittels 
Hausenblaselösung). Dabei zeigte sich nun eine interessante Veränderung 
der Wirbelsäule des als männlich und in den zwanziger Jahren stehend an- 
genommenen Individuums, nämlich eine Kyphoskoliose (gering dextrokonvex) 
im Bereiche des dritten bis vierten Brustwirbels. Von den Wirbelkörpern 
des vierten und fünften Brustwirbels ist nur noch wenig Substanz erhalten, 
die keilförmig (mit der Spitze nach vorn) zusammengedrückt und mit der des 
sechsten Wirbelkörpers verwachsen ist, welcher seinerseits vorn ungefähr auf 
die halbe Höhe reduziert ist. Vom dritten Wirbel zeigt im wesentlichen nur 
die untere Körperfläcbe eine unregelmäßige pathologische Gestaltung, die das 
Negativ der oberen Fläche vom vierten Brustwirbel darstellt. Die Gelenk- 
fortsätze vom vierten bis sechsten Brustwirbel sind ankylotisch miteinander 
verwachsen. 

Bartels weist nach, daß die Veränderungen — Kyphoskoliose infolge 
Karies der Wirbelkörper mit nachfolgender knöcherner Verschmelzung der 
Teile — auf Tuberkulose zurückzuführen sind. Es würde damit der Fund 
den ältesten Nachweis für Tuberkulose in Deutschland darstellen. Bei der 
Tatsache, daß es zur Ausheilung gekommen ist, schließt Verfasser auf eine 
lange sorgsame Pflege, die dem Charakter der Steinzeitmenschen entspräche. 
Zum Schluß weist er darauf hin, wie notwendig es ist, bei ähnlichen Funden 
alle Bruchstücke aufs sorgfältigste zu sammeln. Dr. med. Liebetrau-Hagen. 

212. Basile Modestov : Introduction a l'Histoire Romaine. Traduit 
du Russe par Michel Deiines. Pr^face de M. Salomou 
Reinach, de l'Institut. Avec 39 planches hors texte et 30 tigures 
dans le texte. Paris, Felix Alcan, 1907. 

Unter dem Titel „Einleitung in die römische Geschichte" behandelt der 
Verfasser, der eine Reihe von Spezialstudien auf demselben Gebiete in russi- 
scher Sprache bereits veröffentlicht hat, die vorgeschichtliche Ethnographie 
und die vorrömische Kulturentwickelung Italiens auf Grund der dort syste- 
matisch bearbeiteten vorgeschichtlichen Funde mit besonderer Berücksichtigung 
der geschichtlichen Quellen und der Resultate der Anthropologie und Linguistik. 

Der Verfasser gliedert den Gesamtstoff in zwei Teile und faßt im ersten 
Teile die vor die Gründung Roms fallende Kulturentwickelung zusammen, 
um im zweiten Teile die Etruskerfrage ausführlich zu erörtern. 

Er geht von den ältesten Spuren menschlichen Daseins in Italien, Sizilien, 
Sardinien aus und behandelt zunächst die Kultur der paläolithischen (Bd. I, 
Kap. I) und neolithischen (Bd. I, Kap. 2) Epoche, indem er das Problem des 
„ Hiatus u durch die Annahme einer neuen Bevölkerung in der jüngeren Phase 
dieser ältesten Entwickelung (mit G. de Mortillet und Pigorini) zu lösen 
versucht. Zum Teil waren die Stationen der älteren Epoche auch in der 
jüngeren bewohnt gewesen (Höhlen im Picenum, besonders im Valle della 
Vibrata bei Teraino, in Ligurien und der römischen Campagna). 

In der neolithischen Zeit kommen als neue Fundgruppen hinzu die Wohn- 
gruben (fondi di capanne), Werkstättenfunde, letztere zum Teil mit Obsidian, 



A. Referate. Urgeschichte. 173 

und Grabanlagen teils in den natürlichen Höhlen, teils in künstlichen Grotten, 
die den Erdhütten der europäischen Ureinwohner entsprechen, teils in bloßer 
Erde. Das Charakteristikum der ganzen Zeit sinä die fondi di capanne, die 
sich über ganz Italien ausbreiten, und neben denen nur aus lokalen Gründen 
noch die natürlichen Grotten in Frage kommen. Zwei Perioden lassen sich 
dabei nach dem Gebrauch der Waffen unterscheiden (Bd. I, Kap. 3) : Die jüngere 
Periode zeichnet sich aus durch dreieckige Pfeilspitzen verschiedener Form, 
deren Arbeit sich immer mehr verfeinert, durch große Feuersteindolche und 
durchlochte Hämmer. Die höchste Stufe dieser Entwickelung geht mit dem 
Auftreten von kupfernen Beilen und Dolchen über in die eneolithische 
Epoche (auf dem Fest lande die Stufe der Nekropole von Remedello - Sotto, 
Prov. Brescia, mit liegenden Hockern in Schachtgräbern, auf Sizilien die erste 
sikulische Periode, nach Orsi, mit künstlichen Grotten a forno für zahlreiche 
Bestattungen unter den Einflüssen des Orients). Das vorauszusetzende Handels- 
volk, das die über das östliche Mittelmeergebiet strömenden Einflüsse des 
Orients vermittelt haben soll, sucht Modestow in Cypern (S. 85 ff.), dessen 
Bedeutung für Orient . und Occident er gewiß überschätzt ; selbst die weiß 
inkrustierte Keramik von Stentinello und aus neolithischen Grotten Siziliens 
glaubt er direkt auf Einflüsse Cyperns zurückführen zu müssen, obgleich hier 
diese Ziertechnik im Unterschiede von Troja und Kreta nur eine sekundäre 
Rolle spielt. Auch die primitive Tonplastik von Süd- und Mitteleuropa will 
der Verfasser aus dem Orient ableiten (S. 87 f.) und findet eine Bestätigung 
für seine Auffassungen in den anthropologischen Resultaten Sergis, der unter 
den Schädeln von Castelluccio und Pantalica (erste und zweite sikulische 
Periode) asiatische (kaukasische) Typen im Gegensatz zu der in ganz Süd- 
europa verbreiteten (euro - afrikanischen) Mittelmeerrasse findet (S. 83 f.). 
Was die Datierung dieser Epoche anlangt, so geht Modestow auch weiter, 
als die Mehrzahl der Archäologen : er hält sie für gleichzeitig mit der vierten 
cyprischen Periode (nach Ohnefalsch-Richter 2500 bis 1600 v. Chr.). 

Obgleich der Verfasser auch für die eneolithische Entwickelung in Nord- 
italien die Verbindung mit dem östlichen Mittelmeerbecken herzustellen sucht, 
leitet er hier die Kenntnis der Metalle aus Mitteleuropa ab und möchte am 
ehesten die Einwanderung eines von Norden kommenden Volkes gegen Ende 
der neolithischen Zeit annehmen. 

So kommt er zu einer ausführlichen Behandlung der vorgeschicht- 
lichen Bevölkerung Italiens (S. 103 ff.). Sergis Mittelmeerrasse nimmt 
er an und schließt ihr die Iberer und Ligurer als unter sich verwandte Stämme 
an. Einen Zweig des ibero-ligurischen Stammes bilden die Sikuler; von ihnen 
sind die Sikaner ethnisch zu trennen; diese läßt der Verfasser aus Afrika, 
jene aus Italien nach Sizilien kommen (S. 127 ff., 133 ff.). 

Überhaupt stehen die ethnographisch - anthropologischen Probleme im 
Vordergrunde der Erörterungen im wesentlichen auf der Basis von Sergis 
Theorien. Neuankömmlinge sind in Italien weiterhin die Terramaricoli, 
die Träger der bronzezeitlichen Kultur, die zugleich den Leichenbrand, „die 
Sitte der arischen Völker Europas", in Italien einführen (Bd. 1, Kap. 4, 
S. 143ff.). Im einzelnen bekämpft der Verfasser sowohl die Theorie Brizios, 
der die Terramaren den Ligurern zuweist und die Villajiovakultur für gleich- 
zeitig hält (S.208f.), als die Annahme Sergis, daß die Terramaricoli Kelten 
waren (S. 21 Off.). 

Im Anschluß an diese mehr oder weniger theoretischen Ausführungen 
folgt dann die Frage der Ausbreitung der Arier in Italien (Bd. I, Kap. 5, 
S. 217ff.) und die Stellung der Latiner im Tiber tale (Bd.I, Kap. 5, S. 229 ff.). 



174 A. Referate. Urgeschichte. 

Obgleich für diese Abschnitte die Kenntnis der eisenzeitlichen Villanovakultur 
vorausgesetzt wird, kommt er erst im Verlaufe des Kap. 6 (S. 242 ff.) und in 
Kap. 7 zu einer ausführlichen Angabe der archäologischen Daten aus den 
Nekropolen in den Albaner Bergen (S. 242 ff.), von Villanova (S. 311 ff.) und 
von Bologna (S. 323 ff.). Die Latiner sind dem Verfasser die Nachkommen 
der Terramaricoli, die Umbrer (mit Brizio) die Träger der Villanovakultur 
in Mittel- und Norditalien; beide sind zu verschiedenen Zeiten und aus ver- 
schiedenen Gegenden nach Italien gekommen. Den Abzug der Terramaricoli 
aus den oberitalienischen Pfahlbauten haben wahrscheinlich die stammver- 
wandten Neuankömmlinge (Umbrer, Sabeller, Osker) veranlaßt. Eine be- 
sondere Aufgabe sieht Modestow in der ausführlichen Widerlegung der An- 
sichten Pinzas, der die Kultur der ersten Eisenzeit in Latium aus der der 
jüngsten Steinzeit abzuleiten sucht, und greift somit in viel umstrittene Fragen 
ein, wie das Verhältnis von Leichenbestattung und Leichenbrand oder die 
Herkunft der typischen Villanova-Urne und der gleichzeitigen Ornamentik; den 
Einfluß der älteren primitiven Bevölkerung Latium 8 will er auf den Bestattungs- 
ritus und fremde Sprachelemente beschränkt wissen* die die arischen Ein- 
wanderer angenommen haben (S. 258 bis 271). Was die eigentliche Villanova- 
kultur betrifft, so denkt er sich mit anderen die Kenntnis des Eisens und die 
Ornamentik durch die Griechen, im besonderen durch die Jonier, vermittelt 

Im zweiten Teile seines Werkes (S. 341 bis 468) unterzieht der Ver- 
fasser das schwierigste Problem italischer Frühgeschichte einer Erörterung: 
die Frage des Ursprunges der Etrusker. Eine positive Lösung desselben 
hält er für möglich, wenn es gelingt, die antike Überlieferung vom klein- 
asiatischen Ursprung der Etrusker in Einklang zu bringen mit den archäo- 
logischen Daten. Die Grabarchitektur (S. 352 ff.), der Stadtmauerbau (S. 373 ff.), 
die Kunst der Weissagung (S. 385 ff.), Musik, Kleidung und Stellung der Frau 
(S. 391 f.) sind dem Verfasser Kulturelemente, die sich nicht aus der Herr- 
schaft des griechisch- orientalisierenden Stils zwischen dem 8. und 6. Jahr- 
hundert v. Chr. erklären lassen, sondern fest im nationalen Charakter der 
Etrusker wurzeln, da sie nur bei ihnen, nicht bei den übrigen italischen 
Stämmen zu finden sind; also müssen sie von den Etruskern selbst aus dem 
Ursprungslande — Kleinasien — mitgebracht worden sein. In der etruski- 
schen Inschrift von Lemnos sieht der Verfasser einen positiven Beweis für 
die östliche Herkunft der Etrusker, wenn auch das Sprachenproblem als noch 
ungelöst bezeichnet werden muß. 

Die Kater -Hypothese (S. 409 ff.) — seit Niebuhr die deutsche zu 
nennen — , die in letzter Linie auf den einzigen Gegner Herodots, Dionys 
von Halikarnaß, zurückgeht, gründet sich auf die Frage, ob in der Reihe der 
Pozzo-, Fossa- und Camera-Gräber die Phasen der kontinuierlichen Entwicke- 
lung eines Volkes zu suchen sind (S. 424 ff.). Der Verfasser entscheidet sich 
dahin (S. 432 ff.), daß zwischen den Pozzogräbern, die in Etrurien auch nach 
der vollen Entwickelung der Kammergräber im Gebrauch sind, und den als 
etruskisch erwiesenen Grabbauten sich keine Verbindung herstellen lasse — 
weder im Grabritus, noch in der Grabform, noch in den Beigaben — und 
daß die Fossagräber keineswegs vor den Kammergräbern in Etrurien auf- 
tauchen, also die ganze Theorie von der kontinuierlichen Entwickelung dieser 
Gräberformen unhaltbar ist. 

Der Weg der Etrusker ging über das Tyrrhenische Meer an die West- 
küste von Italien (S. 439). Gegen die Annahme eines Weges über das Adria- 
tische Meer spricht die Tatsache, daß die etruskischen Niederlassungen in 
Oberitalien erst dem 7. Jahrhundert v. Chr. angehören. 



A. Referate. Urgeschichte. 175 

Die Zeit der Ankunft der Etrusker wird durch die viel umstrittene 
Chronologie der ältesten etruskischen Gräber bestimmt (S. 449 ff.) , die 
ihrerseits von der Datierung der etruskischen Schrift abhängt (S. 461 ff.). 
Modestow zieht dazu die ältesten lateinischen Inschriften heran, die auf 
einer angeblich in der Tomba Bernardini zu Präneste gefundenen Goldfibel 
und die Lapis niger- Inschrift vom Forum Romanum, und glaubt als Datum 
der Ankunft der Etrusker das 9. Jahrhundert v. Chr. annehmen zu müssen. 

Hubert Schmidt-Berlin. 

213. F. Frassetto: Crani antichi del Contado di Camerino (UI e II 
seeolo av. Cristo). 7 Fig. Atti Soc Rom. di Antropol. 1907. 
Vol. XIII, p. 195—226. 

Erneute Untersuchung von 15 schon von Calori (1873) beschriebenen 
prähistorischen Schädeln, welche letzterer als „uralt" und „umbrisch" be- 
zeichnet hatte. Die vom Verfasser nach den von Sergi gelehrten Grund- 
sätzen durchgeführte Analyse fuhrt ihn dazu, zwei Typen darunter zu unter- 
scheiden, von denen der eine, dem die meisten Schädel angehören, der Species 
eurafricana, der andere, nur vier Schädel umfassende, der Species eurasica 
angehören. Die im Museum zu Ancona bewahrten Beigaben weisen auf das 
2. und-3. vorchristliche Jahrhundert hin. Da bisher nur sehr wenige alte 
Schädel aus Umbrien und Picenum, dessen Bevölkerungen nach Frassetto 
ebenfalls eurafrikanische und eurasische Typen gemischt aufweisen, be- 
kannt sind, so verzichtet Verfasser vorläufig auf eine Entscheidung über die 
Stammeszugehörigkeit der untersuchten Schädel, stellt aber weiteres in Aus- 
sicht. — Unter den beobachteten Varietäten ist besonders interessant ein 
ausgezeichneter Fall von „Os interpalato-susmaxillaire u (nach der Terminologie 
von Le Double); die Abbildung (Fig. 7) ist sehr klar und schön. 

P. Bartels-Berlin. 

214. F. Frassetto : Crani Felsinei del V e IV seeolo ay. Cristo. 

Atti Soc. Rom. di Antropol. 1907. Tome XIII, fasc. 1, p. 55 

—70 und fasc. 3, p. 341—369; 1 Tat 
In diesen beiden Abhandlungen bringt Verfasser eine systematische Be- 
schreibung von 43 etruskischen Schädeln, welche sämtlich dem 5. und 4. vor- 
christlichen Jahrhundert angehören; nur einer stammt vielleicht, nach den 
Beigaben, bereits aus dem 6. Jahrhundert. Verfasser verzichtet darauf, 
irgendwelche allgemeinen Schlüsse aus den Ergebnissen der Messung und 
Beschreibung zu ziehen, da er zuvor noch ein größeres Vergleichsmaterial von 
prähistorischen Schädeln aus der Gegend von Felsina durchzuarbeiten ge- 
denkt — eine Resignation, die sicher mehr anzuerkennen ist als eine noch 
so kühne und scharfsinnige „ Beweisführung u . P. Bartels-Berlin. 

215. Q. Quagliati: Tombe neolitiehe in Taranto e nel suo territorio. 

Bullet, di paletnol. ital. 1906. Anno XXII, No. 1—5, p. 17—49. 
Erst jetzt erhalten wir Kunde davon, daß dieselben Ausgrabungen am 
Scoglio del Tonno in Tarent 1899/1900, die zur Aufdeckung einer bronze- 
zeitlichen Pfahlbauanlage mit spezifischer Terramarekultur geführt hatten, 
auch die Reste einer dieser vorausgegangenen, älteren Bevölkerung aus 
neolithischer Zeit an den Tag gebracht haben: Unmittelbar neben der bronze- 
zeitlichen Station die Spuren von neolithischen Wohnplätzen in einer Tiefe 
von 35 bis 50 cm und in derselben Schicht an verschiedenen Stellen die zu- 
gehörigen Gräber. Die Anlage der letzteren ist sehr verschieden; regelrechte 



176 A. Referate. Urgeschichte. 

Steinkisten mit einem Skelett (Grab 1 : Fig. A), oder einseitige Stein Setzungen 
mit zusammengelegten Knochen und drei Schädeln (Grab 4: Fig. B), oder 
eine Art Nische auf dem Grunde des Tuffeisens mit den Skelettknochen von 
zwei Individuen (Grab 2), oder eine elliptische Grube mit zerstreuten Ge- 
beinen (Grab 3). Der ganze Bestattungsritus (sekundäre Beerdigung, Rot- 
färbung in Grab 4 und Beigaben) entspricht den Gebräuchen der alten, „ibero- 
ligurischen u Bevölkerung. 

Analoge Beobachtungen machte Quagliati bei den Ausgrabungen auf 
Bella vista, einem Privatgrundstück bei Tarent (S. 36 ff.), wo er 20 Gräber in 
vier verschiedenen Gruppen aufdeckte. Hubert Schmidt-Berlin. 

216. A. Tararaelli: Incisioni sopra monumenti preistorici nel Sulcis 
(Sardegna). Bullet di paletnol. ital. 1906. Anno XXXII, 
No. 1—5, p. 78—86; tav.VI. 

217. A. Taramelli: Dolmen „Sa perda e s'altare" nel commune di 
Birori in provineia di Cagliari. Bullet, di paletnol. ital. 1906. 
Anno XXXII, No. 10—12, p. 268—271; tav. XXIII. 

Als Denkmalspfleger Sardiniens fügt Taramelli zu den wenigen Beispielen 
prähistorischer Figurenkunst der Insel Steinzeichnungen, die er mit Unter- 
stutzung eines Geometers Benedetti bei der römischen Stadt Sulci (auf der 
Insel S. Antioco vor dem Golfo di Palmas) in einer durch zahlreiche Nuraghen 
und Gigantengräber ausgezeichneten Gegend gefunden hat; sie befinden sich 
auf großen Steinblöcken der zerstörten Gigantengräber und nehmen mit 
ihren Darstellungen (zweirädrige Wagen, menschliche und tierische Figuren) 
offenbar auf das Leben der Verstorbenen Bezug. Zu ihrer Erklärung werden 
meines Erachtens weniger die weither geholten Analogien (Felszeichnungen 
Liguriens, Frankreichs, Portugals, Afrikas, Skandinaviens) beitragen, als die 
Frage der Herkunft des Wagens und seines Typus, die unbeantwortet gelassen 
worden ist. 

In eine ebenfalls an spezifisch Bardischen Denkmälern reiche Gegend 
führt uns auch der Dolmen von Birori (an der Eisenbahnstrecke Macomer 
— Cagliari), der die Fundliste europäischer Megalitharchitektur bereichert 
(Aufriß S. 269). Taramelli hofft noch mehr davon zu finden. 

Hubert Schmidt-Berlin. 

218. 6. A. Colini: Le scoperte archeologiche del dott. C. Rosa 
nella Talle della Vibrata e la ciyilta primitiva degli Abruzzi e 
delle Marche. Bullet, di paletnol. ital. 1906. Anno XXXII, 
No. 6—9, p. 117—173; No. 10—12, p. 181—268; tav. VIII 
—XXII. 

Seinen wertvollen Studien über die eneolithische Periode und die Bronze- 
zeit Italiens reiht der rührige Verfasser eine grundlegende Arbeit über das 
Paläolithicum seines Vaterlandes an. Sie entspricht einem Bedürfnisse 
der Zeit, nicht nur weil die paläolithischen Probleme gerade jetzt im Vorder- 
grunde der Diskussion stehen, sondern besonders deswegen, weil in Italien die 
einschlägigen Forschungen überhaupt im Rückstande sind. 

Unter Zugrundelegung eines reichen Fundmaterials aus dem Tale der 
Vibrata (Provinz Teramo), den nördlich sich anschließenden Marken und den 
Abruzzen, aber auch mit Benutzung der nord- und süditalienischen, sowie der 
sizilischen Funde behandelt Colini drei Gruppen von Steingeräten: a) die 
Formen des Chelleen, S. 125 ff.; b) die Formen des Moustärien, S. 181 ff.; 
c) Geräte aus dem Ende des Paläolithicums und ihre Fortdauer im Neolithi- 
cum, S. 234 ff. 



A. Referate. Urgeschichte. 177 

Eine systematische Behandlung der primitivsten Kulturstufe Italiens 
muß auf besondere Schwierigkeiten stoßen, weil das Fundmaterial zwar sehr 
groß ist, aber die Lagerungs Verhältnisse und Fundumstände in den meisten 
Fallen unsicher oder überhaupt unbestimmt sind. So ist die Bestimmung 
der Formen nur auf Grund einer strengen Analyse des Materials nach der 
Analogie der besonders in paläolithischen Schichten Frankreichs und Belgiens 
gesicherten Formengruppen möglich. Der Verfasser unterzieht sich dieser 
Aufgabe mit der ihm eigenen Genauigkeit und mit dem bei ihm gewöhnlichen 
Aufwände von Literaturkenntnissen. Ein besonderes Augenmerk richtet er 
auf die Unterschiede in der Ausgestaltung einzelner Teile der Geräte nach 
dem verschiedenen Zweck, dem sie dienten, und will ähnlich, wie bei dem 
französischen und belgischen Material, auch für die großen Fabrikations- 
zentren Italiens (besonders in der Maiella, Provinz Chieti, und am Monte 
Gargano) einen allmählichen Fortschritt in der Arbeit der Chelleen -Industrie 
annehmen. Dagegen ist er nicht geneigt, einen Übergang vom Chelleen zum 
Mousterien zuzugeben, sondern möchte die feiner retuschierten Chelles-Formen 
eher aus einer wenigstens zum Teil stattgehabten Koexistenz der beiden 
Industrien bei derselben Bevölkerung erklären (S. 144 ff.). Die Bestimmung 
der Mousterien - Formen (Spitzen, Schaber, Späne, Disken) ist jedoch sehr 
schwierig, weil sie sich von den neolithischen kaum unterscheiden. Jedenfalls 
hatte die Mousterien-Industrie eine hohe Entwickelungsstufe in Ligurien, im 
Gebiete von Parma und Reggio nördlich des Apennin und in Sizilien, wo 
die beiderseits bearbeiteten Geräte des Chelleen, wie es scheint, gänzlich 
fehlen oder besonders selten sind. Dagegen finden sich die mandelförmigen 
Chelles-Geräte zahlreich in Mittel- und Süditalien, im besonderen im östlichen 
Teile, und zwar isoliert oder in Verbindung mit formlosen Spänen, die 
Gebrauchsspuren zeigen, oder mit weiter fortgeschrittenen Produkten, wie im 
Acheuläen Frankreichs. 

Die dritte Formengruppe, die teils ins jüngere Paläolithicum , teils ins 
Neolithicum gehört, ist in den Höhlen Balzi Rossi, und zwar in den über den 
unteren Mousterien- Schichten aufliegenden Ablagerungen beobachtet worden, 
kommt im Tale der Vibrata, in den Marken und Abruzzen, ebenso weiter 
im Süden am Monte Gargano, bei Benevent und in den Puglie vor und ist 
auch bei der weiteren Erforschung der Grotten von Terra ini-Imerese und in 
der Provinz Trapani (Sizilien) zu erwarten (vgl. V. Giuffrida-Ruggeri, 
Materiale paletnologico della grotta del Castello di Termini Imerese. Atti 
della societa Romana di Antropologia XIII, 2). Die vom Verfasser auf- 
gestellten fünf Untergruppen enthalten meist Nachkommen des alten Chelles- 
Gerätes in mannigfachen Varianten und haben ihre Analogien in Frankreich 
(Campignien), Dänemark (Kjökkenmödding), Belgien (Spiennes u. a.), auch in 
Norddeutschland, Norwegen und Groß Britannien (S. 251 ff.). Wie Formen 
und Technik den Ausgangspunkt dieser ganzen Industrie in der Chelleen- 
und Acheuleen-Stufe erkennen lassen, ebenso sicher ist es nach Pigorini, 
daß gewisse Formen davon noch im Neolithicum im Gebrauch waren, be- 
sonders die Äxte und Meißel neben den Spitzen und Schabern der Moustörien- 
Art. Hier verbinden sie sich mit den Grund elementen einer neuen Kultur, 
die die Töpferkunst, die Technik der Steinpolitur und die Domestikation von 
Tieren für sich hatte. Kommen hierzu noch halbunterirdische Wohnungen 
(fondi di capanne) und die Sitte der Leichenbestattung in hockender Stellung, 
so ist es begreiflich, wenn Colini den Gesamtkomplex dieser neuen Er- 
scheinungen aus der Einwanderung einer neuen Bevölkerung erklärt, die sich 
mit den Resten der Paläolitbiker verbunden hat. Andererseits sind die 

Zentralblatt für Anthropologie. 1908. 12 



178 A. Referate, Urgeschichte. 

italienischen Kongruenzen mit den jüngsten paläolithischen Schichten West- 
und Nordeuropas so groß, daß Pigorini für alle gleichen Elemente eine 
gemeinsame Quelle annimmt, Colini jedoch nur auf engere Beziehungen 
zwischen diesen Gebieten schließen zu müssen glaubt. In den gleichartigen, 
ägyptischen Analogien aber sieht letzterer einen Beweis für den zivilisatorischen 
Einfluß der Mittelmeerländer, der sich seit dem Ende des Paläolithicums 
nordwärts über Italien, Spanien und Frankreich bis nach Groß -Britannien 
und Skandinavien geltend machte (S. 267). Darauf scheint ihm auch der 
Hund der dänischen Kjökkenmödding zu weisen, der Verwandte in Südost- 
Europa und in Afrika hat. Hubert Schmidt-Berlin. 

219. L. Pernier: Tombe eneolitiche del Titerbese. Bullet, di palet- 
nol. ital. 1905. Anno XXXI, No. 7—12, p. 145—153. 

220. A. Jatta: Un sepolcro primitivo ad Andria e Peneolitico neu 
Apulia Barese. Bullet di paletnol. ital. 1905, Anno XXXI, 
No. 7—12, p. 153—176; tav. VIII— X. 

221. 6. A. Colini: Necropoli a grotte artiflciale scoperta dal Prof. 
A. Taramelli nel territorio di Alghero (Sassari). Bullet di 
paletnol. ital. 1905. Auno XXXI, No. 7—12, p. 176 — 194; tav. 
IV— VII. 

Die drei Aufsätze sind Beiträge zu der Erforschung der in ihrer Be- 
deutung noch zu wenig gewürdigten „Epoca eneolitica" Italiens und seines 
Inselreiches. Pernier, bekannt durch seine Forschungen auf Kreta, ver- 
öffentlicht das Inventar von fünf neuen, bei Viterbo (Provinz Roma) ge- 
fundenen Gräbern Nr. 4 bis 8 (vgl. über die drei zuerst von Mancini ge- 
fundenen Nr. 1 bis 3: Colini, Bullet. PaL Ital. 1903, XXIX, p. 150 ff.). Die 
in ihrer Form mehr oder weniger ovoidalen, mit konkaven Wänden und 
Böden gestalteten Gräber haben eine dromosartige Ausladung („insenatura"), 
die zur Aufnahme der unteren Extremitäten des liegenden Hockers („cada- 
vere rannichiato u ) diente. Bei dem Bronzefragment Fig. D aus Grab 5 
(S. 151) erinnert Pernier an die mykenisch-nordischen Rasiermesser. Meines 
Erachtens liegt hier ein der eneolithischen Epoche eigentümlicher Dolch mit 
starker Mittelrippe vor. 

Inhaltreicher und wichtiger ist der Aufsatz von Jatta, obgleich er sich 
nur mit einem einzigen Funde beschäftigt: Mit einem in der Villa Pozzo- 
Regano auf der Straße von Andria nach Corato in der Provinz Bari gefundenen 
Skelettgrab. Form und Inhalt desselben sind in mancher Hinsicht von Be- 
deutung. Es ist ein einfaches Erdgrab von der Art, wie sie auch sonst in 
Italien in primitiver Zeit vorkommen, z. B. in der Gruppe vom Typus Reme- 
dello, Cumarola u. a. m., aber im Unterschiede von diesen enthält es mehrere 
Skelette, wie ein bei Benevent gefundenes, eneolithisches Grab. Ausgezeichnet 
ist der Fund von Andria durch reichen Vorrat an keramischen Beigaben. 
Nach den Verzierungen (getiefte Punktreihen, zonenartige Horizontalbänder, 
weiße Inkrustation, linsenförmige Warzen in Reihen) stehen sie der neo- 
lithi sehen Keramik Italiens und Siziliens, besonders der Gruppe der Glocken- 
becher, den spätesten Produkten neolithischer Industrie, nahe. Völlig neu ist 
in diesem Kreise jedoch die Henkelform an einem tiefen Napfe: Ein flacher 
Vertikalhenkel mit aufgesetztem, großem Knopf, eine Form, die der Autor 
der Pfahlbau- und Terramarenkeramik annähert. Diese Beigaben würden 
das Grab nach der Auffassung des Autors als Produkte der vorarischen (ibero- 
liguri8chen) Bevölkerung Apuliens in die erste Periode des Eneolithicums ver- 



A. Referate. Urgeschichte. 179 

weisen. Die Untersuchung eines der Schädel ergab seine Zugehörigkeit zur 
Mittelmeerrasse. 

Colin i steuert in seiner Art zur Kenntnis der Archäologie Sardiniens 
bei auf Gruud der ergebnisreichen Forschungen A. Taramellis, dem die 
Denkmalspflege dort anvertraut ist. Dieser hat etwa 10 km nördlich von 
Alghero auf einem Terrain, das den Namen AngheluRuju führt, zehn große, 
freilich schon größtenteils im Altertum ausgeraubte und neuerdings beim 
Steinbrechen zerstörte Grabgrotten untersucht (Pläne Taf. N und Fig. A) 
und doch noch so viel Funde gemacht, daß über Kulturstufe und Alter der- 
selben kein Zweifel herrschen konnte (Not. d. scav. 1904, S. 301 ff.). Die 
Grabformen repräsentieren eine den Grotten gräbern der ersten sikulischen 
Periode analoge Entwickelung. Die Leichen sind nicht so zahlreich zusammen- 
gehäuft wie in Sizilien. Die relativ zahlreichen Beigaben entsprechen 
durchaus der eneolithischen Kulturstufe: Waffen und Geräte aus Stein und 
Kupfer bzw. Bronze, verschiedenartige Schmucksachen aus Stein, Knochen, 
Muscheln oder Tierzähnen und Tongefäße. Unter letzteren ist am wichtigsten 
ein Glockenbecher, der fast intakt aus Grab 3 gekommen ist (Fig. C). 
Dieser sowohl, als überhaupt ornamentale Elemente der sonstigen Keramik 
weisen auf Beziehungen zur westeuropäischen Kultur hin (Megalithgräber in 
Süd-Frankreich und Spanien). Im übrigen reiht sich diese Lokalgruppe der 
eneolithischen Kultur Sardiniens ganz und gar an die Eigenart derselben 
Epoche des Festlandes an. Die Grabarchitektur steht jedoch auf einer mehr 
entwickelten Stufe als in der ersten, sikulischen Periode, während die damit 
verbundene Keramik mit eingestempelten und eingeritzten Mustern wie ein 
Archaismus erscheinen muß gegenüber der bemalten Keramik Siziliens. Wie 
solche Differenzen zu erklären sind, ist noch nicht zu sagen. In Sardinien 
können die bezeichneten Gräber älter sein als in Sizilien, oder hier an der 
Peripherie eines Kulturkreises („lontano dai centri civili delP Oriente ! u ), also 
in Sardinien, in Süd - Frankreich und zum Teil auch in Spanien kann die 
keramische Industrie länger ihren neolithischen Charakter bewahrt haben — 
so meint der Verfasser. Hubert Schmidt-Berlin. 

222. P. Castelfranco: Nuove indagini nelle palafltte varesine. 

Bullet di paletnol ital. 1906. Auno XXXII, No. 1—5, p. 49 
—55. 
Castelfranco setzt seine Pfahlbauuntersuchungen fort, die er auf die 
schon früher (Bullet. XXX, 1904, S. 81 bis 90) aufgestellte Hypothese 
gründet: Die Terramaricoli sind die Nachfolger des Pfahlbaustammes in Ober- 
italien; ihre Nekropolen legten sie in ähnlicher Weise wie ihre Dörfer an, 
nur in kleineren Dimensionen; demgemäß ist vorauszusetzen, daß auch die 
Pfahlbauer die Asche ihrer Toten in Urnen niedergelegt haben, und zwar auf 
der Plattform eines kleineren Pfahlbaues in nächster Nähe ihres Wohnplatzes ; 
ist das der Fall gewesen, dann müßte an der mutmaßlichen Stelle einer Pfahl- 
bau-Nekropole eine geringe Menge von Topf Scherben, gar kein Küchenabfall 
oder eventuell nur ganz geringe Mengen davon — entsprechend dem etwa 
anzunehmenden Leichenschmaus — , ferner Mangel an Schmucksachen, wie 
in den Terramare- Nekropolen, zu beobachten sein. Unter solchen Voraus- 
setzungen hat Castelfranco die nur 22m lange Station von Cazzago- 
Brabbia im Lago di Varese untersucht und auffallend geringe Funde (Steine, 
Rette von Pfählen, Scherben u. dgl.) gemacht, während ein Angriff auf den 
daneben befindlichen großen Pfahlbau sofort eine Menge der sonst üblichen 
Kulturreste mit reichlichen Küchenabfällen ergab. Er zieht daraus den 

12* 



ISO A. Referate« Urgeschichte. 

Schluß, daß der kleinere Pfahlbau als Nekropole des größeren anzusehen ist, 
will aber die Untersuchung fortsetzen. Hubert Schmidt-Berlin. 

223. 6. Ghirardini: Palette priraitiva italica. Bullet, di pale tu ol. 
ital. 1906. Anno XXXII, No. 10—12, p. 271—281. 

Der Verfasser veröffentlicht ein bronzenes» einer Schaufel ähnliches 
Gerät unbekannter Herkunft, das aus dem Museum zu Parma in das Museo 
preistorico zu Rom gekommen ist und zu der von ihm schon früher (Bullet. 
1902, XXVIII, p. 120 ff.) behandelten Gattung gehört Die Form des Griffes 
bringt er merkwürdigerweise mit dem Griff der Antennensohwerter in einen 
kausalen Zusammenhang. Ausgezeichnet ist die Schaufelplatte durch die 
Darstellung eines phantastisch gebildeten und stilisierten Tieres mit langem, 
geschweiftem Hörn und Schwanz. Analoge Geräte mit figürlichen Dar- 
stellungen werden derselben venerischen Industrie zugewiesen, der auch die 
figürlich verzierten Situlen und Cisten zu verdanken sind; ihre Blüte fällt 
nach Ghirardini in die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr., dem auch 
die vorliegende Palette angehören müßte. Hubert Schmidt-Berlin. 

224. Andreas Orosz: Die Uransiedelung Opoljenik zu Bodrogmonos- 
torszeg, Korn. Bacs (uug.). Tört es Reg. ßrteßitö 1906. N. F. 
Bd. XXII, p. 74—80. 

Orosz durchforschte diese neolithische Station, welche sich 2km von 
der Donau entfernt auf erhöhtem Boden, der in früheren Zeiten von Wasser 
umgeben war, befindet. Unter den gefundenen Gegenständen nennen wir 
eine 15 cm lange Tiergestalt aus Ton. Vgl. auch Zentralbl. 1906, Nr. 326. 

Felix Müleker- Werschetz. 

225. Felix Müleker: Die Nagyf aluer Uransiedelung und die Erd- 
burg von Hunar-Szent- Peter, Korn. Temes (ung.). Tört. es 
Reg. ßitesitö 1906. N. F. Bd. XXII, p. 49—54. 

Westlich von Nagyfalu umschlingt beinahe inselartig der Aranka-Bach 
eine Erhöhung, auf deren östlicher Seite sich, wie dort gesammelte Altsachen 
und eine veranstaltete Ausgrabung ergaben, eine Ansiedelung der Hallstatt- 
periode ausbreitete, deren Funde mit denen von Vattina vollkommen gleich 
sind. Leider erfuhr man von den Funden erst nach den durchgeführten 
Erdbewegungen. 

Zwischen Munar und Szent-Peter, nächst Nagyfalu, ist ein trapezförmiger 
Erdwall, dessen längste Seite sich nördlich befindet und an den Aranka-Bach 
lehnt. Im Innern befanden sich Ansiedelungs- und Urnenfriedhofsreste, die 
jedoch nur in einzelnen Zügen an die Funde von Vattina erinnern. 

Selbstbericht. 

226. H. M. Yassits: Gelber Berg. Beiträge zur Kenntnis der 
Eisenzeit im Donautale (serb.). Starinar 1907. Heftl, p. 1 — 47; 
mit Abb. 

Die Ufergegend der Donau von Winze bis Golubaz ist reich an prä- 
historischen Funden. Beim Dorfe Usia nächst der Mündung des Tumanaz- 
Baohes grubVassits 1906 und konstatierte eine Ansiedelung, deren Keramik 
mit Kalk eingelegte Verzierung aufwies. Gefunden wurden gegen zehn Idol- 
fragmente; dagegen ist die Ausbeute an ganzen Gefäßen geringer gewesen. 
Bronze, Hirschhorn und Stein waren schwach vertreten. In Serbien sind die 
Analogien der inkrustierten Keramik zu Klitschewaz und etwa 10 km unter- 



A. Referate. Urgeschichte. 181 

halb Orsova gefunden worden. In Süd-Ungarn fanden sich ähnliche Sachen, 
besonders in Werschetz, Vattina, Dubovacz und Gälya. 

Felix Mflleker- Werschetz. 

227. Stefan Berkeszi: Funde von Paracz, Korn. Temes (ung.). 
Tört. es Reg. ßrtesitö 1906. N. F. Bd. XXII, p. 59 — 65; 
mit Abb. 

Am Begakanale, woher schon seit 1877 Funde bekannt geworden sind, 
wurden 1906 gelegentlich der Erhöhung des Dammes Altsachen zutage ge- 
fördert, welche Berkeszi für das Temesvarer Museum sammelte. Die dortige 
Ansiedelung ist ziemlich groß und blühte in der Neolithperiode. Von den 
Fund Objekten seien erwähnt: Ein Gefäß von der Form einer Kröte und eine 
große Tonperle mit vier erhabenen Streifen, die abwechselnd auf- und abwärts 
gebogen sind (Svastica?). Felix Milleker* Werschetz. 

228. Theodor Ortvay : Die Ernährung des Urmenschen (ung.). Akad. 
Antrittsabhaudlung. 61 S. Budapest 1907. 

Ortvay stellt zuerst die Fragen auf: Was war die Nahrung des Ur- 
menschen? Was bot ihm den ersten Nährstoff, die Pflanzen- oder die Tier- 
welt? Dann führt er die Meinungen der Fachmänner an, unter welchen der 
Franzose Hovelaque glaubte, daß der erste Mensch Vegetarier gewesen 
war, was auch der Schweizer Büchner annahm. Diesen schlössen sich 
Rauber, Peschel und Heinrich Schurtz an. Ortvay berücksichtigt nun 
zuerst die Zahnbildung und die Verdauungsorgane des Menschen, ferner ört- 
liche ungünstige Vegetation s Verhältnisse und bespricht schließlich, ein großes 
Beweismaterial anführend, die Küchenabfälle der Höhlen, Pfahlbauten, Torf- 
schichten, der Muschelhügel und die Lebensweise der heutigen wilden Völker. 
Er kommt zu dem Schlüsse, daß der Mensch vom Anfange an ein homo 
omnivorax, ein „Allesesser", gewesen ist. Felix Milleker- Werschetz. 

229. Edmund Gohl: Die keltische Münzpr&ge- und BronzeguJS- 
werkstätte zu Szalacska, Korn. Somogy (ung.). Numizmatikai 
Közlöny 1907. Bd. VI, p. 47—63; mit Abb. 

Hier gibt es schon eine seit anderthalb Jahrzehnten bekannte Uransiede- 
lung, wo 1906 Koloman Darnay die Überreste einer Präge- und Gußwerkstätte 
ausgrub. Ihre Reste lagen zerstreut auf einem Gebiete von 8 bis 10 qm, auf 
dem sich Spuren eines Holzgebäudes vorfanden. Das Ergebnis waren drei 
obere und ebenso viele untere Prägestöcke, Gußformen, Rohmaterial, Werk- 
zeuge, keltische Münzen, halb- und ganzfertiger Schmuck und schließlich 
Hausgeräte. Die Prägestöcke sind selten, jedoch nicht alleinstehend, da solche 
schon aus der Schweiz und Frankreich bekannt sind. In Ungarn sind die 
Scalacskaer die ersten. Mit diesen wurden kleinere Münzen erzeugt. Von 
den Gußformen kamen auch schon zwei in Ungarn vor (Kom. Tolna und 
Szöny). Diese dienten zur Herstellung von größeren Münzen. Eine Spät- 
La Tene-Fibei stammt aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. Die Münzarten waren 
sehr lange im Gebrauche, und die Szalacskaer waren schon von den späteren, 
schlechteren. Deshalb kann man die Anfertigung der Szalacskaer Präge- 
stöcke in die Zeit um das Jahr 100 v. Chr. verlegen. Wahrscheinlich ist 
der Fund einem pannonischen Stamme zuzuschreiben. 

Felix Milleker- Werschetz. 



182 A. Referate. Urgeschichte. 

230. Karl Hadaczek: Ein Beitrag zum Einflüsse des etrnskischcn 
Kunstgewerbes auf Mitteleuropa (ung.). Aroh. fotesitö 1907. 
N. F. Bd. XXVU, p. 166—171; ra. Abb. 

Beim Studium der prähistorischen Sammlungen des Budapester National- 
museums fielen Hadaczek unter den eisenzeitlichen Altsachen einige Gold- 
objekte aus Szarazd (Korn. Tolna) auf, Teile eines Halsschmuckes: räder-, 
kugel- und zylinderförmige, verzierte Perlen, welche 1890, und einige 
Silberfragmente aus Regöly (ebenfalls Kom. Tolna), Beste eines Ziergehänges, 
welche 1892 erworben wurden. Sie weichen nämlich stilistisch von den 
übrigen Objekten ab, was nur so erklärlich erscheint, daß die Ursache zu 
ihrer Entstehung ein von Süden heraufdringender antiker Einfluß war. Die 
Filigranarbeit, dann die häufige Wiederkehr der Menschenköpfe schließen 
diese Gegenstände enge an den Schmuck der Griechen und Etrusker des 
7. Jahrhunderts an, doch sind dieselben freie, teils ungeschickte Nach- 
ahmungen etruskischer Arbeit und in Ungarn verfertigt 

Felix Milleker- Werschetz. 

231. Ludwig Märton: Der vorgeschichtliche Goldfund von Feregy- 
häza, Kom. Temes (ung.). Arcb. ßrtesitö 1907. N. F. 
Bd. XXVII, p. 58—67; mit Abbildungen. 

Der Reichtum Ost -Ungarns an Goldfunden scheint Herodots Nach- 
richten über die Agathyrsen zu bestätigen. Doch ist es nicht möglich zu 
sagen, welche von den vielen Funden denselben zuzurechnen sind, da uns 
hierzu alle Anhaltspunkte fehlen. Schon Hampel machte darauf aufmerksam, 
daß unter dem Material blasses siebenbürgisches Gold vorkommt. Sophus 
Müller knüpfte weitergehende Folgerungen an die Rolle des siebenbürgischen 
Goldes im Welthandel. Um jedoch dem siebenbürgischen Golde im urzeit- 
lichen Handel einen solchen bedeutenden Platz einräumen zu können, müßte 
man noch weitere Beweise haben. Die Funde bestärken höchstens die An- 
sicht, daß die Bewohner Ungarns ihr Land und dessen Goldreichtum kannten, 
um sich den Luxus zu erlauben. Ein neuer Beweis für diese Annahme ist 
der Goldfund von Feregyhaza, der 1905 zufällig" ans Tageslicht kam. Bei 
der Herstellung der Objekte aber wurde mit dem edlen Metalle wahrlich 
nicht gespart. Das Gewicht des Fundes ist nämlich 1 kg 291 g, das des 
größten Armbandes übersteigt 330 g und das der kleinen schwankt zwischen 
35 bis 55 g. Im ganzen sind 16 Schmuckstücke zusammengebracht worden, 
darunter 14 Armbänder, welche drei Typen angehören. Der erste Typus 
ist ein Armband mit offenen Enden, die in Spiraldiskenpaare endigen (2 Stücke), 
der zweite ein solches, dessen offene Enden in je eine Spiraldiske endigen, 
die einander gegenüberstehen (4 Stücke); die dritte Armbandart (6 Stücke) 
besitzt spitze Enden. Dazu kommen zwei Knäuel Draht. Zum Vergleiche 
zieht Märton hauptsächlich den Fund von Fokoru und den Schatz von 
Michalkow (Galizien) heran. Verfasser glaubt schließlich auf Grund des 
zweiten Armbandtypus den Fund mit jenen italienischen Bronzen in Ver- 
bindung bringen zu dürfen, welche durch ihre getriebenen Punktreihen Einfluß 
auf die Ornamentik der nordalpinen Metall- und Tongefäße gewonnen haben. 
Deshalb kam der Fund seiner Ansicht nach kaum vor dem 7. Jahrhundert v. Chr. 
in die Erde. Interessant ist es, daß die Gewichts Verhältnisse des dritten 
Typus mit den gleichartigen Ringen eines schon lange bekannten Goldfundes 
aus dem Märamaroser Komitat übereinstimmen. Dieser Umstand stützt die 
Meinung Hampels, daß bei der ungarländischen Urbevölkerung das baby- 
lonische Gesichtssystem herrschend war. 



A. Referate. Urgeschichte. 183 

Ein besonderer Zufall wollte es, daß 1906 nächst Feregyhäza, beiMercy- 
falva, ein zweiter Goldfund gemacht wurde, der mehrere zylinderförmige 
Spiralen aus doppeltem Draht enthielt, der an den Enden Schlingen bildet. 
Von diesen sind sechs ganze und zwei fragmentierte gerettet worden. Im 
Norden kommen diese Spiralen mit den Feregyhazaer Armbändern des ersten 
Typus yor. Ein Teil des Fundes scheint nach Prag ins Münzeinlöseamt ge- 
kommen zu sein. Etwas Draht und ein lorbeerblattförmiges Blech erwarb 
ein Privatmann. Auch dieser Schatz scheint in das 7. Jahrhundert v. Chr. zu 
gehören. Damals fanden am nördlichen Ufer des Schwarzen Meeres Völker- 
bewegungen statt, deren letzte Wogen bis nach Ungarn gedrungen sein 
konnten ; oder ist es vielleicht doch mit noch mehr Berechtigung annehmbar, 
daß diese Schätze erst infolge des Erscheinens der Kelten dem Schöße der 
Erde anvertraut wurden? Das Gold beider Funde ist dunkelgelb. — Prof. 
Loczka unterzieht jetzt die ungarländischen Goldfunde einer Analyse, und 
diese wird jedenfalls Licht in die Rolle des siebenbürgischen Goldes im prä- 
historischen Welthandel bringen. Felix Milleker- Werschett. 

232. Johann YisegrAdi: Bemalte Gefaßbruchstücke von der Ur- 
ansiedelung zu Satoraljaujhely, Korn. Zemplen (ung.). Arch. 
fetesitö 1907. N. F. Bd. XXVII, p. 279—287; m. Abb. 

Der in den siebziger Jahren gezogene Ujronyvakanal durchschnitt eine 
neolithische Station, die Visegradi jetzt untersuchte, und unter deren Resten 
er bemalte Keramik gefunden hat: Bandmuster mit aufgetragener schwarzer 
Farbe. Die Funde bieten Vergleichsmaterial zu Lengyel (Kom. Tolna), Tordos 
(Kom. Hunyad) und Erösd (Kom. Kronstadt). Felix Milleker-Werschett. 

233. Koloman Gubitza: Der frühmittelalterliche Friedhof von 
Kishegyes, Kom. Bacs (ung.). Arch. ßrtesitö 1907. N. F. 
Bd. XXVII, p. 343—363; mit Abb. 

1906 wurde am Ende der Hauptgasse ein regelrechter Friedhof mit 
Reihengräbern entdeckt und noch dasselbe Jahr von Gubitza aufgegraben. 
Die Funde sind analog denjenigen aus dem alteren Friedhofe von Szentes 
(Kom. Csongrad), und aus der Avarenzeit. Die Toten wurden ohne Rücksicht 
auf Geschlecht, Alter und Reichtum nebeneinander einzeln bestattet; nur ein- 
mal fand sich ein Ehepaar beisammen. Der Kopf lag immer in der Richtung 
Nord-Ost. Von einem Sarge war keine Spur vorhanden, nur einige Male 
ließen Spuren darauf schließen, daß die Grabwände mit Holz ausgestattet 
waren. Die häufigste Beigabe ist das Eisenmesser, welches der rücklings 
liegende Begrabene in der rechten oder linken Hand hält. Meistens bei den 
Füßen, seltener beim Kopfe stand ein Tongefäß. Die Bronzesachen weisen 
durchbrochene Griff- und Rankenmotive auf. Felix Milleker-Werschetz. 

234. P. Pallary: Recherches palethnologiques sur le littoral du 
Maroc eil 1906. L'Anthropologie 1907. Tome XVIII, p. 301— 314. 

Im Auftrage des französischen Unter rieht 8 min isters hat der Verfasser 
die marokkanische Küste, soweit es die Unruhen zuließen, nach Überbleibseln 
der Steinzeit untersucht und auch eine Anzahl von Wohnstätten festgestellt, 
die vom Pleistocän bis zum Neolithicum reichen. 

Ludwig Wilser- Heidelberg. 

235. J. Jarricot: Sur une figurine scaphoide de l'ancienne Egypte. 

L'Anthropologie 1907. Tome XVIII, p. 369—379. 



184 B. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 

Es handelt sich um ein in den Trümmern des alten Memphis gefundenes, 
im Privatbesitz befindliches Köpfchen ans gebranntem Ton, das der Verfasser 
nach seiner eigentümlichen Bildung, kahnförmigem Schädel und Sattelnase 
für eine Darstellung syphilitischer Entartung erklärt; mir macht die treffliche 
Abbildung vielmehr den Eindruck, das Urbild sei ein Neger oder Mischling 
mit viel Negerblut gewesen, der vielleicht als Spaßmacher gedient hat. 

Ludwig Wilser-Heidetberg. 



B. Literatur -Übersicht des Jahres 1908. 

I. Anthropologie. 

Allgemeines. 

Broca, P.. De la räcolte et de la conservation des crane* et ossements. Bev. pr&iist. 

1907, II, p.318. 
Bumüller, J., Die Entwicklungstheorie und der Mensch. 79 ß., 7 Fig. 

Hünchen 1907. 
Driesoh , H. , La flsiologia dello svilappo della forma organica individuale. Riv. 

d. Scienze 1907, I, Vol. n, p. 265—281. 
Haddon, A. C. , The regalation for obtaining a diploma of anthropology in the 

üniversity of Cambridge. Man 20, p. [42]. 
Kammerer | P., Regeneration sekundärer Sexaalcharaktere bei den Amphibien. 

Aren. f. Entw.-Mech. d. Organism. 1907, XXV, 8.82— 124; 2 Taf. 
La nuova convenzione internazionale per l'unißcazione delle misnre craniometriohe 

e cefalometriche. Arch. per l'antropol. 1907, XXXVII, 3, p. 325 — 335. 
Papillault, Accordo internazionale per l'unificazione delle misure craniometriohe 

e cefalometriche. Atti Soc. Rom. di antropol. 1907, XIII, 3, p. 373— 385. 
Piepers. M. C. , Noch einmal Mimikry, Selektion, Darwinismus. Biolog. Studien. 

481 S. Leiden, E. J. Brill, 1907. 
Raffaele, F., II concetto di specie in biologia. 1. Avanti e in Darwin. 2. La 

critica post-darwiniana. Riv. di Scienze 1907, I, Vol. II, p. 67 — 90 u. 237 — 264. 
Rohrer, Fr., Eine neue Formel zur Bestimmung der Körperfülle. Korrespondenzbl. 

deutsch, anthropol. Ges. XXXIX, 1/2, 8.5—7. 
Schreiber. W., Kritik der Methoden der modernen Craniographie (poln.). Kosmos 

(Lwöw) 1907, XXXII, p. 182—204. 
Vir oho w, H., Einsetzen der Zähne nach Form. Zeitschr. f. Ethnol. XL, 2, 

S. 254—257. 

Spezielle Anthropologie. 

Adlon?, P., Das Gebiß der Menschen und der Anthropomorphen. III, 164 S., mit 

9 Fig. u. 27 Taf. Berlin, J. Springer. 
Anglade et Calmettes, Sur le cervelet senile. Nouv. Iconogr. de la Salpetriere 

1907, XX, p. 357— 364; 4 Taf. 
Anthony, R. et Rivet, P., Contribution a l'6tude descriptive et morphogenique 

de la courbure f£morale chez l'homme et les anthropoides. Ann. des Sc. Nat. 

Zool. 1907, VI, p. 221—224. 
Atgier, Orane ultra-brachycephale provenant du tumuluR du Peu-Pierroux ä Pile 

de Re\ Bull. Soc. d'anthropol. Paris 1907, VIII, p. 307— 309. 
Aubert, Malforraation con genitale de l'avant-bras. Journ. de möd. de Bordeaux 

1907, 30, p. 474. 

Audenio, E., La mano: appunti antropometrici e antropologici. Riv. sperim. 

Freniatria 1907, XXXIII, p. 416—429; m. Taf. 
Berkhan, O. , Eine typische Nebenform des normalen menschlichen Kopfes. 

[Rechenkünstler He in haus.] Braunschweig. Landesztg. Nr. 111 vom 6. März 

1908, Beilage. 



ß. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 185 

Bertini-Tancredi , Bara disposizione dell' arcata zigomatica in an cane. Monit.- 

zool. ital. 1907, XVIII, p. 273—277. 
Bouoaud, G. L. de, Malformation cong^nitale des doigts de la main gauche. 

Journ. de m6d. de Bordeaux 1907, 82, p. 506-507; 1 Fig. 
Bouohereau, De la Polymastie chez l'homme. Le Centre m6d. et pharmaceut. 

1907, p. 102 r 107. 
Bystrow, P., Über die angeborene Trichterbrust. 21 8., mit 3 Abb. Dissertation 

Königsberg 1907. 
Coats, G. A., A case of ozycephaly. Trans. Ophthalm. Soc. Unit Kingdom, 

8ess. 1906/1907, XXVII, p, 211— 215; 2 Fig. 
Crispin, B. S., Hermaphrodism. Lancet I, p. 100. 
Deseglise, P., L'infantilisme tardif de l'adulte. These de doctorat en m&L 

Paris 1907. 
Dwight, Th., A clinical atlas. Variations of the bones of the hands and feet. 

Philadelphia and London, Lippincott Co., 1907. 
Eschbaoh, Becherches sur la Plagiozephalie ohez l'enfant. La clinique infantile 

1907, p.481— 497. #t 
Friedenthal, H. , Über die Auffindung eines echten Mongolen fleckes bei einer 

Vertreterin der weißen Basse. Sitzungsber. d. Gesellsch. Naturf. Freunde, 

Berlin 1908, 8.24. 
Giribaldo, Hypertrophie cong£nitale du deuxieme orteil droit. Bull. Soc. de 

Chirurgie de Paris 1907, XXXHI, p. 817— 820; 2 Fig. 
Haller. B. , Die phyletische Entfaltung der Großhirnrinde. Arch. f. mikr. Anat. 

u. Entw.-Gesch 1907, LXXIV, 8.350-466; 10 Taf. 
Hayles, A. W. , Note on a case of supernummerary mammae. Lancet 1907, II, 

p. 1760. 
Houssay, P. , Variations expärimentales. fitudes sur six generations de poules 

carnivores. Arch. de zool. exp. et gen. 1907, VI, p. 137— 332. 
Hubert, Ch., L'amastie. Journ. de med. et de chir. prat. 1907, LXXVIII, p. 577. 
Jarrieot, J., Sur un cas d'incisives centrales surnume>aires avec prösence d'un 

tubercule de Duckworth. Archives d'anthrop. crimin. 1907, XXII, p. 583 — 589; 

1 Fig. 
Jarrieot. J., Analyse morph. de deux cränes scaphocephales. Bibliogr. anat. 1907, 

XVII, p. 158— 170. 
Jentsch, E., Die Möbiussche degenerationsmorphologische Sammlung in Leipzig. 

Zentralbl. f. Nervenheilkde. XXXI, S. 177-183. 
Lapioque, L., Le poids enc£phalique en fonction du poids corporel entre individus 

d'une meme espece. Bull. Soc. d'anthropol. Paris 1907, VIII, p. 343 — 345. 
Lomer, G., Bismarck als Anthropologe. Pol. anthrop. Bev. VI, 12, S. 754— 759. 
Manouvrier, L., Memoire visuelle. Visualipation color^e. Calcul mental. (Notes 

et ötude sur le cas de MUe. Diamandi.) Mit 2 Abb. Bev. ifecole d'anthrop. 

Paris XVIII, 3, p. 73—88. 
Mantegazza, B., Che cosa e il genio? Arch. per Pantropol. 1907, XXXVII, 3, 

p. 391—898. 
Marangoni, G., Contributo alla conoscenza del pseudoermafroditismo. Gazz. 

d. Ospedali 1907, XXVIII, 3, p. 657—660; mit Fig. 
MasEone, F., Un caso di sesso dubbio: considerazioni embriol. e di med. legale. 

Tommasi 1907, II. 
Menabuoni, G., Contributo allo studio delle maochie mongoliche bleu nei bambini 

europei. Biv. clinica pediatrica 1907, V, p. 19 — 25. 
Mesnil, IL, Pouce surnumeraire. Pouce biflde. L'Annee m6d. de Caen 1907, 8, 

p.207, 208; 2 Fig. 
Michaels, Un cas d'h^terotopie dentaire sur une mandibule de l'allee couverte de 

Dampont (8eine-et-Oise). Bev. pr^hist. 1907, II, p. 348. 
Moohi, A., La circonferenza cefalica in rapporto alla statura, al profitto scolastioo 

ed alla intelligenza. Bicerche e studi di psich. , nevrol., antropol. e fllosof. 

(Milano) 1906. 
Moohi, A., L'indice di curvatura del frontale. Arch. per Tan tropol. 1907, XXXVII, 

3, p. 439— 445. 
Niceforo, Alfr., Bicerche antropologiche sulle dasei povere. Bamazzini, Giorn. 

Ital. med. soc. 1907. I, p. 192— 211. 
Openshaw, T. H., A case of congenital absence of the lower part of the tibia. 

Proc. B. Soc. of Med. 1907, I t p. 8 u. 9. 
Openshaw, T. H. , The congenital absence of the fibula and outer half of the 

foot Proc. B. Soc. of Med. 1907, I, p. 9. 



186 B* Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 

Paton, L., Oxycephalie (moderate case). Trans. Ophthalra. ßoc. Unit. Kingdom, 

Sess. 1906/1907, XX VU, p. 215— 216. 
Rubner, M«, Das Wachstumsproblem und die Lebensdauer des Menschen und 

einiger Säugetiere, vom energetischen Standpunkt aus betrachtet. 16 S. Akad. 

8chrLft. Berlin. 
Rufflni, A. , Di alcune rare anomalie nella pars mattoidea del temporale umano. 

Bibliogr. anat. 1907, XVII, p. 86-93; 4 Fig. 
Schwarz, Fr., Über einige Variationen in der Umgebung des Foramen occipitale 

magnum. Mit 6 Abb. Anat. Anz. XXXII, 8.156—165. 
Siffre, ßtude des dents humaines. Mit 5 Abb. Bev. ßcole d'anthrop. Paris XVIII, 

2, p 66— 72. 
Stöhr, Über Schuppenstellung der menschlichen Haare. Verhandl. anat. Ges., 

XXI. Vers. Würzburg, S. 153— 158. 
"Waldeyer, Gehirne menschlicher 'Zwillings- und Drillingsfrüchte verschiedenen 

Geschlechts. Zeitschr. f. Ethnol. XL, 2, 8. 262—272. 
"Weber, L. "W., Ist der „geborene Verbrecher" ein anthropologischer Typus? 

Med.-naturw. Archiv 1907, I, 8.405—436; 3 Fig. Korrespondenzbl. deutscher 

anthropol. Ges. XXXIX, 1/2, 8.10-11. 
Wegner, R. N. u. Klaatsoh, Ein überzähliger Prämolar beim Siamang (8ympha- 

langus syndactylus Desm.). Mit 1 Fig. Zeitschr. f. Ethnol. XL, 8.86—88. 

II. Ethnologie und Ethnographie. 

Allgemeines. 

Führer durch die Sammlung für deutsche Volkskunde. Berlin, G. Reimer. 

Hofsohläger, Über den Ursprung der Heilmethoden. Festschr. z. 50jähr. Bestehen 
d. naturwiss. Ver. Krefeld, 8. 135—218. 

Meyer, B. , Das erste Auftreten der Arier in der Geschichte. 6 8. Berlin, 
G. Keimer i. Komm. 

Reitzenstein, F. v., Urgeschichte der Ehe. Ihre Bildung und ihr Entwickelungs- 
gang. 115 8., m. Abb. Stuttgart, Franckh. 

Schrader, Fr., Oceans et humanite. Rev. £cole d'anthrop. Paris XVIII, 2, 
p. 33—45. 

Westermarck, E., Reinlichkeit, Unreinlichkeit und Askese. Globus XGIII, 7, 
8. 109—113. 

Westermarck, B. , Das altruistische Gefühl, sein Ursprung und seine Ent Wicke- 
lung. Zeitschr. f. Sozialwissenschaft XI, 3, 8. 139—148. 

Spezielles. Rassenkunde. 
Europa. 

Bolk, E. , Über die Verbreitung der Rothaarigen in den Niederlanden. Zeitschr. 

f. Morph, und Anat. XI, S. 149—152. 
Bronner, P. J., Von deutscher Sitt' und Art. Volkssitten und Volksgebräuche in 

Bayern und den angrenzenden Gebieten. VIII, 360 8., m. Abb. München, 

Max Kellerer. 
Claerhout, J.^Anthropologie de la Westflandre. 68 8., m. Porträts. Bruxelles 1907. 
Duekwortn, W. L. H., Note on Mr. Klintbergs studiea upon the folklore and 

dialects of Gothland. Man 21, p. [43]— [44]. 
Gradmann , Das schwäbische Bauernhaus in Beziehung auf die Urgeschichte. 

Korrespondenzbl. deutsch, anthropol. Ges. XXXIX, 3, 8.21 — 22. 
Gray, J. , Memoir on the pigmentation survey of Scotland. Mit Taf. XXVII 

— XLVII. Journ. anthropol. Instit. 1907, XXXVII, p. 375— 401. 
Gulgowski, J., Sonne, Mond und Sterne im Volksglauben am Weitsee (Wdzydze- 

See). — Volkslieder, Sagen. Mitt. Ver. f. kaschub. Volkskde. I, 1, 8.23—25 u. 

25—27. 
Kaindl, Deutsche Lieder aus der Bukowina. Zeitschr. f. österr. Volkskde. 1907, 6. 
Kobllsohke, J., Der Name „Slovinzen". Mitt. Ver. f. kaschub. Volkskde. I, 1, 

8.12—14. 
Iiorentz, F., Nochmals der Name „81ovinzen a . — Beibog u. Cernobog. Mitt. Ver. 

f. kaschub. Volkskde. I, 1, 8.14—16 u. 19—23. 
Merkel, Über westfälische Schädel. Korrespondenzbl. deutsch, anthropol. Ges. 

XXXIX, 1/2, S. 15— 16. 



ß. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 187 

Pintus, M. , Sprich Wörter und sprichwörtliche Redensarten. Bätsei, Spottverse, 

Aberglaube. Mitt. Ver. f. kaschub. Volkskde. I, l, 8.27—30. 
Schenk, A., fetude de l'anthropologie de la Suisse. Bull. Soc. Neuchätel. de 

geographie 1907, XVin, p. 106—165. 
Sittoni, G., Le cinque terre: II. Campiglia (golfo della Spezia). Aren, per Pantropol. 

1907, XXXVU, 3, p. 429 — 438. 
Sonne, Mond und Sterne im Volksglauben der Kaschuben am Weitsee (Kaschubei). 

Globus XCm, 9, 8. 145—146. 

Asien. 
Arnais, Fr. G., Les indigenas de la prefectura de Chiang-chiu (Amoy), China. 

Anthropos I, S. 779— 786; 1907, II, 1, S.59— 67. 
Brandenburg, E., Über Grabsteinmuster in Anatolien. M. 7 Abb. Zeitschr. f. 

Ethnol. XL, 2, 8. 201—202. 
Demonet. Un exorcisme Arabe. Bull. Soc. d'anthropol. Paris 1907, VII, p. 310—313. 
XSlkind, A., Versuch einer anthropologischen Parallele zwischen Juden und Nicht- 

Juden. Zeitschr. f. Demogr. u. Stat. des Judentums IV, 1, 8. 1—5 u. 2, 8. 24—29. 
Enjoi, F. d', La theätre en pays Chinois. Bull. 8oc. d'anthropol. Paris 1907, VIII, 

p. 353—363. 
Finok, F. N., Die Sprache der armenischen Zigeuner. 131 S. St. Petersburg 1907. 
Führer, A., Die Karenstämme in Birma und den Seh an -Staaten. Mitt. Ostschweiz. 

Geogr.-commerc. Ges. 8t. Gallen 1907, 8. 100—134. 
Grabowsky, Fr., Der Reisbau bei den Dajaken 8üdost-Borneos. Globus XCI1I, 

7, S. 101—105. 
Knocker , F. W., The aborigines of Sungei Ujong. Mit Taf. XXV u. XXVI. 

Journ. anthropol. Instit. 1907, XXXVII, p. 290—305. 
Knosp, G., Le theatre en Indochine. Mit Abb. Anthropos III, 2, S. 280—293. 
Iiiliental u. London, Das Kind bei den Juden. Mitt. z. jüd. Volkskde. 1. 
Mochi, A., Süll' antropologia degli Arabi. Arch. per Pantropol. 1907, XXXVU, 3, 

p.411 — i28. 
Mosskowski, M., Über zwei nichtmalaiische Stämme von Ostsumatra. Mit 2 Abb. 

Zeitschr. f. Ethnol. XL, 2, S. 229—239. 
Müller, H. , Some remarks on the article: „Un ancient document ineclit sur les 

Todas" by P. L. Besse, 8. J. Anthropos III, 2, 8.294 — 297. 
Münsterberg, O. , Einfloß Westasiens auf ostasiatische Kunst in vorchristlicher 

Zeit. Zeitschr. f. Ethnol. XL, 2, S. 257- 262. 
Olshausen, Die Leichenverbrennung in Japan. Zeitschr. f. Ethnol. XL, S. 100 

—108. 
Oost, van, Recueil de chansons mongoles. Anthropos III, 2, 8.219—233. 
Roberts, R., Das Familienrecht nach Qoran. 41 8. Diss. Leipzig 1907. 
Rose, H. A. , Hindu birth observances in the Punjab. — Muhammadan birth 

observances in the Punjab. Journ. Anthropol. Instit. 1907, XXXVII, p. 220 

—236 u. 237—260. 
Sergi, G., Dalle esplorazioni del Turkestan (frammenti scheletrici umani). Atti 

Soc. Rom. di antropol. 1907, XIII, 3, p. 305— 321. 
Turner, W., A contribution to the craniology of the natives of Borneo, the 

Malays, the natives of Formosa, and the Tibetans. Trans. Roy. Soc. Edinburgh 

1907, XLV, 3, p. 781— 813; m. 5 Taf. 
"Veth, F. J., Java geographisch, ethnologisch, historisch. Bd. IV, 2. Aufl., bearb. 

von J. F. 8nelleman u. J. F. Niesmeyer. VII, 579 8. Haarlem, de Erven 

F. Bohn, 1907. 

Australien und seine Inseln. 
Basedow, H., Vergleichende Vokabularien der Aluridja- und Arandta-Dialekte 

Zentralaustraliens. Zeitschr. f. Ethnol. XL, 2, 8.207 — 228. 
Fräser, J. G., The Australian marriage law. Man 8, p. [21] — [22]. 
Gennep, A. van, Questions Australiennes II. Man 18, p. [37]— [41]. 
Howitt, A. W., The natives tribes of South-East-Australia. — Australian group- 

relationships. Journ. Anthropol. Instit. 1907, XXXVII, p. 268-278 u - ^79-28«. 
Hügel, An. v,. Decorated maces from the Solomon Islands. Mit Tai. C u. aod. 

Man 16, p. [33]- [34]. ä a c „^ ÄXr 

Mathews, IL H., Notes on the aborigines of New South Wales. 40 S. byaney, 

Will. Applegate Gullick, 1907. Wa , M 

Mathews, R. H., 8ome mythology of the Gundungurra tribe, New Soutn waiea, 

Zeitschr. f. Ethnol. XL, 2, 8.201—206. 



188 B» Literatur-Übersicht de» Jahres 1908. 

Föoh, R., Eeisen an der Nordküste von Kaiser Wilhelmsland. Mit Abb. Globus 

XCIII, 9, 8. 139—143, 10, 8. 149—155 u. 11, 8. 169—175; 15 Abb. 
Reiter, J., Der Ackerbau in Neuguinea und auf den angrenzenden Inseln. Anthro- 

pos ffl, 2, 8. 234—238. 
Schultz, E., Drei 8agen aus Ostpolynesien. Globus XCIII, 9, 8. 143—145. 
Smith, W. Ramsay, Further observations on the development of the teeth of 

the Australian Aboriginal. Journ. of Anat and Phys. 1908, XLII, p. 226 — 235; 

4 Fig. 
Thalheimer, A. , Beitrag zur Kenntnis der Pronomina personalia und possessiva 

der Sprachen Mikronesiens. 96 8. Stuttgart, J. B. Metzler. 
Thurnwald u. v. Luschan, Nachrichten aus Nissan und von den Karolinen. 

Zeitschr. f. Ethnol. XL, 8.106—115. 
Zaborowski, Metis d'Australiens et d'Anglais. Mit 2 Abb. Bull. Soc. d'anthropol. 

Paris 1907, VIII, p. 384— 393. 

Afrika. 

Bieber, Fr. J., Das staatliche Leben der Kaffttscho. Mit Abb. Globus XCIII, 11, 

8. 165—169 u. 12, S. 186—189. 
Brussaux, M., Notes sur les Moundans. Bull. So©, d'anthropol. Paris 1907, VIII, 

4, p. 273—295; m. 3 Taf. 
Coury, Notes anthropom6»riques sur quelques raoes du territoire militaire du 

Tschad. L> Anthropologie 1907, XVIII, p. 549-582. 
Danneskjold-Samsoe, A., Der Schlangenkult in Oberguinea und auf Haiti. 76 8. 

Diss. Leipzig 1907. 
Delafosse, M., Le peuple Siena ou 8enoufo. Mit 1 Taf. Bev. 6tud. ethnogr. I, 

1, p. 16— 32; 2, p. 79— 92 ff. 
Giuffrida-Ruggeri , V. , I orani egiziani del Museo civico di Milano. Arch. per 

l'antropol. 1907, XXXVII, 3, p. 399— 410. 
H&fliger, J., Fabeln der Matengo (Deutsch-Ostafrika). Anthropos III, 2, 8. 244 

—247. 
Nigmann, B. , Die Wahehe. Ihre Geschichte, Kult-, Hechts-, Kriegs- und Jagd- 
gebräuche. XII, 131 S.; m. 3 Karten u. 11 Skizzen im Text. Berlin, £. 8. 

Mittler & Sohn. 
Parkinson, J., A note on the Efik and Ekoi, tribes of the eastern province of 

South Nigeria, W. C. A. Mit Taf. XXIII— XXIV. Journ. anthropol. Instit. 

1907, XXXVII, p. 261— 267. 
Sallö, Baras (r^gion de Midongy; clans Zafimandorn - Boka et Zafimarozaha). Mit 

I Abb. Bull. Soc. d'anthrop. Paris 1907, VIII, p. 393—398. 

St. Elie, A. M. de, La femme du desert autrefois et aujourd'hui [bädouine femme]. 

Anthropos III, 1, S. 53— 67 u. 2, 8.181—192. 
Stam, N., The religions conceptions of some tribus of Buganda (British Equatorial 

Africa). Mit Abb. Anthropos in, 2, 8.213—218. 
Spiees, Die Bestattung der Toten bei den Evhenegern in Westafrika. Deutsche 

geogr. Blätter 1907, XXX, 4. 
Zeltner, F. de, Traitement d'une ophtalmie ou Sahel Soudanais. Bull. Soc. 

d'anthropol. Paris 1907, VIII, p. 348. 

Amerika. 

Beyer, H., Der „Drache* der Mexikaner. Mit 11 Abb. Globus XCIII, 10, 8.157 

—158. 
Buchwald, O. v., Vokabular der , Colorados" von Ecuador. Zeitsohr. f. Ethnol. 

XL, 8. 70—82. 
Capitan, Xi., Cours d'antiquite« Amörioaines du College de France. Lecpn inaugu- 

rale. Bev. 6cole d'anthropol. Paris XVIII, 3, p. 89— 111. 
Herrmann, W., Die ethnographischen Ergebnisse der deutschen Pilcomayo-Expe- 

dition. Mit 13 Abb. Zeitschr. f. Ethnol. XL, 8. 120—137. 
Hill-Tout, C.« Beport on the Ethnology of the South-Eastern tribes of Vancouver 

Island, Bnt. Columbia. Journ. anthropol. Instit. 1907, XXXVII, p. 306—374. 
Hough, W., The Pulque of Mexico. Proc. Unit. Stat. Nation. Mus. 1908, XXXIII, 

p. 577—592. 
Koch - Grünberg , Jagd und Waffen bei den Indianern Nordwestbrasiliens. Mit 

II Abb. Globus XCIII, 13, S. 197—203 u. 14, S. 215-221, mit 21 Abb. 
Koch - Grünberg , Th. u. Hübner, G. , Die Makuscbi und Wapischana. Mit 

Taf. I u. II. Zeitschr. f. Ethnol. XL, S. 1—44. 



B. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 189 

Xönigswald, G. v., Die landesüblichen Bezeichnungen der Bässen und Volkstypen 

in Brasiljen. Globus XCI1I, 12, 8. 194—195. 
Preuss, K. Th.. Ein Besuch bei den Mexicano (Azteken) in der Sierra Madre 

Occidental. Globus XCIII, 12, 8. 189—194. 
Thibon, F., La regiön mastoidea de los craneos Calchaquies (estudio hecho sobre 

100 craneos). Diss. Univ. nac. de Buenos Aires 1907. 
"Virchow, H., Kopf eines Guajaki - Mädchens. Mit 2 Abb. Zeitschr. f. Ethnol. 

XL, 8.117—120. 

III. Urgeschichte. 

Allgemeines. 

Adloff, P. , Schlußbemerkung zu: r Zähne des Homo primigenius von Krapina". 

Anat. Anz. XXXII, 11 u. 12, 8.301—302. 
Belck, W., Die Erfinder der Eisentechnik. Zeitschr. f. Ethnol. XL, 8.45—69, 

241—247 u. 272—276. 
Bertholet, Die Erfinder der Eisentechnik. Entgegnung. Zeitschr. f. Ethnol. XL, 

2, S. 247— 253. 

Chauvet, Chronologie preliistorique. Kapports entre Fancienne Gaule et les civil i- 

sations orientales. Bev. prehist. 1907, II, p. 37 u. 118. 
Deohelette, L'origine des dolmens et allöes couvertes. Bev. pröhist. 1907, II, 

p. 337. 
Durdan, Les döbuts du mus£e de 8aint- Germain: Claude Bossignol. — Une visite 

aux pierres flgures de M. Newton. Bev. prellist. 1907, II, p. 64 u. 284. 
Fournier, Stone-Lore. Bev. prehist. 1907, II, p. 99. 
Fournier, Le plomb aux temps prähistoriques en France. Bev. prehist. 1907, II, 

p.311. 
GiuiFrida - Ruggeri , II Pithecanthropus erectus e l'origine della specie umana. 

Biv. di scienza 1907, I, vol. II, 4. 
Hörnes, M., Die Suche nach dem Urmenschen. Die Umschau XII, 13, S. 241— 243. 
Hörnes, M., Les premieres clramiques en Europe centrale. Compte rendu XIII. 

Congr. d'anthrop. et d'arch^ol. prehist. (Monaco 1906), II, p. 34— 60. 
L6tienne, Edouard Fourdrignier. Bev. prehist. 1907, II, p. 296. 
Raymond, F., L'oursin fossile et les idees religieuses ä Tepoque prähistorique. 

Bev. pr^bist 1907, II, p. 133. 
Rutot, A., Un terrible secret. 10 8. Bruxelles, Hayez. 
Schlemm, J., Wörterbuch zur Vorgeschichte. Mit nahezu 2000 Abb. XVI, 689 S. 

Berlin, D. Beimer. 
"Verneau, R., A propos de la race de Grimaldi. L' Anthropologie 1907, XVIII, 

p. 619—625. 

Spezielles. Funde. 
Europa. 

Atgier, Crane neolithique trouve a l'ile de Be. Bull. Soc. d'anthropol. Paris 1907, 

VIU, p. S05— 307. 
Beddoe, J., On a series of skulls collected by John E. Pritchard from a Car- 

melite burying-ground in Bristol. Mit Taf. XXII. Journ. Anthropol. Instit. 

1907, XXXVII, p. 215— 219. 
Berthiaux, P., Le prehistorique a Montereau-Fault-Yonne. L'Homme prehist. VI, 

3, p. 85— 88. 

Breuil. La question aurignacienne: ätude critique de stratigraphie comparee. Bev. 

prellist. 1907, II, p. 173 u. 209. 
Breuil, H. , L'äge du bronze dans le bassin de Paris. VI. Ornements de corps, 

acces8oires de vetement, d'equippement et de harnachement du bassin de la 

Somme. L'Anthropologie 1907, XVIII, p. 513— 533. 
Brückner, B., Ausgrabungen in Usadel. Zeitschr. f. Ethnol. XL, 8. 116—117. 
Buchholz, Ein Schädel von Soidin. Zeitschr. f. Ethnol. XL, 2, 8. 253—254. 
Camiohel, Une hache a rainure du departement du Tarn. Bev. prehist. 1907, II, 

p. 147. 
Capitan, Nouvelles fouilles a la Micoque. Bev. prehist. 1907, II, p. 1. 
Chainet, A., La Station prehistorique de Cordie, commune de Merignac, pres Pons 

(Charente- Interieur). L'Homme prehist. VI, 3, p. 89 — 90. 



190 B- Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 

Courty, Les petroglyphes armoricains. Rev. prehist. 1 907, II, p. 73. 

Courty, Q. ; Haches neolithiques calcine'es. L'Homme prehist. VI, 8, p. 80 — 82. 

Denise, Grottes ou Dolmens de la foret de l'Isle-Adam. L'Homme prehist. VI, 3, 

p. 83—84. 
Deydier, Contribution a re*tude des maillets et h ach es pr&iistoriques. — Variete« 

nouvelles de haches polies. Rev. prehist. 1907, II, p. 248. 
Domonkos, J., Prähistor. Station von Lepös halom (Komit. Ar ad). Mit 2 Taf. u. 

2 Abb. (ung.). Arch. ßrtesitö XXVIU, p.55— 78. 
Dubus, Les industries recueillies dans le quaternaire sup£rieur aux environs da 

Havre. Eev. pröhist. 1907, II, p. 156. 
Dutt, "W. A., New palaeolithic site in Waveney Valley. Mit Abb. Man 19, 

p.r4l]-[42]. 
Eichhorn, Depotfund im Münchenrodaer Grund in Jena. Zeitschr. f. Ethnol. XL, 

2, 8. 1*4—200. 

Favraud, A., La Station moust^rienne du Petit-Puymoyen, commune du Puymoyen 

(Charente). Mit 20 Abb. Rev. ßcole d'anthropol. Paris XVIII, 2, p. 46—66. 
Feuvrier, L'enceinte ä chape d'argile du Mont-Ceint ä Rahon (Jura). Rev. prehist. 

1907, II, p.343. 
Frassetto, F., Crani Felsinei del V e IV secolo av. Cristo. Atü Soc. Rom. di 

antropol. XUI, 1, p. 55— 70 u. 3, p. 341— 369. 
Girod, F.. Note sur le Solutröo-Magdatenien dans les valläes de la V6zere et de 

la Correze. fetude stratigraphique. Mit 4 Abb. Bull. Soc. d'anthropol. Paris 

1907, VIII, p. 297— 304. 
Gross, V., Les sepultures de l'£poque de LaTene a Münsingen, canton de Berne 

(Suisse). fitude anthropologique sommaire. Rev. £cole d'anthropol. Paris XVIII, 

3, p. 112— 116. 

Hörnee, M., La n^cropole de Hallstatt. Essai de division systematique. Compte 

rendu XIII. Congr. d'anthropol. et d'arche\)l. prehist (Monaco 1906), II, p. 75—96. 
Hollach:, B. , Die Grabformen ostpreußischer Gräberfelder. Zeitschr. f. Etlinol. 

XL, 2, 8. 145—193. 
Hue, B., La Pierre aux Couteaux (Seine - et - Marne). L'Homme prähist. VI, 3, 

p. 65—79. 
Jaoobi. Ausgrabungen im Taunus. Korrespondenzbl. deutsch, anthropol. Ges. 

XXXIX, 3, S.22— 23. 
Knorr, Grabhügel bei Deutsch-Nienhof, Ksp. Westensu. XXIV. Ber. d. Schleswig- 
Holstein. Mus. vaterl. Altert., S. 8—13. 
Knorr, R., Die verzierten Terra-Sigillata-Gefäße von Rottweil. IX, 70 S.; mit 

32 Taf. Stuttgart, W. Kohlhammer 1907. 
Kopp, Ft., Haltern. Mit 7 Abb. Umschau XII, 8, 8. 145—150. 
Lefebvre, Paris pröhistorique. Rev. prehißt. 1907, II, p. 220. 
Mallet, La pierre levöe de Janville (Seine-et-Oise). — Les industries prähistoriques 

du gres et de la meuliere dans la r^gion des gres de Fontainebleau. Rev. 

prehist. 1907, II, p. 93 u. 273. 
Manouvrier, Granes et ossements du dolmen de Menouville (Seine-et-Oise). Rev. 

pröhist. 1907, II, p. 96. 
Marton, L. v., Skythische Gräber zu Gyöngyös (Kom. Heves). Mit 5 Taf. u. 2 Fig. 

(ung.). Arch. Ertesitö XXVIII, p. 37—54. 
Mehlie, C, Der „Hexenhammer" von Dörrenbach in der Pfalz und Verwandtes. 

Mit 4 Abb. Globus XCIII, 11, S. 174— 176. 
Mestorf, J. , Moorleichen. Die Moorleiche von Bunsoh in Süddithmarschen. — 

Die Kleiderreste aus dem Moor von Dätgen, Ksp. Nortof. — Moorschuhe. Ber. d. 

Schleswig-Holstein. Mus. vaterl. Altert XXIV, S. 15—17, 17—50 u. 51—54. 
Mettler, A., Das Kastell Köngen. 62 8., m. Abb. u. 7 Taf. Heidelberg 1907, 

O. Petters. 
Morel, G., Note sur des silex taill£s actuellement et employös industriellement. 

Mit 4 Abb. Bull. Soc. d'anthropol. Paris 1907, VIII, p. 349—352. 
Moulin, Nouveaux gisements prähistoriques a maillets. Exploitation du quartz 

(H6"rault). Rev. prehist, 1907, II, p. 141. 
Much, Die Hausberge in Niederösterreich. Mitt. Wien, anthropol. Ges. 1907, 

XXXVII, 6. 
Ottolenghi, S., Osservazioni antropologiche forensi negli scavi fatti sotto la oolonna 

Trajani. Atti Soc. Rom. di antropol. 1907, XIII, 3, p. 323— 340. 
Farat, Le camp de Cora ä Saint-More" (Yonne). Rev. prehist. 1907, II, p. 805. 
Förot, Affütoirs en quartzite de la Bourgogne et du Bourbonnais (öpoque du bronze). 

Rev. pvehibt. 1907, II, p. 150. 



B. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 191 

Pranischnikoff, Les gravures du menhir de Cong£ni6s (Gard). Bev. prähist. 1907, 

II, p. 88. 
Raymond, P. , Les caracteres physiques des Gaulois de l'epoque marnienne. — 

Note sur les lames de Collorgues (Gard). — Lps gravures de la grotte magda- 

lenienne d'Ouilins (Gard). Bev. preist. 1907, II, p. 10, 255 u. 279. 
Kegalia, E., Sulla fauna della .Grotta del Castello* di Termini lmerese (Palermo). 

— Suir Equus (Asinus) Hydruntinus Be£. della Grotta di Romanelli (Castro, 

Lecce). Arch per Fantropol. 1907, XXXVII, 3, p. 337— 374 u. 375—390. 
Heber, Deux representations humaines dans les gravures pr^historiques. — Analogies 

entre les gravures prehistoriques , les noms des monument* et les traditions, 

qui s'y attachent. Rev. prehist. 19Ö7, II, p. 81 u. 241. 
Rödiger, I*., Erdwälle in den Komitaten Häromszek und Brassö (ung.). Arch. 

ftrtesitö XXVIll, p. 85—86. 
Rutot, A., Sur Tage des squelettes de mineurs neolithiques d'Obourg et de Strepy. 

Bull. Acad. roy. Belgique 1907, 12, p. 989— 1003. 
Rutot, A. , Dicouverte d'un atelier de taille du paleolithique ancien, a Saint- 

Acheul per M. Commont. — Pal&riithes fabriqu£s a la machine. — Les decou- 

vertes du Dr. Buechler au Wildkirchli. — Les decouvertes du Dr. Sohwein- 

furth en Sicile et en Tunisie. Bull. Soc. d'anthropo). Bruxelles 1906, XXV. 
Rutot, A., I. La poterie pendant l'lpoque troglodytique. II. A propos des pseudo- 

eolithiques de Corner. Bull. Soc. prähist. de France 1907, vom 26. Dez. 
Stotyhwo, K., Le crane de Nowosiölka consid&e' comme preuve de l'existence a 

l'äpoque historique de formes apparentees a H. primigenius. Bull. Acad. d. sc. 

de Cracovie, cl. d. sc. math. et natur. F^vrier, p. 103—126. 
Teglas, G., Denkmäler, die einen thrakischen Reiter vorstellen, aus Sarmizegethusa, 

der Hauptstadt Daciens (ung.). Arch. ßrtesitö XXVIII, p. 82—85. 
Verworn, M. , Bericht über einen „ Ausflug nach Belgien" und über seine dies- 
jährige „Ausgrabungsreise nach Frankreich". Korrespondenzbl. deutsch, anthro- 

pol. Ges. XXXIX, 1/2, S. 12—15. 
Verworn, M., Neue Ausgrabungen auf dem Gräberfeld zu Grone. Korrespondenzbl. 

deutsch, anthropol. Ges. XXXIX, 1/2, S. 7— 9; dazu Heiderich. 
Verworn. M. , Die Kulturstufe von Taubach bei Weimar. Korrespondenzblatt 

deutsch, anthropol. Ges. XXXIX, 1/2. 8. 9—10. 
"Wagner, L., Das Gennargentu-Gebiet. Ein Beisebild aus Sardinien. Globus XCIII, 

7, 8. 105—109. 
Weber, F., Neue Beobachtungen zur Altersfrage der Hochäcker. Korrespondenzbl. 

deutsch, anthropol. Ges. XXXIX, 3, 8. 17—21. 
Wiedmer-Stern, J. , Das gallische Gräberfeld bei Münsingen, Kanton Bern. 

93 8., m. 35 Taf. u. 1 Karte. Bern, G. Grünau. 

Außereuropäische Länder. 

BUlerbeck, A. u. Delitzsch, Fr., Die Palasttore Salmanassars II. von Balawat. 

Erklärung ihrer Bilder und Inschriften. Nebst Salmanassars Stierkoloß- und 

Throninschrift. III, 155 S., m. 4 Lichtdr.-Taf. Leipzig, J. C. Hinrichs. 
Bissing, F. *W. v.. Ein thebanischer Grabfund aus dem Anfange des Neuen Reiches. 

Mit Taf. Berlin, A. Duncker. 
Breton, A., Archaeology in Mexico. Mit 3 Abb. Man 17, p. [34]— [37]. 
Fournier, B., Les süex egyptiens de l'ile Bion. L'Homme prebist. 1907, V, 12, 

p. 374—375. 
Frank, X., Babylonische Beschwörungsreliefs. VI, 94 8., m. 5 Abb. u. 4 Taf. 

Leipzig, semit. Studien III, 3. Leipzig, J. G. Hinrichs. 
Hauser, O. , Anthropologisches aus dem Alten Testament. Polit.-anthrop. Bev. 

VI, 12, 8. 763—767. 
Haimfra, W. , Beiträge aus den altbabylonischen Bechtsurkunden zur Erklärung 

des Hammurabi Kodex. I. 37 S. Diss. Berlin 1907. 
Herzfeld, E., Pasargadae. Aufnahmen und Untersuchungen zur persischen Archäo- 
logie. 32 S., m. 1 Karte. Diss. Berlin 1907. 
Joyce, T. A., Prehistoric antiquities from the Antilles, in the British Museum. 

Mit Taf. XLVIH— LVI. Joura. Anthropol. Instit. 1907, XXXVII, p. 402— 419. 
Ijehmann-Nitsche, El craneo fosil de Arrecifes (prov. de Buenos Aires), atribudo 

ä la formaciön Pampeana superior. Bev. Univers, de Buenos Aires 1907, VIII, 

(46 S.). 
Mayntzhusen, Ausgrabungen in Yaguarazapa am Alto Paranä. Zeitschr. f. Ethnol. 

XL, 8. 106. 



192 C. Tagesgeschichte. — D. Briefkasten. 

Pöoh. Ausgrabungen alter Topfscherben in Wanigela (Collingwood - Bai). Mitt. 

Wien, anthrop. Ges. 1907, XXXVI, 6. 
Ranke, H., Neue deutsche Ausgrabungen in Ägypten. Mit 7 Abb. Umschau XII, 

5, ö. 85— 89. 
Schrank, W. ; Priester und Büßer in babylonischen Sühnriten. 74 S. Dissertation, 

Leipzig. 
Seh weinfurth , G., Brief aus Biskra [Felsenzeichnungen, Ursprung des Amnion- 

kultus], Zeitschr. f. Ethnol. XL, S. 88—95. 
Starck, E. v., Babylonien und Assyrien, nach ihrer alten Geschichte und Kultur 

dargestellt. V1U, 448 8. Marburg 1907, A. Ebel. 
Zeltner. Fr. de, Notes sur le pr^historique Soudanais. L' Anthropologie 1907, 

XVIII, p. 585—548. 



C. Tagesgeschichte. 



Berlin. Am 1 6. März verstarb im Alter von 72 Jahren Dr. Gustav Oppert, 
Professor für nichtarische einheimische Sprachen Indiens. 

Cambridge (Engl.). Seit 1904 besteht an der Universität zu Cambridge ein 
«Board of anthropological studies*, mit dem Recht, einem Studenten, der prähisto- 
rischer und historischer Anthropologie, Ethnologie, physischer Anthropologie und 
psychologischer Anthropologie unter seiner Leitung obgelegen hatte, den Grad eines 
„Doctor in seien oe" zu verleihen. Jetzt ist dieser Board auch befugt, direkt ein 
Diplom in Anthropologie auf Grund eines Studiums von 3 Terms und einer Disser- 
tation auszustellen. 

Chambery (Savoie). Vom 24. bis 30. August d. J. wird in Chambery der 
4. Congres pvehist. de France stattfinden. Auf der Tagesordnung stehen folgende 
Punkte: 1. Les palafittes, leurs ages; 2. Le paleolithique en Savoie et ces rapports 
avec l'extension glaciaire; 3. Les neolithique des Alpes; 4. Blocs ä gravures pr£- 
historiques. An die Sitzungen werden sich Ausflüge anschließen zur Besichtigung 
der Museen in Aix-Les-Bains und Annecy, der vorgeschichtlichen Stationen in den 
Seen von Bourget, Annecy und Aigue-Belette , sowie der Felsenzeichnungen am 
Hont Cenis und im Tale der Tarentaise. Auskunft erteilt der Generalsekretär Dr. 
M. Baudouin, Paris, rue Linn6 21. 

Giefsen. Vom 3. bis 6. August d. J. findet unter Leitung von Prof. Dr. 
Sommer ein »Kurs über Familienforschung und Vererbungslehre" statt Es werden 
vortragen: Prof. Dr. Sommer und Prof. Dr. Dan nemann- Gießen: Die angeborene 
Anlage im Gebiet der Psychologie, Psychiatrie, Pädagogik (in bezug auf den an- 
geborenen Schwachsinn) und Kriminalpsychologie. — Dr. Kekule vonStradonitz- 
Groß- Lichterfelde (Berlin): Grundbegriffe und Methoden der Genealogie. — Prof. 
Dr. Strahl- Gießen: Die Keimzellen und ihre Entwickelung. — Prof. Dr. Hanse n- 
Gießen : Über Variation, Vererbung und Artenbildung bei den Pflanzen. — Prof. Dr. 
Martin- Gießen: Die Entwiokelung und Züchtung von Tierarten. — Gebühren 20 Jl. 

Muansa (Deutschostafrika). Am 3. Februar verstarb an Lungenentzündung 
Moritz Merker, Hauptmann der ostafrikanischen Schutztruppe, der Verfasser des 
bekannten Werkes über „Die Masai". 

New York. Am 19. Januar verstarb im Alter von 78 Jahren Morris K. 
Jesup, der hochherzige Förderer der nordamerikanischen Wissenschaften, im 
besonderen der Völkerkunde (Jesup -Expedition nach den Nordenden der Erdteile 
zu beiden Seiten der Beringsee 1898 bis 1901). 



D. Briefkasten. 

M. le Docteur Jarrieot (9 cours Gambetta, Lyon, France), qui prepare un 
traitä technique de craniomätrie , recevrait avec reconnaissance des tirages a part 
des travaux anthropologiques de tous les auteurs que cette question a preoccupe\ 



Zentralblatt für Anthropologie 

in Verbindung mit 

F. v. Luschan, H. Seger, G. Thilenius 

herausgegeben von 

Georg Buschan. 

Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig. 

13. Jahrgang. Heft 4. 1908. 



A. Referate. 

I. Allgemeines, Methoden. 

286. Aldobrandino Mochi : Di un dinamometro mascellare. Arohivio 
per Pantrop. e la etnoL 1907. Vol. XXXVII, p. 463—465. 

Demonstration eines vom Zahnarzt Dr. L. Arnone erfundenen Instru- 
mentes zur Bestimmung der Kieferkraft, dessen genauere Beschreibung im 
Text nachgesehen werden muß. Durch Zusammendrücken des in den Mund 
genommenen Teiles des Instrumentes wird ein Zeiger in Bewegung gesetzt, 
welcher auf einer Skala die angewendete Kraft in Kilogrammen angibt: diese 
Kraft schwankte von 5 bis 100 kg, das Mittel betrug 30 kg. Geschlechts- 
unterschiede sind vorhanden, aber verhältnismäßig viel weniger ausgeprägt 
als bei der Messung der sonstigen Körperkräfte. P. Bartels-Berlin. 

237. P. Naecke : Identitätsnachweis an Kindern. Archiv f. Kriminal- 
anthropol. 1907. Bd. XXVHI, S. 346—357. 

Verf. behandelt die Frage des Identitätsnachweises an Kindern, besonders 
an Neugeborenen. Der bloße Eindruck einer äußeren Ähnlichkeit mit dem 
einen oder anderen der Eltern ist zu verwerfen. Absolut sicher wären wohl Über- 
einstimmungen der daktyloskopischen Bilder an Kind und Eltern und zwar 
womöglich solcher an allen Fingern, vorausgesetzt, daß die konstante Ver- 
erbung derselben erst einmal erwiesen ist. Die Bertillonage ist hier ganz 
trügerisch. Ebenso sind Kopfform, Augen-, Haarfarbe bei ganz kleinen 
Kindern sehr unsichere Zeichen. Als noch die besten Vergleichsobjekte 
scheinen dem Verfasser der harte Gaumen, die Form der Zahnbögen, die 
feinere Konfiguration der Ohrmuschel, die Progenie, Polydaktylie und der 
Zwergwuchs zu sein, doch müßte zuvor noch der Wahrscheinlichkeitsgrad der 
Vererblichkeit dieser Merkmale festgestellt werden. Wie man sieht, herrscht 
bezüglich des Identitätsnachweises an Kindern noch sehr große Unsicherheit 
Ob des Verf. Vermutungen zutreffend sind, bedarf noch langwieriger Nach- 
prüfungen. Auf jeden Fall bietet die vorliegende kleine Arbeit manche 
Anregung. Buschan- Stettin. 

Zentmlblatt ffir Anthropologie. 1908. 13 



194 A. Referate. Allgemeines, Methoden. 

288. Hans Lotthammer: Katalog der anthropologischen Sammlung 
in dem Anatomischen Institut der Universität Erlangen. 50 8. 

Die anthropol. Sammlimgen Deutschlands von Joh. Ranke. VII. 
Braunschweig, Friedr. Vieweg u. Sohn, 1908. Preis 6t/#. 

Entsprechend dem Beschlüsse der deutschen anthropologischen Gesell- 
schaft, das in Deutschland vorhandene Schädelmaterial zu inventarisieren, ist 
nach längerer Frist wieder einmal ein Beitrag erschienen: die Schädel- 
Sammlung des anatomischen Institutes zu Erlangen von seinem Assistenten 
Lotthammer. Die Zahl der untersuchten Schädel ist nur klein, 116 Stück 
im ganzen ; dazu kommt, daß über die Hälfte (63) unbekannter Herkunft ist. 
Für die Kraniologie der Hassen kommt daher herzlich wenig dabei heraus, 
wenn wir von den 28 Schädeln aus dem (bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts 
benutzten) Forchheimer Friedhof absehen; leider faßt der Verf. das Ergebnis 
dieser Gruppe nicht zu einem Gesamtbilde zusammen. Mehr Bedeutung lege 
ich der allerdings auch nur kleinen Zahl (15) von Schädeln Hingerichteter 
bei wegen mancherlei Anomalien, die sie darbieten. Kriminalanthropologen 
wird dieser Beitrag willkommen sein. — Außereuropäische Rassenschädel 
waren nur 5 vorhanden. 

Die Anordnung des Stoffes ist die übliche: Verf. hat die Schädel nach 
der Frankfurter Verständigung gemessen und sodann die wesentlichen Merk- 
male an jedem einzelnen beschrieben. Buschan- Stettin. 

239. H. Driesmans: Dämon Auslese* Vom theoretischen zum prak- 
tischen Darwinismus. XV u. 349 S. Berlin, Vita, Deutsches 
Verlagshaus. Ohne Jahreszahl (1907). — Preis JC 3,50. 

Das Buch besteht aus vier Hauptteilen. Der erste behandelt ein rein 
naturwissenschaftliches Problem, das der Vererbung; die übrigen drei sind 
überschrieben: Deutsche Kulturauslese, Der Kulturwert des Deutschen Weibes, 
Dämonistische Praxis. 

Der erste Teil ist zweifellos der schwächste, und, obgleich alle Auf- 
fassungen der in menschlichen Gesellschaften waltenden Ausleseverhältnisae 
offenbar von den Anschauungen über Vererbung abhängen, hätte der Verf. 
dennoch besser getan, diesen Teil ungeschrieben zu lassen. Populäre Dar- 
stellungen der so verwickelten erbbiologischen Probleme setzen beim Dar- 
steller eine Vertiefung in den Stoff und eine Beherrschung desselben voraus, 
wie sie D. nicht besitzt. Er arbeitet hier mit so vagen Begriffen und Vor- 
stellungen, daß der erbbiologisch ungeschulte Leser durch eine solche Natur- 
lehre nur irr und wirr werden kann, während ein auf diesem Gebiet einiger- 
maßen bewanderter Leser diesen Ausführungen nur mit schwerer Selbstüber- 
windung zu folgen vermag. Wenn auch das Gebiet der Vererbungsbiologie 
noch überreich ist an ungeklärten Problemen, ist es doch kein geeigneter 
Tummelplatz für eine nur locker gezügelte Phantasie. 

Die genannten anderen drei Teile bieten ein etwas günstigeres Feld für 
des Autors vorwiegende Begabung, die in schöpferischer Kraft der Phantasie 
besteht. Sicherlich ist kräftige Phantasie ein unentbehrliches Förderungs- 
mittel wissenschaftlicher Forschung auf neueren Bahnen. Aber die mit Hilfe 
der Phantasie geschaffenen Anschauungen müssen ohne Unterlaß durch das 
Sieb einer scharfen Auslese geschickt werden, die in Form von Selbstkritik 
mitleidslos und unerbittlich alles verwirft, was wissenschaftlich erkannten 
Tatsachen oder eigenen Voraussetzungen widerspricht Beides muß sich der 
Forscher bei der Prüfung seiner Ideen so vollständig und so scharf wie 
möglich vergegenwärtigen, und natürlich muß er erstere genügend kennen. 



A. Referat«. Allgemeines, Methoden. 195 

Solche Anforderungen hat Driesmans nicht an sich gestellt. Es wäre 
unendlich vieles wissenschaftlich einzuwenden. Doch kann hier nur auf einen 
Grundfehler hingewiesen werden. Obgleich Driesmans prinzipiell die 
Erziehung der Züchtung unterscheidend gegenüberstellt, kümmert er sich 
doch in den konkreten Fällen nirgends um diesen sehr großen Unterschied, 
sondern alles ist ihm Züchtung, kulturelle Veränderungen sind ihm jedes- 
mal erbbiologische Veränderungen, und die Auslese arbeitet bei ihm stets 
fabelhaft geschwind. Hier nur ein wahllos herausgegriffenes Beispiel von 
so vielen derartigen: „Da der größte Teil des Volkes die militärische In- 
stitution zu passieren gezwungen ist, hat sich der Charakter der befehls- 
haberischen Schneidigkeit und strammen Einschwenkung dem deutschen 
Volke bereits in noch weit höherem Grade mitgeteilt als der des juristischen 
Formalismus, dem vorzugsweise die höher Gebildeten erliegen, und eine 
augenfällige Umzüchtung der Volksnatur und des Charakters der deutschen 
Nation in die Wege geleitet" (S. 108). Aber die umzüchtende Auslese hat 
es doch nur mit vererb baren Eigenschaften zu tun. Es besteht also die 
freilich schwere Aufgabe, stets und überall, sowohl bei Einzelpersonen wie 
bei Völkern und Kassen, wenigstens versuchsweise ihr nur anerzogenes und 
traditives, nicht angeborenes psychisches Inventar, das, wenn überhaupt, 
jedenfalls nur in sehr geringem (von einer Generation zur nächsten sicher 
nicht wahrnehmbarem) Maße vererbt wird 1 ), zu sondern von ihrem ver- 
erbten psychischen Inventar, das unter bestimmten Bedingungen in vollem 
Umfang vererbbar ist. Betrachtungen über menschliche Ausleseverhältnisse, 
die überall da, wo dieser gewaltige Unterschied in Betracht käme, ihn einfach 
ignorieren, fördern die wissenschaftliche Erkenntnis nicht. 

Doch wird man dem Buch vielleicht nicht ganz gerecht, wenn man es 
nur wissenschaftlich wertet. Wie es etwa dem Dramatiker eines historischen 
Stoff es natürlich weniger um geschichtliche Richtigkeit, als vielmehr um 
poetische Wirksamkeit zu tun ist, ungefähr ebenso kommt es dem Verf. von 
„Dämon Auslese u vielleicht weniger darauf an, durch mühevolles skeptisches 
und kritisches Erwägen eigener und fremder Anschauungen und Hypothesen 
möglichst viel zur Erkenntnis der nüchteren Wirklichkeit beizutragen, als 
vielmehr darauf, beim Leser lebhaftes Interesse für den behandelten Stoff zu 
erwecken; und die Erfahrung lehrt ja, daß bei einem breiten Leserkreis eine 
temperamentvolle Verschmelzung von Wahrheit und Dichtung viel suggestiver 
wirkt als wissenschaftliche Strenge. Aber wenn es also ein Verdienst des 
Buches ist, daß es zur Popularisierung des Auslesegedankens beiträgt, so 
müßte sich dieses Verdienst in sein Gegenteil kehren, sobald in der mit 
darwinistischer Gesellschaftsbetrachtung sich befassenden Literatur eine der- 
artige Richtung dominierend würde, ähnlich wie es die Begriffsdichtungen in 
der Philosophie unter Schelling und Hegel wurden. Eine Reaktion, be- 
stehend in lange dauernder Diskreditierung der darwinistischen Soziologie 
überhaupt, einschließlich der sozialeugenischen Bewegung, wäre dann gewiß 
ebenso, wie dort, unausbleiblich. Dr. W. Schallmayer-München. 

240. Emil Lobedank: Der Stammbaum der Seele. 137 S. u. 9 Abb. 
Halle a. S., C. Marhold, 1907. 
Der Verf. bringt keine neuen eigenen Forschungsergebnisse. Er will in 
dem populär geschriebenen Buche den engen Zusammenhang zwischen der 

l ) Dies ist die Auffassung des ernstesten Lamarckisten der Gegenwart, nämlich 
R. ßemons (Archiv f. Rassen- und Ges.-Biol. 1905, 8. 180). 

13* 



196 A* Referate. Anthropologie. 

anatomischen Entwickelung des Zentralnervensystems und den psychischen 
Funktionen der Organismen, eine monistische Auffassung von Körper- und 
Seelenleben gemeinverständlich vortragen. Dieses Bestreben wird wohl als 
dankenswert anerkannt werden müssen, und ist in dem flott geschriebenen 
kleinen Werk erreicht. Zunächst wird, gestützt auf die bekannten Forschungen 
von Verworn, Preyer, France" u. a., die „Seele" der Urwesen ausführlich 
besprochen, dann wird die fortschreitende Entwickelung psychischer Eigen- 
schaften mit fortschreitender Entwickelung des organischen Baues in der 
Tierreihe, der Übergang von rein reflektorischen Handlungen zu offenbar 
bewußten Vorgängen, die Erscheinung von „ Gefühlen u verfolgt und schließlich 
eine eingehende Besprechung den höchsten Sinnenfunktionen : Urteil, Verstand, 
Vernunft gewidmet, welche nicht erst beim Menschen auftreten, sondern auch 
schon an höher stehenden Tieren zu beobachten sind. 

Dr. med. Litbdr au- Hagen. 

II. Anthropologie. 

241. Oswald Berkhan: Eine typische Nebenform des normalen 
menschlichen Kopfes* Beilage z. Braunsohweig. Landeszeitung 
1908, Nr. 111 vom 6. März. 

242. Joteyko: Präsentation de M. Diamandi, calculateur de type 
visuel. Joum. de neurol. 1908. Aunee XII, Nr. 22, p. 445— 451. 

Die erste Arbeit ist eine kurze Notiz über einige Kopfmaße, die 
Berkhan an dem (1,77 m großen) Rechenkünstler Heinhaus aus Elberfeld 
genommen hat: Horizontalumfang 59,3, Länge 20, Querdurchmesser 17, 
Kopfwölbung (von einer Ohröffnung zur anderen) 37,5, Entfernung der 
Augenaxen 7 bis 7,5 cm. Leider hat Verf. weder die Ohrhöhe, noch den 
Sagittalumfang festgestellt, um unter Zuhilfenahme dieser Maße entweder 
nach Pearson Lee oder nach ßeddoe das mutmaßliche Hirngewicht zu be- 
rechnen. Indessen lassen die von ihm mitgeteilten Zahlen schon zur Genüge 
erkennen, daß diese Werte über das gewöhnliche Maß hinausgehen. Nach 
der von mir in meiner Arbeit „Gehirn und Kultur" (Wiesbaden 1907) ge- 
gebenen Zusammenstellung war ein Horizontal umfang von 59,5 cm (wie im 
Falle Heinhaus) unter 189 hervorragenden Leuten zu 10 Proz., hingegen 
unter 2619 sächsischen Soldaten nur in 1 Proz. vorhanden. Der vorliegende 
Fall ist also ein neuer Beweis für die von mir vertretene Behauptung, daß 
zwischen Schädelgröße und besonderer Gehirnleistung enge Beziehungen be- 
stehen. Die Tatsache, daß Heinhaus einen Kreuzkopf (Metopismus) besitzt, 
ist ferner ein Belag für meine Ansicht (Eulen burgs Realenzyklopädie, 
3. Aufl., Artikel „Metopismus u ), daß ein Offenbleiben der Stirnnaht als ein 
Zeichen der Superiorität anzusehen ist. 

Die zweite Arbeit beschäftigt sich mit den psychischen Leistungen 
des Rechenkünstlers Diamandi, die zu denen eines ähnlichen Rechenkünstlers 
namens Inaudi, in Parallele gesetzt werden. Der erstere ist „visuel", der 
letztere „auditif", d. h. jener muß die Ziffern, mit denen er operieren soll, mit 
dem Gesichtssinn, dieser sie mit dem Gehör erfassen. Buschan- Stettin. 

243. Aldobrandino Mochi: L'indice di curvatura del frontale. Ar- 

chivio per Pantropol. e la etnol. 1907. Vol. XXXVII, p. 439—445. 
Als Krümmungsindex des Stirnbeines bezeichnet Mochi das prozentuale 
Verhältnis zwischen dem Bogen des cerebralen Teiles des Stirnbeines, ge- 
messen zwischen Ophryon und Bregma, also mit Ausschluß des Glabellar- 



A. Referat«. Anthropologie. 197 

teiles und der zu diesem Bogen gehörigen Sehne. Ausgehend von der Tat- 
sache, daß die Art der Krümmung nach Alter, Geschlecht und Rasse ver- 
schieden ist, prüft er den Index, indem er ihn für einige kindliche, einige 
männliche und weihliche, einige Rassen- (Feuerländer-, Australier-,' Peruaner-) 
Schädel, sowie für den Neanderthaler und den Pithecanthropus berechnet; die 
sämtlichen zuletzt genannten gehören zur Gruppe der fliehenden Stirn, mit 
einem Index über 90; zur mittleren Gruppe, von 87 bis 90, gehören männ- 
liche und weibliche Italiener, männliche afrikanische Neger; zur Gruppe 
der vorspringenden Stirn gehören Föten, Sander, weibliche afrikanische Neger. 
Verf. glaubt, daß die Variationen der Stirngegend hauptsächlich die Krümmung, 
weniger die Breiten- oder Längenausdehnung des Stirnbeines betreffen. 

JP. Bartels-Berlin. 

244. Gius. Paravicini: Di un interessante microcefala Littleliana. 

Archivio per Pantropol. e la etnol. 1907. Vol. XXXVII, p. 113 

—289. 
Mit ungemeiner Ausführlichkeit und großer Sorgfalt werden alle Daten 
zusammengestellt, welche die Anamnese, die somatischen Eigenschaften, die 
Funktionen und die Psyche einer jetzt 34 jährigen Mikrocephalin Luigina L. 
betreffen, die bereits vor 20 Jahren von Venanzio beschrieben wurde, seitdem 
aber in ihrer Entwickelung Fortschritte gemacht hat. Auf die sehr weit aus- 
holenden Erörterungen des Verfassers, welche seine Stellung zur Entwicke- 
lungslehre, zu den Fragen der Vererbung, sowie der Abstammung des 
Menschen erläutern, kann hier nicht eingegangen werden. — Luigina ist 
1337 mm groß, wiegt 65 kg, hat einen Kopf umfang von 440 mm und einen 
Kopfindex von 78,91. P. Bartels-Berlin. 

245. J. Jarricot : Quelques dispositions rares des os du cr&ne chez 
des foetus humains et des nouveaunes. Bull, de la Soc. d'an- 
thropol de Lyon 1907. Tome XXVI, p. 27—52; mit 10 Abb. 

Verfasser beschreibt und bildet verschiedene seltene Erscheinungen am 
Schädel von menschlichen Föten und Neugeborenen ab. 1. Einen Fall von 
Parietale bipartitum bei einem 7 monatlichen Fötus; er hält diese Erscheinung 
für ein Symptom eines intra - uterinen Hydrokephalus. — 2. Einen Fall von 
Fontanella obelica verbunden mit amphilambdischen parietalen Fontanellen; 
die erstere scheint ihm einen Atavismus, der allerdings noch nicht bewiesen 
sei, die letzteren den Ausdruck einer normalen knöchernen Anlage (nach 
Frassettos Theorie) zu bedeuten. — 3. Fünf Fälle von überzähligen 
Knöchelchen in der Lambdanaht beim Fötus. Verfasser hält dieselben für 
gleichbedeutend mit Worm sehen Enöchelchen und spricht ihnen demnach 
eine morphologische Bedeutung ab. Er erklärt ihr Zustandekommen durch 
mangelnden Synchronismus in der Entwickelung des Gehirns und seiner 
knöchernen Hülle. Buschan- Stettin. 

246. P. Adloff: Zur Frage der Konkreszenztheorie. Jenaische 
Zeitschr. f. Naturwiss. 1907. Bd. XLIII, S. 530—536. 

Verf. unternimmt eine kurze Verteidigung gegen Dependorf, der die 
bekannte These angriff, die komplizierten Säugetierzähne seien durch Ver- 
schmelzung mehrerer ursprünglichen Anlagen einzelner Stiftzähne entstanden. 
Er führt einige embryologische Befunde (Keimanlagen, Sprossenbildung usw.) 
auf, die seine Ansicht stützen (auf die hier im Detail nicht eingegangen 
werden kann). E. Fischer-Freiburg i. B. 



198 A. Referate. Anthropologie. 

247. P. Adloff: Zur Frage der überzähligen Zähne im mensch- 
lichen Gebiß* Deutsche Monatsschr. f. Zahnheilk. 1907, Jahrg. 
XXV, S. 622—624. 

Verf. schildert zunächst zwei äußerst seltene Zahnanomalien, nämlich 
das Auftreten je eines überzähligen Milchmolaren, einmal distal vom linken 
unteren zweiten Milchmolar, das andere Mal vorn vom gleichen oberen. 
Beides waren kleine rudimentäre Zähnchen. 

Anschließend wendet sich Verf. gegen Dependorfs (s. Zentral bl. 1907, 
Xll, S. 322) Negation der atavistischen Bedeutung überzähliger Zähne, seine 
Einwürfe widerlegend. E. Fischer-Freiburg t. B. 

248. Franz Schwere: Über einige Variationen in der Umgebung 
des Foramen occipitale magnum. Anatom. Anzeiger 1908, 
Bd. XXXII, S. 156—165; mit 6 Abb. 

Vorführung von Anomalien am Hinterhauptsloch des menschlichen 
Schädels, die zu Gunsten der K ollmann sehen Theorie von der Manifestation 
eines Occipital wirbeis sprechen. Dieselben betreffen das Vorhandensein eines 
relief artigen Hervortretens des linken Randes des Margo anterior (Birmane), 
eines Condylus tertius (Papua), einer höckerartigen Knochen verdickung, zu 
beiden Seiten des Loches, die als verstärkte Enden von schwächeren Aus- 
läufern derCondylen angesehen werden können (Battak), sowie eines Processus 
paracondyloideus (Schweizer, Neger); dazu kommt noch ein Fall von Ver- 
wachsung des Atlas mit dem Hinterhaupt. Vier dieser Schädel befinden sich 
in der anthropologischen Sammlung zu Zürich, zwei im Privatbesitz. Der 
Arbeit sind die Abbildungen beigegeben. Buschan- Stettin. 

249. G. Fritsch: Über einen zweimal trepanierten Schädel. Zeitschi-, 
f. Etbnol. 1907, Bd. XXXIX, S. 702—703. 

Der Schädel stammt vom Bismarck-Archipel und ist dem Verf. durch 
Parkinson übermittelt worden, welchem die betreffende Person namentlich 
bekannt gewesen ist: es ist hier mit einem Zwischenraum von etwa 20 Jahren 
zweimal eine Trepanation vorgenommen worden. Nach Parkinsons Mit- 
teilungen werden diese Trepanationen notwendig fast immer infolge von 
Verletzungen mittels Schleudersteinen; sie werden in folgender Weise vor- 
genommen: „die getroffene Stelle des Schädels wird durch einen Kreuzschnitt 
der Haut freigelegt, die Hautlappen zurückgeschlagen und entweder durch 
assistierende Personen gehalten oder an entfernteren Haarbüscheln verknotet 
Die Entfernung der Knochen geschieht durch die schabende Verwendung von 
Obsidianmessern, bis das Gehirn freiliegt. Das Aussehen der pulsierenden 
oder stockenden Gefäße führt den Operierenden durch vorsichtiges Aus- 
einanderziehen der Windungen auf etwa in die Tiefe eingedrungene Knochen- 
splitter. Nach Entfernung derselben und Reinigung der Wunde mit frischer 
Kokosmilch als Desinfiziens wird ein abgewelktes, angeblich besonders präpa- 
riertes Herzblatt der Banane auf das Gehirn gelegt, die Hautlappen darüber 
zurückgeklappt und lose vereinigt. Das Blatt wird durch die Sekretion der 
Wunde allmählich ausgestoßen. u „Die Mortalität der Operation soll nicht 
bedeutend gewesen sein, solange nicht die Hinterhauptgegend in Frage kam." 
— Wohl zu unterscheiden hiervon ist ein anderer Eingriff, der an gesunden 
Kindern vorgenommen wird, um sie vor Krankheit zu schützen : Einschneiden 
auf das Stirnbein, Auf schaben des Knochens und Freilegen des Gehirns; also 
keine eigentliche Trepanation. P. Bartels-Berlin. 



A. Referate. Anthropologie. 199 

260. Tedeschi: Studi sul Neandertaloidisrao. Atti della Aoo. seiend 
Veneto-Trentino-Istriana 1907, Vol. IV, p. 79—124. 
Grundlage der Untersuchung bildet ein moderner, als „neanderthaloid" 
bezeichneter, aber nicht abgebildeter, sardinischer Schädel, ferner eine Reihe 
von 25 männlichen und 25 weiblichen sardinischen Schädeln und einige 
Schädel anderer Rassen. Die Arbeit, ohne Abbildungen schwer verständlich, 
richtet sich gegen die von Schwalbe angewendeten Grundsätze der kranio- 
logischen Untersuchung und will neben oder an Stelle der anatomischen 
Punkte für die Mediankurve (Nasion, Bregma, Lambda) die „architekto- 
nischen u (Glabella, Metopion, Scheitelhöhe, Umbiegungsstelle des Scheitel- 
beines, vorspringendsten Punkt des Hinterhauptes) setzen: ein diese Punkte 
verbindendes Liniensystem wird in ähnlicher Weise analysiert wie das von 
Schwalbe gewählte, daneben zum Vergleich die nach letzterem berechneten 
Werte gesetzt und der Wert des ersteren für die Zwecke der Klassifikation 
verfochten, während letzterem nur eiu deskriptiver Wert zugestanden wird. 

P. Bartels-Berlin. 

251. W. Waldeyer: Über Gehirne menschlicher Zwillings- und 
Drillingsfrfichte verschiedenen Geschlechtes. Sitzungsber. d. 
Kgl. Preuß. Akad. d. Wiss. 1907, S. 114—126 und Zeitschr. f. 
Ethn. 1908, Bd. XL, S. 262—272. 
Die zahlreichen, oft sehr weit gehenden, vielfach bestrittenen Angaben 
über Geschlechtsunterschiede des Gehirnes beruhen fast ausnahmslos auf der 
Vergleich ung der aus mehr weniger großen Serien gewonnenen Durchschnitte; 
ihnen haftet, wie allen solchen Urteilen, der bei dem aktuellen Interesse, 
welches diese Frage darbietet, besonders fühlbare Mangel an, daß sich für 
den Einzelfall kein bestimmtes Urteil gewinnen läßt und daß die Verschieden- 
heit des Lebensalters, der Lebensbedingungen usw. stets zur Stütze von 
allerhand Einwendungen genommen werden kann. Waldeyer hat deshalb 
auf einem anderen Wege, auf den bereits Rü ding er hingewiesen hatte, das 
Problem zu lösen gesucht, indem er die Gehirne von Zwillings- und Drillings- 
geschwistern auf etwaige Geschlechtsunterschiede hin verglich: hier durften 
die allgemeinen Entwickelungsbedingungen , die Einflüsse der Rasse und der 
Erblichkeit als gleich vorausgesetzt werden; die etwa zu berücksichtigenden 
Einwände sind also hier von vornherein beschränkt. Seit Jahren hatte er 
derartiges Material, das durchaus nicht ganz leicht zu erhalten ist, ge- 
sammelt, und bereits 1898 über zwei Beobachtungen berichtet (Zeitschr. f. 
Ethn.), denen er nunmehr die Beschreibungen von drei weiteren Zwillings- 
sowie von drei Drillingsgehirnen anfügen konnte. Während aber die beiden 
früheren Fälle darauf hinzuweisen schienen, daß in der Tat gewisse Unter- 
schiede sowohl im Gewicht wie auch in der Ausbildung einzelner Teile zu 
Gunsten des männlichen Geschlechtes bestehen, sind die Ergebnisse der 
jetzigen Untersuchung weniger eindeutig (im Einklang übrigens mit neueren 
ähnlichen Untersuchungen von Karplus). Im einzelnen er^ab sich folgendes: 

I. Zwillinge: Körperlänge: c? 264, $ 256 mm; Körpergewicht: cf 362, 
$ 330 g; Hirngewicht (frisch)- d* 32, $ 30 g. Die Ausbildung der Furchen 
und Windungen ist an der Konvexität beim Knaben bedeutender; im be- 
sonderen ist die Fissura Sylvii erheblich länger und besser ausgebildet, eine 
deutliche Trennung der dritten von der zweiten Stirnwindung vorhanden. 

II. Zwillinge: Körperlänge: c? 42, 5 40 cm; Körpergewicht: cf 1350, 
$ 1233 g; das Knabengehirn zeigte folgende Unterschiede gegenüber dem der 
Zwillingsschwester in der Ausbildung der Furchen und Windungen: 1. die 



200 A. Referate. Anthropologie. 

mittlere Stirnwindung reicher gegliedert; 2. bereits deutlicher Salon» temp. 
inf. vorhanden; 3. Sulcus interparietalis bereits weiter fortgeschritten; 4. Insel 
zwar bei beiden noch freiliegend, beim Knaben aber bereits Andeutung von 
Furchung. 

IE. Zwillinge: Körperlänge: d* 42, $ 40 cm; Körpergewicht: c? 1460, 
5 1327g; Gehirngewicht: d"75g, $ 73 g. Beim Knabengehirn größere Aus- 
bildung der syl vischen Furche und Umgebung; Insel weniger zutage liegend; 
etwas reichere Gliederung des Stirnlappens; Zentralfurche mehr geschlangelt; 
Interparietal- und erste Schläfen furche besser ausgebildet; deutlichere Furchen 
im Hinterhauptlappen. 

IV. Drillinge: Hirngewichte: c^ 110 g, cT 8 94g, ? 100g. In der 
Ausbildung der Furchen und Windungen keine nennenswerten Unterschiede. 

V. Drillinge: Hirngewichte: $ x 140g, ? 2 130g, c?130g. Die Aus- 
bildung der Furchen und Windungen ist bei dem Knaben und dem größeren 
Mädchen ungefähr gleich; aber auch das Gehirn des kleineren Mädchens 
zeigt, wenn man die geringere Entwickelungsstufe berücksichtigt, keine 
nennenswerten Unterschiede. 

VI. Drillinge: Hirngewichte : ^58, d" 2 62, $ 60g. Die Gehirne 
sind in der Ausbildung der Furchen und Windungen fast völlig gleich, nur 
sind bei dem Mädchen die drei Stirnwindungen mehr glatt, die Insel beider- 
seits noch mehr frei. 

Aus allem dem ergibt sich der Schluß, „daß die hier vorliegenden männ- 
lichen Gehirne zwar für die Mehrzahl der Fälle eine etwas weiter vor- 
geschrittene Gliederung bei den Furchen und Windungen der Großhirnhemi- 
sphären erkennen lassen, daß aber auch in einzelnen Fällen dieses nicht der 
Fall war, so daß wir noch keineswegs in der Lage sind, von einem „gesetz- 
mäßigen Verhalten u , wie es Rüdinger tut, sprechen zu können u . Sollte es 
sich schließlich als richtig erweisen, daß das männliche Gehirn in der Ent- 
wickelung dem weiblichen vorauseilt, so würde sich die Frage erheben, ob 
dies nicht vorzugsweise damit zusammenhängt, daß die Entwickelungskräfte 
es bei dem männlichen Fötus mit einer größeren Masse zu tun haben. Zur 
Lösung dieser wichtigen Fragen bedarf es aber vor allem weiterer Beob- 
achtungen. Waldeyer hat deshalb wiederholt die Bitte ausgesprochen, ihn 
durch Überlassung geeigneten Materiales (in frischem oder konserviertem 
Zustande) in der Untersuchung dieser Fragen zu unterstützen. 

P. Bartels-Berlin. 

252. Gino Menabuoni: Beitrag zur Erforschung der mongolischen 
blauen Kreuzflecke bei europäischen Kindern. Monatsschr. f. 
Kinderheilk. 1907, Bd. V (3 S.). 

253. Gino Menabuoni: Contributo allo studio delle maochie mongo- 
liehe bleu nei bambini europei. Riv. di olinioa pediatrica 
(Firenze) 1907, Anno V (7 S, 1 Fig.). 

Eine interessante Beobachtung des Vorhandenseins der sogenannten 
Mongolenflecke bei einem siebenmonatlichen italienischen Knaben: „Auf der 
Haut des Rückens und der Nates bemerkt man Flecke, die die Amme schon 
seit den ersten Lebenstagen beobachtete; ihre Farbenintensität je nach den 
Monaten etwas verschieden; gegenwärtig eintönig bläuliche Färbung. Haut 
auf ihrer Höhe weder infiltriert noch erhoben; Haare weder vermehrt noch 
verdichtet, Hautgefäße nicht erweitert. Flecke von ferne mehr bestimmt. 
Zahl der Flecke: zwei in der Natesgegend, einer nierenförmig mit nach vorn 
gewendetem Hilus, der andere beinahe kreisförmig. Ein dritter dreieckiger 



A. Referate. Anthropologie. 201 

Fleck auf der unteren Kreuzbeingegend, mit gegen das Steißbein gewendeter 
Spitze. Ein vierter auf der Höhe der Lumbaigegend mit mehr nach links 
verbreiteten, zerrissenen Rändern. Ein kleinerer Fleck befindet sich auf der 
Höhe der Apophysis spinosa des 10. und 11. Wirbels; ein letzter großer 
Fleck von sehr unregelmäßigen Umrissen auf beiden Schultergegenden. 
Neben diesem Flecke», beiderseitig, in unsymmetrischer Lage, sind verschiedene 
sehr kleine Flecke vorhanden, die ursprünglich, der Mutter zufolge, mit dem 
größeren verbunden waren und sich später differenzierten. u Da die ziemlich 
gebildeten Eltern ihre Abstammung sehr gut kennen, hält Verf. den Verdacht 
mongolischer Kreuzung für unbegründet. Die Tatsache, daß beiderseits Syn- 
daktylie, außerdem ein angeborener Herzfehler (Septumdef ekt ?) besteht, läßt 
ihn vielmehr an einen teratologiachen Prozeß („Mongolismus-Erscheinungen") 
denken. Wie dem immer sei, jedenfalls eine sehr wertvolle Beobachtung (die 
erste aus Italien). P. Bartels-Berlin. 

254. Hans Friedenthal: Über die Auffindung eines echten Mongolen- 
fleckes bei einer Vertreterin der weißen Rasse. Sitzungsber. 
d. Gesellsch. Naturf. Freunde. Berlin 1908, S. 24. 
Friedenthal berichtet ganz kurz über die Auffindung eines echten 
Mongolenfleckes in der Kreuzbeingegend einer etwa 34 jährigen Frau jüdischer 
Rasse, indem er eigentlich nichts weiter als die Tatsache mitteilt, und auf 
ihre Seltenheit hinweist; an näheren Angaben findet sich nur der Satz: „die 
Haarfarbe ist für die krausen Kopf- und Terminalhaare schwarz, die Haut 
leicht gelblich pigmentiert ohne auffällige Nuance". — Dieser wertvolle 
Befund verdiente eine genauere Beschreibung der Farbe, Form und Aus- 
dehnung, womöglich unter Beifügung einer Skizze, sowie die Erhebung 
anamnestischer Angaben! P. Bartels-Berlin. 

256. Rudolf Metzger: Das Eintreten der Menstruation. Inaug.- 
Dissert Bonn 1907. 
Statistische Erhebung über das Einsetzen der ersten Menstruation an 
der Hand von 4113 Fällen aus der Kgl. Universitäts - Frauenklinik zu Bonn. 
Die meisten Fälle (793) waren im 15. Lebensjahre zu verzeichnen, dem- 
nächst im 16. (715) und 14. (710). In je einem Falle stellten sich die 
Regeln bereits im 8. und 9. Jahr, desgleichen erst im 25. Jahre ein. Das 
10. Jahr brachte 6 Fälle, das 11. dann 42. — Eine Einteilung der Fälle in 
regelmäßig (3199) und unregelmäßig (914) menstruierende ergab dasselbe 
Resultat; interessant ist dabei, zu erfahren, daß die auffällig früh (8. und 
9. Jahr) oder spät (25. Jahr) einsetzenden Fälle zu den regelmäßig 
menstruierenden gehörten. Anthropologischer Typus und Beruf wurden leider 
nicht berücksichtigt. Buschan-Stettin. 

256. A. Gurwitsch: Atlas und Grundriß der Embryologie der 
Wirbeltiere und des Menschen. Mit 143 vielfarbigen Abb. auf 
59 Tafeln und 186 schwarzen Abb. im Text. Lehmanns med. 
Handatlanten XXXV. München, Lehmann, 1907. 
Den vielen vorangegangenen prächtigen Atlanten aus allen Gebieten der 
Medizin, unter denen wir den schönen osteologischen Atlas von Sobotta 
bereits an dieser Stelle (ZentralbL 1904, S. 34) gewürdigt haben, reiht sich 
nun diese neue, gleichfalls technisch sehr gute Publikation von Gurwitsch 
würdig an, welche wegen ihres reichen und gediegenen Inhaltes, ihrer Über- 
sichtlichkeit und Handlichkeit auch dem Anthropologen zur bequemen 



202 A. Referate. Anthropologie. 

Orientierung über die Hauptergebnisse der entwickelungsgescbi entliehen 
Forschungen empfohlen werden kann, wenngleich sie natürlich für speziellere 
in unser Gebiet hineinspielende Fragen, wie etwa vergleichende Histologie 
der Placenta und andere, selbstverständlich die genauere Beschäftigung mit 
der Spezialliteratur nicht entbehrlich zu machen vermag. P. Bartels-Berlin. 

257. H. B. Bernelot Moens: Wahrheit Experimentelle Unter- 
suchungen über die Abstammung des Menschen. 30 S. Leipzig, 
A. Owen u. Co., 1908. 

Eine Propagandaschrift, um für die vom Verfasser, Professor für Zoologie 
und Botanik in Haarlem, geplanten Untersuchungen das nötige Kapital 
zusammenzubringen. Er beabsichtigt nämlich ins Kongogebiet sich zu 
begeben und hier in Gemeinschaft mit dem Arzte Dr. Boshouwers künst- 
liche Befruchtung mannbarer Weibchen der Menschenaffen mit Sperma männ- 
licher Neger, sowie Kreuzung der Menschenaffen untereinander durch natür- 
liche oder künstliche Befruchtung vorzunehmen, sowie die beim Menschen 
vorkommenden Krankheiten, im besonderen die Syphilis, bei diesen Tieren zu 
studieren. 

Die vorliegende Broschüre ist an die große Allgemeinheit gerichtet. Ihr 
Inhalt besteht in der Darlegung der verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen 
Menschen und Anthropoiden. Verfasser hofft, imstande zu sein, den experi- 
mentellen Nachweis zu liefern, daß der Mensch nur eine höhere Entwickelungs- 
form der menschenähnlichen Affen bedeutet. Buschan- Stettin. 

258. Y. Giuffrida-Ruggeri: II Pithecanthropns erectus e Porigine 
della specie umana« Rivista di Soienze 1907. Anno I (9 S.). 

Eine summarische Übersicht über verschiedene, die Frage der mensch- 
lichen Abstammung betreffende Ansichten. Verfasser ist geneigt, im Pithec- 
anthropus, wenn nicht einen Vorläufer des Menschen selbst, so doch eine 
diesem sehr nahestehende Form zu sehen, verkennt aber im übrigen nicht 
die großen Schwierigkeiten, welche sich für die Beurteilung aus der Spärlich - 
keit der Überreste, selbst ihre Zusammengehörigkeit vorausgesetzt, ergeben; 
er schließt sich denen an, welche in den niederen Affen, den Anthropoiden, 
dem Menschen selbständige Abzweigungen von einer gemeinsamen geringer 
differenzierten Urform erblicken. P. Bartels-Berlin. 

259. P. Adlon*: Ausgestorbene Menschenaffen nnd ihre Beziehungen 
zum Menschen. Schriften d. phys.-ökonom. Ges. zu Königsberg 
i. Pr. 1907. Jahrg. XLV1II, S. 113—116. 

A dl off stellt einige kurze Angaben über die Formen der Zähne der 
fossilen Anthropoiden zusammen und führt aus, wie die Ausbildung dieser 
Zähne es bis jetzt nicht erlaube, eine der fossilen Spezies als Vorfahren einer 
heutigen sicher zu erweisen. Insbesondere sprechen Schmelzrunzeln und 
andere Merkmale der fossilen Zähne gegen eine Menschenvorfahrenstellung 
dieser Wesen. (Ref. möchte allerdings eine sekundäre Rückbildung von bis 
zu gewissem Grade ausgebildeten Schmelzrunzeln nicht für unmöglich halten, 
sie würde die Reste beim Menschen erklären.) Dabei führt Verfasser als 
neuen Gesichtspunkt aus, daß die Milchbackzähne des Menschen (vor allem 
die ersten) durch ihre größere Molarähnlichkeit primitiver seien als die ent- 
sprechenden aller (rezenten) Anthropoiden, die zum Teil durch die Ent- 
wickeln g des Eckzahnes abgeändert wurden; folglich müsse eine nähere 
Verwandtschaft zwischen Mensch und Anthropoiden bestritten, eine sehr frühe 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 203 

Trennung beider Stämme angenommen werden — wie Hef. beifügen möchte: 
allerdings nur unter der Voraussetzung, daß die Bildung eines starken Eck- 
zahnes bei den Anthropoiden nicht relativ spät (phylogenetisch) und dafür 
rasch und tiefgreifend in ihren Folgen eingetreten ist. 

E. Fischer-Freiburg i. B. 

260. Jarricot et P. Trillat: L'Hemisome (v »riete inferieure) et sa 
teratogenie. Bibliographie auatom. 1907. Tome XVII, Fase. 1, 
p. 1 — 24; mit 4 Fig. 

Die Verfasser schildern und bilden ab ein äußerst seltenes menschliches 
Monstrum, das die allgemeinen Merkmale der Adelphositen oder Omphalo- 
riten aufweist und sich der Unterabteilung Perakephalus anschließt. Indessen 
glauben sie dasselbe als einen Spezialtyp hinstellen zu dürfen, den sie Hemi- 
80 ma benennen. Sie beschäftigen sich sodann mit der Teratogenie der Adel- 
phositen, vermögen aber, trotz der verschiedenen hierüber aufgestellten Er- 
klärungsversuche« die Entstehung des vorliegenden Monstrums nicht genügend 
zu erklären. Buschan- Stettin. 

III. Ethnologie and Ethnographie. 

Allgemeines. 

261. A. E. Crawley : Exogamy and the mating of cousins. Anthropol. 
Essays pres. to Edward Bumett Tylor, p. 51 — 64. London 1907. 

262. N. W. Thomas: The origin of Exogamy. Ebenda, p. 343—354. 
A. E. Crawley ist der Ansicht, daß eine Tendenz zur Exogamie schon 

bei den auf tiefster Stufe stehenden Menschen vorhanden war, daß Inzucht 
nie und nirgends die Regel bildete. Er schließt sich der von Havelock 
Ellis in „Psychology of Sex" ausgesprochenen Überzeugung an, daß bei 
Brüdern und Schwestern, wie bei Knaben und Mädchen, die seit der Kindheit 
zusammen aufwuchsen, sich der Paarungsinstinkt gewöhnlich nicht äußert, 
weil die Bedingungen mangeln, die geeignet sind, den Instinkt wachzurufen. 
Das Werben um die Gunst einer Person des anderen Geschlechts ist der 
Vorgang, der langsam den Zustand sexueller Erregung hervorbringt, der 
notwendig ist, um zur Vereinigung zu führen. Zwischen jenen, die von 
Kindheit auf zusammenlebten, wurde durch die Gewöhnung aneinander die 
Möglichkeit der sinnlichen Erregung bedeutend herabgemindert, wenn nicht 
ganz aufgehoben. Brüder und Schwestern haben in der Beziehung beim 
Eintritt der Pubertät bereits Jenes Verhältnis zueinander erreicht, dem sich 
lange verheiratete Paare infolge der Erschöpfung jugendlicher Leidenschaft 
und des täglichen Beisammenseins nähern. Es ist wahrscheinlich, daß dieselbe 
Tendenz in gewissem Maße bei Tieren ebenfalls besteht. Bei Tieren wie bei 
dem in primitivem Zustande lebenden Menschen ist der Geschlechtstrieb nicht 
eine konstante, sondern eine gelegentliche Erscheinung, die sich nur bei 
mächtiger Anregung äußert. Nicht das Fehlen der sexuellen Anziehung, 
sondern ihr Vorhandensein bedarf der Erklärung und man findet sie bei der 
Beobachtung der Erscheinungen des Liebeswerbens. — Wenn nun bei Ge- 
schwistern der Paarungsinstinkt mangelt und dieser Mangel psychologisch 
begründet ist, wie kommt es dann, daß Geschwisterehen ausdrücklich ver- 
boten wurden? Crawley meint, dies komme daher, weil die Menschen das 
Bestreben haben, das Normale durch Sitte und Gesetz zu behaupten und zu 
fördern. Der Bestand derartiger Gesetze ist zum Teil auch darauf zurück- 
zuführen, daß die Abnormitäten mit zunehmender Kultur sich mehren. „Aber 



204 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

es wäre ein schwerer Irrtum, ein Vorherrschen der Inzucht in der Zeit, die 
ihrem Verbot vorherging, anzunehmen. a 

Über die Verheiratung von Geschwisterkindern wird das Folgende bemerkt 
Alle Tatsachen weisen darauf hin, daß auf tiefer Kulturstufe nicht der 
Frauenraub die Regel war; vielmehr beschafften sich die Männer ihre Frauen 
durch freundschaftliches Übereinkommen. Von diesem Standpunkt aus wurde 
es der zweckmäßigste Zustand sein, wenn jeder Stamm in zwei Gruppen 
geteilt ist und wenn Männer der einen Gruppe Frauen aus der anderen 
Gruppe nehmen. Dieser Zustand findet sich wirklich bei vielen unzivilisierten 
Völkern: der Stamm ist in zwei exogame Gruppen geteilt, die Crawl ey 
Phratrien nennt. Es handelt sich noch darum, herauszufinden, wie die Zwei- 
teilung entstand. Eine Scheidung in zwei Gruppen, die von den Stammes- 
angehörigen bedachterweise zu dem Zweck vollzogen worden wäre, Heiraten 
blutsverwandter Personen gewisser Grade zu verhindern, ist undenkbar. Kein 
Stamm hat sich jemals auf solche Art geteilt, die Teilung muß anders zu 
erklären sein. Crawley betrachtet die Phratrien als „große Familien" im 
weiteren Sinne des Wortes; sie stammen von Familien im engeren Sinne des 
Wortes, die sich gegenseitig mit Ehefrauen versorgten. Die Phratrienamen 
sind gewöhnlich unverständlich, im Gegensatz zu den Namen der Totem- 
verbände, und also vermutlich älter. Die Totem verbände, aus denen eine 
Phratrie besteht, sind als jüngere Zweige der ursprünglichen Doppelfamilie 
aufzufassen, die dadurch entstanden, daß Frauen von anderen Gruppen ge- 
nommen wurden; deren Kinder erhielten wieder die Namen ihrer Mütter. 
Wird die Frage aufgeworfen, warum die Angehörigen zweier Phratrien fort- 
gesetzt untereinander heirateten, so ist darauf zu verweisen, daß bei den auf 
der untersten Entwickelungsstufe stehenden Menschengemeinschaften Frauen 
nicht leicht zu beschaffen Bind und der Druck äußerer Umstände wird Ver- 
bindungen, wie die eben geschilderten, begünstigen. Bei der Verheiratung 
von Geschwisterkindern unter dem Phratriesystem ist es eine Eigenart, daß 
Kinder von zwei Brüdern oder von zwei Schwestern nicht heiraten dürfen, 
wohl aber die Kinder von Bruder und Schwestern. Aus den Phratrien ent- 
wickelte sich später der Stamm. Die schädigenden Folgen der Verehelichung 
von Geschwisterkindern hält Crawley nicht für so arg, als gewöhnlich an- 
genommen wird; zudem wird fortwährend neues Blut zugeführt, weil das 
Verhältnis der Geschlechter innerhalb der großen Doppelfamilie bald ungleich 
wird und ein Teil der Männer gezwungen ist. sich Frauen bei anderen 
Gruppen zu suchen. 

F. W. Thomas hält der Annahme Crawleys, daß infolge des gemein- 
samen Auf Wachsens keine geschlechtliche Zuneigung zwischen Bruder und 
Schwester bestehe, die Tatsache entgegen, daß noch heute bei primitiven 
Völkern Brüder und Schwestern getrennt zu leben gezwungen werden und er 
erachtet eine solche Einrichtung als sinnlos, wenn sie nicht den Zweck hätte, 
sexuellen Verkehr auszuschließen. Er nimmt an, daß in der primitiven 
Gruppe sexuelle Vereinigungen von Eltern und Kindern durch Abneigung 
gegen sie vermieden wurden ; die jungen weiblichen Personen wurden dauernd, 
die jungen Männer auf so lange aus der Gruppe ausgestoßen, bis sie bei 
anderen Gruppen Ehefrauen gefunden hatten. In der Ausstoßung der eigenen 
jungen weiblichen Personen und der Einführung fremder hat man den Grund- 
satz der Exogamie, und wenn nur zwei primitive Gruppen einander benachbart 
waren, so entstand die einfachste Form der Exogamie. Thomas betrachtet 
die Totem verbände als die älteren, die Phratrien als die neueren sozialen Ge- 
bilde; er stützt sich dabei auf die Angabe, daß bei australischen Stämmen 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 205 

Heiraten nur zwischen zwei bestimmten Totem verbänden erlaubt sind. Es 
ist nicht einzusehen, warum deshalb die Totemverbände älter sein sollen als 
die Phratrien. Selbst wenn „totemistische Exogamie innerhalb der Phratrie" 
existiert, so bleibt es noch immer wahrscheinlich, daß, wie Crawley meint, 
die Phratrie älter ist, und daß die weiteren Heiratsverbote nichts anderes als 
eine Komplikation des ursprunglichen einfacheren Systems der Exogamie 
darstellen. FeMinger-München. 

268. Otto Stall: Das Geschlechtsleben In der Völkerpsychologie. 

Gr. 8°, XIV u. 1020 S. Mit zahlr. Abb. Leipzig, Veit u. Co., 
1908. Preis brosch. 30 Jt. 

St oll s Werk ist der erste glänzende Beweis davon, was die Psychologie 
und insbesondere die Sexualwissenschaft der Völkerkunde zu danken und 
weiterhin Ton ihr zu erwarten haben. Die Anhäufung scheinbar toter mensch- 
licher Dokumente in den Museen, das Durcheinander von bunten Ratlosig- 
keiten wächst plötzlich über die bloße kritische Vergleichung, über Maßzahl, 
Herkunft, zeitliche Verarmung, Verschiebung hinaus, wenn der moderne 
Wirklichkeitenbelau'scher mit der fest formulierten Frage nach bestimmten 
Beweisstücken an die mühsam kollationierenden Kustoden herantritt. Siehe 
da: eine Fülle freudigsten Lebens erblüht aus den vollgepfropften Schränken. 
Alle Disziplinen werden von der großen und feierlichen Menschheits Wissen- 
schaft befruchtet werden, wenn man fortfährt, wie St oll, bei ihr zu Anleihen 
zu schreiten oder gar, wie Stephan in der Südsee, die Primitiven gleich an 
Ort und Stelle mit sensibelster Unbefangenheit auf die ersten Zuckungen des 
Denkens hin zu perskrutieren. 

St oll ist seine Abhandlung natürlich unter den Händen ins Unermeß- 
liche gewachsen. Daher ist der vorliegende starke Band gewissermaßen nur 
ein vorläufiger, und zwar behandelt er den relativen Anteil der einzelnen 
Sinneswerkzeuge an der menschlichen Sexualtätigkeit, parallel mit den ent- 
sprechenden Funktionen des tierischen Körpers. Die Hauptetappen des 
Buches markieren sich durch die Stichworte: Vorkehrungen zur Sicherung 
der Fortpflanzung, Schönheitsideale, Frauenmästung, Fußverkrüppelung, 
Kraniopädie, Tatauierung, Narben, Ohrpflöcke, Haarschur, Skalpe, Perücken, 
Bart, Epilation, Nägelrituale, Zahnf eilung, Fingeramputation, Schminken, 
Schmuck, Scham bedeckung, Beschneidung, Infibulation, Brüste, Tanz, Kastra- 
tion, Phalluskult, Musik, Zote, Körperduft, Menstruation, spezielle Lusthand- 
lungen. Hervorzuheben ist die angenehm ruhige Lesbarkeit des Stils und die 
vorsichtige Zurückhaltung beim Theoretisieren. Alfred Kind - Berlin. 

264. Richard Lasch: Über Sondersprachen und ihre Entstehung. 

Mitteil. d. Anthropol. Gesellschaft in Wien 1907, Bd. XXXVII. 
Sonderabdruck. 
Auf Grund eines reichen Quellenmaterials bietet uns der Verfasser eine 
Übersicht über die verschiedenen Arten von Geheimsprachen. In erster 
Linie werden die Tatsachen selbst mitgeteilt; in zweiter Linie wird auch nach 
ihren Gründen gefragt. Seinen Stoff gliedert Lasch teils nach den wirkenden 
Ursachen, teils nach den in Frage kommenden Teilgruppen in die folgenden 
vier Teile: 1. Die Frauensprachen. Die ältere Meinung, nach der die Exo- 
gamie die Hauptursache dieser Erscheinung ist, die Frauensprache also das 
Idiom des fremden Stammes darstellt, wird abgelehnt. Teils handelt es sich 
vielmehr um eine Berufssprache, besonders wo der Boden ausschließlich von 
den Frauen bestellt wird, teils um die Meldung gewisser Eigennamen und 



206 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

damit verwandter Wörter, teils vielleicht auch nur um eine Scherzsprache. 
2. Die Zauber- und Geistersprachen. Teils werden hier bestimmte Wörter 
gemieden, durch welche man die Geister herbeizurufen oder zu verscheuchen 
furchten würde, teils will man sich überhaupt vor ihnen unverstandlich 
machen. Sie kommen teils bei bestimmten Arten des Nahrungserwerbes vor 
(Fischfang und Schiffahrt, Kampf versuchen , Ernte, Goldsuchen und Zinn- 
graben usw.), teils beim Kultus. Auch die Geheimsprachen der Geheimbünde 
rechnet Lasch hierher, ohne bei ihnen die Wirksamkeit anderer Motive damit 
ausschließen zu wollen. 3. Sondersprachen sozialen Ursprungs. Hierher 
gehören einerseits besondere Hofsprachen, welche dem Gefühl der sozialen 
Distanz entspringen, teils berufliche Geheimsprachen, wie die Diebes- und 
Gaunersprachen oder die Kaufmanns- und Marktsprachen. 4. Scherzsprachen 
der Kinder und Erwachsenen. 

Leider erfahren wir selten in den Quellen Genaueres über die Einzel- 
heiten dieser Sondersprachen — ein Mangel, den Lasch selbst (S. 7) beklagt. 
Wir erfahren z. B. nicht, wie weit die Absonderung sich über den Wortschatz 
hinaus auf Grammatik und Satzbau erstreckt oder ein wie großer Teil des 
Wortschatzes überhaupt von ihr berührt wird. Gerne würden wir auch 
näheres darüber erfahren, wie weit die Frauensprache von der gesamten 
weiblichen Bevölkerung gesprochen wird und wie weit ihre Eigentümlich- 
keiten sich jeweils in Zusammenhang mit der Meidung bestimmter Eigen- 
namen auf ein oder auf wenige Individuen beschränken oder wie weit es sich 
bei ihnen um einen dauernden besonderen Dialekt und wie weit um einen 
fortgesetzten Wandel von Bezeichnungen handelt. Ähnlich wie so manche 
andere könnten solche tieferdringende Fragen nur durch planmäßige 
Beobachtungen beantwortet werden, die sich über längere Zeiträume erstrecken, 
und an einer größeren Anzahl von Stellen auf Grund eines einheitlichen, von 
einer einflußreichen wissenschaftlichen Organisation entworfenen Programmes 
angestellt weiden müßten. A. Vierkant- Groß-Lichter felde b. Berlin. 

265. P.Matschie: Die Verbreitung der Haustiere aus Hans Kraemer: 
Der Mensch und die Erde. S. 79 — 164. Berlin, Deutsches Ver- 
lagshaus Bong u. Co., ohne Jahreszahl. 

Bei dem Charakter des Gesamtwerkes ist es nicht wunderbar, daß von 
der Verbreitung der übrigen Tierwelt, die den Fachmann mehr interessiert 
als weitere Kreise, nicht weiter die Rede ist, sondern nur die Verbreitung der 
Säugetiere speziell bearbeitet ist. Und zwar durch den ausgezeichneten 
Säugetierkenner Prof. Matschie vom Berliner Zoologischen Museum, der 
sehr bezeichnend seine Darstellung mit einer Schilderung der früheren Jahr- 
hunderte beginnt, die das Verschwinden der ursprünglichen Tierwelt vor der 
sich ausbreitenden Kultur darstellt. Außerordentlich verdienstvoll ist die 
Karte über die ja nahezu gründlich besorgte Ausrottung des amerikanischen 
Bison. Sie ist nach den sorgfältigen Zusammenstellungen Aliens für dies 
Werk gezeichnet. Vielleicht interessiert es weitere Kreise, daß, wie es scheint, 
die Menschheit doch vor der ungeheuren Dummheit einer völligen Ausrottung 
dieser wertvollen Tiere bewahrt bleibt. Nach einem Zeitungsausschnitt, der 
dem Ref. in allerletzter Zeit zuging, haben sich gehegte Bisonherden so stark 
vermehrt, daß man an eine Teilung derselben hat denken können. 

In seinen ausführlicheren Darlegungen über die Verbreitung der Säuge- 
tiere beginnt unser Autor mit der Kreidezeit, die er durch eine Erdkarte 
nach Lapparent erläutert. Die anderen Karten sind zum Teil nach einem 
besonderen Verfahren der Verlagsfirma für jeden geologischen Zeitraum so 



A. Referate. Ethnologie and Ethnographie. 207 

hergestellt, daß man die Karte der Jetztzeit für den geologischen Zeitraum 
mit einer durchsichtigen Pause bedeckt, ein sehr praktisches Verfahren, 
wenn das durchsichtige Papier wirklich einigermaßen aus hält. Im übrigen 
ist natürlich hier nicht der Raum, auf das Detail der Arbeit einzugehen, die, 
wie es dem Charakter des Buches entspricht, mit einer großen Anzahl außer- 
ordentlich schöner Bilder ausgezeichnet ist. Ed. Hahn-Berlin. 

266. Conrad Keller: Die Haustiere als menschlicher Kulturerwerb 
aus Hans Kraemer: Der Mensch und die Erde. S. 165 — 304. 
Mit zahlr. Abb. Berlin, Deutsches Verlagshaus Bong u. Co., 
ohne Jahreszahl. 

Der Verfasser hat vor einiger Zeit ein Buch „Die ältesten Haustiere a 
erscheinen lassen. So ist es verständlich, daß die Verlagshandlung in ihm 
einen geeigneten Fachmann für dies wichtige Gebiet zu gewinnen glaubte. 
Weiteren Kreisen wird auch die mit zahlreichen, schönen Bildern ausgestattete 
Darstellung genügen, denn der Verfasser hat außerordentlich viel gesehen 
und einen großen Schatz allermöglichen Abbildungen und Photographien zu- 
sammengetragen. Fachleute würden freilich hier und da ihre Ansprüche gerne 
noch etwas höher stellen, und hätten von einem Manne, der selbst ja so sehr 
viel gesehen, gerne noch etwas mehr Einzelangaben und Belege. Auch ist die 
Darstellung zu wenig durchsichtig, um uns überall ohne weiteres des Autors 
wirkliche Meinung erkennen zu lassen. Jedenfalls kann man die Ansicht, 
unsere heutigen Jagdhunde hätten irgend welche näheren Beziehungen zu 
den ägyptischen Jagdhunden der ältesten Zeit, und nun gar, unsere Dachs- 
hunde hingen mit kurzbeinigen kurzen Tieren dieser Zeit zusammen, nur als 
seltsam bezeichnen. Daß Verfasser mit einer gewissen Bequemlichkeit 
schwierigen Problemen gerne aus dem Wege geht, beweist, daß auch hier wie 
in seinem anderen Werk die Frage nach dem Maultier unerörtert bleibt. Es 
kommt sogar nicht einmal eine Abbildung vor. Daß Tributrinder vom sog. 
Obelisken Salmanassars , die aus dem jedenfalls fernen und eigentlich immer 
noch nicht ganz sicher erklärten Lande Musri stammen, als assyrische Rinder- 
darstellung unter die Illustrationen gekommen sind, ist allerdings bedauerlich. 
Der Künstler hat sich nämlich Mühe gegeben, ähnlich wie andere Tiere der- 
selben Darstellung, die er kannte, vielleicht nicht einmal aus eigener An- 
schauung* diese möglichst bizarr darzustellen. Aus dem Eingangskapitel „Die 
H auetier werdung u habe ich jedenfalls nicht mit einiger Klarheit ersehen können, 
wie sich der Verfasser zu der Annahme des Ref. stellt, daß Ackerbau oder 
Pflugkultur, wie ich jetzt lieber sage und die Züchtung der wirtschaftlichen 
Haustiere in irgend einem organischen Zusammenhange steht. Denkt Keller 
wirklich daran, die Zähmung des europäischen Urs könnte in Europa selbst- 
ständig und sogar hier zuerst erfolgt sein? Ed. Hahn-Berlin. 

267. 0. von Hovorka und A. Kronfeld: Vergleichende Volksmedizin. 
Eine Darstellung volksmedizinischer Sitten und Gebräuche, 
Anschauungen nnd Heilfaktoren, des Aberglaubens und der 
Zanbermedizin. Unter Mitwirkung von Fachgelehrten heraus- 
gegeben. Mit einer Einleitung von Prof. M. Nenburger. 
Stuttgart, Strecker und Schröder, 1908. (28 Lief, ä 80 ^, 
Gesamtpreis geh. Jt 22,40.) 

Die beiden Herausgeber, die schon mit Erfolg auf dem Gebiete der Volks- 
kunde gearbeitet, haben es sich zur Aufgabe gesetzt, die noch erreichbaren 
Anschauungen und Gebräuche volksmedizinischen Charakters, im wesent- 



208 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

liehen aus Europa, aber auoh mit vielen Ausblicken auf außereuropäische 
Völker, zu sammeln und auf vergleichender Grundlage zu behandeln. Das 
Werk, von dem uns die erste Lieferung, enthaltend drei Bogen des all- 
gemeinen Teils und einen Bogen des speziellen Teils, vorliegt, wird sich in 
seinem ersten Teil mit der allgemeinen Ätiologie, allgemeinen Pathologie und 
Therapie, wie sie sich in der Seele des Volkes spiegeln, beschäftigen; dieser 
Teil ist in glücklicher Weise nach Schlagwörtern in alphabetischer Reihen- 
folge gruppiert. In der I. Lieferung ragt in diesem Teü besonders der Ab- 
schnitt über Amulette durch Vielseitigkeit hervor. Der zweite Teil behandelt 
die Anschauungen der speziellen volksmedizinischen Pathologie und Therapie, 
eingeteilt nach den Organen und den großen medizinischen Disziplinen. Man 
hat in diesem neuerscheinenden Werk ein ungeheures Material zusammen- 
getragen, das der Volkskunde, aber auch in gleicher Weise der Geschichte 
der Medizin, der Ethnographie und Psychologie dienen wird. Alle diese 
Disziplinen haben daher ein großes Interesse am Erscheinen des neuen Buches, 
das, der I. Lief, nach zu urteilen, ein Standard- Werk zu werden verspricht. 
Von dem festen Boden dieses Werkes aus wird es dann weiter leicht gelingen, 
die Volksmedizin in ihrem ganzen Umfang und in ihrer Bedeutung für die 
menschliche Kultur kennen zu lernen. In ganz besonderem Maße wird das 
vorliegende Buch dazu jeden befähigen, weil es sich zur Aufgabe gesetzt hat, 
den Zusammenhang der volksmedizinischen und wissenschaftlichen Vor- 
stellungen nachzuweisen und zu zeigen, in wieweit die volksmedizinischen 
Anschauungen vor dem Forum der heutigen wissenschaftlichen Medizin zu 
recht bestehen. Diese Tendenzen des Buches haben den unberechenbaren 
Vorteil, daß sie über manche Vorstellungen ein ungeahntes Licht verbreiten 
werden, und daß sie den Laien auf medizinischem Gebiet, wie es doch die 
meisten Freunde der Volkskunde sind, gewissenhafte Nachweisungen über 
die Beziehung der Volksmedizin zur Wissenschaft an die Hand geben. Wenn 
das Buch es nebenher erreichen würde, aufklärend auf die medizinischen An- 
schauungen des Volkes zu wirken, so wäre dies noch nebenbei ein schöner 
Erfolg, den der Arzt und jeder Freund des Kulturfortschrittes aufs lebhafteste 
begrüßen würde. Da wir uns so mannigfache Wirkungen von dem neuen 
eigenartigen Bache versprechen, so können wir ihm aus bester Überzeugung 
nur die weiteste Verbreitung unter allen wissenschaftlichen Fachgenossen und 
Freunden der großen Kulturhistorie wünschen. Nach Erscheinen des ganzen 
Werkes werden wir Gelegenheit haben, eingehend auf dieses zurückzukommen. 

H. Laufer-Luxor. 

268. Henry Balfour: The ftre-piston. Anthropolog. Essays pres. to 
Edward Burnett Tylor. S. 17—49, mit 4 Tafeln und 1 Karte. 
London 1907. 
Das Feuerpiston, ein Instrument zum Feuermachen durch Kompression 
der Luft, wurde in Europa 1801 oder 1802 erfunden. Es diente hier mehr 
als „wissenschaftliches Spielzeug tt wie als praktisches Hausgerät. In ethno- 
logischer Beziehung ist es von Interesse, daß das Feuerpiston auoh in Ost- 
asien vorkommt, und zwar erstreckt sich sein Verbreitungsgebiet dort vom 
nördlichen Birma und Siam über die malayische Halbinsel und den malayischen 
Archipel bis Mindanao und Luzon. Nach eingehender Beschreibung der in 
Ostasien verwendeten Feuerpistons wird versucht, die Frage zu beantworten, 
ob das Instrument von Europäern dahin gebracht oder ob es von den wenig 
zivilisierten Völkern, bei denen es heute im Gebrauch ist, erfunden wurde. 
Die umgekehrte Annahme, nämlich, daß es von Asien nach Europa übertragen 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 209 

wurde, darf als g&nzlich ausgeschlossen betrachtet werden, denn der Grund- 
satz, daß durch Kompression der Luft Wärme erzeugt wird, ist in Europa 
durch wissenschaftliche Experimente erkannt worden. Aber es scheint fast 
unglaublich, daß auf tiefer Kulturstufe stehende Völker den Grundsatz heraus- 
gefunden haben sollten, auf dem die Konstruktion des Feuerpistons beruht. 
Ganz unmöglich ist das freilich nicht, wie die unabhängige Erfindung anderer 
Instrumente in weit voneinander entfernten Regionen beweist. Die Einführung 
des Feuerpistons aus Europa nach Ostasien läßt sich deshalb schwer an- 
nehmen, weil es im Jahre 1865 im Osten schon sehr weit verbreitet war. 
Wenn man dennoch voraussetzen wollte, daß unternehmende europäische 
Händler in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Feuerpistons auf ver- 
schiedenen Inseln des malayischen Archipels und im Südosten des asiatischen 
Festlandes absetzten, so muß man die Zeit in Betracht ziehen, die verstrichen 
sein muß, ehe der Wert und das Wirkungs vermögen der neuen Vorrichtung 
bei Völkern, welchen sie bis dahin ganz unbekannt war, so allgemein An- 
erkennung gefunden haben konnte, wie es 1865 tatsächlich der Fall war. 
Lange Zeit würde zudem erforderlich gewesen sein, ehe die Schwierigkeiten, 
welche der Nachahmung eingeführter Feuerpistons mittels der Arbeits- 
methoden der Eingeborenen entgegenstanden, zu überwinden waren, denn das 
Feuerpiston ist ein Instrument, das äußerst genau konstruiert sein muß, 
wenn es funktionieren soll. Ein anderer wichtiger Punkt ist, daß kein 
Feuerpiston europäischer Erzeugung im ostasiatischen Verbreitungsgebiet 
bisher gefunden wurde. All das sowie die örtlich verschiedene Ausstattung 
der in Ostasien verwendeten Feuerpistons läßt die Übertragung aus Europa 
nicht als wahrscheinlich annehmen. Die Chinesen kennen das Instrument 
nicht. Wenn das Feuerpiston in Ostasien erfunden wurde, so bleibt es noch 
immer fraglich, ob die Erfinder Indochinesen oder Malayen waren. Sicher 
ist, daß die hauptsächlichen Verbreiter Malayen gewesen sind. Seine häufige 
Benutzung bei den urmalayischen Stämmen Nordluzons und den Moi's von 
Indochina, in Verbindung mit dem Umstände, daß benachbarte in der Kultur 
höher stehende Völker es nicht kennen, kann als ein Hinweis auf die Er- 
findung des Feuerpistons seitens eines urmalayischen Volkes gelten. — Balfour 
erörtert zum Schluß die Frage, auf welche Art sich die Erfindung des In- 
struments im fernen Osten vollzogen haben kann. Doch ist es gegenwärtig 
nicht möglich, diese Frage in überzeugender Weise zu beantworten, und 
vielleicht wird es, wie die zweifelsfreie Lösung des Problems der Monogenesis 
oder Polygenesis des Feuerpistons, niemals gelingen. Fehlinger- München. 

269. Georg Jacob: Geschichte des Schattentheaters. 159 S. Berlin, 
Mayer u. Müller, 1907. 4 JL 
Der Verfasser, welcher sich seit Jahren besonders mit dem türkischen 
Schatten theater beschäftigt, gibt in diesem inhaltsreichen und auf umfassenden, 
gründlichen Studien beruhenden Buche, das — wie der Untertitel besagt — 
die erweiterte Neubearbeitung eines 1901 gehaltenen Vortrages ist und 
zugleich eine jetzt vergriffene Schrift des Verfassers „Al-Mutaijam" in sich 
schließt, einen Überblick über die Verbreitung des Schattenspiels vom 
äußersten Osten bis ins westliche Europa. Wenn es, wie der Verfasser im 
Vorwort hervorhebt, auch nicht die Lücken in unserem Wissen von der 
Technik (Herstellung der Figuren, ihrer Farben, Transparenz usw.), den 
Trachten, der begleitenden Musik, dem Quellenmaterial ganz auszufüllen 
vermag, so sind doch die von Jacob darin niedergelegten Ergebnisse seiner 
Forschungen — abgesehen von der literarhistorischen Seite — auch ethno- 

Zentralblatt für Anthropologie. 1908. 24 



210 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

logisch recht wertvoll (so schon v. Luschan im „Globus", Bd. LXXVI, 
S. 323 bis 324). 

Die frühesten Belege für die Aufführung von Schattenspielen findet 
Jacob in der indischen Literatur, schon im 6. Jahrhundert und vielleicht 
noch eher; im 11. Jahrhundert läßt es sich in China und Dzawa nachweisen. 
Die Stoffe des Schattenspiels im letztgenannten Lande waren einheimisch oder 
aus Sanskrit- Epen entnommen; ob das Wajang Purwa oder das Wajang 
Beber älter, ist noch ungewiß. Auf das altdzawanische Wajang dürfte da« 
siamesische Nang zurückgehen. Das chinesische Schattenspiel, das noch 
heute blüht, weist manche Berührungen mit dem islamitischen auf, die die 
Herkunft des letzteren aus jenem durch Yermittelung der Mongolen wahr- 
scheinlich machen. — Den Mohammedanern blieb das Spiel bis zum 12. Jahr- 
hundert unbekannt. Danach blühte es besonders in Ägypten, und es ist auch 
ein ägyptischer Arzt Ibn Dänii&l, dessen drei Dichtungen die einzigen aus 
dem arabischen Mittelalter erhaltenen sind. Von ihnen, deren Inhalt Jacob 
dankenswerterweise im Auszug mitteilt, ist die dritte die interessanteste: 
sie erzählt von Hahnen-, Widder- und Stierkämpfen, erwähnt die Feiung der 
Widder gegen den bösen Blick durch Amulette, Zauberwasser usw* 

Zu den Osmanen scheint das Spiel nicht von den Arabern, sondern von 
den Persern gekommen zu sein : ein türkischer Name dafür findet sich bereits 
im 13. Jahrhundert; dem Karagöz entspricht der persische Kecel Pehlewän; 
das türkische Spiel ist mehr weltlich, gebraucht die Sprache des täglichen 
Lebens, und gewisse Figuren kehren darin immer wieder, während das ara- 
bische mehr religiös, historisch, poetisch abgefaßt ist und keine stehenden 
Typen kennt. Die Figuren, welche gröber als die ostasiatischen sind, werden 
in Tunis kunstlos aus dunkelblauem Leder geschnitten; etwas Stil zeigen die 
ägyptischen, die türkischen aber und die besseren arabischen sind farbig und 
transparent. Das Orchester besteht gewöhnlich aus fünf Instrumenten und 
hält für jede Figur ein Leitmotiv fest. 

Von den Osmanen wanderte das Spiel zu den Humanen, Griechen und 
Bosniern, von Tunis aus nach Italien, Deutschland und Frankreich. Vom 
Ende des 17. bis Anfang des 19. Jahrhunderts führt Jacob eine Reihe von 
Belegen von Aufführungen in Rom, Neapel und in verschiedenen deutschen 
Städten an. Das literarische Schattenspiel in Deutschland und das fran- 
zösische, das Jacob bis zu dem modernen, im Chat Noir auferstandenen 
behandelt, bieten weniger Interesse und haben mit dem ursprünglichen wenig 
gemein, und die Hoffnung des Verfassers, daß einst ein vergeistigtes Drama 
auf das Schattenspiel ah Verbindung zwischen Poesie, Malerei und Musik 
zurückgreifen würde, dürften schwerlich viele teilen. Byhan-Hamburg. 

270. Wilhelm Hertz: Aus Dichtung und Sage. Vorträge und Auf- 
sätze. Herausgegeben von Karl Vollmöller. X, S. 219. 8°. 
Stuttgart und Berlin 1907. 
Mit der Sammlung und Herausgabe der hier vereinigten Aufsätze Herts' 
erwarb sich Vollmöller, der berühmte und hochverdiente Romanist, den 
aufrichtigen Dank aller, die deutsche Volkskunde wissenschaftlich pflegen. 
Die Aufsätze waren in Zeitschriften erschienen, die nur wenigen noch zu- 
gänglich sein dürften, doch Hertz' Ausführungen sind der Sache nach nicht 
spurlos geblieben, vielmehr mit ihrem Gedankeninhalt längst zur Grundlage 
der Volksforschung in deutschen Landen geworden. So mancher Verfasser 
dickbäuchiger gelehrter Arbeiten, deren Lektüre ermüdend auf den Geist 
einwirkt, schöpfte uneingestandenermaßen aus Hertz 1 Schriften die besten 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 211 

Anregungen. Hertz ist ein Denker, aber auch zugleich einer der be- 
deutendsten Meister wunderschöner deutscher Darstellungskunst. Sein ßuch 
gewährt uns Blatt für Blatt neuen Hochgenuß, der aus der Schönheit unserer 
Sprache quillt. „Mit Staunen vernehmen wir noch heute aus den warmen 
Lippen der Lebenden Weisheit und Wahn der grauesten Vorzeit Wer aber 
die alte Kunde recht verstehen will, der muß lernen, die Natur zu betrachten 
nicht mit dem kühlen Forscherblick des modernen. Menschen , sondern mit 
den Dichteraugen eines Kindes a , sagt Hertz (S. 197), doch das ist bei ihm 
nur eine Redewendung, denn in Wirklichkeit besaß er immer den kühlsten 
Forscherblick des neuzeitlichen Gelehrten für die sicheren Tatsachen des 
Volkslebens, und nur seine Kunst der Darstellung, die sonst selten Gelehrten 
eigen, beseelte die Ergebnisse seiner Forschung mit wahrem Leben. Das 
trifft doch ein Kind nicht, sondern erst ein Dichter, der sich seiner Arbeit 
bewußt ist. Seine Abhandlung über die Mythologie der schwabischen Volks- 
sagen ist wohl der kürzeste, aber auch der beste Grundriß unseres Wissens 
vom deutschen Volksglauben. Vortrefflich sind die kleinen Aufsätze über 
die Hexenprobe und den Feuerreiter, dann über den ritterlichen Frauendienst 
und altfranzösische Volkslieder, doch von entzückender Anmut sein Vortrag 
über die Walküren und die Studien über die Nibelungensage und Beowulf, 
das älteste germanische Epos. Selbst mir, der ich mich mit den letztgenannten 
zwei Sagenstoffen bis zum Überdruß beschäftigen mußte, kamen sie in Hertz' 
Wiedererzählung wie neu vor und ich las sie zweimal wieder! Über die 
Walküren urteilen wir Volksforscher heutigentags etwas verschieden von 
Hertz, weil wir diese Gestalten als Baumseelen in ihrer Ursprünglichkeit bei 
allen Völkern der Erde kennen lernen und zwischen den Gebilden der Kunst- 
dichter und denen des Volksglaubens schärfer unterscheiden. Die alt- 
nordischen Walküren, Odins Schildjungfrauen, sind wesentlich Schöpfungen 
von Kunstdichtern. Das Volk dichtet nirgends so hoch über seine Bedürfnisse 
hinaus, sondern ist bescheiden. Friedrich S. Krauss - Wien. 

Spezielles. 

271. F. 6. Stebler: Am Lötschberg. Land und Volk von Lötschen. 

IX und 130 S. Mit 138 Abbildg. im Texte. Zürich, Albert 

Müllers Verlag, 1907. 
In den ersten sieben Kapiteln des flüssig und anschaulich geschriebenen 
Buches schildert der Verfasser die Landschaft des abgeschlossenen, nur durch 
die enge Lonzaschlucht mit dem Rhonetal verbundenen Lötschtales, Klima, 
Bergbau, Berge und Gletscher in touristischer Hinsicht, Geologie, Flora mit 
besonderer Berücksichtigung der Nutzpflanzen und gibt einen kurzen Abriß 
der Geschichte des Tales. Die zweite Hälfte des Buches ist der Volkskunde 
gewidmet, und daraus will ich hier einiges anführen. Die Ackerkultur der 
Lötscher ist reiner Hackbau, Pflug und Wagen haben sie nicht. Gemeinde- 
besitz sind Säge, Walke, Flachs- und Hanf reibe, gewisse Flurteile und die 
Almen. Manche von den hölzernen, auf steinernem Unterbau ruhenden 
Wohnhäusern (136 in vier Gemeinden mit 1000 Einwohnern) sind reich 
beschnitzt. Die Stadeln stehen der Abbildung zufolge auf Pfählen. Die 
Sennhütten, welche zu 10 bis 20 beieinander stehen, haben unten den Stall, 
darüber Küche und Wohnraum. Das Hausgerät gleicht dem der übrigen 
Älpler. Auch die religiösen Gebräuche unterscheiden sich natürlich fast 
nicht von den anderwärts üblichen (Votive, Alm segnen usw.); erwähnen 
möchte ich nur, daß man die Kohlen des „neuen Feuers" am Karsamstag 

14* 



212 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

sorgfältig aufbewahrt. Reichlichen Gebrauch machen die Lötscher noch von 
ihren Hausmarken: nicht nur auf die Hörner des Viehes, auf hölzerne Geräte 
brennt man sie ein, sondern sie werden auch in Gemeindeverfügungen, in der 
Schießgesellschaft, auf den „Tesalen" oder „Sohn&taen" (Stäbe mit den 
Marken in der Reihenfolge der Rechte oder Pflichten eines jeden Haus- 
standes, z. B. betreffs Nachtwache, Ziegenhut, Wasser), auf den „ Alpscheiten u 
(dreikantige Scheite mit Kerben, in die Klötzchen eingefügt werden, oder 
neuerdings mehr zweigeteilten Kerbhölzern gleichende) usw. verwendet Bei 
Schafen macht man dafür verschiedenartige Einschnitte in die Ohren. Die 
Hausmarke vererbt sich auf den jüngsten Sohn. — Kunkel, Spinnrad, Web- 
stuhl, Schnürstuadla sind noch überall im Gebrauch. — Zu Fastnacht ziehen 
Burschen, ganz mit Fell bekleidet und mit Masken aus Arvenholz und Fell, 
„ Trinkein a und Aschenstöcken durchs Dorf; die Sage führt diesen Brauch 
auf den „Trinkel stier krieg" oder auf die „ Schürten diebe" zurück (s. darüber 
ausführlich Rütimeyer im „Globus", Bd. 91, S. 201ff., 213ff.). Des weiteren 
berichtet Stehler von den Bräuchen im Familienleben, von den wirtschaft- 
lichen Verhältnissen, von Nahrung und Kleidung, vom Volkscharakter und 
der Sprache. 

Die zahlreichen Abbildungen, mit denen das Buch ausgestattet ist, sind 
durchweg recht gut und deutlich; neben Landschaftlichem bieten sie auch 
sehr viel volkskundliches bzw. ethnographisches Material: Gedenktafeln 
(Menschenfiguren), Gevatterbrote, Milchgerät, Traggabeln u. dgl. 

Byhan-Hamburg. 

272. Emil Fischer: Aus Alt -Bukarest Kulturhistorische Skizzen 
mit besonderer Berücksichtigung der Kulturarbeit des Deutsch- 
tums in Rumänien. 166 S. Bukarest, Buohdruckerei „Bukarester 
Tagblatt", 1906. 
Von Rumänien weiß und hört man bei uns sehr wenig, obwohl — oder 
gerade weil — es das einzige Land im Osten ist, das in kultureller und 
finanzieller Beziehung stetig fortschreitet (voriges Jahr ein Budgetüberschuß 
von 40 MilL Lei =16 Proz.). Bukarest ist heute eine schöne, moderne 
Großstadt, wie es dort aber vor 100 Jahren noch aussah, davon gibt uns 
Fischer ein anschauliches Bild. Nur wenige Kulen der Vornehmen waren 
aus Stein gebaut, die meisten Häuser, aus Holz, Fachwerk, Rutengeflecht, 
Erde. An Eunststraßen gab es nur einige liederlich gehaltene, aber kost- 
spielige Knüppeldämme. Das Trinkwasser, welches die Sacagii aus der 
stinkigen Dimbovita brachten, wurde mit Alaun geklärt. In einer Vorstadt 
hausten Bettler, Krüppel und Gesindel, die in einer besonderen Zunft berufs- 
mäßig organisiert waren. Um den Hof, an welchem noch am Ende des 
18. Jahrhunderts märchenhafter orientalischer Prunk herrschte (s. Kap. IV), 
gruppierten sich die Bojaren. Der größere, ältere Teil dieses Adels war süd- 
slawischen Ursprungs, hat sich aber später mit Rumänen, Türken, Sachsen, 
Nordslawen und besonders Griechen vermischt, wie auch das Volk aus einer 
Mischung (Thrakoromanen und Slawen) hervorgegangen ist. Die vom 
17. Jahrhundert bis 1873 bestehenden Zünfte rühren trotz der vorwiegend 
slawischen, türkischen, griechischen technischen Namen, welche Niederschläge 
aus verschiedenen Kulturperioden sind, offenbar von den Sachsen her (Kap. VI). 
Die einzelnen Gewerbe waren in bestimmten Straßen konzentriert, der Klein- 
handel spielte sich auf den vier Plätzen und in Gewölben, der Großhandel in 
den Hans ab. Auf rechtes Gewicht und Einhaltung des vorgeschriebenen 
Preises wurde streng gehalten, Verstöße dagegen wurden mit Stockprügel, 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 213 

Einkerben der Nase, Prangerstehen , Annageln des Ohres an den Laden- 
tisch usw., Falschmünzerei mit Abhacken der rechten Hand geahndet. Der 
Großhandel beschäftigte sich mit der Ausfahr von Landes produkten und der 
Vermittelang von orientalischen Waren nach dem Westen, besonders nach 
Leipzig; vom 15. bis 18. Jahrhundert war er Monopol der Kronstädter und 
Hermannstädter. Rumänien war die Korn- und Schatzkammer der Sultane. 

In Kap. VIII und IX beschäftigt sich der Verfasser mit dem Einflüsse 
des Deutschtums. Dieser wird nicht nur direkt durch die 1000 Lehnwörter 
im Rumänischen bezeugt; indirekt hat er auch durch die von deutscher 
Kultur schon früh beeinflußten Nordslawen gewirkt. Die rumänischen Städte 
hatten, wie die sächsischen in Siebenbürgen und die der Bukowina und 
Galiziens, das Magdeburgische Stadtrecht. Deutsche Städte in Rumänien 
waren einst Rucar, Piatra-Neam^, Cotnar, Säsisoara, Säsesti, Baia (Molde), 
Carapolung (Langenowe, Langenau, bis Ende des 17. Jahrhunderts). Ein 
erneutes Zuströmen von Sachsen begann um 1774, von Österreichern und 
Reichsdeutschen um 1830. Bukarest zählt heute mindestens 25000 Deutsche, 
das ist 10 Proz. der Einwohnerschaft. Alles in allem ist die moderne 
Kultur der Rumänen direkt und indirekt ein Werk Siebenbürger Sachsen. 

Das letzte Kapitel enthält einen interessanten Exkurs über die Testemele 
(Kopftücher). Diese wurden aus Baumwolle in verschiedener Stärke, bis zum 
feinsten Batist, weiß oder einfarbig gefertigt und mit zwei- bis dreifarbigen 
Mustern verziert und zwar mit Hilfe der Battiktechnik. Die dabei ver- 
wendeten Pflanzenfarben (40 Arten kannte man) wurden mit Alaun fixiert. 

Alles in allem bildet diese Arbeit des sachkundigen Verfassers, welcher 
sich um die Erforschung des Deutschtums, wie auch um die Sprach- und 
Kulturgeschichte seines Adoptivvaterlandes verdient gemacht hat, eine wert- 
volle Bereicherung unserer spärlichen Literatur über Rumänien. 

Byhan-Hamburg. 

273. E. A. Wolter: Lettische Fragmente (russ.). Izvestija Otdel. 
russkago jezika i Slovesnosti. Iinp. Akad. Nauk. 1907. Bd. XII, 
Nr. 3, p. 163—175. 

Zwei lettische Urkunden aus dem 17. Jahrhundert, von Sprogis im 
Archiv von Wilna aufgefunden und übersetzt. Dazu einige Erläuterungen 
und Ergänzungen von Wolter: Lettische Besprechungsformeln aus dem 16. 
und 17. Jahrhundert. Wichtiges Material zum Studium der lettischen Sprache 
und der psychologischen Grundlage der Hexenprozesse. 

Wera Charusin-Moskau. 

274. Bernhard Stern: Geschichte der öffentlichen Sittlichkeit in 
Bußland. Bd. ü, mit Illustrationen, Porträt des Verfassers und 
ausführlichem Register über beide Bände. 652 S. Berlin, Herrn. 
Barsdorf, 1908. 

Dem auf S. 15 dieses Jahrganges angezeigten ersten Bande ist schnell 
der zweite, noch umfangreichere, gefolgt. Auch er enthält zahlreiche Notizen, 
die den Ethnologen und besonders den Folkloristen interessieren dürften. 
Die Abschnitte „Das Weib und die Ehe tf (S. 299 bis 446), „ Geschlechts- 
moral tf (S. 497 bis 518), „Prostitution, gleichgeschlechtliche Liebe und Lust- 
seuche" (S. 519 bis 576) und „Folkloristische Dokumente" (S. 577 bis 616) 
bringen eine Fülle ethnologischen Materials, das ebenfalls eine riesige Be- 
lesenheit des Verfassers, vor allem auch in der russischen Literatur, bekundet; 
viele seiner Ermittelungen beruhen auf persönlichen Beobachtungen oder auf 
Mitteilungen guter Kenner der Verhältnisse. Als besonders die Fachgenossen 



214 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

interessierende Abschnitte seien erwähnt: „Frauenranb upd Frauenmarkt tt , 
„ Hochzeit sge brauche und Hochzeitssitten der Russen", „Hochzeitegebräuche 
der nicht -russischen Bevölkerung in Rußland u , „Probenächte und Jungfern- 
schaft a , „Das Erotische und Obszöne in der Literatur und Karikatur tt t „Sexu- 
elles Lexikon", „Obszöne Sprichwörter", „Erotische und obszöne Lieder" , so- 
wie „Erotische und obszöne Erzählungen". 

Das ganze Werk ist ein kulturgeschichtlich höchst wichtiges Dokument. 
Es gehen dem Leser die Augen auf über die überaus traurigen sittlichen Zu- 
stände, die noch jetzt in Rußland herrschen und nicht viel andere sind als 
zur Zeit Peters des Großen. Vieles, was sich vor unseren Augen heute dort 
abspielt, wird uns bei der Lektüre dieses durchweg anziehend geschriebenen 
Werkes verständlich. Buschan- Stettin. 

275. A. Zatschinjaef : Epische Überlieferungen aus den Gouverne- 
ments von Orel, Kursk und Woronesch (russ.). Izvestija Otdei. 
rußskago jezika i slovesnosti Imp. Akad. Nauk. 1906. Bd. XI, 
Nr. 1, p. 147—171. 

Die geographische Verbreitung der Bilynen (oder Starynen = russisches 
Heldenepos) scheint nioht festgestellt zu sein. Der vorherrschenden Meinung, 
es seien keine Bilynen in den südlichen Teilen des Verbreitungsgebietes der 
Großrussen zu finden, stellt Verfasser die Äußerung entgegen, daß noch vor 
kurzer Zeit Bilynen über Ilija Murometz, Dobrynja, Aljescha Po po witsch, Iwan 
den Schrecklichen in den Distrikten von Zadonsk (Gouv. Woronesch) und 
Jeletz (Gouv. Orel) sich hören ließen. Auch werden im Gouvernement 
Woronesch Märchen mit epischen Motiven und Heldennamen erzählt, die, wie 
bekannt, in engem Zusammenhang mit der epischen Tradition der Bilynen 
stehen (unter anderen ein Märchen über Iwan den Schrecklichen, wo das 
Licht einer von selbst sich anzündenden Lampe die Wahl eines Bauern- 
knechts zum Zaren bestimmt). Vorstellungen über „Bogatyri" = Männer von 
übermenschlicher Kraft (dieser Name wird den Helden des russischen Epos 
beigelegt) sind der Bevölkerung der Gouvernements nicht fremd, nur werden 
unter diesem Namen Kudejar, Stenjka Razin, Wanjka Kain gemeint. Eine 
Bilyne über den Kampf zwischen Ilija Murometz und dessen Sohn (Motiv: 
Rüstern und Zorab), im Gouvernement von Woronesch aufgezeichnet, soll schon 
1861 im „Woroneschski Literaturni Zbornik" Vip. I erschienen sein. Den 
christlichen Charakter der Bilyna, die nicht wie gewöhnlich mit dem Tode 
des Sohnes endet (das Kreuz an der Brust rettet ihn zur Freude des Vaters), 
glaubt Verfasser durch den Einfluß der Sänger von geistlichen Liedern zu 
erklären, von denen wahrscheinlich die Bilyna dem Sammler gesungen wurde. 
Solche Sänger finden noch zurzeit Beifall in den Dörfern und auf den Jahr- 
märkten. — Beigegeben sind vier geistliche Lieder. 

Wera Charusin- Moskau. 

276. Sirelius: Das Kunstgewerbe der Ostjaken und Wogulen (russ.). 
Eohegodnik Tobolßkago Musea, 1907. Vol. XVI. 

Fortsetzung der in Lieferung XV angefangenen Übersetzung der Schrift 
von Sirelius. Enthält folgende Absätze: 1. Verfertigung der Matten. 
2. Das Färben. Sirelius ist der Meinung, die Ostjaken und Wogulen können 
wohl die Farben unterscheiden, es mangeln ihnen aber die Benennungen für 
die verschiedenen Farben. Die blaue Farbe ist ihnen nicht bekannt. 3. Ver- 
fertigung der Stricke und anderer Geflechte, z. B. aus den Wurzeln der Zeder, 
aus dem Stamme des Faulbeerbaumes. 4. Bearbeitung der Birkenrinde. 



A. Referate. Ethnologie and Ethnographie. 215 

Ö. Verfertigung des Fischleims. 6. Schmiedakunst und Gießerei. Die Volks- 
tradition läßt die Schmiedekunst schon vor der Ankunft der Russen in Blüte 
gestanden haben; später ist sie in Verfall geraten. Schmucksachen werden 
in Formen aus Pappelrinde gegossen. 7. Gewöhnliches Handwerkszeug. 

Wera Charusin-Moskau. 

277. Die Juden in Österreich. Im Auftrage des „Verbandes der 
Israelitische u Humanitätsvereine B'nai B'rith für Österreich" her- 
gestellt. 160 S. VeröffentL d. Bureaus f. Statistik der Juden, 
Heft 4. Berlin-Halensee, Louis Lomm, 1908. 

Ein Beitrag zur Demographie der Juden in Österreich auf Grund der 
statistischen Erhebungen. Die einzelnen Kapitel betreffen: 1. Zahl und Ver- 
teilung; II. natürliche Bewegung (Eheschließungen, Geburten, Sterbefälle, 
Alter der Verstorbenen, Todesursachen, natürliche Vermehrung); HL Geschlecht, 
Altersgliederung und Familienstand; IV. Wanderbewegung; V. Taufbewegung; 
VI. Schulwesen; VII. Umgangssprache; VIII. Berufs Verhältnisse; IX. Beruf s- 
und Einkommens Verhältnisse in Galizien; X. Krimin alitäts Verhältnisse und 
XL Geisteskrankheiten. 

Einige, den Anthropologen besonders interessierende Angaben mögen 
hieraus hervorgehoben werden. Nach der Volkszählung von 1900 wurden 
in ganz Österreich 1 222 899 Juden = über 4 l / % Proz. der Bevölkerung 
gezählt; davon sitzen zwei Drittel in Galizien. — Bei den Geburten fällt der 
große Knabenüberschuß auf: gegenüber 1000 Mädchen 1102 Knaben (in 
Bukowina sogar 1201). — Sowohl die Geburts-, wie auch die Sterberate ist 
bei den Juden niedriger als bei den Christen. Auffallend selten ist Tuber- 
kulose (in jeder Form und Lokalisation) , auch Erkältungskrankheiten, sowie 
Herzleiden; bei Jüdinnen ist ferner bemerkenswert die geringe Sterblichkeit 
an Krankheiten in der Schwangerschaft und im Wochenbett, besonders infek- 
tiöser Natur. Als häufigste Todesursache wird Altersschwäche angegeben; 
auch häufig Krebs und andere bösartige Neubildungen, sowie Gehirnblutung 
und Gehirnverkalkung, schließlich Erkrankungen der Harn- und Geschlechts- 
organe. — Das kriminelle Verhalten der Juden ist grundverschieden von dem 
der Christen. Den höchsten Prozentsatz stellen jene wegen Vergehens gegen 
das Tierseuchengesetz (47,1:100000; bei Katholiken nur 0,6), demnächst 
wegen Krida (? Referent), ferner wegen Betrugs und wegen Diebstahl (hierin 
von Christen allerdings übertroffen). — Von den Geisteskrankheiten erscheinen 
die Juden besonders stark belastet mit Wahnsinn (Amentia), periodischer 
Geistesstörung, erworbenem Blödsinn (Dementia), paralytischer Geistesstörung 
(Dementia paralytica), sowie Melancholie und Imbezillität. Die Christen hin- 
gegen sind stärker beteiligt an epileptischer Geistesstörung und Geistes- 
störungen mit Herderkrankungen, besonders aber mit Alkoholismus. 

Buschan- Stettin. 

278. Andrew Lang: Anstralian problems. Anthropolog. Essays 
presented to Edward Burnett Tylor. S. 201—218. London 1907. 

Der Verfasser behandelt zwei Probleme des australischen Totemismus, 
und zwar zuerst die Beschränkung der Eheschließung zwischen Angehörigen 
eines Totems der einen Phratrie mit Angehörigen eines Totems der anderen 
Phratrie des betreffenden Stammes, wie sie bei einigen australischen Stämmen 
zu Recht besteht, während sonst für die Wahl der Ehegatten alle Totems 
oder doch eine Mehrzahl von Totems der entgegengesetzten Phratrie in 
Betracht kommen. Gewöhnlich wird die fortschreitende Beschränkung des 
Eheschließungsrechts auf gewisse Gruppen innerhalb des Stammes als ein 



216 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

Mittel betrachtet, durch das die Verheiratung Blutsverwandter immer mehr 
ausgeschlossen werden soll. Das erwähnte Extrem der Beschränkung, die 
Gestattung der Eheschließung nur zwischen Angehörigen zweier bestimmter 
Totems, bat das Gegenteil zur Folge: das unvermeidbare Ergebnis ist die 
Begünstigung von Heiraten zwischen nahen Blutsverwandten, denn die Per- 
sonenzahl innerhalb jedes Totems ist gering. Die Stämme, bei denen die 
extremste Heiratsbeschränkung besteht, nehmen eine sehr tiefe Kulturstufe 
ein, und Lang sieht deshalb die Praktik, wenn auch nicht als ursprünglich, 
so doch als eine sehr alte Einrichtung an. Er gibt eine Theorie der Ent- 
stehung einer derartigen sozialen Organisation, die er aber selbst nicht für 
wahrscheinlich hält: Angenommen, daß örtliche Gruppen mit Tiernamen 
existieren, die exogam und einander feindlich sind; sie beschaffen sich ihre 
Frauen durch Raub. Da sie notwendigerweise blutsverwandt werden, hört 
die Feindschaft auf und es kommen zwischen jedem Paar von Gruppen fried- 
liche sexuelle Beziehungen zustande. Eine Reihe paariger Gruppen bildet 
den Verband A und nimmt einen gemeinsamen Namen an. Eine andere 
Reihe paariger Gruppen macht denselben Prozeß durch und wird zum 
Verband B. Daraus, aus den Verbänden oder Phratrien A und B, die aus 
mehreren paarigen Gruppen oder Totems bestehen, geht der Stamm hervor, 
doch kommen Heiraten nur zwischen je zwei bestimmten Gruppen vor, wie 
es ehedem Brauch war. „Das Arrangement ist stupid, aber nicht mehr als 
der Brauch der nördlichen Urabunna", bei welchen die Heiratsregel „ein 
Totem zu einem Totem u herrscht. — Die Annahme einer vorsätzlichen 
Teilung der Stämme in Phratrien und der Phratrien in Totems weist Lang 
mit Recht zurück. 

Der zweite Teil des Aufsatzes behandelt den „Animismus und die Un- 
kenntnis der Zeugung" bei den Arunta, bei den Stämmen in Nord -Queens- 
land usw. Spencer und Gillen fanden, daß bei den Arunta die Zugehörig- 
keit zu einem Totem nicht erblich ist und daß die Angehörigen eines Totems 
untereinander heiraten. Einige Ethnologen hielten dies für die älteste Form 
des Totemismus, andere meinten, darin eine dekadente Form zu erkennen. 
Lang führt die Endogamie der Totemgruppe wie die Tatsache, daß die Zu- 
gehörigkeit zu ihr nicht erblich ist, auf die animis tische Religionsphilosophie 
der betreffenden Stämme zurück. Bei den Arunta z. B. besteht der Glaube, 
daß am Beginne der Dinge zwei Wesen existierten, welche die Tiere (und 
Menschen?) erschufen. Ihre Körper starben ab, doch ihr unsterblicher Geist 
hauste fortan in bemalten Steinen, die Churinga genannt werden. Diese 
unsterblichen Geister dringen in die Frau und verursachen die Empfängnis, 
wenn sie den Ort passiert, wo das Churinga deponiert ist. Daher war jeder 
Arunta, im Geiste, von Anfang an da und er kehrt unendlich oft in Menschen- 
gestalt wieder; deshalb wird die Zeugung verneint. Bei den Stämmen am 
Eyre-See und in Nord - Queensland herrscht ein ähnlicher Glaube. — Der 
Glaube an die Reinkarnation und die Unkenntnis des Zeugungs Vorganges 
kommen in der beschriebenen Form des Totemismus zum Ausdruck. 

FeKUnger- München. 

279. Ren ward Brandstetter : Ein Prodromus zu einem vergleichenden 
Wörterbuch der malaio - polynesischen Sprachen für Sprach- 
forscher und Ethnographen. 74 S. Luzern, E. Haag, 1906. 
Es ist ein verdienstliches, auch für die Ethnologie recht ersprießliches 
Unternehmen, dessen Plan der auf dem Gebiete der malaiischen Sprach- 
forschung schon öfters hervorgetretene Verfasser in der vorliegenden Schrift 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 217 

entwickelt. Sie zerfällt in einen theoretischen, praktischen und kritischen 
Teil. Im ersten legt der Verfasser neun Gesichtspunkte dar, nach denen er 
das beabsichtigte Wörterbuch abzufassen und die einzelnen Artikel zu gliedern 
gedenkt. Was das Material anbelangt, so ersehe ich allerdings mit Bedauern, 
daß sich Brandstetter im allgemeinen auf zwölf malaiische Sprachen be- 
schränken will; es wäre doch äußerst nützlich, sowohl für die Sprach- wie 
die Kulturforschung, wenn die polynesischen (ev. auch die melanesischen, 
mikronesischen und Papuasprachen) mit herangezogen würden. Wie im 
Kawi, dem älteren Bugischen und Malagasy, so dürften sich auch in jenen 
vor langer Zeit abgesplitterten Sprachen an der östlichen Peripherie ältere, 
wichtige Elemente finden. Der dritte Gesichtspunkt fordert die Ausscheidung 
der Lehnwörter; ethnologisch sind sie wichtig, deshalb gibt Brandstetter 
mit Recht immer die Herkunft an. Die nächsten Absätze betreffen den Laut- 
stand, wobei sich einige recht interessante, auch in europäischen Sprachen 
vorkommende Erscheinungen zeigen (wünschenswert wäre dabei eine möglichst 
phonetische Transkription), sodann das Herausschälen der Wurzel, die Fest- 
stellung der Wortart und die Angabe einiger wichtigerer Ableitungen. Von 
ethnologischem Belang sind endlich noch der 8. und 9. Gesichtspunkt: Fest- 
stellung der Grundbedeutung, des Wandels und der Übertragung des Sinnes, 
sowie die Abgrenzung des Verbreitungsgebietes der Wörter. Im praktischen 
Teile werden aus dem auf 2000 Artikel berechneten Wörterbuche 20 auf 
Körperteile bezügliche als Proben und zur Erläuterung des theoretischen vor- 
geführt. Der kritische Teil behandelt die Einschränkungen, welche die Be- 
deutung vieler Wörter bei oder infolge bestimmter Anwendungsweisen 
erleidet: in höflicher und höfischer Rede, euphemistisch, grob, im Ärger, im 
Scherz, im religiösen Gebrauch, als Tabuwort, dichterisch, bei Spiel und 
Tanz usw. Die eingehende Bearbeitung gerade dieser semasiologischen Er- 
scheinungen würde dem Völkerkundler natürlich sehr willkommen sein. 

Byhan-Hamburg. 

280. P. A. Klein titschen: Die Küstenbewohner der Gazellehalbinsel 
(Neupommern — deutsche Südsee), ihre Sitten und Gebräuche. 
Unter Benutzung der Monatshefte dargestellt M. vielen Abb. 
und zwei Karten. Hiitrup, Herz Jesu-Missionshaus, 1907. 
Viel ethnologisch Neues enthält das Buch nicht. Aber es bringt eine 
anspruchslos gehaltene, dabei im ganzen ziemlioh vollständige Darstellung 
der ethnographischen Verhältnisse des Gebietes. Daß der Missionar für die 
politischen und moralischen Begriffe der Eingeborenen nicht viel Verständnis 
zeigt, sondern da fast nur Anarchie und greuliche Verwilderung sieht, wird 
man ihm zu gute halten. Dagegen gibt er über religiöse Dinge, Zauberei 
und Geisterglauben einige schätzbare Daten, wie z. B. den Abschnitt über 
den Geist Kaia. In den übrigen Kapiteln wird man besonders zu den Ge- 
bräuchen des täglichen Lebens, Gewinnung und Zubereitung der Nahrung 
eine Anzahl interessanter Ergänzungen finden. Von anderen Angaben möchte 
ich das Vorkommen der echten Kegeldachhütte auf der Gazellehalbinsel 
(Bild S. 95), sowie des Nischengrabes im Hinterlande von Vunapope hervor- 
heben. Auch die Abbildungen sind wenigstens zum Teil nicht neu und 
geben nicht immer eine ganz richtige Vorstellung, wie auf S. 262 die 
„Baininger Leute a ein Nakanairuder und einen Schild von den Französischen 
Inseln führen; der Verfasser ist allerdings an dem Fehler unschuldig, da er 
Bild nebst Bezeichnung in den Marien-Monatsheften als Beigabe zu einem 
Aufsatz des P. Rascher vorfand. Ähnlich findet sich z. B. auf S. 241 unter 



218 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

Gegenständen der Gazeliebalbinsel als Nr. 16a ein Brustschmuck, der in 
Wirklichkeit ein Schurz von Neu-Guinea ist. Auf der anderen Seite ist auf 
S. 57 die bei Schnee fälschlich nach Neu- Hannover versetzte Strandland- 
schaft richtig der Gazellehalbinsel zugeschrieben. Fritz Graebner-KÖln. 

281. William Churchill: Weather words of Polynesia. Memoire of 
the Araer. Anthropol. Association 1907. VoL II, Part 1. 

Mehr als 1200 auf das Wetter bezügliche Worte hat Verfasser zu- 
sammengestellt. Bas ist an sich ein Beweis für die Bedeutung der Witterungs- 
vorgänge in Luft und Meer für die Polynesien Entsprechend findet sich 
dann auch eine große Anzahl von meteorologischen Erscheinungen, wie Winde, 
Wolken, Niederschläge, in den Sagen mythologisch verkörpert und unter 
die frühesten Urahnen in den polynesischen Stammbäumen eingereiht, von 
denen Churchill einen von ihm selbst auf Samoa aufgezeichneten hier ver- 
öffentlicht. Nicht sehr glücklich ist die alphabetische Anordnung der Worte 
innerhalb der einzelnen Kapitel: Wolken, Niederschläge, Winde, Temperatur, 
optische Erscheinungen, Gewitter und Varia. Sachliche Anordnung bis ins 
einzelne hätte die Zusammenhänge und selbst die Bedeutungs Wandlungen 
von etymologisch verwandten Worten besser hervortreten, die Komplexe ver- 
wandter Vorstellungen klarer übersehen lassen. Interessant ist, daß Churchill 
aus dem Zusammenhange der Worte für Hitze und für Bequemlichkeit, An- 
nehmlichkeit auf eine Urheimat der Polynesier mit gemäßigtem oder kaltem 
Klima schließen möohte, im Gegensatz zu P. Smith. Trotzdem ihm manche 
ethnologischen Tatsachen eine Stütze gewähren könnten, ist seine Beweis- 
führung hierbei vielleicht doch ebenso wenig unangreifbar wie im Schluß- 
abschnitt seine Behauptung, daß den Polynesiern der Sinn für die eigent- 
lichen Himmelserscheinungen abgehe. F. Graebner-Köln a. Bh. 

282. V. Giuffrida-Ruggeri: I crani egiziani del Museo civico di 
Milano. Archivio per l'antropol. e la etnoL 1907. Vol. XXXVII, 
p. 399-410; 2 Taf. 

Von 159 altägyptischen Schädeln gehörte nach des Verfassers Klassi- 
fikation die überwiegende Mehrzahl, 142, zum „Typus mediterraneus u ; 
6 waren „negroid", 9 gehörten zum „Typus eurasicus" (5 sphenoidei, 1 platy- 
cephalus, 1 sphaeroides, 1 zwischen sphenoides und sphaeroides, 1 unbestimmt); 
dazu kommen 2 „cuboidei aberranti tt , welche Verfasser, wie er des genaueren 
ausführt, für Vertreter einer den heutigen Buschmännern verwandten Kasse 
zu halten geneigt ist. — Für denjenigen, welcher mit Interesse die An- 
wendungen der tassonomischen Methode verfolgt, ist das Zugeständnis eines 
so erfahrenen Kraniologen, wie es Giuffrida-Ruggeri ist, von Wert, daß 
ihn neuere Erfahrungen zu der Erkenntnis geführt haben, daß außer den 
vier klassischen kurzen Formen : sphenoides, sphaeroides, cuboides und platy- 
oephalus, in Europa und Asien noch viele andere, nicht in diese Klassifikation 
passende Formen vorkommen. P. Bartels-Berlin. 

283. 0. Couvy: Notes anthropometriques sur quelques raees da 
territoire militaire du Tchad. L' Anthropologie 1907. Tome 
XVHI, p. 549-582. 

Wie schon die Abbildungen zeigen und wie auch durch frühere Be- 
schreibungen bekannt war, bilden die Völker um den Tschadsee verschiedene 
Abstufungen einer Bassenmischung zwischen der schwarzen (H. niger) und 
der Mittelmeerrasse (H. mediterraneus). Je nachdem das Blut der einen 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 219 

oder der anderen vorwiegt, nehmen sie leiblich und geistig eine höhere oder 
niedrigere Stellung ein. Der Verfasser hat seine Stellung als Militärarzt 
benutzt, um an 245 erwachsenen Männern der verschiedenen Stämme, Saras, 
Sokoros, Budumas, Bulalas und Wadaier, genaue Körpermessungen und 
Farbenbestimmungen vorzunehmen. Am höchsten unter diesen Völkern stehen 
die Wadaier, am tiefsten die Saras. Die Haut ist im allgemeinen dunkel, 
manchmal aber auch ziemlich aufgehellt; dem plattnasigen Negergesicht stehen 
auch edlere Bildungen mit höheren und feineren Nasen gegenüber. Auch die 
Haare sind nioht wollig, sondern meist nur lockig. Die Schädelgestalt ist 
im allgemeinen eine längliche, den beiden langköpfigen Stammrassen ent- 
sprechend; rundliche Köpfe sind selten, der Index schwankt zwischen 71 und 
83. Der Wuchs ist ziemlich hooh, zwischen 1,65 und 1,76, verdankt aber 
im Gegensatz zu den Europäern seine Größe hauptsächlich den verhältnis- 
mäßig langen Beinen. Ludwig Wilser-Heidelberg. 

284. F. von Luschan: The raoial afflnities of the Hottentots. Report 
of the British and South African Associat. 1905. Vol. III, p. 1 — 8, 
m. Taf. V— XIV. London 1907. 

In Afrika lassen sich, wenn man von den Angehörigen der mediterranen 
Rasse, den Arabern, Europäern und sonstigen Einwanderern, desgleichen von 
den Buschmännern und Pygmäen absieht, drei große Gruppen unterscheiden: 
die Bantu-,.die Hamiten- und Sudan-Familie. Die jüngsten Sprachforschungen 
haben uns in der Kenntnis des Völkergemisches im schwarzen Erdteil ein 
gut Stück weiter gebracht, wie Verfasser an einigen Beispielen zeigt. Er 
beschäftigt sich sodann näher mit der hamitischen Gruppe, zu der er auch 
die Hottentotten stellt. 

Ein grammatikalisches Genus besitzen von den Sprachen nur das Semi- 
tische, Hamitische und Indogermanische, nicht jedoch die Bantu- Sprachen. 
Daher wird man, wenn man diese Spracheigentümlichkeit bei Negerstämmen 
vorfindet, hamitischen (semitischen) Einfluß anzunehmen haben. Das Hotten- 
tottische besitzt nun ein grammatikalisches Genus. »Außerdem besitzt diese 
Sprache ganz identische Geschlechtssuffixe, wie das Altägyptische, die Bedja- 
Sprache u. a. m. Mit der Masai- Sprache bietet das Hottentottische insofern 
auch Ähnlichkeit, als hier wie dort das grammatikalische Geschlecht zur Unter- 
scheidung starker und großer Dinge von schwachen und kleinen dient. Aus 
diesem Verhalten folgert Verfasser nun, daß die Sprache der Hottentotten 
hamitischen Ursprunges sein muß. Das somatische Verhalten dieses Volks- 
stammes bestätigt die gleiche Abkunft, wenngleich dieselbe durch Vermischung 
mit den Buschmännern einen großen Teil seiner ursprünglichen hamitischen 
Eigenschaften (unter anderen Körperlänge, große Scbädelkapazit) eingebüßt, 
dafür aber spiraliges Haar und Steatopygie von diesen angenommen bat. Im 
Gegensatz zu den die Jagd betreibenden Buschmännern haben die Hotten- 
totten ihre ursprüngliche Lebensweise der Viehzüchter beibehalten. 

Eine Serie wohl gelungener, instruktiver Hamiten typen ist dem Aufsatz 
beigegeben. Btischan- Stettin. 

285. E. T. Uamy: Deux cränes de Qualolos (Zambezia). Bull, et 
mem. Soc. d'anthropol. de Paris 1907. Tome VIII, p. 271—272. 

Mitteilung der wichtigsten Maße zweier weiblicher Schädel der Alolos 
oder Qua-Lolos genannten Negergruppe von Cundine und Naqnexa (Zambezia, 
Mosambik). Horizontalumfang 491, gr. Länge 176, gr. Br. 130, Höhe 130, 
gr. Stirndurchmesser 1 10, kl. 93, L.-R-Index 73,8, Gesichtsindex 68,3, Orbital- 



220 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

lindex 81,5, Nasenindex 64,2. — Ein Vergleich mit den von Hamy früher 
gemessenen Schädeln ans Mosambik zeigt große Ähnlichkeit hinsichtlich der 
Durchmesser und Indices. Buschan- Stettin. 

286. Walter Hough: The Pulque of Mexico. Prooeed. U. St. Nation. 
Museum (Washington) 1908, Vol. XXXIII, p. 577—592. 

Pulque ist ein ans dem Safte der Agave durch Garung gewonnenes 
Getränk, dessen Erzeugung sich ausschließlich auf Mexiko beschränkt. Aus 
der vom Verfasser gegebenen interessanten Schilderung des Herstellungs- 
verfahrens, das er an Ort und Stelle kennen lernte, führen wir nur folgendes 
an. Ein Jahr vor der zu erwartenden Blüte der Agave wird die Pflanze nach 
einer vorbereitenden Operation, capar genannt, seiner inneren noch unent- 
wickelten Blätter, des sogenannten Herzens, beraubt, so daß in seinem Innern 
eine Höhle entsteht, in welcher sich der aufsteigende Saft ansammeln kann. 
Ein Jahr später wird mittels eines eigenartigen (siphonähnlichen) Werkzeuges 
der Saft aufgesogen und in Säcke aus Fell gefüllt, die in ihrer Form den 
auf der Balkanhalbinsel zum Überschwimmen von Flüssen heutigentags noch 
üblichen Flößen aus einer Tierhaut gleichen. Drei Monate lang kann das 
Einsammeln des Saftes an der Pflanze fortgesetzt werden, dann stirbt sie ab. 
Aus einem großen Exemplar pflegen 45 Gallonen gewonnen zu werden. Zu 
dem Safte wird ein Hefeferment in Form kleiner Körnchen, semilla genannt, 
zugesetzt. Die bereits nach drei Stunden fertige Pulque stellt, eine trübe 
weißliche Flüssigkeit vom Geschmack sehr alter saurer Milch dar. Seine 
Znsammensetzung ist 1,26 Proz. albuminoide Substanzen, Gummi und Harz, 
0,82 Proz. Zucker, 0,22 Proz. Salze, 3,68 Proz. Alkohol und 94,02 Wasser 
und Gas. Pulque, das Nationalgetränk der Eingeborenen Mexikos, spielt in 
der Folklore und in gewissen Gebräuchen eine große Rolle. 

Der Aufsatz ist reich illustriert durch Darstellungen der verschiedenen 
Manipulationen bei der Saftgewinnung, der dazu sowie zur Gärung und Auf- 
bewahrung erforderlichen Geräte. Buschan- Stettin. 

287. Henry Pittier de Fabrega : Ethnographie and lingnistic notes 
on the Paez Indians of Tierra Adentro, Cauca, Colombia. 

Memoire of the Amer. Anthropol. Assoc. 1907. Vol. I, p. 301 

—356. 
Die vorliegende Arbeit besteht aus zwei Abschnitten von verschiedenem 
Wert; der erste ist ethnographisch, der zweite linguistisch. Eine kurze voraus- 
geschickte Einleitung beginnt mit einem Satz, der zugleich den ethnographischen 
Teil der Abhandlung charakterisiert: „Über die Ethnologie der Eingeborenen 
der westlichen und mittleren Kordilleren Colombias und des dazwischenliegenden 
breiten Caucatales ist sehr wenig bekannt. Die alten Geschichtsschreiber und 
Chronisten haben nur lange Listen von mehr oder weniger wirren Stammes- 
namen hinterlassen, Hand in Hand mit der Erzählung eines langen Ausrottungs- 
krieges, den die Conquistadoren mit Gewissenlosigkeit und selbstsüchtiger Grau- 
samkeit geführt haben. u Diese Sätze beweisen, daß der Verfasser jene alten 
Geschichtsschreiber und Chronisten gar nicht kennt. Der Referent muß im 
Gegensatz zum Verfasser feststellen, daß das Caucatal zu denjenigen Teilen 
Amerikas gehört, über welche wir die besten ältesten ethnographischen Nach- 
richten haben. Die Kapitel IX bis XXXVII seiner Crönica, in denen Cieza 
de Leon die Völkerkunde des Caucatales vor uns aufrollt, gehören zu den 
interessantesten Abschnitten der ganzen Literatur der Conquista. Die drei 
langen Berichte von Sardella und Jorge Robledo in Bd. II und III der 



A. Referate. Urgeschichte. 221 

Dooumentos Inäditos del Archivo de Indias stehen an Wert kaum hinter 
Cieza de Leon zurück. Dazu kommen wichtige Angaben bei Castellanos 
in seinen „Elegias", bei Simon und Herr er a. Selbst fernerstebende Doku- 
mente wie die „Relaciones Geograficas de Indias" liefern Beitrage zur Ethno- 
graphie des Caucatales. Hätte der Verfasser wenigstens das „Ensayo Etno- 
grafico y Arqueolögico de la Provincia de los Quimbayas" von Restrepo 
Tirado oder die „Geografia fisica y politica" von Felipe P6rez zu Rate ge- 
zogen, dann würde er manchen Hinweis gefunden haben. 

Dies muß beim Studium des ethnographischen Teiles der Arbeit im Auge 
behalten werden. Fast jeder seiner Unterabschnitte, die zum Teil durch 
Quellen zweiter Hand, wie Manuel Rodriguez und filisee Reclus ge- 
stützt werden, leiden unter dieser Nichtheranziehung der alten guten Chro- 
nisten. Trotzdem ist auch dieser Teil in vieler Hinsicht sehr wertvoll. Da 
ist besonders in Abbildungen und Beschreibung die „Piedra de los sacrificios" 
mit ihren Petroglyphen. Diese Felsenzeichnungeu erinnern in mancher Hin- 
sicht an die, welche uns R. Brown aus Britisch Guayana übermittelt hat. 
Interessant ist ferner die Beschreibung der sogenannten „ Pianos de indios", 
künstlich hergestellter, durch eine Art von Graben befestigter Plattformen, 
auf denen die Vorfahren der Paeces der Sicherheit wegen ihre Ansiedelungen 
zu bauen pflegten. Höchst dankenswert ist auch die Beigabe von vier wunder- 
schönen Abbildungen von Brücken, die im Text näher beschrieben werden. 
Diese Angaben sind deswegen besonders wertvoll, weil wir aus den oben an- 
geführten alten Chronisten die Bewohner des Caucatales als vorzügliche Brücken- 
bauer kennen, und weil diese Brücken offenbar im allgemeinen die Form aus 
der Zeit der Entdeckung bewahrt haben. Der zweite, sprachliche Abschnitt 
der Arbeit von Pittier de Fabrega bildet eine verdienstvolle Ergänzung 
der alten linguistischen Abhandlung von Castillo y Orozco über die Paez- 
Indianer. Hat auch der Verfasser wegen mangelnder Zeit und ablehnender 
Haltung der Indianer nicht allzu tief in die Sprache eindringen können, so 
ist doch sein Beitrag auf diesem Gebiete, auf welchem noch so wenig getan 
ist, von der größten Wichtigkeit. Erwünscht wäre es vielleicht gewesen, wenn 
der Verfasser zu der Frage Stellung genommen hätte, ob die Sprache der 
Paeces zum Sprachstamme der Chibchas gehört oder, wie Brinton meint, 
mit den Paniquita und anderen eine besondere Gruppe bildet. 

Georg Friederici-Dorlisheitn. 

IV. Urgeschichte. 

Allgemeines. 

288. Robert Forrer: Reallexikon der prähistorischen, klassischen 
und frühchristlichen Altertümer. VIII, 940 S. M. 3000 Abb. 
Berlin und Stuttgart, W. Spemann, 1908. Gr. 8°. 
Ein Reallexikon der Vor- und Frühgeschichte! Welcher Altertums- 
forscher hätte sich dies nicht schon lange gewünscht? Wie viel zeitraubendes 
Suchen und Nachschlagen in bändereichen Zeitschriften und oft schwer zu- 
gänglichen Werken könnte dadurch vermieden werden! Referent hat vor 
Jahren den Plan eines solchen Lexikons mit einigen Facbgenossen erörtert. 
Man war darin einig, daß er nur durch die gemeinsame Arbeit eines Stabes 
von Prähistorikern , natürlich unter einheitlicher Leitung, ins Werk gesetzt 
werden könnte, wie dies bei den gleichartigen Publikationen auf anderen 
Wissensgebieten fast ausnahmslos geschehen ist und hier um so notwendiger 



222 A. Referate. Urgeschichte. 

schien, als bei dem Mangel geeigneter Vorarbeiten sozusagen alles von Grund 
aus aufzubauen war. 

Man muß daher den Mut des Straßburger Privatgelehrten bewundern, 
der es unternommen hat, ein Wörterbuch dieser Art ganz aus eigener Kraft 
herauszugeben. Es präsentiert sich äußerlioh al9 ein stattlicher Band in 
Lexikonformat mit reichlichen, dabei meist vortrefflichen Abbildungen, 
welche großenteils eigens für diesen Zweck angefertigt worden sind« Es 
beschränkt sich aber nicht auf die Prähistorie, sondern zieht auch die 
griechischen und römischen, ja selbst die ägyptischen und assyrischen 
Altertümer sowie auch die frühchristlichen heran, weil, wie der Verfasser 
in der Einleitung auseinandersetzt, „gerade heute die verschiedenen seit- 
lichen und örtlichen Gebiete mehr als je zuvor keine strenge Abgrenzung 
mehr vertragen, immer mehr in ein großes einheitliches Ganzes zusammen- 
fließen u . Das klingt — von der seltsamen Satzbildung abgesehen — recht 
einleuchtend, aber mit demselben Rechte könnte man noch alles mögliche 
andere, was in irgend einem Zusammenhange für die vorgeschichtliche 
Forschung wichtig werden kann, z. B. das weite Feld der Ethnographie, in 
das Wörterbuch aufnehmen. Jedenfalls wird das Buch durch die überaus 
zahlreichen Artikel mythologischen, kunstgesohichtlichen und ikonographischen 
Inhalts unverhältnismäßig stark belastet. Ein Bedürfnis dafür lag wenigstens 
auf wissenschaftlicher Seite gewiß nicht vor, denn für diese Materien gibt es 
der Nachschlagewerke gerade genug. 

Auf der anderen Seite vermißt man große Stoffgruppen, die in einem 
prähistorischen Handbuche nicht fehlen dürften. Wenn die orientalischen 
und klassischen Götter, Halbgötter und Heroen gewissenhaft aufgezählt 
werden, so sollte doch auch für die gallischen und germanischen Gottheiten 
ein Plätzchen übrig sein, zumal da diese auf erhaltenen Bildwerken — man 
denke z. B. an die Cernunnosdarstellungen auf gallischen und dänischen 
Metallarbeiten und an die Odinsbilder auf Goldbrakteaten — gar nicht selten 
vorkommen. Die vorgeschichtliche Stammeskunde hat der Verfasser grund- 
sätzlich ausgeschlossen Wenn aber gewisse Altertüraergruppen ihr eigen- 
tümliches Gepräge nachgewiesenermaßen einem bestimmten Volke verdanken, 
wie es unter anderem bei den skythischen und manchen germanischen der 
Völkerwanderungszeit der Fall ist, so erwartet man, einen Hinweis darauf 
unter dem Stichwort des betreffenden Völkerstammes zu finden, geradeso, wie 
ja auch von hitti tischen Denkmälern, von etruskischer Kunst, keltischem 
Stil usw. in diesem Sinne die Rede ist. 

Eine gewisse Ifngleicbmäßigkeit macht sich auch in der Behandlung 
der einzelnen Artikel bemerkbar, je nachdem sie dem Interessenkreise des 
Verfassers näher oder ferner liegen. Der Artikel „Clavus" umfaßt (mit 
Abbildungen) nicht weniger als 11 Seiten, der über den Aunjetitzer Typus 
ganze 9 Zeilen. Den „Statuen" sind über 18 Seiten eingeräumt, den Gesichts- 
urnen 12 Zeilen, ohne eine einzige Abbildung, ohne Literaturangabe, ja 
selbst ohne Erwähnung ihres norddeutschen Verbreitungsbezirkes. Wichtige 
Begriffe besonders aus der ostdeutschen und der nordischen Archäologie, wie 
die Ausdrücke Megalithkeramik, Kugelamphoren, ösennadeln, Noppenringe, 
Seelenlocb, Votivfunde, Tierornamentik, sind gar nicht behandelt. Ahnlich 
steht es mit der Erwähnung von Fundorten: von süd westdeutschen sind oft 
recht unbedeutende genannt und manche ausführlich geschildert, während 
nord- und osteuropäische von fundamentaler Bedeutung mit Stillschweigen 
übergangen sind. Literaturangaben sind bald gemacht, bald weggelassen. 
Ein Prinzip habe ich dabei nicht erkennen können. Und doch glaube ich, 



A. Referate. Urgeschichte. 223 

daß bei einem solchen Nachschlagewerke gerade dieser Pnnkt die aller- 
sorgfältigste Berücksichtigung verdient. 

Die angedeuteten Mängel ergeben sioh aus der Unmöglichkeit für einen 
Einzelnen, das weite Feld der prähistorischen Forschung gleichmäßig zu be- 
herrschen. Davon abgesehen wird man der von Forrer geleisteten Arbeit 
seine Anerkennung nicht versagen können. Zum ersten Male ist hier ein 
gewaltiges Material in eine bequeme Übersicht gebracht und in knapper an- 
sprechender Form verarbeitet. Wenn auch der Wert der einzelnen Artikel 
naturgemäß recht verschieden ist und der Spezialforscher manchen Anlaß zu 
Berichtigungen und Ergänzungen finden wird, so ist doch im großen und 
ganzen der neueste Stand der Forschung berücksichtigt und zweifelhaften 
Fragen gegenüber eine vorsichtige Zurückhaltung beobachtet. Das hindert 
nicht, daß der Verfasser die Ergebnisse seiner eigenen Forschungen und seine 
persönliche Ansicht bei jeder Gelegenheit stark in den Vordergrund stellt. 
Er rechtfertigt diesen „persönlichen Stil" im Vorwort nicht ohne Selbst- 
gefälligkeit mit seiner reichen und vielseitigen Erfahrung, die ihn auch ver- 
anlaßt habe, von der Heranziehung von Mitarbeitern abzusehen und das ganze 
auf seine eigenen Schultern zu nehmen. 

Alles in allem ist das Buch wohl geeignet, einem unzweifelhaft vor- 
handenen Bedürfnis entgegenzukommen und der Altertumsforschung neue 
Freunde zu gewinnen. Viel wird dazu die in jeder Hinsicht ausgezeichnete 
Ausstattung beitragen, für die man außer dem Verfasser auch dem Verleger 
dankbar sein muß. Wenn einmal eine zweite Auflage nötig werden sollte, 
so wird sich Gelegenheit bieten, die jetzt noch vorhandenen Lücken aus- 
zufüllen und die bei einem ersten Versuche unvermeidlichen Unebenheiten zu 
beseitigen. H. Seger-Breslau. 

289. Julie Schlemm: Wörterbuch zur Torgeschichte. Ein Hilfs- 
mittel beim Studium vorgeschichtlicher Altertümer von der 
paläolithischen Zeit bis zum Anfange der provinzial- römischen 
Kultur. XVI, 688 S. M. nahezu 2000 Abbildungen. Berlin, 
Dietrich Reimer (Ernst Vohsen), 19Ö8. 
Einen ganz anderen Charakter, wie das eben besprochene, hat das 
Wörterbuch von Julie Schlemm, der verdienstvollen Mitarbeiterin an der 
prähistorischen Typenkarte. Zunächst beschränkt es sich auf die Vor- 
geschichte im engeren Sinne. Es zieht ferner in erster Linie das deutsche 
und vorzugsweise das nord- und mitteldeutsche Fundgebiet in Betracht, 
während die Länder des klassischen Kulturkreises verhältnismäßig kurz weg- 
kommen und beispielsweise die Begriffe Dipylonstil, my kenisch, prämykenisch 
und was damit zusammenhängt, überhaupt nicht erörtert werden. Insofern 
könnte man darin eine Ergänzung des Forrer sehen Werkes begrüßen, in 
welchem ja gerade das umgekehrte Verhältnis herrscht. Aber der Unter- 
schied erstreckt sich auch auf die ganze Anlage, ja sogar auf den Zweck der 
beiden Publikationen, indem es Forrer mehr auf Sacherklärungen, Julie 
Schlemm dagegen auf Wort erklär ungen abgesehen hat. 

Im Vorwort erzählt sie, wie das Buch entstanden ist. Bei der Lektüre 
der Berichte und Abhandlungen über prähistorische Funde, beim Hören von 
Vorträgen und bei Gesprächen mit Fachgelelirten drängten sich ihr in Fülle 
Ausdrücke auf, die sie zunächst nicht verstand, wie S. Lucia- Fibel, Brano- 
witzer Becher, Langdysser, Schalensteine, Wendelring u. dgl. mehr. Die 
empfangenen Belehrungen sammelte sie auf Notizblättern, und weil sie annahm, 
daß andere bei der Beschäftigung mit vorgeschichtlichen Altertümern mit 



224 A. Referate. Urgeschichte. 

denselben Schwierigkeiten zu kämpfen hätten, beschloß sie, durch Veröffent- 
lichung ihrer Notizen diesen Leidensgenossen einen Dienst zu erweisen. 
Zugleich sollte durch Zusammenstellung der weit zerstreuten Literatur das 
mühselige Suchen des Vergleichsmaterials erspart und dadurch auch dem 
Fachmanne die Arbeit erleichtert werden. 

Diese Entstehungsgeschichte muß man kennen, um die mitunter etwas 
befremdliche Wahl der für die alphabetische Reihenfolge verwendeten Stich- 
wörter zu begreifen. Als Überschriften dienen Fachautdrücke, die entweder 
in der Literatur schon vorhanden waren oder von der Verfasserin ad hoc 
geprägt worden sind. Leider hat sie dabei die selbstverständliche Forderung 
außer acht gelassen, daß in einem solchen Nachschlagewerke das Stichwort 
die Begriffsbestimmung des Gegenstandes enthalten soll. Geeignet dazu ist 
entweder eine konventionelle Bezeichnung! z. B. ösennadel oder der über- 
geordnete Gattungsbegriff: Bronzenadel, nicht aber ein so allgemeines und 
deshalb nichtssagendes Epitheton wie durchbohrt, massiv, zugespitzt, 
profiliert, umgekehrt kegelförmig (!), rhombisch, viereckig, zungen- 
förmig, geschweift usw. Wer wird darauf verfallen, die bekannten ge- 
triebenen Bronzetassen der Hallstattzeit unter T als „Tiefe getriebene 
Metallschalen u zu suchen, oder die halbkugeligen Bronsebecken derselben 
Periode unter R als „Bronzegefäße mit rundem (!) Boden*? — Zwar wird der 
Ü beistand durch ein nach Gattungsbegriffen geordnetes Register einigermaßen 
ausgeglichen, aber in einem „Wort er buche" müßte man sich auch ohne 
Register zurechtfinden können. 

Auf die Übersicht folgt eine meist recht überflüssige Rubrik mit der 
Erwähnung synonymer Bezeichnungen. Wenn gesagt wird, daß Steinzeit- 
gräber auch Steinaltergräber, oder Lanzenspitzen von Feuerstein auch Speer- 
spitzen von Stein genannt werden, so ist das doch die reine Papierverschwen- 
dung. Daran schließt sich eine mehr oder weniger gelungene Beschreibung 
des Gegenstandes. Der Ausdruck ist oft unbeholfen. Auch fehlt es nicht 
an grammatischen Verstößen (vgl. z. B. S. 82 unten) und sachlichen Miß- 
verständnissen besonders auf technischem Gebiet. Naiv sind Sätze wie der 
folgende (S. 165): „Nach Nilson kann man eine ebenso große Geschicklich- 
keit im Zurechtschlagen von Feuersteingeräten erlangen, wie der Steinzeit- 
mensch, wenn man sich hinreichend lange darin übt." 

Die Literaturnachweise beanspruchen einen breiten Raum, gewiß mehr 
als die Hälfte des Textes. Die Verfasserin hat sich anscheinend bestrebt, 
alle Stellen zu zitieren, wo der betreffende Typus abgebildet oder erwähnt 
ist. Ein vergebliches Bemühen, da es sich zumeist um weit verbreitete und 
häufig vorkommende Dinge handelt. Richtiger wäre es gewesen, die Angaben 
auf solche Arbeiten zu beschränken, wo man eingehendere Belehrung über 
den Gegenstand findet. Aber gerade da versagt ihre Literaturkenntnis nicht 
selten. So fehlt bei den Artikeln „Lanzenspitzen aus Feuerstein" und 
„ Feuersteindolche u die grundlegende Abhandlung von Sophus Müller in den 
Nordiske Fortidsminder, bei „Ohr schmuck" die von Hadaczek, bei „Kessel- 
wagen 1 * die von Blinkenberg in den Aar böger und Memoires, bei den 
Mäanderurnen (hier komischerweise als Punktgefäße bezeichnet) die von 
Kos sin na (über ostgermanische Lanzen spitzen) u. dgl. m. Manche wichtige 
Zeitschriften sind gar nicht, andere nur ausnahmsweise herangezogen. 

Trotz seiner offenkundigen Schwächen gilt doch auch von diesem Buche 
der Satz, daß man daraus lernen kann, und ich zweifle nicht, daß es vielen 
Lesern willkommen sein wird. Sympathisch berührt die Bescheidenheit, 
womit die Verfasserin im Vorwort über ihre Arbeit urteilt. Die beigefügten 



A. Referate. Urgeschichte. 225 

Abbildungen sind von ihr selbst, größtenteils wohl nach älteren Veröffent- 
lichungen, gezeichnet worden. Zur Veranschaulich ung der Typen genügen sie. 

H. Seger-Breslau. 

290. 0. Schrader: Sprachvergleichung und Urgeschichte. lin- 
guistisch-historische Beiträge zur Erforschung des indogerma- 
nischen Altertums. I. Bd. XII u. 235 S.; II. Bd. 559 S. 3. neu- 
bearbeitete Auflage. Jena, Hermann Costenoble, 1907. 
Otto Schraders Werk „Sprachvergleichung und Urgeschichte" 
begegnete in den ersten Jahren nach seinem Erscheinen einer durchweg 
günstigen Aufnahme, weil es damals keine wissenschaftlich geschulten Be- 
urteiler gab, die dieses ganze, große Stoffgebiet annähernd übersahen und 
sich die Mühe einer eingehenden, auch kritischen Versenkung in diesen 
Wissenszweig nahmen. Als dies später der Fall wurde, erlebte Schraders 
Werk durch v. Bradke, den Referenten, P. Kretschmer u. a. eine so 
unangenehme Beleuchtung, daß die „linguistische Paläontologie" fortan für 
eine abgetane Sache galt — wenigstens in der Art des Seh rader sehen Be- 
triebes. Das sieht Schrader nachgerade selbst ein: er verfehmt darum den 
früher so schmeichlerisch und stolz klingenden Namen der linguistischen 
Paläontologie, die er selbst für endgültig tot erklärt, und stellt nun die als 
Phönix aus der Asche jener Toten neugeborene „indogermanische Altertums- 
kunde" dem Publikum als seine Fachwissenschaft vor: eine Vereinigung von 
Archäologie, geschichtlicher Altertumskunde, Sittenkunde und Sprachforschung. 
Die neue Auflage zeigt im ersten Teile eine trotz der neuerdings so 
stark anschwellenden Literatur gegen früher gekürzte Skizze der Geschichte, 
dagegen eine ausführlichere Darlegung der Methode der linguistisch-histo- 
rischen Wissenschaft und ihres Verhältnisses zur Sachforschung. Wichtig 
ist hier die Aufstellung, daß ein Wort in denjenigen Fällen als „indo- 
germanisch" zu gelten habe, wo es wenigstens 1. in einer arischen und in 
einer europäischen; 2. in einer nord- und in einer südeuropäischen Sprache ; 
3. im Griechischen und Lateinischen nachgewiesen werden kann: eine Auf- 
stellung, die in allen drei Punkten an Willkür und Grundlosigkeit nichts zu 
wünschen übrig läßt und namentlich im letzten Punkte offenbar lediglich zur 
Unterstützung der Sehr ad er sehen Urheimatsthese geschaffen worden ist 
Im zweiten Teil des Buches ist der erste Abschnitt den Metallen 
gewidmet, die ja mit der Kultur des indogermanischen Urvolks fast nur in 
negativer Weise verknüpft sind. Die Sehr ad er sehe Darstellung erscheint 
hier besonders oberflächlich und seicht und bietet jedenfalls den Sachforschern, 
den Archäologen, nichts von Belang. 

Der Schwerpunkt des Werkes liegt im zweiten Abschnitt des zweiten 
Teiles, der die systematische Darstellung der indogermanischen Urzeit bringt, 
nach folgenden Gesichtspunkten: Tierwelt, Haustiere, insbesondere Wald- 
bäume, Speise und Trank, Ackerbau und Viehzucht, Handel und Wandel, 
Familie, Recht, Religion, Urheimat. Da Schrader jetzt für die Urheimat 
weder den Bestand der mitteleuropäischen Waldbäume noch den Pflugbau 
mehr leugnen kann, so sucht er sich mit der Annahme eines Doppelvolkes 
im Norden des Schwarzen Meeres zu helfen. Die Weststämme, d. h. die 
späteren Europäer, saßen nicht mehr in der Steppe, sondern im Waldlande 
und trieben Rind- und Schweinezucht, sowie ansehnlichen Pflugbau und 
erfreuten sich des Salzgenusses; dagegen die Oststämme, die späteren Arier, 
lebten nach wie vor in der Steppe, trieben Rindvieh zucht , kannten aber den 
Ackerbau nur in geringem Maße. Mit dieser Neuerung hätte Schrader auf 

Zentralblatt für Anthropologie. 1908. ] 5 



226 A. Referate. Urgeschiohte. 

den Gedanken des Aufbaues einer einheitlichen Kultur des Urvolks natürlich 
verzichten müssen. Allein diese Notwendigkeit merkt er ebenso wenig, wie 
den Widerspruch, in den er sich mit jener Urspaltung zu den Ergebnissen 
seiner eigenen Wissenschaft, der Sprachforschung, stellt. Ich kann hier leider 
nicht näher darauf eingehen, gedenke das aber an anderem Orte ausgiebig 
nachzuholen. 

Was Schrader gegen den ihm sehr fatalen Anteil sagt, den jetzt die 
Archäologie mit ihrer Fülle zuverlässiger Mittel ander Entscheidung dieser 
Fragen hat, ist ebenso wenig ernst zu nehmen, wie die von ihm zu Hilfe 
gerufenen Stimmen anderer durch Sachkenntnis nicht im geringsten irre 
gemachter Gegner der Archäologie. Alle diese Einwürfe, namentlich die 
gegen meine Methode und Ergebnisse, bedeuten einfach gar nichts, da sie 
nur auf den Kenntnissen beruhen, die diese oder jene Eselsbrücke aus dem 
Gebiete der Prähistorie den Nichtarchäologen vermittelt hat, womit die Not- 
wendigkeiten ebenso wie die Unmöglichkeiten siedlungs- archäologischer Auf- 
fassungen natürlich nioht begriffen werden können. Das Verständnis ist hier 
allein demjenigen vorbehalten, der das volle archäologische Material beherrscht 
Schraders letztes, vielleicht witzig sein sollendes Wort über die Archäologie 
ist: „Töpfe dürften denn doch noch zerbrechlicher als Köpfe sein". 

Wenn aber die Anthropologen nach dieser Stilprobe meinen sollten, daß 
sie bei diesem hervorragenden Sachforscher und Sachkenner besser weg 
kämen, so möchte ich nur noch mitteilen, daß Schrader es mit jener längst 
abgetanen, neuerdings von Ny ström wieder aufgewärmten Fehlansicht hält, 
als seien Lang- und Kurzköpfigkeit Eigenschaften, die je nach der Boden- 
beschaffenheit und der menschlichen Beschäftigungsart veränderlich seien. 
Natürlich, denn das hilft ihm über alle anthropologischen Studien hinweg und 
er kann aus der Tiefe der Sachkenntnis heraus spotten: „Die Indogermanen 
sind von Nordeuropa ausgegangen; warum? Weil sie dolichokephal , blond 
und groß waren. Warum waren sie das? Weil sie von Nordeuropa aus- 
gegangen sind". 

Ernst gesprochen, es ist beschämend für die deutsche Wissenschaft, daß 
ein Gelehrter, der auf sein eigenes Fach etwas hält, mit der unschuldigsten 
Miene echter Biederkeit sich auf solche Raubzüge in Gebiete begeben kann, 
wo er nach Ausweis seiner Leistungen sich völlig fremd fühlen muß. 

Und solch ein Mann glaubt, bei den Vertretern der Ansicht von der 
mitteleuropäischen Herkunft der Indogermanen einen verwerflichen Chauvinis- 
mus als wahre Triebfeder für die Bildung ihrer Meinung aufdecken und sie 
somit wissenschaftlicher Unredlichkeit öffentlich zeihen zu können. Von sich 
selbst aber hat er die naive Überzeugung, daß er mit seinem Buche die 
Gebiete im Norden und Westen des Schwarzen Meeres nicht nur als Aus- 
gangsländer, sondern auch als Wiege der Indogermanen erwiesen habe und 
letzteres aus paläogeographischen, anthropologischen (!), prähistorischen (!) und 
„glottogonischen" Gesichtspunkten. Lassen wir ihn bei diesem beseligenden 
Glauben. 

Das Interesse der Wissenschaft aber erfordert es aufs dringendste, daß 
wir auf indogermanischem Gebiete nicht fortwährend nur mit einem Neu- 
aufguß der abgestandenen Ansichten des unrettbar veralteten Schrader scheu 
Buches getränkt werden, sondern daß unter seinen sprachforschenden Fach- 
genossen, d. h. solchen, die nicht bloß kompilatorisch arbeiten, wie Schrader, 
sondern wirkliche Spezialstudien auf dem Gebiete der geschichtlichen Sach- 
forschung gemacht haben — ich nenne in erster Linie Meringer in Graz — 
sich möglichst viele finden, die baldigst als energische Konkurrenten Schraders 



A. Referate. Urgeschichte. 227 

auftreten. Dann erst werden wir ans dem alten Elend der „linguistischen 
Paläontologie" herauskommen. Prof. Dr. Gustaf Eossinna-BerUn. 

291. Richard Andree: Ethnologische Betrachtungen über Hocker- 
bestattiuig. Mit 2 Tafeln. Archiv f. Anthropol. 1907. K F. 
Bd. VI, Heft 4, S. 282—307. 

Der Wert ethnographischer Parallelen für die Erklärung prähistorischer 
Verhältnisse ist oft genug ausgesprochen, mitunter auch übertrieben worden. 
Nirgends aber tritt er augenfälliger zutage als bei den Bestattungsgebräuchen. 
Wir würden schlechterdings außerstande sein, die Bedeutung der viel- 
gestaltigen und oft so seltsamen Verfahren zu erraten, nach denen man in 
der Vorzeit die Leichen behandelt hat, wenn uns nicht die gleichartigen 
Sitten heutiger Naturvölker den Schlüssel zum Verständnis lieferten. Es sei 
nur daran erinnert, daß z. B. die Leichenverbrennung jetzt ziemlich all- 
gemein auf die bei amerikanischen Stämmen nachgewiesene Vorstellung 
zurückgeführt wird, wonach durch das Feuer die Seele vom Körper befreit 
und zum Fortleben befähigt werden sollte. 

Viel umstritten ist dagegen die Deutung der sogenannten Hockerlage 
der Toten in Gräbern, besonders der jüngeren Steinzeit. Auch hier hat man 
zwar gelegentlich auf Parallelerscheinungen in der Gegenwart hingewiesen. 
Aber erst Andree blieb es vorbehalten, zu zeigen, wie weit, fast über die 
ganze Erde hin, die Hockerbestattung heute noch geübt wird. Mit der bei 
ihm gewohnten Gründlichkeit geht er ihrer Verbreitung in allen fünf Erd- 
teilen nach. Er erläutert sodann die Verschiedenheiten in der Anwendung 
des Brauches nach Lage, Orientierung und Formung der Leichen und wendet 
sich schließlich zur Erklärung der Sitte, wobei er sich im wesentlichen auf 
die Aussagen der Völker stützt, bei denen sie noch jetzt lebendig ist. 

Ganz abgelehnt wird die wegen ihrer „ Sinnigkeit a wohl beliebteste 
Hypothese, welche den Hocker mit einem Embryo vergleicht und annimmt, 
man habe dadurch die Rückkehr des Menschen in den Mutterschoß der Erde 
und seine einstige Wiedergeburt symbolisch darstellen wollen. Diese ge- 
künstelte Auffassung findet in der modernen Völkerkunde nicht die geringste 
Stütze und sie scheitert schon an der Tatsache, daß primitive Völker von der 
Lage und Beschaffenheit des menschlichen Embryo keine Ahnung haben. 
Eher kann schon die Baumersparnis bei der Wahl dieser Beerdigungsform 
mitgesprochen haben, namentlich bei den sogenannten Halbhockern, die mit 
angezogenen Beinen, sonst aber wagerecht ausgestreckt liegen. Auch die 
Ansicht, daß die Hockerbestattung der gewöhnlichen Ruhelage im Leben 
entspreche und somit den Zustand der Ruhe oder des Schlafes bedeute, weist 
der Verfasser nicht für alle Fälle von der Hand. Er betont aber, daß die 
echte Schläferstellung in Hockergräbern verhältnismäßig selten beobachtet 
wird, und daß in den Äußerungen der Naturvölker dieses Motiv völlig zurück- 
tritt gegenüber einem anderen, das sich auf die Verhinderung der Wiederkehr 
des Toten bezieht. Die Angst vor dem „Heimgänger", vor der Rache des 
Verstorbenen, vor dem Vampyrismus, ist die Ursache der meisten Leichen- 
zeremonien, sie hat auch den allergrößten Teil der Hockerbestattungen ver- 
anlaßt. Daher die weitgehende Fesselung und Einwickelung der Leichen, 
daher das Zusammenbinden der Daumen und großen Zehen, das Verstopfen 
oder Vernähen der Körperöffnungen, der Mangel an Waffen unter den Bei- 
gaben, und das Verschließen in großen Deckelurnen, das wir in zwei weit 
getrennten Gebieten, in Südamerika und Indien, antreffen. Die Hocker- 
bestattung ist ein Musterbeispiel für den Völkergedanken. Deshalb ist es 

15* 



228 A. Referate. Urgeschichte. 

verfehlt, bei den prähistorischen Hockern Europas und des Orients an ein 
besonderes Volk zu denken, wie das wiederholt, zuletzt von Forrer, ge- 
schehen ist. H. Seger-Breslau. 

292. R. Verneau: A propos de la race de Grimaldi (reponse aux 
eritiques de M. Paul Raymond). L'Anthropologie 1907, 
Tome XVIII, p. 619—625. 

Seine vorläufigen Mitteilungen im XIII. Band der Anthropologie hat der 
Verfasser im II. Band des großen Werkes (Les grottes de Grimaldi, Monaco 
1903) über die Höhlen bei Monte Carlo ergänzt und weiter ausgeführt. Hier 
muß er sich gegen den Herausgeber der Revue prehistorique verteidigen, 
dem die negerartige Rasse (race de Grimaldi, nach meiner Bezeichnung H. 
niger var. fossilis) „sehr hypothetisch erscheint". Der ruhigen und sach- 
lichen Entgegnung muß man zustimmen und dem Verfasser darin recht geben, 
daß die fragliche Rasse „nach ihrem Wuchs, den Verhältnissen des Korpers, 
der Schädel- und Gesichtsbildung, den Eigentümlichkeiten der langen Knochen 
und des Beckens sich deutlich von den übrigen fossilen Rassen unseres Welt- 
teils unterscheidet und somit den Forscher nötigt, eine besondere Gruppe 
daraus zu machen u . Ludwig Wilser-Heidelberg. 

293. Edmond Uue: Musee osteologique. Etüde de la faune quater- 
naire. Osteometrie des mammiferes. Album de 186 plancbes 
contenant 2187 figures. Bd. I, 50 S. Mit Taf. 1—93. Bd. II: 
Taf. 94—186. Paris, C. Reinwald, 1907. Pr. 24 Fr. 

Die Bestimmung der bei vorgeschichtlichen, besonders diluvialen Aus- 
grabungen gefundenen Säugetierknochen ist etwas sehr mißliches. Zumeist 
ist der Prähistoriker nicht imstande, dies zu tun, sondern muß sich an einen 
sachverständigen Zoologen wenden, der oft genug noch die Mithilfe einee 
Fachgenossen am naturhistorischen Museum benötigen wird. Diesem Mangel 
will das vorliegende Werk abhelfen. Es füllt also in der Tat eine vor- 
handene Lücke aus. 

Verfasser, ein Tierarzt, der sich anscheinend auch mit Prähistorie be- 
schäftigt, hat die verschiedenen Knochen (Schädel, Zähne, lange Röhren- 
knochen, Schulterblatt, Becken, Hand- und Fußwurzelknochen) von 56 Säuge- 
tieren, die uns aus der Quaternärzeit bekannt geworden sind, auf 186 Tafeln 
naturgetreu im Bilde (2187 Einzeldarstellungen!) wiedergegeben und dem 
ganzen eine Anleitung vorausgeschickt, in welcher Weise diese Knochen 
wissenschaftlich gemessen werden sollen, was um so mehr not tut, als hierüber 
keine Einheitlichkeit unter den Zoologen zu bestehen scheint; eine solche 
Übereinstimmung ist, wie bei der menschlichen Osteometrie, die übrigens 
von der tierischen mancherlei Abweichungen zeigt, zur besseren Verständigung 
und Vergleichung der Stücke erforderlich. — Die dargestellten Tierknochen 
sind in verschiedenen Ansichten — besonders sind die Epiphysen, weil diese bei 
den Ausgrabungen vorwiegend angetroffen werden, mehrseitig wiedergegeben — 
vom Verfasser entweder in natürlicher Größe oder verkleinert gezeichnet 
worden; ein auf jeder Seite beigegebener Maßstab ermöglicht es, sofort die 
wirklichen Dimensionen auszurechnen; als Vorbild dienten Tiere von mitt- 
lerer Größe. 

Inhaltsverzeichnisse, sowohl nach den einzelnen Tieren, als auch nach 
den einzelnen Knochen alphabetisch geordnet, erleichtern den Gebrauch des 
vorliegenden Werkes, das fortan dem Prähistoriker eine Selbstbestimmung 



A. Referate. Urgeschichte. 229 

seiner Funde gestatten und die Mithilfe eines zoologischen Museums über- 
flüssig machen wird. .Möge es in keiner Museumsbibliothek fehlen. 

Buschan-Stettin. 

294. Rutot: Essai de camparaison entre la serie glaciaire du 
professeur A. Penck et les divisions du tertiaire superieur et 
du quaternaire de la Belgique et du nord de la France. Bull, 
de la Soc. Beige de Geologie 1906. Tome XX. 

Rutot ist einer derjenigen Forscher, die sich nicht scheuen, eigene An- 
sichten, die sie als irrig erkannt haben, kurz und bündig als solche zu be- 
zeichnen. Gerade bei dem schnellen Fluß der von ihm bearbeiteten Gebiete, 
die so sehr von neuen Funden abhängen, sind seine öfters erscheinenden 
Zusammenfassungen vom Stand der Fragen wertvoll. In der vorliegenden 
Arbeit sucht Rutot eine Übereinstimmung herzustellen zwischen dem 
Penck sehen „ System u und seinen eigenen Forschungsresultaten, unter be- 
sonderer Betonung derjenigen Ergebnisse, die für die Tertiär- und Diluvial- 
archäologie wichtig sind. 

Pencks System bietet gerade für größere Überblicke über die gesamten 
Eiszeitvorgänge in Europa mehr Anhaltspunkte, als z. B. das von Geikie, 
weil in den Alpengebieten die Abschnitte der Eiszeit sich deutlicher spiegeln 
als in den Hauptgebieten der nördlichen Vereisung, wo durch die jeweiligen 
Wieder Vereisungen in weit stärkerem Maße die Spuren vorhergehender 
Gletscherwirkung verwischt worden sind. 

Das Resultat Rutots kommt in einer beigegebenen Tabelle zum 
Ausdruck: Der Ausgangspunkt für die Parallelisierung ist die Überein- 
stimmung der Geologen und Archäologen betreffend die Ansetzung des mitt- 
leren Paläolithikums in das mittlere Diluvium (Löß-Solutreen). Nach oben 
und unten bin ist die Tabelle auf „Parallelisierungsversuche" aufgebaut, 
gegen die sich die „exakte Geologie" zwar ablehnend verhält, die aber als 
Versuch stets wertvolle Hinweise für die Richtung weiterer Forschung ent- 
halten. Vor allem haben sie dazu beigetragen, daß sich die auf dem 
betreffenden Gebiete arbeitenden Geologen und Archäologen über die Frage- 
stellung klarer geworden sind und einheitlichere Gesichtspunkte gewinnen. 
Größere Überblicke herzustellen, muß auf diesem Grenzgebiet zwischen 
Geologie und Archäologie immer versucht werden, da der Mensch eben nicht, 
wie ein lokales Leitfossil, an engbegrenzte Gebiete gebunden ist: auch nicht 
im Diluvium! Dr. Hahne-Hannoter. 

295. Rutot: Sur la connaissance du feu auxepoques prehistoriques. 

Bull, de l'Äcad. Royale de Belgique (cl. d. sc.) 1907, Nr. 2. 
Verfasser hat große Materialien aller Steinzeitstufen, zumal der älteren 
und ältesten, auf Spuren der Fe uerver Wendung seitens des Menschen unter- 
sucht. Er glaubt sie bis in sein „Reutelien" hinab verfolgen zu können. 
Als Symptom der Feuerverwendung sieht er, besonders in den Perioden ohne 
Knochenfunde, an denen Feuerspuren zu erkennen wären, das Vorkommen von 
„Craquelierung" von Steingeräten an. In den Massenfunden craquelierter 
Silex von Thenay hat man keine als Geräte anzusehende Stücke gefunden. Als 
Ursache der Craquelierung der tertiären Cantalsilex ist die Überschichtung 
der ehemaligen tertiären Oberflächen mit Laven erkannt; beide Arten von 
Funden scheiden also bei dieser Untersuchung aus. Das Vorkommen 
craquelierter Silex und Silexgeräte in den diluvialen alten und älteren 



230 A. Referate. Urgeschichte. 

(eolithischen) Steinzeitstufen ist ein spärliches. Rutot diskutiert übrigens 
gar nicht andere Entstehungsmöglichkeiten der Craquelierung , als die durch 
Feuer in Menschenhand. Dr. Hahne-Hannover. 



Georg F. L. Sarauw : Le f eu et son empoi dans le Nord de 
PEurope aux temps prehistoriques et protohistoriques. Annale« 
du XX. Congres archeol. et histor. de Belgique (Gand) 1907, 
VoL I, p. 196—226; m. l'Taf. 
Das Vorkommen von Feuersteinstücken zusammen mit Pyritüberresten 
spricht dafür, daß beide zusammen ein Feuerzeug bedeuten. Von dieser 
Voraussetzung ausgehend, prüft Sarauw an der Hand der vor- und früh- 
geschichtlichen Funde Nordeuropas, welche Verbreitung diese Art der Feuer- 
gewinnung, die nach Funden aus Frankreich und Belgien zu schließen, bereits 
in der Magdalenien- Epoche bekannt war, gefunden hat. Was das Palaoli- 
thikum im Norden anbetrifft, so sind uns keine Spuren dieser Feuererzeugung 
aus diesem Zeitalter hinterlassen, ist dasselbe doch auch in den skandina- 
vischen Ländern nur sehr schwach vertreten. Aber schon im Beginn des 
Neolithikums (Übergang vom Asylien zum Tardenoisien) begegnen wir Silex- 
stücken im Verein mit Pyritknollen in einem Funde aus dem Torfe auf 
Seeland, und gegen Ausgang der Robenhausen-Epocbe zeigen sich zum 
Zwecke der Feuer-Erzeugung besonders hefgestellte Feuersteine. Man kennt 
eine ziemliche Anzahl derselben aus der neolithischen Zeit Dänemarks, 
Schwedens, Deutschlands, Belgiens, Frankreichs und Englands. Sarauw 
führt hierfür die Belege aus der Literatur an und bildet auch einzelne 
charakteristische Stüoke ab. 

Während der Bronzezeit blieb im allgemeinen derselbe Typus der Feuer- 
Schlagsteine im Gebrauch; jedoch treten daneben nooh zwei neue Formen 
auf, die aus Dolchen und kleinen Lanzenspitzen hergestellt wurden. 
Dänemark und Schleswig-Holstein liefern hierfür zahlreiche Fundstücke. 

Zur ältesten Elisen zeit scheint die bisherige Methode der Feuererzeugung 
mehr außer Brauch gekommen zu sein, denn die Funde von Feuerschlag- 
steinen nehmen an Zahl deutlich ab. Das Kopenbagener Museum besitzt 
135 Stücke aus der Steinzeit, ungefähr 65 aus der> Bronzezeit und nur noch 
zwei aus der Eisenzeit; da hierzu noch 120 Fundstücke unbekannten Alters 
kommen, so dürfte sich die Zahl der bekannt gewordenen Feuerschlag- 
steine im ganzen auf etwa 300 belaufen. — Mit Beginn unserer Zeitrechnung 
tritt uns in den Gräbern eine ganz neue Form der Feuerschlagwerkzeuge 
entgegen. Es sind dies aus Quarz oder quarzbaltigem Sandstein hergestellte 
Steine von ähnlicher Form wie Weberschiffchen mit zwei parallelen Flächen, 
von denen die obere auch wohl etwas konvex, die untere ein wenig konkav 
erscheint; die Seitenflächen tragen eine Rille, die um den Stein herum lauft. 
Diese Gegenstände, von denen die skandinavischen Museen gegen 100 be- 
sitzen, hat man früher für Schleudersteine, Weberschiffchen, Schleifsteine und 
anderes mehr angesehen, bis Steenstrup im Jahre 1868 auf ihre wahre Be- 
deutung als Feuerzeuge hinwies. Nach den Versuchen, die Sarauw an- 
gestellt hat, können diese Schlagsteine nicht durch Anschlagen mit einem 
Silex Feuer zum wirklichen Entzünden eines Zunders ergeben haben, sondern 
es muß dazu ein Stück Eisen verwendet worden sein. Er vermutet, daß dazu 
eiserne Pfriemen dienten, die man in den Gräbern angetroffen hat. Diese 
Form der Feuerzeuge findet sich von Finnland an über die Länder an der 
Ostsee entlang bis Schottland und Irland hinauf verbreitet; merkwürdiger- 
weise kennt man sie bisher aus England noch nicht; der südlichste Fund 



A. Referate. Urgeschichte. 231 

kam in Mähren zutage. Auch sind in den Gräbern dieser Periode, aus 
Finnland und Norddeutschland, Eisenbänder, deren eines Ende eingerollt 
war, gefunden worden, die ohne Zweifel zum Anschlagen bei der Feuer- 
erzeugung dienten. Daneben waren allerdings auch noch Pyrit und Silex 
in Gebrauch. 

In den späteren Jahrhunderten behauptete sich das Eisen zur Feuer- 
erzeugung in Verbindung mit Quarz; an seine Stelle trat später der Stahl. 
Sarauw schildert die verschiedenen Formen, welche diese eisernen Schläger 
hier und dort (Merowingergräber , gallisch -römische Gräber, Wikingerfunde, 
sarmatische bzw. alt -ungarische Funde usw.) im Laufe der Jahrhunderte 
annahmen. In 16 Abbildungen sind die wichtigsten Typen wiedergegeben. 

Buschan- Stettin. 



Spezielles. 

297. Rutot: La prehistoire de la Flandre ä Pepoque de la pierre. 

Congres de Gand. 1907. 
Eine Einreihung der dem Verfasser aus Flandern bekannt gewordenen 
Funde aus der Steinzeit vom „Reutelien" bis zum Neolithikum in das System 
der Steinzeit, das Rutot als jüngstes Ergebnis seiner Studien für Nordwest- 
europa aufgestellt hat. Als kurze Orientierung über Rutot s Anschauung, 
und als allerdings sehr summarische Übersicht über die betreffenden 
flandrischen Funde, ist die Arbeit lesenswert. Dr. Hahne-Hannover. 

298. A. Rutot: La poterie pendant Pepoque troglodyte. Bull, de la 
Soc. prehistor. de France 1907. Sitzung v. 26. Dezember. 

Rutot greift hier die schon öfters aufgeworfene Frage nach dem Vor- 
kommen von Topfgeschirresten zur paläolithischen Zeit von neuem wieder 
auf. Er zählt aus Belgien allein 12 Fundstellen (Höhlen) auf, an denen 
Ed. Dupont einwandfrei nachgewiesen hat, daß die Troglodyten die Kunst 
der Keramik (Abbildungen) bereits verstanden. Bei zweien dieser Aus- 
grabungen ist Rutot persönlich zugegen gewesen; desgleichen konnte sich 
Referent gelegentlich einer Ausgrabung in der Höhle von Engis, die der 
belgische Archäologe Do udou veranstaltete, im vorigen Sommer selbst davon 
überzeugen, daß in der Tat hier rohe Tonscherben zusammen mit den Über- 
resten der Höhlenhyäne (und mit verkohlten Weizenkörnern!) in einer 
Sinterschicht eingebettet vorkommen. 

Der älteste belgische Fund von keramischen Resten gehört dem unteren 
Aurignacien an; von da an (wahrscheinlich Ausgang desselben) läßt sich ihr 
Vorhandensein durch die beiden oberen Schichten dieses Zeitalters und durch 
das ganze Magdalenien bis zu dessen oberster Stufe (Werkzeuge vom Type 
tardenoisien) verfolgen. Merkwürdigerweise scheinen dieselben im neoli- 
thischen Flenusien zu fehlen, was sich dadurch erklären dürfte, daß diese 
Kulturschicht nur ein Überbleibsel der eolithischen Periode vorstellt. Der 
ersten Andeutung einer Ornamentik begegnet man im unteren Magdalenien 
(Stufe Goyet). — Daß gerade aus Belgien soviel Funde von Topfscherben 
bekannt geworden sind, dafür findet Rutot eine ganz plausible Erklärung. 
Die belgischen Troglodyten stammten aus Frankreich: während sie hier an 
der Vezere genügend Wasser zur Verfügung hatten, wurde ihnen dieses 
auf ihrer Wanderung über die wasserlosen Ebenen (limon Hesbayen) sehr 
knapp. Sie mußten daher darauf sinnen, es in einer Vorrichtung mit sich zu 



232 A. Referate. Urgeschichte. 

führen; gelegentlich des Feuerbrandes auf dem tonigen Boden kamen sie auf 
den Gedanken, sich daraus durch Feuer Gefäße zu machen. 

Buschan- Stettin. 



H. Breuil: L'äge de bronze dans le bassin de Paris. TL Orne- 
ments de corps accessoires de yetement, d'equippement et de 
Parnachement de bassin de la Somme. L'Anthropologie 1907, 
Tomo XVin, p. 613—533. 
In Fortsetzung früherer Veröffentlichungen sind hier Schmucksachen, 
Haarnadeln, Fibeln, Armringe, Anhänger, Knöpfe u. dgl., sowie Teile von 
Pferdegeschirr aus Hirschhorn und Bronze beschrieben und abgebildet. Ein 
früher diesen Funden zugeteilter zierlicher Sporn ist richtig der gallischen 
Eisenzeit zugewiesen. Ludwig Wilser-Heidelberg. 

300. L. Schaudel: Les revetements de cabanes du Musee de Cham- 
bery. L'Homme prdhistorique 1908. Tom. VI, p. 1—4, avec 
2 planohes. 

Auf Veranlassung Mortillets werden einige Stücke des Museums von 
Chambery besprochen, die aus den Pfahlbauten des Sees le Bourget stammen, 
und zwar von der Station Gräsine. Es sind Reste des Mauerputzes, der 
ziemlich roh aus Ton hergestellt war und mit kleinen Steinen und Pflanzen- 
resten durchsetzt erscheint; die Dicke beträgt 4 cm, die Rückseite zeigt Ab- 
drücke von Strohgeflecht oder Holz, einzelne Löcher werden als Abzugs- 
löcher für den Rauch gedeutet. Am bemerkenswertesten ist die Verzierung 
auf zahlreichen Stücken, bestehend aus eingeritzten Linien, die Rechtecke 
oder Bogen bilden; zwischen diesen Linien kommen konzentrische Kreise 
oder das Hakenkreuz vor, auch fand sich ein Stempel zur Herstellung dieser 
Eindrücke. Da gerade diese Seite wenig geschwärzt oder gebrannt erscheint, 
so wird vermutet, daß die verzierte Seite der Hüttenwände nach außen ge- 
richtet gewesen sei, wo man sich etwa auf Vorbauten mit offener Gallerie 
öfter aufhalten mochte als in den kaum ausreichend erhellten Innenräumen. 
Die Vermutung Perrins, die Stücke hätten zur Deckenverzierung gedient, 
wird wohl mit Recht abgelehnt. Man hat zwar von anderen Pfahlbauten 
die Anlage der Hütten schon besser kennen gelernt, z. B. in Schussenried, 
auch schon Tonbewurf der Wände gefunden, unter anderem in Corcelette, 
aber die geschmackvolle Verzierung derselben, von der die beigefügten Licht- 
drucke eine gute Vorstellung geben, ist bisher nur von der Station Gresine 
bekannt geworden. Trotzdem wird dadurch unsere ästhetische Vorstellung 
von der Pfahlbaukultur im allgemeinen erfreulich erweitert. 

Prof. Dr. Walter-Stettin. 

301. A. de Mortillet: Les silex de Pilo de Riou. L'Homme pre- 
historique 1907. Tome V, 7, p. 218. 

Über die Entdeckung ägyptischer Stein Werkzeuge auf der Insel Riou 
bei Marseille durch Gapita n und d'Agnet hatten wir auch im Zentralblatt 
1906, 1, 49 berichtet, allerdings hypothetisch und unter gleichzeitiger Er- 
wähnung der kritischen Bedenken Schweinfurths: der Vollständigkeit 
wegen muß nun hinzugefügt werden, daß die Finder das ganze jetzt selbst 
als eine Täuschung bezeichnen; ein Greis habe die Stücke bei einem Trödler 
in Marseille gekauft und sie dorthin gebracht, um die Archäologen zu ver- 
spotten! Mit Recht werden gegen diese Erklärung des von Gewissensbissen 
gequälten, aber ungenannt zu bleiben wünschenden Greises Bedenken erhoben, 



A. Referate. Urgeschichte. 233 

noch mehr freilich gegen die allzu große Leichtgläubigkeit der Entdecker, die 
mit absoluter Sicherheit von sechs Schichten redeten, deren Stratigraphie 
jeden Zweifel ausschließe, endlich die gewagtesten Schlußfolgerungen daran 
knüpfen zu müssen glaubten. Die letzteren hat schon Schweinfurth ge- 
nügend als unwahrscheinlich zurückgewiesen, doch schien ihm der Beweis 
für die ägyptische Provenienz der Fundstücke überhaupt nicht erbracht zu 
sein: dies ist jetzt bestätigt sowohl durch die Art der Erwerbung als auch 
durch die bestimmte Erklärung Mortillets, daß sie genau die Patina von 
Steinwerkzeugen aus dem Fayum tragen. 

Auch Fournier schließt sich in einem anderen Artikel (L'Homme pr6- 
historique V, 12, 374) diesen Ausführungen an und bestätigt, daß er mit 
Ri viere auf derselben Insel nur neolithische Reste ohne ägyptische Typen 
gefunden habe. Er erinnert daran, daß Arnaud d'Agnel auch bei anderen 
Gelegenheiten argen Täuschungen zum Opfer gefallen ist. Bedeutung hat 
die Sache insofern, als derartige Fälle der Tagespresse Gelegenheit zum Spott 
über die Unsicherheit der prähistorischen Untersuchungen bieten, und eine 
offene, wenn auch bittere Lehre sich daraus für solche Forscher ergibt, die 
durch unzutreffende Fundberichte und phantasie volle Folgerungen sich und 
der Wissenschaft keinen Dienst erweisen. Prof. Walter- Stettin. 

308. Kupka: Das Campignien im nordeurop&ischen Glazialgebiet. 

Mit 28 Fig. Zeitechr. für Ethuologie 1907, Bd. XXXIX, S. 192. 

Nach dem Dorfe Le Campigny, Seine-Inf6rieure, haben Salmon und 
Mortillet das mittlere Neolithikum als Campignien bezeichnet, Capitan und 
andere wollten diesen Zeitabschnitt aber noch dem Mesolithikum ein- 
gliedern und dadurch den Hiatus beseitigt wissen. Die dänischen Forscher 
von Steenstrup bis Sophus Müller verglichen diese Periode mit der Zeit 
ihrer Ejökkenmöddinger. Neuerdings hat Sarauw (vgl. Zentralblatt 1904, 
4, 248) im Magiemose einen steinzeitlichen Wohnplatz genau untersucht 
und 8 ein Inventar dem älteren Asilien gleichgesetzt, besonders aber die all- 
mähliche und lückenlose Entwickelung betont, die unter anderem durch zahl- 
reiche Harpunenspitzen aus Hirschgeweih oder Knochen, offenbar Nach- 
ahmungen der Renntierharpunen des Magdalenien, zu erweisen sei. 

Nunmehr wird diese Periode auch für Norddeutschland nach den drei 
Gruppen der Steingeräte, Knochen- oder Hornwerkzeuge und Tongeschirre 
zum erstenmal zusammenhängend untersucht und dabei besonders auf die 
altmärkischen Moorfunde von Kalbe und Arneburg Bezug genommen. Außer 
Absplißen und Zufallsgeräten, die sich überall vorfinden, sind die Gradbeile 
und Querbeile in Dänemark und Norddeutschland häufig; in Frankreich hat 
man sie nicht beobachtet. Von Spaltern ist die lange Form mit griffähnlichem 
Nackenende wie die kurze überall vertreten, während Exemplare der ersten 
Art mit kleineren Abmessungen dem Norden eigentümlich sind, auch wohl 
als querschneidige Pfeilspitzen im Neolithikum vorkommen. Die Meißel oder 
Pickel treten mit den Spaltern im Campignien zuerst auf, und zwar Überall; 
dasselbe gilt von langen und kurzen Kratzern. Von den zahlreichen Typen 
des Schabers machen die zierlichen Scheibenschaber in allen Stationen dieser 
Periode fast den Eindruck von Spielereien, die gestielten scheinen außer auf 
altmärkischen Fundplätzen sonst nicht angetroffen zu sein, die Kernstein- 
schaber sind bereits seit dem Soluträen gebraucht und somit älter als die 
meisten Gerätformen des Campignien, endlich sind die Hohlschaber und 
discoiden Formen schwer von verwandten zu unterscheiden. Spitzen sind 
mit und ohne Schaftzungen den älteren Fundstellen gemeinsam, Bohrer wegen 



234 A. Referate. Urgeschichte. 

der zerbrechlichen angedengelten Spitze selten, aber gleichmäßig überall nach- 
zuweisen, ebenso die nach ihrer Verwendung schwer zu klassifizierenden 
Eernsteine und Schlagsteine; eine Handmühle fand sich nur in LeCampigny. 
Dagegen fehlen gerade hier die für die anderen Stationen so wichtigen 
Knochen Werkzeuge, die erst durch die reichen seeländischen Funde Sarauws 
die Entwicklung vom Magdalenien zum Campignien erkennen ließen; die 
altmärkischen Stücke dieser Art, schon von Virchow trotz ihrer damaligen 
Isoliertheit als wichtig erkannt und vorneolithisch geschätzt, entsprechen 
lanzettlichen Harpunen mit Kerben von Magiemose und gestatten nun erst 
eine richtige Datierung. Reste von Keramik fehlen gleichermaßen an beiden 
Stellen, sind dagegen in den dänischen Muschelhaufen und Le Campigny in 
meist kleinen, ornamentlosen Bruchstücken angetroffen. — Alle Stationen 
liegen an alten Uferrändern, bei manchen scheint eine langsame Niveau- 
veränderung eingetreten zu sein und die Wohnplätze versenkt zu haben, so daß 
wohl noch mancherlei Einzelfunde gleicher Art durch Zufall gehoben sein, 
aber auf ergiebige Fundstellen in heutigen Mooren hindeuten dürften. Die 
Zeitbestimmung gewinnt man durch Ansetzung der seeländischen Funde in 
die Ancylusperiode, die altmärkische Station von Kalbe wird ihnen wegen 
der auf altem Seegrunde gefundenen Harpunenspitzen gleichgestellt, die Be- 
völkerung wird an beiden Stellen auf Flößen wohnend gedacht. Vertreten 
diese Hinterlassenschaften ein älteres Campignien, so hätten wir in den 
Kjökkenmöddingern und französischen Fundstellen eine jüngere Stufe, die 
sich durch das Fehlen der altertümlichen Harpunenspitzen und das Auftreten 
von Geschirrresten von der voraufgehenden Periode deutlich abhebt. 

Prof. Dr. Walter-Stettin. 



Gustaf Kossinna: Die Grenzen der Kelten und Germanen in 
der La Tenezeit« Korrespondeuzbl. der Deutsch. AnthropoL 
Gesellßch. 1907. Bd. XXXVIII, Heft 8, S. 57—62. 

Auf Grund der Kos sin na sehen Forschungen, deren Resultat er 1895 
auf der Kasseler Anthropologenversammlung mitteilte, erweist sich für die 
La Tenezeit als Mittel der Grenzbestimmung «in Mittel- und Westdeutsch- 
land zwischen germanischem und keltischem Gebiet in erster Linie die Gräber- 
form als maßgebend: auf der einen Seite keltische Skelettgräber, auf der 
anderen Seite germanischer Leichenbrand. Diese Untersuchungen ließen 
sich auch für die späte Bronzezeit und Hallstattzeit mit demselben Resultat 
durchführen. 

Am Schluß der nordeuropäischen Bronzezeit verläuft die be- 
treffende Grenze durch Mitteldeutschland; durch die Orte Quedlinburg, 
Merseburg, Halle wird die südliche Spitze der Germanengrenze östlich vom 
Harz in dieser Zeit bezeichnet. In der jüngsten Hallstattzeit (etwa 
6. Jahrhundert) ändern sich östlich vom Harz die Grenzverhältnisse etwas; 
die Nordgrenze des keltischen Skelettgräbergebietes ist keilförmig bis 
Wernigerode, Oschersleben , Staßfurt nach Norden vorgeschoben. Es wird 
somit das Gebiet der jüngsten germanischen Hausurnengräber teilweise vom 
Gebiet keltischer Skelettgräber überdeckt, die Zeitstellung dieser beiden 
Gebiete zueinander ist aber noch nicht sicher genug, um zu entscheiden, ob 
in das germanische „ Hausurnengebiet u Keltengräber eindrangen, oder ob die 
Hausurnenfriedhöfe bereits eine Rückeroberung des zeitweise keltisierten 
Gebietes durch Germanen andeutet. Die nördlichsten keltischen Skelettgräber 
ziehen sich in dieser Zeit von Eifel und Hunsrück durch ganz Nassau, Ober- 



A. Referate. Urgeschichte. 285 

und Kurhessen, Thüringen in das Saalegebiet; Königreich Sachsen and Ober- 
lausitz sind ohne entsprechende Funde, in Mittel- und Nordschlesien erscheinen 
sie dann wieder. Es handelt sich meistens um Frauengräber, gekennzeichnet 
durch dicke Wendelhalsringe und Garnituren von steigbügelförmigen Hand- 
gelenkringen. 

Am Beginn der La Tenezeit (5. und 4. bzw. 3. Jahrhundert) liegen 
jene im sechsten Jahrhundert vorübergehend von Funden rein keltischen 
Gepräges behaupteten Gebiete am Harz wieder innerhalb der Grenzen rein 
germanischer Funde. Die frühesten germanischen Urnengräber des 4. bis 
3. Jahrhunderts finden sich unter anderem bei Dresden, Pirna, Meißen, 
Großenhain, Würzen, Schneckenberg (Delitzsch), Gera(?), Pegau, KL-Korbetha, 
Schafstedt, Langendorf, Groß -Jena, Vietzenburg, Liederstadt, Nauendorf, 
Hasenburg, Erfurt, Andersleben. Hessen und Nassau, die Rheinlande und 
das Nahegebiet, sowie die linksrheinischen L&nder werden in der älteren 
La Tenezeit von keltischen Gräberfunden beherrscht. Während der mitt- 
leren La Tenezeit treten dann in der Rheinprovinz und im Nahegebiet in 
steigender Menge Brandgräber germanischen Gepräges auf, deren Inventar 
bei genauem Studium über die Herkunft der aus ihnen sprechenden ethnolo- 
gischen Gruppe Auskunft geben wird; ihre Heimat ist wahrscheinlich das 
nordwestdeutsche Flachland. Die germanischen Brandgräber der späteren 
La Tenezeit in Hessen - Nassau (Nauheim u. a.) lassen besonders durch ihre 
Keramik ostwärts durch Thüringen und Sachsen bis in die Dresdener Gegend 
den Weg der betreffenden Germanengruppe, der späteren Main - Germanen, 
rückwärts verfolgen bis in ihre swebische Heimat. Eben dahin weisen auch 
noch zwei bei Mainz im Rhein gefundene Bronzegürtelhaken spätester 
La Tenezeit. 

Mit der germanischen Einwanderung bis in linksrheinisches Gebiet hängt 
wohl zusammen, daß wir nun auch im keltischen Nordfrankreich Leichen- 
brand, aber in Gräbern mit keltischem Inventar antreffen. Dafür, daß auch 
im keltischen Südfrankreich gegen Ende der La Tenezeit Leichenbrand Sitte 
wird, ist der nächstliegende Grund der Einfluß der römischen Macht, die in 
Südgallien Fuß gefaßt hatte. Im keltischen England, Alpengebiet und Ober- 
italien treten in der späteren La Tenezeit neben Skelettgräbern keltische 
Brandgräber auf: diese weit verbreitete Annahme der Leichenbrandsitte 
seitens der Kelten ist wohl darauf zurückzuführen, daß sie diese Gegenden 
besetzten zu einer Zeit, als in ihrem Stammlande Leichenbrand bereits Ver- 
breitung gewonnen hatte. 

Die südwestwärts gerichtete Germanenausbreitung in der La Tenezeit 
hat offenbar in der geographischen Breite der Mainmündung sogleich eine 
Ablenkung auf linksrheinisches Gebiet erfahren. Südlich von Main und 
Nahe haben die Germanen, wie der fast gänzliche Mangel charakteristischer 
Gräber und Siedelungen beweist, in der La Tenezeit offenbar überhaupt noch 
nicht festen Fuß gefaßt. In der oberrheinischen Tiefebene bezeugen die 
archäologischen Funde das auch historisch bekannte gelegentliche Auftreten 
von Germanen in den nördlichsten Gebieten. (Markomannen und Ariovist- 
völker.) Im südlichen Baden, am Schwarzwald und in Rhein-Bayern saßen 
zu Gäsars Zeit, wie Kos sin na (bei Gelegenheit seiner Forschungen über den 
Ursprung des Germanennamens) gezeigt hat, die Nemeter, in Rheinhessen die 
Vangionen. 

Die betreffenden archäologischen Funde stimmen mit den historischen 
Überlieferungen überein, für das Unterelsaß sind zur Spät-La Tenezeit die 
Triboken historisch bezeugt. Die Bodenfunde sind dort aber zurzeit noch zu 



236 A. Referate. Urgeschichte«' 

spärlich für maßgebende archäologische Untersuchungen. Nur ein allerdings 
sehr charakteristisches Fibelbruchstück weist dort bis Jetzt zugleich die Kenn- 
zeichen der Spät-La Tenezeit und germanischer Herkunft auf. „Es handelt 
sich um das Bruchstück einer Bronzefibel, deren stark geschweifter Bügel in 
der Hauptsache aus zwei dicken, kugelförmigen Bronzeknöpfen besteht, die 
jeder eine mit gallischem Blutemail gefüllte Vertiefung in Form eines Mal- 
theserkreuzes tragen. Gefunden ist das Stück zu Niedermodern bei Hagenau 
und schon vor 20 Jahren durch Bleicher veröffentlicht tf (Bulletin de la 
societe* d'histoire nat. de Colmar, vol. 27/29, 1886 bis 1888, p. 211, table 
IX, fig. 1, 2), dessen Abbildungen der Kossinnaschen Arbeit beigegeben ist. 
An diese Fibel knüpft Kos sin na einen archäologischen Exkurs mit ethno- 
graphischen Folgerungen in der von ihm seit langein energisch und erfolg- 
reich vertretenen Methode. Eine derartige Untersuchung ist an dieser Stelle 
um so interessanter, als die archäologischen Folgerungen für die betreffende 
Zeit durch historische Überlieferungen (wenigstens bis zu einem gewissen 
Grade) kontrolliert werden können. Das Fundstück von Niedermodern gehört 
einer weit verbreiteten echt germanischen Fibelfamilie an, die gekennzeichnet 
ist durch die Bügelknöpfe und Emailkreuze, und die entstanden ist, als 
seitens der Germanen in der mittleren La Teneperiode neben bzw. nach der 
Verzierung durch echte Korallen auch die Technik des Emaillierens von den 
Kelten übernommen worden war. Die Form der Emaileinlage einerseits, die 
Form und Anordnung der Bügelknöpfe andererseits, endlich die Kombination 
von Bronze und Eisen zur Herstellung des Schmuckstückes geben eine Ein- 
teilung der Fibelfamilie an die Hand (alles von Kos sin na an dieser Stelle 
mit ausgiebiger Fundortangabe belegt). 

Die kritische Sonderung der Fibelfamilien läßt nun deutlich erkennen, 
daß die auf Grund technischer Merkmale vorzunehmende Abgrenzung ihrer 
Zweige zugleich eine geographische Verteilung ausdrückt. Ost- und west- 
germanisches Gebiet sind leicht zu trennen; innerhalb des westgermanischen 
Gebietes wird Vorpommern und Mecklenburg- Strelitz als Heimat gänzlich 
aus Bronze gegossener Fibeln der bebandelten Gattung bezeichnet, wo 
zugleich als Emailschmuck das Maltheser Kreuz auftritt. Dieses Gebiet zeigt 
also allein innerhalb der germanischen Länder die betreffende Fibel mit einer 
solchen Kombination ihrer Merkmale, wie sie auch das Fundstück von Nieder- 
modern aufweist Der Schluß, daß jene germanische Fibel im Elsaß, in dem 
Gebiete des Fundortes offenbar ein Fremdling, ein germanisches Importstück 
ist, eingeführt von Germanen aus dem Gebiet, wo jene Fibelart heimisch ist, 
nötigt zu dem weiteren Schluß, daß in der Spät-La Tenezeit in das Elsaß 
Germanen von der bezeichneten Gegend zugewandert sind. Die für das 
Elsaß historisch bezeugten Germanen gehören zu den s webischen Ariovist- 
völkern, die aus swebischem Gebiet immer neuen Zuzug erhalten haben, d. h. 
zunächst von den damals am Main sitzenden Sweben, aber doch höchst- 
wahrscheinlich auch aus dem gemeinsamen swebischen Stammlande an der 
mittleren Elbe und Havel; Mecklenburg - Strelitz wird zu dem Nachschub- 
gebiet gehört haben. 

K os sinnas Arbeit zeigt wieder, wie auch ein einzelnes Fundstück, wenn 
es kritisch und vor allem auf Grund umfassendster Kenntnisse auf prähisto- 
rischem Gebiet benutzt wird, wohl imstande ist, brauchbare Hinweise zu 
liefern für ethnographische Verhältnisse, die sich nicht klar in historischen 
Berichten wiederspiegeln oder der vorgeschichtlichen Zeit angehören. 

Privatdozent Dr. Hans Hahne-Hannover. 



A. Referate. Urgeschichte. 237 

304. Jos. Vonderau: Steinzeitliche Hockergräber und Wohnstätten 
auf dem Schulzenberge bei Fulda. Mit L Plan, 5 Skizzen und 
8 Tafeln. 6. Veröffentlichung des Fuldaer Geschichtsvereins. 
Fulda 1907. 
Wie der Haimberg die erste steinzeitliche Ansiedlung, so hat erst 1904 der 
gleichfalls westlich von Fulda gelegene Schulzenberg die ersten Hockergräber 
für diesen Teil Hessens ergeben. Ein Hügel enthielt mehrere durch Kalk- 
steinplatten getrennte Lehmschichten, darunter lag in einer in den Muschel- 
kalk gearbeiteten Mulde ein liegender Hocker, bei dessen Bestattung schon 
früher Beigesetzte beseitigt waren, wie die Zusammengehörigkeit der zer- 
streuten Knochen und Gefäßscherben ergab. Unweit davon fand sich ein 
sitzender Hocker in einer mit Holz abgedeckten und durch Säulenbasalt ge- 
stützten Grube nebst Amphore und Schnurbecher, nur 2 m davon wieder auf 
dem bloßen Kalkstein ein liegender Hocker mit topf artigem Becher; Scherben 
und Knochenreste beweisen, daß die oberen Schichten hier durch Beackern 
des Bodens schon beseitigt waren. Auch auf dem Gipfel des Berges war 
beim Kapellenbau ein Hocker in eingehauener Grube gefunden, doch waren nur 
noch geringe Reste zu bergen; ebenso scheint ein nordwestlich beobachtetes 
Skelett unter Kalksteinplatten ein liegender Hocker gewesen zu sein. An 
zwei Stellen sind auch Herdstellen aufgedeckt, teils quadratisch mit Steinen 
umsetzt, teils mit runden Mulden, darin Reste von Steinwerkzeugen und Ton- 
gefäßen, einmal sogar noch ein Topf mit Tierknochen. Die Urne mit echtem 
Schnurornament und Tupfen darunter ist für die Bestimmung dieser Funde 
am wichtigsten, gleichzeitig ist die unverzierte Amphore; sonst kommen 
Scherben mit Schnittverzierung und weiß ausgelegten Vertiefungen nur im 
ersten Hügel vor, alle anderen Scberbentypen jedoch gleichmäßig in Gräbern 
wie in Wohnstätten. An Steinsachen sammelte man Schaber, Messer, Bohrer, 
Beile, Reib- und Mahlsteine und ein für die schnurverzierte Keramik wich- 
tiges Hammerbeil, das erste dieser Art im Fuldaischen. Ob die in der oberen 
Steinschicht des Hügels gefundenen Bronzen, darunter eine Brillennadel, 
gleichzeitig sind, wird offen gelassen. Neben einem Hocker lag ein Rinds- 
schädel. Ranke hat die Skelette als drei kräftige Männer, dolichokephal, 
und ein älteres Weib, brachykephal, bestimmt. Die Basalte des einen Grabes 
stammen vom nahen Haimberge, dessen Befestigungen die Bewohner des 
Schulzenberges wohl in unruhigen Zeiten aufsuchten. Jedenfalls sind die 
gut charakterisierten Funde wichtig als Bindeglied zwischen den neolithischen 
Stationen der Wetterau und dem östlichen Gebiet der Schnurkeramik. 

Prof. Walter-Stettin. 



>. Gorjanovic-Kramberger: Die Kronen und Wurzeln der Mahl- 
zähne des Homo primigenius und ihre genetische Bedeutung. 

Anatom. Anz. 1907. Bd. XXXI, S. 97—134. 
306. P. Adloff: Die Zähne des Homo primigenius von Krapina. 

Ebendaselbst S. 273—282. 

Die Ergebnisse, die kürzlich Adloff über die Zahnausbildung des 
Krapinamenschen veröffentlichte (s. Zentralblatt Bd. XII, S. 363), führen zu 
einer Auseinandersetzung zwischen ihm und dem Entdecker des Krapina- 
menschen; beide Autoren stehen auf genau entgegengesetztem Standpunkt 
bezüglich ihrer Folgerungen. 

Gorjanovic-Kramberger schildert nochmals Kronenrelief und Wurzel- 
bildung der Krapina molaren. Bezüglich der Höckerzahl findet er, daß deut- 
liche Reduktionstendenz vorhanden; nur 50 Proz. sind etwa normalhöckerig, 



238 A. Referate. Urgeschichte. 

die Oberkiefermolaren sind so stark reduziert wie die des Kultureuropäers, 
die unteren etwas weniger, etwa wie die mancher rezenter Naturvölker. Da- 
nach falle der Krapinamensch in diesem Merkmal in die Variationsbreite des 
rezenten, habe nur bezüglich der Höckerreduktionsgrade einzelner Molaren 
gewisse Sondererscheinungen. Verfasser führt das auf funktionell- physio- 
logische Faktoren zurück, zumal die Zähne des zur gleichen Primigenius- 
rasse gehörigen Spymenschen darin anders sind. 

Besonders auffallend sind die Wurzeln, die in 50 Proz. Verschmelzung, 
partielle, aber auch totale, zu Zylinder- und Prismenbildung führende Ver- 
schmelzung, dann Reduktion und Verkümmerung aufweisen. Die Beteiligung 
der Einzelkiefer an diesen Reduktionen ist verschieden. Verfasser hält diese 
Bildungen für phyletisch bedeutungslos; da Raumbeschränkung, wie sie bei 
gelegentlichen ähnlichen Wurzelreduktionen heute als Grund angegeben wird, 
nicht vorliegt, führt Verfasser die Erscheinung auf Änderungen in der Er- 
nährung zurück (Feuergebrauch etwa), die etwa plötzliche Funktion 8 Verringe- 
rung im Gefolge gehabt habe. 

Auf der anderen Seite kommt starke Schmelzfaltenbildung vor, zahl- 
reiches Auftreten der sogenannten Fovea anterior der Molaren, geringe Aus- 
bildung des als progredient aufgefaßten Gar ab e 11 i sehen Höckerchens und 
einiges andere (was im Detail beschrieben) — alles niedere Merkmale, die 
Verfasser dahin verwertet, daß er die Krapinazähne für im ganzen phyletisch 
primitive hält, die durch physiologische Einflüsse sekundär Abänderungen 
erfuhren. Die Zähne, obschon „anscheinend rezentes Gepräge u besitzend, 
sind ihm primitiv und können als solche der direkten Vorfahren angesehen 
werden. Verfasser hält den Beweis für erbracht, daß dieser Krapinamensch 
der direkte Vorfahr des rezenten Menschen ist, und zwar speziell der heutigen 
Europäer. — A dl off betont umgekehrt, daß die Wurzelreduktion doch deutlich 
das Gegenteil von primitiv sei, wie denn schon die gleichstarke Reduktion der 
Erapina- und rezenten Zähne gegen Vorfahrenstellung jener sprechen würde; nun 
scheine aber in Erapina die Reduktion sogar noch stärker als beim rezenten 
— nicht Menschen, sondern Kulturmenschen! Auch Referenten erscheint 
es etwas willkürlich, bald Merkmale phyletisch zu deuten, bald diese Deutung 
zugunsten einer rein physiologischen völlig zu negieren. Adlof f benutzt alle 
Merkmale, auch die von Gorjanovic-Kramberger anders gedeuteten, auf 
gleiche Weise für seine Ansicht, daß der Krapinamensch kein Vorfahr des 
rezenten sein könne. Dagegen hält er diese Möglichkeit für den Spymenschen 
für gegeben. Dann müßte zwischen Spy- und Krapinamensch geschieden 
werden, jener hätte sich fortgepflanzt, dieser, zugleich eine andere Art dar- 
stellend, wäre ausgestorben (oder vielleicht noch irgendwo anders erhalten, 
aber bis jetzt unbekannt). 

Man sieht, wie schwer die Probleme hier sind! Welche Bedeutung 
dieser Verschiedenheit der Zähne von Spy und Erapina zukommt, möchte 
Referent als noch nicht entschieden betrachten, wenn er sie auch für wesent- 
licher hält, als G or j an o vi 6- Kramberg er zugibt und sie phyletisch für 
sehr beachtenswert findet. Trotz einzelner Abweichungen auch in osteo- 
logischen Punkten ist aber andererseits hier die Artgleichheit evident — 
und die Zahnunterschiede sind sozusagen nur quantitativ (Häufigkeit des 
Vorkommens gewisser Merkmale). — A dl off stellt eine umfassende weitere 
Publikation in Aussicht, was sehr erfreulich ist. Eine definitive Entscheidung 
werden aber wahrscheinlich erst neue Funde geben. E. Fischer-Freiburg t. B. 



ß. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 289 



B. Literatur -Übersicht des Jahres 1908. 

I. Anthropologie. 

Allgemeines. 

Bateson, W., Facta limiting the theory of heredity. Science 1907, XXVI, p. 649 

—660. 
Boas, Fr., Anthropology . 28 8. New York, Columbia Univers. Press. 
Cower, w. H. F. and Stewart, C, Catalogue of the osteological specimens in 

the Museum of R. College of Surgeons. L Man, 2. ed. XXVI, 483 8. London 

1907. 
Dastre, Des empreintes digitales comme procädä d'identification. Arch. d'anthro- 

pol. crim. 1907, 168. 
Driesch, H. , Über einige neuere Widerlegungen des Vitalismus. Arch. f. Entw.- 

Mech. d. Org. XXV, 8. 407—422. 
Fischer, E., Jahresbericht der Literatur über Physische Anthropologie. II. Be- 
richt über das Jahr 1906. 130 8. Jena, G. Fischer. 
Fülöp, S., Die historische Entwickelung des Problems der Vererbung (ung.). Ter- 

meszettud. Közlöny 449. 
Gray. J., A new instrument for determining the colour of the hair, eyes and skin. 

Man 27, p. [54]— [58]. 
Jordan, D. S. and Kellogg, V. L., Evolution and animal life. Elementary 

discussion of facts, processes, laws etc. 502 8. London 1907. 
Knapp, Heredity in diseases of the nervous system with especial referenoe to 

heredity in epilepsy. Boston med. and surg. Journ. 1907, Juli 11. 
Osborn, H. FairfLeld, Evolution as it appears to the Paleontologie. Science 1907, 

XXVI, p. 745—749. 
Papillault, G-., L'anthropologie est-elle une science unique? Bev. fecole d'anthrop. 

Paris XVIII, 4, p. 117—132. 
Pearson, K., On a determinantal theory of inheritance, from notes and suggestions 

by the late W. F. B. Weldon. Biometrika VI, 1. 
Pearson, K., Über den Zweck und die Bedeutung einer nationalen Rassenhygiene 

(National-Engenik) für den Staat. Arch. f. Bass.- u. Ges.-Biol. V, 1, 8. 67 — 96. 
Pilos, A., Beitrag zur Lehre von der Heredität. Festschr. z. 25jähr. Best. d. Neurol. 

Instit. d. Wien. Univers. 1, S. 282—309. 
Piloz, Beiträge zur direkten Heredität. Wien. med. Wochenschr. 1907, 52. 
Plate, Ib., Selektionsprinzip und Probleme der Artbildung. Ein Handbuch des 

Darwinismus. 3. Aufl. 493 S. mit 60 Abb. Leipzig, W. Engelmann. 
Prochnow, O«, Der Erklärungswert des Darwinismus und des Neolamarckismus 

als Theorien der indirekten Zweckmäßigkeitserzeugung. 76 8. Berl. Entomol. 

Zeitschr. 1907, LH. Beiheft. 
Przibram, H., Vererbungsversuche über asymmetrische Augenfärbung bei Angora- 
katzen. Arch. f. Entwicklgsmech. 1907, XXV, S. 260—265. 
Reinke, Kritische Abstammungslehre. Natur u. Kultur. Febr. 
Strasburger, Chromosomenzahl, Plasmastrukturen, Vererbungsträger und Re- 
duktionsteilung. Jahrb. f. wiss. Botanik XLV, 3. 
Tigges, Die Abnormitäten der Ascendenz in Beziehung zur Descedenz. Allgem. 

Zeitschr. f. Psych. 1907, LXIV, 6. 
Tachulok, J., Zur Methodologie und Geschichte der Descendenztheorie (Forts.). 

Biol. Centralbl. XXV1H, 8.33—61 u. 73—96. 

Spezielle Anthropologie. 

Abel, O., Neuere Studien über die Systematik und Stammesgeschichte der Halb- 
affen und über den Fund eines angeblichen Vorfahren des Menschen in Süd- 
amerika, Tetraprothomo argentians Ameghino. Verh. d. K. K. zool.-bot. Ges. 
Wien LVm, S. 35—38. 



240 B» Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 

AdlofF, Zur Frage der Konkrescenztheorie ( Säuger ge biß). Jena. Zeitsohr. f. Naturw. 

1907, XLIII, S. 530—536. 
Agosti, La delinquenza nei giovani. Arch. di psich. XXIX, 1 — 2, p. 1— 23. 
Bernhardt, Vererbung der inneren Knochenarchitektur. Zeitschr. f. Entwicklgs- 

lehre 1907, I, 11—12. 
Bertini , T. , Contributo allo studio della tricosi sacrale. Arch. di psich. XXIX, 

1—2, p. 136— 138; m. 1 Taf. 
Böcker, W., Zur Kenntnis der Varietäten des menschlichen Fußskelettes. Berl. 

klin. Wochenschr. XLV, 8.490-502; 1 Fig. 
Bolk, L., Pseudohermapbroditismus masculinus occultus. 3 Fig. Anat. Anz. XXXII, 

8. 129—137. 
Braus, H., Entwicklungsgeschichtliche Analyse der Hyperdaktylie. Münch. med. 

Wochenschr. LV, 8.386—390; 3 Fig. 
Chanal, De la croissance du squelette dans les infeotions infantiles. Rev. mens. 

des malad, de Penfance 1907, Nov. 
Cox, W. H., Degeneratie, eene copulativogene correlateestoornis. Psych, en NeerL 

Bladen 1907, 1. 
Cumabo, Contributo allo studio dello svüoppo fisico degli Scolari delle scaole ele- 

mentari dell' Italia centrale. Intern. Arch. f. Schulhyg. IV, 4. 
v. Cyon, E., Das Ohrlabyrinth als Organ der mathematischen Sinne für Baum 

und Zeit. XX u. 432 8., 5 Taf., 45 Fig. Berlin, Springer. 
Duokworth, W. L. H., A critical description of three cases of single hypogastric 

artery in human foetus. Proc. Cambridge Philos. Soc. 1907, XTV, 4, p. 325 

—339. 
Engels, Fr., Über normale und anscheinend normale Prominenzen der Wirbelsäule. 

Diss. med. Bonn. 
Frassetto, F., Studio sulla forme del cranio umano (Forme eurasiche). Monit. 

zool. ital. XIX, p. 1—13; 3 Fig. 
Fürst, C. M., Der Erzbischof Andreas Sunesson, eine anthropol. Studie (schwed.). 

Ymer XXVIII, p. 69—82. 
Gorjanoviö-Kramberger, Bemerkungen zu : Adloff, Die Zähne des Homo primi- 

genius von Krapina. 1 Taf. Anat. Anz. XXXII, 8. 145—156. 
Grawinkel, C. J., Zähne und Zahnbehandlung der alten Ägypter, Hebräer, Inder, 

Babylonier, Assyrer, Griechen und Römer. 66 S. Erlangen 1907. 
Henneberg, B., Beiträge zur Entwickelung der Ohrmuschel. Anat. tiefte XXXVI, 

S. 107— 188; 8 Taf. 
Jarrioot, J., Un cas de reVersion cono'idale des incisives laterales sup&ieures avec 

anomalies multiples de plusieurs autres dents. L'Odontologie 1907, 30. mars. 

(15 8.) 
Jarricot, J., Quelques dispoaitions rares des os du crane chez des foetus humains 

et des nouveau-nes. Bull. So«, d'anthropol. Lyon 1907, XXVL 
Jarricot, J., Contributions a l'etude de la craniomätrie. 32 8. Lyon, A. Bey&Co., 

1907. 
Jarricot, J. et Trillat, T., L'heinisome (vartet4 inferieure) et sa täratogänie. 

ßtude d'un monstre adelphosite. Bibliographie anatom. XVII, 1, p. 1— 24. 
Johannsen, W., Om dolichocephaler og brachiocephaler. Bull, de l'Acad. des 8c. 

et des Lettres de Danemark 1907, 1. 
Koblbrugge, J. H. F., Bote Haare und deren Bedeutung. Globus XCIII, 20, 

8.309—312 u. 21, 8. 333— 335. 
Lagriffe, Stigmates anatomiques de d£g£ne>escence dans un groupe d'ali6n£s. 

Annal. m^dico-psychol. 1907, Nov.-Dez. 
Lecha-Marzo, A., Contribuciön al estudio de una anomalia reversiva de la mano. 

Rev. de Med. y Cir. pract. XXXII, p. 369— 384; 7 Fig. 
Loges, A., Über die Kombination des Hermaphroditismus mit Geschwulstbildung 

Diss. med. Würzburg. 
Mall, F. P. , Study of the causes underlying the origin of human monsters. 

275 Fig. Journ. of morph. XX, 1. 
Marro, Q. , Sur la division de Tos propre du nez. — Variations craniennes chez 

les criminels et les alien£s. — Sur la division du parietal. Arch. di psich. 

1907, XXVIII, p. 653— 673, m. Taf. VII; p. 674-692, m. Taf. VI; p. 745— 748 

m. Taf. IU. 
Martin, £tude de rasymötrie cränienne. Arch. d'anthropol. crimin. 1907, 163. 
Menabuoni, G., Beitrag zur Erforschung der mongol. blauen Kreuzflecke bei 

europäischen Kindern. Monatsschr. f. Kinderheilk. 1907, V (38 8.). 



ß. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 241 

Morin, Ch., Contribution ä l'etude des malformations congenitales de la main. 

138 8., 1 Taf, These med. Geneve 1906/07. 
Nettleship. A history of congenital stationary night blindness in nine consecutive 

generations. Ophthalm. Soc. Trans. 1907, XXVII, Nov. 
Neugebauer, Fr. L. v., Hermaphroditismus beim Menschen. VII, 748 8. m. Abb. 

Leipzig, Dr. W. Klinkhardt. 
Neumayer, Ein Beitrag zur Lehre vom Längenwachstum des Hirnschädels. Mitt. 

d. anthropol. Gea. Wien XXXVHI, 1. 
Parhon ? C. et MihaÜesco, C, Sur un cas d'infantilisme dysthryoYdien et dys- 

orchitique. Journ. de neurol. XIII, 6, p. 2 10 ff. 
Pavavioini. Gh, Ossicine criptiche e „foramen dorsi sellae" nel cranio d'un idiota. 

Aroh. dl psioh. 1907, XXVm, p. 709—714. 
Pensa, A., Osservazioni sulla „spina supra meatum". 16 8. m. 2 Taf. Boll. Soc. 

med.-ohir. Pavia, 8ed. 6. Luglio 1907. 
Peters, Blaufärbung des Augapfels durch Verdünnung der Sklera als angeborene 

und erbliche Anomalie. Klin. Monatsbl. f. Augenhlkd. 2. 
Prinaing, Die Häufigkeit der eineiigen Zwillinge nach dem Alter der Mutter und 

nach der Geburtenfolge. Zeitschr. f. Geburtshilfe 1907, LXI, 2. 
Roasenda, G-., Casi vari di precocita sessuale. Aroh. di psioh. XXIX, 1 — 2, p. 86 

—41 ; m. 2 Abb. 
I^onohetti, V., Oaso di infantilismo. M. Fig. Giorn. delP Ospedale Maggiore 

(Milano) 1907, n (13 8.). 
Schwere, Fr., Beiträge zur Untersuchung der Sara sin sehen 8agittalkurven. 

Korrespondenzbl. d. deutsch, anthrop. Ges. XXXIX, 6, ÜL41 # — 46. 
Srdinko, O., Das Geschlechtsverhältnis bei den Geburten in Österreich. Aren. f. 

Gynäk. LXXXIV, 8. 741—824. 
Staurenghi, C. Communicazione preventiva di craniologia oomparata: esistenza 

constante del fonticulus orbitalis nel feto dell' E. caballus L., ed ossicino fon- 

tanellare corrispondente in un £. caballus adulto, omologo coli' os praefrontale 

dei rettili. Gazz. med. Lombarda 1907, XL VI, p. 357—360. 
Swjetaohiiikow , Über die Variationen des Oceipital wirbeis. Anat. Anz. XXXII, 

8. 50—61. 
Staffel, Die Genese des Hautpigmentes. Verh. d. Deutsch. Pathol. Ges. 11. Tagung, 

Dresden 1907 (ersoh. 1908), 8. 136—142. 
Btrammann, P., Die anthropolog. Bedeutung der Mehrlinge. M. 11 Abb. Zeitschr. 

f. Ethnol. XL, S. 362—382. 
Taraowski, Le suieide et la criminalite au Japon. Aroh. d'anthropol. crim. 

1907, 168. 
Tarnowski, Les femmes homieides. Paris, F. Alcan. 
Taruffi, C, Hermaphrodismus und Zeugungsunfähigkeit. Eine systemat. Darstellg. 

der Mißbildgn. der menschl. Geschlechtsorgane. Deutsch v. Dr. B. Teuscher. 

2. (Titel-) Aufl. VII, 417 8. m. 40 Abb. Berlin, H. Barsdorf. 
Toldt, C, Der vordere Bauoh des M. digastricus mandibulae und seine Varietäten 

beim Menschen. 1. Teil. Wien, Holder, 1907 (Sitz.-Ber. der K. Akad. d.Wiss. 

Wien). 70 8., 2 Taf., 19 Fig. 
Toldt, C, Der Musculus digastricus und die Muskeln des Mundhöhlenbodens beim 

Orang. Wien, Holder, 1907 (Sitz.-Ber. der K. Akad. d. Wiss. Wien). 14 8., 

3 Taf. 
Toraier, Gh, Nachweis über das Entstehen von Albinismus. Melanismus und 

Neotenie bei Fröschen. Zoolog. Anz. 1907, XXXII, 8. 284—288. 



IL Ethnologie und Ethnographie. 

Allgemeines. 

Aarne, A., Vergleichende Märchenforschungen. XVIII, 200 8. Mem. Soc. flnno- 

ougr. XXV. 
Ceredig-Davies . J. , Openiug window to aid the release of the soul. Folk-Lore 

XIX, 1. 
Curtiii, R. ö. , The medical superstitions of precious stones, including notes on 

the therapeutic of other stones. Bull. Amer. Aoad. med. Philad. 1907, VII, 

(51 8.). 
Zentnlblatt für Anthropologie. 1908. 26 



242 B. Literatur-Übersicht des Jahres 1906. 

Dähnhardt, O., Beiträge zur vergleichenden Sagen- und Märchenforschung. 54 8. 

Leipzig, J. 0. Hinrichs. 
Edmont, Ed.. Coutumes de mariage. Bev. trad. popul. 1907, XXII, 12. 
Flom, G. T., The lay of thrym, or the fetching of Thors hammer. Journ. Amer. 

Folk-Lore 1907, XX, 79. 
öomme, G-. L., Folklore as an historical science. London, Methuen. 
Harrison, M. C, Serpent procession at Cucullo. Folk-Lore 1907, XVHI, p. 187 

—191 ; 2 Taf. 
Harou, A., Legendes sur Porigine de l'homme. Eev. trad. popul. 1907, XXII, 12. 
Höfler, M., Die volksmedizinische Organotherapie und ihr Verhältnis zum Kult- 
opfer. III, 305 8. m. Abb. Stuttgart, Union. 
Lasch, R., Das Fortleben geschichtlicher Ereignisse in der Tradition der Natur- 
völker. Globus XOIII, 18, 8. 287—289. 
Lasch, R., Die Arbeitsweise der Naturvölker. Zeitschr. f. Sozial wiss. XI, 5, S. 293 

—304. 
Lones, T. E., Folk-Lore of Aristotle. Folk-Lore XIX, 1. 
Macehioro, V., Die anthropologischen Grundlagen der Tradition. Polit-anthropoL 

Rev. VII, 1, 8. 1—10. 
Meroanti, F., Di alcune pretese norme d'igiene presso i popoli primitivi. II Ba- 

mazzini (Firenze) 1907, I, 2—3. 
Partridge, C, The killing of the divine king. Man 29, p. [59]— [61]. 
Pauschmann, J. A. G., Das Feuer und die Menschheit. I. Die Feuerflndung und 

die Feuerzündung. 62 8. m. 2 Taf. Diss. Erlangen. ^^ 

Pokoray, Der Ursprung des Druiden tums. Mitt. anthropol. Ges. Wien XXXVHI, 1. 
Froctor, H., The tree of life. Amer. Antiquar. XXX, 7. 
Robertson, J. M., The tutelage of races. Sociol. Review I, 2, p. 158 — 174. 
Roth, W. IS., Burial ceremonies and disposal of the dead. Becords of the Austral. 

Museum 1907, VI, 5. 
Sauer, A., Literaturgeschichte und Volkskunde. 42 8. Prag, J. G. Calye, 1907. 
Sergi, Intorno alla monogenesi del linguaggio. Biv. ital. di sociol. 1907, XI, 6. 
Thomas, Northcote *W., Bibliography of anthropology and folk-lore 1906, LXXII, 

5. London, Boy. Anthropol. Instit, 1907. 
Wake, C, Staniland, The Classification of mankind. Amer. Antiquar. 1907, 

XXIX, 6. 
Webster, Hutton, Primitive secret societies. A study in early politics and 

religion. XIII, 227. New York, Macmillan Co. 
Welldon, The development of the religious faculty in man, apart from revelation. 

Journ. Trans. Vict Instit. 1907, XXXIX, p. 7—21. 
Westermarek, E., The principles of fasting. Folk-Lore 1907, XVIII, 4. 
Weston, J. L., The grail and the rites of Adonis. Folk-Lore 1907, XVIII, p. 283 

—305. 
Wilser, L., Rassentheorien. 32 8. Stuttgart, Strecker & Schröder. 

Spezielles. Bassenkunde. 

Europa. 

Andree, R., St. Georg und die Parilien. Globus XCin, 16, S. 257. 

Alken, Zur Umfrage über Wöchnerinnen. Zeitschr. d. Ver. f. rhein. u. westfal. 

Volkskde. 1. 
Aransadi, T. de, Problemas de etnografia de los Vascos. 50 8. Paris, P. Geuthner, 

1907. 
Asbjörnsen, P. u. Moe, J., Norwegische Volksmärchen. XV, 304 8. Berlin, 

H. Bondy. 
Balogh, F., Die Weinlese in der Hegyalja in alter Zeit. Anzeig. d. Ethn. Abt 

Ungar. Nat.-Mus. IV, 3—4, S. 219— 222. 
Batky, Zs. , Hanf arbeiten im Kalotaszeg. Anzeig. d. Ethn. Abt. ung. Nat-Mus. 

IV, 3—4, 8.200—210; m. 39 Abb. 
Batori, F., Meine Beise ins Land der Lappen. Anzeig. d. Ethn. Abt. ung. Nat- 
Mus. IV, 3—4, 8.222—230; m. 9 Abb. 
Bendorf, Religiöser Aberglaube. Zeitschr. d. Ver. f. rhein. u. westfäl. Volkskd. 1. 
Blake, T. P. TT., Matrimonial customs in the west of Ireland. Folk-Lore 1907, 

XVIII, p. 77—82. 
Bücher, J., Sennereigerätschaften einer Obwaldner Alphütte. Schweiz. Arch. f. 

Volkskde. 1907, XI, 3—4. 



H. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 243 

Bunker, J. R., Zur Frage der Hundschlösser. Anzeig. d. Ethn. Abt. ungar. Nat- 
Mus. IV, 3—4, S. 182— 184. 
Byrne« H. J., All Hallows Ewe and other festivals of Oonnaught Folk-Lore 1907, 

XVIII, 4. 

Cook« A. de« Les statues qu'on ne peut diplacer, Belgique flamande. Bev. trad. 
popul. XXIII, 2—3. 

Conybeare, F. C, Shetland brownies. Folk-Lore 1907. XVIII, 4. 

Crooke« W«, Some notes on Homeric folk-lore. Folk-Lore XIX, 1. 

Czünmermann. F., Käsetrockenkörbe im Moraköz. Anzeig. d. Ethn. Abt. ungar. 
Nat-Mus. IV, 8—4, 8. 180—183; m. 3 Abb. 

Dachler, A.« Nordische Bauernhäuser. 28 8. m. 26 Abb. Wien, Gerold & Co. 

Dagnet* A.« Groyanoes et legendes du Morbihan. Bev. trad. popul. 1907, 
XXII, 12. 

Dettling, A., Kuhreigen. Schweiz. Ar eh. f. Volkskde. 1907, XI, 3—4. 

Esser, Das Heiraten im Mai. Zeitschr. d. Ver. f. rhein. u. westfäl. Volkskde. 1. 

Fischer, E., Die Haar- und Kleidertracht vorgeschichtlicher Karpathen- und 
Balkanvölkerschaften. Arch. f. Anthropol. VII, 1, 8.1—15; m. 20 Abb. 

Fischer. Das vorsächsische Burzenland. Korrespondenzbl. d. Ver. f. sächs. Landes- 
kunde XXXI, 5 — 6. 

Fischer, E. . Über den Ursprung der rumänischen Bojarenfamilien. Zeitschr. f. 
Ethnol. XL 8. 343—361. 

Gierliohs, Sprichwörter aus der Gegend von M.- Gladbach. — Wald-, Feld- und 
Flurnamen in der Gegend von Salm -Reiff erscheid. Zeitsohr. d. Ver. f. rhein. 
u. westfäl. Volkskde. 1. 

Gönczy, F., Neuere Daten zur sachlichen Ethnographie des Göcsej. Anzeig. d. 
Ethn. Abt. ungar. Nat-Mus. IV, 3—4, 8.210—217; m. 7 Abb. 

Goeder« F. A..A Kadiak Island story : the withe-faced bear. Jonrn. Amer. Folk- 
Lore 1907, XX, 79. 

Harou, Coutumes d. Noel. — Singulieres manieres de pr$ter serment. — Les rede- 
vances feodales. — Le folk-lore du grand-duche de Luzembourg. Bev. trad. 
popul. 1907, XXn, 12. 

Hattalmi, Gh F., Botanische Kinderspiele. Anzeig. d. Ethn. Abt. ungar. Nat- 
Mus. IV, 3—4, 8.218—219; m. 2 Abb. 

Hildburgh, W. L., Noten on some amulets of the Three Magi Kings. Folk-lore 

XIX, 1. 

Hörnes« M., Das keltische Temperament. Polit-anthropol. Bev. VII, 1, 8. 10 — 18. 
Hoffmann-Meyer, E. , Fruchtbarkeitsriten im sohweiz. Volksbrauch. Schweiz. 

Arch. f. Volkskd. 1907, XI, 3—4. 
Hüsing, Gk, Der Zagros und seine Völker. Eine archäol.- ethnol. Skizze. 66 8. 

m. 3 Kart. u. 35 Abb. Der alte Orient IX, 3. u. 4. Leipzig, J. 0. Hlnrichs. 
Jungfer, J., Germanisches aus Spanien. Polit-anthropol. Bev. VII, l h 8. 46— 47. 
Kessler, Sagen aus der Umgebung von Wil (Kt St. Gallen). Sohweiz. Arch. f. 

Volkskde. XII, 1. 
Köris, K., Feuerstätten und Heubehälter bei den Matyös. Anzeig. d. Ethn. Abt. 

ungar. Nat-Mus. IV, 8—4, 8. 191— 199; m. 11 Abb. u. 1 Taf. 
Kössa, J., Das Pferdefärben bei den Deutschen. Mitt. Geschichte d. Med. u. 

Naturw. VII, 3, 8. 334—337. 
Kovaos, A., Vogel- u. Zeiselschlingen. Anzeig. d. Ethn. Abt. ungar. Nat-Mus. 

IV, 3-4, 8.162; m. 7 Abb. 
Krauth, K., Vorgeschichtliche Eigentümlichkeiten der mittelländischen Sprachen, 

erläutert am Stammbaum der Wörter „Wasser" und „Fluß - . I. 16 8. m. 

1 Stammtafel. Programm Erfurt 1907. 
La taille humaine en Suisse. Zeitschr. f. 8chweiz. Statistik 1907, XLIII, 1. 
Madarasry, L., Vorlegebretter. Anzeig. d. Ethn. Abt. ungar. Nat-Mus. IV, 3—4, 

8.217—218; m. 2 Abb. 
Mazeret, Superstitions gersoises. Bev. trad. popul. 1907, XXII, 12. 
Milne, F. A., Dairy folklore in West Norfolk. Folk-lore 1907, XVIII, 4. 
Müller, Neujahrssprüche. Zeitschr. d. Ver. f. rhein. u. westfäl. Volkskde. 1. 
Müller, Aus dem Volksmund und Volksglauben des Kantons Baselland. Sohweiz. 

Arch. f. Volkskde. XU, I. 
Munkaosi, B., Die Weltgottheiten der wogulischen Mythologie II. Keleti Szemle 

(Leipzig) VIII, 1. 
Öke, Geistersagen und Bauernweisheit. Zeitschr. d. Ver. f. rhein. u. westfäl. 

Volkskde. 1. 

16* 



244 B. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 

Pellandini, Conti popolari tioinesi. Schweiz. Aren. f. Volkskde. XII, 1. 
Patern, M., Schafzucht im Paringgebirge. Anzeig. d. Ethn. Abt. ungar. Nat.-Mus. 

IV, 3—4, S. 171—180; m. 8 Abb. 
Revay, S., Votivfiguren aus Maria-Gyüd. Anzeig. d. Ethn. Abt. ungar. Nat.-Mus. 

IV, 3—4, S. 219. 
Reymond, La sorcellerie au pays de Vaud an XV e siecle. Schweiz. Arch. f. 

Volkskde. XII, 1. 
Roche. Ch. de, Le ohanson du guet de nuit. Schweiz. Arch. f. Volkskde. 1907, 

XI, 3—4. 
Sagi, J., Blaufärberei in Ungarn jenseits der Donau. Anzeig. d. Ethn. Abt. ungar. 

Nat.-Mus. IV, 3—4, 8.164-165; m. 1 Taf. 
Schneeball, J., Das Spräggelen im Bezirk Affoltern, Kt. Zürich. Schweiz. Arch. 

f. Volkskde. 1907, XI, 3—4. 
Szendrei, J., Beiträge zur Kostümkunde in Transsylvanien im XVII. Jahrh. 

(ungar.), m. 12 Abb. Archaeol. fjrtesitö XXVIII, p. 97— 112. 
Timkö, G., Beuschoberförmige Backöfen aus dem Szigetköz. Anzeig. d. Ethn. 

Abt. ungar. Nat.-Mus. IV, 3 — 4, S. 165— 166; m. 2 Abb. 
Tömörkeny, J., Begräbnisordnung in der Gemarkung von Szeged. Anzeig. d. 

Ethn. Abt. ungar. Nat.-Mus. IV, 3—4, S. 155—162. 
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Luinenburg, 8., Javaansche Legenden. MededeeL v. wege het Nederl. Zendelings- 
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Luinenburg, S., Jets over ila-ila bij de Javanen. MededeeL v. wege het Nederl. 

Zendelingsgenootsch. LI, 4, p. 307 — 327. 
Lijst der Handschriften indertijd in berusting bij Dr. J. L. A. Brandes en door 

de regeering in bruikleen aan de Genootschap afgestaan. Not. Batav. Genoot- 
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Maengkan, F. B., Dagboek van een tocht uit Todjo naar Mori (Midden-Celebes) 

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Staat van in den poeri te Den Pasar (landschap Badoeng) buitgemaakte Lontar- 

geschriften, tijdens de expeditie naar Bali in 1906. Not. Batav. Genootsch. v. 

Künsten en Wetensch. XLV, p. XIX— XXI. 
Staat von Voorwerpen, buitgemaakt in de Landschappen Boni en Gowa, welke aan 

het Bataviaasch Genootschap in bewaring zijn afgestaan. Not. Batav. Ge- 
nootsch. v. Künsten en Wetensoh. XLIV, p. LVII — LIX. 
Staat van voorwerpen, buitgemaakt op het eiland Bali gedurende de expeditie van 

1906, welke aan het Bataviaasch Genootschap van Künsten en Wetenschap 
in bewaring worden afgestaan. Not. Batav. Genootsch. v. Künsten en Weten- 
schap XLV, p.I— V. 

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Seier ? B., Die Wandskulpturen im Tempel des Pulquegottes von Tepoztlan. — 

Die Monumente von Huilocintla im Canton Tuxpan des Staates Vera Cruz. — 

Einige fein bemalte alte Tongefäße der Dr. Sologurenschen Sammlung aus 

Nochistlan u. Cuicatlan im Staate Oaxaca. — Bericht über die chemische und 

physikalische Untersuchung einer mexikanischen Kupferaxt. — Studien in den 

Ruinen von Yucatan. Congr. intern, d. Amer., XV. s&s., Quebec (1906) 1907, n, 

p. 351— 379, 8 Abb.; p. 381-389, 3 Abb; p. 391— 403, 6 Abb.; p. 405— 412, 4 Abb. 

U. p. 413— 422, 6 Abb. 
Sinclair, W. J., Becent investigations bearing on the question of the occurrence 

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Tanner, IL 8., Pre-historic man. The first settlers on the western continent 

oriental Free Masons. 48 S. Long Beach, Cal. 
The archaeological survey of Nubia. Bull. II. 39 S. m. 27 Taf. Kairo, Ministery 

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Tsuboi, S., Archaeological section in the Tokyo industrial exhibition. Journ. An- 

throp. Soc. Tokyo 1907, XXII, 257. 



256 D - Briefkasten. 

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M'lila. Bec. d. doc. et mem. Sog. archeoL du depart. de Constantine (1906) 
1907, XL, p. 167—186, 9 Abb. 

Venning, J. H« Bhodesian ruins. Journ. Afr. Soc. VII, 26. 

Zumoffen, G., L'äge de la pierre eu Phenicie; m. Abb. Anthropos in, 3, 8. 4SI 
-455. 



C. Tagesgeschichte. 



Kristiania. Am 24. April verstarb im Alter von 54 Jahren Dr. Gustaf 
Guldberg, Prof. der Medizin an der Universität, der als Schüler v. Köllikers 
hauptsächlich Beitrage zur Anatomie des Gehirns, sowie zur physischen Anthro- 
pologie geliefert hat. 

London. Am 14. März starb im Alter von 72 Jahren J. F. Hewitt, ein 
Indienforscher; ebenso starb Dr. A.W. Howitt, der Führer der Burke-Wilk 
Search Expedition im Jahre 'i 861, dem die Ethnographie Australiens mancherlei 
Arbeiten verdankt. 

München. Am 8. Mai verstarb im Alter von 58 Jahren Dr. Eduard Glaser, 
ein bekannter Arabienreisender und Erforscher des 8abaischen Beiches. 



D. Briefkasten. 

Große Pläne schweben über den mächtig angewachsenen Materialien der Kgl. 
Museen in Berlin. Jedem großen Sammelgebiet, das im Zusammenhang steht mit 
der Kunst unserer Zeit und unseres Volkes, werden würdige Heimstätten erbaut 
werden, geleitet von maßgebenden Männern. — Ägypten und Assyrien, Griechenland 
und Born, Japan und China sollen ihre Schätze zeigen, und in der Darstellung der 
deutschen Kunst wird gipfeln, was moderne Museumstechnik leisten kann; und alle 
die offenbaren oder zarten Fäden, die vom Können anderer Völker und Zeiten zur 
deutschen Kunst führen, werden dem Lernbegierigen klar vor Augen liegen! Aber 
die Wurzeln der deutschen Kunst, die ersten Keime, die weltgeschichtlich im 
grauen Halbdunkel liegen, die dem auf klassischen Pfaden wandelnden Kunst- 
verständnis fern lagen von jeher, — das Können und eigene Schaffen unserer 
eigenen vorgeschichtlichen Ahnen, der Germanen und Vorgermanen Kord- und 
Mitteleuropas, das wird mit den Kultur- und Kunsterzeugnissen unserer gelben 
und schwarzen Brüder hinausbefördert nach Dahlem: dort soll die „Völkerkunde 8 
hausen, das Wissen von den „niederen Völkern und den primitiven Kulturstufen 
ohne „hohe" Kunst. Es gibt zwar einen staatlichen Lehrer für deutsche Archäo- 
logie, deutsche Vorgeschichte in Berlin; er ist nicht um Gutachten und Bat ge- 
fragt worden. Von der neuen, kräftig emporblühenden Wissenschaft, die er an 
der Spitze von wenigen deutschen Fachgelehrten vertritt, ist kein Hauch in den 
Zukunftsplänen des „Deutschen Museums" zu spüren; daß wir eindrangen in die 
„graue Vorzeit" Europas, schon recht viel zu sagen und zu zeigen hätten über die 
Entwicklung der Völker Europas und auch über die Wurzeln einer Kunst Nord- 
europas vor der „klassischen Zeit", das scheint völlig unbekannt; oder fürchtet 
man des Chauvinismus geziehen zu werden, wenn man alle, auch die ältesten 
Zeugnisse vaterländischer Kuns-t und Kultur vereinigen würde an hervor- 
ragender Stelle inmitten der Hauptstadt des Deutschen Beiches? Es 
würde allerdings kein „Kunstmuseum" werden: aber es könnte, von Männern 
ernster Wissenschaft geleitet, eine Stätte der Erforschung unserer Kultur- 
geschichte, der Wurzeln unserer deutschen Art und Kunst werden. Andere 
Länder und Völker sind uns vorangegangen mit ähnlichen Einrichtungen — könnte 
im Deutschen Beiche nicht auch eine Forschungsstätte für Kulturgeschichte der 
deutschen Lande erstehen ? Material genug — übergenug birgt für die Vorgeschichte 
das Völkerhaus an der Königgrätzerstraße , das nicht zu groß sein würde für ein 
Nationalmuseum für deutsche Kulturgeschichte! Hahne -Hannover. 



Zentralblatt für Anthropologie 

in Verbindung mit 

F. t. Lusehan, H. Seger, G. Thilenius 

herausgegeben von 

Georg Buschan. 

Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig. 

13. Jahrgang. Heft 5. 1908. 



A. Referate. 

I. Allgemeine*, Methoden. 

807. Eugen Fischer: Jahresbericht der Literatur über Physische 
Anthropologie. Bd. II: Bericht über das Jahr 1906. Sonder- 
ausgabe aus Schwalbes Jahresbericht über die Fortschritte der 
Anatomie und Entwicklungsgeschichte. (N. F., Bd. XII, Teil III, 
Abt. IL) Jena, G. Fischer, 190& 
In diesem soeben erschienenen Jahresbericht werden 540 Titel von Ar- 
beiten, welche in das Gebiet der physischen Anthropologie fallen oder dieses 
berühren, aufgeführt; eine große Anzahl derselben wird auch besprochen. 
Aufs neue sei hier (vgl Zentralbl. f. Anthr. 1908, S. 1) darauf hingewiesen, 
daß die Verlagsanstalt im Einklänge mit dem Herausgeber die dankenswerte 
Einrichtung getroffen hat, diesen Bericht auch separat (su dem mäßigen 
Preise von 6 Jft) abzugeben, so daß auch diejenigen Anthropologen, die nicht 
in erster Linie Anatomen sind, und für die also der Besitz des Schwalbe- 
schen Jahresberichtes weniger wichtig ist, ihn erwerben können. Ebenso sei 
nochmals darauf hingewiesen, wie wichtig es nicht nur im Interesse des Re- 
ferenten, sondern auch im eigenen Interesse der Autoren sowie dem all- 
gemeinen der Wissenschaft ist, daß Separate, besonders solche aus schwerer 
zugänglichen Zeitschriften, an den Herausgeber oder den Referenten ein- 
gesandt werden; dasselbe gilt übrigens auch für unser Zentralblatt! 

P. Bartels- Berlin. 

808* J. U. F. Kohlbrugge: Die morphologische Abstammung des 
Mensehen. 102 S. (Studien u. Forsch, zur Menschen- u. Völker- 
kunde, herausg. v. B u s c h a n. Bd. II.) Stuttgart, Strecker u. Schröder, 
1908. 
Mit dieser Studie Kohlbrugges liegt die erste (somatisch-) anthropolo- 
gische Arbeit vor aus einer vom Herausgeber unseres Zentralblattes ins Leben 
gerufenen und hoch willkommenen Serie kleiner Monographien aus dem Gebiete 
der Anthropologie, Ethnographie und Urgeschichte. 

„Morphologische" Abstammung will Verfasser seine Untersuchungen 
nennen mit Rücksicht auf die Philosophen, welche den konsequent natur- 
wissenschaftlichen Standpunkt einseitig finden könnten und im Hinblick auf 

Zentadblfttt für Anthropologie. 1908. yj 



258 A Referate. Allgemeines, Methoden. 

Arbeiten aus dem vorletzten und früheren Jahrhunderten, die auch die physi- 
sche Seite berührten — wohl etwas viel Rücksichtnahme. 

Die Studie gibt eine sehr gute Übersicht über alle die Fragen, die sich 
erheben beim Versuche, die einzelnen Etappen auf dem Entwickelungsgange 
des Menschen darzutun. Die Lösungs versuche und Beiträge dazu, die 
Schwalbe, Klaatsch, Kollmann, Ranke u. a. gebracht haben, werden 
kritisch beleuchtet, überall die schwächeren Stellen der betreffenden Hypo- 
thesen herausgehoben; auch wird die Vereinigung der Tatsachen der Schlüsse 
aus sich widersprechenden Meinungen versucht. Da Fortschritt auch im 
Aufweisen von Fehlern und Lücken besteht, ist er auch in dieser Kritik ge- 
geben, positiv Neues ist kaum geboten. 

Ein Referat über dieses Referat ist schwer, so sei nur der Hauptgedanken- 
gang wiedergegeben: Zunächst wird Schwalb es grundlegende Untersuchungs- 
reihe über Pithecanthropus und Neandertalkreis dargestellt, wobei eine Anzahl 
Tabellen nach Schwalbe und anderen Autoren die Lücke zwischen den 
Variationsgrenzen des rezenten und des neandertalen Menschen recht ein- 
engen, so daß die besonders scharfe Isolierung des Neandertalers etwas ver- 
liert. Weiter wird die Kollmannsche Ansicht dargestellt über das gegenseitige 
Verhältnis von Anthropoiden und Mensch, die ja besonders auf der Mensch en- 
ähnlichkeit des fötalen Affenschädels beruht; die Einwände Schwalbes könnten 
dabei noch ausführlicher erwähnt werden, insbesondere die Parallelfälle anderer 
Säuger (Katze usw.). Daran anschließend wird die Pygmäenhypothese erörtert. 

Sehr verdienstlich ist es, daß Verfasser eine ältere Arbeit, nämlich von 
Aeby (1867), wieder ans Tageslicht zieht, worin Verhältnis von Gesichtsschädel 
und Hirnschädel, dann Größe und Ausbildung des Hinterhauptes usw. bei 
Primaten vergleichend untersacht werden und als menschenähnlichste Form 
die südamerikanische Chrysothrix aufgewiesen wird. Diese Tatsache wird für 
Verfasser verwendbar einmal zur Stütze der Kollmann sehen Meinung, niedrige 
Formen müßten relativ menschenähnlich sein, dann aber zieht Verfasser den 
Schluß, man könnte daraus die Herleitung des Menschen aus platyrrhinen 
Formen unternehmen mit Umgehung der Katarrhinen; eine große Anzahl Tat- 
sachen, die eine hohe Entwiokelung und menschwärts gerichtete Spezialisierung 
bei Südamerikaaffen beweisen, werden beigezogen zur Stütze. Damit wäre dann 
vielleicht die Ansicht vereinbar, nach der die Entwickelung dieser Westaffen 
über die Entwickelungsbahn von Tarsius ging, dessen Stellung nach Hu- 
brecht u.a. erläutert wird. Endlich werden als Hypothese, die den Menschen 
noch weiter zurück wurzeln läßt, nämlich direkt in generalisierten, eoeänen 
Säugern unter Ausschluß der Affen, Klaatschs Ansichten wiedergegeben. 

In gewissem Zusammenhang mit all diesen Problemen steht nun die Frage 
nach niedrigen Rassen und Rassenmerkmalen, deren Erörterung den Schloß 
bildet. Hagens Ansichten über primitive Physiognomien werden kurz be- 
sprochen; Verfasser findet sie nicht begründet; er reflektiert ausführlich über 
primitive und nichtprimitive Merkmale, ob man primitiv nennt, was an 
embryonale Formen oder was an Affenformen erinnert — Neues kommt dabei 
nicht heraus. 

Die ganze Arbeit ist für alle dem Probleme ferner stehenden recht gut, 
um zu zeigen, was gesicherte Forschungsergebnisse sind, wo noch Kritik und 
Zweifel nötig sind, aber ein plastisch klares Bild über die den verschiedenen 
Theorien zugrunde liegenden Tatsachen gibt Verf. nicht, wollte er auch nicht 
tun, trotzdem dem wissenschaftlichen Publikum aus den Reihen der Nicht- 
Anatomen gerade die Darstellung auch der Grundlagen sicher willkommen 
wäre. Und dem, der selber in den Problemen drin steckt, gibt sie wohl kaum 



A. Referate. Allgemeines, Methoden. 259 

Neues, nur willkommene Anregung einmal von anderem Standpunkt aus ge- 
wohnte Überlegungen zu betrachten — und diese sie dankbar begrüßt. 

E. Fischer-Freiburg i. B. 

309. Max Steiner: Die Lehre Darwins in ihren letzten Folgen. Bei- 
träge zu einem systematischen Ausbau des Naturalismus. Vll 
u. 244 S. Berlin, Ernst Hofmann u. Comp., 1908. 
Der Autor dieser Beiträge ist nicht etwa selbst Naturalist, sondern sein 
Ziel ist, den Naturalismus und besonders die Entwickelungslehre zu vernichten, 
teils mittels der Erkenntniskritik, dieser beliebtesten Waffe moderner Sophisten, 
teils durch andere Mittel, unter denen die üblichste nicht fehlt : Entstellungen 
durch unbefugte Unterstellungen. Dem gleichen Ziel dient auch die „von 
einer freien Warte aus u oft und mannigfaltig hervorgekehrte spöttische, 
souveräne überlegene Geringschätzung der Erfahrungswissenschaften und 
ihrer aufrichtigen Diener, die mit Vorliebe als „zünftlerische", „unlogische", 
„unkritische", „unwissende", auch „unaufrichtige" und „erstaunlich un wahr- 
haftige" „Spezialisten" charakterisiert werden. Wieviel Schuld an den Ent- 
stellungen, deren sich der Autor gegen die Entwickelungslehre bedient, der 
polemischen Tendenz zuzuschreiben ist, und wieviel den sehr großen Lücken 
seiner biologischen Kenntnisse, muß dahin gestellt bleiben ; sicher ist nur, daß 
sie beide in derselben Richtung wirken. Im übrigen ist seine biologische 
Orientierung in mancher Hinsicht nicht gering, und es mag den philosophie- 
stolzen Autor genug Überwindung gekostet haben, sich mit der biologischen 
Fachwissenschaft, deren „agitatorischer Überschätzung 44 er sich gewiß nicht 
mitschuldig macht, soweit zu befassen, als er es getan. 

Ihm ist (mit Kant) die ganze Deszendenzphantasie „nur ein gewagtes 
Abenteuer der Vernunft". Der Haupteinwand, den Steiner im Anschluß an 
Kant und Schopenhauer gegen die Entwickelungslehre vorbringt, ist 
folgender: Der Naturforscher stellt sich die Pflanzen und Tiere, die vor der 
Entstehung des Menschen gelebt haben, gerade so vor, als hätte ein mensch- 
liches Auge sie jemals geschaut, obwohl vorausgesetzt wird, daß die subjektive 
Fassung der menschlichen Sinne damals gar nicht wirksam war. Der Begriff 
einer menschlichen Sinnen weit ohne menschliche Sinne enthalte aber eine 
widerspruchsvolle und unlogische Annahme. Mit der Wissenschaftlichkeit des 
Abstammungsdogmas zu prahlen, sei also recht unnütz, es ist nur Metaphysik. 
Die Anschauung, die sich den Sinnen der Tiere von der Beschaffenheit der 
Umgebung mitteilt, sei der menschlichen vielleicht diametral entgegengesetzt. 
Die ganze „Einheitlichkeit aller Organismen" sei nur eine blutlose Abstraktion. 
Die Entwickelungstheorie bediene sich der Annahme, daß die Außenwelt 
an sich gerade so sich verhalte, daß menschliche Logik (!) und menschliche 
Erfahrung, menschliche Mikroskopie und menschliches Experiment maßgebend 
seien für einen außermenschlichen Zustand. Das sei ein extremer Anthro- 
pomorphi8mus. Uns über die vormenschliche Zeit irgendwelche Vorstellungen 
zu machen, das verbietet also die Erkenntniskritik. „Erkenntniskritisch ge- 
wertet ist der Darwinismus nicht etwa eine Hypothese. Er ist nur die Hypo- 
these einer Hypothese" (S. 46). — Die erwähnte Unzulänglichkeit der mensch- 
lichen Logik bezieht sich aber nur auf die naturwissenschaftliche Logik, 
beileibe nicht auch auf die erkenntniskritische, die dem Autor durchwegs für 
unfehlbar und unwiderleglich gilt (S. 66). Vom hohen philosophischen Roß 
herab predigt er der Naturwissenschaft ihre Inferiorität 1 ). 

l ) Um wieviel mehr die gegenteilige Wertung berechtigt ist, ist im 1. Kapitel 
meiner a Nationalbiologie " (Jena 1905) dargestellt. 

17* 



260 *A. Referate. Allgemeine», Methoden. 

Er entlarvt sodann den Entwickelungsbegriff, der die Fiktion in sich 
schließe, daß unsere Schattierungen des „Höheren* 4 und des „Niedrigeren", 
des „ Einfachen u , absolute Eigenschaften seien. Tatsächlich haben denkende 
Naturforscher die Subjektivität dieser Begriffe nicht verkannt, aber die 
Deszendenztheorie kann dieser hinfälligen Begriffe auch entraten, sie setzt 
streng genommen nur eine chronologische Ordnung der Organismenarten 
voraus, die allerdings im großen und ganzen mit deren zunehmender Kom- 
pliziertheit sich zu decken scheint. — Völlig unrichtig ist, daß Darwins Ent- 
wickelungslehre die Hypothese der Urzeugung, d. i. die Annahme eines 
„hyperempirischen Wunders tf , verlange; denn seine Lehre beschrankt sich auf 
die Stammesverwandtschaft der tatsächlich vorhandenen und vorhanden ge- 
wesenen Organismen. 

Besonders großen Wert legt Steiner darauf, den Darwinismus dadurch 
in Mißkredit zu bringen, daß er seine ethischen Konsequenzen deduziert, 
natürlich so, daß sie unseren sittlichen Idealen und den herrschenden sozialen 
Strömungen schroff widersprechen. Auffälligerweise ist ihm die neuere Lite- 
ratur des „praktischen Darwinismus tt , obgleich sie ins Unübersehbare an- 
zuwachsen sich anschickt, entweder wirklich völlig unbekannt, oder er ignoriert 
sie gerne, weil es für die den Tendenzen des Buches dienlichen Irrtümer nicht 
förderlich wäre, sich mit ihr auseinanderzusetzen. „Sowohl Freunde wie 
Gegner der Selektionstheorie schoben die biologische Seite des Darwinismus 
in den Vordergrund« Um das kulturelle Problem, das in der Darwinschen 
Lehre verborgen ist, kümmerte man sich recht wenig", beliebt er im Vorwort 
sehr irrig zu sagen, und als Erklärung für die angebliche Tatsache, daß die 
weitaus wichtigere kulturelle Seite des Darwinismus bisher fast gar nicht be- 
rührt worden, daß seine Folgen für die Moral, die Politik, die Humanität, das 
Geschlechtsproblem bisher so wenig erkannt worden seien, gibt der Verfasser 
an, daß die Darwinisten das Hervorkehren sittlicher Fragen am meisten zu 
scheuen hätten. Der Darwinismus soll gezwungen werden, entweder die al- 
truistische Moral oder sich selbst aufzugeben. Diese sei religiösen Ursprungs. 
(Das ist zwar nicht richtig, aber es wird so oft unwidersprochen behauptet, 
daß es den meisten als ausgemacht gilt.) Angeborene moralische Neigungen 
gebe es nicht „Wer Probleme mit „angeborenen Neigungen" anstatt mit 
Gründen aufhellen will", hat auf ein „Turnier mit geistigen Waffen ver- 
zichtet", meint er gegen Darwin. Das soziale Leben fuße nur auf Verträgen, 
und das Bindemittel zwischen sozialem Leben und Selbstliebe sei die Logik, 
nicht der „ soziale Instinkt". Der Intellekt allein genüge, die Geselligkeit 
dem Menschen anzuraten. Von jenen Sozialanlagen, die ähnlich wie die 
Sprachanlage, zu ihrer Entwickelung äußerer physischer Einwirkungen be- 
dürfen, sowie von dem Vorkommen von Defekten dieser Anlagen (moral in- 
sanity) weiß der Verfasser nichts, ebenso von dem auch in der Tierwelt weit 
verbreiteten, für die Fortsetzung der Generationenreihe unentbehrlichen 
Familien- und Sozialaltruismus, desgleichen davon, daß der Darwinismus ganz 
in Übereinstimmung mit seinen Grundanschauungen den sozialen Tugenden 
hohen Kollektiv auslese wert zuerkennt. „Unbedingte Vertretung des eigenen 
Vorteils und Vernichtung des Schwächeren schmücken, segnen und verjüngen 
(der Entwickelungsidee zufolge) die Welt" (S. 109). Die Deszendenzlehre 
„verdammt die Unterstützung der Schwachen und zieht dem Genießen (!) der 
Gesunden, Klugen und Sohönen keine Schranken" (S. 223). Sie führt auch 
zu Polygamie. Monogamie und Christentum lassen sich nicht voneinander 
trennen. „Die Mittel sind (nach Darwinistischer Wertung) niemals für sich 
allein edel, erst der Zweck heiligt die Mittel." „Wer sich mit Erfolg durch- 



A. Referate. Allgemeines, Metboden. 261 

sofalägt, ist . . . der Repräsentant einer vorzüglichen Varietät. tt „Charakteren 
bringt der Darwinismus kein Verständnis entgegen/ Aucb die Wahrheitsliebe 
könne nach dessen Wertung verderblich sein (S. 107, 108). Daß der Minder- 
wertige lebe, müsse nach Darwinistischer Ethik als sein Verbrechen gelten. 

In Wirklichkeit braucht „der praktische Darwinismus tf nur eine (mit in- 
direkten Mitteln erreichbare) Vervollkommnung der Fortpflanzungs- 
auslese anstelle der rohen Lebensauslese anzustreben, und auch er verlangt 
eine altruistische Moral, allerdings nicht die speziell christliche. Daß der 
Verfasser dies nicht sieht, mag sich durch seine völlige Unkenntnis der neueren 
darwinistisch-soziologischen Literatur, für welche ihm die Orientierungsarbeit 
seines eigenen Denkens keinen ausreichenden Ersatz schaffte, erklären lassen. 

Im ganzen würde das in glänzendem Stil geschriebene Buch jedem 
talentvollen Jesuiten Ehre machen. Dr. W. Sdhallmayer-München. 

310. 0. Schlaginhaufen: Zur Diagraphentechnik des menschlichen 
Schädels- Zeitechr. f. Ethnol. 1907, Bd. XXXIX, S. 85—107. 

Nach Besprechung der historischen Entwickelung der Diagraphentechnik 
und nach kritischer Würdigung unseres heutigen Instrumentariums, wobei der 
Martinsche Kubuscraniophor auf das wärmste empfohlen wird, geht der Ver- 
fasser auf die Wahl der Kurven über. Die Kurven müssen so gewählt sein, 
daß sie die charakteristischen Eigenschaften des Schädels möglichst prägnant 
ausdrücken. Der Verfasser bediente sich bei seiner Untersuchung des schon 
von den Gebrüdern Sara sin angewandten Kurvensystems. Dasselbe besteht 
aus drei Sagittalkurven : der Median-, der Augenmitten- und der Augenrand- 
sagittale, aus drei Frontalkurven: der Ohrfrontale, der vorderen und der 
hinteren Frontale (durch die Mitten der Abstände der Ohrfrontale vom vor- 
dersten und hintersten Punkt des Hirnschädels) und aus vier Horizontal- 
kurven: der Basalkurve (durch die Frankfurter Horizontale repräsentiert), der 
Augenmittenhorizontalen, der Glabellarhorizontalen und der Scheitelhorizontalen 
(durch die Mitte des senkrechten Abstandes der Glabellarhorizontalen vom 
höchsten Punkt des Scheitels). Zeichnet man die Kurven eines Systems über- 
einander und zieht man bestimmte Orientierungsradien , so treten die Form- 
unterschiede der Schädel deutlich hervor, was der Verfasser an einem Russen- 
und einem Australierschädel demonstriert. So charakterisiert sich z. B. der 
seitlich steil abfallende Australierschädel, dessen Seitenwände in der ganzen 
Sagittalrichtung der Medianebene fast parallel laufen, gegenüber dem Russen- 
schädel in den Frontalkurven sehr deutlich. Am wichtigsten sind die Ab- 
stände der Kurven in der Richtung der einzelnen Orientierungsradien, die 
sich am besten durch Indices ausdrücken und dann tabellarisch vergleichen 
lassen. Sehr kompliziert sind die Horizontalkurven, die einen geringen Ab- 
stand haben und sich daher häufig kreuzen. Das ganze Kurvensystem, zu 
dessen Analyse der Verfasser nur einen Anfangsversuch machen will, ist ein 
holocraniales; es eignet sich, um das Verhältnis von Gehirn und Gesichts- 
schädel auszudrücken. Zu Untersuchungen des Hirn- oder Gesichtsschädels 
allein ist es, wie der Verfasser richtig bemerkt, nicht ausreichend. Die An- 
regung, die der Verfasser mit seiner Untersuchung gegeben hat, wird hoffent- 
lich bald beherzigt werden, und es wird sich dann zeigen, in welchem Maße 
diese Methode unsere anthropologische Erkenntnis zu fördern imstande sein 
wird. Friedemann-Berlin. 

311. E. Fischer: Die Bestimmung der menschlichen Haarfarben. 

Korrespondenzbl. d. deutsch. Anthropologischen Gesellschaft 1907, 
Jahrg. XXXVIII, Nr. 9 bis 12. 



262 A. Referate. Anthropologie. 

Der Martin sehen Probetafel für die Irisfarbe des Auges und der 
v. Lasch ansehen Hautfarbentafel will der Verfasser eine brauchbare Haar- 
farbentafel an die Seite setzen. Zwar sind die Versuche hierzu nicht neu, 
jedoch verfolgt der Verfasser bei der Auswahl der Farben ein eigenes Prinzip ; 
er ordnet die Mannigfaltigkeit der Haarfarben in zwei Reihen, die grau- 
schwarze und die gelb- braune. Danach stellen „Schwarz" und „Blond* nicht 
einfach die entgegengesetzten Enden einer einzigen Reihe dar, sondern beim 
Blonden sowohl wie beim Schwarzen hatte man auf eine gelbe oder graue 
Komponente zu achten. Richtiges Schwarz findet sich nur in der grau- 
schwarzen Reihe, während in der gelb -braunen Reihe das Braun -Schwarz, 
das man gewöhnlich einfach als Schwarz bezeichnet, untergebracht ist. 
Beim Blond gehört wiederum das Aschblonde der grau-schwarzen Reihe an, 
während die gelbnüanzierten blonden Haarfarben wie Semmelblond usw. zu 
der gelb -braunen Reihe gehören. Verfasser glaubt, daß die zwei Reihen 
häufig zwei Rassenelemente anzeigen. So sind die Slawen wahrscheinlich grau- 
blond, die Germanen gelb-blond, gold-blond und rot-blond. Die roten Tinten 
stellen nach Verfassers Ansicht im Gegensatz zu der Frederics keine eigene 
Reihe dar, sondern lassen sich lückenlos von der gelb-braunen Reihe abzweigen. 

Die Haarfarbentafel besteht aus 30 Proben, welche 27 verschiedene 
Farben repräsentieren. Die Proben werden aus einer besonders präparierten 
Zellulose hergestellt, genau nach Original -Haarproben gefärbt und befinden 
sich in einem aufklappbaren Etui Die ganze Tafel kostet 20 tM und ist von 
der Firma Franz Rosset in Freiburg L Br. zu beziehen. Ob sie sich bewähren 
wird, kann nur die Erfahrung lehren. Friedeinann- Berlin. 

II. Anthropologie. 

812. St. Oppenheim: Die Suturen des menschlichen Schädels in 
ihrer anthropologischen Bedeutung. K orresp ondenzbL d. deut- 
schen Anthropol. Ges. 1907, Jahrg. XXXVIII, Nr. 9 bis 12. 

Der Verfasser unterscheidet bei der Untersuchung von Nahtstücken 
den Index und die Form. Den Index gewinnt man durch Vergleich der 
Bogenlänge des Nahtstückes (mit dem Bandmaß gemessen) mit der Länge 
der gezackten Naht (durch Umlegen eines angefeuchteten Seidenladens 
um die Zacken der Naht). Die einzelnen Abschnitte der verschiedenen Schädel- 
nähte erklären sich aus den Verhältnissen des kindlichen Schädels. 

In bezug auf den Index lassen sich deutliche Rassenunterschiede fest- 
stellen. Der Verfasser untersuchte zu diesem Zwecke 460 Schädel, unter 
denen sich auch mikrokephale und hydrokephale Schädel befanden. Die Re- 
sultate werden an der Hand von Mittelwertskurven demonstriert, wobei der 
Nahtindex der Schweizer als Basis gewählt wurde. Je höher der Nahtindex 
ist, desto größer ist die Komplikation der Naht. Auffällig ist der niedrige 
Index der Chinesen, beim Schweizer und Berber ist er im allgemeinen am 
höchsten. Da die Form der Naht von der Zeit der Obliteration abhängt 
(Gratiolet, Ribbe und Fred6ric), die Zeit der Obliteration der einzelnen 
Nähte wiederum mit der Schädelform in Beziehung steht, so verspricht das 
Studium der Schädelnähte bei näherer Kenntnis der hier obwaltenden Gesetse 
später einmal aussichtsreich zu werden. Friedemann-Berlin. 

313. 6. Buschan: Mongolismus. Encyklopäd. Jahrbücher der gesamt. 
Heilkunde. N. F., Bd. VI. Berlin u. Wien, Urban u. Schwarzen- 
berg, 1908. 



A. Referate. Anthropologie. 263 

Wieder hat uns der rührige Herausgeber des Zentralblattes eine seiner 
zusammenfassenden Krankheitsmonographien beschert, die er so meisterhaft 
und mit glänzender Beherrschung der Literatur in kurzen Zügen zu entwerfen 
versteht. Es handelt sich dieses Mal wieder um eine den Anthropologen sehr 
interessierende Erscheinung der Nervenpathologie, um jene Form der an- 
geborenen Idiotie, die wir als Mongolismus bezeichnen. Die Arbeit erschöpft 
vollständig unsere heutigen Kenntnisse über die in Ätiologie, Pathogenese und 
Endverlauf noch unaufgeklärte Krankheit und empfiehlt sich daher von selbst 
zur besten Orientierung über das eigenartige Phänomen des Mongolismus. — 
Inwieweit etwa das Vorkommen des mongoloiden Typus (anscheinend) ohne 
Idiotie, wie er fast unter allen Völkern, wenn auch als seltene Erscheinung, 
beobachtet wird, eine Brücke zum Verständnis des Mongolismus bilden kann, 
bliebe noch zu erforschen. H. Laufer-Luxor. 

314. L. Lapicque: Tableau general des poids somatique et encepha« 
lique dans les especes animales. Bull, et Mem. de la Soc 
d'anthropol. de Paris 1907. Tome VIII, p. 248—270. 
Um das Verhältnis Körpergewicht zu Hirngewicht zu veranschaulichen, 
teilt Lapicque eine Tabelle mit, indem er auf die Abszissen das Körper- 
gewicht und auf die Ordinate n das Hirngewicht einträgt, und zwar in geo- 
metrische!* Progression. Die Teilstriche lauten also 1, 10, 100 usw. und nicht 
1, 2, 3. Er nennt dies echelle logarithmique. In die so gebildeten Vierecke 
wird nun durch Punkte jedes Gehirn an der für dieses angewiesenen Stelle 
eingetragen, was sehr erleichtert wird durch Anwendung eines ebenfalls loga- 
rithmisch (in geometrischer Progression) eingeteilten Lineals. Man erzielt hier- 
durch eine genaue Einteilung, ohne in die Riesendimensionen einer Tabelle zu 
verfallen, welche arithmetisch eingeteilt wäre. Sehr große und sehr kleine 
Tiere stehen nun nahe nebeneinander, denn die Unterschiede oder Entfernungen 
zwischen den Punkten sind nur Unterschiede der relativen Verhältnisse 
zwischen Gehirn und Körpergewicht. Diese Punkte kann man nun wieder 
durch gerade Linien miteinander verbinden. Tut man dies für verwandte 
Tiere, dann erhält man Linien, die einander parallel sind. So ist die Linie 
Löwe, Puma, Lynx, Katze parallel zur Linie Ratte, Maus, ebenfalls parallel 
zur Linie Orang-Utang, Gibbon, und alle sind gleichzeitig parallel zu Linien, 
welche die Gehirnpunkte für Raubvögel oder Schwimmvögel untereinander 
verbinden. Diese Linien nennt Lapicque Isoneuralen; sie weisen allen 
Tiergruppen einen Strich in der Tabelle an, je nach ihrem relativen Gehirn- 
gewicht. Es ist beachtenswert, daß Insectivoren und Nagetiere auf dieselbe 
Isoneurale fallen, und daß die Beuteltiere eine höhere Isoneurale zeigen als 
erstere, und zwar zwischen diesen und den Raubtieren. Die Isoneurale des 
Menschen liegt weit oberhalb der der Anthropoiden, auch oberhalb der süd- 
amerikanischen Affen, die man sonst dem relativen Hirngewicht nach wohl 
-dem Menschen am nächsten gestellt hat. Soweit stimmen die Isoneuralen 
sehr schön mit unseren Begriffen über psychisches Können überein, und nur 
der Elefant bildet eine Ausnahme, da seine Isoneurale zwischen Mensch und 
Anthropoiden liegt. Diesen Ausnahmefall (auf welchen früher Dubois bereits 
hinwies) will Verfasser noch näher studieren und zu erklären suchen. Zieht 
man in dieser Tabelle andere schräge Linien, welche nur solche Punkte ver- 
binden, die ein gleiches relatives Gehirngewicht anzeigen (Verhältnis 1:20, 
1:100, 1:1000), dann werden diese Linien 45° geneigt sein und die Iso- 
neuralen unter einem Winkel von 15° schneiden. Dadurch wird in bildlicher 



264 A. Referate. Anthropologie* 

Weife veranschaulicht, daß kleinere Tiere innerhalb einer homogenen Gruppe 
ein relativ schwereres Gehirn haben ab größere. 

Alle diese Verhältnisse lassen sich leichter an einer Tabelle zeigen als 
beschreiben, überall ergeben sich Anschlüsse an Dubois' Arbeiten im Archiv 
für Anthropologie, Bd. XXV, 8. 1—28 u. S. 423—441. Die Isoneuralen Ton 
Lapicque drücken dasselbe ans wie der Relationsexponent von Dubois. 
Lapicques Arbeit ist eine graphische Illustration von Dubois' algebraischen 
Resultaten. 

Weiter bringt dieselbe eine längere kritische Betrachtung über das relative 
Gehirngewicht, die Schwankungen des individuellen Gehirngewichts und ähn- 
liche Fragen, auf welche hier nicht näher eingegangen werden kann, dem 
aber zur Selbstkritik sehr zu empfehlen s^nd, der sich mit ähnlichen Arbeiten 
beschäftigt. 

Ich will hier nur noch hervorheben, daß viele Gehirngewichtsbestimmungen 
sich in den Arbeiten Ziehens und in der Monatsschrift für Psychiatrie und 
Neurologie finden, was Lapicque nicht bekannt zu sein scheint. Das inter- 
essanteste Resultat der graphischen Darstellungen Lapicques scheint mir 
ihr systematischer Wert zu sein, denn man kann nach seinen Isoneuralen die 
Tiere in schönster Weise in aufeinander folgende Gruppen ordnen. Es zeigt 
sich weiter, daß der Mensch weit über allen steht, auch über den ihm sonst 
wohl nahegerückten südamerikanischen Affen. Eine Stufenbildung nach der 
Gehirnmenge ist gewiß ebenso berechtigt, wie eine, die nach den embryonalen 
Hüllen oder Zähnen bestimmt wird. Allerdings wäre es wünschenswert, daß, 
bevor dieses Einteilungsprinzip allgemeiner verwertet wird, die ungeheure 
Menge der in der Literatur niedergelegten Gehirngewichte in eine La- 
picque sehe Tabelle untergebracht würden, um festzustellen, ob die Iso- 
neuralen wirklich solche konstante Linien sind. J. H. F. Kohtbrugge-Ütrecht. 

315. L. Lapicque: Le poids eneephalique en fonetion du poids 
corporel entre individus d'une meme espece. Bull, et Mem. de 
la Soc. d'anthropol. de Paris 1907. Tome VIII, p. 343—345. 

Diese Arbeit ist wie die vorige für den kaum verständlich, der nicht die 
betreffenden oben zitierten Arbeiten Dubois' gelesen hat. 

Nach Dubois' Untersuchungen ist das Gehirngewicht einer Spezies gleich 
KP°» 56 K; ist der für jede Gruppe charakteristische Koeffizient, P das 
Körpergewicht, genommen in der 0,56 Potenz. — Wie verhalten sich nun die 
Individuen innerhalb einer Spezies? Dazu wurden besonders Hunde und 
Menschen studiert; Lapicque gelangt dabei nun im Gegensatz zu Dubois 
zu dem Resultat, daß innerhalb der Spezies diese Regel nicht Gültigkeit besitzt, 
daß vielmehr innerhalb einer Spezies das Gehirngewicht variiert, wie die vierte 
Wurzel aus dem Körpergewicht. Oder, mit anderen Worten, innerhalb der 
Spezies ist Dubois' Relationsexponent nicht 0,56, sondern 0,25. Dubois 
nahm an, daß auch innerhalb der Tierspezies der Relationsexponent derselbe 
bleibe (0,56), nur für den Menschen fand er bereits den von Lapicque an- 
gegebenen Wert 0,25 , wodurch der Mensch sich also von den Tieren unter- 
scheiden würde. Lapicque wies nun für verschiedene Säugetiere nach, daß 
der Relationsexponent für alle Tiere innerhalb einer Spezies wie beim Menschen 
gleich 0,25 ist, wodurch der Unterschied fortfällt, den Dubois auoh nicht 
hatte erklären können. 

Weiter bringt die Arbeit einen zahlenmäßigen Beweis für die schon von 
Darwin erwähnte Tatsache, daß Tiere durch die Domestikation an Hirn- 
gewicht verlieren. Ich möchte allerdings dazu bemerken, daß die Zahlen auf 



A. Referate. Anthropologie« 265 

ganz ungenügendem Material beruhen, ein Mangel, der doch nicht mehr ver- 
teidigt werden sollte durch die Annahme, daß wilde Tiere weniger variieren 
als domestizierte (eine alte Auffassung, die ich schon wiederholt zurück- 
gewiesen habe). Längere Zahlenreihen für wilde Tiere hatten Lapicque 
meine Arbeiten über Semnopithecus liefern können. 

Im dritten Teil dieser Arbeit erwägt Lapicque, ob man bei Ver- 
gleichung der Geschlechter den Relationsexponenten zwischen Spezies »0,56 u 
oder den zwischen Individuen einer Spezies „0,25 tt verwenden soll. Nach aus- 
führlicher Erörterung dieser Frage gelangt er zu dem Schluß, daß man zur 
Berechnung des relativen Hirngewichts das Körpergewicht der Männer und 
Weiber in der 0,56 Potenz zu nehmen habe, also den gleichen Relations- 
exponenten benutzen müsse wie zwischen Spezies, und dann, daß das relative 
Hirngewicht bei Männern und Weibern einander vollkommen gleich ist. Anders 
ausgedrückt, gelangt er zu dem merkwürdigen Ergebnis: Lee poids corporels 
et encephaliques des hommes d'une part, des femmes de l'autre, sont entre 
eux exactement dans les memes rapports que s'il s'agissait de deux especes 
animales distinctes et egales en Organisation nerveuse. 

J. H. F. Kohlbrugge-Ütrecht 

316. P. Adloff : Das Gebiß des Menschen und der Anthropomorphen. 

Vergleichende anatomische Untersuchungen. 164 S., 27 Tafeln. 
Berlin, J. Springer, 1908. 

Adloff legt ein sehr willkommenes Werk vor, eine monographische Be- 
arbeitung der Menschen- und Anthropoiden - Zähne. Die zahlreichen Detail- 
angaben sind jedem, der etwa zu Studien über Anthropogenese usw. anatomische 
Grundlagen über die Zähne braucht, sicher von großem Nutzen. Die Be- 
schreibung der Einzelheiten und die Abbildungen ergänzen recht gut die 
tabellarischen Angaben de Ter ras (s. dieses Zentralbl. 1905, S. 132) über 
Zahnvariationen. Nur bezüglich der Abbildungen kann Referent leider sein 
Bedauern nicht unterdrücken, daß eine ganze Anzahl der Tafeln das Ober- 
flächenrelief der Zähne nicht noch deutlicher, schärfer und exakter wieder- 
geben — andere sind viel besser — ; freilich ist die Darstellung der Kaufläche 
von Primatenzähnen außerordentlich schwer (in jeder Technik); aber gerade 
diese mühsame Publikation hätte noch vollendetere Abbildungen verdient 

Eine Inhaltsübersicht soll zeigen, was die Arbeit bietet : Zunächst werden 
die Zähne des rezenten Europäers der Reihe nach geschildert (als Material für 
die ganze Arbeit wurden die Schädel je des anatomischen und zoologischen 
Institutes in Berlin und Königsberg und die Sammlung der anthropologischen 
Gesellschaft in Berlin benutzt — leider wird nicht angegeben wieviel; Me- 
lanesier waren etwa 170 darunter, ob von anderen Rassen mehr als de Terra 
untersuchte, dessen Material Verfasser unzureichend nennt?). Auf die Be- 
schreibung der Zahnformen bei nichteuropäischen Rassen folgt die ihrer 
Variationen. (Eine Größentabelle gibt nun de Terras Maße — schade, daß 
Verfasser diese nicht durch Messung seines Materiales vervollständigte — ; 
wir brauchen Massen Untersuchungen zur Feststellung der Variationsbreiten.) 
Dann folgt eine eingehende Beschreibung der Zähne des Krapina - Menschen 
(nach 89 Originalen) und menschlicher Zähne aus dem jüngeren Diluvium 
(Predmost). Es ist besonders wichtig, daß durch die zwischen Adloff und 
Gorjanovic - Kramberger bestehende Kontroverse unsere Kenntnis von 
Details über die Zähne des so eminent bedeutungsvollen Krapina -Menschen 
nur gewinnen muß. Die beiden Autoren stehen sich noch ziemlich fern. Wie 



266 A. Referate. Anthropologie. 

früher (vgl. dieses Zentralbl., XII, S. 363) führt Verfasser aus, daß die Krapina- 
Zähne so hoch und eigenartig spezialisiert seien, daß nicht nur Zahne heutiger 
niederer Rassen, Melanesier, viel mehr und deutlichere pithecoide Merkmale 
besitzen, sondern daß auch rezente Europäer in manchem Punkt primitivere 
Zähne haben; die abgebildeten Lingualhöcker an den Schneidezähnen sind 
allerdings auffällig genug. Verfasser hat sicher in vielen diesbezüglichen An- 
gaben Recht (es kann hier nicht zuviel Detail gebracht werden — die Akten 
über die Bedeutung der prismatischen Wurzelbildungen und -Verschmelzungen 
hält Referent für noch nicht spruchreif). Verfasser kommt zum Schluß, 
daß der Ausbildung der Zähne nach der rezente Mensch nicht vom Krapina- 
Mensch abstammen könne. Dagegen sind beide Autoren einig, daß die Spy- 
Zähne erheblich anders aussehen; Gorjanovic-Kramberger deutet dies als 
funktionelle oder lokale Variationen. A dl off legt ihm mehr Bedeutung bei; 
er führt aus, daß da die Zeugnisse enthalten seien für das Existieren mehrerer 
altdiluvialer Menschen - Arten und Rassen. Vom Spy- Menschen läßt sich der 
heutige ableiten. Der Krapina- Mensch wäre dann ein Seitenzweig gewesen. 
Referent glaubt, man kann auch sonst manchen Punkt für solche Möglichkeit 
anführen, Ausprägung gewisser osteologischer Merkmale; Gor janovic -Kram- 
berg er selber hat von der besonderen Varietät des Krapina - Menschen ge- 
sprochen; Verfasser macht auch darauf aufmerksam, daß gewisse Schwierig- 
keiten in der Altersbestimmung der Krapina - Feuerstein - Artef acte wegfielen. 
Die Frage muß wohl noch weiter geprüft werden. (Als neuen Namen für die 
Krapina-Sondergruppe würde Verfasser homo antiquus vorschlagen.) Gerade 
dieses Kapitel zeigt, wie wir mit unseren Kenntnissen von der Stellung und 
Beschaffenheit des altdiluvialen Menschen noch im Fluß sind. 

Es folgt eine Beschreibung der Gebisse — aller einzelnen Zähne — der 
rezenten und fossilen Anthropoiden. Unter den lebenden interessiert be- 
sonders die Abbildung des Gebisses von Gorilla Beringei, das bekanntlich 
Schmelzrunzeln besitzt. Bei der großen Seltenheit des Anthropoidenmateriales 
hat Referent hier sehr viel zu vermissen ; es fehlt jede Angabe über die Größe 
der einzelnen Zähne, jede Angabe über Häufigkeit von Varianten, wie über- 
haupt auf diese nur sehr wenig eingegangen ist. 

Die Beschreibung der fossilen Anthropoidenzähne schließt sich an, auf- 
fallenderweise ist Pithecanthropus mitten unter sie gestellt, trotzdem Ver- 
fasser später seine Sonderstellung betont. Über gegenseitige Verwandtschafts- 
verhältnisse der fossilen und rezenten Anthropoiden läßt sich nach Verfasser 
heute noch fast nichts sicheres sagen, er erörtert die Möglichkeiten prüfend 
und stellt sie gut dar. Einen breiten Raum nehmen nun noch Erörterungen 
ein über Folgerungen für die Stellung des Menschen. Verfasser betont be- 
sonders die Unterschiede des menschlichen Gebisses gegen das aller einzelnen 
Anthropoiden. Unter solchen Unterschieden fällt besonders auf, daß der 
Mensch auch bei Prognathie stets senkrecht aufeinandertreffende Zähne hat, 
der Anthropoide bei starker Prognathie schräg nach vorn gerichtete. (Hier 
scheint Verfasser die Arbeit Welcker 8 über Bißformen entgangen zu sein.) 
Diese Anthropoiden-Eigenheit hält Verfasser für sekundäre Anpassung an die 
Nahrung, wie er überhaupt das ganze Anthropoidengebiß (mit Recht) als stark 
sekundär differenziert auffaßt. Am menschlichen Gebiß sieht er kaum pithecoide, 
sondern nur allgemein primitive Merkmale. Ausführlich wird nun daraus die 
vermutliche Abstammung des Menschen beleuchtet. Verfasser läßt die Formen 
sich aus Creodontiern über Pseudolemuriden etwa parallel entwickeln: Le- 
muren, Platyrhine, Cynopithecier einschl. Gibbon, je auf selbständigen Bahnen 
bis zur Creodontenwurzel zurück und ebenso von diesen letzteren aus selb- 



A. Referate. Anthropologie. 267 

ständig einerseits Homo, andererseits Anthropoiden. Diesen Deduktionen von 
etwa paralleler Entwickelang wftre mancher Einwand zu machen, Jedenfalls 
ist aber diese ganze Auseinandersetzung als ehrlicher Versuch und als sehr 
anregend für solche, die der Frage von anderer Seite zu Leibe gehen, sehr 
zu begrüßen. 

Ein kleines Schlußkapitel zur Concreszenzfrage und eine Betrachtung 
über die Zukunftsform schließt das Buch, wobei Verfasser zum Resultat ge- 
langt, daß die stammesgeschichtliche Verkürzung des Kiefers, die sich auch 
in der Rückbildung von Weisheits- und oberen äußeren Schneidezahnen zeigt, 
eine Verschlechterung nicht bedeutet und eine gewisse Grenze nicht über- 
schreiten wird in Anpassung an mechanische Ansprüche. 

E. Fischer-Freiburg i. B. 

317. J. Kieffer: Beiträge zur Kenntnis der Veränderungen am 
Unterkiefer und Kiefergelenk des Menschen durch Alter und 
Zahnverlust. Zeitschr. f. Morpbol. u. Anthropol. 1908, Bd. XI, 
S. 1—82. 

Es ist sehr zu begrüßen, daß in vorliegender Arbeit einmal an reichem 
Material gewisse Veränderungen, die der Unterkiefer während des Lebens 
durchmacht, eingehend untersucht und festgelegt werden; wir wissen über 
diese Tatsachen aus der Ontogenese noch so wenig und versuchen dabei stets, 
phylogenetische Rätsel an diesen Knochen zu lösen. Verfasser untersucht 
sehr eingehend die Formveränderungen des Unterkiefers infolge Alters und 
Zahnverlustes an großem Material. Um die allen vorgeschlagenen Messungen 
anhaftenden großen Mängel der Messung vom Kinnpunkt oder vom Kondylus 
aus zu dem schwer exakt festzusetzenden Winkel zu vermeiden, entwirft 
Verfasser Umf angskurven , verbindet prominenteste Punkte von Kinn und 
Kondylus und sucht die stets einwandfrei feststellbare höchste Erhebung des 
Angulus über dieser Linie. 

Nun werden zunächst Altersunterschiede festgestellt an 118 Kiefern von 
1 bis 18 Jahren alten Elsässern. Der Kieferwinkel wird regelmäßig kleiner 
(Mittel: 139 zu 127°). Dagegen ist vom 18. bis 90. Jahre ein reiner Alters- 
unterschied nicht zu finden, wie Verfasser an 102 oberdeutschen Männern und 
58 Frauen konstatiert; die individuellen Schwankungen sind dabei außerordent- 
lich groß. Bei dolichokephalen Rasseschädeln (Neger, Italiener, Indier usw.) 
scheint der Winkel etwas kleiner zu sein. 

Nun kann der Winkel bei recht verschiedener Konfiguration des Kiefers 
denselben Zahlen wert behalten; wenn sich z. B. der Kinnpunkt hebt und der 
Winkel an sich größer werden will, gleicht sich dies beides aus. Verfasser 
fixiert solche Verhältnisse durch Berechnung eines Index zwischen der Länge 
der Kinnkondyluslinie und der Entfernung des Angulus von dieser. Da kon- 
statiert er nun, daß beim Zahnlosen (jeglichen Alters) der Winkel etwas 
größer und der Index kleiner wird, d. h. der Winkel vergrößert sich und 
rückt dabei nach hinten und einwärts (gegen den Weisheitszahn zu). Dabei 
zeigen die Schwankungen, daß die Größe jeweils von der individuellen Form 
(angeboren) abhängig ist, erst in zweiter Reihe folgt die Kautätigkeit; die 
Veränderung ist überdies sehr gering. Das Alter an sich ist ohne Einfluß. 
Weiter folgen ausführliche Untersuchungen über die Ausbildung des Tuber- 
culum articulare und des Processus articularis posterior je in ihrer Abhängig- 
keit zur Kieferfunktion. Ruhe- und Tätigkeitsstellung des Kondylus sind 
beim Zahnlosen und Bezahnten recht verschieden, wodurch Druckwirkungen 
und Knochenschwund an jenen Stellen und am Gelenkmeniskus je entsprechend 



268 A. Referate. Anthropologie. 

entstehen; die Mechanik des Eaoaktes und die anatomischen Verhaltnisse 
werden ausführlich besprochen. E. Fischer -Freiburg. 

318. Walter Lehmann: Reisebericht aus San Jose de Costa Rica. 

Zeitschr. f. Ethnol. 1908, Bd. XL, S. 439—446. 
Aus diesem Bericht über eine vorwiegend archäologisch-ethnographische 
Interessen verfolgende Studienreise sei als für den Somatiker wichtig hervor- 
gehoben, daß Verfasser bei mehreren längeren Besuchen, die er den Chiripo- 
Indianern abstattete, Gelegenheit hatte, auch anthropologische Beobachtungen 
anzustellen, vor allem „bei einigen Kindern im Alter von etwa lV a bis 
2 Jahren ausgesprochene Mongolenflecke an der Steißbeingegend feststellen " 
konnte; bei einem Kinde sah er einen ganz gleichen bläulichen, kleineren 
Fleck „am Oberarm". P. Bartels -Berlin. 

319. H. E. Luedecke: Erotische Tätowierungen. Anthropophyteia, 
Bd. IV, S. 75—83 und Tafel III— IX. Leipzig 1907. 

Verfasser beschreibt eine Anzahl erotischer Tätowierungen und gibt dazu 
sehr gute instruktive Abbildungen. Seine Arbeit ist sehr verdienstvoll. Aber 
der Theorie des Verfassers dürfte wohl nicht jeder ohne weiteres zustimmen. 
Er behauptet, die Tätowierung als sekundärer künstlicher Geschlechtscharakter 
trete auf teils bei lediglich vorhandener Libido, teils bei starker Potenz 
-(-Libido; letztere Fälle seien die Regel. Auf die „nahe Verwandtschaft 
des geschlechtlichen Schmuckes zur Psychopathia sexualis" hinweisend, sagt 
er, der geschlechtliche Schmuck der Frau gehe direkt auf sogenannte psycho- 
pathische Anlagen des Mannes (Masochismus, Fetischismus, Faszinierung), der 
des Mannes auf dergleichen Anlagen der Frau zurück. „Die Tätowierung des 
Mannes tf — fährt er fort — „ist zunächst und vor allem ein Symbol der Starke 
und Grausamkeit, zu dem weiblicher Masochismus (blinde Unterwerfung) das 
Korrelativ ist. Ein Analogon ist hierzu das Bemalen der indianischen Krieger, 
die durch den grell bemalten Körper im Feinde die Vorstellung der Unüber- 
windlichkeit, Grausamkeit, Stärke wecken wollen; in der modernen Kultur- 
welt ist dieser Trieb natürlich abgeschwächt und das ist bezeichnend — ins 
Erotische spezialisiert. Das Symbol der Stärke (Tätowierung überhaupt) wird 
hier nun — zwecks Anziehungskraft des Femininen — dadurch an Kraft 
erhöht, daß es aus erotischen Emblemen gewählt wird. In jedem echten 
Weibe schläft ein Stück Masochismus, das vom Manne instinktiv geahnt 
wird. Und so komme ich zu dem Schlüsse, daß 1. in jedem Geschlechtswesen 
alle „ psych opathischen u Anlagen vorhanden sind, die einen im Keime, die 
anderen ausgebildet, eine Reihe erstickt, eine andere verkümmert, eine dritte 
ausgebildet. (Meine „Selbstbeobachtung", die ich objektiv aufgezeichnet 
habe, bestätigt mir das unzweifelhaft) Daß 2. in jedem Geschlechtswesen 
der Trieb zu geschlechtlichem Schmuck vorhanden ist, bis auf die, deren 
Psyche völlig zerrüttet ist. Und daß 3. der Trieb des einen Geschlechts- 
wesens zu geschlechtlichem Schmuck auf psychopathische Anlagen des anderen 
zielt" — Diese Serie von Sätzen ist weiter nichts als eine Anzahl von Be- 
hauptungen, aber weit entfernt davon, ein „ Schluß u zu sein. Die Quelle 
dieser Selbsttäuschung darüber liegt vermutlich in der „Selbstbeobachtung 41 
des Verfassers, die ihn auf Grund seiner Gefühle, Vorstellungen und An- 
schauungen zu vorstehenden Aussprüchen veranlaßte. Die Selbstbeobachtung 
verleitet ja leicht dazu, einige Gefühle und Vorstellungen nach außen zu pro- 
jizieren und Beobachtungen an anderen im Sinne dieser eigenen Gefühle und 
Vorstellungen zu deuten. So interessant und psychologisch wichtig diese 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 269 

Selbstbeobachtungen auch sind, so wenig können sie von vornherein allge- 
meine Gültigkeit beanspruchen. Wir müssen mithin gegenüber der empha- 
tischen Behauptung des Verfassers, daß er „eine Theorie gebildet habe, die 
weit über diese Sonderfrage hinausgehen dürfte", skeptisch bleiben. Als 
ganz unerwiesene Behauptung hat es zu gelten, daß Tätowierung des Mannes 
ein Symbol der Starke und Grausamkeit sei; es ist unerfindlich, daß Verfasser 
immer Stärke und Grausamkeit in einem Atem nennt. Ebensowenig ist es 
bis heute erweislich gewesen, daß Tätowierung als geschlechtlicher Schmuck 
und als sekundärer Geschlechtscharakter generell anzusehen sei. Schließlich 
muß man einmal entschieden gegen die so häufig geübte Verquickung von 
normal-psychischen und psychopathischen Anlagen Front machen, jetzt wo 
die Wissenschaft sich bestrebt, sowohl die normale wie die pathologische 
Psyche in ihrem Umfang und in ihren Übergängen zu erkennen. Erst gilt 
es, zu scheiden bis in die kleinsten Einzelheiten, dann erst zu verbinden. 
Aber auch dann wird man nie die Bezeichnungen der Psychopathologie auf 
die Psychologie anwenden, sondern eher umgekehrt wird man die psycho- 
pathischen Eigenschaften, die ja nur eine Erhöhung oder Verminderung der 
normalen bedeuten, nach den normalen benennen und sie so charakterisieren, 
wie jene, d. h. die normalen, pathologisch oder krankhaft verändert sind. Der 
umgekehrte Weg, wie er heute so beliebt ist — allerdings durch die viel- 
fache Befruchtung der Psychologie durch die Psychopathologie erklärlich — , 
führt zu heilloser Verwirrung. H. Laufer-Luxor. 

320. P. Strassmann: Die anthropologische Bedeutung der Mehr- 
linge. Zeitschr. f. Ethnol. 1908, Bd. XL, S. 362—882; mit 
11 Abb. u. 11 Tabellen. 

Eine allgemein verständliche Darstellung der an die Mehrlingsgeburten 
sich knüpfenden Fragen, in Anlehnung an viele eigene und fremde Beob- 
achtungen (welche natürlich bei dem großen darüber vorliegenden Beob- 
achtungsmaterial noch vielfach hätten versucht werden können), deren allge- 
meiner Gedankengang dahin gerichtet ist, zu zeigen, daß die Mehrlingsgeburten 
eine seltener werdende, rückständige Art der Fortpflanzung darstellen, und 
daß die erhöhten Gefahren, denen die Mehrlingsmutter und die Früchte aus- 
gesetzt sind, dazu beitragen, eine weitere Einschränkung der Multiparität 
und den Übergang zur Uniparität herbeizuführen. P. Bartels -Berlin. 

III. Ethnologie and Ethnographie. 

Allgemeines. 

321. Joseph Mazzarella: Les types sociaux et le droit. Paris, 
Octave Doiu, 1908. 

Den Hauptraum dieses Buches nimmt eine Untersuchung derjenigen 
Eheform ein, wie sie besonders bei den Malaien vielfach entwickelt ist: der 
Mann tritt zu der Sippe der Frau über und gerät ihr gegenüber in eine 
ziemlich untergeordnete Stellung. Durch Anwendung eines vergleichenden 
Verfahrens kommt der Verfasser zu dem Ergebnis, daß diese Eheform in be- 
stimmten wirtschaftlichen Bedürfnissen ihren Ursprung habe, nämlich in der 
Existenz ausgedehnter Ernährungsquellen, zu deren Ausbeutung es an der 
erforderlichen Menschenkraft fehlt. Aus der Natur dieser Ursache leitet der 
Verfasser eine ehemalige universelle Verbreitung dieser Eheform ab, woraus 
sich für ihn auf Grund eines vergleichenden Verfahrens eine entsprechende 
Verbreitung der Mutterfolge und der Sippenorganisation ergibt. Daß sich 



270 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

eine solche Universalität für die Matterfolge aus der Morgan sehen Theorie 
angesichts ihrer unsicheren Grundlagen nicht ableiten läßt, wird dabei aus- 
drücklich vom Verfasser bemerkt. 

Weitere Erörterungen des Buches drehen sich darum, daß im Gegensatz 
zu einem von Post aufgestellten Schema die gesellschaftliche Organisation 
der Naturvölker nur zwei entwickelungsgeschichtlich aufeinander folgende 
Typen erkennen lasse, nämlich denjenigen der Sippenorganisation und den- 
jenigen der Feudalorganisation« — Endlich enthält das Buch Erörterungen 
und Vorschläge für die Entwickelung einer strengen Methodik, durch welche 
die ethnologische Jurisprudenz zu einer sicher fundierten Aufstellung allge- 
meiner Typen und Entwickelungsstufen befähigt werden soll. Dieses Be- 
streben um eine Verbesserung der Methodik ist gewiß anzuerkennen« aber 
die hier gegebenen Proben bleiben hinter dem vom Verf. selbst aufgestellten 
Ideal weit zurück. Für die hier mitgeteilten Einzeluntersuchungen wird die 
Kontrolle durch den Mangel an Quellenangaben und den wiederholten Verweis 
auf andere Publikationen des Verfassers sehr erschwert. Auf die Bedenken 
endlich, welche sich gegen die Aufstellung allgemeiner Schemata erheben, 
braucht nur hingewiesen zu werden. 

Vierkandt- Grroß-IAchterfelde b. Berlin. 

322. Felix Rosen: Darstellende Kunst im Kindesalter der Völker. 

Zeitschr. f. angew. Psychol. 1907, Bd. I, Heft 1, S. 93 — 118; 
mit 6 Abb. 

323. Max Yerworn: Zur Psychologie der primitiven Kunst. Mit 

35 Abb. Naturw. Wocbenschr. 1907, Bd. XXII, Nr. 44; auch 
in Buchform, 47 S. Jena, G. Fischer, 1908. 

In den Zeichnungen unserer Kinder finden wir eine auffallende Über- 
einstimmung mit den bildlichen Darstellungen der Naturvölker auf niedriger 
Entwickelungsstuf e ; beide wollen erzählen, Ereignisse schildern. Die gleiche 
Beobachtung können wir an den Zeichnungen des prähistorischen Menschen 
machen. Auch in den Anfängen der Malerei der Renaissanceperiode treten 
allerhand Züge hervor, die an solche primitive Darstellungsart erinnern, wie 
Rose an dem Beispiele Giottos zeigt. Bis zu dem Zeitpunkte des wieder- 
erwachenden Verständnisses für das klassische Altertum kannte die Malerei 
nur geistlos schematisch wiederholende Darstellungen im byzantinischen Stile; 
der individuelle Zug ging diesen Bildern ab, denn für die Charakterisierung 
der dargestellten Personen genügte der beigesetzte Name. Giotto war der 
erste, der sich von diesen Banden der byzantinischen Kunst frei machte. 
Seine Auffassung entspricht vollständig der der kindlichen Darstellung. Wie 
bei dieser, sind die Bildnisse nur durch charakteristische Umrisse gekenn- 
zeichnet; die Farbe dient nur zum Decken der Fläche; es fehlt die Schattierung. 
Außerdem sind die Figuren nicht auf festen Grund gestellt; sie erscheinen 
ferner zu groß gegenüber den Hauptgegenständen ihrer Umgebung; die 
Kenntnis der Perspektive geht dem Künstler noch ab. Erst Masaccio 
setzte die Häuser und Bäume zu den Figuren ins richtige Verhältnis. Wäh- 
rend Giotto in seinen Bildern nur erzählt, schildert Masaccio nebenbei 
noch. In seine Darstellungen kommt bereits Stimmung hinein. Selbst die 
Quattrocentisten (Boticelli) vermochten noch nicht das Kindliche in ihrer 
Kunst abzustreifen. 

Verworn beschäftigt sich mit der Entwickelung der Zeichen- 
kunst in der vorgeschichtlichen Zeit. Er will bei der künstlerischen 
Wiedergabe von Gegenständen zwischen physioplastischen und idioplastischen 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 271 

Zügen unterschieden wissen. Die ersteren kennzeichnen die direkte sinnliche 
Naturbeobachtung; sie stellen die unmittelbaren Erinnerungsbilder des Aus- 
druckes der gesehenen Gegenstände dar, die letzteren dagegen beruhen bereits 
auf einem abstrahierenden, theoretisierenden Yorstellungsleben; es wird hier 
kein reines Erinnerungsbild zur Darstellung gebracht, sondern das, was der 
Zeichner im Augenblick des Zeichnens von dem betreffenden Dinge aus dem 
Gedächtnis weiß; er gibt das wieder, was er von dem Gegenstände durch 
assoziative Kombination gelernt hat. Unter diesem Gesichtspunkte prüfte 
Verfasser die uns aus der Vorzeit überkommenen Zeichnungen. Die Dar* 
Stellungen des Paläolithikers gehören zur ersten Gruppe; sie sind von einer 
erstaunlichen Lebenswahrheit und Naturtreue in Haltung und Bewegung, so 
daß man das lebende Tier zu sehen glaubt. Der Mensch des Diluviums 
zeichnete es unter dem frischen Eindruck des von ihm auf der Jagd Erlebten ; 
seine motorische Handfertigkeit (geübt durch Bearbeitung von Stein und 
Knochen) kam ihm dabei zu Hilfe. Ganz anders der Mensch der späteren 
Abschnitte der vorhistorischen Zeit (Neolithicum , Bronzezeit usw.). Seine 
Zeichnungen zeigen durchweg den Stempel des Konventionellen, Steifen, schon 
Stilisierten, so daß man häufig im Zweifel ist, ob damit überhaupt ein leben- 
diges Wesen gemeint ist; hier steht bereits das abstrahierende, theoretische 
Vorstellungsleben im Vordergrunde. — Verfasser tritt sodann der Frage 
näher, welche Umstände in der vorgeschichtlichen Kulturentwickelung das 
scheinbar plötzliche und vollständige Erlöschen der physioplastischen Höhlen- 
kunst herbeiführte und die Kunst der neolithischen und späteren Kulturstufen 
idioplastisch gestaltete. Der Grund liegt seines Erachten s in dem starken 
Emporwuchern des Vorstellungslebens. Den ersten Anstoß gab die Kon- 
zeption der Seelenidee (aus verschiedenen Anzeichen erkenntlich); die aus 
dieser Idee entspringenden religiösen Vorstellungen lieferten die allgemeinen 
Bedingungen für die Entstehung einer idioplastischen Kunst. Natürlich fielen 
noch andere Momente ins Gewicht, wie die Verwendung von Bildern leben- 
diger Wesen zur dekorativen Verzierung, handwerksmäßiges Kopieren von 
Vorlagen, Abnahme der Beobachtungsgabe beim Übergang von der Jagd zum 
Hirten- bzw. Ackerbauleben. Zur paläolithischen Zeit brachte der Mensch 
durch Zeichnen zum Ausdruck, was ihm Freude machte, Erinnerungen in 
ihm wachrief, in den späteren Perioden der Vorzeit das, was er sich dachte. 
Entsprechend dieser Erklärung findet sich bei denjenigen Naturvölkern, 
bei denen die starren Vorstellungen und religiösen Ideen das ganze Leben 
überwuchert haben (Neger, Indianer, Südseeinsulaner u. a. m.), eine extrem 
idioplastische Kunst, hingegen dort, wo noch die Sinneseindrücke das Tun 
und Denken des Volkes beherrschen (Buschleute, Eskimo), eine mehr physio- 
plastische Kunst. — Eine Reihe Abbildungen dient als Belag für Verworns 
Behauptungen» Buschan- Stettin. 

324. Anton Dachler: Nordische Bauernhäuser. Zeitsohr. f. österr. 
Volkskunde 1908, S. 1 ff. 
Der Verfasser unternimmt es in diesem Aufsatze, nach der umfang- 
reichen Literatur, eigenen Beobachtungen und Reiseergebnissen seiner Wande- 
rung durch die Museen Skandinaviens, Dänemarks und Norddeutschlands, 
ein Gesamtbild des nordischen Hauses zu geben. Darunter versteht er zur 
nächst die Hausbauten Skandinaviens, er zieht aber bei der Betrachtung auch 
Niedersachsen, Dänemark, Island und Finnland heran. Das behandelte Gebiet 
umfaßt also geographisch und ethnographisch verschiedene Landschaften und 
Hausformen. Ferner ist es auffallend, daß der Verfasser, den Ausführungen 



272 A. Heferate. Ethnologie and Ethnographie. 

Hennings folgend, die Einteilung nach den Völkern vornimmt: das friesische, 
dänische, finnische Haus; dabei spricht er vom ungebrochenen Dachfirst, von 
der Vereinigung verschiedener Räume unter einem Dach, wie die« Bancalari 
tat. Andererseits legt er das Schwergewicht auf den Grundriß, vermeidet 
den Ausdruck Flur, und folgt der Einteilung nach Herdraum und Ofenraum, 
Rauchstube und Herdstube, wie dies Meringer und Bunker vertreten. Es 
wäre nun doch höchste Zeit, daß sich die beteiligten Kreise durch ein güt- 
liches Übereinkommen zu einem festen Einteilungsprinzipe entschlössen, damit 
nicht in den verschiedenen Arbeiten bald auf diese, bald auf jene Besonder- 
heit Gewicht gelegt würde, und damit eine gewisse Einheitlichkeit und Über- 
sichtlichkeit der Literatur erzielt werde. Interessant ist, wie Dachler, auch 
hierin vielfach Henning folgend, die geschichtliche Entwicklung und damit 
die einzelnen Schichten verfolgt, die sich in den verschiedenen Bauformen 
zeigen; auch die fremden Einflüsse sucht er festzulegen. Freilich sind Folge- 
rungen auf diesem Gebiete sehr unsicher, und der Verfasser bewegt sich auch 
sehr vorsichtig und zurückhaltend. Das nieders&chsische Haus in seiner 
Einheitlichkeit ist als Einfeuerhaus oder Herdhaus zu bezeichnen. — Erst im 
16. und 17. Jahrhundert hat sich eine zunächst nicht heizbare, später mit 
einem Ofen ausgestattete Stube abgetrennt. Übergangsformen finden wir in 
Schleswig, wo wir neben dem Herdraum auch einen Ofenraum voll ausge- 
bildet finden. Dachler betrachtet bei der einzelnen Bauform regelmäßig: 
1. den allgemeinen Charakter, inneren Bau und Grundriß, 2. Wand und Dach, 
3. Ai-t der Beheizung und Beleuchtung, 4. Einzelheiten, als: Nebengebäude, 
Ornamentik, Tisch, Bett usw. 

Im skandinavischen Hause finden wir als einfachste Form die Stue (Stube) 
mit dem offenen Herde, ohne Rauchabzug. Es ist dies die sogenannte Rauch- 
stube. Sie muß den ältesten Königshallen der nordischen Völker (Homer!) 
entsprechen. Hier ist gleich Gelegenheit, auf einige andere Beiträge zur 
Hausforschung in der Zeitschr. f. österr. Volkskunde zurückzukommen. Den 
Typus einer altsteierischen Rauchstube, wie er im kulturhistorischen 
und kunstgewerblichen Museum in Graz zusammengestellt ist, schildert der 
nun bereits verstorbene Museumsdirektor Karl Lacher (1907, S. 37 f.). Mit 
der Frage der Beheizung und somit der Art und Benennung der Stube be- 
schäftigt sich Dachler in seiner Besprechung von Bielensteins vortreff- 
lichem Buch: „Der Holzbau und die Holzgeräte der Letten u und in den Be- 
merkungen zur dritten Auflage von Otto Schraders „Sprachvergleichung 
und Urgeschichte" (ebenda 1907, S. 164 ff., 168 ff.). Den Namen Stube, den 
man bisher häufig von „stieben" abgeleitet bat, will Schrader auf das 
griechische Wort zv<pog = Dampf zurückführen, weshalb Stube zunächst 
einen Baderaum für Dampf bäder bedeutet hätte. Das wäre daher der älteste, 
gelegentlich heizbare Raum. Dachler verfolgt dann die Einrichtung bis zu 
den alten Germanen, Griechen, Skythen und Slawen und bezieht auch Hero- 
dots Schilderung hierher. „Das Dampfbad ist also von den Griechen und 
Slawen erfunden, von den Goten, ihren Nachbaren an der Weichsel, über- 
nommen und gelegentlich der Wanderungen zu den Romanen und West- 
germanen gebracht worden." (S. 173.) 

Nach dieser kurzen Abweichung kehren wir zum nordischen Hause 
zurück. Die Rauchstube macht später „bald nach dem Mittelalter" der Peis- 
stube Platz, indem man dem Rauchofen eine Art von Schlot aufsetzte und 
so einen einfachen Kamin bekam. Noch später trat vielfach der Ofen an 
seine Stelle. Die Wände sind in Südschweden Blockwände, in Dänemark 
Fachwerkbauten. Bei der armen Bevölkerung und in holzarmen Gegenden 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 273 

kommen auch Steinhütten vor, die unseren Sennhütten gleichen. Rasen- 
deckung ist die Regel. Die Inneneinrichtung ist einfach und massiv; Ver- 
zierung und Schmuck nur wenig, da alles von einer dichten Rußschicht über- 
zogen würde. Eine reiche Verzierung an Bemalung und Schnitzwerk sehen 
wir an den zierlichen Getreidespeichern, die, wie in der Schweiz (Wallis), 
gegen die Ungezieferplage auf Holzstützen gestellt sind und in unruhigen 
Zeiten auch zur Verteidigung dienten. 

Ganz andere Verhältnisse und damit Wohnbedingungen finden wir im 
Osten und Norden. Die Lapplander wohnen nicht in gebauten Häusern, son- 
dern in Zelten, bei denen wir wieder die festen Sommer- und Winterzelte 
und Wanderzelte unterscheiden können. Auch bei den Finnen treffen wir 
im Norden noch das Zelt und die Erdhütten wohnung; im Süden haben sie 
dagegen ständige Wohnhäuser. Interessant ist es, daß an Stelle der Stube 
die Rauchhütte oder der Küchenhut tritt; es ist dies ein leichtes, oben offenes 
Zelt als Küchenraum. — Den Schluß der Abhandlung bildet ein Überblick 
über die reiche, eigenartige bodenständige Volkskunst des Nordens, die sich 
in Bemalung, Schnitzerei und Holzarbeiten aller Art äußert; sie ist auch in 
Island reich vertreten. Prof. Dr. Otto Jauker-Laibach. 

325. J. R. Bunker: Scheibenschießen. Zeitschr. f. österr. Volkskde. 

1907, S. 1 ff. 

326. J. B. Bunker: Tischkreuze. Ebenda, S. 12. 

327. J. R. Bunker: Ein altes Kartenspiel. Ebenda, S. 122. 

328. A. Stegensek: Grabverse aus Gonobitz und Umgebung« Ebenda 

1908, S. 23. 

Die früher als nebensächlich, vielfach kaum beachteten Eigentümlich- 
keiten des Hausbaues, der Besiedelung und Wirtschaftsform haben sich heute 
zu eigenen Wissenschaftsgebieten ausgebaut. Ja man hat erkannt, daß noch 
Geringeres, z. B. der Hausrat mit seinen scheinbar alltäglichen Kleinigkeiten 
eine ganze Fülle von Aufschlüssen zu geben vermag und zu den weitesten 
Schlüssen und Vergleichen führen kann. Nun geht man noch einen Schritt 
weiter und betrachtet Ochsenjoche, Ostereier, Gebäckformen, Zäune usw. und, 
siehe da, auch daraus ergibt sich etwas Neues. Wenn es auch nicht sogleich 
große Ergebnisse zeitigt, so ist man doch schon in der Auffassung so weit, 
daß man alles sammelt, so lange derartige Dinge überhaupt noch zu sehen 
und in ihrer Verwendung zu verfolgen sind. 

J. R Bunker, der fleißige Sammler und Hausforscher, hat in den oben 
erwähnten Aufsätzen auf solche Kleinigkeiten hingewiesen. Die immer mehr 
abnehmende Sitte des Scheibenschießens mit allen ihren Veranstaltungen, 
Eigenheiten und Gebräuchen ist noch sehr wenig untersucht und Bunker 
verweist hier zunächst auf die Scheiben selbst, von denen er Maße, Bilder 
und Inschriften bringt. Die Scheiben sind alle nicht sehr alt und lassen sich, 
soweit sie datierbar sind, bis IS 32 verfolgen, in welchem Jahre der Schieß- 
platz in Tamswey (im Lungau) begründet wurde. Die Inschriften beziehen 
sich entweder auf ein genanntes Ereignis, ein Fest, Jubiläum, Abschied, oder 
auf eine Person, oder sie sind allgemeiner Natur. Daneben gibt es Jux- und 
Bestscheiben; sehr originell sind die Wasserscheiben. Am Trebersee werden 
gegenüber dem Schützenstande am anderen Ufer drei Schreiben aufgestellt. 
Auf sie wird nicht direkt geschossen, sondern man zielt auf das Spiegelbild im 
Wasser. Die Kugel prellt von der Oberfläche des Sees ab und trifft die Scheibe. 
Nur eine Scheibe scheint älter zu sein und bis zum Ende des 18. Jahr- 
hunderts zu gehen, worauf die bildliche Darstellung und der Text hinweist. 

Zentralblatt für Anthropologie. 1908. 18 



274 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

Bunker verweist ferner auf die sonderbare Sitte der Tischkreuze in der 
Gegend von Köflach in Steiermark. Es ist dies ein auf dem Tisch der Rauch- 
stube stehendes oder über dem Tische hängendes Holzkreuz mit gleich langen 
oder ungleich langen Armen, mit einfacher Kreuzform oder als sogenanntes 
Wiederkreuz. Reichen Schmuck erhalt es durch zahlreiche, von allen Seiten 
in die Fugen gesteckte Kreaslein. Dadurch bekommt das ganze hangende 
Stück in seinem unruhigen, fremdartigen Umriß eine ganz auffällige Form. 
Daß alle diese kleinen Kreuzlein (noch dazn in einer so unregelmäßigen An- 
ordnung) nur als Schmuck befestigt seien, wie Bunker bemerkt, halte ich 
nicht für wahrscheinlich. Wohl dürfte das Volk, wie in so vielen Fällen, 
eine Erklärung nicht geben, doch sind solche Formen sicherlich nicht ohne 
Grund entstanden. Das Ding sieht doch stark fetischistisch aus. Früher 
wurden solche Kreuze jedes Jahr erneuert, die alten am Tage vor der Weihung 
der neuen (am Charfreitag) im offenen Herdfeuer verbrannt (Opfer?). 

Von einem alten Kartenspiele aus dem Anfange des 18. Jahrhundert» 
handelt auch Bunker. Es sind einteilige Karten, mit Bildern in farbiger 
Ausführung bedeckt und mit vierzeiligen Strophen als Text ausgestattet. 
Der Dialekt und die sprachliche Eigenart weisen auf Niederösterreich, viel- 
leicht Wien. Der Inhalt der Strophen bezieht sich meist nicht auf das 
Kartenspiel, sondern auf das dargestellte Bild und ist oft satirischer oder 
erotischer Natur. 

0. Stegensek spricht von Grabversen aus Gonobitz (Steiermark) und 
Umgebung. Auf den zwölf Friedhöfen des Dekanats Gonobitz fand der Ver- 
fasser neben 93 slowenischen auch Öl deutsche Grabverse. Sie bilden eine 
willkommene Ergänzung zu den „ Grabschriften aus Österreich u , die 
Dr. A. Petak gesammelt hat (II. SuppL-Heft d. Zeitschr. f. österr. Volkskde. 
1904). Dabei ist die geschichtliche Entwickelung ganz deutlich zu verfolgen. 
Im Anfange des 19. Jahrhunderts sind noch alle Inschriften deutsch, nur bei 
Geistlichen manchmal lateinisch. Der erste slowenische Grabvers stammt von 
1843 (bei einem Geistlichen), der zweite (1854) ebenfalls von einem Geist- 
lichen; erst nach 1870 werden die slowenischen Grabinschriften häufiger und 
haben schließlich die deutschen vollständig verdrängt. Die älteste (lateinische) 
Grabinschrift ist die des Pfarrers Kaspar Hirzler von 1561. Auch in der 
sprachlichen und Gedankenvorstellung unterscheiden sich die beiden Arten 
von Inschriften: die deutschen entsprechen mehr der bürgerlichen Verstands- 
poesie, die slowenischen der bäuerlichen Gefühlspoesie. 

Prof. Dr. Otto Jauker- Laibach. 

329. Friedrich S. Krauss : Slawische Volksforschung. Abhandlungen 
über Glauben, Gewohnheitsrechte, Sitten und Bräuche und die 
Guslarenlieder der Südslawen. 403 S. Leipzig, Wilhelm Heims, 
1908. 
Der vorliegende Band des unermüdlichen Volksforschers erhält seine Be- 
deutung und richtige Einschätzung erst, wenn man ihn in Zusammenhang 
mit den schon früher erschienenen Werken des Autors betrachtet: Sagen und 
Märchen der Südslawen (1883), Sitte und Brauch der Südslawen (1885), Volks- 
glaube und religiöser Brauch der Südslawen (1890), Anthropophyteia (I bis 
IV), die Volkskunde in den Jahren 1897 bis 1902. (Romanische Forschungen 
1903.) 

Der Band ist in zwei ziemlich gleiche Abschnitte geteilt, deren erster 
den abergläubischen Vorstellungen, den mythischen' Resten und der Sagen- 
welt der Südslawen gewidmet ist. 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 275 

In der Einleitung wird von der Stellung dar zu besprechenden Guslaren- 
epik gehandelt und untersucht, inwieweit „die ältesten (V) Bewohner des 
Balkan in ihrer geistigen Entwickelung von den späteren Nachkömmlingen, 
den Türken, bestimmt wurden". Da zeigt die anschauliche, kurze Geschichts- 
darstellung, wie nach einem ersten Einflüsse der Byzantiner auf die Süd- 
slawen die Türken in materieller und geistiger Hinsicht beherrschenden Ein- 
fluß nahmen: Märchen und Sagen, Worte und Wendungen wurden vielfach 
ganz und gar herübergenommen. Ein drittes Element, das umbildend auf 
die Volksanschauungen eingewirkt hat, ist das Christentum. Dabei zeigt 
sich die Erscheinung, die auch auf anderen Gebieten längst beobachtet ist, 
daß nämlich einzelne Züge und Gestalten aus dem vorchristlichen Glauben 
von der Kirche einfach herübergenommen , angepaßt und in ihren milderen 
Seiten erhalten wurden, während sie andererseits in Schreckgespenster und 
Dämonen verwandelt, und mit den düsteren Zügen ausgestattet wurden. 
Das zeigt sich z. B. im Yilenglauben. Diese Waldfrauen, die als milde, 
gabenspendende Schutzgeister erscheinen, werden auch zu Plagegeistern, die 
necken, strafen und Übles tun, ja die gelegentlich mit den Hexen zusammen- 
geworfen werden. Gelegentlich: denn im allgemeinen unterscheidet das Volk 
scharf zwischen Yilen und Hexen. Im Hexenglauben treten nur einzelne 
Züge entgegen, die auffallend an Hexensagen aus deutschen Gebieten er- 
innern, z. B. die Hexenversammlung zur Zeit des Frühlingsanfanges (Wal- 
purgis!); der Zusammenhang mit heilkräftigen Kräutern, Salz, Wachholder, 
dem Nußbaum, Pferdehufen und Eierschalen, die Gestalt des Herodias gehören 
hierher. Doch verweist Krause mit vollem Hechte darauf, daß, wenn in 
örtlich getrennten Landschaften und bei verschiedenen Völkern solche ähn- 
liche Züge wiederkehren, man deshalb noch lange nicht an eine Entlehnung 
glauben muß, sondern daß ähnliche Naturereignisse, ähnliche Beobachtungen 
ganz unabhängig voneinander zu ähnlichen Vorstellungen und Erzählungen 
führen können« Das bezieht er auch auf die interessanten Pestsagen. Eigen- 
tümlich ist, daß der Teufel im südslawischen Volksglauben sehr selten in un- 
mittelbare Verbindung mit den Hexen gebracht wird. „Seine Gestalt ist dem 
Volksglauben ursprünglich ganz fremd. tt Hexenmeister kennt man ebenfalls 
nicht. Die zahlreichen Pestsagen sind nicht, wie man annehmen möchte, 
uralt, sondern erst seit der Türkenzeit (Türkenpest) in Aufschwung gekommen. 
— Der Glaube an die Rückkehr der Seelen Verstorbener weist ebenfalls 
eine Reihe von Zügen auf, die uns aus anderen Gegenden wohl bekannt 
sind; dazu gehört das Speise- und Trankopfer an die Seelen (M. Höfler); 
die Versuche, den Verstorbenen die Rückkehr unmöglich zu machen; im 
Gegensatze dazu das Herbeirufen geliebter Verstorbener durch nachgemachte 
Wachsfiguren; auch das Leonorenmotiv taucht auf. Im engsten Zusammen- 
hange mit dieser Vorstellungsreihe steht der Glaube an den Vampirismus, 
über den schon so viel geschrieben worden ist. Im Gegensatze zu der land- 
läufigen Anschauung vertritt Krause die Meinung, daß wir es hier nicht mit 
einer nur den Südslawen eigentümlichen Vorstellung zu tun haben; sie kommt 
auch bei vielen anderen Völkern vor. Hier scheint sie stark von manchen 
türkischen Volks Vorstellungen beeinflußt worden zu sein. Die Verbrennung 
oder Pfählung des Leichnams zur Abwehr ist aus der Literatur bekannt. 
Vom Vampir wohl zu unterscheiden ist die Gestalt des Werwolfes, die 
übrigens auch nicht als ausschließlich südslawisches Eigentum anzusehen ist. 
Auf die Zusammenhänge mit der Lykanthropie und mit gewissen , vielleicht 
vorchristlichen Kultgebräuchen wird kurz verwiesen. Daran schließen sich 
die Sagen von der Mar (Trud). Die Kapitel über Menschenfleischessen (Herz- 

18* 



276 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

essen, vgl. Höfler, das Haaropfer) und Liebeszauber stehen in engstem Zu- 
sammenhang mit dem ganzen Volksleben, wie es Krau ss in „Sitte und Brauch 
der Südslawen u gegeben hat. — Alle diese Erörterungen werden passend 
durch Wiedergabe von Sagen oder Liederbruchstücken ergänzt. 

Die zweite Abteilung bringt aus der reichen Fülle der von Kr aus 8 auf- 
gezeichneten Guslarenlieder eine Reihe von Proben, die im Stoff und in der 
Art der Behandlung einen Begriff von dem Formenreichtum und der eigen- 
artigen Auf fassung zu geben vermögen. Sie behandeln größtenteils geschicht- 
liche Ereignisse, Kriegszüge, Märchen und Legenden. Die ältesten Stoffe 
reichen nicht über das 14. und 13. Jahrhundert hinaus. Das Wertvolle an 
diesen Liedern ist weniger die geschichtliche Überlieferung als die kulturell 
und volkskundlich interessanten Züge, an denen diese Dichtungen so reich 
sind. Gerade da, wo einzelne historische Tatsachen mit der Erzählung nicht 
übereinstimmen, ergibt sich daraus eine Menge von Andeutungen über die 
Denkweise und Anschauung des Volkes. Die Guslaren erinnern in vielen 
Stücken an die fahrenden Sänger des Mittelalters: ihre soziale Stellung ist 
gering; sie lieben es, nicht einem festen Erwerbe nachzugehen, sondern in 
süßem Nichtstun immer dieselben Lieder wieder zu singen. Dabei beherrschen 
diese „Sänger u nur einen beschränkten Kreis von Stoffen und Liedern, die 
sie in einer feststehenden , einer fernen Zeit entnommenen Form mit formel- 
haften Wendungen vortragen. Das gilt natürlich nur allgemein. Um einen 
Überblick über das ihm zugängliche Stoffgebiet zu haben, legt sich der Guslar 
einen Katalog an, d. h. er ordnet sich für sein Gedächtnis alle Lieder nach 
ihrem Inhalt oder Anfangsworten in einem Merkgedichte an. Ein solches 
Beispiel wird auch beigebracht. Den charakteristischen Unterschied zwischen 
diesem ungebildeten Volksdichter und dem gebildeten Epiker sieht Krauss 
darin, daß jener „in unmittelbarer und ständiger Fühlung mit dem Kreise 
steht, für den er dichtet u . Das erstaunlich feste und sichere Gedächtnis 
dieser Leute erklärt sich dadurch, daß sie die meisten dieser Lieder schon 
all kleine Kinder gelernt haben und nur mechanisch hersagen. Für alle 
diese Erscheinungen werden entsprechende Sprachproben gegeben. 

Die nun folgenden einzelnen, oft umfangreichen Lieder sind in einzelnen 
Abschnitten nach einem festen Plane angeordnet, der allerdings, dem ver- 
schiedenen Stoffe entsprechend, einzelne Abweichungen zeigt. Zuerst wird 
kurz der Inhalt nach seinem geschichtlichen, künstlerischen oder Sagen wert 
gekennzeichnet, dann wird gewissenhaft angegeben, wo, wann, von wem und 
unter welohen Begleitumständen die Dichtung übernommen wurde, und nun 
folgt der Text in der Ursprache und in deutscher Übersetzung, die sich in 
Wortfolge, Rhythmus und Satzgliederung dem Original möglichst anzu- 
schließen sucht. Den Schluß bildet eine Reihe sprachlicher und sachlicher 
Erläuterungen und Zusätze. Dem Inhalte nach können wir geschichtliche 
Lieder, Sagen, Vilenlieder und legendäre Darstellungen unterscheiden; eine 
scharfe Grenze ist allerdings nicht zu ziehen. In Dichtungen z. B. wie in 
der Mutter der Jugovic ist nur der Hintergrund geschichtlich, der Haupt- 
inhalt hegt in dem rein Menschlichen, das balladenartig gebildet ist. 

Vielfach tritt es deutlich hervor, wie sich mit der örtlichen und zeitlichen 
Entfernung die Bilder und Anschauungen verschieben. Je weiter ein ge- 
schildertes Ereignis dem Gesichtskreise des Erzählers entrückt ist, um so freier 
beginnt die poetische Erfindung zu walten. Geographische, geschichtliche und 
naturwissenschaftliche Unrichtigkeiten kommen vor, was um so auffallender 
ist, als sich sprachliche Eigentümlichkeiten, formelhafte Wendungen mit großer 
Zähigkeit behaupten. Interessant ist z. B. die Rolle der Russen vor Wien 1683. 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 277 

Ungewohnt erscheinen Schreibungen wie Pasa, neben Paschen und 
Paschas, der Travnikäer Vezir u. a. m. Ein von Otto Goldstein ausge- 
arbeitetes Schlagwörter Verzeichnis von 25 Seiten erleichtert das Nachschlagen 
und Aufsuchen von Beziehungen in sehr erwünschter Weise. 

Prof. Dr. Otto JauJeer- Laibach. 

330. Talko Hryncewicz: Über die Muslim oder die sogenannten 
Tataren von Litauen. (Polnisch.) * Abhandl. d. k. k. Akad. d. 
Wiss. in Krakau 1907, Bd. IX. 

Das Wort „Tatar" war ursprünglich identisch mit „Mongole" und be- 
deutete einen Barbaren; mit diesem Namen bezeichneten die Chinesen ihre 
nördlichen Naohbarn, gegen welche sie, st&ndig geplagt, die berühmte chine- 
sische Mauer erbauten. Heutzutage hat man auf Grund der wissenschaft- 
lichen Untersuchungen das Wort „Tatar" für die Mongolen abgeschafft, und 
dasselbe unberechtigterweise auf diese dem russischen Staate unterworfenen 
Völker, die sich durch Gemeinsamkeit der Sprache auszeichneten, beschränkt, 
um sie dadurch von den türkischen Völkern, die einen selbständigen Namen 
führten (Kirgisen, Turkmenen), zu unterscheiden. Die Völker Rußlands, die, 
als „Tataren" bekannt, türkisch sprechen, lassen sich in drei Gruppen teilen, 
und zwar in: 

I. Sibirische (70000). II. Kaukasische (76 000). III. Europäische Tataren, 
die als Tataren von Kazan (600000), von Astrachan (50000), der Krim 
(150 000) und von Litauen bekannt sind. Die letzten, die der Verfasser 
zum Gegenstande seiner Monographie gewählt hatte, werden ausführlicher 
zunächst vom historischen Standpunkte besprochen. Danach kamen die 
Tataren (vom Jahre 1397 an), welohe ehemals an den Ufern des Don und 
denen des Assowschen Meeres gewohnt haben, von der Krim und dem Zawolga- 
land (Transwolga) nach Litauen, wohin sie, ursprünglich als Verstärkung 
der Landesarmee von den Fürsten Witold und Swidrigiejlo bezogen und seß- 
haft gemacht wurden. Im Laufe der Zeit erhielten sie verschiedene Privi- 
legien und zahlreiche Landgüter, wobei sie sich aber der militärischen Pflicht 
unterziehen mußten. Vom anthropologischen Standpunkte aus ist die Her- 
kunft der Litauischen Muslims von Belang, denn, obgleich sie mit der 
litauischen Schlachta (Adel) gleichberechtigt sind, unterscheiden sie sich 
untereinander durch ihre verschiedene Abstammung; die aus den tatarischen 
Ländern bezogenen Leute gehörten bereits in ihrer ursprünglichen Heimat 
teils einer höheren und dem Dagestannischen Stamme zuzurechnenden Volks - 
klasse an, teils dem gemeinsamen Volke, und somit dem mongolischen oder 
finnischen Stamme. 

Es folgen nun die anthropologischen Ergebnisse der 91 untersuchten 
Muslimmänner , von denen 25 dem Zawolgastamme , 66 dem Zadonstamme 
angehörten. 43,96 Proz. dieser Zahl bilden die Männer zwischen dem 31. 
bis 50., 38,46 Proz. zwischen dem 16. bis 30. Lebensjahre, und 17,58 Proz. 
kommt dem Greisenalter (senil) zu. 

Im allgemeinen lassen sich die Ergebnisse dieser sorgfältigen Mono- 
graphie folgendermaßen zusammenfassen: 

Die Muslims von Litauen sind mäßig gewachsen, mit größerer Neigung 
zum kleinen als zum hohen Wüchse. Dieses Merkmal teilen sie mit den 
Weißrussen, mit denen sie auch in anderer Hinsicht viel Gemeinsames auf- 
weisen. Ihr kurzer Rumpf ruht auf langen Beinen, sowie dies allen süd- 
russischen Völkern eigen ist. Sie bilden einen dunklen Typus, und nehmen 



278 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

eine Mittelstellung zwischen den dunkleren Juden und Wolgatataren einer- 
seits und den helleren der Landesbevölkerung andererseits ein. 

Ausgesprochen brachykephal stehen jedoch die Muslims den starker 
brachykephalen Weißrussen nach, nicht aber den Lotischen und Wolgatataren. 
Dieser Brachykephalie gesellt sich die schmale Stirn, wie sie auch bei den 
Weißrussen vorkommt, zu. 

Bas breite, leicht verlängerte Gesicht, ähnlich dem der Earaim und 
Juden von Litauen, kleine, gerade, leptorrhine oder mesorrhine Nase, mäßig 
breiter Mund und breites Kinn, ergeben den anthropologischen Typus eines 
Muslims. 

Alle diese Merkmale im Vergleich mit denjenigen der Nachbarn lassen 
die berechtigte Vermutung zu, daß die Muslims als eine gemischte Rasse 
aufzufassen sind. Die Einteilung in die oben genannten Klassen, welche der 
Abstammung nach getroffen wurde, und denen auch die Muslims zugezählt 
wurden, erwiesen sich von dem anthropologischen Standpunkte aus ab un- 
berechtigt und unzulässig, da sie keine sichtbare Unterschiede aufweisen. 

Es läßt sich vermuten, daß den Muslims früher mongolisches Blut bei- 
gemischt wurde, was jedoch nicht in beiden Klassen als einem Ganzen, 
sondern nur bei einzelnen Individuen festgestellt werden kann. 

Dem sehr sorgfältigen Studium sind die betreffenden anthropometri- 
schen Tabellen beigelegt. Dr. Witold Schreiber-Lemherg. 

331. A. F. R. Hoernle: Studies in the medicine of ancient India. 
Part I. Osteology or the bones of the human body. 252 S. 

Oxford, The Clarendon Press, 1907. 
Endlich haben wir den Beginn einer zusammenhängenden, wissenschaft- 
ichen Behandlung der altindischen Medizin. Wir sagen Beginn, weil es 
sich zunächst nur um die Osteologie handelt. Aber das genial angelegte 
Werk geht weit über einen Anfang hinaus, es repräsentiert wirklich die 
Osteologie der Inder, wie sie sich in den Werken ihrer Großen, deren Nach- 
folger und Kommentatoren spiegelt. Mit der gründlichsten Gelehrsamkeit 
philologischer Kritik und anatomischer Kenntnisse versucht Verfasser die 
Entwiokelung der osteologischen Anschauungen sowie die Abhängigkeit der 
einzelnen Autoren voneinander nachzuweisen und die wahre Form der osteo- 
logischen Systeme Charakas und Susrutas, die man bis in die allerneueste 
Zeit verändert und verstümmelt hat, wiederherzustellen. Dieser Versuch 
muß als glänzend gelungen betrachtet werden. Es ist unmöglich, auf die 
erstaunliche Fülle neuen sowie neugesichteten und kritisch gewürdigten alten 
Materials einzugehen. In Kürze seien einige Resultate der Schrift hier wieder- 
gegeben. Es ist zu unterscheiden zwischen den osteologischen Systemen 
Atreyas, des Arztes, und Suärutas, des Chirurgen. Die medizinische 
Lehre Atreyas, der im 6. Jahrh. v. Chr. lebte, soll von sechs Schülern 
dargestellt sein, ist aber nur in den beiden Kompendien Agniveäas und 
Bhedas überliefert. Letzteres ist bis heute nur in einem Manuskript be- 
kannt. Das erste existiert heute nur in der Bearbeitung des Charaka aus 
Kashmir, der es aber unvollendet ließ; überarbeitet und vollendet wurde es 
von einem anderen Kashmir- Arzt, Dridhabala. In dieser Bearbeitung geht 
es heute unter dem Namen Charaka Samhitä. Wenn auch Charakas 
Lebenszeit in das zweite nachchristliche Jahrhundert und die Dridhabala« 
in das 7. bis 9. Jahrh. n. Chr. gelegt werden muß, so ist doch mit guten 
Gründen zu belegen, daß sie das osteologische System Ätreyas und Agni- 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 279 

vesas enthalten. Ferner ist Ätreyas Skelettlehre enthalten in mehreren 
niohtmedizinisohen Werken, in den Gesetzbüchern Yäjnavalkya Dharma- 
sästra (360 n. Chr.) und Visnu-Smrti und in den religiösen Büchern 
Visnu-dharmottara und Agni Puräna. Die drei letzteren haben augen- 
scheinlich ihr Kapitel über Anatomie Yäjnavalkya entnommen, und zwar 
scheint der osteologische Abschnitt in späterer Zeit interpoliert zu sein. An 
Yäjnavalkya schließt sich dann noch eine Schrift Särira („Anatomie") von 
einem unbekannten Verfasser in unbekannter Zeit an. Es wird gezeigt, daß 
diese nichtmedizinischen Schriften, wenn sie auch mit den beiden medizini- 
schen Rezensionen nahe übereinstimmen, doch vermutlich das Kompendium 
eines dritten, uns unbekannten Ätreya-Schülers zur Vorlage hatten. Es ge- 
lingt nun Verfasser auf Grund seiner kritischen Vergleichungen das von alters 
korrumpierte osteologische System Ätreya-Charakas in seiner ursprüng- 
lichen Form wieder herzustellen. Dieses zählt 360 Knochen, einschließend 
Zähne und deren Alveolen, Nägel, Rippenknorpel und Trachea. In großen 
Zügen läßt dieses System schon das homologische Prinzip in der Skelettanlage 
der oberen und unteren, sowie der rechten und linken Körperhälfte erkennen. 
Vollkommen ausgebildet liegt die Erkenntnis dieses Prinzips aber erst in 
Susrutas Lehre vor. Suäruta, der Begründer der großen Chirurgie, ist 
als jüngerer Zeitgenosse Ätreyas oder unmittelbarer Zeitgenosse Agnivesas 
aufzufassen. Sein Ayurveda ist neu herausgegeben und gesichtet worden 
von Nägärjuna, und zwar scheint diese Neuausgabe zu derselben Zeit, näm- 
lioh im 2. Jahrh. n. Chr., stattgefunden zu haben, wie die Bearbeitung von 
Agniveäas Kompendium durch Charaka. Susruta zählt nur 300 Knochen, 
er läßt die Nägel fort sowie die Zahnalveolen, die er als zu den Kieferknochen 
gehörig erkennt, er fügt aber die Ohren und Augen hinzu, beide als knorpe- 
lige Organe (beim Auge die Sklera) den Knochen zuzählend. Charakas 
und Suärutas Systeme weichen dann wesentlich voneinander ab in der Auf- 
fassung und Zählung der Wirbelsäule- und Gesichtsknochen; gerade in dieser 
Hinsicht weist Susruta einen großen Fortschritt im Sinne der heutigen Ana- 
tomie auf. Auch für Suärutas System gelingt es Verfasser, mit großer 
Wahrscheinlichkeit die alte Form wieder herzustellen. Man muß den hohen 
Stand grobanatomischer Kenntnisse in beiden Systemen bewundern. Für 
Suärutas Schule ist es erwiesen, daß Susrutas Anweisung zur zergliedern- 
den Präparation menschlicher Leichen sie zur Erkennung vieler, wenn auch 
nicht aÜer Einzelheiten des Skeletts befähigte. Wie so oft im Laufe 
der Kulturgeschichte, nicht zuletzt auch in der der Medizin, einem 
hohen Aufschwung der menschlichen Erkenntnis eine lange Periode bloßer 
scholastischer Be- und Verarbeitung der neuen Erkenntnis auf Grund 
spekulativer Vorstellungen an Stelle beobachteter Tatsachen folgt, so folgte 
auch dieser Glanzperiode anatomischen Wissens eine nicht auf praktische 
Weiterbildung gerichtete, sondern sich nur auf Kommentierung und Über- 
arbeitung der großen Systeme beschränkende, mehr mit philologischen als 
anatomischen Prinzipien arbeitende Wissenschaft. Der Hauptvertreter dieser 
Richtung ist Vägbhata L, dessen Lebenszeit um 625 n. Chr. fällt. Er faßt 
in Astänga Samgraha die verschiedenen medizinischen Systeme zusammen 
und kommt bei dem Bestreben, diese miteinander in Einklang zu bringen, 
zu manchen Kompromissen recht unglücklicher Natur. Er adoptiert Susrutas 
osteologisches System, nimmt aber mit Charaka die Zahl der Knochen auf 
360 an und fügt aus Charaka diejenigen Gruppen hinzu, die bei Suäruta 
zu fehlen scheinen: infolge der anders gearteten Zählung beider Systeme 



280 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

kommt Verfasser teilweise zu ganz abenteuerlichen Angaben, so z.B. wenn 
er vier Fersen zählt. Da diese falschen Angaben zum Teil auch in der über- 
lieferten Rezension von Susrutas Osteologie vorkommen» während sie in der 
vom Verfasser restaurierten Edition ausgemerzt werden müssen, so hat die 
Annahme gewisse Wahrscheinlichkeit für sich, daß Vägbhata selbst es war, 
der Susrutas System zwecks Vorbereitung seines eigenen Systems in die 
heute vorliegende traditionelle Redaktion gebracht hat. 

Außer den großen medizinischen Werken bespricht Verfasser auch noch 
die osteologischen Daten in den Veden, Satapatha Brähmana (etwa 500 v. Chr.) 
und Atharva Veda (1000 v. Chr.). 

Die ausführlich gegebenen Identifikationen der indischen Osteologie mit 
der heutigen wird man Wort für Wort unterschreiben, das exakte Urteil des 
Verfassers bewundernd. Den Schluß bildet der kritische Apparat, der alle 
behandelten Texte in Original und Übersetzung bringt. — Mögen sich diesem 
glänzenden ersten Teile des Werkes bald weitere Studien des Verfassers an- 
reihen, aus deren weitschauenden Ausführungen wir die Aufklärung über den 
Zusammenhang der indischen und hellenischen Heilkunde erwarten. 

H. Laufer-Luxor. 

332. Revon: Le rituel du feu dans l'ancien Shinntö. T'oung-pao 
1908, Sene II, VoL IX, No. 2. (Leyden, Brill.) 

Verfasser untersucht, übersetzt und erklärt genau eins der uralten, 
schintoistischen Rituale (norito), die man bisher stets als Gebete aufgefaßt 
hatte. Er zeigt klar, daß es sich in dem vorliegenden, auf das Feuer bezüglichen, 
um eine Magie handelt, einen Zauberbann, um das Feuer aus dem Palaste des 
Mikado zu bannen. Eis entstammt einer Sammlung, die etwa 1000 Jahr alt ist 
und deren Inhalt schon lange durch Tradition fortgepflanzt wurde. Jährlich 
zweimal wird von der Priesterkaste der „Ourabä", die auoh aus dem Schulter- 
knochen weissagten (später aus dem Schildkrötenrücken), das heilige Feuer 
an den vier äußeren Ecken des Palastes mit dem ursprünglichen Feuerbohra 
(der Hi-kiri-ousou) angezündet und das obige Ritual gesprochen, also nicht, 
um das Feuer anzubeten, sondern um es zu bannen. Dem Gebet 
geht also die Bannformel voran. Hochinteressant sind die gelehrten 
Noten des Verfassers, die uns über vieles aus der japanischen Mythologie be- 
lehren. Wir sehen so z. B. , daß der Himmel materiell gedacht ist, ein Ab- 
bild der Erde. In Japan existierten früher sehr wahrscheinlich, wie ander- 
wärts (Korea, Sibirien usw.), heilige Pfähle mit einem Menschenkopf als 
Übergang vom Fetischismus zur Idolatrie. Die Zahl 8 war dem alten Japaner, 
wenn nicht eine heilige, doch eine viel gebrauchte Ziffer zur Abrundung 
und kehrt daher oft in der Mythologie wieder. Bei dem Feuer sah der 
Priester zuerst nur die gefährliche Seite; daher war es zu bannen. Erst 
später ward auch seine Wohltat verspürt und das Feuer als Gott verehrt auf 
Bergeshöhen und dort erbauten Tempeln. Verfasser weist auf so manche 
Ähnlichkeiten zwischen japanischer, griechischer usw. Mythologie hin. Er 
sagt sehr richtig: „Die allgemeine Mythologie ist wie ein Kaleidoskop, dessen 
vielfache Kombinationen sich auf das Spiel von nur einigen Glasstücken zu- 
rückführen lassen, von Elementen, die um so bescheidener an Zahl sind, als 
das primitive Gehirn weniger wissenschaftliche Ideen über die Welt besaß. u 

Dr. P. NOcke-Hubertusburg. 

333. F. Crasselt: Die Stellung der Ehefrau in Japan. Anthropos 
1908, Bd. III, S. 533—555. 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 281 

384. F. C rasselt: Japanische Erziehungsgrundsätze in Schrift und 
Praxis und Japanische Schrift und Sprache und der Japa- 
nische Unterricht darin. Globus 1908, Bd. XCII, Nr. 3 u. 16. 
In dem ersten Aufsatze erörtert Verfasser, ein guter Kenner des japa- 
nischen Kulturlebens, die Stellung der Ehefrau, keineswegs aber in erschöpfen- 
dem Umfange, sondern nur nach der Richtung der Bevorzugung des Ehe- 
mannes gegenüber der Ehefrau beim Ehebruch. Er kommt zu dem Schluß, 
daß die Stellung der Frau nicht nur inferior, sondern sklavisch und eines 
Kiüturstaates unwürdig sei. Ein auf dieser einzigen Basis beruhendes, doch 
wohl vorschnelles Urteil! Der Ehemann habe nicht nur nach den früheren 
Gesetzen der Tokugawazeit gegenüber seiner ehebrecherischen Frau ein 
Scheidungs- und Tötungsrecht gehabt, das sich sogar zeitweise zur ent- 
sprechenden Pflicht verstärkte, wobei Verfasser zwei Strafrechtsfälle erzählt, 
sondern es sei die Bevorzugung, freilich unter Wegfall des Tötungsrechtes, 
nach dem gegenwärtigen bürgerlichen Gesetzbuch und Strafgesetz noch ver- 
stärkt, insofern eine Bestrafung eines Ehemannes, der mit einer verheirateten 
Frau Ehebruch getrieben habe, im Gegensatz zu früher nur auf Antrag be- 
straft werden könne. Das praktische Leben bestätige diese Bevorzugung, 
denn den Mädchen werde von Kindheit an neben Gehorsam gegen die Eltern 
der Spruch eingeprägt: „Der Mann ist erhaben, die Frau tief stehend. u Zur 
Charakterisierung des sklavischen Verhältnisses erzählt er ein eigenes Erlebnis : 
er sei eines Abends bei einem Japaner militärischen Ranges zu Grast gewesen, 
als dieser in Gegenwart seiner Frau erklärt habe, er wolle gern wieder ein- 
mal mit seiner Lieblingsfrau zusammenkommen und deshalb mit seinem Gaste 
in das öffentliche Viertel, wo diese wohne, fahren, die Frau habe als Antwort 
nur gelächelt, sie seien abgefahren, lange nach Mitternacht heimgekehrt und 
auf das Händeklatschen sei die Frau, welche bis dahin gewacht habe, er- 
schienen und habe sie bedient. — Wenn nun auch dem Verfasser, der die 
Rechtsstellung der Ehegatten beim Ehebruch richtig zitiert hat, darin recht 
zu geben ist, daß die Stellung der Ehefrau dem eigenen Manne gegenüber 
eine inferiore ist, und daß sie mit unseren Anschauungen von Reoht und 
Sitte in krassem Widerspruche steht, ja daß auch bereits einige gewichtige, 
wenn auch sehr wenige, japanische Stimmen sich dagegen erheben, wie die- 
jenige meines langjährigen Freundes, des Oberlandesgerichtsrat Sakamotp,in 
dessen Familie in Japan ich selbst verkehrt habe, so kann sie doch nicht 
ohne weiteres als eine sklavische und eines Kulturstaates unwürdige bezeichnet 
werden. Solche auf Grund der einen Bevorzugung des Ehemannes erwachsene 
Beurteilung ist die Folge der Anlegung eines falschen Maßstabes, nämlich 
unserer Auffassung von Recht, Sitte, Religion; auch ist solche Frage nach 
zahllosen anderen Gesichtspunkten, insbesondere wie verhält sie sich in ihrer 
Wirkung zum Glück und Heile des ganzen japanischen Volkes und Staates, 
zu prüfen. Das vom Verfasser erzählte Erlebnis übrigens halte ich kaum 
für möglich; ich kann nur annehmen, daß der Japaner geäußert hat, daß er 
seinen Gast zu einer Frau nach dem öffentlichen Viertel Yoshiwara führen will, 
um dem Gast, nicht sich ein Vergnügen zu bereiten; der Verfasser hat es 
falsch aufgefaßt, oder es liegt ein seltener Fall der Taktlosigkeit des Japaners 
vor, der auf keinen Fall typisch zu nehmen ist. 

Die beiden anderen Aufsätze dagegen sind recht lehrreich, der eine 
führt uns in das Studium der japanischen Sprache und mehr noch in das der 
Schrift an der Hand einzelner abgebildeter Schriftzeichen ein, der andere 
zeigt an der Hand des in japanischen Volksschulen gebräuchlichen Lese- 
buches unter Beifügung der einzelnen dortigen Abbildungen die Erziehungs- 



282 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

methode Japans. In den Lesestücken nnd Abbildungen wird den Schülern 
in Einzelsätzen und Erzählungen die ganze Sittenlehre gelehrt 

Amtsgeriehtsrat Prost-Stettin. 



K. Uintze: Yoshiwara. Die Regelung der Prostitation in 

Japan. Zeitschr. f. Bekämpfung d. Geschlechtskrankheiten 1907, 

Bd. VI, Nr. 6, S. 189—228. 

Schilderung der Entstehung, Geschichte und Einrichtung des Yoshiwara, 

des bekannten Prostituiertenviertels von Tokio, das allein gegen 3000 Mädchen 

birgt, sowie der darauf bezüglichen polizeilichen Vorschriften, hygienischen 

Einrichtungen u. a. m. Der Aufsatz bietet einen wertvollen Beitrag zur 

Psychologie der Japaner, deren Anschauungen wie in so vielen anderen Dingen 

auch bezüglich des Geschlechtslebens so grundverschieden von denen des 

zivilisierten Europäers sind. Buschan-Steäin. 

886. Bonifacy : Le laquage des dents en noir chez les Annamites. 

Bull de la Soc. d'anthropol de Paris 1907, T. VHI, p. 437 — 440. 
837. Ch. Crevost: Le laquage des dents chez les Annamites. 

Ebendas. p. 441 — 442. 
Ganz allgemein herrscht die Ansicht, die selbst in wissenschaftlichen Werken 
Aufnahme gefunden hat, daß bei den Völkern Indo-Chinas die schwarze Fär- 
bung ihrer Zähne vom Betelgenuß herrühre. Bonifacy räumt mit diesem 
Irrtum "auf Grund eigener Beobachtungen endgültig auf. Schon der Um- 
stand, daß die Hindus und Südchinesen auch die Gewohnheit des Betelkauens 
üben und doch blendend weiße Zähne besitzen, und daß auf der anderen 
Seite die verheirateten Japaner vollkommen schwarze Zähne haben, trotzdem 
sie keinen Betel kauen, spricht schon gegen das Betel kauen als Ursache der 
schwarzen Zähne. Von den Eingeborenen werden Schönheitsgründe für das 
Schwarzfärben angegeben; in Wirklichkeit aber dürften es hygienische Ur- 
sachen sein, der schwarze Überzug schützt gegen die fressende Tätigkeit des 
Betels, konserviert also die Zähne. Die beiden Arbeiten schildern eingehend 
das Verfahren der Schwarzfärbung, das aus zwei Akten besteht, einer 8 bis 
14 Tage lang vorgenommenen Prozedur „nhuöm rang do u , wodurch die Zähne 
zunächst rot gefärbt werden, und einer sich daran anschließenden, nur wenige 
Tage dauernden zweiten „ nhuöm rang den", durch die sie ihre endgültige 
schwarze Farbe erhalten. Die wirksame Substanz ist ein animalisches Harz, 
das von einer Hemiptere Carteria lacca gewonnen wird; es handelt sich also 
bei der Schwarzfärbung um ein richtiges Laokieren. Buschan-Stettin. 

338. J. W. B. Koch : Beitrag zur Kenntnis der Anthropologie der 
Bewohner von Niederländisch Neu -Guinea (südliche Küste). 

Petrus Camper, Nederl. Bijdragen tot de Anat. 1906, Deel IV, 

Afl. 1« en 2% S. 202—214. 
Verfasser begleitete eine von der Holländischen Geographischen Gesellschaft 
ausgerüstete Expedition als Arzt und hatte Gelegenheit, an der noch wenig 
erforschten Südküste von Neu-Guinea 120 Eingeborene beiderlei Geschlechts 
zu messen: er befolgte dabei die Martin sehen Vorschriften. In 16 Tabellen 
werden folgende Maße vereinigt: Körperlänge und Spannweite, obere Extre- 
mität, Brachialindex, Handmaße, untere Extremität, Fußmaße, Umlang der 
Glieder, Breitenmaße des Rumpfes, Brustumfang, Körpergewicht, Kopfmaße, 
Index cephalicus, Kopfumfang, transversale Gesichtsmaße, Gesiohtsindises. 
Nasenmaße. Bei 30 Individuen (7 Frauen, 23 Männern) betrug die Puls- 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 283 

frequenz in aufrechter Haltung 76,1, bei 18 Individuen in horizontaler Lage- 
rang 63,3 im Durchschnitt pro Minute. — Irgendwelche Schlüsse zieht Ver- 
fasser aus seinem Material nicht, da er es nur als Vorarbeit für andere, 
weitere Beobachtungen betrachtet wissen will. P. Bartels-Berlin. 

839. M. Moszkowski: Über zwei nichtmalaiische Stämme von Ost- 
sumatra. Zeitsohr. f. Ethnol. 1908, Bd. XL, S. 229— 239; 2 Abb. 

Bei einer Durchquerung des Sultanates Siak in Ostsumatra traf Mosz- 
kowski auf Angehörige zweier, bisher wenig bekannter Stämme, deren 
Lebensgewohnheiten in freilich sehr knapper Form beschrieben werden und 
deren äußere Erscheinung kurz skizziert wird. Die Orang Akett, im Aus- 
sterben begriffen, leben etwa 300 an Zahl in drei Dörfern, teils in Hütten, 
welche sie auf Flößen erbauen, teils in Pfahlbauten. Schädel- und Gesichts- 
index sowie die Körpergröße schwanken innerhalb sehr weiter Grenzen. Auf 
Grund der Messungen von 13 männlichen Individuen bezeichnet Moszkowski 
sie als eine brachycephale Zwergrasse (Körpergröße 144 bis 158 cm); doch 
scheint Vermischung mit anderen Stämmen nicht selten gewesen zu sein, 
worauf wohl die Größe der Schwankungsbreite hinweist; auch führt Mosz- 
kowski selbst das Vorkommen von wolligem, gelocktem Haar neben schlichtem 
Haar auf Sakeibeimischung zurück. 

Die Orang Sakei, nach Moszkowski identisch mit den in Malacca 
genau studierten (Martin u. a.) gleichnamigen Menschen, betragen auf 
Sumatra etwa 3000 an Zahl, und bewohnen abgelegene Dörfer im Urwalde, 
welche zum Schutz gegen Elefanten und Tiger von einem fast unüberschreit- 
baren Wall umgeschlagener und kreuz und quer übereinander gelegter Baum- 
stämme umgeben sind; die Häuser sind Pfahlbauten, welche sich etwa 2 l / 2 m 
über der Erde erheben. Die Orang Sakei ähneln in ihrer äußeren Erscheinung 
in überraschender Weise den Weddahs. Die Hautfarbe ist oliv und heller als 
die der Malaien, die Haare sind langlockig, die Augen klein, dunkelbraun bis 
schwarz, die Lidspalte ist horizontal, die Stirn sehr hoch, mehr weniger 
fliehend, Arcus supraorbitales sehr stark, Nase platt wulstig, Lippen wulstig 
aufgeworfen, starke Prognathie. Nach den Messungen von 117 männlichen 
Individuen bezeichnet Moszkowski sie als eine typisch dolichocephale, breit- 
gesichtige Rasse. Die Körpergröße variierte bei den Gemessenen zwischen 
147,5 und 165 cm, der Durchschnitt betrug 156,16 cm. — Die Messungen 
betrafen Länge und Breite des Kopfes und des Gesichtes, sowie die Körper- 
größe. — Eingehendere Untersuchungen vorzunehmen, scheint nicht möglich 
gewesen zu sein. Einige ethnographische Notizen sind beigefügt. 

P. BarteHs-Berlin. 

340. B. Etheridge, jun., and Thomas Whitelegge: Aboriginal Work- 
shops on the coast of New South Wales, and their contents. 

Records of the Australian Museum (Sidney) 1907, Vol. VI, No. 4, 
p. 233—250; mit 42 — 45 Taf. u. Fig. 39—43 im Text. 
Die Abhandlung enthält eingehende Mitteilungen über eine Anzahl von 
den Verfassern 1899 und 1900 entdeckter und schon in einem vorläufigen 
Bericht (Records of the Australian Museum, Vol. 6, No. 4, 1900, 148 u. 165) 
besprochener alter Werkstätten der Eingeborenen. Als solche deuten sie näm- 
lich eine Reihe von Plätzen an der Ostküste von New South Wales, nördlich 
und südlich von Port Jackson, wo größere Mengen von Steingeräten und 
Steinsplittern gefunden wurden. Die Beschaffenheit der Fundstellen zeigte, 
daß hier aus der Nachbarschaft oder aus größerer Entfernung herbeigeschaffte 



284 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

Steine bearbeitet worden waren, und zwar in einer wohl wenigstens mehrere 
Generationen zurückliegenden Zeit. Denn die Arbeitsstellen liegen auf einer 
alten Landoberfläche, die später von Sand bedeckt und im Anfange des 
Jahres 1899 durch einige heftige Stürme wieder frei gelegt worden war. 
Die Hauptfundstellen finden sich bei Bondi, Maroubra und an der Beüambi- 
küste; die übrigen (Rocklily und Dee Why nördlich von Manly, Kurneil und 
Cronulla Beach an der Botany Bay, Gerringong, Redhead, UUadulla, Milton, 
Wollongong) waren weniger ergiebig. Die Formen der Steingeräte werden 
von den Verfassern genau beschrieben und klassifiziert, und eine große An- 
zahl wird auf den Tafeln (42 bis 44) abgebildet. Sie stehen technisch etwa 
auf der gleichen Stufe wie unsere spätdiluvialen (Magdalenien) und ein Teil 
unserer frühneolithischen Werkzeuge, und lassen in ihren Formen keine 
typischen Abweichungen von den aus ähnliohen Materialien hergestellten und 
in ihrer Ausführung gleichwertigen Geräten anderer Gebiete erkennen. 

Gustav Antze-Leipzig. 

341. A. Thalheimer: Beitrag zur Kenntnis der Pronomina perso- 
nalia und possessiva der Sprachen Mikronesiens. Stuttgart, 
Metzlersche Buchhandlung, 1908. 
Verfasser hat in dankenswerter Weise eine Lücke unserer linguistischen 
Kenntnis ausgefüllt. Auf die Einzelheiten der Untersuchung einzugehen, ist 
hier kein Platz; die Methode ist besonders in den phonetischen Fragen viel- 
leicht nicht immer ganz sicher gehandhabt, in einzelnen Schlüssen fehlt viel- 
leicht auch eine gewisse Präsumption nicht ganz. Die Hauptsache ist aber, 
daß die Zugehörigkeit der mikronesischen Sprachen außer dem Palau und 
Chamorro zu der Gruppe der „melanesi sehen u Sprachen, der Idiome von 
Palau und den Marianen sowie vielleicht in gewissen Dingen von Yap zu den 
indonesischen Sprachen, soweit die Pronomina als Kriterium in Betracht 
kommen, zweifellos festgestellt ist. Das will sagen, daß der größte Teil der 
mikronesischen Sprachen sich ebenso wie die „melanesischen" auf dem Grunde 
einer bestimmten älteren Entwickelungsstufe der austronesischen Sprachen 
gebildet haben, und zwar einer Stufe, von der aus auch das Polynesische sich 
als besonderer Zweig entwickelt hat. Kulturgeschichtlich heißt das, daß die 
„inelanesischen" und mikronesischen Sprachen als einheitliche Sprachgruppe 
auf die Epoche der polynesischen Einwanderung in der Südsee zurückgehen. 
Ob neben dem allgemeinen „melanesischen" Charakter der östlichen mikro- 
nesischen Sprachen nicht doch auch eine Annäherung irgend welcher Art an 
die indonesische Gruppe vorhanden ist, entsprechend den ethnologischen Be- 
ziehungen des ganzen Mikronesien, besonders der Karolinen, zu Indonesien, 
hat Thalheimer nicht untersucht. Denn die Ethnologie von Mikronesien 
ist durchaus keine solche Terra incognita, wie er annimmt. Vor allem, daß 
die Palauinseln und Marianen, in manchen Dingen auch Yap, mit einem 
großen Teile ihres ethnographischen Besitzes mehr zu Indonesien als zur 
Südsee gehören, war längst bekannt. Vielleicht kann ihm die Ethnologie 
sogar einen weiteren Wink geben: Die Idiome von Palau und den Marianen 
stehen nach seinen Ausführungen in näherer Verwandtschaft zu den philip- 
pinischen. Die Ethnologie der Palauinseln weist nun in manchen Erschei- 
nungen, wie z. B. der Bogen form, den Gefäßtypen usw., enge Beziehungen zu 
Formosa auf, dessen Sprachen Verfasser nicht in den Kreis seiner Betrach- 
tungen gezogen hat; vielleicht würde er da auch linguistische Gleichungen 
nicht vergebens suchen. F. Graebner-Cöln. 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 285 

842. Etnograflska Bidrag af Svenska Missionärer i Afrika. Utgif na 
af Erland Nordenskiöld, I. Afrika. 182 S. 4°. Stockholm, 
P. Palmquiets Aktienbolag, 1907. 
Auf Veranlassung des bekannten schwedischen Ethnographen und For- 
schungsreisenden Dr. Erland Nordenskiöld wurde 1907 in Stockholm eine 
„ethnographische Missionsausstellung" abgehalten, deren Inhalt an ethno- 
graphischen Objekten von schwedischen Missionaren in den schwedischen 
Mission sdistrikten der fremden Weltteile gesammelt und eingeschickt war 
und nach Abiauf der Ausstellung dem schwedischen Reiohsmuseum einverleibt 
wurde. In Anknüpfung an diese Ausstellung hat Dr. Nordenskiöld oben- 
genanntes Sammelwerk „Ethnographische Beiträge von schwedischen Missio- 
naren in Afrika" herausgegeben. Dieses Werk enthält Aufzeichnungen von 
Sagen, Gesängen, Rätseln, Sprichwörtern und Berichten von Sitten und Ge- 
bräuchen, die teils von Missionaren, teils von eingeborenen Christen auf- 
gezeichnet sind. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß Missionare, die jahr- 
aus, jahrein in und mit einem fremden Stamme leben, sehr vieles von Lebens- 
weise und Anschauungen kennen lernen, dessen der Forschungsreisende 
schwieriger gewahr wird. Beweise dafür haben Missionare öfters in größeren, 
selbständigen Arbeiten geliefert. Ein Verdienst Dr. Nordenskiölds bleibt 
es aber, eine Reihe kleiner Sammlungen und Berichte gesammelt zu haben, 
welche ohne seine Anregung nicht erschienen und übrigens kaum nieder- 
geschrieben worden wären. Von großem folkloristischen Interesse sind die 
vom Missionar N. K. Laman auf Schwedisch übersetzten Sagen und Gesänge 
von den Mazinganegern am unteren Kongo. Unter den Sagen haben viele 
den Charakter der Tierfabel, wo der Leopard und die kleine schlaue Zwerg- 
antilope eine Hauptrolle spielen. Andere behandeln eheliche Verhältnisse 
und schließen mit einem Moralsatz, der wie ein Scheinwerfer Denkweise und 
Sitten erhellt. Gleichfalls besonders interessant ist eine Schilderung ver- 
schiedener Fetischgruppen am unteren Kongo, die vom früheren Fetisch- 
priester oder Schamanen Makumba in der Kikongosprache niedergeschrieben 
und von P. A. Westlind übertragen ist. Hervorgehoben müssen ferner 
J. Hammars ethnographische Schilderung des Babwendestammes und 
A. Anderssons folkloristische Aufzeichnungen von den Kunamanegern 
werden. Alles in allem eine Materialansammlung, deren Fortsetzung zu 
wünschen ist. H. P. Steensby-Kopenhagen. 

343. M. Delafosse: Les frontieres de la Cöte d'Ivoire, de la Cöte 
d'Or et du Soudan. 256 S., mit vielen Abb. u. Photogr. Paris, 
Masson, 1908. Preis 6 frcs. 
Die Herren Clozel (vorher Gouverneur de la C6te d'Ivoire, jetzt Gouverneur 
du S6n6gal et du Soudan) und Maurice Delafosse (Administrateur in der Cöte 
d'Ivoire) sind die französischen Kolonialbeamten, die Französisch-Westafrika 
vom ethnologischen Standpunkte am besten studiert haben und kennen. Leider 
hat Clozel darüber sehr wenig publiziert: Dix annees en Cöte d'Ivoire, 
und einige Artikel (Les Bayas etc.). Seine Tätigkeit zeigte sich am meisten 
darin, daß er ein lebhaftes Interesse für das Kecht der Eingeborenen ins Leben 
rief. Er befahl auch allen Beamten der Elfenbeinküste, sich schleunigst an 
die Arbeit zu setzen, und so entstand ein prächtiger Band, Clozel et Villamur, 
Les Coutumes indigenes de la Cöte d'Ivoire (1902), eine Fundgrube gut 
gesammelter und geprüfter Tatsachen. Leider kam dieses Buch nicht in den 
Handel (das Exemplar kostet 50 frcs.), und ein großer Fehler haftete ihm an: 
Das Sammeln des Materials über das Recht der Eingeborenen geschah nicht 



286 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten, sondern nach französisch-römischen 
Tendenzen ; das gesammelte Material wurde daher in die Rahmen des franzö- 
sisch-römischen Rechtes hineingezwängt. DiesesWerk von Clozel und Villa mu.r 
wurde anfänglich als wahrer Codex für die Behandlung der Eingeborenen 
benutzt; aber bald mußte man diesen Versuch aufgeben, da einerseits diese 
Vorschriften doch nicht vollständig und dem ganzen Leben der Eingeborenen 
entsprechend aufgestellt waren, und andererseits, weil doch zuviel „Barba- 
risches u , den französischen Ideen Zuwiderlaufendes darin enthalten war. 
So kam man einfach wieder zu dem französischen Codex zurück, den man 
aber so gut wie möglich den lokalen Verhältnissen im einzelnen anzupassen 
suchte. 

Das gleiche Schicksal traf ein Buch Delafosse's, das er unter Mitarbeit 
von Villamur, Richter in Cöte d'Ivoire, herausgab: Les Coutumes Agni, 
Paris 1904, in dem das früher durch Delafosse für den großen Codex ge- 
sammelte Material durchgearbeitet und erweitert wurde. Von Interesse dürfte 
auch die Angabe sein, daß nicht alles, was Delafosse sammelte, in diesen 
kleineren Code hineinkam, da man manohe Sitten für zu grausam oder den 
französischen Anschauungen allzu entgegengesetzt hielt. Aus diesem Grunde 
dürfen die Ethnologen weder den großen noch den kleinen Code für die Ein- 
geborenen der Cöte d'Ivoire als ganz zuverlässiges oder vollständiges Dokument 
benutzen. 

Übrigens interessierte sioh um diese Zeit Delafosse mehr für Linguistik 
und wurde allmählich auch zum besten Kenner der sogenannten guineischen 
Sprachen, um so mehr, da er auch in Liberia längere Zeit wohnte und sonst 
viel im Hinterlande der französischen Kolonien umherreiste. Man dankt ihm 
unter anderen: Essai de manuel pratique de la langue mande* ou 
mandingue (Paris, Ecole des langues Orientales, 4°, 1901, mit vielen Anmer- 
kungen von historisch - ethnologischem Interesse), Essai de manuel de la 
langueAgni (Paris, J.Andre\ 4°, 1901, mit Märchen, Gesängen, Exkurs über 
die, Geschichte der Agni - Aschanti Völker usw.), Vocabulaire de plus de 
60 dialectes parles dans la Cote d'Ivoire et le Soudan (Paris, Leroux, 
4°, 1904, mit ethnologischen Anmerkungen). 

Auf seinen Reisen und während seiner amtlichen Tätigkeit fand Dela- 
fosse vielfach auch Gelegenheit zu ethnologischen Beobachtungen, von denen 
einige im Werke La Cöte d'Ivoire (von dem Gouvernement de l'Afrique 
oocidentale francaise, bei Gelegenheit der Kolonialausstellung in Marseille, 
1906 herausgegeben; nicht im Handel) von ihm (S. 312 bis 422) bearbeitet 
wurden. Da ich auf dieses Werk hier zu sprechen komme, so möchte ich 
auch bei ihm vor seiner unkritischen Benutzung warnen. Dasselbe, in 
14 Bänden abgefaßt, wurde durch ein Rundschreiben an die Gouverneure und 
Administrateure hervorgerufen; aber die von ihnen eingegangenen Berichte 
wurden nicht in extenso abgedruckt; man machte sie, mehr oder weniger, 
für das größere Publikum zurecht; die Autoren bekamen keine Korrekturen, 
und daher sind die Druckfehler zwar nicht sonderlich zahlreich, so doch oft 
ganz irreleitend, da die Eigennamen beinahe in der Regel falsch gegeben sind. 
Da zahlreiche Beobachtungen den in Frankreich wohnenden Kolonialbeamten 
geradezu unnatürlich schienen, so wurden sie einfach weggelassen oder, was 
noch schlimmer ist, sogar umgeändert. Im großen und ganzen bleibt das 
Werk doch ein großes Unternehmen, da sich in ihm beinahe ein Fünftel 
Afrikas nach allen Richtungen hin (Erdkunde, Meteorologie, Wirtschaft, 
Ethnologie, Kolonisation usw.) bearbeitet findet. Über ein Volk, das in ihm 
durch Delafosse nur nebensächlich behandelt wurde, die Siena (oder Senouf o). 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 287 

gibt dieser jetzt eine eingehende Monographie in der Revue des Etüde a 
Ethnographiqnes et Sociologiques. 

Eine gute Gelegenheit für vergleichende Studien fand Delafosse als 
Chef der französischen „Mission de delimitation" zwischen Elfenbein- und 
Goldküste; während dieser längeren Reise machte er viele Beobachtungen, 
von denen er einige in seinem im Titel zitierten Werke niedergelegt hat. Es 
ist präzis und lebhaft geschrieben, mit einem ganz eigentümlichen Humor; 
leider fehlt dem Buch ein Index; ethnologische Angaben finden sich fast auf 
jeder Seite, unter anderem auch (z. B. S. 6 bis 8, 49 usw.) Exkurse über die 
Klassifikation der Eingeborenen der beiden Kolonien. Wichtig sind seine 
Ausführungen auf S. 59 , wie sich ein Stamm und ein Dialekt bilden kann, 
die Beschreibung, S. 63 ff., der Tänze mit Masken der Agni des Ndenie, sowie 
der Varietäten von Häusertypen. Die am gründlichsten studierten Völker 
(es handelt sich hier mehr um Völker als um gut abgesonderte Stämme) sind 
die Birifo, die Lobi und die Dagäri. Noch möchte ich die eigentümliche 
Kapelle in Donko (Birifoland) erwähnen, voll von Statuen (aus frischem oder 
gebranntem Lehm, oder aus Holz), die die Vorfahren des jetzigen Häuptlings 
darstellen sollen (S. 180 bis 181). Das Buch ist mit sehr guten Photogra- 
phien ausgestattet. 

Wenn ich hier von Delafosses Arbeiten so ausführlich berichtete, so 
soll man deswegen dooh nicht glauben, daß er und Clozel die einzigen sind, 
die wissenschaftlich Ethnologie betreiben. Nennen möchte ich noch Tho mann, 
Nebout, Gaden, Francois, deren Arbeiten man leider viel zu wenig kennt, da 
im Gregenteil die von Desplagnes viel zu viel in den Vordergrund treten. 
Da über das letztere Werk dieses Autors Herr Ankermann hier berichtet 
hat, so möchte ich nur wenigstens darauf Gewicht legen, daß dieses Buch 
zum guten Teil geradezu kindisch ist. Was Desplagnes selbst beobachtet 
hat, d.h. das Habbevolk, ist gewiß von großem Werte, aber alle seine lin- 
guistisch-historischen Theorien können die französische Ethnologie nur diskre- 
ditieren. Desto mehr ist wichtig, hervorzuheben, daß es auch nüchterne 
— aber gerade deswegen nicht so bekannte — Ethnologen in den französi- 
schen Kolonien gibt, welche ihre Aufgabe darin erblicken: eifrig zu sammeln 
und ausführliche Beschreibungen der so rasch verschwindenden lokalen Eigen- 
tümlichkeiten zu geben. Das wissenschaftliche Studium der Eingeborenen 
kommt endlich hier ins Leben, und verschiedene Zeichen lassen eine frucht- 
volle Zukunft voraussagen. A. van Gennep-Clamart (Paris). 

344. Th. Koch - Griinberg : Bericht über seine Reisen am oberen 
Bio Negro und Yapuri in den Jahren 1903 bis 1905. Zeitschr. 
d. Ges. f. Erdkde. zu Berlin 1906, S. 80—101. 

345. Th. Koch-Grünberg: Kreuz und quer durch Nordwestbrasilien. 
Globus 1906, Bd. LXXXIX, S. 166—169, 309—316, 373—380; 
1907, Bd. XC, S. 7—13, 104—111, 117—124, 261—268, 325 
—329, 345—351, 373-380. 

346. Th. Koch- Grünberg: Die Maskentänze der Indianer des oberen 
Bio Negro und Yapura. Arch. f. Anthropol. N. F. 1906, Bd. IV, 
S. 293—298. 

347. Th. Koch-Grünberg: Der Fischfang bei den Indianern Nord- 
westbrasiliens. Globus 1908, Bd. XCIII, S. 1—6 u. 21-28. 

348. Th. Koch-Grünberg: Das Haus bei den Indianern Nordwest- 
brasiliens. Arch. f. Anthropol. N. F. 1908, Bd. VII, S. 37—50. 



288 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

349. Th. Koch-Grünberg: Die Indianerstämme am oberen Rio Negro 
und Yapurä und ihre sprachliche Zugehörigkeit Zeitechr. f. 
Ethnol., 1.906, Bd. XXXVIII, S. 167—205. 

350. Th. Koch-Grünberg: Die Makü. Anthropos 1906, Bd.I, S.877 
—906. 

351. Th. Koch-Grünberg: Les indiens Ouitotos. Journ. de la Soc. 
des American, de Paris, N. S., 1906, Vol. III, 35 pp. 

352. Th. Koch-Grünberg und Georg Hübner: Die Yauapery. Zeit- 
schrift f. Ethnol. 1907, Bd. XXXIX, S. 225—248. 

353. Th. Koch -Grünberg und Georg Hübner: Die Makuschi und 
Wapischana. Zeitechr. f. Ethnol. 1908, Bd. XL, S. 1—44. 

Es ist eine stattliche Reihe von Schriften des bekannten Reisenden und 
Ethnologen, die uns vorliegen und, dem Charakter des Zentralblattes entspre- 
chend, am besten im Zusammenhange durchgenommen werden. Verfasser hatte 
in den Jahren 1903 bis 1905 das Gebiet des oberen Amazonas, westlich von 
Manaos, systematisch erforscht und hierbei vier Reisen von ein und demselben 
Ausgangspunkte (San Felippe) unternommen. Schrift 344 gibt einen allge- 
meinen Überblick über die Gesamtexpedition, und auf einer Übersichtskarte 
kann man sie bequem verfolgen. Als Hauptresultate bezeichnet er selbst die 
genauere Erforschung der Flußgebiete des Orinoko bzw. Guaviare, Rio Negro 
und Yapura und das ethnologische wie linguistische Studium der einheimi- 
schen Stämme, welche zwar fünf bzw. sechs verschiedenen Sprachgruppen 
mit zahlreichen Dialekten angehören, hinsichtlich Lebensweise und Kultur- 
besitz aber doch recht ähnlich sind. 

Arbeit 345 behandelt dann in flotter anschaulicher Darstellung, die man 
hintereinander lesen muß, um sie recht zu genießen, die erste Reise und das 
Leben und Treiben unserer indianischen Freunde im Urwald. Die drei 
anderen Reisen sind gewiß ähnlich verlaufen. Es waren wesentlich Kahn- 
fahrten, auf denen die verschiedenen Dörfer besucht und Ethnographica ein- 
getauscht wurden. Dem Verfasser nachzufolgen, verbietet der Raum eines 
Referates. Sehr lehrreich ist die Karte, welche die wirre Verteilung der ein- 
zelnen Sprachgruppen auf beschränktem Gebiete demonstriert; von der Auf- 
stellung der Miranya als besonderer Gruppe ist im Gegensatz zu einem späteren 
Auf satze (349), Abstand genommen, ohne daß Gründe dafür angegeben 
werden. m 

Drei weitere Aufsätze (346 bis 348) behandeln, auch in der Art vorläufiger 
Berichte, besonders bemerkenswerte Eigentümlichkeiten des indianischen 
Lebens, erstere die Maskentänze, jene merkwürdigen bis ins Feuerland sich 
erstreckenden Zeremonien ursprünglich religiösen Charakters; auf die Ver- 
öffentlichung der vom Verf. mitgebrachten 130 Maskenanzüge darf man ge- 
spannt sein; diese Anzüge werden jedesmal extra hergestellt und nach dem 
Feste sogleich verbrannt; sie stellen eine Unzahl verschiedenster Dämonen 
dar. — Der Fischfang, in der Arbeit 347 behandelt, wird mit Bogen und 
Pfeil ausgeübt; die Angel ist erst von den Europäern eingeführt, ihr Gebrauch 
aber sehr vervollkommnet und den lokalen Verhältnissen angepaßt. Ferner 
sind Netze, Käscher, Reusen, kleine und große Fallen im Gebrauch, auch 
Gifte, welche die Fische betäuben. — Dem Hausbau ist Arbeit 348 gewidmet; 
aber wir erfahren nicht nur alle Einzelheiten der Technik, sondern auoh die 
Pfostenverzierungen und lernen schöne, aus Palmblättern geflochtene Zier- 
stücke wie Schlangen und prächtige Schwalben kennen, welche in den Häusern 
aufgehängt werden; ein „Schmücke Dein Heim u aus dem Urwald! 



A. Referate. Urgeschichte. 289 

Definitiv bearbeitet in Buchform sind Bleistift- und Kohlenzeichnungen 
sowie Felszeichnungen, welche schon im Zentralblatt bereits besprochen 
wurden (vgl. Bd. XI, S. 75 und Bd.Xlll, S. 165). Letztere hätten mit mehr 
Recht denn jene als „Anfänge der Kunst im Urwalde" bezeichnet werden 
können, denn hier handelt es sich doch um spontane Ausübungen eines Be- 
dürfnisses gewöhnlich zum Zeitvertreib, wie schon lange Holmberg in seiner 
Studie: La sierra de Curamalel, Buenos Aires 1882, auseinander gesetzt hat. 
Daß den Petroglyphen ein weiterer „mystischer** Wert nicht zukommt, war 
jedem Einsichtigen klar; Verfassers prächtige Tafeln zeigen uns aber auch 
vorwiegend, wie weit es der Indianer aus eigenem Antriebe in der Kunst 
dieser Art bringen kann, während er bei den Bleistiftzeichnungen einem 
Experimente unterworfen ist und Zeichnungen schafft, die er normalerweise 
niemals ausführen würde. Der Wert eines solchen psychologischen Experi- 
mentes, das uns die primitiven Vorstellungen jener Naturkinder erschließt, 
wird durch diese Bemerkungen nicht beeinträchtigt 

Die Arbeit 349 bringt eine willkommene Übersicht über die sprachliche 
Gruppierung; auf die zweifelhafte Auffassung der Miranya wurde schon hin- 
gewiesen. Von den fünf sicheren Sprachgruppen lernen wir die Maku und 
Uitöto zum ersten Male durch Verfassers Erhebungen kennen, von den übrigen 
drei schon bekannten, den Aruak, Betoya und Kariben, zahlreiche neue 
Dialekte. Das Makü bzw. Uitöto wird dann als linguistische Monographie 
in Arbeit 350 und 351 behandelt. Verf. hat aber auoh Herrn Hübner, 
einen in Manaos ansässigen Deutschen, zu linguistischen Studien veranlaßt 
und dessen Aufnahmen reich kommentiert in Arbeit 352 und 353 heraus- 
gegeben; das Yauapery und Makuschi sind Kariten-, das Wapisobana ein 
Aruakdialekt. Bibliographisch wünschenswert wäre es gewesen, die letzte 
Arbeit, die zwei ganz verschiedene Sprachgruppen behandelt, in zwei selbst- 
ständigen Teilen erscheinen zu lassen; auch für den Fachmann ist es schwer, 
sich in dem Gewirr von Namen und Sprachen zurecht zu finden. 

Hervorzuheben ist überall die klare, schöne Sprache und die zahlreichen 
Abbildungen, namentlich der Indianertypen, die wir wohl hoffentlich nochmals 
gesammelt, in einem besonderen Werke zum bequemen übersichtlichen Ver- 
gleiche vorgelegt erhalten. Mit hohem Interesse sehen wir Herrn Koch- 
Grünbergs großem Heise werke „Zwei Jahre unter den Indianern Nordwest- 
brasiliens" entgegen. B. Lehtnann-Nitsche~La Plata. 



IV. Urgeschichte. 

Allgemeines. 

354. Karl Jäger: Beiträge zur frühzeitlichen Chirurgie, bearbeitet 
nach dem Material der kgl. Staatssammlung München. 141 S. 
mit einem Atlas von 13 Tafeln in Lichtdruck. Wiesbaden, 
C. W. Kreideis Verlag, 1907. (Preis 10 Jt.) 
Nachdem Lehmann- Nitsche das in der anthropologisch-prähistorischen 
Sammlung des Staates damals vorhandene Knochenmaterial mit Zeichen prä- 
historischer Chirurgie bearbeitet hatte, ging K. Jäger daran, das später in 
diese Sammlung eingelaufene Knochenmaterial aus prähistorischer und mittel- 
alterlicher Zeit zu behandeln. Es stand ihm folgendes Material zur Ver- 
fügung : eine durch Arthritis deformans veränderte Brustwirbelsäule aus dem 
La Tenegräberfeld bei Manching (Oberbayern), ein Kreuzbein aus Nieder- 

Zentralblatt für Anthropologie. 1908. jg 



290 A. Referate. Urgeschichte« 

aichbach (Niederbayern) mit spaltförmigem Wirbeldefekt (Spina bifida 
occulta), ein rechtes Hüftbein mit Hüftgelenkluxation und Arthritis deformans 
und eine linke Clavicula mit schlecht geheilter Schrägfraktur von Weißen- 
burg i. B. (Mittelfranken), aus der Hallstattperiode, das Fragment eines linken 
Beckens mit geheilter Zertrümmerungsfraktur und dem knöchern verbackenen 
Oberschenkel, welcher eine nach starker Eiterung und Sequesterabstoßung 
ausgeheilte Fraktur mit knöcherner Ankylose zeigt, ein sehr defekter, durch 
Rhachitis und chronische Periostitis pathologisch veränderter linker Femur 
(Platyskelie nach J. Ranke) aus dem Hallstattgräberfeld bei Beilngries 
(Oberpfalz), ein durch Arthritis deformans veränderter Femur aus einem 
steinzeitlichen Hockergrab bei Fulda, ein römischer Femurknochen mit Perio- 
stitis von Moosach (Oberbayern) und ein steinzeitlicher rechter Caloaneus 
aus Ochsenfurt mit Arthritis deformans. 

Zusammen mit dem Material von Lehman n-Nitsche und P. Bartels 
sind folgende pathologisch veränderte prähistorische Knochen behandelt: 

a) Schädelmaterial: 4 Traumen der äußeren Knochenschichten des 
Schädels, 1 Lochbruch des Schädels, der sofort letal wirkte, 1 Fall von Caries 
mit Nekrose der äußeren Knochenschichten des Schädels, l Fall von Ezostosia 
eburnea des Schädels, 1 Cretinschädel (Bamberg) und 5 Schädeltrepanationen, 
b) Sonstiges Knochenmaterial: 7 gut geheilte Frakturen, 6 schlecht geheilte 
Frakturen, 9 Arthritis deformans, 1 Rhachitis, 1 Spondylitis tuberculosa, 
2 Periostitis, 2 Osteomyelitis traumat. 

Am häufigsten findet sich demnach die Arthritis deformans s. paupemm, 
häufig sind auch Frakturen, die zum Teil bereits eine geschickte Frakturen- 
behandlung zeigen; von Interesse ist es, daß bereits in der Hallstattperiode 
Rhachitis konstatiert werden kann, die heutzutage auf künstliche Ernährung 
zurückgeführt wird. 

Das frühzeitliche Material stammt aus demOssuarium von* Chammünster, 
das im Tale des Regens im bayerischen Walde an der Heerstraße zwischen 
Regensburg — Nürnberg und Pilsen — Prag, der Einfallspforte ins westliche 
römische Reich, dem Schauplatz fast ununterbrochener kriegerischer Verwüstun- 
gen gelegen. Das Ossuarium, das anfangs des 1 9. Jahrhunderts ganz vergessen 
war, dürfte wohl seit etwa 1600 nicht mehr benutzt worden sein« Aus dem 
reichen Material (5000 Schädel) kamen 33 Schädel und 117 lange Knochen, 
mit mehr oder minder deutlichen Defekten, in die Münchner Staats Sammlung. 
10 Schädel und 6 Extremitätenknochen stammen aus dem Ossuarium von 
Greding (Mittelfranken), sie scheinen nur bis ins 17. Jahrhundert zurückzu- 
reichen. 

Die Mehrzahl der Schädel weisen Traumen und Frakturen auf, durch 
Hieb und Stoß auf das Schädeldach verursacht, durch Schwert- oder Beilhieb, 
Kolbenschlag oder Schleudersteine hervorgebracht. Verletzungen des Ge- 
Bichts schädel s oder Basisfrakturen fehlen. Trotz der Unmasse kriegschirur- 
gischer Verletzungen fand sich unter den vielen Knochen kein einziger mit 
einem Kugelschuß. Die Extremitätenknochen zeigen überwiegend Frakturen 
(66), und zwar 54 Frakturen der unteren Extremitäten, davon sind 27 gut, 
39 schlecht geheilt 

Außer den Frakturen fand sich genuine Osteomyelitis in zwölf Fällen, 
Arthritis deformans viermal, gewöhnliche Arthritis einmal, Rhachitis viermal, 
Exostosen achtmal, Periostitis ossificans sechsmal, Coxa valga einmal, Tumor 
der Regio poplitea einmal. Lues ließ sich an dem Material von Chammünster 
neunmal konstatieren, in Greding fand sich kein Knochen mit Lues. Am 



A. Referate. Urgeschichte. 291 

Schädel landen sich 7 gut geheilte Frakturen, 2 Tumoren, 2 Fälle von Lue», 
1 partieller Hydrocephalus und 1 Trepanation. 

Das untersuchte Material lehrt, daß die vorgeschichtlichen und früh- 
mittelalterlichen heilkundigen Helfer die Prinzipien der Heilkunde beherrscht 
haben. Ihre Leistungen in der Schädelchirurgie und Frakturenbehandlung 
sind sehr beachtenswert. Ja wir müssen ihre scheinbar bescheidenen Leistungen 
um so höher veranschlagen, als ihnen nicht die verfeinerten Hilfsmittel der 
modernen Technik zur Verfügung standen. Die Ärzte des frühen Mittel- 
alters erzielten mit ihrem konservativen Standpunkte und ihrem rein exspek- 
tativen Verfahren gute Erfolge. Nachdem spätere Generationen vorüber- 
gehend der Polypragmasie verfallen waren, kehrte man in der Neuzeit auf 
den Standpunkt zurück, den unsere Altvorderen eingenommen hatten. 

Als Anhang werden noch einige altperuanische Sohädel mit luetischen 
Erscheinungen beschrieben; dieselben stammen zum Teil aus der Sammlung 
Ihrer königl. Hoheit der Prinzessin Therese von Bayern, zum Teil aus der 
Sammlung Gaffron, die beide Eigentum der Staatssammlung sind. 

Die Arbeit Jägers stellt einen wertvollen Beitrag zur Kenntnis der 
Knochenerkrankungen und der chirurgischen Behandlung in vor- und früh- 
geschichtlicher bzw. mittelalterlicher Zeit dar. Die Beschreibung wird durch 
einen Atlas mit mustergültigen Abbildungen der wichtigsten Fälle wesentlich 
unterstützt. F. Birkner-MüncJien. 

Spezielles, Funde. 

355. Fred R. Coles: Report of stone circles surveyed in the 
North -East of Scotland. Proceed. of the Soc. of antiqu. of 
Scotland 1907, Vol. XLI, p. 130—172. 

Beschreibung von 21 neuerdings untersuchten Steinkreisen in den Graf- 
schaften Banffshire und Moray. Ihr Hauptcharakteristikum liegt in der 
völligen Abwesenheit horizontaler Decksteine, wie sie für die Steinkreise 
anderer Gegenden, in Schottland insbesondere für die zwischen dem Dee und 
dem Spy, typisch sind. Das interessanteste dieser Denkmäler ist wohl das von 
Lagmore, bestehend aus vier konzentrischen Kreisen, deren äußerster 66 Fuß 
im Durchmesser maß. Zwischen dem zweiten und dritten Kreise befindet 
sich eine oberirdische Steinkiste von 4' 9" Länge und 2' 9" Breite mit einer 
Deckplatte von T 6" Länge. Obwohl alle diese Anlagen im Laufe der Jahr- 
tausende bis auf kümmerliche Reste zerstört worden sind, gelingt es dem 
Verfasser doch, ihre einstige Gestalt an der Hand sorgfältiger Pläne anschau- 
lich zu machen. H. Seger-Breslau. 

356. Fred R. Coles: 1. Report of stone circles surveyed in the 
north-east of Scotland ; 2. Notice of standing stones, cists and 
hitherto unrecorded cup- and ringmarks in yaries localities. 

Proceed. of the Soc. of antiqu. of Scotland 1906, Vol. XL, 

p. 164—200, 291—327. 
Der Verfasser, Assistantkeeper am Schottischen Nationalmuseum, ist 
mit der Aufnahme und Inventarisierung der megalithischen Denkmäler seiner 
Heimat beschäftigt und teilt in der ersten der obigen Abhandlungen das 
Resultat seiner Untersuchung von 24 Steinkreisen im nordöstlichen Schott- 
land mit. Die Ausbeute an Funden war im ganzen dürftig. Ein goldenes 
Armband, gefunden in einer Urne neben einer Steinkiste, läßt die Entstehung 
der Kreise im Bronzealter vermuten. — In der zweiten Abhandlung werden 

19* 



292 A. Referate. Urgeschichte. 

unter anderem mehrere Funde von Steinkisten mit tönernen Trinkbechern 
von der schottischen Abart der Zonenbecher sowie eine Anzahl Opfersteine 
mit näpfchen- und ringförmigen Vertiefungen beschrieben. 

H. Seger-Breslau. 

357. Robert Munro : Notes on a hoard of eleven stone kniyes found 

in Shetland. Prooeed. of the Soc. of antiqu. of Scotiand 1906, 

Vol. XL, p. 151—164. 

Depotfund von 11 dünnen und flachen Messerklingen von unregelmäßig 

ovaler oder dem Reckteck angenäherter Form. Das Material ist ein als 

Felsporpbyr bekanntes vulkanisches Gestein, die Oberfläche ist auf beiden 

Seiten geschliffen und poliert, der Rand ringsum zugeschärft. Von dieser 

eigentümlichen Messerform liegen bisher gegen 100 Exemplare vor, fast 

sämtlich von Shetland stammend. Sie dürften zum Sohneiden von Fleisch, 

zum Häuten oder dgl. verwendet worden sein. Die Zeit ihrer Herstellung 

ist nicht genau bestimmbar. ' Zwar sind sie in einzelnen Fällen mit neolithi- 

schen Äxten zusammen gefunden worden, in anderen Fällen deuteten aber 

die Fundumstände auf Beziehungen zu den „brochs", deren Erbauung erst 

in die nachrömische Periode fällt. H. Seger- Breslau. 

858. Robert Munro: Notes on ornamental stone balls etc. Proceed. 
of the Soc. of antiqu. of Scotiand 1907, Vol. XLI, p. 290—300. 
Die Auffindung zweier neuer Beispiele jener Schottland eigentümlichen, 
szepterkopf ähnlichen Steingeräte mit vier, sechs oder mehr vorspringenden 
Knöpfen gibt Gelegenheit, der viel erörterten Frage nach ihrer Herstellungs- 
zeit und Bedeutung von neuem näher zu treten. Auf Grund eines mit Spiral- 
ornamenten verzierten Exemplars waren sie früher allgemein dem Bronze- 
alter zugeschrieben worden. Dagegen hatte Alexander Smith in einer 
ausführlichen Monographie zu beweisen gesucht, daß sie in Wahrheit der 
angelsächsischen Periode angehörten und den auf dem Teppich von Bayeux 
abgebildeten Steinkeulen der Sachsen in der Schlacht bei Hastings entsprächen. 
Aber Munro wendet mit recht ein, daß weder in der Umgebung von Hastings 
noch überhaupt in England auch nur ein einziges Exemplar gefunden worden 
sei, während deren aus Schottland an 200 vorliegen. Überdies rühren von 
den datierbaren Funden ein halbes Dutzend aus dem Bronzealter, wo nicht 
aus dem Steinalter her, aber nur einer aus der frühhistorischen Zeit. Daraus 
folgt, daß sie in einer bestimmten Region während der ganzen Vorzeit in 
Gebrauch gestanden und ein nationales Abzeichen gebildet haben. Nach 
ihrer Verbreitung können sie nur von den Pikten oder Kaledoniern herrühren, 
und sie geben einen Anhalt, die Ansässigkeit dieses noch vielfach rätselhaften 
Volkes bis in die Steinzeit zur ückzu verlegen. Gedient haben sie wahrschein- 
lich als Würdeabzeichen bei religiösen Zeremonien. Darauf deutet erstens 
ihr häufiges Auftreten in Gräbern und zweitens die Anwendung entsprechen- 
der Geräte bei den Begräbnisbräuchen der frühchristlichen Zeit, eine Er- 
scheinung, die sich gerade im Kultus so oft beobachten läßt. 

H. Seger-Breslau. 

359. John Abercromby: The relative chronology of some cinerary 

um types of Great Britain and Ireland. Proceed. of the Soc 

of antiquar. of Scotiand 1907, Vol. XLI, p. 185—274. 

Diese wichtige Arbeit stellt sich als Fortsetzung einer Abhandlung 

Abercrombys im 38. Bande derselben Zeitschrift über die Keramik der 



A. Referate. Urgeschichte. 293 

ältesten Bronzezeit dar. Wie dort drei Typen der mit den mitteleuropäischen 
Schnur- und Zonenbechern verwandten Gefäße unterschieden werden, so 
werden hier fünf Typen von Aschenurnen als Repräsentanten des späteren 
Bronzealters hingestellt: I. der Typus mit überhängendem Rande; II. die süd- 
liche Gruppe (mit drei Unterabteilungen); III. die Deverel-Rimbury-Gruppe 
(mit zwei Unterabteilungen); IV. der „Mauerkranz- oder Reifentypus"; V. der 
inkrustierte Typus. Nach einer Analyse der Formen, wobei die Art des 
Vorkommens, die Begleitfunde, die Verbreitung und die Analogien im Aus- 
lande eingehend untersucht werden, kommt der Verfasser zu folgenden 
Schlüssen. Etwa um 800 oder 900 v. Chr. sehen wir den vielleicht vom 
Auslande stammenden Typus I zuerst im äußersten Südwesten von Groß- 
britannien auftreten und sich dann allmählich nordwärts und westwärts bis 
Schottland und Irland verbreiten. Kam er, wie zu vermuten, von Gallien 
her, so müssen (?) wir annehmen, daß er durch neue Ansiedler, die ihre Toten 
verbrannten, importiert wurde. Die Dauer des Typus I dürfte auf fünf bis 
sechs Jahrhunderte zu schätzen sein. Er endet um 800 v. Chr., um welche 
Zeit die Besitznahme des südöstlichen Yorkshire duroh die ersten Einwanderer 
der La Teneperiode fällt. Zu Beginn des vierten Jahrhunderts v. Chr. oder 
früher erscheinen im südwestlichen England, doch nirgends nördlich vom 
Themsetal, einige neue Typen (II und III) augenscheinlich fremden Ursprungs, 
die man auf einen Zufluß gallischer Kolonisten zurückführen kann. Sie 
mögen zum Teil bis ans Ende des Bronzealters fortgelebt und es hier und 
da sogar überdauert haben. Ihre Verfertiger erbauten rechtwinklige Erd- 
werke und gebrauchten zum Grabenziehen Palstäbe. Die Schanze von South 
Lodge camp enthielt in einem ihrer Gräben eine Urne vom Typus II 8 : letztere 
muß kurz nach Fertigstellung der Anlage in die Erde gelangt sein, ein Zeit- 
punkt, der um 350 v. Chr. fallen dürfte. — Der fremden Einwanderungen 
weniger ausgesetzte Norden behielt indessen die alten Modelle bei und ent- 
wickelte aus ihnen die neuen Typen IV und V. Beide sind etwa gleichzeitig 
mit den südlichen Typen II und III, und alle vier zusammen haben in ent- 
legeneren Teilen von Großbritannien noch lange fortgedauert, als die Kenntnis 
des Eisens sich schon verbreitet hatte. 

Die Abhandlung ist mit 200 vortrefflichen Phototypien ausgestattet. 

Ä Seger-Breslau. 

860. John Bruce: Notice of the excavation of a broch at Jarlshof, 
Sumburgh, Shetland. Proceed. of the Soc. of antiquar. of 
Scotland 1907, Vol. XLI, p. 11—33. 
Beschreibung einer jener unter dem Namen „broch" bekannten prähisto- 
rischen Befestigungen, welche aus mörtellosem Mauerwerk auf einem Hügel 
errichtet sind und aus einem runden Turme, sowie häufig noch aus mehreren 
Außenwerken bestehen. Ein schmaler Gang führt durch die mächtig dicke 
Mauer in den runden Hof des Turmes. Hier liegen die Zugänge zu den in 
der Mauer angebrachten Kasematten, runden oder rechteckigen Kammern 
von vier bis fünf Fuß Durchmesser. Die hier beschriebene Anlage befindet 
sich auf der Shetlandinsel Sumburgh, unmittelbar neben und zum Teil unter 
dem durch Walter Scotts Roman „Der Pirat" bekannten Jarlshof, einer 
mittelalterlichen Burg, deren Hof zeitweise als Begräbnisplatz gedient hat. 
Der Hauptturm hatte einen Durchmesser von 63 Fuß, seine Mauern eine 
Dicke von mehr als 15 Fuß. Die Hälfte des Turmes ist hier durch die See 
weggerissen worden. Um den erhaltenen Teil liegen die Ruinen von vier 
Nebengebäuden von ähnlicher Bauart und eines starken Außenwalles. An 



294 A. Referat«. Urgeschichte. 

verschiedenen Stellen fanden sich leere Steinkisten, außerdem zahlreiche Ge- 
rätschaften aus Stein und Knochen, von Metallsachen dagegen nur eine 
bronzene und eine silberne Nadel. Soweit man nach diesen Fundstücken 
urteilen kann, muß man denen recht geben, die die Erbauung der brochs in 
die Tornormannische Zeit setzen und den keltischen Urbewohnern des Landes 
zuschreiben. H. Seger-Breslau. 

361. H. Hardy: On yitrifled forte etc. Proceed. of the Soc of 
antiquar. of Scotland 1906, VoL XL, p. 136—150. 

Als vitrified forte, zu deutsch Glasburgen oder Schlackenwalle, bezeichnet 
man bekanntlich gewisse über einen großen Teil von Mitteleuropa, nament- 
lich aber in Schottland, Irland, Österreich und Ostdeutschland verbreitete 
schanzenartige Erdwerke aus dem Ausgang der vorgeschichtlichen Zeit. Das 
Innere der Wälle besteht aus einer Schüttung von lockeren Steinen, darüber 
aus einer zwei bis drei Fuß dicken Schicht ähnlicher Steine, die infolge voll- 
ständiger oder teilweiser Schmelzung zu einer lavaartigen Masse zusammen- 
gebacken sind. Die Frage, wie dieser Schmelzprozeß zu erklären sei, hat 
bisher noch immer keine befriedigende Antwort gefunden, trotzdem sich seit 
mehr als einem Jahrhundert zahlreiche Gelehrte und Praktiker damit abge- 
müht haben. Man kann die verschiedenen Erklärungsversuche im wesent- 
lichen auf zwei Grundanschauungen zurückführen: nach der einen wäre die 
Verschlackung zufällig entstanden, indem auf den Wällen zu irgend welchen 
Zwecken, z. B. als Signal oder zu religiösen Festen, Feuer angezündet wurden, 
nach der anderen wäre sie absichtlich hervorgerufen worden, um die Steine 
in festen Verband zu bringen und dadurch den Verteidigungswert der Anlage 
zu erhöhen. Die zweite Annahme begegnet, wie M 'Hardy ausführt, erheb- 
lichen Schwierigkeiten. Durch praktische Versuche kann man sich leicht 
überzeugen, daß die künstliche Herstellung einer solchen Schlackenschicht 
eine so mühevolle Sache ist, daß man sich dazu nur in Ermangelung jeder 
anderen Art von Bindeverfahren entschlossen haben wird. Wir finden aber 
bei mehreren schottischen Wällen unter der Schlackenschicht regelrechtes 
Mauerwerk, ein Beweis, daß man sehr wohl imstande gewesen wäre, dieses 
auch bis zur Oberfläche emporzuführen. Noch schwerer wiegt die Tatsache, 
daß die Schlackenschicht durchaus nicht fortlaufend den Wall durchzieht, 
sondern vielfach unterbrochen oder nur an einzelnen Stellen vorhanden ist. 
Ja, es hat sich gezeigt, daß sie an manchen Wällen gerade dort am stärksten 
ist, wo nach den örtlichen Verhältnissen eine künstliche Befestigung über- 
haupt nicht erforderlich war, z. B. an einer steil zum Meere abfallenden 
Klippe, dagegen an einer ungeschützten Seite ganz oder fast ganz fehlte. 
Endlich hätte für den Befestigungszweck eine Breite von vier bis sechs Fuß 
genügt. Es gibt aber Fälle, wo sie nicht weniger als 40 Fuß beträgt. Aus 
diesen und anderen Gründen ist die Annahme der absichtlichen Verschlackung 
im höchsten Grade unwahrscheinlich. 

Der Verfasser hat es nun unternommen, durch praktische Versuche fest- 
zustellen, auf welchem Wege ein Zusammenschmelzen der Steine erfolgt. 
Die Versuche wurden mit den mannigfachsten Methoden und Feuerungs- 
mitteln und an verschiedenen Orten durch eine Reihe von Jahren angestellt. 
Es ergab sich, daß ein noch loderndes, reichlich genährtes und rasch brennen- 
des Feuer selbst bei sehr langer Dauer nicht zur Verschlackung führt. Wohl 
aber geschah dies, wenn das Feuer sehr niedrig gehalten, langsam genährt 
und durch immer wiederholte Zwischenlagen von Steinen bis an die Grenze 
des Erstickens gebracht wurde. Hierzu stimmt, daß die Schlacke nicht selten 



A. Referate, Urgeschichte. 295 

Holzabdrücke aufweist, die nur von darunter liegenden Zweigen herrühren 
können. Hardy schließt daraus, daß die schottischen Schlackenwälle zum 
großen Teile nichts weiter als Signalstationen waren. Die Besatzung habe 
darauf dauernd ein Feuer unterhalten, um es gegebenen Falles sofort als 
Warnungszeichen aufflammen zu lassen; gleichzeitig wurde es zum Kochen 
benutzt. Solch ein Feuer bewirkte in Gegenden , wo das Gestein leicht 
schmelzbar war, mit der Zeit eine große Schlackenmasse, während sich ander- 
wärts keine Spuren von Verglasung finden. Als Bestätigung dieser Ansicht 
dient der Umstand, daß viele der in Rede stehenden Anlagen ihrer Größe 
und Beschaffenheit nach unmöglich Verteidigungswerke gewesen sein können. 
Wenngleich diese Schlußfolgerungen zunächst nur für Schottland Geltung 
beanspruchen, so sind die mit größter Exaktheit durchgeführten Versuche 
des Verfassers doch auch für die Verhältnisse in anderen Ländern von hohem 
Wert und dazu angetan, eines der vielen Rätsel der Vorzeit seiner Lösung 
näher zu bringen. H. Seger-Breslau. 

362. L. M'Lellan Mann: Prehistoric beads of coarse vitreous paste. 

Proceed. of the Soc. of antiquar. of Scotland 1906, Vol. XL, 
p. 396—402. 
Die in Britannien gefundenen prähistorischen Perlen aus Glas oder 
emailartiger Paste haben bisher wenig Beachtung gefunden. Von letzterer 
Art sind bisher etwa 150 Stück bekannt geworden. Sie scheinen die frühesten 
nichtmetallischen Schmucksachen aus künstlich bereiteten Stoffen zu sein. 
Sie sind opak, selten grau, gewöhnlich ins Blaue oder Grüne spielend, und 
werden in Brandgräbern angetroffen. Die zugehörigen Urnen zählen in der 
Regel zur Klasse der ungegliederten zylindrischen, eimer- oder tonnenf örmigen 
Gefäße, selten zu der mit überhängendem Rande. Der Verfasser unter- 
scheidet zehn Typen von solchen Perlen, von denen einige auch in Lignit und 
in Bronze begegnen. Ähnliche finden sich auch auf dem Kontinent, in Asien und 
in Afrika. Doch vermutet M'Lellan Mann, daß die britischen Handwerker 
unabhängig vom Auslande die Fabrikation betrieben haben. Das Rohmaterial 
könnte aus den Rückständen des Bronzegusses gewonnen worden sein, denn 
die chemische Analyse hat ergeben, daß es sich aus denselben eisen- und 
kupferhaltigen Silikaten wie die alten Bronzeschlacken zusammensetzt. Die 
Verteilung der Funde über die verschiedenen Gegenden von England und 
Schottland ist der Annahme des einheimischen Ursprungs günstig. Das Be- 
stehen eines regelrechten Handels mit Perlen, wie er für das frühe Eisenalter 
literarisch und archäologisch bezeugt ist, ist für das Bronzealter nicht nach- 
zuweisen. " H. Seger-Breslau. 

363. Joseph Anderson: Notice of bronze brooches and personal 
Ornaments from a ship-burial of the Yiking time in Oronsay, 
and other bronze Ornaments from Colonsay etc. Proceed. of 
the Soc. of antiquar. of Scotland 1907, Vol. XLI, p. 437-— 450. 

Der erste Fund wurde 1891 in einem Schiffsgrabe der Wikingerzeit auf 
der Insel Oronsay gemacht. Er besteht aus zwei oblongen Bronzefibeln von 
ungewöhnlicher Form, verziert mit Flechtornamenten und eingelegtem Bern- 
stein im norwegischen Stil, einer halbkreisförmigen Bronzefibel der gewöhn- 
lichen keltischen Art, einem Bronzering, einer Bernsteinperle und einem natür- 
lichen, aber zum Aufhängen durchbohrten Kieselsteine. Der Grabhügel hatte 
die Leichen eines großen Mannes und einer Frau enthalten; zu Seiten des 



296 A. Referate. Urgeschichte. 

Mannes hatte noch ein eiserner Dolch gelegen. Derselben Zeit gehören 
mehrere andere in Grabhügeln auf Colonsay gefundene Schmuckgegenst&nde 
an. Reicher war die Ausbeute eines Grabhügels bei Kiloran-Bay, wo inner- 
halb einer 15 Fuß langen und 10 Fuß breiten rechteckigen Steinsetzung das 
Skelett eines reich bewaffneten Kriegers und seines Pferdes und die Überreste 
eines Bootes aufgedeckt wurden. Drei nachtraglich gefundene Münzen stammten 
aus der ersten Hälfte des neunten Jahrhunderts. Nach dem Gutachten des 
Herrn Haakon Schetelig vom Museum in Bergen war der Bestattete 
zweifellos ein Norweger, wiewohl einzelne Züge auf den Einfluß des in Schott- 
land damals schon herrschenden Christentums hinweisen und von den Fund- 
stücken einige, z. B. eine Wage mit Gewichten, wahrscheinlich in Irland an- 
gefertigt worden sind. H. Seger-Breslau. 

864. Extraits du Rapport general sur les recherches et les fouilles 
exeoutees par la Societe d' Archäologie de Bruxelles pendant 
l'annee 1906 par le baron A. de Loe (president). 

1. Examen d'un ouvrage en terre a Wytschaete (Flandre Occi- 
dental e). Terre-plein circulaire d'environ 75 m de diametre et entoure d'un 
fosse plein d'eau; il est plante d'arbres fruitiers; le centre semble un peu plus 
eleve que le reste. Cet ouvrage ne parait pas devoir remonter au-dela du 
moyen-age. — 2. Examen d'un ouvrage en terre ä Elsendamme 
(Flandre occidentale). 11 est semblable au pre'c&ient. Quelle a 6t£ la desti- 
nation des ces ouvrages se demande Mr. de Loe qui fait remarquer qu'ils se 
trouvent dans des localitäs tres anciennes et il se demande si ce ne sont pas 
la des marques de propriete ou des emblemes de droits feodaux. — 3. Examen 
d'une grotte ä Bonnest (pr. de Luxembourg). Dans le pays eile est 
appelee Wel-fra-haus. Elle est sans interet parceque, artificielle et moderne, 
eile räsulte de l'exploitation du # gres. Elle a 8m de largeur sur 6 de 
profondeur et 1,25 de hauteur. — 4. Examen d'un tertre ä Athus 
(ffr. de Luxembourg). II est appele* Roemisches Grab et a 6te Signale 
par Mr. M. Schweisthal quiF explora en 1892. H est artihciel, circulaire, 
en forme de c6ne tronque* tres applati ayant 3 ä 4 m de hauteur et 120 de 
circonfe>ence ä la base. Mr. de Loe le considere oomme etant une motte 
f eodale et non un tumulus belgo-romain oomme le laisse supposer l'appellation 
populaire. II serait necessaire d'y faire de nouvelles recherches pour ätre 
completement fixe\ — 5. Recherches ä Blaton (pr. de Hainaut) et a 
Pael (pr. de Limbourg). Dans le livre „Les Voies romaines" par van 
der Rit, il est fait mention de deux tumuli belgo-romains au Bois du Mont- 
Crapaud ä Blaton. Mrs. Dens et* Poils se sont rendus ä l'endroit indique 
sans retrouver les 2 tumuli. De meme ä Pael ils ont trouvä, au lieu du 
tumulus leur signalä, une eleVation naturelle tres reguliere mais trop con- 
sid^rable pour Poeuvre des hommes. Des fouilles, faites quand m£me, n'ont 
donne aucun resultat. Mrs. Dens et Poils ont trouve quelques sepultures 
intactes de l'äge du fer ä Ways, Tombeek, Grez, Chaumont, Chapelle- 
St. Lambert et Bonlez. Dans cette derniere localis il y a 2 tombes ä enceinte 
de 44m de diametre; elles seront fouilläes prochainement. — 6. Recherches 
ä Ottignies (Brabant). Des substructions ont et6 rencontrees par des 
travaux la ou, de memoire d'homme, il n'y avait jamais eu d'habitation. 
Apres v^rifications faites, les substructions en question ont ete* attribuees ä 
une maison importante du XVII 6 siecle dätruite par incendie. — 7. Trou- 
vaille de monnaies ä Damme (Flandre occidentale). — 8. Fouilles 
ä Laeken (Brabant). Mr. Poils a trouve, dans un vergor, une grande 



A. Referate. Urgeschichte. 297 

pierre en gres Wemmelien enfouie en partie. La legende rapportait autrefois 
que l'effort de 1 2 chevaux n'avaient pu deplacer la pierre ! La pierre n'a que 
1 m sur 0,70 et 0,40 d'6paisseur moyenne; eile 6tait posee sur quelques 
fragments de pierre formant socle de 0,50 de hauteur. Un fragment de 
poterie rouge vernissee de l'epoque romaine a ete" trouvä dans les däblais. — 

9. Fouilles dans la foret de Meerdael Hamme-Mille (Brabant). 
Dans la for£t de Heverlä s'elevent, disseminäs, 24 tumuli dont quelques -uns 
sont peut-&tre belgo-romains. La foret de Meerdael possede une enceinte 
fortifiee et ldtombes de la periode proto-historique, 2 tumuli geminäs, 7tom- 
belles, des vestiges d'habitation, un tranyon de voie, le tout de l'epoque belgo- 
romaine. Tout ceci etait totalement ignore jusqu'icL Des fouilles pratiquees 
ont donne de beaux resultats et elles seront continuees. L'auteur fait 
remarquer l'interet qu'il y a d'explorer minutieusement les forets. — 

10. Fouilles a Merchtem (Brabant). La Commission a aussi etudi£ 
le tertre Hunsberg, mais a reconnu qu'il ne constitue qu'une motte feodale 
jadis entouree de douves. Boudou et Vandebosch-Seraing (Belgique). 

365. 6. Ghilain: Dicouverte de silex eolithiques dans la vallee de 
la Hoegne et dans l'Eau-Rouge. Bull. Soo. d'anthropol. de 
Bruxelles 1906, 29 Octobre. 

L'auteur rappelle la Conference de Mr. de Munck au sujet des Eolithes 
trouv6s par lui sur le haut plateau de la Baraque-Michel et dans l'Eau-Rouge. 
En yillegiature dans ces parages, Mr. Gh ilain y a fait aussi des recherohes 
pour se faire une conviction au sujet de la question si actuelle et si contro- 
versee des Eolithes. A son avis, si les silex en question sont reellement des 
pieces utilis^es par des etres intelligents, ils doivent etre localis^s en des 
endroits assez restreints, isol6s les uns des autres et correspondant ä l'etendue 
des stations de ces peuplades si celles-ci avaient habite le sol apres la for- 
mation des yall^es, et se trouver sur certains sommets seulement, s'ils avaient 
ete employes avant le creusement des vallons. Si, au contraire, ces silex 
n'ont pas ete utilises, toute la zone presentant les m^mes conditions g£o- 
graphiques et autres et ayant meme Situation climatologique doit en posseder. 
D'apres toutes ses recherches surtout dans les nombreux ruisseaux de cette 
conti-ee, Mr. Gh ilain dit pouvoir declarer avoir decouvert dans la Hoegne, 
dans le Hockay et dans l'Eau-Rouge seulement des silex eolithiques et que 
pas une Beule fois il n'a tu dans un autre cours d'eau des environs un 
Beul eolithe. C'est le Hockay qui a charrie les silex que Ton trouve dans 
l'Eau-Rouge et il est completement d'accord avec Mr. de Munck pour dire 
que c'est apres le confluent de ces 2 cours d'eau qu'on trouve des eolithes. 

Fait remarquable, dit Mr. Ghilain, ce n'est que vers les sources et 
jusqu'ä des distances relatiyement peu eloignees de celles-ci que sont ren- 
contres les silex. La patine brun marron dont sont recouyerts les eolithes, 
effet de leur s^jour dans des eaux ferrugineuses, est d'autant plus foncee que 
les pieces se trouvent plus eloignees des sources. Les silex utilises provien- 
nent, selon toute probabilite, de la Baraque-Michel et du plateau de Hockay. 
L'auteur n'hesite pas ä dire que ce n'est pas le charriage des eaux qui a 
donne aux silex une apparence eolithique, car dans ce cas, on trouverait des 
silex ayant cet aspect dans tous les ruisseaux du yoisinage et dans toute 
l'&endue des ri vieres qui cependant n'en possedent que vers leurs sources 
seulement. Ge n'est pas non plus un oaprice de la nature qui les a rendus 
differents des autres silex, car toutes les conditions climatologiques et autres 
sont la-bas absolument identiques. 



298 A. Referate. Urgeschichte. 

Quoique roules, les silex portent des traces d'utilisation bien nettes et se 
ressemblent beaucoup quant ä la forme. Ceux de la Ho&gne sont cependant 
plus beanx que ceux du Hockay. 

Le Conferencier conclut que Ton est bien en presence d'instruments tres 
primitifs utilises sur les lieux par des ätres intelligents; il a foi dans la geo* 
logie et autres seien ces soeurs pour d&erminer l'&ge des pieces trouvees; il 
continuera ses explorations et se fera un plaisir d'en faire connaitre ult6- 
rieurement les resultats. Doudou et Vandebosch- Seraing (Belgique). 

366. Bulletin des Musees Boy. d. arts decorat« et industr. k Bruxelles 
1906, avril. 

La Station näolithique de Pessoux (pr. de Namur). La collection 
de silex tailles et de haches polies, formte, durant ces dernieres annees, par 
Mr. J. Bast in, formier ä Pessoux, vient d'etre acquise par Mr. L. Cavens 
pour les Musees Royaux. Ces pieces sont en silex du Hainaut, de la Hesbaye 
et des environs de Maestricht. II y a de belles et grandes lames retouchees, 
des lames simples, des pereoirs, des poincons, des grattoirs, des pointes de 
fleches de formes variees, des haches polies retailläes en silex de Spiennes et 
de Maestricht, une hachette en phtanite noir retaillee sur une face. II y a 
aussi des instruments minuscules ä forme plus ou moins geomätrique et ä 
retaille dorsale et une petite hachette polie en Jadeite equarrie des 2 cötes et 
ä tranchant bien conserve. Des rognons de silex brut, des nucleus et des 
eclats de debitage demontrent que les neolithiques taillaient souvent aussi leurs 
Instruments sur place. 

Ces pieces ont ete recueillies surtout au lieu dit „Le Solin du bois de 
Priesse 11 . Cette Station oü se rencontrent melangees les industries tarde- 
noisienne et robenhausienne est connue de longue date sous le nom de Station 
de Linciaux. 

La necropole de Grobbendonck (pr. d'Anvers). Le Bulletin 
remercie Mr. le Comte Adrien d' Ursel pour le don fait aux Musees qui 
consiste en une belle serie d'urnes et de vases d'offrande trouves en 1904 au 
lieu dit „Scheidhaag". Ces urnes, faites ä la main, en contenaient de plus 
petites suivant une pratique des Beiges d'avant la conquete r omaine. La 
necropole est de Tage du fer et s'etendait sur une surface de 2 heetares 
environ. 

Bijoux barbares trouväs aux environs de Chimay (Baron 
A. de Loö). Ils proviennent de tombes franques däcouvertes pres de Chimay 
en 1880 et consistent en: une bague en bronze a chaton plat orne" d'une 
figure ciselee en creux, representant un animal fantastique qui semble vouloir 
saisir l'extremite de sa queue; 2 boutons d'ornement de fourreau de scrama- 
saxe portant une gravure en creux representant, ä premiere vue, une plante 
arborescente; un bracelet, en bronze, ouvert; les extrem it 6s renflees portent 
quelques traits ciseles; une paire de boucles d'oreilles en fil de bronze avec 
pendant de meme nature. 

Mr. le Baron de Zerezo de Tejada a depose ces objets aux Collections 
en memoire de feu Albert Carron de qui il les avait recus en don. 

Doudou et Vandebosch- Seraing (Belgique). 

367. G. Cosyns : Determination par Fanalyse chimique de l'&ge relatif 
des ossements trouves dans la grotte de Bosee a Engihoul. 

AnnaL de la Soc. Roy. zool. et macoL de Belgique 1907. 
Tome XLII, p. 163—168. 



A. Referate. Urgeschichte. 299 

Gräce ä Intervention du laboratoire de Geologie de l'Universitä de 
BruxeUes, Mr. Cosyns a pu explorer la grotte de Rosee decouverte ä Engihoul 
par Mrs. Doudou et Vandebosch. L'auteur rappelle que l'ancienne grotte 
d'Engihoul, iormant vraisemblablement comme la grotte de Rosee partie d'une 
grande region souterraine, a äte* l'objet de nombreuses 6tudes: beaucoup 
d'explorateurs y ont trouve des ossements d'Ours et de rares silex semblants 
fortement däranges de leurs gitements primitifs. 

Le depot fossilifere dans la grotte de Rosee est des plus importants: 
coprolithes d'Hyene, dents, os divers, le tont dans le plus grand desordre au 
point de vue stratigraphique. Dans une coupe a travers un eboulis de plus 
de lOmetres de hauteur, l'auteur a distingue ä la partie infeneure des dents, 
des phalanges, etc. qui, entrainäs par les eaux, sont venus s'accumuler ä la 
base du depöt; quelques metres plus haut des restes d'Ours des cavernes; 
vers la partie superieure des ossements d'Ours plus rares, mais ceux d'Hyene, 
de Mammoutb, de Rhinoceros, de Cheval, de Boeuf, de Renard, etc. deyiennent 
plus nombreux; le gtte est recouvert de limon sterile plus ou moins agglomere 
de Stalagmite. Mr. Cosyns dit avoir trouve* aussi quelques silex, quelques 
debris de repas et quelques os travailtes par Thomme. 

L'auteur 6tablit, par analyse chimique, que les divers os de cette caverne 
sont de 3 6poques differentes bien däfinies et suffisament eloignees les unes des 
autres pour que la composition des ossements ait eu le temps de se diffe- 
rencier. Se basant sur les analyses chimiques d'ossements par E. von Bibra 
en 1844, par le Dr. Wibel en 1869, par E. Ri viere en 1885 et enfin par 
A. Carnot en 1892, Mr. Cosyns reprend la these de A. Carnot qui avait 
conclu que, si la composition generale des ossements fossiles de tous les äges 
varie beaucoup avec la nature des terrains qui les renferment, il existe une 
relation assez constante entre les quantitäs de Fluor et de Phosphore que 
contiennent les fossiles primaires et secondaires, tandis que la teneur en Fluor 
est beaucoup moindre dans les fossiles tertiaires, quaternaires et surtout 
modernes. 

Le limon gluant de la grotte de Rosee a tres bien conserve" les os 
trouves; les restes d'Ours paraissent les plus anciens; ils sont tapissäs de 
dendrites de Mn et montrent, au microscope, les progres dela mineralisation; 
les ossements de Cheval semblent beaucoup moins anciens et ceux de Renard 
ne portent presque pas de marques de fossilisation. L'auteur, qui est 
chimiste, a analyse* cea divers restes osseux qui ont donn£, entr'autres corps 
chimiques, Fluorure de Calcium: 3,6 pour l'Ours, 3,4 pour l'Hyene, 1,2 pour 
le Cheval, traces pour le Renard. On remärque dono que le degre* d'apati- 
sation, mis en evidence par le dosage de Fluorure de Calcium, per m et de 
preciser le triage des ossements melanges des gisements. 

Mr. Cosyns conclut que cette me'thode peut surtout etre pr£cieuse pour 
fixer un age aux ossements humains que l'on trouve au voisinage de däbris 
quaternaires. Doudou et Vandebosch - Seraing (Belgique). 

868. Fiedler: Über Säugetierreste aus braunschweigischen Torf- 
mooren nebst einem Beitrag zur Kenntnis der osteologischen 
Geschlechtscharaktere des Rindsschädels. Zeitschr. f. Ethnol. 
1907. Bd. XXXIX, S. 449—508; mit 24 Abb., 11 Diagrammen 
u. I Taf. 
Eine eingehende Schilderung der im Naturhistorischen Museum zu 
Brannschweig aufbewahrten Moorfunde, soweit sie Reste der Gattungen Sus 
und Bos darstellen. Die schöne Tafel gibt ein Bild des im Jahre 1875 ge- 



300 A. Refei-ate. Urgeschichte 

fun denen, fast vollständig erhaltenen Skelettes von Boa primigen ius Boj. — 
Die Einzelheiten der osteologischen und osteometrischen Beschreibung der 
Fundstücke, welche nach dem Plan der Arbeit sehr eingehend sein mußten, 
da sie eine Ergänzung zu früher von anderen gegebenen gelegentlichen Fund- 
berichten bilden sollen, können hier nicht mitgeteilt werden. Interessant ist 
der Versuch (mittels Bleidrahtmethode und Winkelbestimmung) im Schädel- 
profil des Rindes einen auch sonst erwähnten Geschlechtsunterschied zahlen- 
mäßig zu fixieren: das Stirnbein ist beim weiblichen Geschlecht nicht so weit 
nach hinten ausgezogen wie beim männlichen, und der Neigungswinkel der 
Stirn- zur Hinterhauptsfläche ein verschiedener; wie immer bei Untersuchungen 
über Geschlechtsunterschiede, zeigen sich aber auch hier Formen, an denen 
der dem Geschlechte eigentümliche Typus nicht so markant zum Ausdruck 
kommt. P. Bartels-Berlin. 

369. F. Hertlein: Ringwälle im Iagstkreis. Fundberichte aus 
Schwaben 1907. Bd. XIV, S. 91; m. 1 Abbildung u. 1 Karten- 
skizze. 
Der Burgstall bei Finsterlohr, ein gallisches Oppidum, über dessen erste 
Untersuchung im Zentralblatt 1904, S. 377 berichtet ist, mag hier mit einigen 
Nachträgen erwähnt werden. Die Außenbefestigung wird jetzt als 8 m dicke 
gallische Mauer angegeben mit starker Steinmauerfront, während die innere 
Befestigu ngslinie kein steinernes Hinterhaupt der Gesamt mauer und keine 
Spuren von Klammern zum Halten der verfaulten Balken ergab. Wie auf 
dem Altkönig, fanden sich nun auch hier in der Mauerfront in Abständen von 
2 m die 45 cm breiten Löcher früherer Pfosten. Auch an dem schon bekannten 
Alten Tor ließen sich nun die Pfostenlöcher nachweisen, doch leider scheinen 
die Kleinfunde, deren Spärlichkeit schon damals hervorgehoben wurde, auch 
inzwischen nicht bereichert zu sein. — Ganz anders ist das Gesamtbild des 
Rosensteins bei Heubach, wo drei steil abfallende Hochflächen wie Blatter 
durch schmale Stiele mit der Albhochebene verbunden sind; aber diese Höhen 
sind nicht ringsherum befestigt, so daß sich eine Yergleichung mit gallischen 
Städten Frankreichs aufdrängen müßte, eben weil die steilen Abhänge vielfach 
keiner Befestigung bedürfen. Der eigentliche Rosenstein ist auf dem einzigen 
schmalen Zugange durch Wälle abgegrenzt, die denen des Burgstalles ent- 
sprechen, wenn auch die Pfosten des Steinkerns hier noch nicht so bestimmt 
nachzuweisen waren; immerhin darf die Anlage ebenfalls in die letzte Zeit 
gallischer Siedelung in diesen Gegenden gesetzt werden, und die Quermauer 
im Innern würde die Ostterrasse als Arx innerhalb des oppidum abtrennen. 
Der kleine Westteil scheint dagegen eine ältere Sonderanlage gewesen zu 
sein. Auch die zweite selbständige Hochebene ist durch einen Doppelwall 
vom Zentralplateau abgetrennt; es dürfte dieser kleinere Hochberg wohl als 
Vorläufer der größeren Volksburg auf dem Kosenstein anzusehen sein. Der 
östliche Seitenflügel des Mittelberges ist in seinem spitzen Vorsprunge wiederum 
durch einen Doppelwall abgetrennt und könnte eher als eine Art Fort für 
die Hauptbefestigung gedient haben, da der Hauptzugang in das Lappertal 
führt und dem Angreifer des Rosensteins in Rücken und Flanke fällt sowie 
eine Quelle sichert. Ein breiterer Rücken, der Heidenbuoren, hat trotz seines 
verdächtigen Namens noch keine Funde ergeben, wie denn in diesem ge- 
waltigen System von Bergfesten nur ein halbes Steinwerkzeug mit trichter- 
förmigem Bohrloch ohne Spur von Metallbohrung entdeckt ist. 

Prof. Walter-Stettin. 



A. Referate. Urgeschichte. 301 

870. S. von Forster: Die Besiedelung des Nürnberger Landes in 
vorgeschichtlicher Zeit. Festschrift des XVI. deutsch. Geo- 
graphentages, S. 153—165. Nürnberg 1907. 
Im Stadtgebiet des heutigen Nürnberg sind zufällig nur zwei vor- 
geschichtliche Funde bekannt geworden, neun kleine Tongefäße von Lausitzer 
Formen, die anfangs verdächtig schienen, aber durch ähnliche Stücke aus 
einem bronzezeitlichen Grabhügel bei Neumark i. 0. beglaubigt werden, sowie 
ein chronologisch nicht zu bestimmender Netzsenker. Aber neolithische Be- 
siedlung mit Feuerstein werk zeugen ist in der Umgegend bei Mögeldorf be- 
obachtet, und die noch nicht veröffentlichten Untersuchungen des Hohlen Fels 
bringen Material für die allerfrühste neolithische Stufe. Reicher fließen die 
Quellen von der Bronzezeit an, denn es ist ein Depotfund der älteren Bronze- 
zeit, Äxte, Dolch, ein Schwert von mykenischem Typus und anderes der älteren 
und jüngeren Stufe zugehöriges Inventar in naher Umgegend zusammen- 
gebracht. Die Gräber waren Flachgräber, die Bronzekultur ist im allge- 
meinen nicht so entwickelt wie im Norden, doch ist eine Verwandtschaft der 
oberpfälzisch-fränkischen Gruppe mit den Typen der mittleren Donauländer 
ersichtlich. Am stärksten war aber das Nürnberger Land zur Hallstattzeit 
besiedelt : von den 306 untersuchten Grabhügeln gehören die meisten und das 
reichste Grabinventar hierher, und zwar in die jüngere Stufe. Die Grabhügel 
dieser Periode liegen auf natürlichen Erhebungen und bergen selten nur eine 
Bestattung. Verbrennung ist etwas seltener als Beerdigung, die Unterschiede 
von Arm und Reich sind deutlich erkennbar. Die Blütezeit ist im Beckers- 
loher Grabfeld erreicht, die Wanderungsrichtung von Nordosten einfallend, 
aber die Beziehungen weisen auf die süddonauländische Zone hin. Mit dem 
Ende dieser ganzen reichen Entwickelung um 300 v. Chr. tritt eine merkliche 
Abnahme der Siedlungen im ganzen Gebiete ein, das Inventar aus der La Tene- 
zeit ist noch recht spärlich. Erwähnt sei noch der Froschfels am Brunner 
Berg, ein Schalenstein der bekannten Art erratischer Blöcke, die wohl zu 
Kultzwecken mit Mulden versehen sind. Auch die römische und allemann ische 
Zeit ist im Gebiete wenig bemerklich. Im allgemeinen ist aber eine An- 
lehnung an die Kulturkreise anderer Länder nachgewiesen, besonders hat die 
einmal angeknüpfte Verbindung mit dem Orient lange weiterbestanden, doch 
hat sich auch in Bronzetechnik und Keramik eine lokale Industrie ausgebildet 
Das somatische Material ist noch gering. Die Anregung Virchows auf der 
18. anthropol. Versammlung 1887 zu Nürnberg ist fruchtbar gewesen. 

Prof. Walter-Stettin. 

371. K. Stolyhwo: Le crAne de Nowosiolka considere comme preuve 
de l'existence k Pepoque historique de formes apparentees ä H. 
primigenius. Bull, de PAcad. des Sciences de Cracovie 1908. 
Fevr. 
Daß zwischen H. primigenius und H. recens — übrigens, wenn alle 
lebenden Rassen, hoch- wie tiefstehende umfassend, ein sehr weiter Begriff — 
Bindeglieder, Übergangsformen bestanden haben müssen, ist stets meine 
Meinung gewesen, und auch Schwalbe gibt dies neuerdings mit gewissen 
Einschränkungen für die ältere europäische Steinzeit zu. Unter den Wild- 
völkern der südlichen Halbkugel wird man ähnliche unentwickelte Schädel- 
formen noch heute finden können. Der Verfasser bemüht sich nun, zu zeigen, 
daß auch in Europa noch in geschichtlicher Zeit „dem H. primigenius morpho- 
logisch verwandte Bildungen" gelebt haben. Der Schädel, um den es sich im 
besonderen Falle handelt, ist 1904 in einem skythischen Grabhügel der Eisen- 



302 A. Referate. Urgeschichte. 

zeit bei Kiew gefunden worden, also kaum älter als unsere Zeitrechung. Eine 
große Anzahl von Maßen desselben werden mit solchen der ältesten euro- 
päischen Rassen (nicht bloß des H. primigenius) und des Pithekanthropns 
verglichen, wobei sich nach Stolyhwo ergibt, daß von 47 untersuchten Merk- 
malen 23 mit H. primigenius übereinstimmen, 11 eine unbedeutende und 13 eine 
erhebliche Abweichung zeigen. In bezug auf Länge und Breite stimmt der sky- 
thische Schädel (200 : 1 44) fast genau mit dem vom Neandertal (149 : 147) überein, 
hat dagegen, was ausschlaggebend ist, eine bedeutend höhere Schädelwölbung 
(66 : 54). Augenwulste sind vorhanden, doch lange nicht in dem Maße wie 
bei Homo primigenius. Ein nicht minder wichtiges Merkmal, die Kinnbildung, 
hat der Verfasser, obwohl er den Unterkiefer mehrfach gemessen, gar nicht 
berücksichtigt. Nach seiner ganzen Gestalt, wie auch nach seinem Alter, 
stelle ich den fraglichen Schädel zu H. europaeus mit vollständigem Ausschluß 
rundköpfiger Beimengung und etwas roherer, unentwickelterer Bildung, wie 
sie übrigens auch manchmal bei Germanen der Völkerwanderungszeit an- 
getroffen wird. Wäre H. primigenius von höheren Rassen zurückgedrängt 
worden, so hätte dies nur in nordsüdlicher Richtung geschehen können, nicht 
umgekehrt — Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch darauf hinweisen, daß 
im letzten Heft (IX, 3) der „ Mannheimer Geschichtsblätter a an einen Schädel- 
fund erinnert wird, den 1880 Zahnarzt Langeboth im Neckarkies bei Mann- 
heim in nächster Nachbarschaft einiger Elefanten zahne gemacht hat. Der 
eine Schädel war nicht zu erhalten, soll aber durch seine starke Augenwulst 
sehr an den Neandertaler erinnert haben, ein anderer kam nach Bonn und 
wurde im gleichen Jahr von Schaaffhausen der Berliner Anthropologen- 
versammlung vorgelegt. Er war klein, hatte „eine ganze Reihe primitiver 
Merkmale" und Zähne, deren „gewaltige Wurzeln tt denen der Australier 
glichen. Wir haben es also anscheinend mit einem bisher wenig beachteten 
bzw. in Vergessenheit geratenen Vorkommen des Homo primigenius zu tun. 

Ludwig Wilser. 

372. J. Heierli unter Mitwirkung von Prof. Dr. Henking, Prof. 
Dr. Hescheler, Prof. I. Meister, Dr. E. Neuweiler und anderer 
Forscher: Das Kesslerloch bei Thaingen. 214 S. m. 32 Tai. 

u. 14 Textillustr. Neue Denkschr. d. Schweiz. Naturforsch. Ges. 
1907, Bd. XLIU. 

Die bekannte Fundstätte von Thayngen — Heierli schreibt so, ab- 
weichend von der uns geläufigen Schreibweise Thaingen — , um deren Auf- 
deckung sich J. Nüesch große Verdienste erworben hat, ist von Heierli 
in den Jahren 1902 bis 1903 weiter erschlossen worden und soll nunmehr, 
nach Aussage Heierlis, vollständig ausgebeutet worden sein. Diese Nach- 
lese scheint wohl mit derselben Gründlichkeit, wie dies schon Nüesch getan 
hatte, vorgenommen worden zu sein ; dessen ungeachtet bleibt es zu bedauern, 
daß die historisch - antiquarische und die naturforschende Gesellschaft zu 
Schaffhausen nicht den bisherigen bewährten Forscher Nüesch mit diesem 
Abschlüsse betraut haben, der doch für den besten Kenner der einschlägigen 
Verhältnisse gelten darf. 

In dem Vorliegenden, wie wir es von den Denkschriften der Schweize- 
rischen Naturforscher - Gesellschaf t gewohnt sind, prächtig ausgestatteten 
Werke gibt Heierli in Verbindung mit Spezi alforschern eine Darstellung 
seiner Ausgrabungsresultate sowie der seiner Vorgänger, die er aber nicht 
immer als solche kennzeichnet, so daß der Anschein erweckt wird, als rührten 
sie von ihm selbst her. Es ist daher natürlich, daß wir dabei, besonders 



A* Referate. Urgeschichte. 303 

unter den Abbildungen, manchen Bekannten schon begegnen. Im allgemeinen 
läßt sich als Gesamtergebnis sagen, daß die neuen Ausgrabungen die Ergeb- 
nisse von Nüesch im großen und ganzen bestätigen, wenngleich sich kleine 
Abweichungen ergeben haben sollten. So z.B. will Heierli verschiedene 
Horizonte dos Materials, cL h. eine gelbe und eine graue Lehmschicht, unter- 
schieden wissen, hingegen ist Meister (S. 58) der Ansicht, daß diese ver- 
schiedenfarbigen Lehme zu Änderungen von Klima, Fauna und Flora oder 
zu einem Wechsel in der menschlichen Besiedelung in nicht der geringsten 
Beziehung gestanden hätten. 

Nach Schilderung der Lage, der Ausdehnung und Größe des Kessler- 
loches (S. 2 bis 3) wendet sich Heierli sodann zur Geschichte der Erforschung 
derselben (S. 3 bis 45) , wobei er von neuem die bekannten Fälschungen, 
denen Merk zum Opfer gefallen war, breittritt. — In dem dritten Kapitel 
(S. 45 bis 66) schildert Prof. Meister die geologischen Verhältnisse. Er 
stimmt Penok bei, daß die Besiedelung des Kesslerloches in die Zeit der 
Achen Schwankung zu versetzen sei, desgleichen Nüesch, daß die Stätte im 
Kesslerloch ein höheres Alter als die im Schweizerbild besitze. Den größten 
Teil des Werkes (S. 61 bis 154) nimmt im nächsten Kapitel die Abhandlung 
von Prof. Hescheler über die Tierreste ein. Ich halte diese minutiöse 
Beschreibung beinahe jedes Knochens für eine wissenschaftliche Spielerei, die 
das Buch zu sehr belastet Im übrigen besitzen wir bereits von Studer 
eine vorzügliche Darstellung der faunistiscben Verhältnisse. Neue Ergebnisse 
haben die jüngsten Grabungen nicht gebracht, ausgenommen den Nachweis 
von Reh und Moschusochse. Hescheler behauptet, daß, trotzdem Nage- 
tierreste auch bei diesen Grabungen gefunden worden sind, es im Kesslerloch 
keine besondere Nagetier Schicht gegeben habe. — Die Untersuchungen 
Dr. Neuweilers im fünften Kapitel über die Pflanzen- und Kohlenreste 
haben ergeben, daß es sich im Kesslerloch vorwiegend um Braun kohlen stücke 
(tertiären Ursprunges) und Kohlenreste von der Erle, der Haselnuß und Fichte 
handelt. — In den beiden nächsten Kapiteln ergreift Heierli sodann wieder 
das Wort zur Schilderung der archäologischen Ausbeute. Der Abschnitt 
(S. 165 bis 190) über Geräte aus Stein, Knochen und Hörn, sowie über 
Schmucksachen bringt nichts neues, dagegen erfahren wir aus dem nächsten 
(S. 190 bis 210) über die Kunstprodukte, daß die jüngsten Ausgrabungen 
eine neue Tierzeichnung ergeben haben : auf einem Kohlenplättchen fand sich 
ein Pferd in einer ganzen Figur dargestellt. Nüesch, der in dem Korre- 
spondenzblatt der deutschen anthropologischen Gesellschaft (XXXIX, 6) eine 
Kritik des vorliegenden Werkes gibt, meint, daß weder der Stil dieser Zeich- 
nung noch die Haltung des Pferdes den anderen echten Tierzeichnungen des 
Kesslerloches zu entsprechen scheine und hält, zumal er an Stelle der Ohren 
die römische Zahl IX findet — was meines Erachtens blinder Zufall sein 
kann — , dieselbe für eine plumpe Fälschung, der Heierli zum Opfer gefallen 
ist. Es steht mir keine Ansicht in dieser Sache zu ; hoffentlich ergreifen dazu 
kompetente Beurteiler das Wort. Dr. Buschan- Stettin. 

373. Victor Gross: Les söpultures de l'epoque de La Tene ä Mün- 
singen, canton de Berne (Suisse). fitude anthropologique 
sommaire. Rev. 6oole d'anthropol. de Paris 1908. Annee XVIII, 
p. 112—116. 
Dank der guten Erhaltung der La Tene - Gräberfelder zu Müsingen 
konnte Terf asser an 39 Schädeln die wichtigsten Messungen vornehmen, deren 
Ergebnis er in dem vorliegenden kurzen Berichte mitteilt. Aus diesem ist 



304 A. Referate. Urgeschichte. 

folgendes zu entnehmen. Die männlichen Schädel sind vorwiegend dolicho- 
kephal (47,6 Proz.), jedoch kommt unter ihnen auch eine gute Anzahl 
(31,3 Proz.) hrachykephaler vor (Index im Durchschnitt 79,05). Unter weib- 
lichen Schädeln findet sich ein stärkerer Prozentsatz hrachykephaler (46,1); 
indessen sind auch dolichokephale (30,7 Proz.) und mesokephale (23 Pros.) 
unter ihnen immer noch stark vertreten (Durchschnitt 79,09). Ein ethnischer 
Typ iet somit in dieser Nekropole nicht ausgeprägt. Die männlichen Schädel 
zeichnen sich durch Leptorrhinie , Leptoprosopie und Mesosemie aus. Beim 
weiblichen Geschlecht sind diese Merkmale sehr variabel. — Die Schädel- 
kapazität beträgt bei den Männern im Mittel 1 699 (bei 4 direkt durch Kubage 
erhalten) bzw. 1745 com (durch Berechnung erhalten), bei den Weibern 1463 
bzw. 1410 ccm. — Zwei der männlichen Schädel waren trepaniert (Abbildung). 

Buschan-Stettin. 

374. Heinrich Willers: Neue Untersuchungen über die römische 
Bronzeindustrie von Capua und von Niedergermanien besonders 
auf die Funde aus Deutschland und dem Norden hin. Mit 
56 Abbildungen im Text und 8 Lichtdrucktafeln. Hannover 
und Leipzig, Hahnsche Buchhandlung 1907. XII u. 111 S. in 4°. 
Willers hat im Jahre 1901 ein Buch über die römischen Bronzeeimer 
von Hemmoor veröffentlicht, das ohne Frage zum Besten gehört, was über 
römische Funde aus dem freien Germanien geschrieben worden ist. In der 
vorliegenden Studie setzt er seine Untersuchungen über römisches Bronze- 
geschirr auf einer breiteren Grundlage fort. Er kommt hierbei in wesent- 
lichen Punkten zu neuen, von seinen früheren Ansichten abweichenden Er- 
gebniesen. 

Der erste Abschnitt behandelt das kampanische Bronzegeschirr der 
La Tenezeit. Ausgehend von den aus dem Urnenfriedhofe von Nienbüttel 
und anderen hannoverschen Fundorten vorliegenden Eimern der Spat -La 
Tenezeit, für welche namentlich die delphin- und herzblattförmigen Attachen 
und die angelöteten Füßchen charakteristisch sind, gibt er eine FundstatUtik 
dieser Typen und weist auf Grund italischer Vergleichsstücke nach, daß sie 
im zweiten vorchristlichen Jahrhundert in dem schon vom älteren Cato wegen 
seiner trefflichen Bronzewaren gerühmten Capua entstanden sind. Der 
Import nach dem Norden erfolgte schon um 100 v. Chr. von Aquileia aus, 
hauptsächlich durch Pannonien und Böhmen, wobei keltische Zwischenhändler 
in den Grenzmärkten den Austausch der Waren vermittelten. 

Im zweiten Jahrhundert n. Chr. wurden die Eimer der kapuanischen 
Werkstätten im germanischen Norden nach und nach durch eine in Material 
und Form völlig abweichende Eimerklasse verdrängt. Sie gleicht in der 
Grundform dem modernen Eierbecher, hat einfache, der Mündung fest auf- 
gesetzte Henkelattachen und ist aus Messing hergestellt. In seinem ersten 
Buche hatte Willers die Heimat dieser Gefäße irgendwo in Gallien ver- 
mutet. Jetzt gibt er eine Statistik ihres Vorkommens, durch welche die 
Unhaltbarkeit jener Annahme festgestellt und statt dessen das römische 
Rheinland als Zentrum ihrer Verbreitung erwiesen wird. Durch Heranziehung 
späterer Analogien und glückliche Verwertung einzelner Denkmäler und 
historischer Nachrichten, gelingt es ihm ferner, die römische Messingindustrie 
auf die durch ihre Galmeilager begünstigte Gegend von Aachen und Stolberg 
und speziell das Dorf Gressenich zu lokalisieren. Wie sich der römische 
Handel vom Niederrhein nach England und dem Norden entwickelt hat, wird 
an der Hand der Funde scharfsinnig und einleuchtend dargelegt. 



A. Referate. Urgeschichte. 305 

Im dritten Abschnitt bespricht der Verfasser die Bronzeeimer mit ge- 
wundenen Eannelüren. Gleich den früheren sind auch sie nicht, wie meist 
behauptet wird, getrieben, sondern gegossen und abgedreht. Ihre Technik, 
Ausstattung und Begleitstücke führen wieder auf Capua. In den Vesuv- 
•tädten treten sie noch nicht auf, doch muß der Typus bald nach deren Ver- 
schüttung ausgebildet worden sein, und sich bis ans Ende des zweiten Jahr- 
hunderts erhalten haben. 

Der yierte Abschnitt behandelt Becken und Näpfe provinzialer Herkunft. 
Sie werden teils niederrheinischen, teils (auf Grund der Fabrikstempel) 
gallischen Gießerwerkstfttten zugewiesen. 

Ein besonders wichtiges Kapitel betrifft die Kasserollen, Schalen, Kellen 
und Siebe mit und ohne Fabrikantenstempel. Die verschiedenen Typen 
werden nach ihrer chronologischen Entwickelung und ihren Ursprungsländern 
eingehend analysiert und die vorkommenden Stempel in einer bisher nirgends 
erreichten Vollständigkeit zusammengestellt. . 

Weihgeschenke als Ausfuhrartikel betrachtet der folgende Abschnitt. 
Manche der im Norden gefundenen römischen Metallsachen, wie z. B. der 
bekannte Bronzeeimer von Fycklinge in Schweden mit der Weihinschrift für 
Apollo Gramms und der Sacrauer Vierfuß mit der Inschrift NVM(ini) AVG(usti), 
sind als einstiges Tempelgut gekennzeichnet. Dies erklärt sich einfach 
daraus, daß es im Altertum üblich war, schadhaft gewordene Gegenstände 
von Zeit zu Zeit aus den Tempelschätzen auszuscheiden und nach römischem 
Brauche meistbietend zu versteigern. Die nach Germanien Handel treibenden 
Kaufleute haben sich auch diese Gelegenheit zunutze gemacht und die aus- 
rangierten Stücke ihren Ladungen beigesellt. Auch die nicht selten ge- 
fundenen Bronzestatuetten römischer und gallischer Gottheiten gehören hierher. 
Die Fund umstände legen die Vermutung nahe, daß sie von den Germanen 
als Kinderspielzeug erworben wurden. 

Zum Schluß werden zwei kleine Denarfunde aus Franzburg bei Hannover 
und Goldenstedt im oldenburgischen Amt Vechta besprochen. Der Verfasser 
sieht in ihnen eine Bestätigung seiner früher ausgesprochenen Ansicht, daß 
von den römischen Großkaufleuten nach dem freien Germanien ein direkter 
Handel betrieben wurde, der vom Niederrhein ausging und sich bis ins zweite 
Jahrhundert auf das Küstengebiet der Nordsee beschränkte, dann aber auch 
in die Ostsee hinübergriff und sich hier ein gewaltiges Absatzgebiet zu 
schaffen verstand. 

Der Inhalt des Buches kann durch den vorstehenden knappen Auszug 
natürlich nur angedeutet werden. Es lehrt recht eindringlich, welche aus- 
giebige Quelle für die Kenntnis der antiken Wirtschafts- und Kulturgeschichte 
in den Funden fließt, und wie notwendig es ist, daß sich zu. ihrer wissen- 
schaftlichen Verarbeitung klassische und prähistorische Archäologie die Hand 
reichen. Wenn Willers, wie er ankündigt, seine Studien auf dem Grenz- 
gebiete der beiden Disziplinen fortsetzt, so dürfen wir davon noch manche 
schöne Frucht erwarten. H. Seger- Breslau. 

375. Tedesehi: Scheletri romani e preromani di Nesazio d'Istria. 

Atti Acc. scient. Veneto - Trentino - Istriana 1907. Vol. IV, 

p. 8—19. 
An der neuerdings aufgedeckten Stätte des alten Nesacium, wo 177 vor 
Chr. die Römer die Istrier besiegten, fand man eine Necropole, meist Brand- 
gräber, aber auch ein allerdings ganz zertrümmertes Skelett und Skelettgräber 
der römischen Zeit. Ersteres soll unzweifelhaft vorrömisch sein; die meisten 

Zentralblatt für Anthropologie. 1908. 20 



306 A. Referate. Urgeschichte. 

Knochen fehlen oder sind zerschlagen, der Schädel war zertrümmert, ist 
restauriert, aber unvollständig und verdrückt. Verfasser untersucht die 
ethnischen Charaktere; die Resultate sind naturgemäß sehr unsicher. 

P. Bartels-Berlin. 

376. Harriet A. Boyd: Gournia. Report of the American Exploration 
Society's Excavations at Gournia, Crete, 1904. Univ. of Penn- 
sylvania. Transactions of the Department of Archaeology. 
Free Museum of Science and Art 1905. VoL I, part IIT, p. 177 
— 189; Taf. XXV. 

377. Edith U. Hall: Early painted pottery from Gournia. Ebendas. 
S. 191—205; Taf. XXVI— XXXIII. 

378. Richard B. Seager: Excavations at Vasiliki, 1904. Ebendas. 
S. 207—221; Taf. XXXIV— XXXV. 

Die Ausgrabungen der American Exploration Society bei Gournia und 
einigen Nachbarplätzen auf dem Isthmus von Hierapetra (Ostkreta), die in 
den Jahren 1901, 1903 und 1904 ausgeführt wurden, haben bemerkenswerte 
Resultate gezeitigt. Die dabei aufgedeckten Kulturschichten werden durch 
die eingeschlossenen Beste altkretischer Töpferei illustriert. Sie ergeben eine 
Reihe mit acht verschiedenen Stadien der Entwickelung vom 3. Jahrtausend 
v. Chr. bis hinab ins vollentwickelte Eisenalter. 

Fräulein Boyd beschäftigt sich eingehender mit einigen der älteren der- 
selben, zunächst mit Klasse I, der ältesten, als „subneolithic" bezeichneten. 
Charakteristisch für sie ist das Nebeneinander einer primitiven, handgemachten, 
monochromen Gefäßgattung mit einfachen, eingeritzten Verzierungen, aber 
ohne weiße Einlagen, und einer nach Art der Kykladenkeramik bemalten 
Gruppe (dunkel auf hellem Grunde), die in Felskammergräbern von Gournia 
und im untersten Stratum von Vasiliki (vgl. Seager) gefunden wurden. Ver- 
einzelt tauchen darunter Vertreter der Weißmalerei auf. Dieselbe kommt 
auch in den Felskammern („Caves") von Hagia Photia (auf der Südseite des 
Isthmus) vor, aber in zwei verschiedenen Gruppen, die als Zwischenstufen 
(gelblichweiß auf rotem oder schwarzem polierten Grunde; weiß und orange 
auf schwarzem Überzuge oder „Proto-Kamares-Stil") gelten können. 

Als Klasse IV wird von Boyd die eigentliche „Kamares -Keramik* 
eingereiht. Sie stammt aus Einschlüssen innerhalb von Hausmauern mit 
Schädeln und Knochen in unregelmäßiger Lage, sogenannten „house-tombes tt 
oder wirklichen Beinhäusern („charnel-houses"). Dieser Stufe entsprechen 
auch die sonstigen Beigaben (Bronzepinzetten, Silberbecher, Steingefäße). 

Klasse II ist eine neue Erscheinung im alt-ägäischen Kreise und stammt 
von der durch Seager erforschten Kephala von Vasiliki, einem niedrigen 
Kalkstein rücken zwischen den schroffen Bergketten, die den Isthmus von 
Hierapetra östlich und westlich begrenzen. Hier fanden sich ziemlich gut 
erhaltene Hausmauern aus drei verschiedenen Bauperioden (Plan S. 208). 
Dazu kommt als Ablagerung einer ältesten Periode (I) die unterste mauerlose 
Schicht mit Scherben der oben genannten, monochromen und eingeritzten 
Topf wäre (S. 211 f.). Perioden bietet bemalte Ware nach Art der Kykladen. 
Dagegen wird die III. Periode von der neuen Gattung beherrscht: Ihr Stil- 
merkmal sind rotschwarze Flecke; deren Ursprung ist auf technische Un- 
vollkommenheiten bei Einführung eines, wohl nur im Töpferofen möglichen, 
schärferen Brandes zurückzuführen. Deswegen muß es bedenklich erscheinen, 
wenn Spuren derselben Topfware schon im untersten Stratum, wie auch im 
Niveau der II. Periode entdeckt worden sind. 



A. Referate. Urgeschichte. 307 

Der IV. Periode gehört die Keramik mit Weißmalerei au, deren erstes 
Erscheinen schon für das Ende der vorigen Periode angenommen wird. 

Für die Dauer der ganzen Ansiedelung werden 400 Jahre (2500 bis 
2100 v. Chr.) gerechnet. 

Die letztgenannte Gruppe, die weiß bemalte Keramik, wird von Frl. Hall 
(S. 191 ff.) mit wünschenswerter Ausführlichkeit behandelt, indem auf acht 
Tafeln charakteristische Proben dieser wichtigen Entwickelungsstufe aus 
Gournia veröffentlicht werden. Sie entspricht der Klasse III in Boyds 
Stufenreihe, ist also jünger als die gefleckte Gruppe und älter als die Kamares- 
wäre. Eine genaue Analyse wird den eigenartigen Ornamenten gewidmet, 
darunter besonders der Spirale, dem Flechtband und naturalistischen Motiven. 
Besondere Vergleiche führen zu dem Resultate, daß die Gourniagruppe auch 
genetisch als Vorstufe der „mittelminoischen" Kamaresware zu gelten hat. 

Hubert Schmidt-Berlin. 

879. Edith H. Hall: The decorative art of the Crete in the bronze- 
age. Univ. of Pennsylvania. Transactions of the Department 
of Archaeology 1906. Vol. II, part 1, p. 5—50; Taf. I— III. 

In einer sehr dankenswerten Studie untersucht die Verfasserin das ganze, 
bisher publizierte Material an kretischer Vasenmalerei nach ihrer dekorativen 
Bedeutung und Entwickelung auf Grund der von Evans für Knosos be- 
gründeten Einteilung in drei Perioden (Early Minoan, Middle Mino an, Late 
Minoan), deren jede drei Unterstufen hat. Der hier vorhandene Musterschatz 
weist nach Hall folgende, generell verschiedene Gruppen auf: 

I. Imitative Muster, d. h. Darstellungen von wirklich vorhandenen 
oder gedachten Motiven. Es sind: a) rein naturalistische Muster; b) kon- 
ventionell naturalistische Muster, d. h. Darstellungen natürlicher Vorbilder 
nach herkömmlichen Methoden; c) „conventionalized naturalistic designs tt , 
d. h. Muster, die nicht mehr unmittelbar auf Naturvorbilder zurückgehen, 
sondern infolge fortwährenden mechanischen Kopierens eine stereotype Form 
erhalten haben; d) sacrale Muster, wie z. B. die Doppelaxt. II. Nicht- 
imitative Muster, d. h. Verbindungen von Linien nach den Gesetzen von 
Rhythmus und Symmetrie. Sie sind: a) einfache Grundmuster, wie Punkte, 
Spiralen u. dgl.; b) Kombinationen und Kompositionen von solchen. 

Das Resultat der Untersuchung läßt sich in folgende Sätze kurz zu- 
sammenfassen: 

Die Entwickelung beginnt mit der Beschränkung auf die einfachsten 
linear-geometrischen Muster, unter denen der Zick-Zack besonders beliebt ist: 
Early Minoan I bis III mit eingeritzten und aufgemalten Ornamenten. Die 
Einführung der Töpferscheibe in Early Minoan III hat keinen Einfluß auf 
die Entwickelung des Dekors. Dagegen setzt die rot -schwarz gefleckte 
Ware von Vasiliki (Ostkreta), wahrscheinlich in Early Minoan II, die Ein- 
führung des Töpferofens voraus, der einen schärferen Brand ermöglichte. 
Auf den Gebrauch des Pinsels will die Verfasserin die immer mehr zur 
Geltung kommende Vorliebe für die Bogenlinie zurückführen. Mit der Weiß- 
malerei auf gemaltem Grunde in Early Minoan HI setzt die großartige 
Entwickelung des altkretischen Dekorationsstils ein. Ebendahin gehören die 
Anfänge der „Naturalisierung" geometrischer Motive, d. h. es beginnt damit 
die Geschichte der imitativen Muster. 

Trotz der typischen Herrschaft der nicht-imitativen Muster setzt sich 
dieser Prozeß in Middle Minoan I fort. Durch den Zusatz von Neben- 
farben (Rot, Karmesin und Orange zu Weiß) gewinnt der Dekor ungemein an 

20* 



308 A. Referate. Urgeschichte. 

Wirkung; es beginnt die Polychromie in der altkretischen Vasenmalerei in 
Middle Minoan II. Zugleich zeigt sich ein entschiedener Fortschritt auf 
dem Wege zur Vollendung eines rein naturalistischen Stils, indem die kon- 
ventionell naturalistischen Motive eine gesteigerte Tendenz zum reinen 
Naturalismus bekunden. Die Komposition von gemischten Mustern steht 
auf der Höhe. Erst in Middle Minoan III erringt der rein naturalistische 
Stil die Vorherrschaft, Neben die Tonvasen treten die Fayencen aus den 
„Tempel-Repositorien" des Palastes von Enosos. Sie deuten auf ägyptische 
Einflüsse der 12. und 13. Dynastie, aber in Kreta werden die gleichen Motive 
mit vollkommener Freiheit verwendet. Konventionell naturalistische Motive 
sind in dieser Periode selten. Sacralen Ursprungs sind Schild und Doppel- 
axt. Nicht-imitative Muster bleiben im Gebrauch. 

Stilistisch unterscheidet sich von dieser Stufe die folgende (LateMinoanl) 
nur insofern, als neue naturalistische Motive zum früheren Musterschatz der 
Vasenmaler hinzutreten: sowohl Hanken- und Blattmuster, als Meermotive 
(Octopus, Nautilus, Tritonmuschel, Seegras), jedoch ohne die nicht-imitativen 
Muster ganz zu verdrängen. Neu ist unter letzteren das n Scbuppenmuster a 
in Anlehnung an ältere, ägyptische Vorbilder. Die Technik der Vasenmalerei 
nimmt eine neue Richtung an, indem die Muster dunkelglänzend auf hellen 
Tongrund treten und Weiß nnr noch sekundär zum Aufsetzen auf die Haupt- 
muster verwendet wird. Den Höhepunkt des Naturalismus bezeichnen die 
Fresken von Hagia Triada aus der Zeit des Überganges zur nächsten Periode. 
In Late Minoan II nimmt der Naturalismus in der Vasenmalerei die Formen 
eines Prunkstils an, beginnt aber zugunsten der konventionell naturalistischen 
Muster schon zurückzutreten. Schließlich zeigen sich die ersten Anzeichen 
eines Niederganges in der Vorliebe für Füllmotive (stop-gap Ornaments), die 
dem horror vacui ihr Dasein verdanken, und ein Streben nach tektonischer 
Gliederung der Gefäßfläche. In Late Minoan III ist der Verfall auch wirk- 
lich da: Die Muster werden nicht mehr der Natur nachgebildet, sondern sind 
traditionelle Kopien älterer Motive; der rein geometrische Stil, in dem die 
Natur erstarrt, bereitet sich vor. 

Erst diese drei letzten Stufen werden ausgefüllt durch die große Masse 
der Altertümer, die uns nach den Entdeckungen Schliemanns die Kenntnis 
der „niy kenischen " Kultur vermittelt haben. Nur für sie läßt sich der von 
Furtwängler und Löschcke aufgestellte Satz festhalten, daß mit Aus- 
nahme der Spirale und einiger „Webemuster" alle Motive der mykenischen 
Vasenmalerei in ihrer ältesten Form Darstellungen von Naturgegenständen sind. 

Hubert Schmidt-Berlin. 



G. Elliot Smith : Report on the unwrapping of the mummy of 
Menephtah. Annales du Service des Antiquites 1907, p. 108 
—112. 
381. 6. Elliot: Report on the unrolling of the mummies of the 
kings Siptah, Seti II, Ramses IV, Ramses V, and Ramses VI 
in the Cairo Museum« Bullet de PInstit. Egypt 1907, p.45 — 67. 
Verfasser schildert die im Cairo-Museum vorgenommene Auewickelung 
einiger von Loret im Jahre 1898 in Bab-el-Muluk (Theben) gefundener 
Königsmumien. Die eine Hälfte derselben (Menephtah, Siptah und Seti II.) 
waren die letzten Pharaonen der XIX., die andere (Ramses IV., V. und VI.) 
die drei ersten der XX. Dynastie. Alle Mumien waren während des letzten 
Abschnittes der XX. oder auch erst zur XXI. Dynastie geplündert, die Ge- 
wänder nnd Binden zum größten Teil ausgeraubt, die Körper beschädigt 



B. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 309 

worden. Unter der Herrschaft der Priesterkönige hatte man sie dann wieder 
eingewickelt, zum Teil muß dies in großer Eile geschehen sein. 

Die Schilderung Smiths illustriert bezüglich der Prozedur des Ei nbal sa- 
ldieren s und Einwickeins das schon früher (siehe Zentralblatt 1907, S. 310) 
Gesagte. Daher möge hier nur das wenige, was er über den physischen 
Habitus dieser sechs Könige mitteilt, wiedergegeben werden. 

1. Menephtah: 1714 mm groß, fast ganz kahl bis auf einen schmalen 
Kranz weißer Haare. Im Gesicht nur wenige kurze schwarze Haare auf der 
Oberlippe, ebenso spärliche an den Backen und am Kinn. Die Schädeldecke 
zeigt ein mit einem scharfen Instrument erzeugtes Loch, das offenbar, 
nachdem die Mumifikation beendet war, durch die Binden hindurch bei- 
gebracht worden sein muß. Ursprünglich nahm Smith an, daß dasselbe 
von den Leichenräubern herrühre, glaubt aber, da er es mit deutlicher Regel- 
mäßigkeit an den Köpfen von Menephtah, Seti IL, Ramses IV., V. und VI. 
und anderen antraf, daß dies einen anderen Grund haben müsse. Mas per o 
glaubt, daß durch dasselbe die bösen Geister aus dem Körper treten sollten. 
Die allgemeine Gesichtsbildung erinnert an die von Ramses IL, aber in den 
Schädel- und Gesichtsmaßen mehr an Seti den Großen. Menephtah muß sehr 
korpulent gewesen sein. 

2. Siphtah: 1638 mm groß, ein junger Mann mit gestutztem, rötlich- 
braunem, lockigem Haar, behaftet mit einem Talipes equino-varus. 

3. Seti IL: 1640mm groß, ebenfalls ein junger Mann. Auf dem linken 
Scheitelbein ein Loch. Gesichtszüge sehr ausgesprochen ; obere Schneidezähne 
springen vor, Kinn ist klein. 

4. Ramses IV.: 1604 mm groß, fast ganz kahl bis auf einen Rest von 
Haaren an den Schläfen und am Hinterhaupt, den Schädelnähten nach zu 
urteilen mindestens 50 Jahre alt. Auch hier eine dreieckige Öffnung in der 
Schädeldecke. 

5. Ramses V.: 1726 mm groß, ein viel jüngerer Mann. Hier scheint die 
Öffnung in der Schädeldecke bei Lebzeiten angebracht worden zu sein. Diese 
Mumie war so vorzüglich erhalten, daß man im Gesicht, am Unterleib, den 
Genitalien und den Oberschenkeln noch deutlich einen papulösen Ausschlag 
erkennen konnte, den Prof. Ferguson mit großer Wahrscheinlichkeit als 
Windpocken diagnostizierte. In der rechten Leistengegend ein ulcerierter 
ßubo. 

6. Ramses VI.: 1724mm groß, wahrscheinlich von mittlerem Alter. 
Schädeldefekt wie oben. Buschan- Stettin. 



B. Literatur -Übersicht des Jahres 1908. 

I. Anthropologie. 

Allgemeines. 

Bernhardt, Vererbung der Knochenarchitektur beim Menschen und die Teleologie 
bei J. Wolf f. Zeit8chr. f. Ausbau d. Entwickelungsgesch. 1907, S. 9 — 12. 

Burck, Darwins Kreuzungsgesetze und die Grundlagen der Blütenbiologie. Biol. 
Zentralbl. 8. 

Dahl, Fr., Der heutige Stand der Darwinschen Theorie. Die Umschau XII, 25, 
S. 483—487. 

Doflein, Über Schutzanpassung durch Ähnlichkeit. Biol. Zentralbl. 7. 



3*10 B- Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 

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of Med. I, p. 331—347. 
Häoker, Die Chromosomen als angenommene Vererbungsträger. Ergebnisse und 

Fortschritte der Zoologie 1,1. 

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p. 225—254. 
Jordan, Über Entwicklung vom physiologischen Standpunkte aus. Biol. Zentralbl. 8. 
Kohnstamm, Warum werden Verstümmelungen nicht vererbt? Zeitschr. f. d. Aus- 
bau d. Entwickelungslehre 1907, 9 — 12. 
Martin, It., Bemerkungen zur anthropologischen Bibliographie. Korrespondenzbl. 

deutsch, anthr. Ges. XXXIX, 7, 8. 50—52. 
Meyer, P., Les croisements et l'härödite' des caracteres (la loi de Mendel). Bev. 

g6n. d. sc. pures et appL, p. 27 — 31. 
Mühsam, H., Die Bedeutung der neueren Methoden der Blutdifferenzierung für die 

Anthropologie. Zeitschr. f. Ethnol. XL, 4, S. 575—582. 
Noorduyn, C. L. W., Die Erblichkeit der Farben bei Kanarienvögeln. Arch. f. 

Bass-. u. Ges.-Biol.V, 2, 8.161—177. 
Prinzing, Die Vererbung pathologischer Eigenschaften. Monatsschr. f. Kriminal- 

psychol. V, 1. 
Pernnett, R. E,, Mendelism in relation to disease. Proc. Boy. Soc. of Med. Vol. I, 

Epidem. Beet., p. 83— 168; 11 Fig. 
Schlosser, M., Beitrag zur Osteologie und systematischen Stellung der Gattung 

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Jahrb. f. Mineral., Geol. u. Paläontol. Festband 1907, S. 197—226. 1 Tafel. 
Schwalbe, E., Kohlbrugge, Die morphologische Abstammung des Menschen. 

Globus XCin, 22, S. 341—346. 
Tschermak, E. v., Der moderne Stand des Vererbungsproblems. Mit 4 Fig. Arch. 

f. Bass.- u. Ges.-Biol. V, 3, S. 305—326. 
Wiedersheim, IL, Der Bau des Menschen als Zeugnis für seine Vergangen- 
heit. 4. Aufl. m. 155 Abb. Tübingen, H. Lauppsche Buchhdlg. 
Ziermer, M., Genealogische Studien über die Vererbung geistiger Eigenschaften, 

nachgewiesen an einem Material von 1334 Waldauer Haushaltungen. Arch. 

f. Rasa-, u. Ges.-Biol. V, 2, S. 178—220 u. 3, S. 327—363. 

Spezielle Anthropologie. 

Albrand, Oculistische Beiträge zur Wertung der Degenerationszeichen. Arch. f. 

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Anderson, R. J., The thickness of the skull in Mammalia. Rep. Sc. Meeting 

Brit. Ass. Adv. of Sc. Leicester 1907, p. 546—547. 
Baudouin, M., Un nouveau cas de Separation chirurgicale d'un xiphopage vivant 

remontant a 1840. Bull. Soe. d'anthrop. Paris 1907. VIII, p. 407—409. 
Cevidalli, A., Nuove ricerche per lo studio antropologico della mano. II. Lo 

Speriraentale LXII, p. 184—189. 
Christ, H., Physischer Bückgang der Appenzeller Bevölkerung. Polit.-anthropoL 

Kev. VII, 3, S. 146—151. 
Debierre, Ch., Les deux d^oapites de Dunkerque. Aroh. d'anthrop.-crim. XXIII, 

p. 1-18; 2 Fig. 
Diamandi, M., S£ance de calcul mental (Päricles Diamandi). Bull. Soc. d'anthrop. 

Paris 1907. IX, p. 501— 504. 
Dubois, E., On the correlation of the black and the orange-coloured pigments and 

the haring upon the Interpretation of red-hairness. Man 46, p. [87] — [89]. 
Dubreuil-Chambardel, Malformations cardiothoraciques par compression intra- 
uterine. Bull. Soc. d'anthrop. Paris 1907. VIII, p. 409— 417. 
Dubreuil-Chambardel, L., Variations sexuelles de Patlas. Bull. Soo. d'anthropol. 

Mit 2 Abb. Paris 1907. VIII, p. 399. 
Dudfleld, Some unconsidered factors affecting the birth-rate. Journ. Boy. Statist. 

Soc. März 31. 
Franz, E., Zur Entwickelung des knöchernen Beckens nach der Geburt. Beitr. z. 

Geburtskde. u. Gynäkol. XIII, S. 12—29; 5 Taf. 
Haglund, Patrik, Zur Frage des Os tibiale externum. Erwiderung. Zeitschr. f. 

Orthopäd. Chirurgie XIX, S. 452 — 455 (mit Antwort von Lilienfeld, 8. 455 

—456). 



ß. Literatur-Übersicht de« Jahres 1908. 311 

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—485. 
Holl, M., Über Furchen und Windungen der Scheitel-Hinterhauptgegend an den 

Gehirnen der Affen der neuen Welt. 82 8. m. 8 Fig. u. 6 Taf . Wien, A. Holder. 
Jarricot, J., Sur les variations saisonnieres du nombre des conceptions a Lyon. 

Bull. 8oc. d'anthrop. Paris 1907. IX, p. 505—508. 
King, G.. The discovery of the „missing liok". The appearence of woman as a 

„sport in nature, and the evolution of anthropoid men. Science of man IX, 

2. Supplement, I— IV. 
Laloy, £tude du Systeme dentaire chez les Mammiferes. Bev. scient. 1907, 9. Nov. 
Laurent, L., Le criminal au point de vue anthrop., psychol. et social. 250 S. 

Paris, Vigot f reres. 
Liebreich. IL, L'asymetrie de la figure et son origine. Compt. rend. Acad. Soc. 

CXLVI, p. 593—597; 3 Fig. 
Loth, E., Die Aponeurosis plantaris in der Primatenreihe mit spezieller Berück- 
sichtigung des Menschen. M. 124 Fig. im Text. Morphol. Jahrb. XXXVIII, 

1—2, S. 194—322. 
Meyer, H. , Ein Beitrag zur Lehre von der Hypoplasie der Genitalien und vom 

InfantilismuM auf Grund von klinischen Beobachtungen. Beitr. z. Geburtskde. 

u. Gynäkol. 1907. XII, 3. 
Naumann, Über Drillingsschicksal. 7 S. m. 1 Taf. Leipzig, B. Konegen. 
Bubner, Probleme des Wachstums und der Lebensdauer. Wien. med. Wochenschr. 

11-13. 
Sehollmeyer. "W., Eugenik, Lebenshaltung und Auslese. Zeitschr. f. Sozialwiss. 

XI, 5, S. 267— 277; 6, 8.334-348 u. 7—8, S. 458— 489. 
Schaffer, Über das Alter des Menstruationsbeginns. Aren. f. Gynäkol. LXXXIV, 3. 
Taylor, J. L., Aspeets of social evolution. I. Temperaments. Science of man IX, 

12, p. 184—185. 
Thomas, Oldfield, The missing premolar of the Chiroptera. Ann. and Mag. of 

Nat. Hist. Ser. VHI, Vol. I, p. 346—348. 
Velden, F. v. d., Der Einfluß des Heiratsalters auf die Beschaffenheit der Nach- 
kommenschaft. PoL-anthrop. Bev. VII, 5, 8.264—267. 
Wilder, H. H., Zur körperlichen Identität bei Zwillingen. Anat. Anz. XXXII, 

S. 193— 200; 2 Fig. 



II. Ethnologie und Ethnographie. 

Allgemeines. 

Cook, A. de, Le folk-lore en sommeil. Bev. tradit. popul. XXIII, 2 — 3. 

Edmont. B.. Petites legendes chretiennes. Bev. tradit. popul. XXIII, 2 — 3. 

Götze, A., Brettchen Weberei im Altertum. Zeitschr. f. Ethnol. XL, 4, S. 481— 500. 

Haber landt, Die sozialen Triebe und Organisationen der Weiber. Mitt. Wien, 
anthrop. Ges. XXXVIII, 5—6, S. [21]— [29]. 

Hewitt, J. F., Primitive traditionnal history. 1024 S. m. Kart u. Taf. London, 
J. Parker & Co., 1907. 

Kerbeuzec, H. de, Le peuple et l'histoire. Bev. tradit. popul. XXTTT, 2 — 8. 

ftnoohenhauer, Familienleben und Prostitution bei außereuropäischen Völkern. 
Zeitschr. z. Bekämpfung d. Geschlechtskrankheiten IV, 11. 

Lehmann, A., Aberglaube und Zauberei von den ältesten Zeiten bis in die Gegen- 
wart. 2. umgearb. u. erweiterte Aufl. XII, 665 S. m. 67 Abb. u. 2 Taf. Stutt- 
gart, F. Ente. 

Lejeune, Ch., Superstitions. Bull. Soc. d'anthrop. Paris 1907. IX, p. 417 — 437. 

Lessmann, H., Aufgaben und Ziele der vergleichenden Mythenforschung. VIII, 
52 8. Mytbol. Bibliothek I, 4. Leipzig, J. C. Hinrichs. 

Menard, E., La mer et les eaux. Bev. tradit. popul. XXIII, 2 — 3. 

Merag, XI. H. de, Neue biologische Grundlagen der Soziologie. Polit.-anthrop. 
Rev. VII, 4, S. 191—201. 

Morgan, L. H., Die Urgesellschaft (Anoient Society). Untersuchungen über den 
Fortschritt der Menschheit usw. Aus d. Engl. v. W. Eichhoff u. K. Kautzky. 
2. Aufl. XVI, 480 S. Stuttgart, J. H. W. Dietz Nachf. 

Nordenholz, A., Soziologische Probleme. Arch. f. Rass.- u. Ges.-Biol. V, 2, S. 235 
—248. 



312 B. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 

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nach dem wilden Emmer (Triticum dicocc. Kcke). Ber.Botan. Ges. XXYIa, 4, 
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schen und die Gesellschaft (holländ.). 45 S. Haag, M. NijhofL 

Veröffentlichte Briefe, Aufsätze und Werke 1860—1907 von Prof. Dr. G. Schwein- 
furth. 19 S. Berlin, W. Pormetter, 1907. 

Vierkandt, A., Zur Reform der völkerkundlichen Außenarbeit. Globus XCIV, 5, 
S. 79—82. 

Westermarck, E., Eigen tumsempflndting und Diebstahlsrecht, insbesondere bei 
den Naturvölkern. Zeitsohr. f. Sozialwiss. XI, 7 — 8, S. 395 — 413. 

Spezielles. Rassenkunde. 
Europa. 

Adrian, K., Salzburger Volksspiele, Aufzüge und Tänze. Mit 3 Taf., 9 Abb. und 

Noten im Texte. 160 S. Salzburg, A. H. Huber. 
Äimft, Fr.. Die Hypothese von einem postkonsonantischen Wechsel K — y, t — <f, 

p — ß im Urlappisohen. Finn.-ugr. Forschg. 1906. VI, 2—3, S. 181— 210. 
Anderson. R. J., Racial types in Connaught. Rep. 77. Meet. Brit. Assoo. Adv. of 

Sc. Leicester 1907. p. 654— 655. 
Anthropological Photographs. Report of the Committee. Rep. 77. Meet. Brit. Assoc 

Adv. of Sc. Leicester 1907. p. 374—891. 
Anthropometric Investigation in the British Isles. Report of the Committee. 

Rep. 77. Meet. Brit. Asaoc. Adv. of Sc. Leicester 1907. p. 354 — 368. 2 Fig. 
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Becker, A« Pfalzer Frühlingsfeiern. Hess. Blätter f. Volkskde. 1907. VT, 3. 
Bercher, M.-L., Le peuple Norvegien; la vie en Norvege. Bull. Soc. geogr. 

d' Alger 1907. VII, p. 339—357. 
Coletti, F., Alcuni caratteri antropometrici dei Sardi e la questione della degene- 

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Daucourt, Noels jurassiens. Schweiz. Aroh. f. Volkskde. Xu, 2. 
Deuni, Traditions et superstitions de la Haute-Bretagne. Rev. tradit. popul. 

XXIII, 1. 
Dido, A., Oontes estoniens. Rev. tradit. popul. XXIII, 1. 

Bdmont, Ed., Anciennes coutumes du pays d'Artois. Rev. tradit. popuL XXIII, 1. 
Geramb, V. v., Der gegenwärtige Stand der Hausforschung in den Ostalpen, mit 

Berücksichtigung der Grundrißformen. Mitt. Wien, anthrop. Ges. XXXVIII, 

S. 96—135. 
Guttenberg, Peunten in Oberfranken, im Allgäu und in Steiermark. Korrespon- 

denzblatt deutsch, anthrop. Ges. XXXIX, 4—5, S. 25—33. 
Harou, A., Folk-Lore du Limbourg hollandais. Rev. tradit. popul. XXIII, 1,8.2—3. 
Helm, K., Fastnachts- und Sommertags verschen aus Hessen. Hess. Blätter f. 

Volkskde. 1907. VI, 3. 
Kammer, C, Klapperbretter und anderes Volkskundliches aus Bulgarien. Mit 

29 Abb. Globus XCIV, 1, S.7— 11. 
Kerbeuzeo, H. de, Traditions et superstitions de Basse-Bretagne. Rev. tradit. 

popul. XXIII, 1. 
ELrohn, E», Lappische Beiträge zur germanischen Mythologie. Finn.-ugr. Forschg. 

1906. VI, 2-8, S. 155— 180. 
La couleur des cheveuz et des yeux en £cosse. Rev. fecole d'anthrop. Paris. XVIII, 

p. 276—280. 
Lambet, Les croyances populaires au Pays-d'Enhaut (Haute -Gruyere). Schweiz. 

Arch. f. Volkskde. XU, 2. 
Löwe, IL, Rübezahl im heutigen Volksglauben. Zeitschr. d. Ver. f. Volkskde. 

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Mielke, It., Ein merkwürdiger Totenbrauch. Mit Diskuss. Zeitschr. f. Ethnol. XL, 

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Mortillet. A. de, Les pierres a fusil, leur fabrication en Loir-et-Cher. Mit 6 Abb. 

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B. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 313 

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Müller, Aus dem Volksmuude und Volksglauben des Kantons Basel-Land. Schweiz. 

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Nordländer, J., Überreste des Aberglaubens und des heidnischen Kultus in den 

Namen der Ortschaften Norrlands (schwed.). Ymer XXVIII, p. 113 — 121. 
Pineau, L., Les plus jolies chansons des pays scandinaves. Bev. tradit. popul. 

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E. Lechevalier, 1907. 
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S. 234— 2.H8; m. Abb. 
Schlftger, G., Kachlese zu den Sammlungen deutscher Kinderlieder. Zeitschr. d. 

Ver. f. Volkskde. XVni, 1. 
Sebillot, Deuni et Menard, Gontes et legendes de la Haute -Bretagne. Bev. 

tradit popul. XXIII, 2—3. 
Sebillot, Y., Oontes et legendes de Basse- Bretagne. Bev. tradit popul. XXIII, 1. 
Sebillot, Texier, Kerbeuzeo et Hamonio, Chansons de la Haute-Bretagne. Bev. 

tradit popul. XXIII, 1. 
Sirelius, TJ. T«, Über die primitiven Wohnungen der finnischen und ugrischen 

Völker. Die Zelte mit spitzem Dach. Die Zelte mit spitzem Dach bei den 

Lappen. Finn.-ugr. Forschungen 1906. VI, 2 — 6, S. 121 — 154. 
Tandler, Untersuchungen an Skopzen. Mitt. Wien, anthrop. Ges. XXXVIII, 

Sitzungsber. 8. [39]. 
Trojanovic, 'S., Eine Ahnung von dem Befruchtungsvorgange bei den Pflanzen im 

serbischen Volke. Globus XCIII, 24, S. 382. 
Wagner, L., Beisebilder aus Sardinien. Globus XCIV, 3, S. 40— 43; 4, S. 57— 61; 

5, S. 71— 76 u. 17, S. 266— 289. 
Zimmermann, !£• v., Volkstümliche Pflanzen- und Tiernamen. Mitt. Nordböhm. 

Exkurs.-Klubs XXXI, 2, S. 113—148. 
Zur Anthropologie Schottlands. Globus XCIII, 22, S. 352. 

Asien. 

Artal, R. Balladur, Note on the ceremony of initiation performed in indigenous 

schools as distinguished from Government schools. Journ. Anthrop. Soc. VIII, 

1. Bombay 1907. 
Anastase, La langue arabe dans la periode deformation. Al-Maohricq. XI, l.u. 2ff. 
Baird, H., Some observations on insanity in Jews. Journ. of ment. science LIV, 

226, p. 528—532. 
Bartholomae, Chr., Zu den altpersischen Inschriften von Behistun. Wien. Zeitschr. 

f. d. Kunde des Morgenlandes XXII, 1. 
Basset, IL. Contes et legendes arabes. Bev. tradit. popul. XXIII, 2 — 3. 
Bayliss, Cl. Kern, Philippe folk-tales. Journ. Amer. Folk-Lore XXI, 80. 
Bei, A., La population Musulmane de Tlemoen. Bev. e*tud. ethnogr. I, 4 — 5, p. 200 

—224. 
Bosse, Ii., Another word about the Todas. Anthropos III, 4, p. 799—800. 
Breitenstein, H., Gerichtliche Medizin der Chinesen in Wang-in-Hoai. Nach einer 

hol länd. Übersetzung des Herrn C. F. M. de Grys. 174 S. Leipzig, Th. Grieben. 
Bonifaey, Communication au sujet d'antiquite du fer en Chine, chez les Chinois 

et chez les Prlchinois. Bull. Soo. d'anthrop. Paris 1907. IX, p. 512 — 514. 
Bonifaey, Le laquage des dents en noir chez les Annami tes. Bull. Soc. d'anthrop. 

Paris 1907, IX, p 487—440. 
Bordier, Les Tziganes. Bull. Soc. Dauphin, d'ethnol. 1907, 1—2. 
Caland, W., Altindische Zauberei. Darstellung der altindischen „ Wunschopf er". 

XIV, 143 8. Ver ndl. Kon. Akad. Wetenschapp. Amsterdam. Afdeel. letterkd. 

X, 1. Amsterdam, J. Müller. 
Chalatianz, B., Die iranische Heldensage bei den Armeniern. (Ergänzungen.) 

Zeitschr. Ver. f. Volkskde. XVIII, 1. 
Cour, A., Catalogue des manuscrits arabes conserväs dans les principales biblio- 

theques alge>iennes. Mödersa de Tlemcen. Alger, Jourdan, 1907. 
Crevost, Ch., Le laquage des dents chez les Annamites. Bull. Soc. d'anthrop. 

Paris 1907. IX, p. 441—4+2. 



314 B. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 

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the Oarlughs and Khwarizm-Shahs. Journ. Boy. Asiat. Soc. April XIII. 
Deguohii, Y., New Years deities (Japan.). Journ. Anthrop. Soc. Tokyo XXIII, 

262. 
Ein Hindu über das indiscbe Kastenwesen. Globus XCIII, 24, 8. 383. 
Fehlinger, H.. Zur Anthropologie Indiens. Polit-anthrop. Bev. VJI, 5, 8. 259—264. 
Fleet, J. F., The Bummindei inscription and the conversion of Asoka to Buddhism. 

Journ. Boy. Asiat. 8oc. April XV. 
Für die Zigeuner. Globus XCIV, 3, 8. 49—50. 
Galestin, A. A«, Heiratsrecht und Heiratsgebräuche im Timorschen Archipel 

(holländ.). De Indische Gids. XXX, Mai. 
Gaudefroy - Demombynes , Metiers et noms de metiers en arabe. Bev. etud. 

etljnograph. I, 4—5, p. 278. 
Gottsohe, O. u. Regensburger, A., Verzeichnis der auf den Hamburger Biblio- 
theken vorhandenen Literatur über Ostasien. X, 281 8. Hamburg, L. Fried- 

richsen & Co. 
Grünhagen, Die Grundlagen der chinesischen Medizin. Janus XIII, 1, 8. 1 — 14; 

3, 8.121—137; 4, 8.191—205; 5, 8.268, 328—337. 
Gray, L. H., On certain Persian and Armenien month-names ar influced by the 

Avesta Calendar. Journ. Amer. Orient. Soc. 1907. XXVIII, 2. 
Grierson, G. A., The modern Hindu Doctrine of works. Journ. Boy. Asiat Soc. 

Aprü XI. 
Hertel, J. , Der kluge Vezier, ein kaschmirischer Volksroman (Übersetzung). 

Zeitschr. Ver. f. Volkskde. XVIII, 1. 
Hirschberg, 8., Der Starstich der Inder. ZentralbL f. prakt. Augenheilkde. 

1908. Jan. 
Hopkins, E. W., Aspects of the Vedic dative. Journ. Amer. Orient Soc. 1907. 

XXVIII, 2 
Hora, K. S., Nameless selections of Kamo Chomei. Trans. Asiat Soc. Japan 1907. 

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Jackson, A. V. W., On a Pahlavi bowl-inscription deciphered by the late £. W. 

West. Journ. Amer. Orient. Soc. 1907. XXVIII, 2. 
Jayakar, R. Bah., Pathare Prabhus of Bombay : their origin, customs and manners. 

Journ. Anthrop. Soc. Bombay 1907. VIÜ, 1. 
Imanishi, IL, Mythological repvesentations on the pottery of Shinra period in 

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Inö, Y., 8uperstitions of the Chinese in Formosa (Japan.). Journ. Anthrop. 8oc. 

Tokyo XXXHI, 262. 
Kannisto, A., Über die woguliscbe Schauspielkunst Finn.-ugr. Forschungen 1906. 

VI, 2—3, 8. 213—237. 
Kaye, IL, Kotes on Indian mathematics arithmetrical notations. Journ. med. Proc 

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Keith, A. B., The Sankhayana Aranyaka. Journ. Boy. Asiat Soc. April Xu. 
Kirste, J., Die altindischen Platten. HS. Mitt. XIII d. Phonogramm -Aren. - 

Kommiss. Wien. Wien, A. Holder. 
Knocker, F. W., Notes on the Wild Tribes of the Uiu Plur, Perak. Bep. 77. Meet. 

Brit. As80c. Adv. of Sc. Leicester 1907, p. 641 — 642. 
Lang, A., Alfred William Howitt f. Man 45, p. [85]— [86]. 
Le Coq, A. v., Ein maniebäisch-uigurisches Fragment aus Idiqut-Schahoi. 17 8. 

m. 1 Taf. Berlin. 
Low, Über einige sonderbare japanische Nahrungsmittel. Mitt. Deutsoh. Ges. f. 

Natur- u. Völkerkde. Ostasiens XI, 1. 
Maass, 57 Gipsmasken aus Mittelsumatra. Zeitschr. f. Ethnol. XL, 4, 8. 620 — 622. 
Mitra, S. Chandra, An ancient Egyptian legend in Buddhist guise. Journ. Anthrop. 

Soc. Bombay 1907. VIII, 1. 
Marcais, W., Le dialecte arabe des Ulad Brahim de Saude. Mem. Soc. linguist 

Paris. XV, 1. 
Moszkowski. Die Völkerschaften von Ost- und Zentralsumatra. Mit 12 Abb. 

Zeitschr. f. Ethnol. XL, 4, S. 634—653. 
Ogata, Beckenmessungen an lebenden Japanerinnen. Beitr. z. Geburtshilfe XIII, 

1, S. 1— 11. 
Otahara, C, Bear festival in Saghalien. Journ. Anthrop. Soc. Tokyo XXIII, 262. 
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B. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 315 

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(Aus: „Mämoires de l'acad. imp. des sciences de St. P6tersbourg u .) 86 S. 

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Boudenko, legendes et contes Backhirs. Bev. tradit popul. XXIII, 2—3. 
Soheerer, Zur Ethnologie der Inselkette zwischen Luzon und Formosa. Mitt. 

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Soherman, Über religiöse Kunst im alten Buddhismus. Mitt. Wien, anthrop. Ges. 

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Schinsinger, Alte japanische Waffen. Mitt. Deutsch. Ges. f. Natur- u. Völkerkde. 

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Sofer, I*, Rasse und Volk der Armenier. Polit.-anthrop. Rev. VT, 8, S. 493—502. 
Suters, H., Einige geometrische Aufgaben bei arabischen Mathematikern. Bibl. 

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Vogel« J. Th« The Ranas of the Panjab Hills. Journ. Roy. Asiat Soc. April. 
Weissbach, F. H. u. Bang, W., Die altpersischen Keilinschriften in Umschrift 

und Übersetzung. XVI S. Assyr. Bibl. X. Leipzig, J. 0. Hinrichs. 
Westhoff, C. H. A., Die inländischen Augenheilkundigen (holländ.). De Indische 

Gids. XXX. Mai. 
Whinneld, E. H., The seven-headed dragon. Journ. Roy. Asiat. Soc, April. 
Wilhelm. B., Totengebräuche in Schantung. Mitt. Deutsch. Ges. f. Natur- u. 

Völkerkde. Ostasiens 1907. XI, 1. 

Australien und seine Inseln. 

Alte Berichte über Neu-Guinea (holländ.). De Indische Gids. XXX, Mai. 

Best, E., Maori personiflcations of nature. Amer. Antiquar. XXX, 3. 

Ino, "ST., Notes on the natives of Caroline Islands (Japan.). Journ. Anthrop. Soc. 

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Macdonald, D., Native stories of Efate (New Hebrides). Science of man X, 1, 

p. 13—16. 
Mayer, O., Ein Sonnenfest bei den Eingeborenen von Vuatom, Neu -Pommern, 

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Marzan, J. de, Sur quelques soci6t6s secretes aux lies Fiji. Anthropos III, 4, 

p. 718—728. 
Mathews, B. H., Sociologie de la tribu des Ohingalee du territoire septentrional. 

Bull. Soc. d'anthrop. Paris 1907. IX, p. 329—336. 
Mathews, B. H., Zur australischen Deszendenzlehre. Mitt. Wien, anthrop. Ges. 

XXXVm, 8. 182—187. 
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Amerika. 

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Bek, w. G., Survivals of old marriage-customs among the low Germans of West 

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Boas, Fr., Decorative designs of Alaskan needle-cases : a study in the history of 

oonventional designs, based on materials in the U. 8. National Museum. Proc. 

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(Republ. r^quateur). Journ. Soc. Ame>. Paris 1907, IV, 1. 
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Klttredge, G. L., Two populär baliads. Journ. Amer. Folk-Lore XXI, 80. 



316 B. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 

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2 Taf. u. 13 Abb. Mitt. Wien, anthrop. Ges. XXXVIII, S. 172— 181. 
Königswald, G. Y., Die Coröados im südlichen Brasilien. Globus XCIV, 2, B. 27 

-—32 u. 3, S. 43—49, m. 2« Abb. 
Königswald, G. v., Die Cayuäs. Mit 6 Abb. Globus XCIII, 24, 8. 376—381. 
Iiowie, R. iL, Catch- words for mythological motives. Journ. Amer. Folk-Lore 

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texte and translations. Univ. Californ. Public. Amer. Arch. V, 2, 1907. 
Mc Clintock, Bräuche und Legenden der Schwarzfußindianer. Zeitschr. f. fethnol. 

XL, 4, 8. 606—614. 
Notes on Californian Folk-Lore. Journ. Amer. Folk-Lore XXI, 80. 
Preuss, Th., Ethnographische Ergebnisse einer Heise in die mexikanische 8ierra 

Madre. Zeitschr. f. Ethnol. XL, 4, 8. 582—604. 
Roth, W. E., Cratch-cradle in British-Guiana. Bev. 6tud. ethnogr. I, 4—5, p. 193 

—199. 
Schell, Die Ostgrönländer. Globus XCIV, 6, 8. 85—88. 

Spinden, H. J., Myths of the Nez Perce Indiana. Journ. Amer. Folk-Lore XXI, 80. 
Stefansson, V., Notes on the theory and treatment of diseases among the Mackensde 

River Eskimo. Journ. Amer. Folk-Lore XXI, 80. 
Tozser, A. M., A note on star-lore among the Navajos. Journ. Amer. Folk-Lore 

XXI, 80. 
Wilson, Ch. Bundy, Notes on folk-medicine. Journ. Amer. Folk-Lore XXI, 80. 
Wright, A., An Athabascan tradition from Alaska. Journ. Amer. Folk-Lore 

XXI, 80. 

Afrika. 

Aroin, A., Le droit coutumier en Guinea francaise. Bev. colon. 1907, mars. 
Bertholon, L., Les premiers Colons de souohe europäenne dans l'Afrique du Nord. 

II. Paris, Leroux, 1907. 
Blazquez, A., Una legenda indigena de la Guinea espanola. Bol. Boy. 8oc. geograf. 

1907, 1. 
Boyer-Banse, L., L'^volution du nomadisme en Algene. Bull. Soc. g&>gr. d' Alger 

1907. XII, p. 244—253. 
Brussaux, E., Notes sur la race Baya. Bull. Soc. d 'anthrop., Paris, IX, p. 80 — 102; 

mit l Taf. 
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Bol. Boy. Acad. de la histor. Madrid. 21 8. mit 4 Abb., 1908. 
Crowfoot, J. W., The anthropol. field in the Anglo-Egyptian Sudan. Bep. 77. Meet 

Brit. Assoo. Adv. of Sc. Leicester 1907, p. 641. 
Delisle, F., Sur un crane de la Grande-Comore. Bull. Soc. d 'anthrop. Paris 1907, 

IX, p. 450— 457. 
Daguin, A., Le mariage dans les pays musulmans partieulierement en Tunisie, en 

Alg£rie et dans le Soudan. Paris, Darion. 
Dennett, IL B., At the back of the black man's mind. A reply to E. T. Man 

47, p. [89]— [91]. 
Eyles, F., Firemaking apparatus of the Makorikori. Mit Abb. Man 55, p. [106]. 
Ferrand, F., Le destin de quatre Clements dans la magie malgache. Bev. e*tud. 

ethnogr. I, 4—5, p. 277—278. 
Gaden , M. H. , Note sur le dialecte Foul parl6 par les Foulbä du Baguirmi. Journ. 

aaiat. II, 1. 
Goldstein, F., Die Frauen in Haussafulbien und in Adamaua. Globus XCIV, 4, 

8. «1—65. 
Grefner, R. T. H., Guide de la conversation en quatre langues fran^ais-volof- 

diola-s^rer. 295 8. St. Joseph de Ngasobil (Senegal), Miss. Oathol. 1907. 
Henry, J. M., Le culte des esprits chez les Bambara. Anthropos III, 4, 8.702 

—717. 
Krause, H., Hausgeräte der deutsch-ostafrikanischen Eüstenneger. Mit 26 Abb. 

Globus XCIII, 23, S. 357—363. 
Lanzerac, Legendes soudan aises. Bull. Union, geogr. du Nord de la France 1907. 

XXXV, p. 249—252. 
Lef£bure, E., La niain de Fathma. Bull. Soc. geogr. d' Alger 1907, Xu, p. 411 

—417. 
Lissauer, Anna, Vier kabylische Fabeln und Märchen. Zeitschr. f. Ethnol. XL, 4, 

S. 529—535. 



B. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 317 

Meinhof, Aus dem Seelenleben der Eingeborenen. Jahrb. über d. deutsch. Kolon. I. 
M6tois, Essai de transcription mäthodique des noms de lieu Touareg. Bull. Soc. 

Seogr. d' Alger 1907. XII, p. 401—410. 
t, J. F. van, The origin of the Bantu, a preliminary study. 97 8. Gapetown, 

Colon Secretary's Minist. Divis. 1907. 
Orr, C. W. J., The Haussa race. Journ. Afric Soc. VII, 27. 
Pnnoh, C, Further note on the relation of the bronze heads to the carved tusks, 

Benin City. Man 44, p. [84]— [85 J. Mit Abb. 
Schrödter.F., Die Syphilis bei den Eingeborenen Südwestafrikas. 47 S. Diss. Leipzig. 
Schultae, Die Daseinsbedingungen in West- und Zentralsüdafrika. Korrespondenzbl. 

deutsch, anthrop. Ges. XXXIX, 7, S. 55— 56. 
Snrubsall, F. C, The Hunte rian Lectures on the Pygmy and Negro Baces of 

Africa. Lancet I, p. 983— 986, 1050—1053 u. 1133—1135. 
Bpiees, C, Yevhe u. Se. Globus XCIV, 1, S. 6— 7. Mit 2 Abb. 
Steinmetz, 8. H.. Der Selbstmord bei den afrikanischen Naturvölkern. Zeitschr. 

f. Sozialwiss. X, 5, S. 298—304. 
Struyf. J., Aus dem Märchenschatz der Bakongo (Niederkongo). Anthropos III, 

4, 8.741—760. 
Vig, L« L'idee de dieu chez les Malgaches paiens. Bull. Union geogr. du Nord de 

la France 1907, XXXV, p. 206—214. 
Zeltner, Fr. de, Troglodytes pabariens. Bull. Soc. d'anthrop. Paris 1907, IX, 

p. 511— 512. 

HI. Urgeschichte. 

Allgemeines. 

Avebury, Sir John Evans f- Mit Porträt. Man 51, p. [97]— [98]. 

Boule. Observation sur un «lex taille du Jura et sur la Chronologie de M. Penck. 

L'Anthropologie 1/2. 
Discours de M. le Dr. Baudon ä l'mauguration du monument Boucher de Perthes. 

L'Homme pr^hist. VI, 7, p. 193—200. 
Feldbaus, Antike Hufeisen. Daheim 18, S. 22. 
Fremont, Ch., Les outils prähistoriquea. Leur Evolution. 48 S. Paris, H. Dunod 

et E. Pinat, 1907. 
Guenin, E., Legende et superstition prähistoriques. GXLI. Questionnaire sur les 

menhiri«. Bev. tradit. popul. XXIII, 2 — 3. 
Harou, A., Legendes et superstitions pr&ustoriques. Rev. tradit. popul. XXIII, 1. 
Inauguration de la statue de Boucher de Perthes a Abbeville. Rev. lScole d'an- 

throp. Paris XVIII, 6, p. 221— 223. 
Inauguration du monument „Boucher de Perthes*. L'Homme pr^hist. VI, 7, p. 217 

—220. 
Kainzbauer, L., Bedingungen zur Beurteilung prähistorischer Zeichnungen. Mitt. 

Wien, anthrop. Ges. XXXVIII, S. 92—95. 
Kendall, H. G. O., Palaeolithic microliths. Man 53, p. [103]— [104]. 
Lortet, La syphilis dans la preliistoire. Chronique m6d. 6, p. 193 ff. 
Nicolas, H., Une collection de lampes antiques. Rev. tunis. 1907, Sept. 
Penka, K., O. Schraders Hypothese von der südrussischen Urheimat der Indo- 

germanen. Polit-anthrop. Rev. VIII, 3, S. 121— 146 u. 4, S. 177— 190. 
"Verworn, M., Ein objektives Kriterium für die Beurteilung der Manufaktur ge- 
schlagener Feuersteine. Zeitschr. f. Ethnol. XL, 4, S. 548 — 558. 
Volz, W., Das geologische Alter der Pithecanthropusschichten bei Trinil, Ost-Java. 

Neues Jahrb. f. Min., Geol. u. Paläont., Festband 1907, S. 256— 271; 5 Fig. 

Spezielles. Funde. 
Europa. 

Anciennes civilisations orientales. Fouilles et decouvertes II. Rev. £cole d 1 anthrop. 

Paris XVm, p. 267—276. 
Bandet, P., Lieux dits du departement de PAisne. L'Homme preliist. VI, 8, p. 250 

—252. 
Baudet, P., Monuments divers de l'Aisne. L'Homme pr^histor. VI, 6, p. 166—172. 
Baudonin, M., Ossements d'animaux, prepar&i et faconnes pour utilisation de 

l'epoque Moust^rienne. Bull. Soc. d'anthrop. Paris 1907, IX, p. 521— 526. 



318 B- Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 

Baudouin, M., Le ohaire a escalier de Roch-ar-lin ; a Saint-Mayeux (Cötes-du-Nord). 

BuU. 8oc. d'anthrop. Paris 1907, IX, p. 457— 489. 
Baudouin, M., Fouille et restauration de l'allee couv^rte de Quereltio ä Saint- 
Mayeux (Cdtesdu-Nord). Bull. Soc. d'anthrop. Paris IX, p. 78 — 79. 
Berthiaux, P., Fonds de cabanes et ceramique prehistoriques ä la Grande-Paroisse 

pres Montereau. L'Homme prahlst. VI, 8, p. 245 — 249. 
Börzsönyi, A., Friedhof aus dem hohen Mittelalter zu Györ (ungar.). Mit 30 Abb. 

Archaeol. ßrtesitö XXVIII, p. 208—230. 
Brögger, A. W., Ein „Kjökkenmödding" der Steinzeit in Norwegen (schwed.). 

Ymer XXVIII, p. 122—140. 
Cartailhac et Breuil, Les peintures et gravures murales des cavernes pyräneenne*. 

L'Anthropologie, 1/2. 
Chaignon, V. de, Sur les Nuraghes de Sardaigne. Bull. Soc. d'hist. nat. d'Autun. 

1907, XX. 
Colini, G. A., Le scoperte archeologiche del dott C. Rosa nella valle della Vibrata 

e la civilta primitive degli Abruzzi e delle Marche. Bull, di paletn. ital. 1907, 

XXXm, 11—12, p. 193-224. 
Collaye, A., D^couvertes prehistoriques de Juniville (Ardennes). L'Homme pr^hist. 

VI, 7, p. 207—210. 
Duesaud, R., Questions de Chronologie Minoenne. Bull. Soc. d'anthrop. Paris 1907, 

IX, p. 445—449. 
Dussaud, B,., La protohistoire Orientale et quelques elements dekoratives chypriotes. 

Mit 10 Abb. Bev. ßcole d'anthrop. Paris XVIII, 6, p. 185—197. 
Fouju, G., Preliistorique d'Eure-et-Loir. Mit 7 Abb. L'Homme prehist. VI, 7, 

p. 201—206. 
Frey, B., Funde aus Kis-Köszeg und Mät&ek (ungar.). Archaeol. ßrtesitö XXVIH, 

p. 273— 275. 
Gradmann, B., Römischer Getreidefund von Betzingen. Korrespondenzbl. deutsch. 

anthrop. Ges. XXXIX, 4/5, 8. 33—36. 
Gubitza, C, Bronzefund aus der Gegend von Zorn bor (Puszta-Saponya) und der 

Schatz von Kladovö (ungar.). Mit 1 Taf. u. 7 Abb. Archaeol. ßrtesitö XXVIII, 

p. 262—265. 
Guelliot, O., Le pr^bistorique dans la campagne ßemoise. 24 S. Reims, Matot, 

1907. 
Hahne, H., Bericht über die Ausgrabung eines Hügels bei Anderlingen, Kr. Bremer- 
vörde, Hannover. Taf. I— VHI. Jahrb. d. Prov.-Mus. zu Hannover 1908, 8. 13 

—23. 
Hamy, Materiaux pour servir a l'anthropologie du Nord de la France (cranes mero- 

vingiens et carolingiens de la Haute-Normandie). L'Anthropologie, 1/2. 
Hauser, O., Homers Helden und Götter. Polit.-anthrop. Rev. VII, 3, 8. 156—157. 
Heierli, J., Das Kesslerloch bei Thaingen. VI, 214 S. m. 14 Abb., 32 Taf. u. 

32 Blatt Erklärungen. Basel, Georg & Co., 1907. 
Hirmanech, H., Monuments celtiques et Champs £lyseens. Contribution ä l'histoire 

generale des monuments dits megalithiques 27, 16 8. Le Mans, Monnoyer, 1907. 
Hirmanech, H., Les Ve'netes, la guerre de Troie et les alignements de Garnac. 

£tude celtique. 16 S. Paris, E. Leroux, 1906. 
Hirmanech, H., Les lettres et les monuments celtiques, leur origine certaine. 

L' Atlantide et les Atlantes. Les Basques. 104 S. Paris, E. Leroux, 1906. 
Holwerda, J, H., Nederland's vroegste beschaving (Die früheste Kultur in den 

Niederlanden). Mit Anhang in deutscher Sprache „Zur frühhistorischen Keramik". 

Mit 13 Lichtdruck taf. Leiden, E. J. Brill. 
Jarrioot, J., Un cräne humain reputö pal£olithique : le cräne de Bethenas. Mit 

6 Abb. Bull. Soc. d'anthrop. Paris IX, p. 103 ff. 
Imbert, M., Dolmens de la Haute- Vienne. L'Homme prehist. VI, 6, p. 161 — 165. 
Kossinna, Großgartacher und Rössener Stil. Zeitschr. f. Ethnol. XL, 4, S. 569 

—573. 
Kraitsohek, G., Probleme der vorgeschichth'chen Völkerkunde Europas. Polit- 

anthrop. Bev. VII, 5, 8.233—251. 
Kutzke, G., Das Helmsdorf er Hünengrab. Mit Abb. Umschau XU, 23, S.454 

—456. 
Lagrange, J., La Crete ancienne. 115 8. m. 1 Taf. u. 95 Abb. Paris, Lecoffre. 
Lehöozky, Th. v., Reste aus dem Eisenzeitalter bei Munkäcs (ungar.). Mit 5 Abb. 

Archaeol. Ürtesitö XXVIII, p. 250— 261. 
L'epoque marnienne. L'Homme prehist. VI, p. 179 — 180. 
Les forts vitriftes de la Creuse. L'Homme prehist. VI, 4, p. 183—185. 



B. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 319 

Loö, A. de, Rapport general sur les recherches et les fouilles ex£cut6es par la 

Sociäte* pendant l'exercice de 1906. Ann. 800. d'archeol. Bruxelles 1907, 3—4. 
Iioppens. K., Sur quelques fouilles faites dans une sabliere pres Nieuport. Ann. 

80c. d'archeol. Bruxelles 1907, 3-4. 
Manouvrier, L. et Anthony, IL, £tude des ossements humains de la s^pulture 

neolithique de Montigny-Esbly. Bull. Soc. d'anthrop. Paris 1907, IX, p. 537— 563. 
Mayr, A., Eine vorgeschichtliche Begräbnisstätte auf Malta. Zeitschr. f. Ethnol. 

XL, 8. 536—542. 
Miske, C. v.. Eine prähistorische Bronzestatuette. Mit 1 Abb. (ungar.). Archaeol. 

ßrtesitö XXVin, p. 266—267. 
Morin-Jean, A propos d'un torques Marnien de la collection Edouard Four- 

drignier. L'Homme prahlst. VI, 6, p. 173 — 175. 
Mortillet, P. de, Age du bronze dans la Seine et Seine-et-Oise. L'Homme prellist. 

VI, 8, p. 225— 244. Fig. 64— 98. 
Mortillet, A. de, Le polissoir de Bähencourt (Somme). Mit 1 Abb. L'Homme 

preist. VI, 7, p. 211—216. 
Moser. Bericht über Ausgrabungen von Nabresina. Mitt. Wien, anthrop. Ges. 

XXXVni, Sitzungsber. 8. [29] -[34]. 
Maller. Un mobilies funeraire alpin du premier äge du fer. Bull. Soe. Dauphin. 

d'ethnol. 1907, 1—2. 
Osten, G., Bericht über den Fortgang der Rethraforschung. Zeitschr. f. Ethnol. 

XL, 4, 8. 558—564. 
Patti. jr\ et Baudot, P., Dicouverte a Bois-les-Pargny. Journ. de l'Aisne. 1 mai. 
Pfuhl, Über die griechische Heroenzeit. Korrespondenzbl. deutsch, anthrop. Ges. 

XXXIX, 7, 8. 52—55. 
Pittard. E., Ossements utilisäs (diaphyses) de la periode Mousterienne. Station des 

Bebieres (Curbieres), Dordogne. Mit 10 Abb. Rev. £cole d'anthrop. Paris XVIII, 

p. 255—261. 
Saunas, E., 8tazione preistorica all'Acqua dei Corsari presso Palermo. Ar eh. stör. 

Sic. 1907, XXXII, 1—2. 
Schneider, L., Steinzeitliche Gefäßmalerei in Böhmen. Mit 2 Abb. Zeitschr. f. 

Ethnol. XL, 4, 8. 573—575. 
Schwab. M., Rapport sur les inscriptions heAwaiques de PEspagne. Nouv. Arch. 

d. miss. scient. 1907, XIV, 2—3. 
Teutsch, Neue Funde aus Siebenbürgen. Mitt. Wien, anthrop. Ges. XXXVIII, 

Sitzungsber. 8. [34]— [39]. 
Tömörkeny, E. , Ausgrabungen und Funde zu Lele, Kom. Czongrad (ungar.). 

Archaeol. fetesitö XXVIII, p. 268—270. 
Wiegers, Fr., Neue Funde paläolithischer Artefakte. 2. Aus dem Diluvium am 

großen Fallstein. Zeitschr. f. Ethnol. XL, 8. 543—547. 
Wilke, G., Vorgeschichtliche Beziehungen zwischen Kaukasus und dem unteren 

Donaugebiete. Ein Beitrag zum Arierproblem. Mit 120 Abb. Mitt. Wien. 

anthrop. Ges. XXXVIII, 8. 136—171. 
Wilser, L., Die altkretische Kultur. Polit.-anthrop. Bev. VII, 5, S. 251—259. 
Windhausen, A. u. Hahne, H., Die Einhornhöhle bei Scharzfeld am Harz 1908, 

8.40-62. Taf. XVII— XX. Jahrb. d. Prov.-Mus. Hannover. 
Wolff. Q., Die Römerstadt Nida bei Heddernheim und ihre Vorgeschichte. 46 8. 

mit Plan. Frankfurt a. M., Jügel. 
Wüst, B., Bemerkupgen über Herrn Möllers „Neue Funde in den Ehringsdorfer 

Kalkbrüchen". Zeitschr. f. Ethnol. XL, 4, 8. 619—620. 

Außereuropäische Länder. 

Aurel Steins zentralasiatische Forschungsreise. Globus XCIII, 21, 8.337 — 338. 

Blachstein, A., Wesen und Bedeutung der sogenannten sumerischen Familien- 
gesetze. 14 8. Berlin, Gerdes & Hödel. 

Castillo y Quartiellers, R. del, La medicaeiön oleosa en tiempo de los Faraones. 
Bev. med. y cirurg. prat. 1908, Febr. 

Olay, Alb. T., Legal and commercial transactions, dated in the Assyrian, Neo- 
Baby lonian and Persian periods chiefly from Nippur. 72 plates of autograph 
texts. 9 plates of halftone reproduetions IX, 85 8. The Babylon. Expedit, of 
the Univ. Pennsylvania. A. Cuneif. Texts VIII, 1. Philadelphia. Erlangen, 
R. Merkel. 

Giuffrida-Ruggeri, Die Entdeckungen Florentino Ameghinos und der Ur- 
sprung des Menschen. Globus XC1V, 2, 8. 21—26. 



320 C. Tagesgeschichte. 

Hinke, D. Wm, J., A new boundary stone of Nebuchadnezzar I. from Nippur. 

With a concordance of proper names and a glossary of the Kudurru inscriptions 

thus far published. With 16 halftone illustr. and 35 drawings. XXVII, 328 S. 

The Babylon. Expedit, of the Univ. of Pennsylvania D. Research» and treatises 

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in der Mareotiswüste. Mit 64 Abb. u. 1 Plan. 30 S. m. 30 Taf. Cairo, 

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Iiissauer. A., Archäologische und anthropologische Studien über die Kabylen. 

Mit Taf. VI-IX. Zeitschr. f. Ethnol. XL, 4, S. 501—528. 
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Poinesot, Les inscriptions de Thugga; textes prives. Rev. tunis. 1907, Sept. 
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27 S. m. 10 Lichtdruck taf. Demotische Studien 2. Leipzig, J. 0. Hinrichs. 
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Wiedemann, A., Die Statue des Priesters Sethon.aus Memphis. Orient. Lit.-Ztg. 3. 
Wiedemann, A., Die Leichenköpfung im alten Ägypten. Orient. Lit.-Ztg. 3. 



C. Tagesgeschichte. 



London. Am 81. Mai verstarb im Alter von 85 Jahren Sir John Evans, 
Englands berühmtester Archäologe (ursprünglich Geologe). 

Paris. Im Alter von 61 Jahren starb Dr. Felix Begnault, der Entdecker des 
Dryopithecus Fontani und des Unterkiefers von Malarnaud, dem Vorgeschichte und 
Anthropologie zahlreiche wichtige Beiträge verdanken. 



Zentralblatt für Anthropologie 

in Verbindung mit 

F. y. Luschan, H. Seger, 0. Thilenius 

herausgegeben von 

Georg Buschan. 

Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig. 

13. Jahrgang. Heft 6. 1908. 



A. Referate. 

I. Allgemeines, Methoden. 

382. Meissner: Physiognomie, Milieu, Rasse. Die Umschau 1908, 
Jahrg. XII, Nr. 11. 
Bekanntlich haben Messungen, welche man an Kindern und Erwachsenen 
wohlhabender, wie ärmerer Klassen angestellt hat, nicht nur ein Plus der 
ersteren an Körperlänge, -gewicht und Kraftleistung, sondern auch ein Über- 
wiegen der Schädelmaße und des Gehirngewichts gegenüber den letzteren 
ergeben. Wenn nun für den Unterschied in der Physiognomik, den man 
antrifft, die Ursachen vielfach in äußeren Verhältnissen, in krankhaften und 
mechanischen Einflüssen, wie z. B. die Abflachung des kindlichen Schädels 
in Rhachitis, Schädelasymmetrie in schräger Schädellage bei der Geburt zu 
suchen sind, so ist nach Verf. der Hauptgrund (besonders für die Städte) 
vielfach in der stärkeren Rassenmischung, zu finden. Hierfür liefert ein 
eklatantes Beispiel Venedig, wo die Unterschiede jedem Besucher sofort ins 
Auge springen. Basierend auf einer Arbeit von R. Li vi (La schiavitü 
medioevale e la sua influenza sui caratteri antropologici degli Italiani. 
Rivista ital. di sociologia. XI. 1907) weist Verf. darauf hin, daß seit dem 
frühen Mittelalter bis zum Anfang der Neuzeit eine fortwährende Einfuhr 
fremdländischer Sklaven, meist vom Schwarzen und Asowschen Meere her, 
und Kriegsgefangener stattgefunden hat, deren in den Akten der Stadt 
Florenz gegebenes Signalement (breites Gesicht, stumpfe Nase, tiefliegende 
Augen, gelbliche Haut, Mongolenlid usw.) der Physiognomie der heutigen 
ärmeren Bevölkerung Venedigs durchaus gleicht. Dr. Kellner-Untergöltzsch. 

II. Anthropologie. 

388. Paul Warncke: Zur Frage des Gehirngewichts bei den Vögeln. 

Journal f. Psychologie u. Neurologie 1907, Bd. IX, S. 93—112. 
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Resultaten, die aus 1 36 Wägungen 
von Vogelhirnen (77 vom Verf. vorgenommenen und 59 aus der Literatur zu- 
sammengestellten) gewonnen wurden. Bei 62 Vögeln (49 und 13) sind auch 
gleichzeitig Körperwägungen vorgenommen. Die Wägungen erstrecken sich 
auf 63 Vogelarten. Auf Grund seiner Tabellen zum relativen Hirngewicht, 

Zentralblatt für Anthropologie. 1908. 21 



322 A. Referate* Anthropologie. 

sowie zum sogenannten „psychischen Faktor" nach Snell (vgl. Otto Snell, 
Die Abhängigkeit des Hirngewichts von dem Körpergewicht und den geistigen 
Fähigkeiten. Arch. f. Psychiatrie, Bd. XXII) kommt Verf. in weiser Be- 
schränkung zu folgenden sehr vernünftigen Ergebnissen. Daß das Gehirn- 
gewicht allein durch die zwei Komponenten der körperlichen Masse und der 
Höhe der geistigen Entwickelung bestimmt ist, wie Snell will, kann ohne 
weiteres nicht allgemein anerkannt werden, insofern auch andere Kompo- 
nenten, wie Entwickelung der Gleichgewichtsorgane, der optischen Zentral- 
organe u. a. in Betracht kommen können. Die Tabelle der psychischen 
Faktoren ergibt nun eine aufsteigende Reihe von Vogelklassen, die der land- 
läufigen Klassifikation der Vogelintelligenzen nahekommt, indem am Anfang 
der Reihe Strauß, Fasan, Haushuhn, am Ende Drossel und Papagei figurieren. 
Diese Aufstellung rechnet aber nicht mit der an Wahrscheinlichkeit gren- 
zenden Möglichkeit, daß sich die Verhältniszahl von Gehirn- und Körper- 
gewicht wohl auch je nach den Lebensbedingungen der Vögel im Wasser» 
auf dem Erdboden und in der Luft ändern kann. Trotz dieses gewissen 
Mangels überragt aber die mathematische Berechnung des „psychischen 
Faktors u die Bestimmung der absoluten wie der relativen Hirngewichtsgrößen 
an physiologischer Bedeutung und an Genauigkeit. Um diese Bedeutung zu 
erhärten, muß einerseits ein exakteres Maß für die Körpergröße als das 
Körpergewicht gefunden werden, das trotz zahlreich angewendeter Vorsichts- 
maßregeln einer Reihe von Fehlerquellen unterworfen ist, und andererseits 
unsere Erkenntnis der Tierpsychologie vertieft werden, und — fügen wir 
hinzu — auch der Physiologie des Tiergehirns. Die Tatsache der verschieden 
starken Entwickelung des Kleinhirns bei den verschiedenen Vogelarten bedarf 
besonderer Beachtung und Erforschung. Diese auf gesunder Kritik be- 
ruhenden Ergebnisse weisen den rechten Weg auf einem Gebiete, das späterbin 
in seinen Resultaten wie Methoden der Anthropologie nützlich sein wird. 

H. Laufer-Schluchsee u. Luxor. 

384. Richard Liebreich : L'asymetrie de la figure et son origine. 

22 S. m. 14 Abb. Paris, Masson u. Co., 1908. 

385. Richard Liebreich : Die Asymmetrie des Gesichtes. 25 S. m. 

14 Abb. Wiesbaden, J. F. Bergmann, 1908. 
Im Gegensatz zu der von Lombroso und anderen aufgestellten Be- 
hauptung, daß Gesichtsasymmetrie als Entartungszeichen zu deuten sei, stellt 
Liebreich auf Grund von zahlreichen Untersuchungen (2000 Schädel des 
anthropologischen Museums in Paris, 400 ägyptische Mumienschädel zu 
Kairo, 3000 Schädel des Collegio Romano in Rom) den Satz auf, daß die 
Gesichtsasymmetrie eine ganz konstante Erscheinung der Spezies Mensch ist, 
die sich an Schädeln aller Rassen und aller Zeiten nachweisen lasse. Er 
unterscheidet drei Typen dieser Asymmetrie. In 97 Proz. der Fälle über- 
haupt ist die rechte Gesichtshälfte entwickelter als die linke: das rechte 
Jochbein nähert sich in seiner vorspringenden Partie einem rechten Winkel, 
das linke biegt sich in einem mehr offenen Bogen nach hinten und gleich- 
zeitig ein wenig nach oben. Dementsprechend nehmen die Ränder der 
Augenhöhlen auf beiden Seiten verschiedene Stellung ein ; rechts liegen sie 
in der Ebene des Gesichtes, links aber stehen sie in einer nach rückwärts 
geneigten Fläche. Am Oberkiefer ist die Asymmetrie ebenfalls deutlich vor- 
handen; seine Vorderfläche erscheint links flacher, die Fossa canina mehr 
verstrichen, rechts dagegen ist sie ausgeprägter. Viel seltener trifft man 
den zweiten Typus, das direkt entgegengesetzte Verhalten der beiden Gesichts- 



A. Referate. Anthropologie. 323 

häiften an: was beim ersten Typus rechts war, bemerkt man hier links, und 
umgekehrt. Noch seltener kommt die dritte Form, die ganz unregelmäßige 
Gesichtsasymmetrie vor. 

Die Entstehung der Asymmetrie führt Verf. in ganz plausibler Weise 
auf die Lageverhältnisse des Fötus im mütterlichen Becken während des letzten 
Stadiums der Schwangerschaft zurück. Bei normaler Lage des kindlichen 
Kopfes (erste Schädellage) übt das Becken einen Druck auf die linke Wange 
aus, bei der viel selteneren zweiten Schädellage auf die rechte, zumal wenn 
dann der Uterus stärker nach vorwärts geneigt ist. Dadurch kommen also die 
beiden ersten Formen der Gesichtsasymmetrie zustande. Die .dritte Form tritt 
ein bei unregelmäßigen Lagen (Hochliegen des Kopfes), wenn kein bestimmter 
Druck ausgeübt wird. Die hier sich zeigende Asymmetrie ist teilweise die 
Folge der Vererbung. Den Beweis für seine Theorie findet Liebreich in 
dem Verhalten bei Zwillingen: derjenige, welcher die normale Schädellage 
eingenommen hat, also der ältere (mit vorliegendem Kopf), läßt die erste 
Form der Gesichtsasymmetrie erkennen, hingegen der zweite, der vom Druck 
verschont blieb, weil sein Kopf oben war, nicht. Er geht sogar soweit, zu 
behaupten, daß man bei erwachsenen Zwillingen noch deutlich erkennen kann, 
welcher der ältere ist, insofern sein Kopf fest im Becken gestanden haben 
muß und daher die Anzeichen des Druckes der Beckenwand im Gesicht noch 
an sich trägt. Einige recht charakteristische Abbildungen dienen hierfür 
als Beweis. 

Die Schrift ist ursprünglich in französischer, kurz darauf auch in deut- 
scher Ausgabe erschienen ; die vorzüglichen Abbildungen sind in beiden Aus- 
gaben die gleichen. Buschan- Stettin. 

386. E. Loth: Die Plantaraponeurose beim Menschen und den 
übrigen Primaten. Korrespondenzbl. d. Deutsch. Anthropolog. 
Ges. 1907, Jahrg. XXXVIII, Nr. 9/12. 

Die ziemlich komplizierten Verhältnisse in der Phylogenie der Plantar- 
aponeurose sucht der Verf. an der Hand von 14 lehrreichen Figuren klar zu 
stellen. Der Verf. untersuchte die Frage an einem großen Material, au 
120 Primaten und 50 Menschen. 

Im Laufe der Entwickelung lockert sich der Zusammenhang von Muse, 
plantaris und der Aponeurose , indem die Aponeurose mit dem Tuber cal- 
canei in Verbindung tritt. Anfänglich bildet sich der tibiale Teil der Apo- 
neurose stark zurück (z. B. Cynocephalus anubis), später tritt der nbulare 
Abschnitt wiederum gegen den sich neu entwickelnden tibialen in den Hinter- 
grund. Die Verhältnisse beim Menschen schließen sich eng an die beim Schim- 
pansen an. Friedemann-Berlin. 

387. R. N. Wegner: Ein überzähliger Prämolar beim Siamang 
(Symphalangus syndaetylus Desmarest). Zeitschr. f. Ethnol. 
1908, Bd. XL, S. 86—88. 1 Abb. 

An dem Schädel eines älteren Siamang fand sich ein überzähliger linker, 
oberer Prämolar; infolge der starken Entwickelung des Eckzahnes fand er 
keinen rechten Raum mehr innerhalb der Zahnreihe, so daß er nach außen 
verschoben ist. Dieser Fall, wie es scheint, der erste bei Hylobates beob- 
achtete, reiht sich den bekannten Varianten des menschlichen Gebisses und 
dreien von Selen ka bei Orang beschriebenen ähnlichen Fällen an. Verfasser 
sieht in dem Auftreten von dritten Prämolaren sowohl bei den Anthropo- 
morphen, wie bei den Hylobatiden eine Vorfahren Variation , die auf Ahn- 

21* 



324 A. Referate. Anthropologie. 

formen mit drei Prämolaren, wie bei den südamerikanischen Platyrhinen, hin- 
weist. — Der Bericht ist leider durch Druckfehler stark entstellt und daher 
nicht überall verständlich. P. Bartds-Berlin. 

388. Ludwig Hopf: Über das spezifisch Menschliche in anatomischer, 
physiologischer und pathologischer Beziehung. Eine kritisch- 
vergleichende Untersuchung. Mit 217 Textbild. u. 7 Tal, 469 S. 
Stuttgart, Fritz Lehmann, 1907. 

Die Aufgabe des vorliegenden Werkes ist die Zusammenfassung und 
kritische Hervorhebung aller jener typischen Merkmale, welche den Menschen 
in anatomischer, physiologischer und pathologischer Hinsicht vom Tiere unter- 
scheiden. Verfasser teilt den Stoff in der Weise ein, daß er in der ersten 
Abteilung das Allgemeine des Gegenstandes erledigt, während er in der zweiten 
auf die Einzelheiten der vergleichenden Anatomie und Histologie, der ver- 
gleichenden Physiologie und Psychologie, sowie der vergleichenden Pathologie 
und pathologischen Anatomie eingeht. 

Hopf analysiert zunächst die Schöpfungssagen der Natur- und ältesten 
Kulturvölker, um dann die Ansichten der Naturphilosophen zu zergliedern; 
er befaßt sich mit der Einteilung des Menschengeschlechtes und bespricht 
die Frage über die Einheit oder Vielheit desselben. Der heutige Stand der 
Frage über die Vorfahren des Menschen, besonders der tertiären und quartären, 
wird gründlich besprochen, ebenso die weiteren Schicksale des europäischen 
Diluvialmenschen und jenes der jüngeren Steinzeit. 

In den vergleichenden Disziplinen behandelt Hopf den Stoff nach der 
Reihenfolge des Inhaltes der betreffenden Wissenschaft; also bei der ver- 
gleichenden Anatomie das Knochensystem, Muskeln, Integument, Gefäßlehre, 
Atmungsorgane, Verdauungssystem , Urogenitalsystem, Nerven und Sinnes- 
organe. In der gleichen Weise geht Hopf bei der Behandlung der ver- 
gleichenden Physiologie vor. In der vergleichenden Psychologie bespricht er 
das Gedächtnis, die Assoziation von Vorstellungen, das Bewußtsein, das Zählen, 
Rechnen, Messen, Wägen, die Sprache. Er erörtert ferner die Grundbegriffe 
des Gemütes und der Gemütsbewegungen, geht dann zu den sozialen Trieben 
und Handlungen über und analysiert die Bedeutung der Fertigkeiten und 
Künste. 

Auf dem Gebiete der vergleichenden Pathologie und pathologischen 
Anatomie hebt Hopf hervor, daß der Selbstmord nur dem Menschen eigen 
ist, ebenso die sexuelle Perversion und zählt jene Krankheiten auf, welche 
als spezifisch menschlich aufzufassen sind, so z. B. die Cholera, den Bauch- 
typhus, den Aussatz, die Influenza usw. Der Stil des Buches ist leicht faßlich, 
die Sprache fließend, die Einteilung sehr übersichtlich, die Illustrationen 
reichlich. Dr. Oskar v. HovorJca-Wien. 

889. Hans Friedenthal: Über einen neuen morphologischen Nach- 
weis der Verwandtschaft zwischen Mensch und anthropoiden 
Affen. Sitzungsberichte der Ges. Naturf. -Freunde Berlin. 1908, 
S. 110-111. 
Die von Friedenthal vorgenommene Untersuchung eines von Haupt- 
mann Ramsay erbeuteten, etwa achtmonatlichen Tschego-Fetus ergab eine 
unerwartet große Menschenähnlichkeit der Behaarung, welche sich zeigte 
in einer Beibehaltung von Primärhaaren in einer Stellung gleich der der 
menschlichen Primärhaare, in der anfänglichen Einzelstellung der hervor- 
sprossenden Dauerhaare, wie sie ebenfalls beim Menschen beobachtet wird, 



A. Referate. Anthropologie. 325 

in der spateren Gruppenbildung der Dauerhaare, wie sie ebenfalls bei über- 
reich behaarten Menschen angetroffen wird, und im Besitz einer Kopfkappe 
von längeren Haaren in den letzten Fetalmonaten (der untersuchte Fetus 
zeigte am Schädeldach in derselben Ausdehnung, in welcher beim Menschen 
später lange Kopfhaare hervorwachsen, Bedeckung mit auffällig starken und 
langen schwarzen Haaren). Durch den Besitz von Sinushaaren über den 
Augen und um die Lippen unterschied sich die Behaarung des Schimpanse- 
fetus in charakteristischer Weise von jeder menschlichen Behaarung. — Ein 
auffälliger Befund war die Haarlosigkeit der Fingerschwielen trotz Behaarung 
des Nagelgliedes: „Die durch das Laufen auf den umgeschlagenen Fingern 
erworbenen Schwielen der anthropoiden Affen sind daher durch Vererbung 
in der gleichen Weise fixiert wie die Liegeschwielen der Kamele." Eine aus- 
führlichere Mitteilung dieser schönen Beobachtungen wird in Aussicht gestellt. 

P. Bartels-Berlin. 

390. Hans Mühsam: Die Bedeutung der neueren Methoden der 
Blutdifferenzierung für die Anthropologie. Zeitschr. f. Ethnol. 
1908, Bd. XL, S. 575—582; 4 Abb. 
Ein in seiner gedrängten Kürze sehr belehrender Überblick über diese 
wichtigen Methoden, die auch für die Anthropologie bedeutungsvoll zu 
werden beginnen. 1. Die Methode der Präzipitation von Uhlenhuth: 
(Beispiel: nach vorangegangenen Einspritzungen von Pferdeblut wird das 
Serum eines Kaninchens spezifisch empfindlich gegen das Serum jedes Pferdes, 
und nur gegen dieses, so daß bei Vermischung beider im Reagenzglase, 
gleiche Konzentrationen vorausgesetzt, stets nach derselben Zeit dieselbe 
Menge eines Niederschlages entsteht); Erklärungsversuch mit Hilfe der 
Ehrlichschen Seitenketten- bzw. Rezeptorentheorie. Da es gelingt, das Serum 
so zu gestalten, daß es auch noch mit dem Serum nahe verwandter Arten 
reagiert, wenngleich in anderer Weise, so kann man biologische Verwandt- 
schaften auf diese Weise feststellen (z. B. Mensch und Anthropoide). Für die 
Rassendifferenzierung ist aber diese Methode nicht fein genug. 2. Methode 
von Friedenthal: (Beispiel: Einem Kaninchen wurde das Blut niederer 
Affen injiziert; sowie das Kaninchenserum anfing, eine Reaktion zu zeigen, erhielt 
F rie de nthal Reaktion nur mit dem Blute dieser Affen; bei weiterer Verstärkung 
trat die Reaktion gleichzeitig und gleich stark auch bei Mensch und Anthro- 
poiden ein, woraus Verfasser schloß, daß Menschen und Anthropoiden gleich- 
artige und nur entferntere Beziehungen zu den anthropoiden Affen besitzen.) 
3. Kreuzweise Immunisierung von Uhlenhuth: (Zwei zu untersuchende 
Tiere werden jedes mit dem Blute des anderen vorbehandelt.) Beim Menschen 
begreiflicherweise nicht anwendbar. 4. Die Absorptionsmethode von 
Weichard t: Vorbehandlung eines Kaninchens mit Blut von einem bestimmten 
Menschen; durch Zusatz von Serum eines anderen Menschen Erschöpfung des 
so gewonnenen Immunserums, Abfiltrieren des Niederschlages und damit Ent- 
fernung des gegen den zweiten Menschen wirksamen Präzipitins; es bleibt 
übrig ein nur für das erste Individuum charakteristisches Präzipitin. Die 
Methode ist so fein — aber zu fein für die Zwecke der Rassendifferenzierung — , 
daß Sera gewonnen werden können, welche nur für bestimmte Zellen (Syn- 
zytialzellen, Samenzellen, Milz- und Niereneiweiß) reagieren. 5. Methode der 
Komplementbindung (s. Original) von Brück mit einigem Erfolg soeben 
angewendet (Untersuchung des Blutes von Holländern, Chinesen, Javanen, 
Malaien aus Sumatra u. a. mit dem wichtigen Ergebnis, daß jede Rasse 
Parti alrezeptoren besitzt, und zwar derart, daß immer die biologisch höher 



326 A. Referate. Anthropologie. 

stehende Rasse sämtliche Parti alrezeptoren der tiefer stehenden besitzt, aber 
noch eigene dazu). Gleichzeitig wurde diese Methode vom Verfasser in der 
zweiten medizinischen Klinik der Charite* angewendet; er untersuchte eine 
große Zahl von Deutschen, Slawen und Indiern, dazu je einen Romanen 
(Italiener), einen Togoneger und einen Singhalesen; leider gelang es ihm 
aber nicht, Unterschiede nachzuweisen. Verfasser spricht den Wunsch aus, 
es möchten die Forschungsreisenden Blutseren zu gewinnen trachten (was 
freilich seine großen Schwierigkeiten haben dürfte); er hat durch die Firma 
Altmann in Berlin ein Besteck zur bequemen Entnahme, Konservierung 
und Einsendung von Blut zusammengestellt. P. Bartels-Berlin. 

391. M. Neisser und L.Marks: Über die größere Lebensgeffihrdung 
des weibliehen Geschlechtes durch den Keuchhusten. Zeitechr. 
f. Hyg. u. Infektionskrankh. 1908, Bd. LIX, S. 123—128. 

Während einer Beobachtungszeit von 20 Jahren sind in Berlin an Keuch- 
husten regelmäßig mehr Mädchen als Knaben, an Diphtheritis mehr Knaben 
als Mädchen gestorben; bei der ersteren Krankheit war das Verhältnis 
100 : 132, bei der letzteren 100 : 90. In der Schweiz ergab sich ein Ver- 
hältnis der Keuchhustentodesfälle zu den Lebenden desselben Alters und 
Geschlechtes innerhalb 10 Jahren, bei Knaben vom ersten bis zweiten Jahre 
8,9 Proz., bei Mädchen 15,5 Proz. In Budapest starben auf 100 Knaben 129 
Mädchen. Ahnliches findet sich in England (100 : 1 17), Amerika, Asien, Austra- 
lien; es ist dies also ein „Geschlechtscharakteristikum". Während Prinzin g 
als Ursache die bei Mädchen häufiger vorkommende Blutarmut ansieht, 
nehmen Neisser und Marks lokale und allgemeine Abwehrstoffe beim 
männlichen Geschlechte an, also eine relative Immunität der Knaben, der 
gegenüber die Statistik „eine über die ganze Erde gleichmäßig verbreitete 
angeborene Hinfälligkeit eines Geschlechtes gegenüber einer Infektionskrank- 
heit aufgedeckt hat". Dr. KeUner-üntergöUeseh. 

392. Georg Buschan: Geschlecht und Verbrechen. Großstadtdoku- 
raente, herausg. von Hans Ostwald, Bd. 48. 96 S. Berlin und 
Leipzig, Hermann Seemann Nachf., 1908. 

Verfasser stellt an der Hand zahlreicher Statistiken die Beziehungen 
zwischen Geschlecht und Verbrechen in vorzüglicher gemeinverständlicher 
Weise dar. Er zeigt, wie die Kriminalität der Frau sowohl Häufigkeit wie 
Art der Vergehen nach abhängig ist einmal von den wellenförmigen Be- 
wegungen der Lebensenergie, wie sie durch die Menstruation gegeben sind 
(Brandstiftung, Mord, Widerstand gegen die Staatsgewalt, insonderheit Dieb- 
stahl, darunter vor allem Warenhausdiebstahl), des weiteren abhängig ist 
vom Einsetzen der Menopause (Beleidigung, Hausfriedensbruch, Verletzung 
der Eidespflicht, Hehlerei, Kuppelei), von Schwangerschaft (Diebstahl, Waren- 
hausdiebstahl, Kindesmord), von Wochenbett (Neigung zu Gewalttaten), von 
Laktation und Abort Beim Manne lassen sich nur zwei Lebensabschnitte 
nachweisen, in denen die Kriminalität in unmittelbarer Beziehung zur 
Sexualität steht, die Pubertät und die Zeit des wiedererwachenden Geschlechts- 
triebes im Greisenalter: in der Zeit der Pubertät und unmittelbar nach ihr 
zeigt die Straffälligkeit der Männer in bezug auf Sittlichkeitsdelikte, Dieb- 
stahl, Körperverletzung, Sachbeschädigung und Brandstiftung höheren Prozent- 
satz als im Mannesalter; im Greisenalter macht sich erhöhte Kriminalität 
auf sexuellem Gebiete sowie wegen fahrlässigen Meineids und fahrlässiger 



A. Referate. Anthropologie. 327 

Brandatiftung bemerkbar. Der Einfloß der Ehe auf die Kriminalität ist ein 
sehr günstiger im Sinne der Verminderung dieser: den geringsten Prozent- 
satz aller Kriminellen stellen die verheirateten Frauen. Besonders nehmen 
mit der Ehe bei beiden Geschlechtern Diebstahl, Betrug und Veruntreuungen 
ab. Eine Ausnahmestellung machen begründeterweise die weiblichen Delikte 
wegen Hausfriedensbruch, Beleidigung und Körperverletzung, die mit der 
Ehe zunehmen: unter sämtlichen wegen Beleidigung verurteilten Weibern 
sind 40 Proz. verheiratete. Was die Kriminalität überhaupt angeht, so ist 
diese bei Frauen im allgemeinen weit geringer als bei Männern. Bezüglich 
der Beteiligung beider Geschlechter an den einzelnen Delikten überwiegen 
bei den Männern weitaus Erpressung, Totschlag, boshafte Beschädigung 
fremden Eigentums, Unzuchtsdelikte, Körperverletzung, Raub, Religions- 
störung, Veruntreuung und Majestätsbeleidigung, bei den Frauen in erster 
Linie Kindesmord, Kindesaussetzung und Fruchtabtreibung; aber es erreicht 
auch die Straffälligkeit der Frau noch einen relativ hohen Prozentsatz 
gegenüber dem Manne bei Mord (30,3 Proz.), Betrug (20,8 Proz.), Diebstahl 
(19,5 Proz.), Verleumdung (19 Proz.) und Brandlegung (14,7 Proz.). Inter- 
essante Ergebnisse ergeben dann weiterhin die Ausführungen darüber, wie 
sich die Beteiligung an den einzelnen Delikten nach Altersstufen und Familien- 
stand bei beiden Geschlechtern gruppiert. Zum Beispiel ist die Verurteilung 
wegen Diebstahls bei den Jugendlichen beiderlei Geschlechts sehr häufig; es 
fällt ferner die starke Beteiligung der Ledigen am Diebstahl auf, der beim 
männlichen Geschlecht ungefähr zweimal so häufig bei den Ledigen als bei 
den Verheirateten ist und beim weiblichen sogar dreimal so häufig. Der 
schwere Diebstahl ist Domäne der Männer, besonders vom 18. bis 30. Jahr, 
der leichte die der Frauen, besonders der jugendlichen. Aus allen diesen 
Ausführungen über die einzelnen Straftaten geht hervor, daß die psychologisch 
und psychiatrisch festgestellten Charaktereigenschaften der beiden Geschlechter 
auch in der Art der von ihnen begangenen Delikte zum Ausdruck kommen: 
beim Manne auf der einen Seite Überlegung, körperliche Kraft und Gewandt- 
heit, starke Sinnlichkeit — auf der kriminellen Seite Straftaten gegen Staat 
und Ordnung, schwerer Diebstahl, vorsätzliche Körperverletzung, Unzucht- 
delikte. Beim Weibe ist es die Emotivität, die im üblen Sinne sich durch 
Hinterlist und Lüge kundgibt und relativ hohe Straffälligkeit bei leichtem 
Diebstahl, Hehlerei, Betrug, Verleumdung, Beleidigung, Hausfriedensbruch, 
Meineid und Verleitung zu diesem sowie Kuppelei bewirkt; die Anlage zur 
weiblichen Grausamkeit äußert sich in relativ hoher Beteiligung an Mord, 
besonders Kindesmord, und an KindesaussetzuDg. 

Diese Resultate sind keineswegs überraschend, nach dem Gefühl und 
nach früheren Arbeiten sogar geradezu selbstverständlich. Und doch ist 
man überrascht, vor sich zu sehen, wie sich dies alles ganz ohne Zwang 
aus einfacher, klarer Zusammen- und Gegenüberstellung mit Evidenz ergibt. 
Es ist ein großes Verdienst des Verfassers, die letzten Resultate der Wissen- 
schaft auf diesem Gebiete zu einer so sorgfältigen Übersicht zusammengetragen 
zu haben, daß der Fachmann weiß, wo er mit seinem Wissen angelangt ist, und 
der gebildete Laie sich von diesem kriminal -anthropologischen Kapitel einen 
vorzüglichen Begriff machen kann. H. Laufer -Schluchsee und Luxor. 

398. Alfred v. Lindtheim: Saluti juventutis. Der Zusammenhang 
körperlicher und geistiger Entwickelung in den ersten zwanzig 
Lebensjahren des Mensehen. Eine sozial- statistische Unter- 
suchung. 564 S. Mit mehreren Abb., zahlreichen Tabellen 



328 A. Referate. Anthropologie. 

und graphischen Darstellungen im Text, sowie 5 zum Teil 
farbigen Tafeln. Wien und Leipzig, Franz Deuticke, 1907. 
Dem umfangreichen Werke „Saluti aegrorum" läßt der unermüdliche, 
stets arbeitsfreudige Verfasser ein nooh verdienstvolleres Werk folgen, welches 
dem Kinde gewidmet ist. Er widmet dasselbe in bezeichnender Weise „den 
Müttern u und stellt gleich den sinnigen Spruch voran: „Euerem Schöße, ihr 
Mütter, ist die Zukunft der Menschheit, Euerer Brust ist der Quell 
werdenden Lebens vertraut ! u Das Buch befaßt sich in diesem Sinne mit 
dem Werdegang des Kindes von seinem ersten Atemzuge bis zu seiner 
Reife und befolgt das offen ausgesprochene Ziel, die hier gesammelten Er- 
fahrungen für die Gesetzgebung des Kindes zugänglich zu machen. Lindt- 
heim gliedert sein Thema und die einzelnen Lebensperioden des Kindes in 
die Zeit der zwei ersten Lebensjahre, das neutrale Kindesalter bis zum 
Beginn der Schule, die Schulperiode, die Zeit der Reife. Aus dieser Ein- 
teilung ergeben sich bestimmte Beziehungen der einzelnen Altersabschuitte 
des Kindes zu speziellen Disziplinen und Wissenschaften, wie z. B. Kinder- 
heilkunde, Psychiatrie, Orthopädie, Syphilis, Ophthalmologie, Strafgesetz- 
gebung usw., welche Lindtheim in Form von eigenen Fachgutachten stets 
von einem tüchtigen Vertreter des betreffenden Faches erstatten läßt. 

So weist Doz. Josef in seinem Fachgutachten über die Vererbung 
darauf hin, daß erbliche Eigenschaften einzig und allein durch die Keim- 
zellen übertragen werden und schon während dieses Übertragungsaktes ihren 
irgendwie gearteten Ausdruck in der Organisation der lebendigen Substanz 
der Fortpflanzungszellen im Keimplasma finden, welches mit höchster Wahr- 
scheinlichkeit im Zellkerne lokalisiert ist. Es wird in der Folge der Ver- 
erbungsmechanismus erörtert und die Einzelheiten verschiedener ungünstiger 
Vererbungsmomente besprochen. Die Schicksale des Kindes in den ersten 
Lebensjahren, und zwar vorzugsweise die Ursachen der Säuglingssterblichkeit, 
die Tuberkulose im Säuglingsalter, die Vorteile der Ernährung an der Mutter- 
brust, die Stillungsdauer, das Ammen wesen schildern Doz. Hochsinger und 
Doz. Seiffert. Die wichtigsten Erfahrungen in bezug auf das neutrale Kindes- 
alter bis zum Beginn der Schule (Gutachten des Dr. Z app er t) beziehen sich auf 
die Bedeutsamkeit desselben für die spätere Entwickelung des Kindes, die Er- 
ziehung zum Gehorsam, die Zerstörungssucht, die falschen Erziehungssysteme, 
den unmoralischen Zerstörungssinn. Verfasser lenkt die allgemeine Aufmerk- 
samkeit auf die traurige Tatsache, daß die Erziehung wohlhabender Kinder bei 
uns noch sehr im Argen liegt und befürwortet für die Kinder der ärmeren Be- 
völkerungsklasse eine Ausgestaltung des Krippen- und Kinderbe wahrwesens, 
sowie das Anlegen einer großen Anzahl von Kinderspielsplätzen und Gründung 
von Ferienkolonien, Tagesheimstätten, Waldschulen, Rekonvaleizentenhäusern 
und Seehospizen. Die orthopädischen Erkrankungen werden von Dr. v. Ho- 
vorka, jene des Auges von Dr. Hamburger, des Ohres von Doz. Alt be- 
sprochen. Dr. Burgerstein bearbeitet das Kindesalter während der Schulzeit, 
erörtert die Beziehungen zwischen Schule und Haus, zwischen Schule und 
körperlicher, sowie geistiger Entwickelung des Kindes, die Notwendigkeit der 
Beaufsichtigung des Kindes auch außerhalb der Schulzeit. Im Kapitel über 
die Zeit der Reife gelangt die wichtige Frage des Erwachens sexueller Triebe 
und der damit zusammenhängenden pathologischen Zustände zur Sprache; 
den damit zusammenhängenden sittlichen und körperlichen Verfall der Jugend 
und die dringende Reformbedürftigkeit der Gesetzgebung erörtert Dr. Berze, 
Eine Reform der Jugendfürsorge begutachtet Dr. Altmann. In einem 
Schlußkapitel werden von Dr. Heller die Ergebnisse der sozial-statistischen 



A. Referate. Anthropologie. 329 

Untersuchungen Lindtheims über den Zusammenhang körperlicher und 
geistiger Entwiokelung nochmals kurz zusammengefaßt und in kurzen, klaren 
Sätzen formuliert. Durch dieses Werk hat sich Lindtheim zweifellos um die 
Beurteilung des gesunden und kranken Kindes große Verdienste erworben. 

Dr. Oskar v. Hovorka- Wien. 

394. Stieda: Über einen im jugendlichen Alter Kastrierten. 

Deutsch, medizin. Wochenschr. 1908, Nr. 13. 
Dem jetzt im 36. Lebensjahre stehenden Manne wurden mit 15 Jahren 
die Hoden durch einen Rohheitsakt zerquetscht. Seitdem sind die äußeren 
Geschlechtsteile auf demselben Entwickelungszustande geblieben; die Hoden 
sind nur bohnengroß und sehr druckempfindlich. Bei vollem Haupthaar fehlt 
der Bart, die Schamhaare sind nach oben konvex begrenzt; Achsel- und 
Afterhaare sind spärlich. Die Stimme ist hoch und rauh, der Kehlkopf 
kleiner als bei erwachsenen Männern. Leichte Gynäkomastie. Die Größe 
beträgt 175 cm; der Mann war, als er kastriert wurde, klein und mager; 
vom 19. Jahre an zeigte er starkes Wachstum und zwar bis zum 30. Jahre. 
Schulterbreite 37 cm, Brustumfang 86V9 bis 88 1 / 2 cm * Hüftenbreite 31cm, 
Hüftenumfang 94 cm. Armlänge (Schulterkopf bis Mittelfingerspitze) 82 cm. 
Trochanter major bis Hacken 98 cm. Tibia43cm. Schädel 18:14 cm. Eine 
abgeflachte Hinterhauptschuppe (Gall) fand sich nicht. Ejakulation und 
Erektion vorhanden. Besonders betont wird das plötzlich einsetzende und 
auffallende Längenwachstum (Persistenz der Epiphysenknorpel), das Fehlen der 
sekundären Geschlechtscharaktere bei angedeuteten weiblichen Charakteren 
(Becken Verhältnis zu Schulter). Dr. Kellner- Unter göUzsch. 

395. Albrand: Okulistische Beiträge zur Wertung der Degenera- 
tionszeichen. Arch. f. Psych. 1908, Bd. XL1V, H. 1. 

In einer außerordentlich eingehenden Arbeit, auf deren reichen Ertrag im 
einzelnen nicht eingegangen werden kann, hat Verfasser die bei 500 Soldaten, 
830 Volksschülern, 1500 Augenkranken und 1039 Geisteskranken (worunter 
230 Idioten) gewonnenen Resultate bearbeitet, wobei Verfasser noch seine 
Erfahrungen an dem großen Material der Schö ler sehen Augenklinik und 
der Charite zu Berlin zu Gebote standen. Das Material, sämtlich Mecklen- 
burger, entstammt fast ausschließlich dem ländlichen und kleinstädtischen 
Milieu. 

Bei den Erblichkeitsuntersuchungen wurde besonders streng verfahren, 
unter Ausschließung einzelner Momente, wodurch sich Differenzen mit anderen 
Beobachtern zum Teil erklären. Die Augenkranken zeigten eine Gesamt- 
belastung bei 20 Proz. und okulistische Stigmata bei 26,6 Proz., die Geistes- 
kranken 45,4 bzw. 29,9 Proz. Bei den einzelnen Krankheitsgruppen fand 
sich Belastung (und okulistische Stigmata) bei präseniler Geistesstörung in 
33,4 Proz. (bzw. 18,5 Proz.), bei Paralyse in 36,7 Proz. (bzw. 13,3 Proz.), 
bei Idiotie und Imbezillität in 39,6 Proz. (bzw. 50,4 Proz.), bei Epilepsie in 
49,2 Proz. (bzw. 38,1 Proz.), bei Dementia praecox in 5 1,4 Proz. (bzw. 23,8 Proz.), 
bei manisch-depressivem Irrsinn in 58,3 Proz. (bzw. 30,6 Proz.). Unter 
anderem waren unehelich geboren 3,3 Proz. der Paralytiker und 7,0 Proz. 
der Idioten. Die niedrige Zahl in der Gesamterblichkeit erklärt Verfasser 
mit dem selteneren Vorkommen bestimmter Psychosen mit hoher Erblich- 
keitsziffer (Hysterie u. a.) in Mecklenburg. 

Das Verhältnis der direkten zu der indirekten Belastung fand sich auch 
hier bei den „Gesunden" umgekehrt wie bei den Kranken und zwar bei 



330 A. Referate. Anthropologie. 

ersteren wie 30 : 70 Proz., bei den Geisteskranken wie 64 : 36 Proz, Im 
anderen fand sich ferner, daß geistesgesunde Augenkranke ungefähr die- 
selbe Zahl Augenstigmatisierter hatten wie Geisteskranke; aber die erblich 
belasteten Geistesgesunden wiesen einen relativ hohen Prozentsatz von Augen- 
stigmatisierten auf; von allen Stigmatisierten waren 28,6 Proz. erblich be- 
lastet, von den Nichtstigmatisierten dagegen nur 16,9 Proz. 

Was speziell Paralyse und Tabes angeht, so ist es Verfasser nicht ge- 
lungen, an dem zahlreichen Material eine in okulären Degenerationszeichen 
zutage tretende Veranlagung nachzuweisen, vielmehr sieht Verfasser den 
Grund für die Paralyse in einem Zusammenwirken der verschiedensten Ur- 
sachen bei Syphilitischen und für Tabes in einer nicht ausreichenden Be- 
handlung der ersten Luesstadien. Von den einzelnen Krankheitsgruppen 
zeigen die mit endogenetischer Natur die höchsten Belastungsziffern und 
meisten okulistischen Degenerationszeichen ; aus dem Mehrbefund solcher bei 
Epilepsie, welche in einzelnen Fällen funktionelle Störungen nach sich ziehen 
mögen, waren keine zur Auslösung epileptischer Anfälle führenden Beziehungen 
zu finden, wie z. B. Schön, welcher diese durch korrigierende Brillen zu be- 
handeln versucht. Die Idioten und Imbezillen zeigen den höchsten Prozent- 
satz an Augen stigmen in Übereinstimmung mit anderen Forschern; Verfasser 
fand „okulärstigmatisierte" Soldaten zu 10,6 Proz., geistig normale Augen- 
kranke 26,6 Proz., Volksschüler 26,9 Proz., Idioten und Imbezille 50,4 Proz. 
Eine Häufung von Augenstigmen und allgemeinen Degenerationszeichen wurde 
nur bei vereinzelten Kranken und Gesunden beobachtet, so daß berechtigte 
Schlüsse auf eine gemeinsame Quelle dieser Wachstumsirregularität nicht zu 
ziehen waren. 

Von der Myopie kann nur die sehr seltene angeborene als Stigma 
gelten. Verfasser fand sie bei seinem Material nur als erworbene und sieht 
sie in der Hauptsache als Kulturkrankheit an. Dagegen ist ein kurz- 
achsiger Bau (2,9 Proz. der Soldaten, 15,2 Proz. der Idioten) des Auges als 
Rückschlag aufzufassen, ebenso wie Formanomalien der Cornea (1,0 Proz. der 
Schüler, 8,7 Proz. der Idioten); Anisometropie fand sich bei 1,6 Proz, der 
Soldaten, 2,3 Proz. der Volksschüler und 4,8 Proz. der Idioten. Erheblichere 
Anomalien der Orbitae sind meist Teilerscheinung von Schief schädel ; auch 
hier prävalieren die Idioten. Partieller Augenbrauenmangel ist nur dann 
bemerkenswert, wenn die medial stärkere Behaarung fehlt. Epikanthus- 
bildung 0,2 P^roz. der Augenkranken, 2,2 Proz. der Idioten. Färbungsano- 
malien des Bulbus und der Iris war bei Gesunden und Kranken annähernd 
gleich oft vertreten. Wichtig ist die Verlagerung der Iris und am stärksten 
bei Idioten vertreten (0,5 bis 0,8 Proz. der Normalen, 3,9 Proz. der Idioten). 
Angeborene Gefäßanomalien des Augenhintergrundes sind nur in den aus- 
gesprochensten Abweichungen als Stigma zu bewerten, wichtiger dagegen ist 
die Persistenz der Art. hyaloidea. 

Die angeborenen Innervationsstörungen im Nervenmuskelapparate sind 
nicht besonders berücksichtigt, da deren Deutung nach der degenerativen 
Seite hin keine einheitliche ist; immerhin ist auf deren hohen Prozentsatz 
bei Idiotie hinzuweisen. Doch lassen die vorliegenden anatomischen Befunde 
die Störungen nicht als Degenerationszeichen, sondern als durch pathologisch- 
anatomische Prozesse bedingt bewerten. 

Es kommen also auch am Auge desto mehr Anomalien auf, je mehr die 
betreffenden Untersuchungsgruppen geistig entartet sind, und zwar dürften 
seltenere Anomalien und ungewöhnliche Grade solcher sonst häufiger vor- 
kommenden eine schwerere Stigmatisierung bedeuten. Der geringe Unter- 



A. Referate. Anthropologie. 331 

schied in der Zahl körperlicher Stigmata bei „Normalen" (23,9 Proz.) gegen- 
über den Abnormen (29,4 Proz.) läßt jedoch keinen anderen Schloß zu, als 
jenen, die Bedeutung von „Signalen" zuzugestehen, welche für den einzelnen 
Fall eine Bedeutung nur in Verbindung mit individueller Be anlagung oder 
geistiger Entartung finden können. 

Zum Schluß macht Verfasser auf die Wichtigkeit okulistischer Verhält- 
nisse in anthropologischer Hinsicht (Bertillonage) aufmerksam, und zwar be- 
sonders auf die des ophthalmoskopischen Bildes. 

Dr. Kellner-Untergöltzsch. 

396. Prinz ing: Die Häufigkeit der Fehlgeburten bei Zwillings- 
Schwangerschaft. Dtsch. med. Wochenschrift 1908, Nr. 23. 

Unter 24334 Empfängnissen des Jahres 1905 in Budapest waren 2560 
Fehlgeburten; darunter bei 235 Zwillingsempfängnissen 62 Zwillingsfehl- 
geburten und 9 weitere Zwillingsgeburten, bei denen die Früchte bis auf eine 
starben. Bei Berücksichtigung der Fehlgeburten bis zum Ende des sechsten 
Monats kamen auf 100 einfache Schwangerschaften 9,3 Proz., auf Zwillings- 
schwangerschaften 12,8 Proz. Fehlgeburten; bei den ersteren tritt die Fehl- 
geburt am häufigsten im dritten Monat, bei den letzteren von Monat zu 
Monat häufiger auf. Auch ist die Fehlgeburt bei eineiiger Zwillings- 
schwangerschaft häufiger als bei zweieiiger. Das Verhältnis war bei einer 
allerdings kleinen Zahlenreihe 63 : 23,4 Proz. aller klinischen eineiigen 
Zwillingsgeburten. Ferner ist der Knabenüberschuß bei Zwillingen geringer 
als sonst, verursacht dadurch, daß bei ' Lebendgeborenen auf 100 Mädchen 
106 Knaben kommen, bei den Fehlgeborenen dagegen 160 Knaben; wo also 
mehr Fehlgeburten stattfinden, wie bei Zwillingsgeburten, muß der Knaben- 
überschuß geringer werden. Dr. Kellner-Untergöltesch. 

397. Friedend: Affengeschichten aus Amerika. Arch. f. Anthropol. 
1908, Bd. VII, S. 16—21. 

Verfasser gibt eine umfangreiche Zusammenstellung von Nachrichten 
älterer Forschungsreisender (Oviedo, Acosta, Cieza de Leon, Wafer, 
Exquemelin u. a.), die aus eigener Erfahrung bezeugen, daß Affen, zumeist 
Mycetesarten , mit Vorbedacht auf die vordringenden Europäer mit ab- 
gebrochenen Zweigen, Kot und Steinen geworfen hätten, Austern gefischt, 
sie auf einen Stein gelegt und mit einem zweiten Steine aufgeschlagen, ja 
selbst sich oder gegenseitig Pfeile aus den Wunden gezogen und diese mit 
Blättern verstopft hätten und ähnliches mehr. Die gleichen Beobachtungen 
sind auch für die Affen anderer Erdteile bezeugt, so daß man der Realität 
dieser FrscheinuDg, die allerdings für die Frage nach dem Verstände dieser 
Tiere von großer Tragweite sein würde, nicht zweifeln darf. 

Weiter erörtert Verfasser die Frage nach einem angeblichen Geschlechts- 
verkehr zwischen Menschen und Affen, und zwar ebenfalls auf Grund der 
darüber existierenden Nachrichten. Diese beruhen aber durchweg auf Hören- 
sagen, so daß man ihnen berechtigten Zweifel entgegensetzen muß. Ebenso 
ist das Vorkommen geschwänzter Völker in das Reich der Fabel zu ver- 
weisen. Wie Friederici zeigt, sind die darauf bezüglichen Nachrichten 
entweder auf Verwechselung mit Affen zurückzuführen, oder sind durch 
schwanzartige Anhänge entstanden, welche gewisse Indianerstämme zu tragen 
pflegten. Buschan- Stettin. 



332 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

III. Ethnologie und Ethnographie. 

Allgemeines. 

398. Yisscher: Religio en gemeenschap bij de natuurvolken. 

Eerste deel. 238 S. Utrecht 1907. 

Ein ganz ausgezeichnetes Bach, das uns vortrefflich, an der Hand vieler 
Beispiele, in die Psyche der Naturvölker einführt. Die Religion ist für Ver- 
fasser, den streng Gläubigen, Orthodoxen, Feind der Darwinschen Theorie 
mit allen ihren Sätzen, ein Zentralpunkt des Lebens. Sie ist eine soziale 
Tatsache, aber nicht durch die Gesellschaft erst erzeugt, und auch jetzt noch 
durchaus nötig. Sie ist eine Offenbarung Gottes. Dann bespricht Verfasser 
die Einteilung der sozialen Typen und bevorzugt die von Vierkandt. Ganz 
vortrefflich ist weiter die Beschreibung der intellektuellen, ethischen und 
persönlichen Seite der Naturvölker. Verfasser glaubt, daß alle Rassen zu 
gleicher Kulturvollkommenheit gelangen können (? Ref.). Auf die Religion 
der Völker übergehend, teilt er sie in eine absolut, in eine relativ religiöse 
und in eine relativ irreligiöse Phase. Bei der ersten geht das ganze Leben 
in Religion auf; bei der zweiten wird der Staat geboren und es entstehen 
theologische Eosmogonien; die dritte Phase tritt erst im Christentum auf, 
die die Religion der Persönlichkeit ist. 

Endlich wird die religiöse Anschauung der Naturvölker geschildert, ihr 
Polytheismus, den Verfasser als Degeneration (? Ref.) eines ursprünglichen 
Monotheismus bezeichnet, welch letzterer immer noch durchschimmert. Der 
Animismus, Spiritismus und Fetischismus werden dargelegt, letzterer in so 
ausgezeichneter Weise, wie es Referent bisher noch nicht fand. Das Ganze 
ist klar, höchst anregend geschrieben und sei daher warm empfohlen. 

Me&izinalrcA Dr. P. Näcke- Hubertusburg. 

399. Näcke: Die angeblichen sexuellen Wurzein der Religion. 

Zeitschr. f. Religionspsychologie 1908, Bd. II, H. 1. 
In dieser größeren Arbeit führt Verfasser folgendes aus. Das Ursprüng- 
lichste in der Religion ist wahrscheinlich nur die Furcht vor dem Drohenden. 
Diese vielleicht angeborene Furcht erzeugt (infolge des angeborenen Kausalitäts- 
bedürfnisses) die Schaffung erst böser, später guter Götter. Jede 
Gottesidee ist nur ein sekundäres menschliches Gebilde, und wie 
alles andere der Entwickelung unterworfen. Erst später scheint der Phallus - 
dienst sich ausgebildet zu haben, als Verherrlichung der wunderbaren, gött- 
lich erscheinenden Zeugung. Viel später, wenn es eine Synthese der Gott- 
heiten gibt, tritt wahre Gottesliebe auf, die ganz a-sexuell sein kann. Die 
Religion hat also keine eigentlichen sexuellen Wurzeln, sondern setzt nur 
später einige sexuelle Zweige an. Dazu gehören auch später sexuelle Orgien 
beim Gottesdienste. Es handelt sich also immer nur um eine Verflechtung 
des Sexuellen mit der Religion, nicht um ein eigentliches Wurzelwerk. 

SdbsiberichL 

400. Ludwig Wilser: Rassentheorien. 32 S. Stuttgart, Strecker 
u. Schröder, 1908. 

Dieser Vortrag, der in der Anthropologischen Gesellschaft zu Frank- 
furt a. M. gehalten wurde, ist wieder eine echte Wilser sehe Arbeit, voll 
zündender Beredsamkeit, ein Niederschlag reicher Lebensarbeit und Er- 
kenntnis, ein ehrlicher, aufrichtiger Kampf für seine allgemein bekannte 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie, 333 

wissenschaftliche Überzeugung. Mit Recht wendet er sich gegen andere 
Rassentheoretiker und gegen die vielen Leute, die mit ganz unklaren Be- 
griffen von Rasse, Volk usw. operieren. Wilser arbeitet mit klaren, ver- 
ständlichen Begriffen, vermöge deren es ihm vorzüglich gelingt, anthro- 
pologische Probleme weiteren Kreisen zugänglich zu machen. Im allgemeinen 
wird man heute der Rassen theorie Wilsers die Anerkennung nicht ver- 
sagen, wenn man ihm auch nicht in allen von ihm gezogenen Konsequenzen 
betreffend die gegenseitigen Beziehungen und die Wertung der Rassen zu folgen 
braucht. — Als besonderer Vorzug von Wilsers Arbeiten darf et angesehen 
werden, daß sie stets neue Anregung bieten. H. Laufcr-Luxor u. Köln. 

401. Heinemann: The physical basis of civilization. 241 S. Chicago, 
Forbes, 1908. 

In außerordentlich scharfsinniger Weise leitet Verfasser die hohe Gehirn- 
entwickelung und die Zivilisation des Menschen von zwei kleinen anatomischen 
Veränderungen des Skeletts ab: 1. von der Umwandlung der Hinterhand in 
den Fuß, und 2. von der Verlegung des Hinterhauptsloches nach hinten. Da- 
durch wurde erst die aufrechte Haltung möglich. Bezüglich der Entwicke- 
lung steht er ganz auf Darwinistischem Standpunkte und lehnt, für den 
Menschen wenigstens, die Mutationstheorie ab. Er nimmt als sicher an, daß 
der Urahn haarlos war und einzeln leben mußte, nicht in Horden und 
ferner monogamisch. Erst später folgte die Bildung der Horde, Sippe usw., 
auch teilweise die Polygamie als Entartungserscheinung. Das aber alles erst, 
seitdem er die Keule, den Wurf, das Feuer erfunden hatte. Die zwei ersten 
Dinge hatte er wahrscheinlich den höheren Affen abgesehen. In vier An- 
hängen werden in höchst interessanter, ganz biologisch aufgefaßter Weise 
'die Sprache, das Gedächtnis, der Altruismus usw. abgehandelt. Mit Recht 
sagt Verfasser, daß die Sprache erst entstehen konnte, als das Gehirn bereits 
sehr entwickelt war. Ferner besteht nach ihm sicher eine Beziehung von 
Kopf-Gehirngröße und Intelligenz, wenn man die Fehlerquellen, die angeführt 
werden, ausschließt Man wird gewiß nicht in allem dem Verfasser Recht 
geben, z. B. kaum darin, daß der Urmensch haarlos war, daß Monogamie und 
die Familie zuerst bestanden und der Mensch erst später in Horden lebte. 
Auch betont er zu sehr die Geschlechtswahl. Trotzdem ist das Ganze tief 
durohdacht und ausgeführt und verdiente sehr wohl verdeutscht zu werden. 

Medizinalrat Dr. P. Näcke-Hubertusburg. 

402. 6. Schweinf urth : Über die von A. Aaronsohn ausgeführten 
Nachforschungen nach dem wilden Emmer (Triticum dicoccoi- 
des Ecke.). Ber. d. Deusch. botan. Ges. 1908. Bd. XXVI a, 
H. 4, S. 309—324. 

403. G. Schweinf urth : Die Kultur des ürweizens von Palästina. 
Kgl. privileg. Berliner (Vossische) Zeitung Nr. 413 vom 3. Sept. 
1908. 

Schon vor einem halben Jahrhundert wollte Th. Kotschny bei Raschaya 
am Hermon in Palästina die wildwachsende Urform des Kulturweizens ge- 
funden haben und bezeichnete dementsprechend Syrien als dessen Heimat. 
Diese Vermutung hat jüngst ihre Bestätigung durch die Forschungen 
A. Aaronsohns, eines jungen Landwirts aus Palästina, gefunden, der haupt- 
sächlich auf Anregung von Schweinfurth dieser Frage in seiner Heimat 
nachgegangen war. Er traf den wilden Emmerweizen (Trit. dicoccoides Ecke.) 
dort an verschiedenen Stellen (u. a. in der Nähe von Bosch -Pinah, el-Hadr 



334 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 



am Hebron, in der Landschaft Gilead gegenüber Jericho) an, und zwar in 
einer vertikalen Verbreitung bis über 2000 m, was dafür spricht, daß die 
Pflanze extrem klimatische Erscheinungen nicht zu scheuen braucht Stets 
kam der wilde Emmer in Gesellschaft mit Hordeum spontaneum vor, letzteres 
aber auch ohne jenen. 

Die von Aaronsohn erhaltenen Samen des wilden Emmer waren von 
Prof. Körnicke in Poppeisdorf ausgesäet worden (zweite Abhandlung). An 
den so gezogenen Exemplaren waren zumeist volle und reiche Ähren vor- 
handen , die durchaus den Eindruck von Kulturweizen machten ; sie zeigten 
ein von den in Palästina gesammelten Originalexemplaren wesentlich ab- 
weichendes Aussehen. Während diese durch Vielhalmigkeit sich auszeich- 
neten, brachten jene nur bis zu acht Halme hervor. Die Körner kamen zum 
Teil in der Größe dem gewöhnlichen Weizen nahe. Überhaupt hatte der in 
Poppeisdorf gezogene Weizen die große Formmannigfaltigkeit des wilden 
Weizens eingebüßt. Diese Variabilität der Urpflanze muß dieselbe zur Zucht- 
wahl ganz besonders geeignet gemacht haben. Buschan- Stettin. 



Spezielles. 

404. John Gray: Memoir on the pigmentation survey of Scotland. 

Journ. of the Royal Anthropol. Inst, of Great Britain and Ireland 
1907. Vol. XXXVII, p. 375—410; 20 Taf., 6 Tabellen. 
Eine nach den Grundsätzen der Pearson sehen Schule durchgeführte 
Bearbeitung einer Statistik über die Haar- und Augenfarben von etwa einer 
halben Million schottischer Schulkinder (257 535 Knaben, 244017 Mädchen). 
Es wurden für die Haarfarben, welche in der folgenden Tabelle links stehen, 
fünf, für die Augenfarben (rechts) vier verschiedene Gruppen unterschieden; 





Fair 


Red 


Med. 


Dark 


Black 


Blue Light 


Med. 


Dark 


ToUl 
, Nuraber 


Boys . . 
Girls . . 
Mean. . 


24,9 
27,4 
26,1 


5,5 
5,1 
5,3 


48,3 
40,9 
42,1 


25,0 
25,4 
25,2 


1,2 
1,2 
1,2 


i H,6 
14,9 
14,7 


30,3 
30,3 
30,3 


32,7 
32,0 
32,3 


22,3 
22,8 
22.5 


257 535 
244017 

1 ~ 



Die auf den Tafeln beigefügten Karten gewähren einen bequemen Über- 
blick über die verschiedene Dichtigkeit dieser Gruppen in den verschiedenen 
Landesteilen. Die Erörterungen, wie im einzelnen diese Verhältnisse sich 
herausgebildet haben mögen (Einflüsse der Urbevölkerung, der Einwanderung, 
der Verschiedenheiten der Vermischung je nach der Art der Einwanderung) 
müssen im Original nachgesehen werden. P. Bartels-Berlin. 

405. A. Brunk: Rat to, wat is dat! Pommersche VolksrStseh 

120 S. mit Nachtrag. S. 121—132. Stettin, J. Burmeister, 1907. 
Verfasser kann für einen der eifrigsten und rührigsten Sammler auf 
dem Gebiete der pommerschen Volkskunde gelten, wie seine zahlreichen klei- 
neren Beiträge in den „Blättern für pommersche Volkskunde" beweisen. Da» 
im Laufe dieser seiner Tätigkeit angesammelte Material hat er im vor- 
liegenden Werkchen unter 677 Nummern vereinigt. Leider haben seine 
heimatlichen Forschungen vorzeitig einen Abschluß durch seine Versetzung 
nach Westfalen erfahren; daher mag er vielleicht den vorhandenen Stoff nicht 
ganz erschöpft haben. Aber er bringt doch aus allen Teilen Pommerns 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 335 

Material herbei, so daß man einen guten Überblick über den Bestand und 
das Wesen des pommerschen Volksrätsels aus seinem Büchelchen erhält. 
Allerdings sind die angeführten Rätsel keineswegs ausschließliches Eigentum 
des pommerschen Volkes; viele von ihnen kommen auch anderwärts vor, wie 
schon die Unmenge von Hinweisen auf Wossidlows bekannte Sammlung 
mecklenburgischer Volksrätsel erkennen läßt, die in jedem übereinstimmenden 
Fall vom Verfasser beigesetzt sind. — Der Nachtrag, der besonders geheftet 
ist, enthält Rätsel derberer Natur. 

Möge das Büchelchen, das einen wertvollen Beitrag zur deutschen Volks- 
kunde bedeutet, viele Leser finden und Anregungen zu weiteren Forschungen 
im deutschen Vaterlande geben. Buschan- Stettin. 

406. Max Höfler: Allerseelengebäcke. Zeitschr. f. österr. Volksk. 
1907, S. 65 ff. 

Altmeister Höfler hat zu den zahlreichen Abhandlungen über Kult- 
gebäcke zur Oster-, Weihnachts- und Neujahrszeit , zu den Arbeiten über 
Totengebäcke , Zopf- und Herzbrote nun auch eine Besprechung der Aller- 
seelengebäcke hinzugefügt. Ausgehend von den Benennungen und den 
alten römischen und germanischen Totenfesten, geht der Verfasser über zu 
den christlichen Seelengedenktagen, die zwar eine zeitliche und inhaltliche 
Verschiebung erfahren, aber doch noch viel von den alten Opfergebräuchen 
erhalten haben. „Denn der Ahnen- und Seelenkult haftet im Volksgebrauch 
bei allen Religionen am längsten/ Natürlich ergeben sich in den ver- 
schiedenen Gegenden abweichende Benennungen und Gebräuche, auf die auch 
hingewiesen wird. Im Anschluß an die Vorstellung, daß die Seelen der Ver- 
storbenen nicht nur gleich nach dem Ableben wieder in die heimische Be- 
hausung zurückkehren, sondern auch bestimmte Zeiten im Jahre „frei be- 
kommen tt , wird der Seelenopfer gedacht. Sie werden entweder den Toten 
auf das Grab gestellt oder zu Hause bereit gestellt. Diese Seelen speisen, 
d. h. das, was die Geister übrig gelassen hatten, wurde dann entweder an 
die Armen verteilt oder zu Segenszwecken von den Angehörigen verspeist 
(Communio). 

Neben den animalischen Opfern finden wir auch solche vegetabilischer 
Natur. Hierzu gehört das Seelenmehl, auf dessen Rolle in der Vorstellung 
verschiedener Völker ein vergleichender Blick geworfen wird; ferner der 
Seelenbrei (Gersten- und Hirsebrei) und schließlich das daraus bereitete Ge- 
bäck, das vorwiegend aus dunkelm Mehl gebacken wird. Alle diese Merk- 
male lassen auf ein hohes Alter und eine einfache Zubereitung schließen. 
An Formen haben wir zunächst das Laibchen, die Reihen- und Zeilensemmel. 
Oft wird das Gebäck gegessen oder zu Heilzwecken verwendet. Brotschaufel, 
Brotteig und Brotschüssel spielen als stellvertretende Dinge im Volksaber- 
glauben eine große Rolle. Immer werden diese Opfer in irgendeine Beziehung 
zu den Hausgeistern und Wichtein (Laren, Penaten) gebracht. Sehr interessant 
ist der Hinweis auf das Erstlingsbrot als Seelenopfer und die Wunder- 
wirksamkeit des Opferbrotes beim ersten Meßopfer eines Priesters (Primiz). 

Je nach Landschaft und Volk finden wir verschiedene Formen : z. B. den 
Fladen oder Zelten, den Krapfen (Tirol), den Wecken (und zwar als Zopf-, 
Knauf-, Keilwecken). Hier treten die bekannten Fruchtbark eits Symbole einer- 
seits mit dem Totenkult, andererseits mit der Jahreszeitenwandlung in Zu- 
sammenhang. Ferner sind die Toten beinsymbole (Knaufgebäcke) , die 
Brezeln, Kringeln vertreten. Hackenkreuzgebilde (Neujahrsgebäcke , Jul- 
kuse) und Horngebäcke (Kipfel) fehlen in diesen Festzeiten fast ganz. 



336 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

Aus allen diesen Andeutungen können wir schließen, daß „da, wo Hirse- 
brei, Knauf gebäcke, Brezeln, Zopfgebäcke, Kreuzbrote, Lichterkuchen als 
vorwiegend an bestimmte Zeiten gebundene Speisen üblich sind, wir sicher 
auf einen mit diesen Zeitpunkten zusammenhängenden Seelenkult schließen 
dürfen, der selbst wieder aus verschiedenen Zeiten stammen kann". Ein 
Literaturverzeichnis und mehrere Abbildungen ergänzen diese dankenswerte 
und gediegene Arbeit Prof. Dr. Otto Jauker-Laibach. 

407. Oskar v. Hovorka : Fraisen und andere Krankheiten in der 
vergleichenden Volksmedizin. Zeitechr. f. österr. Volksk. 1907, 
S. 116 ff. 

408. Marianne Kautsch: Sympathiemittel. Ebendas. S. 110 ff. 

409. Kornel Österreicher: Froasketten (Fraisenketten). Ebendas. 
S. 99 ff. 

Fast das ganze IV. bis V. Heft (1907) der Zeitschrift für österreichische 
Volkskunde ist der Volksmedizin gewidmet: namentlich erfahren die Fraisen, 
die im Volksglauben eine große Rolle spielen, eine genauere Untersuchung, 
v. Hovorka, der als Mitherausgeber des großen Werkes über vergleichende 
Volksmedizin wohl mitreden kann, geht von allgemeinen Betrachtungen aus. 
Die verwendeten Mittel gehen teils auf Sympathiewirkung zurück (Gleiches mit 
Gleichem), teils werden sie auf empirischem Wege gefunden. Daraus erklärt 
es sich, daß zu verschiedenen Zeiten und bei verschiedenen Völkern un- 
abhängig voneinander ahnliche Mittel in Anwendung kommen. So wird z. B. 
die Maulwurfspfote gegen Halsweh und für gutes Zahnen der Kinder ge- 
braucht; wir finden das in Oberösterreich, Bayern, Brandenburg, Schweiz; zeit- 
lich geht es zurück bis auf die Römer. 

Auch bei den Fraisen können wir ähnliches bemerken. Darunter ver- 
steht nämlich das Volk die plötzlichen konvulsivischen Zuckungen, die oft 
scheinbar ohne Ursache das Kind überfallen. Es lag nahe, dabei an eine 
Bezauberung zu denken und unter diesem Gesichtswinkel sind auoh die Gegen- 
mittel zu betrachten. Wir bemerken da teils amulettartige Formen, teils 
Zaubersprüche. Aus zwei Zauberformeln, die mitgeteilt werden, geht hervor, 
daß der Frais als Typus für eine ganze Reihe von angezauberten Krank- 
heiten gilt. Diese Formeln lassen sich (wie der Blut- und Wundsegen) ört- 
lich über weite Gebiete, zeitlich bis zu den ältesten Kulturvölkern, verfolgen. 

Marianne Kautsch bringt eine Reihe von Sympathiemitteln, die uns 
die Arten der Anwendung zeigen. Es sind ähnliche Namen, ähnliche Dinge 
oder symbolische Handlungen, die die Heilung herbeiführen. Steine mit 
Löchern darin werden zu Harnsteinen; man läßt, wenn das Hornvieh an 
Harnbeschwerden leidet, die Flüssigkeit durch den Stein rinnen. Stech- 
muscheln trägt man gegen Seitenstechen, Zahnwurzeln gegen Zahnweh, 
Hasen zahne gegen Zahnweh, den Gehörgang eines Schweines gegen Ohren- 
leiden, rote (Kupfer-) Ringe gegen Rotlauf, Blutsteine gegen Blutarmut usw. 
Interessant und so gar nicht christlich ist das Verschlucken von Heiligen- 
bildern, deren Spuren auch sonst in der Literatur zu finden sind. Gegen 
die Fraisen haben wir Fraisenbriefe, Fraisensteine, Fraisenhäubchen und 
-pfoadchen (= Hemdchen), Fraisensalbe und Fraisenuhren. 

Der verstorbene K. Österreicher beschäftigte sich eingehend mit den 
interessanten Froasketten. Es sind dies nicht Sympathiemittel oder Amu- 
lette gewöhnlicher Art gegen Fraisen, sondern Universalschutzmittel gegen 
vielerlei Krankheiten und Gefahren. Es werden mehrere, oft sehr schön und 
kostbar ausgeführte Ketten besprochen, an denen Stein- und Beinamulette, 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 337 

Münzen und Kreuze vereinigt sind. Die hauptsächlichsten Bestandteile sind: 
Schreck- und Blutsteine, Verschreifeigen (Abwehrmittel), Bocksbart, Silber- 
münzen und christliche Abzeichen, als Kreuze, Medaillen u. a., aber immer 
an einem roten Seidenfaden oder -band aufgereiht. Sie gehören insofern 
nicht eigentlich zur Volksmedizin, da sie nicht im Volke selbst gebraucht 
und von Bauerndoktoren verwendet werden, sondern als kostbares Erbstück 
besserer Familien erhalten bleiben und im Laufe der Zeit durch neue Er- 
werbungen vervollständigt werden. Daraus erklärt es sich, daß man oft 
Münzen verschiedener Zeit auf einer Schnur aufgereiht findet. Die ältesten 
Ketten stammen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. 

Prof. Dr. Otto Jauker- Laibach. 

410. Willi Pessler: Das altsächsische Bauernhaus in der Rhein- 
pro vinz. Zeitschrift des Vereins f. rheinische und westfälische 
Volkskunde 1906, Jahrg. III, S. 272—282. 

411. Willi Pessler: Neues zur Kenntnis des altsächsischen Bauern- 
hauses. Niedersachsen 1907, Bd. XII, S. 200—204. 

412. Willi Pessler: Die Hausforschung in Norddeutschland. Deutsche 
Geschichtsblätter 1906, Bd. VII, S. 203—214. 

413. Willi Pessler: Die Haustypengebiete im Deutschen Reiche. 
Deutsche Erde 1908, S. 14—52. 

Willi Pessler hat mit seiner sorgfältigen Arbeit über das altsächsische 
Haus die Forschung nicht allein auf einen festen Boden gestellt, von dem 
aus sie zu neuen Ergebnissen ausholen kann, sondern er ist auch selbst un- 
ermüdlich in der Arbeit, diese herbeizuführen. So hat er seinem größeren 
Werke mehrere Einzelstudien folgen lassen, in denen er mit der bei ihm ge- 
wohnten kühlen Betrachtungsweise das Verhältnis der Bauernhaustypen zu- 
einander weiter klarzulegen versucht. In der erst angeführten Arbeit, die 
sich mit dem altsächsischen Haus des Rheinlandes beschäftigt, umgrenzt und 
untersucht er jene T-artige niederrheinische Abart, die seit Meitzen und 
Virchow nicht weiter erforscht worden ist; er findet dabei, daß sie auf das 
Gebiet des Unterrheins beschränkt und im engsten Anschlüsse an die alt- 
sächsische Bauart bleibt. Die auch sonst beobachtete Tatsache, daß die Ver- 
änderung eines Typus zunächst mit dem Wohnteil beginnt, findet hier eine 
neue und sorgfältig geprüfte Stütze. Auch ergänzt er diese Darlegung durch 
Einfügung in die von ihm aufgestellte und wohl kaum anfechtbare Einteilung 
nach dem konstruktiven Aufbau des Altsachsenhauses, für das er ein nord- 
niedersächsisches, ein westfälisches und ein niederrheinisches Gebiet annimmt. 
Diese Darlegungen werden keinem Einspruch begegnen, wenn auch, wie 
Pessler selbst hervorhebt, das Gebiet der Mischformen noch weiterhin emsig 
durchforscht werden muß. 

Von der zweiten Arbeit, die in einzelnen Abschnitten den Schafstall 
als mögliche Urform des altsächsischen Bauernhauses, die „Kübbung", die 
Abarten und volkstümlichen baulichen Fachausdrücke behandelt, ver- 
dient namentlich der erste Abschnitt die Beachtung der Hausforscher, weil er 
die noch wenig beachtete Entwickelung der Schaf stalle selbst fördert. Pessler 
bringt einige sehr wertvolle Zeugnisse bei, aus denen auch ein Fernstehender 
die engen Beziehungen zwischen dem Alt sachsenhause und dem Stall er- 
kennen kann. Vielleicht sind diese noch dahin zu ergänzen, daß auch die 
tiefe Lage der älteren Schaf stalle nicht ohne Wichtigkeit ist, die nach der 
Ansicht des Referenten sogar unmittelbar zur Entstehung des Ständergerüstes 
Veranlassung gegeben hat. Die Umwandlung der umschließenden Wand zu 

Zentndblatt für Anthropologie. 1908. 22 



338 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

einem konstruktiven Träger, die das Altsachsenland besonders im Süden 
charakterisiert, möchte Referent weniger städtischen als den Einflüssen des 
Berggeländes zuschreiben, das die Ortsanlagen zusammendrängt und dadurch 
die Höherstellung begünstigt. — In der Übersicht über die bisherigen Er- 
gebnisse der Hausforschung, die Pessler in den Tilleschen Geschichtsblättern 
gibt, ist besonders erfreulich, daß der vorgeschichtlichen Forschung eine ent- 
scheidende Mitwirkung zugewiesen ist. Wohltuend berührt es auch, daß der 
Verfasser dem Verhältnis zwischen Haustypus und Volksstamm, das keines- 
wegs zu leugnen ist, in der Hausforschung aber doch manches Unheil an- 
gerichtet hat, kühl gegenübersteht. Denn nur durch möglichste Zurück- 
haltung gewinnt die Wissenschaft sichere Unterlagen für spätere Schlüsse 
und Tatsachen. Der Schluß dieser Arbeit, der die Verteilung der Typen 
für Norddeutschland skizziert, leitet über zu der letzten Pessler sehen Arbeit 
über die Haupttypengebiete im Deutschen Reiche. Das Hauptgewicht liegt 
natürlich in der übersichtlich entworfenen Karte, die — den Ergebnissen der 
letzten Jahren entsprechend — ein ganz anderes Bild zeigt ab die von 
Meitzen vor bald 30 Jahren entworfene Übersicht Freilich wird die 
Forschung die Grenzen, die (mit Ausnahme der von Pessler selbst bereisten 
des sächsischen Stilgebietes) zumeist auf den Angaben des großen, hier aber 
nicht ganz ausreichenden Werkes des deutschen Architekten- und Ingenieur- 
vereins beruhen, noch nachzuprüfen haben, was zu manchen Grenzberichti- 
gungen, namentlich auf dem mitteldeutschen Hof gebiet, führen dürfte. Ab- 
gesehen davon sind die Verteilungen nach der Ansicht des Referenten zutreffend, 
wenn auch die Erforschung der Abwandlungen später noch neue Scheide- 
linien herbeiführen wird. Robert Mi elke- Charlottenburg. 

414. A. Bielenstein: Die Holzbauten und Holzgeräte der Letten. 

Ein Beitrag zur Ethnographie, Kulturgeschichte und Archäologie 
der Völker Rußlauds im Westgebiet. I. Die Holzbauten der 
Letten. Mit 154 Abb. St Petersburg 1907. 
Das Buch bietet mehr, als der Titel zu besagen scheint; der verdiente 
Sprachforscher Bielenstein, der ja der beste Kenner des Volkstums der 
Letten ist, will hier deren ursprüngliche (bis etwa zur Mitte des vorigen 
Jahrhunderts) — fast ganz auf der IJolztechnik beruhende — materielle 
Kultur auf Grund der Überlebsei, Namen und Volkslieder schildern. In 
diesem ersten Teile behandelt er in eingehender Weise die Bauten, und zwar 
zunächst das Gemeinsame bei den Häuserbauten: die Wände aus behauenen 
Balken, die Dächer aus Stroh, Schilf, Lubben (gespaltene Fichtenholzschindeln) 
mit Dachreiter und Rauchloch, die sich in hölzernen Angeln drehenden 
Lubbentüren usw. Ausführlich werden die interessanten Türverschlüsse 
(Riegel, Klinken, Kasten- und andere Schlösser) beschrieben. Im zweiten 
Abschnitte beschäftigt sich der Verfasser mit der Gestaltung, Entwickelung 
und Bestimmung der einzelnen Gebäude des lettischen Bauernhofes. Aus 
dem ursprünglich einräumigen Rauchhaus (nams), welches sich — wie auch 
noch ältere Formen: Stangen jurte, Gamme, Palisadenhaus (diese aber meist 
zu anderen Zwecken) — noch an einigen wenigen Orten findet, ist durch 
Angliederun g einer Stube und später von Schlaf - und Vorratskammern das 
dreiteilige Wohnhaus hervorgegangen. Die Riege, welche nach Bielenstein 
aus Skandinavien stammt, ist jetzt ebenfalls dreiteilig: sie besteht aus der 
eigentlichen Hitzriege, Tenne und Scheuer (dazu eventuell offene Halle und 
Kammern). Bevor die Stube aufkam, diente sie auch als Winterwohnhaus, 
da in ihr ein großer Ofen zum Dörren des im Oberraum lagernden Getreides 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 339 

steht. Das kleinste Gebäude ist das Badehans mit Vor- und Dampfrauin; 
einst wurde es (bei Esten und Tavasten noch heute) auch zum Wohnen und 
Dörren benutzt. Die Öfen sind in allen drei Gebäuden sehr primitiv. 
Nahrungsmittel, Aussteuern, Geräte werden in den Kleten aufbewahrt, die 
erhöht auf großen Steinen stehen; vorn ist eine Vorhalle mit Ständern und 
eine Treppe. Endlich gehören zum Gehöft noch die aus Rundhölzern ge- 
bauten Ställe, worin die Tiere im Winter an Pfählen angebunden werden. 
Die Anordnung der Gebäude ist regellos, nur Riege und Bad stehen stets abseits. 
Auch die Gehöfte selbst liegen regellos verstreut, infolge von Aussiedelung 
haben sich zuweilen Dörfchen gebildet; wirkliche Dörfer findet man nur im 
Süden und an der Küste. Höfe und Felder sind von Zäunen umgeben, deren 
verschiedenartige Gestaltung (Palisaden, Spricken, Falz-, Flecht- und andere 
Zäune) Bielenstein im vierten Kapitel darlegt. 

In einem Exkurs schildert Verfasser kurz die ähnlichen Bauten der 
Schweden auf der Insel Runö und in einem Anhang die Bienenstöcke und 
die „Häuser für Lebenszeit", d. h. die Särge. Letztere, jetzt aus Brettern, 
waren bis vor kurzem gespaltene, ausgehöhlte, achtkantig behauene Stämme. 
Als Bienenstöcke dienten, als noch die Waldimkerei herrschte, natürliche 
oder künstliche Baumlöcher, später auch aufgehängte Klotz- und Rinden- 
beuten, und als Hilfsgeräte dabei: Leiterbäume, Kletterschlingen, Schwebe- 
bretter mit sinnreicher Aufhängung, Rindenlöffel und Haselkörbe zum Ein- 
fangen der Schwärme u. dgl. (S. 185—224). 

Alles in allem ist dieser Band, dessen Bilder deutlich und mit Ver- 
ständnis gezeichnet sind, ein wertvoller Beitrag zur Ethnographie Westruß- 
lands; der zweite verspricht nach der mitgeteilten Inhaltsangabe noch 
mannigfaltigeres, reichhaltigeres Material zu bringen. Byhan- Hamburg. 

415. J. V. Ivanoff: Leben und Glauben der Bauern des Distrikts 
Kupiansk, Gouv. Charkov (russ.). Zbornik Charkovskago Istoriko- 
Filologitceskago Obscestva. Bd. XVII, 216, IX S. Charkov 
1907. 
Die Einleitung, 1891 datiert, soll dartun, wie lange die höchst inter- 
essanten Materialien des wohlbekannten Volksforschers auf Veröffentlichung 
warten mußten. Das vorliegende Buch — dem Festkalender gewidmet — 
ist nur ein kleiner Teil des von ihm Gesammelten; Verehrung der ver- 
schiedenen Heiligen, Erzählungen und Sagen, die den Volksglauben und 
Aberglauben erklären wollen, Sprichwörter, Redensarten, die sich an ver- 
schiedene Werk- und Festtage anhängen, Haus- und Feldweisheit, Brauch 
und Sitte, Fasten und Feste, Spiel, Tanz und Gesang — dieses alles bietet 
das vorliegende aus dem Volksmund aufgeschriebene, der Volksseele ab- 
gelauschte Werk, eine vorzügliche und für die Folkloristik sehr wichtige 
Arbeit. Aus dem reichen Inhalte heben wir nur einiges hervor: Die große 
Anzahl der Weihnächte- und Neujahrslieder (rozdestvenskija virschi, koljadkü, 
sceädrowki, posipalnitgi), die bei den Weihnachts- und Neujahrsumzügen von 
den Kindern, sowie von jungen Mädchen und Burschen gesungen werden, Früh- 
lingslieder (vesnjanki), Osterlieder, Lieder beim Dreschen, beim Mähen, beim 
Anzünden des Johannisfeuers, Erntelieder, Lieder, die in der Spinnstube ge- 
sungen werden; Gesellschaftsspiele mit Gesang und mimischer Darstellung; 
verschiedene Kartenspiele; Heiligenlegenden (St. Nicolaus und St. Cassianus 
— 29. Februar; St Cosina und Damianus); Erzählungen von Strafen für die 
Verschmähung der Festtage (der witzig gesprochene Spaß erfüllt sich zur 
Schande des Schmähers; der Heilige verzeiht das erste Vergehen und be- 

22* 



340 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

straft das zweite); die mythischen Gestalten des Montags, Mittwochs und 
Freitags; das Einladen des Frostes zum Mahl (5. Januar); der Umzug mit 
einer Strohpuppe (Marinka) am 27. Juni; Aberglaube und Brauch mit den 
Chartagen, Ostereiern verbunden; Volksetymologien; die Sitte, am Pfingst- 
tag Eier in gelber Farbe zu färben und sie den Kindern zu schenken; 
Analogiezauber usw. Wera Charusin-Moskau. 

416. Sichel: Über Geistesstörung bei den Juden. Neuro). Zentralbl. 
1908, Bd. VIII, Nr. 8. 

Ziemlich allgemein hat man bisher bei den Juden eine größere Neigung 
zu Nerven- und Geisteskrankheiten angenommen und den Grund hierfür in 
der Inzucht, der neuropathischen Rassen Veranlagung , der Reaktion ihres 
Nervensystems auf eine 2000jährige Leidenszeit, in der besonderen Artung 
ihrer hauptsächlich auf geistigen Gebieten liegenden Berufstätigkeit und zu- 
letzt auch in ihrem vorwiegenden Wohnen in Städten gesucht. Verfasser 
tritt nun dieser bisher geltenden Annahme entgegen und stützt sich hierbei 
auf das in den Jahren 1906 und 1907 aufgenommene Kranken material der 
städtischen Irrenanstalt zu Frankfurt a. M. Unter 1953 Kranken waren 
128 Juden, d. i. 6,5 Proz. und zwar 4,7 Proz. der Männer und 10,6 Proz. 
der Frauen, während die Juden überhaupt 6,8 Proz. der allgemeinen Be- 
völkerung betrugen. Nach Abzug der bei den Juden bekanntlich seltenen 
alkoholistischen Störungen stellten die Juden 9,12 Proz. der Aufnahmen 
(7,6 Proz. Männer, 11,5 Proz. Frauen). Wesentlich verschieden von den 
NichtJuden war bei den Juden die Beteiligung der Geschlechter, bei jenen 
72 Proz. Männer zu 28 Proz. Frauen, bei diesen 51 Proz. Männer zu 49 Proz. 
Frauen und bei Nichtberücksichtigung der Alkoholisten dort 61 : 39 Proz. T 
hier 50 : 50 Proz.; bei den Juden fand sich also eine verhältnismäßig 
stärkere Beteiligung des weiblichen Geschlechtes. 

Für die Beteiligung an den verschiedenen psychischen Krankheitsformen 
zeigten die Juden überall höhere Zahlen als die NichtJuden, mit Ausnahme 
der Epilepsie und des Alkoholismus. Zweifellos kommt dem letzteren aber 
nicht mehr die Bedeutung zu wie früher, da die Trinksitten und deren 
Folgen bei den Juden gegen früher zugenommen haben; ihre Beteiligung an 
der Epilepsie betrug fast nur die Hälfte jener von NichtJuden. Unter den 
Schwachsinnsformen war die sogenannte moral insanity häufig vertreten, 
was wohl die häufigen Gesetzesübertretungen in dieser Gruppe erklärt. — 
Auch in bezug auf die erbliche Belastung fanden sich bemerkenswerte Unter- 
schiede: Nach Abzug der Alkoholisten waren bei NichtJuden 32,4 Proz. 
Männer und 40,3 Proz. Frauen, bei den Juden dagegen 35,3 Proz. M&nner 
und 52,3 Proz. Frauen erblich belastet, wobei Verfasser besonders darauf hin- 
weist, daß die Zahlen hinter der Wirklichkeit zurückbleiben. — Vorbestraft 
bzw. mit dem Gesetz m Konflikt gekommen waren* von den NichtJuden 
57,4 Proz. Männer und 14,2 Proz. Frauen; von den Juden dagegen nur 
26,1 Proz. Männer und 3,1 Proz. Frauen; es handelte sich bei ihnen vor- 
wiegend um Vergehen gegen das Vermögen, erklärbar durch ihre starke> 
Beteiligung an Handel und Industrie, während ihre geringe Beteiligung an 
Roheits vergehen sich durch ihre Mäßigkeit erklärt. 

Wie alle vorwiegend statistischen Untersuchungen bei einem immerhin 
beschränkten Material zwar bestimmte Fingerzeige geben können, aber nur 
mit Reserve vergleichbar sind, so dürften auch die hier gegebenen Zahlen 
noch nicht geeignet sein, die bisher geltenden Anschauungen über die Be- 
teiligung der Juden an Nerven- und Geisteskrankheiten aufzuheben; dafür 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 341 

sind die verwerteten Zahlen und der Zeitraum zu klein. Andererseits aber 
scheint das Beobachtungsmaterial auch eine besondere Zusammensetzung zu 
besitzen; jedenfalls ist das Verhältnis der vorbestraften NichtJuden, 42 Proz. 
(54,4 Proz. Männer!) gegenüber jenem der Juden mit 14,8 Proz. (26,1 Proz. 
Männer) ein so auffallendes, daß dieses einer Erklärung bedarf. Zu klaren 
Anschauungen wird man auch hier erst kommen, wenn nicht die An st alt s- 
bedürftigkeit, sondern die sämtlichen Erkrankungsfälle zur statistischen 
Würdigung gelangen können. Dr. Kellner- Unter göltsch. 

417. Harvey Baird: Some Observation^ on insanity in Jews. Journ. 
of mental science 1908. Vol. LIV, p. 528—532. 

Die Zahl der Aufnahmen Londoner geisteskranker Juden im College Hatch 
Asyl um weist eine jährliche Zunahme auf; in den letzten fünf Jahren belief sich 
dieselbe auf 50 Proz. Das durchschnittliche Aufnahmealter betrug 6 l / 2 Jahre 
weniger als das bei den NichtJuden (Männer 35,3 bzw. Frauen 34,9 gegenüber 
41,6 bzw. 41,8). Unter den ursächlichen Momenten sind alkoholische Exzesse 
dreimal so selten bei den Juden zu verzeichnen als unter den NichtJuden; 
dagegen war Geistesstörung im Zusammenhang mit Schwangerschaft, Wochen- 
bett und Säugegeschäft bei den Jüdinnen mehr als zweimal so häufig (3,9 Proz. 
Gravidität, 12,1 Proz. Puerperium und 3 Proz. Laktation gegenüber 5, 5,1 
und 2,1 Proz. bei NichtJuden). Allgemeine Paralyse der Irren wurde weniger 
häufig beobachtet (10,8 Proz. der Aufnahme gegenüber 14,2 Proz. bei Nicht - 
Juden). Im allgemeinen erwiesen sich die Juden als sehr unruhig. Di 1 
Prognose ist bei ihnen weniger günstig zu stellen. Buschan-Stettin. 

418. A. Mochi: Sulla antropologia degli arabi. Archiv, per Pantro 
pologia 1907. XXXVII, p. 411—428. 

Im Anschluß an eine anthropologische Studie des Dr. Gionanozzi übe]* 
Schädel der Halbinsel Sinai veröffentlicht Mochi die Ergebnisse seine: 
Messungen über sechs Araberschädel in dem anthropologischen Museum in 
Florenz; die Hälfte von ihnen stammt aus Kairo, die Hälfte aus Tripolis. Dev 
Schädelindex betrug 73,5 im Mittel. Mochi führt die Mehrzahl der Araber- 
schädel auf berberischen Ursprung zurück. Dr. Oskar v. Hovorka-Wien. 

419. Enno Littmann: Arabische Beduinenerzählungen* Bd. I: Ara- 
bische Texte, 58 S. Bd. II: Übersetzung, 57 S. Mit 16 Abb. 
Straßburg, K. J. Trübner, 1908. 

Diese vom Verfasser auf seiner zweiten Reise nach Syrien 1904 bis 1905 
gesammelten Erzählungen, die zum Teil biblische Stoffe wiedergeben, bieten 
mancherlei Sittenbilder aus dem Beduinenleben. Gebräuche beim Kampf: dem 
Sieger ziehen die Frauen mit Gesang und Tanz entgegen ; eine Urkunde über 
Tributverpflichtung wird auf ein Stück Pferdesattel mit dem Blute der 
Gefallenen geschrieben usf. Gastrecht: das Schutzrecht gegenüber dem Gaste 
dauert 3Vs Tage nach der Speisung, weil dann erst die Speise als ganz ver- 
daut gilt; Trauergebräuche usw. Messer Schmidt- Berlin. 

420. Clermont-Ganneau: Traditions arabes au pays de Moab. Recueil 
d'archeol. Orientale (Paris) 1907. Tome VIII, p. 28—34. 

Die eigentümlichen Anschauungen und Praktiken mit bezug auf die Regen- 
fälle, die sich bei den Arabern des Landes Moab finden, werden hier behandelt. 
Es wird gezeigt, daß die verschiedenen Bezeichnungen des Regens astrono- 
mischen Ursprungs sind: Plejaden-, Orion- (bzw. Zwillings-)» Hunds-, Fisch- 



342 A. Referate. Ethnologie and Ethnographie. 

Hegen usw. Diese Bezeichnungen gehen in sehr alte Zeit zurück: die 
vorislamischen Araber schreiben gewissen Sternstellungen einen großen Einfluß 
auf den Regen zu. — Um Regen herbeizuführen, fertigen die Frauen eine 
Art Puppe an, die sie unter Gesängen umhertragen und „Mutter des Regens * 
oder „Brautschleier" nennen. Messerschmidt-Berlin. 

421. Clermont-Ganneau: Legendes snr Palouette. Rec. d'archlol. 
Orient. (Paris) 1907. Tome VIII, p. 34—46. 

Die Lerche wurde geschaffen, ehe die Erde und alle anderen Wesen 
existierten. Als daher ihr Vater starb, konnte er nicht begraben werden, und 
sie mußte ihn fünf Tage lang auf dem Kopfe tragen. Dann aber wurde ihr 
die Last zu schwer, und sie begrub ihn in ihrem Kopfe. Daher rührt ihre 
Haube. Diese Legende, obwohl griechisch überliefert, ist orientalischen Ur- 
sprungs. In Indien wird sie in etwas anderer Form vom Wiedehopf erzählt. 
Bei den Semiten speziell zeigen sich bis Jetzt nur geringe Spuren der Sage* 
Die Phönixsage zeigt verwandte Züge. — Das Fleisch der Lerche gilt als 
Heilmittel gegen Schmerzen der Eingeweide. — In einem Nachtrag weist 
Verfasser auf eine Stelle eines altarabischen Dichters hin, wo sich, vielleicht 
durch syrische Vermittelung, dieselbe Sage findet, nur daß der Wiedehopf 
hier seine Mutter auf dem Kopfe trägt. Messerschmidt-Berlin. 

422. A. Novosiltzew: Boljschezemeljskaja Tundra und das Polar* 
meer (russ.). Zapiski po Gydrografii. Vipusk XXVIII. St Peters- 
burg. 1907. S. 149—222. 

Zu der recht spärlichen Literatur über die Samojeden ist jeder Beitrag 
erfreulich. Der vorliegende Aufsatz ist eine ausführliche Beschreibung der 
bisher wenig bekannten Boljschezemeljskaja Tundra (nordöstlicher Teil des 
ausgedehnten Distrikts von Petschora), seinem Natur-, Tier- und Vogelreich 
und seiner Bevölkerung: Russen, Siränen, Samojeden. Die wechselseitigen 
Beziehungen der drei Völkerschaften, jede mit ihren abgesonderten Interessen, 
die Kollisionen zwischen ihnen, die Renntierzucht der Samojeden, der Fisch- 
fang, verschiedene Arten von Jagd zu Land und Wasser, die Erbeutung der 
großen und kleinen Vertreter der Fauna, die gezwungenen Übersiedelungen 
mit den Renntieren werden sehr ausführlich, mit neuen Angaben, beschrieben. 
Religiöses Leben und einige Bräuche werden leider nur flüchtig gestreift. 
Interessant sind jedoch die Anzeigen der Ortschaften, wo ehemals sich 
„Götzen" (Verfasser begnügt sich mit dem üblichen und nichtssagenden Aus- 
druck) der Samojeden und ihre Opferstätten befanden. Als Opfertiere er- 
scheinen u. a. Katzen, die speziell dazu von den Russen erkauft und an eine 
Tanne auf einem Berge gehängt werden; es ist ein Dankopfer und wird ex 
voto vollzogen (S. 201 bis 202). Schamanen und Schamaninen haben auch 
zurzeit Erfolg; die heiligen Trommeln sind auch nicht außer Brauch (S. 203). 
Gelungene photographische Aufnahmen von Land und Leuten vervollständigen 
die Beschreibung. Wera Charusin- Moskau. 

423. A. Borissow: Bei den Samojeden* Von der Pinega Ms zum 
Karischen Meer. Reiseskizzen eines Malers (russ.). 104 S. 
St Petersburg, Devrien. (Jahr der Ausgabe nicht angegeben.) 

Eingehende Schilderung seiner Reiseerlebnisse. Die erhabene Schönheit 
des hohen Nordens hat den Verfasser seit seiner Kindheit angezogen. Das 
Volk der Samojeden hat er nur als Erzähler, nicht als Forscher geschildert, 
aber der Wahrheit gemäß, wie er es eben auf seinen Reisen kennen gelernt 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 343 

hat. Dem Ethnographen ist von besonderem Interesse u. a.: 1. die Be- 
schreibung zweier samojedischer Gräber (S. 91 bis 92). Grob zusammen- 
gezimmerte hölzerne Eisten waren auf die Erde gestellt; daneben lagen 
Renntierhörner, Schlitten, Axt. Der Inhalt der Gräber wurde von Borissow 
untersucht. Der erste Tote lag angekleidet, mit dem Kopf in eine Bastmatte 
eingewickelt; ihm waren Messer, Axt, Schöpfkelle, ein „Götze" beigegeben. 
Im zweiten Grabe fand sich ein Einderleichnam, völligst in einen Lappen 
eingewickelt; hier fehlten Beigaben. — 2. Borissow gelang es, den wichtig- 
sten Wallfahrtsort der Samojeden zu besuchen. Er liegt auf der Insel 
Waigatscb, jenseits des Chaj-Jaga — Gottesflusses (Chaj soll „Gott" heißen. 
I z 8 1 a w i n l ) dagegen gibt für „ Gott " folgende Benennungen : N u m und 
Ileumbarte — Schöpfer). Dort fanden sich unzählige „Götzen" gehäuft, von 
denen einige mit Blut beschmiert waren, ferner unzählige Opfergaben: 
Kenntier- und Bärenschädel, Äxte, Messer, Stücke von Ankern, Harpunen, 
Ketten usw. Es waren auch frische »Stücke Opferfleisches zu bemerken — 
Augen, Ohren und Lippen von Kenntieren (S. 93 bis 95). — 3. Borissow 
behauptet, daß Menschenopfer noch stattfänden, und bringt Beispiele 
dafür (S. 74 bis 75). Menschenopfer sollen dem Sjadjej gebracht werden. 
Borissow erklärt: Sjadjej — Teufel. Wir finden aber bei Izslawin das 
Wort sjade'i als Gattungsname: die sjade'i sind nach seinen Angaben hölzerne, 
geschnitzte menschenähnliche Idole, von den Samojeden in den Wäldern, in 
der Tundra und anderswo aufgestellt. Die sjade'i sind bei der Jagd behilf- 
lich und werden mit Blut gefüttert; falls aber die Jagd unglücklich ausläuft, 
werden die sjade'i mit Kuten bestraft 2 ). Fast dieselbe Benennung finden 
wir bei den Lappen. Seidi hießen geheiligte Steine oder hölzerne Klötze, 
denen geopfert wurde. Die Seidi der Lappen scheinen im Zusammenhang 
mit Ahnenkultus gestanden zu haben 3 ). — 4. Borissow hat einen Samojeden 
kennen gelernt, der den Kopf seines verstorbenen Vaters, einen „Tatibej" 
(Schaman), auf allen seinen Reisen und Fahrten mitnahm. Er legte den 
Kopf in sein Schlaflager und schlief darauf im Glauben, daß der Vater ihm 
nützliche Ratschläge im Traum gäbe (S. 74). — 5. Eine ungünstige Meinung 
spricht Borissow über die Märchen und Lieder der Samojeden aus (S. 62), 
wie mir scheint, ohne Recht; ich möchte einmal an die samojedischen Märchen 
in Gastrens „Vorlesungen" erinnern. 

Von höchstem Interesse sind die beigegebenen prächtigen Illustrationen, 
besonders die im Farbendruck. Die wunderbare Herrlichkeit der Natur, das 
Volksleben sind von Künstlerhand aufgenommen. Wera Charusin-Moskau. 

424. Frau Dina Jochelson-Brodsky: Zur Topographie des weib- 
lichen Körpers nordwestsibirischer Völker. Arch. f. Anthrop. 
1906. Bd. V, S. 1—58. Mit 14 Abb. im Text, 9 Tab., 4 Taf. 
u. 1 Karte. 
Die Verfasserin hatte als Mitglied der Jesup North Pacific-Expedition die 
Gelegenheit, zahlreiche anthropologische Messungen auszuführen. Die Arbeit ent- 
hält daher ein sehr wertvolles anthropologisches Material, zum Teil aus Gegenden, 
aus denen uns nennenswerte Daten bisher gar nicht zur Verfügung standen. 
Als Frau hatte sie in ausgedehnterem Maße die Möglichkeit, speziell Messungen 
des weiblichen Körpers auszuführen, die allerdings, z. B. bei den Korjakinnen» 



l ) Izslawin, Die Samojeden (russ.), 8t. Petersburg 1847, S. 109. 

*) Izslawin, op. cit., S. 116—117. , 

*) Nicolai Charusin, Bussische Lappen (russ.), Moskau, 1890, S. 182 — 191. 



344 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

noch mit großen Schwierigkeiten verbunden waren. Im ganzen wurden 720 
Individuen (Korjaken, Tungusen, Jukagiren, Männer, Frauen und Kinder) 
gemessen, darunter befinden sich 120 spezielle Frauenmessungen (Jukagirinnen, 
Tungusinnen, Jakutinnen). Dieses kolossale Material kann natürlich in einem 
Referate nicht wiedergegeben werden; es sei nur darauf hingewiesen, daß für 
die Lehre der Geschlechtsunterschiede ein reichliches Material zum Studium 
geboten ist. Auch für die rassenanatomische Stellung der nordostsibirischen 
Völker finden sich wertvolle Belege, die durch eingehenden Vergleich mit den 
Zahlen anderer Autoren über Eskimostämme, nordamerikanische Indianer, 
mongolisch-türkische Völker usw. an Bedeutung gewinnen. Gerade für die 
Frage nach den Beziehungen der Alten und Neuen Welt ist hier auch einmal 
vom anthropologischen Standpunkt Stoff geliefert, auf den man noch häufig 
zurückgreifen wird. 

Wer sich für die Korrelationen der Körperteile und Kanon Studien inter- 
essiert, wird die Arbeit mit Vorteil benutzen können. Die relative Armlänge 
fand die Verfasserin bei Frauen kleiner als bei Männern; auch hält sie es 
für fraglich, ob ein Zusammenhang zwischen relativer Armlänge und Körper- 
größe besteht. Man wird also bei der Aufstellung weiblicher Kanons vor- 
sichtig sein müssen, ein Umstand, auf den bereits (jiuffrida-Ruggeri auf- 
merksam gemacht hat. 

Eine systematische Übersicht des gesamten Zahlenmaterials am Schlüsse 
der Arbeit sowie zahlreiche Kurven erleichtern die Übersicht erheblich. 

M. Friedemann-Berlin. 

425. M. Urstein: Ein Beitrag zur vergleichenden Psychiatrie. 

Zentralbl. f. Nervenheilk. u. Psych. 1906, S. 629—637. 
Bericht über psychiatrische Erfahrungen, die Verfasser in Zentralasien 
an einem allerdings nur kleinen Material gesammelt hat. Er fand im all- 
gemeinen die in Europa bekannten Formen, betont aber die geringe Mannig- 
faltigkeit der Symptome, die geringe Tiefe der Depressionen und die geringe 
Tendenz zum Selbstmorde — Erscheinungen, die wohl durch den allgemeinen 
Tiefstand der Intelligenz zum Teil ihre Erklärung finden. Ätiologisch spielt 
der Alkohol eine geringe Rolle, da es sich ja um Mohammedaner handelt. 
Wenn auch Syphilis häufig sein soll, sind doch meta- und parasyphilitische 
Erkrankungen sehr selten. Verfasser sieht interessanterweise einen Grund 
dafür in der Eigenart des Klimas, der enormen trockenen Hitze, die zu 
starker Verdunstung, profuser Schweißabsonderung führe und dadurch den 
Körper von einer Menge von Giftstoffen befreie. 

Dr. Warda-Blankehburg i. Tli. 

426. Ole Olufsen: Samfärdsels- og Transportmidier i Indre- Asien. 

Geografisk Tidskrift (Köbenhavn) 1907. Bd. XIX, p. 18—32. 
Der dänische Pamirreisende Ole Olufsen schildert die Verkehrs- und 
Transportmittel in Innerasien. Seit Jahrtausenden haben dieselben sich nur 
wenig verändert; nur in den von den Russen besetzten Gegenden spielen 
europäische Verkehrsmittel eine gewisse Rolle. Auf den Flüssen, die nur aus- 
nahmsweise schiffbar sind, benutzen die Eingeborenen große Barken (gema), 
die, aus Aprikosenholz gemacht, bis zu 30 m Länge und 4 m Breite haben 
können, oder Flöße von aufgeblasenen Ziegen- oder Wolfsfellen. Besonders 
schwierig sind immer die Flußübergänge, selbst über die Kanäle in den Oasen- 
städten, wegen mangelnder oder schlechter Brücken. Ein persisches Sprich- 
wort lautet: „Die Brücken stehen als Warnungszeichen da, daß man sie nicht 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 345 

passieren darf." Die Eingeborenen reiten immer. In den Ebenen ist das 
Eamel das wichtigste Lasttier; in den mittleren Berghöhen bleibt auch das 
Pferd als Lasttier sehr wichtig, wogegen man in den höheren Berggegenden 
nur den Yak benutzen kann, der als Tagesmarsch in luftdünnen Schichten 
(4000 m ü. d. M.) mit einem Gepäck von 100 kg über 80 km zurückzulegen 
vermag. Der Esel ist das Reit- und Lasttier der Armen. Als Wagen benutzt 
man vom Schwarzen Meere an bis in die Mongolei hinein die zweiräderige 
sogenannte „Arba", die 2 bis 27»ni hohe Räder, zwei Wagenstängen und 
immer nur ein Pferd erfordert. Die Radfelge ist aus einer gebogenen Holz- 
stange gemacht, und häufig dreht die Wagenachse sich mit herum. 

H. P. Steensby-Kopenhagen. 

427. Gruenhagen: Die Grundlagen der chinesischen Medizin. Janus, 
Archives internat. pour Thist de la med. 1908. Annee XIII, 
S. 1—14, 121—137, 191—205, 268, 328—337. 
Verfasser stellt an der Hand des aus dem Jahre 1742 stammenden 
Werkes i' tsung 1 chiu 1 chieu 4 (frei übersetzt: „Auf allerhöchsten Befehl ver- 
öffentlichte Zusammenstellung der medizinischen Wahrheiten") die Grund- 
linien der philosophisch-medizinischen Theorie der Chinesen dar, die er durch 
Mitteilungen von Ärzten, Gelehrten und Laien noch ergänzt hat. Bezüglich 
der philologischen Kritik auf diesem Gebiet ist Referent nicht authentisch. 
Was indes die Realien betrifft, so entsprechen die vom Verfasser dargestellten 
Theorien der Art und dem Wert nach den bisher bekannten philosophischen 
und medizinischen Anschauungen der Chinesen, so daß man hieraus rück- 
schließend wohl eine ziemlich exakte Auffassung des chinesischen Originals 
durch den Verfasser annehmen darf. Das auf astrologischen, meteorologischen 
und metaphysischen Grundlagen beruhende System, wie es in dem genannten 
Werke dargestellt ist, ist wegen seiner Kompliziertheit zu kurzem Referat 
ungeeignet, *s muß deshalb auf das Original verwiesen werden. Immerhin 
haben wir — die genaue Übersetzung der Termini technici vorausgesetzt — 
in dieser Arbeit zum ersten Male die vollständige Darstellung eines medi- 
zinischen Systems der Chinesen, für die wir Verfasser dankbar sein können. 
Dieses System charakterisiert sich als ein ätiologisch-symptomatisches: es werden 
die aus philosophischen, astrologischen und meteorologischen Daten kon- 
struierten Ursachen und die daraus entstehenden körperlichen Symptome 
dargestellt, und aus der Gruppierung dieser Ursachen und Symptome wird 
mit eiserner Konsequenz deduktiven Denkens ein theoretisch konstruiertes 
System von Symptomenkomplexen gewonnen, welch letztere sich natürlich 
teilweise mit Krankheitsbegriffen der westlichen Wissenschaft decken. Wenn 
dieses System, das noch heute maßgebend sein soll, auch entschieden einen 
tiefen Einfluß auf die Ausübung der Heilkunde in China haben mag, so wird 
doch gewiß die Praxis weit über Theorien hinausgehende Erfahrungen beim 
einzelnen Arzte zeitigen, wie sie es bei uns nicht nur in der 'scholastischen 
Periode der Medizin getan hat, sondern auch noch heute in der Zeit der 
naturwissenschaftlich -experimentellen Heilkunde tut: so sind gerade die 
chinesischen Ärzte wegen ihrer großen praktischen Erfahrung bekannt. 
Hieraus ergibt sich die weise Notwendigkeit, daß man heute, wo man europäische 
Heilkunde und Hygiene in China einzuführen gedenkt, dies nur mit pietät- 
voller Rücksicht und auf dem Boden der Jahrtausende alten Kultur und der 
praktischen Erfahrungen des Volkes selbst tun darf. Es ist ein Verdienst 
des Verfassers, selbst auch diesen Punkt praktischer Anthropologie wenigstens 
angedeutet zu haben. Zum Schlüsse geben wir dem Wunsch Ausdruck, 



346 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

Verfasser möge bald eine kritische Ausgabe des Originals und eine Über- 
setzung bewerkstelligen. H. Läufer- SchJuchsee und Luxor. 

428. Gerichtliche Medizin der Chinesen von Wang-in-Hoai. Nach 
der holländischen Übersetzung von H. C. F. M. de Grys, heraus- 
gegeben von Dr. H. Breitenstein. 174 S. Leipzig, Th. Grieben, 
1908. 

Die vorliegende „Gerichtliche Medizin u blickt auf ein altehrwürdiges 
Alter zurück; sie stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde während der 
Regierung des Kaisers Sun-yu (1241 bis 1255) verfaßt, demnach 300 Jahre 
früher als das erste Buch über gerichtliche Medizin in Europa erschien. 
Trotz seines hohen Alters wird das Buch noch heute von den chinesischen 
Gerichtsbeamten zu Kate gezogen. Wie die Rechtspflege beschaffen sein 
muß, welche ihr Recht auf Grund eines solchen „Codex" zu sprechen be- 
müßigt ist, erkennt man an einigen Stichproben; so wird z. B. die Bluts- 
verwandtschaft zweier Personen durch zwei Tropfen ihres Blutes festgestellt, 
welche ins Wasser fallen und sich vereinigen. An der Farbe des Scham- 
beines kann man erkennen, ob eine Frau während ihres ganzen Lebens nur 
mit einem einzigen Manne Umgang hatte. Unter 70 bis 80 Beschuldigten 
wird jener als Mörder herausgefunden und bezeichnet, auf dessen Sichel 
sich Fliegen befinden. Eine grenzenlose Naivität bei der Beurteilung 
pathologischer Zustände spricht aus den meisten Kapiteln der chinesischen 
gerichtlichen Medizin, so z. B. Untersuchung der Leiche einer Frau oder 
Jungfrau, Untersuchung einer verfaulten Leiche, Untersuchung von Kindern, 
Totschlag, allgemeine Betrachtungen über die Wunden einer Leiche. Inter- 
essant für die Erkenntnis der chinesischen Therapie ist der letzte Teil des 
Buches, in welchem die Behandlung von Selbstmordversuchen, Verletzungen, 
Bissen von wütenden Tieren und giftigen Schlangen, von verschiedenen Ver- 
giftungen besprochen wird. Die Vorrede stammt aus dem Jahre 1796. 

Dr. Oskar von Hovorka - Wien. 

429. H. F. Minkema: Onderzoek naar de gehoorscherpte van In- 
länders. Geneeskundig Tijdschrift voor Nederl. Indie 1908. 
DelXLVIII, p. 352 ff. 

Das Gehör wurde bei 115 Japanern untersucht und zwar mit Flüster- 
stimme, Stimmgabel und Galtonpfeife. Das Resultat war, daß sich keine 
Unterschiede gegenüber Europäern zeigten. J. H. F. Kohlbrugge-Utrecht 

430. Edw. Anthony Spitzka: Preliminary note on the brains of 
natives of the Andaman and Nicobar Islands. Proceed. Amer. 
Philos. Society 1908. Vol. XLVII, p. 51 ff. 

Verfasser gibt nach einem kurzen Bericht über die anthropologische 
Stellung der Andamanen und Nikobaren, die nicht auf eigenen Untersuchungen 
beruhen, eine sehr kurz gehaltene Beschreibung eines Andamanen- und eines 
Nikobaren gehiras. Das Gewicht wurde erst nach der Härtung bestimmt, 
alle Maße wurden erst nach der Härtung genommen. Verfasser bringt über- 
haupt nur Maßzahlen, verspricht aber eine mehr ausführliche Beschreibung. 
Referent ist der Auffassung, daß alle Gewichtsbestimmungen und alle Maße, 
sofern sie am gehärteten Gehirn genommen wurden, wertlos sind. 

/. H. F. Kohlbrugge-Utrecht 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 347 

431. William Thalbitzer : Eskimokulturen ved Angmagssalik (Am- 
massalik). Geografisk Tidskrift (Köbenhavn) 1907. Bd. XIX, 
p. 56—69. 

Der dänische Sprachforscher und Ethnolog William Thalbitzer, dessen 
verdienstvolle Arbeit: „A phonetical study of the Eskimo language (Copen- 
hagen 1904)" bekannt ist, hat sich 1905 bis 1906 an der dänischen Missions- 
station Angmagssalik an der Ostkflste Grönlands (65 1 / a °n. Br.) aufgehalten. 
Die Schreibweise Ammassalik zieht Thalbitzer aus phonetischen Gründen 
vor, die andere ist aber durchgedrungen und offiziell geworden; sie kommt 
übrigens vom eskimoischen Namen des naheliegenden Fjords. Die hier 
wohnenden Eskimos wurden 1884 von Gustav Holm entdeckt, der darauf 
1894 die jetzige Handels- und Missionsstation einrichtete. Dieser kleine 
Angmags8alikstamm (kaum 500 Personen) ist auch dadurch besonders inter- 
essant, daß er sich des neuen europäischen Einflusses wegen in einer Um- 
formung befindet. Verfasser weist nach, wie diese Beeinflussung teils direkt, 
teils mehr indirekt vor sich geht. Direkt von der Station haben die Angmags- 
saliker Gewehre, Pulver, Streichhölzer, Seife, Farbstoffe, Eisenwaren, Zeug- 
waren, Tabak, Erbsen und Roggenmehl erhalten. Durch Handelsreisen an 
die Westküste erwarben sie doch schon vor 1894 in geringen Mengen diese 
Waren. Trotzdem man den Verkauf verschiedener Sachen (besonders von 
Spiritus, dessen verwerfliche Folgen für die Kultur und Moral dieser Natur- 
kinder von der Westküste her bekannt waren) ganz verboten hat, wirken die 
Neuerungen nicht alle durchaus heilbringend. Die Anwendung europäischer 
Zeugstoffe an Stelle von Tierfellen als Kleidung hat zwar die Erkältungskrank- 
heiten, aber nicht die Reinlichkeit vermehrt. Als eine Neuerung, die ohne 
irgendeine unheilvolle Nebenwirkung praktisch förderlich auf die Jagdkultur 
gewesen ist, muß man die Skis (Schneeschuhe) nennen. Der mehr indirekte Weg 
für die kulturelle Umgestaltung geht über Westgrönland. Die Westgrönländer, 
die schon lange Verbindungen mit den bewunderten, mächtigen Europäern 
unterhalten haben, bedeuten für die Ostgrönländer in Angmagssalik ein nach- 
ahmenswertes Kulturvolk. Die westgrönländischen Formen der Geräte usw. 
werden „Mode" in Ostgrönland. Zum Beispiel hatte der Kajak der Angmags- 
saliker ursprünglich einen aufgerichteten Hintersteven ; jetzt baut man nur 
Kajaks, die hinten ganz gerade wie diejenigen der Westgrönländer auslaufen. 
Der Verfasser weist nach, wie diese Umgestaltung auch in der Denkweise vor 
sich geht, und wie ihr erstes Resultat eine gewisse Scham und Unsicherheit 
den alten Traditionen und Glaubensvorstellungen gegenüber wird. Man kann 
hier beobachten, wie neue Vorstellungen sich einschleichen und auf den 
alten Glauben auflösend einwirken. Der Missionar braucht nicht energisch 
vorzugehen. Die alten heidnischen Gebräuche fallen von selbst, so die 
Trommelgesänge und die Anbetung der getöteten Tiere. Die Angakoks 
(Schamane) sterben aus. Eine feste Neubildung ist noch kaum zu spüren. 
— Zum Schlüsse möge noch erwähnt werden, daß Thalbitzer das Glück 
hatte, mehr als 1000 Wörter der „heiligen Sprache" der Angakoks auf- 
zuzeichnen. Von der Westküste kennt man nur ungefähr 20, die schon im 
18. Jahrhundert von Egede und Fabricius gesammelt wurden, und von 
Baffinsland hat Franz Boas nur ebenso viele aufgezeichnet. 

H. P. Steensby -Kopenhagen. 

432. Theodor Koch -Grünberg: Zwei Jahre unter den Indianern. 

Reisen in Nordwestbrasilien 1903 bis 1905. 2 Bände vou 24 Liefe- 
rungen, mit über 400 Abbildungen, etwa 20 Extrablättern in 



348 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

Lichtdruck und mehreren Karten. Berlin, Ernst Wasrauth A.-G^ 
1908. (1. Lieferung 0,75 JC.) 
Ein Werk über eine südamerikanische Forschungsreise, die lediglich zum 
Studium der Indianer unternommen ist, ist ein seltenes Ereignis und verdient 
um so mehr die Aufmerksamkeit der Ethnologen, als es sich um ein bisher so 
gut wie unbekanntes Gebiet handelt, nämlich um die Gegend des oberen Rio 
Negro und Yapura, und die lange Dauer der Studien eine verhältnismäßig 
gründliche ethnographische Untersuchung dieser weiten Kegionen verspricht. 
So sei denn bereits jetzt auf die soeben erschienene erste Lieferung des Werkes 
mit dem Bemerken hingewiesen, daß schon die zahlreichen bisherigen Ver- 
öffentlichungen Kochs Über die Reise (Anfänge der Kunst im Urwald 1905; 
Indianertypen aus dem Amazonasgebiete, Lieferung I bis III 1906 bis 1908; 
Südamerikanische Felszeichnungen 1 907, sowie Arbeiten in wissenschaftlichen 
Zeitschriften) wiederum eine bedeutende Erweiterung unserer Kenntnisse über 
südamerikanische Indianer in diesem Buche erwarten lassen, wie auch das 
intime Zusammenleben mit den noch ganz ursprünglichen Indianern reizvolle 
Schilderungen in Aussicht stellt, deren Eindruck durch schöne Reproduktionen 
nach den wohlgelungenen Aufnahmen des Verfassers unterstützt wird. Nach 
dem Prospekt zu urteilen, ist das schwerflüssige Material, z. B. Wörterver- 
zeichnisse, Wetterbeobachtungen usw. in den Anhang aufgenommen und die 
Darstellung überhaupt dem allgemeinen Verständnis angepaßt, ohne etwa den 
sich heute breit machenden Reise werken zu ähneln, die außer persönlichen 
Erlebnissen nichts zu bringen sich bemühen. Wir erlangen vielmehr einen 
Einblick in die materielle wie geistige Kultur, z. B. in den Sinn der wunder- 
lichen Maskentänze und vieles andere. K. Th. Preuss- Steglitz (Berlin). 

433. Gustav v. Königswald: Die Botokuden in Südbrasilien. Globus 
1908, Bd. XCIII, Nr. 3, S. 37-43. 

Der Aufsatz handelt von den sogenannten „Bugres" Südbrasiliens, die 
von ihren indianischen Nachbarn „Schokleng" oder „Schokren" genannt 
werden , deren wirklichen Namen man aber bis heute nicht kennt Auch 
über ihre sprachliche Zugehörigkeit kann man noch nichts Bestimmtes sagen, 
da es bisher leider nicht gelungen oder versäumt ist, Aufzeichnungen von 
ihrer Sprache zu machen. Jedenfalls scheinen sie keine 6 es zu sein, wie 
man früher annahm. Der Name „Botokuden", mit dem diese Indianer 
wegen ihrer zierlichen Lippenpflöcke auch von den Ansiedlern bezeichnet 
werden, ist vom Verfasser unglücklich gewählt, da er zur Verwechslung mit 
den eigentlichen Botokuden, den alten Aimore in Espiritu Santo, führen 
kann. 

Die Bugres stellen den kläglichen Rest der unabhängigen Indianer- 
bevölkerung Südbrasiliens dar und leben in der geringen Zahl von wenigen 
100 Seelen in einem auf der Grenze zwischen Parana und St. Catharina ge- 
legenen waldreichen Gebiet. Mit den Weißen unterhalten sie einen fort- 
gesetzten Rachekrieg, der von beiden Seiten mit zäher Erbitterung und un- 
erhörter Grausamkeit geführt wird. Daher ist es auch trotz mehrfacher 
Bemühungen bisher nicht gelungen, in friedliche Beziehungen zu' diesen 
Indianern zu treten. 

Die Ausführungen des Verfassers über ihr Leben und Treiben, ihre 
Fehden und Jagdzüge beruhen, neben eigenen langjährigen Erfahrungen, in 
der Hauptsache auf Schilderungen der Grenzansiedler und der sogenannten 
„Bugreiros", roher Gesellen, die sich die Vernichtung der Bugres zur Lebens- 
aufgabe gemacht haben. Die Waffen dieser Indianer, die uns der Verfasser 



A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 349 

in eigenen Handzeichnungen nach Originalen aus seiner Privatsammlung vor- 
führt, sind sehr einfach, aber zweckentsprechend gearbeitet Die gewaltigen 
Bogen deuten auf die außergewöhnliche Körperstärke ihrer Träger hin. Die 
langen befiederten Pfeile sind je nach ihrer Bestimmung verschieden bewehrt. 
Sie zeigen entweder aus gestohlenem Eisen gehämmerte, doppeltschneidige 
Spitzen oder einseitig mit Widerhaken versehene Holzspitzen oder stark 
konisch verlaufende, dicke, stumpfe Köpfe zur Vogeljagd und zum Herab- 
schießen der Araukarienzapfen, deren fleischige Kerne ein beliebtes Nahrungs- 
mittel bilden. Außerdem gebrauchen sie schwere Holzkeulen, Lanzen mit 
breiten Eisenspitzen und zweikugelige ßolas. Zur Jagd auf größeres Wild 
und zum Schutz gegen Feinde dienen mit spitzen Pfählen versehene, tiefe 
Fallgruben, Fußangeln, verschiedenartige Fallen und Schlingen. Kanus be- 
sitzen sie nicht, wohl aber kleine, gut tragende Flöße aus drei Bündeln Taquara- 
halmen, die sie rittlings benutzen. Mit der Ansicht des Verfassers, der 
darin eine wohlberechnete Taktik erblickt, „indem sich die Wilden dadurch 
nicht der Gefahr aussetzen, daß die Kanus von ihren Feinden genommen und 
zu ihrer eigenen Verfolgung benutzt werden können", kann ich nicht über- 
einstimmen, zumal es in Südamerika eine große Anzahl primitiver Stämme 
gibt, die das Kanu nicht kennen. Die Töpferei und Flechterei stehen bei 
den Bugres auf niedriger Stufe. 

Für sehr gewagt halte ich es, wenn Verfasser zum Schluß die Bugres 
mit den alten Carijos, den späteren Guarani, identifiziert, weil beide Völker 
im Gebrauch von Lippenpflöcken, Bogen, Pfeil und Keulen, Fallgruben und 
und Fußangelgruben und in der grausamen Kriegsführung übereinstimmen. 
Die Zugehörigkeit der Bugres bleibt vielmehr nach wie vor dunkel, und an- 
statt des Porträts eines Bugrejungen im ungefähren Alter von neun Jahren 
(S. 39, Abb. 1), einer übrigens charakteristischen Kreidezeichnung, wären ein 
paar Worte aus dem Munde dieses „aufgeweckten Knaben** erwünschter ge- 
wesen. Dr. Koch-Grünberg-Nikolassee (Berlin). 

434. Rivet: Les indiens Jibaros, etude geographique, historique et 
ethnographique* L'Anthropologie 1907. Tome XVIII, p. 333 
—368. 

Die Jibaros, im Laufe der Jahrhunderte (durch innere Fehden, Trunk- 
sucht, ansteckende Krankheiten u. dgl.) von ungefähr 500000 auf 20000 
Köpfe zusammengeschmolzen, sind echte Indianer von mittlerem, aber kräfti- 
gem Wuchs, hellbrauner Haut, schwarzem, straffem Haar mit fehlendem Bart- 
wuchs, rundlichem Schädel (mittlerer Index 83) und breitem Gesicht. Sie 
sind sehr freiheitliebend, der Gesittung wenig zugänglich und wohnen west- 
lich der Anden, hauptsächlich zwischen Pastaza und Amazonenstrom. (Wird 
fortgesetzt.) Ludwig Wilser-Heidelberg. 

435. Rudolf Pöch: Rassenhygienische und ärztliche Beobachtungen 
aus Neuguinea. Archiv für Rassen- und Gesellschafts-ßiologie 
1908. Jahrg. V, Heft 1, S. 46—66. 

Verfasser berichtet über einige Untersuchungen, die er während seiner 
bekannten Forschungsreise nach Neuguinea an Papuas und Melanesiern in 
ärztlicher Hinsicht anzustellen Gelegenheit hatte. Von einer ganzen Anzahl 
bei uns einheimischer Krankheiten findet sich in Neuguinea nichts, so Ton 
Syphilis (mit Ausnahme da, wo sie von Europäern eingeschleppt ist), Masern, 
Scharlach, Diphtherie, Typhus, Gicht, Diabetes. Ebenso fehlt der Alkoho- 
lismus. Tuberkulose konnte der Verfasser einige Male feststellen; er glaubt 



350 A. Referate. Ethnologie und Ethnographie. 

aber nicht, daß sie häufig ist. Danach wären die Papuas von drei unserer 
größten Volksübel, Syphilis, Alkoholismus, Tuberkulose ziemlich frei. Trots- 
dem ist der Gesundheitszustand kein idealer. Die Malaria bedingt eine große 
Kindersterblichkeit, während bei Erwachsenen in Übereinstimmung mit 
Robert Kochs bekannten Forschungen Immunität besteht Von venerischen 
Krankheiten kommen Framboesie und das venerische Granulom vor. Sehr 
häufig sind Bronchitiden, Pneumonie und Pleuritiden. Ob sich bei letzteren 
nicht viele tuberkulöser Natur finden, gibt der Verfasser allerdings nicht an. 
Auch der Rheumatismus ist ein häufiges Übel, was bei der sonstigen Ab- 
härtung (die Eingeborenen tragen noch wenig Kleider) Wunder nimmt. Mit 
Recht beklagt der Verfasser die Einführung der Kleider, zumal sie von den 
Eingeborenen meist nur als Schmuck verwendet werden. In Britisch -Neu- 
guinea sucht die Regierung erfreulicherweise dem Gebrauch der Kleider 
entgegenzuwirken. — Rhachitis kommt vor, ebenso wie Lepra. Carcinom hat 
der Verfasser nie beobachtet, obwohl sich darüber in der Literatur Angaben 
finden. Nervöse Leiden fehlen nicht, doch sind die Angaben Pöchs darüber 
nur 8 ehr fragmentarisch. Außerdem finden sich eine ganze Anzahl tropischer 
Leiden; auch Elephantiasis ist häufig zu beobachten. 

Bei der Nahrung überwiegt an den meisten Stellen die vegetabilische. 
Es ist interessant, daß sich hier dann gemäß der B ungesehen Theorie großer 
Salzhunger findet, während z. B. die Kaja-Kaja (Tuglis), welche in wildreicher 
Gegend leben, kein Salz gebrauchen. Das Salz wird aus dem Meere ge- 
wonnen. Kannibalismus findet sich häufig. Als Genußmittel kommt Tabak 
(der von den Eingeborenen gebaute wird von dem virginischen Stangentabak 
verdrängt), Betel und Kawa vor. 

Verfasser bespricht des näheren die sexuellen Verhältnisse, wie Ehe, 
Leben der Junggesellen, totemistische Einflüsse auf die Ehe usw. Von Per- 
versitäten findet sich häufiger Päderastie (Gazelle-Halbinsel), was nach des 
Verfassers Ansicht mit dem Umstand zusammenhängt, daß die Weiber von 
den älteren Männern in Anspruch genommen werden. Eheliche Untreue wird 
stark bestraft, doch kommt es vor, daß die Männer ihre Frauen anbieten 
(Jassi-Jassi). Abtreibung scheint häufig zu sein. Die Frauen säugen ihre 
Kinder lange, manchmal zwei Kinder zugleich. Auffallend war das Fehlen 
von Zahnkaries, wofür der Verfasser aus Deutsch- und Britisch - Neuguinea, 
Neupommern und Neumecklenburg, den Salomons-, Admiralitäts- und den 
französischen Inseln Beispiele gibt. In Neusüd wales konnte sich dagegen der 
Verfasser bei rassereinen Australiern von dem Gegenteile überzeugen. 

Von der Eingeborenenmedizin berichtet der Verfasser weniges. Dem 
Feuer wird große Heilkraft zugeschrieben. Skarifikation wird auch hier 
häufig ausgeübt Dagegen fand der Verfasser an der Nordostküste von 
Britisch-Neuguinea die Eingeborenen einem Beinbruche gegenüber vollkommen 
hilflos. Friedemann-Berlin. 

436. Theodore C. Riggs: Eine vergleichende Studie über die Becken 
yon Weißen und Negern mit Berücksichtigung der Größe des 
Kindes und ihre Beziehung zur Kindeslage und zum Geburts- 
verlauf der beiden Rassen. Zentralblatt für Gynäkol. 1905, 
Bd. XXIX, Nr. 16, S. 486—489. 
Vorläufige Ergebnisse einer größeren Arbeit, die in Bd. XII der John 
Hopkins Hosp. Reports seitdem erschienen ist. Zur Untersuchung lagen 
1500 Fälle und zwar 51,93 Proz. (779 Fälle) weiße und 48,06 Proz. (771 Fälle) 
schwarze Frauen vor. Die Reihenfolge in der Häufigkeit der vier Becken- 



A. Referate. Urgeschichte. 351 

typen ist bei den Weißen normales, allgemein verengtes, einfach plattes 
(3,33 Proz.) und rhachitisches (1,28 Proz.), bei den Schwarzen normales, all- 
gemein verengtes, rhachitisches (9,70 Proz.) und einfach plattes (1,94 Proz.) 
Becken. Das Becken der Weißen ist niedrig und breit im Vergleich zu dem 
engeren und relativ tieferen Becken der schwarzen Rasse. Verengte Becken 
kommen bei den Negern 3,74 mal häufiger vor als bei den Weißen (9,25 Proz. 
zu 34,82 Proz.). Die Geburtsdauer ist länger bei den Negern als bei den 
Weißen. Bei jenen gibt es einen geringeren Prozentsatz von Schädellagen 
und einen höheren an Spontangeburten als bei diesen. Weiße Kinder sind 
länger (um 1,5 cm im Durchschnitt) und schwerer (um 200 g) sowie etwas 
größer (am einige Millimeter) in den Kopfmaßen als schwarze. Im übrigen 
stellte Verfasser noch fest, daß Kinder von Mehrgebärenden größer als von 
Erstgebärenden sind, ebenso Kinder von Frauen mit normalem Becken größer 
als solche, bei denen das Becken verengt ist; ferner, daß die Beschäftigung 
und Umgebung der Mutter während der Schwangerschaft die Größe des 
Kindes bedeutend beeinflußt, daß es aber kein bestimmtes Gesetz gibt, welches 
das Verhältnis der Größe des Kindes zu der Größe des mütterlichen Beckens 
regelt. Schließlich sei noch erwähnt, daß das Verhältnis von männlichen zu 
weiblichen Geburten um so größer ausfällt, je höher der Rassegrad der be- 
treffenden Mutter ist (für Weiße 100 Mädchen zu 109,4 Knaben, für Schwarze 
100 : 101,1). Buschan- Stettin. 

IV. Urgeschichte. 

Allgemeines. 

437. Rudolf Hermann: Karies bei Mastodon. Anatom. Anz. 1908. 
Bd. XXXII, S. 305—313; 4 Abb., 1 Taf. 

Die auch in das Gebiet der Archäologie hinüberspielende Frage nach 
dem Vorkommen und der Entstehungsursache hohler Zähne bei fossilen und 
lebenden Tieren, welche Verfasser bereits in zwei früheren Mitteilungen (vgl. 
dieses Zentralblatt 1908, S. 133) besprochen hatte, erfährt in dieser neuen 
Mitteilung eine weitere Förderung. Es war Herrn Dr. Stremme gelungen, 
in der Berliner paläontologischen Sammlung einen hohlen Mastodonzahn 
aufzufinden, und dem Verfasser (nicht Herrn Stremme, wie in meinem 
früheren Referate mißverständlicherweise gesagt war) ist der Nachweis ge- 
glückt, daß hier Karies als Ursache anzusehen ist; die schon früher mitgeteilten, 
diesmal mehr ausgeführten Deduktionen des Verfassers, sowie der neuen, im 
Gegensatz zu den früheren sehr klaren Abbildungen weisen dies Überzeugend 
nach. Außer einer von Miller allerdings angezweifelten Beobachtung von 
Busch (1891) an einem Unterkieferzahn vom Pottwal und einer Mitteilung 
von Miller (1893) über kariöse Molaren von Manatus senegalensis ist 
dieses die einzige bisher vorhandene Angabe über das Vorkommen von 
Karies bei einem wildlebenden Tiere; die übrigen Fälle betreffen Haus- oder 
Menagerietiere oder sind zu unbestimmt gehalten. Von besonderem Interesse 
ist dieser Fall auch dadurch, daß er das Vorkommen von Karies bereits in 
geologischer Vorzeit beweist. P. Bartels-Berlin. 

438. Robert Coltman Clephan: On terracotta lamps. Proceed. Soc. 
of antiqu. of Scotland 1907. Vol. XLI, p. 34—64. 

Eine durch 23 Abbildungen illustrierte Studie über die Entwickelung 
der tönernen Lampe im Altertum. Die Erfindung der Lampe schreibt der 



352 A. Referate. Urgeschichte. 

Verfasser, der gewöhnlichen Auffassung folgend, den Ägyptern zu. Es ist 
ihm dabei entgangen, daß schon in den französischen Höhlenwohnungen der 
Renntierzeit ausgehöhlte Steine gefunden worden sind, deren Form und 
Inhalt — Rückstände von verbranntem Fett — über ihre Bestimmung als 
Lampen keinen Zweifel lassen. H. Seger-Breslau. 

439. M. Much: Vorgeschichtliche Nähr- und Nutzpflanzen Europas» 

Mitteil. d. anthropol. Gesellschaft in Wien 1908. Bd. XXXVIII, 
S. 195 ff. 

In der im wesentlichen auf den von Heer, Buschan, Neuweiler und 
Hoops festgestellten Tatsachen fußenden Arbeit kommt der Verfasser zu 
folgenden Resultaten: Die in Europa einheimischen Nutzpflanzen wurden durch 
die Eiszeiten nicht vernichtet, sondern nur zurückgedrängt und konnten sich 
nach der letzten Eiszeit von ihren Refugien aus wieder verbreiten. Schon 
in der Solutree- Periode benutzten die Menschen wilden Weizen und Gerste 
als Nahrung. In der neolithischen Zeit gab es in Europa schon vier Weizen- 
arten, von denen zwei im Orient und in Ägypten unbekannt sind, wogegen 
die dort hauptsächlich gebauten Weizenarten in Europa nicht vorkommen. 
Ebenso ist die im Orient vorzugsweise gebaute vierzeilige Gerste Europa 
fremd, wo in neolithischer Zeit hauptsächlich die sechszeilige, vereinzelt auch 
die zweizeilige Gerste Verwendung fand. Die Ackerunkräuter weisen auf 
die Küstenländer des Mittel meeres hin. Die damals in Europa gebaute 
Kolbenhirse hat in Europa selbst eine wilde Stammform. Diese und die 
spätere Rispenhirse fehlen im Orient und in Ägypten. Auch der kultivierte 
Buchweizen stammt von einer europäischen Wildform ab. Dasselbe gilt von 
Linse und Erbse, welch letztere den Ägyptern und Hebräern fremd war. Die 
Wassernuß ist schon seit der Tertiärzeit in Europa heimisch. Der Mohn, der 
Ägypten und Palästina fremd ist, stammt wahrscheinlich vom wilden Feld- 
mohn. Die europäischen Obstarten waren den Ägyptern und Semiten nicht 
bekannt. Pfirsich und Aprikose sind wahrscheinlich Züchtungsergebnisse der 
Indogermanen Mittelasiens. Der kultivierte Apfel und die Birne entwickelten 
sich wahrscheinlich aus einheimischen wilden Arten. Beide waren im Orient 
unbekannt. Die Walnuß war in Frankreich schon in paläolithischer Zeit 
einheimisch. Der prähistorische Lein Europas gehörte verschiedenen Arten an» 
die von einer auch in Mitteleuropa verbreiteten Urform stammen. Der euro- 
päische Lein unterschied sich wesentlich vom ägyptischen und orientalischen* 

Läßt sich so für fast alle älteren Nutzpflanzen Europas nachweisen, daß 
sie nicht aus dem Orient stammen, so wird die Annahme einer selbständigen 
Entwickelung der europäischen Landwirtschaft auch noch dadurch bekräftigt, 
daß die beim europäischen Ackerbau vorkommenden Geräte und Gebräuche 
anders geartet sind und waren als die des Orientes. 

Much schließt seine Studie mit der Aufforderung: „Habe ich geirrt, 
widerlege man mich, nicht mit Worten, sondern mit Tatsachen. u Es ist 
kaum anzunehmen, daß ein solcher Versuch zu einem glücklichen Ergebnisse 
führen würde. Dr. Kraitschek-Wien. 

440. Robert Munro: Les stations lacustres d'Europe aux äges de la 
pierre et du bronze (Lake Dwellings — Pfahlbauten — Palafitti). 
Edition fran9aise par le docteur Paul Rodet. Avec 81 fig. dans 
le texte, 35 planches et un frontispice. 294 S. Paris, Libr. 
C. Reinwald (Schleicher freres), 1908. 



A. Referate. Urgeschichte. 353 

Mit großer Freude wird man es begrüßen, daß Rodet die bereits kurz 
nach dem Erscheinen vergriffen gewesene englische Originalausgabe in das 
im allgemeinen verständlichere Französisch übertragen und durch eine Anzahl 
Zusätze den neuesten Forschungen angepaßt hat. Die Übersetzung ist meines 
Erachtens gut gelungen; der Text liest sich leicht und ist durchwegs ver- 
ständlich. 

Das ganze Werk ist nach Art eines allerdings recht ausführlichen Kata- 
loges angelegt; es werden nur die nackten Tatsachen mitgeteilt, der Reflexionen 
über dieselben enthält sich der Verfasser. In übersichtlicher Darstellung hat 
Munro alle aus der Literatur ihm bekannt gewordenen Fundstätten stein- 
und bronzezeitlicher Pfahlbauten aus ganz Europa samt ihren wichtigen 
Fundstücken zusammengetragen und durch zahlreiche Abbildungen — ich 
schätze gegen 2000, die sich auf 35 Tafeln und 82 Textabbildungen, ein- 
schließlich Situationsplänen verteilen — belegt In Kapitel I (S. 9 bis 99) 
behandelt er die Pfahlbauten der Westschweiz, in II (S. 100 bis 125) die 
Frankreichs, in III (S. 126 bis 188) die der Ostschweiz, des Donautales 
(Bayern, Salzkammergut, Ungarn), Kärntens und Bosniens und in IV (S. 189 
bis 230) die Italiens. Hieran schließt er im V. Kapitel (S. 230 bis 283) eine 
zusammenfassende Darstellung der Kultur der Pfahlbauern in den angegebenen 
Perioden, wobei er auch eine Übersicht der Bronzeanalysen mitteilt, und läßt 
sich zum Schluß (S. 285 bis 287) ganz kurz über die mutmaßliche Herkunft 
derselben aus. Hier äußert er meiner Auffassung nach ganz veraltete An- 
sichten. Er nimmt an, daß die neolithische Kultur aus dem Orient stammte 
und mit der Einwanderung der von hier in Europa ankommenden Völker 
vom Schwarzen Meere und den Mittelmeergestaden aus längs der Donau bis 
in das Herz unseres Kontinentes sich ausbreitete. Die Entstehung der bronze- 
zeit liehen Pfahlbauten führt er in gleicher Weise auf eine östliche Einwande- 
rung zurück. Leider motiviert er diese seine Auffassung nicht näher. 

Es ist für eine spätere Auflage dieses den Prähistorikern gewiß wert- 
vollen Buches zu wünschen, daß Verfasser seine Darstellung durch Hinzu- 
fügung der einschlägigen Literatur vervollständigt, was ohne Zweifel seinen 
Wert noch erhöhen dürfte. Buschan- Stettin. 

441. Wilke: Vorgeschichtliche Beziehungen zwischen Kaukasus 
und dem unteren Donaugebiete« Ein Beitrag zum Arierproblem. 
Mitteilung der anthropologischen Gesellschaft in Wien 1908. 
Bd. XXXVIII, S. 136 ff. 
Die vorliegende Abhandlung ist eine Ergänzung einer in der Zeitschrift 
für Ethnologie 1904, Heft 1 erschienenen Arbeit, in der Wilke eine große 
Reihe von Analogien zwischen der kaukasischen und der frühbronzezeitlichen 
donauländischen Kultur nachgewiesen hat. In der neuen Arbeit behandelt er 
hauptsächlich die Keramik, bespricht jedoch daneben noch einige andere Er- 
scheinungen. 

Zahlreiche Gefäßtypen von Koban und vom Kasbek zeigen hinsichtlich 
der Form auffallende Analogien mit solchen der früheren Bronzezeit Mittel- 
europas und der unteren Donauländer. Hier lassen sich diese Formen zum 
großen Teil bis in die spät neolithische Zeit zurück verfolgen. Es ist be- 
merkenswert, daß Wilke für eine Anzahl derselben einen nordischen Ur- 
sprung (Bernburger, Rößner Typus) voraussetzt, worin er mit Hoernes 
übereinstimmt, der dasselbe für seinen „Rahmenstil 44 annimmt. Ähnliche 
Analogien lassen sich auch in der Ornamentierung nachweisen. Aus den 
Abbildungen geht hervor, daß sich im Kaukasus neben vorherrschenden 

Zentariblfttt für Anthropologie. 1906. 23 



354 A. Referate. Urgeschichte. 

Mustern des „Rahmenstiles" auch Spuren des „Umlauf Stiles" (mäandrische 
Figuren) finden, wie ja auch im Donaugebiete in der spätneolithischen und 
der frühen Bronzezeit eine Vermischung beider Stilarten eingetreten war. 

Im folgenden werden dann noch die Ruder- und Spiegelnadeln, andere 
Nadelformen, die gewellten Armringe, die Hängespiralen, die Noppenringe, 
die Bronzesicheln u. a. m. behandelt. 

Wenn auch nicht jeder vorgebrachten Analogie Beweiskraft zuerkannt 
werden darf (z. B. der in beiden Gebieten nachweisbaren Schädeldeformation), 
so ist es doch ganz unzweifelhaft, daß zwischen den beiden Kulturgebieten, 
dem kaukasischen und dem mitteleuropäisch - donauländischen , ein enger 
Kulturzusammenhang besteht. Früher hat man, vom „Trugbild des Ostens" 
geblendet, den Ausgangspunkt der Entwickelung natürlich im Kaukasus ge- 
sucht, heute haben die Untersuchungen Wilkes mit Sicherheit ergeben, daß 
das Gegenteil richtig ist. Wilke sagt darüber folgendes: Die spät metallzeit- 
liche kaukasische Keramik enthält eine große Reihe von Formen und Orna- 
menten, die im Donautieflande der endenden Stein- und älteren Metallzeit 
angehören; besonders nahe ist die Verwandtschaft mit der nordbalkanischen 
Terra mar enkul tu r. Da aber die Terramaren des Donaugebietes und Italiens 
nahe Beziehungen zur Übergangszeit Böhmens und Mährens und der endenden 
Steinzeit Mittel- und Norddeutschlands erkennen lassen, so kann der Aus- 
gangspunkt der ganzen Kulturbewegung keinesfalls im Kaukasus gesucht 
werden. Die Untersuchung der Keramik führt also genau zu demselben 
Ergebnisse wie die schon früher erfolgte des Bronzegerätes. 

Merkwürdig ist, daß in nordkaukasischen Gräberfeldern vielfach Geräts- 
typen vergesellschaftet vorkommen, die im Auslande verschiedenen Perioden 
angehören. Wilke gibt dafür zwei Erklärungen: Entweder wanderten die 
älteren Formen von Hand zu Hand allmählich im Kaukasus ein, während 
die jüngeren Formen durch ein wanderndes Volk gebracht wurden, oder e» 
wurde auch der ältere Typenkreis schon durch Wanderungen eingeführt, 
worauf in den abgelegenen Gebirgstälern eine Stagnation der Entwickelung 
eintrat und so die primitiven Formen bis in späte Zeiten erhalten blieben. 

In Transkaukasien fehlen bei sonstiger Übereinstimmung mit den nord- 
kaukasischen Stationen die älteren Typen fast vollständig, was auf eine 
ziemlich späte Zeit der Übertragung hinweist. Wilke setzt den Einbruch 
der Träger dieser transkaukasischen Kultur frühestens in den Beginn des 
vierten Viertels des zweiten Jahrtausends und sieht in ihnen die Vorfahren 
der Indo - Iranier , da auch die Altertümer vom Urmiasee in Persien große 
Übereinstimmungen mit dem Inventar der transkaukasischen Nekropolen 
verraten. Die Skythen in ihrer Gesamtheit den Ural -Altaiern zuzurechnen, 
wie es Wilke tut, dürfte wohl nicht richtig sein, da ihnen ja, abgesehen von 
dem Namen, eine Überlieferung aus dem Altertume nahe Verwandtschaft mit 
den Persern zuspricht. Mag dem sein wie es will, der Nachweis ist Wilke 
wohl gelungen, daß bald nach der Mitte des zweiten Jahrtausends n. Chr. 
arische Völkerstämme vom unteren Donaugebiete bis zum Kaukasus vor- 
drangen, diesen in etwas späterer Zeit überschritten und sich bis zum 
Araxes ausbreiteten. Dr. Gustav Kraitsdiek - Wien. . 

442, J. Abercromby and A. Mactier Pirrie: The cemetery of Nunzaw, 

East Lothian. Proceed. of the Soc. of Antiquaries of Scotlaud 

1907. Vol. XL, p. 328—342; 9 Abb. 

25 „ Steinkistengräber u , bestehend aus dünnen Platten roten Sandsteins, 

in fünf Reihen angeordnet, enthielten einige Reste menschlicher Gebeine, aber 



A. Referate. Urgeschichte. 355 

keine Beigaben, welche eine Datierung ermöglicht hätten. Der Zustand der 
noch erhaltenen Knochen läßt auf kein sehr hohes Alter schließen, so daß sie 
vermutlich nicht vorchristlich sind. An der Fundstätte befand sich früher 
ein Nonnenkloster; vielleicht gehören die Gräber zu diesem. (Das Geschlecht 
der Toten ist nach den Knochen mehrfach als männlich bezeichnet.) Die 
spärlichen Knochenreste sind von Pirrie beschrieben und zum Teil ab- 
gebildet; ein Oberschenkel soll in seinem distalen Teile „unleugbare Zeichen 
von Syphilis" (Verdickung) aufweisen. P. Bartels-Berlin. 

443. Joseph Dechelette: Manuel d'Archeologie prehistorique celtique 
et gallo -romaine. I. Archäologie prehistorique. XIX, 747 S. 
Paris, Alphonse Picard et fils, 1908. 

Handbücher der prähistorischen Archäologie einzelner Länder sind heute 
für den Fachmann wie für den gebildeten Laien ein Bedürfnis. Die ins Un- 
geheure angewachsenen Stoffmassen, die unübersehbar gewordene Literatur, 
die Unmöglichkeit, sich die einschlägigen Zeitschriften, Abhandlungen und 
Werke vollzählig zu verschaffen, alles das schreit förmlich nach zusammen- 
fassenden Übersichten und macht ihre Abfassung zu einer ebenso dankbaren 
wie schwierigen Aufgabe. 

Was insbesondere die Urgeschichte Frankreichs betrifft, so gibt es von 
ihr ja schon vortreffliche Darstellungen, so die von Cartailhac (La France 
preliistorique 1889) und G. und A de Mortillet (Le Pre*historique, 3. Aufl. 
1900). Aber sie beschränken sich auf die von den Franzosen allein als 
„ prähistorisch a bezeichnete Steinzeit und sind überdies, wenn man an die 
epochemachenden Entdeckungen der letzten Jahre denkt, schon einigermaßen 
veraltet. So war es ein glücklicher Gedanke des rühmlich bekannten Roanner 
Gelehrten, ein Handbuch der prähistorischen, keltischen und gallo - römischen 
Altertumskunde seines Vaterlandes zu schreiben. Aber wenn der nationale 
Gesichtspunkt für ihn auch der leitende war, so ist die Bedeutung des Werkes 
damit doch keineswegs erschöpft. Gerade der zunächst erschienene erste 
Band, der die ältere und jüngere Steinzeit behandelt, wird im Auslande kaum 
weniger interessieren als in Frankreich, und das um so mehr, als Dächelette 
die Verhältnisse anderer Länder überall zum Vergleiche heranzieht und dabei 
eine ungewöhnliche Vertrautheit auch mit der fremden Literatur bekundet. 

Einen der größten Vorzüge des Werkes erblicke ich in seiner relativen 
Vollständigkeit. Es gibt keinen wichtigen französischen Fund, kein irgendwie 
bedeutendes Problem, keine von maßgebender Seite aufgestellte Theorie, die 
nicht an entsprechender Stelle mehr oder minder eingehend besprochen oder 
gewürdigt würde, wobei dem Leser durch ausführliche Literaturnachweise 
jederzeit die Möglichkeit der Nachprüfung gegeben ist. Den einzelnen Streit- 
fragen gegenüber bewahrt der Verfasser im allgemeinen eine wohltuende 
Objektivität. Das hindert nicht, daß er gelegentlich seinen persönlichen Stand- 
punkt scharf hervorkehrt und sich dadurch in Gegensatz zu der herrschenden 
Ansicht stellt. 

Dies ist z. B. gleich der Fall in der sogenannten Eolithenfrage. Eine 
Prüfung der verschiedenen Vorkommnisse von tertiärem Silex in Thenay, 
Otta, Puy-Courny bringt ihn zu der Überzeugung, daß ihre Artefaktnatur 
nicht nur nicht erwiesen, sondern überhaupt nicht erweisbar sei, solange nicht 
durch die Art der Lagerung, etwa in einer Aschenschicht, in einem Grabe 
oder einer Werkstätte, der künstliche Ursprung sichergestellt werde. Sein 
Hauptargument, der angebliche Eolithencharakter der Erzeugnisse der Kreide- 

23* 



356 A. Referate. Urgeschichte. 

mahle von Guerville bei Mantes, wird indessen heute kaum noch ernst 
genommen werden (vgL Zentral bL 1906, S. 342 f.). 

In der Gliederung des Palaolithikums schließt sich Dechelette der 
Hauptsache nach dem System G. de Mortillets an. Er unterscheidet also 
eine Unterstufe mit den Perioden von Chelles und St Acheul, eine mittlere 
(Mousterien) und eine Oberstufe mit Solutreen und Magdalenien. Zwischen 
Mittel- und Oberstufe schiebt er die noch ziemlich problematische Epoche 
von Aurignac ein. Die Station von Taubach wird mit einigem Vorbehalt der 
Unterstufe, die von Erapina trotz ihrer altdiluvialen Form gewiß mit Unrecht 
der Mittelstufe zugewiesen. Sehr gründlich ist die Kultur und Kunst der 
Renntierperiode dargestellt Dechelette verwirft, wenigstens für Frank- 
reich, die Annahme einer paläolithischen Töpferkunst ebenso wie die der 
Zähmung des Pferdes und vollends die Deutung gewisser Figuren als Schrift- 
zeichen. Dagegen spricht er dem damaligen Menschen religiöse, insbesondere 
totemistische Anschauungen zu, denen die Mehrzahl der auf Knochen und 
Felsenwänden gravierten Darstellungen ihren Ursprung verdanken. Den Be- 
schluß des ersten Teiles macht ein Kapitel über die quaternären Menschenrassen. 

Im zweiten Teile wird zunächst die Hiatusfrage in dem Sinne beant- 
wortet, daß durch die Entdeckung des Asyliens und des Arisiens der Über- 
gang von der älteren zur jüngeren Steinzeit überbrückt sei. Auf die nament- 
lich von Hörne s hiergegen geltend gemachten Bedenken geht der Verfasser 
leider nicht näher ein. In der Frage nach dem Ursprung der neolithischen 
Kultur nimmt er einen vermittelnden Standpunkt ein. Ohne die Bedeutung 
des orientalisch - südeuropäischen Einflusses zu verkennen, tritt er doch der 
ausschließlichen Herleitung aller Fortschritte von dieser Quelle im Sinne 
Sophus Müllers entgegen und bekennt sich vielmehr als Anhänger des 
Determinismus im Völkerleben. Die megalithischen Denkmäler freilich glaubt 
auch er aus jener Richtung herleiten zu müssen, nicht zum wenigsten des- 
halb, weil mit ihnen zugleich in Frankreich Bildwerke einer weiblichen Gottheit 
erscheinen, über deren orientalischen Ursprung kein Zweifel bestehen könne. 
Die Kapitel über die Begräbnisgebräuche, die Industrie und Technik, die 
Keramik, Kunst, den Handel usw. der neolithischen Zeit geben zu Bemerkungen 
keinen Anlaß. Ein Anhang enthält eine bibliographische Liste derjenigen 
französischen Höhlen oder Abris, welche Zeichnungen auf Knochen oder 
Wandmalereien aus der Renntierzeit ergeben haben; ein zweiter Anhang die 
Literatur über die neolithischen Stationen und Werkstätten Frankreichs. Ein 
ausführliches Register und 249 Textabbildungen erhöhen den Wert des 
Buches, um das wir die Franzosen beneiden können. H. Seger-Breslau. 

444. A. Kiekebusch: Der Einfluß der römischen Kultur auf die 
germanische im Spiegel der Hügelgräber des Niederrheins. 

(Heft III der Studien und Forschungen zur Menschen- und 
Völkerkunde, herausgeg. v. Buschan.) Stuttgart 1908. 92 S. u. 
2 Tafeln. 
Auf Anregung von Kos sin na wird der von früheren Forschern, wie 
Müllenhoff und Hostmann, überschätzte Einfluß der Römer auf die ger- 
manische Kultur nachgeprüft, besonders unter dem zu allgemein als römisch 
bezeichneten Fundmaterial zwischen echten Importstücken (Münzen, römi- 
schen Bronzegefäßen, Gläsern und Tongefäßen) sowie einheimischen Produkten 
scharf geschieden, dabei sprachlichen Rückschlüssen nicht ausschließlich nach- 
gegangen. Unter Würdigung der lokalgeschichtlichen Forschungen und regel- 
mäßigen Veröffentlichungen und auf Grund eigener Kenntnis von etwa 



A. Referate. Urgeschichte. 357 

40 Sammlungen wendet der Verfasser sich speziell den Hügelgräbern des 
Niederrheins zu, um die merkwürdige Tatsache zu untersuchen, daß dort, 
im Gegensatze zum östlichen Deutschland, so wenig La Tene- Einfluß und 
eine so unklare Chronologie herrscht. Bekannt sind über 40 Gräberfelder 
mit Hunderten von Hügelgräbern in den Kreisen Duisburg, Ruhrort, Düssel- 
dorf, Mühlheim, Solingen, Sieg, denen sich einige linksrheinische um Geldern 
und Cleve anschließen; sie alle zeigen gleichmäßigen Grabbau und nur 
Leichenbrand, vor allen Dingen aber Übereinstimmung in der Keramik. Die 
wichtigsten Gefäßtypen sind auf Tafel I zusammengestellt, u. a. eiförmige 
Töpfe, Eimerurnen, bauchige Urnen mit schrägem Hände, Fußurnen, Fuß- 
becher und Spitzbecher, die meisten unverziert, andere am oberen oder unteren 
Teile geschmückt, z. B. mit dem Korbornament. Einzelne Beigaben oder 
Gefäßformen zeigen Beziehungen zur Halls tattzeit, zur La Tene-Zeit und zur 
Kaiserzeit; die Hügelgräber reichen also von der jüngeren Hallstattzeit 
(8. Jahrh. v. Chr.) bis in das 2. Jahrhundert n. Chr. der Kaiserzeit hinein. 
Der Befund gliederte sich bisher nur schwierig in das System der rheinischen 
Prähistorie ein ; nun aber ist doch für 8 Jahrhunderte gleichmäßige Besiede- 
lung ohne merkbaren Kulturwechsel anzunehmen, so daß die ethnologische 
Folgerung zu ziehen wäre, daß schon seit dem 8. Jahrhundert Germanen am 
Niederrhein gesessen hätten. Die sprachlichen Rückschlüsse Müllenhoffs 
und anderer behaupteten, daß die linksrheinischen Völker reine Kelten gewesen 
wären, während doch auch die historischen Überlieferungen dem entgegen- 
standen, besonders Tacitus in der Germania 27 nur niederrheinische Grab- 
hügel im Sinne gehabt haben kann und diese das Gebiet der Istväonen deutlich 
von dem ganz andere archäologische Verhältnisse zeigenden der Herminonen 
unterscheiden lassen. Schließlich ergibt sich, daß die Gebiete am Ober- und 
Mittelrhein den römischen Einfluß überall erkennen lassen, während die frei ge- 
bliebenen Germanen am Niederrhein keine Kultureinwirkung von Rom erfuhren, 
da namentlich die Keramik, dieser empfindlichste Gradmesser solcher Bezie- 
hungen, sich während der frühen und mittleren Kaiserzeit selbstständig hielt. 

Im Anhange wird die absolute Chronologie der Augenfibel besprochen. 
Ihr Ursprung wird mit Almgren bei den Germanen gesucht, ihre Entwicke- 
lung in vier Typen chronologisch auf die erste Hälfte des 1. Jahrhunderts nach 
Christo verteilt und namentlich bei den unter römischer Herrschaft stehenden 
Stämmen nachgewiesen. Schließlich wird das Vorkommen der Augenfibel auf 
dem Darzauer Begräbnisplatze für die genauere Anfangsdatierung verwendet 
und die Seßhaftigkeit der germanischen Bevölkerung daselbst durch 200 Jahre 
dargetan. 

Von den Abbildungen auf den beiden Tafeln sind die nach Zeichnungen 
hergestellten besser, die nach Photographien gemachten leider recht undeut- 
lich ausgefallen. Prof. Walter- Stettin. 

445« Hans Hahne und Ewald Wüst: Die paläolithischen Fund- 
schichten und Funde der Gegend von Weimar. Zentralbl. f. 
Mineralogie usw. 1908, No. 7, S. 197— 210. Mit 11 Textfiguren. 
Nach mehrjährigen, teils von jedem von uns beiden selbständig, seit 
1907 gemeinschaftlich ausgeführten Untersuchungen, ist es unser Endziel, 
eine Gesamtdarstellung der paläolithischen Fundstellen von Weimar, Taubach 
und Ehringsdorf zu geben. Eine Reihe von Museen und Privatsammlern haben 
uns bereits ihr Material zur Bearbeitung überlassen. Von den mancherlei 
neuen Gesichtspunkten, die unsere Untersuchungen bereits ergeben haben, 
sind in dieser vorläufigen Mitteilung einige der wichtigsten niedergelegt, vor 



358 



A. Referate. Urgeschichte. 



allem zu dem Zwecke, auch fernerhin die Besitzer der leider in alle Welt zer- 
streuten Funde sowie diejenigen, die etwa aus eigener Erfahrung uns Hin- 
weise und Beiträge liefern könnten, für unsere Pläne zu interessieren. 

Unser Hauptergebnis, welches von mir bereits 1905 auf Grund eigener 
Funde vermutet wurde, ist, daß die Reste und Spuren der Menschen aus den 
paläolithischen Fundschichten der Gegend von Weimar, entgegen der 
bisher auch in den neuesten Veröffentlichungen vertretenen Auf- 
fassung, verschiedenen Kulturstufen und Ablagerungen von ver- 
schiedenem geologischen Alter angehören. Unsere bisherigen Ergeb- 
nisse sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt. 



Abschnitte 
des Eiszeitalters 



Weimar — Ebringsdorf — Taubach 



Ablagerungen 



Elephas- und 
Rhinocerosarten 



Menschen- 
arten 



Menschliche 
Kulturreste 



III. (Biss-)Eiszeit 



Ilmkiese 



Untere 
Travertine 



| E. primigenius 

Blumenb. 

Rh. antiquitati8 

Blumenb. 



Beziehungen 
zum oberen 
i Moustenen 



I. Waldphase 



III. 

(Kiss-Würm-) 

Inter- ; 

glazialzeit ' 



Steppen- 
phase 

II. 



„Pariser* 
(Löß) 



E. antiquus 

Falc. 
Bh. Merckii 

Jag. 



, Beziehungen 
Homo zum 

primigenius : Pr6solutre*en 
Schwalbe . (Aurigna- 
cien) 



Obere Bh. anüquitatis 



Waldphase Travertine Blumenb. 



IV. (Würm-)Eiszeit 



|? Gehängebil-| E. primigenius 
i düngen z. T. Blumenb. 



Postglazialzeit 



. Geringmäch- 
II tiger Löß 



Die in der Tabelle zum Ausdruck gebrachte, von Wüst durchgeführte 
geologische Gliederung und Altersbestimmung der Ablagerungen zeigt, welchen 
verschiedenen Abschnitten des Eiszeitalters die paläolithischen Fundschichten 
angehören. Von Wüsts Ergebnissen ist der Nachweis,* daß die III. (Riss- 
Würm-)Unterglazialzeit in zwei durch eine Steppenphase von- 
einander getrennte Waldphasen zerfällt, von allgemeiner Bedeutung 
für die Diluvialgeologie. Die archäologischen Ergebnisse sind in der letzten 
Spalte der Tabelle nur kurz zum Ausdruck gebracht; hierzu sei folgendes 
bemerkt: 

An der Oberfläche der Ilmkiese fand sich neben wenigen Silexabschlägen 
ein geglättetes Enochenstückchen (Ehringsdorf — Sammlung V er wo rn). Ein 
Vergleich mit dem westeuropäischen Paläolithikum würde nicht gestatten, 
diese Funde einer älteren Stufe als dem „oberen Mousterien" zuzuschreiben. 
In die unteren Travertine mit Antiquusfauna gehören besonders 
die Fundschichten von Weimar und Taubach. Zu den von diesen 
klassischen Fundstätten stammenden älteren, aus der älteren Literatur be- 
kannten Funden, die für eine stichhaltige archäologische Einordnung be- 



A. Referate. Urgeschichte. 359 

kanntlich bisher noch nicht genügend sichere Anhaltspunkte gaben, kommen 
nach meinen Untersuchungen unter anderen Silexgeräte, die den dicken 
Schabern des Presoluträen verwandt sind. Eine bisher unbeachtet ge- 
bliebene, schon längere Zeit im Museum zu Magdeburg liegende durch- 
bohrte Rehphalange aus den gleichen Schichten tritt ebenfalls aus dem 
Rahmen des westeuropäischen Mousterien heraus und hat ihre Parallele 
erst im mittleren Aurignacien. Aus einem etwas höheren Niveau der 
unteren Travertine bei Ehringsdorf stammen relativ kleine mandelförmige 
Silexgeräte, sowie aus dünnen Abschlägen hergestellte Spitzen mit beider- 
seitiger Flächenbearbeitung, also Dinge, die ebenfalls eher den Funden des 
Presolutreen als denen des Mousterien zu vergleichen sind (Museum Weimar; 
Sammlung Schott; eigene Funde). Bei Ehringsdorf lieferte übrigens 
ein Horizont, 1,2 bis 1,6 m unter dem „Pariser", eine aus einer langen 
Lamelle hergestellte doppelte Spitze mit steil gehauenen Rändern (Museum 
Weimar, durch Geheimrat Pfeiffer), wie sie seither nur in den mittleren 
und oberen Pr6solutreenstufen (Solutreen?) gefunden worden sind. Aus 
dem „Pariser 41 und den „oberen Travertinen u habe ich nur wenige, uncharak- 
teristische Silexfunde. 

In eine eingehendere Vergleichung mit den westeuropäischen und anderen 
paläolithischen Kulturstufen und Fundschichten sind wir in den bisherigen 
Veröffentlichungen absichtlich noch nicht eingetreten. Voraussichtlich werden 
die paläolithischen Funde und Fundschichten der Gegend von Weimar für 
die Fragen der absolut chronologischen Einordnung der paläolithischen 
Kulturstufen überhaupt von großer Bedeutung werden. 

Der Gesamtbericht über die Prähistorikerversammlung bei Gelegenheit 
der Eröffnung des Städtischen Museums für Anthropologie und Urgeschichte 
in Cöln a. Rh. (August 1907) wird ein Referat über einen Vortrag bringen, 
den wir über das hier behandelte Thema gehalten haben, und der über manche 
hier nur kurz berührte Punkte genauere Aufklärung gibt. Auch an dieser 
Stelle möchte ich meine Priorität für die im obigen dargelegte 
archäologische Einordnung energisch betonen gegenüber Dar- 
stellungen, die sich in der jüngsten Literatur finden, und die 
geeignet sind, den wahren Sachverhalt zu verschleiern. 

Dr. H. Hahne-Hannover. 

446. F. Rnoke: Moorfunde. Mitt d. Ver. f. Geschichte u. Landeskd. 
v. Osnabrück 1908, Bd. XXXII, S. 317—319; m. 1 Taf. 

Aus dem Moore in der Nähe der Pontes longi zwischen Brögel und 
Mehrholz beschreibt Verfasser (unter Beigabe von Abbildungen) einige La 
Ten e-Sch erben und einen vorzüglich erhaltenen Lederschuh (aus einem Stück 
gearbeitet, ohne untergelegte Sohle), der mit dem auf der Saalburg gefundenen 
vollkommen übereinstimmt. Er verlegt daher die Moorfunde der dortigen 
Gegend in die Römerzeit. Buschan-Stettin. 

447. P. Höfer: Der Leubinger Hügel. Jahresschrift f. d. Vor- 
geschichte der sächsisch - thüringischen Länder 1906. Bd. V; 
mit 8 Taf. u. 122 Fig. 

Der Grabhügel von Leubingen, Kreis Eckartsberga, Prov. Sachsen, ist 
zwar schon 1877 von Elopfleisch ausgegraben und in seiner Wichtigkeit 
erkannt worden, so daß Tischler sogar die erste Bronzezeit nach ihm benennen 
wollte, aber erst jetzt hat der Museumsausschuß in Halle, wo sich die Fund- 
stücke befinden, den Herausgeber mit der wissenschaftlichen Bearbeitung des 



36Ö A. Referate. Urgeschichte. 

Materials beauftragt, und so ist endlich ein langgehegter Wunsch der Archäo- 
logen in bester Weise erfüllt; denn Höf er hat die zerstreuten Aufzeichnungen 
und das Material mit mustergültiger Sorgfalt zu einer umfassenden Mono- 
graphie verarbeitet, die nicht nur das lokale Interesse befriedigt, sondern für 
die ältere Bronzezeit überhaupt von Wichtigkeit ist. 

Der Hügel gehörte zu den größten Thüringens, denn er hatte noch 
immer 8V 2 m Höhe, 34m Durchmesser und 145m Umfang, so daß seine 
gänzliche Abtragung nicht tunlich schien, vielmehr ein Zentralschacht von 
6 m Durchmesser von oben begonnen wurde. Hierbei stellte sich jedoch eine 
2 m tiefe obere Begräbnisschicht durch den ganzen Hügel hindernd ein, nach 
deren Abräumung man erst mit einem großen, terrassenartig abgestuften 
Trichter in die Tiefe drang und richtig in 30 Fuß Tiefe das Zentralgrab traf. 
Dies barg in einem 2 m hohen Steinkern von 20 m Durchmesser einen recht- 
eckigen Holzbau, dessen Längsseiten aus 14 schrägen, in Gräben versteinten 
Stützbalken bestanden, die mit Bohlen und Schilf belegt waren; die Schmal- 
seite nach Norden war offen, die nach Süden unter anderem durch einen 
mächtigen Baumstamm mit Zapfenlöchern für Gegenstrebe und Firstbalken 
gehalten. Die Steine für den dachziegelartig geschichteten Kern waren meist 
weit hergeholt, was für die Wichtigkeit des Grabes und die für damals be- 
trächtliche Arbeitsleistung spricht, denn der alte Hügel enthielt etwa 200 cbm 
Steine und 3000 cbm Erde ! Im Holzbau lag auf Dielenbelag südnördlich das 
Skelett eines Greises, über das in der Hüftgegend das Skelett eines etwa 
10jährigen Kindes quer ausgestreckt war. Die Beigaben waren reichlich; 
nämlich außer Scherben ein ausgebauchtes Gefäß mit glattem Hals, an dem 
zwei eingeritzte Linien und zwei kleine Ösen bemerkbar sind, während der 
Bauch gerauht blieb; ferner eine Streichschale aus Schiefer, eine Hacke aus 
Serpentin mit Spuren der Schäftung, die Ellinge eines Bronzedolchstabes 
ebenfalls mit Resten der Querschäftung , drei Dolchklingen mit Resten von 
Griffen und Scheiden (Leder oder Rinde), zwei Bronzeäxte mit Randleisten 
und verbreiterten Schneiden, endlich drei Meißel, die Klopf] eisch für Stein- 
bohrer hielt, während sie jetzt wohl richtiger als Werkzeuge zur Bearbeitung 
des Holzes erklärt werden. Diese elf Gegenstände, Waffen und Werkzeuge, 
lagen handgerecht neben dem Skelett des Erwachsenen, sechs Schmuckstücke 
aus Gold dagegen über der Kreuzungsstelle mit dem kindlichen Skelett Es 
sind zwei Säbelnadeln, deren Ösen zur Befestigung durch einen Faden über 
den Gewandbau seh hinweg um die Spitze der Nadel dienten, ein Spiral- 
röllchen, ein massiver offener Armreif mit petschaftartigen Enden und 
fünf Rundleisten, endlich zwei Fingerringe der als Noppenringe bekannten 
Art. Während Klop fleisch den Fund in die Hallstattzeit versetzte, hat 
schon Montelius ihn in die älteste Bronzezeit hinaufgerückt, der die Band- 
it xte im Norden wie die triangulären Dolche in Italien angehören, zumal die 
Säbelnadeln schwedischen Knochennadeln aus der Steinzeit ähneln ; die Spiral- 
fingerringe gelten als Importstücke aus ungarisch-siebenbürgischen Gegenden. 
Nur scheint die Ansetzung in das 20. Jahrhundert v. Chr. etwas hoch, da 
nach Hub. Schmidts vergleichenden Untersuchungen aus den ägyptischen 
genau datierten Funden ähnlicher Stücke auch das 19. Jahrhundert schon 
ausreichen dürfte. Ethnologisch kann man an das Mischvolk denken, 
das schon im Ausgang der Steinzeit in Mitteldeutschland aus der Ver- 
einigung der nordischen und der donauländischen Rasse entstanden war. 
Dieses Volk, im Besitz reicher Salzquellen und wohl diesen die reiche 
Zufuhr von Bronze und Gold verdankend, hat doch wohl kaum anderswo ein 
so bedeutendes Denkmal mit Steinbau und Grabhaus hinterlassen wie im 



A. Referate. Urgeschichte. 361 

Leubinger Hügel. Höfer ist geneigt, im Gegensatz zu Klopfleisch kein 
fürstliches Kind mit Liebimgssklaven oder Mentor hier bestattet zu sehen, 
sondern den Alten als Hauptperson aufzufassen , bei dessen Beisetzung ein 
Kind geopfert worden sei ; in der Schlußbemerkung S. 99 gibt er seine Annahme, 
es sei des Goldschmuckes wegen ein Mädchen gewesen, auf und schreibt auch 
diesen Schmuck nach Analogie des ähnlichen Grabes von Helmsdorf dem 
Manne zu. 

Sehr dankenswert wird bei dieser Gelegenheit auch noch die Beschreibung 
eines schon 1872 aufgedeckten Grabhügels von Osterkörner bei Mühlhausen 
i. Tb. genauer veröffentlicht. Der Grabbau war ganz ähnlich, desgleichen 
das Tongefäß und die Beigaben, nämlich Steinhammer, Bronzedolch und 
Flachcelt; merkwürdiges Licht auf die Mitbestattung jenes Kindes fällt aber 
durch den Umstand, daß hier nur im Zentralgrab zunächst 5 Männer und 
1 Kind, im weiteren noch 4 Männer und 7 Halberwachsene oder Kinder 
bestattet waren, wahrscheinlich das Totengefolge des Herrschers aus zwei 
Opferungen, wie esHerodot bei den Skythen genau entsprechend beschreibt. 
Es ist demnach die Vermutung nicht abzuweisen, daß auch im Leubinger 
Hügel noch ähnliche Nebenbestattungen vorhanden sind, die bei der Unter- 
suchung nur eines Viertels des Steinkegels nicht festgestellt wurden. Be- 
achtung verdient auch die eigentliche Grabkammer in beiden Hügeln, deren 
Bau eine so fortgeschrittene Zimmertechnik verrät, daß sie sich schon in der 
Steinzeit zu achtungswerter Höhe entwickelt haben muß. Auch die Schilf- 
bedeckung des Daches legt den Gedanken nahe, ob der Tote nicht überhaupt 
in seiner Wohnstätte bestattet ist, die dadurch für uns erhalten geblieben 
wäre; aber außer der Kleinheit des Raumes und dem Fehlen einer Feuerstätte 
spricht auch die Erwägung dagegen, daß man den Toten wohl ähnlich wie 
im Leben versorgt wissen wollte, also immerhin eine hüttenähnliche Toten- 
kammer errichtete. 

Die Oberfläche des Hügels war in 2 m Tiefe noch mit etwa 70 Skeletten 
belegt, die zwischen Bohlen oder Steinplatten lagen, wiederholt Mutter und 
Kind vereint, zweimal war nur der Unterkörper bestattet. Beigaben waren 
nur kleine Schmuckstücke, Schläfen-, Ohr-, Fingerringe und Perlen. Einige 
Schläfenringe waren durch dünne Lederriemen hindurchgezogen, darunter hatte 
sich eine dunkelblonde Haarlocke am Schädel erhalten ; auch Gewebereste und 
Teile von Lederschuhen mit genähten Rändern fanden sich noch vor. Die 
Schläfenringe weisen diese Gräber den Slawen zu, die Ohrringe mit drei 
Hohlkugeln nach der Chronologie der Hacksilberfunde etwa dem 8. und 
9. Jahrhundert; eine so ausgedehnte An Siedlung erklärt sich vielleicht daraus, 
daß unter anderem Pippin die Slaven als Verbündete gegen die Sachsen be- 
günstigte. Etwa 55 Schädel dieser Schicht hat 1879 im pathologischen 
Institut zu Jena W. Müller untersucht, sie neigen zur Dolichokephalie 
bei mesokephalem Gepräge, zwei zeigen Narben an der Oberfläche ; nach den 
Maßen der Oberarmbeine ergab sich eine mittlere Körperlänge von 1682 mm 
für die Männer, von 1476 mm für die Frauen, so daß die weibliche Be- 
völkerung unter dem Mittel der heutigen geblieben wäre. 

Im Anhang werden noch weitere Grabhügel mit ähnlichem Inhalt auf- 
geführt, zunächst zwei von Klopfleisch ebenfalls noch nicht publizierte aus 
der Leubinger Flur. Die Skelette derselben haben in einer viereckigen Stein- 
kiste oder einem ovalen Brandloch mit Steinumsetzung und Bohlenresten 
gelegen, außer einer Feuerstein raspel ist nur je eine unverzierte Urne mit 
abgesetztem Hals von annähernd Aunjetitzer Typus beigesetzt gewesen. Aber 
wie hier die Hügel schon vorher gestört waren, so sind die Angaben über 



362 A. Referate. Urgeschichte. 

die anderen Grabhügel von Sommer da und Nienstedt ihrerseits ungenau; im 
Rest des einen war nur eine Reihe von sogenannten Altarbauten stehen ge- 
blieben, im anderen erhob sich über ältere Beisetzungen wieder ein Steinkern 
mit Holzbau wie in Leubingen. Hier ist als Bindemittel zwischen den Bohlen 
beidemal Gips verwendet, den wir später nicht mehr gebraucht sehen, bis die 
Römer seine Benutzung erst wieder lehrten. Von dem gewaltigen Nienstedter 
Hügel besagt nur eine dürftige Notiz, daß von dem aus Steinen und weißem 
Ton aufgeführten Mittelpfeiler strahlenförmig Fachwerkbauten ausliefen; ein 
Gefäßrest mit Zapfen scheint der älteren Bronzezeit zugerechnet werden zu 
müssen. Schließlich werden die Grabfunde Ton Hedersleben (Skelett mit 
Aunjetitzer Topf, Steinhammer und Bronzemeißel), Königsaue (offener Bronze- 
iing y Steinhammer), Obhausen (Dolchstab, Henkeltopf chen) , Baalberge (zwei 
ähnliche Gefäße), Derenburg (mehrere ähnliche Gefäße und Webegewichte) 
sowie der Depotfund von Spiegelsberge (Gefäße mit Armspiralen und Hals- 
ringen mit ösenartig umgeschlagenen Enden) gerade hier zusammengestellt, 
um das Bild von der Kultur der ältesten Bronzezeit für diese Gegend nach 
Möglichkeit zu vervollständigen. Prof. Dr. WaUer-Steüin. 

448. A. Windhausen und H. Hahne: Die Einhornhohle bei Scharz- 
feld am Harz. Jahrbuch des Provinzialmuseums zu Hannover 
1908, S. 39—62, mit 4 Tafeln. 
Nachdem Hahne in der Zeitschrift für Ethnologie 1907, S. 954 einen 
vorläufigen Bericht über den Stand der Forschung in der Einhornhöhle ge- 
geben und auf die Wichtigkeit der älteren Funde im hannoverschen Provinzial- 
museum hingewiesen hatte, aus denen nur seinerzeit voreilige Folgerungen 
für das angebliche Dasein des diluvialen Menschen gezogen seien, dann 
Fritze a. a. 0., S. 957 eine andere Gruppe älterer, demselben Museum zu- 
gegangener Funde kurz erwähnt hatte, liegt nun eine zusammenfassende 
Darstellung dieses Museums vor. Im ersten Teile berichtet Windhausen 
über die neueren Ausgrabungen und gibt allgemeine Bemerkungen zur 
Geologie der Höhle. Im voraus sei bemerkt, daß sich die hochgespannten 
Erwartungen, die man von jeher an diese Stelle und noch an die jüngste Grabung 
knüpfte, nach keiner Seite hin erfüllt haben, und daß die paläontologische 
Ausbeute weit geringer als an anderen Stellen geblieben, die Frage des 
Diluvialmenschen jedenfalls nicht gefördert ist. Trotzdem ist die endliche 
Klarstellung der so lange erörterten Frage durch die exakte Forschung mit 
Dank zu begrüßen. 

Auf Anregung von Favreau bewilligte das Kultusministerium 5000«^ 
aus der Vir chow- Stiftung, und mit diesen Mitteln ist von 1905 bis 1907 
in der Höhle in der Weise gegraben, daß man einen kostspieligen neuen Eingang 
schuf, dann im sogenannten Weißen Saal einen Schacht zur Erkenntnis der 
geologischen Schichten anlegte und nach Aufgabe der beabsichtigten Aus- 
räumung nur noch in der Nordostecke unter intakter Sinterdecke grub und 
daselbst auch viele merkwürdig geschichtete Höhlenbärenknochen fand; im 
übrigen war die Auffindung eines alten natürlichen Höhleneinganges und 
die Untersuchung des vorderen Teiles der Höhle lediglich von geologischem 
Interesse. Nunmehr läßt sich die geologische Geschichte der ganzen Höhle 
überblicken. Bei der zweiten Emporhebung des Harzes bildete sich in den 
Dolomitspalten zunächst eine Sicker wasserhöhle, die dann mechanisch durch 
einen Höhlenfluß erweitert wurde; dieser entstand durch Stauung der Wasser- 
maBsen an dem Rande des Inlandeises zur Haupteiszeit, aber nach dem Rück- 
gang des Eises wurde die Höhle trocken gelegt und diente Raubtieren, be- 



A. Referate. Urgeschichte. 363 

sonders Höhlenbär und Höhlenlöwe, als Zufluchtsort So lagert über der 
3 m hohen Schotterschicht des Höhlenbaches eine dünne Tonbank mit Knochen. 
Im letzten Interglazial läßt sich dann eine wärmere Waldphase mit zahl- 
reichen Knochenresten im dunkeln Höhlenlehm, aber nicht sicher die An- 
wesenheit des Homo primigenius erkennen, darüber an sterilen Lehmschichten 
eine Steppenphase. Während der letzten Vereisung, die nicht bis zum Harz 
vordrang, lagerte sich demnächst eine fossilienfreie Sinterdecke ab, und im Post- 
glazial verstürzten die älteren Höhleneingänge durch Gebirgserschütterungen. 
Im Alluvium endlich wurde die Höhle von der neolithischen Zeit an und in 
späteren Perioden besiedelt. 

Im zweiten Teile der Arbeit gibt H. Hahne eine Kritik der älteren 
Funde und Berichte mit besonderer Berücksichtigung der menschlichen Kultur- 
reste. Er stellt das weitschichtige Material aus den Grabungen seit 1872 
sorgsam zusammen und vergleicht es mit dem im vorstehenden gewonnenen 
geologischen Resultat der heutigen Forschung; es ist lehrreich, daß hierbei 
die von den verschiedensten Forschern beobachteten Schichten nun in um- 
gekehrter Reihenfolge von oben nach unten betrachtet werden und mit 
einigen Abweichungen an vereinzelten Stellen im ganzen dasselbe Resultat 
ergeben. In den beiden untersten Schichten sind menschliche Spuren bisher 
nicht entdeckt, und im zuletzt untersuchten Weißen Saal hören die diluvialen 
Fossilien mit der dritten Schicht auf, während anderswo sie auch die obersten 
Ablagerungen bis zur Oberfläche durchsetzen. Aber hier sind weder Kohlen 
noch Scherben noch zerschlagene Knochen dem diluvialen Menschen sicher 
zuzuweisen, da kein einziges diluviales Werkzeug aus Stein gefunden ist und 
Feuerspuren auf Manganimprägnierung zurückgehen können. Einzig in der 
letzten Grabung sind aus unberührter Schicht III zwei verdächtige Bären- 
knochen zu nennen, die Spuren von Hieben oder Kratzungen zeigen könnten. 
Sonst sind aber die von früheren Forschern beobachteten Kultur schichten 
an einigen Stellen wirklich vorhanden, nur nicht durch Verschleppungen von 
Menschen und Tieren (dazu sind sie zu gleichmäßig), auch nicht durch Anlage 
von Kochgruben zu erklären (dazu sind sie nicht lokal gehäuft genug); viel- 
mehr finden sich zwischen den Blöcken des Deckeneinsturzes durch Aus- 
Bchlämmung entstandene Hohlräume, und so können jene Mischfunde auch 
das Produkt einer Umlagerung sein, die nach der prähistorischen Besiedelung, 
aber nicht bis in das Mittelalter durch zirkulierendes Wasser hervorgerufen 
wäre. Sichere Besiedelung in prähistorischer Zeit zeigen nur die Teile der 
Höhle nahe dem Tageslichte; hier sind Stein-, Bronze- und Latene-Zeit ver- 
treten, aber das oft erwähnte Schädelbruchstück ist nach Zeit und Form- 
erhaltung zu Messungen nicht zu verwerten und kann weder diluvial noch 
neanderthaloid genannt werden. 

So ist in der Tat das Ergebnis nicht groß, aber doch einigermaßen 
Sicherheit an die Stelle von uferlosen Vermutungen und scheinbaren Wider- 
sprüchen getreten. Übrigens halten beide Forscher es noch für wünschens- 
wert, weitere Mittel darauf zu verwenden, am wohl ergiebigeren Süd- 
eingang zu graben, die Durchsuchung der zutage führenden Spalten von 
außen fortzuführen, wie sie auch für möglich halten, aus der Durchforschung 
der Dolomitklippen der Umgegend mehr Materiel als in der Höhle selbst für 
den diluvialen Menschen zu gewinnen, der dort ähnliche Verhältnisse wie in 
den französischen Abri- Bildungen angetroffen haben dürfte. Die Tafeln bringen 
als neu Grundriß und Durchschnitt der Höhle, Profil der Schichten und neben 
den prähistorischen Artefakten zwei gute Lichtdrucke des Schädelbruchstückes. 

Prof. Walter-Stettin. 



364 A - Referate. Urgeschichte. 

449. Freiherr v. Geyr: Die Ausgrabungen bei Tannheim 1906 und 
1907. Fundberichte aus Schwaben 1907, XV, S. 21—27. 

Von drei im Walde gelegenen Hügeln enthielt der erste in der Mitte 
eine eiserne Lanzenspitze, östlich zwei einfache Urnen, westlich ein auf 
Brettern gebettetes Skelett mit bronzenen Hals-, Ohr- und Armringen; der 
breite Gürtel zeigte Bronzeknopfe auf üolzunterlage und eisernen Haken- 
schluß. 

Der zweite Hügel von 80 m Umfang war in seinem gewaltigen Viereck 
aus Lehm in der Mitte schon durchwühlt, doch fanden sich durch einen 
Kieskegel davon getrennt in gerader Linie aufgestellt drei Urnen mit Mustern 
in Graphit und eine besonders bemerkenswerte Bronzekiste. Diese bestand 
aus fünf Streifen mit getriebenen Ornamenten von Punkten, Sternen und 
Vögeln, abschließenden Keifen aus Zinn und massiven Handgriffen aus Bronze. 
In der Eiste lag eine ähnlich verzierte Bronzekanne, ein glatter Bronzebecher 
und eine glatte Tonschale, daneben standen zwei Bronzeteller. Die hohe Be- 
deutung dieses Grabes ist unzweifelhaft. 

Im dritten Hügel fanden sich nur noch acht Tongefäße im Bogen stehend, 
dagegen nichts von der Leiche und Metallresten. Die ganze Gegend wird 
von Hochäckern durchzogen, die größere Hügel umgehen, dagegen an zwei 
Stellen offenbar kleinere Gräber überackert haben, eine für das Alter der 
Hochäcker wichtige Tatsache. 

Im nächsten Jahre wurden vier weitere Hügel geöffnet, von denen zwei 
schon durchwühlt waren, auch keiner mehr Leichenreste barg; wohl aber 
lagen einmal in situ Bronzearmringe, Lignitringe mit Bernsteinperlen und 
Fußringe auf den zur Leichenunterlage verwendeten Querbrettern. Im anderen 
Hügel muß der Tote in gewölbter Lehmschicht auf Brandschicht geruht 
haben ; es fanden sich ein Eisenschwert, zwei Trensen und mehrere Tongefäße 
im Bogen herumgestellt. 

Im Grabhügel „Ebül tt dagegen, der pyramidal regelmäßig aufgebaut 
war, war die Leiche in sitzender Hockerstellung besser erhalten, daneben lag 
ein 70 cm langes Bronzeschwert von ausgesprochenem Hallstatttypus, und die 
ungewöhnlich reiche Ausstattung von 20 Tongefäßen wies die Formen ver- 
schiedener Urnen, Schalen, Teller und Kumpen, einmal auch mit einem 
gehenkelten Deckel auf. Prof. Walter- Stettin. 

450. Joh. Jacobs: Ein Depotfund aus der Bronzezeit bei Langquaid, 
Bezirksamt Rottenburg, Niederbayern. Beiträge zur Anthro- 
pologie und Urgeschichte Bayerns 1908, Bd. XVII, Heft 1/2, 
S. 35 u. 36, mit 1 Tafel u. 1 Abbild. 

In 60 cm Tiefe lagen 33 Bronzegegenstände auf einem Haufen beisammen. 
Neben einer Lanzenspitze mit starker Tülle und zwei Befestigungslöchern 
befinden sich darunter sieben Randleistenkelte von 20 bis 40 cm Länge mit 
geschweifter Schneide und Ausschnitt am abgerundeten Bahnende. Weiter 
sind sechs Armreife zu nennen, von denen einer glatt an beiden Enden ab- 
schließt, ein anderer übergreifend, die übrigen gerollt oder in Spiralscheiben 
endigen, während einer aus einer Nadel hergestellt ist, deren breit aus- 
gehämmerter Kopf zu einer Hülse für die Spitze zusammengerollt ist. Es 
folgen neun Nadeln mit unregelmäßigen Köpfen, die schräg durchbohrt sind, 
Beispiele der dritten Gattung Kos sinn as, die in dies Gebiet aus dem Osten 
importiert sein müssen; endlich sieben Instrumente, die man als feine Meißel- 
chen oder Pfriemen ansehen kann, die aber auch als Punzen bei der Bronze- 
fabrikation gedient haben können, aus schweizerischen Pfahlbauten bekannt 



A. Referate. Urgeschichte. 365 

Pen Beschluß bilden drei Nähnadeln, deren Öhre einfache Schlitze sind, eine 
aus den Wohnstätten von Karlsstein bei Reichenhall nachgewiesene Form. 
Die Zusammensetzung des Depotfundes ist für Südwestdeutschland wegen 
des Reichtums an Nadeln ohne Beispiel, auch sind die Gegenstände mit Aus- 
nahme der abgenutzen Armreife neu und ungebraucht. Dem Beiltypus nach 
und besonders der Nadeln wegen wird der Fund der älteren Bronzezeit zu- 
gewiesen, wie z. B. Tinsdahl in Holstein, und zwar nach Reineckes Ein- 
teilung dem Obergang von Stufe A zu B. Prof. Walter- Stettin. 

451. Mitteilungen der Deutschen Orientgesellschaft in Berlin (71 S.). 
Dezember 1907, Nr. 35. 

Das 35. in der Folge der Hefte, in denen die Gesellschaft ihren Mit- 
gliedern über ihre verschiedenen Ausgrabungen berichtet, bringt nähere An- 
gaben über die eben beendeten Ausgrabungen in Boghazköi in Kleinasien, die 
die allerwichtigsten Beiträge zur Aufhellung der noch so dunklen Vor- 
geschichte Kleinasiens beigebracht haben. Eine sehr große Zahl von Ton- 
tafeln mit Keilschrift, aus mehreren Königsarchiven stammend, erhellen in 
geradezu sensationeller Weise das kulturelle Leben und die ethnographischen 
Verhältnisse des 15. bis 13: vorchristlichen Jahrhunderts. Es handelt sich 
dabei besonders um die große Völkergemeinschaft der Hettiter. Ihre Sitten, 
ihre Anschauungen, ihre interessante nnd zum Teil ganz neuartige Bauweise 
der Tempel, die Anlage der Stadtmauern aus zyklopischen Steinen und teil- 
weise auch ihre Gebrauchsgegenstände sind durch diese Grabung der Ver- 
gessenheit wieder entrissen worden. Aufs höchste überraschte es, in diesen 
Urkunden bereits die Götter Mithras, Varuna und Indra, sowie Nasatya, die 
Zwillinge genannt, zu sehen, ein Beweis, das hier bereits Indogermanen den 
Völkerzügen beigemischt sind. — Für alle Einzelheiten sind erst die späteren, 
größeren Publikationen abzuwarten. Messerschmidt-Berlin. 

452. Mitteilungen der Deutschen Orientgesellschaft. Nr. 36, März 

1908. 38 S. 
Die Deutsche Orientgesellschaft, die ihren Mitgliedern fortlaufend über 
den Gang ihrer Ausgrabungen Bericht erstattet, behandelt hier die Grabungen 
in Babylon und Assur (Mesopotamien) während der letzten Monate. In 
Babylon wurde die Freilegung des Palastes zum vorläufigen Abschlüsse 
gebracht, ein Durchstich durch die gewaltige, mehrfache Stadtmauer gemacht 
und eine Untersuchung im Wohnhäusergebiet vorgenommen, die bemerkens- 
werte Ergebnisse für die babylonische Begräbnisart hatte. Auch zahlreiche 
Grabbeigaben fanden sich. Nach derselben Richtung dominieren die Ergeb- 
nisse der Untersuchung in Assur, wo ein fast 1500 m langer Teil der Stadt- 
mauer freigelegt wurde und innerhalb im Stadtgebiete viele Gräber ver- 
schiedenster Art mit zahlreichen Beigaben und außerdem Wohnhäuser 
aufgedeckt wurden. Messerschmidt-Berlin. 

458. Virolleaud : Pronostics snr l'issue de diverses maladies. Baby- 
loniaca (Paris) 1907. Vol. I, p. 1—120. 
Verfasser veröffentlicht eine Anzahl Tontafeln mit Keilinschrift in Ori- 
ginalschrift, Umschrift und Übersetzung (S. 91 bis 120), in denen Prognosen 
über den Verlauf verschiedener Krankheiten gegeben werden. Da Keilschrift- 
texte medizinischen Inhalts, obwohl zahlreich vorhanden, noch wenig über- 
setzt sind, so ist jeder Beitrag zu begrüßen, wenn auch manches Wort noch 
unübersetit bleiben muß oder die Obersetzung oft noch einer präziseren 



366 A. Referate. Urgeschichte. 

Fassung bedarf. Solche medizinischen Texte sind nun niemals rein medi- 
zinisch, sondern stark von abergläubischen Vorstellungen durchsetzt. Das 
zeigt sich auch in den vorliegenden Texten. Die übliche Form dieser „ Pro- 
gnosen u ist die folgende: wenn die und die Verletzung oder Krankheits- 
erscheinung am Körper jemandes auftritt, dann wird das und das geschehen, 
entweder dem Kranken selber oder zuweilen auch den ihm Nahestehenden. 
Im einzelnen sind die Bestimmungen außerordentlich mannigfaltig. 

Messerschmidt-Berlin. 

454. Karl Frank: Babylonische Beschwörungsreliefs. 94 S. Leip- 
ziger semitistisohe Studien III, 3. Leipzig, Hinrichs, 1908. 

Verfasser bespricht eine Anzahl Stein- und Bronzereliefs, die man bisher 
als Hadesreliefs bezeichnete, weil man auf ihnen eine Darstellung der baby- 
lonischen Unterwelt zu erkennen glaubte. Er maoht in überzeugender Weise 
klar, daß dies ein Irrtum ist, und daß es sich vielmehr um Amulette handelt, 
die für Kranke bestimmt waren und Krankheits-, besonders wohl Fieber- 
dämonen abwehren sollten. Die Darstellungen auf den verschiedenen Objekten 
variieren. Die Einzelheiten hier anzuführen, würde zu weit führen. In der 
Hauptsache sind es drei Figurengruppen, die mehrfach wiederkehren: eine 
Schar von Krankheitsdämonen, eine Szene, die die Beschwörung des auf dem 
Bette liegenden Kranken zeigt, und die spezielle Fieberdämonin Labartu mit 
Löwenkopf und Vogelfüßen, Schlangen in den Händen haltend. Zur Deutung 
aller dieser Figuren wird ein sehr reichhaltiges inschriftliches Material heran- 
gezogen, teils von den Reliefs selbst, teils aus der sonstigen keilschriftlichen 
Literatur. Besonders eingehend werden dabei der Dämonenglaube der Baby- 
lonier und ihre in hohem Grade ausgebildeten und entwickelten Zeremonien 
der Krankenbeschwörung behandelt. Die Ausführungen des Verfassers sind 
besonnen und zuverlässig, so daß nur Kleinigkeiten auszusetzen wären: 
daß z. B. bei Relief B (Tafel III) links unten ein sitzender Hund dargestellt 
sei (S. 84), kann ich nicht finden, ebenso wenig daß es sich bei den Gegen- 
ständen rechts von der Labartu um Göttersymbole handele (S. 85) usw. Das 
Büchlein darf trotz seines geringen Umfanges als eine Fundgrube für Ethno- 
logen bezeichnet werden. Messerschmidt-Berlin. 

455. Bruno Meissner: Assyriologische Studien IT. 24 S. Mitteilungen 
der Vorderasiatischen Gesellschaft. Berlin 1907. 

Artikel XXI: „Homosexualität bei den Assyrern" und XXII: „Siame- 
mesische Zwillinge" bringen einige Beispiele dafür, wie reiches kulturgeschicht- 
liches Material die Omentexte der Assyrer enthalten. Die gewöhnliche Form 
der Omina: wenn das und das ist, wird das und das eintreten, läßt in den 
Vordersätzen tiefe Einblicke in das tägliche Leben und auch in natur- 
geschichtliclie Phänomene tun. So ergeben die hier angezogenen Beispiele 
das Vorkommen des Coitus per anum zwischen Mann und Frau, ferner das 
Vorkommen von Homosexualität, die Ansicht, daß die Geburt eines Mädchens 
ein Unglück sei, weiter eine Art Schenkscher Theorie betr. der Erzeugung 
eines bestimmten Geschlechtes, schließlich die Annahme des Falles, daß bei 
zwei Kindern der Bücken zusammengewachsen sei usf. Interessant ist auch 
die Tatsache, daß ein Schlächter berichtet, eine Sau hätte ein Ferkel mit 
acht Füßen und zwei Schwänzen geworfen, und diese Mißgeburt habe er in 
Salz gelegt und aufbewahrt! Messerschmidt-Berlin. 



A. Referate. Urgeschichte. 367 

456. R. Campbell Thompson: An assyrian incantation against 
rheumatism. Proceed. of the Soc. of Biblical Archseol. 1907. 
Vol. XXX, p. 63—69. 

Dieser Aufsatz bringt den Anfang der Übersetzung eines größeren 
medizinischen Keilschrifttextes. Wie üblich geht man gegen das körperliche 
beiden nicht nur mit Arzeneien vor, sondern hauptsächlich mit Zauber- 
Ärmeln und magischen Handlungen. Ob es sich bei der hier vorliegenden 
ankheit wirklich um Rheumatismus handelt, ist sehr fraglich. Die Aus- 
oke sind gar zu unbestimmt, und nur ein eingehendes Zusammenarbeiten 
. Assyriologen und Medizinern könnte hier Klarheit bringen. 

Messerschmidt-Berlin. 

457. Gins. Sergi: Dalle esplorazioni del Turkestan (Frammenti 
scheletrici umani). Atti della Soo. Romana di Antropologia 
1907. Vol. XIII, p. 305 -321, 10 Fig. 

Gelegentlich der von Carnegie ausgerüsteten Expedition nach Turkestan 
hatte Pumpelly (1904) in Anau einen Kurgan ausgegraben und dabei 
menschliche Reste, allerdings in sehr schlechtem Erhaltungszustände und nur 
in geringer Anzahl, zu Tage gefördert; es waren einige lange Knochen sowie 
Schädelreste, die aber meist kindlichen und jugendlichen Individuen angehört 
haben. In Amerika wurde der anthropologische Wert dieser Reste sehr 
gering veranschlagt; Pumpelly überließ sie dann aber an Sergi zur Unter- 
suchung. Seine Analysen führen ihn zu dem interessanten Endurteil, daß 
sie Reste einer Bevölkerung darstellen, welche seiner „stirpe mediterranea" 
angehört habe, also seiner arischen Rasse. Das Zeitalter wird als das 7. bis 8. 
vorchristliche Jahrtausend geschätzt. In einem anderen Kurgan wurden 
gleichfalls Skelettreste gefunden in einer Schicht, deren Alter Pumpelly 
zwischen 5200 und 2200 ansetzt; sie lagen nicht zur Untersuchung vor; 
Sergi gibt aber die Abbildung eines Schädels nach einer Photographie, 
welche einen ganz anderen, freilich ohne Untersuchung des Originales nicht 
näher zu bestimmenden Typus erkennen läßt. P. Bartels-Berlin. 

458. Jean Capart: L'art et la parure feminine dans l'ancienne 
Egypte. Annales de la Soc. d'archeol. de Bruxelles 1907. 
Tome XXI, No. 3—4, p. 305—334; auch als Sonderschrift 
Bruxelles, Vroraant & Co. 

Die alten Ägyptierinnen haben schon von den frühesten Epochen an 
dem Körperschmuck eine ganz besondere Pflege angedeihen lassen. An der 
Hand der Darstellungen auf den Reliefs und Malereien sowie der zahlreichen 
Kleinfunde aus den Grabdenkmälern entwirft Verfasser, Konservator an der 
Ägyptischen Abteilung der Königl. Museen zu Brüssel, ein anziehendes Bild 
von der großen Sorgfalt, welche die vornehmen ägyptischen Schönen der 
Pflege ihres Körpers zuteil werden ließen, und von den Hilfsmitteln, deren 
sie sich dabei bedienten. 

Ein besonderes Raffinement entwickelten sie in der Herstellung kompli- 
zierter Haarfrisuren; schon aus der Zeit der ersten Dynastie besitzen wir 
Überreste von Perücken. Zahlreiche Rezepte für die Förderung des Haar- 
wuchses sind uns erhalten. Damit die sorgfältig hergestellte Haarfrisur bei 
Nacht nicht in Unordnung geriet, schliefen die Ägyptierinnen, wie z. B. noch 
heute die Japanerinnen, auf Nackenbänkchen; auch mußten Sklaven dabei Obacht 
geben, daß während des Schlafes alles gut erhalten blieb. Nicht minder 
große Sorgfalt wurde der Verschönerung des Gesichtes (Bemalen der Augen- 



368 A. Heferate. Urgeschichte. 

brauen, Färben der Lippen) sowie der Färbung der Nägel gewidmet. Schließ- 
lich spielten noch Parfüms und Schminken bei ihren Toilettenkünsten eine 
große Rolle. Zahlreich sind die dazu gehörigen Gebrauchsgegenstände (Buchs- 
chen, Schalen, Näpfe für Schminken und Wohlgerüche, Löffel, Spatel zum 
Auftragen, Spiegel). Sie sind zumeist aus Holz oder Elfenbein geschnitzt 
und stellen wahre Kunstwerke dar. Auf mehreren derselben erkennt man in 
der Darstellung Verwandtschaft mit der ägäischen Kultur. In über 50 Ab- 
bildungen führt uns Verfasser diese Erzeugnisse der Kleinkunst vor. Die 
Tatuierung war den Ägyp tierinnen unbekannt. Buschan-Stettin. 

459. W. A. Schmidt: Chemische und biologische Untersuchungen 
von ägyptischem Mumienmaterial, nebst Betrachtungen über 
das Einbalsamierungsverfahren der alten Ägypter. Zeitschr. 
f. allgera. Physiologie 1907. Bd. VII, S. 369—392. 

Verfasser, Chemiker an der Government School of medicine in Kairo, 
trat der Frage näher, ob die Zersetzung der ägyptischen Mumien im Verlaufe 
der Jahrtausende eine so vollständige gewesen ist, daß sich keine Reste 
organischer Bestandteile des menschlichen Körpers mehr erhalten haben. Er 
kam dabei zu dem Ergebnis, daß im Mumiengewebe nicht nur feste und flüssige 
Fettsäuren, die hauptsächlich aus den Eiweißstoffen hervorgegangen sein 
müssen, in beträchtlicher Menge noch vorhanden waren, sondern sich auch 
Eiweißkörper, intaktes Fett und Cholestearin nachweisen ließen. Im Gegensatz 
zu v. Hansemanns und J. Meyers Untersuchungen konnte er nicht finden, 
daß das Mumiengewebe ein „biologisch" reaktionsfähiges Eiweiß (Prazipitat- 
reaktion) noch enthielt. Ebenso wenig gelang es ihm, Hämoglobin (Lacassagne) 
nachzuweisen. — Bemerkenswert ist ferner, daß Verfasser feststellte, daß das 
bisher unaufgeklärte „Nitrum- tt oder „Natrumbad" der alten Schriftsteller 
nicht aus Sulfaten oder Natriumkarbonat (Trona), sondern einfach aus Kochsalz 
bestand. Das Einbalsamieren der alten Ägypter war also im Grunde ge- 
nommen ein Einpökeln der Leichen. Dem Kochsalz fiel dabei eine stark 
konservierende Wirkung zu; im übrigen aber muß die Mumifikation der 
Leichen weniger den Einbalsamierungsmitteln als vielmehr dem außerordent- 
lich trocknen Klima zugeschrieben werden. Buschan- Stettin. 

460. Fr. de Zeltner: Notes sur le prehistorique Soudanais. L' Anthro- 
pologie 1907. Tome XVIII, p. 535—548. 

Die Steinwerkzeuge dieses Gebietes lassen augenfällige Ähnlichkeiten mit 
denen von Algier und Ägypten erkennen, sind aber im allgemeinen roher 
und so durcheinander gemischt, daß paläolithische und neolithische Formen 
der Zeit nach sich nicht unterscheiden lassen. Lanzen- und Pfeilspitzen, Schaber, 
Bohrer gehören dem geschlagenen, Beile, Mörser u. a. dem geschliffenen Stein 
an. Grabhügel sind ziemlich zahlreich, bestehen aus Steinblöcken, scheinen 
recht alt zu sein und enthalten auch Topfscherben. Beachtenswert ist, daß 
die Steinäxte, von den Eingeborenen gadum dibb, Waffen der Wilden, genannt, 
nicht als Donnerkeil betrachtet und mit abergläubischen Vorstellungen um- 
geben werden, sondern den Kindern als Spielzeug dienen. 

Ludwig Wüser-Heidelberg. 

461. J. P. Johnson: The stone implements of South Africa. Mit 

258 Illu8tr. London, Longmans, Green and Co., 1907. 
Angeregt durch die paläolithischen Forschungen in Europa, speziell in 
Großbritannien, hat der Verfasser im Gebiete des oberen Zambesi, sowie im 



A. Referate. Urgeschichte. 369 

Oberlaufe des Orange -River und dem Flußgebiete des Vaal und an seinen 
Nebenflüssen, endlich an einzelnen isolierten Stellen Südostafrikas eine große 
Reihe von Fandplätzen verschiedenartiger Steinindustrien untersucht. 

Sein Hauptergebnis ist, daß er drei große Gruppen von alten Steingerät- 
funden unterscheiden konnte, und zwar auf Grund ihrer geologischen 
Lagerung, die, ebenso wie der archäologische Charakter der Funde, mit den 
europäischen Verhältnissen vergleichbar ist. In geologisch „sehr alten", den 
Plateaus zugehörigen Sand- und Kies schichten (paläontologische Angaben 
fehlen) fand er am Victoriafall des Zambesi, sowie nordwestlich von Johannes- 
burg und im Hay- und Herbertdistrikt, westlich von Kimberley, nur Manu- 
fakte von „eolithischem Charakter". Die Abbildungen lassen vermuten, daß 
es sich zum Teil um gebrauchte, absichtlich hergestellte Abschläge handelt. 
— In den Sand- und Kiesablagerungen auf den Terrassen der genannten 
Flüsse hat er Steinartefakte, zum Teil auch recht primitiver Art, aber in 
Gesellschaft von Gerätformen, die er den Acheultypen Europas an die Seite 
stellt, gefunden. Leider unterscheidet er nicht genügend zwischen den Funden 
der beiden von ihm erwähnten, überall mehr oder weniger deutlich vor- 
handenen Terrassen, und aus Beschreibung und Abbildungen, die fast nur 
Schaberformen darstellen, kann man sich kein befriedigendes Bild von den 
Inventaren der verschiedenen Fundgruppen machen. (Vgl. hierzu diese 
Zeitschrift: Referat über die „paläolithischen Funde" vom Yictoriafall des 
Zambesi, Bd. XII, Heft 6, Nr. 446, 447.) Die dritte Gruppe der Funde stammt 
teils von der Oberfläche, teils aus jungen Schlick- und Sand- 
ablagerungen; einige Male sind die Funde „Abris". In dieser dritten 
Gruppe sind nun offenbar verschiedenartige Kulturen vereinigt. Die in 
Kapitel 7 beschriebenen, vom Orangemittellauf stammenden Funde sind die 
überraschendsten: sie gleichen völlig den Formen des „Tardenoisien" und 
den mikrolithischen Silexen Nordafrikas und Europas. 

In anderen Fundgruppen, so den in Kapitel 5 beschriebenen, vom 
Modder- und Riet-River stammenden, treten Formen — offenbar in größerer 
Menge — auf, die den dicken Schabern und anderen Geräten des europäischen 
Mittel- und Jungpaläolithikums ähneln, andere, die mit den altalluvialen 
Fundgruppen Europas formverwandt sind. Die Zusammenstellung erweckt 
den Wunsch, das südostafrikanische Material bald einmal in ausführlicherer 
Weise zusammengestellt zu sehen, besonders wegen der in die europäische 
Diluvialarchäologie hineinspielenden Fragen der Rassen des diluvialen Men- 
schen und der bereits mehrfach vermuteten Beziehungen zwischen den 
Menschen des diluvialen Europa und denen Afrikas. 

Johnson deutet eine wahrscheinliche Zusammengehörigkeit seiner dritten 
Fundgruppe mit den Buschmännern an: an den betreffenden Fundstellen 
wurden nämlich unter anderem Felszeichnungen von der den Buschmännern 
eigentümlichen Art gefunden. Dr. Hahne-Hannover. 

462. Ales Hrdlicka: Skeletal remains suggesting or attributed to 
early man in North America. 113 S. m. 21 Tafeln. Smithson. 
Institut. Bureau of Amer. Ethnology Bull. 33. Washington 1907. 
Aus Nordamerika sind im Laufe der Jahre eine ganze Reihe von mensch- 
lichen Skeletti'esten bekannt geworden, denen man ein hohes geologisches 
Alter zugeschrieben hat. Es sind dies (der Zeit ihrer Auffindung nach 
geordnet): 1. Das New Orleans - Skelett (Louisiana), 2. das Quebec-Skelett 
(Canada), 3. der Natchez- Becken knochen (Missisippi), 4. die Lake Monroe- 
Knochen (Florida), 5. das Soda -Creek- Skelett (Colorado), 6. die Charleton- 

Zentralblatt für Anthropologie. 1008. 24 



370 A. Referate. Urgeschichte. 

Knochen (Süd-Carolina), 7. der Calaveras- Schädel (Californien), 8. der Rock- 
Bluff-Schädel (Illinois), 9. die Skelettreste des Menschen von Penon (Mexiko), 
10. die Schädel von Trenton (New Jersey), nämlich der von Burlington 
County und der von Riverview County, 11. der Trenton-Femur (New Jersey), 
12. das Lansing - Skelett (Kansas), 13. die fossilen Knochenreste von der 
Westküste Floridas (Osprey- Schädel, North- und South- Osprey- Schädel und 
Hanson-Lan ding -Überreste), 14. die Moundschädel aus Florida und 15. die 
Überreste des „ Lößmenschen u von Nebraska. 

Verfasser prüft an der Hand der hierüber vorhandenen Aufzeichnungen 
und Veröffentlichungen, der Inaugenscheinnahme der örtlichkeit, wo die 
Sachen gefunden wurden, und der persönlichen Untersuchung der Stücke, 
soweit sie ihm zugänglich waren , wieweit für diese menschlichen Überreste 
die Behauptung zutrifft, daß sie Zeugen eines hohen Alters des Menschen in 
Amerika seien. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist ein negatives. Bald 
ist das Alter der geologischen Schichten kein hohes, bald ist es zweifelhaft, 
bald wieder fehlen wissenschaftliche Beobachtungen über die Fundumst&nde, 
bald machen die Knochen keinen fossilen Eindruck. Sein Hauptargament 
legt Verfasser aber auf das morphologische Verhalten der Schädel bzw. der 
übrigen Skelettreste. Er findet, daß dieselben im Typus von denen der 
modernen Indianerbevölkerung gar nicht oder nur wenig abweichen, oft direkt 
übereinstimmen, und folgert hieraus, daß sie rezenten Ursprunges sein müßten. 
Daher kommt es auch, daß in einigen Fällen, wo die geologische Unter- 
suchung der Verhältnisse zugunsten eines hohen Alters zu sprechen scheint, 
Verfasser ein solches aus dem angegebenen Grunde in Abrede stellt. Er 
kann sich nicht mit dem Gedanken befreunden, daß möglicherweise der 
ursprüngliche Schädeltypus sich forterhalten haben kann. Aus diesem Grunde 
scheint mir, daß das hohe Alter des einen oder des anderen Schädels doch 
nicht absolut geleugnet werden darf. 

Im einzelnen sei noch auf die beiden Trentonschädel hingewiesen, die 
durch ihre hochgradige Niedrigkeit (EL -L.- Index 65 und 63; EL -Br.- Index 
79,3 und 79,5) auffallen; ihr Typus ist der ganzen modernen Indianer- 
bevölkerung des ganzen Ostens fremd, weist indessen eine große Ähnlichkeit 
mit den niedrigen holländischen Schädeln auf, die Virchow, Spengel und 
Gildemeister beschrieben haben. Verfasser hält es daher nicht für aus- 
geschlossen, daß ein wirklicher Zusammenhang mit ihnen besteht, insofern 
Holländer von diesem Typus einmal nach New Jersey gekommen sein mögen. 
Anhangweiße werden eine Beschreibung von 10 Indianerschädeln von niedrigem 
Typus, die sich im U. S. Nationalmuseum befinden, sowie ihre Abbildungen 
beigegeben. Buschan- Stettin* 

463. Nouvelles recherches sur la forraation Pampeenne et l'Homme 
fossile de la Republique Argentine. Recueil de contributions 
scientifiques de MM. C. Burckbardt, A. Döring, J. Früh, 
H. v.Ihering,H. Leboucq, R. Lehmann -Nitsche, R. Martin, 
S. Roth, W. B. Scott, G. Steinmann et F. Zirkel, publiees par 
Robert Lehman n-Nitsche. Revista del Museo de La Plita 
1907, Tome XIV, p. 143 — 488; mit Profilzeichnungen, zahlreichen 
Abbildungen und einer Karte. 
Als Lehmann-Nitsche im Jahre 1 897 den Boden Argentiniens betrat, 
um seine Stelle als Sektionschef am La Plata- Museum anzutreten, faßte er 
sogleich den Plan, den Spuren des fossilen Menschen in Südamerika nach- 
zugehen. Schon zwei Jahre später bot sich ihm die Gelegenheit, unter Führung 



A. Referate. Urgeschichte. 371 

toq Santiago Roth und in Begleitung von Carl Burckhardt eine 
Expedition in jene Gegenden zu unternehmen (am rechten Ufer des Rio 
Parana von Baradero bis Rosario), wo Roth die Spuren des fossilen Menschen 
festgestellt haben wollte, und die örtlichen Verhältnisse in Augenschein zu 
nehmen. Das Ergebnis dieser Studienreise sowie der sich daran anschließen- 
den minutiösen, besonders anthropologischen Untersuchungen findet sich in 
der vorliegenden Arbeit niedergelegt, an deren Zustandekommen sich eine 
Reihe von Spezialforschern auf den verschiedenen geologischen, paläonto- 
logischen und anthropologischen Gebieten beteiligt haben ; der Redakteur ist 
Lehm'ann-Nitsche, er hat zu dem Werke den Löwenanteil geliefert. 

Eine eingehende Besprechung dieser wertvollen Studie hier zu geben, 
würde zu weit führen ; ich habe bei weitem auch nicht die Einzelheiten alle 
geprüft, sondern das Werk nur flüchtig durchblättert, bin für die den ganzen 
ersten Abschnitt betreffenden Fragen nicht zuständig und will mich hier nur 
mit einer Wiedergabe des Inhaltes begnügen. 

Das Ganze zerfällt in einen geologischen und einen anthropologischen 
Teil. Im ersteren (S. 146 bis 190) schildert Burckhardt mit Unterstützung 
von Früh-Zürich, v. Ihering - Sao Paulo und Steinmann -Bonn die 
Pampasformation von Buenos Aires und Santa Fe, sowie Döring die von 
Cördoba. In der zweiten größeren Hälfte der Arbeit (S. 191 bis 488) be- 
schäftigt sich Lehmann-Nitsche mit der physischen Anthropologie der 
in Betracht kommenden fossilen Menschenreste. Dieser Abschnitt ist das 
eigenste Werk dieses Gelehrten, nur zu einigen wenigen Punkten haben noch 
Kollmann-Basel, R. Martin- Zürich, Steinmann-Bonn, Leboucq- 
Gent, W. B. Scott-Princeton und F. Zirkel- Leipzig Erläuterungen bei- 
gesteuert. Jedem Funde schickt Verfasser die darüber existierende Literatur 
voraus, teilt die bisherigen Forschungsergebnisse mit und schließt hieran eine 
eingehende Schilderung und das Messungsresultat jedes einzelnen Fund- 
stückes, soweit es ihm für eigene Untersuchungen zugänglich war; gleich- 
zeitig stellt er dasselbe in Vergleich zu entsprechenden Knochen der prä- 
historischen Bevölkerung Europas und der Indianerbevölkerung Amerikas. 

Lehmann-Nitsche teilt die Funde ein in die der oberen, der mitt- 
leren und der unteren Pampasformation. Die Überreste der oberen Pampas- 
formation (gelber Löß) sind die Zähne von Carcaranä (in Paris befindlich), 
die Skelettteile (unter anderem ein Becken) von Frias (zum Teil in La Plata, 
zum Teil verloren gegangen, früher in Mailand), die Femurreste und Zähne 
von Saladero (Buenos Aires), der Schädel samt einer Reihe Skelettknochen 
von Fontezuelas, fälschlich früher als Pontimelo beschrieben (Kopenhagen), 
verschiedene Skelettteile von Samborombön (Valencia), der Schädel von Arre- 
cifes (Buenos Aires), der Schädel und andere Knochen von Chocori (La Plata) 
und der Schädel nebst anderen Knochenteilen von La Tigra (La Plata). — 
Der mittleren Pampasformation (brauner Löß) gehören der Schädel und die 
Skelettreste von Baradero (Zürich) an. Aus der unteren Pampasformation, 
dem braunen Löß von Pfefferkuchenfarbe, der mindestens pliozänes Alter 
hat, stammt der neuerdings von Lehmann-Nitsche schon einmal be- 
sprochene äußerst interessante Atlasfund von Monte Hermoso, für den der- 
selbe die Bezeichnung Homo neogaeus vorgeschlagen hat (s. folgendes Referat). 
— Im Anschlüsse hieran gibt der Verfasser noch eine Zusammenstellung der 
sonstigen Zeugen für die Anwesenheit des Menschen in den fraglichen Ab- 
lagerungen, die er teils selbst gesammelt, teils in verschiedenen Sammlungen 
studiert hat. — Der anthropologische Teil der Arbeit wird durch 82 Abbil- 
dungen illustriert. 

24* 



372 A. Referate. Urgeschichte. 

Das ganze Werk bildet sicherlich einen sehr wertvollen Beitrag zur Vor- 
geschichte des Menschen in Südamerika. Buschan- Stettin. 

464. R. Lehmann-Nitsche: L'atlas du tertiaire de Monte Hermoso, 
Republique Argentine. Revista del Museo de La Plata 1907. 
Band XIV. 

Schon vor langen Jahren wurde im Pampaslehm der berühmten oben- 
genannten Fundstätte mit anderen Knochen ausgestorbener Tiere auch ein 
Halswirbel (Atlas) gefunden, den Santiago Roth wegen der großen Ähnlich- 
keit mit einem menschlichen der anthropologischen Abteilung zugewiesen und 
neuerdings der Verfasser, bei der Neuordnung der Sammlungen darauf aufmerk- 
sam gemacht, aufs genaueste untersucht und beschrieben hat. Der vorliegende 
Bericht ist nur ein vorläufiger, um das wissenschaftliche Vorrecht zu wahren; 
eine ausführlichere Darstellung mit Abbildung soll folgen (ist in dem vor- 
stehend erwähnten Werke geschehen. Die Schriftleitung). Aus eingehenden 
Messungen und der Vergleichung mit den Skeletten von 16 südamerikanischen 
Eingeborenen, einer Pariserin, einem Orang und einem Gorilla ergibt sich, 
daß der fragliche Wirbel weder als menschlicher noch als tierischer bezeichnet 
werden kann. Er ist aber, wenngleich in mancher Hinsicht unentwickelt, 
doch entschieden sehr menschenähnlich und läßt durch die Bildung des 
hinteren Bogens und der oberen Gelenkflächen auf aufrechten Gang und 
engen Schädel mit kleinem Gehirn schließen. Da die Schichten am Monte 
Hermoso pliocän sind, kann es sich darum nicht um einen wirklichen Menschen, 
sondern höchstens um einen Vorläufer, ähnlich dem Du bois sehen Pithecan- 
thropus, handeln. Homo primigenius ist nur in jüngeren europäischen Schichten 
gefunden worden, und außerdem ist der südamerikanische Wirbel für seinen 
Wuchs etwas zu klein. Obwohl wir nur nach einem einzigen Enöchelchen ur- 
teilen können, sind doch bei den innigen Wechselbeziehungen aller Körperteile 
weitergehende Schlußfolgerungen durchaus gerechtfertigt. Der Verfasser, mit 
dem ich sonst in allen Einzelheiten übereinstimme, schlägt für den Träger 
des beschriebenen Halswirbels den naturwissenschaftlichen Namen Homo neo- 
gaeus vor; da dieser aber nach seiner eigenen Ansicht kein Mensch, sondern 
ein in früherem Erdalter eingewanderter Vormensch war, würde ich Proan- 
thropus neogaeus vorziehen. Ludwig Wilser-Heidelberg. 

465. Lehmann-Nitsche: El eraneo fosil de Arrecifes (Provincia de 
Buenos Aires). Atribuido ä la forraaeiön pampeana superior. 
Revista de la uuiversidad de Buenos Aires 1907. Tomo VIII 
(46 S. mit 3 Taf.). 

Ameghino, der frühere verdiente Direktor des Museo Nacional von 
Buenos Aires, hatte die von ihm postpampeanische genannte Formation als 
quaternär und die pampeanische als pliozän bezeichnet. Verfasser und andere 
Gelehrte wollen die erstere als rezent, die zweite als quartär annehmen. Es 
waren schon 1864 Reste menschlicher Knochen am Rio Carcarana gefunden 
worden, ferner von Ameghino die eines Skeletts am Bache zu Frias, von 
Roth bei Fontezuelas ein ziemlich vollständiges Skelett, endlich von Carle s 
ein Skelett am Rio Samborombon. Diese Funde beschrieb Ameghino in einem 
1889 erschienenen Werke: Contribucion al conoeimiento de los mamiferos 
fösiles de la Repüblica Argentina. Buenos Aires 1889, nebst einem am 
Flusse Arrecifes in dem roten Tone gefundenen Schädel einer sehr dolicho- 
kephalen Rasse, und kommt zu dem Schlüsse, es hätten während der oberen 
pampeanischen Formation in der Provinz Buenos Aires gleichzeitig zwei 



B. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 373 

Rassen gewohnt, eine dolichokephale und eine brachykephale. (Zum Ver- 
gleiche diente der am Flusse S. gefundene Schädel.) Beide Kassen seien 
hypostenokephal. (Die Beschreibungen Ameghinos werden angeführt.) — 
Der Schädel von Arrecifes gelangte später in den Besitz des Museums von Buenos 
Aires und wird in vorliegender Arbeit von Lehmann-Nitsche beschrieben. 
Er macht durchaus den Eindruck eines fossilen Schädels, eine Kalkkruste 
bedeckt ihn, wie sie auch an anderen in der pampeanischen Formation ge- 
fundenen Knochen zu sehen ist, ähnlich der Kruste an Gegenständen aus dem 
Karlsbader Sprudel. Der Schädel scheint sehr alt zu sein, aber nicht direkt 
fossil, mehr subfossil und könnte wohl der pampeanischen Formation an- 
gehören. Es folgt nun eine Beschreibung desselben, über den wegen der 
schlechten Beschaffenheit wenig zu sagen ist. Zwei Abbildungen von vorn 
und hinten dienen zur Erläuterung. Besonders sorgfältig sind die Messungen 
ausgeführt, zum Vergleiche sind die entsprechenden Maße von Schädeln 
anderer Rassen daneben gestellt; dies ist der Hauptteil der Arbeit Der Ver- 
fasser kommt zu folgendem Schlüsse: der Schädel von Arrecifes gehört zu 
den ältesten der argentinischen Republik, doch kann er nicht mit Sicherheit 
der pampeanischen Formation zugerechnet werden; er gehört entschieden 
dem spezifischen amerikanischen Typus an. Winkelmann- Stettin. 



B. Literatur -Übersicht des Jahres 1908. 

I. Anthropologie« 

Allgemeines. 

Brander, V., Der naturalistische Monismus der Neuzeit oder Hack eis Welt- 
anschauung systematisch dargestellt und kritisch beleuchtet 350 8. Diss. 
Würzburg 1907. 

Dieserud, J., The scope and content of the science of anthropology. Historical 
review, library, Classification and select annotated bibliography ; with a list of 
the chief publications of leading anthropological societies and museums. 260 S. 
Chicago, Open Court. Publ. Co. 

Engert, J., Der naturalistische Monismus Hack eis auf seine wissenschaftliche 
Haltbarkeit geprüft. 352 ß. Diss. Würzburg 1907. 

Gasti, L'identiflcation dactyloscopique et le Systeme italien de Classification. VI. Congr. 
intern, d'anthrop. crim. Turin, p. 821 — 336; mit 1 Taf. 

Qiufirida-Ruggeri, Relazione sulla convenienza che l'insegnamento di anatomia 
artistica sia impartito dal professore di antropologia. Atti Soc. Rom. di antro- 
pol. XIV, 1, p. 98—100. 

Haeekel, E., Unsere Ahnenreihe (Progonotaxis hominis). Kritische Studien über 
phyletische Anthropologie. Festschrift zur 350 jährigen Jubelfeier der Thüringer 
Universität Jena und der damit verbundenen Übergabe des phyletischen Museums 
am 30. Juli 1908. IV, 57 8., mit 6 Taf. Jena, G. Fischer. 

Hink, A., Die erworbenen Eigenschaften und das Vererbungsproblem. Eine züch- 
tungsbiologische und naturphilosophische Studie. 32 S. Hannover, Schaper. 

Locard, E., Les Services actuels d'identification et la flehe internationale. VI. Congr. 
intern, d'anthrop. crim. Turin, p. 397 — 412. 

Mochi, A., La discriminazione delle forme craniensi e il sistema del Sergi. Aren, 
per l'antrop. XXXVIII, 1, p. 87— 126. 

Pearson, K., On a mathematical theory of determinantal inheritance, from Sug- 
gestion« and notes of the late W. F. E. Weldon. Biometrica VI, p. 80— 93. 

Reiss, K. A.j Le portrait parle et son application dans les recherches d'anthropo- 
logie criminelle. VI. Congr. intern, d'anthrop. crim Turin, p. 272 — 278. 



374 B. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 

Renvall, G., Zur Kenntnis der kongenitalen, familiär auftretenden Extremitäten- 
mißbildungen. Kasuistischer Beitrag. Aren. f. Anat. u. Phys., anat. Abt, 8. 39 

bis 56; 6 Fig. 
Stein mann, S., Die geologischen Grundlagen der Abstammungslehre. 284 8., mit 

172 Textfig. Leipzig, W. Engelmann. 
Strassen, IL zur, Zur Widerlegung des Vitalismus. Arch. f. Entwickelungs- 

mechanik 1. 
Strahl, H., Die Zwischenformen in der Plazentarreihe. Med. -Dat. Arch. I, 8. 603 

bis 618; 5 Fig. 
Taub, S., Ein Beitrag zu den Theorien einer Vererbungssubstanz. Arch. f. Anat. 

u. Physiol., Jahrg. 1908, Phys. Abt., 8.43—50. 
Thomson, J. A., Heredity. XVI, 605 8., mit 49 Abb. New- York, G. P. Put- 

nam's Sons. 
Tomellini, Photographie mätrique. Nouvel appareil de la sürete" generale, mode 

d'emploi et conside>ation sur les applications a la mädecine ligale et a l'an- 

thropologie. Arch. d'anthropol. crim. 169. 
Viola, L'anthropom6trie comme base de Classification des constitutions individuelles. 

VI. Oongr. intern, d'anthrop. crim. Turin, p. 466—480. 
Weinberg, W., Über den Nachweis der Vererbung beim Menschen. Jahreshefte 

d. Ver. f. vaterl. Naturk. in Württemberg, 8. 369—382. 

Spezielle Anthropologie. 

Adler, Homunculus, medizinisch-juristische Betrachtungen über die künstliche 

Befruchtung. Geschlecht u. Gesellschaft in, 5. 
Angiolella, GK, Les germes ethniques et psychologiques de la camorra et du bri- 

gandage. VI. Congr. intern, d'anthrop. crim. Turin, p. 297 — 300. 
Angiolella, G., Genie et criminalite'. VI. Congr. intern, d'anthrop. crim. Turin, 

p. 463—465. 
Antonini, G. et Zanon, L., Anthropologie de fous et criminels'du Frioul. VI. Congr. 

intern, d'anthrop. crim. Turin, p. 460 — 462; mit 9 Taf. 
Ascarelli, A., Les empreintes digitales dans les prostitudes. VI. Congr. intern. 

d'anthrop. crim. Turin, p. 420 — 422; mit Taf. 
Ascarelli, A., U tipo cranico f acciale in 300 omieidi. 4 Abb. Arch. di psioh. XXIX, 

3, p. 209—233. 
Audenino, E., Grane et cerveau d'un idiot. VL Congr. intern, d'anthrop. crim. 

Turin, p. 312—315. 
Audenino, IL, L'homme droit, l'homme gauche et l'homme ambideztre. VL Congr. 

intern, d'anthrop. crim. Turin, p. 211 — 219. 
Audenino, B«. Pourquoi tous les epileptiques et les criminels nes n'ont pas le 

type. vi. dongr. intern, d'anthrop. crim. Turin, p. 195— 211; mit 7 Abb. 
Audenino, ManciniSmo e destrismo. Arch. di psich. XXIX, 3, p. 292—301 . 
Auerbach, J., Die Lokalisation des musikalischen Talentes im Gehirn und am 

Schädel. Arch. f. Anat. u. Phys., anat. Abt., 8.31—38; 8 Taf. 
Bianchi, L., La zone du langage et les lobes frontaux comme organes de la pensee 

et de la personnalite\ VI. Congr. intern, d'anthrop. crim. Turin, p. 556—577. 
Birkner, F., Die Dioke der Gesichtsweichteile bei verschiedenem Alter, Geschlecht 

und Basse. Sitzungsber. d. Gesellsch. f. Morph, u. Physiol., München 1907. 

XXIII, 8. 140—146. 
Brauns, H., Ent wickelungsgeschichtliche Analyse der Hyperdaktylie. Münch, med. 

Wochenschr. 8. 
Burzio, Fr., Recherohes anthropologiques sur le oretinisme. VI. Congr. intern. 

d'anthrop. crim. Turin, p. 846 — 351. 
Cheriö-Ligniere, Encore sur les d^rive's du 2 «»« arc bronchial chez l'homme adulte. 

VI. Congr. intern, d'anthrop. crim. Turin, p. 166. 
Chiö, Le sang de l'Orang-Outan a plus d'affinite^ avec le sang de l'homme qu' avec 

celui des singes non - anthropoides. VI. Congr. intern, d'anthrop. crim. Turin t 

p. 340—345. 
Choquet, J., Etüde comparative des dents humaines dans les diff^rentes races. 

96 8., 3 Taf. Paris. 
Costa Ferreira, A. da, Sur deux dolichoc6"phales portugais. 1 Taf. Bull. 8oc. 

Portug. des sc. nat. I, p. 148— 154. 
Dorfmann, Über Pathogenese und Therapie des Turmschädels. Arch. f. Ophthal- 
mologie 3. 



B. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 375 

Dubreuil-Chambardel, A propos de la Camptodactylie. Bull. 800. d'anthrop. 

Paris IX, p.,167— 170. 
Ebstein, W.. Über das Vorkommen rachitischer Skelettveränderungen im Alter- 
tum und im Mittelalter. Aren. f. pathol. Anat. CXCI1I, 8. 519. 
Ewart, Zur Kenntnis der Geschlechtsbestimmung beim Menschen. Arch. f. d. ges. 

Physiol. CXXII, 12. 
Falk) Eine seltene menschliche Mißbildung und ihre Bedeutung für die Entwicke- 

lungsgeschichte. Arch. f. pathol. Anat. CXGII, 3. 
Friedenthal) H., Beiträge zur Naturgeschichte des Menschen. 1. Lief. Das Woll- 
haarkleid des Menschen. Mit 7 farbigen und 3 schwarzen Tafeln. Ein Beitrag 

zur Physiologie der Behaarung. 31 8. mit 10 Bl. Erklär. Jena, G. Fischer. 
Friedenthal) H., Über einen neuen morphologischen Nachweis der Verwandtschaft 

zwischen Mensch und anthropoiden Affen. Sitzungsber. d. Ges. naturf. Freunde, 

Berlin 1908, 8.110—111. 
Genter, L., Sur le muscle presternal. 3 Fig. Bibliogr. anat. XVII, p. 234 — 243. 
Giannelli , A. , Sulla interruzione del sulcus Bolandi. Atti Soc. Born, di antropol. 

XIV, 1, p.45— 60. 
Goodall) Strickland, Two cases of hermaphroditism. Journ. of Anat. and Phys. 

XU1, p. 337—342; 4 Fig. 
Grassl, Zur Frage der Fruchtfähigkeit und der Mutterschaft Arch. f. Rass.- u. 

Ges.-Biol. V, 4, 8. 498—525. 
GualinO) La „prominentia squamae oeeipitis" chez les normaux, criminels et alien^s. 

VI. Congr. intern, d'anthrop. crim. Turin, p. 337 — 339. 
Hagen, IE. v. ? Die Vorausbestimmung des Geschlechts beim werdenden Menschen. 

Zweite Auflage von desselben Verfassers Schrift: Die Geschlechtsbestimmung 

des werdenden Menschen. 61 8. Berlin, H. Steinitz. 
Hatsohek) R., Beitrag zur Frage der Menschenähnlichkeit des Atelesgehirns. 

5 Fig. Anat. Anz. XXXII, 8. 389—394. 
Helguero, F. del, Dell 1 influenza del gozzo solle statistiche della statura. Atti 

80c. Born, di antropol. XIV, 1, p. 61—70. 
Herz, H.) La criminalite et les classes populaires des travailleurs. VI. Congr. intern. 

d'anthrop. crim. Turin, p. 301 — 311. . 
Hilzheimer , Max, Einige Zahnanomalien wilder Tiere. Anat. Anz. XXXII, 

8. 442—445. 
HultkrantZ) J. W., Les altera tions du crane dans la dysostose cl&docränienne. 

Nouv. Iconogr. de la Salpetr. 2, mars-avril. 
Hultkrantz. J. W., Über Dysostosis cleidocranialis (kongenit., kombin. Schädel- 

und Schlüsselbeinanomalien), mit Taf . XIV — XVI u. 9 Abb. im Text. Zeitschr. 

f. Morphol. XI, 3, 8. 385—628. 
Lattefl) L.) Contribution a la morphologie du cerveau de la fem nie criminelle. 

VI. Congr. intern, d'anthrop. crim. Turin, p. 140— 148; mit 3 Taf. 
Liebreich) TL* Die Asymmetrie des Gesichtes und ihre Entstehung. 26 8. mit 

14 Abb. Wiesbaden, J. F. Bergmann. 
Livi. R., Sulla causa del destrismo e del mancinismo. Atti Soc. Rom. di antropol. 

XIV, 1, p.91— 94. 
Mah^ G-.) Terminologie rationnelle dans la description anatomique des dents 

humaines. Bull. Soc. d'anthrop. Paris IX, p. 170 — 178. 
Majocchi) D., Intorno alla duplicatio supercilü. Mem. B. Accad. d. acienze Istit. 

di Bologna IV.; Atti Soc. Rom. di antropol. XIV, 1, p. 100. 
MarrO) A., L'hyperesth^sie psychique et Phomioide. VI. Congr. intern, d'anthrop. 

crim. Turin, p. 229—238. 
MarrO) S., Sur les anomalies de l'arcäde zygomatique. — La division du malaire 

chez les oriminels et chez les alienäs. — Sur la division du parietal. — La fossette 

occipitale moyenne chez les alien£s. — Sur deux nouvelles dispositions de la paroi 

interne de l'orbite. — Variation» craniennes chez les criminels et les altenös. — 

Sur la division de l'os propre du nez. — Sur la fossula coccigea. VI. Congr. 

intern, d'anthrop. crim. Turin, p. 505— 555; mit Taf . I — VIIL 
Minovici) M., Remarques sur la criminalite feminine en Roumanie. VI. Congr. 

intern, d'anthrop. crim. Turin, p. 433 — 450. 
Müller) F.W.) Über die Beziehungen des Gehirns zum Windungsrelief (G. Schwalbe) 

an der Außenseite der Schläfengegend beim menschlichen Schädel. Arch. f. 

Anat. u. Phys., anat. Abt., 8. 57— 118; 6 Taf. 
NioeforO) A., L'anthropologie des classes pauvres et ses rapports avec l'anthropo- 

logie criminelle. VI. Congr. intern, d'anthrop. crim. Turin, p. 149 — 156. 



376 ß. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 

Osborn, F., Evolution of mammaliaD molar teeth to and from the triangulär type 

including collected and rev. researches on trituberculy and new sections on 

the forms and homologies of the molar teeth in the different Orders of 

mammals. Ed. by W. K. Gregory, IX u. 250 8. (= Biological Studies and 

Adresses, Vol. I). New- York, The Macmillan Co. 
Panseri, 8ur trois cränes de criminels. VI. Congr. intern, d'anthrop. crim. Turin, 

p. 381—386. 
Puocioni, N., Di alcune omologie fra le ossa dello scheletro cefalico e viscerale 

dell' uomo e dei cranioti inferiori. Arch. per l'antropol. XXXVIII, 1, p. 37 — 85. 
Radlauer, C, Beiträge zur Anthropologie des Kreuzbeines. Inaug.-Diss. Zürich. 

Leipzig, Engelmann; Morph. Jahrb. XXXVIII, 8.323—447. 
Reuter, F., Kopfform und Körperbau. Mit 5 Fig. Arch. f. Rassen- u. Ges.-Biol. 

V, 4, S. 449— 477. 
Robiüovitch, L. G., The genesis of sex. VI. Congr. intern, d'anthrop. crim. Turin, 

p. 623— 641. 
Robinovitoh, L. G., The genesis of genius. VI. Congr. intern, d'anthrop. crim. 

Turin, p. 597—622. 
Roasendo, G., II nistagmo quäle stigmata patologica congenita in epilettici. Arch. 

di psich. XXIX, 3, p. 264—270. 
Roncoronij L., Anomalies hysto-morphologiques dans les epileptiques et les cri- 
minels. VI. Congr. intern, d'anthrop. crim. Turin, p. 175 — 179. 
Sergi, S.j Sul limite posteriore del lobo parietale e sui solchi oocipitali esterni nel 

cervello dell' uomo. Mit 1 Taf. Atti Soc. Rom. di antropol. XIV," 1, p. 75—90. 
Smith, 8. A«, A case of fusion of the semilunar and cuneiform bones (os lunato- 

triquetrum) in an Australian aboriginal. Journ. of Anat. and Phys. XLI3, 

p. 343—346; l Fig. 
Spitzka, B. A., A study on the brains of six eminent scientists and scholars be- 

longing to the Amer. Anthropometric 8ociety, together with a description of 

the skull of Prof. E. D. Cope. Trans. Amer. Philos. Soc. Philad. 1907, XXI, 

p. 175—308; mit 30 Taf. und 16 Abb. 
Sterling, St., 8ind die Ossa suprasternalia beim Menschen auf das Episternum 

der niederen Wirbeltiere zurückzuführen? Anat. Anz. XXXII, 8.333, 334. 
Strohmayer, W., Zur Kritik der Feststellung und der Bewertung phsychoneurotischer 

erblicher Belastung. Arch. f. Rass.- u Ges.-Biol. V, 4, S. 478—497. 
Valenti-Vivö, La pr6cocit6 dans la criminalite\ VI. Congr. internat. d'anthrop. 

crim. Turiu, p. 157 — 159. 
"Variot, G., L'accroissement statural et l'accroissement ponderal chez le nouveau-n6. 

Bull. Soc. d'anthrop. Paris IX, p. 283—289. 
Velden, F. von der, Die Minderwertigkeit der Erstgeborenen. Arch. f. Rass.- u. 

Ges.-Biol. V, 4, 8. 526—530. 
"Vogt, H., Hirnanatomie und vergleichende Anthropologie. Mit 5 Abb. Die 

Umschau XII, 32, 8. 629—634. 
Weissenberg, S., Das Wachstum des Menschen nach Alter, Geschlecht und Rasse. 

Globus XCIV, 7, 8. 101—109. 
Zanolli, "V., Studio sulla obliterazione delle suture craniche. Atti Soc. Rom. di 

antropol. XIV, 1, p. 13—44. 

TT. Ethnologie und Ethnographie. 

Allgemeines. 

Beatty, A., The St. George, or summer'« play. A study in the protology of the 
drama. Trans. Wisconsin Acad. of sc. 1907, XV, 2, p. 273 — 324. 

Bruner, Fr. G., The hearing of primitive pnoples. 113 8. Arch. of psychol., 
11. July. 

Cheikho, P. L., La statuaire et la sculpture dans la primitive 6glise. AI -Machicq 6. 

Foy, "W., Führer durch das Rautenstrauch-Joest-Museum (Museum für Völker- 
kunde) der Stadt Cöln. 2. Aufl. Cöln, Köln. Verlagsanstalt, A.-G. 

Gennep, A. van, Essai d'une th^orie des langues speciales. Rev. £tud. ethnogr. I, 
6—7, p. 327— 337. 

Hellwig, A., Der Eid im Volksglauben. Globus XCIV, 8, S. 125—126. 

Hilzheimer, M., Beitrag zur Kenntnis der nordafrikanischen Schakale nebst Be- 
merkungen über deren Verhältnis zu den Haushunden, insbesondere nordafrika- 
nisclien und altägyptischen Hunderassen. 1118. mit 4 Tab. und 10 Taf. Habilit.- 
Sehrift, Stuttgart. 



ß. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 377 

Höfler, M., Gebildbrote der Faschings-, Fastnachts- und Fastenzeit. 104 8. mit 

47 Abb. Wien, Gerold & Co. 
Joyce, T. A. and Thomas, N. W. , Women of all nations. A record of their 

characteristics, habits, manners, customs and infiuence. London, Carrell & Co. 
Keane, A. H., The world's peoples. A populär account of their bodily and mental 

eharacters, belief s, traditions, political and social inetitutions. XII, 434 8. mit 

271 Abb. New York, G. T. Putnam's Sons. 
Mason, Otis T., Mind and matter in culture. Amer. Anthropol. X, 2, p. 187 — 196. 
Matsumura, A., A gazetteer of ethnology. XVI. 492 8. mit 6 Kart. Tokyo, 

Ma ruzen - Kabushiki-Kaisha. 
Pitmann, E. P., Burial of amputated limbs. Folk-Lore XIX, 2. 
Rein ach, J., La lutte de Jahv6 avec Jacob et avec Moi'se et Torigine de la circon- 

cision. Bev. 6tud. ethnogr. I, 6—7, p. 338—362. 
Reuschel, K,, Neue Schriften zur Volkskunde. Korrespondenzbl. d. Gesamt- Ver. 

LVI, 7, S. 266—271. 
Rogowski, E., Die Entstehung des Asylrechtes. Arch. f. Kriminalanthropol. XXXI, 

8. 34—46. 
Sergi, G., Di una classificazione razionale dei gruppi umani. Atti ßoc. Born, di 

antropol. XIV, 1, p. 95— 98. 
Siecke, E., Hermes der Mondgott. Studien zur Aufhellung der Gestalt dieses 

Gottes. 98 8. Mythol. Bibliothek II, 1. 
Vierkandt, A., Führende Individuen bei den Naturvölkern. Zeitschr. f. Sozial- 

wiss. XI, 9, 8.542-553 u. 10, 8.623—639. 
Westermarck, E., Neueres über die Ehe. Zeitschr. f. Sozialwiss. XI, 9, 8.513 

bis 559. 
Zimmermann, J., Beligious character of ancient coins. Becords of the past VII, 1 . 

Spezielles. Bassenkunde. 
Europa. 

Alken, Aberglauben bei Brautleuten. — Wie der Tod sich an der Mosel und in 

der vorderen Eifel ankündigt. Zeitschr. d. Ver. f. rhein. u. westfäl. Volksk. 2. 
Bäcker. Der Pfingstenkranz. Zeitschr. d. Ver. f. rhein. u. westfäl. Volksk. 2. 
Bartz, Das Hausrichten, eine alte Grafschafter 8itte. Zeitschr. d. Ver. f. rhein. u. 

westfäl. Volksk. 2. 
Burran, C, Die Form und Gestalt des Kopfes. (Dan.) Medd. om Danmarks 

Anthropologi I, 2, p. 241— 260. 
Esser. Das Brauchen. Zeitschr. d. Ver. f. rhein. u. westf. Volksk. 2. 
Gierlich8, Wetterregeln aus der Gegend von M.-Gladbach. — Bätsei aus der 

Gegend von M.-Gladbach. — Abzähl- und sonstige Beime. Zeitschr. d. Ver. f. 

rhein. u. westf. Volksk. 2. 
Giuffrida - Ruggeri, V., Oontributo all' antropologia flsica delle regioni dinariche 

e danubiane e delT Asia anteriore. Arch. per l'antropol. XXXVIII, 1, p. 127 

—180. 
Güldner, Gebehochzeiten in Badevormwald. Zeitschr. d. Ver. f. rhein. u. westfäl. 

Volksk. 2. 
Hansen, S., Der Breitenindex des Kopfes der Dänen. (Dan.) Medd. om Danmarks 

Anthropologi I, 2, p. 221—240. 
Hansen, S., Gewicht und Höhe des Körpers. (Dan.) Medd. om Danmarks An- 
thropologi I, 2, p. 203— 220. 
Hildburgh, "W. L., Notes on some Flemish amulets and reliefs. Folk-Lore XIX, 2. 
Horak, G., Studie über die Motive der tschechischen Volkslieder (tschech.). Narod. 

vestnik ceskosl. 2 — 3. 
Ichircoff, A.j £tude ethnographique sur les slaves de Mace'doine. 93 8. Paris, 

U au thier- Villars. 
Iubainville, A. de, Dieux cornus dans la mythologie irlandaise. Bev. arcueol. XI, 1. 
Kohe, Fr., Die Tiroler Bauernhochzeit. Sitten, Gebräuche, Sprüche, Lieder und 

Tänze mit Singweisen. X, 282 8. Wien, B. Ludwig. 
fCrasmann, Volksrätsel aus Barmen. Zeitsch. d. Ver. f. rhein. u. wesfäl. Volksk. 2. 
Li vi, R., La schiavitü mediaevale e la sua influenza sui caratteri antropologici 

degli italiani. Atti Soc. Born, di antropol. XIV, I, p. 100—105. 
Livi, R., L'esclavage au Moyen-Age et son influence sur las caract£res anthropo- 

logiques des Italiens. Bull. Soc. d^nthrop. Paris IX, p. 201 — 209. 
Prümer, Niederdeutsche Redensarten aus der Westfälischen Mark. Zeitschr. d. 

Ver. f. rhein. u. w*»stf. Volksk. 2. 



378 B. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 

Rambuseh, 8. H. A«, Die physischen Eigenschaften der Schulkinder in einigen 

Bezirken von Mitteljütland. (Dan.) Medd. om Danmarks Anthropologi I, 2, 

p. 173—190. 
Ribbing. L., Bemerkungen über die Anthropologie von Bornholm. (Dan.) Medd. 

om Danmarks Anthropologi I, 2, p. 191 — 202. 
Sartori, Zur Volkskunde des Begierungsbezirks Minden. Zeitschr. d. Ter. f. rhein. 

u. westfäl. Volksk. 2. 
See, A., Zwei halbwilde Yolksstämme in Spanien (holländ.). De Aarde en haar 

Volken XLIV, 28-31. 
Segvic, Ch., I Croati antichi erano Slavi o Avari? Arch. per l'antropol. XXXVIII, 

1, p. 172—180. 
Sergi, G., Europa. L'origine dei popoli Europei e la loro relazione coi popoli 

d'Asia e d'Oceania. Mit 172 Abb. im Text und 62 Taf. Torino, Frat. Boccau 
Sharp. C. J., Some characteristics of English folk music. Folk-Lore XIX t 2. 
Sittom, G., Le cinque terre: III. I Biasseo-Campioti (Le doti naturali). Arch. per 

Pantropol. XXXVm, 1, p. 23— 35. 
Tetzner, F., Philipponische Legenden. Globus XOIV, 8, 8. 117—119 u. 15, 8. 241—243. 
Wehrhan, Kinderspiele aus Lippe. Zeitschr. d. Ver. f. rhein. u. westfäl. Volksk. 2. 
Widmann. Heidnisohe Spuren in christlichen Legenden unserer Gegend (Langau). 

Ann. Ver. f. Nass. Altertumskde. XXXVII, 8. 59—71. 
Wippermann, Paderborner Wörter und Ausdrücke. Zeitschr. d. Ver. f. rhein. u. 

westfäl. Volksk. 2. 

Asien. 

Aston, W. G., A Japanese book of divination. Mit 1 Abb. Man. 64, p. [1167 — [1*20], 

Byhan, Some Bumanian Gypsy words. Journ. Gypsy Lore 8oc. II, 1. 

Carty, Moralitä, sanction, vie future dans la V&lenta. Anthropos in, 5—6, 8. 1030 

bis 1046. 
Deguehi, Y., On a new year custom called Saghicho (jap.). Journ. Anthropol. 8oc 

Tokyo XXIII, 263. 
Hartland, E. Sidney, A Macassar version of Oinderella. Folk-Lore XIX, 2. 
Hedin, 8., Kacial types from Western and Central Asia. Stockholm, Lith. Inst of 

the Gen. Staff of the Swedish Army, 1907. (= Hedin, Scientific results of a 

journey in Central Asia 1899—1902, Vol. VI, Part IIL) 
Hoppe, H., Die Tuberkulose unter den Juden in London. Zeitschr. f. Demogr. u. 

Stat. des Judentums IV, 8, 8. 112—124. 
Iixnbo, K.j On a museum which was once to be seen in Saghalien (jap.). Journ. 

Anthropol. Soc. Tokyo XXIII, 264. 
Inö, Y., Customs for preventing small-pox practised in Formosa (J a P-)- Journ. 

Anthropol. Soc. Tokyo XXIII, 264. 
Jühling, Zigeunerisches. Arch. f. Kriminalanthrop. XXXI, 8.134 — 149. 
Kate, H. ten, Kotes dötach^es sur les Japonais. Bull. Soc. d'anthrop. Paris IX, 

p. 178—195. 
Krüokow, A. , Persische Augeninstrumente. Klin. Monatsbl. für Augenheilkunde 

XL VI, 8.206. 
Kwaha, Notes on the Miao language (jap.). Journ. Anthropol. Soc Tokyo 

XXlh, 264. 
Moszkowski, M., Bei den letzten Weddas. Mit 7 Abb. Globus XCIV, 9, 8. 133—136. 
Fennel, Transsylvanien Gypsies. Journ. Gypsy Lore Soc. II, 1. 
Petrie, Tl., The peoples of the Persian empire. Mit 1 Taf. Man 71, p. [119] 

bis [130]. 
Pittard, L'6tude anthropologique des Tsiganes. Journ. Gypsy Lore Soc 13, 1. 
Reports of the Anthropological Expedition to Torres straits. VI. Sociology, magic 

and religion of the Eastern Islands. Cambridge, Univers. Press. 
Bevon, M., Le rituel du feu dans Tancien Shinntö. T*oung Pao IX, 2. 
Rose, St. A., Notes on ancient administrative terms and titles in the Panjah. 

Indian Antiquary XXXVII, 466. 
Sampaon, Welsh Gypsy folk-tales. Journ. Gypsy Lore Soc. II, 1. 
Seligmann, C. G., Quartz impiements from Ceylon. Mit Taf. II. Man 63, 

P .[113]-[116]. 
Seligmanns Forschungen über die Wedda. Globus XOIV, 10, 8. 158 — 159. 
Sieg, E. und Siegling, W., Tocharisoh, die Sprache der Indoskythen. Vorläufige 

Bemerkungen über eine bisher unbekannte indogermanische Literatursprache. 

Sitzungsber. der k. preuß. Akad. d. Wiss. 1908, S. 915—934. Mit 1 Taf. Berlin, 

G. Reimer. 



B. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 379 

Thomson, P., Systematische Bibliographie der Palastinaliteratur. I., 1895—1904. 

* 203 S. Leipzig, B. Haupt. 
Vidy abhusana , Satischandra, Persian affinities of the Licchavis. Indian Anti- 
quary XXXVII, 466. 

Australien und seine Inseln. 

Brigham, W. T., The ancient Hawaiian house. 194 8. mit 178 Abb. und 23 Taf. 

Mem. Bernice Pauahi Bishop Mus. IQ, 2. 
Geisler, Br., Die Kampf schilde der Iabim auf Deutsch-Neuguinea. Mit 3 Abb. 

Globus XCIV, 8, 8. 126—128. 
Mathews, R. H., Folk-tales of the aborigines of New South Wales. Folk-Lore 

XIX, 2. 
Mathews, R. H., Sociology of the Ohingalee tribe, Northern Australia. Amer. 

Anthropol. X, 2, p. 281—285. 
Meier, J. , A Kaja oder der Schlangenaberglaube bei den Eingeborenen der 

Blanchebucht (Neupommern). Ein Beitrag zur Geschichte der Beligionen 

primitiver Völker. Anthropos III, 5—6, 8. 1005—1029. 
Meyer, A. B., Die Papuasprache in Niederlandisch-Guinea. Globus XCIV, 12, 

8. 189—192. 
Fratt, A. E., Two years among New Guinea cannibals. 359 8. Philadelphia, 

J. B. Lippincott Co. 
Bivers, W. H. R., Totemism in Fiji. Man 75, p. [133]— [186]. 
Sehidlof, B., Das Sexualleben der Australier und Ozeanier. XVI, 314 8. Leipzig, 

Leipziger Verlag. 
Schlaginhaufen, Ein Besuch auf den Tangainseln. Mit 2 Kart, und 6 Abb. 

Globus XCIV, 11, 8,165—169. 

Amerika. 

Ambrosetti, J. B., La faculdad de fllosofia y letras de la Universidad National de 

Buenos Aires. Mit Abbildungen. Anthropos m, 5 — 6, 8. 983 — 987. 
Arvelo, M. M., Algo sobre etnografla del territorio Amazonas de Venezuela. 26 8. 

Ciudad-Bolivar, Impr. Benito Jim. Castro. 
Bandelier, A. F., The Indiana and aboriginal ruins near Chachapayas in northern 

Peru. 51 8. mit 13 Taf. Histor. Becords and Studies of Unit. Stat. Oathol. 

histor. 8oc. 1907, V, 1. 
Bauer, F. M.. Feste der Indianer in Peru. Globus, XCIV, 7, 8. 109—110. 
Beyer, H., Der Süden in der Gedankenwelt Altmexikos. Mitt. Wien, anthropol. 

Soc. XXXVIII, 4, 8. 228— 231. 
Beyer, H., Tamoanchan, das altmexikanische Paradies. Anthropos III, 5 — 6, 

8. 870—874. 
Brown, Ch. E. , Wisconsins quarzite implements. Trans. Wisconsin Acad. of 

sc. 1907. XV, 2, p. 656—663. 
Buchwald, O. v., Altes und Neues vom Guayas. Globus XCIV, 12, 8.181—183. 
Buohwald, O. v., Die Kara. Globus XCIV, 8, 8.123—125. 
Bushnell, D. J. , Ancient works on the Muskingum. Amer. Anthropologist X, 2, 

p. 342— 345; mit Karte. 
Bushnell, D. J. , An early account of Dighton i*ock. Mit Taf. XIV. Amer. 

Anthropol. X, 2, p. 251—254. 
Dirr, A., Die alte Beligion der Tschetschenen. Nach einer Abhandlung von 

Baschir Dalgat. Anthropos in, 4, 8.729—740 und 5—6, 8.1050—1076. 
Dixon, R. B., Notes on the Achomawi and Atsugewi Indians of Northern Cali- 
fornia. Amer. Anthropol. X, 2, p. 208— 226. 
Duboia, C. Gk>d., The religion of the Luiseno Lidians of southern California. 

Univ. Calif. Publ. in Amer. Arch. and Ethnol.VlH, 3, 8.69—186; mit Tafeln. 
Eiokhoff, H,, Die Kultur der Pueblos in Arizona und New Mexico. Mit 1 Kart. 

VDJ, 76 8. Stuttgart, Strecker & 8chröder. 
Emmons, G. T., Petroglyphs in southeastern Alaska. Mit Tafeln. XII— XIII. 

Amer. Anthropol. X, 2, p. 221— 230. 
Fischer, E., Patagonische Musik. Mit Noten. Anthropos III, 5—6, 8.941 — 950. 
Gerard, W. K., The term Tomahawk. Amer. Anthropol. X, 2, p. 277—280. 
Gordon, E. M.. Indian folk tales, being sidelights on village life in Biharpore, 

Central Provmces. 16, XII, 5. London, Elliot Stock. 
Haas, Fred M., The great Sioux Nation. 575 8. Chicago, M. A. Donohue & Co., 

1907. 



380 B. Literatur-Übersicht dea Jahres 1908. 

Harnden, E. W., Indian pictograpbs in Pate Valley (California). Sierra Club 

Bull. San Francisco. VI, 4, p. 258—259; mit 2 Taf. 
Herrik. TL F., Origin of the Wliite deer dance. Amer. Antiquar XXX, 4. 
Hewett, E. L., Les communautes anoiennes dans le desert Amöricain. Becherches 

archeologiques sur la distribution et l'organisation sociale des anciennes popu- 

lations au Sud-Ouest des ßtat-Unis et au Nord du Mexique. 107 8., 17 Taf. 

und 20 Abb. Geneve, Kündig. 
Hrdlicka, A., Objects decorated with human teeth, jaw and finger ends. Mit 

Taf. XV. Amer. Anthropol. X, 2, p. 288—289. 
Holmes, W. H., The Tomahawk. Amer. Anthropol. X, 2, p. 264- L 276. 
Kooh-Qrünberg , Th., Die Hianakoto - Umaua. Mit 2 Abb. Anthropos III, 1, 

S. 83— 125; 2, S. 297— 335 und 5—6, 8.952—982. 
Kroeber, H. R., Pirna tales. Amer. Anthropol. X, 2, p. 231—235. 
Kröber, A., Ethnography of the Coahuilla Indians. Mit Tafeln 1 — 15. Univ. 

Calif. Publ. Amer. Aren, and Ethnol. VIII, 2, p. 29—68. 
Kroeber, A. K, A mission record of the California Indians. From a manuscript 

in the Bancroft library. Univ. Calif. Publ. Amer. Arch. and Ethnol. VIII, 1, 

p. 1—27. 
Lehmann, W., Der sogenannte Kalender Ixtlilxochitls. Anthropos III, 5—6, 

S. 988—1004. 
Lehmann -Nitsehe, R. , Patagonische Gesänge und Musikbogen. Mit Album und 

Noten. Anthropos III, 5—6, 8.916—940. 
Mo Beth, K. C, The Nez Perces since Lewis and Clark. 272 8., mit 9 Taf. 

New- York, Fleming H. Bevell Co. 
Mc Guire, J. D., An interesting Kentucky pipe etc. Amer. Anthropologist X, 2, 

p. 345—348. 
Mo Laohlan. R. W., The first Mohawsk primer. 13 8. Montreal. 
North, A. w., The native tribes of Lower California. Amer. Anthropol. X, 2, 

p. 236—250. 
Oatermann, F. L«, The Navajo Indians of New Mexico und Arizona« Mit Ab- 
bildungen. Anthropos III, 5 — 6, 8.857 — 869. 
Pierini, M. R. P., Los Guarajos de Bolivia. Mit Abbildungen. Anthropos III, 

5—6, 8.875—880. 
Bivet, Essai sur les peuples sud-americains. Bev. scientif. IX, p. 257 — 269. 
Bivet, La race de Lagoa-Santa chez les populations präcolombiennes de l'£quateur. 

Bull. Soc d'anthrop. Paris IX, p. 209—274; C. B. Ac. d. Sc. 1908, CXXXXVI, 

p. 707—710. 
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Tatevin, P. C, Pr^face a un dictionnaire de la langue Tapihi'ya, dite Tupi ou 

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Rathjens, Ein Kirchgang mit dem Abuna Petros von Abessinien. Mit 6 Abb. 

Globus XCIV, 10, 8. 154—158. 
Biggs, Th. C, Eine vergleichende Studie über die Becken von Weißen und 

Negern usw. Gynäkol. Zentralbl. 1905, XXIX, 16, 8.485—489. 
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-[183]. 
Sergi, S., Sulla morfologia del cervello degli Herero. Atti Soc. Born, di antropol. 

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Spieht, J. , Die Rechtsanschauungen der Togoneger und ihre Stellung zum euro- 
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Struck, B« Ein Mädchen der Wapare (Deutsch-Ostafrika). Globus XCIV, 7, S. 111. 
Struck, B., Zur Kenntnis des Gastammes (Goldküste). II. Globus XCIV, 9, 

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Struck, B. u. Pototzky, C, Die Hydrotherapie der Afrikaner. Deutsche Med. 

Wochenschr. 30. 

III« Urgeschichte« 

Allgemeines. 

Congres de l'Association francaise pour l'avanoement des sciences ä Clermont- 

Ferrand. L'Homme probtet. VI, 9, p. 277—279. 
Gnirs, A., Beobachtungen über den Fortschritt einer säkularen Niveauschwankung 

des Meeres während der letzten zwei Jahrtausende. Mitt. k. k. geogr. Ges. 

Wien. LI, 8. 1—56. 
Herbert, A. 8., The fairy mythology of Europe in its relation to early history. 

Nineteenth Century, p. 220— 231. 
Klaatseh, H., Der primitive Mensch der Vergangenheit und der Gegenwart. Die 

Umschau XII, 39, 8.765-769; mit 4 Fig. 
Koester, A., Objects and methods of archseologioal excavations. Becord of the 

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pr^hist. VI, 9, p. 258—279. 
Mueh, M., Vorgeschichtliche Nähr- und Nutzpflanzen Europas. Mitt. Wien, anthrop. 

Ges. XXXVIII, 8. 195—227. 
Paribeni, B,. , La steatopigia in figurine preistoriche e storiche e une recente 

opinione del senatore Mosso. Bull, di paletnol. ital. XXXIV, 1 — 4, p. 68—75. 
Stolyhwo, X. , Homo primigenius apparient-il ä une espece distincte de Homo 

sapiens? L'Anthropol. XIX, 2—3, p. 191— 216; mit 1 Abb. 
Wright, G. F., The influence of the glacial epoch upon the early history of 

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Spezielles. Funde. 
Europa. 

Adloff, F.. Schlußbemerkung zu: Die Zähne des Homo primigenius von Krapina. 

Anat. Anz. XXXII, S. 301—302. 
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Bull, di paletnol. ital. XXXIV, 1—4, p. 66— 68. 
Chmielecki , K. , Drei unbekannte Münzfunde aus der Hacksilberzeit. Berliner 

Münzblätter XXIX. 81, 8.133—139. 
Clinch, George, Early Man. Victoria history of the Counties of England, 

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Coffey, G., Irish copper halberds. Mit 3 Taf. Proc. R. Irish Aead. XXVII, 2, 

p. 94 ff. 
Collaye, A., Le cimetiere Gaulois de Ville-sur-Retourne (Ardennes). L'Homme 

preist. VI, 9, p. 275—276. 



382 B. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 

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Vibrata e la civilta primitiva degli Abruzzi e delle Marche. BulL di paletnol. 

ital. XXXIV, 1—4, p. 50—65. 
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Dicouverte d'un squelette neanderthaloide. L'Homme prähist. VI, 9, p. 279 — 281. 
Dumas, IT., La grotte des F6es a Tharaux (Gard). Mit 9 Abb. Bev. £cole 

d'anthropol. Paris XVIH, 9, p. 308—326, 
Dungel, A., Die Flachgräber der Hallstattzeit bei Statzeudorf in Niederösterreich. 

Mit 170 Abb. im Text. Mitt. Prähist. Komm. d. Kais. Akad. d. Wiss. Wien. 

II, 1, 8. 1—39. 
Frank, Chr., Die römische Straße von Kempten naoh Epfach. Beitr. z. Anthrop. 

u. Urgesch. Bayerns XVH, 1 u. 2, 8. 1—82; mit Taf I n. II. 
Geyer, ▼., Die Ausgrabungen bei Tannheim von 1906 u. 1907. Fundberichte aus 

Schwaben 1907, XV, S. 21—27. 
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Gössler, Archaeolog. Jahresbericht 1907: Neolith. Zeit, Bronzezeit, Hallstattzeit, 

La Tenezeit, Römerzeit, Merowing. Zeit. Fundber. aus Schwaben 1907, XV, 

8.8—11, 12—18, 19—21, 28—32, 89—49 u. 63—65. 
Hallström, G., HäUristningar aus dem Trondhjemsfjord (norweg.). Kong. Norske 

Videnskab. selsk. skrift 1—10. 
Gorjanovio-Kramberger , Anomalien und krankhafte Erscheinungen am Skelett 

des Urmenschen von Krapina. Mit 6 Abb. Die Umschau XTT, 32, 8. 628—626. 
Gorjanovio-Kramberger, über prismatische Molarwurzeln rezenter und diluvialer 

Menschen. Anat. Anz. XXXII, 8.401—413. 
Henaux, F., La tombe belgo-romaine de Borsu. Bull. Instit. aroheol. Liegeois 1907, 

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Hermann, O., Das Paläolithikum des Bükkgebirges in Ungarn. Mit 8 Taf. und 

19 Abb. Mitt. Wien, anthropol. Ges. XXXVIII, 4, 8. 232—263. 
Hertlein, Die Bingwälle Buigen und Ipf, untersucht 1907. Fundber. aus Schwaben 

1907, XV, S. 33—38. 
Jacobs, J., Ein Depotfund aus der Bronzezeit bei Langquaid, Bez. Amt Rotten - 

bürg. Mit Taf. III u. 1 Textabb. Beitr. zur Anthropol. u. Urgesoh. Bayerns 

XVH, 1 u. 2, 8. 33—36. 
Jeannel. IL, Sur la däcouverte, dans la grotte du Portel, de peintures prehistoriques 

representant l'homme et des animaux. C. B. Acad. d. so. Paris CXLVI, p. 654 — 656. 
IsseL Oaverne ossifere dei Balzi Rossi. Bull, paletnol. ital. XXXIV, 1—4, p. 17—34. 
Knoke, F., Moorfunde. Mitt. Ver. f. Gesch. u. Landeskde. von Osnabrück XXXII, 

S. 317—319. 
Labrie, Le Dolmen ou allee couverte de Curton ä Iugazon. — Remarques sur les 

mon umen ts mägalithiques de l'Entre-Deux-Mers. — L'abri pröhistorique de 

Baring ä Daignac. Bull. Soc. archöol. Bordeaux 1906, XXVIII, p.41— 50, 51 

— 62 u. 65 — 66; mit Abb. 
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Mazzini, IT., Una nuova tomba ligure. Giorn. stör, e letterar. d. Liguria IX. 
Mettler, A. u. Barthel, W., Bericht über neue Funde in Walheim, O.-A. Besig- 

heim. Mit Abb. Fundber. aus Schwaben 1907, XV, 8. 50—65. 
Milani, L. A., Due depositi dell'eta del bronzo al Campiglia d'Orcia frazione del 

comune di Castiglione d'Orcia e della funzione monetale delT aes rüde nei 

sepolcri dell' Etruria. Mit Abb. Not. d. scavi 1907, p. 665. 
Morin-Jean, Archäologie de la Gaule et des pays oirconvoisins depuis les origines 

jusqu' ä Oharlemagne. Mit 74 Abb. im Text u. 26 Taf- Paris, F. Alcan. 
Mortillet, A. de, Souterrains et grottes artincielles de France. Rev. ifecole d'an- 
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Fundber. aus Schwaben 1907, XV, 8. 66—69. 



ß. Literatur-Übersicht des Jahres 1908. 383 

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über ihre Stratigraphie and Evolution. Mit 134 Abb. im Text. Mitt. Prahlst. 

Komm. d. Kais. Akad. d. Wiss. Wien II, 1, 8.41—125. 
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Plnstitut archeologique Liegeois. Bull. Instit. areheol. Liegeois 1907, XXXVII, 

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Bitterling, Ein Bronzefund aus dem Taunus. Mit Taf. I— III u. 9 Abb. Ann. 

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Ritterling, Römische Münzen aus Wiesbaden und Umgegend im Altertumsmuseum 

zu Wiesbaden. (Nachtrag.) Ann. Ver. f. Nass. Altertumskde. XXXVII, 8. 1—58. 
Äygh, X., Übersicht über die Altertumssammlung der Gesellschaft der Wissen- 
schaften, Zugang 1906 (norweg.). Kong. Norske Vidensk. Selsk. skrifter 9, 

p. 1—44. 
Schumacher, X., Aufgaben der Forschung und Grabung in Süd Westdeutschland. 

Mainz. Zeitschr. 1907, 2, S. 11—22. 
Schuster, Jul. . Über einen Fund von Regenbogenschüsselchen in Westerhofen. 

Mit 2 Textabb. Beitrage z. Anthropol. u. Urgesoh. Bayerns XVII, lu.2,8. 37—39. 
Sordini, G., Notizie dei monumenti dell 1 Umbria. Spoleto nel 1907. Bull, deput. 

di stör. pat. per 1' Umbria XII, 36. 
Spill mann , L., Considerations sur les lesions observees sur un crane de Fepoque 

merovingienne. Ces lesions peuvent-elles etre attribuäes a la syphilis? C. R. 

Soo. Biol. LXIV, p. 753—754. 
Stubenrauch, A. , Die erste Ausgrabung vorgeschichtlicher Gräber in Pommern. 

Monatsblätter 1908, Nr. 9, 8.134—139; mit 21 Abb. 
Thomas, Chr. L., Der Ringwall der Heidetrink - Talenge. Ann. Ver. f. Nass. 

Altertumskde. 1907, XXXVI, 8. 212—247. 
Wagner, E., Fundstätten und Funde aus vorgeschichtlicher, römischer und 

alamannisch- fränkischer Zeit im Großherzogtum Baden. Im Auftrage des 

großherzogl. Ministeriums der Justiz, des Kultus und Unterricht« bearb. I. 

Das badische Oberland. Kreise Konstanz, Villingen, Waldshut, Lörrach, Frei- 
burg, Offenburg. Mit 169 Textbildern, 3 Lichtdruck-Taf. u. 2 Karten. XV, 

267 8. Tübingen, J. 0. B. Mohr. 
VauvilW, Sepulture n^oliftiique de Braisne (Aisne). Bull. Soc. d'anthrop. Paris IX, 

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Yauz, C. de, £tat de mes travaux en Etrusque. Le Museon (Louvain) IX, 1. 

Außereuropäische Länder. 

Banerji, R. D., The Scythian period of Indian history. Indian Antiquary XXXVII, 

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Chavannes. E., Les monuments de l'ancien royaume Corden de Kao-keou-li. 

T'oung Pao IX, 2. 
Crooke ? W., Some notes on Homeric folk-lore. Folk-Lore XIX, 2. 
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Huritington, E., Archeeology in the center of Asia. Becords of the past VII, 1. 
Imanishi, &., On a curved jewel and a gold ring disoovered in Corea (Japan.). 

Journ. Anthropol. Soc. Tokyo XXIII, 264. 



386 



R egi8ter. 



Kolberg 13. 

Kossinna 234. 

Krause 158. 

Kraus» 11, 98, 178. 

Kröber 30, 163. 

Kronfeld 207. 

Kropatschek 86. 

Kupka 233. 

Lang 215. 

Lanz-Liebenfeld 38. 

Lapicque 18, 147, 263, 264. 

Lasch 205. 

Lattes 7. 

Layard 171. 

Leboucq 370. 

Lehmann 31, 160, 268. 

Lehmann-Nitsche 370, 372. 

Livi 144. 

Lobedank 195. 

Löhr 93. 

Lomer 131. 

Lommatsch 9. 

Lotthammer 194. 

Lüdeke 268. 

v. Luschan 11, 92, 219. 

Mackeprang 143. 

Maclaud IM. 

Magnus 109. 

Mann 295. 

Mannini 77. 

Manouvrier 112. 

Marangoni 134. 

Marino 77. 

Martin 370. 

Marton 182. 

de Marzan 104. 

Matschie 206. 

Mayer 84. 

Mazzarella 269. 

Meissner 366. 

.Meister 302. 

Menabuoni 200. 

Metzker 201. 

Milleker 180. 

Mochi 130, 193, 196. 

Modestow 172. 

Möbius 76. 

Moens 202. 

Mollison 66. 

Mooney 28, 164. 

Moreira 142. 

de Morgan 109. 

Moszkowski 283. 

de Munck 110. 

Munro 292. 

Naecke 137, 198. 

Nagel 79. 

v. Neugebauer 8. 

Neuweiler 302. 



Nichols 83. 

Nopcsa 90. 

Nussbaum 68. 

Ochser 93. 

Opitz 95. 

Oppenheim 262. 

Orosz 180. 

Ortvay 181. 

Pallary 183. 

Paravicini 197. 

Paribeni 170. 

Parkinson 100. 

Passarge 24. 

Pearson 3. 

Pechuel-Loesche 20. 

Peixoto 142. 

P6nard 166. 

Pernier 178. 

Pi£ 45. 

Pirrie 354. 

Pittier de Fäbrega 220. 

Pöch 155. 

Pohlig 40. 

Potkanski 14. 
| Quagliati 175. 
! Rauber 74. 

Reiche 6. 

Reinhardt 170. 

Revon 276. 
j Riebold 82. 

v. Rosen 8. 

Rosen 270. 

Roth 98. 

Rutkowski 14. 

Rutot 41, 167, 168, 169, 
229, 231. 

Sapir 161. 

Sapper 31. 

Sarasin 150. 
» ßarauw 280. 

Schaudel 282. 

Schlaginhaufen 75, 261. 

Schlemm 223. 

Schmidt 149, 155, 368. 

Schneider 10. 

Schrader 225. 

Schreiber 129. 

Schuchardt 145. 

Schultze 141. 

Schwarz 198. 

Scott 370. 
' Seager 306. 

Sergi 135. 

Siffre 7. 
I Sirelius 214. 
1 Siret 112. 
I Smith 308. 

Sommer 68. 

Stebler 211. 



Steensby 143. 

Stegensek 273. 

Steiner 150, 259. 

Steinmann 370. 

Stern 15, 213. 

Stöhr 134. 

8toll 205. 

Stolyhwo 301. 

Strassmann 269. 

Strohmayer 71, 72. 

Struck 87. 

Taramelli 176. 

Tedeschi 199, 305. 

Teschauer 36. 

Thalheimer 280. 

Thibon 166. 

Thomas 96, 154, 157, 203. 

Thompson 118, 367. 

Tocher 136. 

Trillat 203. 

Trillea 23. 

Tschitscherin 17. 

Tschormanoff 17. 

Vassita 180. 

de Vaux 94. 

Verneau 35, 228. 

Verworn 270. 

Virolleaud 365. 

Virchow 132. 

Visegradi 183. 

Volz 108. 

Vonderau 237. 

Waldeyer 199. 

Wassermann 91. 

Wassilieff 15. 

Wateff 81. 

Waxweiler 85. 

Weinberg 83. 

Wenzl 44. 

Weygold 28. 

Whitehead 146. 

Whitelegge 283. 

Wilke 353. 

Willers 364. 

Willoughby 28, 161. 

Wüser 39. 

Windhausen 362. 

Wolff 2, 5. 

Wolter 213. 

Worcester 147. 

Wüst 357. 

Yule 67. 

Zaborowski 12. 

Zanolli 133. 

Zatschinjaef 214. 

de Zeltner 365. 

Zimmern 113. 

Zirkel 370. 



Register. 



387 



2. Sachregister. 



Ababua 23. 

Abstammung des Menschen, s. a. Stamm- 

# bäum. 

Ägypten, anthrop. u. ethnol. 183, 218; urg. 

183, 218, 232, 308, 367, 368. 
Afrika, anthrop. u. ethnol. 11, ## 19, 20 

—24, 218, 219, 285, urg. 368 ; s. a. Ägypten. 
Albanien, anthrop. 90. 
Allogenen 17. 
Altertümer, Lexikon, Handbuch d. 221, 

223. 
Amerika, anthrop. u. ethnol. 25 — 37, 105, 

160—166, 220, 287, 288; urgesch. 28, 

369, 370, 372. 
Amulette 86. 

Annam, anthrop. u. ethnol. 150, 282. 
Anthropoiden 7, 133, 202, 265. 
Anthropologie, Institut zu Warschau 1; 

Jahresbericht 1, 257; Sammlungen 65, 

194; Technik 261; Schule zu Paris 65; 

Meßinstrumente 66, 193. 
Anthropophyteia 11. 
Arabien, anthrop. u. ethnol. 92, 93, 94. 
Argentinien, urgesch. 370, 372. 
Arier 12, 353. 
Arm 78. 

Arrecifes, Schädel 372. 
Asien, anthrop. u. ethnol. 8, 18, 92—95, 

146—150, 277, 278, 280—283. 
Assyrien 113, 365—367. 
Asymmetrie des Gehirns 7, Schädels 129. 
Auge 150. 
Augenhöhle 5. 
Auslese 194. 
Australien, anthrop. u. ethnol. 96, 98, 

154, 157, 215, 283; s. a. Oceanien und 

Südsee. 
Babylonien 113, 365, 366. 
Bayern, urgesch. 44, 301, 364. 
Belgien, urgesch. 41, 110, 229, 231, 296, 

297, 298. 
Bismarck- Archipel 100. 
Böhmen, urgesch. 44, 49. 
Boote aus Rinde 11; s. a. Kanu. 
Bosnien, anthrop. 86. 
Brasilien, anthrop. u. ethnol. 36, 287; s. 

a. Amerika. 
Briefkasten 192, 256. 
Broch 292, 293. 
Brüste, überzählige 77. 
Brustkasten 9. 
Bulgarien, anthrop. 81. 
Buschmänner 24. 
Calchaqui-Schädel 166. 
Campignien 233. 

Capuanische Bronzeindustrie 304. 
Celebes, anthrop. 150. 
Chemische Analyse von Knochen 298. 
Oheyenne 164. 
Chirurgie, vorgesch. 289. 
Costarica, urgesch. 35. 



Dänemark, anthrop. u. ethnol. 148, 274. 
Dakota 28. 

Darwinismus s. Entwicklungslehre. 
Deutschland, anthrop. u. ethnol. 13, 271; 

urgesch. 44, 110, 233—237, 299, 300, 

301, 304, 354—364. 
Diola 19. 

Dolichokephale 72. 
Drawida 147. 
Drillinge 199. 
Ehe 96, 154, 203. 
Einhornhöhle, Funde 362- 
Eiszeit 40, 170, 229, 233, 357. 
Elefantengehirn 78. 
Embryologie, Atlas d. 201. 
Entwickelungsgeschichte 2, 108, 194, 259. 
Eolithen 110, 168, 169, 297. 
Equator, anthrop. 35. 
Erblichkeit s. Vererbung. 
Ethnologie und Ethnographie 85. 
Eugenik 3, 67. 
Europa, anthrop. u. ethnol. 12 — 15, 40, 

86—90, 143—145; urgesch. 41—49, 110 

—112. 
Exogamie s. Ehe. 
Extremitäten 79, 134, 135. 
Fakir tum 149. 
Familienforschung 68. 
Fang 23. 

Feuermachen in der Vorzeit 228, 230. 
Feuerpiston 208. 
Feuerverehrung 137, 280. 
Fibula 134. 

Fiji- Inseln, anthrop. u. ethnol. 104. 
Fischfang 287. 

Frankreich, urgesch. 41, 112, 229, 232. 
Gallier 41, 355; gallische Funde 300. 
Gaumen 7. 
Gebiß s. Zähne. 

Geburt en Verhältnis 83 ; Maximum 135. 

Gehirn 7, 77, 78, 131, 154, 199, 263, 264. 

Geisteskrankheiten 77. 

Geologie und Prähistorie 167. 

Geschlechter 8, 76, 83, 277—299. 

Ge8chlechtsbe8timmung 4. 

Geschlechtsleben 95, 205. 

Glasburgen 294. 

Goldfunde 182. 

Grabverse 273. 

Griechenland, urgesch. 306, 307. 

Grimaldi-Rasse 228. 

Großbritannien, ethnol. 134; urgesch. 171, 

291—295, 354. 
Gournia, urgesch. 306. 
Haare 134, 135, 261. 
Hand 135. 

Hausforschung 271, 287. 
Haustiere 206, 207. 
Hemisoma 203. 
Hermaphroditisn lus 8. 
Hocker 44, 227. 



388 



Register. 



Holland, anthrop. 144. 

Hopi 30. 

Hottentotten 219. 

Hügelgräber am Niederrhein 356. 

Hüttenbekleidung 232. 

Japan, anthrop. u. ethnol. 95, 280, 281, 

282. 
Java, anthrop. 8, 150. 
Iberische Sprache 145. 
Identitätsnachweis 193. 
Index 73. 

Indianer s. Amerika. 
Indien, anthrop. u. ethnol. 146, 147, 149, 

150, 282. 
Intelligenz und Schädel 77, 130, 131. 
Italien, anthrop. 144; urgesch. 170, 172 

—180, 304, 805. 
Juden 91, 92, 215. 
Jünglingsweihe 155. 
Kamaresstil 306. 
Kannibalismus 41. 
Kanus 154. 

Kartenspiel, altes 273. 
Kastration 9. 
Kekihi 31. 

Kelten und Germanen 234, 355. 
Kiefer 267; s. a. Zähne. 
Kirgisen 17, 18. 

Kleinasien, anthrop. 92, 93; urgesch. 365. 
Koran-Medizin 95. 
Krankheit der Indianer 27, — in den 

Tropen 142; — in der Vorzeit 172. 
Krapinamensch 237. 
Kreta, urgesch. 306, 307. 
Kunst 270. 
Lausitzer Typus 49. 
Letten, anthrop. u. ethnol. 223. 
Leubinger Hügel 359. 
Linne* als Ethnologe 141. 
Litauen, anthrop. 277. 
Literaturübersicht 51—64, 114—128, 184 

—192, 239—256, 309—320, 373—384. 
Loangoküste, anthrop. u. ethnol. 20. 
Makedonien, urgesch. 87. 
Maku 288. 
Makuschi 288. 

Malaio-polynes. Sprachen 216. 
Medizin 282, 289. 
Mehrlingsgeburten 269. 
Melanesien, anthrop. 75. 
Menschwerdung 89. 
Menstruation 82, 201. 
Meßinstrumente, anthrop. 66, 261. 
Mexiko, anthrop. u. ethnol. 31, 32, 34, 

161, 220; urgesch. 31, 32, 34. 
Mikrokephalie 197. 
Mikronesien, ethnol. 280. 
Mißbildung 84, 203. 
Mongolenflecke 80, 81, 200, 201, 268. 
Mongolismus 262. 
Monte Hermoso, "Wirbel 372. 
Moorfunde 359. 
Moquelumnan 30. 
Moral 11. 
Mumienpackung 309; -bad 368. 



Münsingen 303. 

Muschelgeld 10. 

Musee osteologique 228. 

Mutationserscheinungen 68. 
i Nase 6. 
i Naturgefühl, Entwickelung des 141. 

Neanderthaler 199; — ähnlicher Schädel 
301. 

Neger 18, 80. 

Nephrit 165. 

Neu-Guinea, anthrop. u. ethnol. 104, 13*2. 

Neu-Mecklenburg, ethnol. 156. 
! Neu-Pommern, ethnol. 217. 
| Neu-Südwales, ethnol. 283. 
! Nissan, ethnol. 158. 

Nowosiolka-Schädel 301. 

Österreich, anthrop. 215; ethnol. 273, 274. 

Ohr 66. 

Orang-Akett 283. 

Orang-Sakai 283. 

Orbita 5. 

Osterinseln, anthrop. u. ethnol. 160. 

Ostjaken, ethnol. 214. 

Ouitotos 284. 

Ozeanien s. Südsee. 

Paez 220. 

Pampasformation 370, 372. 

Periode des Weibes 82, 201. 

Perlen der Vorzeit 294. 

Petroglyphen 140, 165. 

Pfahlbauten 19, 179. 

Pithecanthropus 108, 202. 

Polen, anthrop. 13, 14. 

Polymastie 77. 

Polynesien, anthrop. u. ethnol. 99, 218. 

Prostitution 282. 

Qualolos 219. 

Rechenkünstler 196. 

Recht und soziale Typen 269. 

Religion 12, 21, 22. 

Ringwälle 300. 

Römischer Einfluß am Niederrhein 356. 

Rothaarigkeit 144. 

Rumänien, ethnol. 87, 212. 

Rußland, anthrop. u. ethnol. 15, 17, 137, 
213, 214, 277; urgesch. 301. 

Häugetierreste, Bestimmung derselben 
299. 

Salomo-Inseln, anthrop. 100. 

Schädel. Achse der Schädelhöhle 74. 
Anomalien 74, 197. Asymmetrie 129. 
Diagraphentechnik 261. Flächeninhalt 
133; Foramen magnum 198; Gruben 
73; Geschlechtsunterschiede 76, 299; 
Kapazität 129, 133; Indices 72; Mes- 
sung 74; Nähte 262; Sagittalumfang 75 ; 
Stirnbein 196; Umfang 77, 130; und 
Intelligenz 77, 130, 131. 

Schattentheater 209. 

Scheibenschießen 273. 

Schiffahrt der Indianer 105. 

Schlesien, anthrop. 13; urgesch. 49. 

Schmuck der Frauen im alten Ägypten 
367. 

Schottland, urgesch. 291—295. 



Register. 



389 



Schuppenstellung der Haare 134. 

Schwaben, urgesch. 300, 364. 

Schweiz, ethnol. 211; urgesch. 301, 308. 

Selbstmord 84. 

Shintodienst 280. 

Skandinavien, ethnol. 273. 

Skaphokephalie 73. 

Slawische Volksforschung 278. 

Sondersprachen 208. 

Soziologie 85, 137. 

Sprache 205, 216, 225. 

Stammbaum der Menschen 108, 109; der 

Seele 195. 
Steingeräte von Shetland 292. 
Steinkreise 291. 
Steinzeit 109, 170, 171, 175, 177, 178, 183, 

231, 233, 237, 296, 297, 298, 299, 302. 
Sudan, urgesch. 365. 
Südsee, anthrop. u. ethnol. 10, 75, 99, 

100, 155—160, 282—284. 
Sumatra, anthrop. 283. 
Surinam, anthrop. u. ethnol. 37, 166. 
Tagesgeschichte 64, 128, 192, 256, 320, 384. 
Talkema 161. 
Tataren 277. 
Tatuierung 12. 
Taubach 357. 
Thaingen 302. 
Theozoologie 38. 
Thorax 9. 
Tier und Mensch 78. 



I Tischkreuze 273. 

1 Töpferei der Vorzeit 231. 

, Trepanation 198. 

Tuberkulose 83, 172. 
I Turkestan, urgesch. 367. 

Ungarn, urgesch. 180 — 183. 
I Unterkiefer 7, 193. 

Untersuchungsmethoden 66, 67, 72, 74. 

Uranfänge der Gesellschaft 137. 

Urgeschichte u. Sprachvergleichung 225. 
( Verbrecher 7, 77, 81. 
| Vererbung 68, 71, 72. 
I Verunstaltung des Schädels 40. 
' Volkskunde 13, 15, 17, 18, 20, 23, 86, 90, 
93, 94, 113, 207, 210, 212, 271, 273, 
! 274. 
i Volksmedizin 207. 

Vorgeschichte, Wörterbuch d. 221, 223; 
Manuel 355. 

Wapischana 284. 

Weib 8, 76, 82. 

Weimar, urgesch. Funde bei 357. 

Wikinger 42. 

Wodans Kultur 111. 

Wogulen, ethnol. 214. 

Wotjaken 15. 

Yauapery 284. 

Zähne 7, 75, 78, 132, 133, 197, 198, 202, 
237, 265, 285. 

Zeichnungen 170, 270; s. a. Petroglyphen. 

Zwillinge 9, 199, 209. 



3. Mitarbeiter-Verzeichnis. 



Andree, R. (Dr. Prof., München) 165. 

Ankermann, B. (Dr., Berlin z. Z. auf 
Reisen) 20, 21, 22, 23. 

Antze, G. (Dr., Leipzig) 283. 

Bartels, P. (Dr., Privatdozent, Berlin) 
2, 67, 72, 73, 74, 75, 76, 80, 83, 129, 
132, 133, 134, 135, 136, 141, 144, 163, 
175, 193, 197, 198, 199, 200, 201, 202, 
218, 257, 268, 282, 283, 299, 305, 367. 

B i r k n e r , F. (Dr., Privatdozent, München) 
289. 

Buschan, G. (Dr., 8tettin) 7, 8, 11, 15, 
27, 39, 41, 65, 77, 78, 81, 92, 95, 108, 
112, 130, 132, 140, 150, 165, 166, 170, 
193, 194, 196, 197, 198, 201, 202, 203, 
213, 215, 219, 220, 228, 230, 231, 270, 
282, 302, 303, 308, 3*9, 367, 368, 370. 

Byhan, A. (Dr., Hamburg) 85, 87, 90, 
93, 137, 145, 209, 211, 212, 216. 

Charusina, W. (Fräulein, Moskau) 15, 17, 
18, 213, 214. 

Doudou u. Vandebosch (Archäologen, 
8eraing-sur-Meuse) 110, 296, 297, 298, 
299. 

Fehiinger (Privatgelehrter, München) 
146, 147, 203, 208, 215. 



Fischer, E. (Dr., Prof., Freiburg i. B.) 

66, 74, 79, 109, 134, 144, 150, 197, 198, 

202, 237, 258, 265, 267. 
Friedemann, F. (Dr., Berlin) 5, 6, 23, 

75, 101, 261, 262. 
Friederici, G. (Dr., Dorlisheim, z. Z. 

auf Reisen) 25, 28, 30, 31, 35, 161, 163, 

164, 220. 
Gennep, A. van (Paris) 285. 
Graebner, F. (Dr., Cöln a. Rh.) 96, 100, 

154, 155, 156, 157, 158, 160, 217, 218, 

284. 
Hagen, B. (Dr., Hofrat, Frankfurt a. M.) 

98. 
Hahn, A. (Dr., Prof., Stettin) 40. 
Hahn, E. (Dr., Berlin) 206, 207. 
Hahne, P. (Dr., Privatdozent, Hannover) 

167, 168, 169, 171, 229, 231, 234, 357, 368. 
Heiberg, P. (Dr., Kopenhagen) 143. 
Hovorka, O. v. (Dr., Wien) 7, 18, 40, 

66, 73, 86, 91, 147. 
Jauker, O. (Dr., Prof., Laibach) 271, 

273, 274. 
Kaindl, R. (Dr., Prof., Czernowitz) 1, 

12, 13, 14. 

25* 



390 



Register. 



Kellner, A. (Dr., Untergöltzsch bei 

Rodewisch) 4, 8, 9, 84, 131, 137, 142. 
Kind, A. (Dr., Berlin) 205. 
Koch -Grünberg, Th (Dr., Nicolassee- 

Berlin) 36, 37. 
Kohlbrugge, J. H. F. (Dr., Utrecht) 2, 

8, 81, 131, 154, 166, 263, 264. 
Kossinna, G. (Dr., Prof., Berlin) 225. 
Kraitschek, G. (Dr., Prof., Wien) 854. 
Krause, Fr. (Dr., Leipzig, z. Z. auf 

Reisen) 105, 160. 
Krauss, F. 8. (Dr., Prof., Wien) 141, 

149, 210. 
Lauf er, H. (Dr., Luxor u. Schluch ee) 

262, 268, 278. 
Lehmann, W. (Dr., Berlin, z. Z. auf 

Reisen) 32, 34. 
Lehmann-Nitsche, R. (Dr., Prof., La 

Plata) 287. 
Liebetrau, J. (Dr., Hagen i. W.) 172, 

195. 
Luschan, F. v. (Dr., Prof., Berlin) 10, 

24. 
März an, 8. de (Nausorie, Fiji) 104. 
Messerschmidt, L. (Dr., Berlin) 92, 

93, 94, 113, 365, 366, 367. 
Milleker, F. (Museumskustos, Wer- 

schetz) 180, 181, 182, 183. 



Mollison, Th. (Dr., Zürich) 99. 
Naecke, F. (Dr., Medizinalrat, Huber- 
tusburg i. 8.) 11, 12, 38, 85, 95, 280. 
! Prost, E. (Amtsgerichtsrat, Stettin) 280, 

281. 
, Roth, E. (Dr., Haue a. 8.) 82, 83, 135. 
Seh allmayer,W. (Dr., München) 3, 19*, 

258. 
Schmidt, H. (Dr., Berlin) 170, 172, 175. 

176, 178, 179, 180, 306, 307. 
I Schreiber, W. (Dr., Lemberg) 78, 277. 
Seger, H. (Dr., Museumsdirektor, Bres- 
lau) 44, 48. 221, 223, 226, 291, 292, 

293, 294, 295, 304, 355. 
Steensby, H. T. (Dr., Kopenhagen) 

285. 
Trager, P. (Dr., Berlin) 87. 
Vierkandt,R. (Dr., Privatdozent, Berlin) 

31, 208, 269. 
Walter, E. (Dr., Prof., Stettin) 42, 44, 

232, 233, 237, 300, 301, 356, 359, 362, 

364. 
Warda, W (Dr., Blankenburg i.Thür.) 

68, 71, 72. 
Wilser, L. (Dr., Heidelberg) 19, 35, 41, 

65, 109, 111, 112, 183, 218, 228, 232, 

301 368 372. 
, Winkelmann, S. (Dr., Prof., 8tettin) 872. 



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Der diluviale Mensch in Europa. 

8 Kulturstufen der Älteren Steinst 
Moriz Hoernei 

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Mit zahlr loBgeiL gr. 8. P 



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thnographische Beiträge zur ,^*^^^ 
germanisch-slavischen Altertumskunde 

von K, Rhamm. 
Dia Grofshufen der Wordgerrnanen. 



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Studien zur vorgeschichtlichen Archäologie. 

von 
Ob in Hofitmann. 

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Gr. 8, Geheftet 



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ANTHROPOLOGIE 

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I)«ftn m« Murin Cbfrolaunt |«do Duo!*- 

kandlting - «üb jede Puttnnilait. 

Dar Ctnlr /U>o«nsment kann fetVztlt unftr Mach tief erung dar beraüi 

ortehlaneinin Hell« aftolgttn. Prsli pro Jahrgang M. 11—. 

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BrloJo ao die Äodaktlon ifed n ri«hu* na 

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Bfiult an dl* Vortflßfbtiühhandlung, Rtzenitatii Bilohartandungan, 

*'a4 i« rkl't«u m KrUdr. Vlitif & .mmi In &raüirhT«ig, 



Inhalt. 



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ll.tmiM.ti, B. lfc& Sau ■ JUrnt^oni, 8. 15* fit« hr, ß, 1Ä4. 

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molofil und Ktliiing: 

SdaoJtoi 

I*iuclt*n, 8. 141, llomlm nn< wki 

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Itoolkar «t li. .nlfrtc-jr, & 

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Wiaratur-Ülxmdükt da* Jahre« 1900 
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Die Mon-Khmer-Völker. 

Bio Bindeglied xwischcn den Völkern ZcntnilASiens und Auiiruncsicn*. 

P. W. Schmidt« 



Oktav, Göh« 



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Altertümer des frühen Mittelalters in Ungarn 

Besohl von Joseph Hampel. 

In drei BlUxiVn. 

I. lk»(L Syttcnm tische ErliuUrung. 

rrimtitamhrttbaAg, X 

Btsd. Atldt, rtitii 

— - Ltoxifco^ : idth urnl vorfiühtn nuigestntt^t. Prail gek* 00 M&rk. 



Purob dio '. oboiMo i*i i£«d 

jltjr di* .l.i'r^f; itv>7 •/« frühtn 
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durch wtlthiM r ItomtDÄc Auf 

♦ liioia bttbtr f *#t gji&i anboktootaL reiebea d*i :r iui«r- 

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i;»ra wii in kttaum » ■ mtanigfiilli^ und in icuoar 

tage trotöade reiche tmri •clUno AxiibessU dar tu* dum fiorttn 
i nilräiit» uti ic, der«: 

giati* iß Efthlrftiubmi iraifijiicbaa uu.l au Vcr m gi*ri»oh«ii Manna witmi' 
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tfc «AnsslffTQ ; wir «titlet Act uufioWi, 

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Briafa *a dio V«H*^uclifca?!*luBg, to»aawia'M s »a r» a a +iiwttii» lhl da t »dnw flp t 



Inhalt. 



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Hfd fies In B Sin »tttiaö *ur S 

.neuen int* fcir$oi Hi (rjttnv 

■iiKrtiffBt;^ m oft tirknnist-» tfnc 

Richard Jlndree, Braunschweiger Uolftskundc« 

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Tranz Cetzner» Die Slawen in Deutschland. 

5ur Uetnfanbt bi uttb üettrti. ber 

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3« Z« mm rieb, Sprachgrenze und Deutschtum in 
BSbtnen. twb < 

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Zu bestehen durtt» allt Buchhandlungen. 



Verlag: von C i tscher in Jena. 

j\us Kamaland und Xalahari 

Kgl, Preuß, Akademie d uen 

zu Berlin und 

zentralen Südafril eführt in den Jahren I '105 






J>r. JLc^oiiliaril ücfanltze 

a o. Professor der Zoologie an der Universität Jona. 



Tafeln in Heliogravüre und Lichtdruck, einer K 
und 280 Abbildungen im Text — Preis: ÖO War lt. 

Inhal 

Die Küste und die Inseln. 

wt»t- 
*ft 

Die Mamib. 

liaft — V]. Kapitel Das 

Das kleine lamalaad. 

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Das innere Grosa-Namaiam 

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Die sudliche Kalahari. 







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NTHROPOLOGIE 



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Verl ^Ijandlotiic iuTübitK 



DerBaB In Menscbea als Zeasols Hr seine Uenaimfieft. 






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germanisch-slavisclien Altertumskunde 

Oie Grofshufen der Wordgermanen. 












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ZENTRALBLATT 






ANTHROPOLOGIE 









LUSCHAN • II. SEGER MILENIÜS 








GEORG BUSCHAN 




II. JAHR« 1908 








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DR 


UND VERLAG VON FRIEDSICH V1EWEG UND S' 




1408 



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